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German Pages 296 Year 1827
Saſchen Bibliothek der
wichtigſten und intereſſanteſten
See- und Land Reifen herausgegeben Von
Joachim Heinrid Jack , Konigl. Bibliothekar zu Bamberg.
1. Bändchen . N it r n berg . 1827 .
N a ch r i ch t.
Dieſe zwei erſten Bändchen mögen das Publikum überzeugen , daß es eine ſyſtes
matiſch geordnete Beſchreibung der Völfer, Länder und Meere , von den älteſten bis aufdie neueſten Zeiten , nach ganz beſtimms ten Grenzen aus den beſtmöglichen Quels len , zu hoffen hat. Bei fo abgekürzten Reiſe : Befchreibungen , wie dieſe 7 erſten find , iſt Gachreidhthum mit Wortfargheit verbunden , und wenige Bändchen verbrei
ten die vollſtändigſte Kenntniß von jedem Lande. Dadurch und durch die Abwechs . lung der Länder, wird jeder leſer bald mit der ganzen Welt faſt ſo bekannt, als babe er ſelbſt dieſe durd)wandert. Wer bei dem Erſcheinen der zwei ers ften Bändchen noch nicht fubfcribirt hat, dem laſſen wir noch den Termin eines
*4 88 T •1auga ung oun aamuonnos una sfattaa
Taſchen Bibliothek der
wichtigſten und intereſſanteſten
See- und Land -Reiſen, von der
Erfindung der Buchdrucerkunſt bis auf unſere Zeiten. Mit Landkarten , Planen , Portraits und anderen Abbildungen .
V e r f a ßt Mon
tento
Mehren Gelehrte und herausgegeben 0011
Joachim Heinrich Id , Kónigl . Bibliothekar ju Bamberg.
1. Bändchen . Mit der Charte von China.
1. Theil. 1. Bändchen von China. Nürnberg Berlegt von Haubenſtrider und von Ebner. 1 82 7 .
Taſchen - Bibliothek wichtigſten und intereſſanteſten Reiſen dur dhe
hina . Mit Landkarten
Planen , Portraits und anderen Abbildungen. Verfaßt Don
Mehren Gelehrten , und herausgegeben Don
Joach im Heinrich I å d , Konigl . Bibliothekar zu Bamberg. 1. Theil.
1. Bändchen .
Nürnberg Verlegt von Haubenſtricker und von Ebner . 1 8 2 7
)R( ECAP
V o r rede. Mit gewohntem Weltbürgers Sinn unters ziehe ich mich dieſer Unternehmung, ohne Rüds ſicht auf die Widerſprüche anders Denkender.
Denn ich überzeugte mich in Deutſchland , Des ſterreich , Italien , Frankreich und England, daß viele Individuen und Familien , welche in Jahren weder politiſche, noch unterhaltende Zeitfchriften , noch weniger irgend ein Budy geleſen haben , bei der Erſcheinung der Taſchens Bibliotheken wie vom Magnet ſich angezogen fühlten , gierig nach jedem Hefte griffen , und beſſen Inhalt mit der geſpannteſten Aufmerks Viele unſchäßbare famkeit fennen lernten.
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Wahrheiten , welche ohne dieſe kleinen Aus gaben nur in großen und theuern Werken vers ſchloſſen , und nur wenigen Gelehrten bekannt geblieben wären , ſind durch die Taſchen - Biba liothefen ein Gemeingut aller Menſchen -Klaſſen geworden . Daher die fortdauernde Erſchei nung derſelben von jedem wahren Menſchens Freunde zum Beſten ſeiner Nebenmenſden aus allen Kräften unterſtüzt und befördert werden wird.
So entſchiedenen Einfluß auf die " fortſchrei tende Kultur unſeres Geſchlechtes indeſſen mehre Taſchenausgaben der Werfe berühmter
Männer bisher gehabt haben mögen , ſo glaube ich doch , daß eine Taſchen - Bibliothek Der widtigſten und intereſſanteſten
See- und Landreiſen , von der Entſtehung der Buddruckerkunſt bis auf unſere Seiten , mit
Abbildungen , ein noch höheres Intereſſe für
VII
dieſen Zweck erregen mödité. Denn nur durch Reiſen konnten Menſchen verſchiedener Welt theilę ſich wechſelſeitig kennen lernen , ſich in neuen Familien vereinigen, Freundſchafts- und Handlungs- Verbindungen mit einander ſchlieſ
fen.
Nur durch die gewagten Wanderungen
der Europäer wurden die Wiſſenſchaften und Künſte den länder - Bewohnern jenſeits der
Meere mitgetheilt , und dafür die Produkte der leßteren zurückgebracht, deren mühſamer Erwerb zum vielfachen Nachdenken ſpornte, und
neue Entdeckungen veranlaßté. Durch Reiſen wurde die fiunde, Schiffe zu bauen und deren
Fahrt zu leiten , ſtets befördert, und unſere
Kenntniß des geſtirnten Himmels , der Meere und länder erweitert.
Durch dieſelben wurs
den und die Grade der Wärme, Trocne, Feuch tigfeit und Schwere der luft , und der wechs ſelnde Einfluß der Winde auf fand und Waſs
ſer, auf Geſundheit und Krankheit in ver:
VIII
ſchiebenen Welt . Gegenden bekannt. Wir lerns ten die Salztheile , Farbe , Tiefe, Schwere,
Pflanzen , Inſekten und Fiſche der Meere, deren Strömen und Wirbel , Fall und Wachs ,
thum , ordentliche und außerordentliche Ebbe. und Fluth, wie deren Verſchiedenheit von jener der Flüſſe kennen. Wir erfuhren die Größe und Wirkſamkeit der Flüſſe auf und unter der
Erde , ihren Einfluß auf deren Fruchtbarfeit, ihren Urſprung , ihre Verbindung mit Seen, ihr Verſinken in der Erde , wie ihre Vermis ſchung mit den Meeren . . Wir wurden bekannt mit der Geſtalt und fage , Höhe und Liefe, länge und Breite des ganzen Erdballes und aller ſeiner Theile , mit dem Grunde der Erds beben und deren natürlicher Zerſtörunges und
Produktionsfraft.
Wir vernahmen die mans
nigfaltige Größe, Geſtalt und Farbe aller Erde bewohner , ihre körperlichen Fertigkeiten , ihre Gemüthsart, ihre Sitten und Gewohnheiten ,
IX
ibre Verſtandskräfte , ihre Zahl und Vermets
rung, ihre Glaubensformen und Gottes - Vero ehrung, ihre Krankheiten und deren Heilmits tel. Auch lernten wir die verſchiedenen Bäus me, Pflanzen , Früchte , Thiere und die Bes dingungen ihres Dareyns , wie ihre Verwena
dung zum Beſten der Menſchen kennen .
Die
Eingeweide der entfernteſten länder lodten unſere Europäer, welche einen Theil ihrer Vers
brecher zur Bevölkerung dorthin ſendeten , zum ſteten Nachforſchen , wie ſie zu unſerem größe ten Vortheile durchwühlt werden können . Zu allen Zeiten wurden verdienſtvolle Männer in
ihrem Vaterlande verkannt, und deßwegen daraus verbannt ; rolde fanden in andern Welttheilen , deren Verfaſſung ihrer Denkweiſe
angemeſſener war, immer freudige Aufnahme und Schuß ; dies bewies ſich beſonders wäh. rend und nach der franzöfiſchen Staaten - Ums wälzung.
See - und land - Reiſen haben zwar ſchon in der graueſten Vorzeit zum Flore der Chines
jen , indianer , Phönizier, Aegyptier , Gries chen und Römer , nad ihren eigenen Berichs
ten , ſehr viel beigetragen .
Doch der Euros
päiſche Auffdiwung in Gewerben , Künſten
.
und Wiſſenſdaften wurde erſt durd die füh 'nen Fahrten der Portugieſen in neue länder, дир außer dem mitteländiſden Meere , veranlaßt,
und durch die Induſtrie anderer Reiſenden nach dem Orient befördert. Darum will ich auch nach einem
kurzen Ueberblice der wich
tigſten land - und See - Reiſen von den frühes
fren Zeiten bis auf das XV . Jahrhundert, dieſe Taſchen - Bibliothek mit ſolchen Reiſes
Berichten der Vorzeit aus altdeutſchen , lateis niſchen , franzöfiſchen , italieniſchen , ſpanis
ſchen , engliſchen und andern Quellen eröffnen , und bis auf dieſes Jahrhundert fortſeßen . Jez ser Sadifundige mag fich daraus überzeugen ,
.
:
XI
daß keine Reiſe Beſchreibung in ihrer urſprüngs -
Tichen Geſtalt hier erſcheinen kann , ſondern jede bis auf dieſes Jahrhundert erſchienene ganz umgearbeitet werden muß ; deßwegen kann weder den Eigenthume eines noch lebetis den Schriftſtellers, noch jenem eines Verlê.
gers 311 nahe getreten werden , wenn auch die Schreibart noch beliebt wäre. Aus den forts laufenden Berichten " erkennt jeder Leſer , wie der : Zuſtand aller länder fich nach und nac ;
verbeſſerte , ohngead,tet die Bewohner derſels ben gedrückt und mißhandelt wurden .
Zur
Beförderung der ·Mannigfaltigkeit werber die Reiſen um die Welt und in einzelne Welt theile oder länder , ſo abwechſeln , daß bald
eine nach Süd oder "Nordamerika - bald eine nach Dſtindien vom 16 , dann vom
17 , 18,
19 Jahrhundert folget , damit jeder Leſer eis
nen geſchichtlichen Ueberblick der ganzen Ents widlung der beſchriebenen Länder erhalten. Dies
XII
ſes Unternehmen unterſcheidet ſich von jedem gleichartigen , z. B. Zimmermanns Daſdzene buch , ſehr weſentlich dadurch , daß es nicht
blos die Reſultate dieſer oder jener Reiſe für wiſſenſchaftlicheZwecke, ſondern die ganzen Reis ſen mit allen Abentheuern und Schicfalen der Heiſenden und ihrer Gefährten , wenigſtens im Auszuge liefert, und das ſtreng Wiſſenſchaftliche in einer leichten und gefälligen Form mittheilt. Sedoch ſoll nicht jede Reiſe in ein Bändchen zus
fammen gezogen werden ; vielmehr wird manche intereſſante Reiſe 2-3 Bändchen füllen , nach deren Schluſſ eine Reiſe um die Welt , oder in einen andern Welttheil folgen wird. Jene läns der , welche eben das höchſte Intereffe unſerer
Zeitgenoſſen erregen , fotlen vorzüglich berüde ſichtiget werden . Jedem Bändchen wird eine fandkarte oder Landſchaft, ein Grundriß oder Bildniß, oder eine Darſtellung von Abentheuern ,
Gefechten 16. zur Verfinnlichung: beigefügt.
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• Wer ſich nicht blos die Zeit zu verfürzen ,
ſondern auch zugleich zu belehren wünſchte findet in jeder Reiſes Beſchreibung weit mehr Nahrung , als in den gerühmteſten Romanen.
Denn dieſe ſind gewöhnlich ohne reellen Ses balt, nur geeignet die Phantaſie zu erregen, und endigen mit einer Täuſchung, wenn ſie auch von höchſt geiſtreichen Männern verfaßt
find. Reiſe-Beſchreibungen aber enthalten nur Chatſadyen , deren Natürlid ,keit jedem Poſer
einleuchtet ; ſie beſchäftigen den Kopf und das Gemüth , bereichern mit vielen Renntuiffen, und ſichern vor Schwärmerei, wozu viele Zeita genoſſen geneigt ſind. Durch den Wechſel der Reiſen von einem Welttheile in den ane dern , wird zugleich das Intereſſe der Unters haltung ſtets erneuert , und die Gefahr der Ermüdung ganz beſeitigt. Zu dieſem entſchies deneu Vorzuge der Laſchen -Bibliothek der Reis ſen vor Romanen iſt noch das bequeme Fors
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mat zu rechnen , wodurch jedem Luftwandler oder Reiſenden leicht wird , 2-3 Hefte bei
Tid) zu tragen.
Nach einer Reihe von Monas
ten können die Abonnenten die über jedeut Welttheil erfdienenen Bändchen ordnen , und zuſammen binden laſſen ; durch die chronolos gifche Ordnung der Reifen iſt eine Lücke der deutſchen literatur zu füllen. In jedem Mo,
nate werden zwei Bändchen auf weißem Pa pier mit durchſchoſſener Petitſchrift erſcheinen ..
Wie ich durch fortdauernde Thätigkeit die
"
Dauer dieſes Unternehmens fichern werde, foi
wird rich, auch die Verlagshandlung bemühen , : den anhaltenden Beifall des Publikums einzur ernten .
Bamberg 30. Auguſt 1827. 1
Inhalts:Unzeige. Seite
Vorrede
Einleitung . A. Von der älteſten Zeit bis auf das XV . Jahrhundert
1-17
B. Vom xv. Jahrhundert bis auf unſere Zeit 18-32 6 h i n a.
Kurze Ueberſicht der Reiſen in die Tatariſchen und Chineſiſchen Reiche Einleitung I. Reiſe des franziskaners Johann de Plano
35-43
Carpini in die Tatarei 1246 II. Reiſe der Dominikaner Aſcelin , Simon von
74-84
44-73
St. Quentin , Alerander und Albrecht 1247 85–89
III. : Reiſe des franzöſiſchen Kapuziners Guilelm von Rubrud 1253—55
90-99
IV. Reiſe des Venezianers Marco Paolo 1260 -95.
110-128
1
Einleitung. A . Von der älteſten Zeit bis auf das XV. Jahrhundert. Dorchon der Streit der Gelehrten , welche Nation die erſte moraliſche und phyſiſche Bildung errang, noch unentſchieden iſt ; ſo haben doch die meiſten ſich
für Aethiopien und Phónizien erklärt. Man iſt nämlich in der neueſten Zeit úberein gekommen , daß die Prieſter der Aethiopen zuerſt von Meroe
nach Theben , dann nach Sais wanderten , und end lich das ganze Niltbal in Verbindung mit den Poo
niziern bereßten. Da deren Gottheiten ſogar in Ues gypten serehrt wurden , ſo iſt nicht mehr zu zweifeln , daß die Hethiopen und Phónizier den Grund zur Bil:
dung der Uegyptier gelegt haben. Erſt ſpäter trat auch eine Verbindung reiſender Griechen mit den Bewohnern Aegyptens ein , deren Prieſter dies ſelben ſogar in ihre Geheimniſſe einweihten. Das
durch wurde der Fürſt Prametid u $ beranlaßt, allen neu ankommenden Griechen die Anſiedlung zu
geſtatten , und manchen ſogar die Unterweiſung der ágyptiſchen Jugend zu überge inn . Der König Ama ſis erlaubte ihnen auch Tempel zu bauen ; welde fie , nach der Beſeßung der Stadt Naufratis am Kanopiſchen Armé des Niles, zugleich als Waaren Niederlage benußten . Bald wurde der Gottesdienſt der Griechen und Aegyptier ſo vermiſcht und gleichs
artig , daß man deſſen Urſprung, nicht mebr bis zur Dadurch gewohnten fich beide Nationen an gleiche Zeitrechnung und Beobs achtung des Laufes der Geſtirne, welche lettere durch die Heiterkeit des ágyptiſchen Himmels ſehr erleichs Quelle verfolgen konnte.
tert worden war. Die frühen Zuge der Familien Abrahams, sa Fobs und ihrer Nachfolger nach Aegypten , und der 430 jährige Aufenthalt der Iſraeliten daſelbſt, machte unvermeidlid , daß fie - auch bei der barta
nädigſten Anhänglichkeit an die Sitten und Gebraus
che ihrer Voráltern , und ſelbſt während der ſtren : gen Zucht des Mores - manches Aegyptiſche fich
aneigneten. Dadurch wurden mebrere Grieden zu dem Jrrthumeverleitet, die ſpäteren Juden für ágyp tiſche Spróßlinge zu halten . Mores , als angenoms
mener Sohn der königlichen Tochter Pharao's durdy wunderbare Art am Leben erhalten , und in allen
Kúnften und Wiſſenſchaften der Hegyptier am Hofe
unterrichtet, wurde doch für feine Gönner und Wobla tháter nicht ſo erkenntlich , daß er , vom Danke be
taubt , die Unterdrúdung der Iſraeliten hátte ver geſſen können. Vielmehr entſchloß er ſich muthig, fie von ihrem vieljährigen Jode zu befreien. Er
HOG 40 Jahre mit ihnen als Nomaden in den ágojps tiſchen Wüſten umber , bis er ſie , 1526 Jahre vor Chriſti Geburt , in das ihnen verbeißene Land fühs ren konnte. Daſelbſt erhoben ſich zwar ihre Nach
folger unter Prieſtern , Richtern und Königen zu einem blúbenden und ſelbftſtandigen Staate.
Allein
unter dem Kónige Hoſens , 716 Jahre vor Chriſtus, ließen 10 Stamme Sirael& durd) den aſſyriſchen Kó: nig Salmanaffar ſich verführen , in die mediſden Stádte Gelach und Thabor am Fluße Goſan zu wan dern. Auch der babyloniſche König Nebukad - Nea Bar bewog
580 Jahre vor Chriſtus den Stamm
Suda , nach Babylon zu ziehen.
Durch dieſe Ver:
miſchung mit anderen viel gebildeteren Nationen wurde auch die ganze Dent - 'und Handlungs - Weiſe der Iſraeliten ſo verándert , daß fogar ihre vorher
blog ſinnliche Gottes : Verehrung in eine geiſtigere unmerplich úberging.
Obſchon die erſten Bildungsſtufen der indier noch nicht bekannt ſind, ſo iſt doch nicht zu zweifeln, daß ihre heiligen Bücher gleichen Alters mit jenen der Iſraeliten ſind. Auch iſt gewiß, daß ſie ſchon lange vor ihrer Berührung mit Griechen einige aſtro
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nomiſche und mathematiſche Renntniffe lich angeeigs net hatten , welche ihre älteſten Brahmanen und Sas manker vorzüglich auf Reiſen zu erweitern , und durch Tradition zu verbreiten geſucht haben. Während die Phönizier ſchon den ausgebreitetſten
Handel in entfernte Gegenden führten , waren die Griechen noch im roheſten Natur - Zuſtande; ſie irrten auf dem umliegenden Lande ohne Obdach und Kleidung herum. Erſt nachdem die Pelasger (Mán ner von der See , deren Voráltern am Pontus wohn ten) 1791 vor Chriſti Geburt aus den joniſchen Ins ſeln nach Griechenland gewandert , auch andere Vóla ker - Stamme aus. Phónizien , Hegypten und Klein Afien dahin gekommen waren , und ſich daſelbſt ſo
feſtgelegt hatten , daß ſie den Griechen die Nach: ahmung ihrer Sitten und Gebrauche , durch ihre Penntnißreichen und klugen Anführer , zur Pflicht
machen konnten ; fingen die Griechen an , fich aus dem wildeſten Zuſtande in jenen der Kultur der Fremd: linge zu erheben. Wie die Kabiren , welche unter Radmus aus Phónizien einwanderten , auf die Grie:
dhen einwirkten ; ro áußerten auch die Kureten , wels che unter des Prometheus Sohne , Deukalion , 1537 – 26 vor Chriſtus aus dem Norden herab 30s gen , auf die Griechen den wohlthätigſten Einfluß. Die italifd en Vólter ſchöpfen Nachrichten
von ihrem Urſtande aus der Einwanderung der Tyrr hener und Urkadier , und aus der Fabrt des Ueneas,
welcher mit den flüchtenden Trojanern auch die phry . giſche Bildung und Gottes- Verehrung einführte. Uus Erkenntlichkeit brachten auch die Rómer nach dem
zweiten puniſchen Kriege die ſteinerne Bildſäule der Góttin Rhea oder Kybele von Phrygien nach Rom , und ſtellten ſogar geborne Phrygier als Prieſter der: felben an .
So gewiß die Chineren ſchon lange vor ihrer Verbindung mit Ausländern ſeit Jahrtauſenden ver
ſchiedene mechaniſche Fertigkeiten beſaßen ; ſo haben ſie doch hóchſt wahrſcheinlich erſt nach dem Zuge Ales randers des Großen einige wiſſenſchaftlide Kennt
niſſe erworben , von welchen die aſtrologiſchen vor zúglich gepflogen wurden . Doch blieben ſie auf der
ererbten Kultur ſtehen , weil ſie ſich ſchon für das vollkommenſte Volk hielten , und Reiſen in andere Lánder zur Steigerung ihrer Bildung aus Grunden ihrer Religion und deſpotiſchen Verfaſſung verabs ſcheuten .
Die Scythen blieben nach ihrer Wanderung vom Kaukaſus herab ein Nomaden - Volk , bis ſie
nach dem Trojaniſchen Kriege mit Griechen in Ver : bindungen des Tauſchhandels traten , und von den ſelben Kultur erborgten .
Auch die Selten ; oder
Gallier und Belgier , mögen ihre erſte wiſſenſchaft: , , liche Bildung griechiſchen Wanderern zu danken ha ben . Da wir von allen übrigen Erdbewohnern viel
ſpätere Nachrichten haben , als von den Orientas
lén ; so wenden wir unſere Aufmerkſamkeit zuerſt auf dieſe , die Griechen und Rómer. .
Sobald die tauſendjábrigen Geheimniſſe der Pries ſter - Kaſte in das große Publikum fich zu verbreiten begannen , wurde die Buchſtaben - Schreibfertigkeit
gemeiner , deren erſte Produkte der Medizin , Uſtro nomie , Mathematik und Geſchichte gehörten . Durch Reiſen wurde die Pflege der nautiſchen Aſtronomie ,
der mathematiſchen und hiſtoriſchen Geographie und der Natur - Geſchichte zum Bedúrfniſſe. Beide wurs den von den Eriechen aus mechaniſdy zuſammen ge reihten Bruchſtúden in Syſteme gebracht , zu Athen und Alexandrien ausgebildet , und in proſaiſchen
Schriften verbreitet. Man ſchreibt dem Anariman : der von Milet, welcher 610 Jahre vor Chriſtus
lebte ; die Zeichnung der erſten Himmelskugel und Landkarte zu , welche rein Landsmann becatåut
verbeſſerte . Obgleich Herodot vielfache geographic ſche Kenntniſſe in ſeinen Geſchichtbüchern an den Tag
legte ; ſo bewies er dod noch eine große Armuth an aſtronomiſchen undmathematiſchen . Die Entoedungs Reiſen Hanno' s und Scylar beförderten zwar die biſtoriſche Erdkunde , doch iſt nur Pytheas son
Marſeille , welcher 280 Jahre vor Chriſtus lebte , der Leitſtern ſpäterer Geographen geweſen . Denn er zeigte in ſeinem periodus der Erde zuerſt, wie aſtro nomiſche Kenntniſſe für deren Beſchreibung benußt
werden konnten . Sobald Alexander ſeine Trups.
pen an große Reiſen gewohnt hatte , wurden auch die Beſchreibungen der neuen Länder und Küſten, wovon Arrian ein Bruchſtúd Neardh '
lieferte,
zu den angenehmſten Beſchäftigungen vieler Gelehrs
ten gezählt, und Geographie in Verbindung mit Aſtronomie wiſſenſchaftlich auf öffentlichen Schulen gelehrt.
So wurde es dem
Púbnen Erde : Meller
Erathoftene 8 von Syrene möglich , in ſeinem Werte
hiſtoriſche und mathematiſche Geographie mit Kritik zu vereinigen ; ſie wurde mit Aſtronomie durch hip:
parch don Nizaea verbundeu. Die Ulerandriniſche Sdule hat das Verdienſt , die Breite der Derter beſtimmt zu haben . Strabo, von Amaſca in Kap :
padocien , reiſte zur Zeit der Geburt Chriſti durch Negypten , Aſien , Griechenland und Italien ; wäre
er in Mathematik mehr unterrichtet geweſen , ſo würden ſeine phyſikaliſchen und biſtoriſden Kennt:
niſie noch beſſer angewendet worden ſeyn , als in
ſeinem geographiſchen Werke geſchehen iſt. Für die Naturgeſchichte der ſúdaſiatiſchen Lander verewigte fich Agath archide $ 105 Jahre vor Chriſtus. Nach
deſien Geburt erwarben ſich entſchiedene Verdienſte Dionys Periegetes aus Ebarar , welcher eine
Entdeďungs - Reiſe in den Orient machte, urrian , fridor , Sharazenu , und Pauſanias.
Alle
dieſe übertraf der Tyrier Marinus an umfaſſens der Beſchreibung der Erde , worin er auch die Länge
der Derter zur Breite fügte. Seine Vorarbeit wedte
,
8
den berühmten Claudius Ptolem å u 8 zu Forſchun gen, deren Reſultate wir noch in den Karten wie im Terte ſchaßen. Aus deſſen Werke bildeten ſich erſt Agatbemer im zweiten , Marcian von Heraclea im vierten , Stephan von Byzanz im fünften , und So $ mas von Alexandrien im rechſten Jahrhunderte,
und ſuchten ihre Kenntniſſe durch Reiſen zu erwei
tern. Es iſt Schade, daß nur Bruchſtúde ihrer Ar beiten als Denkmåler ihrer Unſtrengung uns übrig blieben.
Der hohe Bildungs- Grad , welchen Griechenland por den Nómern errungen hatte , nétbigte dieſe, ſich von Griechen unterrichten zu laſſen , und ihre Werke als das hochſte alles wiſſenſchaftlichen Stre: bens zu rerehren. Wie in andern Zweigen, ſo ſchrit : ten die Rómer auch in der wiſſenſchaftlichen Bear, beitung der Erdkunde nicht über ihre Lehrer vor. Was ſie auf ihren weitläufigen Reiſen und Eroberun: gen noch dazu lernten , diente vlos zur manigfaltiges ren Anwendung des herrſchenden Syſtems. Erft Auguſt ' $ Buſenfreund , Marcus Bipſanius
Agrippa , welcher ſich mit deffen Tochter Julia vereblicht hatte, ließ alle Theile des römiſchen Reiches permeſſen , Karten entwerfen , und dieſe in einem
offenen Gange zu Rom dem Publikum zur Einſicht mittheilen . Sobald dieſe Karten den allgemeinen Beifall eingeerntet hatten , verfaßte er auch eine Er läuterung derſelben zum offiziellen Gebrauche , und
ließ ſie im Archive niederlegen , wo ſie von ſpäteren Forſchern bis aufPlinius benußt wurden. Undere Rómer machten keine ſo große Fortſchritte , ſondern
blieben bei den Vorarbeiten der Griechen ſtehen . Selbft Tacitus und Pomponius Mela webten nur die Sagen der Groberer in ihre Werke ein .
Plinius fügte blog ſeine eigenen Anſichten úber Ins dien und das nördliche Europa hinzu , und Soli
nur war nur deſſen Nachbeter. Alle übrigen Beia träge zur Erdkunde find magere Skizzen , und konn . ten höchſtens als Poſt - Karten der römiſchen Obrig
feiten dienen , bis Guido von Ravenna -im neunten Jahrhunderte erft eine Welt:Beſchreibung verfaßte.
So vielſeitige Kenntniſſe auch der Armenier Mo-. res von Chorene auf reinen Reiſen durch Paläſtina, Griechenland und Stalien , im fünften Jahrhunderte
fich aneignete ; ſo hinterließ er doch kein Denkmal der ſelben fur die ſpäteſte Nachwelt ; dieſe mag fich mit ſeinem Auszuge aus der Chorographie des Pappus pon Alexandrien begnügen . Die Begründung der Neli
gion Mobamed' s hatte die Verbreitung ſeiner
Herrſchaft über ganz Afrika , wie über einen großen Theil Afien't und Europa't zur Folge, und nach dem
Siege der Waffen wurde auch die Sprache und Kul: tur der Araber von Indien bis Spanien die berra
fdende der eroberten Länder. Um dieſe genau tens nen zu lernen , ließen die Shalifen Beſchreibungen
derſelben durch Mánner verfaßen , welche mit der,
.
. 10
von den Griechen ererbten , Erdkunde ſehr vertraut waren. Der Handelsgeiſt fand ſo reiche Nabrung, wie die Neugierde einzelner Araber , auf den Reiſen durch die weiten Provinzen , wovon fie Tagebücher fertigten . An ihr Urbild der mathematiſchen Geos
graphie des Ptolem á us knúpften ſie die hiſtoriſche aus dem reichen Fullhorne der Erfahrung. Nur iſt zu bedauern , daß die wenigſten geographiſchen Scrif: ten der Araber überſeßt, und durch Drudpreſſen ganz gemeinnüßig geworden ſind.
So gerne die Araber ihren übrigen Provinzen die freie Wahl zwiſchen der mabomedaniſchen Relis gion und dem Tribut ließen , ſo bart ſuchten ſie in
Perſien gegen die Mager zu verfahren , die Relia gion mit der Sprache zu verdrängen , und ihre Lis teratur vorherrſchen zu laſſen . Erſt vom gebnten ,
und eilften Jahrhunderte an gewannen die perſer wieder einige Selbſtſtändigkeit gegen ihreUnterdrucker, und durch dieſe hob ſich auch die perfiſde Geſchichte , Erd - und Himmelstunde , wie einige Ueberſebungen
in das Engliſche bewieſen haben , wenigſtens etwas. Obgleich die Juden im Allgemeinen den Wana Derungs : Geiſt von ihren erſten Voreltern auf die
ſpáteſte Nadjwelt fortgeerbt haben , ſo bat doch keia ner von der Zerſtörung Jeruſalems an bis zum Mita telalter ſeine Schidfale und Erfahrungen auf Reiſen niedergeſchrieben , oder zur Erweiterung der Erdón
Völker- und Himmelskunde mitgeteilt. Der leidts.
gläubige Spanier Benjamin aus Tudela , welder über Konſtantinopel in die fineſiſche Tartarei und nach Indien , dann über das Meer und Aegypten nach Europa, gegen das Ende des zwölften Jahrhuns derts , zurúd reiſte , verbreitete mehr Irrthümer , als gegründete Nachridjten , úber die von ihm dýrdh wanderten Erdftriche. Sein Glaubens-Genoſſe , M 0 res Petacia aus Regensburg , welcher von Prag, turc Poblen in die Tartarei, dann durch Aſien und Paläſtina vor ' 1187 reiſte, erzählte dein jüdiſchen Ver :
falſer ſeiner Reiſe viel wichtigere Nachrichten , welche ſpátere Geographen zu weiteren Forſchungen vera anlaßten .
· In den Abendlandern war das wiſſenſchaftliche Streben auf die Dom - und Kloſter - Sculen einges
ſchránkt , wo man ſich mit Vervielfáltigung der Abs fahriften berühmter Werle, der Rómer und Griechen mehr beſchäftigte , albinit planmäßigen Reiſen zur Erforſchung der Erde und des Himmels , obgleidy das Leſen der Werke von Kaffiodor, Martian u 8 Capella und Guido von Ravenna den Geiſtlichen ſebr empfohlen war. Zwar erhoben ſich mehrere der's ſelben zu eifrigen Geſchichtſchreibern , einzelner Heis: ligen und Kloſter , wie ganzer Vóller , und webten in dieſe Geſchichten auch ihre durftigen geographiſchen Kenntniffe ; allein nicht zum Gewinne der Wiſſenſchaft. Erft zu Ende des zehnten und im Anfange des eilfa
ten Jahrhunderts ſuchten geiſtreiche Männer ihre
Pander- und Völkerkunde aus den Berichten der Miſs fionäre" und durch eigene Reiſen zu berichtigen und zu
vervollſtåndigen. Mit Dank erkennt die Nachwelt die Perdienſte Bonifazens , Alfred's , dimon's, Dithmar's, Adam ' $ und anderer, welchen die mar:
dhenhaften Reiſe-Berichte unwiſſender Frómmlinge oder keder Betrüger , weldie nach Rom und Jeruſalem faſt zu gleicher Zeit wanderten, ſehr weit nachſtehen. Das Streben der Geiſtlichkeit, die bereits erworbenen Gúter zu erhalten , und neue Geſchenke mit denſels ben ſo zu verbinden , daß ſie gegen alle Anſprüche geſichert ſeyn mógen , gab Veranlaſſung zur Abfals
fung fórmlider Grundbücher über alle freieigene und lehenbare Beligungen , der Boden mochte ſchon be: baut ſeyn oder nicht. Aus den einzelnen Beſdrei bungen der wie Pilzen ſich vermehrenden Kloſter bil. dete ſich allmáhlig eine Topographie ohne höheren Auftrag , in deren Beſiße die Handſchriften alter Geographen um ſo leichter unbenußt bleiben mußten, alb zugleich die Legenden , Dom- und Kloſter - Ges
ſchichten und neueren Geſchichten des Vaterlandes Berdhaftigung genug dargeboten haben, biß die Kreuzs
zuge die Kenntniß und Bervielfältigung alter Geo graphen durch Abſchriften vom Ende des eilften Jahr, hunderts an ganz unentbehrlich machten. Bei dieſem Suchen auf den klóſterlichen Bibliotheken nach alten
Quellen der allgemeinen Erdvolker - und Himmelse kunde wurden die Geiſtlichen zugleich unwiltúhrlid
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mit jenen der Mathematik und Aſtronomie , wie mit. den römiſchen und griechiſchen Klaſſikern und allgès
meinen Geſchichtbüchern mehr bekannt, weswegen auch die Abſchriften derſelben erſt von dieſer Zeit an . ſehr vervielfältigt wurden .
Je öfter einzelne Ritter , ganze Karavanen oder Kriegszüge nach dem Orient wanderten , deſto ge nauer wurden die einheimiſchen Beſißungen noch vor ihrer Abreiſe beſchrieben , und für den Fall.def To des der Geiſtlichkeit auch verſchrieben . Die Bedürfs niſje dieſer Reiſenden in verſchiedenen Ländern gaben dem bis dahin noch ſchlummernden Handel in Europa
einen ſchnellen Aufſchwung, und mit der erhöhten Thátigkeit auch einen ſtets zunehmenden Wirkungs
Freis durch die Schiffahrt nach Aſien und Afrika . Doch ſind jene einzelnen topographiſchen Beſchreibuns
gen nicht eier zu einem umfaſſenden Ganzen von Europa vereinigt worden , bis die Hanſe - Stádte
Bremen , Hamburg und Lúbeď im zwölften Jahrhun derte túhn nach der Oſtſee geſchifft waren , und eine beiſpielloſe Handelsthätigkeit auf alle Länder Euros pa's durch Fußgänger und Reiter entwidelten . ' Während die Erdkunde von Europa nur langa
fame Fortſchritte machte, erweiterte ſich dieſelbe von Afien durch die Seefahrer von Genua , Florenz und
Venedig theils für den Handel mit den Aftaten , theilt für die unmittelbare Befriedigung der Bedúrfniſſe
der Kreuzzüge. Selbſt als dieſe durch die Siege der
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Mongoren vereitelt , und der Handel der Europäer
mit Indien über das arabiſche Meer durch die Aju biten und Mameluđen unterbrochen wurde , knúpf ten fie durch Karavanen úber das ſchwarze Meer neue
Handel8 : Verbindungen mit Sina und Hindoftan an.
Se Präftiger die Mongolen nach Europa vorrúdten , und Ungarn , Schleſien und Poblen erſchütterten, deſto thátiger war der römiſche Hof , die Karavanen der Europäer jenſeits des fowarzen und faſpiſden
Meeres durch kenntnißreiche Glaubens - Prediger zu unterſtúßen , deren Berichte ein fortgeſeßtes Bild von Aſien liefertën , ohne welches wir bis auf die neuere Zeit in voller Unwiſſenbeit úber jenen Welttheil ges blieben waren. Auch nachdem der Miffionsgeiſt er: ftickt war , wurde der Karavanen - Handel der Gea nuerer und Venezianer durch Abgeordnete europáiſcher
Mächte an Uſiatiſche noch einige Jahrhunderte unter: halten und geſichert , wodurch auch die fortdauernde Erdkunde gewann. Während dieſer langen Zeit blieb Afrika faſt ganz unbeachtet : erſt im Anfange des
fünfzehnten Jahrhunderts wagten die Portugieſen , auf den ſicheren Leitſtérn der Magnet - Nadel vertrauend, fich der Inſel Madera zu nábern , und das Vorge birge der guten Hoffnung zu umſegeln, wodurch auch das Ubfaſſen von Seelarten allgemeiner und noths wendiger wurde.
Je langſamer unter ſolchen Umſtänden die ein
zelnen Orts- oder Länder - Beſchreibungen , durch
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welche England, Schottland und Irland nach den auf den Bibliotheken von Orford und Cambridge bez
findliden Denkmälern am meiſten ſich auszeichnete, bekannt, und mit einander vereinigt werden konna ten , deſto mehr Nadyſicht verdient die Unvollkommen
heit der allgeineinen Erdbeſchreibungen des Englan : ders ervas , des Dominikaners Pinceniz von Beauvais , und des Profeſſors Roger Bacon zu
Orford im dreizehnten Jahrhunderte , da leßterer reiner unifaſſenden Kenntniſſe wegen ſogar der Zay
berkunſt verdächtig , und eingekerkert worden war. Frſt Franz Berlinghieri aus Florenz verwebte
die Meinungen des Ptolem á u $ ſo vortheilhaft mit den reinigen , daß er eine brauchbarere 'allgemeine
Erdbeſchreibung, obgleich nur in italieniſchen Verſen, abfaſſen konnte. Die allgemeinen Weltkarten und Erdkugeln , welche ſeit dem eilften
Jahrhunderte
in manchen Domſchulen und Klóſtern perfertigt witra den , waren ſo voll von Irrthúmern , daß ſie der Nacha welt zu keinen Gebrauche dienen tönnten , wenn
fie derſelben waren aufbewabrt worden .
Selbſt
die berúhmt gewordene Weltkarte des Venezianers Andreas Bianchi von 1436 iſt nicht frei von
großen Mängeln und Fehlern . Erſt Gracioſus Benincaſa ays Ancona verfaßte 1471. eine mit
den Graden der Breite verſehene Weltkarte in ſechs Bláttern , und welche beſondere Verdienſte der Kits
ter Martin von Bebaim aus Nürnberg vor und
. 16 nach ſeiner Fahrt aufder Portugieſiſchen Flotte (1484.1488 ) um die Weltbeſchreibung fich erwarb , hat der ren edler Landsmann , Chriſtoph Gottlieb von Murr, erſt zu unſeren Zeiten in das helfte Licht gereßt. Nach der allgemeinen geographiſchen Bildung, welde im Mittelalter berrſchend war , konnten alſo
auch die meiſten Reiſenden nur ſehr unrichtige und unvollſtándige Berichte von ihren Wanderungen er: ſtatten . Auſſer den bereits oben erwähnten zeichnete fich der Dominikaner Bonaventura Burtard aus Weſtphalen 1240 durch ſeine Beſchreibung des gelobten Landes , wo er 10 Jahre war - ferner der italiſche Minorit jobann de Plano Carpini.
durch sourommene Schilderung der Mongolen , wie fie zum Theile jeßt noch ſind, in der Mitte des dreizebna ten Jabrhunderts aus. Sein Ordens - und Zeitge
nofie, Wilhelm Rubruquis ergänzte die Berichte ſeiner Vorgänger über die Tatarei, ohne ſie zu tens nen , wodurch ſeine Wahrhaftigkeit um ſo ſchöner ſich erprobte . · Der venezianiſche Kaufmann , Marco Paolo, reiſte 26 Jabre nach 1295 durch den größten Theil des Oriente , ſchrieb er gleichwohl ſeine Bes obachtungen erſt nach der Rückkehr aus dem bloſen Gedächtniſſe nieder, ſo verbreitete er doch zuerſt einis ges Licht über Japan und den indiſchen Ocean , und
berichtigte viele . Irrthümer ſeiner Vorganger über andere Lánder . Sein Neiſe - Bericht hat ſich durch
.
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Zuverläſſigkeit in ſo hohen Ruhm Berſeßt, daß er aus der Italiſchen in mehre Sprachen überſeßt, und oft aufgelegt werden mußte. Der Armeniſche Prinz Heyton , welcher 1305 zu Epiſkopien Mónd gewor den war , hinterließ zu Poitiers die erſte allgemeine Beidreibung der wichtigſten Länder Alien's bis auf die Halbinſel jenſeits des Ganges und der anſtoſſen : den Inſeln . Der engliſche Ritter Johann Man Deville , welcher aus Neugierde 1322 in den Orient gewandert war, und daſelbit vieljábrige Kriegsdienſte geleiſtet hatte , ſchrieb erſt nach ſeiner Rúdkehr die Beobachtungen nieder, und webte die Irrthümer an
derer Schriftſteller unbehutſam ohne Kritik ein, web wegen nur ſeine Nachrichten über Europa, Aegypten Arabien und Perſien zu berückſichtigen ſind.
Dages
gen beſchrieb der Kaufmann Balducci Pegoloti aus Florenz den Handeld weg von Indien nach Eu: ropa in der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts ſehr genau. Noch zuverläſſiger iſt der an Ort und Stelle
verfertigte Reiſe - Bericht des ſpaniſchen Abgeordneten Clavijo. an den berúbmten Sieger. Timur ( Ta : merlan ) ; er wurde deswegen erſt 1782 zu Madrid wieder neu qufgelegt. Paul Toſcanella aus Flo : reng , der gründliche Lehrer der Erdkunde, hatte ſchon bald nach dem Entſtehen der Buchdruderkunſt reine Zeitgenoſſen aufmerkſam gemacht, daß der nádyſte Weg nach Oſtindien um das Vorgebirge der guten Hoffnung geſucht werden mußte.
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B., Dom XV. Jahrhundert bis auf unſere Zeit. Kaum hatten die Mathematiker joſeph und Noderiđ auf Auftrag des portugieſiſchen Infanten Don Heinrich die erſten bydrographiſden Karten verfertigt ; Chriſtoph Kolom 6 1492 die Lucajiſchen
Infeln entdect;, Americo Veſpucci 1497 ſeine erſte Reiſe nach Oſtindien vollendet; Parco de Gama 1498 den Seeweg nach Oſtindien gefunden ; Sebaſtian Cabot gleichzeitig dię jeßt ſo wichtigen Nordamerikaniſchen Staaten Labrador , New - Found: land 2c. entdedt, und Iwan Waſſiljewitſch 1499 Einleitungen zur Entdedung Siberien's getroffen ; ſo wurde die SchiffbPunft in ein wiſſenſchaftliches Ges wand geworfen , und die Erd- und Völker - Kunde ,
unterſtüßt von Mathematik und Sternkunde , machte Rieſen (thritte.
Die allgemeine Ueberzeugung von
verjábrten Irrthümern in dieſen 3weigen erregte ein Mistrauen gegen alle frühere Kenntniſſe. Je lebhafter jeßt der Verkehr mit andern Welttheilen wurde, deßo mehr entwickelte ſich der Handlungsgeiſt der Europäer und die Induſtrie aller Klaſſen für die
Befriedigung neuer Bedürfniſſe bei zunehmendem Wohlſtande ; eine freiere Denkweiſe der ganzen Menſch heit gab felbft der allgemeinen Politik eine andere Richtung. Mit jedem Jahre verbeſſerten ſich dieſe Perhältniſſe , mit ihrem machtigen Einfluße auf die
19 allſeitige phyſiſche und geiſtige Kultur , um ro mehr, je allgemeiner das wiſſenſchaftliche Streben ſichtbar wurde, und je ſchneller ſogar die Glaubens -Reformation 1517 begründet war. Noch ermunternder war 1519 die Endedung der Meerenge Magelan , des Staates Terra Nova 1523 durch Verazoni , des neuen We
ges nach Archangel 1553 durch Engländer , des Cars Horn und mehrer im indiſchen Ocean gelegenen In: ſeln 1615 durch Le Maire , endlid die Welt-Umreg. lungen Franz Drake's 1577–80 , und Olivier van Noort' 1598—1601 . Nachdem faſt während des ganzen ſiebzehnten Jahrhunderts Europa durch Kriege verheert und verarmt war , wurde die Ueber:
Szeugung allgemein , daß dieſe tiefe Wunde nur durch
Beförderung der Schiffahrt und Handlung , aus wel cher die Natur : , Welt :, Erd- und Menſchen Kunde gewinne , geheilt werden Pónne. Wie in allen Wiſſenſchaften zeichnete ſich Ita lien auch i: geo - topo- und chorographiſchen Be foreibungen ganzer Staaten, einzelner Bezirke, Städte und Klóſter, vor allen übrigen Ländern bis zur Mitte des ſiebzehnten Jahrhunderts aus. Aus fortgeſeptem Lurus bei tiefer linkendem Wohlſtande verfiel aber Stalien in eine ſolche phyſiſche und moraliſche Sawache,
daß die vortrefflichſten Werke einzelner zu dem großen Ganzen nicht hoch zu ſchaßen waren. Hätte nicht der berühmte Minorit Vincentio Coronelli, als Kosmograph der Republic Benedig , während der
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Herausgabe ſeiner vortrefflichen 400 Karten, eine be: ſondere Akademie für dieſen Zweig geſtiftet , waren nicht Marti's Reiſen nady Cypern , Syrien und
Paläſtina 1760-68 , Seſtini’ Reiſen in die Túr kei, und Griſelini's Reiſen nach Ungarn ers
ſchienen , ſo hatte man glauben können , das ſelbſt: thátige Erforſchen der Erdkunde ſei in Stalien ganz erlorden .
Deſto mehr gewann dieſes in Spanien unter Ferdinand dem Katholiſchen und Karl V. 1479–
1556 ohne deren Aufforderung. Nach vielfacher wiſs ſenſchaftlider Vorbereitung wurde die ganze Nation von innerem Drange für geiſtige Arbeiten jeder Art erfüllt. Ihre Herrſchaft úber einen großen Theil von Europa , Afrika und Amerika machte vielfache Spra: dhen -Kenntniſſe zu häufigen Reiſen nothwendig, deren Berichte dem großen Publikum vorgelegt wurden. Allein durch die verkehrten Maßregeln der Könige
Philipp II . , III ., IV. und V. pon 1556–1746 rank mit dem Verluſte vieler Länder der wiſſenſchaftliche
und Handels- Geiſt úberhaupt, und die Luſt mit gevori: ger Vorbildung zu reiſen . Zwar ſudyten die Konige Ferdinand VI. und Karl III. alle Wiſſenſchaften wieder zu heben , nerie Handels : Quellen zu eröffnen ,
und die Luſt zu Neiſen zu erneuern , aber vergebens.
Unter Karl IV. verlor fich endlich gar jede Spur eines regen Geifies durch die vielfachen Mißgriffe des Frie. dens - Fúrften, deſſen Rolle ſo bedeutungslos endigte.
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Portugall ſchwang ſich unter Konig Johann Notbus bald nach dem Frieden mit Kaſtilien 1411
empor. Die Ausrüſtung einer Flotte gegen die Mau : ren auf der Küſte der Berberei war die Grundlage
zur Entdeđung neuer Länder, welche ſchon 1292 Theodorius Doria , und der Genueſer Ugolia
nus Viraldo, in zweiSchiffen durch die Meerenge von Gibraltar vornehmen wollten. Der Infant Don Heinrich, von einem ſeltenen Gifer für Geopraphie, Mathematik und Aſtronomie erfüllt , 1415 ,an die
Spiße aller See- Unternehmungen geſtellt , ließ die erſten platten Seekarten fertigen , und ſtiftete eine Schule für die Seewiſſenſchaften , aus welcher die · berühmteſten Seefahrer und Gründer der ſpäteren
Blúthe Portugall's hervor gingen . Die weiten Reiſen des Gomes de San : Eſteram nach 1424 , die Entdeckung des Cap'8 durch Barth . Diaz, die
Umſchiffung des Sap'8 auf dem Wege nach Oſtindien 1498 durch Vaſco de Gama; und die erſte Um
reglung der ganzen Erde durch Maghelan gaben den
Kosmographen Lavanda und Peter Nunnius reichen Stoff zu Werfen , durch welche ſie ſich ver: ewigten . Die portugieſiſchen Fabriken , Handlung und Schiffahrt hatten durch die Verbindung mit Ames rita und Oſtindien den höchſten Ruhm erlangt, lijs
ſabon war der Stapelort aller Reiſenden , und Coim bra der Siß der vorzüglichſten Gelehrten . Aber von
der Zeit an , als Portugall durch K . Philipp II, in
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ſpaniſche Herrſchaft gekommen war , ſank mit dem Wohlſtand auch der wiſſenſchaftliche Geiſt bis zur
Mitte des XVIII. Jahrhunderts ro tief , daß weder die kraftige Verwaltung des aufgeklärten Miniſtero Pombal, noch jene des Prinzen Regenten unter
der wahnſinnigen Konigin Franziska die Nation wieder auf den vorigen Standpunkt erheben konnten . Erſt die Nachwelt wird di: Früchte der Stiftung mehe
rer Akademien zu Liſſabon durch die Konigin Maria und der geographiſchen Geſellſchaft durch den jeßigen
Kaiſer Pedro als Prinzen Regenten zur Verferti: gung guter Land - und See - Karten einernten . . . Nachdem 100 jähriger Deſpotismus. allen For:
ſchungs - und Unternehmungs- Geiſt in Frankreich gelähmt hatte, wurde er unter K . Franz I., wel: cher alle Wiſſenſchaften (1515 — 45 ) mit Vorliebe pfle : gen ließ , wieder belebt. . Gewann jedoch die Erd :
und Himmelskunde mit den verwandten Zweigen durdy
die planmäßigen Reiſen reiper vielen Gelehrten , ſo wurden dod beide Zweige erſt unter i . Ludwig XIV .
porzüglich durch Picard, Sanſon und Eaſiini gehoben , weil deren neue Lehren zugleich zu wichti:
gen Reiſen auf königliche Koſten angewendet wurden. Alerander de Rodes , Moncony , La Nogue
und Philipp Avril begaben ſich in verſchiedene Lander des Morgenlandes ;
Tavernier , Paut
Lukas , Shardini , Le Pruyn nach Perſien ; Bers
nier, Delon , Luiler nach Indien ; Le Maire
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an die Canariſchen Inſeln , an das Capverd , an den Senegal und Gambia ; Sron nad Griechenland ;
Tournefort nach Aſien und Afrika ; Frezier in
das Súdmeer , an die Küſten von Chili, Peru und. Braſilien ; die Jeſuiten durch Uſien . Faſt alle Bes richte dieſer Reiſenden ſind in mehre Sprachen über ſest , und wiederholt aufgelegt worden , weil audy
alle fabriken durch die neuen Verbindungen dieſer Reiſenden gewonnen baben . Je mehr die Leſelunt durdy alle Stande fich verbreitete , deſto einflußrei
cher waren die geographiſchen Forſchungen d' Anvil: Te' s , die Entdeckungs . Reiſen von Bougainville, Rerguelen , Srojet, La Peyrouſe , die Bes
richte Raynal' 8 und der vielen tauſend Wanderer
während der franzöſiſchen Staats - Umwälzung in alle Theile der Welt.
In England bekam die Schiffo - Erd- und Hiin : melskunde den erſten Schwung durd, die kräftigen
Maßregeln der Königin Eliſabeth gegen das Ende des ſechs;ebnten Jahrhunderts, obgleich Seb . Sabot, Elliot und andere 70 - 80 Jabre früher auf Koſten
K .Heinrich VII. in Amerika Länder entdeďt hatten . Das weiße , Nord - und Eismeer war von Britten frúber nicht durchſdifft , und die Entdeckung des We.
ges nach Archangel wurde zu einer Reiſe über Moda
kau nach Perſien und Indien . Die glüdliche Um fchiffung der Erde durch Franz Drake 1577 - 80 ſpornte jų vielen andern großen Unternehmungen ,
24 welche zur Erweiterung der Landerkunde dienten, wenn ſie auch mißlangen. Die vielen Heiſe - Berichte feta ten Richard Hakluyt und Purch a ſchon 1589
und 1613 in den Stand , Sammlungen der wichtig= ften erſcheinen zu laſſen . Der einheimiſche Deſpotiss mus hatte kühne Seefahrten und entfernte Anpflans
zungen zur Folge , wohin die Kultur und Freiheit zugleich mitgebracht wurde. Die königliche Geſellichaft der Wiſſenſchaften zu London war kaum vom Kónig
Aart II , genehmigt , als auch ihre Beförderung der Erd , Natur- und Himmels - Kunde fich vielfach zu erkennen gab.
Je mehr auf den beiden Univerſitäten
Orford und Cambridge das Studium der orientalis rohen Sprachen , Mathematik und Natur -Wiffenſchaf ten betrieben wurde , deſto leichter wurde das Reiſen in entfernte Länder und Meere , wooon gute Bes ſchreibungen geliefert wurden. Dahin iſt zu rechnen jene von Robert Harcour nach Guyana; von Jori Sandy , John Smith , Thomas Herz
bert und Henry Maundrel nach Morgenland ; von Th. Gage und J. Fryer nach Indien ; von Barrow , Macartney und Chambers nach
China ; don Brown , Burnet und Smith durch Europa ; von Dampier , Byron , Wallis , Cars .
teret, sool , Portloď und Diron um die Welt. Durch die Reiſen ro fachkundiger Mánner gewann zugleich das Fabrikweſen und die Naturges fdichte in allen Zweigen.
Der Kúften - Atlas Ale
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rander Dalrymple ' $ auf Koſten der oſtindridhen Handels - Geſellſchaft diente vielen Forſchern zum Muſter. Der Reitthum von Lánders und Völker Kunde in den Sammlungen der Reife - Beſchreibun gen des leßten Jahrhunderts iſt nicht hoch genug zu faháßen , beſonders jene * von Churchill, Hara ris , Campbell, Stevens und Hawkesworth. In Deutſchland wurde die aus Ptolemaus
geſchópfte .Erdkunde durch Peter Apian noch nicht erweitert. So weſentlid Seb. Münſter die Kar ten des Erſteren verbeſſerte , ſo beſchränkte er ſich in feiner Kosmographie doch nur auf fein Vaterland. Gerard Mercctor ftach Landkarten und Globen
für ſeinen geographiſchen Atlas, und beſtimmte nach geſchichtlichen Unterſuchungen die Lage und Beſchaf:
fenheit der Länder genauer. Ortelius' berichtigte die Erdkunde durch eigene Bemerkungen auf Reiſen ,
wozu er vom K. Philipp II. unterſtúkt war. Die · Land- und See - Karten von Wilhelm Janſon Bláu , die Forſchungen Ph. Sluver's waren der Geographie ſo beforderlid), daß aus feiner Nation
ein gleichzeitiger Pfleger derſelben ihnen an die Seite gereßt werden konnte. In dieſe ruhmvollen Fußſta pfen traten Chr. Cellarius , Gatterer , Mana nert , Hare , sóhter , Michaelis und Beller: mann für die alte Erdkunde ; Kruſe , Forſter, Sprengel , Eichhorn , Hartmann und Roms
mel für die mittlere ;
ubner, Dager , Bits
-
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rdhing, Erdmann , Ebeling, Fabri, Gas fpari, Brunn, forſter, Pallas, Zimmers mann, Klúgel, Otto , Bruns, Cannabich ,
Harrel, Sozmann , Fåger, Gußefeld , Kin dermann ic. für die neuere. Mit ihnen [chritten zugleid). Conring, Boſe , Becmann , Uchen wall, Toje, Lúder, Meuſel, Schlózer und Mannert in der Statiſtik vorwarts . Doch alle . dieſe rúhmlichen Arbeiten waren nicht möglich gewes ſen , wenn ihre deutſchen Mitgenoſſen nicht gleiche Verdienſte um die Beförderung der Aſtronomie ſich erworben hátten . Man erinnere ſich nur an Georg
Purbach , Johann 8. Konigsberg , Undr. Sti borius ; Joh. Stabius , G . Tannſtádter, Walther, Werner, Schoner , Kopernikus,
T y d20 Brahe, Rhetikus , Reinhold , Rath in a nn , Byrge , Kepler , mehrere Mayer,
sevel , Kant , Wald , Boscowich, Bode, von Zach , welche auch der Mathematik behúlflich waren . ... In Danemark kam die allgemeine und beſon
dere Erdkunde erſt ſpát im Gang. Obgleich Kidnig Chriſtian I. 1474 nach Rom , und viele Gelehrte nach Bologna , Paris, Leiden , Köln und Wittenberg reiften , ſo ſind doch davon keine Berichte in den Drud gekommen . Erſt im fiebzehnten Jahrhunderte erſchie .
nen einige Abhandlungen von Stepbanius, Worm ,
Peter, Claudillo, lyrchander, Hongrim ,
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Johnſen über Danemark , Norwegen , Gronland und mehre Inſeln . An dieſelben reihten ſich ſpáter die
geographiſchen , ſtatiſtiſchen und antiquariſden Werke von Berntſen, Reren , Bartholin , spera ling , Torfá u $ und Magnáus. Pontoppidan verbreitete viel Licht über die Natur- , Geſchichte
nnd Erd -Kunde, wie Strom. Die Reiſe des Ka pitain Norden nach Hegypten, und jene Niebuhr $ nach dem Morgenlande ſind. ſo bleibende Denkmäler der Literatur , wie Thorn's Werk úber einige eins heimiſche Provinzen. In S dyweden war die Erdkunde höchſt vernach :
Jäffigt, bis Peter Petrejus durch ſein Werk úber Rußland , Olaus Magni , Andreas Buráud,
Tuneld, Hermelin und Lagerbring durch ihre Werke úber ihr Vaterland einiges Licht verbreiteten.
Die Geſchichte des Schwediſchen Krieges in Deutſch land oon Chemniß iſt reich an Beitragen zur Vól ker - und Erd-Kunde. Intereſſant ſind die Reiſe -Be
richte von D & bel und Ekeberg úber Oſtindien und China ; von Lófling úber Südamerika ; von Clas Ralams und Haſſelquiſt über die Türkei, Syrien und Paläſtina ; von Kalm úber Nordamerika ; von Sparrmann úber das Cap und die Súdſee ; por Thunberg úber Oſtindien, Japan und Ceylon ; von Eroil úber 18
id ; von Rothmann úber Nord
Afrika ; von Schwarz úber die weſtindiſchen Inſeln .
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•
Der aulgebreitete Handel der Hollander im
fedezehnten Fahrhunderte veranlaßte Gelehrte zu Reis
fen nach Indien und Amerika, wovon die Berichte dem Publikum mitgetheilt wurden .
Houtmann
und van Nek ſegelten um das Vorgebirge der gu ten Hoffnung nach Indien ; nad vergeblichen Ver:
fuchen einer nordöſtlichen Durchfahrt längs den ruſ fiſchen und nordaſſiatiſden Küſten , und auf der Nord: feite der neuen Welt , wählte man den weſtlichen Weg dahin , und endedte den Hudſonsfluß und die
Provinz Neu -Niederland. Olivier san Noort . ſegelte 1598 um die ganze Welt.
Die Straße Le
Maire und Cay Horn wurde 1616 von Jacob Le
Maire und W . Schouten entdeckt, worauf Brou: wer 1642 noch ſúblicher chiffte.
A . Sadman ent:
dedte die Tafeln St. Paul, Amſterdam , Rotter: dam und Middelburg. Van Diemen ' s Fabrt um
dié ſúdliche Küſte von Neu - Holland veranlaßte viele Forſchungen der Gelehrten úber die Inſelform die: fes Landes . Die Eroberung vieler portugieſiſchen Befißungen in Oſtindien , der Inſel Formoſa , der Gewürz- Inſeln , und eines " großen Theiles von Bras filien , und der Aleinhandel mit Japan , ermunterte viele Hollander zu Reiſen dahin .
Die Beſchreibung
von Sina durch Nieuhof wird ſich immer im Ans denken erhalten . Der Profeſſor Dietiu 8 von Alt maar zu Franeker und der Buchhandler Bláu 301 Amſterdam , haben die Benußung der Erdkugeln ung
29 Karten ſehr befördert. Je geheimnißvoller andere Nationen mit Berichten über ihre auswärtigen Be: fißungen waren , deſto freier war die Mittheilung der Hollander. Dieß bewies Valentyn in ſeiner ,
Beſchreibung vom alten und neuen Oſtindien ; Bals
dáus von der Inſel Ceylon ; W . Scouten von Malabar , Koromandel und Bengalen ; Le Bruyn son Klein - Aſien , Hegypten und Perſien ; Dapper
von mehreren orientaliſchen Ländern ; N . Witſen von Nord - Aſien ; Bosman von Guinea . Die Bes fchreibungen der vorzüglichſten Städte der Nieders lande werden immer Drud - Denkmåler bleiben . 'Roa :
gewyn entdeďte auf ſeiner Fahrt um die Welt die
Oſterinſel ; Heyman erſtattete einen , umfaſſenden Bericht über die Reiſe Egmond' s van der Nyen burg in die Levante, wie Hartſink und Fermin über Surinam und Guyana.
Lulof beſchrieb die
Erde phyſiſch und mathematiſch mit vieler Gründlich. Feit. Die politiſde Erdbeſdreibung Wagenaar ' s gewann ein deſto größeres Publikum , als die ge lehrten Buchhandler Tirion und van der U a por:
treffliche Landkarten zugleid; erſcheinen ließen. I as nicon' s Republik der vereinigten Niederlande, und
Bachiene' heilige Geographie werden immer ges achtet bleiben . Aber je tiefer die Seemacht der Nie: derlande ſant, deſto mehr verlor ſich der gute Geiſt für große Reiſen zur Bereicherung der Erd- und Vólker - Kunde.
Nur machte noch eine rúbmliche
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Uusnahme der unternehmende oan Braam , m' et cher ſeine Geſandſchafts - Reiſe nach China für die
Hollandiſch - oſtindiſde Geſellſchaft, zu Philadelphia erſcheinen ließ ; Haafner durch ſeine Reiſe nach Indien ; mebre Private , welche verſchiedene Lán:
der Europen'$ durchreiſten ; und endlich Stuart und - Kuyper durch ſeine philoſophiſche Volker- Be
ſchreibung, welches koſtbare Werk leiðer !
urdh des
leşteren Tod unterbrochen wurde, indem dieſer Kúnſt. ter die Kupferſtiche beſorgt hatte. So lange der Handel Deutſchlands mit Alien feine Richtung zu Land nur durch Polen , Nuß: Land und Ungarn nehmen konnte , ſo lange die Kreuzzüge des Mittelalters dauerten , fehlte es auch nicht an Eingebornen dieſer Länder , welche theils áló Begleiter , theils als ſelbſtſtändige Reiſende, die ihnen vorgekommenen merkwürdigkeiten niederſchrie ben , und der' Nachwelt übergaben, von welcher viele derſelben zum Drude befördert wurden. Gab es auch nach der Wiedergeburt der Wiſſenſchaften das ſelbſt nicht ſo viele kühne Reiſende in entfernte Lán: der , als in andern Europáiſden Staaten , ſo er hielten doch einzelne den Ruhm ihrer Voråltern auf recht, und in der neueſten Zeit haben manche Ruf
fen den Vorrang úber die meiſten errungen . Durch die zahlreichen Mittheilungen von Hama mer's , in won y or may er ’ Archiv , über die Túrkei iſt die gelehrte Republik erft zu einer
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podſtandigen Renntniß der Literatur derfelben gekom men . Allein da die Túrken die Buchdruderkunſ nicht wirkſam werden ließen , ſo blieben uns die Beobachs
tungen ihrer älteren Feldherren, Geſandten , Sdheiche und Derwiſche auf Reiſen größtentheils unbekannt, und erhielten ſich nur durch Bruchſtúde aus ihren mündlichen Erzählungen im Andenken . Die Werke Moinrade's und Evlia Mohammed Efendis würden wahre Bereicherung für die Länder - und
Völker -Kunde dargeboten haben.
Je gebildeter die
meiſten Geſandten nad Perſien , Indien , Rußland,
England, Frankreich , Deſterreich und Preußen was ren , deſto ſcháßbarer ſind ihre Bemerkungen. Erſt nach Einführung der Buchdruderkunſt von 1727 bis 1740 wurden auch einige geographiſche Schriften der Türken auf 500 Eremplaren abgezogen , ſtatt daß
man ſich früher mit bloſen handſchriftlichen Ueber: feßungen aus dem Lateiniſchen begnügt hatte. Die Bruder Arggropulo baben die meiſten geographis
ſchen Kenntniße auf ihren Geſandſchafts - Puſten er: probt.
So lange die Amerikaner unter dem Drude der Europäer ſchmachteten , konnten nur wenige rich mit deren Verhältniſſen durch Reiſen bekannt ma
chen. Seitdem ſie aber das Joch abgeſchüttelt haben , find ſie von der edeln Dent - und Preß - Freiheit be geiſtert, in die unbekannteſten Länder von Aſia und
Afrifa, wie in alle Theile Europen's getommen, und
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haben durch ihre Idarfſinnige Beobadtung wie durch ihre freimuthige Mittheilung zur genaueſten Kennt:
niß der geheimſten Mangel vieler Lánder beigetra gen. Nach , dem jeßigen Geiſte der Amerikaner iſt nicht zu zweifeln , daß ſie bald alle andere Nationen
ant Eifer , rich auf Reiſen zu bilden , útertreffen werden.
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Kurze Ueberſicht der Reiſen in die Tatari: ſchen und Chineſiſchen Reiche.
Der älteſte Bericht iſt nach Hautesraye's Ber: ficherung ( T. I. Ohs. 49–57) von zwei ſehr unwiſeil; den Mahometanern verfaßt ,
welche im neunten
Jahrhundert China und Indien durchftreift haben ſollen . Orgleich dieſe arabiſche hóchyft trúbe Quelle von Gelehrten mehrer Jahrhunderte benußt wurde, ſo iſt ſie doch erſt vom Abt Euſebius Renaudot
úberſeßt zu Paris 1718 erſchienen , worauf eine eng liſche Ueberſeßung , London 1733. 8. und eine italijde von As. Collina, Bologna 1749. 4., folgte. Dem
berühmten Geſchichtforſcher Vincenz von Beau vais verdankt die ſpäteſte Nachwelt die erſte Mits
theilung der Berichte des Franziskaners Joh. de Piano-carpini und des Dominikaners a fcellini, welche Pabſt Innocenz . IV. im Jahr 1245/6 zu den
Tataren und. Mongolen rendete, um dieſe von den Einfallen in Europa abzuhalten. Die Berichte wur:
36 den ſpäter in mehre lateiniſche, engliſche und fran zófiſche Sammlungen aufgenommen.
Der Bericht des Kapuziners G. von Rubrud wurde ſehr übertroffen von jenem des berühmten Venezianers Marco Paolo , welcher 1272-95 in
der Tatarei und China herum wanderte.
Die
Beſchreibung der Reiſe bet armeniſdien Prámons
ſtratenſer's Haython , welcher vom Pabſt Ele: mens V. geſendet war , wurde ſchon 1307 von ihm
aus dem Franzöſiſchen in das Lateiniſche úbertragen, und ſo in mehre Sammlungen aufgenommen.
Lieferte der ſpaniſche Geſandtſchafts - Sekretar Gonzalez de Clavigo auch nur ein mageres Ea:
gebuch der Reiſe an den Hof des großen Tamers lan, ſo diente es dody zur Grundlage mehrer ſpáte: Eine faſt rer Beſchreibungen in drei Sprachen .
gleiche Auszeichnung begegnete der Beſchreibung der Tatarei durch den vielſeitig gebildeten polniſchen Hof: mann M. Bronido.
Der Schotte S. Bruce
lieferte ein Tagebuch ſeiner Begleitung der polniſchen Geſandtſchaft 1579 zu den Dataren . Die Erzáblung des Portugieſen F. M. Pinto war zu fabelhaft, als daß nicht der Aufenthalt ul. von Rhodes in China 1618–53 befriedigendere Aufichlúße veranlaſſen ſollte ; ſeine Reiſe erſchien zu Paris 1653 , 66 , 82. 4. Der Seſuit Hieronys mu $ de Hugelis aus Sicilien opferte für ſeine # 2
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Eifer im . Miſſions - Geſchafte 1019— 11 auf dem Scheiterhaufen das Leben ; ſeine zu Rom 1625. 8. erſchienenen italiſchen Briefe , wurden ju Paris in
das Franzöſiſche úberfeßt. niſden ' Seſuiten Ord.
Der Bericht des ſpa:
. Sevallos erſchien zu
Jaen 1628. 4.; jener H. v. Feynell zu Paris 1630
Die in der Elzevirſden Druderei 1639 und 1663. 24. herausgekommene Beſchreibung des Chines fiſchen Reiches iſt nur aus dem Miſſions - Bericht des Jeſuiten Nil. Trigault entlehnt. - Der Geſandtſchaft8 - Bericht von 1655 - 57 durdy joh. Nieubof an die niederlandiſdysoftindiſche Geſells ſchaft wurde, nicht nur in holländiſcher Sprache zui Amſterdam 1664 und 1665 Fol., in deutſcher daſelbſt 1666 , 69, 75 , in franzófilder von 30. le Chars pentier zu Paris 1666 und zu Amſterdam 1682 , in 8.
lateiniſcher von G. Horn dafelbft 1668 Bergriffen ,
ſondern auch noch in drei auswärtige Sammlungen aufgenommen . - Doch alle dieſe Vorarbeiten blies ben ungenügend , bis der Tatariſche Chef Albus gaſi Bayadar , welcher 1663 farb , eine Be ſchreibung ſeines Landes und Volkes verfaßt hatte. Dieſe zuverläſſige Quelle wurde in das Ruffiſde, Franzöſiſche und Lateiniſche úberfest , und in mehre Sammlungen aufgenommen .
Der Jeſuit Ph.
Avril machte auf ſeiner Fußreiſe durch die Tatarei für einen neuen Weg nach China , ro interefiante Beobachtungen , daß dieſe zu Paris 1691-93 drei
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mal aufgelegt , und zu Hamburg 1705 noch in das Deutſde úberfekt wurden. DIf. Dapper'8 Bericht verewigte ſich duro dié holländiſche und deutſche Ausgabe zu Amſter:
dam 1670–74, durch die engliſche von Joh. Ogilby zu London 1671, durch die franzöſiſche in den Samm lungen von Thevenot und Presoft. Dieſes Glüd würde ihm aber nicht begegnet fëyn , wäre er nicht von dem gelehrten Arn. Montanus verfaßt gewe. fen. Auch der lateiniſche Bericht des polniſchen
Jeſuiten Mich. Boy m , welcher die noch immer ſchatbare Flora von China zu Wien 1656 her:
ausgab , wurde in das Franzöſiſde úterſeßt, und in die Sammlung von Thevenot aufgenommen. Treu erzählte der Franzos de Bourges , was er 1660 in China beobachtete , und zu Leipzig 1671. 4. verdeutſcht wurde. Der Jeſuit Mart. Martini
aus Trient ſtærb dort 1661 ; ſein ſchon 1649 mit vielen Kupfern zu Amſterdam berausgekommenes Gemilde ' von China wurde aus dem Lateiniſchert in das Franzöſiſche überfekt, und" in Thevenot's
* Sammlung aufgenommen , wie die Beridhte bon Sruber und d'Orville . Obgleich der ſpaniſche Niſſionár D. F. Navarrate in ſeinen zu Madrid
1676 erſchienenen Bericht viel Fabelhaftes eingewebt hatte , ſo wurde dieſer doch in das Engliſche und Franzöſiſche überſeßt, und öfters aufgelegt. Die Reiſe Pet. Man þoorn's kam mit Kupfern zu
Amſterdam 1675 in holländiſcher Sprache durch O .Dap per heraus ; jene des portugieſiſchen Jeſuiten Gabr. V. Magelha e n 8 wurde wegen der genauen Bea ſchreibung der Stadt Peking in das Franzöſiſche von CI. Bernou 1688 – 90. 4. ju Paris , und in das
Engliſche zu London 1688. 8. úberſeßt.
Das
Glúd des Jeſuiten Verbieft , den chineftſchen Kai ter 1682 - 83 . auf der Reiſe durch die öſtlide und
weſtliche Tatarei zu begleiten , gab ſeinem Berichte ene große Deffentlichkeit in Franfreich und Enga
lend.
: Auch der Brief ies franzófiſchen Jeſuit
I Fr. Gerbillon vom 22. Aug. 1689' wurde 91 Sahre ſpäter von Búſdying in das Deutſche über: reßt. - Die Beſchreibung der dreijährigen Reiſe des Kaufmanns ud. Brand aus Púbed erfdien deutſch
zu Frankfurt 1697 - zu Hamburg 1698 . — ju Berlin 1712 — zu Rúbec 1723 und 1734 ; bollándiſch zu Tiel 1699 , franzöſiſch zu Amſterdam 1699 , engliſch zu lona
DON -1704 , und lateiniſch im Ausjuge von C. G .Leik niß 1697, woraus auf ihr großes Intereſſe zu ſchlieſs , ſen iſt .
Der Verfajjer war der ruſliften , tataria
fohen , perfiſchen und chineſiſchen Sprache kundig : -
Son
Der bolländiſche Geſandte N . Witren beobada
tete auf ſeiner Reiſe durch die Tatarei Alles ſo genau ,
daß die ruffiſaje Regierung ſich veranlaßt ſah, ſeinen Amſterdam erſdienenen Bericht 1692 und 1705
ganz auftaufen zu laſſen. - Die vom Chineſen Kau serfaßte Beidzrejbung des Reiches China berivebte
40
der Hollander 66. Sobrand 3de8 mit ſeiner Herren welche zu Amſterdam 1704 und. 1710, 4. erſchten , in
die franzóftfche und deutſche Sprache 1707. 8. úber's Teßt worden ift. Der franzöſiſche Jeſuit, Louis de Comte , welcher mit fünf andern Diffionáren vom K. fudwig XIV. abgeſendet wurde, erftattete
einen ſehr umfaſſenden Bericht; daher dieſer nicht nur zu Paris 1696 , 97 und 1701 , zu Amfterdan 1698. 12. , ſondern auch verdeutſcht zu Frankfurt 1696
italieniſch zu Florenz 1697 , engliſch zu London 1737. 8. erſchien , und auszugsweiſe nod in 2 Sammlunger aufgenommen wurde. Bas £. Le Grand , die Maler Gherardini, der Jeſuit fontaney, B. J. unverjagt, und G. Pſalmanaajar mittbils
ten ; ift teiner beſondern Rúdlicht würdig. - Die 13jáhrige Gefangenſchaft Ph. 181. DON Strable na berg's gab Gelegenheit zu febr intereffanten Bes merkungen über Rußland , Giberien und die Tatarei;
rein deutſches Werk wurde in das Engliſche und Frana zóſiſche überſeßt. - Das Tagebuch von for. Lange pon 1715 – 18. iſt in das Franzoſiſche überſeßt, und
in zwei Sammlungen aufgenommen worden. - Die Reiſe von de la Barbinais te Gentil um die Welt verbreitet ſich vorzüglid, über China ; ſie erhielt 4.Auflagen zu Paris und Amſterdam 1725—31 . 12.
Die Reiſe des Jeſuiten G. Leimbedhofen, welche zu Bien 1740. 8. berauskam ; entſprach der Erwars. tung nicht ſo gut, als jene des Sdweden Rein ;
41
60 1749. 8. , und Pet. Dobel , Stocholm 1757. 8., welche leßtere 1765 zu Roftod , und 1772 zu Leipzig deutſd ., 1771 franzóſiich zu Mailand , und 1771 engs Was der Ansbacher liſch zu London erſchien. Kaufmann J. P. Reichart von ſeinem Aufenthalte
in China 1735 der Erzählung der ganzen Reiſe, Onolzs bad 1765. 8. , einwebte , iſt einiger Rüdlicht voúrs dig ; noch mehr die Forſdungen von Du Halde , Du Ban , Ferrand, Mosheim , Müller , Has renberg , de Guignes , und die Bemerkung des dinefiſchen Kaiſers Kienlong über die Tatariſche Widtig Stadt Mukden und deren Umgebung. iß Kleemann's Reiſe von Wien bit Kilianova, Der Franzos welche dreimal aufgelegt wurde. Poivre ſchilderte" die Gebrauche der Afaten übers haupt , und der Chineſen beſonders , To unterhals tend , daß ſein Bud nach 2 franzöſiſchen Ausgaben 1768-79. 8. auch in das Engliſche , und zweimal Bes in das Deutſche 1773–83. úterſeßt wurde. ſondere Rúdſicht verdient die Erläuterung 17 dhis nefiſcher Landkarten Turdy den Rufen hilarion
Rosiocin , welcher durch 20 jábrigen Aufenthalt zu Peđing der Sprache ſehr kundig , dieſelbe, in das Ruſſiſche úberſeßte, woraus eine Verdeutſchung
durch S. 3. Stáhlin 1769 in Büſching's Ma Der Schwede K. G. gazin Band III. erfolgte. Cleberg beſchrieb aus ſeiner Wanderungszeit 1770
--71 Ching überhaupt , und bie Stadt Kanton bé:
1
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sonders febr genau ; weswegen Bernoulli deffen Mittheilung durch Ueberſegung , Leipzig 1785. 8, noch gemeinnúßiger zu machen ſuchte. - Weniger inters efſant waren die 3 Briefe des rahleſiſchen Jeſuiten Benedict von den I. 1768 - 70.
P. S. Pals
las ließ ſein wiſſenſchaftliches Reſultat mehrjähriger Beobachtungen unter den Mongoren 1768—69 und 1772-73 zu Petersburg erſcheinen . Dieſes Werk wird für alle Zeiten um ſo mehr zur Quelle dienen ,
als die Bemerkungen des Schweißers Regnier , welcher von 1774 an mehre Jahre zu frkukki fich auf bielt , größtentheils damit úberein ſtimmt: Die nten Reiſe eines unbekan Franzoſen 1773–74 ber diente um ſo mehr durch Bertuch in den Teutſchen Merkur . Wieland'8 1775 ibertragen zu werden, als die Ausſagen ſpáterer Reiſenden damit überein ftimmen . - Die Beſchreibung des chineſiſchen Reis ches, welche der Kaiſer sinn lun zu Pecing mit 496 Karten ausſtatten ließ , úbertrug der ruſſiſche Sekres tár Leontiew in das Ruſſiſche zu Petersburg 1778 . 6., und þare in das Deutſche durd, Búrching's Magazin Band XIV . fie mag noch lange um ſo mehr als Urquelle dienen , je öfter Sonnerat die fals (den Berichte per Jeſuiten entfräftete , obſchon . Murr deren Briefe nod nuger ſeinem Journal in einer beſondern Sammlung herausgab . 6. Bell'8 Reiſe nach Perſien und China 1722 iſt erft 1787 zu Syamburg gedrudt worden . Die Beſchreibungen
43
von van Braam Houtguft , Umiot , de Guig
ned, dę Pauw , Anderſon, und vorzúglich Gro: ſier find in das Deutſche überſeßt, wie die neues ſten Berichte der englibyen Geſandten von Macarts
ney , Staunton , Holme , Barrow und an derer.
91
1
Einleitung. Wenn wir überhaupt in der Ausarbeitung unſerer Bibliothek von keiner Nation und Regierung etwas zu hoffen oder zu fürchten haben , daß wir nach dem ftrengften Gefeße der Unpartheilichteit die Wahrheit
aus den beſten uns möglichen Quellen ſchöpfen und
mittheilen , ſo tritt dieſer Fall ganz vorzüglich für China ein. Wir ſind nämlich außer aller Verbin dung mit dieſem Lande , tónnen daber deſſen Bers háltniſſe am Hofe, wie die militariſche und Civil:
Verwaltung ganz Faltblutig darſtellen . Wir ſind im Beſiße der beſten geographiſch . ſtatiſtiſchen und biſto:
riſchen Quelle , mit welcher wir nóthigen Falles die Ausſagen der eingeweihteſten Reiſenden , deren Bes richte wir unſeren Leſern vorlegen wollen , vergleis dhen konnten . Wir rechnen uns daher zur angenehin: ften Pflicht, unſere Bibliothek mit China zu eröffnen ; da es aber dem größten Theile unſerer Leſer noch Febr unbekannt iſt , ſo wollen wir einige allgemeine
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Bemerkungen , nebſt einer geographiſchen Slizze dies ſes Landes , ohne welche der Umfang deſſelben nicht
zu überſchauen ware , aus dem Werte eines neueren Heiſenden allen álteren voraus ſchiden . * ) Wenn mandje Europäiſche Regenten nod glau :
ben , fie ſeien aus einer vorzügliceren Race als die úbrigen Menſchen , ſo wird uns dieſer Wahn ana dineſiſchen Kaiſer um ſo weniger befremdend vor: Pommen , als derſelbe mit ſeiner Verfaſſung verwebt iſt. Dieſer Monarch hat nur die Stelle Gottes auf der Erde bereßt, welder ihm die Krone verleihet, oder wieder nimmt , wenn er ſich unwürdig beträgt. ,,Ceine Verfügungen find nicht an ſich don unwider:
ruflich , ragte einſt ein weiſer Miniſter zum Kaiſer,
3 !
*) Histoire générale de la Chine , où annales de cet Empire , traduites du Tong -kien -kan -mou, par le feu I. A.M. de Moyrac de Mailla, Je suite françois, Missionnaire à Peckin , publiées par M. l'Abbé Grosier , et dirigées par M. Le Roux des Hautesrayes, conseiller -lecteur du
Roi, professeur d'arabe etc. Ouvrage enri.. phiques de laChine ancienne et moderne,levées par ordre du feu empereur Kanghi , et gra chi de figures et de nouvelles cartes geogra
vées pour la première fois . Paris 1777-83.4.
12 vol. avec un recueil de 64 planches,fol . Memoires concernant l'histoire , les, sciences,
les arts , les moeurs , les usages etc. des Chi nois. Par les Missionnaires de Pekin, Parię 1976. 4. 13 vol, avec figo
Tai: Kia , ſondern ſie werden es erft , wenn er in der Tugend audbarret. “
Als Sohn des Himmels ,
und als Stellvertreter Gottes auf der Erde, muß er fich úber andere Menſchen durch ſeine perſönlichen Eigenſchaften in eben dem Maſſe erheben , wie er
durch ſeinen Rang über ihnen ſteht. Seine erſte Una
gelegenheit iſt die Wahl aufgeklárter, weiſer, treuer und uneigennúßiger Miniſter , welche im Stande ſind, ihm die Laſt der Regierung zu erleichtern . Denn er
iſt überzeugt , daß die Ordnung und guten Sitten vom Throne ausgeben , daß nur ſolche Miniſter deren Wirkung bis an die äuſſerſten Meere verbreiten , und unter den Bewohnern benachbarter Reiche den Neid
um das Glúď erregen , unter folden Screßen zu leben .
Er ſieht dieſe Miniſter als ſeine beſten Freunde und Nachbarn an , welche ihm alle mögliche Unterſtüßung
leiſten . Da er ſich als Sobn des Himmels betrach tet , ſo iſt er dadurch wie der Dater zum Sobne vers
bunden , und in ihm iſt zugleich die geiſtliche und weltliche Macht vereinigt. In ihm iſt das Heiligthüm . . der Religion niedergelegt, deren oberſter Prieſter er iſt ; er allein hat die Gewalt , Gott zu opfern , wodurch er ſich am meiſten auszeichnet. Zur Zeit
der beiden Nachtgleichen und Sonnewenden erbittet er fich eine glückliche Ernte , oder dankt für dieſe durch das Opfer der erſten Früchte. Er verrichtet diefe religioſe Handlung vor der Reiſe durd das
Land, vor jeder kriegeriſchen Unternehmung , und
fo oft er den Zorn des Himmels beránftigen , oder , Unfalle abwenden will , womit das Volt bedroht iſtas
An dem Tage, an welchem der Kaiſer Gott opfert, erſcheint er als der größte Monarch der Welt. Die Menge der ihn umgebenden Fürſten , Großherren
und Beamten ; die Núdhternheit , Enthaltſamkeit und Zurúdgezogenheit , womit er ſich auf dieſe gottels
- dienſtliche Handlung vorbereitet ; die Wahl der Opfer auf den koſtbarſten Gefäßen , die ſchönſte Harmonie der muſikaliſchen Inſtrumente , das ehrfurchtvollſte Stilſdweigen der Umſtehenden , kurz alles vertúns
digt die Große des Himmels - Sohnes, welcher opfert, . . und erhobet den Gedanken an die Almacht Gottes, weldem geopfert wird. Da er als Vorſtand der Rea ligion und als Vater des Vaterlandes zur Unterwei fung ſeiner Unterthanen verbunden iſt ; To hált er in gewiſſen Zeiten vor den Großen des Reiches eine Rede über einen wichtigen Regierungs - Gegenſtand.
nach einem Tert der V. Búdher. Damit aber das ganze Reidh an ſeinen Belehrungen Theil nebmen
kann , iſo muſen alle Regierungs - Vorſteher in jedem Monate zweimal úber die ihnen vorgezeichneten Ge: genſtände Reden an das Volk halten , und nach dem Muſter des Donarchen die Stelle der Familien -Páter vertreten , welche ihre Kinder unterweiſen . . - Der Thronfolger wird ſo erzogen , wie er einft alle Augenblide reines Lebens ausfüllen ſoll. Er if
fteto von Hofmeiſtern und Lehrern umgeben , welche
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in alles'Tehren , was ihm als Monarchen zu wiffer und zu thun nöthig iſt ; keine Stunde darf verloren geben. Denn der Kaiſer rol in Alem unterrichtet
ſeyn , und gewöhnlich iſt er auch der geſchickteſte Mann im ganzen Reiche. Sobald er das 14 Jabr erreicht hat , wird er in den Tempel geführt, wels der zur Verebrung ſeiner Poráltern beſtimmt iſt ,
und nach den gewöhnlichen Ceremonien belehrt, daß er nun auf alle Empfindungen des Jüngling$ vers jidhten muß , und nichts thun darf, welches reinem
| neuen Charakter unanſtändig ift.
Er wird an die
Pflichten gegen Gott erinnert , zur Beförderung des Gludes ſeiner Unterthanen ermuntert und aufgefors dert, fici son der edlen Bahn ſeiner Voráltern nicht
zu entfernen , in deren Anweſenheit er fich heilig verpflichtet.
Die ganze Verwaltung, grúntet ad auf finds lide Liebe , welche beſler (chute, als Waffen , ſelbſt in den redlichſten Empórungen ſeit 4 Jahrs tauſenden. Während Barbaren das rómiſche Reida erſbütterten und beraubten , tonnten ſie China in der Ordnung der Berwaltung nidt andern ; vielmehr untermarfen ſie ſich ſelbſt, obfdjon fie die Borſicht gebraucht batten , die Gerichte mit eben so vielen
Beamten ihrer Nation zu beregen , als mit Chinefert. Da der Monarch als Sohn des Himmels der Vater und die Mutter ſeiner Unterthanen genennt wird , Tot
Tegt er ſeinen Boosten Ruhm in der genaueſten Ers
49 fútlung der Pflichten , wozu ihn dieſer Fiebe Titel berechtigt. Wenn er in ſeinem Palaſte ſich von den Prinzen des Geblútes und von den Großen des Rei
ches huldigen láßt , ſo hat dieſes Ceremoniel nur das Gepräge der findlichen Liebe. Denn dieſe Obrigkei: ten bezeigen ihre Ehrfurcht dem gemeinſchaftlichen Vater im Namen der Nation , wie er im Namen
des Vaterlandes Gott opfert. Hier findet keine Fries
chende Schmeichelei gegen den Herrſcher ſtatt, ſon dern ein ehrfürchtvoller Sohn erfüllt nur die Pflicht gegen ſeinen Vater. Der Kaiſer ſelbſt begegnet der Kaiſerin und ihren beiderſeitigen Aeltern , wenn ſie auch vor ſeiner Thron - Beſteigung geringen Standes waren , im Leben und nach deren Tode mit der großs
ten Ehrfurcht. Dieſe úber das Leben fortgeſeßte Ehr furcht gegen die Heltern , dieſer Glaube an die Un:
ſterblichkeit verbreitet ſich vom Throne zu allen Fa: milien , die Greiſe prägen ſie ihren jungen Leuten, die Obrigkeiten den Unterthanen ein.
Daher iſt die
Aeußerung des chineſiſchen Kaiſers ganz geeignet , er umgebe ſeine. Volter mit Wohlthaten , er -umfaſſe alle
Völker, der Welt in ſeinen váterlichen Buſen. Aus udem geht hervor , daß die Regierung von China das Muſter einer großen Familie iſt, worin die alterliche Gewalt der oberſte Leiter iſt. Allein wie es Páter gibt , welche , wenn ſie ſich vergeſſen ,
und ihre Gewalt mißbrauchen , von ihrem bestens er sogenen älteſten Sohne darauf aufmerkſam gemacht 4
50
werden , fo hat das Gefeß dem chineſiſchen Kaiſer auch Senſoren an die Seite gegeben , von welchen
er im öffentlichen und privaten Leben ſtets begleitet
und beobachtet wird. Dieſe Cenſoren ermunterh fets zur würdevollen Ausführung deſſen , was der Kaiſer feinem eigenen Rubme , ſeinen Voråltern und Nach: Pommen , ſeinen Beamten , ſeinem Volke und der ganzen Welt ſchuldig iſt. Dieſe erforſchen den Chas rakter und das Betragen ſeiner Beamten und Minis fter , ſeken ihn davon in Kenntniß , und ſchüßen ihn gegen alle Nánke. Konfuz fagt in feiner Abhanda lung von der kindlichen Liebe, daß ein Kaiſer ebe: malo 7 , ein Prinz 5 , ein Großer des Reid)s 3 Cena ſoren gehabt habe; allein ſeitdem wurde die Zabt der erfteren wegen ihrer vervielfältigten Geſchäfte auf * 0 vermehrt.
Der Dienſt dieſer Senſoren iſt aber
nicht bloß auf die Ringmayern des Paiferlichen Pala
laſtes eingeſchränkt ; ſondern er verbreitet ſich über das ganze Reich , und umfaßt alles, was die Gea
feße, die Doctrin , die Sitter und das öffentliche Woht betrifft.
Dieſe Cenforen ſelbſt ſind wieder in
gewiſſer hinſicht verantwortlich für jeden Amts-Mita brauch , man würde ſie als Theilhaber eines unge:
ftraft gebliebenen Vergebens betrachten , wenn ſie es wiſſen fonnten , und deſſen Anzeige unterließen. Ses ' der Senſor hat ſeinen Bezirl , in welchem er durch feine Gebülfen von allen Ereigniſſen benachrichtigt wird ; er iſt fogar dem Prinzen von Geblüt fürchters
.
, 51
Tich , welder auf defien Anzeige bei dem Kaiſer in die Klaſe gemeiner Bürger gereihet wird. Daraus érhellt , daß dieſes Cenſoramt nur Männern von ans erkanntem Verdienſte, nur gründlichen Gelehrten , welche fich durch unerſchütterliche Rechtſdaffenheit und Uneigennúßigteit empfeblen , anvertraut werden kann . In ihrer Stellung zwiſchen dem Himmel und dem Souverain , zwiſchen dieſem und den Mandarinen , zwiſchen dieſen und dem Volke, zwiſchen dieſem und den Familien , zwiſchen dieſen und den einzelnen , find ſie im Namen des Paterlandes verbunden , die Wahrheit , die Unſchuld und Gerechtigkeit , gegen die Bosheit , Ránke , Neuerung , Vernachláßigiing und Vereitlung zu ſichern . Ihre Unerſchrockenbeit muß in eben dem Maße zunehmen , als die Midgunſt , welche ihr feſter Eifer ihnen zuzieht; ſie müſſen fid vor dem Schaffott ermuntern , auf welchem ſie die Schuldigen fallen laſſen ; der Tod des Einen iſt das Kampfzei
chen des Folgenden , und wenn alle andere Cenſoren durch ihre Leichname bereits die Stuffen des Thrones bededten , ſo muß der noch úbrig bleibende muthig über ſie hinweg ſteigen , feine Stimme erheben , ſich
den Schuldigen gegenüber ſtellen , mit ſeinem Blute unterzeichnen , was er nicht mehr ſagen Pann , und durch. Feinen lebten Athem noch ſeine Pflicht erfüllen .
Unabbängig von dieſen Senſoren , welche über die ſtrengſte Pflichten - Erfülang der Mandarinen
waden , ſind dieſe durch das Gefeß verbunden , dem
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Kaiſer ihre Anſichten mitzutheilen , und ihm über die
Angelegenheiten ihres Bezirkes Vorſteứungen zu maa dhen . Dafür erinuntert der Monarch fie ſtets zur Mita theilung ihrer Gutachten úber alles, was die Erhaben :
heit des Thrones und das Wohl des Volkes befor: dern kann. Damit die Gebúlfen der Cenſoren weder nachláßig , noch durch zu langen Aufenthalt in einer
Gegend nachſichtig werden konnen , werden von Zeit zu Zeit außerordentliche Kommiffáre ausgeſendet, wela de fich im Stillen von der Ordnung úberzeugen múſſen .
Außer den Nachkommen des Konfuz und den Prinzen der regierenden Familie gibt es keinen Erbs
adel ; Jeder wird nur nach Verdienſt erhoben und ausgezeichnet. Jedem Beamten iſt die ſtrengſte Er : fúllung ſeiner Pflidst das bódhfte Intereſſe , weil der
Kaiſer jeden ernennt oder abſeßt, wann er will; nur durch dieſelbe gewinnt er die Hoffnung zur Be: förderung auf eine beſſere Stelle. ' Um ausgezeichnete Männer auch nadı ibrem Tode noch zu ehren , haben die Kaiſer die Wappen derſelben zu jenen ihren Ah nen reßen laſſen , wie es dem Marſchall Turenne zu Gt. Denis , dem großen Newton in der Weſtmünſter: Ubtei geſchehen iſt. Nichts erhebt die chineſiſche Regierung mehr, als die ganz unentgeldliche Verwaltung der Ge: rechtigkeit , wodurch der Arme fich gegen den Reis
den geſchüßt weiß.
3it man mit dem Syrudje des
53
Unter - Gerichtes nicht zufrieden , ſo kann man an den Vorſtand der Provinz , oder an den Vizekónig
ſelbſt, und von dieſem endlich an die oberſten Gerichts bófe zu Peking appelliren. Leştere geben ihr Urtheil erſt nach einer Verhandlung mit dem Miniſter , und
dieſer legt es dem Kaiſer vor , welcher die Entſchei dung, ertheilt ; dieſe iſt dann unwiderruflich , und wird dem Vizekönig zur Bollziebung geſendet. Die vielen Geſchäfte eines ro großen Reicheg wurden vom Monarchen nicht erledigt werden können , wenn ſie nicht beſtens vorbereitet, und in einer ſo berpunderns würdigen Ordnung ihm vorgelegt wurden , daß ſie auf den erſten Blict nach den höchſt einfaden Geſeken beurtheilt werden konnen. Die Sitten der Chineſen ſind heute noch ro, wie ſie vor mebren 1000 Jahren waren .
Der gute
Geiſt der Folgſamkeit wird geleitet durch Alter , Ver dienſt und Charakter, durch die Liebe zur. Ordnung, zum Frieden und zur Ruhe. Dadurch unterſcheiden
ſich die Chineſen von allen andern Nationen ; parin mag der Grund ihrer Abneigung gegen dieſe liegen, daß ſie ihnen weder Handels - Verbindungen , nody fórmliche Niederlaſſung geſtatten. Die Höflichkeit iſt allen Standen gemein ; Leute vom geringſten Range beobachten dieſelbe unter ſich genauer , als man bei den gebildetſten Tongebern der größten Städte Eus ropens reben würde . - Jeder weiß, was thun foul,
ung.ibm.gebührt, was er ſagen und bóren foll; es
54
herrfeht nicht die geringſte Verlegenheit. Der Fremde mag úber die Formen fich luſtig machen ; allein er wird ausgelacht, wenn er ſich nicht in dieſelben fügt. Ceremonienmeiſter, welche der Monarch ſelbſt ſendet, haben 40 Tage die fremden Geſandten zu unterrich ten , welche zur Audienz kommen wollen . So laſtig
dieſes Ceremoniel ſcheinen mag , ſo iſt es doch dem Geiſte der Chineſen angemeſſen . .
Unglüdlicher Weiſe ſind ſie zuerſt weder von Grie chen , noch von Rómern unterrichtet worden , welche fie wahrſcheinlich nadgeabmt hátten .
Die Tataren
und Indier haben nie die Nacheiferung unter ihnen erregt, welche im Abendlande ſo viel Gutes bewirkt.
Die Chineſen haben all ihr Wiffen nur ſich ſelbſt zu danken , und die geringe Achtung gegen die Fremden mag verhindert haben , daß fie deren Kenntniſſe ſich
aneigneten . Die Regierung ermuntert blos zum gu ten Betragen , zu den gefellſchaftlichen Banden und Vortheilen , zum Erforſdien ihrer Sprache und Ge fchichte ; fie nimmt in Sdus die Sittlidkeit , die
Klugheit, die Gefeße den Aderbau , den inneren Handel, die Manufakturen und nothigen Kúnſte .
Wiſſenſchaftliche Kenntnifie find das einzige Mittel zu . Ehrenſtellen , zu Nemtern und zum Vermogen zu gelangen. Die Zahl der This neſen , welche dieſe langwierige Bahn betreten , iſt ' . . unglaublich groß ; fie beginnen ihre Studien in der frúheften Jugend , aber ſie werden nicht eber zum
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Konkurs für den Erwerb der akademiſchen Grade zus gelafen , bis ſie ihre klaſſiſchen Bücher ganz durch idrungen und auswendig gelernt haben. Sie müſſen außerordentliche Fortſchritte in ihrer Sprache ſchon gemacht haben , bis ſie auf der Stelle und ohne wei:
tere Hülfe fanell redneriſche Berſuche über Gegen: ftánde der Geſchichte , Moral und Rechtswiſſenſchaft abfaſſen können , ſobald man ſie ihnen dictirt. Wer die Beſchwerden der Chineſiſchen Sprache kennt , kann dieſe große Arbeit würdigen ! Sie widmeu dieſer un : dankbaren Mühe die ſchönſten Jahre ibres Lebens, und gewinnen vielleidyt viel , wenn ſie auf ihre Spra: che und Buchſtaben verzichteten , und ich dafür jene der Tataren aneigneten . Es iſt gewiß , daß ein Theil der großen Zeit , weldie fie dem Erforſchen der Worte widmen , ſchon binreichend ware , ſich mit Kunſten und Wiſſenſchaften vertraut zu machen. Allein keine andere Nation hångt ro ſehr an ihren Gebrauchen und die klaſſiſchen Búdher , welche ſie zum Studiren erhalten , enthalten beiläufig das , was die Regierung von ihnen fordert.
Man wirft vielen Reiſenden , und beſonders den Miſſionáren , welche ſo oft Zutritt an den Hof von Peking hatten , vor , daß ſie die Kenntniſſe der Chi: neſen zu ſehr erhoben , da doch gewiß iſt , daß durch mehre Revolutionen auch Kenntniſſe mit den wiſſen : fchaftlichen Schäßen zu Grunde gingen , und daß ſie gleichſam vom Neuen anfingen . Wie die Rómer und
56 Griechen in vielen Wiſſenſchaften und Kunſten eine Stufe erreicht hatten , nach welcher wir umſonſt ſtre :
ten ; ſo war auch der Gebrauch des Pulvers in China
ſchon lange bekannt, und es iſt geſchichtlich bewieſen, dab rohon im J. 1232 Kanonen , Bomben und Grez naden angewendet wurden . Eben ſo verhält es ſich
mit der Sternkunde : im . J. 2159 vor Chriſtus wurden zwei Aſtronomen mit dem Tode geſtraft, weil ſie eine Sonne : Finſterniß unbeachtet ließen. Die Chineſen hatten ſchon ſeit den álteſten Zeiten ein Tri bunal von Mathematikern , welche die Himmels - Be:
wegungen Tag und Nacht beobachten , und nach ihnen Karten entwerfen mußten ; wir Europaer haben ihnen eine lange Reihe von Beobachtungen zu danken , wie die Unterſuchungen des Miſſionárs Gaubil bewei :
fen . ulein ſo große Fortſchritte die Sterrikunde in China gemacht hatte , und ſo enge ſie ſogar vor Chris
ſtus 1115 mit dem Erziehungs - Syſteme des Monar chen verwebt war ; ſo war. Tie doch vom Ende des
dritten Herrſcher - Stammes auf 200 Jahre ſehr ver nadıláßigt , und nach Chriftus 1168–99 war ein fúhla barer Mangel an geſchicten Uſtronomen. Erſt ſeit:
dem Tataren und Europäer zu dieſem Geſchäfte auch verwendet werden , iſt der frúbere Ruhm wieder er: reicht worden. Eben ſo ſind die Chineſen fehr gewandt in der Kriegskunſt , und haben vortreffliche Lehrbücher, nady welden Jeder geprüft wird , ehe er ſich den
57 Waffen widmen darf. Hatten ſie im Kriege erfahrne , Unführer, so unterlagen ſie reiten . Sie konnen ſich .
ſo großer Generále rúhmen , als irgend eine andere Nation , und haben unter ſolchen sie fühnften und
fdhwerſten Unternehmungen ausgeführt. Kurz ſie ha ben Epochen des Fort - und Rückſchreitens gehabt, und man würde ſehr ungerecht ſeyn , wenn man ſie nach dem jebigen Zuſtande - Guropen't beurtheilen wollte.
Ein Fremder , welcher ihre Sprache, ihre Ges rebe und Gebraude nidyt kennt , wird für einen Bars
baren gehalten , welcher nur Unordnung und Ver: derben unter ihnen ſtiften kann . Sie halten den Handel mit Fremden verderblich , wenn er nicht ihren
Bedúrfniſſen ſteuert; ſie bedürfen weder Geld , noch jene koſtbaren Kleinigkeiten , welche die Europäiſchen
Schiffe nach Canton bringen . Die Bevólkerung ift ſo groß, daß auch im fruchtbarſten Jahre nicht alle Einwohner ernábrt werden können . Daher ſind ihnen
die erſten Lebens - Bedürfniſſe am willkommenſten ;
gegen Getraid , Holz, Thiere vertauſchen ſie am lieb ften ihre -entbehrlichſten Gegenſtande. Sie werden weder durch Gold , noch durch Silber bereichert, und die Kleinigkeiten der Europäer fróbnen blog ihrem Lurus, welchen die Regierung zu beſchränken fucht.
Da durch Abgabe deß Thee's , der Seidenwaaren, des Porzellain ': 26 . der Preis derſelben in den Proe
vingen ſteigt, ſo iſt dieſelbe iğnen wirklid nachtheilig.
58
Aus Jahrtauſenden vor Chriſtus hat man von
Peinem Lande ſo ſichere Nachrichten , als von China. Wenn auch die älteſten Zeitrechnungen durch 6ojábs rige Cyclus etwas an das_Fabelhafte grenzen , ģ. B. das Yeutfoami die wilden Chineſen die erſten ból gernen Hütten bauen , und Suiginchi das Fleiſch der Thiere kochen , und Früchte und Thiere gegen einander tauſchen lehrte ; ſo weiß man doch ganz bes ſtimmt, was ſeit 2953 unter dem dritten Anführer ubi geſchehen iſt. Von 2697 , als dem erſten Re gierungs - Jahre des Raiſers goangti, bis auf unſere Zeit geht ' eine ununterbrochene Berechnung, und von 163 nach Chriſtus an hat der Kaiſer úenti
die Regierung8 - Jabre in den offentlichen Urkunden fogar bezeichnet, was alle ſeine Nachfolger beobad) teten .
Dieſe und ihre Vafallen haben bei jeder großen
Staats - Veranderung eine neue Abtheilung der Pros vinzen vorgenommen , und die Namen der Städte
gewechſelt , wodurch die fremden Reiſenden und Ges Tchichtforſcher verſchiedener Jahrhunderte nothwendig ju Jrrthümern verleitet wurden. *) Zur Beſeitigung derſelben ' bemerken wir , daß die Namen der Pro * ) Die Leſer der Reiſen in die Tatariſehen und Chineſiſchen Reiche mögen bei verſchiedener Bes
nennung der nämlichen Stádte und Provinzen ng daran erinnern .
59 vinzen , Gerichte - Bezirke, Feſtungen , großer und kleiner Städte , Dórfer , Einóden rchon durch ihre Endſyſben andeuten , was ſie find. 1) Peding iſt
die vornehmſte Provinz , theils weil daſelbſt der Kaiſer wohnt , theils weil fie die Einfälle der Tataren immer
Fräftig zurück wies.
If ihr Boden gleichwohl fane
dig , To bringt er doch alle Getraider , Gemüſe und
Früchte überflüßig hervor. Die Flüße ſind Fiſchreich, und dienen wie die Kanale zur Lieferung der Pros
dukte aus den entfernten Provinzen. Sie liegt zwi: rohen 35—41 Graden der Breite , und hat ein máßi: ges Klima. Deſſen ungeachtet gefrieren die Flüfe
jahrlich in der Mitte Novembers ro feſt zu , daß fie die ſchwerſten Laſten tragen , und im März nur rehr {angſam wieder erweichen . Da die Rålte aber nie fo fühlbar iſt, als in Europa , ſo iſt man geneigt, Dieſe unerklärbare Erſcheinung ſalpetrirten Dunſten zuzuſchreiben. Die Provinz Peding bat 9 Bezirke, und in dieſen 48 große Städte , wovon Pao -ting -fu
der Sit des Bizetónigs ift. 2) Die Provinz Riang Nan gegen Mittag,
zwiſchen 29–34 Graden der Breite , bat 18 Bezirke; und in dieſen 37 Stádte , iſt ſehr fruchtbar und blúa bend im Handel, und wird noch für die reichte ge
balten , obſchon fie ſeit der Verlegung des taiferlis chen Sißes aus Nan -king , ſeit der Zerſtörung des práchtigen Palaſtes und der kaiſerlichen Gråber durch die Tataren , und ſeit der Verſeßung der 6 großen
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Tribunale ſehr verloren hat. Die Provinz wird in die öſtliche und weſtliche Regierung abgetheilt , deren
jede wieder 7 Unter - Behörden hat. Die Stadt Nan ting hat noch eine. Million Einwohner ; weswegen alle Urbeiten daſelbſt theuerer und geſuchter find , als in andern Provinzen. 3) Die Provinz Sch anſi, zwiſchen 34-40 Graa den der Breite , iſt zwar die kleinſte , aber die kula
tivirteſte; ſie hat in 5 Bezirken 29 Stádte , Ueber, fluß, an allen Getraid - Sorten bis auf Reis , piele koſtbare Mineralien , Seiden- und Tapeten - Manus fakturen , wie in Perſien und China , die beſten Wein gárten , und viele, warme Quellen . 4). Die Provinz Chan - Tong , zwiſchen 34-37 Graden der Breite , hat in 6 Bezirten 18 Stádte, wird ungeachtet des ſeltenen Regens durch viele Flüße,
Seen und Báche doch ro befeuchtet, daß alle Gétraid Sorten gedeiben , verſdiedene andere Früchte , Flú gelwerk , Fiſche im Ueberfluß zu finden ſind, uno eine bei uns unbekannte Art Feigen getrodnet ſebr gerne genoffen wird. Der prächtige Kanal von Yun, úber welchen alle nad Peding beſtimmten Schiffe gleiten , befördert den Wohlſtand der Provinz außers ordentlich.
5) Die Provinz 50: Nan , zwiſchen 31—36 Gras den der Breite , in der Mitte des Reiches , hat 30 Städte in 9 Bezirken , iſt begrenzt von 5 Provinzen,
und wird wegen ihrer außerordentlichen Frutbarkeit
61
nur der Gartën von China' genannt, mit welt chem noch kein Reiſender ein anderes Land vergleis chen konnte. Im erſten Bezirke Cai : Fong - Fu war lange Zeit die kaiſerliche Reſidenz. 6 ) Die Provinz Schenji, zwiſchen 32 -- 39 Gr. der Breite , grenzt an die Tatarei , iſt von hoben Gebirgen umgeben , und breitet ſich weiter gegen Abend aus , als eine andere. Daſelbſt hatten die erſten Chineſen ſich nieder gelaſſen , und die Kaiſer lange Zeit ihren Siß. Sie bat in Bezirken 28 Stádte ;iihr Klima iſt ſehr máßig ; das Mineralreich iſt ſehr ergiebig ; nur durfen die Goldminen nicht geöffnet werden. Im erſten Bezirke Si : Ngan - Fu bat man 1625 ein prachtiges Denkmal von der Ver
breitung des Chriſtenthums durch die Syrier aus dem 1. 782 angetroffen. 7) Die Provinz Tiché- Riang ; zwiſchen 27 30 Grad der Breite , bat in 11 Bezirken 30 Städte, iſt eine der wichtigſten durch Fruchtbarkeit , Handel und Reichthum , und von ſo vielen Flúßen und Raz nálen durchſchnitten , daß man eben ſo angenehm zn
Waſſer , als zu Land reiſen kann.
Ihre Seidenzucht
iſt beſſer , als jene der übrigen , weil man die Maule beerbäume beſchneidet und kurz hátt. Der Bezirk
Hang - Tſchéu.- Fu iſt das irdiſche Paradies durch die Annehmlichkeit der Kanále und des Sees Si - Hou, welcher eine Stunde breit iſt, und die Mauer der Stadt beſtreicht. Die Ebbe und Fluth iſt während
62 des ganzen Jahres daſelbft ſehr groß, beſonders ain 18. Auguft , an welchem die Meeres - Wellen ro boch
wie Gebirge fich erheben , gewaltſam eindringen , und ein ſchreckliches Schauſpiel darbieten .
Hang : Tſchéu
iſt die von M. Paolo erwähnte kaiſerliche Nes Die Bezirko's fidenz Quin - fai oder King - Bé.
Stadt Kia - Hing iſt durch ibre Große, Reichthúmer , wiele prachtige Privat- Gebäude , Kanal- Saiffe; und Bogen - Gánge in allen Straßen febr berühmt. Die Bezirks , Stadt Kiu - Iſchéu - Fu wurde von M. Die Bezirks - Stadt Chaos Paolo Cugui genannt. ning . Fu iſt mit ganz weißen Steinen gepflaſtert,
jede Straſſe hat breite " Trottoirs , und ift zugleich von einem Kanale , ſchöner als zu Venedig , durcha Die Bezirks Stadt Ning: Po- Fu treibt fonitten .
viel Handel mit den Europäern und Japoneſen , wie mit den übrigen Provinzen durch ibre Kanále , und bat die angenebmſte und fruchtbarſte Umgebung. Die Bezirks - Stadt Uen- Iſchéu - Fu iſt prachtig ge baut , und ihr großer Handel wird durch die tief
eingreifende Ebbe und Fluth. febr erleichtert. 8) Die Proving Kiang - Si , zwiſchen 25–30 Grad der Breite , iſt Fo bevólfert , und bat ſo frudit :
bare Weiber , daß die bódhyſte ergiebigkeit zur Nah rung nicht zureicht. Sie iſt von hohen Gebirgen eine geſchloſſen , welche reich an offizineten Pflanzen, Gold, Silber , Blei und Eiſen , und von
ner balbwilden
Nation bewohnt find , die fich nach ergenen Gefeßen
63 regiert, und die dinefiſche Herrſdraft nicht anerkeunt. Sie hat in 13 Bezirken , deren jeder ſo groß wie anderswo eine ganze Provinz iſt , 30 Stádte. Bezirke - Stadt , Jao - Iſchéu - Fu bat mehr als eine Million Einwohner, und liefert das (dónfte Pors zellain aus 500 Defen , weil das Waſſer einen ganz
eigenen chemiſchen Einfluß auf die Erde hat. – Die Bezirks - Stadt Koyang - 5 in - Fu fiefert das ſchonſte Criſtall und Papier,
Die Bezirts - Stadt Kien
Kiang-Fu iſt so Stunden vom Meere entfernt, und
empfängt doch Delphine und andere große Seethiere durch Ebbe und Fluth. Im Bezirke Kien - Ichang wird der Reis jährlich zweimal geerntet. 9 ) Die Provinz Hu: Kuang , zwiſchen 25 — 31. Grad der Breite, faſt in der Mitte des Reichęs , bes
grenzt von 8 Provinzen , reich an Zitronen , Oran gen , Muscat und Früchten aller Art , an Eiſen ,
Stahl und Goldſand , hat in 17 Bezirken 54 Stádte, und in der Mitte einen See von 40,000 Fuß in der Die Bezirlos Lánge und 35,000 in der Breite. Stadt Vy- Trchang-Fu liegt am Strome Kiang , wels cher daſelbſt 3000 Fuß breit und tief genug iſt , die
großten Schiffe auf 500 Stunden vom Meere berein zu tragen. Erwägt man noch , daß wenigſtens 10,000 kleinere Schiffe in einem Umfange von mehr als 2 , Stunden um die Stadt liegen ; ſo wird einleudsten ; daß ſie die größte , beſuchteſte und bevolkertſte der Die Bezirke - Stadt Dan Yang ganzen Welt iſt.
64 Tft der Große nad mit Lyon zu vergreichen , und ?
durch ihre Lage zwiſchen Seen für den Handel beſons ders geeignet. Viele Bezirke ſind ſehr reich an foſt :
baren Mineralien ; leider dürfen die Goldininen nicht geóffnet werden , weswegen der Goldſand mit deſto mehr Induſtrie gefiſcht wird. Die Provinz Sre : Trouen , zwiſchen 26–32 Grad der Breite , hat in 15 Bezirken 28 Stádte , iſt
eine der größten , vom Strome Riang in der Mitte durchſchnitten , und vom Reiche Tibet bloß durch Ges birge geſondert; daher ihre Bewohner mit den bes nachbarten Indièrn ſehr ſympathiſiren . Sie war fange Zeit von machtigen Kónigen regiert , welche die'chis
neſiſche Herrſchaft nicht anerkannten ; erſt durch den Begründer der Dynaſtie Trin wurde ſie mit dem
Reiche vereinigt. Sie iſt reich an allen teln , vorzüglich an Zitronet, Wildpret , einer Art Hühn , deffen Wolle ſtatt der chineſiſchen Damen für ihren Kopfpuß
Lebensmits Papageien , Federn die lieben , an
Zuder - Nohren , flüchtigen und ſchönen Pferden , be ſter Rhabarber , Eiſen , Zinn , Blei , Bernſtein , Bi:
fam , Magnet - Steinet, Bambus - Rohren , Schilds kroten , Salzteichen , blauen Steinen. - Die Bes sirs - Stadt Eching: Tu iſt ſehr bevólfert durd Han. delsleute , von ſchiffbaren Kanálen aus gehauenen
Steinen durchſchnitten , und war einſt als Siß der Sie hat aber an Wohlſtand febr verloren , ſeitdem der berüchtigte Parthei - Chef
Rónige ſehr blühend.
65 Irchang-hien tichong fie mit der grauſamſten Wuth behandelte , und daſelbſt nach der Verdrängung
der Kónige Tſdu mehr als eine Million Menſchen dieſer Provinz erwürgen ließ. -
Die ſchöne Bezirks :
Stadt Tchong :King- Fu bildetam Abhange eines Ber: ges und am Vereinigungsplaße zweier Flúße ein An phitheater . -
Die Bezirks : Stadt Long - Ngan - Fu
wird als der Sdſúffel von China betrachtet, welches ſie durch die umliegenden feſten Pläße ſaúßt. -- Die Bezirks- Stadt Liu : Tcheu liegt bei dem Berge Pao,
deſſen reine Luft als ein Mittel gegen das Fieber betrachtet wird. 11) Die Provinz Fu - Rien , zwiſchen 23 - 28 Gr. der Breite, bat in 9 Bezirken 58 Stádte, iſt die
kleinſte und doch die reichſte durch den großen Schleich : bandel mit Japon , den Philippiniſchen und andern
nahen Inſeln . Sie iſt zwar ſehr gebirgig ; allein die Induſtrie der Chineſen hat die meiſten Gebirge in Terraſſen abgetheilt , weldie in ihrer ampóithea traliſchen Geſtalt dem Reisbau ſehr beförderlich ſind,
welcher durch künſtliche Benußung der Quellen ſehr gewinnt. Die Einwohner führen aus : Edelſteine, Queda
ſilber, Schwefel , Seiden , Eiſen und allerlei Geras the, bringen dafür zurúc : Silber -Münzen , Pulver , Schuhe , Leder, und andere Gegenſtande. Sie ge · winnen beſonders durch getrocnete und gefalzene Fia
fche, wie durcheinige im úbrigen China ſeltene Früchte. Die Einwohner werden für die Fühnſten Straßen
66 und See - Räuber gehalten .
Sie fertigen aus dem
Bauholz der Gebirge Sviffe : ſic berigen deren ſo viele , daß ſie dieſelten als Brú de nady Japon , wohin ſie Krieg führen wollten , eiriſt deni Saiſer anboten . Dieſe Provinz iſt eine derjenigen , welche
die Chineſenjulegt unterjodhten , und deren Ginwobs ner ſie als Barbaren bebandelten , nachdem
Könige Min vertrieben hatten .
ſie die
Die Bezirks
Stadt Fu-T dheu - Fu iſt der Siß eines Vizekönigs und Tſong :Tu , berúbmt durch ihren großen Handel, wels der durch die leichte Einfahrt der Schiffe ſebr - be: günſtigt wird. Ueber die beiden lfer des Meerbu ſens iſt eine Brücke von 500 chineſiſchen Fußen mit
100 Bogen aus weißen Steinen , mit Geländern und Lówen, geſprengt. – Die zweite Bezirks-Stadt Sinens Tſcheu -Fu liegt am Meere, und nimmt die großen Handels - Schiffe auf. Sie zeichnet ſich aus durch reinliche und niedliche Privat - Wohnungen und durch majeſtátiſche Staats : Geräude. Außer den úbera ! Tidytbaren Triumphbögen gibt es zwei 1260 Fuß hohe Thúrne aus Stein und Marmor , welche für den Gott foe errichtet wurden , und deren einzelne Stock werke mit eben ſo vielen vorſpringenden Gallerien zum Luftwandeln verſeben ſind. Ueber einen Nim des Mezres gegen Nordoſt zieht ſich eine Brude, welde man nicht ohne die böchſie Bewunderung bes trachten kann .
Sie iſt aus ſehr bartem dunkelblauem
oder ſchwarzem Steine aufgeführt , und ruht auf 300
67 Pfeilern , welche auf beiden Seiten einen ſpißigen Winkel haben , damit die Wellen ſich abprellen. Sie bat keine Bogen , ſondern 5 gleich lange und breite Steine erſtreden ſich von einem Pfeiler zum andern .
Martini, welcher fie fab , behauptet , 1400 Stúde dieſer Steine hatten eine Lánge von 18 ſeiner ges wóbnliden Schritte, auf beiden Seiten der Brúde
ſeien Geländer mit gleich weit entfernten Erdkugeln, Lówen und Pyramiden , und die ganze Brüde wenig fiens 3600 Fuß lang , womit auch die Meſung na:
varette's durch 1345 Schritte ziemlich einſtimmt. Die Bezirks - Stadt Kien -Ning am öſtlichen Ufer des Min-bo wurde von den Tataren zerſtört, welche alle Einwohner niederhieben ; ſie iſt zwar wegen der gus
ten Lage für den Handel ſpáter wieder aufgeführt worden , aber bei weitem nicht in ihrer vorigen Pracht. - Die Bezirks-Stadt Yen-Ping -Fu liegt am:
phitheatraliſta am Abhange eines Berges , an deſſen Fuße die Flüſſe Min-ho und Si-ho ſind ; ſie iſt ſehr .
befeſtigt wegen des von Außen unzugänglid )en Ber:
ges , welchen man als den Schlüſſel der Provinz bes tradhtet, und von deſſen Quellen friſches Waſſer in
alle Häuſer durch Kanále geleitet iſt , weswegen man ſie für eine der ſchönſten Städte hält. Die Einwoh ner ſind Koloniſten von Nanting, und reden nur die gelehrte Sprache. Die Bezirks - Stadt Sdaufu iſt die nördlidſte der Provinz, und berührt die Grenze jener von Kiangſi. Sie iſt durch ihre Lage und Forts
68 wichtig; man fertigt daſelbſt ſehr ichóne Leinwand
aus rohem Hanfe , deſſen die Chineſen ſich gerne bez dienen , theils weil er im Sommer immer neu bleibt, theils durch Schweiß nicht beídmußt wird. Die Bezirks - Stadt Tchan - Tcheu iſt die mittäglichſte der
Provinz am Fluße Tſchang, über welchen eine ſtei nerne Brücke von 36 ſehr hohen Bogen , mit Buden
vol der koſtbarſten ausländiſchen Waaren liegt. Durch die Ebbe und Fluth iſt der Handel mit allen Schiffen,
vorzüglich nach den Manillen erleichtert. In den Ges birgen wird ſehr ſchönes Criſtall für Ringe , Knopfe, Thierformen gebrochen. Die Umgebungen liefern böchſt wohlriechende und ſdmachafte Orangen , welche mit der Schale in Zuder getaucht , ein geſuchter Han: dels - Gegenſtand find. Bei der Bezirks - Stadt Funing - Tcheu quillt im Herbſte ein Bach , deffen blaues Waſſer Zeug und Tuch beſtens färbt. Zu
dieſer Provinz gehört die Inſel Formoſa mit 7 Stád: ten zwiſchen 22—25 Gr. der Breite. 12) Die Provinz Kuang -Tong oder Kanton
iſt die bedeutendſte der mittäglichen , grenzt an das Kónigreich Tonquin , an 4 chineſiſdhe Provinzen , und an das Meer , welches ihm mehre ſehr beſuchte und bequeme Hafen verſchaft. Im gemeinen Leben ſagt man , Kanton habe einen Himmel ohne Schnee , ſtets grüne Bäume und Blut ſpudende Einwohner , weil fie ein Kraut kauen, das ihren Speichel róthet. Man yat zwei Ernten ohne Winter, Ueberfluß an Gold ,
Edelſteinen , Seide, Perlen , Zucker , Stahl, Qued : filber, Zinn , Kupfer , Eiſen , Salpeter, wohlrie : dhendes Holz, Zitronen , Orangen , Grenaden , Trau :
ben , Núße, Bananen , Kaſtanien , Birnen , Ana: nas , und ſehr große Limonen .
Es gibt kein Land,
wo ſo außerordentlich viele Enten zu ſehen ſind , als
hier ; die Einwohner laſſen ſie in Badófen oder Miſts haufen ausbrúten , und führen ſie heerdenweiſe auf kleinen Nachen láng & des Meeres oder der Flúße.
Sie weiden und nábren ſich bei niedriger Ebbe und Fluth von Auſtern , Schneden und andern Gegens
ſtanden der Art ; ro bald Abends die Blashórner ihrer Herren ertónen , eilen ſie in ihre Nachen zurück ; man falzt ſie und ihre Eier ein . Die Provinz liegt zwiſchen 22 - 23 Gr. der Breite , und hat in 9 Bezir :
ken 37 Stádte. Die Bezirts- Stadt Kanton iſt eine der wichtigſten durch ihren Umfang von 4 deutſoen
Meilen , durch ihre 4 Millionen Einwohner , durch die Pracht ihrer öffentlichen Gebäude , und durch ihre
ausgebreitete ſchöne Lage. Obichon fie vom Meere etwas entfernt iſt , ſo können doch die größten Schiffe
bis an die Stadtmauern einlaufen . Es kommen ſtets ſo viele an , daß man im Hafen einen Wald von
Maſtbaumen zu ſehen glaubt. Der Buſen mag 60000 Fuß breit ſeyn ; deſſen beide Ufer ſind mit Nachen
beſeßt, worin faſt unzählige Menſchen ſich befinden ; in jedem hat eine Familie 10 - 12 Gemacher , wie in einem Hauſe; alle Nachen ſind ſo eng neben einants
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der , taß ſie einer rohwimmenden Stadt gleichen ; die Beſitzer verlaſſen dieſelben blos des Morgens zum Fiſchfange und zur Bereitung des Reiſed. Der Ha: fen iſt mit gut gebauten Forts eingeſchloſſen , welche die Seeräuber vertreiben .
Da die ganze Umgebung
mit Reis und ſtets grünen Bäumen bepflanzt iſt, ſo gewährt ſie einen herrlichen Anblic. Zum Bezirke Kanton gehört die Inſel San - cian , we der h. Franz Faver ſtarb; Macao , welche die Chineſen den Pors
tugieſen für deren Unterſtüßung , gegen Seeräuber ſchenkten ; und das Dorf Fo -dan, welches an Große,
Zahl der Einwohner , Reichthum und Wichtigkeit des Handels der Hauptſtadt nicht nachſteht. Die Bezirks- ' Sadt Chao -Tſcheufu hat eine ſehr fruchtbare Gegend, aber vom October bis zum Dezember eine ſehr dichte
und ungeſunde Luft.
Im Bezirf Hoei - Tſdheu iſt
der berühmte Berg Loféu , welcher 3600 Fuß in der Höhe und 3 Stunden im Umfange hat ; im Bezirke
Lien Tſcheu der Berg Loyang, deſſen Gipfel man nur in zwei Tagen erſteigen kann. Die Bezirkó Stadt Kiong-Tſcheu liegt auf einem Vorgebirge , vier
Stunden vom feſten Lande entfernt. Die Inſel-Hais nan iſt nicht nur überhaupt rehr ergiebig an ullem , ſondern auch an einem ſchönen gelben und dem ſoge: nannten Roſenholze, welche beide für unverweßlich gehalten , und den Kaiſer vorbehalten werden.
13) Die Provinz Kuangſi , zwiſchen 22—25 Gr. der Breite , hat 28 Stádte , und ſteht allen übrigen
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Proringen nach; doch verſteht ſie die zu soffreiche Provinz Kanton 6 Monate lang mit Reis .
14) Die Proviliz Yún - Nan ,' zwiſden 23 - 27 Grad der Breite , hat in 20 Bezirken 30 Stádte , iſt eine der reid)ften und weſtlid )ſten gegen Indien ; wes wegen auch ihre Bewohner mehr mit den Indiern als Chineſen gemein haben .' Ja man weiß ſogar, daß ein Theil derſelben Koloniſten der Tataren ſind. Die gegen Abend wohnenden Lolos ſprechen , ſchrei: ben , und befolgen ſolche kirchlide Zeremonien , wie jene von Pegu ' und Ava . Alle Lebens : Bedürfniſie
find im Ueberflußle zu haben; die Fiuge find reich an Goldſand , und 'die Gold - Diinen rollen mehr. Auss beute verſprechen , als in andern Provinzen ; audi giebt es viel Kupfer. Die Einwohner pflegen herr: liche Pferde , und unterrichten ihre Elephanten ſo gut,
daß fie von dieſen im Kriege unterſtúzt werden. Mán findet viel rothen Bernſtein ; Saphir , Agath. Perlen ; Biſam ; Benjoe , Seide , höchſt ſchásbares Naudjwerk , und' jaſpiſden Marinor , auf weldeni
die dönſten Terrafer', Bäume , Blumen und Flüße
ſehr natürlich abgebildet Fud.
Die Bezirks - Sadt
Yün :Nan 'Fann nach ihrem Handel , ' nach ihren ófe fentlichen Gebäuden , nach ihrer ſchönen Lage am See Tien , welcher 50 Stunden im Umfange bat, mit den berúbmteiten des Reiches verglichen werden.
Durch Kanale deſſelben erleichtern Schiffe den Handel in der ganzen Stadt. Ihre Umgebungen ſind berühmt
durd ſchone Hügel, herrliches Waſſer , reine Luft, ſtarke Körper der Bewohner , durd ) muthige Pferde , und die vornehmſten Tapeten -Manufakturen . – Die Bezirks -Stadt Talifu iſt die weſtlichſte , und liegt am Ufer eines ſehr großen Seed, welchen man Meer nennt, und zu vielen Annehmlichkeiten benúßt. Ge. gen Abend derſelben liegt ein Berg von 30 Stunden Umfanges , aus welchem ſehr ſchon geſtreifter Mara mor für Meubles und andere Zimmer : Verzierungen gebrochen wird.
In dieſem Bezirke liegt der Berg
Ritco, welcher durch viele Kloſter der Religion Foé's berühmt iſt; Martini behauptet, aus dieſem Orte hatten die Chineſen die erſte Kenntniß von dieſem
Betrúger erhalten . -
Bei der Bezirks-Stadt Kings
Tong hat der Kaiſer Hanming eine Brúce durch 20 eiſerne-Retten über zwei gegenüber ſtehende Berge errichten laſſen. Die Bewohner des Bezirkes Chunning kennen die Bildung der Chineſen nicht, und leben wie Wilde in ihren Gebirgen ; jene von Ho king tragen weder Sonne- Fächer noch Dåder wie die Chineſen , ſondern - ſtets Bogen und Pfeile.
Die Bezirks-Stadt Yongtchang wurde von M . Pads, To unrichtig Un-chiam oder Arcladam bezeichnet; ihr
Name kommt von den Goldbláttchen , welche die Eins wobner auf die Zábne legen .
.. 15) Die Provinz Rueis I foeu , zwiſchen 25 – 28 Grad der Breite, bat in 8 Bezirken 25. Stádte , . . . iſt klein und, unfruchtbar. Die Tataren baben viele
73 Waffenplåse und Feſtungen zur Beſeitigung der Einz fälle naber Völker angelegt ; die Unterhaltung ders
ſelben koſtet aber der chineſiſchen Regierungweitmebr,
als der jährliche Tribut beträgt. 16 - 18 ) Die Provinz Lea - Tong zwiſchen 39
41 Grad der Breite hat 8 ; die öſtliche Tatarei zwiſchen 41 -- 51 Gr. d. B . 35 , die weſtliche zwi
ſchen 39 - 49 Gr. d. Br. 85 Stádte.
: Erſt nach dieſer Einleitung möchten alle Leſer der Reiſen in die Tatariſchen und Chinenſchen Reiche in den Stand geſcht ſeyn , die Eigenheiten derſelben zu verſtehen und zu würdigen.
I. Reiſe
.
des Franzistaners Iohann de Plano Cars pini in die Latarei 1246.
Am Ende des XII. und im Anfange des XIII. Jahrs hundertes machten ſich die Tataren und Mongoleni durch ihre Einfälle in die ſüdlichen Länder Europen's höchſt furďtbar. Pabſt Innocen ; IV. verfiel auf den Gedanken , einige Mönche als ſeine Geſandte von Zeit zu Zeit an den Chan zu befördern . Dieſe roll ten ihn nicht allein bewegen , ſeine Einfálle zu unter : þreden oder ganz zu unterlaſſen , ſondern auch dem Chriſtenthume beizutreten . Er beordete im J. 1246 die beiden Franziskaner Johann de Plano Car: pini *) und Benedict aus Polen , dieſen großen 3wed zu erreiden .
* ) Joannis de Plano Carpini, Fr. ord . Minorum, historia Mongalorum scu Tatarorum anno 1246 .
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Carpini und Benedict kegaben ſich zum Rós nige von Böhmen , welder ſie auf ſeine Koſten zu den Herzogen Boleslaus von Schleſien , und zu
Konrad von Lautiscia oder Mazovien befördern ließ, an deffen Hofe der Herzog Waſilik von Nußland ſidy befand . Da ſie daſelbft vernahmen , daß ſie ohne Geſchenke die Tataren nicht gewinnen könnten , ſo
verſahen ſie ſich daſelbſt mit Biber - und anderen Thier - Hauten. Hierauf reiſten ſie mit den Herzoge Waſilit ſelbſt úber Danilow . nach Kiow , der das
maligen Hauptſtadt Rußlands , wo ſie ihre Pferde nbgaben , weil dieſe nicht wie die Tatariſchen gewohnt waren , das Haidegras unter dem Schnee hervor zu fuden . Am 4 . Febr. 1246 kamen ſie durch Poftpferde und einen Führer nach Kanow , der erſten Tatari şden Stadt , wovon ſie zu Pferde an die erſte Ta: tariſche Wadıe geführt wurden .
Nach einer ſtrengen
und groben Unterſuchung des Zwedes und der Mittel ihrer Reije ſind ſie an den Hof des Fúrſten Kora
Der gleichzeitige Jakobiner Vincen ; v. Beat vais, lieferte im 32 Buche
eines Geſchichts
ſpiegels zuerſt einen Auszug des lateiniſchen Bes richts , welcher von Hafluyt in das Engliſche überſeßt wurde . Prevoſt nabm ibn verbeſs
ſert in die zu Haag 1735 erſchienene franzóliide Sammlung auf, woraus er im VII. Band der deutſchen , Leipzig bei Arkſtee 1750. 4. S. 356 bekannt wurde.
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renia befördert worden , defien Zelt Rie erſt nach 3 Beugungen des linken Kniees zur Entledigung des
Auftrages , und zur Ueberreichung des påbftlichen Schreibens betreten durften .
Von 3 Führern wur:
den ſie zum Chan Baatu durch das Land Romania , vom Dinſtage der Faſten bis zum grünen Donnerſtage, auf Pferden geliefert, welche ſtets trottirten , und
täglich viermal gewechſelt wurden . DreiMeilen hin ter dem Palaſte dieſes Chanes einquartirt, mußten fie zwiſchen zwei Feuer zur Aufwartung vorſchreiten , damit ſie weder durch Zauberei , nod) durch Gift
fchaden konnten . Nachdem Baatu das påbſtliche : Schreiben geleſen hatte , wurden ſie in ihr Quartier zurück gebracht , und erhielten am erſten Abende nur
wenig Hirſe zu eſſen . Der Chan war auf einem hohen Stuhle oder Throne, die Prinzen und anderen
Großen auf einer Bant in der Mitte des Zeltes, die übrigen auf dem Boden gereren , und zwar sie Mans
ner zur Rechten , die Weiber zur Linken . DieMönche raßen vor der Aufwartung auf der linken Seite der Geſandten , nach derſelben wurden ſie auf die rechte
gelegt. Auf einem Tiſche nachſt der Thüre ſtanden goldene und ſilberne Gefäße mit Getränken , woſelbſt
auch Muſikanten ſpielten , ſo oft der Fürſt trank. Am Oſtertagé bragen ſie mit zwei Tataren an den Hof des Kaiſers der Mongolen auf; da fie bids
n
ber nichts als Hirſe mit Waſſer und Salz gekocht, und geſchmolzenen Schnee genoſſen batten , ſo waren
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jie ſehr ſchwadi geworden.
Am 22. Juli erreichten
fie endlich den Hof , wo eben die Wahl des Monar: chen Rajud vorgenommen wurde ; ſie wurden den
27. Juli an den Hof der Mutter Sira Orda in ein großes bemaltes Zelt von weißem Zeuge geführt, welches vielleicht 2000 Menſchen aufnehmen konnte. Die Großen erſchienen daſelbſt am erſten Tage in weißem, am zweiten in rothem, am dritten in blauem, und am vierten in reichem Anzuge ; ihre Pferde was
ren prachtig geharniſcht; ſie tranfen dabei viel Stus tenmilch , und ließen auch die Mönche daran Theil nehmen , während eine zabíreide Volksmenge in ehr: bietiger Entfernung und Ruhe um das Zelt berunt
ſich aufgeſtellt hatte. Nach 4 wochentlichen Verhand lungen zog am 24. Auguſt die Verſammlung in das 3-4 Meilen entfernte goldene Zelt (Artun Orda), welches auf Pfeilern mit goldenen Platten bedeckt
ruhte ; die Großen wendeten ihre Geſichter gegen Súd , knieten und beteten in ziemlider Entfernung von einander , kehrten in gleicher Richtung nach dem
vorigen Zelte zurúd, reßten den Kaiſer Rajut auf den Thron , und knieten , wie das Volk , vor ihm nieder. Sie ſprachen zu ihm : Wir wollen , wir bits ten dich , wir befehlen dir , daß du alle Gewalt úber uns habeſt. Er erwiederte : Wenn ihr wollet , daß id) euer Chan ſei, ſo mußt ihr entſchloſſen ſeyn , mir in Allem zu gehorchen , auf jeden Nuf zu erſcheinen , zu gehen , wobin ich euch ſende , und binzuridten ,
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weldie ich verurtheilen werde. Nachdem ſie verſpro chen ' hatten , Alles zu leiſten , fügte er bei : Mein Wort wird künftig die Stelle des Sdwertes vertre
ten . Hernach breiteten ſie einen Filz über den Boden, reßten ihn darauf, und ſagten zu ihm : Blicke in die Hóbe , und erkenne Gott , werfe die Augen nieder und betrachte den Filz , auf welchem du ſteheſt : re gierſt du weiſe , frei und wohlthätig , behandelft du die Großen mit Würde , ſo wird dir die ganze Erde
unterthänig reyn ; im Gegentheil wirſt du verachtet werden . Alsdann ließen fie reine Gemahlin neben ihn reßen , und riefen beide als Kaiſer und Kaiſerin mit lauter Stimme aus . Hierauf wurden mehr als 500 Wagen voll Gold , Silber , Edelſteinen und ans
dern Softbarbeiten , melde ſein Vorganger beſeffen hatte , berbei geführt. Davon behielt der Chan einen Theil ; das Uebrige vertheilte er an die Prinzen und Großen des Reiches. Er war beiläufig 40-45 Jabre alt , von mittelmäßiger Statur und fo ernſthafter Miene , daß man ihn ſelten lad ) en fah ; er ſprach mit Fremden nie anders als durd) Dolmetſcher , und
man durfte ſich ihm nur knieend nähern . Da an ſeis nem Hofe alles nach reinem Willen geidah , To fals
man weder Udvokaten noch Fürſprecher.
In ſeinen
Briefen nannte er ſich die Madt Gottes und
Kaiſer der ganzen Menſchheit. Auf ſeinem Siegel ſtand : Gott im Himmel und Chan auf
der Erde , die Nadt Gottes ; das Siegel
79 des Kaiſers aller Menſchen. Man verſicherte unſeren Carpini , bei dieſer Feierlichkeit ſeien we: nigſtens 4000 theils ſouveraine Fürſten , theils Gea fandte und Abgeordnete geweſen , welche entweder
ihren Tribut und Geſchenke, oder ihre Huldigungen darbrachten, Unter dieſen waren beſonders der Her 309 Jaroslaß aus Rußland , zwei Söhne des Her: Jogo von Georgien , ein Geſandter des Kalifen von Bagdad , mehre Sultane und Emire der Garazenen,
eine Menge Große aus, Katai und Solangi. Er ſeşte mehre Fürſten ab , und vertheilte die Kronen an Andere; er drohte den Geſandten des Kalifen,
und ſchickte die Mohalediten zurúc, ohne ſie anzus bóren . *)
Einige Zeit ſpäter wurden die Mönche , wie die anderen fremden Geſandten , zur feierlichen Aufwartung in ein prachtiges Zelt von Purpur ges führt , wo ein elfenbeinener ,, mit Juwelen gezierter Thron ſtand, und die Großen auf Bánfen zur Rech
ten , die Frauen zur Linken faßen , Nach dieſer Zes
remonie wurden ſie an den Hof de derr Mutter zurüc geſchidt, wo ſie bei fcmalſter Roſt 4 Woden ver: Der Kaiſer befahi ihnen , ihre Geſude weilten. ſdriftlich einzureiden , weldje ſogleich folgten ; die Frage , ob der Pabſt in ſeiner Umgebung Männer *) de Mailla hist. gen. de la Chine. 942 - 244 ,
Tome IX.
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habe, welche der ruſſiſchen , arabiſchen oder tatari: ſchen Sprache machtig ſeien , verneinten ſie. Dega wegen wurde ihnen das Antwortſchreiben des Kaiſers durch Dolmetſcher vorgeleſen und zugleid, erklärt, was
Tarpini ſogleich lateiniſch niederſchrieb . Am 13. des Wintermonates traten ſie in Beglei tung von Tataren ihre Rúdreiſe an , welche den gan :
zen Winter durch Wüſten ohne Bäume dauerte ; ſie ruhten Nachts auf dem Sdynee , von welchem fie durd widrige Winde oft bededt wurden.
Am Him :
melfahrtstage erreichten ſie den Hof des Fürſten Baas tu , und am 8. Juni die Stadt Kiow . Die Herzoge
Waſifik und Daniel unterſtüßten Fie mit Alem , und ertheilten die Verſicherung , daß ſie bereits die
Würde des rómiſchen Stuhles anerkannt hatten . So
kehrten ſie glüdlich nach vielen beiſpielloſen Beſdwer: den der Reiſe zurück ; aber der Zweď derſelben war
niót erreicht. Denn bald hernach befahl der Kaiſer eine außerordentliche Truppen -Aushebung zum Ein :
falle in Ungarn und Polen , welcher im Márz 1241 aud unternommen worden ware , hätte nicht der zu frúbe Tod des Chanės das große Vorhaben vera eitelt.
Nach Sarpini' s Berichte war das Land der
Mongolen gegen Morgen vom Lande Kathay und Sos langi, gegen Súdweſt vom Lande der Huires , gegen
Abend von jenem der Naymanen , gegen Mitternacht som Meere begrenzt. Es bat viele Berge und Ebe:
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nen , aber wenige Flüße, iſt überall randig und durre, mit Ausnahme einiger Weide. Die Kälte und Winde ſind ſehr heftig ; es regnet im Sommer ſelten , im Winter nie .
Die Geſichter der Tataren find breit,
die Naſen kurz und fladı, die Augen klein , und die Augenlieder ſtehen aufrecht Die Kopfplatte iſt ab: geſdoren , die úbrigen Haare werden in zwey Loden hinter den beiden Ohren geflochten ; die Füße ſind
kurz. Die Männer kleideten ſichwie die Weiber. Ihre Häuſer waren rund , in der Dede mit einer Deff nung verſehen , welche für die Beleuchtung und Ab leitung des Rauches zugleich diente ; einige waren groß , einige ſo klein , daß man ſie aus einander legen konnte. Viele rühten auf Karren , von einem
oder mehren Ochſen beſpannt. Die Tataren verehrten ihre Gebieter hoc , und ſagten ihnen nie eine Unwahrheit. Selten fielen ſie
über einander her , audy in der Betrunkenheit nicht, noch ſeltener beſtahlen ſie ſich .
Sie trobten vielen
Beſchwerden des Lebens , waren luſtig und ſangen , wenn ſie auch den ganzen Tag gehungert hatten . Ihre Weiber waren keuſch , obſchon ſie gerne unzúch
tig redeten . Sie waren ſeyr freundlich und höflich gegen einander , gegen fremde aber grob und voll Betrug. Der bei Kajuk 8 Krónung anweſende : Großherzog von Rußland , die Söhne des Königs
den gering behandelt ; felbſt die Tatariſchen Diener
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wurden ihnen ſo vorgezogen , daß fie Hinter dieſen öfters ligen mußten. Erwieſener Diebſtahl, Ehe bruc , und manchmal auch Hurerei zog die Todesa Strafe nach ſich. Bei Heirathen waren keine andere Grade der Verwandtſchaft verboten , als Mutter,
Tochter , und Schweſter von der mütterlichen Seite. Sie verehelichten ſich mit Schweſtern von váterlicher Seite , und der jungere Bruder , oder ein Verwand ter war verbunden , die Wittwe des álteren zu heis rathen.
Als der Herzog Andrea & durch den Chan
Baatu , wegen des Verkaufes Tatariſcher Pferde auſſer Landes , zum Tode verurtheilt war , fo zwang'
er deſſen Wittwe und jüngeren Bruder auf die Bitte, daß ihnen das Herzogthum nid)t genommen werde, fich zu verheirathen. Man machte keinen Unterſchied
zwiſchen den Söhnen ihrer Weiber und Beiſchláferin : Die Vietweiberei war zwar herrſchend; doch lebte jedes Weib mit ihrer Familie geſondert. Sie glaubten an einen unſichtbaren Gott , und
nen .
an die Verlegung in eine andere Welt nach ihrem Sie fingen alle Unternehmungen im Neus oder Vollmonde an , welchen ſie den großen Kaiſer nannten und knieend verehrten. Wie die Fremden, ſo mußten auch ihre Hausthiere und Geráthe durch das Feuer gereinigt werden. Sie zündeten zwei Feuer an , und fteďten dicht dabei zwei Spieſe in
Tode.
die Höhe. Un diéſe tanden ſie ein Seil , und zogen eBron einem Ende qum anderen, unter welchem der
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au reinigende Gegenſtand durchgeführt werden mußte. Sie hielten für ſtráflich , das Feuer mit einem Meſſer zu berühren , oder Fleiſch aus dem Topfe damit zu nehmen , oder mittels eines Beiles neben dem Feuer Holz zu fpalten , denn ſie glaubten dadurch würde
die Kraft des Feuers geſchwächt. Eben ſo wenig durfte man ſich auf eine Peitſche lehnen , oder xen Bogen damit berühren ; noch junge Vögel tódten , noch Getränke auf den Boden gießen , nod ein Pferd
mittels des Zaumes ſchlagen . Wer in ſeinem Hauſe das Waſſer abſchlug, wurde getódtet, oder mußte eine Strafe erlegen ; und nebſt dem wurde alles wie: der durch das Feuer gereinigt. Wer einen Biſſen Speiſe nicht verſchluden konnte, und ihn ausſpie, wurde durch ein beſonderes Loch des Hauſes gezogen , und dabei gepeitſcht. Wer unerlaubt die Schwelle der Fürften - Wohnungen betrat, wurde mit dem Tode
geſtraft. Die Truppen waren in 10 , 100 , 1000 , 10,000
mit ihren Befehlshabern eingetheilt, deren einer dem anderen untergeordnet war ; úber alle ſtanden 2 – 3 : Herzoge, deren einer Vorſtand war. Wer einzeln floh , wurde hingerichtet. Wenn einer von 10 fich entfernte , wurde er erſchlagen ; wurde er von den Feinden gefangen , und von den úbrigen g nicht wies der ergriffen ; ſo wurden dieſe erſchlagen . Schritt
einer oder mehre weiter vorwärts , fo litten die zu : rúc gebliebenen die námliche Strafe. Ihre Waffen
84 waren 1–2 Bogen , 3 Kocher mit Pfeilen , eine Art,
Striđe , und Werkzeuge zum Ziehen . Die Vorneh: meren hatten Sábel ; einige waren mit Helmen und Wámſern aus Rindbleder oder Eiſenblech bewaffnet;.
der obere Theil der Helme war von Eiſen , der übrige von Leder. Ihre Pferde waren faſt gleichartig vom Kopfe bis zum Schweife gerüſtet. Einige hatten an der Lanze vorn einen Haden , um den Feind vom Pferde zu reiſſen ; die Spigen der Pfeile waren ſehr ſcharf mit zwei Eden. Ihrer von Weiden geflocha tenen Schilder bedienten ſie ſich nie im Felde. Zum Uebergang, eines Flußes benußten ſie ein leichtes
Stúc Leder und ihren umgekehrten Sattel mit zwei Rudern , oder ſie ließen ſidy am Schweife des Pfer: des durchieben .
II . Reine der Dominikaner Aſcelin , Simon bon St. Quentin , Alerander und Albrecht 1247 .
So ungünſtig der Erfolg der Reiſe des Franziskas ners Carpini war , ſo wagte doch der Pabſt in: nocen ; IV. im nächſten Jahre wieder vier Geſandte aus dem Prediger - Orden abgehen zu laſſen ; der Spre
cher derſelben war uſcelin. Als ſie bei dem Heere. der Tataren in Perſien ankamen , welches von dem Fürſten Bayoth Noyan angeführt war , fo ließ er ſie durch ſeinen vornehmſten Rath Eghip nebſt Dola metſchern über ihre Beſtimmung dernehmen . Arces lin ſagte , ſie ſeien Abgeordnete des Pabſtes , wel
der der Vornehmſte unter den Chriſten rei, und als
ihr Vater verehret werde. Dieſe hochmüthigen Worte verdrößen die Dolmetſcher , worauf ſie fragten ; ob hle denn nicht wußten , daß der Than der Sohn Got:
86 . teß , und Bayoth Noyan nebſt Baatu ſeine Prin: gen ſeien ? Afcelin erwiederte : dem Pabſte feien deren Namen noch unbekannt , ſonſt würde er ſie in
den Briefen , welche ſie überreichten , nicht ausgelara ſen haben. Da ihm aber die Ermordung ſo vieler Menſchen , beſonders der Chriſten durch die Tataren ſebr angelegen rei, ſo hatte er ſie vier Abgeordnete, nach dem Gutachten ſeiner Kardinále, zu dem erſten Tatariſchen Heere geſchickt, welches fie antreffen könn ten , um deſſen Führer von den Verwüſtungen abzu : mahnen , und zur Reue zu bewegen. linterdeſſen gingen die Boten unter verändertem Anzuge öfters hin und her , und fragten nach den Geſchenken für den Chan. Die Mönche antworteten : der Pabſt made nicht einmal einem Chriſten , viel weniger den Unglaubigen Geſchenke; ſondern er ſelbſt
werde von allen reichlich beſchenkt; auch ſeien die chriſtlichen Fürſten nicht gewohnt , einander Geſchenke zu machen . Sie weigerten ſich anfangs auch , dem
Bayoth, Noy a n knieend ibre Aufwartung zu ma chen , ſondern ſie wollten ihm nur ſolche Ehrfurcht
bezeigen ", wie ſie bei Fürſten Europen't getráudylidy ſei.
Darüber wurden die Tataren fehr entruſtet,
und naunten die Mönche und ihren Pabſt Hunde ; " leßtere konnten wegen des darüber entſtandenen Tu:
multes nicht zur Antwort kommen. Der Fürſt wollte ſie alle vier hinrichten laſſen ; feine Ráthe aber hiel: ten für beſſer, nur zwei hinzurichten , und die beis
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den übrigen zurück zu ſchicken. Andere riethen, er móge den Sprecher blos lebendig ſchinden laſſen , deſs ſen Haut mit Heu ausſtopfen , und dem Pabſte ſeua den. Andere riethen , man ſollte ſie alle entweder . durch das Heer zu tod peitſchen laſſen ; oder in der erſten Schlacht mit den Chriſten an die Spiße ſtellen, damit ſie von dieſen ſelbſt erſchlagen würden. Wáh rend ſer Verſdiedenheit der Meinungen trat das áltefte von des Fürſten 6 Weitern vor , welche die
Sorge für die Geſandten hatte ; ſie veranlaßte die Erwägung wie dándlich die Hinrichtung der Geſand: ten ſei, und wie unbedachtſam dadurch anderen Na: tionen das Recht bewilligt werde , auch ſeine Geſand:
ten hinzurichten. Undere Fúrſpredjer erinnerten ihn an den früheren Zorn des Chang über die Hinrich :
tung eines Geſandten , deſſen Herz ausgeriſſen , und an dem Schweife eines Pferdes durch das Heer ge ſchleppt wurde.
Sie wurden ihm diesmal nicht bei :
ſtimmen , nod gehorchen , ſondern im Falle reines Bartnådigen Befehles , die Mönche binzurichten , eher zum Chane fliehen , um ihre Unſchuld zu beweiſen, und ihn der Grauſamkeit und Treuloſigkeit zu be ſchuldigen. Dieſe kräftigen Vorſtellungen wirkten au boy an , daß er ſeinen Befehl zurúd Bayot nahm.
Hierauf wurden die Mönche gefragt , auf welche Art ſie ihre Ehrfurcht gegen große Fürſten ausdrúd: ten ? Aicelin machte ihnen dieſelbe durd, das Ab
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sieben ſeiner Rappe , und durch Neigung des Kopfes begreiflid . Darauf erwiederte ein Tatar : „, da ibr Chriſten Holz und Steine anbetet , warum weigert ihr euch unſerem Fúrſten , welcher Stellvertreter des Chans iſt , die nämliche Ehre zu erreiſen ? " urces
lin läugnete , daß fie Holz und Steine anbeten . Nach einiger Zeit ließ der Fürft ihnen wiſſen, er rolle ſie mit ihren Briefen zum Chan befördern ; allein lie lebnten dieſe Unterſtüßung ab , weil ſie zur weiteren Reiſe nicht beauftragt feien .
Darauf ließ
er ihre Briefe in das Perſiſche und Tatariſche úber: Teßen . Man hielt die Mönche im Juni und Juli unter dem Vorwande auf , daß das Heer noch nicht beiſammen rei, zu welchem fie geſendet ſeien. Vers, geben : drangen ſie täglich auf die Erlaubniß zur Rúdrehr ; oft warteten ſie vom frühen Morgen bis jum ſpåten Abende in der ſtårkſten Hiße der Sonne an der Thüre des Hofe$. Endlich bei herannahens dem Winter machten ſie einem Rathe Geſchenke, wors auf die Erlaubniß erfolgte. Arcelin war 3 Jahre und 7 Monate ausges
blieben , ehe er úber Syrien , welches 30 Tagreiſen vom Standorte des Tatariſden Heeres entfernt ges weſen iſt, zum Pabſte zurúc gekommen war. überbrachte das Schreiben Bayoth Noyan's an den Pabſt, und des Chand an jenen , der auf die Worte des h. Vaters : ihr tódtet viele Menſchen , und rots tet ſie aus , ermiederte : Nach dem Willen Gottes
-
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follten die Tataren die ganze Welt ſich unterwerfen, daber mußten alle Widerſpenſtige vernichtet werden ; er ermahnte den Pabſt , perſónlich zu kommen , und
ſich zu unterwerfen , zuvor aber durd neue Geſandte , Teine Bereitwilligkeit dazu erklären laſſen .
Das Schreiben . des Chand an Bayoth Nayon begann : „ Huf Befehl des lebendigen Gottes , der füße und ehrwürdige Sohn Gottes. Da Gott hoch
úber Alles und unſterblich , und der Chan der einzige Herr auf der Erde iſt, ſo iſt unſer Wille, daß dieſe Worte in allen Ländern mögen bekannt gemadt, und
vor Jedermann's Ohren gebracht werden.“ Doch find manche der Meinung , dieſes Schreiben ſei era dichtet geweſen .
ii
.
III. Reife ,
des franzöſiſchen Kapuziners Guilelm von Rubrud 1253 - 55.
W ährend der Herrſchaft der tatariſchen Kaiſer gab es einige Europäer, welche theils aus Religions Eifer , theils aus Handlungs - Geiſt , theils aus Neut
gierde fidz der Mühe unterzogen , zu Fuß über Ar menien und Perſien durch die Tatarei und China zu wandern .
Je mehr fie ridí gegen Norden wendeten ,
deſto mehr Beſchwerden hatten ſie in den menſchen leeren Wüſten , deſto mehr Hinderniſie fanden ſie in den Einee - Bergen und Ueberſchwemmungen , und .
der vollen Unbekanntſchaft mit ro rower zu erlernen: den Sprachen , was nur durch vieljáhrigen Umgang möglich war. -
Giner der Europäer, welcher ſich úber alle dieſe großen Bedenklichkeiten aus bloßem Eifer für die Ver :
breitung des Chriſtenthumes erhob, war der skapu
91 siner Guilelm von Rubrudt *). Sit gleichwobf rein Bericht ein Gewebe von Lächerlichkeiten und Er: dichtungen , ſo verdient doch ein Theil deſſelben hier
Erwähnung. Als nämlich der heil. Ludwig , König von Frankreich, 1253 zu Nikaſia auf der Inſel Sys øern den günſtigen Augenblick zur Fahrt nach Syrien, erwartete , ließen ihm mehre Chriſten aus Armenien,
Neſtorianiſdie Prieſter und geiſtliche Miſkonnáre, *) Die zu Cambridge No. 72. befindliche Handſchrift betitelt fich : Itinerarium Fr. Guilelmi de Ru brock de ordine Fr. Minorum a . 1253 ad par . tes Orientales.
Jn andern Bibliotheken heißt ſie : Fr. Willelmi de Rubruc a s. Ludovico ad Tartaros missi, ad eundem Ludovicum de Tartaris relatio , ubi a . 1253. floruisse dici
tur .
Zu Leyden befand ſich eine Hand
ſchrift No. 10. faſt eben ſo betitelt..
Dieje
Reife wurde von Joh Pireus in das Engli ſche úberſeßt, und oft gedruct . Eine hollán : diſde Ueberſeßung erſchien zu Leyden bei Pet. Vauder. 1706. 8. Die Franzöſiſche beißt : Rélation du voyage fait l'an 1253 en Tartarie
par Fr. G. de Rubruquis,et un autre voyage
par Fr, Jean de Plancarpin , Erère Ascelin, Frères Mineurs l'an 1246 , envoyés par Inno cent IV. et Saint Louis , roi de France ,
en
Tartaric. Paris G. Josse. 1634. 8. In jeder dies fer Sprachen finden ſich auch Auszüge, wie in der deutſchen Ueberſebung der franzöſiſchen Samm
lung von Prevoſt. Leipzig bei Artſtee. 1750. 4. Band VII. S.370--422 .. 1
92 welche an den Hof des Tatariſchen Chanes Mengko gekommen waren , die Vorliebe deſſelben für das Chris ſtenthum melten , welcher durch eine Geſandtſchaft cines ſoldien Fürſten leicht bewogen werden könnte, wirklich Chriſt zu werden . Sie ließen ſogar durch Geſandte eines kleinen tatariſchen Furſten , welcher an der Grenze Perſien's wohnte , die falſche Verfis derung ertheilen , daß ihr Herrſcher ſich dem Chris ftenthume angeſchloſſen habe. Dieſe Geſandten und
die Briefe der Geiſtlichen wirkten auf den heil. Lud: wig ſo ſehr, daß er ſich täuſchen ließ , und ſchnell 3 geiſtliche Jakobiner , 2 Sekretáre , 3 Kammerherren und den Kapuziner Guilelm 6. Rubrut rendete.
Dieſer verband ſich mit einem Dolmetſcher, vers ließ am 1. Mai 1253 Konſtantinopel, fuhr über das Guriniſche Meer , landete bei Soldaja 21. Mai , be: trat 1. Juni die große Tatarei , zog durch die Eres nen von Gazaria und Rapchak , úber die Flüße Ta: nais und Wolga , wo er an den Hófen der Fürſten Sartak und Baatu gut aufgenommen , und zur
weiteren Reiſe befördert wurde. Unter ſehr vielen Beſchwerden , großem Mangel an Lebens- Mittein, und allen Bequemlichkeiten durch die große Tatarei kam er nach 5 Monaten erſt , ungeachtet er durch taiſerliche Boten zu Pferd begleitet war, in die heids niſche Handelsſtadt Kajlak, dann nach Raratarum, Langut, Tibet , langa , Solanga , und endlich an ben Hof des großen Shan Mengko , wo er 27. De
93 zember eintraf.
Um 5. Jänner 1254 machte er reine
feierliche Aufwartung daſelbit , erhielt die Erlaubniß zu einein 4 'monatlichen Aufenthalte , und das Ver: ſprechen der freien Verpflegung bis Karakarum. Wes gen der außerordentlichen Kälte , welche jährlich von
Weihnachten bis Oſtern daſelbſt dauert , bediente er ſich der ihm dargebotenen Betten , Móde , Beinkleis der und Stiefel aus roher Schafwolle , der Pelzmú
Ben und Filz - Schuhe, nachdem ſeine Füße und Dh ren , wie jene reiner Begleiter bereits erfroren wa: ren . Unterdeſſen wurde er daſelbſt mit einer Frau,
Parda , aus Lothringen , bekannt , welche in Un garn gefangen , dann an einen ruſſiſchen Zinuner : manu vereblicht, ſehr vergnügt lebte , und bereits 3 Kinder von ihm geboren hatte. Von ihr erfuhr er , daß zu Karakarum ein zu Paris geborner Golde ſchmied wohne , deſſen Sohn ein guter Dolmetſcher ſei.
Unglúdlicher Weiſe hatte der Prieſter Theodos 1u8 Raymond aus Ucon in Syrien ein Jabr frús ber den Chan Pengto zu betrügen geſucht, wo durch ein Verdacht gegen alle chriſtliche Miſſionnare
bei ihm entſtand. Auch der an ſeinem Hofe befind lidhe Móndy Sergiu 6 aus der Neftorianiſchen Sekte, wußte ſich nicht bei ihm in Anſehen zu erhalten.
Dieſes Misverhältniß hatte nachtheiligen Einfluß auf Rubrud. Dody bekam er Gelegenheit , in der Hof Papelle den Dienſt der Mönche bei dem Chan and
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deſſen Gemahlin zu beobachten , wobei dieſelben Rich gewohnlich betrunten haben ; deſſen ungeachtet wur. den ſie von ihrem Herrſcher in allen wichtigen Unge legenheiten um Rath gefragt. Bei einer Krankheit der Königin wendeten die Mónche nur Zauberei für ihre Geneſung an , worüber Rubrudt felbft lachen mußte. Die Geſchenke , welche die Königin wábread
der Faſtenzeit im Bethauſe , wohin ſie ſich mit allen übrigen frauenzimmern des Hofes täglich begab , den Chriſten machte , tochte eine ſo große Volksmenge
herbei, daß die Thürhüter deren Zutritt zu beſchrán : ten genóthigt wurden. In der Mitfaſten begab fich der Chan mit ſei
nem ganzen Gefolge in die Stadt Karatarum , wo er jährlich im Frühlinge und nach der Errte zwei große Opferfeſte bielt , wohin auch Rubruck gefolgt ift. Derſelbe batte an ſeinem Hofe Prieſter aller
Religionen , Mahometaner , Góßendiener und Nes ſtorianer , deren Zánkereien ibm manchmal Vergnúa gen gewährten. Er ſelbſt glaubte an einen Gott, und hielt die Untergotter für Erfindung der Wahra ſager. Da die verſchiedenen Mónde einmal mit Nuts
bru of in Streit geriethen , ſagte er ihm : ,, Die Mona golen glauben , es gebe nur einen Gott , welchen fie aufrichtig verchren. Wie dieſer mehre Finger an die
Hand fouf, ſo hat er auch verſchiedene Meinungen den Kopfen der Menſden eingegeben .
Gott hat den
Chriſten die Bibel gegeben , allein ſie befolgen fie
95 nicht. Es ſteht nicht darin , daß ſie mit einander zanken , und ſīdz berabſeßen , noch daß ſie um Geld von der Bahn des Rechtes weichen ſollen." Der Rau puziner gab ihm in allen Stüden feinen Beifall, und wollte dann ſich ſelbſt rechtfertigen. Allein der Chan
unterbrach und verſicherte ihn , daß ſeine Rede gar
keine perſónliche Beziebung habe ; er wiederholte : Gott hat euch die Bibel gegeben , und ibr befolgt ſie nicht; uns bat er die Wahrſager gegeben , wir befolgen ihre Vorſchriften , und leben im Frieden .“
Nachdem er viermal getrunken hatte, ſagte er ihm ferner , er móge , nachdem er ſich lange genug an ſeinem Hofe aufgehalten habe , zu dem Fürſten Bantu
unter ſicherem Geleite und freier Nahrung zurúc tehren , wozu' er ihm Briefe und Dolmetſder wolle geben laſſen .
Rubrud brach mit dieſem , feinem Führer und Bedienten auf, und hatte 2 Monate und 10 Tage nöthig , bis er durch die menſchenloſen Wüſten an den Hof Baatu's gelangte.
Er wanderte dann
über Aſtrachan , Derbent , Schamachie , Arzerum ges gen den Fluß Cupbrat nadı Aleppo , und kam am Oſtertage 1255_ nach Kappadozien . Von hier an vers jógerte er ſich in jeder Stadt mehre Tage oder Wo djen , weswegen er nach Tripolis in Syrien erſt am 13. Auguſt kam . Er hatte Luſt nach Frankreich roa gleich zurúd zu kehren ; allein ſein deſpotiſcher Pros vinzial verwies ibn nach Atre , wo er fich von dem
96 Könige Ludwig erſt ein Vermittlungs - Schreiben an ſeinen Provinzial ausbat , um zurúd zu kommen. In ſeinem Berichte an den König Ludwig be: fchrieb er die Kleidung der gemeinen Tataren aus
Thierhäuten. Die Mädchen hatten nur eine Lode über die Stirne , und zwei hinter den Ohren bán: gen , die úbrigen , Haare waren abgeſchnitten ; auch die Weiber ſchoren ſich vom Wirbel bis an die Stirne gleich nach der Hochzeit ab .
Sie trugen einen Haupt
ſchmuck aus Baumrinde oder anderem leichten Stoffe, über welche ein mit Seide umzogener Thurm von 2 Fuß ſich erhob , über welchen noch gleich bohe En
ten - oder Pfauen - Federn flatterten ; das Ganze war
unter dem Kiene feſt gebunden . Ihre Kleidung war ſo weit , wie jene unſerer Nonnen , vorne offen und redyt gegúrtet ; bei dem Reiten mit ausgebreiteten Schenkeln banden ſie dieſelbe durch blauſeidene Bana der theils uni die Lenden , theils um die Bruſt.. Ihre Häuſer ruhten auf vierräderigen Wagen, hatten 30 Fuß im Durchmeſſer , und beſtanden aus Balken * von Weiden durchflochten . Die Aren der Wagen glichen dem Muſtbaume eines Schiffes ; er
wurde gewöhnlich von 20-22 Ochſen gezogen.
Der
Hausrath lag in großen Körben , welche mit ſchwar
zem durch unſchlitt überſchmiertem Filze bedeďt was ren , um den Regen abzuhalten. Dieſe von Weiten geflochtenen Kiſten ruhten auf beſonderen Wagen, welche durch Staineele gezogen wurden , deren man
97 ſidy zur Ueberſeßung der Flüße bediente. Der Fürſt Baatu hatte 16 Weiber ; und jedes ein großes und . mehre kleine Häuſer mit 200 Wagen zur Verwahrung des Hausrathes. In jedem Hauſe hingen - 3 Bilder aus Fila , wovon das oberſte den Schußgeiſt vor ſtellte. Die Tataren aßen das Fleiſch der Thiere ohne Unterſchied , ob ſie getódtet wurden , oder durch Krankheit ſtarben ; ein Theil deſſelben wurde getrod net. Sie fertigteu mehre Würſte mit den Gebärmen
der Pferde, als der Schweine. Ihr gewöhnlichſtes. Getránk war gegohrne Pferdsmilch in ledernen Såden , und eine Vermiſchung gekochten Reiſes und Hirſen
mit Honig.
Die Kuhmilch wurde theild eingekocht,
und in Widderhäuten für den Winter aufbewahrt, theils in Butter umgeſchaffen . Ihre Luſtbarkeiten wurden durch Muſik, Tanz und Getränk unterhalten. Da die Weiber gekauft wurden , ſo veralterten alle Jungfrauen , welche von den Ueltern nicht bald ver kauft wurden . Ein Mann konnte zwei Sdweſtern zugleich , und alle Weiber ſeines Vaters heirathen,
bis auf ſeine Mutter ; auch war die Verebelichung mit Schweſtern im erſten und zweiten Grade der Bluts - Verwandtſchaft mütterlicher Seite verboten . Der Heiraths - Vertrag wurde nur mit dem Vater abgeſchlofien , die Tochter mußte ſich in deſſen Willen fúgen. Die Männer beſchäftigten ſich mit Verferti: gung der Bogen und Pfeile , Steigbügel , Záume,
Sáttel , Hauſer und Wagen , mit der Futterung und 7
98 Mellung der Pferde, und mit der Fertigung feder : ner Gåde zur Aufbewahrung der Mild ). Die Weis ber feßten die Häufer auf die Wagen , oder nahmen fie von dieſen ab ; führten dieſe Wagen , meilten die
Kühe, bereiteten Butter ; Kleider , hölzerne Schuhe, und den Filz zur Bedeckung der Hauſer. Die. Klei: der wurden nie , ' die Hände und der Mund wenig gewaſchen . Das Jagen und Fangen wilder und zah:
mer Thiere war einer ihrer vorzúglichſten Beluſti gungen .
Kranke durften von Niemanden als der Diener:
fchaft beſucht werden ; bei vornehmen Perſonen wurde Wade ausgeſtellt, um jeden Zutritt zu beſeitigen, durch welchen böſe Geifter oder Winde fich einſchleichen tónnten .
Bei Todes : Fallen war ein großes Trauer;
Beſchrei; die damit getroffenen Familien wurden auf ein Jahr von den Abgaben befreiet , ftatt daß in Deutſchland dafür noc neue verhoben werden. gegen durfte kein Familienglied bei dem Tode eines Mannes während dieſes Jahres , und bei jenem eines Kindes auf 4 Wochen , fid dem Hofe des Chang na hern. Bei dem Grabe des vornehmen Handvaters, mit weldjem auch deſſen Sdaß beerdigt wurde , blieb
eines feiner Hauſer ſtehen , damit jemand darin Auf das erhabene Grabmal wurde das tonene Bildniß des Verſtorbenen , mit dem Ges fichte gegen Morgen , und mit einer Trinkſchale vor wachen konnte.
dem Bauche geſtellt. Auf die Gráber reider Leute
99 wurden noch ſteinerne Spit - Säulen gewöhnlich ge: feßt ; doch gab es auch rund oder vieredigt , zum Theile erhaben gepflaſterte Plaße. Bei Schlägereien
durfte kein Dritter , fich einmiſchen ; der Beleidigte brachte blos reinen Beleidiger an den Gerichtshof reis nes Herrn . Verbrecher blieben ungeſtraft , wenn ſie nicht auf der That ergriffen wurden , oder dieſe be tannten . Mord, Straßenraub, großer Diebſtahl und
Beiſchlaf mit anderen Weibo - Perſoner als ihren Wei tern oder Leibeigenen , jog die Todes - Strafe nach fich , wie die Zauberei der Layen , und das Vorge:
ben , man ſei von einem fremden Fürſten geſendet. Kleinere Diebſtahle wurden mit Prúgeln auf den Fuß: Soblen geſtraft. Unter den Prieſtern der Mongo: len war ein Oberprieſter oder Patriardy; er wohnte nicht weit vom Palaſte des Chans , und die übrigen
binter jenem . Sie wurden in allen Angelegenheiten um Rath gefragt , und entſchieden nach den Geſtira Bei einer Sonne - oder Mondo - Finſterniß Plopften ſie auf Trommeln und Beden ; nach derſel: ben verzehrten ſie mit Luſt die Speiſen und Getränke,
nen .
welche ihnen unterdeſſen gebracht worden waren. Ihr vorzüglichſtes Geſchäft war , Glúd oder Unglüc , beſonders bei Geburten und Krankheiten vorher zu ragen . Am 9. Mai wurden alle weißen Stuten zue
ſammen geführt, und unter höchſt ſonderbaren Zes remonien geweibet.
IV . Zwei Reiſen der Venezianer. Paoli 1260 — 95 an den Hof des . Latariſchen Chans Hupilai.
Erſte Abtheilung. Die beiden Brüder. Niporaus und Matthias, aus der edlen Familie der Paoli *) zu Venedig, fuhren mit einigen Begleitern 1260 mit einem Sdiffe * ) Reine Reiſe-Beſtyreibung wurde in mehre Spra den überſeßt , und öfters aufgelegt, als dieſe. Wir erwähnen nur zu der :
Marco Pao:
10 ' $ Reiſe in den Orient, während der Sabre
1272-95. Nach den vorzüglichſten Original-Auss gaten verteutídyt , und mit einem Kommentar begleitet von Felir Peregin . Ronneburg und Leipzig bei u . dumann 1802. 8. S.VI. und 248,
wovon aber die dazu verſprochene Erläuterung, welche als zweiter Theil folgen ſollte, nicht er ſdien : 1 ) Die erſte Ausgabe in italiſcher Spra che erſøien zu Venedig 1495. 4.; verbeſſert 1496 .
101
yol Handels - Waaren durch die Dardanielten nad Konſtantinopel, über den Pontus Gurinus nadı Ar menien in die Stadt Soldadia (Sudak) , wander: ten in die Stadt Guthaca m ( Guthatha ), und durch
}
8 .; 1508. fol.; 1611. 4. und zu Trevigo 1590. 2) Aus jener wurde vom DominifanerFranz Pi pin zu Bononien 1322 , ſpäter noch eine andere
lateiniſche Ueberſeßung in Deutſchland vorgenom inen , welche bald rein , bald durch Zuſäße vers unſtaltet, zu Baſel 1537. fol . von Reineccius zu Helmſtadt 1585 und an mehren Orten aufgelegt
worden iſt ; wir beigen jene Ausgabe von Köln in Brandenburg 1671. 4. 3) Verdeutſcht erſchien
fie ſchon von Fr. Creußner zu Nürnberg 1477 ; von M. Sorg zu Augsburg 1481 ; V. M. Herr zu Strasburg 1534. fol., . H. Megirer zu Leip zig .1811. 8.; pon Greifenhagen 1671. zu Berlin, dann zu Leipzig 1750. 4. Band VII . 4 ) Eine
franzöſiſche Ueberſegung ſoll ſchon M. Paolo ſelbſt 1307 dem Grafen Theobald von Piaſenza überreicht haben , wie die Berner Handſchriften :
Bibliothek von 1770. 8. Th. II. S.419-456 inel: det, welche verbeſſert in die Sammlungen von Bergeron zu Haag , von Prevoſt und la
Harp zu Paris úberging.
5 ) Eine ſpaniſche
Ausgabe erfolgte zu Liſabon 1502 , zu Sevila 1520 und -zu Lograno 1529. fol. 6 ) Eine bolláns diſche von Glazemater zu Amſterdam 1664.
7) Auch engliſche Ueberſeßungen finden ſich in mehren Sammlungen ſeit der Erſcheinung jener von Purda8 1623. XXI, p. 571.
Fleury hişt. eccl. ' Vol.
102
Umwege über den Tigris in die perſiſche Stadt B DE dara. Daſelbſt hatten ſie bereits 3 Jahre verweiſt,
alb ein Geſandter des Tatariſchen Kaiſers u 11 au auf ſeinem Wege zum großen Chan durch Niſte , die Venezianer kennen lernte, ſich über ihre Fertigkeit in der Tatariſchen Sprache wunderte , ihre anderen
Kenntniſſe und Weltklugheit anſtaunte, und ihnen vorſchlug, mit ihm zu reiſen . Er war überzeugt, daß es für ſeinen Auftrag an den Chan ſehr zutrag:
lidh reyn würde, wenn er ihm dieſe Freinden vora i ftellen konnte . Dieſe nahmen die Aufforderung an , litten mehre Monate Yehr viele Beſchwerden , theilt durd ten weiten Maríd an ſich , theils durch die ausharrend frenge Kälte , und kamen endlich 1265
an den Hof des Tatariſchen Chans Hupilai, wo ſie gut aufgenommen , und 1270 erſucht wurden , einen der Großen ſeines Reiches , Naniens Gogalat
(Gogatal) zum beil. Vater in Rom zu begleiten , das ließ ihnen ein goldenes Táfelchen mit dem Kaiſerlis
mit dieſer 100 gut unterrichtete Chriften rende. Er den Wappen als Geleitsbrief oder Paß übergeben ,
bei deſſen Anſicht alle Staatsdiener zur unentgeldlic dhen Unterſtüßung der Reiſenden mit allen Bedürf piſſen verbunden waren ; er ließ ſie noch beſonders erfuden , daß fie etwas Del vom ewigen Lichte am
Grabe Jeſu zu Jeruſalem zurüď bringen ſollten. Gogakat wurde zwar bald frank und ſtarb ; allein lie regten ibre Reiſe nach Armenien fort , Ichifften
103
fich zu Jazja ( u mjaffa oder Pygas) ein , tamen im April 1272 in Ankona an , und begaben ſich nach Venedig . Nach zwei Jahren erinnerten ſie ſich an ihre Verſprechen , die ſie dem Chan gemacht hatten , und beſorgten den Vorwurf eines ſo edlen Fürſten , von welchem ſie ſo ſchöne Beweiſe des Vertrauens und der Freundſchaft empfangen batten ; ſie faßten
alſo den Entſchluß , die verſprocherie Reiſe zu ihm ju wiederholen.
Nikolaus Paolo reiſte 1274 nebſt ſeinem 15
jáhrizen Sohne Markus, ſeinem Bruder Mat: thias und ihrer vorigen Dienerſchaft , und mit einem Schreiben des Pabſt Gregor's X. , des vorigen påbſtlichen Archidiakons und Grafen Theobald von
Plaiſance , an den Tatariſchen Chan şupilaj ab , wozu derſelbe noch zwei Mónde, Nikola u $ son Vicenza und Wilhelm von Tripolis ,
welche zu Ankona wohnten , als Begleiter beifügte. Sie landeten wieder in jazza (ul Ajaſſa oder ay:
gas) ; allein die eben in Armenien herrſchenden Un:
ruhen machten die Mónche ſchüchtern , und verleite: ten ſie zur Flucht, um bei einem Großherrn der Tem. pelherren Schuß zu finden. Die ledigen 3 Paoli *) * ) Nach ihrer NúđFehr heirathete der Pater Nis : tolaus Paolo noch einmal, zeugte 3 Sobne, welche ohne Nachkommen ftarben . . Markus
Paolo beirathete ſpáter ebenfalls , und zeugte
104
aber reßten ihre Reiſe zum Chan unermüdet fort, welder , auf die erſte Nachricht aus Glemen-fu ron
ihrer Rúdtehr , auf eine Entfernung von 40 Tagrei: fen mehre ausgezeichnete Perſonen ſeines Hofes nelft 4000 Mann zu ihrer fidheren Begleitung beorderte. Bei ihrer Untunft wurden ſie von ihm um ſo beſſer
aufgenommen , als er fich aus dem Schreiben des Pabſtes , aus dem Dele der Lampe des heil. Grabes, und aus ihrer Erzählung , von der Erfüllung ſeiner
Aufträge überzeugte. Er gab ihnen dann ſo viele Beweiſe ſeiner Gewogenheit , daß ſeine eigenen Hofs leute darüber eiferſüchtig wurden. Der junge Marco Paolo machte ſich bald mit ten 4 Tatariſchen Sprachen bis zum Leſen und Schrei ten bekannt, und fügte ſich in alle Gebrauche des Hofes. Dadurch gewann er die Liebe des Kaiſers in ſo hohem Grade , daß er 1280, ſchon in einem wichrigen Staats- Geſchäfte nach einer entfernten
Provinz geſchickt wurde. Er entfprach dem Auftrag ſo gut und erſtattete zugleich von den Sitten und Gewohnheiten der Menſchen , von den Arten und Eis
genheiten der Thiere der beſuchten Provinzen einen fo befriedigenden Bericht, daß er dadurch eine noch
höhere Gunſt des Kaiſers gewann , und nachher zu den widhtigſten Geſchäften in mehre Provinzen geſens 2 Töchter , Moretta und Fautina . Im J , 1417 ftarb die Familie der Paoli aus.
105
det wurde. Er benußte dieſe Gelegenheit , die vors züglichſten Merkwürdigkeiten der einzelnen Orte nie
der zu ſchreiben , und der Nachwelt aufzubewahren. Nach mehr als 17jábrigem Aufenthalte von Sehn
facht nach dem Vaterlande durchdrungen , erhielten die Paoli erſt auf vieles Bitten die Erlaubniß , in
Geſellſchaft 3 indiſcher Abgeordneter in ihr Vaterland zurúc za Fehren .
Der Kaiſer Hupilni gab ihnen
einige Große ſeines Reiches ; als Geſandte an den pábftlichen und andere Europäiſde Höfe, nebſt 2 gola denen Tafelchen mit ſeinem Wappen , zur Beförde:
rung ihrer Reiſe mit. Sie fuhren mit einer beſtens ausgerüſteten Flotte von 14 bewaffneten Schiffen ,
Teren jedes 4 Maſte und 4 Segel hatte , úber Java und das Indiſche Meer zuerſt an den Hof des Kó nigs Argon , wo ſie vom Vicekönig Acata (Cbias cato ) 2 nndere goldene Táfelden als Geleitsbriefe erhielten , mittels deren fie , unter eben ſo vielen Auszeichnungen in ganz Hindoftan , nach Konſtantis
nopel, und mit vielen Reichthümern 1293 nach Wes nedig zurúc Kebrten .
Erſt hier brachte Marco
Paolo ſeine Bemerkungen über die von ihm geſehes nen Länder in Ordnung , aus welchen wir blos das
mittheilen , was nach unſerer ſtrengſten Unterſuchung die Probe der goldenen Wahrheit bewähren móchte ; eine kurze Charakteriſtik des Tatariſchen Chanes , als
Gönners unſeres Reiſenden, dürfte voraus geliefert werden ,
i
3weite Abtheilung.
Hupilai, geboren im Auguſt 1216 , gab in der früheſten Jugend viele Talente zu erkennen , und be: múhte fich viele Kenntniſſe zu erwerben. . Nody als junger Prinz ſtrebte er nach dem Umgange und der Verbindung mit geiſtreichen und verdienſtvollen Män nern . Im Juli 1251 wurde er von ſeinem Bruder,
dem großen Chan Mengko zum oberſten Feldherrn der Mongolen und der chineſiſchen Truppen , weldie
im Süden von Chamo fich befanden , ernannt, er : hielt eine unumſdränkte Volmadt über die erober :
ten Provinzen , úber China und úber die nahe Ta: - tarei der großen Mauer.
Hupilai rief reinen
egemaligen Hofmeiſter Yao -tchu , einen chineſiſcheu
Großen , zu fich, um ſich deſſen genauer Kenntniß dieſer Lånder zu bedienen , und fich berathen zu laſa
ren , wie die von ſeinem Bruder eroberten Provinzen gut regiert werden könnten . Er fügte ſich in die Leitung ſeines Lehrers ro gut, daß er bald der Lieb :
ling der Chineſer geworden iſt. Er war ein schoner
102
,
Mann von mittlerer Große , ftark und wohl gebila det , und alle Glieder im richtigen Ebenmaße zu ein :
ander. Er hatte eine ſchöne, roth und weiß ges miſchte Geſichtsfarbe, eine gut geſtaltete Naſe, und Toone (dwarze Augen .
Im Juni 1253 úbergab Mengło :ban ſeinem Bruder Hiulieu eine große Armee , mit welcher er nach Bagdad im Weſten gegen den Kalifen ziehen follte. Der General lileang -hotai ſollte bei dieſer Expedition reyn ; Hupilai, welcher fic eben zum
Marſche in das Kónigreich Tali anſdicte, durfte bei ſeiner Armee bleiben . Gleichzeitig wurden mebre Generále zur Eroberung der Königreiche Indien
und Cachemire abgeſchidt. Tali, die Hauptſtadt der Provinz y ún- nan , welche damals mebre un : abhängige Königreiche bildete , wurde von Hupilai eingenommen , und nach dem Ratbe feine Lehrero fogar begnadigt, obgleich lie reine Abgeordnete um gebracht hatte.
Durch ſolche Beweiſe von milder
Geſinnung machte er fich den Chineſen ſo beliebt, daß ſein Bruder Chan Mengko 1256 von neidigen
Höflingen zur Eiferſucht gereißt, ihm die Statthalx terſchaft abnahm , und ſeinem wilden Miniſter ular tar úbergab. Aber Paum war þupilai an den Hof
gekommen , ſo wurde er dem Chan wieder ro beliebt, daß er 1257 leon in reim Amt eingelegt werden mußte .
108
.
Im September 1259 erhielt er die Nachricht vom
Tode des Chans , und den Wunſch der Mongolen ,
daß er den Thron bereßen móge. Da er auf deſſert Befehl gegen das mittägliche China' den Krieg eroff net hatte, ſo rechnete er die Eroberung deſſelben zur
erſten Pflicht. Er zog ſchnet mit ſeiner ganzen ursi mee der Mongolen úber den Strom Kiang , und er:
oberte die Stadt Utchang, die Hauptſtadt der Pros vinz Hukuang.
Im März 1260 beſtieg er den Thron der Mons. golen ;. er ertheilte ſogleich eine allgemeine Verges bung Allen , ,welche ſich nicht ſchnell an ihn anſchlieſ ſen wollten , und führte im Militar eine regelmaßis gere. Verfaſſung ein .
Er zog Gelehrte und Weiſe
an ſeinen Hof, um ſich ſelbſt durch ihren Umgang
zu unterrichten , und regte die vielen 1000 Gelehrs ten , welche die Mongolen , während des Krieges
mit den Chineſen , gefangen und als Sklaven vera Pauft batten , in Freiheit.
Dem jungen Konig
on
Korea , deflen Vater aus Furcht vor Mengko feia Land verlaſſen hatte , gab er daſſelbe zurúd . Gleich
nach ſeiner Thron -Beſteigung hatte er dem Chan lis trong in China Frieden8 - Anträge gemadt: da dieſe
nicht angenommen wurden ; ſo erklärte er 1261 vom Neuen den Krieg, welchen er giúdlich beendigte. Im
Márz 1263 errichtete er einen großen Zeremoniens Saal zum Andenken ſeiner Voráitern mit eben po
vielen Neben: Zimmern , als Prinzen eriſtirten. . 1266
109 feßte er ſich mit dem Rónige von Japon in freund ſchaftliche Verbindung. 1269 befahl er ſeinem Minis fter Lama Parópa , den Mongolen eine dem Geiſt įhrer Sprache angemeſſene Buchſtaben - Schrift zu ge ben , bei deren Mangel ſie ſich bis dahin nur der chineſiſchen Buchſtaben bedient hatten. 1273. gab er ſeiner Dynaſtie den Beinamen Tais
Yuen. 1274 veranlaßte ihn der Tod des chineſiſchen Chans, den Krieg gegen China mit Kraft zu erneuern ;
ſo glüdlich dies geſchah , ſo wünſchte er dod 1275 den Frieden ; aber vergebens. Vielmehr wurde er durch die Treuloſigkeit der Chineſen gendthigt, den Krieg noch naddrúdlicher mit 200,000 Mann fortzu
reken ; erſt 1276 hatte er das Vergnügen , den Chan Kongtſong, deſſen Gemahlin und ihren 7jáhrigen Sohn , mit ihren Miniſtern , Großen , Mandarinen und dem ganzen Stabe vor ihm huldigen zu ſehen. Nicht zufrieden China erobert zu haben , machte er 1280 aud Sõritte gegen Japon ; aber ohne guten Erfolg. Denn kaum hatten die Japoneſer ſich von dem großen Schiffbruche ihrer 100,000 Feinde úber: zeugt , ſo machten fie 10-12,000 Mann der mittága lidhen Provinzen zu Splaven , und bieben die übris
gen nieder. ' Nicht mehr als 3 Mann entwiſditen nach. China mit der Kunde von dem Unglüce , wel
ches der großen Armee begegnet war. Deſſen unges achtet wagte pupilai 1283 neue Vorbereitungen zu einer Erpedition gegen Japon ; erſt im Frühling 1286
1
110
ftand er auf Zudringen des Vorſteher8 der Mandas rinen von ſeinem Vorhaben wieder ab.
Dafür bula
digten 1283 die Königreide Maintien , fint chi; und 1286 jene von Mapar, Sumenna, Senga kiti, Na 110ouli , Malantait, Navang, Tina shor , Lailai, Kilantilai und Sumatra. Im
Márz d. I. tieß er die Gelehrten und Künſtler der verſchiedenen Provinzen von China aufſuchen , gab
ihnen Beſchäftigung, und zog einen Theil an feinen Hof. 1287 ließ er in nllen Städten des erſten , zweis
ten und dritten Ranges kaiſerliche Kollegien errich
fen , an welchen die Študenten ſich für den Stantos dienſt brauchbar machen konnten . Im October 1288 ließ er den in der Tatarei gefangen gehaltenen Kais ſer Kongtrong nad Putala , einem berühmten Kloſter der Lama- in Tibet, zur Erlernung der Glau benslehre von foe bringen , für welche Hupilai:
ban ganz enthuſiaſtiſch war. Aus dieſer Vorliebe batte er auch ſchon 1281 alle Bücher der Tao ßc im
ganzen Umfange ſeinen Reiches verbrennen laſſen . ' Nachdem er gernume Zeit im ruhigen Beſige von China war, ſo ließ er deſſen Bewohnern , um ihre Liebe und Achtung mehr zu gewinnen , 1291 einen Theil der Angaben nach , welche ſie an ihre früheren Chane Song entrichtet hatten .
Zugleich
ließ er die neuen Gelege der Mongoien ſammeln , ordnen , den Zeit - Bedürfniſſen anpaſſen , und im
Ganzen bekannt machen . Im Jänner 1293 bob er
111
255 Tribunale und 669 Mandarine auf , welche nur
mit der Erhebung der Abgaben beſchäftigt waren , and dieſe Gelegenheit benußten , ſich auch zu berei dhern . Im Februar d. I. bot ihm der mahometani fohe Kaufmann Poto febr große und ſchöne Perlen
um einen außerordentlichen Preis zum Kaufe an. Dhidon ſie ihm zu gefallen (dienen , ſo erwiederte er codi . Dieſe Perlen verpeſten nur das Herz des Menſchen , nábren ſeine Eitelkeit und ſeinen Stolz ; es iſt beſſer , den Werth derſelben zur Erleichterung der Laſten des Volkes zu verwenden .“
Am Neujahrs-Tage 1294 wurde Hupilai - ban Frank , und nach 4 Tagen endete er ſein bóchſt rubna
volles Leben ,' wovon er al& großer Chan 35 Jahre regiert hatte. Sein Reich umfaßte China , die chia neſiſche Tatarei, Tibet, Tungking, Codyindina, mehre andere Königreiche im weſtlichen und mittáglidzen China. Die Länder Leaotong und Korea im Nor den zahlten ihm Tribut , wie gule Mongoliſche Fúr fen , welche als Vaſallen in Perſien , Turkeſtan ,
in der kleinen und großen Tatarei vom Nieper bis an die Meerenge von Arian , und von den beiden Indien bis an das Eismeer regierten , und ihm alb Kaiſer der Mongolen huldigten . Er war. einer der größten Fürſten , welcher zugleidh an Glúdk alle übertraf. Er hatte die Geiſteskraft , alle ſeine Staatsdiener auszuforſchen und zu leiten. Er führte die Waffen in die entfernteſten Länder , ſein Name
112
war ſo gefürchtet, daß mehre Völker blog deswegen Er pflegte die Wiſſenſchaften , ſdjúßte die Gelehrten , und belohnte ihre guten Ratb ſchläge. Er ſtellte keine Chineſen zu Miniſtern an, fondern übertrug dieſe Aemter Fremden , welche er mit Vorſicht zu wählen wußte ; nur in der Wahl reiner Finanz - Männer , welche Blutſauger des Vol kes ohne ſein Wiſſen waren , war er unglücklich. liebte redlich ſein Volk ; war dieſes nicht immer unter feiner Regierung glúďlich , ſo hatte man ihm den Grund davon verheimlicht. Er hatte keine öffentlichen Spione , welche alle Ereigniſſe beobachten , und dem Kaiſer unter einer andern Geſtalt hinterbringen durften. Er geſtattete jedem Unterthan freien Zutritt, und hob ſchnell delo fen Beſchwerden ; er beklagte fich oft, daß man ihm die wahren Bedürfniſſe des Volkes nicht bald genug bekannt machte. Er war ſehr máßig in Allem , ſchámte fich der Barbarei ſeiner Mongolen ,, und lobte die ſich unterwarfen .
Sitten der Chineſen , aus deren Werken er die Kunſt
zu regieren gelernt hatte. Er vernachläßigte nichts, wag zum Glanze reines Reiches , zum Glúde ſeines
Volfes , und zur Unſterblichkeit ſeines Namens bei: tragen konnte. Er ließ úberal zur Verbindung der Flúſe für den leichteren Transport der Handelswan ren Kanále anlegen . Er ſtiftete gelehrte Sculen und Akademien ; er beförderte die Aſtronomie, Ma
thematik und Aderbaukunde; er ließ Búder aus
113
atfen Sprachen in das Mongoliſche überſeßen , und zog Gelehrte aller Nationen und Sekten an ſeinen Hof. Er ermunterte die Manufakturen , und ge ftattete die Freibeit des Handels , beſonders in ſeinen
Haven , die er den Fremden öffnete.
Er ſelbſt ließ
Schiffe Bauen , um den Handel zu beleben. So viel: fache Civildienſte leiſtete er (wie Napoleon) wah rend der blutigſten Kriege und wichtigſten Eroberun gen. Wenn auch die Chineſen , welche nur, unter geordnete Staatsdienſte 'verſehen durften , ihm vor warfen , daß er das Geld , die Weiber und die Bon zen zu ſehr liebte , ſo bleibt er doch einer der groß ten Monarchen von China felbſt in ihren Augen. Um ſeine Armee im Dienſteifer und in der An hånglichkeit an ſeine Perſon zu erhalten , waren 12
Hofrichter oder Ráthe ernannt , welche die Verdienſte jedes Kriegers unterſuchen , und deſſen Würdigung ihm anzeigen mußten. Hatte einer noch nicht über den Gemeinen ſich empor geſchwungen , ſo ' wurde er vorerſt úber 10 ſeines Gleichen geſtellt ; dann über War einer ſchon Befehlshaber von 20 , 50 , 100. 100 Mann mit einem ſilbernen Tafelchen , ſo wur: den ihm 1000 mit vergoldetem Táfelchen anvertraut ; hatte er 1000 in ſeiner Leitung ; ro erhielt er die Aufſicht über 10,000 mit goldenem Täfelchen , worauf das Haupt eines Lówen eingegraben war ; und ſo
ſtiegen die Auszeichnungen mit der Zahl der ihnen übergebenen Truppen . Das Gewicht per Tafelchen
114
war verſchieden nach dem Range und Anſehen , wel dhes jeder damit Gezierte behauptete. Auf jedem Táfelchen ſtanden die Worte ; „Durch die Stárke , und Gewalt des großen Gottes , und durch den
Frieden , welchen er 'unſerem Reiche verliehen hat, ſei der Name unſered Chand geſegnet ; alle jene, welche ihm nicht gehorchen , müſſen ſterben und ver : ne tilgt werden .“ Ale Befehlshaber erhielten zu ihren Tafelchen noch beſondere Urkuuden , worin ihre Pflidh ten und Rechte oder Freibeiten beſchrieben waren.
Heerführer von 100,000 Mann empfingen noch Sons
nenſchirme von länglicht vierediger Geſtalt , welche fie bei jeder Ausfahrt auf den Kópfen trugen ; auch faßen ſie auf filbernen Stühlen' in ihren zwei ráderi: gen offenen Wagen ; ihre Täfelchen waren mit dem Bilde der Sonne und des Mondes verſehen , und wogen 50 Inzen Gold. Die Hofridhter oder Frei berrn führten einen Greif auf dem Tafelchen , und durften zu ihrer Bededung die Soldaten jedes Für: ften , und die Pferde jedes Unterthanes von gerin
gerer Würde verlangen, Hupilai -ban batte 4 rechtmáßige Gemahlinnen ; die älteſte derſelben war die Kronerbin. Eine jede batte den Titel der Kaiſerin , ihren eigenen Hof und Haushalt , und wurde von 300 Damen und Mágden, nebfi vielen verſchnitteneu Männern bedient; die Zahl der ganzen Dienerſchaft einer Jeden bis auf den ge ringiten Stauburiden ſoll auf 10,000 geſtiegen ſegu .
115
Nebſt den 4 Gemahlinnen hatte er noch fehr viele Beis fdláferinnen , . wovon die meiſten aus dem Stamme
Ungut waren , welchem er alle 3 Jahre Gefandte fchidte , um 4 -- 500 andere ſchöne Mádchen für ihn abzuholen. Da bie Mädchen zur höchften Ghre ſich redneten , an den kaiſerlichen Hof zu kommen , fo bubiten die ſchönſten mit einander um die Wette.
Eine beſondere Unterſuchungs - Kommiſſion beſtimmte den Preis jeder Jungfrau nach 16 , 18 , 20 Karaten
Gold ; nur die über 20 geſcháßten Másdyen durften ror den Chan geführt , und durch eine zweite Rom miſſion geprüft werden.
Waren 30 der beſten aus
gewählt , ſo úbergab er diefe den Gemahlinnen feiner Hofrichter zur Beobadytung , ob ſie im Schlafe ſchnarchy ten , einen übel riechenden Athem hatten , oder an dere Mángel und Fehler zu erkennen gabeir.
Erfi
nach dieſer Probe erhielten fünf derfelben abwechſelnd 3 Tage und Nachte die Aufwartung in feinem Schlaf:
zimmer ; die úbrigen ſind unter der Aufſicht von Ma: tronen im anſtoßenden Zimmer mit Ueberbringung der Speiſen oder Getränke und mit Erfüllung anderer Aufträge beſchäftigt. Sene Madden , welche am nie
drigſten geſchäßt waren , mußten ſich der Küche und anderen häuslichen Dienſten des Þælaſtes widmen ; manche wurden auch mit großer Ausſteuer den Hof lingen übergeben . Hupilai hatte von ſeinen 4 Ge: mahlinnen 22 Söhne, welche als Statthalter die Pro vingen regierten , und von ſeinen Beiſdyláferinnen
116
25 Sóhne , welche als geborne Große zu Befehlshas bern der Armee befördert worden ſind.
Go oft der Chan ein feierliches Gaſtmahl hielt, Paß er auf der nördlichen Seite des Saales , und wendete ſein Gesicht gegen Mittag. Zur Linten faß ſeine erſte Gemahlin , zur Rechten ſeine Söhne nebſt anderen Prinzen vom Geblüte ; deren Tiſche wa= ' ren ſo tief unter dem ſeinigen , daß ihre Kópfe kaum an ſeine Füße reidhten ; doch ſaß der älteſte Sohn etwas höher als die übrigen ; die vornehmſten Ráthe und Fürſten noch niedriger als die Prinzen. Mit den Gemahlinnen wurde gleiche Ordnung beobach: tet : jene der Prinzenraßen niedriger , und jene der übrigen Großen noch tiefer , und zwar meiſtens auf Teppichen. An jeder Saalthiere ſtanden 2 Dies ner mit Prügeln , zur Abweiſung aller ungeeigneten
Perſonen ; jeder Bediente hatte den Mund mit Seide bededt, damit die kaiſerlichen Speiſen und Getränke
auch nicht einmal durch den Athem verunreinigt wers den konnten
So oft der Chan trant, mußte das
Frauenzimmer, weldies den Becher darreichte, 3 Schritte zurúđ treten , und ſich knieen wie die ganze übrige Verſammlung, während die muſikaliſchen Ins ſtrumente ertónten .
Nach geendigter Tafel ſuchten
• allerlei Gauller durch ihre Kúnſte die Verdauung der Gäſte zu befördern.
Sehr feierlich wurde ſein Geburtstag am 28. deb
Herbſtmonats begangen ; er fleidete ſich, hóchſt Poſts
1 17
dar in Gold ; 10,000 feiner Ráthe und Generale nicht weniger in Gold und Seide , und jeder derſelben trug noch einen Gürtel mit Gold und Silber nebſt einem Paar Schuhe.
Einige Staatsdiener waren mit ſehr
theuern Perlen und Juwelen geziert , welche ſie ſonſt
nur an ihren 13 Monats - Feſten zur Schau brachten. Am Geburtsfeſte mußten alle untergeordnete Könige, Fürſten , Statthalter und andere Standes - Perſonen dem großen Chan ein Geſchenk úberbringen. Wer nach
einem Amte , oder nach einer Ehrenſtelle , oder nach Einkunften ſtrebte, mußte ſeine Bittſchrift den 12 Reichs
Ráthen übergeben , welche entſchieden , ehe der Kaiſer dieſelbe erhielt.
Wer im Lande lebte , war ohne Rück
ficht auf die Religion verbunden , in ſeiner Art , ' für das Leben , die Sicherheit und das Wohl des großen Chand zu beten .
Nod feierlicher als der Geburtstag wurt ; der Neujahrstag am 1. Februar gehalten. Jederman kleidete ſich weiß zum Zeichen des guten Glückes, weta ches man auf das ganze Jahr hoffte. Die Statthala ter überſchickten dem Kaiſer an dieſem Tage Geſchenke von Gold , Silber , Perlen , Edelſteinen , weißen Pfers den und Kleidern. Eben ſo beſchenften die Tataren fich ſelbſt mit Gegenſtanden von weißer Farbe und mit
Gold , Silber sc. und zwar vermogende mit 81 Stúk ten. Der Kaiſer erhielt manchmal 100,000 Pferde an dieſem Tage. Auch wurden die 5000 Elephanten deſ: ſelben mit gemalten Tapeten über die beiden von Gold :
118
und Silber - Gefdirren gefütten Kiſten , ferner mit ſeidenem Zeuge bedeckte Kameele an ſeinen Hof ge bracht. Des Morgens verſammelten ſich alle Könige, Reidydrátbe, Feldberren , Kriegs - Bedienſtigte, Aerze,
Sterndeuter , Falkonier , Statthalter 2c. theils auf dem großen Saale , theilo , auf dem daran ftoßenden
Plage, wo ſie alle vom Chan über ſehen werden konn ten . Nach eingetretener Ordnung erhob der Herold ſeine Stimme mit den Worten : Neiget euch zur
Erde , und betet , und nachdem alle fich mit der Stirne bis auf den Boden neigten , ſprach er : Gott erhalte unſeren Herrn bei langem freude vollen Leben , worauf alle viermal erwiedern : Gott gebe es ! Der Herold ergrief dann auf einent kóſtlich geſchmückten Altar ein rothes Tafelchen , wor:
auf der Name des Chans eingegraben war , und be: ráudierte es mit großer Ehrfurcht; dieſem Beiſpiele folgten alle Anweſende. Nach dieſer Zeremonie wur:
den die obigen Geſchenke überreicht, und die Geber mit einem großen Stimauſe entſchädigt. Endlich wurde
ein zahmer Lowe berein geführt, welcher ſich , wie ein Hund , zu den Füßen des Chand legte. Innerhalb einer halben Meile von dem Orte , wo derſelbe rich befand, war nicht das geringſte Geräuſch erlaubt. Je
der Reichsrath trug ein bedecktes Gefáß zum Ausſpeien bei ſich , jog reine Halbſtiefeln aus , und andere aus weißem Leder an , damit der Fußteppich nicht im ges ringſten beſchmußt wurde.
119 Während der 3 Monate , in welchen der Raiſer 34 Khanbalu verweilte, waren alle Jäger der ganzen Provinz Rathay mit Jagen beſchäftigt. Wer bis auf 30 Tagreiſen vom Hofe entfernt war , lieferte ausges weidete Hirſchen , Báren , Rehe , wilde Schweine ic. auf Wagen oder in Barken ; wer 40 Tagreiſen ent:
fernt war , lieferte nur die Felle derſelben zu den Waf: fenrüſtungen . Der Kaiſer ließ viele Wolfe , Leopar: den und Löwen zur Jagd abrichten , und auf den Haa:
ren mit weißen , ſchwarzen oder rothen Sternen zeich, Der Muth und die Geſchwindigkeit, mit wel
nen .
cher die Lówen die ihnen vorgekommenen wilden Ochs ien , Eſel, Bären und andere wilde Thiere fingen , er: regte das größte Erſtaunen. Man führte zwei Lówen
nebſt einem Hunde auf einem Wagen gegen den Wind, damit das Wild ſie nicht ſpürte , und zur Flucht ges reißt wurde. Eben ſo hatte er auch Adler bezahmen
laſſen , welche Haaſen , Rehe und Füchſe fingen , und
zuweilen Wölfe ſo ermúdeten , daß dieſe von Jägern ohne beſondere Mühe dann gefangen werden konnten.
supilai hatte zwei ſeiner Brüder alt Wild- oder Jágermeiſter am Hofe, deren jeder 10,000 Jäger unter ſich hatte , welche beide Korps auf der Jagd nur durch die rothe oder weiße Kleidung unterſchieden waren. Dieſe . Jáger unterhielten 5000 große Schweiß und andere Hunde; auf der Jagd war ein Theil der Jäger zur Rechten , der andere zur Linken des Kaiſers. Sie bedecten die Ebenen auf eine halbe
118 und Silber - Geſchirren gefüllten Kiſten , ferner mit ſeitenem Zeuge bedeckte Kameele an ſeinen Hof ges. brad)t. Des Morgens verſammelten ſich alle Könige, Reichsråthe, Feldberren , Kriegs - Bedienſtigte, Aerzte,
Sterndeuter , Falkonier , Statthalter 2c. theils auf dem großen Saale , theils auf dem daran ftoßenden
Plaße , wo ſie alle vom Chan überſehen werden konn ten. Nach eingetretener Ordnung erhob der Herold ſeine Stimme mit den Worten : Neiget euch zur Erde, und betet, und nachdem alle ſich mit der
Stirne bis auf den Boden neigten , ſprach er : Gott erhalte unſeren Herrn bei langem freude
vollen Leben , worauf alle viermal erwiedern : Gott gebe es ! Der Herold ergrief dann auf einent köſtlich geſchmückten Altar ein rothes Tafelchen , wora auf der Name des Chans eingegraben war , und bes
råudierte es mit großer Ehrfurcht; dieſem Beiſpiele folgten alle Anweſende . Nach dieſer Zeremonie wur:
den die obigen Geſchenke úberreicht, und die Geber ein zahmer Löwe herein geführt, welcher fich , wie ein Hund, zu den Füßen des Chang legte. Innerhalb einer halben Meile von dem Orte , wo derſelbe rich befand , war nicht das geringſte Geräuſch erlaubt. Je
mit einem großen Schmauſe entſchädigt. Endlich wurde
der Reichsrath trug ein bedecktes Gefäß zum Ausſpeien
bei ſich , jog ſeine Halbſtiefeln aus , und andere aus weißem Leder an , damit der Fußteppich nicht im ges ringſten beſchmußt wurde.
119
Während der 3 Monate ; in welchen der Raiſer 34 Khanbalu verweilte , waren alle Jäger der ganzen
Provinz Kathay mit Jagen beſchäftigt. Wer bis auf 30 Tagreiſen vom Hofe entfernt war, lieferte ausges weidete Hirſchen , Båren , Rehe , wilde Schweine ic.
auf Wagen oder in Barfen ; wer 40 Tagreiſen ent fernt war, lieferte nur die Felle derſelben zu den Waf: 'fenrüſtungen .
Der Kaiſer ließ viele Wölfe , Leopar:
den und Löwen zur Jagd abrichten , und auf den Haa:
ren mit weißen , ſchwarzen oder rothen Sternen zeichs nen . Der Muth und die Geſchwindigkeit , mit wel cher die Löwen die ihnen vorgekommenen wilden Ochs ien , Eſel , Bären und andere wilde Thiere fingen , er :
regte das großte Erſtaunen . Man führte zwei Lówen nebſt einem Hunde auf einen Wagen gegen den Wind, damit das Wild fie nicht ſpürte, und zur Flucht ge: reißt wurde .
Eben ſo hatte er auch Adler bezáhmen
laſſen , welche Haaſen , Rehe und Füchſe fingen , und auweilen Wölfe ſo ermúdeten , daß dieſe von Jägern
ohne beſondere Mühe dann gefangen werden konnten .
Supilai hatte zwei ſeiner Brüder als Wild : oder Jägermeiſter am Hofe , deren jeder 10,000 fåger unter
ſich hatte , welche beide Korps auf der Jagd nur durch die rothe oder weiße Kleidung unterſchieden
waren. Dieſe . Jáger unterhielten 5000 großeGdyweiß und andere Hunde; auf der Jagd war ein Theil der Jager zur Rechten , der andere zur Linken des
Kaiſers. Sie bedecten die Ebenen auf eine halbe
120 Tagreife ſo gut, daß kein Wild ihnen entſchlüpfen konnte. Der Chan befand ſich in der Mitte , und er: freute fich der Anſchauung , wie die Hirſche, Bären x . meiſter hatten die Pflicht , vom Anfange des Wein :
Bon den Hunden verfolgt wurden . Die beiden Jägers
monats bis zum
Ende Marz, außer den Wachteln
und Fiſchen noch 1000 Stúđ Wild und Vogel táglich nach Hof zu fchiden .
.
.
** Im März begab ſich der Kaiſer von Khanbalu ge gen Nordoſt bis auf 2 Tngreifen vom Meere mit etwa 10,000 Falkonirern , welche Sperber , Falken und an .
tere Stoßvögel mit ſich führten , und ſich dort in Geo fellſchaft von 100 - 200 vertheilten .
Die meiſten ges
fangenen Vogel wurden dem * Chane überbracht , weil
er am Podagra litt. Er ſaß in einer von 2 Elephan: ten getragenen Senfte , welche mit Löwenbauten bea
dedt ,, und mit Goldblech ausgeſchlagen war. Zun Zeitvertreibe hatte er 12 auderleſene Habichte und eben
fo viele Hoflinge bei ſich . Auf jeder Seite ritten pers ſchiedene Standes : Perſonen und Soldaten : ſaben ſie
Faſane, Kraniche und anderes Feder - Wildpret flies gen , ro gaben ſie den Falkonirern davon Nachricht, welche ſchnell die Senfte abdeckten , und ihre Falken
und Habichte fliegen ließen , damit er ſein Vergnügen am Fangen genoß. Außer jenen 10, 000 Falkonirern . waren noch faſt eben ſo viele andere Manner , alb
Wachter oder Schußen , paarweiſe beſchäftigt, die lods,
121
gefaffenen Babidhte mit Pfeifden zurúd zu rufen . Je der Falke hatte an einem Fuße ein ſilbernes Pláttchen mit dem Zeichen ſeines Herrn ; war dieſes unbekannt, fo wurde der Falle dem beſonderen Bewahrer der- her renloſen Thiere übergeben. Nachdem ſie lange Zeit auf einer großen Ebene fortgezogen waren ,, tamen fie endlich an eine Reihe von vielleicht 10,000 Zelten ,
welche einer Stadt glich. Unter denſelben waren 10,000 Soldaten nebſt den Reichs - Råthen und vornehmſten Standes- Perſonen ; das vornehmſte Zelt mit der Thüre gegen Mittag war dem Kaiſer ; gegen Morgen ſtand ein anderes Zelt mit einem großen Verhór - Saale und
dem Schlaf- Gemache. Dieſes ruhte auf 3 ( chón ges fchnißten und mit Lówen - Hauten bedeckten Sáulen , deren Seitenwände mit koſtbaren Hermelin - und 30:
bel - Fellen behängt, und durdy reidene:Stride befes ftigt waren. Die Gemahlinnen , Söhne und Beiſchlás ferinnen des Chans hatten auch ihre beſonderen Zelte, wie deren Diener , und ſelbſt die Stoßvögel , welcher man ſich zum Vogelfange bediente. Auf dieſer großen
Ebene verweilte der Chan gewohnlich den ganzen Márz ; während deſſen wurden wichtige Staats -Angelegen heiten berathen , und faſt unzäblige Vögel und Thiere gefangen . Denn wenigſtens 5 Tagreiſen auf der einen, 10 auf der andern , und 15. auf der dritten Seite
; durfte Niemand jagen , Hunde oder Stoßvögel vom März bis zum Weinmonat balten. Während dieſer Zeit iſt überhaupt verboten , irgend ein Wild zu fam
122
gen ; daher dann eine außerordentliche Menge rich findet. Die Verſammlung der 12 Reichs - Ráthe, welche den Kriegsrath Hupilai's bildeten , und alle Krieg8 . dienſte vertheilten , wurde das bohe Gericht .ge: nannt. · Auger ihnen gab es noct 12 andere Reichs :
Rathe für die Verwaltung der 34 Provinzen unter dem Namen des anderen Gerichte , welche zu Khanbalu einen richonen Palaſt hatten , worin für
jede Provinz ein Richter und viele Schreiber in einer Reihe von Zimmern ſich befanden . : Ihnen ſtand die Gewalt žu , die Stättbalter der Provinzen zu wählen ,
und 'derit Chan zur Beſtätigung anzuzeigen . Dieſe zwei Klaſſen vor Reichsråthen erkannten nur ihn über fd .
Hupitni rendete einige' vertraute Perſonen alle Jahre in die Provinzen zur Erkundigung , ob das Getraid durch Würiner , Heuſchrecen , Better oder auf andere Art beſchädigt wurde , in welchem Falle er.
die Beſiber der Felder auf 3 Jahre von allen Abgaben
befreite , und aus ſeinen Magazinen ſie noch mit Gez traid , rowohl - zur Saat , als zu ihrem Unterhalte unterſtüßte. Denn in ergiebigen Jahren ließ er die wohlfeilen Getraide kaufen , und 3 - 4 Jahre aufſpei
thern , um ſie in theuern Jahren um den vierten Theil des Preiſes zu verwerthen. Bei jeder Viehkrankheit erſegte er die zu Grund gegangenen Stücke aus
ſeinen Zehnten unentgeldlich . Wurde ein Thier durch
123
dem Blitz gehiatet , ſo entſagte er auf 3 Jahre tein Tribut aus dieſer Heerde , nie mochte groß oder klein reyn. Eben ſo nahm er auch keinen Zoll von einem durch den Blik berúhrten Sdiffe : denn er glaubte mit der Nation , Gott zúrne über den Eigenthümer
deſſelben , und die Güter würden unglücklich reyn . Er war ſogar für die Wanderer durch Einóden beſorgt :
in fruchtbaren Gegenten ließ er Bäume, in unfrucht: karen Steine und Säulen , nach gleich geringer Ent: fernung von einander zur Unterſcheidung der Wege ſeßen , und durch Aufſeher darüber wachen . Er war
für dieſe Anſtalt um ſo eifriger , als ſeine Sterndeuter ihm ſagten , durch Pflanzung der Bäume werde das Leben verlängert. Erfuhr er , daß eine Familie zu Khanbalu durch
Unglücksfälle oder Krankheit in ſoldie Armuth gerieth, daß ſie ſich nicht mehr gut ernähren konnte , ro ließ er dieſelbe durch Lebensmittel und Kleidung- auf ein ganzes Jahr unterſtüßen. Leßtere wurden , wie alle Kleider der Soldaten , in jeder Stadt aus der Wolle ſeines Zehntes gefertigt. Auch an ſeinem Hofe wurde
Niemanden Brod verſagt, welcher darum bat ; tág=lich wurde für 20,000 Kronen Reis , Hirs und Pannik ausgetheilt , weswegen man den Kaiſer wie Gott ver: ehrte. Dieſe Mildthátigkeit war den Tataren vorher fremd ; ſie wurde erſt herrſchend , nachdem dieſelbe von den Góßendienern'Baft i als ein Gott gefalliges Werk geprieſen worden war.
124 ,
Eben -ſo unterhielt er 5000 Sterndeuter und Wahrs fager , welche aus Chriſten , Mahometanern und ka: thayern beſtanden , zu Khanbalu mit Speiſe und Klei- - , dung. Sie hatten bereits ein Aſtrolabium , worauf
die Planeten , Stunden , Minuten und Sekunden für das ganze Jahr verzeichnet waren. Durch deſſen Ane . wendung beobachteten ſie den ganzen Lauf der Hims
melskörper und die Beſchaffengeit des Wetters in jedem
Monate. Sie verzeichneten ferner auf beſonderen Tafelchen die künftigen Ereigniſſe , jedoch mit dem Zu : faße, wenn Gott, davon nichts zu andern beliebte. Sene Wahrſager , deren Vorſagen am meiſten eintra
fen , wurden am meiſten geachtet. Jeder Reiſende erkundigte ſich vorher , ob der Himmel ihm günſtig , ſeyn würde, oder nicht ; in ſolchen Angelegenheiten wurde gewöhnlich das Geſtirn , welches bei der Geburt
des Fragenden herrſchte , durch Vergleichung damit in Uebereinſtimmung gebracht. so Die Paiſerliche Münze wurde nicht aus Metall
geprägt , fondern beſtand aus der mittleren Rinde der Maulbeerbaume, welche gehärtet, und in runde Stúde
verſchiedener Große vertheilt , und mit dem Bilde des Kaiſers verſehen wurde. Das ganze Reich wurde aus Khanbalu mit dieſer Münze verſehen . Weder Fremde,
noch Eingeborne durften ſich bei Todesſtrafe weigern, ſie anzunehmen , oder eine andere im ganzen Gebiete
del Chand auszugeben . Samen fremde Kaufleute ſo
konnten ſie ſolches Geld für ihr Gold , Silber , Per
.
125
len und Diamanten einwechſeln , wie bei ihrer Abreiſe durdy Kauf verſchiedener Waaren auswechſeln , indem fie in anderen Ländern feinen Werth hatte. Der Kais fer zahlte damit feine Soldaten und Befehlshaber, und
gewann dadurch einen großeren Nationalſchaş ald iro gend ein anderer Fürſt.
Nur unter ſo ſtrenger Ron
requenz wurde es ihm móglich , die Tatariſchen Chis neſiſchen Provinzen in jenen Wohlſtand zu erheben , in welchem er ſie bei ſeinem Tode verlaſſen hat. Die námlichen Geſinnungen , von welchen er bei
dem Antritte ſeiner Regierung beſeelt war, begte er auch bis zum Schluſſe derſelben, wie aus ſeinen offent: lichen Acten zu erkennen iſt. Im J. 1261 batte er den Prinzen langtien als feinen tributbaren König von Korea ernannt ; deſſen Unterthanen wollten aber
unabhängig von den Mongolen feon , und empórten fich gegen ihn. Die Mongoliſchen Offiziere baten den Kaiſer Hupila i um Erlaubniß , die Empórer zu
ihrer Pflicht zurúcť zu führen ; dieſer liebte aber den Frieden , und ſchrieb an Uangtien : ,, Das Reich der Mongolen hat ſich ſo erweitert , daß es faſt alle
Kónigreiche zwiſchen den 4 Meeren umfaßt.
Ohne
mich in die Aufzáhlung der friegeriſchen Tugendent
meiner Vorfahren zu verlieren , iſt ihr Ruhm ſchon daraus zu erkennen. Von allen Reichen der Welt iſt feines , alt das Deinige und jenes der Song
( China ) übrig , welche ſich uns nicht unterwerfen wolls Die Chineſen betrachteten ihren Fluß Kiang
126 als eine unuberſteigliche Grenze ; und dody baben wir
ſie überſchritten. Sie vertrauten auf die Tapferkeit ihrer Truppen , und auf die Höhe ihrer Berge ; und dod haben wir ſie geſcólagen , und ihnen die beſten
Plage weggenommen ; ſie ſind jeßt mit den Fiſchen ohne Waſſer , und mit den Vögeln im Garne zu ver gleichen . Vor deiner Thron - Beſteigung kamit du im Namen deines Vaters mir zu buldigen , und Tribut zu erlegen. Nach deſſen Tode bateſt du mich dringend
um ſeine Krone ; ich bewilligte ſie dir mit den alten Grenzen , und hoffte , daß uiled ruhig feyn würde. Indeſſen erfahre ich doch von Unruhen , deren Veran laſſung, ich nicht kenne. Haben vielleicht einige Große von Korea wábrend deiner Abweſenheit über den Thron verfügt ? Sei es , wie es wolle, ich Penne gar wohl die Leiden deines Voltes im letten Kriege , ich betrachte es als meine Kinder , und id) wil ſeine Qua
len nicht erneuert wiſſen . Ich hoffe, daß es ſeinen Fehler einſehen und verbeſſern wird. Um in ihm alle Furcht vor meiner Rache zu Dámpfen , melde ihm meine volle Vergebung , ſelbft für die Stifter des Auf ruhres. Sollte es aber nicht zu ſeiner Pflicht zurück kehren , ſo laſſe ibm wiſſen , daß es ſeinen König nicht beleidigt, ſondern blod meine guten Maßregeln verei telt , welche ich für daſſelbe beſchlosſen habe , und daß
e8 meiner ferneren Gnade verluftig bleiben wird. Und Du , König , bedenke , daß ich dich auf den Thron
erhob ; erfülle mit Eifer deine Pflidt, und befolge
127
die guten Ratſchläge , welche ich dir ertbeift babe ; erbalte den Frieden in deinem Reiche , und mache diere
Weiſung überall bekannt.“
Zugleid ließ er alle wah
rend des Krieges geflüchtete Familien von Korea nuf ſeine Koſten zurück führen , und verbot allen Mongo len ſtreng , die Koreer nicht zu beunruhigen. Durch dieſe Flüge Maßregeln entwaffnete Hupii ai ſchneú alie Empórer , welche ihren König Uangtien mit Ehrfurcht empfingen . Schon 1266 dachte er an die Groberung von Jas pon. Zur Erreichung dieſes Zwede ſahickte er zwei
Hoflinge mit folgendem Schreiben an den König von fason . ;, Der ſtårkfte Wal kleiner Staaten , welche an mächtige grenzen , iſt der Friede und die Eintracht der ſie beterrſchenden Fürſten . Dieſe politiſdie Wahr: beit , beſtätigt durch die Erfahrung aller Şabrbunderte, iſt um ſo einleudytender ; wenn von kleinen Staaten
neben meinem großen Rèidhe die Rede iſt, welches der Himmel auf eine beſondere Weiſe tegünſtigt hat.
Ich bin jeßt Herr von China ; zahlloſe Neiche welde ter Rubin " und die Tapferkeit meiner Woráltern mit
Ehrfurcht erfüllt, haben ſich mir unterworfen , obn geachtet ſie von meinem Staatė ſehr entfernt waren.
Bei meiner Thron:Beſteigung ſeufzte Korea unter der Laſt eines vietjáhrigen Krieges ; das Geſchrei der zahlloſen unſchuldigen Opfer erſdoll bis zu mir ;icy itellte die Feindſeligkeiten ein , ich gab das ganze von Morgoien eroberte Korea mit den Gefangenen zu · rúdt. Der mir tributbare König von Koren wurde gerührt von dieſem edlen Verfahren , und warf ſich
vor meinem Throne nieder . Ich überbaufte ibn mit Güte , und zeigte mich ibm mehr in der Eigenſchaft eines zártlichen Vaters , als in jener des Kaiſers und ſeines Herrn . Fürſt ! du und deine linterthanen haben
128
meine Erhebung auf den Thronel amen ; das Kó nigreich Korea , welches mein Kaiſeritum gegen Mor: s Handel es mit Staateriſtirt,ftand als ungen ; aber warum Ges du noch keinen haſt Chinain Verbind ſandten zu mir beordert ? Sollteſt du meine Thron
Beſteigung nicht wiſſen ?
In dieſem Falle ſollſt du
.
lade dich zum Freundſchaftsbunde und zu einer regel máßigen Korreſpondenz zwiſchen und ein, wodurch der Friede befeſtigt werden wird. Id habe von weiſen Mánnern vernommen , daß alle Menſchen Brüder zu
einander ſind, und daß das ganze Weltall nur eine Familie ausmacht : wie könnten núßliche Maßregeln und gute Geſeke in einer Familie aufrecht erhalten werden , wenn deren Glieder von einander getrennt und in Zwietracht lebten ? Unglücklich ſollen die ſeyn , welde die Unordnung lieben , und den Krieg wünſchen. König , denke du und deine Unterthanen daran
Seite 10. Drudfehler . Veilide 22 leſe man : 21 Jahre vor 1995. 5
1274 - 95 ,
Jinmer : Schilde, ſtatt Schilder .
4
Monates bis zum Erſcheinen des nächſten Bänddens um den äuſſerſt geringen Preis von 18 fr. rhein . oder 4 ggr. ſächſ. offen ;
alle ſpätere Subſcribenten mögen ſich die Preis - Erhöhung auf 27 fr. rhein . oder 6 ggr . ſächſ. gefallen laſſen. Man macht ſich immer für die Anuahme eines vollſtändigen Jabrgangs unſers Were kes verbindlich . Wir werden uns zur Pflichtrechnen , das Intereſſe diefer Taſchen Bibliothek ſowohl durch inneren Gehalt als
äuſſere Ausſtattung fo zu ſteigern, daß keine früheren Subſcribenten zurüd und neue
noch ſtets beitreten . Sollte jedody Gemand auszutreten wünſchen , ſo erſuchen wir, uns 4 Monate vor Ablauf eines Jahrganges
davon zu benachrichtigen , indem wir eine ſpätere Auffündigung nicht annehmen fönnen.
Die Verleger.
Taſchen -Bibliothek der
wichtigſten und intereſſanteſten Reiſen durch
66 i 11 a. Herausgegeben Bon
Joachim Heinrich Jack, Königl. Bibliothekar zu Bamberg.
I. Zheil.
1. Bändchent.
Nürnberg . 1827
Saſchen -Bibliothek Der
wichtigſten und intereſſanteſten
See- und Land Reifen herausgegeben Voit
Joachim Heinrich Sad, Königl. Bibliothekar zu Bamberg.
2. Bändchen . N i r n berg. 1827 .
N a ch richt.
Dieſe zwei erſten Bändchen mögen das
Publifum überzeugen , daß es eine ſyſtes matiſch geordnete Beſchreibung der Völker , Länder und Meere , von den älteſten bis
auf die neueſten Zeiten , nach ganz beſtimm , ten Grenzen aus den beſtmöglichen Quel len , zu hoffen hat. Bei ſo abgekürzten Reiſe - Beſchreibungen , wie dieſe 7 erſten find , iſt Sachreichthum mit Wortkargheit verbunden , und wenige Bändchen verbreis ten die vollſtändigſte Kenntniß von jedem
Lande. Dadurch und durch die Abwechs , lung der Länder , wird jeder Leſer bald mit der ganzen Welt faſt ſo bekannt, als babe
er ſelbſt dieſe durchwandert. Wer bei dem Erſcheinen der zwei era
ften Bändchen noch nicht fubfcribirt hat, dem laſſen wir noch den Termin eines
ſtent
eiſen if unſere anberen.
Nürnberg Verlegt von Haubenftrider und B. 18 2 7 .
A.
Taſchen - Bibliothek wichtigſten und intereſſanteſten
See- und Land-Neiſen , Bon der
Erfindung der Buchdruckerkunft bis auf unſere Zeiten. Mit Landkarten , Planen , Portraits und anderen Abbildungen .
Verf & B # POLE
Meren Gelehrten , und herausgegeben :) V011
goaStönigl d im Heinrich Fác, . Bibliothekar zu Samberg . 2. Bändchen . Mit dem feierlichen Aufjuge bei einer dineficher Hochzeit.
1. Theil. 2. Bändden von China.
Nürnberg Verlegt von Haubenftrider und von Ebuck 1 8 2 7
Taſchen - Bibliothek .
der
wichtigſten und intereſſanteſten Reiſen durch
C h i na. Mit Landkarten , Planer , Portraits und anderen Abbildungen .
Verf a Bt von
Mehren Gelehrten , - . ..
und herausgegeben
.
von
Joachim
Heinrich
få cf ,
| Fónigl. Bibliothekar zu Bamberg .
1. Theil. 2. Bändchen . , Nürnberg
Verlegt von Haubenftricker und von Ebner. 18 27.
Inhalts . Anzeige. Seite
Reiſe des Venezianers Marco Paolo 1260-95 Fortſetung
1-11
.
V. Reiſe einer Geſandtſchaft des perſiſchen Schachs Rokh und anderer Fürften an den Staiſer in Stathay oder China 1419 - 1421
7
.
72-97
VI. Reiſe des portugieſiſchen Jeſuiten , Bes
nedikt 68 , von Lahor ,, im Reiche Mogols , nach China 1602
.
98-126
4
Dritte Abtheilung. Marco Paolo *) reifte 1294 durch felein : ano Groß : Armenien , Georgien , Bagbab , Basra, Tauris, Kerman und Robinam ( vielleicht Stunin oder Stoðin bei
Sageſtan) , dann durch eine unfruditbare Wüfte in das ehemalige Stönigreich Timokaim gegen Nordperfien , in deſſen vielen Stådten das weibliche Gefchlecht durch
beſondere Schönheit fich auszeichnet. Von hier wans *) . Obgleich die Reiſes Beſchreibung 9N . Paolo's von Gelehrten verſchiedener Länder, und von Venezianern felbft mehre Jahrhunderte hindurch nur für einen Roman gehalten wurde, weil die Orthographie der weißten Städte und Provin : jen höchft unrichtig , die Breite derOrte höchft unbeſtimmt war , und ſein Gedächtniß über die Zeit wichtiger Ereignille Fehr oft untreu war , To hat man ſich doch bis auf die neueſten Zeiten åberzeugt , daß kein anderer Europäer ſo viele
aſiatiſche Provinzen gengu kennen gelernt hatte, als er:
1
2
derte er durch das Land der Steger oder Molahedals unter dem Fürſten Als addin ; durch eine große Wüſte nach Baik und Talkan , am Fluſſe Harrat, deffen nahe Berge das feinſte Salz enthalten . Die anſtoßende
Provinz Badakſchian war ſehr menſchenleer, obgleich reich an Edelſteinen , Getreide und guten Pferden . Der Weg führte ihn nach Vakban , in deffen umges bung ein ſehr hoher Eerg iſt; durch eine unbewohnte Ebene in die Provinz Faſogar, deſſen Hauptſtadt Yara kien Einwohner mit geſchwollenen Beinen und dicken Hålſen hatte. Aus der menſchenleeren Provinz Peim gelangte er durch Sertem nad Shatſcheu , am Eins gange der Provinz Tangut. Die Einwohner dieſer Provinzen hielt er für Mahometaner, vermiſcht mit wenigen neſtorianiſchen Chriſten und Götendienern .
Cie trieben nur geringen Tauſchhandel , und ernähr: ten fich von der Fruchtbarkeit des Bodens ; die Heis den verbrannten die Leiber der Verſtorbenen unter ſons
derbaren Zeremonien .
Er ſchildert die von zwei Wüſten begrenzte frucht: Bare Provinz Chamil oder Hami, welche ihre' eis gene Sprache und Gebräuche hatte. Daſelbſt iſt merk:
würdig , daß jeder Familien s Vater bei der Ankunft eines Fremden rein Haus verlågt , und dieſem daſſelbe
mit allen Bewohnern , alſo auch mit Frau und Toch : tern zum beliebigen Gebrauche überläßt.
Der Chan
meng ko'verbot ihnen dieſes; allein die donen Weis ber und Tochter lebten nicht mehr ſo vertråglich mit
3
den Männern , daher baten dieſe felbft um Widerrus fung des Kaiſerlichen Befebles; Der Chan erwieberte : Wenn ihr eure Herabwürdigung mehr liebt , als veure Ehre , ſu roll eurem Willen entſprochen wer: , dert. “ . An dieſe Provinz grenzte jene von Stinkinta:
las , welche von Mahometauern , Heiden und einigen Neſtorianern beivohnt , und reich an Eiſen - Bergwers
ken mit Asbeſt war. Ein Aufſeher derſelben erzählte, ¢$ gebe gewiſſe Erdminen , aus welchen eine Art woll:
artiger Fåden gewonnen werde.
Nach deren Trock:
nung an der Sonne würden ſie in einem Mörſer, ge;
ftoßen , von den Erdtheilen befreit oder rein gewaſchen , hierauf verſponnen und endlich verwirkt; wollte man das Gewebe ſogleich , oder nach einigem Gebrauche vom Schmute reinigen , ſo werde es auf mehre Stuns
den in das Feuer gelegt , und dadurch weißer als der Schnee. Aus dieſer Provinz gelangte man durch große faſt unbewohnte Wůſten nach Suchur oder Suchem, deren Gebirge ſo viel Rhabarber enthalten , daß davon
in die größte Entfernung geliefert wurde. M. Paolo bezeichnete Champio : als die Haupt: ftadt des Landes Tangut, woriti er mit ſeinem Vater und Oheim durch Handels - Geſchåfte ein ganzes Jahr aufgehalten wurde. Die Einwohner befanden theils aus Chriſten , welche drei große Stirchen Baben , theils
aus Mahometanern , theils aus Heiden. Leştere vers ehrten fein vergoldete Gößen aus Erde , Thon oder Holi , welche mit oder ohne Geftell gewöhnlich zehn
4
Fuß hoch , und für deren Dienſt beſondere Verehrer oder Prieſter ernannt waren , welche vor ihren übrigen Glaubens - Genoſſen Fehr ausgezeichnetwurden . Mehre derſelben hatten ſich freiwillig zur Steufchheit verpflichs
tet , welche ſie ſtreng beobachteten . Sie berechneten ihre Zeit nach Monden : Jahren , nach welchen auch ihre Monate und Wochen eingetheilt waren .
In jes
dem Monate enthielten ſie ſich 14 Tage aller Fleiſchs Speiſen ; ſie tódteten nicht einmal Thiere, und führs
ten das ordentlichſte Leben . Jeder andere Heide konnte ſo viele Weiber , felbſt Verwandte, Blutsfreunde und ſogar Stiefmütter nehmen , als er zu ernähren im
Stande war; doch nur eines, war das rechtmäßigeund geachtetſte. Er erhielt von den Weibern kein Heirath86
gut, ſondern er unterftůkte fie mit Geld , Vieh und Dienſtleuten ſo gut, als die ökonomiſchen Verhälts niſſe es erlaubten . Fand er an einem Weibe keine Luſt mehr , ſo konnte er es auf der Stelle entlaſten ,
ohne ihm eine Entſchädigung zukommen zu laſſen . Von Clampion führten zwei Straſſen nach Nors und Nordoft durch Starakorum , und nach Dit durch Schanțu ; erſtere nach 12 Tagreiſen in die Stadt Echina am Fluſſe gleiches Namens , wo mebre Lanos
wirthe als Stråmer wobuten , und die Reiſenden mit Lebensmitteln verrahen , welche die große Sandwüfte
gegen Nord durchziehen wollten . Denn daſelbſt war weder grünes Gras , noch eine Wohnung für Mens icben zu ſehen , wenn man nicht manche Berghöble
5
bafür rechnen wollte , tvobin Eingeine wahrend des
Sommers auf der Wanderung fich verkfochen . . Defto mehre wilde Erel und andere Thiere waren ſichtbar.
Außer der Wüſte war die große mit Erdwållen verſes bene Stadt Starakoram oder Tarakorum, worix die vorher wild herum geirrten Tataren ſich zuerſt zur gemeinſamen Anſiedelung verſammelt hatten.
Vou
hier war der Berg Altay zu überſteigen , wenn man in die 40-60 Tagreiſen lange Ebcne sargu ges langen wollte , welche von den wilden Mectiten oder
Medriten bewohnt wurde . Dieſe hatten die Fertigs keit , ihre zahlreichen Hirſche zu bezähmen , und für 1
bäusliche Dienſte ſo gut abzurichten , als Pferde und Erel. Im Sommer beſchäftigsen ſie ſich init der Jagd der Vögel und wilden Thiere , deren Fleiſch ſie zunt
Theile trockneten und für den Winter aufbewabrten ; ſie fingen auch viele Falken , um ſie an den Hof des Chans zu liefern . Durch Mangel an Getreide und
Wein ſowohl , als durch die unerträgliche Stålte ibo
res nördlichen Stlima wurden ſie in jedem Winter ges nöthigt , ihren Sommer : Aufenthalt zu verlaſſen , und
ſich gegen Süden hinab zu ziehen . Der zweite Weg von Champion gegen More gen führte in die Hauptſtadt Erigimul , der Pros
vinz gleiches Namens , und dann nach Cergutb , siis fchen welchen beiden die Stadt Sisni oder Sining
lag. Daſelbft gab es ſchöne und große wilde Ochſen , in der Größe der Elephanten , theils mit ſchwarzen ,
6
theils mit weißen feinen Haaren wie Seide , welche bezähmt als Laſtthiere, oder auch zum Bearbeiten der Felder dienten. Die zahlreichen Biſam - Thiere waren To groß wie Ziegen , hatten ſo grobe Haare wvie die Hirſche , Schwänze wie die arabiſchen Gemſen , aber
keine Hörner ; ſie hatten 3 Zod lange Zähne , fivei oben und zwei unten , ſo weiß wie Elfenbein ; ihr Fleiſch war ſchmackl;aft.
Die meiſten Beivohner dies
fet Bezirke waren Heiden , und náhrten ſich von Hans del. Die Månner waren fett geſtaltet , hatten kleine
Naren und kleine Schnurrbårte ; die Frauenzimmer waren ſchön und blendendweiß; weswegen bei Verehes lichungen ' mehr auf die Schönheit , als auf Geburt oder Reichthum Rückſicht-genommen wurde ; die ärms ſte Mutter emfing öfters den höchſten Staufpreis für ihre Tochter. Die größte Fruchtbarkeit der weiteſten
Umgebung beförderte auch den Aufenthalt verſchiedes ner Vogelarten des ſchånſten Gefieders ; die zahlreis chen Faſanen hatten Schweife von 24 - 30 Zoll in der Långe. Von der Provinz Erigimul gegen Morgen , was
ren 8 Tagreiſen nach Egrigaria erforderlich , deren Hauptſtadt Stalach ia oder Salaria bies , wo uns ter den Heiden auch Neſtorianer wohnten , welche drei Stirchen batten . Aus weißer Schafivolle und Stameels
haaren wurde daſelbſt ein Zeug verfertigt, welcher den ſchönſten Gamelott anderer Lånder übertreffen Tollte. Aus Egrigaria fchritt map in die Provinz
7
Sendut ( Teuduch ), deren Einwohner, größtentheils Neftorianer, gute Gamelotte , Gold und Silberſtoffe verfertigten . Von Tenduk zählte man 1 Tagreiſen bis zur Provinz Stathay , in welcher die Stadt Sint :
diſin von vielen Waffen : Fabrikanten bewohnt war. Drei Tagreiſen lag die Stadt. Eſian ganor , wo
der Chan einen großen Pallaft hatte , welchen er we: gen der Jagd auf den benachbarten Teichen und Flüf:
ſen öfters bewohnte: : Es gab nämlich viele Schwane, Fafane , Rebbühner und andere Vögel , deren fünfs artige Kraniche Federn wie die Pfaue, oder gelbe ,
andere roth und blau vermiſchte und ſchwarze Flügel , andere rothe und fchwarze Kópfe batten . Fünf Tagreifen " gegen Nordoft lag die Stadt
Schonthu , welche Hupilai : ban erbaut , niit einer Mauer , einem ſehr großen marmornen Pallait , und einem Thiergarten von 16 Stunden im Umfange, verreben hatte. Dafelbft
aren großc Parks von Wie:
ſen , durch Fontaine und Bäche befeuchtet, durch Hir:
ſche, Rehe , Falken und andere Thiere belebt, welche mehr zur angenehmen Augenweide , als zur Tafel mes Chans beſtimmt waren. Das gewohnte Jago - Ver: gnügen feſſelte ihn jährlich geraume Zeit an dieſe Ges
gend ; er jagte zu Pferd durch abgerichtete Leoparden , welche die Dammhirſche finger , und den Greiffalken überlieferten . In der Mitte des Thiergartens war ein kleiner.Hain , mit einem auf überfirniften Pfeis lern rubenden Eufthauſe , welches von Innen und
8 Außert reich verziert , mit 200 feidenen Schnüren wie
ein Zelt befeſtigt war , und deswegen auch verfekt werden konnte. Das Dach war aus vergoldeten und
überfirnißten Röhren gebaut, welche in einander las gen , damit kein Regen eindringen konnte.
In diefem Palafte und Lufthauſe verweilte Hus pilais ban gewähnlich während der Monate Juni , Juli und Auguft. Am 28 Auguf verließ er die Stadt,
und begab ſich mit einer Heerde von vielen 1000 weis Ben Pferden an einen zum Dankopfer für die Ernte beſtimmten Ort , wo er dem unſichtbaren Gott für die
Fortdauer ſeiner Geſundheit , wie für jene feiner Weis ber , Stinder , Dölker und aller Thiere gebeten bat.
Während dieſes Gebetes wurde durch die Prieſter Milch von weißen Stuten in ſehr fchönen Gefäßen gereicht , auf welchen er dieſelbe zur Verſöhnung der Schußgeiſter auf die Erde goß , und dann auch mit
ſeinen Verwandten trank. Deu Prieſtern ließ er für ihre Feſttage Widder ſchenken , welche ſie unter dem Damipfe von Weihrauch und Aloeholz ihren verſchiedes
nên Göken opferten , kochten , und unter großem Ges ſchreie denſelben noch einmal vorfekten, ehe ſie dies ſelben verzehrten . Mit der davon errüngenen Flüßige
keit befeuchteten ſie dann die Erde , um ihre Götter für die Befruchtung der Felder zu gewinnen . Eine Slabe von etwa 2000 Mönchen , welche verſchieden ges kleidet und geſchoren , dem Gõgendienſte fich widmes: ten , bewohnten in der Nåhe ein Slofter , deren Ums
9
fang jenem eines Dorfes glich. Im Tempel jündeten fie eine Menge Sterzen an , und verübten viele bedeus tungslore Zeremonien unter wildem Gefange. Dieſe Mönche führten ein keuſches Leben , und weihten ſich der hårteſten Entſagung alles Fleifches und anderer Genůße ; fie genoßen nichts, als eine Art in Waſſer gekochter Stleien ; ſie waren mit grobem Zeuge von dunkler Farbe bekleidet , und ſchliefen ohne Unterlage
auf dem kålteken Fußboden. Dagegen gab es auch bes weibte Mönche , welche die Enthaltſamkeit der Erftes
ren nicht lobten , weniger ſtreng lebten , und ſogar bec haupteten , durch deren Lebensweiſe würde den Osts tern nicht gedient. Während der Monate Dezember , Jånner und Februar wohnte Hupilai in der Fürftenftadt It hambalu an der Grånze von Statap nächſt einen großen Flüße. Als er von ſeinen Sternſebern erfuhr,
daß diefelbe fich emporen wolle , baute er jenſeits des Flußes eine neue Stadt Tatu ( Pecking), und befahl den Bewohnern der alten , dieſe zu beziehen .
Sie
ſtellte ein gleichſeitiges Viereck vor , und hatte 24
Meilen im Umfange. Die Mauern waren aus Erde 10 Fuß hoch , unten auds 10 Fuß dick, und verjüngten ſich bis zur Dicke von 3 -Fuß." Sie hatte 12 Thore , auf jeder Seite 3 , über welche prachtige Palåſte fich
» r, erhoben ; eben ſo über die vier Winkel der Maue wo die Waffen der Beraßung aufbewahrt wurden ; an jedem Thore fanden 1000 Soldaten zur Wache.
10
Die Straßen waren ganz gerade, und durchſchnit:
ten einander im rechten Winkel. Ertonte Abends die Thurmglocke aus der Mitte der Stadt , ro kehrte jes dermann nach Haus, und durfte ſich nur aus dringens den Urſachen , z. B. bei sfindesnóthen eines Weibes , Nachts mit einem Lichte in der Hand daraus entfers
nen : ſonſt wurde er von der Wache ergriffen , und grauſant auf die Fußfoble - geſchlagen . Gegen Mittag fand der Palaft des Chand ; die dußere Mauer war vieredigt , hatte 32 Meilen in Umfange einen tiefen Graben , und auf jeder Seite ein Thor. Innerhalb
der Mauer war ein Plak von einer Meile Umfangs, worauf die Soldaten gemuſtert wurden . Hinter dem. felben war ein ummauerter viereckigter Plaß von 6 Meilen Umfanges, welcher 3 Thore gegen Mittag und 3 gegen Mitternacht hatte , wovon die beiden mittle:
ren nur bei Ausfahrten des Ehans geöffnet wurden. An jedem Ecke dieſer Mauer und in der Mitte ftand
ein ſchöner Palaft ; in dieſen 8 Paláſten wurden die
Waffen , Scriegsgeråthe und Pferde verwahrt. Innerhalb dieſes Plates war noch einer von 4 Meilen Umfanges mit 6 Thoren und s Paláſten zur Aufbewahrung der Lebensmittel und Stoftbarkeiten. Zwiſchen dieſen bei:
den Vierecken waren Parks von Dammhirſchen , Res ben , Bifam : und andern Thieren belebt. Die Fußs ſteige waren 3 Schuhe hoch , zur Erhaltung des Gras ſes angelegt. Junerhalb dieſer leßten Einfaßung war endlich der Palafi des Chans , welcher auf der Nords
11 !
und Südſeite an die Mauer grenzte. Dieſer hatte
keine getåfelte Decke , ſondern ein ſehr hohes Dach , woran man nichts als Gold und Silber raby ; eben ro
glänzten auch die Mauern der inneren Höfe; ſchöne his foriſche Gemälde ftelten die berühmten Schlachten vor. Im größten der Höfe dieſes Palaſtes erblickte man eine Tafel , an welcher 6000 Menſchen fpeiſen konns ten ; nebſt dem war in jedem Viereck des Palaftes ein marmorner Saal für viele Nenſchen. Die Zimmer
waren prächtig meublirt ; die Wände mit Drachen , Menſchen , Thieren ac. verziert , geſchnißt und vergols
det. Hinter dem Palafte waren große Zimmer und Vorraths - Häufer für den Schak , die Juwelen , das
Weib des Chanes und andere -Gegenſtände. Dem Pas lafte gegenüber ftanden zwei åhnliche für den erſten
und zweiten Prinzen ; und gegen Mitternacht ein künftlider Berg von einer Meile im Umfange , und mit Båumen beſeßt, weswegen man ihn den grånen Berg nannte. Auf dieſem ſtand ein ſchönes Luft: ſchloß , in welchem der Chan ſeine von Staatsgeſchäfs ten freien Stunden zubrachte. Zwei Teiche ſind reich
an den ſchönſten Fiſchen geweſen . 12,000 Reiter , wels che die treuen Soldaten des Herrn genannt werden ,
waren innerhalb des Hofes unter 4 Hauptleuten vers
theilt , welche abwechſelnd 3 Tage nach einander die Wachen bezogen. Von der Stadt Schanbalu zogen Landſtraßen durch alle Provinzen bis an die Grenzen des Reiches, am
12
Ziele aller Zagreifen waren Pofthåuſer mit ſchönen Zimmern ariselegt , worin große Herren mit allen
Bedürfnißen verſehen werden konnten , und 500 Pfers de für Boten und Geſandte fets bereit ftanden . Man rechnete 10,000 folcher Gaſthäuſer im ganzen Reiche.
Ale an Wüfter grenzende Städte waren verbunden für Pferde und Lebensmittel durch dieſelben zu ſorgen ; und die an Flügen und Seen liegenden Stådte mußs ten für ſchnelle und fichere Ueberfahrt wachſam renna
Die Poften konnten 200-250 Stunden in einem Tas ge zurück legen ; bei dem Mangel des Mondlichtes mußten eigene Diener , welche nach gebundenem stos pfe-und Bauche den Pferden , an Schnelligkeit gleich kamen , mit Pechfackeln leuchten . Die gut beſoldeien und von Abgaben befreiten Poſtknechte zu Fuß, welche
Gürtel trugen , und rund umber mit Clockchen berekt waren , wohnten in kleinen Håuſern 3-4 Meilen von eihander; daber konnte der Chan in 2 Tagen aus
einer Entfernung von 10 Tagreiſen Früchte und Nacho ridhten erhalten . Außerhalb der eigentlichen Stadt Sthanbalu enta
fprachen den 12 Thoren eben ſo viele Vorſtådte , wo viele Staufleute und alle Fremde wohnten . Denn der Aufenthalt des Hofes in der Stadt , und der Zuſams menfluß von Waaren , lockte eine ſtets zuſtromende Mens
ge fremder Saufleute herbei. Doch waren dieſe Vora fådte ganz verſchieden von andern in Europa: denn fie unterſchieden ſich von der Hauptſtadt weder in den
geradlinigten und beſtens gepflaſterten Straßen und deren Trottoirs , noch in den vielen Pracht: Gebåya den ; blos der dazwiſchen befindliche kaiſerliche Palaft machte den unterſchied. · In den Vorſtådten wurden die Todten ſo wenig verbrannt oder beerdigt , als in
der Stadt; beides geſchah außerhalb der Vorſtådte und zwar verbrannten die urſprånglichen Heiden der , Tataren und Chineſen alle Todte, die eingewanderten Sekten aber begruben fie .
Da alle Fremde in den
Vorftädten wohnten , fo fanden ſich daſelbſt auch feile Dirne, oder Mädchen der Qual , aus allen Glaubens
formen , welche die Stadtnicht beſuchen durften ; man rechnete damals ſchon ihre Zahl über 25,000. Xeber jedes 100 und 1000 derſelben waren beſondere , einans
der untergeordnete Befehlshaber geſtellt , über alle zu : fainmen ein Oberbefehlshaber , deſſen Amt ſvar , die Geſandten in jeder Nacht von andern Mädchen bedies
nen zu laſſen . Mit der faſt zahlloſen Menge von Staufmannsivaaren , welche tåglich aus allen Theilen der Welt ankamen , gelangten auch neue auswärtige
Dirne an. Die fremden Kaufleute allein erhielten tåglich wenigſtens 1000 Wagen vol Seide , aus wels
cherman daſelbft die vortrefflichſten Zeuge webte; noch mehr Wagen vol Edelſteine, Perlen , Rauchwerke und
anderer wohlriechender Gegenſtånde nebft den außerora dentlich vieler -- zum Theile lururioſen Lebensmits teln konzentrirten ſich hier aus den benachbarten Pros vingen . DUM
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1
Nicht weit von Sehanbatu, war der große Fluß Puli : Sang an , welcher ſich in den Ozean ergoß , und auf welchem ſtets Stauffarthei - Schiffe hin und hek gleiteten . Ueber denſelben war eine Brücke von
17 Bogen , . aus 19 Pfeilern von Schlangen : Steiner geſprengt; zu beiden Seiten waren Diger auf Pfeilern in einer Entfernung von 9 Fuß , ziviſchen welchen
fchón geſchnitte Platten geweſen ſind. Auf den bei: den mittleren größeren Pfeilern ſtand eine marmorne
Schildkröte und ein Löwe. Hinter dieſer Brücke führte .eine gerade Straſſe , neben vielen herrlichen Schlöſſern und Dekonomie : Gebäuden , zwiſchen ſchönen Weins bergen und den fruchtbarſten Auen auf 30 Stunden
fort, bis man an die ſehr große und ſchöne Stadt Gou få oder Cho : ch e xv oder slogu i gelangte. In dieſer fanden ſich mehre beiðniſche Stloſter , fehr
piele Manufakturen der ſchönſten ſeidenen und goldes nen Stoffe , auch der feinſten Leinwand , zahlreiche Staufleute und Fremde. Außerhalb derſelben zielte ein Weg gegen den Ozean , der andere nach Stathay , nes ben vielen Schlöſſern , Städten , Obfgårten , thấtigft
bearbeiteten Landgütern und Weinbergen , deren fåmmt liche Bersohner nur dem Handel und techniſchen Kün: ften fich widmeten , und hochit freundlich und geſellig gegen Fremde waren .
Nach 10 Tagreiſen erreichte man die Provinz und Stadt Day we n fu in Schanſi, deren umfaſſender
Weinbau auch das Land Stathan mit Wein beſorgte.
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Die Einwohner beſchäftigten ſich mit Stúnfteit , allen Zweigen des Handels und mit Verfertigung der Waf: fen und Striegsgeråthe für den großen Chan. Wen: dete man ſich von hier gegen Abend , fo durchftrich -
man eine herrliche Landſchaft, deren Schlöſſer, und Städte mit thåtigen Gewerbs- und Handels - Leuten veſeßt waren .
•
Aus dieſer kam man nach 7 Tagreiſen
in die große Handelsſtadt Ping: 4 ang -fu , wo mei. ftens Seidenwaareil fabrizirt wurden. In einer Ent: fernung von 2 Tagreiſen lag das vom alten Stönige Dor erbaute Schloß Tayajin oder Chin kui, worin er ſich nur von jungen Schönen bedienen ließ , wel: che manchmal ſogar reinen leichten Wagen um daſs ſeibe herumzogen . Darin war ein ſchöner Saal mit den Porträts aller früheren Könige ausgeſchmückt.
Zwanzig Stunden über Tansiin hinaus war
der ſehr breite, tiefe und brückenloſe Fluß Muren : oder Se a romoran , deſſen Ufer mit vielen Handels: Städten gegen das Meer befekt waren , und deſſen Umgebung an Ingwer , Seide und Vogeln , beſonders 1
Faſanen , wovon drei um einen Venezianer Groſchen
zu haben waren , ſehr fruchtbar geweſen iſt.
Zwei
Tagreiſen jenſeits des Fluſſes lag die Stadt Trian : fu oder Saria ni : fu , wo die heidniſchen Einwohs ner ſich mit Seiden- und Goldftoffen , und mit dem
Handel der håufig daſelbſt wachſenden Ingwer , Gals gant und Spikanard beſchäftigten . Gegen Abend kam man 1 Tagreiſen durch fruchtbare Gefilde , ſchöne
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Dörfer und Städte , zum Theile von Mahometanern und Neftorianern , zum Theile von Heiden bewohnt. Noch 8 Tagreifen weiter lag die Hauptſtadt Duen , quin afu oder Singan :fu der jeßigen Proving
Schenfi , wo einſt viele Stönige , und zur Zeit M . Paolo's Hupilai' s Sohn , Mangala, als Statta balter wohnte. Durch die Thåtigkeit der heidniſchen Bewohner war dieſe Landſchaft fruchtbar und vortheils , haft für den . Handel. Einige Stunden von der Stadt : war der vornehme Palaft des Statthalters mit Waſſer,
Gråben , und einer Mauer auf fünf Stunden im um : fange umzogen . .
Noch 3 Tagreifen jog man durch eine ſehr ſeidens reiche ſchöne Ebene ; dann folgten gegen Abend 20
Tagreiſen gebirgigten Landes , von zahlreichen Löwen , Båren , Hirſchen , Rehen und Wölfen belebt , deſſen Einwohner ſich dem Feldbaue und der Jagd widmeten .
An daſſelbe fchloß ſich die gut bevölkerte und ebene Stadt Ak: baluk, hinter welcher 20 Tagreiſen gebir :
gichter und waldichter Gegend folgten , welche ſich durch Ingwer , Storn , Reis und Bifamthiere aus: zeichnete. Alsdann eröffnete ſich in einer ſchönen Ebes ne die reiche Stadt (und Provins) Ching : tu : fu oder Sindinfu von 20 Stunden im Umfange , son
vielen theils breiten Flüſſen durchſtromt, deren einer ſich durch eine ſehr lange mit Handelsbuden befekte
Brücke auszeichnete.
. Nach 6 Tagreiſen durch eine mit Städten , Schloſ: -
,
17
rern und Dirfern gefüllte und thierreiche Ebene , wo viel Leinwand fabrijirt wurde, erreichte man die durd)
Hupilai ganz verwüſtete Provinz Thebet oder Thibet , für welche alle Reiſende auf 20 Tage mit Lebensmitteln verſehen ſeru mußten . Außer derſelben traf man zivar wieder Städte und Dörfer , aber eine relyr veråchtliche Gewohnheit. Daſelbft durfte nåmlich kein Mädches als Jungfrau fich verehelichen ; desives
gen führten die Mütter ihre mannbaren Tochter der Fremden für die Zeit ihres Aufenthaltes ält, bei des
ren Abreiſe ſie ſich eiu Erinnerungszeiden ausbaten . Mit je mehr ſolchen Andenken der Hals eines Máda
dhens geſchmidt war , deſto mehr board es geachtet , und konnte auf die vortheilhafteſte Heirath Anſpruch nr.Ichen . Doch inach der Verehelichung ſollten ſie ih ren mångern treu feu , und jeder war vorſichtig , reis nien Nachbar bierin nicht zu beleidigen. Mit dieſer
ſcheinbaren liberalitåt ihrer Töchter fand ihre vorierrs fchende Neigung zum Betruge, Diebſtahle, Raube und jur Grauſamkeit im grelfien Widerſpruche. Sie leb: sen von der Jagd und der freien Erzeugniſſen der Erbe, und verfolgtcu durch ſehr große Hunde die zahlreichen Biſamthiere und wilden Odſen. Sie wareit mit
Thierfellen oder grober Leinwand bekleidet , hatreni ihre eigcne Mundart , und bedienten sich der Storallen
ftatt des Guldes zum Verkehre und Halocud der Websperſonen . Wefilich von Thebet lag die Stadt und Proving 2
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Spaindu , durch einen großen ſehr fifchreichen und Calzichten See voll Perlen ausgezeidynet , welche durch ihre lieberzahl långſt werthlos geworden wåren , wenn deren Fiſcherei ohne des Chans beſondere Erlaubniß
geſtattet wåre. Eben ſo war ein naber Berg reich an TürkiTen , deren Ausfuhr gleichfals mit der Todess Strafe bedroht war . Die heidniſchen Einwohxer dies
fer Provinz waren mit ihren Töchtern und Weibern noch zuvor kommender gegen die Fremden , als in Thes
bet. Vögel und wilde Thiere gab es im Ueberfluſſe , wie Zimmet , Ingwer , Geivůrznelken ; den Manget an Wein erfekten pie durch ein berrliches Getränk aus
Storn , Neis , und Gewiirzen in Waſſer gekocht. Fünfzehn Tagreiſen führten noch durch Dörfer und Schlößer deren Bewohner deil vorigen galf glie:
deni , bis sian an der Grenze der Provinz Staindu den Goldſandfuß Erius erreichte , deſſen Ilfer mit Zims mnctvåumen bereßt waren . Jenſeits deſſelben lag die
große und pferdereiche Provinz, Starayan , in wel: cher Hupilai's Sohn , Erenteniur , als Statthälter
war. Die bedeutende Hauptſtadt Y a chi beſchåftigte ſich vorzüglich mit Handel , welcher von daſigen Mas honetaniern und Neſtorianern febr belebt war. Se:
traid uno Reis gab es im Ueberfluſſe ; aus letzterem twurde das Brod gebacken , aus erſerem ein Getrånke bereitet , weldes mehr als Wein berauſchte. Mehre Brunnen enthielten falfreiches Waſſer zum Vortheile
der Staatskaſſa. Dus Fleiſch verſchiedener Thiere
. .
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wurde rob , klein gehackt , mit Gewürzen und Dehler vermiſcht genoßen . Statt des Geldes bediente man fich gewißer im Meere befindlicher Steine oder Scha: ler . Die Mädchen und Weiber ivaren den Fremden faßt ſo zugåriglich, wie in den vorigen Provinzen . Ein
ſehr Fiſchreicher See hatte einen Umfang von mehr als 100 Stundeii .
Zehit Tagreiſen weſtwärts von Y a chi lag die Hauptſtadt und Provinz St a razan , wo H upis Tai's jüngſter Sohn Statthalter war. In den Flüſs ſen fand ſich Goldſand , in den Bergen Solderz, weka ches fie für rechsfaches Silbergewicht vertauſchten . Ihre Münze beſtand aus Indien 's Porzellain , wohin
ihre ſehr großen Pferde als Stußſchweife vertauſcht wurden . Es gab Schlangen von 10 Fuß in der Lånis
ge , und 10 Zoll in der Dicke , deren Fleiſch rehr Tchmackhaft gefunden , und deren Gale gegen die
Hundswutly, und für leichtereEntbindungder Schwang
eren wirkſam gehalten wurde. In Striegen bediente nian ſich der vergifteten Pfeile , Langen , Panzer und
Schilder aus Büffelhånten . Ehe der Clan dieſe Proz vinz unterjocht hatte, wurden alle ſchöne und vernünf: tige Fremde in ihren Heršergen aus dem Wahne uin : gebracht , Dainit ibre Vorzüge des Störpers uder Geis
fies ein Erbtheil des Hauſes würden . Die Provinz Yongatſch ang fu , 5 Tagreiſen
weiter , machte ehemals ' einen Theil des Fürfenthu: mes Ngai lao aus ; die Hauptſtadt gleiches Nas
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mens iſt dieſelbe , welde M. Paolo Un ch iam in
der vermeintlichen Proving Areladam *) nannte . Sie war groß und volkreich , beherrſchte 3 Städte und
3 Feſtungen , und hatte aus ihrem Bezirke viel Gold , Wachs , Honig , Marmor , Ambra , Leinwand und Seide. Im Handel bedienten die Eintvohner ſich des Goldes und Porzellains nach dem Gewichte , ftatt des ihneu unbekannten Geldes. Die Männer und Weiber überzogen ihre Záhne mit feinen Goldplåttchen ; die
Månner utachteu auch mit einer Nadel und Tinte um ibre Urme nud Beine eine Einfaßung, waren nur mit Krieg und der Jagd tiadh wilden Thieren und Vögeln beſchäftigt, und åberließen alle bånslichen Angelegens beiten der Weibern und Leibeigenen oder Sklaven. Subald ein Weib eutbunden war, verließ es ſein Bett,
muſch feiu Sind , wickelte es ein , reichte ihm täglico die Bruſt , und widmete ſich wieder dem Hausweſen . Dagegen legte der Ehemann ſich mit dein Sinde bei
guter Rahrung.40 Tage in das Bett , und nahm die Beſuche von Mámern an, wie eine europäiſche Wöchs derin von Weibern ; dieſe månnliche Pflege des fins
des ſollte das Weib für die Geburtsſchinerzen entſchås digen. Die meiſten Einwohner hielten ſich in wilden oder gebirgichten Gegenden auf, decen luft den Freins geu fichidlich war. Ihre vorzüglichke Nahrung beſtand * ) De Mailla hist, de la Chine . Vol. IX. p. 419 dute 2 ; et V , XII. p. 167 .
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aus Reis, rohem Fleiſche, und Reisweine. Das altes fte Glied ihrer Familie tvurde angebetet , wie eine körperliche Gottheit. Eine Buchſtabenſchrift war ihs · nen noch unbekannt; ihre Verträge ſchloßen ſie durch ein Sterbholz ab, wovon jeder Theil die Hälfte bei fich behielt.
In dieſer Provinz, wie in den vorigen , vertrater die Prieſter oder Zauberer die Stelle der Aerzte. Wurde Jemand krank, fo wurde ein Prieſter ge rufen , der unter dem Ertonen gewißer Juſtruntente
tanzte und ſo heftig ſchrie , bis einer der Anweſenden wähnte , von einem Dämon befeßen zu feyn . Tekt erſt wurde vom Prieſter nach der Entſtehung und
Ausbildung der Strankheit gefragt, und angedeutet , was Ifür die Geneſung zu thun rem. Da erhob ſich der Beſeffene, und antwortete ftatt des Stranken , daß
er glaube, diere oder jene Gottheit beleidigt zu haben ; weswegen er durch eine Strankheit beſtraft worden ſei.
Hierauf flehten die Zauberer die Götter * m Verges bung an , und verſprachen für die Geneſung ein Opfer von ſeinem eigenen Blute. War aber der Ees feriene voir nahen Tode des Stranken überzeugt , To
antwortete er , der Stranke habe die Gottheit bis zur Unverſöhnlichkeit beleidigt. Jndeſſen wurde doch dent franken gerathen , die Zauberer mit deren Weibern
zu einen Schmauße als Opfer einzuladen. Darauf todeten fie die ihnen bezeichneten Stiere, verſprikter das Blut derſelben in die Luft gegen den Himmel,
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durchräucherten das ganze Haus mit Aloeholz und anderen Geruchsmitteln , und ſprißten Fleiſchbrübe und wohl riechende Wäſſer in die Lüfte. Bei Erſcheinung der geladenen Såſte erhoben ſie einen Lobgeſang für den
Goken der Geſundheit , welchen der Beſeſſene vorſtell: te : war dieſer befriedigt , ſo reßten die Zauberer mit ihren Weibern ſich zu Tiſche, und verzehrten freudig über die gute Wirkung
ihrer Gebete ' die
den
Góken dargebrachten Speiſen und Getränke. Wurde der Stranke wirklich geſund , po glaubte er feſt , daß ſeine Genefung blos durch vieſes Opfer bewirkt wors den ſei.
Im Jahr 1282 brach zwiſchen den Provinzen Yunnan *) und Botiam ein heftiger Strieg aus. Hupilai ſendete einen reiner vornehmſten Feldherrn
Nalaſuting oder Narulating *) mit 12,000
Reitern zur Deckung der Provinz Yunnan. Die stos nige von Mien und Bengale beſorgten einen Uebers fal , ſammelten Truppen , und rückten damit bis zur Stadt Vocia vor , wo die Tataren mit 60,000 Mann
und 2,000 Elephanten gelagert hatten . Nalafuting
fellte ſich ain ingange eines Waldes auf, um ſich * ) M . Paolo nannte die Provinz Yunnan unrichs tig Staraim , und den Feldherrn Nalaſuting eben ſo unrichtig Neſcardin . Man vergleiche de Mailla hist, de la Chine vol. IX . p . 411,
nole 7.
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unter dem Schuße der Bäume gegen die anrüdenden
Elephanten mit kleinen auf den Rücken befeſtigten Håuſern zu ſichern in deren jedem 10— 12 der tapfer ſten Strieger fich verbargen.
Die tatariſchen Pferde
wurden bei dem Anrücken der Elephanten fo ſchůch : tern , daß fie nicht vorwärts zu bringen ivaren ; daher ftiegen die Reiter ab, banden ihre Pferde an die Bius me , gingen auf die Feinde los , und reizten ihnen
theils durch ihre Maſchinen zum Steinwerfen , theils durch ihre Pfeile ſo zu, daß die verwundeten Elephans ten in das Gehölz flohen , daſelbſt ihre Thürme jers brachen , und die darin befindlichen Soldaten herab warfen. Die Dataren nabnen dieſen Unfall Equin wahr , ſo eilten ſie wieder auf ihre Pferde , und be:
ſtürmten das Heer dco Königs von Mien , welches durch den Angriff von zwei Seiten bald in die Flucht
geſchlagen war. Nach dieſem Siege kehrten erſt noch amal dic Tataren in den Wald zurück, und bekamen mit Hülfe ihrer Gefangenen mehr als 200 Elephanten in ihre Gewalt. Von dieſer Zeit van bediente fich Hupilai auch ſolcher Thiere in den folgenden Stries gen ; feine Truppen verfolgten ihr gutes Glück , und unterwarfen ihm bald das ganze Land Mien.
Außerhalb Yunnan eröffnete ſich auf 21 Tagreiſen ein menſchenleeres. Thal , in welchein jährlich von fremden Staufleuten 3 Tage Meße für die einſamen Gebirgebewohner gehalten wurde welche berabſtiegen , eine unge Gold für 5 Ungen Silber umautauſchen .
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Die Gebirge waren To fteil , daß ein Fremder ohne Lebensgefahr weder ſie erſteigen , noch die Höhlen der Einwohner Dort findest donnte .
Außerhalb dieſer Ebene mufte man 15 Tagreifen durch Waldungen und menſchenleere landſchaften wanderit, welche die mittägliche Grenze Judiens bils deten , inur von Elephanten , Einhörnern und andern en Thieren bewohnt waren , ehe man die Stadt Mien erreichte. Daſelbf hatte eiuft ein reicher Stos
nig fchon im Leben ein mormornes Grabmahl, mit 10 Fuß hohen Thürmchen auf jeder Ecke', reßen laſa feri , deren eines eine goldene, das andere eine filbers
ne Kugel mit gleichartigen Glöckchen hatte , weldie bei jedeir Binde ertönten. Bei der Eroberung der
Stadt wurde den Cateren ſtreng verboten , dieſes Denkmahl zu berühren. Die beidniſchen Einwohnet der Provinz hatten ihre eigene Sprache , und waren
reich in ihrer Umgebung an Elephanten, Hirſchen und wilden Ochſen .
In der von Hupila i anterjochten Provinz Sents gale gegen das ſüdliche Indien , war auch eine ber roudere Sprache ; die Zauberkunft und der Prieſters die:{ t juurde methodiſch gelehrt. Die Einwohner nährs ten ſich von Fleiſch , Reis und Milch , vom Handel
mit Verſchrittenen , Seide , Baumwolle , Zucker , Gewürzen , Galant , Jugwer und andern wohltiechens den Gegenſtånden . Die zahlreichen Ochſen waren ſo groß , wie Elephanten .
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.
*** Gegen Morgen lag das dem Chane tributbare to: nigreich St anjigu , deren Beherrſcher 300 Weiber
batte. Die günſtige Lage an der See erleichterte den Einwohnern , ungeachtet ihrer eigenen Mundart, den
Ábrak ihrer Goldſtufen , Räucherwerke und Spezereien . Lektere vermiſchten ſie mit Reis zum durftlichenden Erſake des Weines. Viele Elephanten und andere wilde Thiere gaben ihnen Veranlaſſung zur eifrigen Pflege
der Jagd. Sie benıalten ihre Geſichter , Hålſe , Håns
de', Båuche und Füße mit unauslòſchlichen Thierbils dern ; wer ſich auf dieſe Art hinten wie vorn auszeich :
nete , wurde für ſchön und reißend gehalten .
Fünf uud ztvanzig Tagreiſen gegen Morgen lag die deni Chan unterworfene Provinz A mu , welche , außer ihren großen Viehbeerden , noch einen Ueberfluß an der gewöhnlichen Lebensmitteln batte, und viele Pferde,nach Indien verbandelte. Die Einwohner bata
ten ihre eigene Sprache, und trugen goldene und fils berne Bånder an den Armen und Beinen . i also $ Acht Tagreifen weiter gegen Morgen lag die fruchts bare und bevvikerte Proving Tholoman oder Lolos man , dein Chan untergeordnet. Die Einwohner was
ren brauni', wohl geftaltet , und hatten ihre beſondere Mundart ; die Månner wärert auch in den Waffen gut
geübt. Sie verbrannten ihre Todten , ſammelten des 'ten Aſche , und vergrulen ſie in Herghöhlen . Zwar ,
gab es viele Gordfufen ; doch bedienten ſie ſich nur
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der aus dem Meere gefiſchten Goldkörner-zur Münze , -
wie in den beiden vorigen Provinzen .
iii
- Gegen Morgen wanderte man nebeu einem Fluſſe nach 12 Tagreiſen in die große Provizinal-Stadt China
tigui, wo- ſchöne Sommerzeuge aus Baumbaſt und Seide verfertigtwurden . Die zahlreichen Löwen mach: ten das Ausgehen bei Nacht ſehr uilſicher , konnten nur durch zwei große Hunde bei Tags in die Enge gez trieben , und durch die Pfeile des Eigenthümers ders
ſelben erlegt werden , während ſie ſich an Bäume ans lehnten . Man bediente ſich des Papiergeldes .
.
Ju 10 Tagen erreichte man die Sadt Siding :
fu ; nach 20 andern Gingui oder Jingui, nach 4 an :
deren gegen Mittag Pazan : fu , in deren Ungebung der reiche Seidenbau die Fabrikation der von Gold
durchwirkten und leineren Stoffe beförderte , welche theils auf dem Hauptfluffe , theils auf deſſen Stanålen nach Shambalu verkauft wurden . Unter den heidnis fden Einwohnern gab es auch Chriſten mit einer Stirs che , aber Neſtorianer. .
Nach 3- Tagreiſen gegen Mittag erreichte man die " Stadt Changlu , welche viele Salzwerke hatte . Man håufte die ſalzreiche Erde auf, goß Waſſer darauf. . pamit die Salztheile fich zu Boden ſekten , und kochte dann die Salzmaſſe ſo lange , bis ſie ſich verdickt, und weiß eriſtallirt hatte. Nach 5 Tagreiſen weiter gegen Mittag erreichte man die große Handelsſtadt Changli am ſchifbaren Fluſie; nach andern 6 Tagreiſen die über
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viele Handelsſtådte gebietende Stadt Tadinfu.oder Tudinfu in fruchtbarer Umgebung ; und nach noch 3 Tagreiſen durch einen ſehr bevolkerten Bezirk die Stadt Singui:matu an einem großen Fluſſe ; 'welchen die Einwohner zur Belebung des Handels in zwei Arme theilten , und nach Morgen und Abend
leiteten. Von hier zog man 12 Tage durch Handels : Städte und Dörfer .
Sechszehn Tagreiſen führten an den eine Meile breiten Strom staramoran , vor deſſen Ergießung
in die See mehr als 15 ,000 Schiffe des Chans für jes den Bedarf des Strieges bereit ftanden , deren viele 15 Pferde mit den Reitern und Lebensmitteln außer 20 Matroſen aufnahmen . Nådlyft der Flotte war zwi:
fchen den beiderſeitigen Stådien stonganzu und Quanzu der Weg über den Fluß in die Provinz Mangi gebahnt. Wie hier , ſo war auch in den übri: gen Theilen des Landes Stathay , der Gebrauch der Steinkohlen zur Feuerung eben ſo allgemein gebräuch : lich , als jener des Reiſes mit Gewürzen , ſtatt des natürlichen Weines , zum Löſchen des Durftes.
Das ſüdliche China bildete einſt 9 Stönigreiche, wovon M . Paolo nur' sting :ßé (Quinſay) und Stongiu beſuchte , welche ießt die Bezirke Hangs
tſch euafu und St iu trch eu - fu , und einen Theil der Provinz Fukien ausmachen . Von Stathan kam er in die ſüdlicher gelegenen Städte Stooganzu ,
Paughin oder Pauinhven , Staim , to nebſt
98
vielen Fiſchen , Jagdvögeln und Thieren auch ſehr wohlfeile Faſane zu haben waren ; in die falzreichen See : Handelsitädte Pingui (vielleicht Tiin : Styangs
byen ) und Chingui; gegen Südoft nach Yangui, wo M . Paolo 3 Jahre Provinz - Vorſteher in Hu :
pilai' s Namen geweſen iſt. Die Provinz Nanghin gegen Abend war reich durch den Handel mit Getreide und von Gold ducto : webten Zeugen , und hatte Siangfu oder Siang:
Dang zur Hauptſtadt. Dieſe von Sümpfen umge : bene Stadt hatten die Tataren bereits 3 Jahre belas gert, als die drei Paoli am Hofe Hupilai' s eins
trafen , deren Begleiter, zum Theile arabiſche Zima merleute , ſchnell drei neue Maſchinen zum Steinwers
fen verfertigten . Die Wirkung derſelben auf die Haus rer war ſo groß , daß die Uebergabe der Stadt bald ers
folgte *). Von hier kant er in 15 Stunden in die kleine Stadt Singui am Fluſſe siang, welcher mehr als 100 Tagreiſen lang, öfters 6 - 8 Stunden breit, und ro tief iſt , daß die größten Meeresſchiffe darauf einlaufen können . Er durchſtromtmehr als 16 Provinzen und 200 große Städte vorbei , iſt mit auſs
ſerordentlid , vielen Schiffen , deren meiſte Sali fahren , von einem Mafte und einem Segel bedeckt. Paolo
* ) Groſier berichtigte M . Paolo in ſeiner Histoire de la Chine Vol. g. p. 329 , Daber ich auch von ihm abweiche.
29 fab zu Šingui etwa 5000 , in anderen Städten noch mehre Schiffe mit einer Laft von 4 — 12,000 veneziać niſchen Zentnern , und die größten Schiffe nurmit ei: nem Verdecke verſehen . Man bediente ſich damals blos zum Mafie und Segel der banfenen Daue , übris
gens dúin geſpalterier und zuſammen gedrehter Rohre ,' von einer Långe zu 100 Klaftern , womit die Schiffe
durch 10 – 12 Pferde den Fluß aufwärts gezogen wurs deil. Die Ufer waren an mehren Plåben felſicht, und
mit Klöſtern – übrigens mit volleichen Dörfern bes rekt. It ainguiwar eine kleine Stadt auf dem ſüdoſts
lichen Ufer des Stiang , in deren Umgebung viel Ge. treide und Reis wuchs , welche meiſtens an den Hof 0c6 Cha is zu Schanbalų auf den dazwiſchen liegenden
Šeen geliefert wurden , welche derſelbe mittelſt eines Stanals , auf deſſen Dämmen Fußgånger nach Stathan reiſen konnten , verbinden ließ. Nichtweit von St a i11 : gui war auf einer Juſel in der Mitte des Fluſſes
das älteſte und vorzüglichſte Stlofter heidniſwer Mönche. Shing : fto ang : fu war eine reiche Handelés
fadt, worin viel Seide und Gold verwebt , und für die Meſtorianer zwei ffirchen durch Maraku s oder Maria rch is erbaut wurden , welchen der Cbait als
Statthalter 1288 dahin gelegt hatte.
Nach drei Tagreiſen gegen Südoſt , zwiſchen vies len Städten und Dörfern , erreichte man die mit dopa pelter Mauer umgebene Stadt Tinguigui oder
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Chang : chew , welche an Allem Ueberfluß hatte . Als der Tatariſche General Chinfa n Han an die Provinz Mangi eroberte , ſchickte er ein Storps Alanen oder Marer gegen diere Stadt voraus. Da die Einë wohner ſich dem Chan unterwvarfen , von der äußern
Stadtmauer auf die innere ſich zurück zogen , und viel Mein in jener zurück liegen , ſo überließen die Strieger
ſich dem Trunke bis zum Ueberinaße, ſchliefen Nachts, ohne die nöthigen Wachen ausgeſtellt zu haben , und wurden von den Bürgern überfallen und umgebracht. Auf die erfie Nachricht ließ Bayan ein anderes Storps
vorrücken , die Stadt erobern , und alle Einwohner . Singui oder Su: ch e w (Stadt der Erde) war
niederhauen .
eirie reiche Handelsſtadt von etwa 20 Meilen im Um :
farge , von vielen Seiden : Bebern und andern Hand :
werkern , Aerzten ; Zauberern und Weltweiſen be: wohnt, mit eriva 6000 fteinernen Brücken verſehen , durch deren hohe Bogen die größten Sdiffe, ohne ibre Miaſte niederzulaſſen , bequem durchfahren konn:
Handels - und Handwerks - Verkehr iſt , die Gerichts : barkeit aus. Die umliegenden Berge boten viel Rha: barber und Jugwer dar , und die vielen Seiden : Ma nufakturen veranlaßten Sie Einwohner , ſich in Seid. zu kleiden .
Hang-tfch é u war M . Paolo 's Himmelsſtadt, Sting :ße oder Quinſan, von 100 Stunden im Um :
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Fange , auf einer Seite mit einem See, auf der an : dern mit einem Fluße umgeben , welcher 25 Stunden gegen Oſtnordoſt in das Meer fålt. Während ſeines
langen Aufenthaltes bemerkte er inehr als 12,000 ſtei: nerne Brücken mit hohen Bogen , eben ſo viele Stands le , breite Straßen und große Märkte. Jeder der leß:
teren hatte zwei Stunden im Umfange, war 4 Stuns den vom 11åchſten entfernt, und alle Mårkte ſtanden
mit der Hauptſtraße in Verbindung, welche 40 Schrit: te breit fvar; die ganze Stadt in geraber Richtung
durchſchnitt. Dieſe war ftets von ſo vielen Menſchen belebt , daß man ſich über den zu ihrem Unterhalte nöthigen Vorrath an Lebensmitteln wundern mußte.
Sie hatte auf jeder Seite 10 Scube breite Fußwege ( Trottoirs) gepflaſtert , der mittlere Fulrieg war be: kieſt und beſandet , und mit vielen 6 jitigeni Lohnkuts
fchen verſehen ; ale übrigen Straßen waren ganz gez , pflaſtert. Hinter jedem großen Markte erleichterte ein Stanal die Zu - und Abfuhr der Waaren , welche auf deſſen beiden Seiten in großen ſteinernen Vorraths :
håuſern von Judianern und anderen fremden Stauffeus ten angehåuft waren . Jeder Markt war wöchentlich
dreimal von 40 – 50,000 Menſchen beſucht. Fleiſch , Pflanzen und Vögel waren in ſolcher Menge zu ſehen , daß m1ait um 2 - 3 Groſchen 2 Gáliſe oder 4 Enten
kaufen konnte ; auch gab es 10 Pfund ſchwere votreff
liche Birne, unzählige und mannigfaltige Fiſche aus dem See und Meere. Jeder Marktplaß war mit hos
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der aus dem Meere gefiſchten Goldkörner zur Münze, wie in den beiden vorigen Provinzen .
Gegen Morgen wanderte man nebeu einem Fluſſe nach 12 Tagreiſen in die große Provijinal Stadt Chins
tigui, ivo -ſchöne Sommerzeuge aus Bauinbaſt und
Seide verfertigt wurden. Die zahlreichen Löwen mach: ten das Ausgehen bei Nacht ſehr uilſicher , konnten nur durch zwei große Hunde bei Tags. in die Enge ge: trieben , und durch die Pfeile des Eigenthümers ders ſelben erlegt werden , während ſie ſich an Bäume ans lehnten . Man bediente fich des Papiergeldes.. Ju 10 Tagen erreichte man die Sadt Siding : fu ; nach 20 andern Gingui oder Jiugui, nach 4 ans deren gegen Mittag Pafan : fu , in deren Umgebung der reiche Seidenbau die Fabrikation der von Gold
durchwirkten und leineren Stoffe beförderte , welche theils auf dem Hauptfluffe , theils auf deifen Standlen Unter heidnis fchen Einwohnern gab es auch Chriften mit einer Stirs che , aber Neſtorianer .
nach Sthambalu verkauft wurden .
Nach 3 - Tagreiſen gegen Mittag erreichte man die Stadt Changlu , welche viele Salzwerke hatte . Man båufte die ſalzreiche Erde auf , goß Waſſer darauf, damit die Salztheile fich zu Boden fekten , und kochte dann die Salzmaſſe ſo lange , bis ſie ſich verdickt, und weiß criſtallirt hatte. Nach 5 Tagreiſen weiter gegen Mittag erreichte man die große Handelsſtadt Changli Am ſchiffbaren Fluſſe; nach andern 6 Lagreiſen die über
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viele Handelsſtådte gebietende Stadt Tadinfu. oder Iudinfu in fruchtbarer Umgebung ; und nach noch 3 Tagreiſen durch einen ſehr bevölkerten Bezirk die Stadt Singui:matu , an einem großen Fluſſe , welchen die Einwohner zur Belebung des Handels in zwei Arme theilten , und nach Morgen und Abend
leiteten. Von hier zog man 12 Tage durch Handels : Stridte und Dörfer. Sechszehn Tagreiſen führten an den eine Meile breiten Strom staramoran , vor deſſen Ergießung in die See mehr als 15,000 Schiffe des Chans für jes den Bedarf des Strieges bereit ftanden , deren viele 15 Pferde init den Reitern und Lebensmitteln außer 20 Matroſen aufnahmen. Nåchſt der Flotte war zwi: fchen den beiderſeitigen Stådien stongan zu und Quanj u der Weg über den Fluß in die Proving Mangi gebahnt. Wie hier , ſo war auch in den übri: gen Theilen des Landes Kathay , der Gebrauch der Steinkohlen zur Feuerung eben ſo allgemein gebrauch: lich , als jener des Reiſes mit Gewürzen , ftatt des natürlichen Weines , zum Löſchen des Durſtes. Das füdliche China bildete einſt 9 Stönigreiche , wovon M. Paolo nur' sting: ßé ( Quinſay ) und Stongiu beſuchte , welche jeßt die Bezirke Hang : tſch e u : fu und Stiu : tſche u fu , und einen Theil der Provinz Fukien ausmachen . Von Stathan kam er in die ſüdlicher gelegenen Städte Stongan 3 u , Paugbin oder Pauin byen , Staim , to nebit
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vielen Fiſchen , Jagdvögeln und Thieren auch ſehr wohlfeile Faſane zu haben waren ; in die falzreichen See : Handelsſtadte Tingui (vielleicht Djin - Siyangs boen ) und Chingui; gegen Südoft nach Vangui,
to M . Paolo 3 Jahre Provinz - Vorſteher in H 4 : pilai's Namen geweſen iſt. Die Provinz Nanghin gegen Abend war'reich durch den Handelmit Getreide und von Gold duct
webten Zeugen , und hatte Siang fu oder Siang: gang zur Hauptſtadt. Dieſe von Sümpfen umgo bene Stadt hatten die Tataren bereits 3 Jahre belas gert , als die drei Paoli am Hofe Hupilai' s eins
trafen , deren Begleiter , zum Theile arabiſche Zims merleute , ſchnell drei neue Maſchinen zum Steinwers
fen verfertigten . Die Wirkung derſelben auf die Häus fer war ſo groß , daß die Uebergabe der Stadt bald ers
folgte * ). Von hier kant er in 15 Stunden in die kleine Stadt Singui am Fluſſe Stiang, welcher
mehr als 100 Tagreiſen lang , öfters 6 - 8 Stunden
breit , und ſo tief ift , Baß die größten Meeresſchiffe darauf einlaufen können . Er durchftrömt mehr als 16
Provinzen und 200 große Städte vorbei , iſt mit auſs Terordentlid ) vielen Schiffen , deren meiſte Sal;fahren ,
von einem Mäfte und eineiu Segel bedeckt. Paolo *) Groſier berichtigte M . Paolo in reiner . Histoire de la Chine Vol. g. p. 329, Daber ich auch von ihm abweiche.
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fab zu Singui etwa 5000 , in anderen Städten noch mehre Schiffe mit einer Laft von 4 — 12,005 venezia
niſchen Zentnern , und die größten Schiffe nur mit eis nem Verdecke verſehen .
Man bediente ſich damals
blos zum Mafie und Segel der hanfenen Taue , übris gens dünn geſpaltener und zuſammen gedrehter Robre von einer Långe zu 100 Flaftern , womit die Schiffe
12 Pferde den Fluß aufwärts gezogen wurs den . Die Ufer waren an mehren Plåten felſicht, und mit Kliſtern übrigens mit volleichen Dörfern bes durch 10
rekt.
Staingui war eine kleine Stadt auf dem ſüdoſt lichen Ufer des fiang , in deren Umgebung viel Ges treide und Reis wuchs , welche meiſtens an den Hof de6 Chand zu fihanbalų auf den dazwiſchen liegenden
Šeen geliefert wurden , welche derſelbe mittelſt eines Stanals , auf deſſen Dämmen Fußgånger nach Sathan reiſen konnten , verbinden ließ. Nicht weit von Sain : gui war auf einer Juſel in der Mitte des Fluſſes das älteſte und vorzüglichfte floßer heidniſuber Miniche. Ching : St yang : fu war eine reiche Handelés
Radt, worin viel Seide und Gold verwebt , und für
die Neftorianer zwei Tirchen durch Maraku s oder Maria rch is erbaut wurden , welchen der Cbart als Statthalter 1288 dahin gelegt hatte.
Nach drei Tagreiſen gegen Südoſt, zwiſchen vies len Städten und Dörfern , erreichte man die mit dopa pelter Mauer wgebene Stadt Dinguigui oder
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Chang : ch e w , welche an Alem Ueberfluß hatte. Als der Tatariſche General Chinfa in Sayan die
Provinz Mangi eroberte , ſchickte er ein Storps Alanen oder Marer gegen diere Stadt voraus. Da die Ein:
wohner fich dem Chan unterwarfen , von der åußern Stadtmauer auf die innere ſich zurück zogen , und viel
Wein in jener zurück ließen , ſo überließen die Strieger ſich dem Trunke bis zum Ueberinaße , ſchliefen Nachts , ohne die nöthigen Wachen ausgeſtellt zu haben , und
wurden von den Bürgern überfallen und umgebracht. Auf die erſie Nachricht ließ Bayan ein anderes Storps vorrůcken , die Stadt erobern , und alle Einwohner niederbauen . Singui oder Su : ch e w (Stadt der Erde) wai eine reiche Handelsſtadt von etwa 20 Meilen im Um ,
fange , von vielen Seiden : Webern und andern Hands werkern , Aerzten ; Zauberern und Weltweiſen be:
wohnt , mit etiva 6000 fteinernen Brücken verſehen , durch deren hohe Bogen die größten Schiffe, ohne ihre Maſte niederzulaffen , bequem durchfahren konn ten . Sie übte über 16 andere Städte , worin viel
Handels- und Handwerks - Verkehr iſt , die Gerichts: barkeit aus. Die umliegenden Berge boten viel Rha: barber und Jugwer dar , und die wielen Seiden : Ma :
nufakturen veranlaßten die Einwohner , ſich in Seid . zu kleiden .
Hangstſch é u war m. Paolo's Himmelsſtadt , Sting : ße oder Quinſan, von 100 Stunden im im:
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fange, auf einer Seite mit einem See , auf der an : dern mit einem Fluße umgeben , welcher 25 Stunden gegen Oſnordoſt in das Meer fållt. Wåhrend ſeines langen Aufenthaltes bemerkte er inehr als 12,000 ſtei: nerne Brücken mit hohen Bogen , eben ſo viele Stand: le , breite Straßen und große Märkte. Jeder der leg: teren hatte zwei Stunden im Umfange , war 4 Stuns
den vom nächſten entfernt , und alle Märkte ftanden mit der Hauptfraße in Verbindung, welche 40 Schrit:
te breit fvar , die ganze Stadt in geraber Richtung durchſchnitt. Dieſe war ftets von ſo vielen Menſchen belebt , daß man ſich über den zu ihrem Unterhalte
nöthigen Vorrath an Lebensmitteln wundern mußte. Sie hatte auf jeder Seite 10 Sdíuhe breite Fußwege ( Trottoirs) gepflaſtert , der mittlere Fuhrweg war be: kieſt und beſandet , und mit vielen 6 ützigen Lohnkuts ſchen verſehen ; alle übrigen Straßen waren ganz ge: . pflaſtert. Hinter jedem großen Markte erleichterte ein
Stanal die Zu- und Abfuhr der Waaren , welche auf deſſen beiden Seiten in großen ſteinernen Vorraths:
häuſern von Indianern und anderen fremden Stauffeus ten angehåuft waren . Jeder Markt war wöchentlich dreimal von 40 – 50,000 Menſchen beſucht. Fleiſch , Pflanzen und Digel waren in ſolcher Menge zu ſehen, daß mait um 2 -3 Groſchen 2 Gånſe oder 4 Enten
kaufen konnte ; auch gab es 10 Pfund ſchwere votreff: liche Birne , unzählige und mannigfaltige Fiſche aus dem See und Meere. Jeder Marktplak war mit hos
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hen Häuſern umgeben , in deren Erdgeſchoßen Stauf: mannsgewölbe und einige theils warme Båder für Fremde , theils kalte fir Fingebohrne ſich befandeni ; welche fich von ihrer Kindheit ani tåglich badeten , . Uuf jedem Ecke deſſelbeni ſtand ein Palaſt für die Wohnung der Gerichtsperſon , welche die auf dem Markte entfehenden Streitigkeiten ſchnell zu entſchei: den , und zugleich die auf der Brücken befindlichen
Wachen zu beobachten hatte . Wie auf allen Straßen , ſo fand man vorzüglich auf Märkten zahlreiche Sterns deuter , Aerzte und buhlende Dirne. Die Einwohner hatten ein gutes Ausſehen , ges
wöhnlich ſeidenen Anzug, in ihren reinliden Woh : nungen koſtbare Meubles und ſchöne Gemälde , und lebten ro friedlich neben einander , daß ſie zu einer Familie zu gehören ſchienen. Der Eheſtand wurde ſo boch geachtet , daß nie Eiferſucht eintrat , und jede unbeſcheidene Rede an, ein Weib die Verachtung nach fich zog. Sie waren Fremden ſehr höflich und gefåbs
lig ; dem Striege ſo abgeneigt, daß ſie nicht einmal Waffen in ihren Wohnungen aufbewahrten . Ihre Handwerker waren in 12 Hauptzürfte abgetheilt ; jede
Zunft hatte 1000 Gewölbe als Werkitåtte , und in je: den 10 — 40 Arbeiter unter einem Meiſter. Jeder Sohn war verbunden , das väterliche Handwerk fortzua feßen ; doch konnte der reichere ſich des Arbeitens ents Halten , und mit ſeiner Frau koſtbar kleiden. In jes der Straße wareu feinerne Thůrne zur Aufbewahrung
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der Waaren bei Feuersbrůnffen , welchen die bóliere uen Häuſer ſehr ausgeſetzt waren . Der See war mit Palåſten der Großen , mit Dempeln und heidniſchen Klöſtern umgeben. In ders ren Mitte erhoben ſich zwei Inſeln , auf jeder ein Pas laft mit vielen großen Zimmern zur Feier der bürgers lichen Hochzeiten , anderen Luftbarkeiten und Zufam . mentůnfte. Jedes der zahlreichen Luftſchiffe bot dert Familien , welche des Abends nicht darch die Stadt
in Miethivagen fpapieren fahren wollten , ein Der gnügen dar. Viele allgemeine Krankenhäuſer , von alten Stónis gen mit großen Einkünften Dingehen , nahmen die kranken Urbeiter unentgeldlich auf , welche nach der Geneſung wieder zur Arbeit angehalten wurden .
Die auf allen gårkten befindlichen Sterndeuter
wurden beſonders bei Verehelichungen und Geburteit um Rath gefragt. Bei der Leiche einer angeſehenen Perſon waren alle Verwandte in Kanevas gekleidet , und fangen unter Begleitung muſikaliſcher Werkzeuge
bis zum Plake , wo der Störper verbrennt wurde ; dann warfen fie papierne Bilder in das Feuer.
Jede Brücke war von 5 Mann bei Tag, und von 5 bei Nacht bervacht ; jeder Wåchter fand in eineru Staften , in welch,ein ein durres Brett zum Anſchlaje der Stunden des Tages ſich befand , welcher mit Aufs gang der Sonue beganu , und mit deren Untergang endigte. Die Wåchter beobachteten Nachts die unera 3
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laubten Wanderer auf den Straßen , und wer ſicht batte : bei dem Ausbruche eines Feuers eilten ſie jum
' Löſchen , und zur Verſicherung der Hausgeråthe int Chůrnten , Schiffen und Inſelit ; Niemand , deffen Wohnung nicht in Gefahr war , durfte ſich auf der Gaſſe ſehen laſſen . An vielen Orteu gab es künfiliche Berge aus Erde und Holz , welche eine Stunde von eingnder entfernt fvaren , und auf deren Spike die Wächter , durch Hammer auf ihre Eretter in den Kå: fen , bei dem Ausbruche eines Feuers oder Aufſtan des ſchlugen .
Der prachtige Palaft , worin ehemals der Stónig von Manji Facft? oder Fanfur ſich aufhielt', war vieredigt , auf 10 Stunden im Umfange mit hohen Mauern umgeben , und in 3 Theile getheilt. Ju den mittleren ſchritt man durch ein Thor , auf deſſen bei: den Seiteni gedeckte Gånge “ folgten , deren Dach von blau bemalten und vergoldeten Pfeilern getragen wurde, welche nach einander fiets gròſer waren. Das Dach war vergoldet , und an den Wänden ſchöne Ges målde mit Vorſtellungen aus der Geſchichte der fòs nige. Unter dieſen Gången hatte Facfur manchmal
10,000 Höflinge ; Doctoren und reiche Hürger 10-12 Tage nadh einander mit unglaublicher Pracht bewvirs thet. Hinter dem tuittleren Theile des Palaſtes war eine Art eines Stloſters tuit Zimmern für den Stónig
und die Stönigin ; aus demſelben kan man in einen bes dectten 6 Sdritte breiten Gang, welcher ſich bis an den
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See erſtreckte. Auf jeder Seite deſſelben ivaren 10 Höfe, wie Slofter , mit Gärten und 50 Zimmern , worin
1000 Mädchen als Beiſchlåferinnen des Spinigs wohii: ten , welcher manchmal mit ihnen und ſeiner Gemahs lin auf dem See fuhr. Die beiden übrigen Theile des mit Mauer umgebenen Palaſtplages waren in Luftwälder, Seen und Garten eingetheilt , wo unter
gepflanzten Bäumen die Hirſche , Rebe , Haaſen und Kaninchen gehegt wurden .
Niemand durfte dahin
kommen , als der König und ſeine Mädchen , welche das Wild jagten , rich in Gebüſchen enkleideten , und im Teiche berum ſd wammen , während derſelbe in dieſen anmuthigen Schatten ſpeiste . M. Paulo Fand nur noch die Nuinen dieſer einſt wohliüftigen Einrich tungen.
Nad einem
bei ſeiner Antveſenheit gefertigten
Verzeichniße gab es 160 Toman oder Stadtbezirke, de:
ren jeder 10,000 Håuſer ini fich faßte, un unter die: ſen 1,600,000 Feuerſtåtten , welche beiläufig von eben ſo vielen Familien, zu 4 Perſonen gerechnet, bewohnt wurden. Jeder Hausivirth mußte die Zahl ſeiner måunlichen und weiblichen Perſonen , wie der Pferde, neu gebornen , oder adoptirten Stinder , jeder Gaſt: wixth die Zahl ſeiner Gåſte , die Zeit ihrer Ankunft ,
und den Ziveck ihrer weiteren Reiſe an ſeine Thüre ſchreiben , ihre Zehrung in das Buch eintragen , und dieſes tåglich der Obrigkeit am richſten Marktplate fenden .
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Die Einkünfte des Chans aus dem Salje , wels ches im Bezirke dieſer Stadt fabrizirt wurde , betrus gen 80 Myriaden Gold , weldes 6,400,000 Goldgul:
den ausmachte.
Dies würde unbegreiflich geweſen
ſeyn , wenn nicht das falzichte Waſſer der umliegens
den Seen im Sommer ſich ro' verdickt hatte , daß fünf auſtoßende Provinzen damit båtten verſehen werden können . Nebſt den bezog der Chan noch von jedem
Hundert des überflüßig gedeihenden Zuckers , Getours
jes, Reifes2. 3 } Theile , wie von den 12,006 Werk: fåtten der 12 Zünfte , und von allen zur See auss oder eingeführten Waaren . Indier und andere fremde Stauffeute mußten den zehnten Theil entrichten ; auch
von allen Thierett , Pflanzen , Seidenwaaren 2c. fiel ein gleicher Theil den Chan fu, welches zuſammen ohne das Sala
wieder 15,600,000 Goldgulden im
Durchſchnitte trach paolos Ueberzeugung betrug. und doch war dies alles nur der neunte Theil der Einkünfte des Sinigreiches Manji.
Verfolgte man den Lauf des Sèyang gegen Såd. oft durch die ſchönſten Anlagen , fo erreichte man nach einer Tagreife die große und ſchöne Stadt Tau :
pinga fu oder Tapinau. Xuf den 3 nachten Taga reiſen ſchritt man durch ſo viele Städte und Dörfer bei dem größteit Ucberfluffe au Lebensmitteln , daß man glauben fonnte , dieſelben bilden nur eine große Stadt. Nach 3 anderen Eagreifen kan man in die
Stadt Gengui oder Ven a cew : fue in deren
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Nachbarſchaft zwar keine Schafe, aber Löwen, Ochien,
Pferde, Böcke, Schweine zu finden waren ; nach noch 4 Tagreiſen in die Bergſtadt Siangia m oder Chez trang , nach 4 andern in die Stadt St y 4 : cb ew fu oder Cugui .
Hier betrat man die Tüdoftliche Provinz Fulien , bekannt durch hohe Berge und enge Thåler , viele Lò: wen , Vögel , Galgant, Ingwer , und eine Safrans
artige Pflanze. Die Einwohner waren fehr kriegez riſch , sogen zu Fuß mit Schwert und Lanze , nach beſchorenem Stopfe und blau gemaltem Gefichte unter ibrem reitenden Feldherrn aus , rogen das Blut der getódeten Feinde aus , und werzehrten ihr Fleiſch als eine koſtbare Speiſe. Nach 6 Dagreiſen erreichte man die Stadt Duelin fu oder Styen ning : fu , tvo 3 große ſteinerne Bricken , ſchöne Mädchen , viel Seide , Ingwer , Galgant , und Hühner ohne Federn mit ſchwarzen Haaren zu ſehen waren . In 15 Meilen
rah nian die an Zucker reiche Stadt unquem , wels cher an den Hof des Chans zu Shambalu gebracht wurde .
Nach 15 Tagreifen kam man in die Grenzſtadt Fuch e w oder Fugui des stönigreiches Konka , wo eine große Berakung und viel Zucker zu finden war. Der eine Stunde breite Fluß am Djean beförderte die Bufuhr der Perlen und anderer koſtbarer Steine aus Indien zur jährlichen Meße. Fünf Tagreiſen durch menſchenleere Gebirge und Waldungen jenſeits des
38 Flufeswar die Seeſtadt 3 avten oder 3 ay tuin , wo
die Judier großen Handel mit Abführung der Gewürk ze trieben , und die Fertigung koſtbarer Zeuge , Taper ten und Stickereien ſo einträglich war , als die pors zelanenen Schübeln zu figui oder Tingui oder gi : ch c m 3 ft .
• Dieſes kurze Bild , welches M . Þaolo vor 609 Jahren von den Tatariſchen und Chineſiſchen Ländern entwarf , wurde im Ganzen durch alle ſpåtere Rciſens
de beſtåtigt, weswegen die Nachwelt ihu den größten Dank ſchuldig iſt.
Die Tataren hatten eite angenehme Mundart, obgleich ſie die Schriftzüge den Chineſen erſt nachbils deten . Sie berechneteu anfangs ihre Zeit nach Pe. rioden von 12 Jahren , wovon ſie das erſte eiuen los wen , das zweite einen Ochten , das dritte einien Dress
chen bas vierte einen Hund sc. nannten ; auf die Fras -ge nach ihrer Geburtszeit antworteten fie daber : an dies
ſem Tage des Lowel' oer Ochſen : Jahres. Starb ein unverebelichter Sohn und Tochter verſchiedener del
teru, fo ließen dieſe dieſelben im Geiſte zuſammenbeis ratlen , den Ehevertrag ſchriftlich verfaße:l , diere Urs
kunde mit Abbildungen von Hausthieren und Geris then verbreninnen , und durch den Rauch in die ande:
re Welt ihnen nachrenden. Ihr Glaube , daß diere Ehe im Himmel noch beſtåtigt werde , war der # us:
drud per linjterblichkeit der Menſchen. Ein gater
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,
arner Menſch ſollte jenſeits ein reicher , ein Edek mann , ein Fürſt und endlich - ein Sott, Dagegen ein
Böſer noch årmer , dann ein Hund , und endlich das
niederträchtigſte Weſen werden . Die Pflicht der kindlichen Siebe, deren ich mon am Eingange erwijnte , wurde auf das firengſte erken füllt. Denn obſchon die Sübue des Chanis nus Dati
ren , welche ihre Sclaven find , heirather konnten , lo luden ſie doch ihre Schwiegervåter und Schwiegers mutter zur feierlichen Verlobniß ein, und begaben fich außerhalb des Palaſtes zum Empfange ihrer Bräute
am Thore , um ſie hinein zu führen . Eben fo vers bielt es ſich mit den Prinzeſſinen , wenn ſie ſich an den Sohn irgend eines Großeu verheiratheten . Der Sater , die Oheime und übrigen nahen Verwandten des künftigen Eidam 's wurden als Verwandte jum
Wein und Thee in der Gegenivart des Staiſers zuges laſſen , ſobald die Zeremonie der Verlobung geendigt
war. Auch die Mutter , Baaren und übrigen Vera wandten des Bräutigams empfingen die råmlichen Ehren von Seite der Saiſerin. Bei den Heirathen der Privaten , auch der höch ften Staudesperſonen , zielte offenbar das ganze Zero moniel nur dabin , die Würde des Eheftandes zu ers
beben , und die Pflicht der kindlicheu Liebe einzuſch;ấus fen . 1) Am Verlobungstage jyürde der Tochtermann Anfangs nur als Gat voin Schwiegervater enpians
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gen ; alsdann feierlich in einen Saal geführt, wo er fich vor dieſem und der Schwiegermutter , welde auf
einer Anhöhe fiken , dann vor den Oheimen , Baaſen und übrigen Verwandten mehrmals auf das Geſicht in Boden warf. Stam er nach Haus, ro dankte er auch ſeinen Vater, ſeiner Mutter, und allen übrigen Vers
wandten und Freunden ſeines Hauſes auf gleiche Weiſe. 2) Am Vermåblungstage ſuchte er ſeine Braut in großer Galla auf und warf ſich vor ſeinen Schwier geråltern auf das Geſicht zu Boden ; auch die Tochter nahm von ihren Zeltern einen gleichartigen Abſchied. Jbr Gemahl gieng anfangs einige Zeit neben ihrem Wagen ; alsdann verließ er ſie , um ſie am Thore ſeis nes Hauſes zu erwarten , und zu ſeinem Vater und
ſeiner Mutter zu führen ', vor welchen , wie vor den übrigen Verwandten , ſie beide ſich dann auf das Ges ficht zu Boden warfen. Noch gab es andere Zeremos 'nien für die Brautleute an der Tafel bei dem Glåſers und Tellerwechſel. 3) Wo Ahnenſåle waren , mußten die Brautleute ſich auch noch vor den einzelnen Pors traits niederiverfen , und einige Tage nach der Hoch: zeit bega' en ſie ſich auch an des Mannes Grab , und gaben die nämlichen Zeichen der Ehrfurcht. 4 ) Vier Wochen nach der Hochzeit kehrte die neu Verebelichte zu ihren Aeltern in Begleitung ihres Gemahles zurice, welcher ſie daſelbft auf 4 - 5 Wochen zurück ließ. Während dieſer Zeit wurde fie wieder als. Tochter des Hauſes behandelt , und mußte ſich benehmen ,
ro beſchäftigen , und am Hauswefen ſo thatigen Ans theil nehmen , als wåre ſie noch ledige Tochter im Hauſe. Nachher wurde ſie als Gat im alterlichen Hauſe immer behandelt.
Hochzeiten , Leichen und gewiße feierliche Einlas dungen boten in ganz China Gelegenheiten gur grófs
' ten Verſchwendung in allen Stånden dar. Es iſt nicht
zu zweifeln , daß Eitelkeit und lurus die Grenzen überſchritten , ſo genau dieſe auch durch Staatsgeſeße
beſtimmt ſind. Indeſſen da dieſe Verſchwendung, we: nigſtens nach dem herrſchenden Vorurtheile , nur aus
kindlicher Liebe geſchah , welche die große Wirkſamkeit und der Stůtpunkt des Anſehens der Regierung war,
ſo begnügte ſich die Polizei mit dem Verbote alles deſſen , was die Standesunterſchiede vereitelt haben
würde , welche zwiſchen den Vornehmſten , Gelehrten und Gemeinen ftatt fanden .
Por Alters führten die Gelehrten und Staatsdies. ner weder ihr eigenes Hauswefen , noch verehelichten
ſie ſich , vor dem 30ſten Jahre. Das Zeichen der Vers einigung des Mannes mit dem Weibe war , daß er
ſeiner Gemahlin Wein reichte , und von ihr annahm . Sonſt hieß es, ein Gelehrter můße bis zum 3often Jahre die Beſcheidenheit und Schüchternheit einer unſchuldigen Jungfrau ; vom 30 bis zuin soften die !
Fruchtbarkeit einer verebelichten Frau , und nach dem
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5often den Eifer und die Weisheit einer Hebamme has
ben . Jekt find die Sitten in ganz China , und bes ſonders zu Pecking geändert. Alle Perſonen von Rang und Anſehen glauben ihre Stinder nicht bald genug zum Ebeftande befördern zu können. Die Vielweiberei war in China ganz anders , als man ſich dieſelbe in Europa vorſtellte . Nach dem Ge reke konnte ein Privatınann nicht eher eine Beiſchläferin wählen, als bis feine Frau erwieſen unfruchtbar, oder ro alt war , daß keine Stinder mehr von ihr zu boffer waren. Dann war die Reihe an ihr ſelbft , ihrew Maune eine Beiſchläferini zu ſuchen , faſt ſo wie Sara dem Abraham die Agar beilegte.
Die Stinder dei
Beiſchláferin gehörten jener ; fie hatte alle Mutterrechte über diefelben , und die Beiſchläferin war in ihrer Ges genwart nichts als eine Dienerin . Nach der Gelvohur beit warteten freilich die reichen und bequemen Leute nicht mehr ſo lange , und die rechtmäßigen Weiber
ſelbſt ſuchen fich zuerſt Gerechtigkeit zu verſchaffen, wenn ſie unfruchtbar ſind. Die Liebe zur Ruhe und zu den Kindern hinderte viele Chinefen , ſich Bell ſchläferinnen zu nehmen ; die ſich an ſtrenge Sitteu
bielten , hatten nicht mehr als eine rechtmåßige Frau ; allein für dieſe ' war auch die ehelide Eintracht das böchſte Gut auf der Erde. Eine Beiſchlaferin wurde immer gering angeſehen , und fie fah fich : ſchon das durch ſehr gedemüthigt , daß ihre Stinder ſich vor der
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rechtmäßigen Ehefrau und ihrem Vater reken darfs ten , wåhrend ſie als gehorſame Dienerin im fernen Hintergrunde ſtand * ), *) Memoires concernant l'histoire , les sciences , les arts , les inoeurs , les usages etc . des Chi nois . Paris. 1777. 4. Vol. IV . 144. et 379, V . IX , 376 .
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Vierte Abtheilung.
Die Indier fertigten ihre größten Fabrzeuge aus Tannenholz , mit einem Verdecke , auf welchem nach Verhältniße des Raumes 40-60 stajüten oder Stims merchen für die reiſenden Staufleute ſich befanden. Jes des Schiff batte ein Steuerruder , 4 Mafte und 4 Segel. Die Bretter waren durch eiſerne Någel befes ftigt, und die Spalten durch Moos gut verſtopft. Da
das Pech oder der Theer der Europäer in dieſen Låné dern nicht zu haben war , ſo bediente man ſich zur
Vertheerung der Schiffe des Deles eines gewiſſeu Baus mes, wozu stalch und klein geſtampfter Hanf gemiſcht wurde . Große Schiffe waren manchmal mit 200 Mens rühen angefüllt, und hatten auch große Ruder , durch
welche ſie über das Meer geleitet wurden ; an jedem Ruder waren 4 Mann beſchäftigt. An jedem großen Scbiffe , welches wenigſtens 6000 Pfund Pfeffer aufs
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nahm , hingen noch zwei Barken , eine großere und eine kleinere , deren jede wieder 1000 Pfund Pfeffer
mit 40 Nuderern faßte, welche dfters das große Schiff durch die Barke fortrißen.
Zur Beförderung dieſes
Zweckes waren auch Segel auf den Harken. Zum Fiſch: fange und Werfen der Unker waren noch einige kleine Nachen angehängt. Die große Inſel 3 ipangri oder Japon lag ges gen Morgen in den hohen Meere wenigſtens 1500 Meilen von der Stůſte m a nji oder mangi. Die
weißen Bewohner derſelben waren ſchön geſtaltet, Gå Bendiener , und hatten ihren eigenen Stonig , welcher Niemanden Tribut zu entrichten hatte. Gold war
zwar dafelbft im Ueberfluſſe ; allein da der König die Ausfuhr deſſelben nicht geſtattete , ro find wenige fremde Staufleute dahin gelangt. Der königliche Pas laft war mit goldenen Platten eben ſo bedacht, wie in
Europa mit bleienen oder kupfernen die großen Håus fer bedeckt ſind; ſogar die Wäude der Höfe und Zims mer waren von dieſem edlen Metalle überzogen . Auch die Fenſter waren mit Gold verziert , und die Fußbo: den der Zimmer mit 2 Finger dicken Rahmen von
Gold ausgelegt. Man fand dort eine außerordentliche Menge von Perlen ; ſie - waren rund , groß und von rother Farbe, und wurden weit höher geſchåßt, als die
weißen. Auch andere Edelſteine gab esx, welche im Vereine mit dem Golde und Perlen , dieſe Inſel ſehr reich machten .
. 46 Der Ruf der Meichthünter dieſer Inſel veranlaßte den großen Chan Hupilci zum - Plane , wie er ſie
unter ſeine Herrſchaft bringen könnte. Er wählte zwei geſchickte Feldherreni , Alahan und Atabai,
und übergab ihnen eine große Armee , womit ſie die Inſel erobern ſollten . Sie ſchifften ſich ein , lande: ten , und verheerten das ebene Land ; entzweiten fich jedoch über den Oberbefehl ſchon vor vollendeter Era oberung. Gleichzeitig erhob ſich ein großer Sturin ,
welcher viele Schiffe zerſtörte , und deren übrig geblies
bene Mannſchaft zur Landung nöthigte. Allein der Sörig von Japon diberfiel die ganze Armee ſo glück:
lich , daß nur dreiSaldaten entwiſchten , und die Nachs richt von ihrer gånglichen Niederlage nach It ha nibalu
åberbringen konnten . Der Chan wurde darüber ſo !
entrůſtet, daß er anfangs beſchloſſen hatte, eine zweite Armee zur Eroberung von Japon mit mehren Hůlfs: mitteln abzuſenden ; er wurde aber durch ſeine Striege: råthe von der Ausführung dieſes Vorhabens abge: balten * ). Die Japoneſen verehrten mehre Goken ; einige
batten einen Ochſen : Schweins oder Hundskopf ; andere waren anders geſtaltet. Sie verehrten einige
mit 4 Geſichtern an einem Stopfe , einige mit 3, tvo: *) Groſier berichtigt in einer Note Ser Hist. de la Chine Vol. IX . p . 410 . die Irrthümer , M . Paolo' s .
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von einer über dem Halſe , die beiden übrigen gegen die Schultern ſtanden. Manche Gören waren mit 4,
andere mit 10 , 20 , 100 Hånden verſehen , wodurch das Anſehen derſelben erhöht war. Auf die Frage über die Herkunft dieſer Meinungen erwiederten die Einwohner, fie ahniten hierin blos ihre Våter nach ,
und dürften nichts anderes glaubent , als was ſie von dieſen belehrt worden ſeien . Die Japoneſen - hatten noch eine ſonderbare Gewohnheit : machten ſie einen Fremden zum Gefangenen , fu gaben ſie ihm die Freis heit wieder , wenn er ſich loskaufen konnte. Hatte er. aber die Loskaufsſumme nicht ; ro todeten, kochten und
Freiſten fie ihn , wozu ſie ihre Verwandte und Freunde noch einluden. Denn ſie glaubten , das Mens ſchenfleiſch ſei beffer , als jedes aidere.
In der öſtlichen Gegend des Ojeans, Chin ges nannt , wo die Provinz Manji fich endigte , waren gegen die Inſel Japon ſehr viele kleine Inſeln , des ren Zahl auf 7,448 von Seeleuten angegeben wurde. Die meiſten derſelben waren bewohnt, hatten wohls
riechende Bäume, und einen Ueberfluß an Aloe, Pfefs fer , befonders weißen , und andern Gewürzen , wur:
den aber nicht von fremden Staufleuten , ſondern blos von jenen Einwohnern der Provinz Manji beſucht , welche das ganze Jahr auf dem Meere beſchäftigt · Warell , im Winter auf die Inſeln kamen , und im Sonimer zurück kehrten. Fuhr man aus dem Hafen zaytum gegen Såd:
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weſt 1500 Meiten , fp. Eam man in das reiche Land Ziam pa oder Champa , deſſen Stönig dem Chan Hupila i 20 der ſchönſten Elephanten jährlich zu ſens den verſprach . Er hatte fo viele Weiber , daß er bei
der Anweſenheit M. Paolo's.326. Spinder zählte, wos von 150 Söhne bereits waffenfähig waren . Das Land hatte nicht nur Ueberfluß an Aloeholz , ſondern auch ganze Waldungen von Ebenholz.
Von Cham pa ſchiffte man in 1500 Meilen ges gen Südoſt auf die große Inſel Java (oder Bor : nie o ?), welche mehr als 3000 Meilen im Umfange batte. Sie hatte einen stönig, welcher keinem andern unterthänig war , viel Pfeffer , Galgant , Muskatnůße
und andere Gewürze , weswegen fie von vielen Staufs leuten beſucht wurde. Noch 700 Meilen weiter gegen Mittag ſtieß man auf die beiden Inſeln Soudur
und fondur ; noch 60 Meilen weiter auf das Golds reiche Gebirgsland Loach oder Lobak , welches ſeis nen eigenen König, eine beſondere Mundart , viele Elephanten und zahme Bären , und ftatt des Geldes
Goldkorner oder indiſches Porzellain hatten . Die Eins wohner waren ſehr rob , darum wurden ſie ſelten von Fremden beſucht.
Noc 500 Meilen füdlicher lag die waldichte Jus rel Pentan , deren wohl riechende Bäume rehr nůks lich ſind. 60 Meilen weiter , ztviſchen Lokal und
Pentau , war das Meer fo feicht , daß die Ruder aufgezogen werden mußten , ehe man das gewürsreiche
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Land maletur (oder Malaya ?) erlangte. Noch 100 Meilen gegen Südoft lag das kleinere have von etwa 200 Meilen im Umfange , fvo der Nordſteri: nie
geſehen wurde , und mehre in Europa unbekannte Ges würze gedieben. Dieſe Inſel war in 8 Provinzen eith getheilt , wovon M. Paolo fedis beſuchte , nåmlid Felekb , Haſina , Sanara , Dragoian , Lambri und Falfur.
Die Bewohner von Felekh lebten gefeklos in Gebirgen wie wildes Vieh , beteten den erſten Gegens
ſtand ait , welcher ihnen des Morgens begegnete, aßen
jedes Chier : auch Menſchenfleiſch
und hatten ihre
eigeneSpradie, wie jene pon Baſina. Dieſe erkanis
ten den großen Chan als ihren Oberherrn ; wesivegeu Fie ihm manchmal wilde Thiere fendeten. Es gab viele Elephanten und Einhörner, welche lektere wie die Hüfs fel behaaret , fie die Flethanten befuse ivaren , ant hångenden Stopfe den Schweinen glichen , und eben
To im Stothe fich wälzten. Auf der Mitte der Stirne ragte ein dickes Horn hervor, ihre Zunge war ſo rauh , daß fie Menſchen und Thiere leicht damit verleşren.
welche Jäger fingen , bis auf den Bart und die Schaaintheite enthaarten , todeten , mit gut rechenden Sträuteru würzten , trockneten , und an Sauficute verhandelten , welche diefelben , als menſchliche Zwerge in andern Låndern verkauften .
Aus Mangel an guten Winde mußte M. Paolo 44
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in der Provinz Samará 5 Monate berweilen . Die Einwohner waren ſehr wild , aßen Menſdenfleiſch ,
und waren Gotendiener. Es gab 'viele Fiſche, aber kein Getraid ; das Brod wurde aus Reis gebacken. Statt des Weines , bereitete man ſich ein Getrink aus Biumen, von 4 Nefien, aus deren Einſchnitt mehr
Šaft floß , als man in einem Tage bedurfte., Waren die abgeſchnittenen Zweige nicht ergiebig genug , ſo
wurden die Bäume mit Waſſer begoßen. Stokosnuft waren im Ueberfluße zu finden ; ihr Saft diente zum Lorchen des Durfes. Uebrigens war diere Proving, ſo ſüdlich gelegen , daß weder der große, noch der kleine Hår am Himuel geſehen werden konnte.
Die Bewohner der Provinz Dragoj4n lebten ſo vichartig wie die porigen ; aud ſie aßen das Fleiſch
der Menſchen , welche fich nicht loskaufen konnten , und verſcharten dezeu Stilochen, in Bergklüften. Jene der Provinz Lambriswaren gar zum Theile wie die Hunde beſchweift( ?) , obgleich ohne Haare. Es
gab viele Einhörner , andere , Thiere , und wohl gie: chende Bäume, von deren Saamen Paolo nach Ves nedig zwar brachte , aber vergeberis fåte. In der Proving Fanfuri gedieht ivortrefflicher Stampfer , deſſen Werth dem Golde gleich geachtet wvar.
Es gab viele große Bäume, ideren inneres
Mark getroknet, und als Mehl (Sagor) in ferné Lån:
der geſendet wurde. Getraid gab es nicht; dafür wurs de Brod aus Reis sefertigt.
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Nordwarts 150 Meilen von Java erreichte man die Inſeln N o kueran ( vielleicht Nikobor) und Ans ganjam (Aniaman ) deren ganz nackte Einwohner wild lebten . Man traf daſelbſt viele Gewurze. Von hier “ rechnete man 1000 italiſche Meilen nach der Inſel Ceylon , deren Umfang durch ungeſtůmme Meereswogen um die Hälfte verkleinert worden reyn
roll. Die heidniſchen Einwohner waren blos an den Schamtheilen mit einem Stückchen Zeug bedeckt. Aus Mangel an Getraid náhrten ſie ſich vorzüglich
mit Reis und Milch, und löſchten' ihren Durſt durd Baumſaft. Sie handelten ftark mit wohl riechendem
Holze , den ſchönſten Rubinen , Saphiren , Toparen , Amethyſten , und anderen Edelſteinen . Der Stónig Sendernag war keinem andern unterthan ; er beſaß einen Rubin , welder obne Flecken, wie Feuer glánds te, eine Spanne lang, und fo dick war , wie ein Arm ; daher war er von unſchållbarem Werthe. Die Eins wohner liebten den Strieg nicht, ſondern bekämpften ihre Feinde durch gedungene Sarazenen . Segelte man 60 Meilen von Ceylon gegen Abend,
fo erreichte man die Stüfte von Ni slabar als fiftes Land, Groß : Indien genannt, in 5 ſehr reiche Pros vinzen getheilt. Die erſte, Namens Var, oder Vaar
bot eine große Perlenfiſcherei in der Meerenge, welche faſt trocken und bloßer Schlamm , an einigen Orten 2-3 an andern 10 Fuß tief war , bis Ceylon : dar.
Seit undenklider Zeit trafen fier Staufleute bald mit
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großeren , bald mit kleineren Schiffen ein , ließen Taucher in die See ftechen , und Perlenmuſcheln fifchen . Stonnten die Taucher unter dem Wafier nidt långer aushalten , ſo erhoben fie fich , um durch fris
fche Luft fich zu ſtärken , und wieder unter zu taus chen ; fo fekten ſie dieſes Gefchåft mehre Tage fort. Da in dieſer Meerenige mandinial auch große Fiſche zu ſehen waren, welche die Taucher befchädigen konn : ten , ro nahmen die Staufleute Braminen mit fich ,
welche dieſelben bei Tage wegzaubern , oder uuſchåds lich machen , manche Nacht aber ihren Zauber unter:
brechen ſollten , damit nicht andere Taucher , vor der Unſdådlichkeit der großen Fiſche verfichert , ſich dies res Vortheiles bedienen , und die Perlenmufcheln ents werden möchten. Außer den Braminen hielten fie Niemand fåbig , eine wirkſame Beſchwörung der Thie.
re zu machen . Dafür bezahlten fie dieſen den givans jigſten , wie dem Stonige den jehnten Theil , und ents ſchädigten die Fiſcher noch beſonders. Die reichſte Perlenfiſcherei fand blos in den Monaten April und Mao , wie an andern Orten im September und Oc. tober ftatt , obfchon man während des ganzen Jahres cinige Ernte machen konnte.
Der Stónig dieſer Provinz ging ſo nackend , wie die übrigen Einwohner ; er unterſchied fich blos durch ein koſtbares Falsband , in deſſen Gold die schönfteu Saphire , Smaragde , Rubine und andere Edelfieine ciugcreßt waren . Auch eine reibeue Sduur bing um
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ſeinen Hals, an welcher 104 Edelfteine mittlerer Grds be befeftigt waren , deren er ſidy wie der Zeichen des Roſenkranzes tåglich bediente , um 104 Gebete, welche in der Wiederholung des Wortes Pakkauka beftans deu, ju reinen Göttern der Morgens und Abends auss zuſprechen . Er trug auch an jedem Arme und Fuße 3 goldene mit Edelſteinen berette Ringe ; ſogar alle reis ne Fußzeben , wie feine finger , waren mit goldenen
Ringen und den edelſten Steinen bereichert. Er batte 500 Weiber, und durfte ungeahndet dazu auch noch die crſte Frau ſeines verſtorbenen Bruders geſellen . Seine zahlreiche Leibwachezu Pferd folgte ihm nicht nur auf allen Schritten , ſondern ließ ſich auch zuni Theile nach
feinem Tode mit ihm verbrennen , um ibm jenſeits des Grabes noch treue Dienſte zu leiſten .
Alle Einwohner dieſer Provinz waren der höchfter Wohluft ergeben , und Heiden ; viele verehrten einen Ochſen als ihren Gott; darum wagten ſie nie , einen zu tóden ; ging einer zu Grunde , ſo ſalbten ſie ihre Wohnungen mit deffen Fette. Doch waren manche in der Aufklärung . fo weit vorgeſchritten , daß ſie das Fleiſch der . Ochreu aßen , wenn andere fie tódeten. Man behauptete , hier rei der Apoſtel Thom a 8 ges martert worden , und feine Gebeine würden in einer Stirche aufbewahrt. Die Proviuz hatte viele Zaubes rer , welche ſich mit Vorherſagung der Zukunft , und mit Deutung der Gegenwart befaßten. Es gab piele, nånnlidbe und weibliche Selofter für den beidnis
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foten Gottesdienſt ; doch behielten die Båter ihre Tochs ter , welche ſie ju Nonnen beſtimmt hatten, zu Haus,
liefen fie nur an Opfertagen in die Seldſter wandern, und ihre Speiſen mitbringen , welche fie den Goken darboten . Sie und ihre Prieſter liefen dann die gebe
lendſten Geſänge unter fetem Taize ertönen , und wähnten , die Götter ließen ſich wirklich die dargebox tenen Speiſen gut ſchmecken. Dabei verſpritten fic ihre Fleiſdbrihe , in der Meinung, fich dadurch ihnen beſonders zu empfehlen . Nach Beendigung dieſes Gottesdienſtes kehrten die Mädchen immer in ihre åbe
terlichen Wohnungen bis zur Verehelichung zurück. Wie nach des Königs Code die Soldaten ſich mit feinem Körper in das Feuer geworfen haben , ſo vers brannten ſich auch treue Weiber mit ihren Männern , um jenſeits mit ihnen fortzuleben ; 'unterließen fie es , ſo waren ſie der Verachtung Preis gegeben . Wurde ein Verbrecher zum Tode verurtheilt, ſo konnte dieſem
#rine größere Gnade vom Könige erwieſen werden, als daß er ſich ſelbſt zur Ehre eines Goken ermorden durfs te . Nach der Ertheilung dieſer Erlaubniß verſammels ten ſich die Verwandten und Freunde des Verbres chers , 10 -- 12 feßten ihm das Meßer an die Stehle , fuhren auf einem Wagen mit ihm durch alle Straßen , und fchrien : „dieſer Menſch tödet ſich ſelbſt zur Ehre dieſes oder jenes Gottes ." Dann verwundete der
Verbrecher ſich etwas , und rief : „ Ja , ich tóde mich
Fur Ehre diefes Gottes .“ Endlich verwundete er fich
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fo oft und durch fo vielfache Werkzeuge , bis er den Geiſt aufgab . Die Berivandten legten hierauf feinen
störper unter großem Tubel in das Feuer. Der Stönig , wie die Unterthanen waren gewohnt, auf der Erde zu ſißen . Wurden ſie darüber getrdelt,
fo eriviederten fie : rivir ſind aus der Erde geboreri , und werden wieder in Staub verivandelt werden ; das
rum wollen wir die Erde ehren .“. Sie waren nicht guwohnt die Waffen zu führen : wurden ſie zum Stries
ge gezwungen , fo fuchten fie fich blos durch Schilder und Langen zu vertheidigen . Sie tóderen kein Thier :
wollten ſie Fleiſch genießen , fo bemühten fic fich , Menfchen einer andern Nation zu finden , welche die
Shiere Fchlachteten . Sowohl die Manns . als Weibss. perſonen wuſchen fich täglich ztveimal anu ganzen Leis be : wer es unterließ , wurde für einen Abtrinnigen oder Schwårmer gehalten . Morde und Diebftáhle
würden ſehr ſtreng geahndet ; der Genuß des Weines war ihnen : (v ſtreng verboten , daß jeder: Webertreter als ehrlos betrachtet wurde , und unfähig war , cin
gerichtliches Seugniß abzugeben . Eine gleiche Strafe drobte den ,Berwegeuen welche das Meer zu befal , ren jungten : denn man hielt dieſen Schritt für eine Handlung der, Verzweiflung.
«
Da die Einwohner der Pferdezucht ſich nicht wide
meten , ſo verſchwendeten die 5 Stönige von Groß - Ins dien defto
größere Summen
für den Ankauf der
Pferde. Man recinete , daß fie jährlich 10 ,000 Stücke
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gekauft haben . Die Staufleute führten fie aus dent Provinzen Sturmes , Chili , Durrar , Sar und Aden heraó , und gewannen dabei um ſo mehr , ale Hiemand ihre Untugenden bezähmen , oder ihre Stranks
beiten heilen konnte ; weswegen ſie gewöhnlich bald ju Grunde gingen. Hätten auch manche Stuten ges
foblet , ſo gefchab es felten glücklich , und die Juns sen hatten Mängel.. Da - kein Getraid in der Provinz Daar wuchs, ſo konnten auch die Pferde nicht regere
måbig gefüttert werden ; man gab ihnen gewöhnlich gekochten Neis mit Fleiſch beriniſcht.
Das Klima
war so warm , daß Europåer es nicht leicht ertragen Korinten ; blos während der Brongte Juni , Jyli und Auguft war es durch die häufigen Regen erträglio .
Es gab daſelbſt einige Arten von Vögeln , welche oen Europäern noch ganz unbekannt geweſen ſind. Der Apoſtel Cho m a s.war in einer kleinen Stadt
begraben , welche von Chriften und Mahometanern bes wohnt , und von fremden Staufleuten wegen des ges
ririges Abrakes ſelten beſucht wurde. Die Eingebora nen hielten ihn für einen großen Propbeten , und
tlayuten ihn Uvory am oder:Asornaatt rida i heis ligen Mann . Chriſten wanderten aus weiter Ferne
an das Grab , nahmen bei ihrer Rückkehr etwas Erde aus der Gegend , wo er ſich für ſeinen Glauben mars tern ließ , vermiſchten dieſelbe mit ihren Getränken und wähnteri, dadurch ihre Stranken geſund zu machen , und ſich segen Anfechtungen zu fichern . Im Fabr
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1211 fol folgendes Ereignif die allgemeine Werebrung deb Apoſtels Thomas Fehr erhöht haben. Der stås
nig hatte nämlich eine so große Reisernte , daß ſeine Scheunen dieſe nicht faßen konnten ; er füllte alſo die Kirche und Nebengebåude des Apoftels Thomas das mit , ro ſehr auch die Aufſeher derſelben ſich dagegen auflehnten . Nach einiger Zeit tråumte er , der Apos ftel Thomas rei ihn erſchienen , habe eine eiſerne Ruthe über ihn geſchwungen , und gedroht , ihn ju
tödten, wenn er nicht ſchleunigft die Früchte aus dem Tempel räumen laſſen ivůrde. Dieſer Traum bewog den Fürſten , den Reis ſogleich wegſchaffen zu laſſen ,
worüber die Chriſten höchſt erfreut , ihren Eifer im Gottesdienfte verdoppelten . Alle månnlichen und iveiblichen Bewohner von Malabar waren ſchwarz: Da ſie glaubten , je ſchwårjer, defto fchoner fet man; fo fuchten fie ihre natürliche
Schwarze - noch durch fünftliche Mittel zu erhöhen. Getobulich beſchmierten fie ihre Stinder wöchentlich dreimal mit Seraminoit Aus gleichem Grunde machs ten ſie ihre Gotzen ſchwarz, ihre Teufel aber weiß. Da fie die Düfen vergårterten , ro trügen ſie Haare derſelben während des Strieges bei ſich , und zierteni damit die Mähnen und Schweife ihrer Pferde ; die
Fußgånger banden jene Haare an ihre eigenen , oder an die Schilde , in der feſten Meinung , dadurch ges gen die Feinde geſichert zu renn . Sobald die Fenaben das 13 Jahr erreicht hatten ,
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wurden ſie mit etwas Geld und Waaren aus dem dls terlichen Hauſe entlaffen , und mußten ſich felbft ers nåhren . Sie liefen damit hin uud, her , und ſuchten Cauſchgeſchåfte zu machen . Zur Zeit der Perlenfiſcher rei verweilten ſie am Haven , kauften einige Perlen ,
serhandelten ſie gegen geringen Gewinn an andere Laufleute , welche wegen
der zu großen Hiße
ihre Wohnungen nicht verließen . Den Erwerb der wendeten ſie zum Theile auf den Einkauf von Speiso waaren , welche ſie den Müttern zur Bereitung übere braditen : denn auf Stoften des Vaters durften fie
nichts genießen . i . ; Dauſend italiſche Meilen von Malabar gegen Nord
lag das unabhängige Stonigreich Murfili oder SR o nful, deſſen Einwohner ſich von Milch , Reis und Fleiſch náhrten , und Gòßendiener waren . Die Sebirge waren reich an Diamanten , welche ſid , nach
jedem großen Regen vorzüglich am beiderſeitigen Saw De der hérab fließenden Båche zeigten . Während des Sommers erſtiegen die Einwohner, die Bergklüfte ſelbſt , ungeachtet der größten Hiße und vielen tödtlis
den Schlangen , und wurden für ihre Mühe- und Lex bensgefahr nicht ſelten reichlich belohnt. Sonnten ſie in die tiefen Schluchten nicht eindringen , fo bedienbe
tencfie fich einer Lift. Es gibt nåmlich daſelbft viele weiße Adler ,, welche Schlangen freßen ; konnten die
Dianientenſucher gewiße Tiefen nicht erſteigen , .ro
warfen ſie einige Stücke friſchen Fleiſches binab; los
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bald die Adler dieſes erblickteit , flogen ſie nach , faßs ten es mit mehren Diamanten auf, und flogen davon . Die Einwohner eilten ihnen dann nach , ſuchten der
felben fich zu bemåchtigen , 'und rammelten aus, dereu Neſtern die kleinen Steine . - Verzehrten die Adler das Fleiſch ſogleich , ſo ſuchten die Einwohner der
Drt kennen zu lernen , wo jene während der Nacht nifteten ; daſelbit fanden ſie dann die Diamanten im
friſchen Stothe der Vögel. Die vornehmſten Steine wurden von den Stónigen und Großen der Provinz ge
kauft ; nur die Kleineren kamen in die Hände fremder Handelsleute zum Verſchleiße in ferne Lånder. Hus Berdem war die Provinz Vaar reich an allen andern Lebensbedürfniſſen , beſonders an Etieren , welche rrix gends fo zahlreich gefunden wurden . Von Malabar kam man gegen Abend in die Provinz Lae , oder far , oder Rak , wovon die Brac minen ttaminen. Daſelbſt twohnten die aufrichtigſten
Menſchen ; ſie verabſcheuten Betrug , Lüge , Dieberei und Vielweiberei , tideten kein Thier , aßen kein Fleiſch , und tranken keinen Wein. Sie dienten den
Giken , und waren der Deutung und Wahrſagerei era geben . Bei jedem Einkaufe betrachteten fie ihren Schatten in der Sonne , nach welchem fie den Preis befrimmten . Sie aßen nur wenig , und hatten viele Fafttage. Mit dem Efen vermiſchten ſie ein Straut, welches der Verdauung ſehr dienlich war. Manche ließen ſich zur Ebre ihrer Götter die barteften Entras
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gungen gefallen . Sie ließen fich nie durch Deffnung der Adern Blut abjapfen . Sie waren ganz nackend , felbft an ihren Schamtheilen , und ſagten , ſie hätten ſich ihrer Sündloſigkeit nicht zu ſchåmen . Sie vergots
terten die Ochfen , und rieben ſich am ganzen Störper mit einer aus Ochſenfett bereiteten Salbe. Sie hat: ten keine Meßer und Teller zum Speiſen , ſondern fie
legten dieſe auf důrre Baumblåtter , beſonders vom Paradiesvaume. Auf grünen Blåttern durften fie ro wenig ſpeiſen , als grüne Pflanzen oder friſche Früchte
verzehren . Denn fie glaubten , daß alle Produkte , fo lange fie grünen , leben und eine Seele haben ; dess
wegen durften ſie ihnen das Leben nicht nehmen . Irs gend ein Weſen ſeines Lebens berauben , war in ihren
Augen eine große Sünde. Sie ſchliefen auf bloßer Erde , und verbrannten die Störper der Todten . Die Provinz Stoulam oder Coilum lag 500 italiſche Meilen gegen Nordweſt von Malabar, ſtand
unter einem unabhängigen Skönige , und ihre Bewobs ner batten eine eigene Mundart. Unter den Heiden
waren auch Juden und Chriſien , welche den Handel . mit dem zahlreichen Pfeffer , wohl riechenden Hotje ,
und Indigo ſehr beförderten . Die Wålder und Fels der waren mit Pfefferbäumen überfüllt, deren Frucht in den Monaten May , Juni und Juli eingeerntet wurde. Auch gab es ein Straut , womit man ſehr
ſchon gelb fårben konnte. - Daſſelbe wurde in Waſſer getaucht , an der Sonne getrocknet, zuſammen gebuns
den , und ſo nach Europa geſendet. Die Hiße daſelbst war den Europäern fait unerträglich : felbf das Flußs waſſer war ſo heiß , daß man Eier ſchnell darin fieden konnte . Man fertigte viele Sfunftwaaren , welche von frenden Staufleuten Tehr geſucht und theuer bezahlt
wurden . Auch lebten Dort inehre Thiere , welche man in andern Ländern vergebens ſuchen dürfte . Es gab
ſchwarze Löwen , weiße, blaue und rothe Papageien ,
und Pfaue, deren Verſchiedenheit nur von der außerors dentlichen Hiße kommen mag. Der mangel des Ges
traides wurde durch Reis erſekt, ihr Getränk bereites ten ſie aus Zucker ftatt des Weines ; alle andere Les bensmittel aber hatten ſie im Ueberfluſſe. Es gab vies · Te Sterndeuter , andere Saudler und Aerzte. Die
Weiber und Månner waren von der Sonne ſchwarz gebrannt, und erſchienen nackend ; bloß die Schamthei:
le hatten ſie mit einem Baumblatte bedeckt; deſſen ungeachtet waren ſie höchft geil. Sie verehelichten ſich mit Blutsverwandten im
dritten Orade ; nach
dein Tode des Vaters mit der Stiefmutter , nach des Bruders Dode mit deſſen Wittwe.
In der Provinz stomari rab M . Þaolo erft den Nordſtera wieder , was von Java an nicht mögs lich war , indem die dazwiſchen gelegenen Lånder dem Aequator zunächit wareil. Er fand daſelbft viele unbea kannte Thiere, beſonders Affen , welche Menſchen fehe
dbnlich waren , auch große Löwen und leoparden . Drei Hundert Meilen gegen Abend erreichte er die
62 Provinz Eli oder Delli, deren heidniſche Einwoh : ner ſich ihres eigenen Stönigs und einer beſonderen Mundart erfreuten . Der Fürſt hatte große Schåbe ,
.allein kein volkreiches Land , obgleich es von Natur ſehr befeſtigt war. Man fand daſelbft viel Pfeffer , Ingwer und andere Gewürze. Wurde ein Schiff ges nöthigt , an den Stůſten zu landen , ſo bemächtigten fich die Einwohner der ganzen Ladung , und ſagten zum Befehlshaber : „ Ihr waret entſchloſſen , mit dies Ten Waaren in ein anderes Land zu fahren ; allein Gott und das Glück hat euch zu uns geführt ; wir müſſen alſo das nehmen , was uns zugeſchickt iſt. Es gab daſelbſt viele Löwen und andere wilde Thiere , keis
wen Haven , aber einen großen Fluß mit einer guten .. Im Weſten von Groß - Indien folgte das Land Malabar unter einem unabhångigen Könige und Mündung .
mit einer eigenen Sprache der Heiden . Hier wie im anſtoßenden Lande Gujerath gab es ſehr viele Sees räuber, welche alle Gewäſſer unſicher machten , und ſich
jedes Souffahrtei: Schiffes, welches ſie erringen konnis ten , mit deſſen Waaren bemächtigten . Sie hatten ihre Weiber und Stinder bei fich , lebten während des gans
jen Sommers auf dem Meere , und verſchloßen den Staufleuten den Weg fo rehr , daß nur wenige Fabr: zeuge ihnen entwiſchen konnten . Mit 20 Schiffen hat:
ten ſie die ganze Meerenge von 100 Meilen beſekt,
indein von 5 zu 5 Meilen eines auf den Raub ausges
ſtellt war. Erblickten ſie ein mit Staufmannérouaren beladenies Schiff , ſo gaben ſie einander ſchnell durdy
Rauch ein Zeichen , worauf ſo viele Schiffe zuſammen eilten , als zur Ausplünderung des fremden erforder : lich ſeyn mochten . Den Seefahrern fügten ſie zwar 1 kein Leid ju , ſondern fie ſekten dieſelben am nächſten Lande aus , und) baten ſie , mit anderen Waaren balo wieder zu kommen . Man traf daſelbſt viel Pfeffer , Kubeben und Stofusnůfe an , und die Schiffe von Manji brachten ſeidene, mit Gold durch wirkte Zeuge
und andre Waaren , welche nebſt den einheimiſchen nachdegypten und Griechenland geführt wurden : is". Das anftoßende Land Gujerath auf der weſtlis ochen Seite von Stlein - Judien wurde ebenfalls vont einen eigenen Scönige beherrſcht , und batte ſeines Bes fondere Mundart. M . Paolo rab daſelbft den Nords iftern ſchon in einer Entfernung von 6 - 7 Graden ,
: Burden Staufleute :von : Seefahrern angegriffen , fo verſchluckten fie ſchnell ihre Perien , um ſie dieſen szu entreißen . Allein die Seeräuber nöthigten ſie , Meer: waſſer mit Tamarinden vermiſcht , zu trinken , worauf : rogleich der ſtårEfte Durchfall erfolgte, und die Perlen den Seeräubern fukamen . Jugwer , Pfeffer , Jidigo, Seide und Baumivolie ivaren hier im Ueberfluſſe ; die : : Bäume der letteren wuchſen gewöhnlich 6 Fuß:boch , und trugen 20 Jahre gute Früchte ; fpåter war die Wolle nur zu Polſtern , nicht mehr zum Spinnen brauchbar. Daſelbft wurde auch eine Sorte Leder's
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beffer, als irgendwo zubereitet; Einhörner waren in M enge zu ſehen .
Weiter gegen Abend lag die Provinzsanam oder Tana , ausgezeichnet durch viel Rauchwerk und ftar:
ken Pferdehandel; die an Indigo, Bukram. und Baums wolle fruchtbare Provinz St ambaya ; das Land Ser : v en aith , und Sthefimakoran oder Makran an
der Grenze Groß : Indiens gegen Perſien . Fiinfhuits dert Meilen gegen Mittag von Makran aus wollte M.
Pa ol o zwei Iuſeln auf der hohen See wiſſen, welche 30 Meilen von einander entfernt lagen , wovon eine
von månnlichen ; die andere von weiblithen Ehriften bewohnt ſeyn ſollte. Die Weiber kaneli nie auf die
Jaſel der Männer ; dieſe aber im März , April und May zu jenen , wohnten als Eheleute beiſanımeri, kehra ten auf ihre Joſel zuråck , und brachten den Reſt des Jahres allein zu. Die Weiber erzogen die Söhne bis dann den Våtern zu ; sum 14 Jahre , und ſchickten die Tochter behielten ſie bei fich bis zur Verebelichung ; fie hatten keine andere Beſchäftigung , als die Erzie: hung der Kinder und die Einſammlung der Frůchte. Die Männer arbeiteten für die Nahrung der Weiber und Kinder , beſchäftigten ſich mit dem reichen Fange der Fiſche und verkau ften dieſe um theures Geld . Die
gewohnlichen Nahrungsmitel waren Fleiſch , Siſche , Milch und Reis ; im Meere waren Walfiſche und ans dere große Seethiere zu ſehen . Die Einwohner batten
keinen Stónig ſondern verehrten einer Biſchof als ihr
65 Oberhaupt , welcher som Erzbiſchofe in Soflotora ers pannt war ,
Die große Garel Sottotora , 500 Meilen ge: gen Mittag , war von Chriſten bewohnt, und hatte einen Erzbiſchof , welcher nicht dem Pabfte , ſondern dem Statholikus oder neſtorianiſchen Patriarchen
zu Bagdad untergeordnet war. Die große Menge Seide und Fiſche gaben den Manufakturen Chåtigkeit. Der Mangel an Setraid wurde durch Reis erſeßt.
Die Einwohnerwarenbis aufdie Schautheile nackend, und náhrten ſich von Milch , Fleiſch und Fiſchen. Die Seeräuber fanden dafelbft guten Abrak ihrer geraubten Waaren 'unt ſo eher , wenn dieſe nicht Chriften , foni
dern Sarajenen und Heiden geborten. Auch waren unter den Chriften viele Zauberer , welche vorgaben , die Schiffe auf dentMeetetacy
ihrem Beliebentleis
ten ju konnen ; felbft dem gånftigften Winde konnten 1
fie den ungünftigſten entgegen fchiden .
Die Inſel madagaſcar galt damals für eine
der größten und wichtigſten ; man " (dhakte ihren Ums fang auf 4000
eilen . Ihre Bewohner waren Mahos
metaner , batten keinen König , und wurden von den
4 Melteften regiert. Man traf dafelb & mehr Elephants ten als irgendwo , und die Einwohner trieben ftarken Meelfleiſch , und biennen . Sie aßen getvöhnlich Sas es für das rohmackhaftefte und we fehr groß wie en ameele 'war daſelbfi 5
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Nehen , Giraffen , wilden Efeln und anderen Thieren nicht feilte. Ganje Wålder von Sandelholz reşten
die Manufakturen in große Thätigkeit. Die Ufer ſties Ben viel Ambergriès aus. Die Jagd war durch viele in Europa unbekannte Vögel intereſſant. Die zahlreis chenstaufleute, welche dahil kamen , benutzten gewòbné lich die faſt 3 Monate dauernde Fiut, welche mit Hefs
tigkeit gegen Mittag ſtrömte; deſto ſchwerer war ihre Nůckebyr . Man rechnete .nur 20 Tage zur Seefahrt
vyu Malabar nach. Madagaſcar, über welche hinaus noch verſchiedene andere Inſeln liegeul. » Die Inſel Zenzibar batte einen Umfang von
etiva 2000 Meilen , einen eigenen Fürſten , und eine beſondere Mundart. Die beidniſchen Einwohner was
ren ſchwarz , nackend bis auf die Schamtheile , dick und kurz , aber zugleich ſo ftark, daß einer die Lafi Bon 4 -- 5 Zentnern veguem tragen kounte. Wåren fie eben ſo groß geweſen als breit ; fo würden ſie wab:
ren Niejen gleid gekommen ſerii. Dagegeu hatte auch Jeder gewöhnlich mehr.Uppetit, als 5. Europåer, Jh : re Haare waren ſo dick gefrauſet, daß ſie kaum durch Waſſer in die Långe gezogen werden konuten. Auch
batten ſie ſehr große Ohrell, ſchredliche Nugen gros ben Mund, und breit aufgeſtülpte Naſenlöcher. Das weibliche Geſchlecht war eben ſo håblich durch vorſtebs ende Augen , großen Mund und ſtumpfe 'Naſe. Sie
erughrten ſich von Milch , Reis , Fleiſch und Datteln .
Der mangel an Wein erſebten ſie durch ein Getrånk
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aus Reis , Zucker uns Gewürzen.
Die Menge der
Elephanten und Wallfifche lockte immer viele Handels:
leute , Elfenbein und Ambergries- daſelbſt zu holen. -Die Männer waren ſehr ſtark und muthig ; ſtatt der Pferde bedienten ſie ſich im Striege der Elephanten
und St'ameele, auf deren Rücken ſie hölzerne mit Håu: ten bedeckte Thürmchen festen , worin 15 20 bewaff nete Männer fich aufhielten . Ihre Waffen beſtanden aus Lanzen , Dolchen und Steirieti . Ehe ſie dem Feinde eritgegen zogen , reichten ſie den Elephanten einen Zaubertrank, welchen ſie ſelbſt genofeil, um ihs
re Stühnheit anzufeuern . Es gab rehr viele Loiven, Leoparden , und andere wilde Thiere , welche man in anderen Ländern ſelten findet. Auch gab es Giraffen : dieſe hatten einen langen Hals , kleinen Stopf , vorn viel längere Füße als hinten , und eine weiß oder roth getieg rte Haut ; übrigens waren ſie ſehr ſanft , und beſchädigten Niemanden .
M. Paolo ließ ſich durch morgenländiſche Sees leute belehren , daß außer den von ihm genannten In:
ſeln noch 12,700 kleinere im indiſchen Meere reien , welche unter der Herrſchaft der größeren ftanden. Im inneren Indien war das in a Provinzen ge
theilte Land Abarcha oder Abaſia merkwürdig; es hatte 4 chriſtliche, und 3 mahometaniſche Fürſten, wel: che leştere den erſteren unterthänig waren . Die chriſts
lichen trugen zum Zeichen der empfangenen Taufe eiu goldenes Streu; auf der Stirne. Ihre Unterthanen
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branntent fich durch beißes Eifer drei Streusseichen auf das Geſicht, nåmlich auf die Stirne und die beiden Wangen . Die Mahometaner hatten ein Zeichen von der Stirne herab bis zur Mitte der Nare . Den unter
beiden Glaubensgenoſſen lebenden Juden wurde auf beide Wangenknochen ein Zeichen eingebratint. Der
vornehmſte chriſtliche Stinig wohnte in der Mitte des Landes ; der vornehmſte mahometaniſche aber an der Grenze gegen das heilige Land Adem oder uden , wo der Apoſtel Thomas gepredigt , und viele Heis
den bekehrt haben fol , als er aus Nubien nach Mas labar fich begab.
Im Jahre 1258 (oder 1288) entſchloß fich der
erſte chriſtliche Fürſt von Abafcha , das heilige Grab in Jeruſalem zu beſuchen . Da er ſeinen Höflingen dieſes Vorhaben eröffnete , fo riethen fie es ihin ab, theils weil er eine ſehr gefahrvolle und beſchwerliche Reife unternehme , theils weil er durch verſchiedene
mahometaniſche Länder reiſen müße ; fatt ſeiner könnte ein Biſchof- reiſen , der mit Geſchenken auszuſtatten fei. Dieſer Abgeordnete wurde auf ſeinem Zuge durch die Provinz uden von den Mahonietanern gefangen,
und vor deren Fürften geführt. Als dieſer vernalım , daß derſelbe im Namen des Stönigs son Abarcha zum beiligen Grabe reiſen wollte , ſo fuchte er ihn durch Drohungen vom Chriftenthume abzuwenden , und zum mahometaniſchen Glauben zu bewegen. Der Biſchof
estoiederte , daß er cber ſterben , als feinen Glauben
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verläugnen und die Lehre Mahomeds annehmen würde. Darüber gerieth der Sultan in ſolchen Zorn , daß er befabl , tan ſollte den Biſchof, jur Herabwürdigung
der Lehre Chriſti und des Stönigs von Abarcha , ge waltſam beſchneiden , und an dieſen zurückſchicken .
Staum hatte Leşterer die ihm zugefügte Beleidis gung veriommen , ſo beſchloß er , fich Genugthuung fu verſchaffen . Er rammelte ein großes Heer von Fußgängern , Reitern und Elephanten mit Thürmchen auf den Rücken , und zog gegen das Land aden. Der Sultan verband fich zwar ſogleich mit den beiden andern -mahometaniſchen Fürſten , und ging mit einem großen Heere reinem Feinde entgegen . Allein das
Glück der Waffen entſchied für den König von A bas rcha , welcher in das Land Aden vorrückte , es ver
wüftete und alle Mahometaner niederhauen ließ , wela che fid ſeinen Truppen zu widerſetzen wagten. Als Sieger verweilte er ein ganzes Monat im Lande
uden , und kehrte erſt nach deffen gånzlicher Verhees rung mit Ruhm und dem ftolzen Bewußtſeon in reis
nen Staat zurück , daß er ſich für die Bosheit des Sultans hinlängliche Genugthuung verſchafft habe.
Die Einwohner von Abarcha lebten übrigens. von Fleiſch , Milch und Reis. Sie hatten viele Städte
und Dörfer , worin ſeidene und andere Stoffe verare beitet wurden . Es gab viele Giraffen , Löwen , leos parden , große Hunde und ganz beſondere Arten von
Vögeln , ſchöne Hübner , Strauße , die den Eſeln an 1
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Große gleichen , und viele andere tilbe und zahme Chicre ; nur keine Elephanten , welche aus anderen Låndern eingeführt wurden . Die Provinz A den im ſüdlidyen Arabien hatte ihren eigenen Sultan , deſſen farajeniſche Unterthanen einen grenzemloſen Haß gegen die Chriſten hatten. Man fand daſelbſt viele Stadte und Scylöſſer mit einem ſehr guten Haven , in welchen viele Sdiffe aus Indien mit Gewurzen einliefen , welche die Staufs leute von Alexandrien gegen Pferde eintauſchten , in
kleinen Fahrzeugen während 7 Tagen auf einem Fluffe wegführten , dann auf Stameelen 30 Tage bis nach Fairo , und endlich wieder auf Harken durch einen Stanal nach Alerandrien bringen ließeni. Der Sultan von Ader erhob ſehr große Zölle wåhrend des Zuges dieſer Staufleute durch ſeine Proving , und erwarb fich davon einen großen Reichthunt, weil die Stadt
Aden der größte Marktplaß der weiteſten Umgebung war , und den kürzeſten Weg darbot , Waaren aus Jiidien nach Europa zu beförderii. Vierzig Meilen von Åden gegen Mitternacht lag
die Stadt Eſcher oder Eſeyer , vielleicht Schabr, zu deren Bezirke noch viele andere Städte und Schlöſ fer gehörten . Auch hier war ein ſehr guter Haven, durch welchen ein bäufiger Pferde - Handel nach Jus dien Statt fand. In der Umgebung gab es viel weiſs fes Rauchwerk , welches aus kleinien , wie Tannen ges
ftalteten Båumen bervorbrang, ſobald man die Rinde
eingeſchnitten hatte , wenn es nicht durch die natir: liche Hike ſchon ausſchwißte. Auch Palm : und Dats tel- Bäume fah man viele , dagegen wenig Reis , und gar kein Getreide, welches aus der Ferne berbeiges bracht wurde. Aus Datteln , Zucker und Reis wurde
ein durftlóſchendes Getrånk bereitet. Un den Stúften jeigten ſich viele Thun : und andere fiſche, welche beſonders in den Monaten Mårs , April uud Mai ges faugen , getrocknet und den Pferden , Ochſen , Stamees len und Schafen gereicht wurden , weil es gar kein Gras in bieſem Lande gab . Ein Theil der gitrockner ten Fiſche wurde auch zu Mehl gerieben , mit Reis ſehr klein , und hatten an der Stelle der Dhreu gwei Hörner, unter welchen zwei Löcher ſich befanden ."
.
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V. Reire einer Geſandtſchaft des perfiſchen Schachs Roth und anderer Fürſten an den Raiſer in
Stathay oder China 1419 - 21 *). Im Jahr der Heſirah 822 , oder nach der chriftlichen Zeitrechnung 1419, ſchickte der perfiſche Schach Noth Abgeordnete nach Stathay , unter welchen Schadi Se hoja der vornebmſte geweſen iſt. Sein Sohn , Mirja Bayrangar , ſendete gleichzeitig den Guk
tan A ch med und den Maler ft boja Gaiato : ads * ) Dieſe Reiſe wurde zuerft im IV . Bande der franzöſiſchen Sammlung , nach der Ueberſekung eines Unbekannten aus dem Perfiſden , von Thevenot geliefert; Daraus in die Samms . lung von Prevo ft auszugsweiſe aufgenommen , und eben ſo in der deutfchen Ueberſekung, Band VII. Leipzig , bei Arkfee und merkus 1750 , 4.
geliefert , wie ſie in die engliſche Sprache übers ging.
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din mit der Weiſung dahin , in einem genauen Test gebuche alle Merkwürdigkeiten des platten Landes und der Stadte , die Sitten und Gewohnheiten der Eins wohner , die Verwaltung und Pracht der Fürften 10
verzeichnen . Dieſe Geſandten verließen im Novems ber 1419 Herat, die Hauptſtadt von Si horaran und
die Reſidenz des Schachs Nokb , wurden zu Bales durch Regen lang aufgehalten , und kamen endlich nach Samarkand im Jänner 1420 . Daſelbſt über
zeugten ſie ſich , daß Mirza Ulug Beg , der Soha und Nachfolger des Schach . Rokb , welcher wegen
ſeiner aſtronomiſchen Tafeln berühmt iſt, bereits ſeine
Geſandten , Soltan Schars und Nebenmed Balhrdhi mit allen ſeinen Stathayern abgeſchidt
batte. Da die Geſandten von St borafan , Badaks ich an und andern Fürſten zuſammengekommen was ren ; ſo reiften ſie mit den Stathayern durch die Städte
Sarch fend , Sayram und arch in das Land der Mongolen . Nach kurzer Zögerung vernahmen ſie vom
Befehlshaber Amir fhudadad, daß ſie ihre Reiſe .
ficher fortſeßen könnten . Zu Bilgotu , im Gebiete des Mehemmed Bege ſtießen ſie auf die Dajis oder Daglis und das Gefolge des Sch a ch 8 von Badalſch an , mit wels
djen , ſie über den Fluß stenker gingen . Bald tas men ſie zu dem Fürfien Mehemmed Beg, deſſen
Sohn , Soltan Schadi Farkhan , Tochtermang des Schache Rolb war; dann in die Landſdaft Il
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duf , ober » ulduz , oder Chialis in der Bucharei an dem Fluffe Sheldos , und nach Schir Beh :
ram . Sie ſtaunten , in dieſer großen Wüſte noch 2 Zoll dickes Eis zu finden , ungeachtet die Sonne fchon im Sommer : Stilftande war. Nachdem ſie uns ter vielem Regen und Hagel die engen Påffe und Gebirge durchdrungen hatten , erreichten ſie Tarkan oder Zarfan , wo ein großer Tempel mit einem ungeheuren Gößenbilde fich befans, welches die Eins!
wohner für jenes der So akmami hielten. Nache dem ſie über Starakoja Cober Aramuth , oder
Orain ch i) hinaus waren , erſchienen ihnen einige Stathayer , welche die Namen der Geſandten und des
ganzen Gefolges verzeichneten . Dann kamen ſie durch die Stadt Ata Sufi, und nach stabul oder Se has mul , wo A mir fakraddini neben einem heidnis
fchen Tempel eine ſchöne Moſchee gebaut hatte , wels che mit Bildniſſen verſchiedener Art umgeben war, und an deren zwei Thüren zwei rieſenmäßige Fechters Bildniſſe ſtanden . Von hier zogen ſie durch eine große Wüſte, in welcher ſie nur alle zwei Tage Waſſer , der
ſto mehre Löwen , Ochſen und andere wilde Thiere antrafen. Als ſie nur noch 12 Tagreiſen von Selju, vielleicht sosch ew ; nahe bei dem Eingange durd die große Mauer nach S ch enfi , entfernt -tvaren ,
erſchienen ſchon täglich Stathayer, welche in der Wüs fte Zelte aufſchlugen , die Tafeln mit Vögeln , Früch :
ten und anderen Lebensmitteln in porzellånen Geſchira
. 75
ren verſahen , farke Getränke und andere Nothwens digkeiten darreichten . Nach dem Verzeichniſſe der Mathayer betrugen die Geſandten mit ihren Gefolgen
und Staufleuten 860 Perſonen , welche auf die Gefahr der Verdaminung ſchworen mußten , daß auſſer den , Verzeichneten Niemand mehr vorhanden rei. An der Grenze batte der Statthalter Dantii
in der Wüſte fich zu ihrem Empfange gelagert. Sie fanden einen Morgen Feld im Vierecke mit Zelten
umgeben , in deren Mitte eine hohe , mit Duch bes deckte Schuppe auf hölzernen Såulen ruhte , in deren Hintergrunde ein Thron : Himmel auf lackirten Pfeis
lern ſtand. Auf die linke Seite wurden die Geſandten , auf die rechte die Stathayer verivieſen ; vor Erſteren
Handen zwei vor Lesteren ein Tiſd mit Speiſen , Früchteil , Stuchen und wohlriechendem Gebåcke, wels ches mit Blumen aus Papier und Seide verziert war. Getränke wurden in filbernen und porzelånenen Ger
ſchirren gereicht. Muſikanten und Oaukler , deren ein Theil mit Thierköpfen verlarvt war, ſuchten die
Geſellſchaft zu erheitern. : Nach langem Zuge durch die Wüſte erreichten ſie die Grenz: Feftung Stara ul, wo fie nach ihren Nanien wieder gezåhlt wurden , dann die StadtSeks ju, wo ſie in einem öffentlichen Gebäude über dem Thore beherbergt wurden. Hier, wie in allen folgens den Quartieren fanden ſie Lebensmittel, Pferde , Mas traßen und wollene Decken für das ganze Gefolgé. »
76 Setiu oder sodh e war eine große and stess edigte Feftung am Eingange von Stathay , mit 16
reinlich erhaltenen Marktplågen von 50 Ellen im Viers ed , wo bedeckte Gänge mit Handels - Setvólben ja beiden Seiten ſich befanden , wozu eine mit Gemälden ausgeſchmückte Halle den Eingang bildete. Schweinde
und Schafsfleiſch wurde zum Aerger der Mahomedas ner überall von den Meßgern verkauft.
Die Stadt
mauer war mit vielen Thürmen verſehen , deren ieder 20 Schritte som andern entfernt war.
Auf jeder
Seite war ein Thor, unter deſſen Bogen man das gegenüberſtehende Thor , den Mittelpunkt der Stadt und deren vier Abtheilungen ſehen konnte ; über jedema Thore ſtand ein 2 Stockwerk bobes Gebäude mit pors
jellánenem Dache. Jeder Tempel hatte 10 Morgen im Umfange , war ſchon im Junern und mit Ziegels
Heinen ſo glatt geeftricht, als ſeien ſie aus polirtem Glaſe. Un den Thüren ſtanden gefällige Jünglinge, welche die Fremden bewirtheten und in den Tempeln berumführten .
in
Von Sekju bis Sebanbalu (oder Pecking) wo jede Nacht in einem großen Flecken verweilt wuri de , ungeachtet viele Stargu und stidifu noch uns
terwegs waren . Leştere waren 60 Ellen hobe Gebäus de mit Wache , welche in 24 Stunden durch Feuer die Nachricht eines Auflaufs oder ,,andern infalles über einen dreimonatlichen Weg verbreiten konnten ,
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indem ſie nur 1 } deutſche Meilen von einander ents fernt waren .
Die Wachen der Stargu wurden alle
10 Tage abgelóſet, jene der Stidifu aber blieben in
ibren umliegenden Wohnungen und bauten das anfoſs ſende Erdreich *). Von Sekiu bis Se a miu oder stan : ch et , welches M. Paolo se ampion nannte, waren u Tags
reifen ; der daſige Statthalter , war über alle andere
an den Stüften geſeßt. Un jedem mit Lebensmitteln fchon verſehenen Beherbergungs : Orte wurden die Geſandten mit 450 anderen Pferden , Maulefeln und
Efeln, dann 56 Stutſchen verſehen , an " deren jeder 12 Jünglinge mit den Seilen auf den Schuldern 30: gen . Die B a : fu oder Bedienten der Pferde gingen
als Wegweiſer voraus. In jeder Stadt wurden die Geſandten auf einem dazu beſtimmten Saale herrlich bewirthet , in deſſen Mitte ein kaiſerlicher Thron mit
Vorhången gegen die Hauptſtadt des Reiches gerichtet war. An deſſen Fuße lag ein großer Teppich , wors auf die Geſandten und Staatsdiener Faßen , hinter welchen die Bedienten in Gliedern ftanden , wie die Muſelmånner bei dem Gebete . Auf den Ruf der zur
Seite des Thrones geftandenen Wache beugten fich die kathay'ſchen Beanten , wie die Gefaudtert , mit
*) Die vormeffliche Idee der ruſſiſchen Militar os lonien war alfo Ichon vor 400 Jahren bei den Chineſen ausgefübrt.
-
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dem Stopfe zur Erde, und dann reşte fich Jeder an ſeinen Tiſch . Am 25ten des neunten Monats Nä:
maza n ließ der Danji oder Statthalter zu Se amiy . die Geſandten zu einem kaiſerlichen Gaſtmahle einladen : da dieſe ſich mit der ihnen gebotenen Faſtenzeit ent: fchuldigten , fo ſchickte er die für ſie bereiteten Speis ren in ihr Quartier . Zu Stamju ſaben ſie einen Tempel von 500 El:
len im Viereck , in deſſen Mitte ein 50 Schuhe langes Gößenbild zu ſchlafen ſchien , deſſen Hände und Füße 9 Schube lang waren , und deſſen Stopf 20 Schuhe
im Umfange hatte . Hinter und über deniſelben war reni mehre eine Elle hohe Goben , welche zu leben
ſchienen . Das große Bild war ganz vergoldet und hatte eine Hand unter dem Stopfe liegen , die andere
an dem Schenkel ausgeſtreckt. Die Chineſen nannten es Samonifu , liefen oft zu ihm , und beugten fich . Auch die Wände waren mit Bildern verziert. Um den großen Tempel ftanden mehre kleine, wie Stam : mern der Stažawan ſera , en , mit Vorhången von Brokade, mit Bånken , vergoldeten Lehnſtühlen , Leuchs tern und Geſchirren , welde zur Verzierung dienten . Solcher Tempel waren noch 10 in der Stadt, und
ein Gebäude, welches die Mahometaner Teherkis Felek nanuten . Dieſes thurmartige Gebäude batte
20 Elen im Umfange , acht Seiten und 15 Stock: ſchön lakirte Zimmer nebſt einem rund ſich berum
werke. Jedes derſelben ivar 12 Elen hoch , hatte
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ziehenden Gange mit Gemälden , wovon eines den ſitzenden Staiſer von Stathay mit ſeinem Hofſtabe, mit Jünglingen und Mädchen zu beiden Seiten vorſtellte.
Unten am Thurme fanden Bildniſſe von Rieſen, wel: che denſelben zu tragen ſchienen .
Derſelbe war aus
Holz gebaut , rdón polirt , und ſo reich vergoldet, daß er aus gediegenem Golde * zu feyn ſchien . Im Seivolbe des Thurnies war ein eiſerner Pfeiler ( oder
eine Are ), auf einer eiſernen Platte ruhend , welcher ſich vom Boden bis funt höchſten Punkte hinaufzog.
Dieſer Pfeiler war beweglich und drehte ſich mit dem ganzen Thurine ſehr leicht herum . Ehe fie stanju oder se anche w verließen, wurs
den ſie mit Pferden und Wagen verſehen , welche ſie
erſt auf der Rückkehr zurückgeben ſollten . Hier über: reichten ſie die Gefchenke für den Staiſer , bis auf ei: nen köwen , welcher an den Hof geführt wurde. lidher fie der Hauptſtadt kamen , deſto mehr nahm die : chineſiſche Pracht zu ; jeden Abend kamen ſie in
eine Herberge, und jede Woche in eine Stadt. End: lich erreichten ſie den großen Fluß Staramuran , über welchen 26 mit Brettern belegte Barken eine
Brücke bildeten. Dieſeiben waren durch eiſerne Stlam : mern und stetten zufimmengehalten , und auf beiden Uferuan 6-8 Zoll dicken eiſernen Säulen befeſtigt. Dieffeits des Fluſſes, war ein nod prächtigerer Tems pel , als irgend einer der früher geſehenen . Jenſeits
Dcé + Fluſies fanden die Geſandten eine große Stadt,
-
.
80
in welcher fie beſſer bewirthet wurden , als vorljer ; fie nannte ſich Stadt der Schönbeit , weil hier die fchönften Frauenzimmer von ganz Stathay waren. Auch gab es drei öffentliche , von den herrlichften Mädchen bewohnte Håuſer.
Nachdem ſie durch mehre andere Städte und dber mehre Schiffbrücken gewandert waren , kamen
, fie in die große und volfreiche Stadt Sadin - fu .
Hier fanden ſie in einem Tempel ein 50 Elen hobes , vergoldetes Bildniß aus Kupfer , das Bild mit 1000 Hånden genannt, welches 10 Ellen lange Füße , ſehr viele Hände und auf der flachen Hand ein Auge hatte . Um dasſelbe ſtanden verſchiedene andere Bildniſſe ver:
ſchiedener Höhe. Man rechnete, daß man für Vers fertigung aller Bildniſſe 10 ,000 Laſten Stupfer nöthig batte . Die Spike des Tempels endigte fich mit einem
offenen Balkon . Hier fand man auch künftliche Bers
ge, welche man ſowohl von Jnnen , als von Auſſen beſteigen konnte , in deren Grotten Gößen , Prieſter und Einſiedler , wie an den Pånden Tiger, Leopars den , Schlangen und Båume gemalt ſind. Auch rab
man verſchiedene kleinere übermalte Bilder , welchewie die Berge und Bogen , aus Gyps verfertigt zu ſeyn (chies
aen . In der Umgebung des Tempels war unter vers
ſchiedenen ſchönen Gebäuden auch ein um die Are ſich drehender Dharia , aber biber und ſchöner , als jener ju štamiu.
Endlich erreichten fie banbalit oder seg ans
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balu (den Palaft oder die Stadt des Chans) . Die Stadt war groß und auf 4 Seiten von einer fortlau : fenden Mauer umgeben , auſſerhalb welcher Ruinea von vielleicht noch 100,000 Häuſern waren , welche man nicht wieder aufbauen wolte. Die Geſandten wurden über einen 900 Schuhe langen , gebahnten
Weg zu Fuß bis an das äuſſere Thor des Paláſtes
geführt, auf deſſen beiden Seiten 5 Elephanten fans den . Dann betraten ſie einen ſchön gepflaſterten Hof, worin vielleicht 100,000 Menſchen vor des Staiſers
Thüre warteten , obſchon der Tag noch nicht anges brochen war. Dem Hofe gegenüber ftand ein Thurm
( Kiosk) , welcher unten 30 Elen im Durchmeſſer, und 50 Elen holle Pfeiler hatte , auf welchen ein 80 Euen langer und 40 Elen breiter Gang ruhte . Dies
fer Hof hatte 3 große und mehre kleinere Thore,
durch deren mittleres der Weg zum Kaiſer führte. Weber dem Thurm und über den Thoren zur Rechten und Linken Aand eine große Trommel mit einer Slode,
neben welcher zwei Perſonen Zeichen geben mußten , ſobald der Kaiſer fich auf dem Throne zeigte. Unter den vielen anweſenden Menſchen waren
2000 Sånger für das Wohl deſſelben ; 2,000 Betvaff's nete mit Hellebarden , Stocken , Wurfſpießen , Pfeilen , Lanzen , Schwertern und Seulen hatten blos die voks
wärtsbrängenden Menſchen zurüd jubalten ; noch viele andere hielten Fächer und Sonnenſchirme. um den Hof berum zogcu fiet bedeckte und umgitterte Sånge 6
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mit Zimmern , worin Sopha aufgeſtellt waren . Bei dem Anbruche des Tages ertönten Trompeten , Flåten und die Glocke : kaum waren die 3 Thore geöffnet, ro drångte ſich das Volk zur Anſicht des Staiſers hinein. Nachdem die Geſandten aus dem erſten Hofe in
den zweiten gekonimen waren , erblickten ſie einen noch größern fe iost , als vorher. Neben demſelben war ein 4 Ellen hohes Sopha , mit gelbem , durchſiid : tem Atlaſſe und Gold bedeelt , einen Phönix vorſtels lend , von den Statbayern der Stönigsvogel ges nannt. Auf dieſem Sopha war der Siß von gedieges nem Golde. Zu deſſen beiden Seiten ſtanden Befehls.
baber über 100 , 1000 , 10,000 Mann in Gliedern, mit
goldenen Tåfelchen in der Hand, welche eine Elle lang und 1/4 Ele breit waren , und von ihnen ftets angeſchaut tvurden . Hinter ihnen ſtanden auſſerors
dentlich viele Soldaten in tiefſter Stille. rtat der Saiſer
ongoia aus ſeinem
Endlich
Zimnmer hers
vor und beſtieg åber 9 ſilberne Stufen reinen Thron . Er war von inittlerer Größe , und hatte einen langen Bart. Auf beiden Seiten des " Thrones ſtanden 2 Fehr ſchöne Mädchen mit entblößten Halſe , deren Haare auf den Wirbel des Stopfes zuſammengebuns den waren , und an deren Ohren große Perlen hins
ger . Jedes hielt ' eine pinſelartige Feder und Papier in der Hand , ſchrieb alle Reden des Staiſers genau nieder , und überreichte es ihm bei dem Weggehen zur Durchficht , ob teiner ſeiner Befehle geändert werden
route ; erſt dann wurden dieſe dem Staatsrathe zur Vouziehung übergeben. Nachdem der Staiſer ſich geſetzt hatte, wurden die Geſandten nebſt 700 Verbrechern gegenüber geſtellt.
Einige der Letteren waren bei dem Halſe an einander gebunden , andere - manchmal 6 -- hatten Stopf und
beide Hände in einem Brette ſtecken , und Jeder batte einen Wachter hinter ſich , welcher ihn bei den Haaren
hielt , bis der Staiſer das Urtheil ſprach . Die Meiften
wurden zur langen Gefangenſchaft , nur wenige zum Dode verurtheilt , welche Strafe der Staifer fich vors behielt . Alle Verbrecher des ganzen Reiches mußten immer nach Sthan balik geſendet werden , um dein
Kaiſer vorgeſtellt zu werden . Das Verbrechen eines Jeden war an das Ende des Brettes geſchrieben , wel:
des er nebſt den Feſſeln am Halſe trug.; Verbrechen gegen die Religion wurden am härteſten geſtraft. In
der Unterſuchung eines jeden wurde ſehr vorſichtig gehandelt ; felbft der Staiſer hielt 12 Berathunger., ebé ex Jemanden zum Tode verurtheilte. Daber traf
es ſich zuweilen , daß Mancher in 11 Sißungen ſchon zum Tode verurtheilt war, und in der zwölften freis geſprochen worden ift. Nachdem die Verbrecher verurtheilt und wegges
führt waren , wurden die Geſandten durch einen kais ! Terlichen Bedienten bis auf eine Entfernung von 15 Ellen an der Ehron geführt. Der Bediente las knie:
end aus einem Papiere die Veranlaſſung zur Gefandt
.
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fchaft vor , fügte bei , daß die Geſandten dem Staiſer einige Geſchenke überbringen , und ihre Verbeugung mit dem Stopfe bis auf den Boden machen wollten. Der Kadhi Mulana Haji Yuſof, ein Befehls : baber liber 10,000 Mann , ein Gůnfling des Staiſers, und einer von reinen 12 Staatsråthen , nahte fich , nebſt einigen Ruſelmännern als Dolmetſchern den Geſandten , und befahl ihnen , ſich zu knien und mit der Stirne dreimal den Boden zu berühren ; ſie beng: ten aber nur dreimal das Haupt. Hierauf übergaben ſie die von gelbem Utlaffe umivundenen Briefe des Schach Roth und der übrigen Fürſten dem Badhi
Mulana ; dicſer übergab ſie dem am Fuße des Thros nes ftehenden Palaſt : Miniſter ( Se boja ) , welcher ſie dem Kaiſer überreichte. Dieſer öffnete , beſchaute und gab ſie dem Sthoja zurück; er flieg dann vom Throne berab , und fekte ſich auf einen tieferen Stubl. Zus und gleich brachte man 3000 Weften von feinem 2000 von grobem Tuche zur Bekleidung ſeiner Kinder
und Bedienten . Hierauf ließ er die Geſandten näher reten ; nadidem ſie gekuieet waren , ſtellte er an fie verſchiedene Fragen über das Befinden des Echacho Roth und andere Gegenſtande. Nach empfangener Autwort ließ er ſie aufſtehen und zur Tafel bringen , weil ſie eine so große Reiſe gemacht båtten , worauf
fie in den erſten Hof zurückgeführt , geſpeiſet und in ihre Wohnung gebracht wurden . In dem großen
Zimmer fanden fie ein Bett , eine Erböbang von ſei:
.
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denen Stiffen , ein großes Becken und eine Feuer: Pfanne. Zu beiden Seiten waren andere Zimmer mit Betten , ſeidenen Stiſſen , Fuß- Teppichen oder feinen Matten , worin jeder Geſandte abgeſondert wohnen konnte; ein Jeder fand einen Stefſel , eine Schüſſel einen Löffel und einen Tiſch . Zur Nahrung erhielten ſie täglich auf 6 Perſonen ein Schaf, eine Sans und 2 Vigel , 2 Maß weißes Mehl , eine große Schüſſel voll Reis, 2 große Becken voll Zuckereien,
einen Topf Honig , etwas Sinoblauch , Zwiebeln , Salt , verſchiedene Sträuter , eine Flaſche beſonderer Flüſſigkeiten , und ein Becken mit welſchen und andes ! ren Nüſſen , Staftanien und getrockneten Früchten , nebſt Bedienung vom frühen Morgen bis zum ſpåten Abende. Eines morgens weckte ſie der Setjin , oder der bei Hof für ſie ſorgende Beamte auf, und eröffnete ihnen den Willen des Staiſers , daß dieſer fie heute
bewirthen wollte. Er brachte ſie auf Pferden , welche dazu beſonders angeordnet waren , in den Palaft .
und ſtellte ſie in den äuſſern Hof , wo, vielleicht 20,000 Menſchen auf den Staiſer warteten . Nach dem Aufgange der Sonne wurden ſie an den Thron geführt, wo ſie nach fünfmaliger Neigung des Haux ,
tes auf den Boden vom Staiſer gegrüßtwurden . Nach :
dem er vom Throne herabgeſtiegen war , wurden ſie in den erſten Hof zurückgeführt , damit ſie auf der Seite ihrer Nøthdurft pflegen könnten , indem ſie ſich
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während des Gaſtmahls unter keinem Vorwaude ents
fernen ,dårften . Hierauf wurden ſie durch den Hof des Thrones der Gerechtigkeit in den dritten , ganz
offenen und schon geplatteten Hof geführt. Vorn war ein 60 Ellen langer Saal, hinter welchem mehre Zims mer fich befanden . Im Saale war ein großes Sopha in Manishöhe , zu welchem Drei filberne Stufen führs
ten , wovon eine vorn und zwei zu beiden Seiten was reii. Hier ſtanden zwei ft boja des Palaſies , an des rent Dhren ein den Mund Deckender Lappe befeftigt
war. Auf dem großen Sopha ſtand noch ein kleineres
j11 Geſtalt eines Bettes mit Stopf: und Fußkiſſen , aus Holf , ſchön lakirt und verguldet. Auf beiden
Seiten waren Feuer- und Räuchers Pfannen ; die vors nehmften Dalji ftanden bewaffnet , und hinter ihnen die kaiſerlichen Leib - Sardiſten mit bloßen Säbeln . Die Geſandten waren auf der linken , als der vors nehmſten Seite. Für die Amireu oder oberſten Bes fehlshaber am Hofe , und für andere der angeſehenſten Perſonen waren 3 , für andere 2 , und für die übrigen nur ein Tiſch aufgeſtellt. Bei dem ganzen Gafimable
waren wenigſtens 1000 Tiſche. Vor dem Throne, nahe bei einem Fenſter des Saales ftand eine große Trommel mit 2 Månnern
auf einer Bühne, und neben ihnen viele Muſikanteni. Durch einen Theil des Saales waren Vorhånge ger zogen , damit die Frauenzimmer die übrige Geſellſchaft ſehen konnten , ohne von ihr bemerkt zu werden .
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Nachdem alle Speiſen und Getränke aufgetragen war ren , ſo zogen die beiden Sihoja die vor einer Thüre hinter dem Throne befindlichen Vorhänge auf: for gleich erſchien der Saiſer unter dem Klange der Mas fit , und regte ſich unter eine Himmeldecke von gets bem , mit 4 Drachen geſticktem Atlaſſe. Die Geſands
ten beugten fich , wie alle übrigen , fünfmal zur Erde, und Texten ſich zum Tiſche.
Zugleich wurde ein Luſtſpiel aufgeführt. Die ers Ren Spieler waren weiß und roth bemalt wie Råd chen , hatten Perlen in den Ohren , waren mit goldes nem Stoffe bekleidet , und trugen Stråuße von kiinfo lichen Blumen .
Dann legte ſich jemand auf den
Rüden , und ſtellte ſich ſchlafend , nachdem er ſeine Füße in die Höhe gehoben hatte. Einer ſteckte vers
rchiedene dicke und 4 Ellen lange Röhren zwiſchen ſeine Beine, ein anderer hielt ſie mit der Hand ; ein Stnabe von 10 - 12 Jahren erſtieg ſie mit erftaunlicher Schnelligkeit, und machte Poſſen , bis er abglitfchte
und herabzufallen drohte ; allein der Liegende ftand fogleich auf, und ergriff ihn noch vor dem Falle. Eiu Anderer machte Muſik nach den 12 Arten der Stra
thayer ; zwei Andere eben ro , aber gleichzeitig mit beiden Händen auf den wechrelſeitigen Inſtrumenten . JH Hofe des Palaſtes waren mehre 1000 verſchiedene
Vogel , welche ungeſcheut unter der Menge Odfe und Bedienten herumflogen , und Alles wegfráfen , was fie auf dem Boden fanden .
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Nåhrend des fünſmonatlichen Aufenthaltes was den die Geſandten noch öfters und vornehmer , als
dießmal bewirthet. Am 25ten Tage des erfen og nats Mobarram ließ M ulana ihnen eröffnen ,
daß der Kaiſer morgen am Neujahrs - Tage reinen neuen Pelaft beziehen würde , weſwegen Niemand weiße Kleider , als das Zeichen der Trauer , tragen
dürfte. In der Mitternacht des 28ten kam der Se : jin , um fie in den neuen Palaft zu führen , zu deis
fen Erbauung 19 Jahre erforderlich waren . Unters wegs waren alle Häuſer und Stramlåden ſo erleuchtet, daß man glaubte , & rei heller Mittag .
Vor dem
Palafte waren vielleicht 100,000 Menſchen verſammelt, welche aus allen Theilen von Stathay , aus den låms dern Tachin , Machin , si almak, Tebet , Sta : bul, staraloja , Jurga und von den Seeküſten gekommen waren . An dieſein Tage wurden die Tiſche
der Geſandten auſſerhalb des Thron : Saales , jene der umiren aber innerhalb aufgeftelt.
Man ſah viela
leicht 200,000 Bewaffnete mit Sonnen - Schirmen und
Schildern .
Während der Muſik wurden Lieder zum
Lobe des neuen Palaſtes geſungen ; das Feſt dauerte bis nach Mittag .
Wer ſich einen Begriff von dem prächtigen Pas laſte machen will , der erwäge , daß von der Thüre des Saales bis an die erſte Mauer 1925 Schritte ivas reti . Xuf jeder Seite - rab man eine Reihe Gebåude
und Gärten ; jene waren aus Quadern , und Porzellan
89 øder Marmor ſo genau mit einander verbunden , daß
man glaubte , alles rei aus einem Stücke aufgeführt. Der gepflaſterte Boden war auf einige 100 Elien po regelmäßig geglättet , wie die gewürfelten Linien in Hüchern. Die Geſandten waren bei dem Anblicke
dieſes Gebäudes ro bezaubert , daß ſie glaubten , in Maurer : und Schreiner : Arbeit , in erhabenen Bildern qus Gyps und in Malereien moge kein anderes Land den Stathayern gleich kommen .
Der Staifer hatte die Gewohnheit , jährlich einige Tage in der größten Einſamkeit zu leben , ohne etwas ju efien , ohne fich Frauenzimmern oder Männern in nåberni . In dieſer Einſamkeit hatte er weder ein Gemålde, nod ; ein Gökenbild bei fich : denn er betete nur den Gott des Himmels an. Am sten Sa : far ( Februar ) ließ ſich der Staiſer nach achttågiger Einſamkeit wieder ſehen ; die Geſandten wurd : n zum Verhöre gerufen . Die Elephanten waren mit unbes ſchreiblicher Pracht bedeckt : fie trugen auf den Rücken filberne Siße wie runde Senften , nebft q farbigen Fahnen und bewaffneten Männern ; 50 derſelben trus gen die Muſikanten . Vor und hinter denſelben was ren 50,000 Soldaten in ſchönſter Ordnung und tiefs ſtem Stillſchweigen.
Mit dieſem Gepränge jog der
Staifer in den weiblichen Pallaft , fvorauf Jedermann nach Hauſe ging. Da die Sternbeuter verkündigten , daß der Pas
Laft in dieſem Jahre durch Feuer leiden würde , for
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wurde eine Beleuchtung veranſtaltet , welche 7 Tage dauerte.
Im kaiſerlichen Hofe war ein künſtlicher
Berg aus Holz errichtet, mit Cypreſſen : Zweigen ber deckt , und imit 100,000 Fackeln befeßt, welche durch Lauffeuer von einander gleichzeitig entzündet wurden. Eben ſo rah man in allen Theilen der Stadt ſehr
viele Lichter. Wályrend dieſer 7 Tage wurde kein Verbrecher ergriffen , alle verhafteten Schuldner ents laſſen , die Gefängniffe geöffnet , ſelbſt alle Tods ſchlåger in Freiheit geſert, und vom Staiſer viele große Geſchenke vertheilt. Dieſes alles wurde am 13ten Safar im Pallaſte vor mehr als 100,000 Frems den bekannt gemacht. Der Staiſer ſaß im erſten Thurs me des erſten Hofes auf dem Throne. Zugleich wur de verkündigt, daß der Staiſer in den folgenden 3 Jabs ren keine Geſandten in irgend ein Land werde abges
ben laſſen . Nachdem dieſe Weiſung von 3 Befeh Lás babern , welche vor dem Staiſer auf einer Eank ſtato den , abgeleſen war , ſo wurde ſie durch gelbe, ſeidene Stricke, welche an einem Ringe befeſtigt waren , vom Zhurme herabgelaſſen , auf einen mit goldenem Rande verſehenen Tiſch gelegt , und unter Bekleidung des Volkes und der Muſikanten in die åuſſere Stadt bis
an die Wohnungen der Geſandten getragen , welche wie ſonſt bewirthet wurden , nachdem der Kaiſer den Stiosk oder Thurm verlaſſen hatte. Um erſten Tage des Rabina al Awal foder Mårs) wurden die Geſandten wieder in den Palaft
91
.
: nach Hof gerufen . Der Staiſer batte verſchiedene Stoßvögel hineinbringen laſſen , um ſie Jenen zu ger ben , welche ihm gute Pferde gebracht hatten . Zu gleicher Zeit ließ er einem Jeden der 3 Geſandten des
Mirza Uluğ Beg, Mirza Barraugar, und des Schachs Rokh 3 derſelben geben. Den folgens den Tag ließ er ſie noch einmal rufen , und ſagte ihs nen :
Das Striegsheer roll an die Grenzen meines
Reiches ſich begeben . Bereitet euch , daß ihr mit ihm in euer Land zurückkehren könnt.
Dann wendete er
ſich zu Uriak oder Argdak , den Geſandten des
Siurgatmiſch Mirza mit den Worten : „ Ich babe keinen Stoßvogel , den ich euch geben könnte ;
und hätte ich auch einen , ſo würde ich ihn euch doch nicht geben , damit er euch nicht eben ſo genommen werden möchte , wie er dem A rderch ir , eurem Voss
gånger, genommen wurde.“ Aria k verſeşte : „ Wenn
Eure Majeftåt mir die Ehre erzeigen wollten , einen Stoßvogel zu geben , ſo bůrge ich , daß Niemand mir ihn nehmen ſoll.“ Der Kaiſer erwiederte : „ Nur uns ter dieſer Bedingung will ich euch zwei gebeu , welche ſogleich folgen werden .“
... Am 8 Rabina wurden die Geſandten Soltan Schach und Balſch i Malek zum Empfange der Geſchenke des Kaiſers gerufen . Jener bekam 8 BAS
liſch Silber, , 30 Staiſerliche mit Pelz gefütterte Wer ften , 24 Unterröcke, 2 Pferde , wovon eines ganz ges
ſatteltwar , 100 Bůnde von Robrpfeilen , 25 porzeli&o
. Do
uene Seråße and 5000 kleine ; diefer betam q Baltid Silber und alle übrigen Gegenftånde. Die Gemahlins Men erhielten zwar kein Silber , aber die Hälfte der über
rigen Gegenftånde. Im 13 wurden die Geſandten wieder gerufen , und der Kaiſer ſprach : „ ich will auf die Jagd gehen. Nehmet unterdeſſen die Stoßvögel zum Zeitvertreib ju cuch ;: fie ſindgut ; aber die mir übers brachten Pferde taugen nichts .“ Als der kaiſerliche Erbs prinz aus dem Lande Nemera v jurůd kam , erſtatteten die Geſandten auf der Morgenſeite des kaiſerlichen Palas fes ihm ihre Glückwünſche ab. Sie fanden ihn von
ſeinen Bedienten umgeben , und ſeine Tafel wie die kaiſerliche eingerichtet.
Am 1 Tage des Rabina al Akher (oder Upril) wurde ihnen bei der Rückkehr des Staiſers von der Jagd der Wink gegeben , ihm entgegen zu kommen .
Sie ferten ſich vor Anbruch des Tages zu Pferde ; als fie den Mulan a fehr niedergeſchlagen an ihrer Hauss thåre fanden , ' und um die Urſache fragten , wurden fie von der Nachricht überraſcht , daß der Kaiſer auf der Jagd von dem Pferde geſtürzt rei , welches Schado
Roth ihm überſchickt hatte. Er habe destegen befoh len ſie ſollten gefeſſelt, und in die gegen Morgen geleges nen Städte von Stathar geführtwerden . Die Geſands ten wurden ſehr betrübt , und eilten dem Staiſer ents gegen ; nach 20 Meilen nåberten ſie ſich dem kaiſeri : chen Lager. Die Stathaver hatten wåhrend der Nacht
600 Schritte im Vierecke einen 10 Euen hohen Erds
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wall swiſchen Brettern aufgeworfen , und zwei Thore angebracht. Daſelbft ftand Wache, und die übrigen
Soldaten an dem Plate , aus welchem die Wallerde gegraben war. Innerhalb dieſer äußern Einfaſſung waren noch iwei andere Wände von gelbem Atlaße , jede 25 Ellen hoch , von vieredigten Pfoſten unterſtüßt ; und ringsherum ftanden Zelte von gelbem Atlaße. die Geſandten noch 500 Schritte vom Äufs enthalte des Kaiſers entfernt waren ; ro befahl ibiren Mulana , von den Pferden zu ſteigen , und die Ans kunft des Staiſers zu erwarten ; er wolle vorausgehen.
Der Staiſer war eben im Begriffe ſie verhaften zu laſs ſen , allein Mutan a , fidaji und Jandaji wars fen ſich vor ihm nieder , und baten um Nachricht : denn durch ihre Hinrichtung wurde der Staiſer ſich dem Vorwurfe Preis geben , daß er das Völker:Necht an den Perſonen der Geſandten verlege." Der Stais fer ließ ſich eriveichen , und Nulana genoß das Bergnügen, dieſen die erfreuliche Nachricht ſeiner Pers gebung zurück bringen zu können. Der Kaiſer ſchickte ihnen ſogar auch Lebensmittel : allein da fie mit
Schweinefleiſch vermiſcht waren , ſo durftea fie diefels ben nicht genießen.
Hierauf beſtieg der Staiſer ein ſchwarzes Pferd mit weißen Füßen , welches er von Mirza ulug Beg erhalten hatte. Die Satteldede war von Bros eade , und auf beiden Seiten gingen zwei Perſonen langſamca Sdrittes. Er trug eine Wefe von golden
94 nen Brocað auf rothem Grunde; fein Bart ſteckte in einem
Beutel von ſchwarzem Atlaße.
Seine Se:
mahlin folgte ihın in einer von 1 Månnern getrage: nen Senfte , hinter welcher eine größere von 70 Måns
nern getragen wurde. Vor dem Staiſer zog ein Storps Reiter , welches in kleineren Abtheilungen 20 Schritte von einander bis zur Stadt entfernt war.
In der
Mitte befand ſich der Staiſer mit Mulan a , lidaii, Jandaji , und 10 Daji; erſterer ließ die Gerands ten abſteigen , und zur Erde fallen ; ſobald ſie dieſes
gethan hatten , befahl ihnen der Staiſer, ihre Pferde wieder zu beſteigen , und ihu zu begleiten . Dann wendete er ſich zu ihnen , und ſagte zu dem S dadi
Se boja : „ Die Geſchenke, Seltenheiten , Pferde und wilden Thiere , welche man mir künftig ſchicken will,
ſollen beſſer ausgewählt reyni, wenn die Freundſchaft funehmen foll , welche ich für eure Fürſten bege. Jo beſtieg auf der Jagd das Pferd , welches ihr mir ge: bracht habt ; es hat aber ſo viele Fehler, daß es mich
bei meinem hohen Alter herab werfen konnte, wodurch idi verivundet wurde. Ich habe meine Hand zu meis nem größten Schmerzen verprellt , welcher nur durch das Einlegen viel Goldes gemindert wurde.“ Scha:
di Sthoja entſchuldigte fich : dies ſei das Pferd , worauf der große Amir Thé in ur Starkani Coder Tamerlan) geritten rei , und Schach Roth
babe es als eine Seltenheit, und als das koftbarſte Pferd feines Reiches , dem Staiſer geſchickt." Der
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Staiſer war mit dieſer Antwort zufrieden , ließ einen Stoßvogel beibringen , und ihn auf einen Stranich reis jen ; allein der Stoßvogel kam zurück , ohne ſich det
Raubes bemächtigt zu haben . Der Staiſer ſchlug den Vogel deswegen dreimal auf den Stoff, ftieg vom
Pferde, rerte ſich auf einen Stuhl , und ſchlug die Seine über einander. Dann gab er dem Soltan
Schach und dem Soltan A ch med zwei Stoßvögel, aber dem Schadi fthoja keinen . Er ſtieg wieder zu Pferd , und ritt fort ; bei der Ännäherung zur Stadt wurde er von einer jubelnden Volksmenge empfangen . Um 4 des leşteren Rabina ( oder April-Monates) wurden die Geſandten zuw Empfange der Geſchenke nach
Hof geführt. Der Staiſer ſaß auf einem Throne , und ließ die auf Diſchen liegenden Geſchenke zur Vertheis lung vor ſich ſtellen ; die meiſten waren die nåmlichen, welche er zuvor dem
Sultan
Sch a ch und dem
Bakrch i on alek gegeben hatte. Unterdeſſen ſtarb die liebſte Gemahlin des Staiſers ; ihr Tod wurde den 8 des erſteren Jomada ( May ) bekannt gemacht , und zugleich der Tag ihrer Beerdi: gung beſtimmt. Allein in der folgenden Nacht gerieth der lieue Palaft in Flammen , und der Verdacht fiel auf die Sterndeuter.
Saal verbrannt , und mit lakirten len verziert war , umſpannt werden
Dabei wurde der vornehme
welcher 80 Elen lang , 30 und blau gemalten ſo breiten daß diere von drei Männern konnten . Zugleich wurde ein
breit, Såu: kaum Stioft
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von 20 Klaftern , ein höchſi prachtiges Zimmer der Gemahlin , und 250 Häuſer nebſt mehren Männern und Weibern verbrannt. Der Staiſer begab ſich mit ſeinen A miren in den Gorentempel , kniete nieder, und ſprach : ,,Der Gott des Himmels iſt zornig gegen mich , und hat meinen Palaſt verbrennen laßen , ob:
ſchon ich nichts Böſes gethan habe. Ich habe weder meinen Vater noch meine Mutter beleidigt , noch has be ich mir eine tyranniſche Handlung vorzuiverfen .“ Er iſt von dem doppelten Unglücke ſo tief ergriffen worden , daß er krank wurde. Seine Gemahlin wurs wo man die ihr gehoris gen Pferde zuriid ließ , damit ſie den dazu beſtimmten
de auf einen Berg begraben ,
Plaß abfreſſen möchten . Mehre Mädchen und einige St hoia ihres Palaſtes fvurden mit Lebensmitteln auf mehre Jahre auch dahin geſendet , in der Abſicht , daß ſie nach deren Verzehrung auch dort ſterben mögen . Wegen der fortdauernden Strankheit des Staiſers, welcher er im nämlichen Jahre noch unterlegen ift , vertrat fein Prinz in Palafte die Stelle , und ertheilte
den Geſandten die Abſchieds - Xudieng. Sie verließen Khanbalik am 15 des erſteren Jom ad a unter Begleis tung der Daii , erhielten das Nothwendigſte und
wurden auf der Rückkehr frei bewirthet , wie auf ihs rer Herreiſe.
Zu Nikian ging ihnen der Magiftrat
entgegen, ohne ihre Geråthe zu 'unterſuchen , wie es ſonſt daſelbſt geſchah. Zu saramuran (oder St a nie chero in S danſi verweilten ſie 10 1/1 Mouate
97 wegen der anſicheren Neiſe durch das Land der Monts golen . Zu Sokju (Soch e w oder Su- ch ew am weſtlichen Ende der großen Mauer) trafen ſie Gerands ten a118 Irpahan und Schirai in Perſien an , von
welchen fie die großen Beſchwerden der Reiſe dahin . vernahmen . Nachdem ſie daſelbft einige Zeit verweilt
batten , reiften ſie im Vollmonde 6 Def. 1421 an eis Donnerfage ab . In wenigen Tagen tamen ſie nach Sea raul, wo ihr Sepace unterſucht wurde . nem
Von hier nahmen ſie ihren Weg durch die Wüke ,
wo ſie viel Mangel an Waffer litten , bis ſie dieſelbe in der Mitte des Mårs berliefen . Sie reiften dann durch die Städte Khoten oder Hotom , Karch : gar uitd Enokoien oder Ångbien am Fluffer Sir, wo ſie ſich nac , Samarkand und Badatá
rohan vertheilten. Die Geſandten des Schads Roki
find glüdlich zu Heret an ſeineta Hofe angekommen *). Durche dunkl dieſe kurje Reiſe : Beſchreibung wurden * ) mehr e Stelien jener von M . Paolo aufgeklärt , beſonders über die kleine Bu : darei und Sain pion oder Champion , welches hier kanju war . Dahin führte auch aus Perſien ein anderer Weg in folgender Art: Von Dauris nad Soldanja 6 Zagreiſen , nach
Stasbin 4 , nach Veremi 6 , nach Eri 15 , nach Hogbara 20 , nach Samarkand s , nach Kaſbgar 25 , nach Aēſu 20 , nach Stulbi 20 , nach Sthias
lis 10 , nach Lurfon 10 , nad Stamul 13, nach Sufquir 15 , nach Gauta 6, nach Stampion 6.
VI. Reiſe des portugieſiſchen Jeſuiten , Benedikt Göz , von Lahor, im Reiche Mogols, nach China 1602 * ).
Seit M . Paolo war der Name des Landes stas than den Europäern ro fremd geworden , daß diere gal auf der St. Juſel * ) GÒs,aelgeboren in Portuhweif erider t nach Mich
, kam als ausſc
Solda
Indien , wo er ſich zu einem befferii Lebens: wandel entſchloß , und im 26ſteli Lebensjahre 1588 Layenbrüder der Geſellſchaft Jeſu zu Goa wurde . Da er ausgezeichnete Talente verrieth , ſo wollte man ihn den Geiſtlichen einreihei , damit er ſich den Wiſſenſchaften widmen und Prieſter werden könnte ; allein er hielt ſich nicht für tvůrdig , und blieb Cayenbruder. Als ſolcher begleitete er den Miſſionår Hieron . Xavier ilach Labor , wo er die perſiſche Sprache lo gut erlernte , daß er für den Srauchbarften ges halten wurde , nach dem Befehle des portugies fiſchen Vizekönigs die Ueberzeugung zu gewing
99 , noch zweifelten , ob ein ſolches Land wirklich beſtehe.
Aus dieſer Ungewißheit wurden die Jeſuiten zu las bor erſt 1598 durch einen Brief ihres Ordens : Ge:
nofſen , Hiero 11 imus Xavier , geriſſen , welchen ein alter mahometaniſcher Staufmann mitbrachte , der
als Geſandter des Stönigs von Starbgar 13 Jahre zu ft ly anbal u geweſen tvar. Dieſer erzählte, die Stathaner feien chorie und beſſer geſtaltete Men :
ſchen , als die Türken ; ſie ſeien Chriſten , weil ſie Tempel mit geſchnitten Bildniſſen und Gemåiden båts ten . Sie ſeien eifrige Anbeter der Crucifixe, verehr: ten hoch ihre Prieſter, und beſchenkten fie reich); ſie håtten Slofter , Altåre , Lampen , Prozeſſionen und
chriftliche Zeremoniert. Inter ihnen befånden fich - viele Juden und Mahometaner, und Lektere hegten ſogar die Hoffnung , den chriftlichen Stonig für ihre Religion zu gewinnen .
Der portugieſiſche Viſitator, Nicolaus Pis
menta zu Goa , wurde auf dieſe Nachricht von ſeis nem Amtseifer ſo ergriffen , daß er fugleich beſchloß, nen , daß China das bis dahin bekannte fia : thay rei. Er ftarb aber ſchon an der Grenze zu Sochei deri 18ten Mårž 1607 , und zwar, . wie die Jeſuiten vorgaben , Durch Vergiftung der Sarazenen . Sein Leben iſt beſchrieben von Trigault im V . Buche der chriſtlichen uns ternehmung bei den Sinefen . Das hier Anges zeigtebeſtåtigt Alegambe bibl. scriptor. Soc. Jesu . Ed. II. Romae, 1676 . Fol. 109.
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eine Miſſion abgehen zu laſſen . Dieſe ſollte das vers meintlich chriſtliche Volk unterrichten , damit es nicht bei ſeiner großen Entfernung vom Oberhaupte der
Kirche in Irrthümer verfalle.
Er gab dem Papſte
und dem Stönige von Spanien davon Nachricht ; Lets terer befahl ſogleich dem Statthalter von Indien Urias Saldaina , dieſe Unternehmung, nach Pis
mellta's Gutachten auf Staatskoſten zu unterſtüßen.
Benedict Sós , Gehülfe des Superiors Hieronis mu $ Xavier im mogoliſchen Reiche ju Labor , in der perfiſchen Sprache und in den mahometaniſehen Gewohnheiten gleich gewandt , befand ſich als Üb. gcordneter des großen Mogols Akbar eben zu Goa ;
daher vertraute ihm Pimeute den wichtigen Aufs trag einer neuen Miſſion .
Obſchon die Jeſuiten durch die Briefe ihres hats thå ud Ricci aus Peking belehrt waren , fatha y und Ehin a lei das nämliche Land ; fo war dock Pis Menta durch die Ausſage des Mahometaners in Verwirrung gebracht.
Er ſchickte alſo Benedict
Got nach labor mit der Weiſung juråd , die Kaufs leute zu begleiten , welche , nach der Erzählung des
Mahometaners , alle fünf Jahre in der Eigenſchaft als Scrandte des Königs von Perſien nach China reis fen . Er kam 1602 nach egra , wo der fionig Als bar rein Vorhaben lobte und ihm 400 Kronen Reiſes
geld nebß mehren Briefen an verſchiedene kleine soos nige uitgab , welche ihm entweder Tribut jablten ,
101 oder Freunde waren . O $ $ kleidete ſich wie ein ars meniſcher Staufmann , ließ die Haare ſeines Hauptes und Barte$ wachſen , nannte ſich nach der Gewohns ner dyriſtlichen Religion , und erhielt auf dieſe Art beit des Volkes Abdallah Iran zum Zeichen reis
freien Durchzug , welchen er als Portugieſe nicht bes
tommen håtte. Durch Unterſtübung des Statthalters bekam er Geld zum Kaufe verſchiedener indiſcher Bags ren , welche er mit ſich nahm , um ſich dadurch mehr ju verſtellen . Er traf den 13ten Dez. 1602 ju lahor ein , wo ihm zwei mit dem Wege rehr bekannte Gries den , nåmlich der Prieſter feo Grimani und der Kaufinann Demetrius , und der armeniſche Dies ner Iraac beigerellt wurden .
Leşterem
ift unſere
Nachricht zu danken : denn 60% farb am Eingange
von China zu Seschew ; Iraac aber ging nach Peking fort, wo Ricci ihre Reiſe theils aus deſſen mündlicher Erzählung, theils aus der von G D G hins
Handſchrift verfaßte *). terlaſſenen Nachdem alſo G x ju Labor mit verſchiedenen Schriften und einer Tafel der beweglichen Feſte bis * ) Nic. Trigautii comm . de christiana expedi tione apud Sinas suscepta a Societate Jesu e Matth . Ricci commentariis. . Commentarius rei christianae apud Japanios. Litterae an . nuae Societatis Jesu e regno Sinarum a. 1594, 1606 , 1607. Zu Augsburg u .Köln , 1615 - 17 ; lat, und deutsch , München , 1623. 4 .
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zum Jahr 1610 verſehen war , reifte er in der Faſten 1603 mit einer Starawane von 500 Staufleuten ab ,
welche jährlich mit vielen Pferden und Wagen nach den Stönigreiche Farbgar abzureiſen gewohnt waren . Innerhalb eines Monats kamen fie zur Stadt Athek in der Provinz Rahor ; 15 Tage ſpäter reßten ſie über einen Fluß , welcher einen Hogenſchuß breit war, und verweilten am jenſeitigen Ufer aus Furcht vor einer nahen Räuberbande 5 Tage. Nach 2 Monaten kamen ſie in die Stadt Parfaur , wo ſie 20 Tage verweils
ten . Jin nächſten Städtchen erfuhren ſie durch einen Hilger, nach 30 Tagereiſen würden ſie die Stadt der Urglåubiger , stafreſtan oder Caxberftam ; erreis chen , welche kein Mahometaner zu betreten -wage. Stvar ſei den Heiden freier Zutritt geſtattet; aber fie
dürften fich keine Tempel bauen. Die Einwohner ſeien bei jedem Beſuche ihrer Kirchen ſchwarz gekleis
det , der Boden fruchtbar , und beſonders an Trauben . Zum Beweiſe des leşteren reichte er dem G ) } einen Becher guten Weines , woraus dieſer ſchloß, fie möchs
ten Chriſten reyn . Nachdem ſie 20 Tage daſelbit ſich verweilt hatten , erhielten ſie vom Plak - Stommandans ten 400 Soldaten als Sicherheits - Wache gegen die herrſchenden - Nåuber. Nach einer Reiſe von 25 Tagen långs des Fußes eines Gebirges kanen ſie an den Ort Ghideli, wo die Staufleute Zoll entrichteten . Die auf der Anböhe befindlichen Råyber warfen viele Steine berab, wodurch
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die Reiſenden verwundet wurden , welche nur durch Flucht ſich retten konnten . FH 20 anderen Tagen kas
men ſie auf St a bul , einer berühmten Handelse Stadt im Reiche Mogold , wo fie 8 Tage vertveilten . Während einige Staufleute ihre Unluft zur weitern Reiſe außerten , und die anderen wegen zu geringer Zahl nicht zu reiſen wagten ; fanden fie eine Prinzeſs
fin , welche Schweſter des Königs Mahamet Khan von Farbgar , und Mutter des Königs von Kt os tan war. Sie hieß Haji (oder Pilgerin ) Hanem , und kam von der Pilgerſchaft nach Mekka. Da fie
verſchiedene Bedürfniße hatte, ſo erſuchte ſie die Staufs Leute, ihr Geld zu lehnen. Go fab dieſe Gelegen : heit für günſtig an , die Freundſchaft eines anderen Königs zu gewinnen , als an welche er Briefe hatte.
Er lieb ihr alſo 600 Stronen unverzinslich , wofür ſie ihn mit einer hinlänglichen Zahl von Marmor-Stücken bes zahlte , welche in China am leichteſten verwerthet wer: den können . Der Prieſter Grim a ni war der Reifes Beſchwerden überdrüßig und Demetrius blieb des Handels wegen zu Stabul.
Die Starawane hatte durch Andere fich unterdeſſen
ſo vermehrt , daß fie die Reiſe mit Sicherheit fortſezs jen konnte ; G • ; aber hatte nur noch reinen Armenier Ifaac als vertrauten Begleiter . Als ſie in der nächs Aten Stadt Ebarakar (oder Ciaracar), ivo eine groſs Te Menge Eiſen fich befindet , ankamert, fanden ſie, daß Akbar's Siegel, wodurch ſie bisher zolfrei was
104 ren , nicht mehr geachtet wurde. Zehn Tage ppåter erreichten ſie das Städtchen Darw a m , welches an
der außerſten Gränze der Herrſchaften des großen Mos gols lag. Nach einem Aufenthalte von 5 Tagen tas
men ſie über hobe Berge , eft in 20 Tagen zur Lands fchaft Aingbaran ; nach 15 Tagen in die Stadt solche oder Calcia , deren Einwohner ſo ſchöne Haare wie die Niederländer hatten ; nach noch 10 Tas
sen in die Stadt Julalabadh , wo Bramine mit Bewilligung des stönigs Brurate Zoll erhoben. Nach 15 Tagen erreichten ſie die Stadt Talk ban , wo ein gleichzeitiger Aufruhr der st alcane ihre weitere Reiſe um einen Monat bemmte ; dann die kleine mit Mauern verſehene Stadt Sheman,
welche dem 200allah , Chan von Samarkand, Bux gania und Bucharei , unterthänig war. Da die sake chane in der Nähe waren , ſo ließ der Ortsvorftand
den Staufleuten rathen , fie möchten ihre Reiſe nicht bei Nacht fortſeßen , damit ſie nicht von den Rebellen
åberfallen und ihrer Pferde beraubt würden ; ſondern fie möchten ſich in die Stadt begeben , und fich mit ihm zu ihrer Vertreibung vereinigeni. Staum hatten fie ſich aber den Mauern gendhert , ro flob der Ortss porkand mit ſeinen Leuten auf die erſte Nachricht son
dem Vorrücken der Rebellen.
Die Kaufleute warfen
eiligft eine Verſchanzung auf, und fühleppten viele
Steine hinter dieſelbe , um ſich ihrer zu bedienen, wenn ſie keine Pfeile mehr båtten. Als die Rebellen
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dieſes wahrnahmen , ließen ſie die Staufleute durch ei nen Boten benachrichtigen , ſie wolten dieſe ſogar bes gleiten und beſchůßen . Allein die staufleute verloren dadurch das Vertrauen auf ſich ſelbft in dem Grade, daß ſie in den nächſten Wald flohen , und den Näus bern alle ihre Gepäcke Preis gaben , welche von der lekteren auch ausgeleert würden. Nach einiger Zeit kehrte G D : , dem ein geraubtes Pferd ſpåter durch stato tunſtücke erfekt wurde , n:it den Kaufleuten 11ach sth en
man zurace , wo ſie in großer Furcht lebten , bis der Befehlshaber Dlobet Ebadaskan ſeinen Bruder ſchickte, welcher die Rebellen durch Drohungen nothigte, die Staufleute ungeſtört reiſen zu laſſen . Deffen unge
achtet wurde ihr Nachzug von Räubern überfallen ; vier wollten ſich des G bemachtigen , der ihnen reis nen perſiſchen Turban zuwarf , rein Pferd ſpornte, uud die übrige Geſellſchaft bald erreichte. Nachdem ſie 8 Tage einen ſehr beſchwerlichen Weg jurück gelegt hatten , kamen ſie nach Tenga Has Dakshan , wo ſie nur einzeln hinter einander , am ufer eines großen Fluſſes (Jibu ni oder 4 m u) geben
konnten. Sie wurden von den Einwohnern , in Vers bindung mit Soldaten , überfallen und geplündert; Goš derlor drei Pferde , welche er wieder loskaufte. Daſelbſt verweilten ſie 10 Tage ; am eilften kamen ſie uach Ciareiunar oder Charchunar , wo fie auf freiem Felde 5 Tage unter fteten lieberfalle der Räuber halten mußten. Nach 10 Dagen kamen ſie
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durch den ganz verlaſſenen Ort Serpanil über den hohen Berg Safrithma , welchen die wenigſten
ihrer Pferde erſteigen konnten , daher die übrigen nur durch große Umwege die Starawane einzuholen verinochteil.
In 20 Tagen erreichten ſie die Provinz Sarch il,
in welcher die Dörfer ziemlich nahe bei einander las gen. Nach 2 Rube : Tagen ſtrengten ſie ſich die 2 fols genden ſehr an , den mit Schnee bedeckten hohen Berg
Ciccialith oder Ehedalith zu erſteigen ,
wubei
G ; und die meiſten Anderen ſich ſehr verkålteten, ehe ſie Das zum Sönigreiche-Starbgar noch gehörige Tanghe: tar erreichten . Hier fiel Ifaac vom Ufer in einen großen Fluß , worauf er 8 Stunden ſehr ohnmächtig blieb. In den nächſten 15 Tagen war der Weg ſo
ſchlimm , daß GÓ ; 6.Pferde verlor , ehe ſie in die Stadt Yakonįth kamen . Von hier eilte G of der Starawane bis Hiarkan voraus , wo er einige Sex dürfniße den übrigen zurückſchickte. Dieſe Hauptſtadt des tonigreiches Stafbgar
war ein großer Marktplatz für allerlei Waaren , wos durch die Starawane getheilt wurde. Unter den eins gefübrten Waaren iſt glänzender Marmor die beliebtes
fte geweſen . Der Sönig von Stathay ließ ihn theuer kaufen , und deſſen Unterthanen wurden zur Nach : ahinung gereißt. Man verwendete den Marmor ju Gefäßen, Derzierungen auf Sileidern , Gürteln und anderou Gegenftátiden , indem mian Blätter, Blumen
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und andere Figuren darauf eingrub; der Stofbarfte wur: de von Tauchern im Fluße st hoton gefunden ; der
geringere wurde aus Steinbrüchen gewonnen . G / ; beſchenkte den ſtønig a bariet se han mit einer Uhr , einem Spiegel und anderen europäiſchen Waas ren , wodurch er deſſen Paß in das Stönigreich Chia lis erhielt. Nachdem er bereits 6 Monate , daſelbit ſich aufgehalten hatte , traf auch Demetriu $ aus Stabul cin. GÓ begab ſich nach Sebot an oder Hotom zur Mutter des Königs wegen ſeines Gelds
darlehens , und kührte nach geraumer Zeit mit einer Menge koſtbaren Marmors zurück. Hier gerieth er in verſchiedene Streitigkeiten mit Mahometanern wegen Teines Glaubens. Einnial ließ der König von Starbgar ihn vor ſeinen Prieſtern und Mullas ( oder Gelehrten ) fragen , ob er dem Gereke Moſes , Davids oder Mas
homets fo !ge ?. Er erwiederte , daß er ſich zum Geſebe Ifay oder Jeſus bekenne , und nach dem
Glauben ,
daß Oott überal rey , bei ſeinem Gebete ſich auch überall hinwende. Darüber erhob ſich ein heftiger Streit , denn die Mahometaner wendeten ſich weſts lich oder füdweſtlich nach der Lage von Mekta zu Kaſhgar.
Während eines Jahres war es erſt möglich , eine neue Starawane nach Stathay zu bilden. Agiaſi oder Haji aſi kaufte die Stelle des Hauptmanns perfels
ben , mit der unbegrånzten Macht über die Staufleute, ſehr theuer von Könige. Er lud einmal , G zu ei.
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nem mit Muſit befekten Gaſtmahle , und nach demfels
ben auch zur Begleitung für die Neiſe ein , wozu der anweſende ſtönig felbft aufforderte. 6 • ; erklärte fich ſogleich dazu unter der Bedingung bereit , wenn der
Stónig ihm offene Briefe mitgeben würde. Die War nung eines Theiles der Sarawaite von Stabul vor Tos desgefahr hielt den Priefter Demetrius zurück; als lein G df , von einer höheren Beſtimmung , und vom Gehorſame gegen ſeine Oberen durchdrurigen , war durch nichts von ſeiner Reiſe nach Stathar abzie balten .
Er kaufte für ſich und ſeinen Begleiter Iraas 10 Pferde , und machte fich zur Reiſe bereit. Der Hauptmann (Baſha ) der Starawane cilte einſtweilen 6 Tage voraus in reine Heimath , und forderte di auf, ihm bald zu folgen, damit die Staufleute dadurch ers
muntert wurden , den Zug zu beſchleunigen . In der Mitte des Dezembers 1604 kamen ſie an den Ort Yolchi,, wo Zoll entrichtet , und die Påfie unterſucht wurden .
Von hier kamen fie in 28 Tagen auf ſehr beſchwerlis chen Wegen vou Sand oder Stein durch 14 Ortſchafs
ten und eine Wüfte nach Akra , 'welche Stadt Det Königreiches Staſhgar , einem ajáhrigen Better des Stönigs untergeordnet war , deffen Stelle der Lelyrnieis fter verfab. Denſelben beſchenfte 6 8; mit Zuckerwvaas ren und anderen Spielereien , wofür er zum Tanze auf einem feierlichen Balle eingeladen , und von der Königs , lichen Mutter febr gütig aufgenommen wurde , welcher er
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ein Kriſauglas , ein Stück indiſchen Calico , und aus dere Gegenftånde überreichte .
Nach vergeblicher Erwartung anderer Staufleute İ# 15 Tagen reiften ſie durch & Ortſchaften nach Stu : cha , in welder Stadt fie wieder einen Monat per: weilten , damit ihre Thiere , welche theils durch die
rohlechten Wege , theiis durch den Mangel an körnich teiu Futter fehr abgemattet waren , fich etwas erhols
ten . Hier wollten die beidniſchen Prieſter den G D
iwvingen , gleiche Faften init ihnen zu beobachten , das mit er ſich durch Geſchenke von ihnen loskaufe. In 25 ferneren Tagen erreichten ſie die kleine befeſtigte Stadt Cialis oder Chalis in einer Provinz, welche
ein natürlicher Sohn des Königs von faſhgår bes
berrſchte. Dieſer fand das Unternehmen Giscus, mit ſeiner. Religion in folche Länder zu kommen , ſehr verwegen , und, hielt fich für berechtigt, ihn ſeiner Waaren und ſeines Lebens,zu berauben ; allein er bes
gnügte ſich bei der Anſicht des Paſſes mit einem Gefühenke. Wåbrend feines Hufenthaltes wurde er einınal Nachts in den Palaſt gerufert , worüber 31aac tveinte , in dem Wahne , derfelbe werde zum Tode geführt. Gox achtete die Gefahr nicht , ſondern folgte muthig dem
Rufe. Seine Erſcheinung hatte den Zwed, mit Pries ftern und Selebrten über Religionsangelegenheiten zu ſprechen , wobei er die Oberband gewann. Der Uns terkönig felbft billigte feine Behauptungen , und ſagte; die Chriften , als Anbeter des so , båtten den rechten
1
110 Glauben , in welchem auch ſeine Vorålterit gelebt hat:
ten . Er ließ dann Gó; gut bewirthen und im Pas . Nach einem Aufenthalte von drei Monaten wollte
lafte Tchlafen .
der Hauptmann der Karawane, aus Privatvortheilen ,
ohne zahlreichere Geſellſchaft nichtweiter reiſen , noch zugeben , daß jemand vorher abgebe. S of wurde der
Zögerung und Stoffert müde , und erhielt vom Unter: könige durch ein Geſchenk die Erlaubniß zur weiteren
Reiſe . Als er diere antreten wollte , kamen die. Staufs leute der vorigen - Starawane von Stathay jurück. Dieſe hatten nämlich , wie manche ihrer Vorgånger,
an der Grenze vorgegeben , ſie reien von ihren Fürſten geſendet , und waren dadurch bis in die Hauptſtadt Peking gekominen , wo ſie dreiMonate im Palafte der
Fremden , mit den Jeſuiten zuſammen gewohnt hatten . Sie erfreuten Soz mit ſicheren Nachrichten vonMat:
tb å us Ricci und anderen Jeſuiten , und bewieſen
ihm , zu ſeinem größten Staunen, daß Statha y einer: lei mit China, und St h a nbalu mit Peking rey. Zur Probe der Wahrheit ihrer Ausſagen zeigteil fie
ihm ein Stick Papier , welches in Portugieſiſcher Sprache überſchrieben , aus dem Stehrichte ihres Zim : mers mitgenommen war , um es nach der Rückkehr in ihr Vaterland zu zeigen .
Nachdem G / zu ſeiner Sicherheit ein Schreiben
vom Unterkönige erhalten hatte , reiſte er mit Ifaac und einigen Staufleuten ab , und kam in 20 Tagen nach
111
der Stadt Pu cha n , deren Befehlshaber allen reinen Bedürfniſſen ſteuerte. Von hier reiſten ſie nach der befeftigten Siadt Turfan , wo ſie einen ganzen Mo nat perweilten . Dann kanien ſie nach Aramutl),
und endlich nach der gleichfalls befeſtigten Stadt St az mul, wo ſie einen Monat ſich -aufhielten . Denn hier war die Grenze des Sönigreiches C halis , in wel: chem ſie an jedem Standorte mit allen Bedürfniſſen beſtens unterſtüßt wurden. Von sta m ul erreichten ſie in 9 Tagen die Feſtung St hia icuan oder C by as V usquali , am Eingange der nördlichen großen Mauer von China , wo ſie auf die Antwort des Statthalters der Provinz Schenfi 25 Tage warteten. Bald nach dem Durchgange der Mauer kainen ſie in einem Tage nach der Stadt So : ch e w , oder S 0
cieu , wo ſie ſo viel von Peking und anderen ihnen bekannten Orten hörten , daß Göz nun vålig übers zeugt war , St atbar ſei China. Der ganze Weg von Chalis bis China war durch die Streifereien der Tataren ſehr unſicher ges macht, daher die Staufleute Tag und Nacht in der größten Angſt lebten . Während des Tages ſahen dieſe ſich auf den Anhöhen um , ob keine Räuber in der Nåhe fich fanden ; hielten ſie ſich geſichert, ſo rekten ſie erſt Nachts ihre Wanderung durch die Ebenen fort.
G 8 fiel in einer Nacht vom Pferde , die übrigeri rit: ten fort , und vermißten ihn erſt bei der Ankunft im Quartiere. Ifaac kehrte zurück , und fand ibn durch
112
den Ruf Jeſus , als derfelbe fchon verzweifelt hatte, daß er zu ſeiner Geſellſchaft wieder kommen würde. Während ihres langen Zuges fanden fie viele ermor: dete Mahometaner , welche gewagt hatten , allein zu reiſen , obſchon die Tataren die Eingebornen ſelten todeten. Sie aßen weder Waizen noch Gerſte , noch Hülſenfrüchte , welches alles nur Futter für Thiere, teine Nahrung für Menſchen nach ihrer Anſicht war. Sie náhrten fich blos vom Fleiſche der Pferde, Maul thiere und Stameele, und rollten doch ein Leben von
100 Jahren nicht ſelten erreichen. Die große Mauer endigte ſich im weſtlichen Theile von China , welcher ſich gegen Nord erſtreckte. Von dieſem Ende au durchſtreiften die Tataren einen Raum von beinabe
200 Meilen , und wurden erſt dann weniger gefährlich , nachdem die Chineſen die stei feften plåke , Shans che w und So : chen , in der Provinz Chenſi ans gelegt , und mit vielen Soldaten bereßt hatten , foelche dem Befehle zweier Statthalter ju gehorchen hatten. Sociew war in zwei Cheile getheilt ; davon war einer von Chineren , welche die Mahometaner It is thajer nennen , der andere von Mahometanern bes wohnt , welche wegen des Handels' aus dem König reiche Baſhgar und anderen weftlichen Ländern fas men. Viele der lekteren waren dafelbft mit Weibern
and Kindern anſäſſig , hatten aber keine Obrigkeit außer den Chineſen , welche ſie alle Nacht in den
Mauern ihrer eigenen Stadt einſchloſſen . Nach einem
113 Landesgereße durfte Niemand in rein Vaterland zus
růck kehren , welcher nicht neun Jahre ſich aufgehala ten batte. i 1:24
Die Stauffeute , welche von Abend gewöhnlich kas
men , hatten durch einen Vertrag das Recht, alle 6 Jahre 72 Geſandte mit Tribut an den Staiſer zu ſchicken .
Dieſer beſtand in glångendem Marmor, Felsdiamant, Azur und anderen ſolchen Gegenſtänden . Unter dem er: dichteten Namen derGeſandtſchaft reiften ſie nach Huf.
und kamen auf öffentliche Stoften zurück. Ihr Tribut, welchen ſie mitbrachten , koſtete ihnen ſehr wenig dénin Nieniand bezahlte den Marntor theuerer , als der
Staiſer ſelbſt, welcher fich ’s zur Schande rechnete , von Fremden etwas umſonft
nehmen . Rechneteman nur
ihre freie Verpflegung durch das ganze Reich , auf jeden
Mann tåglich zu einer Dukate, ſo war der Gewinn fchon überwiegend . Daher bemühten ſich vielei, an der Gerandtſchaft Theil zu nehmen , und kauften diere
Freiheit vom Hauptmanne der Starawane mitskoſtbas ren Geſchenken . Zur beſſeren Erreichung ihres Zwei
kes erdichteten Viele im Namen ihrer Stónige als Pas ſallen beſondere Briefe an den Chan als ihren Herrn . Solche Geſandtſchaften verurſachten immer große Stoc
ften , und obgleich die Ckineſen nicht ſelten den Bes
trug erkannten ,' ſo ſchmeichelten ſie doch immer ihren Staiſern mit der Einbildung, daß alle Völker ihm * unterthänig feien , und Tribut bråchten , während ſie
nur den fremden Opfer machten . . . ! 8
1970s) Eamt am Ende des Jahres 1605 zu So: chew mit vielen Reichthümern an . Er hatte 13 Pferde, 8 genrietbete Knechte , zivei gekaufte Sinaben , und viel
Miarntor , deſſen Werth das Andere überſtieg . Er fchåste alles zuſammen auf 2 ,500 Dukaten .
Daſelbſt
traf er andere von Peking ſurůck gekommene Mas boinetaner , welche die Ausſagen der Vorigen befatias ten . Er ſchrieb uitn an Ricci; allein da die Chines
fen , welche den Brief mitnahmen , der enropäiſchen Nieci & fu Peking, noch ihren eigenen wußten , ſo Kamn dieſem das erfte Schreiben kaum zu . Gegen Oſtern 1606: fchickte 68 adere Briefe durch einen Maho: Schrift nicht kundig waren , und weder den: Wobuort
une taner , welcher aus Soucewentfloh , obſchon Niemand ohne obrigkeitliche Erlaubniß beraus oder binein kommen konnte . : Dariu berichtete er ſeine Reiſe,
und subette der Wunfcb , Rieci-mige fich für die Sefreitning: aus feiner Stadtgefangen fichaft verwenden ,
damit er mit' Portugieſen über das Meer uach Jndien furtick kehren könnte. > Die Jefuiten gu Peking , welche von ſeiner
Keiſe aus. Goa fibon benachrichtigt waren , batten ihn
hårsgſtens erwartet , und zur Auskundſchaftung diefes angeblichen Geſandtert gerübiedene Einleitungen vers seberis genrichto o Als ſie daher im Descuber 1-606 Feine
Srcefie endlich erhielten.,,waren ſie höchft erfreut, und
frihickten foglicich einen Fingebornen , wd tugendbags metalli Nchiqen , Iob . Ferd in 4.n ., Deffer Mutter
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eine Thinefin war, rebfit einem Neabelehrten , wells cher im Lande ſehr gut befannt war , mit der Weifung entgegen , bei S dx , wenn fie ihn mit der Erlaubniß der Obrigkeit oder auf andere Weiſe nicht nach hof bringen könnten , zu wertveiken , und der Geſellfchaft Jeſu davon Nachricht zu ertheilen , damit dieſe durch
ihre Gonner und Freunde zu Þeting das Röglichſte für ihn betvirke. Dieſe beiden Abgeordneten reifter im Dezember 1606 ab , und tamen exft nach 4 Mona
ten eines fehr ftrengen Winters an den Ort ihrer Bea fimmung .
G 8f hatte unterdeffen zu Soxch ex son der Mohametanern weit mehr zu ertragen , als ihm auf der ganzen fo beſchwerlichen Reiſe begegnet war.
mußte ſeinen Marinor um 1200 Dukaten verkaufen , um Feine Leute zu unterhalten , und feine Schalden zu befallen . Bei der Ankunft der Stacawane folgte zwar der Reft ſeiner Staffe , allein diefer wurde un ro
ſchneller verzehrt , je dfter er den Hauptmann bewire then mußte.
Er wurde fogar ſchon zur Erhebung eir
nes Darleihens- gênöthigt. Da er unter die 12 Abges rändten gewählt war ſo kaufte er etliche Stücke Mara mör , und bergrub 100 Pfunde davon in die Erde, un ſie vor“ den Mahometanern zu fichexn . Denn ohne Marmor båtte er keine Erlaubnis bekommen , nach Peting zu.reiſen . Luch der Noviz Joh. Ferdinand hatte wiele Reiſebeſchwerden iu Siangan fu, in der Haupts
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fadt der Provinz Schanri entlief ihn ſogar fein Diener, und beraubte ihn der Hälfte , womit er die Reiſekoſten beſtreiten ſollte. Nachden er von hier in zwei Monaten mit vieler Anfrengung nach Soch e w am 7. Mårz.1607 kam n fand er Go todtlich krank. So ſehr dieſer durch die Briefe feiner Mitglieder ers freut war , ro konnte er doch ſein Leben nur noch 11 Dage friften . Er farb mit edelfter Ergebenheit den
18. März – nach Alegambe den 11. April nachdem er durch Ferdinand ſeinen Màitbrüdern gerathen batte , höchft mißtrauifch gegen die Mahometaner ju fenn , und feinen Weg nach China nie mehr zu verfol: gen , indem er ganz fruchtlos und höchft gefährlich fei .'
Xus dem Grunde , daß die Mahometaner ſich ſo
gleich der ganzen Hinterlaſſenſchaftbemåchtigten , fchopfs teii die Jeſuiten den Verdacht der Vergiftung ; allein es iſt eben ſo wahrſcheinlich , daß er in Folge der ents Fräftenden Reiſe geſtorben ift. Unter den geraubten
Gegenſtånden war ſein Tagebuch der kollbarſte. Nach dieſem ſtrebten die Mahometaner um ſo mebr, als ſie dadurch von der Bezahlung der darin verzeichneten
Schulden befreit wurden . Sie wollten ihn auch als Mahometaner beerdigen '; allein Iraak.und Ferdis # and widerſekteu fich noch mit binlånglicher Kraft. * : Nach einer unter den Mahometanern damals herrs
fchenden Gewohnheit vertheilten ſie unter fich die Hins terlaſſenfchaft aller , welche jemals mit ihnen reiſtes
uud ftarben. Sie banden Ifaac, und drohten ihm
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mit dem Todè , wenn er ſich nicht für ihre Religion erklären wollte. Ferdinand überreichte hierauf dem
Unterkönige zu. Stan : chew eine Bittſchrift , er möge dem Statthalter zu So: che w einen Auftrag zur uns partheiiſchen Unterſuchung ihrer Angelegenheit geben . Dieſer wurde auch Anfangs günſtig , darat aber bes
fochen , worauf er drohte , den Selåger geißeln zu lars ſen ; bereits ließ er ihn 3 Tage einſperren .
Ferdis
nand wurde dadurch nicht eingeſchächtert; vielmehr verkaufte er aus Geldmangel einen Theil feiner Seleis der , und Texte den Prozeß fünfMonate fort * ). Wåhs rend dieſer Zeit kornte er , weit er nicht perfiſch vers ftand , mit Iraas , welcher weder Lateiniſdy, noch portugieſiſch redete , gar nichts ſprechen . Bei Gericht konnten ſie uur in der Ausſprache des Namens vom Benedict 68; harmoniren , und keiner wurde von den Richtern verſtandeil , bis endlich Ferdinand von Iraac in zweiMonaten etwas perfiſch ſprechen lernte. Daraus erhelt alſo , daß auch Ferdinand weder tatariſch , noch chineſiſch ſprechen konnte.
Zu den gerichtlichen Vorwürfen der Mahometaner gehört, Ferdinand rer allem Anſehen nach ein Chineſe und Ifaac ein Mahometaner. Dagegen erwiederte Erſte: rer, er baſſe die mahometanifche Religion : bekennte er ſich ju ihr , fo würde er auch desSchweinefleiſches ſich ents * ) .Alſowar auch in China ſchon vor 200 Jahrex die Gerechtigkeit im Schneckengange!
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halten ; Togleich zog er ein Stück aus dem Vermel,
und vergelykte es mit Ifaac febr-gierig . Alle Anwe! fende finger an zu lachen , und die beſchåmten Mahos metailer fchirupften auf den Armenier , welcher vom chinefichen Betrüger ſei hiitergangen worden. Denn
Benedict und fraac lxåtten ſich auf der ganzen Weiſe des Schweinefleiſches enthalten . Hierauf "vurde die Hinterlaffenſchaft des Gf dem Ferdinand jus erkannt; aber er fand nichts mehr als die unter der
Erde vergrabenen Stücke Marmor , welche verkauft, für Bezahlung der Schulden , und zur Beſtreitung der Reiſekoſten nach Peking verivendet wurden. Beide
trafen daſelbſt glücklich ein , überbrachten ein auf Golds Papier ( ddu genialtes Streuz und die Påſie der Könige don stafbger, St hotam und Chalis , nebit eini, Ben anderen Papieren. Ifaac erzählte dem Ricci alles, deffen er fich von der ganzen Reife erinnern konnte ; als Ungebildes ter mag er weder die Entfernung der Orte von einans der , ich ihre Lage richtig bemerkt haben ; daher auch Ricci dieſelben nicht anders wieder mittheilen konnte. Franc verweilte einen Monat ju Peking , und
wurde daun überMakao nach Indien zurück geſendet. Zivar wurde er unterwegs von den Holländern gefert: gen ; allein die Portugieſen kauften ibu zu Malaika Joieder los , und er letzte dann reine Reiſe in fein Vas terland fort. Als er den Tod ſeiner Frau veruæhm,
fogog er ſich in das Land des Mogols, und ließ fich
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ju Chaul nieder , wo er , nach rigault's Pers
ficherung , Hoch 1615 lebte. Da wir alle dieſe Nacis richten nur dem miffionseifer der gelehrten Jeſuiten
Michael Rugger und Matth das Ricci su Pes king zu verdanken haben , ſo ruogen zugleich einige von dieſen beiden nicht unangenehm ferm :
Michael Rugger , aus Gravina in Neapel, war bereits Doctor der Rechte , und hatte als Staates diener ſeinem Vaterlande fchon wichtige Dienfte ges leiſtet , als er ſich im 29. Lebensjahre 1572 , in die Get
feUſchaft Jefu aufnehmen ließ. Aus Eifer für die Verbreitung des Chriſtenthums ſchiffte er 1577 mit peinen Ordensgenoſſen : Rudolph Aqua viva , Matth & us Ricci , Nikolaus Spinola, and Frano Pafi , nach Oſtindien . Im folgenden Jahre
wurde er vom Orden sviſitator , Alexander Vas
lignan , mit dem Auftrage geſchickt, ſich dem Erlers nen der chineſiſchen Sprache mit allen Eifer zu wido
men , und die erfte Gelegenheit zum Eingange nach China zu benußen. Er traf im Juli 1578° Ju Makao ein , und widmete fich ſeiner Beſtimmung mit ſolchem Eifer , daß er bald mit dem gemeinen Volte ſich bes
nehinen konnte. Er ſchiffte dann jährlich zweimal mit den Portugieſiſchen Staufleuten auf die Meſſe zu Stanis ton , und gab ſich während derſelben alle Mühe, die Obrigs keit für die Erlaubniſ zur Niederlaffung zu gewinnen . Er fand bei einigen Staatsdienern Zutritt durch ſeine Geſchmeidigkeit ; er benabin fid fo eruf und froun ,
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und war ſo thätig in der Erforſchung chineſiſcher Bů: cher , daß er ſich dadurch ſehr beliebt machte. Die er: fte Folge davon war die Erlaubniß , im Palaft der Ge: fandten von Siam feinen Gottesdienſt zu halten . Durch ſeine wiederholten Beſuche der Jahresmeſſen , und durch die vervielfältigten Geſchenke europäiſcher
Waaren an die Magiſtratsperſonen , gewann er 1583 ju Scianquin einen Plaß zur Erbauung eines Wohn .
hauſes und einer Stirche. Er ſtellte beide ſchnell ber,
und richtete ſie auf bequeme Art ein . Da fie euro: påiſchen Geſchmack berriethen , ſo lockte dieſer viele
Neugierige zur Anfchauung , welchen Rugger bei dieſer Gelegenheit Verſchiedenes von der chriſtlichen Religion erzählte. Unterdeſſen hatte er viele Beſchwer: den ; Unbilden und Verfolgungen bis zur angedrohten
Einkerkerung zugleich zu erdulden . So wurde er von fchuldigt , welchen er zur Zeit veråbt haben ſollte , in
einem Betrůger des Ehebruches por der. Obrigkeit be:
welcher er erweislich auf einer langen Reiſe abweſend
war . Die Vertåumdung wurde daher abgewieſen , ſeis ne Unſchuld öffentlich erklårt , und der Betrüger mit Schlagen und auf andere Weiſe bart gekraft.
:
Zur Befeſtigung des Aufenthaltes in China rieth
der Wiſitator ulerander. Valiguan , im Namen des Pabſtes, eine Geſandtſchaft an den Staiſer von China
ju befördern. Er ſchickte ,deswegen Rugger nach Eu Dopa , welcher als erſter Eingeweihter Ales genauer erklären und Anordnen könnte. Er hatte eine ſehr bes
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fchwerliche Reifen litt beinahe Schiffbruch , landete
1588 zu Liſſabon , und begab ſich nach Madrid zum Stós nige Philipp II., welcher ihn ſehr gütig aufnahm , Er reiſte nach Rom , wo ſein Geſchåft unter der Res
gierung von 213 Påbſten während einer Reihe von Jahren ſehr gehemmt und fulekt als gang, werthlos betrachtet wurde. Dieſe Verkennung ſeiuer beſten Abs fichten krånkte ihn ſo tief , daß er Ruhe und Erholung bedurfte . Er begab ſich nach Salerno, wo er am 11. Mai 1607 geſtorben ift. Er batte in chineſiſcher
Sprache folgende Schriften heraus gegeben : 1) Eine chriſtliche Lehre , in Verbindung mit
matth. Nieci, in welcher er , geſprächsweiſe zivis fchen einem Heiden und einem europäiſchen Jefuiten , die Glaubensgeheimniſſe aus einander feßte , und die chineſiſchen Lehren widerlegte. 2) Wahrer Bericht vom heiligſten Gefeße des Him . melskönigs 1581.
3) Die Leben der Heiligen , in Geſprächen. 1581, 4) Einige Briefe aus China an die Geſellſchaft
Jeſu vom Jahre 1583 an , welche in der Sammlung der indiſchen Briefe fich befinden * ). Matthå u Ricci , geboren zu Macerate in
Italien am 6. Oktober 1552 , ſtammte aus einer ades lichen Familie. Er ließ ſich 1571 zu Rom der Geſells im Societatis * ) Alegambe bibliotheca Jesu. Ed. II. Romae , 1676. p. 601. et 597 ,
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Ichaft Jefu einverleibeit, nachdem er fich 3 Jahre icon der Rechtswiſſenſchaft gewidmet hatte. Sein Novijena meiſter war Alexander Balignan , nach deſſen
Leitung er den höchſten Ruhm erwarb . Denn ſobald er , als Schüler des berühmten Chriftoph Clavius aus Bamberg, fu Rom die philoſophiſchen und theos logiſchen Studien vollendet hatte , wurde er als Miſs
fionår 1579 nach Oſtindien geſchickt ; in Geſellſchaft des indifchen Prokurators P . Martin de Silva, traf er am 12 . September zu 6 0 4 ein . Nachdem er 4 Jahre tbeils mit Wiederholung ſeiner theologiſchen
Wiſſenſchaft , theils mit Ertheilung des rhetoriſchen Unterrichtes daſelbft befit åftigt tvir , wurde er vom indiſchen Vifitator ; ulerander valignan , bes
auftragt, ſich nach M akao , und bei erſter Gelegens beit nach Ching zu begeben . Er kam im Auguft 1582 nach makao , and im September 1583 mit ſeinem
Begleiter , P . Mich a el Rugger , nach China. Důrch reinen feinen Umgang mit Jedermann , und durch das klugfte Betragen erwarb er ſich bald die Ges
wogenheit aller Behården . Er müßte viele Unbilden crtragen , und viele Beſchwerden beſiegen .
Der Po
bel von - Stanton , wo er ſich nieder gelaſſen hatte, war wild gegen alle Fremde ; ,er erzeigte dem Rioçi nicht nur allen Hohn , ſondern ſteinigte auch öfters fein Haus , und beſchuldigte ibni ſngar ſolcher Vergehen ,
daß der Magiſtrat ihm undankbarkeit vorwarfe und ibn ro - langé einkerkerte, bis er ſich ganz unſchuldig
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bewieſen hatte. Um die Einwohner für fich zu gewinta nen , fertigte er eine Weltkarte , Sonneubr und ans dere mathematiſche Werkzeuge. Er ließ dieſe durch die Obrigkeit iin ganzen Reiche, vertheilen , und ers
warb fich dadurch eine ſo allgemeine Achtung , daß er als der erſte Sterndeuter angeſehen wurde. Nachdent fein Anſehen , ungeachtet vieler Ranke , fich allmdhlig ganz befeſtiget hatte , wurde er von der Obrigkeit ſelbſt aufgefordert , fich in der königlichen Refidenz nieder 34 Laien . Er kam den 24. Jänner 1601 mit europåi, ſchen Geſchenken für den Chan dabin. Er gewann das felbft bei den ganzen Volke eine höhere Meinung von fich , als je ein anderer Fremder wünſchen , viel wenia ser boffeu konnte. Wåbrend feines 1ojábrigen Aufents baltes in der Reſidenz ivar er ununterbrochen mit
Fremden beſchåftigt, welche aus allen Theilen der Welt dahin kamen , ihm ihre aufrichtige Verehrung fu beweiſeit. Er kam in ſchriftliche Verbindung mit bes kannteu und unbekannten Chineſen aller Provinzerk. Da durch feinen Einfluß die Zahl der Jeſuiten in China fich jährlich vermehrte , und er oberſter Leiter der Miſſionåre war , welche er innigft liebte , ſo Habm ihm das Beantworten der Briefe derſelbeu. viel Zeit. Deſſeu ungeachtet widmete er ſich auch mit Eifer der
vertraulichen Belehrung der Novijen , fchrieb viele Bůr der , und hielt bis zu ſeinem Tode Vorleſungen . Ju Jahre 1610 kehrte er einmal von einem Beſuche der Fremdeu gani ermüdet uach Haud , legte fid . und
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Er ermahnte feine Mitbrüder zum Ausharren an der Pførte des Ruhmes , welche er ihnen eröffnet habe , und zum Er:
fühlte feine Krankheit balt tödtlich .
tragen der Beſchwerden und Gefahren , welche ihnen
künftig begegnen würden . Er ſtarb am 11. Mai mit edelfter Ergebenheit und mit dem Ausſpruche der höchs feir liebe zu ſeinen Ordensgenoſſen , beſonders zu dem ihm unbekannten königlichen Beichtvater , Peter
Corton zu Paris . Sejúe Mitbrüder fuchten rein Andenken durch Vervielfältigung ſeines Portraits zu erhalten . Da er nicht verbrennt werden ſollte , fo lies ßen ſie ihn 1 1/2 Jahre liegen , bis nach einem könig : lichen Befehle ein Begräbnißpiat für ihn angewieſen wurde , wohin ſpåter auch die übrigen Geſuiten begras ben wurden . Valerian Regnart ließ zu Rom 1615 fein Bildniß im Stupferabdrucke mit der Lebenss
geſchichte erſcheinen , worin er als erfrer Verbreiter der chriſtlichen Religion durch das chinefiſche Reich , und als Erbauer von 5 katholiſihen Skirchen daſelbſt,
gerühmt iſt. Er gab in chineſiſcher Sprache heraus : 1) Stosmographiſche und aſtrologiſche Vorſchriften . 2) Allgemeine Erdbeſchreibung , welche sfters auf: gelegt wurde , nebſt Erlåuterungen derſelben . 3) Die 6 erſten Bücher Euclid's , mit Anmerkun : gen von Chr. Clavius. 4 ) Deffen praktiſche Arithmetik . 5) Deffen Lehre von Uhren u .
6 ) Eine Erläuterung über die 5 Elemente.
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:-) Eine wiederholt gedruckte Glaubenslebre oder Statechismus.
8) Eine öfters aufgelegte kurze Abhandlung von der Freundſchaft. 9) ueber die Beförderung des Gedächtniſſes durch Derter und Bilder. 10 ) Acht Anleitungen zur Tugend und zu guten Sitten , in Verſen , welche dem Chan auf dem Clas vier vorgeſungen , und in europåiſcher und chineſiſcher
Mundart zugleich gedruckt wurden . 11) Moraliſche Vorſchriften , in Unterredungen mit höchſten Perſonen. 12) Sentenzen , oder 25 Abhandlungen von fittlis chen Gegenſtånden , und von der Bezähmung des Ges
můthes in böſen Begierden . 13) Zwei und zwanzig Abſchnitte von der Seligs keit , dem Tode und anderen Gegenſtånden. 14 ) Ein chineſiſches Sittenbuch mit lateiniſcher Erläuterung.
15) EineUeberſegung des chineſiſchen Buches Suss ciu in das Lateiniſche.
16) Eine Ueberſetung des lateiniſchen Wörterbus 17) Briefe aus China an den Ordensgeneral zu
Rom von den Jahren 1594 , 1606 , 1607, welche beide lektere die rhetoriſchen Profeſſoren zu Antwerpen in das Lateiniſche überſekten , und 1611 herausgaben .
18 ) Beiträge zur Geſchichte der chriſtlichen Unters
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nehmung bei den Chineſen , welche Frigault ver: arbeiten , und drucken ließ . , 19 ) Aus diefen chineſiſchen Schriften find 3 Fo: liobånde vom wahren Gott , yon der Freundſchaft und auderen Gegeuftånden mit chineſiſchen Lettern gedruckt, ju Rom im Hauptarchive der Geſellſchaft Jeſu aufbe: wahrt worden . Auch erſtattete Georg Cardoſus im portugieſiſchen Heiligenbuche auf den 11. Mai , und der Starmelit fr. Elias de S. Thereſia im ll. Theil 31. Stapitel de legatione Ecclesiae eine große Lobrede VON M. Nicol.
daftun 1gedrudt, eju aute dofits in
Monate bis zum Erfdeinen des nächſten Bändchens um den äuſſerſt geringen Preis von 18 fr. rhein. oder 4 ggr. ſächſ. offen ; alle ſpätere Subſcribenten mögen ſich die Preis - Erhöhung auf 27 kr. rhein . Oder 6 ggr. ſächſ. gefallen laſſen . Man macht ſich inimer für die Annahme eines vollſtändigen Jahrgangs unſer : Wers kes verbindlich. Wir werden uns zur Pflicht rechnen , das Intereſſe dieſer Taſchena Bibliothek ſowohl durch inneren Gehalt als äuſſere Ausſtattung ſo zu ſteigern, daß keine früheren Subſcribenten zurück und neue noch ſtets beitreten . Sollte jedoch Jemand auszutreten wünſchen , fo erſuchen wir, uns 4 Monate vor Ablauf eines Jahrganges davon zu benachrichtigen , indem wir eine ſpätere Auffündigung nicht annehmen fönnen .
Die Verleger.
Taſchen - Bibliothek der
wichtigſten und intereſſanteſten Reiſen durch
China. Heransgegeben pon
Soadyim Heinrich Sáck, Königl. Bibliothekar zu Bamberg.
1. Theil. 2. Bändchen .
Nürnberg 1827 .