122 67 11MB
German Pages [200] Year 1978
HYPOMNEMATA 53
H Y P O M N E M A T A UNTERSUCHUNGEN ZUR ANTIKE UND ZU IHREM NACHLEBEN
Herausgegeben von Albrecht Dihle / Hartmut Erbse / Christian Habicht Hugh Lloyd-Jones / Günther Patzig / Bruno Snell
HEFT 53
VANDENHOECK
8c R U P R E C H T IN
GÖTTINGEN
HINNERK BRUHNS
Caesar und die römische Oberschicht in den Jahren 49-44 v. Chr. Untersuchungen zur Herrschaftsetablierung im Bürgerkrieg
VANDENHOECK &
R U P R E C H T IN
GÖTTINGEN
CIP-Kurztitelaufnahme Bruhns,
der Deutschen
Bibliothek
Hinnerk
Caesar und die römische Oberschicht in den Jahren 4 9 - 4 4 v.Chr. [neunundvierzig bis vierundvierzig vor Christus]: Unters, zur Herrschaftsetablierung im Bürgerkrieg. - Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1978. (Hypomnemata; H. 53) ISBN 3-525-25148-3
© Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen 1978. - Printed in Germany. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus auf foto- oder akustomechanischem Wege zu vervielfältigen. Gesamtherstellung: Hubert & Co., Göttingen
Vorwort Diese Abhandlung ist in einer früheren Fassung im November 1973 von der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln als Dissertation angenommen worden. Sie ist seither überarbeitet und in einigen Teilen verändert worden; das Manuskript war im Dezember 1976 abgeschlossen. Christian Meier, der diese Arbeit angeregt und mit freundlicher Kritik gefördert hat, bin ich zu großem Dank verpflichtet. Manch nützlichen Hinweis für die endgültige Gestaltung des Manuskripts gaben mir ferner Christian Habicht und Kurt Raaflaub, denen ich an dieser Stelle danken möchte. Den Herausgebern der HYPOMNEMATA, insbesondere Christian Habicht, gilt mein Dank für die Aufnahme der Arbeit in diese Schriftenreihe, der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts und ihrem Direktor Edmund Buchner für die Gewährung eines großzügigen Zuschusses zu den Druckkosten. Bochum, im November
1977
Hinnerk Bruhns
Inhaltsverzeichnis I. Einleitung: Problematik und Fragestellung II. Positionen und Gegenstände der Politik vor dem Ausbruch des Bürgerkrieges A. Befürchtungen und Erwartungen in den Jahren 51/50 1. Aufgrund der gallischen Statthalterschaft anfallende Maßnahmen 2. Aufgrund der politischen Entwicklung befürchtete Maßnahmen 3. Die Propaganda 4. Die breiteren Schichten im Senat und darüber hinaus B. Die entschiedenen Gegner Caesars im Senat vor 49 III. Das Parteiverhalten der Senatoren im Bürgerkrieg A. Konsulare B. Praetorier C. Aedilizier und Tribunizier D. Quaestorier IV. Die Exilierten V. Der marianische Komplex VI. Tota Italia VII. Die weitere Oberschicht (boni)
9 21 21 21 22 23 24 26 31 37 42 48 53 64 71 81 89
A. Das politische Verhalten der boni vom Dezember 50 bis zum Sommer 48 92 1. Vor Kriegsausbruch 92 2. Der Ausbruch des Krieges — fuga bonorum 93 3. Von der Räumung Roms bis zur Räumung Italiens 94 4. Von der Räumung Italiens bis zur Schlacht bei Pharsalus . . 96 B. Das politische Urteil 99 C. Die Spannung zwischen Urteil und Verhalten 104 VIII. Die Ausgangslage nach der Niederlage der Pompeianer
111
A. Die Veränderung des politischen Feldes durch den Bürgerkrieg . 111 B. Die Auflösung der pompeianischen Partei 116 C. Die Agitationen in Rom 48/47 123 7
1. 2. 3. 4. 5. 6.
Anlässe der Agitationen Staatliche' Maßnahmen Stoff und Potential der Empörungen Ziele und Beweggründe der Agitatoren Die politische S^ite der Unruhen Zur Struktur der caesarianischen Herrschaft in den Jahren 48 und 47 7. Zusammenfassung
IX. Caesars Magistrate A. B. C. D. E.
Die Konsuln 4 8 - 4 4 / 4 2 Die homines novi im Konsulat Die übrigen Magistraturen Die Wahlen Zusammenfassung
X. Die caesarianische ,Partei' und das Problem der Konsolidierung der Herrschaft nach dem Bürgerkrieg 1. Die Vorstellungen der Caesarianer über die politische Entwicklung 2. Zu den politischen Vorstellungen des Senats 3. Zu Caesars politischen Vorstellungen XI. Zusammenfassung
124 124 126 127 132 133 136 138 141 149 154 157 165
167 170 173 176 180
Abkürzungen
184
Literaturverzeichnis
185
Personenregister
191
Sachregister
197
8
I. Einleitung: Problematik und Fragestellung Vom Übergang über den Rubicon bis zu den Iden des März: das ist die zeitliche Spanne dieser Untersuchung. Mit der Eröffnung des Bürgerkriegs im Januar 49 v.Chr. durch den Prokonsul Gaius Iulius Caesar und der Ermordung des Dictators fünf Jahre später im römischen Senat sind die dramatischen Höhepunkte, nicht aber zugleich die ganze Spannweite der Beziehungen zwischen der römischen Oberschicht und Caesar in diesem Zeitraum angedeutet. Das politische Verhalten und das politische Urteil der römischen Oberschicht gegenüber Caesar und Caesars Politik ihr gegenüber in den Jahren 49 bis 44 sollen in dieser Abhandlung dargestellt werden. Als Beitrag zur sozialen und politischen Geschichte der späten römischen Republik konzentriert sich die Untersuchung auf die Bedingungen und Möglichkeiten der Etablierung von Herrschaft durch und nach dem Bürgerkrieg. In einem ersten Untersuchungsgang wird daher (nach einer Skizze der Ausgangspositionen vor dem Bürgerkrieg) eine Analyse der Parteiungen, der Tendenzen und Gruppierungen innerhalb der römisch-italischen Bürgerschaft zu Beginn des Bürgerkriegs unternommen. Einen zweiten Schwerpunkt bildet eine Untersuchung der Wahlen während der Jahre 49 bis 44 und der ,Personalpolitik' Caesars. Daraus ergeben sich dann neue Aspekte für eine Beurteilung der Beziehungen zwischen Caesar und der römischen Oberschicht nach dem Abschluß des Bürgerkriegs. Bei dieser Frage nach der Etablierung von Herrschaft soll nun nicht im alten Sinne nach den Plänen Caesars und dem Aufbau seiner Herrscherposition gefragt werden, sondern nach den gesellschaftlichen Bedingungen von Caesars Alleinherrschaft und nach den Wechselwirkungen zwischen dieser und dem Verhalten der verschiedenen Gruppen der römischen Oberschicht. Die historische Forschung war bisher — und ist es teilweise noch heute — meist einseitig auf Caesar, seinen Kampf gegen die Republik und vor allem auf seine weiterreichenden politischen Pläne fixiert. Dabei ist sie jedoch in viele Schwierigkeiten geraten, da über Caesars Absichten, über etwaige Pläne in bezug auf die Einfuhrung einer Monarchie oder eine Reorganisation des Reiches nur sehr schwer etwas auszumachen ist. Durch die Fixierung auf ,Caesars letzte Pläne' sind die eigentlichen Probleme der Etablierung seiner Herrschaft und die Frage nach dem Stoff dieser Herrschaft weitgehend vernachlässigt worden. Wie auch immer es um die Absichten Caesars bestellt gewesen sein mag, zu klären ist zunächst, ob oder in welchem Ausmaß überhaupt die Möglichkeit zu eingreifenden Veränderungen bestanden hat. Die Dauerhaftigkeit der Herrschaft Caesars hing nicht nur ab von seinem Genie und von den Dolchen seiner Mörder, so als spielte Geschichte sich hier allein auf den Ebenen des nicht Wägbaren und des Zufälligen ab, sondern ihre Dauer und Festigkeit hing ab von den gesell-
9
schaftlichen Bedingungen, von den Möglichkeiten gesellschaftlicher und politischer Veränderung und auch von der Einsicht in die Notwendigkeit eines tiefgreifenden Wandels. Zu stellen ist daher die Frage nach den Machtstrukturen und Herrschaftsapparaturen und ihrer Veränderung durch den Bürgerkrieg. Von diesem Ansatzpunkt her verspricht eine Untersuchung der Politik, des politischen Verhaltens und der Mentalität der Oberschicht (und zwar nicht nur der Gegner, sondern vor allem der Anhänger Caesars, seiner sogenannten Partei) neue Einblicke in die Geschichte dieser Jahre. Untersuchungen des Bürgerkrieges von sozialgeschichtlichen oder politologisch-soziologischen Fragestellungen her gibt es bisher nur in Ansätzen oder zu Teilaspekten. Die grundlegende Darstellung bilden seit mehr als 30 Jahren die ersten Kapitel der ,Roman Revolution' von Ronald Syme. Nur selten jedoch haben Historiker die Syme'schen Thesen überprüft oder ergänzt — wie z.B. Shackleton Bailey in einem Aufsatz über die römische Nobilität im zweiten Bürgerkrieg. Meist wurde die Darstellung der ,Roman Revolution' einfach übernommen, oder — und zwar weitaus häufiger — in ihrer Bedeutung weitgehend übersehen. Dies trifft in besonderem Maße zu auf die deutsche Caesarforschung; und zwar sowohl in bezug auf die Bedeutung des sozialgeschichtlichen Ansatzes fur die Erforschung der Herrschaft Caesars als auch in bezug auf die Problematik einer auf prosopographischen Daten beruhenden sozial- oder parteiengeschichtlichen Methode. Auch eine andere, mehr von politologischen Ansätzen herkommende Fragestellung, die Chr. Meier in seiner Analyse der politischen Grammatik der späten Republik entwickelt hat, sowie sein Versuch, Caesars Politik aus den Voraussetzungen, Bedingungen und Möglichkeiten der gesellschaftlichen und politischen Wirklichkeit seiner Zeit zu erklären, sind für die Erforschung des Bürgerkriegs und der Etablierung der Herrschaft Caesars bisher kaum beachtet und fruchtbar gemacht worden. Immer noch geht es — wie auch ein Blick in den jüngst erschienenen Band ,Caesar' aus der Reihe .Erträge der Forschung' zeigt, der Mehrzahl der Historiker vor allem um die Motive, Ziele, Taten und Pläne Caesars allein; sie fragen nicht nach seiner Anhängerschaft, nicht nach den Unterstützungen, die er erhielt, nicht nach den Widerständen, auf die er stieß, nicht nach den politischen Möglichkeiten seiner Zeit, so als könne man Caesars Herrschaft losgelöst von der römischen Gesellschaft und der politischen Wirklichkeit der Krise der späten Republik betrachten 1 . 1
Vgl. dazu vor allem die Abschnitte über den Bürgerkrieg in: H. Gesche, Caesar (Erträge der Forschung Bd. 51) Darmstadt 1976, bes. p. 126 und 136ff. Symes Thesen und z.B. auch die in vielem neuen Gedanken in Chr. Meiers Essay ,Caesars Bürgerkrieg' (1970) finden hier nicht das geringste Echo. Das soll natürlich nicht der Autorin allein angelastet werden, versteht sie ihr Buch doch als Spiegel der Caesarforschung (p. XIII); aber es kommt wohl auch darauf an, wie man den Spiegel hält. Trotz der traditionell großen Bedeutung sozialgeschichtlicher Fragestellungen in der Alten Geschichte scheinen gerade Caesar-Spe-
10
Die vorliegende Untersuchung kann nicht alle gesellschaftlichen und politischen Aspekte der Herrschaft Caesars behandeln. Sie beschränkt sich auf die Zeit des Bürgerkriegs, auf die Oberschicht, und greift fur die Periode der Alleinherrschaft nur einige entscheidende Aspekte heraus. Um den Ausgangspunkt dieser Untersuchung auch innerhalb der Forschungssituation deutlich zu machen, soll auf den folgenden Seiten zunächst ihre Fragestellung entwickelt und dabei in Beziehung gesetzt werden zu neuen Forschungsergebnissen über die Krise der späten Republik und die Politik und Persönlichkeit Caesars. Caesars Angriff auf Rom erschien früher zumeist als der — gewaltsame — Versuch, eine neue, den Erfordernissen der Zeit angepaßte Form der römischen Herrschaft gegen die alte Senatsoligarchie durchzusetzen. In Erkenntnis der Diskrepanz zwischen der Form des Gemeindestaates und den Aufgaben des Weltreiches habe Caesar, so meinte man, als der zukunftsweisende Staatsmann die Notwendigkeit einer grundlegenden Verfassungsänderung erkannt (im Sinne einer Alleinherrschaft, die institutionell verankert und deren Grundlagen nicht auf die Stadt Rom beschränkt gewesen wären). Caesars Kampf um die Macht erschien so im größeren Zusammenhang als Kampf des ,Reichsgedankens' gegen die unhaltbare, seit Generationen immer tiefer in die Krise hineingeratende Republik. Hatte nicht Caesar öffentlich die restaurative Politik Sullas als verfehlt bezeichnet, indem er diesen einen politischen Analphabeten nannte, weil er die Herrschaft freiwillig niedergelegt hatte? Und hatte Caesar während seiner zehnjährigen Abwesenheit von Rom sich nicht gänzlich befreit vom „Banne der gemeindestaatlichen Vorstellungen" und die Konzeption eines „monarchisch beherrschten Reichsstaates" entwickelt 2 ? Diese Auffassung bestimmt heute noch weitgehend das Caesarbild und natürlich auch das des Bürgerkrieges und der anschließenden Herrschaft Caesars. Der Bürgerkrieg und der Ausbau der Dictatur zur Alleinherrschaft werden dann folgerichtig als auf einer Linie liegende Schritte gesehen, und unter diesem Aspekt wird auch die Politik der Gegner Caesars so verstanden, daß der Widerstand gegen Caesars zweites Konsulat in den Jahren 50 und 49 und das Attentat im zialisten, um mit dem englischen Historiker Mac Mullen zu reden, am Rubicon im Januar 49 nur Caesar und sein Pferd zu sehen (Roman Social Relations 50 B.C. to A.D. 284, New Haven and London 1974, p. 121f)· Vgl. z.B. Gesche p. 138, wo das ganze Problem der Partei Caesars, der politischen und sozialen Basis seiner Herrschaft, auf den Gegensatz zwischen der „seit je treu ergebenen Anhängerschaft" und der Mehrheit der Nobilität, die es zu gewinnen galt, reduziert wird. 2 So Geizer C. 206; vgl. auch Bengtson, Grundriß der röm. Geschichte (2. Aufl. 1970) p. 234, L. Wickert, Zu Caesars Reichspolitik, Klio 30 (1937), 2 3 2 - 2 5 3 (= WdF XLVI), Carcopino, Cesar, 5. Aufl. 1968; zur Caesar-Forschung allgemein siehe J. Kroymann, Caesar und das Corpus Caesarianum in der neueren Forschung. Gesamtbibliographie 1 9 4 5 - 1 9 7 0 , in: Aufstieg und Niedergang I, 3, p. 4 5 7 - 4 8 7 ; ferner die Auswahlbibliographie von J. H. Collins, in: Aufstieg und Niedergang, I, p. 9 6 3 - 9 6 6 ; H. Oppermann, Probleme und heutiger Stand der Caesarforschung, WdF XLIII .Caesar' (hg. von D. Rasmussen) p. 4 8 4 - 5 2 2 (1967); zuletzt: H. Gesche, Caesar (Erträge der Forschung Bd. 51) 1976.
11
Jahre 44 letztlich auf die gleichen Beweggründe zurückzuführen seien. Dahinter steht immer irgendwie die Auffassung, schon Caesar hätte, wäre er nicht vorzeitig ermordet worden, eine Monarchie oder ein Prinzipat gewollt und die Macht zur Ausführung solcher Pläne gehabt. Nun haben neuere Forschungen, vor allem von Strasburger, Meier und Raaflaub, ergeben 3 , daß Caesar den Bürgerkrieg allein um seiner persönlichen dignitas willen und um seine politische Existenz zu retten eröffnet hat; er hatte keinen sachlichen, auf die res publica bezogenen programmatischen Anspruch, der sich mit den Wünschen einer repräsentativen Gruppe oder Schicht der Bürgerschaft zu einer causa hätte verbinden können; und es hat auch keine solche Schicht oder Gruppe in Caesar 49 einen Retter des Staates gesehen, schon gar nicht im Hinblick auf eine grundlegende Verfassungsänderung. Persönliche Motive also hatten Caesar bestimmt, die res publica mit Krieg zu überziehen. Aus diesem Tatbestand ergeben sich einige grundsätzliche Fragen für das Verhältnis zwischen Caesar und der römischen Oberschicht im Bürgerkrieg. Denn wenn es im Jahre 49 nicht um die Frage Republik oder Monarchie ging, wie ist dann der erbitterte Widerstand der Oligarchie zu verstehen, die das Risiko eines Bürgerkrieges bewußt in Kauf nahm? Was befürchteten die Gegner Caesars im Senat? Hatten sie vielleicht klarer als andere Zeitgenossen erkannt, was von Caesar zu erwarten war, wie weit sein dignitas-knspnich gehen würde? Aber auch gerade dann wäre die spätere Zusammenarbeit von Teilen der Aristokratie mit Caesar zu erklären, und die Tatsache, daß die gleichen Männer und manche seiner eigenen Anhänger ihn erst nach Jahren „grandioser Herrschertätigkeit" umbrachten, als doch die Berechtigung der Alleinherrschaft durch „die großen staatsmännischen Leistungen" erwiesen sein mußte? Der Parteiengegensatz, wie man ihn bisher betrachtet hat, ist schwer vereinbar mit dem Befund der persönlichen Motive. Er läßt sich nicht fassen mit Kategorien wie Senatspartei, Reich und Stadtstaat (ganz zu schweigen von .demokratischer' Partei). Gleichwohl konstituierten sich in diesem Bürgerkrieg Parteien, aber nach welchen Kriterien? Und setzte nicht ein Bürgerkrieg eine Spaltung der Bürgerschaft in zwei Parteien voraus und damit eine Versachlichung oder Ideologisierung der Kriegsmotive und -ziele? Oder mußte diese Versachlichung nicht zumindest im Laufe des Bürgerkrieges bewirkt werden? Anders: wie tief reichte die Spaltung zwischen Pompeianern und Caesarianern in die römische Bürgerschaft hinein? Und verbanden die Zeitgenossen mit den Begriffen Caesarianer und Pompeianer politische Zukunftsvorstellungen? Widerspricht der Theorie von den persönlichen Motiven nicht die Unterstützung, die Caesar gleich 49 in manchen Gegenden Italiens und bei bestimmten Grup3
Strasburger, Caesar im Urteil seiner Zeitgenossen, HZ 1953, 2. erw. Aufl. Darmstadt 1968; Chr. Meier, Caesars Bürgerkrieg, in: Entstehung des Begriffs .Demokratie', Frankfurt/ Main 1970; K. Raaflaub, Dignitatis Contentio. Studien zur Motivation und politischen Taktik im Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius (Diss. Basel 1970), Vestigia Bd. 20 München 1974.
12
pen der Oberschicht gefunden zu haben scheint? Wie steht es ferner um die Relation zwischen der Intensität der militärischen Auseinandersetzung und dem politischen .Einsatz', u m den gekämpft wurde? Wie verläuft überhaupt das Wechselspiel zwischen den politischen Plänen und Taten Caesars und den Erwartungen und Befürchtungen, mit denen die verschiedenen Gruppen und Schichten ihm in den einzelnen Phasen des Krieges und der Nachkriegszeit entgegentraten? Wo liegen hier die wesentlichen Zäsuren und wodurch sind sie bestimmt? Für alle diese Fragen lassen sich aus einer genauen Analyse des Verhaltens der römischen Oberschicht im Bürgerkrieg neue Aufschlüsse erzielen. Allgemein wichtig für unsere Untersuchung ist daher die Frage nach den Erwartungen und Befürchtungen, die man mit der Rückkehr Caesars aus Gallien und dann aus dem Bürgerkrieg verband, und nach den Personen, Gruppen, Schichten oder politischen Tendenzen, auf die er sich während des Krieges und nachher stützen konnte. Diese Perspektive ist bisher gegenüber der Beschäftigung mit Caesars Absichten weitgehend vernachlässigt oder aufgrund des Mißverständnisses der Motive für die Eröffnung des Bürgerkrieges von falschen Voraussetzungen aus betrachtet worden. Die Frage nach den Stützen und Erwartungen und der Wechselwirkung von Erwartungen und Handlungen Caesars ist besonders wichtig angesichts der Besonderheit der Krise der späten Republik. Im Bürgerkrieg ging die Krise ihrem Höhe- und Endpunkt zu: indem er aus der Kollision von Caesars Anspruch mit den Interessen der Senatsführer entstand, war der Bürgerkrieg nicht nur durch die Krise bedingt, sondern es manifestierte sich hier, wie wir sehen werden, einer ihrer wesentlichen Züge 4 . Auf die Krise insgesamt können wir an dieser Stelle nicht eingehen. Wichtig für unser Thema sind vor allem zwei Aspekte, die Rolle der großen Armeeführer und die geringe Politisierung einer breiter und reicher werdenden oberen sozialen Schicht (aus der sich der ,Senatsadel' nicht nach sozialen, sondern nach politisch-rechtlichen Kriterien als die eigentlich Politik ausübende Gruppe heraushob). Diese breitere Oberschicht 5 griff verschiedentlich sehr stark in die 4
Zur Krise der späten Republik: RPA 2 0 I f f ; zusammenfassende Darstellung in Meier, C. p. 84ff und 143ff; als Überblick über die Krisen- und Revolutionstheorie zuletzt: J. Molthagen, Rückwirkungen der römischen Expansion. Der Übergang von der Republik zum Prinzipat - eine Revolution?, in: Geiss/Tamchina (Hrsg.) Ansichten . . . Bd. 2, p. 3 4 - 5 3 . Die Anwendung des Begriffs Revolution auf die späte Republik (so vor allem A. Heuß, HZ 182 (1956) p. I f f , HZ 216 (1973) p. 5 9 - 7 2 ; R. Syme, RR) scheint mir weder sinnvoll noch ergiebig zu sein, und ich hoffe, diese Ansicht im Laufe dieser Untersuchung noch erhärten zu können. Andererseits darf man wohl auch nicht so weit gehen, nach der Alternative nun auch noch die Existenz der Krise überhaupt zu leugnen, wie E. S. Gruen das jüngst getan hat (The last generation p. 504). Der Bürgerkrieg war nicht, wie Gruen meint, ein eher zufälliges Ereignis, das die Krise der späten Republik erst verursachte, sondern er war durchaus strukturell bedingt durch die Gegebenheiten der Krise. Natürlich soll damit nicht gesagt werden, daß er mit Notwendigkeit eintrat, sondern nur, daß die Bedingungen der Möglichkeit eines Bürgerkriegs dieser Art durch die politische und gesellschaftliche Entwicklung in den 80 Jahren seit der gracchischen Zeit gegeben waren. s Dazu vgl. vor allem u. S. 89ff.
13
Politik ein, wenn ihre Interessen betroffen waren, entwickelte jedoch im Ganzen kaum ein auf den Staat bezogenes Verantwortungsbewußtsein. Da ihre Interessen nur in Ausnahmefällen mit denen des Senats kollidierten, ergab sich für sie auch kein Kristallisationspunkt, der eine auf ständige direkte Teilnahme an der politischen Macht zielende Tendenz gefördert hätte. So entstand keine Polarisierung und damit keine strukturelle Stabilisierung der politischen Auseinandersetzung, die die Bildung einer Alternative gefördert hätte. Der zweite Aspekt, den wir kurz erwähnen wollen, betrifft die Berufsarmeen und langjährigen Imperien, die als Antwort auf äußere Bedrohungen und Probleme des Weltreichs entwickelt worden waren. Sie veränderten die Verteilung der Macht in dem aristokratisch geprägten Staatswesen schließlich so umfassend, daß die zur Behebung äußerer Krisen geschaffenen Mittel paradoxerweise die innere Krise erheblich verschärften. Konnte aber die außergewöhnliche Machtkonzentration in den Händen hervorragender Politiker und Feldherren nicht zugleich den Ansatzpunkt zur Uberwindung der Krise bieten? Dazu aber fehlten mehrere Voraussetzungen: 1) Es gab zwar in einigen wenigen Kreisen ein Krisenbewußtsein, aber das bezog sich nicht auf das politisch-institutionelle oder politisch-soziale System. 2) Die Krise der Republik schlug sich nicht in Parteiungen oder Klassengegensätzen nieder, und es gab keine soziale Schicht, die aus politischen, wirtschaftlichen oder sozialen Gründen auf eine Übernahme der Macht gedrängt hätte. Bis zum Ende der 50er Jahre jedenfalls waren die breiteren Schichten unterhalb des Senatsadels nicht ersichtlich als Alternative hervorgetreten. Eine offene Frage, auf die wir im Laufe dieser Untersuchung zurückkommen werden, ist, ob nicht mit dem Bürgerkrieg der Gedanke an eine tiefgreifende politische Veränderung, der Gedanke an eine Monarchie etwa, bei Caesars Anhängern und dann auch bei breiteren Schichten der römischen Bevölkerung Widerhall gefunden hat. 3) Es fehlte der Wille zu eingreifenden Veränderungen: weder Sulla, Marius noch Pompeius erstrebten eine Veränderung oder Reform der res publica, und auch Caesars Angriff auf den Staat hatte nicht eine Reform oder Umwälzung des politischen Systems zum Ziel, sondern diente erklärtermaßen nur der Verteidigung der eigenen dignitas. Was bedeutet das nun fur die Haltung der römischen Oberschicht (und nicht nur ihrer allein) gegenüber Caesar? Konnte sie in seinem Angriff auf das Senatsregime überhaupt den Versuch einer Antwort auf die Krise oder auch nur auf den augenblicklichen schlechten Zustand sehen, ganz abgesehen davon, ob Caesar mit einem entsprechenden Anspruch auftrat? Und wenn Caesar als Sieger im Bürgerkrieg schließlich einen Ausweg aus der Krise oder eine effiziente Praxis der Politik zu etablieren suchte, welche Möglichkeiten waren Freunden und Feinden gegeben, eine neue Form der Herrschaftsausübung überhaupt als 14
eine reale Alternative anzuerkennen? Mußte nicht jeder Schritt weiter weg vom alten System ihnen als ein Schritt tiefer hinein in die Krise erscheinen? Andererseits, welche Möglichkeiten und Grenzen ergaben sich fur Caesar selbst aus dieser Haltung? Konnte er eine Lösung finden, und wenn, wie sah es mit den gesellschaftlichen Bedingungen für ihre Durchsetzung aus? Auf welche Unterstützung konnte er dabei rechnen? Was bedeutete Caesars Angriff auf das Senatsregime für die politisch Betroffenen innerhalb der Gesamtkrise, was erwartete man von Caesar, sowohl auf den Seiten seiner Anhänger als auch bei seinen Gegnern und wie veränderten sich diese Erwartungen im Laufe des Bürgerkrieges? Schließlich: welche Rolle spielten jene Schichten, von denen man ein Interesse an der Erhaltung oder Veränderung der res publica erwarten sollte, in diesem zweiten römischen Bürgerkrieg6? Man ist versucht, jeden Angriff auf das Bestehende in einer Gesellschaft, die in einer tiefen Krise steckt, als einen Versuch der Behebung der Krise zu betrachten, zumal wenn ihre tatsächliche Lösung, wie in Rom schließlich unter Augustus, in ähnlichen Bahnen verläuft. Es ist aber die Frage zu stellen, ob schon unter Caesar die Bedingungen der Möglichkeit für eine Lösung der Krise gegeben waren. Diese Frage kann nicht allein von der Genialität Caesars her beantwortet werden. Vielmehr muß man sie ausdehnen auf die bestehenden und auf eventuell neu entstehende gesellschaftlich und politisch relevante Gruppen oder Schichten, die in einem irgendwie monarchisch aufgebauten Herrschaftssystem Caesar, das auf Dauer berechnet gewesen wäre, eine systemtragende Funktion hätten übernehmen können. Auch die Beurteilung des Bürgerkrieges selbst in der modernen historischen Forschung, das Interesse, das man der Einstellung und dem Verhalten der verschiedenen Gruppen und Schichten der römischen Bürgerschaft in dieser Krisensituation entgegenbrachte, sind mehr oder weniger immer abhängig gewesen von der Einschätzung der Persönlichkeit Caesars, der seiner langfristigen Absichten und Pläne, sowie von der Auffassung der Epoche insgesamt. Solange man nämlich annehmen konnte, daß Caesar mit dem Bürgerkrieg den lang geplanten Angriff auf die Republik unternahm, um die von ihm als notwendig erkannte Monarchie einzurichten — oder zumindest die geschichtlich erforderliche' Reorganisation des Staatswesens durchzusetzen — waren die Ausgangspositionen gewissermaßen vorgegeben: hier die Verteidiger der traditionellen, aristokratischen Senatsherrschaft, dort der Erschaffer des monarchisch beherrschten Reichsstaates und seine Anhänger; hier die Republikaner, dort der zukünftige Dictator und seine Partei. Im Banne der Persönlichkeiten Caesars und Pompeius' erschien dann manchem Historiker auch die Einteilung der römischen
6
Jeder Eingriff in die Machtstruktur Roms betraf unmittelbar nur den Senat, mittelbar aber auch jenen schwer abzugrenzenden Kreis der Wohlhabenden, der uns in den Quellen als ,boni' entgegentritt und der im allgemeinen die Herrschaft des Senats und seine Politik stützte, in manchen Situationen aber sich auf die Seite der großen Einzelnen gegen den Senat schlug; Meier, RPA p. 150.
15
Bürgerschaft in Pompeianer und Caesarianer als eine Selbstverständlichkeit. Zwar ist dieses hier etwas vereinfacht dargestellte Bild der Dinge in der neueren Forschung vielfach nuanciert worden, doch sind die grundsätzlichen Annahmen weitgehend unumstritten geblieben 7 . Die Fortschritte aber sowohl in der Entmystifizierung unseres Caesarbildes als auch in der historischen, politischen und soziologischen Analyse der Krise der späten Republik 8 erfordern eine neue Betrachtung des Bürgerkrieges. Denn da wir den Bürgerkrieg nicht mehr als eine - entscheidende - Phase einer römischen Revolution betrachten können, und von den Plänen Caesars her auch nicht als bewußten Schritt zum Reichsstaat oder zur Monarchie oder irgendeiner anderen Form der Reorganisation des römischen Staates, ist die Problematik der Bürgerkriegsparteiung sehr viel komplexer als zuvor. Mit der Reduzierung des Gegenstandes des Bürgerkrieges, seiner Anlässe und Ziele entfallen weitgehend die bisher als selbstverständlich erscheinenden Motive der Parteinahme vor und nach Ausbruch des Krieges. Wir verstehen nicht mehr ohne weiteres, nach welchen sachlichen, politischen Überlegungen die Römer sich für die eine oder andere Seite entschieden haben, und der Streitgegenstand selbst erscheint relativ unbedeutend und begrenzt im Vergleich zu den ungeheuren Konsequenzen des Bürgerkrieges. Auf die Vorgeschichte des Bürgerkrieges brauchen wir an dieser Stelle nicht ausführlich einzugehen; verschiedene neuere Untersuchungen haben den Ablauf der Ereignisse und den Anteil der Politiker und Interessengruppen am Zustandekommen des Bürgerkrieges einer minuziösen Analyse unterzogen 9 . Hier sei nur der Gegenstand der politischen Auseinandersetzungen, die zum Krieg führten, in Erinnerung gerufen, um klar zu machen, vor welche Entscheidungen die römische Bürgerschaft sich gestellt sah. Das Ziel Caesars, des ehemaligen Konsuls von 59, Pontifex Maximus, Prokonsul in Gallien und Illyrien seit 58 v.Chr., war es, in unmittelbarem Anschluß an das Prokonsulat ein zweites Konsulat zu erlangen. In diesem Ziel vereinten sich mehrere Motivstränge, die sich unter dem Begriff der dignitas zusammenfassen lassen. Mit anderen Worten: es ging Caesar
7 Z.B. Geizer, Caesar 6. Aufl. S. 306 u.a.: „Aus dem gallischen Proconsulat und dem langen Aufenthalt in sämtlichen übrigen Provinzen des Reiches erstand ihm das Bild des monarchisch beherrschten Reichsstaates." Anders schon Ed. Meyer p. 468: Kampf um persönliche Machtstellung, ein höheres Ziel habe nicht dahintergestanden, cf. 336, 342, 344; Smith, The significance of Caesar's consulship in 59 B.C., Phoenix 18 (1964) S. 303-313; Carcopino, Jules Cesar, Paris 5. 1968, p. 364 und p. 357: Caesars Entschuldigung und die Legitimität seiner ,action fratricide' habe darin bestanden, daß er kein anderes Mittel mehr gehabt habe als den Bürgerkrieg, um sein revolutionäres Ideal zu verwirklichen. 8 Vor allem H. Strasburger, Caesar im Urteil seiner Zeitgenossen, 2. Aufl. 1968; Chr. Meier, Caesars Bürgerkrieg, 1970; K. Raaflaub, Dignitatis Contentio, 1974; Gruen, The last generation of the Roman Republic, 1974. ' Raaflaub, Dignitatis contentio; ders.: Chiron 4 (1974) 293-326 und Chiron 5 (1975) 247-300; E. S. Gruen, The last generation; zum Endtermin der Imperien Caesars zuletzt H. Gesche, Chiron 3 (1973) 179-220.
16
um die Bestätigung, Anerkennung und Erhaltung seiner dignitas durch die Zulassung zur Wahl in absentia zum Konsul des Jahres 48 i 0 . Diese Wahl — formal ging es natürlich nur um die Bedingungen der Kandidatur — war in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung für Caesar (und seine dignitas): Erstens bedeutete sie die Anerkennung seiner Leistungen als Prokonsul und die Möglichkeit der Ratifizierung der in Gallien getroffenen Maßnahmen sowie der Realisierung der Versorgungspläne fur seine Soldaten und der den Bewohnern der nördlichen Cisalpine gemachten politischen Versprechungen. Zweitens wäre ein zweites Konsulat die Ausgangsbasis für eine weitere politische und militärische Laufbahn, die Voraussetzung eines relativen Machtgleichgewichts mit Pompeius gewesen und hätte gleichzeitig die Abwendung der Gefahr eines politischen Prozesses über die Amtsführung als Prokonsul bedeutet und damit die Abwendung der Gefahr, daß seine politische Existenz durch eine Verurteilung vernichtet werde 11 . Die Ziele der Gegner Caesars waren fast genauso klar und offensichtig, auch wenn sich die Interessen der einzelnen Gruppen und Persönlichkeiten nicht immer decken mochten, wie z.B. die des Pompeius und die der sogenannten /actio, auf die wir weiter unten zurückkommen werden. Das gemeinsame Ziel der Gegner war es, das von Caesar angestrebte zweite Konsulat zu verhindern; ein Teil von ihnen verfolgte darüber hinaus die Absicht, Caesar den Prozeß zu machen und ihn aus dem politischen Leben Roms zu verbannen. Die Motive, die im einzelnen dahinter gestanden haben, werden uns später beschäftigen. Hier bleibt zunächst festzuhalten, daß die Entscheidung, die Alternative, die hier anstand, anscheinend nichts mit dem zu tun hatte, was für die Historiker die Problematik der Machtergreifung Caesars durch den Bürgerkrieg bildete, also die Problematik der Reform- oder Reorganisationspläne, die Problematik der Monarchie und ihrer Formen. Im Gegensatz dazu ging es 50/49, um es ganz knapp zusammenzufassen, von der einen Seite aus um einen persönlichen (politischen) Anspruch des Prokonsuls Caesar, von der anderen Seite aus um die Vormachtstellung einer kleinen Gruppe von Senatoren, um die Durchset10 Ursprünglich war wohl das Jahr 49 dafür in Betracht gezogen worden; cf. dazu Gruen p. 475. 11 Es ist umstritten, inwieweit Caesar den Ausgang eines solchen Prozesses wirklich zu fürchten gehabt hätte; doch schon die Möglichkeit einer Anklage mußte ihm als unerträglicher Angriff auf seine dignitas erscheinen; eventuell hätte seine Wahl durch einen Prozeß auch verzögert werden können (zur Bedeutung solcher Prozesse vgl. Wistrand, Sallust p. 43f); cf. auch Shackleton Baüey, Letters . . . I, 39; Gruen S. 494f; Raaflaubs Einwand (S. 144f) gegen Shackleton Bailey ist nicht stichhaltig: fam. 8.14.2 bezieht sich nicht auf den Prozeß, sondern auf die Armee des Pompeius. Die Differenz zwischen Raaflaub und Gruen ist wesentlich bestimmt durch die unterschiedliche Datierung der Entfremdung zwischen Pompeius und Caesar. Raaflaub datiert sie in das Jahr 52; also sind für ihn die Privilegien Caesars gedacht im Hinblick auf einen nahtlosen Übergang vom Prokonsulat zum 2. Konsulat. Für Gruen dagegen besteht die ursprüngliche Bedeutung des Privilegs der Wahl in absentia darin, Caesar Zeitgewinn für seine Unternehmungen in Gallien zu verschaffen.
2
Bruhns ( H y p . 5 3 )
17
zung der Standesdisziplin gegenüber dem ehrgeizigen Prokonsul und damit um die Erhaltung einer bestimmten Form der Senatsherrschaft (aber natürlich nicht im Gegensatz zu einer „Monarchie"): es ging um Auseinandersetzungen innerhalb der politischen Führungsgruppe, nicht um Konflikte zwischen verschiedenen sozialen Schichten oder politischen Parteien n . Aus dieser Sachlage heraus ergeben sich für unser Thema drei Fragen: 1) Wie ist es zu erklären, daß es über diesen relativ begrenzten Streitgegenstand zu einem Bürgerkrieg kommen konnte? 2) Wie standen die verschiedenen Gruppen und Schichten der römischen Bürgerschaft, insbesondere die Oberschicht zu der Auseinandersetzung zwischen Caesar und seinen Gegnern, wie zum Bürgerkrieg? 3) Schließlich stellt sich die Frage, ob sich nicht andere Interessen oder Gegensätze mit der Auseinandersetzung zwischen Caesar und dem Senat um das zweite Konsulat verbunden haben, Interessen von Politikern, Gruppen, Schichten, die sich mit denen der Bürgerkriegsführer vereinten, sie beeinflußten, überlagerten oder in eine andere Richtung trieben. Mit anderen Worten: Blieb der Bürgerkrieg (oder war er es bei seinem Beginn überhaupt noch?) eine Auseinandersetzung zwischen wenigen Führern mit ihren Heeren, oder wurden hier latente Konflikte oder Gegensätze innerhalb der römischen Gesellschaft an die Oberfläche getrieben? Mußten nicht die Bürgerkriegsfuhrer solche Gegensätze fiir sich mobilisieren und erhielt nicht dadurch der Bürgerkrieg schließlich ein anderes Gepräge als nur das einer Auseinandersetzung um dignitas, als nur das einer dignitatis contention Die Existenz und Bedeutung solch latenter Konflikte in der römischen Gesellschaft und die soziale und politische Eigendynamik des Bürgerkrieges werden wir in den folgenden Kapiteln erörtern. Hier zunächst einige kurze Bemerkungen zur ersten Frage: wie konnte es über die Frage des zweiten Konsulates zu einem Bürgerkrieg kommen, der nach Caesars eigenen Worten die gesamte Menschheit in Mitleidenschaft ziehen mußte?
12 Seit Mommsens berühmtem Aufsatz von 1857 ist die Auseinandersetzung um das Privileg der Wahl in absentia und die Ablösung Caesars als Statthalter Galliens meist als Rechtsfrage zwischen Caesar und dem Senat angesehen worden. 1939 hat Sir Ronald Syme (RR 48,1) dann diese Auffassung mit der Bemerkung beiseitegewischt, es habe sich hier nur um eine Frage der Macht gehandelt. Beide Auffassungen sind zu einseitig. Sicher wurde die Frage mit Machtmitteln entschieden, und es ging auch um Macht, politische Macht. Und das Vorhandensein militärischer Macht auf beiden Seiten ließ schließlich sowohl Caesar als auch Pompeius um ihre politische Existenz fürchten. Doch sollte man die Bedeutung der Rechtspositionen, auf die sowohl Caesar als auch seine Gegner im Senat sich beriefen, nicht unterschätzen, allein schon wegen der stark legalistischen Komponente des römischen Denkens. In dem Konflikt, der zum Bürgerkrieg führte, wurden die Rechtspositionen zu Machtpositionen und zu Positionen der dignitas, von denen beide Seiten nicht abgehen wollten, und fiir die sowohl Caesar als auch eine Gruppe seiner Gegner einen Bürgerkrieg in Kauf zu nehmen bereit waren.
18
Nachdem sich dieses Problem lange Zeit gar nicht gestellt hatte, da man im Bürgerkrieg durch Caesar den Weltgeist oder eine der Geschichte immanente notwendige Entwicklung sich vollziehen sah, haben andere Historiker die Erklärung im Psychologischen, in einer geradezu krankhaften Machtbesessenheit Caesars gesucht und haben Caesar als Repräsentanten des urantiken agonalen Geistes der Welt eines Achilles oder Coriolan verstehen wollen 13 . In neuester Zeit ist versucht worden, Caesars für unsere Begriffe zunächst unverständlichen dignitas-Anspruch aus den Voraussetzungen, Bedingungen und dem Wertesystem seiner eigenen Zeit zu erklären, nämlich aus der Spannung zwischen den mächtigen, mit außerordentlichen Imperien ausgestatteten Feldherrn und Politikern, die aufgrund ihrer Leistungen hohe politische Ansprüche stellten, und der Gesellschaft, die in ihrem Versagen engste Mittelmäßigkeit zur Norm erklärte, sowie aus dem Verfall der bindenden Kraft der Nonnen, die in der aristokratischen Gesellschaft Roms bis dahin die Leistung und den ύ^Μ/ias-Anspruch des Einzelnen an den ,Staat' gebunden hatten 1 4 . Diese Entwicklung ist natürlich nicht zu trennen von der Veränderung der Machtstruktur der späten Republik, in der die zur Bewältigung äußerer Krisensituationen geschaffenen langjährigen außerordentlichen Imperien einzelner Politiker (zusammen mit der Veränderung des Heereswesens etc.) zu einer Bedrohung für das innere Machtgleichgewicht der aristokratischen Gesellschaft wurden. Natürlich war der persönliche dignitas-Anspruch Caesars mit Sachforderungen verbunden; auf sie komme ich weiter unten zu sprechen. Aber selbst die caesarianische Propaganda hat diese Dinge kaum erwähnt 15 . Auch war dignitas in Rom kein leeres Wort (und sicher mehr als nur ideologische Verschleierung allgemeinen Machtstrebens). Aber die Frage ist, ob die Bewahrung der dignitas den Römern damals als Rechtfertigung für einen Bürgerkrieg oder auch nur einen bewaffneten Einmarsch nach Italien verständlich erscheinen konnte. Das Erstaunliche für uns ist ja nicht eigentlich, daß Caesar aus persönlichen Gründen (Machtstreben etc.) den Krieg eröffnet hat, sondern daß er sich mit dem Hinweis auf seine dignitas zu rechtfertigen suchte. Angesichts dieser Sachlage stellt sich mit erneuter Aktualität die Frage nach den Motiven und Einstellungen der einzelnen Gruppen und Schichten in Rom, die in den Konflikt verwickelt waren. Denn wie ist ihr Verhalten vor und im Bürgerkrieg zu verstehen, wenn es nicht um Revolution, Volksherrschaft oder Einführung der Monarchie, beziehungsweise eine effiziente Organisation der res publica und ihres Machtbereiches ging? Diese Frage muß nicht nur für die eigentlichen Gegener Caesars gestellt werden, sondern vor allem auch für seine eigenen Anhänger und für politisch beteiligten oder angesprochenen Bürger überhaupt,
13
Strasburger, Urteil p. 52; vgl. auch p. 31. Meier, C. 124ff; Raaflaub p. Iff, 212ff, 329ff; QueUen bei Strasburger p. 52; zur dignitas in diesem Zusammenhang: Meier, C. 121-125, Wegehaupt p. 3 6 - 5 3 , Cie. prov. cos. 35,47. 15 Cf. Collins, ANRW I, p. 922-966. 14
19
insbesondere für den Senat, der durch seine Beschlüsse im Januar 49 den Ausbruch des Kriegs ermöglichte. In den folgenden Kapiteln werden wir daher versuchen, die Parteiungen in den Jahren 50 bis 48 und die Unterstützungen, die Caesar in der römisch-italischen Gesellschaft fand, möglichst genau zu analysieren, um dann von dieser Grundlage aus zur Frage der Herrschaftsetablierung im und durch den Bürgerkrieg überzugehen.
20
II. Positionen und Gegenstände der Politik vor dem Ausbruch des Bürgerkrieges Dieses kurze Kapitel enthält einen Uberblick über die politische Thematik der Monate vor dem Bürgerkrieg, über die Befürchtungen und Erwartungen, die das Verhalten der römischen Oberschicht beeinflußten und über die Zusammensetzung der Gruppe der entschiedenen Gegner Caesars im Senat.
A. Befürchtungen und Erwartungen in den Jahren 51/50 Caesar wurde das zweite Konsulat von seinen Gegnern aus mehreren Gründen verweigert. Man lehnte seine Person und seine politischen Methoden ab, man wollte eine Neuauflage der Koalition zwischen Caesar und Pompeius verhindern, d.h. die Wiederholung der großen Machtzusammenballung seit 59 v.Chr., und man befürchtete für das Konsulatsjahr verschiedene Maßnahmen und Gesetze, die das mühsam wiederhergestellte politische Gleichgewicht stören könnten. Hierbei sind mehrere Komplexe zu unterscheiden: 1. Aufgrund der gallischen Statthalterschaft
anfallende Maßnahmen
Zwar besitzen wir von Caesar kein Wahl- oder Regierungsprogramm 1 , doch sind uns einzelne sehr wichtige Punkte bekannt, weil sie schon vor dem Krieg in die politische Auseinandersetzung einbezogen wurden oder weil sie sich mit Notwendigkeit aus dem Verlauf der Provinzstatthalterschaft ergaben. a) Die Versorgung der caesarischen Veteranen aus dem gallischen Krieg. Dies mußte zu einem neuen Ackergesetz fuhren oder zur Erweiterung des campanischen von 59 2. b) Die Bestätigung der von Caesar in Gallien getroffenen Maßnahmen durch den Senat. c) Die Verleihung des Bürgerrechts an die Transpadaner 3 . Die beiden ersten Punkte entsprechen genau Pompeius' Anträgen nach seiner Rückkehr aus dem Mithridatischen Krieg. Damals hatte die Senatsoligarchie die entsprechenden Gesetzesvorlagen abgelehnt, weil sie fürchtete, daß Pompeius 1
Cf. Geizer HZ 1954 = Kl. Sehr. II 301. Cf. Cael. bei Cie. fam. 8,10,4. 3 Schon im März 49 verwirklicht: Lex Roscia; Geizer, C. 85ff; Wiseman p. 19; bei Cato evtl. prinzipieller Widerstand gegen Bürgerrechtsverleihung, Plut. Cat. 2. 2
21
dadurch eine zu große Klientel und Macht erhalte. Um so mehr mußte jetzt auch das Vorhaben einer Bürgerrechtsverleihung in großem Stil auf Widerstand stoßen, da Caesar sich damit eine ungeheure Klientel in nächster Nähe Roms geschaffen hätte 4 . Wie groß diese Gefahr allgemein im Senat eingeschätzt wurde, hatte das Beispiel des Livius Drusus gezeigt. Und im Jahr 51 hatte der Konsul Marcellus Caesar in einem wohlberechneten Affront klargemacht, daß der Widerstand der Oligarchie in diesem Punkt unerbittlich sein würde. Mochte man auch wie im Jahr 59 gegen Caesars Pläne von der Sache her keine Einwände haben, so war trotzdem nicht mit der Zustimmung des Senats zu rechnen, da diese Maßnahmen den Aufbau mächtiger Klienteln bewirkt hätten; insofern waren sie für den Senat auch sachlich nicht annehmbar 5 . 2. Aufgrund der politischen Entwicklung befürchtete Maßnahmen Im Folgenden geht es um Dinge, die teils von den politischen Führern wirklich befürchtet oder erwartet wurden, teils zu ihrer Propaganda gehörten, und teils von „Caesarianern" gefordert wurden. Was von den einzelnen Angehörigen der sogenannten factio wirklich geglaubt wurde, ist schwer zu sagen. Die Vorwürfe sind bezeichnend für das psychologische und propagandistische Klima dieser Jahre. Schließlich kommt es auch vor, daß Propagandisten ihrer eigenen Propaganda zum Opfer fallen. Interessant ist, mit welchen Argumenten man versuchte, auf die breiten Schichten Druck auszuüben. a) Die Rückführung der Verbannten Pompeius, die durch ihn wieder in der Herrschaft bestätigte Senatsclique und die auf Ruhe bedachte Bürgerschaft befürchteten einen Angriff auf die zum Schutze des Staates im Jahre 52 getroffenen Maßnahmen, insbesondere die politischen Prozesse, die von Sondergerichten damals gefuhrt worden waren6. Damit wäre die mühsam wiederhergestellte Rechtsstabilität wieder in Frage gestellt worden. Die .Konservativen' mißbilligten prinzipiell jeden Versuch, legale Urteil umzustoßen. „They saw in such proposals an indication of subversive designs of the worst description" 7 . b) Caesars Anhängerschaft und der Schuldenerlaß Die Furcht vor Caesars Konsulat äußerte sich oft in Besorgnissen wegen seiner Anhängerschaft. Zu ihnen zählte man nicht nur die Verbannten, sondern auch 4
Für deren Einfluß bei den Wahlen Belege bei Meier, Historia 10 (1961), 85, 58 und RPA 193, A. 193. 5 Vgl. Meier, Historia 1961, 85, 58; Sali. ep. II 6,1. 6 Att. 7,8,5; Geizer, C. 173; Wistrand, Sali. p. 32f; es spricht viel für die Vermutung, daß die Hetze der Caesarianer in Rom, besonders des Tribunen Antonius, weiter ging, als Caesar lieb sein konnte. 7 Wistrand, Sallust p. 36.
22
die verschuldete aristokratische Jugend 8 und den Großstadtpöbel. In der optimatischen Propaganda hieß es daher, Caesar führe einen allgemeinen Schuldenerlaß im Schild, die Rückführung der Verbannten und „sescenta alia scelera", kurz ein regnum, eine Gewaltherrschaft9. Der größte Teil dieses wahrhaft catilinarischen Programms (als zweiter Catilina sollte Caesar erscheinen) entsprang der Propaganda seiner Gegner10; das sollte nicht nur die Zukunft zeigen. Denn in Rom selbst wurde Caesar im Jahr 50 der Vorwurf gemacht, er denke nur an seine dignitas und versäume es, den Kampf gegen die factio nobilitatis zu propagieren11. 3. Die Propaganda In der Propaganda wurde die Summe aus diesen Befürchtungen und Erwartungen gezogen. Caesars Konsulat, selbst wenn er vorher Heer und Provinzen abgegeben habe, werde die totale Verwirrung des Staates bringen: σύγχυσα της πολιτείας n. Caesar wird zum Bürgerschreck, der res novae im Schilde führe. Diese Propaganda hat jedoch einen tiefen Grund. Wenn Caesar Konsul würde und Pompeius dann, wie er angedroht hatte, nach Spanien ausweichen würde, dann stand der Senat schutzlos einem sehr viel mächtigerem Caesar gegenüber als im Jahr 59. Ebenso klar war den Senatsführern, daß Caesar nicht zögern würde, seine Forderungen notfalls gewaltsam durchzusetzen wie in seinem ersten Konsulat. Sie sahen sich vor dem Dilemma, entweder mit dem Konsul Caesar sachlich zusammenzuarbeiten oder Obstruktion zu betreiben wie 59. Im ersten Fall würden sie Caesar helfen, sich eine mächtige Klientel und damit eine Ausgangsbasis für neue Forderungen aufzubauen, würden seine Vorrangstellung anerkennen und ihr ein dauerhaftes Fundament verleihen. Dazu hätten sie über sich selbst hinauswachsen, die Realität der großen Einzelnen in das Herrschaftssystem einbeziehen und auf die Dogmen der Nobilitätsherrschaft und damit auf die eigene entscheidende Macht verzichten müssen. Zwar hatten sie gerade die Vormachtstellung des Pompeius anerkannt, aber doch nur notgedrungen und in der Hoffnung, sich mit seiner Hilfe Caesars entledigen zu können. Mit Pompeius allein gedachten sie dann schon fertig zu werden. Auch besaß Caesar ganz anderen Ehrgeiz und Energie als Pompeius. Hinzu kamen persönliche Feindschaften und Vorbehalte wegen seines Verhaltens im Jahr 59. Im zweiten Fall, bei einem Versuch legaler Obstruktion, riskierte der Senat einen neuerlichen Beweis seiner vollkommenen Machtlosigkeit, Zustände wie 59: „at tum imbecillus plus valuit (Caesar) quam tota res publica " 1 3 . Legte • Att. 7,3,5; 7,7,6. Att. 7,11,1 (19. Jan. 49). 10 S. Anm. 6. 11 Sali. ep. II, 2,3-4. 12 Att. 7,8,4; cf. Att. 6,9,1, Polyb. 14,5,8; 30,22,7; Att. 7,9,3. 13 Att. 7,9; Pompeius als Garant der Ordnung: Att. 5,18; 5,21,3.
9
23
man Catos Maxime, daß nichts im Staat verändert werden dürfe, als Maßstab an diese beiden Möglichkeiten, so war das Resultat in beiden Fällen eine ,Ver-1 wirrung' des Gemeinwesens, eine Unterminierung der Grundlage des Senatsregimes. Dies zu verhindern waren den entschiedenen Gegnern Caesars alle Mittel recht. 4. Die breiteren Schichten im Senat und darüber hinaus a) Auffassung von Caesar Auch das Verhältnis der breiten Schichten zu Caesar war zum Teil noch durch die Erinnerung an sein Konsulat im Jahr 59 bestimmt, zumal man Caesar seither nicht mehr in Rom gesehen hatte. 59 hatte er sich bei weiten Kreisen, auch in den Munizipien, unbeliebt gemacht 14 . Seine folgenden Eingriffe in die Politik, vor allem in Verbindung mit Clodius, konnten sein Ansehen bei den .konservativen' Schichten nur mindern. Dies gilt aber wohl nur für den Anfang der fünfziger Jahre; denn seine großen Eroberungen in Gallien überdeckten allmählich das Bild des aufrührerischen Konsuls15. „Sicherlich war Caesars Ansehen in Rom während seiner Statthalterschaft in dauerndem Steigen und sah die Mehrzahl seiner Zeitgenossen die Schuld, die Caesar im Consulatsjahr auf sich geladen hatte, durch die Größe seiner res gestae in Gallien als weitgehend gesühnt an" 16 . Aber als „Staatsoberhaupt" habe Caesar, so Strasburger, trotz seiner großartigen Erfolge in der Provinz außer Betracht gestanden17. Die Propaganda der Optimaten, nüchterne Überlegungen, was von Caesar zu erwarten sei, die Furcht vor einem Schuldenerlaß und die Tatsache, daß er sich gegen den Willen des Senats auflehnte, ließ wohl einen großen Teil der Bürger wünschen, daß Caesar gestürzt werde. Man befürchtete den Verlust der Rechtsstabilität, Wiederkehr der Anarchie und Umsturz: res novae1*. Die plebs urbana stand dagegen am Vorabend des Krieges auf der Seite der Caesarianer19. Ob (und wenn, inwieweit?) sich das auf die Haltung der pedarii unter den Senatoren auswirkte, läßt sich nicht abschätzen. b) Einstellung zum Problem Die Senatsmehrheit war von Anfang an dafür, daß Caesar seines Provinzenkommandos vor der Konsulwahl enthoben werde, und die breiten Schichten wünschten, daß er dem Senat gehorche. Andererseits aber wollten die Senatoren keinen schweren Konflikt riskieren. Sie schoben die Entscheidung vor sich her und 14
Geizer, C. 71, 79f. Collins, Caesar as political propagandist, ANRW I, 1, 923, 932. 16 Strasb. Urteil p. 26. " Ebda. 28. 18 S.o. S. 22f., unten S. 67, S. 123ff. " Belege bei Raaflaub p. 65 A. 260. 15
24
glaubten, einen Ausweg zu finden in der Scheinlösung, die ihnen die caesarianischen Tribunen vorlegten: es sollten Pompeius und Caesar gleichzeitig ihre Heere abgeben. Am 1. Dezember 50 schließlich fand dieser Vorschlag eine überwältigende Mehrheit (370 : 22). Zuvor hatte sich der Senat in einer getrennten Abstimmung jedoch dafür ausgesprochen, daß Caesar Heer und Provinz abgeben, Pompeius sie behalten solle. Die Senatsmehrheit und vermutlich die breiten Kreise der boni waren also im Grunde durchaus dafür, daß Caesar abtreten und dem Senat gehorchen solle. Sie waren aber nicht bereit, Caesars Widerstand energisch zu brechen, das heißt den Tribunen Curio zur Aufgabe der Interzession zu zwingen, nicht bereit, einen Bürgerkrieg zu riskieren. Daraus erhellt, daß man in diesen Kreisen den Widerstand des Prokonsuls nicht als prinzipielle Herausforderung des bestehenden Systems ansah. Man wollte auf jeden Fall einen Bürgerkrieg vermeiden und verurteilte daher die ,Mobilmachung' im Dezember 50. Denen, die von Caesars Konsulat das Schlimmste befürchteten, entgegnete man, das erste Konsulat Caesars sei schließlich auch vorübergegangen 20 . Herausragende Persönlichkeiten, wie der Konsul von 51, Sulpicius Rufus, nahmen die gleiche Haltung ein, weil sie voraussahen, daß ein Krieg den Zustand der res publica nur verschlimmern konnte 2 1 . Man mag sich fragen, wie es angesichts dieser Kriegsunwilligkeit den Senatsfiihrern gelungen ist, im Januar Mehrheiten für die harten, Caesars Einmarsch provozierenden Beschlüsse zu erhalten. Die hauptsächlichen Gründe waren wohl, daß die Senatoren tatktisch und psychologisch überspielt worden waren 22 . Hinzu kam, daß sich kein gemäßigter Politiker fand, der genügend Autorität besessen hätte, um die Mehrheit der Senatoren dazu zu bringen, ihre wirkliche Meinung auszusprechen. Auch hatte man als sicher hingestellt, daß Caesar schließlich nachgeben werde. Seine letzten Vorschläge erweckten vielleicht den Eindruck der Schwäche, des Nachgebens. Die Tatsache, daß der Friedenswille der Mehrheit des Senats im Endeffekt nicht mehr als eine Meinungsäußerung war, weist auf ein Charakteristikum dieser politischen Versammlung hin. Die Kriegstreiber, die Gruppe der principes im Senat, die sich wie eine Partei verhielt, wurden dennoch als die legitimen Führer der res publica angesehen. Solange dies der Fall war, konnte der Gedanke an eine dritte, nämlich mittlere Kraft, die zum Beispiel Lepore in Curios Politik sucht 23 , nicht auftauchen. Erst mit dem Bürgerkrieg, und erst in Ansätzen kommt es in Rom von den Gemäßigten her zu einer Kritik an der Oligarchie. „Der Senat war überfordert, er konnte die Aufgaben eines verantwortlichen Führungsorgans in dieser Lage gar nicht wahrnehmen", urteilt Chr. Meier 24 . 20 Att. 7,9,3: „vide consulem illum iterum, quem vidisti consulatu priore" (Atticus zu Cicero). 71 Cf. Anm. 51 und Sulpicius' Haltung im Bürgerkrieg, unten S. 40f., 37A. 26, 97. " Unten S. 29. " Lepore, Princeps, p. 323ff. " Meier, C. 116.
25
Auch habe die Gesamtheit der Bürger nicht einstehen wollen für diese res publica gegen Caesar 25 . Für die Zeit vor dem Bürgerkrieg ist zu sagen, daß der Senat und die Oberschicht der begründeten Überzeugung waren, die res publica nur durch die Erhaltung des Friedens retten zu können 26 . Insofern besaßen sie mehr Sinn für die Realität der res publica als die Gegner Caesars, die von sich überzeugt waren, den Staat zu verkörpern, die aber in dieser Situation eher Partei als Exponenten der Gesamtheit der Bürgerschaft waren 27 .
B. Die entschiedenen Gegner Caesars im Senat vor 49 Die Gruppe der entschiedenen Gegner Caesars wurde von den Caesarianern als factio oder factio paucorum bezeichnet. Sie selbst nannten sich optimates; dieser Terminus ist in diesem Fall jedoch wesentlich unschärfer als der der factio28. Die Gruppe dieser Kriegstreiber können wir recht genau beschreiben. Als zwei wesentliche Merkmale fallen zunächst ins Auge die zahlenmäßige Schwäche dieser Gruppe und die geringe Zahl ihrer unbedingten Anhänger im Senat. Diese Beobachtung ergibt sich aus der Tatsache, daß am 1. Dezember 50 nur 22 von rund 400 anwesenden Senatoren gegen den Antrag des Volkstribunen Curio stimmten, Pompeius und Caesar gleichzeitig ihrer Ämter zu entheben. Zu berücksichtigen ist dabei außerdem, daß diese 22 Senatoren nicht nur die caesarfeindlichen principes selbst, sondern auch noch ihre engsten Gefolgsleute und die des Pompeius umfaßten. Zwar waren einige bedeutende Senatoren im Dezember 50 nicht in Rom, wie z.B. die Konsulare Bibulus und Afranius; und auch andere Senatoren befanden sich in den Provinzen. Ihre Anwesenheit hätte jedoch die absolute Zahl nicht wesentlich erhöht und hätte die Relation sicher nicht verändert, da das Gleiche für die andere Seite galt. Wer gehört nun zum engen Kreis der maßgebenden Gegner Caesars 29 ? Als Führer der factio werden in den procaesarianischen Quellen die folgenden sechs Politiker genannt 30 . 1) 2) 3) 4)
L. Lentulus Crus Cos. 49 Q. Caecilius Metellus Pius Scipio Cos. 52 M. Porcius Cato Pr. 54 C. Marcellus Cos. 49 3 1
" Ebda. " Cf. vor allem Cie. fam. 4,3,1-2. " Meier, C. 118. " Zum Begriff RPA 181; cf. Robin Seagei: .Factio: some observations' JRS (LXII) 1972, 53-58. " Zur Gruppe im Jahr 50, Raaflaub p. 77ff; Taylor PP 140; Syme RR 4 1 - 4 4 , Shackleton Bailey 256 30 Caes. B.G. 8,50, B.C. I, 4; Sali. ep. II, 9,1-3. 31 Abschwächend B.C. I, 6.
26
5) Μ. Calpurnius Bibulus Cos. 59 6) L. Domitius Ahenobarbus Cos. 54 Hinzuzufügen sind noch einflußreiche Politiker wie 7) Ap. Claudius Pulcher Cens. 50 8) M. Claudius Marcellus Cos. 51 9) C. Claudius Marcellus Cos. 50 10) P. Cornelius Lentulus Spinther Cos. 57 Neben den großen aristokratischen Namen sind noch zwei Senatoren geringerer Abkunft als enge Mitglieder der factio bezeugt 32 : 11) M. Favonius Pr. 49 12) L. Postumius Pr. 54? 50? Der Anteil dieser 12 Senatoren an der Zuspitzung des Konfliktes in den Jahren 51 und 50 ist bekannt. Sie bilden die factio im engeren Sinne. Gleichwohl lassen sich noch innerhalb dieser kleinen Gruppe Unterscheidungen treffen sowohl nach dem Grad ihrer Kriegsentschlossenheit 33 als auch nach Sonderinteressen 34 . Zu den engen Gefolgsleuten der factio gehörten offensichtlich die Senatoren, die die im Januar 49 ein wichtiges Kommando, zumal eine Provinz erhielten. Nicht ganz sichere Kandidaten, wie Philippus und Cotta 3 5 , wurden bei dieser Provinzenverteilung übergangen, und nicht zum engen Kreis gehörende Sympathisanten wie Cicero erhielten unwichtigere Posten. 13) 14) 15) 16) 17) 18)
Faustus Cornelius Sulla Qu. 5 4 s 6 L. Aelius Tubero Pr. M. Aurelius Cotta Pr. 54? 50? M. Considius Nonianus Pr. 54? 50? A. Plautius (Plotius) Pr. 51 P. Sestius Pr. 54? 50?
Africa Sardinia Gallia Cisalpina Pontus-Bithynia Cilicia
" Sali. ep. II, 9; anderer Meinung: Syme, MH 1958, p. 51ff; Syme, Sallust p. 336f; Kritik an Syme: Gelzer, C. 167, A. 357; Shackleton Bailey p. 256. Gegen Syme und zuletzt E. Koestermann (Historia 19, 1970) nehme ich die Echtheit der epist. ad. Caes. an, im Anschluß an Wistrand, The date of the first letter to Caesar (Eranos 60, 1962, p. 1 6 0 - 1 7 3 ) , ders.: Sallust on judical murders in Rome (Göteborg 1968), Otto Seel, Sallusts Briefe und die pseudosallustische Invektive (Nürnberg 1966); zu Symes Sallustbuch: A. D. Leeman, Gnomon 1967, p. 5 7 - 6 1 . 33 Raaflaub p. 321 unterscheidet zwischen einem von Cato und den Marcellern angeführten gemäßigten Flügel, der hoffte, den Krieg vermeiden zu können, und einem weit radikaleren Flügel um Lentulus Crus, Scipio, Bibulus und Domitius. 34 Gruen p. 478f macht folgende Gruppierungen nach Sonderinteressen aus: die Catonianer, die Marceller und ihre Verbündeten, Pompeius' aristokratische Freunde wie Metellus Scipio, schließlich Pompeius selbst; auf der anderen Seite: Curio und Caesar. 35 B.C. I, 6; zur folgenden Liste MRR 259ff. 36 Er sollte Mauretanien bekommen: durch Interzession verhindert von Marcius Philippus; daraufhin mit Truppenaushebungen für Pompeius beauftragt. In diese Gruppe einzubeziehen wäre auch No. 12, L. Postumius, dem Sizilien zugewiesen wurde.
27
19) Q. Voconius Naso Pr. um 61 20) Μ. Terentius Varro Pr.
cum imperio Hispania?
Bei den Senatoren, die ein Kommando erhielten, ist es allerdings nicht immer möglich, die Anhänger der factio von denen des Pompeius zu trennen. Was stellen diese Namen dar? Welche Gemeinsamkeit verbindet sie? Die Mitglieder des engen Kreises der sogenannten factio paucorum (No. 1 - 1 0 ) gehören alle der Nobilität an und sind bis auf Cato gewesene Konsuln (consulares) oder bei Ausbruch des Krieges selbst Konsuln. In den Quellen wird diese Gruppe auch als factio nobilitatis bezeichnet; bei Sallust werden factio und nobilitas sogar synonym gebraucht 37 . Die factio steht jedoch nicht stellvertretend für die Gesamtheit der Nobilität 38 . Für Ronald Syme besteht die factio aus der sullanischen Oligarchie und der catonischen factio·, die sullanische Oligarchie sei eine Koalition von vier Familien (Metelli, Scipiones, Claudii Marcelli und Cornelii Lentuli) mit Pompeius 39 . Ganz abgesehen von der Fraglichkeit der Faktionsthese 40 ist es zweifelhaft, ob mit dem Schlagwort .sullanische Oligarchie' das wesentliche der factio gekennzeichnet ist. Raaflaub sieht in der Ablehnung Caesars das einzige Element, welches die Gruppe der optimatischen Führer einigte „und dazu berechtigt, sie in dieser Weise als Kollektiv zu bezeichnen", d.h. als ,factio paucorum'*1. Im Hinblick sowohl auf die Motive wie auf Zielsetzung und Taktik hätten deutliche Differenzen bestanden. Fünf ihnen teils gemeinsame Merkmale verbinden die Senatoren, die in den Jahren 51/50 versuchen, einen harten Kurs gegen Caesar im Senat durchzusetzen: die Zugehörigkeit zur Nobilität 42 , die Tatsache, daß sie als Konsulare zu den principes im Senat gehören, verwandtschaftliche Beziehungen unter einigen von ihnen und mit Pompeius, eine von früher stammende Verfeindung mit Caesar 43 , und insgesamt, daß sie eine entschiedene Senatspolitik betreiben. Zwar ist, wie gesagt, ihr Verhalten nicht repräsentativ für die Gesamtheit der Nobilität 44 , doch ist die sallustische Gleichsetzung von factio und nobilitas insofern nicht ganz unberechtigt, als diese Gruppe unter den Principes die mäch37
Ep. II, 6,4; 2,2; cf. H. Smith, Factio . . . p. 187-196. S.u. S. 32ff. 39 RR 43. 40 RPA 161 ff, 182ff. 41 Raaflaub 309. 42 Was die Unterscheidung zwischen Nobiles und Senatoren betrifft, so wird sie von M. Jaczynowska (Historia XI 1962) für die soziale Wirklichkeit des 1. Jahrhunderts abgelehnt, da sie keine ökonomische Basis habe. Die Senatsaristokratie sei in zwei Gruppen geteilt: „1) a handful of powerful .piscinarii' and 2) the remaining majority comprising equally the nobiles and the lower senators" (S. 496). Die Piscinarii seien auf der Seite der Republik, d.h. auf der des Pompeius. Die wirtschaftlichen Beweggründe spielen eine große Rolle, aber die ökonomische Differenzierung ist nicht auf die Parteiung vor und im Bürgerkrieg zu übertragen, wie weiter unten ersichtlich werden wird, und wie es auch Jaczynowskas eigene Listen entgegen ihrer Interpretation beweisen. 43 Zu den .veteres inimicitiae' Raaflaub p. 113ff mit Belegen. 44 S.u. S. 32ff. 38
28
tigste (gleichwohl nicht unbedingt ausschlaggebende) Kraft im Senat darstellte. Daher identifizierten sie sich allgemein mit dem Senat und erhoben (im Bewußtsein, in der Tradition der führenden Kreise zu stehen und mit einem besonderen Interesse an der Macht) den Anspruch, im Interesse der res publica zu handeln. Was die Problematik der verwandtschaftlichen Beziehungen angeht, so können wir hier nicht im einzelnen darauf eingehen 45 . Es ist heute jedoch erwiesen, daß die Verwandtschaft in der späten Republik nicht unbedingt die entscheidende Grundlage politischer Gruppenbildungen war; sie war allerdings ein integrierender Faktor, wenn sich römische Politiker in bestimmten Situationen zu einer gemeinsam handelnden Gruppe zusammenfanden. So bleiben als Hauptmerkmale die Verfeindung mit Caesar, die recht unterschiedliche Motive hatte 4 6 , und die Zugehörigkeit zum Kreis der principes, den sie in gewisser Weise verkörperten, insofern, als sie die geschlossenste Gruppe darin bildeten. Bis 59 hatte sich in den Händen der principes so viel dignitas und Einfluß konzentriert, daß sie in entscheidenden Fragen immer die Mehrheit des Senats hinter sich bringen konnten 4 7 . Jedoch war diese Gruppe nicht mächtig und geschlossen genug, um als dauerhafte Faktion auf den verschiedenen Gebieten der Politik geschlossen fungieren zu können; wahrscheinlich ließen die allgemeinen Bedingungen das gar nicht zu. Sie war sich nur in der Defensive, der Verteidigung des Senatsinteresses einig und verfolgte keine ständige politische Linie. In den fünfziger Jahren wurde ihre Macht durch Pompeius und Caesar gebrochen. Und erst in den beiden letzten Jahren vor dem Bürgerkrieg fand sie ihren Einfluß auf die Politik wieder, dank der Unterstützung durch Pompeius. Wie sehr vom Gros der Senatoren entfernt sie standen, zeigt ihre Abstimmungsniederlage im Senat am 1. Dezember 50. Im Jahre 49 gelang es ihnen dann, die Mehrheit des Senats durch eine Reihe von vollendeten Tatsachen, durch größten psychologischen Druck, Erpressung, übertrieben optimistische Prognosen, ungenügend fundierte Versprechungen und durch eine extrem einseitige Verhandlungsfuhrung umzustimmen 48 . Auch waren die Konsuln dieses Jahres energischer als die des Vorjahres, und Pompeius gab seine zweideutige Haltung auf und setzte seinen ganzen Einfluß für die Gegner Caesars ein. Das Problem der Legitimität des Handelns dieser Herren, insofern sie machtund willensbestimmend waren, soll hier nur kurz angedeutet werden 49 . Bisher hatte die Gruppe der principes fast immer die Unterstützung der breiten konservativen Schichten gefunden. Und sie verkörperte in ihren eigenen und in den Augen der Mehrzahl der Bürger die res publica. Auch war nach ihrem Wissen die Krise nur zu beheben, indem man die Macht der großen Armeeführer 45
S.u. S. 72. S. Anm. 43, und Ciceros Klagen über niedere Motive der Optimaten: fam. 16,11,2; 16,12,2; 6,6,6; 7,3,2; 15,15,2. 47 RPA 181 4> Cf. Raaflaub, p. 56ff, lOOff. 49 Ausfuhrlicher unten Kap. X.
46
29
beschnitt und die Position des Senats stärkte. Von ihrem Standpunkt aus mußte deshalb alles getan werden, um zu verhindern, daß der rebellische Prokonsul sich noch einmal gegen den Willen des Senats durchsetzte. Natürlich wurde die Legitimität ihres Handelns von den Gegnern bestritten 50 . Im Jahre 50 wurde ihr Vorgehen aber auch von der Mehrheit des Senats und den Wortführern der Gemäßigten abgelehnt, da es auf einen Bürgerkrieg zusteuerte 51 . Inwieweit bei manchen dieser principes persönliche Motive ihr Handeln diktierten und das Verantwortungsgefühl fiir die res publica in den Hintergrund drängten, wird weiter unten diskutiert werden.
50 51
Allein schon durch die Bezeichnung .factio'; bes. Sali. ep. II. Fam. 4,3,1 (Nov. 46) an Sulpicius Rufus.
30
III. Das Parteiverhalten der Senatoren im Bürgerkrieg Bis zu den entscheidenden Beschlüssen im Januar des Jahres 49 v.Chr., dem senatus consultum ultimum und der Androhung der fcosfis-Erklärung gegen Caesar, hatte sich der wesentliche Teil des politischen Kampfes im Senat abgespielt. Zwar gewannen mit dem Beginn des Krieges die militärischen Ereignisse insgesamt das Hauptgewicht, aber in den ersten Wochen und Monaten behielten die politischen Verhandlungen noch ein gleich großes Gewicht daneben. Der Senat war jedoch nur in einem Fall noch Ort der Auseinandersetzungen und Verhandlungen. Dagegen wurde er immer mehr zu einem Objekt des politischen Kampfes. Er stellte personell die Regierung und die oberste zivile und militärische Verwaltung und bildete gleichzeitig den ranghöchsten Teil der obersten sozialen Schicht. Wer den Senat in der Hand hatte, besaß somit die Verkörperung der res publica und der Legalität. Daher die Befehle des Pompeius, der Senat solle Rom und dann auch Italien verlassen, daher Caesars Bemühungen, die Senatoren einzeln und insgesamt zum Bleiben zu bewegen, insbesondere die Konsulare und Magistrate. Angesichts des Verhaltens des Senats im Dezember 50 war es Pompeius und seinen Freunden klar, daß sie es nicht riskieren durften, ihn aus der Hand zu geben. Außerdem stellte die organisierte Flucht des Senats eine gewaltige Propagandawaffe dar. Die Quellen geben keine direkte und detaillierte Auskunft über das Verhalten des Senats nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges. Es wird berichtet, nahezu alle Senatoren hätten Rom im Januar 49 verlassen 1 . Die Zahl derjenigen Senatoren, die dann mit Pompeius nach Griechenland gegangen sind, wird mit 200 angegeben 2 ; das wäre die Hälfte der am 1. Dezember in Rom anwesenden Senatoren oder ein Drittel der Gesamtzahl. In den Untersuchungen über Caesars Bürgerkriegspartei sind die Ansichten über den Anteil der Senatoren unterschiedlich. So sollen sich auf Caesars Seite von den römischen Bürgern das vornehme wie geringe Gesindel befunden haben 3 , überwiegend sozial wenig geachtete Schichten und gescheiterte Existenzen 4 . Aus den eigentlich repräsentativen Schichten, der Nobilität und dem Senatorenstand, habe er sich nur ganz wenige Gehilfen gewinnen können; auch die, die 49 zu ihm kamen, seien politisch undeutend gewesen und hätten nicht zu den ranghöchsten Senatoren gehört. Insgesamt sei seine Gefolgschaft sozial und ethisch minderwertig gewesen, so daß Caesar auf prinzipienlose Opportunisten und loyale Arbeitstiernaturen ange1 J 3 4
Dio 41,7; unten Seite 93f. Dio 4 1 , 4 3 , 1 - 2 . Ed. Meyer p. 374. Chr. Meier C. 71.
31
wiesen gewesen sei 5 . „Seine bisherige Politik hatte dahin geführt", so Geizer, „daß, wenn es im Bürgerkrieg Partei zu wählen galt, er kaum auf eines einzigen achtbaren Mannes Anschluß rechnen konnte" 6 . Diese im Großen und Ganzen durch die ciceronische Optik gewonnenen Urteile, die gleichzeitig dazu dienten, Caesars Scheitern durch die Minderwertigkeit seiner Anhänger und die politische Abstinenz der anständigen Leute zu erklären, stehen im Widerspruch zu den Ergebnissen prosopographischer Untersuchungen von Syme und Shackleton Bailey: „Senators and knights, such was the party of Caesar. With the Roman plebs and the legions of Gaul, a group of ancient families, young men of eager talent and far-sighted bankers as his adherents, Caesar easily won Rome and Italy" 7 . Nach Syme sind die wichtigsten Gruppen in Caesars Partei einmal die meisten patrizischen Familien 8 und zum anderen „the party of Marius" 9 und damit verbunden die .populäre Richtung' 10 . „Caesars following was heterogenous in composition — at its kernel a small group of men paramount in social distinction, not merely nobiles but patricians; on the outer fringe, many excellent knights, ,the flower of Italy'" 1 1 . Die Aussagen Symes sind weitgehend unpräzise, manchmal sogar widersprüchlich 12 . Eine erste genaue Untersuchung über die Parteinahme der römischen Nobilität hat Shackleton Bailey vorgenommen; das bemerkenswerteste Ergebnis dieser Studie ist, daß die Mehrzahl der Nobiles nicht auf der Seite des Pompeius zu finden ist, wie bisher immer angenommen wurde, sondern bei Caesar. Shackleton Bailey hat Listen der Nobiles in den beiden Bürgerkriegsparteien aufgestellt. Das zahlenmäßige Ergebnis sieht folgendermaßen aus 13 : Von 136 bekannten Nobiles sind 55 40 11 von 30
bei Caesar bei Pompeius verhalten sich neutral ist die Stellung ungewiß.
Shackleton Bailey zieht die Schlußfolgerung, „that the choice of the individual nobilis will mostly have depended on personal relations or the accidents of circumstance" 14 . Die Parteinahme für oder gegen Caesar sei also nicht durch 5 Raaflaub 248 mit Collins, Propaganda . . . (1952), 141f; bei Raaflaub erscheint die Minderwertigkeit der Caesarianer sogar als Stichwort im Register (S. 347). 6 Geizer C. 171. 7 Syme RR 73. 8 RR 68. 9 RR 65. 10 RR 68. 11 RR 51. 11 Zur Kritik an Symes Methode s.u. S. 81ff. " Shackleton Baüey CQ 10 (1960) p. 2 5 3 - 2 6 7 ; fortan zitiert als S . - B . 14 S . - B . 266.
32
die Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen innerhalb der Oberschicht determiniert. Es ist zu fragen, ob es nicht doch, auch in der Nobilität, andere als persönliche oder zufällige Motive für die Parteinahme gibt, und zweitens, wieweit man von Shackleton Baileys Ergebnis auf die anderen Gruppen und Schichten der römischen Gesellschaft schließen kann. Shackleton Bailey hat schon einschränkend darauf hingewiesen, daß die ranghöheren nobües sich bei Pompeius befinden, die jüngeren Leute eher bei Caesar. Aber die Folgerungen, die er aus seinen Listen zieht, müssen modifiziert werden. Das Übergewicht der Caesarianer in Shackleton Baileys Aufstellung der nobiles ergibt sich allein aus der großen Anzahl von Leuten, die kein politisches Amt bekleiden oder bekleidet haben, also nicht Senatoren sind (8 Pompeianer gegen 28 Caesarianer) 15 . Dabei düifte es sich zumeist um junge Leute gehandelt haben. Diese Zahlen sprechen also auch für einen großen Anteil der adligen Jugend in Caesars .Partei'. Doch ist hier aufgrund der Quellenlage Vorsicht geboten: einige dieser jungen Leute (z.B. der Sohn des Hortensius) sind uns nur deshalb als Caesarianer bekannt, weil Cicero ihren Verrat tadelt, während andere junge nobiles nicht erwähnt werden, weil sie sich im Sinne Ciceros ,anständig' verhalten haben und somit auch nicht in unseren Listen auftauchen 1 6 . Gleichfalls begünstigt die Quellenlage Nachrichten über jüngere Magistrate bei Caesar, da dieser auf Quaestorier und Tribunizier als Truppenkommandeure zurückgreifen mußte, die dann natürlich in den militärischen Berichten des Bürgerkrieges häufig erscheinen. Deshalb kann man aus den oben genannten Zahlen oder einem Übergewicht der jüngeren Leute in Caesars Partei nicht schließen, daß die Mehrzahl der jungen Adligen insgesamt bei Caesar gewesen sei. Bei prosopographisch-statistischen Untersuchungen dieser Art müssen also die je verschiedenen Bedingungen der Bezeugung von Parteinahme berücksichtigt werden. Zahlenmäßige Aufstellungen erhalten erst dann ihren vollen Wert, wenn zumindest eine grobe Relation zu den Dunkelziffern hergestellt werden kann. Für die Nobilität insgesamt ist dies, wenn überhaupt, nur sehr schwer möglich; für den Senat dagegen lassen sich genauere Aussagen machen. Eine Auszählung der Aufstellungen von Shackleton Bailey ergibt, daß sich 32 senatorische nobiles bei Pompeius befanden, davon 20 Konsulare und Praetorier; bei Caesar waren es 27, darunter 11 Konsulare und Praetorier. Die Differenz fällt ins Auge, aber wir werden weiter unten sehen, daß diese Zahlen das wirkliche Kräfteverhältnis nicht exakt wiedergeben. Neben methodischen sprechen auch sachliche Gründe dafür, eine prosopographische Aufstellung der Caesarianer, Pompeianer und Neutralen nicht auf die Nobilität zu beschränken, sondern auf den gesamten Senat auszuweiten und die Bedeutung der Rangklassen im Senat zu berücksichtigen. Der Begriff der Nobilität, wie wir ihn seit Geizers Untersuchung verwenden, ist für uns eine sozio15 16
S. S. 60, Tabelle II. Junge Nobiles bei Pompeius: Shackleton Bailey S. 255.
3
Bruhns (Hyp. 53)
33
logische Kategorie; wir gehen damit an die römischen Verhältnisse heran und erwarten, daß sie uns Aufschlüsse über die römische Wirklichkeit liefert. So fragen wir etwa: auf welcher Seite hat die Nobilität im Jahr 49 v.Chr. gestanden und kommen auf grund statistischer Untersuchungen zu einem bestimmten Ergebnis. Vermutlich gehen wir auf diese Weise jedoch an der römischen Wirklichkeit vorbei. Zwar bedeutete nobilis für die Angehörigen der Nobilität selbst wohl das Gleiche wie für den Historiker heute, nämlich: Nachkomme eines Konsuls. Aber im alltäglichen Sprachgebrauch und selbst bei Cicero hatte der Begriff keineswegs diese exakte, exklusive, von uns sozusagen statistisch festgestellte Bedeutung17. Nobilitas war für den Römer keine soziologische Kategorie, keine soziale Gruppe, über deren Zusammensetzung er sich in abstrakten Begriffen Rechenschaft abgelegt hätte (,Gesamtheit der Familien, die einen Konsul gestellt hatten'). Nobilitas bedeutete für ihn zunächst eine persönliche Qualität, die bestimmten Personen eigen war; nobilitas als Gruppenbegriff, das waren für ihn die herausragenden (adligen) Führer der res publica, Konsulare, principes senatus, die personelle Verkörperung der von uns abstrakt gedachten Herrschaft der Nobilität. Kurz, für den Römer war nobilitas als Gruppenbezeichnung kein soziologischer, sondern ein politischer Begriff. Im Kampf um die öffentliche Meinung war natürlich die Stellungnahme der Nobilität von außerordentlicher Bedeutung neben der Legitimierung durch die Senatsbeschlüsse. Ja, Legitimität und Unterstützung durch die Nobilität fielen normalerweise zusammen, insofern diese einer politischen Aktion in der Regel gesellschaftliche und politische Legitimität verschaffte. Jedoch ist diese Nobilität, von der hier die Rede ist, nicht diejenige, die Shackleton Bailey in seinen Listen statistisch erfaßt hat. Ging es um die politische und gesellschaftliche Legitimierung, so dachte man an die führenden nobiles, die principes im Senat, die politisch führende Gruppen insgesamt, nicht an eine zahlenmäßig zu erfassende Mehrheit innerhalb einer sozialen Kategorie18. Anders als im sullanischen Bürgerkrieg tauchte in der politischen Propaganda des Jahres 49 die Parole ,nobilitas'' nicht auf. Nicht jedoch, weil sich die Nobilität statistisch etwa gleichmäßig auf beide Seiten verteilt hätte. Folgende Gründe mögen dafür verantwortlich sein: — im Gegensatz zum Bürgerkrieg der 80er Jahre war die politisch fuhrende Gruppe der rangältesten Nobiles diesmal wirklich gespalten; nicht aber in Pompeianer und Caesarianer, sondern in Pompeianer und .Neutrale'; — da Pompeius sich auf Senatsbeschlüsse stützen konnte, brauchte er sich propagandistisch nicht so sehr auf die Nobilität zu stützen; 17
„Für den gewöhnlichen Bürger war ausschlaggebend die Grenze der Interessensphäre, die sehr viel tiefer lag, als die eigentliche Grenze der Nobilität." (Strasburger, RE XVIII, 1, 788). 18 Zu den führenden Senatskreisen als Quelle der Legitimität vgl. RPA p. 173 A. 67 und 231 A. 150a.
34
-
schließlich gab es Spannungen und Interessendivergenzen zwischen Pompeius und den führenden nobiles.
Wenn auch Legitimität und Nobilität teilweise zusammenfielen, so ging es doch im politisch-propagandistischen Kampf um die Unterstützung des Senats und in ihm vor allem um die der maßgeblichen Gruppe der Konsulare (von 25 Konsularen kamen nur drei nicht aus der Nobilität) 19 . Zehn Konsulare seien in Pompeius' Senat gewesen, rief Cicero im Jahr 43 vor dem Senat aus: „decem fuimus consulares ... qui vero praetorii!... qui aedilicii, qui tribunicii, qui quaestorii!"20 Ähnlich rühmte sich Augustus in den Res Gestae: bei der Schlacht von Actium hätten auf seiner Seite gekämpft: mehr als 700 Männer senatorischen Ranges, darunter 83, die vorher oder nachher zum Konsulat gelangt seien, sowie 170 Inhaber von Priesterämtern 21 . Die Stellen zeigen, daß das Ansehen einer Partei mit der Zahl der Konsulare wuchs; außerdem war das senatorische Fußvolk gewohnt, sich nach dem Beispiel der Konsulare zu richten. Daher spielt es auch in der Auseinandersetzung um die Legalität, d.h. um die Unterstützung durch die Beamten und einer größtmöglichen Mehrheit des Senats eine große Rolle, die Konsulare auf seiner Seite zu haben 22 . Es ging also mehr um die Konsulare als um die Nobilität als Stand, als Gesamtheit. Die Konsulare, die principes im Senat wurden dabei als Verkörperung und Kern der Nobilität angesehen und agitatorisch so bezeichnet (Jactio nobilitatis'). Das Verhalten der einzelnen Nobiles und auch ihrer Gesamtheit konnte ganz unabhängig davon sein und hatte in diesem Bürgerkrieg nicht die Bedeutung des Verhaltens des Senats und der führenden Gruppen in ihm. Shackleton Baileys Untersuchungen über die Nobilität im zweiten Bürgerkrieg hat wichtige Ergebnisse gebracht, auf die wir im Verlauf dieser Arbeit immer " In diesem 2. Bürgerkrieg ist das Schlagwort .Nobilität' in der Propaganda nicht als Bezeichnung verwendet worden (Ausnahme evtl. Sali. ep. II, 2; II, 5); cf. Lacey, ,Boni atque improbi', Greece and R o m e 1970. Außerdem hat Shackleton Bailey ja gezeigt, daß die Nobilität keine Partei bildet; zur Nobilität im 1. Bürgerkrieg: Badian, Waiting for Sulla, JRS 52. 20 Phil. 13,29f; cf. Phil. 2,54: „consules . . . omnis consulares, qui per valetudinem exsequi cladem illam fugamque potuissent, praetores, praetorios, tribunos pi., magnam partem senatus, omnem subolem iuventutis". Ähnliche Aufzählung 2,37 (zu beachten allerdings, daß Cicero selbst nicht zur alten Nobilität gehörte). 21 Res gestae 25. " Eine Aufgliederung der Caesarianer und Pompeianer nach ihrem senatorischen Rang ist schon von Berta Fuchs in ihrer Bonner Dissertation „Die Parteigruppierung im Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius" ( 1 9 2 0 ) vorgenommen worden. Abgesehen von großen Lücken im prosopographischen Material, die seither geschlossen worden sind, ist ihre Arbeit auch wegen methodischer Mängel unbrauchbar. So werden z.B. die Caesarianer und Pompeianer zwar nach ihrem Rang geordnet aufgeführt, aber für die Zuordnung wird kein Stichjahr zugrundegelegt, sondern es wird der letzt erreichte Rang aufgeführt. Auf diese Weise kommt es dahin, daß Caesar im Bürgerkrieg über mehr Konsulare und fast gleich viele Praetorier verfügt wie Pompeius.
35
wieder Bezug nehmen. Aber aus den genannten Gründen, vor allem, um die Haltung der Oberschicht allgemein zu analysieren, weiten wir die statistischprosopographische Untersuchung auf den gesamten Senat aus. Im folgenden Abschnitt wird also eine Rekonstruktion der Parteiungen in den Jahren 4 9 / 4 8 anhand von Listen der Senatoren (unter besonderer Berücksichtigung der Rangfolge) in und zwischen den beiden Bürgerkriegslagern unternommen. Die Aufstellung der Parteilisten nach den Kriterien des senatorischen Ranges bietet zudem den Vorteil, daß die Dunkelziffer recht genau angegeben werden kann; auf diese Weise kann der Aussagewert der einzelnen Zahlen abgestuft werden 2 3 .
Aufstellungen über die Parteinahme von Senatoren im Bürgerkrieg Methodische
Vorbemerkungen
Auf den folgenden Seiten werden die Parteiungen im Bürgerkrieg nach senatorischen Ranggruppen getrennt aufgeführt. -
Stichjahr für die Rangeinstufung ist das Jahr 49; d.h. die Wahlen des Jahres 50 sind die letzten maßgeblichen. Fälle, in denen wir auf Vermutungen angewiesen sind, sind jeweils kenntlich gemacht".
23 Ohne Berücksichtigung der Alterspyramide und von Ausnahmen käme man für den sechshundertköpfigen nachsullanischen Senat zu folgenden Ziffern: 240 Quaestoren und Quaestorier 120 Tribunen/Tribunizier u. Aedile/Aedilizier : 180 Praetoren und Praetorier 60 Konsuln und Konsulare
(je Generation, 30 Jahre, jeweils 20 Neuzugänge, abzüglich der in höhere Ämter Aufgestiegenen). Diese Zahlen sind natürlich irreal, können aber einen Anhaltspunkt bieten. In der dritten Kategorie ist vorausgesetzt, daß zwei der vier Aedile vorher das Tribunat bekleidet haben. Zur Bekleidung beider Ämter vor allem durch homines novi vgl. Wiseman S. 159. Der Eintritt in den Senat durch das Tribunat war nach Sulla noch möglich, aber ungewöhnlich. Beispiele: M. Caelius Rufus, Asinius Pollio, vgl. Wiseman S. 99. " Bei den unter .neutral/ungewiß' aufgeführten Praetoriern sind sechs Praetorier vermerkt, für deren Existenz wir keine Zeugnisse haben, die über die erste Hälfte der 50er Jahre hinausgehen. Daß sie 49 noch lebten, muß Vermutung bleiben. Bei den unteren Senatsrängen sind dagegen nur diejenigen Senatoren aufgeführt, deren Existenz im Jahr 50/49 oder später bezeugt ist. Zwar kann man bei manchen der zu Anfang des Jahrzehnts bezeugten Quaestorier und Tribunizier mit noch größerer Wahrscheinlichkeit als bei den Praetoriern annehmen, daß sie 49 noch lebten, aber ihre Aufnahme hätte nur die Liste der ,Ungewissen' vergrößert. Ihre Namen sind leicht der Liste bei Willems zu entnehmen. Dagegen sind eine Reihe von Senatoren aufgenommen worden, deren Zugehörigkeit zum Senat erst für die Zeit nach dem Jahr 49 bekannt ist, die aber in Anbetracht ihres Ranges wahrscheinlich schon 49 im Senat waren; da jedoch die Bestimmungen über die Ämterlaufbahn nicht immer eingehalten wurden (vgl. G. V. Sumner, The Lex Annalis under Caesar, Phoenix 25 (1971) 246-271 und 357-371), ist nicht in jedem Fall auszuschließen, daß der Eintritt in den Senat erst unter Caesar erfolgte. Diese Fälle sind in den Listen jeweils kenntlich gemacht. 36
-
-
die Zuordnung zur einen oder anderen Bürgerkriegspartei bezieht sich in der Regel auf die Zeit vor der Schlacht von Pharsalos; nach Möglichkeit wird die Parteinahme genauer datiert. innerhalb der einzelnen Ranggruppen werden jeweils drei Kategorien aufgeführt: Pompeianer, Caesarianer, neutral/ungewiß. In den ersten beiden Gruppen sind nur Senatoren aufgeführt, deren Teilnahme am Bürgerkrieg auf der einen oder anderen Seite bezeugt ist oder mit einiger Sicherheit erschlossen werden kann. In der dritten Kategorie ist nur bei den Konsularen für eine größere Anzahl von Personen Neutralität oder Nichtteilnahme am Bürgerkrieg bezeugt. Von den Praetoren abwärts ist Neutralität nur in Ausnahmefällen bekannt; eine ganze Reihe von Senatoren, deren Existenz während der Bürgerkriegszeit bezeugt (oder in manchen Fällen zumindest wahrscheinlich ist) mußte daher mit dem Etikett .ungewiß' versehen werden.
Technische -
Hinweise
die eingeklammerte Zahl nach dem Namen weist auf den entsprechenden Artikel in der RE hin; wenn nicht anders vermerkt, folgt die Datierung der Ämter den Angaben bei Broughton MRR; Belege, wenn nicht angeführt, bei Broughton MRR oder in der RE; eine einfache Quellenangabe in den den Listen hinzugefügten .Materialien' bedeutet, daß an dieser Stelle der erste Hinweis auf eine Parteinahme im Bürgerkrieg zu finden ist.
A. Die Konsulare Im ersten Jahr des Bürgerkrieges lebten, einschließlich der Konsuln des Jahres 49, 26 Konsulare 2S. Drei waren durch Verurteilung aus dem Senat ausgeschlossen worden und lebten im Exil. Von den verbleibenden 21 (zählt man Pompeius und Caesar selbst nicht mit) ergriff ein einziger aktiv für Caesar Partei, zehn blieben neutral, zehn unterstützten Pompeius 2 6 . 25
Caesar und Pompeius Inbegriffen; cf. Syme RR 6 I f . Nicht gezählt: M. Perperna, Cos. 92, der zu Anfang des Jahres 49 angeblich im Alter von 98 Jahren starb, cf. S . - B . 261 A. 5. " Phil. 13,28f: „Pompeianum senatum . . . , in quo decem fuimus consulares". Anschließend zählt Cicero zehn Namen auf (cf. RR 45), ohne sich selbst und Pompeius, so daß man eigentlich auf zwölf Konsulare käme. Münzer (RE s.v. Sulpicius Rufus) hat den Widerspruch so zu erklären versucht, daß die Aufzählung tendenziös sei, denn die Konsuln von 51, Ser. Sulpicius und M. Marcellus hätten ein freiwilliges ExU gewählt und müßten daher zu den Neutralen gezählt werden. Shackleton Bailey (253 Α. 7) widerspricht mit folgenden Argumenten: 1.) den Quellen nach sei es fast sicher, daß Marcellus 4 8 in Pompeius Lager gewesen sei. 2.) Phil. 13,29 mit fam. 6,6,10 lasse es als sicher erscheinen, daß Sulpicius noch zu Pompeius gestoßen sei. 3.) Eine Unrichtigkeit in seiner Rede hätte Cicero sich nicht erlauben können: „Every senator must have known perfectly well what Marcellus and Sulpicius did in the war." Das löst jedoch nicht den Widerspruch in Phil. 13,29, denn es konnte wohl auch jeder Senator bis zehn zählen. Es bleiben zwei Möglichkeiten: 1.) Cicero zählt die Konsuln von 49 nicht zu den Konsularen, dann kämen wir mit Cicero und Pompeius auf 10 Konsulare + 2 Konsuln. Dagegen spricht aber der Wortlaut der Textstelle. 2.) Cicero zählt Pompeius nicht mit; dagegen kann man keinesfalls annehmen, er habe sich selbst ausgelassen: decem fuimus consulares . . . In diesem Fall wäre einer der Aufgezählten auszuscheiden. Ich entscheide mich für Sulpicius, bei dem sonst alles dafür spricht, daß er neu-
37
Konsulare bei Pompeius 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) 9) 10)
M. Tullius Cicero (29) L. Afranius (6) M. Calpurnius Bibulus (28) P. Cornelius Lentulus Spinther (238, cf. 204) L. Domitius Ahenobarbus (27) Ap. Claudius Pulcher (297) Q. Caecilius Metellus Pius Scipio (99) M. Claudius Marcellus (299) C. Claudius Marcellus (217) L. Cornelius Lentulus Crus (218)
nob. nob. nob. nob. nob. nob. nob. nob.
Cos. Cos. Cos. Cos. Cos. Cos. Cos. Cos. Cos. Cos.
63 60 59 57 54 54 Cens. 50 52 51 49 49
Von den zehn Konsularen, die 49/48 im pompeianischen Senat saßen, nahmen zwei anscheinend gar keinen Anteil an den militärischen Unternehmungen (Cicero und M. Claudius Marcellus); ein dritter nur in den ersten Wochen des Bürgerkrieges: Lentulus Spinther 27 . Außerdem war Cicero erst nach einem halben Jahr des Zögerns den Pompeianern gefolgt. Nach den Ereignissen bei Corfinium hatte auch Lentulus Spinther zunächst gezögert, Italien zu verlassen. Es bleiben somit sieben aktive Konsulare, die, bis auf Pompeius' Legaten Afranius, alle der Nobilität angehören. Sieben der zehn Konsulare hatten wir zur engeren factio gezählt (Nr. 3, 5, 6, 7, 8, 9, 10). Von diesen zehn Konsularen überlebten nur M. Marcellus und Cicero den Bürgerkrieg, nur Cicero das Jahr 46 28 . Einer beging Selbstmord (Caecilius Metellus), zwei oder drei wurden auf Befehl Caesars getötet (Afranius, Lentulus Spinther, evtl. Domitius Ahenobarbus). Die übrigen kamen im Lauf der militärischen Ereignisse um.
Material zu den Listen Konsulare bei No.
Pompeius
1) Nach Zögern im Juni 49 zu Pompeius, s.u. Kap. VII. 2) Homo novus; Legat Caesars in Spanien 5 5 - 4 9 ; nach der Niederlage in Spanien wieder zu Pompeius; bei Thapsus gefangen und getötet.
tral blieb. Att. 13,10,1 und fam. 6,6,10 sprechen eher dafür, daß Sulpicius Partei ergriffen hat; Att. 10,14 und Phil. 13,29 selbst sprechen für Neutralität. Geizer (Cie. 279 A. 118) schreibt: „Sulpicius . . . setzte nach Kriegsausbruch seine Friedensbemühungen fort (Att. 9,18,2; 10,3a,2) und begab sich nach Samos" (Brut. 156). Aber die Brutus-Stelle besagt nur, daß Sulpicius nach Pharsalos auf Samos war. Caesars Verhalten Sulpicius gegenüber läßt vermuten, daß dieser nicht im Lager der Pompeianer war: „Caesar . . . laudata (que) honorificentissime et aequitate tua et prudentia . . . " (an Sulpicius, Herbst 46, fam. 4,4,3). 27 Bes. Att. 11,4; Cicero kam erst im Juni 49 zu Pompeius. Zu Spinther cf. B.C. III, 83; bei App. II 76 scheint Lentulus Crus gemeint zu sein, cf. MRR II, 276. 28 M. Claudius Marcellus Cos. 51 war 46 begnadigt worden, wurde aber noch vor der Rückkehr nach Italien ermordet.
38
3) Erst im März 49 aus seiner Provinz Syrien zurückgekehrt (Att. 9,9,2); übernimmt gleich das Kommando der pomp. Flotte; 48 gestorben. 4) Im Bürgerkrieg sofort auf der pomp. Seite; nach Corfinium blieb er zunächst unschlüssig in Italien (Att. 9,11,1, Dankbarkeit gegen Caesar; 9,13,7: unschlüssig, 9,15,4: am 25. März noch in Puteoli), dann zu Pomp.; 47/46 wohl auf Caesars Befehl getötet. 5) Auch bei diesem erbitterten Gegner Caesars eventuell ein Augenblick des Zögerns, ob er Italien verlassen solle: Att. 8,14; 9,3,1; bei Pharsalos gefallen. 6) Att. 8,15,3: Appius sei nicht berechtigt, Italien zu verlassen, da er Censor sei: Att. 8,1,3: „inconstantius"; mit der Verteidigung Achaias beauftragt, zog sich aufgrund eines Orakels nach Euboea zurück (RE), starb Anfang 48. 7) Kein Moment des Zögerns bekannt, Selbstmord nach Thapsos. 8) Bei Pompeius, aber kein militärisches Amt bekannt; hatte im Januar 49 zu Mäßigung geraten, Caes. B.C. I, 1; 46 begnadigt, vor Heimkehr ermordet. 9) Bruder von No. 8; verließ Italien mit Pomp., nach dem Übergang nur noch einmal erwähnt (B.C. III, 5,3; cf. Dio 41,43,2); wohl vor Pharsalos gestorben. 10) Schon im Dez. 50 Gerüchte, er sei von Caesar gewonnen worden (Att. 6,8,2); Zweifel an L.'s Zuverlässigkeit: Att. 8,15,2; 8,9,4; Dio 41,12,1; Caesar versuchte im Frühjahr 49 vergeblich, den Konsul in Italien zurückzuhalten (Versprechen einer Provinz: Att. 8,9,4); ein zweiter Verhandlungsversuch durch Baibus im Jahr 4 8 scheitert an Lentulus' überhöhten Forderungen: Veil. 2,51,3; cf. vor allem seine Drohung im Januar 49: „habere se quoque ad Caesaris gratiam atque amicitiam receptum", B.C. I, 1; nach Flucht in Ägypten ermordet.
Konsulare
bei
Caesar
1) Cn. D o m i t i u s Calvinus ( 4 3 , cf. 11)
nob.
Cos. 5 3 , 4 0
N a c h ihrer Rückkehr aus d e m Exil k a m e n hinzu: 2) A. Gabinius ( 1 1 )
Cos. 5 8
3 ) M. Valerius Messalla R u f u s ( 2 6 8 )
nob.
Cos. 5 3
4 ) C. A n t o n i u s Hibrida ( 1 9 )
nob.
Cos. 6 3
A u f Caesars Seite stand also im Jahr 4 9 ein einziger Konsular: Cn. D o m i t i u s C a l v i n u s 2 9 Als V o l k s t r i b u n war er 5 9 n o c h ein scharfer Gegner Caesars gewesen. 5 3 wurde er gegen P o m p e i u s ' Willen z u m K o n s u l g e w ä h l t , m i t Unterstütz u n g durch Caesar, die A p . Claudius vermittelt h a t t e 3 0 , der im Bürgerkrieg auf P o m p e i u s Seite stand. Hinzu k a m e n im Jahr 4 8 nach ihrer Rehabilitierung A . Gabinius u n d M. Valerius Messalla R u f u s , die in den Jahren 5 4 u n d 51 veruteilt w o r d e n waren. Außerd e m wird meist n o c h z u den Caesarianern gezählt C. A n t o n i u s Hibrida, der Kollege Ciceros im Jahr 6 3 . 5 9 war er de repetundis
(de maiestate?)
verurteilt
w o r d e n . Es ist j e d o c h mehr als z w e i f e l h a f t , daß er im Bürgerkrieg aktiv auf Caesars Seite war; d e n n sein N e f f e M. A n t o n i u s h a t t e im Jahr 4 9 n i c h t gewagt, " No. 2 - 4 können erst für 48 oder später dazugerechnet werden, da sie bei Beginn des Krieges im Exil lebten, s.u. S. 64ff.; S . - B . p. 257 zählt sie zu den Caesarianern. 30 Geizer C. 132.
39
ihn mit den anderen Verurteilten zusammen zurückzurufen 31 . Er ist wohl erst später von Caesar begnadigt worden, da er 44 im Senat saß. Konsulare bei Caesar No. 1) Als Volkstribun 59 scharfer Gegner Caesars (Geizer C. 109); erste Nachricht im Bürgerkrieg; von Caesar 48 nach Makedonien beordert (B.C. III, 34); kommandierte in der Schlacht von Pharsalos das Zentrum der caes. Armee. Syme (Sallust, S. 217) vermutet, daß Domitius Calvinus wie sein Kollege Messalla Rufus nach seinem Amtsjahr verurteilt worden sei. Es gibt keinen Beleg dafür, aber die Tatsache, daß wir erst 48 wieder von ihm hören, könnte fur Verurteilung und Exil sprechen. In diesem Fall hätte Caesar 49 nicht einen einzigen Konsular auf seiner Seite gehabt. 2) 54 exiliert, Güterkonfiskation; 49 von Caesar zurückgerufen, Flottenkommando; cf. unten Kapitel IV. 3) 41 verurteilt (fam. 8,2,1. 4,1), von Caesar rehabilitiert, Legat seit 48; vgl. unten Kapitel IV. 4) 78 von Caesar angeklagt; 59 de maiestate verurteilt, Exil in Cephallonia; von Caesar im Laufe des Bürgerkrieges zurückgeholt, cf. unten Kapitel IV.
Neutrale Konsulare 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) 9) 10)
P. Servilius Vatia Isauricus (93) M. Aemilius Lepidus (62) L. Volcatius Tullus (8) L. Aurelius Cotta (102) L. Iulius Caesar (143) L. Calpurnius Piso (90) L. Marcius Philippus (76) Ser. Sulpicius Rufus (95) L. Aemilius Paullus (81) C. Claudius Marcellus (216)
nob. Cos. 79 Cens. 55 nob. Cos. 66 nob. Cos. 66 nob. Cos. 65 Cens. 64 nob. Cos. 64 nob. Cos. 58 Cens. 50 nob. Cos. 56 nob. Cos. 51 nob. Cos. 50 nob. Cos. 50
Die Liste der neutralen Konsulare ist auf den ersten Blick die eindruckvollste: sie ist genauso lang wie die der pompeianischen Konsulare; alle gehören der Nobilität an, und hier sind die meisten älteren Konsulare zu finden. Nun ist nicht immer genau zu klären, wo wirkliche Neutralität vorlag, wo die Nichtteilnahme durch Alter oder Gebrechlichkeit bedingt war und wo es sich um Duldung oder gar Unterstützung Caesars handelte. Ganz abgesehen einmal von der Frage, was für eine Neutralität in einem Bürgerkrieg überhaupt möglich ist, und zweitens davon, daß Caesar die Neutralen für sich reklamierte, während die Pompeianer sie als Staatsfeinde bezeichneten. Von vier dieser Konsulare wissen wir, daß sie an Sitzungen des Rumpfsenats im Jahr 49 teilnahmen (Aemilius Lepidus, Volcatius Tullus, Sulpicius Rufus, Calpurnius Piso)32. Zwei der 'Neutralen' übernahmen nach Pharsalos ein poli31
Phil. 2,56; Dio 46,15; Strabo 10.445. Im April 49 nur Volcatius Tullus und Ser. Sulpicius Rufus, cf. Gelzer C. 191 und Ed. Meyer 350 Α. 1; auch u. S. 97. 35
40
tisches A m t auf Caesars Seite (L. Iulius Caesar, Sulpicius R u f u s ) . Vier v o n ihnen waren auf die eine oder andere Weise mit Caesar v e r w a n d t 3 3 . Es ist aber fraglich, o b man ihre Neutralität allein auf die verwandtschaftlichen Beziehungen zurückführen darf, wie S y m e es t u t 3 4 . Es ist a n z u n e h m e n , daß die m e i s t e n dieser Neutralen Caesars Einmarsch in Italien scharf verurteilten, so wie es von Piso u n d Sulpicius R u f u s bezeugt ist 3 5 ; das Verdammungsurteil Pisos über seinen Schwiegersohn wurde in der Ö f f e n t lichkeit besonders beachtet. Lepidus u n d Marcellus waren anfangs bei Pompeius. Sie m a c h t e n ihr Urteil und ihr Verhalten abhängig v o n der Situation und der Art der Kriegsfuhrung ( c f . Kap. VII). Für die ersten Monate des Krieges müßte man Cicero z u der Liste der .Neutralen' hinzufugen. Neutralität ist hier nur ein Hilfsbegriff; besser spräche man vielleicht von denen, die zunächst z w i s c h e n den Parteien standen u n d dann schließlich zu einer wie auch immer gearteten K o o p e r a t i o n mit d e m Sieger in Italien übergingen. Neutrale No.
Konsulare
1) Cens. 55; 49 etwa 85 Jahre alt, 44 gest., sein Sohn ist der Konsul 48 (Pr. 54). 2) Wohl im März nach Rom zurückgekehrt (Att. 9,1,2), beabsichtigte, an der Senatssitzung im April teilzunehmen (Att. 8,15,2). Zunächst pompeianisch gesinnt (Att. 7,23,1), ändert er seine Meinung, als klar wurde, daß Pomp. Italien verlassen wollte (Att. 7,12,4) und faßte schon Mitte Februar den Entschluß, nach Rom zurückzukehren (Att. 8,1,3). Vom Frühjahr 49 bis zu seinem Tod vor 44 keine Nachricht mehr. cf. S.-B. 260, Syme, Studies in Tacitus, p. 31. 3) Versucht im Jan. 49 zu vermitteln; gleiche Einstellung wie No. 2, im April im Senat, nicht ganz freiwillig (Att. 10,3a,2); hatte seinen Sohn zu Caesar geschickt, als der vor Brundisum stand. 46 noch im Senat. 4) Wohl Vetter Caesars (Taylor, Caes. Nob. p. 5); 49 mit No. 7 von der Provinzverlosung ausgeschlossen B.C. I, 6; während des Krieges wohl neutral (Phil. 2,16,13; fam. 12,2,3 Att. 12,23,3; 12,27,3); später hat er ein Amt unter Caesar angenommen: XV vir s.f. 44. 5) 5 2 - 4 9 Legat Caesars in Gallien; 49 neutral, cf. S.-B. 261; 47 Praef. urb., von Antonius ernannt. 6) Schwiegervater Caesars, im Jahr 50 vermittelnde Position, verurteilte Caesars Einmarsch scharf (Strasb. Urteil p. 36 Att. 7,13,1), verließ Rom, Schloß sich aber Pomp, nicht an, anschließend neutral, erschien aber im Senat (unten S. 97). 7) Cf. No. 4; mit Caesar verschwägert; Caesar hat ihm gestattet, sich neutral zu verhalten, evtl. außerhalb Italiens? (Att. 10,4,10); sein Sohn ist Praetor 44. 8) Cf. Anm. 26; hatte seinen Sohn zu Caesar geschickt (Att. 9,19,2); im April im Senat, später auf Samos. Patrizier und Nobilis, aber sein Vater war nur ,eques', Cie. Mur. 16; 23. Cf. Wiseman S. 119f. 9) Angeblich von Caesar bestochen, nahm am Bürgerkrieg nicht aktiv teil.
33 L. Calpurnius Piso, C. Claudius Marcellus, L. Iulius Caesar, L. Aurelius Cotta, vgl. Syme RR 64. 34 RR 62. 35 Strasburger, Urteil p. 37, 39.
41
10) Als Konsul scharfe anticaesarianische Politik; er blieb bis in den Mai unschlüssig auf seinem Gut bei Liternum (Att. 8,12a,4; 10,12,3), söhnte sich dann mit Caesar aus (Att. 10,15,2) (Münzer, R E , er sei nach Rom zurückgekehrt; davon steht in der Quelle kein Wort; 4 6 ist M. im Senat. Zur Verwandtschaft mit Caesar vgl. unten. E i n Teil der , N e u t r a l e n ' h a t t e z u m i n d e s t einen F u ß in Caesars L a g e r , z u m a l diejenigen, die in R o m selbst blieben u n d in den S e n a t k a m e n . F ü r die M o t i v e der N e u t r a l i t ä t ergibt die p r o s o p o g r a p h i s c h e U n t e r s u c h u n g nicht viel. Die Liste e n t s p r i c h t keiner ,Partei' o d e r Jactio'
v o r d e m Krieg. D a s g e m e i n s a m e K e n n -
z e i c h e n dieser K o n s u l a r e ist nur, daß m a n in den politischen A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n der fünfziger J a h r e n i c h t viel v o n ihnen h ö r t . Eine Ausnahme ist C. Claudius Marcellus, der als Konsul im Jahr 50 immer eine harte Konfrontation mit Caesar gesucht hatte. Er setzte sich über den Beschluß des Senates vom 1. Dezember 5 0 hinweg und übertrug Pompeius die Vollmacht, die zum Schutz des Staates notwendigen Maßnahmen zu treffen, nämlich die Mobilisierung gegen Caesar. Er ist jedoch (wie die anderen beiden Marceller) nicht zu den eigentlichen Kriegshetzern zu rechnen, sondern zu der Gruppe innerhalb der Senatsführung, die einen Bürgerkrieg nicht riskieren wollte, jedoch hoffte, Caesar durch die entschiedene Politik zum Nachgeben bringen zu können. Daß er am Krieg schließlich nicht teilnimmt, hat zwei Erklärungen gefunden. Man sah darin entweder eine unheroische Attitude 3 6 oder führte die Neutralität darauf zurück, daß Marcellus mit Caesar verwandt war 3 7 . Dieses Argument ist jedoch nicht stichhaltig, denn Marcellus hatte Caesars Großnichte schon im Jahr 54 geheiratet; wenn denn wirklich eine, noch dazu so wenig enge, Verbindung in der Politik eine Rolle gespielt haben soll, dann hätte sie sich schon in der politischen Auseinandersetzung im Jahr 50 bemerkbar machen müssen 38 . In Ciceros Briefen hören wir von C. Marcellus nach dem Kriegsausbruch erstmals im Mai 4 9 3 9 . Er hatte Italien nicht mit Pompeius verlassen, war aber im April auch nicht im Senat erschienen. Schon im Mai aber versuchte er, die ersten Brücken zur Gegenseite zu schlagen 4 0 . Als Ursache dieses völlig unerwarteten Verhaltens ist eine gewisse Charakterlosigkeit nicht auszuschließen. Wahrscheinlicher ist, daß er sich von Pompeius getäuscht fühlte, nachdem die militärische Exekution gegen Caesar zusammengebrochen war, bevor sie überhaupt recht begonnen hatte. Er hatte sich als Konsul nur deshalb auf eine totale Konfrontation mit Caesar eingelassen, weil er glaubte, daß man ihn schließlich zum Nachgeben werde zwingen können oder daß man militärisch leicht mit ihm fertig würde. Sein Verhalten im Jahr 4 9 zeigt einmal mehr, wie wenig eine geschlossene Front von .Optimaten' überhaupt existierte und wie sehr man sich in Hinsicht auf die Kriegsführung verschätzt hatte.
B. Die Praetorier A u s d e m S e n a t des J a h r e s 4 9 sind u n s 8 0 P r a e t o r i e r ( u n d P r a e t o r e n ) b e k a n n t . Die Dunkelziffer k a n n n i c h t allzu g r o ß s e i n 4 1 . D a s V e r h ä l t n i s z w i s c h e n P o m Münzer, R E s.v. Claudius No. 216. S . - B . p. 261. 3 8 Zur Bedeutung der Verwandtschaft unten S. 72. 3 9 Att. 10,12,3 u. 10,15,2. 4 0 Att. 10,15,2. Im Jahr 4 6 ist er im Senat. 4 1 Groß im Vergleich zur theoretisch möglichen Zahl von 180 gleichzeitig im Senat sitzenden Praetoriern: 6 (= 8 - 2) Praetorier mal 30 (Jahre); ohne Berücksichtigung der mitt36 37
42
peianern und Caesarianern ist verschieden von dem bei den Konsularen. Knapp die Hälfte, 32, befinden sich im pompeianischen Lager, 15 (+ 5) bei Caesar. Für einen Praetorier ist neutrales Verhalten bezeugt; die Stellung der restlichen 27 ist unbekannt. Die Anzahl der Nobiles unter den Praetoriern: 12 bei Pompeius, 8 bei Caesar und 8 in der dritten Gruppe. Nur fünf der Praetorier steigen später zum Konsulat auf (4 Caesarianer, ein Pompeianer) 4 2 . Von den pompeianischen Praetoriern standen nicht alle gleich zu Anfang des Krieges uneingeschränkt auf der Seite des Pompeius. Bei den Caesarianern sind fünf Exilierte mit aufgeführt, die für 49 nicht ohne Einschränkungen dazugerechnet werden können (vgl. Kap. IV). Einige dieser Praetorier befanden sich auch erst bei Pompeius und gingen dann wegen der Art der pompeianischen Kriegsführung zu Caesar über. Für die Neutralen und Ungewissen gelten die gleichen Einschränkungen wie für die neutralen Konsulare. Echte Neutralität ist nur in einem Fall bezeugt. Es mag weitere Fälle gegeben haben, zumal die Quellen eher die Teilnahme als die Nichtteilnahme am Krieg vermerken. Vielleicht war Neutralität für Praetorier auch schwieriger als für Konsulare; nur bei Parteinahme für die ,richtige' Seite konnten ehrgeizige Praetoren hoffen, noch das Konsulat zu erreichen.
Prätorier bei Pompeius 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) 9) 10) 11) 12) 13) 14) 15) 16)
A. Manlius Torquatus (13,76) L. Lucceius C.f. (6, cf. Licinius 105) M. Petreius (3) C. Vergilius Baibus (2,3) Q. Tullius Cicero (31) T. Labienus (6) T. Ampius Baibus (1) Q. Voconius Naso (2 und 3) P. Nigidius Figulus (3) P. Silius (Nerva) (8) C. Considius Longus (11) Q. Minucius Thermus (67) M. Nonius Sufenas (52) L. Caecilius Rufus (110) M. Porcius Cato (16) M. Aurelius Cotta (109)
nob.
nob.
nob. nob.
Pr. Pr. Pr. Pr. Pr. Pr. Pr. Pr. Pr. Pr. Pr. Pr. Pr. Pr. Pr. Pr.
wohl 70 pereg. 67 64? 62 62 um 59? 59 um 61 58 58? 52? 58? 52? 58? 53? vor 57 od. 52 urb. 57 54 54? 50?
leren Lebenserwartung, die jedenfalls weit tiefer als 70 Jahre lag.); vergleicht man sie aber mit der Zahl der im Jahr 49 lebenden Konsulare, so erscheint die Dunkelziffer gering: 26 Konsulare χ 3 = 78 (theoretisch sitzen dreimal mehr Praetorier im Senat als Konsuln). 42 Von den Pompeianern: L. Scribonius Libo Cos. 34, von den Caesarianern: M. Aemilius Lepidus Cos. 46,42, Q. Fufius Calenus Cos. 47, P. Servilius Isauricus Cos. 48, P. Vatinius Cos. 47.
43
17) 18) 19) 20) 21) 22) 23) 24) 25) 26) 27) 28) 29) 30) 31) 32)
C. Fannius (9) L. Postumius (15) P. Sestius (6) P. Attius Varus (32) M. Considius Nonianus (13) A. Plautius (8) P. Licinius Crassus Junianus (75) L. Scribonius Libo (20) C. Coponius (3 und 9) Μ. Favonius (1) L. Manlius Torquatus (80) P. Rutilius Lupus (27) L. Aelius Tubero (150) L. Livius Ocella (25) M. Terentius Varro (84, Supp. 6) Q. Pompeius Bithynicus (25, cf. 148)
nob.
nob. nob.
nob. nob. nob. nob. nob.
Pr. Pr. Pr. Pr. Pr. Pr. Pr. Pr. Pr. Pr. Pr. Pr. Pr. Pr. Pr. Pr.
54? 50? 54? 50? um. 54? 50? um 53 54? 50? urb. 51 51? 50? 49 49 49 49 ? wohl vor 49 ? ?
Praetorier bei Pompeius No.
1) 2) 3) 4) 5) 6)
7) 8) 9) 10)
11) 12) 13) 14) 15)
16) 17)
44
Att. 9,8,1; nach Caesars Sieg Exil in Athen fam. 6 , 1 - 4 . Att. 9,1,3; B.C. Ill 18,3; Begnadigung u. Rückkehr nach Rom: fam. 5,13. Legat in Spanien, cf. MRR; Selbstmord nach Thapsos. Kommandant von Thapsos; unbekannt, wann zu Pomp, gestoßen, ergab sich Caesar, Bell. Afr. 93; 45 gest. Att. 12,51,2. Att. 9,1,4; 9,6,4; begnadigt: Att. 11,20,1. Jan. 49 zu Pompeius übergegangen, cf. Strab. Urteil p. 35, aber auch Att. 8,2,3: nam in Labieno parum est dignitatis. Zu Labienus jetzt Tyrell (Historia 21, 1972, S. 424 - 4 4 0 ) : Syme hat Unrecht mit der Annahme, die alten Bande zu Pompeius hätten ihn zum Übertritt veranlaßt. Att. 8,11 B, 2; fam. 6,12,3: tuba belli civilis; begnadigt Nov. 46. Att. 8,15,3. Cf. Willems No 94. Att. 7,24; im Exil 45/44 gest.; cf. fam. 4,13 (an ihn). S.-B. 265 A. 2, zählt ihn zu den Caesarianern. Die einzige Auskunft zu seinem Verhalten im Bürgerkrieg ist Att. 10,13,3 vom 7. Mai 49: „Silium et Ocellam et ceteros credo retardatos." Da der Praetor Ocella (No. 30) später bei Pompeius war, nehme ich das gleiche von Silius an. Die nächste Nachricht über Anwesenheit in Rom: Juni 44. Legat unter Pompeius 4 9 - 4 6 ; er wollte sich um das Konsulat für 48 bewerben. Propr. in Afrika 46, von den eigenen Truppen getötet. Besetzte 49 Iguium für Pomp.; nächste Nachricht aus dem Jahre 43. Att. 8,15,3; noch bei Pharsalos auf der pomp. Seite. Nicht bei S.-B.; bei Corfinium von Caesar gefangen u. freigelassen; keine weitere Nachricht; lebte wohl bis in august. Zeit (RE). Att. 7,15,2, am 22. Jan. 49 in Capua: Cato sei verhandlungsbereit, wolle aber im Senat sein u. nicht nach Sizilien gehen, wovon Cicero sich nichts Gutes verspricht. Erhält 49 die Provinz Sardinien; keine Nachricht nach 49. 49 Propr. Sizilien, dann Asien; evtl. 48 gest.: MRR, anders Münzer RE; Att. 11,6,6: (Nov. 48): hatte in P.'s Lager Atticus wegen seiner Neutralität gedroht.
18) Att. 7,15,2; B.C. I, 6, weigerte sich, ohne Cato nach Sizilien zu gehen. Zum Rang vgl. MRR Add. 19) 49 bei Pomp.; 48, wohl gleich nach Pharsalos, ging er zu Caesar über, erhielt militär. Kommando, cf. MRR. 20) Nach Flucht aus Italien Kriegsfiihrung auf eigene Faust: vgl. Cie. pro. Lig. 3. 21) Cf. oben S. 27; Verteidigung Campaniens, keine Nachricht nach 49. 22) Cf. oben S. 27; 4 8 evtl. gewaltsames Ende; seine Güter wurden von Caesar verkauft, fam. 13,8,2. 23) MRR Add.; ab 49 Legat, nach Thapsos Flucht. 24) Cos. 34; einer der radikalen Caesargegner: Raaflaub 141, Att. 9,11,4; Caesar versuchte im März 49, ihn für eine Vermittlung zu gewinnen, MRR. 25) Att. 8,12 A, 4; B.C. III, 5,3. 26) Oben S. 27; im Januar angeblich als einziger gegen die Annahme der von Caesar vorgeschlagenen Bedingungen, Att. 7,15,2; nach Pharsalos wohl nach Italien zurückgekehrt (Münzer, RE). 27) Nach Zögern (Att. 7,12,4; 7,23,1) verließ er Italien mit Pomp., Att. 9,8,1; in Afrika getötet. 28) Zuerst auf der Seite des Pomp.; dann im März und April in Rom (Att. 8,12 A, 4; 9,1,2); schließlich wohl im Sommer 49 noch zu Pompeius (B.C. III, 55). 29) Cf. Cie. pro. Lig.; 49 Provinz Afrika, 46 begnadigt; zur .nobilitas' cf. Shackleton Bailey p. 254 η. 4. 30) Cf. No. 10; zum Namen Cichorius, 2 5 3 - 2 5 7 ; im Sommer 49 zu Pomp.; 46 begnadigt: B. Afr. 89,1. 31) Pomp. Legat in Spanien, nach Pharsalos Aussöhnung mit Caesar, 45 mit Zusammenstellung einer Bibliothek beauftragt. 32) Nach Pharsalos in Ägypten getötet; sein Sohn war 45 Praetor bei Caesar. Praetorier
bei
Caesar
1) Q. F u f i u s Calenus ( 1 0 )
Pr. 5 9
2) Q. Marcius Crispus ( 5 2 )
Pr. 5 4 ?
3) L. Flavius ( 1 7 )
Pr. 5 8
4 ) M. Calidius ( 4 )
Pr. 5 7
5) Q. Valerius Orca ( 2 8 0 )
Pr. 5 7 Pr. 5 5
6 ) P. V a t i n i u s ( 3 ) 7) Cn. D o m i t i u s ( 1 1 )
nob.
Pr. ? 5 4
8) P. Servilius Isauricus ( 6 7 )
nob.
Pr. 5 4
9 ) Ser. Sulpicius Galba ( 6 1 )
nob.
Pr. 5 4
nob.
Pr. 4 9
Pr. 5 4 ?
10) C. C o s c o n i u s ( 5 ) 11) M. A e m i l i u s L e p i d u s ( 7 3 ) 12) A . Allienus ( 1 )
Pr. 4 9
13) L. R o s c i u s F a b a t u s ( 1 5 )
Pr. 4 9
14) C. S o s i u s ( c f . 2)
Pr. 4 9
15) (Sulpicius) Galba ( - )
Pr. vor 4 9 ?
N a c h ihrer R ü c k k e h r aus d e m Exil k a m e n hinzu; 16) P. Cornelius Sulla ( 3 8 6 )
nob.
Pr. u m 6 8
17) C. Papirius Carbo ( 3 5 )
nob.
Pr. 6 2
18) C. Claudius Pulcher ( 3 0 3 )
nob.
Pr. 5 6 45
nob.
19) P. Plautius Hypsaeus (23) 20) L. Livineius Regulus (cf. 2)
Pr. um 55 Pr. ? vor 56?
Praetorier bei Caesar No.
1) Im Bürgerkrieg gleich bei Caesar: Att. 9,1,5; Cos. 47; Phil. 8 , 1 1 - 1 2 , er sei im Bürgerkrieg häufig nicht mit Caesar einverstanden gewesen. 2) MRR, Add.: Aedil wohl vor 58, Praetor evtl. 54 (und nicht 46, wie bisher angenommen), Procos. Bithynia u. Pontus 45, Syrien 4 4 - 4 3 . 3) Att. 10,1,2; Syme RR 66 Α. 1: er war ein pomp. Tribun und ging zu Caesar über. Das besagt gar nichts, denn das Tribunat lag 10 Jahre zurück. 4) Schon im Jan. 49 im Senat gemäßigte, wenn nicht gar procaesarianische Haltung: B.C. I, 2; 4 8 Verwalter der Cisalpina. 5) Cf. MRR: Legat in Sardinien 49; Leg. pro. pr. agr. assign. 45. 6) 5 1 - 4 7 Legat in Gallien, Cos. 47; seine Frau evtl. Schwester des Pompeius (Miltner, RE). 7) 49 Praef. eq. in Afrika; evtl. ein Ahenobarbus, cf. S . - B . 259 A. 3, oder ein Sohn des Cos. 53 (Domitius Calvinus): Gruen p. 342 u. 154 (dann aber wohl kein Praetor). 8) Cos. 48, Cos. II 41. 9) März/April 49 in Rom als Augur (Att. 9,9,3); 50 bei Konsulwahlen durchgefallen, deshalb (Willems No. 155) mit Caesar verfeindet. Suet. Galba 3 bezieht sich aber auf Bewerbung um das Konsulat während der Herrschaft Caesars, cf. Münzer RE;. Syme RR 95 mit B.G. 8,50,4: Konsulat 49; siehe unten S. 152. 10) 47 als Expraetor bei Caesar, von den meuternden Truppen getötet. (Zusammen mit einem Expraetor Galba, Plut. C. 51). 11) Cos. 46, Cos. II, 42; April 49 in Rom. 12) Im April 49 in Rom, unten S. 97; 4 8 - 4 6 Proconsul von Sizilien. 13) Im Januar 49 noch bei Pompeius und den Konsuln; im März bringt er für Caesar in Rom das Gesetz über das Bürgerrecht der Transpadaner ein. Cf. Shackleton Bailey, Atticus, Appendix III. 14) Zuerst überzeugter Pompeianer, aber schon im März nach Rom zurück. Att. 9,1,2, Att. 8,6,1; MRR 258. 15) Cf. Nr. 10; 47 als Expraetor getötet. MRR, Add.: Pr. um 48; wahrscheinlich aber vor 49, da für 48 schon alle Praetoren (wenn auch nicht immer mit Sicherheit) bekannt sind. 16) Cf. Kap. IV; nach Rückkehr aus dem Exil ab 48 Legat bei Caes. 17) Exilierter; cf. Kap. IV; erst 46 wieder in Italien bezeugt. 18) Exilierter, cf. Kap. IV; S . - B . zählt ihn zu den Caesarianern; aber Datum der Rückkehr steht nicht fest; Bruder von Clodius u. dem Konsul 54. 19) Exilierter, cf. Kap. IV; erst 44 wieder im Senat bezeugt. 20) Jahr der Praetur nicht bekannt, Willems: vor 56; auf Caesars Seite erst 46 bezeugt; evtl. verbannt gewesen, wann? Cf. Münzer, RE, Praefect? Hadrametum 46 (cf. MRR, Add.) (falls dies nicht sein Sohn ist).
Praetorier (neutral, oder Parteinahme 1) C. Claudius Marcellus (214) 2) M. Aemilius Scaurus (141) 3) M. Iuventius Laterensis (16)
46
unbekannt) nob. nob. nob.
Pr. 80 Pr. 56 Pr. 51
4 ) P. Licinius Crassus Dives ( 7 1 ) 5) Μ. Livius Drusus Claudianus ( 1 9 ) 6) Cn. Cornelius Lentulus Clodianus ( 2 1 7 ) 7) Sex. Quintilius Varus ( 4 )
nob. nob. nob. nob.
Pr. 5 7 Pr. 5 0 ? Pr. 5 9 Pr. 5 7
8) C. Fabius (Hadrianus) ( 1 7 )
Pr. 5 8
9) L. Appuleius Saturninus ( 3 0 )
Pr. 5 9
10) M. Caesonius ( 1 )
Pr. urn 6 6
11) C. Curtius Peducaenus ( 2 3 , cf. 8 )
Pr. 5 0
12) L. Roscius O t h o ( 2 2 )
Pr. 6 3 ?
13) C. Septimius ( 7 )
Pr. 5 7
14) C. Titius R u f u s ( 3 7 )
Pr. 5 0 urb.
15) L. Villius Annalis ( 7 )
Pr. urn 5 8
16) C. P o m p t i n u s (cf. R E X X I , 2, Sp. 2 4 2 1 )
Pr. 6 3
17) C. Alfius Flavus ( 7 )
Pr. 5 4
18) Q. Ancharius ( 3 )
Pr. 5 6
19) C. Caecilius Cornutus ( 4 3 )
Pr. 57
20) L. Culleolus ( 1 )
Pr. ca. 6 0
21) Cn. Tremellius Scrofa ( 5 )
Pr. 58?
22) T. Vettius Sabinus ( 1 4 ) 23) Gutta ( c f . R E VII, 2, Sp. 1 9 5 2 )
Pr. 5 9 Pr. urn 55
24) F o n t e i u s ( - )
Pr. 5 4 ?
Hinzuzufügen sind f o l g e n d e im Exil lebenden Praetorier: 25) T. A n n i u s Milo ( 6 7 )
Pr. 55
26) M. Plaetorius Cestianus ( 1 6 ) 2 7 ) C. M e m m i u s ( 8 )
Pr. 6 4 Pr. 58
2 8 ) C. Sempronius (Asellio) R u f u s ( 7 9 ) Praetorier (neutral, oder Parteinahme No.
nob.
Pr.'1
unbekanntj
1) S.-B. 261. 2) S.-B. 261 A. 10, Exil 53; aber keine weitere Nachricht, cf. unten Kap. IV. 3) S . - B . : Wahrscheinlich Pompeianer; 59 Gegner der Triumvirn; Münzer: vielleicht neutral, evtl. Bruder des Quaestors 48; 45 ist er in Rom: Att. 12.17. 4) Keine Nachricht. 5) S.-B.: bei Caesar?; RR 199 Α. 1: evtl. bei Pompeius; Shackletons Argument, er sei Schwiegervater Oktavians, kann fur die Stellung im Bürgerkrieg nichts aussagen (Heirat erst 38); 45 in Rom. 6) Keine Nachricht nach 59, cf. S.-B. 261 A. 16. 7) Keine Nachricht; sein Sohn Quaestor bei Pomp. 49. 8) Proconsul in Asien 57; danach keine Nachricht, falls nicht er (und nicht der Volkstribun 55) der spätere Legat Caesars im ersten spanischen Feldzug ist; cf. S. 50. No. 7. 9) Keine Nachricht zw. 58 und 44 (im Senat). 10) 46 in Rom, Att. 12,11. 11) Keine Nachricht über Stellung im Bürgerkrieg, Sohn des Sex. Peducaeus, Pr. 77. 12) 45 in Rom; Zweifel: Von der Mühll, RE. 47
13) 14) 15) 16) 17) 18) 19) 20) 21) 22) 23) 24) 25)
4 5 wohl in Rom (RE, Att. 1 2 , 1 3 , 2 ; 14,1). Keine Nachricht. Okt. 51 im Senat, 4 3 proskribiert. Dez. 50 nach Rom zurück, Att. 7,7,3, keine weitere Nachricht. 59 Anhänger Caesars, dann Verstimmung (Klebs RE), letzte Nachricht 54. Letzte Nachricht 54, Vater von Marius getötet (Klebs RE). Letzte Nachricht 56, wohl verwandt mit dem pr. urb. 4 3 , Vater ( R E 4 4 ) von Marius u. Cinna getötet); Att. 1,14,6: Pseudocato. Keine Nachricht nach 59. Keine Nachricht zwischen 50 und 4 5 (in Rom), Att. 13,21,7. Keine Nachricht nach 57, MRR. Keine Nachricht nach 52, Bewerbung um das Konsulat. Keine Nachricht nach 54. S . - B . : Pompeianer; man kann ihn aber nicht zu einer Partei rechnen; 4 8 wurde er von M. Caelius Rufus bei einer Revolte gegen Caesar aus dem Exil zurückgerufen; cf. unten Kap. IV.
26) Zuletzt erwähnt Ende 51 (Att. 5.20.8). 2 7 ) 5 2 verurteilt, Exil in Athen (fam. 13.1.1); Ende 41 will Curio seine .restitutio' betreiben (Att. 4 . 1 . 2 3 ) ; 4 9 lebt er noch (fam. 13.2; 13.3), 4 6 ist er tot (Cie. Brut. 247). 28) Erst nach Caesars Tod von Antonius aus dem Exil zurückgeholt. Broughton MRR II, 4 6 5 nimmt an, daß er 44 praetorius war. Das ist aber fraglich, cf. unten S. 66 Anm. 22.
C. Aedilizier und Tribunizier Ich fasse die Aedilizier und Tribunizier zu einer mittleren Rangklasse im Senat zusammen. Beide Ämter bildeten Durchgangsstufen auf dem Weg zur Praetur. Auch ist anzunehmen, daß einige der aufgeführten Tribunizier noch vor dem Beginn des Bürgerkriegs das Aedilenamt ausgeübt haben; angesichts der politischen Rechte und Funktionen der Tribunen besteht eher die Chance, daß der Name eines Tribunen als daß der eines Aedils überliefert wird. Von den 54 (11 + 4 3 ) Aediliziern und Tribuniziern der folgenden Liste stehen 13 (4 + 9) bei Pompeius, 24 (3 + 21) bei Caesar, und von 17 Senatoren dieser Ranggruppen ist die Stellung unbekannt. Im Vergleich zu der uns bekannten Anzahl von Konsularen und Praetoriern erscheint die Zahl von 54 Tribuniziern und Aediliziern gering; doch ist zu bedenken, daß von den 14 jährlich amtierenden Tribunen und Aedilen jeweils acht einige Jahre später Praetor wurden. Außerdem zeigt schon ein flüchtiger Blick in Broughtons ,Index o f careers', daß wohl die meisten Aedile plebeischer Abstammung (also mindestens drei im Jahresdurchschnitt) zuvor das Tribunat bekleidet hatten. Die Ranggruppen der Aedilizier und Tribunizier im Senat waren also kleiner als die der Praetorier. In diesen mittleren Rangklassen haben die Caesarianer erstmals das Übergewicht, Bei den Aediliziern sind die Zahlen zu gering, als daß sie einen großen Aussagewert hätten. Das Verhältnis von 9 : 2 1 bei den Tribuniziern ist wohl nicht auf
48
den Zufall der Überlieferung zurückzuführen. Es braucht hier nicht weiter darauf eingegangen zu werden, daß es unsinnig ist, aus der großen Anzahl von Volkstribunen bei Caesar auf einen demokratischen Charakter seiner Partei schließen zu wollen. Wichtig hingegen ist die Tendenz, die sich hier abzuzeichnen scheint, daß die jüngeren Senatoren eher zu Caesar hinneigen. Es bleibt zu fragen, ob sich diese Vermutung mit Hilfe der Liste der Quaestorier bestätigen läßt.
Aedilizier und Tribunizier bei Pompeius A.
Aedilizier
1) 2) 3) 4) B.
C. Toranius (4) C. Messius (2) Cn. Plancius (4) M. Octavius (33)
Aed. Aed. Aed. nob. Aed.
pl. 64? pl. 55 Tr. pl. 57 cur. 54 Tr. pl. 56 cur. 50
Tribuntier
5) L. Ninnius Quadratus (3) 6) Q. Terentius Culleo (44) 7) C. Ateius Capito (7) 8) D. Laelius (6) Terentius (2) 9) 10) C. Lucilius Hirrus (25) Π ) L. Caecilius Metellus (75) 12) C. Cassius Longinus (59) 13) M. Aquinius (2)
Tr. pl. 58 Tr. pl. 58 Tr. pl. 55 Tr. Tr. Tr. nob. Tr. nob. Tr. ? Tr.
(nach Rückkehr aus dem Exil)
pl. 54 pi· 54 pl. 53 pi. 49 pl. 49 pl. vor 49
Aedilizier und Tribunizier bei Pompeius No.
4
1) 45 als Pompeianer im Exil; MRR: zu unterscheiden von C. Turranius pr. 44 (anders Münzer, RE). 2) 49 bei Pompeius (Att. 8,11, D 2); spätestens 47 bei Caesar, cf. MRR, RE. 3) Nach Caesars Sieg Exil auf Corcyra; s.u. S. 121 A. 25. 4) Bis 46 Legat bei den Pompeianern. 5) Im Mai 49 noch in Italien, aber pompeianisch gesinnt: Att. 10,16,4. 6) Vor dem Beginn des Krieges pompeianisch (Plut. Pomp. 49), Verhalten im Krieg nicht bekannt; 4 3 bei Lepidus. 7) 50 aus dem Senat ausgeschlossen; Klebs (RE): evtl. neutral oder in Rom. Das läfit sich nicht vereinbaren mit B. Afr. 89,5, wo Ateius auf der Seite der Pompeianer kämpft (Klebs erwähnt die Stelle nicht); nach Thapsos begnadigt, 44 in der Ackerkommission. Fam. 13,29 ist nicht unvereinbar mit Parteinahme für Pompeius, vgl. Catos Rat an Cicero, Plut. Cie. 38. 8) Att. 8,12 A, 3; von Caesar begnadigt: Att. 11,7,4; 11,14,2. 9) 4 8 in der pomp. Armee (B.C. III, 19); zur Person Münzer RE und MRR. 10) Att. 8,11a; B.C. I, 15; III 82.
B r u h n s (Hyp. 5 3 )
49
11) Im April in Rom, will Caesar hindern, den Staatsschatz zu öffnen. Wohl im Frühsommer 49 zu Pompeius; wollte nach Pharsalos (mit Cato) nach Rom zurück; von Antonius nicht gestattet (Att. 11,7,2; Oothegem, Les Caecilii Metelli S. 297. 12) Att. 7,21,2; nach Pharsalos begnadigt, Praetor per. 44. 13) Im afrikanischen Krieg auf der pomp. Seite, von Caesar begnadigt: B. Afr. 57,3.
Aediltier und Tribuntier bei Caesar A. Aedilizier 1) Q. Fabius Maximus (108,143) 2) M. Caelius Rufus (35)
nob. Aed. cur. 57 Aed. cur. 50
B. Tribuntier 3) 4) 5) 6) 7) 8) 9) 10) 11) 12) 13) 14) 15) 16) 17) 18) 19)
C. Antistius Vetus (45 + 47) L. Racilius (2) L. Caninius Gallus (3) L. Precilius (—) C. Fabius (cf. 17) (Sex.?) Peducaeus (cf. 6, cf. 3, cf. 7a Supb. 7, Sp. 384) C. Trebonius (6) Q. Mucius Scaevola (23) M. Coelius Vinicianus (27) C. Vibius Pansa Caetronianus (16) C. Scribonius Curio (11) C. Furnius (3) M. Antonius (30) (Aurelius) Cotta ( - ) Q. Cassius Longinus (70) L. Marcius Philippus (77, cf. 74) L. Rubrius (5, cf. 12)
Nach der Rückkehr aus dem Exil kamen hinzu: 20) L. Calpurnius Bestia (25, + 24?) 21) M. Cispius (4) 22) Q. Pompeius Rufus (41) 23) C. Sallustius Crispus (10) 24) T. Munatius Plancus Bursa (3) Aedilizier No.
50
nob. Tr. Tr. Tr. Tr. Tr. Tr.
pl. pl. pl. pl. pl. pl.
56 56 56 wohl vor 49 55 55
Tr. nob. Tr. Tr. Tr. nob. Tr. Tr. nob. Tr. nob. Tr. nob. Tr. nob. Tr. Tr.
pl. pl. pl. pl. pl. pl. pl. pl. pl. pl. pl.
55 54 53 51 50 50 49 49 49 49 49
nob. Aed. 59 Tr. pl. 62 Tr. pl. 57 nob. Tr. pl. 52 Tr. pl. 52 Tr. pl. 52
und Tribunizier bei Caesar
1) 4 6 - 4 5 Caesars Legat in Spanien; Cos. suff. 45, Praetor um 4 8 (MRR Add.), aber es ist nicht auszuschließen, daß er schon vor 49 Praetor war. 2) Im Laufe des Jahres 50 zu Caesar übergeschwenkt. Praetor 48, kam bei einem Aufstand um, s.u. S. 123ff. stammte aus Picenum (L. R. Taylor V. D. 199). 3) Kämpft 44 als Praetorier gegen die letzten Pompeianer in Asien. Cos. suff. 30 (mit S . - B . gegen MRR).
4) 48 als Caesarianer in Spanien, B. Alex. 52,55; cf. MRR Add. 5) S.-B.: Caesarianer, aufgrund von Att. 16,14,4; aber die Stelle sagt nicht viel aus; fam. 7,1,4; 9,2,1; 9,3,1; 9,6,1; 44 gest. 4 6 - 4 4 in Italien; nach Ciceros Bemerkungen zu urteilen eher gemäßigter Caesarianer. 6) Fam. 13,15; cf. MRR p. 473. 7) B.C. I, 37; Ende Februar Gerücht, er sei zu Pompeius übergegangen, Att. 8,3,7; cf. S. 47 No. 8. 8) Aus einer Analyse der Briefe Ciceros vom Frühjähr 49 geht mit Sicherheit hervor, daß der dort häufig erwähnte Sex. Peducaeus Sex. f. (Sohn des Praetors 77) nicht Senator war und somit nicht mit dem tr. pl. 55 und dem Promagistrat 48 gleichzusetzen ist. Der ohne Vornamen überlieferte Tribun und der Promagistrat Sex. Peducaeus mögen identisch sein, zumal der Tribun 55 im Interesse Caesars handelte. Möglicherweise war er Praetor 51 oder 50; evtl. identisch mit dem im Jahr 50 erwähnten Sex. P. (Cael. in Cie. fam. 8.14.1). Über mögliche Identität mit anderen bekannten Peducaei können nur Vermutungen angestellt werden, cf. Shackleton Bailey, Letters vol. I, 34; vol. IV, 306). 9) B.C. I, 36; pr. urb. 48, cos. 45. 10) März 49 als Anhänger Caesars in Rom (Att. 9,9,3). 11) Evtl. Pr. 48; Proconsul 47. 12) Cf. Kap. V.; möglicherweise Praetor 48, MRR; Att. 11,6,3: im Nov. 48 mit Trebonius in Rom. Cos. 43. 13) Im März 50 zu Caesar übergewechselt, angeblich bestochen cf. Lacey, Curios Tribunate (Historia X, 319f); 49 Legat Caesars, in Afrika gefallen; Att. 10,8,2: Curio werde zu Pompeius übergehen, wenn Caesar in Spanien eine Niederlage erleide. 14) Att. 9,9,6; im Januar gleich in Rom geblieben? Att. 7,19. 15) Cf. MRR, RE, Geizer C. 181ff. 16) Lucan 3.143, im April 49 in Rom, rät dem Tribunen Metellus von seiner Interzession ab, cf. S.-B. 17) B.C. I, 2; Propraetor in Spanien 4 9 - 4 7 ; sein Bruder bei Pomp. 18) Unterstützte Caesar im Senat im Januar 49 (B.C. I 6,4), dann Praetor 44. S.-B. schließt daraus, daß er im ganzen Bürgerkrieg aktiv auf Caesars Seite gestanden habe. Das ist wahrscheinlich, aber nicht zwingend. 19) Brachte 49 ein Gesetz über Gallia Cisalpina ein. Münzer (RE) vermutet Identität mit L. Rubrius (12), der im Jahr 46 M. Antonius zu seinem Erben einsetzte (cf. Phil. II, 40f, 62, 74, 103; cf. Att. 16.11.2)! 20) Exilierter, cf. Kap. IV; Shackleton führt ihn als Caesarianer; die Zuordnung ist nicht ganz sicher, da das Datum der restitutio nicht bekannt ist. 21) Exilierter, cf. Kap. IV; Syme RR 81: wurde später Praetor, also evtl. 49 von Caesar zurückgeholt, cf. MRR. 22) Exilierter, cf. Kap. IV; wohl von Caesar zurückgeholt; das ist sicher, wenn er B. Afr. 85,7 gemeint ist. Miltner (RE) interpretiert aus dieser Stelle, daß er Pompeianer sei; in der Quelle steht das Gegenteil. 23) 50 aus dem Senat gestoßen, cf. Kap. IV; schon 49 militärisches Kommando bei Caesar, Praetor 46 (MRR); (aber wohl nicht im Exil). 24) Exilierter, Kap. IV; S.-B. rechnet ihn zu den Caesarianer, doch ist nicht bekannt, wann er aus dem Exil zurückgekommen ist.
Aedilizier und Tribunizier (Parteinahme
unbekannt)
1) C. Curtius P o s t u m u s ( 2 4 )
A e d . oder Tr. pl. vor 6 4
2) L. Vinicius ( 2 )
Tr. pl. 51 51
Mit großer Wahrscheinlichkeit noch lebend während des Bürgerkrieges: 3) 4) 5) 6) 7) 8) 9)
C. Caelius Rufus ( 7 ) P. Cornelius ( 4 4 ) P. Servilius Rullus ( 8 0 ) Manilius Cumanus ( 2 4 ) (M. Aufidius) Lurco ( 2 5 , cf. 27) C. Memmius (9) C. Porcius Cato (6)
nob.
Tr. pl. 51 Tr. pl. 51 Tr. pl. 63 Tr. pl. 5 2 ?Aed. 52 Tr. pl. 61 Tr. pl. 54 Tr. pl. 56
Möglicherweise noch lebend, aber in der zweiten Hälfte der 50er Jahre nicht bezeugt: 10) 11) 12) 13) 14) 15)
Nonius Struma ( 5 0 ) P. Aquillius Gallus ( 2 5 ) Mamilius (—) Sex. Atilius Serranus Gavianus ( 7 0 ) Aelius Ligus (83) C. Licinius Murena ( 1 1 9 )
nob.1
nob. nob. nob.
Aed. cur.? 55? Tr. pl. 55 Tr. pl. 55(?) Tr. pl. 57 Tr. pl. 58 Aed. cur. ca. 59
No. 2, 3 und 4 sind im Bürgerkrieg möglicherweise auf der Seite Caesars, so wie C. Vibius Pansa (S. 5 0 No. 12), mit dem zusammen sie im Jahr 51 im Caesar arbeiteten. Hinzuzufügen sind folgende im Exil lebenden Tribunizier: 16) L. Procilius (1, cf. 2) 17) Servaeus (3)
Tr. pl. 56 Tr. pl. design. 5 0
Aedilizier und Tribunizier (Parteinahme unbekannt) No.
52
1) Lebt 46 in Italien, fam. 13,69,1. 2) Intercedicrte 51 zugunsten Caesars im Senat, Cael. in Cie. fam. 8.8.6; keine Nachricht über Verhalten im Bürgerkrieg; cos. suff. 33. 3) Intercedierte 51 zugunsten Caesars im Senat, Cael. in Cie. fam. 8.8.6-8. 4) Intercedierte 51 zugunsten Caesars im Senat, (Cael. in Cie. fam. 8.6.6). 5) Willems: vielleicht der Legat Octavians im Jahr 40; MRR und Stein (RE): eher der Sohn. 6) Unterstützte Milo, zusammen mit M. Caelius Rufus; keine Nachricht nach 52. 7) Zum Amt cf. MRR; keine Nachricht nach 52. 8) Führte Prozesse gegen Gabinius und Domitius Calvinus, cf. MRR; keine Nachricht nach 54. 9) Wahrscheinlich Enkel des Konsuls von 114; 59 antipompeianisches Verhalten; 56 unterstützt er Clodius und verzögert die Wahlen, um Pompeius und Crassus zu ermöglichen, daß sie gewählt werden. 54 deshalb vor Gericht, dank Unterstützung durch Pompeius freigesprochen. Keine Nachricht nach 54. 10) Keine Nachricht nach 55; zu unterscheiden vom Praetor 47 (L. Nonius Asprenas). 11) Gegner der lex Trebonia; keine Nachricht nach 55. Shackleton Bailey: Nobilis, Gruen: praetor. Familie. 12) Zum Tribunat cf. MRR. 13) Gegen Ciceros Rückberufung; keine Nachricht nach 57.
14) Gegen Ciceros Rückberufung; keine Nachricht nach 58. 15) Jüngerer Bruder des Konsuls 62; keine Nachricht nach 59. 16) 54 wegen Mordes veruteilt; die politische Dimension des Prozesses ist nicht evident, cf. Gruen, The last generation p. 315, Ed. Meyer p. 201, η. 1; keine Nachricht nach 54. 17) 51 nach seiner Wahl zum Volkstribunen verurteilt; an seiner Stelle bewarb sich Curio. Sonst ist nichts über Servaeus bekannt.
D. Quaestorier Etwa die Hälfte des Senats der späten Republik muß aus Senatoren bestanden haben, die nie über das Amt des Quaestors hinausgekommen sind. Das vorhandene prosopographische Material fur die Parteinahme im Bürgerkrieg ist zu lückenhaft, als daß man viel daraus schließen könnte ( 7 8 - 9 0 Namen). Für weniger als die Hälfte dieser Senatoren ist bezeugt, daß sie im Jahr 49 Quaestorier waren; unter den übrigen können also auch Senatoren höheren Rangs sein, vermutlich jedoch nur in wenigen Fällen. 35 Senatoren dieser Gruppe stehen im Bürgerkrieg auf Pompeius' Seite, 30—41 bei Caesar; 13 oder 14 sind neutral, oder ihre Stellung ist unbekannt. Man kann nun diese Gruppe nicht einfach mit der der jüngeren Senatsmitglieder gleichsetzen. Vor allem die Senatoren, deren Amtsjahr nicht bekannt ist, können schon ältere Männer sein, die rangmäßig nicht weiter aufgestiegen sind. Doch zeigen die vorhandenen Daten, daß diese durch die Überlieferung bekannten Senatoren zumeist wirklich jüngere Leute waren. Für die Caesarianer wird das besonders deutlich durch die große Zahl der Quaestorier, die später noch höhere Ämter bekleideten. Die unter ,neutral' aufgeführten Senatoren sind dagegen zumeist schon älter. Insgesamt bestätigen diese Zahlen nicht den Eindruck daß die Mehrzahl der jüngeren Senatoren bei Caesar sei (31 : 28). Aber das Gegenteil läßt sich genausowenig daraus entnehmen, da die Dunkelziffer zu groß ist.
Quaestorier und Senatoren von unbekanntem 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) 9)
T. Antistius (22) Cn. Calpurnius Piso (95) Faustus L. Cornelius Sulla (377) C. Decimius (2) M. Eppius (2) Q. Fabius Vergilianus (154) L. Iulius Caesar (144) M. Iunius Brutus (53) Licinius Damasippus (65)
Rang bei Pompeius
nob. nob.
nob. nob. nob.
Qu. 50 Qu. 50 Qu. 54 Qu. vor Qu. um Qu. vor Qu. vor Qu. 53 Sen. 49
48 52 53? 49?
53
10) Q. Ligarius ( 4 )
Sen. 4 9
11) Q. Lucretius Vespillo ( 3 6 , + 12)
Sen. 4 9
12) L. Mescinius R u f u s ( 2 )
Qu. 5 1 - 5 0
13) M. Minatius Sabinus ( 3 )
Qu. vor 4 8 ?
14) Minucius R u f u s ( 5 0 , cf. 9 )
nob. Sen. vor 4 8 ?
15) L. Nasidius ( 3 )
Sen.vor 49?
16) Cn. Nerius ( 3 )
Qu. urb. 4 9
17) Plaetorius Rustianus ( 1 9 ) 18) M. Publicius ( 1 2 ) 19) Sex. Quinctilius Varus ( 1 0 )
Sen. vor 4 9
nob. Sen. 4 9 ? nob. Qu. 4 9
20) L. Rubrius ( 1 1 )
Sen. 4 9
2 1 ) Servius Cordus ( 3 )
Qu. vor 4 8
22) Cn. Sallustius ( R E 1 A , 1 9 1 3 u. 1 9 1 9 Caninius N o . 14) 23) Ser. Sulpicius ( 2 1 , cf. 2 0 ) 2 4 ) S e x . Teidius ( 2 ) 2 5 ) A. Terentius Varro Murena ( 9 1 , + 9 2 )
Qu. 51
nob. Sen. 4 9 Sen. 5 2
nob. Sen.? 4 9 ?
2 6 ) Q. Titinius ( 1 7 ) 2 7 ) C. Valerius Triarius ( 3 6 5 )
Sen. vor 4 9
28) L. Vibullius R u f u s ( 1 )
Sen. vor 4 9
Sen. 7 0
2 9 ) P. ( S e x t i u s ) N a s o ( N a s o 1, S e x t i u s 3 3 )
Qu. vor 5 0
3 0 ) C. Sentius (Saturninus) ( 4 )
Sen. 4 9 ?
3 1 ) C. Coelius Caldus ( 1 4 ) 3 2 ) (L.) Marius ( 4 , cf. 2 0 ) 3 3 ) L. A n t o n i u s ( 2 3 ) 3 4 ) Caecilius ( 1 ) 3 5 ) M. Pupius Piso ( - )
Quaestorier bei No.
54
nob. Qu. 5 0 Qu. 5 0
nob. Qu. 5 0 Qu. 5 9
nob. Sen. 4 9 ?
Pompeius
1) Quaestor 50 in Makedonien, 49 Proquaestor?; fam. 13,29: er macht auf der pomp. Seite mit, („unfreiwillig"), nicht länger als 2 - 3 Monate, nach Pharsalos von Caesar nach Rom beschieden; starb, bevor er nach Rom kam. 2) Sohn des Catilinariers Cn. Calpurnius Piso (RE 69); noch 46 bei den Pompeianern, B. Afr. 3,1; cf. S.-B. 267. 3) Att. 8,3,7; 8,12 A, 3; 46 in Afrika getötet: B. Afr. 95. 4) 46 bei den Pompeianern, B. Afr. 34. 5) Att. 8,11 B, 2; 4 8 - 4 6 pomp. Legat in Afrika; von Caesar begnadigt, B. Afr. 89. 6) Att. 8,11 A; cf. MRR p. 231; Willems: Qu. vor 53; MRR: Legat. 7) Bis 46 in der pomp. Armee; von Caesar begnadigt, wurde aber getötet: B. Afr. 89, Dio 43,12, Suet. C. 75; Anfang 49 zu Verhandlungen im privaten Auftrag des Pompeius zu Caesar, cf. Shackleton-Bailey, Atticus, Appendix III (vol. IV). 8) Bis Pharsalos bei Pompeius (cf. Strasburger, Urteil p. 35) dann zu Caesar übergegangen, 46 Propr. in Gallien, Pr. urb. 44. 9) B.C. II, 44; 46 getötet, B. Afr. 96. 10) 50 Legat in Afrika, bis 46 bei den Pomp., B. Afr. 89; fam. 6 , 1 3 - 1 4 : Exü; noch 46 begnadigt: Cie. pro. Lig.
11) Att. 8,4,3; B.C. 1, 18; Att. 7 , 2 4 ; 25. Cos. 19 cf. MRR Add.; Miltner R E : nach Pharsalos wohl begnadigt; kein Beleg dafür. 12) Ende April 4 9 noch in Italien (fam. 5, 19), er ist unsicher und will sich in seiner polit. Haltung nach Cicero richten. 4 6 anscheinend wieder in Rom, fam. 13,26, cf. Münzer R E ; aus fam. 5,21 evtl. zu entnehmen, daß ihm die Rückkehr nach Rom nicht gleich gestattet worden war. 13) 4 6 / 4 5 bei Pomp.'s Söhnen in Spanien, MRR + Add. 14) 4 8 Flottenkommando bei Pomp., evtl. Praetor 4 3 ( R E 9). 15) M R R : Praef. Class.? 4 9 , 4 7 . 16) Prägte Münzen mit den Namen der Konsuln des Jahres (MRR), also mit den Konsuln nach Makedonien gegangen (Fuchs mit Babelon II, 255). Fuchs identifiziert ihn fälschlich mit dem Konsul 36 (Nerva). 17) 46 einer der Führer der pomp. Partei in Afrika, B. Afr. 9 6 ; zum Namen MRR p. 494. 18) Legatus pro pr. bei Cn. Pompeius in Spanien; cf. S . - B . und M R R ; Willems vermutet, daß er vor 4 9 Praetor war; da aber den Pompeianern nach drei Kriegsjahren qualifizierte Führer fehlen mußten, ist möglich, daß der Propraetor nur einfacher Senator war. 19) Mit Domitius Ahenobarbus in Corfinium und später mit Attius Varus in Afrika, B.C. I, 23,2, II 28. 20) Bei Corfinium gefangengenommen, keine weitere Nachricht B.C. I, 23,2. 21) MRR: Qu. oder Proqu. 4 8 ; (Add.); mit Pompeius nach Ägypten, kann also 4 8 nicht Quaestor gewesen sein. 22) 4 9 bei Pomp. ( M R R ) ; 47 mit Cicero in Brundisium, von Caesar dann begnadigt, Att. 11,20,1. 23) 4 9 pompeianisch, B.C., II 4 4 ; zur Verwandtschaft Münzer R E und Syme R R 4 5 3 (evtl. Sohn des Pr. 54). 24) Trotz sehr hohen Alters zu Pomp, nach Griechenland im Jahr 4 9 , Plut. 64 cf. Willems No. 218. 25) Caes. B.C. III, 19,3; Shackleton und Münzer R E leiten daraus ab, daß er 4 9 - 4 6 neutral in Griechenland war. Aus der Textstelle geht eigentlich hervor, daß er in Pompeius' Lager am Apsus war, jedoch eine versöhnliche Haltung einnahm und Verhandlungen ermöglichen wollte. Seine Stellung läßt vermuten, daß er Senator war. Aed. cur. etwa 44. 26) 4 9 bei Pomp.: Att. 7,18,4; sein Sohn bei Caesar: Att. 9,6,6; 9,9,1; 9 , 1 8 , 2 ; 9 , 1 9 , 2 ; (faenerator). 27) B.C. III, 5; Cie. Brut. 1,1; Att. 12,28,3; kam im Krieg um. 28) Att. 7,24; 8,1,1; 8,2,4; 8,11 A, B; B.C. I, 15; zweimal von Caesar gefangen und mit Verhandlungsvorschiägen zu Pompeius geschickt, B.C. I, 2 3 , 2 4 , 3 8 ; III, 10,11. 29) Cf. MRR 4 7 7 f ; Praetor 4 4 , cf. Wiseman No. 5 4 3 und Badian, Gnomon 1 9 6 1 , p. 4 9 7 ; App. II, 113: nahm als ehemaliger Pompeianer an der Verschwörung gegen Caesar teil. Cf. unten No. 34. 30) Sentius ist der zuletzt Genannte im Consilium des Konsuls Lentulus Crus in Ephesus 4 9 v.Chr. Broughton MRR Supb. nimmt an, daß er eher Militärtribun als Senator war; Gruen, The last generation p. 196 führt ihn als Senator auf. Cf. Syme, Historia 13 ( 1 9 6 4 ) p. 161f. 31) Qu. pro pr. Cilicia, 5 0 - 4 9 ; Cicero übergab ihm im Jahr 50 seine Provinz. Über Parteinahme nichts bekannt, aber wohl notgedrungen 4 9 auf der Seite der Pompeianer. 32) Im Jahr 50 als Proquaestor fur die Provinz Syrien bestimmt (fam. 2 . 1 7 . 5 ) ; falls er in die Provinz abgegangen ist, wohl notgedrungen in der ersten Phase des Bürgerkriegs auf der Seite der Pompeianer.
55
33) Proqu. pro pr. in Asien 49, tr. pi. 44; S.-B.: seine Tätigkeit im Krieg sei nicht bekannt, aber alles spreche dafür, daß er zu den Caesarianern gehört habe. Aber er blieb 49 in Asien, auch unter dem pompeianischen Promagistrat Fannius, cf. MRR 260. L. Antonius stand also 49 zumindest faktisch auf der Seite der Pompeianer, evtl. bis Pharsalus. Man rechnete 49 wohl damit, daß er sich auf Caesars Seite schlagen werde: Att. 9.2a.3: „tenebat Asiam" (Caesar). Es ist nicht bekannt, wann er nach Italien zurückgekehrt ist und sich Caesar angeschlossen hat. Cie. Phil. 6,11 und 7,18 scheinen mir dafür zu sprechen, daß er während der Agitation im Jahr 47 in Rom war. Zur .Parteinahme' 49 vgl. jetzt Merkelbach ZPE 16, 1975, 39f. 34) MRR, Add.: möglicherweise identisch mit dem Senator Caecilius, den Appian (II, 113) als Teilnehmer an der Verschwörung nennt. Wie No. 29 (P. Sextius Naso) von Appian als .Freund' von Brutus und Cassius (im Gegensatz zu den Caesarianern) aufgeführt. Rückschlüsse von daher auf ihr Verhalten zu Beginn des Bürgerkrieges müssen jedoch Vermutung bleiben. 35) Sohn des Konsuls 61; Legat des Pompeius in Delos 49 (cf. MRR, Add.); Praetor 44.
Quaestorier
und Senatoren
von unbekanntem
Rang bei
Caesar
1) M. Acilius Caninianus ( 1 5 ) 2) M. Acilius Glabrio ( 1 6 ) 3) C. Antistius Reginus ( 3 9 ) 4) 5) 6) 7) 8) 9) 10) 11) 12) 13) 14) 15)
C. Antonius ( 2 0 ) C. Caninius Rebilus ( 9 ) L. Cassius Longinus ( 6 5 ) P. Cornelius Dolabella ( 1 4 1 ) M. Curtius Postumus ( 2 6 ) T. Furfanius Postumus ( 1 ) Furius Crassipes ( 5 4 ) M. Gallius ( 5 ) A. Hirtius ( 2 ) Q. Hortensius ( 8 ) D. Iunius Brutus Albinus (55a, Supb.) M. Licinius Crassus ( 5 6 )
16) 17) 18) 19) 20) 21) 22) 23) 24) 25)
L. Livineius Regulus ( 3 ) Q. (Marcius) Philippus ( 8 3 ) Marcius Rufus ( 9 4 ) L. Minucius Basilus ( 3 8 ) L. Munatius Plancus ( 3 0 ) L. Nonius Asprenas ( 1 4 ) Q. Pedius ( 1 ) A. Pompeius Bithynicus ( 2 6 ) M. Pomponius ( 1 1 ) T. Sextius ( 1 3 )
56
nob. nob. nob.
Sen. 4 9 ? Sen. 4 9 ? Qu. vor 54? Qu.? 51? Sen. Sen. Sen. Sen. Qu.
49? 49? 49? 49? 51?
nob. nob. nob.
Qu. Sen. Sen. Sen. Sen. Qu.
51? 49? vor 48? vor 5 0 4 9 ? Qu. 50? 54
nob.
Qu. vor 4 9 ? Sen. 4 9
nob. nob.
nob.
Qu. Qu. Sen. Sen. Sen. Sen. Sen. Sen.
49 55? vor 4 9 ? vor 4 9 49 49? 49? 49?
26) 27) 28) 29) 30)
L. Staius Murcus (2) P. Sulpicius Rufus (93) L. Tillius Cimber (5) Tullius Rufus (49, cf. 9) L. Volcatius Tullus (9)
nob.
nob.
Sen. 49? Sen. 49 Sen. 49? Qu. vor 48? Sen. 49?
Hinzuzufügen ist folgender, im Exil lebender Senator: 31) Licinius Denticula (Lenticulus?) (80)
Sen.? vor 50
Die folgenden späteren Magistrate Caesars waren mit mehr oder weniger großer Wahrscheinlichkeit schon vor dem Bürgerkrieg Senatoren: 32) 33) 34) 35) 36) 37) 38) 39) 40) 41) 42)
C. Rabirius (Curtius) Postumus (6) L. Trebellius (Fides) (4, cf. 5) C. Calvisius Sabinus (13) M. Cusinius (1) T. Annius Cimber (37) Q. Cassius (21) C. Cestius (3, cf. 7) L. Cornelius Lentulus (Cruscellio?) (197, cf. 219) Sp. Oppius (5, cf. 22) C. Turranius (4) M. Vehüius (8 A. 581)
Pr. 48? Tr. pl. 47 Pr. 46? 44? Pr. 44 Pr. 44 Pr.? 44 Pr.? 44 Pr.? 44 Pr. 44 Pr. 44 Pr. 44
Der Rückschluß von einer Praetur auf den Eintritt in den Senat muß in den meisten Fällen Vermutung bleiben. Aber auch die Tatsache, daß die lex Annalis nicht immer eingehalten worden ist (z.B. Q. Cornificius (8) Qu. 48, Pr. 45?) darf nicht dazu verleiten, dies für alle unter Caesar gewählten Magistrate — und zumal die ,ηονΐ unter ihnen (cf. Syme, PBSR, 1938, 17) - anzunehmen. Quaestorier bei Caesar No.
1) MRR: Legat 48, Praetor? 47; cf. No. 2. 2) MRR: Qu. pro pr. Macedonia? 4 5 - 4 4 , cos. suff. 33; zur Schwierigkeit, ihn von Caesars Legaten Μ. (M') Acilius Caninus (Caninianus) (s.o. No. 1) zu unterscheiden: S.-B. 257 vor allem ist nicht klar, wer von beiden 46 Prokonsul in Sizilien war (fam. 13,30-39); Verhalten 49 nicht gesichert. 3) Att. 10,12,1; 5 3 - 5 0 Legat in Gallien, cf. MRR; Willems No. 346 vermutet Quaestur. 4) Legat 49, evtl. tr. pl. 46, Pr. 44; cf. MRR; S.-B. 5) 5 2 - 4 9 Legat in Gallien, Pr. 48? Cos. suff. 45. 6) Procos. 48, tr. pl. 44. 7) Legat 4 9 - 4 8 tr. pl. 47 cos. suff. 44; hatte sich Caesar gleich im Januar 49 angeschlossen. 8) Att. 9,6,2; Pr. 47 oder 46. 9) 50/49 Prokonsul von Sizilien. Senat beschloß im Jan. 49 (Att. 7,15,2) ihn abzulösen; also war er evtl. caesarianisch gesinnt, Pr. 46? 45 wieder Prokonsul auf Sizilien, fam. 6,9 zeigt, daß er zu den Gemäßigten gehörte.
57
10) 11) 12) 13) 14) 15) 16)
Ging im März 49 zu Caesar über, Att. 9,11,3, cf. S . - B . 47 in der caes. Armee, Att. 11,20,2; Pr. 44, MRR Add. Legat in Gallien; 49: Att. 7,4,2; evtl. Volkstribun 48, Pr. 46, Cos. 43. 49 bei Caes. cf. MRR u. S . - B . ; Pr. 45? Legat 49, Propr. Gallien 4 8 - 4 6 , Pr. 45? (MRR); S . - B . vermutet Quaestur 50. Legat 49 in Gall. Cis. Sohn des Praetors (RE No. 2), praef. urb. 42; 47 bei Caesar in Afrika; Willems hält ihn für Quaestorier; 46 Praefekt von Hadrametum, falls dies nicht der Vater ist. 17) MRR: Pr. ca. 48, Procos. (Cüicia?) 47; aufgrund von fam. 13,74 und 13,73; im Anschluß an Syme; Münzer datiert die Briefe in die 50er Jahre. 18) B.C. II, 23,5; 24,1; 43,1. 19) 53 Legat in Gallien; 49 bei Caesar; cf. S . - B . ; Pr. 45. 20) Legat bei Caesar 5 4 - 4 6 , Pr. 45? Cos. 42. 21) 4 7 - 4 5 Prokonsul unter Caesar in Afrika; MRR: Pr.? 47?; 47 ist das letzte Datum, cf. Münzer RE; Cos. suff. 36. 22) Att. 9,14,1; Pr. 48, Cos. suff. 43. 23) Pr. 45?; Vater bei Pompeius. 24) 48 Flottenkommando bei Caesar, B.C. III, 101. 25) Praetor 45?; 5 3 - 5 0 Legat Caesars in Gallien. 26) Legat 4 8 - 4 6 , Pr. 45?; später bei Sex. Pompeius 4 1 - 3 9 . 27) MRR: Qu. 69? Legat bei Caesar 5 5 - 4 9 , Praetor 48, Cens. 42. 28) Praetor 45? Willems vermutet deshalb Quaestur vor 53. 29) MRR: Qu. vor 46 (Willems: vor 51); 46 in Caesars Heer als Quaestorius von den eigenen Soldaten getötet, weil er ein Urheber des Krieges gewesen sei (B. Afr. 85) (desgleichen wäre Pompeius R u f u s tr. pl. 52 beinahe getötet worden). Daraus kann man zumindest schließen, daß Tullius R u f u s schon 49 Senator war, vielleicht sogar, daß er zu Beginn des Bürgerkrieges auf der Seite des Pompeius gestanden hatte. 30) Von seinem Vater (Cos. 66) 49 zu Caesar geschickt: (Att. 10,3a,2); Pr. urb. 46? Cos. 33. 31) 49 von Antonius zurückberufen (Cie. Phil. 2.56); MRR. Add.: wahrscheinlich Senator. 32) Wenn Praetor 48, dann mit Sicherheit vor 50 im Senat; procos. Asia 4 8 (Pharsalus) bis 46; MRR 481: evtl. Kandidat für die Praetorenwahl 63; MRR 273 bezieht Att. 12.49.2 auf ihn (Kandidat für das Konsulat 45), aber dort ist wohl eher M. Curtius Postumus gemeint. 33) Als ,novus' (cf. Wiseman p. 160) wohl Quaestor vor dem Tribunat; wahrscheinlich also 49 oder früher. Aedil zwischen 47 und 44 (aed. cur.). 34) Legat 48, Promag. (Procos.?) Africa Vetus 4 5 - 4 4 , cos. 39. Wiseman No. 96; Sumner p. 267: Praetor 44. 35) MRR, Add. evtl. praef. urbi 45. Vor der Praetur war er Aedil und sicher auch Quaestor (ILS 965). Wiseman No. 150; Willems: im Senat 50; Syme, PBSR, 1938, 17: wohl erst unter Caesar in den Senat aufgenommen. In Anbetracht der Länge seiner Ämterlaufbahn (aed. pl., aerario praef., pr.) wohl vor 49 Quaestor. 36) Wiseman No. 29: possibly the son of a greek affranchi or a freedman? 37) Legat 48. 38) Wiseman No. 116. 39) Identisch mit dem Suffektkonsul 38? 40) Legat 46. 41) Wiseman No. 449; Willems: im Senat 50, Syme, PBSR, 1938, 17: wohl erst unter Caesar. Cf. oben No. 35.
58
42) Wiseman No. 469; Willems: im Senat 50; Syme, PBSR, 1938, 17: wohl erst unter Caesar in den Senat aufgenommen. Cf. oben No. 35 und 41.
Quaestorier und Senatoren von unbekanntem Rang (neutral oder Parteinahme nicht bekannt) 1) T. Ligarius ( 5 )
Qu. urb. ca. 5 4
2) L. A t e i u s C a p i t o ( 9 )
Qu. u m 5 2
3) C. Albinius ( 1 )
S e n . vor 6 0
4 ) C. A n i c i u s ( 1 )
Sen. 55?
5) Q. A x i u s ( 4 )
Qu. vor 7 3
6 ) C. Egnatius M a x i m u s ( 2 7 )
S e n . vor 7 0
7) Licinius B u c c o ( 3 9 )
Sen. u m 8 0
8) L. Q u i n ( c ) t i u s ( 1 3 )
Sen. 4 9 ?
9) P. S e p t i m i u s ( 1 1 )
Qu. vor 4 9
10) Statius S a m n i t a ( 1 )
Sen. nach 8 7
1 1 ) C. Urbinius ( P a n a p i o ) ( 1 )
Qu. 7 4
12) L. V o l u m n i u s ( 4 )
Sen. 5 0
13) Q. V o l u s i u s ( 5 )
Sen. 4 9 ?
14) Cn. ( A p p u l e i u s ) L. f. Saturninus ( 2 7 )
Sen. 54
15) L. Sestius Pansa ( 1 0 )
Qu. 5 4
(Quaestorier (neutral oder Parteinahme No.
nicht
bekannt)
1) Münzer RE erschließt Neutralität aus Cie. Lig. 5,34; 46 im Senat. 2) Verhalten im Bürgerkrieg nicht bekannt; er ist noch Praetor geworden: Tac. Ann. III 75; cf. MRR Add. 3) 45 noch im Senat, fam. 13,8. 4 ) 4 4 im Senat: fam. 12,21; evtl. schon Senator vor 56: fam. 7,26,2; ad. Qu. fr. II, 9,3. 5) Faenerator; im Frühjahr 49 in Rom oder Italien, jedenfalls nicht bei Pompeius: Att. 10,11,2. 6) Juli 45 in Italien; 43 bei den Proskriptionen getötet (Att. 13,34; App. 4,21). 7) Cf. MRR; fraglich, ob im Bürgerkrieg noch am Leben. 8) Willems: Qu. um 54, MRR: vor 43; cf. Att. 7,9,1 (Dez. 50); 43 Opfer der Proskriptionen. 9) 49/48 noch am Leben, cf. RE. 10) 43 Opfer der Proskriptionen; über Verhalten im Bürgerkrieg nichts bekannt. 11) MRR Add.: Evtl. = Urbinius Panapio, der 43 den Proskriptionen zum Opfer fiel. 12) Im Jahr 50 im Senat (fam. 7,32,1), cf. MRR Add. 13) MRR: Praefekt 5 1 - 5 0 ; Willems: Praetor nach 44 (Tac. Ann. III, 30); Att. 5,21,6: kann man daraus auf ein Amt schließen? 1 4 ) 4 3 in Rom (fam. 12,26,1). 15) Nicht bezeugt, ob im Bürgerkrieg noch am Leben; letzte Nachricht 54.
59
Aus den Listen ergibt sich folgendes Gesamtbild: Tabelle I: Parteinahme der Senatoren 49/48 (nach Rangklassen) POMPEIANER
CAESARIANER
NEUTRALE
+
Cos. Pr. Aed.-Tr. Qu.-Sen.
10 32 12 35
1 15 19 30-41
(3) (5) (5) (1)
10 1 0 1
+ 23 (4) + 2 - 1 5 (2) + 13-14
Senatoren
89
65-76
(14)
12
+ 38-52(6)
(1)
(1)
?
Senatoren insgesamt: 250 43
Tabelle II: Parteiverhalten der Nobilität (nach Rangklassen) POMPEIANER
CAESARIANER
NEUTRALE
+
8 12 3 13
1 4 8 12
(2) (4) (2)
10 1 0
+6 + 0-5
sen. Nobiles 36 Nobiles ohne Amt 8
25
(8)
insgesamt
Cos. Pr. Aed.-Tr. Qu.-Sen.
44
-
(1)
-
11
+ 6-11
28
0
+ 8-14
53
11
+ 14-25
(1)
Erläuterungen: a) Die in Klammern gesetzten Zahlen beziehen sich auf die zu Beginn des Bürgerkrieges im Exil lebenden Politker. 43
Die Dunkelziffern lassen sich nur schätzen, da wir keine präzisen Angaben über die effektive Stärke des Senats und der Ranggruppen in ihm haben. Nimmt man die mittlere Lebenserwartung der Senatoren mit 60 Jahren an - was sicherlich zu hoch gegriffen ist und setzt voraus, daß alle Senatoren ihre Ämter im vorgeschriebenen Mindestalter erreichten - was natürlich illusorisch ist so kommt man zu folgenden Dunkelziffern: - bei den Konsularen fehlten uns 11 Namen (bei 23 bezeugten); in Wirklichkeit aber spricht die Quellenlage hier dafür, daß wir alle lebenden Konsulare erfafit haben. - Bei den Praetoriern wäre die Dunkelziffer 20 (gegenüber 80 bekannten), bei den Tribuniziern und Aediliziern würden uns 46 Namen fehlen gegenüber 66 bezeugten, bei den Quaestoriern schließlich wären wären es 148 gegenüber 92 erhaltenen Namen. Nach dieser Berechnung hätte die Gesamtstärke des Senats im Jahr 50 etwa 470 Senatoren betragen, eine Zahl, die der Wirklichkeit durchaus entsprochen haben mag. In den Listen hätten wir also etwas mehr als die Hälfte des Senats erfaßt (250 von 470), die Ranggruppen der Konsuiare und Praetorier jedoch fast vollständig (103 von ca. 120 bis 130).
60
b) Bei den als Spanne ausgedrückten Angaben (z.B. 3 0 - 4 1 ) bezieht sich die erste Zahl auf die mit Sicherheit bezeugten Senatoren, die zweite auf die Gesamtzahl der sicher und wahrscheinlich einer bestimmten Gruppe angehörenden Senatoren. c) ,Nobiles ohne Amt': Nachweise bei Shackleton Bailey, CQ 10 ( 1 9 6 0 ) .
Die zahlenmäßig etwa gleiche Stärke der beiden Gruppen wird durch allgemeine Aussagen der Quellen über die Bürgerkriegsparteien bestätigt 44 . Die Tabellen stellen den Stand der Dinge etwa im Sommer 48 dar; die Fluktuationen im vorhergehenden Zeitabschnitt sind uns nicht in ihrem ganzen Ausmaß bekannt und können daher tabellenmäßig nicht erfaßt werden. Aber im Einzelnen bestätigt und verstärkt das prosopographische Material den Eindruck, den wir bei der Lektüre der Quellen gewinnen. Bis zum März 49 muß Pompeius über eine klare Mehrheit von Senatoren verfügt haben; im März verließ nur eine Minderheit des Senats Italien. Im Mai/Juni setzte dann eine ausgleichende Bewegung ein 45 . Wir können zwölf Senatoren (darunter vier Konsulare und fünf Praetorier) namhaft machen, die zu Beginn des Bürgerkrieges der Mehrheit des Senats gefolgt waren, dann eine Zeit lang unschlüssig waren und sich erst nach dem Monat April 49 ins pompeianische Lager begeben haben 4 6 . Auch von den zehn Konsularen, die sich 49/48 ,neutral' verhielten, hatten sechs zunächst eindeutig auf der Seite der Konsuln und des Pompeius gestanden 41 , und zwei von ihnen hatten sich erst im März von Pompeius getrennt 48 . Ein weiterer, Ser. Sulpicius Rufus, hat Italien irgendwann nach dem April 49 noch verlassen und sich in eine echte Neutralität zurückgezogen. Fünf Senatoren sind uns bekannt, die zunächst bei Pompeius waren und noch im Frühjahr 49 zu Caesar übergegangen sind 49 . Wir kennen dagegen keinen Senator — wenn wir von T. Labienus absehen —, der zunächst auf Caesars Seite war und sich dann Pompeius angeschlossen hätte 50 . Wir werden weiter unten (Kap. VII) sehen, daß die meisten der ,Parteiwechsler' des Frühjahrs 49 wohl zu den pedarii gehört haben; aus den prosopographischen und statistischen Daten läßt sich das jedoch nicht erkennen, da die Quellen selten namentlich das Verhalten anderer als der bekanntesten Politiker festgehalten haben.
44
Unten Kap. VII. Einzelheiten unten S. 92ff. 46 Konsulare: M. Tullius Cicero, P. Cornelius Lentulus Spinther, L. Domitius Ahenobarbus, Ap. Claudius Pulcher; Praetorier: P. Silius Nerva, L. Manlius Torquatus, P. Rutilius Lupus, L. Aelius Tubero, L. Livius Ocella; ferner: L. Ninnius Quadratus tr. pl. 58(?), L. Caecilius Metellus tr. pl. 4 9 und L. Mescinius Rufus qu. 51. 45
47
No. 2, 3, 6, 7, 8, 10. * M. Aemilius Lepidus und L. Volcatius Tullus. 49 L. Roscius Fabatus (pr. 4 9 ) ; C. Sosius (pr. 49); C. Messius (aed. pl. 55), möglicherweise erst 4 8 ; T. Antistius (qu. 50), vielleicht erst in die Neutralität; Furius Crassipes (qu. 51). 50 Allerdings liefen über verschiedene Caesarianer Gerüchte um, daß sie zu Pompeius übergehen wollten, z.B.: Scribonius Curio tr. pl. 50; C. Fabius tr. pl. 55. 4
61
Auffallend ist das Übergewicht der Konsulare und Praetorier bei Pompeius und die starke Gruppe der neutralen Konsulare, die an Altehrwürdigkeit sogar die der pompeianischen übertrifft. Es ist nicht anzunehmen, daß die Relation in der Gruppe der Praetorier durch die 23 mit einem Fragezeichen versehenen Praetorier zu Caesars Gunsten verschoben werden könnte; ich vermute eher das Gegenteil, da es Indizien dafür gibt, daß es Caesar an Praetoriern mangelte51. Bei Caesar findet sich dagegen ein Übergewicht an Tribuniziern; dies ist ein Anzeichen dafür, daß bei der Parteibildung im Bürgerkrieg ein Generationenproblem mitwirkte. Die letzte Kategorie (Quaestorier, bzw. Senatoren unbekannten Ranges) erlaubt keine weitgehende Interpretation, da hier die Dunkelziffer zu groß ist. Die Tabelle II zeigt das Parteiverhalten der Nobilität im Vergleich zum Gesamtsenat, sowie die Verteilung der nobiles auf die beiden Parteien. Wie schon angedeutet, gibt es keine sichtbaren Unterschied im Verhalten von nobiles und anderen Senatoren. Daß Shackleton Bailey zu scheinbar anderen Ergebnissen kommt (40 nobiles bei Pompeius, 55 bei Caesar) liegt daran, daß er Senatoren und Nichtsenatoren nicht getrennt aufführt. Das Verhältnis von 8 : 28 bei den nobiles, die nicht Senatoren sind, kann gleichfalls auf einen altersbedingten Verhaltensunterschied hindeuten 52 . Doch ist hier Vorsicht geboten, da wir aufgrund der Quellenlage eher Nachrichten über jüngere nobiles bei Caesar haben als bei Pompeius. Die gängigen Thesen über die Bürgerkriegsparteien Caesars und Pompeius' müssen also revidiert werden, und nicht nur in bezug auf die Nobilität. Außerdem muß man die starke Gruppe der neutralen Konsulare mehr beachten; welche Bedeutung ihre Neutralität hat, werden wir weiter unten sehen. Daß wir keine Zahlen über die Neutralität rangniederer Senatoren haben, ist nicht verwunderlich. In den vor allem am militärischen Geschehen interessierten Quellen tauchen ihre Namen naturgemäß nicht auf. Die Konsulare bilden eine Ausnahme, da ihre Stellungnahme für die öffentliche Meinung sehr wichtig war; außerdem standen sie in ständigem Kontakt mit Cicero, in dessen Briefen sie daher häufig erwähnt werden. Der Eindruck vom Verhalten der römischen Oberschicht, wie es sich in den Senatorenlisten widerspiegelt, muß noch ergänzt werden durch die Untersuchung des nichtprosopographischen Materials, das Hinweise auf das politische Verhalten der Oberschicht im weiteren Sinne während der ersten Monate des Bürgerkrieges gibt. Zuvor jedoch wenden wir uns drei anderen Aspekten der ,Partei' Caesars zu: die Exilierten sind zum Teil in den Listen aufgeführt worden; es ist zu fragen, inwieweit man sie wirklich zu Caesars Partei rechnen kann. In direktem Zusammenhang damit steht eine andere Gruppe der römischen Oberschicht, die der Proskribiertensöhne. Im Anschluß an diese 51
Caesar besetzte auffallend viele militärische Posten und Stellen in der Provinzverwaltung mit rangniedrigen Senatoren. " Zu den methodischen Vorbehalten oben S. 33.
62
beiden Abschnitte betrachten wir das Verhalten der italischen Landstädte. Ronald Syme hat die These aufgestellt, daß große Teile der italischen Bevölkerung gleich zu Anfang des Jahres 49 für Caesar Partei ergriffen hätten. Verhielt es sich wirklich so, und stoßen wir hier nicht auf Gruppen und Schichten, deren Opposition zur herrschenden Schicht in Rom oder deren unzureichende politische Vertretung und die daraus resultierende Unzufriedenheit als latenter Konfliktstoff im Bürgerkrieg mobilisiert wurden? Verhalfen nicht sie Caesar zu der Unterstützung, die den Krieg zu mehr als einem Kampf um dignitas werden ließ?
63
IV. Die Exilierten Es ist geradezu ein Topos in der modernen Caesarliteratur, daß die Verbannten einen wichtigen Bestandteil der Partei Caesars im Jahr 49 gebildet hätten. Diese Behauptung stützt sich, neben prosopographischen Daten, vor allem auf die Nachrichten bei Dio und Appian, Caesar habe als Dictator 49 allen Exilierten die Rückkehr gewährt1, und es habe nur eine Ausnahme gegeben, nämlich Milo2. Die Annahme, daß die Exilierten sich zumeist auf Caesars Seite stellten, ist natürlich richtig; die Frage ist nur, welche Schlußfolgerungen man daraus ziehen darf. Doch wenden wir uns zunächst dem prosopographischen Material zu. Shackleton Bailey führt sieben adlige Verurteilte auf, die zu Caesars Partei zu rechnen seien3: 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7)
C. Antonius Cos. 63 M. Valerius Mesalla Rufus Cos. 53 P. Cornelius Sulla Cos. design. 65, Pr. um 68 C. Papirius Carbo Pr. 62 C. Claudius Pulcher Pr. 56 P. Plautius Hypsaeus Pr. um 55 L. Calpurnius Bestia Aed. 59
Davon müssen zunächst wieder ausgeschieden werden: No. 1: C. Antonius. Er wurde nicht zusammen mit dem ersten Schub der Exilierten Ende 49 von seinem Neffen Antonius rehabilitiert; er blieb also 49 noch im Exil in Cephallonia4 und ist erst im weiteren Verlauf des Bürgerkrieges oder sogar erst nach dem Ende 5 des Krieges von Caesar zurückgerufen worden 6 . Antonius war übrigens ein aktiver und von den Proskriptionen profitierender Sullaner gewesen und war im Jahr 78 von Caesar angeklagt worden Caesar hatte dann seine Wahl zum Konsul 63 unterstützt; 59 dagegen (wegen seines Verhaltens als Konsul) unterstützte er die Anklage gegen Antonius, der dann ins Exil gehen mußte (cf. Gruen, The last generation 288). Vermutlich wagte Antonius dann im Jahr 49 nicht, seinen Oheim aus dem Exil zurückzurufen, da dieser beim Volk wegen seines Verhaltens im Jahr 63 unbeliebt war 7 ; jedenfalls war seine Verurteilung gefeiert worden. 1 3 3 4 5 6 7
Dio 41,36,2; App. 2,48. Geizer C. 204, S . - B . 265. S . - B . 265. Phil. 2,56; Dio 46,15; Strabo 10.445. Anders Chr. Meier, LdAW. Am 1. Januar 44 ist er im Senat: Phil. II, 99; cf. 79. Cie. Flacc. 95, cf. Geizer C. 70.
64
No. 4: C. Papirius Carbo\er hielt sich eventuell 46 wieder in Italien auf. Demnach wäre er von Caesar wieder in seine Rechte eingesetzt worden; aber diese Annahme ist unsicher 8 . No. 5: Claudius Pulcher, ein Bruder des Konsuls des Jahres 54, war vor seiner Praetur Legat bei Caesar gewesen. Seine Rückberufung durch Antonius steht fest, es ist jedoch nicht sicher, ob sie 49 oder später stattfand; 43 ist der letzte Termin 9 . No. 6: Plautius Hypsaeus: auch hier steht das Datum der Rehabilitierung nicht fest. Erst Ende April 44 ist er wieder im Senat bezeugt 1 0 . No. 7: L. Calpurnius Bestia ist im Jahr 56 verurteilt worden; die nächste Nachricht zeigt ihn uns als Aedilizier im Jahr 43 im Senat 1 1 , wo er Antonius unterstützt und nach dem Konsulat trachtet, für das Brutus vorgesehen war. Shackleton Bailey 12 schließt daraus, daß er im Bürgerkrieg auf Caesars Seite gestanden habe; doch erstens läßt sich das Datum seiner restitutio nicht erschließen, und zweitens zeigt die Tatsache, daß er 43 noch immer Aedilizier war, wie vor seiner Verurteilung bei der Bewerbung um die Praetur im Jahr 56, daß er kein aktiver Parteigänger Caesars war. Denn sonst hätte dieser ihn sicher inzwischen unter die Praetorier aufgenommen, beziehungsweise zum Praetor gemacht. Mit Sicherheit im Jahr 49 aus der Verbannung zurückgerufen worden sind No. 3: Publius Cornelius Sulla und No. 2: Μ. Valerius Messalla Rufus. Beide haben im Jahr 48 militärische Ämter bei Caesar inne 1 3 . Außerdem sind sicher folgende Senatoren in caesarischer Zeit aus der Verbannung zurückgekehrt, bzw. wieder in den Senat aufgenommen worden: A. Gabinius Cos. 58 1 4 L. Livineius Regulus Pr. vor 5 6 1 5 T. Munatius Plancus Bursa Tr. pl. 5 2 1 6 C. Sallustius Crispus Tr. pl. 5 2 1 7 Licinius Denticulus 1 8 Sen.? Q. Pompeius Rufus Tr. pl. 52 1 9 8
Fam. 9,21,3. ' Fam. 11,22,1. RE (Münzer) s.v. Plautius No. 23. " Phil. 11,11. 12 P. 265. 13 MRR, II, 276, 282; Valerius Messalla evtl. erst 46. 14 48/47 Legat Caesars (MRR), wohl 49 schon in Italien: Att. 10,8,3. 15 Praefekt Caesars in Hadrametum 46. 16 51 verurteilt trotz aller Versuche Pompeius', ihn zu retten. Exil in Ravenna, fam. 8,1,14, reich beschenkt von Caesar; restitutio zu Anfang des Krieges: Phil. 6,10; 10,22; 11,14; 13,27. 17 Spätsommer 49 Flottenkommando bei Caesar. Nach Pharsalos 48 Qu. II; cf. Mommsen St. R. II 3 , 419,3, dagegen D r u m a n n - G r o e b e III, 510. " Phil. II, 56, Dio 45, 47,9. " Enkel Sullas. 10
5
Bruhns (Hyp. 53)
65
und mit Wahrscheinlichkeit: M. Cispius Tr. pl. 57 20 T. Annius Milo ist, wie erwähnt, 49 nicht rehabilitiert worden. Desgleichen der ebenfalls im Jahr 52 verbannte Sextus Clodius. Er wurde erst nach Caesars Tod von Antonius zurückgeholt, angeblich gemäß einer Verfugung Caesars21. Auch C. Sempronius (Asellio) Rufus (Senator, nobilis) ist erst nach Caesars Tod aus der Verbannung zurückgerufen worden 22 . Außerdem kann eine weitere Reihe von Politikern namhaft gemacht werden, die im Jahr 50 im Exil lebten: M. Plaetorius Cestianus Pr. 64 C. Memmius Pr. 58 M. Aemilius Scaurus Pr. 56 23 L. Procilius Tr. pl. 56 Servaeus Tr. pl. design. 50 Keiner von ihnen wird jemals im politischen oder militärischen Geschehen des Bürgerkriegs erwähnt; es ist möglich, daß sie zu den von den caesarischen Volkstribunen wieder in ihre Rechte Eingesetzten gehören. Das Schweigen der Quellen ist jedoch bedeutsam. Es zeigt, daß unter den 23 namentlich bekannten Exilierten24 diejenigen, die aktiv für Caesar tätig werden (und denen er eine solche Betätigung gestattet), eine Ausnahme darstellen. Jede Aussage wird relativiert dadurch, daß uns nur ein Teil der Exilierten bekannt ist. In den Jahren 52/51 sollen rund 40 Senatoren verurteilt und in Verbannung geschickt oder aus dem Senat ausgestoßen worden sein25. Die Quellen nennen uns nur fünf Namen im Zusammenhang der Prozesse von 52 (Milo, Sextus Clodius, C. Memmius, Plautius Hypsaeus, M. Aemilius Scaurus); die Prozesse von sechs weiteren Senatoren sind mit Sicherheit in die drei Jahre vor dem Bürgerkrieg zu piazieren (Munatius Plancus, Plaetorius Cestianus, Pompeius Rufus, C. Sempronius Rufus, Servaeus, Messalla Rufus). Ateius Capito und Sallust waren im Jahr 50 aus dem Senat ausgeschlossen worden. Die übrigen zehn waren in den Jahren 59 bis 54 verurteilt worden, Cornelius Sulla im Jahr 66 16 . Daß Caesar als Konsul die im Jahr 52 durch die pompeianischen Sonder20
Miinzer (RE No. 4), wenn C. = CIL I 631. Phil. 2,9; 2,20. 22 Nach Caesars Ermordung rechnete man damit, daß Antonius ihn zurückberufen werde (Miinzer, RE Sempronius Nr. 79); Broughton MRR II, 465 nimmt an, daß er 44 praetorius war. Aus den antiken Kommentaren zu Horaz Sat. II, 2,49f geht aber eher hervor, daß er nur ein „Küchenpraetor" war (Zitate bei Münzer loc. cit.). Oder war er schon praetorius vor seiner Verbannung? 23 Sohn der Caecilia Metella. 24 Zu den 22 Genannten ist hinzuzufügen C. Ateius Capito, tr. pl. 55; im Jahr 50 aus dem Senat ausgeschlossen (Willems No. 204), Cie. de div. I 16, § 29; in den ersten Jahren des Bürgerkriegs steht er auf Pompeius' Seite. 25 Sali. ep. II, 4,2; dazu Wistrand, Sallust on judicial murders, p. 39f; 45. 26 Belege in den entsprechenden Artikeln der RE. 21
66
gerichte Verurteilten und Verbannten zurückrufen werde, stand, wie wir gesehen haben, mit im Zentrum der Befürchtungen, die man in Rom hegte 27 . Auch drohten Caesar nahestehende Volkstribunen, besonders Antonius, mit der restitutio und der Rache der Exilierten. Dieses Thema trug dazu bei, die Positionen vor dem Bürgerkrieg zu verschärfen und beeinflußte nach dem Ausbruch des Krieges die Haltung prominenter römischer Senatoren gegenüber Caesar 28 . Das Problem der restitutio der Verbannten oder Enteigneten war aber keineswegs neu in diesem Bürgerkrieg. In der gesamten Zeitspanne zwischen dem marianisch-sullanischen Bürgerkrieg und der Schlacht von Actium stellte es sich immer wieder, da jeder Konflikt, indem er den Besiegten aus dem vorhergehenden Genugtuung verschaffte, eine neue Gruppe von Opfern erzeugte 29 . Sulla dehnte die Repression auf die Nachkommen der Proskribierten aus, was die Entstehung einer Gruppe von Opfern des Systems für Jahrzehnte zur Folge hatte. Durch jede Proskription oder Verurteilung größeren Ausmaßes wird eine Gruppe von Besiegten geschaffen, die den jeweiligen Gegner des herrschenden Regimes stärken können und nach dem Sieg durch Rückforderung ihrer Güter und Proskription der alten Gegner den Kreislauf von neuem in Gang setzen. Die Verurteilten von 52 bildeten eine solche Gruppe. Ein Teil von ihnen war nach der Verurteilung stracks zu Caesar geeilt, der sie freundlich aufnahm und dadurch wohl schon den Verdacht bestärkte, er plane ihre restitutio30. Andere zogen sich nach Ischia und Sizilien zurück. Gleich nach dem Beginn des Bürgerkrieges, so berichtet Caesar, hätten ihm die Exilierten ihre Unterstützung angeboten 31 . Das sagt nichts über eine besondere Hinneigung zu Caesar aus, denn sie konnten nur von einem Wechsel des Regimes eine Rückkehr nach Rom und eine Wiedererlangung ihrer alten Rechte erhoffen. Θυ^αδων κάθοδος stand jedesmal an erster Stelle im Programm der Gegner der jeweils herrschenden Gruppe 32 . Das ist sicher richtig für Sulpicius und Lepidus zum Beispiel. Bei Caesar muß man darauf hinweisen, daß er es dem Volkstribunen Antonius überließt, dies als Programmpunkt vorzutragen, so wie er auch die restitutio später nicht selbst vornahm. Jedenfalls verschärften auch hier die Furcht und Unruhe, die durch die Drohungen erzeugt wurden, den Konflikt. Denn die restitutio wurde als Friedensstörung betrachtet, als Angriff auf die bestehende Ordnung 33 ; daß sie eine echte Bedrohung für die jeweils herrschende Gruppe darstellte, ergibt sich 27
Oben S. 22f. Unten S. 69. 25 Cf. Jal, „Publicatio bonorum", p. 43 9f. 30 Vermutlich waren diese Leute schon vor ihrer Verurteilung Anhänger Caesars. 31 B.C. III 1. 32 Jal 440. 33 Florus II, 11 (= III, 23), 3: „quid aliud quam ad bellum vocabantur". Cf. Cicero bei Quint. I. Ο. XI, 1,85; cf. fam. 6 , 1 2 , 1 3 : die Rückkehr des begnadigten Ampius Baibus wird von den Caesarianern verzögert; sie nennen ihn ,tuba belli civilis'. Jal interpretiert die Stelle so, daß man seine Rückkehr als ,tuba . . e m p f i n d e n würde; es ist wohl richtiger, es so zu verstehen, daß er 4 9 die Kriegstrompete war; cf. auch Wistrand 36. "
67
schon daraus, daß die Verbannten, um die es hier geht, nicht Außenseiter der Gesellschaft waren, sondern zu der engen senatorischen Schicht gehörten. Ihre Rückkehr bedrohte somit diejenigen, die von der Verbannung materiell profitiert hatten und gerade die Herrschaft innehatten. Die Bedrohung der eigenen Interessen erschien dann in der Propaganda ideologisch verbrämt als Angriff auf die res publica und wurde von den meisten wohl auch wirklich dafür gehalten; denn sie befürchteten die eigene Niederlage und setzten diese mit der der res publica gleich; hinzu kam natürlich, daß hier Recht durchbrochen wurde. So erklärt sich die Erregung der Nobilität über die Pläne betreffs einer restitutio der Verbannten, die Caesar zu Anfang des Bürgerkrieges zugeschrieben wurden. Es ist charakteristisch für die Politik Caesars in den Jahren 49/48, daß seine Haltung gegenüber den Verbannten zweideutig ist. Auf der einen Seite ist ständig von Plänen zur restitutio die Rede, auf der anderen Seite geschieht bis zum Jahresende 49, also bis nach dem Spanienfeldzug, überhaupt nichts. Im März verdichten sich die Gerüchte über eine bevorstehende Aktion zugunsten der Verbannten. Cicero erfährt aus .sicherer Quelle', Caesar rede davon, Sullas und Pompeius' Opfer aus dem Bürgerkrieg (und offenbar auch aus den Prozessen von 52) zu rächen 34 . Die Angst vor der Rückkehr der Exilierten ergreift auch Sympathisanten Caesars; Matius kann hier wohl als stellvertretend für eine ganze Schicht von Besitzenden angesehen werden, die im übrigen eine gemäßigte politische Haltung einnahmen 35 . Ende März, als Caesar mit Cicero zusammentrifft, befinden sich ehemalige Verbannte in seinem Gefolge36; es handelt sich wohl um diejenigen, die zu ihm nach Gallien geflohen waren. Und am 10. April berichtet Curio Cicero, Caesar halte mit nichts hinter dem Berge zurück (im Gegensatz also zur Zeit vor dem Bürgerkrieg und in den ersten Wochen des Krieges), und nichts sei sicherer, als daß die nach dem pompeianischen Gesetz Verurteilten wieder in ihre Rechte eingesetzt würden37. Wenn man den Verbannten eine wesentliche Rolle in Caesars Partei zuordnet, sollte man erwarten, daß Caesar sie spätestens im April während seines Aufenthaltes in Rom wieder in ihre Rechte einsetzte, um sich ihrer Unterstützung endgültig zu versichern. Die umlaufenden Gerüchte zeigen, daß man im Frühjahr eine solche Aktion befürchtete. Schon im März hatte Caesar ein Gesetz einbringen lassen, das ihm durch die Bürgerrechtsverleihung die Treue der Transpadaner sicherte. Aber in bezug auf die Verbannten geschah nichts. Im Mai noch war es für manche Beobachter völlig offen, ob sie überhaupt rehabilitiert
34
Att. 9,14,2 (25.3.49). Att. 9,11,2; zur νέκοια. vgl. Wistrand, passim; dazu aber auch Plut. C. 5: Caesar habe, indem er Marius' Bilder wieder aufstellte, Marius' Ehre nach so langer Zeit gleichsam aus dem Hades in die Stadt zurückgeholt. 36 Att. 9,18,2; cf. Anm. 35. 37 Att. 10,4,8. 35
68
werden würden 38 . Cicero allerdings ist überzeugt, daß das geschehen werde. Er verläßt sich auf Curios Bemerkung „ut omnes qui lege Pompeia condemnati essent, restitueruntur; itaque se in Sicilia eorum opera usurum"39. Aber auch er ist jetzt der Meinung, daß die Angelegenheit erst nach dem Sieg in Spanien erledigt werde, der eine wichtige Vorentscheidung über den Ausgang des Krieges bringen sollte 40 . Auch Antonius kann den Exilierten auf Aenaria (Ischia) ihre restitutio nur versprechen 41 . Caesars Politik in der Frage der Exilierten ist im Jahr 49 also durchaus zwiespältig und bewußt unklar. Auf der einen Seite verspricht er ihnen die Rückkehr. Diese Versprechungen werden von manchen seiner Helfer, wie Curio und Antonius sehr viel schärfer vorgetragen. Das mag beabsichtigt gewesen sein, aber es ist nicht auszuschließen, daß Caesar und die Tribunen unterschiedlicher Meinung über den Zeitpunkt und die Modalitäten der Rückberufung der Verbannten waren. Auf der anderen Seite hielt Caesar mit der Ausführung der Pläne zurück; zwei Gründe werden ausschlaggebend gewesen sein. Erstens mußte ihm klar sein, daß die restitutio der Verbannten in diesem Augenblick, wo die militärische Lage für ihn ungünstig beurteilt wurde, einflußreiche, bisher unentschiedene oder neutrale Politiker in das Lager seiner Gegner treiben würde. Ser. Sulpicius Rufus hatte wohl nicht nur Cicero gegenüber geäußert, er werde ins Exil gehen, wenn die Verurteilten rehabilitiert würden 42 . Auch für Ciceros Verhalten spielte diese Angelegenheit eine Rolle 43 . Ähnlich dürfte die Wirkung auf einen Teil der konservativen öffentlichen Meinung gewesen sein. Das Versprechen der Rückkehr war dagegen ein Element der populären Propaganda. Zweitens ist anzunehmen, daß Caesar durch einen solchen Schritt mögliche Friedensinitiativen nicht belasten wollte. Im Gegensatz zur Bürgerrechtsverleihung an die Transpadaner war ihm die Sache der Exilierten nicht so viel wert, daß er dadurch Chancen einer Übereinkunft mit seinen Gegnern aufs Spiel gesetzt hätte. Hier zeigt sich, daß die Rückkehr der Verbannten eine wesentlich geringere Rolle in Caesars Plänen und Programm einnahm, als P. Jal und andere Historiker annehmen 44 . Überhaupt ist der Anteil der Propaganda in dieser Sache sehr groß. In der Öffentlichkeit empört sich Caesar im Februar 49 sogar über die .ungerechte' Ver-
"
Att. 10,14,3 (8. Mai). Att. 10,4,8. 40 Att. 10,8,2. 41 Att. 10,13,1. 42 Att. 10,14,3. 43 Att. 9,14,2; 9,18,2; fam. 6 , 6 , 1 1 ; cf. Anm. 49. 44 Jal 4 4 0 ; Jal überschätzt die Sache auch deshalb, weil er irrtümlich Caesars Maßnahmen für die Exilierten aus dem Sertoriuskrieg ins Jahr 59 statt ins Jahr 7 0 setzt; p. 4 4 1 , cf. Geizer C. 26. 39
69
bannung Milos45; und gerade ihn beläßt er schließlich in der Verbannung, um nicht die Gunst der plebs zu verlieren. Die Situation war allerdings eine andere: im Frühjahr wäre er vielleicht bereit gewesen, Milo zurückzuholen, wenn er sich damit Freunde bei den Optimaten hätte machen können. Zumindest handelte es sich hier um einen wohlgezielten Seitenhieb auf Pompeius. Die aus den Quellen herausgearbeitete Politik Caesars in der Exiliertenfrage und die durch die oben aufgeführten Listen (aus denen deutlich wird, wie wenig Exilierte überhaupt und zu welch spätem Zeitpunkt Caesar sie zurückrufen ließ) vermittelten Eindrücke stimmen überein: die Bedeutung der Rückberufung wird betont heruntergespielt, weil die .Rückkehr der Verbannten' ein Schrecksignal für die konservativen Schichten ist; zudem soll dadurch der Graben zwischen ihm und seinen Gegnern oder zumindest dem verhandlungsbereiten Teil seiner Gegner nicht noch vertieft werden. Aus diesem Grunde wurde auch die Rückberufung schließlich unter Wahrung größtmöglicher Legalität vorgenommen. Wie bei der Schuldenregelung wollte Caesar auch in der Frage der Exilierten die römische Oberschicht beruhigen und ihre Furcht mildern, daß er ein Regime des Terrors und der Gesetzlosigkeit einführen werde46. Die Verbannten wurden einzeln durch tribunizische und praetorische Gesetze zurückberufen. Dadurch wurde der Eindruck vermieden, als sei das ein Generalangriff auf die Maßnahmen von 52; auch bot sich bei diesem Verfahren die Möglichkeit, einzelne Leute nicht zurückzuholen. Caesar verzichtete sogar darauf, die entsprechenden Gesetze selbst einzubringen, obwohl er sich dadurch die Zurückgerufenen und ihre Freunde hätte stark verpflichten können 47 . Auch die Berichterstattung im Bellum Civile ist so unauffällig wie möglich gehalten. Es soll der Eindruck der Legalität geweckt werden wie auch bei der Behandlung der Schuldenfrage48. Gleichwohl hat die Rehabilitierung der Verbannten eine gewisse psychologische Wirkung gehabt. Noch im Jahr 46 ist das bei Cicero zu spüren, als er von den „Verbrechern" schreibt, die damals zurückgekehrt seien 49.
45
Att. 9,14,2. Cf. Frederiksen p. 128ff. 47 Zu den daraus entstehenden Verpflichtungen: fam. 11,22,1. 48 Wistrand p. 37. 49 Fam. 6,6,11; Att. 10,14,3 zeigt, daß die Reaktionen auch unter den Konsularen unterschiedlich waren; Cicero betrachtete die Sache im Mai 49 sogar relativ .realistisch'. 46
70
V. Der marianische Komplex im Bürgerkrieg 49 In seiner ,Roman Revolution' hat Sir Ronald Syme mit neuen Argumenten die im Grunde schon ältere These vertreten, daß Caesars Bürgerkriegspartei sich zu Teilen aus Überresten der ehemaligen ,marianischen Partei' zusammensetzte oder (zumindest) ideologisch auf sie zurückzuführen sei. Diese These hat zwei Seiten: a) Caesar habe zahlreiche Anhänger in den Regionen Italiens gehabt, die wegen ihrer Teilnahme am Bellum Italicum, den Unternehmungen des Marius und den Aufständen des Lepidus und Catilina gelitten hätten 1 . Diese „marianischen" Stämme, tota Italia, hätten Caesar als Befreier begrüßt, hätten sich ihm angeschlossen aus antirömischem Ressentiment. b) Der Angriff Caesars auf Rom stelle das Wiederauftauchen (resurgence) der marianischen Faktion unter Caesars Führung dar 2 . „The towns of Italy welcomed the resurgence of the Marian faction led by a proconsul who, like him, had crushed the Gauls, the traditional enemies of Italy". Die marianische Partei im weiteren Sinne besteht für Syme aus Angehörigen jener Regionen, die sich Caesar anschließen und durch ihn in den Senat gelangen 3 . Zur marianischen Faktion gehören laut Syme: Norbanus, Cinna, und Carrinas, sowie andere nobiles, die nicht inzwischen die Partei gewechselt hatten; so z.B. P. Sulpicius Rufus (Cens. 42) 4 . Außerdem scheint Syme die populären Politiker allgemein dazuzurechnen s . Symes Argumente sind vor allem Namen, Gentilnamen, die in den 80er Jahren unter den Anhängern Marius' und Cinnas eine Rolle spielen und im Jahr 49 bei Caesar wiederzufinden sind. Zusammen mit Caesars populärer und .marianischer' Vergangenheit ergibt sich daraus für Syme ein Wiederauftauchen der marianischen Faktion, die 30 Jahre lang unter der Oberfläche weiterbestanden habe. Die These, daß die römische Politik durch kontinuierliche Faktionen bestimmt werde, ist von Chr. Meier in seiner Untersuchung über die römische Innenpolitik widerlegt worden 6 . Daß 49 eine alte marianische Faktion, bestehend aus festen Familienbündnissen, wiederauftauche, wird widerlegt durch eine zu große Zahl von Parteigängern des Pompeius, die nach Symes Kriterien eigentlich Marianer sein müßten; auch umgekehrt finden wir in den Listen Poli1 2 3 4 5 6
Syme RR 89; cf. 86. RR 89f. RR 90; 65. RR 65. RR 65f. Untersuchungen, p. 92.
71
tiker, die nach Syme Sullaner sein müßten und trotzdem in Caesars Lager sind7. Das Gleiche gilt übrigens für die Annahme, daß man aus der Familienzugehörigkeit die Parteizugehörigkeit ableiten könne: wir kennen eine ganze Anzahl von Familien mit Mitgliedern in beiden Bürgerkriegslagern8, sowie ,neutrale' Konsulare, deren Söhne bei Caesar sind9. Die sogenannte marianische These stützt sich nicht nur auf die Parteinahme von vormaligen Marianern für Caesar. Wenn man auch heute nicht mehr der Meinung ist, Caesars gesamte politische Laufbahn sei nur zu begreifen als der konsequente Versuch, die herrschende Ordnung zugunsten der in den 80er Jahren Unterlegenen umzustürzen, so wird doch immer noch eine enge Verbindung behauptet zwischen Caesars früherer Laufbahn, die „wie von einem roten Faden von politischen Einsätzen im Interesse der Kreise durchzogen (ist), die einst Marius und Cinna getragen hatten" 10 , und seinem Angriff auf die sullanische Oligarchie im Jahr 49. In der Tat — und das ist auch das Hauptargument — erhielten die Söhne der von Sulla Proskribierten im Bürgerkrieg ihre politischen Rechte zurück. Schon im Jahr 63 hatte Caesar eine tribunizische Gesetzesvorlage, die die Proskribiertensöhne wieder in ihre Rechte einzusetzen trachtete, unterstützt, wenn nicht gar inspiriert. Aber die Bedeutung der /estitutio' im Bürgerkrieg 49 muß auf ihre richtigen Proportionen zurückgeführt werden. Einerseits ist seit der Untersuchung von L. R. Taylor über Caesars Verhältnis zur Nobilität vor 59 klar, daß die (als sullanisch bezeichnete) Nobilität Caesar durchaus als einen der ihren betrachtete 11 . Andererseits zeigt die Geschichte der 60 und 50er Jahre, daß die Opfer der sullanischen Proskriptionen keineswegs eine politische .pressure group' von Gewicht darstellten12. Caesar als Haupt der marianischen Faktion hätte doch eigentlich schon 59 für die restitutio der Proskribiertensöhne sorgen müssen. Warum das nicht geschah, ist, soweit ich sehe, bisher noch nicht gefragt worden. Es ist anzunehmen, daß er das gegen Pompeius nicht hätte durchsetzen können; aber fraglich muß auch bleiben, ob er es überhaupt gewollt hätte. Und da auch während der ganzen 50er Jahre keine Rede mehr von den Marianern ist, ist es überraschend, daß ihre restitutio als eine der ersten und bedeutendsten politischen Handlungen 7 Die meisten führt Shackleton Bailey p. 267 auf; hinzuzufügen wären: C. Claudius Pulcher (pr. 56, Exil!), Cn. Domitius (pr. 54), M. Licinius Crassus (qu. 54), Aurelius Cotta (tr. pl. 49). 8 Zu den Familien mit Angehörigen in beiden Lagern vgl. Syme RR 64 und Shackleton Bailey 267. * Siehe oben Liste der neutralen Konsulare: No. 3, No. 7; Shackleton Bailey zieht aus seinen Beobachtungen den Schluß: „Amidst political fragmentation and perplexity the choice of the individual nobilis will mostly have depended on personal relations or the accidents of circumstance" (p. 266). 10 Chr. Meier, Untersuchungen . . . p. 152. 11 Taylor, Caesar and the Roman Nobility, TAPhA 1942, p. Iff. 12 Cf. jetzt Gruen, The last generation 415.
72
Caesars im Bürgerkrieg dargestellt wird 13 . Aber die Aussagen der Quellen sind nicht eindeutig. Die zeitgenössischen Quellen, Caesar und Cicero, berichten für 49 nur von der Rückberufung der Verbannten allgemein. Plutarch setzt die restitutio in Caesars Dictatur Ende 49 w , Dio sogar in den April 4 9 l s . Sueton berichtet von ihr im Zusammenhang mit den Maßnahmen im Jahr 46 und später 16 . In der ciceronischen Korrespondenz findet sich die erste konkrete Äußerung über die Söhne der Opfer Sullas erst im Jahr 45 1 1 . Einige dieser Proskribiertensöhne sind uns namentlich bekannt: 1) C. Carrinas, der Sohn des marianischen Generals wurde nach der Schlacht bei Munda von Caesar nach Spanien geschickt, um den Krieg gegen Sex. Pompeius fortzuführen, entweder als Legat oder als Promagistrat. Im Jahr 43 war er Suffektkonsul. Broughton schließt daraus auf eine eventuelle Praetur im Jahr 46 1 8 . 2) L. Cornelius Cinna, Sohn Cinnas und Schwager Caesars. Wohl seit 70 v.Chr. wieder in Rom. Erstes bezeugtes Amt: Praetor 44 1 9 . 3) Cornelius Cinna, eventuell ein Enkel Cinnas; er ist Quaestor bei Dolabella 44 oder 43. 4) C. Norbanus Flaccus, Enkel des Konsuls von 83. Er war Praetor oder Praefekt 44 oder 43; wahrscheinlich Praetor 43. Konsul 38. 20 . 5) L. Marcius Censorinus, Praetor 43, Konsul 39 2 1 . 6) C. Curtius, Sohn eines gewerbsmäßigen Anklägers, der 82 v.Chr. bei den sullanischen Proskriptionen getötet wurde. Er wurde 45 von Caesar in den Senat aufgenommen, nachdem er schon vor 49 (vermutlich 70 v.Chr. oder gleich danach) nach Rom zurückgekehrt war, aber zunächst noch von den Ehrenrechten ausgeschlossen blieb 22 . 13
Geizer C. 204, MRR II 257. Plut. C. 37,2. 15 Dio 41,18,2. 16 Suet. 41,2. 17 Cie. fam. 13,5,2. 18 Glauning: Pr. 45; zur Abstammung Syme RR 90; cf. Wiseman No. 105. " War unter den exilierten Lepidusanhängem. RE (107): Rückkehr nach Rom im Jahr 70 durch Lex Plautia; 49 habe Caesar dann das Gesetz aufgehoben, durch das er von der Bekleidung von Ämtern ausgeschlossen war. 44 Schloß er sich als erster der Magistrate den Attentätern an; fehlt bei Wiseman S. 8. 20 RR 200: „admitted to honours by Caesar"; Wiseman No. 279 und p. 167: Sohn des Konsuls. 21 Cf. S . - B . 265; fehlt bei Wiseman p. 8. 22 RE No. 6 (Münzer); Syme, Historia 1955, S. 61; fam. 13,5: „C. Curtio ab ineunte aetate familiarissime sum usus, eius et Sullani temporis iniustissima calamitate dolui et, cum iis, qui similem iniuriam acceperant, amissis omnibus fortunis reditus tamen in patriam voluntate omnium concedi videretur, adiutor incolumitatis fui. is habet in Volaterrano possessionem, cum in earn tamquam e naufragio reliquias contulisset. hoc autem tempore eum Caesar in senatum legit." Daraus geht einmal hervor, daß bei der Rehabili14
73
7) C. Vibius Pansa
Caetronianus
war, o b w o h l S o h n e i n e s v o n Sulla G e ä c h t e t e n ,
s c h o n vor d e m Bürgerkrieg in die p o l i t i s c h e L a u f b a h n gelangt. (Tr. pl. 5 1 , A e d . ? 4 9 , Pr.? 4 8 , Cos. 4 3 . ) 2 3 . 8) ?P. Sulpicius
Ruf us, m ö g l i c h e r w e i s e ein S o h n des V o l k s t r i b u n e n v o n 8 8 ,
( o d e r ein Enkel?). Es ist nicht sicher, o b er z u den Proskribiertensöhnen z u rechnen ist. Eventuell war er s c h o n Q u a e s t o r im Jahr 6 9 , sicher Legat bei Caesar in den Jahren 5 5 bis 4 9 . Praetor 4 8 , C e n s o r 4 2 . V e r m u t l i c h v o n Caesar unter die consulares
aufgenommen24.
Das erste uns b e k a n n t e A m t eines der P r o s k r i b i e r t e n s ö h n e 2 5 fällt also ins Jahr 4 6 , u n d auch das ist nur eine V e r m u t u n g 2 6 . D i e übrigen erhielten erst 4 4 oder 4 3 ein A m t . Allerdings h a n d e l t e es sich hier gleich u m die Praetur, so daß m ö g lich ist, daß diese Herren s c h o n vorher über die Quaestur o d e r ein Tribunat in den Senat gelangt waren. J e d e n f a l l s k a n n m a n nicht n a c h d e n B e s t i m m u n g e n über die Ä m t e r f o l g e v o n einer Praetur 4 6 oder 4 4 / 4 3 auf e i n e n Eintritt in den Senat gleich z u B e g i n n des Bürgerkrieges zurückschließen, da bei diesen (teiltierung der Proskribiertensöhne ihr Besitz nicht zurückerstattet wurde; fam. 13,8,2 zeigt sogar, daß der Besitz der ,Sullaner' ausdrücklich garantiert wurde. Zweitens erhellt daraus, daß zumindest ein Teil der Proskribiertensöhne zusammen mit ihren Vätern in den 70er Jahren im Exil war. Deren Rückkehr wurde dann „voluntate omnium" gestattet. In der Leichenrede für Caesar bei Dio 44,47,4 schreibt Antonius diese Rückberufung Caesar zu. Es handelt sich aber sicher um die Lex Plautia aus dem Jahr 70, die den Anhängern des Lepidus und Sertorius volle Amnestie gewährte (cf. Geizer C. 26); ich nehme an, daß die Amnestie sich auf alle Überlebenden der Proskriptionen erstreckte. 23 Mommsen RG III 364: sei als Sohn eines von Sulla Geächteten dennoch in die politische Laufbahn gelangt. Sein Vater war wahrscheinlich der Münzmeister aus dem Jahr 87. „Auf jeden Fall war der Vater des V. als Anhänger des Marius von Sulla geächtet worden" (RE, Vibius No. 16, Gundel; cf. Dio 45.17.1). Mommsen vermutet, daß der Sohn Anhänger des Lepidus war und als solcher von der Amnestie im Jahr 70 profitiert habe. Das erscheint mir unwahrscheinlich, auch im Hinblick auf Cornelius Cinna (No. 3, oben Anm. 19). Willems (No. 339) nimmt an, der Konsul 43 sei nicht der gleiche Pansa wie der Tribun 51. Broughton ist für die Identität. Die Frage ist wohl nicht lösbar. Und welche Beziehung besteht zu dem Pansa, der auf Pompeius' Seite kämpfte (Liv. Per. CXII Frg. 35)? 24 Der Tribun war im Jahr 88 erschlagen worden; es ist zwar denkbar, daß die Sullaner sich später an seinen Besitzungen vergriffen, aber die Familie ist wohl nicht nachträglich auf die Proskriptionsliste gesetzt worden. Willems nimmt an, daß der Praetor 4 8 ein Sohn des Quaestors 69 war. Das würde die Zuordnung zu den Proskribiertensöhnen ganz unmöglich machen. Außerdem wäre es wohl in den Quellen vermerkt worden, wenn gleich 48 ein Proskribiertensohn Praetor geworden wäre. Auch wenn er nicht der Quaestor 69 ist, so scheidet ihn doch schon seine Stellung als Legat bei Caesar 5 5 - 4 9 aus der Gruppe der Entrechteten aus. 25
Wiseman p. 8, Anm. 4 und p. 166 vermutet außerdem als Proskribiertensöhne: Sex. Appuleius, Granius Petro, L. Decidius Saxa und C. Tuiranius. Für Decidius und Turranius gibt es keine festen Anhaltspunkte; Ämter sind für beide erst für 44 bezeugt. Granius Petro, Qu. designatus 46, würde meinen Ergebnissen nicht widersprechen, aber es ist keineswegs bezeugt, daß er zu der betreffenden Gruppe gehörte (Wiseman S. 234: „The Granii were supporters of Marius and of Caesar", das ist kein Argument). Von Sex. Appuleius ist weder die Ämterlaufbahn noch die Zugehörigkeit zur Gruppe der Proskribiertensöhne bezeugt. 26 No. 7 u. No. 8 müssen ausgeschieden werden. 74
weise wohl schon älteren) Herren die normalen Laufbahnbestimmungen nicht unbedingt eingehalten worden sein müssen. Wichtig und unbestreitbar ist jedoch die Tatsache, daß die Proskribiertensöhne erst in den Jahren 44 und 43 in wichtige Ämter einrückten. Das scheint übereinzustimmen mit der Aussage Suetons, der ihre Zulassung zu den Ämtern in die Zeit nach Abschluß des Bürgerkriegs setzt 27 . Die Suetonstelle allein ist jedoch nicht zwingend, da der Historiker die Maßnahmen Caesars weniger zeitlich als sachlich geordnet zusammenstellt; doch handelt es sich in dem betreffenden Kapitel allgemein um Maßnahmen aus der Zeit nach 46, zusammengefaßt unter dem Thema .Neuordnung des Staates durch Caesar'. Der Widerspruch zwischen den prosopographischen Daten und der Aussage Suetons einerseits und den Berichten bei Plutarch und Cassius Dio andererseits ist leicht zu erklären. Denn man muß unterscheiden zwischen der Rückerstattung des Bewerbungsrechts, die durch ein Gesetz erfolgte, und der tatsächlichen, von Caesar unterstützten Wahl in ein Amt. Wenn auch die zeitgenössischen Quellen nichts darüber berichten, so ist es doch möglich, daß Caesar schon 49 ein Plebiscit veranlaßte, wodurch die Söhne der von Sulla Proskribierten das Recht, sich um die Ämter zu bewerben, zurückerhielten (jedoch nicht schon im April, wie Dio behauptet, sondern erst nach dem Spanienfeldzug; denn sonst dürften wir erwarten, in Ciceros Briefen aus dem Frühjahr 49 einen Hinweis darauf zu finden). Sueton dagegen berichtet: admisit ad honores et proscriptorum liberos. Hier handelt es sich wohl nicht um die gesetzliche Regelung, sondern um die tatsächliche Aufnahme von Proskribiertensöhnen unter die Magistrate, oder um eine der bei Sueton häufigen Zusammenziehungen von chronologisch getrennten Maßnahmen. Im Hinblick auf Caesars Politik und auf die Zusammensetzung seiner ,Partei' ist es wesentlich, zu beachten, daß er ihnen das Recht zur Bewerbung zwar schon 49 zugestand, jedoch bis 46 oder gar 44 wartete, bevor er diese Leute in politische Ämter beförderte. Die Bedeutenderen unter ihnen erhielten dann wohl gleich, in Anbetracht ihres Alters 28 , das Recht, sich direkt um höhere Ämter zu bewerben. Unbedeutendere Leute wie C. Curtius wurden nur in den Senat aufgenommen. Es ist natürlich, daß diese Leute sich im Bürgerkrieg auf Caesars Seite stellten. Als Entrechtete hatten sie auf der Gegenseite, die sich ihrer restitutio immer widersetzt hatte, nichts zu gewinnen. Stimmte die These von der marianischen Faktion unter Caesar, dann müßten diese Herren schon zu Beginn des Bürgerkriegs zumindest in der näheren Umgebung Caesars bezeugt sein. Wir wissen jedoch von keinem von ihnen, was er in den ersten drei Jahren des Bürgerkrieges getan hat. Auch erwähnt Caesar selbst die Proskribiertensöhne (so wie die Exilierten) mit keiner Silbe in seiner Darstellung des Bürgerkrieges. Caesars Vorgehen in dieser Frage stellt einen Kompromiß dar zwischen den Forderungen seiner Anhänger und der Plebs, bei der die Marianer immer noch beliebt wa27
Suet. 41,2.
" Cinnas Sohn wurde 4 4 Praetor, der Enkel Quaestor.
75
ren, und dem Bemühen, den Graben zwischen sich und der Gegenpartei nicht unnötig zu vertiefen. Es ρ aßt damit in seine Politik am Anfang des Bürgerkrieges, die darauf ausgerichtet war, eine friedliche Beilegung des Konfliktes zu ermöglichen, seine Gegner und vor allem auch die wichtige Gruppe der Neutralen zur Duldung oder Mitarbeit zu gewinnen. Auch das Fehlen direkter Quellenzeugnisse weist darauf hin, daß diese Frage mit größter Zurückhaltung behandelt worden ist. Sullas Bestimmungen über die Ächtung der Proskribiertensöhne waren in den politischen Auseinandersetzungen der 60er Jahre ideologisch zu einem Grundpfeiler der sullanischen Ordnung überhaupt aufgeputzt worden 29 . Dabei ging es darum, daß zu Ende der sechziger Jahre von den konstituitionellen Verfugungen Sullas fast keine mehr übrig geblieben war, so daß man sich krampfhaft an diese verfassungspolitisch unwichtige Frage klammerte und mit ihrem Fortfallen den Bestand des Senatsregimes für gefährdet hielt. Zum anderen wird die Besitzfrage eine nicht geringe Rolle gespielt haben, d.h. die Frage nach der Legalität des bei den Proskriptionen erworbenen Besitzes 30 . Der Anspruch auf Wiedereinsetzung in die vollen Bürgerrechte implizierte wohl auch einen Anspruch auf Erstattung des Besitzes. Zumindest war zu befürchten, daß die Nachkommen der Opfer Sullas nach der Wiedererlangung der Bürgerrechte wegen der Rückgabe des verlorenen Besitzes Prozesse anstrengen oder Agitationen machen würden. Aus diesem Grunde wehrte sich die herrschende Senatsoligarchie gegen die restitutio der Söhne der Proskribierten, deren Besitz sie unter Sulla billig erworben hatte. Caesar hat im Bürgerkrieg die Wiederzulassung der Proskribiertensöhne zu den Ämtern mit einer Garantie für den unter Sulla erworbenen Besitz verbunden: „Caesar Sullanos venditiones et adsignationes ratas esse velit .. ." 3 1 . Wiederum eine Maßnahme, die durchaus nicht im Interesse einer .marianischen Faktion' gelegen hätte, dagegen viele Bürger beruhigen sollte, die im Laufe der Zeit Ländereien aus dem Proskriptionsbesitz erworben hatten. Auch lag diese Garantie im Interesse mancher Anhäger Caesars, die als vormalige Sullaner von Proskriptionen selbst profitiert hatten. Interessanterweise waren schon im Jahr 63 die Bemühungen, den Kindern der Proskribierten die politischen Rechte zurückzugeben, mit einer Bestätigung der Rechtmäßigkeit des von den Sullanern bei den Proskriptionen erworbenen Besitzes gekoppelt gewesen, wenn auch indirekt, nämlich durch das Ackergesetz des Publius Servilius Rullus 32 . Dieses Gesetz war von Caesar und Crassus unterstützt worden 33 . 29
Cf. Chr. Meier, Cie.'s Konsulat p. 85; Jal, Publicatio 4 4 3 , n. 8. Cf. Taylor, Caesar and the Roman nobility p. 9. 31 Fam. 13,8,2 (45 v.Chr.). 32 Cie. leg. agr. 2,68; 3,6. 33 Geizer, C. 38 A. 58; C. 41; nach Cassius Dio wurden beide Anträge ungefähr gleichzeitig eingebracht. Geizer ist eher dafür, die rogatio fur die Proskribiertensöhne zeitlich nach den Rabiriusprozeß zu legen. Dann läge keine Koppelung zwischen den beiden Anträgen vor. 30
76
Der marianische Komplex muß noch von einem anderen Ansatzpunkt her ins Auge gefaßt werden, dem der Propaganda. Nach Syme waren die antirömisch gesinnten italischen Regionen mit dem marianischen Schlachtruf zu mobilisieren Umso auffallender ist es, daß in der caesarianischen Propaganda von Marius nicht die Rede ist. Wohl wird gleich zu Anfang und während des ganzen Bürgerkrieges auf beiden Seiten die Erinnerung an Marius, Cinna und Sulla wachgerufen, aber nicht in der Weise, daß die eine oder andere Seite sich als Fortsetzer oder Wiederbeleber einer der beiden Parteien des ersten Bürgerkrieges darstellte. Die Pompeianer gebrauchen die Erinnerung an Sulla als Drohung: „Sulla potuit, ego non potero?" sagt Pompeius 35 . Das ist nicht ein Aufruf zum „rassemblement" aller Sullaner sondern eine Drohung, mit der die Unentschlossenen und die Gegner eingeschüchtert werden sollen. Die Drohung nämlich, die Methoden Sullas anzuwenden: Mord und Proskription. Die Erinnerung an die sullanische Zeit lag wie ein Trauma über der gesamten römischen Öffentlichkeit 36 . In den zeitgenössischen Schriften, bei Caesar, Cicero und Sallust, ist es eine gemeinsame und durchgehende Überzeugung, daß die Zeit des ersten Bürgerkriegs eine Katastrophe, daß das sullanische Beispiel verderblich war und daß eine Wiederholung dieses , tempus Sulla num' das Schlimmste sein würde, was passieren könnte. Der Einmarsch Caesars in Italien rief sofort die Erinnerung an den Bürgerkrieg zwischen Marius und Sulla wach und schwächte die Kriegsbereitschaft unter den Sympathisanten Pompeius' so sehr, daß er von sich aus Friedenssondierungen bei Caesar vornahm 37 . Cinna, Marius, Sulla, dann Caesar und schließlich Antonius stehen bei Cicero in einer Reihe als zur Verderbnis der res publica geborene Bürger. Schon vor Beginn des Bürgerkrieges herrschte die Furcht, daß Caesar „nec in caede principum clementiorem ... fore quam Cinna fuerit, nec moderatiorem quam Sulla in pecuniis locupletum."38 Caesar ließ durch seine Propaganda verbreiten, daß er weder Sulla, noch Marius, noch Cinna nachahmen wolle 39 . Seine Gegner beschuldigte er, Sulla nachzueifern. Dieses Motiv kehrt viermal in den Kapitel 4 bis 7 des Bellum Civile wieder und gleichfalls in einem zur Veröffentlichung bestimmten Brief im Frühjahr 49 4 0 . Der Kontrast zu Sulla, der seit Corfinium offensichtlich wurde, wirkte als großer Vorteil für Caesar. Nun rückte Pompeius mehr in die Nähe Sullas, und die Aber die Eigentumsbestätigung für die Sullaner liegt auch dem Ackergesetz Caesars 59 zugrunde (Geizer C. 65). Cie. de leg. agr. II, 10 spricht für Gleichzeitigkeit; zumindest war der Restitutionsantrag bei Behandlung der Ackergesetze schon bekannt, wenn an dieser Stelle mit der .restitutio damnatorum' die Proskribiertensöhne gemeint sind, wie Ed. Meyer p. 15. annimmt. 34 RR p. 65. 35 Att. 9 , 1 0 , 2 - 3 ; Cf. Brunt, Equites, p. 129, Anm. 3 mit Belegen. 34 Cf. Lacey, boni p. 7. 37 38 Dio 41,5,1. Raaflaub p. 126ff. Att. 7,7,7 (19. Dez. 50). 39 Geizer C. 258. Auch Dio 41,8,5; 16,2. 40 Att. 9,7 C.
77
Erinnerung daran, daß der Vorkämpfer des Senatsregimes seinen Sieg durch Massenmord beschmutzt hatte und daß Pompeius selbst daran beteiligt gewesen war, wirkte sich psychologisch stark aus41. Aber es wurde hier nicht eine Identität der Partei, sondern der Methoden gesehen. Es war vor 49 nicht ausgemacht, daß Pompeius in diesem Bürgerkrieg als zweiter Sulla erscheinen würde; auch Caesar hätte diese Rolle übernehmen können. In dem gesamten Quellenmaterial zum zweiten Bürgerkrieg gibt es nur drei Stellen, die auf eine Fortsetzung des marianisch-sullanischen Gegensatzes schließen lassen könnten: 1) Att. 9,14,2: Ein gewisser Baebius berichtet Cicero am 25. März 49, Caesar rede davon, daß er die Bestrafung des Cn. Carbo, des M. Brutus und all derer räche, an denen Sulla unter Pompeius' Beihilfe seine Grausamkeit ausgelassen habe; Curio tue unter seiner Führung nichts, was Pompeius unter Sullas Führung nicht getan habe . . . Der Zeuge ist nicht zuverlässig; er kommt von C. Scribonius Curio, dessen Verhältnis zu Caesar in dieser Zeit zwiespältig ist und der schon wenig später davon spricht, zu Pompeius überzugehen 4 2 . Auch steht die Tendenz zu sehr im Widerspruch zu der gleichzeitig proklamierten dementia-Politik, als daß man die Rache fiir die Opfer Sullas als ernsthaften Propagandapunkt ansehen könnte. 2) Bell. Afr. 22: Cato stellt Pompeius als den Verteidiger der Guten dar, und zwar wie im sullanischen Bürgerkrieg so auch jetzt. Er behauptet damit aber nur, Pompeius habe immer auf der Seite der Guten gestanden. Insofern besteht natürlich in der Propaganda eine Linie von Sulla zum zweiten Bürgerkrieg. 3) Es gibt eine Aussage darüber, daß Leute für Caesar als Marianer Partei ergriffen 4 3 . Aus Scipios Lager fliehende Numider und Gaetuler begaben sich zu Caesar, „quod ipsi maioresque eorum beneficio C. Mari usi fuissent Caesaremque eius adfinem esse audiebant.. ,"44. Hier wirkt aber offensichtlich keine marianische „causa", sondern eine Verpflichtung und die Erwartung, daß Caesar als Neffe des Marius die Klientelverpflichtung übernehmen werde und sie nach dem zu erwartenden Sieg in ihre früheren Rechte wieder einsetzen werde, die sie durch Sulla verloren hatten, der die Gaetuler unter die Herrschaft des König Hiempsal gestellt hatte.
Untersuchungen über Caesars Propaganda im Bürgerkrieg haben erbracht, daß Caesar den sullanisch-marianischen Gegensatz nicht fur seine Propaganda ausgenutzt hat. Rambaud sucht die Ursache dafür in zwei Gründen45: 1) wäre dies nicht mit den Friedensverhandlungen und der zu vereinbaren gewesen;
dementia-Politik
2) habe Caesar sich in einer schwierigen Position befunden, insofern er sich auf die marianische Tradition gestützt habe, um ein Dictator wie Sulla zu werden. 41
Collins, ANRW I, 1 p. 961. Att. 10,5,2; 7,3; zu Att. 9,14,2 cf. Geizer C. 190. 43 Bell. Afr. 32, 35, 36; Dio 43,4,2; cf. Wilson, Emigration p. 47 zur Unterstützung, die Caesar in Afrika fand. 44 Bell. Afr. 32. 45 L'art de la deformation, p. 147ff. 42
78
Ich sehe den eigentlichen Grund darin, daß dieser Gegensatz in der politischen und gesellschaftlichen Wirklichkeit dreißig Jahre nach dem Tode Sullas zu wenig ausgeprägt war, als daß man von hier aus noch einmal bedeutende Teile der Bürgerschaft hätte mobilisieren können. Zudem war Caesars Nahziel zu Beginn des Bürgerkrieges und vorher eine von der herrschenden Schicht anerkannte Vorrangstellung und Machtposition. Die Zustimmung der boni war ihm wichtiger als die Anhängerschaft einiger ,Marianer'. Eine populäre Politik und Propaganda mit diesem Thema hätte in der damaligen römischen Gesellschaft keinen breiten Widerhall gefunden und zudem, angesichts fast irrationaler Befürchtungen unter den boni, Caesars Politik gegenüber der Oberschicht gefährdet. In einer späteren Phase des Bürgerkrieges, als seine Machtstellung ungleich gefestigter war, löste Caesar die Frage durch den oben beschriebenen Kompromiß (Garantie des unter Sulla erworbenen Besitzes und Zulassung der Proskribiertensöhne zu den Ämtern). E. Badian hat gezeigt, daß es in der Nobilität und dem Senatorenstand der 80er Jahre eigentlich keine echten Sullaner gab 46 . Erst als Sullas Sieg bevorstand, gingen viele fuhrende nobiles auf dessen Seite über. Die Bezeichnung ,Sullaner' im Sinne einer Partei oder Ideologie ist unsinnig 47 . Man kann diesen Begriff verwenden als Bezeichnung für die Leute, die von Sullas Maßnahmen profitiert haben und dadurch in ihrer Herrschaft befestigt worden sind; also ,sullanisch' in der Bedeutung von ,Senatsregime im alten Sinn'. In dieser Bedeutung deckt sich der Begriff aber nicht mit den Parteiungen im Bürgerkrieg zwischen Marius und Sulla, sondern bezeichnet die positive Einstellung zur sullanischen Restauration. Bei den sogenannten Marianern sind zwei Elemente zu unterscheiden: 1) Die Anhänger des Marius und Cinna, die Opfer der sullanischen Proskriptionen wurden. Allerdings waren das nicht nur politische Parteigänger, sondern auch andere reiche Leute wie in den späteren Proskriptionen 48 . 2) das populäre Element. Marius hatte sich selbst als popularis betätigt und sich dann „durch seine großen militärischen Leistungen jenes ungewöhnliche Ansehen bei der Plebs verschafft, auf das man sich später immer noch zu berufen pflegte" 49 . Die Sympathien, die man für Cinnas Partei gehegt hatte, konzentrierten sich später auf Marius 50 . Darauf bezieht sich vor allem Plutarchs Bemerkung, in Rom habe es in den sechziger Jahren zwei Parteien gegeben „die allmächtige sullanische und die marianische, welche gedemütigt, zerrissen und zu gänzlicher Bedeutungslosigkeit verurteilt war. Diese wollte Caesar stärken und für sich gewinnen" 51 . Als Caesar die Bildsäulen des Marius wiederauf46 47 48 45 50 51
Waiting for Sulla, JRS 52, 1962, 4 7 - 6 1 . Cf. dazu auch Carcopino, Sylla ou la monarchie manquee. Brunt, Equites p. 129. Chi. Meier, RE s.v. Populäres, 582. Ebda. 5 8 3 mit Quellen. Plut. Caes. 6.
79
richten ließ „erschienen die Marianer sogleich in außerordentlicher Menge"52. Das heißt, in den sechziger Jahren konnte ein Politiker durch Berufung auf Marius und damit verbundene Angriffe auf den Senat noch viel Popularität und Unterstützung bei der plebs gewinnen. In den fünfziger Jahren aber wurde dieser Versuch nicht wiederholt und zu Beginn des Bürgerkrieges auch nicht. Zwar mochte auch jetzt Marius' Popularität in gewissem Maße noch vorhanden sein, und die Restitution der Proskribiertensöhne sollte sicherlich auch den Beifall der plebs für Caesar gewinnen. Aber die Quellen insgesamt und das verfügbare prosopographische Material lassen es nicht zu, auf das ,Wiederauftauchen einer marianischen Faktion unter Caesar' zu schließen53.
"
Ebda. Das Fortleben der marianischen Tradition, oder anders gesagt das Fortleben der Popularität des Marius in der Plebs (vgl. die Bemerkungen über das ,gute Gedächtnis' der Plebs und ihre Beständigkeit bei Yavetz, Plebs and Princeps) stellten etwas ganz anderes dar als das Fortbestehen einer marianischen Partei oder auch nur einer marianischen Ideologie unter den Politikern. Dies hätte mehrere Bedingungen vorausgesetzt: 53
1. Die Kontinuität der mit dem sullanisch-marianischen Bürgerkrieg verbundenen sozialen, regionalen, oder politischen Gegensätze (die aber waren durch die sullanischen Reformen aufgehoben oder entschärft worden), 2. ein ,marianisches' Programm oder eine politische Konzeption als Kristallisationspunkt einer politischen Gruppierung, und/oder 3. eine Zerstörung der Einheit der Nobilität (oder der herrschenden Schicht allgemein) durch den Bürgerkrieg und die sullanische Gewaltherrschaft in der Form, daß die Familienzugehörigkeit die Grundlage des zukünftigen Parteiengegensatzes abgegeben hätte. Eine solche Spaltung der herrschenden Schicht erfolgte nicht, denn es war nicht ein Bürgerkrieg zwischen Sulla und einem Teil der Nobilität gegen einen anderen Teil der Nobilität gewesen. Zwar kann man bestimmte Familien der Gewinner- oder Verliererseite zurechnen, aber insgesamt waren die Gegensätze zwischen der ,sullanischen' Nobilität und den Opfern der Proskriptionen wohl nicht tiefer und beständiger als die zwischen Sulla und den von seiner Politik profitierenden Familien.
80
VI. Tota
Italia
In engem Zusammenhang mit der sogenannten marianischen These steht eine andere, die wir mit dem von Syme selbst gewählten Schlagwort ,tota Italia1, bezeichnen können. Diese These besagt, daß Caesar in Italien eine starke Anhängerschaft besessen habe, die aufgrund historischer Reminiszenzen seine Partei ergriffen und in ihm den Vertreter der marianischen und populären Politik gesehen habe. „Caesar had a great following in Italy. At his coming all the enemies of Sulla and Pompeius, all the victims of Roman domination took heart again". Und: „The aristocracy of Italy is strongly in evidence on the side of Caesar" 1 . Symes Argumentationsweise verläuft grob gesagt folgendermaßen: der unglaublich schnelle und kampflose Vormarsch Caesars durch Italien und die Parteinahme der Munizipien für ihn seien zu erwarten gewesen. „The contrary would surprise" 2 . Zu erwarten, weil die Italiker auch nach dem Bundesgenossenkrieg noch keine echte Gleichberechtigung erhalten hatten und Rachegefuhle gegen die römische Vorherrschaft hegten; außerdem hätten die marianischen Landschaften Etrurien und Umbrien die Bestrafung durch Sulla nicht vergessen. Sie hätten sich Caesar angeschlossen als dem Vorkämpfer der marianischen und populären Tradition. Als Beweis und Illustration für diese These führt Syme die Nachkommen von Führern der Aufständischen im Italikerkrieg an, die im zweiten Bürgerkrieg auf Caesars Seite standen: C. Asinius Pollio Tr. pl. 47 Cos. 40 P. Ventidius Cos. suff. 43 Poppaedius Silo L. Staius Murcus 3 Die Hauptgefahr in Symes Argumentationsweise besteht darin, daß hier prosopographische Daten in einem Zug sozialgeschichtlich und ,parteigeschichtlich' verwandt werden 4 . Aus der Anwesenheit dieser Leute bei Caesar und aus ihrer Familiengeschichte schließt Syme, a) daß sie sich Caesar anschließen, weil sie 1
Syme, CSI p. 20f, cf. RR 89. CSI 19. 3 Wiseman zählt L. Staius Murcus (No. 4 1 1 ) nicht dazu; stattdessen aber M. Herennius (No. 205) und mit Vorbehalten Statilius Taurus (No. 413). 4 RR 93: „That Italy should at last enter the government of the enlarged state is a fair notion, but perhaps anachronistic and not the true motive of Caesars's augmentation of the Senate. He brought in his o w n partisans, men of substance or the newly enriched the Etruscians or the Marsian, the colonial Roman, the native magnate from Spain or Narbonensis. The represented, not regions, but a class in society and a party in politics." Gleichwohl sind sie für Syme zunächst Vertreter von Regionen und erst als solche Repräsentanten einer Klasse. 2
6
B r u h n s ( H y p . 53)
81
von ihm eine Emanzipation im Sinne des Italikerkrieges erwarten oder weil sie Rache an Rom nehmen wollen, und b) daß mit ihnen nun diese Stämme in den Senat einziehen. Also, 1) daß diese Namen sozialgeschichtlich repräsentativ seien, 2) daß sie .parteipolitisch' im Jahre 49 repräsentativ seien (auf dem Hintergrund von Caesars Bericht über seinen Vormarsch durch Italien), 3) daß hier beides zusammenfalle, nämlich daß der Angriff Caesars auf Rom gleichzeitig ein Angriff benachteiligter Schichten und Gruppen sei. Die Behauptung der sozialgeschichtlichen Repräsentation wird von Syme schließlich selbst weitgehend eingeschränkt 6 . Dadurch wird auch der dritte Punkt wesentlich abgewertet. Es bleibt vor allem zu klären, ob die von Syme angeführten Namen und Beispiele in bezug auf das Parteiverhalten repräsentativ sind für bestimmte Regionen, Schichten oder Gruppen. Die Behauptung soll geprüft werden am Verhalten der Munizipien im Jahr 49. Die prosopographische Argumentation ist in diesem Fall bei Syme sozusagen nur der Überbau. Eigentlich fußt seine These von der allgemeinen Bereitschaft Italiens, Caesar zu unterstützen, auf der Tatsache, daß Caesar in wenigen Wochen siegreich durch ganz Italien marschierte, nirgendwo auf größeren Widerstand stieß, ja seinem eigenen Bericht zufolge überall begeistert aufgenommen wurde. Erstaunlicherweise wird Caesars Darstellung der Ereignisse meistens kritiklos übernommen 6 . Natürlich ist an dem schnellen und ungehinderten Vormarsch Caesars nicht zu zweifeln; es geht hier jedoch um den Grad der Bereitschaft der Landstädte und ihre Motive, Caesar aufzunehmen und zu unterstützen; darum, ob sie von vornherein, wie Syme behauptet, Caesar Pompeius gegenüber den Vorzug gaben, darum, ob es sich um Parteinahme handelte oder um Gleichgültigkeit und Nachgeben gegenüber dem militärisch Stärkeren. Caesars Bericht ist der einzig ausführliche, der uns vorliegt. Die Kapitel 12—20 des ersten Buches des Bellum Civile sind eine einzige Parade von Städten und Truppenteilen, die, die einen eifriger als die anderen, sich Caesar übergeben, sich ihm in die Arme werfen, ihm Unterstützung zusagen und die Pompeianer davonjagen 7 . So versicherten ihm die Einwohner von Iguium. daß sie „in ihrer Gesinnung völlig auf Caesars Seite stünden" 8 , und „Curio nahm mit vollem Einverständnis aller Einwohner Iguium in Besitz" 9 . Ähnlich ist der Bericht über Auximum, wobei Caesar die Ratsherren dieser Stadt zitiert: „neque se neque reliquos municipes pati posse C. Caesarem imperatorem, bene de re publica 5
RR 90. Cf. z.B. Geizer, C. 183; anders jedoch schon Ed. Meyer 369: die Bevölkerung Italiens sei nicht auf Caesars Seite. 7 B.C. I, 12: Iguium; 13: Auximum; 15: Picenum, Cingulum, Asculum, Camerinum; 16: Firmum; 18: Sulmo; 20: Corfinium; 28: Brundisium. 8 So die Übersetzung von Simon; wohl zu frei für: optimam erga se voluntatem. 9 B.C. I, 12. 6
82
meritum, tantis rebus gestis oppido moenibusque prohiberi"10. Die Praefekturen von Picenum, Pompeius' Klientelgebiet, hätten ihn mit größter Bereitwilligkeit aufgenommen und sein Heer in jeder Weise unterstützt 11 . Auch aus Cingulum, einer Stadt, die Labienus stark verpflichtet war, „kamen Gesandte zu Caesar und versprachen, bereitwillig zu tun, was er befehle" 1 2 . In Sulmo hätten die Städter und Soldaten Antonius einen begeisterten Empfang bereitet 13 . Die Aufzählung mag genügen. Die Tendenz ist eindeutig: auf dem ganzen Vormarsch hat es keinen Widerstand gegeben. Ja, man nahm Caesar auf, wie es einem siegreich aus der Provinz heimkehrenden Imperator des römischen Volkes gebührte, der sich um den Staat verdient gemacht und damit das Recht auf seiner Seite hatte 1 4 . M. Geizer schreibt dazu enthusiastisch: „diese schlichten Leute hatten erfaßt, was die bornierten Optimaten nicht wahrhaben wollten!" 15 . Diese ,Legitimitätstendenz' zieht sich durch das ganze Bellum Civile16. Berechtigte Skepsis („Never was conquering army so enthusiastically greeted. If there was a sullan citizen or two who with Cicero was wondering jutrum de imperatore populi Romani an de Hannibale loquimur\ we should never learn the fact from Caesar.") 17 , ist nicht das einzig mögliche Mittel der Korrektur. Die Briefe Ciceros und Hinweise in den Berichten der antiken Historiker lassen erkennen, daß die Begeisterung für Caesar weder so groß noch echt war. Und Caesars Bericht selbst kann die Existenz eines Widerstandes nicht ganz verschleiern. Der Einmarsch in Italien löste Furcht und Unruhe aus. „Die Auswärtigen flüchteten und drängten sich von allen Seiten nach Rom, und die in Rom waren, zogen aus und verließen die Stadt . . . " 1 8 . „Nach der Einnahme von Ariminum . . . gewann es den Anschein, als wenn ganze Städte aufgebrochen wären und flüchtend durcheinander liefen" 19 . Auch Appian berichtet von einer großen Fluchtbewegung 'εκ Ήάιπων χωρίων nach der Einnahme von Rimini aus Furcht vor einem Angriff des gesamten caesarischen Heeres; der Einmarsch ruft die Erinnerung an die schreckliche Zeit von Marius und Sulla wach 20 . Dio läßt offen, weshalb die italischen Städte von ihren Garnisonen kampflos übergeben werden: weil sie zu schwach waren, um Widerstand zu leisten, oder weil sie Caesars 10
B.C. I, 13,1. " B.C. I, 15. 12 Ebda. 13 B.C. I, 18. 14 B.C. I, 13. 15 Geizer, C. 183. 16 B.C. III, 1 1 , 3 - 4 ; III, 12,2; I, 22,5 (factio) und I, 3 5 , 1 - 2 ; I, 36,1; und die Behandlung des Widerstandes von Massilia, hierzu Collins, ANRW I, 1, p. 959. 17 Collins 938, mit Att. 7,11,1. 18 Plut. Pomp. 61; auch Pompeius sei überall noch sehr beliebt gewesen; cf. Dio 41,6. 19 Plut. C. 33. 20 App. II, 35, cf. 36.
83
Sache den Vorzug gaben21. Schon im Dezember 50 hatte Cicero die Stimmung in Italien dahingehend analysiert, daß die Bauern wie die Steuerpächter und Geldverleiher nichts als Frieden wünschten und auch ein regnum in Kauf nehmen würden22. Von einer antirömischen und gleichzeitig procaesarischen Einstellung im Symeschen Sinne ist in der ciceronischen Korrespondenz nichts zu sehen. Dagegen ist wohl sicher, daß Pompeius vor dem Bürgerkrieg und auch noch in den ersten Wochen nach Caesars Einmarsch in Italien sehr beliebt war. Doch galt diese Sympathie dem Wiederhersteller von Ruhe und Ordnung, nicht dem Parteiführer im Bürgerkrieg. Der Friedenswille der Landgemeinden ist eine sichere Leitlinie für ihr weiteres Verhalten im Bürgerkrieg. Nach den ersten Nachrichten vom Friedensbruch herrschte in den Landstädten bedingungslose Feindseligkeit und Empörung gegen Caesar. Man beklagte, daß Pompeius und die Magistrate die Hauptstadt aufgeben mußten, und meinte, Caesar keine Zugeständnisse mehr machen zu dürfen 23 . Ciceros Beobachtungen beziehen sich direkt wohl nur auf die Städte südlich von Rom, besonders Campanien. Aber in Verbindung mit den Nachrichten über Fluchtbewegungen aus Norditalien kann man wohl annehmen, daß die Stimmung zu Beginn des Krieges in ganz Italien die gleiche war. Man fürchtete, Caesar marschiere auf Rom, man verglich ihn mit Hannibal24, mit Sulla. Diese furchtvollen Erwartungen bestimmten das weitere Verhältnis der italischen Bevölkerung zu Caesar. Am 1. März schrieb Cicero aus Formiae an Atticus 25 : Multum mecum municipales homines loquuntur, multum rusticani; nihil prorsus aliud curant nisi agros, nisi villulas, nisi nummulos suos. et vide quam conversa res sit: ilium, quo antea confidebant, metuunt, hunc amant, quem timebant. Innerhalb weniger Wochen also hatte sich die Stimmung in (Süd-)Italien völlig gewendet; gleichzeitig geht klar daraus hervor, daß diese Leute nicht von vornherein für Caesar optiert hatten. Aber es geht auch hier nicht darum daß sie sich aus politischen Gründen für oder gegen Caesar entscheiden, sondern allein darum, von wem sie weniger zu fürchten haben: „si meherculem neminem occiderit (Caesar) nec cuiquam quicquam ademerit, ab iis, qui eum maxime timuerant, maxime diligetur"26. Gefürchtet wurde dagegen jetzt Pompeius, der mit Proskriptionen drohte 27 . Sobald klar wurde, daß Pompeius Italien verlassen würde, warfen sich die Landstädte Caesar „in die Arme" 28 . Ob aber die Glückwünsche zu Caesars Siegen 21
Dio 41,4; 4 1 , 1 0 : Corfinium wollte sich Caesars Sache nicht anschließen. Att. 7,7,5, dazu RPA p. 9 2 A. 168. 23 Att. 7,11,4 (19. Jan. 49). 24 Att. 7,11,1. 25 Att. 8,13,2. 2