Der Kaiserkult in Judaa Unter Den Herodiern Und Romern: Untersuchungen Zur Politischen Und Religiosen Geschichte Judaas Von 30 V. Bis 66 N. Chr. 9783161484469, 9783161514920, 3161484460

English summary: Using literary, archeological, numismatic and epigraphic evidence, Monika Bernett examines the form and

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Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Kapitel I: Einführung
1. Der Kaiserkult in Judäa in der bisherigen Forschung
2. Konsequenzen der neueren Kaiserkultforschung für eine Behandlung des Kaiserkults in Judäa
3. Quellen. Josephus als Quelle
4. "Judäa“: Politische Geographie und Nomenklatur
Kapitel II: König Herodes und der Kaiserkult
1. Das Problem der Legitimität von Herodes’ Herrschaft und die Rolle des Kaiserkults angesichts dieser Problematik
a) Das Problem legitimer Herrschaft über das Volk Israel
b) Die Legitimierung politischer Herrschaft durch die Hasmonäer
c) Die erste Phase der Herrschaftslegitimation des Herodes: Der Bund mit der hasmonäischen Dynastie (40/37–30 v.Chr.)
d) Die neue Legitimierungsstrategie nach Actium: Bruch mit den Hasmonäern und Generalisierung euergetischen Handelns
2. Die Etablierung des Kaiserkults in Herodes’ Reich
a) Kaisareia in Jerusalem 28 v.Chr.: Die Repräsentation des siegreichen C. Caesar als "Wohltäter“ des Herodes
b) Stadtgründung und Kultstiftung in Sebaste 27 v.Chr.: Herodes’ Reaktion auf die neue Stellung C. Caesars in Rom als princeps und Augustus
c) Stadtgründung und Kultstiftung in Caesarea c. 23 v.Chr.: Livias Integration in den Kult für Augustus?
d) Die Kultstiftung beim Paneion am Fuße des Hermon (20 v.Chr.): Eine Option auf die Zukunft eines Reiches zwischen Tyros und Damaskos
3. Versuch einer Balance: Herodes als Euerget für das jüdische Volk und seinen Gott
Kapitel III: Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe: Das herodische Reich unter Archelaos, Antipas, Philippos und den Römern (4 v.–41 n.Chr.)
1. Die politische Neuordnung Judäas durch Augustus – eine problematische Verteilung von Wohltaten angesichts von Aufruhr und dynastischem Streit
2. Archelaos, Ethnarch über Judäa (4 v.–6 n.Chr.): Die Negation von Kaiserkult und jüdischer Euergesie bei gleichzeitiger Rückkehr zur übertriebenen Selbstdarstellung als Herrscher
3. Der Kaiserkult im römisch verwalteten Judäa 6–41 n.Chr.: Räumliche Trennung, symbolische Akte, ausgehandelte Kompromisse
4. Antipas, Tetrarch über Galiläa und Peräa (4 v.–39 n.Chr.): Kaiserkult ohne Bild und Opfer als Teil einer maßvollen Akkulturationspolitik
5. Philippos, Tetrarch über Herodes’ Anteil aus dem Ituräerreich (4 v.–33 n.Chr.): Die Fortsetzung von Herodes’ strukturierendem Kaiserkultkonzept
Kapitel IV: Die Verschärfung der Kaiserkultproblematik unter Caligula, Claudius und Agrippa I. zwischen 37 und 44 n.Chr.
1. Eskalation der Kaiserkultproblematik unter Caligula und Agrippa I.
2. Die Problematik der neuen Kaiserkultregeln des Claudius für die Juden
3. Agrippa I. unter Claudius: Die Übersteigerung von Herodes’ Politik der Balance
Kapitel V: Der Kaiserkult als Teil der Vorgeschichte des Jüdischen Aufstands: Judäa unter römischer Herrschaft 44–66 n.Chr. und das neue Reich Agrippas II.
1. Provinzialrechtlicher Status und Territorium Judäas seit 44 n.Chr.
2. Agrippa II.: Herrschaftsstil und Kaiserkult im neuen herodischen Reich an der Seite Judäas (seit 53 n.Chr.)
3. Die Zuspitzung des Konflikts zwischen Juden, Römern und Griechen um den Geltungsanspruch der Tora in ’eretz jisra’el 44–66 n.Chr.
Kapitel VI: Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
1. Quellen
1.1. Antike Autoren – Editionen, Übersetzungen, Kommentare
1.1.1. Griechische Autoren
1.1.2. Lateinische Autoren
1.1.3. Textsammlungen
1.2. Inschriften
1.3. Papyri
1.4. Münzen
1.5. Quellensammlungen
1.6. Biblia – Qumran
1.7. Apokryphen und Pseudepigraphen des Alten Testaments
1.8. Traktate von Mischna, Tosefta und Talmud; Rabbinische Texte
2. Hilfsmittel
2.1. Konkordanzen, Indices
2.2. Prosopographie
2.3. Atlanten, Karten
3. Forschung
Abbildungsnachweis
Register
1. Quellen
1.1. Altes Testament
1.2. Pseudepigraphen
1.3. Qumran
1.4. Jüdisch-hellenistische Quellen
1.5. Neues Testament
1.6. Rabbinische Quellen
1.7. Texte von Autoren griechisch-römischer Provenienz
1.8. Inschriften und Papyri
1.9. Münzen
2. Autoren
3. Namen
3.1. Personennamen
3.2. Ortsnamen
4. Sachen
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Der Kaiserkult in Judaa Unter Den Herodiern Und Romern: Untersuchungen Zur Politischen Und Religiosen Geschichte Judaas Von 30 V. Bis 66 N. Chr.
 9783161484469, 9783161514920, 3161484460

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Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament Herausgeber / Editor Jörg Frey Mitherausgeber / Associate Editors Friedrich Avemarie (Marburg) Judith Gundry-Volf (New Haven, CT) Hans-Josef Klauck (Chicago, IL)

203

Monika Bernett

Der Kaiserkult in Judäa unter den Herodiern und Römern Untersuchungen zur politischen und religiösen Geschichte Judäas von 30 v. bis 66 n. Chr.

Mohr Siebeck

Monika Bernett, geboren 1959; Studium der Geschichte und Germanistik in München; 1994 Promotion; 2002 Habilitation; Privatdozentin für Alte Geschichte an der Universität München; 2006/07 Professurvertreterin für Alte Geschichte an der Universität Freiburg i. Br.

e-ISBN PDF 978-3-16-151492-0 ISBN 978-3-16-148446-9 ISSN 0512-1604 (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament) Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2007 Mohr Siebeck Tübingen. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Buch wurde von Gulde-Druck in Tübingen auf alterungsbeständiges Werkdruckpapier gedruckt und von der Buchbinderei Spinner in Ottersweier gebunden.

Vorwort Die vorliegende Untersuchung ist die überarbeitete Fassung meiner Habilitationsschrift, die 2002 von der Philosophischen Fakultät für Geschichtsund Kunstwissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität München angenommen wurde. Sie behandelt den Kaiserkult im herodisch-römischen Judäa, wie ihn Herodes bereits sehr früh und mit großem Aufwand in seinem Reich etabliert hat und wie er in nachfolgender Zeit bis 66 n.Chr. fortgeführt, erweitert und aktualisiert wurde. Die intensive Pflege des Kaiserkults in einer Kultur, deren Monotheismus und politische Theologie einen starken Gegensatz dazu bildeten, läßt nach Ursachen und Auswirkungen dieser Konstellation fragen. These dieser Studie ist, daß in Reaktion auf den im „Lande Israels“ etablierten Kaiserkult neue, widersprüchliche Konzepte jüdischer politischer Kultur und Theologie entstanden. Diese Prozesse gehören aus der hier vertretenen Sicht zur politischen und intellektuellen Vorgeschichte des Jüdischen Aufstands und begünstigten seinen Ausbruch. Die Wahl eines jüdischen Themas für ein Habilitationsvorhaben in der Alten Geschichte war vor gut zehn Jahren keine Selbstverständlichkeit. Sie ergab sich zum einen durch meine Einbindung in die Ausgrabungen von Betsaida/Israel seit 1990, zum andern durch das damalige Defizit an altertumswissenschaftlicher Forschung zum hellenistisch-römischen Judentum in der Levante, insbesondere im Licht der neuen Ausgrabungen und ihrer Auswertung. Hier hat sich in der Zwischenzeit vieles geändert. Was Herodes angeht, kann man nahezu von einer Hausse in der Forschung sprechen. Die verzögerte Publikation der Habilitationsschrift liegt zum Teil hierin begründet; mein Bemühen war es, die neu erscheinende Literatur möglichst noch miteinzubinden. Bei E. Netzers Studie über die Architektur Herodes’ des Großen war mir dies nicht mehr möglich, nur noch zum Teil bei M. Jensens Studie zu Herodes Antipas. Christian Meier hat das Forschungsvorhaben von Anfang an unterstützt und gegen manchen Widerstand verteidigt, wie auch Heinz-Wolfgang Kuhn. Ihnen beiden verdanke ich immens vieles. Christian Meier war und ist mir wegweisend in seinem Verhältnis zur Antike und ihrer Erforschung, sowie vorbildhaft, auf welche Weise mit Scharfsinn, Empathie, kritischen Standards und anthropologischem Interesse Forschungsgegenstände mit der Gesellschaft des Historikers in Beziehung gesetzt werden können. Heinz-Wolfgang Kuhn hat mich mit der „dritten Welt“ der Anti-

VI

Vorwort

ke, dem Judentum, in Kontakt gebracht und für dessen Erforschung wichtige Grundlagen bei mir geschaffen. Jörg Frey hat diese Arbeit, als er im Frühjahr 2002 mit ihr bekannt wurde, in für mich sehr hilfreicher wie überhaupt großartiger Weise unterstützt und ihre Publikation gefördert. Durch die Einbindung in seinen Münchner Forschungskreis konnte ich meine Thesen weiterbilden und kritisch überprüfen. Hilfreich war hierbei auch ein gemeinsam durchgeführtes Seminar zum Kaiserkult in Kleinasien sowie der Austausch mit Daniel Schwartz. Eine letzte und große Wohltat war die Vermittlung Sönke Finnerns, der sein computertechnisches und fachwissenschaftliches Wissen meinem Text zukommen hat lassen, um daraus eine verlagstaugliche „camera ready copy“ zu machen. Er hat auch dankenswerterweise den Text (ein letztes Mal) Korrektur gelesen, das Autoren- und Quellenregister sowie Teile des Orts- und Namensregister erstellt. Zu danken habe ich auch Kollegen, mit denen ich Fragen diskutieren konnte oder die mit mir ihr Wissen geteilt haben. Eckart Otto hat im Sommersemester 2005 mit mir und den Studierenden Herodes durchdiskutiert. Jürgen Zangenberg hat mir die Gelegenheit gegeben, im Juli 2003 auf einem Kolloquium den Kaiserkult in Galiläa erneut zu durchdenken. Von allen übrigen Bereicherungen, die ich dem Freiburger Seminar für Alte Geschichte unter der Leitung von Hans-Joachim Gehrke und Aloys Winterling seit September 2002 verdanke, seien die Diskussionen mit Studenten sowie mit Peter Mittag und Johannes Bernhardt hervorgehoben. In Israel habe ich für alle Fragen immer Gehör gefunden, besonders bei Benjamin Isaac, Arieh Kindler, Alla Kushnir-Stein, Aharon Oppenheimer, Uri Yiftach – und bei Rami Arav, der vielfältigen Anteil an meinen Arbeiten zum antiken Judentum hat. Andrew Burnett hat viele numismatische Fragen beantwortet, Andrea Berlin und Kenneth Holum haben mit mir ihr Wissen zu den Ausgrabungen von Caesarea Paneas und Caesarea Maritima geteilt. Den übrigen Gutachtern der Habilitationsschrift, Michael Brenner, Jens-Uwe Krause, Jakob Seibert und Martin Zimmermann, habe ich für so manche Kritik und Anregung zu danken. Der DFG schließlich danke ich für ein Habilitationsstipendium (1998–2001), dem Mohr Siebeck Verlag, insbesondere Dr. Henning Ziebritzki, für Engagement und Unterstützung auf dem Weg vom Manuskript zum Titel in der Reihe WUNT. Meine Familie hat den Prozeß des Forschens und Schreiben dieser Arbeit mit größter Geduld und Unterstützung begleitet, was meine Mutter angeht, weit über das hinaus, was man als Tochter (und Mutter) eigentlich erwarten darf. Ihr ist es zu verdanken, daß ich mich nicht zwischen Wissenschaft und einem eigenen Familienleben zu entscheiden hatte, ohne das ich nicht glücklich sein könnte. Dieses Buch ist ihr gewidmet. München/Freiburg, Dezember 2006

Monika Bernett

Inhaltsverzeichnis Vorwort ........................................................................................................................... V Abbildungsverzeichnis ...................................................................................................IX Abkürzungsverzeichnis ..................................................................................................XI

Kapitel I: Einführung .................................................................................................1 1. Der Kaiserkult in Judäa in der bisherigen Forschung ..................................................1 2. Konsequenzen der neueren Kaiserkultforschung für eine Behandlung des Kaiserkults in Judäa ....................................................................................................7 3. Quellen. Josephus als Quelle .....................................................................................16 4. „Judäa“: Politische Geographie und Nomenklatur .....................................................23

Kapitel II: König Herodes und der Kaiserkult...................................................28 1. Das Problem der Legitimität von Herodes’ Herrschaft und die Rolle des Kaiserkults angesichts dieser Problematik...........................................................................28 a) Das Problem legitimer Herrschaft über das Volk Israel........................................29 b) Die Legitimierung politischer Herrschaft durch die Hasmonäer ...........................32 c) Die erste Phase der Herrschaftslegitimation des Herodes: Der Bund mit der hasmonäischen Dynastie (40/37–30 v.Chr.) .........................................................40 d) Die neue Legitimierungstrategie nach Actium: Bruch mit den Hasmonäern und Generalisierung euergetischen Handelns .......................................................48 2. Die Etablierung des Kaiserkults in Herodes’ Reich ...................................................52 a) Kaisareia in Jerusalem 28 v.Chr.: Die Repräsentation des siegreichen C. Caesar als „Wohltäter“ des Herodes ................................................................................52 b) Stadtgründung und Kultstiftung in Sebaste 27 v.Chr.: Herodes’ Reaktion auf die neue Stellung C. Caesars in Rom als princeps und Augustus ....................66 c) Stadtgründung und Kultstiftung in Caesarea c. 23 v.Chr.: Livias Integration in den Kult für Augustus? ....................................................................................98 d) Die Kultstiftung beim Paneion am Fuße des Hermon (20 v.Chr.): Eine Option auf die Zukunft eines Reiches zwischen Tyros und Damaskos ........................... 126 3. Versuch einer Balance: Herodes als Euerget für das jüdische Volk und seinen Gott ......................................................................................................................... 146

Kapitel III:Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe: Das herodische Reich unter Archelaos, Antipas, Philippos und den Römern (4 v.–41 n.Chr.) ................................................... 171 1. Die politische Neuordnung Judäas durch Augustus – eine problematische Verteilung von Wohltaten angesichts von Aufruhr und dynastischem Streit............ 171

VIII

Inhaltsverzeichnis

2. Archelaos, Ethnarch über Judäa (4 v.–6 n.Chr.): Die Negation von Kaiserkult und jüdischer Euergesie bei gleichzeitiger Rückkehr zur übertriebenen Selbstdarstellung als Herrscher ......................................................................................... 176 3. Der Kaiserkult im römisch verwalteten Judäa 6–41 n.Chr.: Räumliche Trennung, symbolische Akte, ausgehandelte Kompromisse ..................................................... 189 4. Antipas, Tetrarch über Galiläa und Peräa (4 v.–39 n.Chr.): Kaiserkult ohne Bild und Opfer als Teil einer maßvollen Akkulturationspolitik ....................................... 217 5. Philippos, Tetrarch über Herodes’ Anteil aus dem Ituräerreich (4 v.–33 n.Chr.): Die Fortsetzung von Herodes’ strukturierendem Kaiserkultkonzept ........................ 239

Kapitel IV: Die Verschärfung der Kaiserkultproblematik unter Caligula, Claudius und Agrippa I. zwischen 37 und 44 n.Chr. ............... 264 1. Eskalation der Kaiserkultproblematik unter Caligula und Agrippa I. ...................... 264 2. Die Problematik der neuen Kaiserkultregeln des Claudius für die Juden ................ 287 3. Agrippa I. unter Claudius: Die Übersteigerung von Herodes’ Politik der Balance .. 295

Kapitel V: Der Kaiserkult als Teil der Vorgeschichte des Jüdischen Aufstands: Judäa unter römischer Herrschaft 44–66 n.Chr. und das neue Reich Agrippas II. ................................................... 310 1. Provinzialrechtlicher Status und Territorium Judäas seit 44 n.Chr. ........................ 310 2. Agrippa II.: Herrschaftsstil und Kaiserkult im neuen herodischen Reich an der Seite Judäas (seit 53 n.Chr.) .................................................................................... 318 3. Die Zuspitzung des Konflikts zwischen Juden, Römern und Griechen um den Geltungsanspruch der Tora in ’eretz jisra’el 44–66 n.Chr. ..................................... 328

Kapitel VI: Zusammenfassung .............................................................................. 352 Literaturverzeichnis ............................................................................................... 357 1. Quellen ................................................................................................................... 357 2. Hilfsmittel ............................................................................................................... 362 3. Forschung ............................................................................................................... 363

Abbildungsnachweis ............................................................................................... 395 Register ...................................................................................................................... 399 1. 2. 3. 4.

Quellen ................................................................................................................... 399 Autoren ................................................................................................................... 416 Namen..................................................................................................................... 422 Sachen..................................................................................................................... 435

Abbildungsverzeichnis Abb. 1. Abb. 2. Abb. 3a. Abb. 3b. Abb. 4. Abb. 5. Abb. 6. Abb. 7. Abb. 8a–b. Abb. 9a–i. Abb. 10a–d. Abb. 11. Abb. 12a–b. Abb. 13. Abb. 14. Abb. 15. Abb. 16. Abb. 17. Abb. 18a. Abb. 18b. Abb. 19. Abb. 20. Abb. 21a–d. Abb. 22. Abb. 23. Abb. 24. Abb. 25–26. Abb. 27–28. Abb. 29a–c. Abb. 30. Abb. 31.

Die südliche Levante mit Herodes’ Reich in seiner größten Erstreckung (seit 20 v.Chr.) ..........................................................................................27 Die Heiratsverbindungen zwischen Herodes’ Familie und den Hasmonäern .........................................................................................................42 Vermutete Lokalisierungen der agonistischen Bauten in Jerusalem unter Herodes .....................................................................................................54 Theatersitz mit Stufe und griechischer Inschrift DIO .................................55 Samaria-Sebaste, schematischer Plan ........................................................71 Sebaste, Luftbild des Augustustempels......................................................73 Sebaste, Temenos des Augustustempels ....................................................73 Sebaste, Plan der westlichen Akropolis .....................................................75 Sebaste, Augustustemenos.........................................................................77 Sebaste, Augustustempel: Baudekor ..........................................................79 Sebaste, Akropolis: Torso einer überlebensgroßen Panzerstatue................81 Sebaste, Peristylhaus westlich des Augustustempels .................................85 Sebaste, Theater ........................................................................................91 Sebaste, Plan des Stadions mit zwei Bauphasen ........................................92 Sebaste, Plan des Koretempels ..................................................................94 Sebaste, Koretempel: Steinrelief mit Dioskurenpilos.................................96 Münzen des Herodes aus dem Jahr 3, geprägt in Samaria ..........................96 Caesarea unter Herodes, Plan entsprechend der Ausgrabungen bis Ende 1995 ........................................................................................................ 103 Rekonstruktionsskizze Caesareas mit Schwerpunkt auf der Hafenanlage ...................................................................................................... 104 Caesarea, Roma-und-Augustus-Tempel: Rekonstruktionszeichnung der Westfront........................................................................................... 104 Caesarea, Plan der Tempelplattform (Stand 2002) .................................. 107 Caesarea, Rekonstruktion der korinthischen Ordnung des Roma-undAugustus-Tempels .................................................................................. 110 Caesarea, Roma-und-Augustus-Tempel: Baudekor.................................. 111 Caesarea, Theater: Luftbild ..................................................................... 118 Caesarea, Theater: Plan der Orchestra ..................................................... 118 Caesarea, das „große Stadion“ ................................................................. 119 Die Lage des Paneion und der unter den Herodiern entstandenen Stadt Caesarea in der Ebene vor dem Heiligen Bezirk ...................................... 135 Paneion, schematischer Plan des Heiligen Bezirks .................................. 136 Strukturen auf der Terrasse westlich des Paneion – Überreste eines Augustustempels (?) ................................................................................ 142 Jerusalem zur Zeit des Herodes ............................................................... 154 Jerusalem, Erweiterung des Tempelbezirks in hasmonäischer und herodischer Zeit....................................................................................... 155

X Abb. 32. Abb. 33a–c. Abb. 34–36. Abb. 37. Abb. 38a–b. Abb. 39a–b. Abb. 40a–d. Abb. 41. Abb. 42. Abb. 43. Abb. 44. Abb. 45. Abb. 46. Abb. 47. Abb. 48. Abb. 49. Abb. 50a–d. Abb. 51a–d. Abb. 52a–d. Abb. 53. Abb. 54a–g.

Abb. 55a–d.

Abb. 56a–e. Abb. 57a–c.

Abbildungsverzeichnis Stammbaum der politisch relevanten Mitglieder der herodischen Dynastie .................................................................................................. 172 Münzen des judäischen Präfekten Pontius Pilatus.................................... 203 Caesarea Maritima, die im Theater verbaute Bauinschrift des Pilatus...... 206 Sepphoris/Autokratoris, Plan der Anhöhe................................................ 225 Tiberias ................................................................................................... 230 Die erste Münzserie des Tetrarchen Philippos, Jahr 5 (= 1 v./1 n.Chr.) ... 242 Die siebte Münzserie des Tetrarchen Philippos, Jahr 34 (= 29/30 n.Chr.) ..................................................................................................... 243 Caesarea Philippi und der Cardo östlich des Palastkomplexes ................. 245 Betsaida, Übersichtsplan ......................................................................... 254 Betsaida, Areal A: vermuteter Tempel..................................................... 258 Betsaida, Areal A: Rekonstruktionszeichnung des vermuteten Tempels .. 258 Betsaida, Areal A: Fragment eines Türsturzes ......................................... 260 Betsaida, Areal A: Kopf einer weiblichen Terracottafigurine mit Schleier ................................................................................................... 260 Betsaida, Areal A: Weihrauchschaufel mit 5-Augen-Dekoration ............. 260 Verwandtschaftliche Beziehungen in der Iulisch-Claudischen Dynastie . 265 Das Reich Agrippas I. in den Jahren 37, 39 und 41 n.Chr. ...................... 267 Die erste Münzserie Agrippas I., Jahr 2 (= 37/38 n.Chr.)......................... 272 Die zweite Münzserie Agrippas I., Jahr 5 (= 40/41 n.Chr.) ...................... 285 Die vierte und fünfte Münzserie Agrippas I., Jahr 7 und 8 (= 42/43 und 43/44 n.Chr.) ........................................................................................... 296 Die Verschiebung der Grenzen zwischen dem römisch kontrollierten Judäa und Agrippas II. Königreich durch Nero........................................ 314 Münzprägung mit lateinischer Legende in Caesarea Philippi (?) unter römischer Verwaltung (44–53 n.Chr.) und unter Agrippa II. (ab 53 n.Chr.) .......................................................................................... 316 Münzprägung mit griechischer Legende im römisch verwalteten ehemaligen Reich Agrippas I. unter Claudius (44–54 n.Chr.) und Nero (54–68 n.Chr.) ................................................................................ 317 Münzprägung Agrippas II. zwischen 63 und 68 v.Chr. ........................... 321 Münzprägung der römischen Amtsträger Judäas unter Claudius und Nero ........................................................................................................ 346

Abkürzungsverzeichnis AA AASOR ADAJ AE AGAJU AJA AJC

AJP ANRW

AW BA BAR BAR BASOR BASOR Suppl. BCH BCH Suppl. BMC BN CHJ I–III

CIG CIL CPJ DaM EI ESI FGrH GLAJJ HA

Archäologischer Anzeiger Annual of the American Schools of Oriental Research Annual of the Department of Antiquities of Jordan L’Année épigraphique Arbeiten zur Geschichte des antiken Judentums und des Urchristentums American Journal of Archaeology Y. Meshorer. Ancient Jewish Coinage, Bd. I: Persian Period through Hasmoneans. Bd. II: Herod the Great through Bar Kochba. New York 1982. American Journal of Philology Aufstieg und Niedergang der römischen Welt: Geschichte und Kultur Roms im Spiegel der neueren Forschung. Hg. H. Temporini und W. Haase. Berlin und New York 1972 ff. Antike Welt Biblical Archaeologist Biblical Archaeology Review British Archaeological Reports Bulletin of the American Schools of Oriental Research Bulletin of the American Schools of Oriental Research, Supplement Series Bulletin de Correspondance Hellénique Bulletin de Correspondance Hellénique, Supplément Catalogue of Greek Coins in the British Museum, London Biblische Notizen The Cambridge History of Judaism. Bd. I: Introduction: The Persian Period. Hg. W.D. Davies und L. Finkelstein. Cambridge 1984. Bd. II: The Hellenistic Age. Hg. W.D. Davies und L. Finkelstein. Cambridge 1989. Bd. III: The Early Roman Period. Hg. W. Horbury u.a. Cambridge 22001 [11999]. Corpus Inscriptionum Graecarum Corpus Inscriptionum Latinarum V.A. Tcherikover u.a. (Hg.). Corpus Papyrorum Iudaicarum. Bd. I– III. Cambridge 1957–1964. Damaszener Mitteilungen Eretz Israel Excavations and Surveys in Israel Die Fragmente der griechischen Historiker. Bd. 1–17. Hg. F. Jacoby. Berlin, später (seit 1939) Leiden 1923 ff. Greek and Latin Authors on Jews and Judaism. Bd. I–III. Hg., Übs., Komm. M. Stern. Jerusalem 1976–1984. Hadashot Arkheologiyot

XII HA-ESI HSCP HTR IEJ IG IGLS IGR INJ JBL JJS JRA JRA Suppl. JRS JRS Suppl. JSHRZ JSJ JSS KBS KlP LBW

LCL LSJ MDAI (A) MDAI (Ist) MDAI (R) MJSt MWG I NEA NEAEHL NP NZ OENEA OGIS PAAES

Abkürzungsverzeichnis Hadashot Arkheologiyot – Excavations and Surveys in Israel Harvard Studies in Classical Philology Harvard Theological Review Israel Exploration Journal Inscriptiones Graecae Inscriptions grecques et latines de la Syrie Inscriptiones Graecae ad res Romanas pertinentes. Bd. I, III, IV. Hg. R. Cagnat. Paris 1911–1927. ND Rom 1964. Israel Numismatic Journal Journal of Biblical Literature Journal of Jewish Studies Journal of Roman Archaeology Journal of Roman Archaeology, Supplement Series Journal of Roman Studies Journal of Roman Studies, Supplement Series Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit, Hg. H. Lichtenberger u.a., Gütersloh 1973 ff. Journal for the Study of Judaism in the Persian, Hellenistic and Roman Period Journal of Semitic Studies Kölner Beiträge zur Sportwissenschaft Der Kleine Pauly: Lexikon der Antike. Bd. 1–5. Hg. K. Ziegler und W. Sontheimer. München 1979. P. Le Bas und W.H. Waddington. Inscriptions grecques et latines recueillies en Grèce et en Asie Mineure. Bd. I–III. Paris 1870. ND Hildesheim/New York 1972. Loeb Classical Library H.G. Liddell, R. Scott, H.S. Jones u.a. (Hg.), A Greek-English Lexicon, Oxford 91940/für das Supplement 21996. Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abt. Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Istanbuler Abt. Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Römische Abt. Münsteraner Judaistische Studien Max Weber Gesamtausgabe, Abteilung I: Schriften und Reden. Tübingen 1984 ff. Near Eastern Archaeology The New Encyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land. Bd. 1–4. Hg. E. Stern. Jerusalem 1993. Der neue Pauly: Enzyklopädie der Antike. Hg. H. Cancik und H. Schneider. Bd. 1–16. Stuttgart und Weimar 1996–2003. Numismatische Zeitschrift Oxford Encyclopedia of Near Eastern Archaeology. Bd. 1–5. Hg. E. Meyers. Oxford 1997. Orientis Graeci Inscriptiones Selectae. Bd. I–II. Hg. W. Dittenberger. Leipzig 1903–1905. ND Hildesheim 1960. Publications of an American Archaeological Expedition to Syria 1899–1900

Abkürzungsverzeichnis PEQ PIR2 PPUAE QDAP RAC

RB RE

REA REG RPC I–II

RPC Suppl. I RRC SCI SEG StUNT TANZ TAPA TAVO Beihefte TAVO TRE TSAJ WdF WUNT ZDPV ZPE

XIII

Palestine Exploration Quarterly Prosopographia Imperii Romani saec. I. II. III. Hg. E. Groag u.a. Neubearb. Aufl. Berlin 1932 ff. Publications of the Princeton University Archaeological Expeditions to Syria in 1904–1905 and 1909 Quarterly of the Department of Antiquities of Palestine Reallexikon für Antike und Christentum: Sachwörterbuch zur Auseinandersetzung des Christentums mit der antiken Welt. Hg. T. Klausner und E. Dassmann. Stuttgart 1950 ff. Revue Biblique Real.Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. 68 Halbbände, 15 Supplementbände (= RE Suppl.), ein Registerband. Hg. A.F. Pauly, G. Wissowa (u.a.). Stuttgart und zuletzt München 1893– 1980. Revue des études anciennes Revue des études grecques Roman Provincial Coinage. Bd. I: From the Death of Caesar to the Death of Vitellius, 44 BC–AD 69. Bd. II: From Vespasian to Domitian (AD 69–96). Hg. A. Burnett (u.a.). London und Paris 1992– 1999. Roman Provincial Coinage: Supplement I. Hg. A. Burnett (u.a.). London und Paris 1998. Roman Republican Coinage. Bd. I–II. Hg. M.H. Crawford. Cambridge 1974. ND 1991. Scripta Classica Israelica Supplementum Epigraphicum Graecum Studien zur Umwelt des Neuen Testaments Texte und Arbeiten zum neutestamentlichen Zeitalter Transactions of the American Philological Association Tübinger Atlas des Vorderen Orients, Beihefte. Hg. H. Brunner und W. Röllig. Tübingen 1969 ff. Tübinger Atlas des Vorderen Orients Theologische Realenzyklopädie. Hg. G. Krause und G. Müller. Berlin 1976 ff. Texte und Studien zum Antiken Judentum Wege der Forschung Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik

Kapitel I

Einleitung 1. Der Kaiserkult in Judäa1 in der bisherigen Forschung Der römische Kaiserkult ist seit langem ein Gegenstand altertumswissenschaftlicher Forschung.2 Trotz intensiver und differenzierter Behandlung ergeben sich immer noch sachliche Lücken, z.B. für die Rolle der Frauen des Kaiserhauses im Kaiserkult,3 für den Kaiserkult in der römischen Armee4 oder für den Kaiserkult einzelner Regionen.5 Eine im Rahmen des Kaiserkults kaum behandelte Region ist die Provinz Syria – und das bedeutet auch, daß es keine eigenständige Behandlung des Kaiserkults gibt, wie ihn König Herodes (40–4 v.Chr.) in seinem Reich etabliert hat und wie er sich unter seinen politischen Erben entwickelt hat. Auch Einzelaspekte des Kaiserkults unter Herodiern6 und Römern in Judäa haben nur 1

Zum (geographischen bzw. politischen) Begriffsumfang s.u. S. 23–25. Vgl. den Überblick bei WLOSOK 1978 und die umfangreiche, nach Einzelaspekten untergliederte Bibliographie von HERZ 1978a (Berichtszeitraum 1955–1975). Eine frühe umfassende Zusammenstellung des Materials zu den Anfängen des Kaiserkults durch HEINEN 1911, die erste Synthese durch TAYLOR 1931. Der Stand der Forschung spiegelt sich in den Sammelbänden SMALL 1996 und CANCIK/HITZL 2003. 3 Vgl. HAHN 1994 und die Beiträge in KUNST/RIEMER 2000. 4 Vgl. die einschlägigen Beiträge in STOLL 2001. 5 Vgl. HERZ 1978a zum Bestand der Regionaluntersuchungen bis 1975 (Britannia, den spanischen und gallischen Provinzen, Africa, Baetica, Mauretania, Lydia, Karia, Pannonia, Moesia, Dalmatia und Germanien). Wichtig seitdem die Gesamtdarstellungen von Price zum Kaiserkult in Kleinasien (PRICE 1984a) und von Fishwick zum Westen des Römischen Reichs (FISHWICK 1987–2004). Neue Beiträge zu Aphrodisias, Pompei, Spanien, Athen, Korinth und Alexandria finden sich bei SMALL 1996. Die jüngsten Monographien mit geographischem Schwerpunkt sind m.W. LIERTZ 1998 (germanische Provinzen, Gallia Belgica) und GRADEL 2002 (Italien). 6 Gegen den vorherrschenden fachsprachlichen Gebrauch (vgl. jüngst noch die Arbeiten von LICHTENBERGER 1999. JAPP 2000. BALTRUSCH 2002) verwende ich in dieser Arbeit, einem kritischen Hinweis von H.-W. Kuhn folgend, aus etymologischen und semantischen Gründen „herodisch“ (st. „herodianisch“) und „Herodier“ (st. „Herodianer“). Die Endung -iani/ianoi, bezeichnet strenggenommen immer nur die Anhänger einer Person, und Herodianoi ist zudem ein in den Quellen vorgegebener Begriff für Anhängerschaften der herodischen Familie, sei es zur Zeit des Antipas, sei es zur Zeit Agrippas II. (vgl. KRIEGER 1991). BIETENHARD 1977 verwendet z.B. „Herodier“, MICHEL/BAUERNFEIND in ihrer Ausgabe des bellum Iudaicum „Herodeer“. 2

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wenig Interesse gefunden.7 Als erster und einziger hat offenbar M. Hengel in seinem Werk über die Zeloten einen Zusammenhang zwischen Kaiserkult und jüdischem Widerstand gegen die direkte Römerherrschaft ab 6 n.Chr. postuliert.8 Hengels These – der Widerspruch zwischen der Alleinherrschaft Jahwes und der Herrschaft eines vergöttlichten Kaisers – bildet aber zum einen nur einen Teil seiner breiteren theologischen Beweisführung zu den Zeloten und ist auf der anderen Seite nicht konsequent ausgeführt worden.9 Zudem lag eine breitere historische Verankerung nicht in Hengels Erkenntnisinteresse. Mit den realhistorischen Anfängen des Kaiserkults unter Herodes hat sich Hengel nur in recht konventioneller Weise (in der Tradition Schürers) befaßt.10 Der Befund ist insgesamt erstaunlich, v.a. wenn man die Entwicklung aus einer historischen vergleichenden Perspektive betrachtet. Herodes etablierte den Kaiserkult nicht nur sehr früh, sondern auch in einem exzessiv zu nennenden Ausmaß. Kein anderer von Rom abhängiger König kam ihm hier gleich. Unter Herodes’ Nachfolgern aus der Dynastie, die bis Ende des 1. Jh. n.Chr. über unterschiedlich große Anteile aus dem alten Reich des Herodes herrschten, kam es zur Fortsetzung, Erweiterung und Aktualisierung des Kultes für die domus Augusta. Für Judäa unter direkter römischer Verwaltung (6–41, 44–66 n.Chr.) gilt dasselbe. Die Geringschätzung des Kaiserkults unter Herodes und seinen Nachfolgern bzw. im römischen Judäa als Gegenstand eingehender Forschung 7 E. SCHÜRER (I [1901], 389. 562 f.) und die englische Neubearbeitung des Werks (SCHÜRER u.a. I [1973], 304 f.) sind über ein berichtendes Nacherzählen des Josephustextes nicht hinausgekommen. W. Otto hat sich in seiner Herodesdarstellung (OTTO 1913a) nur mit Herodes’ Motiv, den Kaiserkult einzuführen, befaßt (64), ebenso wie Schalit, etwas ausführlicher, in seiner Herodesbiographie (SCHALIT 1969, 421–423). Herz’ Bibliographie zur neueren Forschung über den Kaiserkult (HERZ 1978a; Berichtszeitraum 1955–1975) kann für Judäa, abgesehen von Schalit, nur noch auf Lämmers Aufsatz über die Kaiserspiele in Caesarea (LÄMMER 1974) verweisen. Herz ist m.W. nur ein Aufsatz Lämmers zu Herodes’ Kaisareia in Jerusalem (LÄMMER 1973) entgangen. – Auch seit 1975 ist keine Monographie zum Kaiserkult in Judäa bzw. den herodischen Territorien erschienen. Es gibt einen Aufsatz von R. TRUMMER (1983), der die einschlägigen Nachrichten bei Josephus referiert. Lämmer hat seine Studien zu den Spielen, die mit dem Kaiserkult verbunden waren, fortgesetzt (LÄMMER 1976; LÄMMER 1981–1982). ELSAS 1990 geht in einem umfassenderen Ansatz (Ablehnung des Herrscherkults in jüdischer und gnostischer Tradition) 277–279 auch auf die Ablehnung des Kaiserkults durch Juden unter herodischer bzw. römischer Herrschaft in Judäa ein; Elsas schätzt den Kaiserkult als Grund des Widerstands gegen die Römer recht hoch ein. PUCCI 1998, 471–481 befaßt sich mit der (alten) Frage, ob die Juden das Privileg einer Befreiung vom Kaiserkult genossen. 8 HENGEL 1961, 102–111. 9 Vgl. neben HENGEL 1961, 102–111 noch die thematisch einschlägigen Hinweise auf den Seiten 111–114. 120. 131. 144. 149 f. 196. 313. 368. 10 Vgl. HENGEL 1961, 105–108. 324–331.

1. Der Kaiserkult in Judäa in der bisherigen Forschung

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hat mehrere Gründe. Ein Grund ist, daß man für eine erschöpfende Darstellung alle Quellenarten heranziehen muß, d.h. neben den historiographischen auch die archäologischen, numismatischen, epigraphischen und papyrologischen Quellen.11 Diese sind für Judäa und die südliche Levante erst in jüngerer Zeit entdeckt (Ausgrabungen)12 oder zusammengestellt worden (Münzcorpora)13 bzw. sind immer noch unzureichend publiziert (Inschriften).14 Insofern gab es für archäologische, numismatische und epigraphische Spezialforschung bis zum Ende der 80er Jahre des 20. Jh. nur unzureichend publiziertes oder überhaupt unzureichendes Material zum Kaiserkult in Judäa.15 Daneben dürften noch bestimmte Traditionen der Wissenschaftsgeschichte eine Rolle spielen. Diese betreffen die Einschätzung des Phänomens Kaiserkult sowie die Erkenntnisinteressen, die die einzelnen Disziplinen, die sich mit der Geschichte Judäas und Syrias im 1. Jh. v./n.Chr. befassen, verfolgen. Bestimmte Annahmen und Traditionsbildungen haben hier dazu geführt, daß der Kaiserkult im herodischen und römischen Judäa als ernstzunehmender Forschungsgegenstand für die einzelnen Disziplinen quasi unter den Tisch fiel. 11 Vgl. ALFÖLDY 1996, 259: „It is generally known that it would be impossible to write a history of ancient ruler cult based only of literary souces“. 12 Für den Kaiserkult der Herodier speziell die Ausgrabungen von Caesarea Maritima, Paneas (Caesarea Philippi) und Betsaida (s. II 2.c.d; III 5). Dank der umfassenden archäologischen Tätigkeit der zurückliegenden ca. 30 Jahre in Israel, Jordanien (Dekapolis) und Syrien (bes. Hauran, Damaskos) kann man diese Überreste jedoch auch besser in die materielle Kultur der südlichen Levante des 1. Jh. v. und des 1. Jh. n.Chr., insbesondere in die Baupolitik des Herodes und seiner Nachfolger, einordnen. 13 Die Münzprägung der Hasmonäer und Herodier in Meshorers „Ancient Jewish Coinage“ (AJC), Bd. II (1982; aktualisierte Neuauflage jetzt MESHORER 2001, in die auch Berichtigungen und Ergänzungen aus MESHORER 1990–1991 eingegangen sind). Zu den Städtemünzen SPIJKERMAN 1978. MESHORER 1985. Vgl. den neuesten Stand der Forschung in RPC I und RPC Suppl. I zur Münzprägung der autonomen Städte Südsyriens, der Münzprägung der Herodier sowie der römischen Amtsträger in Iudaea. Zum älteren numismatischen Forschungsstand – auf dem z.B. ein Standardwerk wie SMALLWOOD 1976 noch fußen mußte (bzw. 42001 immer noch fußt) – vgl. SCHÜRER u.a. I (1973), 10 f. 14 Vgl. zu den epigraphischen Quellen aus Iudaea/Syria Palaestina ECK 1999c. ECK 2002a. ECK 2002b. Ein „Corpus Inscriptionum Iudaeae/Palaestinae“ ist in Arbeit (s. die Ankündigung des Gemeinschaftsprojekts der Universitäten Tel Aviv und Köln in SCI 18 [1999], 175 f.). Für Caesarea Maritima liegt jetzt ein erstes Spezialcorpus vor (LEHMANN/H OLUM 2000), für den Heiligen Bezirk von Caesarea Philippi/Paneas ist ein solches durch B. Isaac als Teil von Z. Ma‘oz’ Schlußpublikation zu erwarten. 15 Eine Ausnahme bilden die zahlreichen Studien zur fragmentarisch erhaltenen Stiftung eines Tiberieum durch Pontius Pilatus in Caesarea Maritima (entdeckt bei den Ausgrabungen des Theaters 1961), vgl. BOFFO 1994, Nr. 25, 217–233, und jüngst ALFÖLDY 1999. ALFÖLDY 2002. ALFÖLDY 2004, 239–241.

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I. Einleitung

Zum einen hat dies damit zu tun, daß man schon lange über den religiösen und politischen Stellenwert des Kaiserkults streitet. Fishwick steht beispielsweise in einer Tradition, die auf sowohl aufklärerisches wie auch jüdisch-christliches Gedankengut zurückgreift, wenn er sagt: „Emperor worship must be considered not really worship at all but homage … a purely mechanical exercise“.16 Hier hat der Kaiserkult eine rein machtpolitische Funktion, die etablierte Formen des Kultlebens politisch instrumentalisiert, sei es zur herrscherlichen Legitimation, zur Stiftung von Loyalität und lokalem Gemeinschaftsgefühl, sei es zur Erhöhung des herrscherlichen Prestiges. All die Bemerkungen über den Kaiserkult, wie ihn die Herodier als vom römischen Kaiserhaus abhängige Könige etablierten und pflegten, als Zeichen von Unterwerfung, Schmeichelei, Loyalität etc. gehören in dieses enge politische Verständnis des Kaiserkults. W. Otto hat in seiner Herodesdarstellung im 2. Supplementband der RE (1913) eine solche Sichtweise zum ersten Mal mit einer „Hellenisierungsfunktion“ vereint, wodurch der Kaiserkult im herodischen Judäa eine politische Doppelfunktion erhielt: Ergebenheitsdemonstration „nach außen“, Hellenisierung „nach innen“.17 An diesem Urteil über den Kaiserkult des Herodes (wie auch seiner Nachfolger) hat sich auch in der neueren Forschung im Grunde nichts geändert, auch wenn man es in modernere fachsprachliche Termini kleiden mag.18 So betrachtet, war man zumindest im Bereich der Alten 16

FISHWICK 1978, 1252 f. Fishwick bestreitet dabei nicht die vielfachen Aktivitäten der Bevölkerung im Kaiserkult; diese sind ihm Zeugnis für das Funktionieren der politischen Absicht. Eine rein politische Funktion des Kaiserkults sieht jetzt auch GRAF 1999, 143: „wie dieser [sc. der hellenistische Herrscherkult] ist der K[aiserkult], von den Städten her gesehen, Ausdruck polit. Bindungen und polit. Selbstdefinition, vom Herrscher aus betrachtet ein Mittel zur symbol. Herrschaftssicherung“. – Zur (kritischen) Diskussion dieser Forschungstendenz WLOSOK 1978, 1. 20. 34 f. PRICE 1984a, 15 f. ALFÖLDY 1996, 254 f. CLAUSS 1996, 400–403. KLAUCK 1996, 71–73. RÜPKE 1997, 12 f. Vgl. schon WALBANK 1987, 377 ff. 381 f. (v.a. zum hellenistischen Herrscherkult, der sich gemäß Walbank substantiell aber nicht vom Kaiserkult unterscheide). 17 Nach OTTO 1913a war Herodes’ „äußere Politik“ vom „engen Anschluß an Rom“ gekennzeichnet (153) und habe sich in fortwährenden Demonstrationen „unbedingter Ergebenheit“ ausgedrückt (64; vgl. auch 120. 157). In diesen Zusammenhang gehöre auch Herodes’ „devote Stellung gegenüber dem Kaiserkult“ (64). Das „Hauptstück seiner inneren Politik“ habe, weil er ein „überzeugter Vertreter und Verbreiter [scil. des Hellenismus] bei seinem Volke“ (104) gewesen sei, in den „Verschmelzungsbestrebungen, dem Versuche [bestanden], auch das jüdische Volk der Weltkultur einzugliedern“ (153). Vgl. 107. 119 und die gesamte Passage 153–157, in der das Scheitern dieser Politik mit der „vollständigen Unvereinbarkeit von Hellenismus und Judentum“ (155) erklärt wird. 18 Ich gehe hier im folgenden etwas ausführlicher auf das einflußreiche Standardwerk von SMALLWOOD 1976 (fast unverändert in 4. Aufl. 2001) ein. Zur Hellenisierungsthese 56 (Herodes habe eine „fusion between the incompatible worlds of Judaism and Hellenism“ angestrebt). 82 (sowohl persönliche „ambition … to hellenize his kingdom as far as possible“ wie auch seine Pflicht als ‚Klientelkönig‘ „to prepare his subjects for as-

1. Der Kaiserkult in Judäa in der bisherigen Forschung

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Geschichte, soweit sie auf rein politische (Ereignis-)Geschichte fixiert ist, mit der Bedeutung des Phänomens schnell fertig. Was im Rahmen altertumswissenschaftlicher Forschung übrigbleibt, ist, seit Bekanntwerden der Bauten des Herodes, ein archäologisches Interesse an der baulichen Ausgestaltung des Kaiserkults durch Herodes.19 Auch für die Religionswissenschaft war der Kaiserkult wegen seiner scheinbar rein politischen Funktion lange kein ernstzunehmender Gegenstand. Religiosität – im Sinne eines kognitiven und/oder emotionalen Gehalts – bzw. ein „Glaube“ an die göttliche Natur des Verehrten sei mit ihm nicht verbunden gewesen.20 Und selbst wenn man dem Kaiserkult eine religiöse Komponente in der pagan-antiken Welt zuschreiben mochte, hielt man diese, soweit es die Juden anging, für irrelevant. Denn weil der jüdische Monotheismus die Integration anderer Götter und Religionen ausschloß, habe der Kaiserkult in der jüdischen Religionsgeschichte keine andere Rolle als die einer religiösen Umwelt gespielt. Der einzige mir bekannte Versuch, jüdische Religion und Kaiserkult miteinander zu verbinden (und dies Herodes als Ziel zuzuschreiben), stammt von Schalit (1969, 22001).21 Gemäß Schalit waren die Hellenisiesimilation into the Roman empire as a province by introducing features of Greco-Roman culture“). 94 („the breakdown of Jewish exclusiveness and aloofness by a fusion of Hellenism with Judaism“). Sebaste mit dem Kaiserkult als Manifestation der „policy of Hellenization which Herod pursued wherever and whenever he could“ (78). Caesarea „first and foremost a centre of Hellenization“ (78); der Tempel für Augustus und Roma dort „proclaimed to all shipping Herod’s allegiance and his Hellenism“. – Ähnlich JONES 1967, 98. LÄMMER 1973, 197–199. 209. LÄMMER 1974, 95. STERN 1974, 242–258. TRUMMER 1983, 390. SEGAL 1985–1988, 147. JACOBSON 1988, 387 f. WENNING 1990. HENGEL 1996a, 58. 63. HENGEL 1996b, 293. 297. 302. LICHTENBERGER 1999, 91. 126. 153. 182. 187 f. VOGEL 2002, 229 mit als jüngstes Beispiel: „Wahrscheinlich hat Herodes diese Tempel [scil. in Caesarea Maritima, Paneas, Sebaste] gar nicht so sehr als religiöse Kultstätten betrachtet, sondern als Symbole der politischen Einbindung seines Reiches in das römische Imperium“. Vgl. JAPP 2003, 292 mit 294. 297. – Zu Schalits Variante der Loyalitäts- und Hellenisierungsfunktion des Kaiserkults unter Herodes s.o. im folgenden Absatz. 19 Abgesehen von Einzelanalysen zu Sebaste, Caesarea und dem Augustustempel in Paneas (Literatur s.u. II 2.b–d) sei hier auf die Behandlung der Kaiserkultbauten durch RICHARDSON 1996 (im Rahmen seiner Herodesbiographie Kap. 8 „Herod’s Buildings“, 174–202), ROLLER 1998, LICHTENBERGER 1998, JAPP 2000 und JAPP 2003 verwiesen. Eine Auseinandersetzung damit erfolgt im Text. 20 Vgl. zu dieser Forschungstradition kritisch PRICE 1984a, 7–15. CLAUSS 1996, 400– 403. CLAUSS 2001, 21–37. 21 Schalits große, bis heute nicht wirklich ersetzte Herodesbiographie versteht sich als ideengeschichtliche Untersuchung, die Herodes’ Handeln vor der „Gesamtheit der Ideen“ der antiken Welt verstehen und erklären will (S. X). Dadurch solle das Defizit, unter dem Ottos Herodesbiographie leide, ausgeglichen werden. Mit diesem Ansatz geht Schalit vor allem dort über Otto hinaus, wo er Herodes’ Handeln von messianischen

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I. Einleitung

rungspolitik und die Einführung des Kaiserkults eine Art messianisches Vermittlungswerk des Herodes, der in Augustus einen Erlöser und Retter der ganzen Welt (d.h. auch für die Juden) gesehen, ihm in dieser Überzeugung einen Kult gestiftet habe und ihm mit dieser Hellenisierung den Weg bereiten wollte.22 Die These ist in dieser Form – v.a. mit ihren messianischen Elementen – ohne Anhalt in den Quellen und nicht tragfähig.23 Eine rechtsgeschichtliche Forschungstradition hat schließlich das Thema „Kaiserkult und die Juden“ als unproblematisch bzw. historisch irrelevant angesehen. Die römische Privilegierung der jüdischen Religion – das Recht, nach den Gesetzen der Väter zu leben – habe eine Befreiung vom Kaiserkult stillschweigend miteingeschlossen und Ersatzformen im Einklang mit der Tora akzeptiert.24 Insofern habe der Kaiserkult in Judäa – der auf paganem Gebiet und gleichsam abgekapselt in den Gründungen Sebaste, Caesarea und Paneas existierte –25 keine Auswirkung auf die

Vorstellungen beeinflußt sieht. – Schalits Thesen wurden z.B. von BAUMANN 1983, 218 f. und PRAUSE 1990, 223–227 übernommen. – Zur Neuausgabe von Schalits Herodesbiographie (Berlin 2001) vgl. FASSBECK 2003. 22 Vgl. bes. SCHALIT 1969, 557–560. Zur Hellenisierung als Mittel, die Juden in die neue erlöste Weltordnung hinüberzuführen, bes. 418. 23 Die Konstruktion – sei es Augustus als Messias, sei es Herodes als Messias oder messianischer Mitstreiter – widerspricht jeglicher Messiasvorstellung und -erwartung im hellenistisch-frührömischen Judentum. Jede bezeugte Messiasfigur ist mit dem Anspruch aufgetreten, das Reich Gottes herbeizuführen, in dem es keine Fremdherrschaft über Juden mehr gibt. – Zum zeitgenössischen Messianismus Kap. II.1.b und Kap. V.3. – MOMIGLIANO 1987, 117 klar zur zeitgenössischen Auffassung (Hauptquelle Josephus) des Widerspruchs zwischen römischer Herrschaft und Messiasherrschaft: „The downfall [scil. of the Roman Empire] was inevitable because it was the condition or one of the conditions required for the establishment of the reign of the Messiah“. Vgl. HERZ 1996, 30. 32. 37 f. – Zur Kritik an Schalits Messiasthese z.B. JACOBSON 1988, 393. FASSBECK 2003, 229. 24 Zu den römischen Privilegien jetzt umfassend PUCCI 1998. Dort 471–481 zu „The Jews and the Imperial Cult“. – Die Forschungsgeschichte beginnt mit JUSTER 1914, bes. 339–354 („Formes spéciales du culte impérial rendu par les Juifs“); das Fazit: „En résumé, il n’y a pas lieu de parler d’une dispense du culte impérial accordée aux Juifs: on leur tolère seulement des formes spéciales pour ce culte, mais ces formes sont, pour eux, obligatoires et sanctionnés par les peines légales pour lèse-majesté“ (353. vgl. 338). Mit den „speziellen Formen“ sind vor allem die Gebete für das Wohl des Kaisers sowie das Opfer im Jerusalemer Tempel pro salute gemeint. Vgl. BEAUJEU 1973, 105 f. PRICE 1984a, 220 f. MOMIGLIANO 1987, 114 f. FEARS 1988, 1079. 1081 f. ELSAS 1990, 277. GRUEN 2002, 44 f. 25 Zum geographischen Argument stellvertretend RICHARDSON 2004, 229: Herodes „built his temples to Augustus and Roma where they would cause minimum offense“; 279: „The absence of religious disputes over these temples indicates he [scil. Herodes] was successful in not giving deep offence to Jews by his choice of sites – one in Phoenicia, one in Samaria, and one in Tyrian or Ituraean land“.

2. Konsequenzen der neueren Kaiserkultforschung

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jüdische Gesellschaft und die Geschichte Judäas, insbesondere auf die Vorgeschichte des Jüdischen Aufstands, gehabt.26

2. Konsequenzen der neueren Kaiserkultforschung für eine Behandlung des Kaiserkults in Judäa Price hat in seiner bedeutenden Studie zum Kaiserkult in Kleinasien (Price 1984a) deutlich gemacht, daß die Auffassung vom Kaiserkult als oberflächlicher, wenn auch beliebter Ergebenheitsadresse der Untertanen an Rom zum Teil auf falschen Voraussetzungen (v.a. des christlichen Denkens und einer bestimmten Klassikrezeption) beruhen, zum Teil auch den kognitiven und emotionalen Wert des (religiösen) Rituals unterschätzt. Nichts wäre demzufolge falscher, als die Verklammerung von Religion und Politik im Kaiserkult zu trennen. Im Kaiserkult, seinen Formen und Ritualen begriffen die Subjekte im römischen Reich somit die neue politische Realität des Prinzipats anhand vertrauter religiöser Formen und kommunizierten auf dieser Ebene miteinander und mit den römischen Machthabern: „Using their traditional symbolic system they [scil. the Greeks] represented the emperor to themselves in the familiar terms of divine power. The imperial cult, like the cult of the traditional gods, created a relationship of power between subject and ruler. It also enhanced the dominance of local élites over the populace, of cities over other cities, and of Greek over indigenous cultures. That is, the cult was a major part of the web of power that formed the fabric of society.“27

M. Clauss hat in jüngerer Zeit mit einer eindrucksvollen Materialsammlung darauf hingewiesen, daß der Kaiser und einzelne Mitglieder der domus Augusta als „lebende Götter“ bzw. „göttliche Menschen“ (Begriff des deus praesens) in Italien und im ganzen Reich verehrt worden sind.28 26 Vgl. nur stellvertretend FEARS 1988 zum Aufstand: „zu dessen unmittelbaren Ursachen zählte der H.[errscherkult] … nicht“ (1081). GOODMAN hält religiöse Fragen insgesamt (!) für sekundär bei den Auseinandersetzungen in der Provinz Iudaea mit den Römern bis zum endgültigen Ausbruch der Revolte im Jahre 66. Der Faktor Kaiserkult spielt in Goodmans Analysen gar keine Rolle, vgl. GOODMAN 1987, bes. 11 f. 15 ff. 76. GOODMAN 1991. 222–238. GOODMAN 1996. 758–761. 27 PRICE 1984a, 248. – Vgl. zu Rezeption und Weiterentwicklung des priceschen Ansatzes, besonders was die Verhältnisse in Kleinasien und die Rolle der lokalen Elite im Kaiserkult angeht, HEEN 2004, 126–134. 150–153. CHANIOTIS 2003 stellt mit seinem recht formal gehaltenen Vergleich zwischen Ritualen des Kaiserkultes und Ritualen der übrigen zeitgenössischen Kultpraxis m.E. eine gewisse Zurücknahme der Erkenntnisse aus dem priceschen Ansatz dar. 28 CLAUSS 1996; CLAUSS 2001. Vgl. jetzt auch GRADEL 2002 speziell zum Kaiserkult in Italien und Rom; Gradel kommt aufgrund seiner strikten Trennung zwischen öffentli-

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I. Einleitung

Als solche erhielten sie – nach Ausweis v.a. von Inschriften – Weihungen, Altäre, heilige Haine, Tempel, Priester und Opfer, wurden gemeinschaftlich mit anderen Göttern verehrt und explizit Gott (oder Göttin) genannt.29 Die Reihung umfaßt zugleich ein Spektrum dessen, was der Kaiserkult beinhaltete. Hinzuzurechnen sind neue Zeitrechnungen (Ären, Neujahr, eponyme Monate)30 sowie die ganze Festkultur (mit Gebeten, Opfern, Umzügen, Mahlzeiten und Wettkämpfen sportlicher und musischer Art)31. Dieser Festkalender zog sich durchs ganze Jahr und war an der Biographie des Kaisers bzw. der kultisch berücksichtigten Mitglieder der domus Augusta orientiert (Geburtstage, dies imperii, adventus, Rückkehr oder Siege etc.). Schließlich wurden in der Tradition des hellenistischen Herrscherkults auch Städte nach dem Kaiser und nach Mitgliedern der domus Augusta benannt, was in der Regel mit der Etablierung eines Kults für die jeweilige Person einherging.32 Der Kaiserkult strukturierte demnach nicht nur allgemein die Kognition der politischen und religiösen Welt der Bewohner des römischen Reichs. In kürzester Zeit hatte er auch den urbanen Raum neu strukturiert (im Rahmen des Kaiserkults dedizierte Bauten, Monumente und Bildnisse), die (soziale) Zeit neu eingeteilt (neue Zeitrechnungen, neue Feste), Nomenklaturen verändert (neue Städte-, Monats-, Demen- und Phylennamen) sowie – im Rahmen der neuen distributiven Festkultur und der kaiserkultlichen Euergesie – den gesellschaftlichen Status seiner Partizipanten und Nutz-

chem und privatem Kult und der Konzeptualisierung des Kaiserkults in erster Linie als Beziehungsstruktur, mit der Statusunterschiede zwischen Verehrtem und Verehrenden zum Ausdruck gebracht werden sollten („terms such as deus or divinus, sacer and numen expressed … primarily status and power, not nature“, 268), zum Schluß, daß es in Rom und Italien diverse private Kultformen für den lebenden Kaiser und seine Angehörigen gegeben habe, ein öffentlicher stadtrömischer Kult aber nur für nach dem Tod divinisierte Kaiser und Angehörige der kaiserlichen Domus (Divi, Divae) möglich war. Die öffentliche Verehrung von Divi und Divae in Rom sei dazu immer im Rahmen der Beziehungen zwischen aktuellem Princeps und Senat erfolgt; über den Diskurs seien Erwartungsund Handlungsspielräume austariert worden. 29 CLAUSS 1996, 402 f. Eine Übersicht in CLAUSS 2001, 503–511 zur IulischClaudischen Dynastie (nur die Kaiser selbst). 54–111 die Darstellung zu den einzelnen Kaisern dieses Hauses. – Vgl. a. GRADEL 2002, der die genius-These L. ROSS TAYLORs [1931] zu Italien überzeugend widerlegt und angesichts der vielfachen Evidenz zur Verehrung des Kaisers und seiner Angehörigen zu Lebzeiten konsequent fragt: „the problem of interpretation is shifted … to the sphere where emperor worship was not to be found“ (102). 30 LAFFI 1967. SAMUEL 1972, 174–176. 181–186. 247 f. HAHN 1994, 305 f. Vgl. KIENAST 1999, 247 f. 31 Dazu HERZ 1978b. WÖRRLE 1988. HERZ 1997. 32 Vgl. GALSTERER-KRÖLL 1972. HAHN 1994, 304 f. JAPP 2000, 52.

2. Konsequenzen der neueren Kaiserkultforschung

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nießer verändert. Der Kaiserkult beeinflußte, wo immer er sich manifestierte, nachhaltig das gesamte Gefüge von Kultur und Gesellschaft.33 Deshalb ist der Kaiserkult grundsätzlich – d.h. auch im Falle Judäas – ein Phänomen, in dem reziproke Beziehungen zwischen Rom bzw. dem Kaiser und seinen Untertanen in traditionellen religiösen Formen ausgedrückt wurden. Die Kommunikation über Rang, Einfluß, Gunst, Anerkennung und Leistungen wurde religiös kodiert. Dieser politisch-symbolischen Dimension des Kaiserkults als Teil der „Zentrum-Peripherie-Beziehung“ ist die lokale Bedeutung des Kaiserkults hinzuzurechnen. Kaiserkult ist ein politisches, soziales und religiöses Phänomen vor Ort, das die Kulturbildung in jeder Lokalgesellschaft (auch der Juden) stark beeinflußte (und nicht in erster Linie oder dominant im Sinne einer Hellenisierung). Dabei spielte es für die Juden Judäas (wie auch in der Diaspora) keine Rolle, ob sie von einer Teilnahme am paganen Kaiserkult wirklich dispensiert waren.34 Die römischen Privilegien, die ein Leben gemäß der Tora schützen sollten, stellten einzelne Rechtsakte dar, die aufgehoben oder angegriffen werden konnten (und tatsächlich wurden).35 Als religiöses Phänomen nahmen die Juden den Kaiserkult so ernst wie vermutlich keine andere Kultur im Römischen Reich, und zwar unabhängig davon, was die Partizipanten des Kaiserkults „glauben“ mochten (ein weiteres Argument für Prices These von der Vorrangigkeit des Rituals in der paganen antiken Religion). Max Weber hat in einer Randbemerkung in seiner Studie „Antikes Judentum“ auf einen fundamentalen Unterschied hingewiesen, der, vor allem aus Sicht der Juden, zwischen der Herrscherverehrung der orientalischen Monarchien und dem römischen Herrscherkult bestanden hat. Im Abschnitt, der sich mit der „Entwicklung der rituellen Absonderung“ und dem „Dualismus der Innen- und Außenmoral“ befaßt, hebt Weber hervor, daß sich sowohl die babylonische wie auch die persische Herrschaft gegen die jüdischen Exilierten und die Rückkehrer religiös tolerant verhielten: 33

PRICE 1984a, bes. 78–169. S. a. PRICE 1984b. – Vgl. ALFÖLDY 1996, 255 f. SÜSS

2003. 34 RABELLO 1980 spricht klar aus, daß die Juden nie durch ein Privileg vom Kaiserkult befreit worden sind: „It can be definitely stated that from the strictly legal point of view no such exemption existed“ (703). Ähnlich PUCCI 1998, 479. De facto bedeutete ein römisch geschütztes Leben gemäß der Tora natürlich, daß man keinen anderen Gott anerkennen mußte. Einem Kaiser wie Caligula war dies aber unerheblich, und die Juden konnten vor ihm auch auf kein Privileg verweisen, das ihre „Befreiung“ vom Kaiserkult beinhaltete. 35 Deutlich dazu bereits RABELLO 1980, 692 f. PUCCI 1998, 480 hat dies speziell für die Kaiserkultproblematik betont: „the compromise was always strictly dependant on the good will of the Roman government. At any time the situation could drastically change, and it did change“.

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I. Einleitung

„Aber eine systematische Bedrückung gerade der Exilierten durch die babylonische Regierung ist durchaus unwahrscheinlich. Von religiöser Intoleranz ist nichts zu ermitteln, und so sehr gegebenenfalls die Großkönige darauf hielten, daß ihren Göttern von den Besiegten Ehrfurcht gezeigt wurde, so schritten sie, wie alle antiken Machthaber, doch nur ein, wo die Staatsräson es verlangte. Dabei fehlte nun allen diesen orientalischen Monarchien ein eigentlicher Herrscherkult von der Art des späteren römischen Kaiserkults, denn der Herrscher verlangte zwar die Proskynese und unbedingte Obödienz, stand aber doch unter den Göttern. Dieser Umstand erleichterte die Toleranz“.36

In einer Vorstufe des Textes, im handschriftlichen Manuskript „Ethik und Mythik/rituelle Absonderung“, hatte Weber an einen ähnlich lautenden Text37 angefügt: „Im Römerreich brachte erst die Kaiserzeit Konflikte“ und die Fortführung des Gedankens mit: „aber dies machte die Römer“ gestrichen – wohl weil er zu weit vom eigentlichen Thema des Lebens der Israeliten und Juden unter Fremdherrschaft vorexilisch, exilisch und in der Perserzeit abgekommen wäre. Welchen Schluß Weber aus diesem Ansatz hätte ziehen wollen, ist schwer zu sagen – vielleicht wollte Weber auf eine Herrschaftsbeziehung besonderer Art zwischen Römern und Juden in der Kaiserzeit bzw. unter den Bedingungen des Kaiserkults hinaus.38 36

WEBER 2005, II 707 f. (= MWG I/21–2, 707 f.). Der Herausgeber E. OTTO weist in seinem Kommentar (S. 708 Anm. 58) darauf hin, daß Weber mit diesem Gedanken auf das Manuskript „Rituelle Abschließung“ zurückgreift. Dort hatte Weber eine Anmerkung zur „weitgehenden Toleranz der mesopotamischen Könige“ gestrichen, die wie folgt lautet: „Diese Erscheinung, welche allen eigentlich orientalischen Monarchien dem Judentum gegenüber gemeinsam war, hatte ihren Grund darin, daß nicht, wie im kaiserlichen Rom, ein eigentlicher Herrscherkult existierte, weil der Großkönig von jeher die Proskynese und unbedingte Obödienz verlangte, aber dennoch unfraglich unter den Göttern stand. Im Römerreich brachte erst die Kaiserzeit Konflikte“. W EBER 2005, I 194 f. Apparat (= MWG I/21–2, 707 f.). 37 S. vorherige Anm. 38 Weber geht nur noch an zwei Stellen im „Antiken Judentum“ kurz auf das Verhältnis der Juden zum Kaiserkult ein. An der einen weist Weber auf die Verschärfung der jüdischen Haltung hinsichtlich eines bestehenden „Königs- und Kaiserkults“ in hellenistischer und römischer Zeit hin: Während eine Figur wie der Jahweverehrer Naeman (Naaman) noch gemeinsam mit seinem König am Kult des Gottes Rimmon teilnehmen durfte (2 Kön 5, 17–19), weil dies ein politischer Akt gewesen sei, sei dies eine Ansicht gewesen, „welche der späteren konfessionellen jüdischen Auffassung, die gegenüber der Zumutung des Königs- und Kaiserkults das Martyrium wählte, ein Greuel gewesen“ wäre (WEBER 2005, II 697 = MWG I/21–2, 697). An der anderen Stelle behandelt Weber die Verschärfung der Spannungen zwischen Judentum und Christentum seit dem ausgehenden 1. Jh. n.Chr., bei denen die Juden ihre Position als „religio licita“ gegenüber den Christen ausgespielt hätten: „Die Juden, als religio licita, benützten die prekäre Lage der nicht durch die ihnen gegebenen Privilegien gegen die Kaiserkultpflicht gedeckten Christen, um durch Denunziationen die Staatsgewalt gegen sie in Bewegung zu setzen“ (WEBER 2005, II 845 = MWG I/21–2, 845). Vielleicht hätte Webers nicht vollendeter Gedanke den Bogen zu dieser Entwicklung geschlagen; daß die Juden mit dem Kaiserkult auf eine Privilegierung durch die Römer angewiesen waren, diese als Statthalter zu

2. Konsequenzen der neueren Kaiserkultforschung

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Die Unterschiede, auf die Max Weber hier hinweist, sind wichtig. Grundsätzlich handelt es sich, was die Art des Lebens unter Fremdherrschaft angeht, im Fall der kaiserzeitlichen Römerherrschaft um ein neues Phänomen. Die Fremdherrschaft unter Bedingungen des Herrscherkults hatte zwar in der seleukidischen Zeit bereits eine Vorgeschichte, vor allem was Antiochos IV. angeht. Diese Konfliktlage hatte aber auch zur Emanzipation der Juden Judäas aus seleukidischer Herrschaft und zur Bildung eines autonomen Gemeinwesens unter den Hasmonäern geführt. Erst unter Herodes und mit Augustus lebte die Problematik erneut auf und führte zu einer Neubestimmung des Verhaltens unter einer Fremdherrschaft, in der der Alleinherrscher als ein Gott – isotheos – konzipiert und verehrt wurde (wie fromm auch immer – pius/augustus, euvsebh,j/sebasto,j – dieser sich selbst gab). Man wird hier zu unterscheiden haben, ob die Juden Judäas mit einem Kaiserkult unter direkter römischer Herrschaft oder unter Herrschern aus den eigenen Reihen lebten (Herodes und seine Nachfolger). Aber die religiös-politische Herausforderung war mit der Frontstellung des römischen Kaisers als Herrscher und Gott gegenüber Jahwe als dem eigentlichen König und einzigen Gott Israels in seinem Land grundsätzlich gegeben. Für Juden, die Judäa als Land Jahwes und des Volkes Israel begriffen, dem dieses Land als Teil des Bundes mit Gott überlassen worden war, bedeutete der Kaiserkult in diesem göttlich-heiligen Land eine torawidrige Konkurrenz zum Alleinverehrungsanspruch Jahwes bzw. einen offenen Ausdruck der Apostasie, der zum Handeln aufrief. Zu diesem fundamentalen theologischen Problem kommen die Begleiterscheinungen des Kaiserkults, die sich im Alltag der Provinzialen ausbreiteten, unabhängig davon, ob man am Kult selbst aktiv partizipierte. Durch die mit dem Kult einhergehende „Bilderflut“, durch die massenhafte Verbreitung des Kaiserbilds auf Münzen, durch die Bildnisse, die die römische Armee mit sich führte, war eine Frontstellung zum jüdischen Bilderverbot in radikalerer Auslegung gegeben. Die sich entwickelnde sakrale Überhöhung des Kaiserbildnisses („Herrscherbild und Kultbild zugleich“39) mußte dann aber auch mit dem Bilderverbot in einer gemäßigten Auslegung (Verbot der Idolatrie) zusammenstoßen. Bei der von der Forschung oft vertretenen Auffassung vom Kaiserkult der Herodier als Teil einer gegen das Judentum gerichteten Hellenisierungspolitik40 sollten Grenzen und Fronten reformuliert werden. Es gibt Schiedsrichtern in derartigen Konflikten wurden und so in ein Herrschaftsverhältnis besonderer Art gegenüber den Juden gekommen sind. 39 KIENAST 1999, 259. 40 Vor allem das einflußreiche Werk Martin Hengels hatte eine lang nachwirkende Forschungstradition etabliert, die die griechisch-römische Kultur in einen scharfen Gegensatz zum antiken Judentum gestellt und Herausforderungen sowie Unvereinbarkeiten

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I. Einleitung

keinen Anhaltspunkt dafür, daß Herodes bzw. die herodischen Herrscher die jüdische Kultur in einer Weise hätten hellenisieren wollen, daß die Juden in ihrer paganen Umwelt hätten aufgehen sollen oder daß die wesentlichen Differenzen, die sich aus Grundvorschriften der Tora ergaben, hätten minimiert werden sollen. Worin genau Hellenisierungs- bzw. Romanisierungsprozesse im Osten des Römischen Reichs bestanden, welcher Art und welcher Auswirkung sie waren, wird heute, vor allem im Gefolge der „post-colonial studies“ und der Akkulturationsforschung sowie im Rahmen der „new archaeology“, die die materielle Kultur des Alltagslebens erforscht, anders akzentuiert.41 Wichtig sind vor allem neue Einsichten zum Verhältnis zwischen kaiserlich-römischer Herrschaftsadministration und lokalen gesellschaftlichen Verhältnissen, die immer wieder neu mit römischen Autoritäten vor Ort und der kaiserlichen Zentrale ausgehandelt wurden. Dabei wurden bestehende Traditionen geschärft und in neue Ausdrucksformen hellenistisch-römischer Symbolsprache gekleidet. Selbsthellenisierung bzw. Selbstromanisierung im Sinne einer inkludierenden Assimilation fand dabei neben Prozessen statt, in denen zum einen lokale Traditionen mit hellenistisch-römischen Formen neu zum Ausdruck gebracht wurden, in denen aber zum andern in Auseinandersetzung mit der Kultur und Zeichensprache der fremden Herrschaftsmacht lokale Traditionen subversiv geschärft wurden bis hin zu Resistenz und Rebellion.42 Resistenz formte sich dabei oft anhand religiös-kultischer Traditionen.43

grundsätzlicher Art postuliert hatte (die dann nur das universalisierende „hellenistische Judentum“, als Vorreiter und Wegbereiter des Christentums, überwunden habe, im Gegensatz zu dem auf partikularen, tora-nomistischen Positionen verharrenden Pharisaismus einerseits und jüdischem Nationalismus andererseits). 41 Ich verweise hier nur auf einige wichtige neuere und jüngste Arbeiten: WOOLF 1994. WEBSTER/COOPER 1996. ALCOCK 1997. ALCOCK u.a. 2001. BALL 2000. BUTCHER 2003. FREYBERGER u.a. 2003. SCOTT/WEBSTER 2003. SCHUMACHER/STOLL 2003. Vgl. den Überblick bei PRICE 2004 und die Schlußfolgerungen bei FREYBERGER/HESBERG 2003 sowie bei BERNS/VANDEPUT 2002 (v.a. zu Kleinasien, aber insgesamt auch zum Verhältnis zwischen römischer Herrschaft und Formen der „Romanisierung“ im griechischen Osten). 42 Vgl. PRICE 2004, 176 zur neuen Imperialforschung: „In studies of cultural development in this period, it has now become standard to talk not of Romanization and Hellenization as top-down processes imposed by the center, but as processes in which inferiors negotiate new positions for themselves … The issue is whether the provinces took any notice of development in Rome, and if so, how they did so, and what differences (if any) local reception made to the local context“ (176 f.); vgl. dort 179–181 zur Subversion. – Zur materiellen Kultur s. das Fazit von F REYBERGER/HESBERG 2003 (zum Großraum des römischen Syria): „Die neuartigen griechisch-römischen Elemente sind dabei weniger als ein Surrogat zu verstehen, mit dem sich die einzelnen Gruppen dieser Region an die Normen der übermächtigen mediterranen Kultur angleichen wollten … Die Vereinnahmung der Formen stellt eine Eigenleistung dar, mit der man sich beweist,

2. Konsequenzen der neueren Kaiserkultforschung

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Was Ausmaß und Auswirkung von „Hellenisierungs-“ bzw. „Romanisierungsprozessen“ in Judäa und im Judentum angeht, kommt die jüngere Forschung zu anders strukturierten, komplexeren Positionen. Man unterscheidet zwischen anstößigen und weniger anstößigen Elementen griechisch-römischer Kultur sowie zwischen variablen Ausprägungen des Judentums, die unterschiedlich radikale Positionen zur Tora und zu Reinheitsgesetzen einnahmen. Hinzu kommt die Anwendung wesentlicher Erkenntnisse aus den „post-colonial studies“ bzw. der Akkulturationsforschung. Demzufolge muß man zwischen alltäglichen, optional vollzogenen Akkulturationsprozessen (vor allem im häuslichen, privaten Leben) und einer im Rahmen von Herrschaftsverhältnissen erfolgenden Zurückdrängung oder Entwertung autochthoner Kultur unterscheiden. Letzteres kann zunächst zu Resistenz und dann zu einer neuen, oft auch neuartigen Wertschätzung zurückgedrängter Werthaltungen, Kognitionen und Lebensformen führen.44 In diesem Prozeß kann es zur Delegitimation bestehender Herrschaftsverhältnisse und zur Ausbildung eines „strategischen“ Kulturbegriffs kommen, bei dem die eigenen Werthaltungen und Lebensformen in bewußter Absetzung und Entgegensetzung zu anderen Lebensweisen gesehen und verteidigt werden.45 Die neuesten Arbeiten zu den Ursachen des Ersten Jüdischen Aufstands identifizieren über einen Zeitraum von ca. 100 Jahren v.a. auf der Basis der materiellen Kultur („archaeological prehistory of the revolt“) eine Akkulturationsphase (bis zu Herodes’ Tod) und eine sich anschließend ausbildende Resistenz mit neuer Absetzung und Wertschätzung bestimmter jüdischer Lebens- und Denkformen im herodisch-römischen Judäa bzw. den herodischen Teilreichen.46 Angesichts der Neubewertung dessen, was man bislang unter „Hellenisierung“ oder „Romanisierung“ auf herodischem Herrschaftsgebiet bzw. im römischen Judäa subsumierte, und den Fragen, die sich durch die neuen Untersuchungen zur archäologischen „pre-Revolt history“ ergeben, rückt indem anerkannte Formen für den eigenen Bereich sinnvoll übernommen wurden“ (4). Ähnlich BERNS/VANDEPUT 2002 für Kleinasien. 43 „ … local traditions could become the rallying ground for opposition to Roman Rule“ (PRICE 2004, 80). 44 AITKEN 2004. SCHWARTZ 2000. MEYERS 2002a, 195–197. BERLIN/OVERMAN 2002, 7–10. SILBERMAN 2002. 45 Zur Delegitimation im Rahmen von Akkulturationsprozessen SILBERMAN 2002, 249 f. – HALL 2002 und HALL 2004, 45 f. zum „strategischen“ Kulturbegriff; HALL 2004 zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Begriff der Akkulturation und der Akkulturationsforschung. 46 Vgl. die Beiträge in dem von BERLIN/OVERMAN herausgegebenen wichtigen Sammelband: The First Jewish Revolt: Archaeology, History, and Ideology, London/New York 2002, bes. die Beiträge von A. BERLIN, D. AVSHALOM-GORNI und N. GETZOV, R. HORSLEY, D. SYON und H. ESHEL.

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I. Einleitung

auch der Kaiserkult im herodisch-römischen Judäa neu ins Blickfeld. S. Price hat darauf hingewiesen, daß religiös-kultische Vorstellungen oft die Grundlage für Subversion und Resistenz gegen Rom bildeten, besonders im Fall der Juden: „The Jewish Revolts … were also aided by the fact that the Jewish faith could be interpreted to offer a coherent basis for revolt. At least some of the rebels in Judea in 66–70 and 132–135 C.E. were inspired by the principle that their god alone should be master of Israel“.47 Inwiefern trug dann die Implementierung des Kaiserkults zunächst zu Akkulturation und Zurückdrängung traditioneller Lebensformen, dann zu Resistenz und Neubewertung bzw. Neuformulierung jüdischer Kultur bei? In der angesprochenen neuesten Aufstandsforschung spielt der Kaiserkult als Faktor kaum eine Rolle, weil man sich zum einen in Nachfolge Goodmans sehr stark auf die Rolle der jüdischen Eliten unter römischer Herrschaft (und ihres Versagens) bzw. auf die sozialen Ursachen des Aufstands (Verelendung, Ausbeutung) konzentriert. Zum andern beschränken sich die Arbeiten meist auf die Beschreibung der materiellen und kulturellen Spaltung der Gesellschaft in Judäa, v.a. auch im Alltag, zwischen Juden und Nicht-Juden,48 ohne weiter den Ursachen dafür nachzugehen, die zu dieser bewußten Absetzung – bis hin zur Nutzung unterschiedlicher Märkte, auf denen man den täglichen Bedarf deckte – führte.49 Hat der Kaiserkult nicht doch vielleicht viele Begleiterscheinungen mit sich gebracht, die neu zwischen Juden und Nicht-Juden, die am Kaiserkult partizipierten, trennten? Sind neue Trennlinien zwischen Juden entstanden, weil man unterschiedliche Haltungen zum Kaiserkult einnahm? Weil manche Juden bestimmte Formen, in denen sich der Kult äußerte, akzeptierten (wie zum Beispiel die Festkultur), während andere auch diese schon scharf verneinten (jenseits der Frage einer aktiven Teilnahme am Kult im Sinne einer Idolatrie)? Sind durch solche Prozesse traditionelle jüdische Werthaltungen und Lebensformen teilweise zurückgedrängt und entwertet worden – und damit auch diejenigen Juden, die daran festhielten? Und hat deshalb der Kaiserkult, wie er 30, 40 Jahren nach seiner Etablierung durch Herodes zur Tatsache geworden war und immer stärker mit einer direkten römischen Herrschaft in einem römischen Judäa (seit 6 n.Chr., kurz unterbrochen 41–44 n.Chr. unter Agrippa I.) assoziiert war, nicht doch eine größere Rolle im antirömischen Radikalisierungsprozeß vieler Juden gespielt? Es wäre denkbar, daß die römische Fremdherrschaft für bestimmte Juden – neben sozioökonomischen Depravierungsprozessen – auch deshalb immer unerträglicher wurde, weil der Kaiser im eigenen Land ständig als Gott anwesend war und sogar Eingang in das tägliche Opferritual für Jahwe am Jerusale47

PRICE 2004, 81. BERLIN/OVERMAN 2002, 7 sprechen sogar von „social apartheid“. 49 BERLIN/OVERMAN 2002, 7. BERLIN 2002. AVSHALOM-GORNI/GETZOV 2002. 48

2. Konsequenzen der neueren Kaiserkultforschung

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mer Tempel gefunden hatte. Im Rahmen eines Delegitimierungsprozesses der römischen Herrschaft bot die Anwesenheit des Kaiserkults immerhin eine handgreifliche Möglichkeit, im Rahmen der Tora Widerstand gegen die römische Herrschaft zu legitimieren und eine neue jüdische Herrschaftsform zu begründen. Es dürfte nur schwer zu bezweifeln sein, daß der Kaiserkult im Gegensatz zu elementaren Grundsätzen der Tora stand und sein Vorhandensein im Lande Israels diverse Spannungen erzeugen mußte. Seine Implementierung in das herodische Reich aber nur als Teil einer aggressiven „Hellenisierungspolitik“ zu sehen, ist doch wohl zu einfach gedacht. Die Frontstellung zwischen Judentum und Hellenismus war in erster Linie eine religiöse und erst in Konsequenz davon auch eine kulturelle, weil Kultur und Religion in der paganen Antike so eng miteinander verwoben waren. Wenn Herodes und seine Nachfolger hellenistische (und römische!) Architekturformen, Technik, Stadtplanung etc. in Judäa und den herodischen Teilreichen implementierten (und weiterentwickelten), waren dies keine das Judentum oder die Tora verneinenden Akte, von wegbereitenden Maßnahmen zum Aufgehen im „Hellenismus des griechischen Ostens“ oder gar in einer Art Einheitskultur des römischen Reichs ganz zu schweigen. Daß Herodes und seine Nachfolger daneben auch große Euergeten für das jüdische Volk und seinen Gott waren, ist ein in der Forschung vielfach übersehener Umstand, der der „Hellenisierungsthese“ vollkommen widerspricht. Welchen Stellenwert der Kaiserkult im politischen Kalkül der Herodier hatte, wird man deshalb besser erfragen, wenn man ihn als Teil der Zentrum-Peripherie-Beziehung (Rom/Juden, Rom/Judäa, Rom/Herodier) sowie der lokalen politischen Verhältnisse (Herodier als neue Dynastie, ethnische und kulturelle Heterogenität Judäas) ansieht.50 Genauso muß die Bedeutung der an die Juden gerichteten Euergesie in Zusammenhang mit der paganen Euergesie erfragt werden und insbesondere vor dem Hintergrund, daß die Euergesie im vorgängigen jüdischen Herrschertum (Hasmonäer) keine Tradition hatte. Weitere Fragen richten sich dann auf die gesellschaftlichen Veränderungen, die der Kaiserkult im herodischen und römischen Judäa zeitigte und inwieweit hier Zusammenhänge zur politischen Geschichte Judäas (insbesondere zur Vorgeschichte des Jüdischen Aufstands 66 n.Chr.) bestehen.51 50

Vgl. dazu im Rahmen des Trierer Projekts „Roms auswärtige Freunde“ der Beitrag von WILKER 2005, der eine neue Einordnung von Herodes als „Klientelkönig“ versucht. Den aktuellen Stand zur Neuerforschung des Phänomens „Klientelkönig“ (trad. Terminologie) bzw. von „Freundschaft und Klientelbindung in Roms auswärtigen Beziehungen“ spiegelt der Sammelband COŠKUN (Hg.) 2005 mit der Einleitung COŠKUN 2005. 51 Vgl. hierzu die Zusammenfassungen BERNETT 2007. BERNETT [im Druck 1].

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I. Einleitung

3. Quellen. Josephus als Quelle Aus der Art der Fragestellung, die sich auf den Kaiserkult als Teil der materiellen Kultur und der politischen Geschichte Judäas richtet, ergibt sich, daß einschlägige historiographische Quellen und Überrestquellen gleichermaßen berücksichtigt werden müssen. Es versteht sich dabei von selbst, daß Architektur und Münzprägung mit den Gegebenheiten anderer Regionen verglichen werden, um den Kaiserkult in Judäa nicht nur in die Lokalgeschichte, sondern auch in die Kaiserkultgeschichte innerhalb des Imperium Romanum im 1. Jh. v./n.Chr. einzuordnen und eventuell ihre Besonderheiten herauszuarbeiten.52 Unter den Schriftquellen ist Flavius Josephus mit de bello Iudaico, antiquitates Iudaicae, vita und contra Apionem der Hauptzeuge. Es gibt auch einschlägige Nachrichten bei Philo (v.a. de legatione ad Gaium und in Flaccum). Die relevanten Zeugnisse der nicht-jüdischen Schriftsteller über Judäa und die Juden liegen in M. Sterns Sammlung vor (GLAJJ I–III). Hinzu kommen Passagen aus dem jüdischen und christlichen Schrifttum (Bibel/Altes Testament, Neues Testament, alttestamentliche und neutestamentliche Apokryphen), soweit sie für den Komplex Fremdherrschaft/Römerherrschaft über Israel/Judäa mit den Implikationen Götzenkult, Herrscherkult, Status des von Gott verheißenen Landes bzw. des „Heiligen Landes“ auswertbar sind. Dasselbe gilt für die rabbinische Literatur.53 Zum Hauptzeugen Josephus sind noch einige Bemerkungen angebracht. Josephus’ Werke werfen für den Historiker nicht geringe Schwierigkeiten auf. Dies betrifft sowohl den Textzustand wie auch die Frage der Zuverlässigkeit des Josephus als Historiker. Die gängigen neueren Josephusausgaben des „Jüdischen Kriegs“,54 der „Jüdischen Altertümer“ und „Gegen Apion“55 beruhen im wesentlichen auf dem Josephustext, wie ihn Nieses große kritische Josephusausgabe (editio maior, 1885–1895) sowie seine editio minor (1888–1895) – die Ausgabe ohne vollen Apparat, jedoch letzter Hand – konstituiert hatte. Dies ist aus 52 P. Herz hat in seiner Besprechung von LIERTZ 1998 auf das Dilemma strikt regional ausgerichteter Arbeiten zum Kaiserkult hingewiesen: „Sie sind naturgemäß auf die aktuell vorhandenen Materialien fokussiert und vergessen dabei leider zu oft, daß sie kein isoliertes Phänomen behandeln, sondern daß der Kaiserkult das gesamte Imperium Romanum betrifft. So kommt die Konfrontation mit Ergebnissen aus anderen Regionen … etwas zu kurz“ (HERZ 2001, 600 f.). 53 Eine Vielzahl der relevanten Texte bei STEMBERGER 1983. 54 Hier verwendet in der Ausgabe von MICHEL/BAUERNFEIND 1959–1969. 55 Hier grundsätzlich verwendet in der Loeb-Ausgabe für die „Jüdischen Altertümer“ und „Gegen Apion“; für den griechischen Text ant. Iud. I–IX kann die Neuedition von NODET (s. Anm. 59), die eine editio minor ist, herangezogen werden, für c. Ap. I der kritische Text mit ausführlichem Kommentar von LABOW 2005.

3. Quellen. Josephus als Quelle

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mehreren Gründen nicht ganz unproblematisch. Niese hatte in der editio maior für den Text der antiquitates und der vita die Handschrift P (bzw. die Gruppe PA) bevorzugt, was nach heutigem Urteil eine zu starke Überschätzung dieses – wenn auch sehr wichtigen – Textzeugen darstellt.56 In der editio minor hat Niese seinen Text der editio maior oftmals wieder geändert. Schließlich stand Niese weder der Codex B (Bononiensis/Bologna)57 noch der Codex Vatopedianus (Athoskloster)58 zur Verfügung. Diese Codices sind in den nur auf Nieses kritischen Ausgaben fußenden LoebAusgaben und der bellum-Ausgabe von Michel/Bauernfeind nicht eingearbeitet worden. In der Münsteraner neuen kritischen Edition der Vita (Siegert u.a. 2001) sind beide Handschriften jetzt berücksichtigt. Jüngst erschienen ist jetzt eine textkritische Neuausgabe von Contra Apionem, Buch I (Labow 2005). Insgesamt wird der Text der in Arbeit befindlichen neuen kritischen Josephusausgaben59 an vielen Einzelstellen eine neue Gestalt haben (oder hat ihn schon, wie im Fall der vita-Edition Siegerts), und es wird in diesem Zusammenhang sicher auch zu historischen Neuinterpretationen kommen.60 Solange diese Ausgaben jedoch noch nicht vorliegen bzw. die Josephuspassagen, wie sie in der hier vorliegenden Arbeit als Quellen benützt werden, nicht neu ediert sind, ist man auf Nieses Editionen und ihre Rezeption durch die nachfolgenden Textausgaben, auf Schreckenbergs textkritische Untersuchungen (1977, 1996) sowie auf die Josephus-Konkordanz von Rengstorf 61 als wichtiges Hilfsmittel angewiesen. 56

Vgl. MICHEL/BAUERNFEIND 1982, XXX–XXXIV. SCHRECKENBERG 1977. FELD88 f. SIEGERT u.a. 2001, 6. Enthält das gesamte bellum Iudaicum mit Inhaltsangaben zu den Büchern, die Vita sowie antiquitates Iudaicae 18, 63 f. 116–119 (testamentum Flavianum. Passage über Johannes den Täufer), vgl. SIEGERT u.a. 2001, 15. SIEGERT 2001. 58 Enthält einen Teil der Antiquitates-Epitome, das gesamte Bellum, sowie die Vita, allerdings mit einer großen Lücke (36–426), vgl. SIEGERT u.a. 2001, 16. 59 Die Antiquitates werden durch E. NODET neu ediert (erschienen sind bislang ant. Iud. I–IX, Paris 21992 [11990]–2005). Am Institutum Judaicum Delitzschianum der Universität Münster ist die Edition von Contra Apionem in Arbeit. Inzwischen ist aber eigenständig c. Ap. I von LABOW 2005 erschienen. Die in Münster projektierte neue Textedition der Antiquitates ist aus finanziellen Gründen auf Eis gelegt; vielleicht gelingt in näherer Zukunft wenigstens eine Neuübersetzung ins Deutsche. Zum aktuellen Stand des Münsteraner Josephusprojekts vgl. SIEGERT 2003a, 7. 60 Aus dem Umkreis der Münsteraner Josephus-Forschungsgruppe sind so auch in letzter Zeit einige bedeutsame historische Arbeiten hervorgegangen, s. die Beiträge in den Sammelbänden SIEGERT/KALMS 1998. SIEGERT/KALMS 1999. KALMS 2000. KALMS 2001. SIEGERT/KALMS 2002. KALMS/SIEGERT 2003, sowie die Arbeiten von M. VOGEL. Vgl. die Bibliographie von SIEGERT 2003b. 61 RENGSTORF 1973–1983, jetzt verfügbar als zweibändige „study edition“, die Schalits „Namenwörterbuch“ integriert (RENGSTORF 2002). MAN 1991, 57

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I. Einleitung

Die wissenschaftliche Diskussion über Josephus als Autor bzw. den Quellenwert seiner Werke reicht tief ins 19. Jh. zurück und ist endlos.62 Bewertungen des Menschen und des Schriftstellers waren dabei immer eng miteinander verbunden. Zwei Urteile kehren hier ständig wieder: Josephus, der Kompilator, und Josephus, der Apologet. Was den Kompilator angeht – daß Josephus (v.a. für bellum und antiquitates) nur bereits vorhandene, heute nicht mehr bekannte Sammelwerke ausgeschrieben habe („Anonymus-Thesen“ von Destinon, Hölscher, Laqueur, Otto) –,63 so hat K.-St. Krieger in der letzten Zeit den bedeutendsten Beitrag dazu geleistet, Josephus’ Kompositionstechnik als selbständiger Autor deutlich zu machen. Dabei wird deutlich, daß Josephus bei der Abfassung von ant. Iud. 18–20 (Zeitraum 6–66 n.Chr.) den Parallelbericht in bell. Iud. 2, 117–283 als narratives Gerüst benützt hat: „Abgesehen von drei geringfügigen Umstellungen hält Josephus strikt die Abfolge von BJ ein. Alles neu hinzugekommene Material ist in dieses ‚Gerüst‘ blockweise eingeschaltet. Dies läßt sich nur so erklären, daß BJ die direkte Vorlage von AJ ist“.64

Welche Quellen Josephus für die Geschichte nach Herodes’ Tod benützt hat, muß Spekulation bleiben, weil nur Josephus’ Darstellung überkommen ist. Man kann lediglich thematische oder ideologisch gefärbte (v.a. für die Zeit ab 37 n.Chr. aus dem Umkreis Agrippas II.) Text- bzw. Quellengruppen unterscheiden. Diese Erkenntnisse zu Josephus’ Kompositionstechnik gelten grundsätzlich auch für die Darstellung der jüdischen Geschichte von 200 v.Chr. 62

Vgl. die Bibliographien von SCHRECKENBERG 1968 (Zeitraum 1470–1965) mit dem Supplementband SCHRECKENBERG 1979 (Ergänzungen und Nachträge bis 1975, Register) sowie die Bibliographien von L.H. Feldman: FELDMAN 1984a und FELDMAN 1984b (sachlich geordnet und kritisch kommentiert für den Zeitraum 1937–1980) sowie FELDMAN 1986 (alphabetisch geordnet, als Ergänzung, Korrektur und Aktualisierung zu SCHRECKENBERG 1968 bzw. 1979. FELDMAN 1989 ist ein sachlich geordneter Kommentar zur Forschungsgeschichte. – Ein neues Hilfsmittel ist die im Internet zugängliche bibliographische Datenbank des Institutum Judaicum Delitzschianum, die Werke zu Josephus ab 1985 aufnimmt und somit die Bibliographien von Schreckenberg und Feldman fortführt: www.uni-muenster.de/Judaicum. 63 S. DESTINON 1882. HÖLSCHER 1904. HÖLSCHER 1916, bes. 1972. 1992. LAQUEUR 1920. OTTO 1913a, bes. 1–15. Vgl. zur Fortführung der Kompilator- und Anonymusthesen z.B. MICHEL/BAUERNFEIND 1982 (11959), XXIV–XXVI (die eine direkte Benützung des Nikolaos zwar für bell. Iud. 1, 31–2, 116 sehen, den Parallelbericht ant. Iud. 12, 129– 17, 355 aber nur aus Kompilationen gearbeitet, die ein jüdischer Priester in herodesfeindlicher Tendenz aus Nikolaos und der Herodesbiographie des Ptolemaios v. Askalon angefertigt habe). COHEN 1979, 58–65. – Zur Kritik dieser Kompilations- und Anonymusthesen LINDNER 1972, 1–16. SCHÜRER u.a. I (1973), 50 f. 56 f. STERN in GLAJJ I 229 f. BILDE 1987, 74–83. FELDMAN 1989, 400–405. KRIEGER 1992b. KRIEGER 1994a, 16. KRIEGER 2002. 64 KRIEGER 1994a, 17. Vgl. KRIEGER 2002.

3. Quellen. Josephus als Quelle

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bis 6 n.Chr.65 Auch hier benützte Josephus bei der Abfassung des bellum verschiedene Quellen direkt, v.a. die Universalgeschichte des Nikolaos von Damaskos, verarbeitete und kommentierte diese.66 In dem Parallelbericht der antiquitates hat er diese Darstellung durch neue Quellen angereichert,67 und eigene Kommentare, Vor- und Rückblenden eingeschaltet. Nur bei der Herodesdarstellung liegen die Verhältnisse etwas anders. Die Herodesdarstellung in bell. Iud. (1, 358–466) könnte im wesentlichen auf ein von Josephus selbst verfaßtes thematisches Exzerpt aus Nikolaos zurückgehen, während Josephus bei der Abfassung der Herodesgeschichte bis 12 v.Chr. in den antiquitates (15, 5–16, 159) der originalen chronologischen Erzählung des Nikolaos weitgehend gefolgt wäre.68 Auf jeden Fall ist Josephus mit seinen Werken in einen authentischen Bezug zu setzen. Innere Widersprüche verdanken sich seiner Kompositionstechnik,69 kritische Kommentare stammen weitgehend von ihm selbst. Aufgrund seiner Lebensgeschichte wird Josephus oft die Apologie Roms, des römischen (Welt-)Herrschaftsanspruchs oder der flavischen Dynastie unterschoben. Genauso sieht man ihn als Apologeten des Judentums und des jüdischen Volks, für dessen Ansehen er nach dem großen Aufstand gegen Rom und der furchtbaren Niederlage werben wollte. Eine dritte apologetische Strategie gelte der eigenen Person, weil Josephus sein „Überlaufen“ zu den Römern 67 n.Chr. und seine privilegierte Existenz unter den Flaviern habe verteidigen müssen. Krieger hat in seinen Werken diese Tradition jüngst wieder stark belebt.70 Neuerdings wurde durch die 65

Bell. Iud. 1, 31–2, 116 par. ant. Iud. 12, 129–17, 355. Dafür hatte schon M. Stern in GLAJJ I 229 f. energisch plädiert. 67 Z.B. 1 Makk, Strabon, Aristeasbrief, Auszüge aus römischen Rechtsdokumenten. 68 Ich folge hier grundsätzlich KRIEGER 1994a, 18, wobei dieser nicht darauf eingeht, daß die chronologische Ordnung ab 12 v.Chr. (ant. Iud. 16, 160–17, 199) nicht immer gewahrt ist. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, daß Nikolaos’ chronologisch aufgebaute Universalgeschichte nur bis ant. Iud. 16, 159 als Quelle gedient hat, vielleicht weil sie schon 12 v.Chr. endete. Josephus hätte dann ab ant. Iud. 16, 160 eine eigene Herodesvita des Nikolaos benützt, die dieser nach Herodes’ Tod in nicht strikt chronologischer Ordnung verfaßt hätte und die als Anhang der Universalgeschichte beigegeben wurde (zum Ende der Universalgeschichte 12 v. und zu einer eigenständigen Herodesvita TOHER 1987). 69 Vgl. z.B. zu ant. Iud. 19, 1–273 jetzt SCHERBERICH 2000, gerade auch, was die diversen inneren Widersprüche im Detail angeht, die auf der Verarbeitung verschiedener Vorlagen beruhen. 70 Vgl. MICHEL/BAUERNFEIND 1982 (11959), XX–XI. SCHÜRER u.a. I (1973), 57 f. WANDREY 1998b, 1089 f. KRIEGER 1994a, bes. 327–331. 336 f. – Ein Überblick über die Tendenzen der Forschung auf diesem Gebiet bei BILDE 1979, 182 m. Anm. 10. 183 m. Anm. 16. 201 f. BILDE 1987, 91–96. Vgl. den Überblick über die Forschungsgeschichte, auch theologisch akzentuiert, bei GERBER 1997, 5–24; ein sehr ausführlicher Überblick über die Tendenzen der historischen und neutestamentlichen Josephus-Forschung bei JENSEN 2006, 54–68. 66

20

I. Einleitung

Kommentierungen zu den Vita-Ausgaben von Mason (2001) und Siegert u.a. (2001) der Thesenbildung um die Apologie der eigenen Person wieder Auftrieb verliehen, bis hin zur These, daß sich Josephus als gegen Radikale gescheiterter guter Herrscher darstellt und sich, weil er aus einer legitimen hasmonäischen Linie stammend alleine übriggeblieben ist, als „bevollmächtigter Vertreter des Judentums“ bzw. als politische Spitze eines restituierten theokratischen judäischen Gemeinwesens Kaiser Domitian empfehlen wollte.71 Es stellt sich angesichts solcher Thesen selbstverständlich die Frage, wie zuverlässig Josephus als historische Quelle grundsätzlich ist bzw. überhaupt sein kann. Hier kann man sich aber nicht einfach auf die Methode zurückziehen, apologetische Elemente zu identifizieren und als ideologische Verzerrung abzuziehen. Genausowenig kann man sich aber nur noch auf den Standpunkt zurückziehen, daß alle Geschichte Konstrukt sei und man, was jüdische Geschichte in der hellenistisch-römischen Zeit angeht, soweit wir dazu im wesentlichen nur Josephus’ Werke haben, dann nur eine Geschichte à la Josephus schreiben könne, und sich ansonsten mit Josephus’ kommunikativen Strategien befaßt. Dieser Tendenz hat in letzter Zeit vor allem Steve Mason Vorschub geleistet, der Josephus mehr und mehr nur noch in literarische Traditionen und kommunikative Autorstrategien gegenüber einem zeitgenössischen, v.a. römischen Publikum einzuordnen versucht und damit den mit einem Erkenntnis- und Wahrheitsanspruch einhergehenden Status der Werke, indem sie als Geschichtsschreibung konzipiert wurden, immer weiter marginalisiert.72 Mason hängt dabei stark von wenig beweisbaren, zum Teil auch kontrafaktischen Thesenbildungen zu einem bestimmten Adressatenkreis und darauf ausgerichteten Aussageabsichten des Josephus, der Rezeptionssituation von Literatur in Rom und der Stellung des Josephus am flavianischen Hof ab. 73 Er ist auch gezwungen, die inhaltliche Komplexität und Widersprüchlichkeit der 71

Josephus in der Selbstdarstellung als gescheiterter Herrscher und letzter legitimer Vertreter DORMEYER 2003; als dynastisch legitimierter neuer Hohepriester GUSSMANN 2003. Als Synthese vertreten von SIEGERT 2003c, 9f.: Selbstempfehlung als „künftiger Würdenträger und Repräsentant des Judentums“ (ebd. 9). – Mason sieht die Vita ohne historischen Anspruch verfaßt, sondern als „Charakterdarstellung“ in literarisch-rhetorischer Tradition (h=qoj-Darstellung), mit der sich Josephus weiterhin als guter jüdischer Geschichtsschreiber empfehlen wollte: MASON 1998a. MASON 1998b. MASON 2001. Vgl. den vorsichtig kritischen Kommentar zu Mason bei SIEGERT u.a. 2001, 3. 170. 179. 184. – Einer der neuesten Bände der Josephusforschung befaßt sich jetzt mit der Kontextualisierung der Werke im flavianischen Rom, s. EDMONDSON u.a. 2005. 72 MASON 1997b. MASON 1998a. MASON 1998b. MASON 2000a. MASON 2000b, XVII–XXX. MASON 2001, XIX–XXI. MASON 2003a. MASON 2003b. MASON 2003c. MASON 2005. Vgl. den Überblick zu Masons Thesen bei JENSEN 2006, 61–65. 73 Vgl. zu Josephus und Rom unter den Flaviern die Beiträge in den Sammelbänden BOYLE/DOMINIK 2003. EDMONDSON u.a. 2005.

3. Quellen. Josephus als Quelle

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Schriften im Sinne seiner literarisch-kommunikativen Thesen zu reduzieren. Abgesehen von sachlichen Problemen – zum Beispiel der Frage nach Josephus’ Stellung in Rom und am flavianischen Hof 74 – ist es aus textbzw. literaturwissenschaftlicher Perspektive gelinde gesagt schwierig, Bedeutungsstrukturen von Texten mit (konstruierten oder vermeintlich deduzierten) Autorintentionen oder Adressatenstrategien gleichzusetzen. Ein Text erzeugt primär durch seine ihm immanenten Strukturen Bedeutungen, und diese hat man zunächst einmal zu analysieren. Vermeintliche Autorintentionen können am Text nachweisbare Bedeutungen weder bestätigen noch widerlegen. Die nächste Frage ist dann, inwieweit es einem gelingt, den Diskurscharakter eines Textes zu bestimmen – d.h. inwieweit Aussagen eines Textes mit gesellschaftlichen Diskursen in Verbindung stehen, auf sie antworten, gegen vorhandene Behauptungen argumentieren, andere Normen und Aussagen setzen. Dies alles unter dem Begriff „Apologie“, der schon einen grundsätzlichen Vorbehalt mit sich bringt, zu subsumieren, ist zu einfach.75 Es gilt deshalb zum einen, die inhaltlichen Divergenzen in Josephus’ Werken – auf die St. Krieger in der letzten Zeit mit Recht aufmerksam gemacht hat – nicht in eine Richtung, je nach Thesenbildung, zu harmonisieren, sondern nach komplexen Gründen für die Abweichungen zu suchen (z.B. unterschiedliche apologetische Strategien, die zu mehr oder weniger Selbstzensur und Redaktion von Quellen führen; genauso aber auch: bessere Informiertheit). Dabei müssen alle gängigen Techniken der historischen Rekonstruktion (parallele historiographische Überlieferungen, historischpolitischer Kontext, textinterne Vergleiche) eingesetzt werden.76 Zudem hat D. Schwartz vor einiger Zeit auf semantische Strukturelemente hingewiesen, durch die sich – auf dem weiten Feld jüdischer „apologetischer Literatur“ – Diaspora-Literatur von Literatur, die in Judäa-Palästina geschrieben wurde, unterscheidet.77 Der Unterschied beruhe grundsätzlich 74

Vgl. jetzt COTTON/ECK 2005 zu Isolation und Marginalität des Josephus in der höfischen Gesellschaft Roms; ähnlich JONES 2005. 75 Vgl. SCHWARTZ 1999, 32 zum nichtssagenden analytischen Gehalt des Begriffs „apologetische Literatur“. 76 Als jüngeres Beispiel für ein vorwiegend apologetisches Verständnis der JosephusSchriften, hier insbesondere zu Lasten der Antiquitates s. KRIEGER 1994a, 337: „AJ ist insgesamt also alles andere als eine zweite Quelle, an der bei der historischen Rückfrage die Darstellung von BJ geprüft werden könnte. Neu hinzugekommene Details sind keine nachgetragenen Informationen, sondern bei der Umarbeitung eingetragene apologetische Mittel, die die gegenüber BJ veränderte apologetische Zielsetzung verwirklichen sollen“. Vgl. die Kritik an Kriegers etwas schematischem Verfahren bei MASON 1997a. 77 SCHWARTZ 1999. Für die Diasporaliteratur weist Schwartz auf die Betonung des passiven Märtyrertums hin („Sterben für die Tora“), auf das Marginalisieren von jüdischem Widerstand gegen pagane Autoritäten, auf die gute Beziehung zu Herrschern, die Achtung des Judentums durch die Mehrheit der paganen Elite bei Hof und in der Stadt,

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I. Einleitung

auf dem Bestehen bzw. Nicht-Bestehen politischer Souveränität.78 Erstere führt offenbar zu einer konfliktreicheren, komplexeren und widerspruchsvolleren Darstellung als letztere. Auf solche differenzierende Strukturmerkmale ist demnach verstärkt zu achten, wenn man die Hauptquellen Philo und antiquitates (der Diaspora-Literatur zugehörig) und das bellum Iudaicum (zu einem Gutteil noch Judäa-Palästina-Literatur) miteinander vergleicht. Zum andern sind Josephus’ Interessen als Historiker weit komplexer, als daß sie mit dem (entwertenden) Schlagwort „Apologie“ begriffen werden könnten. Bilde hat verdeutlicht, daß Josephus’ Ausgangspunkt in all seinen Werken die traumatischen, nahezu unbegreiflichen Erfahrungen der Katastrophe von 70 n.Chr. waren.79 Diese einzuordnen und zu verstehen, war Josephus’ Hauptinteresse, zumal sein intellektueller Bruch größer war als bei den Juden, die entweder dem Aufstand grundsätzlich kritisch gegenüberstanden oder eben bis zum Schluß am Kampf gegen die Römer festhielten. Josephus war, wie neuere Untersuchungen ergeben, auf der Seite der radikalen Priester, die den Ausbruch des Aufstands betrieben und ihn als militärischen Kampf gegen die Römer organisierten. Dabei war Josephus als einer der beauftragten Kommandanten in Galiläa nicht nur an den lokalen Gruppenbildungen gescheitert, sondern hatte das eigene Überleben dem heroischen Selbstopfer vorgezogen.80 Die persönliche Fallhöhe vom eifernden Priesterführer zum sich selbst ausliefernden Profiteur und höfischen Günstling, verbunden mit dem desaströsen Scheitern des Befreiungsprojektes für das Land und Volk Israel konnte zu keiner Autorenhaltung führen, in der die vergangene Geschichte auf irgendeine rationale Weise hätte bewältigt werden können. Vielleicht war es genau die Erfahrung der Übermacht eines Prozesses, in dem der einen Seite, der sich Josephus zurechnete, alles noch so gerechtfertigt erscheinende Planen und Wollen nichts half und der anderen Seite, den Römern, letztlich alles zum die Rolle von einzelnen „Bösewichtern“ in der Umgebung von Herrschern, die den Juden Unheil bereiten, schließlich auch auf das Leben der Juden in politeuma, politeia und polis, das quasi immer in friedlicher Einheit und Einmütigkeit erfolgt. Im Gegensatz dazu setze die Geschichtsschreibung „im jüdischen Land“ ganz andere Akzente: Man kämpft in erster Linie für die Tora und umgeht dabei z.B. auch das Kampfverbot am Sabbat (das Sterben für die Tora ist kein eigenes Thema, sondern schlichte Folge des Kampfs), der Kampf geht vor allem um politische Freiheit und Selbstbestimmung (autonomia), Könige und Eliten sind Feinde, pagane Eliten und Städte sind eine Bedrohung und eignen sich nicht als Fürsprecher, man schlägt sich mit Parteiungen im Judentum herum, deren Interessen ganz unterschiedlich sind und sich oft nicht mit der Tora vertragen. 78 SCHWARTZ 1999, 32. 79 BILDE 1979, 201 f. 80 Zum politischen Standort des Josephus ausführlicher unter V 3. Ich verweise hier nur auf die wichtigste Literatur: COHEN 1979. KRIEGER 1998. VOGEL 1999. SIEGERT u.a. 2001. MCLAREN 2004, 101–104.

4. „Judäa“: Politische Geographie und Nomenklatur

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eigenen Vorteil, so ungerechtfertigt er sein mag, ausschlug, die Josephus antrieb, die Linien dieses Prozesses immer wieder neu zu verfolgen, nach hinten zu verlängern und deutend in die jüdische Geschichtsauffassung einzuordnen, vor der einzelnes Versagen weniger ins Gewicht fiel. Josephus hat eine Vielzahl kausaler Modelle benutzt, um sich einer umfassenderen Erklärung dieses für ihn so gewaltigen Geschehensprozesses zu nähern. Dazu gehören ein Interesse am historischen Detail, Ereignisketten, schicksalhafte Verkettungen, theologische Erklärungen (der Zusammenhang zwischen Toraverstoß und Strafe Gottes) sowie Schuldzuweisungen an bestimmte soziologische Gruppen und Einzelne. Josephus’ historisches Gesamtwerk ist dabei notwendig voll innerer Widersprüche. Diese beruhen nicht nur auf den genannten, qualitativ verschiedenen Erklärungstechniken, sondern im formalen auch auf rekurrenten Perspektivenwechseln im Erzählfluß und auf inhaltlichen Varianten der historischen Rekonstruktion unter dem Einfluß von Entwicklungen, die zwischen der Abfassungszeit des Bellum und der Antiquitates liegen. Diese Widersprüche können mit einem breiteren hermeneutischen Ansatz besser genützt werden, als dies mit einem apologetischen Ansatz, der aufgrund seiner Allseitigkeit (prorömisch bzw. projüdisch vor einem griechischsprachigen Publikum) letztlich zur Beliebigkeit einlädt, möglich ist. In der nicht durchgearbeiteten Widersprüchlichkeit als Konsequenz eines nicht abgeschlossenen Erkenntnisprozesses, der auch die eigene Person betraf, liegt eine große Schwäche der historischen Werke des Josephus, die wir grundsätzlich nicht beseitigen können. Indem Josephus aber nahezu zwanghaft um die für ihn letztlich unlösbare Grundfrage kreist, wie es zu einer solchen Katastrophe kommen konnte, und gerade keine jeweils vorgefertigte apologetischen Grundannahmen durchführt, ist er ein hochinteressierter, involvierter Zeitzeuge, der uns, bei aller Vorsicht, auch Chancen zur historischen Rekonstruktion der Geschichte Judäas unter den Herodiern bietet.81

4. „Judäa“: Politische Geographie und Nomenklatur Zum Schluß soll noch auf den Begriff „Judäa“, wie er hier verwendet wird, eingegangen werden. Die in der Forschung übliche Verwendung des Begriffs deckt sich nicht mit dem Gebietsumfang der Territorialherrschaften, wie sie Herodes (Abb. 1) und seine Nachfolger (Abb. 33. 49. 53) ausübten. Insbesondere das Gebiet, das außerhalb der römischen Verwaltungseinheit Iudaea seit 6 n.Chr., erweitert im Umfang 44 n.Chr., lag, wird üblicherweise nicht mit „Judäa“ bezeichnet. Diese Peripherie betrifft im wesent81

Vgl. BERNETT 2003b.

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I. Einleitung

lichen die transjordanischen Gebiete im Norden (Gaulanitis, Ulatha, Paneas, Batanäa, Trachonitis, Auranitis, s. Abb. 1). Herodische und römische Herrschaft in Galiläa, Samaritis, Juda-Judäa (dem jüdischen Kernland der hellenistisch-vorhasmonäischen Zeit), Idumäa, Peräa und Philistäa (die Mittelmeerküste) aber insgesamt unter „Judäa“ zu subsumieren (wie es auch die römische Provinzialverwaltung mit der Bezeichnung des Amtsbezirks der zuständigen Statthalter taten, nämlich als praefectura bzw. provincia Iudaea), sollte eigentlich nicht bestritten werden. Hier bedarf der Terminus „Judäa“ auch keines unhistorischen Zusatzes „/Palästina“ oder sogar der Ersetzung durch „Palästina“.82 Was die transjordanischen Gebiete im Norden angeht, war die Gaulanitis/der Golan bis zum Hulabecken von den Hasmonäern Anfang des 1. Jh. v.Chr. erobert worden. Das zweite Makkabäerbuch (entstanden gegen Ende des 1. Jh. v.Chr.)83 verwendet für das hasmonäische Reich durchgängig (cw,ra) Ioudaia (im Sinn von cw,ra VIoudai,a oder gh/ VIoudai,a), so daß man – als ethnische wie ideologische Folge der Judaisierungspolitik der Hasmonäer – eine Ausdehnung des Begriffs auf das ganze Hasmonäerreich annehmen kann. „Ioudaia“ verliert hier seinen engeren Bezug auf den geographisch-politischen Verwaltungsbezirk unter Ptolemäern und Seleukiden und wird in Anlehnung an das biblisch-hebräische ’eretz jisra’el zum „jüdischen Land“, d.h. Land der Juden, in dem Gottes Gesetz herrscht.84 Von außen wird dies als politischer Herrschaftsanspruch des Hasmonäerreichs rezipiert. Eine Passage bei Strabo zur Gliederung des seleukidischen Syriens reflektiert den Aufstieg des weiträumigen Hasmonäerreichs Ioudaia „zwischen Gaza und dem Antilibanon bis zu den Arabern hin“.85 Nikolaos von Damaskos wird Ios. ant. Iud. 1, 160 zitiert, daß Abraham von Damaskos aufgebrochen sei „in das Land, das damals Kananaia genannt 82

Zur Entwicklung des Bedeutungsumfangs des Begriffs Palästina KEEL u.a. 1984, 277–285. 83 DOMMERSHAUSEN 1985, 9. 84 Vgl. z.B. 2 Makk 1,1. 11,5. 13,1. 13. 14,9. 12. 14; in Anlehnung an das biblische ’eretz (jisra’el)/Land (Israels) wird auch nur cw,ra verwendet (2 Makk 2,21; vgl. 1 Makk 1,28 evn th/| gh|/). Das erste Makkabäerbuch orientiert sich stärker an der biblischen Tradition und verwendet neben Ioudaia (z.B. 1 Makk 1,29. 44. 51. 2,6. 18. 3,8. 34) auch „Israel“, und zwar als Kollektivbegriff (z.B. 1 Makk 1,36. 43. 58. 62. 64. 2,42. 3,2. 8. 10. 15. 41. 4,31. 59), als geographischen Begriff (z.B. 1 Makk 1,20. 25) und als Mischbegriff, der „Israel“ als das Gebiet begreift, wo „Israel“ (bzw. seine zwölf Stämme) wohnt (1 Makk 1,11. 20. 25. 2,45–48. 3,34–36). Dieser Gehalt wird dann auch auf Ioudaia übertragen; „jüdisches Land“ ist nun Land der Juden und Land, in dem das Gesetz Gottes herrscht (vgl. die Entwicklung des Begriffsgehalts von 1 Makk 5,21–23. 43–54. 65–68. 7,21–24. 9,71–73. 10,29–32. 37 f. bis 13,47–53 mit 14,4–15. 29–37. 15,6 f. 33–35 unter Simeon). 85 Strab. 16, 2.21 §756.

4. „Judäa“: Politische Geographie und Nomenklatur

25

wurde, heute aber Ioudaia“.86 Den hasmonäischen Begriffsinhalt von Ioudaia/Judäa verwendet Josephus auch in seiner politischen Geographie bell. Iud. 3, 35–58. Dort wird, unabhängig von aktuellen politischen Grenzen „das Land der Juden“ nach ethnischen Kriterien vom Umland (pe,rix) abgegrenzt.87 In diesem leben (überwiegend) Nicht-Juden (avllo,fuloi, bell. Iud. 3, 41) bzw. Phönizier, Syrer und Juden gemischt (bell. Iud. 3, 35. 58).88 Für das transjordanische Reich des Philippos, des Agrippa I. und Agrippa II. folgt aus diesem Kriterium, daß Gamalitis, Gaulanitis, Batanäa und Trachonitis, auch wenn (derzeit) Teil des Reichs Agrippas II., zur VIoudai,wn cw,ra gehören.89 Einer biblischen Tradition zufolge erstreckte sich „ganz Israel“ (unter David und Salomon) von Dan bis Beerscheba.90 Wenn Herodes’ Reich seit 20 v.Chr. im Norden bis Dan bzw. zur Hermonregion (Paneion) reichte, wissen wir nicht, inwieweit man in einer Toraexegese hier nicht wieder ein Aufleben „ganz Israels“ bzw. des Davidischen Reichs sah.91 Zumindest dürften Herodes, Philippos, Agrippa I. oder Agrippa II. der Ansicht gewesen sein, daß sie, was die transjordanischen Gebiete zwischen Hermon, See Gennesaret und Hauran anging, auch über ein jüdisches Reich herrschten. Insofern ist der Titel „Kaiserkult in Judäa unter den Herodiern und Römern“ berechtigt, als er eine zeitgenössische

86

Zu ant. Iud. 1, 160 vgl. GLAJJ I 83. Kanaa wird mit Judäa noch gleichgesetzt in Ios. ant. Iud. 1, 134. 87 So das Resümee bell. Iud. 3, 57. 88 Vgl. zu diesem Unterscheidungskriterium in Josephus’ politischer Geographie SCHÜRER u.a. II (1979), 6 f. Anm. 11. MICHEL/BAUERNFEIND I (1982), 456 (Anm. 24). 89 S. bell. Iud. 3, 51–56 mit der Beschreibung Judäas im Sinn eines „jüdischen Landes“, d.h. eines mehrheitlich von Juden besiedelten Gebiets, das sich an das politischkultische Zentrum Jerusalem anlagert. Josephus beginnt mit der Ost-West-Ausdehnung Judäas, der Lage Jerusalems, der Küstenausdehnung bis Ptolemais; es folgt die Auflistung von elf klerouchiai: Jerusalem, Gophna, Akrabeta, Thamma, Lydda, Ammaous, Pelle; Idoumaia, Engaddai, Herodeion, Ierichous. Anschließend werden Iamneia und Ioppe als Orte der „Umwohnenden“ (perioikoi) genannt sowie „die Gebiete von Gamala und der Gaulanitis, Batanea und Trachonitis, welche übrigens schon Teile des Königreiches Agrippas sind“ (3, 56). – Vgl. OSTMEYER 2005, 147 Anm. 2: „Judäa steht hier [scil. ant. Iud. 17, 285], wie auch sonst mehrfach bei Josephus, pars pro toto für das gesamte Herrschaftsgebiet Herodes des Großen“. 90 Dazu KEEL u.a. 1984, 253–258. Vorexilisch ist mit „ganz Israel“ das Volk gemeint. Nachexilisch wird der Begriff in der dtr Geschichtsredaktion zum Synonym für eine politisch-geographische Einheit (das vereinte Reich unter David und Salomon). Dies spiegelt sich vielleicht in den Wendungen eivj pa,nta ta. o[ria th/j VIoudai,aj (1 Makk 7,24) und th.n o[lhn cw,ran lehlatei/n (2 Makk 2,21). 91 Vgl. auch das Kriterium 5 Mose 11,24, wonach „Israels Land“ überall ist, wo „Israel“ seinen Fuß hinsetzt. – Herodes’ Titel zur Zeit der Geburt Johannes’ des Täufers lautet im Lukasevangelium basileu.j th/j VIoudai,aj (Lk 1,3).

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I. Einleitung

jüdische Sicht (mit biblischen wie hasmonäischen Wurzeln) beinhaltet.92 Aus römischer Sicht – die für die politischen Grenzen und Namen im römischen Reich meist das Vorbild für die heutige Nomenklatur abgibt – schloß dagegen Iudaea den transjordanischen Nordosten des herodischen Reichs bzw. der Nachfolgereiche (und damit den Kaiserkult in Caesarea Philippi bzw. Betsaida) nicht mit ein. Im laufenden Text wird versucht, durch nähere Spezifizierungen („römisches Judäa“, „Reich des Herodes“, „Reich des Philippos“ etc.) einem unhistorischen bzw. sachlich nicht zutreffenden Sprachgebrauch zu begegnen.

92

Auch Japp verwendet, im Zuge einer Reflexion der möglichen Alternativbezeichnungen, bewußt „für das hasmonäische als auch für das herodianische Staatsgebiet die Bezeichnung Judäa“ (JAPP 2000, 3). LICHTENBERGER 1999 verwendet zwar „Judäa“ als Gesamtbegriff für das hasmonäische oder herodische Reich (z.B. 6. 160), daneben aber auch im engeren Sinn (i.S.v. Juda, S. 7 f. 163. 165) sowie den Gesamtbegriff „Palästina“ (S. 6. S. 236 Abb. 1 [Karte]). FREYNE 2002, 43 f. plädiert gegen die Begrenzung „Judäas“ auf das hellenistisch-vorhasmonäische Ioudaia und für einen eher politischsozialen Begriff, wie er sich zumindest im jüdischen Aufstand als „Krieg der Juden“ (Ios. bell. Iud. 1, 1) ableiten läßt, die aus verschiedenen Regionen zusammenkämen, um ihre Lebensweise zu verteidigen, auch aus Idumäa, Peräa und Galiläa. – Man muß aus einer solchen Perspektive noch die Juden aus den Küstengebieten und aus der Gaulanitis bzw. aus Agrippas II. Reich hinzurechnen. Aber insgesamt dürften sich in dieser Zeit Schrifttraditionen, jüngere politische Vergangenheit (Hasmonäer) und „schon immer“ konkurrierende Konzepte „Israels“ als Personenverband und Gebietskörperschaft vermischt und das politische Denken und Handeln der Juden beeinflußt haben.

4. „Judäa“: Politische Geographie und Nomenklatur

Abb. 1. Die südliche Levante mit Herodes’ Reich in seiner größten Erstreckung (seit 20 v.Chr.).

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Kapitel II

König Herodes und der Kaiserkult 1. Das Problem der Legitimität von Herodes’ Herrschaft und die Rolle des Kaiserkults angesichts dieser Problematik Herodes war 40 v.Chr. vom römischen Senat zum König über Judäa ernannt worden. Bei seinem Tod 4 v.Chr. hatte er eine der längsten Regentschaften über das Volk Israel seit König David ausgeübt. Seit den Gebietserweiterungen der Jahre 23 und 20 v.Chr. war Herodes’ Reich das größte, das seit David je ein Herrscher Israels regiert hatte (Abb. 1). Aus römischer Sicht hat er das Land so zufriedenstellend verwaltet, daß Augustus nach Herodes’ Tod die Dynastie an der Macht beließ, obwohl eine jüdische Gesandtschaft eindringlich darum gebeten hatte, die Juden Judäas bei Wahrung der inneren Autonomie unter direkte römische Herrschaft zu stellen.1 Augustus kannte zwar zu Genüge die innerjüdischen Widerstände, gegen die Herodes seine Herrschaft stets hatte verteidigen müssen. Dennoch beließ er die Dynastie im Vertrauen auf ihre bisherige Leistungsfähigkeit an der Macht, auch wenn das Reich gedrittelt wurde und dadurch Verantwortlichkeit auf die drei Herodessöhne (Archelaos, Antipas, Philippos) jeweils unterschiedlich verteilt wurde. Auf jedem der Nachfolger aber würde, wie schon auf Herodes und allen seinen Vorgängern im Königsamt, ein ganz besonderes Herrschaftsproblem lasten: die generelle Schwierigkeit, legitime Herrschaft über das Volk Israel zu etablieren. Im folgenden Abschnitt 1.a soll deshalb das genuin antiherrschaftliche Moment, das der Religion Israels und damit der Identität des Volkes Israel anhaftet, erläutert werden. Diese Besonderheit erschwerte von Anfang an legitime politische Herrschaft über die Israeliten und führte zur Ausbildung einer legitimierenden „Königstheologie“, die in der postexilisch neu kanonisierten Tora als „Königsgesetz“ reformuliert wurde, allerdings nur als theoretischer Maßstab. Abschnitt 1.b behandelt die Art der herrscherlichen Legitimation innerhalb dieser Vorgaben durch die Hasmonäer, die die Monarchie erneuerten, nachdem man ca. 400 Jahre unter der äußeren Fremdherrschaft die Macht im Innern zwischen verschiedenen Institutionen (Hoherpriester mit Priesterschaft, Vorsteher der „Vornehmen Jehuds“, 1

Dazu noch unter III 1.

1. Das Problem der Legitimität von Herodes’ Herrschaft

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Volksversammlung) aufgeteilt hatte.2 In Abschnitt 1.c wird zu sehen sein, welcher Legitimationsstrategie sich Herodes als neuer jüdischer, nicht der bisherigen Dynastie entstammender König zuwandte. Hierbei sind zwei historische Phasen zu unterscheiden: 40/37–30 v.Chr. der Versuch der Partizipation am hasmonäischen Charisma bei gleichzeitiger Versöhnungspolitik (1.c), ab 30 v.Chr. der Bruch mit den Hasmonäern und die Entwicklung einer neuartigen Legitimationsstrategie (1.d), in der der Kult für Augustus (s. II 2.a–d) eine tragende Rolle neben einer speziell an das jüdische Volk und seinen Gott gerichteten Euergesie übernahm (s. II 3). a) Das Problem legitimer Herrschaft über das Volk Israel Das „erhebliche antiherrschaftliche Potential, das der Jahwereligion innewohnt“3, beruht auf der Gründungsgeschichte des Volkes Israel. Zum einen ging mit Jahwes Verheißung an Mose, die Israeliten aus der Herrschaft Ägyptens zu befreien und als „Sein Volk“ und in „Sein Land“ zu führen, ein freiheitliches Moment einher, das zum identitätsstiftenden, in der geschichtlichen Zeit verankerten Anfang des Volkes Israel gehört. Das Selbstverständnis stiftete auch den Namen: jisra’el bedeutet sehr wahrscheinlich „Gott bzw. ‘El herrscht“ oder „… möge sich als Herrscher erweisen“.4 Jede staatliche Unterdrückung, die die ‚ägyptische Fron‘ erneuern würde, verstieß gegen den göttlich gewollten Zustand und durfte so auf legitime Gegenwehr stoßen. Dies bezog sich auf Fremdherrscher genauso wie auf Herrscher aus den eigenen Reihen. Zum andern wurde die „Befreiungsbeziehung“ zwischen Jahwe und „seinem Volk“ in einer sehr speziellen Weise, auf (metaphorisch) halbem Weg zwischen „Ägypten“ und dem „Gelobten Land“, vertraglich fixiert. Kein oberster Repräsentant vermittelte den Bund am Sinai, sondern Jahwe offenbarte sich und die Gesetze (des heiligen Bundes, die Tora) dem ganzen Volk bzw. jedem Einzelnen. Aus dieser Konstruktion resultierte nicht nur ein geschichtliches Wahrnehmungsspektrum, in dem das Schicksal Israels mit dem Ausmaß an Bündnistreue bzw. Gesetzeserfüllung der Israeliten in Zusammenhang gesetzt wurde. Es gab in der Beziehung zwischen Jahwe und seinem „heiligen Volk“ auch keinen Platz mehr für eine – im altorientalischen religionsgeschichtlichen Spektrum ja völlig übliche – Herrscherfigur, die die Beziehung zwischen Einzelnen, Volk und Gott/den Göttern vermittelte. Ja, es ging vielmehr darum, daß niemand, insbesondere kein Herrscher, die Beziehung zwischen Jahwe und Israel behinderte.5 2

Vgl. dazu BERNETT 2004, 84. 101–103. 110 f. 127. ALBERTZ 1996, 46. 4 ALBERTZ 1996, 117. 5 Zentrale Bibelstellen der Thematik 2 Mose 19,5 f. 20,2 f. 5. 5 Mose 4,20. 24. 34 f. 37. 39. 6,4. 21–25. 7,6. 8. 10,12–15. 17. 26,17–19. – Vgl. ASSMANN 1992, 71–82 (Text 3

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II. König Herodes und der Kaiserkult

Dieser Kern der Jahwereligion ist alt und reicht in die vorstaatliche Zeit (12./11. Jh. v.Chr.) zurück.6 Die Schwierigkeiten, eine persönliche Machtstellung dauerhaft zu institutionalisieren, sind in der biblischen Tradition greifbar. Das Königtum Sauls war ein zu Verteidigungs- bzw. Befreiungszwecken entstandenes, charismatisch begründetes, temporär auf seinen Zweck begrenztes militärisches Führungsamt eines primus inter pares, das institutionell nicht verankert wurde.7 Erst mit der zentralen Königsherrschaft Davids kam es zur Ausbildung der sog. Königstheologie, die einen politischen Herrschaftsanspruch über die Israeliten in der Jahwereligion unterbringen sollte. In der „Natanverheißung“ (2 Sam 7; Ps 89,20–38) sicherte Jahwe dem von ihm erwählten davidischen Herrscherhaus ewigen Bestand zu. Seine Könige würden als Weltherrscher, göttliche Segensmittler, Priester und Beistand der Schwachen fungieren. Der König sollte in diesem Konzept umfassender und über alle Israeliten herausgehobener Heilsgarant Jahwes für Israel sein.8 Albertz weist auf zwei Konfliktpunkte zur Jahwereligion hin, die hier entstanden waren und die auf entsprechende Gegenpositionen und Gegenwehr stießen: „Erstens die Monopolisierung der Gottesbeziehung Israels durch das Königtum und zweitens die enge Verquickung Jahwes mit der staatlichen Macht … Jahwe, der einmal Symbol der Befreiung von staatlicher Unterdrückung gewesen war, wurde von den Hoftheologen zum Garanten staatlicher Macht gemacht, die nicht nur gegenüber fremden Völkern (Expansionskriege), sondern auch gegenüber der eigenen Gesellschaft (Fronarbeit) erneut Unterdrückungsmechanismen aufbaute.“9

Die starke Kritik unter David wandte sich dann nicht nur gegen die machtpolitische Funktionalisierung eines theologisch legitimierten Herrschertums. Auch die „Verstaatlichung“ der Gottesbeziehung, die Fusion von Königtum und göttlicher Mittlerfunktion wurde abgelehnt: „Jahwe war direkt und unmittelbar König bzw. Herrscher über Israel, er bedurfte der Vermittlung durch das Königtum nicht“.10 Darauf wurde die Königstheologie reformuliert. David wurde zum volksnahen Herrscher, auf den das Charisma Sauls übergegangen war und er war als von Jahwe auserwählter nagid (Herrschaftsanwärter) zum Anführer über Jahwes Volk geworden fast identisch mit ASSMANN 2000, 46–52). ASSMANN 1997, 196–228. Zum altorientalischen Königtum und seiner theologischen Begründung in Absetzung von Israel s.a. ALBERTZ 1996, 175 f. 183. 6 ALBERTZ 1996, 46 f. 117–122. 7 Vgl. ALBERTZ 1996, 163. 165. 174. 8 Zur Königstheologie der Davididen ALBERTZ 1996, 174–185. Vgl. HAHN 1999, 133 f. 9 ALBERTZ 1996, 184. 185. 10 ALBERTZ 1996, 187. – Vgl. Ri 8,22 f.; 1 Sam 8,7; 12,12 mit dem Vorwurf, das Königtum bestreite den Alleinherrschaftsanspruch Jahwes. ALBERTZ 1996, 185–187 zur Kritik an der davidischen Königstheologie.

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(1 Kön 14,7; 1 Sam 10,1; 2 Sam 5,2). 11 In dieser Version blieb das enge Verhältnis zwischen Gott und seinem Volk bestehen. Eine gesonderte Rolle im Kultleben kam dem nagid nicht zu. Die geschichtlichen Erfahrungen Israels mit dem Königtum des 9. und 8. Jh. führten zu einer Verschärfung der Kritik. Der Prophet Hosea (ca. 720–722 v.Chr.) lehnte die Institution des Königtums als Irrweg, ja als Strafe Gottes für die Verfehlungen seines Volks ab: „Wenn es für Israel keinen anderen Retter gibt als Jahwe, den Retter von Ägypten her (mš 13,4), dann ist Israels Wunsch nach einem König, der es retten könnte (jši‘ak: 13,10), Abfall von Jahwe. Das Königtum ist für Hosea genauso wie der korrupte Staatskult, den es zu verantworten hat, eine Form des Götzendienstes (8,4–6); dafür ist im Gottesverhältnis Israels, wie er es versteht, kein Platz. Es wird darum seiner Meinung nach durch Jahwe endgültig beseitigt (1,4).“12

Die deuteronomische Reformbewegung des ausgehenden 7. Jh. hat dann mit dem „Königsgesetz“ (5 Mose 17,14–20) die Königstheologie im Rahmen der Tora abgeschlossen.13 Hier wurde der König zwar immer noch von Gott erwählt (V. 15). Was aber die Position und die Rolle des Königs ausmachte, wurde kaum noch positiv beschrieben, sondern ergab sich zunächst einmal aus der Beachtung von Verboten (V. 15fin–17). In der Gottesbeziehung Israels spielte der König keine Rolle. Der König unterstand dem gleichen Gesetz wie seine Untertanen (V. 18 f.), die alle seine „Brüder“ sind und sein müssen (V. 20). Als Bruder – weil der König eben kein „Fremder“ sein darf, der nicht dem gleichen Gesetz untersteht (V. 15) – darf er sich nicht über seine Brüder erheben. Seine politische Aufgabe war es, in bester Kenntnis des „Gesetzes“ (Pflicht zum Torastudium, V. 19) und in fester Treue zum Gesetz so zu handeln, „auf daß er verlängere die Tage seiner Herrschaft, er und seine Söhne, in Israel“ (V. 20). Als sich die „Israeliten“ nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil unter persischer Oberhoheit neu als endogame Kultgenossenschaft der Juden mit einer kanonisierten Tora und einem Zentralkult in Jerusalem konstituierten, hatte man für einen politischen Herrscher, der sich zumindest auf ein weitgehendes Rechts- und Gewaltmonopol stützen mußte (soweit er nicht auch noch theologische Autorität oder sakrales Prestige beanspruchte), keinen Platz mehr. Unterhalb des persischen Statthalters teilten 11

ALBERTZ 1996, 187–190. ALBERTZ 1996, 267. 13 MÜLLER 2004 ist ein Vertreter der Richtung, die die königskritischen Passagen im Alten Testament in die postexilische Zeit herunterdatieren. Abgesehen von einer fehlenden überzeugenden Theorie zu Textgenese und Textredaktion bleibt Müller eine Antwort auf die (nicht gestellte) Frage schuldig, warum in Jehud nach der Rückkehr aus dem Exil, als man von einer Restitution der Monarchie weit entfernt war, die Fülle königskritischer Texte entstanden sein sollten (Müller behandelt Ri 8–9; 1 Sam 7–8. 10. 12; Jos 24; 5 Mose 17,14–20). 12

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sich zwei judäische Gremien, ein aristokratischer Rat und ein Priesterkollegium, jeweils mit einer personellen Spitze, die Ordnungsmacht. In diesem Zusammenhang ist auch das Arrangement mit Zuständen gottgewollter Fremdherrschaft zu sehen, deren Dauer man Jahwe überließ (z.B. Jes 5, 25 ff. 8,5–10. 10,20–12,6. Jer 27. 28). Solange die Fremdherrschaft die Autonomie der neuen Kult- und Abstammungsgemeinschaft schützte (wie es die Perser begonnen hatten) oder mindestens nicht behinderte, blieben die Juden loyale Untertanen.14 b) Die Legitimierung politischer Herrschaft durch die Hasmonäer Antiherrscherlicher Widerstand ist postexilisch erst wieder zu fassen, als unter seleukidischer Herrschaft die jüdische bzw. Jerusalemer Kult- und Gesetzesautonomie in Frage gestellt wurde. Hier sind verschiedene Formen des Widerstands zu unterscheiden, mit denen herrschende politische Verhältnisse verworfen, zu Widerstand in fester Toratreue aufgerufen und gerechte politische Herrschaft legitimiert wurde: die apokalyptische Widerstandstheologie (Henoch- und Danielbuch), die messianische Königsverheißung und die makkabäisch-hasmonäische Erhebung mit nachfolgender Usurpation. Die schon im 3. Jh. v.Chr. entstandene apokalyptische Widerstandstheologie spielte nur für die Unterstützung des Makkabäeraufstands eine politisch bedeutsame Rolle. Unter der Hasmonäerherrschaft wurde sie zur Hoffnungstheologie der Armen.15 Als bereits vorexilisch entstandene (Jes 9,5 f.; 11,1; Mi 5,1), exilisch ausgebaute (Jer 23,5 f.; Ez 34,23 f.; Am 9,11–15), nachexilisch gescheiterte (Hag 2,20–23; Sach 4,6–10) und erst im Hellenismus wirkmächtige Variante der Königstheologie muß man den Messianismus sehen. Dabei handelte es sich um die Vorstellung, daß eine irdische Figur, ein „Messias“ (hebr. xyXm, „Gesalbter [Gottes]“) in naher Zukunft erscheinen, das Reich Davids erneuern und die Gottesherrschaft herbeiführen würde. Auch wenn die in den verschiedenen Texten überlieferten Eigenschaften des Messias nicht einheitlich sind, handelt es sich grundsätzlich um eine von Gott gesandte und inspirierte Figur, die dazu beiträgt, eine gottgefällige, gerechte Herrschaft über das jüdische Volk und die ganze Welt zu errichten. Diese 14

Darauf weisen KEEL 2000b, 127 und BALTRUSCH 2001, 37 mit Recht hin. – Zur sozio-politischen Organisation Jehuds in der Perserzeit vgl., auch als Zusammenfassung des Forschungsstands, BERNETT 2004. Zu diversen Aspekten der postexilischen Geschichte s. den Sammelband ALBERTZ/BECKING 2003; neu v.a. zum Nehemia-Buch als Quelle EDELMANN 2005. 15 Zur spätprophetischen und apokalyptischen Widerstandstheologie ALBERTZ 1997, 633–676; zur Entwicklung der Apokalyptik als innerjüdischer sozialer Widerstandstheologie, die bis in die Jesus-Bewegung hineinreicht, 672–676.

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Rolle geht mit der Auslöschung aller inneren und äußeren Feinde Israels einher.16 Historisch nachweisbar ist der Messianismus gegen Ende des 2. Jh. v.Chr. (Qumrantexte).17 Dies fällt mit der Zeit zusammen, als die Hasmonäer eine neue Form der politischen Herrschaft institutionalisiert hatten, die innerjüdisch auf Kritik stieß. Wie war es der hasmonäischen Dynastie gelungen, einen politischen Herrschaftsanspruch über die Juden zu etablieren? Im „Makkabäeraufstand“ gegen Antiochos IV. hatte die Gründergeneration der Dynastie erfolgreich die politische Gewalt usurpiert, um eine Kultreform zu annullieren, die Antiochos IV. 167 v.Chr. verfügt hatte (Abschaffung der Beschneidung, des Sabbats und anderer heiliger Zeiten sowie der Unterscheidung zwischen reinen und unreinen Tieren, insbesondere die neue „Reinheit“ des Schweins).18 Der Kampf der Makkabäer richtete sich dabei auch gegen die „Hellenisten“ in Jerusalem, einer Fraktion, die unter Führung des Hohenpriesters Menelaos das Judentum für gewisse griechisch-hellenistische Lebensweisen im Rahmen einer entsprechenden Reformulierung der Tora öffnen wollte (wiewohl diesen Antiochos’ radikale Kultreform

16 Vgl. 1 Mos 49,10–12. 4 Mos 24. 2 Sam 7,12–16. Ps 2. Jes 9,1–6. 11,1–9; Jes 45,1 ist der Perserkönig Kyros Gottes „Gesalbter“, während in Jes 42,1–4. 49,1–6. 50,4–11. 52,13–53,12 ein von Gott an Israel und alle anderen Völker ausgesandter „Knecht“ prophezeit wird, der das neue Israel vorbereiten und die Tora als „Licht der Völker“ verkünden soll. Jer 23,5 f. 33,6 f. 14 f. Am 9. Mi 5,1–4. Sach 9. – Ein Überblick zur vor- und nachexilischen Bedeutung der Messiasfigur bei EGO 2000. Vgl. SCHÜRER u.a. II (1979), 488–554 (514–547 zu den Qualitäten des Messias bzw. der neuen Welt). HAHN 1999, 134. – Die messianischen Erwartungen, die sich in den Qumrantexten finden, haben der Messiasforschung neue Impulse verliehen (vgl. SCHÜRER u.a. II [1979], 550– 554); einer der führenden Forscher ist J.J. COLLINS (s. die Monographie 1995 und der Aufsatz 1996); in ANRW II 19,1 (1979), 188–219 hat J.H. CHARLESWORTH den einschlägigen Artikel verfaßt. 17 Vgl. die einschlägigen Passagen aus den Qumrantexten bei ATKINSON 1999, 445– 458; vgl. zur Analyse der qumranischen Messiaskonzepte COLLINS 1995. COLLINS 1996. DUHAIME 2000. 18 Zu den Maßnahmen 1 Makk 1,44–51. 2 Makk 6,1–11. Ios. ant. Iud. 12, 251–254. – Was die Tatsache einer Reform im Sinne einer interpretatio graeca des Jahwekults (und nicht, wie gemeinhin angenommen wird, dessen Abschaffung bzw. Ersetzung durch einen Ba‘al-Kult) angeht, folge ich der Auffassung von KEEL 2000a. KEEL 2000b, 126. Vgl. auch SCURLOCK 2000, 129. 139. 157–159 zur Tatsache einer Reform und nicht einer Abschaffung des Jahwe-Kults (weniger überzeugend zu deren Inhalt). Vgl. jetzt die neue Synthese durch COLLINS 2005, 33–40, der Tcherikovers Position (TCHERIKOVER 1959) zuneigt, in den Maßnahmen eine „religious persecution of Antiochus Epiphanes“ zu sehen (39) statt (gemäß BICKERMAN 1937) eine aus den Reihen der extremen Hellenisierer unter den Jerusalemer Priestern stammende „Reform“. Vgl. die ähnliche Bewertung durch GRUEN 1993. – Bickermans Position wird nun wiederum durch die Arbeit von P.F. MITTAG 2006 unterstützt.

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dann aber auch zu weit ging).19 In den Kontext der Auseinandersetzungen zwischen „Hellenisten“ und ihren Gegnern im Jerusalem unter seleukidischer Herrschaft gehören auch die Schriften „Judith“ und „Esther“ (im ausgehenden 2. Jh. v.Chr.)20, in denen die Unvereinbarkeit zwischen der göttlichen (Selbst-)Konzeptualisierung des hellenistischen Herrschers und dem Alleinherrschaftsanspruch des jüdischen Gottes über sein Volk besonders betont wird.21 Nach Mattatias’ Tod führten dessen Söhne Juda (Beiname Makkabaios), Jonatan und Simeon den bewaffneten Kampf fort. Ihre militärischen Siege und religiös-politischen Erfolge, die sie auch unter Ausnutzung des inner19 Zu den innerjüdischen Machtkämpfen dieser Zeit vgl. BICKERMAN 1937, pass. bes. 126–128. Zur nachfolgenden Diskussion TCHERIKOVER 1959, 161–165. 178–183. 191. 196. SCHÜRER u.a. I (1973), 135–188. HENGEL 1988, 135 f. 492–495. 503–515. 524 f. BRINGMANN 1983, 66–98. GRUEN 1993. SCHÄFER 1995, 41–44. SCURLOCK 2000, 135– 137. KEEL 2000a, 96–98. KEEL 2000b, pass. EHLING 2003, 317–320 (BRINGMANN 1983 folgend). COLLINS 2005, 26–33. – BARAG 2000–2002 hat jetzt eine Bronzemünzgruppe mit Antiochosportrait und sitzender (Stadt-)Göttin Jerusalem zugewiesen; es seien Münzen, die zwischen 167 und 164 v.Chr. in Jerusalem als der neu gegründeten Polis Antiocheia geschlagen worden seien und die Stadtgöttin verkörperten. Ein ungelöstes Problem dieser These ist die Fundverteilung der Münzen (hauptsächlich in Samaria). 20 Vgl. JSHRZ VI 1,1 (2000), 85. 100 f. (U. MITTMANN-RICHERT). 21 Vgl. die Rede des Holofernes in Jdt 6,2: „Wer ist Gott als allein Nebukadnezar?“ und sein Titel als „König Nebukadnezar, der Herr der ganzen Erde“ (6,4) – als Reaktion auf Achiors Darstellung der „Söhne Israels“, einem Volk ohne irdischen König, das keinen Herrscher anerkennt außer seinen Gott (Jdt 5,5–21). In Est 3 verweigert Mordechai die Proskynese vor Haman, zunächst mit der einfachen Begründung, „daß er Jude sei“ (V. 4). In einem späteren Zusatz zum Esterbuch wird, wohl nach der Erfahrung mit Antiochos IV. und dem seleukidischen Herrscherkult (Haman war ja nur Wesir des Ahasveros/Xerxes), die Verweigerung mit dem göttlichen Anspruch des Königs begründet, der unvereinbar sei mit dem Anspruch des jüdischen Gottes: [Gebet des Mordechai] „Herr, Herr, allmächtiger König! … Du bist der Gebieter von allen, und niemand kann sich dir, dem Herrn, entgegenstellen. Du kennst alles! Du weißt, Herr, daß ich dies nicht aus Übermut, Hochmut oder Ruhmsucht tat, wenn ich vor dem übermütigen Haman nicht niederfiel. Denn ich wäre bereit gewesen, zur Rettung Israels seine Fußsohlen zu küssen. Vielmehr handelte ich so, um die Ehre eines Menschen nicht höher zu stellen als die Ehre Gottes. Ich will vor niemand außer dir, meinem Herrn, niederfallen, und ich tue es nicht aus Hochmut“ (13,8–14). Ähnlich eine Passage im Gebet Esters Est 14,8–10. – Weitere Stellen zur Thematik: Dan 2,46 f. und das gesamte Kapitel 3. Interessant auch eine Textvariante zu 2 Makk 9,12, nach der Antiochos IV. kurz vor seinem Tod bekennt: „Es ist recht (di,kaion), sich dem Gott unterzuordnen und nicht als Sterblicher zu denken, daß man Gott gleich sei“ (o;nta ivso,qea fronei/n). Der Ausdruck könnte gut auf die isotheoi timai im Herrscherkult anspielen (die Hauptlesart hat mh. qnhto.n o;nta u`perh,fana fronei/n, was keinen rechten Sinn ergibt). – Kritik am Herrscherkult findet sich auch in or. Sib. 3, 553 f. (gegen die Hellenen: „Sie sind es, die als erste Sterbliche zum Bösen verführten: sie stellten von längst Verstorbenen als Göttern viele Bilder auf“); vgl. 5, 6 f. 8, 392 ff.; 11, 197 f. 221.

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seleukidischen Machtkampfs errangen,22 ließen sie ihre führende Stellung behaupten. Unter Simeon (143–134 v.Chr.) faßte schließlich die „große Versammlung der Priester, des Volkes, der Führer des Volkes und der Ältesten des Landes“ den Beschluß, daß Simeon „Hoherpriester sein soll und Befehlshaber (strathgo,j) und Ethnarch der Juden und [ihrer] Priester und in allem den Vorsitz führen soll“.23 Die Stellung sollte erblich sein und auf Simeons Söhne übergehen. Die Schwierigkeiten, innerhalb der jüdischen Theologie politische Herrschaft zu legitimieren, reflektiert dabei die Formel, „Simeon solle für immer ihr [sc. der Juden] Anführer (h`gemw,n) und Hoherpriester sein, bis ein wahrer Prophet auftrete“.24 Mit dem Akt wurde nicht nur ein völlig neues politisches Amt geschaffen, sondern der Beschluß stellte auch eine neue Methode zur Legitimierung politischer Macht dar. Mit der Einsetzung durchs Volk griff Simeon auf das postexilisch längst überwundene Legitimationsmodell der reformierten davidischen Königstheologie zurück, bei der Jahwes erwählter nagid vom Volk in einem eigenen Beschlußakt bestätigt wird.25 Ein neues 22

165 v.Chr. Zurücknahme des Antiochos-Erlasses; 153/2 v.Chr. Jonatan Hoherpriester (anerkannt vom seleukidischen Usurpator Alexander Balas); seit 143/2 v.Chr. Steuerfreiheit und politische Unabhängigkeit vom Seleukidenreich, Beginn einer eigenen Ära; 141 v.Chr. Vertreibung der syrischen Garnison aus der Akra in Jerusalem. – Vgl. SCHÜRER u.a. I (1973), 162–167. 178. 189–192. SCHÄFER 1995, 51–63. 23 1 Makk 14,27–49. Das beschlußfassende Gremium wird als sunagwgh, mega,lh i`ere,wn kai. laou/ kai. avrco,ntwn e;qnouj kai. tw/n presbute,rwn th/j cw,raj (V. 28) bezeichnet; interessant die Unterscheidung zwischen lao,j, e;qnoj und cw,ra, die wohl auf verschiedene politisch relevante judäische Einteilungen und Institutionen neben der Priesterschaft verweist: Kriegsvolk, Beamte, Ratsherren. – Der neue Titel Simeons in 1 Makk 14,47; vom Vorgang her wird der „großen Versammlung“ ein Beschluß der „Juden und ihrer Priester“ (V. 41) vorgelegt, den das Volk zunächst annimmt (V. 46) und den Simeon dann noch öffentlich akzeptiert. – Zum Dokument selbst und seiner Stellung im Vergleich mit hellenistischen Ehrendekreten HENTEN 2001. KRENTZ 2001, wobei Krentz stärker die lokalen Besonderheiten des Dekrets für Simeon herausarbeitet. 24 1 Makk 14,41; vgl. 4,46 und 5 Mose 18,18. – SCHÄFER 1995, 57 sieht in der Einschränkung den Widerhall der „opposing voice of those circles for whom the legitimacy of the High Priest’s office was as little dependent on the approval of the people as it had been on the authority of a heathen king“. 25 Vgl. KEEL 2000b, 128 (ohne Bezug auf die davidische Königstheologie). Die Neuartigkeit des Verfahrens betont SCHAPER 2001, 410 f. (der es für eine pharisäische Erfindung hält). Für die grundsätzliche Authentizität des Dokuments, das auf uns nur als griechische Übersetzung aus dem Hebräischen überkommen ist und manche Elemente hellenistischer Ehrendekrete übernimmt, HENTEN 2001. KRENTZ 2001. Beide Autoren betonen das Innovative des Vorgangs, mit dem sich Simeon legitimieren läßt, wobei Henten eine Parallele zu ägyptischen Priesterdekreten sieht, Krentz die formalen Parallelen zu hellenistischen Ehrendekreten nicht überbetont wissen will und auf Besonderheiten hinweist (ohne diese aber zu erklären).

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Legitimationsverfahren war unabdingbar, weil die Hasmonäer als NichtZadokiden keine toraverankerte Legitimation für die Bekleidung des Hohepriesteramts besaßen und eine Vereinigung zwischen politischem und religiösem Oberamt ohnehin nicht dem letztverbindlichen „Königsgesetz“ entsprach. Alexander Iannaios (103–76 v.Chr.) nannte sich dann sogar „Hoherpriester und König“,26 d.h. die Juden lebten wieder unter einer Königsherrschaft mit sakraler Dignität. Dies bedeutete eine Anknüpfung an die ursprüngliche davidische Königskonzeption, bei der der König die Mittlerschaft zwischen Jahwe und Israel monopolisierte. Wohl wissend, welche Widerstände die Königstheologie erzeugt und welche Restriktion sie im „Königsgesetz“ erfahren hatte, betonten die Hasmonäer ihren nimmermüden Eifer für die Tora: allein das Ausmaß an Toratreue könne Herrschaft (und damit die ihrige) rechtfertigen.27 Auch wenn die Herrschaft der Hasmonäer in vieler Hinsicht eine „charismatische Königsherrschaft“ war, in der sich die Herrscher durch kriegerische Erfolge legitimierten,28 so gab es wesentliche Unterschiede zu anderen hellenistischen „siegreichen Königen“. Von Anfang an gehörte es zum – zunächst selbstgewählten und propagierten, dann auch öffentlich zugewiesenen – Auftrag der Hasmonäer, den Tempel in Jerusalem und die Geltung der Tora zu verteidigen und zu bewahren.29 Militärische Siege und territoriale Erweiterungen genügten hasmonäischen „charismatischen Königen“ deshalb nicht zur Legitimation. Damit eroberte Städte und Völker nicht zu Feinden (als Nicht-Juden) im eigenen Land würden und die religiöse Freiheit gefährdeten, griff man zu einem in der israelitisch-jüdischen Geschichte völlig neuen politischen Mittel, der Zwangskonversion.30 In 26

Ios. bell. Iud. 1, 70 par ant. Iud. 13, 301 schreibt schon Aristoboulos (104/03 v.Chr.) die Annahme des Königstitels zu. Strab. 16, 2.40 berichtet dies erst für Iannaios. Vgl. SCHÜRER u.a. I (1973), 217 (die die Frage nicht entscheiden). 27 1 Makk 2,19–22. 26. 50–68. Vgl. KEEL 2000b, 127 f. 28 Grundlegend zu diesem Typus monokratischer Herrschaft im Hellenismus die Arbeit von GEHRKE 1982. 29 S. den Volksbeschluß für Simeon, mit dem er zum Hohepriester, politischen Herrscher und Strategen ernannt wurde (1 Makk 14,27–45). Mehrfach werden dort die Kriege, die Simeon und seine Vorfahren führten, damit begründet, daß man den Feinden des jüdischen Volkes Widerstand leistete, damit Heiligtum und Gesetze erhalten blieben (14,29. 31 f. 36). Solche Begründungszusammenhänge sind in den Makkabäerbüchern allgegenwärtig, wie auch bei Josephus in seiner Darstellung der Hasmonäer (vgl. z.B. ant. Iud. 12, 271. 280. 286. 290 f. 303 f. 316–318. 13, 198–200). 30 In der biblischen Tradition gibt es keine Zwangskonversion eroberter Völker; die Gemeinschaft mit eroberten Völkern ist sogar verboten (5 Mose 7,1–5). Als Mitbewohner des eigenen Landes werden Nicht-Juden aber, solange sie nicht zu Feinden werden, toleriert (ihre gerechte Behandlung ist in einer Vielzahl von Gesetzen verankert, vgl. 2 Mose 22,20. 23,9. 12. 3 Mose 19,10. 33 f. 23,22. 24,22. 25,6. 23. 35. 39 f. 4 Mose 15, 14 ff. 19,10. 5 Mose 10,18 f. 24,17–22). – In der jüngeren Forschung wird neuerdings

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den von den Hasmonäern eroberten Gebieten wurden die Nicht-Juden entweder vertrieben oder man zwang ihnen die Annahme der jüdischen Religion und Lebensweise auf.31 Cohen hat jüngst die hasmonäische Judaisierungspolitik als eine interpretatio Iudaica von politeia gesehen, mit der eine Redefinition des Judentums verbunden gewesen sei: „The key to the new idea of change of citizenship or political enfranchisement is the Greek concept of politeia, which means, among other things, both ‚citizenship‘ and ‚public way of life‘.“ Judentum sei zur „function of religion and culture“ geworden, ohne daß jedoch das Abstammungskriterium aufgegeben worden sei: „For most Iudaioi in antiquity, the ethnic definition was supplemented, not replaced, by the religious definition. Jewishness became a ethno-religious identity.“32 wieder verstärkt die Ansicht vertreten, es habe sich um eine freiwillige Konversion gehandelt (Hauptquelle ist Strab. 16, 2.34, der nichts von einem Zwang weiß). Einen Forschungsüberblick zum Thema gibt KASHER 1988, 51–55. 67 f., der selbst von einer bereitwilligen Konversion der eroberten Bevölkerung ausgeht, die das Ziel gehabt habe, sich gegen den Hellenismus zusammen mit den Juden abzugrenzen; nur die städtischen hellenisierten Eliten in Adora und Maresha/Marisa hätten sich widersetzt. Ähnlich COHEN 1999, 109–139. – Im Kontext der materiellen Zeugnisse zur gewaltsamen Judaisierungspolitik der Hasmonäer (s.o. im Text u. folg. Anm.) muß man diese Interpretation als zu optimistisch ansehen (vgl. SCHWARTZ 1992e, 39 Anm. 26: „Kasher’s well-meaning attempt … to deny the coercive nature of these conversions fails to convince“). 31 Unter Hyrkanos (135/34–104 v.Chr.) Eroberung und Judaisierung Idumäas (Ios. ant. Iud. 13, 257 f. 15, 254), wohl erstmalig um 112/11 v.Chr. (BARAG 1992–1993, 4 f. 10 f. BERLIN 1997, 31); Marisa scheint nochmals (seleukidisch) besiedelt und erst am Ende des Jahres 108 v.Chr. endgültig verlassen worden zu sein (inschriftliche Zeugnisse s. FINKIELSZTEJN 1998 = REG 114 [2001], 498). Zerstörung der Städte Shechem und Samaria und des samaritanischen Heiligtums auf dem Berg Garizim (ant. Iud. 13, 255 f.), offenbar nach 111 v.Chr. (BARAG 1992–1993, 6–8. 11. BERLIN 1997, 31), Zerstörung und teilweise jüdische Wiederbesiedelung von Orten an der Küste (Ashdod, Yavne-Yam, Mazor) (BERLIN ebd.). Angebliche Judaisierung der Ituräer durch Aristoboulos 104/03 v.Chr. bei seiner Eroberung des oberen Galiläa (von Josephus in ant. Iud. 13, 318 f. mit einem Zitat aus Strabo als Parallelüberlieferung berichtet, archäologisch jedoch nicht nachweisbar, BERLIN 1997, 26 f.). Unter Alexander Iannaios erreicht diese Politik ihren Höhepunkt. S. jetzt SEGAL/EISENBERG 2006, 50 zur archäologischen Evidenz der Eroberung von Hippos unter Iannaios (Zerstörung des Tempels aus dem 2. Jh. v.Chr.). – Vgl. die eindrucksvolle Zusammenfassung der hasmonäischen Judaisierungspolitik durch SARTRE 2005, 12–16. 32 COHEN 1999, 136 f. Ähnlich argumentiert SCHWARTZ 1992e, 39 (und 1992d, 53); dabei ist unverständlich, wie Schwartz die Zwangskonversionen aus einer hasmonäischen Trennung zwischen „state“ und „religion“ ableiten kann und die Konversion als angetrieben „simply by the desire to … establish jurisdiction“ ansieht (SCHWARTZ 1992e, 39 Anm. 26). „Religion“ und „Staat“ (v.a. auf der rechtlichen Ebene) sind im hasmonäischen Judäa gänzlich miteinander verbunden. Man hätte genauso den Zweig der Rechtsprechung über Nicht-Juden, der im Pentateuch niedergelegt war, weiterentwickeln

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Die neue ethnische und kulturelle Einheitlichkeit im hasmonäischen Judäa ist zu betonen. Es erscheint aber zweifelhaft, ob sich die Hasmonäer dabei am griechischen politeia-Begriff (einer exklusive Gemeinschaft einer Stadt, die gerade nicht auf eroberte ethne ausgedehnt wurde) im positiven Sinn orientierten. Auch war die Hellenisierung unter Ptolemäern und Seleukiden kein aufgezwungener Vorgang (von der dauerhaften Auslöschung anderer Lebensweisen und Kulte ganz zu schweigen), und umgekehrt genossen nicht alle Untertanen der hellenistischen Großreiche den gleichen politischen Status und teilten einen Kult.33 Die Zwangsjudaisierungen sind daher viel eher als Abwendung vom Hellenismus zu sehen. Mit dieser Methode entstand zum ersten Mal in der südlichen Levante ein Reich, das nicht nur ethnisch und kulturell einheitlich, sondern auch kulturell nach außen abgeschlossen war.34 können. Den Hasmonäern ging es aber darum, zu judaisieren und nicht ihre Herrschaft institutionell auszudifferenzieren. – Zur Kritik an den Positionen vgl. jetzt auch KRAUTER 2004, 339–314. Als Erklärungsalternative zur Anwendung von Zwang erwägt Krauter allerdings nur eine punktuelle Machtdemonstration und geht wie Kasher von einem langsamen Assimilierungsprozeß aus. 33 Cohens Mißverständnis von Hellenismus und politeia unterliegt auch HENGEL 1996a, 53, wenn er die Judaisierungspolitik der Hasmonäer nicht nur auf eine „theokratische Vorstellung von der Reinheit des Landes“ zurückführt, sondern auch „die profane Vorstellung des ökonomisch wie kulturell (und d.h. für jüdische Augen zugleich religiös) ‚einheitlichen‘ hellenistischen Staates“ verantwortlich macht. – Kritisch dazu KRAUTER 2004, 339. 34 In dem weiträumigen Reich des Alexander Iannaios findet man kaum noch Anzeichen für hellenistische Kultur: „Palestine was now in effect Hasmonean: religiously defined, inwardly focused, with a population settled largely in farmsteads and small villages, and organized around the single city of Jerusalem“ (BERLIN 1997, 42; zu Iannaios ebd. 37–43). Vgl. auch das Fazit von WENNING 1983, 116 und die magere Bestandsaufnahme hellenistischen Baudekors in Judäa nach erstem Auftreten in der Mitte des 2. Jh. v.Chr. bei FISCHER/TAL 2003. Zum Thema jetzt auch eine konzise Synthese bei SARTRE 2005, 14–16. – Für die transjordanische Stadt Pella berichtet Josephus explizit, daß Iannaios die Stadt zerstörte, weil die Bewohner das Judentum nicht annehmen wollten (ant. Iud. 13, 397). – Die materielle Kultur Judäas unter den Hasmonäern ist ein viel besserer Indikator für die Frage einer „Hellenisierung“ als die Frage nach der Verbreitung des Griechischen. HENGEL 1996a, 12–34 (14 f. zu den Hasmonäern) mißt diesem Umstand – wie andere auch, die er zur Unterstützung anführt – zu viel Bedeutung bei. – Zur Kritik an Hengels Hellenisierungsthese AITKEN 2004. Vgl. COLLINS 2001. GOODMAN 2001b. COLLINS 2005, 21–43 unterscheidet jetzt neu zwischen „cult“ und „culture“: „I submit that the most striking thing about the Jewish encounter with Hellenism, both in the Diaspora and in the land of Israel, was the persistence of Jewish separatism in matters of worship and cult. There was a limit to Hellenization, which is best expressed in the distinction between cult and culture“ (43). – Man darf dabei nur nicht vergessen, daß der jüdische „cult“ mit seinen sich seit dem 2. Jh. v.Chr. immer weiter differenzierenden Reinheitsvorschriften das Alltagsleben, d.h. doch wohl auch „culture“ zu einem weiten Umfang, stark prägte.

1. Das Problem der Legitimität von Herodes’ Herrschaft

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Antiherrscherliche Kritik an den Hasmonäern. Die antiherrscherliche Kritik an den Hasmonäern entzündete sich zunächst vor allem an der Kombination von höchster religiöser und politischer Macht und ging vornehmlich, aber nicht nur, von den Pharisäern aus.35 Die Pharisäer (hebr. perushim, aram. perishaja: „Abgesonderte“) waren, wie die Essener, aus Kreisen torafrommer Juden (hebr. chasidim: „Fromme“) hervorgegangen. Als „Sammlung der Frommen“ hatten diese noch Seite an Seite mit den Makkabäern für die Befreiung von der seleukidischen Fremdherrschaft gekämpft.36 Mit Jonatans Hohepriesterschaft als Nicht-Zadokide kam es 152 v.Chr. aus Protest zur Abspaltung der Essener, offenbar unter Führung des vor Jonatan amtierenden (zadokidischen) Hohenpriesters.37 Der direkte politische Einfluß der Essener in Jerusalem war nicht sehr groß, weil sie den Tempelkult in der bestehenden Form ablehnten, sich als Sektengemeinschaft(en) vor allem in die Wüste Juda zurückzogen und in einer besonderen Lebensführung den Anbruch der Gottesherrschaft erwarteten. Im Streit um die rechte Torafrömmigkeit und Reinheit formierten sich dann die Pharisäer als organisierte „gesonderte“ Gruppe. Aufgrund des Gewichts, das sie auf die Verbreitung ihrer Lehren legten, waren sie keine soziologisch abgeschlossene Gruppe wie die Essener, hatten Anhänger in der Priesterschaft, genossen im torafrommen Judentum großes Ansehen und konnten Anhängerschaften mobilisieren.38 35

Ios. ant. Iud. 13, 288–298 (zum Bruch zwischen den Pharisäern und Hyrkanos). – Zu den Beziehungen zwischen Hasmonäern und Pharisäern HENGEL/DEINES 1996, 450 f. 462 f. SCHWARTZ 1992d zur pharisäischen Kritik an der Kombination von Hohenpriesteramt und Königtum. Diese hätte sich nicht generell gegen jüdische politische Herrschaft (außerhalb des Messianismus) gerichtet. Die Pharisäer hätten nur peinlich genau darauf achten wollen, daß die Hasmonäer zwischen „state“ und „religion“ strikt trennten. Dies muß stark bezweifelt werden. Wie hätte eine solche Herrschaft aussehen sollen? Die des Herodes, der die hasmonäische Personalunion nicht durchführen konnte, fand ja auch keine Unterstützung durch die Pharisäer. 36 Das Zitat 1 Makk 2,42. – Über die Chasidim als „toratreue, antihellenistische Kreise“, die „Träger der Grundströmungen waren, von denen in makkabäischer Zeit auch die essenischen und pharisäischen Gruppierungen beeinflußt waren“, STEGEMANN/STEGEMANN 1997, 137 f. (Zitat 138). Zu den Chasidim im Kontext der neu veröffentlichten Qumrantexte GMIRKIN 2000. 37 Die These zur Abspaltung der Essener/der Qumrangemeinde geht auf H. STEGEMANN 1961 und G. JEREMIAS 1963 zurück. Vgl. LANGE 1998, 143 f. STEGEMANN/ STEGEMANN 1997, 140–142. BETZ 2001, 446 f. – Exilisch (Ez 40,46. 44,15) gefordert und postexilisch festgelegt, sollten nur die Nachfahren des Zadok, des Oberpriesters unter David und Salomon (1 Kön 4,2 im Sinne eines Priestermonopols für den Jerusalemer Kult), das Hohepriesteramt bekleiden dürfen. Zur Entwicklung des zadokidischen Führungsanspruchs seit 587 v.Chr. ALBERTZ 1997, 447–453. 490 f. 38 Zu den Pharisäern als Nachfolgegeneration der Chasidäer, siehe SCHÜRER u.a. II (1979), 381–403 (bes. 388–390. 394 f. 400–402. 412 f.). BAUMGARTEN 1991. SCHÄFER 1995, 52 f. 69–73. HENGEL/DEINES 1996, 446 f. 450 f. 462. SCHAPER 2001, 406–411. –

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II. König Herodes und der Kaiserkult

Der politische Einfluß der Pharisäer war somit deutlich größer, ihre Kritik an den Hasmonäern (wie auch später an den Herodiern) ein ernstzunehmender Faktor im jüdischen politischen Leben. Der Gipfel der Auseinandersetzungen zwischen Pharisäern mit Anhang (to. e;qnoj bei Josephus!) und Hasmonäern wurde unter Alexander Iannaios erreicht.39 Im Bruderstreit zwischen Alexanders Söhnen Hyrkanos II. und Aristoboulos II. war es schließlich eine pharisäisch bestimmte Gesandtschaft, die von Pompeius die Abschaffung des hasmonäischen Königtums und die Restitution hohepriesterlicher autonomer Herrschaft (wie seit der Perserzeit) forderte.40 Der 17. Psalm der „Psalmen Salomons“ (Mitte des 1. Jh. v.Chr.) bestreitet den Hasmonäern dann jegliches Recht auf Herrschaft (d.h. nicht nur das Recht, Hohepriesteramt und Königtum zu vereinen). In altbekannter antiherrscherlicher Tradition nennen V. 1–4 Gott den alleinigen König des jüdischen Volkes. Dieser habe das Haus Davids dazu auserkoren, auf Erden zu herrschen (mit dem die Hasmonäer nicht verwandt waren, was sie übrigens auch nie reklamierten). V. 7 wird die Hoffnung geäußert, daß Gott einen Mann, der nicht „unserem“ Volk angehört (a;nqrwpon avllo,trion ge,nouj h`mw/n), gegen diejenigen Juden schicken werde, die derzeit ohne Recht und mit Sünden behaftet die Herrschaft innehätten. V. 21–32 erwarten für die nahe Zukunft einen „Sohn Davids“, der als „Messias des Herrn“ Gottes Herrschaft auf Erden herstellen würde und Gericht über alle Sünder, vor allem über die, die jetzt über das Volk herrschen, halten wird. Der Text reflektiert wohl den Sturz der Hasmonäer durch Pompeius.41 c) Die erste Phase der Herrschaftslegitimation des Herodes: Der Bund mit der hasmonäischen Dynastie (40/37–30 v.Chr.) In diesem Spektrum alter und neuer politischer Legitimationsmodelle und ihrer Kritik wurde Herodes 40 v.Chr. in Rom zum neuen König ernannt, nachdem Hyrkanos’ Rivale Antigonos in einem Pakt mit den Parthern die Josephus betont vielfach, daß die Pharisäer bei der jüdischen Bevölkerung, insbesondere bei den Juden, die in Städten (!) wohnten, in hohem Ansehen standen und ihr Wort großes Gewicht hatte (ant. Iud. 13, 288. 298. 18, 15. 17). Zu Ansehen und Popularität der Pharisäer HENGEL/DEINES 1996, 430 f. 443. 39 Ios. ant. Iud. 13, 372 f. 376. 379–383. 40 Vgl. BALTRUSCH 2001, 131 f. 41 Dazu jüngst ATKINSON 1999, auch mit einer Darstellung der über 150jährigen Forschungsgeschichte zur Interpretation und Datierung der „Psalmen Salomons“ (436–442). Meist wird PsSal 17 auf Pompeius bezogen und der Text so in die Mitte des 1. Jh. v.Chr. datiert. Atkinson macht den jüngsten Versuch, in dem neuen, nicht-jüdischen Herrscher, der die Hasmonäer entmachtet, Herodes zu identifizieren und so die „Psalmen Salomons“ auf 37–30 v.Chr. zu datieren.

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Macht usurpiert und damit die römische Fremdherrschaft über Judäa aufgehoben hatte.42 Auch wenn Herodes aus römischer Sicht nun der legitime Herrscher über Judäa war und seine persönliche Beziehung zu Marcus Antonius, dem Machthaber im Osten des römischen Reichs, gut war, stand Herodes vor enormen praktischen und legitimatorischen Problemen, das römische Votum für sich zu realisieren. Zunächst mußte er sich Land und Herrschaft selbst erobern, gegen den Hasmonäer Antigonos, dessen militärische Verbündete (Parther, Ituräer) und Anhängerschaft im Volk. Zudem war ein politischer Systemwechsel zu bewältigen. Herodes konnte als Nicht-Zadokide und Nicht-Hasmonäer das hasmonäische Modell, Hohepriesteramt und politische Führung miteinander zu kombinieren, nicht praktizieren. Wie würde Herodes ein bloß politisches Königtum legitimieren, zumal er in einer Situation König wurde, als es „nur“ um einen innerjüdischen Machtkampf und nicht um die Verteidigung der Religion ging? Zur Herrschaft war er nicht durch einen Beschluß des jüdischen Volks gekommen, sondern die Römer – bis zum Parthereinfall die faktischen Fremdherrscher – hatten ihn zum König erklärt. Dieser Weg zur Herrschaft machte es für Herodes unmöglich, in Nachfolge der Makkabäer als Verteidiger der jüdischen Religion gegen Fremdherrschaft aufzutreten. Versöhnungspolitik mit den Hasmonäern. Mangels einer innerjüdischen Legitimierungsalternative zu diesem Zeitpunkt entschloß sich Herodes, eine schon länger geplante Verschwägerung mit den Hasmonäern in einen politischen Bund umzumünzen.43 Mit Mariamne, der Enkelin des Hyrkanos (s. Stemma Abb. 2), war Herodes bereits seit 42 v.Chr. verlobt gewesen. Als er sie 37 v.Chr. in Samaria heiratete, belagerte er zusammen mit den Römern Mariamnes Onkel Antigonos in Jerusalem. Herodes muß sich bewußt gewesen sein, daß die Verbindung mit Mariamne nun unter anderen Vorzeichen als damals bei der Verlobung stand. Er muß dennoch gehofft haben, durch die Heirat (und die daraus hervorgehenden Kinder als Nachfolger) die hasmonäische Dynastie und ihre Anhänger in das neue Machtgefüge einbinden zu können. Zudem wollte er am hasmonäischen Charisma partizipieren, um seiner Herrschaft mehr Legitimität zu ver42

Zum Parthereinfall (Winter 41/40 v.Chr.) und Machtwechsel in Judäa BUCHHEIM 1960, 65 f. BAUMANN 1983, 139–143. Zur Übertragung der Macht – vor allem auf Antonius’ Wunsch – an Herodes (ein Senatsbeschluß, Ios. bell. Iud. 1, 284 f. ant. Iud. 14, 384 f.) BAUMANN 1983, 146–148. 43 Josephus stellt es in den antiquitates so dar, als ob Herodes von Anfang an geplant habe, die Hasmonäer zu vernichten und sich nur zum Schein um ein Einvernehmen bemüht habe (ant. Iud. 15, 20–22. 48–50. 53–55. 60 f. 161–178. 214 f.). BAUMANN 1983, 168–183 mahnt hier mit Recht zur Vorsicht.

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Abb. 2. Die Heiratsverbindungen zwischen Herodes’ Familie und den Hasmonäern; die mit Hyrkanos rivalisierende Linie des Aristoboulos/Antigonos war in den frühen 40er Jahren eine Verbindung mit dem ituräischen Herrscherhaus eingegangen.

leihen.44 Die Verbindung muß auch den Interessen der Familie Mariamnes entsprochen haben, da man ihr zustimmte. Offenbar sah man in der Heirat eine Chance, an der politischen Macht weiter zu partizipieren oder sogar ganz zu ihr zurückzukehren. Nach der Einnahme Jerusalems im Sommer 37 v.Chr. fand noch eine zweite Verbindung zwischen Herodes’ Familie und den Hasmonäern statt. Herodes’ Bruder Pheroras heiratete Mariamnes Schwester. Wahrscheinlich wurde die Ehe schon bald nach Hyrkanos’ Rückkehr nach Jerusalem (36 v.Chr.) geschlossen; sie war jedenfalls sicher bis 30 v.Chr. geschlossen worden.45 44

Ios. ant. Iud. 20, 248. Das Motiv der Legitimierung betont auch SCHÄFER 1995, 86. Die Eheschließung wird nur in einem summarischen Bericht über Pheroras erwähnt (Ios. bell. Iud. 1, 484). In der Forschung wurde dem Zeitpunkt der Vermählung kaum Beachtung geschenkt. Nur KOKKINOS 1998, 164. 166 setzte sich jüngst mit der Datierung auseinander, meinte aber den Zeitpunkt der Eheschließung nur auf die Jahre zwischen 45

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Auch den Hohenpriester stellten die Hasmonäer bald wieder. Herodes hatte zwar zunächst einen babylonischen Juden, Hananel, zum Hohenpriester – ein Amt auf Lebenszeit – bestimmt, einen langjährigen Anhänger und Freund.46 Aus genealogischer Sicht war Hananel aufgrund seiner in vorexilische Zeit zurückreichenden zadokidischen Abstammung unstrittig und toragetreu legitimiert (und höherrangig als die auf Usurpation zurückgehende hasmonäisch-priesterliche Abstammung). Herodes agierte hier im Interesse von Priestern zadokidischer Genealogie sowie in Übereinstimmung mit pharisäischer Schriftauslegung und griff damit auch auf alte Gegner der Hasmonäer zurück. Im Rahmen der aktuellen Machtkonstellation war dieser Schachzug offenbar jedoch nicht realisierbar. Zum einen fühlte sich die zadokidische Priesterschaft in Jerusalem übergangen; zudem hatte der „Außenseiter“ Hananel in diesen Kreisen kein Ansehen und Gewicht.47 Zum andern verletzte der Akt Interessen und Selbstverständnis der hasmonäischen Familie zu tief, da man sich als die qua (jüngerer) Tradition und (neuem) Leistungsethos („Kampf für die Tora“) einzig für das Hohepriesteramt legitimierte Familie ansah.48 Herodes war aufgrund der mächtigen hasmonäischen Anhängerschaft, die in den drei Jahren seiner Abwesenheit aus Jerusalem und unter Antigonos’ Herrschaft nicht kleiner geworden war, zu schwach, um sich nur gestützt auf die Zustimmung zadokidischer Priesterfamilien und pharisäischer Schriftgelehrter an der Macht zu halten. Auf massives Drängen der Mariamne und Alexandras, Aristoboulos’ Mutter (die in dieser Sache sogar bei Kleopatra und Antonius intervenierte),49 setzte Herodes Hananel bald wieder ab (was gegen das Herkommen verstieß) und ernannte wohl noch im Oktober 37 v.Chr. den knapp 17jährigen Aristoboulos zum Hohenpriester.50 Ein letztes Element der herodischen „Versöhnungspolitik“ galt Hyrkanos, der seit 40 v.Chr. als Gefangener der Parther in Babylon bei der jüdischen Gemeinde lebte (die ihn in hohen Ehren hielt). Herodes war an 37/36–27/26 v.Chr. eingrenzen zu können. Da Josephus aber sagt, daß Herodes seinen Bruder mit der Schwester „seiner eigenen Frau“ Mariamne verheiratet habe, dürfte Mariamne zu diesem Zeitpunkt noch gelebt haben. Insofern kann die Eheschließung grundsätzlich in einen Zeitraum 36 v.Chr. (Rückkehr des Hyrkanos nach Jerusalem) bis 29/28 v.Chr. (Hinrichtung der Mariamne) datiert werden. Die oben angeführten politischen Gründe sprechen für das Jahr 36 v.Chr. Dieses Datum ist auch mit der Nachricht Ios. ant. Iud. 16, 228 vereinbar, daß Pheroras’ ältester Sohn aus dieser Ehe ca. 14 v.Chr. als meira,kion, also in einem Alter zwischen ca. 14 und 20 Jahren, verheiratet wurde. 46 Ios. ant. Iud. 15, 39 f. 47 Ios. ant. Iud. 15, 22. 48 Ios. ant. Iud. 15, 23 f. 35 f. 49 Ios. ant. Iud. 15, 24 f. 50 Zum Zeitpunkt BUCHHEIM 1960, 71 f. BAUMANN 1983, 178 Anm. 199. SCHÄFER 1995, 92 (gegen z.B. SCHÜRER u.a. I [1973], 297, die die Einsetzung Aristoboulos’ erst auf Anfang des Jahres 35/34 v.Chr. datieren).

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Hyrkanos’ Rückkehr – die dieser selbst wünschte –51 sehr gelegen, weil dies einen stabilisierenden Effekt mit sich bringen würde.52 So kehrte der letzte hasmonäische Herrscher mit parthischem Einverständnis nach Jerusalem und an Herodes’ Hof zurück.53 All diese versöhnlichen Maßnahmen dürften der herodischen Herrschaft nach der Eroberung Jerusalems Akzeptanz unter den alten hasmonäischen Anhängerschaften im Volk verschafft haben. Die folgenden Jahre zeigten jedoch, daß die Rechnung mit den Hasmonäern nicht aufging, ja gar nicht aufgehen konnte. Der Widerspruch zwischen Herodes’ Interesse, an der Macht zu bleiben, und dem hasmonäischen Interesse, zur Macht zurückzukehren, war nicht auflösbar. Die Einzelheiten der Familienintrigen können hier übergangen werden.54 Mindestens genauso gefährlich war eine ideologische Polemik, die die Hasmonäer gegen Herodes begannen und diesem jegliche Legitimität zur Herrschaft bestritt. Elemente dieser Kritik finden sich im übrigen bis heute im Herodesbild der Forschung. Die hasmonäische Verzeichnung des Herodes als illegitimen Fremdherrscher über die Juden. Die Hasmonäer spielten ihre ideologische Rolle als Vorkämpfer und Verteidiger der Tora neu aus. Man benutzte Herodes’ idumäische Abstammung dazu, sein Judentum abzuwerten – bis hin zu dem Vorwurf, Herodes sei ein h`miioudai,oj.55 Die Forschung hat den 51

Ios. ant. Iud. 15, 11–18. Ios. ant. Iud. 15, 20, wobei Herodes – es folgt ein typisch herodesfeindlicher Einschub in den antiquitates – den Hyrkanos vor allem deshalb in seiner Nähe hätte haben wollen, um ihn zu kontrollieren und letztlich aus dem Weg zu räumen: tou/to ga.r e;praxen evn u`ste,rw|. 53 Ios. bell. Iud. 1, 433 f. ant. Iud. 15, 18–21. Herodes nannte Hyrkanos öffentlich „Vater“ und betonte auch auf diese Weise seine Verbundenheit mit der hasmonäischen Familie und ihrer Herrschaftstradition, die nun auf ihn übergegangen war. 54 Erstes Opfer war der Hohepriester Aristoboulos, der wohl noch Ende des Jahres 36 v.Chr. bei einem evtl. als Badeunfall getarnten Mord ums Leben kam. Vgl. zum Zeitpunkt OTTO 1913a, 38 f. KOKKINOS 1998, 212 belebt mit dem Todeszeitpunkt Ende 35 v.Chr. eine alte irrige Annahme, die bereits von Otto ausgeräumt wurde (das Treffen zwischen Antonius und Herodes, bei dem dieser zu dem Tod des Hohenpriesters Stellung nehmen mußte, fand schon Anfang 35 statt). Der Hintergrund einer Mordtat läßt sich mit den Nachrichten bei Josephus nicht aufklären; vielleicht gab es einen neue Allianz zwischen Alexandra und den Pharisäern (und damit eine Wiederbelebung des Modells unter Salome Alexandra), die Herodes fürchtete. 55 Eine Qualifizierung des Antigonos, benützt als Argument während seiner Belagerung durch Herodes und den Römer Silo. Antigonos warf den Römern vor, es entspräche nicht römischer Rechtspraxis (dikaiosu,nh), die Königsherrschaft dem Herodes, ivdiw,th| te o;nti kai. VIdoumai,w|( toute,stin h`miioudai,w| zu geben (ant. Iud. 14, 403). Das Argument hat nichts mit Herodes’ Mutter (einer Nabatäerin?) zu tun, denn es definiert VIdoumai,oj als h`miioudai,oj, d.h. die Abstammung der Mutter wird nicht ins Spiel gebracht. Im Judentum galt bis ca. Mitte des 2. Jh. n.Chr. das patrilineare Prinzip. Erst danach – als Konsequenz 52

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h`miioudai,oj-Vorwurf oft übernommen und teilweise mit falschen Argumenten noch zu verstärken gesucht, bis hin zur Negation von Herodes’ Judentum auf der Basis zum Teil seltsamer, ahistorischer Vorstellungen, wer Jude sei und wer nicht.56 Ordnet man den h`miioudai,oj-Vorwurf historisch ein, ergibt sich, daß die hasmonäische Attacke einerseits auf den Rang von Herodes’ Judentum und andererseits auf den Grad an Verinnerlichung seines Judentums zielte. Die Idumäer waren unter Hyrkanos um 111 v.Chr. erobert und, soweit sie ihr Land nicht verlassen wollten, in die politische und religiöse Gemeinschaft der Juden inkorporiert worden.57 Als Nachfahre der dritten Generation edomitischer Proselyten war Herodes gemäß Deuteronomium ein Jude, dessen Judentum nicht mehr angezweifelt werden durfte (5 Mose 23,8 f.) – insofern erfolgte die hasmonäische Judaisierung Edoms/Idumäas sogar in Übereinstimmung mit einer alten Schrifttradition (was man für die Judaisierung in der Peraia, d.h. den transjordanischen Gebieten im Übergang zum alten Moab und Ammon, die nach 5 Mose 23,4–7 niemals zum Volk Israels gehören können, nicht behaupten kann). Durch die massenhaften Konversionen unter den Hasmonäern war es aber zu einer Restratifizierung des Judentums gekommen, bei der die neu zum Volke Israel Hinzugekommenen offenbar ganz unten rangierten, insbesondere dann, wenn sie nur nach/wegen der Eroberung konvertiert waren.58 Diese mander römischen Gesetzgebung zu Kastration und Beschneidung sowie nach dem Verlust so vieler jüdischer Männer nach dem Bar Kochba-Aufstand – erreichten die Juden eine Kombination römischer Privilegierung, insofern jüdische Eltern ihre Söhne beschneiden durften und nun über die Abstammung der Mutter die Zugehörigkeit zum Judentum weitergegeben wurde, d.h.: daß die Kinder einer jüdischen Mutter und eines nichtjüdischen Vaters nach jüdischem Recht ehefähig wurden (was sie vorher nicht waren), siehe COHEN 1985. HADAS-LEBEL 1993. COHEN 1999, 263–307. SMITH 2001a, 246 f. MODRZEJEWSKI 2003, bes. 110. 127–129. 133. 56 Vgl. OTTO 1913a, 120. JONES 1967, 80. HOEHNER 1972, 5 f. Anm. 2. SCHÜRER u.a. I (1973), 311. MERKEL/KOROL 1988, 818. 825. Aus dem einflußreichen Standardwerk von SMALLWOOD 1976, deren Herodeskapitel unter der vielsagenden Überschrift „The Idumean client king“ steht, seien folgende Beispiele zitiert: 55 f. („semi-foreigner“, „superficiality of his Judaism“). 74 („a king of superficial Judaism“). 76 („lip-service to Judaism“, so auch 82). 82 („a Jew neither by race nor by religious conviction“). 95 („a careful, even if superficial, observance of the Law“). 103 („if the Jews hated him, it was primarily for his Hellenism and his attitude towards Judaism“). PRAUSE 1977, 33. Eine Spezialthese zur „Oberflächlichkeit“ von Herodes’ Judentum (bzw. der ganzen Dynastie) hat KOKKINOS 1998, 126. 138 f. 342–362. Die Herodier seien hellenisierte Phönizier (aus Askalon) gewesen. Nach ihrer Zwangskonversion hätten sie jüdische Werthaltungen nie verinnerlicht, sondern seien ihrer Herkunftskultur immer treu geblieben (zur Kritik von Kokkinos’ Herkunftsthese KUSHNIR-STEIN 1999, 197 f.). 57 Ios. ant. Iud. 13, 257 f. 15, 254. 58 Der abwertende Aspekt der Eroberung Ios. ant. Iud. 14, 491. Ein Reflex des historisierten Schichtungsmodells bell. Iud. 2, 43. ant. Iud. 14, 74. – Zur Auflösung der Bedeu-

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gelnde Ehrwürdigkeit seines Judentums (in Idumäa selbst gehörten Herodes’ Vorfahren zur Elite!) zusammen mit der fehlenden Abstammung aus der alten (postexilischen) oder neuen (hasmonäischen) Elite zimmerten hasmonäische Gegner zu dem Vorwurf zusammen, Herodes gehöre zum Judentum noch nicht so recht dazu, abgesehen davon, daß ihm somit auch die genealogischen Voraussetzungen zum Königsamt fehlten (Herodes als ivdiw,thj, seine dusge,neia).59 ~Hmiioudai,oj meinte zudem offenbar auch „halbherziger Jude“. Herodes wurde somit unterstellt, daß er als so „junger“ Jude die Tora noch nicht so recht angenommen habe und deshalb auch keinen Eifer für das Gesetz entwickeln würde – im Gegensatz zu den Hasmonäern. Die Tatsache, daß die Idumäer (wie auch die Galiläer) im politischen wie religiösen Sinn Teil des jüdischen Volks geworden sind, hat sich in der geschichtlichen Erinnerung noch lange bewahrt: bei den Idumäern, bei den „Alt-Juden“ und auch bei griechischen und römischen Autoren.60 Der Umtung hemiioudaios im Sinn vor ‚nur idumäischer Jude‘ KASHER 1988, 76 f. 126 ff. COHEN 1999, 18. Vgl. SMITH 2001a, 232. 237 (allerdings eingebettet in problematische Annahmen zu einer speziellen Form des idumäischen Judentums). Solche Vorstellungen prägten auch lange das Bild des galiläischen Judentums (auch mit einer Vielzahl von Konvertiten seit den hasmonäischen Eroberungen), das jetzt GOODMAN 2001a überzeugend zurückgewiesen hat. Vgl. zum hemiioudaios-Vorwurf jetzt auch VOGEL 2002, 216– 218 (allerdings zu unscharf). 59 Zu Herodes’ geringer Abkunft vgl. noch Ios. bell Iud. 1, 313. ant. Iud. 14, 78. 489. 491; als Idumäer König evn avllotri,oij (bell. Iud. 1, 521). Herodes’ Mutter und Schwester werden wegen ihrer dusge,neia geschmäht (Ios. ant. Iud. 15, 81. 220; bell. Iud. 1, 477 von Glaphyra, der Frau Alexanders und Tochter des Königs Archelaos von Kappadokien). Dagegen betonen die Herodessöhne Alexander und Aristoboulos ihre euvge,neia, weil ihre Mutter Mariamne eine Hasmonäerin sowie eine Hyrkanos- und Aristoboulusenkelin gewesen sei (bell. Iud. 1, 458. 468. ant. Iud. 15, 73. 16, 192; euvge,neia der Mutter bell. Iud. 1, 435. 449. ant. Iud. 15, 73. 210. 236). Diese Argumentation widerlegt, daß man unter Herodes’ hemiioudaios-Status den Status eines Halbjuden verstehen sollte. Abgesehen von dem rechtlichen Problem (was kann und darf ein „Halbjude“ in Judäa/Jerusalem in religiöser Hinsicht? welchen politisch-rechtlichen Status hat er in Judäa?) hätte Herodes als Nicht-Jude/„Halbjude“ mit Mariamne keine Söhne zeugen können, die als Juden eugeneia und die hasmonäische Königsnachfolge hätten beanspruchen können. 60 Vgl. Strab. 16, 2.34 (= GLAJJ I Nr. 115), der die Idumäer als einen abgespaltenen Teil der Nabatäer ansieht, der sich den Juden angeschlossen habe. Ein gewisser Ptolemaios (Ende des 1./Anfang des 2. Jh. n.Chr.) hat in seiner Herodesvita zwischen „Juden“ und „Idumäern“ so unterschieden, daß erstere Juden der Abstammung nach seien (evx avrch/j fusikoi,), während Idumäer Phönizier und Syrer gewesen wären, „die Juden genannt wurden, nachdem sie von diesen erobert und gezwungen worden waren, sich beschneiden zu lassen, zu deren Volk zu gehören und dieselben Gesetze zu halten“ (GLAJJ I Nr. 146; vgl. SCHÜRER u.a. I [1973], 27). – Wir wissen wenig über Widerstände, die sich mit der Judaisierung verbanden. Die Geschichte Kostobars (Ios. ant. Iud 15, 253– 258) zeigt, daß auch nach ca. 75 Jahren nicht alle Idumäer ein kultische Exklusivität verlangendes Judentum als selbstverständlichen Teil ihrer kulturell-religiösen Identität

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stand hat aber keine Bedeutung für die Frage, ob Herodes wegen seiner idumäischen Vorfahren kein „echter“ Jude gewesen sei. Die moderne Forschung tendiert immer mehr dazu, diverse Auffassungen des antiken, vorrabbinischen Judentums zu identifizieren (vgl. engl. „Judaisms“) und diese dabei nicht mehr vorwiegend ethnisch-lokal zu ordnen (d.h. kein DiasporaJudentum von einem alexandrinischen, idumäischen, Jerusalemer/judäischen, galiläischen oder babylonischen Judentum zu unterscheiden). Vielmehr müsse man nach der soziologischen Stratifizierung der jüdischen Gesellschaften, nach den Toraschulen und den Tora-Auslegungen einzelner charismatischer Figuren differenzieren.61 Die individuelle Praxis des vorrabbinischen Judentums war situativ, insbesondere von der Zugehörigkeit zu Gruppen und ihrem Verhalten geprägt und somit eher von sozialer Kontrolle als von normativer Verinnerlichung bestimmt. Erst in der unmittelbaren Vorgeschichte des Jüdischen Aufstands und während seines Verlaufs ergaben sich hier andere, Komplexität reduzierende Trennlinien, die die starke Fragmentierung des judäisch-palästinischen Judentums im 1. Jh. v. und n.Chr. verringerten (s. Kap. V 3). Dies führt zur Frage nach Herodes’ Grad an Toraobservanz. Die in der Forschung immer wieder vorgebrachten Aussagen zur „Oberflächlichkeit“ von Herodes’ Judentum (s. Anm. 56) orientieren sich an ahistorischen Vorstellungen zu Normhaftigkeit und Geschlossenheit des antiken Judentums. Herodes ist nach allem, was wir von seinem Verhalten in situativ jüdischem Kontext wissen, im Rahmen der postexilischen Tora geblieben (nicht der Torafrömmigkeit). Wir kennen keine (öffentlichen) Verstöße des Herodes gegen das (Menschen-)Bilderverbot und das Verbot der Idolatrie. ansahen (zur Begrenztheit der Initiative Kostobars FREYNE 2002, 49). 4 v.Chr. gab es einen Aufstand in Idumäa (s.u. III 1), der vielleicht die Autonomie des Gebietes unter römischer Verwaltung zum Ziel hatte. Zu Beginn des 1. Jüdischen Aufstands hatte sich das Zugehörigkeitsgefühl idumäischer Juden offenbar verändert. Von den Zeloten aufgefordert, den Tempel gegen die Römer und die mit ihnen paktierenden Jerusalemer Juden zu verteidigen, entsandten sie ein starkes Heer, um to.n oi=kon tou/ qeou/ zu beschützen und für das „gemeinsame Vaterland“ zu kämpfen (Ios. bell. Iud. 4, 281). Ios. bell. Iud. 4, 272 betrachten sich die Idumäer als ein Volk (e;qnoj) mit den Juden (274 syngeneis, 278 syngenestatoi, 275 oikeioi in Absetzung von allophyloi) und sehen in Jerusalem ihr gemeinsames kulturelles Zentrum (h` koinh. po,lij; 274: mhtro,polij); bell. Iud. 4, 244. 263. 265. 348 werden die Idumäer von jüdischer Seite (Parteiung des Hohenpriesters Ananos, der gegen die Zeloten im Tempelbezirk kämpft) als syngeneis bzw. Teil des demos bezeichnet. Vgl. RONEN 1988, 224–239, der zum Schluß kommt: „The Idumaeans in the first century CE were for all purposes Jews faithful to Jerusalem and the Temple, intensely involved in the moment of revolt against Rome“ (238). Zu den regionalen Besonderheiten Idumäas und der Idumäer sowie ihren Beziehungen zu Judentum, Jerusalem und den jeweiligen Eliten in herodisch-römischer Zeit jetzt FREYNE 2002, 46. 49 f. 52 f. 54 f. (mit dem Fazit 55: „Regionalism need not rule out nationalism“). 61 Vgl. COHEN 1999. SCHWARTZ 2000. GOODMAN 2001a.

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Gemäß der Patrilinearität des damaligen Judentums lehnte er Heiraten weiblicher Familienangehöriger (seiner Schwester, seiner Töchter) mit Nicht-Juden ab, wenn die Männer nicht konvertierten (d.h. v.a. sich beschneiden ließen). Die Mikwaot in seinen Palastanlagen sowie koschere Garumlieferungen aus Italien (persönlich an ihn) zeigen, daß er wesentliche Reinheitsvorstellungen auch bei Hof beachtete.62 Deviantes Verhalten sollte bei Herodes deshalb nicht von einem (undefinierbaren) idumäischen oder sonstwie oberflächlichen Judentum abgeleitet werden, sondern auf den situativen Kontext, in dem es sich abspielte, bezogen werden. d) Die neue Legitimierungsstrategie nach Actium: Bruch mit den Hasmonäern und Generalisierung euergetischen Handelns Am 2. September 31 v.Chr. verlor Antonius die Schlacht bei Actium gegen C. Caesar. Der Kampf um die Macht in Rom und die Einheit des römischen Reichs war damit entschieden, auch wenn Antonius und Kleopatra sich nach Ägypten gerettet hatten. Herodes’ politische Situation hatte sich durch Actium dramatisch verändert. Er wußte nicht, wie sich der junge Caesar gegenüber Antonius’ Anhängern verhalten würde. Herodes hatte sich zwar an dem Aufgebot bei Actium nicht beteiligt, weil er in dieser Zeit einen längeren, wechselvollen Feldzug gegen die Nabatäer führte.63 62

Zur Tatsache von Herodes’ Judentum COHEN 1999, 13–23; er betont nur, daß Herodes ein „schlechter“ Jude angesichts vielfacher Toraverstöße gewesen sei. Genauso klar über Herodes’ Status als Jude RICHARDSON 1996, XIII. LICHTENBERGER 1999, 7. RICHARDSON 2004, 8. Über die „Qualität“ von Herodes’ Judentum RICHARDSON 1996, XIII: „In some respects he was Torah-observant, but not consistently and not, I suspect, outside Judea. He was a Jew who was convinced about Judaism but far from scrupulous“. Vgl. a. ebd. 62. RICHARDSON 2004, 225. 227 f. 235–239. – Tauchbäder gab es in den herodischen Palastanlagen von Masada, Jericho, Hyrkania, Kypros (LICHTENBERGER 1999, 23. 53. 59. 63. 72) und Caesarea (J.H. Williams in GLEASON u.a. 1998, 44 f. HOLUM 2004a, 39 [Plan]. 41). Zum koscheren garum COTTON u.a. 1996, 236–238. 63 Ios. bell. Iud. 1, 364–385. ant. Iud. 15, 107. 110–160. Zum politischen Hintergrund und einer Involvierung Kleopatras (läßt ausstehende Pacht des Malichos durch Herodes eintreiben; will letztlich den nabatäischen und judäischen König gegeneinander ausspielen, um eigenen Einfluß in der Region zu vergrößern) OTTO 1913a, 45–47. SCHÜRER u.a. I (1973), 300 f. BAUMANN 1983, 185–187. – GÜNTHER 2005, 124–128 weist die Involvierung Kleopatras gänzlich zurück (nachträgliche literarische Fiktion) und sieht in dem Konflikt einen von Antonius gedeckten Präventivkrieg des Herodes gegen autonom operierende nabatäische Stämme, die mit ihren Raub- und Feldzügen gegen den nabatäischen König Malichos agierten wie auch Syrien und Judäa destabilisieren wollten. – Die Einzelheiten des Josephus-Berichts werden durch diese Interpretation nicht klarer, im Gegenteil. Einzelnen nabatäischen Stämmen wird man wohl kaum eine solch groß angelegte Strategie zurechnen können. Völlig unklar bleibt in Günthers Rekonstruktion das Operieren des ptolemäischen Strategen Athenion. Malichos’ Rolle in dieser Phase ist letztlich dubios (s. auch seine Involvierung in die hasmonäische Intrige gegen Herodes

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Dennoch hatte er all die Jahre Antonius bei seinen Unternehmungen im Osten unterstützt. Dieser hatte dafür Herodes in seiner Herrschaft belassen, auch gegen Kleopatras Ambitionen, Judäa ihrem Reich im Sinne einer ptolemäischen Restitution einzuverleiben. Wie würde der junge Caesar einen politischen Weggefährten des Antonius und amicus rex über ein strategisch so wichtiges Territorium wie Judäa behandeln? Alles schien möglich, von einer Bestätigung der Herrschaft bis zu einer Hinrichtung wegen Hochverrats.64 Die Hasmonäer hofften auf letzteres und darauf, daß Caesar nun die alte Dynastie wieder in ihre angestammte Herrschaft einsetzen würde. Der dazu prädestinierte Kandidat war Hyrkanos.65 In diesem angespannten Klima riskierte Herodes den Bruch mit der hasmonäischen Dynastie, um die eigene Macht zu erhalten.66 Er ließ Hyrkanos im Frühjahr 30 v.Chr. aufgrund wohl fingierter Beweise hinrichten, wonach dieser sich mit dem Araberkönig Malichos gegen Herodes verschworen hätte (Anklage auf evpiboulh, bzw. prodosi,a).67 Auf Rhodos, im Frühjahr 30 v.Chr. trat Herodes dann dem Sieger von Actium gegenüber, um dessen Spruch über sein weiteres Schicksal entgegenzunehmen. Wider alle Erwartungen wurde er in seiner Herrschaft bestätigt. Offenbar in eindrucksvoller diplomatischer Geste und von politischer Intelligenz geleitet, unterwarf sich Herodes öffentlich und versicherte C. Caesar seiner vollen Loyalität. Zum Beweis für seine Treue, wem auch immer er sie verspräche, führte er sein Verhältnis zu Antonius an, den er bis (fast)68 zum Schluß unterstützt habe.69 Der junge Caesar war zumindest bereit, die Probe aufs Exempel zu machen. Mit der Wiederverleihung der Herrschaft über Judäa wurde C. Caesar zu Herodes’ „Retter“ und „Wohltäter“, der mit entsprechenden Dankestaten rechnen konnte. Josephus’ Terminologie für die neu entstandene Bezie31/30 v.Chr.), und Kleopatra hatte keinen Grund, nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Restitution alten ptolemäischen Besitzes in der Levante zu fordern. 64 Ios. bell. Iud. 1, 386. ant. Iud. 15, 161 f. – In der Forschung werden Herodes’ Befürchtungen als realistisch eingeschätzt, vgl. z.B. SCHÜRER u.a. I (1973), 301. BAUMANN 1983, 192 f. – OTTO 1913a, 47 entdramatisiert Herodes’ Lage etwas zu stark ex eventu. Man kann nicht darauf verweisen, daß Octavian noch andere Klientelkönige, die Antonius unterstützt hatten (Archelaos v. Kappadokien und Polemon v. Pontos) nach Actium an der Macht belassen hat. Niemand konnte wissen, wie sich der junge Caesar verhalten würde, und schon gar nicht gegenüber einem König, der über das Aufmarschgebiet für die Feindesmacht Ägypten gebot. 65 Ios. bell. Iud. 1, 434. ant. Iud. 15, 163 f. 167. 66 OTTO 1913a, 49 f. SCHÜRER u.a. I (1973), 301. BAUMANN 1983, 193. SCHÄFER 1995, 94. KOKKINOS 1998, 212 f. 67 Ios. bell. Iud. 1, 433 f. ant. Iud. 15, 163–178. 68 OTTO 1913a, 47. 69 In Wirklichkeit war Herodes gleich nach Actium von Antonius abgefallen, Ios. bell. Iud. 1, 387–393. ant. Iud. 15, 187–195.

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hung70 bringt klar zum Ausdruck, in welchen Formen sich das politische Verhältnis zwischen Herodes und dem Sieger von Actium vollziehen würde und gesehen werden sollte. Der gerettete König war in der Dankesschuld seines mächtigen Wohltäters und würde sich erkenntlich zeigen. Im jüdischen Herrschaftsstil war dies ein völliges Novum. Die Hasmonäer hatten ihre Unabhängigkeit von politischen Mächten betrieben, um Autonomie für sich, die Tora und das jüdische Volk zu erreichen. Der politische Vertrag (v.a. mit Rom) war im wesentlichen die einzige Form ihrer reziproken Beziehung zu anderen Mächten gewesen (wobei es auch mit Rom bis 63 v.Chr. zu keinem Austausch von Leistungen gekommen war). Herodes ging nun einen anderen Weg. Er beschönigte die Abhängigkeit von Rom nicht, wendete sie aber im Sinne der Euergesie ins Positive. Das Handlungsfeld der Euergesie dehnte Herodes ab 30 v.Chr. auch auf alle Angehörigen seines Reichs aus. Dadurch stiftete er eine spezielle, neuartige Beziehung zwischen einem jüdischen Herrscher und den ihm untergebenen Juden und Nicht-Juden. Abgesehen von der positiven Beziehung zu den Paganen, die die Hasmonäer nicht besessen hatten, wurde Herodes ein einzigartiger Wohltäter für sein Volk und seinen Gott (s. Kap. II 3). Diese Form der Beziehung zwischen sich und einem ihrer Herrscher kannten die Juden nicht. Die Tora schrieb dem König keine Euergesie vor. Die Hasmonäer hatten sich Kampf und Eifer für die Tora aufs Panier geschrieben. Sie hatten auch die Forderung des „Königsgesetzes“ beherzigt, ihre Herrschaft dauerhaft zu machen. Das Surplus aber, das von den Aufwendungen für den Machterhalt (v.a. den Unterhalt einer Armee und der Garnisonen) übrigblieb, floß in den herrscherlichen Luxus. Beim ägyptischen Feldzug C. Caesars (Sommer 30 v.Chr.) bewährte sich Herodes bei der Versorgung des römischen Heers und der finanziellen Unterstützung des Unternehmens.71 Als er dann, wohl im September, nach Alexandreia kam, um zur Eroberung Ägyptens zu gratulieren,72 erhielt er als Gegenleistung beträchtliche Gebietsgewinne, die sein Reich finanziell und strategisch stärkten. C. Caesar restituierte die Gebiete bei Jericho und am Toten Meer, wodurch die höchst einträgliche Dattel- und Balsamproduktion dort wieder in Herodes’ Besitz kam (seit 34 v.Chr. hatte Herodes diese von Kleopatra gegen eine hohe Summe nur gepachtet). Judäa kam wieder in den Besitz fast der ganzen Mittelmeerküste zwischen Stratonos 70

C. Caesar als th/j swthri,aj evlpi,j (Ios. bell. Iud. 1, 390) bzw. als Herodes’ zukünftiger euverge,thj, ant. Iud. 15, 193); die Wiederverleihung der Königsherrschaft als dwre,a bzw. do,sij (bell. Iud. 1, 393 bzw. ant. Iud. 15, 196). C. Caesar verspricht, Antonius’ Rolle als Wohltäter zu übernehmen, dafür sichert Herodes Caesar dieselbe Loyalität und Freundschaft zu, wie er sie Antonius entgegengebracht habe (bell. Iud. 1, 390. 392. ant. Iud. 15, 193). 71 Ios. bell. Iud. 1, 394 f. ant. Iud. 15, 198–201. 72 Ios. ant. Iud. 15, 215.

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Pyrgos und Gaza (mit Ausnahme der Stadt Askalon). Selbst die ehedem hasmonäischen Dekapoleis Hippos und Gadara kamen wieder unter jüdische Oberhoheit.73 Schließlich erhielt Herodes auch die Stadt Samaria, die seit 63 v.Chr. nicht mehr zu Judäa gehört hatte. Herodes kehrte aus Alexandreia gegen Ende des Jahres 30 v.Chr. nach Jerusalem zurück. Aus der Krise nach Actium war er in ungeahntem Ausmaß gestärkt hervorgegangen: die Herrschaft war durch den neuen römischen Alleinherrscher bestätigt, das Territorium beträchtlich vergrößert und um bedeutende Einnahmequellen bereichert worden.74 Die Ende 29 v.Chr. einsetzende familiäre Katastrophe, bei der er innerhalb eines Jahres seine Frau Mariamne – inzwischen Mutter von fünf Kindern –75 und Mariamnes Mutter Alexandra hinrichten ließ, muß vor dem Hintergrund der neuen Stärke gesehen werden, die Herodes offenbar empfand und die ihn vor einem totalen Bruch mit den Hasmonäern nicht mehr zurückschrecken ließ. Auch die Zerschlagung der Verschwörung des Kostobar und der „Söhne des Baba“, letztere hasmonäischer Abstammung und Anhänger des Antigonos, gehört in diesen Zusammenhang.76 Für Josephus nimmt Herodes’ Herrschaft nach dem Ende der BabaSöhne eine neue Qualität der Stärke an, weil es keine (männlichen)77 Überlebenden aus Hyrkanos’ Familie mehr gegeben habe (ant. Iud. 15, 266). Von nun an habe Herodes ungehindert „Gesetzwidriges“ ins Werk setzen können: mhdeno.j o;ntoj evpV avxiw,matoj evmpodw.n i[stasqai toi/j paranoume,noij. Bei einer immer stärker werdenden Abweichung von den väterlichen Sitten habe er durch fremde Einrichtungen (xenikoi/j evpithdeu,masin) die seit langem bestehende und als unverletzlich geltende Lebensweise untergraben (§ 267). Dies sei der Grund, warum die Juden in späterer Zeit nicht 73 Ios. bell. Iud. 1, 396. ant. Iud. 15, 217. Beide Städte waren von Alexander Iannaios erobert worden. Pompeius hatte sie 63 v.Chr. abgetrennt, s. SCHÜRER u.a. II (1979), 131. 133 f. 74 C. Caesar verließ Ägypten im Spätherbst und zog über Syrien in die Provinz Asia, wo er den Winter 30/29 v.Chr. verbrachte (Cass. Dio 51, 18.1). Herodes begleitete ihn noch „auf seinem Weg nach Antiocheia“ und kehrte dann nach Jerusalem zurück (Ios. ant. Iud. 15, 218). 75 Alexander, geboren um 36/35 v.Chr.; Aristoboulos (35/34 v.Chr.); Salampsio (33 v.Chr.); [ein namentlich unbekannter Sohn] (31 v.Chr.); Kypros (29 v.Chr.). Vgl. KOKKINOS 1998, 213 f. 76 Ios. ant. Iud. 15, 252–266. Die Verschwörung reichte in Herodes’ Familie hinein. Der Anführer, der Idumäer Kostobar, war seit ca. 34/33 v.Chr. mit Herodes’ Schwester Salome verheiratet. Nachdem sie seine Beteiligung an der Verschwörung entdeckt hatte, schickte sie ihm den Scheidebrief (was im Judentum eigentlich nur dem Mann möglich ist, vgl. Schürer u.a. II [1979], 485 f.) und informierte Herodes über die Verschwörung (ant. Iud. 15, 259). 77 Mariamnes Schwester war noch am Leben; sie war mit Herodes’ Bruder verheiratet.

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geringes Leid hätten erdulden müssen. Denn wegen der Neuerungen sei alles, was vorher das Gros des Volkes zur Ehrerbietung gegen Gott angehalten habe, vernachlässigt worden: evx w-n ouv mikra. kai. pro.j to.n au=qij cro,non hvdikh,qhmen( avmelhqe,ntwn o[sa pro,teron evpi. th.n euvse,beian h=ge tou.j o;clouj (ant. Iud. 15, 267). Dies zeitigte, so Josephus, wiederholt schwere Strafen Jahwes, bis hin zur Niederlage gegen Rom einschließlich der Zerstörung des Tempels. Josephus hält in dem reflektierenden Einschub ant. Iud. 15, 266 f. Rückschau als Prophet nach der geweissagten Katastrophe.78 Gemäß seiner Chronistenpflicht beginnt er dann im folgenden Abschnitt ant. Iud. 15, 268–298 mit der Schilderung des Niedergangs: den Spielen zu Ehren C. Caesars in Jerusalem 28 v.Chr. (§ 268–291) sowie den Städtegründungen Sebaste (§ 292 f. 296–298) und Caesarea (§ 293) zu Augustus’ Ehren (mit Augustustempel). Die verhängnisvollen epitedeumata beziehen sich somit im wesentlichen auf den Kaiserkult, den Herodes nach Actium in Judäa zu etablieren begann.

2. Die Etablierung des Kaiserkults in Herodes’ Reich a) Kaisareia in Jerusalem 28 v.Chr.: Die Repräsentation des siegreichen C. Caesar als „Wohltäter“ des Herodes Nachdem Herodes Ende des Jahres 30 v.Chr. nach Jerusalem zurückkehrt war, faßte er den Plan, seinem „Wohltäter“ zu Ehren periodische Spiele in vierjährigem Abstand zu stiften.79 Der geplante Agon dürfte der erste gewesen sein, der in Judäa seit Beginn des Hellenismus je stattgefunden hatte – vermutlich der erste in der südlichen Levante überhaupt.80

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Zu Josephus’ Selbstverständnis als Prophet s. bell. Iud. 3, 351–354. 4, 622–629. Ios. ant. Iud. 15, 268. LICHTENBERGER 1999, 74 ist etwas mißverständlich, wenn er avgw.n pentaethriko,n mit „fünfjährige Spiele“ wiedergibt. Die Spiele wiederholten sich „jedes fünfte Jahr“. 80 Die ersten Theater bzw. Wettkampfanlagen in Judäa wurden von Herodes erbaut (sicher in Jerusalem und Caesarea, vermutlich auch in Jericho, eventuell auch in Herodion und Sebaste, s. dazu noch unten). Für die angrenzenden Gebiete (phönizische Küstenstädte, Dekapolis, Nabatäa) gibt es bis jetzt keine archäologischen Hinweise auf Theater- oder Wettkampfanlagen vor dem Ende des 1. Jh. v.Chr. (das große Theater in Petra als der früheste Bau wurde unter Aretas IV. [9 v.–40 n.Chr.] errichtet). Zu den archäologischen Überresten von Theater- und Wettkampfanlagen in Judäa/Palästina SEGAL 1985–1988, pass., bes. 145–150. KUHNEN 1990, 193–206. – Bei den Dionysia als Teil von Antiochos’ Kultreform in Jerusalem (einzig erwähnt von 2 Makk 6,7) dürfte es sich entweder um eine Einführung dionysischer Elemente in die jüdische Festkultur (zu Sukkot?) oder um eine ahistorische Polemik handeln (KEEL 2000a, 114 f.). In jedem Fall 79

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Aus der Stellung von Josephus’ Bericht über die ersten Spiele in den „Altertümern“ ergibt sich, daß sie vor der Gründung der Stadt Sebaste gefeiert wurden. Die Gründung von Sebaste wird heute üblicherweise auf 27 v.Chr. datiert.81 Vielleicht wurden die Spiele, wie Lämmer vorgeschlagen hat, im Frühjahr oder Frühsommer 28 v.Chr. das erste Mal abgehalten.82 Herodes hatte also nur wenig Zeit für die Vorbereitung des Festes: die Ankündigung in aller Welt, die Einladung der besten Athleten und Künstler, die Ausstattung der Spiele sowie die Errichtung der benötigten Anlagen (ant. Iud. 15, 268–273). Es handelt sich dabei um zwei Anlagen: ein „Theater in Jerusalem“ (ant. Iud. 15, 268. vgl. 277) und ein „sehr großes amphitheatron in der Ebene“ (ant. Iud. 15, 268). Mit avmfiqe,atron wurde in dieser Zeit, wie seit den Ausgrabungen von Caesarea endgültig klar wurde,83 ein Stadion späthellenistischen Typs bezeichnet, bei dem die Arena verlängert und fest umbaut war, so daß athletische, hippische Wettkämpfe und blutige Schaukämpfe abgehalten werden konnten.84 Weder das herodische ‚Amphitheater‘ noch das Theater Jerusalems sind bis heute archäologisch identifiziert.

haben regelrechte Dionysia (als Teil eines Dionysos-Kults o.ä., so die These von BRINGMANN 1983, 131) in Jerusalem nicht stattgefunden. 81 Dazu noch in Kap. II 2.b. 82 Grundsätzlich für das Jahr 28 v.Chr. OTTO 1913a, 64 f. SCHALIT 1969, 371. LÄMMER 1973, 206 m. Anm. 161 (S. 225) zur Begründung des Termins im Frühjahr oder Sommer (Anreise der Athleten übers Meer nur zwischen März und Oktober möglich; das Klima im hochgelegenen Jerusalem läßt einen anderen Zeitraum auch nicht zu; Hochsommer 28 v.Chr. scheidet wegen der Olympischen Spiele von Elis aus, mit denen das Jerusalemer Fest sicher nicht kollidiert habe). 83 Lämmer hat als erster unter dem ‚Amphitheater‘ von Jerusalem ein „griechisches Stadion von ungewöhnlichen Ausmaßen“ für athletische, hippische und blutige Schauspiele verstanden. Er hat deshalb auch für nur zwei agonistische Stätten in Jerusalem unter Herodes plädiert (LÄMMER 1973, 191). Lämmer wurde in der Forschung lange nicht rezipiert, und es hielt sich die Ansicht, daß, wann immer Josephus von einem amphitheatron spricht, er ein römisches Amphitheater meint. LICHTENBERGER 1999 geht, obwohl er (74–79) Lämmers Aufsatz für die historische Interpretation der Spiele benützt, auf die archäologisch bedeutsame Stadion-These Lämmers nicht ein. Diese erhielt im Licht der Ausgrabungen von Caesarea Verstärkung, nachdem dort das herodische Stadion späthellenistischen Typs entdeckt worden war, das Josephus als „Amphitheater“ bezeichnet (s.u. II 2.c). Zur Reinterpretation der Josephus-Termini bezüglich agonistischer Anlagen HUMPHREY 1996, pass., bes. 126. PORATH 1996, 24–26. JAPP 2000, 130 nützt diesen Forschungsstand, wenn sie kurz auf die Identität von ‚Amphitheater‘ und ‚Hippodrom‘ für Jerusalem hinweist. 84 Zum Bautyp und Beispielen (Alexandreia, Kyrene, Gortyn, Ephesos, Anazarbos, Caesarea/Cappadocia, Aphrodisias, Nyssa und Laodikeia) LÄMMER 1973, 216 Anm. 46. HUMPHREY 1996, 122–124. PORATH 1996, 24–26. WELCH 1998, 127 f. – Zur Durchführung von blutigen Spielen in diesen Anlagen WELCH 1998, 122–130.

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Abb. 3a. Vermutete Lokalisierungen der agonistischen Bauten in Jerusalem unter Herodes. Die Lokalisierung des Theaters ist archäologisch überholt. Vorschläge „a“ und „c“ zum Stadion sind ebenfalls falsifiziert.

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Abb. 3b. Theatersitz mit Stufe und griechischer Inschrift DIO.

Was das Theater angeht, wurden mehrere Vorschläge zur Lokalisation gemacht (vgl. Abb. 3a), die alle nicht verifiziert werden konnten.85 Lichtenberger hat jüngst für einen temporären Holzbau plädiert, der nur für die Spiele (einmalig) benutzt worden sei. Herodes habe mit dieser Art von Konstruktion eine „außergewöhnliche Provokation gegenüber den religiösen Überzeugungen der jüdischen Bevölkerung“ vermeiden wollen.86 Auch J. Patrich hat, unabhängig von Lichtenberger, vorgeschlagen, von einer Holzkonstruktion des herodischen Theaters in Jerusalem auszugehen.87 R. Reich und Y. Billig haben nun bei ihren Ausgrabungen an der Südostecke des Tempelbergs 1994–1996 elf Theatersitze in tertiärer Verwendung als Baumaterial des „Umayyad Palace IV“ gefunden (Abb. 3b).88 Der „Umayyad Palace IV“ grenzt westlich an den „Robinsonbogen“ an (vgl. Abb. 30. 31). Die verbauten Sitze befanden sich in den West- und Südmauern des Gebäudes. Einige Sitze waren zuvor in einer Latrine verbaut gewesen, die vermutlich zu den byzantinischen Thermen westlich des Robinsonbogens gehörte.89 Zwei der entdeckten Sitze wiesen griechische Buchstaben auf, die von Reich/Billig als Numerierung der originalen Theatersitzreihen gedeutet werden. Das Theater muß sich in relativer Nähe zu dem Fundort der Sitzsteine befunden haben, entweder nördlich oder südlich des späteren Omayyadenpalastes (der Bereich östlich und westlich ist bereits archäologisch erforscht). Der Fund der Sitze gibt der Diskussion um die Lokalisation des Herodestheaters neuen Auftrieb, auch wenn es 85

Die jüngste Diskussion bei REICH/BILLIG 2000, 182 f. Vgl. BIEBERSTEIN/BLOED1994, 400 f. RICHARDSON 1996, 186 f. vertritt die These, daß das Theater einige hundert Meter südlich des Hinnomtals (Er-Ras) gelegen habe. Was auch immer dort war, kann wohl kaum das herodische Theater gewesen sein, das Josephus zufolge innerhalb der Stadt gelegen hat (ant. Iud. 15, 277). 86 LICHTENBERGER 1999, 78 f. 187. Vgl. PATRICH 2002c. 87 PATRICH 2002b. 88 REICH/BILLIG 2000. 89 REICH/BILLIG 2000, 183 f. Die Thermen wurden von B. Mazar und M. Ben-Dov ausgegraben (s. MAZAR 1979). HORN

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keine Hinweise auf die Zeitstellung der Sitze gibt und die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden kann, daß es im späteren, römischen Aelia Capitolina einen (zweiten?, dauerhaften?) Theaterbau gegeben hat. Was das „sehr große Amphitheater in der Ebene“ angeht, wird man es, angesichts von Josephus’ Bezeichnungen multifunktionaler agonistischer Stätten, mit dem in einem anderen Zusammenhang erwähnten „Hippodrom südlich des Tempels“ gleichsetzen dürfen.90 Die Stätte, in der die athletischen und hippischen Wettkämpfe sowie der „blutige Teil“ der Kaisareia stattgefunden haben, dürfte sich im Süden vor der Stadt befunden haben, vielleicht im Hinnomtal (vgl. zu anderen Vorschlägen Abb. 3a, wobei „a“ und „c“ archäologisch bereits falsifiziert sind).91 Die Spiele wurden Kai,sari, also zu Ehren C. Caesars, abgehalten.92 In der Forschung wird der Agon oft als „Aktische Spiele“ bezeichnet.93 Herodes hätte also die Spiele, die C. Caesar im epirotischen und ägyptischen Nikopolis gestiftet hatte und die am 2. September 27 v.Chr. erstmalig stattfanden,94 nachempfunden. Der Bericht bei Josephus zeigt jedoch klar, daß Herodes keine Aktischen Spiele imitierte,95 sondern auf alle bisherigen Siege C. Caesars, wie dieser sie 29 v.Chr. auch in Rom gefeiert hatte, Bezug nahm. Für die Feier hatte Herodes im Theater deshalb auch tro,paia tw/n evqnw/n a] polemh,saj evkei/noj mit entsprechenden Inschriften aufstellen

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Zum Hippodrom bell. Iud. 2, 44. ant. Iud. 17, 255. – Für die Gleichsetzung LÄMMER 1973, 191 f. JAPP 2000, 130. 91 MAZAR 1979, 194 lokalisiert das Hippodrom im Hinnomtal, unterscheidet es aber vom Amphitheater, das er am unteren Ende des Tyropoiontals vermutet (ebd.). Die These leidet unter der alten Annahme, Herodes habe ein Amphitheater römischen Typus’ gebaut. – RICHARDSON 1996, 187 hält es für möglich, daß mit der „Ebene“ die heutige Rephaim-Ebene im Südwesten vor der Stadt gemeint ist. – Vgl. zur Diskussion von Lokalisationsvorschlägen noch LÄMMER 1973, 191. BIEBERSTEIN/BLOEDHORN 1994 III, 401 f. nehmen für das Amphitheater (römischen Typs) einen Holzbau an, der nicht mehr nachweisbar sei. Der Beitrag befindet sich nicht ganz auf dem neuesten Kenntnisstand zu den agonistischen Bauten der Zeit (und des Herodes). 92 Ios. ant. Iud. 15, 268. 93 So schon GRAETZ 1856, 220. OTTO 1913a, 64 f. Für die jüngere Forschung vgl. SCHALIT 1969, 370 f. SMALLWOOD 1976, 84 Anm. 78 („may well have been to coincide with the four-yearly Actian Games“). JACOBSON 1988, 402. KIENAST 1999, 458 Anm. 28. LICHTENBERGER 1999, 74. 94 Zum Zeitpunkt DECKER 1996 (gleichbedeutend mit Beginn der Aktischen Ära). 95 Die „Aktischen Spiele“ waren Apollon geweiht und setzten sich aus gymnischen, musischen und hippischen Wettkämpfen zusammen (Dio 51, 1.2 f. 18.1). Abgesehen davon, daß schon aus chronologischen Gründen die Kaisareia in Jerusalem die Aktischen Spiele nicht imitieren konnten, fehlt den Spielen von Jerusalem der Bezug auf Apollon. Die Aktia in Nikopolis hatten auch keine blutigen Kämpfe. Vgl. LÄMMER 1973, 189. 227 Anm. 179 (der nur betont, es habe sich nicht um Aktische Spiele gehandelt, die These aber nicht weiter ausführt).

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lassen. Herodes nahm demnach auf den dreifachen Triumph Bezug, den C. Caesar im August 29 v.Chr. in Rom gefeiert hatte.96 Herodes war einer der ersten, der in den Provinzen des römischen Reiches C. Caesar als Sieger öffentlich feierte und dem Sieger sogar einen periodischen Agon stiftete. Nur wenige Städte oder Herrscher entschlossen sich schon zu einem so frühen Zeitpunkt, den neuen römischen Machthaber als feste Größe in das öffentliche Leben der Bürger zu integrieren. Die wenigen Zeugnisse, die solche Akte überliefern, gehen fast alle vermutlich auf „Wohltaten“ zurück, die die Städte und Herrscher von C. Caesar auf seinem Weg von Alexandria zurück über den Osten des Reiches nach Rom erfahren hatten. Den Anfang hatte Ägypten aus naheliegenden Gründen gemacht. Die neue Provinz des römischen Reichs war Sitz des „Gegenreichs“ von Kleopatra und Antonius gewesen. Man wollte dort offenbar keine Zweifel aufkommen lassen, daß man die neue Oberherrschaft Caesars anerkenne. In Alexandria war ein Tempel für Antonius in Bau. Dieser noch unfertige Tempel wurde noch 30 v.Chr. dem „Befreier“ von Alexandria umgewidmet.97 Abgesehen von diesem hochsymbolischen Akt in Alexandria hatte C. Caesar aus ägyptischer Sicht die Nachfolge der ptolemäischen Dynastie angetreten. Damit galt er als der neue Pharao und wurde Synnaos in den Tempeln der ägyptischen Götter (sicher bezeugt für Memphis schon im Jahre 30 v.Chr.).98 Herodes war bei seinem Besuch in Alexandria im Herbst 30 v.Chr. vermutlich Zeuge des einsetzenden Herrscherkults für C. Caesar (den dieser nicht zurückwies). Herodes sah auch, daß C. Caesar 30 Stadien östlich von Alexandria die Stadt Nikopolis an dem Ort gründete, an dem er in der letzten Schlacht gegen Antonius zu Wasser und zu Land siegreich geblieben war. Es war unübersehbar, daß C. Caesar diesen Sieg, wie den bei Actium, kultisch überhöhte. In dem zweiten „Nikopolis“ stiftete er, wie auch schon im epirotischen Nikopolis, penteterische Spiele für seinen Schlachtenhelfer Apollo.99 All diese Eindrücke dürften bei Herodes den Entschluß befördert haben, C. Caesar ebenfalls als Sieger öffentlich zu feiern.

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Am 14. und 15. August wurde der Sieg bei Actium bzw. die Eroberung Ägyptens gefeiert; am 13. August triumphierte C. Caesar über „die Pannonier und Dalmater, die Iapyden und ihre Nachbarn und über einige keltische und gallische Völkerschaften“ (Cass. Dio 51, 21.5). 97 Vgl. HÄNLEIN-SCHÄFER 1985, Kat. Nr. A 49, S. 203–219. 98 HÄNLEIN-SCHÄFER 1985, 208. 215. 99 Zur Gründung des ägyptischen Nikopolis Cass. Dio 51, 18.1. Kienast hält das ägyptische Nikopolis für eine bewußte Konkurrenzgründung zu Alexandreia, genauso, wie das epirotische Nikopolis als neues Zentrum Griechenlands und als Konkurrenz zu Athen gedacht war (KIENAST 1999, 458 f.).

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Dazu dürfte auch noch die Tatsache beigetragen haben, daß C. Caesar in Winter 30/29 v.Chr. einen provinzialen Herrscherkult für sich autorisierte, nachdem ihn Gesandte aus den Provinzen Asia und Bithynia darum gebeten hatten.100 In Pergamon und Nikomedia durfte man somit den Autokrator Kaisar gemeinsam mit der Thea Rhome verehren. Pergamon erhielt die Erlaubnis, alle vier Jahre einen „heiligen Agon“ zu Ehren des neuen Götterpaars abzuhalten (~Rwmai,a Sebasta,).101 Die formale Abschwächung eines hellenistischen Herrscherkults, der nur ihm alleine als Theos gegolten hätte, bedeutete in der Praxis nicht viel. Im Osten des römischen Reichs, wo man längst an die religiös vermittelte Form der Beziehung zum politischen Herrscher gewöhnt war, verstand man C. Caesars Entscheidung vor allem als Zustimmung zu einer kultischen Verehrung. Auch wenn man auf der Ebene des Provinzialkults die „Roma und Augustus“-Form wahrte, nutzten Städte, Individuen und Lokalherrscher rasch die Freiheit, dem römischen Alleinherrscher alleine isotheoi timai zu erweisen. Bald wurden in hellenistischer Tradition102 auch die für den Fortbestand der domus divina Augusta wichtigen Mitglieder (Frauen, Kinder) in den augusteischen Herrscherkult integriert. Durch die Einführung neuer Zeitrechnungen und Festzeiten (Kaiseragone), durch eponyme Städtegründungen und die sakrale Überhöhung des Kaiserbildnisses hatte der Kaiserkult unter Augustus schnell eine Allgegenwärtigkeit im Fest- und Alltagsleben von Römern und Provinzialen erreicht.103 Innerhalb dieser Entwicklung hat Herodes sehr wahrscheinlich die ersten104 und sicher die prächtigsten und aufwendigsten Kampfspiele zu 100 Cass. Dio 51, 20.6–9. Tac. ann. 4, 37.3. Die Tempel wurden in Pergamon und Nikomedia errichtet, s. dazu HÄNLEIN-SCHÄFER 1985, 164–168; eine historische Kommentierung der Entscheidung und ihrer Umstände bei HABICHT 1973, 55–64; vgl. a. KIENAST 1999, 246. 101 Cass. Dio 51, 20.9. – Die Spiele wurden unter Augustus und Tiberius jährlich in Pergamon abgehalten (HABICHT 1973, 64), zirkulierten nach dieser Zeit aber in Asia, vgl. PRICE 1984a, 105. 102 Dazu HAHN 1994, 21–27. 103 Vgl. zur raschen und umfassenden Entwicklung des augusteischen Herrscherkultes PRICE 1984a, 54–58. MITCHELL 1993, 101 f. CLAUSS 1996, 412–421. KIENAST 1999, 246–260. CHANIOTIS 2003. Speziell HAHN 1994, 60–65 (Livia). 110 f (Augustustochter Iulia). HERZ 1997, 242–261 (Festkultur). 104 Nur Thessalonike, das einen Kult für C. Iulius Caesar besaß, könnte evtl. auch schon so früh Spiele abgehalten haben. Man hat dort wohl noch 32/31 v.Chr. die Aktische Ära (EDSON 1940, 132; vgl. die betreffende Münze RPC I 1554) und wohl bald danach Kult und Agon für den Sieger von Actium eingeführt („Priester und Agonothet“ des Augustus inschriftlich bezeugt). EDSON 1940, 133 vertritt die These, „priesthood and agonothesia were founded quite soon after the battle of Actium, very likely in connection with the creation of the Actian Era in Macedonia. The title Augustus would naturally be added to the cult formula in 27 B.C.“. Einen Priester und Agonotheten (mindestens) seit

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Caesars Ehren im römischen Reich zu dieser Zeit abgehalten. Womit er hinter seinen Konkurrenten zurückblieb, war der profane Charakter seiner Spiele. Sie konnten, mit Rücksicht auf den Alleinverehrungsanspruch Jahwes, weder einem olympischen Gott – etwa Apollon als dem persönlichen Schutz- und Siegesgott C. Caesars –105 noch C. Caesar als theos geweiht sein. Dieser Umstand zieht eine Vielzahl von Fragen nach sich. Vor allem bedeutete die Profanität der Veranstaltung, daß all die Bestandteile eines griechisch-hellenistischen Festes, die mit religiösen Handlungen einhergingen, ausfielen.106 Es gab in Jerusalem keine Prozession, keine Opfer und Gebete an die Gottheit des Festes. In der Regel fand bei einem griechischen Fest auch ein öffentliches Mahl (dhmoqoini,a, dei/pnon) statt, bei dem man die Speiseopfer verzehrte. Auch dies war in Jerusalem nicht möglich. Es könnte aber sein, daß Herodes während der Spiele Getreide, Wein und Öl o.ä. an die Bevölkerung und die Gäste des Festes verteilte und sich so – wie mit der Stiftung des Agons überhaupt – in die Tradition des hellenistischen euergetischen Herrschers stellte.107 Was übrigblieb und das Fest also ausmachte, war der Agon, der entsprechend reich gestaltet war. Es gab musische, thymelische, gymnische und hippische Wettkämpfe in griechischer Tradition. Dazu kamen als genuin römisches Element venationes, Kämpfe zwischen Tieren und zwischen Mensch und Tier. 27 v.Chr. nehmen MITCHELL 1993, 102. HAHN 1994, 38. KIENAST 1999, 247 Anm. 137, an. – Von Mytilene wissen wir, daß der Augustustempel bereits im Jahre 27 v.Chr. fertiggestellt war (HÄNLEIN-SCHÄFER 1985, 180) und daß der Kult mit einem penteterischen Agon einherging (PRICE 1984a, 105. 217). Das Dekret über die Einrichtung des Kultes stammt aus dem Jahre 27 v.Chr. Eine Gesandtschaft sollte Augustus erst um Erlaubnis bitten, den Kult und die Abhaltung der Spiele im ganzen Reich bekannt zu machen – In Rom wurden 28 v.Chr. zum ersten Mal ludi quinquennales pro salute Caesaris zu Ehren Juppiters veranstaltet; die Spiele dauerten sieben Tage und umfaßten sportliche Wettkämpfe sowie Kämpfe zwischen Delinquenten (s. Cass. Dio 51, 19.2. 53, 1.4. Mon. Anc. 9. Plin. nat. 7, 48.158. Münzen des L. Mescinius Rufus aus dem Jahr 16 v.Chr., dem Jahr der vierten ludi pro salute Caesaris). Vgl. KIENAST 1999, 79 Anm. 3 mit Literatur. 105 Vgl. ZANKER 1990, 57–60. 90–96. 106 LICHTENBERGER 1999, 78 erwägt, weil „ein völliges Auslassen von paganem Kult bei den Wettkämpfen … nur schwer vorstellbar“ sei, eine kultische Verehrung der Tropaia, die Herodes aufgestellt hatte und um die es heftigen Streit gab (dazu noch oben). – Man muß aber jüdische Bildersensibilität (Gefahr der Idolatrie, die die Torafrommen antrieb) von tatsächlichen Kulthandlungen in Verbindung mit den Siegeszeichen trennen. Diese gab es in Jerusalem sicher nicht, sonst wäre der Feststreit anders ausgegangen, und Josephus hätte sich diese Herodeskritik wohl kaum entgehen lassen. 107 Vgl. zum „guten“ hellenistischen Herrscher als Euergeten BRINGMANN 1993a. BRINGMANN 1993b. BRINGMANN 1995. BRINGMANN 2000. Zu den Besonderheiten der Herrscherstiftungen, die sich durch Pracht, Großartigkeit und Innovativität auszeichneten, SCHMIDT-DOUNAS 2000, 315–319.

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Aus der Profanität der Spiele ergibt sich klar, daß die Kaisareia in Jerusalem kein sog. agon stephanites waren, d.h. nicht zur höchsten Klasse der Agone gehörten. Diesen Mangel seiner Veranstaltung, gemessen an den Standards griechisch-hellenistischer Festkultur, wollte Herodes in verschiedener Hinsicht ausgleichen. Zum einen setzte er hohe Preise für die Sieger aus,108 um die Spiele für die Athleten attraktiv zu machen. Zum andern sollten hippische Agone (Wagen- und Pferderennen) die Anziehungskraft der Spiele erhöhen und ihnen Glanz und Berühmtheit verleihen. Bei den zeitgenössischen Spielen hatte dieses Spektakel mittlerweile Seltenheitswert. Die römische Ausbeutung des Ostens im 1. Jh. v.Chr. hatte den Luxus der Elite merklich reduziert.109 Eine Besonderheit stellte schließlich der „blutige“ Teil der Kaisareia zu Jerusalem dar, die venationes, die gemäß Josephus bei den xe,noij großen Eindruck machten.110 Offenbar kam es Herodes darauf an, ein typisch römisches Element öffentlicher Unterhaltung in die Ehrung des römischen Autokrator miteinzubeziehen. Herodes beschränkte sich allerdings auf venationes und Hinrichtungen durch Tierkampf (damnatio ad bestias). Gladiatorenkämpfe gab es nicht.111 Sie waren im griechischen Osten nicht geschätzt, wie „blutige“ Schauspiele überhaupt, die hier keine Tradition hatten. Der Versuch Antiochos’ IV., Gladiatorenspiele als neue Mode einzuführen, war auf keine Gegenliebe gestoßen.112 Die meisten Zuschauer der Kaisareia dürften diese Art des Schauspiels deshalb zum ersten Mal in ihrem Leben gesehen haben. Zudem hatte Herodes bei der Auswahl der Tiere darauf geachtet, einen möglichst hohen Sensationsgrad zu erzielen. Alles in allem hatte Herodes weder Kosten noch Mühen gescheut, um die Kaisareia in Jerusalem zu einem großen Ereignis werden zu lassen. Er hatte auf die religiösen Gegebenheiten in Judäa, insbesondere in Jerusalem, grundsätzlich Rücksicht genommen und einen ganz aufs Profane beschränkten Agon organisiert. Zu fragen ist, wie sich diese Feststruktur auf die Besucher und Teilnehmer der Kaisareia auswirkte.

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Ios. ant. Iud. 15, 270 f. S. dazu LÄMMER 1973, 187 f. 110 Ios. ant. Iud. 15, 274. 111 Zum ersten Mal hervorgehoben und diskutiert von LÄMMER 1973, 196. Die Forschung hatte bis dahin weitgehend von Tierhetzen und Gladiatorenspielen gesprochen. 112 Zu Antiochos’ Gladiatorenspielen in Antiocheia Liv. 41, 20.11–13. ROBERT 1940, 264. – Erst seit Ende des 1. Jh. v.Chr. wurden Gladiatorenspiele im Osten regelmäßig veranstaltet, vorwiegend im Rahmen von Spielen zu Ehren des römischen Kaiserhauses oder römischer Magistrate bzw. für römische Soldaten. ROBERT 1940, 240. 267–275. LÄMMER 1973, 195. PRICE 1984a, 89. NIJF 2001, 310–312. 318–320. 334 zur Steigerung dieser Entwicklung im Rahmen von Prinzipat und Kaiserkult. 109

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Den angereisten „Griechen“, d.h. Bewohnern von Städten mit langer griechisch-hellenistischer Tradition, mag die Veranstaltung etwas seltsam vorgekommen sein. Für sie dürften zwar die aufgebotenen Sensationen ein starkes, in mancher Hinsicht auch erstmaliges Erlebnis gewesen sein. Die Profanität des Festes, die Abwesenheit von Prozession, Opfer, Bankett, die fehlende Selbstdarstellung des Gemeinwesens und seines Bezugs zur geehrten Gottheit muß aber für Hellenen und Hellenisten eine befremdliche Erfahrung gewesen sein. Viele der übrigen Zuschauer – Bewohner der phönizisch-philistinischen Küstenstädte, der Dekapolis, Araber – dürften eine wahre Premiere erlebt haben. Ihnen fehlten die Erfahrungen mit griechischer Festkultur. Viele von ihnen werden das aufwendige Spektakel so genossen haben, wie es sich vollzog. Hohe Festtage in den semitischen (und auch ägyptischen) Kulten waren nie mit öffentlichen Wettkämpfen verbunden gewesen, und der „hellenisierte Orient“ hielt hier an seinen Traditionen lange fest. Auch die Hellenisierung der lokalen orientalischen und ägyptischen Kulte änderte nichts an den traditionellen Grundformen der öffentlichen Kultpraxis, deren Schwerpunkt auf Opfer, Prozession und der Rezitation von Gebeten, verbunden mit Musik und Tanz, lag.113 Deshalb hat es die zum Fest in Jerusalem Geladenen, soweit sie semitischen oder phönizisch-philistäischen Ursprungs waren, wohl nicht gestört, daß der Agon ohne Zusammenhang mit einem Kult durchgeführt wurde. Für Juden, die einer schärferen Gesetzesauslegung anhingen – zum Großteil Pharisäer und ihre Anhänger –, lagen die Dinge ganz anders. Auch wenn man in der Forschung zum Teil betont hat, daß die Spiele nicht wirklich torawidrig waren,114 so geht Josephus auf zwei Elemente ausführlich ein, die größeren Protest hervorriefen und die Feier zutiefst störten: die „blutigen Spiele“ und die Siegeszeichen (tropaea). So wird man zwar feststellen können, daß die Spiele kein Akt der Apostasie waren, indem Bilderverbot und Alleinverehrungsanspruch Jahwes gewahrt blieben. Jenseits dieser Linie gab es jedoch Elemente, die fromme Juden trotzdem als torawidrig bewerteten. Vielleicht liegt auch, wie Jones vermutete, eine spezielle Haltung des judäischen toraobservanten Judentums – entstanden im Makkabäeraufstand, geprägt unter den Hasmonäern – zugrunde.115 113

SALLABERGER 1998, 484. Vgl. JONES 1967, 96: „There was nothing incompatible with the Jewish faith in this programme“. SMALLWOOD 1976, 84: „They [sc. the Jews] could not complain of any actual contravention of the Law“. Ähnlich SCHÜRER u.a. I (1973), 312 f. LICHTENBERGER 1999, 77 f. 115 JONES 1967, 97 (cum grano salis; Jones geht zu stark von einem normativen Judentum aus): „The temper of Palestinian Jewry was still deeply suspicious of Hellenism, and the immediate reaction of the whole people, led by the Pharisee party, to Herod’s games was one of unqualified disapproval. Specific objections they had few to make; 114

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Kann man genauer bestimmen, warum die von Herodes ja mit Bedacht torakonform ausgerichteten Spiele mitten in der „heiligen Stadt“ Jerusalem so starken Unwillen erregten? Und läßt sich Josephus’ Haltung dazu erkennen? Die evpicwri,oi – so nennt Josephus hier bezeichnenderweise die Juden als „die“ Bewohner Judäas – empfanden die Kämpfe Mensch gegen Tier als offenen Bruch mit den bei ihnen bislang geachteten Sitten. Es sei nicht nur „gottlos“ (avsebe,j), Menschen wilden Tieren vorzuwerfen und daraus ein unterhaltsames Spektakel für Zuschauer zu machen, es sei auch „gottlos“ (avsebe,j), gültiges Herkommen mit fremden Gepflogenheiten auszutauschen: [274fin] toi/j dV evpicwri,oij fanera. kata,lusij tw/n timwme,nwn parV auvtoi/j evqw/n\ [275] avsebe.j me.n ga.r evk prodh,lou katefai,neto qhri,oij avnqrw,pou u`porri,ptein evpi. te,ryei th/j avnqrw,pwn qe,aj( avsebe.j de. xenikoi/j evpithdeu,masin evxalla,tein tou.j evqismou,j (ant. Iud. 15, 274 f.).

Das zweimalige avsebe,j erweckt den Eindruck, daß die gesetzestreuen Juden damals nicht nur einen Verstoß gegen eine ihrer Tora-Auslegungen (die blutigen Kämpfe zwischen Mensch und Tier) monierten. 116 Sie warnten insbesondere vor einer herrscherlichen Praxis, die aufgrund ihrer Macht und Verfügungsgewalt extrem torawidrige, neue Traditionen etablieren könnte. Damit wird ein Gedanke wiederholt, den Josephus schon ant. Iud. 15, 267 als Motto vorausgeschickt hatte: daß die von Herodes ins Land geholten epitedeumata die Autorität der Tora immer stärker beschädigt hätten – viel stärker, als dies einzelne „Abweichler“ oder Apostaten Josephus only records a protest against flinging men to wild beasts for the amusement of the multitude.“ Vgl. OTTO 1913a, 104: „Daß von jetzt an gerade hierher, in die Hochburg des Judentums … von allen Seiten Athleten, Schauspieler und Musikanten herbeiströmten, daß sich gerade hier die heidnischen Gräuel der Gladiatoren- und Tierkämpfe, des Zirkus und Theaters, alle Formen des griechisch-römischen Amusements entfalteten, das mußte die Entrüstung aller streng Gesinnten um so mehr entflammen, als sicher mancher Jude sich von dem Glanz der Spiele betören ließ“. Vgl. GRAETZ 1856, 220. – Auch KUHNEN 1990, 194 weist auf die grundsätzliche Ablehnung der Spiele bei den Torafrommen hin. 116 In späteren jüdischen Quellen, den Schriften des rabbinischen Judentums (2.–5. Jh. n.Chr.), lehnten die religiösen Autoritäten Spiele im wesentlichen wegen der dort stattfindenden Bilderverehrung ab (s. WEISS 1999, 43–49). Abgesehen davon, daß die vielen Kommentare und Ermahnungen der Rabbinen zeigen, daß Juden die Spiele frequentierten (zu Belegen über eine Teilnahme auch als Akteure s. Weiss ebd.), wird an dem Hauptproblem der Idolatrie deutlich, daß sich die Bedenken der Rabbiner nicht gegen Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen richteten, sondern gegen den die Festkultur dominierenden Kaiserkult. Den Anlaß für die Abhaltung von Spielen bildeten in der Regel die Fest- und Gedenktage im Rahmen des Kaiserkults. Dies bedeutete auch immer kultische Handlungen vor den Kaiserbildern in den Theatern und Arenen (vgl. dazu PRICE 1984a, 109–111. 135. 211).

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hätten erreichen können. Entscheidend war hier sicher die Sorge, daß ein Herrscher mit seinem ganzen Hof und administrativen Stab die Macht hatte, Traditionen neu zu generieren, öffentliches Leben neu zu gestalten – und in diesem besonderen Fall aus Sicht der Frommen extrem torawidrig. Zu den „fremden Einrichtungen“ gehörten eben auch die Kaisareia, die damals in Jerusalem zwar vorerst nur der Verherrlichung eines fremden Herrschers dienten, sich dann aber – in Sebaste und Caesarea (s. II 2.b–c) – zu regelrechten Kaiserfesten entwickelten. Josephus schiebt hier einen Gedanken ein, der den Bogen von den Jerusalemer Kaisareia bis zum Ausbruch des jüdischen Aufstands spannt, als im ehemaligen Herodesreich drei Kaisertempel (Sebaste, Caesarea am Meer, Caesarea Neronias am Hermon) standen, deren Kult jeweils mit periodischen und aktuellen Kaiserfesten verbunden war. Er sieht in den Kaisareia von Jerusalem offenbar den Anfang zu einer von ihm als fatal eingeschätzten Entwicklung117 (vgl. auch die Kritik an den Toraverstößen wegen des Kaiserkults ant. Iud. 15, 328–330).118 Josephus ließ jedoch auch die zeitgenössische Kritik an den „blutigen Spielen“119 und den Tropaia der Kaisareia, die er schon in seinen Quellen vorfand, nicht außen vor.120 Warum verurteilten toraobservante Juden die Kämpfe Mensch gegen Tier – selbst wenn damit Kapitalverbrecher hingerichtet wurden? Die jüdische Haltung steht in der Zeit recht einmalig da. Es gibt nur ganz wenige Zeugnisse dafür, daß Gladiatorenspiele und damnatio ad bestias im römischen Reich auf dezidierte Ablehnung stießen.121 Ging es den frommen Juden allgemein um den „disregard for the life of men and animals“, der in

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Ähnlich LICHTENBERGER 1999, 77 (jedoch allgemein auf die Spannungen zwischen jüdischer und römisch-hellenistischer Kultur bezogen, nicht speziell auf den Kaiserkult). 118 Dazu noch u. S. 122–125. 150. 169 f. mit Anm. 493. 119 Für LÄMMER 1973, 196 stellt – neben aller übrigen Kult- und Bilderfreiheit der Spiele – Herodes’ Verzicht auf Gladiatorenkämpfe eine besondere Rücksichtnahme auf die Juden dar. 120 Der Bericht über die Spiele von Jerusalem ist ein typisches Beispiel für Josephus’ Kompositionstechnik, bei der er relativ treu seine Quellen ausschöpft und dann eigene wertende Kommentare und Vorgriffe einschiebt. Stil und Inhalt des Abschnitts ant. Iud. 15, 268–298 sind uneinheitlich; die Vorgriffe unterbrechen die chronologische Erzählweise. Josephus hat (eine) positive Darstellung(en), die ihm vorlag(en), hier kritisch kommentiert. LÄMMER 1973, 208 f. vermutet, daß Josephus für die Einzelheiten des Festes Nikolaos von Damaskus benützt hat und für Herodes’ Auseinandersetzung mit den Protestierenden eventuell sogar die Hypomnemata des Herodes. – Vgl. die alten Kompilationsthesen zur Stelle bei SCHÜRER I (1903), 366 f. Anm. 8. OTTO 1913a, 76 f. Anm. SCHÜRER u.a. I (1973), 290 f. Anm. 9. 121 Cicero (fam. 7, 1–3. Tusc. 2, 42) und Seneca (epist. 7, 2 f. 90, 45. 95, 33) äußern sich kritisch-distanziert zu dieser Art von Veranstaltungen.

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solchen Kämpfen zum Ausdruck kam?122 Josephus’ Formulierung evpi. te,ryei th/j avnqrw,pwn qe,aj legt nahe, daß man sich spezifisch gegen die Verbindung von Tod und Vergnügen wandte. „Unmoralisch“ war, daß die Hinrichtung eines Menschen Vergnügen bereiten sollte, anstatt Furcht und Schauder zu erregen.123 Die Tropaia waren ein weiteres Problem, das Anstoß erregte. Herodes hatte bei den Monumenten keine Kosten gescheut: Panzer, Helme und Beutewaffen waren aus Gold und Silber angefertigt worden.124 Der Anblick muß beeindruckend gewesen sein. Pracht und Glanz der Monumente erhöhten nicht nur C. Caesars Siege, sondern strahlten auch auf Herodes aus, der die Mittel zu solchem Aufwand hatte. Vermutlich erblickten die meisten der paganen Gäste des Festes zum ersten Mal römische Siegeszeichen. Selbst wenn sie vorher Darstellungen von Tropaia gesehen haben sollten – was sehr unwahrscheinlich ist, weil sich das Motiv erst nach Actium massenhaft im römischen Reich verbreitete –,125 dürften die des Jerusalemer Festes die ersten gewesen sein, die sie sahen. Den anwesenden Juden erging es nicht anders, nur kam hier hinzu, daß man sich offenbar über die Bedeutung und den religiösen Status der Objekte nicht im klaren war. Heftiger Protest richtete sich gegen ihre Aufstellung, weil man sie für Darstellungen von Menschen hielt, die das jüdische Gesetz verbot, ganz zu schweigen von einer kultischen Verehrung solcher Bilder: pa,ntwn de. ma/llon evlu,pei ta. tro,paia\ dokou/ntej ga.r eivko,naj ei=nai auvta. toi/j o[ploij perieilhmme,naj( o[ti mh. pa,trion h=n auvtoi/j ta. toiau/ta se,bein( ouv metri,wj evdusce,rainon (ant. Iud. 15, 276).

Der Text spiegelt gut die Unsicherheit, die die frommen Juden gegenüber den Objekten empfanden. Waren es „nur“ Abbilder von Menschen, avnqrw,pwn eivko,nej? Oder waren es sogar Kultbilder: avga,lmata (ant. Iud. 15, 277. 279)? Letzteres hätte Herodes’ Gesetzesbruch ins Ungeheuerliche getrieben. Herodes führte schließlich kurz vor Beginn des Festes eine Abordnung der Protestierenden ins Theater und ließ bei einigen tropaea 122 SCHÜRER u.a. I (1973), 309. – LÄMMER 1973, 203 nimmt zusätzlich an, daß auch die Kämpfe zwischen den Tieren in der jüdischen Ethik verurteilt wurden, weil Tiere „nach dem jüdischen Gesetz als Geschöpfe Gottes der ausdrücklichen Fürsorge des Menschen anvertraut waren und durch eine Vielzahl von Geboten und Verboten einen Schutz genossen wie in keiner anderen antiken Religion“. Hier muß jedoch betont werden, daß sich die Regeln der Tora auf die Tiere beschränken, die der Mensch nutzt oder die zu seinem Lebensbereich gehören. Es gibt keine Regeln zum Umgang mit Wildtieren oder der „Schöpfung“ im allgemeinen. 123 Vgl. auch LÄMMER 1973, 203: „Denn es erschien ihnen gottlos … Menschen zur Befriedigung der Schaulust anderer wilden Tieren vorzuwerfen, auch wenn es sich um Verbrecher handelte“. 124 Ios. ant. Iud. 15, 272. 125 ZANKER 1990, 88–90.

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Rüstung, Waffen und sonstigen Dekor abnehmen (ant. Iud. 15, 278 f.). Übrig blieb nur das Holzgerüst – zur Erheiterung der übrigen Beobachter der Szene im Theater und zur Blamage der „Spielverderber“. Auch wenn das Fest nun seinen Lauf nehmen konnte, gab eine kleine Gruppe Radikaler den Kampf nicht auf.126 Sie versuchten, Herodes oder wenigstens einige Leute aus seiner Entourage während einer Veranstaltung im Theater zu ermorden. Noch bevor sie zur Tat schreiten konnten, wurden sie entdeckt, verhaftet, dem König vorgeführt und nach ihrem Geständnis hingerichtet.127 Während der Verhandlung hatten sie sich freimütig zu ihrem Vorhaben bekannt, das sie aus religiöser Pflicht zur Verteidigung der Tora auch unter Einsatz ihres Lebens unternommen hätten: diwmologh,santo de. kalw/j kai. su.n euvsebei,a| th.n sunwmosi,an auvtoi/j gene,sqai( ke,rdouj me.n ouvdeno.j ouvdV oivkei,wn e[neken paqw/n( to. de. ple,on u`pe.r tw/n koinw/n evqw/n( a] kai. pa/sin h' fula,ttein h' qnh,skein pro. auvtw/n a;xion (ant. Iud. 15, 288).

Das Kaiserfest von Jerusalem mag eine aufwendige, spektakuläre und beeindruckende Veranstaltung gewesen sein. Vieles von dem, was Herodes mit den Kaisareia zum eigenen Vorteil bezweckt hatte, war eingetreten: die positive Reaktion der Paganen, die Entstehung des gewünschten Erscheinungsbildes als hellenistischer Wohltäter, die politisch wichtige Demonstration seiner guten Beziehung zu C. Caesar und Rom. Dennoch muß Herodes’ Bilanz des Festes so ausgefallen sein, daß er sich entschied, die Kaisareia in Jerusalem nicht noch einmal zu wiederholen. Der schwere, in der Hauptstadt vor den Gästen öffentlich ausgetragene Konflikt mit den frommen Juden war so grundsätzlich, daß es zu keinem Einvernehmen kommen konnte. Die starke Skepsis toratreuer Juden gegen die hellenistische Festkultur war durch eine säkularisierte Variante der Spiele nicht zu überwinden. Die problematische Nähe zwischen Bild und Kultbild hatte große Mißverständnisse erzeugt, die sich wiederholen mußten. Jüdische Ethik setzte dem, was bei Festspielen für Juden als Vergnügen und Genuß gelten durfte, enge Grenzen. Für einige jüdische Radikale war die Veranstaltung zur todernsten Herausforderung der Tora geworden – und damit zur tödlichen Bedrohung für Herodes selbst. Nichts sprach unter diesen Umständen für eine Wiederholung der Kaisareia in Jerusalem, und unsere Quellen berichten auch nichts davon. Bei den Kaisareia war Herodes quasi nur einen Schritt vom Weg in den direkten, persönlichen Kult für seinen Wohltäter C. Caesar entfernt gewesen. Die Kaisareia hatten diese Grenze noch nicht überschritten. Ein Jahr später, mit der Gründung des paganen Sebaste und der Errichtung eines Tempels für Augustus dort, hatte Herodes den Kaiserkult auf seinem Herr126 127

Zu den Motiven der Verschwörer Ios. ant. Iud. 15, 281. 288. Ios. ant. Iud. 15, 284–289.

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schaftsgebiet etabliert – wenn auch nicht im Kerngebiet Jehud/Judas.128 Offenbar hatte er eine regionale Auflösung des Konfliktes bei Wahrung seiner Interessen für möglich gehalten. Er hatte auf die Fortsetzung bzw. Steigerung der Ehren für Augustus nicht verzichtet, sondern diese in eine neu gegründete Stadt verlagert, deren Siedler keine Juden waren. Am Kaiserkult führte für Herodes aber offenbar kein Weg mehr vorbei, und er wollte bei der Gestaltung des Kultes größtmögliche Freiheit haben. b) Stadtgründung und Kultstiftung in Sebaste 27 v.Chr.: Herodes’ Reaktion auf die neue Stellung C. Caesars in Rom als princeps und Augustus Zu Beginn des Jahres 27 v.Chr. vollzog sich in Rom der Akt, durch den der Sieger von Actium und Inhaber außerordentlicher, unbegrenzter politischer und militärischer Gewalten in gewisser Weise in das politische System der römischen Republik wieder integriert wurde. C. Caesar blieb zwar der mächtigste Mann Roms und im römischen Reich, war aber jetzt mit politischen Gewalten ausgestattet, deren Befugnisse definiert waren und der traditionellen politischen Ordnung Roms entstammten.129 Der Senat ehrte den princeps für seine bisherigen Verdienste und insbesondere für die Rückgabe der Vollmachten aus der Triumviratszeit130 auf eine Weise, durch die C. Caesar als Person mit übermenschlichen Fähigkeiten erschien. Er erhielt den Beinamen „Augustus“, eigentlich ein sakraler Begriff für einen hochheiligen Ort. Auf Personen übertragen bedeutete augustus „erhaben“, „verehrungswürdig“. Zanker spricht von einer „genialen Wahl“ des Namens: „er umgab den Augustus schon bei der Rückgabe des Staates mit einer Aura des Einzigartigen und Erhöhten“.131 Das griechische sebasto,j entsprach dem lateinischen Bedeutungsumfang des Agnomens. Weitere Ehrungen rückten Augustus in die Nähe der Götter Apollon und Iupiter.132 In der Curia Iulia wurde schließlich ein goldener Ehrenschild (clipeus virtutis) aufgestellt, der die Eigenschaften des Geehrten verzeichneten: virtus, clementia, iustitia, pietas. Der Schild suggerierte, daß Au128 Vgl. zu den konzentrischen Heiligkeitsbereichen des Landes Israel KEEL u.a. 1984, 285 f. OTTO 1980, 136 f. 129 Für einen ereignisgeschichtlichen Überblick und eine Kommentierung der Forschungsdiskussion zur Entstehung des Prinzipats sei hier stellvertretend auf KIENAST 1999, 82–92 verwiesen. 130 Diesen Zusammenhang streicht Augustus in den res gestae heraus, Mon. Anc. 34. 131 ZANKER 1990, 103. Vgl. KIENAST 1999, 92 f. 132 Der Eingang zu Augustus’ Haus, das sich neben dem Apollontempel auf dem Palatin befand, wurde mit Lorbeerbäumen (Apollon) und der corona civica (Eichenkranz; die Eiche war dem Jupiter heilig) versehen. Vgl. KIENAST 1999, 94 f. ZANKER 1990, 97– 101. 219. 236.

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gustus herrschte, weil er diese Tugenden hatte, und daß seine Herrschaft weiterhin davon geprägt sein würde.133 Aus Sicht der Provinzialen gingen von den Beschlüssen der Januartage 27 v.Chr. vor allem zwei Signale aus. Zum einen erschien die Machtfrage in Rom als geklärt. Für die Gestaltung der politischen Beziehungen zur römischen Macht würde man sich nun auf Augustus zu konzentrieren haben. Zum andern besaß der Imperator C. Caesar, wie sein neuer Beiname und die übrigen Ehrungen attestierten, übermenschliche Qualitäten. Dies gab einem Kult für Augustus enormen Auftrieb, vor allem im griechischen Osten mit seiner langen Tradition des Wohltäter- und Herrscherkults (27 v.Chr. noch in Epidauros, Ephesos und Mytilene/Lesbos).134 Aus dieser Atmosphäre heraus erfolgte Herodes’ Schritt in den direkten offenen Kaiserkult, verbunden mit der Neugründung einer „Augustusstadt“ (Ios. bell. Iud. 1, 403). Die Gründung Samarias als „Augustusstadt“ 27 v.Chr. Die Neugründung des alten Samaria als Sebaste fällt sehr wahrscheinlich noch in das Jahr 27 v.Chr.135 (Abb. 4). Damit war Herodes nicht nur der erste, der eine Stadt für den „Autokrator“ mit neuer emphatischer Titulatur gegründet hatte.136 133

ZANKER 1990, 101 f. und folgende Abbildungen: 75c (Aureus, Gallien, 19/18 v.Chr.). 76a (Aureus, Spanien, 19/18 v.Chr.). 79 (Kopie des clipeus virtutis, der in Arelate/Arles aufgestellt war, 26 v.Chr.). 80a–c (Denar und Aurei, Spanien, 19/18 v.Chr.). 81 (Sardonyx). 216. 217 (Öllampen). – Zum clipeus virtutis vgl. KIENAST 1999, 95–98. 134 Ein Kult für Augustus und Roma (mit Tempel und Agon) in Epidauros/Argolis (IG IV 1431) stammt aus der Zeit kurz nach 27 v. Chr. (HEINEN 1911, 152 f.). – Ein bedeutender Kult wurde 27 v.Chr. in Ephesos ins Leben gerufen. Der Tempel befand sich wohl inmitten des sog. Staatsmarktes und südlich des Doppeltempels für Caesar und Roma. HÄNLEIN-SCHÄFER 1985, 170. Kat.-Nr. A 27. PRICE 1984a, 140 m. Fig. 3. – Die Kultstiftung mit Tempel und penteterischen Spielen in Mytilene fällt ebenfalls noch ins Jahr 27 v.Chr. und orientiert sich in der Durchführung der Opfer und der Ausstattung des Agons am Zeuskult in Mytilene. Eine Besonderheit war die dem hellenistischen Herrscherkult entlehnte monatliche Geburtstagsfeier für Augustus (IGR IV 39 = OGIS 456; IGR IV 44 mit IG XII Supp. S. 13). Zum Kult PRICE 1984a, 55–57. 103. 105. 217–219. Zum Tempel HÄNLEIN-SCHÄFER 1985, 85. Kat.-Nr. A 32. 135 Münzen aus Sebaste (MESHORER 1985, Nr. 116 und 118) legen es nahe, das Jahr 1 der Stadtära in das Jahr 28/27 v.Chr. zu datieren (und nicht auf 25 v.Chr. wie SCHÜRER I [1901], 366 m. Anm. = SCHÜRER u.a. I [1973], 290 f. Anm. 9), s. BARAG 1993, 16, Anm. 6; vgl. MEIMARIS u.a. 1992, 140 f. – RPC II, S. 306 hat die alte Datierung der Ära ab 25 v.Chr. aufgegeben, hält eine Zeitrechnung ab 28 v.Chr. (i.e. Herbst 28–27 v.Chr. als Jahr 1) für wahrscheinlich und verweist dazu auf STEIN 1990 (Diss.). Vgl. jetzt KUSHNIRSTEIN 2005, 158. 136 Weitere, spätere Sebaste-Gründungen: Sebaste (vorm. Elaiussa) durch Archelaos v. Kappadokien 20/19 v.Chr. als neue Hauptstadt, nach einer Gebietserweiterung durch Augustus (vgl. LESCHHORN 1984, 294 f. 297. ROMER 1985, 88 f. JACOBSON 1988, 395 f. RPC I, S. 563 f. KIENAST 1999, 470 m. Anm. 76); Sebaste (vorm. die Hauptstadt Kabei-

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Er ließ auch auf der Akropolis einen großartigen Augustustempel errichten (Abb. 5–8) und stellte so die neuen Siedler vornehmlich unter den Schutz des theos Sebastos: „So befestigte er in Samarien eine Stadt mit einer sehr schönen, zwanzig Stadien langen Ringmauer und brachte 6000 Ansiedler dorthin; er teilte ihnen fruchtbarstes Land zu, errichtete inmitten der Neugründung einen mächtigen Tempel und weihte den umgebenden Tempelbezirk von drei Halbstadien dem Caesar. Die Stadt nannte er Sebaste. Ihren Einwohnern gewährte er ein ausgezeichnetes Bürgerrecht“ (Ios. bell. Iud. 1, 403; Übs. Michel/Bauernfeind).

Warum fiel die Wahl auf das alte Samaria? Herodes hatte von C. Caesar erst 30 v.Chr. die Stadt Samaria und ihr reiches Hinterland, Teil des alten hasmonäischen Reichs bis 63 v.Chr., wiedererhalten. Die eponyme Neugründung war somit eine konkrete Antwort auf diese „Wohltat“: „Aber nicht allein Gebäuden hat er Gedächtnis und Namen jener (Männer) [scil. Antonius, Augustus und Agrippa] eingeschrieben; sein Streben nach Ruhm und Ansehen (filotimo,n) richtete sich auch auf ganze Städte“ (Ios. bell. Iud. 1, 403). Mit den „Gebäuden“ sind die in bell. Iud. 1, 402 genannten herodischen Palastbauten in Jerusalem genannt: die Tempelfestung Antonia und zwei Baugruppen in Herodes’ basileion in der Oberstadt, Kaisareion und Agrippeion genannt. Josephus betont dann, daß Herodes eben nicht nur einzelne Gebäude zu Ehren seiner römischen Wohltäter erbaut und benannt habe, sondern eben auch ganze Städte – wie zum Beispiel Sebaste, dessen Bescheibung bell. Iud. 1, 403 folgt (es folgen § 404–416: der Tempel beim Paneion, ein Kaisareion und Agrippeion im Palastbezirk von Jericho sowie die Stadtgründungen Caesarea am Meer und Agrippeion sowie ein Agrippator am Jerusalemer Tempelbezirk). Zur Gebietserweiterung des Jahres 30 v. Chr. hatten aber auch andere bedeutende Städte und Regionen gehört, wie Jericho und Gaza, die Küstenstädte Stratonsturm, Joppe, Anthedon und die Dekapoleis Hippos und Gadara. So mögen zusätzlich persönliche wie historische Gründe eine ausschlaggebende Rolle gespielt haben, sich für Samaria als erste Augustusstadt zu entscheiden.

ra-Diospolis) durch Pythodoris v. Pontos, nach 8/7 v.Chr. (JACOBSON 1988, 395. PARFENOV 1996, 102. KIENAST 1999, 470 m. Anm. 78). Die Umstände, unter denen ein Ort in Paphlagonia neu als Sebaste gegründet worden ist, sind nicht klar, vor allem wegen des Zeitpunkts der Neugründung (vgl. JONES 1971, 71 f. und 167 f. MAGIE 1950, 1334 Anm. 14. KIENAST 1999, 469 m. Anm. 66). – Entferntere Beispiele sind noch die um die Zeitenwende gegründeten Städte Sebastopolis bzw. Sebasteia in Pontos (PARFENOV 1996, 102. KIENAST 1999, 469 m. Anm. 68) sowie Pessinous, Ankyra und Tavium, die um 25 v.Chr. (Provinz Galatia) den Beinamen Sebaste erhielten (KIENAST 1999, 469 m. Anm. 67).

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Herodes war schon 42 v.Chr. als „Wohltäter“ Samarias aufgetreten, und die Stadt spielte in den dreißiger Jahren eine wichtige Rolle als sein militärischer und politischer Stützpunkt.137 Zudem stellte sich Herodes aus historischer Sicht in die Tradition bedeutender Männer, die sich als Stadtgründer bzw. Neugründer Samarias in historisch entscheidenden Phasen betätigt hatten. König Omri (878–871 v.Chr.) hatte Samaria als Hauptstadt des Nordreichs Israels neu gegründet.138 Alexander der Große gründete Samaria nach dem Samaritanischen Aufstand im Jahre 331 v.Chr. neu als makedonische Militärkolonie.139 Die hellenistische Stadt wurde 108/07 v.Chr. unter dem Hasmonäer Hyrkanos I. erobert und zerstört; ihre Bewohner wurden in die Sklaverei verkauft.140 Bis Pompeius die Stadt 63 v.Chr. den einst Vertriebenen und ihren Nachkommen wieder zurückgab, war sie nur in geringem Ausmaß besiedelt.141 Unter Gabinius (57–55 v.Chr.) kam es dann zu einer planmäßigen und großzügigen Neugestaltung Samarias, von der man bei Ausgrabungen Überreste gefunden hat (insulae auf der Westakropolis).142 Zieht man die starke Veränderung dieses frührömischen Stadtbilds durch Herodes in Betracht, dann darf man annehmen, daß Herodes als dritter Gründer des vormals so bedeutenden und seit den Hasmonäern in urbanem Sinn eher unbedeutenden Samaria in die Geschichte eingehen wollte.143 Welche Rolle spielte der „Sicherheitsaspekt“ Sebastes, den Josephus so hervorhebt (ant. Iud. 15, 292)? Tatsächlich siedelte Herodes 6.000 Veteranen und Bewohner der Region Samaria an, wies ihnen bestes Land zu und 137 Ios. bell. Iud. 1, 229. 299 f. 302. 314. 333. 344. ant. Iud. 14, 284. 408. 411. 413. 431. 437. 457. 467 f.; vgl. ZANGENBERG 1994, 75 f. LICHTENBERGER 1999, 80. 138 Vgl. SCHÜRER u.a. II (1979), 160–164. AVIGAD 1993b, 1300–1302. BARAG 1993, 3 f. 139 Vgl. KASHER 1990, 19 f. 140 Ios. ant. Iud. 13, 275–281. bell. Iud. 1, 64–66. Die Nachricht über den Verkauf der Bürger Samarias in die Sklaverei findet sich nur in bell. Iud. 1, 66. 141 Ios. ant. Iud. 14, 75. bell. Iud. 1, 156. – J.B. Hennessy hat 1968 bei Sondagen am westlichen Abhang der Akropolis Reste einfacher Häuser gefunden, die über einem späthellenistischen Zerstörungshorizont errichtet wurden (HENNESSY 1970, 3 f.). Hennessys Fund zeigt, daß Samaria nach der hasmonäischen Zerstörung noch vor 63 v.Chr. wiederbesiedelt worden ist. Das Ausmaß der Wiederbesiedelung und die Identität der Siedler können nur weitere Ausgrabungen klären. Die Siedlungsspuren beschränken sich jedoch auf die Unterstadt. – Vgl. ZANGENBERG 1994, 51. 142 Zu Gabinius Ios. ant. Iud. 14, 88. bell. Iud. 1, 166. Zu den archäologischen Resten REISNER u.a. 1924, 134–166. Fig. 59. Pl. 7. CROWFOOT u.a. 1942, 31 f. 120–123. CROWFOOT u.a. 1957, 284–286. 288 f. – Die Wohnhäuser der Insulae sind meist zwischen 300–400 qm groß und haben fast alle ein Peristyl. 143 Vgl. ant. Iud. 15, 296 als ein Motiv der Stadtgründung (neben der allgemeinen philotimia, eine Stadt zu gründen, sowie der asphaleia): (eine Stadt neu zu errichten,) „die früher nicht zu den bedeutendsten gehört hatte“. Das kann sich nur auf die Zeit nach der Zerstörung durch die Hasmonäer beziehen.

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stattete sie mit Privilegien, vermutlich steuerlicher Art, aus.144 Die Neubürger waren demnach keine Juden (wie auch die, die in Samaria schon seit Gabinius wieder gelebt hatten). Eine Siedlung mit einer so großen Zahl an Veteranen besaß selbstverständlich einen bedeutenden strategischen Wert. Josephus reflektiert diese Absicht, wenn auch in sehr kritischer Tendenz (ant. Iud. 15, 291–295). Die Stadtgründung wird als Teil von Sicherheitsmaßnahmen (avsfa,leia) bewertet, mit denen sich Herodes vor den (gesetzestreuen) Juden habe schützen wollen, nachdem er bei den Kaisareia in Jerusalem gesehen habe, mit welcher Standhaftigkeit und Treue jüdisches Gesetz und Lebensweise verteidigt würde.145 Nachdem Herodespalast und Antoniafestung Jerusalem in Schach halten würden, sei Sebaste als tri,ton panti. tw/| law/| evpitei,cisma errichtet worden.146 Nur eine Tagesreise von Jerusalem entfernt, hätte Herodes somit das Gebiet zwischen Samaria und Jerusalem (d.h. vor allem wohl: die Straßen und Wege nach Jerusalem) kontrollieren können.147 Faktisch ist Josephus’ Kritik an Herodes als Feind des Volkes, der Festungen übers Land verteilen muß, um sich zu schützen, überzogen.148 Hier schlägt zum einen Josephus’ kritisches Herodesbild in den antiquitates durch. Zum andern handelt es sich um eine retrospektive negative Einschätzung der sebastenischen auxilia unter direkter römischer Herrschaft über Judäa seit 6 n.Chr. Die verfälschende, polemische Tendenz kann man auch in der unterschiedlichen Durchführung der Stadtbeschreibung in bell. Iud. 1, 401–403 und ant. Iud. 15, 292–298 par erkennen. Bell. 1, 401 f. nennt als Beispiel für Herodes’ herausragende eusebeia (bell. Iud. 1, 400) den prachtvollen Neubau des Jerusalemer Tempels mit der Tempelfeste Antonia sowie seinen Palast in der Oberstadt (!) mit den zwei Baugruppen, die nach Augustus und M. Agrippa benannt waren.149 Erst ant. Iud. 15, 292–296 werten Antonia und Herodespalast als Sicherheitsmaßnahmen, zusammen mit den übers Land verteilten Garnisonen und Festungen (Sebaste, Caesarea, Gaba und Hesbon). Diese Bemerkungen fehlen in bell. Iud. 1, 401–403. Mit ant. 144 Bell. Iud. 1, 403. vgl. ant. Iud. 15, 296 zur Qualität der Landzuweisungen. Was den privilegierten Status angeht (bell. Iud. 1, 403), ist an Steuer- und Abgabenfreiheit zu denken, wie sie auch die Siedler in Bathyra/Batanaia von Herodes erhielten (Ios. ant. Iud. 17, 25. 27). 145 Zu diesem Zusammenhang Ios. ant. Iud. 15, 291 f. 295. 146 Ios. ant. Iud. 15, 292. 147 Ios. ant. Iud. 15, 293. 148 Zur Funktion der „Festungen“, die fast alle aus hasmonäischer Zeit stammten und unter Herodes zu Luxusresidenzen ausgebaut wurden, s.u. III 3. – SMALLWOOD 1976, 77 f. übernimmt Josephus nahezu kritiklos, vgl. S. 77 zu Sebaste: „Herod’s last fortress“; S. 78: „Sebaste was primarily a fortress and secondarily a centre of Hellenization“. 149 Vgl. ant. Iud. 15, 318.

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Abb. 4. Samaria-Sebaste, schematischer Plan, der vor allem die Überreste aus der hellenistisch-römischen Periode integriert. Es fehlen die „Villa“ östlich des Augustustempels (Nr. 12) und das „Apsidial Building“ südlich des Augustustempels (s. Abb. 7).

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Iud. 15, 296–298 werden dann Einzelheiten der Stadtgründung Sebastes erzählt, d.h. der Erzählfaden bell. Iud. 1, 403 aufgenommen. Entsprechend wird ant. Iud. 15, 296 philotimia als Motiv aus bell. Iud. 1, 403 wiederverwendet, nun aber kombiniert mit dem Bedürfnis nach Sicherheit. Die Stadtbeschreibung ant. Iud. 15, 297 f. fällt wiederum sehr positiv aus. Interessant ist, daß Josephus zwar erwähnt, daß Herodes einen großen und schönen Tempel in der Stadt errichtet habe – aber ausläßt, daß der Tempel Augustus geweiht war, wie er es bell. Iud. 1, 403 klar ausgesprochen hatte. Genauso wird nur der neue Name der Stadt genannt, aber nicht mit Augustus in Verbindung gebracht. Der Bericht schließt mit einem Nachtrag zu Herodes’ Motiven ab, warum er die Stadt so schön gebaut habe: to. dV euvprepe.j w`j a'n evk tou/ filokalei/n kai. mnhmei/a filanqrwpi,aj avpolipei/n evn u`ste,rw|. Schon aufmerksamen Lesern/Zuhörern in der Antike könnte aufgefallen sein, daß sich der positive Kern der Gründungsgeschichte Sebastes (§ 296– 298) nur schlecht mit der einführenden Ankündigung vereinbaren läßt, daß Sebaste nichts als eine pagane Veteranenkolonie gewesen sei, um die Juden unter Kontrolle zu halten. Man kann dies so interpretieren, daß Josephus in dem betreffenden Abschnitt des bellum (1, 403), der ja bei der Abfassung der antiquitates grundsätzlich benützt wird, die (von Nikolaos stammende) positive Beschreibung der Stadt belassen hat und nur seine kritischen Kommentare eingestreut hat. So wäre ein widersprüchliches, schlecht redigiertes Bild entstanden. Man kann aber auch zum Schluß kommen, daß Josephus in den antiquitates das Bild einer „schönen Stadt in schlechter Absicht“ bewußt konstruiert hat. Herodes sollte als Despot gezeichnet werden, der für seinen eigenen Schutz und die Aufrechterhaltung seiner Herrschaft jeden Aufwand trieb. Seltsam ist, daß bei der Reformulierung der Stadtgründung in den antiquitates gestrichen wurde, daß es sich um eine Gründung zu Augustus’ Ehren und bei dem Tempel um einen Augustustempel gehandelt hat. Vielleicht paßte dies nicht zur Absicht, Sebaste als pagane, privilegierte Veteranensiedlung zu charakterisieren. Eine tiefere Bedeutung hat die Auslassung wohl nicht, denn die beiden anderen Tempelbauten für Augustus in Caesarea (Maritima) und am Paneion wie auch Gründung der Hafenstadt Caesarea werden in den antiquitates klar als Akte im Rahmen des Kaiserkults bezeichnet. Archäologische Überreste. In Samaria-Sebaste wurden zwei große Ausgrabungsprojekte in den Jahren 1908–1910 („Harvard Expedition“) und 1931–1935 („Joint Expedition“)150 sowie zwei kleinere Projekte mit loka150 Die Ergebnisse der Harvard Expedition (Leitung G.A. Reisner) liegen in REISNER u.a. 1924 vor. Die Ergebnisse der Joint Expedition (Harvard University, Hebrew University in Jerusalem, Palestine Exploration Fund, British Academy und British School of Ar-

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Abb. 5. Sebaste, Luftbild des Augustustempel (nach Süden) mit den Umbauten aus severischer Zeit. Vor der Treppe Reste des Altars. Der Aufgang bestand beim herodischen Tempel aus 2 x 12 Stufen. In severischer Zeit wurde die Treppe näher an den Vorhof verlegt, und der Tempel erhielt eine tiefe Vorhalle (s. die vier Säulenbasen).

Abb. 6. Sebaste, Temenos des Augustustempels: Zeichnung des Altars im Vorhof.

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len Schwerpunkten zwischen 1965 und 1968151 durchgeführt. Die Überreste des Westteils der Akropolis mit dem Tempel des Augustus und den daran anschließenden Bauten geben dabei nicht nur Aufschluß über die besondere bauliche Gestaltung der Anlage, sondern lassen auf ein bestimmtes Kaiserkultkonzept schließen, das Herodes in Sebaste realisiert hat. Westliche Akropolis. Der Augustustempel war Teil einer völlig neu gestalteten Akropolis, von der bis heute allerdings nur die westliche Hälfte archäologisch erforscht ist (Abb. 4. 7).152 Herodes wählte als Ort des Augustustempels den höchsten Punkt der natürlichen Bergkuppe und erweiterte die Baufläche für Tempel, Temenos und weitere Gebäude durch enorme Planierungen und ein gewaltiges Substruktionswerk. Die Wohnviertel, die auf der Akropolis um die Mitte des 1. Jh. v.Chr. erbaut worden waren, wurden planiert. Nach Norden hin wurde diese Fläche durch Substruktionen über die hellenistische Festungsmauer hinweg um 25–40 m bis an den Rand der sog. „middle terrace“ (Höhenlinie 430 m ü.M.) hinausgeschoben. Die unterschiedliche Ausdehnung resultiert aus dem nicht-rechtwinkligen Verlauf der hellenistischen Festungsmauer, der nun ausgeglichen wurde. Durch die herodischen Substruktionen erhielt die Akropolis im Nordwesten einen rechtwinkligen Vorbau mit einer Front von über 70 m Länge. Im Norden erreichte die Stützmauer eine Höhe von 15 m. An der nordöstlichen Ecke der Stützmauerwerks wurde ein rechteckiger Turm gefunden, der vermutlich ein Gegenstück an der nordwestlichen Ecke hatte (in diesem Bereich wurde nicht gegraben). Südlich der Hügelkuppe glichen Aufschüttungen das abfallende Gelände bis zur alten hellenistischen Festungsmauer aus. Auch hier wurde die Plattform auf einer Länge von 35 m über die alte hellenistische Akropolismauer um 9–16 m hinausgeschoben. Im Westen wurde auf den Fundamenten der alten hellenistischen Festungsmauer ebenfalls eine Stützmauer errichtet. Im Süden wurden Reste einer Toranlage aus der herodischen Bauphase gefunden, die keinen hellechaeology, Jerusalem; Leitung J.W. Crowfoot) sind in CROWFOOT u.a. 1942–1957 publiziert. 151 Für die jordanische Altertumsbehörde leitete F. Zayadine von Oktober 1965 bis Juni 1967 Nach- und Neugrabungen im Theater am nordöstlichen Abhang der Akropolis, am Westtor, an der Säulenstraße sowie am Vorhof des Augustustempels (s. ZAYADINE 1966a. ZAYADINE 1966b. ZAYADINE 1967–1968. ZAYADINE 1971. FULCO/ZAYADINE 1981). – J.B. Hennessy (als Direktor der British School of Archaeology, Jerusalem) sondierte im Herbst 1968 an fünf Stellen den nordwestlichen Abhang der Akropolis (HENNESSY 1970). 152 REISNER u.a. 1924, 26–50. 170–180. Pläne 2. 8. 9 und Profilzeichnungen in den Plänen 3 und 4. CROWFOOT u.a. 1942, 123–132. Plan IX.

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Abb. 7. Sebaste, Plan der westlichen Akropolis mit den Überresten der Bebauung aus der 2. Hälfte des 1. Jh. v.Chr. bis Ende des 2. Jh. n.Chr. Es sind drei verschiedene Bauphasen zu unterscheiden. „1st Period“ geht auf Herodes zurück. Eine nachfolgende Phase („1st Period alteration“) fällt entweder noch in die Zeit des Herodes oder in das 1. Jh. n.Chr. Spätere Bauten („2nd Period“) können nicht genauer datiert werden, als daß sie vor der „3rd Period“, die Crowfoot u.a. 1942 gegen Ende des 2. Jh./Anfang des 3. Jh. n.Chr. ansetzen, errichtet wurden.

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nistischen Vorgängerbau hat. Hier wurde an neuer Stelle ein Zugang zur Oberstadt geöffnet. Zum Verlauf der herodischen Akropolismauer auf der Osthälfte des Stadtbergs gibt es keinen archäologischen Befund. Herodes dürfte aber die ganze Akropolis mit einer neuen Mauer umgeben haben. Augustustemenos. Auf der künstlich geschaffenen riesigen Fläche der Westakropolis (ca. 139 x 160 m, d.h. 22.240 qm!) wurde der Tempelkomplex für Augustus erbaut, der sich fast über die gesamte Nord-Süd-Länge der Plattform erstreckte (ca. 128 m Länge von der nördlichen Stützmauer bis zur südlichen Rückwand des Tempels) (Abb. 5. 7. 8). Von der herodischen Anlage wurden bei den Ausgrabungen nur die Fundamente gefunden, da das Temenos gegen Ende des 2. Jh. n.Chr., wahrscheinlich unter Septimius Severus, neu aufgebaut wurde. Die Zuweisung der Mauerreste auf der Westhälfte der Akropolis zur herodischen bzw. severischen Bauphase durch Reisner bzw. die Joint Expedition stimmt nicht immer überein. In jüngerer Zeit wurden die Ergebnisse und Interpretationen der Joint Expedition durch E. Netzer (1987a) und D. Barag (1992) einer kritischen Prüfung unterzogen, deren Resultate in die folgende Darstellung miteinbezogen werden.153 Unstrittig ist, daß sich das entlang der Längsachse symmetrisch ausgerichtete Temenos in eine Folge von drei architektonischen Einheiten gliedert: Vorhof, Aufgang zum Tempel und der Tempel selbst als krönender Abschluß der Raumfolge. Die ganze Anlage war auf die Tempelfront ausgerichtet. Der große Vorhof hatte eine Gesamtlänge von ca. 60 m (Niveau im Süden 437,31 ü.M.). Er dürfte im Norden, Westen und Osten von Säulenhallen eingefaßt gewesen sein, die um ca. 1,5–2 m höher als der Hof lagen.154 Der Hof hatte nicht ganz die Form eines regelmäßigen Rechtecks, 153 Vgl. jetzt auch die Bewertungen durch LICHTENBERGER 1999, 82–84, und JAPP 2000, 147 f., die im wesentlichen aber Netzer und Barag folgen. 154 REISNER u.a. 1924, 173. – Aufgrund des Neubaus der Tempelanlage (einschließlich des Vorhofs) in severischer Zeit wurden keine Reste von Säulenstellungen aus einer früheren Zeit gefunden. Verglichen mit den herodischen Tempelanlagen in Jerusalem und Caesarea ist es unwahrscheinlich, daß Herodes den Vorhof nur mit einer Umfassungsmauer umgeben hätte. REISNER u.a. 1924 nahmen als erste die Existenz solcher Säulenhallen an, NETZER (1987a), KUHNEN (1990, 179 f.) und BARAG (1993) schlossen sich an. Crowfoot ist kritisch, weil er es für unmöglich hält, daß die Bauweise der unterirdischen Korridore, die er der ersten Bauphase zuschreibt, die Last der Säulen hätten tragen können (CROWFOOT u.a. 1942, 130). Was die Zeitstellung der Kryptoportiken angeht, ist nur klar, daß sie später erbaut wurden als die westliche und östliche Stützmauer, die die Substruktionen des Vorhofs umfaßten. Ob die Kryptoportiken allerdings noch unter Herodes errichtet wurden, ist fraglich. Die Ausführung ist weit weniger qualitätsvoll als

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weil die Stützmauern der Substruktionen alte Fundamente nutzten. Seine Breite verjüngte sich von ca. 54 m im Norden auf ca. 48,5 m im Süden, führte also leicht auf die Tempelfront zu.155 Der große Altar (Abb. 6),156 der sich mittig auf der Längsachse des Temenos befand, schloß den Vorhof gegen den Treppenaufgang zum Tempel ab. Die Opferstätte befand sich in relativ großer Distanz zum Tempel.157 a

b

Abb. 8a–b. Sebaste, Augustustemenos. Plan, Aufriß und Schnitt (von Osten).

das Mauerwerk der Substruktionen (vgl. REISNER u.a. 1924, 171 f. CROWFOOT u.a. 1942, 129). 155 Die Länge von 80 m und Breite von 70 bzw. 66 m schließt die möglichen Portiken mit ein. Die freie Fläche hätte in diesem Fall ca. 62 m x 53/51 m betragen. 156 Grundfläche 1,81 x 3,6 m; Höhe 1,74 m (REISNER u.a. 1924, 174). 157 30 m Entfernung zum Pronaos, 4,4 m Höhenunterschied zum Tempelpodium.

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Der vom Vorhof um 5,5 m zurückgesetzte und von Mauern eingefaßte, 9,5 m lange Aufgang zum Tempel führte über 2 x 12 Stufen auf das 4,4 m hohe, undekorierte158 Podium des Tempels (Höhe 441,71 ü.M.). Mit ihrer Breite von 21,8 m erreichten die Treppen fast die Breite der Tempelfront. Der Tempel maß 23,95 x 34,9 m und weist damit ein klassisches Seitenverhältnis von 2:3 auf.159 Unter den 15 in ihren Maßen bekannten Augustustempeln ist der Tempel von Sebaste der viertgrößte.160 Im Innern war der Tempel wahrscheinlich in Vorhalle und Cella unterteilt.161 Die Aufgliederung in Naos und Pronaos entspricht in der Länge ungefähr einem Verhältnis von 1:5.162 Der 18 x 24,35 m große Naos war im Innern dreischiffig, wobei die Seitenschiffe sehr schmal waren (2 m). Die eigentliche Cella maß 12, 45 x 24,35 m. Da nur die Fundamente des Tempels gefunden wurden, kann man die Ordnung und die Gliederung des Baukörpers nicht mit Sicherheit bestimmen. Wahrscheinlich war das Heiligtum jedoch ein hexastyler Prostylos korinthischer Ordnung.163 158

CROWFOOT u.a. 1942, 33. REISNER u.a. 1924, 177. Die Augustustempel von Ephesos, Ankyra und Lepcis Magna stehen im gleichen Verhältnis (vgl. HÄNLEIN-SCHÄFER 1985, Kat.-Nr. A 27, A 42 und A 53). 160 Nur der herodische Tempel von Caesarea Maritima (ca. 28,6 x 46,4 m, errichtet seit Ende der 20er Jahre, s. II 2.c), der Tempel von Tarracina (26,6 x 36,75 m, errichtet vor 12 v.Chr.) und der erst in tiberischer Zeit errichtete Tempel von Ankyra (36 x 54,82 m) waren noch größer (die Maße für Tarracina und Ankyra nach HÄNLEIN-SCHÄFER 1985). 161 NETZER 1987, 102 und Abb. 4 (= hier Abb. 8) interpretiert den Tempel als peripteros sine postico mit 6 Säulen an der Front und 7 Säulen an den Seiten; nach dieser Interpretation hätte das Tempelgebäude nur aus einer nicht-unterteilten Cella bestanden. Netzer führt hier eine Grundüberlegung Ward-Perkins fort (WARD-PERKINS 1991, 310: „the temple … seems to have been peripteral on three sides, with a plain back wall“). 162 Der Pronaos hatte eine Gesamttiefe von 6,95 m bei einer Innenfläche von 4,4 x 18 m. 163 REISNER u.a. 1924, 190 f. NETZER 1987, 102 und Abb. 4 (allerdings mit der Rekonstruktion als Peripteraltempel sine postico). KAHN 1996, 145. Von acht Frontsäulen sprechen ohne Angaben von Gründen HÄNLEIN-SCHÄFER 1985, 201. KUHNEN 1990, 179. BARAG 1993, 7. JAPP 2000, 148. JAPP 2003, 293. ZAYADINE 1967–1968, 80 geht von nur 4 Frontsäulen aus. LICHTENBERGER 1999, 83 spricht zurückhaltend nur von „Prostylos korinthischer Ordnung“. – Die Harvard Expedition fand keine Säulen in situ, aber westlich des Tempels lagen Säulentrommeln verstreut, die im Durchmesser zu den mit den attischen Basen verbundenen Säulentrommeln passen. Einige wurden auch in dem Gewölbe unter dem Tempel gefunden; vermutlich hatten sie beim Einsturz den Boden durchschlagen. Die Maße der Trommeln variieren (ø 106–132 cm, H 45–71 cm; REISNER u.a. 1924, 192). Bei einer Breite von ca. 24 m (Pronaos) und einem Säulendurchmesser von ca. 190 cm kommt man bei sechs Säulen auf ein durchschnittliches Intercolumnium von ca. 2,5 m, was ungefähr dem Zweifachen des unteren Säulendurchmessers von 1,3 m entspricht und einen klassischen Wert darstellt. Bei 8 Säulen würde das Intercolumnium 159

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Abb. 9a–i. Sebaste, Augustustempel: Baudekor. a–c. korinthische Kapitelle; d–f. Gesimsfragmente; g–h. Friesfragmente; i. attische Säulenbasis mit Säulenfragment. Die Abbildungen sind maßstabsgleich mit dem Baudekor des Roma-und-Augustus-Tempels von Caesarea, s. Abb. 21a–d.

durchschnittlich nur noch 1,25 m betragen, was weniger als der einfache Säulendurchmesser ist und eigentlich keiner in dieser Zeit verwendeten Proportion entspricht. Vier Säulen sind angesichts der Stärke der Säulen eine zu geringe Zahl, um die Last des Gebälks zu tragen.

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Abb. 9a–c zeigen vier korinthische Kapitelle, die bei den Ausgrabungen der Westakropolis gefunden wurden. Sie waren sekundär verbaut, entweder im Neubau des Tempels in der severischen Zeit oder in Füllschichten unterhalb dieser Bauphase. Sie gehören sicher in die herodische Zeit, auch wenn man sie nicht genau dem Tempel zuordnen kann; sie könnten z.B. auch von den Säulenhallen des Temenos stammen. Die Kapitelle ähneln denen, die man in der Umgebung des Augustus-und-Roma-Tempels in Caesarea Maritima gefunden hat (Abb. 21a).164 Abb. 9i zeigt eine von vier attischen Säulenbasen, wie sie die Harvard Expedition entlang der Nordund Ostseite der severischen Tempelvorhalle entdeckte, kopfüber vergraben unter Originalniveau.165 Die abgebildete Basis stammt von der Nordseite der Vorhalle. Das Gebälk des Tempels war sehr wahrscheinlich mit floralen und geometrischen Ornamenten dekoriert, wie die von Reisner gefundenen Gesims- und Friesfragmente zeigen (Abb. 9d–h), die alle entweder sekundär in dem severischen Tempel verbaut waren oder in den Füllschichten der severischen Bauphase lagen. Die Gesimsfragmente haben alle unterschiedliche Höhen und Profile und gehören deshalb zu verschiedenen Baugruppen auf der herodischen Akropolis. Sie zeigen, daß die herodischen Gebäude sehr einheitlich ornamentiert waren (von den bei Reisner publizierten sieben Fragmenten ist nur eines undekoriert). Das Soffitto des Gesimsfragments Abb. 9d ähnelt einem Soffittofragment, das zum Augustus-und-Roma-Tempel in Caesarea gehört.166 Im Unterschied zu Sebaste waren die Außenseiten von Fries und Gesims beim Tempel von Caesarea Maritima nicht ornamentiert. Bei Ausgrabungen östlich des Altars wurde der Torso einer überlebensgroßen, sehr gut gearbeiteten, marmornen Panzerstatue gefunden, die auch auf der Rückseite voll ausgearbeitet, also frei aufgestellt war. Über die linke Schulter und den linken Arm fiel ein Paludamentum. Der Panzer ist nicht dekoriert und bildet eine athletische Anatomie nach. Das Stützwerk der Statue war weder dekoriert noch figürlich gearbeitet. Kopf, Arme und Beine fehlen, jedoch ist die Plinthe mit dem Stützpfeiler noch ungebrochen verbunden (Abb. 10a–d). Von der Basis bis zum Hals mißt der Torso 2,4 m.167 Die Gesamthöhe kann demnach auf ca. 3 m und damit auf mehr als die anderthalbfache Lebensgröße veranschlagt werden, was als Besonderheit, insbesondere in dieser Zeit, anzusprechen ist.168 Für die Harvard 164

KAHN 1996, Abb. 8. REISNER u.a. 1924, 191. Zwei weitere dieser Basen wurden in der Umgebung des Tempels gefunden. 166 KAHN 1996, Abb. 7. 167 REISNER u.a. 1924, 176 und Pl. 79 e.f. Vgl. die Grabungsphotos ebd. Pl. 17 a. 18 c. 168 FITTSCHEN 2002, 11 f. m. Anm. 9 listet 5 Beispiele erhaltener Panzerstatuen auf, die 3 m oder höher sind; die römischen Beispiele stammen alle aus flavischer, trajanischer oder hadrianischer Zeit. 165

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Abb. 10a–d. Sebaste, Akropolis: Torso einer überlebensgroßen Panzerstatue.

Expedition könnte der Torso, aufgrund der Fundnähe zum Tempel, der Überrest einer Augustusstatue sein.169 Vermeule sieht die Darstellung in der Tradition späthellenistischer Panzerstatuen, wobei gewisse Details der Ausarbeitung für eine Datierung in die julisch-claudische Zeit sprechen: „a Julio-Claudian prince or a regional ruler is no doubt intended“.170 Es 169

REISNER u.a. 1924, 176; HÄNLEIN-SCHÄFER 1985, 201 Anm. 9 schließt sich hier

an. 170 VERMEULE 1959–1960, 41 Nr. 59. – LICHTENBERGER 1999, 83 m. Anm. 388 erweckt den Eindruck, als ob Vermeule die Statue in die severische Zeit datiere. Das ist nicht richtig. – Vgl., neben der Untersuchung Vermeules zur chronologischen Entwick-

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könnte sich bei der Statue durchaus um eine sehr frühe Augustusstatue handeln.171 Fittschen, der den Torso jetzt neu publiziert hat, schlägt Marcus Agrippa als Kandidaten vor, weil es unwahrscheinlich gewesen sei, daß im Vorhof des Temenos auch eine Augustusstatue plaziert gewesen sei. Der Besuch Agrippas im Jahre 15 v.Chr. in Judäa könne der Anlaß für die Aufstellung der Statue gewesen sein.172 Die gesamte Tempelanlage hatte ein eindrucksvolles, auf Perspektive und dramatische Wirkung berechnetes architektonisches Konzept. Der Tempel selbst hatte, orientiert man sich am Durchmesser der Säulen, eine Höhe von ca. 19 m.173 Durch das Podium noch um 4,4 m erhöht, ragte der Tempel somit ca. 24 m über dem Vorhof bzw. der künstlichen Plattform der Akropolis auf. Die alte Akropolis (ca. 460 m ü.M.) hatte gleichsam eine neue Spitze erhalten, die von überall her zu sehen war. Lage und Dimension des Tempels sollten offenbar verdeutlichen, mit welch überragendem und beherrschendem Gott man es zu tun hatte. Die Annäherung an den Übermächtigen vollzog sich über eine Sequenz von Stufen und Räumen. Der allgemeine Zugang zum Temenos lag sehr wahrscheinlich im Norden, über eine monumentale Treppenanlage, die von der nördlichen Unterstadt heraufführte (Abb. 8).174 Ca. 22 m lagen zwischen Unterstadt und Vorhof des Temenos. lung von Panzerstatuen, KASCHNITZ VON WEINBERG 1961, 96. 100 zur Tendenz, seit Beginn der augusteischen Zeit den Muskelpanzer mit Darstellungen zu überladen. Auch FITTSCHEN 2002, 14 f. folgt der Datierung Vermeules und listet S. 12 f. Anm. 11 weitere Beispiele auf. – LICHTENBERGER 1999, 83 hält die Statue für severisch, wohl wegen der Thesen M.L. FISHERs 1988–1989 zum erst spät einsetzenden massenhaften Marmorimport nach Judäa/Palästina. Ausschlaggebend sollten jedoch die stilistischen Kriterien sein. 171 Innerhalb des Temenos wurde noch ein überlebensgroßer Marmorkopf gefunden, der im Maß zu der Panzerstatue paßt und eventuell ein ausgetauschtes Kaiserbildnis darstellt (REISNER u.a. 1924, 176. Pl. 86e). – Die Joint Expedition hat noch mehrere Fragmente von Statuen und Figurinen in Schichten der 1., 2. und 3. römischen Periode in der westlichen Hälfte der Akropolis gefunden. Kein Stück stammt aus dem Tempelbezirk selbst (CROWFOOT u.a. 1957, 72 f. und Pl. VII 3.4. 74 Nr. 1. Nr. 3). 172 FITTSCHEN 2002, 16 f., auch mit dem Hinweis auf eine stilistisch ähnliche, überlebensgroße nackte Statue Agrippas, die im Archäologischen Museum in Venedig steht. 173 Gemäß JONES 1989, 41 betrug in dieser Zeit die Gesamthöhe der Säule i.d.R. das Zehnfache des unteren Säulendurchmessers. Der größte Säulendurchmesser beträgt beim herodischen Tempel von Sebaste 1,32 m. Dies entspricht fast 4,5 römischen Fuß (à 0,296 m) und den Proportionen stadtrömischer Tempel der Zeit. Die Gesamthöhe der Säule könnte somit ca. 13,2 m betragen haben. Gebälk und Dach waren zusammen ca. 6 m hoch, so daß man auf eine Gesamthöhe von ca. 19 m kommt. 174 Überreste einer solchen Anlage wurden nicht gefunden. Die nördliche äußere Stützmauer des Temenos war nicht bis zur Höhe des Vorhofs erhalten und ist wohl Steinraub zum Opfer gefallen. Deshalb kann der Eingang (und die daraus logisch folgende Treppenanlage) archäologisch nicht nachgewiesen werden. Die axiale Ausrichtung der Anlage spricht jedoch für einen Zugang von Norden her, für den schon REISNER u.a.

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In der nördlichen Säulenhalle des Temenos angekommen folgte der Blick des Besuchers automatisch der Längsachse der Anlage und wurde über den großen Altar die Stufen hinauf auf das Tempelpodium bis zum Eingang des Tempels geführt. Die Distanzen, derer man gewahr wurde, waren eindrucksvoll und auf psychologische wie optische Wirkung berechnet. Der Altar war fast 90 m entfernt, der Aufgang zum Tempel 100 m, die Tempelfront 120 m. Durch die einfassenden Säulenhallen erhielt der weiträumige Vorhof eine räumliche Geschlossenheit, in die sich der Besucher aufgenommen fühlen konnte. Das architektonische Gesamtkonzept der neuen Akropolis in Sebaste orientierte sich im wesentlichen an hellenistischen Gesamtanlagen, wie wir sie aus Kos (Asklepieion), Lindos (Heiligtum der Athena Lindia) und Pergamon (Akropolis, Demeter-Terrasse) kennen.175 An all diesen Orten wurden natürliche Anhöhen durch Terrassierungen und Substruktionen neu gestaltet. Treppenanlagen und Säulenhallen betonen die vertikalen und horizontalen Strukturen der Anlagen mit ihrer aufsteigenden Serie von Gebäuden und freien Plätzen auf den künstlichen Terrassen. Aus der Ferne erlebte der Betrachter eine künstlich gesteigerte Natur, als Besucher genoß er dramatische Ausblicke in die Landschaft. In zwei Tempelanlagen italischer Städte wurde dieses Konzept im späten 2. Jh. v.Chr. (Praeneste, Heiligtum der Fortuna Primigenia; Tibur/Tivoli, Herkules-Heiligtum) realisiert.176 Die Gesamtkonzeption des Augustusheiligtums in Sebaste weist all die typischen Elemente solch hellenistischer Terrassenheiligtümer auf.177 1924, 170 plädiert hatten. Eine künstliche, sehr kompakte und harte Rampe, die in herodischer Zeit gegen die nördliche Außenmauer des Temenos aufgeschüttet worden war (CROWFOOT u.a. 1942, 124. 126), kann als Unterbau für eine Treppenanlage angesehen werden. Die Rampe fällt zunächst gleichmäßig nach Norden hin bis zu einer 9 m von der Temenosmauer entfernten Mauer ab und weist dann einen 2,2 m tiefen Absatz auf. Der künstlich gehärtete Untergrund setzt sich auf annähernd gleichem Niveau fort, läuft also als Terrasse aus. Netzer hat bei seinem Vorschlag zur Rekonstruktion des Aufgangs (s. Abb. 8) das Problem nicht ganz gelöst, wie man die Rampe mit dem Treppenaufbau vollständig in Einklang bringen kann. Grundsätzlich muß man sich den Aufgang jedoch wohl so vorstellen, wie ihn Netzer konzipiert hat. Die Steilheit des Abhangs läßt eine geradlinig ansteigende Freitreppe nicht zu. – Zustimmend zu Netzers Rekonstruktion auch LICHTENBERGER 1999, 86. JAPP 2000, 148. 175 Vgl. GRUBEN 1986, 401–440. 464 f. (Literatur). Abb. 331. 333. 339. 340. 348. 356. 357. 176 Vgl. COARELLI 1993, 77 ff. 137 ff. 177 HESBERG 1996, 13–15 vergleicht Herodes’ Tempelbauten in Jerusalem, Sebaste und Caesarea mit hellenistischer, römischer, syrischer und nabatäischer Tempelarchitektur. Der Vergleich fällt etwas allgemein aus, so daß das jeweilige architektonische Konzept und der damit verbundene politische Gedanke des Herodes nicht recht erkennbar werden. Im Falle Sebastes geht Hesberg bspw. nicht darauf ein, daß es sich um einen Kaiserkult handelt. Er bezieht weder die Peristylvilla und die übrigen Bauten auf der Akropolis mit ein noch untersucht er die Baugeschichte der Neugründung. Dennoch weist

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Das einzige typisch römische Architekturelement des Temenos in Sebaste ist der prostyle Augustustempel auf hohem Podium in axialer Ausrichtung. Offenbar sollte ein römischer Gott auch einen Tempel römischer Bauart erhalten. Als Schutzgott der Stadt hatte Augustus die Schutzbefohlenen gleichsam hinuntergedrängt auf die Abhänge der Akropolis und die Ebene um den Hügel herum. „Auf dem Berge“ wohnten nicht mehr, wie in der hellenistischen Zeit, die Bürger des alten Samaria, die noch auf „ihre“ Götter herabgeblickt hatten. Im herodischen Sebaste waren die Räume jetzt neu verteilt. Einen Großteil des mehrfach mit Mauern und Toren abgeschlossenen Bereichs auf der Akropolis nahm das Temenos des neuen Stadtgottes ein. Angrenzende Bauten zeigen jedoch, daß der göttergleiche römische Weltherrscher dort nicht ganz allein „wohnte“. Wohnen bei dem Gott. Ein ca. 790 qm großes, luxuriös ausgestattes Peristylhaus (24,4 x 32,5 m) befand sich in der südwestlichen Ecke der Akropolis, zwischen den neuen Außenmauern der Oberstadt, dem Tempel und den Säulenhallen auf dieser Seite des Temenos (Abb. 7. 11).178 Das Niveau der Villa (436,28 m ü.M.) lag ca. 1 m tiefer als das Niveau des Vorhofs bzw. 5,4 m tiefer als das Podium. Die Villa verdeckte deshalb sicher nicht den Blick auf den Tempel von Westen her. Sowohl die Dimension wie auch der Grundriß des Hauses unterscheidet sich erheblich von den Häusern der Insulae I–VIII des überbauten „preherodian level“ aus der Mitte des 1. Jh. v.Chr. Der 12,5 x 13,47 m große zentrale Innenhof des herodischen Hauses war weitgehend überdacht. Nur ein säulenumstandenes Peristyl (5, 45 x 6,6 m) lag unter freiem Himmel. Die Säulen waren stuckiert und kanneliert.179 Die Anordnung der Räume ist nur auf der Ostseite bekannt. Hier lag der mit einem Mosaikfußboden ausgestattete Hauptraum des Hauses (s. Abb. 11a, Nr. 366, der vierte Raum von Süden), dem südlich ein Vorraum vorgelagert war (Nr. 365).180 Der weißgrundige Mosaikfußboden des Hauptauch Hesberg auf gewisse Parallelen der Anlage in Sebaste zu Kos, Lindos und Pergamon (S. 13) und zu Praeneste und Tibur (S. 14) hin. – Ähnlich LICHTENBERGER 1999, 86 f., der, was die Struktur des eigentlichen Temenos in Sebaste angeht, auf Ähnlichkeiten zu den großen Vorhöfen nabatäischer Tempel (Petra, Ende des 1. Jh. v.Chr.) bzw. zu altorientalischen Altarhöfen hinweist. Charakteristisch für Sebaste dürften aber vor allem die Porticusrahmung, die Terrassenstruktur und der axiale Podiumstempel sein, alles Elemente griechisch-hellenistischer und römischer Architektur (speziell der Podiumstempel). 178 REISNER u.a. 1924, 180–185. Vgl. LICHTENBERGER 1999, 82. JAPP 2000, 148. 179 REISNER u.a. 1924, 184. 180 REISNER u.a. 1924, 182. Die Mauer zwischen beiden Räumen ist ein späterer Einbau.

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Abb. 11. Sebaste, Peristylhaus westlich des Augustustempels. Plan mit Aufriß von Süden.

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raums war durch schwarze Linien in zwei große Rechtecke unterteilt.181 Ähnliche Mosaikfußböden finden sich in den zeitgleich erbauten Palästen des Herodes auf Masada und in Jericho.182 Im Nordosten des Hauses lag das Badezimmer mit Badewanne in situ (s. Abb. 11a, Nr. 369).183 Die Wände des Hofs und der Zimmer waren stuckiert und polychrom im Zweiten Pompeianischen Stil bemalt (ähnlich wie im zeitgenössischen „Palatial Manson“ in Jerusalem)184. Keines der Stuckfragmente weist ein figürliches Motiv auf.185 Südlich des Peristylhauses, durch eine schmale Straße getrennt, lag eine Anlage, von der, außer der Nordmauer, nur vier relativ kleine Wasserbecken erhalten sind, drei davon mit Treppen, was dafür spricht, daß es sich um sog. Mikvaot handelt. Wer hat dieses luxuriös ausgestattete Peristylhaus bewohnt? Weder die Harvard noch die Joint Expedition haben sich zu der Frage geäußert. Watzinger (1935) folgend hat man das Haus als Priesterwohnung interpretiert.186 Barag (1993) war der erste, der das Peristylhaus als Teil eines Palastkomplexes interpretierte, den Herodes für sich um den Augustustempel herum errichtet hätte. Zu diesem Palastkomplex gehörte dann sicher auch noch das südlich des Augustustempels gelegene „Apsidial Building“ (vgl. Abb. 7),187 vielleicht auch noch Speicherbauten westlich und östlich des Tempelvorhofs.188 Barags These ist einleuchtend und hat nicht nur archäo181

REISNER u.a. 1924, 182. In Masada finden sich in zwei Räumen des nördlichen Palastes ähnliche Bodenmosaike (NETZER 1991, 80. Abb. 123. 223. 224. 228). In Jericho handelt es sich um die Räume 17 und 18 von Herodes’ „First Palace“; die Räume sind Teil einer römischen Badeanlage (PRITCHARD 1958, Tf. 10. NETZER 1999, 33). 183 REISNER u.a. 1924, 183 f. Der Raum wurde durch einen niedrigen und schmalen Torbogen betreten. 184 Zum „Palatial Mansion“ s. AVIGAD 1989. AVIGAD 1993a, 733 f. Eine Abbildung der Wandmalerei NEAEHL 2, Farbtafel zwischen S. 712 und 713. 185 REISNER u.a. 1924, 185. 186 WATZINGER 1935, 49 f. Vgl. BARAG, 1993, 9 und LICHTENBERGER 1999, 85 zur Forschungsgeschichte, wobei beider Verweis auf CROWFOOT u.a. 1942, 127 nicht stimmt. CROWFOOT u.a. sprechen hier von Gebäuden „adjoining the eastern boundary of the forecourt“ (vgl. die unregelmäßigen Strukturen ebd. Abb. 7, Planquadrate 610E–650E/ 390N–470N) und deuten sie als mögliche Häuser von „temple priests and servants“. 187 REISNER u.a. 1924, 180. Plan 8. BARAG 1993, 9 f. Vgl. LICHTENBERGER 1999, 84. JAPP 2000, 148. – Es wurden nur die Fundamente des 25 x 34,4 m großen Gebäudes gefunden; weder Boden noch Eingänge waren erhalten. Die symmetrische Innengliederung des Gebäudes ist dennoch erkennbar. Eine über 17 m tiefe Halle mit Apsis im Süden dominierte die dreischiffige Raumgliederung. Als Teil des herodischen Palastkomplexes dürfte das Gebäude öffentlichen Funktionen wie Audienzen, Festmählern, Beratungen, Rechtsprechung o.ä. gedient haben. 188 Vgl. zur langen Diskussion über die Zeitstellung der Magazinbauten jetzt LICHTENBERGER 1999, 85 Anm. 401. – Der hier abgebildete Plan der Westakropolis 182

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logische Argumente für sich (Zeitstellung, Parallelen zu anderen Bauten des Herodes). Barag betont auch den Sicherheitsaspekt der Anlage, die sich zwischen Akropolismauer und dem mächtigen Tempel verbarg, und nur durch einen schmalen Zugang erreichbar war.189 Zur Verstärkung der These sei hier noch ein dritter Aspekt angeführt. Der Ostteil der Akropolis war sicherlich unter Herodes auch bebaut worden; er ist nur bis heute nicht ausgegraben. Hier wäre auch Platz für einen Palast gewesen, den man hätte absichern und größer und repräsentativer hätte gestalten können – wie es Herodes bei seinen Palästen z.B. in Jericho, in Masada und Herodeion auch getan hat. Bei der Bebauung des Westteils der Akropolis in Sebaste folgte Herodes aber offensichtlich einem andern Konzept, das eine bestimmte politische Aussage des Herrschers zum Ausdruck bringen sollte. Herodes verwirklichte das „Wohnen beim Gott“ (Zanker), ein Konzept, das hellenistische Herrscher beispielsweise in Pergamon sowie in Alexandreia praktizierten und das auch Augustus für sich in Rom realisiert hat. Hier wie dort „bildeten Heiligtümer die eigentlichen Repräsentationsbauten der Paläste“.190 Im Vergleich mit den großen und aufwendig gestalteten Temene für Athena und Zeus in Pergamon fallen dabei beispielsweise die Paläste der Attaliden bescheiden aus.191 Dennoch ist es allein der Herrscher, der dort, hoch oben über der Stadt, bei den Göttern, wohnt. Architektur wird hier zum Mittel, einen göttlich sanktionierten Herrschaftsanspruch unmißverständlich zu bekunden. Augustus hat dieses Konzept für sein Wohnhaus in Rom realisiert, als er nach dem Sieg bei Naulochos (36 v.Chr.) den Tempel für Apollo, den er während der Schlacht gelobt hatte, neben seinem damaligen Wohnhaus errichten ließ. „Eindrucksvoller“, so Zanker, „konnte das enge Verhältnis (Abb. 7) integriert die Magazinbauten nicht. Ein Plan mit Integration bei BARAG 1993, Abb. 6 (= LICHTENBERGER 1993, Abb. 37. JAPP 2000, Tf. 60,1). 189 LICHTENBERGER 1999, 85 gibt BARAG 1993, 15 etwas mißverständlich wieder, wenn er schreibt: „Der Palastkomplex … war von Osten über eine monumentale Treppenanlage betretbar“. BARAG schreibt: „A monumental entrance with a flight of stairs afforded ascent to the royal compound from the eastern part of the acropolis“. Damit sind die Treppen Abb. 7, Planquadrat 650E/420N gemeint. „Royal compound“ meint den ganzen Komplex der westlichen Akropolis. Die Villa war alles andere als leicht zugänglich. 190 ZANKER 1990, 60; vgl. ZANKER 1983, 24. – Die in der Antike für ihre Pracht und Ausdehnung (ca. 200 ha, ein Fünftel der Stadt) berühmten basileia im Norden Alexandreias entlang des Hafens kennen wir nur aus der literarischen Überlieferung (v.a. Strab. 17, 793 f.), s. NIELSEN 1994, 282; zum Palast ebd. 130–133. 280–282. Eine gute Zusammenfassung bei HOEPFNER 1996, 6–8 mit den Plänen Abb. 3 und 4. – Die Neugestaltung der Akropolis in Pergamon durch Eumenes III. (197–159 v.Chr.) ist archäologisch gut nachgewiesen, vgl. NIELSEN 1994, 102–111. 268–270, und besonders klar die Analysen von HOEPFNER 1996, 17–26. 191 Vgl. NIELSEN 1994, Abb. 57.

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des Erwählten zu seinem Schutzgott nicht gezeigt werden. Das Haus selbst war vergleichsweise bescheiden, aber das gesamte Tempelareal wurde durch die enge Verbindung zum Teil eines palastartigen Wohnsitzes.“192 Die strukturellen Parallelen zur Gestaltung der Westakropolis Sebastes durch Herodes sind augenfällig: Hier wie dort das „erhabene“ Wohnen neben dem Schutzgott hoch über der Stadt, das Ensemble mehrerer Gebäude um den Tempel herum, der neben dem Wohnhaus hoch aufragende Podiumstempel,193 die Portiken als rahmendes Element des Temenos. Die Gestaltung der Akropolis von Sebaste durch Herodes soll hier nicht unmittelbar auf das Tempel-Palast-Ensemble des Augustus auf dem Palatin zurückgeführt werden. Herodes war seit 40 v.Chr. nicht mehr in Rom gewesen, und man kann nur spekulieren, ob er von Augustus (oder anderen) erfahren hat, auf welche Weise der sich seinen Schutzgott quasi zum Nachbarn gemacht hatte. Sicher griffen jedoch beide Herrscher, Augustus wie Herodes, ein hellenistisches Modell auf, durch das ein Herrscher eine enge persönliche Verbindung mit einer Gottheit zum Ausdruck brachte, einen privilegierten Platz in deren Nähe beanspruchte und dadurch seinem Herrschaftsanspruch Schutz und Sanktion durch die Götter verlieh. Nichts anderes hat Herodes in Sebaste getan, und daß er sich unter den Schutz eines lebenden Gottes stellte, machte diesen Anspruch nicht schwächer.194 Wenn Herodes sich bei dem Versuch, seinen Machtanspruch und sein Selbstverständnis als Herrscher zum Ausdruck zu bringen, hellenistischer Formen bediente, dann sollte dies nicht als Zeichen dafür interpretiert werden, daß er die jüdische Kultur hätte hellenisieren wollen (dazu schon in Kap. I 2). Niemand würde wohl Augustus unterstellen, daß er bei der Verwendung von Formen, in denen sich das hellenistische Herrschertum repräsentierte, die römische Kultur je hätte hellenisieren wollen. Dies waren nur die maßgeblichen Formen der Zeit, wenn man „den Anspruch auf eine Sonderstellung oder die Rechtfertigung einer solchen“ baulich zum Ausdruck bringen wollte.195 Dies gilt für Augustus, und dies gilt auch für Herodes. Nicht aufgrund einer „Hellenisierungspolitik“ errichtete Herodes Bauten wie solche in Sebaste.196 Er benützte lediglich die Formensprache 192 ZANKER 1990, 59. Umfassend zur sog. Palatina domus des Augustus W INTERLING 1999, 48–56. 193 Der Apollotempel in Rom war ein hexastyler Prostylos mit Halbsäulengliederung, wie – sehr wahrscheinlich – der Augustustempel in Sebaste. 194 LICHTENBERGER 1999, 88 mahnt bei einer Übertragung des Konzepts, verstanden als „autokratische Selbstüberhöhung“, zur Vorsicht. – De facto waren jedoch mit dem Schutzverhältnis zum Gott Augustus Art und Ausmaß der „Autokratie“ vorgegeben. 195 ZANKER 1983, 25. 196 Gegen z.B. SMALLWOOD 1976, 77 f. (vgl. u. Anm. 416). Ähnlich HESBERG 1996, 16. 20 zu einer Mixtur von Hellenisierungs- und Romanisierungsabsicht, um Judäa und seine Juden ins Römische Reich zu integrieren.

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der hellenistischen Könige, mit der diese ihren Herrschaftsanspruch und ihr Selbstverständnis dargestellt hatten. Ein Element der herodischen Anlage in Sebaste reflektiert freilich die sehr aktuellen politischen Umstände, in denen sich Herodes als Herrscher befand: Er war kein autonomer hellenistischer Herrscher, sondern ein vom „Weltenherrscher“ Augustus eingesetzter und abhängiger König. Und deshalb nimmt das Heiligtum für den lebenden Gott Augustus den Platz ein, der bei hellenistischen Herrschern ihrem persönlichen olympischen Schutzgott gebührt hätte. Die Unterstadt des herodischen Sebaste. Herodes’ bauliche Aktivitäten in Sebaste beschränkten sich nicht nur auf die Akropolis. Abgesehen von der neuen Stadtmauer um das erweiterte Stadtgebiet197 lassen sich vor allem in der nördlich der Akropolis gelegenen Unterstadt bauliche Aktivitäten aus der 2. Hälfte des 1. Jh. v.Chr. nachweisen. Nicht immer ist dabei klar, welche Reste schon der Wiederbesiedlung Samarias unter Gabinius und welche der Neugründung der Stadt durch Herodes zuzurechnen sind. Daß Herodes jedoch massiv in den Baubestand der Unterstadt eingegriffen hat, konnte Hennessy bei seinen Sondagen am Westabhang der Akropolis nachweisen. Es wurden dort nicht nur Gebäude, die aus dem 1. Jh. v.Chr. stammen, zerstört und einplaniert, sondern Mauern tief abgetragen, um die Steine andernorts als Baumaterial wiederzuverwenden.198 Forum. Im Osten lag das Forum der Stadt (Abb. 4, Nr. 18). Herodes hat wahrscheinlich ein bereits bestehendes Forum des alten Samaria erweitert. Der 72,5 x 128 m große Platz,199 der erst seit der severischen Zeit mit Kolonnaden umgeben war,200 wurde im Norden und Osten auf einer künstlichen Aufschüttung wegen des steil abfallenden Geländes errichtet. Fundamente von bis zu 6 m Tiefe waren hier nötig, um die Erd- und Schuttmassen zu stabilisieren.201 Ob schon Gabinius ein Forum neu für Samaria angelegt hat, kann man nicht sicher entscheiden, da Crowfoot in Konstruktionsgräben als jüngste Keramik späthellenistisches Material fand, das um die Mitte des 1. Jh. v.Chr. datiert.202 Allerdings hat Reisner bei der nördlichen Stützmauer des Forums ein Konstruktionwerk entdeckt, 197

Zu den Überresten s. CROWFOOT u.a. 1942, 39–41. Die Angabe bei Josephus, Herodes habe die Stadt erweitert und mit einer 20 Stadien langen Mauer (ca. 3,7–3,8 km) umgeben (bell. Iud. 1, 203), wird durch den archäologischen Befund verifiziert. 198 HENNESSY 1970, 2. 4–6 mit Abb. 4 (von LICHTENBERGER 1999 und JAPP 2000 nicht berücksichtigt). Der Steinraub beschränkte sich nicht auf das aufgehende Mauerwerk, sondern drang bis in eine Tiefe von über 2 m unter Fußbodenniveau vor! 199 REISNER u.a. 1924, 211. 200 CROWFOOT u.a. 1942, 57 gg. REISNER u.a. 1924, 212. 201 CROWFOOT u.a. 1942, 55 f. 202 CROWFOOT u.a. 1942, 56.

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das typisch für die herodischen Bauten Sebastes ist.203 Die beiden Daten lassen sich am ehesten so miteinander vereinen, daß Herodes ein vorhandenes Forum vergrößern ließ.204 Am Westende des Forums befand sich ein großes Gebäude, dessen Beschaffenheit und Funktion wir (noch) nicht kennen, weil es von einer Basilica aus der severischen Zeit überlagert wird. Die in severischer Zeit wiederbenützten Fundamente des Vorgängerbaus weisen die typisch herodische Quaderbauweise auf.205 Theater. An der nordöstlichen Ecke der Akropolis befand sich das Theater, dessen heutige Gestalt in das erste Viertel des 3. Jh. n.Chr. datiert (Durchmesser 65 m). Die Joint Expedition hat es zum Teil freigelegt.206 1967 wurde es von einer jordanischen Expedition ganz ausgegraben (Abb. 4, Nr. 7. Abb. 12). Dabei entdeckte man, daß sich unter den Sitzreihen aus der severischen Zeit ältere Reihen befinden, die zu einem Vorgängerbau gehören.207 Bei Sondagen unter dem Pflaster der Orchestra aus der severischen Zeit fand man keine Reste eines früheren Bodens, sondern stieß bereits nach 5 cm auf Fels.208 Man muß deshalb annehmen, daß bei dem Neubau des Theaters Anfang des 3. Jh. der frühere Boden der Orchestra – soweit überhaupt noch vorhanden – entfernt und ein neuer Belag aufgebracht wurde. Für den Vorgängerbau, der sich auf die Stadtmauern Samarias aus der Eisenzeit sowie auf künstliche Substruktionen stützt,209 kommt eigentlich nur Herodes in Frage. Ein (bereits vorhandenes?) Stadion. Im Nordosten des Stadtgebiets, auf einer Terrasse am Fuß des mächtigen Hügels, die 74 m tiefer als das Forum war, lag das Stadion, das von einer Mauer und einer Säulenreihe umgeben war (ca. 70 x 210 m; freie Fläche zwischen den Kolonnaden ca. 58,5 x 194,5 m) (Abb. 4, Nr. 22. Abb. 13).210 Zwei Bauphasen können unterschieden werden. Zunächst war das Stadion mit einer Mauer, deren verputzte Wandflächen im Zweiten Pompeianischen Stil bemalt waren, mit einer Kolonnade im dorischen Stil umgeben worden. Vom Baustil her zeigt 203

REISNER u.a. 1924, 213. LICHTENBERGER 1999, 89 f. erwägt als Bauherrn Gabinius oder Herodes, ohne auf den stratigraphischen Befund einzugehen. JAPP 2000, 149 berücksichtigt die Problematik gar nicht. 205 Vgl. REISNER u.a. 1924, 213 f. CROWFOOT u.a. 1942, 56. 206 CROWFOOT u.a. 1942, 57–62. 207 ZAYADINE 1967–1968, 79. FULCO/ZAYADINE 1981, 197 (die Ergebnisse werden von LICHTENBERGER 1999 und von JAPP 2000 nicht berücksichtigt). 208 ZAYADINE 1967–1968, 79. 209 ZAYADINE 1967–1968, 77–79. FULCO/ZAYADINE 1981, 197. 199. 210 S. CROWFOOT u.a. 1942, 41–50. 204

2. b) Die Etablierung des Kaiserkults in Herodes’ Reich: Sebaste a

b b

Abb. 12a–b. Sebaste, Theater.

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diese Phase Ähnlichkeiten mit den Häusern des „preherodian level“ auf der Akropolis. Die späteste, mit den Umfassungsmauern assoziierte Keramik stammt aus der Mitte des 1. Jh. v.Chr. Dies läßt keine klare archäologische Aussage darüber zu, ob das Stadion schon unter Gabinius oder erst unter Herodes erbaut wurde. Da der Verlauf der herodischen Stadtmauer auf das

Abb. 13. Sebaste, Plan des Stadions mit zwei Bauphasen. Crowfoot u.a. haben die Mauern nur in einigen Arealen angeschnitten (s. Legende). Die zeitlich frühere „enclosure wall and columns of Doric building“ stammen entweder noch aus der Zeit bald nach 63 v.Chr. (Gabinius?) oder gehen schon auf Herodes zurück. 25 m nördlich des Stadions wurde die Herodische Stadtmauer angeschnitten.

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Stadion Rücksicht nimmt und die Konstruktionstechnik so viel Ähnlichkeit mit dem preherodian level auf der Akropolis zeigt, wird das Stadion überwiegend Gabinius zugeschrieben.211 Ein weiteres Argument für eine Erbauung des Stadions noch vor Herodes ist der Vergleich mit den gänzlich anders konzipierten herodischen öffentlichen Wettkampfarenen in Caesarea (Maritima) und Jericho212 (Zuschauerplätze,213 multifunktionale Arenen für athletische Wettbewerbe, Gladiatorenkämpfe und hippische Spiele214). Wahrscheinlich hat Herodes der neu gegründeten Stadt Sebaste nur das Theater hinzugefügt – vermutlich, um die Kaisareia aus Jerusalem ab 24 v.Chr. in Sebaste durchzuführen,215 wofür er ja eine Stätte für die musischen Darbietungen der Spiele benötigte. Vielleicht wurde für die hippischen Spiele ein Areal vor der Stadt, in der Tradition der klassischen griechischen Hippodrome, planiert und mit Erdwällen umgeben.216 Tempel für Kore und die Dioskuren? In der Ebene nordwestlich der Akropolis wurde in einem Bezirk, der im hellenistischen Samaria wohl Serapis und Isis heilig war,217 ein neues Heiligtum für Kore und die Dioskuren errichtet (s. Abb. 4, Nr. 8. Abb. 14). Das Temenos wurde von E.L. Sukenik ausgegraben.218 Es fanden sich nur Fundamente, die zwei verschiedenen Bauphasen angehören („1st Period“, „2nd Period“). Gemäß Sukenik gehö211 CROWFOOT u.a. 1942, 44. So auch KUHNEN 1990, 204. – Mir ist nicht klar, warum LICHTENBERGER 1999, 89 einen herodischen Bau favorisiert (bzw. dafür auf CROWFOOT u.a. 1942, 41 ff. verweist). 212 Zur Anlage von Jericho s. NETZER 1996, 202–207 mit einem Vorschlag zur Rekonstruktion (Abb. 10 und 11). Zur Anlage in Caesarea s. noch in Abschnitt II 2.c. 213 Die Zuschauer verfolgten in Jericho das Geschehen von einer Cavea aus, die sich an der nördlichen Schmalseite der Arena befand. In Caesarea saßen die Zuschauer an der östlichen Seite der Arena (mit Blick auf das Meer) und in einer Cavea, die die Anlage gegen Süden abschloß. 214 Die Arena von Jericho mißt ca. 80 x 320 m (NETZER 1999, 78; vgl. NETZER 1996, 203 mit etwas anderem Maß 82 x 315 m); die Arena von Caesarea ist bis zu einer Länge von 265 m archäologisch nachgewiesen; das nördliche Ende der Sitzreihen liegt (noch) unter Bauten aus der byzantinischen Zeit begraben, so daß die exakte Länge der Arena (noch) nicht angegeben werden kann. Die Breite beträgt 50,35 m (PORATH 1995, 16. PORATH 1998, 40). 215 Eine These von LÄMMER 1973, 207. Die Vermutung hat viel für sich. Die Kaisareia wären dann auch als Fest, wie es sich gehörte, mit dem entsprechenden Kult verbunden gewesen. 216 Der Herodessohn Antipas ist von den multifunktionalen Bauten seines Vaters abgekommen und hat in Tiberias ein Stadion und im benachbarten Taricheai ein klassisches griechisches Hippodrom errichtet (s.u. III 4). 217 Eine Steinplatte (Streufund im Osten des Temenos) trägt die griechische Inschrift: „Hegesandros, Xenarchis und ihre Kindern dem Sarapis [und der] Isis“ (CROWFOOT u.a. 1957, S. 37 Nr. 13). 218 S. sein Bericht in CROWFOOT u.a. 1942, 62–67.

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Abb. 14. Sebaste, Plan des Koretempels. Die Strukturen der „1st Period“ (Herodes?) sind schwarz gerastert.

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ren die Mauern der „1st Period“ zu einem hellenistischen Tempel für Serapis und Isis, der von Hyrkanos im Zuge der Eroberung Samarias um 107 v.Chr. zerstört worden sei.219 Erst in severischer Zeit sei dann, teilweise auf den Fundamenten dieses zerstörten Tempels, ein neuer Tempel errichtet worden, der Kore geweiht war. Diese Interpretation läßt sich mit verschiedenen Details des archäologischen Berichts von Sukenik und anderen Zeugnissen nicht in Einklang bringen. In den Fundamenten des Tempels aus dem 3. Jh. n.Chr. sind verputzte Spiegelquader aus der herodischen Zeit sekundär verbaut. Auch Baudekor wurde unterhalb des sichtbaren Niveaus verbaut.220 Gemäß Sukenik stammen diese Spolien vom herodischen Augustustempel.221 Allerdings ist schwer verständlich, warum man die Steine von der Akropolis heruntertransportierte, wenn dort zur gleichen Zeit umfangreiche Neubauten errichtet wurden. Zudem bezeugen inschriftliche Zeugnisse, daß der Korekult schon vor der Severischen Zeit in Sebaste existierte.222 Für eine gewaltsame Zerstörung des Tempels der First Period fand Sukenik keine Belege. Unter dem Gebäude der First Period liegen „Cistern No 2“ und „Cistern No 3“. „Cistern No 2“ enthielt vorwiegend Keramik der hellenistischen Zeit.223 Wenn der Tempel der First Period schon von Anfang an zum hellenistischen Samaria gehört haben soll, kann die Zisterne, die durch den Tempelboden ja verschlossen wurde, keine hellenistische Keramik mehr enthalten. Wenn der Tempel aber um die Mitte des 1. Jh. v.Chr. erbaut wurde, ist der Keramikbefund erklärbar. Einen Hinweis auf eine Verbindung zwischen Herodes und einem Korekult in Samaria gibt vielleicht auch die Münzserie, die Herodes im Jahr 3 seiner Herrschaft (d.h. 38/37 v.Chr.) offenbar in Samaria hat schlagen lassen (Abb. 16a.b). Bei den Motiven „Mohnkapsel“ und „Helm mit Stern“ könnte Herodes auf einen Korekult von Samaria, der mit den Dioskuren assoziiert war, Bezug genommen haben.224 Die Mohnkapsel war ein typisches Symbol der Kore und könnte den Münzort Samaria symbolisieren.225 Der „Helm mit Stern“ könnte sich ebenfalls auf den Korekult beziehen. Bei den Spolien, die in den Fundamenten des Tempels der „Second Period“ verbaut sind, wurden zwei Steinreliefs gefunden, die die mit Stern und

219

SUKENIK in CROWFOOT u.a. 1942, 66. SUKENIK in CROWFOOT u.a. 1942, 64. 221 SUKENIK in CROWFOOT u.a. 1942, 67. 222 CROWFOOT u.a. 1942, 46. 48. CROWFOOT u.a. 1957, S. 41: Inschr. Nr. 47 und 48. 223 SUKENIK in CROWFOOT u.a. 1942, 64. 224 Die Münzen in RPC I 4901 VS (Helm mit Stern) und 4903 VS (Mohnkapsel). Den Helm mit Stern sieht AJC II 19 f. MESHORER 2001, 63 f. als Parallele zu Münzen der römischen Republik in den Jahren 43 und 42 v.Chr. (RRC 1/498. 4/502). 225 AJC II 20–22. MESHORER 2001, 64. 220

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II. König Herodes und der Kaiserkult

a

Abb. 15. Sebaste, Koretempel: Steinrelief mit Dioskurenpilos.

b

Abb. 16. Münzen des Herodes aus dem Jahr 3, geprägt in Samaria. a. Helm mit Stern. b. Mohnkapsel.

Lorbeerzweig geschmückte Piloi der Dioskuren zeigen (Abb. 15).226 Sukenik datierte sie ins 3. Jh. v.Chr., weil er sie als Bauschmuck des hellenistischen Isistempels ansah.227 L.-H. Vincent ordnete die Reliefs einem Kult für Helena/Kore und die Dioskuren zu und datierte die Reliefs ins 1. Jh. n.Chr.228 J. Magness hat kürzlich auf die Ähnlichkeiten zwischen den Reliefs und dem herodischen Münztyp „Helm mit Stern“ aus dem Jahr 3 hingewiesen.229 Sie vertritt die These, daß ein mit den Dioskuren assoziierter Korekult in Samaria auf Herodes zurückgeht.230

226 Eines der Reliefs abgebildet bei CROWFOOT u.a. 1942, Pl. LX 2. Beide Reliefs bei VINCENT 1936, Pl. VI1.2. 227 SUKENIK in CROWFOOT u.a. 1942, 66. 228 VINCENT 1936, pass., bes. 225 f. 230–232; die These basiert auf einer Interpretation von Apg 8,5–24, wonach der Zauberer Simeon als Priester des Kore/Helena- und Dioskuren-Kults in Samaria gesehen wird. 229 MAGNESS 2002. 230 So die These von J. MAGNESS 2002. Man müßte hier natürlich noch die politischen Verhältnisse in Rechnung ziehen. Herodes war erst 30 v.Chr. in Besitz der Stadt Samaria gekommen. Bauten vor dieser Zeit hätte er nur als fremder „Wohltäter“ der Stadt stiften können. Dennoch ist es möglich, daß er der Stadt einen Tempel gestiftet hat, wenn man bedenkt, daß er seit 47 v.Chr. Strategos von Samaria war (Ios. bell. Iud. 1, 213) und 43 v.Chr. die Stadt Samaria nach einer Stasis wiederherstellt (bell. Iud. 1, 229 mit ant. Iud. 14, 284: kai. parageno,menoj ~Hrw,dhj eivj Sama,reian kai. katalabw.n auvth.n kekakwme,nhn avnekta/to). – KUHNEN 1990, 183 f. spricht ohne nähere Begründung von einem Kore-Heiligtum, das „an der Stätte des hellenistischen Isistempels ebenfalls über herodianischen Ruinen“ [meine Hervorhebung] entstanden sei; offenbar geht er von drei (?) Bauschichten aus.

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Mehr Gewißheit über die Datierung der Architekturreste der First Period im Temenos des römischen Koretempels können nur neue Ausgrabungen erbringen. Gehen J. Magness’ Beobachtungen in die richtige Richtung, hätte man in Samaria-Sebaste des 1. Jh. v.Chr. an die Tradition der Verehrung von Osiris und Isis im hellenistischen Samaria des 3. und 2. Jh. v.Chr. angeknüpft, die durch die Hasmonäer unterbrochen worden war. Wenn dem so war, war Herodes’ Entscheidung, den Augustuskult hoch oben über der Stadt auf der Akropolis zu plazieren (und dafür die vor kurzem noch erbauten, schönen Wohnviertel zu zerstören), um so bedeutsamer. Mittels des Augustuskults hierarchisierte er das Zusammenleben zwischen den Stadtgöttern, den Bürgern und sich selbst als Wohltäter und König neu. „Oben“ war nur noch Platz für den König und den neuen Herrschergott. „Unten“ wohnten die Bürger mit den traditionellen Göttern. Dort fand auch das öffentliche Leben statt. Für die Verwirklichung dieses gleichermaßen politischen wie ästhetischen Raumkonzepts orientierte sich Herodes im wesentlichen an hellenistischen Vorbildern, genauso wie beim „Wohnen bei dem Gott“. Die Plazierung des Kaiserkults in Sebaste hoch auf einer umwehrten und nicht mehr wie früher von den Bürgern der Stadt bewohnten Akropolis unterscheidet sich stark von den Plätzen, die Städte normalerweise dem Kaiserkult zuwiesen (im sog. munizipalen Kult). Dort befanden sich die Kultstätten fast immer nahe dem Forum bzw. der Agora oder waren Teil traditioneller Kultstätten. Sie sind städtebaulich zwar herausgehoben, aber dennoch integriert in das städtische Zentrum bzw. in eines der Zentren des öffentlichen Lebens der Stadt.231 Die Lage entspricht dem, was wir vom munizipalen Kaiserkult kennen: er war ein lebendiger Bestandteil des öffentlichen Lebens der Städte, ein bevorzugtes Aktionsfeld für die Selbstdarstellung von Bürgern und Stadt. Die Anlage in Sebaste läßt sich dagegen am ehesten mit den „provinzialen Kaiserkultstätten“ vergleichen, die eine „vom Stadtgefüge meist topographisch, zumindest aber architektonisch klar abgegrenzte Lage“ besaßen.232 Im Fall der provinzialen Kultstätten wurde damit, Hänlein-Schäfer zufolge, der „rechtliche Status der Kultanlagen exakt reflektiert“, die eigenständig und unabhängig von den Städten existierten.233 Bei Sebaste, Stadt eines Königreichs, spielte diese Art von kultrechtlichen Fragen keine Rolle. Hier gaben andere Kriterien den Ausschlag für die Ortswahl der Kultstätte. Mit der Plazierung des ästhetischen Tempel-Palastkomplexes hoch über der Stadt sollten die neuen, „schönen“ politischen Verhältnisse im Imperium Romanum und in Judäa weithin sichtbar werden. Es gab in 231

Vgl. die Zusammenstellung bei HÄNLEIN-SCHÄFER 1985, 26–32. 35 f. HÄNLEIN-SCHÄFER 1985, 24; s. ebd. 24–26 die Analysen zu Magdalensberg (Noricum), Tarraco (Hispania citerior), Ankyra (Galatia), Lugdunum (Tres Galliae). 233 HÄNLEIN-SCHÄFER 1985, 26. 232

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Rom einen göttergleichen Alleinherrscher, den man in Judäa anzuerkennen hatte, und dieser Allmächtige war es, der den neuen König über Judäa schützte.234 c) Stadtgründung und Kultstiftung in Caesarea c. 23 v.Chr.: Livias Integration in den Kult für Augustus? Nur wenige Jahre nach der Gründung Sebastes begann Herodes, in der im 1. Jh. v.Chr. verfallenen Hafenstadt Stratonos Pyrgos235 eine zweite, spektakuläre Stadt Augustus zu Ehren zu gründen, einschließlich eines aufwendigen Kults (Tempel, 4jährige Spiele). Der Ort war, wie Samaria, unter hasmonäische Herrschaft geraten (103 v.Chr.) und wurde zunächst weiter genutzt.236 Bald danach reißt die archäologisch verifizierbare Siedlungsgeschichte ab.237 Auch die Abtrennung des Ortes Stratonos Pyrgos vom Hasmonäerreich durch Pompeius238 hinterließ, anders als in Samaria, keine Spuren. Mehr als ein Ankerplatz auf dem Weg zwischen Dora und Joppe wird Stratonos Pyrgos damals nicht gewesen sein.239 Die Situation änderte sich, als C. Caesar 30 v.Chr. die po,lin h;dh me.n ka,mnousan (Ios. bell. Iud. 1, 408) dem jüdischen Reich restituierte. Nun 234

LICHTENBERGER 1999, 91 f. betont m.E. zu stark die semiotische Wirkung der herodischen Akropolis als Zeichen der „Unterwerfung unter und die Integration in das imperium Romanum“ (91) bzw. die „Unterwerfung des rex socius et amicus populi Romani“ (neben der gleichermaßen beabsichtigten Demonstration „hellenistischer Selbsterhöhung“) (92). Würde man schlichte Unterwerfung so aufwendig darstellen? 235 Die Stadt, eine Gründung wohl Ptolemaios’ II. Philadelphos um 275 v.Chr., florierte im 3. und 2. Jh. v.Chr., zuletzt unter dem Tyrannen Zoilos. Zur hellenistischen Stadtgeschichte ARAV 1989. STIEGLITZ 1996. – Zu den Überresten aus hellenistischer Zeit östlich und nördlich des Hafens (Stadtmauer, Hafen, Gebäude) ROLLER 1983, 63 f. RABAN 1987, 71–78. RABAN u.a. 1990, 249–251. BERLIN 1992, 112. 120. STIEGLITZ 1996, 603–605. HOLUM 1999, 15. 18 f. Vgl. a. im Lemma „Caesarea“, NEAEHL 1 (1993), 272. 278. 282 f. Die Stadtmauer und der befestigte Hafen werden auf Zoilos zurückgeführt, s. RABAN 1996, 629–635. STIEGLITZ 1996, 604 f. RABAN 1998, 58 f. 61. 236 Alexander Iannaios erhielt Stratonos Pyrgos im Sommer 103 v.Chr. aufgrund des Friedensschlusses mit Ptolemaios IX. (Ios. ant. Iud. 13, 324–335). Zur Geschichte unter Iannaios KASHER 1990, 139–142. STIEGLITZ 1996, 605. – Offenbar wurde der Name zu rX ldgym („Turm des Befehlshabers“) hebraisiert (STIEGLITZ 1996, 596–598). 237 Zwischen Beginn und Ende des 1. Jh. v.Chr. fehlen nicht nur Architekturreste, sondern auch jegliche Keramik (BERLIN 1992). STIEGLITZ 1996, 605 f. hält es für wahrscheinlich, daß ein Tsunami 92 v.Chr. Stratonos Pyrgos zerstörte. 238 Ios. ant. Iud. 14, 76. bell. Iud. 1, 156. – Genausowenig hat sich das kurze Intermezzo von Kleopatras Herrschaft über die phönikische Küste zwischen 37 und 31 v.Chr. (BUCHHEIM 1960, 69. 73 f.) ausgewirkt. 239 Vgl. Ios. bell. Iud. 1, 408 f. Gemäß Strab. 16, 2. 27 hatte der Ort einen proshormos. Zu Strabons „Hafenterminologie“ in Zusammenhang mit Stratonos Pyrgos STIEGLITZ 1996, 603. Vgl. LICHTENBERGER 1999, 128 m. Anm. 629.

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verlief die Grenze zwischen Syria und Judäa zwischen Dora und Stratonos Pyrgos. Für Herodes bot sich die Chance, im Norden des Landes eine Hafenstadt zu errichten, die von ihrer Lage her beste Chancen hatte, zu einem höchst bedeutsamen Handelszentrum zu werden, wenn es gelänge, Dora zu marginalisieren.240 Josephus zufolge wollte Herodes mit dem Ruhm der glanzvollen künftigen Stadt Kaisareia auch das Ansehen des Augustus (noch) steigern: avne,qhken de. th/| me.n evparci,a| th.n po,lin( toi/j tau,th| de. ploi?zome,noij to.n lime,na( Kai,sari de. th.n timh.n tou/ kti,smatoj\ Kaisa,reian gou/n wvno,masen auvth,n (bell. Iud. 1, 408).

Baubeginn und Einweihung. Zu Baubeginn und Einweihung liegen uns bei Josephus widersprüchliche Angaben vor. Ant. Iud. 15, 341 nennt eine Bauzeit von 12, ant. Iud. 16, 136 von 10 Jahren. Bell. Iud. datiert die Einweihung in die 192. Olympiade, das heißt in den Zeitraum zwischen Juli/August 12 bis 8 v. Chr. Ant. Iud 16, 136 fixiert das Datum der Einweihung mit einer chronologischen Doppelangabe: „Ol. 192“ und „im 28. Jahr von Herodes’ Königsherrschaft“, d.h. je nach Ära ins Jahr 13/12 v.Chr. (Ära ab 40/39) oder 11/10 v. Chr. (Ära ab 38/37). Gegen die von Schürer vorgeschlagenen und von der Forschung in der Regel übernommenen Daten eines Baubeginns ab Nissan 23/22 und einer Einweihung Nissan 10 oder 9 v.Chr.241 gibt es allerdings diverse Einwände, die hier nicht ausführlicher diskutiert werden können. Ein grundsätzliches Problem ist Schürers Jahresbeginn im Frühjahr/Nissan, der Herodes’ Zählung nach Herrschaftsjahren bei der zweiten Ära zu spät ansetzen läßt (ab Nissan 37), weil man in der Forschung mittlerweile einen Herbstbeginn des politischen Jahres in Judäa annimmt (d.h. die zweite Ära beginnt bereits im Herbst 38).242 Hinzu kommt, daß eine Einweihung im 240 Herodes’ Kalkül spiegelt bell. Iud. 1, 408 wider: dem König sei Stratonos Pyrgos wegen der günstigen Lage als geeignetes Objekt für seine philotimia erschien: dia. de. euvfui,an tou/ cwri,ou de,xasqai duname,nhn to. filo,timon auvtou/. Es folgen Bemerkungen über die hafenlose Küste zwischen Dora und Joppe und die widrigen Ostwindverhältnisse, die die Schiffahrt auf dieser langen Strecke sehr gefährlich machten. Ähnlich ant. Iud. 15, 331 mit 333. – Zu den enormen Chancen s.a. LICHTENBERGER 1999, 128. 241 Vgl. den Überblick bis 1973 bei LÄMMER 1974, 159 Anm. 251. Für die jüngere Literatur z.B. SCHÜRER u.a. I (1973), 291. 293. LEVINE 1975a, 11. HÄNLEIN-SCHÄFER 1985, 202 f. MESHORER 1985, 20 (10 v.Chr.). RICHARDSON 1996, 199 (nur für einen Baubeginn 22 v.). HOLUM/RABAN 1996, XXVI. LEISTEN 1997, 924. AMELING 1998, 459. LICHTENBERGER 1999, 116. JAPP 2000, 101. 242 Vgl. LÄMMER 1974, 130–135. SMALLWOOD 1976, 80 Anm. 62. Die neueste Diskussion der Datierungsprobleme bei KOKKINOS 1998, 168 f. 214 f. 369–372. – RICHARDSON 1996, 282 datiert die Einweihung Caesareas (und eine nachfolgende Romreise) in das Jahr 12 v.Chr. [vor den Olympischen Spielen?]. Auch SMALLWOOD 1976, 80 Anm. 62 tendiert eher zu 12 v.Chr. (statt 10/9 v.Chr.).

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II. König Herodes und der Kaiserkult

Zeitraum 10–9 v.Chr. schlecht zur kritischen Lage in Herodes’ Reich (Aufstand in der Trachonitis, Auseinandersetzung mit den Nabatäern, ca. 11–9 v.Chr.) paßt, deren Bewältigung die starke Verschlechterung der Beziehungen zwischen Herodes und Augustus in den Jahren 10 und 9 v.Chr. zur Folge hatte.243 Gemäß Josephus vollzog sich das Fest nämlich in bester Harmonie zwischen Herodes und Augustus (ant. Iud. 15, 139 f.). Aus der Schürer-kritischen Datierungsdiskussion ergibt sich jedenfalls, daß es gute historisch-politische Gründe gibt, das Fest entweder auf Frühjahr– Sommer 13 v.Chr. zu datieren,244 auch wenn sich die Angabe Ol. 192 damit nicht vereinbaren läßt,245 oder auf Frühjahr–Sommer 11 v.Chr., das heißt an den Anfang der Unruhen in der Trachonitis.246 Der Baubeginn, d.h. die eigentliche Stadtgründung und Kultstiftung fällt demnach frühestens in das Jahr 25 v.Chr. (bei 12 Jahren Bauzeit und einer Einweihung 13 v.), sonst ins Jahr 23 v.Chr. (bei 12 Jahren Bauzeit und einer Einweihung 11 v.Chr.).247 Die an Schürer orientierte Datierung (Einweihung Nissan 10 oder 9 v.Chr.) sollte eigentlich aufgegeben werden. Mit der Neugründung Caesareas als „Kaiserstadt“ zu Augustus’ Ruhm und Ehren stand Herodes gegen Mitte/Ende der 20er Jahre nicht mehr alleine (wie noch mit Sebaste).248 Das pisidische (Antiochia) Caesarea ist vielleicht das früheste Beispiel einer solchen Stadtgründung, wenn sie noch unter König Amyntas erfolgte. Weitere Neugründungen gehen sicher auf von Rom abhängige Dynasten zurück, die in dieser Form auf Verleihung oder Bestätigung ihrer Herrschaft oder auf eine Erweiterung ihres Reichs durch den „Wohltäter“ Augustus reagieren: Caesarea in Mauretanien, gegründet von Iuba II. (25 v.–23 n.Chr.), Caesarea in Kilikien, gegründet 19 v.Chr. von Tarkondimotus II. (20 v.–17 n.Chr.), Caesarea in Kappadokien, gegründet zwischen 13–9 v.Chr. von Archelaos (41/37 v.– 17 n.Chr.), Caesarea am sog. Kimmerischen Bosporus, gegründet wahrscheinlich von Polemon zwischen 14–8 v.Chr. (oder von Dynamis 243

Ios. ant. Iud. 16, 271–293. Nikolaos von Damaskos FGrH 90 F. 136. Vgl. GLAJJ I

F 97. 244

AVI-YONAH 1950, 169. HOEHNER 1972, 90. FOERSTER 1975, 11. KOKKINOS 1998,

370. 245 KOKKINOS 1998, 370 hält die Differenz für ein josephusinternes Problem; dieser habe falsch umgerechnet. 246 LÄMMER 1974, 133–135. HUMPHREY 1996, 125 geht von 11 v.Chr. als Einweihungsjahr aus. 247 Die Zeitangabe paßt auch zur Stellung der Baugeschichte Caesareas in ant. Iud. 15, 331–341. In den folgenden Abschnitten wird von Herodes’ Romreise mit den Mariamnesöhnen (342 f.) und von der ersten ituräischen Gebietsschenkung berichtet (343– 353). Die Romreise fällt in den Zeitraum 24 oder 23 v. (KOKKINOS 1998, 369 f.), die Gebietsschenkung ins Jahr 23 v.Chr. 248 Zur These, daß Antiochia durch Amyntas den Beinamen Caesarea erhalten hatte, GALSTERER-KRÖLL 1972, 47. LEVICK 1967, 137.

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und/oder deren Sohn Aspourgos, zwischen 8 v.–13 n.Chr.).249 All diese Städte waren seitdem auch mit einem Kult für das römische Herrscherhaus verbunden.250 Diese Art von Stadtgründungen mit Kaiserkult hatte sich gleich zu Beginn des Prinzipats zu einem Verhaltensmuster sog. Klientelkönige bzw. amici reges entwickelt,251 die sich in ein positives Verhältnis zur neu definierten römischen Machtstruktur setzen wollten. Man adaptierte dabei Traditionen des griechisch-hellenistischen Herrschaftsverständnisses den neuen Bedingungen. Die Stadtgründung erfolgte nicht in eigenem Namen. Dennoch blieb einem von Rom abhängigen König die Rolle des ktistes mit all ihren positiven Folgen für Macht und Ansehen erhalten.252 Dieser Zusammenhang ist sicher ausschlaggebend dafür, daß man in den „Klientelkönigtümern“ die Etablierung des Kaiserkults i.d.R. mit Stadtgründungen verband. Worin sich Herodes mit seinen Städtegründungen und Kultstiftungen für Augustus von zeitgenössischen amici reges unterschied, war zum einen der frühe Zeitpunkt, zu dem er damit begann. Zum anderen sind die Projekte materiell-ästhetisch und intellektuell in herausragender Weise konzi249 Für die Städte sei hier auf KIENAST 1999, 445 f. 470 f. mit Literatur verwiesen. – Ob Caesarea Proseilemmeniton in Paphlagonien seinen Namen noch vom letzten lokalen Dynasten Deiotaros Philadelphos erhielt oder im Zuge der Integration in die Provinz Galatia 6/5 v.Chr., ist unklar. KIENAST 1999, 471 m. Anm. 80 geht mit MAGIE 1950, 1308 Anm. 8 von ersterem aus. 250 Zu Iol/Caesarea: LEVEAU 1984, 16 f. BRAUND 1985, Nr. 131. 132 (= EHRENBERG/ JONES 1976, Nr. 105a.b). HÄNLEIN-SCHÄFER 1985, I 7, 271–273. FISHWICK 1987, 147 f. Anazarbos/Caesarea: PRICE 1984a, 272 Nr. 144. Mazaka/Caesarea: PRICE 1984a, 269 Nr. 117. HAHN 1994, 120 (m. Kat.-Nr. 111). 182 f. (m. Kat.-Nr. 173. 175). Bosporanisches Reich: BLAWATSKY 1966. HAHN 1994, 53. 251 Vgl. die Thematisierung dieses Verhaltens durch Suet. Aug. 60: reges amici atque socii in suo quisque regno Caesareas urbes condiderunt. – Vgl. zu den „Klientelkönigen“ unter dem Prinzipat BRAUND 1984, 78 f. 107–109 sowie die Überlegungen von COŠKUN/HEINEN 2004 im Rahmen des Trierer Projekts „Roms auswärtige Freunde“; darin wird angestrebt, die „Klientelkönige“ eher als „auswärtige Freunde“ bzw. „befreundete Könige“ zu begreifen, um Vorstellungen einseitiger Abhängigkeiten zu begegnen und die Analyse der Beziehungen in das interdependente Konzept der Freundschaft einzuspannen sowie unter dem leitenden Aspekt der Inklusion von Bewohnern nichtrömischer Territorien ins Römische Reich zu sehen. Die amici reges seien „sowohl als abhängige Träger der römischen Herrschaft wie auch als selbständige Akteure mit begrenzter Autonomie zu betrachten“ (ebd. 73). 252 Zu Rolle und Selbstverständnis des ktistes LESCHHORN 1984, 339–344. – LICHTENBERGER 1999, betont m.E. zu stark den Aspekt der „unbedingten Unterwerfung“, der in solchen Gründungen (und dem Kaiserkult) zum Ausdruck gekommen sei (vgl. 88. 92. 128. 182. 186 f.). Dies beruht auf einem älteren Verständnis des Status eines amicus rex (vgl. zur Variabilität der amicitia-Beziehung zwischen Rom und seinen „auswärtigen Freunden“ COŠKUN/HEINEN 2004).

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piert. In Sebaste war ein bestimmtes, der Herrschaftslegitimation und Selbstrepräsentation dienendes Konzept („Wohnen bei dem Gott“) mit großem Aufwand realisiert worden. In Caesarea hat Herodes (Hafen-)Stadt und Kaiserkult das Feld quasi ganz überlassen. Sein Palast befand sich weitab von Tempel und urbanem Zentrum, in isolierter, stadtabgewandter Lage auf einer Landzunge ganz im Süden der Stadt (vgl. Abb. 17: „Palace“).253 In Caesarea hat Herodes den Kaiserkult nicht dazu benützt, sich selbst und sein Königtum nach außen darzustellen und im buchstäblichen Sinn „zu erhöhen“, wie er dies noch in Sebaste getan hatte. In Caesarea standen die neue Stadt mit ihrem Hafen und die domus Augusta im Mittelpunkt. Archäologische Überreste. Die seit über 50 Jahren währenden archäologischen Arbeiten in Caesarea (Abb. 17–24)254 haben Josephus’ relativ detaillierte Beschreibung der Stadt255 in vieler Hinsicht (und gegen so manchen Zweifel) verifizieren können. Es muß aber betont werden, daß man den laufenden Ausgrabungen von Caesarea ständig neue Erkenntnisse verdankt, so daß das Bild der Stadt unter Herodes (und den Herodiern) ständig bereichert wird.256 Der Hafen des Augustus. Erkennbar ist, daß Caesarea nicht nur im technischen Sinn als Hafenstadt konzipiert worden ist, sondern die Stadtplanung auf die Perspektive derer ausgerichtet ist, die zu Schiff anreisen und die Stadt wieder verlassen. Der eigentliche Hafen stellte eine zu dieser Zeit beispiellose technische Meisterleistung dar, die auf einer genauen Beobach253

Zum zweiteiligen „Promontory Palace“, der seit 6 n.Chr. als praetorium für die römischen Statthalter diente, NETZER/BAR-NATHAN 1986. BURRELL u.a. 1995. BURRELL 1996. NETZER 1996. GLEASON 1996. GLEASON u.a. 1998. NETZER 1999, 109–114. LEHMANN/HOLUM 2000, 12. 15. Nr. 13–17. ECK 2002a, 55–57. HOLUM 2004a, 39–41. – Vgl. den Überblick bei LICHTENBERGER 1999, 122–124. JAPP 2000, 106–108. – Der näher am Meer gelegene Lower Palace (oikos) war aufs Meer orientiert. Der Upper Palace (andron) mit großer Empfangshalle stand mit dem Rücken zu Hafen und Tempel. Am Verbindungseck zwischen oikos und andron befand sich eine Mikwe. 254 Ein Überblick über die archäologische Erforschung der Stadt (seit 1945) in NEAEHL 1, s.v. Caesarea, 271 f. und HOLUM/RABAN 1996, XXXIII–XL. Die Ausgrabung von Stadt und Hafen wird von zwei großen Projekten durchgeführt, den „Combined Caesarea Expeditions“ (seit 1989; Leitung K. Holum, Univ. Maryland; A. Raban, Univ. Haifa; J. Patrich, Univ. Haifa), und der „Expedition of the Antiquities Authority“ (seit 1992; Leitung Y. Porath, Israel Antiquities Authority). 255 Ios. bell. Iud. 1, 408–415. ant. Iud. 15, 331–341. 136–141 (Kaiserspiele). 256 Da mit LICHTENBERGER 1999, 116–130 und JAPP 2000, 101–109 Zusammenfassungen und Kommentierungen der Ausgrabungen in Caesarea vorliegen, werde ich mich in den folgenden Ausführungen, was die Archäologie angeht, im wesentlichen auf Ergänzungen konzentrieren.

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Abb. 17. Caesarea unter Herodes. Der Plan entspricht dem Stand der Ausgrabungen bis Ende 1995.

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Abb. 18a. Rekonstruktionsskizze Caesareas mit Schwerpunkt auf der Hafenanlage. Die Skizze berücksichtigt die wesentlichen archäologischen Erkenntnisse bis ca. 1995. Der Aufgang zum Roma-und-Augustus-Tempel hatte, wie man heute weiß, keine Gewölbebauten an der Front. Rechts unten der „Drususturm“.

Abb. 18b. Caesarea, Roma-und-Augustus-Tempel: Rekonstruktionszeichnung der Westfront.

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tung der Wind- und Strömungsverhältnisse vor Ort beruhten. Die Ingenieure schufen durch zwei 40–70 m breite, weit ins Meer hinausgebaute Dämme (Mole und Wellenbrecher) eine ca. 20 ha große, in drei Becken unterteilte künstliche Bucht, deren Öffnung wind- und strömungsgünstig im Norden lag (Abb. 17. 18a).257 Die Annäherung an Caesarea war als eine sich langsam steigernde Annäherung an den Kaiserkult gestaltet. Der Tempel war, wie Josephus betont,258 für die Schiffer und Seereisenden schon in weiter Entfernung sichtbar und markierte so Hafen, Stadt und Kultort. Während des Einlaufens in den Hafen von Norden her passierte man zunächst sechs überlebensgroße Statuen, die sich noch vor der eigentlichen Hafeneinfahrt befanden, drei zu jeder Seite, auf hohe Substruktionen ins freie Meer gesetzt (vgl. Abb. 18a).259 Wen die sechs Statuen darstellten, sagt Josephus nicht. Man kann sich aber schwer vorstellen, daß Augustus und Roma (bzw. Hera-Livia, dazu gleich) als Schutzgötter der Hafenstadt nicht Teil des Ensembles waren.260 Ein mächtiger Turm an der Nordwestspitze der Hafenmauer war zu Ehren des Drusus benannt worden (Drousion bzw. Drousos), Livias Sohn (aus der Ehe mit Ti. Claudius Nero).261 Drusus war Ende 9 v.Chr. in Germanien tödlich verunglückt. Offenbar führte Herodes bei Drusus die Tradition fort, zum Gedächtnis ihm bedeutsamer Toter „Memorialtürme“ zu benennen.262 Es ist anzunehmen, daß der Turm auch eine Drususstatue trug. 257 Zu den archäologischen und technischen Einzelheiten der Anlage HOLUM u.a. 1988, 98–105. RABAN 1993a, 287–290. RABAN 1996, 635–644. BRANDON 1996. HOHLFELDER 1996, 81–91. LICHTENBERGER 1999, 117 f. 103–105. – Die Berichte bei Josephus über die Konstruktion und Ausmaße des Hafens (bell. Iud. 1, 411 f. ant. Iud. 15, 334– 336) werden durch die Ausgrabungen weitgehend bestätigt. 258 Ios. ant. Iud. 15, 339. 259 Ios. bell. Iud. 1, 413. ant. Iud. 15, 338. 260 ALFÖLDY 2004, 239–241 nimmt folgende Statuengruppen an: vor dem Druseum Augustus, Livia, Drusus; vor dem nordöstlichen Turm (Alföldy zufolge das „Tiberieum“) Augustus, Livia, Tiberius. – Das Konzept der Statuengruppen stammt an sich noch aus Herodes’ Regierungszeit. Ob hier Tiberius schon so hoch rangierte, daß er Teil einer Dreiergruppe mit Augustus und Livia werden konnte, erscheint fragwürdig. In dieser Zeit galten Lucius und Gaius Caesar als Augustus’ Nachfolger, so daß sie eher als Kandidaten möglich scheinen, vielleicht auch Agrippa als ihr Vater. Auch Herodes’ Statue könnte man sich vorstellen; immerhin war er der Gründer der Stadt und Bauherr des Hafens. 261 Ios. bell. Iud. 1, 412. ant. Iud. 15, 336 (hier die Namensvariante Drousos). 262 In Jerusalem drei Turmbauten als Teil seiner Palastanlage in der Oberstadt: Hippikosturm, Phasaelturm, Mariamneturm (bell. Iud. 1, 418. 2, 46. 439. 5, 161–171); zur Lage s. Abb. 30. Hippikos war ein Freund, der im Kampf für Herodes gefallen war, Phasael einer von Herodes’ Brüdern, der beim Krieg gegen die Parther umgekommen war. Mariamne war seine Frau, die er im Verdacht auf Untreue und Verschwörung hatte hinrichten lassen. – LICHTENBERGER 1999, 118 ist der Auffassung, daß der Turm schon 10 v.Chr., anläßlich der Verleihung des imperium proconsulare an Drusus und der Ein-

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Roma-und-Augustus-Tempel. Auch wenn der Hafen ein technisches und ästhetisches Glanzwerk war, war die Anlage gleichzeitig Teil der großartigen Inszenierung eines Kultes für Augustus und seine Familie. Nicht umsonst erhielt der Hafen einen eigenen Namen: Sebastos.263 Denn der Kaisertempel thronte hoch über dem Hafen und schloß mit seiner großen Plattform wie eine Bühnenwand das 250 m lange Hafenrund ab (vgl. Abb. 18a.b). Für die Plattform (ca. 90 x 100 m) war, ähnlich wie in Sebaste, ein zwischen 9 und 10 m hoher Kalksteinhügel mit Mauerzügen und Tonnengewölben erweitert und um ca. 2 m erhöht worden.264 Von der Plattform ist zum jetzigen Zeitpunkt vor allem die Westseite mit ihrer auf den Hafen hin ausgerichteten Fassade und die Südseite bekannt (vgl. Abb. 19).265 Zwei ca. 21 m lange Vorsprünge reichten im Westen fast bis an die breite Hafenpromenade und schlossen einen rechteckigen Platz (81 x 21 m) ein. In herodischer Zeit war der Platz mit einem dicken Verputz bedeckt. Erst gegen Ende des 1. Jh. n.Chr. erhielt er ein Steinpflaster.266 Der Platz lag etwas höher als der Quai und wurde gegen Norden mit einer niedrigen weihung Caesareas (10 v.Chr. nach Lichtenberger), Drusus’ Namen erhielt, als „programmatische Versteinerung“ der Unterordnung der Reichsfeldherren unter Augustus. Das Datum der Einweihung (mit dem Junktim der Imperiumsverleihung) halte ich für sehr fraglich (s. bereits oben im Text), das Motiv sehe ich in einem Memorialturm (in diese Richtung geht auch der Text Ios. ant. Iud. 15, 336). Dazu noch ausführlicher Kapitel III 3 in Zusammenhang mit Pilatus’ Baustiftung eines Tiberieum, das G. ALFÖLDY (1999; 2002; 2004) mit einem weiteren Hafen- bzw. Leuchtturm des Herodes als Gegenstück zum Druseum identifiziert. 263 Ios. bell. Iud. 1, 613. ant. Iud. 17, 87. Vgl. die Münzlegenden RPC I 4985. 4986 (unter Agrippa I.) sowie 4862 (unter Nero): KAISARIA H PROS TW SEBASTW LIMENI. 264 Die Anhöhe war im 2. Jh. v.Chr. spärlich besiedelt (BERLIN 1992, 112. HOLUM 2004b, 187). – Die Art der Besiedelung ist unklar (KAHN 1996, 133. HOLUM 1999, 15. HOLUM 2004b, 187). Zu den herodischen Substruktionen BERLIN 1992, 112. 120–122. HOLUM 1999, 17. 19–21. Zur Höhe der künstlichen Plattform in herodischer Zeit (ca. 11,5–12 m) STANLEY 1999, 35–38. HOLUM 2004b, 187 265 Im Osten scheint die Plattform einen bogenförmigen Abschluß zu haben. Die Gründe hierfür sind noch unklar. Ob dies mit einem von Herodes bereits etablierten hippodamischen Straßennetz zusammenhängt, von dem die Achse der Plattform und des Tempels um ca. 23 Grad abwich und das durch die Bogenform mit der Plattform hätte harmonisiert werden sollen, muß noch geprüft werden. Das jüngste Steinpflaster der cardines und decumani datiert bislang nirgends früher als in das 1. Jh. n.Chr. Vgl. PORATH 1998, 41 zu cardo W1. Beim decumanus maximus wurden bislang drei übereinanderliegende Steinpflaster aus der römischen Zeit entdeckt, wobei Porath betont, daß das erste dieser Steinpflaster nicht der erste Boden des decumanus maximus überhaupt sei (45 f.). 266 PORATH 1996, 113. PORATH 1998, 45. – Erst Ende des 3./Anfang des 4. Jh. n.Chr., nicht wie bisher angenommen schon unter Herodes, wurde der freie Platz zwischen den beiden Vorsprüngen mit Gewölben bebaut (PORATH 1998, 46).

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Abb. 19. Caesarea, Plan der Tempelplattform mit bislang freigelegten Fundamenten des Roma-und-Augustus-Tempels (Stand 2002). Der Plan berücksichtigt nicht den anzunehmenden mittigen Treppenaufgang im Westen.

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Stützmauer kantig abgeschlossen (fehlt in Abb. 19).267 Der massive Absatz erfüllte nicht nur eine statische Funktion. Er verband die beiden Vorsprünge miteinander und bezog diese und den Platz in die Anlage der Tempelplattform mit ein. Es ist anzunehmen, daß das Tempeltemenos im Norden, Osten und Süden mit Säulenhallen umgeben war.268 In der Mitte der Westfassade der Plattform dürfte eine breite Treppe zum Tempel hinaufgeführt haben. Bei den Ausgrabungen der inneren Hafenmauer wurde unter einem aus byzantinischer Zeit stammenden Aufgang ein Vorgängerbau gefunden, der aus herodischer Zeit stammen dürfte. Diese Struktur mißt ca. 11 x 20 m und nahm somit fast die ganze Platztiefe zwischen den beiden Vorsprüngen ein. Die Interpretation dieser Struktur befindet sich noch in der Diskussion; K. Holum schwankt zwischen dem Fundament einer Freitreppe oder eines sehr großen Altars.269 Ein weiterer Aufgang war von Süden her möglich (Breite mindestens 6 m).270 Der neueste Plan (Abb. 19) zeigt allerdings nur den südlichen Treppenaufgang an.271 Vom Tempelgebäude ist kein aufgängiges Mauerwerk erhalten. Im 2. Viertel des 6. Jh. wurde auf den Ruinen des Tempels eine oktogonale Kirche errichtet, die das hochwertige Baumaterial des Tempels wiederbenutzte.272 Seit Anfang der 90er Jahre werden die Fundamente des Tempels freigelegt (Abb. 19).273 Die Ausgrabungen auf der Plattform haben auch eine Anzahl von verbauten Architekturteilen dem herodischen Tem267

Vgl. PORATH 1996, 109. HOLUM 2004a, 45. 57. HOLUM 2004b, 189. 269 Zur byzantinischen Treppe (ca. 10 m breit), die gleichzeitig mit einer Erhöhung und Verbreiterung des Herodischen Quais um 2 m nach Westen errichtet wurde, RABAN 1998, 63, zur Treppe aus herodischer Zeit ebd. 61 f. Vgl. PORATH 1998, 45 m. Abb. 10. KAHN 1996, 134. 136. – HOLUM 2004a, 57 erwähnt jetzt als neue Entdeckung eine „massive concrete foundation at the center of the harbor’s eastern end that was the foundation of a monumental staircase that led up to the temple from the harbor quays“. Vgl. ebd. die Zeichnung S. 48. HOLUM 2004b, 190 interpretiert die Struktur jedoch als „the foundation of the cult altar that belonged to the Roma and Augustus temple“. 270 STANLEY 1999, 37 f. 271 Der Grund mag schlicht darin liegen, daß die südliche Plattform von einer anderen Expedition ausgegraben wird als die Westseite. 272 HOLUM 1999, 26 f. 273 Zu den seit 1989 währenden Ausgrabungen des Tempels HOLUM u.a. 1992, 103– 105 m. Abb. 41 (Stand 1990; W 1080 aus heutiger Sicht ein Teil des Tempelfundaments). KAHN 1996, pass. (Stand 1990–1991). HOLUM 1999 (Tempel, bis 1997; im Internet waren die Ausgrabungsberichte der Saisons 1996–1998 schon jeweils Ende des Jahres zugänglich). STANLEY 1999 (Plattform Südseite, 1993–1995). – LICHTENBERGER 1999, 119 f. m. Anm. 583 bezieht diese Ergebnisse ebensowenig ein wie JAPP 2000, 106. Beide wahren gegenüber den entdeckten Fundamenten und der Rekonstruktion der Tempelordnung Zurückhaltung, die nach den Publikationen von HOLUM 1999 und STANLEY 1999 wohl obsolet sein dürfte. Entsprechend jetzt JAPP 2003, 292. 268

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pel zuordnen können. Es wurde somit möglich, zusammen mit früheren Streufunden, die Ordnung des Tempels zu rekonstruieren (Abb. 20. 21a– d).274 Der Unterbau des Tempels maß 28,5 x 46,2 m275 und befand sich damit in einem typisch römischen Verhältnis von 3:5 (im Gegensatz zu Sebaste, mit der klassischen griechischen Proportion von 2:3). Mit seinen Maßen ist er der größte Augustustempel zu dessen Lebzeiten. Unter allen archäologisch bekannten Augustustempeln wird er nur vom Tempel in Ancyra (36 x 54,82 m) aus tiberischer Zeit übertroffen. Die unterschiedlich breiten Fundamente (im Westen 2,8 m; im Norden, Osten und Süden 7,8 m; westliche Cellawand 5 m) weisen auf einen prostylen Peripteraltempel hin.276 Die Raumgliederung war typisch römisch. Eine 7 x 13 m große Vorhalle war einer 13 x 24 m großen Cella vorgelagert. Der Tempel von Caesarea kombinierte somit griechische und römische Tempelformen und ist das erste Beispiel für diesen neu aufkommenden Tempeltypus im Osten des römischen Reichs. Beim nur wenig später begonnenen Jupitertempel in Baalbek liegt diese Mischform in noch ausgeprägterer Weise vor, indem ein frontal ausgerichteter Peripteraltempel auf ein hohes Podium gesetzt wurde. Auch wenn man das Augustustemenos von Sebaste mit guten Gründen als Vorbild für die gesamte Anlage in Baalbek anführt,277 sollte man den nunmehr bekannten Tempel von Caesarea auch berücksichtigen, weil hier zum ersten Mal ein typisch römischer Tempel mit einer Peristasis umgeben wurde. Der in den Grundmauern der oktogonalen Kirche verbaute Baudekor hat es ermöglicht, Fragmente aus früheren Streufunden dem Tempel zuzuordnen und so das Aufrißwerk des Tempels weitgehend zu bestimmen (Abb. 20). Der Tempel hatte, wie auch der Augustustempel in Sebaste, sehr wahrscheinlich eine korinthische Ordnung. Es gibt keine Anzeichen für figürlichen Dekor, auch nicht für eine Giebelgruppe. Eine Analyse der Baudekorfragmente ergibt folgende Merkmale und Parallelen zum vorausgehenden Tempel von Sebaste: 1. Der Stil des Kapitells (Abb. 21a) ähnelt in der Gestaltung der Voluten und der Abakusplatte sehr einem im Augustustemenos von Sebaste gefundenen Fragment.278 274

KAHN 1996. Vgl. HOLUM 1999, Abb. 12. HOLUM 1999, 19 Anm. 17. 26 f. spricht von fast 50 zugeordneten Baudekorfragmenten. Ein Katalog ist in Vorbereitung. 275 HOLUM 2004b, 187; vgl. HOLUM 1999, 20 f. 276 HOLUM 2004b, 187; vgl. HOLUM 1999, 25. 277 WARD-PERKINS 1991, 317. – Vgl. LICHTENBERGER 1999, 86 zu typologischen Parallelen zwischen Sebaste und den Tempeln in Gerasa, Petra und Baalbek, ohne jedoch eine direkte Beeinflussung anzunehmen. 278 Vgl. zu Sebaste CROWFOOT u.a. 1942, 33. Tf. 84, 2.3.

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II. König Herodes und der Kaiserkult

Abb. 20. Caesarea, Rekonstruktion der korinthischen Ordnung des Roma-und-Augustus-Tempels.

2. c) Die Etablierung des Kaiserkults in Herodes’ Reich: Caesarea

c

a

b

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d

Abb. 21a–d. Caesarea, Roma-und-Augustus-Tempel: Baudekor. a. korinthisches Kapitellfragment; b. Architrav (Fragment); c. Zahnschnittfragment; d. attische Säulenbasis.

2. Die Säulen hatten, wie auch die von Sebaste, eine attische Basis (Abb. 21d). Der untere Durchmesser der Säulenschäfte dürfte ca. 1,70 m betragen haben; die Höhe der gefundenen Trommeln betrug 56 bzw. 60 cm.279 3. Der Architrav war offenbar in vier blanke Faszien unterteilt (Abb. 21b).280 4. Zwei Fragmente könnten zum Fries gehören, der, falls die Zuweisung korrekt ist und die Fragmente nicht Teil der Sima waren, undekoriert war.281 5. Am Zahnschnitt (Abb. 21c) sind noch Reste eines feinen weißen Verputzes erhalten, mit dem der ganze Tempel überzogen war. 6. Das Gesims war offenbar das einzige Element des Gebälks, das ornamentiert war, jedoch nur im Bereich des Soffitto. Ein 63 x 94 cm großes Fragment zeigt eine Rosette im Flachrelief zwischen Paneelen.282 Das Bruchstück ähnelt in Form und Gestaltung dem Soffito eines Gesimsfragments, das sehr wahrscheinlich vom Augustustempel in Sebaste stammt (Abb. 9d). In Sebaste war das Gesims jedoch auch auf den 279

KAHN 1996, 138. KAHN 1996, 141. 281 KAHN 1996, 141 und Abb. 5. 282 KAHN 1996, 141 und Abb. 7. 280

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II. König Herodes und der Kaiserkult

Frontflächen ornamentiert (Palmetten, Eierstab mit Perlschnur, vgl. Abb. 9d–f), ebenso wie der Fries (Acanthus, Ranken, Blüten, vgl. Abb. 9g.h). Reste von Farbauftrag auf dem Stucco zeigen, daß Teile des Baudekors in leuchtend roten und blauen Farbtönen gefaßt waren.283 Aufgrund von Analysen zu den Proportionen stadtrömischer Tempel korinthischer Ordnung, die in der Augusteischen Zeit erichtet wurden (MarsUltor-Tempel, Apollo-Sosianus-Tempel, Castor-und-Pollux-Tempel),284 kann man Überlegungen zu den Proportionen und zur Gesamthöhe des Augustustempels von Caesarea anstellen. Die Anzahl der Säulen dürfte 6 x 9 gewesen sein. Das Intercolumnium hätte dann etwas weniger als das Doppelte des unteren Säulendurchmessers betragen. Säulen und Gebälk dürften ca. 21,6 m,285 der Tempel insgesamt ca. 30 m Höhe erreicht haben.286 Die Maße nähern sich stark den Proportionen des Mars-Ultor-Tempels (2 v.Chr.) in Rom an.287 Auch was den Grundriß angeht, gibt es gewisse Parallelen. Der achtsäulige Mars-Ultor-Tempel hatte eine tiefe Vorhalle (ca. 14 x 35 m), eine Cella (allerdings mit Exedra als rückwärtigem Abschluß) und an drei Seiten eine Peristasis. Die Säulen, deren Durchmesser mit denen von Caesarea vergleichbar sind, waren enger gestellt (Intercolumnium ca. 2,56 m).288 Ein Kult für Augustus und Livia? Der Tempel war, wie wir aus Josephus schließen können, Augustus und Roma geweiht. Auch wenn Josephus das Heiligtum immer nur als „Tempel des Caesar“ (naos Kaisaros) bezeichnet, berichtet er, daß sich in seinem Innern Kultbilder des Caesar Augustus und der Roma befunden hätten.289 Das Kultbild des Augustus sei nach dem Vorbild des Zeus von Olympia gefertigt worden, das Kultbild der Göttin Roma gliche der Hera von Argos (bell. Iud. 1, 414). Bei den Vorbildern handelt es sich um die berühmtesten Götterbilder der Antike, geschaffen von den bedeutendsten Bildhauern des „klassischen“ 5. Jh. v.Chr. Warum 283

HOLUM 2004a, 41. 57. JONES 1989 (Analysen zu allen stadtrömischen Tempeln korinthischer Ordnung); die Tempel der Augusteischen Zeit sind der Mars-Ultor-Tempel (geweiht 2 v.Chr.), der Apollo-Sosianus-Tempel (errichtet zw. 20–5 v.Chr.) und der Castor-und-Pollux-Tempel (geweiht um 6 n.Chr.). 285 HOLUM 2004b, Abb. S. 188; vgl. KAHN 1996, 141. 286 Einschließlich Podium, Krepis und Giebel. – Vgl. jetzt HOLUM 2004a, 57 und HOLUM 2004b, 189 zur Höhe des Tempels. 287 Unterer Säulendurchmesser ca. 1,75 m; Säulenhöhe (mit Kapitell) 17,740 m. Höhe des Gebälks 4,065 m hoch; Gesamthöhe der Ordnung ca. 21,805 m. Vgl. die Angaben bei JONES 1989, 66. 288 JONES 1989, 66. Vgl. ZANKER 1990, Abb. 149. 289 Ios. bell. Iud. 1, 414. ant. Iud. 15, 339. 284

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fiel die Wahl auf (berühmteste) Vorbilder der griechischen Klassik? Und warum wurde Roma als Hera ausgeführt? Nach Actium entstand in Rom eine neue Bildersprache, die Teil der Selbstdarstellung des augusteischen Prinzipats war. Mit bestimmten Motiven und Formen wurden die neuen bzw. „erneuerten“ Wertvorstellungen Roms ausgedrückt, auf denen das neue politische Herrschaftssystem fußen sollte. Zanker erkennt in der augusteischen Bildersprache neben dem „Kaisermythos“ eine zweite Ideologie, „die die Wertewelt und damit die Bildersprache der Kaiserzeit bestimmte: die Vorstellung von der Einzigartigkeit der klassischen griechischen Kultur und von der eigenen Zeit als einer Art Renaissance, in der es gelungen war, die vorbildliche Kultur mit weltweiter Friedensherrschaft, hohem moralischen Standard und allgemeinem Wohlstand zu verbinden.“290

Innerhalb des im augusteischen Rom hochgeschätzten klassizistischen Kanons nahmen die Werke des Phidias und Polyklet den höchsten Rang ein.291 Herodes hat diese Wertung übernommen – und ins Extrem gesteigert. Das Kultbild des Augustus dem des Zeus von Olympia nachbilden zu lassen, war ein Akt, der weder materiell noch ideologisch zu überbieten war. Zanker berührt diesen Aspekt mit der offengelassenen Frage, „ob es Augustus beim Anblick seiner Kultstatue ganz wohl gewesen wäre.“ Dennoch sei es evident, „daß Herodes bei seinem Auftrag den Leitlinien des offiziellen römischen Klassizismus folgte“.292 Hinzu kommt, daß Herodes den römischen Klassizismus aus einem hellenistischen Herrschaftsverständnis heraus interpretierte und von einer Bildtradition vom Herrscher in Zeusgestalt (Alexander) geleitet war. Das Kultbild von Caesarea mit Augustus als thronendem Weltenherrscher gehört zu den frühesten Beispielen einer solchen Darstellung des Augustus im Jupiterschema. Ein etwas früheres oder zeitgleiches Sitzbild im Jupiterschema ist bis jetzt nur aus dem Augustusheiligtum am Forum von Tibur/Tivoli bekannt, das pro salute et reditu Caesaris Augusti von einem Freigelassenen gestiftet worden war (d.h. 19 oder 13 v.Chr.).293 290 ZANKER 1990, 330. – Die Wiederverwendung klassischer Originale begann mit der Ausstattung des Apollotempels auf dem Palatin (neben Augustus’ Wohnhaus) mit einer Kultbildgruppe, die aus drei griechischen Meisterwerken des 4. Jh. v.Chr. bestand (ZANKER 1990, 242). 291 ZANKER 1990, 248. Die Werke des Pheidias und Polyklet taten dies schon in der spätklassizistischen Ästhetikdiskussion, dort aber aufgrund ästhetischer Kriterien. 292 ZANKER 1990, 250. – LICHTENBERGER 1999, 120 (folgt hier Zanker). 293 Zum Heiligtum und zu der darin in Bruchstücken gefundenen Statue (Kopf, Arme und Füße fehlen; wahrscheinlich hielt Augustus-Jupiter die Weltkugel in der rechten Hand, die linke war erhoben und hielt das Szepter) GIULIANI 1970, 66 f. und Fig. 21 (Plan). DÄHN 1973, 64 f. MADERNA 1988, 26 und 173. ZANKER 1990, 313 mit Abb. 248 (Plan). – Aus Ankyra ist noch ein weiteres Sitzbild im Jupiterschema bekannt, das noch

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II. König Herodes und der Kaiserkult

Vor diesem Hintergrund wird zum Teil verständlich, warum Herodes die Roma von Caesarea der Hera von Argos hat nachbilden lassen. Dem ‚olympischen Zeus‘ sollte ein ebenbürtiges Werk einer weiblichen Gottheit zur Seite gestellt werden. Aber warum fiel die Wahl ausgerechnet auf die Hera von Argos und nicht auf eine berühmte Athenastatus, die als Kriegsgöttin besser zum „Image“ der Roma gepaßt hätte? In der Forschung hat man sich bislang kaum mit dieser Frage auseinandergesetzt und die Nachricht mehr oder weniger hingenommen. Tuchelt hat versucht, die Roma von Caesarea mit seinen Forschungen zum Romakult in republikanischer und Augusteischer Zeit zu harmonisieren. Die Angleichung der Roma an das argivische Herabild sei die „Übernahme einer älteren und inhaltlich wiederum anderen Bildvorstellung“ der Roma, als sie in der zeitgenössischen Darstellung üblich war. Das für das 1. Jh. v.Chr. typische und vorherrschende Bild der Roma im Osten des römischen Reichs sei „die auf Waffen ruhende Göttin mit den Zügen der Athena“.294 Problematisch an dieser These ist zum einen, daß die Herafigur von Caesarea der einzige Beleg für eine solche ältere Vorstellung wäre. Es gibt auch keinen späteren Beleg für eine solche Vorstellung. Zum anderen enthält die These kein Motiv, warum Herodes Roma, ganz gegen das dominante zeitgenössische Bild von der „siegreichen Kriegerin und Wahrerin des Friedens“, als Schutzgöttin von Ehe, Ehefrauen und Kindern hätte darstellen lassen. Eine schlüssigere Antwort auf die Frage könnte sich von der zeitgenössischen Entwicklung des Kaiserkults her ergeben. Der Roma-undAugustus-Kult war zwar die Form, die Augustus für den Provinzialkult Asias und Bithynias bestimmt hatte, und das Modell wurde von anderen Provinzen übernommen. Aber Judäa war unter Herodes keine römische Provinz. Herodes hatte einen größeren Spielraum bei der Gestaltung des Kaiserkults und könnte dem Herrschergott Augustus (in Zeus-/Jupitergestalt) dessen Frau Livia in Heragestalt zugesellt haben. Lämmer hat als erster – und einziger – die These aufgestellt, daß Livia in den Augustuskult von Caesarea miteinbezogen gewesen sei. Livia sei „als Hera-Roma gleichsam zur zweiten Schutzgottheit und somit nach hellenistisch-orientalischer Vorstellung zur Tyche der Stadt erhoben“ worden.295 Die These ist von Lämmer nicht wirklich ausgeführt worden und zu Augustus’ Lebzeiten entstanden ist. Die Statue (ohne Kopf, Arme, linken Fuß) wurde in der Nähe des Augustus-und-Roma-Tempels gefunden (vgl. DÄHN 1973, 5. 60 f.; evtl. das Kultbild des Tempels, erhaltene Höhe 1,13 m ohne Kopf). 294 Beide Zitate TUCHELT 1979, 40. Zur dominanten Romadarstellung als Sitzfigur auf Waffen vgl. SETTIS 1988, 413. – Gemäß SIMON 1990, 64 gab es eine spezifisch römisch-italische Darstellungsform der Roma als stehende Amazone, die ihre Waffen abgelegt hat oder auch als sitzende Amazone auf Beutewaffen. 295 LÄMMER 1974, 103.

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enthält nur allgemeine Verweise zu gemeinsamen Kulten für Augustus und Livia. Nicht stimmig dürfte Lämmers Idee der Hera-Roma als Tyche Caesareas sein. Die Tyche Caesareas war, wie wir von Münzbildern der Stadt und einer bei den Ausgrabungen gefundenen Statue wissen, eine Standfigur mit Ruder und Cornucopia (Abb. 52c), seit Beginn des Jüdischen Aufstands dann offenbar im Amazonentypus mit Lanze und der Büste des Kaisers in der ausgestreckten Hand.296 Ihr galt sehr wahrscheinlich ein eigener Kult.297 Lämmers These aber, die Roma-Hera von Caesarea als eine Interpretation Livias anzusehen, geht m.E. in die richtige Richtung. Den Frauen des römischen Kaiserhauses wurden von Anfang an und noch zu ihren Lebzeiten kultische Ehren zuerkannt. Eine besonders prominente Stellung nahm dabei Livia ein.298 Sie wurde als eigene Göttin verehrt oder auch mit bestimmten Göttinnen assoziiert. Sehr verbreitet war die Assoziation mit Hera.299 U. Hahn führt dies auf die weit verbreitete Assoziation des Augustus mit Zeus zurück, wodurch das kaiserliche Ehepaar Augustus-Livia an das göttliche Herrscherpaar Zeus-Hera angeglichen worden sei. Im Osten läßt sich dies beispielsweise für Pergamon und Mytilene nachweisen.300 Caesarea wird man zu diesen Fällen hinzurechnen dürfen. Mit dem Sitzbild der Hera-Livia dürfte Herodes eine der ersten derartigen Darstellungen

296 Die Münzen RPC I 4985. 4986. 6862. Die Münze Nr. 6862 wird von RPC I, S. 673 nicht als Tyche identifiziert, sondern nur als „figure, standing l., holding human bust and standard“. Auf einer Münze mit besser zentriertem Stempel sieht man jedoch klar die Mauerkrone, das gegürtete kurze Amazonengewand mit Kurzschwert und den gebauschten Mantel über der linken Schulter sowie den auf einen Schiffsbug gestellten rechten Fuß (HOLUM u.a. 1988, 112 Abb. 68. Museum of Ancient Art, Haifa, inv. 9/II, 230). – Zum Statuenfund der Tyche von Caesarea (Marmor, 1. Hälfte 2. Jh. n.Chr., erhaltene Höhe 1,52 m, ohne Kopf und Arme, im Amazonengewand mit Kurzschwert, Mantel und Flußgott neben dem linken Fuß sowie einem Schiffsbug, auf dem der rechte Fuß ruht) GERSHT 1984. WENNING 1986. HOLUM u.a. 1988, Abb. 3, S. 12. GERSHT 1996, Abb. 3. 297 GERSHT 1996, 311–313 nimmt an, daß in den Tychekult von Caesarea Elemente des alten Isiskults von Stratonos Pyrgos sowie eines Demeter-Kore-Kults eingegangen sind. Zu einem Tychekult von Caesarea s.a. LICHTENBERGER 1999, Anm. 591. 298 Dazu jüngst ausführlich HAHN 1994, 34–105. 299 Zu Lebzeiten des Augustus ist im Osten des römischen Reichs ein Kult für Hera Leiouia/Libia oder (Thea) Hera Nea Leiouia Sebaste belegt für das Koinon der Thessaler, für Pergamon, Assos und Eumenia; unter Tiberius für Mylai, Pergamon, Mytilene, Aphrodisias und Tarsos (HAHN 1994, 42–44. 63 und Kat. Nr. 72–79). In Italien und im Westen des Reichs finden sich Zeugnisse für eine Assoziation Livias mit Iuno, z.B. in Borghetto und Falerii (Verehrung der Iuno Livia zusammen mit dem Genius des Augustus und des Tiberius, CIL XI 3076. 3087). Seit 3 n.Chr. ist der Kult für Iuno Livia in der Provinz Africa proconsularis bezeugt (CIL VIII 16456, El-Lehs). 300 HAHN 1994, 63.

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Livias in Auftrag gegeben haben. Alle sonst bekannten Sitzbilder der Livia datieren erst in die Zeit nach Augustus’ Tod.301 Ein Agon für Augustus und Livia? Herodes hat dem Kaiserkult von Caesarea einen pentaterischen Agon assoziiert, mit dessen erster Feier Stadt und Hafen eingeweiht wurden. Herodes agierte als erster Agonothet der Spiele. Der Aufwand war ungeheuerlich. Gemäß Josephus beliefen sich die Kosten auf 500 Talente.302 Wie für das Jerusalemer Fest hatte Herodes die Spiele an vielen Orten im römischen Reich ankündigen lassen und um Teilnehmer und Besucher geworben. Die Besucher der Spiele behandelte Herodes dann wie persönliche Gäste. Sie wurden aufgenommen, bewirtet und über die eigentlichen Veranstaltungen des Kaiserfestes hinaus Tag und Nacht unterhalten – was dem Ruhm des Gastgebers selbstredend zugute kam.303 Für die musischen, athletischen und hippischen Wettbewerbe hatte er nicht nur dem Sieger, sondern auch den Zweit- und Drittplazierten hohe Preise ausgesetzt,304 um die neuen Spiele attraktiv zu machen. Zusätzlich zu dem klassischen griechischen Agon ließ er in römischer ludi-Tradition Tierhetzen und regelrechte Gladiatorenkämpfe veranstalten. Dafür hatte er Berufsgladiatoren (monoma,coi) angeworben.305 Das Auftreten solch speziell trainierter Kämpfer besaß für interessierte Zuschauer sicher einen höheren Unterhaltungswert als die damnatio ad bestias. Geht man von einem gemeinsamen Kult für Augustus-Jupiter und LiviaHera-Roma in Caesarea aus, wird besser verständlich, warum sich nicht nur Augustus an der Ausstattung der ersten Spiele großzügig beteiligte.306 Auch Livia ließ nämlich „vieles, was damals zum Teuersten und Prächtigsten“ gehörte, für die Spiele herbeischaffen307 – eine Nachricht, die eigentlich nur vor dem Hintergrund einen rechten Sinn ergibt, daß die Kaisareia

301 GROSS 1962, 42–53. 66 (für numismatische Zeugnisse). 106–108. 114–118 (Diskussion der Überreste von Livia-Sitzbildern aus Lepcis Magna und Paestum). 302 Ios. bell. Iud. 1, 415. ant. Iud. 16, 137–139. LÄMMER 1974, 105 rechnet die Spiele von Caesarea zu den teuersten, die jemals in der Antike abgehalten worden waren. – Vgl. für Ephesos, für das das Edikt des Proconsul Asias, Paullus Persicus, aus claudischer Zeit festlegt, daß „für die penteterischen Spiele nicht mehr als 4.500 [Denare aufgewendet werden] nach der Verfügung des Vedio Pollio“ (SEG 4, 516). Herodes hatte umgerechnet 3 Mio. Denare ausgegeben. 303 Ios. ant. Iud. 16, 140. 304 Ios. bell. Iud. 1, 415. 305 Ios. ant. Iud. 16, 137. – Auf den qualitativen Unterschied zu den Kämpfen von Jerusalem hat erstmals LÄMMER 1974, 100–102 hingewiesen. – Vgl. SCHWARTZ 1992g mit der These, die Spiele von Caesarea seien Isaktische Spiele gewesen; auch hier muß eingewandt werden, daß zu den Aktischen Spielen keine blutigen Wettkämpfe gehörten. 306 Ios. ant. Iud. 16, 138. 307 Ios. ant. Iud. 16, 139.

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von Caesarea auch ihr galten.308 Auch andernorts wurden Augustus und Livia, z.T. unter Einschluß anderer Mitglieder der domus Augusta, im Rahmen eines Kultes zusätzlich durch Agone geehrt.309 Die agonistischen Anlagen. Für die Wettkämpfe errichtete Herodes im Süden der neuen Stadt zwei Stätten: ein Theater und ein multifunktionales Stadion im späthellenistischen Stil. Beide Stätten sind archäologisch verifiziert.310 Ganz im Süden Caesareas, aber noch innerhalb der Stadt, wie der Verlauf der südlichen Stadtmauer aus Herodes’ Zeit zeigt, lag das Theater (Abb. 17. 22. 36b).311 Orchestra und die unteren Reihen der Cavea waren in den anstehenden Felsen eingetieft worden. Die höheren Ränge ruhten auf Substruktionen aus Gußmauerwerk mit Quaderverblendung. Vom Baudekor hat sich zwar nur wenig erhalten (Stuckierung, polychrom bemalter Putz des Orchestrabodens, vgl. Abb. 23), doch kann man daraus auf ein einzigartig gestaltetes Theater seiner Zeit schließen.312 Der Durchmesser erreichte gegenüber der scaena ca. 100 m, was auf ein Fassungsvermögen

308 Vgl. LÄMMER 1974, 103 mit der These, daß Livia vielleicht sogar ein eigener Abschnitt der Spiele gegolten hat. Denn die lateinische Version der „Altertümer“ gibt die Dauer des Festes mit 15 Tagen an (per dies quindecim spectacula et delicias ministravit), was ungewöhnlich lang ist. Lämmer denkt an eine Dreiteilung zwischen Augustus, Livia und Agrippa oder Drusus. 309 Zu derartigen Spielen in Gytheion, Pergamon und Aizanoi HAHN 1994, 59 f. LÄMMER 1974, 103 f. zu Gytheion sowie Anm. 44 zu den Spielen in Ankyra für Augustus und Roma, die de facto Spiele für Augustus und Livia gewesen seien. 310 Wie bei Jerusalem hat Josephus’ Sprachgebrauch für die agonistischen Anlagen auch im Falle Caesareas zu viel Verwirrung bzgl. Anzahl und Lokalisation geführt. Vgl. die Zusammenstellung der Positionen bei LÄMMER 1974, 116–128, die man noch um jüngere Beispiele (LEVINE 1975a, 23–29. RINGEL 1975, 45–55. SEGAL 1985–1988, 147. HOLUM u.a. 1988, 82–86. KUHNEN 1990, 194. 204. RICHARDSON 1996, 200) ergänzen kann. Aufgrund der archäologischen Evidenz ist völlig klar, daß es sich nur um zwei Stätten gehandelt hat, die sich beide, genau wie Josephus (ant. Iud. 15, 341) sagt, südlich des Hafens befanden. – Vgl. die Rezeption dieser archäologischen Erkenntnisse bei LICHTENBERGER 1999, 124 f. und JAPP 2000, 108 f. 311 Das Gebäude, über 550 Jahre benutzt und vielfach umgebaut, wurde von einer italienischen Expedition (Leitung A. Frova) 1959–1963 ausgegraben, s. FROVA 1959, 21– 30. FROVA 1965, 167–176. FROVA u.a. 1966. Vgl. FROVA 1993. – LICHTENBERGER 1999, 124 f. und JAPP 2000, 198 gehen auf die Besonderheiten des Baus kaum ein. 312 Zum Stucco, der teilweise Marmor imitierte, ALBRICCI 1962, Abb. 11–13. KUHNEN 1990, 194. Zum polychromen Orchestraboden mit floralen und geometrischen Flächen, ALBRICCI 1962. FROVA u.a. 1966, 213. Der Boden ist einzigartig unter den zeitgenössischen Theaterbauten. Die nächste Parallele stellt der Orchestraboden des Theaters von Lepcis Magna (1/2 n.Chr. erbaut) dar, ALBRICCI 1962, 294. 299–301 m. Abb. 16.

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Abb. 22. Caesarea, Theater. Luftbild (mit restaurierter Cavea, Orchestra und Bühne).

Abb. 23. Caesarea, Theater. Plan der Orchestra mit den verschiedenen Bauphasen der pulpitum-Front und des Bodens der Orchestra. „A“ bezeichnet die originale Gestaltung der Front mit alternierenden rechteckigen und halbrunden Nischen.

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Abb. 24. Caesarea, das „große Stadion“. Plan der Phasen I (a) und II/III (b) mit idealisiertem Rennverlauf bei 10 bzw. 12 Teilnehmern.

von ca. 3.500–4.000 Personen schließen läßt.313 Es ist – sieht man von einem evtl. herodischen Theater in Sebaste ab – das einzig archäologisch nachweisbare Theater in Judäa bis zum ersten jüdischen Aufstand314 und blieb eines der größten Theater der südlichen Levante/Transjordaniens.315 Den Raum zwischen dem Theater und dem Hafen bzw. der Tempelplattform nahm das große Stadion späthellenistischen Typs ein (Abb. 24).316 Es ist der erste sichere archäologische Nachweis für diesen Bauty313 LÄMMER 1974, 128. LEVINE 1975b, 23. KUHNEN 1990, 194. – LICHTENBERGER 1999, 124 und JAPP 2000, 108 geben mit 67 bzw. 62 m den Durchmesser als zu gering an (die Maße dürften sich auf die untere, gut erhaltene cavea beziehen; das Theater hatte aber noch ca. 20 obere Sitzreihen). Der rekonstruierte Durchmesser orientiert sich an der Länge des Bühnengebäudes (vgl. Abb. 34). 314 Das Theater von Petra entstand wohl unter Aretas IV. (9 v.–40 n.Chr.), das Theater von Gerasa wenig später, vgl. KUHNEN 1990, 195–197. 315 Vgl. KUHNEN 1990, 195–199. 316 Der Baugrund war erst durch die Konstruktion der Wellenbrecher des Hafens entstanden, die Sand an die Küstenlinie anschwemmten und so die Grenze zwischen Land und Meer gen Westen schoben (vgl. PORATH 1995, 16. PORATH 1996, 106 f. PORATH 1998, 40). Zum Typus bereits in Kap. II 2.a.

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pus in Judäa/Palästina, wie er für Jerusalem anzunehmen ist (s.o. II 2.a) und in Jericho/Tell el-Samarat von E. Netzer archäologisch identifiziert wird.317 Die Anlage hat eine Gesamtlänge von ca. 311 m bei einer Breite von 64 m. Die Arena mißt 301 x 50,5 m.318 Die Länge der Arena entspricht zwar Vergleichsbauten des griechischen Ostens, die Breite der Arena ist dagegen relativ schmal.319 Die kürzlich freigelegten carceres lassen Patrich von 10 oder 12 Wagen pro Rennen in Bauphase I (bis 66/70 n.Chr.) ausgehen.320 Die Arena wies ringsum 12 Sitzreihen auf und bot somit Platz für ca. 10.000 Zuschauer.321 Das Areal östlich des Stadions blieb unter Herodes unbebaut. Angesichts der engen Verbindung zwischen Augustuskult und der Nutzung der 317

Josephus erwähnt für Jericho ein Theater, ein Amphitheater und ein Hippodrom (ant. Iud. 17, 161; bell. Iud. 1, 666. ant. Iud. 17, 194; bell. Iud. 1, 659 f. ant. Iud. 17, 174). Netzer identifiziert in einer Anlage ein multifunktionales Gebäude, das Theater, „Amphitheater“ und „Hippodrom“ gleichermaßen war (Arena 315 x 82 m; daran anschließende Cavea mit einem Durchmesser von 70 m), s. zuletzt NETZER 1999, 56–59. Vgl. LICHTENBERGER 1999, 68–70 (eher skeptisch). JAPP 2000, 124 f. 318 Zu den Ausgrabungen PORATH 1995. PORATH 1996, 106 f. HUMPHREY 1996, 124 f. PORATH 1998, 40 f. PORATH 2004, 29–31. PATRICH 2001. PATRICH 2002a. – Vgl. LICHTENBERGER 1999, 125 (nur sehr kurz). JAPP 2000, 108 f. 319 Vgl. HUMPHREY 1996, 124. 320 PATRICH 2001, bes. 272 f. PATRICH 2002a. Abweichend PORATH 2004, 31 (8 carceres). – Im großen Hippodrom von Gerasa (ca. 266 x 76 m), das 200 Jahre jünger als die Anlage von Caesarea ist und athletischen und hippischen Wettkämpfen diente, hat man die Überreste einer 2 x 5-torigen Startmaschine gefunden, vgl. BROWNING 1982, 107– 111. Plan Abb. 46. KUHNEN 1990, 203 f. m. Abb. 3.24. HUMPHREY 1996, 124 f. – Das Hippodrom von Neapolis in Judäa/Palästina maß 280 x 48 m. 321 PATRICH 2002a, 30–32. – Porath vertrat lange die These, daß der Bau in seiner ersten Bauphase nicht auf allen Seiten mit der gleichen Anzahl von Sitzreihen versehen war. Nur die östliche Langseite und die Sphendone hätten 12 Sitzreihen gehabt. Die parallel zum Meerufer verlaufende Begrenzung der Arena habe in der ersten Bauphase (unter Herodes) höchstens 5 Reihen aufgewiesen (s. PORATH 1995, 16 f. PORATH 1998, 40). In PORATH 2004, 29–31 scheint diese These aufgegeben. – Die zweite Bauphase wird von Porath (PORATH 1995, 21 f. m. Fig. 11. PORATH 1996, 110–112. PORATH 1998, 41) in die erste Hälfte des 1. Jh. n.Chr. datiert. Der Umbau beinhaltete demzufolge einen verbesserten Zugang, eine Neugestaltung der Cavea, eine breite Kolonnade entlang der Ostseite sowie die Ausstattung der Westseite mit der gleichen Anzahl von Sitzreihen wie auf der Ost- und Südseite. In die östlichen Sitzreihen wurde eine Anlage eingebaut, die offenbar kultischen Zwecken diente. Die Front des Podiums, das die Arena einfaßte, erhielt einen mit farbigen geometrischen und floralen Mustern geschmückten Verputz (PORATH 1996, 22. PORATH 2004, 30 f. m. Abb. S. 32 f.). Die carceres weisen in dieser Zeit auch zwei Umbauphasen auf (Ib. Ic); nach Patrich wurde die Startanlage zu Beginn des Jüdischen Aufstands zerstört und mit einer Mauer (W 100) überbaut, evtl. zu dem Zweck, Aufständische gefangenzuhalten. Die Anlage war dann bis zur traianischen Zeit für Pferderennen unbrauchbar; erst dann wurde wieder eine 10-torige Startmaschine gebaut (PATRICH 2001, bes. 272 f. PATRICH 2002a, 47–52).

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agonistischen Anlagen bei den Kaiserspielen und -festen ist es gut vorstellbar, daß Cardo W 1 (s. Abb. 17. 19) ein besonders gestalteter Prozessionsweg war, der zwischen dem südlichen Aufgang zum Tempelpodium und dem Theater verlief. Herodes als Euerget im Zeitalter von Kaiserherrschaft und Kaiserkult. Anläßlich der Einweihung Caesareas mit den Kaiserspielen berichtet Josephus, daß eine Vielzahl von Gesandtschaften zu Herodes gekommen sei, um im Namen ihrer Bürgerschaften Herodes für erwiesene Wohltaten zu danken.322 Die Gesandten überbrachten sehr wahrscheinlich die dabei üblichen Ehrendekrete, d.h. Beschlüsse, die dokumentierten, welche öffentlichen Ehrungen für den Wohltäter beschlossen worden waren.323 Von Josephus sowie aus inschriftlichen Zeugnissen wissen wir, daß Herodes Euerget vieler Städte des griechischen Ostens war. Herodes’ Schenkungen umfaßten Gebäude- und Feststiftungen, Weihgeschenke, Sach- und Geldleistungen, Steuernachlässe und Rechtshilfe.324 All diese Städte haben auf die eine oder andere Weise öffentliche Ehrungen für den Euergeten Herodes beschlossen und ihn in der positiven Rolle des königlichen Wohltäters bekannt gemacht. Fünf solcher Ehrungen sind inschriftlich überkommen.325 In Olympia erhielt Herodes aufgrund der „Rettung“ der Olympischen Spiele den Titel eines Agonotheten auf Lebenszeit.326 Gemäß Nikolaos von Damaskos bedachten die Bürger von Ilion Herodes für seine 322

Ios. ant. Iud. 16, 140. Möglichkeiten waren Statuen (mit Ehreninschriften), Ehrengaben (z.B. ein goldener Kranz), Gebäudebenennungen, Übertragung von Ämtern und Ehrenrechten, Einschluß in Gebete, Feste und Opferhandlungen. Vgl. BRINGMANN 1993a, 87 f. 324 S. Ios. bell. Iud. 1, 422–428 (par ant. Iud. 16, 146–149). ant. Iud. 16, 18 f. 23 f. 26 (dazu ausführlicher Nikolaos, FGrH A 90 F 134 = GLAJJ I, Nr. 95). Vgl. RICHARDSON 1996, 177. 185. 188. 201 f. 272 f. ROLLER 1998, 214–238 (zu vieles hier als Baumaßnahmen begriffen, dazu FITTSCHEN 2001, 181). LICHTENBERGER 1999, 168–175. JAPP 2000, 41–44. – Die von Josephus genannten Städte sind Antiocheia, Askalon, Balaneia, Berytus, Byblos, Damaskos, Laodikeia, Ptolemais-Akko, Sidon, Tripolis, Tyros (Syria); Phasaelis (Lycia); Ilion/Troia, Chios, Kos, Rhodos, Pergamon, Samos (Asia); Athen, Elis/Olympia, Nikopolis, Sparta (Achaia). – Zu einem inschriftlichen Zeugnis aus Delos MANTZOULINOU-RICHARDS 1988. Die Zuweisung zweier fragmentarischer, altbekannter Inschriften aus Chios (SEG 16, 488. 490) an Herodes durch MANTZOULINOU-RICHARDS 1988, 97 f. ist fragwürdig (zu SEG 16, 490 s. L. ROBERT mit einer Zuweisung an Antiochos IV. von Kommagene, BCH 1958, 382; SEG 16, 488 ist zu unspezifisch). – FITTSCHEN 2001, 181 f. bringt den Apollon Pythios-Tempel auf Rhodos mit Herodes in Verbindung. 325 Ehreninschriften aus Athen (3) (IG II2 3440. 3441 = CIAtt III 550. 551 = OGIS 414. 427; SEG 12, 150), Kos (HÖGHAMMAR 1993, Kat. Nr. 13 Abb. 6; JACOBSON 1993– 1994, pass. mit der Verbesserung Ga,i?on st. Ga,i?ou), Si‘ (IGR III 1243 = OGIS 415). 326 Ios. ant. Iud. 16, 149. 323

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erfolgreiche Fürsprache bei M. Agrippa mit „ganz besonderen Ehrungen“.327 Welche Reziprozitäten der Euergetismus erzeugte, kann man gut am Beispiel der Stadtgründung und Kultstiftung von Caesarea sehen. Herodes wurde anläßlich der Einweihung der neuen Stadt für Wohltaten geehrt, die er anderen erwiesen hatte. Dies geschah im Rahmen eines Agons, den er, in Zusammenhang mit einem von ihm selbst gestifteten Kult, zur Einweihung einer von ihm gegründeten Stadt eingerichtet hatte. All diese Akte waren aber eigentlich Ehrungen für Herodes’ Wohltäter Augustus und Livia. Augustus und Livia antworteten auf diese Ehrungen mit einer neuen Wohltat, indem sie sich erheblich an der Ausstattung des Festes beteiligten.328 Der Euergetismus stiftete eine Art „Kettenreaktion“, wie es Bringmann nennt, zwischen Wohltäter und Empfänger von Wohltaten, so daß die auf Wohltaten erfolgten Ehrungen wieder neue Wohltaten hervorriefen.329 Warum griff Herodes’ Euergesie weit über die Grenzen seines Reiches hinaus? Auch die Euergesie hellenistischer Könige hatte sich nicht auf die Städte beschränkt, über die sie herrschten. Städte außerhalb des eigenen Reichs erhielten zum Beispiel Wohltaten, weil sie Feinde der eigenen Feinde waren.330 Aber Euergesie hob überhaupt das Ansehen eines Herrschers, und es gibt viele Beispiele, daß hellenistische Könige ihre Wohltaten auch im Herrschaftsbereich ihrer politischen Konkurrenten, ja im ganzen hellenistischen Raum verteilten. Herrscher sammelten auf diese Weise „ein Kapital an Dankbarkeit und Ruhm, mit dem sich … unter Umständen wuchern ließ“.331 Die Ausbreitung der römischen Vorherrschaft im östlichen Mittelmeerraum bereitete den Rivalitäten und territorialen Ambitionen der hellenistischen Könige schrittweise ein Ende. „Kriegerischer Ruhm, einst der Stolz eines hellenistischen Königs, war … nicht mehr zu gewinnen. Was blieb, war der Ruhm des Wohltäters, die zweite Wurzel königlichen Prestiges“.332 An diesem Ruhm (do,xa) und den damit verbundenen Ehrungen war Herodes offenbar besonders gelegen.333 Er hat jedenfalls den hellenistischen Euergetismus, der seit 150 v.Chr. immer mehr zurückgegangen war, in ganz außerordentlicher Weise wiederbelebt.334 Dies ist umso erstaunlicher, 327

FGrH A 90 F 134 = GLAJJ I, Nr. 95. Ios. ant. Iud. 16, 138. 329 BRINGMANN 1995, 100. Vgl. die dort angeführten Beispiele S. 100 f. 330 BRINGMANN 1993a, 86 f. 331 BRINGMANN 1993a, 90. 332 BRINGMANN 1995, 97. 333 So Ios. ant. Iud. 15, 330. 16, 153–158. 334 AMELING u.a. 1995 verzeichnen in ihrem Corpus dynastischer Schenkungen im Zeitraum 359–30 v.Chr. insgesamt 318 sichere Stiftungen und Schenkungen. In den 328

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als Herodes im Rahmen des bisherigen jüdischen Herrschertums an keine lokalen Traditionen anknüpfen konnte (dazu schon II 1.d sowie unter II 3). Josephus begründet Herodes’ exzessive Euergesie mit dessen megaloyuci,a, megalo,noia, filotimi,a, mit dessen Hoffnung auf Nachruhm oder auf guten Ruf zum gegenwärtigen Augenblick (mnh,mhj eivj au=qij h' kata. to. paro.n euvfhmi,aj evlpi,j) begründet,335 so verweist dieses Vokabular klar auf das legitimatorische Konzept vom König als Wohltäter. In einem wichtigen, von der Forschung wenig ausgewerteten336 Kommentar zu Herodes’ Herrschaftstechnik streicht Josephus den legitimatorischen Zusammenhang der euergetischen Akte des Herodes heraus (ant. Iud. 15, 326–330). Er unterscheidet dabei Herodes’ Verhalten innerhalb und außerhalb Judäas und widmet den Aktivitäten auf dem Gebiet des Kaiserkultes einen eigenen Abschnitt. Innerhalb des Reichs habe Herodes seine Herrschaft stabil gehalten, indem er einerseits mit Härte gegenüber Gesetzesbrechern, andererseits mit megalopsychia angesichts von Not regiert habe.337 Mit dieser Art von Fürsorge (epimeleia) dürfte Josephus auf einen speziellen Bereich der – von der Forschung wenig beachteten – Euergesie des Herodes gegenüber den Juden Judäas anspielen. Diese unterschied sich von der, die Herodes gegenüber Nicht-Juden praktizierte, in wesentlichen Aspekten (s. II 3). Außerhalb Judäas bzw. „von außen her“ habe sich Herodes mit Sicherheit (avsfa,leia) umgeben, indem er Städte und Herrscher mit Geschenken würdig seiner königlichen Stellung versehen habe, so daß seine Macht immer stärker geworden sei: w[stV auvtw/| pa,nta dia. pa,ntwn au;xesqai pro.j to. plei/on avei. procwrou,ntwn.338 Dabei habe er insbesondere auf die Jahren zwischen 150 und 30 v.Chr. lassen sich noch 20 solcher Akte nachweisen; davon fallen in die ersten 50 Jahre 11, also etwas mehr als die Hälfte dieser Schenkungen. 100– 30 v.Chr. sind es 9 Akte, die sich nur noch auf vier Städte bzw. Heiligtümer verteilen: Athen (4 Schenkungen; Stifter: Mithridates VI. Eupator, Ptolemaios IX., Ariobarzanes II. Philopator, Kleopatra VII.); Argos, Zeusheiligtum von Nemea (Mithridates VI. Eupator); Delphi, Apollonheiligtum (Mithridates VI. Eupator); Milet, Apolloheiligtum von Didyma (5 Schenkungen; Stifter: Ptolemaios IX., Ptolemaios XII. Neos Dionysos, Ptolemaios XIII., Kleopatra Tryphaina oder Kleopatra VII., Brogitaros, Tetrarch in Galatia, mit seiner Schwester Abagodiona). Dabei entfallen auf Mithridates VI. allein drei, auf Ptolemaios IX. zwei Schenkungen. Vor 133 v.Chr. waren in dem von Ameling u.a. untersuchten Zeitraum insgesamt 84 Städte und Heiligtümer Nutznießer herrscherlicher Euergesie. – Vgl. die knappen Bemerkungen zum Rückgang der herrscherlichen Euergesie seit Mitte des 2. Jh. v. bei BRINGMANN 2000, 164. 335 Das Zitat ant. Iud. 16, 153. Zu den übrigen Begriffen und verwandten Termini s. bell. Iud. 1, 400. 403. 408. 410. 419 f. 422. 428. 5, 162. 238. ant. Iud. 15, 196. 201. 271. 296. 303. 312. 315 f. 326–328. 16, 138. 140 f. 149 f. 153. 156. 158. 336 Vgl. jetzt aber LICHTENBERGER 1999, 174. 179; allgemeiner JAPP 2000, 43. 337 Ios. ant. Iud. 15, 326. 338 Ios. ant. Iud. 15, 327.

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kultische Verehrung des Augustus und der einflußreichsten Römer der Zeit viel Wert gelegt und diese mit viel Aufwand (Stadtgründungen, Tempelstiftungen, Statuen) betrieben (es folgt ant. Iud. 15, 328–330 der Kommentar des Josephus, dies alles habe gegen jüdisches Gesetz und Herkommen verstoßen).339 Josephus schildert hier vom Ergebnis her sehr gut den grundsätzlichen Zusammenhang zwischen königlichem Euergetismus und Anerkennung von herrschaftlicher Macht.340 Die „Macht“, die Herodes durch seine auswärtigen Schenkungen gewann, dürfte vor allem in der Reduzierung von Konfliktpotential bestanden haben. Als derart großzügiger Euerget, v.a. für die syrische Nachbarschaft, knüpfte er hier – ganz im Gegensatz zu den Hasmonäern – freundschaftliche Beziehungen, die feindliche Attacken und Intrigen würden vermeiden helfen.341 339 Herodes’ Entschuldigung gegenüber den Juden, er tue dies alles nicht aus eigenem Antrieb, sondern auf Befehl und Anweisung (evx evntolh/j kai. prostagma,twn, § 330) nimmt VOGEL 2002, 208 f. ernst; er sieht darin eine Reaktion auf den „Vorwurf unverhältnismäßiger Freigebigkeit gegenüber ausländischen Städten“, eine Verteidigung der „Schenkungen im In- und Ausland“ und der „kostspieligen Bauprojekte“ (209). Der Kern der Entschuldigung habe seinen Sachgrund darin, daß Herodes als Klientelkönig gehalten gewesen sei, die „ ‚Romanisierung‘ seines Reiches aus eigenen Mitteln zu bestreiten“ (208) und als „ ‚Freund Roms‘ … an der Festigung römischer Weltherrschaft mitzuwirken“ (209). Hätte er „nicht alle Mittel aufgeboten, um dieser Pflicht nachzukommen, wäre von Freundschaft vermutlich bald keine Rede mehr gewesen“ (209). – Vogel wahrt mit dieser Interpretation erstens nicht den Zusammenhang der Stelle; die Entschuldigung des Herodes bezieht sich nur auf seinen Verstoß gegen jüdisches Gesetz und Herkommen wegen seiner Leistungen auf dem Gebiet des Kaiserkults, nicht auf die Euergesie insgesamt. Zweitens bleibt Vogel den Nachweis für die These schuldig, daß man von sog. Klientelkönigen die Romanisierung ihrer Reiche erwartete, ja diese ihr Herrschaftsgebiet kulturell schon für eine formale Integration als Provinz ins imperium Romanum vorbereiten sollten. Welche Beispiele hat Vogel hier im Sinn? Weder die Herrscher über die Klientelreiche im Hinterland der kleinasiatischen Provinzen und in Syria noch die Nabatäer haben sich so verhalten. 340 Dazu ausführlich BRINGMANN 1993a. BRINGMANN 1993b. BRINGMANN 1995. BRINGMANN 2000. AMELING u.a. 1995. 341 LICHTENBERGER 1999, 173 f. sieht bei den auswärtigen Stiftungen Herodes’ Kalkül am Werk, daß die begünstigten Nachbarstädte „durch Gesandtschaften direkten Einfluß auf die Machthaber Roms nehmen konnten und durch die Teilnahme an Festivitäten das außenpolitische Prestige des Herodes erhöhten“. Deutlicher S. 180, wo Lichtenberger die Stiftungen mit dem Bedürfnis nach Herausstellung der königlichen Qualität erklärt, angesichts der Konkurrenz mit anderen Klientelkönigen um die Wertschätzung Roms. Dies könnte natürlich auch der Fall gewesen sein. Ich würde aber eher das konkrete Moment des neuen, von den Hasmonäern abgesetzten Herrschaftsstils gegenüber den Nachbarn betonen. – JAPP 2000, 43 geht wohl eher in die Irre mit der These, Herodes habe sich von den auswärtigen Empfängern „politische bzw. militärische Hilfe bei Auseinandersetzungen im Lande selbst“ erhofft (neben der schon von SMALLWOOD 1976, 82 vorgebrachten These, das Klima für die Diasporagemeinden zu verbessern, die LICHTEN-

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Herodes hat bei seiner an Nicht-Juden gerichteten Euergesie den Kaiserkult, der nur eine besondere Variante der ritualisierten Abfolge von Wohltaten, Reaktionen der Dankbarkeit, Gunstbezeugungen und politischer Anerkennung war, in besonderer Weise genutzt. Augustus als ein alle bisherigen Wohltäter überragender Euergetes und Soter konnte in Formen geehrt werden, in denen man auch die olympischen Götter verehrte, aber man konnte mit solchen Ehrungen (und anderen Leistungen, die man dann dem Kaiser stiftete) gleichzeitig auch Wohltaten für eine Stadt und ihre Bürger erbringen. Gebäude- und Feststiftungen, Sach- und Geldleistungen, die im Rahmen des Kaiserkults erfolgten, schufen städtische Annehmlichkeiten, Verdienstmöglichkeiten, einen Beitrag zur materiellen Versorgung insbesondere der ärmeren Bürger, und sie zeichneten eine Stadt und ihre Bürger öffentlich aus, hoben sie gewissermaßen vor anderen Konkurrenten der Region bzw. der Provinz heraus. Als Urheber solcher Wohltaten hatte man sich wiederum öffentliche Ehrung und Anerkennung verdient. Diesen Weg ist Herodes in exzessiver Weise gegangen, und wenn Josephus berichtet, daß Herodes – abgesehen von den Tempeln für Augustus – sein Reich mit vielen Zeichen der Ehrung für Augustus überschüttet habe und in vielen Städten Kaisareia errichtet habe, dann dürfte es sich einfach um Stiftungen von Gebäuden handeln, die er Augustus und hochrangigen Angehörigen der kaiserlichen domus dediziert hat.342 Auch bei seinen übrigen Wohltaten im griechischen Osten dürfte es in den Bau- und Weihinschriften so manchen Bezug auf Rom und das Kaiserhaus gegeben haben. Entsprechend der Doppelrolle als Euerget, der mit seinen Wohltaten einem anderen Wohltäter seinen Dank abstattete, wurde Herodes auch als philokaisar bzw. philorhomaios für seine euergesia und eunoia gegenüber den Adressaten geehrt.343 BERGER 1999, 174 Anm. 920 mit Recht als unlogisch zurückweist). Militärische Hilfe war ohne Vermittlung der Römer ausgeschlossen, bei der politischen Hilfe kam es im Grunde auch auf die Römer an. 342 Ios. bell. Iud. 1, 407. Josephus erwähnt, daß Herodes zwei oikoi seines Jerusalemer Palastes Kaisareios und Agrippeios genannt hat (bell. Iud. 1, 402; zum korrekten Namen – statt Kaisareion und Aggrippeion – LICHTENBERGER 1999, 96 m. Anm. 467). Einen seiner Paläste in Jericho habe er auch „nach seinen Freunden“ benannt (bell. Iud. 1, 407), was sich im Kontext der Stelle eigentlich auch nur auf Angehörige von Augustus’ Familie beziehen kann. 343 Vgl. die inschriftlichen Belege bei GEIGER 1997, 75. Auf die doppelte Ambition des Herodes, zum einen Augustus und sein Haus zu ehren und gleichzeitig als Euerget selbst Ehren zu erfahren, geht Josephus explizit ein, ant. Iud. 15, 328–330. 16, 157–159. – Ich kann der Argumentation von WILKER 2005, 206 nicht ganz folgen, wenn sie die Gründung und Konzeption von Caesarea (wie auch Sebastes und des Tempels beim Paneion) so versteht, daß sich die Stadt „als Teil des Römischen Reichs“ präsentiert habe und „die herodianische Herrschaftsrepräsentation“ gegenüber Nicht-Juden „allein auf dieser Verbindung“ aufgebaut habe. Ähnlich das Fazit 207: „Damit wird deutlich, daß

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Bei der Einweihung Caesareas stand Herodes auf dem Zenit seines Wirkens. Er war nicht nur der alle Herrscher des hellenistischen Ostens übertreffende Euerget im traditionellen Sinn – als Bauherr, Förderer und Retter griechischer Kultur. Er hielt auch alle Rekorde auf dem Feld des sich entwickelnden Kults für die domus Augusta. Herodes hatte die ersten Spiele zu Ehren des siegreichen C. Caesar gestiftet, die erste Stadt gegründet, die den neuen princeps Augustus ehrte, und dort, in Sebaste, einen der größten uns bekannten Tempel errichtet. Caesarea stellte als Hafenstadt wiederum eine technische Meisterleistung dar und wurde optisch von einem Augustustempel, dem unseres Wissens größten zu Augustus’ Lebzeiten und dem zweitgrößten, den wir überhaupt kennen, beherrscht. In Caesarea hat Herodes, unter der Fassade eines Roma-und-Augustus-Kults, sehr wahrscheinlich einen der ersten Kulte für Zeus-Augustus und Hera-Livia etabliert. Im Rahmen der Superlative des Kultes für Augustus und sein Haus ist Herodes schließlich der einzige sog. Klientelkönig, von dem bekannt ist, daß er in seinem Reich drei Augustustempel errichten ließ. Der dritte Tempel stand beim Paneion am Fuße des Hermongebirges, ein Gebiet, das Augustus 20 v.Chr. Herodes übertragen hatte. d) Die Kultstiftung beim Paneion am Fuße des Hermon (20 v.Chr.): Eine Option auf die Zukunft eines Reiches zwischen Tyros und Damaskos 20 v.Chr. hatte Herodes Augustus auf dessen Reise durch Syrien begleitet. Auf dem Rückweg von Syria hat er dann für Augustus „in Zenodors (ehemaligem) Gebiet einen sehr schönen Tempel aus weißem Stein errichtet, nahe bei dem Ort, den man Paneion nannte“.344 An der Kultstiftung läßt sich das bekannte Muster vorgängiger Augustuskult-Stiftungen des sich Herodes in den überwiegend von Nicht-Juden bevölkerten Städten seines Reiches und insbesondere in den von ihm neugegründeten Poleis nahezu ausschließlich als Vertreter Roms präsentierte. Seine politische Abhängigkeit von der Weltmacht wurde nicht überspielt oder verleugnet, sondern im Gegenteil positiv besetzt und offensiv propagiert“; Herodes habe sich als „Vertreter der römischen Machtzentrale und Vollstrecker des augusteischen Programms“ dargestellt. – Mit Präsentation und Propaganda allein war bei diesen politischen Verhältnissen wohl gar nichts zu gewinnen, nicht einmal im Sinne Roms (obwohl ich eine solche Mission Herodes’ ohnehin bezweifele); hier brauchte es doch starke Leistungen vor Ort, um sich gegenwärtige Anerkennung zu verdienen. Über die Frage einer dauerhaften Loyalität zum Wohltäter war damit nichts entschieden. 344 Kai,sara dV evpi. qa,lattan prope,myaj( w`j evpanh/ken( evn th|/ Zhnodw,rou perikalle,staton auvtw/| nao.n evgei,rei pe,traj leukh/j( plhsi,on tou/ Panei,ou kaloume,nou (ant. Iud. 15, 363). Vgl. bell. Iud. 1, 404, hier der Baustoff „weißer Marmor“. Die Bezeichnung wird in bell. Iud. für einige Gebäude verwendet (Herodeion, Antoniafestung, Hebron, Herodes’ Jerusalemer Palast, der Tempel von Jerusalem), für die in ant. Iud. nur „weißer“ oder „glänzender Stein“ als Baumaterial angegeben wird. Die Archäologie hat dies bestätigt. Marmor wurde bei Herodes’ Bauten als Teil der Innenausstattung verwendet und dies eher selten (opus sectile-Boden des Theaters in Caesarea, Bodenbelag und Wandver-

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Herodes erkennen. Auf eine bedeutende „Wohltat“ des Augustus – hier die Gebietserweiterung aus Zenodors Ituräerreich – folgt eine Kultstiftung. Dennoch weicht diese Kultstiftung in mancher Hinsicht von der in Sebaste oder Caesarea ab. Herodes stiftete beim Paneion erstmals nur einen Tempel und gründete nicht auch eine neue Stadt zu Ehren des römischen Kaisers. Zudem stand der Kult nicht in Zusammenhang mit einer bereits bestehenden Siedlung, sondern nur mit dem Paneion, einem alten Quellenund Höhlenheiligtum in freier Natur an der Straße Tyros-Damaskos.345 Die genaue Lokalisierung des Augustustempels beim Paneion ist umstritten; dies wird im Text noch diskutiert. Im Jahre 2003 wurde jedoch noch eine dritte Möglichkeit zur Diskussion gestellt. A. Overman u.a. haben bei Ausgrabungen in Omrit, ca. 3 km südwestlich von Paneas/heut. Banyas, eine beeindruckende Tempelanlage von hoher baulicher Qualität entdeckt, die zwei Bauphasen aufweist.346 Overman datiert den früheren, tetrastylen Podiumstempel (ca. 22,8 x 14,6 m; Höhe des Podiums ca. 3,9 m hoch; Tempelhöhe ca. 18,2 m [Umrechnung der Angaben in feet]) in das letzte Viertel des 1. Jh. v.Chr., den Erweiterungsbau (25 x 28,6 m) ins späte 1. Jh./frühe 2. Jh. n.Chr. Er interpretiert den ersten Bau als Augustustempel des Herodes und sieht in der zweiten Bauphase einen Erweiterungsbau „one of the Agrippas“ (ebd. S. 47), d.h. Agrippas I. oder Agrippas II. A. Berlin und E. Netzer haben der Identifizierung des ersten Baus als Augustustempel des Herodes mit jeweils guten Argumenten widersprochen.347 Insbesondere die fehlende Datierung der Konstruktionsschicht des ersten Tempels stellt ein großes Problem dar, den Bau – unabhängig von der Frage, welchem Kult er diente – einzuordnen (wobei Bautechnik, hohe Qualität und Stilmerkmale [Profil des Podiums, s. ebd. Abb. S. 44] eher an die Palastanlage Agrippas II. in Caesarea Paneas bzw. an das späte 1. Jh. n.Chr. erinnern, soweit man es auf den publizierten Abbildungen erkennen kann). Nimmt man alle Argumente zusammen, erscheint es gerechtfertigt, die erste Bauphase des Tempels von Omrit aus der Diskussion um die Lokalisierung des herodischen Augustustempels von Paneas kleidung in den Badehäusern von Jericho und Masada). Zur ganzen Frage FISCHER/STEIN 1994. 345 Literarischer Beleg für die Existenz des Heiligtums vor 200 v.Chr. ist die Erwähnung des Paneion durch Polybios (16, 8.2; 28, 1.3), der hier die Schlacht zwischen Antiochos III. und dem ptolemäischen General Skopas 200 v.Chr. lokalisiert. Die archäologische Erforschung des Paneion (dazu noch unten) hat ergeben, daß das Heiligtum schon im 3. Jh. v.Chr. frequentiert wurde. BERLIN 1997, 14. BERLIN 1999, 3 f. LICHTENBERGER 1999, 150 und JAPP 2000, 144 vermuten dies nur; die Forschungen A. Berlins sind ihnen wohl nicht bekannt. – Zum Verlauf der Straße Tyros-Damaskos MA‘OZ 1993a, 137. 1993b, 537 m. Karte S. 536. Vgl. Ios. bell. Iud. 3, 510. – Die Spekulationen über eine hellenistische Stadt, die sich zu Füßen des Panheiligtums befunden haben soll (RIGSBY 1996, 525), müssen aufgrund der archäologischen Erkenntnisse zum frührömischen Caesarea Philippi zurückgewiesen werden (dazu in Kap. III 5). 346 OVERMAN u.a. 2003. 347 BERLIN 2003 (v.a. mit archäologischen Argumenten, was die Datierung des Tempels angeht: fehlender stratigraphischer Nachweis durch datierungsrelevantes Material unter den Fundamenten oder im Konstruktionsgraben; ungenaue Interpretation der Josephusstellen); NETZER 2003 (mit Hinweis auf die von ihm freigelegten Strukturen in Banias, s. noch im Text, die nach seiner Auffassung Reste von Herodes’ Augustustempel darstellen, und ebenso Hinweis auf den Josephustext.

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herauszuhalten. Wenn diese erste Bauphase, wie mir scheint, eher in die 2. Hälfte des 1. Jh. n.Chr. gehört, dann könnte der erste Tempel von Omrit ein weiteres, beeindruckendes Zeugnis der Baustiftungen Agrippas II. sein.

Die Nähe des Augustustempels zum Panheiligtum und die übrigen Konstellationen (keine Stadtgründung, Tempel in freier Landschaft) waren Umstände, die es weder in Sebaste noch in Caesarea gegeben hatte. Dort waren die Augustuskulte in baulicher wie in kultureller Hinsicht die dominanten Kulte neu gegründeter Städte. Gibt es mögliche Erklärungen für diese Besonderheiten? Die politische Vorgeschichte der Kultstiftung in Paneas. Herodes’ Anteil aus der Auflösung des ituräischen Reichs 23/20 v.Chr. reichte vom oberen Jordan über 100 km nach Osten. Warum stiftete er ausgerechnet beim Paneion den neuen Kult? Was bedeutet das Nebeneinander von Pankult und Augustuskult? Der ituräische Herrscher Zenodor war 20 v.Chr. gestorben. Sein Reich war von Augustus danach ganz aufgelöst worden, nachdem es schon 23 v.Chr. verkleinert worden war und Herodes daraus den Südosten (Auranitis/Haurangebirge, Trachonitis, Batanäa) erhalten hatte. Nun kam auch der Südwesten dazu: das Hula-Becken im oberen Jordantal (Ouvla,qa), das Gebiet um ein Panheiligtum (Paneion) an den südwestlichen Ausläufern des Hermongebirges (Panei,aj) sowie erst jetzt wohl auch die Gaulanitis348 (südlicher Teil des Golangebirges).349 Politischer Hintergrund der territorialen Neuordnung Südsyriens war die stete Unruhe und Bedrohung gewesen, die vom Ituräerreich seit Beginn des 1. Jh. v.Chr., zuletzt unter Zenodor, ausgegangen waren. Die ca. 80 Jahre ituräische Herrschaft über das Gebiet zwischen Hermon und Hauran hatten eine Lebensweise, die mit festen Wohnsitzen, Ackerbau und Gewerbe einhergeht, nicht gefördert, wenn nicht sogar ver-

348 Ios. bell. Iud. 1, 400: „das ganze Land zwischen Trachon und Galiläa“; ant. Iud. 15, 360: „Caesar gab den Teil [des Zenodor’schen Reichs], der nicht klein war, Herodes. Dieser [Teil] lag zwischen Trachon und Galilaia (und bestand aus) Oulatha und Paneas und dem Land ringsum“. Geographisch gesehen schließen beide Stellen die Gaulanitis mit ein. In diesem Sinn auch SMALLWOOD 1976, 87. – SYON 1992–1993, 39 meint, die Gaulanitis habe von Anfang an, also seit 40 v.Chr., zu Herodes’ Reich gehört, weil sie Ios. ant. Iud. 15, 360 nicht explizit genannt wird. Josephus erwähnt die Landschaft jedoch auch nicht beim Umfang von Herodes’ Reich 40 v.Chr. bzw. 30 v.Chr. 349 Auch einige phönizische Küstenstädte erhielten ehemaliges ituräisches Gebiet. Ein Großteil der Massyasebene wurde auf die neue römische Kolonie Iulia Augusta Felix Berytus verteilt. Zudem wurden neue, kleine Tetrarchien eingerichtet: Arka, Chalkis und Abila. – Vgl. zur Auflösung des Ituräerreichs SCHÜRER u.a. I (1973), 561–573. SCHMITT 1982. SCHOTTROFF 1982. BRINGMANN 1998. SOMMER 2003, 212.

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hindert.350 Hinzu kam, daß die Nabatäer, seit Ende des 2. Jh. v.Chr. in der südlichen Auranitis (Bostra) nachweisbar, die Handelswege durch die nördliche Auranitis und die Trachonitis kontrollieren wollten.351 Infolge der ituräischen Expansion nach Südosten und auf damaszenisches Gebiet entstand seit Beginn des 1. Jh. v.Chr. ein Dauerstreit, der die ganze Region involvierte, Handels- und Verkehrswege höchst unsicher machte und den Warenaustausch schwer beeinträchtigte. Unter Zenodor hatte diese Entwicklung einen Höhepunkt erreicht, weil er lokalen Araberstämmen in Batanäa, Trachonitis und Auranitis die Wegelagerei gegen Anteile aus dem Profit überlassen hatte. Herodes sollte hier Abhilfe schaffen und die Region dauerhaft unter Kontrolle bringen. Augustus hatte 20 v.Chr. Herodes auch noch auf andere Weise begünstigt. Zum einen sollte Herodes’ Bruder Pheroras als halbautonomer Tetrarch (unter Herodes) das transjordanische Peräa auf eigene Rechnung verwalten.352 Zum andern erhielt Herodes eine Funktion, die in der Forschung konträr beurteilt wird. Gemäß Ios. bell. Iud. 1, 399 hat Augustus Herodes zum Suri,aj o[lhj evpi,tropoj gemacht, wobei die [anderen] epitropoi nicht ohne Beratung mit Herodes Anordnungen treffen durften (w`j mhde.n evxei/nai di,ca th/j evkei,nou sumbouli,aj toi/j evpitro,poij dioikei/n). In der Passage ant. Iud. 15, 360 wird die Machtstellung Herodes’ dahingehend abgeschwächt, daß die epitropoi Syrias Herodes’ Rat und Meinung für alle Handlungen einholen sollten. In der Forschung hat man in Herodes’ neuer Funktion eine Beraterrolle gegenüber dem römischen Provinzpersonal Syrias,353 eine Provinzial- oder eine Finanzprokuratur in Syria354 gesehen. Die Vorschläge sind schwer mit der Rolle der Procuratoren unter Augustus in Einklang zu bringen und passen auch nicht mit den Nachrichten bei Josephus zusammen.355 Wahr350

Die Beschäftigung professioneller Räuberbanden und Wegelagerer durch Zenodor, von der Ios. ant. Iud. 15, 344–346 berichtet, spricht dafür. 351 Gründung des nabatäischen Es-Suweda/Soada im frühen 1. Jh. v.Chr. (WENNING 1990, 390). Eine Karte mit den römischen Verkehrswegen in Trachonitis und Auranitis bei BAUZOU 1985, Abb. 1. 352 SMALLWOOD 1976, 87. Vgl. Ios. bell. Iud. 1, 483. ant. Iud. 15, 362; s.a. bell. Iud. 2, 59. ant. Iud. 17, 277 (basileia in Betramta). Der Herodessohn Antipas gründete Betramta neu als Livias zu Ehren von Augustus’ Frau (dazu in Kap. III 3). 353 Vgl. zur Rolle als politischer Berater OTTO 1913a, 71. BAUMANN 1983, 213. Zur Rolle als Finanzberater JONES 1967, 64. SMALLWOOD 1976, 87 (in Anm. 94 mit der Idee „of some specific control over the Decapolis“). 354 Vgl. RICHARDSON 1996, 234. KOKKINOS 1998, 116 Anm. 102. 355 Im frühen Prinzipat kümmerten sich Procuratoren vor allem um das persönliche Vermögen (patrimonium) des Princeps in einer ihm unterstehenden Provinz sowie um kaiserlichen Besitz in senatorischen Provinzen. Im Rahmen dieser Aufgabe überwachten sie auch die zwischen princeps und publicani ausgehandelten Pachtverträge oder schlossen Verträge selbst mit den Steuerpächtern ab. Procuratoren zogen auch direkte Steuern

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scheinlicher ist, daß Herodes Pachtkonzessionen in dem zwischen Rom, Augustus und autonomen Territorien (Könige, Städte) aufgeteilten ituräischen Reich erhielt.356 Herodes dürfte einer der Patrimonialprokuratoren im Süden Syrias gewesen sein, vielleicht mit einer besonderen Autorität gegenüber seinen Kollegen. Dies war keine völlig neue Rolle für Herodes, der bereits in Lykien, Kilikien, in Balaneia/Syrien, auf Zypern und Chios römischen Besitz und Steuern gepachtet hatte.357 20 v.Chr. besaß Herodes ein Reich von beträchtlicher Dimension und Bedeutung. Der gesamte nabatäische Handel via Bostra, Damaskos und Tyros verlief durch sein Gebiet, ebenso wie der Reise- und Warenverkehr zwischen Damaskos, der Dekapolis und Judäa. Dies versprach eine enorme Steigerung seiner Einnahmen, wenn es gelingen würde, Ituräer und Araber von der Räuberei als Erwerbsform, die auch mit einer bestimmten Siedlungs- und Lebensweise einherging, abzubringen. Herodes hat dieses Ziel in den folgenden Jahren mit verschiedenen Maßnahmen weitgehend erreicht. Eine dieser Maßnahmen war der Kaiserkult. Die Wahl des Paneion als Ort des neuen Augustuskults. Verschiedene Faktoren – religiöse, politische, ökonomische – fallen ins Gewicht, wenn man versucht, Herodes’ Entscheidung für Paneion als neuen Ort des Augustuskults zu rekonstruieren. Zum einen galt das Hermonmassiv von alters her als Wohnsitz von Göttern, als „heiliger Berg“. An den Abhängen und Ausläufern des Hermon wurden zahlreiche Kultstätten gefunden.358 Die bedeutendsten der hellenistisch-römischen Zeit in der Umgebung des Paneion befinden sich in Sena’im, Qal‘at Bustra und Kh. Dura (alle nördlich von Paneas) und repräsentieren wahrscheinlich ituräische Kulte.359 Das Paneion wurde seit dem in den kaiserlichen Provinzen ein und waren dafür mit einem Truppenkommando ausgestattet. Ebenso konnten sie Soldaten den Sold anweisen. – Zu den procuratores unter Augustus zuletzt KIENAST 1999, 189–191. 404. AUSBÜTTEL 1998, 13 ff. 32. Wichtige Erkenntnisse zu den Prokuratoren im frühen Prinzipat bei ECK 1987, 257 f. 267 f. 270. 280. Vgl. JONES 1960, 123 f. – Zu den Beziehungen zwischen Prokuratoren und Steuerpächtern BLEICKEN 1995, 135. 202. 356 MOMIGLIANO 1934, 360 f. GABBA 1990, 163. GABBA 2001, 120. 357 GABBA 1990, 163. GABBA 2001, 120. Vgl. die Belege Ios. bell. Iud. 1, 428. ant. Iud. 16, 26. 128. 358 Zur Kulturgeschichte des Hermon als „heiligem Berg“ ARAV 1992. DAR 1993a, 14 f. DAR 1993b. 359 Vgl. DAR 1993a, 33–92. 95–103. 107–112; Abb. 3. DAR 1993b, 617. Speziell zu Har Sena’im DAR/MINTZKER 1993. DAR/KOKKINOS 1992 (vgl. SEG 42, 1408–1416. AE 1992, 1691). – In Dan, 5 km westlich des Paneion, gab es einen sehr alten semitischen Kult, der auch in hellenistischer Zeit noch frequentiert wurde. Zu Heiligtum und Kult für den lokalen Gott von Dan bzw. der Danaiten in hellenistischer Zeit BIRAN 1981. TZAFERIS 1992, 129–131. BIRAN 1993, 331. BIRAN 1994, 215–226.

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3. Jh. v.Chr. von der hellenistisch orientierten Bevölkerung, v.a. Siedlern im Hulabecken, das bis ca. 80/75 v.Chr. tyrisches Hinterland war, frequentiert.360 Mit der ituräischen Expansion ins Hulabecken (v.a. Tel Anafa) und dem folgenden Rückzug seiner Bewohner kam der Pankult um 75 v.Chr. zum Erliegen.361 Nichts deutet darauf hin, daß der Pankult in Paneas von den Ptolemaiern eingerichtet oder in Verbindung mit einem hellenistischen Herrscherkult gestanden hätte.362 Mit der Stiftung des Augustuskultes am Paneion hat Herodes einen verwaisten, ehemals von einer hellenistisch orientierten Bevölkerung frequentierten Kultort, dessen Niedergang die aggressive Eroberungspolitik der Ituräer verursacht hatte, wiederbelebt. Damit dürfte er den Ituräern, die im Golan lebten, die neuen politischen Verhältnisse, die im Zeichen der pax Augusta standen, auch auf symbolischer Ebene vergegenwärtigt haben. Vielleicht verband sich mit der Ortswahl auch eine politisch-ökonomische Absicht. Beim Paneion konnte unter veränderten politischen Bedingungen ein neues Zentrum der Region entstehen – wenn es gelänge, die Verkehrsadern Damaskos-Tyros und Damaskos-Auranitis zu sichern.

360 Weiheobjekte des 3. Jh. v.Chr. stammen aus der Keramikproduktion von Siedlungen im Hula-Tal (BERLIN 1997, 14. BERLIN 1999, 31; beide Aussagen im Vorgriff auf den Schlußbericht zur Keramik des Paneion in MA‘OZ u.a. unpubl.). Die Anzahl der Dedikationen nahm seit dem späten 2. Jh. v.Chr. zu (BERLIN 1988, 19 f. BERLIN 1997, 23 und 29). Vorherrschende Kultform waren rituelle Mahlzeiten und gemeinsame Essen (BERLIN 1999, 31). 361 HERBERT 1994, 7. BERLIN 1997, 21 f. 362 In diese Richtung LICHTENBERGER 1999, 152 f., der in einer solchen Vorgeschichte ein Motiv sieht, daß Herodes einen Augustuskult beim Paneion einrichtete: „Möglicherweise kann die Wahl des Ortes damit in Verbindung gebracht werden, daß am Paneion eine Tradition hellenistischen Herrscherkults vorhanden war. Ob tatsächlich in hellenistischer Zeit im Paneion ein Herrscherkult betrieben wurde, kann nicht mit Bestimmtheit bewiesen werden, doch ist die Einrichtung eines Pankults im 3. Jh. v.Chr. auf einen Hellenisierungsprozeß von außen durch die Ptolemäer zurückzuführen. Daß dieser dann in Zusammenhang mit einem dynastischen Kult stand, ist wegen der engen Verbindung Pans mit dem ptolemäischen Herrscherhaus wahrscheinlich … Vermutlich wurde eine Form von Herrscherkult auch durch die nachptolemäischen und nachseleukidischen Machthaber fortgeführt“. Ähnlich GUTTENBERGER 2002, 121 m. Anm. 10. 123. – MARQUARDT 1995, 309–332 hat die herrschenden Annahmen zur engen Verbindung zwischen Pan und Ptolemaiern bzw. Pan und hellenistischem Herrscherkult zurückgewiesen. Auch die Hellenisierungsthese steht auf schwachen Füßen. Die archäologische Geschichte des Panheiligtums in Paneas ist die eines ganz bescheidenen Naturheiligtums, das im Zuge der von Tyros ausgehenden Besiedelung des Hinterlandes von der lokalen Bevölkerung frequentiert wurde. Kann man da von einem herrscherlich intendierten Hellenisierungsprozeß sprechen? Zwischen 75–20 v.Chr. ist das Heiligtum überdies verlassen, d.h. die Ituräer setzten am Paneion nichts fort (schon gar keinen Herrscherkult), sondern hatten ihre eigenen heiligen Orte (s.o. Anm. 359).

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In den vorwiegend arabischen Gebieten seines neuen Reichsteils (Batanaia, Trachonitis, Auranitis) hat Herodes dies durch eine Kombination militärischer Aktionen und Koloniegründungen erreicht.363 Ende des 1. Jh. v.Chr. war die Räuberei in der Trachonitis weitgehend eingedämmt. Die Bevölkerung in der nördlichen Auranitis hatte begonnen, Herodes als ihren neuen Herrn zu akzeptieren. Anzeichen dafür ist die (griechische) Ehreninschrift für den „König und kyrios Herodes“, die von einem nabatäischen Clanoberhaupt in der Vorhalle des Ba’al Samin-Tempels von Si‘ aufgestellt wurde.364 Bei den Ituräern, die im nördlichen Golan dominierten, hat Herodes eine andere Politik eingeschlagen. Hier hat er mit der Kaiserkultstiftung offenbar auch ein Zeichen für ein neues politisches Zentrum der Region setzen wollen – eine Option, die erst sein Sohn Philippos mit der Gründung von Caesarea (Philippi) erfolgreich realisiert hat. 365

363 Ansiedelung von 3.000 Idumäern in der Trachonitis um 11/10 v.Chr. (Ios. ant. Iud. 16, 285). Ansiedelung babylonischer Juden in Batanaia bei völliger Abgabenfreiheit (Ios. ant. Iud. 17, 23–26). Das von Josephus erwähnte Fort Bathyra und die Siedlung Ekbatana (vita 54) sind bislang nicht sicher identifiziert. WEBER 2003, 263 plädiert für einen Gleichsetzung mit dem modernen Basir (südöstlich von Aere, einer Station an der Straße Damaskus–Nawa–Dion etc.). Überreste jüdischen Lebens in Batanaia wurden in Naveh/ Nawa und Tafas gefunden, SCHÜRER u.a. II (1979), 14 f. Anm. 46. KOKKINOS 1998, 332 Anm. 225 berichtet von einer aramäischen Inschrift aus El-Mal, die aus dem Jahr 7/6 v.Chr. stammt und die er in Zusammenhang mit den herodischen Ansiedelungen bringt; ed. pr. NAVEH 1975. Vgl. jetzt WEBER 2003, der in einem rekonstruierten Monument (Podium mit Statuengruppe) im Vorhof des Tempels von Sahr (am Nordrand der Trachonitis, südöstlich von Phaina) ein Ehrenmonument sieht, das den zu Pferde sitzenden Agrippa II. inmitten der Reitergruppe der Zamariden zeigt. Aus Webers Sicht ist das Monument ein „Staatsdenkmal … welches den Herrschaftsanspruch der Herodier in einem Heiligtum des ursprünglichen Feindeslandes aufzeigt“ (265). Es würde mit einer Datierung nach 60 n.Chr. auf eine recht frühe Anerkennung Agrippas II. hinweisen. 364 LBW 2364 = OGIS 415 = IGR III 1243. Vgl. LITTMANN u.a. 1907–22, III Nr. 427b. SCHÜRER u.a. I (1973), 296 Anm. 24. BOFFO 1994, Nr. 17. RICHARDSON 1996, Nr. 5 S. 206 f. FREYBERGER 1998, 46. – Die Statue bezeugt nur eine Ehrung, nicht aber, daß Herodes am Bau des Tempels von Si‘ als Stifter mitbeteiligt war (so z.B. jüngst wieder RICHARDSON 1996, 66 f. 72. 184. 193. 199 Nr. 11. 207; VOGEL 2002, 229 f. [dort auch noch falsch der Typus der Inschrift als „Weihinschrift“]). Dazu zuletzt klar LICHTENBERGER 1999, 170 Anm. 889. Genausowenig kann die Ehreninschrift für Herodes als Anzeichen für einen Herrscherkult verstanden werden (wie SCHALIT 1969, 457 f. mit Anm. 1064). 365 Vgl. zur Ortswahl GUTTENBERGER 2002, 124, die darin eine symbolische Markierung sieht: Die Tempel von Caesarea Maritima und Paneas hätten sich jeweils an den „land’s borders“ befunden „in order to demonstrate to each traveller … to whom Herod’s Palestine is indebted. The gates of Palestine were deeply coloured by emperor veneration“. Die Grenzlage trifft nur bei großzügigem Augenmaß zu; daß der Ort durch die Etablierung des Kaiserkultes politisch kodiert wurde, versteht sich von selbst. Breiter

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Paneion und Augustuskult: Münzbild des Augustustempels. Herodes’ Sohn Philippos zeigt auf den Rückseiten seiner Münzen regelmäßig einen Tempel, der der Augustustempel seiner Hauptstadt Caesarea gewesen sein dürfte (vgl. Abb. 39b. 40a.b).366 Abgebildet ist immer ein tetrastyler Tempel ionischer Ordnung. Das Pediment ziert meist ein rundes Objekt, das vielleicht einen clipeus symbolisiert.367 Agrippa I., seit 37 n.Chr. Philippos’ Nachfolger, setzte den Tempel ebenfalls auf die Rückseite einer seiner Münzen (Abb. 50d). Das numismatische Bild des Tempels war eine Art Suchvorgabe bei der archäologischen Erforschung Caesarea Philippis/Paneas’, die 1967 begonnen wurde.368 Josephus und der Augustustempel. Josephus lokalisiert den Augustustempel „nahe bei dem Ort, den man Paneion nannte“. Es ist merkwürdig, daß Josephus die Naturschönheiten um das Paneion herum relativ ausführlich beschreibt,369 aber nicht erwähnt, daß die „sehr schöne Höhle“ (ant. Iud. 15, 364) eine Kultstätte für Pan war. Man hat den Eindruck, als ob der Ort rezipiert wurde diese Kodierung wohl erst unter Philippos, wenn dort auch eine Stadt als Station im Wegenetz etabliert wurde. 366 Es gibt acht datierte Münzserien Philippos’ (Jahr 5, 12, 16, 19, 30, 33, 34, 37), s. RPC I 4936–4953. MESHORER 2001, Philip Nr. 95–111. In jeder Serie ist der Tempel mindestens einmal, manchmal auch zweimal (Jahre 12, 30, 33) vertreten. Außerdem ist das Motiv auch auf der Rückseite eines großen undatierten Nominals abgebildet (RPC I 4951). Die Gleichsetzung mit dem Augustustempel wurde bislang nicht angezweifelt, auch nicht in jüngerer Zeit (LICHTENBERGER 1999, 151. MA‘OZ 1994–1999, 91. JAPP 2000, 145. JAPP 2003, 294). Die Entdeckung des Tempels von Omrit (s.o. S. 127) hat A. Berlin nun dazu bewogen, diesen Bau evtl. Philippos zuzuschreiben, der dadurch das Territorium seiner neugegründeten Residenzstadt Caesarea (Paneas) habe markieren wollen, und das Münzbild mit dem Tempel von Omrit zu identifizieren (BERLIN 2003, 24). Bevor der Tempel von Omrit archäologisch nicht sicher datiert ist, bleibt die These Spekulation. Und warum setzt Agrippa I. dann den Tempel auf seine Münzen? 367 Es gibt zwei Ausnahmen: RPC I 4939 zeigt ein schwer identifizierbares Ornament, evtl. die Andeutung einer Ranke; bei RPC I 4951 ist das Giebelfeld leer, und ein großes, rundes Objekt (der clipeus des Giebelfelds?) ist zwischen das mittlere Intercolumnium gesetzt. 368 Einen Überblick über die Geschichte der archäologischen Erforschung des heutigen Banias bei MA‘OZ 1993a, 139 f. Nach Surveys, Probe- und Rettungsgrabungen – NETZER 1977 und 1978 auf einer Terrasse westlich des Heiligen Bezirks – wurden 1988 im Auftrag der israelischen Altertumsbehörde systematische Ausgrabungen begonnen. Ma‘oz leitete diejenigen des Heiligen Bezirks (1988–1995). Der Schlußbericht für den Heiligen Bezirk ist angekündigt (MA‘OZ u.a. unpubl.), der Großteil der Spezialberichte (Keramik, Inschriften, Knochen, Skulpturen) ist offenbar auch fertig (Vorpublikationen durch BERLIN 1999. FRIEDLAND 1997a. FRIEDLAND 1997b. FRIEDLAND 1999.). – Das Stadtgebiet wird seit 1988 unter der Leitung von V. Tzaferis erforscht (dazu noch unter III 5). 369 Ios. ant. Iud. 15, 363 f. bell. Iud. 1, 404–406.

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ein evpishmo,tatoj to,poj nur wegen der malerischen Landschaft war. Vielleicht hängt die Nicht-Erwähnung des Pankults mit dem Niedergang des Heiligtums seit ca. 75 v.Chr. zusammen. Eine Belebung des Pankults ist erst wieder gegen Ende des 1. Jh. v.Chr. zu verzeichnen.370 Dies führt zu der bereits eingangs gestellten Frage zurück, wie sich das Nebeneinander von Pankult und Augustuskult am Paneion gestaltete. Archäologische Überreste: Panhöhle und Vorbau (der Augustustempel?). Das Panheiligtum konnte zweifelsfrei identifiziert werden. Es lag in einer großen natürlichen Höhle (ca. 26 x 30 x 17 m) in einer hoch aufragenden Felswand über der Ebene (Abb. 25.26). Unterhalb der ca. 15 x 70 m großen Terrasse, die sich vor und östlich der Höhle erstreckt, fällt das Gelände in mehreren Stufen 10 m tief bis zum Austritt einer Quelle ab.371 In der Antike sammelte sich Wasser auch innerhalb der Höhle in einem tiefen Spalt.372 Vor der Höhle wurde ein Vorbau entdeckt, der im wesentlichen aus zwei in nord-südlicher Richtung und in 10 m Abstand verlaufenden Mauerzügen mit Nischen besteht (Abb. 27.28). Gemäß dem Ausgräber Z. Ma‘oz datiert die Struktur, aufgrund einer in die Westwand verbauten Öllampe, in das letzte Viertel des 1. Jh. v.Chr.373 und stellt den herodischen Augustustempel (tetrastyl, mit Adyton) dar.374 Da m.E. sowohl die Datierung wie auch die Interpretation der Gebäudereste zu bezweifeln sind (und andererseits ein plausibler Alternativvorschlag zur Lokalisation des Tempels möglich ist), werden die archäologischen Überreste vor der Höhle, wie sie Ma‘oz in diversen Einzelpublikationen dargelegt hat, im Folgenden zusammengefaßt.375 370

BERLIN 1999, 31–43. Vgl. zu den Maßen zuletzt MA‘OZ 1994–1999, 90 f. JAPP 2000, 145. 372 Ios. bell. Iud. 1, 405. ant. Iud. 15, 364. Der Spalt wurde bei der geologischen Erforschung der Höhle nachgewiesen. Er ist 12 m tief und reicht bis zum Grundwasser (MA‘OZ 1993a, 140). Je nach herrschenden Druckverhältnissen wurde das Wasser wahrscheinlich nach oben gedrückt. 373 MA‘OZ 1991, 85. MA‘OZ 1993a, 140 (hier spricht Ma‘oz allgemeiner von einer Öllampe aus der augusteischen Zeit). MA‘OZ 1994–1999, 91. 374 Erstmals von Ma‘oz geäußert in dem Bericht in ESI 1991, 85 (zweite Ausgrabungssaison 1989) und seitdem aufrechterhalten (zuletzt MA‘OZ 1994–1999, 91). – E.A. Friedland, Spezialistin für die am Paneion gefundenen Skulpturen, hat sich der Interpretation vorbehaltlos angeschlossen (FRIEDLAND 1999, 9). Auch die Bearbeiterin der Keramik des Paneion, A. Berlin, spricht die Struktur als das Augusteum an, ohne den Architekturbefund zu diskutieren (BERLIN 1999, 31. 33–35). Sie sieht das Gebäude als „elaborate limestone and marble propylon“ (31). 375 LICHTENBERGER 1999, 151 ist sehr knapp (und unkritisch); JAPP 2000, 145 (ähnlich JAPP 2003, 294) ist ausführlicher, auch wenn sie nicht alle Details beschreibt; ihr deskriptiver Bericht schließt sich der Interpretation von Ma‘oz zur Gliederung des Baus 371

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Abb. 25–26. Die Lage des Paneion und der unter den Herodiern entstandenen Stadt Caesarea in der Ebene vor dem Heiligen Bezirk. Abb. 25. Luftbild (in nordöstlicher Richtung). In der Bildmitte die Ebene vor dem Heiligen Bezirk, in der Philippos die Stadt Caesarea anlegte. Oberhalb bzw. nördlich davon liegt der „Heilige Bezirk“ mit der Panhöhle, weiter links die Terrasse mit der Ausgrabung E. Netzers (vgl. Abb. 29). Abb. 26. Plan der Stadt und des Heiligen Bezirks. Die parallelen Linien auf der Karte markieren heutige Straßen und Wege. Die schematisch eingezeichneten archäologischen Reste entsprechen dem Stand der Ausgrabungen von 1991; die gestrichelte Linie zeigt den Verlauf der Befestigung der Kreuzfahrerstadt an.

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Abb. 27–28. Paneion, schematischer Plan des Heiligen Bezirks, darunter das angebliche Augusteum vor der Höhle. Abb. 27. Plan Ma‘oz 1996; das sog. Augusteum ist mit „A“ bezeichnet. Abb. 28. Plan Ma‘oz 1994–99; das sog. Augusteum ist mit „1“ bezeichnet. Man beachte die schwarzen Ergänzungen im Vergleich zum Plan des Jahres 1996; es handelt sich nur um Ergänzungen qua Symmetrieannahme. Die Säulenbasen wurden nie gefunden.

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Relativ gut erhalten ist die ca. 18 m lange, an manchen Stellen ca. 2,3 m tiefe und bis zu 4 m hohe Westmauer. Die Mauer besteht aus einem mit Quadern verblendeten Gußmauerwerk (opus quadratum mit opus caementicium). Ma‘oz hat Löcher in den Quadersteinen entdeckt und schließt daraus, daß die Wand mit Marmorplatten verkleidet war.376 Entlang der Mauer alternieren rechteckige und halbrunde Nischen. Die letzte Nische vor der Höhle war die größte (2,25 x 1,3 m); zu ihr führten zwei Stufen.377 Die Westmauer befindet sich in einer Linie mit der westlichen Höhlenwand. Die Funktion einer Verbindung zwischen Mauer und Höhlenöffnung ist evident, auch wenn das Quadermauerwerk ca. 5 m vor der Höhle nicht mehr nachweisbar ist. An das Südende der Westwand stößt eine Ost-WestMauer (Breite gemäß Plan ca. 2 m), bei der im Westen ein Durchgang von 1,4 m Breite erhalten sei, gemäß Ma‘oz „one of the three entrances … leading into the temple“.378 Die schmälere, ca. 3 m lange Ostmauer ist viel schlechter erhalten und besteht im Grunde nur aus einer nicht sehr tiefen rechteckigen Nische (Abb. 27; vgl. Abb. 28, die im Osten und Süden nur ergänzt ist, ohne dies kenntlich zu machen). Bei diversen eigenen Besuchen der Ausgrabungsstätte war von dieser Mauer nie etwas zu sehen. Die rechteckigen Nischen von West- und Ostwand waren durch eine unterirdische Stützmauer miteinander verbunden. Daran schloß sich in Richtung Höhle eine Stufe oder Pflasterung an.379 Im 4 m hohen Schutt vor dem Höhleneingang wurden 4 Gebälkfragmente entdeckt, die der Ausgräber einem Tor zuordnet, das von der Tempelcella in die Pangrotte (das Adyton des Augustustempels gemäß Ma‘oz) führte.380 Stilistisch datieren die Architekturteile allerdings ins späte 1. Jh. n./Anfang 2. Jh. n.Chr.381 Im Schutt zwischen den beiden Parallelmauern wurden zwei große Steinaltäre entdeckt (bislang unpubliziert).382 und zu seiner Identifikation an. Beide nehmen keinen Bezug auf MA‘OZ 1994–1999. MA‘OZ 1998. MA‘OZ 1999. FRIEDLAND 1997a. FRIEDLAND 1997b. FRIEDLAND 1999. BERLIN 1999. 376 MA‘OZ 1993a, 140. – Es wurden auf der Terrasse Fragmente von 2–4 cm dicken Marmorplatten unterschiedlicher Färbung gefunden, wobei nicht klar ist, ob diese zu der Struktur vor der Höhle gehören (FISCHER/STEIN 1994, 80 Anm. 8). Ma‘oz hat keinen Marmor in situ gefunden. 377 MA‘OZ 1993a, 140. MA‘OZ 1991, 59. 378 MA‘OZ 1995, 2. 379 MA‘OZ 1991, 59. – Südlich der Stützmauer befand sich, nahe der Westwand, eine tiefe natürliche Öffnung im Felsenboden, die mit großen Felsbrocken gefüllt war. Zu einem nicht näher bezeichneten Zeitpunkt in der „Roman period“ wurde dort ein unterirdisches Gewölbe eingebaut (MA‘OZ 1991, 59). 380 MA‘OZ 1991, 85 m. Abb. 72 S. 86. MA‘OZ 1993a, 140. MA‘OZ 1995, 3. 381 MA‘OZ 1991, 85. MA‘OZ 1993a, 140. 382 MA‘OZ 1995, 3.

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Eine massive Zerstörungsschicht datiert ins späte 6. oder frühe 7. Jh. n.Chr., für Ma‘oz Anzeichen für die gewaltsame Zerstörung des Augustustempels.383 Die neuesten Publikationen zum Paneion sprechen allerdings davon, daß die Kulte des Heiligen Bezirks auf der Terrasse schon um die Mitte des 5. Jh. n.Chr. nicht mehr frequentiert wurden. Es seien keinerlei Spuren einer gewaltsamen Zerstörung im Bezirk vorhanden. Gegen Ende des 6. Jh. n.Chr. seien einfach nur Wohnquartiere über den Ruinen errichtet worden.384 Gegen eine Interpretation des Höhlenvorbaus als Augustustempel. Gegen Datierung und Interpretation der Gebäudereste müssen diverse Argumente vorgebracht werden: 1. Die Datierung ist nicht so eindeutig, wie Ma‘oz angibt, sondern umfaßt eine Zeitspanne von ca. 60 (!) Jahren (ca. 25 v.–37 n.Chr.). Demnach kann der Bau auch unter Philippos errichtet worden sein. Auf meine Nachfrage hat A. Berlin in einer persönlichen Mitteilung385 die Aussage von Z. Ma‘oz zur Zeitstellung der in der Westwand verbauten Öllampe präzisiert. Diese sei eine der „most common sort of early Imperial Roman lamp … classified as a ‚Browneer22/Loeschcke I‘ “. Der Typus komme frühestens in Legionslagern der augusteischen Zeit vor (letztes Viertel des 1. Jh. v.Chr.) und sei bis in die Zeit des Tiberius nachweisbar. Was dies für die Datierung der Westmauer vor dem Paneion bedeutet, formuliert A. Berlin so: „The lamp therefore provides a fairly early terminus post quem, in that it NEED NOT date later than, say, 20 B.C. though of course it certainly CAN date later than that. That is all that can be said with assurance about the lamp, and so, by inference, about the wall“. Die Westmauer kann also auch erst unter Philippos errichtet worden sein. 2. Die West-, Ost- und Südmauer sind jeweils unterschiedlich stark. Die Unterschiede sind in keine Beziehung zu den statischen Erfordernissen eines tragenden Baus zu bringen. Die Mauernischen sind von der Form her uneinheitlich und folgen in unregelmäßigem Abstand aufeinander. Für ein Bauwerk des Herodes ist eine solche Irregularität ungewöhnlich. Alle seine bekannten Bauten zeichnen sich durch planerische Exaktheit, qualitätsvolle Ausführung und Orientierung an klassischen ästhetischen Normen aus. 3. Es gibt keine Rückwand des Tempels/Heiligtums. Von dem Torbogen, der angeblich von der Cella in die Höhle führte, wurden weder Fundamente noch eine Verbindung mit den Seitenwänden gefunden. Im Gegenteil: die West- und Ostmauer enden ca. 5 m vor der Höhle. Die von Ma‘oz im Schutt vor der Höhle entdeckten Gesimsfragmente datieren um 383

MA‘OZ 1995, 3. MA‘OZ 1996, 3. FRIEDLAND 1999, 9. BERLIN 1999, 41. 385 E-Mail v. 31.12.2000. 384

2. d) Die Etablierung des Kaiserkults in Herodes’ Reich: Paneas

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100 n.Chr. und passen zeitlich zu den Kultbauten auf der Terrasse östlich der Pangrotte. Man sollte eine Verschleppung im Zuge der Wiederbesiedelung des Heiligen Bezirks im 7. Jh. n.Chr. annehmen (zumal auch nur Fragmente gefunden wurden). Ma‘oz hat, wegen der fehlenden Rückwand, den „Tempel“ in die Bautradition eines Tempels mit Adyton gestellt, wobei hier die Pangrotte als Adyton fungiert haben soll. Dies wäre m.W. der einzige Fall, in dem Augustus Tempelgenosse Pans geworden wäre.386 Numismatische, epigraphische und ikonographische Zeugnisse des „Heiligen Bezirks“ enthalten keinen Hinweis auf eine solche Assoziierung. Pan erscheint immer als eigenständiger Gott, und auch für den Augustus- oder Kaiserkult gibt es im „Heiligen Bezirk“ kein Zeugnis.387 4. Ein Tempelbau an dieser Stelle hätte die heilige Höhle des Pan zum Großteil blockiert und verdeckt. In den bekannten Pankulten gibt es kein Beispiel für eine solche Baumaßnahme.388 Die Höhlen mit ihrem Eingang galten als heilig und blieben weitgehend naturbelassen. 5. Josephus nennt als Ort des Augustustempels plhsi,on tou/ Panei,ou (ant. Iud. 15, 363). Lokalisierungen in antiken Quellen müssen immer kritisch reflektiert werden, jedoch darf dieses „nahe bei“, „in der Nähe von“ nicht vernachlässigt werden. Hätte Josephus (Nikolaos) nicht pro, benützt, wenn der Tempel vor der Höhle erbaut worden wäre? 6. Allen Höhlenheiligtümern ist die Notwendigkeit gemeinsam, Raum für Votivgaben im Umkreis der Höhle zu schaffen, der für Dedikanten zugänglich war, ohne Kult- bzw. Reinheitsvorschriften für den eigentlichen heiligen Bezirk des Kultes beachten zu müssen. Typischerweise wurden dafür Nischen und Absätze am Höhleneingang und in dessen Umgebung in den Felsen geschlagen.389 Diese Nischen sind zwar kleiner als 386 BENJAMIN/RAUBITSCHEK 1959, 72 Anm. 29 betonen, daß Augustus im Kaiserkult immer nur Kultgenosse olympischer Gottheiten wie Zeus, Poseidon, Apollo etc. geworden sei. 387 Vgl. zu Münzen und Inschriften MA‘OZ 1994–1999, 92–102. Eine Edition aller Inschriften wird durch B. Isaac erfolgen (in MA‘OZ u.a. unpubl.). – Unter den 24 Statuen und Statuetten, die im Heiligen Bezirk gefunden wurden, befindet sich kein Kaiserportrait (FRIEDLAND 1999). 388 Vor den bekannten Panhöhlen gibt es nur ein einziges Beispiel einer Bebauung vor dem Höhleneingang. Vor der Ostseite des Eingangs in die korykische Grotte (bei Delphi) befand sich eine aus Quadersteinen gebaute Plattform (ca. 1,8 x 2,4 m), vermutlich eine Opferstätte. AMANDRY 1981, 90 und Abb. 15. AMANDRY 1984, 412–415 mit Abb. 4–7. – Der einzige (literarisch) bekannte Tempelbau (!) für Pan stand in Heraia (Paus. 8, 26.2). 389 Zur korykischen Grotte am Parnassos AMANDRY 1984, 417–419 mit Abb. 8. 11a. Zum Höhlenheiligtum für Pan und die Nymphen am Nordwestabhang der Akropolis von Athen BORGEAUD 1984, 23–27; vgl. AMANDRY 1984, 417, der auch auf ähnliche Strukturen vor dem Eros-und-Aphrodite-Heiligtum in Athen hinweist. Weitere Beispiele sind das Pan-Heiligtum im Parnassgebirge (AMANDRY 1984, 404. 419 und Abb. 10; vgl. BORGEAUD 1986, 21), die Pan-Höhle bei Pharsalos (AMANDRY 1984, 408. 419) und die

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diejenigen am Hermon-Paneion und waren vor allem für Statuetten, Gefäße (mit Inhalt), Schmuck etc. gedacht.390 Die Mauerzüge vor der Panhöhle in Paneas könnten aber gleichwohl diesem Zweck gedient haben, wobei man offenbar eine repräsentative Struktur errichten wollte, die größere Objekte aufnehmen konnte. 7. In der jüngst veröffentlichten Studie zur „Archäologie des Rituals“ am Paneion (Berlin 1999) gibt es überhaupt keinen Hinweis zu der im Kaiserkult üblichen Praxis des Libationsopfers und des blutigen Opfers.391 Vielmehr handelt es sich vom späten 1. Jh. v. bis zum Ende des 1. Jh. n.Chr. um einfache Donative wie Öllampen und Naturalgaben sowie um rituelle Mahlzeiten.392 Ein grundsätzlicher Unterschied zum vorgängigen Ritual am Paneion in der hellenistischen Zeit läßt sich nicht erkennen.393 Zusammenfassend spricht die Wahrscheinlichkeit dafür, daß es sich bei den Überresten vor der Panhöhle um einen Teil eines repräsentativ ausgestatteten Aufgangs zur Höhle handelt. Die Mauer im Westen enthielt Nischen, um Weihegaben aufzunehmen. Welcher Art die parallele Struktur im Osten war, muß man dem Schlußbericht entnehmen. Vielleicht wurde der Aufgang erst unter Philippos gebaut.394 Mit Philippos’ Stadtgründung war das Paneion nicht mehr ein Naturheiligtum in freier Landschaft, sondern ein städtisches Heiligtum geworden. Es könnte deshalb eine den Gepflogenheiten urbaner Architektur entsprechende Einfassung oder Rahmung für repräsentative Weihegaben erhalten haben.

Pan-Höhle bei Lera/Kreta (AMANDRY 1984, 407. 419). Bei der Pan-Grotte von Vari an der Nordostspitze des Hymettosgebirges/Attika gibt es zwar keine Nischen unter freiem Himmel, aber innerhalb des Höhlenkomplexes am Eingang einen durch eine Inschrift markierten profanen Bereich, der viele Nischen für Votivgaben aufwies, die man vorbeibrachte, ohne die kultischen Vorschriften für den heiligen Bezirk selbst beachten zu müssen (SCHÖRNER/GOETTE 2004, 18–20. 111). Ein weiteres Beispiel sind die Felsnischen beim Aphroditeheiligtum an der Heiligen Straße von Eleusis (AMANDRY 1984, Abb. 9). Pausanias berichtet schließlich von Statuetten (avga,lmata ouv mega,la), die „vor einer Höhle“ (pro. tou/ sphlai,ou) in Themisonion (Phrygien) aufgestellt waren (Paus. 10, 32.4 f.; vgl. AMANDRY 1984, 419). 390 AMANDRY 1984, 402 f. 417. 419–424. 391 Vgl. zu den Opferhandlungen im Kaiserkult PRICE 1984a, 208 f. 210 f. 217 f. 392 BERLIN 1999, 31–34. Mit Recht weist Berlin auf den Kontrast zu den Kultzentren im Hauran in Si‘, Sahr und Sur hin (34) – ohne diesen Befund mit ihrer Ansicht in Übereinstimmung zu bringen, daß sich vor dem Paneion ein Kaiserkult abgespielt haben soll. 393 Es gibt nur einen hohen Anteil an dedizierten Öllampen und an Importkeramik (BERLIN 1999, 33 f.). 394 GUTTENBERGER 2002, 123 hält es für wahrscheinlich, daß Herodes auch das Panheiligtum renoviert hat (ohne weitere Überlegungen zur Art der Architektur vor der Höhle).

2. d) Die Etablierung des Kaiserkults in Herodes’ Reich: Paneas

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Der Augustustempel auf der Terrasse westlich des Paneion? Ca. 100 m westlich der Panhöhle liegt eine Terrasse, ungefähr 15 m über dem Wasserlauf der Jordanquelle (s. Abb. 29a). E. Netzer hat dort 1977 und 1978 Grabungen durchgeführt und opus reticulatum-Strukturen entdeckt, die auf eine Bebauung unter Herodes hindeuten.395 Felswände und Felsuntergrund wurden künstlich begradigt und eingetieft, um Raum für einen rechteckigen Bau zu schaffen. Die Mauern sind heute nur noch zum geringen Teil erhalten, aber aus den Vertiefungen im Felsen kann man eine Halle von ca. 12,1 x 27,7 m rekonstruieren (Abb. 29b).396 Bei eigenen Besuchen in den Jahren 1994–1997 waren noch zwei Säulenbasen zu sehen (2001 waren sie verschwunden). Nahe der Kante der Terrasse stehen noch die Reste einer opus reticulatum-Konstruktion an (Reste einer Kryptoporticus) (Abb. 29c). Auch C.F. Wilson, der Kartograph und Historische Geograph des „Survey of Western Palestine“, hatte 1866 an gleicher Stelle ein opus reticulatum-Gewölbe dokumentiert.397 Netzer hat diese Überreste als Teil eines monumentalen Treppenaufgangs interpretiert (ähnlich wie in Sebaste, s. Abb. 8). Aufgrund der nur in Herodes’ Zeit in Judäa verwendeten, seltenen opus reticulatum-Bauweise erwog Netzer zunächst, ob es sich bei den Überresten um Teile eines Herodespalastes gehandelt habe. Nachdem Ma‘oz den Augustustempel vor der Panhöhle lokalisiert hatte, stellte Netzer dann seine Gegenthese auf.398 Der Treppenaufgang habe zu einer Porticus geführt, hinter der evtl. eine Vorhalle in das Innere von Herodes’ Augustustempels geführt habe (s. Abb. 29b; die Vorhalle könnte, gemäß den Münzdarstellungen Philippos’ und Agrippas, ohne Schwierigkeiten tetrastyl rekonstruiert werden399). Die Lage des Baus ca. 100 m westlich 395

S. NETZER 1977 mit dem Bericht über die Saison dieses Jahres. MA‘OZ 1993a, 141 faßt Netzers Ausgrabungen zusammen. Weitere Vorpublikationen liegen mit NETZER 1998 (einschließlich Plan und Photo; der Bericht ist LICHTENBERGER 1999, 151 f. sowie JAPP 2000, 145 nicht bekannt) sowie NETZER 2003 vor. Ein Schlußbericht wurde für die nahe Zukunft angekündigt (NETZER 1999, 40 m. Anm. 58 S. 128 f.); in der Publikation von 2003 hat NETZER, angestachelt durch Overmans These vom Augustustempel in Omrit (OVERMAN u.a. 2003), weitere Grabungen angekündigt. 396 Angaben aus NETZER 2003 („40 feet wide … The assumed length of the hall is 90 feet“, evtl. gekürzt durch einen Narhex-Vorbau). Die Maße 12 x 16 m bei LICHTENBERGER 1999, 152 und JAPP 2000, 145 beziehen sich auf die ungenügende Angabe bei MA‘OZ 1993a, 141. 397 Vgl. WILSONs Bericht in CONDER/KITCHENER 1881–1883, I 95. 109–113. 125– 128. 398 NETZER zur Struktur als Palast: NETZER 1977, 6. Vgl. den Bericht von MA‘OZ 1993a, 141. – Die These von den Überresten des Augustustempels NETZER 1998. NETZER 1999, 128 f. Anm. 58. – Für einen Palast ist die Fläche des bearbeiteten Untergrunds auf der Terrasse tatsächlich zu klein. Es gibt zudem keine Anzeichen für raumteilende Wände, die ja auch in ein Felsfundament hätten gesetzt werden müssen. 399 Gegen MA‘OZ 1999.

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a

b

Abb. 29a–b. Strukturen auf der Terrasse westlich des Paneion – Überreste eines Augustustempels (?). a. Lageplan der Terrasse mit baulichen Resten („R“); „Q“ markiert das sog. Augusteum nach Ma‘oz. b. Strukturen auf der Terrasse westlich des Paneion. Plan und Schnitt; die mit kleinen Zacken markierten Mauern sind in opus reticulatum-Technik erbaut.

2. d) Die Etablierung des Kaiserkults in Herodes’ Reich: Paneas

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Abb. 29c. Strukturen auf der Terrasse westlich des Paneion. Reste der opus reticulatumMauern; die obere trug E. Netzer zufolge die Säulenreihe der Vorhalle des Augustustempels.

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des Panheiligtums, die Strukturen selbst sowie die nur in der Zeit des Herodes verwendete opus reticulatum-Bauweise sprechen stark dafür, daß hier Herodes’ Augustustempel gestanden hat.400 Zudem war der Tempel hoch oben auf der Terrasse weithin sichtbar und wurde zum prägenden Element der Landschaft – ein Konzept, das schon von Sebaste und Caesarea bekannt ist. Die Lage des Tempels ist dem Augustus-und-Roma-Tempel von Antiocheia/Caesarea in Pisidien vergleichbar, der in landschaftlich ähnlich dominanter Position in einen künstlich terrassierten Felsen extra muros hineingesetzt worden war.401 Ein Hinweis darauf, daß auf der Terrasse westlich der Panhöhle ein für die Stadt sehr wichtiges Gebäude gestanden haben muß, hat sich im Verlauf der Ausgrabungen des Stadtgebiets von Caesarea Philippi ergeben. 1997 hat man einen Abschnitt des Cardo, der in nord-südlicher Richtung verlaufenden Hauptstraße der Stadt des 1. Jh. n.Chr., entdeckt (Abb. 41). Es gibt noch keinen Gesamtplan, der die Lage der Strukturen westlich der Panhöhle mit dem Stand der Ausgrabungen integriert. Es sieht jedoch ganz danach aus, daß der Cardo genau auf die Struktur ca. 100 m westlich der Panhöhle ausgerichtet ist bzw. mit dem Beginn des opus-reticulatum-Baus, vermutlich ja einem monumentalen Treppenaufgang, verbunden ist. Offenbar hat Philippos bei der Stadtplanung Caesareas die Nord-Süd-Achse des Ortes auf diese Struktur ausgerichtet (s.u. III 5). Welches andere Gebäude kommt zu diesem Zeitpunkt für eine solche Funktion in Frage als der Augustustempel? Mit seiner Kultstiftung am Paneion hat Herodes die zukünftige Entwicklung der Region zwischen Tyros und Damaskos wesentlich und entscheidend beeinflußt. Die Stadt, die sein Sohn Philippos im Jahre 3/2 v.Chr. bei den heiligen Bezirken des Augustus und des Pan gründete, wurde zur Hauptstadt eines großen, stabilen Reichs zwischen oberem Jordan und Hauran, in dem ein räumlich zergliedertes und ethnisch vielfältiges 400

Selbst MA‘OZ 1993a, 141 erwägt diese Möglichkeit aufgrund des Ausgrabungsbefunds, muß aber einen zweiten Tempel des Herodes annehmen, weil er am Augustustempel vor der Panhöhle festhält. Vgl. die knappe Einschätzung durch GUTTENBERGER 2002, 123, die aufgrund des Josephus-Berichts Netzers Identifikation des Gebäudes westlich der Panhöhle als Augustustempel zuneigt, weil (nur) dieses „large and obviously splendid“ gewesen sei. 401 HÄNLEIN-SCHÄFER 1985, Kat. Nr. A 43. Tf. 46–50. Der Tempel maß 10 x 18 m und war ein tetrastyler Prostylos, der auf hohem Podium stand und zu dem eine 12stufige Treppe hinaufführte. Eine zweigeschossige Säulenhalle faßte das Temenos ein. Die Säulenhalle umgab den Tempel selbst im Halbrund, die Seiten und die Front der Terrasse bzw. des Temenos stießen im rechten Winkel aufeinander. Die Anlage war axial angelegt; eine Treppenanlage führte über mehrere Absätze auf die hoch über der Stadt gelegene Tempelterrasse. Der Tempel wurde in der augusteischen Zeit, sicher bald nach Gründung der colonia Caesarea Antiochia 25 n.Chr., begonnen, aber erst in tiberischer Zeit vollendet (HÄNLEIN-SCHÄFER 1985, loc. cit. MITCHELL 1993, 104).

2. d) Die Etablierung des Kaiserkults in Herodes’ Reich: Paneas

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Gebiet bis zum Ende des 1. Jh. n.Chr. zusammengehalten wurde. Der dominant ituräische Reichsteil, Paneas und Oulatha, hatte mit dem Kaiserkult und (seit Philippos) der neuen Hauptstadt des Reichs Caesarea ein politisches und religiöses Zentrum erhalten. Wesentliche Strukturen der urbanen Austattung Caesareas gehen noch auf die Herodierherrschaft im 1. Jh. n.Chr. zurück (s.u. III 5. V 2). Die Stadt blieb somit in den folgenden Jahrhunderten attraktiv. Auch unter arabischer Herrschaft blieb Caesarea Paneas, aufgrund seiner Lage an einer der Hauptverkehrsstraßen nach Damaskos, regionale Hauptstadt. Erst im 13. Jh., mit dem Einbruch der Mongolen nach Syrien, verliert der Ort an Bedeutung.402 Ähnliches gilt im übrigen für die beiden Städte, die Herodes zu Ehren des Augustus gegründet hatte. Die Bedeutung und Wichtigkeit, die Herodes beiden Gründungen im Namen des Kaisers zugedacht hatte, blieben lange erhalten. Sebaste wurde unter Septimius Severus colonia und mit Prachtbauten geschmückt. Der Augustustempel wurde neu errichtet und dürfte nun auch ein Ort gewesen sein, an dem die severische Dynastie verehrt wurde. Die arabische Eroberung bedeutet für Sebaste dann allerdings, anders als für Caesarea Philippi, das Ende städtischer Existenz. Die Bedeutung von Caesarea am Meer währte, ähnlich wie die von Caesarea Philippi/Paneas, bis zum Ende des 13. Jh. n.Chr. Seit der direkten römischen Herrschaft über Iudaea (6 n.Chr.) war die Stadt Sitz der Statthalter. Vespasian erhob sie zur colonia, Alexander Severus zur metropolis. Anders als in Sebaste und Caesarea Philippi/Paneas ist die Geschichte von Caesarea Maritima jedoch stark von religiösen Spannungen gezeichnet, von Gewalt und Zerstörung, die Juden, Griechen und Römer einander antaten. Bei allen positiven Auswirkungen, die Herodes’ Euergesie im Zeichen von Kaiserherrschaft und Kaiserkult seinem Reich und allen seinen Bewohnern brachte – Urbanisierung, Beschäftigung, Anteil am vermehrten Handelsaufkommen –, besaß jene in der Umgebung jüdischer Kultur ein hohes Potential an Sprengkraft. Herodes war sich der Problematik dieser Art paganer Euergesie in seinem Land bewußt. Er hat deshalb zum einen versucht, Kaiserkult bzw. Kaiserstädte und jüdische Kultur räumlich zu trennen, ein Kalkül, das spätestens seit 6 n.Chr. im Falle Caesarea Maritimas – als Hauptstadt der Römerherrschaft über ganz Iudaea – nicht mehr ganz aufging. Zum andern hat er sich – als Gegengewicht zu seiner „paganen Euergesie“ – um eine spezielle Euergesie gegenüber Juden und der jüdischen Kultur bemüht. Interessanterweise gibt es neben den drei Tempelstiftungen für den Kaiserkult in Judäa genau drei Baustiftungen für die jüdische Reli402 Vgl. den Abriß zur Geschichte von Banias seit der spätrömischen Zeit bei MA‘OZ 1993a, 138 f. Zu Syrien und Damaskos ODENTHAL 1995, 37–40. 42–46. 74–77.

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gion, darunter den so bedeutenden Neubau des Jerusalemer Tempels. Zusammen mit anderen Nachrichten vom König als Wohltäter gegenüber dem jüdischen Volk gewinnt man den Eindruck, daß Herodes mindestens ebensoviel intellektuelle Anstrengung und Mittel darauf verwandte, sich durch eine herausragende Euergesie und eusebeia als gottgefälliger jüdischer Herrscher zu beweisen.

3. Versuch einer Balance: Herodes als Euerget für das jüdische Volk und seinen Gott Die Rolle der Euergesie im jüdischen Herrschaftsverständnis vor Herodes. Was in der griechisch-hellenistischen Welt ein etabliertes Ritual von erwartbaren Leistungen und Gegenleistungen zwischen Euerget und Beschenkten war, fand in Judäa unter veränderten Vorzeichen statt. Der „gute“ jüdische König dieser Zeit war kein großzügiger Wohltäter gegenüber seinen Untertanen. Das hasmonäische Herrschertum hatte andere Wertigkeiten gesetzt. Nach dem erfolgreichen Aufstand gründete sich der hasmonäische Herrschaftsanspruch im wesentlichen auf die Aufgabe bzw. den Auftrag, das jüdische Volk und die Tora gegen innere und äußere Feinde zu verteidigen (s.o. Kap. II 1.b). Euergesie gegenüber den Untertanen spielte in diesem Konzept, wenn überhaupt, nur eine nachgeordnete Rolle. Im Lobpreis der hasmonäischen Herrscher wird m.W. nur einmal königliche Euergesie hervorgehoben. Über Simeon heißt es: „Er versorgte die Städte mit Nahrung und baute sie zu Festungen aus … Das Heiligtum baute er prachtvoll aus, viele Geräte für den Tempel schaffte er an“.403 Wenn die Hasmonäer aufwendige Festungen und Paläste bauten, hatte dies nichts mit einer an das jüdische Volk gerichteten Euergesie zu tun.404 Auch wenn sich Leute damit ihren Lebensunterhalt verdienen konnten,405 ist Euergesie prinzipiell eine „Wohltat“ und damit eine Gabe außerhalb des von individuellen Subjekten konstituierten Marktgeschehens, in dem An403 1 Makk 14,10 f. 15 f. – Vgl. das Lob einzelner hasmonäischer Herrscher oder der Dynastie, bei dem Euergesie fehlt, 1 Makk 2,49–68. 3,3–9. 14,4–15. Ios. bell. Iud. 1, 107–109. ant. Iud. 14, 490. 15, 177. 182. – Zu hasmonäischen Bauten am Jerusalemer Tempel (v.a. Überbauung der seleukidischen Akra im Süden mit neuem Zugang zum Temenos, Errichtung der Tempelfeste Baris, Abb. 31 unten) MURPHY-O’CONNOR 1999, 34. 37. ÅDNA 1999, 13–17. 22–25. – JAPP 2000, 50 mit ihrer Aussage: „Auch die hasmonäischen Priesterkönige nahmen, den Quellen zufolge, Stadtgründungen vor“, ist ein Mißverständnis von 1 Makk 13,13. Dort geht es um Festungen. 404 Vgl. NETZER 1999, 5–31 (Paläste in Jericho). 60–70 (Wüstenfestungen). 115. 118 (Jerusalem). 125 (Übersicht). 405 Vgl. zu diesem „sozialen“ Argument in Zusammenhang mit hasmonäischer und herodischer Baupolitik LICHTENBERGER 1999, 180. JAPP 2000, 15. 47. GABBA 2001, 122.

3. Versuch einer Balance: Herodes als Euerget für das jüdische Volk

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gebot und Nachfrage Wert und Gegenwert von Waren (auch der Arbeit) regeln. Bei der Euergesie spielt die soziale Schätzung der Gabe durch die Beschenkten (und so auch vermittelt die soziale Schätzung der Beschenkten selbst) die entscheidende Rolle. Der Wert der Gabe bemißt sich also nicht primär am Nutzen für den Schenkenden bzw. an dessen unmittelbarem Bedarf (wie auf dem Markt oder etwa bei der Patronage, die existentiell notwendige Güter vermittelt). Bei einer Gabe bzw. einer „Wohltat“ wiegen die erwartbaren äquivalenten Gegenleistungen die Gabe auch nicht auf, sondern stiften neue Gegengaben und damit eine dauerhafte Beziehungsstruktur, die prinzipiell auf Freiwilligkeit beruht. Dem ökonomischen Markt ist dagegen nicht an den Subjekten gelegen, sondern daran, daß Produzenten und Abnehmer von Waren zusammenkommen; ob die Subjekte dabei immer die gleichen bleiben, ist zweitrangig. Insofern stiftet der Markt zwar Beziehungen, aber keine, an deren Identität er interessiert wäre. Demgegenüber ist Euergesie gerade auf personengebundene Intersubjektivitätsbeziehungen gegründet, und ihr Effekt erlischt, wenn die Traditionskette reißt. Die über Euergesie und Gegengaben Vernetzten befinden sich auch nicht, wie bei der Patronage, in einer asymmetrischen Beziehung, die sich aufgrund eines einseitigen existentiellen Angewiesenseins der schwächeren Seite auf Patronageleistungen fortzeugt. Im hellenistischen Herrschertum diente die Euergesie innerhalb und außerhalb der Herrschaftsgebiete dazu, Loyalitäten gegenüber dem strukturell schwachen Königtum zu erzeugen. Die Hasmonäer sind hier in bemerkenswerter Weise eine Ausnahme, was auf einen speziellen internen Legitimationsgrund zusätzlich zum charismatischen hellenistischen Herrschertum verweist.406 Aber auch was die externe Euergesie – also an die politische Umwelt, an Dritte als potentielles Gegengewicht gegen eine rivalisierende Macht – angeht, fallen die Hasmonäer als eine auf hellenistischem Herrschaftsgebiet entstandene, wenn auch von seleukidischer Macht sich emanzipierende Dynastie ganz aus dem Rahmen. Es gab offensichtlich keine Heiratsverbindungen mit hellenistischen Dynastien, so daß man die typischen Konkurrenz- und Rivalitätskonstellationen von vornherein vermied. So entfiel auch die Notwendigkeit, sich durch euergetische Beziehungen zu dritten Mächten Rückhalt und Anerkennung zu verschaffen. Konkrete Hilfeleistungen oder Schenkungen an Städte außerhalb des hasmonäischen Reichs sind bis auf eine bemerkenswerte Ausnahme nicht bekannt. Ein attischer Ehrenbeschluß vom Frühjahr 105 v.Chr. dokumentiert Hyrkanos’ I. Wohltätertum gegenüber attischen Bürgern, die als Gesandte oder in Verfolgung eigener Interessen zu ihm gekommen seien und

406 Verteidigung der Tora als religiöse Legitimation, zusätzlich abgestützt durch die Usurpation des Hohenpriesteramts (vgl. dazu Kap II 1.b).

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II. König Herodes und der Kaiserkult

für deren sicheres Geleit er gesorgt habe.407 Auch wenn dieser Ehrenbeschluß gute Beziehungen zwischen Hyrkanos I. und Athen, v.a. wohl den attischen Kaufleuten, deren Märkte an der phönizischen Küste seit der hasmonäischen Expansion in neue politische Zuständigkeiten gefallen waren, bezeugt, handelte es sich bei Hyrkanos’ eunoia um keine „Investition“ seiner materiellen Ressourcen, keine Stiftung oder Schenkung an Athen. Er förderte, was seine Einkünfte steigerte.408 Im wesentlichen ging es den Hasmonäern um die Emanzipation aus der seleukidischen Herrschaft und die Verteidigung der Autonomie gegen alte ptolemäische Ansprüche. Deshalb setzte man „außenpolitisch“ wohl in erster Linie auf die eine starke Gegenmacht zu allen hellenistischen Reichen im Osten, nämlich Rom.409 Die materielle Kultur Judäas seit Ende des 2. Jh. v.Chr. zeigt dann, daß man sich, nachdem man politische Autonomie erreicht hatte, ganz gegen fremden kulturellen Einfluß abschottete und mit dem hellenistischen Ambiente weder rechtliche noch kulturelle Beziehungen mehr einging.410 Euergesie im Herrschaftsverständnis des Herodes. Herodes wählte hier einen anderen Weg. Er nahm zu einer Zeit, als hellenistische Herrscher des griechischen Ostens dazu schon lange nicht mehr in der Lage waren, die Rolle des über alle Maßen großzügigen königlichen Wohltäters auf. Hat er diese Rolle dabei nur auf „Griechen“, auf nicht-jüdische Adressaten beschränkt? Josephus will dies suggerieren. Er schreibt, Herodes habe, weil ihn das jüdische Volk weder mit Statuen noch mit Tempeln hätte ehren können, seine Wohltaten auf Nicht-Juden beschränkt, um solche Ehrungen zu erhalten und dafür noch von den Juden das Geld dazu erpreßt.411 Keine Stadt der Juden habe er der geringsten Ausstattung oder einer nennenswer-

407

Ios. ant. Iud. 14, 149–155. Vgl. HABICHT 1995, 283 f. Habichts Begründungszusammenhang innerhalb seiner Bewertung, es sei deutlich, „daß Hyrkanos an diesen Beziehungen zu Athen und athenischen Bürgern lebhaft interessiert war, was angesichts der zunehmenden Säkularisierung der Hasmonäerdynastie und ihrer Anpassung an die hellenistische Welt nicht verwundern kann“ (HABICHT 1995, 284), trifft deshalb nicht den Sachverhalt. Interessiert an Beziehungen zu Athen war Hyrkanos schon, aber nicht aus diesen Gründen oder Tendenzen. 409 Die wohl vorherrschende Form der Beziehung mit Herrschern oder Städten war der politische Vertrag. Vgl. BALTRUSCH 2002, 90–110 zu Verträgen, die im wesentlichen in der Zeit 161–104 v.Chr. geschlossen wurden (Phase der Emanzipation aus seleukidischer Herrschaft), v.a. mit den Römern, aber auch mit seleukidischen Königen, Sparta (S. 100–102) und Pergamon (S. 109). 410 Vgl. o. S. 36–38. 411 Ios. ant. Iud. 16, 153–159; vgl. 17, 306. 408

3. Versuch einer Balance: Herodes als Euerget für das jüdische Volk

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ten Schenkung für wert erachtet: VIoudai,wn ouvdemi,an po,lin ouvdV ovli,ghj evpiskeuh/j hvxi,wsen ouvde. do,sewj avxi,aj mnhmoneuqh/nai.412 Man ist Josephus’ Polemik nur teilweise und überwiegend in der älteren Forschung gefolgt.413 Zum größeren Teil wurde ihr jedoch sachlich widersprochen, ohne aber die extreme Verfälschung, die Josephus hier betreibt (man bedenke alleine den Neubau des Tempels), recht erklären zu können.414 Dabei hat man meist nur auf Herodes’ Baustiftungen für die Juden Judäas hingewiesen415 und all die anderen überlieferten „Wohltaten“ an Juden in- und außerhalb Judäas (Geld- und Sachmittel, Steuererleichterungen, Rechtshilfe für jüdische Gemeinden) weitgehend unbeachtet gelassen. Zudem wurde die Tatsache, daß Herodes einen im Gegensatz zu den Hasmonäern völlig neuen Herrschaftsstil eingeführt hat, übersehen. Schließlich hat man sich bislang nur wenig mit den speziellen Gründen für diesen nicht als neuartig erkannten jüdischen Herrschaftsstil befaßt.416 Lichtenberger (1999) hat Herodes’ Baupolitik – neben symbolischen Unterwerfungszeichen unter Rom mit den Kaiserkultbauten – allgemein in einen herrschaftslegitimierenden Zusammenhang hellenistischer Tradition gestellt. Demzufolge drücke sich die Propagierung von Macht auch in Bauprojekten aus und stellte die Leistungsfähigkeit des Herrschertums und damit dessen Legitimität unter Beweis.417 Dies wird niemand grundsätzlich bestreiten, auch wenn man die nicht-baulichen Akte zur Vervollständigung des Bilds hinzurechnen muß. Doch ist es m.E. zum einen wichtig, zwi412

Ios. ant. Iud. 19, 329; vgl. 15, 328–330. 17, 306. bell. Iud. 2, 85. Vgl. die Forschungsgeschichte bei SCHALIT 1969, 328–330. LICHTENBERGER 1999, 15. GABBA 2001, 121 m. Anm. 126. 122 gegen Josephus’ Wertungen. Seltener gewordene Stimmen, die Josephus’ Kritik folgen, sind APPLEBAUM 1977, 375–377, und STERN 1978, 302. 414 Mein Erklärungsversuch liegt in BERNETT [im Druck 2] vor, wonach Herodes hier in Traditionen einer altjüdisch-biblischen Herrscherkritik gezeichnet wird, die sich vor allem auf das Verhältnis zwischen Herrscher und Stadt (fremden Städten, eigenen Städten) konzentriert. Hintergrund bildet das ambivalente Bild der Stadt in der Bibel und im apokryphen jüdischen Schrifttum. 415 Vgl. z.B. OTTO 1913a, 147. 151 f. SCHÜRER u.a. I (1973), 315. SCHÄFER 1995, 91. 95. LICHTENBERGER 1999, 183. JAPP 2000, 15. 47. 90 f. JACOBSON 2001a, 34. VOGEL 2002, 222. 416 Vgl. das im Grunde aus Josephus übernommene Vokabular bei OTTO 1913a, 147 f. 151 f. („Prachtliebe“, „Eitelkeit“, „glühender Ehrgeiz“). SCHÜRER u.a. I (1973), 304. 306. 308 haben hier nur nur unwesentlich modernisiert („energy“, „enthusiasm for building“, „generosity“). SMALLWOOD 1976, 93: „to impress both his subjects and foreigners with his magnificence and generosity“. Dies. S. 94 ordnet „Herod’s gift to the Jews“ (der Tempelbau) in Herodes’ Hellenisierungspolitik ein, die „the breakdown of Jewish exclusiveness and aloofness by a fusion of Hellenism with Judaism“ angestrebt hätte. 417 LICHTENBERGER 1999, bes. 90 f. 119. 127 f. 179–187. Vgl. ÅDNA 1999, 34 f. und schon früher JACOBSON 1988, 388 f. 413

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schen Herodes’ euergetischen Akten stärker zu unterscheiden und zum andern nicht alles über den Leisten „Propagierung der Herrschaft“ bzw. „Unterordnung der Herrschaft unter Rom“ zu schlagen.418 Dazu war die schiere Propagierung von Herrschaft im jüdischen Herrschertum zu prekär, genauso wie die offen propagierte Akzeptanz von Fremdherrschaft (s.o. II 1.a). Vogel hat in seiner kürzlich erschienenen Herodes-Biographie (2002) die Baupolitik auf internalisierte Erwartungen des Herodes als römischer Klientelkönig zurückgeführt: „Als Klientelkönig war Herodes nämlich gehalten, die ‚Romanisierung‘ seines Reiches aus eigenen Mitteln zu bestreiten.“ Für Herodes seien „die Schenkungen im In- und Ausland und – bis in den Baustil hinein – auch seine kostspieligen Bauprojekte eine politische Notwendigkeit, wenn nicht gar eine Überlebensfrage“ gewesen. „Ein ‚Freund‘ Roms zu sein bedeute ja nichts anderes, als an der Festigung römischer Weltherrschaft mitzuwirken. Hätte Herodes … nicht alle Mittel aufgeboten, um dieser Pflicht nachzukommen, wäre von Freundschaft vermutlich bald keine Rede mehr gewesen“.419 Abgesehen davon, daß Vogel die als Beleg herangezogene Stelle ant. Iud. 15, 330 entgegen dem Textzusammenhang allgemein auf Herodes’ Euergesie und nicht, wie gemeint, auf den Kaiserkult bezieht,420 erscheint das Bild von den Pflichten und Aufgaben eines Klientelkönigs überzogen.421 Die Römer hätten sich vermutlich bedankt, wenn jeder Klientelkönig eifrig an der Festigung der römischen Weltherrschaft mitgewirkt hätte. Das Maß der Mitwirkung setzte Rom fest. Mir ist auch kein römischer Kaiser bekannt, der verlangt hätte, daß ein Klientelkönig einen Großteil seiner Finanzen in eine römisch beeinflußte oder Romanisierung erzeugende Bau- und Schenkungspolitik hätte stecken sollen. Es kam auf den inneren und äußeren Frieden an, den ein Klientelkönig zu halten imstande war, auf gutes Einvernehmen und Loyalität zu Rom. Auch Vogel unterscheidet funktional im übrigen nicht zwischen Euergesie gegenüber Paganen und Juden. Richardson hat in einem neuen Ansatz die eusebeia als treibendes Motiv für Herodes’ Baupolitik bemüht.422 Beleg ist die Einleitung zum großen Bericht bell. Iud. 1, 401–428 über Herodes’ Euergesie in- und außerhalb 418

Zu diesen beiden Funktionen – neben der „Sicherung von Herrschaft“ – als Teil der Konzeption von Herodes’ Baupolitik LICHTENBERGER 1999, 186 f. Ähnlich WILKER 2005, 203–207. 219 f. für die Art der Herrschaftslegitimierung gegenüber dem nichtjüdischen Bevölkerungsteil. 419 Zitate VOGEL 2002, 208. 209. 420 Vgl. oben S. 62 f. 122–125 sowie weiter im Text S. 169 f. mit Anm. 493. 421 Auch bei WILKER 2005 geht das Verständnis des Herodes als Klientelkönig in diese Richtung (vgl. S. 206 f. 219–222). 422 RICHARDSON 1986. RICHARDSON 1996, 174–202. RICHARDSON 2004, 225–239. Ähnlich JACOBSON 2001a, 34 („Herod wanted to be seen as the patron of all religions“).

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Judäas, in der es heißt, Herodes habe (seit 20 v.Chr.) „seine großen Planungen vorzugsweise auf das Gebiet der Frömmigkeit“ gelenkt: to. ple,on th/j megalonoi,aj evpe,teinen eivj euvse,beian (§ 400). Kann man jüdische eusebeia allen Ernstes so verstehen, daß dies die Verehrung anderer Götter miteinschließen sollte? Aus einer griechisch-römischen Perspektive konnte man Herodes’ vielfältige Kultstiftungen und Tempelbauten freilich durch eusebeia/pietas veranlaßt sehen, und diesen Blick gibt die Stelle bell. Iud. 1, 400 wieder. Aber das Argument ist wohl schlecht auf eine jüdische Perspektive übertragbar. Der starke innere Widerspruch zwischen drei von Herodes veranlaßten Kaiserkulttempeln in Judäa einerseits und den genauso veranlaßten Baumaßnahmen am Jerusalemer Tempel, an den Heiligtümern von Hebron und Mamre andererseits bleibt auf diese Weise bestehen, ohne daß der Versuch einer Erklärung gemacht wird.423 Wie viele HerodesForscher sieht Richardson auch nicht das völlig neue Element einer jüdischen herrscherlichen Euergesie bei Herodes und unterscheidet so nur oberflächlich zwischen „Imperial Piety“ und „Jewish Piety“. Ähnlich ist es bei Japp (2000), die verschiedentlich jedoch betont, daß Herodes eine besonders an die Juden adressierte Baupolitik in Judäa betrieben hat;424 Wilker hat diese grundsätzliche Differenzierung weiter ausgebaut.425 Burrell und Netzer haben jüngst die organische Funktionalität von Herodes’ Bauten betont, die den „civic and religious needs“ von Juden und Nicht-Juden gedient hätten und bei denen „propagandistic needs“ eine untergeordnete Rolle gespielt hätten.426 Gemäß Japp habe es Herodes als „politischen Auftrag“ begriffen, dem „jüdischen Volk seine eigene Identität zu bewahren“,427 und dies habe sich auch in einer differenzierten Baupolitik niedergeschlagen. Dabei muß man dann natürlich fragen, ob Herodes bei seinem so besonderen Eingehen auf die „civic and religious needs“ der Juden nicht vor allem seinem innerjüdischen Legitimationsproblem begegnen wollte – und nicht etwa nur als eine Art Kulturpolitiker handelte. Entstand der neue jüdische Herrschaftsstil der Euergesie unter einem be423 Vgl. schon Richardsons einschlägige Studie aus dem Jahr 1986, in der ein Großteil des Bauprogramms als Resultat von Frömmigkeit gesehen wird: „His building programme is a working out of piety: to the God of Israel, to his patron Augustus, to his family, and through his civic projects in the Diaspora to the well-being of the far-flung Jewish communities“ (RICHARDSON 1986, 359); ähnlich jetzt RICHARDSON 2004, 225– 239. Vgl. JACOBSON 2001a, 34. 424 JAPP 2000, 90–93. Vgl. die abgeschwächte Kurzfassung JAPP 2003, 295–297 (Grundannahme ist hier Herodes’ politisches Anliegen, „die jüdische und die römische Welt einander anzunähern“ [298], was sich v.a. im Bau der Heiligtümer gespiegelt haben soll). 425 Vgl. WILKER 2005 und ihre wohl bald erscheinende Monographie. 426 BURRELL/NETZER 1999, 715. 427 JAPP 2000, 92.

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sonderen inneren politischen Druck? Und versuchte Herodes dann etwa, mit einer spezifisch an die Juden adressierten Euergesie genau die „Schuld“ auszugleichen, die durch die Forcierung des Kaiserkults in Judäa gegenüber seinem Volk und Gott entstanden war? An Juden adressierte Baustiftungen: Städte und Kultbauten. Unter den an die Juden Judäas adressierten Baustiftungen befinden sich drei religiöse Bauprojekte: die grandiose, höchst aufwendige Erweiterung und Ausstattung des Jerusalemer Tempels und seines Temenos sowie der monumentale Ausbau des Patriarchenkults in Hebron und Mamre. Da Herodes auch drei Kultstätten für Augustus in seinem Reich errichtet hat und der Ausbau des Jerusalemer Tempels, Mamres und Hebrons erst nach den Kultstiftungen für Augustus begonnen wurde,428 kann man sich des Eindrucks kaum erwehren, daß das Engagement im Kaiserkult das öffentliche Bekenntnis zum jüdischen Kult nach sich zog. Nimmt man die zwei „jüdischen“ Stadtgründungen Antipatris und Phasaelis noch dazu, dann verstärkt sich der Eindruck, daß die Euergesie im Rahmen des Kaiserkults in Judäa mit jüdischer Euergesie ausgeglichen werden sollte. Phasaelis, Antipatris. Die ganz neue Stadt Phasaelis nördlich von Jericho (zu Ehren des verstorbenen Bruders) wird zusammen mit anderen Monumenten zu Ehren von Familienmitgliedern (Palast Kypros bei Jericho, Turm Phasael in Jerusalem) genannt, die schon in die frühen 20er Jahre datieren.429 Es ist deshalb gut möglich, daß die Gründung von Phasaelis mit dem Ausbau der Plantagen von Jericho, die Herodes von Augustus 30 v.Chr. zurückerhalten hatte, zusammenhängt. Dann könnte Phasaelis ungefähr zeitgleich mit Sebaste gegründet worden sein.430 Die Neugründung 428

Mit dem Tempelbau in Jerusalem begann Herodes erst 20/19 v.Chr. Das Temenos von Mamre wurde nie ganz vollendet. Über die Zeitstellung des Temenos von Hebron gibt es keine archäologischen Anhaltspunkte. Das intensive Bauprogramm des Herodes in der Früh- und Hochphase seiner Herrschaft (37–13 v.Chr.) legt jedoch den Schluß nahe, daß Hebron ebenso wie Mamre in die Spätzeit von Herodes’ Herrschaft fallen. Vgl. LICHTENBERGER 1999, 177. Zur Datierung der herodischen Bauprojekte BURRELL/NETZER 1999, Abb. 2 (allerdings ohne Mamre und Hebron). – Zu RICHARDSON 1996, 182. 199, der Hebron und Mamre in die 30er Jahre datiert, weil er die Bauwerke einer Frühphase von „Herod’s religious program“ zurechnet, noch unten S. 160 mit Anm. 461. 429 Zur Gründung Ios. bell. Iud. 1, 418. ant. Iud. 16, 145. Vgl. SCHÜRER u.a. II (1979), 178 f. Zu den Anlagen aus der Zeit des Herodes s. NETZER 1993a, 316 f. LICHTENBERGER 1999, 157. JAPP 2000, 146. – Zur Datierung von Kypros und des Turms Phasael BURRELL/NETZER 1999, 708. 430 RICHARDSON 1996, 200 läßt eine genauere Datierung offen („after 30 BCE?“, „= 12–10 BCE?“). BURRELL/NETZER 1999, Abb. 2 datieren Phasaelis erst in die Spät-

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von Pegai/Aphek als Antipatris (zu Ehren seines Vaters) wird von Josephus ausdrücklich in die Zeit nach der Einweihung von Caesarea Maritima datiert.431 Der Jerusalemer Tempel. Der Neu- und Erweiterungsbau des Jerusalemer Tempels war ein in der israelitisch-jüdischen Geschichte einzigartiges Großprojekt,432 das Herodes gegen Ende 20 v.Chr. auf eigene Kosten initiiert hat, nachdem er im Hochgefühl der Schenkungen und Gunstbezeugungen durch Augustus nach Jerusalem zurückgekehrt war.433 Mit der Neugestaltung des Tempels wollte Herodes seinem, wenn man so sagen darf, anderen Wohltäter danken. In der Rede vor der Volksversammlung, in der er den Tempelneubau ankündigte, erklärte Herodes, er habe durch Gottes Willen die Königsherrschaft erlangt und das jüdische Volk zu einem noch nie erlebten Zustand von euvdaimoni,a und eivrh,nh führen dürfen.434 Man genieße kth/sij crhma,twn kai. me,geqoj proso,dwn und sei – worauf es besonders ankäme – mit den Römern, den Herren der Welt, in Freundschaft verbunden.435 Dafür wolle er Gott mit der Vollendung des nachexilischen Tempels, als Akt der Frömmigkeit (euvse,beia), danken. Tatsächlich überstieg der Tempelneubau an Aufwand alles, was Herodes für pagane Kulte, auch für die großen Augustustempel von Sebaste und Caesarea, eingesetzt hat.436 Das Jerusalemer Temenos wurde durch ein riesiges Substruktionswerk nach Norden, Westen und Süden hin erweitert, mit einer Umfassungsmauer phase ab 12 v. LICHTENBERGER 1999, 177 setzt die Gründung in der Zeit ab 30 v.Chr. an, aber erst nach den „Ehrungen an Augustus“. 431 Zur Gründung Ios. bell. Iud. 1, 417. ant. Iud. 16, 142 f. Vgl. SCHÜRER u.a. II (1979), 167 f. Zu den beeindruckenden Resten der herodischen Stadt (Forum, Cardo Maximus mit Tetrapylon, neue Burg auf der Akropolis) BECK/KOCHAVI 1993, 70 f. LICHTENBERGER 1999, 156 f. JAPP 2000, 99. – BURRELL/NETZER 1999, Abb. 2 datieren Antipatris in die Zeit ab 12 v., LICHTENBERGER 1999, 177 in die Zeit ab 30 v.Chr., aber nach den „Ehrungen an Augustus“. 432 Josephus gibt sehr ausführliche Berichte zu Herodes’ Planung, Motivation, Durchführung, Anlage und Gestaltung des Tempelbaus sowie zum Aussehen des Tempels kurz vor seiner Zerstörung im Jahre 70 n.Chr., s. bell. Iud. 1, 401. 5, 184–227. ant. Iud. 15, 380–425. 17, 259–263. 20, 219. 433 Zur Datierung schon OTTO 1913a, 80–82 (v.a. gegen SCHÜRER I [1901], 369 Anm. 12, der 23/22 favorisierte). Vgl. SCHÜRER u.a. I (1973), 292 Anm. 12. BIEBERSTEIN/ BLOEDHORN 1994, 109 f. KOKKINOS 1998, 370. SCHWARTZ 1998, 349 f. (in einer Auseinandersetzung mit der unkritischen Rückkehr RICHARDSONs [1996, 238] zu einer Datierung des Neubaus auf 22/23 v.Chr.). LICHTENBERGER 1999, 31. 434 Ios. ant. Iud. 15, 383 bzw. 387. 435 Ios. ant. Iud. 15, 387. 436 In der Rede, in der Herodes Ende des Jahres 20 v.Chr. den Tempelneubau ankündigt, nennt er dieses Unternehmen auch das „frömmste und schönste in unserer Zeit“ (euvsebe,staton kai. ka,lliston evfV h`mw/n, Ios. ant. Iud. 15, 384).

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Abb. 30. Jerusalem zur Zeit des Herodes.

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Abb. 31. Jerusalem, Erweiterung des Tempelbezirks in hasmonäischer und herodischer Zeit (die Zeitstellung muß 37–4 B.C.E. heißen).

umgeben und an allen Seiten mit Säulenhallen eingefaßt.437 Der Bezirk wurde zu einem der größten und eindrucksvollsten der antiken Welt (Gesamtfläche ca. 144.400 qm) und blieb der größte Tempelbezirk in Syrien

437 Zum Stand der Forschung über den herodischen Tempel in Jerusalem MAZAR 1979, 105–140. BUSINK 1980. KUHNEN 1990, 172–176. GEVA 1993, 736–744. BIEBERSTEIN /BLOEDHORN 1994, 114. 119. FREYBERGER 1998, 118–120. ÅDNA 1999, bes. 32– 90. LICHTENBERGER 1999, 131–142. JACOBSON 2000. JAPP 2000, 29–32. 126–130. BAHAT 2001. JACOBSON 2001b. JACOBSON 2002. HESBERG 2002, 150–155 zur gewaltigen Basilika im Süden (ca. 180 x 33 m, Höhe ca. 30 m) im Vergleich v.a. mit der etwas späteren Basilika von Ephesos und zur möglichen Bedeutung des Umstands, daß Herodes hier einen römischen Bautypus mit der hellenistischen Tradition der Basileios Stoa miteinander kombinierte.

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auch nach Fertigstellung des Jupiterheiligtums in Damaskus.438 Die gemauerte Plattform ragte bis zu 60 m über dem Felsgrund auf.439 Das Tempelhaus wurde auf eine Höhe aufgestockt, die angeblich der Solomonische Tempel besessen hatte. Die Rekonstruktionszeichnung (Abb. 31) zeigt, wie das Temenos, im Vergleich zur Tempelanlage der hasmonäischen Zeit, durch die vielen neuen Treppenanlagen und großen Tore nach außen geöffnet und mit der Stadt verbunden wurde.440 Trotz dieser Öffnung und urbanen Verankerung wurde der Tempel gleichzeitig entrückt und monumentalisiert: Die Erweiterung und Aufmauerung des Temenos, die Aufstockung des Tempelgebäudes und die hohe Stoa im Süden machten den mit Gold verkleideten Tempel zum beherrschenden Monument Jerusalems und seiner Umgebung. Im Vergleich zur Gestaltung des Temenos unter den Hasmonäern ist deutlich zu sehen, wie durch die verschiedenen Abgrenzungen der Fläche um den Tempel herum nach Heiligkeit gestaffelte Räume entstanden. Vielleicht ist erst durch Herodes der Status kultisch reiner Frauen aufgewertet worden, indem ein eigener „Vorhof der Frauen“ geschaffen wurde, den diese zusammen mit männlichen Israeliten, die rituell nicht vollkommen rein waren, betreten durften. Im Süden entstand ein großer Hof für NichtJuden (de facto natürlich auch für rituell unreine Juden und Jüdinnen), die dem Tempel die Ehre erweisen wollten.441 Neben der Verschönerung, Aufstockung und Vergrößerung des Tempels und seines Bezirks sollte also 438 Das Temenos in Jerusalem maß ca. 488 x 470 x 315 x 280, das Temenos in Damaskos 385 x 305 m. Zusammenfassend zum Jupiterheiligtum (begonnen gegen Ende des 1. Jh. v.Chr.) FREYBERGER 1989, 62–64. 85 f. FREYBERGER 1998, 92 f. 439 Von den Quaderlagen der Podiumsmauern sind heute an manchen Stellen noch 35 erhalten. Die sehr gut gearbeiteten Spiegelquader mit Saumschlag sind 1–1,2 m, teilweise sogar 1,9 m hoch und erreichen Längen von bis zu 11 m (KUHNEN 1990, 173. JACOBSON 2000, pass.). 440 RICHARDSON 2004, 328 sieht die herodische Tempelanlage als „focal point of Jerusalem“ und betont auch „its integration into the city“. – Vgl. jetzt STRANGE 2003 insgesamt zu Herodes’ Verwandlung Jerusalems von einer „oriental provincial capital into a Hellenistic metropolis“ (ebd. 97). 441 Zu den Höfen mit ihrem Heiligkeitskonzept OTTO 1980, 133–137. Vgl. RICHARDSON 2004, 284–291, der neben dem großen Bezirk für die Nicht-Juden das innovative Konzept des „Frauenvorhofs“ betont. – Netzer hat wiederholt den Gedanken geäußert, daß Herodes die neue Gliederung der Fläche um den Tempel herum und die „Königliche Stoa“ vor allem deshalb initiiert habe, um als Nicht-Priester dem Tempel so nahe wie möglich kommen zu können (NETZER 1996, 193. BURRELL/NETZER 1999, 712). Dafür hätte es allerdings des ganzen Aufwands nicht bedurft, denn in den Priesterhof (und damit zum Altar) konnte Herodes immer noch nicht, sehr wohl aber – wie schon vor der Umgestaltung – in den „Hof Israels“, der von allen rituell reinen, männlichen Juden ohne priesterliche Abstammung betreten werden konnte. Was bei der Umgestaltung durch Herodes auffällt, ist vor allem der große Bereich, der innerhalb des Temenos nun für Nicht-Juden bzw. für rituell unreine Juden und Jüdinnen zur Verfügung stand.

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sowohl Nicht-Juden das Werk näher bekannt gemacht442 wie auch rituell unreinen Juden und Jüdinnen der Aufenthalt im Tempelbezirk grundsätzlich möglich gemacht werden. Daß durch die neuen Hofstrukturen auch ein gravierendes Problem entstanden war, zeigen die Warninschriften, die an einer Balustrade um den inneren Tempelbezirk herum die Grenze markierten, die Nicht-Juden nicht überschreiten durften. Bei Nichtbeachtung drohte die Todesstrafe (auch römischen Bürgern).443 Die Bautätigkeit wurde unter Beachtung aller heiligen Vorschriften ausgeführt, wie Josephus betont.444 Nach 17 oder 18 Monaten waren die Arbeiten am Tempelhaus abgeschlossen. Die weitere von Herodes konzipierte Neugestaltung währte dann noch einmal 8 oder 9 1/2 Jahre – und verschaffte damit einer Großzahl von Juden in und um Jerusalem ein sicheres Auskommen.445 Erst unter Albinus (62–64 n.Chr.) betrachtete man Herodes’ Projekt als abgeschlossen.446 Die umsichtige Durchführung des Großprojekts sowie die Schönheit und Pracht der Anlage verschafften Herodes beim jüdischen Volk Anerkennung und Achtung.447 Nicht umsonst fand das Einweihungsfest an dem Tag statt, an dem man sonst Herodes’ Herrschaftsantritt feierlich beging (wahrscheinlich Juli/August 18 v.Chr.). Wegen dieses doppelten Grundes fiel das Fest, wie Josephus sagt, sehr glanzvoll aus.448 Herodes ließ die Gelegenheit nicht aus, ein großes Opfer (300 Rinder) zu spenden, um seiner eusebeia Ausdruck zu verleihen. 442

Bei aller Wertschätzung der innovativen Architektur des herodischen Tempels und Temenos geht RICHARDSON 1996, 196 seltsamerweise auf diesen Aspekt nicht ein. 443 Josephus berichtet von diesen Warninschriften, die in lateinischer und griechischer Sprache abgefaßt waren (bell. Iud. 5, 193 f. ant. Iud. 15, 417); vgl. auch Philo, leg. 212. – Zwei dieser Warninschriften, in griechischer Sprache, hat man gefunden (OGIS II 98. SEG 8, 169). Eine neuere Studie zu den Warninschriften liegt durch SEGAL 1989 vor. Vgl. ÅDNA 1999, 30. – Die ausführlichste Diskussion der Warninschriften jetzt bei KRAUTER 2004, 144–192, zum herodischen Neubau und seinen Konsequenzen bes. 160. 192 (dabei m.E. durch den traditionsgeschichtlichen Ansatz etwas nivellierend und zu wenig die starke Zäsur betonend, die Herodes’ Entscheidung für den großen Vorhof einschließlich Stoa bedeutete). 444 Ios. ant. Iud. 15, 390. 420. Vgl. ÅDNA 1999, 32 f. 445 PASTOR 2003, 163, auf neuere bautechnische Berechnungen gestützt, nimmt ca. 10.000 Juden an, die Jahr für Jahr in dieser Zeit am Tempelausbau mitarbeiteten (und damit den Lebensunterhalt für ca. 40.000 Juden in Judäa verdienten). 446 S. SCHÜRER u.a. I (1973), 292 Anm. 12. BAHAT 2001, 38 f. 447 Ios. ant. Iud. 15, 388 f. 421. – Vgl. gewisse Reminiszenzen in der rabbinischen Tradition mEd 8:6b; bBB 4a: „Man sagt, wer den Bau des Herodes nicht gesehen hat, habe keinen schönen Bau gesehen“ [Übs. Goldschmidt]. – Vgl. u. S. 167 Anm. 484 zur Einbindung des Tempelbaus in ein kritisches Herodesbild der Rabbinen und die Einordnung des Baus als Bußleistung für schwere Toraverstöße. 448 Ios. ant. Iud. 15, 423. – Mir ist nicht verständlich, warum FREYBERGER 1998, 119 in dem Weihefest, das Josephus eindeutig auf den Tempel bezieht, eine Feier zur Fertigstellung der königlichen Halle (des südlichen Abschlusses des Temenos) sieht.

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II. König Herodes und der Kaiserkult

Die Heiligtümer in Hebron und Mamre. Mit den beiden Bauwerken in Hebron und Mamre wird Herodes zwar von der schriftlichen Überlieferung nicht in Verbindung gebracht. Bautechnik und Monumentalität verweisen jedoch klar auf ihn als Bauherrn.449 Im Falle Hebrons handelt es sich um die Überbauung und Einfassung der sog. Machpela-Höhle, die als Grabstätte der Patriarchen Israels und ihrer Frauen galt.450 Die erste Aufwertung des Patriarchenkults in Hebron (Jub 36,21) fällt zeitlich mit dem Herrschaftsanspruch der Hasmonäer über Idumäa bzw. das biblische Edom zusammen, das einst zum Land der „Väter“ gehörte hatte.451 Offenbar diente der Patriarchenkult da der ideologischen Untermauerung von Eroberung und Zwangsjudaisierung.452 Josephus berichtet kurz über Hebron, daß die Gräber Abrahams und seiner Nachkommen me,cri nu/n evn th/|de th/| poli,cnh| gezeigt würden, aus Marmor bestünden und prachtvoll ausgestattet seien.453 Es ist seltsam, daß Josephus weder Herodes noch jemand anderen als Bauherrn nennt. Vermutlich hat Josephus Nachrichten, die ihm aus Nikolaos vorlagen, in herodesfeindlicher Absicht unterdrückt.454 In Anbetracht von Bautechnik und 449 Vgl. VINCENT/MACKAY 1923, 103–109. MADER 1957, 67–69. KEEL u.a. 1982, 680 f. 688 f. (zu Hebron). 697. 709 (zu Mamre). MILLER 1985, 30 f. 34 (zu Hebron). KUHNEN 1990, 177 f. RICHARDSON 1996, 184. LICHTENBERGER 1999, 143 f. (zu Hebron und Mamre). JACOBSON 2000, pass. JAPP 2000, 114. 139 (zu Hebron und Mamre). 450 Vgl. 1 Mose 23. 25,7–10. 35,27–29. 49,29–32. 50,12 f. Jub 36,21. 451 1 Makk 5,65 mit der Eroberung Hebrons und seiner Tochterstädte durch Juda Makkabaios und seine Brüder im Kampf gegen „die Nachkommen Esaus im Süden“. 452 Vgl. die Begründung Simeons gegenüber Antiochos VII., der jenem vorgeworfen hatte, fremdes Land erobert zu haben: „Wir haben kein fremdes Land besetzt und uns nichts angeeignet, was uns nicht gehörte, sondern wir haben nur das Erbe unserer Väter zurückgeholt, das unsere Feinde zu Unrecht vorübergehend an sich gerissen hatten. Wir nutzen nur die Gelegenheit und halten das Erbe unserer Väter fest“ (1 Makk 15,33 f.). – Ob die Höhle von Machpela schon vor den Hasmonäern eine kultische Bedeutung hatte, die Hasmonäer eine vorexilische Tradition wiederbelebten oder einen alten edomitischidumäischen Höhlenkult nun als Stätte der Patriarchengräber interpretierten, ist auf literarischem Weg nicht eindeutig zu klären. Die wenigen Erkundungen der Höhle brachten keine Erkenntnisse über das Alter der Grabhöhle, vgl. KEEL u.a. 1982, 683–685. 694– 696. MILLER 1985, 42 f. 453 Ios. bell. Iud. 4, 532. – Mt 23,29–36 und Apg 2,29 sind neutestamentliche Zeugnisse für einen in Judäa im 1. Jh. n.Chr. lebhaft praktizierten Erinnerungskult für zentrale Identifikationsfiguren der Geschichte des Volkes Israel. 454 Herodes hat in Jerusalem den Eingang zum Grab Davids und Solomons mit einem schönen und aufwendigen Denkmal (mnh,ma) geschmückt (ant. Iud. 16, 182). Josephus fügt dem hinzu, daß Nikolaos von dem Bauwerk auch berichtet habe, nicht aber von den Umständen, warum es errichtet worden sei. Er müsse dies nun alles richtigstellen (es folgt die „wahre“ Geschichte, ant. Iud. 16, 179–182; vgl. 7, 394). Eventuell hatte Nikolaos auch Herodes’ Bauten in Hebron und Mamre erwähnt. Josephus hat dies im bellum übergangen und in den antiquitates nur das Davidsgrab erwähnt, weil es hier eine für Herodes ungünstige Tradition gab. Jedenfalls ist ant. Iud. 16, 182 ein Beleg dafür, daß

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Monumentalität spricht alles dafür, daß es Herodes war, der die alte Grabanlage in repräsentativer Weise hat einfassen lassen. Von der Umfassungsmauer (Außenmaß 34 x 59 m; Mauerstärke 2,65 m) sind noch der Sockel und die durch Pilaster gegliederte Fassade bis zu einer Höhe von 15–16 m zu sehen. Es ist das am besten erhaltene und schönste Monument der Antike in Israel/Palästina.455 Auch der seit israelitischer Zeit (Eisenzeit II) nachweisbare Kultort im ca. 3 km nördlich von Hebron gelegenen Mamre steht in Beziehung zum Patriarchenkult.456 Mindestens seit Mitte des 2. Jh. v.Chr. existierte ein solcher Kult auch in Mamre (Jub 14,10). Offenbar haben die Hasmonäer schon früh ein Interesse daran gehabt, im Zuge der Eroberung Idumäas in Hebron und Mamre „israelit.-jüd. Heiligtümer wieder zur Geltung und Wirkung zu bringen … Zur Begründung der Zugehörigkeit dieses Gebiets zu Juda/Israel waren die Mamre- und die Hebronüberlieferung gleich wichtig.“457 Josephus geht auf Mamre, ähnlich wie auf Hebron, nur kurz ein. Sechs [= 16]458 Stadien von Hebron entfernt, so schreibt er, verehre man eine riesige Terebinthe, die dort angeblich seit der Schöpfung der Welt stehe. Mit ant. Iud. 1, 86 ist dies als Zeugnis für ein Baumheiligtum in der näheren Umgebung Hebrons zu verstehen, das als Wohnstätte Abrahams verehrt wurde.459 Als Gründe, warum Josephus Herodes als Bauherrn unterdrückt, sind die gleichen zu veranschlagen, wie schon im Falle Hebrons. Herodes hat den Kultort von Mamre mit einem monumentalen Temenos (ca. 49 x 65 m) umgeben, dessen aufgehendes Mauerwerk nur noch zum Herodes den in dieser Zeit populären israelitisch-jüdischen Ahnenkult pflegte. Vgl. LICHTENBERGER 1999, 154 f. 455 Vgl. zum herodischen Bau JACOBSON 1981. KEEL u.a. 1982, 683–686. 688–691. LICHTENBERGER 1999, 144. JAPP 2000, 113 f. 456 Gemäß 1 Mose 13,14–18. 14,13. 18 hat sich Abraham, nach der Landverheißung, in dem „Eichenhain Mamre“ niedergelassen und seinem Gott einen Altar errichtet. Dort erhielten er und seine Frau Sarah bei der Bewirtung dreier Fremder, von denen sich einer als JHWH zu erkennen gibt, die Verheißung der Geburt seines Sohnes Isaak. – Schon in der israelitischen Königszeit galt Mamre als Ort des Altars von Abraham neben einer Eiche bzw. bei einem Eichenhain. Vgl. KEEL u.a. 1982, 698–700. Zu den Überresten aus der Eisenzeit II MADER 1957, 38–42 (vgl. KEEL u.a. 1982, 700). Die Kritik daran (MAGEN 1991. MAGEN 1993, 942. LICHTENBERGER 1999, 145 f.) richtet sich vor allem gegen die Identifikation von Gebäuderesten, nicht gegen die Tatsache, daß es seit der Eisenzeit II dort ein Naturheiligtum gab. 457 KEEL u.a. 1982, 701 f. Zum Rückgriff auf das „Land der Väter“ bei den Eroberungen der Hasmonäer vgl. 1 Makk 15,33 f. Hebron und Umgebung wurden unter Juda Makkabaios (164–161 v.Chr.), ganz Idumäa unter Hyrkanus I. um 111 v.Chr. erobert. 458 KEEL u.a. 1982, 697 halten die „6“ für eine Verschreibung für die Zahl 16 (bei 16 Stadien kommt man auf die richtige Distanz von ca. 3 km). 459 Ios. bell. Iud. 4, 533 f. Vgl. ant. Iud. 1, 86. Zu beiden Stellen KEEL u.a. 1982, 702.

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Teil in situ, dafür aber bis zu einer Höhe von 5,83 m erhalten ist. Die Temenosmauern entsprechen in ihrer Bauweise (monumentale Spiegelquader mit Saumschlag) sowie in ihrer Gliederung mit Pilastern und Schräggesims der herodischen Tempelerweiterung in Jerusalem und dem Heiligtum von Hebron. Der herodische Bau ist aufgrund nachfolgender baulicher Aktivitäten nur in Grundzügen bekannt.460 Die repräsentative Ausstattung der beiden Orte, an denen man sich spätestens seit Beginn der Hasmonäerherrschaft des Ursprungs des Volkes Israel und seiner Geschichte erinnerte, wird man mit Herodes’ Bestreben in Verbindung bringen dürfen, sein Judentum zu demonstrieren. Zudem setzte er zwar hasmonäische Tradition fort, übertraf aber, wie beim Tempelneubau in Jerusalem, die Hasmonäer als „fromme Bauherrn“ in außerordentlicher Weise. In den beiden Baukomplexen eine Aufwertung spezifisch edomitischidumäischer Kulttraditionen, als Funktion einer „bikulturellen Politik“,461 zu sehen, erscheint abwegig.462 Josephus hätte einen solchen Akt des Herodes wohl nicht übergangen. Die Einrichtung eines eigens an Idumäer adressierten Kults wäre vermutlich noch skandalöser als Herodes’ Kaiserkultstiftungen gewesen, weil Herodes damit den ideologischen Wert der hasmonäischen Eroberung Idumäas negiert hätte. Von der hasmonäischen Interpretation (und Funktionalisierung) der Kulte von Hebron und Mamre dürfte sich Herodes kaum distanziert haben, schon gar nicht in einer „frühen“ religiösen Phase, wie Richardson meint. In der politisch sehr schwierigen Zeit zwischen 37 und 30 v.Chr. suchte Herodes in jeder Weise, an 460 MADER 1957, 77–81. KEEL u.a. 1982, 709–712. LICHTENBERGER 1999, 144 f. JAPP 2000, 138 f. 461 Vgl. dazu MAGEN 1991, 55. MAGEN 1993, 942 mit der These, Herodes habe in Mamre ein Heiligtum für den edomitisch-idumäischen Gott Qos gebaut (Indiz ist ein Altarfund mit Inschrift, der in den Fundamenten der byzantinischen Kirche verbaut war). Zustimmend KOKKINOS 1998, 351. – RICHARDSON 1996, 61. 184 meint, Herodes habe in der Frühzeit die gemeinsamen Wurzeln der Israeliten und Edomiter/Idumäer betonen wollen. Ähnlich VOGEL 2002, 202 (ohne Beschränkung auf eine Frühphase). 462 LICHTENBERGER 1999, 148 f. neigt bei seiner Abwägung der Argumente eher (Anm. 756) dem herodischen Ausbau jüdischer Wallfahrtsorte zu. ZWICKEL 2000 ist sogar der Ansicht, daß erst Herodes Mamre als Patriarchenkultstätte auf judäischem Boden (als Gegengewicht zu derjenigen in Hebron in Idumäa) geschaffen hat: „Um sich Anerkennung bei den Judäern zu verschaffen, hat er die traditionellen Kultstätte schlichtweg einige Kilometer nach Norden vom idumäischen auf judäischen Boden verlagert und entsprechend ausgebaut. Dadurch sollten für die Zukunft alle etwaig wieder aufkommende Streitigkeiten, ob und wie Judäer das Heiligtum von Mamre besuchen können, beseitigt werden“ (28). – Der Qos-Altar (s. vorherg. Anm.) ist m.E. mit dem paganen Tempel des 2. Jh. n.Chr. in Verbindung zu bringen, der bis zur völligen Christianisierung des Platzes von Juden, Heiden und Christen frequentiert wurde. Zum Kult in der römischen Zeit MADER 1957, 81–57. KEEL u.a. 1982, 702–705.

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das hasmonäische Herrscherhaus anzuknüpfen. Man bedenke zudem, daß Nikolaos verbreitete, Herodes’ Familie sei unter den ersten Juden gewesen, die aus Babylon nach Jehud zurückgekehrt wären.463 Herodes hat demnach nicht nur sein Judentum im religiösen Sinn demonstrieren wollen, sondern auch seine Familie als jüdisch bis in die vorexilische Zeit darstellen lassen. Auch dieser Umstand spricht gegen eine religiöse Aufwertung der Idumäer. Weitere euergetische Akte gegenüber Juden (außerhalb von Baustiftungen). Es gibt diverse Nachrichten, die Herodes als „Wohltäter“ für die Juden und Verteidiger der Tora erscheinen lassen. Dazu gehört schon im Jahr 37 v. Chr. der Schutz von Tempel und Juden vor Respektlosigkeit, Gewalt und Besitzgier der römischen Truppen, die Herodes bei der Eroberung zur Seite gestanden hatten. Herodes bewahrte den Tempel vor der Entweihung und kaufte die Stadt aus eigenem Vermögen von der Plünderung durch die Römer frei.464 Ausführlich wird das tatkräftige, selbstlose und rettende Verhalten des Herodes während einer extremen Dürreperiode in der Levante geschildert, die sich wohl seit etwa 25 v.Chr. zu einer schweren Hungersnot auswuchs. An Steuereinnahmen wegen der Krise knapp und ohne Rücklagen wegen seiner Bauprojekte, ließ Herodes alles, was er selbst an Gold und Silber besaß (einschließlich der Ausstattung seines Palasts), einschmelzen und zu Geld prägen. Aufgrund seiner guten Beziehungen zum ägyptischen Präfekten C. Petronius (24–21 v.Chr.), gelang es ihm dann, für Judäa und die benachbarten Städte ausreichend Getreide und Saatgetreide zu bekommen.465 In einer interessanten Passage kommentiert Josephus den folgenden Stimmungsumschwung bei den Juden (ant. Iud. 15, 315 f.). Der alte Haß, den sich Herodes zugezogen habe, weil er so manches an den überlieferten Sitten und an der Königsherrschaft verändert hatte (dia. to. paracara,ttein e;nia tw/n evqw/n kai. th/j basilei,aj), sei „aus dem ganzen Volk 463 Zitiert von Josephus, ant. Iud. 14, 9 (= GLAJJ I, Nr. 90, § 9). Josephus hält die Geschichte (mit Recht) für eine Erfindung des Nikolaos, um Herodes „zu erfreuen“, d.h. um ihm eine vorexilische jüdische Abkunft zu bestätigen und ihn damit zum „Altvolk“ gehören zu lassen. – Die Wendung tou/ton ei=nai ge,noj evk tw/n prw,twn VIoudai,wn tw/n evk Babulw/noj eivj th.n VIoudai,an avfikome,nwn wird von MARCUS 1933 (Loeb-Ausgabe Ios. ant. Iud.) und STERN 1976 so verstanden, daß die Familie zu den hochrangigen Juden/ jüdischen Familien gehört hätte, die aus Babylon zurückkehrten. Es kann aber genauso nur der zeitliche Aspekt gemeint sein, der Herodes’ Vorfahren ehrenvoll ansteht: daß diese zu den ersten gehörten, die aus Babylon zurückkehrten (zumal gemäß 2 Kön 15, 11f. 18–21 ohnehin v.a. die Oberschicht deportiert und „von den Geringen im Lande … Weingärtner und Ackerleute“ in Juda zurückgelassen wurden). 464 Ios. bell. Iud. 1, 354–357. ant. Iud. 14, 482–486. 465 Ios. ant. Iud. 15, 299–316.

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herausgerissen worden“. Philotimia und megalopsychia, die Herodes angesichts größter Not allen habe zuteil werden lassen, seien als „Bußleistung“ oder „Vorleistung zur Aussöhnung“ (avntikata,llagma)466 angesehen worden. Man habe in Herodes nun einen Mann erkannt, der gegenüber dem Volk angesichts schwerer Not Fürsorge (evpime,leia) walten lasse. Gegen Ende des Jahres 20 v.Chr. erließ Herodes ein Drittel der Steuern wegen einer Folge von Mißernten. Josephus sieht in dieser Begründung nur einen Vorwand. In Wahrheit habe Herodes bei einer bestimmten Gruppe von Gegnern sein Ansehen und seine Beliebtheit heben wollen. Diese Leute hätten voll Erbitterung und Bestürzung Herodes für all die Handlungen kritisiert, durch die er den Respekt vor der jüdischen Religion untergrub und althergebrachte Sitten umstürzte.467 In all diesen Episoden dürfte der gleiche Zusammenhang aufscheinen. Trotz seines Bruchs mit Vorschriften der Tora hoffte Herodes, mit einer großzügigen Euergesie das jüdische Volk versöhnen und zufriedenstellen zu können. Deutlich wird dies in der Rede, mit der er in Jerusalem den Tempelneubau ankündigte (ant. Iud. 15, 382–387). Dabei geht er auch auf sein Selbstverständnis als kti,sthj ein, sowohl als kti,sthj des (neuen) jüdischen Reichs wie auch auf seine Einzelleistungen als kti,sthj im Reich. Er unterscheidet kurz zwischen Bauwerken und Städten, die er im (jüdischen) Land (cw,ra) wie auch in den hinzugekommenen Gebieten erbaut hat.468 Es sei, so fährt er fort, überflüssig, am heutigen Tag über all dies zu sprechen, 466 Wörtl. „das Eingetauschte“, von avntikatalla,ttomai (Grundbedeutung: etwas gegen etwas eintauschen). Das Nomen ist offenbar eine Neuschöpfung des Josephus (vgl. LSJ 91940/21996, s.v.). Bei Pol 15, 20 findet sich avntikatallagh/nai in der ethischrechtlichen Bedeutung von „sich aussöhnen“. 467 kata. ga.r th.n evxergasi,an tw/n toiou,twn evpithdeuma,twn w`j a]n luome,nhj auvtoi/j th/j euvsebei,aj kai. metapipto,ntwn tw/n evqw/n calepw/j e;feron( kai. lo,goi de. pa,ntwn evgi,nonto paroxunome,nwn avei. kai. tarattome,nwn (ant. Iud. 15, 365). Vgl. die ganze Passage ant. Iud. 15, 365–379 mit dem Exkurs über Herodes’ Gegner, seine repressiven Maßnahmen (ganz in Tradition der Tyrannentopik) und die vielsagende Prophezeiung eines Esseners aus Herodes’ Jugendzeit, wonach er König nach Gottes Willen würde, aber derart, daß er im Lauf der Zeit (jüdische) Frömmigkeit (eusebeia) und die Tora (dikaion) immer mehr vergessen werde. 468 ta. me.n ou=n kata. me,roj evxergasqe,nta peri. th.n cw,ran kai. po,leij o[saj evn auvth/| kai. toi/j evpikth,toij evgei,rantej ko,smw| tw/| kalli,stw| to. ge,noj h`mw/n huvxh,samen (Ios. ant. Iud. 15, 384). – Mit ta. evxergasqe,nta peri. th.n cw,ran sind zu diesem Zeitpunkt wohl vor allem die z.T. luxuriös ausgestatteten befestigten Residenzen gemeint, zu denen Herodes die alten Hasmonäerfestungen zu beiden Seiten des unteren Jordantals und des Toten Meers (Alexandreion, Dagon/Dok, Kypros, Hyrkania, Machairos, Masada; vgl. NETZER 1999, 60–68; RICHARDSON 1996, 198 f.) sowie den hasmonäischen Palastkomplex in Jericho (Jericho I, II, III; NETZER 1990. NETZER 1993b, 687–690. NETZER 1999, 32–55) hat ausbauen lassen. Jericho war nicht nur Palaststadt, sondern hatte auch ein Gewerbeviertel, in dem die Dattel- und Balsamproduktion verarbeitet wurde. Die „Städte“ sind zu diesem Zeitpunkt wohl Sebaste, Caesarea, Agrippias, Antipatris und Phasaelis.

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weil ohnehin jeder Bescheid wisse. Nur so viel wolle er sagen, daß das jüdische Volk durch den Glanz und die Schönheit dieser ganzen Bautätigkeit großen Nutzen und Ansehen erfahren habe.469 Herodes betont die Gemeinschaft zwischen sich und dem Volk, für dessen Wohlfahrt er verantwortlich ist. Nicht er hat „sein“ Volk, sondern „wir alle zusammen“ haben „unser Volk“ stärker gemacht: to. ge,noj h`mw/n huvxh,samen. Sehr wahrscheinlich hat Herodes mit seiner Selbstdarstellung als ktistes für das jüdische Volk und im jüdischen Reich den Stil hasmonäischer Selbstdarstellung kontrastiert. Die hasmonäischen Herrscher hatten stolz auf ihre kriegerischen Erfolge verwiesen, auf Siege gegen Feinde des jüdischen Volks, auf kriegerisch erobertes Land. Dagegen nimmt sich die au;xh des jüdischen Volkes unter Herodes als ein Werk des Friedens aus. Kriege mit feindlichen Nachbarn, so Herodes, müßten unter dem Schutz der Römer nicht mehr geführt werden, und unter seiner Herrschaft bestehe auch Frieden mit den Römern (ant. Iud. 15, 382. 387). Land, Reichtum und große Einkünfte habe er den Juden friedlich (d.h. aufgrund der Freundschaft mit den Römern) hinzugewonnen,470 und als wohltätiger König verwende er seine Mittel auf die Verschönerung des Landes, auf Wohnstätten und Annehmlichkeiten für seine Bewohner.471 Zusammen mit der Begründung für den Tempel(fort)bau, der seit der Rückkehr aus dem Exil nicht mehr die Maße des Salomonischen Tempels472 erreicht habe (was die Hasmonäer auch nicht bewerkstelligen hätten können)473, gibt sich Herodes hier, so eine Interpretation in der Forschung, das Gepräge eines neuen Salomon.474 In einen ähnlichen Begründungszusammenhang werden bei Josephus/ Nikolaos die erneuerten römischen Privilegien gestellt, die Herodes bei 469

So eine etwas freiere Übersetzung ant. Iud. 15, 384. Das hasmonäische Reich war kleiner gewesen, auch das (biblische) Reich Davids. 471 LICHTENBERGER 1999, 135. 185 läßt diesen Aspekt ganz aus, wenn er an dieser Stelle über Herodes’ Darstellung seiner Baupolitik reflektiert. Er bleibt m.E. zu stark dem Gedanken verhaftet, daß Herodes mit seiner Baupolitik herrscherliche Macht und Größe demonstrieren und legitimieren wollte. 472 Ios. ant. Iud. 15, 385. 473 Nur implizit angedeutet in ant. Iud. 15, 387: Unter Herodes sei seit der Rückkehr aus dem Exil die erste Zeit angebrochen, in der der Tempel zu alter Größe geführt werden könne, zum einen aufgrund des herrschenden Friedens und der Herodes zur Verfügung stehenden Mittel, zum andern aufgrund der guten Beziehungen zu Rom (das keine Beschränkungen beim Tempelbau, wie vorher die Fremdherrscher, vorgibt). – Explizit nimmt Herodes auf die Hasmonäer ant. Iud. 17, 162 Bezug, wo er angesichts der feindseligen Stimmung gegen sich kurz vor seinem Tod klagt, was er nicht alles für die Juden geleistet habe, insbesondere auch beim Tempelbau, „während die Hasmonäer während ihrer 125 Jahre Königsherrschaft nicht fähig gewesen waren, etwas Vergleichbares für die timh, Gottes zustandezubringen“. 474 LINDNER 2002, 156. 470

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Agrippa 14 v.Chr. vermittelt hatte und die den Juden der Provinz Asia ein Leben gemäß der Tora sicherten.475 Herodes habe dies nur aufgrund seiner unzähligen Dienste, Wohltaten und Freundschaftsbezeugungen (eu;noia, pi,stij, euvergesi,ai, fili,a) sowie Ehrerweise für Augustus und sein „Haus“ (timai,) vermocht.476 Nikolaos fragt sogar (rhetorisch): ti,j de. ouv neno,htai timh,;477 – „Welche Form der Ehrung wurde nicht bedacht?“. Im Kontext der Diskussion dürfte es sich um eine deutliche Anspielung auf Herodes’ „Höchstleistungen“ auf dem Gebiet des Kaiserkults handeln. Denn an anderer, weit zurückliegender Stelle (ant. Iud. 12, 125 f.) liefert Josephus die Vorgeschichte des Appells der ionischen Juden an Agrippa. Demzufolge hatten die ionischen Städte die (auf die Zeit römischer Herrschaft in Asia zurückreichenden)478 Privilegien für die bei ihnen wohnenden Juden zum einen nicht mehr beachtet, zum andern den jüdischen Wunsch nach Aufnahme ins jeweilige Bürgerrecht der Städte, dessen materieller Gehalt auf 475 Während der Reise mit Agrippa durch Kleinasien im Jahre 14 v.Chr., vgl. Ios. ant. Iud. 16, 27–61. Die Klage der Juden richtete sich gegen griechische Städte, die die gewährten römischen Privilegien nicht beachteten (Ladung zu Gerichtstagen an heiligen Tagen; erzwungene Ablieferung der für Jerusalem bestimmten Tempelsteuern; erzwungene Teilnahme am Militärdienst und an Leitourgien; erzwungene Ablieferung von Tempelsteuergeld für diese Zwecke, s. ant. Iud. 16, 27 f. 45). Agrippa erneuerte die jüdischen Privilegien, ant. Iud. 16, 60; ein diesbezügliches Edikt Agrippas an die Ephesier ant. Iud. 16, 167. Ein Rekurs auf Agrippas Edikte findet sich im Edikt des Iulius Antonius, Proconsul Asias, an die Ephesier um 4 v.Chr. ant. Iud. 16, 172 f. – Vgl. die historische Einordnung dieser Privilegierung jetzt durch GRUEN 2002, 96–102, der darin eine außerordentliche Maßnahme in ökonomisch unsicheren Zeiten sieht, hinter der sich keinerlei grundsätzliche Spannungen zwischen ionischen Juden und Griechen verbergen würden. Dies ist so nicht haltbar, weil wir (s. o. im Text) weiter zurückreichende Privilegierungen auch schon kennen. Zudem wird Augustus’ Edikt zugunsten der ionischen Juden ant. Iud. 16, 162–165 jetzt von EILERS 2005 mit guten Gründen auf ca. 3 v.Chr. datiert und als politische Maßnahme angesichts der Unruhen in Judäa nach Herodes’ Tod angesehen (s. u. III 1), d.h. in einen ganz anderen historischen Kontext gestellt. 476 Ios. ant. Iud. 16, 51. 54. 56 f. 60 f. – Nikolaos spricht von Herodes’ eu;noia pro.j to.n u`me,teron oi=kon (ant. Iud. 16, 51). 477 Ios. ant. Iud. 16, 51. 478 Vgl. die Edikte ant. Iud. 14, 213–216. 223–264, wobei EILERS 2003 zufolge die Edikte ant. Iud. 14, 213–216 und 14, 241–246 ins Jahr 63/2 v.Chr., ant. Iud. 14, 247–258 um 105 v.Chr. (evtl. auch ant. Iud. 259–261) sowie ant. Iud. 14, 262–264 um 100 v.Chr. datieren; die übrigen Privilegien stammen aus der Zeit Caesars bzw. aus dem Jahr 43 v.Chr. – Josephus’ Formulierung kann den Eindruck erwecken, schon Antiochos II. Theos habe den Juden diese Privilegien (oder sogar ein mit den Griechen gemeinsames Bürgerrecht) gewährt. Die frühesten von Josephus zitierten römischen Privilegien (aus der Zeit ca. 105 v.Chr.) nehmen allerdings keinen Bezug auf ältere Privilegien. Ja, es sieht eher so aus, daß die Juden Asias ihre Privilegien erst von Rom erhielten, als sie politische Chancen angesichts des seleukidischen Machtverfalls und des von Rom tolerierten Aufstiegs der Hasmonäer nutzten (zu den Verträgen zwischen Rom und den hasmonäischen Herrschern s.o. Anm. 409).

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Antiochos II. Theos zurückging, mit der Argumentation beantwortet, wenn die Juden ihre syngeneis sein wollten, müßten sie ihre (jeweiligen Polis-) Götter mitverehren.479 Wenn sich die ionischen Griechen dabei explizit auf den Wohltäter Antiochos, der bei den Hellenen Theos genannt würde, beriefen (VAnti,ocoj o` Seleu,kou( o` para. toi/j {Ellhsin Qeo.j lego,menoj), schwang bei dieser Formulierung im Kontext dieses Streits mit, daß die Juden ihn nicht als Theos begriffen. Die Forderung an die Juden, eiv suggenei/j eivsin auvtoi/j ))) se,besqai tou.j auvtw/n qeou,j kann man im allgemeinen als ein gegen die Juden gewendetes Argument sehen, das von griechischen Städten immer wieder gegen Fremde in aktuellen politischen Konflikten vorgebracht wurde. Krauter ist der Ansicht, es sei bei den ionischen Städten 14 v.Chr. konkret darum gegangen, die Bürgerschaften möglichst klein zu halten, weil man „römische Vergünstigungen“ erwartete.480 Da es aber genauer gesagt um kaiserliche Privilegien ging, ist es möglich, daß hier ein spezieller polemischer Topos im Kontext des Herrscher- bzw. Kaiserkults vorliegt, der vielleicht schon mit dem Verweis auf Antiochos Theos anzitiert wurde und der auch in den Streitigkeiten von Alexandreia unter Caligula und Claudius sowie in Caesarea unter Nero (s. Kap. IV 1 und 2 sowie V 3) gegen die Juden vorgebracht wurde: daß sie keine Privilegien beanspruchen dürften, wenn sie dem Kaiser nicht einmal die kultischen Ehren erweisen, die ihm in den jeweiligen poleis erwiesen würden. Dann wäre Nikolaos’ Hinweis auf die Ehrungen jeglicher Art, die Herodes dem Augustus und seinem „Haus“ habe zukommen lassen (quasi stellvertretend für alle Juden), eine Replik auf offene oder versteckte Vorwürfe der ionischen Griechen, jüdischerseits würde man es am Engagement auf dem Gebiet des Kaiserkultes fehlen lassen und habe sich so kaiserliche Gunst nicht verdient. Nach der Rückkehr aus Kleinasien erließ Herodes „aus Freude“ darüber, daß er den kleinasiatischen Juden wieder ein Leben gemäß der Tora vermittelt habe, dem Volk ein Viertel der Steuern. Er verkündete dies in einer Volksversammlung und hob hervor, daß bei seiner von glücklichen Umständen (eutychia) geprägten Herrschaft kein Vorteil für das Volk außer Acht gelassen worden sei.481 Zu dieser eutychia gehörte selbstverständlich das gute Verhältnis zu Rom. Das Volk war beeindruckt, ging in großer Freude auseinander und wünschte dem König polla agatha.

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i[na th/j politei,aj h]n auvtoi/j e,dwken VAnti,ocoj o` Seleu,kou( o` para. toi/j {Ellhsin Qeo.j lego,menoj( mo,noi mete,xwsin( avxiou,ntwn dV( eiv suggenei/j eivsin auvtoi/j VIoudai/oi( se,besqai tou.j auvtw/n qeou,j (ant. Iud. 12, 125 f.). 480 KRAUTER 2004, 278 f. mit 112 f. 481 to, te su,mpan evpi. tai/j euvtuci,aij kai. th/| dioikh,sei th/j avrch/j w`j ouvdeno.j paralei,poito tw/n evkei,noij sumfero,ntwn (Ios. ant. Iud. 16, 64).

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Herodes’ geschuldete Euergesie gegenüber den Juden – ein neuer jüdischer Herrschaftsstil im Zeichen des Ausgleichs. Herodes hat, so meine These, die durch seinen paganen Euergetismus entstandene „Schuld“ gegenüber dem jüdischen Volk und seinem Gott durch spezielle Akte ausgleichen wollen. Diese „Schuld“ war nahezu zwangsläufig entstanden, seitdem Herodes 30 v.Chr. den Bruch mit der hasmonäischen Dynastie, deren Legitimations- und Herrschaftsstil vollzogen hatte. Außerhalb Judäas war er damit erfolgreich. Hier stimmten die Erwartungen bezüglich der Leistungen und Gegenleistungen zwischen Euerget und Beschenkten überein. Viel komplizierter war die Situation für Herodes in Judäa selbst – als jüdischer König über ein großes Reich mit einer Bevölkerung, die ethnisch inhomogen war. Schon als Wohltäter für die griechisch-hellenistische Kultur war es schwer, mit Vorschriften der Tora nicht zu kollidieren (Alleinverehrungsanspruch Jahwes, Bilderverbot). Sobald diese Euergesie sich auch noch auf das Feld des Kults für C. Caesar Augustus und dessen Haus begab, kam es zum offenen Bruch mit grundlegenden Geboten der jüdischen Religion. Daß ein jüdischer König diesen Bruch beging, stellte für observante Juden ein Fanal dar. Herodes hat sich trotzdem – ein Zeichen für die Alternativlosigkeit dieser Legitimationsstrategie – für die Fortsetzung des Kaiserkults in seinem Reich entschieden, unter Beachtung zweier Konsequenzen. Er versuchte, Kaiserkult und jüdische Kultur räumlich zu trennen. Die Tempel wurden zumindest nicht im alten Judäa/Jehud errichtet. Und er strebte danach, die Kaiserkultstiftungen (wie auch übrige torawidrige euergetische Akte außerhalb Judäas)482 mit einer speziell an das jüdische Volk und seinen Gott gerichteten Euergesie auszugleichen. Insofern wird man Herodes’ „Frömmigkeit“, um die er sich bemühte, schon besonders durch dieses deviante Verhalten angetrieben sehen müssen und nicht einfach durch ein von Anfang an gegebenes dynastisches Legitimationsdefizit verfügt.483 Es sollte vor allem die entstandene Schuld getilgt und die trotz Devianz ungebrochene Loyalität zum Judentum demonstriert werden. Konnte das funktionieren? Die Berichte bei Josephus zeigen, daß ein Teil der Juden so reagierte, wie Herodes es beabsichtigt hatte. Diese schauten offenbar weniger auf das, was Herodes für Pagane oder außerhalb Judäas tat, sondern auf das, was er als ihr König für sie tat. Man reagierte auf die königlichen Geschenke positiv, zweifelte offenbar auch nicht an der Verbundenheit des Königs mit dem Judentum. Eine Passage im Babylonischen Talmud bewahrt die Erinnerung an Herodes’ Kompensationsstra482 Gemeint sind die Schenkungen an pagane Tempel und religiöse Feste (überliefert für Tyros, Berytus, Rhodos, Elis/Olympische Spiele, vgl. Ios. bell. Iud. 1, 422. 425–427). 483 Gegen z.B. die Argumentation von WILKER 2005, 208 ff.

3. Versuch einer Balance: Herodes als Euerget für das jüdische Volk

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tegie, wenn es heißt, Herodes habe den Tempelbau begonnen, nachdem er den letzten von ihm am Leben gelassenen Meister, Baba bar Buta, um Rat gefragt hatte, wie er die Ermordung aller anderen Meister und sein torawidriges Verhalten wiedergutmachen könne. Dieser erteilt ihm den Auftrag, sich mit dem „Licht der Welt“ bzw. dem „Auge der Welt“, d.h. dem Tempel, zu befassen und gibt ihm die Vorgehensweise gegenüber Rom vor, damit der Tempelbau ungehindert durchgeführt werden kann.484 Wie auch immer der Tempelbau durch Herodes ideologisch untermauert und durch die verschiedenen religiösen Parteiungen rezipiert wurde, die architektonischen Großprojekte des Herodes in Judäa boten vielen dauerhaft Arbeit und Einkommen.485 Zur momentanen Akzeptanzsteigerung der Herrschaft dürfte dies beigetragen haben. Wie Herodes’ Herrschaft dann erinnert wurde, insbesondere im Lichte der Entwicklung und der Ereignisse bis 66 bzw. 70 n.Chr., ist etwas anderes.486 Was die Finanzierung der gesamten Euergesie des Herodes angeht, so hat E. Gabba deutlich gemacht, daß die Steuerlast für die Untertanen Judäas unter Herodes normal geblieben war und daß ein Gutteil von Herodes’ Einkünften durch die Finanzierung der Bauprojekte in Judäa wieder unters Volk kam.487 Die Ansiedlung Landloser in neu gegründeten Städten, die erfolgreichen Bemühungen zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität sowie die Entwicklung Jerusalems (einschließlich Jerichos) zu einem Zentrum herrscherlicher Repräsentation und höfischer Prachtentfal484 bBB 3b–4a. Herodes bezichtigt sich in der Stelle selbst als König, den man verwünschen darf, weil er nicht handelt, wie man in Baba bar Butas Volk handelt. Die Buße, die Herodes mit dem Tempelbau leistet, gilt demnach nicht nur für den Mord an den Schriftgelehrten (den „Rabbanan“. die ihn 3bfin. als illegitimen, weil „nicht aus der Mitte der Brüder“ [5 Mose 17,15] stammenden König ablehnten), sondern für sein ganzes torawidriges Verhalten. Der Tempel als „Licht der Welt“ (4a) steht in Beziehung zu Jes 2,2– 5; der Tempel als „Freude eurer Augen“ [i.e. des Hauses Israel] (ebd.) zu Ez 24,21. 485 Vgl. dazu jetzt PASTOR 2003. 486 Vgl. z.B. die extreme Linie, die Josephus in ant. Iud. 15, 267 zieht, bei der Herodes’ Herrschaft bzw. seine Veränderungen der alten Sitten und Gebräuche der Grund sind, daß die Juden später schweres Leid erdulden mußten. Es ist aber zu betonen, daß dies nur ein Erklärungsmodell neben anderen ist, das Josephus für den Ausbruch und das Ergebnis des Jüdischen Aufstands gebraucht. – Zum negativen Herodesbild im Neuen Testament (v.a. im jüdisch geprägten Matthäusevangelium) und in der rabbinischen Literatur jetzt zusammenfassend VOGEL 2002, 327–338. 487 GABBA 1990. GABBA 2001, 118–125. Die jährlichen steuerlichen Einkünfte in Herodes’ Reich beliefen sich auf ca. 1.050 Talente. Sie wurden beträchtlich vermehrt durch Herodes’ Einnahmen aus königlichem Landbesitz in Judäa (die Hälfte bis zwei Drittel des Territoriums sowie exterritorialer Besitz, GABBA 2001, 119 m. Anm. 112), darunter die sehr einträglichen Dattelplantagen und die Balsamproduktion, und aus Herodes’ Pachtverträgen von Steuern und Leistungen außerhalb seines Gebietes (v.a. die Ausbeutung der Kupferminen auf Zypern, Steuern in Kilikien, Lykien und Syrien). S. jetzt auch PASTOR 2003. VOGEL 2002, 206–209.

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II. König Herodes und der Kaiserkult

tung trugen dazu bei, daß sich die soziale Lage der Bevölkerung unter Herodes sogar verbesserte.488 Aus einer ganz anderen Perspektive urteilten jedoch Juden, die größten Wert auf die Einhaltung der jüdischen Gesetze legten bzw. einer verschärften Auslegung der Tora anhingen. Josephus sagt an einer Stelle, daß Juden eine Lebensführung gemäß dem jüdischen Gesetz (to. di,kaion) höher schätzten als Ruhm (do,xa).489 Diese Bemerkung fällt im Rahmen der oben bereits angeführten kritischen (und sachlich nicht zutreffenden) Beurteilung der exzessiven Euergesie des Herodes. An anderer Stelle, im Schlußresümee der „Altertümer“, wirft Josephus, im Zusammenhang einer (Selbst-)Bewertung seiner schriftstellerischen Leistung, die Frage auf, welche Art von Wissen und Bildung bei den Juden hoch geschätzt würde (und wer sich deshalb auch hoher sozialer Schätzung erfreuen könne). Es sei, so betont er, nicht die Kenntnis fremder Sprachen oder eine verfeinerte Redekunst. Von den Juden Judäas würde solches eingeschätzt als gemeine Fertigkeit (evpith,deuma) simpler Freigelassener, die sogar Sklaven, wenn sie wollten, erlangen könnten (eine interessante Reserve des Josephus gegen Akkulturation – evpith,deuma – unter Herrschaftsbedingungen). Und dann folgt der Schlüsselsatz: „Sie [die Juden] billigen nur jenen Weisheit zu, die die Gesetze ganz genau kennen und die fähig sind, die Bedeutung der heiligen Schriften darzulegen“ (mo,noij de. sofi,an marturou/sin toi/j ta. no,mima safw/j evpistame,noij kai. th.n tw/n i`erw/n gramma,twn du,namin e`rmhneu/sai duname,noij).490 Der griechische Wortlaut spielt hier mit dem Bedeutungsfeld dynamis: unter den Schriftgelehrten sind diejenigen die dynamenoi, die die dynamis der Tora darlegen können. Hier klingt bei Josephus der Übergang von der sozialen Schätzung der Schriftgelehrten zur politischen Macht an: einflußreich sind die, die der Tora (die rechte) Geltung verschaffen. Herodes dürfte tatsächlich von denjenigen Juden, denen an einem Geltungsanspruch der Tora in Zusammenhang mit einer verschärften Ausle488

S. dazu SCHÄFER 1995, 91. 98. RICHARDSON 1996, 31. GABBA 2001, 122 f. PA2003, bes. 155–160 zur im Vergleich zu den Hasmonäern verbesserten Lage jüdischer Kleinbauern im jüdischen Kernland, jüdischen Siedlern in den neu gegründeten Städten und Dörfern (v.a. in Antipatris, Caesarea und Bathyra in der Trachonitis) sowie den neuen ökonomischen Chancen, die Jerusalem mit seinen Bauprojekten und Herodes’ Hofhaltung bot, was zu einem starken Zuzug nach Jerusalem führte (Anwachsen der Stadtfläche von ca. 90 ha am Ende der hasmonäischen Zeit bis auf ca. 170 ha unter Agrippa I.). Ergänzen muß man hier noch den Ausbau der Winterresidenz in Jericho einschließlich der gesteigerten, intensiven Agrarwirtschaft der Oasengebiete im Jordantal, was regelmäßiges Einkommen für Bauern und Handwerker bot. – Vgl. zur Prosperität des Herodischen Reichs jetzt auch RICHARDSON 2004, 25 f. SARTRE 2005, 221 f. 489 Ios. ant. Iud. 16, 158. 490 Ios. ant. Iud. 20, 264. STOR

3. Versuch einer Balance: Herodes als Euerget für das jüdische Volk

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gung ihrer Vorschriften gelegen war, vorwiegend danach beurteilt worden sein, ob er diese Tora einhielt oder nicht. Herodes’ speziell an die Juden, das Judentum und den jüdischen Gott adressierte Euergesie war aus dieser Perspektive zwar etwas Gutes, Anerkennenswertes, aber sie bedeutete nichts im Hinblick auf ein Ausgleichen von Schuld, Gesetzesverstößen, Fehlverhalten. Hier hätte es Herodes vermutlich nur geholfen, mit seiner paganen Euergesie an fremde Götter aufzuhören, die Kaisertempel im Land abzureißen und die Kaisareia einzustellen.491 Herodes hat sich gegen Vorwürfe der Juden hinsichtlich des Kaiserkults damit verteidigt, daß er erklärte, die Kultstiftungen für das römische Herrscherhaus erfolgten evx evntolh/j kai. prostagma,twn, quasi auf Anweisung der Römer.492 Sachlich traf dies nicht zu, was aber nicht allgemein bekannt gewesen sein muß. Die Argumentation war dennoch gefährlich. Es gab zwar im jüdischen Geschichtsverständnis eine Tendenz, Leiden und Fremdherrschaft als Strafe Gottes für Fehlverhalten anzusehen, zu erdulden und auf das Eintreten besserer Zeiten zu warten. Das kritische Herodesbild des Josephus in den „Altertümern“ steht in dieser Tradition. Herodes’ Verfehlungen werden benannt und angeklagt, allgemeine Notzeiten für das Volk sowie Herodes’ persönliches Unglück und Leiden werden als Strafe Gottes gedeutet.493 491 Vgl. die Aufforderung der Schriftgelehrten Juda und Matitjahu an ihre Schüler, angesichts des nahenden Todes des Herodes all dessen torawidrige Werke zu zerstören (ant. Iud. 17, 150–155. bell. Iud. 1, 648–651). – Im Rahmen allgemeiner Toratreue wird ein solches, an sich nicht legales Verhalten als legitim gerechtfertigt in Ios. c. Ap. 1, 193 (als Referat aus Hekataios v. Abdera): „Ferner, als die Leute, die zu ihnen in ihr Land kamen, Tempel und Altäre erbaut hatten, rissen sie diese sämtlich nieder; dafür haben sie teils den Satrapen volle Strafe zahlen müssen, teils jedoch auch Nachsicht erfahren. Und er fügt hinzu, daß man sie zu Recht dafür bewundern muß“. 492 Ios. ant. Iud. 15, 330. Vgl. o. S. 62 f. 122–125. 150. 493 Der Zusammenhang zwischen Toraverfehlung und Strafe Gottes dominiert nur in den „Altertümern“ (die gemäßigte Version bell. Iud. 1, 657 referiert lediglich, daß gewisse Leute meinten, Herodes’ qualvoller Tod könnte eine Strafe für einen Mord an berühmten Gesetzeslehrern sein, s.u.): ant. Iud. 15, 299 (eine Hungersnot, die nach den Kaisareia von Jerusalem und der Gründung von Sebaste eintritt, geht möglicherweise auf den Zorn Gottes zurück); ant. Iud. 15, 375 f. (Wahrheit der Prophezeiung des Esseners Menachem, daß Herodes weder ein frommer noch ein gerechter König sein würde und Gott ihn dafür strafen würde); ant. Iud. 16, 182 (Tod der in Herodes’ Auftrag handelnden Grabräuber im Grab Davids und Salomons); ant. Iud. 16, 188 (heillose Verschlimmerung des dynastischen Streits in Herodes’ Familie nach dem Versuch des Grabraubs; Josephus raisonniert darüber, ob dies auf den großen Zorn Gottes über Herodes’ asebeia zurückgeht); ant. Iud. 17, 150 f. (die Gesetzeslehrer Juda und Matitjahu deuten das große häusliche Unglück und Herodes’ Todesqualen als Folge von Toraverstößen), ähnlich ant. Iud. 17, 168 (Erzählerperspektive: Todesqualen als gerechte Strafe Gottes) und 170 (theiazontes und Weise/Weissager: Todesqualen wegen großer Gottlosigkeit); ant. Iud. 17, 150 f. 155. bell. Iud. 1, 648–650 (Juda und Matitjahu kritisieren öffentlich die gegen die Tora

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II. König Herodes und der Kaiserkult

Seit dem erfolgreichen Makkabäeraufstand gegen torawidrige prostagmata existierte aber ein neues historisches Verständnis, das zum aktiven Widerstand, zur Gegenwehr unter Einsatz des eigenen Lebens aufrief.494 Juden, die in dieser Tradition dachten, konnte Herodes sicher nicht vermitteln, warum er als jüdischer König gegenüber solchen torawidrigen prostagmata nicht resistent blieb. Und diejenigen, denen der Schutz der väterlichen Gesetze über alles ging, konnten sich bei ihrem offenen Widerstand gegen Herodes (oder gegen etwaige römische torawidrige prostagmata) auf diese neue Lehre berufen. Herodes’ Kontrolle des öffentlichen Lebens hat sicher dazu beigetragen, daß wir von Aufständen und Attentaten (außerhalb der Familie) nur wenig hören. Es blieb in den pharisäischen und torafrommen Kreisen offenbar im wesentlichen bei einem starken Vorbehalt gegen Herodes.495 Hinzu kam der positive Umstand, daß man, bei aller Unzufriedenheit mit der mangelnden eusebeia des Königs, nicht unter Fremdherrschaft lebte, der Tempelkult uneingeschränkt funktionierte, Recht und Ordnung weitgehend den Bestimmungen der Tora entsprachen.496 Nach Herodes’ Tod (wohl im März/April 4 v.Chr.)497 war die Frage, inwieweit sich dieser Zustand fortsetzen würde. errichteten erga des Königs; ein Beispiel dafür sei der goldene Adler über einem der Tempeltore); bell. Iud. 2, 7 (öffentliche Trauer in Jerusalem um die Männer, die für die Tora auf Herodes’ Befehl den Feuertod erlitten). – Die extrem negative Darstellung des Herodes hat sich in der jüdischen Tradition (Talmud), aber auch im Neuen Testament (Herodes als Kindermörder von Betlehem) erhalten. Eine zeittypische negative Sichtweise des Herodes als strafendes Werkzeug Gottes für das sündige Volk Israel liegt in einer Passage aus der pseudoepigraphischen „Himmelfahrt des Mose“ vor: „Und ihnen folgt ein frecher König, der nicht aus priesterlichem Geschlecht sein wird, ein verwegener und gottloser Mensch: der wird sie richten, wie sie es verdienen … er aber wird Gericht unter ihnen halten, wie die Ägypter unter ihnen getan – 34 Jahre lang, und wird sie bestrafen“ (AssMos 6, 2. 5f.). 494 Vgl. die Motivation der Attentäter anläßlich der Kaisareia von Jerusalem (Ios. ant. Iud. 15, 281. 288) sowie von Juda, Matitjahu und ihrer Schüler anläßlich der Aktion gegen den goldenen Adler über einem Tempeltor (ant. Iud. 17, 152–154. 158 f. bell. Iud. 1, 648–650. 653). 495 Pharisäer und Essener haben zwei Mal den Eid auf Herodes verweigert, weil beide nur einen Messias oder die Herrschaft Gottes selbst (d.h. die ungebrochene Herrschaft der Tora) anerkennen konnten. Als Herodes einen Eid auf sich verlangte, akzeptierte er die Weigerung. Als er jedoch den Eid auf sich mit dem auf Augustus kombinierte, war er zu einer Sanktion gezwungen und belegte die Pharisäer (angeblich 6.000 an der Zahl) mit einer Geldstrafe (Ios. ant. Iud. 15, 368–372. 17, 42). 496 Vgl. dazu JONES 1967, 74 f. mit der richtigen Einschränkung, daß die passive Haltung der Pharisäer kein statisches Faktum bleiben mußte, sondern von der Einschätzung der Realität abhing. Herodes wurde von den Pharisäern (und Essenern) offenbar hingenommen, aber ein schwächerer Regent oder eine Herrschaft, die sich noch mehr ungesetzliches Verhalten erlaubte, konnte die Haltung natürlich ändern. 497 Zum Stand der Diskussion um Herodes’ Todesdatum KOKKINOS 1998, 372 f., der für November/Dezember 5 v.Chr. plädiert.

Kapitel III

Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe: Das herodische Reich unter Archelaos, Antipas, Philippos und den Römern (4 v.–41 n.Chr.) 1. Die politische Neuordnung Judäas durch Augustus – eine problematische Verteilung von Wohltaten angesichts von Aufruhr und dynastischem Streit Herodes war in Jericho gestorben. Kurz zuvor hatte er seinen ältesten Sohn Antipater hinrichten lassen und zum siebten Mal ein politisches Testament verfaßt. Gemäß dem sechsten Testament hätte Antipas der alleinige Nachfolger in der königlichen Herrschaft über ganz Judäa sein sollen. Nun war Antipas’ ca. 23jähriger Bruder Archelaos an diese Stelle gerückt, allerdings mit der Einschränkung, daß Antipas (ca. 21 Jahre) und der Halbbruder Philippos (ca. 22 Jahre) je eine Tetrarchie unter Archelaos’ Oberaufsicht verwalten sollten (s. Stemma Abb. 32).1 Dies war ein ähnliches, jetzt nur territorial ausgeweitetes Modell, wie es Herodes schon mit seinem Bruder Pheroras praktiziert hatte, der als Tetrarch Peräa mit eigenem Einkommen verwaltet hatte. Der Herrschaftsübergang auf die Söhne und speziell auf Archelaos gestaltete sich aufgrund spezieller politischer und dynastischer Konstellationen sehr schwierig. Es drohte ein Machtvakuum. Denn die Erben mußten nach Rom reisen und die Verfügungen des Testaments durch Augustus autorisieren lassen. Bis zur Rückkehr des oder der von Augustus eingesetzten Nachfolger würde es in Judäa keinen Herrscher aus der herodischen Dynastie geben, der Macht legal würde ausüben können. Die zum Handeln 1

Zur der Archelaos zugedachten Rolle als König über ganz Judäa, dem die beiden Brüder als Tetrarchen hätten unterstellt sein sollen, OTTO 1913b, 168. OTTO 1913c, 192. HOEHNER 1972, 18–31. – RICHARDSON 1996, 36 macht nicht deutlich, daß Archelaos der politische Haupterbe Herodes’ war. Zu den bei Otto und Hoehner erwähnten Stellen, die diese Position belegen, ist noch Ios. bell. Iud. 1, 667 beizuziehen: In einer an seine Soldaten gerichteten postumen Botschaft ermahnt Herodes diese, „seinem Nachfolger“ (nur Singular!) die Treue zu halten. – Zum Alter der Söhne KOKKINOS 1998, 225. 236. In der früheren Forschung wurden die Söhne immer für vier bis fünf Jahre jünger gehalten (vgl. z.B. OTTO 1913c, 191. OTTO 1913b, 168. HOEHNER 1972, 11 f. RICHARDSON 1996, 29. 36). Kokkinos’ Datierung der Geburtsjahre der Söhne erscheint jedoch plausibler.

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

Abb. 32. Stammbaum der politisch relevanten Mitglieder der herodischen Dynastie.

autorisierte Instanz in Judäa war nun (wieder) der syrische Legat, der aber nicht vor Ort war.2 In einer solchen Situation wuchs die Aufstandsbereitschaft derer, die mit der von Herodes geplanten politischen Zukunft Judäas nicht übereinstimmten. Herodes hatte nur noch wenig tun können, um dem neuen Haupterben Archelaos eine eigene Machtbasis zu verschaffen. Zusammen mit dem Wissen, daß die Stellung erst in Rom bestätigt werden mußte, begünstigte dies politische Desintegrationstendenzen.

2

Die Superiorität des syrischen Statthalters über Judäa bestand bereits seit 63 v.Chr., vgl. GHIRETTI 1985, 763. 765 f. Seit 30 v.Chr. hielten sich die syrischen Legaten jedoch aus den inneren Angelegenheiten Judäas heraus und wurden nur in Abstimmung mit Herodes tätig, so z.B. 8 bzw. 5 v.Chr. beim Gericht über Herodes’ Söhne (Alexander und Aristoboulos vor Saturninus: Ios. bell. Iud. 1, 538–543. ant. Iud. 16, 357–369; Antipater vor Varus: Ios. bell. Iud. 1, 618–640. ant. Iud. 17, 89–132).

1. Die politische Neuordnung Judäas durch Augustus

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Bei den Verhandlungen in Rom vor Augustus3 focht Antipas die Gültigkeit des letzten Testaments an und beanspruchte für sich die ungeteilte Alleinherrschaft oder wenigstens die Position des Archelaos. Er wurde dabei von seiner Tante Salome und vom syrischen Finanzprokurator Sabinus unterstützt. Zudem gab es griechische Städte, die um die Ausgliederung aus dem jüdischen Reich baten.4 Wahrscheinlich haben die Nabatäer auch das Gebiet um Hesbon zurückgefordert, das nur unter Herodes zu Peräa gehört hatte. Schließlich war eine vom syrischen Legaten Varus autorisierte jüdische Gesandtschaft nach Rom gereist, die um Autonomie unter römischer Oberaufsicht bat: pre,sbeij … peri. th/j tou/ e;qnouj auvtonomi,aj.5 Diese Forderung war nicht neu. Eine Gesandtschaft des jüdischen Volks (e;qnoj) hatte schon 63 v.Chr. in Damaskos bei Pompeius um die Abschaffung der Hasmonäerherrschaft und die Restituierung der hohepriesterlichen Vorherrschaft gebeten, weil man unter Aristoboulos oder Hyrkanos auf dem besten Weg sei, ein Volk von Sklaven zu werden. Die väterlichen Gesetze würden aber vorschreiben, daß man nur den Priestern Gottes zu gehorchen habe.6 Augustus hat, nach mehreren Anhörungen der streitenden Parteien vor einem hochrangig besetzten consilium seiner „Freunde“,7 eine Entscheidung getroffen, die Herodes’ Nachfolgeregelung erheblich modifizierte.8 3 Über die einzelnen Parteien und die Verhandlungen in Rom Ios. bell. Iud. 2, 14–38. 80–92. ant. Iud. 17, 219–249. 299–316. Nikolaos, De Vita Sua (apud Constantius Porphyrogenitus, Excerpta de Insidiis) FGrH II A90, F 136 = GLAJJ I, Nr. 97 Zl. 55–76. Vgl. a. TOHER 1987. – Die genaueste Darstellung der Entscheidung in Rom bei HOEHNER 1972, 18–37. Vgl. SCHÜRER u.a. I (1973), 330 f. 333–335. SMALLWOOD 1976, 109 f. behandelt das Thema nur kursorisch. 4 Nikolaos, De Vita Sua, GLAJJ I, Nr. 97 Zl. 61–70 – Nikolaos, der Archelaos’ Anwalt vor Augustus war, nennt die Namen der Städte nicht. Er riet Archelaos angeblich zum Verzicht, da das verbleibende Reich groß genug sei. Augustus schlug jedenfalls Hippos, Gadara und Gaza zur Provinz Syria (Ios. bell. Iud. 2, 97. ant. Iud. 17, 320). Ob noch andere griechische Städte ihre Freiheit beanspruchten, ist nicht bekannt. 5 Ios. bell. Iud. 2, 80; vgl. ant. Iud. 17, 300; die Darstellung der Gesandtschaft bell. Iud. 2, 84–92. ant. Iud. 17, 304–314. Der Zusatz „unter der Aufsicht eines römischen Imperators“ bell. Iud. 2, 22 und ant. Iud. 17, 227 (statt autonomia hat ant. Iud. eleutheria). Auch Nikolaos schreibt das 2-Stufen-Modell der Gesandtschaft des jüdischen Volks zu: dieses würde am liebsten unter der Herrschaft des Caesar stehen, sonst aber eine Herrschaft des Antipas vorziehen (Nikolaos, De Vita Sua, GLAJJ I, Nr. 97 Zl. 64 f.). 6 Josephus erwähnt diese Gesandtschaft nur in ant. Iud. 14, 41–45, nicht in bell. Iud. 1, 131 f. Die Abgesandten werden auch in Diod. 40, 2 (= GLAJJ I Nr. 64) als 200 epiphanestatoi erwähnt; dort findet sich der Vorwurf an die Hasmonäer, man sei versklavt worden (durch eine Horde gottloser Söldner und Mörder). Diodor und Josephus gehen hier auf eine gemeinsame Quelle zurück, s. GLAJJ I, S. 186. 7 Ios. bell. Iud. 2, 25. 83, ant. Iud. 17, 229. 301. Die Sache kam nicht vor den Senat. 8 Die Regelungen Ios. ant. Iud. 17, 317–320. bell. Iud. 2, 93–97. Josephus geht auf die reduzierte Position des Archelaos nicht ein. Die Tatsache, daß Augustus Herodes’ Testa-

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

Die territorialen Aufteilungen, die Herodes vorgesehen hatte, blieben zwar im wesentlichen erhalten. Es wurden aber drei voneinander unabhängige Reiche gebildet (vgl. Abb. 1). Archelaos wurde nicht zum König über das ganze Reich, sondern nur zum Ethnarchen über „die Hälfte“.9 Den Titel „Ethnarch“ hatte zuletzt der Hasmonäer Hyrkanos innegehabt. Vielleicht wurde damit dem Anspruch Rechnung getragen, daß Archelaos als der Herrscher über das Volk der Juden gelten sollte. Augustus soll ihm den Königstitel in Aussicht gestellt haben, wenn er sich bewähren würde. Antipas und Philippos teilten sich die andere „Hälfte“ und durften sich „Tetrarch“ nennen. Eine bessere Alternative zu Herodes’ ursprünglichem Modell bot sich Augustus zu diesem Zeitpunkt wohl nicht. Sich nur für einen einzigen Herrscher zu entscheiden, barg die Gefahr der Neuauflage eines Bruderkriegs, wie er sich schon zwischen Hyrkanos und Aristoboulos/Antigonos zugetragen hatte. Judäa unter direkte römische Verwaltung zu stellen, wie es die jüdische Gesandtschaft wünschte, erschien Augustus vermutlich als eine zu drastische Konsequenz. Er mochte vielleicht selbst schon ahnen, daß sich das, was die Juden unter Autonomie verstanden, unter einer römischen Provinzialherrschaft nur schwer verwirklichen lassen würde. Den Bitten der Städte Hippos, Gadara und Gaza um Erneuerung des Status vor 30 v.Chr. folgte Augustus (Zugehörigkeit zu Syria bei autonomer Verwaltung; Gadara und Gaza mit Münzrecht)10. Vielleicht wurde auch Hesbon an die Nabatäer zurückgegeben.11 Die Küstenstädte Iamneia und ment wesentlich veränderte, hatte zwar schon OTTO 1913c, 195 erkannt. In der Forschung ist dies aber – bis auf wenige Ausnahmen (z.B. HOEHNER 1972, 31. SMALLWOOD 1976, 109. PALTIEL 1991, 56, wenn auch sachlich ungenau) – kaum rezipiert worden. Man hat Augustus’ Entscheidung in der Regel als Vollstreckung von Herodes’ Willen gesehen (bis auf die Abtrennung von Hippos, Gadara und Gaza und die Verweigerung des basileus-Titels), vgl. z.B. SCHÜRER u.a. I (1973), 333. SCHÄFER 1995, 102. STERN 1995, 303. JAPP 2000, 7. 9 Ios. ant. Iud. 17, 317. bell. Iud. 2, 93. Nikolaos, De Vita Sua, GLAJJ I, Nr. 97 Zl. 73. 10 Zu Gadaras Münzen und Augustus RPC I 4809. 4811 aus dem 34. Jahr der Aktischen (!) Ära = 3/4 n.Chr. RPC I rechnet mit einer Pompeianischen Ära ab 64 v.Chr. = 31/30 v.Chr. Wegen der Titulatur ist dies unmöglich. In einer Korrespondenz mit A. Burnett hat sich dieser Irrtum schnell aufgeklärt, und Burnett ist nun auch der Ansicht, daß sich das Jahr 34 nur auf die Aktische Ära beziehen kann (e-Mail v. 30. Mai 2000). – Die ersten autonomen Münzen Gazas datieren vom Jahr 5/6 n.Chr. (RPC I 4894. 4895). Hippos’ Münzprägung setzt erst spät ein (67/68 n.Chr., RPC I 4807. 4808). 11 bell. Iud. 3, 47 nennt als Grenzen der Peraia „Arabia und die Sebonitis“, d.h. das Gebiet um Hesbon (SCHÜRER u.a. II [1979], 166 m. Anm. 430). Eine Inschrift (CIS II 196) aus Medaba südl. von Hesbon aus dem 9. Jahr des Königs Aretas IV. (ca. 9 v.–40 n.Chr.) spricht für einen Gebietswechsel gleich nach Herodes’ Tod (zur Inschrift vgl. SCHÜRER u.a. II [1979], 12 Anm. 34). Sicher war Hesbon jedenfalls zu Beginn des Jüdi-

1. Die politische Neuordnung Judäas durch Augustus

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Azotos sowie die „Plantagenstadt“ Phasaelis (und somit 60 Talente) erhielt, wie es Herodes bestimmt hatte, Salome, auch wenn die Städte formal Archelaos unterstanden.12 Offenbar in Zusammenhang mit der veränderten Nachfolgeregelung – vielleicht auch schon unter dem Eindruck der Nachrichten von einem Aufstand in Judäa nach der Abreise des Archelaos (s.u.) – dürfte Augustus die jüdische Rechtssicherung der Juden außerhalb der herodischen Herrschaftsgebiete übernommen haben (und somit Herodes’ Rolle als jüdischer Wohltäter). Denn das Edikt ant. Iud. 16, 162–165 (an die Juden Asias) dürfte, wie C. Eilers jetzt gezeigt hat, eher in die Zeit um 3 v.Chr. und nicht, wie bisher angenommen, um 12 v.Chr. gehören.13 Es ist wohl als politische Maßnahme angesichts der Unruhen in Judäa nach Herodes’ Tod anzusehen. Wenn Eilers den Schluß zieht: „this definite statement on the Jewish question was motivated by the desire to remove the issue of the treatment of diaspora Jews from the troublesome politics surrounding Herod’s succession“,14 stellt sich die Frage, inwiefern die Wahrnehmung der Interessen der Juden in Asia die innere Stabilität Judäas hätte gefährden können. Es liegt nahe zu vermuten, daß den Juden Asias kein Anlaß gegeben werden sollte, sich nach dem Tod ihres Wohltäters Herodes in den Streit um dessen Nachfolge mit ihren Interessen an Rechtssicherheit zu involvieren. Im Grunde entpolitisierte Augustus damit die Juden Asias in ihrer Beziehung zu den politischen Erben des Herodes. Keiner der Söhne sollte hier noch einmal die Rolle eines so mächtigen Fürsprechers wie Herodes einnehmen können. Ihre Macht, ihr Handeln und ihre Einflußmöglichkeiten sollten sich im wesentlichen auf ihre Teilreiche beschränken. Und die Juden Asias sollten sich in Zukunft mit ihren Anliegen direkt an den Kaiser und seine Statthalter wenden, eine Situation, die vermutlich Signalwirkung auch auf andere jüdische Gemeinden im Reich hatte.

schen Kriegs nabatäisch, als es, zusammen mit den Dekapoleis Philadelphia, Gerasa und Pella, von jüdischen Truppen überfallen und geplündert wurde (Ios. bell. Iud. 2, 459). 12 Ios. bell. Iud. 2, 98. ant. Iud. 17, 321. Herodes’ Schwester war auch ein Legat von 500.000 Denaren ausgesetzt worden. Augustus schenkte Salome zusätzlich noch basileia, die Herodes in Askalon erbaut hatte. 13 EILERS 2005. 14 EILERS 2005, 90.

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

2. Archelaos, Ethnarch über Judäa (4 v.–6 n.Chr.): Die Negation von Kaiserkult und jüdischer Euergesie bei gleichzeitiger Rückkehr zur übertriebenen Selbstdarstellung als Herrscher Im Vergleich zu seinen Brüdern hatte Archelaos, bei aller Zurücksetzung gegenüber den testamentarischen Bestimmungen seines Vaters, weit mehr als die „Hälfte“ von Herodes’ Reich dem Umfang nach erhalten. Was die Infrastruktur, die wirtschaftliche Stärke, die Bevölkerungszahl sowie die politische und religiös-symbolische Bedeutung des Reichs anging, übertraf Archelaos seine Brüder bei weitem. Die reichen Küstenstädte, die von Herodes ausgebauten Dattel- und Balsamplantagen um Jericho und En Gedi sowie die Bitumenindustrie am Toten Meer machten einen Großteil des Reichtums des neuen Ethnarchen aus.15 Sein jährliches Steuereinkommen dürfte 600 Talente betragen haben, deutlich mehr als dasjenige von Philippos und Antipas (100 bzw. 200 Talente).16 In Besitz des jüdischen Kernlands (Juda, Idumäa, Samaritis) einschließlich des religiösen Zentrums Jerusalems konnte sich Archelaos als der Herrscher über ein jüdisches Reich ansehen. Archelaos erbte mit dem ihm zugeteilten Gebiet alle Widersprüche, die sein Vater im Zuge der Legitimation seiner Herrschaft geschaffen hatte. Einerseits gab es die Hinterlassenschaft einer spezifisch an das Judentum gerichteten Euergesie, an der Archelaos gemessen werden würde. Die Frage war, wie er hier Erwartungen angesichts eines wesentlich bescheideneren Etats verglichen mit Herodes erfüllen könnte. Welchen Beitrag würde er zum noch nicht vollendeten Tempelneubau in Jerusalem leisten? Würde er das Temenos von Mamre fertigstellen? Welche Wohltaten würde er den Juden gewähren, wie für ein Leben gemäß der Tora sorgen? Andererseits gab es die Hinterlassenschaft des Kultes für Augustus und seine Familie: Sebaste, Caesarea, die regelmäßigen Kaiserspiele in beiden Städten. Zudem hielt der Kult Schritt mit der Entwicklung des Prinzipats. Seit 13 v.Chr. wurden Gaius und Lucius Caesar, M. Agrippas Söhne mit Augustus’ Tochter Iulia, von Augustus zu politischen Erben aufgebaut, worauf

15

Vgl. SCHÜRER u.a. I (1973), 298–300 Anm. 36. II (1979), 194 Anm. 40 (En Gedi). Datteln und Balsam aus der Gegend um Jericho waren in der Antike hoch geschätzt, ebenso die Qualität des aufbereiteten Bitumens vom Toten Meer, s. z.B. Ios. bell. Iud. 1, 138. 4, 468–471. 479–481. Strab. 16, 2.41–43. 17, 1.15. Plin. nat. 2, 106. 226. 5, 17. 72 f. 7, 15. 65. 13, 9. 44. 12, 54. 111. Tac. hist. 5, 6. 16 Ios. ant. Iud. 17, 320 (600 Talente). bell. Iud. 2, 97 spricht von 400 Talenten. OTTO 1913a, 88 Anm. hält 400 für eine falsche Angabe, was auch communis opinio nachfolgender Forschung ist.

2. Archelaos, Ethnarch über Judäa (4 v.–6. n.Chr.)

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im Reich auch mit kultischen Ehren geantwortet wurde.17 Nach Gaius’ und Lucius’ Tod (2 bzw. 4 n.Chr.) mußte Augustus auf Livias Sohn Tiberius als Nachfolger zurückgreifen. Entsprechend wurde Livias Rolle in der dynastischen Struktur des Prinzipats stärker, was im Kaiserkult reflektiert wurde.18 Wie würde Archelaos auf diese Entwicklung reagieren? Würde er das Mittel des Kaiserkults nützen können – oder wollen –, um seine Beziehungen zur kaiserlichen Familie zu festigen? Aufruhr und messianische Bewegungen 4 v.Chr. Die ersten Monate von Archelaos’ Herrschaft waren in keiner Weise dazu angetan, ihm den Neuanfang zu erleichtern, seine Beziehungen zum torafrommen Judentum zu stärken und Rom bzw. den Kaiser in seine Herrschaft positiv zu integrieren. Im Gegenteil – in kürzester Zeit war Archelaos’ Beziehung zum jüdischen Volk zerrüttet, genauso wie die Beziehung der Juden Judäas zu Rom. Noch vor Archelaos’ Abreise nach Rom kam es, kurz vor dem Pessachfest, zu einem schweren Zwischenfall. Es fing damit an, daß Archelaos in seiner Rede im Tempelbezirk dem Volk versprach, in jeder Hinsicht ein besserer König sein zu wollen, als es sein Vater gewesen sei. Die Menge forderte daraufhin spontan Steuererleichterungen, die Abschaffung von Zöllen und die Freilassung von Gefangenen. Archelaos sagte alles unter dem Druck der Situation zu und gab entsprechende Anweisungen, wohl wissend, daß er dazu eigentlich noch nicht berechtigt war, weil Augustus seine politische Stellung noch nicht bestätigt hatte.19 Noch am selben Abend kam es in Jerusalem und im Tempelbezirk zu Unruhen. Man war am Heiligtum zur öffentlichen Klage um die Männer zusammengekommen, die „für die väterlichen Gesetze und den Tempel im Feuer zugrunde gegangen“ waren. Die Menge trauerte um zwei berühmte Gesetzeslehrer und deren Anhänger, die Herodes noch kurz vor seinem Tod hatte hinrichten lassen.20 Die Freunde der Getöteten forderten nun lautstark von Archelaos Genugtuung. Er solle all diejenigen, die Herodes 17 ZANKER 1990, 217–226. KIENAST 1999, 130–133. WOLTERS 2002. – Zu Ehrungen und Kulten, meist im Verein mit Agrippa, Iulia und/oder Augustus, HEINEN 1911, 177. HANSON/JOHNSON 1946, 390–398. 400. MAGIE 1950, 482. 1343 Anm. 41. HERRMANN 1960, 106–110. MITFORD 1961, Nr. 9 S. 107–109. HAHN 1994, 106–117. KIENAST 1999, 136 f. 18 So das Resümee von HAHN 1994, 35. Vgl. WOLTERS 2002, 317 zum Reflex dieser veränderten Verhältnisse in der Münzprägung RIC I2 219–226. 469–471. 19 Ios. bell. Iud. 2, 3 f. par ant. Iud. 17, 202–205 ist zusammen mit den Vorwürfen der jüdischen Gesandtschaft vor Augustus (bell. Iud. 2, 27 f.) und der Replik des Nikolaos (ebd. 2, 35) zu lesen. Daraus wird klar, daß Archelaos den Forderungen nachgekommen war. 20 S.o. S. 169 f. Anm. 493. 494.

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

so hoch geschätzt habe, beseitigen und vor allem den amtierenden Hohenpriester des Amts entheben. Man habe Anspruch auf einen Mann, der gesetzestreuer und reiner sei.21 Archelaos kam dadurch unter starken Druck. Er sollte ein Rechtsurteil seines Vaters aufheben, einen ihm vermutlich loyal gesonnenen Hohenpriester22 zugunsten eines „reineren“ ersetzen, hochgestellte Freunde seines Vaters beseitigen. All dem nachzugeben, wäre ein Zeichen politischer Schwäche gewesen und hätte ihn wichtigen politischen Rückhalts beraubt. Andererseits wurden alle Forderungen im Namen der Tora gestellt – und er hatte dem Volk im Tempel versprochen, ein „besserer“, d.h. toratreu(er)er König zu sein. Eine diplomatische Initiative des Archelaos bei den im Tempeltemenos versammelten Radikalen scheiterte. In Sorge um eine Eskalation der Situation während des Pessachfestes, bei dem Tausende von Juden den Tempel aufsuchen würden, befahl Archelaos, die Gruppe festzunehmen. Angesichts heftiger Gegenwehr, bei der fast eine Kohorte ihr Leben lassen mußte, setzte der junge Ethnarch nun starke Militärkräfte ein, die an die 3.000 Leute im Tempelbezirk töteten. Alle Juden hatten sich nach Hause zu begeben.23 Übergangslos berichtet Josephus, daß sich Archelaos dann auf die Reise nach Rom begeben habe. In wenigen Tagen hatte es Archelaos fertiggebracht, die jüdischen Erwartungen an sich als einen „besseren König“ zunichte zu machen. Er war mit den Protesten und Unruhen nur auf gewaltsame Weise fertiggeworden; vielleicht hatte er am Schluß auch unverhältnismäßig hart durchgreifen lassen. Er hatte, und dies wog schwer, einen gravierenden Tabubruch begangen, als er während des Pessachfestes und im Tempelbezirk eine Schlacht anordnete. Daß er weder Fest noch Opfernde noch Tempel respektierte, machte ihn zum „feindlichen Bruder“, ein Status, der im Judentum schlimmer war als der eines äußeren Feindes.24

21

Ios. bell. Iud. 2, 6 f. ant. Iud. 17, 206 f. Gemäß Ios. ant. Iud. 17, 164 hatte Herodes den Hohenpriester Matitjahu, der während des Vorfalls mit dem goldenen Adler (s.o. S. 169 f. Anm. 493. 494) nichts unternommen hatte, abgesetzt und Jo‘azar, Sohn des Boethos und Bruder von Herodes’ Frau Mariamne (II), eingesetzt. 23 Ios. bell. Iud. 2, 8–13. ant. Iud. 17, 208–218. Nikolaos, De Vita Sua, GLAJJ I, Nr. 97 Zl. 63. 24 Vgl. ASSMANN 2000, 263: „Schon im alten Israel wurde die Unterscheidung zwischen Freund und Feind ausschließlich auf die inneren Feinde angewendet. Abtrünnig werden, vom Gottesbund abfallen konnte nur ein Israelit. Die Unterscheidung zwischen Freund und Feind schnitt hier mitten durch die Gemeinschaft. Die Tendenz zur Verinnerlichung verstärkte sich im Judentum immer mehr, so daß sie schließlich durch das Herz des Einzelnen schnitt“. 22

2. Archelaos, Ethnarch über Judäa (4 v.–6. n.Chr.)

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In Rom mußte sich Archelaos vor Augustus gegen Anklagen seiner Gegner verteidigen, die ihm ungesetzliches Vorgehen und Brutalität vorwarfen. Es war vermutlich nicht nur der Überzeugungskraft seines Anwalts Nikolaos zu verdanken, daß Augustus den Herodessohn politisch nicht ausrangierte. Vielmehr wird Augustus dazu geneigt haben, Archelaos als Herrscherfigur nicht für völlig ungeeignet zu halten. Denn Archelaos hatte – so die Version des Nikolaos – die Ordnung für den Kaiser wiederhergestellt, weil Archelaos’ Gegner gleichzeitig Feinde des Kaisers seien.25 Aufruhr sei verhindert worden. Mit dem Verdikt, daß die Juden ohnehin zum Aufstand neigten, weil sie nicht an allgemeines Recht und Gesetz gewöhnt seien und eigensinnig noch dazu,26 implizierte Nikolaos, daß Archelaos für ein solches Volk der „rechte Mann“ sei, der auch hart durchgreifen konnte. Da war es aus römischer Sicht nicht mehr so wesentlich, ob und in welchem Ausmaß Archelaos im Tempelbezirk Unschuldige oder Rechtsbrecher hatte töten lassen. Augustus konnte sich vermutlich nicht vorstellen, wie abgrundtief gestört die Beziehung zwischen den Juden und Archelaos durch die zu Pessach befohlene Schlacht im Tempel war. Sonst hätte er vielleicht darauf verzichtet, Archelaos und den Juden Judäas die Bewältigung dieser Situation aufzubürden – und den weit weniger belasteten Antipas oder Philippos zum Ethnarchen Judäas gemacht. Schon angesichts der Ereignisse in den ersten Tagen seiner Herrschaft hätte Archelaos nach der Rückkehr aus Rom enorme Anstrengungen unternehmen müssen, um neues Vertrauen zu schaffen und zerstörte Loyalitäten wieder zu binden. Bei seiner Heimkehr nach Judäa wohl noch im Herbst 4 v.Chr.27 fand der Ethnarch aber ein Land vor, das von Unruhen und Kämpfen mit dem syrischen Legaten Varus sowie dem Finanzprocurator Sabinus schwer erschüttert war (Belagerung des Sabinus in Jerusalem, Kämpfe in Jerusalem und am Tempelbezirk mit Brandschäden an 25 Ios. bell. Iud. 2, 34. ant. Iud. 17, 316. Es ist dies eine interessante Übertragung des Treueids, den Provinziale und Klientelkönige zu leisten hatten: die Feinde Roms als die eigenen zu betrachten. 26 Ios. ant. Iud. 17, 316. – Die Stelle wird meist übersehen bei den Listen, die die negativen Urteile über die Juden in der Antike zusammenstellen (z.B. NOETHLICHS 1996, 64–66). 27 Otto geht von einer Rückkehr noch im Herbst 4 v.Chr. aus, weil Augustus schon Mitte des Jahres die Nachfolgefrage entschieden hatte (alle Herodessöhne zählten bereits das Jahr Herbst 5/4 als das Jahr 1 ihrer Herrschaft), das heißt auch in Unkenntnis des zweiten Aufstands in Judäa (OTTO 1913b, 171. OTTO 1913c, 195). HOEHNER 1972, 39 datiert die Entscheidung in den Herbst 4 v.Chr. unter Berücksichtigung von Nachrichten über den zweiten Aufstand. Dies ist jedoch unwahrscheinlich. Abgesehen von den Berichten bei Josephus und Nikolaos, die Ottos Version stützen, hätte Augustus auf die Nachricht von einem zweiten Aufstand kaum neue Tatsachen in Judäa geschaffen. Er hätte wohl Varus’ Bericht über das Ende der Kämpfe und dessen Einschätzung der Lage abgewartet.

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

den Säulenhallen, gewalttätige Kampagnen einzelner messianischer Anführer, Aufstand in Idumäa).28 Was dann in Judäa bis zur Absetzung des Ethnarchen im Jahre 6 n.Chr. geschah, liegt weitgehend im Dunkeln. Für Josephus gab es offenbar kaum verwertbares Material über Archelaos, wie generell für die Zeit zwischen Herodes’ Tod und Agrippa I. Abgesehen von Josephus gibt es zu Judäa und der herodischen Dynastie zwischen 6–37 n.Chr. zudem fast keine andere historiographische Überlieferung. Nur die im Rahmen der römischen Geschichte wichtige Tatsache, daß Archelaos 6 n.Chr. abgesetzt wurde und sein Land direkter römischer Herrschaft unterstellt wurde, findet bei Strabo und Cassius Dio kurze Erwähnung.29 Archäologische Daten oder epigraphische Überreste, die sich eindeutig mit Archelaos verknüpfen lassen, gibt es nicht. Einzig die Münzen des Archelaos vermitteln noch gewisse Informationen, die über das wenige hinausreichen, was wir durch Josephus wissen. Die Geschichte Judäas unter dem Ethnarchen Archelaos beruht demnach zum Großteil auf hypothetischen Rekonstruktionen und Schlüssen ex negativo. Eine Passage im Lukasevangelium (19,12–27) könnte die schwierige Situation des Archelaos nach seiner Rückkehr aus Rom reflektieren. In dem Gleichnis, das Jesus kurz vor seinem Einzug nach Jerusalem erzählt, reist ein Mann von hoher Geburt in ein „fernes Land“, um zum König ernannt zu werden. Er tut dies gegen den Willen seiner Bürger, die ihm eine Gesandtschaft hinterherschicken, um der Instanz, die ihn zum König machen soll, zu verkünden, daß „dieser“ nicht über sie „herrschen solle“. Vor seiner Abreise läßt der Mann zehn douloi kommen, die jeder eine mna erhalten, um damit zu wirtschaften. Nach der Rückkehr des Manns als König müssen die douloi über ihren Ertrag berichten. Der König verteilt daraufhin 10 bzw. 5 Städte an diejenigen douloi, die ihr Gut verzehnfacht bzw. verfünffacht haben. Der doulos, der vorgeblich aus Furcht, tatsächlich aber aus Protest gegen die Habgier des Herrn die mna nur sicher aufbewahrt hat, erhält nichts und muß sein Gut dem doulos, der 10 Städte hat, geben. Die Geschichte endet mit der Ankündigung eines Strafgerichts: „Doch diese meine Feinde, die nicht wollten, daß ich ihr König werde, bringt her und macht sie vor mir nieder“.30 28

Ios. bell. Iud. 2, 39–79. ant. Iud. 17, 221–223. 250–299. Vgl. SMALLWOOD 1976, 110–113. 29 Strab. 16, 2.46 p. 765 = GLAJJ I, Nr. 115 Zl. 175–178. Cass. Dio 55, 27.6 = GLAJJ III, Nr. 408. 30 Lk 19,27 (Übs. revid. Lutherbibel 1984, NESTLE-ALAND 1986). – Archelaos wird in einer heilsgeschichtlichen Rolle bei Mt 2,22 f. erwähnt; die Furcht, die Joseph vor Archelaos als dem neuen „König“ hat, war der Grund, daß Joseph bei der Rückkehr aus Ägypten nicht in seine Heimatstadt Betlehem zurückkehrt, sondern sich im galiläischen

2. Archelaos, Ethnarch über Judäa (4 v.–6. n.Chr.)

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Das Gleichnis könnte Maßnahmen spiegeln, die Archelaos nach seiner Rückkehr getroffen hat. Es ist sehr gut möglich, daß nach den Unruhen politisch-ökonomische Funktionen neu verteilt wurden und die Mitglieder der Elite je nach Verhalten bei den Unruhen Statusveränderungen erfuhren. Ebenso dürfte Archelaos Rache an denjenigen genommen haben, die zu der „Autonomie“-Gesandtschaft und ihren Anhängern gehört hatten. Jedenfalls hatte es Archelaos noch mit einigen aufständischen Gruppen zu tun.31 Zudem setzte er den Hohenpriester Jo‘azar ab, weil er mit den Aufrührern gemeinsame Sache gemacht haben soll.32 Dennoch blieb Archelaos der Familie des Jo‘azar treu.33 Der neue Hohepriester Ele‘azar war Jo‘azars Bruder, und später muß Archelaos Jo‘azar wieder in das höchste Priesteramt gerufen haben, da dieser 6 n.Chr. in dieser Funktion amtierte.34 Herrschaftsstil und Euergesie. Archelaos knüpfte in bestimmten Bereichen an Vorgaben seines Vaters im Bereich der herrscherlichen Repräsentation und des Herrschaftsstils an. Auf Münzen nannte er sich „Herodes, Ethnarch“.35 Seinen individuellen Namen benützte er, wie auch Antipas, in der Münzprägung nicht (im Gegensatz zum Tetrarchen Philippos). Archelaos und Antipas legten demnach Wert darauf, das Moment der dynastischen Nachfolge herauszustellen. Dies spricht nicht dafür, daß ihr Vater bei seinen jüdischen Untertanen so verhaßt gewesen wäre, wie dies Josephus immer wieder betont. Sonst hätten Archelaos und Antipas, die ja über Gebiete mit einem hohen jüdischen Bevölkerungsanteil herrschten, kaum so viel Wert auf diesen Teil ihres Namens gelegt. Wie bei Herodes blieben Archelaos’ Münzen undatiert und ohne Herrschaftsära. Eine derartige, nach außen hin sichtbare, massenhaft verbreitete Zeitrechnung auf Münzen, die in Jerusalem geprägt wurden, hätte womöglich eine zu starke Provokation bedeutet. Denn der Zeitbegriff gesetzestreuer Juden kannte eigentlich nur einen Anfang der Zeit, die Erschaffung der Welt durch Jahwe.36 Mit den Motiven auf den Münzen blieb Archelaos Nazaret niederläßt, „damit erfüllt würde, was gesagt ist durch die Propheten: Er soll Nazoräer heißen“. 31 Ios. bell. Iud. 2, 64 f. ant. Iud. 17, 283 f. 32 Ios. ant. Iud. 17, 339. 33 Zu den Vorfahren des Jo‘azar und Ele‘azar, Söhne des einflußreichen Hohenpriesters Simeon Boethos unter Herodes, KOKKINOS 1998, 218–220. 34 Ios. ant. Iud. 18, 3. 26. 35 Das kleine Corpus der Münzen des Archelaos (sechs Typen) RPC I 4912–4917. MESHORER 2001, Herod Archelaos Nr. 67–74 (acht Typen; Nr. 67 und 68 entsprechen RPC I 4912; die Unterschiede beziehen sich auf Schreibweise und Anordnung der Legende; Nr. 74 kreuzt die Motive und Legenden von RPC I 4917: die Weintraube wird mit EQNARCOU, der Helm mit HRWDHC kombiniert). 36 Welch starken Einfluß diese Auffassung hatte, sieht man an Herodes’ Münzen, die noch eine Jahreszählung aufwiesen (Jahr 3), solange sie noch nicht in Jerusalem geprägt

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

nicht nur der anikonischen Tradition des Vaters prinzipiell treu, sondern orientierte auch die Gestaltung der Münzen eng an Herodes’ Münzen. Zwei Emissionen kopierten Münztypen des Herodes, von denen mindestens ein Typ wohl ganz am Ende der Herrschaft geprägt wurde (Anker/doppelte Füllhörner; Anker/Herrschaftstitel als Legende).37 Hier liegt demnach der Akzent auf der Kontinuität zwischen Vater und Sohn. Bei den übrigen vier Emissionen (RPC I 4914–4917) finden sich nur zwei neue Bildmotive (Schiffsbug mit Rammsporn, Weintraube mit Weinblatt). Alle anderen Symbole stammen aus dem Repertoire von Herodes’ Münzen (gestaffelte Füllhörner, Galeere, Helm mit Wangenklappen, caduceus). Archelaos benützte – wie auch Herodes – Münzprägung weder zur bildlichen Selbstdarstellung noch zur Repräsentation der römischen (Ober-)Herrschaft (Kaiserportrait, kaiserlicher Name), und er vermied auch jegliche Anspielungen auf den Kaiserkult (wie es lange im übrigen auch Antipas tat, während Philippos von Anfang an anders verfuhr). In gewissem Umfang hat Archelaos an die Euergesie seines Vaters angeknüpft. Er erweiterte mit einer neuen Wasserzuführung die Plantagen nördlich von Jericho und gründete auf dem neu erschlossenen Gebiet Archelais.38 Der Ort lag auf halbem Weg zwischen Jericho und Phasaelis, letzteres eine Gründung des Herodes und 4 v.Chr. in Salomes Besitz übergegangen. Vielleicht hatte Archelaos mit der neuen „Plantagenstadt“ den Einnahmeverlust Phasaelis’ kompensieren wollen. Der Name Archelais läßt aus verschiedenen Gründen aufhorchen. Eine Stadt in eigenem Namen zu gründen, war ein typisches, allerdings damals kaum mehr praktiziertes hellenistisches Herrscherverhalten.39 Normalerweise ging eine solche Stadtgründung auch mit einem Kult für den „Grünwurden. Nachdem Herodes Jerusalem erobert hatte, gibt er die Jahreszählung auf Münzen auf. Die Hasmonäer hatten im übrigen ihre Münzen ebenfalls nicht datiert. 37 RPC I 4912 (Archelaos; Anker/caduceus zwischen gekreuzten Füllhörnern) und 4910 (Herodes, gleicher Typus). RPC I 4913 (Archelaos; Anker/Titel „Ethnarch“) und 4911 (Herodes; Anker/Titel „König Herodes“). Vgl. MESHORER 2001, Herod Archelaus Nr. 67–68. 69 bzw. Herod the Great Nr. 59. 60–63. – Zur relativen Chronologie der undatierten Münzen des Herodes ARIEL 2000–2002, der im Unterschied zu Burnett (RPC) und Meshorer die Anker/Titel-Münzen auf die Jahre 25–15 v.Chr. datiert. Der Typ Anker/caduceus mit gekreuzten Füllhörnern wird von Ariel auch als letzte Emission des Herodes gegen Ende der Herrschaft gesehen. 38 Ios. ant. Iud. 17, 340 (kw,mh). Die Gründung wird in bell. Iud. nicht erwähnt. – Man lokalisiert Archelais im heutigen Khirbet el-Beiyudat ca. 12 km nördlich von Jericho (SCHÜRER u.a. I [1973], 355 n. 12; vgl. KOKKINOS 1998, 227 Anm. 79). Bei den 1986 durchgeführten Ausgrabungen hat man nur eine Kirche aus byzantinischer Zeit (spätestens 6. Jh. n.Chr.) freigelegt, s. HIZMI 1993. Ob die Basilica auf früheren Resten ruht, wurde nicht geklärt. 39 So schon für Archelaos gewertet durch OTTO 1913c, 198. Vgl. zum Phänomen der eponymen Stadtgründung im Hellenismus LESCHHORN 1984, 333–336. 338 f. 343 f.

2. Archelaos, Ethnarch über Judäa (4 v.–6. n.Chr.)

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der“ einher,40 was man im Fall des Archelaos ausschließen kann. Dennoch fiel Archelaos mit diesem Verhalten in alte Zeiten zurück, die spätestens seit Augustus eigentlich vergangen waren.41 Archelaos verstieß mit der Gründung von Archelais im Grunde gleich gegen zwei Gepflogenheiten, die für römische Klientelherrscher dieser Zeit galten: Man gründete keine Städte mehr in eigenem Namen, um keine Konkurrenz auf dem Feld des Herrscherkults zu etablieren, und wenn man eine Stadt neu gründete, dann zu Ehren des Augustus und seines Hauses. Warum hat sich Archelaos hier so gegenläufig verhalten – ganz anders als seine Brüder Antipas und Philippos, die insgesamt fünf Städte zu Ehren der Iulisch-Claudischen Dynastie neu gründeten? Offenbar hat Archelaos Augustus nicht als „Wohltäter“ empfunden, wie auch keinen der übrigen Angehörigen des kaiserlichen Hauses. Dies dürfte zum einen mit der Zurücksetzung bei der Testamentsentscheidung zu tun haben. Zum andern war wohl das Klima nach den mit großer Härte niedergeschlagenen Unruhen 4 v.Chr. für eine weitere Namensgründung zu Ehren des Kaiserhauses in Judäa und noch dazu im jüdischen Kernland nicht vorhanden. Dennoch muß man fragen, warum Archelaos keinen unverfänglicheren dynastischen Namen gewählt hat – z.B. den seiner kurz zuvor verstorbenen Mutter Malthake –, ganz zu schweigen von einem aramäischen oder hebräischen Namen. Offenbar wollte der Ethnarch in Rückwendung zur Selbstdarstellung hellenistischer Herrscher seinen Individualnamen in einer Stadt verewigt sehen. Für die Juden wie auch für Augustus war dies kein positives Signal. Eine weitere Bautätigkeit des Archelaos wird überliefert: der prachtvolle Wiederaufbau des bei den Aufständen angeblich schwer in Mitleidenschaft gezogenen Palastbezirks in Jericho.42 Die Ausgrabungen der drei Paläste des Herodes in Jericho haben für beides keinen Nachweis liefern können, weder für die von Josephus überlieferte Zerstörung noch für einen Wiederaufbau. Vielleicht hat man aber den zerstörten und wiederaufgebauten Bereich der Palaststadt – die Wendung avnoikodomei/ de. kai. to. evn

40

LESCHHORN 1984, 338–343. Für das frühe Prinzipat ist mir nur eine einzige Parallele bekannt. König Archelaos von Kappadokien (36 v.–17 n.Chr.) hat das alte Garsaura neu als Archelais gegründet (LESCHHORN 1984, 297 f.). – Das Herodeion des Herodes ist nicht wirklich eine Parallele. Herodes hatte dieses von vornherein als seine Grabstätte konzipiert (auch wenn sich ein Palast und eine Art Palaststadt daran anlagerten). Die übrigen Stadtgründungen Antipatris, Kypros und Phasaelis trugen die Namen bereits verstorbener Familienmitglieder (Vater, Mutter, Bruder), d.h. sie dienten vorwiegend der Erinnerung. Eine Konkurrenz auf dem Gebiet des Herrscherkults bestand hier nicht. 42 Ios. ant. Iud. 17, 340 (nicht erwähnt in bell. Iud.). 41

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

~Iericou/nti basi,leion evkprepw/j muß sich nicht auf ein Palastgebäude beziehen – noch nicht gefunden.43 Josephus überliefert nicht, daß Archelaos die von den Römern in Brand gesteckten Säulenhallen des Jerusalemer Temenos erneuert hat.44 Wahrscheinlich war aber der Schaden nicht so groß wie geschildert und konnte, verantwortet durch die Priesterschaft und finanziert aus dem Tempelschatz, bald behoben werden.45 Archelaos hat sich demzufolge auf dem Feld einer spezifisch an Juden und an den jüdischen Gott gerichteten Euergesie nicht nennenswert hervorgetan. Es gibt keine Nachrichten über ein besonderes Engagement für den Jerusalemer Tempel, und er hat sehr wahrscheinlich das Temenos von Mamre unvollendet gelassen. Er ist damit nicht den Weg seines Vaters gegangen, sich bei der jüdischen Bevölkerung Anerkennung über diese spezielle Art der Euergesie zu verschaffen oder Verstöße gegen die Tora zu kompensieren.46 Archelaos und der Kaiserkult. Die Frage bleibt, was Archelaos auf dem Gebiet des Kaiserkults getan hat. In seine ca. neunjährige Herrschaft dürf43 LICHTENBERGER 1999, 68 erwägt als Möglichkeit, „ob der von Josephus erwähnte Palast des Archelaos nicht vielleicht der dritte Winterpalast ist, der von Netzer Herodes dem Großen zugeschrieben wird“. Zum einen spricht Josephus aber von einem Wiederaufbau (avnoikodomei/), den man dann am dritten Winterpalast eigentlich feststellen müßte. Zum andern ist die Architektur dieses Palastbezirks derart spektakulär, ausgefallen, innovativ und mit einem hochdifferenzierten Raumsystem (privat vs. öffentlich) ausgestattet (vgl. NETZER 1999, 40–55. 125 f. NETZER 2001, 229–298. 317–330), daß man, abgesehen von den Parallelen zu Herodes’ übrigen Palästen, dem jungen Archelaos eine solche Konzeption nicht zuschreiben mag. 44 In der Forschung hat man sich mit diesem Problem, soweit ich weiß, nicht auseinandergesetzt. 45 Hätte sich Archelaos als Bauherr betätigt, hätte Josephus dies sicher erwähnt. Es ist nicht gut vorstellbar, daß für Archelaos andere Maßstäbe als für Herodes gegolten hätten. Selbst in dem viel kritischeren Herodesbild der „Altertümer“ würdigt Josephus Herodes’ Engagement für den Tempel (ant. Iud. 15, 380. 390. 395 f. 412. 414. 416. 423). So bleibt eigentlich nur der Schluß, daß das Ausmaß der Zerstörung weit übertrieben wurde, vermutlich von Josephus selbst, für den sich in den Kämpfen 4 v.Chr. im kleinen das spiegeln mochte, was sich 70 n.Chr. als Katastrophe ereignete. 46 Ein ganz offensichtlicher Toraverstoß war die Heirat mit Glaphyra, der Witwe seines von Herodes hingerichteten Halbbruders Alexander (bell. Iud. 2, 114–116. ant. Iud. 17, 341. 349–353; zu Glaphyra, Tochter des Königs Archelaos von Kappadokien, KOKKINOS 1998, 215. 228; zur Anstößigkeit der Verbindung HOEHNER 1972, 137–140). Archelaos heiratete Glaphyra – nach der Scheidung von Mariamne – um 4/5 n.Chr. (OTTO 1913c, 197. KOKKINOS 1998, 227 f.). Die Ehe war nur von kurzer Dauer. Glaphyra starb bald nach ihrer Ankunft in Judäa. Josephus stellt dies als Akt aus dem Jenseits dar, der die Ordnung wiederherstellte: Glaphyra sei im Traum ihr erster Mann Alexander erschienen, der sie ihres Vergehens beschuldigte und ihr ankündigte, sie zu sich zu nehmen.

2. Archelaos, Ethnarch über Judäa (4 v.–6. n.Chr.)

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ten vier reguläre Kaisareia gefallen sein (Sebaste, Caesarea). Unsere Quellen schweigen darüber, wie sich Archelaos anläßlich solch hoher Tage im kaiserlichen Kultkalender verhalten hat – hat er die Spiele besucht, hat er Preise gestiftet, Öl gespendet, Agonothesien übernommen? Antipas, Agrippa I. und Agrippa II. haben Kaiserspiele in Judäa bzw. ihren Reichen frequentiert, abgehalten und gestiftet. Es ist demnach unwahrscheinlich, daß Archelaos von einem Besuch der Spiele in seinem Reich Abstand genommen hat. Wie weit aber sein Engagement auf diesem Feld ging, ist unbekannt. Eine weitere Frage stellt sich, wie Archelaos auf den Besuch des Gaius Caesar in Judäa 1 n.Chr. reagiert hat, ein Besuch, von dem wir nur durch Sueton wissen. Gaius war im Sommer des Jahres 2 v.Chr. als consul designatus (für das Jahr 1 n.Chr.) auf Augustus’ Wunsch in den Osten aufgebrochen.47 Ausgestattet mit einem imperium proconsulare bzw. als Orienti praepositus (Suet. Tib. 12,2) sollte der präsumptive Nachfolger vor allem diesen Teil des Reiches kennenlernen (und der Osten ihn).48 Zum andern sollte Gaius’ Präsenz im Osten römische Interessen an der Ostgrenze des Reiches wahren.49 Bis zum Ende des Jahres 1 v.Chr. erreichte Gaius über Griechenland und Kleinasien Syria. Dort trat er wahrscheinlich sein Konsulat des Jahres 1 n.Chr. an.50 Gleich zu Beginn des Jahres begab er sich auf einen Feldzug am sinus Arabicus.51 Gaius’ militärischer Erfolg war Anlaß dafür, daß Augustus seine 15. imperatorische Akklamation annahm.52 Nach der Kampagne ist Gaius nach Syrien zurückgekehrt. Er hat Judäa somit auf dem Weg von Syrien ans Rote Meer und zurück zwei Mal 47 Mit der Datierung wird ROMER 1978 und ROMER 1979, 200–203 gefolgt. Üblicherweise wird das Jahr 1 v.Chr. für den Aufbruch angenommen. 48 Vgl. zu dieser Rolle jetzt WOLTERS 2002, bes. 306–310. 49 Der Partherkönig Phraates IV. war 2 v.Chr. ermordet worden. Es war ungewiß, welche Politik der Nachfolger, Phraates’ Sohn Phraatakes (= Phraates V.) gegenüber Armenien und Rom betreiben würde. Zu Gaius’ Aktivitäten während seines Aufenthalts im Osten Cass. Dio 55, 10.18–21. 10a.4–8. Speziell zur Ostmission ROMER 1979 (dem gegenüber SYME 1995 hier der Vorzug gegeben wird). Vgl. BLEICKEN 1998, 608 f. 642. 762. 765. KIENAST 1999, 345 f. 50 Zu Reiseroute und ihrem zeitlichen Verlauf ROMER 1978. ROMER 1979. – ROMER 1979, 207 f. ROMER 1985, 95 zur Frage eines Besuchs in Ägypten (abschlägig gg. SYME 1995, 326). Vgl. ECK 1999b, 29. 51 ROMER 1979, 204–208, gestützt vor allem auf BOWERSOCK 1971, 227 f., was die nabatäische Kampagne angeht (dem auch BARNES 1974, 22 f. folgt). Romer argumentiert auch überzeugend gegen die verbreitete Ansicht, Gaius habe sich hinein nach Ägypten begeben. Gaius hat demnach nur das Grenzgebiet zwischen Ägypten, dem Nabatäerreich und Judäa passiert. 52 BARNES 1974, 23. SYME 1979, 315 ist Barnes gefolgt und hat seine frühere Ansicht, die 15. Akklamation habe sich auf eine Kampagne im Donauraum bezogen, revidiert.

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

passiert. Auch wenn über die Reiseroute nichts Genaueres bekannt ist, dürfte Caesarea eine Station gewesen sein. Bei Sueton findet sich nun die interessante Bemerkung, daß Augustus seinen Enkel dafür gelobt hätte, daß dieser auf der Reise kein Opfer im Jerusalemer Tempel dargebracht hätte: et Gaium nepotem, quod Iudaeam praeteruehens apud Hierosolyma[m] non supplicasset, conlaudauit.53 Verglichen mit dem Auftreten seines Vaters M. Agrippa in Judäa, war dies ein krasser Unterschied. Agrippa war in ähnlicher Mission und Stellung wie Gaius in den Osten gereist und im Herbst 15 v.Chr. nach Judäa gekommen. Herodes hat wohl damals deshalb die Stadt Anthedon neu als Agrippias gegründet.54 Er hat Agrippa die neuen Städte Sebaste und Caesarea sowie seine luxuriösen Palastanlagen (Alexandreion, Herodeion, Hyrkania) vorgeführt. In Jerusalem besuchte Agrippa den Tempelbezirk, ließ ein großes Opfer darbringen (hekatombe) (evtl. in Zusammenhang mit einer Bewirtung des Volkes) und stiftete außerdem noch Weihegeschenke.55 Warum hat sich Gaius so anders verhalten – und warum hat Augustus dies so lobend hervorgehoben?56 Stern interpretiert Augustus’ Haltung als Konsequenz augusteischer Religionspolitik, die Römer auf die altrömischen Kulte zu konzentrieren und fremde Kulte zurückzudrängen.57 Hätte ein Opfer oder ein Weihgeschenk des Gaius an den Jerusalemer Tempel tatsächlich diese Intention gefährdet? Die Art und Weise, wie Gaius seinen Aufenthalt in Judäa gestaltete, dürfte nichts mit Augustus’ „Religionspolitik“ zu tun gehabt haben, zumal diese eine primär stadtrömische und italische Angelegenheit war.58 Vielmehr dürfte Gaius’ Verhalten dem Stand der Beziehungen zwischen Augustus, Archelaos und den Juden Judäas entsprochen haben. In Erinnerung an die schweren Unruhen 4 v.Chr. in Judäa und unter dem Eindruck der aktuellen Partherkrise, die bei Augustus die Erinnerung an die Ereignisse in Judäa 41/40 v.Chr. wachgerufen haben dürfte, wollte Augustus offenbar nicht, daß Gaius, einer seiner präsumptiven Nachfolger und derzeit der mächtigste Mann im Osten des Reichs, dem Ethnarchen Archelaos, den Juden Judäas und dem Jerusalemer

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Suet. Aug. 93; vgl. die Amplifikation in Orosius’ Zitat aus Sueton (Oros. 7, 3.4 f.). Ios. bell. Iud. 1, 87. 416. ant. Iud. 13, 357. Vgl. LICHTENBERGER 1999, 159–161. JAPP 2000, 98. 55 Ios. ant. Iud. 16, 13–16. 55. Philo, leg. 291. 294–297. 56 Augustus’ Haltung überrascht um so mehr, als der Prinzeps und seine Frau dem Tempel zu Herodes’ Zeiten kostbare Weihegeschenke stifteten (Philo, leg. 157. 291. 319. Ios. bell. Iud. 5, 562). 57 STERN in GLAJJ II, 111. 58 Vgl. ZANKER 1990, 108–116. 124–132. KIENAST 1999, 220–227. 54

2. Archelaos, Ethnarch über Judäa (4 v.–6. n.Chr.)

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Tempelkult eine besondere Wertschätzung zuteil werden ließ.59 Denn zu Herodes’ Zeiten sollte und durfte das Verhalten Agrippas in Judäa in diesem Sinne verstanden werden.60 Man darf deshalb annehmen, daß es zu Zeiten des Archelaos zu einer merklichen Abkühlung des Klimas gekommen war. Keine zu unterschätzende Rolle dürfte hierbei Archelaos’ Passivität auf dem Gebiet des Kaiserkults gespielt haben. In Kombination mit Archelaos’ Herrschaftsstil, den er an einer nicht mehr zeitgemäßen hellenistischen Herrscherrepräsentation orientiert zu haben scheint, fehlte es an Signalen und symbolischen Botschaften der Loyalität, die die politische Kommunikation zwischen Augustus und Archelaos erleichtert hätten. Absetzung. Was alles in den Jahren 2–5 n.Chr. geschah, so daß Augustus 6 n.Chr. Archelaos in einem kurzen Verfahren absetzte und das Reich unter direkte Verwaltung durch einen Präfekten stellte, ist nicht bekannt. Strabo und Cassius Dio berichten, daß auch Archelaos’ Brüder in Anklagen verwickelt waren.61 Beide Autoren scheinen aber die Ereignisse 4 v.Chr. und 6 n.Chr. miteinander zu vermengen.62 Josephus’ relativ detaillierte Schilderung der Absetzung, die auf dem Zeitzeugen Nikolaos beruht, erwähnt mit keinem Wort die Brüder. Hier spielen Gesandtschaften der Juden und Samaritaner zu Augustus eine Rolle, die den Ethnarchen wegen dessen wvmo,thj und turanni,j anklagten.63 Es mag sein, daß die Gesandtschaften ihre Bitte wiederholt hatten, daß die Herrschaft eines Mitglieds der herodischen Dynastie über sie nicht fortgesetzt werden möge, und so die alte Idee einer „Autonomie unter römischer Oberhoheit“ noch einmal vorgebracht hatten. Augustus ließ Archelaos jedenfalls unverzüglich nach Rom holen, setzte ihn nach einer Anhörung ab und verbannte ihn in die latinische Kolonie Vienna in Gallien. Der syrische Legat Quirinius sollte Judäa in eine sepa59 Ähnlich SMALLWOOD 1976, 117, wenn auch ohne nähere Begründung („Augustus was becoming dissatisfied with Archelaus’ rule und deprecated anything likely to give an imperial favour“). 60 Vgl. Nikolaos’ Rede vor Agrippa 14 v.Chr.: „Denn all dies, was Du für das Volk und die Stadt [i.e. Jerusalem] als ein Mann getan hast, der mit höchsten Vollmachten ausgestattet ist, darf als Zeichen der Freundschaft, die Du dem jüdischen Volk erwiderst, angesehen werden, nachdem Dir diese Freundschaft vom Hause des Herodes angetragen worden war“ (Ios. ant. Iud. 16, 56). 61 Strab. 16, 2.46. Cass. Dio 55, 27.6. Für bare Münze genommen von OTTO 1913b, 171–174. OTTO 1913c, 198. HOEHNER 1972, 103–105. SMALLWOOD 1976, 117. KOKKINOS 1998, 228. 62 Vgl. STERN in GLAJJ I, 311 und II, 365. 63 Ios. ant. Iud. 17, 342; bell. Iud. 2, 111 fügt hinzu, daß Archelaos die Grausamkeiten „in Erinnerung an vergangene Streitigkeiten“ beging.

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

rate Verwaltungseinheit (praefectura) innerhalb der Provinz Syria überführen und Archelaos’ Privatbesitz auflösen. Erster Präfekt Judäas wurde der Ritter Coponius.64 Mit der politischen Reorganisation gingen vielleicht auch territoriale Modifikationen einher. Die neugegründete Stadt Archelais wurde jedenfalls Salome zugeschlagen.65 Augustus’ bedeutsame Entscheidung gründete sicherlich zum einen in seiner Beziehung zu Archelaos und in dem Eindruck, den er von dessen politischen Fähigkeiten gewonnen hatte. Archelaos hatte weder als Herrscher noch als socius et amicus überzeugt. Zum andern dürften die schweren Probleme, die es in den Jahren 3–6 n.Chr. im römischen Reich, in Rom selbst und in der domus Augusta (Nachfolge) gab,66 eine wesentliche Rolle dabei gespielt haben, die jüdische Ethnarchie unter direkte römische Herrschaft und Verwaltung zu stellen (und nicht z.B. Antipas zuzuschlagen). Offenbar wollte Augustus zu einem Zeitpunkt, als die Hälfte der römischen Legionen im Norden stand und die Lage an der Ostgrenze (Parther) keineswegs stabil war, angesichts der Opposition gegen Archelaos nicht das Risiko eines weiteren Aufstands eingehen. Er wollte nicht abwarten, wie loyal Archelaos sein würde, wenn er zu stark unter Druck geriete. Das strategisch wichtige Gebiet sollte in dieser Situation unter einer besonderen Kontrolle stehen – deshalb wohl auch die Einrichtung einer praefectura, auf die im Krisenfall sofort von Syrien aus Zugriff erfolgen konnte. Die Botschaft an die beiden übriggebliebenen Tetrarchen, Antipas und Philippos, war auch deutlich. Sie herrschten mit Duldung Roms in einem strategisch sensiblen Raum. Ein Zuviel an politischer Ambition, ein Zuwenig an politischer Loyalität genügte, um persönlich alles zu verlieren und das eigene Volk wieder unter Fremdherrschaft zu führen, d.h. hinter die Errungenschaften des Makkabäeraufstands zurückzufallen.

64 Ios. bell. Iud. 2, 111–113. 117. ant. Iud. 17, 342–344. 355. 18, 1 f. – Zum politischen Status Judäas den wichtigen Aufsatz Ghirettis, dessen Analysen in das Ergebnis münden, „que la Giudea, dall’anno 6 all’avvento di Claudio, venne organizzata in praefectura annessa alla provincia di Siria; il controllo militare del territorio (sottoposto all’imperium dei legati fin dal tempo di Pompeo) fu affidato ad un prefetto che fungeva da rappresentante dei legati di tale provincia“ (GHIRETTI 1985, 765 f.). 65 Ios. ant. Iud. 18, 31. 66 Zur Krisenlage im Reich BLEICKEN 1998, 586–593. KIENAST 1999, 349 f. 369–371. 376 f. – In Rom kam es seit 5 n.Chr. zu schweren Versorgungskrisen, Zerstörungen durch Erdbeben und Brände; die Stimmung steigerte sich zur Panik angesichts der Aufstände im Reich 6 n.Chr. (KIENAST 1999, 140–143). – Gaius’ Tod im Februar 4 n.Chr. erzwang ein neues Konzept der Nachfolge (Tiberius, als dessen präsumptiver Nachfolger Germanicus) mit den entsprechenden Maßnahmen, die viel politische Unruhe erzeugten (BLEICKEN 1998, 644–646. KIENAST 1999, 138 f.).

3. Der Kaiserkult im römisch verwalteten Judäa 6–41 n.Chr.

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3. Der Kaiserkult im römisch verwalteten Judäa 6–41 n.Chr.: Räumliche Trennung, symbolische Akte, ausgehandelte Kompromisse Wenn sich jüdische Gesandtschaften von Augustus tou/ e;qnouj auvtonomi,a erbeten hatten – 4 v. und wohl auch 6 n.Chr. –, dann war damit die durch keinen politischen Herrscher behinderte Vormacht des Jerusalemer Priesteradels und der pharisäischen Elite über den Tempel (d.h. vor allem über Tempelschatz, Opferdienst, Distribution der Abgaben an die Priester) und über die Geltung bzw. Durchsetzung der Tora gemeint.67 Die Frage war, ob sich diese Vorstellung mit der Organisation römischer Herrschaftsmacht in Einklang bringen ließ.68 Die Einrichtung der praefectura Iudaea. Eine erste einschneidende Erfahrung dessen, was Rom unter einer direkten Herrschaft verstand, machte man mit den Maßnahmen, die 6/7 n.Chr. ergriffen wurden. Der syrische Legat P. Sulpicius Quirinius ließ in Syrien und in der praefectura Iudaea einen Census durchführen und den (großen) persönlichen Besitz des Archelaos für den kaiserlichen Fiscus einziehen.69 Was letzteres, abgesehen von dem Vermögensverlust für die herodische Familie, politisch und soziologisch in Judäa bedeutete, kann man nur erschließen.70 Wenn Quirinius Land ausschließlich verkauft hat (wie ant. Iud. 18, 2 avpodwso,menoj nahe67 Josephus, Angehöriger dieser Elite, formuliert den „Verfassungswechsel“ von der „Monarchie“ zur „Aristokratie“ 6 n.Chr. deshalb aus seiner Sicht ganz richtig, wenn er sagt: avristokrati,a me.n h=n h` politei,a( th.n de. prostasi,an tou/ e;qnouj oi` avrcierei/j evpepi,steunto (ant. Iud. 20, 251). – Das politische Organ dieser „Aristokratie“ war das sune,drion, der Sanhedrin. Das 70- oder 71-köpfige Gremium setzte sich vor allem aus Priestern und einflußreichen (pharisäischen) Schriftgelehrten (die nicht immer dem Priesterstand angehörten) zusammen. Im wesentlichen fungierte der Sanhedrin als rechtsetzende und rechtsprechende Instanz auf Basis der Tora. Unter Herodes und Archelaos war der zwischen 63 und 37 v.Chr. erstarkte Sanhedrin entmachtet worden. Zum Sanhedrin ausführlich SCHÜRER u.a. II (1979), 199–226, wobei viele Frage offenbleiben, deren Klärung man auch in der jüngeren Literatur vermißt (z.B. GOODMAN 1987, 111–115 und SANDERS 1992, 472–481, die beide sehr skeptisch sind, ob der Sanhedrin als Institution überhaupt existierte; STERN 1995, 308–310. HENGEL/DEINES 1996, 465 f. GABBA 2001, 135). 68 Dazu GABBA 2001, 134 f.; vgl. BALTRUSCH 2001 mit seiner These von der grundsätzlichen Unvereinbarkeit jüdischer und römischer politischer Vorstellungen von Freiheit und Herrschaft (bes. 125–157). 69 Ios. ant. Iud. 17, 355. 18, 1–3. 26. Cass. Dio 55, 25.6. Apg 5,37. – Zur Datierung und Durchführung des Zensus vgl. BRAUNERT 1957. SCHÜRER u.a. I (1973), 399–427. NOETHLICHS 1996, 158 f. Anm. 132. KRIEGER 1997. 70 Vgl. die Überlegungen Ecks zu den Konfiskationen nach den beiden jüdischen Aufständen und ihrer Bedeutung (ECK 2000a, bes. 143–146).

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legt), dürfte dies zu großen Besitz- und Statusverschiebungen in Judäa geführt haben, die den Unterschied zwischen arm und reich innerhalb der jüdischen Gesellschaft verstärkt haben dürften. Zusätzlich dürfte Grundbesitz auch in die Hände von Nicht-Juden gekommen sein. Vielleicht hat Quirinius einen Teil der Domänen für den kaiserlichen fiscus aber auch nur eingezogen. Dann konnten die Pächter dort zwar noch arbeiten, allerdings mit einem bedeutsamen Statuswechsel. Nun arbeitete man für den Kaiser, einen Fremdherrscher, und entrichtete dessen Procuratoren Abgaben. Die Durchführung des Census führte, so Josephus, zu Furcht, Ratlosigkeit und Erstarrung unter den Juden. Der Hohepriester Jo‘azar mußte dazu überreden, daß man die Besitzstände den römischen Zensusbeamten erklärte.71 Wie er dabei argumentierte, sagt Josephus nicht. Es wurden sicher nicht einfach nur die Konsequenzen der Verweigerung vor Augen geführt. Vielleicht wurde der Unterschied, ob man an Archelaos oder Augustus die Steuern entrichtete, heruntergespielt. Vielleicht wurde die Devise ausgegeben, daß man sich bis zum Anbruch der Gottesherrschaft mit den Mächtigen der Welt, und so auch mit Fremdherrschern zu arrangieren habe. Die meisten Juden sind dieser pragmatischen Haltung offenbar gefolgt. Die Rolle des Kaiserkults bei der Formierung des antirömischen Widerstands 6 n.Chr. Der Galiläer Juda, dessen Familie aus Gamla stammte,72 und der Pharisäer Zaddok agitierten jedoch öffentlich gegen jeglichen Rechtfertigungsversuch der Fremdherrschaft – mit dem Erfolg, daß seitdem eine bestimmte radikale Toraobservanz, von Josephus „Vierte Philosophie“ genannt, entstand.73 Juda rief zum Abfall (avpo,stasij) von den Römern auf, „indem er es tadelte, wenn sie dulden würden, Steuer den Römern zu entrichten, und wenn sie neben Gott einen sterblichen Gebieter ertragen“.74

Bei qnhto.j despo,thj hat, so Krieger, „die Gottesbezeichnung despo,thj Pate gestanden, die bei Josephus das griechische ku,rioj der LXX bzw. das Tetragramm der hebräischen Bibel ersetzt“. Deshalb sei die Bezeichnung 71

Ios. ant. Iud. 18, 3. Dieser ist nicht identisch mit Juda, Sohn des Ezechias, der 4 n.Chr. eine Revolte anführte. KRIEGER 1997, 20–22 hat überzeugend gegen die oft in der Forschung (vgl. KRIEGER 1997, 21 Anm. 13. GABBA 2001, 133 Anm. 197) vertretene Ansicht von der Identität dieser beiden Personen argumentiert. 73 Ios. bell. Iud. 2, 118. 433. 7, 253. ant. Iud. 18, 4–10. 23. 20, 102. Apg 5,37. Ein inhaltlicher Vergleich zwischen der Darstellung der Vierten Philosophie in bellum und antiquitates bei KRIEGER 1994a, 20–28. MCLAREN 2004. Zur „Vierten Philosophie“ und Juda HENGEL 1961, 85–150. 336–344. 74 Ios. bell. Iud. 2, 118; vgl. bell. Iud. 2, 433: Juda habe die Juden geschmäht, „daß sie sich den Römern unterordnen neben Gott“. 72

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nicht abwertend gemeint, sondern ergäbe sich aus der „Entgegensetzung von Kaiser und Gott“.75 Im Bericht der antiquitates fügt Josephus noch ein Argument Judas hinzu: Der Census bringe „nichts anderes als gänzliche Sklaverei“ (a;ntikruj doulei,an).76 Auch hier wird die radikale „Freiheitsliebe“ der Gruppe betont, deren Anhänger „in allem übrigen mit der Meinung der Pharisäer übereinstimmen, unbezwinglich aber ist ihre Liebe zur Freiheit, denn sie betrachten Gott als einzigen Führer und Gebieter“ (dusni,khtoj de. tou/ evleuqe,rou e;rwj evsti.n auvtoi/j mo,non h`gemo,na kai. despo,thn to.n qeo.n u`peilhfo,sin).77

Auf welche Auslegungen der Tora konnte sich die Gruppe um Juda und Zaddok mit ihrer radikalen Ablehnung der römischen Herrschaft stützen? Welche Traditionen konnten die Verweigerung des Census, in Konsequenz davon die Verweigerung von Steuern begründen? Welche Rolle spielte in der Argumentation der römische Kaiser? M. Hengel und K.-St. Krieger führen die Verweigerung von Census und Steuern zum einen auf die Aktualisierung biblischer Traditionen, insbesondere 2 Sam 24 und 3 Mose 25,23, zurück.78 2 Sam 24 ist die in königskritischer Haltung erzählte Geschichte einer Volkszählung durch David, der eine schwere Strafe Gottes folgt, die das gezählte Volk schwer dezimiert. David bekennt seinen Fehler und stiftet zur Buße einen Brandopferaltar in Jerusalem. 3 Mose 25,23 erklärt das Land Israel als unveräußerliches Eigentum Jahwes, das nur von den Israeliten genutzt werden darf (was auch das Verbot von Naturalsteuern an Fremdherrscher mit einschließt).79

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Beide Zitate KRIEGER 1994a, 21. Ios. ant. Iud. 18, 4. – Man hat die Entstehung von „Sklaverei“ durch den Zensus als Möglichkeit der Schuldknechtschaft oder als Chiffre für ein Leben unter Fremdherrschaft interpretiert (z.B. BRAUNERT 1957, 212 f. HENGEL 1961, 134 f. 145. 232 f. SCHÜRER u.a. II [1979], 603 f. SCHÄFER 1995, 111. STERN 1995, 338). Schäfer hat zusätzlich erwogen, ob die „Versklavung“ nicht auch mit dem Verkauf der Domänen des Archelaos in Zusammenhang stehen könnte, „which thereby came into the possession of Non-Jews. This means that the former ‚royal farmers‘ were deprived of their land, or else had to eke out an existence as tenants of foreign landowners“ (SCHÄFER 1995, 112). 77 Ios. ant. Iud. 18, 23. 78 HENGEL 1961, 134–136. 138 f. KRIEGER 1994a, 28. 79 „Darum sollt ihr das Land nicht verkaufen für immer; denn das Land ist mein, und ihr seid Fremdlinge und Beisassen bei mir“; vgl. Jes 62,8: „Der HERR hat geschworen bei seiner Rechten und bei seinem starken Arm: Ich will dein Getreide nicht mehr deinen Feinden zu essen geben noch deinen Wein, mit dem du so viel Arbeit hattest, die Fremden trinken lassen, sondern, die es einsammeln, sollen’s auch essen und den HERRN rühmen, und die ihn einbringen, sollen ihn trinken in den Vorhöfen meines Heiligtums“. 76

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Zum andern gehen Hengel und Krieger auf den Status des römischen Kaisers ein, der auch göttliche Verehrung genießt. Dies verbiete die Entrichtung von Steuern an diesen: „Der römische Kaiser genießt göttliche Verehrung. Er steht dadurch in Konkurrenz zu Jahwe, als dem einen und einzigen Gott. Der Princeps ist ein Götze, zu dem ein Jahwegläubiger nicht abirren darf. Der Tribut ist dann auch deshalb zu verweigern, weil die römischen Denare, in denen er zu entrichten ist, das Bild des Kaisers tragen und seine religiösen Titel nennen“.80

Gabba sieht die entstandene „Vierte Philosophie“ als „the latest addition, as a highly political movement, to the traditional framework of the Jewish sects, with a vigourous and unbending consistency of doctrine and action within Messianic expectation“.81 M. Smith betont noch stärker, m.E. zu Recht, die Neuartigkeit der aus pharisäischem Gedankengut gespeisten politischen Radikalität der „Vierten Philosophie“: „a lasting, organized, anti-Roman party, not anti-Roman because the Romans were supporting the wrong local ruler, or insisting on some particular measure, but anti-Roman in principle“.82 Wie ist dieser Umschlag zu erklären? Steuern und Abgaben an die Römer aus „Jahwes Land“ waren seit 63 v.Chr. nichts Neues (auch wenn Judäa unter Herodes und Archelaos nie insgesamt steuerpflichtig gewesen war). „Schätzung“ bzw. „Zählung des Volkes Israel“ dienten auch unter den Herodiern als Grundlage der Steuererhebung, selbst wenn ein römischer Census härter durchgeführt worden sein mag. Die radikale Ablehnung der römischen Herrschaft dürfte vor allem durch die Kaiserfigur

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KRIEGER 1994a, 28. Vgl. HENGEL 1961, 108 f.: Es sei wahrscheinlich, „daß der eigentliche Akzent in der Botschaft des Judas nicht so sehr in dem Verbot lag, ‚außer Gott noch Sterbliche als Herrscher zu ertragen‘ [scil. Ios. bell. Iud. 2, 118, Verf.], als vielmehr darin, daß Menschen, die sich göttliche Würden anmaßten, kein Gehorsam geleistet werden dürfe. Die Anerkennung des römischen Kaisers kam für ihn wohl dem Götzendienst gleich“. ELSAS 1990 hebt besonders das Argument hervor, das sich auf die göttliche Verehrung des Kaisers bezieht. BRINGMANN 1992, 58–60 betont, man habe in dem Protest an die Makkabäererhebung angeknüpft, die sich auch gegen die hohe Abgabenlast an den seleukidischen König gerichtet hätte. Vgl. schon HENGEL 1961, 105–109, und in Anlehnung daran SCHÄFER 1995, 111 zum Kern der Lehre des Zaddok und seiner Nachfolger, den Zeloten: „Every form of temporal power – and certainly that of an emperor who claimed divinity for himself – contradicts the sovereignty of God and must therefore be opposed“. 81 Beide Zitate GABBA 2001, 133 f. 82 SMITH 2001b, 506. – Zur pharisäischen Tradition der Vierten Philosophie Ios. ant. Iud. 18, 23. Josephus betont die Neuartigkeit der Bewegung (bell. Iud. 2, 118. 433. ant. Iud. 18, 9. 23).

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selbst angetrieben worden sein, die, weil sie auch göttliche Verehrung, allgemein und in Judäa, genoß, in Konkurrenz zu Jahwe trat.83 Hierbei spielten nicht nur die Tempelkulte in Sebaste und Caesarea eine gewichtige Rolle, nebst anzunehmenden kultischen Einzelakten der paganen Bevölkerung und dem Kaiserkult der römischen Truppenteile84. Sobald man den überkommenen Kollektivbegriff „Israel“ (Gottes Volk) mit dem territorialen Begriff ’eretz jisra’el („Land Israels“) zusammenschloß und darunter, in Anknüpfung an die makkabäisch-hasmonäische Tradition, ein Territorium verstand, in dem die Tora (als Gottes Gesetz für Gottes Volk) zu gelten hatte, war der Kaiserkult ein „Götzenkult“, der heiliges Land verunreinigte und den man nicht dulden konnte.85 Von ’eretz jisra’el bzw. nur ha ’aretz („das Land“ des Volkes Israel) sprechen in vorexilischen Texten z.B. 5 Mose 11,24. 1 Sam 13,19. 2 Kön 5,2.4. 6,23. Ez 21,7. 22,23–30. 25,3.6. 28,25 f. 47,13–23. Nachexilisch wird der Begriff zur Landverheißung, zentriert um Juda und Jerusalem: „Und der HERR wird Juda in Besitz nehmen als sein Erbteil in dem heiligen Lande und wird Jerusalem wieder erwählen“.86 Deutero-/Trito-Sacharja (4./3. Jh. v.) kündigt die Vernichtung der Götzenkulte und alles Unreinen im Land an: „Zu der Zeit, spricht der HERR Zebaoth, will ich die Namen der Götzen ausrotten aus dem Lande, daß man ihrer nicht mehr gedenken soll; dazu will ich auch die Propheten und allen Geist der Unreinheit aus dem Lande treiben“.87 Griechisch wird ’eretz jisra’el meist mit (ta.) o[ria Israhl wiedergegeben: 1 Makk 2,45–48 (kombiniert mit Kampf gegen die neuen Kultstätten, s. 1 Makk 1,47 oivkodomh/sai bwmou.j kai. teme,nh kai. eivdw,lia): „Mattatias und seine Freunde zogen umher und rissen die Altäre nieder und beschnitten alle unbeschnittenen Kinder, die sie im Land Israel (evn o`ri,oij Israhl) fanden, mit Gewalt. Sie verfolgten die Söhne des Hochmuts, und ihr 83

HENGEL 1961, 108 ff. (wie auch KRIEGER 1994a und die in Anm. 80 genannten Arbeiten) setzen dies zwar als These, bieten aber keine historische Kontextualisierung. Auch wenn es in der biblischen Tradition die Möglichkeit gab, so zu argumentieren, bleibt die Frage, warum zu diesem Zeitpunkt eine solche Argumentation Anhängerschaft mobilisieren konnte. 84 Zum Kaiserkult im römischen Heer, der auch in die lokale „Zivilgesellschaft“ übergriff, STOLL 2001, 64 („ein gemeinsames Agieren von Armee und Gesellschaft … gemeinsame Loyalitätshandlungen an den Festtagen des Kaisers, gemeinsame Feiern, Paraden und Bankette … Koppelung paralleler, ziviler und militärischer, Kulthandlungen im Kaiserkult“); 95 („zentrale Bedeutung des Kaiserkultes“ in der Heeresreligion, d.h. „Bedeutung des Kaisers als zentrale Figur und die intensive Aufnahme des Kultes im Heere, dessen Leben durch ein festes Netz von Riten an den Kaiser gebunden war“). 85 Vgl. zur Fortführung dieser Linie Kap. V 3. – Zum Nebeneinander der Verwendung von „Israel“ als ethnischem (i.S. eines Kollektivs und einer Kultgemeinschaft) und territorial-geographischem (’erez jisra’el) Begriff sowie zum „Heiligen Land“ („konzentrische Heiligkeitsbereiche“ um das „Allerheiligste des Jerusalemer Tempels“) ausführlich KEEL u.a. 1984, 254–262. 285 f. (Zitat S. 285). 86 Sach 2,16; vgl. 2 Mose 19,5 f.; als realisiert gesehen in 2 Makk 2,17 f. 87 Sach 13,2; als Auftrag Gottes an Israel formuliert im spätvorexilisch und nachexilisch beibehaltenem dtn Konzept 5 Mose 7,5 f. 12,2 f. Vgl. das prospektive Heilige-LandKonzept im Jubiläenbuch (ca. 164–152 v.Chr.), dazu FREY 1997, bes. 288.

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Werk glückte unter ihren Händen ganz und gar. Sie entrissen das Gesetz der Hand fremder Völker und der Hand der Könige. Dem Sünder gaben sie kein Horn [= keine Macht]“. 1 Makk 9,23 f. berichtet vom Abfall von Teilen des Volkes und die damit einhergehende Abwendung des Landes: „Nach dem Tode Judas kamen die Gesetzlosen im ganzen Lande Israel (oi` a;nomoi evn pa/si toi/j o`ri,oij Israhl) wieder hervor, und alle, die Unrecht begingen, standen auf. In jenen Tagen gab es eine große, schwere Hungersnot; und das Land fiel mit jenen ab“. Der Abfall Jasons vom „heiligen Land und der Königsherrschaft (Jahwes) (avpo. th/j a`gi,aj gh/j kai. th/j basilei,aj)“ wird 2 Makk 1,7 konstatiert. Die „Reinigung“ Gesers durch Simeon beinhaltet die Vertreibung der Paganen, die Entfernung der Götterbilder und alles Unreinen, die Entsühnung der durch Fremdkulte befleckten Häuser und schließlich die Ansiedlung gesetzestreuer Männer (1 Makk 13,47 f.).88 Der Aspekt der Zerstörung der Fremdkulte und Götzenbilder wird erinnert in AssMos 10, 7. Die „Antiquitates Biblicae“ (ca. 1–70 n.Chr.) halten den Kampf gegen den Götzendienst im Land (Israel) für die besondere Aufgabe von dessen Bewohnern, getreu 5 Mose 7,5 f. 12,2 f.89 Auch Philo, leg. 202. 205. 230 rekurriert auf diesen Bedeutungsgehalt; der Begriff der hiera chora wird von Philo konkret verwendet spec. leg. 4, 215; her. 293; somn. 2, 75.90

Ob die „Vierte Philosophie“ schon am Anfang so dachte, ist nicht ersichtlich. Unabhängig davon mußte auch „Israel“ als Kultgemeinschaft den Kaiserkult mit dem sog. Kaiseropfer im Jerusalemer Tempel integrieren. Auch auf dieser „normalen“ Ebene trat der römische Kaiser (und Fremdherrscher) also schon in Konkurrenz zu Jahwe. Die Abschaffung dieses Opfers war 66 n.Chr. eine der ersten Taten der radikalen Aufständischen, weil es ihrem Verständnis einer exklusiven jüdischen Kult- und Opfergemeinschaft zuwiderlief (dazu noch in V 3). Die Problematik des „Kaiseropfers“ wird in der Forschung oft etwas unterschätzt und soll deshalb hier ausführlicher behandelt werden. Das Kaiseropfer im Jerusalemer Tempelkult. Man hatte – vielleicht schon unter Herodes, vermutlich jedoch erst seit 6 n.Chr. (dazu noch u.) – im Jerusalemer Opferkult das regelmäßige Opfer für den Fremdherrscher wieder aktiviert, eine Opferart, die zum ersten Mal für den persischen König Dareios I. bezeugt ist. Gemäß Esr 6,6–12 stellte Dareios die Mittel für die Fertigstellung des „Zweiten Tempels“ und für die Wiederaufnahme des täglichen Opferbetriebs zur Verfügung, damit die Juden „opfern zum lieblichen Geruch dem Gott des Himmels und bitten für das Leben des Königs und seiner Söhne“ (Esr 6,10; vgl. 7,23). Woher auch immer die 88

Ähnlich das Verfahren mit der seleukidischen Akra in Jerusalem (1 Makk 13,50); vgl. die Reinigung und Wiedereinweihung des Tempels und des Zionsberges 1 Makk 4,36–50; die Zerstörung von Götzenkulten im Zuge hasmonäischer Kriegsführung: Juda in Aschdod (1 Makk 5,68); das Verhalten Jonatans in Aschdod und Umland (1 Makk 10,84). Insgesamt zum Begriffsgehalt von ’eretz jisra’el, wie er sich in der hasmonäischen Zeit entwickelt, MENDELS 1987, 57–88. 89 LAB 18,13 f. 21–25. 30,1. 34. 36,3 f. 38. 44. 90 Zu Philo SCHALLER 2001, 17 ff.

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Mittel der Opferfinanzierung stammten (wohl aus den Abgaben, die die Juden an den Perserkönig leisteten) – der Perserkönig finanzierte durch regelmäßige Unterstützung den täglichen Opferkult am Tempel mit und kam so auch in den Genuß eines vom jüdischen Gott erbetenen Wohlergehens für den Bestand seiner Herrschaft.91 Die am Jerusalemer Tempel in hellenistischer Zeit bezeugten Opfer für die ptolemäischen und seleukidischen Könige sind gleicher Natur.92 Unter den Hasmonäern änderte sich dies freilich. Sie führten zwischen 125 und 88 v.Chr. die obligatorische Halbschekelsteuer zur Finanzierung des täglichen Kults ein, wohl mit dem Konzept, daß sich dadurch alle Juden am Kult und den damit verbundenen Effekten (Sühne, Reinheit) beteiligt fühlen sollten und konnten.93 Das neue Autonomiekonzept der Hasmonäer erlaubte auch nicht die Integration eines herrscherlichen Wohltäteropfers. Die Römer als neue politische Herren seit 63 v.Chr. änderten an diesen Verhältnissen nichts, erlaubten aber den Einzug der Tempelsteuer (auch in der Diaspora) und verhielten sich dadurch quasi als „Wohltäter“ des Jerusalemer Kults.94 Die Etablierung des Prinzipats und die Entwicklung des Kaiserkults veränderten dann die Situation, insbesondere nach der Einrichtung der direkten römischen Herrschaft über Judäa im Jahre 6 n.Chr. Es kam wieder zur Integration eines Herrscheropfers in den täglichen Kultbetrieb des Tempels. Welcher Art war dies nun, wie wurde es finanziert, was für eine Bedeutung hatte es? Widersprüchliche Angaben bei Philo und Josephus haben die Forschung seit langem zu unterschiedlichen Auffassungen geführt.95 Philo berichtet in der Legatio ad Gaium, daß Augustus aus seinem persönlichen Einkommen tägliche Brandopfer als aparche (im jüdischen Kontext: Erstlingsopfer) an den höchsten Gott angeordnet habe: evk tw/n ivdi,wn 91 SCHÜRER u.a. II (1979), 309–313 (312 zur Finanzierungsquelle). ALBERTZ 1996, 490 ist weniger konkret: Weil der persische König zum Tempelbau beigetragen hatte und „zum Unterhalt des stetigen Opferkults Zuschüsse zahlte … standen der fremden Obrigkeit Opfer und Fürbitte für das Leben der königlichen Familie und für den Bestand des Reiches zu“. Vgl. KRAUTER 2004, 199 f. 92 Arist 45 (für Ptolemaios II. Philadelphos, seine Schwester, seine Kinder und Freunde). Ios. ant. Iud. 12, 140 zitiert ein Edikt Antiochos’ III., wonach dieser ähnliche Mittel zum Opferdienst bereitstellen ließ wie die Perserkönige. Es ist anzunehmen, daß der Herrschaftswechsel zu den Seleukiden nichts am Zusammenhang zwischen herrscherlicher Mitfinanzierung des täglichen Kults und Opfer für das Wohl des Herrschers änderte, zumal Antiochos sich mit diesem Akt zum Wohltäter und Schutzherrn des Jerusalemer Tempels erklärte. Vgl. 2 Makk 3,3 (Seleukos IV.). 1 Makk 7,33. 2 Makk 9,16 (Antiochos IV.). 93 KRAUTER 2004, 200. 94 KRAUTER 2004, 200 f. 95 Vgl. dazu KRAUTER 2004, 197.

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proso,dwn avparch.n tw|/ u`yi,stw| qew/| (leg. 157). Augustus wird hier also zu einem Partizipanten des Jerusalemer Opferkults und im Kontext der Stelle sogar zu einem Anhänger der jüdischen Religion stilisiert.96 Leg. 317 erweitert die Angaben dahingehend, daß diese Opfer „bis heute“ ausgeführt würden und aus zwei Schafen und einem Widder bestünden. Es wäre demnach also ein regelmäßiges Opfer des Augustus an den jüdischen Gott gewesen, zusätzlich zu dem ohnehin täglich durchgeführten regelmäßigen Opferkult für Jahwe (das sog. Tamidopfer). Damit erscheint das Augustusopfer auch nicht als Herrscheropfer alter Tradition, d.h. eines vom Fremdherrscher mitfinanzierten Tamidopfers, bei dem das Wohl des Herrschers mitbedacht worden war, sondern als persönliche Opfergabe des Augustus. Ein solches Opfer und dazu eines, das auch nach Augustus’ Tod weiter vollzogen worden wäre, ist abwegig. Die Aussagen gehören in einen bestimmten Argumentationszusammenhang bei Philo und sind, wie Krauter jetzt zu Recht festgestellt hat, historisch nicht auswertbar. 97 Was die Natur des Opfers angeht, gibt Philo, leg. 280 den wahren Sachverhalt etwas zutreffender wieder, wenn es heißt, die täglichen Opfer der ganzen Judenschaft am Jerusalemer Tempel brächten zum Ausdruck, daß die Juden wahrhaftig filokai,sarej seien. Es handelt sich also um Opfer für den Kaiser, die von „den Juden“ finanziert und durchgeführt wurden. Josephus’ Angaben zum Kaiseropfer sind dann klarer und eindeutiger: VIoudai/oi peri. me.n Kai,saroj kai. tou/ dh,mou tw/n ~Rwmai,wn di.j th/j h`eme,raj qu,ein e;fasan,98 bzw. Facimus autem pro eis [scil. imperatori et populo Romano] continua sacrificia et non solum cotidianis diebus ex impensa communi omnium Iudaeorum talia celebramus.99

Das Opfer wurde demnach zwei Mal täglich auf Kosten der Juden für (peri,/pro) den Kaiser und das römische Volk ausgeführt und stellt – anders als in der persischen oder hellenistischen Zeit – einen zusätzlich zum Tamidopfer eingerichteten, eigenen Opferkult für den römischen Fremdherrscher dar. Sehr wahrscheinlich wurde das Kaiseropfer erst 6 n.Chr. und nicht schon unter Herodes eingeführt.100 Prinzipiell ist ein solches Opfer 96 KRAUTER 2004, 197. – JUSTER 1914, 347 Anm. 5 sah entsprechend der Ideologie der Philopassage in Augustus’ Eigenfinanzierung eine diplomatische Geste in Rücksicht auf den jüdischen Monotheismus. Ähnlich SCHÜRER u.a. II (1979), 312. 97 KRAUTER 2004, 197. 98 Ios. bell. Iud. 2, 197 (eine Antwort der jüdischen Gesandten an den syrischen Legaten P. Petronius bei der Diskussion um die Aufstellung eines oder mehrerer Statuen Caligulas im Tempel zu Jerusalem). 99 Ios. c. Ap. 2, 77. – Vgl. bell. Iud. 2, 409: u`pe.r tou,twn (scil. ~Rwmai,wn) qusi,an Kai,saroj. bell. Iud. 2, 410: to. u`pe.r tw/n h`gemo,nwn e;qoj. bell. Iud. 2, 416 ta.j u`pe.r evkei,nwn (scil. ~Rwmai,wn kai. tou/ Kai,saroj) … qusi,aj. 100 In der Forschung setzt man sich mit der Frage des Zeitpunkts, an dem das Opfer wieder aufgenommen wurde, wenig auseinander. Smallwood befürwortete in ihrem

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ohnehin erst nach 27 v.Chr. möglich; politisch erscheint eine Wiederaufnahme unter Herodes zweifelhaft. Sollte Herodes tatsächlich mit der hasmonäischen „Opferautonomie“ gebrochen haben? Eher dürfte doch die seit 6 n.Chr. gestärkte Tempelpriesterschaft nach der Absetzung des Archelaos (und damit eines jüdischen Oberherrn über sie) Anlaß und Interesse gehabt haben, das Opfer für das Wohl des römischen Kaisers, der ihrer Bitte um Autonomie entsprochen hatte, einzuführen. Ex impensa communi omnium Iudaeorum dürfte wohl die Finanzierung aus der Halbschekelsteuer aller Juden, nicht aus den Steuern der Provinz Judäa bedeuten.101 Dies legt die sprachliche Formulierung sehr nahe (wären die Steuern aus der Provinz Judäa, in der ja auch Nicht-Juden steuerpflichtig waren, gemeint gewesen, hätte man dies doch anders ausgedrückt). Insofern war es kein Kaiseropfer der Provinz Judäa, sondern eines der gesamten Judenschaft (auch außerhalb des römischen Reichs, denkt man an die große Gemeinde im Partherreich, v.a. in Babylon). Philo und Josephus stellen dieses Opfer als die den Juden einzig mögliche, maximale und ganz besondere Form der opferkultischen Ehrung des Kaisers dar.102 Entsprechend wird das Kaiseropfer am Jerusalemer Tempel von der Forschung oft als Äquivalent für den sonst bei den Provinzialen üblichen Kaiserkult angesehen.103 Bestimmte Charakteristika, die zur Implementierung des Kaiserkults in lokale Kulte der Provinzialen gehören, sind tatsächlich auch beim Kaiseropfer am Jerusalemer Tempel vorhanden. Der Kaiser wurde in JerusaKommentar zur Legatio (S. 241) 6 n.Chr., SMALLWOOD 1976, 83. 148 Anm. 20 hält sie es für möglich, daß schon Herodes das Kaiseropfer eingeführt hat. NOETHLICHS 1996, 161 Anm. 157 erwägt wiederum 6 n.Chr. als Beginn („seit Augustus (ab 6 n.Chr.?)“), KRAUTER 2004, 196 Anm. 737 tendiert zu Herodes, 206 Anm. 789 dagegen zu 6 n.Chr. 101 KRAUTER 2004, 198. – Bislang vertrat man die Ansicht, das Opfer sei aus den Steuereinnahmen der Provinz bezahlt worden, s. SMALLWOOD 1970, 240 f. SMALLWOOD 1976, 148 Anm. 20 (hier nur als Möglichkeit erwogen). SCHÜRER u.a. II (1979), 312. SCHWARTZ 1990, 200 f. SCHWARTZ 1992f, 113. NOETHLICHS 1996, 161 Anm. 157. PUCCI 1998, 472. 102 Vgl. Phil. leg. 280 (s.a. leg. 231 f. 288 f. 356 die Hekatomben für Caligula aus besonderem Anlaß). Ios. c. Ap. 2, 76 f. 103 SMALLWOOD 1976, 83 („as a substitute for direct emperor worship“). 148 („to replace the offering of sacrifices to the emperor himself normal in other provinces“). SCHÜRER u.a. II (1979), 311: „this sacrifice … was the sole form under which Judaism could furnish an equivalent to the cult of Augustus and Rome practiced elsewhere in the provinces“. MAIER 1989, 77: „die an dessen Stelle [scil. Reichs- bzw. Kaiserkult] im Jerusalemer Tempel dargebrachten regelmäßigen Opfer“. PUCCI 1998, 479: „sacrificing in the Temple ,on behalf‘ of the emperor … could be regarded by the Romans as a way of participating in the imperial cult“; vgl. 472: „the Jewish way to show their devotion to the emperor, in a manner which was permitted by Jewish law“. Vgl. SEVENSTER 1975, 151.

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lem in das lokale, reguläre religiöse Ritual für den höchsten Gott integriert.104 Damit wurde auf der Ebene des religiösen Rituals die römische Superiorität, konkret erfahrbar in der Person des Kaisers, öffentlich, aber außerhalb der „normalen“ politischen Kommunikation ausgedrückt und anerkannt.105 Im Fall des Jerusalemer Kults war das Kaiseropfer aber nicht wirklich äquivalent und damit eine „Ersatzleistung“ gleicher Funktion wie der Kaiserkult der übrigen Provinzialen. Dabei spielte es bis Caligula wohl nicht die entscheidende Rolle, daß der Kaiser nicht auch mit einem (Götter-)Bild repräsentiert wurde, weil dies mit Jahwe ja auch nicht geschah.106 Es fiel auch nicht so stark ins Gewicht, daß man nicht dem Kaiser, sondern nur für ihn bzw. sein Wohlergehen opferte (auch die „paganen“ Opfer an den lebenden Kaiser allein waren i.d.R. immer nur Opfer der letzten Kategorie).107 Entscheidend war, daß man den Kaiser im Opferritual Jahwe nicht gleichstellte. Das Tamid-Opfer des jüdischen Volks für Jahwe (dymth tl[ oder nur dymth) wurde täglich morgens und abends dargebracht (Widderopfer, begleitet von einem Speise- und Trankopfer).108 Obwohl auch das Kaiseropfer zwei Mal täglich durchgeführt wurde und ein blutiges Opfer war, blieb es ein separates Opfer mit anderen Opfertieren. Insofern fiel die Differenz zwischen Jahwe und dem Kaiser sehr viel größer aus als sonst bei den Provinzialen und ihren isotheoi timai für den Kaiser und konnte leicht Gegenstand paganer Kritik und Polemik werden. Da mochte man bei den Juden gegen solche Vorwürfe immer wieder darauf hinweisen, daß kein 104

Zu den isotheoi timai, die die Griechen dem Kaiser erwiesen, s. PRICE 1984a, bes.

47–49. 105 S. dazu PRICE 1984a, bes. 7–9. 234–248. KLAUCK 1996, 71–73 (der den Kaiserkult deshalb als „ ‚institutionelle Metapher‘ “ bezeichnet, „die das anders nicht verbalisierbare Grundgefüge des Gesellschaftssystems auf eine Kurzformel bringt und aktiv an seiner Tradierung mitwirkt“ [72 f.]). 106 Der Vorwurf, daß die Juden dem Kaiser keine Statuen (und auch keine simulacra, s. Tac. hist. 5, 5.4) errichten (Philo, leg. 198; Ios. bell. Iud. 2, 194. ant. Iud. 18, 257 f. [258 zusätzlich der Vorwurf, daß die Juden keinen Eid beim Namen des Kaisers schwören]; c. Ap. 2, 72–75), ist vielleicht zunächst gegen die Diasporajuden erhoben worden. Erst unter Caligula wird das Argument dann auch gegen die Juden in Judäa gewendet. 107 Zu Opfern „an“ und „für“ den Kaiser PRICE 1980. PRICE 1984a, 209–220. KLAUCK 1996, 62. CLAUSS 2001, 316–318. CHANIOTIS 2003, 30. PUCCI 1998, 474–479, allerdings mit zu viel Gewicht auf der Äquivalenz dessen, was Juden und Nicht-Juden mit dieser Art Opfer ausdrückten. Es gab auch Opfer an den lebenden Kaiser, und sobald ein Kaiser oder ein Mitglied der domus Augusta vergöttlicht war, wurde ein direkter Opferkult institutionalisiert. Bei Kultgemeinschaften oder -assoziationen (Zeus [und] Augustus, Demeter [und] Livia etc.) war es ebenso (vgl. PRICE 1984a, 216–220. KLAUCK 1996, 62). 108 Zum Tamid-Opfer s. SCHÜRER u.a. II (1979), 299–301.

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Sterblicher sonst bei ihnen solche Ehrung im Kultritual erführe. Im Konfliktfall entscheidend war der Vergleich mit den höchsten göttlichen Ehren.109 Die Präfektur des Pontius Pilatus. Die „Vierte Philosophie“ gewann 6 n.Chr. in Judäa fürs erste nicht die Oberhand.110 Erst mit Pilatus’ Präfektur (26–Anfang 37 n.Chr.)111 setzen wieder ausführlichere Nachrichten bei Josephus und Philo zu Judäa ein.112 Berichtenswert sind beiden Autoren nur die negativen Vorfälle. Bei den Konflikten zwischen Pilatus und den Juden handelt es sich interessanterweise fast nur um solche auf dem Gebiet des Kaiserkults und der kaiserlichen Repräsentation („Standartenepisode“, „Schildepisode“). Zusammen mit Pilatus’ Münzprägung und der Baustiftung eines „Tiberieum“ läßt sich feststellen, daß Pilatus Kaiserkult und 109 Vgl. die entsprechenden Vorwürfe bzw. die Gegenargumentation Phil. leg. 157. 198. 203. 231 f. 317 f. 353–357; Ios. bell. Iud. 2, 195–197. ant. Iud. 18, 257 f. 260. 266– 268. 274. 277. 279–281; c. Ap. 2, 76 f. Philo setzt sich auch allgemeiner kritisch mit den isolympiai kai isotheoi timai für Menschen auseinander: Decal. 8–9. Leg. All. 1, 149. Evtl. reflektieren auch Joh 5,18 und Phil 2,6–11 jüdisch-christliche Auseinandersetzungen mit der Positionierung Jesu im Kontext der Menschen/Herrschern gewährten isotheoi timai, s. HEEN 2004. 110 Cassius Dio und Sueton schweigen zu Judäa unter Augustus und Tiberius völlig. Tacitus, der immerhin von den Unruhen nach Herodes’ Tod weiß (Anmaßung der Königsherrschaft durch Simeon, Eingreifen des Varus), faßt die Zeit danach mit der bekannten Sentenz zusammen: sub Tiberio quies (hist. 5, 9.2). Auch Philo spricht nur allgemein von den positiven Beziehungen zwischen Juden und den Kaisern Augustus und Tiberius, insbesondere weil beide Kaiser den Juden ein Leben gemäß der Tora ermöglichten und ihren persönlichen Kult nicht einforderten (wie Caligula) (Philo, leg. 8–13. 141–159. 240. 311–316; Flacc. 50). 111 Vgl. zur Diskussion um die Dauer von Pilatus’ Amtszeit, v.a. was das Ende (36 oder 37 n.Chr.) betrifft, SCHWARTZ 1992a und SCHWARTZ 1992b. KRIEGER 1992a sowie KRIEGER 1993 löst die Inkonsistenzen in den jeweiligen Passagen in bell. Iud. und ant. Iud. überzeugend durch Analysen der Kompositionstechnik des Josephus auf. Der neue Ansatz von LÖNNQVIST 2000, den Beginn der Statthalterschaft aufgrund metallurgischer Münzanalysen, wobei das Schwanken des Bleigehalts der (anonymen) Statthaltermünzen zwischen 17/18 und 31/32 n.Chr. mit Pilatus’ Bau eines Jerusalemer Aquädukts zusammenhängen soll, schon auf 17/18 v.Chr. vorzudatieren, wirft zum einen erhebliche Zweifel auf, was die Zuordnung von Einzeldaten zu einem Zusammenhang angeht. Zum andern bietet der literar- und quellenkritische Ansatz (SCHWARTZ, KRIEGER) plausiblere Erklärungen für eine Amtszeit 26–Anfang 37 n.Chr. Ein weiteres Problem ist die dann fast 20jährige Amtszeit des Pilatus, die Lönnqvist mit dem problematischen Verweis auf Seian (s.u. Anm. 113) erklären muß sowie der von Lönnqvist nicht aufgelöste Widerspruch seiner These zur Angabe ant. Iud. 18, 35, daß Pilatus’ Vorgänger Valerius Gratus 11 Jahre in Judäa amtierte (d.h. mindestens bis 25 n.Chr.). 112 Ios. ant. Iud. 18, 29 f. berichtet noch für die Amtszeit des Coponius (6–ca. 9 n.Chr.) einen innerjüdischen Konflikt, zwischen Juden und Samaritanern, weil diese zu Beginn des Pessachfestes den Tempelbezirk mit Totengebeinen verunreinigt hatten.

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kaiserliche Repräsentation forciert hatte und dies zu Konflikten mit den Juden geführt hat. Auf eine ausgeprägte Judenfeindschaft (insbesondere als Parteigänger Seians)113 führt man in der Forschung Pilatus’ Verhalten heute meist nicht mehr zurück.114 Wenn Hennig betont, daß Pilatus aber auch keine judenfreundliche Politik betrieb115 und daß dies vor allem in Zusammenhang mit Kaiserkult und Kaiserrepräsentation geschah, so bieten sich zwei Erklärungsmöglichkeiten an. Entweder setzte Pilatus bewußt die wirkungsvolle, leicht verständliche Symbolsprache des Kaiserkults ein, um den Juden die Superiorität des römischen Kaisers vor Augen zu führen. Dies wäre dann eine offensive politische Nutzung des Kaiserkults gewesen, um zur öffentlichen und demütigenden Anerkennung der römischen Herrschaft zu zwingen (vergleichbar z.B. Vitellius’ Verhalten gegenüber dem Partherkönig Artabanos).116 Oder die Akte entsprangen einem normalen Agieren eines römischen Amtsträgers im Kontext der aktuellen Entwicklungen des Kaiserkults, das nur in Judäa besonders prekär war. Dann hätte Pilatus eine Problematik anfangs nicht wahrgenommen oder unterschätzt und dann nicht (an)erkennen wollen – was zur steten Erneuerung der Konfrontation führte und Pilatus’ Autorität nicht stärkte, weil er jeweils ein Einsehen haben mußte. Die folgende Analyse von Standartenepisode, Schildepisode, Münzprägung und Stiftung eines Tiberieum versuchen, diese Fragen genauer zu beantworten. Die Standartenepisode. Josephus berichtet, sowohl im bellum wie auch in den antiquitates, detailliert von den Auseinandersetzungen zwischen Pila113 Zur Zurückweisung der Seianthese (d.h. einen Judenhaß bei Pilatus auf seine enge Beziehung zum Judenfeind Seian zurückzuführen) HENNIG 1975a (v.a. 160–179 zur Entmystifizierung des angeblichen Judenhassers Seian). 114 Zur Kritik dieses Pilatusbildes in der Forschung LÉMONON 1981, 275–277 und jetzt sehr gut KRIEGER 1995 (Forschungsgeschichte bis 1990; vgl. zu dieser Tradition seitdem z.B. noch PALTIEL 1991, 92. 95–100). Mit BOND 1998 liegt eine ausgewogenere Darstellung zu Pilatus vor, die eine spezielle Judenfeindlichkeit als Erklärungsmuster nicht mehr benützt (vgl. bes. die historischen Wertungen S. 47. 93. 203–205). 115 Hennig läßt offen, ob dies aus Gründen der Provokation geschah oder unter der Maxime, die Verhältnisse in Judäa an den Standard anderer Provinzen anzupassen (HENNIG 1975a, 176–178). 116 Als Vitellius mit dem parthischen König einen Vertrag abschloß, ließ er ihn den Vertrag mit einem Opfer vor den römischen Feldzeichen und den aufgestellten Kaiserbildern bekräftigen (Cass. Dio 59, 27.3. Suet. Cal. 14,3). Wie schwer dem Zoroastrier Artabanos (d.h. als Monotheist) das Opfer für den römischen Gott Augustus gefallen ist – auch vor der Öffentlichkeit seines Heers –, kann man nicht einschätzen. Das Opfer vor dem lebenden römischen Kaiser dürfte aus parthischer Sicht hochproblematisch gewesen sein. Es bedeutete anzuerkennen, daß in der Beziehung zu Rom und dessen oberstem Repräsentanten (auch) sakrale Gesetze galten wie sonst im Umgang mit Göttern. Der Kaiserkult drückte hier eine neue, erniedrigende Weltordnung aus.

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tus und aufgebrachten Juden, weil Pilatus bei der Überführung von Truppen nach Jerusalem signa mit dem Kaiserbild in Jerusalem hatte aufstellen lassen.117 Bei den shmai,ai dürfte es sich um Signumstangen gehandelt haben, an denen Scheiben mit Kaiserportraits (imagines Caesaris) befestigt waren. Diese Feldzeichen wurden von den Soldaten kultisch verehrt; das Kaiserbild war in diesen Kult mit eingebunden.118 Pilatus war der erste Präfekt von Judäa, der die Feldzeichen mit Kaiserbild nach Jerusalem gebracht hatte. Seine Vorgänger hatten in Jerusalem signa ohne das Kaiserimago benützt (Ios. ant. Iud. 18, 56). Daraus kann man entnehmen, daß nicht unbedingt der signa-Kult, sondern der seit Augustus damit verbundene Kaiserkult das besonders Anstößige für die Juden war.119 Die Proteste der Juden, ja die Bereitschaft, sich lieber töten zu lassen als diesen Verstoß gegen die Tora hinzunehmen, bewogen Pilatus, die Feldzeichen nach Caesarea bringen zu lassen. Schildepisode. Bei Philo ist die Schildepisode überliefert. Pilatus habe goldene Schilde (evpi,crusoi avspi,dej) für Tiberius im römischen Amtssitz in Jerusalem, Herodes’ ehemaligem Palast in der Oberstadt, als Weihobjekte aufgestellt (a,nati,qhsin).120 Die Schilde waren anikonisch, wie Philo betont, und trugen nur eine Weihinschrift. Für die Juden waren sie dennoch anstößig. Hochgestellte Abgesandte der Juden – angeführt von vier Söhnen des Herodes, die hinsichtlich to. avxi,wma kai. taj tu,caj Königen nicht nachstanden, wie Philo bemerkt –121 insistierten darauf, daß sie entfernt würden. Pilatus hat den Autoritätskonflikt, in dem er hier stand, selbst nicht lösen können oder wollen. Ein Dekret des Tiberius, an den sich die Juden mit Briefen gewandt hatten, verfügte dann, daß die Schilde im Augustustempel von Caesarea Maritima aufgestellt werden sollten.

117 Ios. bell. Iud. 2, 169 ta.j Kai,saroj eivko,naj( ai] shmai/ai kalou/ntai; ant. Iud. 18, 55 (mit einer genaueren Bezeichnung des signa-Typus) protomai. Kai,saroj( ai] tai/j shmai,aij prosh/san. Der ganze Vorfall Ios. bell. Iud. 2, 169–174. ant. Iud. 18, 55–59. Eine vergleichende Textanalyse bei KRIEGER 1994a, 32–42. 118 Zum Heiligkeitsstatus der Feldzeichen und ihrem regelrechten Kult vgl. Ios. bell. Iud. 3, 124. Tac. ann. 1, 39. Plin. nat. 13, 4.23. Cass Dio 40, 18.1. – Zu signa mit Kaiserimago STOLL 2001, 38 (Beispiel aus der frühen Kaiserzeit, Augustus und Livia?). 41 (Beispiel aus der frühflavischen Zeit, Vespasian, Titus, Domitian?). 51 (m. Anm. 25 Lit.). Zu Kaiserbildern allgemein an der militärischen Ausrüstung STOLL 1995, 68 ff. Zum signa-Kult in Verbindung mit Kaiserkult vgl. EHLING 2003–2004, 7 f. 119 So auch EHLING 2003–2004, 8. 120 Phil. leg. 299–305. 121 Leg. 300. Es muß sich auf jeden Fall um die Tetrarchen Antipas und Philippos gehandelt haben; für die beiden anderen kommen Herodes (Sohn der Mariamne), Herodes (Sohn der Kleopatra) und Phasael (Sohn der Pallas) in Frage (vgl. KRIEGER 1995, 65 Anm. 10).

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Die Forschung sieht in der „Schildepisode“ überwiegend eine Marginalie, die Philo zu einem Konflikt hochstilisiert hätte, um die Ungeheuerlichkeit von Caligulas Anspruch, in Jerusalem als Gott verehrt zu werden, deutlich zu machen.122 Richtig ist, daß Pilatus das Bilderverbot achtete. Dennoch waren die Schilde anstößig, weil sie in Zusammenhang mit dem Tiberiuskult standen. Entweder war dies ohnehin selbstverständlich, oder es machte für die Juden keinen Unterschied, ob das Schild ein Bildnis trug – wie andernorts üblich – oder nicht, weil das Schild als Herrscherrepräsentation intendiert war.123 Eine weitere Möglichkeit ist, daß die Inschrift in der Titulatur Elemente des Herrscherkults enthielt.124 Münzprägung. Pilatus’ prägte Münzen in drei aufeinanderfolgenden Jahren (16., 17. und 18. Jahr des Tiberius) (Abb. 33a–c). 125 Die Münzen weisen eine neue Symbolik auf, die in den Prägungen unter Pilatus’ Nachfolgern nicht mehr verwendet wird. Tiberius’ Name auf dem Avers wird mit einem simpulum oder einem lituus auf dem Revers kombiniert (Abb. 33a.b). Auf der Rückseite der Münze des Jahres 16 Tib. Ära (29/30 n.Chr.) befindet sich ein Ährenbündel mit der Legende IOULIA KAICAROC (Abb. 33c). Livia war im Januar 29 n.Chr. gestorben,126 so daß man in der Münze eine postume Ehrung der Augusta sehen muß. Man hat die Symbole auf Pilatus’ Münzen immer wieder kontrovers diskutiert, allerdings meist unter der oben schon skizzierten Fragestellung, ob Pilatus bewußt antijüdische bzw. für die Juden anstößige Münzen hat schlagen lassen.127 Da man in der Forschung langsam vom Bild des

122

In dieser Tendenz z.B. jetzt wieder KRIEGER 1995, 75 f. (mit Verweisen auf Vorgänger in dieser Ansicht) – SCHWARTZ 1983 vertritt gegen die übrige Forschung (z.B. SMALLWOOD 1970 [11961], 302. MAIER 1969, 113 f. HOEHNER 1972, 172. SMALLWOOD 1976, 166. LÉMONON 1981, 229 f.) die Ansicht, es liege eine Doublette vor. Die Diskrepanz zwischen beiden Episoden ist jedoch zu stark, als daß man Schwartz hier folgen könnte. Soweit ich sehe, hat niemand diese These aufgenommen (s.a. die Bedenken von FELDMAN 1989, 382). 123 So LÉMONON 1981, 212–217. 124 So BOND 1998, 38 f. wegen eines divi filius. Bond überlegt auch, ob die Juden vielleicht der Titel eines pontifex maximus gestört hätte. Ähnlich schon FUKS 1982. – DAVIES 1986 vertritt die These, die Schilde seien wegen des Dedikationsaktes, der mit ihnen verbunden war, anstößig gewesen. 125 RPC I 4967–4969. – EHLING 2003–2004, 8 plädiert dafür, die datierte Seite als Rückseite anzusprechen. 126 Tac. ann. 5, 1.1 datiert Livias Tod in das Konsulatsjahr des Rubellius und Fufius (29 n.Chr.). Gemäß Plin. nat. 14, 60. Cass. Dio 58, 2.1 erreichte Livia ein Alter von 86 Jahren, d.h. sie erlebte ihren 87. Geburtstag am 30. Januar nicht mehr. 127 Vgl. die Diskussion bei HENNIG 1975a, 176 f. LÉMONON 1981, 113–115. KRIEGER 1995, 80 f. Einschlägig jetzt auch BOND 1996.

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a

b

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c

Abb. 33a–c. Münzen des judäischen Präfekten Pontius Pilatus a. TIBERIOU KAICAROC L Ij [Jahr 16 = 29/30 n. Chr.]; simpulum; RS: IOULIA KAICAROC; drei Kornähren. b. TIBERIOU KAICAROC; lituus; RS: L IZ [Jahr 17 = 30/31 n.Chr.] im Lorbeerkranz. c. TIBERIOU KAICAROC; lituus; RS: L IH [Jahr 18 = 31/32 n.Chr.] im Lorbeerkranz.

Judenfeinds Pilatus abrückt, stellt sich die Frage nach Pilatus’ Gestaltung seiner Münzprägung neu. Das Ährenbündel ist ein Götterattribut, das Fruchtbarkeit und Prosperität symbolisiert. Besonders häufig ist die Verbindung zwischen Demeter/ Ceres und dem Ähren(mohn)bündel.128 In der iulisch-claudischen Zeit wurden nur hochrangige Frauen des Kaiserhauses mit diesem Symbol abgebildet. Die Beschwörung der aurea aetas im Zeitalter der pax Augusta sowie die gestiegene Bedeutung der Kaisergattin und Kaisermutter im Prinzipat führte dazu, daß den zentralen weiblichen Figuren der domus Augusta die Symbole einer prosperierenden und harmonischen Welt beigeschrieben wurden. Repräsentationen von Fruchtbarkeits- und Schutzgöttinnen erhielten wiederum die Züge der Frauen der domus Augusta.129 Eine deutliche Zunahme dieser Tendenz ist unter Tiberius im Osten des Reichs zu beobachten.130 Dies dürfte, neben der fortschreitenden Rezeption der Augu128

Vgl. SIMON 1985, 115 (mit Abb. 109. 110). 314 (mit Abb. 301). ZANKER 1990, 177–196 (zum „goldenen Zeitalter“ und seinen Motiven). 236 f. (zur Angleichung der Frauen des Kaiserhauses an Fruchtbarkeits-, Schutz- und Friedensgöttinnen). MIKOCKI 1995, Nr. 309. 347. 348. 390. 391. 410 (kaiserliche Statuen mit Ährenbündel). Vgl. ALEXANDRIDIS 2000, 14 f. 130 S. die Belege bei HAHN 1994, 44–47 und die Auflistung: S. 322 Kat.-Nr. 1 (Amphipolis). S. 323 Kat.-Nr. 17 (Kyzikos). S. 324 Kat.-Nr. 31 (Aphrodisias). S. 327– 329 Kat.-Nr. 58–66. 68 (Thessalonike, Korinth, Lampsakos, Pergamon, Ephesos, Sardeis, Tralleis, Caesarea Philippi). Kat.-Nr. 67 ist eine nicht mehr verifizierbare Münze, die Mionnet Caesarea Philippi zugeschrieben hatte. – Kyzikos und Tralleis sind Belege für die Assoziierung Livias mit dem Demeterkult schon in Augusteischer Zeit. Alle übrigen Belege stammen aus der Zeit des Tiberius. – Auch in Rom, in Italien und im Westen des römischen Reiches gibt es eine parallele Entwicklung. Livia wurde unter Augustus, ver129

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steischen Bilderwelt, auch mit der veränderten dynastischen Rolle Livias seit Tiberius’ Herrschaftsantritt zusammenhängen. Als Mutter des regierenden Kaisers stand Livia für den Fortbestand der Dynastie. So kam ihr jetzt die Symbolik der Demeterfigur besser zu als die Heras, als die sie im Osten des Reichs unter Augustus prominent verehrt wurde.131 Anläßlich des Todes der Livia erinnerte Pilatus’ Münze an die weit verbreitete Verehrung der Augusta als Fruchtbarkeitsgöttin. Dies tat im übrigen auch der Tetrarch Philippos, der in der postumen Ehrung aber noch weiter ging, indem er nicht nur eine Portraitmünze mit Demetersymbolik emittierte (Abb. 40c), sondern auch eine Stadt namens Ioulias gründete (s. III 5). 132 Der Augurenstab (lituus) war durch die augusteische Herrschaftsideologie zu einem prominenten Symbol des Kaisers geworden, der als mächtiger und frommer Herrscher den Frieden im orbis terrarum garantierte.133 Auf der berühmten Gemma Augustea hält Augustus als thronender Jupiter den lituus und damit den Schlüssel zu Krieg (unteres Register) und Frieden (oberes Register) in der rechten Hand.134 Nach Augustus’ Tod wurde die Assoziation des princeps an Jupiter auf die Nachfolger übertragen.135 In stärkt noch unter Tiberius, mit den Attributen einer Fruchtbarkeitsgöttin dargestellt bzw. einem Ceres-, Magna-Mater-, Tellus- oder Abundantia-Kult assoziiert. Vgl. die Belege bei GRETHER 1946, 226 f. m. Anm. 21–24. 239 m. Anm. 97 f. 243 f. m. Anm. 124–133. 131 Dies ist nur die dominante Aussage der bei HAHN 1994, 322–334 versammelten Belege. Selbstverständlich gibt es auch Gegenbeispiele: Livias Verehrung als Demeter unter Augustus (s. d. vorige Anm. sowie u. Anm. 310), Livias Verehrung als Hera unter Tiberius (HAHN 1994, Kat.-Nr. 72. 74. 76. 77), wobei es sich hier aber auch um Belege handeln kann, die die Kontinuität eines bereits unter Augustus gestifteten Hera-LiviaKults bezeugen können. – Als ikonographische Belege für Livia als Demeter/Ceres sei hier nur auf eine Münze aus Pergamon (14–19 n.Chr., RPC I 2368), eine Münze aus Augusta (26/27 n.Chr., RPC I 4009), einen Sardonyx aus tiberischer Zeit (ZANKER 1990, Abb. 184) und die Statue der Ceres Augusta aus dem Theater von Lepcis Magna (erbaut 1/2 n.Chr., ZANKER 1990, Abb. 185) verwiesen. Vgl. jetzt auch STRICKERT 2001, 80–86. 132 STRICKERT 1995, 183 f. sieht in den zwei herabhängenden Ähren eine abschlägige Stellungnahme des Pilatus zur Frage der Deifizierung Livias, in S TRICKERT 2001, 85 werden die drei Ähren als Repräsentationen des Tiberius, Augustus und der Livia interpretiert (die aufrechte Ähre symbolisiere den noch lebenden Tiberius). M.E. bleibt die Darstellung des Ährenbündels ganz im üblichen Rahmen. 133 Augustus war seit 41 v.Chr. Augur und konnte so vor allen Feldzügen selbst die (günstigen) auguria einholen, die zum Auszug in den Krieg berechtigten. Bis 16 v.Chr. war er Mitglied aller wichtiger Priesterschaften. 12 v.Chr. wurde er pontifex maximus. Die Gerätschaften der Priesterschaften, denen Augustus angehörte, wurden Teil der Augusteischen Bilderwelt. Der Lituus spielt dabei ein prominente Rolle. Vgl. ZANKER 1990, 127 f. 132 f. SIEBERT 1999, 130 f. 134 Vgl. z.B. Abb. 182 bei Zanker, der zur Bildgestaltung bemerkt: „Der Herrscher wird als eine Art Funktionär sowohl des Staates wie der Götter beschrieben. Er herrscht gleichsam in doppeltem Auftrag. Der lituus in der Hand des Jupiter-Augustus weist auf diese Rolle als Mittler hin“ (ZANKER 1990, 235). 135 ZANKER 1990, 234 f. SIEBERT 1999, 130 f.

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diesem Kontext kann die zweimalige Verwendung des lituus auf den Pilatusmünzen für Tiberius gesehen werden. Das simpulum, ein Schöpfgefäß für die Weinspende, verweist ähnlich wie der lituus, auf die sakrale Aura der kaiserlichen Herrschaft, auf die Vereinigung von virtus und pietas in der Herrschergestalt.136 Parallel zur Sakralisierung der Prinzipatsherrschaft gab es im Kaiserkult Opfer, bei denen Kultgeräte wie das simpulum und die patera benützt wurden (Prominenz des Wein- und Weihrauchopfers im Kaiserkult)137. Insofern steht bei Pilatus’ Münzen die Abbildung des simpulum zusammen mit dem Kaisernamen für beide Bereiche: für die sakralisierte Herrschaft des Kaisers und für die Tatsache, daß man in ihm eine gottähnliche Figur sah. Lémonon hatte als Fazit seiner Analyse zu Pilatus’ Münzen bemerkenswerterweise schon festgestellt: „Pilate a recours à des symboles utilisés pour les monnaies romaines et liés au culte impérial“.138 Die These wurde nicht rezipiert, vielleicht weil Lémonon die konkrete Bedeutung der Symbole im Kaiserkult nicht dargelegt hat.139 Die hier durchgeführten Analysen gehen in Lémonons Richtung, bieten aber noch mehr konkretes Material dafür, alle drei Münzemissionen des Pilatus auf den Kult für Tiberius zu beziehen, wobei in der Emission des Jahres 29/30 zusätzlich auf die kultische Verehrung Livias rekurriert wird. Das Tiberieum in Caesarea. Eine der berühmtesten Inschriften, die in Israel gefunden wurden, verzeichnet die Stiftung eines „Tiberieum“ durch Pilatus. Die vieldiskutierte, nur fragmentarisch erhaltene Inschrift, im übrigen das einzige außerliterarische Zeugnis zu Pilatus, wurde von der italienischen Expedition, die unter der Leitung von A. Frova das Theater ausgrub, im Jahre 1961 entdeckt (Abb. 34–36).140 Der Kalksteinblock (66 x 82 136

Vgl. ZANKER 1990, Abb. 103 mit römischen Denaren aus den Jahren 16 v.Chr. (RS) und 13 v.Chr. (VS). Die vier Sakralgeräte simpuvium, lituus, Dreifuß und patera repräsentieren Priesterschaften, denen Augustus angehörte. Auf dem Denar des Jahres 13 v.Chr. wird Augustus’ Porträt mit dem lituus kombiniert, rückseitig amtiert er als Priester capite velato und mit einem simpuvium in der Rechten. – Zur Funktion und Bedeutung des simpulum/simpuvium SIEBERT 1999, 47–51. 236–239. 137 Dazu noch in Kap. III 5. 138 LÉMONON 1981, 115. 139 KRIEGER 1995, 80 f. geht auf Lémonons These nicht ein, weil er sich auf den Nachweis konzentriert, daß Pilatus auch in der Münzprägung nicht aus „antijüdischer Einstellung“ heraus gehandelt hat. – EHLING 2003–2004, 9 konzediert, daß Pilatus mit der Verwendung heidnischer Kultsymbole „deutlich von seinen Vorgängern ab[rückte]“ und bewertet die Motivwahl zwar nicht als bewußten Affront gegen jüdisches Empfinden, aber als „unbedacht“. 140 Der Fund wurde durch FROVA 1961 angezeigt. In der Schlußpublikation der italienischen Mission (FROVA u.a. 1966) wird die Inschrift durch C. Brusa Guerra behandelt (S. 217–228). Zur Forschungsgeschichte und -diskussion BOFFO 1994, 217–233. LEH-

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Abb. 34

Abb. 35

Abb. 36

Abb. 34–36. Caesarea Maritima, die im Theater verbaute Bauinschrift des Pilatus. Abb. 34. Plan des Theaters. Abb. 35. Plan der Fundlage des verbauten Kalksteinblocks (Stein Nr. „86“) vor einem Treppenaufgang an der äußeren linken Cavea. Abb. 36. Rekonstruktion der Inschrift gemäß G. Alföldy.

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x 21 cm)141 wurde, als das Theater im 4. Jh. n.Chr. zu einer Stätte umgebaut wurde, in der auch Wasserspiele durchgeführt werden konnten, in einem Treppenabsatz verbaut. Der Stein war vorher schon einmal zweckentfremdet worden und weist deshalb an der rechten Seite eine halbkreisförmige Beschädigung auf. Dadurch war der rechte Rand der Zeilen 3 und 4 beschädigt worden. Bei der tertiären Verwendung wurde der Block auf der linken Hälfte abgeflacht, um ihn an das Niveau der anstoßenden Steine anzupassen.142 Dabei ist die linke Hälfte der Inschrift verlorengegangen (faktisch ca. 5–6 Buchstaben in Zeilen 1–3).143 Zu lesen ist noch der folgende Text:144

MANN/H OLUM

2000, 68 f. ALFÖLDY 2002 zu den jüngsten Beiträgen zur Diskussion durch GRÜLL (2001, 2002) und JAROŠ (2002). Vgl. zu den Ergänzungsvorschlägen auch AE 1963, 104. AE 1964, 39. AE 1971, 477. AE 1981, 850. AE 1991, 1578. AE 1999, 1681. AE 2000, 1518. AE 2002, 1556. 141 LEHMANN/HOLUM 2000, 67. – Eine ausführliche Beschreibung des Steins jetzt bei ALFÖLDY 2002, 135–139. Gute Abbildungen bei HOLUM u.a. 1988, Abb. 67 S. 110 und LEHMANN/HOLUM 2000, Tf. XXXVI. 142 VOLKMANN 1968, 128 denkt bei der Zweitverwendung an eine Funktion als Schanktisch. LEHMANN/HOLUM 2000, 67 ziehen eine Funktion als „well-head“ in Betracht. Alföldy ging zunächst von einer Zweitverwendung aus (ALFÖLDY 1999, 89), ohne auf die in diesem Fall dysfunktionale Beschädigung rechts einzugehen. In seiner Replik spricht er nun von einer ersten und zweiten Wiederverwendung (ALFÖLDY 2002, 138 f.). Bei der ersten Wiederverwendung denkt er an eine Funktion als Halterung für einen Holzpfosten (zusammen mit einem Gegenstück). Alföldy zufolge ist schon damals die linke Hälfte der beschrifteten Seite des Steins mit abgeschlagen worden, weil der Stein auf einer unebenen Fläche aufgelegen habe und man dies habe ausgleichen wollen. – Zwei Rückfragen seien hier erlaubt. Es wird nicht klar, weshalb eine als „Halbtrichter“ gestaltete „Eintiefung“ (die Öffnung an der Rückseite des Steins maß etwa 30 cm im Durchmesser, die Öffnung an der Vorderseite ca. 27 cm) eine gute Halterung für einen Holzpfosten abgeben kann. An welche Art Holzpfosten, dessen Durchmesser sich auf einer Länge von 20 cm um 7 cm verringert (oder verbreitert), denkt Alföldy? Zum andern leuchtet das Argument, der Stein sei bereits bei der Zweitverwendung links abgeschlagen worden, nicht so recht ein, wenn man die Photos der Fundsituation betrachtet (FROVA u.a. 1966, Abb. 77). Das Niveau des westlich anstoßenden Trittsteins war ursprünglich etwas tiefer. Nach der Bearbeitung schloß die linke Seite des Pilatus-Steins an dieses Niveau an und setzte sich in einer schiefen Ebene fort. Ist es dann nicht eher so, daß eine Funktion als Teil eines Treppenabsatzes gerade durch die künstlich geschaffene schiefe Ebene begünstigt wurde, weil man nicht an einer aufragenden Kante hängenblieb (und gerade nicht, wie ALFÖLDY 2002, 139 meint, beeinträchtigt wurde)? 143 LEHMANN/HOLUM 2000, 68: „no more than five or six letters need have been lost from the beginning of lines 1–3“. 144 ALFÖLDY 1999, 86 (Abweichungen zu LEHMANN/HOLUM 2000, 68, deren Text lautet: [– – –]s Tiberiéum | [– Po]ntius Pilatus | [praef]ectus Iuda[ea]e | [– – – – –´– – – – –].). – Das „É“ in Zeile 4 (Alföldytext) ist tatsächlich zu lesen.

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[– – –]S TIBERIÉVM [– PO]NTIVS . PÌLATVS [PRAEF]ECTVS IVDAE[A]E [– – –]É[– – –] Ein wesentlicher Erkenntnisgewinn aus dem Inschriftenfund war, daß der administrative Status Judäas bis 41 n.Chr. zweifelsfrei feststand. Pilatus’ Titulatur macht klar, daß Judäa als praefectura und damit als administrativer Teil Syrias verwaltet wurde.145 Der fragmentarische Zustand der Inschrift und der Begriff Tiberieum haben zu vielen Überlegungen darüber geführt, welcher Vorgang mit dieser Inschrift dokumentiert wurde.146 Weitestgehender Konsens besteht in der Forschung darüber, daß es sich um eine Bauinschrift handelt. Debattiert wird dagegen 1. der Typus und die Funktion des Gebäudes (und damit die Stiftung eines Tiberiuskultes), 2. der Adressat/die Adressaten der Baustiftung sowie 3. die spezifische Leistung des Pilatus. Tiberieum ist ein nirgends sonst belegter Ausdruck. Angesichts der Gebäude, die Caesareum/Kaisareion (zu Ehren Caesars oder C. Caesars Octavianus), Augusteum oder Sebasteum/Sebasteion (zu Ehren Augustus’) genannt wurden und oft mit einem Kult verbunden waren,147 liegt es nahe, in Tiberieum eine (bislang) singuläre Analogiebildung zu sehen.148 Die Mehrzahl der Forscher faßt Tiberieum deshalb auch als ein sakrales Gebäude auf oder zumindest als ein Gebäude, das eine Funktion im Rahmen des Kaiserkults hatte.149 145

Vgl. ECK 1999c, 245. Eine Zusammenstellung und Diskussion der Ergänzungsvorschläge bei BOFFO 1994, 219. ALFÖLDY 1999, 87–93. LEHMANN/HOLUM 2000, 68 f. 147 Zur Diskussion etwaiger Gebäudetypen und zum Problem der Identifizierung v.a. munizipaler Kaiserkultstätten s. TUCHELT 1981. HÄNLEIN-SCHÄFER 1985, 5–11. 287 f. WITSCHEL 2002. Neben den eigentlichen Tempeln ist auch belegt, daß Gebäude der öffentlichen Architektur (Baugruppen der Agora, des Hafens, von Gymnasien) so benannt (oder umbenannt) wurden und dann spezielle Bereiche erhielten, die dem Kult für das Kaiserhaus vorbehalten waren. – Herodes hat in seinem Reich nicht nur drei Tempel im Sinne von Kaisareia gestiftet und überhaupt öffentliche Gebäude Augustus zu Ehren als Kaisareion errichtet (bell. Iud. 1, 407), sondern auch Baugruppen in seinen Palästen in Jerusalem und Jericho Augustus und Agrippa zu Ehren benannt (bell. Iud. 1, 401 f. 407). Vgl. dazu TUCHELT 1981, 177 f., wobei jetzt LICHTENBERGER 1999, 96 zu Recht die Termini für die Gebäude in Jerusalem (bell. Iud. 1, 402) zu oikos Kaisareios und oikos Agrippeios korrigiert (statt dem überall zu lesenden Kaisareion und Agrippeion wie z.B. bei TUCHELT 1981, die Übersetzung von MICHEL/BAUERNFEIND oder ALFÖLDY 1999, 94). Der Hinweis auf die Benennung von Baugruppen in den Palästen ist ein klares Zeugnis dafür, daß nicht jedes Kaisareion als Kultstätte angesehen werden kann. 148 Vgl. dazu ALFÖLDY 1999, 93. 149 VOLKMANN 1968, 128. 133 f. LEVINE 1975b, 19–21. Vgl. die Zusammenstellung bei LÉMONON 1981, 27 f. Zu Lémonons Vorschlag eines öffentlichen Gebäudes innerhalb 146

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Weil in einer Weihinschrift in der Regel auch der göttliche Adressat genannt wird, schließt man sich oft dem Ergänzungsvorschlag Degrassis an, der Dis Augustis in der ersten Zeile ergänzte und auf Augustus und Livia bezog.150 Lémonon hat diesen Vorschlag abgewiesen, weil es ihm zu Recht nicht plausibel erschien, daß ein Tempel, der Augustus und Livia geweiht war, Tiberieum hieß.151 Ein Tiberiusheiligtum scheidet für Lémonon auch aus, weil Tiberius seinem Kult sehr ablehnend gegenübergestanden habe. Lémonon plädiert stattdessen für ein zu Tiberius’ Ehren benanntes öffentliches Gebäude („une place, une colonne, voire un bâtiment administratif“). Als solches könne das Tiberieum dann durchaus Teil einer „espace sacré“ gewesen sein.152 Die Herausgeber und Kommentatoren einer seit 2000 vorliegenden Edition der griechischen und lateinischen Inschriften Caesareas, Lehmann und Holum, übernehmen Lémonons Argumentation im wesentlichen und erwägen als Möglichkeit vor allem eine Porticus, die mit dem Theater oder dem großen Stadion nördlich des Theaters verbunden gewesen sein könnte. 153 Sie schließen trotzdem nicht aus, daß das Tiberieum eine mit der römischen Festspielpraxis verbundene „sacred structure“ gewesen sein könnte („Roman theater temple“), die allerdings, angesichts der materiellen Beschaffenheit von Inschrift und Inschriftenträger („diminutive size and simplicity … poor material“), architektonisch nicht besonders prominent gewesen sein kann. In diesem Zusammenhang weisen sie auf einen archäologischen Überrest westlich des Theaters von Caesarea hin.154 Man darf hier noch hinzufügen, daß Tiberius’ Haltung zum Kaiserkult nicht so durchgängig ablehnend war, wie dies Lémonon und jüngst wieder Alföldy155 vorbringen, wenn es darum geht, im Tiberieum ein nicht mit einem Tiberiuskult in Zusammenhang stehendes Gebäude zu sehen. Tiberius hatte 26 n.Chr. Smyrna einen Kult für sich, Livia und den Senat gewährt, der, ähnlich wie Augustus’ Entscheidung 29 v.Chr., von der eines „espace sacré“ oben im Text. Ähnlich jetzt LEHMANN/HOLUM 2000, 31. Seit Lémonons Publikation wird das Tiberieum explizit noch als Tempel angesprochen von HOLUM u.a. 1988, 109 f. 150 DEGRASSI 1964, 62 f. Vgl. VOLKMANN 1968, 129. LÉMONON 1981, 27. 151 So auch LEHMANN/HOLUM 2000, 31. 152 LÉMONON 1981, 31. 153 LEHMANN/HOLUM 2000, 31. Als Parallele verweisen Lehmann und Holum auf das Caesareum von Kyrene. 154 LEHMANN/HOLUM 2000, 69: „a small rectangular building located just west of the theater, parts of the superstructure of which may be represented by some of the unstudied architectural members now lying northwest of the theater“. 155 ALFÖLDY 1999, 95: Tiberius habe seinem Kult ablehnend gegenübergestanden und habe „die religiösen Empfindungen der Bevölkerung Judäas … durch keine auffällige Formen des Herrscherkultes verletzen“ wollen; deshalb sei es wenig wahrscheinlich, daß das Tiberieum ein Kaisertempel gewesen sei.

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

Provinzialbevölkerung als ein Signal empfunden wurde.156 Es war der erste Provinzialkult, den Tiberius für sich zuließ. Die Entscheidung förderte die Ausbreitung eines Tiberius- bzw. Tiberius-und-Livia-Kults nicht nur in Asia, sondern im ganzen Osten des römischen Reichs (Städte und Individualweihungen), wobei zu betonen ist, daß es schon vor diesem Zeitpunkt solche Kulte gab.157 Speziell für Südsyrien ist ein Tiberiuskult in der Dekapolis Gerasa (Tiberiuspriester im Jahr 25/26 n.Chr.) bezeugt.158 Im ituräischen Abila stiftete ein Freigelassener des Tetrarchen Lysanias u`pe.r [t]h/[j] tw/n kuri,wn Se[bastw/n] swthri,aj kai. tou/ su,m[pantoj] auvtw/n oi;kou einen Kultbezirk für „Kronos kyrios und die Heimat“.159 Die kyrioi Sebastoi sind zweifellos Tiberius und seine Mutter Livia, die in Abila in einen Lokalkult integriert wurden.160 Der Kultakt muß noch vor Livias Tod Anfang des Jahres 29 n.Chr. erfolgt sein. 156

Tac. ann. 4, 15.3. 55 f. Außer Smyrna ist Tiberius’ kultische Verehrung im griechischen Osten bezeugt in Gytheion, Korinth, Pergamon, Nysa, Samos, Mylasa, Balbura (Lykien), Tiberiopolis, Apollonia, Ammochostos, Palaipaphos und Lapethos (beides Zypern), Antiocheia ad Orontem, Abila, Gerasa, Caesarea Maritima und Alexandreia (vgl. HAHN 1994 mit der S. 74 Anm. 55 genannten Literatur sowie VOLKMANN 1968, 133 Anm. 47). CLAUSS 1996, 419 f. 423 hat Zeugnisse zum Tiberiuskult neu versammelt, vor allem für Italien (Antium, Borghetto, Capena, Falerii, Forum Clodii, Lavelli, Sorrentum, Venafrum), Sizilien (Haluntium, Himera) und den Westen (Pax Iulia, Ipagrum, Vienna, Chamiers, Bavai, Bigeste, Mograwa). Man kommt so auf mindestens 35 Orte, an denen Tiberius kultische Verehrung, zum Teil schon zu Lebzeiten des Augustus, danach in der Regel gemeinsam mit seiner Mutter Livia Iulia genoß. 158 Ein gewisser Zabdi,wn VAristoma,cou i`erasa,menoj Tiberi,ou Kai,saroj weihte Zeus Olympios für „das Wohl der Augusti und die Eintracht des Demos“ 1.000 Drachmen als Beitrag zum Bau des Zeustempels in Gerasa (WELLES 1938, S. 373 f. Nr. 2, jetzt mit der neuen Lesung der Jahresangabe durch J. SEIGNE in Syria 62 [1985], 292 Anm. 17 = SEG 35, 1568). Die Weihung erfolgte sehr wahrscheinlich im Jahr 88 (HP) Gerasenischer Ära = 25/26 n.Chr. (statt Welles loc. cit. im Jahr 85 [EP] = 22/23 n.Chr.). FREYBERGER 1998, 116 verwendet noch die alte Datierung Welles’, ohne auf Seignes neue Lesung einzugehen. 159 Inschrift I (Temenos): IGR III 1086. CIG III 4521. OGIS 606. Inschrift II (am Weg, an einer Felswand): SAVIGNAC 1912, 536. – Zur Inschrift vgl. GABBA 1958, 47. EHRENBERG/JONES 1976, 180. SCHOTTROFF 1982, 144 m. Anm. 92. BOFFO 1994, Nr. 21. HAHN 1994, Livia Nr. 96 sowie S. 55 m. Anm. 395–397. 160 Zur im Kaiserkult weit verbreiteten hyper soterias- (bzw. pro salute-)Formel bei Opfer und Weihungen PRICE 1980. PRICE 1984a, 209–220 mit der These, daß man mit dieser Formel den Unterschied im religiösen Ritual zwischen isotheoi timai für die römischen Herrscher und den traditionellen Ehrungen der olympischen Götter aufrechterhalten wollte. Es sei dies als Konsequenz des Prozesses zu verstehen, den römischen Kaiser und seine Familienangehörigen in das traditionelle religiöse Handeln zu integrieren. Vgl. zu dem Thema auch PEKÁRY 1985, 126 (v.a. zum Opfer hyper soterias/pro salute an bereits verstorbene und vergöttlichte Herrscher). 157

3. Der Kaiserkult im römisch verwalteten Judäa 6–41 n.Chr.

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Angesichts dieser Evidenz ist ein von Pilatus gestifteter Tiberiuskult in Caesarea alles andere als unwahrscheinlich. Volkmann hat deshalb auf die Möglichkeit hingewiesen, daß mit Degrassis Ergänzung Dis Augustis Augustus, Livia und Tiberius gemeint sein könnten. Pilatus habe es vielleicht für ratsam gehalten, „das Tiberieum unter dem gemeinsam ehrenden Titel der Di Augusti zu weihen, gegen den der empfindliche Kaiser wenig einwenden konnte“.161 Allerdings hat Volkmann auch (zu Recht) betont, daß man höchstens sieben Buchstaben auf der linken Seite ergänzen dürfe, weil die Inschrift nicht bis zum Rand beschrieben war. Dis Augustis ist deshalb zu lang.162 Hat Pilatus den Bau etwa nur Augustis, Tiberius und Livia, geweiht? Mit Sebastois bzw. Theois Sebastois sind im griechischen Osten dieser Zeit jedenfalls Tiberius und Livia gemeint (dazu noch unter III 5). Lémonons Einwand, ein den Dis Augustis geweihter Tempel sei kaum Tiberieum genannt worden, könnte man dann mit dem Hinweis entkräften, daß es in Caesarea mit dem Augustustempel bereits ein Kaisareion/Sebasteion gab. In Absetzung davon könnte der Kultbau für Tiberius und Livia den Namen Tiberieum erhalten haben. In jüngster Zeit hat G. Alföldy der Diskussion um Pilatus’ Baustiftung eine völlig neue Wendung gegeben. Mittels eines ingeniösen Ergänzungsvorschlags und einer dazu erschlossenen historischen Rekonstruktion erhält das Tiberieum bei Alföldy eine ganz andere Bedeutung und Geschichte, nämlich als Turm an der östlichen Hafeneinfahrt, der das Gegenstück zu dem von Herodes zwischen 9 und 4 v.Chr., vielleicht auch erst zwischen 6 und 4 v.Chr. erbauten Drususturm163 (an der westlichen Einfahrt) dargestellt habe (s. Abb. 18a).164 Herodes habe beide Türme (Druseum, Tiberieum) „von vornherein in gegenseitigem Bezug zueinander errichtet“, um „das Brüderpaar aus dem Herrscherhaus“ zu „verherrlichen“.165 Tiberius habe keinen so monumentalen Turm mehr wie Drusus erhalten, sei es, weil das Bauprojekt erst um 6 v.Chr. ausgeführt worden sei und sich Tiberius damals ins Exil auf Rhodos zurückgezogen habe, sei es, weil Herodes’ Tod die Fertigstellung unterbrochen habe.166 Pilatus dürfte dann „an der Stelle dieser früheren Konstruktion, die während der Herrschaft des Tiberius vielleicht als nicht groß genug empfunden wurde oder inzwischen möglicherweise einge-

161

VOLKMANN 1968, 128. LEHMANN/HOLUM 2000, 68 setzten nur 5–6 Buchstaben an. VOLKMANN 1968, 129 f. (das Zitat S. 130). 163 Zur Bauzeit ALFÖLDY 1999, 94 und 101. 164 ALFÖLDY 1999, 95 f. Vgl. ALFÖLDY 2004, 239–241. – Zum Drususturm s.o. Kap. II 2.c. 165 ALFÖLDY 1999, 101. 166 ALFÖLDY 1999, 101. 162

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

stürzt war, unter Beibehaltung des Namens des herodischen Vorgängerbaus einen neuen Turm und damit einen zweiten großen Leuchtturm für den Hafen erbaut haben.“167

Alföldy ergänzt deshalb in der letzten Zeile ein refecit, und weil Pilatus den Wiederaufbau (bzw. die monumentale Aufstockung) den Seeleuten gewidmet habe – in Aufnahme einer Weihung des ganzen Hafens an die Seefahrer durch Herodes, wie es Ios. bell. Iud. 1, 414 überliefert –, in der ersten Zeile ein nautis (s. die Rekonstruktion der Inschrift Abb. 36). Dieser Bau sei irgendwann zusammengestürzt und das Material in der Stadt wiederverwendet worden, wobei der Block mit der Inschrift eben im Theater gelandet sei. In der Fachwelt ist Alföldys Vorschlag weitgehend mit Zustimmung aufgenommen worden.168 Nur ein ungarischer Kollege, T. Grüll, hat ernsthafter Kritik an den Ergänzungen geübt (insbes. statt nautis munus vorgeschlagen und statt refecit ein de suo edidit).169 Alföldy hat darauf mit einem wiederum in den Scripta Classica Israelica veröffentlichten Aufsatz (2002) geantwortet. Bei aller Anerkennung der epigraphischen Argumentation kann auch diese Replik gewisse Vorbehalte gegen die Schlüssigkeit der von Alföldy erschlossenen Baugeschichte eines solchen Turmes und der Geschichte des Steins selbst in Zusammenhang mit seiner Zweit- und Drittverwendung nicht ganz ausräumen.170 Josephus’ detaillierter Bericht über Caesarea bell. Iud. 1, 408–415 geht auf Nikolaos von Damaskos zurück, dessen Werk ca. 4 v.Chr. endete. In der Parallelbeschreibung Caesareas ant. Iud. 15, 331–341 hat Josephus den bellum-Text als Vorlage benutzt und um gewisse Details angereichert (wahrscheinlich aufgrund eigener Ortskenntnisse, s.u.). In beiden Stadtbeschreibungen wird der Drususturm ausführlich erwähnt. Gesetzt den Fall, es hätte auch einen (herodischen) Tiberiusturm gegeben, der sogar in einem speziellen symbolträchtigen Architekturzusammenhang gestanden hätte, erscheint es seltsam, daß der zweite Turm von Josephus nicht genannt wird. Alföldy erklärt dies in seinem Aufsatz aus dem Jahr 1999 damit, daß der herodische Tiberiusturm nicht so monumental wie der Drususturm gewesen sei – „sonst hätte Josephus zusammen mit dem Druseum 167

ALFÖLDY 1999, 99; vgl. a. 101. Vgl. Alföldys Liste (ALFÖLDY 2002, 134 f. Anm. 10). ECK 2002c, 141 verweist auf Alföldys These und hält es für „wahrscheinlich“, daß die Inschrift „von der Errichtung eines Leuchtturms am Hafen, der Tiberieum benannt wurde“, berichtet. 169 GRÜLL 2001, 278; vgl. ALFÖLDY 2002, 140. – Auch JAROŠ 2002, 39 f. schließt sich Alföldy nicht an und ergänzt incolis statt nautis. Vgl. dazu ALFÖLDY 2002, 142. 170 Ich danke Prof. Dr. Benjamin Isaac, Dpt. of Classics, Tel Aviv University, Mitherausgeber des Corpus Inscriptionum Iudaeae/Palaestinae, für die (im Jahre 2002 geführte) Diskussion der folgenden Überlegungen. Auch wenn G. Alföldys Vorschlag aus B. Isaacs Sicht der beste aller bislang vorgebrachten sei, sieht er v.a. in der Dedizierung an nautae ein Problem. 168

3. Der Kaiserkult im römisch verwalteten Judäa 6–41 n.Chr.

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auch diesen Turm als einen der größten und schönsten Türme des Hafens von Caesarea erwähnen können“.171 Damit wird impliziert, daß Josephus Nikolaos für die Beschreibungen Caesareas in bell. Iud. und ant. Iud. einfach nur ausgeschrieben habe. Weil Nikolaos den Turm ignoriert habe, komme er auch bei Josephus nicht vor. Hier darf man allerdings einwenden, daß Josephus den Hafen von Caesarea sehr wahrscheinlich mindestens einmal, 64 n.Chr. bei seiner Reise nach Rom, benützt hat und entsprechend über eigene Ortskenntnisse verfügt hat. Einwänden dieser Art nach Erscheinen des Aufsatzes aus dem Jahr 1999 begegnete Alföldy dann mit dem Argument, daß erst Pilatus einen großen, beeindruckenden Leuchtturm errichtet habe, dieser dann aber „nicht lange nach seinem definitiven Ausbau unter Tiberius eingestürzt“ sei.172 Anhaltspunkt dafür sei – neben der Nicht-Erwähnung des Tiberieum(-Turms) im Josephustext – der bauliche Zustand der Hafenmole Ende des 1. Jh. n.Chr.173 Alföldy referiert hier aber nicht ganz genau den Stand der nautisch-archäologischen Forschungen. Raban u.a. haben nur den Zustand des inneren Hafenbeckens untersucht (Area TN und SW; vgl. Abb. 17 „Inner Harbour“) und dabei festgestellt, daß die große West-Süd-Mole aufgrund tektonischer Bewegungen und externer Beschädigungen durch die Naturkräfte gegen Ende des 1. Jh. n.Chr. ihre Funktion nicht mehr vollständig erfüllt habe, Sand abzuhalten und den Wellengang zu reduzieren. Von der äußeren Mole ist dabei nicht die Rede, und insofern sind Aussagen über einen Einsturz des Druseum (und Tiberieum) an der Hafeneinfahrt spekulativ. Nach wie vor erklärungsbedürftig ist zudem die These von der monumentalen Bauleistung des Pilatus einerseits und der nicht gerade monumental zu nennenden Pilatusinschrift andererseits. Da ist Lehmanns und Holums These vom Tiberieum als „not very important“ angesichts der Natur von Inschriftenträger und Inschrift plausibler, und es würde auch besser erklären, warum Josephus den Bau nicht erwähnt. Ein anderes Problem ist die von Alföldy postulierte Symbolik eines von Herodes geplanten Architekturwerks für das Brüderpaar Drusus und Tiberius. Herodes hat diejenigen Memorialtürme, die man ihm sicher zuschreiben kann, nur für bereits verstorbene Personen errichtet (Hippikos, Phasaelos und Mariamne in Jerusalem, Drusion in Caesarea).174 Solche 171 ALFÖLDY 1999, 97 f. Vgl. ALFÖLDY 2002, 143: „Somit dürfte das Tiberieum vor den von Pilatus angeordneten Baumaßnahmen kein sonderlich nennenswertes Bauwerk gewesen sein“. 172 ALFÖLDY 2002, 144; ähnlich 139. Vgl. ALFÖLDY 1999, 101. 173 ALFÖLDY 2002, 139 Anm. 21. 144. 174 Wahrscheinlich stellen die bei LICHTENBERGER 1999, 95 als Parallelen zu den Jerusalemer Türmen genannten Türme – „Hananelturm“ in der Stadtmauer des nachexilischen Jerusalems zur Zeit Nehemias (Neh 12,39), „Stratonturm“ im hasmonäischen Palast Baris, Psephinosturm in der dritten Stadtmauer Jerusalems zur Zeit Agrippas I. –

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

Memorialtürme gehen auf eine alte orientalische, teilweise auch in der Bibel reflektierte Tradition zurück, die „Memorialstelen“ vor dem Stadttor, an denen sich der Ahnenkult abspielte.175 Die vor allem in Jerusalem seit ca. 200 v.Chr. aufkommenden Turmbauten (hebr. nefesch/nefaschim) über oder neben Grabstätten stehen in diesem Zusammenhang.176 So kann man den Drususturm am „Hafen-Tor“ gut in die Tradition levantinischer Memorialarchitektur einordnen, nicht aber einen Tiberiusturm (für einen noch lebenden Tiberius). Ist es zudem realistisch anzunehmen, daß ein römischer Amtsträger einen Hafenturm als Tiberieum für „Seeleute“ wiederaufbaut (und reficere mit Dativ statt mit pro konstruiert wird)? Wie war es – gesetzt den Fall – technisch möglich gewesen, mindestens 30 Jahre lang mit einer provisorischen oder zusammengefallenen Signaleinrichtung auszukommen – und warum hatte man diesem Zustand nicht längst selbst Abhilfe geschaffen? Und warum fällt der Turm so oft zusammen: schon der des Herodes (trotz der übrigen technischen Meisterleistung des Hafenbaus), dann des Pilatus? Wie kommt die Kalksteinplatte schließlich in tertiärer (!) Verwendung ins weit entfernte Theater (und Caesarea war nicht arm an bearbeiteten Steinen, so daß man nicht mit Verschleppungen über weite Distanzen rechnen kann)? Insofern wird man Alföldys These mit einer gewissen Skepsis begegnen dürfen. Welche Funktion auch immer das Tiberieum hatte, es war ein von Pilatus veranlaßter Bau zu Ehren des Tiberius. Im Licht der Entwicklung des Kaiserkults für Tiberius zu Beginn von Pilatus’ Amtszeit sowie der übrigen Zeugnisse aus Pilatus’ Amtszeit (Standarten, Schilde, Münzprägung), die alle in Zusammenhang mit Pilatus’ Streben nach einer bildlichen und/oder kultischen Repräsentation des Kaisers (bei den Münzen auch dessen Mutter) stehen, ist man eher geneigt, im Tiberieum ein Gebäude zu sehen, das Tiberius – vielleicht auch Livia – in herausgehobener Form ehrte, vielleicht eben doch in einem kultischen Kontext. ebenfalls Memorialtürme dar. Gemäß Lichtenberger verdeutlichte Herodes mit der ehrenvollen Benennung der Türme „seinen dynastischen Anspruch“ (LICHTENBERGER 1999, 95; vgl. 158, dort zu den Stadtgründungen). 175 Zur altorientalischen Tradition BERNETT/KEEL 1998, 85 f. HACHLILI 1988, 113. ALBERTZ 1996, 66 Anm. 63. Zur Reflektion in der Bibel 2 Sam 18,18, wo Abschalom für sich eine Memorialstele errichtet, weil er fürchtet, nach dem Tod vergessen zu werden. 176 Archäologisch noch verifizierbare Beispiele für Grabbauten mit einem nefesch oder mehreren nefaschim in Jerusalem sind das Grabmal der Königin Helena von Adiabene (vgl. die Beschreibung Ios. ant. Iud. 20, 95), das Zachariasgrab, das Jasongrab, das Abschalomgrab (20 m!) und das Herodiergrab; literarisch überliefert ist das Grabmonument, das der Makkabäer Simeon für seine Familie in Modein errichtete (1 Makk 13,27– 29). Zu den Gräbern mit nefaschim KUHNEN 1990, 276. AVIGAD 1993, 750–752. BERLIN 1997, 32 f. JAPP 2000, 78 f. 162 f.

3. Der Kaiserkult im römisch verwalteten Judäa 6–41 n.Chr.

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Pilatus in Judäa: Ein abschließender Kommentar. Pilatus hat seine Präfektur offenbar mit einer Haltung begonnen, die sich in Rom und im „normalen“ Provinzialdienst geformt hatte und wenig von jüdischer Mentalität, von der normativen Hochrangigkeit und dem Geltungsanspruch der Tora wußte, vermutlich deshalb auch wenig dezidiert antijüdische Gefühle oder gar Judenhaß miteinschloß. Die heftigen Konflikte, die sich dann mit den Juden ergaben, zeigen zum einen, daß es Pilatus offenbar schwerer als seinen Vorgängern fiel, sich auf zentrale, normative jüdischen Verhaltenserwartungen einzustellen. Vielleicht war er ein besonders eifriger Beamter, der seine Loyalität zum Kaiser deutlich ausdrücken wollte, nachdem dieser 26 n.Chr. einen neuen Provinzialkult in Asia für sich, Livia und den Senat erlaubt hatte. Zum andern ist es nicht auszuschließen, daß er aus Ärger über die Auseinandersetzungen, die aus seiner Sicht ganz normale Verhaltensweisen betrafen, Ressentiments entwickelte. Der Autoritätsverlust der Römer, den Gabba schon in der Zeit vor Pilatus in Judäa vermutet und den Pilatus zu kompensieren versucht hätte (mit ungeeigneten Methoden),177 könnte deshalb von Pilatus selbst herbeigeführt worden sein. Jedenfalls durchlief er während seiner zehnjährigen Amtszeit einen vermutlich mühsamen, für das Selbstverständnis eines durchschnittlichen römischen Amtsträgers sicherlich auch erniedrigenden Lernprozeß, in dem er seinen begrenzten Handlungsspielraum, was den Kaiserkult und die bildliche Repräsentation der domus Augusta in Judäa anging, letztlich akzeptieren mußte. Ähnlich wie Pilatus erging es auch dem syrischen Legaten Vitellius,178 als er im Frühjahr 37 n.Chr. zu einem Feldzug gegen die Nabatäer aufbrechen wollte. Vitellius hatte in Ptolemais zwei Legionen und Auxiliartruppen versammelt. Er plante offenbar, wegen des Präfektenwechsels (er hatte kurz zuvor Pilatus durch Marullus und/oder Marcellus ersetzt179 und wollte

177

GABBA 2001, 138. L. Vitellius hatte seine Statthalterschaft 35 n.Chr. angetreten, nachdem er 34 n.Chr. zum ersten Mal Konsul gewesen war (Tac. ann. 6, 32). Vgl. zu Vitellius SCHÜRER u.a. I (1973), 262 f. 179 Ios. ant. Iud. 18, 89. Es gibt eine lange Kontroverse zur Frage, ob Josephus hier irrt bzw. ein Fehler in der Textüberlieferung vorliegt und „Marullus“ gemeint ist, ein durch ant. Iud. 18, 237 bezeugter Präfekt Judäas, der von Caligula eingesetzt worden ist. Vgl. SCHÜRER u.a. I (1973), 383 m. Anm. 131, die eher nur einen neuen judäischen Präfekten, nämlich Marcellus (von Vitellius ernannt, von Caligula bestätigt), favorisieren. THOMASSON 1994, 322 geht von zwei verschiedenen Personen aus, hält Marcellus aber nicht für einen praefectus, sondern nur für einen Interimsbeamten. – SCHWARTZ 1990, 62–65 hat der Kontroverse eine neue Richtung gegeben, weil er Judäa zwischen 37 und 41 n.Chr. ohne eigenen Präfekten sieht, sondern nur vom syrischen Legaten verwaltet. 178

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

zwei Beschlüsse in Jerusalem selbst bekanntmachen180) und dem nahenden Pessachfest, bei dem es oft zu Auseinandersetzungen und Tumulten kam, mit seiner Armee zunächst nach Jerusalem zu ziehen. Nachdem Vitellius die Grenze zu Judäa überschritten hatte, zog ihm eine jüdische Gesandtschaft entgegen und bat ihn, seine Route zu ändern. Denn das Gesetz der Väter ließe es nicht zu, Bilder von der Art, wie sie zuhauf an den römischen Feldzeichen angebracht seien, in jüdisches Land hineinzubringen.181 Vitellius akzeptierte und schickte seine Armee durch die Dekapolis gen Nabatäa. Er selbst zog zu Pessach nach Jerusalem, begleitet von Antipas und dessen Entourage. Am vierten Tag erfuhr er von Tiberius’ Tod. Damit war auch der Auftrag, gegen die Nabatäer zu Felde zu ziehen, erloschen. Vitellius vereidigte nur noch die Bevölkerung in Jerusalem auf Caligula, ließ die Armee in die festen Quartiere in Syria legen und begab sich selbst nach Antiocheia, um neue Order abzuwarten.182 Die Juden reagierten auf die neuen politischen Verhältnisse mit den Formen, die sie mittlerweile zur Feier besonderer Anlässe im Kaiserhaus etabliert hatten. Man brachte große Dankopfer in Jerusalem dar.183 In den Synagogen schloß man den neuen Herrscher in die üblichen Gebete für das Kaiserhaus ein. Niemand unter den Juden rechnete wohl zu diesem Zeitpunkt damit, daß die Grenzen, die man seit Augustus auf dem Gebiet des Kaiserkults ausgehandelt hatte, unter Caligula attackiert würden und daß es der Kaiser selbst sein würde, der seinen Kult im Tempel von Jerusalem forderte. Und auch der Herodesenkel Agrippa, der von seinem Freund Caligula gleich noch im März 37 n.Chr. zum König über Philippos’ Reich und die Abilene erhoben wurde, konnte nicht ahnen, daß seine Freundschaft zum Kaiser in einen gefährlichen Konflikt mit seiner Loyalität zum jüdischen Volk, seinem Gott und der Tora geraten würde.

180 Ios. ant. Iud. 18, 90. 95. – Zur Datierung des Besuchs auf Pessach 37 n.Chr. KRIEGER 1995. 181 Ios. ant. Iud. 18, 121. 182 Ios. ant. Iud. 18, 124 f.; vgl. ant. Iud. 18, 95. 183 Phil. leg. 231 f. 288 f. 356.

4. Antipas, Tetrarch über Galiläa und Peräa (4 v.–39 n.Chr.)

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4. Antipas, Tetrarch über Galiläa und Peräa (4 v.–39 n.Chr.): Kaiserkult ohne Bild und Opfer als Teil einer maßvollen Akkulturationspolitik Antipas’ zweigeteiltes Territorium bestand aus den Regionen Galiläa und Peräa (vgl. Abb. 1) und hatte einen jährlichen steuerlichen Ertrag von 200 Talenten.184 In Peräa bestand eine gemeinsame Grenze zu den unruhigen nabatäischen Stämmen. Hier hatte Antipas aus Sicht der Römer vor allem die Aufgabe, diese Grenze stabil zu halten und für die Sicherheit der Verkehrs- und Handelswege zu sorgen. In Galiläa hatte Antipas, aus Eigeninteresse wie aus römischer Erwartung heraus, schnell für einen Wiederaufbau Sepphoris’ zu sorgen, das im Aufstand 4 v.Chr. in Mitleidenschaft gezogen worden war, nachdem Varus die Stadt hatte niederbrennen und die Einwohner in die Sklaverei verkaufen lassen.185 Im Vergleich mit Archelaos hatte Antipas ein ethnisch weitgehend homogenes Reich geerbt. Sowohl in Galiläa wie in Peräa lebten seit den hasmonäischen Eroberungen ganz überwiegend Juden.186 Eine weitere Besonderheit – im Vergleich zu Archelaos’ und Philippos’ Gebieten – war, daß sich weder in Peräa noch in Galiläa ein von Herodes etablierter Kaiserkult befand. Antipas war damit einerseits frei von dieser Erblast. Andererseits war er auch der einzige Herodesnachfolger, auf dessen Gebiet dieses Zeichen der Loyalität und diese Form der politischen Kommunikation mit dem princeps und der domus Augusta fehlten. Was würde Antipas angesichts dieser Situation tun? Würde er, angesichts der vielen Juden, die unter seiner Herrschaft lebten, angesichts der Erfahrungen seines Vaters, auf eine Etablierung, Fortführung, Dynamisierung des Kaiserkults verzichten? Antipas’ Städtegründungen zu Ehren der domus Augusta. Antipas hat die Wahrnehmung seiner politisch-strategischen Aufgaben mit dem Kult für die domus Augusta verbunden, indem er noch unter Augustus die Hauptstadt Sepphoris zu Autokratoris umbenannte, und das grenznahe peräische Betramta unter dem neuen Namen Livias (später adaptiert zu Ioulias) gründete. Unter Tiberius kam es zu einer dritten Neugründung: Tiberias am See Gennesaret als neue Hauptstadt. 184

Ios. bell. Iud. 2, 95. ant. Iud. 17, 318. – Vgl. zum Kapitel jetzt auch BERNETT

2007. 185

Ios. bell. Iud. 2, 68. ant. Iud. 17, 289. Vgl. Josephus’ politische Geographie Galiläas und Peräas bell. Iud. 3, 35–47. Speziell zur ganz erheblichen Dominanz des jüdischen Bevölkerungsanteils in Galiläa im 1. Jh. n.Chr. FREYNE 1997, 134–138. GOODMAN 2001, 599 f. CHANCEY 2002, pass. OSTMEYER 2005, 149–151. 186

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

Josephus behandelt Antipas’ Städtegründungen zum einen in summarischen Berichten (bell. Iud. 2, 168. ant. Iud. 18, 27 f.) zusammen mit den Städtegründungen des Philippos. Zum andern liegt in ant. Iud. 18, 36–38 ein relativ ausführlicher Bericht zu Tiberias vor (vgl. die nachstehende Tabelle; „Ÿ“ steht für „Umbenennung zu“). Stadt Autokratoris



ant. Iud. 18, 27: Befestigung von Sepphoris in Galiläa, ŸAutokratoris

Tiberias

2, 168 Gründung von Tiberi- 18, 36–38: Neugründung von Tibeas in Galiläa rias bei den heißen Quellen von Ammathos am See Gennesaret; Art der Neusiedler; Gewährung von Wohltaten für die Siedler; torawidrige Ortslage der neuen Stadt

Ioulias (Peräa)

2, 168: Gründung von Ioulias 18, 27: Befestigung der Stadt Betin Peräa ramta, ŸIoulias nach der Frau des Autokrator

Kaisareia (Caesarea)

2, 168: Gründung von Kaisa- 18, 28: Ausbau von Paneas bei den reia bei den Jordanquellen im Jordanquellen, ŸKaisareia Bezirk Paneas

Ioulias (Gaulanitis)

2, 168: Gründung von Ioulias 18, 28: Erhebung der kome Betsaida in der unteren Gaulanitis am See Gennesaret zu einer polis, Neusiedler, Verstärkung (dynamis), ŸIoulias nach der Tochter des Kaisar

ANTIPAS PHILIPPOS

bell. Iud.

Von keiner Neugründung sind exakte Gründungsdaten überliefert. Autonome Münzprägungen der Stadt Tiberias legen den Zeitraum der Gründung grundsätzlich auf 17–23 n.Chr. fest.187 Da Antipas in seiner ersten Münzserie des 24. Herrschaftsjahrs auf die Stadt Tiberias Bezug nimmt, war die Stadt 19/20 n.Chr. bereits gegründet.188 Im Fall von Betramta wissen wir, 187 Münzen unter Traian mit der Stadtära 81 bzw. Münzen unter Hadrian mit der Stadtära 100 legen als untere Grenze das Jahr 17 n.Chr. fest. Münzen unter Commodus mit der Stadtära 170 können nicht später als Ende Dezember 192 geprägt worden sein. Dies legt den terminus ad quem auf 23 n.Chr. fest. 188 Die Münzserie des Jahres 24 RPC I 4918–4921 (MESHORER 2001, Antipas Nr. 75– 78). Bei einer Ära ab Herbst 5 v.Chr. (Herodes war im Frühjahr 4 v.Chr. gestorben, Antipas noch in diesem Jahr als Tetrarch bestätigt worden) wurden die Münzen 19/20 n.Chr. geschlagen. RPC I, ad Nr. 4918–4921 rechnet in 20/21 n.Chr. um. Dies kann nicht stimmen, weil Antipas’ Münzen des Herrschaftsjahres 43 dann ins Jahr Herbst 39–40 n.Chr. fallen würden. Antipas war aber schon im August 39 n.Chr. von Caligula verbannt worden. – Zu 19/20 als terminus ad quem Meshorer in AJC II. MESHORER 1967, 74 f. MESHORER 2001, 81 f. BROSHI 2001, 20 datiert auf „18 CE or shortly thereafter“.

4. Antipas, Tetrarch über Galiläa und Peräa (4 v.–39 n.Chr.)

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daß der Ort zunächst Livias, dann Ioulias geheißen hat, d.h. die erste Umbenennung muß vor der Adoption von Augustus’ Frau in die Iulische Familie 14 n.Chr. erfolgt sein.189 Daraus ergibt sich die relative Chronologie, daß Autokratoris und Livias Gründungen noch zu Augustus’ Lebzeiten waren. Livias hat den neuen Namen Ioulias sicher gleich nach 14 n.Chr. erhalten, während Tiberias zwischen 17–20 n.Chr. gegründet wurde. Kann man die Neugründungen von Sepphoris und Betramta zeitlich noch genauer eingrenzen? Kokkinos hat ein historisches Szenario entworfen, dem zufolge Antipas nach der Rückkehr aus Rom seinen Sitz zunächst in der Peräa genommen hat, um in der Nähe seines Rivalen Archelaos und der Heimat seiner nabatäischen Frau zu bleiben. Deshalb sei schon ganz zu Beginn der Herrschaft Livias gegründet worden. Nach der (von Kokkinos nur vermuteten!) Rückkehr aus Rom 6 n.Chr., wo ihn Augustus als Tetrarch neu bestätigt habe,190 habe Antipas seinen Schwerpunkt nach Galiläa verlagert und Sepphoris voll Dankbarkeit gegenüber Augustus neu als Autokratoris gegründet. Dies sei zwischen 6 und 9 n.Chr. erfolgt, weil der neue Name der Stadt auf die 18. bzw. 19. imperatorische Akklamation des Augustus Bezug nähme. Außerdem habe Augustus am 23. September 7 n.Chr. seinen 70. Geburtstag gefeiert, was mit der Stadtgründung auch hätte zelebriert werden sollen.191 Die historische Argumentation Kokkinos’ erscheint jedoch kaum tragfähig. Abgesehen davon, daß wir nur von zwei „Hauptstädten“ des Antipas hören (Sepphoris-Autokratoris, dann Tiberias) sind die politischen Erwägungen, warum Antipas zunächst in Peräa residiert haben soll, nicht überzeugend. Was für einen Vorteil hätte Antipas von der sehr isolierten Lage, eingeklemmt zwischen Dekapolis, Nabatäa und Judäa, gehabt? Es ist auch kein Anlaß zu erkennen, warum die neue Hauptstadt zu diesem Zeitpunkt nach Livia hätte benannt werden sollen. Sicher, Livias Rolle im Kult für die domus Augusta wurde immer stärker. Aber es fehlt zwischen 4 v. und 6 n.Chr. ein persönlicher und/oder aktueller politischer Bezug, der sich sonst bei den eponymen Städtegründungen der Herodier erkennen läßt. Schließlich war es dringend geboten, das zerstörte und entvölkerte Sepphoris wieder aufzubauen und zu besiedeln. Man muß deshalb davon ausgehen, daß 189

HOEHNER 1972, 89. SCHÜRER u.a. II (1979), 177. – Der Name Ioulias hielt sich bis in die Zeit Agrippas II. und des Jüdischen Aufstands, aber offenbar nur im innerjudäischherodischen Sprachgebrauch (Ios. bell. Iud. 2, 252. 4, 438. 454. ant. Iud. 20, 159). Alle übrigen Zeugnisse, auch Plin. nat. 13, 4.44, haben „Livias“ (vgl. SCHÜRER u.a. II [1979], 177). Anfang des 2. Jh. hieß der Ort sicher wieder „Livias“ (P.Yadin 37, 4). 190 Dazu schon oben in Kap. III 2 bei der Diskussion der Absetzung des Archelaos. 191 KOKKINOS 1998, 233 f. KOKKINOS zählt Augustus’ Akklamationen abweichend von der Forschung, die imp. XVII auf 6 n.Chr., imp. XVIII auf 8 n.Chr. (Ende des bellum Pannonicum) und imp. XIX auf 9 n.Chr. (Ende des bellum Dalmaticum) datiert (BARNES 1974, 23 f. 26. SYME 1979, 315 f.).

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

Antipas von Anfang an in Sepphoris residierte192 und dieses im Zuge eines Wiederaufbaus Autokratoris nannte. Ob dieser Ehrenname tatsächlich Augustus galt, wird zu fragen sein. Die Gründung von Sepphoris als Autokratoris: eine Ehrung für Gaius Caesar? Sepphoris war spätestens seit Gabinius das militärische und administrative Zentrum der synodos bzw. synedria Galilaia, d.h. einer der fünf von Gabinius eingerichteten lokalen Verwaltungsbezirke mit oligarchischer Ratsversammlung in Ioudaia/Iudaea.193 Der Ort hatte eine alte strategische Bedeutung. Die archäologischen Funde in Sepphoris reichen bis in die persische Periode zurück. Seit seleukidischer Zeit ist auf der Akropolis ein Fort nachweisbar, das nach 103 n.Chr. in hasmonäischen Besitz überging.194 Aufgrund der Lage an den Verbindungswegen zwischen Mittelmeerküste (Ptolemais), See Gennesaret (Taricheai) und Transjordanland fungierte die Stadt als wichtige Weg- und Handelsstation sowie als militärischer Stützpunkt. Da es den Hasmonäern nicht gelang, die Küstenstadt Ptolemais einzunehmen, wurde Sepphoris zur Schlüsselposition, um Galiläa zu verteidigen (bzw. um es zu erobern).195 Die Nachricht, daß Antipas Sepphoris zu Autokratoris umbenannt hat, findet sich nur in Ios. ant. Iud. 18, 27:

192

Vgl. HOEHNER 1972, 85. KRIEGER 1993, 21. Ios. bell. Iud. 1, 170. ant. Iud. 14, 90 f. 194 Ios. ant. Iud. 13, 337 f. berichtet von dem erfolgreichen Widerstand der Siedlung 103 v.Chr., als Ptolemaios Lathyros versuchte, Sepphoris einzunehmen. Sepphoris war demnach zu diesem Zeitpunkt (Alexander Iannaios) unter hasmonäischer Kontrolle und blieb es. – Zu den archäologischen Überresten des Forts (mit zwei wohl rituellen Tauchbädern, die bis Anfang des 1. Jh. n.Chr. in Gebrauch waren) und einer hebräischen Keramikinschrift um 100 v.Chr., die wohl evpimelhth,j als ’pmls wiedergibt und die Existenz eines militärischen Befehlshabers der Hasmonäer in Sepphoris bezeugen dürfte, MEYERS 1998, 345 f. MEYERS 1999, 109–113. 118–121. CHANCEY/MEYERS 2000, 22–24. 195 Vgl. bell. Iud. 1, 304 und ant. Iud. 14, 414 f. (Eroberung von Sepphoris durch Herodes im Winter 39/38 v.Chr.); bell. Iud. 2, 56. 68 und ant. Iud. 17, 271 f. 288 f. (Eroberung von Sepphoris durch römische Truppen 4 v.Chr.). Zu Beginn des Jüdischen Kriegs bemühten sich die Aufständischen vergeblich, Sepphoris in die Hand zu bekommen, das sich nicht gegen die Römer erheben wollte. Es wurde zu einem wichtigen strategischen Operationszentrum der Römer bei der Eroberung Galiläas, vgl. SCHÜRER u.a. II (1979), 175 f. I (1973), 491–494. MEYERS 2002b, 115–118 mit einer neuen These zu Sepphoris’ Verhalten als Eirenopolis Neronias Sepphoris (griechische Legenden der Münzen des Jahres 67–Sommer 68 n.Chr., RPC I 4849. 4850) zu Beginn des Jüdischen Aufstands: Man habe die alte hasmonäisch-herodische Bastion, die damals nur noch zivilen Funktionen diente, selbst zerstört und in einen offenen Platz umgewandelt, um Aufrührern keine Chance zu bieten, die Stadt militärisch zu nutzen. 193

4. Antipas, Tetrarch über Galiläa und Peräa (4 v.–39 n.Chr.) kai. Hrw,dhj Se,pfwrin teici,saj pro,schma tou/ Galilai,ou panto.j hvgo,reuen196 auvth.n Auvtokratori,da)197

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„und Herodes, der Sepphoris zu Schutz und Zierde198 ganz Galiläas befestigte, nannte es Autokratoris.“

Die Stadt heißt bei Josephus sonst immer nur Sepphoris. Der neue Name hat sich demnach nicht durchgesetzt. Dies und der Zustand des Josephustextes an dieser Stelle haben die Forschung immer wieder dazu bewogen, einer Neugründung der Stadt unter diesem Namen kritisch zu begegnen. Der Text oben gibt Niese (ed. maior)/Feldman (Loeb) wieder. Die Probleme betreffen vor allem das Verb (s. Anm. 182), aber auch Auvtokratori,j. Man hat – in Kombination mit den entsprechenden Verbvarianten und der Konjektur auvtokrati,da – überlegt, ob dies bedeutet, daß Antipas Sepphoris zur Hauptstadt Galiläas erhoben oder für autonom erklärt habe.199 Eines schließt das andere aus. Ein autonomer Status als Hauptstadt des Tetrarchen hat keinen Sinn, zumal die autonome Münzprägung Sepphoris’ erst unter Nero beginnt.200 Und abgesehen von den grammatikalischen und semantischen Schwierigkeiten, die auvtokrati,j im Sinne von „Hauptstadt“ bereitet, war Sepphoris ein altes politisches und administratives Zentrum Galiläas. Antipas mußte Sepphoris in dieser Hinsicht nicht aufwerten. Man muß deshalb davon ausgehen, daß Sepphoris als Autokratoris neu gegründet wurde. Josephus sagt nicht, zu wessen Ehren dies geschah, doch die Forschung sieht in Augustus den Adressaten.201 Nun kann man natür196 hvgo,reuen ist eine Konjektur NIESES (ed. maior, ed. minor), die Feldman übernommen hat. Kritischer Apparat NIESE (ed. maior): h=gen AE, i. marg. gr hvgo,reuen A h;gagen MW appellat Lat. 197 Kritischer Apparat (Niese, ed. maior): auvth.n om. E auvtokra,tori W. lat. Version eam imperatoriam. 198 pro,schma hat als Grundbedeutung „Zierde“, „Schmuck“; so wird es üblicherweise ant. Iud. 18, 27 verstanden. Zusammen mit teice,w und der auch möglichen militärischen Konnotation von pro,schma ergibt sich aber wohl eher das Bild einer stark befestigten, uneinnehmbaren Stadt. Darauf hat MILLER 1984, 57 (vgl. MILLER 1996, 22) hingewiesen, was MEYERS 1998, 346, MEYERS 1999, 114, CHANCEY/MEYERS 2000, 23 sowie MEYERS 2000b, 112 übernommen haben. 199 Emil Schürer hatte erwogen, daß Sepphoris in den Rang einer Hauptstadt (auvtokrati,j) erhoben worden sei (SCHÜRER II [1904], 211). Vgl. die Diskussion bei HOEHNER 1972, 86 m. Anm. 1 sowie bei SCHÜRER u.a. II (1979), 174 Anm. 485, wo sich allerdings ein Fehler in das Zitat von Nieses Text, den Feldman (Loeb) übernommen hatte, eingeschlichen hat und die Gedankenführung der Diskussion verwirrt: „Niese reads hvgo,reuen auth.n Auvtokrati,da. It is indeed frequently taken as in Loeb ed. ad loc. that he gave it the appellation Auvtokratwri,j formed from the Greek equivalent of imperator = emperor“. 200 Vgl. SMALLWOOD 1976, 119. 201 OTTO 1913b, 175 (etwas vorsichtig wegen des Textzustands): „vielleicht in Kaiserstadt (Auvtokratori,j) umtaufte“. SMALLWOOD 1976, 118: „he renamed the former [sc.

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

lich nicht ausschließen, daß mit Autokrator Augustus gemeint war, zumal Antipas’ Bruder Philippos um 2 v.Chr. seine neue Hauptstadt Kaisareia nannte (s. Kap. III 5). Dennoch bereitet im Falle Sepphoris’ der Bezug von Autokrator auf Augustus gewisse Schwierigkeiten. Zum einen erscheint der Name zu schwach im Ausdruck, wenn man Augustus’ Stellung im römischen Reich zu dieser Zeit betrachtet. Für einen Römer war es zwar – im Unterschied zur bisherigen Praxis in der res publica – von Bedeutung, daß Augustus seit 40/38 v.Chr. dauerhaft den imperator-Titel führte und nur noch der Princeps (bzw. ein Mitglied der domus Augusta) imperatorische Akklamationen erhielt.202 Von den Griechen war imperator politisch übersteigert als auvtokra,twr wiedergegeben worden. Mit dem Ehrennamen Augustus/Sebasto,j stand dann jedoch seit 27 v.Chr. ein im griechischen Osten stärker bevorzugter Name zur Verfügung, den man – zusammen mit Caesar/Kai,sar – bei ehrenden Umbenennungen von Städten und Bauten verwandte. So spielte auch für die Herodier und die autonomen Städte in Judäa und der Dekapolis das praenomen imperatoris keine erkennbare Rolle.203 Zum andern hält sich der neue Name der Stadt nicht. Bis auf die besagte Stelle ant. Iud. 18, 27 heißt die Stadt im 1. Jh. n.Chr. in den Quellen, auch Sepphoris] Autocratoris in the emperor’s honour“. LÄMMER 1976, 41. SCHÜRER u.a. II (1979), 174 Anm. 485 (als Korrektur zu SCHÜRER II [1904], daß der Ausdruck bedeute, Sepphoris sei Hauptstadt von Antipas’ Reich geworden): Antipas habe Sepphoris den Namen Auvtokratwri,j gegeben, „formed from the Greek equivalent of imperator = emperor“. KEEL u.a. 1984, 310: „Sepphoris … erhielt zur Verherrlichung des immer selben siegreichen Augustus den neuen Namen Auvtokratwri,j, ‚(dem) Alleinherrscher (gehörige Stadt)‘ “. FREYNE 1997, 127. KOKKINOS 1998, 233 f. hat den Namen auf die 18. oder 19. imperatorische Akklamation des Augustus bezogen. 202 Zum Imperatortitel C. Caesars seit 40/38 v. KIENAST 1999, 48. LIBERO 1998, 954. Zur Exklusivität der imperatorischen Akklamation seit 19 v.Chr. KIENAST 1999, 178. – Tiberius, Gaius und Claudius haben dann, trotz imperatorischer Akklamationen, die sie annahmen, auf das praenomen imperatoris im Sinne republikanischer Tradition ganz verzichtet. Erst Nero knüpfte hier wieder an Augustus an (vgl. LIBERO 1998, 954). 203 Die Münzen der Tetrarchen Philippos und Antipas, der römischen Amtsträger Judäas, der Könige Agrippa I. und Agrippa II., die Städtemünzen Judäas und der Dekapolis sowie die Münzen Gazas, Askalons und Gabas verwenden bis zum Ende der IulischClaudischen Dynastie autokrator nicht in der Titulatur der römischen Kaiser (bis auf eine Ausnahme, s. gleich). Vgl. die entsprechenden Münzen in RPC I 4807–4896. 4918–4992. Erst die von Agrippa II. unter den Flaviern geschlagenen Münzen (ab 73/74 n.Chr.) nehmen meist den Bestandteil imperator bzw. autokrator in die Titulatur Vespasians, Titus’ und Domitians auf (RPC II 2243–2299, davon Nr. 2265–2266 und 2269–2272 Münzen mit lateinischer Legende). – Eine gewisse Ausnahme sind vier undatierte Münzen mit lateinischer Legende, die unter Claudius in Caesarea Philippi geschlagen wurden und die das lat. IM (ohne Zählung) enthalten (RPC I 4842–4843. 4847–4848, hier Abb. 56a–d). Zu diesen Münzen, die sich bei ihrer Legende vermutlich an der Münzprägung des syrischen Legaten orientierten, noch unter V 1.

4. Antipas, Tetrarch über Galiläa und Peräa (4 v.–39 n.Chr.)

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bei Josephus, immer Sepphoris. Zu Beginn des Ersten Jüdischen Aufstands nennt sich die Stadt kurzfristig „Eirenopolis Neronias Sepphoris“, um ihre Distanz zu den Aufständischen zu betonen.204 Warum verlor Antipas’ Name Autokratoris so schnell an Bedeutung? Wäre er auf Augustus gemünzt gewesen, ist das schwer vorstellbar, zumal dieser ja noch bis 14 n.Chr. lebte. Alle Details würden einen neuen Sinn ergeben, wenn man die Neugründung von Sepphoris als eine Ehrung für Gaius Caesar auffaßt, als dieser ein umfassendes Imperium für den Osten des römischen Reichs innehatte und 1 n.Chr. auf dem Weg zwischen Syrien und nabatäischem Reich Judäa zwei Mal passierte. Es wäre gut möglich, daß Antipas aus diesem Anlaß für Gaius eine Stadt neu gegründet hat, so wie es Herodes im Jahre 15 v.Chr. getan hatte, als Gaius’ Vater Agrippa Judäa besucht hatte und Herodes Anthedon neu zu Ehren Agrippas umbenannt hatte.205 Was den Namen Autokratoris angeht, so war Gaius nicht nur Träger eines weitreichenden imperium proconsulare. Er hatte in Nabatäa auch einen Feldzug erfolgreich durchgeführt, dessentwegen Augustus eine 15. imperatorische Akklamation annahm.206 Als Gaius im September 3 n.Chr. Artagira in Armenien eingenommen hatte, wurde er von seinen Soldaten zum Imperator ausgerufen. Auf Antrag des Senats nahm Augustus daraufhin zusammen mit Gaius eine imperatorische Akklamation an (für Augustus imp. XVI).207 Augustus hatte von Anfang an Gaius’ Reise in den Osten und die Parthermission als besonders bedeutsam hervorgehoben, und Gaius trug dem mit seinem Auftreten Rechnung. Es paßt viel eher zu dieser Atmosphäre, die für Gaius in Rom und im Osten inszeniert wurde, daß Antipas Sepphoris zu Gaius’ Ehren umbenannte. Vielleicht sah er in einem solchen Akt eine Chance, sich gegenüber dem alten, von Augustus bevorzugten Rivalen Archelaos in günstiges Licht zu setzen. Zudem schien Antipas schon eine Brücke zu einem zukünftigen Imperator Gaius Caesar Augustus bauen zu wollen. Nach Gaius’ Tod 4 n.Chr. hatte sich die Lage dann grundsätzlich verändert. Die vorausschauende Ehrung war ins Leere gelaufen. Archelaos’ Reich war 6 n.Chr. eingezogen worden. Der neue, designierte, dann faktische Nachfolger war Tiberius. Antipas beließ es deshalb bis 14 n.Chr. bei 204

RPC I 4849–4850. Zum Kult für Gaius als designiertem Nachfolger des Augustus s.o. S. 177, zu Gaius’ Aufenthalt im Osten S. 185. – Zur Gründung von Agrippias s.o. S. 186. 206 BARNES 1974, 23. ROMER 1979, 208. SYME 1979, 315. 207 Cass. Dio 55, 10a.7 zur Nachricht von den Akklamationen für Augustus und Gaius. Zur Zählung dieser Akklamation als der 16. Akklamation des Augustus BARNES 1974, 23. Vgl. SYME 1979, 315. 205

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

den Gegebenheiten. Erst nach Tiberius’ Herrschaftsantritt stellte er sich auf die neue Situation ein und wählte eine diplomatische Lösung. Er benannte nicht etwa Sepphoris-Autokratoris neu nach Tiberius, sondern gründete am Westufer des Sees Gennesaret eine neue Hauptstadt. Auf die Art der Stadtgründung von Tiberias (im Unterschied zu Sepphoris-Autokratoris) wird unten noch eingegangen. Zunächst soll noch gefragt werden, was wir über das Aussehen der Stadt Sepphoris-Autokratoris wissen und ob sich daraus Hinweise für Antipas’ Motivation ergeben, eine neue Hauptstadt, in einer ganz anderen geographisch-politischen Ortslage, zu gründen. Seit 1983 werden in Sepphoris systematische Ausgrabungen von verschiedenen Expeditionen durchgeführt.208 Ein relativ klares Bild für die Art der Besiedelung in der späthellenistischen (200–63 v.Chr., Schicht „Hell. 2“) und frührömisch-herodischen Zeit (63/50 v.–50 n.Chr., Schicht „ER“ für „Early Roman“)209 hat sich bislang vor allem für den Bereich des westlichen Abhangs der natürlichen Anhöhe ergeben (Abb. 37). Dort gibt es eine massive Struktur, das „large Hellenistic building“ nahe des höchsten Punkts des Hügels, wohl ein Fort, das im 2. Jh. v.Chr. erbaut worden war, seit ca. 100 v.Chr. in hasmonäisch-herodischem Besitz war und nach einer zivilen Nutzung im 1. Jh. n.Chr. zu Beginn (von den Sepphoriten selbst) oder während des Jüdischen Aufstands (von den Römern) eingeebnet wurde.210 Westlich davon dehnt sich ein Wohnquartier mit mehreren insulae aus, die aus herodischer Zeit stammen (Periode ER A und B).211 Der archäologische Befund weist auf eine kontinuierliche jüdische Besiedelung von ca. 100 v.Chr. bis 70 n.Chr. hin, wobei hier die Beachtung bestimmter Vorschriften für das tägliche Leben, soweit dies die Archäolo208 University of South Florida (seit 1983), „Joint Sepphoris Project“ (Hebrew University, Jerusalem und Duke University) (1985–1989), Hebrew University, Jerusalem (seit 1990), „Sepphoris Regional Project“ (Duke University) (1993–1997). – 1931 hatte die University of Michigan bereits eine kurze Kampagne östlich und westlich der Kreuzfahrerzitadelle auf der Akropolis durchgeführt. 209 Eine Übersicht über die Stratifizierung von Sepphoris durch das „Sepphoris Regional Project“ bei MEYERS 1998, 355. „Hellenistic“ gehört zum Stratum VII und ist in zwei Phasen aufgeteilt, wovon „Hell 2“ die jüngere ist. „Roman“ entspricht Stratum VI und hat drei Phasen. Phase 1 „Early Roman“ [abgekürzt ER] (63/50 v.–135 n.Chr.) wird wiederum in drei Subphasen aufgeteilt: ER A (63/50 v.Chr. bis zur Zeitenwende); ER B (Zeitenwende bis 50/70 n.Chr.); ER C (50/70–135 n.Chr.). Zur Zuordnung von ER A zu den baulichen Aktivitäten des Herodes und von ER B zu solchen des Antipas MEYERS 1998, 346 f. 210 Vgl. MEYERS u.a. 1997, 265. MEYERS 1998, 345 f. MEYERS 1999, 109–113. 118– 121. MEYERS u.a. 1998, 279. CHANCEY/MEYERS 2000, 21–24. MEYERS 2000b, 115–118. Zum hasmonäischen Fort bereits o. Anm. 194, zur Einebnung Anm. 195. 211 MEYERS u.a. 1997, 265. 268 (zwei jeweils durch gepflasterte Straßen getrennte Blöcke à 15 x 30 m; jeder Block mit 4 Häusern). MEYERS u.a. 1998, 265.

4. Antipas, Tetrarch über Galiläa und Peräa (4 v.–39 n.Chr.)

Abb. 37. Sepphoris/Autokratoris, Plan der seit Beginn des 1. Jh. v.Chr. jüdisch besiedelten Anhöhe.

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

gie ermitteln kann, auffällt. Es fehlen Überreste hellenistisch-römischer Kultur, während Indikatoren die Anwesenheit von Juden, die sich an verschärften Reinheitsvorschriften orientierten, anzeigen.212 Dieser Umstand ist besonders hervorzuheben, denn es dürfte sich hieraus ein Hinweis darauf ergeben, warum sich Antipas einige Jahre nach Tiberius’ Herrschaftsantritt dazu entschlossen hatte, Sepphoris/Autokratoris als Hauptstadt aufzugeben und eine neue Hauptstadt zu gründen. Es ist möglich, daß der „very high level of observance of Jewish law“ bei den Juden in Sepphoris (der im übrigen bis in die byzantinische Zeit nachweisbar ist)213 dazu geführt hat, daß Antipas mit einer gegenüber Reinheitsvorschriften moderater eingestellten jüdischen Bevölkerung eine Hauptstadt anderen Typus’ etablieren wollte. Siedlungsreste aus der Zeit des Herodes und Antipas haben sich auch am Nord- und Südosthang der Akropolis214 sowie in der Ebene östlich der Akropolis215 gefunden. Noch ergeben die hier gefundenen Mauern und Zisternen keinen klaren Architekturzusammenhang. Erforschungen des Wassersystems von Sepphoris haben ergeben, daß der erste (nördliche) Aquädukt der Stadt aus der ersten Hälfte des 1. Jh. n.Chr. stammt und somit Antipas zuzurechnen ist.216 Es muß betont werden, daß in Sepphoris-Autokratoris bis zum Ende des 1. Jh. n.Chr. keine Agone oder sonstige Spiele durchgeführt worden sind. Man hat dies lange wegen des 1931 entdeckten Theaters (s. den angeschnittenen Bereich Abb. 37) vermutet, dessen Erbauung Herodes oder Antipas zugeschrieben wurde.217 Das Theater stammt aber erst, wie genaue archäologische Untersuchungen nun ergaben, aus der Zeit nach dem Ersten Jüdischen Aufstand (wohl ca. 100 n.Chr.).218 Um so bemerkenswerter ist es, daß es agonistische Anlagen in Antipas’ neuer Hauptstadt Tiberias gab. Offenbar war es angesichts der Einstellung der torafrommen Sepphoriten 212 Es handelt sich um drei Indikatoren: 1. die Abwesenheit von Schweineknochen; 2. Steingefäße (bislang 114 Fragmente), die, im Gegensatz zu Ton und Glasgefäßen, rituell immer rein waren; 3. jüdische Tauchbäder bzw. Mikwaot (bislang 22 auf dem Siedlungsgebiet der nordwestlichen Akropolis, s. Plan REICH 2002, 54). Vgl. ausführlich CHANCEY/MEYERS 2000, 25–27, MEYERS 2000, REICH 2002, MEYERS 2002b, 211–215 (speziell zu den Mikwaot, deren Existenz v.a. von H. Eshel bestritten wird). 213 Das Zitat MEYERS 2002a, 215; zur verschärften Toraobservanz unter den Juden in Sepphoris seit der hasmonäischen Zeit ebd. 204–215. 214 MEYERS 1998, 349. 215 STRANGE u.a. 1999. 216 TSUK 1999. TSUK 2000. MEYERS 1998, 347. 217 Z.B. LÄMMER 1976, 41 (dort auch die ältere Forschung, die allerdings noch vor dem Beginn systematischer Ausgrabungen liegt) und WEISS 1993, 1325. 218 MEYERS 1998, 350 f. CHANCEY/MEYERS 2000, 28. Der Bau des Theaters erfolgte offenbar mit dem Ausbau der Wohnquartiere auf der Akropolis Ende des 1. Jh. n.Chr. (MEYERS 1998, 350 f.).

4. Antipas, Tetrarch über Galiläa und Peräa (4 v.–39 n.Chr.)

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für Antipas unmöglich, in Autokratoris Elemente hellenistisch-römischer Kultur in das Leben der Stadt zu integrieren.219 Auch dieser Umstand mag dazu beigetragen haben (neben einer fehlgelaufenen Ehrung für einen potentiellen Nachfolger des Augustus), daß Antipas mit Tiberias eine völlig neue Stadt gründete, deren Aussehen und Kultur er grundsätzlich selbst bestimmen konnte. Die Gründung von Livias/Ioulias. Betramta220 in Peräa wurde noch vor 14 n.Chr. als Livias neu gegründet. Es ist die erste Stadtgründung eines Herodiers zu Ehren eines weiblichen Mitglieds der domus Augusta.221 Wie ungewöhnlich und neuartig diese Idee war, kann man daran ersehen, daß – außerhalb Judäas – nur zwei weitere Städte zu Ehren der Livia gegründet wurden: Das noch vor 14 n.Chr. gegründete Liviopolis im Königreich Pontos, eventuell eine Neugründung des pontischen Hermonassa,222 und die 20 n.Chr. gegründete Stadt Augusta in Kilikia Pedias.223 Im kleinen Ensemble der Städtegründungen zu Ehren der Livia nimmt das peräische Livias demnach einen sehr prominenten Platz ein. Warum ehrte Antipas Livia auf diese Weise? Josephus setzt an keiner Stelle Anti219 Smallwoods Vermutung, Antipas könnte Sepphoris in eine ‚hellenistische Stadt‘ verwandelt haben, entbehrt somit einer Grundlage (SMALLWOOD 1976, 183: „Philip had converted the existing town of Panion into a Hellenistic city; and Antipas himself may already have done the same with Sepphoris“). 220 Der Name des Ortes variiert in den Handschriften und Quellen. Ursprünglich ist wohl ein Bet Haram anzunehmen, als Name einer amoritischen Stadt (Jos 13,27. 4 Mose 32,37). Im Jerusalemer Talmud wird der Ort Bet-Ramta genannt, worauf die griechischen und lateinischen Varianten bei Josephus, Eusebius und Hieronymus zurückgehen (vgl. HOEHNER 1972, 88 f. SCHÜRER u.a. II [1979], 176 f.). 221 Philippos gründete Ioulias erst nach Livias Tod (s. Kap. III 5). 222 Plin. nat. 6, 4.11. Zur Identifizierung mit Hermonassa westlich von Trapezunt OLSHAUSEN/BILLER 1984, 135. 145. HAHN 1994, 304. OLSHAUSEN 1998. Die Gründung muß wegen des Namens vor 14 n.Chr. erfolgt sein. Am ehesten kommt Pythodoris für die Gründung in Frage, Alleinherrscherin über das Pontische Reich seit 8/7 v.Chr. In der Zeit, in der Pythodoris gemeinsam mit Polemon über Pontos und den kimmerischen Bosporos herrschte (ca. 13/12–9/8 v.Chr.), hatte sie im kimmerischen Hermonassa (südlich von Phanagoria) Livia als ihre Euergetis geehrt. Die Inschrift wurde von SCHULLER 1985, 105 Anm. 17 mitgeteilt: [Basi,lissa Pu]qo,dwrij Leioui,an th.n | [Sebastou/ gunai/ka e`a]uth/j euverge,tin (der Text wurde SCHULLER durch einen russischen Kollegen übermittelt; vgl. H AHN 1994, 53 und Kat.-Nr. 91). 223 Zur Ortslage (ca. 16 km nördlich von Adana) und den antiken Überresten KARBACH 1990, 36 f. Auf den Münzen (KARBACH 1990) wird Livia von Anfang an in Bild (ein sehr gutes Portrait) und Legende bis ins Jahr 106/107 n.Chr. repräsentiert. – Für eine Ehrung der Livia treten JONES 1967, 204, KARBACH 1990, 36 f. und RPC I 591 ein. GROSS 1962, 56 ist vorsichtiger und meint, „daß man sich dem Eindruck schwer entziehen kann, die Gemeinde habe … vielleicht sogar ihren Namen unmittelbar von Iulia Augusta abgeleitet“.

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

pas in irgendeinen Zusammenhang mit Livia. Wir wissen nur, daß Herodes und seine Schwester Salome gute Beziehungen zu Livia unterhielten und Livia in ihren Testamenten bedachten.224 Salomes Testament ist dabei besonders hervorzuheben. Sie vermachte an Livia ihren gesamten judäischen Domänenbesitz (Iamneia, Azotos, Phasaelis und Archelais).225 Dies geschah irgendwann zwischen 9 und 12 n.Chr.226 Zum Zeitpunkt der Erbschaft war Livia nicht nur die vielfach geehrte Frau des Sebastos, sondern auch die Mutter des zukünftigen Princeps. Antipas dürfte sich durch Salomes Akt in einem Zugzwang befunden haben. Livia war, mit dem Besitz der Orte Archelais und Phasaelis, in gewisser Weise zu Antipas’ Nachbarin geworden – bei Antipas’ politischem Ehrgeiz dürfte dies eine Reaktion veranlaßt haben. Und Antipas könnte mit der Gründung von Livias den Übergang von Augustus auf Tiberius vorbereitet haben, allerdings etwas vorsichtiger als bei Autokratoris. Mit der Gründung einer Stadt zu Ehren der Frau des Augustus konnte er nichts falsch machen. Würde Tiberius tatsächlich Augustus’ Nachfolger, dann hatte Antipas der wichtigsten Frau am Kaiserhof bereits ein besonderes Zeichen seiner Anerkennung und Verehrung gegeben. Nach Augustus’ Tod hat Antipas den Ort, dem neuen Namen der Livia entsprechend, in Ioulias umbenennen lassen, wahrscheinlich bald nach 14 n.Chr.227 Die Gründung von Tiberias. Nachdem Tiberius Antipas als Tetrarchen bestätigt hatte, forderte schon allein die Existenz des peräischen Ioulias ein deutliches Zeichen der Ehrung und Anerkennung des neuen Kaisers heraus. Antipas hat deshalb nicht lange gezögert, eine Stadt zu Ehren von Tiberius zu benennen – eine außergewöhnliche Ehrung für diesen Kaiser. 224 Herodes integrierte Livia sehr wahrscheinlich in den Kult von Caesarea (s.o. II 2.c) und bedachte sie in seinem Testament. Livia agierte als Vermittlerin in Auseinandersetzungen zwischen Salome und Herodes anläßlich zweier Eheverbindungen, die für Salome in Aussicht standen (Ios. bell. Iud. 1, 566. ant. Iud. 17, 10). Antipas’ Intrige gegen seine Tante Salome (bell. Iud. 1, 641–643. ant. Iud. 17, 134–145) setzt einen regen Briefwechsel zwischen Salome und Livia voraus. 225 Ios. bell. Iud. 2, 167. ant. Iud. 18, 31. – Der Besitz wurde durch Livias Procuratoren verwaltet. Einer von ihnen war C. Herennius Capito. Er verwaltete Iamneia zunächst für Livia, dann auch für Tiberius und Caligula, an die der Besitz überging. Die Inschrift mit der Laufbahn Capitos AE 1941, 105. 226 Ios. ant. Iud. 18, 31 datiert den Tod Salomes in die Amtszeit des Präfekten Ambibulus. 227 KINDLER 1999 hält die Umbenennung auch für einen postumen Akt, der erst nach der Gründung von Ioulias durch Philippos in dessen 34. Herrschaftsjahr erfolgt sei, weil Antipas hier mit Philippos gleichziehen wollte. Ich sehe in einer bloßen Namensadaption (Livias zu Ioulias) keinen besonders ehrenden Akt, sondern eher eine Aktualisierung gemäß dem offiziellen Sprachgebrauch, die in der Regel gleich erfolgt und nicht erst 15 oder 16 Jahre später.

4. Antipas, Tetrarch über Galiläa und Peräa (4 v.–39 n.Chr.)

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Als eponyme Stadtgründung ist nur noch Tiberiopolis in Phrygia bekannt.228 Antipas verband die Stadtgründung bemerkenswerterweise mit einer politisch-administrativen und ökonomischen Reorganisation von Galiläa. Dies ging weit über das hinaus, was eine ehrende Stadtgründung, aus welchem aktuellen Anlaß auch immer,229 hätte leisten müssen. Bis 20 n.Chr. entstand am Westufer des Sees Gennesaret eine völlig neue Stadt als Hauptstadt (Abb. 38a–b). In Antipas’ erster Münzserie überhaupt (24. Herrschaftsjahr!) nahm der Tetrarch im Jahr 19/20 n.Chr. Bezug auf die Stadt.230 Vermutlich hatte Antipas erst von Kaiser Tiberius das Münzrecht erhalten, womöglich als kaiserlichen Gunsterweis für die Stadtgründung. Mit Tiberias gründete Antipas eine jüdische polis, die als Hauptstadt seines Reiches Merkmale hellenistischer und jüdischer Kultur in sich vereinen sollte.231 Dies läßt sich aus der schriftlichen Überlieferung (s. im Folgenden), wenn auch bruchstückhaft, rekonstruieren. Bauliche Überreste der Stadt des Antipas hat man bis heute nicht gefunden, sieht man einmal von dem isoliert stehenden „Südtor“ ab, dessen Erbauung Antipas zugeschrieben wird. Dieses könnte jedoch gut aus einer späteren Zeit stammen und ein Repräsentationsbau extra muros gewesen sein.232 228

Tiberius wurde dort offenbar zusammen mit Livia verehrt. Es gab auch einen Agon zu Ehren des Kaiserhauses (IGR IV 556). Vgl. MITCHELL 1993, I 219 Anm. 146. HAHN 1994, Kat.-Nr. 42. 229 Vgl. die verschiedenen Thesen zur aktuellen Veranlassung der Gründung (Tiberius’ 60. Geburtstag und das 20. Jahr seiner tribunicia potestas [AVI-YONAH 1950; unwidersprochen zitiert von SMALLWOOD 1976, 184 Anm. 13]; Tiberius’ 65. Geburtstag [HOEHNER 1972, 94 f. GABBA 2001, 130]; Tiberius’ judenfeindliche Politik in Rom [Ausweisung der Juden 19 n.Chr.], weshalb Antipas seine Loyalität demonstrieren wollte [LÄMMER 1976, 52]; Ausdruck für ein stark verbessertes Verhältnis Antipas’ zu Rom seit dem Prinzipatswechsel [KOKKINOS 1998, 234]). – Wichtig ist m.E. vor allem die Frage, warum Antipas ein neues politisches Zentrum gründete und Sepphoris dafür aufgab. 230 Die Münzen RPC I 4918–4921. MESHORER 2001, Herod Antipas Nr. 75–78. Auf den drei größeren Nominalen lauten die Rückseitenlegenden TIBERIAC, auf dem kleinsten TI BE. – SMALLWOOD 1976 m. Anm. 13 ist mit der Angabe, Antipas habe erstmals im 33. Jahr Münzen geschlagen, veraltet. 231 Dies betont auch SMALLWOOD 1976, 183 f. 232 Das Stadtbild Tiberias’ wird archäologisch erst im 2. Jh. n.Chr. faßbar. Auch BROSHI 2001, 20 spricht vom Mißverhältnis zwischen literarischer Überlieferung und archäologischen Überresten des herodischen Tiberias, „which are still scanty“. – Zum Südtor FOERSTER 1993, 1470 f. Vgl. KUHNEN 1990, 136. HIRSCHFELD 1997, 204. Das Tor ist noch nicht publiziert. Erst dann wird man die vorgeschlagene Zeitstellung überprüfen können. Die früheste Keramik, die Foerster unter der gepflasterten Straße, die durch das Tor hindurch verläuft, gefunden hat, wird von Foerster allgemein in das 1. Jh. n.Chr. datiert (FOERSTER 1993, 1473). Dies reicht eigentlich nicht aus, um eine Erbauung des Tors schon durch Antipas 20 n.Chr. glaubhaft zu machen. Erst eine Aufarbeitung des mit Tor und Straße assoziierten Materials sowie ein Vergleich mit den bautypologisch

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

a

b

Abb. 38a–b. Tiberias. a. Plan der Ausgrabungen (Stand 1994). b. Vermutete Ortslagen des Stadions von Tiberias.

Die Verfassung der Stadt orientierte sich am Modell einer griechischen Polis oligarchischer Verfassung. Josephus erwähnt den Rat der Stadt (mit 600 Mitgliedern), ein Zehnmännerkollegium und ein Fünfzigmännerkollegium des Rats, einen Archon als Oberbeamten und einen Agoranomos.233 ähnlichen extramuralen Ehrenmonumenten in Gerasa (130 n.Chr. für Hadrian; s. KRAELING 1938, 73 f. W ELLES 1938, 401 f. Nr. 58), westlich vor Skythopolis (ECK/FOERSTER 1999, 297) und Gadara („Tiberiastor“ extra muros, s. BOL u.a. 1990, 237: frühes 1. Jh. v.Chr. [vgl. WEBER 2002]; HOFFMANN 2002, 114 f. „augusteisch-herodianisch oder wahrscheinlicher flavianisch“ [114]) sowie mit dem neu entdeckten Stadttor in Hippos, das SEGAL/EISENBERG 2006, 47 mit Verweis auf Form und Bauweise der Tore von Tiberias und Gadara allgemein ins 1. Jh. n.Chr. datieren, werden die Datierung und Funktion des Südtors von Tiberias besser klären können. Vgl. einstweilen HOFFMANN 2002, 114 f. zu ähnlichen nicht-defensiven Tormonumenten, auch mit Hinweis auf städtische Repräsentationsarchitektur dieser Art in Italien und der Levante. 233 bell. Iud. 2, 599. 615. 639–641. vita 64. 67. 69. 134. 169. 271. 284. 294. 296. 300. 313. 381. ant. Iud. 18, 149. – Das Amt des Agoranomos ist unter Antipas auch auf einem Marktgewicht bezeugt, ed. pr. QEDAR 1986–1987 = SEG 38, 1646. Dazu STEIN 1992 (= SEG 42, 1473. AE 1992, 1695); vgl. REG 113 (2000), 663.

4. Antipas, Tetrarch über Galiläa und Peräa (4 v.–39 n.Chr.)

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Griechischer Kultur entsprachen auch die agonistischen Bauten (Stadion und Hippodrom), die aller Wahrscheinlichkeit nach von Antipas errichtet und mit Kaiserspielen verbunden wurden (dazu gleich). Die Stadt besaß eine eigene Ära.234 Diese Elemente griechisch-hellenistischer Stadtkultur wollte Antipas mit den Charakteristika jüdischer Kultur vereinen. Er ließ eine besonders große und schön ausgestattete Synagoge errichten, die aufgrund ihrer auffälligen Bezeichnung als proseuch, bei Josephus vielleicht die Form einer Doppelstoa bzw. einer fünfschiffigen Basilica hatte.235 Das Versammlungsgebäude diente, wie überall in Judäa und der Diaspora, einer Vielzahl von Funktionen: gemeinsamem Gebet, Verlesen und Erörterung der Tora, gemeinsamen Mahlzeiten, öffentlichem Fasten bei ausbleibendem Regen, Aufbewahrung von Abgaben (Tempelsteuer) und von gespendeten Geldern, Abhaltung von Gerichtsverhandlungen, Unterkunft für Gäste.236 Tiberias war insofern auch eine spezifisch jüdische polis, als Antipas zwei fundamentale Vorschriften der Tora, Alleinverehrung Jahwes und Bilderverbot, wahrte. Antipas ließ in der „Stadt des Tiberius“ keinen Tempel errichten oder führte sonst in irgendeiner Form einen Opferkult für die domus Augusta ein. Was die Abbildung von Menschen und Göttern anging, beachtete er das Bilderverbot. Seine Münzen zeigen auch kein Kaiserporträt.237 Radikal hat Antipas indes das Bilderverbot nicht interpretiert.238 Sein Palast, der ja sicherlich auch öffentliche Teile besessen hat,239 war mit Darstellungen von Tieren (zw,|wn morfai,, Ios. vita 65) geschmückt. In Tiberias hat man sich daran bis 66 n.Chr. nicht gestört.240 234

S. die ersten autonomen Münzen des Jahres 53/54 n.Chr. (RPC I 4851–4853). HÜTTENMEISTER 2000, 92 f. 236 Ios. vita 277. 280. 293; das Gebäude wird als proseuch, bezeichnet. Zum möglichen spezifischen Bautypus einer proseuche SIEGERT u.a. 2001, 175. – Josephus schildert an beiden Stellen Versammlungen der Juden von Tiberias, die über das weitere Verhalten im jüdischen Aufstand beraten und entscheiden. – Vgl. zu den Funktionen der Synagogen vor bzw. nach 70 n.Chr. SCHÜRER u.a. II (1979), 423–454. ROUSSEAU/ARAV 1995, 268– 272. HÜTTENMEISTER 2000. 237 RPC I 4918–4937 = MESHORER 2001, Herod Antipas Nr. 75–94 (vierteilige Serien der Herrschaftsjahre 24, 33, 34, 37 und 43). Auch in der autonomen Münzserie unter Claudius (53/54 n.Chr.) gibt es keine figürlichen Abbildungen und kein Kaiserportrait (RPC I 4851–4853). 238 Es gab seit Ende des 1. Jh. v.Chr. eine verschärfte Auslegung des Bilderverbots, die auch die Abbildung von Tieren verbot, vgl. VOGEL 1999. SIEGERT u.a. 2001, 166 f. 239 Man hat den Palast immer auf dem Mt. Berenice oberhalb Tiberias’ vermutet, doch ergaben Ausgrabungen, daß es keine Reste aus der frührömischen Zeit gibt. HIRSCHFELD 1994, 124 f. vermutet den Palast jetzt deshalb in der Nähe des Seeufers. 240 Erst als die Anführer des Ersten Aufstands solch radikale Auslegungen vertraten, sollte der Palast niedergebrannt werden (Ios. vita 65). Josephus war als Kommandant von Galiläa mit dieser Aufgabe betraut worden und teilte offenbar die verschärfte Auslegung 235

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

Antipas’ gemäßigte Haltung gegenüber der Tora kommt auch im Gründungsakt von Tiberias selbst zum Ausdruck. Josephus weist bei der Charakterisierung der Neubürger von Tiberias darauf hin, daß Antipas jüdische Siedler eigens angelockt habe, indem er ihnen auf seine Kosten ausgestattete Häuser sowie Land geschenkt habe.241 Grund für die Großzügigkeit sei der unreine Status der Stadt gewesen, weil sie auf einem Gräberfeld242 errichtet worden sei. Strenggenommen hätte dieses – gemäß den Reinheitsgeboten der Tora und der strikten räumlichen Trennung von Leben und Tod – unangetastet bleiben müssen.243 Die Störung der Totenruhe entsprang keiner besonders frommen Haltung. Juden, die die Reinheitsgebote besonders streng auslegten, wären als Siedler nicht zu gewinnen gewesen, und man hat in diesen Kreisen den Status von Tiberias sicherlich noch lange diskutiert. Josephus’ Kommentar ant. Iud. 18, 38 ist ein Beleg dafür.244 An einer besonders skrupulösen Einwohnerschaft war Antipas jedoch gar nicht gelegen, weil er eine Stadt hellenistischen Gepräges erbauen wollte, in der torafromme Juden ohnehin nicht hätten leben wollen. Wichtig war vermutlich nur, daß durch die Umbettung der Totengebeine der Baugrund für die Stadt neutral geworden war. Bei den jüdischen Bürgern, des Bilderverbots (dazu VOGEL 1999, 71–77). Der Rat der Stadt versuchte vergeblich, die Zerstörung des Palasts zu verhindern. 241 Ios. ant. Iud. 18, 38: kataskeuai/j te oivkh,sewn te,lesi toi/j auvtou/ kai. gh/j evpido,sei. 242 Es wird bei Ios. ant. Iud. 18, 38 nicht klar, ob Antipas die Gebeine des Gräberfelds hatte umbetten lassen. Der Text macht zwar den Eindruck, als ob die Toten nicht außerhalb der neuen Stadt wiederbestattet worden wären, sondern die Stadt direkt über den alten, zerstörten (d.h. untergrabenen) Gräbern erbaut worden sei (evpi. mnh,masin avnh|rhme,noij). Die Stadt wäre dann ein Friedhof gewesen, was die Einhaltung von Reinheitsregeln unmöglich und de facto alle Einwohner und Besucher permanent unrein gemacht hätte. Von solchen Schwierigkeiten hören wir aber in den Quellen kein Wort. Priestern wie Josephus wäre es gar nicht erlaubt gewesen, die Stadt zu betreten, wenn sie eigentlich ein Friedhof gewesen wäre. Josephus hat als Kommandant in Galiläa 67 n.Chr. die Stadt unzählige Male betreten und natürlich auch Kontakte mit den Bürgern von Tiberias gehabt. Vermutlich hat Antipas das alte Gräberfeld auflassen und die Gebeine außerhalb des Stadtgrunds bestatten lassen. Vgl. zur Thematik OTTO 1913b, 176. FELDMAN, LCL 1965, 33. HOEHNER 1972, 96. 100. LÄMMER 1976, 41. MAIER 1989, 80. KRIEGER 1994a, 30. ROUSSEAU/ARAV 1995, 317 f. KOKKINOS 1998, 234. 243 Ios. ant. Iud. 18, 38. Zur Stelle KRIEGER 1994a, 30 f. Die Reinheitsregel, auf die sich Josephus in ant. Iud. 18, 38 bezieht, findet sich als Teil der Vorschriften in 4 Mose 19,10–22. 244 Die Unsicherheiten, was den Status von Tiberias angeht, haben dann dazu geführt, daß ein Rabbi des 2. Jh. n.Chr., Rabbi Schimon b. Jochai, Tiberias für rein erklärte, weil die im Süden benachbarten Quellen von Hammat – ein Ort, der zu Tiberias gehörte – heilkräftig waren. Vermutlich um den Besuch dieser Quellen zu erleichtern, wurde Tiberias so zu einer definitiv reinen Stadt erklärt.

4. Antipas, Tetrarch über Galiläa und Peräa (4 v.–39 n.Chr.)

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die Antipas dann – angeworben durch günstige ökonomische Bedingungen und nicht etwa durch Zwang, wie Ios. ant. Iud. 18, 37 suggeriert – ansiedelte, dürfte es sich um eine Mischung aus höfischem Personal, abhängigen Kleinpächtern auf Antipas’ Domänen in Galiläa, Besitz- und Landlosen gehandelt haben.245 Auf diese Weise wurde eine Antipas loyal ergebene jüdische Bürgerschaft in Tiberias versammelt, die sich keiner verschärften Tora-Auslegung verbunden fühlte. Mit dieser gemäßigten jüdischen Bürgerschaft konnte Antipas es dann wagen, die Voraussetzungen für die Abhaltung öffentlicher Wettkämpfe griechischen Stils zu schaffen. Agonistische Anlagen und Kaiserspiele von Tiberias. Lämmer hat 1976 die – nahezu unbeachtet gebliebene – These aufgestellt, daß Antipas periodische Spiele in Tiberias zu Ehren des römischen Kaisers inauguriert und dafür auch die entsprechenden Stätten erbaut habe.246 Lämmer zufolge umfaßte der Agon musische, athletische und hippische Wettkämpfe. Bis dahin waren Nachrichten bei Josephus und im Jerusalemer Talmud, daß es in Tiberias ein Stadion und im ca. 6 km nördlich gelegenen Taricheai ein Hippodrom gab,247 nur als Beweise für Antipas’ hellenisierende Bestrebungen bzw. für eine starke Hellenisierung der Juden von Tiberias gesehen worden.248 Einer der Gründe, warum Stadion und Hippodrom von Tiberias von der Forschung historisch kaum eingeordnet wurden, ist, daß in den Quellen nirgends Antipas als Bauherr des Stadions und Hippodroms genannt wird.249 Die Existenz eines Stadions im völlig neu erbauten Tiberias kann man jedoch kaum mit einem anderen Herodier sinnvoll in Zusammenhang 245 Schon OTTO 1913b, 176 hat auf die polemische Verzerrung hingewiesen, mit der ant. Iud. 18, 37 die erste Generation von Siedlern in Tiberias charakterisiert. KRIEGER 1994a, 30 f. sieht hier eine spezielle Polemik Josephus’ gegen Antipas am Werk. – HOEHNER 1972, 96, SMALLWOOD 1976, 183 und KOKKINOS 1998, 234 f. nehmen die ideologische Verzerrung Josephus’ für bare Münze. 246 Vgl. bes. LÄMMER 1976, 51–53. – Die mangelnde Auseinandersetzung mit der These dürfte, neben der Sprachbarriere, auch mit dem Publikationsort zusammenhängen. 247 Zum Stadion von Tiberias s. bell. Iud. 2, 618 f. 3, 538–541. vita 92–96. 331. yErub 5:1a–c (22b) (Text und Kommentar auch bei LÄMMER 1976, 43–45). Zum Hippodrom von Taricheai s. bell. Iud. 2, 599. vita 132. 138. 248 Vgl. z.B. OTTO 1913b, 176. HOEHNER 1972, 100. SMALLWOOD 1976, 184. – Es gibt Lämmer zufolge wohl nur zwei Arbeiten, in denen dem Stadion von Tiberias auch die Funktion einer Sportanlage zugestanden wird: AVI-YONAH 1950, 164, und HARRIS 1976, 41 f. 47. 249 Josephus erwähnt die Gebäude nur als Versammlungsstätten in Zusammenhang mit Ereignissen des Jahres 67 n.Chr., nicht aber in der Gründungsgeschichte Tiberias’ in bell. Iud. 2, 168. ant. Iud. 18, 36–38 (die bauliche Ausstattung der Stadt bleibt dort überhaupt unberücksichtigt).

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

bringen.250 Wenn demzufolge am ehesten Antipas als Bauherr des Stadions von Tiberias in Frage kommt, dann muß auch das Hippodrom von Taricheai auf ihn zurückgehen. Denn man kann diese Stätte nicht als vereinzelte Anlage ansehen, die es schon vor Antipas gegeben hätte. Stadion und Hippodrom gehören als funktionale Einheit der Agonistik zusammen. Stadion und Hippodrom sind archäologisch nicht verifiziert, so daß sich von dieser Seite bislang keine neuen Anhaltspunkte für eine Datierung ergeben haben. Lämmer hat einen plausiblen Lokalisierungsvorschlag zum Stadion im Norden vor der Stadt gemacht (Abb. 38b),251 der einer Verifizierung harrt. Daß sich das Hippodrom in Taricheai befunden hat, erklärt Lämmer (zu Recht) mit Geländeschwierigkeiten um Tiberias.252 Das Hippodrom von Taricheai dürfte nordwestlich des seit dem 1. Jh. v.Chr. nachweisbaren Ortes,253 in der sog. Ebene von Gennesar, gelegen haben. Dieser Bereich wurde archäologisch zwar noch nicht erforscht.254 Da es sich bei einem Hippodrom dieser Zeit aber nur um eine mit Erdwällen abgegrenzte Rennbahn gehandelt haben dürfte, besteht kaum Aussicht, heute noch materielle Überreste zu finden. 250 In Frage kämen Agrippa I., in dessen Herrschaftsgebiet Tiberias zwischen 40 und 44 n.Chr. lag, oder Agrippa II., dem die Stadt seit ca. 55 n.Chr. unterstand. Beide Herrscher konzentrierten den Schwerpunkt ihrer Euergesie jedoch auf andere Orte (Agrippa I. vor allem auf Berytus, dann auf Jerusalem, Agrippa II. ebenfalls auf Berytus und auf den Ausbau seiner Hauptstadt Caesarea Philippi). 251 LÄMMER 1976, 45–49, v.a. auf der Kombination von Ios. bell. Iud. 2, 619 und der obengenannten Stelle aus dem Jerusalemer Talmud (Erub 5:1a–c [22b]). – Der Süden von Tiberias kommt als Standort nicht in Frage, weil dieses Gebiet, wie die archäologische Erforschung mittlerweile ergeben hat, in der römischen Zeit nicht bebaut war (FOERSTER 1993, 1470). 1991 hat Hirschfeld westlich des Cardos und ca. 150 m nördlich des Südtors ein Theater entdeckt (s. Abb. 38a), was die mögliche Lage eines Stadions dort (vgl. Abb. 38b, Nr. 1) erübrigt. HIRSCHFELD 1991, 171 datiert das Theater in das 2.–3. Jh. n.Chr. Ob sich darunter ein Vorgängerbau des Antipas befindet, wie es LÄMMER 1976, 49 f. 51 erwartet, ist noch nicht geklärt. 252 LÄMMER 1976, 51. 253 Man hat bei den Ausgrabungen auch Münzen von Alexander Iannaios gefunden (LOFFREDA 1976, 342 f. CORBO 1976, 360. 362). Der Caesarmörder Cassius Longinus, der sich Syriens bemächtigt hatte, lagerte im März 43 v.Chr. bei Taricheai (Cic. fam. 12, 10; Ios. bell. Iud. 1, 220–222. ant. Iud. 14, 272–276). 254 Zu den Ausgrabungen Anfang der 70er Jahre, die sich auf einen ufernahen Bereich beschränkten, CORBO 1974. CORBO 1976. CORBO 1978. LOFFREDA 1976. Das Stadtgebiet erstreckt sich noch ca. 100 m weiter nördlich des bisherigen Ausgrabungsgeländes (Survey STEFANSKI 1986). Die relativ große Hafenanlage von Taricheai liegt östlich und nördlich des ausgegrabenen Stadtgebiets (RABAN 1988, 322 f. RABAN 1993b, 965. NUN 1999, 26–29). – Die beste mir bekannte Diskussion der Ausgrabungsergebnisse zur späthellenistisch-frührömischen Zeit liegt mit RUF 1995, 62–100 vor. Vgl. ROUSSEAU/ ARAV 1995, 189 f. S.a. ZANGENBERG 2001 und ZANGENBERG 2003.

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Auch wenn die Chancen sehr gering sind, den archäologischen Nachweis für Stadion und Hippodrom zu erbringen (und damit auch Daten für eine genauere Datierung zu gewinnen), so ist Lämmers These, die Errichtung der agonistischen Anlagen gehe mit der Stiftung von Kaiserspielen einher, einleuchtend. Wie sonst soll man die Tatsche deuten, daß ein Stadion und ein Hippodrom errichtet wurden? Für Tiberias, die jüdische polis, kommen Spiele für eine pagane Gottheit nicht in Frage, von Spielen für Jahwe ganz zu schweigen. Es bleibt als Möglichkeit nur ein Agon zu Ehren des Tiberius, vielleicht auch der Livia, bedenkt man die vorgängige Ehrung der Kaisermutter mit der Stadt Livias/Ioulias. Im Judentum dieser Zeit stellte ein solcher Agon eine große Besonderheit dar, wie Lämmer herausstreicht: „Wenn also in Palästina unter römischer Herrschaft jemals Juden in nennenswertem Maße Gymnastik und Athletik betrieben und griechische Wettkämpfe in Stadion, Hippodrom und Theater besucht haben, ohne dadurch ihre religiöse und nationale Identität aufzugeben, dann geschah dies in Galiläa unter der Regierung des Antipas“.255

Antipas dürfte damit eine Spezialform der Agonistik, nämlich einen Agon griechischen Typus’, aber ohne kultische und ikonische Elemente inauguriert haben: Kaiserspiele, die wesentliche Forderungen der Tora beachteten. Mit der opfer- und bilderkultfreien Ehrung für die domus Augusta dürfte sich Antipas in gewisser Übereinstimmung mit Tiberius’ Ansicht befunden haben, was das Ausmaß seiner (und Livias) Verehrung anging.256 Ganz sicher trennte Tiberius aber Loyalitätsfragen von Kaiserkultfragen, und insofern war Antipas hier frei zu tun, was ihm geboten schien. Zur Besonderheit der Kaiserkultpolitik des Antipas. Antipas hat auf die Kaiserkultpolitik seines Vaters in innovativer Weise reagiert. Ihm kam zugute, daß die Bevölkerung seines Reiches ethnisch einheitlicher war und sich auf seinem Gebiet kein von Herodes bereits initiierter Kaiserkult befand. Zudem mußte Antipas keine Linie, wie Archelaos, zwischen den Polen eines durch Herodes nicht nur baulich, sondern auch ideologisch aufgewerteten Tempelkults (einschließlich seiner Priesterschaft) einerseits und den zwei prachtvollen Kaiserkultstädten Sebaste und Caesarea andererseits finden. Dennoch sah sich Antipas vor die Wahl gestellt, ob er mit den sepphoritischen Juden, die einer verschärften Tora-Auslegung anhingen, auskommen wollte. Die Entscheidung, Sepphoris-Autokratoris als 255

LÄMMER 1976, 54. Es ist bekannt, daß Tiberius der kultischen Verehrung seiner Person nicht viel abgewinnen konnte und auch kein Interesse daran hatte, daß sich der Kult für seine Mutter weiter ausbreitete, als dies schon unter Augustus geschehen war (dazu HAHN 1994, 35 f.). Dennoch wurde Tiberius in erheblichem Umfang im Reich kultisch verehrt (s.o. Anm. 157). 256

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

Hauptstadt aufzugeben und in Tiberias eine jüdische polis zu gründen, in der eine Agonistik zu Ehren des römischen Kaiserhauses etabliert wurde, spiegelt eine neue Form der Orientierung jüdisch-herodischen Herrschertums innerhalb des hellenistisch-römischen Ambientes. Auf der einen Seite distanzierte sich Antipas klar von einer verschärften Auslegung der Tora und bekundete dies mit seinem Verhalten auch öffentlich.257 Auf der anderen Seite versuchte er, unter Wahrung fundamentaler Vorschriften der Tora (Alleinverehrung Jahwes, Bilderverbot) die hellenistische Kultur der Levante und eine in öffentlichen Formen zum Ausdruck gebrachte Anerkennung Roms (Städtegründungen, Kaiserspiele) positiv zu vermitteln.258 Das Scheitern Antipas’ unter den neuen Bedingungen Caligulas. Unter Tiberius blieben die politischen Rahmenbedingungen für Antipas günstig. Antipas stand sogar so hoch in Tiberius’ Gunst, daß er in der zweiten Jahreshälfte 36 n.Chr. bei Verhandlungen zwischen dem syrischen Statthalter Vitellius und dem Partherkönig Artabanos II. über ein Abkommen assistierte.259 Bald danach begann eine Phase großer politischer Schwierigkeiten, die vor allem damit zusammenhingen, daß der neue Kaiser C. Iulius Caesar (genannt Caligula) Antipas’ (Halb-)Neffen (und Schwager) Agrippa noch 257 Weitere Indikatoren für diese das Extrem vermeidende Haltung des Antipas sind: die zweite Ehe mit der Schwägerin Herodias, die einer verschärften Toraauslegung zufolge als ungesetzlich galt; das Verhalten gegenüber dem radikalen Johannes dem Täufer, dessen Auftreten er unterband und den er endlich hinrichten ließ; dagegen die milde Haltung gegenüber Jesus, den Antipas gemäß den Evangelien nicht verurteilte, d.h. den er offenbar nicht, wie Johannes, zu den Verschärfern der Tora und den politisch gefährlichen messianischen Figuren zählte. 258 Zwei Inschriften aus Delos und Kos bezeugen, daß Antipas außerhalb Judäas an die Rolle seines Vaters als Euerget für griechische Städte und Heiligtümer angeknüpft hat. Eine fragmentarisch erhaltene Inschrift auf Delos, die vor dem Apollotempel gefunden wurde, stammt vom Demos der Athener und „derer, die auf der Insel wohnen“ (OGIS 417. IvDelos 1586). Die Stifter errichteten eine Statue für „Herodes, Sohn des Königs Herodes, Tetrarch, wegen dessen arete und eunoia ihnen gegenüber“. Zur Inschrift HOEHNER 1972, 106 Anm. 3. SMALLWOOD 1976, 184 f. MANTZOULINOU-RICHARDS 1988, 96 Appendix B 1. BOFFO 1994, Nr. 20. RICHARDSON 1996, 209 Nr. 10. – Auf Kos ehrte ein gewisser Philo den „Herodes, Sohn des Königs Herodes, Tetrarch“ als „seinen Gastfreund und Freund“ (to.n auvtou/ xe,non kai. fi,lon) (OGIS 416. IGR IV 1043). Vgl. SHERWIN-WHITE 1978, 250. MANTZOULINOU-RICHARDS 1988, 97 Appendix B 2. HÖGHAMMAR 1993, Nr. 16. JACOBSON 1993–1994, 33 f. Zu Herodes’ Euergesie in Athen, auf Delos und Kos s.o. Kap. II Anm. 324–327. 259 Gemäß Ios. ant. Iud. 18, 101–105 wird das Abkommen unter Tiberius geschlossen, gemäß Suet. Cal. 14. Vit. 2. Cass. Dio 59, 27.2 f. erst unter Caligula. Zur Diskussion des Zeitpunkts SCHÜRER u.a. I (1973), 350 f. (Sommer 37 v.Chr.). HOEHNER 1972, 251–254 (Ende 36 v.Chr.). SMALLWOOD 1976, 186 (Mitte 36 v.Chr.). STRECK 1997 (ganz zu Beginn 37 v.Chr.).

4. Antipas, Tetrarch über Galiläa und Peräa (4 v.–39 n.Chr.)

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im März 37 zum König über das alte, quasi verwaiste Reich des Philippos und über die Tetrarchie von Abilene erhoben hatte. Agrippa blieb zunächst bei Caligula in Rom und machte sich erst gegen Ende Mai/Anfang Juni 38 n.Chr. auf den Weg in sein Reich.260 Im noch laufenden Jahr 2 seiner Herrschaft (Herbst 37–38 n.Chr.) emittierte er eine Münzserie, auf der er den Kaiser im Portrait, dessen drei Schwestern im Habitus von Göttinnen sowie den Kaiserkulttempel von Caesarea darstellte (Abb. 50a–c). Agrippa hat den unter seinem Vorgänger Philippos gepflegten Kaiserkult von Anfang an stark in Caligulas Sinn dynamisiert und ganz auf Caligulas Familienpropaganda ausgerichtet (dazu noch in Kap. IV 2). Wie es scheint, geriet Antipas durch diese Entwicklung unter Druck. Auf das starke Bedürfnis Caligulas nach göttlicher Verehrung mußte er insbesondere deshalb eine angemessene Antwort finden, weil sein neuer politischer Nachbar, der bei Caligula hoch in der Gunst stand, so eindeutig Stellung bezogen hatte. Antipas hat in seinem 43. Herrschaftsjahr (Herbst 38/39 n.Chr.), nachdem er fünf Jahre keine Münzen mehr geprägt hatte, zum ersten Mal Münzen emittiert, auf denen der Name des römischen Kaisers zu lesen war: GAIW KAISARI GERMANIKW.261 Caligula dürfte kaum verstanden haben, daß Antipas mit dieser Legende seine bisherigen Grenzen, was die Form der Ehrung und Anerkennung des römischen Kaiserhauses anging, deutlich sichtbar überschritten hatte. Die neue Symbolik der politischen Kommunikation Antipas’ mit Rom konnte aber die grundsätzlichen Spannungen in dem Dreieck Agrippa – Caligula – Antipas nicht abbauen. Antipas hatte es gemäß Josephus als ungerecht empfunden, daß Agrippa mit einem Königstitel ausgestattet worden war (und noch einige andere Privilegien erhalten hatte). Vielleicht hatte sich Antipas auch selbst Hoffnungen auf Philippos’ Reich gemacht.262 Im Sommer 39 entschloß er sich zu einer Romreise, um seine 260

KOKKINOS 1998, 282. 287 Anm. 81. Legende RPC I 4934 (= MESHORER 2001, Herod Antipas Nr. 91). Die drei kleineren Nominale RPC I 4935–4937 (= MESHORER 2001, Herod Antipas Nr. 92–94) verwenden die Abkürzungen: GAIW KAICA GERMNIKW (mit Varianten, s. Typ Nr. 92a), GAIW KAICAR, GAIW. 262 Bei der Entwicklung des Konflikts zwischen Caligula und Antipas streicht Josephus die Rolle der Herodias stark heraus, die ja nicht nur Antipas’ Frau, sondern auch Agrippas Schwester war. Sie soll ihren Mann angetrieben habe, Caligula um den Königstitel anzugehen (bell. Iud. 2, 181 f. ant. Iud. 18, 240–246. 255). Es mag dies nicht mehr als ein psychologischer Topos sein, wie er in der antiken Historiographie zur Erklärung benutzt wird, wenn ein Mann aufgrund übertriebener Ansprüche scheitert. – KOKKINOS 1998, 237. 266–269 sieht Herodias seit 34 n.Chr. in zweiter Ehe mit dem Tetrarchen Philippos verheiratet, woraus die Ansprüche des neuen Herrscherpaars auf die verwaiste Tetrarchie resultiert haben sollen. VOGEL 2002, 292 f. 296 f. und GÜNTHER 2005, 22–31 schließen sich hier an, ohne die Konsequenzen für die von der ganz überwiegenden Mehrheit der Forschung sehr wahrscheinlich gemachte Zeitstellung des Todes Johannes’ 261

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

Position aufwerten zu lassen. Bei den Verhandlungen mit Caligula in Baiae hatte er aber nicht nur kein Glück mit dem Bemühen, mit Agrippa gleichgestellt zu werden. Er sah sich vielmehr dem Vorwurf ausgesetzt, sich schon mit Seian gegen Tiberius verschworen zu haben und jetzt eine neue Verschwörung mit dem Partherkönig Artabanos gegen Caligula zu betreiben, eine Anschuldigung, die auf Agrippa zurückging. Angeblich hatte Antipas schon große Waffenlager anlegen lassen, die die Ausrüstung für 70.000 Soldaten (!) bereithielten,263 eine Stärke, die der römischen Armee in Syria mindestens gleichgekommen wäre. Das Ausmaß der Rüstung und die Partherallianz erscheinen kaum glaubhaft, ja geradezu absurd angesichts Antipas’ Finanzmittel und Rekrutierungsbasis, seiner und der Herodier langjährigen Erfahrung mit Rom und nicht zuletzt angesichts seiner mittlerweile 64 Jahre, von denen er 43 in Frieden als Tetrarch verbracht hatte. Was sollte die Perspektive einer solchen Absicht gewesen sein? Er hätte dann auch nicht nach Rom reisen müssen, um von Caligula eine simple Gleichstellung im Titel mit seinem Nachbarkönig Agrippa zu erbitten.264 Agrippa scheint vielmehr eine günstige Gelegenheit zu einer Intrige ergriffen zu haben, die auf sein gutes Verhältnis zu Caligula und die alte Partherphobie Roms bauen konnte. Das Verhältnis zwischen Agrippa und Antipas war nicht mehr gut, nachdem jener Antipas’ Hof im Streit verlassen hatte.265 Die seit 37 n.Chr. bestehende Nachbarschaft der beiden Herrscher scheint alte Ressentiments und Rivalitäten wiederbelebt zu haben, und Agrippa durfte sich Hoffnungen machen, Antipas zu beerben. Vor Caligula gab Antipas die Existenz der Waffenlager zu,266 die jedoch kaum die von Agrippa behauptete Menge an Waffen enthalten konnten. des Täufers (um 29 n.Chr.) bzw. Jesu (um 30 n.Chr.) zu beachten. Vgl. zu einer plausibleren historischen Rekonstruktion schon OTTO 1913a, 178–184, der die Heirat mit Herodias bereits in die ersten Jahre des Tiberius setzt. Man darf aus den Evangelien nicht den Schluß ziehen, daß Johannes der Täufer gegen eine jüngst (!) geschlossene Ehe polemisierte. Es steht dort nur, daß er 28/29 n.Chr. anfing, seine Lehre öffentlich zu verkünden (Lk 3,1–3), und daß er auch Antipas’ Ehe mit Herodias kritisierte (Mt 14,3 f. Mk 6,17 f.). Die Polemik kann sich genauso gegen eine schon seit längerem bestehende Ehe gerichtet haben. 263 Ios. ant. Iud. 18, 250 f.; sehr kurz zur Absetzung bell. Iud. 2, 183, wo als Grund nur Antipas’ pleonexia angegeben wird und allgemein von Agrippas Anklage berichtet wird. 264 Trotz aller Absurdität wird in der Forschung immer wieder die Möglichkeit ernsthaft in Erwägung gezogen, daß Antipas tatsächlich antirömische Beziehungen mit den Parthern unterhielt, s. HOEHNER 1972, 261 f. SCHWARTZ 1990, 59. 265 Ios. ant. Iud. 18, 149 f. Man kann Agrippas Aufenthalt bei Antipas zeitlich nur vage eingrenzen. STEIN 1992, 145–147 plädiert für 30 bis 32 n.Chr., KOKKINOS 1998, 276 für 34/35 n.Chr. Den Hof verlassen hat Agrippa frühestens 32, spätestens 34 n.Chr. 266 Ios. ant. Iud. 18, 252.

5. Philippos, Tetrarch über Herodes’ Anteil aus dem Ituräerreich

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Die Zahl muß aus einer agrippafreundlichen Quelle stammen.267 Es gelang Antipas nicht, sich vom Verdacht des Hochverrats freizumachen. 268 Caligula verbannte ihn nach Lugdunum in Gallien.269 Agrippa erhielt Antipas’ Tetrarchie wie auch dessen Besitz (crh,mata, ant. Iud. 18, 252) – als Lohn für seine „Treue“. Wir wissen nicht, ob Caligula Antipas auch vorgeworfen hat, daß er in dessen Reich nicht als Gott verehrt würde (wie Caligula dies den Juden Judäas vorhielt, s. Kap. IV 2). Es könnte aber sein, daß Caligula den fehlenden Kult für sich in Tiberias als zusätzlichen Beweis für Antipas’ Illoyalität verstanden hat bzw. Antipas schon von vornherein nur wenig Vertrauen entgegengebracht hat. Vermutlich hätte Antipas aber, wenn nicht im Sommer 39, dann im Laufe des Jahres 40 n.Chr., ohnehin sein Reich verloren. Denn er hätte sich gewiß deutlich stärker, als dies sein alter Rivale Agrippa I. tat, Caligulas Ansinnen widersetzt, daß man im Jerusalemer Tempel sein Kultbild aufstellen sollte.

5. Philippos, Tetrarch über Herodes’ Anteil aus dem Ituräerreich (4 v.–33 n.Chr.): Die Fortsetzung von Herodes’ strukturierendem Kaiserkultkonzept Philippos erhielt die Reichsteile, die sein Vater 23 und 20 v.Chr. bei der Auflösung des Ituräerreichs von Augustus bekommen hatte. Sein steuerliches Jahreseinkommen betrug 100 Talente, deutlich weniger als Archelaos’ oder Antipas’ Einkommen.270 Es handelte sich um das ökonomisch schwächste Erbteil und sicherlich auch um das Gebiet mit der geringsten 267

SMALLWOOD 1976, 191 f. geht zwar auch von einer Intrige Agrippas aus, was die Partherallianz angeht, nimmt aber das Ausmaß der Rüstung für bare Münze. Antipas habe auf der Basis seines guten Einvernehmens mit Tiberius begonnen, „to arm his kingdom“, „whether he had dreams of an independent foreign policy or was merely planning to make a retaliatory attack on Aretas“ (191). Weshalb Antipas dafür eine Armee aufbaute, die die römischen Kräfte in Syria nahezu übertraf, und wie Antipas finanziell dazu in der Lage hätte sein können, bleibt offen. 268 SCHWARTZ 1990, 59 hält es für möglich, daß Vitellius die Vorwürfe gegen Antipas unterstützte, um eine alte Rechnung mit Antipas zu begleichen. Dieser hatte Tiberius, noch bevor Vitellius’ Bericht in Rom eintraf, über den positiven Ausgang der Verhandlungen mit den Parthern im Winter 36/37 n.Chr. unterrichtet. Josephus sagt etwas ominös, daß Vitellius Genugtuung für diese Kränkung erhielt, als Gaius Kaiser wurde (ant. Iud. 18, 104 f.). 269 Zur Diskussion des Widerspruchs zwischen bell. Iud. 2, 183 (Verbannung nach Spanien) und ant. Iud. 18, 252 (Zuweisung als Ort des Exils Lou,gdounon po,lin th/j Galli,aj) BRAUND 1984, 177. 270 Ios. bell. Iud. 2, 96. ant. Iud. 17, 319.

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

Infrastruktur. Wie schon unter Herodes zerfiel Philipps Reich in verschiedene, geopolitisch dissoziierte, ethnisch und kulturell sehr unterschiedliche Räume: Auranitis im Osten; Trachonitis und Batanäa in der Mitte; Paneas, Oulatha und Gaulanitis im Westen (vgl. Abb. 1). Die Auranitis (Teil des Haurangebirges) war ein vor allem von Nabatäern verstreut besiedeltes Gebiet, dessen politische und ökonomische Bedeutung in seinen Verkehrswegen lag. Die Straße Damaskos-Bostra, Hauptader für den nabatäischen Nord-Süd-Handel, führte hier hindurch. Zu Beginn des 1. Jh. n.Chr. gab es dort nur zwei größere Ansiedelungen: Soada und Qanawat/Kanatha. Die beiden Orte befanden sich ca. 8 km voneinander entfernt. Im Gegensatz zum nabatäischen Soada fungierte Qanawat/Kanatha seit der römischen Eroberung Syriens als hellenistische Polis der Region und damit als kulturelles und politisches Gegengewicht zur dominanten nabatäischen Kultur.271 Zwischen beiden Städten, ca. 3 km südöstlich von Kanatha, lag das nabatäischen Heiligtum von Si‘. Weiter westlich lag die Hochebene von Batanäa, an die sich im Nordosten die Trachonitis, eine Basaltwüste, anschloß. Hier hatten im 1. Jh. v.Chr. noch räuberische arabische Stämme die Sicherheit der Verkehrswege schwer beeinträchtigt. Jüdische Kolonisten aus Babylonien/Ekbatana und Idumäa hatten seit Herodes Polizeifunktion in dieser Pufferregion übernommen. Josephus charakterisiert in seiner politischen Geographie Batanäa und Trachonitis als überwiegend jüdisch besiedelt.272 Der Westen von Philippos’ Reich gliederte sich, von Nord nach Süd, in die Regionen Paneas (mit dem von Herodes gestifteten Augustustempel am Panheiligtum), Oulatha (östlich des Hula-Sees) und Gaulanitis (Golangebirge bis Hippos) auf. Paneas und Oulatha waren dominant ituräisch besiedelte Regionen. In der Gaulanitis überwog gemäß Ios. bell. Iud. 3, 56 der jüdische Bevölkerungsanteil. Die bedeutendste Siedlung der Gaulanitis im 1. Jh. v. und n.Chr. war das schwer zugängliche Gamla, das eine alte strategische Bedeutung hatte, unter Hasmonäern und Herodiern aber auch als ökonomisches Zentrum florierte.273 Philippos hat, nach allem, was wir wissen, die Integrationspolitik seines Vaters fortgesetzt. Er scheint dabei Herodes’ Maßgaben, mit denen auf ethnisch-kulturelle Unterschiede der Reichsteile Rücksicht genommen wurde, übernommen zu haben. Den arabischen Stämmen in der Auranitis und Trachonitis wurde die hellenistisch-römische Akkulturation selbst überlassen. Es ist in der Au271 Vgl. zu Kanatha SCHÜRER u.a. II (1979), 140–142. MESHORER 1985, 76. SARTRE 1992, 139–146. – Die Stadt, Teil der Dekapolis (Plin. nat. 5, 18.74), zählte nach einer Pompeianischen Ära (Beginn 64 v.Chr., GITLER/KUSHNIR-STEIN 2004). 272 Ios. bell. Iud. 3, 56; vgl. oben unter Kap. I 4 S. 25. 273 S.u. Anm. 326. 329.

5. Philippos, Tetrarch über Herodes’ Anteil aus dem Ituräerreich

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ranitis unter Philippos keine Stadtgründung, kein Bauprojekt und keine Beteiligung am Ausbau des Heiligtums von Si‘ überliefert. Auch den Kaiserkult hat der Tetrarch dort in keiner Form eingeführt. Im wesentlichen scheint es bei der Integration dieses Reichsteils um die Sicherung der Loyalität der nabatäischen Araber gegangen zu sein, um die Grenzen zum nabatäischen Reich stabil zu halten. Philippos hat dies, vermutlich wie sein Vater, mit Wohltaten an nabatäische Stammesfürsten, bewerkstelligt. Unter Philippos gab man in der Auranitis jedenfalls die Zählung nach seleukidischer Ära auf und übernahm die Ära des Philippos, „unseres Herrn“.274 Dies läßt auf einen hohen Grad an Akzeptanz schließen, den Philippos unter den Nabatäern der Auranitis genosssen hat. Im „Pufferland“ Batanaia übten weiterhin privilegierte jüdische Kolonisten Polizeifunktionen aus. Philippos scheint zwar die völlige Abgabenfreiheit der Siedlungen, die sich steten Zuzugs erfreuten, aufgehoben, es aber bei einer geringen Steuerpflicht belassen zu haben.275 In der Landschaft Paneas setzte Philippos die Politik hellenistischer und römischer Akkulturation seines Vaters in aller Konsequenz fort. Hier, zu Füßen des Augustuskults (und Pankults) gründete Philippos bald nach seiner Rückkehr aus Rom die Hauptstadt seiner Tetrarchie: Caesarea, zu Ehren seines Wohltäters Augustus. Der Kaiserkult in freier Landschaft wurde damit gleichsam urbanisiert und zu einem „Reichskult“ transformiert. Eine wichtige Frage, die man bislang nur schwer zufriedenstellend beantworten konnte, ist die nach Philippos’ Politik gegenüber den Juden in der Gaulanitis. Wenn Philippos in dem jüdischen Fischerdorf Betsaida, am Nordufer des Sees Gennesaret, zu Ehren der Livia um 29 n.Chr. die Stadt Ioulias gründete, um was für eine Art der Stadtgründung hat es sich dabei gehandelt? War dies eine Gründung vergleichbar der von Tiberias? Oder wurde hier eine zweite hellenistisch-römische Kaiserkultstadt wie Caesarea Philippi gegründet? Das Philippos-Bild des Josephus. Josephus geht nur an einer Stelle seines Werkes (ant. Iud. 18, 106 f.) etwas ausführlicher auf Philippos ein. Herrschaft und Persönlichkeit des Tetrarchen werden dabei überaus positiv gewürdigt – in auffälligem Kontrast zur Charakterisierung der anderen 274

Vgl. die nabatäische Ehreninschrift für einen lokalen Stammesobersten aus Si‘, die die Datierung splp anrml XXX[?]III tnXb trägt: „im Jahr 33 [?] unseres Herrn Philippos“ (LITTMANN 1914, Nr. 101). Das Monument wurde rechts vor dem Bauschutt des „Temple 2“ gefunden. – Unter den Inschriften aus Si‘, die in die Zeit der herodischen Herrschaft über die Auranitis (bis Ende des 1. Jh. n.Chr.) gehören, ist dies die einzige nabatäische Inschrift, die einen herodischen Herrscher erwähnt, und die einzige Inschrift überhaupt, die nach der Ära eines herodischen Herrschers datiert ist. 275 Ios. ant. Iud. 17, 27.

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

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Abb. 39a–b. Die erste Münzserie des Tetrarchen Philippos, Jahr 5 (= Herbst 1 v./1 n.Chr.). a. KAICAROC CEBACTOU; Haupt des Augustus, nach r.; RS: FILIPPOU TETRARXOU; Haupt des Philippos, nach r.; L E b. FILIPPOU TETRARCOU; Haupt des Philippos, nach r.; L E; RS: CEBAC KAICAR; Tempel mit vier Säulen.

herodischen Herrscher bei Josephus. Demnach war Philippos als Herrscher me,trioj und avpra,gmwn (§ 106), begnügte sich mit dem ihm von Augustus zugeteilten Reich (di,aitan me.n ga.r to. pa/n evn gh/| th/| u`potelei/ evpoiei/to, § 107),276 reiste durchs eigene Land ohne großen Aufwand und war ein sorgfältiger, fleißiger und gerechter Richter, der Gerechtigkeit quasi persönlich im ganzen Land verbreitete.277 Josephus’ positives Philipposbild ist erstaunlich. Philippos war zwar der einzige der drei Herodesnachfolger, dessen Herrschaft der Tod und nicht die Absetzung durch einen römischen Kaiser beendete. Deshalb kann man – unterstützt auch durch das Zeugnis von Si‘– annehmen, daß Josephus, was den politischen Herrscher angeht, ein zutreffendes Bild übermittelt. Was Josephus’ Philipposbild dennoch so merkwürdig erscheinen läßt, ist die Abwesenheit jeglicher Kritik an Verhaltensweisen, die Josephus an herodischen Herrschern normalerweise scharf kritisiert. Denn Philippos ist der erste jüdische Herrscher und Herodier, – der sein Portrait auf die Münze setzte (vgl. Abb. 39a.b. 40d); – der sich den im Hellenismus mit kultischen Ehren verbundenen Titel ktistes – „Gründer“ (einer Stadt) – beilegte (vgl. Abb. 40b);278 276 Die gängigen Übersetzungen interpretieren den Ausdruck so, daß Philippos nie sein Reich verlassen habe: „he spent all his time in the territory subject to him“ (FELDMAN, LCL 1965); „brachte auch sein ganzes Leben in seinem eigenen Lande zu“ (CLEMENTZ 1899). Daß Philippos niemals sein Reich, nicht einmal zu den großen jüdischen Festen, verlassen haben soll, ist äußerst unwahrscheinlich. Ein Teil der Forschung sieht Philippos 6 n.Chr. mit Antipas in Rom, um gegen Archelaos zu intrigieren oder sich gegen Vorwürfe zu verteidigen (s.o. Kap. III 2). Mit Philo, leg. 300 kann man Philippos unter Herodes’ „vier Söhnen“ sehen, die in Jerusalem Pontius Pilatus davon abzubringen versuchten, die goldenen Ehrenschilde für Tiberius und seine domus in Herodes’ ehemaligem königlichen Palast aufzustellen. KRIEGER 1994a, 50 interpretiert Josephus so, daß Philippos sein Land nie – wie Antipas – zu dem Zweck verlassen habe, um in Rom seine Stellung zu verbessern (zu anderen Zwecken aber schon!). 277 Ios. ant. Iud. 18, 107. 278 Zum ktistes-Kult LESCHHORN 1984, 339–343.

5. Philippos, Tetrarch über Herodes’ Anteil aus dem Ituräerreich

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Abb. 40a–d. Die siebte Münzserie des Tetrarchen Philippos, Jahr 34 (=29/30 n.Chr.) a. SEBAS[ ; Doppelporträts des Tiberius (?) und der Livia, nach r.; RS: EPI FILIPPOU TETRARCOU; Tempel, zwischen dessen Säulen ein rundes Objekt. b. TIBERIOC CEBACTOC KAICAR; Haupt des Tiberius, nach r.; RS: EPI FILIPPOU TETRARCOU KTIC; Tempel; L LD c. IOULIA CEBACTH; drapierte Büste der Livia, nach r.; RS: KARPOFOROC; Hand mit drei Kornähren; L LD d. FILIPPOU; Haupt des Philippos, nach r.; RS: L LD; im Lorbeerkranz.

– der den römischen Kaiser (Augustus, Tiberius) konstant in allen 8 Münzserien abbildete; – der einen paganen Tempel (Kaiserkulttempel von Caesarea Philippi) abbildete (vgl. Abb. 39b. 40a.b); – der Livia Iulia postum auf Münzen darstellte und in Symbol und Legende mit einer Fruchtbarkeitsgöttin assoziierte (vgl. Abb. 40c).279 Josephus verliert über Philippos’ Propagierung von Götzenkult und die Mißachtung des Bilderverbots kein Wort, und dies angesichts der Tatsache, daß Philippos Grenzen überschritt, die Herodes, Archelaos und Antipas immer gewahrt hatten. Herodes, dem an herrscherlicher Selbstrepräsentation wahrlich gelegen war, hat es nie gewagt, sein eigenes Porträt oder das Kaiserbild auf seine Münzen zu setzen, genausowenig wie Archelaos und Antipas. Und obwohl Herodes den Kaiserkult in seinem Reich monumental und mit großem Aufwand in Szene gesetzt hatte, zeigte er 279 Die insgesamt 17 bekannten Münzen (acht Serien der Herrschaftsjahre 5, 12, 16, 19, 30, 33, 34, 37; RPC I 4936–4953; MESHORER 2001, Nr. 95–111) bilden Augustus, Tiberius, Livia Iulia, Philippos und den Kaiserkulttempel wie folgt ab: zwölf Kaiserportraits (VS) (darunter ein undatiertes Doppelportrait Tiberius/Livia), drei Portraits der Livia Iulia (VS) (Jahre 34, 37 und ein undatiertes Doppelportrait mit Tiberius), vier Selbstportraits (VS, RS) (Jahre 5 [einmal VS, einmal RS], 34 [RS], 37 [RS]), zwölf Darstellungen des Tempels (RS).

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

doch auf all seinen Münzen nie Motive, die diesen Kult symbolisierten. Herodes, Archelaos und Antipas gründeten jeweils Städte – Herodes diverse, Antipas immerhin drei –, doch keiner von ihnen hat sich je den Titel ktistes beigelegt. Wie kann man Josephus’ Milde gegenüber Philippos erklären? In der Forschung hat man Josephus’ Charakterisierung i.d.R. nicht problematisiert, sondern für bare Münze genommen und Philippos’ Besonderheiten, was Selbstrepräsentation, Kaiserbild und Kaiserkult angeht, damit erklärt, daß er über ein dominant paganes Reich geherrscht habe.280 Erst Krieger hat jetzt Josephus’ Philipposbild als bewußte Gestaltung angesehen: Philippos sei „dem Herodes Antipas als positives Gegenbeispiel eines Tetrarchen“ entgegengestellt worden. Das „Bild des idealen Fürsten“ erfülle „im Kontext die Funktion, einen positiven Kontrast herzustellen, durch den das Handeln des Herodes Antipas um so verwerflicher erscheint“.281 Es ist richtig, daß Antipas bei Josephus deutlich mehr kritisiert wird als Philippos. Doch hat sich Philippos als jüdischer Herrscher sehr viel Anstößigeres als Antipas erlaubt, der sich weit mehr um die Einhaltung der Tora bemühte. Auf die wichtige Frage, wie Philippos Josephus’ Kritik entgehen konnte, antwortet Kriegers These nicht. Es erscheint deshalb genauso möglich, daß Josephus kaum mehr etwas über Philippos gewußt hat. Die ganz mageren Informationen, die er zu Philippos in bell. Iud. 2, 168 verarbeitet hatte (die beiden Stadtgründungen), hat er dann in den antiquitates durch eine Quelle angereichert, die auf einer lokalen, nicht-jüdischen, positiven (vielleicht hofnahen) Überlieferung beruhte. Die Gründung von Caesarea Philippi als Hauptstadt der Tetrarchie. Philipp gründete die Hauptstadt seiner Tetrarchie in der Gegend um das Paneion und Herodes’ Augustustempel an den Jordanquellen. Den Zeitraum der Gründung kann man aufgrund numismatischer und epigraphischer Zeugnisse, die nach der Ära von Caesarea Panias datiert sind, entweder auf Herbst 3 oder auf Frühjahr 2 v.Chr. festlegen, wobei der Frühjahrstermin wahrscheinlicher ist.282 280

Vgl. SCHÜRER u.a. I (1973), 339 f. SMALLWOOD 1976, 181 f. KRIEGER 1994a, 50 [erstes Zitat] und 51 [zweites Zitat]. 282 MEIMARIS u.a. 1992, 142 befürworten eine Ära ab Herbst 3 v.Chr. (obwohl sie auch Herbst 2 v.Chr. für möglich halten). STEIN 1990 (Diss.) [mir schriftlich vorliegender Auszug aus dem Ms. zu der Frage] kommt zum Ergebnis, daß die Ära entweder im Herbst 3 oder im Frühjahr 2 v.Chr. beginnt. Epigraphische und numismatische Zeugnisse seien am besten miteinander zu vereinbaren, wenn man von einer Ära ab Frühjahr 2 v.Chr. ausgehe. Dem ist auch MA‘OZ 1991, 60 bzw. MA‘OZ 1993a, 138 gefolgt. GITLER / KUSHNIR-STEIN 2004 rechnen jetzt nur noch mit einer Ära ab 2 v.Chr., KUSHNIR-STEIN 2005, 158 spricht vage von „3/2 BC“. – Zur Frage vgl. a. SCHÜRER u.a. II (1979), 170. LESCHHORN 1984, 311 f. AJC II, 43. MESHORER 1984–1985, 40. KOKKINOS 1998, 238. KINDLER 1999, 248. MESHORER 2001, 86. 281

5. Philippos, Tetrarch über Herodes’ Anteil aus dem Ituräerreich

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Abb. 41. Caesarea Philippi und der Cardo („G“) östlich des Palastkomplexes. Der Plan entspricht dem Stand der Ausgrabungen Ende 1998.

Caesareas Territorium umfaßte wahrscheinlich die ganze alte Landschaft Paneas. Aus der späten Kaiserzeit stammen Grenzmarkierungen im Südosten bis zum heutigen El-Quneitra283 bzw. Surraman284 (ca. 20 km 283 Zwei Grabinschriften, sehr wahrscheinlich nach der Ära von Paneas (Jahr 463 bzw. 502) datiert (MEIMARIS u.a. 1992, S. 145 Nr. 4 und 5).

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Luftlinie von Caesarea). Im Südwesten dürfte sich die chora bis zum nördlichen Hulabecken285 erstreckt haben (ca. 12 km Luftlinie von Caesarea). Die inschriftlichen Belege aus El-Quneitra, Surraman und Kfar Blum stammen zwar erst aus dem späten 3. Jh.–Ende des 5. Jh. n.Chr. Das Markusevangelium erwähnt jedoch schon die komai von Caesarea Philippi, die Jesus mit seinen Jüngern aufsuchte. Die Parallele im Matthäusevangelium verwendet die Bezeichnung ta. me,rh Kaisarei,aj th/j Fili,ppou.286 Beide Wendungen unterstützen die These von einem weiträumigen Territorium der Stadt. Die seit 1985 in der Ebene vor dem „Sanctuary of Pan“ durchgeführten systematischen Ausgrabungen unter der Leitung von V. Tzaferis287 haben noch kein klares Bild vom Aussehen der „Philippos-Stadt“ gebracht (Abb. 41; vgl. 27a.b). Für eine Besiedelung vor dem 1. Jh. n.Chr., d.h. also vor Philippos’ Stadtgründung, gibt es bislang keine Anzeichen.288 Welche Strukturen des Stratums I, das allgemein ins 1. Jh. n.Chr. datiert, der allerersten Bauphase unter Philippos (theoretisch ein Stratum Ia) zugeschrieben werden können, kann beim derzeitigen Publikationsstand nicht beurteilt werden und wird von Tzaferis weitgehend offengelassen. Stratum I wird im Stadtgebiet in folgenden Arealen (Abb. 41) wie folgt identifiziert: – Areal B: Überreste eines großen Gebäudes, dessen Gesamtplan und Funktion noch nicht erschlossen werden konnten. Das Gebäude war das ganze 1. Jh. n.Chr. in Benutzung und könnte schon von Philippos errichtet worden sein.289 Dafür spricht die einfache, unregelmäßige Quaderbautechnik und die zwar gehobene, aber noch in Herodes’ Tradition stehende Ausstattung mit Wandmalerei im 2. Pompeianischen Stil auf Kalkputz. Tzaferis u.a. erwägen die Möglichkeit, daß in Areal B ein Propylon gestanden haben könnte, das den Beginn des Wegs zum Heiligen Bezirk des Pan markierte.290 Allerdings setzt sich das Gebäude, zu

284 Zwei Grabinschriften mit den Jahresangaben 360 bzw. 434, sehr wahrscheinlich die Ära Paneas’ (MEIMARIS u.a. 1992, S. 144 f. Nr. 2 und 3; STEIN 1990 [Diss.]). 285 Grenzstein, der beim heutigen Ort Kfar Blum gefunden wurde und die Grenze zwischen der Stadt Paneas und dem (Land des) Panheiligtum(s) markierte (APPLEBAUM u.a. 1981–1982, Nr. 1). Der Grenzstein wird von den Editoren in die Zeit Diocletians (284–305 n.Chr.) datiert. 286 Mk 8,27. Mt 16,13. 287 Vgl. die regelmäßigen Berichte seit 1986 in HA, ESI bzw. HA-ESI. Ein neuerer Bericht über den Palastkomplex liegt auch durch WILSON/TZAFERIS 1998 vor. 288 LESCHHORN 1984, 311 nimmt an, daß Caesarea über der bereits bestehenden Siedlung „Panion“ erbaut worden sei. Panion bzw. Paneion war sicher nur der Name für das Panheiligtum. 289 So TZAFERIS/AVNER 1992, 1. 290 TZAFERIS/ISRAELI 1997, 12.

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dem eine Vielzahl kleinerer Räume gehören, nach Westen hin fort. Der Grundriß ist für ein Propylon zu komplex und unregelmäßig. – Areale D, E und I: eine große, symmetrisch angelegte, mehrgeschossige luxuriöse Palastanlage, deren Erbauung aufgrund von Keramik- und Münzfunden Agrippa II. zugeschrieben wird (s.u. V 2).291 – Areal K: Abschnitt des cardo maximus (freigelegt auf einer Länge von 20 m). Der Cardo war von Säulen eingefaßt (Abstand der Basen voneinander 3 m) und hatte eine lichte Breite von 9 m.292 Mehrere Säulenbasen wurden auf beiden Seiten des Cardos in situ entdeckt, zusammen mit verstreut liegenden oder in der nächsten Schicht sekundär verbauten Trommeln und dekorierten Teilen des Gebälks.293 Säulen und Architekturteile waren mit Kalk verputzt und stukkiert. Diese Art der Steinbearbeitung und Ornamentierung verweist auf die frühherodische Zeit, d.h. Ende des 1. Jh. v.Chr./Anfang 1. Jh. n.Chr. Ausgrabungen unter dem Boden des Cardo müssen noch zeigen, ob die Straße schon unter Herodes errichtet wurde. Josephus überliefert für den Ort nur die Errichtung eines Augustustempels durch Herodes, für Philippos jedoch die Gründung (und Planung) einer Stadt. Insofern wird hier davon ausgegangen, daß Philippos die Stadtplanung an einem axialen Straßensystem orientiert hat. Cardo und Augustustempel. Die Lage des Cardo läßt vermuten, daß als Ausgangs- und Fluchtpunkt der Nord-Süd-Achse der Stadt der Gebäudekomplex westlich der Panhöhle diente. Tzaferis und Israeli äußern etwas vage, daß der Cardo „Roman Banias from Nahal Sa‘ar in the south to the springs and temples in the north“ durchkreuzt habe.294 Gemäß dem zuletzt veröffentlichten Plan (Abb. 41) ist die Nord-Süd-Achse der Stadt jedoch definitiv auf einen Bereich ein gutes Stück westlich des Panbezirks und der Jordanquelle ausgerichtet. Ja, es hat den Anschein, daß der Cardo auf den monumentalen opus reticulatum-Treppenaufgang zuläuft, der zum „Augustustempel“ (so die hier vertretene Identifikation des Gebäuderestes auf der Terrasse westlich der Panhöhle, Kap. II 2.d) führt. Letzte Klarheit zu dieser Frage wird erst ein genauer Plan, der die Lage des Cardo mit dem Are-

291

WILSON/TZAFERIS 1998, 59. 61. TZAFERIS/ISRAELI 2000, 1–2. Die Kreuzfahrerburg, die östlich des Palastes errichtet wurde und dabei die Ostwand des Palastes als Außenmauer benutzte, grenzte im Osten an die Westseite des Cardo. Auch in dieser Zeit verlief die Straße, die die Kreuzfahrerstadt durchquerte, noch an der Stelle des antiken Cardo, war allerdings nur noch 4 m breit. Sie verließ die Stadt durch ein Tor im Süden und überquerte den Nahal Sa‘ar über eine Brücke aus der römischen Zeit. 293 Vgl. TZAFERIS/ISRAELI 1997, 13 f. 294 TZAFERIS/ISRAELI 1997, 14. 292

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al, das Netzer westlich der Panhöhle ausgegraben hat, zueinander ins Verhältnis setzt, bringen. Dennoch wird hier als These vertreten, daß Philippos bei der Planung seiner neuen Stadt den hoch erhobenen Augustustempel (westlich der Panhöhle) als Ausgangspunkt der axialen Ausrichtung des Stadtgebiets genommen hat und auf diese Weise den Tempel urbanisiert hat. Mit der Stadtgründung wäre der Tempel zum Fluchtpunkt der Nord-Süd-Achse der Stadt geworden. Diese Achse bildete ein Gegengewicht zum bisher dominanten Weg am alten Panheiligtum vorbei, der Straße Damaskos-Tyros, die jetzt, innerhalb des Stadtgebiets, wohl als decumanus die Ost-WestAchse Caesareas bildete. Mit dieser brillanten und hochsymbolischen Stadtplanung hätte Philippos das Panheiligtum dezentralisiert – es wäre ein Ausdruck dafür, welche Bedeutung der Kaiserkult für die Hauptstadt des neuen Reiches und den neuen Landesherrn besessen hätte. Vor dem Hintergrund einer solchen Stadtplanung könnte auch noch besser verständlich werden, warum das Motiv des Augustustempels so prominent in Philippos’ Münzprägung ist295 und warum auch Agrippa I. das Motiv noch einmal wiederholte.296 Interessanterweise bildete Agrippa II., der neue architektonische Schwerpunkte errichtete und die Stadt in Neronias umbenannte, den Tempel nicht mehr ab. Er konzentrierte die Motivik seiner Münzen ganz auf eine Verehrung Neros und dessen Familie bzw. später – bei Wiederaufnahme der Münzprägung nach dem Ende des Jüdischen Aufstands – auf die Flavische Dynastie. Kaiserspiele in Caesarea Philippi? Gab es in Philippos’ Caesarea auch Kaiserspiele? Titus veranstaltete in Caesarea Philippi Ende September/Anfang Oktober 70 n.Chr. pantoi,aj qewri,aj, also von „Spielen aller Art“, bei denen auch Kriegsgefangene aus dem Aufstand hingerichtet wurden (damnationes ad bestias und Kämpfe Mann gegen Mann).297 Zu diesem Zeitpunkt muß es in Caesarea Philippi also agonistische Bauten gegeben haben. Überreste dieser Stätten sind nicht entdeckt worden. Sie könnten aber auch in temporären Holzbauten bestanden haben. Wenn aber 295 In den acht datierten Münzserien Philipps ist der Tempel jeweils mindestens einmal, manchmal auch zweimal (Jahre 12, 30, 33) vertreten. Zusätzlich ist das Motiv auf der Rückseite eines großen undatierten Nominals abgebildet (RPC I 4951/MESHORER 2001, Nr. 100). 296 RPC I 4980. RPC Suppl. I 4980 (Jahr 2)/MESHORER 2001, Nr. 115. 297 Ios. bell. Iud. 7, 23 f. – Die theoriai von Caesarea Philippi sind Teil einer SpieleSerie in Judäa und Syria, mit der Titus die Einnahme Jerusalems (Spiele in Caesarea Philippi) sowie die Geburtstage seines Bruders Domitian (24. Oktober, Spiele in Caesarea Maritima) und seines Vaters Vespasian (17. November, Spiele in Berytus) feierte (bell. Iud. 7, 23 f. 37–40. 96). Die Sieghaftigkeit der Flavier wurde auch mit der Hinrichtung zahlreicher jüdischer Kriegsgefangener zur Schau gestellt.

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Anlagen bereits vorhanden waren, so ließe sich das nur, wie in Tiberias, in Zusammenhang mit der Abhaltung von Kaiserspielen erklären, zumal es in Caesarea Philippi auch einen Augustustempel gab. Moretti vermutete auf der Basis dreier inschriftlicher Zeugnisse, daß schon Herodes Kaisareia inaugurierte, als er den Augustustempel stiftete.298 Bei den Inschriften handelt es sich zunächst um zwei Siegesverzeichnisse des Pankratisten M. Aelius Aurelius Menander aus Aphrodisias, die zwischen 161 und 169 n.Chr. verfaßt worden sind und zweimal die Stadt „Kaisareia Panias“ enthalten.299 Die Listen nennen allerdings nur die Disziplin („Männerpankration“) und den Ort, so daß man nicht auf den Agon selbst schließen kann. L. Robert sah den Sieg Menanders in Caesarea Paneas in Zusammenhang mit Spielen zu Ehren Pans.300 Ein solcher Agon ist für die Stadt allerdings nicht belegt. Die dritte in Frage stehende Inschrift stammt aus dem Jahr 221 n.Chr. und stellt ein Siegesverzeichnis des Athleten Aurelius Septimius Irenaios aus Laodikeia dar. Er siegte u.a. bei einem avgw.n ivsa,ktion in der Disziplin paidon pygme in (einem) „Kaisareia“.301 Moretti vermutete in der Stadt Caesarea Panias.302 L. Robert erschien dies ohne nähere Begründung „zweifelhaft“;303 vermutlich erwartete er, daß die Stadt dann, wie zu dieser Zeit üblich, mit dem Zusatz „Panias“ bezeichnet wäre. Insgesamt legen die beiden Inschriften aus Aphrodisias eher Zeugnis von einer im 2. Jh. n.Chr. bestehenden Festkultur in Caesarea Panias (mit Vorhandensein entsprechender agonistischer Anlagen) ab, enthalten aber keinen konkreten Hinweis auf Kaiserspiele. Die Inschrift aus Laodikeia kann nicht eindeutig zu Caesarea Panias in Beziehung gesetzt werden, auch wenn Irenaios noch Siege in der südlichen Levante/Palästina auflistet.304 Herodes dürfte als Stifter von Kaisareia am Fuße des Hermon ausscheiden. Abgesehen vom Fehlen eines entsprechenden Zeugnisses bot die zum Zeitpunkt der Kultstiftung nicht urbanisierte Landschaft um das Paneion keine Basis für die Abhaltung solcher Spiele. Mit der Stadtgründung von Caesarea hatte sich dies geändert. Theoretisch kommen Philippos, Agrippa I. und Agrippa II. als Stifter von Kaiserspielen und Bauherrn agonistischer

298

MORETTI 1953, 210. ROUECHÉ 1993, Nr. 91, ii.c Zl. 56–58 bzw. Nr. 92 Zl. 5. ROBERT 1960, 443 sieht den Sieg Menanders in Caesarea Paneas in Zusammenhang mit Spielen zu Ehren Pans. Ein solcher Agon ist für die Stadt nicht belegt. 300 ROBERT 1960, 443. 301 MORETTI 1953, Nr. 85 Zl. 11. 302 MORETTI 1953, 250. 303 ROBERT 1960, 443 Anm. 3 („me paraît douteuse“). 304 In Tyros, Sidon, „Augusta Kaisareia“ (d.h. wohl Herodes’ Caesarea am Meer und zu dieser Zeit colonia Prima Flavia Augusta Caesarea), Skythopolis und Askalon. 299

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Anlagen in Frage. Erst eine archäologische Verifikation der Stätten kann aber hier Klarheit bringen. Die Gründung von Ioulias. Philippos hat mit Ioulias „in der unteren Gaulanitis“ (Ios. bell. Iud. 2, 168) noch eine zweite Stadt gegründet. In der Parallelstelle ant. Iud. 18, 28 spezifiziert Josephus die Stadtgründung wie folgt: Fi,lippoj de. … kw,mhn de. Bhqsai?da. pro.j li,mnh/| th/| Gennhsari,tidi po,lewj parascw.n avxi,wma plh,qei te oivkhto,rwn kai. th/| a;llh| duna,mei VIouli,a| qugatri. th/| Kai,saroj o`mw,numon evka,lesen)

„Philippos aber … nannte das Dorf Betsaida beim See Gennesaret, das er in den Rang einer Stadt mit einer großen Menge an Siedlern und mit anderen Mittel der Stärke erhob, gleichnamig der Ioulia, der Tochter des Caesar.“

Aus der Angabe kw,mhn … duna,mei VIouli,a| qugatri. th/| Kai,saroj o`mw,numon evka,lesen hat man lange geschlossen, daß Philippos gleich zu Beginn seiner Herrschaft zwei Städte gegründet hätte. Denn Augustus’ Tochter Iulia war 2 v.Chr. verbannt worden. Danach hätte eine ehrende Stadtgründung nicht mehr erfolgen können. Man hat dies in der Forschung im Grunde nicht als Problem empfunden – auch nicht die Tatsache, daß der Name trotz Iulias Verbannung bestehen blieb.305 Die Evangelien verknüpfen „Betsaida“, den Heimatort der Jünger Philippus, Andreas und Simeon Petrus, mehrfach mit dem Wirken Jesu.306 Zusammen mit der Annahme, daß Ioulias bis 2 v.Chr. gegründet sein mußte, hat diese Passage eine Vielzahl von Fragen und Thesen in der neutestamentlichen Forschung hervorgerufen. Warum wird der Ort in den Evangelien nie Ioulias genannt? Waren der Ort und seine Bewohner, als Jesus sein öffentliches Wirken gegen Ende der 20er Jahre begann, hellenisiert? Oder existierte ein hellenisiertes „Ioulias“ als eine Art Akropolis in enger Nachbarschaft zu einem alten jüdischen Fischerdorf „Betsaida“ direkt am See? Hat Jesus nur im Fischerdorf gewirkt, weil er die hellenisti-

305 Als Beispiele seien hier drei Spezialisten der jüngeren Zeit zitiert, die diese seltsamen Umstände kaum des Nachdenkens wert fanden: LESCHHORN 1984, 311 f. HAHN 1994, 304. KOKKINOS 1998, 238. – COLPE 1997, 596 ist das jüngste Beispiel für die Wiedergabe einer alten neutestamentlichen Forschungstradition und -verwirrung, wenn er zwischen zwei Siedlungen unterscheidet, von denen nur die weiter vom See entfernte 3 v.Chr. zu Ioulias umbenannt wurde, bald nach der Verbannung Iulias dann wieder den alten Namen führte, weil in den Evangelien immer nur von Betsaida die Rede sei. Hier bleibt unberücksichtigt, daß Josephus vita 398 f. 406 für seine Kämpfe des Jahres 67 n.Chr. am Nordufer des Sees Gennesaret immer von Ioulias spricht. 306 Mt 11,21 f. Mk 6,45. 8,22–26. Lk 9,10. 10,13–15. Joh 1,44. 12,21. – Zu Betsaida in den Evangelien und zur Bedeutung als Ort des Wirkens Jesu s. KUHN 1991, 77–79. KUHN 1995, 248–251. KUHN 2000, 208 f. 216 f. 229 f.

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sche Polis nicht betreten wollte?307 Waren Philippus, Andreas und Petrus schon hellenisierte Juden und fanden sie in Jesus einen Messias, der sich, wie sie, der „heidnischen“ Kultur geöffnet hatte?308 Einige dieser Fragen sind angesichts neuerer Forschungen obsolet geworden. A. Kindler und H.-W. Kuhn haben, zeitgleich und unabhängig voneinander,309 überzeugende Argumente auf numismatischer Ebene vorgebracht, daß Ioulias postum zu Ehren der Livia Iulia, Augustus’ Frau und Tiberius’ Mutter, um 30 n.Chr. gegründet wurde. Offenbar ist Josephus (oder seine Quelle) angesichts der vielen Iuliae in der Iulisch-Claudischen Dynastie durcheinandergekommen oder er hat etwas überkorrekt den familienrechtlichen Status der Livia Iulia nach ihrer Adoption in die gens Iulia (14 n.Chr.) wiedergegeben. Kindler und Kuhn stützen sich bei ihrer Argumentation auf die (vier- oder dreiteilige) neuartige Münzserie, die Philippos in seinem 34. Herrschaftsjahr (29/30 oder 30/31 n.Chr., je nach Beginn der Ära) emittierte (Abb. 40a–d). Folgende Besonderheiten in Motivik und Legende fallen hier auf: 1. Der Tetrarch nennt sich auf seinem Standardmünztyp (VS Kaiserportrait mit Titulatur, RS Tempel von Caesarea mit Titulatur des Tetrarchen) erstmals ktistes (Abb. 40b). 2. Es gibt erstmalig eine Münze für Livia Iulia, mit einem (sehr guten) Porträt. Auf der Rückseite befindet sich eine Hand, die ein Ährenbündel hält (Legende karpo,foroj) (Abb. 40c). Bildmotiv und Attribut sind Chiffren des griechischen Demeterkults (s.o. Anm. 128). Livia wird als Fruchtbarkeitsgöttin tituliert, wie vielerorts im griechischen Osten.310 307 Weil dieser Teil der Diskussion auf einer falschen Fragestellung beruht (nämlich der Voraussetzung, daß Ioulias zwischen 4–2 v.Chr. gegründet wurde), sei hier nur beispielhaft auf SCHÜRER u.a. II (1979), 172 Anm. 474 verwiesen sowie auf die bei KUHN 1991, 83 f. bzw. KUHN 2000, 216 f. geführte kritische Auseinandersetzung mit der bisherigen Forschung (v.a. zur Frage der Koexistenz eines hellenistischen Ioulias und eines jüdischen Fischerdorfs Betsaida, aus dem Jesu Jünger stammen und wo auch Jesu Wirken zu lokalisieren ist). 308 Vgl. hierzu KUHN 2000, der in Jesus zumindest einen Juden sieht, der „Offenheit gegenüber den Heiden“ zeigte (230). 309 KINDLER 1989/1999. KUHN 1990, 29. KUHN 1991, 87–90 (vgl. KUHN 2000, 218). – Vermutungen von AVI-YONAH 1972 und MALTIEL-GERSTENFELD 1982, ob nicht eher Livia (Iulia), Tiberius’ Mutter und Augustus’ Frau, als Namenspatronin von BetsaidaIoulias in Frage komme, waren unbeachtet geblieben und wurden, soweit ich sehe, erstmals durch KUHN 1991, 88 rezipiert. 310 So auch HAHN 1994, 47. Livia wurde in vielen Städten des griechischen Ostens als Thea Demeter, Nea Demeter, Sebaste Demeter Karpophoros verehrt (HAHN 1994, 44 f.), Speziell als Demeter Karpophoros ist Livia in Ephesos bezeugt (HAHN 1994, Kat.-Nr. 63). – Demeter karpophoros-Kulte sind z.B. in Nikaia, Pergamon, Lesbos, Ephesos, Magnesia ad Sipyl. und Akmoneia belegt (HAHN 1994, 377. 379–381. 385 f.). Vgl. zu Livia als Demeter/Ceres u.ä. jetzt auch STRICKERT 2001, 74–85. – Wenn KINDLER

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Auf Livias Verehrung als Fruchtbarkeitsgöttin hatte auch Pilatus mit seiner Gedenkmünze (Abb. 33a) verwiesen. 3. Es gibt zum ersten Mal ein sehr kleines Nominal (10 mm, 1,61 gr) (Abb. 40d). Die Vorderseite zeigt das Porträt des Philippos, das seit dem Jahr 5 nicht mehr wiederholt worden war. Die Rückseite setzt das Herrschaftsjahr in einen Lorbeerkranz. 4. Zur Serie gehört sehr wahrscheinlich noch ein großes undatiertes Nominal,311 das die gestaffelten Portraits des Tiberius und der Livia (Legende Sebastw/n)312 zeigt. Auf der Rückseite befindet sich das Standardmotiv des Tempels (Abb. 40a). Die Münztypen Abb. 40b–d werden im 37. Herrschaftsjahr wiederholt (40b allerdings ohne den ktistes-Titel).313 Kindler und Kuhn sehen vor allem in den beiden „mittleren Münzen“ den Bezug auf die Stadtgründung von Ioulias.314 Dies erklärt überzeugend den neuen ktistes-Titel, womit sich die vorgängige Forschung unter den alten Annahmen zum Zeitpunkt der Gründung Ioulias’ naturgemäß schwertat.315 Denn warum sollte ein Herrscher, der bis 2 v.Chr. schon zwei Städte gegründet hatte, dies erst 30 Jahre später und dann auch nur einmal auf einer einzigen Münze kommemorieren? Man behalf sich mit der schwa1989/1999, 246 f. Motiv und Begriff nur für einen Verweis auf Fruchtbarkeit in Philippos’ Reich hält, ist dies vielleicht ohne Rücksicht auf Livias Rolle in den Fruchtbarkeitskulten im Römischen Reich gedacht. 311 MESHORER in AJC II, 44 hatte schon festgestellt, daß sich Sebastw/n auf Livia nur nach Augustus’ Tod beziehen und die Münze deshalb frühestens 14 n.Chr. geschlagen wurde. Die Rückseitenlegende mit evpi,, das nur auf den Serien der Jahre 30, 34 und 37 verwendet werde, spreche für ein relativ spätes Prägedatum. MESHORER 1990–1991, 108 f. folgt dann der These Sh. Qedars, der die Münze als das große Nominal der Serie des Jahres 34 ansieht. MESHORER 2001, 87 hat dies nicht wiederholt und datiert auf „14 C.E.?“ – RPC I, S. 681 datiert die Münze auf ca. 30 n.Chr., weil Livia erst im Herrschaftsjahr 34, also postum, auf Philippos’ Münzen erscheine. 312 MESHORER in AJC II, 44 bezieht die Legende Sebastoi auf Augustus und Livia (so auch KUHN 1991, 88 f. STRICKERT 1995, 179. KUHN 2000, 219. STRICKERT 2001, 73. MESHORER 2001, 87). Bei einem so späten Prägedatum muß das männliche Portrait aber das von Tiberius sein (so auch RPC I, S. 681). Eine schöne Parallele für gestaffelte Portraits des Tiberius und der Livia ist RPC I 2842 aus Aphrodisias. Zur Entwicklung des Bildnistyps der capita iugata in der Glyptik unter Augustus und Tiberius ZWIERLEINDIEHL 1990, 547–550. Ein Cameo aus Florenz zeigt die gestaffelten Portraits des Tiberius mit Lorbeerkranz und der Livia mit Stephane und Mohnkranz (VOLLENWEIDER 1966, Tf. 76:3). 313 RPC I 4952. 4953. RPC Suppl. I S-4952A. MESHORER 2001, Nr. 109–111. 314 KINDLER 1989/1999, 246 f. KUHN 1991, 89. 315 Vgl. LESCHHORN 1984, 312: „Man kann höchstens vermuten, daß in diesem Jahre 30/1 n.Chr., also unter Kaiser Tiberius, eine wichtige Phase im Aufbau Kaisareias oder im Ausbau der Tetrarchie erfolgt ist und daß sich deswegen Philippos mit dem Ehrentitel Ktistes schmückte“.

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chen These, daß Philippos an das 30jährige Jubiläum der Stadtgründung von Caesarea habe erinnern wollen.316 Mit dem Bezug auf die aktuelle Gründung von Ioulias leuchtet besser ein, warum sich Philippos selbstbewußt der ktistes-Qualität rühmte. Von Josephus wissen wir recht genau, wo sich dieses Ioulias befand: nördlich einer ausgedehnten Uferzone des Sees Gennesaret, und in der Nähe des östlichen Jordanufers.317 Diese Ortslage fällt mit einer 25 m hohen, „Et-Tell“ genannten Erhebung am Rande des Basaltplateaus nördlich der heutigen Schwemmlandebene zusammen. Der Hügel liegt ca. 250 m östlich von einem Seitenarm des Jordan und ca. 2–2,5 km nördlich von der heutigen Uferlinie entfernt (je nach Wasserstand des Sees). Im 1. Jt. v.Chr. reichte eine Lagune noch bis fast an den westlichen Abhang des Hügels.318 Diese Erkenntnis hat der Diskussion, ob es zwei Orte gegeben habe – ein jüdisches Fischerdorf Betsaida „am See“ und ein 2,5 km vom See entferntes Et-Tell als hellenistische Akropolis Ioulias – eine neue Wendung gegeben. Demzufolge dürfte es sich nur um eine einzige Ortslage handeln, die allerdings, rechnet man die abfallenden Terrassen des Hügels im Norden, Westen und Süden dazu, sehr großflächig war (ca. 80.000 qm) und sich nicht nur auf die Anhöhe des Hügels beschränkt haben dürfte. Betsaida-Ioulias wird seit 1987 ausgegraben und weist eine Besiedelung seit mindestens ca. 1000 v.Chr. (Eisenzeit II) auf (Abb. 42). Die hellenistische Siedlungsgeschichte beginnt Ende des 4./Anfang des 3. Jh. v.Chr. (Hofhäuser auf der nördlichen Hälfte des Hügels).319 Keramik und Kleinfunde aus dem 3. und 2. Jh. v.Chr.320 lassen auf eine nicht-jüdische Einwohnerschaft schließen, die mit den Städten der hellenistisch-phönizischen Levante, vor allem mit Tyros, in Verbindung stand. Eine kleine Anzahl von hasmonäischen Münzen und Keramik entsprechender Zeitstellung

316

Die These geht auf G.F. HILL zurück (BMC Palestine. London 1914, XCVII) und wurde von MESHORER wieder aufgenommen (AJC II, 49. MESHORER 1984–1985, 39; vgl. OVERBECK 1993, 64 zu Münze Nr. 146: „Philippos … als Stadtgründer … von Caesarea“). MESHORER 2001, 88 hat sich dann der Interpretation der Münze durch Kindler, Kuhn und Strickert angeschlossen. 317 Ios. bell. Iud. 3, 515. vita 398–406. 318 SHRODER u.a. 1999. 319 ARAV 2001, 246. ARAV 1999a, 108. ARAV 1999c, 81 f. ARAV 1995, 16. 320 Ein deutliches Indiz für die nicht-jüdische Bevölkerung Betsaidas im 3. und 2. Jh. v.Chr. bietet die hellenistische Feinkeramik Betsaidas, die seit ca. 100 v.Chr. kaum mehr nachweisbar ist (vgl. den Keramikbericht FORTNER 1995). Diese Importware dringt nicht in jüdisch-hasmonäisches Gebiet vor (BERLIN 1997). Eine Öllampe aus Betsaida mit gegenständig angeordneten Eroten datiert in die 2. Hälfte des 2. Jh./Anfang 1. Jh. v.Chr. Die Lampe ist geläufiges Fundgut in hellenistischen Orten des seleukidischen Palästina (ARAV 1991, 97 f. mit Ill. 2 und Tf. I:4).

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Abb. 42. Betsaida, Übersichtsplan.

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zeigt dann, daß Betsaida spätestens zu Beginn des 1. Jh. v.Chr. unter hasmonäischer Kontrolle stand (wie auch das benachbarte Gamla).321 Ob es zu einer Judaisierung der bisherigen Siedler oder zum Rückzug der alten Einwohnerschaft (wie in Tel Anafa)322 und zur Neuansiedlung von Juden kam, läßt sich nicht ausmachen.323 Die Funde von Kalksteingefäßen in Betsaida zeigen aber die Beachtung jüdischer Reinheitsgebote an.324 Das Vorkommen dieses Gefäßtyps ist ein zuverlässigerer Indikator für jüdische Präsenz an einem Ort als Tauchbäder (Mikwaot), die sich nur reichere Juden leisten konnten.325 Dies macht der Vergleich mit dem benachbarten, wohlhabenderen jüdischen Gamla deutlich.326

321 Die hasmonäischen Münzen aus Betsaida umfassen bislang fünf Münzen Hyrkanos’ I. (135–104 v.Chr.), fünf Münzen Alexander Iannaios’ (103–76 v.Chr.) und fünf Aristoboulos’ II. (67–63 v.Chr.) (MEIER 1995. KINDLER 1999; unpubliziertes Material). Die vorhandenen Hofhäuser wurden weiter genutzt. – Ios. bell. Iud. 1, 105. ant. Iud. 13, 394 berichten von Alexander Iannaios’ Eroberung Gamlas und der Absetzung eines Bezirkskommandanten Demetrios’. In Gamla nimmt der Anteil seleukidischer Münzen nach Demetrios II. genau wie in Betsaida signifikant ab, was zeigt, daß die Seleukiden die politische Kontrolle über die Gaulanitis bis zum Beginn des 1. Jh. v.Chr. verloren hatten. Bis 63 v.Chr. dominieren in Gamla die Münzen der Hasmonäer (SYON 1992– 1993). 322 Zur Siedlungsgeschichte Tel Anafas s.o. S. 131. Speziell zur Siedlungslücke im 1. Jh. v.Chr. (ca. 75 v.Chr. bis zur Zeitenwende) BERLIN 1988, 19 f. HERBERT 1994, 7. BERLIN 1997, 21–23. 29). 323 Es gibt in Betsaida keine Spuren der Zerstörung in dieser hellenistischen Kulturschicht. – KUHN 2000, 221 geht von einer „teilweise jüdische[n] Bevölkerung in Betsaida“ bzw. einer „noch stärker einheimischen, weithin wohl auch nichtjüdischen Bevölkerung … sowohl für die Zeit des Hellenismus als auch für die Zeit Jesu“ aus. 324 Gefunden in der Saison 2000 in Areal A (ARAV 2001, 246). – Diese Gefäße galten bei Juden als besonders geeignet zur rituell reinen Aufbewahrung und Zubereitung von Lebensmitteln (vgl. DEINES 1993). Das Vorkommen der Gefäße beschränkt sich auf einen Zeitraum zwischen der Mitte des 1. Jh. v.Chr. bis 70 n.Chr. (MAGEN 1998, 48. 52. MAGEN 2000, 256). Die einzige Ausnahme sind die Funde in den Höhlen der Bar Kochba-Aufständischen. Zur Verteilung der Fundorte (insgesamt 66) s. MAGEN 2000, 255 f. und die Karte MAGEN 1998, 48. Vgl. z.B. zu den Funden in Sepphoris CHANCEY/MEYERS 2000, 23. 25. Auch in Gamla, Tiberias, Nazaret und Kapernaum wurden Kalksteingefäße gefunden. 325 Darauf weist MAGEN 1998, 48 zu Recht hin. 326 Die Siedlung weist mehrere rituelle Tauchbäder auf, auch bei einer Ölpresse, was zeigt, daß man in Gamla die Vorschriften für die Herstellung von koscherem Olivenöl ernstnahm (die an der Produktion Beteiligten mußten rituell reine Juden sein). Aus dem Ende des 1. Jh. v.Chr. stammt eine schön gebaute Synagoge (zur Datierung jetzt NETZER 2000, 482 f. 484 m. Anm. 29 zur Korrektur der Datierung Gutmans, der den Bau der Zeit unter Alexander Iannaios zugeschrieben hatte). Vgl. zur gehobenen materiellen Kultur Gamlas GUTMAN 1993, 462 f. JAPP 2000, 156–158. BERLIN 2002, 59–63.

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

Die Abtrennung der Gaulanitis vom hasmonäischen Reich 63 v.Chr.327 führte zu einem Niedergang der Region. Vermutlich fiel die Gaulanitis an die Ituräer und kam erst 23 v.Chr. wieder unter jüdische Herrschaft.328 Der archäologische Befund läßt bei Betsaida eine nur geringe Besiedelung auf minimalem Subsistenzniveau bis in die Anfänge des 1. Jh. n.Chr. annehmen.329 Dies paßt sehr gut zum Bild Betsaidas in den Evangelien, das dort nur mit (jüdischen) Fischern (die Jünger Petrus, Philippus und Andreas), sozialer Not (Blindenheilung, Mk 8,22–26) und Knappheit an Nahrungsmitteln (Speisung der Fünftausend, Mk 6) assoziiert wird. Den Aufstieg des Ortes zur Kaiserkultstadt Ioulias seit 29/30 n.Chr. hat die Überlieferung Jesu (vermutlich ganz bewußt) ausgeblendet. Das pagane Ioulias war kein Ort, zu dem Jesu Wunder noch gepaßt hätten – diese hatten den Armen Betsaidas gegolten. Die Initiative des Philippos, den Ort neu zu Ehren der verstorbenen Livia zu gründen, änderte Betsaidas ökonomischen Status und politische Bedeutung. Wie sich dies technisch (im Prinzip) abspielte, beschreibt Ios. ant. Iud. 18, 28 (s.o.) relativ klar. Es wurden Leute neu angesiedelt,330 und die Stadt wurde mit bestimmten Grundlagen oder Voraussetzungen der „Stärke“ (dynamis) ausgestattet. Diese werden von Josephus nicht weiter spezifiziert, dürften aber im üblichen Rahmen gelegen haben: gewisse Baumaßnahmen, Zuweisung von Hinterland, Abgabenfreiheit für die erste

327 In Betsaida wurde keine der an sich sehr verbreiteten Münzen Hyrkanos’ II. (63– 40 v.Chr.) und auch keine Münzen Antigonos’ (40–37 v.Chr.) gefunden, genausowenig wie unter den 3.883 (!) hasmonäischen Münzen Gamlas (62,9% der Gesamtmenge) (SYON 1992–1993, 35–37 mit Grafiken Abb. 2–4). 328 Dazu schon in Kap. II 2.d. 329 In Betsaida gibt es einen signifikanten Rückgang an Keramik in der 2. Hälfte des 1. Jh. v.Chr. bis zum Beginn des 1. Jh. n.Chr. Vgl. zur importierten Feinkeramik, die fast völlig fehlt, FORTNER 1995, bes. 106 f. Zur durchaus vertretenen Haushaltskeramik dieser Zeit, wenn auch an Quantität nicht mit der hellenistischen Zeit vergleichbar, TESSARO 1995. Die Armseligkeit des Ortes wird auch durch den Münzbefund bestätigt. Syrische Städtemünzen nach ca. 65 v.Chr. fehlen. Aus der Zeit Herodes’ gibt es drei Münzen (Stand 2006): KINDLER 1999, 253 Kat.-Nr. 24; zwei weitere unpublizierte Münzen (gefunden 1999–2000) gehören zur Serie des Jahres 3 (= RPC I 4901). Das reichere Gamla weist ein ganz anderes Münzspektrum auf, vgl. SYON 1992–1993, 42–44 (zu den syrischen Städtemünzen) sowie S. 38 m. Abb. 5 zu den 109 Herodesmünzen (fast 50% aller herodischen Münzen bis Agrippa II.). Der Ort florierte seit Herodes, was sich auch in der materiellen Kultur der Einwohnerschaft niederschlug (GUTMAN 1993, 462 f. JAPP 2000, 157. BERLIN 2002, 59–63). 330 HENGEL 1996a, 30 Anm. 85 versteht Ios. ant. Iud. 18, 28 so, daß Betsaida als Polis Ioulias wegen der „hohen Einwohnerzahl“ neugegründet wurde (vgl. zu den Interpretationsmöglichkeiten der Passage KUHN 1991, 80). Betsaida war zum Zeitpunkt der Neugründung ein armseliges Dorf. Vgl. ARAV 1999c, 88 f.

5. Philippos, Tetrarch über Herodes’ Anteil aus dem Ituräerreich

257

Generation der Siedler.331 Der langsame Aufstieg des Ortes spiegelt sich in Münzfunden (Spätzeit des Philippos und des Antipas, Agrippa I.)332 sowie im Anstieg von Keramik, Kleinfunden und Münzen in der 2. Hälfte des 1. Jh.333 Wenn, wie gleich zu diskutieren sein wird, ein Tempel in Betsaida errichtet wurde, muß man von paganen Neusiedlern, wohl Veteranen Philippos’, ausgehen (ähnlich wie in Tel Anafa)334. Dann wäre für Betsaida anzunehmen, daß in der polis Ioulias eine Minderheit von Juden mit einer Mehrheit von Nicht-Juden zusammenlebte – ähnlich wie in den Kaiserkultstädten Caesarea Maritima und Caesarea Philippi. Wahrscheinlich waren die ethnisch verschiedenen Einwohnerschaften auf bestimmte Bereiche der Stadt verteilt.335 Ein Tempel für Livia. R. Arav, der archäologische Direktor der Ausgrabungen von Betsaida, hat jüngst eine Struktur in Areal A als Überreste eines Tempels (re)interpretiert.336 Es handelt sich um einen langgestreckten, schmalen Bau (6 x 20 m) mit vier Binnenräumen (Abb. 43. 44).337 An seiner Ostseite wurde er über den massiven Mauern des eisenzeitlichen Stadttors errichtet, zu dem ein alter, gepflasterter Weg an der Ostseite des Tells hinführte. Der Schutt über diesem Pflaster enthielt sehr viel römische Keramik, was zeigt, daß man auch noch in dieser Zeit den Weg nutzte. Möglicherweise wurde von hier aus ein Aufgang zum ca. 4 m höher lie331 FELDMAN, LCL übersetzt th/| a;llh| duna,mei mit „by strengthening the fortifications“. Die Ausgrabungen von Betsaida haben jetzt gezeigt, daß die eisenzeitliche Stadtmauer Betsaidas bei der Wiederbesiedelung des Ortes im 3. Jh. v.Chr. nicht mehr aufgebaut wurde und die Stadt unbefestigt blieb. In der hellenistisch-römischen Zeit wurden anstehende Reste der Stadtmauer teilweise als Außenmauern von Häusern genutzt. 332 Bislang (2006) vier Philipposmünzen: (1) MEIER 1995, 58 Kat.-Nr. 43 = KINDLER 1999, 258 Kat.-Nr. 109 [Jahr LG]; (2) KINDLER 1999, 253 Kat.-Nr. 26 (Doppelportrait, Teil der Serie Jahr 34?); (3) MEIER 1995, 58 Kat.-Nr. 44 = KINDLER 1999, Kat.-Nr. 110 (unter Tiberius, Jahr nicht mehr leserlich); (4) unpubl. Münze der Saison 2000. Vgl. zu den Philipposmünzen 1–3 KUHN 2000, 219. – Daneben gibt es eine Antipasmünze des Jahres 33 (KINDLER 1999, 253 Kat.-Nr. 25) und eine Münze Agrippas I. (KINDLER 1999, 253 Kat.-Nr. 111). 333 ARAV 1999c, 82 spricht von „slight reinforcement of the settlement at Bethsaida which remains throughout the second century CE“. 334 HERBERT 1994, 7. BERLIN 1997, 21 f. 335 Vgl. Sepphoris, wo die jüdische Besiedelung auf der Westakropolis lange nachweisbar ist, während das römische Sepphoris seit Mitte des 2. Jh. n.Chr. in der Ebene östlich der Akropolis entstand (s.o. Kap. III 4). 336 ARAV 1999a, 18–24. ARAV 1999c, 85–87. 337 ARAV 1999c, 86 gliedert in eine offene Vorhalle in antis im Osten, gefolgt von pronaos und naos mit adyton. Zur Diskussion der vorgeschlagenen Raumaufteilung KUHN 2000, 222 f.

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

Abb. 43. Betsaida, Areal A: vermuteter Tempel.

Abb. 44. Betsaida, Areal A: Rekonstruktionszeichnung des vermuteten Tempels.

5. Philippos, Tetrarch über Herodes’ Anteil aus dem Ituräerreich

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genden Tempel errichtet.338 Das Gebäude datiert laut Arav in die frührömische Zeit (Ende 1. Jh.v./Anfang 1. Jh. n.Chr.).339 Architekturelemente aus der Umgebung des Tempels (nicht in situ; z.T. in neuzeitlichen Gräbern verbaut oder als Streufunde entdeckt) (vgl. Abb. 45)340 und zu deren Ornamentik es zeitgenössische Parallelen aus dem Hauran gibt,341 stützen diese Datierung. Das Gebäude erfüllte nur relativ kurze Zeit seine Funktion. In der 2. Hälfte des 2. Jh. n.Chr. wurde der Raum zwischen den Fundamentmauern verfüllt und die ganze Fläche mit einem Pflaster bedeckt.342 Die Zeitstellung des Gebäudes, die massive Bauweise (Mauerstärke 1,2 m), der Langbau mit Binnengliederung sowie die Architekturelemente legen die Interpretation des Baus als Tempel nahe,343 der am höchsten Punkt des Tells in Zusammenhang mit der Gründung von Ioulias errichtet wurde. Figürliche Kleinfunde (vgl. Abb. 46),344 die in der Umgebung des Tempels gefunden wurden, unterstützen die These. Schließlich trägt auch der Fund 338 Das Pflaster vor dem eisenzeitlichen Tor liegt auf einer Höhe von ca. -171 m ü.M. Das aufgängige Mauerwerk des Tempels dürfte bei ca. -167 m begonnen haben (Höhe der letzten erhaltenen Lage des Mauerwerks des eisenzeitlichen Tors). 339 ARAV 1999a, 24. ARAV 2001, 245 f. zur „foundation of the floor of the ‚temple‘ “, unter dem sich frühere Fußböden befinden. – In früheren Berichten wurde das damals nur teilweise ausgegrabene Gebäude, aufgrund seiner Massivität und der Benutzung eisenzeitlicher Mauern, als eisenzeitlich angesprochen, aber auch schon damals einer Phase zugeschrieben, die der Eisenzeit IIB folgte (ARAV 1991, 95 f. ARAV 1995, 7. 12). – KUHN 2000, 228 vermutet in dem Gebäude einen Antentempel aus dem 3.–2. Jh. v.Chr. 340 Vgl. zu drei Baudekorteilen (Hakenmäander, Akanthusblätter, Blüten, Rosetten) ARAV 1991, Tf. 2: 3–5. ARAV 1999b, 11b. 22. ARAV u.a. 2000, 54. Zu weiteren Architekturelementen (Türstein, Säulenteile, Orthostaten [?]) KUHN 2000, 223 f. 227 m. Anm. 108. 341 Eine gute Parallele zur in Betsaida gefundenen Ornamentik stellt der Baudekor des Ba‘al Schamin-Tempels von Slim dar, der in das letzte Viertel des 1. Jh. v.Chr. datiert (FREYBERGER 1991, pass., zum Baudekor des Tempels bes. 18–29. FREYBERGER 1998, 55–59; zum Baudekor 58 f.). Auch der Dekor der Tempel von Mayamas (frühes 1. Jh. n.Chr.; zum Baudekor FREYBERGER 1991, 10. 19. 21. 25. 29) und Mushennef (Weihung 41 n.Chr.; zum Baudekor FREYBERGER 1991, 21. 23. 28 f.; FREYBERGER 1998, 59–62) weist starke Ähnlichkeiten auf. 342 ARAV 1999a, 18. Sehr deutlich ist dies in Square H–I 52–53 zu sehen, wo das Pflaster über der Südmauer des Langbaus noch gut erhalten ist. 343 KUHN 2000, 227–229 hält die Anlage zu „dürftig“ für einen Kaiserkult. – Von dem Tempel sind allerdings kaum mehr als ca. 50 cm des aufgängigen Mauerwerks erhalten. 344 Es handelt sich insbesondere um zwei Fragmente weiblicher Terracottafigurinen, die dem Habitus von Göttinnen entsprechen. Der Kopf einer weiblichen Terracottafigurine mit verhülltem Haupt (Spuren roter Bemalung des vorscheinenden Haares noch erhalten, ARAV 1995, 21; hier Abb. 46) entspricht sogar der Ikonographie Livias (vgl. KUHN 2000, 226 m. Anm. 104). Bei dem zweiten Fragment ist nur noch der Polos mit Schleier sowie der Ansatz des drapierten Haars erhalten (ARAV 1999a, Abb. 21 oben; KUHN 2000, 226). Von dieser Figurine ist zu wenig erhalten, als daß man sie datieren könnte.

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

Abb. 45. Betsaida, Areal A: Fragment eines Türsturzes mit Hakenmäander und Rosetten in den Feldern.

Abb. 46. Betsaida, Areal A: Kopf einer weiblichen Terracottafigurine mit Schleier; erhaltenes Maß 2 x 4 cm; geschätzte Gesamthöhe ca. 20 cm.

Abb. 47. Betsaida, Areal A: Weihrauchschaufel mit 5-Augen-Dekoration.

5. Philippos, Tetrarch über Herodes’ Anteil aus dem Ituräerreich

261

von sog. Weihrauchschaufeln345 (vgl. Abb. 47) dazu bei,346 das Gebäude als Kaiserkulttempel (bzw. im Falle Ioulias’ als Tempel der Livia Iulia) anzusprechen. Denn das Opfer thure ac vino spielte im Kaiserkult eine besondere Rolle.347 Mehr Klarheit und eine breitere Diskussionsgrundlage des Befunds wird eine vollständige Publikation des Gebäudes bringen. Sollte sich die These Aravs zu Zeitstellung und Funktion des Gebäudes dann noch weiter untermauern lassen, wird man in dem Bau einen Tempel der Livia Iulia sehen dürfen. Einmal vorausgesetzt, es handelt sich um einen Tempel, dann lag er am Ostrand des südlichen Tells, auf einer künstlichen Terrasse über dem eisenzeitlichen Tor und ca. 25 m von einer steil abfallenden Schlucht entfernt. Das Gebäude war somit nicht auf die Bebauung auf dem Hügel ausgerichtet, ja wandte sich davon förmlich ab. Man wollte bei seiner Errichtung offenbar vor allem den höchsten Punkt des Hügels nutzen. Es gibt dafür m.E. zwei Erklärungen. Eine Möglichkeit ist, daß es östlich der Schlucht in der Ebene eine neue Unterstadt gab, in der die neuen Siedler 345 Wie das Gerät bezeichnet wurde (evtl. libanwto,j oder purei/on, oder lat. vatillum, focus, acerra, ara turicrema oder turibulum) und welche Funktion es im Kult hatte, ist nicht erforscht. Zu den Geräten focus, acerra, ara turicrema, turibulum, die im Weihrauchopfer benutzt wurden, s. jetzt SIEBERT 1999, 94–98. 250–253. 256 f., die seltsamerweise mit keinem Wort auf die Schaufeln eingeht; zum möglichen hebräischen Terminus $yzb und zur Funktion im jüdischen Kult FREUND 1999. – Die Brandspuren vieler Exemplare und die Standfüße sprechen dafür, daß man hier Weihrauch wie auf einem kleinen Altar verbrannte. MITTEN 1965, 165 f. leitet eine solche Funktion von der Gestaltung des Schaufelrands mit „Hörnern“ ab, die an Altäre erinnern. Jedenfalls dienten die Schaufeln nicht dazu, Weihrauch aus einem Behältnis zu entnehmen oder auf den Altar zu streuen. Auf allen mir bekannten Abbildungen des Weihrauchopfers wird hierzu immer die Hand benützt (vgl. NUBER 1973, 98–112. FLESS 1995, 17–21. 26 f. 99). 346 Eine Schaufel wurde ca. 9 m südlich des Langbaus in einer Depositgrube gefunden (ARAV 1999a, 32–43. Abb. 15. 22–25. Tab. 1–3). Der hohe Anteil von in die 2. Hälfte des 1. Jh. n.Chr. datierender Keramik in dem Deposit spricht für die Anlage der Grube (G 54) gegen Ende des 1. Jh. n.Chr. Die kunstgeschichtliche Einordnung der Schaufel von Betsaida stützt diese Datierung. Zeitlich klar datierbar ist ein paralleles Stück aus der Casa Pansa in Pompei (MAU 1908, 397 Abb. 222i). Eine weitere, sehr ähnliche Schaufel ist Teil des berühmten Hortfunds im „Cave of Letters“ (YADIN 1963, 51 mit Abb. 14 und Tf. 16; Fund 5–57.23). Eine weiteres ähnliches Exemplar stammt angeblich aus dem Hauran (RICHTER 1915, 236 Nr. 660). Bei einem Exemplar unbekannter Provenienz (MITTEN 1965, 164–166) handelt es sich um eine Schaufel, bei der die vorne liegenden Kreise durchstoßen wurden. – Der Griff einer zweiten Weihrauchschaufel wurde in einem Haus gefunden, das in der 2. Hälfte des 1. Jh. n.Chr. auf der eisenzeitlichen Stadtmauer errichtet wurde (square L 58; noch unpubliziert). Im Sommer 2006 wurde das Fragment einer dritten Schaufel gefunden. – Zu den Schaufeln vgl. KUHN 1999, 288 f. KUHN 2000, 227. 347 EITREM 1915, 228. 237–239. MÜLLER 1978, 759. 761. PRICE 1980, 29. 31 (entspricht weitgehend PRICE 1984a, 208. 210 f.). PEKÁRY 1985, 124 f.

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III. Der Kaiserkult als Teil von Herodes’ politischem Erbe

von Ioulias wohnten und auf die hin der Tempel orientiert gewesen wäre (ähnlich wie der Augustustempel in Caesarea Philippi). Dieser Bereich ist heute von einem landwirtschaftlichen Betrieb in Anspruch genommen und konnte auch noch nicht begangen werden. Aber auch in diesem Fall wäre der Tempel kein urbaner Tempel gewesen. Eine andere Möglichkeit ist, daß der Tempel nur auf die Straße hin orientiert war, die östlich von Betsaida/Ioulias nach Caesarea Philippi hinaufführte. Dann hätte der Tempel, weithin sichtbar auf dem höchsten Punkt des Stadthügels, auch und vor allem als Symbol der Stadtgründung gedient. Zudem hätte er Reisenden die Grenze von Philippos’ Reich markiert, das nun, entlang der Flußgrenze, von zwei Tempeln eingefaßt war. Im Norden, bei den Jordanquellen, stand der Augustustempel von Caesarea, im Süden, an der Flußmündung in den See Gennesaret, der Liviatempel von Ioulias.348 Diese zweite Möglichkeit erscheint als die wahrscheinlichere im Lichte von Herodes’ Baupolitik auf dem Gebiet des Kaiserkults. Die Art der Symbolisierung des Raums um Ioulias herum erinnert stark an Herodes’ Raumkonzepte für seine Augustustempel und die diesen zugeordneten neuen Städte. Auch Herodes hat Städte und Landschaften auf den Kaiserkult hin gestaltet und die Tempel eher zu beherrschenden Monumenten der Landschaft denn zu urbanen Zentren gemacht. Gemäß der hier vertretenen These hätte Philippos den ursprünglich landschaftsbeherrschenden Augustustempel beim Panion zum Ausgangspunkt einer urbanen Achse, zum stadtbeherrschenden Monument transformiert. In Ioulias hätte Philippos den Liviatempel vor allem als landschaftsbeherrschendes Monument konzipiert, ganz auf Außen- und Fernwirkung bedacht. Philippos ist bald nach der Gründung von Ioulias gestorben, wohl im September 33 n.Chr.349 Josephus zufolge ist er in Ioulias selbst gestorben – 348

Josephus erwähnt Ioulias zweimal als Grenzort, obwohl dies in dem jeweiligen Kontext sachlich nicht ganz richtig ist. In bell. Iud. 3, 57 gilt Ioulias als Südgrenze des Gebiets Agrippas II. Dabei stieß dessen Territorium eigentlich an das Gebiet von Hippos. In bell. Iud. 4, 454 läßt Josephus bei Ioulias den Höhenzug beginnen, der bis Petra reiche. Dies ist sachlich falsch. Der Golan beginnt viel weiter nördlich. Nur wenn man die Landschaft um den See im Auge hat, dann hat es den Anschein, als begänne bei Betsaida (ungefähr) das Hochplateau, das sich östlich des Sees Gennesaret entlangzieht. Diesen Eindruck gibt Josephus wieder, der ja Ortskenntnisse durch seine Tätigkeit als regionaler Kommandant Galiläas und der unteren Gaulanitis zu Beginn des jüdischen Aufstands hatte. Im übrigen listet Plin. nat. 5, 15.71 Ioulias unter die vier schönen Städte, die es am See Gennesaret gäbe (mit Tiberias, Taricheai und Hippos). Ioulias wird dabei am Ostufer des Sees, zusammen mit Hippos, lokalisiert, was aus der Lage östlich des Jordandurchflusses durch den See rühren dürfte. Jedenfalls zeigt auch diese Stelle die Bedeutung der Stadt in dieser Zeit. 349 Josephus datiert den Tod des Philippos in dessen 37. Herrschaftsjahr und in das 20. Jahr des Tiberius (ant. Iud. 18, 108). Das 20. Jahr des Tiberius umfaßt, ganz korrekt berechnet, einen Zeitraum vom 19. August 33 bis zum 18. August 34 n.Chr. In der Lite-

5. Philippos, Tetrarch über Herodes’ Anteil aus dem Ituräerreich

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ein interessantes Detail, das man gerne so verstehen würde, daß Philippos den Fortgang der Bauarbeiten und der Stadtgründung besichtigen wollte. Philippos wurde, so Josephus, in das Mausoleum (mnhmei/on) überführt, das er sich – wie es schon sein Vater getan hatte – zu Lebzeiten erbaut habe.350 Er ist mit dieser Art Vorsorge für den eigenen Nachruhm ganz seinem Vater gefolgt. Das Grab dürfte in Caesarea, Philippos’ Hauptstadt, gelegen haben.351

ratur findet sich üblicherweise als Zeitpunkt für Philippos’ Tod die Angabe „33/34 n.Chr.“. SCHÜRER u.a. I (1973), 340 Anm. 10 gehen, bei einer Ära gerechnet ab Nissan 4 v.Chr., vom Winter 33/34 n.Chr. als Todeszeitpunkt aus, weil Nissan 34 n.Chr. Philippos’ 38. Jahr schon begonnen hätte. Die Nissanära ist für die Herodier jedoch abzulehnen. KRIEGER 1992a, 30 hat als erster Philippos’ Lebenszeit nicht mehr über das Jahr 33 n.Chr. hinausgehen lassen, ohne explizit zu sagen, daß er dabei dann auch von einer Ära ausgeht, die schon im Herbst (Tishri) 5 v.Chr. beginnt. KOKKINOS 1998, 237 hat – in Unkenntnis des Aufsatzes von Krieger – Philippos’ Tod konsequent auf September 33 n.Chr. datiert, weil dies der einzige Zeitraum ist, in dem sich das 20. Jahr des Tiberius und das 37. Jahr des Philippos (Tishri 32–33 n.Chr.) überschneiden. 350 Ios. ant. Iud. 18, 108. 351 LESCHHORN 1984, 311 zieht – wie manch andere – aus Ios. ant. Iud. 18, 108 den Schluß, daß Philippos auch in Ioulias begraben worden sei. Dies sagt Josephus nicht. Als ktistes wurde man i.d.R. in der Stadt begraben, die man gegründet hatte, und nachdem das Mausoleum schon fertiggestellt war, kann es eigentlich nicht in dem so spät gegründeten Ioulias gelegen haben.

Kapitel IV

Die Verschärfung der Kaiserkultproblematik unter Caligula, Claudius und Agrippa I. zwischen 37 und 44 n.Chr. 1. Eskalation der Kaiserkultproblematik unter Caligula und Agrippa I. Caligulas Aufstieg zu Tiberius’ Nachfolger1 verfolgte Agrippa, ein Enkel Herodes’ (vgl. Stemma Abb. 32), in Rom vom Gefängnis aus. Dort saß er seit einem halben Jahr auf Tiberius’ Befehl. Er hatte zu laut über Tiberius’ hoffentlich baldiges Ableben, über einen neuen Kaiser Gaius (Caligula) und seinen eigenen dann zu erwartenden politischen Aufstieg spekuliert.2 Wohl noch Ende März 37 n.Chr. war Agrippa dann nicht nur wieder in Freiheit. Caligula verschaffte dem ca. 46jährigen3 auch die ersehnte Herrscherrolle und erhob ihn zum König über ein ituräisch-herodisches Nachfolgereich, zu dem er die Herrschaftsgebiete des Philippos4 und des Lysanias (Abila) vereint hatte (vgl. Abb. 49).5 Mit Caligula und Agrippa waren zwei Männer an die Macht gekommen, die hochrangig mit der Gründergeneration ihrer Dynastie verwandt waren, deren nahe Verwandte in höfische Intrigen, politische Macht- und Nachfolgekämpfe verstrickt gewesen waren und einen hohen Preis dafür bezahlt hatten. Dieser Umstand schuf bei beiden Männern offenbar ein großes Bedürfnis nach Kompensation und Rache, nach Rehabilitation der anrüchigen oder entehrten Familienmitglieder sowie nach persönlicher Anerkennung und Selbstdarstellung. Diese Anfangsbedingungen müssen mitbe1 Tiberius starb am 16. März 37 n.Chr. in Misenum. Am gleichen Tag wurde Caligula von Soldaten zum imperator akklamiert, zwei Tage später folgte die Bestätigung im Senat. 2 Ios. bell. Iud. 2, 179 f. ant. Iud. 18, 168 f. 179 f. 183–204. Gemäß bell. Iud. 2, 178 war Agrippa im Frühjahr 36 n.Chr. nach Rom gekommen, um Antipas bei Tiberius auf Hochverrat anzuklagen, wohl mit dem Ziel, Antipas’ Nachfolge anzutreten (s. Kap. III 4). 3 Agrippa war wohl gegen Ende 11 v.Chr. geboren (KOKKINOS 1998, 271). 4 Seit Philippos’ Tod unter direkter Verwaltung durch den syrischen Legaten. 5 Zum Umfang des Reichs die etwas widersprüchlichen Angaben in Ios. bell. Iud. 2, 181. 215. ant. Iud. 18, 237. 19, 275. 351. Philo, Flacc. 25. 39.

1. Eskalation der Kaiserkultproblematik unter Caligula und Agrippa I.

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Abb. 48. Verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den wichtigsten Mitgliedern der Iulisch-Claudischen Dynastie (aufgeführt sind nur die wesentlichen Verbindungen und Nachkommen; alle Namen nur in der gängigen Form).

dacht werden bei der Frage, warum Caligula den Kult für sich und seine domus so gefördert, stark erwartet, schließlich (in Judäa) gefordert hat. In diesen dynastisch-politischen Anfangsbedingungen ist auch ein Teil der Antworten auf die Frage enthalten, warum Agrippa den Kult für Caligula und dessen domus so stark propagiert und mit einer dynastischen Selbstdarstellung verknüpft hat. Hinzu kommt, daß der Kaiserkult mittlerweile zu einer eingespielten Kommunikation zwischen Kaiser und Untergebenen geworden war, dessen Code niemand mehr ignorieren konnte, ohne die herrscherliche Autorität ernsthaft und öffentlich zu beschädigen. Caligula

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IV. Die Verschärfung der Kaiserkultproblematik

hat in den Jahren 37–40 n.Chr. an der Intensivierung dieses Codes einen starken Anteil. Diese Entwicklung muß man miteinbeziehen, wenn man die Frage beantworten will, welche Rolle Agrippa in der berühmten „Statuenaffäre“ spielte, d.h. bei der Umsetzung von Caligulas Befehl an den syrischen Legaten, sein Kultbild Zeus Epiphanes Neos Gaios im Jerusalemer Tempel aufzustellen. Politisch-dynastische Besonderheiten der Herrscher Caligula und Agrippa. Agrippa war nicht nur Herodes’ Enkel, sondern über seinen Vater Aristoboulos mit den Hasmonäern verwandt. Aristoboulos’ Mutter war die von Herodes hingerichtete Hasmonäerin Mariamne gewesen. Seine Großmutter hat Agrippa nie, seinen Vater kaum kennengelernt. Agrippas Mutter Berenike, eine Nichte des Herodes,6 war nach Herodes’ Tod, noch 4 v.Chr., mit ihren Kindern nach Rom übersiedelt. Dort war sie in enger Freundschaft der Antonia (Minor) verbunden, Augustus’ Nichte und Drusus’ Witwe (s. Stemma Abb. 48). Berenike wurde mit ihren Kindern Teil des kaiserlichen Hofs. Agrippa wuchs gemeinsam mit Tiberius’ Sohn Drusus und mit Antonias Söhnen Germanicus und Claudius auf.7 Nach 29 n.Chr. hatte Antonia in Nachfolge Livias die Obhut über Germanicus’ Kinder übernommen, so daß Agrippa bei seinem Aufenthalt in Rom seit 36 n.Chr. leicht in engere Beziehung mit Caligula, dem zu diesem Zeitpunkt einzig in Frage kommenden politischen Erben des Tiberius, treten konnte. Caligula (geb. 12 n.Chr.) war sowohl mit Augustus (über Agrippina) als auch mit M. Antonius (über Germanicus) verwandt (s. Stemma Abb. 48).8 Tiberius hatte auf Augustus’ Wunsch im Jahre 4 n.Chr. Germanicus adoptiert, um die eigene Nachfolge zu sichern. Germanicus’ früher Tod am 10. Oktober 19 n.Chr. in Antiocheia zerstörte dieses Modell und die hochgesteckten Erwartungen seiner Familie, seiner Klientel und seiner Anhänger. Germanicus hatte kurz vor seinem Tod den syrischen Statthalter Cn. Calpurnius Piso, mit dem er in schwerem Streit um die Abgrenzung politischer Zuständigkeiten im Osten des Reiches lag,9 und Pisos Frau Plancina als seine Mörder bezichtigt.10 Die Annahme eines unnatürlichen Todes, bei dem im Hintergrund Tiberius und Livia die Fäden zugunsten des Tiberiussohnes Drusus gezogen hätten, hielt sich lange. Sie blieb ein beständiges, die Familie des Germanicus verfolgendes Trauma. 6

Sie war die Tochter von Herodes’ Schwester Salome mit Kostobar. Zur engen Beziehung zwischen Berenike und Antonia Ios. ant. Iud. 18, 143. 156. 165. Vgl. SCHWARTZ 1990, 41–43. KOKKINOS 1998, 272. 8 Zu Germanicus vgl. ECK 1998. 9 Zu Piso und seinem Machtkampf mit Germanicus vgl. ECK/CABALLOS/FERNÁNDEZ 1996, bes. 289–303 und ECK 1998. 10 Tac. ann. 2, 71. 7

1. Eskalation der Kaiserkultproblematik unter Caligula und Agrippa I.

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Abb. 49. Das Reich Agrippas I. in den Jahren 37, 39 und 41 n.Chr.

Agrippina sah es als ihre Aufgabe an, Germanicus’ vorgezeichnete Karriere nun für die gemeinsamen Kinder zu realisieren.11 Nach dem Tod von Tiberius’ Sohn Drusus 23 n.Chr. war eine Nachfolge für einen ihrer Söhne in greifbare Nähe gerückt.12 Den Machtkampf mit Seian verlor sie. Nach einem Prozeß wurde sie 29 n.Chr. gemeinsam mit ihrem Sohn Nero ver11 Tacitus überliefert als letzten Auftrag des sterbenden Germanicus an seine Freunde, quae uoluerit, meminisse, quae mandauerit, exsequi (ann. 2, 71.3). 12 Tiberius empfahl nach dem Tod seines Sohnes Drusus Agrippinas ältere Söhne Nero und Drusus dem Senat, was sie in den Status potentieller Nachfolger aufsteigen ließ; sie waren damals 17 bzw. 16 Jahre alt (Tac. ann. 4, 8.4 f.).

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IV. Die Verschärfung der Kaiserkultproblematik

bannt. Seian sorgte dafür, daß Drusus und Nero, die im Kreis der domus Augusta außer Caligula die einzigen Kandidaten für Tiberius’ Nachfolge waren, beseitigt wurden.13 Nach Seians Sturz im Oktober 31 n.Chr. blieb dann praktisch nur noch Agrippinas jüngster Sohn als Nachfolgekandidat übrig.14 Als der 24jährige Caligula zum neuen Caesar und Princeps wurde, sah man ihn weithin als einen Erlöser aus der dunklen Zeit unter Tiberius, der eine dynastische Verheißung erfüllen und eine glückliche Ära heraufführen würde.15 Der Familienkult Caligulas. Caligula hat nicht nur das Ansehen seiner verstorbenen bzw. ermordeten Familienmitglieder restituiert16 und seine noch lebenden Familienmitglieder in das politische und öffentliche Leben integriert.17 Er hat auch einen Kult um sich und seine nächsten Verwandten in immer stärkeren und z.T. völlig neuen Formen betrieben. Zwischen Oktober 37 und Juni 38 n.Chr. ließ Caligula den Monat September in Germanicus umbenennen, vorgeblich zu Ehren des Vaters (Suet. Cal. 15,2). Begert hat überzeugend dargelegt, daß Caligula offenbar seinen eigenen Namen („Gaius Caesar Augustus Germanicus“) in den römischen Kalender hineinschreiben wollte.18 Caligulas Identifizierung mit olympischen Gottheiten wurde im Lauf der Zeit immer stärker und fixierte sich auf Jupiter (Titulierung Optimus Maximus Caesar).19 Er realisierte in über13

Tac. ann. 5, 2–5. 6, 25.1. Suet. Tib. 53 f. Cal. 7. – Vgl. BARRETT 1989, 19–26. BARRETT 1996, 33–39. 14 Der von Tiberius testamentarisch noch vorgesehene Enkel Gemellus kam wegen seiner Jugend als politischer Erbe nicht in Frage. 15 Suet. Cal. 13 f. Philo, leg. 11–13. – Vgl. BEGERT 1996, 38 zur euphorischen Reaktion in Ägypten. 16 Suet. Cal. 15. Cass. Dio 59, 3.5. Vgl. BARRETT 1989, 248–252. – Zur Reform des ägyptischen Kalenders auf kaiserliches Dekret hin (acht neue Monate zu Ehren von Caesar, Augustus, Germanicus, Agrippina und allen Geschwistern Caligulas) BEGERT 1996. Vgl. TRILLMICH 1978, 181–184. 17 Suet. Cal. 15. Claud. 7. Cass. Dio 59, 3.4. – Zu den Ehrungen für Antonia und Caligulas Schwestern HAHN 1994, 118. 151. 171. 186. BEGERT 1996. 18 BEGERT 1996, 32–38. 19 GELZER 1917, 409–411. CLAUSS 1996, 423–425. YAVETZ 1996, 125–127. – BARRETT 1989, 145–153 zurückhaltend, was Caligulas Verständnis von sich als Gottheit angeht. WINTERLING 2003, bes. 139–152 ordnet nun vor allem die stadtrömischen Akte in Caligulas Auseinandersetzung mit dem Senat ein und sieht sie als bewußten, decouvrierenden Umgang mit angetragener Schmeichelei: „Caligula war weit davon entfernt, sich für einen Gott zu halten oder einen offiziellen Kaiserkult in Rom einzuführen. Er nutzte vielmehr gelegentliche Inszenierungen seiner Göttlichkeit, um die angstvolle und zugleich heuchlerische Unterwürfigkeit der senatorischen Gesellschaft dem Kaiser gegenüber in aller Öffentlichkeit in ihrer Absurdität vorzuführen“ (152). Unabhängig von der Frage, ob nicht Caligula mit den Übertreibungen begonnen hat, bleibt in diesem Erklärungskontext offen, warum Caligula – wenn er jegliche „Schmeichelei“ dieser Form

1. Eskalation der Kaiserkultproblematik unter Caligula und Agrippa I.

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steigerter und städtebaulich dominanter Weise20 das hellenistische Konzept des „Wohnens bei dem Gott“, das schon Augustus mit Apollon praktiziert hatte. Dafür ließ er zum einen zwischen dem Palatin und dem Castor-und Pollux-Tempel (Forum) eine Verbindung bauen, erklärte letzteren zu einem vestibulum seines Palastbezirks und ließ sich dann zwischen „seinen Brüdern“ stehend von Besuchern anbeten.21 Zum andern soll er eine Brücke vom Palastbezirk zum Kapitol gebaut (oder geplant) haben, weil Jupiter wünschte, mit ihm zusammen zu wohnen.22 Später muß er noch ein Haus neben dem Jupitertempel begonnen haben.23 In Rom erhielt Caligula einen Tempel-, Priester- und Opferkult für sein numen oder seinen genius.24 Dies war ein qualitativer Sprung in der stadtrömischen Verehrung der domus Augusta und faktisch die erste Personalisierung des Kaiserkults in Rom, auch wenn der Kult nicht direkt der Person Caligulas galt. Auf diesen Unterschied wird in der Forschung zwar teilweise sehr viel Wert gelegt,25 praktisch fiel er aber nicht ins Gewicht. In Rom wurde der Kult jedenfalls als Kult für Caligula aufgefaßt.26 Was den Kult für Caligulas Familie angeht, so waren ja schon im Jahre 38 Caligulas Schwestern zusammen mit dem Kaiser Adressatinnen von Schwur- und Gelübdeformeln geworden (s. Anm. 17). Die Lieblingsschwester Drusilla – mit der er vielleicht in einer Geschwisterehe nach ptolemäi-

eigentlich abgelehnt hat – die jüdische Haltung nicht unterstützt oder begrüßt hat, sondern auf einen Kult in Jerusalem bestanden hat. Offenbar war der Kaiserkult längst zu einer eingespielten Herrscherkommunikation geworden, deren Konventionen niemand mehr brechen konnte, ohne die kaiserliche Autorität ernsthaft und öffentlich zu beschädigen. 20 Vgl. Plin. nat. 36, 111: bis vidimus urbem totam cingi domibus principum Gai et Neronis. Zu Struktur und Funktion von Caligulas Palastbezirk bzw. Hofhaltung WINTERLING 1999, 57–59. 174 f. 204. 21 Suet. Cal. 22, 2. Cass. Dio 58, 9.4. – Zum archäologischen Befund BARRETT 1989, 207–210 mit Plan Abb. 7. Vgl. W INTERLING 1999, 57 f. 22 Suet. Cal. 22, 4. Zur Lokalisation BARRETT 1989, 210 f., der den damaligen Möglichkeiten, eine ca. 30 m hohe Brücke mit ca. 250 m Spannweite zu bauen, skeptisch gegenübersteht. 23 Suet. Cal. 22, 4. Cass. Dio 59, 28.5. Plin. nat. 36, 111. 24 SIMPSON 1981, 511. BARRETT 1989, 151–153. SIMPSON 1996. 25 BARRETT 1989, 151–153. W INTERLING 2003, 144. 26 Vgl. dazu SIMPSON 1996, 66. 70 f. – GRADEL 2002, 149–159. 278 f. reduziert all diese Maßnahmen auf Caligulas persönliche Etablierung eines privaten Kultes für die eigene Person, der deshalb im üblichen Rahmen blieb, weil er keinen öffentlichen, durch einen Senatsbeschluß gebilligten Status (Kult für einen Divus) erlangt hätte. Für die Praxis der Macht- und Rangstrukturen dürfte dies unerheblich gewesen sein. Ein Zusatzeffekt war in diesem Fall die Demontage des Senats, dessen Mitglieder auch ohne Divinisierungsbeschluß Caligulas „Privatkult“ entsprechend beachten mußten, wollten sie nicht nur ihren Status behalten.

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IV. Die Verschärfung der Kaiserkultproblematik

schem Vorbild lebte –27 wurde nach ihrem Tod im Juni 38 n.Chr. als erste Frau der römischen Geschichte konsekriert und zur Diva Drusilla.28 Caligulas vierte Frau Milonia Caesonia (Hochzeit Frühsommer 39 n.Chr.)29 wurde Priesterin des Caligula-Kults in Rom.30 Die kurz nach der Hochzeit geborene Tochter Iulia Drusilla31 wurde von Caligula als Manifestation göttlichen Wirkens dargestellt bzw. als Kind Iupiters und Minervas der Obhut Minervas anvertraut.32 Caligulas Verhalten auf dem Gebiet des Personenkults entsprang nur zum Teil einem Rachebedürfnis und einem Streben nach Rehabilitation der unter Tiberius gestorbenen, ermordeten oder mißachteten Familienmitglieder. Es handelte sich vor allem um einen Versuch, dynastisches Selbstbewußtsein und politische Sicherheit vermittels einer ins Extrem übersteigerten Kommunikationsform „Kaiserkult“ zu erlangen. Dies war eine für alle Beteiligten gefährliche Methode. Denn Caligulas Verhalten ging die politisch gestaltende Ebene des Kaiserkults mit den Beziehungen des wechselseitigen Gebens und Nehmens auf politischem und religiösem Gebiet fast völlig ab. Dies schuf Unzufriedenheit auf beiden Seiten: bei den „Verehrenden“, deren „Habenseite“ leer blieb, und bei Caligula, der die Ehrenbezeugungen immer stärker, verbunden mit Androhung von Gewalt, einfordern und organisieren mußte, weil sie nicht als Antwort auf Wohltaten erfolgten.33 Diese sich vor allem am Kaiserhof stetig steigernde Spirale von unberechenbarer Willkür, Gewalt und Ausbeutung wurde durch die Verschwörung im Januar 41 n.Chr. durchbrochen. Caligula und die Juden. Die Beziehungen zwischen Caligula und den Juden sind seit langem Gegenstand der Forschung, nicht nur wegen der Dramatik der Ereignisse, die immer wieder Interesse weckte, sondern auch wegen der breiteren, dabei aber auch widersprüchlichen Überlieferung der 27

HAHN 1994, 151. HAHN 1994, 151–168 (diverse Kulte in Rom, Italien und in den Provinzen für die neue Göttin). 29 Zur Datierung der Eheschließung MEISE 1969, 104–108. BARRETT 1989, 94 f. FUCHS 1990, 112. HAHN 1994, 167 Anm. 128. 30 Cass. Dio 59, 28.5 scheint dies in den Zusammenhang einer Verehrung als Iupiter Latiaris zu stellen. BARRETT 1989, 146 f. und SIMPSON 1996, 63. 70 gehen davon aus, daß es sich um den numen bzw. genius-Kult für Caligula handelte. 31 MEISE 1969, 104–108 und BARRETT 1989, 94–96 haben dargelegt, daß Cass. Dio 59, 28.7 summarisch Ereignisse des Jahres 39 nachträgt, bevor er mit Januar 40 weiterfährt. Deshalb fallen Hochzeit mit Caesonia und die Geburt der Tochter Drusilla in den Frühsommer 39 n.Chr. (gg. z.B. HAHN 1994, 169 oder Art. Iulia Drusilla, DNP 6 [1999], 5, wo die Geburt in das Jahr 40 n.Chr. datiert wird). Drusilla wurde im Januar 41 n.Chr. zusammen mit ihrer Mutter von den Verschwörern gegen Caligula getötet. 32 Suet. Cal. 25, 4. Cass. Dio 59, 28.7. 33 Vgl. dazu schon GELZER 1917, 395–397. 399–401. 404 f. 407–409. 413 f. 28

1. Eskalation der Kaiserkultproblematik unter Caligula und Agrippa I.

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Ereignisse durch Philo (Legatio ad Gaium, In Flaccum) und Josephus (bell. Iud. 2, 184–203. ant. Iud. 18, 256–309).34 Die gewichtigsten Differenzen zwischen den beiden Autoren liegen in den chronologischen Angaben und in der Art der Einschätzung des Einflusses, den Agrippa auf Caligulas Juden- und Judäa-Politik ausübte. Agrippa I.: Kaiserkult und Selbstrepräsentation. Agrippa hat Caligulas Politik dynastischer Selbstdarstellung ca. 15 Monate lang in Rom persönlich mitverfolgt, bis er Anfang Juni 38 n.Chr. die Reise via Alexandreia in sein Königreich antrat.35 Im Gepäck hatte er vermutlich die römischen Vorlagen36 (vielleicht auch schon Stempel) zu seiner ersten vierteiligen Münzserie (Abb. 50a–d), die in seinem Reich zirkulieren würde. Auf den Münzen wurde zum einen Caligulas Familienkult propagiert. Agrippa repräsentierte nicht nur den neuen Kaiser im Bild (Abb. 50a, VS), sondern auch dessen Schwestern als Glück und Segen spendende Göttinnen (Abb. 50a, RS). Eine weitere Münze ehrte sehr wahrscheinlich eine bis heute noch nicht identifizierte Angehörige der domus Augusta (Abb. 50c).37 Dafür nahm Agrippa den Stil der Philippos-Münze für Livia als Demeter karpophoros auf (vgl. Abb. 40c). Auch der Augustustempel von Caesarea Philippi fehlte nicht als Motiv (Abb. 50d, RS) – vielleicht der

34 Die wesentlichen Stationen der jüngeren Auseinandersetzung sind (in chronologischer Folge) SMALLWOOD 1957. SMALLWOOD 1970 (= 11961). SCHÜRER u.a. I (1973), 389–398. BILDE 1978. BARRETT 1989, 182–191. SCHWARTZ 1990, 77–89. YAVETZ 1997, 101–110. 35 Zum Zeitpunkt KOKKINOS 1998, 287 m. Anm. 81. Bis dahin hatte man, SMALLWOOD 1970, 17. 283 f. folgend, Agrippas Ankunft in Alexandreia immer auf August datiert. 36 BURNETT 1987, 28 hat darauf hingewiesen, daß Agrippa mit seinen Münzen bestimmte, unter Caligula emittierte römische Dupondien und Sesterzen kopierte, die nie östlich der Adria zirkulierten. Agrippa führte entweder selbst einige dieser Münzen, vielleicht auch schon Stempel, mit oder er hat einen Münzmeister mit den Vorlagen in sein Reich vorausgeschickt, um die Emission vorzubereiten. Die römischen Münzen, die die Vorlagen zu Agrippas Typen bildeten, sind bei KINDLER 1983–1984 und BURNETT 1987 zusammengestellt. – Zu Caligulas starker Steuerung der Münzpolitik BARRETT 1989, 245 f. 37 Es ist nicht klar, ob Agrippa auf diesem Nominal eine Angehörige des Kaiserhauses (gemäß der Lesung eines Teils der Legende in RPC I 4975) oder seine Frau Kypros (so die nicht nachvollziehbare Lesung der Legende durch MESHORER 1990–1991, 122 Nr. 3 = MESHORER 2001, 92. 230 Nr. 114. Pl. 52 Nr. 114 [= RPC Suppl. I 4975]) dargestellt hat. Jedenfalls handelt es sich um ein weibliches Portrait im Stil eines Liviaportraits mit Nackenknoten. Der Stil entspricht nicht dem weiblichen Portraittyp unter Caligula. Erst ein besser lesbares Exemplar wird hier Klarheit bringen.

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IV. Die Verschärfung der Kaiserkultproblematik

a

b

c

d

Abb. 50a–d. Die erste Münzserie Agrippas I., im Jahr 2 (= 37/38 n.Chr.) in Caesarea (Philippi) geschlagen. a. GAIW[ ; lorbeerbekränztes Haupt des Caligula, nach l.; L B; RS: [IOU]LIA DROUSILLA AGRIPPINA; die drei Schwestern Caligulas, Füllhörner haltend; Iulia lehnt an einer Säule. b. BASILEUS AGRIPPAS; Haupt des Agrippa mit Diadem, nach r.; RS: AGRIPPA UIOU BASILEWS; Agrippa, der Sohn des Königs, auf einem Pferd reitend, nach r.; L B c. ]NA (?) SEBAST[ ; drapierte Büste einer Frau, nach r.; RS: ]GAIW KAISARI[ ; Hand mit drei Kornähren; [L] B d. GA / BAS; im Lorbeerkranz; RS: Tempel mit vier Säulen; L B (?)

lokale Reflex auf die Stärkung des Augustuskultes in Rom durch Caligula.38 Zum andern benutzte Agrippa Caligulas Stil der Münzpropaganda für die dynastische Selbstdarstellung. Er stellte sich mit seinem Porträt (im Stile hellenistischer Herrscherporträts) als Basileus Agrippas vor (Abb. 50b, VS) und wies mit der Darstellung seines gleichnamigen Sohnes in die Zukunft der Dynastie voraus (Abb. 50b, RS). Der Kaiserkultstreit in Alexandreia. Bevor sich Agrippa in sein Reich begab, hielt er sich noch einige Tage in Alexandreia auf. Die Begleiterscheinungen dieses Aufenthalts waren der Anlaß dafür, daß ein schon länger währender Streit zwischen den Juden und den Bürgern Alexandreias in offene Gewalt umschlug.39 Im Mittelpunkt stand die Frage, ob die Juden 38 Caligula hatte im August 37 n.Chr. den unter Tiberius begonnenen Augustustempel nahe dem Forum Romanum feierlich eingeweiht und dies mit einer speziellen Münzemission kommemoriert. Vgl. GELZER 1917, 388 f. BARRETT 1989, 69 und Abb. 18. 39 Eine jüngere Auseinandersetzung mit den Ursachen für die alte Rivalität oder Feindschaft zwischen alexandrinischen Bürgern und Juden von Alexandreia jetzt bei

1. Eskalation der Kaiserkultproblematik unter Caligula und Agrippa I.

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den römischen Kaiser auf angemessene Art und Weise verehrten und ob sie deshalb ihren von Augustus gewährten privilegierten Status als politeuma40 zu Recht genössen bzw. ob ihnen sogar noch eine Erweiterung der Privilegien zugestanden werden dürfte. Die Alexandriner Juden strebten schon länger nach einer Verbesserung ihres weiter zurückreichenden, von Augustus bestätigten Rechtsstatus’ als ein kultisch-religiöse und rechtliche Angelegenheiten selbst verwaltendes politeuma.41 Die Verbesserungen könnten in zwei Richtungen gezielt haben. Entweder wollte man eine faktische Gleichstellung mit dem alexandrinischen Bürgerrecht erreichen, dabei aber von den Elementen befreit sein, die nicht mit der Tora konform gingen (also vor allem die Teilnahme an den heidnischen Kulten). Im Gegenzug hätten dann die Alexandriner zu erreichen versucht, daß der Kaiser den Juden die geltenden kaiserlichen Privilegien aberkenne.42 Oder es ging um die Verankerung eines grundsätzlichen Anrechts für Juden, als Einzelne mittels politographia in die alexandrinische Bürgerschaft aufgenommen zu werden. Dieses sich nur auf Individuen, nicht aber auf das Kollektiv der alexandrinischen Juden beziehende

GRUEN 2002, 54–83, der in einer neuen Interpretation ganz anders die treibende Kraft bei den marginalisierten indigenen Ägyptern Alexandreias sieht, „who lashed out against an envied and suddenly vulnerable ethnos“ (83); s.a. 63–65. Gruen verbindet diese Auffassung mit einer internen Intrige des Isidorus und Lampon gegen Flaccus, die in den Quellen zu einer gemeinsamen Sache zwischen den Dreien verzerrt sei. Gruens Rekonstruktion braucht viele zusätzliche Annahmen, um die vorausgesetzten Handlungsstränge zusammenzuführen und die (griechisch-hellenistischen) Bürger Alexandreias als Beteiligte an dem Konflikt ganz herauszuhalten. Alles dient der Grundthese, daß das Zusammenleben zwischen Griechen und Juden in Alexandreia „a lengthy and productive relationship“ gewesen sei (83). Im Detail wird vieles auch Auffassungssache der Quellen bleiben, aber Gruen müßte eigentlich eine gute Antwort auf die Frage bieten können, warum die Darstellungen bei Philo und Josephus dieses im Prinzip doch ganz im apologetischen Interesse liegende Bild, wenn es sogar noch der Wahrheit entsprach, so stark unterlaufen haben. Hier dürften eher die sehr bedenkenswerten Überlegungen, die SCHWARTZ 1999 zu strukturellen-semantischen Unterschieden zwischen in der Diaspora und in Judäa verfaßter jüdischer Literatur angestellt hat, weiterhelfen. Letztlich glättet Gruen die Darstellungen Philos und Josephus’ mit Hilfe klassischer Strukturmuster der Diasporaliteratur (s.o. S. 21 f. mit Anm. 77). – Vgl. jetzt auch BRINGMANN 2005. 40 Zu Rechtsstatus und Organisation eines jüdischen Politeumas, dessen Angehörige durchaus poli,tai genannt wurden, HONIGMAN 2002, 253–255. 259–265, und KASHER 2002; sie argumentieren auch gegen die vorherrschende reservierte Haltung zum jüdischen politeuma im Gefolge der Thesen von LÜDERITZ 1994; dieser hält die Existenz eines kollektiven ‚politeuma der Juden in Alexandreia‘ für sehr unwahrscheinlich (ebd. 204–208) und verengt den Begriff, was seine Verwendung bei jüdischen Gemeinden angeht, auf den Rat einer jüdischen Gemeinde (in Funktion einer boule), der bestimmte Exekutivrechte über die Gemeinde ausgeübt habe (bes. ebd. 219–222). 41 Vgl. HONIGMAN 2002, 264 f. zur Erstreckung der Angelegenheiten auf „religious beliefs … cultic praxis and marriage customs“. 42 So die These von SMALLWOOD 1970, 3–14; ähnlich die Grundthese von KASHER 1985. Vgl. zu deren Bekräftigung, in Auseinandersetzung mit den gegenteiligen Positionen, SCHÄFER 1997, 146–150. 152. 156 f.

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IV. Die Verschärfung der Kaiserkultproblematik

Privileg würde dann mit dem Begriff isopoliteia bezeichnet werden (und von Claudius letztlich nicht erteilt werden).43

Die Juden Alexandreias hatten Agrippa, dem neuen jüdischen König und Freund des Kaisers, einen triumphalen, lautstarken Empfang bereitet – auch wenn Philo bemüht ist, Agrippas Visite als zurückhaltend und dezent zu beschreiben.44 Der König war vermutlich persönlicher Gast der Familie des jüdischen Alabarchen, Alexander, und seines Bruders Philo, des berühmten Schriftstellers.45 Man überreichte Agrippa eine neue Ausfertigung des Ehrenbeschlusses, den die jüdische Gemeinde zu Caligulas Herrschaftsantritt ausgefertigt hatte und den der ägyptische Präfekt Avillius Flaccus noch nicht an den Kaiser weitergegeben hatte.46 Agrippa versprach, das Dekret dem Kaiser zuzuleiten. Offenbar fügte er noch einen persönlichen Kommentar zu Flaccus’ judenfeindlichem Benehmen hinzu.47 Was sich bei dem Besuch Agrippas in Alexandreia alles noch abgespielt hat, berichtet Philo (aus guten Gründen) nicht. Jedenfalls waren die Ehren für König Agrippa deutlich größer ausgefallen als die, die man bislang für das römische Kaiserhaus aufgeboten hatte, und die jüdische Gemeinde hatte in Agrippa einen einflußreichen Fürsprecher beim Kaiser für sich in Anspruch genommen. Nach Agrippas Abreise begannen die Alexandriner mit Provokationen gegen die Juden. Es gab Spottreden, und man inszenierte ein Schauspiel, in dem Agrippas Auftreten in Alexandreia und die Bedeutung, die ihm die Juden zumaßen, lächerlich gemacht wurden.48 Eine spontane Volksversammlung endete im Aufruf, in den Synagogen Kaiserbilder aufzustellen, einem Aufruf, den Flaccus auf eine offizielle Ebene gezogen haben muß, wenn es bei Philo heißt, Flaccus habe erlaubt, daß man Kaiserbilder in Synagogen aufstellen könne.49 Hier wird deutlich, wie man den Kaiserkult politisch gegen die Juden funktionalisieren konnte. Man wollte demonstrieren, welches Defizit die Juden auf dem Gebiet des Kaiserkults und der feierlichen Anerkennung der kaiserlichen Herrschaft aufwiesen. Dieser Mangel war um so schärfer sichtbar geworden, als die Juden Alexandreias Agrippa auf so herausragende Weise geehrt hatten. Nun – so muß man die (zynische) Argumenta43

Vgl. zu dieser Interpretation, die plausibler und vereinbarer mit dem neuen Material aus Herakleopolis erscheint, FRASER 1972, I 50 f. HONIGMAN 2002, 263 f. Im Ergebnis ähnlich BRINGMANN 2005. 44 Philo, Flacc. 27–31. 103. leg. 178 f. – SCHWARTZ 1990, 74–77 mit der besten kritischen Auswertung der relevanten Passagen. Vgl. YAVETZ 1997, 105 f. 45 SCHWARTZ 1990, 75 f. 46 Philo, Flacc. 97–103. – Flaccus war seit 32 n.Chr. Präfekt von Ägypten. 47 Philo, Flacc. 103. 48 Philo, Flacc. 34–39. 49 Philo, Flacc. 41–43; vgl. 53.

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tion wohl rekonstruieren – wollte man sehen, ob die Juden dem Kaiser nicht schon die gängigste Form der Ehrung verweigerten, nämlich eine bildliche Repräsentation. Und wie könnte der Kaiser dann, wenn die Juden die Bilder nicht zuließen, solchen Leuten Privilegien zugestehen oder sogar ausweiten? Nach den ersten Tumulten reagiert Flaccus in der von den Alexandrinern vorausberechneten (oder sogar mit ihnen verabredeten, wie Philo sagt) Weise. Er hob die Privilegien der Juden auf (Status des politeuma), erklärte sie alle zu „Fremden“ (xe,noi kai. evph,ludej), was den Entzug eines von Juden erworbenen oder ererbten individuellen alexandrinischen Bürgerrechts bedeutete,50 und begrenzte ihr Wohnrecht auf nur eines der fünf Wohnviertel Alexandreias.51 Ein Mob von Alexandrinern setzte die Anordnung – faktisch eine Ghettoisierung – in die Tat um. Philo zufolge wurden Häuser und Geschäfte in den (nun verbotenen) jüdischen Wohngegenden geplündert und zerstört. Auch Synagogen wurden geplündert und niedergebrannt. In den verbotenen Wohnvierteln wurden Juden angegriffen und in das zugewiesene Wohngebiet getrieben.52 Das völlig überfüllte Viertel wurde abgeriegelt; nichts und niemand sollte mehr hinein- oder hinausgelangen. Juden, die außerhalb der Grenzen angetroffen wurden, nahm man gefangen, mißhandelte sie, quälte sie zu Tode und schändete die Leichen.53 Bei den offiziellen Spielen anläßlich von Gaius’ Geburtstag am 31. August wurden – auf Flaccus’ Anordnung – im Rahmen der (der Unterhaltung dienenden) öffentlichen Hinrichtungen auch Juden, darunter 38 Geronten, öffentlich gegeißelt, zu Tode gefoltert oder gekreuzigt.54

50 Ein Beleg für ein individuell erworbenes alexandrinisches Bürgerrecht eines Juden, dessen Vater dieses Bürgerrecht bereits besaß, die Mutter wohl aber nicht, weshalb der Sohn nur über die Ephebie ins Bürgerrecht gelangen konnte, ist CPJ II 151 (Entwurf einer Petition des Juden Helenos, Sohn des Tryphon, aus der Zeit zwischen 7 und 4 v.Chr., an den Präfekten C. Turannius). Aus uns nicht näher bekannten Gründen drohte Helenos der Verlust seines Bürgerstatus oder er war schon aus der Liste gestrichen worden (Z. 1 ist die Selbstbezeichnung „Alexandriner“ durchgestrichen und durch „Jude aus Alexandreia“ ersetzt). 51 Philo, Flacc. 53–55. 52 Philo, Flacc. 55–57. 94. leg. 121–123. 132–135. 53 Philo, Flacc. 62–71. leg. 127–128. leg 129 berichtet von der Blockade des Seehandelsverkehrs. Die für die jüdische Gemeinde bestimmten Waren wurden den Kaufleuten im Hafen geraubt, diese ermordet. 54 Philo, Flacc. 73–85. leg. 130–132. Diese Juden waren wohl von Flaccus wegen Aufruhrs verurteilte Delinquenten (vgl. die Rückblende Flacc. 86–94 mit der Durchsuchung der jüdischen Häuser nach Waffen). Auch die Vorführung jüdischer Frauen im Theater und die Aufforderung, öffentlich Schweinefleisch zu verzehren (Flacc. 95 f.), gehörte vermutlich zu den „Belustigungen“ der ludi, s. SMALLWOOD 1970, 22.

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IV. Die Verschärfung der Kaiserkultproblematik

Die schlimmen Lebensumstände der Alexandriner Juden und ihre Entrechtung wurden spätestens Ende Oktober 38 n.Chr. abgemildert, nachdem Flaccus auf Befehl Caligulas verhaftet und nach Rom gebracht worden war.55 C. Vitrasius Pollio wurde neuer Präfekt Ägyptens.56 Caligula dürfte bei seinem Vorgehen gegen Flaccus nicht nur die Berichte der Juden Alexandreias und Agrippas57 zum Anlaß genommen haben. Er wird eine günstige Gelegenheit genutzt haben, eine alte Rechnung mit Flaccus, der als Ankläger gegen Agrippina aufgetreten war, zu begleichen.58 Die überwiegende Mehrheit der Forschung sieht es – in Nachfolge Balsdons und Smallwoods – als wahrscheinlich an, daß Pollio, obwohl er für Ruhe sorgte, im Herbst des folgenden Jahres je eine jüdische und alexandrinische Gesandtschaft zu Caligula erlaubte, damit der Kaiser über den Rechtsstatus und die Privilegien beider Parteien entscheide. Die jüdische Gesandtschaft (an der Philo teilnahm), nahm dabei die gefährliche Winterreise nach Rom auf sich.59 In Rom sei es dann Ende Mai und im September 40 n.Chr. zu zwei informellen Anhörungen durch Caligula gekommen.60 Ein Teil dieser nicht in jeder Hinsicht überzeugenden Chronologie61 hängt von der (rekonstruierten) Chronologie der Ereignisse in Judäa 55 Flaccus wurde auf die Insel Andros verbannt, sein Vermögen eingezogen (Philo, Flacc. 146–151). 39 n.Chr. ließ ihn Caligula ermorden (Philo, Flacc. 180–190). 56 Zur Verhaftung des Flaccus Philo, Flacc. 109–116. Gemäß Flacc. 116 fand die Verhaftung (und Ablösung) des Flaccus während Sukkot statt. Die Ankunft des Vitrasius Pollio in Ägypten wird in ägyptischen Quellen auf den 23. Soter datiert (= 20. Oktober), s. BARRETT 1989, 187 m. Anm. 20 (S. 299). 57 SCHWARTZ 1990, 76 f. hält es für durchaus realistisch, daß Agrippas Eintreten zugunsten der Juden eine wesentliche Rolle bei Caligulas Entscheidung gegen Flaccus spielte. 58 Zur Rolle als Ankläger gegen Agrippina Philo, Flacc. 9. – Die Quellen sind, was die Frage zu Caligulas Motiv(en) angeht, unentschieden. SMALLWOOD 1970, 23 läßt die Frage deshalb offen. SHERWIN-WHITE 1972 sieht in der Absetzung und Verurteilung Flaccus’ den Beginn einer neuen Phase in Caligulas Politik, Rache an den Feinden seiner domus zu nehmen. 59 Philo, leg. 190. 60 BALSDON 1934a, 135–140. BALSDON 1934b, 19–24 (zur Chronologie). SMALL1 WOOD 1957. SMALLWOOD 1970 (= 1961), 24–27. 47–50. 61 Es erscheint seltsam, daß Pollio den rechtlichen Schwebezustand in Alexandreia über ein Jahr hingezogen und dann zu einem Zeitpunkt, als Gaius (im September/Oktober 39) zum Feldzug nach Gallien und Britannien aufgebrochen war, zwei Gesandtschaften mit dieser heiklen Frage nach Rom geschickt hätte. Die riskante Reise der jüdischen Gesandtschaft im Winter wird eher verständlich, wenn man hoffte, den Kaiser in Rom anzutreffen (sonst hätte man ja bis Frühjahr 40 warten können). Insofern darf man den Winter 38/39 als Reisezeit in Erwägung ziehen, auch wenn man in diesem Fall eine lange Wartezeit der jüdischen Gesandten in Rom auf ein erstes Zusammentreffen mit Caligula oder einen langen Abstand zwischen den verbürgten zwei Treffen mit dem Kaiser annehmen muß. – Zur Kritik vgl. COLSON, LCL 1962, XXVII–XXXI. SIJPESTEIJN 1964,

1. Eskalation der Kaiserkultproblematik unter Caligula und Agrippa I.

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ab, wo sich der syrische Legat Petronius und die Juden im Jahre 40 n.Chr. über Caligulas Befehl auseinandersetzten, Caligulas Statue im Jerusalemer Tempel aufzustellen (dazu gleich). Wann auch immer sich die jüdische Gesandtschaft in Rom befand (seit Frühjahr 39 oder 40 n.Chr.), es kam nur zu zwei unergiebigen Treffen mit Caligula, von denen das zweite sicher erst im Herbst 40 n.Chr., frühestens im September, stattfand.62 Davor hatte man dem Kaiser eine Petition überreichen lassen, in der man die jüdische Sichtweise der Problematik von Alexandreia dargelegt und um Erneuerung (oder Ausweitung) des Rechtsstatus der ansässigen Juden gebeten hatte.63 Und es war zu einer kurzen informellen Begegnung mit Caligula gekommen, bei der dieser eine reguläre Anhörung der Gesandtschaft vertagt hatte.64 Die alexandrinische Angelegenheit harrte demnach der Klärung. Der Statuenbefehl. Im Sommer 39 n.Chr. traf Caligula eine wesentliche Entscheidung, was die Karriere König Agrippas anging. Er setzte Antipas wegen einer angeblich geplanten Verschwörung mit den Parthern ab, verbannte ihn und stellte Agrippa die Nachfolge in Aussicht.65 Danach, spätestens wohl im Herbst 39,66 beauftragte er den neuen syrischen Legaten Petronius, im Jerusalemer Tempel eine goldene Statue des Kaisers als Zeus Epiphanes Neos Gaios aufzustellen und den Tempel entsprechend umzu87–96. SCHWARTZ 1990, 196–199. BARRETT 1989, 188 ist der Ansicht, daß der Winter 38/39 nicht ausgeschlossen werden kann. 62 Die Anhörung fand im Palastareal auf dem Esquilin statt (Philo, leg. 351: „in den zwei Gärten des Maecenas und des Lamia“), d.h. innerhalb des pomerium. Innerhalb des stadtrömischen Zentrums konnte sich Caligula erst seit seiner ovatio am 31. August 40 n.Chr. aufhalten. S. SMALLWOOD 1970, 26. 63 Philo, leg. 177 f. 64 Philo, leg. 181. 65 Der politische Wechsel hat offenbar nicht sofort stattgefunden. Ios. ant. Iud. 19, 351 berichtet, daß Agrippa drei Jahre die Tetrarchie des Philippos regiert habe und „im vierten Jahr“ des Caligula die Tetrarchie des Antipas übernommen habe (also frühestens erst ab März 40 n.Chr.). Vermutlich hängt die Verzögerung mit der Verschwörung gegen Caligula im September/Oktober 39 und der Abwesenheit des Kaisers aus Rom seit Anfang September 39 n.Chr. zusammen. 66 SMALLWOOD 1957, 6. 11 datiert den Befehl auf „A.D. 40, not later than March“. Die gesamte Ereigniskette Smallwoods ist jedoch so knapp gehalten und mit so viel unwahrscheinlichen, v.a. verkehrstechnischen Annahmen verbunden (Caligula war im ersten Viertel des Jahres 40 n.Chr. noch mit der Britannienexpedition befaßt und noch nicht einmal nach Lugdunum zurückgekehrt), daß man diese Möglichkeit nicht ernsthaft in Betracht ziehen kann (schon GELZER 1917, 399 datierte den Befehl an Petronius noch in das Jahr 39). Obwohl dann SCHÜRER u.a. I (1973), 394. 397 diesen ersten Teil der Smallwood’schen Chronologie aufgegeben haben, halten z.B. BARRETT 1989, 188 f. und YAVETZ 1997, 108 daran fest, ohne auf die damit verbundenen Probleme einzugehen. ECK 2000c, 671 datiert den Befehl auf 39 n.Chr.

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weihen. Caligula sollte synnaos des jüdischen Gottes in dessen Tempel werden.67 Josephus begründet Caligulas Statuenbefehl im bellum allgemein mit Caligulas Wunsch, überall – und so eben auch in Judäa/Jerusalem – als Gott verehrt zu werden (bell. Iud. 2, 184 f.). In den antiquitates ist der Befehl die Folge der antijüdischen Stimmungsmache des Apion, der Caligula immer wieder darauf hinweist, daß alle römischen Provinzialen dem Kaiser Tempel und Altäre geweiht hätten; einzig die Juden würden ihn nicht einmal mit Statuen ehren und nicht bei seinem Namen schwören.68 Laut Philo hatte der Befehl jedoch einen sehr konkreten Anlaß. Herennius Capito, Patrimonialprocurator von Iamneia,69 hatte dem Kaiser berichtet, daß ein Lehmziegelaltar, den die Iamneier für Caligula errichtet hatten, von Juden zerstört worden sei. Als Grund hätten diese angegeben, sie hätten „die Auslöschung aller Heiligkeit, die dem heiligen Land wahrlich zukomme, nicht ertragen“ können.70 Die Judenfeinde im Umkreis Caligulas – hier Helikon und Apelles – drängten dann den Kaiser angesichts des Vorfalls zu dem Statuenbefehl. Statt eines simplen Altars müsse ohnehin etwas Kostbareres und Gehobeneres für Caligula ins Werk

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Philo, leg. 188. 198. 203–207. 346. Vgl. Ios. bell. Iud. 2, 185. ant. Iud. 18, 261. Tac. hist. 5, 9.2. – Philo, leg. 346 ist der einzige Beleg, der die Ansicht unterstützen könnte, daß der Tempel in Jerusalem dem Kult für Gaius (als Zeus Epiphanes Neos) umgewidmet werden sollte (so BILDE 1978, 75). Alle anderen Belege in Philo, Josephus und Tacitus beschreiben den Vorgang als Gaius’ Befehl, daß man seine Statue/sein Bild (avndri,aj( eivkw,n) im Jerusalemer Tempel aufstellen soll, s. Philo, leg. 188. 207. 208. 220. 233. 238. 260. 265. 292. 306. 333; Ios. bell. Iud. 2, 185. 192. 194. 197 (immer im Plural „Bilder“); ant. Iud. 18, 261. 264. 269. 271–272. 274. 297. 301 (immer im Singular); Tac. hist. 5, 9.2 ([Iudaeis] iussi a C. Caesarea effigiem eius in templo locare). Der Konflikt drehte sich offenbar nicht um eine beabsichtigte Umwidmung des Jahwe-Kults, sondern um die Inklusion des Gaius als Zeus Epiphanes Neos in den Jerusalemer Kult (mit Kultbild im Allerheiligsten). Die Information über die spezifische Interpretation des Caligulakultes in Jerusalem als Kult des Zeus ist nur aus Philo, leg. 188. 265. 346 bekannt. – Vgl. zur Diskussion der Bedeutung der „Statuenaffäre“ SMALLWOOD 1957. SMALLWOOD 1961. SMALLWOOD 1967. BILDE 1978. BARRETT 1989, 182–191. WINTERLING 2003, 139–152. 68 ant. Iud. 18, 257–259. 261. 69 Josephus erwähnt Capito als Procurator (epitropos) Iamneias in ant. Iud. 18, 158. 70 Philo, leg. 199–202; die Begründung § 202 dusanasceth,santej evpi. tw/| th/j i`era/j cw,raj to. i`eroprepe.j o;ntwj avfani,zesqai. – SMALLWOOD 1957, 6. 11 muß in ihrer knappen Chronologie den Vorfall von Iamneia auf Winter 39/40 datieren. Es erscheint ihr nicht zweifelhaft, daß ein Patrimonialprokurator wegen dieses Vorfalls eine Nachricht unter den unsicheren, gefährlichen Bedingungen der Winterschiffahrt zu Caligula in Richtung Gallien schickte, und es sei „quite possible, or even probable“ (11), daß der Brief Caligula in Gallien erreichte und der Antwortbrief mit dem Statuenbefehl Ende März schon wieder bei Petronius in Antiocheia gewesen sein soll.

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gesetzt werden, eine vergoldete Kolossalstatue, die im Tempel der metropolis der Juden aufzustellen sei.71 P. Bilde72 und D. Schwartz73 haben in jüngerer Zeit zu Recht auf die – bis dato von der Forschung unterschätzte – Bedeutung des Vorfalls von Iamneia für den Statuenbefehl des Caligula hingewiesen. Nach beider Auffassung war die Zerstörung des Altars von Iamneia ein politischer Akt, „an expression of political disloyality“,74 der eine Art Toleranzregel verletzte, wonach Rom die jüdische Religion nur dann schütze, wenn die Juden auch andere Kulte tolerierten.75 Schwartz hat gegenüber Bilde die politische Bedeutung des Vorfalls in Iamneia sowohl aus jüdischer wie aus römischer Sicht präzisiert bzw. eine Antwort auf die Frage gegeben, warum sich Caligulas Reaktion auf den Jerusalemer Tempel bezog. Mit der Zerstörung des Altars in Iamneia hätten die toraobservanten Juden zum Ausdruck bringen wollen, „that Judaea is a state governed by the sovereign whose capital is in Jerusalem – God, a sovereign who, just as any other sovereign, does not tolerate other sovereigns within his territory“. Darauf habe der römische Kaiser, der den Herrschaftsanspruch über Judäa wahren mußte, nur eine Antwort geben können: „The Jewish religion could be tolerated in Judaea only on the same conditions on which it was tolerated in the Diaspora – the separation of religion and state, the acceptance of the view that their religion had no political implications. If the Judaeans thought otherwise, then the Temple would have to be destroyed or Romanized; this is the rationale of Gaius’ decision.“76

Diese politische Sichtweise des Vorfalls von Iamneia ist ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis der Motive Caligulas für den – gelinde gesagt, sehr ungewöhnlichen – Statuenbefehl. Weitere, in der Diskussion nicht beachtete Momente mögen das Bild noch abrunden. Zu Caligulas Reaktion gehörte auch ein sehr persönliches Moment, nämlich die immer stärkere Fixierung auf die kultisch-religiöse Anerkennung der eigenen Person. Ein derartiges Selbstverständnis wurde durch den öffentlichen Akt von Iamneia extrem getroffen und forderte maximale Wiedergutmachung des erlittenen Schadens. Zudem dürfte auch der Konflikt von Alexandreia, bei dem 71 Philo, leg. 199–203. – Josephus erwähnt den Vorfall von Iamneia nicht. Ios. bell. Iud. 2, 195 spiegelt dennoch eine solche, sich aufbauende Haltung unter den Juden Judäas, wenn sie Petronius gegenüber erklären, daß es jüdisches Gesetz, Herkommen und göttliches Recht sei, „daß kein Bild eines Gottes, geschweige denn das eines Menschen aufgestellt werden darf, und zwar nicht nur im Tempel, sondern an irgendeinem anderen Platz des Landes“ [Hervorheb. d. Verf.]. 72 BILDE 1978, 74 f. 73 SCHWARTZ 1990, 82. 74 BILDE 1978, 74. 75 BILDE 1978, 74 f. 76 Beide Zitate SCHWARTZ 1990, 82.

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die Defizite der Juden in der öffentlichen Verehrung des Kaisers einen gewichtigen Teil ausmachten (wie vorgeschoben die Vorwürfe der Griechen auch immer waren), Caligulas Entscheidung beeinflußt haben. Alexandreia erschien ihm seit Iamneia nicht mehr als Einzelfall. Hinzu kommt ein drittes, von der Forschung noch nicht berücksichtigtes Moment: Caligula dürfte durch die Antipas-Affäre einigermaßen verunsichert gewesen sein, was die politische Lage in Judäa anging.77 Aus seiner Sicht fügte sich aus all den Nachrichten – Antipas’ Vorbereitungen zum Aufstand (im Verbund mit den Parthern), die Kämpfe von Alexandreia, der Vorfall in Iamneia – ein Bild zusammen, wonach Judäa kurz vor dem Abfall von Rom stehe und religiöse Motive dabei eine gewichtige Rolle spielten. Mit der Einführung seines eigenen Kults in Jerusalem im Sinne einer Überlagerung des Jahwekults glaubte Caligula offenbar, die politischen Autoritätsverhältnisse zwischen sich und den Juden sowie die Streitigkeiten, in welcher Form die Juden den Kaiser verehren sollten, klären zu können. Den Befehl nahm der neue syrische Legat P. Petronius mit auf seinen Weg nach Antiocheia, zudem die Weisung, zwei der syrischen Legionen nach Ptolemais zu verlegen.78 Dies mag Teil der Logistik gewesen sein, wie man einem möglichen Widerstand der Juden bei der Realisierung des Statuenprojekts begegnen konnte (wie es Philo und Josephus behaupten). Allerdings kann man sich vernünftigerweise nicht vorstellen, warum eine Armee von ca. 20.000 Mann (zwei Legionen mit auxilia) nötig war, um eine Statue nach Jerusalem zu schaffen. Die Maßnahme dürfte deshalb viel eher mit den Gerüchten über Antipas’ riesige Waffenlager und Vorbereitungen zum Aufstand gegen Rom in Zusammenhang stehen.79 Dann wird auch verständlich, warum sich Petronius, nach ersten Diskussionen mit einer jüdischen Delegation in Ptolemais,80 ausgerechnet nach Tiberias begab, um dort weiterzuverhandeln. Die Tetrarchie des Antipas war nämlich zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Agrippas Besitz (s.o. Anm. 65). Petronius wollte zumindest Galiläa und die Hauptstadt Tiberias, die ihm von 77 Zum Teil mag die mangelnde Integration der Antipas-Affäre in die Vorgänge um den Statuenbefehl an den unterschiedlichen zeitlichen Rekonstruktionen der Ereignisse und ihrer Abfolge liegen. Antipas ist jedoch sicher schon im Sommer 39 n.Chr. verbannt worden (s.o. S. 238 f.). 78 Philo, leg. 207. 225. Ios. bell. Iud. 2, 186 f. ant. Iud. 18, 262. 79 Vgl. Varus’ Truppenstärke bei den Unruhen 4 v.Chr. (zwei Legionen, auxilia in der Stärke von drei Legionen, Ios. bell. Iud. 2, 66–68. ant. Iud. 17, 286 f.). Als Vespasian und Titus im Frühjahr 67 n.Chr. in das seit Sommer 66 n.Chr. aufständische Judäa vorrückten, führten sie drei Legionen mit sich, die durch auxilia so verstärkt waren, daß die Armee 60.000 Mann ausmachte (Ios. bell. Iud. 3, 64–69). Petronius’ Armee stellte demnach ein Aufgebot dar, das ernsthaft auf einen Krieg eingestellt war. 80 Ios. bell. Iud. 2, 192. ant. Iud. 18, 263–268. Philo, leg. 222–243.

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Caligula wohl als Zentrum eines möglichen Aufstands geschildert worden war, unter Kontrolle halten. Schon in Ptolemais war eine große Menge Juden zusammengeströmt, um das Anliegen der jüdischen Delegation, das Projekt abzuwenden, zu unterstützen. In Tiberias erwartete Petronius wieder eine große Menge Juden. In Volksversammlungen und persönlichen Verhandlungen, die Petronius mit einer hochrangigen jüdischen Abordnung führte, erklärten die Juden konstant ihre Weigerung, Caligulas Statuenbefehl hinzunehmen. Sie wären bereit, um der Verteidigung ihrer Gesetze willen alles bis hin zur „Opferung des eigenen Lebens“ zu tun, was Petronius von einer Ausführung des Befehls abbringen könnte. 81 Philo und Josephus bemühen sich, nicht ganz deutlich werden zu lassen, daß die Juden Petronius einen militärischen Widerstand ankündigten, falls das Statuenprojekt ernsthaft ausgeführt würde.82 Der zunächst eingeschlagene Weg der Verhandlungen wurde allerdings schon von einem landwirtschaftlichen Streik begleitet, aufgrund dessen Petronius eine Versorgungs- und Steuerkrise für das kommende Jahr heraufziehen sah.83 Er hat deshalb die Ausführung des Befehls zurückgestellt, die Armee aus Ptolemais abgezogen und sich selbst nach Antiocheia begeben, um dem Kaiser Bericht über diese Lage zu erstatten.84 Agrippa selbst dürfte sich, nachdem ihn Petronius im Winter 39/40 über den Statuenbefehl und die dafür bereitzustellenden auxilia informiert haben dürfte, im Frühjahr 40 n.Chr. nach Rom begeben haben.85 Dies erklärt, 81 Ios. bell. Iud. 2, 196–198. ant. Iud. 18, 264. 266–271. 274. 287. Philo, leg. 208. 215 (als gut denkbare Möglichkeit). 82 BILDE 1978, 79–82. – Wenn KRIEGER 1994a, 71 für die tatsächliche Gewaltlosigkeit des Widerstands plädiert, urteilt er zu stark ex eventu. Eine andere Frage ist, womit die Juden drohten bzw. was sie schon vorbereiteten. 83 Ios. ant. Iud. 18, 272. 274. 287 f. Philo, leg. 249–260 (hier verbunden mit der Sorge um die Versorgungslage, wenn Gaius, wie geplant, im kommenden Jahr, 41 n.Chr., den Osten des römischen Reiches, vor allem Syria und Ägypten, besuchen wollte). – Es gibt eine alte Diskussion in der Forschung (s. SMALLWOOD 1957, 8–10. SCHÜRER u.a. I [1973], 394–398. BILDE 1979, 89–92. SCHWARTZ 1990, 78–80), warum Ios. bell. Iud. 2, 200 angibt, daß die Juden wegen des Zusammentreffens mit Petronius in Tiberias schon seit 50 Tagen die Aussaat (normalerweise November/Dezember) ruhen ließen, und bei Philo, leg. 249 zu lesen ist, daß Petronius angesichts des Massenaufmarsches der Juden in Ptolemais fürchtete, daß die Juden wegen des Konflikts die Getreideernte vernachlässigten (d.h. normalerweise Mai/Juni). Eine Lösung der Widersprüche ist nicht in Sicht. 84 Ios. bell. Iud. 2, 201 f. ant. Iud. 18, 277 f. 281. 283. – BILDE 1978, 86 schließt sich den Mutmaßungen von WILLRICH 1903 und BALSDON 1934a an, daß Petronius von Agrippa bestochen worden war, die Ausführung des Befehls zu verzögern, während er selbst in Rom mit Caligula über das Projekt verhandeln würde. Man darf jedenfalls mit guten Gründen annehmen, daß Petronius für sein Entgegenkommen reichlich belohnt wurde. Caligula hat dies Petronius angeblich auch vorgeworfen (ant. Iud. 18, 304). 85 Nach allem, was historisch wahrscheinlich ist, hatte Agrippa auch einen Teil der auxilia zu stellen, die Petronius in Ptolemais zusammenzog. – Für Agrippas Reise nach

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warum Agrippa an den Verhandlungen mit Petronius in Tiberias nicht teilnahm und nur sein Bruder Aristoboulos und Agrippas Vertrauter Helkias als Teil der jüdischen Delegation genannt sind.86 Kokkinos tendiert, gestützt auf Josephus und Cassius Dio, stark zur Auffassung, daß Agrippa schon im August 39 wieder in Rom war, um Antipas’ Absetzung persönlich voranzutreiben und dann Caligula auf dem Feldzug gegen die Germanen zu begleiten.87 Beide Quellenstellen (Ios. bell. Iud. 2, 183. Cass. Dio 59, 24.1) sind jedoch nicht so eindeutig, wie Kokkinos es darstellt.88 Agrippa und die Lösung der Statuenaffäre. In Rom mußte Agrippa, nach Caligulas Rückkehr aus Britannien und Gallien, zwei wesentliche Bereiche seiner Interessenlage klären. Zum einen wollte er die Übernahme von Antipas’ Tetrarchie regeln, zum andern wegen der Jerusalemer Tempelaffäre mit dem Kaiser verhandeln, weil eine Zuspitzung der Auseinandersetzung seine politischen Ambitionen durchkreuzt hätte. Antipas’ Tetrarchie wäre im Falle eines jüdischen Aufstands wahrscheinlich unter dem Kommando des syrischen Legaten geblieben, und vielleicht hätte sich ein Aufstand auch auf Agrippas jetziges Reich ausgeweitet. Sicher ist, daß es Agrippa gelang, in den Besitz von Antipas’ Tetrarchie zu kommen. Weniger klar ist, wie effektiv seine Intervention beim Kaiser wegen der Statuenaffäre war.89 Denkbar ist ein diplomatischer Kompromiß zwischen Agrippa und Caligula. Agrippa erhielt Antipas’ Tetrarchie unter der Bedingung, daß er sich aus der Statuenaffäre heraushielt und dafür sorgte, daß die Juden Galiläas und Peräas ruhig blieben. Dies ist der poliRom im Frühjahr (Smallwood, Schwartz) oder Sommer 40 n.Chr. (Barrett) votieren z.B. auch SMALLWOOD 1970, 35. BARRETT 1989, 190. SCHWARTZ 1990, 87. 86 Ios. ant. Iud. 18, 273. 87 KOKKINOS 1998, 285 Anm. 74. – Gemäß BARRETT 1989, 103–107 hat Caligula Anfang September 39 nur Rom verlassen, sich dann aber noch nicht nach Gallien begeben, sondern in Mevania, ca. 100 km nördlich von Rom, die Niederschlagung einer Verschwörung abgewartet, in die der Statthalter Obergermaniens, Cn. Cornelius Lentulus Gaeticulus, sowie Aemilius Lepidus, Witwer der Caligula-Schwester Drusilla, und Caligulas Schwestern Agrippina und Iulia Livilla verstrickt waren. Erst Ende Oktober sei Caligula dann in Eilmärschen an den Rhein gelangt. 88 Eine Auseinandersetzung mit Kokkinos und seinen mit dieser Konstellation verbundenen Annahmen ist hier nicht möglich. Es sei nur darauf hingewiesen, daß man bell. Iud. 2, 183 mit dem detaillierteren Parallelbericht ant. Iud. 18, 246–252 zusammenhalten muß. bell. Iud. 2, 183 kann sich dann sehr gut auf Frühjahr/Sommer 40 beziehen. Zur chronologischen Stellung von Cass. Dio 59, 23.7–24.1 vgl. MEISE 1969, 104–108 und BARRETT 1989, 94–96. 89 Agrippas Initiative – in dramatischer, künstlerisch zugespitzter Gestaltung – bei Philo, leg. 261–329 und Ios. ant. Iud. 18, 289–297. Zu den von Philo und Josephus verwendeten literarischen Topoi SCHWARTZ 1990, 86 f. KRIEGER 1994a, 86–88.

1. Eskalation der Kaiserkultproblematik unter Caligula und Agrippa I.

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tisch wahrscheinlichste Schluß, den man aus den Darstellungen bei Philo, Josephus, Tacitus und in jüdischen Quellen ziehen kann. Philo stilisiert Agrippa zur entscheidenden Figur bei der Lösung des Konflikts. Nach der Lektüre von Agrippas Bittschrift habe Caligula seinen Befehl zurückgenommen, habe aber Petronius gleichzeitig angewiesen, dafür zu sorgen, daß jeder dem Kaiser außerhalb Jerusalems ungehindert Altäre und Tempel errichten sowie Bilder und Statuen aufstellen dürfe.90 In beiden Teilen dieses Schlusses ist Philos Version ohne Parallele bei Josephus. Josephus weiß im bellum nichts von Agrippas Intervention. Hier kommt dem todesmutigen Helden Petronius, der sich Caligulas Befehl widersetzt und den nur die Vorsehung vor Caligulas Rache bewahrt, die ganze Ehre der Rettung der Juden zu.91 Die Version in den antiquitates ist um Agrippas Intervention – ein Gespräch mit Caligula, aufgrund dessen Petronius den Befehl zum Abbruch der Aktion erhält – erweitert (18, 289–301).92 Dennoch hält Josephus auch hier am heroischen Bild des Petronius bzw. an der Ereignisfolge in bell. Iud. 2, 202 f. fest. Insofern wird zwar Agrippas Bemühen zur Geltung gebracht. Dieses hat aber keine entscheidende Wirkung (Petronius hatte ja schon vorher selbst die Aktion abgebrochen) und hilft nur, die bestehende Situation zu erhalten (weil Petronius Caligulas neuerlichen Brief mit der Aufforderung zum Selbstmord aufgrund der Vorsehung Gottes erst nach Caligulas Tod erhält). Der wahre Held bleibt in den antiquitates Petronius. Letztlich ist es ohnehin nur Caligulas Tod, der der Affäre ein Ende bereitet.93 Diese Version liegt näher bei Tacitus’ Bemerkung, nur Caligulas Tod habe den Aufstand der Juden wegen der Statuenaffäre verhindert (hist. 5, 9.2).94 Und auch eine zeitgenössische jüdische Quelle, die sog. Fasten90

Philo, leg. 333 f. Ios. bell. Iud. 2, 202 f. – Zu Josephus’ symbolisch aufgeladener Gestaltung der Petroniusfigur als Gegenbild zu Caligula KRIEGER 1994a, 68. 70 f. 83–85. 92. KRIEGER 2003, 97. Vgl. Schwartz’ Auseinandersetzung mit Bildes These in SCHWARTZ 1990, 87 f. 92 BILDE 1978, 88 f. hat hier für einen historischen Kern plädiert. Bilde berücksichtigt dabei nicht Josephus’ Kompositionstechnik bei der Abfassung der antiquitates. Für Agrippa stand Josephus neues Material aus Agrippas Familie zur Verfügung, das er bei der Abfassung der antiquitates in den Erzählfaden des bellum integrierte, ohne entstehende Widersprüche abzugleichen. So fügte Josephus in den antiquitates zwar die Version ein, daß es Agrippa gelungen sei, Caligula zur Zurücknahme des Befehls zu bewegen – ein die Dynastie überhöhender Mythos –, behielt aber die Grundaussage des bellum bei, daß es nur Petronius’ Widerstand im Verein mit Caligulas Ermordung war, der das Projekt verhinderte. 93 Ios. ant. Iud. 18, 305–309. 94 Man kann auch Tac. ann. 12, 54.1 in diesem Sinn deuten (oder als Aufstand der judäischen Juden gleich nach Caligulas Tod, in dem sich die Anspannung der vergangenen Monate, wie in Alexandreia, Luft machte). 91

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IV. Die Verschärfung der Kaiserkultproblematik

rolle (Megillat Ta’anit), verzeichnet zum 22. Shebat (ca. Ende Februar), daß an diesem Tag Trauern (und Fasten) verboten sei. Denn an diesem Tag „wurde der (Götzen)dienst zunichte, den der Feind in den Tempel zu bringen gedachte“.95 Das Datum kann gut mit dem Zeitpunkt harmonieren, an dem Caligulas Tod in Syria und Judäa bekannt wurde. Schließlich spricht auch eine Quelle aus der talmudischen Zeit davon, daß es (nur) Caligulas Tod war, der den Statuenbefehl zunichte machte (d.h. der Befehl wurde vorher nicht durch Caligula selbst aufgehoben): „Das Werk, von dem der Feind sagte, er werde es in den Tempel bringen, hat aufgehört und ‚Gaius Caligula‘ wurde getötet. Seine Erlässe wurden aufgehoben“.96 In der angesichts der aktuellen Lage ganz erstaunlichen Münzserie des Jahres 5 (ab Herbst 40 n.Chr.) propagierte Agrippa offen den Kult für Caligula sowie dessen neue Familie und nützte dies, wie im Jahr 2, auch wieder zur eigenen dynastischen Propaganda (Abb. 51a–d).97 Wie eng der Kontakt zwischen Caligula und Agrippa war, mag die Tatsache spiegeln, daß die einzige Münze im römischen Reich, die für Caesonia und die Tochter Drusilla geschlagen wurde, sich in dieser Serie des Jahres 5 findet (Abb. 51b). Drusilla wird mit ihrer Schutzgöttin Minerva assoziiert.98 Da diese Münzen ja nun auch im ganz überwiegend jüdisch besiedelten Galiläa und Peräa zirkulierten, unterstützt die Serie den Eindruck, daß sich Agrippa aus machtpolitischem Kalkül beim Kaiser nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte, als es um Fragen des „rechten“ Kaiserkults der Juden ging.99 Man kann deshalb mit guten Gründen annehmen, daß es Agrippa im Jahr 40 n.Chr. in erster Linie um die Sicherung seiner politischen Ansprüche gegangen ist. Er wird mit Caligula über die Problematik des Statuenbefehls gesprochen und ihm die Gefahr eines Aufstands vor Augen geführt haben. Agrippas oberstes Ziel aber war, Antipas’ Gebiete zu erhalten. Er konnte dies im Grunde nur mit der Zusicherung erkaufen, Petronius den

95 Übs. LICHTENSTEIN 1931–1932, 300. Die Fastenrolle wurde um die Mitte des 1. Jh. n.Chr. konzipiert (LICHTENSTEIN ebd., 264), wobei später noch vier Gedenktage aus dem 1. Jahr des Jüdischen Aufstands eingefügt wurden (LICHTENSTEIN ebd., 265). 96 tSot 13:6 (ed. Liebermann 232). Caligulas Name ist im Hebräischen leicht chiffriert. – Für weitere Parallelen in der talmudischen Literatur mit ähnlichen Aussagen STEMBERGER 1983, 64. 97 Zu dieser Münzserie BURNETT 1987, 28–31. RPC I, S. 683. 98 Wie man an dieser Münzserie erkennen kann, daß Agrippa erfolgreich in der Statuenaffäre interveniert habe (KOKKINOS 1998, 288 f.), kann ich nicht nachvollziehen. 99 Auch in den – sehr positiv gehaltenen – rabbinischen Quellen zu Agrippa I. gibt es im übrigen keinen einzigen Hinweis darauf, daß sich Agrippa in der Affäre irgendwie hervorgetan hätte, vgl. die Zeugnisse bei GOODBLATT 1987, 10–14. 16–23.

1. Eskalation der Kaiserkultproblematik unter Caligula und Agrippa I.

a

b

c

285

d

Abb. 51a–d. Die zweite Münzserie Agrippas I., im Jahr 5 (= 40/41 n.Chr.) in Caesarea (Philippi) geschlagen. a. GAIW KAISARI SEBASTW GERMANIK[W; lorbeerbekränztes Haupt Caligulas, nach l.; RS: NOMIS BASILEWS AGRIPPA; Germanicus im Triumphwagen, nach r.; L E b. [KAIS]WNIA GUNH SEBASTOU; drapierte Büste Caesonias, nach l.; RS: DROUSILLA QUGATRI SEBASTOU; Minerva stehend mit Siegesgöttin in der Hand und Palmzweig; l., L E c. AGRIPPA[ ; Haupt Agrippas mit Diadem, nach r.; RS: BASILISSH KUPRW; Kypros, frontal stehend; l., L E d. ]AGRIPPA AGRIP[ ; Haupt des jungen Agrippa, des Sohns Agrippas I., nach l.; L E; RS: [BAS AGRIPP]A FILOKAISAR; gekreuzte Füllhörner.

Rücken bei der Durchführung der Aktion freizuhalten.100 Vermutlich ist Agrippa eine solche Zusage nicht so schwer gefallen, weil ihm bekannt war, daß Petronius wegen eines derartigen Befehls keinen Krieg beginnen 100 Ein gewisser Reflex dieses Zusammenhangs läßt sich bei Josephus und Philo erkennen, wenn in bestimmten Passagen betont wird, daß Agrippa alle politischen Interessen der Rettung des Tempels untergeordnet hätte. Dies klingt sehr verdächtig. Ios. ant. Iud. 18, 292–300 ist die entscheidende Unterhaltung zwischen Agrippa und Caligula wiedergegeben, in der es Agrippa angeblich gelang, den Kaiser zur Aufhebung des Statuenbefehls zu bewegen. Demzufolge bot Caligula Agrippa zunächst weitere „Geschenke“ an und dachte an Gebietserweiterungen oder Einkünfte von Städten. Agrippa habe sich aber mit dem status quo seines Reiches zufrieden gegeben und Caligula „nur“ um ein einziges Geschenk gebeten, die Zurücknahme des Statuenbefehls. Caligula sei von dieser Haltung so beeindruckt gewesen, daß er der Bitte entsprochen habe (falls die Statue nicht schon aufgestellt wäre!; zu diesem Verständnis der Stelle 18, 301 FELDMAN, LCL 1965, 175 Anm. a. KRIEGER 1994a, 88). Bei Philo, leg. 326–329 bietet Agrippa am Ende seiner Bittschrift sein ganzes Reich (einschließlich Antipas’ Tetrarchie) im Tausch gegen Caligulas Zusage, den Statuenbefehl zurückzunehmen. Anders würde er, verbliebe er in Caligulas Gesellschaft, zum Verräter seines eigenen Volkes, Landes und des Tempels. So heroisch konnte Agrippa erst sein, als keine Gefahr mehr bestand, sein Reich zu riskieren, wenn er zu viel Loyalität mit der jüdischen Sache zeigte. Nach Caligulas Tod stand einer solchen Legendenbildung nichts mehr im Weg.

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IV. Die Verschärfung der Kaiserkultproblematik

wollte. Beide Männer dürfte das Interesse geeint haben, Judäa und die Juden der angrenzenden Gebiete in der angespannten Situation unter Kontrolle zu halten bzw. zu verhindern, daß ein Aufstand losbreche. Die jüdische Gesandtschaft aus Alexandreia, die seit Gaius’ Rückkehr von Gallien bis mindestens September 40 n.Chr. auf einen neuen Termin zur Vorsprache gewartet hatte, erreichte in eigener Sache deutlich weniger als Agrippa. Caligula war zu keiner Entscheidung zu bewegen. Erst Claudius nahm sich dann der längst überfälligen Sache an und definierte die Privilegien für Juden im römischen Reich neu (s. den folgenden Abschnitt IV 2). Bis zu Caligulas Tod hatte sich die Auseinandersetzung zwischen Juden und Kaiser um eine öffentliche Anerkennung seiner göttlichen Natur zugespitzt, ohne daß ein Ausweg zu erkennen war. Den Juden war diese Anerkennung unmöglich, und bei Caligula war die öffentliche Anerkennung seiner göttlichen Natur zum zentralen Bestandteil seines herrscherlichen Selbstverständnisses und seiner Beziehungen zu Untergebenen geworden. Das letzte Wort zu diesem Thema, das Philo Caligula zu seiner Entourage im Beisein der jüdischen Gesandten sprechen läßt, ist das eines intellektuell wie politisch nicht mehr erreichbaren Herrschers, der gegenüber denen, die nicht verstehen, daß er ein Gott sei, spontan noch einmal Gnade walten läßt: „Diese Leute scheinen mir nicht böse zu sein, sondern eher benachteiligt und nicht mit der rechten Einsicht ausgestattet, wenn sie nicht glauben können, daß ich die Natur eines Gottes erhielt.“101

Philo kommt es hier, am Schluß seiner Legatio darauf an zu zeigen, warum seine Gesandtschaft nichts erreichte. Den Hauptgrund sieht er darin, daß mit Caligula eine sachgerechte Kommunikation nicht möglich war. Entweder war der Kaiser mit seinen eigenen, ichbezogenen Projekten befaßt oder er diskutierte das politische Problem mit den jüdischen Gesandten nur auf der Metaebene seines Kultes. Auch wenn das Bild der nur friedlichen und defensiven Juden bei Philo und Josephus beschönigend ist, so hat Philo doch eines richtig erkannt. Sobald für die Juden der Kaiserkult mit politischen Fragen vermengt wurde, war ihre Kommunikation mit Griechen und Römern über den politischen Gehalt einer Problematik schwer gestört. Problemlösungen konnten hier nur erreicht werden, wenn man das Thema Kaiserkult ganz außen vor ließ. Hier liegt ein elementarer Unterschied zu den positiven, integrativen Funktionen, die der Kaiserkult in den Beziehungen zwischen Rom und dem hellenistischen Osten einnahm.

101

Philo, leg. 367.

2. Die Problematik der neuen Kaiserkultregeln des Claudius für die Juden

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Barrett zufolge waren die Beziehungen zwischen Rom und den Juden unter Caligula an einem Wendepunkt angekommen, von dem aus der Weg fast zwangsläufig in Richtung eines Aufstands gegen Rom führte: „But whether through his own doing or not, there can be no doubt that Caligula’s reign does mark a turning point in Roman-Jewish relations. Events showed how difficult the position of the Jews had become and how they could find themselves at the mercy of what they considered an arbitrary tyrant. All of this strengthened the hands of the Jewish nationalists. (…) Clearly the difficulties had not disappeared with Caligula’s death. The stage was already set for a final confrontation that would culminate less than thirty years later in the devastating sack of Jerusalem by the Romans“.102

Davor hatte Claudius versucht, die unter Caligula entstandene Problematik zwischen Rom, den Juden und den Bürgern griechischer Städte auf rechtlicher Ebene zu klären. König Agrippa I., für den Claudius Herodes’ Reich noch einmal restituierte, sollte dabei als Garant dieses Kompromisses fungieren.

2. Die Problematik der neuen Kaiserkultregeln des Claudius für die Juden Als die Prätorianer nach Caligulas Ermordung den Ti. Claudius, einen Bruder des Germanicus (und Onkel Caligulas), zum imperator ausriefen, war Agrippa wieder Zeuge vor Ort. So, wie es Josephus darstellt, hat Agrippa maßgeblich dazu beigetragen, daß ein neuer Kaiser weitgehend friedlich und mit Zustimmung des Senats die Macht übernehmen konnte.103 Der im Vergleich mit dem bellum stark erweiterte und anders akzentuierte Bericht in den antiquitates stammt aus einer agrippafreundlichen Quelle,104 wohl ein weiteres Element aus der Hof- oder Familienhistoriographie zum Zweck der politischen Überhöhung der Dynastie. Dennoch erwähnt auch Cassius Dio, daß Agrippa Claudius bei der Erlangung der Herrschaft unterstützt habe.105 Agrippa gehörte offenbar zu dem Personal, das versuchte, zwischen dem zum Imperator bereits ausgerufenen Claudius und einem zögernden Senat zu vermitteln.106 An der Verschwörung selbst war Agrippa unbeteiligt. Er war ein alter Freund der Familie von Antonia minor, und 102

BARRETT 1989, 191. Ios. bell. Iud. 2, 206–217 (nur mit Betonung einer Vermittlerrolle zwischen Senat und Claudius). ant. Iud. 19, 236–277 (mit der Rolle des „Kaisermachers“ neben den Soldaten, indem er einerseits Claudius zur Übernahme des Prinzipats auch gegen den Widerstand des Senats überredet [§236. 238. 245. 265] und andererseits dem Senat von einer Art Staatsstreich abrät [§ 240–244]). 104 SCHWARTZ 1990, 91. 105 Cass. Dio 60, 8.2. 106 SCHWARTZ 1990, 90 f. 103

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IV. Die Verschärfung der Kaiserkultproblematik

seine politischen Interessen lagen außerhalb der Machtfragen zwischen princeps und Senat. Insofern eignete er sich als Vermittler gut, und es ist anzunehmen, daß er einen Kaiser Claudius stark favorisierte, weil er sich davon am meisten für sich selbst versprach. Die Bestätigung Agrippas als Herrscher kann man in gewisser Weise in Zusammenhang mit anderen Entscheidungen des Claudius sehen, bei denen diverse Klientelreiche im Osten unter ethnischen Gesichtspunkten neu organisiert oder restituiert wurden.107 Agrippas Reich wurde bedeutend vergrößert. Er erhielt zusätzlich das römisch verwaltete Judäa und Gebiete aus dem kaiserlichen patrimonium am Libanon. Es war das größte Reich, das je von einem jüdischen Herrscher regiert wurde (s. Abb. 49).108 Aus Sicht der Juden lebte 41 n.Chr. ein befreites Judäa und Jerusalem auf und zwar, dies darf nicht vergessen werden, nach entschlossenem, massenhaftem Eintreten für die Tora. Claudius’ Entscheidung gehört aber nicht einfach nur in das System der durch Claudius erneuerten oder restituierten Klientelherrschaften unter – so Paltiel – ethnischen Gesichtspunkten. Claudius erschien es zur Beruhigung der Situation offenbar angebracht, die ethnisch sehr heterogene ganze südliche Levante unter das Primat jüdischer Herrschaft zu stellen. Das Arrangement mag die meisten Chancen auf eine innere politische und religiöse Integration des jüdischen Judäa nach der Eskalation des Jahres 40 n.Chr. geboten haben.109 Ähnlich wie Herodes stand Agrippa aber vor der schwierigen Aufgabe, der Tora Geltung zu verschaffen und gleichzeitig nicht in die Lebensweise des paganen Bevölkerungsanteils und besonders im eigentlichen Judäa, das seit 6 n.Chr. an die kulturelle Freiheit unter der Römerherrschaft gewöhnt war, einzugreifen. Die „Toleranzedikte“ des Claudius. Zur Bewältigung der schwierigen Situation haben Claudius bzw. der syrische Legat Petronius offenbar „Toleranzedikte“ erlassen, mit denen das Zusammenleben zwischen Juden und Nicht-Juden geregelt werden sollte. Drei solche Edikte sind bei Josephus überliefert, die M. Pucci folgend im Kern als authentisch angesehen werden.110 107

PALTIEL 1991, 199–206 (außer Judäa noch Chalkis, Kommagene, Kilikien, Pontos, Armenia, Bosporanisches Reich). 108 Josephus’ Beschreibungen des neuen Territoriums sind uneinheitlich, s. bell. Iud. 2, 215 und ant. Iud. 19, 274. Cass. Dio 60, 8.2 erwähnt nur, daß Agrippas Reich erweitert wurde. Zum Territorium vgl. SCHWARTZ 1990, 211 f. 109 SCHWARTZ 1990, 93. 110 In der Forschung wird seit langem über die Authentizität der Josephus-Dokumente zum Rechtsstatus der Juden gestritten (zur Forschungsgeschichte PUCCI 1998, 6–10 und speziell jeweils unter den von ihr behandelten 30 Dokumenten aus ant. Iud. 14, 16 und 19). PUCCI 1998 beansprucht, generelle Einwände gegen die Authentizität, insbesondere

2. Die Problematik der neuen Kaiserkultregeln des Claudius für die Juden

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1. ant. Iud 19, 280–285, Edikt des Claudius 41 n.Chr. (wohl Frühjahr):111 Bestätigung der Privilegien der Juden Alexandreias; 2. ant. Iud. 19, 287–291, Edikt des Claudius 41 n.Chr. (wohl bald nach dem Edikt an die Juden Alexandreias):112 Ausdehnung des Rechtsstatus der Juden Alexandreias auf alle Juden im Römischen Reich (in der Forschung oft als „ökumenisches Edikt“ bezeichnet); 3. ant. Iud. 19, 303–311: Dokument des Petronius, adressiert an die Bürger von Dora (zwischen Sommer 41 und 42 n.Chr.), mit einer Beurteilung des Streits zwischen Doritern und Juden sowie der Aufforderung, die den Juden gewährten Privilegien durch Augustus und Claudius zu wahren.113 Hinzu kommt ein viertes Dokument (als Papyrus erhalten): 4. CPJ II 153: Brief des Claudius an die Alexandriner (Oktober 41 n.Chr.),114 die Antwort auf eine Gesandtschaft der Alexandriner und der Separatgesandtschaft der Juden Alexandreias; darin bestätigte Claudius den Rechtsstatus der Juden von Alexandreia, wie er vor Caligula behinsichtlich formaler Unregelmäßigkeiten (dazu bes. PUCCI 1998, 366 f. 372 f.; vgl. a. PUCCI 1994 und PUCCI 1996), zu entkräften. Vgl. SHATZMAN 2000, 310 f. in seiner Besprechung: „thanks to Puccis clarification of the documentary habits of the time and the arguments which she adduces … to explain the interests of the Jews and of Josephus itself, the authenticity of the documents cannot be impugned on grounds of style, vocabulary, faulty factual and chronological details or lack of access to the original records“. – Grundsätzlich hat das Ergebnis auch für die Edikte des Jahres 41 und 42 n.Chr. Bestand, die HENNIG 1975b, 328–330. SCHWARTZ 1990, 105. BOTERMANN 1996, 108 f. SCHÄFER 1997, 149. KOKKINOS 1998, 290 Anm. 91 für Fälschungen bzw. verfälschende projüdische Auszüge aus Claudius’ Brief an die Alexandriner halten. Vgl. die Forschungsgeschichte bei PUCCI 1998, 305–310 (zu ant. Iud. 19, 280–285). 333 (zu ant. Iud. 19, 287– 291). – Man wird die Diskussion um die grundsätzliche Authentizität der JosephusDokumente nur noch auf der Ebene führen können, warum Josephus (oder eine ihm vorliegende Quelle) alle bzw. einzelne Dokumente gefälscht haben soll. Argumente hierfür sind allerdings schwer ersichtlich (vgl. I. Shatzman loc. cit., 311). Vielversprechender ist der Ansatz von Eilers (EILERS 2003. EILERS 2005), der von lokalen jüdischen Dossiers ausgeht, die bereits interessenspezifische Auszüge aus griechischen und römischen Dokumenten darstellten, die Josephus vorlagen und die er dann weiterverarbeitete. 111 Zur Datierung PUCCI 1998, 311. 112 In der Datierung folge ich PUCCI 1998, 311. Vgl. HENNIG 1975b, 333. 113 Vgl. die Edition, Übersetzung und Kommentierung der Dokumente durch PUCCI 1998, Nr. 28. 29. 30, S. 294–356. – Zur Form des Petroniusdokuments (Edikt oder Brief?) PUCCI 1998, 351 f. 114 Zur Datierung BELL 1924, 19. Vgl. BOTERMANN 1996, 108. PUCCI 1998, 311. – Der ägyptische Präfekt L. Aemilius Rectus hat den Brief nach einer öffentlichen Verlesung (Zl. 2 f.) in schriftlicher Form per eigenem Edikt vom 10. November 41 n.Chr. (Zl. 4. 7 f.) veröffentlicht. Diese Form liegt in dem Papyrus aus Philadelphia/Fayûm vor (= P. Lond. 1912. BELL 1924, 1–37. CPJ II 153. SMALLWOOD 1967, 370; Übersetzungen: BARRETT 1959, 45 [dt.]. SHERK 1988, 44 [engl.]).

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IV. Die Verschärfung der Kaiserkultproblematik

standen hatte (politeuma); das Recht, mittels politographia individuell das alexandrinische Bürgerrecht zu erwerben, wurde nicht gewährt, ja explizit verwehrt.115 In den Edikten wurden – offenbar jeweils unter Mitwirkung Agrippas I. und seines Bruders Herodes v. Chalkis –116 folgende Richtlinien für Juden und Griechen hinsichtlich ihres religiösen Toleranzverhaltens und des Kaiserkults festgelegt: 1. Den Juden wurde ihr angestammtes Recht, nach den väterlichen Gesetzen zu leben, erneuert, in Übereinstimmung mit den Entscheidungen Caesars und des Augustus (ant. Iud. 19, 281 f. 285. 288–290. 304. 306. CPJ II 153, 90–92. 98 f.). Dies bedeutete im wesentlichen die Festschreibung ihres Status als selbstverwaltendes politeuma in Städten mit griechischem Bürgerrecht. 2. Die Juden durften nicht gezwungen werden, den römischen Kaiser als Gott zu verehren (ant. Iud. 19, 284 f. 305; wohl auch enthalten in CPJ II 153, 89–92 [s. Anm. 115]). 115 Die Alexandriner hatten anläßlich von Claudius’ Übernahme des Prinzipats eine Delegation entsandt, die den Kaiser beglückwünschen, die Erlaubnis zu verschiedenen Formen seiner (auch göttlichen) Ehrung einholen, rechtliche Fragen klären und im besonderen einen (für die Alexandriner günstigen) Bescheid zum Rechtsstatus der Juden erwirken sollte. Die Juden von Alexandreia hatten eine separate Gesandtschaft offenbar zu den gleichen Gegenständen, d.h. wohl auch zu den jüdischen Formen des Kaiserkults, ausgeschickt (Zl. 92–96 mit den nachfolgenden Einzelbescheiden Zl. 96–102). Es fand eine Anhörung vor dem Kaiser statt (Zl. 75–80). Zl. 28–51 enthalten die Entscheidungen Claudius’ zu den ihm angetragenen Ehrungen als neuer Kaiser durch die Alexandriner. Er erlaubt, daß sein Geburtstag als dies Augustus gefeiert wird und stimmt der Errichtung von Statuen für sich und seine Familienangehörigen zu. Einen persönlichen Kult lehnt er ab; es soll kein spezielles Priesteramt für ihn geschaffen werden, genausowenig wie ein Tempel für ihn errichtet werden soll. Zl. 52–75 enthalten dann die Antworten auf Fragen zum Bürgerrecht, zur Stadtverfassung, zum Augustuskult und zur Erneuerung der bisherigen Privilegien. Zl. 75 ff. folgen die Antworten auf die Streitfragen zwischen Juden und Alexandrinern. Bei einer ausdrücklichen Erneuerung der schon von Caesar und Augustus gewährten Privilegien und der Aufforderung an die Alexandriner, die religiösen Gebräuche der Juden zu achten (Zl. 86–92), verwehrt Claudius (Zl. 92–102) den Juden kategorisch einen Rechtsstatus, der über den alten Stand hinausgeht (keine Teilhabe am Alexandriner Bürgerrecht; man solle auch aufhören, sich deshalb in die Gymnasien hineinzudrängen; kein weiteres Anwachsen der jüdischen Gemeinde Alexandreias durch Juden aus Ägypten oder Syrien) und droht bei Mißachtung schwere Sanktionen an (Zl. 102 f.). Vgl. neben dem Kommentar in CPJ II jetzt auch die einschlägigen Passagen bei GRUEN 2002 und BRINGMANN 2004, 330–332. 116 Die Fürsprache Agrippas und Herodes’ wird in den Josephusdokumenten ant. Iud. 19, 288 (Agrippa und Herodes vor Claudius) und 19, 310 (Agrippa vor Petronius) erwähnt. Zum historischen Gehalt SCHWARTZ 1990, 105 f. PUCCI 1998, 311. 334–336. 350. – KRIEGER 2003, 115–117 sieht in dieser Rolle Agrippas den Grund dafür, daß der König bei Josephus so positiv gezeichnet ist.

2. Die Problematik der neuen Kaiserkultregeln des Claudius für die Juden

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3. Griechen und Juden sollten ihre jeweils unterschiedlichen religiösen Vorstellungen und Verhaltensweisen achten und tolerieren (ant. Iud. 19, 285. 290. 305. CPJ II 153, 82–84. 86–90. 103–105). Eine Besonderheit aller Zeugnisse ist, daß, im Gegensatz zu den sonst bei Josephus versammelten Dokumenten zum Rechtsstatus der Juden unter Caesar und Augustus, ausführlich auf die Beziehung der Juden zu Kaiserkult und Religion der Griechen sowie auf das Kaiserkultverhalten der Paganen eingegangen wird. Dies spricht stark dafür, daß seit der Eskalation der Kaiserkultproblematik unter Caligula die Konflikte zwischen Griechen und Juden nicht zur Ruhe kamen und daß es einen Handlungsbedarf auf diesem Gebiet gab.117 Vielleicht war es im Gefolge der Entrechtung der Alexandriner Juden doch auch in anderen Städten des griechischen Ostens zur Verletzung der jüdischen Privilegien gekommen.118 Römischer Handlungsbedarf bestand wohl vor allem deshalb, weil das Klima immer gewalttätiger wurde und die Juden dabei einen aktiven Part spielten. Nach Caligulas Ermordung flammte in Alexandreia die Gewalt wieder auf, wobei laut Josephus die Juden diesmal die Urheber waren (ant. Iud. 19, 278). Möglicherweise enthalten die Acta Alexandrinorum darauf einen Hinweis. Hennig hat eine fragmentarisch erhaltene Passage als Beschwerde alexandrinischer Gesandter vor Claudius gedeutet, in der „die von den Juden im Jahre 41 angerichteten Verwüstungen in den Tempeln“ beklagt worden sein könnten.119 Offenbar gab es, neben den „Kaiserkultattacken“ der Paganen auf jüdische Synagogen, auch Gegenaktionen der Juden. Vielleicht rächten sich Juden vermehrt mit Störungen lokaler Kulte und Feste, vielleicht kam es auch zu Aktionen gegen heidnische Tempel. Auch das „ökumenische Edikt“ könnte einen Hinweis auf religiöse Gegenattacken der Juden enthalten. Claudius fordert von den Juden für die er-

117 Gegen HENNIG 1975b, 334 (keine Quellen berichteten davon, daß das Recht der Juden, gemäß der Tora zu leben, „außer in Alexandria auch andern Orts in Frage gestellt gewesen wäre“) und BOTERMANN 1996, 111 („Es war keineswegs im ganzen römischen Reich unter Gaius zu Übergriffen und Unruhen gekommen. Ein genereller Handlungsbedarf [scil. für Claudius, den Rechtsstatus der Juden reichsweit neu zu klären] lag nicht vor“). 118 Überliefert sind durch eine späte Quelle (Malalas) Vorfälle in Antiocheia, wo im 3. Jahr des Gaius viele Juden von den Antiochenern getötet und Synagogen in Brand gesteckt worden seien. SCHWARTZ 1990, 93 hält einen historischen Kern für gut möglich. Auch andernorts können alte Spannungen aufgebrochen sein, vgl. PUCCI 1998, 341: „The Alexandrinian pogrom had had implications for the Jews of the entire Empire“. 119 HENNIG 1975b, 321; die Passage P. Oxy. 3021 Z. 14–16 lautet: ]n avlla. th/j t.w/n qew/n | ]. en toi/j i`eroi/j auvtw/n | ] katempatou/ntai.

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IV. Die Verschärfung der Kaiserkultproblematik

neuerten Privilegien – ein Akt seiner philanthropia –120 als Gegenleistung religiöse Toleranz und Selbstbeschränkung: oi-j kai. auvtoi/j h;dh nu/n paragge,llw mou tau,th| th/| filanqrwpi,a| evpieike,steron crh/sqai kai. mh. ta.j tw/n a;llwn evqnw/n deisidaimoni,aj evxouqeni,zein( tou.j ivdi,ouj de. no,mouj fula,ssein.121

„Gleichzeitig ermahne ich sie jetzt auch selbst, diese menschenfreundliche Haltung angemessener an den Tag zu legen und die religiösen Gebräuche der anderen Völker nicht zu verachten, sondern (nur) ihre eigenen Gesetze zu halten“.

Wir wissen sicher nur von einem Vorfall, bei dem Juden in das religiöse Verhalten von Nicht-Juden „verachtend“ eingegriffen haben. Dies war die Zerstörung des Altars für Caligula in Iamneia. Schwartz meint, die Bemerkung bezöge sich nur auf Iamneia, und Claudius habe vor der Wiederholung solcher Vorfälle warnen wollen.122 Daß Claudius aber in ein Edikt eine solch lange Passage wegen eines einzigen Vorfalls aufgenommen hätte, ist unwahrscheinlich. Tcherikover setzt die Passage in Bezug auf die Vorfälle in Alexandreia nach Caligulas Tod.123 Vermutlich stritten sich Juden und Nicht-Juden aber immer stärker um religiöse Gebräuche und Ansprüche, wo immer der Kaiserkult in die Sphären von Politik und Religion eingedrungen war. Davon zeugt beredt der Vorfall aus dem syrischen Dora (ant. Iud. 19, 300–311). Junge Doriter hatten in der Synagoge eine Kaiserstatue (Kai,saroj avndri,aj)124 aufgestellt und so die Funktion des Gebäudes als Synagoge der Juden aufgehoben.125 Die Juden informierten König Agrippa. 120 Vgl. PUCCI 1998, 332 (einer Interpretation von BENNER 1975, 106 f. folgend). Zur philanthropia als alter Herrschertugend, dann auch der römischen Kaiser, GERBER 1997, 372 f. m. Anm. 18. Dort auch zum Bedeutungsspektrum des Begriffs bei Josephus (als Haltung gegegenüber Nicht-Juden), der in c. Ap. als eine Art jüdische Basisnorm konstruiert wird, um den Vorwurf der misanthropia abzuwehren (c. Ap. 2, 209–213). Allerdings regeln all die von Josephus beschriebenen Situationen, in denen philanthropia und hemerotes gegenüber Nicht-Juden praktiziert werden soll, nicht den Alltag eines Zusammenlebens zwischen Juden und Nicht-Juden, sondern Ausnahmesituationen: Hilfe gegenüber fremden Reisenden oder Nicht-Ortsansässigen, Bestattung fremder Toter, Kriegführung auf fremdem Territorium. Auf diesen bedeutsamen Umstand geht Gerber nicht ein. Bei aller Verteidigung des Judentums gegen den Vorwurf der Misanthropie kann Josephus keine besseren Argumente liefern. Im gewisser Weise war die Forderung des Claudius bzw. ihre Wiedergabe durch Josephus dann schon das Maximum an Toleranz, das man von Juden, soweit sie mit Nicht-Juden in Städten zusammenlebten, fordern konnte: Desinteresse am (religiös) Fremden und Rückzug auf normative Selbstkontrolle. 121 Ios. ant. Iud. 19, 290. Zur Bedeutung von deisidaimoni,a PUCCI 1998, 332. 122 SCHWARTZ 1990, Anm. 59 S. 105. 123 TCHERIKOVER 1959, 413. So auch PUCCI 1998, 339. 124 Ios. ant. Iud. 19, 300. 305. 125 So der Vorwurf des Petronius an die Doriter, Ios. ant. Iud. 19, 305.

2. Die Problematik der neuen Kaiserkultregeln des Claudius für die Juden

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Dieser intervenierte beim syrischen Legaten Petronius unter Berufung auf Claudius’ Privilegien.126 Petronius erließ daraufhin ein Edikt an die Doriter, in dem er diese, auf der Rechtsgrundlage von Claudius’ Edikten, zum Respekt vor den väterlichen Gesetzen der Juden aufforderte. Claudius’ Statue, so Petronius, gehöre am besten in seinen eigenen Tempel statt in den eines anderen Gottes, keinesfalls jedoch in eine Synagoge. Denn es sei – gemäß dem Urteil des Kaisers – ein natürliches Recht, daß jeder über seinen eigenen Ort (topos) herrsche.127 Die schuldigen Doriter müßten ihm, Petronius, überstellt werden und würden von ihm bestraft. All dies geschehe, damit kein Aufruhr entstünde. Er selbst und König Agrippa hätten das größte Interesse daran, „daß das Volk der Juden nicht unter dem Vorwand der Selbstverteidigung die Gelegenheit ergreife, sich zusammenzuscharen und Akte des Wahnsinns zu begehen“.128 Die inhaltlichen Parallelen zum Schluß in Claudius’ Edikt ant. Iud. 19, 280–285 (Pucci 1998, Nr. 28),129 zu einer Passage (§ 290, s.o.) in Claudius’ Edikt ant. Iud. 19, 287–291 (Pucci 1998, Nr. 29) sowie zum Schluß in Claudius’ Brief an die Alexandriner (CPJ II 153, Zl. 102–105) sind unübersehbar. Seit Caligula kamen Juden mit Paganen offenbar schnell in einen handgreiflichen Streit um Lebensformen, Religion und angestammte Rechte. Eine zentrale Rolle spielte dabei der Kaiserkult. Mit dessen Anfängen waren die Juden vor Ort unter einen neuen Druck geraten. Seit politische Loyalität zu Rom am Ausmaß kultischer Ehren für den Kaiser und sein Haus deutlich gemacht werden konnte, war ein neues, politisch bedeutendes, öffentlich sichtbares Differenzmerkmal der Juden im Leben einer paganen Stadt entstanden. Daß kein Kaiser – außer Caligula – von den Juden (auch nicht von Griechen oder Römern!) seinen Kult forderte, bedeutete nur eine sehr allgemeine Rechtssicherheit für die Juden. Gegen lokal geschaffene Tatsachen, bei denen mißliebige jüdische Privilegien wegen mangelnder Kaiserverehrung „mit gutem Grund“ außer Kraft gesetzt wurden, vermochten die Vorgaben der Kaiser Augustus und Tiberius wenig. Unter Caligula hatte sich das Klima merklich verschärft. Die Quellen bie-

126 Ios. ant. Iud. 19, 301. 310. – Nur am Rande sei darauf hingewiesen, daß Josephus bezüglich Claudius’ Privilegien an die Alexandriner Juden von diatagmata (!) (§ 310) spricht, was für PUCCI 1998, 350. 354 mit ein Beweis für die Authentizität von ant. Iud. 19, 280–285 neben dem „Brief an die Alexandriner“ ist. 127 ant. Iud. 19, 305 (tou/ fu,sei dikaiou/ntoj e[na e[kaston tw/n ivdi,wn to,pwn kurieu,ein kata. to. Kai,saroj evpikri,ma). 128 i[na mh. avformh/j draxa,menoi to. tw/n VIoudai,wn e;qnoj u`po. th/j avmu,nhj profa,sei sunaqroisqe.n eivj avpo,noian cwrh|/ (Ios. ant. Iud. 19, 309). – Zur Übersetzung SCHWARTZ 1990, 181 f. PUCCI 1998, 349. 129 Ios. ant. Iud. 19, 285: avmfote,roij te diakeleu,omai toi/j me,resi plei,sthn poih,sasqai pro,noian( o[pwj mhdemi,a tarach. ge,nhtai meta. to. proteqh/nai, mou to. dia,tagma.

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IV. Die Verschärfung der Kaiserkultproblematik

ten Hinweise darauf, daß die Juden seitdem zunehmend mit Aggression antworteten, wenn ihre angestammten Rechte verletzt wurden. Claudius’ Edikte erneuerten zwar Augustus’ alte Vorgaben und zielten darauf, eine politische Auseinandersetzung zwischen Juden und Hellenen auf der Ebene von Kult und Religion zu verbieten. Petronius’ Formel, daß im Religiösen jeder bloß über den eigenen Ort zu herrschen habe (tw/n ivdi,wn to,pwn kurieu,ein, ant. Iud. 19, 305), wäre allerdings nur eine praktikable Toleranzregel für Parteiungen gewesen, die zentrale Werthaltungen und Interessen miteinander geteilt hätten. Tatsächlich wurden aber solche Gemeinsamkeiten aufgrund von Claudius’ Haltung, was den bürgerrechtlichen Status von Juden in griechischen Städten anging, nicht gefördert. Die Fremdheit der Juden in einer politeia war durch Claudius wohl neu festgeschrieben worden. Vermutlich war nicht nur die Möglichkeit einer individuellen politographia für Alexandreia grundsätzlich ausgeschlossen worden. Lesen wir das „ökonomische Edikt“ gegen den Strich, dann könnte die Signalwirkung des Alexandreia-Edikts für die übrigen griechisch verfaßten Städte darin bestanden haben, daß man die Möglichkeiten des individuellen Bürgerrechtserwerbs für Juden sehr erschwert hat. Es mag sich bei den Hellenen im Osten des römischen Reichs die Haltung verfestigt haben, daß die Juden zwar toleriert werden müßten, aber eben nur wie Fremde. So blieben die Juden vor Ort auf die Toleranz der Vollbürger und allgemein auf die Garantie ihres privilegierten Status’ durch den Kaiser angewiesen – was sie im übrigen auch ein Stück abhängiger von Rom, dem Kaiser und seinen Beamten machte. Zu dieser Entwicklung paßt auch, daß einzelne Juden qua Freilassung oder als Ehre das römische Bürgerrecht erhalten konnten.130 Noethlichs zieht aus den Josephus-Dokumenten zur Rechtsstellung der Juden und der jüdischen Gemeinden im römischen Reich folgenden Schluß: „Die Dokumente zeigen insgesamt, daß 1. ohne diese Privilegierung das Zusammenleben von Juden mit Hellenen nicht möglich war. Die Privilegierung war also kein ‚Mehr‘ gegenüber anderen, sondern conditio sine qua non, und daß 2. in größeren Städten (über die allein wir Quellen haben) diese Vorrechte offenbar schwer durchsetzbar waren, insbesondere bei den ‚Freistädten‘, die also nicht ohne weiteres römische Erlasse übernahmen. 130 Vgl. die Erörterungen von NIPPEL 2003, 359–366 zum Bürgerrechtsstatus des Paulus, was seinen Herkunftsort Tarsos (Apg 21,39: Selbstbezeichnung als „jüdischer Mann von Tarsos, ein Bürger – polítes – einer namhaften Stadt in Cilicien“) und das vom Vater her stammende römische Bürgerrecht (Apg 16,37 f.: Paulus weist auf sein und Silas’ römisches Bürgerrecht hin; 22,25–29: Disput mit einem römischen Chiliarchen über römisches Bürgerrecht qua Geburt [Paulus] und durch Geld erworben [Chiliarch]; 23,27: Aussage im Begleitschreiben des Gefangenen an den Statthalter Felix) angeht. – Bürgerrechtsverleihungen sind, wie im Fall des Herodier-Clans oder Philos von Alexandreia, nur bei Angehörigen der lokalen jüdischen Elite bekannt.

3. Agrippa I. unter Claudius: Die Übersteigerung von Herodes’ Politik

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Für die Juden wirkte sich somit das Prinzip der kommunalen Selbstverwaltung z.T. negativ aus, weil die römische Ordnungsmacht nicht vor Ort präsent war.“131

Dies hatte Rückwirkungen auf die Beziehungen zwischen Juden und Rom. Wenn der Kaiser bzw. seine Bevollmächtigten den für die Juden existentiell wichtigen privilegierten Status vor Ort nicht garantieren konnten oder sogar selbst verletzten, war der Schritt zu einer radikalen Absage der Juden an Rom als Herrschaftsmacht nur eine logische Konsequenz. Bei der seit ca. 45 n.Chr. einsetzenden Radikalisierung der Juden in Südsyrien/Palästina und Judäa spielt dieser Zusammenhang eine wichtige Rolle. Ein anderer Faktor waren die Nachwirkungen der Herrschaft Agrippas I. über Judäa.

3. Agrippa I. unter Claudius: Die Übersteigerung von Herodes’ Politik der Balance Herrschaftstechnisch gesehen trat Agrippa die Nachfolge seines Großvaters Herodes an, auch wenn es für seine innerjudäische Legitimation günstig war, daß er über seine Großmutter Mariamne ein Abkömmling der hasmonäischen Dynastie war. Agrippa war aber auch, wie Herodes, nicht der Hohenpriesterwürde würdig, so daß die herodische politische Ordnung, eine Zweiteilung in politische und religiöse Autorität, wieder auflebte. Agrippa behielt, wie Herodes, eine weitgehende politische Kontrolle über den Tempel und den Tempelschatz. Er hatte das Recht, den Hohenpriester zu ernennen bzw. abzusetzen.132 In seiner Politik hat Agrippa die Muster seines Großvaters aufgenommen, allerdings in einer schwierigeren politischen Lage, als sie 40 bzw. 31 v.Chr. bestanden hatte. Agrippa mußte das Kunststück vollbringen, die Juden Judäas nach der Beinahe-Katastrophe unter Caligula mit einem Leben unter der Oberherrschaft eines (weithin als Gott verehrten) römischen Kaisers zu versöhnen sowie den heterogenen Erwartungen an sich als König gerecht zu werden. Wie Herodes versuchte Agrippa, die jüdischen Erwartungen an sich als jüdischen König genauso zu erfüllen wie das Idealbild des hellenistischen Herrschers im Zeichen römischer Oberherrschaft. Herrschaftsstil, Euergesie und Kaiserkult unter Agrippa I. Agrippas öffentliche Bekundung seiner Verbundenheit mit Rom als neuer König über Jerusalem und Judäa erfolgte auf numismatischer Ebene interessanterweise erst im 7. Herrschaftsjahr (Herbst 42/43 n.Chr.). Die vierteilige Serie (Abb. 131 132

NOETHLICHS 1996, 89 f. S. die Ab- und Einsetzungen Ios. ant. Iud. 19, 297. 313–316. 342.

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IV. Die Verschärfung der Kaiserkultproblematik

a

b

c

d

Abb. 52a–d. Die vierte und fünfte Münzserie Agrippas I., im Jahr 7 und 8 (= 42/43 bzw. 43/44 n.Chr.) in Caesarea Maritima geschlagen. a. BAS AGRIPPAS SEB KAISAR BAS HRW[DHS]; die Könige Agrippa und Herodes bekränzen den Kaiser Claudius, der, in ihrer Mitte capite velato stehend, ein Libationsopfer ausführt [keine Datierung sichtbar]; RS: ORKIA BAS ME AGRIPPA PR SEB KAISAR[A K SU]NKLHTON K DHM[O] PWM FILI K SU(N)MAC[I] AUT[OU]; zwei verschlungene Hände, im Eichenkranz. b. TIBERIOS KAISAR SEBASTOS GER; lorbeerbekränztes Haupt des Claudius, nach r.; RS: BASILEUS MEGAS AGRIPPAS FILO[KAISAR]; distyler Tempel, vor dem zwei Personen jeweils ein Wein- und Weihrauchopfer ausführen; ein Opferdiener im Hintergrund hält das geöffnete Weihrauchkästchen; im Vordergrund eine vierte Person (ein weiterer Opferdiener?); im Giebel, L Z (bzw. L H). c. BASILEUS MEGAS AGRIPPAS FILOKAI; Haupt des Agrippa mit Diadem, nach r.; RS: KAISARIA H PROS TW SEBASTW LIMENI; Tyche, stehend, nach l., mit Ruder und Füllhorn; im Feld, L Z (bzw. L H). d. AGRIPPOU UIOU BASILEWS; Haupt Agrippas, Sohn Agrippas I., nach l.; RS: L Z (bzw. L H); Anker.

52a–d) wurde in Caesarea Maritima geprägt. Darstellungen und Legenden der Münzen bringen nicht nur auf stärkste Weise die politische Loyalität zwischen dem herodischen Haus, Claudius und Rom zum Ausdruck, sondern zeigen auch das ganze Ausmaß römischer Akkulturation dieser Generation der Herodier (v.a. Abb. 52b Rückseite!).133 Agrippa, der erste jüdische bzw. herodische basileus megas, allerdings mit dem mäßigenden Zusatz philokaisar (Abb. 52b RS; 52c VS), präsentierte neben dem eigenen 133

Zur Interpretation der komplexen Münzserie BURNETT 1987, 31–37. Die Vorderseite des großen Nominals (Abb. 52a) repräsentiert demzufolge in Bild und Legende die öffentliche Treuebeeidung der Könige Agrippa und Herodes auf dem Forum (Ios. ant. Iud. 19, 275). Die Rückseite des zweitgrößten Nominals (Abb. 52b) zeigt wohl die Opferszene, mit der das foedus im Jupitertempel auf dem Kapitol bekräftigt wurde (vgl. Suet. Claud. 25,5 zum Ritual).

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Bild wieder seinen Sohn, quasi als die politische Zukunft der Dynastie und des Reichs (Abb. 52d). Die Münzserie wurde im 8. Herrschaftsjahr noch einmal wiederholt. In den Genuß hellenistischer Euergesie großen Stils kam vor allem die römische Kolonie Iulia Augusta Felix Berytus. Vermutlich hatte Agrippa kaiserlichen Patrimonialbesitz aus Berytus erhalten und wollte sich auf diese Weise revanchieren. Daneben gab es in Berytus eine euergetische Tradition des Herodes, an die Agrippa anknüpfte.134 In der römischen Kolonie hat er ein Theater (das an Ausstattung und Schönheit viele andere Theater überragt haben soll), ein sehr schön angelegtes Amphitheater, prachtvolle Bäder und Säulenhallen gestiftet.135 In einer Ehreninschrift aus Heliopolis/Baalbek wird ein rex magnus Agrippa philocaesar et philoromaeus patronus coloniae genannt. Vermutlich hat Berytus diesen Ehrentitel schon an Agrippa I. (und nicht erst an den Sohn Agrippa II.) verliehen.136 Die agonistischen Anlagen wurden mit aufwendigen Spielen römischer Art eingeweiht. Der Terminus kaqie,rwsij weist, wie Lämmer betont, auf „den kultischen Charakter der Veranstaltung und legt nahe, daß es sich um ein Fest zu Ehren des Kaisers und der Roma handelte“.137 Einiges spricht dafür, daß die ludi im Herbst/Winter 43/44 n.Chr. stattfanden und Claudius’ Sieg in Britannien feierten.138 Das Programm setzte sich aus diversen musischen Darbietungen und spektakulären Gladiatorenkämpfen zusammen. Agrippa hat hier ein Massengefecht veranstaltet, in dem 2 x 700 Mann gegeneinander antraten. Mindestens die eine Hälfte rekrutierte er aus Kapitalverbrechern, die er so einer damnatio ad ludos preisgab.139 Die positive Bewertung dieses „reinigenden Akts“ übernimmt Josephus kritik-

134

Zu Herodes’ Bauten in Berytus Ios. bell. Iud. 1, 422. Die Renovierung und Neuausstattung eines Gebäudes, das seit seiner Errichtung durch Herodes verfallen war, durch Agrippa II. und Berenike bezeugt AE 1928, 82 = BOFFO 1994, Nr. 41. 135 Ios. ant. Iud. 19, 335. – LÄMMER 1981–1982, 213–215 schießt bei der abschätzigen Beurteilung der Euergesie Agrippas in Berytus (Wunsch nach persönlicher Selbstdarstellung in einem spezifisch römischen Ambiente, in dem er – im Gegensatz zu den hellenistischen Städten des Ostens – akzeptiert und respektiert worden sei) wohl etwas über das Ziel hinaus. Es kann durchaus sein, daß Agrippa auch in anderen griechischen Städten als Euerget wirkte, wie es Ios. ant. Iud. 19, 328. 330. 335 nur allgemein andeutet. KOKKINOS 1998, 299 f. ist geneigt, Agrippa eine sehr fragmentarische Ehreninschrift aus Apamea zuzuordnen. 136 CIL III 14387 = ILS 8957 = IGLS VI 2759; zum Bezug auf Agrippa I. und Berytus KOKKINOS 1998, 299. 137 LÄMMER 1981–1982, 211. 138 LÄMMER 1981–1982, 213. 139 Ich folge der Textinterpretation durch LÄMMER 1981–1982, 211 m. Anm. 103 S. 231.

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IV. Die Verschärfung der Kaiserkultproblematik

los aus seiner agrippafreundlichen Quelle. Hier kommt einmal mehr Josephus’ starke Verbindung mit der Familie Agrippas II. zum Ausdruck.140 Was den Kaiserkult angeht, so gibt es zwei bedeutsame Ereigniskomplexe, die nicht nur Agrippas Teilnahme an Kaiserfesten in Caesarea am Meer bezeugen, sondern auch ein bezeichnendes Licht auf die politische Problematik werfen, die der Kaiserkult in Judäa aus Sicht gesetzestreuer Juden darstellte. Es handelt sich zum einen um die Umstände von Agrippas Tod, zum andern um eine Auseinandersetzung mit einem Toragelehrten um Agrippas Reinheitsstatus in Zusammenhang mit seiner Teilnahme an einem Kaiserfest. Agrippas plötzlicher Tod 44 n.Chr. in Caesarea Maritima wird in Zusammenhang mit einem Kaiserfest (Ios. ant. Iud. 19, 343–350) bzw. mit einer Gerichtsverhandlung (Apg 12,19–23) in Zusammenhang gebracht, wo er jeweils nicht der Versuchung widersteht, sich als Gott anreden zu lassen. Bei Josephus veranstaltet Agrippa kurz vor seinem Tod „Spiele zu Ehren des Kaisers in Zusammenhang mit einem Fest, das er zu dessen Wohlergehen feierte“.141 Das Kaiserfest dürfte Claudius’ siegreiche Rückkehr aus Britannien Ende April/Anfang Mai 44 n.Chr. begangen haben.142 140 LÄMMER 1981–1982, 212 sieht hier Josephus in einer allgemeineren Tradition stehend: „Josephus verurteilt die Gladiatorenkämpfe des Herodes, weil die meisten Juden dessen Herrschaft grundsätzlich ablehnten, er verteidigt die des Agrippa, weil dieser wegen seiner … Verdienste und seines Einflusses in Rom beim Volk Sympathie genoß“. Es ist zwar richtig, daß die rabbinischen Quellen lobende Worte zu einzelnen Akten der Toratreue Agrippas finden (GOODBLATT 1987, 16. SCHWARTZ 1990, 159–171). Allerdings wird das positive Agrippabild im rabbinischen Judentum von der Forschung stark überschätzt oder beruht auf manchem Mißverständnis der Quellen (dazu deutlich SCHWARTZ 1990, 170 f.). Im Grunde zeichnen nur Philo und Josephus ein positives Agrippabild, und dies hängt mit ihren persönlichen Beziehungen zu Agrippa I. (Philo) bzw. Agrippa II. (Josephus) zusammen. KRIEGER 2003 vertritt jetzt die These, Josephus habe Agrippa I. aufgrund dessen „Verdienste als Beschützer und Fürsprecher der Juden“ so positiv gezeichnet (115). Deshalb mußte Agrippa auch als fromm charakterisiert werden, und die Art des Todes bestätige nur einen theologisch postulierten Tun-ErgehenZusammenhang. Mir scheint das Herrscherlob Agrippas I. (auch Agrippa II.) nach wie vor besser im Rahmen von Josephus’ persönlichen Beziehungen, z.T. auch im Sinne einer Selbstaufwertungsabsicht, erklärt. 141 Ios. ant. Iud. 19, 343: qewri,aj eivj th.n Kai,saroj timh.n u`pe.r th/j evkei,nou swthri,aj e`orth,n tina tau,thn evnista,menoj. Übs. LÄMMER 1981–1982, 215 unter Verwendung von evnista,menoj gemäß NIESE, editio minor) statt evpista,menoj (FELDMAN, LCL 1965) bzw. evpisthsa,menoj (Thackeray-Ms., das FELDMAN, LCL 1965 vorlag). 142 Über Zeitpunkt und Anlaß der Spiele gibt es verschiedene Ansichten, je nachdem, wann man Agrippas Tod datiert. Dieser ist in der Apostelgeschichte zeitlich eng mit Agrippas Verfolgung der Judenchristen in Jerusalem verknüpft (Apg 12,1–23). – In Anlaß und Datierung der Spiele folge ich LÄMMER 1981–1982, 217 (vgl. SCHÜRER u.a. I [1973], 452 f. m. Anm. 43; zu anderen Anlässen und Datierungen s. SCHWARTZ 1990, 107–111. 203–207. STROBEL 1996, 132. KOKKINOS 1998, 302).

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Bei dem glanzvollen Fest wird Agrippa im Theater als Gott angesprochen. Der König weist dies nicht zurück. Daraufhin verkündet ihm ein Zeichen Gottes den baldigen Tod, den er als gerechte Strafe für den Gottesfrevel auffaßt. Fünf Tage später stirbt Agrippa im Palast von Caesarea. Apg 12, 19–23 stirbt Agrippa während einer Gerichtsverhandlung in Caesarea. Die Akklamation als Gott ist auch in dieser Geschichte vorhanden, implizit auch die unterlassene Zurückweisung eines solchen Akts. Denn noch in der Szene schlägt ihn „ein Engel des Herrn, weil er nicht Gott die Ehre gegeben hatte. Und von Würmern zerfressen, starb er“.143 Die Geschichte ist Teil einer jüdisch-frühchristlichen Legendenbildung in Reaktion auf den unerwarteten, plötzlichen Tod des 54jährigen Königs.144 Bezeichnend ist dabei der konkrete theologische Grund für Gottes Strafe. Im Ambiente von Kaiserfest und Kaiserkult vergessen Agrippa, seine Anhänger und Untertanen die Grenze zwischen Mensch und Gott. Dies war eine der großen Gefahren, die toratreue Juden seit Herodes im Kaiserkult sahen. Man opponierte gegen herodische Herrscher und ihre jüdischen Anhänger, wenn sie den Kult förderten oder an ihm teilnahmen, nicht nur aus prinzipiellen Gründen (Apostasie). Der Kaiserkult weichte auch grundlegende Elemente der Tora und der jüdischen Religion auf, indem er die Grenze zwischen Mensch und Gott sowie zwischen politischem Herrscher und Gott aufhob. Agrippa wird in der Legende dafür bestraft, weil er der Verführung durch die Atmosphäre des Kaiserkults erlegen war, den seine Untertanen – v.a. die paganen natürlich – schon längst als Selbstverständlichkeit praktizierten. Insofern soll sein Tod den Juden (und frühen Christen) Warnung sein. Noch so große Frömmigkeit, wie sie Agrippa im Leben gegenüber dem Tempel (s. u.) und am Schluß wieder in der Hinnahme seines Todes und der Anerkennung Gottes zeigt (ant. Iud. 19, 347), vermag nichts gegen die Verführung zur Gottvergessenheit durch die pagane Welt. Eine zu starke Annäherung an die „Götter auf Erden“ bedeutet den Verlust des irdischen Lebens. Eine andere Geschichte, die Agrippas Milde, Mäßigung und Großherzigkeit145 verdeutlichen soll, spielt sich ebenfalls im Kontext eines Kaiserfestes in Caesarea ab. Nachdem der König Jerusalem verlassen hatte, um in Caesarea an Kaiserspielen teilzunehmen, agitierte ein angesehener Gesetzeslehrer namens Simeon in einer Volksversammlung gegen den König und bezeichnet diesen als ouvc o[sioj (ant. Iud. 19, 332). Man müsse Agrippa deshalb mit Recht vom Zutritt zum Tempel ausschließen, der nur ‚besonders Qualifizierten‘ zustehe. Eine uneinheitliche Textüberlieferung qualifiziert die Berechtigten entweder als toi/j evggene,si(n) oder als toi/j 143

Nestle-Aland, Einheitsübs. Vgl. Eus. HE 2, 10.10. SCHWARTZ 1990, 149. 145 Ios. ant. Iud. 19, 334. 144

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IV. Die Verschärfung der Kaiserkultproblematik

euvgene,sin.146 Die evggenei/j wären eine ethnisch-genealogisch geschlossene Gruppe (i.S.v. Zugehörigkeit zum Volk der Juden). Agrippa würde in diesem Fall also nicht zum Judentum qua Abstammung gerechnet, was einen alten Vorwurf gegen Herodes nun gegen den Enkel ins Spiel gebracht hätte. Bei der Variante euvgenei/j ginge es um eine Elite innerhalb der Juden Judäas – diese Lesart scheidet aus sachlichen Gründen aus, weil Agrippa unzweifelhaft zur Aristokratie iin Judäa gehörte. Niese hat, weil ihm weder evggenei/j noch euvgenei/j sachlich zutreffend erschien, zu toi/j euvage,sin – im jüdischen Kontext demnach „den Reinen“ – verbessert. Die Konjektur wurde von Feldman (LCL) und Lämmer übernommen.147 Die Lösung paßt zwar mit dem ja ebenfalls geäußerten Vorwurf zusammen, Agrippa sei ouvc o[sioj (lat. Version non sanctum et iustum). Allerdings spricht ein gewichtiges philologisches Argument – darauf hat Schwartz hingewiesen –148 gegen Nieses Konjektur: Josephus benützt an keiner Stelle seines Werks euvagh,j. Und zu bestimmen bleibt auch in diesem Fall, was genau Agrippa „unrein“ machte. Fürs erste genügt es, Simeons Polemik im Kern darauf zu reduzieren, daß Agrippa von der zu kultischen Handlungen berechtigten Gruppe der (männlichen) Juden auszuschließen sei, weil er die dafür nötigen Voraussetzungen nicht besitzt. Der König, informiert über diese Agitation, läßt Simeon nach Caesarea bringen und zu sich ins Theater rufen. Nachdem dieser bei ihm Platz genommen hat, fragt ihn Agrippa: „Sag mir: Was von dem, was hier passiert, ist gegen das Gesetz?“149 Simeon weiß darauf nichts zu sagen, bittet um Verzeihung und wird vom milden König mit einem besonders ehrenvollen Geschenk entlassen. Der Ausgang der Geschichte klingt verdächtig harmonisch und dürfte höfischer Apologetik gegen eine in gesetzestreuen Kreisen zirkulierende Kritik an Agrippa entspringen.150 Schwartz, der an toi/j evggene,sin festhält, ist der Ansicht, der Streit sei um Agrippas „proper descent“ gegangen.151 146 toi/j euvgene,si (-sin A ) AM : toi/j evggene,sin W : th/|j euvgene,si E : toi/j euvage,sin coni. Niese: dignis Lat. 147 FELDMAN, LCL 1965, 370 f. Anm. c. LÄMMER 1981–1982, 206. – Wenn die lateinische Version den inneren Tempelbezirk nur dignis vorbehält, hilft dies nur wenig zur Klärung, weil der Begriff die „Würdigkeit“ nicht näher bestimmt. 148 SCHWARTZ 1990, 125; vgl. KRIEGER 2003, 106. 149 Ios. ant. Iud. 19, 333: eivpe, moi, fhsi,n, ti, tw/n evnqa,de ginome,nwn evsti. para,nomon; 150 LÄMMER 1981–1982 hält die Geschichte für ganz authentisch und meint, Simeon habe aus Angst vor Majestätsbeleidigung und um nicht als Aufrührer zu erscheinen vor dem König geschwiegen. 151 SCHWARTZ 1990, 124. Zur ganzen Argumentation ebd. 124–130. Vgl. schon BAUMGARTEN 1982 (es gab offenbar auch die Auffassung [tSot VII 16)], daß Idumäer trotz 5 Mose 23,8 drei Generationen nach einem Übertritt zum Judentum noch immer nicht zum Volk Israel zählten). 1

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Simeon sei auch kein Pharisäer gewesen, wie die Forschung immer behaupten würde, sondern ein „pious Sadducee who called for a consistent insistence upon the Temple’s sanctity even at the price of confrontation with the ruling authorities“.152 Ausgehend von einem genealogisch bestimmten Priestertum habe man in sadduzäischen Kreisen auch die Frage nach der Zugehörigkeit zum Judentum radikalisiert. Nur als Juden schon Geborene könnten demnach Juden sein (was gleichbedeutend mit der grundsätzlichen Ablehnung von Konversion wäre). Da unter Agrippas Großelterngeneration drei Idumäer gewesen seien (Herodes, Salome, Kostobar), sei Agrippa kein Jude.153 Die Szene im Theater sei akzidentiell.154 Zwei Einwände müssen gegen Schwartz’ Interpretation vorgebracht werden. Zum einen fragt man sich, warum Agrippa und ein sadduzäischer Gesetzeslehrer ausgerechnet im prekären Ambiente eines Kaiserfestes Agrippas problematische Abstammung hätten erörtern sollen bzw. warum bei der pro-agrippeischen Redaktion der Geschichte eine für die propagierte Gesetzestreue des Königs zweifelhafte Umgebung nicht unter den Tisch gefallen ist.155 Zum andern soll nicht bestritten werden, daß Agrippas idumäische Vorfahren ein altbekanntes innerjüdisches Legitimationsproblem seiner Familie darstellten. Nur ging es bei diesem Problem, wie schon ausgeführt (II 1.c), nicht darum, ob Agrippa Jude war. Herodes, Salome, Kostobar waren längst Juden, und Agrippa I. war, wenn man so will, ein Proselyt der fünften Generation. Fragen nach „proper descent“ konnten zu Agrippas Zeit nur noch darauf zielen, welchen Rang die Herodier als Abkömmlinge von Proselyten innerhalb eines seit den Hasmonäern und ihren Zwangskonversionen neu stratifizierten judäischen Judentums einnahmen.156 Aufgrund 152

SCHWARTZ 1990, 129. Zu Simeon als Sadduzäer, d.h. geprägt von einem speziellen Interesse an der Exklusivität der Tempelpriesterschaft, 126. 129. – Zur schwierigen Frage, wie man die Gruppe der Sadduzäer, v.a. im Gegensatz zu den Pharisäern, theologisch (v.a. Reinheitsvorstellungen, Definition der Tora) und soziologisch fassen kann, WASSÉN 1991, 127–146. STEMBERGER 2001. Eine neue These jetzt von OTTO 2004, bes. 13–27 (Traditionslinie zur zadokidischen Tempelpriesterschaft und Schriftauslegung in Abgrenzung von aaronidischer, antizadokidischer Priesterschaft und Schriftauslegung, aus deren Tradition sich der Pharisäismus abspaltete). 153 SCHWARTZ 1990, 126 f. 154 „Namely, when Agrippa asks ‚What of what is happening here is not according to the Law?‘, ‚here‘ (evnqa,de) refers not to the theatre, but rather means ‚this issue‘ (Agrippa’s entrance into the Temple)“ (SCHWARTZ 1990, 125). 155 Kritisch zu Schwartz’ These, die Theaterszene sei nur akzidentiell, BAUMGARTEN 1982, 222–224; KRIEGER 2003, 106 f.; KRAUTER 2004, 152 f. 156 Vgl. Philo, leg. 278, wo Agrippa in seiner Bittschrift an Caligula wegen des Statuenprojekts nicht nur sein Judentum bekennt, sondern auch seine Verwandtschaft mit den Hasmonäern betont: „Ich bin, wie Du weißt, als Jude geboren; Jerusalem ist meine Vater-

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IV. Die Verschärfung der Kaiserkultproblematik

ihres noch relativ jungen Judentums, ihrer fehlenden Zugehörigkeit zur alten Elite und ihrer nur schwachen Verbindung zur hasmonäischen Dynastie konnte den Herodiern die Qualifikation zur Herrschaft bestritten werden. Dieses Thema hat aber nichts mit Agrippas grundsätzlichem Recht zu tun, den Tempelbezirk zu betreten (den ja sogar Nicht-Juden im „Vorhof der Heiden“ betreten konnten). Wollte er den inneren Tempelbezirk bzw. den ihm eigentlich ja gebührenden „Vorhof der Männer“ betreten,157 mußte er, wie alle anderen männlichen Juden, in erster Linie kultisch „rein“ sein. Schwartz kann im übrigen auch keinen Beleg für eine so krasse Definition des Judentums im 1. Jh. n.Chr. beibringen.158 Im Gegenteil, Josephus ist voll mit Proselytengeschichten (am prominentesten die Konversion des Könighauses von Adiabene, ant. Iud. 20, 17–96), und da die Sadduzäer die Priesterschicht in Jerusalem dominierten, kann es unter ihnen keine grundsätzlichen Einwände gegen Konversion gegeben haben. Etwas anderes waren Fragen zur Form bzw. welche Bedingungen erfüllt sein mußten, damit man in Judäa/Jerusalem als Jude galt.159 Agrippas Judentum kann hier auch nicht von extremen Sadduzäern in Zweifel gezogen worden sein. Übrig bleiben deshalb nur die Zweifel an seinem Status ritueller Reinheit. In diesem Sinne ist deshalb trotz philologischer Bedenken an Nieses Konjektur euvage,sin festzuhalten und ein Hapaxlegomenon bei Josephus anzunehmen.160

stadt … Mir wurden unter meinen Großvätern und Vorfahren Könige zuteil, von denen die meisten Hohepriester waren“. 157 Vgl. neben den Belegen aus Josephus zu Agrippas Opfern im Tempelbezirk die entsprechenden Belege aus der Mischna: Bik 3:4. Sot 7:8. 158 BAUMGARTEN 1982, 215–218 benützt als Beleg die Kritik mSot 7:16, die mSot VII 8 mit der Aussage, Agrippa sei (schon) ein Bruder, zurückweist. Dies muß man nicht als klaren Beweis dafür sehen, daß eine solche Haltung schon im 1. Jh. n.Chr. existierte. Die Polemik gegen Agrippa kann genauso erst nach dem Ende dieses Zweigs der herodischen Dynastie und in Reaktion auf das Desaster der beiden jüdischen Aufstände entstanden sein. 159 Zum Proselytentum im Judäa der frührömischen Zeit vgl. SCHÜRER u.a. III 1 (1986), 160–165. 169–173. Die Diskussion ging wohl v.a. um die Beschneidung. 160 KRAUTER 2004, 154 kommt zu einem ähnlichen Ergebnis von der Sache her, muß aber, weil er die Konjektur Nieses ablehnt und an evggene,sin (übs. als „den Eingeborenen“) festhält, m.E. zu stark mit einem genealogischen Argument gegen Proselyten argumentieren (Josephus’ Text „wäre ein Zeugnis dafür, daß in manchen jüdischen Kreisen gegen Proselyten oder Proselytennachfahren, insbesondere denen aus der Oberschicht mit hellenisiertem Lebensstil, der Verdacht bestand, daß sie sich nicht oder nicht genau genug an die Gebote hielten“, 154). Mit der Abstammung kommt man bei Simeons Kritik nicht weiter; es geht um die Toratreue, wie er sie auffaßt, egal ob sie von „eingeborenen“ oder „konvertierten Juden“ praktiziert wird. Das gleiche Argument läßt sich gegen Kriegers Versuch einer Synthese (die Geschichte soll zeigen, daß Agrippa die jüdischen Traditionen und Reinheitsgebote eifrig befolgte, KRIEGER 2003, 107) vorbringen.

3. Agrippa I. unter Claudius: Die Übersteigerung von Herodes’ Politik

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Daß das Kaiserfest Teil der Geschichte wurde, war oder blieb, spricht stark dafür, daß sich Simeons Agitation nicht bloß gegen Agrippas Theaterbesuch,161 sondern gegen Agrippas Partizipation am Kaiserkult im Rahmen von Kaiserfesten gerichtet hat.162 Es ist kaum glaubhaft, daß ein strenger Gesetzeslehrer das Kaiserfest in der Kaiserkultstadt Caesarea freiwillig besucht haben soll und dann nichts vorfand, was gegen die Tora verstieß. Viel wahrscheinlicher ist es, daß die Anekdote die Kaiserkultpolemik gegen Agrippa in torakonservativen Kreisen entschärfen helfen sollte. Vielleicht haben radikale Toralehrer Agrippa tatsächlich wegen seines Zirkulierens zwischen paganer und jüdischer Welt, zwischen Orten wie Berytus, Caesarea und Jerusalem, permanent als so „unrein“ angesehen, daß man ihm das Betreten des inneren Tempelbezirks ganz untersagen wollte. Angesichts beider Geschichten – Agrippas Tod nach der Akklamation als Gott bei einem Kaiserfest in Caesarea und Agrippas Unreinheit u.a. auch wegen des Kaiserkults – liegt der Schluß nahe, daß Agrippas Partizipation am Kaiserkult ein schwerwiegendes innerjüdisches Legitimationsproblem darstellte. Außer einem Verzicht auf den Kaiserkult gab es keine Lösung des Problems, höchstens eine Form der Kompensation. Auch Agrippa praktizierte deshalb wie Herodes eine Politik der Balance. Durch besondere Akte der jüdischen eusebeia/Toratreue und einer speziell an das Volk der Juden und seinen Gott gerichteten Euergesie sollten die Gesetzesverstöße auf dem Gebiet des Kaiserkults ausgeglichen werden. Agrippas jüdisches Herrschaftskonzept: Ein Weg in eine neue Autonomie Judäas? Josephus hat Agrippa als vorbildlich toraobservanten König gezeichnet (s. gleich). Dieses positive Image darf bezweifelt werden, vor allem was Agrippas angeblich strenge oder verschärfte (pharisäische) To-

161 So FELDMAN, LCL 1965, 371. PALTIEL 1991, 210. Bei KRAUTER 2004, 153 f. bleibt die Interpretation der Theaterszene bzw. ihre Verknüpfung mit dem gravierenden Vorwurf Simeons gegen Agrippa schwach; wenn ich die Schlußpassage S. 154 recht verstehe, steht das Theater für Agrippas hellenisierten Lebensstil, der Agrippas Jude-Sein gemäß der Tora) in „manchen jüdischen Kreisen“ bezweifeln ließ. – Wie stark in den zeitgenössischen Ausprägungen des Judentums die hellenische Festkultur per se abgelehnt wurde, ist nicht klar. Sie war sicher prekär, soweit sie Teil der paganen Religion war. Dennoch wird man sich, insbesondere bis 70 n.Chr., den Grad an Ablehnung differenziert vorstellen müssen. Philo besuchte ein Sportfest und die Aufführung einer Euripidestragödie (Quod omnis probus 26. 141). Josephus bemerkt nur, Spiele seien der jüdischen Tradition fremd (ant. Iud. 15, 268), ohne sie insgesamt zu verwerfen oder Probleme der Verunreinigung zu erwähnen. Die rabbinischen Autoritäten (seit 70 n.Chr.) lehnten Spiele dann vor allem wegen der dort stattfindenden Idolatrie ab (WEISS 1999, 43–49, mit einer Fülle von Belegen für die aktive und passive Teilnahme von Juden an Spielen). 162 So schon LÄMMER 1981–1982, 207.

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IV. Die Verschärfung der Kaiserkultproblematik

raobservanz und das bevorzugte Residieren in Jerusalem angeht.163 Dennoch wird bei Josephus deutlich, daß Agrippa seit seiner Rückkehr nach Jerusalem als jüdischer König, als (propagierter) Verteidiger des Tempels und Retter des Volks der Juden vor Caligula seine Verbundenheit zur Tora und zum Jerusalemer Kult öffentlich stark demonstrierte. Nach seinem Einzug in Jerusalem brachte Agrippa Dankopfer dar, unter aller Beachtung der Vorschriften des Gesetzes.164 Er übernahm für eine „sehr ansehnliche“ Anzahl von Nasiräern (hebr. ~yryzn) die Opfer, die diese Frommen für die Auslösung aus ihrer Askese erbringen mußten.165 Die goldene Kette, die ihm Caligula – in Erinnerung an die Befreiung aus der Haft unter Tiberius – geschenkt hatte, weihte er dem Tempel, wo sie daran erinnern sollte, wie tief ein jeglicher fallen und wie sehr Gott auch wieder auf höchste Höhen des Schicksals führen könne.166 Nach Vollbringung seiner Pflichten gegenüber Gott167 wandte sich Agrippa seinen irdischen Geschäften zu. Den Jerusalemern erließ er aus Dank für den freundlichen Empfang die Gebäudesteuer. Genauer besehen war dies ein Akt, der nicht allen Jerusalemern zugute kam, sondern nur der wohlhabenden Oberschicht, die vor allem aus einer politisch-administrativen Schicht (Beamte, Ratsherren, Steuerpächter) und den höheren Priesterklassen bestand.168 Beide Gruppen brauchte Agrippa selbstredend, um seine Herrschaft zu stabilisieren. Agrippa etablierte auch eine spezielle Jerusalemer Münzprägung, deren Münzen parallel zu den in Caesarea geschlagenen Emissionen zirkulierten. Die Jerusalemer Münzen waren anikonisch, der Titel des Königs nur basileus Agripa [sic]. Der Schirm auf der Vorderseite war ein neues Symbol in der jüdischen Münzprägung und zitierte nicht ein dezidiert persisches, sondern ein altes orientalisches Hoheitszeichen.169 Auf der Rückseite fin163

Vgl. die Einwände von LÄMMER 1981–1982, 201 f. 207–209. 212. 214 f., GOOD1987, SCHWARTZ 1990, 170 f. KRIEGER 2003, 108–110. – STROBEL 1996, 133 f. stimmt Schwartz zu, auch wenn man „noch schärfer zeigen [könnte], daß die ahistorische Typenbildung mit dem geradezu im Übermaß das Gesetz achtenden König ein reines Konstrukt der rabbinischen Traditionsformung ist, deren Authentizitätsprobleme zu akzentuieren sind“. 164 Ios. ant. Iud. 19, 293. 165 Ios. ant. Iud. 19, 294, dazu der Kommentar von FELDMAN, LCL 1965, 352 f. Zu den vorgeschriebenen Opfern der „Gottgeweihten“ 4 Mose 6,13–21; 4 Mose 6,1–12 beschreibt die spezielle Lebensweise in diesem gesteigerten Zustand ritueller Reinheit. 166 Ios. ant. Iud. 19, 294–296. 167 So explizit Ios. ant. Iud. 19, 297. – Ios. ant. Iud. 19, 331 weist darauf hin, daß Agrippa auch in der Folgezeit immer peinlich genau alle vorgeschriebenen Opfer- und Reinheitsgebote erfüllte. 168 Der Steuererlaß Ios. ant. Iud. 19, 299. 169 KLIMOWSKY 1974 mit den Bildquellen. MESHORER (AJC II, 57 f.; 2001, 96) betont die altorientalische Tradition des Schirms als königliches Würde- und Rangzeichen, BLATT

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det sich mit drei Kornähren ebenfalls ein neues Motiv jüdischer, in Jerusalem geprägter Münzen. Philippos und Agrippa haben die drei Kornähren schon als Münzmotiv in Bezug auf die Assoziierung von Frauen der domus Augusta mit einem Demeterkult verwendet, dann allerdings mit einer Hand, die das Getreide hält (Abb. 40c. 50c). Auf der Jerusalemer Münze symbolisierten die Ähren den zu erwartenden Gütersegen unter einer Herrschaft Agrippas.170 Neu ist schließlich auch, daß ein Herrschaftsjahr genannt wird (Jahr „6“, d.h. 41/42 n.Chr.). Kein Hasmonäer und weder Herodes noch Archelaos haben ihre in Jerusalem geschlagenen Münzen nach Herrschaftsären datiert. Man kann dieses Novum kaum anders verstehen als den Versuch Agrippas, der jüdischen Königsherrschaft eine aus religiös-priesterlichen Vorgaben emanzipierte Legitimation zu verschaffen. Ein Prestigeunternehmen, aber auch eine sozio-ökonomische Maßnahme für die unteren Schichten war der Bau einer neuen, starken Stadtmauer im Norden Jerusalems (die sog. „Dritte Mauer“).171 Agrippa hatte dazu Claudius’ Erlaubnis erhalten (Tacitus sagt, gegen Geld).172 Nach einer langen, intensiv geführten archäologischen Debatte lokalisiert man heute die „Dritte Mauer“ Agrippas mehrheitlich ca. 400 m nördlich der heutigen (nördlichen) Altstadtbefestigung (s. Abb. 30).173 Allerdings sollte hier nicht einfach ein Wohngebiet (Bezetha, „Neustadt“) extra muros mit einem Mauerschutz versehen werden, wie es Josephus als vornehmliche Absicht Agrippas ausgibt.174 Die „Neustadt“ hatte bereits ein abgrenzendes Mauerwerk,175 wohl im Sinne eines normalen Schutzes in Friedenszeiten. Agrippa wollte diese vorhandene Mauer nach allen Regeln der Verteidigungskunst verstärken. Jerusalem, im Osten, Süden und Westen durch

wodurch Agrippa seinem Herrscherstatus symbolisch Ausdruck verleiht; OVERBECK 1993, 70 erkennt in der Abbildung einen Baldachin (ebenso als königliches Rangabzeichen). – Die Frage bleibt, wo Agrippa das nicht mehr geläufige Symbol rezipiert hat und wie er es verstanden wissen wollte. 170 AJC II, 58 f. MESHORER 2001, 96 f. 171 Ios. bell. Iud. 2, 118 f. 5, 147–159. ant. Iud. 19, 326 f. 172 atque per avaritiam Claudianorum temporum empto iure muniendi struxere muros in pace tamquam ad bellum (Tac. hist. 5, 12.2). 173 Vgl. den Überblick über die Diskussion bei GEVA 1993, 736. 744 f. KUHNEN 1990, 136 f. SCHWARTZ 1990, 141 f. Neue Ausgrabungen bestärken die These, daß die „Dritte Mauer“ tatsächlich so weit nach Norden ausgriff, s. GEVA 2000, 16. TZAFERIS u.a. 2000. 174 Ios. bell. Iud. 5, 152. 175 Ios. ant. Iud. 19, 326. – SCHWARTZ 1990, 143 f. ignoriert diese Information bei seiner These von der politischen Harmlosigkeit der Dritten Mauer und der Böswilligkeit des Marsus gegenüber Agrippa.

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IV. Die Verschärfung der Kaiserkultproblematik

Täler und Mauern gut geschützt, wäre dann nur noch schwer zu erobern gewesen,176 hätte Agrippa das Werk vollenden können. Was das Ende des Bauprojekts herbeiführte, ist bei Josephus unterschiedlich überliefert.177 Der gemeinsame Kern aller Nachrichten ist, daß Agrippa das politische Maß bei dem Projekt „Dritte Mauer“ überschritten hatte. Claudius hatte offenbar zwar das Recht zugestanden, eine bereits bestehende, einfache Schutzmauer im Norden in einer zivilen Erfordernissen genügenden Weise auszubauen. Niemand in Rom hatte aber damit gerechnet, daß Agrippa einen entscheidenden Schwachpunkt in den Verteidigungsanlagen Jerusalems beseitigen wollte.178 Daß Agrippa ausgerechnet dieses Bauprojekt in Angriff nahm – und kein ziviles oder religiöses Projekt –, dürfte als ein wesentlicher Teil seiner innerjüdischen Legitimation gedacht gewesen sein. Ein König, der Jerusalem mit seinem Heiligtum vor Angriffen wie denen des Caligula schützte, übte seine Macht zum Guten des jüdischen Volkes und seines Gottes aus. Wenn der syrische Legat Marsus in dem neuen Mauerring eine Bedrohung römischer Interessen sah und in Rom intervenierte, war dies eine politische Selbstverständlichkeit, keine Böswilligkeit oder Teil einer Intrige gegen Agrippa.179 Claudius’ Aufforderung, den Mauerbau einzustellen, dürfte Agrippa in eine schwierige Lage gebracht haben. Wie sollte er die neue Lage verkünden, ohne neue Aversionen gegen die römischen Oberherren zu erzeugen? Viele Juden werden aus der Botschaft vor allem herausgehört haben, daß sich die Römer alle Optionen für Jerusalem und Judäa offenhielten. Dennoch gab es für Claudius keine andere Wahl, zumal 176 Ios. bell. Iud 2, 118. 5, 153 f. ant. Iud. 19, 326. – Vgl. Tac. hist. 5, 12.2 zu den Mauern, die zu Friedenszeiten wie für den Kriegsfall erbaut worden seien: struxere muros in pace tamquam ad bellum. 177 (1) Agrippas vorzeitiger Tod (bell. Iud. 2, 219); (2) Agrippas Furcht, Claudius könne den Bau als Vorbereitung zu „politischen Veränderungen oder Aufständen“ auffassen, läßt ihn das Projekt nicht über die Fundamente hinaus weiterführen (bell. Iud. 5, 152); (3) Claudius fordert Agrippa brieflich auf, den Mauerbau zu unterlassen, nachdem ihm der syrische Legat Marsus die Art des Unternehmens geschildert hatte; Agrippa fügte sich (ant. Iud. 19, 326 f.). 178 Obwohl man 66 n.Chr, nach Ausrufung des Aufstands, die Verteidigungsanlagen im Norden auszubauen begann (Ios. bell. Iud. 2, 563. 5, 155), stellte die Anlage für die Römer bei der Eroberung Jerusalems 70 n.Chr. kein größeres Hindernis dar. Nach 15 Tagen hatte Titus bereits den Durchbruch durch die „Dritte Mauer“ im Nordwesten erreicht (Ios. bell. Iud. 5, 302), nach weiteren fünf Tagen den ersten Durchbruch durch die „Zweite Mauer“ (ebd. 5, 331). 179 So SCHWARTZ 1990, 143 f., der ignoriert, daß Agrippa eine bereits bestehende Mauer zum Bollwerk verstärken wollte. STROBEL 1996, 133 hat bereits darauf hingewiesen, daß Schwartz „persönliche Motive des Legaten“ überbetont. – PALTIEL 1991, 213 sieht das Projekt zu harmlos, wenn er meint, Agrippa „was merely attempting to enhance the position of his capital within the empire“.

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in einem Gebiet, das für seine Probleme mit dem römischen Herrschaftsanspruch gut bekannt war. Noch bei einem weiteren Vorfall mißachtete Agrippa die ihm von Rom aus gesetzten politischen Grenzen erheblich. Nach den Spielen von Berytus trafen sich fünf Klientelkönige des römischen Ostens180 mit Agrippa in Tiberias, vielleicht zu weiteren ludi, die für Claudius dort veranstaltet wurden. Die Herrscher dürften vorher schon in Berytus gewesen sein und von Agrippa nach Tiberias eingeladen worden sein (und nicht, wie es Josephus neutral-freundlich schildert, Agrippa einfach besucht haben).181 Marsus scheint vorab nicht über dieses Treffen informiert worden zu sein. Nachdem er Kenntnis davon erlangt hatte, begab er sich sofort nach Tiberias. Vor der Stadt zog ihm Agrippa, mit den fünf Königen zusammen in einem Wagen sitzend, entgegen, angeblich um Marsus einen gebührenden Empfang zu bereiten. Für Marsus war dies zuviel demonstrierte und wohl auch tatsächliche homonoia und philia an einem Ort; dies sei nicht im Sinne der Römer.182 Er hieß die Könige, sich sofort nach Hause zu begeben. Agrippa faßte dies als eine persönliche Beleidigung auf und stand seitdem mit Marsus schlecht183 – vermutlich endgültig schlecht, da die Beziehung schon seit der Maueraffäre nicht mehr unbelastet gewesen sein dürfte. Agrippa hatte, wie man am Mauerbau von Jerusalem, an seiner selbstbewußten jüdischen Münzprägung, schließlich auch am Königstreffen von Tiberias erkennen kann, begonnen, seine Herrschaft auf Grundlagen zu stellen, die nicht mehr ausschließlich von Rom abhängig waren. Jerusalem sollte uneinnehmbar werden. Das gute Einvernehmen mit benachbarten, verschwägerten Dynasten sollte Agrippas Herrschaft außerrömische Anerkennung verleihen. Dies war sicher nicht als Abwendung von Rom, als Vorbereitung zu einer Loslösung oder einem Aufstand gemeint. Agrippa wollte nur nicht mehr allein auf Rom setzen. Er hat dies Marsus in der Szene in Tiberias unklugerweise deutlich vor Augen geführt – vielleicht aufgrund eines gewissen Rachebedürfnisses für die Demütigung wegen des Mauerbaus. Trotz der persönlichen Spannungen zwischen Marsus und Agrippa muß man Marsus’ Verhalten als Reaktion in der Sache sehen.184 180

Antiochos IV. von Kommagene, Sampsigeramos II. von Emesa, Kotys I. von Armenia minor, Polemon II. von Pontos (und Kilikia Pedias) sowie Agrippas Bruder Herodes von Chalkis. 181 Ios. ant. Iud. 19, 338 f. 182 Ios. ant. Iud. 19, 341. Die Könige kannten sich alle schon seit ihrer Erziehung in Rom am Kaiserhof und waren auch miteinander verwandt und verschwägert. Vgl. SCHWARTZ 1990, 138. KOKKINOS 1998, 251. 295. 183 Ios. ant. Iud. 19, 342. 184 Gegen SCHWARTZ 1990, der die Bedeutung des Vorfalls von Tiberias auf eine persönliche Angelegenheit zwischen Agrippa und Marsus reduziert.

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IV. Die Verschärfung der Kaiserkultproblematik

Der syrische Legat dürfte in der demonstrierten Harmonie der sechs Könige genau das erkannt haben, was Agrippa – vielleicht auch die anderen – suchten: ein Einvernehmen unabhängig von Rom. Und derartige Allianzen konnte Rom an keiner Stelle des Reiches – die alte Partherfurcht der Römer mag in diesem Fall noch zusätzlich eine Rolle gespielt haben –185 dulden. Agrippas baldiger Tod, etwa ein gutes halbes Jahr nach der „Konferenz von Tiberias“, läßt viele Fragen offen. Ist es realistisch anzunehmen, daß es Agrippa gelungen wäre, die verschiedenen Erwartungen an sich als jüdischer König, als König in hellenistischer Tradition, als römischer Klientelkönig zu erfüllen? Wie hätte die Versöhnung von derart starken Widersprüchen – Gottesherrschaft gegen jüdische Königsherrschaft und römische Kaiserhoheit, alleiniger Gott gegen einen Kaiser, der im Land auch als Gott verehrt wurde – aussehen können? Es gab hierfür keine Lösung, solange die jüdische Religion ein politisches Ideal enthielt bzw. solange es die römische Oberherrschaft gab. Was Agrippa anbahnen wollte, eine Art dritten Weg romfreundlicher, aber selbständiger Allianzen von Klientelherrschern, war in diesen Tagen des römischen Imperiums kein gangbarer Weg. Rom war zu stark, als daß es solcher Freunde bedurft hätte. Die erneuerte römische Herrschaft über Judäa 44 n.Chr. Warum hat Claudius Agrippas Reich 44 n.Chr. nicht einem Mitglied der Herodischen Dynastie überantwortet? Laut Josephus war es die Jugend von Agrippas Sohn (damals 16 Jahre), weshalb Claudius das Reich wieder direkter römischer Herrschaft unterstellte.186 Dies darf man getrost als eine diplomatische Sprachregelung ansehen. Claudius hätte zum Beispiel Herodes von Chalkis, dessen Reich unbedeutend war, zum (Interims-)Nachfolger machen können. Dieser erhielt aber nur die „Tempelrechte“.187 Für Claudius war vielmehr die Restituierung des alten herodischen Reichs kein Weg mehr, um die Probleme mit Judäa zu lösen. Claudius’ Entscheidung war eine spezifische Reaktion, die normalen Maßstäben

185

Von SCHWARTZ 1990, 138 als zusätzliches Motiv in Rechnung gestellt. Ios. bell. Iud. 2, 220 (nur das Argument des Alters). ant. Iud. 19, 354 (die Altersangabe). 360–362 ausführlicher: Claudius habe kurz erwogen, den jungen Agrippa, wie mit dem Vater vereinbart, zum Nachfolger zu ernennen, sei aber dann von „Freigelassenen und Freunden“ umgestimmt worden, die ein so großes und wichtiges Reich nicht in den Händen eines derart jungen Mannes sehen wollten. 187 Ios. ant. Iud. 20, 15 f. – Zu weiteren möglichen Nachfolgern aus der herodischen Dynastie PALTIEL 1991, 261. 186

3. Agrippa I. unter Claudius: Die Übersteigerung von Herodes’ Politik

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römischer Provinzpolitik folgte und nicht etwa einem allgemeinen Prinzip der Provinzialisierung oder ethnischer Marginalisierung.188 Das spezielle politische Problem in Judäa war, daß einerseits ein mit noch so viel materiellen und politischen Machtgrundlagen ausgestatteter jüdischer Herrscher nur dann auch im Innern stark war, wenn er sich gegen Rom stellte, und daß andererseits ein erklärt romtreuer jüdischer Klientelkönig die antirömischen Kräfte besonders aufstacheln würde. So hat Claudius eine neue Variante der Politik gegenüber den Juden Judäas gewählt. Die Kontrolle über die politische Loyalität der Region würde Rom selbst ausüben. Aus den Angelegenheiten des Tempels – Bestellung des Hohenpriesters, Verfügung über den Tempelschatz und Ablauf des Opferrituals – würde sich Rom heraushalten, aber nicht mehr in der Form der tou/ e;qnouj auvtonomi,a wie zwischen 6–37 n.Chr. Der Priesterschaft gewährte Claudius nur noch das Recht zur Verwahrung des hohenpriesterlichen Gewands. Alle übrigen Tempelrechte gingen auf Herodes v. Chalkis über, nach dessen Tod auf Agrippa II.189 Die herodische Dynastie blieb auf dieser religiös-politischen Ebene ein wichtiges Bindeglied zwischen Rom, Jerusalem und den Juden Judäas.

188 SCHWARTZ 1990, 151 f. sieht die Entscheidung „as part of an aggressive eastern policy“ bald nach 41 n.Chr. (Auflösung der Klientelreiche bzw. Entzug der Autonomie in Lykien [43 n.Chr.], Noricum und Thrakien [46 n.Chr.], Arka [49 n.Chr.], Rhodos, s. PALTIEL 1991, 230–239). Ähnlich PALTIEL 1991, 227–229. 312 f., der in Claudius’ Reichspolitik eine Tendenz zur Versachlichung und Zentralisierung erkennt, die der Klientelreiche bzw. -könige nicht mehr bedurfte und so nicht mehr „pro-ethnic“ (313) war: „the government had set out on a course of suppressing all marks of autonomy … he [i.e. Claudius] was enlarging the empire and eliminating ‚irregularities‘ “ (237); „Ethnic autonomy was going the way of senatorial auctoritas“ (229) (vgl. S. 227. 229. 313). Die These greift zu weit und verallgemeinert partielle Entscheidungen zu stark zu einem Prinzip. Claudius ernannte nach 41 n.Chr. genauso Nachfolger in Klientelreichen (Bosporanisches Reich, Armenien, Homs/Emesa, nicht zu vergessen Agrippa II., 48/49 n.Chr. Herodes’ Nachfolger in Chalkis und 53 n.Chr. Herrscher über Arka, Abila und Philippos’ alte Tetrarchie). Claudius’ Reichspolitik bietet keinen Anhaltspunkt für einen Paradigmenwechsel i.S. einer aggressiven oder anti-ethnischen Tendenz (vgl. ECK 1994). 189 Ios. ant. Iud. 20, 10–16. 222 (zu Agrippa II.). Vgl. PALTIEL 1991, 262.

Kapitel V

Der Kaiserkult als Teil der Vorgeschichte des Jüdischen Aufstands: Judäa unter römischer Herrschaft 44–66 n.Chr. und das neue Reich Agrippas II. 1. Provinzialrechtlicher Status und Territorium Judäas seit 44 n.Chr. Provinzialrechtlicher Status. Judäa und Jerusalem standen nach gut drei Jahren wieder unter direkter römischer Herrschaft. In der Forschung ist man sich nicht einig, in welcher rechtlichen Form dies geschah. Hat Claudius die alte Form der praefectura Iudaea wieder aufgenommen? 1 Hat er eine entscheidende provinzialrechtliche Statusveränderung Judäas vollzogen, indem er in Judäa eine eigenständige procuratorische Provinz eingerichtet hat? 2 Oder gab es eine unklare Zwischenstellung: Judäa wurde zwar von procuratores verwaltet, diese unterstanden aber nach wie vor grundsätzlich (oder nur in kritischen Situationen) dem syrischen Legaten? 3 Hat der Titel eines procurator Augusti unter Claudius deshalb keine provinzialrechtliche Bedeutung, sondern löste einfach den des praefectus ab? 4 1

Schon BRUNT 1983, 55 f. votierte für eine grundsätzliche Unterordnung Judäas unter Syria in der Zeit 6–66 n.Chr. Klar dann GHIRETTI 1985, pass.; die entscheidende Aussage S. 763, daß Judäa „stata sottoposto all’imperium dei governatori di Siria“, und zwar von 63 v.Chr. bis 67 n.Chr. ECK 1999c, 246 neigt wohl auch dieser Ansicht zu. 2 So z.B. SHERWIN-WHITE 1963, 11 f. AJC II, 172. KEEL u.a. 1984, 613. SCHWARTZ 1992c, pass. KRIEGER 1994a, 1 (grundsätzlich); ab S. 103 Procurator als stete Bezeichnung ab 44 n.Chr. NOETHLICHS 1996, 18. SMALLWOOD 1976, 256 f. Auch COTTON 1999, 79–81 favorisiert eine Unterscheidung zwischen Judäa als Präfektur (6–41 n.Chr.) und als procuratorische Provinz (ab 44 n.Chr.) – HENGEL/DEINES 1996, 467. 471 m. Anm. 471 nennen die Zeit ab 6 n.Chr. „Prokuratorenherrschaft“, auch wenn sie in Anm. 216 darauf hinweisen, daß der Statthalter Judäas bis Agrippa I. praefectus hieß. 3 Vgl. z.B. PFLAUM 1957, 1269 (für eine grundsätzliche Unterordnung). SCHÜRER u.a. I (1973), 360 f. 357 (eher nur in kritischen Situationen); 454 eher in die Richtung einer grundsätzlichen Unterordnung. GABBA 2001, 134 nimmt an, der judäische Präfekt bzw. (ab 44 v.Chr.) Procurator sei „to some degree subordinate to the governor … of the imperial province of Syria“ gewesen. – Für eine grundsätzliche Unterordnung plädieren SCHWARTZ 1990, 152 f. BLEICKEN 1995, 149. WANDREY 1998a. 4 So JONES 1960, 125. SCHÜRER u.a. I (1973), 359. GOODMAN 1996, 751. – HENGEL/ DEINES 1996, 471 Anm. 216 halten den Titelwechsel für inhaltlich begründet. Claudius

1. Provinzialrechtlicher Status und Territorium Judäas seit 44 n.Chr.

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Die Antwort auf diese Fragen hat deshalb besondere Bedeutung, weil, wie noch zu sehen sein wird, in Judäa seit 44 n.Chr. Anomie und Gewalt, speziell in der Form des Widerstands gegen die Römer, stetig zunahmen, bis schließlich 66 n.Chr. der Aufstand ausbrach. Hatte der zunehmende Kontroll- und Autoritätsverlust der Römer etwas mit dem provinzialrechtlichen Status des Gebiets zu tun? War der Präfekt/Procurator militärisch und politisch zu schwach ausgestattet (im Fall der Unterordnung Judäas unter Syria)? Oder war er eine besonders starke Figur, die zum Widerstand reizte (im Fall der Eigenständigkeit)? Oder war er politisch eigenverantwortlich, besaß aber nicht die administrativen und militärischen Mittel, die Eigenverantwortung in vollem Umfang wahrzunehmen (im Fall der geringeren Ausstattung der Provinz in der „Zwischenstellung“)? Gegen diese letztere Annahme muß allerdings darauf hingewiesen werden, daß es eine solche „Zwischenstellung“ nicht gab: „procurator und praefectus sind nicht einfach nur verschiedene Termini für die gleiche Sache; sie weisen vielmehr auf einen grundsätzlichen Statuswechsel eines beherrschten Gebiets“. 5

Die Quellen (v.a. Tacitus, Josephus und die Evangelien) verwenden keine konsistenten Bezeichnungen für die obersten römischen Amtsträger Judäas zwischen 6 und 41 sowie 44 und 66 n.Chr. 6 Procurator/evpi,tropoj wird in der Zeit zwischen 6 und 41 n.Chr. gebraucht, obwohl seit Entdeckung der Pilatus-Inschrift von Caesarea klar ist, daß Judäa eine praefectura innerhalb Syrias war. Selbst wenn procurator/evpi,tropoj dann in der Bezeichnung zwischen 44 und 66 n.Chr. überwiegt, nennt Josephus C. Cuspius Fadus (ca. 44–46/47) und Lucceius Albinus (wohl 62–64) auch e;parcoj, 7 den Gessius Florus (64–66) auch h`gemw,n. 8 Die Apostelgeschichte bezeichnet Felix (wohl 52–60 [59?58?]) durchgängig als h`gemw,n (wie auch Mat-

habe den „Allerweltstitel procurator“, der im Vergleich zu praefectus „eine gewisse Abwertung“ bedeutet habe, gewählt, weil er nicht wollte, „daß seine Freigelassenen den Titel praefectus Caesaris trugen“. Die These bleibt eine Erklärung dafür schuldig, warum der Titel procurator eine Abwertung bedeutete. Der Statthalter einer eigenständigen procuratorischen Provinz hatte einen deutlich höheren Rang als ein Präfekt. 5 ECK 1999c, 246. Vgl. a. GHIRETTI 1985, 761. 6 Die Belege summarisch bei SCHÜRER u.a. I (1973), 359, bei THOMASSON 1994, 322 ad personam. Zur terminologischen Differenz JONES 1960, 117. 119. LÉMONON 1981, 46 f. 7 Ios. ant. Iud. 19, 363 (Fadus). – bell. Iud. 6, 303. 305. ant. Iud. 20, 197 (Albinus). Zur Amtszeit Fadus’ SCHÜRER u.a. I (1973), 455 („A.D. 44–?46“). KOKKINOS 1998, 198 datiert den Beginn von Fadus’ Nachfolger Ti. Iulius Alexander auf „c. 46/47“. – Zur Amtszeit Albinus’ SCHÜRER u.a. I (1973), 468. 8 Zu Florus Ios. ant. Iud. 18, 25. – Zur Amtszeit des Florus SCHÜRER u.a. I (1973), 470.

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V. Der Kaiserkult als Teil der Vorgeschichte des Jüdischen Aufstands

thäus den Pilatus). 9 Suet. Claud. 28 verwendet für Felix keinen Titel, sondern die Umschreibung Felicem, quem cohortibus et alis prouinciaeque Iudaeae proposuit (scil. Claudius). Wichtiger für die Lösung der Frage ist, welche Rolle der syrische Legat in Judäa nach 44 n.Chr. spielte. Hier sind die Belege für die Eingriffe in alle inneren Angelegenheiten Judäas, die römische Interessen berührten, erdrückend, und zwar im Grunde durchgängig für die ganze Zeit 44–66 n.Chr. C. Cassius Longinus (mindestens 45–49 n.Chr.), C. Ummidius Durmius Quadratus (ca. 49/51?–60 n.Chr.) und Cestius Gallus (63[?]–66/7 n.Chr.) sind in Judäa und Jerusalem, z.T. auch mit römischen Legionen, anwesend. 10 An sie wird in judäischen Angelegenheiten appelliert. 11 Sie entscheiden über judäische Gesandtschaften zum Kaiser oder schicken Personen vor das Kaisergericht. 12 Sie üben die Gerichtsbarkeit über die judäischen Oberbeamten und ihr Personal aus, 13 ja setzen diese sogar ab. 14 Wenn Corbulo 63 n.Chr. ein Imperium für Operationen in Armenia erhielt, das alle Statthalter und Lokalherrscher des Ostens unter sein Kommando stellte, galt dies natürlich auch für Judäa. 15

9

Apg 23,24–26. 33 f.; 24,1. 10; Mt 27,2. 11. 14 f. 21. 27 zu Pilatus (die anderen Evangelien nennen nur Pilatus’ Namen). – Zur langen Debatte über Felix’ Amtszeit SCHÜRER u.a. I (1973), 460. 465 f. Anm. 42. KOKKINOS 1998, 385. Schürer u.a. geben das etablierte Datum ca. 52–60 nicht auf, halten aber ein Enddatum 58 oder 59 n.Chr. auch für möglich. SCHWARTZ 1992c, 239 datiert das Ende auf 56, KOKKINOS 1998, 385 f. 392 auf 58 n.Chr. 10 Ios. ant. Iud. 20, 7 (Cassius Longinus 45 n.Chr. in Jerusalem mit Truppen). bell. Iud. 2, 241. ant. Iud. 20, 129 f. 133 (Quadratus in Judäa und Jerusalem). bell. Iud. 2, 280 (Cestius in Jerusalem zu Pessach 66 n.Chr.). Tac. hist. 5, 10.1 bzw. Ios. bell. Iud. 2, 499– 555. vita 23 f. (Cestius in Judäa bzw. vor Jerusalem mit der 12. Legion und Auxiliartruppen im Herbst 66 n.Chr. zu Beginn des Aufstands). 11 Ios. ant. Iud. 20, 7 f. (die Juden 45 n.Chr. an Cassius Longinus wegen des hohepriesterlichen Gewands). bell. Iud. 2, 239 f. ant. Iud. 20, 125–128 (Samarier und Juden vor Quadratus in Tyros wegen Cumanus, die Juden dabei auch mit einer Anklage gegen Cumanus). bell. Iud. 2, 280 (Gesandtschaft an Cestius wegen Florus). 12 Ios. ant. Iud. 20, 7 f. (Cassius Longinus wegen des hohepriesterlichen Gewands). bell. Iud. 2, 243. ant. Iud. 20, 131 f. (Quadratus schickt hochrangige Samarier und Juden zu Claudius vor das Kaisergericht). 13 Tac. ann. 12, 54 (Claudius hatte Quadratus die Gerichtsbarkeit über Cumanus und Felix übertragen). 14 Ios. bell. Iud. 2, 244. ant. Iud. 20, 132 (Quadratus den Cumanus). 15 Zum Kommando Corbulos Tac. ann. 15, 25: scribitur tetrarchis ac regibus praefectisque et procuratoribus et qui praetorum finitimas prouincias regebant, iussis Corbulonis obsequi. Corbulo war syrischer Legat 60–63 n.Chr. (vgl. SCHÜRER u.a. I [1973], 264 f., wobei zur Karriere Corbulos und zur Bewertung der Person noch die aktualisierte Zusammenfassung von ECK 1997c beizuziehen ist).

1. Provinzialrechtlicher Status und Territorium Judäas seit 44 n.Chr.

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Man muß deshalb, trotz der vielen (anachronistischen) epitropos/procurator-Titulierungen in den Quellen, davon ausgehen, daß Judäa zwischen 44 und 66 n.Chr. keine eigenständige, von Syria unabhängige Provinz war. 16 Der syrische Legat blieb die höchste militärische und politische Instanz für Judäa. Die judäischen Oberbeamten verfügten so auch nur über ein gewisses Quantum an Auxiliartruppen. 17 Bei größeren Zwischenfällen und Unruhen mußte der syrische Legat um militärische Unterstützung gebeten werden. Ob man ihn zu Hilfe rief, hing von der Einschätzung der Lage durch den judäischen Amtsträger ab, was selbstredend auch durch persönliche Faktoren wie Desinteresse, Bestechung, Ehrgeiz u.ä. negativ beeinflußt sein konnte. In dieser Konstellation lag eine beträchtliche Gefahr. Fehleinschätzungen konnten hier schnell zu einem Kontrollverlust führen. Das römische Personal zur Verwaltung Judäas blieb in diesem provinzialrechtlichen Status gering. Dies war ein Faktor, der bei Krisen und Unruhen Kapazitätsprobleme erzeugte. Ein weiteres Problem stellte die abgestufte Autoritäts- und Rechtslage dar. Weil der syrische Legat als zuständige letzte Instanz sowohl für die judäische Bevölkerung wie für den Statthalter Judäas fungierte, mußte es immer wieder zu Unklarheiten über Zuständigkeiten und zur Verschleppung von Angelegenheiten kommen. Territorium Judäas seit 44 n.Chr. Smallwood geht auf der Basis der bei Josephus berichteten Ereignisse 44–66 n.Chr. sowie der Stelle Ios. bell. Iud. 2, 247 davon aus, daß Judäa 44 n.Chr. die Regionen Juda, Idumäa, Peräa, Samaria und Galiläa umfaßte. 18 Konsequent sieht sie Abila und Philippos’ Tetrarchie bis 53 (Übertragung der Gebiete an Agrippa II.) unter direkter Verwaltung durch den syrischen Legaten, wie dies mit Philippos’ Reich zwischen 33/34 und 37 schon einmal der Fall gewesen war. 19 Es gibt jedoch auch die gegenteilige Ansicht, daß das ganze Gebiet Agrippas I. zwischen 44 und 53 als Judäa verwaltet wurde, bis der Nordosten Agrippa II. unterstellt wurde. 20 16 Vgl. Tac. ann. 12, 23.1: Ituraeique et Iudaei defunctis regibus, Sohaemo atque Agrippa, prouinciae Syriae additi. Dies besagt zumindest für den Zeitraum 44–49 n.Chr. eine Unterordnung Judäas unter Syria. 17 Bis 66 n.Chr. gab es in Judäa sechs lokale, aus Samaria und Caesarea Maritima rekrutierte Kohorten (fünf Kohorten Fußsoldaten, eine Kohorte Reiter) sowie eine italische Kohorte (Fußsoldaten) (LEHMANN/HOLUM 2000, 10). 18 SMALLWOOD 1976, 200. GABBA 2001, 142. Vgl. SCHÄFER 1995, 114: „Following the death of Agrippa I., the greater part of Palestine came once more under direct Roman control“. 19 SMALLWOOD 1976, 200. Auch COTTON 1999, 76. 79 vertritt diese Ansicht. 20 Vgl. KEEL u.a. 1984, 613: „Agrippa I. stirbt in Caesarea. Sein gesamtes Herrschaftsgebiet wird zur prokuratorischen Provinz Judäa mit dem Hauptsitz Caesarea“. KUHNEN 1990, 119: „drei Jahre später, 44 n.Chr., starb Agrippa I., und Claudius unter-

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V. Der Kaiserkult als Teil der Vorgeschichte des Jüdischen Aufstands

Abb. 53. Die Verschiebung der Grenzen zwischen dem römisch kontrollierten Judäa und Agrippas II. Königreich durch Nero.

1. Provinzialrechtlicher Status und Territorium Judäas seit 44 n.Chr.

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Historisch wahrscheinlich ist jedoch, daß Kaiser Claudius schon 44 n.Chr. eine Aufteilung des Agrippa-Reichs vollzogen hat, wie sie sich 53 n.Chr. in der Konstitution des Reichs für Agrippa II. widerspiegelt (s. Abb. 53, ohne Ostgaliläa und das südliche Peräa). Das heißt, daß die alten Herrschaftsgebiete des Archelaos und des Antipas das neu konstituierte römische Judäa ausmachten. Das kaiserliche patrimonium in Iamneia, Aschdod, Phasaelis, Archelais blieb bestehen. 21 Die alte Tetrarchie des Philippos wie auch Abila dürften 44 n.Chr., genauso wie Judäa, als praefectura innerhalb Syrias eingerichtet worden sein. Die Tatsache, daß Claudius 53 n.Chr. den Zusammenhang der beiden Gebiete wahrte, als er sie an Agrippa II. gab, legt nahe, daß beide Gebiete auch vorher schon zusammen verwaltet wurden. Die These einer separaten Verwaltung Abilas zusammen mit Philippos’ Tetrarchie erhält zusätzliche Anhaltspunkte durch eine besondere Münzprägung in diesem Raum zwischen 44 und 48 n.Chr. In Caesarea Philippi wurden zwischen 44 und 48 n.Chr. Münzen mit lateinischer (!) Legende geschlagen, die keine Autorität verzeichnen (vgl. Abb. 54c–e, wohl auch a–b). Die politische Zuordnung der Münzen bereitet schon lange Schwierigkeiten. 22 In der Motivik orientierten sich die Münzen eng an der Reichsprägung und Familienpropaganda unter Claudius. A. Burnett hat daran gedacht, die Münzen als Prägungen der judäischen stellte dessen gesamtes Herrschaftsgebiet wieder einem römischen Procurator. Erst 53 n.Chr. bekam Agrippas Sohn Agrippa II. die nördlichsten Provinzen dieses Gebietes zur Abrundung seiner Besitzungen im Libanon“. – SHATZMAN 1999, 49 f., wonach 44 n.Chr. zunächst das ganze Reich Agrippas I. (bestehend aus „the territory of Philip“, „the territory of Herod Antipas“ und „all the other districts that had once formed the kingdom of Herod“) als Provinz Judäa eingerichtet wurde, bis 53 n.Chr. für Agrippa II. ein Teil abgetrennt wurde: „after the untimely death of Agrippa I in 44 his kingdom was constituted as a Roman province. Although Agrippa II … was granted Batanaea, Trachonitis, Auranitis and most of the Galilee and the Peraea, he was never granted Judaea proper, Samaria and Idumaea“ (50). – Die Äußerungen von SCHÜRER u.a. I (1973), 454. 567 f. sind nicht eindeutig. 21 Aus Iamneia stammt ein Sarkophag für eine gewisse Iulia Grata Ti(berii) Iulii Aug(usti) l(iberti) Mellontis procuratoris (filia) (AVI-YONAH 1946, 84 f. Nr. 1 = AE 1948, 141). Der Freigelassene Ti. Iulius Mellon war demnach ein in Judäa tätiger Patrimonialprocurator, „unter Tiberius oder bald danach“ (ECK 1999c, 252). – Claudius hat sehr wahrscheinlich seiner Frau Agrippina Patrimonialbesitz in Judäa übertragen. Aus Jericho stammt der Ossuar eines gewissen Theodotos, avpeleu,qeroj basili,sshj VAgrippei,nhj (HACHLILI 1979, Nr. 3, S. 33. 45–47 = SEG 31, 1405–1407; s.a. HAHN 1994, 194 und Kat.-Nr. 217). Theodotus stammte aus einer jüdischen Familie Judäas. Wahrscheinlich wirkte Theodotus an der Verwaltung eines Besitztums der Agrippina in Judäa mit. Da Theodotus aus Jericho stammt, könnte es sich um einen Anteil an den dortigen Balsamplantagen gehandelt haben (ECK 1999c, 252 f.; vgl. KOKKINOS 1998, 320). 22 Zu den Möglichkeiten, welcher Autorität diese Münzen, „which can plausibly be attributed to Paneas“, zugerechnet werden können, RPC I, S. 669.

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V. Der Kaiserkult als Teil der Vorgeschichte des Jüdischen Aufstands

a

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c

d

e

f

g

Abb. 54a–g. Münzprägung mit lateinischer Legende in Caesarea Philippi (?) unter römischer Verwaltung (44–53 n.Chr.) und unter Agrippa II. (ab 53 n.Chr.); Münzort für c–g wohl sicher Caesarea Philippi, evtl. auch für a–b. a. Prägung p. 44 n.Chr: C]LAVDIVS CAESAR AVG P M TR P IM P P; lorbeerbekränztes Haupt des Claudius, nach r.; RS: Ruder; im Lorbeerkranz. b. Prägung p. 44 n.Chr: TI CLAVDIVS CAESAR AVG P M TR P IM P P; lorbeerbekränztes Haupt des Claudius, nach r.; RS: Anker; im Lorbeerkranz. c. Prägung ca. 46–48 n.Chr.: TI CLAVDIVS CAESAR AVG P M TR P IM P P; lorbeerbekränztes Haupt des Claudius, nach l.; RS: ANTONIA BRITANNICVS OCTAVIA; Claudius’ drei Kinder frontal stehend, Antonia und Octavia mit Füllhörnern. d. Prägung ca. 46–48 n.Chr.: TI CLAVDIVS CAESAR AVG P M TR P IM P P; lorbeerbekränztes Haupt des Claudius, nach l.; RS: BRITANNICVS AVG F; Haupt des Britannicus, nach r. e. Prägung ca. 46–48 n.Chr.: BRITANNICVS AVG F; Haupt des Britannicus, nach r.; RS: S C; im Lorbeerkranz. f. Prägung ca. 54–59 n.Chr.: AGRIPPIN(A) AVG; Agrippina, die Mutter Neros, als Fortuna nach l. sitzend, mit Zweig und Füllhorn; RS: OCTAVIA AVGVSTI oder AVGOS (sic); Octavia, die Frau Neros, verschleiert nach l. stehend, ein Libationsopfer über einem brennenden Altar darbringend. g. Prägung p. 65 n.Chr.: DIVA POPPAEA AVG; distyler Podiumstempel mit Sitzstatue der Diva Poppaea; RS: DIVA CLAVD NER F; hexastyler Rundtempel auf hohem Podium, mit Kultbild der Diva Claudia.

Procuratoren zu interpretieren. 23 Tatsächlich gibt es, was die bildliche Gestaltung und die Nominale angeht, ähnliche Münzen aus Caesarea Maritima, die Prägungen der judäischen Amtsträger gewesen sein dürften (Abb. 55a–d). Allerdings sind die Legenden der Münzen aus Caesarea Maritima griechisch, die aus Caesarea Philippi lateinisch. Dies könnte damit zu erklären sein, daß die Münzen unter verschiedenen römischen Autoritäten geschlagen wurden. In Caesarea Philippi hätte man sich formal enger an den römischen Bronzemünzen Antiocheias unter Claudius und Nero orientiert, bei denen die Namen des Kaisers und seiner Familienangehörigen 23

RPC I, S. 670.

1. Provinzialrechtlicher Status und Territorium Judäas seit 44 n.Chr.

a

b

c

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d

Abb. 55a–d. Münzprägung mit griechischer Legende im römisch verwalteten ehemaligen Reich Agrippas I. unter Claudius (44–54 n.Chr.) und Nero (54–68 n.Chr.); Münzort wohl Caesarea Maritima. a. Prägung ca. 44-50 n.Chr.: ]KLAUDIOS[ ; lorbeerbekränztes Haupt des Claudius, nach r.; RS: OB C S ; im Lorbeerkranz. b. Prägung ca. 50-54 n.Chr.: ]KLAUDIOS[ ; lorbeerbekränztes Haupt des Claudius, nach r.; RS: AGRIPPEINHS SEBASTHS; Agrippina verschleiert auf einem Thron sitzend nach l., mit Zweig und Füllhorn; über dem Haupt eine Mondsichel. c. Prägung ca. 55 n.Chr.: NERWNOS KLAUDIOU GERMANIKOU KAISAROS SE; drapierte Büste Neros nach r.; RS: AGRIPPEINHS SEBASTHS; Agrippina, verschleiert nach links auf einem Thron sitzend, mit Zweig und Füllhorn in den Händen; über dem Haupt eine Mondsichel. d. Prägung ca. 55 n.Chr.: NERWNOS KLAUDIOU GERMANIKOU KAISAROS SE; drapierte Büste Neros, nach r.; RS: AGRIPPEINHS SEBASTHS; Büste der Agrippina, nach l.

lateinisch geschrieben wurden. 24 Was die Bildgestaltung angeht, wurden die Prägungen in Caesarea Philippi allerdings freier als die von Antiocheia gestaltet. Man repräsentierte nicht nur den Kaiser, sondern auch dessen Familienangehörige. In der Zeit zwischen 44 und 53 n.Chr. sind dies Claudius’ Kinder (Claudia) Antonia (als Glücksgöttin), Octavia (als Glücksgöttin) und Britannicus (Abb. 54c–e). Der Münztyp wurde unter Agrippa II. fortgesetzt und zeigt Neros Mutter Agrippina, Neros Frauen Octavia und Poppaea sowie Neros Tochter Claudia (Abb. 54f.g; dazu im folgenden Abschnitt). 24

Die sog. Legate Series bzw. SC Series, s. RPC I 4276–4277 (41/42 n.Chr.), 4278– 4280 (47/48 n.Chr.), 4281–4282 (undatiert), 4283 (undatiert, in Neros Frühzeit), 4284– 4285 (55/56 n.Chr.), 4296–4298 (65/66 n.Chr.), 4303–4304 (66/67 n.Chr.), 4307–4312 (undatiert). Auch Claudius’ etwas seltsame Titulatur auf den Münzen aus Caesarea Philippi wäre damit besser erklärbar; sie würde die Elemente der in Antiocheia verwendeten Titulatur aufgreifen (ohne GER allerdings) und um weitere Titel anreichern.

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V. Der Kaiserkult als Teil der Vorgeschichte des Jüdischen Aufstands

2. Agrippa II.: Herrschaftsstil und Kaiserkult im neuen herodischen Reich an der Seite Judäas (seit 53 n.Chr.) Claudius setzte Agrippa II., Herrscher von Chalkis seit 48/49 n.Chr., 25 im Jahre 53 n.Chr. neu zum König über Philippos’ altes Reich und die Tetrarchien von Abila und Arka ein (vgl. Abb. 53). 26 Nero erweiterte Agrippas Reich dann noch einmal, und zwar um Ostgaliläa (die Städte Tiberias und Taricheai mit ihrem weit nach Westen reichenden Hinterland) sowie um Südperäa (die Städte/Bezirke Ioulias und Abila) (Abb. 53). 27 Josephus datiert die neronischen Schenkungen nicht. Weil Agrippa neben seiner normalen Königsära (seit Herbst 49) 28 noch zwei weitere Ären führte, von denen die eine sehr wahrscheinlich 55 n.Chr., die andere 60 n.Chr. beginnt, 29 wurde eine der beiden Ären mit der Gebietserweiterung in Zusammenhang gebracht (mehrheitlich die Ära von 60 n.Chr.). 30 Wie auch immer man die Zuordnung treffen mag, dürfte(n) diese neue Zeitrechnung(en) als Markierung herodisch-jüdischer Herrschaft über altes jüdisches Gebiet zu verstehen sein. 31 A. Kushnir-Stein hat neuerdings vorgeschlagen, die drei Ären wie folgt festzusetzen: 49 n.Chr. (Königsära), 54 n.Chr. (Gebietserweiterung durch Claudius kurz vor dessen Tod: Tetrarchien des Philippos, Lysanias, Varus) und 60 n.Chr. (zweite, bedeutsame, aber 25 Ios. bell. Iud. 2, 223. ant. Iud. 20, 104. Agrippa II. folgte seinem Onkel Herodes von Chalkis nach. 26 Ios. bell. Iud. 2, 247. ant. Iud. 20, 138 (Batanäa, Trachonitis, Abila). 27 Ios. bell. Iud. 2, 252. ant. Iud. 20, 159. 28 Ios. bell. Iud. 2, 284. – Vgl. die Neulesung der Jahresangabe auf einem Marktgewicht aus Tiberias (SEG 38, 1647) durch KUSHNIR-STEIN 2002a als LKG = „J(ahr) 23“ (statt wie bisher LMG = Jahr 43) (AE 2005, 1543). Kushnir-Stein erwägt, ob das Gewicht nach der Ära von 49 n.Chr. zählt und somit aus dem Jahr 71/72 n.Chr. stammt; die andere Möglichkeit wäre die Ära ab 60 n.Chr. (d.h. 82/83 n.Chr.). 29 RPC II, S. 309, STEIN 1990 (Diss.) folgend. – Der alte Standpunkt, die Ären auf 56 und 61 n.Chr. zu datieren, ist ausführlich in AJC II, 75 (vgl. BARAG 1981) dargelegt und wurde in MESHORER 2001, 106 f. beibehalten, allerdings mit der gravierenden Veränderung, nun alle (!) datierten Münzen Agrippas II. auf eine Ära ab 61 n.Chr. zu beziehen. Demzufolge hätte der König erst 67/68 n.Chr. mit einer Münzprägung begonnen. 30 Vgl. die Diskussion bei SCHÜRER u.a. I (1973), 473 Anm. 8. SMALLWOOD 1976, 272 f. 572 f., die von einer Schenkung im Jahr 54/55 ausgeht und deshalb keinen Zusammenhang mit einer der beiden Ären (nach alter Rechnung 56 und 61) sieht. – Für die Ära 55 n.Chr. plädiert z.B. KOKKINOS 1998, 322. SCHÜRER u.a. I (1973), 473 Anm. 8 tendieren zu einer Gebietsübertragung erst 61 n.Chr., worauf die spätere Ära Bezug nehme (in alter Umrechnung). So auch AJC II, 73–75. OVERBECK 1993, 72. MESHORER 2001, 106 f. 31 Auch Herodes rechnete, wie aus den unterschiedlichen chronologischen Systemen bei Josephus zu ersehen, ab 40 v.Chr. mit einer Königsära, führte aber 37 v.Chr. eine zweite Ära ein, nachdem er Jerusalem erobert hatte. – M.E. handelt es sich um zeitlich gestaffelte Schenkungen, die jeweils mit einer Ära markiert wurden (s. BERNETT 2003a).

2. Agrippa II.: Herrschaftsstil und Kaiserkult im neuen herodischen Reich

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unbekannte Gebietserweiterung durch Nero, nachdem um 54/55 n.Chr. bereits eine erste Erweiterung durch Nero stattgefunden habe). 32 Kushnir-Stein teilt die datierten Münzen Agrippas in zwei, nach unterschiedlichen Ären datierte Gruppen ein (ab 49 n.Chr. bzw. ab 60 n.Chr.), die an zwei verschiedenen Prägeorten geschlagen worden seien. 33 Die Doppelära sei auf 49 und 54 n.Chr. zu beziehen. – Der Vorschlag löst zwar seit langem erkannte und diskutierte Inkonsistenzen (v.a. hinsichtlich der Kaisertitulatur) in Agrippas Münzprägung unter Domitian auf, indem eine bestimmte Gruppe um 11 Jahre herabdatiert wird. Das neue chronologische System wirft aber diverse neue Probleme auf. Die Gebietserweiterung durch Claudius muß Kushnir-Stein gegen die recht präzisen Angaben Ios. bell. Iud. 2, 247. ant. Iud. 20, 137 f. auf Tischri 54 n.Chr. datieren. Zudem fragt man sich, warum die Ära, die die enorme Schenkung des Jahres 54 reflektieren soll, in nur vier Zeugnissen überkommen ist, davon zwei ausgerechnet auf Münzen aus Caesarea Paneas, für dessen Münzprägung Kushnir-Stein zufolge die Doppelära 49/54 gegolten hätte. Zudem hätte Agrippa II. nach einer einzigen Münzserie im Jahr 59/60 (DoppeläraMünzen unter Nero) erst wieder 74/75 n.Chr. in Caesarea Paneas Münzen geschlagen, immerhin ja die Hauptstadt seines Reiches seit 53 n.Chr. (oder seit 54 Kushnir-Stein zufolge). Bei der üblichen Ären-Umrechnung schließt sich diese Lücke auf eine Vakanz zwischen 65/66 und 73/4 und fällt mit dem Jüdischen Aufstand zusammen. 34 Außerdem macht Kushnir-Stein weder Vorschläge zum angeblichen Münzort der Serien mit der Ära ab 60 n.Chr. (immerhin 8, vielleicht sogar 10 Serien neben den 4–6 Serien aus der Hauptstadt [!] Caesarea Paneas) noch gibt sie einen Hinweis, wo man die so bedeutsame Gebietserweiterung des Jahres 60 n.Chr. mit dem neuen Münzort zu lokalisieren habe. Schließlich bleibt unerklärt, weshalb es – nach dem neuen chronologischen System - in den Jahren 74/5, 77/8, 78/9 und vielleicht 83/4 n.Chr. zu parallelen Münzserien in Caesarea Paneas und dem unbekannten Münzort, der mit der Ära 60 n.Chr. rechnet, kommt. Insgesamt wiegen die durch das neue chronologische System entstehenden Widersprüche

32

KUSHNIR-STEIN 2002b. Ära 49 n.Chr., Prägeort Caesarea Paneas: Jahr 26, 27, 29, 30; evtl. Jahr 34, 35. Ära ab 60 n.Chr., unbekannter Prägeort, der sich in der Nähe römischer Truppen befunden habe: Jahr 14, 15, 18, 19, 24, 25, 26; evtl. Jahr 34, 35. 34 MESHORER 2001, 102–107. 177 bezieht nun auch die Doppelära-Münzen (Nr. 132, 133; hier: Abb. 56d–e) auf die Ära 60 n.Chr. und setzt deshalb den Beginn der Münzprägung Agrippas II. überhaupt erst ins Jahr 67/68 n.Chr., weil dieser damals erst das Recht zur Münzprägung erhalten habe (ebd. 103. 177). Konsequenterweise datiert er auch die Münzen RPC I 4988. 4989. 4990 = MESHORER 2001, Nr. 129–131 (hier Abb. 56a–c) in dieses Jahr; diese Münzen sollen in Caesarea Neronias (= Caesarea Philippi) geschlagen worden sein. Ebenso sollen die Münzen aus Sepphoris aus dem Jahr 14 Neros (RPC I 4849. 4850 = MESHORER 2001, Nr. 127. 128) unter der Autorität Agrippas II. geschlagen worden sein, nachdem er bei Ausbruch des Aufstands Jerusalem verlassen und Sepphoris zu seinem neuen „center“ (MESHORER 2001, 103) gemacht habe. Diese These beruht allerdings auf einer falschen Interpretation von Ios. vita 38 (Klage der Tiberiaden, daß sie nicht mehr Hauptstadt Galiläas seien, nachdem Nero die Stadt Tiberias Agrippa II. zum Geschenk gemacht habe, Sepphoris deshalb Tiberias als Hauptstadt Galiläas abgelöst habe mit der Konsequenz, daß in Tiberias die königliche Bank und das Archiv aufgelöst worden seien), die nicht davon spricht, daß Agrippa II. sein administratives und finanzielles Zentrum nach Sepphoris verlagert habe. Agrippas Hauptstadt war und blieb Caesarea Philippi/Neronias. Tiberias’ Konkurrenz mit Sepphoris stammte aus den Zeiten Antipas’, der seinen Hof von Sepphoris in das neu gegründete Tiberias verlegt hatte. 33

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V. Der Kaiserkult als Teil der Vorgeschichte des Jüdischen Aufstands

und Probleme zu schwer. Die bisherigen Erklärungen zu den chronologischen Inkonsistenzen, was Titulatur und Kaiserbildnis angeht, in Agrippas domitianischer Münzprägung erscheinen akzeptabel. 35 Insofern wird man weiterhin an einer Ära ab 60 n.Chr. für Agrippas Münzprägung unter den Flaviern festhalten müssen.

Agrippa II. erhielt von Nero einen Gutteil des schon von den Hasmonäern, später von den Herodiern beherrschten Galiläa und Peräa zurück. In Peräa hatte Nero somit wieder einem Herodier die Kontrolle über die Grenze zwischen Judäa und den Nabatäern übertragen. Gleichzeitig sollte Agrippa vermutlich eine Basis für eine rasch durchzuführende militärische Präsenz in Jerusalem haben. 36 Vielleicht hatte auch die „Rückgabe“ Ostgaliläas einen militärisch-strategischen Hintergrund. Agrippa konnte einen Teil seines Heeres dort stationieren und so schneller den römischen Truppen in Judäa oder dem syrischen Legaten beispringen. Nachdem Agrippa II. 53 n.Chr. das Reich um Caesarea Philippi übernommen hatte, wurde der lateinische Münztyp der Stadt, wie man ihn unter direkter römischer Herrschaft emittiert hatte (Abb. 54a–e, s.o. S. 315 f.), weiter produziert. 37 Interessanterweise wurde bei diesen Prägungen der Bezug auf den Kult für die Frauen des Kaiserhauses verstärkt. Eine Münze (ca. 54–59 n.Chr.) zeigt auf der Vorderseite Agrippina als Fortuna (Abb. 54f). Auf der Rückseite ist Neros Frau Octavia zu sehen, wie sie ein Libationsopfer ausführt. 38 Die Münze lehnt sich an Prägungen aus Caesarea Maritima an, die zwischen 50 und 55 n.Chr. geprägt wurden und auf denen Agrippina im gleichen Habitus als Fortuna, nur mit Astralaspekt, dargestellt wird (Abb. 55b.c). Auf einer Münze, die 65/66 n.Chr. wohl in Caesarea (Philippi) unter Agrippa II. geschlagen wurde (Abb. 54g), wurde zum ersten Mal in einem herodischen Reich klar der Kult für die domus divina Roms dargestellt. Auf der Vorderseite sitzt die Diva Poppaea Augusta in einem Tempel (Neros Frau war 65 n.Chr. konsekriert worden). Auf derRückseite ist der Kult für Claudia, Neros und Poppaeas Tochter,

35 Vorbildhaftigkeit reichsrömischer Münzen, bei denen der Divus-Titel nicht übernommen wird; griechische Stempelschneider; Verwendung alter Vorderseitenstempel in Kombination mit neuen Rückseitenstempeln. S. dazu OVERBECK 1993, 78–86. MESHORER 2001, 111 f. 36 KOKKINOS 1998, 322. 37 Agrippas eigene Münzprägung unter Nero ist durchweg griechisch gehalten (Abb. 56a–e). 38 RPC I 4845; zur These, daß die Münze unter Agrippa II. geschlagen wurde, ebd. 670. Vgl. HAHN 1994, 193 und Kat.-Nr. 213. – MESHORER 2001, 177 ist der Ansicht, daß Agrippa II. erst im Jahr 67/68 n.Chr. das Recht zur Münzprägung erhalten hat (obwohl er seit 53 v.Chr. über die Tetrarchie des Philippos herrschte) und deshalb zwischen 44 und 67/68 n.Chr. römische Autoritäten in Paneas die Münzen ausgaben (= RPC I 4842–4846 bzw. MESHORER 2001, Nr. 350–354).

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a

b

c

d

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e

Abb. 56a–e. Münzprägung Agrippas II. zwischen 63 und 68 n.Chr. a–c. Münzen aus (einem unbekannten?) Neronias, ca. 63–68 n.Chr.: a. NERWN KAISAR SEBASTOS; lorbeerbekränztes Haupt Neros, nach r.; rechts ein lituus; RS: EPI BASILE AGRIPP NERWNIE; im Lorbeerkranz. b. wie Abb. 59a, nur kleineres Nominal und auf der VS ein Stern. c. wie Abb. 59a, nur kleineres Nominal und auf der VS ein Halbmond. d–e. Münzen aus Caesarea [Philippi] Neronias mit Doppelära „Jahr 11 [Jahr] 6“ (= 65/66 n.Chr.?): d. KAICARIA TH KA NERWNIADI; Tyche, nach r.; RS: BAC AGR ETOUS AI TOU KAI j; doppelte cornucopiae, in der Mitte ein caduceus. e. BACILEWC MARKOU AGRIPPOU; Hand mit drei Kornähren; RS: ETOUS AI TOU; in der Mitte j; die Legende wird von einem Kreis eingefaßt (ein Diadem?).

symbolisiert. In einem Rundtempel auf hohem Podium steht die Statue der Diva Claudia (Claudia war nach ihrer Geburt 63 n.Chr. gestorben und sofort konsekriert worden). 39 Nirgendwo sonst im römischen Reich wurde für Claudia Augusta eine Münze geprägt. Die Münzen aus Caesarea Philippi/Neronias für die Frauen des Kaiserhauses stehen im numismatischen Vergleichsmaterial römischer Provinzialprägungen einzigartig da. Sie bezeugen, daß unter Herodes’ Nachfolgern hier im „Nordreich“ der Kult für die Frauen des Kaiserhauses (Livia, Agrippina, Poppaea, Claudia) stark propagiert wurde. Die Göttinnen Demeter und Tyche/Fortuna, mit denen die Frauen auf den Münzen von Caesarea Philippi assoziiert werden, sind die typischen Gottheiten, die den Frauen im Rahmen des Kaiserkults zugewiesen wurden. 40 Als Chiffre für 39

Zu der Münze s. HAHN 1994, 216. 222 und Kat.-Nr. 232. S. die Zusammenfassung in HAHN 1994, 312–319 und die Auflistung der entsprechenden Zeugnisse für die geehrten Frauen (Iulisch-Claudische Dynastie 34–227). Vgl. ROSE 1997, 112. ALEXANDRIDIS 2000, 13–15. 40

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die Verehrung der Frauen des Kaiserhauses als Fruchtbarkeitsgöttinnen nahm Agrippa II. auch wieder das altbekannte Motiv der Hand, die drei Kornähren hält, auf (Abb. 56e). Auf dem Höhepunkt der Entwicklung wurden Poppaea und Claudia als eigenständige divae präsentiert (Abb. 54g). Die Münze ist ein bedeutsames Zeugnis für die Selbstverständlichkeit, die der Kaiserkult im Reich Agrippas II. kurz vor Ausbruch des Jüdischen Aufstands angenommen hatte. 41 Agrippa setzte die ehrende Städtegründungspolitik der Herodier fort, indem er zu Ehren seines Wohltäters Nero die Hauptstadt Caesarea neu als Neronias gründete. 42 Der Zeitpunkt der Gründung ist unbekannt. Er könnte mit der Gebietsschenkung des Jahres 60 n.Chr. zusammenhängen. 43 Agrippa muß die Stadt zu großer Pracht erhoben haben. Josephus, der im Sommer 67 n.Chr. als Vespasians persönlicher Kriegsgefangener die Stadt erlebte, als dieser sich mit seinem Heer auf Einladung Agrippas drei Wochen dort zu Festgelagen aufhielt, 44 sagt, die von Natur her gegebene Schönheit des Ortes sei durch Agrippas Bauten noch gesteigert worden. 45 Den großen (ca. 115 x 75 m), symmetrisch angelegten, mehrgeschossigen und luxuriös ausgestatteten Palastkomplex hat man inzwischen entdeckt (Abb. 41: Areale D, E, I). 46 Für die Binnengliederung des Palastes und seine urbane Einbindung 47 muß man die weiteren Ausgrabungen abwarten. Vielleicht hat Agrippa II. auch die Neronia, die Kaiser Nero 60 n.Chr. als penteterische Spiele griechischen Typus’ in Rom inauguriert hatte, 48 in seiner neuen Hauptstadt zu Ehren des Kaisers abgehalten. Zumindest wis41

Zum Kult für Nero in Rom und Italien s. CLAUSS 1996, 426. Ios. ant. Iud. 20, 211. 43 KUSHNIR-STEIN 1999, 196. – Vielleicht hängt mit Agrippas II. Statusaufwertung auch das Ehrenmonument im Vorhof des Tempels von Sahr am Nordrand der Trachonitis zusammen, in dessen Zentralfigur WEBER 2005 den zu Pferde sitzenden Agrippa II. inmitten der Reitergruppe der Zamariden erkennt. Dann müßte es aber kein „Staatsdenkmal“ sein, „welches den Herrschaftsanspruch der Herodier in einem Heiligtum des ursprünglichen Feindeslandes aufzeigt“ (WEBER 2005, 265), sondern wäre eher als ein lokal gestiftetes Monument zu verstehen, das auf die Rangerhöhung Agrippas um 60 v.Chr. reagierte. 44 Ios. bell. Iud. 3, 343 f. 45 Ios. bell. Iud. 3, 514. 46 TZAFERIS 1998. WILSON/TZAFERIS 1998, 59. 61. TZAFERIS/ISRAELI 2000, 1–2. – H.-W. Kuhn verdanke ich den Hinweis auf einen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (16.12.2000, S. 41) angezeigten Fund eines marmornen Kinderkopfs (30 cm, Fragment einer Büste oder Statue), der im Palastbezirk Agrippas II. gefunden wurde. 47 WILSON/TZAFERIS 1998, 59 und Abb. S. 56 unten (Rekonstruktionszeichnung) lokalisieren die Palastfront im Süden. Weitere Ausgrabungen müßten klären, ob der Palast nicht eher nach Norden orientiert war, wo der decumanus passierte. 48 Es handelte sich um musische, athletische und hippische Wettkämpfe. Die Spiele wurden erst 65 n.Chr. wiederholt (Suet. Ner. 12,3 f. 21,1. Tac. ann. 16, 4. Cass. Dio. 62, 29. 1). Vgl. KIERDORF 1992, 176 f. und 187 f. (zu Suet. Ner. 12,3 f. und 21,1 f.) 42

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sen wir, daß im Herbst 70 n.Chr. Anlagen für die Abhaltung „vielfältiger Spiele“, die Titus zur Feier der Einnahme Jerusalems veranstaltete, vorhanden waren. 49 Als paganer Euerget hat Agrippa II. im römischen Berytus gewirkt und dort die Tradition seiner Vorfahren (Herodes, Agrippa I.) fortgesetzt. Inschriftlich bezeugt ist, daß Agrippa II. und seine Schwester Berenike ein Gebäude, das Herodes errichtet hatte und das verfallen war, renovierten und neu ausstatteten. 50 Josephus berichtet, daß Agrippa den Berytern ein kostspieliges Theater erbaute, alljährlich Spiele finanzierte sowie Getreide und Öl verteilen ließ. Ein Zusammenhang mit Kaiser(kult)festen ist dabei zu vermuten. Agrippa II. trug zudem zur Skulpturenausstattung der Stadt bei, wobei er auch Repliken berühmter antiker Originale anfertigen ließ. 51 In Qalaat Fakra, einem heiligen Bezirk nordwestlich von Berytus, der ein Turmmonument des Kaiserkultes, einen kleinen und einen großen Tempel umfaßt, wurde im Umkreis des „kleinen Tempels“ eine hyper soteriasWeihung für Agrippa und Berenike gefunden, die die Göttin „Atargatis der Araber“ vermittelt durch den Hohenpriester selbst ausgeführt hat. 52 Josephus äußert angesichts der großzügigen Euergesie Agrippas für Berytus eine ähnliche Kritik wie gegenüber Herodes. Beiden wirft er vor, daß sie ihre Sachmittel nicht dort einsetzten, wo sie eigentlich hingehörten, wodurch sie Haß auf sich gezogen hätten. Herodes habe sein Geld ausschließlich an allophyleis, d.h. an Nicht-Juden, verschwendet (ant. Iud. 19, 329). Agrippa II. sei von seinen Untertanen gehaßt worden, weil er von ihnen (Geld und Sachmittel) genommen habe, um eine „fremde Stadt“ zu verschönern (ant. Iud. 20, 212). Es ist nicht ganz klar, ob Josephus hier den Begriff des „Fremden“ speziell in Absetzung von Juden meint oder von Leuten, die nicht Agrippas Untertanen waren. Ersteres liegt näher, weil Agrippa in seinem Reich durchaus als Euerget gewirkt hat. Er hat zum einen Caesarea Philippi/ Neronias ausgebaut, und zum andern bezeugen diverse Bauinschriften Projekte, die unter Agrippa II. errichtet wurden, wobei der teilweise sehr fragmentarische Erhaltungszustand offen läßt, ob Agrippa selbst oder seine Funktionsträger als Bauherren verantwortlich waren. 53

49

Titus läßt in Caesarea (Philippi) zur Feier der Einnahme von Jerusalem pantoi,aj qewri,aj veranstalten (Ios. bell. Iud. 7, 23). 50 AE 1928, 82 = BOFFO 1994, Nr. 41. 51 Ios. ant. Iud. 20, 211 f. 52 Die Edition mit Neulesung qea. VAtarga,teij VAra,bwn avne,qhke (veränderter Sinn: „La déesse Atargatis des Arabes a consacré“ [ce monument]) jetzt durch REY-COQUAIS 1999, 638–640 (Inschrift Nr. 6) (= REG 114, 2001, 484). 53 Vgl. zu diesen Inschriften KOKKINOS 1998, 333–335.

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V. Der Kaiserkult als Teil der Vorgeschichte des Jüdischen Aufstands

Insofern darf man annehmen, daß Agrippa II. vor allem bei seinen jüdischen Untertanen verhaßt war, 54 weil er seine Euergesie auf Rom und den Kaiserkult konzentrierte und als Euerget gegenüber den Juden nicht in Erscheinung trat. Bei Josephus’ Kritik schlägt hier, wie gegenüber Herodes, eine jüdisch-priesterliche Denktradition durch, die einer Euergesie, die nicht auf die Tora ausgerichtet war, prinzipiell feindlich gegenüberstand. Die Allokation von Geld- und Sachmitteln, seien sie von Juden, seien sie von/unter jüdischen Herrschern erbracht, sollte nur im Sinne des Judentums erfolgen, d.h. v.a. dem Tempel und seiner Priesterschaft zufließen oder der Bewahrung der Tora dienen. Als torafrommer Euerget hatte sich Agrippa II. in Josephus’ Version nicht betätigt. Als die Jerusalemer Priester Agrippa, der die Aufsicht über den Tempelschatz hatte sowie den Hohenpriester ein- und absetzen konnte, vorschlugen, die östliche („Salomonische“) Säulenhalle des Tempelbezirks aufzustocken, ging er darauf nicht ein. Die Baumaßnahme sollte die Leute, die seit Fertigstellung des herodischen Tempels ohne Arbeit waren – 18.000 angeblich –, neu in Lohn bringen (und den Tempelschatz nicht zu groß werden lassen, „aus Furcht vor den Römern“). 55 Agrippa, dem das Projekt zu aufwendig erschien, entschied, daß die Stadt „mit weißem Stein bedeckt werden“ sollte und zwar mit Geld aus dem Tempelschatz. 56 Die Maßnahme bestand wohl in einer Pflasterung der Stadt. 57 Vermutlich war dies ein starker Affront gegen die Priesterschaft und ihre Anhänger. Es bedeutete, daß weniger und andere Leute 58 herangezogen wurden, daß andere Leute als die Priester die Arbeit beaufsichtigten und daß im Ergebnis die Priesterschaft eines Gutteils ihres persönliches Anhangs, der sich über ca. 80 Jahre Bauzeit am herodischen Tempel gebildet hatte, verlustig ging. Agrippas Entscheidung war sicher auch ein Affront gegen das Verständnis der Priester, wozu die Tempelgelder dienen sollten. „Die Stadt mit weißem Stein zu bedecken“ – was auch immer dies für die Verschönerung des Stadtbilds bedeutet hätte, es hätte nach Auffassung der Priester von Agrippa selbst finanziert werden können. Agrippa II. hat in seinem Reich, was den Stellenwert des Kaiserkults angeht, genau die Politik fortgesetzt, die Herodes, Philippos und Agrippa I. 54

Vgl. SULLIVAN 1977, 340, der als Grund für Agrippas Mißliebigkeit „a vague nationalism“ am Werk sieht. 55 Ios. ant. Iud. 20, 220. – KRIEGER 1994a, 194 sieht hier eine Anspielung auf die römischen Beamten wie Pilatus und Florus, die Geld aus dem Tempelschatz entnahmen. 56 Ios. ant. Iud. 20, 219–223. 57 Vermutet von SMALLWOOD 1976, 283 m. Anm. 90. REICH/BILLIG 2000, 343–345 zum Pflaster der 70 m langen Ladenstraße westlich des Tempelbezirks, das frühestens 40 Jahre nach Herodes gelegt wurde. 58 Zu den unter Herodes autorisierten Bauleuten im Tempelbezirk Ios. ant. Iud. 15, 390 (10.000 Handwerker und 1.000 Priester).

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praktiziert hatten. Ein jüdischer torafrommer Wohltäter wie Herodes und Agrippa I. ist er jedoch nicht gewesen. Zudem hat er sich als politischer Tempelherr bei den Jerusalemer Priestern zumindest nicht beliebt gemacht. Die Juden in seinem Reich, bei denen er wegen seiner Euergesie an NichtJuden unbeliebt war, zögerten nicht, dem Aufstand 66 n.Chr. beizutreten. In Caesarea Philippi/Neronias wurden Juden interniert (Ios. vita 74), um sie von einer Beteiligung am Aufstand abzuhalten. Die Gaulanitis fiel ab „bis zum Dorf Solyma“ (d.h. einschließlich Betsaida/Ioulias, Gamla, Sogane und Seleukeia). 59 Gamla und Taricheai am Westufer des Sees Gennesaret waren bis zu ihrer Eroberung 67 n.Chr. durch Vespasian Zentren und Fluchtburgen der Aufständischen. 60 Warum schlossen sich Juden, die unter der Herrschaft Agrippas II. lebten, dem Aufstand an? Bei ihnen können die sozio-ökonomischen Gründe, die man für die Juden Judäas gemeinhin veranschlagt (Ausbeutung, soziale Verelendung und Mißhandlung unter der römischen Herrschaft; Manipulation durch die Machtkämpfe der religiösen Elite etc.) nicht die entscheidenden gewesen sein. Hier müssen die religiösen Parolen der Aufständischen – der Kampf für ein „heiliges Jerusalem“ und für die „Freiheit Zions“, „für die Erlösung Zions“ – 61 zugkräftig gewesen sein. Der Kaiserkult, den Agrippa II. förderte, dürfte bei der Motivation der Aufständischen eine kräftige Rolle gespielt haben. Denn im Engagement für die kultische Verehrung Neros und seiner Familie kam zum einen die Bindung 59

Ios. vita 187. 185. 398. Zu Gamla Ios. bell. Iud. 2, 568. 574. 4, 1 f. 4–83. vita 177–185. Gemäß bell. Iud. 4, 80 waren bei der Eroberung Gamlas 9.000 Menschen in der Stadt. Zuvor waren noch viele geflohen oder infolge der römischen Belagerung gestorben (bell. Iud. 4, 62). – Zu Taricheai bell. Iud. 3, 463–505. 522–542; dem Bericht zufolge verloren dort 7.000 ihr Leben und 36.400 wurden gefangengenommen und versklavt, wobei Vespasian Agrippa II. die Männer, die aus dessen Reich stammten, zur freien Verfügung überstellt hatte. – Vgl. zu Gamla und Taricheai 67 n.Chr. SMITH 2001b, 522–524. Zu Gamla, v.a. auch aus archäologischer Sicht, SYON 2002. 61 S. die (bislang bekannten) Legenden auf der Silber(!)- und Bronzewährung der Aufständischen (bezeichnet auf der Legende als „schekel jisra’el“ mit Ära ab 66 n.Chr.): Jahr 1: „Jerusalem ist heilig“; Jahr 2: „Jerusalem die Heilige“ bzw. „Freiheit Zions“. Diese beiden Legendentypen werden im Jahr 3 beibehalten. Im Jahr 4 tritt neben „Jerusalem die Heilige“ die Legende: „Für die [göttliche] Erlösung Zions“. Zu den Münzen AJC II, Nr. 1–30 mit S. 122 f. MESHORER 2001, Nr. 183–217 mit 115–134. Zur Bedeutung der Münzprägung MILDENBERG 1998, 168. 170–175 („first rebel coinage within the Roman Empire“). GOODMAN 2005. MCLAREN 2003 hat jetzt auf den priesterlichen Aspekt der Münzprägung hingewiesen. Vgl. HENGEL 1961, 122 zur biblischen Tradition der Parolen (v.a. in den prophetischen Texten wie Jes 52,1 f. Joel 4,17. Ez 44,9). – Ios. vita 185 werden die Juden von Gamla aufgerufen, „vom König abzufallen und die Waffen zu ergreifen, um mit diesen die Freiheit [eleutheria] zu erlangen“; vita 134 f. wird der Aufstand gegen Rom (und Römerfreunde) mit der Torarolle in der Hand bzw. mit dem Kampf für die väterlichen Gesetze begründet (s.u. Anm. 67). 60

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an den Fremdherrscher über Jerusalem, die Juden und das jüdische Land zum Ausdruck. Zum andern war dieses Verhalten auch offene Apostasie. Die oben behandelte Stelle ant. Iud. 20, 212 zeigt, daß die enge Bindung Agrippas II. an Rom, der materielle Aufwand, der in die Ausstattung der römischen Kolonie Berytus mit Bild- und Festkultur zu Ehren Roms und des Kaiserhauses floß, auf massive Kritik bei seinen jüdischen Untertanen gestoßen war. Die Ausstattung Neronias’ wird sich auf gleichem Niveau bewegt haben, auch wenn wir bislang nur die Überreste eines luxuriösen Palastes kennen. Die Hoffnung, bald in einem „Reich Zion“ leben zu können, wo man ein solch torawidriges Verhalten des eigenen Königs nicht mehr tolerieren müsse (und auch in anderer Hinsicht ein toragemäßes Leben führen konnte), muß für die Juden in Agrippas Reich sehr anziehend gewesen sein. Aufschlußreich in diesem Zusammenhang ist ein Münztyp der autonomen jüdischen Aufstandsmünzen, der nur in Gamla geschlagen wurde, wohl während der Belagerung durch die Römer (bis Oktober 67 n.Chr.). Der Typus imitiert die Aufstandswährung und zeigt auf der Vorderseite eine Kylix und die Legende „Für die Erlösung“ (tlagl). Auf der Rückseite befindet sich die Aufschrift: „Jerusalem die h[eilige]“ ([hXd]qh ~lXry), die man auch bei den Jerusalemer Münzen findet. 62 Es ist jedoch auffällig, daß man in Gamla die Vorderseitenlegende nicht, wie in Jerusalem/Judäa, mit einer Wert- und/oder Jahresangabe versah, 63 sondern mit der Parole „Für die Erlösung“ bzw. die ganze Münze mit der Parole „Für die Erlösung Jerusalems, der Heiligen“ versah. Bei den Jerusalemer/judäischen Aufstandsmünzen ist bislang erst für das „Jahr 4“ (69/70 n.Chr.) eine ähnliche Rückseitenlegende, aber dann in der Version: „Für die Erlösung Zions“ nachweisbar. Offenbar war bei den Juden in Agrippas Reich schon früh mit dieser Parole geworben bzw. zum Aufstand gegen diesen aufgerufen worden, so daß man die in Gamla Eingeschlossenen an den Ausgangspunkt ihres Kampfes erinnern und weiter zu Kampf und Widerstand motivieren wollte. Syon weist darauf hin, daß diese Münze einer Sicht vom Aufstand als Guerillakrieg fragmentierter und zerstrittener kleiner Gruppen, die sich nur punktuell festgesetzt und so den Römern leichtes Spiel geboten hätten, widerspricht: „It shows that even under the most difficult conditions, the people of Gamla still remembered the original aims of the revolt, symbolized by ‚the redemption of Holy Jerusalem‘ “. 64

62

SYON 1992–1993, 40 f. Nr. 81. 82. SYON 2002, 146. 148 f. (mit großer Abb. S. 148). „(Jahr) 1 Schekel Israel“; „(Jahr) 1 halber Schekel“; „J(ahr) 2 Schekel Israel“; „J(ahr) 2 halber Schekel“; „Jahr 2“. 64 SYON 2002, 148 f. – Die Sicht eines unkoordinierten und zerstrittenen Guerillakriegs vertreten vor allem RAPPAPORT 1992, S. SCHWARTZ 1994 und HORSLEY 2002. 63

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Agrippas Jerusalemer Rede (Ios. bell. Iud. 2, 345–404), mit der er die Aufständischen vom Krieg mit den Römern abhalten will, enthält einen interessanten Hinweis auf die Kluft, die zwischen ihm und den torafrommen Juden vor Ausbruch des Jüdischen Aufstands bestand. Es ist eine bizarre Szenerie, die Josephus hier entwirft. Ein jüdischer König, der sich selbst weit von der Tora entfernt hatte, belehrte die Aufständischen, denen die Geltung der Tora nun über alles ging, über Sinn und Lohn der Toratreue. Agrippa weist darauf hin, daß es sehr schwierig sei, unter Beachtung aller Toravorschriften erfolgreich Krieg zu führen und gibt dann zu bedenken: „Wenn ihr aber im Krieg das Gesetz der Väter übertretet, weiß ich nicht, wofür ihr überhaupt noch Krieg führen wollt, denn euer Eifer geht ja darum, auch nicht eines der überkommenen Gebote aufzuheben. Wie wollt ihr die Gottheit um Hilfe anrufen, die ihr willentlich die ihr gebührende Verehrung (therapeia) unterlaßt?“ 65

Aus dem Munde Agrippas, der die Vorschriften der Tora und die Gott gebührende therapeia schon so oft verletzt hatte, vermochte ein solches Argument gar nichts, zumal im Kampf für die Tora ohnehin andere Regeln galten (da hatten die Makkabäer schon Vorarbeit geleistet). 66 Dennoch zeigt der Duktus der Rede zweierlei. Zum einen hatten sich Herodier der vierten Generation und Juden bei dem Versuch, Judentum, Toratreue und römische Oberherrschaft miteinander in Einklang zu bringen, weit voneinander entfernt. Zum andern tritt klar der Anspruch auf absolute Torageltung zutage, den die aufständischen Juden vertraten: „auch nicht eines der überkommenen Gebote aufzuheben“. 67 Wie stark war die Geltung der Tora in Judäa unter direkter römischer Herrschaft seit 44 n.Chr. beeinträchtigt worden? Und wie stark hatte dazu der Kaiserkult beigetragen?

65

Ios. bell. Iud. 2, 393 f. (Übs. MICHEL/BAUERNFEIND). Zum Notwehrrecht am Sabbat 1 Makk 2,29–41. Zur Problematik der Sabbatruhe im Krieg Ios. bell. Iud. 1, 146. 2, 517. 4, 99–103. ant. Iud. 12, 277. 14, 63. 226. 18, 322 f. vita 161 (mit Kommentar SIEGERT u.a. 2001 z. Stelle). c. Ap. 1, 209–212. – Eine Analyse der innerjüdischen Auslegungstraditionen des 1. Jh. n.Chr. bei KRIEGER 1994a, 314–321, v.a. auch in Hinblick auf die Varianten bei Josephus, der nur in bell. Iud. den Aufständischen Sabbatverletzungen vorwirft, in ant. Iud., vita und c. Ap. aber ein Notwehrrecht, das das Sabbatgebot suspendiert, akzeptiert. 67 Vgl. Ios. vita 134 f., wo ein Ratsherr Tiberias’ mit der Torarolle in der Hand (!) in einer Volksversammlung in Taricheai zur Eliminierung des vermeintlich romfreundlichen Verräters Josephus auffordert: (135) „Mitbürger [politai]! Wenn ihr nicht um euer selbst willen Josephus verachten könnt, dann denkt wenigstens an die väterlichen Gesetze, deren Verräter euer Oberkommandant beinahe geworden wäre; hasst das Böse um ihretwillen und rächt euch an dem, der solche Vermessenheit besaß!“ (Übs./Zitat SIEGERT u.a. 2001). 66

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V. Der Kaiserkult als Teil der Vorgeschichte des Jüdischen Aufstands

3. Die Zuspitzung des Konflikts zwischen Juden, Römern und Griechen um den Geltungsanspruch der Tora in ’eretz jisra’el 44–66 n.Chr. Josephus als involvierter Zeitzeuge und Historiker des Jüdischen Aufstands. Josephus war bei Ausbruch des jüdischen Aufstands etwa 28 Jahre alt. 68 Er ist unser Hauptzeuge für die Vorgeschichte des Jüdischen Aufstands, die er in dreien seiner Werke dargestellt hat: zuerst im bellum Iudaicum (2, 223– 284), ausführlicher dann in den antiquitates (19, 360–20, 258), 69 schließlich die unmittelbare Vorgeschichte bzw. Frühphase des Aufstands in vita 13–27. Die ca. 20 Jahre der Geschichte Judäas bis zum Ausbruch des Aufstands sind bei Josephus demgemäß relativ breit überliefert (viel ausführlicher als die Geschichte Judäas und der Herodier zwischen 4 v. und 37 n.Chr.). Josephus’ Quellen sind nicht bekannt. Ein Gutteil seiner Darstellung seit ca. Mitte der 50er Jahre dürfte aber vor allem auf eigenen persönlichen Erfahrungen beruhen und die Sichtweise eines Mitglieds der Jerusalemer Priesterschaft wiedergeben. 70 In der Anfangsphase des Krieges war Josephus selbst als militärischer Befehlshaber Galiläas aktiv (bis zur Gefangennahme durch Vespasian in Jodefat 67 n.Chr.). Er gehörte somit zur Führungselite Jerusalems in dieser ersten Phase des Aufstands. Die Frage nach seinem politischen Standort in der Zeit bis 66/67 n.Chr. ist in seinem Fall besonders wichtig, weil sie in die Darstellung der Vorgeschichte des Aufstands eingegangen sein dürfte. Hier ist man in der Forschung lange Josephus’ Selbstdarstellung gefolgt, daß er zu einem gemäßigten Kreis Jerusalemer Priester gehört habe, die zunächst noch versucht hätten, den Aufstand abzuwenden. 71 Neuere textanalytische Arbeiten haben gezeigt, daß Josephus jedoch von Anfang an Teil der Aufstandsbewegung und Anhänger des Eleazar b. Ananias war. 72 Dieser setzte im Sommer 66 n.Chr. durch, daß die Priesterschaft das tägliche Opfer für das Wohl des Kaisers im Jerusalemer Tempel aussetzte – ein 68

Gemäß Ios. vita 5 wurde er im 1. Jahr des Caligula (März 37–38 n.Chr.) geboren. Ios. ant. Iud. 20, 17–96 dabei ein langer Exkurs zur Geschichte der Juden in Babylonia ca. 31–55 n.Chr. 70 Zur Sozialisierung vgl. vita 8–12. Seit seinem 19. Lebensjahr (56/57 n.Chr.) war er in Jerusalem aktives Mitglied der Priesterschaft und hatte sich den Pharisäern angeschlossen. – Zur Frage eines überzeugten Pharisäertums des Josephus MASON 1989. SIEGERT u.a. 2001, 163. Zur Abstammung KRIEGER 1994b. 71 Hauptvertreter dieser These sind RAJAK 1983. BILDE 1988, jetzt auch MASON 2001. Vgl. den Forschungsüberblick bei VOGEL 1999, 66 f. SIEGERT u.a. 2001, 171 f. 72 COHEN 1979, 185–187 zum apologetischen Charakter der Passagen in vita. Allgemein zu Josephus als Teil der Jerusalemer Führungselite des Aufstands und seinen Verschleierungsstrategien KRIEGER 1998. VOGEL 1999. SIEGERT u.a. 2001, 163 f. 165 f. 171 f. 177–179. MCLAREN 2004, 101–104. Vgl. MASON 2001, 29 f. 69

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unmißverständliches Zeichen für den endgültigen Bruch mit Rom (dazu unten). Die Verbindung mit antirömisch eingestellten Kreisen der Priesterschaft wird auch in Josephus’ Rom-Mission deutlich. Im Herbst 63 n.Chr. begab er sich als Mitglied einer jüdischen Gesandtschaft nach Rom, um Priester, die von Felix nach Rom zur Aburteilung geschickt worden waren, aus der Haft freizubitten. Der Vorwurf an die Priester lautete sicherlich auf gegen Rom gerichtete Maßnahmen, sonst wären sie nicht zum Prozeß vor das Kaisergericht geschickt worden. Durch Vermittlung von Neros Frau Poppaea, die angeblich mit dem Judentum sympathisierte, gelang es Josephus, die Priester freizubekommen. 73 Festzuhalten ist, daß Josephus im Laufe seines religiösen Bildungsprozesses und seiner Sozialisation in Jerusalem zu einem Priester geworden war, der einen Aufstand gegen Rom in vorderster Front unterstützte. Warum? Was konnte ein Mitglied der ökonomisch und sozial privilegierten Klasse der jüdischen Gesellschaft dazu bringen, das Risiko eines Aufstands gegen Rom auf sich zu nehmen? Welche Aussicht konnte das hohe Risiko des Statusverlustes in Folge einer nicht unwahrscheinlichen Niederlage gegen Rom so kompensieren, daß man all solche Bedenken hintanstellte? In der Darstellung des bellum und der antiquitates gibt es zwar gewisse Unterschiede in der historischen Strukturierung der Vorgeschichte des Aufstands sowie in der Verteilung von Schuld und Verantwortung für den Ausbruch des Aufstands. 74 Die Hauptlasten werden trotzdem vor allem auf zwei Gruppen verteilt. Zum einen gibt es eine Aufstandsbewegung bzw. verschiedene aufständische bzw. gewalttätige Gruppen. Zum andern spielt das Verhalten der römischen Funktionsbeamten eine wichtige Rolle. Hinzu kommen, als dritter Faktor, Konflikte zwischen Juden und der nicht-jüdischen Bevölkerung in Judäa. Ein vierter Ursachenkomplex kreist um die religiöse Motivation des Aufstands und die damit zusammenhängende ka73 Ios. vita 13–16. Inhaltlich instruktiv, trotz Rechenfehlers zum Datum der Reise, KRIEGER 1994a, 228. KRIEGER 1998, 95 f. Zum Zeitpunkt der Reise nach Rom KOKKINOS 1998, 392. Zu Poppaeas Sympathie mit dem Judentum ant. Iud. 20, 195. 74 Die Unterschiede in Ios. bell. Iud. 2, 167–279 und ant. Iud. 18, 26 – 20, 257 sowie für den weiteren Bericht bell. Iud. 2, 280–654. 7, 253–274 sind ausführlich von KRIEGER 1994a analysiert worden (vgl. dort die Zusammenfassungen S. 198. 330 f.). Man kann Krieger jedoch oft nicht zustimmen, wenn er die Unterschiede in der Darstellung immer nur auf eine im bellum bzw. in den antiquitates jeweils vorherrschende, verschiedenartige apologetische Tendenz zurückführt (bes. KRIEGER 1994a, 327–331); vgl. die Kritik von MASON 1997a und hier in Kap. I 3. BILDE 1979 hat schon darauf hingewiesen, daß es keine derart grundlegenden Unterschiede in beiden Darstellungen gibt. M.E. gibt es bei Josephus eher ein komplexes, z.T. schlecht integriertes und damit widersprüchliches Spektrum von kausalen Zuschreibungen.

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tastrophale Niederlage (im Sinne einer Abwendung Gottes wegen schwerer Verfehlungen der Aufständischen gegen die Tora). 75 Was die judäischen Präfekten (Procuratoren) angeht, fällt Josephus’ Urteil insbesondere über Festus, Albinus und Gessius Florus, die ja Teil seiner eigenen politischen Erfahrung waren, sehr schlecht aus. 76 Goodman ist im wesentlichen zuzustimmen, daß das judäische Verwaltungspersonal keine besondere Negativelite darstellte. 77 Allerdings barg, wie oben unter V 1 ausgeführt, der administrative Status Judäas die Gefahr der ständigen Über- oder Unterreaktion angesichts alltäglicher Konflikte zwischen Präfekt und Provinzialbevölkerung. Dies wirkte sich selbstverständlich auf die Akzeptanz einer solchen Herrschaft aus. Abgesehen von diesem strukturellen Problem muß man statt nach dem Charakter viel eher danach fragen, welcher Art die Konflikte zwischen Juden und römischen Beamten waren. An einer Stelle sagt Josephus, daß sich unter Florus die Unerträglichkeiten so gesteigert hätten, daß man den Aufstand begonnen hätte, „weil wir es für besser hielten, vereint statt nach und nach umzukommen“. 78 Das Bild vom Aufstand als bewußt herbeigeführtem kollektivem Selbstmord, bevor man von den Römern zugrundegerichtet wird, wirkt dramatisch. Es unterschlägt allerdings die wahre Motivation hinter diesem Entschluß. Im Ganzen ging es nämlich den Aufständischen, mit denen sich Josephus hier identifiziert, darum, die Geltung der Tora im bewaffneten Kampf herzustellen, d.h. auch das Leben dafür aufs Spiel zu setzen. Josephus hat immer wieder diese konsequente Haltung der Juden bei der Verteidigung der „väterlichen Gesetze“ betont. 79 Nicht alle Juden dachten 75 Vgl. den Überblick zu Josephus und zur Frage, inwieweit die Forschung Josephus gefolgt ist, BILDE 1979, 179–194. 76 Dazu BILDE 1979, 182. 184 f. 188 f. 77 GOODMAN 1990, 39. Goodman sieht in der Konzentration der Vorwürfe auf die römischen Beamten sicher zu Recht eine von Josephus beabsichtigte Entlastung der jetzt herrschenden Flavischen Dynastie (sie soll als judenfreundlich dargestellt werden im Gegensatz zu Nero und seinem Personal). Vgl. KRIEGER 1994a, 327–330 (der GOODMAN 1990 seltsamerweise nicht berücksichtigt). Der Überbau von Kriegers Fazit (substantiell sehr nahe bei Goodman) ist allerdings zu bezweifeln (die Apologie der Flavier sei mit Blick auf das Diasporajudentum erfolgt, s. dazu MASON 1997a, 131 f.). 78 Ios. ant. Iud. 20, 257. 79 Z.B. in der Auseinandersetzung mit Pilatus (bell. Iud. 2, 174. ant. Iud. 18, 58 f.) oder Caligula (bell. Iud. 2, 196–198. ant. Iud. 18, 264. 266–268. 271. 277. 280. 281 f.). Ein Vorfall unter Cumanus (die Vernichtung einer Torarolle) läßt die Protestierenden sagen, daß sie nicht weiterleben könnten, wenn der Schuldige nicht bestraft würde (ant. Iud. 20, 116). Das wohl berühmteste Zeugnis ist die Rede Ele’azars vor dem Massenfreitod auf Masada (bell. Iud. 7, 323–336. 341–388). Auch von den Anhängern der „Vierten Philosophie“ berichtet Josephus, daß sie den Tod verachteten, wenn es um die Toratreue bzw. die ungebrochene Gottesherrschaft gehe (ant. Iud. 18, 23). Zum Märtyrertod der Juden im Festhalten an der Tora bzw. zur Bereitschaft, im Kampf den Tod auf sich zu

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so, aber ihre Zahl nahm in den letzten 10–15 Jahren vor Ausbruch des Aufstands stetig zu (s.u.). Josephus hat sich später, nach seiner Niederlage gegen die Römer in Jodefat, von dieser verschärften Auffassung der Toratreue distanziert. 80 Bis zu dieser „Bekehrung“ vertrat er sie aber. Mit anderen Aufständischen seiner sozialen Schicht, die ähnlich viel zu verlieren hatten, ist er für die Verteidigung oder Wiederherstellung der vollen Gültigkeit der Tora und der Gottesherrschaft eingetreten. Dies war sicher nicht die einzige Motivation aller Aufständischen. Besonders die sozial Schwachen verbanden mit einer Erhebung auch die Hoffnung auf eine Verbesserung ihrer sozialen Lage. 81 Für die gesellschaftlich Etablierten jedoch, zu denen Josephus und die vielen Priesterkollegen gehörten, die als Anführer des Aufstands agierten, muß das Motiv der Torageltung besonders stark gewesen sein (und nicht einfach das Streben nach Macht zwischen verschiedenen Parteiungen innerhalb der Jerusalemer Priesterelite, worauf Goodmans Ursachenforschung einmal hinauslief). 82 Torageltung und römischer Herrschaftsanspruch. Was alles behinderte die volle Geltung der Tora und damit den Anbruch der Gottesherrschaft? Diese konnte zwar unter Fremdherrschaft grundsätzlich nicht eintreten, und es gab in der vormakkabäischen Zeit mit dem Henoch- und dem Danielbuch einflußreiche apokalyptische Belehrungen zum Widerstand gegen die Fremdherrscher. 83 Doch hat man sich einerseits im Judentum immer die Frage gestellt, warum man unter Fremdherrschaft zu leben hatte und ob diese etwa als Strafe Gottes für Apostasie aufzufassen und in erneuerter Gesetzestreue zu erdulden sei. Andererseits haben die Juden, wie Goodman zu Recht betont, jahrhundertelang Fremdherrschaft mit einem Leben gemäß der Tora vereinbaren können. 84 nehmen, s.a. c. Ap. 1, 43. 2, 218 f. 232 f. bell. Iud. 2, 152 f. (über Essener). – Vgl. die Episode im Talmud (bGit 57b), wo der Kaiser alle die töten läßt, die ihn nicht als Gott verehren, bzw. den letzten – bei dem er den Verehrungsbefehl zurücknimmt und nur noch Gehorsam verlangt –, weil dieser sich genausowenig bedingungslos dem Befehl des Kaisers unterordnen will. Dies alles geschieht mit Berufung der Juden auf die Treue zu Gott und die Tora. 80 Vgl. die Rede von Jodefat, bell. Iud. 3, 361–382. – HALPERN AMARU 1986 zufolge ersetzte Josephus eine an ’eretz jisra’el gebundene, verschärfte Tora-Praxis durch eine universalisierende, gemäßigtere Tora-Praxis als Kern jüdischer Frömmigkeit. S.a. GERBER 2001, 146 f. 81 Vgl. HORSLEY 1979a, 58 (über die Motive der „Banditen und Räuber“, sich dem Aufstand anzuschließen), jetzt auch HORSLEY 2002. Vgl. GOODMAN 1990, 40 f. 82 GOODMAN 1987, bes. 19 f. 208 ff. – Vgl. aber jetzt die modifizierte Perspektive in GOODMAN 2005, die dem religiös-ideologischen Faktor erheblich mehr Gewicht einräumt. 83 Vgl. ALBERTZ 1997, 649–673. 84 GOODMAN 1990, 40.

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E. Baltrusch hat nun die entsprechenden ‚Justierungen‘ in der israelitisch-jüdischen Theologie seit der assyrischen Eroberung bis zum Ende der hasmonäischen Autonomie herausgearbeitet. 85 In der dann im Vergleich zu Assyrern, Persern, Ptolemaiern und Seleukiden qualitativ neuartigen Fremdherrschaft der Römer seit 63 v.Chr. sieht er die Hauptursache für „alle jüdisch-römischen Konflikte“. Diese gingen darauf zurück, daß „1. die jüdische Religion von allem Anfang an ein zutiefst politisches Phänomen war, daß ihre Ausbildung nicht so sehr eine ‚innere Angelegenheit‘ der Juden, sondern der Weg war, in einer Zeit ständiger Bedrohung von außen und der Fremdherrschaft Autonomie und Selbstbestimmung zu wahren und zu legitimieren; und daß 2. die römische Herrschaftspolitik trotz gewährter Religionsfreiheit gerade diesen politischen Charakter der jüdischen Religion in Frage stellte. Die römische Politik ging damit noch über die hellenistische hinaus, was die Entwertung der Religion um ihren politischen Faktor angeht. Es war nur folgerichtig, daß auch die Konflikte zwischen Rom und den Juden über jedes bisher gekannte Maß hinausgingen“. 86

Man kann den religiös-politischen Faktor in der Vorgeschichte des jüdischen Aufstands demnach nicht hoch genug veranschlagen, 87 zumal eschatologische Heilsversprechen schon immer auch die Aufhebung materieller Not enthalten hatten, in hellenistischer Zeit besonders deutlich die JesajaApokalypse. 88 Die Linien setzten sich auch in der frührömischen Zeit fort und zeitigten im Judentum eine stete Auseinandersetzung über rechte und falsche Erlösungsversprechen sowie über die rechten Methoden, wie der Zustand der Gottesherrschaft zu erlangen sei. 89 Baltrusch sieht als Grund für die erst 100 Jahre später einsetzende gewaltsame Austragung des römisch-jüdischen Grundkonflikts in Judäa seine Verdrängung während der römischen Bürgerkriege und der Herrschaft des Herodes. 90 Für die Zeit danach (Baltruschs Studie endet 63 v.Chr.) darf man die Grundthese noch um folgende Gedanken ergänzen. 85

BALTRUSCH 2001. BALTRUSCH 2001, 157. 87 Gegen Goodman, der lange die Ansicht vertrat, daß es „only little evidence“ gäbe „for the common assertion that the prime causes both of the rebellion and of this civil strife were explicit religious“ (GOODMAN 1996, 760 f.). Goodman konzentrierte sich für die Antwort auf die Frage nach den Ursachen für den Jüdischen Aufstand auf die Rolle der Elite(n) Judäas; die mangelnde Kooperation der Römer mit der angesehenen religiösen Elite Judäas sowie die Machtkämpfe zwischen den Eliten Judäas hätten das Land in die Anarchie geführt (GOODMAN 1987. GOODMAN 1990. GOODMAN 1996, 758–761. 768– 772). Zur Kritik an diesem Erklärungsmodell, das viele Widersprüche und unklare Begriffe enthält, sei hier auf SHAW 1989 verwiesen. Gewisse Modifikationen an seinen Thesen hat Goodman nun selbst vorgenommen (s. GOODMAN 2002. GOODMAN 2005). 88 Vgl. ALBERTZ 1996, 260. 276. 288–290. 337–348. ALBERTZ 1997, 456–459. 549– 555. 574–576. 629–633. 643–649 (zur Jesaja-Apokalypse Jes 24–27 des 3. Jh. v.Chr.). 89 Dazu jetzt RAJAK 2002. 90 BALTRUSCH 2001, 156. 86

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Der Unterschied zwischen einer direkten römischen Herrschaft und einem Status als Klientelreich war gerade im jüdischen Fall sehr erheblich. 44 n.Chr. waren alle Hoffnungen auf Autonomie nach innen wieder zerstört worden. Zudem dürfte die römische Administration im Lauf der Jahre engmaschiger geworden sein, d.h. römische Herrschaft und Romanisierung dürften immer weiter in jüdische Lebensbereiche vorgedrungen sein. Zusammenstöße zwischen römischem Regelungsanspruch 91 und jüdischem Autonomieverständnis dürften sich gehäuft haben. Im 1. Jahrhundert n.Chr. gehörten im jüdischen Hauptgebet „Schmone ‘Esre“ der Wunsch nach Autonomie bzw. abstrakter Freiheit von Fremdherrschaft mit der Beseitigung der realen drückenden römischen Fremdherrschaft zusammen. So lautete die 11. Bitte: „Sei König über uns, du, Gott allein“, worauf sich die 12. Bitte um Ausrottung der „übermütigen Herrschaft“ anschloß. 92 Ein interessantes Beispiel für die Konkurrenz, wenn nicht den Konflikt, zwischen Herrschaftsanspruch und Autonomieverständnis auf der Ebene des Privatrechts in der Provinz Judäa seit 44 n.Chr. stellen die Datierungssysteme zweier Rechtsdokumente aus dieser Zeit dar. 4Q348, ein offenbar in Jerusalem in hebräischer Sprache verfaßter Vertrag, der aufgrund seines fragmentarischen Zustands inhaltlich nicht mehr zu bestimmen ist, datiert sehr wahrscheinlich nach dem amtierenden Hohenpriester, hier Joseph b. Kam(n)i, Hoherpriester 46–48 n.Chr. 93 Ein ca. 10 Jahre später entstandenes Dokument, Mur. 18, eine aramäisch verfaßte Schuldverschreibung über 20 Denare zwischen zwei Juden, die westlich Jerusalems lebten, datiert dagegen aus dem „Jahr 2 Neros“, d.h. 55–56 n.Chr. 94 Auf lokaler, privatrechtlicher Ebene gab es demnach offenbar ein Nebeneinander zwischen der Hohenpriesterära einerseits und der römischen Kaiserära andererseits. Ob auch unter den Herodiern in Judäa, weil sie ja kein Hohepriesteramt bekleiden konnten, die Hohenpriesterära auf lokaler privatrechtlicher Ebene benutzt wurde, wissen wir nicht. Jedenfalls dürfte in solchen Fällen die Wahl einer bestimmten Datierungsweise mit subjektiven Zugehörigkeitsgefühlen oder mit auf lokaler Ebene bestehenden 91 BALTRUSCH 2001, 155 erkennt ab 63 v.Chr. den römischen Anspruch, daß es in Judäa „von jetzt an unter Rom keine herrschaftsfreien Räume mehr geben“ durfte. Die Frage war, wie schnell sich dies umsetzen ließ, zumal in Bürgerkriegszeiten und der herodischen Herrschaft über jüdische Kerngebiete zwischen 40 v.–6 n.Chr. (in Galiläa und Peräa ja sogar bis 44 n.Chr.). 92 Vgl. HENGEL 1961, 112 mit der Datierung der Rezension des „Achtzehn-BittenGebets“ auf die Zeit der Zeloten. Der Text bei STAERK 1930. Vgl. die englische Übersetzung bei SCHÜRER u.a. II (1979), 455–463. 93 ESHEL 2002, 159 f. – 4Q348 liegt neu ediert als Bd. 27 der Reihe DJD (Discoveries in the Judaean Desert) vor: COTTON/YARDENI 1997, 300–303. 94 ESHEL 2002, 158. – Mur. 18 ist in Bd. 2 der Reihe DJD (Discoveries in the Judaean Desert) ediert: MILIK 1960, 100–104.

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Gruppenidentitäten einhergegangen sein, die die Tatsache der römischen Oberherrschaft ein- oder ausschlossen. Man kann daraus nicht unbedingt auf das Ausmaß der Akzeptanz oder Ablehnung der römischen Provinzialherrschaft schließen, doch aber auf das Ausmaß ihrer Objektivierung in der Organisation der gesellschaftlichen Beziehungen vor Ort. 95 Und nicht vergessen darf man, daß es dann eine offizielle Aufstandsära gab, die mit allen herkömmlichen Datierungssystemen brach und die Jahre der „Erlösung“ oder „Freiheit“ Jerusalems, Zions bzw. Israels zählte. 96 Heiliges Land und Kaiserkult. Goodman hat jüngst darauf hingewiesen, daß die Legenden der Aufstandsmünzen interessanterweise nicht an die bisherigen politischen autonomen Organisationsformen der Juden in Judäa anknüpften: „Where the coins of the Hasmoneans and Herodians had advertised the names of the rulers, described als ‚King‘ (basileus) or ‚tetrarch‘ or ‚priest‘ (HaCohen), and the nation was named as ‚Yehud‘, ‚Yehudah‘ or ‚Hever heYehudim‘, the rebel coins named no one as leader and claimed to represent Jerusalem, Israel and Zion“. 97

Goodman weist auch auf die neuartige Proklamierung von „Freiheit“ und „Erlösung“ hin, 98 ohne dafür eine Erklärung zu bieten oder zu versuchen. Wenn aber mit weit zurückreichenden Traditionen der Selbstbezeichnung und gesellschaftlichen Organisation in einer traditionalen Gesellschaft und Herrschaftsorganisation derart gebrochen wird, dann liegt der Schluß auf eine gestiftete Antithese, auf einen konstruierten Gegenentwurf zu in einer bestimmten Weise perzipierten realhistorischen Verhältnissen nahe. Diese könnten die Auffassung des Prinzipats als Herrschaft eines göttlichen Alleinherrscher gewesen sein. Dazu bildeten die neuen politischen und religiös-rituellen Konzepte – die Abwehr gegen jede Form personalisierter Herrschaft, verbunden mit rituellen Reinheitsforderungen („Heiligkeit“) und religiös-politischen Befreiungs- bzw. Freiheitsvorstellungen („Freiheit“, „Erlösung“) – das genaue theoretische Gegenkonzept. Es wurde somit nicht nur zur Befreiung von dieser Art (Kaiser-)Herrschaft aufgerufen, sondern für den Sieg ein Zustand verheißen, der in jeder Weise das genaue Gegenteil solcher Herrschaft sein würde. 95 COTTON 2002, 20 f. vertritt die These, daß es in Judäa eine lokale Rechtsprechung jenseits institutionalisierter Gerichtshöfe oder offizieller Richterämter durch Schiedsrichter gab, deren Autorität in der jeweiligen Dorfgemeinschaft oder sonstigen Wohnbezirken verankert gewesen sei. Dies würde das Nebeneinander von Datierungssystemen für die rechtlichen Vereinbarungen gut erklären. 96 Zur mit der Aufstandsära versehenen Münzprägung s.o. S. 326. Zu Rechtsdokumenten, die nach der Aufstandsära datiert sind, ESHEL 2002. 97 GOODMAN 2005, 165. – Vgl. zum Folgenden auch BERNETT 2007, 120–122. 98 GOODMAN 2005, 165.

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Der Rekurs auf „Heiligkeit“ und „göttliche Erlösung“, auf „Zion“ und „Israel“ beinhaltete dabei mehr als die bloße Ablehnung der Römerherrschaft als Fremdherrschaft. Nur schwer integrierbar in ein an Jahwes Tempel und Land Israels gebundenes Denken war ein Fremdherrscher, der als Gott in Jahwes Land verehrt wurde und in Jerusalem in das Tamidopfer mit einer eigenen Opferzeremonie eingebaut worden war. Der neue Zustand von Heiligkeit für Jerusalem, Zion und Israel, für den man kämpfen wollte (und sollte), schloß die Beseitigung solcher „Befleckung“ des Landes durch den Fremdherrscherkult notwendig mit ein. In jüdischen Textzeugnissen aus dem 1. Jh. n.Chr., die in Judäa/Palästina entstanden sind und gegen den „Götzendienst“ Israels, für die Wiederherstellung der „Heiligkeit“ des Landes, Jerusalems und des Tempels sowie für die „Sammlung Israels“/„Rückkehr nach Israel“ (geographisch wie intellektuell-theologisch zu verstehen) sprechen, könnte sich die intellektuelle „pre-revolt“history des Jüdischen Aufstands, soweit sie sich auch am Bestehen des Kaiserkults festmachte, spiegeln. 99 Denn welcher „Götzenkult“ hat in Judäa bestanden, dem die Juden ausgesetzt waren bzw. dem sie geneigt waren, anzuhängen? Daß sich Reinheitsvorstellungen offenbar zunehmend mit politischen Resistenzvorstellungen und Affiliationen verbanden, legen mittlerweile auch archäologische Untersuchungen nahe. In einem neuen, v.a. auch auf die Auswertung von Kleinfunden gestützten Ansatz zur „archaeological pre-history of the revolt“ wird über einen Zeitraum von ca. 100 Jahren eine Akkulturationsphase (bis zu Herodes’ Tod) identifiziert, der eine sich verstärkende Resistenzphase nachfolgt, die mit exkludierenden Tendenzen und einer neuen Wertschätzung bestimmter jüdischer Lebens- und Denkformen im herodisch-römischen Judäa bzw. den herodischen Teilreichen 99

Vgl. schon Kap. III 3 S. 193 f. für Texte des 2./1. Jh. v.Chr. und als weitere einschlägige Belege aus dem 1. Jh. n.Chr.: VitProph 3, 6 f. 4, 22. 14, 1; ApkAbr 1–8; orSib 4, 1–23; PsSal 8,28. 10,4. 11,6. 15,12. 17,28. 31; LAB 18, 13 f. 21–25. 30, 1. 34. 36, 3 f. 38. 44. – Diese Linie kann sich vor allem auf 2 Mose 19,5 f.; 5 Mose 7,5 f. 11,24. 12,2 f. 30,3–5; Sach 2,16. 13,2–4 stützen sowie auf die „Heiliges Land“/„Heiliges Jerusalem“Argumente in den Makkabäerbüchern: 1 Makk 1,25. 28 f. 2,45–48. 9,23–25; 2 Makk 1,7. 29. 2,17 f. 3,1; auch in der Tempelrolle aus Qumran wird der Zusammenhang zwischen heiligem Land und heiligem Volk vielfach betont, vgl. bes. 11QT 48, 10 f. 51, 7–21. 60, 16 f. 62, 13–22. 64, 12 f. (Ausgabe STEUDEL u.a. 2001). Vgl. MENDELS 1987 zur Rekonzeptualisierung von ’eretz jisra’el im jüdisch-judäischen Schriftgut des 2. Jh. v.Chr. (Sir, 1 Hen 85–90, Dan 7–12, Eupolemos, 1 Makk, Jud, Jub, TestPatr, Theodotos, Ps.Eupolemos) unter Einfluß des Makkabäeraufstands und der hasmonäischen Expansionspolitik, v.a. hinsichtlich der Grenzen Israels, dem Status von Nicht-Juden im Land und der rechten Herrschaftsform über Israel. – Die Zurücknahme des politisch brisanten „Heiligen Land“-Konzepts der Aufständischen durch Josephus in seinen Schriften behandelt HALPERN AMARU 1986. Vgl. GERBER 2001, 146 f. Zum Konzept des „Land Israels“ als unabdingbarem Teil des Bundesschlusses („land theology“) ORLINSKY 1986.

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verbunden ist. 100 So kann man für Galiläa und die untere Gaulanitis feststellen, daß vom späten 2. Jh. bis zum späten 1. Jh. v.Chr. in jüdischen wie nicht-jüdischen Siedlungen die gleichen Typen importierter wie lokal gefertigter Haushaltskeramik, ob einfacher oder dekorativer Art, verwendet wurden (Tisch- und Kochgeschirr, Öllampen). 101 Tisch- und Eßsitten hatten sich grundsätzlich an griechisch-hellenistische Gepflogenheiten angepaßt. 102 Am Ende dieser ca. 100jährigen Periode tritt an all diesen Stätten ein neuer Typ Kochgeschirr auf, eine flache Pfanne nach italienischem Vorbild, die so populär ist, daß sie in drei Zentren in Galiläa für die Versorgung der Märkte produziert wird. Man kann diese Innovation mit einer neuen Eßgewohnheit, die aus dem römischen Kulturkreis stammt, verbinden und hier den Niederschlag eines nicht nur im Oberflächlichen verbleibenden Romanisierungsprozesses sehen. 103 Dann setzt ein erstaunlicher Differenzierungsprozeß ein. Während an Orten mit paganer (Shiqmona, Tel Anafa, Pella) oder gemischt jüdischpaganer Besiedelung (Sepphoris, Tiberias, Caesarea Philippi) dieses Spektrum importierter und lokal gefertigter Haushaltskeramik erhalten bleibt, reduziert es sich in den ausgewerteten jüdischen Orten (Yodefat, Kapernaum, Betsaida, Gamla) auf lokal produzierte, undekorierte Tongefäße, schlichte Öllampen und Kalksteingefäße, die verschärften halachischen Reinheitsvorschriften entsprachen. 104 Aufgrund der engen Nachbarschaft der verschiedenen typisierbaren Ortschaften kann es sich nicht um ein Versorgungsproblem gehandelt haben. A. Berlin erklärt diesen eigenartigen Trend, der mit dem Ende von Herodes’ Herrschaft beginnt, im Rahmen der in der südlichen Levante stattfindenden Akkulturations- und Resistenzprozesse, in deren Verlauf sich jüdische Identität in Galiläa mittels kollektiver Abgrenzungsprozesse im alltäglichen Leben neu zu formieren begann: „I suggest that these fancy household items, often the only foreign and certainly the most noticeable goods found in a typical household assemblage, performed a convenient communicative role … As a manifestation of foreign and, I suggest, now specifically Roman control, Galilean Jews reflected them. By this they made a political statement of solidar-

100 Vgl. v.a. die Beiträge von A. BERLIN, D. AVSHALOM-GORNI/N. GETZOV, D. SYON und H. ESHEL in BERLIN/OVERMAN 2002. 101 Die von BERLIN 2002 ausgewerteten Siedlungen sind: 1. pagane Siedlungen: Shiqmona, Tel Anafa, Pella; 2. gemischte Siedlungen: Sepphoris, Tiberias, Caesarea Philippi; 3. jüdische Siedlungen: Yodefat, Kapernaum, Betsaida, Gamla. 102 BERLIN 2002, 62. 103 BERLIN 2002, 63. 104 BERLIN 2002, 63. Vgl. die detaillierten Analysen zu Yodefat im Vergleich zum benachbarten phönizisch-syrischen Bet Zeneta durch AVSHALOM-GORNI/GETZOV 2002.

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ity and affiliation with a traditional, simple, unadorned, Jewish lifestyle, as well as demonstrating a unified opposition to the newly looming Roman presence“. 105

Zu ergänzen ist hier, daß die Kriterien für diese exkludierenden Tendenzen nicht nur in der einfachen Verfügbarkeit des Mediums Haushaltskeramik lagen. Hier dürfte als Leitkriterium v.a. die Beachtung schärferer halachischer Reinheitsgesetze eine Rolle gespielt haben. 106 Aufgrund der damit verbundenen Aufladung des Konzeptes der „Heiligkeit“ des Einzelnen wie des gesamten Landes sowie des entsprechenden Negativkonzepts von Unreinheit und Verunreinigung zeitigte dies eine eminent politische, negative Einstellung gegen den Status der Fremdherrschaft samt all ihren Exponenten und Repräsentanten. Auf diesem Boden wuchs anti-römische Stimmung, die sich propagandistisch relativ leicht mit einem hoch bewerteten religiösen Ziel kombinieren ließ und Mobilisierung erreichen konnte. Die rasche und massenhafte Bereitschaft galiläischer Juden, sich am Aufstand gegen Rom zu beteiligen, nachdem er im Sommer 66 n.Chr. von den Jerusalemer Radikalen einmal ausgerufen worden war, kann man deshalb auch im Rahmen der zunehmenden, tiefsitzenden Distanzierung von der römischen Fremdherrschaft erklären, wie dies A. Berlin tut: „I submit that this response can be understood at least in part by the fact that overt resistance did not begin in 66, or 60, or 50 C.E. Rather, the archaeological evidence demonstrates that for over two generations, Galilean Jews resisted Rome – individually, collectively, consistently, and actively“. 107

E.M. Heen hat bei der Analyse von Phil 2, 6–11 108 Anhaltspunkte dafür gefunden, daß es unter den frühen Judenchristen eine fundamentale Kritik am Kaiserkult sowie an den ihn tragenden und von ihm profitierenden Eliten gab. Diese sei so tief gegangen, daß dem Kaiser das Anrecht auf kultische Anerkennung (als Wohltäter) verweigert und den lokalen Eliten ihr Status streitig gemacht worden sei. 109 Für die Christen habe Jesus als positive Gegenfigur gedient, als Sohn des wahren Weltenherrschers, als wahrer 105

BERLIN 2002, 69. Vgl. AVSHALOM-GORNI/GETZOV 2002, 81: „In the first century C.E., the Jewish population seems to have developed a growing adherence to religious dictates and commandments, which in turn caused them to become more insular and closed-in“. 107 BERLIN 2002, 70. 108 Eine Passage aus dem „Loblied auf Christus“: „[6] Er war Gott gleich, hielt aber daran nicht fest, wie Gott zu sein (to. ei=nai i;sa qew|/), [7] sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; [8] er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. [9] Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, [10] damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu [11] und jeder Mund bekennt: „Jesus Christus ist der Herr“ – zur Ehre Gottes, des Vaters“. 109 HEEN 2004. 106

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menschlicher Wohltäter, der kultische Ehren selbst nie beansprucht habe. Der Philipperbrief ist von Paulus um 60 n.Chr. verfaßt worden. Hier kam es also zu einer Jesus-Konstruktion, die sich nicht dominant an der jüdischen Messias-Tradition orientierte, sondern Gegenentwurf zu den schwierigen sozio-politischen Verhältnissen in den griechischen Städten im Rahmen der durch den Kaiserkult dominierten Beziehungen war. Als weiteren Hintergrund könnte man auch an eine in Judäa unter radikaleren Juden herrschende Haltung gegen den Kaiserkult denken, die Paulus zu dieser in Phil 2, 6–11 formulierten, an dem Begriff der isotheoi timai aufgehängten, scharfen Kritik beeinflußt hat – wenn nicht an seine eigenen Erfahrungen im Land selbst, insbesondere in Caesarea. Kann man die politisch-religiöse Brisanz des Kaiserkults im herodischrömischen Judäa für die Juden marginalisieren, indem man zum entscheidenden Kriterium erhebt, wo genau sich die Kaiserkultstätten befanden – auf altem judäischem Gebiet, auf nicht-altjudäischem, auf nicht mehrheitlich von Juden bewohntem Gebiet? Auch wenn es auf den ersten Blick so erschienen mag, ja vielleicht auch Herodes’ jeweilige Ortswahl für die Kaiserkultstätten beeinflußt, gesteuert haben mag, läßt sich einiges dagegen ins Felde führen, daß es bei solch einfachen, geregelten Verhältnissen nicht blieb. Zunächst einmal kann der Begriff ge ioudaia nicht so verstanden werden, daß er sich der ethnischen Verteilung von Juden jeweils anpaßte und das „eigentliche Judäa“ („Judea proper“, wie es in der englischsprachigen Literatur oft heißt) immer dort seine Grenzen fand, wo Juden (seit der persischen Zeit) die ganz überwiegende Mehrheit bildeten. Interessanterweise benutzten die Aufständischen in ihren Befreiungsparolen nicht die geographisch-politischen Bezeichnungen ‚Ioudaia‘, ‚Iudaea‘ oder ‚Jehud(a)‘, sondern „Israel“ oder „Zion“. Die Aufstandswährung war nicht die „der Juden“, sondern die „Israels“. Man benützte mit „Israel“ einen Kollektivbegriff aus den fundierenden biblischen Texten, der mit der göttlichen Landverheißung, ’eretz jisra’el, eng korreliert war. Dieser Landbegriff – ’eretz jisra’el – war zwar ortsgebunden, indem er um Jerusalem, also Zion, zentriert war. 110 Aber er war in seiner Ausdehnung zum geringsten durch politisch-geographische Grenzen bestimmt, sondern vor allem durch eine behauptete oder tatsächliche Geltung der Tora (bzw. der Geltung der von bestimmten Gruppen vertretenen Auslegungen von Toravorschriften). Insofern ist das von der Forschung oft vorgebrachte Argument (ein aus Josephus übernommenes, angebliches Argument des Herodes!) 111, der Kaiserkult habe sich nur in Gebieten abgespielt, die nicht dominant von Juden bewohnt waren, und sei deshalb für die Juden unproblematisch gewesen, kein zwingendes. Je nach theologischer Auffassung des Landes 110 111

Vgl. dazu schon Kap. III 3. Ios. ant. Iud. 15, 328 f.

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Israels, seinem Heiligkeits- bzw. Reinheitsstatus konnte ein solcher, politisch noch dazu hochbrisanter Götzenkult grundsätzlich als Verunreinigung des von Gott verheißenen Landes angesehen werden (wie von radikaler Seite schon bei der Auseinandersetzung um den Caligula-Kult in der kaiserlichen Domäne von Iamneia argumentiert worden war). Zusammenfassend sei hier die These vertreten, daß es den Aufständischen in Zusammenhang mit ihrer leitenden Vorstellung von Jahwes alleiniger Herrschaft über „Sein Land und Sein Volk“ um eine neue, allgemeine Reinheit des Tempelkults, des Volkes Israel und damit auch des von Gott verheißenen Landes ging, das Israel bewohnte. Dabei wollte man ein neues, heiliges Jerusalem/Zion als Zentrum eines heiligen „Landes Israel“ errichten, wie es die Münzen der Aufständischen verkündeten. 112 Herrscher über die Juden im neuen Heiligen Land sollte nur mehr Gott sein, kein Fremder und schon gar nicht ein Fremder, der als Gott verehrt wurde. Massierung der Toraverletzungen unter römischer Herrschaft seit 44 n.Chr. Unter den diversen Auseinandersetzungen mit den römischen Autoritäten, die Josephus aus der Zeit 44–66 n.Chr. berichtet, sind die Zusammenstöße wegen verletzter Geltungsansprüche der Tora deutlich überrepräsentiert. Selbst Goodman, der den religiösen Faktor in der Vorgeschichte des Jüdischen Aufstands für gering hält, muß dies feststellen. 113 Teils erfolgten die Toraverletzungen durch die römischen Oberbeamten selbst, teils durch deren Personal und Auxiliartruppen, teils durch Agrippa II. als oberstem Tempelherrn – und nicht zuletzt auch durch Angehörige des höchsten Priesteradels. Unter Cumanus (ca. 48–52) geschah beim Pessachfest ein Eklat. Im Tempelbezirk verteilte Auxiliartruppen sollten, wie immer, die Massen von Pilgern beaufsichtigen und für einen geordneten Ablauf sorgen. Ein Soldat gab durch unanständige Gesten seiner Verachtung der Veranstaltung Ausdruck. Es entstand ein Handgemenge, den Tumult wollte Cumanus durch weitere Truppen beenden. Das Erscheinen der Truppen verursachte eine Massenpanik, in deren Folge Tausende getötet wurden. 114 Ebenfalls unter Cumanus kam es zu einer spontanen Erhebung, weil ein Soldat eine Torarolle öffentlich geschmäht, zerrissen und verbrannt hat. Der Soldat war Teil einer Truppe, die in die Dörfer in der Gegend von Beth Horon geschickt worden waren, nachdem „Räuber“ (bell. Iud.) bzw. 112

S. dazu schon o. Anm. 61. „Nonetheless it is striking, that most disturbances which required forcible suppression were sparked off by religious issues and that many occurred at the pilgrim festivals where the religious atmosphere was highly charged“ (GOODMAN 1996, 761). 114 Ios. bell. Iud. 2, 224–227. ant. Iud. 20, 105–112. 113

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„aufständische Neuerer“ (ant. Iud.) das (wohl sehr wertvolle) Gepäck eines kaiserlichen Sklaven ausgeplündert hatten. Die Soldaten sollten die Dorfältesten zur Bestrafung zu Cumanus bringen, weil diese die Räuber deckten. Offenbar war es den Soldaten auch erlaubt worden, die Dörfer zu plündern. Nach dem Sakrileg zogen die Juden in Massen nach Caesarea zu Cumanus und forderten die Bestrafung des Mannes, der Gott und das Gesetz geschändet habe – anders könnten sie nicht weiterleben (!). Cumanus ließ den Soldaten hinrichten – vermutlich wegen Insubordination. 115 Ein dritter Vorfall unter Cumanus beginnt auch mit der Mißachtung der „väterlichen Gesetze“, diesmal durch Samarier im Verein mit Cumanus. Samarier aus Gena (mod. Dschenin) griffen galiläische Juden, die als Pilger zu einem Fest, wohl Pessach, durch samarisches Gebiet zogen, an. Nach dem Überfall, der auch Tote forderte, kam es zu bewaffneten Kämpfen zwischen Galiläern und Samariern (Samaria war nach wie vor Militärund Veteranenkolonie). Cumanus, informiert, aber entweder nicht abkömmlich oder bestochen, griff nicht ein. Die Galiläer, die zum allgemeinen Freiheitskampf aufriefen, appellierten an die Juden aus Juda, ihnen zu helfen. Diese traten dem Kampf sofort bei und wurden dabei durch die priesterliche Elite unterstützt. 116 In die voll entbrannten Kämpfe in Samaria griff Cumanus dann endlich ein. 117 Der Vorfall war so gravierend, daß der syrische Legat Quadratus nach Judäa kam, um die Angelegenheit gerichtlich zu untersuchen und das Land zur Ruhe zu bringen. Teil der Maßnahmen war die Absetzung des Cumanus. 118 Unter Felix (ca. 52–58) und Festus (ca. 58–59/60) erreichte laut Josephus die Gewalt in Judäa eine neue Spitze, ein Eindruck, der zum Teil sicher darauf beruht, daß dies eine Phase ist, die Josephus als Zeitzeuge schon miterlebte. Tatsächlich dürfte der organisierte gewaltsame Widerstand gegen Rom schon seit Mitte der 40er Jahre nach der erneuten Provinzialisierung Judäas begonnen haben. Unter Ti. Alexander (ca. 46–48 n.Chr.) wurden bereits Jakob und Simon, zwei Söhne des Galiläers Juda, als Aufrührer gekreuzigt. 119 Juda 115

Ios. bell. Iud. 2, 228–231. ant. Iud. 20, 113–117. Josephus versucht dies zu verbergen, indem er eine Abordnung der führenden Männer Jerusalems vor der kämpfenden Truppe auftreten und diese bitten läßt, den Krieg einzustellen. Der syrische Legat Quadratus schickt dann aber den amtierenden Hohenpriester Ananias b. Nebedaios, zusammen mit dem früheren Hohenpriester Jonatan und anderen „vornehmen Juden“, nach Rom vor das Kaisergericht (Ios. bell. Iud. 2, 243. ant. Iud. 20, 131). 117 Ios. bell. Iud. 2, 232–236. ant. Iud. 20, 118–122. 118 Ios. bell. Iud. 2, 244. ant. Iud. 20, 132. Cumanus wurde verbannt, sein Centurio Celer nach Judäa zurückgeschickt, um dort in Jerusalem hingerichtet zu werden (bell. Iud. 2, 245 f. ant. Iud. 20, 136). 119 Ios. ant. Iud. 20, 102. Vgl. SCHÄFER 1995, 112. 116

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hatte, zusammen mit dem Pharisäer Zaddok, 6 n.Chr. zum Abfall von den Römern und zur Verweigerung des Zensus aufgerufen. Josephus führt auf Juda und Zaddok die sog. „Vierte Philosophie“ zurück, die Fremdherrschaft generell ablehnte, weil sie gegen Gottes Willen verstieß, und die römische Fremdherrschaft speziell, weil der römische Kaiser göttliche Verehrung genieße und in Konkurrenz zu Jahwe trete (vgl. o. Kap. III 3). Josephus’ Darstellung dieser Lehre und der darauf beruhenden gewaltbereiten Widerstandsbewegung der Sikarier (und/oder Zeloten) 120 erweckt den Eindruck, als ob man zwischen der Phase 6 n.Chr., als eine intellektuelle Gruppe um die Lehrer Juda und Zaddok entstand, und einer erst um 52 n.Chr. in Aktion tretenden, organisierten Guerilla unterscheiden müsse. 121 Die Kreuzigung von Judas Söhnen Jakob und Simon zeigt aber, daß man den Übergang von einer intellektuell-theologischen Kritik der Römerherrschaft zu einem organisierten gewalttätigen Widerstand schon mindestens in die Zeit ab 44 n.Chr. ansetzen muß. 122 Gewalttätig agierende Banden haben in den 50er Jahren offenbar stark zugenommen. Die meisten davon griffen wohl gezielt Repräsentanten der römischen Herrschaft an. Die Sikarier praktizierten eine Sonderform, indem sie auch Attentate auf die mit den Römern kooperierende Jerusalemer Elite begingen. Ihr erstes Opfer war der ehemalige Hohepriester Jonatan. 123 Zusätzlich tauchten Propheten und messianische Gestalten auf, von Josephus abschätzig go,htej und avpatew,nej genannt, die den Anbruch der Gottesherrschaft verkündeten. 124 Obwohl Felix und Festus gegen die orga120

Ein guter Überblick über die Forschungsgeschichte zu dieser Frage bei FELDMAN 1989, 425–428. Vgl. jetzt SMITH 2001b, 506–509. 539–546 (v.a. eine Auseinandersetzung mit M. HENGELs Ansicht zu den Zeloten). Ähnlich wie Smith zu den Zeloten auch HORSLEY 1979a, 41. HORSLEY 1986a, 42. 54. HORSLEY 1986b. 121 MICHEL/BAUERNFEIND II 2 (1969), 266 f. und HORSLEY 1979a, 40 f. folgen hier Josephus. 122 So auch SCHÄFER 1995, 112. – Vgl. HORSLEY 1979a, 56 f. zu den Aktivitäten der „Räuber“ in den 40er Jahren, die er aber (nur) als Phänomen der „social banditry“ sieht. Wie politisch (d.h. antirömisch bzw. gegen die Jerusalemer Priesterelite, die mit den Römern kooperierte, gerichtet) dieses Banditenwesen war, ist umstritten; die Grenzen waren wohl fließend. Vgl. selbst HORSLEY 1979a, 58–61. KRIEGER 1994a, 143f. und bes. KRIEGER 1999, 214–217. 123 Zu den antirömischen Banden der 50er Jahre bell. Iud. 2, 253–257. 271. ant. Iud. 20, 160 f. 185–187. Zur Zunahme der Anomie HORSLEY 1979a, 56–58. HORSLEY 1979b. HORSLEY 1981. HORSLEY/HANSON 1985. – In ant. Iud. 20, 162–164 gibt Josephus den Statthalter Felix als Auftraggeber des Mordes aus, weil Jonatan zu viel Kritik an ihm übte. Die Parallelstelle bell. Iud. 2, 254 f. weiß nichts von Felix’ Initiative. Dazu SMALLWOOD 1976, 285. 124 Ios. bell. Iud. 2, 258–263. ant. Iud. 20, 167–171. 188. – Zu den sog. Goetenerzählungen des Josephus, ihrem religiösen und politischen Gehalt SCHWARTZ 1992e. Vgl. KRIEGER 1994a, 56–58. 144–149. 152 f. KRIEGER 1995, 72. SMITH 2001b, 514–517.

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nisierten Banden, gegen die Propheten und Messiasfiguren mit ihren Anhängern vorgehen, zeigte dies kaum die gewünschte Wirkung, ja führte eher zu einer Verstärkung der antirömischen Bewegung unter den Juden. Josephus zufolge schlossen sich Sikarier und messianische Gruppen dann zusammen und riefen zum Abfall und Freiheitskampf gegen die Römer auf. Sie erzwangen eine Parteinahme für ihre Sache, indem sie diejenigen, die weiter unter der römischen Herrschaft leben wollten, mit dem Tod bedrohten, und dazu aufriefen, diejenigen, „die aus freien Stücken vorziehen, Sklaven zu sein, mit Gewalt daran zu hindern“. 125 Anomie und Toraverstöße in Jerusalem: Priesterschaft und Agrippa II. Gegen Ende von Felix’ Amtszeit war die Anomie soweit angewachsen, daß Angehörige der Jerusalemer Priesterschaft bewaffnete Banden aufstellten, die sie für die Durchsetzung individueller und partikularer Interessen einsetzten. Im persönlichen Bereich ging es dabei zum einen um den Schutz vor den Sikariern. 126 Zum andern wurden Machtkämpfe in der religiösen Elite auf der Ebene von Bandenkriegen ausgefochten. 127 Zudem trieben die höheren Priesterklassen mit Hilfe von Banden den ihnen an sich zustehenden Anteil am Priesterzehnten gewaltsam und vor Ort ein. 128 Das gewaltsame, persönliche Vorgehen vor Ort widersprach schon ausdrücklich den Bestimmungen der Tora. Doch requirierten die oberen Priester auch mehr, als ihnen zustand, was zur Verarmung der unteren Klassen (Leviten) führte. 129 Weder Festus noch Albinus noch Florus waren in der Lage, diese Zustände zu regulieren. Inwieweit Albinus und Florus in diese Parteikämpfe persönlich verstrickt waren und materiell profitierten, wie es ihnen Josephus vorwirft, 130 ist nicht eindeutig zu beurteilen. 131 Josephus stand zu dieser Zeit schon auf der antirömischen Seite der Priesterschaft und dürfte das Bild der beiden Beamten verzerren. Diese werden vor allem mit rom-

125

Ios. bell. Iud. 2, 264 (auch das Zitat). ant. Iud. 20, 172. Ios. ant. Iud. 20, 208–210. 127 Ios. bell. Iud. 2, 274–276. ant. Iud. 20, 180 f. 206 f. 213 f. – Zum Machtkampf in der Jerusalemer Elite HORSLEY 1986a, 44–47. GOODMAN 1987, 208 ff. GOODMAN 1996, 760. HORSLEY 2002, 102–106. 128 Ios. ant. Iud. 20, 181. 206 f. 129 Ios. ant. Iud. 20, 180 f. – Ein Reflex hohepriesterlicher Habgier liegt wohl auch in bPes 57a vor, wenn es heißt, daß die Priester anfingen, auch die Felle der Opfertiere der Pessachwallfahrer einzubehalten. 130 Ios. bell. Iud. 2, 273–276. ant. Iud. 20, 209 f. 255. 131 In der Forschung übernimmt man in der Regel dieses Bild, s. SCHÜRER u.a. I (1973), 468–470. STERN 1978, 365 f. 368. SCHÄFER 1995, 117. 126

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freundlichen Hohenpriestern zusammengearbeitet haben und deshalb nichts gegen deren paramilitärische Truppen unternommen haben. 132 Auch die Versuche Agrippas II., der Anomie Herr zu werden, schürten die Konfliktlage. Seine eigenen Banden bzw. die seiner Gefolgsleute beteiligten sich an den Straßenkämpfen in Jerusalem, ohne eine Stabilisierung der öffentlichen Ordnung erreichen zu können. 133 Die zum Teil torawidrigen Maßnahmen, mit denen Agrippa als oberster politischer Tempelherr den Einfluß der Priesterelite zurückdrängen wollte, scheiterten alle. 134 Zwei Vorfällen gibt Josephus besondere Bedeutung 135 als treibende Faktoren bzw. unmittelbare Anlässe für einen Aufstand gegen Rom: dem Reskript Neros zum Bürgerrechtsstreit in Caesarea und dem Streit um das Kaiseropfer am Tempel. Der Streit um das Bürgerrecht in Caesarea. In Caesarea war es unter Felix zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Juden (bzw. dem jüdischem politeuma) und den Politen der Stadt um das Bürgerrecht gekommen. Josephus schildert den Kernpunkt des Streits in bell. Iud. und ant. Iud. wie folgt: bell. Iud. 2, 266

ant. Iud. 20, 173

„Eine andere Unruhe aber brach aus, Caesarea betreffend, weil die unter (die Bevölkerung) gemischten Juden gegen die in derselben (Stadt wohnenden) Syrer aufstanden. Sie beanspruchten nämlich, daß die Stadt die ihre sei (sfete,ran ei=nai th.n po,lin), weil sie sagten, daß ein Jude ihr Gründer gewesen sei. Dieser war aber der König Herodes. Die anderen aber

„Es entstand aber auch ein Streit der Caesarea bewohnenden Juden gegen die in ihr (sc.: der Stadt Caesarea) (lebenden) Syrer um isopoliteia (peri. ivsopolitei,aj); denn die Juden beanspruchten, den Vorrang zu besitzen (prwteu,ein), weil der Gründer Caesareas, ihr König Herodes, ein Nachkomme von Juden gewesen sei; die Syrer stimmten zwar Herodes betref-

132

Gegen GOODMAN 1990: Dieser unterscheidet zu stark zwischen einer ökonomischen, nicht der Priesterschaft angehörenden Elite ohne Sozialprestige, die mit den Römern kooperiert hätten (und die die Römer als ihre politischen Partner angesehen hätten), und einer religiösen Elite mit hohem Sozialprestige, die, weil sie nicht reich gewesen sei, von den Römern bei der Verwaltung der Provinz nicht in Anspruch genommen worden sei. So einfach kann man die politischen Parteiungen dieser Zeit nicht trennen, und es gab selbstverständlich auch Reichtum in der priesterlichen Elite. Zu letzterem jetzt ÅDNA 1999, 94 f. GABBA 2001, 110. 133 Ios. ant. Iud. 20, 214. 134 Ios. ant. Iud. 20, 189–196 (Auseinandersetzung um Sichtkontrolle der Vorgänge im Tempelbezirk). 20, 213 (Auswechslung im Hohepriesteramt). 20, 216–218 (Aufwertung niederer Rangklassen in der Priesterschaft). 20, 219–223 (Auseinandersetzung um Beendigung des Tempelbaus). 135 Zur Bewertung Ios. bell. Iud. 2, 284 f. ant. Iud. 20, 184 (zum Konflikt von Caesarea). bell. Iud. 2, 409–418 (zur Aussetzung des Kaiseropfers).

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stimmten zwar zu, daß der Erbauer ein Jude war, sagten aber, daß sie selbst allerdings eine Stadt der Griechen sei (auvth.n me,ntoi ge th.n po,lin ~Ellh,nwn e;fasan); denn er hätte nicht Bildsäulen und Tempel darin aufgestellt, wenn er sie den Juden zugeeignet hätte (ouv ga.r a'n avndria,ntaj kai. naou.j evgkaqidru/sai VIoudai,oij auvth.n avnatiqe,nta)“.

fend zu, sagten aber, daß Caesarea früher Stratonsturm geheißen hat 136 und damals niemand ein jüdischer Bewohner ihrer Stadt gewesen sei (to,te mhde,na gegone,nai th/j po,lewj auvtw/n VIoudai/on oikh,tora).“ 137

In der Forschung wurde Josephus’ Bericht oft im Kontext des Streits von Alexandreia verstanden. Es sei auch in Caesarea um einen von den Juden angestrebten gleichberechtigten Bürgerstatus des jüdischen politeuma mit den („hellenischen“) Bürgern gegangen. 138 Kasher hat dann, auf Basis der Josephusaussagen (v.a. bell. Iud. 2, 266 sfete,ran ei=nai th.n po,lin; ant. Iud. 20, 173 prwteu,ein), darauf hingewiesen, daß es den Juden um einen Vorrang in Caesarea gegangen sei: „they wished to win the precedence in Caesarea and to gain control over the city“. 139 Denn der von Josephus angesprochene Isopolitie-Status sei in der politischen Wirklichkeit kein Zustand wahrer Gleichberechtigung gewesen und habe den Griechen sogar bestimmte Vorteile verschafft, insbesondere das Selbstverständnis der paganen Caesareer als Bürger der Polis seit jeher (d.h. als Nachfahren der ersten hellenischen Siedler). 140 Dieses Verhältnis hätten die Juden Caesareas nun umkehren wollen. Kashers Grundgedanke auf der Basis des Josephustextes erscheint richtig, bedarf aber einer Präzisierung. Neuere Forschungen zum Status von Politeuma und Isopolitie haben ergeben, daß zum einen ein Politeuma niemals einen gleichberechtigten bzw. völlig autonomen Status neben einer Bürgergemeinde hatte. Zum andern war isopoliteia in der hellenistischen Zeit ein Privileg, das nur einen individuellen Anspruch auf politographia in eine bestehende politeia gewährte, also das Anrecht einzelner Personen, in eine Bürgerschaft aufge136 Die Kolonisten Caesareas konstruieren hier eine (fiktive) Kontinuität zwischen hellenistischer und herodischer Stadtgeschichte. 137 Übs. KRIEGER 1994a, 164 bzw. 166. 138 SMALLWOOD 1976, 286 („The quarrel in Caesarea was over isopoliteia, some question concerning the civic status of the Jewish community via-à-vis the Greeks and the equality of their rights“). – SCHÜRER u.a. II (1979), 117. KASHER 1985, 289–297. KOKKINOS 1998, 392. GABBA 2001, 145. – Levine dachte an zwei gleichberechtigte Bürgerschaften im hellenistischen Rechtssinn von isopoliteia (LEVINE 1975a, 29. LEVINE 1975c). Für eine Isopolitie waren jedoch in keiner Weise Voraussetzungen gegeben. 139 KASHER 1977, 27. – Vgl. KASHER 1990, 252–268. 140 KASHER 1977, 27: „despite the theoretical equality between the two communities there, in practice the Hellenic one enjoyed precedence. To this fact it owed a number of political advantages, the most outstanding of which was expressed significantly in its identification with the polis“.

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nommen zu werden. Isopoliteia richtete sich zwar als Option auf eine ausgezeichnete Gruppe, jeder Einzelne aus dieser Gruppe mußte dieses Privileg für sich aber erst realisieren. 141 Was Josephus anachronistisch als isopoliteia hinsichtlich der Stellung jüdischer politeumata in griechischen Städten bezeichnet, ist nie eine Gleichberechtigung, auch keine intendierte, gewesen, sondern nur ein Status bestimmter Privilegien, die ein Leben der Juden untereinander gemäß der Tora garantieren sollten. 142 Kasher definiert den rechtlichen Rahmen nicht, wie die Hellenen von Caesarea Bürger unter dem Vorrang („precedence“) des jüdischen politeuma hätten bleiben sollen. Das eine schließt das andere aus, und so muß man Josephus ant. Iud. 20, 173 ganz wörtlich nehmen: Der Streit ging darum, daß der politeuma-Status der Juden abgeschafft und zu einer Bürgerschaft hätte aufgewertet werden sollen. 143 Insofern ging es den Juden auch nicht um politische Mitsprache, 144 sondern um politische Herrschaft über die Stadt. In dem für die Juden von Caesarea ungünstigen, den Rechtsstreit von der Sache her aber klärenden Reskript Neros heißt es später, daß der Isopolitie-Status des jüdischen Politeumas abgeschafft wird: avkurou/san th.n VIoudai,wn pro.j auvtou.j ivsopolitei,an. 145 Dies kann sich nicht auf „Isopolitie“ im hellenistischen Rechtssinn beziehen – daß den Juden ein seit Gründung der Stadt bestehendes Privileg der politographia in die Bürgerschaft der Caesareer genommen worden wäre. Vielmehr wurde offenbar der Status als politeuma aufgehoben, und die Juden Caesareas wurden zu Metöken degradiert. Was hätte eine jüdische politeia für Caesarea bedeutet? Der Sitz der römischen Verwaltung Judäas wäre eine jüdische Stadt gewesen. Man hätte von den Römern all die Rücksichtnahme auf die Tora verlangen können, die man auch in Jerusalem von ihnen forderte (weshalb Jerusalem ja auch nicht Hauptstadt des römischen Judäas war). Selbstverständlich wäre in einem jüdisch verfaßten Caesarea auch kein Platz für den florierenden Kaiserkult von Caesarea gewesen (vgl. neben dem etablierten Roma-undAugustus-Kult die Münzen, die kultische Ehren für Agrippina, Claudius’ 141 Vgl. FRASER 1972, I 50 f. II 135 Anm. 115. GAUTHIER 1985, 164–169. HONIGMAN 2002, 263 f. 142 Dazu schon in Kap. IV 1. 143 Inhaltlich klar, weil durch genaues Verständnis des Griechischen erkannt durch KRIEGER 1994a, 167, der aber auf die historische Bedeutung der Forderung nicht eingeht. Anders jetzt BRINGMANN 2005, der die Juden von Cäsarea auch als Bürger sieht. Der Beleg Ios. ant. Iud. 20, 173. 183 scheint mir das nicht herzugeben, s. BERNETT [im Druck 2]. Insgesamt sieht Bringmann aber auch den Kern des Streits darin, dass jede der beiden Gruppen „Herr der Stadt sein und die jeweils andere vom Bürgerrecht ausschließen“ (12) wollte. 144 So SMALLWOOD 1976, 186. PALTIEL 1991, 278. 145 Ios. ant. Iud. 20, 183 (Übs. KRIEGER 1994a, 171).

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Abb. 57a–c. Münzprägung der römischen Amtsträger Judäas unter Claudius und Nero. a. Felix, 54 n.Chr.: TI KLAUDIOC KAICAR GERM; gekreuzte Palmzweige; L ID; RS: IOULIA AGRIPPINA; im Lorbeerkranz. b. Felix, 54 n.Chr.: BRIT KAI; Palmbaum; L ID; RS: NERW KLAU KAICAR; zwei gekreuzte Langschilde und Lanzen. c. Festus, 58/59 n.Chr.: NERWNOC; im Lorbeerkranz; RS: L E KAICAROC; Palmzweig.

Frau und Neros Mutter, bezeugen, Abb. 55b–d; vgl. auch die Namensnennung Abb. 57a RS). 146 War dies die eigentliche Stoßrichtung der Kampagne, die von den Juden – das ist zu betonen – ausging? Gehörten die Juden von Caesarea zu den radikalisierten, „eifernden“ Juden, die Caesarea als jüdische Stadt auf jüdischem Land ansehen, wo die Tora zu gelten hatte? Wo Bilder- und Kaiserkult wegen Jahwes Alleinverehrungsanspruch in „Seinem Land“ bestritten und abgeschafft gehörten? Josephus, selbst ja einer derjenigen, die die Aussetzung des Kaiseropfers am Tempel unterstützten, 147 erwähnt eine solche Motivation zwar nicht, aber auch keine andere als die der Juden, daß Caesarea ihre Stadt sei und sie deshalb in ihr herrschen wollten. Es kann dies eigentlich nur mit der veränderten Einstellung zur römischen Herrschaft zusammenhängen, die sich seit 44 n.Chr. unter den Juden Judäas ausbreitete. Immer weniger war man bereit, die römische Herrschaft aufgrund ihrer vielen Torawidrigkeiten hinzunehmen, und ein zu starker, nicht zu übersehender und nicht integrierbarer Verstoß war und blieb dabei der Kaiserkult. 146 Die Darstellung Abb. 55b.c ist als Tyche oder – wegen der Mondsichel – als Kybele bzw. allgemein als Astralgottheit angesprochen worden (vgl. HAHN 1994, 193). Auch in der anikonischen Leptaprägung unter Felix (54 n.Chr.) gibt es eine Münze für Agrippina (wie zuvor nur für Livia) (Abb. 57a). Aus dem gleichen Jahr stammt eine Münze, auf der Claudius’ potentielle Nachfolger Britannicus und Nero namentlich propagiert werden (Abb. 57b). 147 KRIEGER 1998, 97–100.

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Felix (oder Festus?) 148 erlaubte zur Klärung der Bürgerrechtsfrage von Caesarea eine Gesandtschaft zu Nero. Die Juden setzten sich nicht durch. Gemäß Josephus verschafften sich die „Syrer“ Caesareas eine günstige Entscheidung durch Bestechung. Der Verantwortliche ab epistulis Graecis habe von Nero einen Brief für sie erbeten, „der das ihnen gegenüber gleiche Bürgerrecht der Juden abschafft“ (s.o.). 149 Was auch immer Neros Reskript, das spätestens bis 62 n.Chr. ergangen sein mußte, 150 festlegte – die Aufhebung der jüdischen Privilegien, wie es Josephus sagt, oder eine Verschlechterung des Rechtsstatus des jüdischen politeuma – die Juden Caesareas konnten damit nicht zufrieden sein. Sie hatten weit mehr angestrebt und gaben auch nach der Entscheidung keine Ruhe. Die „Hellenen“ Caesareas störten sich wiederum in bewährter Manier an der Ausübung der Toravorschriften, was den Wunsch der Juden nach alleinigem Bürgerrecht in „ihrer“ Stadt jeweils neu erzeugte und sicher auch dazu beitrug, daß sie versuchten, dies gewaltsam und radikal selbst durchzusetzen. 151 Dies betont Josephus ausdrücklich, ja der Streit führt nach seiner Meinung sogar unmittelbar in den Krieg hinein: „Denn als die in Caesarea (lebenden) Juden von dem Schreiben erfuhren, hielten sie nur um so mehr an dem Streit gegen die Syrer fest, bis sie vollends den Krieg entzündeten.“ 152 Die radikale Ablehnung römischer Herrschaft wurde durch Florus’ Verhalten gefördert, der den Schutz der jüdischen Gesetze auch dann nicht garantierte, als die Juden versuchten, sein Wohlwollen mit der ungeheuren Summe von acht Talenten zu erkaufen. 153 Im Mai 66 n.Chr. kam es zu einer extrem provokativen, symbolträchtigen Handlung bei der Synagoge von Caesarea. Josephus zufolge war die Aktion von den stasiastai unter den Caesareern geplant worden. 154 Einer von ihnen führte an einem Sabbat ein Vogelopfer am Eingang zur Synagoge durch. 155 Dies bedeutete nicht allein rituelle Verunreinigung und damit Unbrauchbarkeit der Synagoge. Offenbar sollte der Akt auf eine Opfervorschrift in 3 Mose 14,4 anspielen, wonach für Aussätzige ein Vogelopfer als Reinigungsopfer darzubringen ist. Die Juden Caesareas wurden mit diesem Opferakt unter 148 Zur chronologischen Problematik KOKKINOS 1998, 392 (mit dem Vorzug für Festus). KRIEGER 1994a, 171 f. hält aus kompositionstechnischen Gründen zu Recht an Felix fest, dem die Gesandtschaft in bell. Iud. 2, 270 zugeordnet wird. 149 Ios. ant. Iud. 20, 183 (Übs. KRIEGER 1994a, 171). 150 SMALLWOOD 1976, 287. Vgl. KOKKINOS 1998, 392. 151 Vgl. dazu SCHWARTZ 1992e, 42 m. Anm. 38. 152 Ios. ant. Iud. 20, 184 (Übs. KRIEGER 1994a, 171). Vgl. die zurückhaltendere Version bell. Iud. 2, 284 f., wo Neros Entscheidung eine Art Hintergrund für den aktuellen Anlaß (avrch,) oder Vorwand (pro,fasij), der zum Krieg führte, abgibt. 153 Ios. bell. Iud. 2, 285–292. 154 Ios. bell. Iud. 2, 290. 155 Ios. bell. Iud. 2, 289.

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V. Der Kaiserkult als Teil der Vorgeschichte des Jüdischen Aufstands

Benutzung ihres eigenen religiösen Codes öffentlich als Aussätzige dargestellt, von denen man sich zu reinigen hatte. 156 Es folgten Handgreiflichkeiten, die die römische Ordnungsmacht nicht unter Kontrolle bringen konnte. Die besser ausgerüsteten Caesareer behielten gegen die Juden die Oberhand. 157 Daraufhin zogen diese in einer symbolträchtigen Prozession mit ihren Torarollen aus Caesarea aus und ließen sich 60 Stadien entfernt im „jüdischen Dorf“ Narbata nieder. Eine jüdische Abordnung (dynatoi) suchte gleichzeitig bei Florus in Sebaste Hilfe, auch in Erinnerung an die acht Talente. Dieser ließ jene aber verhaften – weil sie die Gesetzesrollen aus Caesarea entfernt hatten. 158 Das Versagen der römischen Ordnungsmacht, die jüdischen Gesetze und Juden, die die Tora verteidigten, zu schützen, wurde von den radikalen, aufstandsbereiten Juden Judäas offenbar als Fanal gesehen. Sie riefen zur Steuerverweigerung gegenüber Rom und zum Aufstand auf. Dies ergibt sich aus einer Analyse der Passage bell. Iud. 2, 293–435, d.h. den Ereignissen zwischen Mai und Ende August/Anfang September, als die Aufständischen Jerusalem mit Waffengewalt in Besitz nahmen. Josephus bemüht sich hier sehr, seine aktive Rolle in dieser Frühphase des Aufstands zu verbergen, und tut so, als ob es erst nach mehrfacher großer Brutalität des Florus wegen einer vermeintlichen Insubordination der Juden zum Krieg gekommen wäre. Eine kleine Gruppe von Aufständischen hätte sich jedoch wundersamerweise im Tempelbezirk festgesetzt und diesen für die Römer uneinnehmbar gemacht. Florus habe sich dann aus der Stadt zurückgezogen, weil er jede Hoffnung auf den Tempelschatz aufgeben mußte. Nachdem sich die Aufständischen um die Sikarier, die sich in die Stadt unbemerkt hineingeschlichen hätten, verstärkt hätten, sei bis Anfang Oktober trotz starker Gegenwehr der „Vornehmen, Hohenpriester und der ganzen friedliebenden Menge“ 159 sowie der Truppen, die Agrippa II. geschickt hatte, ganz Jerusalem erobert worden. Dieser Ablauf beschönigt, daß man in Jerusalem und Judäa sehr rasch zum Aufstand gegen Rom entschlossen war. Denn die Vorfälle in Caesarea waren offenbar sofort mit dem Aufruf zur Steuerverweigerung beantwortet worden, ein Aufruf, dem die Juden im ganzen Land gefolgt sind. 160 Florus hatte daraufhin 17 Talente aus dem Tempelschatz mit der Begründung entnehmen lassen, daß „der Kaiser sie brauche“ (Ios. bell. Iud. 2, 293). Josephus verdeckt in seiner Darstellung den Zusammenhang mit dem Steuerstreik. Florus’ Zugriff auf den Tempelschatz war wahrscheinlich eine 156

Vgl. zur Interpretation des Vogelopfers HÜTTENMEISTER 2000, 83 f. Ios. bell. Iud. 2, 289–291. 158 Ios. bell. Iud. 2, 292. 159 Ios. bell. Iud. 2, 422. 160 Vgl. Ios. bell. Iud. 2, 403–407. 157

3. Die Zuspitzung des Konflikts um den Geltungsanspruch der Tora

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erste Warnung an die Juden, mit dem Streik aufzuhören. 161 Der Akt erzeugte Unruhen in Jerusalem. Florus rückte mit Militärmacht zu einer Polizeiaktion in Jerusalem ein und ließ nach kurzem Prozeß diverse Unruhestifter kreuzigen, offenbar auch Juden mit römischem Bürgerrecht und ritterlichem Rang. Dies zeigt, in welch hohe gesellschaftliche Kreise der Widerstand gegen Rom reichte. 162 Der gewaltsame Austrag des Konflikts mit Florus, die Tatsache, daß dieser Verstärkung anforderte, und sein Rückzug aus Jerusalem sind ein klarer Beweis, daß die Aufständischen bereits im Juni in Jerusalem in großer Zahl mit Waffen gegen die Römer kämpften. Ob Agrippa je eine Friedensrede mit (kurzfristigem) Erfolg (bell. Iud. 2, 345–404) gehalten hat, ist sehr fraglich. Vermutlich hat er, wie Florus, bald die Stadt verlassen, weil ihm die Lage zu gefährlich wurde. Längst war durch eine Gruppe Sikarier unter der Führung Menahems, eines Nachkommens Judas’ des Galiläers, die römische Besatzung aus der Festung Masada vertrieben worden. Spätestens Ende August war Menahem schon wieder mit seiner Truppe in Jerusalem und übernahm als messianischer König die Führung des Aufstands. 163 Die Aussetzung des Kaiseropfers. Zwischen Juli und August – als Menahem Jerusalem noch nicht in Besitz genommen hatte – vollzogen die aufständischen Priester, darunter Josephus, Kultreformen, die mit ihrer verschärften Auslegung der Tora im Einklang standen. Zunächst setzten die aufständischen Priester fest, „kein Weihegeschenk oder Opfer von einem Fremden (mhdeno.j avllotri,ou) mehr anzunehmen“. Dies bedeutete, daß auch das Kaiseropfer verworfen wurde, für Josephus der offene Ausbruch des Krieges gegen die Römer: tou/to dV h=n tou/ pro.j ~Rwmai,ouj pole,mou katabolh,\ th.n ga.r u`pe.r tou,twn qusi,an Kai,saroj avpe,rriyan. 164 Bei der bell. Iud. 2, 411–417 folgenden theologischen Diskussion zwischen konservativen (romfreundlichen) und reformerischen (romfeindlichen) Priestern wird das Kaiseropfer unterschiedlich bezeichnet, abhängig vom theologischen und politischen Standpunkt. Die Gegner sahen darin das Opfer eines Fremden bzw. Fremdstämmigen, das man nicht mehr annehmen wollte. 165 Theologisch könnte sich D. Schwartz zufolge das neuartige, gegen bisherige Gepflogenheiten gerichtete Argument darauf bezogen 161

KRIEGER 1994a, 221. 277 f. KRIEGER 1998, 99. Ios. bell. Iud. 2, 296–308. Die jüdischen a;ndrej i`ppikou/ ta,gmatoj( denen to. avxi,wma ~Rwmai?ko,n zu eigen war, könnten Juden gewesen sein, die mit der Steuereintreibung befaßt waren und für die fehlenden Steuern verantwortlich gemacht wurden. 163 Ios. bell. Iud. 2, 408. 433 f. 164 Ios. bell. Iud. 2, 409 (auch das vorhergehende Zitat). 165 Ios. bell. Iud. 2, 409 „Opfer des Kaisers für die Römer“; vgl. § 417. 162

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V. Der Kaiserkult als Teil der Vorgeschichte des Jüdischen Aufstands

haben, daß der Altar Gottes nicht in Zusammenhang mit einem NichtJuden benützt werden dürfe, insbesondere nicht mit „pagans who competed with God for the rule of His land and His people“. 166 Die Befürworter des Kaiseropfers sahen in dem Akt das Opfer der Juden für den Fremdherrscher. 167 Weder mit dieser Auffassung noch mit der Auffassung des Kaiseropfers ganz allgemein als Opfer eines Fremden – eine Opferart, die bei den Vorfahren immer zulässig gewesen sei (§ 412f. 417) – konnte sich die romfreundliche Partei durchsetzen. Hengel ordnet die Abschaffung des Kaiseropfers in Reinheitsvorstellungen der Zeloten ein, die im Kaiseropfer und in der steten Anwesenheit der Römer in der Tempelfestung Antonia eine permanente Verunreinigung des Tempels sahen, weshalb sich Gott im Zorn vom Heiligtum abgewandt habe (und damit auch das Heil Israels nicht mehr garantiert sei). Gegenüber dieser Radikalität habe das Argument der Tradition seine Bedeutung verlieren müssen. 168 Schwartz’ Argumentation ist etwas komplexer; er meint, die aufständische Priesterschaft habe einen aufwendigen allgemeintheologischen Vorwand konstruiert, weil man im Kontext der Ablehnung der Römerherrschaft über Israel das Kaiseropfer unbedingt habe loswerden wollen. Dabei habe man ein formales Argument vorbringen und nicht eine personalisierte Sonderbestimmung in die Opfervorschriften einführen wollen. 169 Krieger vermutet als Hintergrund für die Aussetzung des Kaiseropfers, Hegel folgend, ein kultisches Reinheitsproblem. Die Ele’azar-Gruppe habe „durch die Gaben von Heiden die Heiligkeit des Tempelkultes befleckt“ gesehen. 170 Einen gewissen Reflex dieses Streits bewahrt vielleicht eine rabbinische Quelle, bei der die Annahme eines Kaiseropfers (der Kaiser schickt ein Rind) letztlich wegen Fehlerhaftigkeit verweigert wird. Dies versteht der Kaiser als Abfall der Juden und beginnt den Krieg gegen sie. 171 Letztlich kann man die verschiedenen Forschungsansätze im politischen Gehalt darauf reduzieren, daß die radikale Parteiung unter den Priestern eine Art religiösen Notstand ausrief, bei dem durch scharfe kultische Reinheitsregeln neue Loyalitäten in der Gesellschaft erzeugt werden sollten und die breite Bevölkerung in Jerusalem und Judäa sich zum Aufstand verbün-

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SCHWARTZ 1992f, 114. Vgl. ROTH 1960 (nicht so umfassend). Ios. bell. Iud. 2, 410 „gewohnheitsmäßige Sitte für die Herrscher (to. u`pe.r tw/n h`gemo,nwn e;qoj); 416 Opfer für die Römer und den Kaiser (ta.j u`pe.r evkei,nwn [sc. ~Rwmai,wn kai. tou/ Kai,saroj] … qusi,aj). 168 HENGEL 1961, 210 f. 223 f. 365–368. 169 SCHWARTZ 1992f, 115. 170 KRIEGER 1994a, 225. Die Qumrangemeinde lehnte den Jerusalemer Tempelkult schon lange als unrein ab (dazu SCHWARTZ 1992e, 37). 171 bYom 56a; bGit 55b–56a. 167

3. Die Zuspitzung des Konflikts um den Geltungsanspruch der Tora

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den sollte. 172 Dafür spricht noch eine andere Episode. Am Tag nach der Aussetzung des Kaiseropfers, am Fest des Holztragens, schlossen die Aufständischen „ihre Gegner von der Teilnahme am Gottesdienst aus“ (bell. Iud. 2, 425). Insofern könnte das „fremdartige religiöse Gebot“ (bell. Iud. 2, 414), das die Aufständischen eingeführt hatten und als dessen Konsequenz das Kaiseropfer abgeschafft worden war, noch mehr Bestimmungen enthalten haben als die, daß man keine Opfer mehr in Zusammenhang mit Fremden annehmen wolle. Man begann, auch scharfe Trennungslinien unter den Juden in Judäa zu ziehen, v.a. natürlich in der Elite. Priesterkollegen galten als nicht mehr qualifiziert, wenn sie die römische Fremdherrschaft im Eifer für die Tora nicht ablehnten. Ziel war, ein neues, heiliges, von Fremdherrschaft befreites Jerusalem und Zion zu errichten – wie es ja auch die Münzen der Aufständischen verkündeten. Herrscher über die Juden im neuen Heiligen Land würde nur noch Gott sein, kein Fremder und schon gar nicht ein Fremder, der als Gott verehrt wurde.

172 S. die Volksversammlung mit der Zustimmung zur Position der Radikalen Ios. bell. Iud. 2, 411–417.

Kapitel VI

Zusammenfassung Die Geschichte des Kaiserkults in Judäa ist eng mit der politischen Geschichte des Landes verbunden. Zu seiner Vorgeschichte gehören zwei tiefe politische Zäsuren. 63 v.Chr. hatte das hasmonäische Judäa aufgehört, als souveränes Reich zu existieren und war Teil des römischen Reichs geworden. 40 v.Chr. entschied man sich in Rom, eine neue Herrscherfamilie in Judäa an die Macht zu bringen, deren Loyalität und Tatkraft im Vergleich zu den Hasmonäern Antigonos und Hyrkanos mehr versprachen. Herodes wurde von Antonius und dem jungen Caesar zum König über ein Reich gemacht, das er sich erst vom Rivalen und Usurpator Antigonos zurückerobern mußte. Die erste Phase seines Machtaufbaus im Innern der Gesellschaft (40–31 v.Chr.) ist in hohem Maße von inneren Schwierigkeiten und äußerem politischen Druck (dem Machtkampf zwischen Antonius und Caesar Octavian) gezeichnet. Die hasmonäischen Hohenpriester-Könige hatten seit über 125 Jahren die Geschichte Judäas entscheidend geprägt. Herodes stand vor einem schweren Legitimationsproblem. Er war weder Mitglied der alten Dynastie noch befähigt, das Hohepriesteramt auszuüben und damit das politisch-religiöse Legitimationsmodell der Hasmonäer zu übernehmen. Als Alternative kam deshalb zunächst nur das Mittel der Verschwägerung mit der alten Dynastie in Frage. Die veränderte politische Lage im römischen Reich nach Actium – Herodes war ja Begünstigter des Antonius gewesen – setzte ihn unter enormen Handlungsdruck. Er brach mit der hasmonäischen Dynastie und beseitigte potentielle Rivalen, da die Machtansprüche der beiden Familien nicht miteinander zu versöhnen waren und die Hasmonäer eine Chance sahen, sich gegen Herodes durchzusetzen. Als ihn C. Caesar dann 30 v.Chr. in der Königsherrschaft über Judäa bestätigte, begann Herodes eine neue politische Strategie des Machterhalts und der Legitimation. Seit dieser Zeit agierte Herodes in einem völlig neuen jüdischen Herrschaftsstil. Er generalisierte das Handlungs- und Beziehungsfeld hellenistischer Euergesie und bezog gleichermaßen den Kaiser, die paganen und jüdischen Untertanen seines Reichs sowie Juden und Nicht-Juden außerhalb Judäas mit ein. Bei dem sich im griechischen Osten rasch verbreitenden Kult für den „Retter“ und „Wohltäter“ Caesar Augustus stand Herodes mit an der Spitze

VI. Zusammenfassung

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derer, die sich in Form und Ausmaß der Ehrungen überboten (erste Kaisareia, erste eponyme Stadt, einer der größten Augustustempel, drei Kultstiftungen, insgesamt zwei Stadtgründungen für Augustus, vermutlich Augustus-und-Livia-Kult in Caesarea). Der Kult war keine bloße Schmeichelei oder Zeichen von Herodes’ Unterwürfigkeit gegenüber dem römischen Kaiser, wie so oft behauptet wird. Genausowenig war er ein Mittel, das Reich zu hellenisieren und die jüdische Kultur zurückzudrängen. Die Kaiserkultakte (v.a. Baustiftungen, Stadtgründungen) waren vielmehr Teile eines Beziehungsgeflechtes, das viele Funktionen miteinander vereinte: eine öffentliche Antwort auf „Wohltaten“ des princeps, das Bekanntmachen der Gunst, in der man stand, sowie das Agieren in der geachteten Rolle des herrscherlichen Euergeten, der die Freundschaft und das Wohlwollen der Beschenkten erwarten darf. Herodes hat auch eine speziell an das jüdische Volk und seinen Gott adressierte Euergesie praktiziert. Dies war, verglichen mit den Hasmonäern, ein völliges Novum im jüdischen Herrschaftsstil. In der Forschung wird dies meist übersehen. Zu Herodes’ jüdischer Euergesie gehören allem voran die drei großen Baustiftungen in Judäa für die jüdische Religion (Jerusalem, Hebron und Mamre), dazu noch zwei jüdische Stadtgründungen in Judäa (Archelais und Phasaelis) sowie Schenkungen und Hilfeleistungen an die Juden Judäas und in der Diaspora. Mit dieser speziell jüdischen Euergesie wollte Herodes offenbar seine Toraverstöße, insbesondere im Bereich des Kaiserkults, lindern, seine ungebrochene Loyalität zum Judentum öffentlich demonstrieren und seinem Gott vor allen Augen höchste Ehre erweisen. Dieses Verhalten widerspricht im übrigen zur Gänze der Hellenisierungsthese, wonach Unterschiede zwischen Judentum und Hellenismus verwischt oder aufgehoben hätten werden sollen. Die Plazierung der Kaiserkultstiftungen außerhalb des vorhasmonäischen Kerngebiets Jehud/Ioudaia sollte sicher ein übriges dazu beitragen, Herodes’ Respekt vor dem vollen Geltungsanspruch der Tora in Jerusalem und Umgebung zum Ausdruck zu bringen. Mit seiner zweigeteilten Euergesie versuchte Herodes, sich nicht nur die Loyalität der nicht-jüdischen Bevölkerung seines Reichs und der Nachbarn, sondern auch der breiten Masse der Juden und der neuen, von ihm etablierten Priesterelite am Tempel zu sichern. Die torafrommen Juden (v.a. Pharisäer und Essener) gehörten zwar nie zu Herodes’ Anhängern, scheinen sich aber mehrheitlich mit ihm abgefunden zu haben. Und für die entmachteten Eliten (alte hasmonäische Anhängerschaften und alter Hohepriesteradel) sowie für spontane virulente Gegnerschaft gab es ein ganzes System restriktiver Maßnahmen. Herodes’ Tod war eine bedeutsame Zäsur für die zukünftige Geschichte Judäas. Sein Reich wurde geteilt. Drei Söhne hatten ein unterschiedlich

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VI. Zusammenfassung

schweres politisches Erbe zu tragen, zu dem auch – für Philippos und Archelaos – der Kaiserkult gehörte. Jeder der Drei mußte sich am politischen Modell des Vaters orientieren, jeder fand hier seine eigene Antwort im Spektrum zwischen dynastischer Selbstdarstellung, herrscherlicher Euergesie und dem Kaiserkult als Mittel der politischen Kommunikation mit Rom. Und es ist kein Zufall, daß der politische Erfolg bei denjenigen Söhnen (Antipas und Philippos) lag, für die der Kaiserkult ein integrierter Teil der politischen Beziehungen mit der domus Augusta war. Dies gilt im übrigen auch für Agrippa I. und Agrippa II. Mit der Absetzung des Archelaos 6 n.Chr. begann für einen Teil des alten herodischen Judäas die direkte römische Herrschaft – ein Zustand, den sich antiherodische jüdische Gesandte – Angehörige der priesterlichen und religiösen Elite – als tou/ e;qnouj auvtonomi,a von Augustus erbeten hatten. Diesen ging es vor allem um ihre durch keinen innerjüdischen Herrscher behinderte Vormachtstellung über den Tempel und die Geltung der Tora. Die Rechnung war nicht nur ohne die konkreten Formen und Erwartungen römischer Provinzialherrschaft gemacht, sondern auch ohne die Realität eines Kaiserkults im Lande, der mit dem Ende der herodischen Herrschaft nicht einfach verschwand. Mehr und mehr wurde der Kaiserkult zu einer etablierten Form, in der man im römischen Reich – vom kaiserlichen Legaten bis zum einfachen Provinzialen – seine Beziehung zum römischen Kaiserhaus ausdrückte. Aus Sicht der Juden war dies eine äußerst problematische Entwicklung. Hielten sie Distanz zum Kaiserkult, gerieten sie in den Verdacht, Defizite an politischer Loyalität zu haben. Bei aller Konstruktion von Ersatzleistungen – wie sie Antipas versuchte, wie sie jüdische Gesandtschaften dem Kaiser und dessen Personal vortrugen – war eine Intrige schnell gesponnen, wenn man Juden, jüdischen Gemeinden oder jüdischen Herrschern mangelnde politische Loyalität vorwarf und zum Beweis den fehlenden Kaiserkult ins Feld führte. Unter Caligula hat sich diese für die Juden schwierige Situation ins Extrem gesteigert. Er war ein Kaiser, der seinen eigenen Kult einforderte und auf die jüdische Reserve konsequent mit dem Befehl reagierte, daß er zum Synnaos des jüdischen Gottes in Jerusalem gemacht werden müsse. Im Zuge der Caligula-Affäre waren die Juden ganz Judäas schon bereit, entschlossen Widerstand zu leisten. Claudius hat mit der Restitution des herodischen Judäa versucht, das alte augusteische Modell noch einmal wiederzubeleben. Aber Judäa war nicht mehr das gleiche Land wie unter Herodes, und auch Agrippas I. Beziehungen zu Rom waren in Kürze schon nicht mehr so klar, wie dies Claudius zu wünschen hatte. Es war dann nur logisch, daß Claudius 44 n.Chr. zu einer direkten römischen Herrschaft über Judäa zurückkehrte.

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Der erneute politische Umschwung muß für die Juden eine schwer zu verkraftende Zäsur gewesen sein, zumal Agrippa I. eine Politik begonnen hatte, bei der er sich von der starken Ausrichtung auf Rom löste. Die intellektuelle Kritik an der römischen Fremdherrschaft und an dem Teil der jüdischen Oberschicht, der mit den Römern kooperierte, schlug in einen gewalttätigen Widerstand um, der von diversen einzelnen Gruppen, messianischen Figuren mit ihren Anhängern oder Mitgliedern einer regelrechten Organisation („Sikarier“) getragen wurde. Immer mehr stand für solche Gruppen und Figuren die Geltung der Tora – und damit die ganze Beziehung zu Gott – auf dem Spiel, die durch die Römerherrschaft stetig verletzt, untergraben oder verhindert wurde. Nicht nur in jüdischen Texten des 1. Jh. n.Chr. bauten sich zunehmend Resistenz und Widerstand gegen die römische Fremdherrschaft auf, die die Heiligkeit des (Gottes-)Landes und des (Gottes-)Volkes verletzte. Auch die materielle Kultur spiegelt die verschärften Reinheitsvorstellungen, die durch die Abgrenzungen zwischen Juden und Nicht-Juden wie auch unter den Juden selbst entstanden. Josephus’ Schilderung der Vorgeschichte des Aufstands, in der er den Streit um das Bürgerrecht in der Kaiserkultstadt Caesarea und die Aussetzung des Kaiseropfers am Jerusalemer Tempel in den Mittelpunkt stellt, gibt weitere Hinweise darauf, wie stark die römische Herrschaft von den Radikalen als eine Fremdherrschaft konstruiert wurde, die den Fundamenten der Beziehung zwischen Gott und Seinem Volk in Seinem Land entgegenstand, und nicht zuletzt deshalb, weil die Repräsentanten dieser Herrschaft als göttlich galten und in ’eretz jisra’el als Götter verehrt wurden. Herodes’ Konzept einer regionalen Trennung zwischen jüdischem Kult sowie an die Tora gebundenes Herkommen einerseits und paganem Kult (bei gleichzeitiger jüdischen Herrschaft über das Gebiet) andererseits war von der historischen Entwicklung aufgehoben worden, seitdem die Römer selbst über weite Gebiete des alten herodischen Reichs herrschten. Parallel dazu illustrieren die Zeugnisse zum Kaiserkult im römischen Judäa zwischen 44 und 66 n.Chr. und im Reich Agrippas II., wie intensiv dieser Kult geworden war, wie sehr er längst die Grenzen der Tempel überschritten hatte und Teil des öffentlichen Lebens geworden war. Hätte er einmal die Beziehung zwischen den Juden Judäas und Rom positiv vermitteln sollen, stand er nun nur noch im Weg: zwischen Juden und Römern, zwischen Juden und Nicht-Juden, zwischen Tora, Land und Gott. 70 n.Chr. hatten sich dann kein zweites Mal, wie im Makkabäeraufstand, die Eiferer für die Tora durchgesetzt, die Fremdherrscher vertrieben und Jahwes Land von Götzenkult gereinigt. Im Gegenteil, Jahwe hatte sein Haus verlassen, wie Josephus sagt, und die Juden hatten sehr viel mehr verloren als das, was man sich von den Römern einmal erbeten und erhofft hatte: tou/ e;qnouj auvtonomi,a.

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Abbildungsnachweis Angegeben werden die Abbildungsquelle sowie Personen, die ein individuelles Copyright halten bzw. Urheber der Abbildung sind. Institutionen, Verlage und Personen im Verbund mit Institutionen, die das Copyright gewährten, sind unten aufgeführt. 173 Abb. 1. Abb. 2. Abb. 3a. Abb. 3b. Abb. 4. Abb. 5. Abb. 6. Abb. 7. Abb. 8. Abb. 9a–i. Abb. 10a–d. Abb. 11. Abb. 12a–b. Abb. 13. Abb. 14. Abb. 15. Abb. 16a. Abb. 16b. Abb. 17.

Nach Bietenhard 1977, Abb. 1. Autorin. Lämmer 1973, 194. Reich/Billig 2000, Abb. 4. Crowfoot u.a. 1942, Tf. I. Holum u.a. 1988, Abb. 30. Reisner u.a. 1924, Abb. 89. Crowfoot u.a. 1942, Tf. IX mit eigenen Ergänzungen der Legende. Netzer 1987, Abb. 4. 5. Reisner u.a. 1924. a–c: Abb. 114; d–f: Abb. 116, 1–3; g–h: Abb. 115, 1.2; i: Abb. 112. Fittschen 2002, Abb. 1–4; Photo Gabi Laron, Institute of Archaeology, Hebrew University of Jerusalem. Reisner u.a. 1924, Abb. 97. 99. Fulco/Zayadine 1981, Tf. 50:2 und Abb. 2. Crowfoot u.a. 1942, Tf. V. Crowfoot u.a. 1942, Abb. 29. Avigad 1993b, 1308. Meshorer 2001, Tf. 44:44 RS. RPC I 4903. Gleason u.a. 1998, Abb. 3b; Zeichnung Anna Iamim/Combined Caesarea Expeditions.

173 Der Nachweis der Personen und Institutionen, die eine einmalige Abdruckerlaubnis gewährt haben, folgt summarisch nach Auflistung der Abbildungsnachweise. Alle Publikationsorgane, Personen und Institutionen wurden mit der Bitte um Copyright angeschrieben; nicht alle haben meine Anfrage beantwortet. Ich danke all den Personen und Institutionen, die schnell und ohne viel Umstände das kostenfreie einmalige Copyright für eine wissenschaftliche Publikation gewährt haben oder mir bei der Auffindung der Personen, die ein Copyright nicht an den Verlag abgetreten hatten, geholfen haben: M. Aviam, A. Burnett, R. Cleave, D. Gera, K.H. Holum, G. Laron und Z. Ma‘oz; Akademia-Verlag, Bayard Press, Bethsaida Excavations Project, Combined Caesarea Expeditions, Harvard University Press, Peeters/Leuven, Department of Antiquities of Jordan, Truman State University Press. – Bedauerlicherweise sahen sich einige Verlage und Institutionen nicht in der Lage, auf (tw. sogar recht stattliche) Geldforderungen an mich persönlich zu verzichten. Diese Abbildungen konnten leider nicht verwendet werden (Israel Museum, Jerusalem; Oxford University Press; Editions Geuthner).

396 Abb. 18a. Abb. 18b. Abb. 19. Abb. 20. Abb. 21a–d. Abb. 22. Abb. 23. Abb. 24. Abb. 25. Abb. 26. Abb. 27. Abb. 28. Abb. 29a. Abb. 29b. Abb. 29c. Abb. 30. Abb. 31. Abb. 32. Abb. 33a–c. Abb. 34–35. Abb. 36. Abb. 37. Abb. 38a. Abb. 38b. Abb. 39a–b. Abb. 40a–d. Abb. 41. Abb. 42. Abb. 43. Abb. 44. Abb. 45. Abb. 46. Abb. 47. Abb. 48. Abb. 49. Abb. 50a–d. Abb. 51a–d. Abb. 52a–d. Abb. 53. Abb. 54a–g. Abb. 55a–d. Abb. 56a–e. Abb. 57a–c.

Abbildungsnachweis Raban 1996, Abb. 18; Zeichnung Ch. Brandon/Combined Caesarea Expeditions. Raban 2004b, 187; Zeichnung Anna Iamim/Combined Caesarea Expeditions. Holum 2004b, 188; Zeichnung Anna Iamim/Combined Caesarea Expeditions. Holum 2004b, 188; Rekonstruktion: Anna Iamim, Tatiana Meltzen, Edna Amos/Combined Caesarea Expeditions. Kahn 1996, Abb. 3. 4. 6. 2; Graphik J. Hopper nach Zeichnung von Y. Dukhovny/Combined Caesarea Expeditions. Holum u.a. 1988, Abb. 51; Richard Cleave. Albricci 1962, Abb. 2. Patrich 2001, Abb. 14. 15. Titelbild der Zs. Qadmoniot 31,1 (1998). Hartal 1995, Abb. 1. Ma‘oz 1996, Abb. 1. Ma‘oz 1994–1999, Abb. 13.2. Ma‘oz 1999, 52. Netzer 1998, 134. Autorin. Avigad 1993a, 718. Murphy-O’Connor 1999, 37. Autorin. RPC I 4967. 4968. 4969. Volkmann 1968, 127. Alföldy 1999, Abb. 4. Meyers 1998, 348 Abb. 1. Hirschfeld 1994, 122. Lämmer 1976, Abb. 3. RPC I 4938. 4939. RPC I 4951. 4948. 4949. 4950. Nach Tzaferis 1998, 6. Arav 1999a, Abb. 9. Arav 1999a, Plan 2, Ausschnitt. Arav 1999c, Abb. 6. Bethsaida Excavation Project. Arav 1995, Abb. 13. Arav 1999a, Abb. 22a. Autorin. Schwartz 1990, 61. RPC I 4973. 4974/3. 4975. 4980. RPC I 4976. 4977. 4978. 4979. RPC I 4982. 4983/1. 4983/7. 4985. 4987. Basis: Kokkinos 1998, 341. RPC I 4847. 4848/5. 4842. 4843. 4844. 4845/1. 4846. RPC I 4858/1. 4859. 4860/15. 4861. RPC I 4988/6. 4989. 4990. 4991. 4992. RPC I 4970. 4971. Meshorer 2001, Tf. 76:345.

Abbildungsnachweis

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Ich bedanke mich sehr herzlich bei den folgenden Personen und Institutionen, die mir gebührenfrei eine einmalige Abdruckgenehmigung gewährt haben: Academia Verlag (Abb. 3a. 38b); Israel Exploration Society (Abb. 3b. 8. 15. 25. 29a–b. 30); Richard Cleave/Rohr Productions (Abb. 5. 22); Harvard University Press (Abb. 6. 9a–i. 11); Peeters, Leuven (Abb. 10a–d); Department of Antiquities of Jordan (Abb. 12a– d); Amphora Books (Abb. 16a); British Museum (Abb. 16b. 33. 39. 40. 50–52. 54–57); Anna Iamim (Abb. 17. 18b. 19. 20); Edna Amos (Abb. 20); Combined Caesarea Expeditions, Dir. K.H. Holum (Abb. 17–21); Zvi Ma‘oz (Abb. 28); Bayard Press (Abb. 31); Scripta Classica Israelica (Abb. 35); Truman State University Press (Abb. 42–44. 46. 47); Bethsaida Excavations Project (Abb. 45).

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159 159 159 158 158 158 33 158 158

2. Mose 19,5 f. 20,2 f. 20,5 22,20 23,9 23,12

29, 193, 335 29 29 36 36 36

3. Mose 14,4 19,10 19,33 f. 23,22 24,22 25,6 25,23 25,35 25,39 f.

347 36 36 36 36 36 36, 191 36 36

4. Mose 6,1–21 15,14 ff. 19,10 19,10–22

304 36 36 232

24 32,37

33 227

5. Mose 4,20 4,24 4,34 f. 4,37 4,39 6,4 6,21–25 7,1–5 7,5 f. 7,6 7,8 10,12–15 10,17 10,18 f. 11,24 12,2 f. 17,14–20 17,15 18,18 23,4–7 23,8 f. 24,17–22 26,17–19 30,3–5

29 29 29 29 29 29 29 36 193 f., 335 29 29 29 29 36 25, 193, 335 193 f., 335 31 167 35 45 45, 300 36 29 335

Josua 13,27 24

227 31

Richter 8–9 8,22 f.

31 30

400

Register

1. Samuel 7–8 8,7 10 10,1 12 12,12 13,19

31 30 31 31 31 30 193

2. Samuel 5,2 7 7,12–16 18,18 24

31 30 33 214 191

1. Könige 4,2 14,7

39 31

2. Könige 5,2 5,4 5,17–19 6,23 15,11 f. 15,18–21 Jesaja 2,2–5 5,25 ff. 8,5–10 9,1–6 9,5 f. 10,20–12,6 11,1 11,1–9 24–27 45,1 42,1–4 49,1–6 50,4–11 52,1 f. 52,13–53,12 62,8 Jeremia 23,5 f.

193 193 10 193 161 161

167 32 32 33 32 32 32 33 332 33 33 33 33 325 33 191

32 f.

27 28 33,6 f. 33,14 f.

32 32 33 33

Ezechiel 21,7 22,23–30 24,21 25,3 25,6 28,25 f. 34,23 f. 40,46 44,9 44,15 47,13–23

193 193 167 193 193 193 32 39 325 39 193

Hosea 1,4 8,4–6 13,4 13,10

31 31 31 31

Joel 4,17

325

Amos 9 9,11–15

33 32

Micha 5,1 5,1–4

32 33

Haggai 2,20–23

32

Sacharja 2,16 4,6–10 9 13,2 13,2–4

193, 335 32 33 193 335

Psalmen 2 89,20–38

33 30

401

Register Ester allgemein 3,4

34 34

Daniel 2,46 f. 3 7–12

34 34 335

Esra 6,6–12 6,10 7,23

194 194 194

Nehemia 12,39

213

Zusätze zu Ester 13,8–14 34 14,8–10 34 Judit allgemein 5,5–21 6,2 6,4

34 34 34 34

1. Makkabäer 1,11 1,20 1,25 1,28 1,28 f. 1,29 1,36 1,43 f. 1,44–51 1,47 1,51 1,58 1,62 1,64 2,6 2,18 2,19–22 2,26 2,29–41 2,42

24 24 24, 335 24 335 24 24 24 33 193 24 24 24 24 24 24 36 36 327 24, 39

2,45–48 2,49–68 2,50–68 3,2 3,3–9 3,8 3,10 3,15 3,34–36 3,41 4,31 4,36–50 4,59 5,21–23 5,43–54 5,65 5,65–68 5,68 7,21–24 7,24 7,33 9,23–25 9,23 f. 9,71–73 10,29–32 10,37 f. 10,84 13,13 13,27–29 13,47 f. 13,47–53 13,50 14,4–15 14,10 f. 14,15 f. 14,27–45 14,27–49 14,29–37 15,6 f. 15,33 f. 15,33–35

24, 193, 335 146 36 24 146 24 24 24 24 24 24 194 24 24 24 158 24 194 24 25 195 335 194 24 24 24 194 146 214 194 24 194 24, 146 146 146 36 35 24 24 158 f. 24

2. Makkabäer 1,1 1,7 1,29 2,17 f. 2,21 3,1

24 194, 335 335 193, 335 24 f. 335

402 3,3 6,1–11 6,7 9,12 9,16 11,5

Register 195 33 52 34 195 24

13,1 13,13 14,9 14,12 14,14

24 24 24 24 24

1.2. Pseudepigraphen Apokalypse Abrahams 1–8 335 1. Henoch 85–90

335

Himmelfahrt des Mose 6, 2 170 6, 5 f. 170 10, 7 194 Jubiläen 14, 10 36, 21

159 158

Psalmen Salomos 8, 28 335 10, 4 335

11, 6 15, 12 17 17, 28 17, 31

335 335 40 335 335

Sibyllinische Orakel 3, 553 f. 34 4, 1–23 335 5, 6 f. 34 8, 392 ff. 34 11, 197 f. 34 11, 221 34 Vitae Prophetarum 3, 6 f. 335 4, 22 335 14, 1 335

1.3. Qumran Tempelrolle (11QT) 48, 10 f. 335 51, 7–21 335 60, 16 f. 335

62, 13–22 64, 12 f.

335 335

4Q 348

333

1.4. Jüdisch-hellenistische Quellen Aristeasbrief 45

195

Josephus Antiquitates Iudaicae allgemein 16–22 1, 86 159 1, 134 25

1, 160 7, 394 12, 125 f. 12, 129–17, 355 12, 140 12, 251–254 12, 271 12, 277 12, 280

25 158 164 f. 18 f. 195 33 36 327 36

403

Register 12, 286 12, 290 f. 12, 303 f. 12, 316–318 13, 198–200 13, 255 f. 13, 257 f. 13, 275–281 13, 288 13, 288–298 13, 298 13, 301 13, 318 f. 13, 337 f. 13, 357 13, 372 f. 13, 376 13, 379–383 13, 394 14, 9 14, 16 14, 19 14, 41–45 14, 63 14, 74 14, 75 14, 76 14, 78 14, 88 14, 90 f. 14, 149–155 14, 213–216 14, 223–264 14, 226 14, 272–276 14, 284 14, 384 f. 14, 403 14, 408 14, 411 14, 413 14, 414 f. 14, 431 14, 437 14, 457 14, 467 f. 14, 482–486 14, 489 14, 490 14, 491

36 36 36 36 36 37 37, 45 69 40 39 40 36 37 220 186 40 40 40 255 161 288 288 173 327 45 69 98 46 69 220 148 164 164 327 234 69, 96 41 44 69 69 69 220 69 69 69 69 161 46 146 45 f.

15, 5–16, 159 15, 11–21 15, 20–22 15, 22–25 15, 35 f. 15, 39 f. 15, 48–50 15, 53–55 15, 60 f. 15, 73 15, 81 15, 136–141 15, 139 f. 15, 161–178 15, 177 15, 182 15, 187–195 15, 193 15, 196 15, 198–201 15, 201 15, 210 15, 214 f. 15, 215 15, 217 f. 15, 220 15, 236 15, 252–266 15, 253–258 15, 254 15, 266 f. 15, 267 15, 268 15, 268–273 15, 268–298 15, 270 f. 15, 271 15, 272 15, 274 15, 274 f. 15, 276 15, 277 15, 278 f. 15, 279 15, 281 15, 284–289 15, 288 15, 291–298 15, 292 15, 296

19 44 41 43 43 43 41 41 41 46 46 102 100 41, 49 146 146 49 50 50, 123 50 123 46 41 50 51 46 46 51 46 37, 45 51 f. 62, 167 52, 56, 303 53 52, 63 60 123 64 60 62 64 53, 64 65 64 65, 170 65 65, 170 70 69 69, 123

404 15, 296–298 15, 299 15, 299–316 15, 303 15, 312 15, 315 f. 15, 318 15, 326–330 15, 328 f. 15, 328–330 15, 330 15, 331 15, 331–341 15, 333 15, 336 15, 338 15, 339 15, 341 15, 342–353 15, 344–346 15, 360 15, 362 15, 363 15, 363 f. 15, 364 15, 365 15, 365–379 15, 368–372 15, 375 f. 15, 380 15, 380–425 15, 382 15, 382–387 15, 383 15, 384 15, 385 15, 387 15, 388 f. 15, 390 15, 395 f. 15, 412 15, 414 15, 416 15, 417 15, 420 f. 15, 423 16, 13–16 16, 18 f. 16, 23 f. 16, 26

Register 72 169 161 123 123 123, 161 70 123 338 63, 124 f., 149 122, 150, 169 99 100, 102, 212 99 105 f. 105 105, 112 99, 117 100 129 128 f. 129 126, 139 133 133 f. 162 162 170 169 184 153 163 162 153 153, 162 f. 163 153, 163 157 157, 184, 324 184 184 184 184 157 157 157, 184 186 121 121 121, 130

16, 27 f. 16, 27–61 16, 45 16, 51 16, 54 16, 55 16, 56 16, 56 f. 16, 60 f. 16, 64 16, 128 16, 136 16, 137–140 16, 138 16, 140 16, 140 f. 16, 142 f. 16, 145 16, 146–149 16, 149 f. 16, 153 16, 153–158 16, 153–159 16, 156 16, 157–159 16, 158 16, 160–17, 199 16, 162–165 16, 167 16, 172 f. 16, 179–182 16, 182 16, 188 16, 192 16, 228 16, 271–293 16, 285 16, 357–369 17, 10 17, 23–26 17, 25 17, 27 17, 42 17, 87 17, 89–132 17, 134–145 17, 150–155 17, 152–154 17, 158 f. 17, 161

164 164 164 164 164 186 187 164 164 165 130 99 116 122 f. 121 123 153 152 121 123 123 122 148 123 125 123, 168 19 164, 175 164 164 158 158, 169 169 46 43 100 132 172 228 132 70 70, 241 170 106 172 228 169 170 170 120

405

Register 17, 162 17, 164 17, 168 17, 170 17, 174 17, 194 17, 202–205 17, 206 f. 17, 208–218 17, 219–249 17, 221–223 17, 227 17, 229 17, 250–299 17, 255 17, 259–263 17, 271 f. 17, 277 17, 283 f. 17, 285 17, 286 f. 17, 288 f. 17, 289 17, 299–316 17, 306 17, 316 17, 317 17, 317–320 17, 318 17, 319 17, 320 17, 321 17, 339 17, 340 17, 341 17, 342 17, 342–344 17, 349–353 17, 355 18–20 18, 1 f. 18, 1–3 18, 3 18, 4 18, 4–10 18, 9 18, 15 18, 17 18, 23 18, 25

163 178 169 169 120 120 177 178 178 173 180 173 173 180 56 153 220 129 181 25 280 220 217 173 148 f. 179 174 173 217 239 176 175 181 182 f. 184 187 188 184 188 f. 18 188 189 181, 190 191 190 192 40 40 190–192, 330 311

18, 26 18, 26–20, 257 18, 27 18, 27 f. 18, 28 18, 29 f. 18, 31 18, 35 18, 36–38 18, 37 18, 38 18, 55–59 18, 58 f. 18, 89 18, 90 18, 95 18, 101–105 18, 106 f. 18, 107 18, 108 18, 121 18, 124 f. 18, 143 18, 149 18, 149 f. 18, 156 18, 158 18, 168 f. 18, 179 f. 18, 183–204 18, 237 18, 240–246 18, 246–252 18, 250 f. 18, 252 18, 255 18, 256–309 18, 257 f. 18, 257–259 18, 260 18, 261 18, 262–268 18, 264 18, 266–268 18, 266–271 18, 269 18, 271 18, 271 f. 18, 272 18, 273

181, 189 329 220–222 218 250, 256 199 188, 228 199 218, 233 233 232 201 330 215 216 216 236 241–244 242 262 f. 216 216 266 230 238 266 278 264 264 264 215, 264 237 282 238 238 f. 237 271 198 f. 278 199 278 280 278, 281, 330 199, 330 281 278 330 278 281 282

406 18, 274 18, 277 18, 277 f. 18, 279–281 18, 280 18, 281 18, 281 f. 18, 283 18, 287 f. 18, 289–297 18, 289–301 18, 292–300 18, 297 18, 301 18, 304 18, 305–309 18, 322 f. 19, 1–273 19, 236–277 19, 274 19, 275 19, 278 19, 280–285 19, 281 f. 19, 284 f. 19, 285 19, 287–291 19, 288 19, 288–290 19, 290 19, 293–296 19, 297 19, 299 19, 300–311 19, 301 19, 303–311 19, 304 19, 305 19, 306 19, 309 19, 310 19, 313–316 19, 326 f. 19, 328 19, 329 19, 330 19, 331 19, 332 19, 333 19, 335

Register 199, 278, 281 199, 330 281 199 330 281 330 281 281 282 283 285 278 278, 285 281 283 327 19 287 288 264, 296 291 289, 293 290 290 290 f., 293 289, 293 290 290 291 f. 304 295, 304 304 292 293 289 290 290–294 290 293 290, 293 295 305 f. 297 149, 323 297 304 299 300 297

19, 338 f. 19, 341 19, 342 19, 343–350 19, 347 19, 351 19, 354 19, 360–20, 258 19, 360–362 19, 363 20, 7 20, 7 f. 20, 10–16 20, 15 f. 20, 17–96 20, 95 20, 102 20, 104 20, 105–112 20, 113–117 20, 116 20, 118–122 20, 125–133 20, 131 f. 20, 136 20, 137 f. 20, 138 20, 159 20, 160–164 20, 167–171 20, 172 20, 173 20, 180 f. 20, 183 20, 184 20, 185–188 20, 189–196 20, 195 20, 197 20, 206–210 20, 211 20, 211 f. 20, 212 20, 213 f. 20, 216–218 20, 219 20, 219–223 20, 220 20, 222 20, 248

307 307 295, 307 298 299 264, 277 308 328 308 311 312 312 309 308 302, 328 214 190, 340 318 339 340 330 340 312 340 340 319 318 219, 318 341 341 342 343–345 342 345, 347 343, 347 341 343 329 311 342 322 323 326 342 f. 343 153 324, 343 324 309 42

407

Register 20, 251 20, 255 20, 257 20, 264

189 342 330 168

De bello Iudaico allgemein 16–22 1, 31–2, 116 18 f. 1, 64–66 69 1, 70 36 1, 87 186 1, 105 255 1, 107–109 146 1, 131 f. 173 1, 138 176 1, 146 327 1, 156 69, 98 1, 166 69 1, 170 220 1, 203 89 1, 213 96 1, 220–222 234 1, 229 69, 96 1, 284 f. 41 1, 299 f. 69 1, 302 69 1, 304 220 1, 313 46 1, 314 69 1, 333 69 1, 344 69 1, 354–357 161 1, 358–466 19 1, 386–393 49 1, 390 50 1, 392–395 50 1, 396 51 1, 399 129 1, 400 70, 123, 128, 151 1, 401 153 1, 401 f. 208 1, 401–403 70 1, 401–428 150 1, 402 68, 125 1, 403 67 f., 72, 123 1, 404 126 1, 404–406 133 1, 404–416 68 1, 405 134 1, 407 125, 208

1, 408 1, 408–415 1, 410 1, 412 f. 1, 414 1, 415 1, 416 1, 417 1, 418 1, 419 f. 1, 422 1, 422–428 1, 425–427 1, 428 1, 433 f. 1, 435 1, 449 1, 458 1, 468 1, 477 1, 483 1, 484 1, 521 1, 538–543 1, 566 1, 613 1, 618–640 1, 641–643 1, 648–650 1, 653 1, 657 1, 659 f. 1, 666 1, 667 2, 14–38 2, 3 f. 2, 6 f. 2, 7 2, 8–13 2, 22 2, 25 2, 27 f. 2, 34 2, 35 2, 39–79 2, 43 2, 44 2, 46 2, 56 2, 59

98 f., 123 102, 212 123 105 112, 212 116 186 153 105, 152 123 123, 166, 297 121 166 123, 130 44, 49 46 46 46 46 46 129 42 46 172 228 106 172 228 169 f. 170 169 120 120 171 173 177 178 170 178 173 173 177 179 177 180 45 56 105 220 129

408 2, 64 f. 2, 66–68 2, 68 2, 80–92 2, 85 2, 93 2, 93–97 2, 95 2, 96 2, 97 2, 98 2, 111 2, 111–113 2, 114–116 2, 117 2, 117–283 2, 118 2, 118 f. 2, 152 f. 2, 167 2, 167–279 2, 168 2, 169–174 2, 174 2, 178–181 2, 181 f. 2, 183 2, 184–203 2, 184 f. 2, 186 f. 2, 192 2, 194 2, 195 2, 195–197 2, 196–198 2, 197 2, 200–202 2, 202 f. 2, 206–217 2, 215 2, 219 2, 220 2, 223 2, 223–284 2, 224–227 2, 228–236 2, 239–241 2, 243 f. 2, 245 f. 2, 247

Register 181 280 217, 220 173 149 174 173 217 239 176 175 187 188 184 188 18 190, 192, 306 305 331 228 329 218, 233, 244, 250 201 330 264 237 238 f., 282 271 278 280 278, 280 198, 278 279 199 281, 330 196, 278 281 283 287 264, 288 306 308 318 328 339 340 312 312, 340 340 318 f.

2, 252 2, 253–263 2, 264 2, 266 2, 270 2, 271 2, 273–276 2, 280 2, 280–654 2, 284 2, 284 f. 2, 285–292 2, 289–293 2, 293–435 2, 296–308 2, 345–404 2, 403–407 2, 408 2, 409 2, 409–418 2, 410 2, 411–417 2, 412 f. 2, 414 2, 416 2, 417 2, 422 2, 425 2, 433 2, 433 f. 2, 439 2, 459 2, 499–555 2, 517 2, 563 2, 568 2, 574 2, 599 2, 615 2, 618 f. 2, 619 2, 639–641 3, 35–47 3, 35–58 3, 47 3, 56 3, 57 3, 64–69 3, 124 3, 343 f.

219, 318 341 342 343 f. 347 341 342 312 329 318 343, 347 347 348 348 349 327, 349 348 349 196, 349 343 196, 350 349, 351 350 351 196, 350 349 f. 348 351 190, 192 349 105 175 312 327 306 325 325 230, 233 230 233 234 230 217 25 174 240 262 280 201 322

409

Register 3, 351–354 3, 361–382 3, 463–505 3, 510 3, 514 3, 515 3, 522–542 3, 538–541 4, 1 f. 4, 4–83 4, 62 4, 80 4, 99–103 4, 244 4, 263 4, 265 4, 272 4, 274 f. 4, 278 4, 281 4, 348 4, 438 4, 454 4, 468–471 4, 479–481 4, 532 4, 533 f. 4, 622–629 5, 147–159 5, 152–155 5, 161–171 5, 162 5, 184–227 5, 193 f. 5, 238 5, 302 5, 331 5, 562 6, 303 6, 305 7, 23 7, 23 f. 7, 37–40 7, 96 7, 253 7, 253–274 7, 323–336 7, 341–388

52 331 325 127 322 253 325 233 325 325 325 325 327 47 47 47 47 47 47 47 47 219 219, 262 176 176 158 159 52 305 306 105 123 153 157 123 306 306 186 311 311 323 248 248 248 190 329 330 330

Contra Apionem allgemein 16 f. 1, 43 331 1, 193 169 1, 209–212 327 2, 72–75 198 2, 76 f. 197, 199 2, 77 196 2, 209–213 292 2, 218 f. 331 2, 232 f. 331 Vita allgemein 5 8–12 13–16 13–27 23 f. 38 54 64 65 67 69 74 92–96 132 134 134 f. 138 161 169 177–185 187 271 277 280 284 293 294 296 300 313 331 381 398 398 f. 398–406 406

16 f., 20 328 328 329 328 312 319 132 230 231 230 230 325 233 233 230 325, 327 233 327 230 325 325 230 231 231 230 231 230 230 230 230 233 230 325 250 253 250

410

Register

Philo von Alexandrien De decalogo 8–9 199 In Flaccum allgemein 9 25 27–31 34–39 39 41–43 50 53 53–57 62–71 73–96 97–103 109–116 146–151 180–190

16, 271 276 264 274 274 264 274 199 274 275 275 275 274 276 276 276

De legatione ad Gaium allgemein 16, 271 8–13 199 11–13 268 121–123 275 127–135 275 141–159 199 157 186, 196, 199 177 f. 277 181 277 187 f. 274 188 278 190 276 198 198 f., 278 199–202 278 199–203 279 202 194 203 199 203–207 278 205 194 207 278, 280 208 278, 281 212 157 215 281 220 278 222–243 280 230 194 231 f. 197, 199, 216

233 238 240 249–260 260 261–329 265 278 280 288 f. 291 292 294–297 299–305 300 306 311–318 317 319 326–329 333 333 f. 346 351 353–357 356 367

278 278 199 281 278 282 278 301 196 f. 197, 216 186 278 186 201 201, 242 278 199 196 186 285 278 283 278 277 199 197, 216 286

Legum allegoriae 1, 149 199 Quis rerum divinarum heres sit 293 194 Quod omnis probus liber sit 26 303 141 303 De somniis 2, 75

194

De specialibus legibus 4, 215 194 Ps.-Philo Liber Antiquitatum Biblicarum 18, 13 f. 194, 335 18, 21–25 194, 335 30, 1. 34 194, 335 30, 34 194, 335 36, 3 f. 194, 335 36, 38. 44 194, 335

411

Register

1.5. Neues Testament Matthäus 2,22 f. 11,21 f. 14,3 f. 16,13 23,29–36 27,2 27,11 27,14 f. 27,21 27,27

180 250 238 246 158 312 312 312 312 312

Markus 6,17 f. 6,45 8,22–26 8,27

238 250 250, 256 246

Lukas 1,3 3,1–3 9,10 10,13–15 19,12–27

25 238 250 250 180

Johannes 1,44 5,18 12,21

250 199 250

Apostelgeschichte 2,29 158 5,37 189 f. 8,5–24 96 12,1–23 298 12,19–23 298 f. 16,37 f. 294 21,39 294 22,25–29 294 23,24–26 312 23,27 294 23,33 f. 312 24,1 312 24,10 312 Philipper 2,6–11

199, 337

1.6. Rabbinische Quellen Mischna Bikkurim 3:4

302

Sota 7:8 7:16

302 302

Edujot 8:6b

157

Tosefta Sota 13:6

284

Jerusalemer Talmud Erubin 5:1a–c (22b) 233 f. Babylonischer Talmud Yoma 56a 350 Gittin 55b–56a 57b

350 331

Baba batra 3b–4a 4a

167 157

412

Register

1.7. Texte von Autoren griechisch-römischer Provenienz Cassius Dio Historia Romana 40, 18.1 201 51, 1.2 f. 56 51, 18.1 51, 56 f. 51, 19.2 59 51, 20.6–9 58 51, 20.9 58 51, 21.5 57 53, 1.4 59 55, 10.18–21 185 55, 10a.4–8 185 55, 10a.7 223 55, 25.6 189 55, 27.6 180, 187 58, 2.1 202 58, 9.4 269 59, 3.4 268 59, 3.5 268 59, 23.7–24.1 282 59, 24.1 282 59, 27.2 f. 236 59, 27.3 200 59, 28.5 269 f. 59, 28.7 270 60, 8.2 287 f. 62, 29.1 322 Cicero, M. Tullius Epistulae ad familiares 7, 1–3 63 12, 10 234 Tusculanae disputationes 2, 42 63 Diodorus Siculus Bibliotheca historica 40, 2 173 Eusebios von Caesarea Historia ecclesiastica 2, 10.10 299 Fragmente der griechischen Historiker 90 F 96 161 90 F 134 121 f.

90 F 136 199 F 1

100, 173 f., 178 46

GLAJJ (= Greek and Latin Authors on Jews and Judaism) I 64 173 I 90 161 I 95 121 f. I 97 100, 173 f., 178 I 115 46, 180 I 146 46 III 408 189 Livius Ab urbe condita 41, 20.11–13 60 Orosius 7, 3.4 f.

186

Pausanias 10, 32.4 f.

140

Plinius d. Ä. Naturalis historia 2, 106.226 176 5, 15.71 262 5, 17.72 f. 176 5, 18.74 240 6, 4.11 227 7, 15.65 176 7, 48.158 59 12, 54.111 176 13, 4.23 201 13, 4.44 219 13, 9.44 176 14, 60 202 36, 111 269 Polybios Historiae 15, 20 16, 8.2 28, 1.3

162 127 127

413

Register Res gestae Divi Augusti (MonAnc) 9 59 34 66 Seneca, L. Annaeus Epistulae morales ad Lucilium 7, 2 f. 63 90, 45 63 95, 33 63 Strabon Geographica 16, 2.21 16, 2.27 16, 2.34 16, 2.40 16, 2.41–43 16, 2.46 17, 1.15

24 98 37, 46 36 176 180, 187 176

C. Suetonius Tranquillus De vita Caesarum Aug. 60 101 Aug. 93 186 Tib. 12,2 185 Tib. 53 f. 268 Cal. 7 268 Cal. 13 f. 268 Cal. 14 236 Cal. 14,3 200 Cal. 15 268 Cal. 22,2 269 Cal. 22,4 269

Cal. 25,4 Claud. 7 Claud. 25,5 Claud. 28 Ner. 12,3 f. Ner. 21,1 f. Vit. 2

270 268 296 312 322 322 236

Tacitus, Cornelius Annales 1, 39 201 2, 71 266 2, 71.3 267 4, 8.4 f. 267 4, 15.3 210 4, 37.3 58 4, 55 f. 210 5, 1.1 202 5, 2–5 268 6, 25.1 268 6, 32 215 12, 23.1 313 12, 25 312 12, 54 312 12, 54.1 283 16, 4 322 Historiae 5, 10.1 5, 12.2 5, 5.4 5, 6 5, 9.2

312 305 f. 198 176 199, 278, 283

1.8. Inschriften und Papyri AE 1928, 82 1941, 105 1948, 141 1963, 104 1964, 39 1971, 477 1981, 850 1991, 1578 1992, 1691 1992, 1695 1999, 1681

297, 323 228 315 207 207 207 207 207 130 230 207

2000, 1518 2002, 1556 2005, 1543

207 207 318

CIAtt III 550 III 551

121 121

CIG III 4521

210

414

Register

CIL III 14387 VIII 16456 XI 3076 XI 3087

297 115 115 115

CPJ II 151 II 153

275 289–291, 293

IG II2 3440 II2 3441 IV 1431 XII Supp. S. 13

LBW 2364

132

Mur. 18

333

121 121 67 67

OGIS 98 414 415 416 417 427 456 606

157 121 121, 132 236 236 121 67 210

IGLS VI 2759

297

POxy 3031

291

IGR III 1243 III 1086 IV 39 IV 44 IV 556 IV 1043

121, 132 210 67 67 229 236

P. Yadin 37, 4

219

ILS 8957

297

I. v. Delos 1586

236

SEG 4, 516 8, 169 12, 150 16, 488.490 31, 1405–1407 35, 1568 38, 1646 38, 1647 42, 1408–1416 42, 1473

116 157 121 121 315 210 230 318 130 230

1.9. Münzen AJC II 1–30 II 19 f. II 20–22 II 43 II 44 II 49 II 57 f. II 58 f. II 73–75 II 172 RPC I 591

325 95 95 244 252 253 304 305 318 310 227

I 1554 I 2368 I 2842 I 4009 I 4276–4285 I 4296–4298 I 4303 f. I 4307–4312 I 4807 I 4807–4896 I 4808 f. I 4811 I 4842 f.

58 204 252 204 317 317 317 317 174 222 174 174 222

415

Register I 4842–4846 I 4845 I 4847 f. I 4849 f. I 4851–4853 I 4862 I 4894 f. I 4901 I 4903 I 4912–4917 I 4918–4921 I 4918–4937 I 4918–4992 I 4936–4953 I 4934–4937

320 320 222 220, 223, 319 231 106 174 95, 256 95 181 f. 218, 229 231 222 133 237

I 4936–4953 I 4939 I 4951 I 4952 f. I 4967–4969 I 4975 I 4980 I 4985 f. I 4988–4990 I 6862 II 2243–2299 Suppl. I 4952A Suppl. I 4975 Suppl. I 4980

243 133 133, 248 252 202 271 248 106, 115 319 115 222 252 271 248

416

Register

2. Autoren Ådna, J. 146, 149, 155, 157, 343 Aitken, J.K. 13, 38 Aland, K. u. B. 180, 299 Albertz, R. 29–32, 39, 195, 214, 331 f. Albricci, A. 117 Alcock, S.E. 12 Alexandridis, A. 203, 321 Alföldy, G. 3 f., 9, 105 f., 206–209, 211–213 Amandry, P. 139 f. Ameling, W. 99, 122–124 Applebaum, Sh. 149, 246 Arav, R. 98, 130, 231 f., 234, 253, 256 f., 259, 261 Ariel, D. 182 Assmann, J. 29 f., 178 Atkinson, K.M.T. 33, 40 Ausbüttel, F.M. 130 Avigad, N. 69, 86, 214 Avi-Yonah, M. 100, 229, 233, 251, 315 Avner, R. 246 Avshalom-Gorni, D. 13 f., 336 f. Bahat, D. 155, 157 Ball, W. 12 Balsdon, J.P. 276, 281 Baltrusch, E. 1, 32, 40, 148, 189, 332 f. Barag, D. 34, 37, 67, 69, 76, 78, 86 f., 318 Bar-Nathan, R. 102 Barnes, T.D. 185, 219, 223 Barrett, A.A. 268–272, 276–278, 282, 287 Barrett, C.K. 289 Bauernfeind, O. 1, 16–19, 25, 68, 208, 327, 341 Baumann, U. 6, 41, 43, 48 f., 129 Baumgarten, A.E. 39 Baumgarten, J.M. 300–302 Bauzou, Th. 129 Beaujeu, J. 6 Beck, P. 153 Becking, B. 32 Begert, A. 268 Bell, H.I. 289 Benjamin, A. 139 Benner, M. 292

Berlin, A. 13 f., 37 f., 98, 106, 127, 131, 133 f., 137 f., 140, 214, 253, 255– 257, 336 f. Bernett, M. 15, 23, 29, 32, 149, 214, 217, 318, 334, 345 Berns, Ch. 12 f. Betz, O. 39 Bickerman, E.J. 33 f. Bieberstein, K. 55 f., 153, 155 Bietenhard, H. 1 Bilde, P. 18 f., 22, 271, 278 f., 281, 283, 328–330 Biller, J. 227 Billig, Y. 55, 324 Biran, A. 130 Blawatsky, W. 101 Bleicken, J. 130, 185, 188, 310 Bloedhorn, H. 55 f., 153, 155 Boffo, L. 3, 132, 205, 208, 210, 236, 297, 323 Bol, P.C. 230 Bond, H.K. 200, 202 Borgeaud, Ph. 139 Botermann, H. 289, 291 Bowersock, G.W. 185 Boyle, A.J. 20 Brandon, Ch. 105 Braund, D.C. 101, 239 Braunert, H. 189, 191 Bringmann, K. 34, 53, 59, 121–124, 128, 192, 273 f., 290, 345 Broshi, M. 218, 229 Browning, I. 120 Brunt, P.A. 310 Buchheim, H. 41, 43, 98 Burnett, A. 271, 284, 296 Burrell, B. 102, 151–153, 156 Busink, T.A. 155 Butcher, K. 12 Caballos, A. 266 Cancik, H. 1 Chancey, M. 217, 220 f., 224, 226, 255 Chaniotis, A. 7, 58, 198 Charlesworth, J.H. 33 Clauss, M. 4 f., 7 f., 58, 198, 210, 268, 322

Register Clementz, H. 242 Coarelli, F. 83 Cohen, Sh.J.D. 18, 22, 37, 45–48, 328 Collins, J.J. 33 f., 38 Colpe, C. 250 Colson, F.H. 276 Conder, C.R. 141 Cooper, N. 12 Corbo, V. 234 Coškun, A. 15, 101 Cotton, H.M. 21, 48, 310, 313, 333 f. Crowfoot, J.W. 69, 74, 76–78, 82 f., 86, 89 f., 92 f., 95 f., 109 Dähn, A. 113 f. Dar, Sh. 130 Decker, W. 56 Degrassi, A. 209 Deines, R. 39 f., 189, 255, 310 Destinon, J.v. 18 Dominik, W.J. 20 Dommershausen, W. 24 Dormeyer 20 Duhaime, J. 33 Eck, W. 3, 21, 102, 130, 185, 189, 208, 212, 230, 266, 277, 309–312, 315 Edelmann, D. 32 Edmondson, J. 20 Edson, Ch. 58 Ego, B. 33 Ehling, K. 34, 201 f., 205 Ehrenberg, V. 101, 210 Eilers, C. 164, 175, 289 Eisenberg, M. 37, 230 Eitrem, S. 261 Elsas, Ch. 2, 6, 192 Eshel, H. 13, 333 f., 336 Faßbeck, G. 6 Fears, J.R. 6 f. Feldman, L.H. 17 f., 202, 232, 242, 257, 285, 298, 300, 303 f., 341 Fernández, F. 266 Finkielsztejn, G. 37 Fischer [Fisher], M.L. 38, 82, 127, 137 Fishwick, D. 1, 4, 101 Fittschen, K.L. 80, 82, 121 Fless, F. 261 Foerster, G. 100, 229 f., 234

417

Fortner, S. 253, 256 Fraser, P.M. 274, 345 Freund, R. 261 Frey, J. 193 Freyberger, K.St. 12, 132, 155–157, 210, 259 Freyne, S. 26, 47, 217, 222 Friedland, E. 133 f., 137–139 Frova, A. 117, 205, 207 Fuchs, M. 270 Fuks, G. 202 Fulco, W.J. 74, 90 Gabba, E. 130, 146, 149, 167 f., 189 f., 192, 210, 215, 229, 310, 313, 343 f. Galsterer-Kröll, B. 8, 100 Gauthier, Ph. 345 Gehrke, H.-J. 36 Geiger, J. 125 Gelzer, M. 268, 270, 272, 277 Gerber, Ch. 19, 292, 331, 335 Gersht, R. 115 Getzov, N. 13 f., 336 f. Geva, H. 155, 305 Ghiretti, M. 172, 188, 310 f. Gitler, H. 240, 244 Giuliani, C.F. 113 Gleason, K.L. 48, 102 Gmirkin, R. 39 Goette, H.R. 140 Goldschmidt, L. 157 Goodblatt, D. 284, 298, 304 Goodman, M. 7, 38, 46 f., 189, 217, 310, 325, 330–332, 334, 339, 342 f. Gradel, I. 1, 7 f., 269 Graetz, H. 56, 62 Graf, F. 4 Grether, G. 204 Gross, W.H. 116, 227 Gruben, G. 83 Grüll, T. 207, 212 Gruen, E.S. 6, 33 f., 164, 273, 290 Günther, L.-M. 48, 237 Gussmann, O. 20 Gutman, Sh. 255 f. Guttenberger, G. 131 f., 140, 144 Habicht, Ch. 58, 148 Hachlili, R. 214, 315 Hadas-Lebel, M. 45

418

Register

Hahn, U. 1, 8, 30, 33, 58 f., 101, 115, 117, 177, 203 f., 210, 227, 229, 235, 250 f., 268, 270, 315, 320 f., 346 Hall, J.M. 13 Halpern Amaru, B. 331, 335 Hänlein-Schäfer, H. 57–59, 67, 78, 81, 97, 99, 101, 144, 208 Hanson, Ch. 177 Hanson, J. 341 Harris, H. 233 Heen, E.M. 7, 199, 337 Heinen, H. 1, 67, 177 Heinen, H. 101 Hengel, M. 2, 5, 34, 38–40, 189–193, 256, 310, 325, 333, 341, 350 Hennessy, J.B. 69, 74, 89 Hennig, D. 200, 202, 289, 291 Henten, J.W. van 35 Herbert, Sh.C. 131, 255, 257 Herrmann, P. 177 Herz, P. 1 f., 6, 8, 16, 58 Hesberg, H.v. 12, 83, 88, 155 Hill, G.F. 253 Hirschfeld, Y. 229, 231, 234 Hitzl, K. 1 Hizmi, H. 182 Hoehner, H.W. 45, 100, 171, 173 f., 179, 184, 187, 202, 219–221, 227, 229, 232 f., 236, 238 Hoepfner, W. 87 Hoffmann, A. 230 Höghammar, K. 121, 236 Hohlfelder, R. 105 Hölscher, G. 18 Holum, K.G. 3, 48, 98 f., 102, 105 f., 108 f., 112, 115, 117, 207–209, 211, 313 Honigman, S. 273 f., 345 Horsley, R.A. 13, 326, 331, 341 f. Humphrey, J.H. 53, 100, 120 Hüttenmeister, G. 231, 348 Israeli, Sh. 246 f., 322 Jacobson, D.M. 5 f., 56, 67 f., 121, 149– 151, 155 f., 158 f., 236 Japp, S. 1, 5, 8, 26, 53, 56, 76, 78, 83 f., 86 f., 89 f., 99, 102, 108, 117, 119– 121, 123 f., 127, 133 f., 141, 146,

149, 151–153, 155, 158–160, 174, 186, 214, 255 f. Jaroš, K. 207, 212 Jensen, M. 19 f. Jeremias, G. 39 Johnson, F.P. 177 Jones, A.H.M. 5, 45, 61, 68, 101, 129 f., 170, 210, 227, 310 f. Jones, Ch.P. 21 Jones, M.W. 82, 112 Juster, J. 6, 196 Kahn, L.C. 78, 80, 106, 108 f., 111 f. Kalms, J. 17 Karbach, F.-B. 227 Kaschnitz von Weinberg, G. 82 Kasher, A. 37, 46, 69, 98, 273, 344 Keel, O. 24 f., 32–36, 52, 66, 158–160, 214, 222, 310, 313 Kienast, D. 8, 11, 57 f., 59, 66–68, 101, 130, 177, 185 f., 188, 222 Kierdorf, W. 322 Kindler, A. 228, 244, 251–253, 255– 257, 271 Kitchener, H. 141 Klauck, H.-J. 4, 198 Klimowsky, E.W. 304 Kochavi, M. 153 Kokkinos, N. 42, 44 f., 49, 51, 99 f., 129 f., 132, 153, 160, 170 f., 181 f., 184, 187, 219, 222, 229, 232 f., 237 f., 244, 250, 263 f., 266, 271, 282, 284, 289, 297 f., 307, 311 f., 315, 318, 320, 323, 329, 344, 347 Korol, D. 45 Kraeling, C.H. 230 Krauter, St. 38, 157, 165, 195–197, 301–303 Krentz, E. 35 Krieger, K.-St. 1 f., 19, 21 f., 189–193, 199–202, 205, 216, 220, 232 f., 242, 244, 263, 281–283, 285, 290, 298, 300–302, 304, 310, 324, 327–330, 341, 344–347, 349 f. Kuhn, H.-W. 250–253, 255–257, 259, 261, 322 Kuhnen, H.-P. 52, 62, 76, 78, 93, 96, 117, 119 f., 155 f., 158, 214, 229, 305, 313 Kunst, Ch. 1

Register Kushnir-Stein, A. 45, 67, 240, 244, 318 f., 322 Labow, D. 16 f. Laffi, U. 8 Lämmer, M. 2, 5, 53, 56, 60, 63 f., 93, 99 f., 114, 116 f., 119, 222, 226, 229, 232–235, 297 f., 300, 303 f. Lange, A. 39 Laqueur, R. 18 Lehmann, C.M. 3, 102, 207–209, 211, 313 Leisten, Th. 99 Lémonon, J.-P. 200, 202, 205, 208 f., 311 Leschhorn, W. 67, 101, 182 f., 242, 244, 246, 250, 252, 263 Leveau, P. 101 Levick, B. 100 Levine, L.I. 99, 117, 119, 208, 344 Libero, L. de 222 Lichtenberger, A. 1, 5, 26, 48, 52 f., 55 f., 59, 61, 63, 69, 76, 78, 81–84, 86–90, 93, 98 f., 101 f., 105, 108 f., 113, 115, 117, 119–121, 123–125, 127, 131–134, 141, 146, 149 f., 152 f., 155, 158–160, 163, 184, 186, 208, 213 f. Lichtenstein, H. 284 Liertz, U.-M. 1, 16 Lindner, H. 18, 163 Littmann, E. 132, 241 Loffreda, St. 234 Lönnqvist, K. 199 Lüderitz, G. 273 Mackay, E.J.H. 158 Mader, E. 158–160 Maderna, C. 113 Magen, I. 159 f., 255 Magie, D. 68, 101, 177 Magness, J. 96 Maier, J. 197, 232 Maier, P.L. 202 Maltiel-Gerstenfeld, J. 251 Mantzoulinou-Richards, E. 121, 236 Ma’oz, Z.U. 127, 131, 133 f., 137–139, 141, 144 f., 244 Marcus, R. 161 Marquardt, N. 131

419

Mason, St. 20 f., 328–330 Mau, A. 261 Mazar, B. 55 f., 155 McLaren, J.S. 22, 190, 325, 328 Meier, C. 255, 257 Meimaris, G.E. 67, 244–246 Meise, E. 270, 282 Mendels, D. 194, 335 Merkel, H. 45 Meshorer, Y. 3, 67, 95, 99, 133, 181 f., 218, 229, 231, 237, 240, 243 f., 248, 252 f., 271, 304 f., 318–320, 325 Meyers, E.M. 13, 220 f., 224, 226, 255 Michel, O. 1, 16–19, 25, 68, 208, 327, 341 Mikocki, Th. 203 Mildenberg, L. 325 Milik, J.T. 333 Miller, N. 158 Miller, St.S. 221 Mintzker, A. 130 Mitchell, St. 58 f., 144, 229 Mitford, T.B. 177 Mittag, P.F. 33 Mitten, D.G. 261 Mittmann-Richert, U. 34 Modrzejewski, J.M. 45 Momigliano, A. 6, 130 Moretti, L. 249 Müller, R. 31 Müller, W.W. 261 Murphy-O’Connor, J. 146 Naveh, J. 132 Nestle, E. 180, 299 Netzer, E. 76, 78, 86, 93, 102, 120, 127, 133, 141, 146, 151–153, 156, 162, 184, 255 Nielsen, I. 87 Nijf, O. van 60 Nippel, W. 294 Nodet, É. 16 f. Noethlichs, K.L. 179, 189, 197, 295, 310 Nuber, F.W. 261 Nun, M. 234 Odenthal, J. 145 Olshausen, E. 227 Orlinsky, H.M. 335

420 Ostmeyer, K.-H. 217 Otto, W. 2, 4, 18, 44 f., 48 f., 53, 56, 62 f., 129, 149, 153, 171, 174, 176, 179, 182, 184, 187, 221, 232 f., 238 Otto, E. 10, 66, 156, 301 Overbeck, B. 253, 305, 318, 320 Overman, J.A. 13 f., 127, 141, 336 Paltiel, E. 174, 200, 288, 303, 306, 308 f., 345 Parfenov, V.N. 68 Pastor, J. 157, 167 f. Patrich, J. 55, 102, 120 Pekáry, Th. 210, 261 Pflaum, H.-G. 310 Porath, Y. 53, 93, 102, 106, 108, 119 f. Prause, G. 6, 45 Price, S.R.F. 1, 4–7, 9, 12–14, 58–60, 62, 67, 101, 140, 198, 210, 261 Pritchard, J.B. 86 Pucci, M. Ben Zeev 2, 6, 9, 197 f., 288– 293 Qedar, Sh. 230, 252 Raban, A. 98 f., 102, 105, 108, 234 Rabello, A.M. 9 Rajak, T. 328, 332 Rappaport, U. 326 Raubitschek, A.E. 139 Reich, R. 55, 226, 324 Reisner, G.A. 69, 72, 74, 76–78, 80–82, 84, 86, 89 f. Rengstorf, K.H. 17 Rey-Coquais, J.-P. 323 Richardson, P. 5 f., 48, 55 f., 99, 117, 121, 129, 132, 150–153, 156–158, 160, 162, 168, 171, 236 Richter, G.M.A. 261 Riemer, U. 1 Rigsby, K.J. 127 Ringel, J. 117 Robert, L. 60, 121, 249 Roller, D.W. 5, 98, 121 Romer, F.E. 67, 185, 223 Ronen, I. 47 Rose, Ch.B. 321 Ross-Taylor, L. 8 Roth, C. 350 Roueché, Ch. 249

Register Rousseau, J.J. 231 f., 234 Ruf, S. 234 Rüpke, J. 4 Sallaberger, W. 61 Samuel, A.E. 8 Sanders, E.P. 189 Sartre, M. 37 f., 168, 240 Savignac, F.M.R. 210 Schäfer, P. 34 f., 39, 42 f., 49, 149, 168, 174, 191 f., 273, 289, 313, 340–342 Schalit, A. 2, 6, 53, 56, 132, 149 Schaller, B. 194 Schaper, J. 35, 39 Scherberich, K. 19 Schmidt-Dounas, B. 59 Schmitt, G. 128 Schörner, G. 140 Schottroff, W. 128, 210 Schreckenberg, H. 17 f. Schuller, W. 227 Schumacher, L. 12 Schürer, E. 2 f., 18 f., 25, 33–36, 39, 43, 45 f., 48 f., 51, 61, 63 f., 67, 69, 99, 128, 132, 149, 152 f., 157, 173 f., 176, 182, 189, 191, 195–198, 215, 219–222, 227, 231, 236, 240, 244, 251, 263, 271, 277, 281, 298, 302, 310–312, 315, 318, 333, 342, 344 Schwartz, D.R. 13, 21 f., 37, 39, 47, 116, 153, 197, 199, 202, 215, 238 f., 266, 271, 274, 276 f., 279, 281–283, 287–293, 298–301, 304–310, 312, 341, 347, 350 Schwartz, S. 326 Scott, S. 12 Scurlock, J. 33 f. Segal, A. 5, 37, 52, 117, 230 Segal, P. 157 Seigne, J. 210 Settis, S. 114 Sevenster, J.N. 197 Shatzman, I. 289, 315 Shaw, B.D. 332 Sherk, R.K. 289 Sherwin-White, A.N. 276, 310 Sherwin-White, S.M. 236 Shroder, J. 253 Siebert, A.V. 204 f., 261 Siegert, F. 17, 20, 22, 231, 327 f.

Register Sijpesteijn, P.J. 276 Silberman, N.A. 13 Simon, E. 114, 203 Simpson, C.J. 269 f. Small, A. 1 Smallwood, E.M. 3 f., 45, 56, 61, 70, 88, 99, 124, 128 f., 149, 173 f., 180, 187, 197, 202, 221, 227, 229, 233, 236, 239, 244, 271, 273, 275–278, 281 f., 289, 310, 313, 318, 324, 341, 344 f., 347 Smith, M. 45 f., 192, 325, 341 Sommer, M. 128 Spijkerman, A. 3 Staerk, W. 333 Stanley, F.H. jr. 106, 108 Stefanski, Y. 234 Stegemann, E. 39 Stegemann, H. 39 Stegemann, W. 39 Stein, A. 67, 127, 137, 230, 238, 244, 246, 318 Stemberger, G. 16, 301 Stern, M. 5, 18 f., 149, 161, 174, 186 f., 189, 191, 342 Steudel, A. 335 Stieglitz, R.R. 98 Stoll, O. 1, 12, 193, 201 Strange, J. 156, 226 Streck, M.P. 236 Strickert, F. 204, 251–253 Strobel, K. 298, 304, 306 Sukenik, E.L. 93–96 Sullivan, R.D. 324 Syme, R. 185, 219, 223 Syon, D. 13, 128, 255 f., 325 f., 336 Tal, O. 38 Taylor, L. Ross 1, 8 Tcherikover, V. 33 f., 292 Tessaro, T. 256 Thomasson, B.E. 215, 311 Toher, M. 173 Trillmich, W. 268 Trummer, R. 2, 5

421

Tsuk, Ts. 226 Tuchelt, K. 114, 208 Tzaferis, V. 130, 246 f., 305, 322 Vandeput, L. 12 f. Vermeule, C.C. 81 Vincent, L.-H. 96, 158 Vogel, M. 5, 17, 22, 46, 132, 149 f., 160, 167, 231 f., 237, 328 Volkmann, H. 207–211 Vollenweider, M.-L. 252 Walbank, F.W. 4 Wandrey, I. 19, 310 Ward-Perkins, J.B. 78, 109 Wassén, C. 301 Watzinger, C. 86 Weber, M. 9 f., 322 Weber, Th.M. 132, 230 Webster, J. 12 Weiss, Z. 62, 226, 303 Welch, K. 53 Welles, C.B. 210, 230 Wenning, R. 5, 38, 115, 129 Wilker, J. 15, 125, 150 f., 166 Willrich, H. 281 Wilson, J.F. 141, 246 f., 322 Winterling, A. 88, 268 f., 278 Witschel, Ch. 208 Wlosok, A. 1, 4 Wolters, R. 177, 185 Woolf, G.D. 12 Wörrle, M. 8 Yadin, Y. 261 Yardeni, A. 333 Yavetz, Z. 268, 271, 274, 277 Zangenberg, J. 69, 234 Zanker, P. 59, 64, 66 f., 87 f., 112 f., 177, 186, 203–205 Zayadine, F. 74, 78, 90 Zwickel, W. 160 Zwierlein-Diehl, E. 252

422

Register

3. Namen 3.1. Personennamen M. (Aelius Aurelius) Menander 249 L. (Aelius) Seianus 199111, 200, 238, 267 f. Aemilius Lepidus 28287 L. Aemilius Rectus 289114 M. (Vipsanius) Agrippa 68, 70, 82, 105260, 117308, 122, 164, 176, 17717, 186 f., 208147, 223, 265 Agrippa I. (37/40/41–44 n.Chr.) –, und Kaiserkult 185, 237, 271 f., 284, 298–301, 303 –, (Selbst-)Apotheose in Zusammenhang mit Kaiserkult 298–303 –, Königserhebung durch Caligula 37 n.Chr. (über Tetrarchie des Philippos und des Lysanias, s. Abb. 49) 216, 237, 264, 271 –, dynastische Stellung und Selbstdarstellung 264–266, 295 f. –, als Jude 299–302 –, Leben am Kaiserhof 266, 271 –, Aufenthalt in Alexandreia 39 n.Chr. und Konsequenzen 272, 274 –, Intrige gegen Onkel Herodes Antipas 238 f. –, Nachfolger des Antipas 40 n.Chr. (s. Abb. 49) 239, 277, 282 –, und die „Statuenaffäre“ 281–286 –, König über ein jüdisches Reich seit 41 n.Chr. 288 (s. Abb. 49) –, als „frommer“ jüdischer König (auch in der Rolle als Patron des Diasporajudentums) 285100, 290, 292 f., 295, 298140, 299 f., 302–304, 306, 308 –, Herrschaftslegitimation (innerjüdisch als König) 301–306, 308 –, Tempelrechte 295 –, Münzprägung 237, 248, 271 f., 284, 295–297, 304 f., Abb. 50–52 –, als Euerget 295, 297, 303, 305 f. –, als Klientelkönig 295 f., 307 f., Abb. 52a.b –, Herrschaftsstil 295–297, 304 f., 308 –, Euergesie im hellenistischen Osten 297

–, Berytus 297 –, Agonistik in Berytus 297 –, Kaisareia von Caesarea (Maritima) (Agon) 298–303 –, Bau der „Dritten Mauer“ in Jerusalem 305 f. –, „Konferenz von Tiberias“ 307 f. Agrippa II. (48/53/55/60–ca. 96 n.Chr.) –, Nachfolger Herodes’ v. Chalkis 48/49 n.Chr. 309188, 318, Abb. 53 –, Herrscher über Arka, Abila und Tetrarchie des Philippos 53 n.Chr. (s. Abb. 53) 309188, 315, 318 –, Gebietserweiterung(en) durch Nero 66 und 60 n.Chr. 318, 320, 322 –, Herrschaftsären 318–320 –, Umbenennung Caesarea (Philippis) zu Caesarea Neronias 322 f. –, Palast in Caesarea (Neronias) 162468, 319 f., 322, 326, Abb. 41 –, und Kaiserkult 185, 317, 321–323, 326 –, Neronia (Agon) 322 f. –, Tempelrechte 309, 324 –, Münzprägung 319–322, Abb. 56 –, Euergesie in Berytus 323 –, Euergesie an Nicht-Juden (in seinem Reich) 323 –, Ablehnung der Herrschaft Agrippas II. aus jüdischer Sicht 323–326 –, kein „frommer“ jüdischer Herrscher 324–327 –, Rolle des Kaiserkults 325 f. –, politische Rolle in Jerusalem in der Vorgeschichte des Jüdischen Aufstands 343 –, politische Rolle in Jerusalem zu Beginn des Aufstands 327, 348 f. –, Beteiligung von Juden in Agrippas Reich (Gaulanitis, Ostgaliläa) am Jüdischen Aufstand 325 f. Agrippina (maior), Mutter Caligulas 265–268, 276 Agrippina (minor) 265, 272, 28287, 31521, 316 f., 320 f., 345 f.

Register (Lucceius) Albinus 157, 311, 330, 342 Ti. (Iulius) Alexander 3117, 340 Alexander Balas 3522 Alexander, Bruder Philos 274 Alexander der Große 69 Alexander Iannaios 36, 3731, 3834, 40, 42, 5173, 98236, 220194, 234253, 255321, 255326, Alexander Severus 145 Alexander, Sohn des Herodes 42, 4659, 5175, 172 Alexandra, Tochter von Hyrkanos II. 42–44, 51 M. Ambibulus 228226 Amyntas v. Galatien 100 Ananias b. Nebedaios 340116 Andreas, Jünger Jesu 250 f., 256 Antigonos (40–37 v.Chr.) 40–43, 4455, 51, 174, 256327, 352 Antiochos II. 164478, 165 Antiochos III. 127345, 19592 Antiochos IV. 11, 33 f., 5280, 60, 19592 Antiochos IV. von Kommagene 121324, 307180 Antiochos VII. 158452 Antipater, Sohn des Herodes 42, 171, 1722 Antipatros, Vater des Herodes 42, 172 Antonia (maior) 265 Antonia (minor) 265 f., 26817, 287 (Claudia) Antonia, Tochter Claudius’ 265, 316 f. M. Antonius (Triumvir) 41, 43 f., 48– 50, 57, 68, 265 f., 352 Apelles 278 Archelaos v. Kappadokien 4659, 4964, 67138, 18341, 18446 Aretas IV. (9 v.–40 n.Chr.) 5280, 119314, 17411, 239267 Ariobarzanes II. Philopator 123334 Aristoboulos (104/03 v.Chr.) 3626, 3731, 42 Aristoboulos II. (67–63 v. Chr.) 40, 42, 173 f., 255321 Aristoboulos, Hoherpriester und Bruder der Mariamne 42 f., 4454 Aristoboulos, Sohn des Herodes 42, 4659, 5175, 172, 266 Aristoboulos, Bruder Agrippas I. 282 Artabanos II. 200, 236

423 Aspourgos, Sohn von Polemon v. Pontos 101 Augustus (C. Iulius Caesar Octavianus seit 44 v.Chr., C. Iulius Caesar Augustus seit 27 v.Chr.) 6, 11, 28 f., 48– 52, 56–59, 64–68, 84, 87 f., 98–102, 112, 125 f., 128 f., 152 f., 164–166, 170495, 171–177, 179, 183, 185–190, 195 f., 199110, 200116, 204, 205136, 208 f., 211, 219–223, 228, 239, 242 f., 269, 273, 289–291, 293 f., 352, 354 –, Agon für Augustus in Caesarea Maritima 116–121 –, Augustustempel in Caesarea Maritima 102–116, 126 –, Augustustempel in Paneas/Caesarea Philippi 126–128, 130–146, 244–249, 262, 271 f. –, Augustustempel in Samaria/Sebaste 70–84, 95 –, Gemma Augustea 204 –, politische Neuordnung Judäas 171– 175 Aurelius Septimius Irenaios 249 A. (Avillius) Flaccus 273–276 Berenike, Mutter von Agrippa I. 172, 266 Berenike, Schwester von Agrippa II. 172, 297134, 323 Britannicus, Sohn des Claudius 265, 317 Brogitaros, Tetrarch in Galatia 123334 Caesar (C. Iulius Caesar, ermordet 44 v.Chr.) 58104, 164478, 290 f. Caligula (C. Caesar Augustus Germanicus, Kaiser 37–41 n.Chr.) –, dynastische Stellung und Selbstdarstellung 264–268 –, Verhältnis zur eigenen kultischen Verehrung 265, 268 f., 278 –, Vorwurf an die Juden, ihn als einzige nicht als Gott zu verehren 278 –, „Wohnen bei dem Gott“ 269 –, kultische Verehrung in der Stadt Rom 26819, 269 f. –, Förderung des Kults seiner domus 265, 268–270

424 –, Intensivierung des Kaiserkult-Codes als nicht mehr hintergehbare Kommunikation über Rang und Herrschaft 266–268, 270, 278 f., 286 –, „Altaraffäre“ von Iamneia 278–280, 339 –, „Statuenaffäre“ 266, 277–284 –, angestrebter Status eines synnaos (Zeus Epiphanes Neos Gaios) im Jerusalemer Tempel 277 f. Cn. (Calpurnius) Piso 266 C. (Herennius) Capito 228, 278 C. Cassius Longinus (Syria, 44–42 v.) 234253 C. Cassius Longinus (Syria, 44/5–50 n.) 312 Celer, Centurio des Cumanus 340118 C. Cestius Gallus 312 Claudia, Tochter Neros 265, 316 f., 320–322 (Claudia) Antonia, Tochter Claudius’ 265, 316 f. Claudius (Ti. Claudius Caesar Augustus Germanicus, Kaiser 41–54 n.Chr.) –, Nachfolger des Caligula 287 f. –, Erhebung Agrippas I. zum König über ein jüdisches Reich 41 n.Chr. 288 –, „Toleranzedikte“ 41/42 n.Chr. 288– 294 –, Frage der Authentizität 288 m. Anm. 110, 293126 –, Restitution direkter römischer Herrschaft über Iudaea 308 f. –, Verhältnis zu Klientelreichen 308 f. –, Münzprägung und dynastische Repräsentation 316 f., 346, Abb. 54f–g, 55b–d, 57a.b Coponius (Statthalter Judäas, 6 – ca. 9 n.Chr.) 188, 19912 Cn. (Domitius) Corbulo 312 Cn. (Cornelius) Lentulus Gaeticulus 28287 (Ventidius) Cumanus 312, 33079, 339 f. C. (Cuspius) Fadus 311 Dareios I. 194 Deiotaros Philadelphos 101249 Demetrios II. 255321 Diocletian 246285

Register Domitian 20, 201118, 222203, 248297, 319 Drusilla, Schwester Caligulas 265, 269 f., 272, 28287 Drusus 105 f., 117308, 211, 213, 265– 268 Dynamis, Frau des Polemon v. Pontos 100 Ele‘azar, Hoherpriester 181 Ele‘azar b. Ananias 328, 330, 350 (Paullus) Fabius Persicus (Consul 34 n.Chr.) 116302 C. (Cuspius) Fadus 311 M. (Antonius) Felix 294130, 311 f., 329, 340–343, 346, 347148 A. (Avillius) Flaccus 273–276 Au. Gabinius 69 f., 89, 90204, 92 f., 220 Gaius Caesar, Sohn von M. Agrippa 105260, 176, 185, 220, 223 Gemellus, Enkel des Tiberius 265, 26814 Germanicus 18866, 265–268, 285 Gessius Florus 311, 31211, 32455, 330, 342, 347–349 Glaphyra 4659, 172, 18446 Hadrian 218187, 230232 Hananel, Hoherpriester 43 Helikon 278 Helkias 282 C. (Herennius) Capito 228, 278 Herodes (40/37–4 v.Chr.) (Reich s. Abb. 1) –, als Euerget 15, 50, 59, 65, 69, 96 f., 121–126, 126 f., 145 f., 148–153, 161–170, 352 –, als Jude 44–48, 146, 160 f. –, als „frommer“ jüdischer Herrscher 70, 146, 148–153, 161–170, 243 –, als „Klientelkönig“/amicus rex 4, 1550, 50, 89, 97 f., 124, 126, 150, 163 –, als „Neuerer“ (v.a. mit der Etablierung des Kaiserkults) wider die Tora 51 f., 61–65, 70, 123 f., 161, 166, 168–170, 177 f., 352 f. –, als ktistes 162 f. –, Paläste 48, 68, 70, 86 f., 97, 102, 105262, 125342, 126344, 141, 152, 161,

Register 162468, 167 f., 17512, 183, 18443, 186, 201 –, und C. Caesar (Augustus) 48–50, 52, 89, 97 f., 122 –, und M. Agrippa 164, 186, 223 –, und Rom 153, 161, 163–165, 169 f. –, und das Diasporajudentum 164 f., 175, 353 –, und die hasmonäische Dynastie 41– 44, 49–51, 148 f., 163, 352 f. –, Herrschaftslegitimation bis 30 v.Chr. 29, 41–44, 352 –, Herrschaftslegitimation nach 30 v.Chr. 29, 50, 69, 87–89, 97 f., 148– 152, 148, 162–170, 352 –, Herrschaftslegitimation, herrscherliche Repräsentation und Kaiserkult 29, 87–89, 97 f., 102, 121–126, 148– 152, 164 f., 243 f. –, Herrschaftsstil im Zeichen der Euergesie 50, 52, 65, 68 f., 121–126, 148– 152, 148–170, 352 –, Versuch der Regionalisierung des Kaiserkults 66, 145, 166, 338, 353, 355 –, Opfer für das Wohl des römischen Kaisers und römischen Volks 196 f. –, Schenkungen und Stiftungen im hellenistischen Osten bzw. an NichtJuden 121, 123–125, 297, 323 –, Ehrungen im hellenistischen Osten 121 f. –, Finanzen 129 f., 167 –, Kompensation von Toraverstößen durch an Juden gerichtete Euergesie 151 f., 161–169, 353 –, Akzeptanz (bzw. Widerstand gegen Herodes) 61–65, 123 f., 161 f., 166, 168–170 –, Nachfolge 171–175 –, Münzprägung 181 f., 243 f. Herodeskritik, -verzeichnung –, Forschung 4, 44 f, 47 –, Hasmonäer 44–46 –, Josephus 4452, 51 f., 62 f., 70, 72, 123 f., 148 f., 161 f., 168 f., 181, 323 f. –, rabbinische Literatur 167, 170493 –, toraobservante/-fromme Juden Judäas 61–65, 168–170

425 –, Neues Testament 167486, 170493 Herodes Antipas (Tetrarch, 4 v.–39 n.Chr.) –, Problematik der Herodesnachfolge 170, 173–175, 181, 188 –, und Kaiserkult 185, 201121, 233, 235– 237 –, Reich 217 –, Umbenennung/Neugründung von Sepphoris als Autokratoris 217–227 –, Gründung von Livias (später Ioulias) (ehem. Betramta) 217–219, 227 f., 250–257 –, Gründung von Tiberias (als jüdischer Polis) 217–219, 224, 226, 228–235 –, Münzprägung 229, 231, 237, 243 –, Absetzung durch Caligula 238 f. –, Vorwurf der Verschwörung gegen Rom 238 f., 280 f. Herodes Archelaos (Ethnarch, 4 v.–6 n.Chr.) –, Problematik der Herodesnachfolge 170–175, 177, 180 f. –, Reich 174, 176 –, Problematik der Herrschaftslegitimation 177–179, 181, 187 –, Machtstellung 178, 181, 188 –, Herrscher wider die Tora 178, 187 –, Einschätzung durch Rom/Augustus 179, 186–188 –, Beziehung zu Rom/Augustus 183, 186 f. –, Herrschaftsstil und Euergesie 181– 184 –, Münzprägung 181 f., 243 –, Stadtgründung Archelais 182 f. –, und Kaiserkult 182–185, 187 –, Palast in Jericho 183 f. –, und Gaius Caesar 185–187 –, Absetzung 187 f. Herodes v. Chalkis (41–48 n.Chr.) (Abb. 52a) 172 –, König über Chalkis seit 41 n.Chr., 288107, 307 f. –, als Patron des Diasporajudentums 290, 292 f. –, Tempelrechte 308 f. –, Agrippa II. Nachfolger über die Tetrarchie 48/49 n.Chr. 309188, 318, Abb. 53

426 Herodes, Sohn Herodes’ des Großen mit Mariamne I. 210121 Herodes, Sohn Herodes’ des Großen mit Kleopatra 210121 Herodias 236257, 237 f.262 Hippikos, Freund Herodes’ des Großen 105262 Hyrkanos I. (135/34–104 v.Chr.) 3731, 3935, 42, 45, 69, 95, 147 f., 159457, 255321, Hyrkanos II. (63–40 v.Chr.) 40 f., 42– 44, 4659, 49, 51, 173 f., 256327, 352 Iuba II. (25 v.–23 n.Chr.) 100 Iulia, Tochter des Augustus 58103, 176, 250 Iulia Drusilla, Tochter Caligulas 265, 270, 284 Iulia Livilla, Schwester Caligulas 265, 272, 28287 Ti. (Iulius) Alexander 3117, 340 Iulius Antonius, Proconsul Asias 164475 Jakob, Sohn Judas des Galiläers 340 f. Jason, Hoherpriester 194 Jesus von Nazaret 3215, 180, 199109, 236, 238262, 246, 250 f., 256, 337 f. Jo‘azar, Hoherpriester 17822, 181, 190 Johannes der Täufer 1757, 2591, 236257, 237 f.262 Jonatan (153/2 v.Chr.) 34, 3522, 39, 19488 Jonatan (Hoherpriester 36/37 n.Chr.) 340116, 341 Joseph b. Kam(n)i, Hoherpriester 333 Josephus –, Forschung 16–22 –, Geschichtsauffassung 22 f., 52, 32766, 330 –, Rolle in Rom 20 f. –, Herodesbild 4452, 51 f., 62 f., 70, 72, 123 f., 148 f., 161 f., 167486, 168 f., 181, 323 f. –, Bild des Tetrarchen Herodes Antipas 232 f., 244 –, Bild des Tetrarchen Philippos 241– 244 –, Bild Agrippas I. 283, 285100, 297 f., 301, 303 f., 307 –, Bild Agrippas II. 323, 327

Register –, Darstellung der „Statuenaffäre“ (Caligula) 278, 27971, 281, 28289, 283, 285100 –, Vertreter einer verschärften Toraobservanz 231240, 232, 324, 32766, 331, 346, 350 –, Beteiligung am Jüdischen Aufstand 22, 328, 330 f., 342, 346, 348 f. –, Verschleierungsstrategie der Beteiligung 32767, 328, 33599, 348 –, Darstellung des Jüdischen Aufstands 328–331, 33599 Juda der Galiläer 190 f., 340 f. Juda Makkabaios 158451, 159457, 19488 Juda, Schriftgelehrter 169491, 493, 170494 Juda, Sohn des Ezechias 19072 Kleopatra (VII.) 43, 48–50, 98238, 123334 Kleopatra Tryphaina 123334 Kostobar 46 f.60, 51, 172, 2666, 301 Kotys I. von Armenia minor 307180 Cn. (Cornelius) Lentulus Gaeticulus 28287 Livia Iulia 58103, 98, 105, 112, 114–117, 122, 126, 177, 198107, 201–205, 209– 211, 214 f., 219, 227 f., 235, 241, 243, 251 f., 256 f., 259344, 261, 265 f., 271, 321, 346146 –, Tempel in Betsaida? siehe Betsaida (Lucceius) Albinus 157, 311, 330, 342 Lucius Caesar, Sohn von M. Agrippa 105260, 176 Lysanias, Tetrarch 210, 264, 318 Malichos, arab. König 4863, 49 Marcellus 215 Mariamne (I), Frau des Herodes 41–43, 4659, 51, 105262, 172, 18446, 266, 295 Mariamne (II), Frau des Herodes 172, 17822 Mariamne (IV), Tochter des Aristoboulos mit Berenike 18446 Marsus, syr. Legat 306 f. Marullus 215 Matitjahu, Schriftgelehrter 169491, 493, 170494, 17822 Mattatias 34, 193 M. (Aelius Aurelius) Menander 249 Menelaos, Hoherpriester 33

Register L. Mescinius Rufus 59104 Milonia Caesonia, Frau Caligulas 265, 270, 284 f. Mithridates VI. Eupator 123334 Nero (Nero Claudius Caesar Augustus Germanicus, Kaiser 54–68 n.Chr.) –, Münzprägung und dynastische Repräsentation 315–317, Abb. 54a–e, 55a Nikolaos von Damaskos 1863, 19, 24, 63120, 72, 100243, 121, 139, 158, 161, 163–165, 173, 1749, 17719, 17823, 179, 187, 212 f. (Claudia) Octavia, Frau Neros 265, 316 f., 320 Pallas, Frau Herodes’ des Großen 201121 Paulus von Tarsos 294130, 338 C. Petronius (ägypt. Präfekt, 24–21 v.Chr.) 161 P. Petronius, syr. Legat 19698, 277, 27870, 27971, 280–285, 288 f., 290116, 292125, 293 f. Phasael, Bruder Herodes’ des Großen 42, 105262, 172 Phasael, Sohn Herodes’ des Großen mit Pallas 201121 Pheroras, Bruder Herodes’ des Großen 42 f., 129, 171 Philippos (Tetrarch, 4 v.–33 n.Chr.) –, Nachfolger des Herodes im Nordreich 170, 174 f. –, Reich 239–241 –, Nachfolger über seine Tetrarchie –, Agrippa I. 37 n.Chr. 216, 237, 264, 271 Abb. 49 –, Agrippa II. 53 n.Chr. 309188, 315, 318, Abb. 53 –, römische praefectura 44–53 n.Chr.? 315–317 –, Münzprägung 44–48 n.Chr. Abb. 54 –, und Kaiserkult 185, 217, 241, 262 –, Akkulturationspolitik 240 f., 257, 261 f. –, Gründung von Caesarea (Paneas) 218, 244–248

427 –, Gründung von Ioulias (ehem. Betsaida) 204, 218, 250–262 –, als Wohltäter 241 –, Titel ktistes 242, 244, 251–253, 263351 –, Münzprägung (ikonische) 242–244, 251 f., 305, Abb. 39, 40 Philippus, Jünger Jesu 250 f., 256 Philo von Alexandreia 16, 294130, 194– 197, 199, 201 f., 271, 27339, 274– 283, 285100, 286, 294130, 298140, 303161 Cn. (Calpurnius) Piso 266 Plancina, Frau des Cn. Calpurnius Piso 266 Polemon v. Pontos 4964, 100, 227222 Polemon II. von Pontos 307180 Pontius Pilatus (praefectus Iudaeae 26– 37 n.Chr.) 199–215 –, und Kaiserkult 200 f. –, Münzprägung 202–205 –, Schildepisode 199, 201 f. –, Standartenepisode 199–201 –, Tiberieum 315, 105260, 106262, 199, 205–214, Abb. 34–36 Poppaea 265, 316 f., 320–322, 329 Porcius Festus 330, 340–342, 346 f. Pompeius 40, 5173, 69, 98, 173 Ptolemaios II. Philadelphos 98235, 19592 Ptolemaios XII. Neos Dionysos 123334 Ptolemaios XIII. 123334 Ptolemaios IX. 98236, 123334 Ptolemaios Lathyros 220194 Ptolemaios v. Askalon 1863 Pythodoris v. Pontos 68136, 227222 C. (Ummidius Durmius) Quadratus 312, 340 P. (Quinctilius) Varus, syr. Legat 1722, 173, 179, 199110, 217, 28079 P. (Sulpicius) Quirinius, syr. Legat 187, 189 f. Salampsio, Sohn des Herodes 42, 5175 Salome 42, 5176, 172 f., 175, 182, 188, 228, 2666, 301 Salome Alexandra (76–67 v.Chr.) 42, 4454 Sampsigeramos II. von Emesa 307180 C. (Sentius) Saturninus 1722

428

Register

Schimon b. Jochai 232244 L. (Aelius) Seianus 199111, 200, 238, 267 f. Seleukos IV. 19592 Septimius Severus 145 Simeon (143–134 v.Chr.) 2484, 34 f., 3629, 146, 158452, 194, 214176 Simeon Boethos, Hoherpriester 18133 Simeon, Gesetzeslehrer unter Agrippa I. 299–303 Simeon Magus 96228 Simeon Petrus, Jünger Jesu 250 f., 256 Simeon, Sklave Herodes’ des Großen 199110 Simeon, Sohn Judas des Galiläers 340 f. Skopas, ptolemäischer General 127345 P. (Sulpicius) Quirinius, syr. Legat 187, 189 f. Tarkondimotus II. (20 v.–17 n.Chr.) 100 Tiberius (Ti. Caesar Augustus, Kaiser 14–37 n.Chr.) –, Verhältnis zur eigenen kultischen Verehrung 209 f., 235

–, Kulte für ihn (und Mutter Livia Iulia) 208 Titus 201118, 222203, 248, 28079, 306178, 323 C. Turannius, ägypt. Präfekt 27550 C. (Ummidius Durmius) Quadratus 312, 340 Valerius Gratus 199111 P. (Quinctilius) Varus, syr. Legat 1722, 173, 179, 199110, 217, 28079 P. Vedius Pollio 116302 (Ventidius) Cumanus 312, 33079, 339 f. Vespasian 145, 201118, 222203, 248297, 28079, 322, 325, 328 L. Vitellius, syr. Legat 200, 215, 236, 239268 C. Vitrasius Pollio, ägypt. Präfekt 276 Zaddok (Pharisäer) 190–192, 341 Zenodor, ituräischer Herrscher 42, 126– 129 Zoilos 98235

3.2. Ortsnamen Abila (Syrien) 128349, 210, 264, 309188, 313, 315, 318 Actium 48–52, 57, 58104 Adana 227223 Adora 3730 Agrippias (vorm. Anthedon) 162468, 186, 223 Aizanoi117309 Akmoneia 251310 Alexandreia –, Kaiserkult 15, 57 (Augustus), 210157 (Tiberius), 290115 (Claudius) –, „Kaiserkultstreit“ 38/39/40 n.Chr. 272–277, 279 f. –, Verhältnis zwischen Alexandrinern (Bürgern) und Juden 273 –, Neuregelung durch Claudius 289– 292, 294 –, Rechtsstatus und politische Organisation der Juden (politeuma) 273–275, 289 f., 294, –, Entrechtung der Juden (durch Avillius Flaccus) 275

–, Gesandtschaften (Alexandriner, Juden) zu Caligula 276 f. –, Vorgaben des Claudius für seine kultische Verehrung 290115 Alexandreion 162468, 186 Ammochostos 210157 Amphipolis 203130 Tel Anafa 131, 255, 257, 336 Anazarbos 5384, 101250 Ankyra 68136, 78159, 160, 97232, 113293, 117309, 160 Antiocheia ad Orontem 5174, 60112, 121324, 210157, 216, 266, 27870, 280 f., 291118, 316 f. Antiocheia in Pisidiam 100, 144 Antipatris 152 f., 162468, 168488, 18341 Antium 210157 Apamea 297135 Aphrodisias 15, 5384, 115299, 203130, 249, 252312 Apollonia 210157 Arabia 17411 Archelais 182 f., 188, 228, 315, 353

Register Argos 112, 114, 123334 Arka 128349, 309188, 318 Armenia 288107, 309188 Aschdod 19488, 315 Asia 5174, 58, 114, 116302, 164 f., 175, 210, 215 Askalon 4556, 51, 121324, 17512, 222203, 249304 Assos 115299 Athen 15, 5799, 121324 f., 123334, 139389, 148, 236258 Augusta 204131, 227 Auranitis (Region) 128 f., 131 f., 240 Autokratoris (Sepphoris) 217–227, Abb. 37 –, eponyme Gründung für Gaius Caesar? 220–223 Azotos 175, 228 Baalbek 109, 297 Balanea/Syrien 121324, 130 Balbura (Lykien) 210157 Batanäa (Region) 24 f., 70144, 128 f., 132, 240 f., 315, 31826 Bathyra 70144, 132363, 168488 Bavai 210157 Beerscheba 25 Berytus 121324, 166482, 234250, 248297, 297, 303, 307, 323, 326 Betlehem 170493, 18030 Betramta 127–129, 227 Betsaida (Et-Tell) (Abb. 42) –, Verhältnis zur Neugründung Ioulias durch den Tetrarchen Philippos 218, 250–253, 256 –, Siedlungsgeschichte 253–256 –, Münzfunde 255–257 –, Betsaida im Neuen Testament 250 f., 253 –, Lokalisation des ntl. Betsaida 250, 253 Bet Zeneta 336104 Bigeste 210157 Bithynia 58, 114 Borghetto 210157 Bosporanisches Reich 101250, 288107, 309188 Bostra 129 f., 240 Byblos 121324

429 Caesarea [Maritima] (vorm. Stratonos Pyrgos) (Abb. 17–24) –, Gründung 99 f. –, Stadtplanung 102, 105 f., 120 f. –, Roma-und-Augustus-Tempel und temenos 78160, 106–112, 201, Abb. 19–21 –, Kult für Livia? 112–116 –, Kaisareia (Agon) 116 f., 121, 185 –, Hafenanlage 102–106, 211–214, Abb. 17, 18 –, Palastbezirk des Herodes 102, Abb. 17 –, Theater 117–119, Abb. 22, 23 –, Stadion 119 f., Abb. 24 –, Tiberieum 315, 105260, 106262, 199, 205–214, Abb. 34–36 –, Kult, Kultbild der Tyche 115 –, Münzprägung unter römischer Autorität 44–55 n.Chr. mit dynastischkultischer Repräsentation 315–317, Abb. 55a–d –, Kult für Agrippina als Frau des Claudius 317, 320, 345 f., Abb. 55b –, Kult für Agrippina als Mutter Neros 317, 345 f., 320, Abb. 55c –, Münzprägung unter Statthalter Felix 346146, Abb. 57a–b –, Münzprägung unter Statthalter Festus 346146, Abb. 57c –, Bürgerrechtskonflikt 60–62 n.Chr. 343–347 –, Auszug der Juden Mai 66 n.Chr. 349 f. Caesarea Philippi/Paneas bzw. Caesarea Neronias –, Panheiligtum 134–138, Abb. 25–28 –, Heiliger Bezirk (bei Panheiligtum) 314, 135–139, Abb. 27, 28 –, Tempel für Augustus (nahe Panheiligtum) 126–128, 133 f., 141–144, Abb. 29 –, Lokalisationsvariante des Augustustempels in Omrit 127 f. –, Augustus als Tempelgenosse Pans 139 –, Urbanisierung des Kultbezirks durch Philippos 247 f.

430 –, Münzbild 242 f., 248, Abb. 39b, 40a.b, 50d –, Stadtgründung durch Philippos 144 f., 218, 221, 244–248, Abb. 41 –, Stadtplanung 246–248 –, chora (Territorium) 245 f. –, Mausoleum des Tetrarchen Philippos 263 –, Agonistik 248–250, 322 f. –, Kult für Livia Iulia 203130, 204, 243, Abb. 40c –, Münzprägung unter römischer Autorität 44–53 n.Chr. mit dynastischkultischer Repräsentation der domus Augusta unter Claudius 315–317, 320 f., Abb. 54a–e –, Kult für Antonia und Octavia, Kinder des Claudius 316 f., Abb. 54c –, Münzprägung (städtisch) unter Agrippa II. seit 54 n.Chr. mit dynastisch-kultischer Repräsentation der domus Augusta unter Nero 315–317, 320–322, Abb. 54f.g –, Kult für Agrippina als Mutter Neros 316 f., 320, Abb. 54f –, Kult für Poppaea, Frau Neros 316 f., 320, Abb. 54g –, Kult für Claudia, Tochter Neros 316 f., 320 f., Abb. 54g –, Münzprägung Agrippas 319, 320– 322, Abb. 56d–e –, Umbenennung zu Caesarea Neronias 31934, 322 –, Palast Agrippas II. 162468, 319 f., 322, 326, Abb. 41 Caesarea (Kappadokien) 5384, 100 Caesarea (Kilikien) 100 Caesarea (kimm. Bosporus) 100 Caesarea (Mauretanien) 100 Caesarea (Pisidia) 100, 144 Capena 210157 Chalkis 128349, 288107, 309188 Chamiers 210157 Chios 121324, 130 Damaskos 312, 121324, 126 f., 130 f., 144 f., 156438, 173, 240, 248 Dan 25, 130359

Register Dekapolis 312, 5280, 61, 130, 216, 219, 222 Delos 121324, 236258 Delphi 123334, 139388 Dora 98 f. Dora (Syrien) 289, 292 Ekbatana 132363, 240 Eleusis 140389 Elis/Olympia 5382, 121324, 166482 El-Mal 132363 El-Quneitra 245 f. Emesa 309188 En Gedi 2589, 176 Ephesos 5384, 67, 116302, 155437, 203130, 251310 Epidauros 67 Eumenia 115299 Falerii 210157 Forum Clodii 210157 Gaba 70, 222203 Gadara (Dekapolis) 51, 68, 1734, 174, 230232 Galiläa 22, 24, 2692, 3731, 128348, 217– 221, 229, 231240, 232242, 233, 235, 262348, 280, 282, 284, 313, 31934, 320, 328, 33391, 336 Gamalitis (Region) 25 Gamla 190, 240, 255, 256327, 256329, 325 f., 336 Gaulanitis (Region) 24–26, 128, 218, 240 f., 250, 255321, 256, 262348, 325, 336 –, politische Geschichte in hellenistischer, hasmonäischer und herodischer Zeit 253, 255 f. Gaza 24, 51, 68, 1734, 174, 222203 Gena 340 See Gennesaret 25, 217 f., 220, 224, 229, 241, 250, 253, 262, 325 Gerasa 109277, 119314, 120320, 17511, 210, 230232 Gortyn 5384 Gytheion 117309, 210157 Haluntium 210157 Hauran (Gebirge) 312, 25, 128, 140392, 144, 240, 259, 261346

Register Hebron 126344, 151 f., 158–160, 353 Heraia 139388 Herakleopolis 27443 Hermon 126, 130 Hermonassa 227 Herodeion 2589, 87, 126344, 18341, 186 Hesbon 70, 173 f. Himera 210157 Hippos (Dekapolis) 3731, 51, 68, 1734, 174, 230232, 240, 262348 Hispania 15 Hulabecken/Hula-See 24, 128, 131, 240, 246 Hyrkania 4862, 162468, 186 Iamneia 2589, 174, 228, 278–280, 292, 315, 339 Idumäa (Region) 24, 2589, 2692, 3731, 44–48, 158–161, 176, 180, 240, 300 f., 313, 31520 Ilion/Troia 121 Ioulias (ehem. Betsaida/Et-Tell) (Abb. 42) –, Gründung durch den Tetrarchen Philippos 204, 218, 250–253, 256 f., 262 –, Ehrung der Livia (seit 14 n.Chr. Iulia) 251–253 –, Interpretation eines Langbaus als Tempel für Livia Iulia 257–261, Abb. 43–47 –, Identität von Betsaida/Et-Tell mit Ioulias 253, 262348 –, Siedlungsgeschichte seit 30 n.Chr. 257, 262348 –, Stadtplanung 262 Ipagrum 210157 Jericho 2589, 4862, 50, 5280, 68, 86 f., 93, 120, 125342, 127344, 146404, 152, 162468, 167, 168488, 171, 176, 182 f., 208147, 31521 Jerusalem (Abb. 3a, 30) –, als Antiocheia 3419 –, Gebäudegruppen zu Ehren Herodes’ römischer Wohltäter 68 –, Kaisareia (Agon) 52, 56 f., 59–65 –, Memorialtürme 105, 152, 213 f. –, Paläste 68, 70, 105262, 126344, 161, 201

431 –, Stadion/Amphitheater 53, 56, Abb. 3a.b –, Tempel 152–157, 161–163, 167, 184, 235 Abb. 30, 31 –, Kaiseropfer 195–199 –, Tamidopfer 197–199 –, Caligula als synnaos 278, 284 –, Tempelrechte der Herodier 295, 308 f., 324 –, Fortsetzung des Bauprojekt des Herodes bis in die Zeit Agrippas II. 324 –, Verweigerung der Fortsetzung der Baumaßnahmen durch Agrippa II. 324 –, Theater 53–56, Abb. 3a.b –, Residenz der römischen Statthalter 201 –, nefesch, nefaschim 214 –, „Dritte Mauer“ (Bau Agrippas I.) 305 f. –, Pflasterung der Stadt (unter Agrippa II.) 324 –, als „Zion“ für die Aufständischen 325, 334, 338 Jodefat 328, 331 Joppe 2589, 68, 98, 99240 Judäa/Iudaea –, Begrifflichkeit und politische Geographie 6, 23–26, 240, 338 f. –, Akkulturation und Resistenz in Judäa 13–15, 279 f., 335–337, 341 –, Delegitimation römischer Herrschaft in Judäa 15, 183, 215, 286 f., 332 f., 346–348 –, Unterordnung unter Provinz Syria seit 63 v.Chr. 1722, 188, 208, 215179, 310, 312 f. –, Gebietsverluste 173 f. (4 v.Chr.), 188 (6 n.Chr.), –, Aufstände 4 v.Chr. 178–180 –, Einrichtung der praefectura 6/7 n.Chr. und Konsequenzen 188–194 –, Widerstand gegen römischen Zensus 6/7 n.Chr. 190–192 –, verstärkte Kulturbildung im Sinne verschärfter Toraauslegungen und Reinheitsvorstellungen im 1. Jh. n.Chr. 334–337, 350

432 –, Einführung des Opfers für das Wohl des römischen Kaisers und römischen Volks 195–199 –, Statthalterschaft des Pontius Pilatus 199–215 –, Resistenz gegen Kult für Caligula 277–283, 286, 339 –, unter Agrippa I. 41–44 n.Chr. 295– 308 –, erneute Unterstellung unter direkte römische Herschaft 44 n.Chr. 310– 315 –, provinzialrechtlicher Status (praefectura, procuratorische Provinz?) 310– 313, 330 –, Territorium 313, 315, Abb. 53 –, Eingriffe der syrischen Statthalter in iudaeische Angelegenheiten 312 f. –, Konkurrenz zwischen römischem Herrschaftsanspruch und jüdischem Autonomieverständnis 333 f. –, Zunahme von Konflikten um Torageltung seit 44 n.Chr. 339–342, 346 f. –, Einstellung des Opfers für das Wohl des römischen Kaisers und römischen Volks 66 n.Chr. 195–199, 328 f. Kapernaum 255324, 336 Kfar Blum 246 Kh. Dura 130 Kilikia 100, 130, 167487, 288107, 294130 Kilikia Pedias 227, 307180 Kommagene 288107 Korinth 15, 203130, 210157 Kos 83, 84177, 121324 f., 236258 Kypros 4862, 152, 162468, 18341 Kyrene 5384, 209153 Kyzikos 203130 Lampsakos 203130 Laodikeia 5384, 121324, 249 Lapethos (Zypern) 210157 Lavelli 210157 Lepcis Magna 204131 Lesbos 67, 251310 Lindos 83, 84177 Livias, später Ioulias (ehem. Betramta) 227 f. Liviopolis 227

Register Lugdunum (Tres Galliae) 97232, 239, 27766 Lydda 2589 Lykien 130, 167487, 309188 Machairos 162468 Machpela (Höhle) 158 Magdalensberg (Noricum) 97232 Magnesia ad Sipyl. 251310 Mamre 151 f., 158–160, 176, 184, 353 Marisa 3730, 31 Masada 4862, 86, 127344, 162468, 33079, 349 Memphis 57 Mevania 28287 Milet 123334 Modein 214176 Mograwa 210157 Mylai 115299 Mylasa 210157 Mytilene 59104, 67, 115 Nabatäa 5280, 216, 219, 223 Narbata 348 Naveh/Nawa 132363 Nazaret 18130, 255324 Nikaia 251310 Nikomedia 58 Nikopolis (Ägypten) 56 f. Nikopolis (Epiros) 56 f., 121324 Noricum 309188 Nysa 210157 Nyssa 5384 Oulatha (Region) 128348, 145, 240 Palaipaphos (Zypern) 210157 Paneas (Region) 127–129, 145, 218, 240 f., 245 Paneion (Panheiligtum am Fuße des Hermons) 68, 72, 125343, 126 f., 130 f., 133–135, 137, 140, 244, 246, 249, Abb. 25–28 –, hellenistischer Herrscherkult 131 Parnassos 139389 Pax Iulia 210157 Pella (Dekapolis) 2589, 3834, 17511, 336 Peräa (Region) 24, 2692, 45, 129, 171, 173, 17411, 217–219, 227, 282, 284, 313, 315, 318, 320, 33391

Register Pergamon 58, 83, 84177, 87, 115, 117309, 121324, 148409, 203130, 204131, 210157, 251310 Pessinous 68136 Petra 5280, 84177, 109277, 119314, 262348 Pharsalos 139389 Phasaelis 152 f., 162468, 175, 182, 18341, 228, 315, 353 Phasaelis (Lycia) 121324 Philadelphia (Dekapolis) 17511 Philadelphia/Fayûm 289114 Pompei 15, 261346 Praeneste 83, 84177 Ptolemais (Akko) 2589, 121324, 215, 220, 280 f. Qal’at Bustra 130 Qanawat/Kanatha 240 Rhodos 49, 121324, 166482, 211, 309188 Rom 7 f.28, 1036, 20 f., 40, 48, 56 f., 59104, 66 f., 87 f., 112 f., 171–173, 177–180, 187 f., 203130, 213, 215, 219, 223, 229229, 237 f., 239268, 241, 242276, 264, 266, 26819, 269–272, 276 f., 281 f., 306, 322, 329 Sahr 132363, 140392, 32243 Samaria (Stadt) 68 f., 95–97 Samos 121324, 210157 Sardeis 203130 Sebaste (vorm. Elaiussa, Kappadokien) 67136 Sebaste (vorm. Kabeira-Diospolis, Pontus) 67136 Sebaste (Paphlagonien) 68136 Sebaste (vorm. Samaria) (Abb. 4–16) –, Gründung 67–70 –, Stadtplanung 82–84, 87–89, 97 –, Augustustempel und -temenos 68, 74–84, 106, 109277, Abb. 5–10 –, Panzerstatue des Temenos 80–82, Abb. 10 –, Akropolis 74–89, Abb. 4, 7 –, Peristylhaus westlich des Augustustempels/„Wohnen bei dem Gott“ 84– 89, Abb. 7, 8, 11 –, „Apsidial Building“ 86, Abb. 7 –, Forum 89 f. –, Theater 90, 93, Abb. 12

433 –, Stadion 90, 92 f., Abb. 13 –, Kaisareia (Agon) 93, 185 –, Tempel für Kore und die Dioskuren 93–97, Abb. 14, 15 Sebasteia (Pontus) 68136 Sebastopolis (Pontus) 68136 Seleukeia 325 Sena’im 130 Sepphoris 217–221, 224–227, Abb. 37 –, verschärfte Toraobservanz der (mehrheitlich) jüdischen Einwohner in hasmonäisch-herodischer Zeit 220, 224, 226, 235, 257 –, wieder Hauptstadt Galiläas (seit der Neugründung von Tiberias) zwischen 55 und 60 n.Chr. 31934 –, Eirenopolis Neronias Sepphoris im Jüdischen Aufstand 220195, 223 f. Shiqmona 336 Si‘ 121325, 132, 140392, 240–242 Sidon 121324, 249304 Skythopolis 230232, 249304 Smyrna 209 f. Soada (Es-Suweda) 129351, 240 Sogane 325 Sorrentum 210157 Sparta (Achaia) 121324, 148409 Stratonos Pyrgos (Stratonsturm) 50 f., 68, 98 f., 115297, 344 Sur 140392 Surraman 245 f. Tafas 132363 Taricheai 93216, 220, 233 f., 262348, 318, 325, 32767 Tarracina 78160 Tarraco (Hispania citerior) 97232 Tarsos 115299, 294130 Tavium 68136 Thessalonike 58104, 203130 Thrakien 309188 Tiberias (Abb. 38) –, Gründung als neue Residenzstadt 217–219, 224, 227–229, 232 f. –, als jüdische Polis 226 f., 229–231, 235 f. –, agonistische Anlagen und Kaiserspiele 226, 233–235 –, Verfassung 230 –, Synagoge 231

434 –, Palast des Antipas 231 –, abgelöst als Hauptstadt Galiläas (seit Antipas) zwischen 55 und 60 n.Chr. durch Sepphoris 31934 Tiberiopolis 210157, 229 Tibur/Tivoli 83, 84177, 113 Trachonitis (Region) 24 f., 100, 128 f., 132, 168488, 240, 31520, 31826, 32243 Tralleis 203130 Tripolis 121324

Register Tyros (Syria) 121324, 126 f., 130 f., 144, 166482, 248, 249304, 253, 31211 Vari 140389 Venafrum 210157 Vienna 210157 Yodefat 336 Zypern 130, 167487, 210157

435

Register

4. Sachen Akkulturation 12, 150, 168 f., 217, 229– 233, 235 f., 240 f., 279, 294, 335 f. –, inkludierende Assimilation 12, 149416, 124339, 150, 229–233, 235 f., 241 –, Übernahme der Formensprache 12, 61, 88 f. –, und Resistenz 11–13, 160 f., 168 f., 286 –, und hellenistisch-römisches Judentum 13, 150, 168 f., 235 f., 286 Aktische Spiele 56 f., 116305 amici reges/„Klientelkönige“ 15, 4964, 100–102, 124339, 124341, 126, 150, 288, 295 f., 307–309 augustus/sebastos-Bezeichnung des römischen Kaisers 66 f., 222 autokrator/imperator-Titel des römischen Kaisers 219, 222 f. Bilderverbot 64, 200–202, 216, 231 „Brief des Claudius an die Alexandriner“ (des Kaisers Claudius) 289–291, 293 chasidim 39 damnatio ad bestias 60, 63 f., 116, 248, 297 ’eretz jisra’el („jüdisches Land“/„Land Jahwes“/„heiliges Land“) 14, 22, 24– 26, 29, 190–194, 278–279, 33180, 334–339, 346 Essener 39, 353 –, Kampf für die Tora bis zum Opfer des eigenen Lebens 33079 Euergesie 121–126 –, und hellenistische Herrscher 59, 121– 123, 100 f., 147 –, und Hasmonäer 15, 146–148 –, und Herodes/Herodier 15, 122 f., 146–170 –, Rückgang der herrscherlichen Euergesie im 2. Jh. v.Chr., 122 f., 148 Gemma Augustea 204

Gladiatorenspiele (in der Levante) 60, 116, 297 Hasmonäer –, Etablierung der Dynastie 33 f. –, Herrschaftslegitimation (außerhalb hellenistischer herrscherlicher Euergesie) 35 f., 43, 146–148, 158–160, 163 –, Zwangskonversionen 36–38, 158 –, Restratifizierung des Judentums (aufgrund der Inkludierung der Konvertiten) 44–46, 301 f. –, jüdische Kulturbildung (in Abwendung vom Hellenismus) 36–38, 61, 148, 158–160, 193 f., 253, 255, 33599 –, Sabbatruhe und Notwehrrecht 32767 –, veränderte Geschichtsauffassung 170 –, veränderte Opferstruktur am Jerusalemer Tempel 195 –, Beziehung zu Rom 148, 164478 –, antiherrscherliche Kritik an Hasmonäern 39 f., 173 –, Verschwägerung mit Herodes und dessen Bruder 41 f. –, Verhältnis zu Herodes 41–46 –, Paläste 146, 162469 Hellenisierung s. Akkulturation hellenistische Agonistik (in der Levante) 52, 60, 119, 235, 237 hellenistische Festkultur 59, 65 hellenistisches Herrschertum 59, 36, 87 f., 121–123, 147 –, Paläste 87 hellenistische Terrassenheiligtümer 83 Herodeskritik, -verzeichnung s. Namensregister Herodier –, Begriff/Bezeichnung 1 –, Herrschaftsären, Zeitrechnung 99 f., 170497, 181, 218188, 241, 251, 261349, 305, 318–320 –, Legitimationsprobleme als Juden bzw. als (jüdische) Herrscherdynastie idumäischer Abstammung 44–46, 300–302

436 Herrschaftslegitimation –, Hasmonäer 28, 35–37, 50, 146–148, 163, 170 –, Herodes 29, 41–44, 50, 69, 87–89, 97 f., 148–152, 166 f. –, israelitische (bzw. vorexilisch) 28, 29–31, 50, 150 –, jüdische (bzw. nachexilisch/vorhasmonäisch) 28, 31 f., 40, 50, 150 –, Augustus 87 f., 113 –, hellenistische Herrscher 87 f. Herrscherkult –, hellenistischer 8 –, Juden und hellenistischer Herrscherkult 11, 34, 165 –, altorientalischer 9 f. –, Juden und altorientalischer Herrscherkult 9 f. Hohepriesteramt 31 f., 35 f., 39, 40, 43, 309 Idumäer 3731, 45–47, 158–160 isopoliteia (als Privileg der politographia) 274, 343–345 Ituräer 3731, 41 f., 100247, 127–132, 145, 210, 239 f., 256 Juden, Judentum in der hellenistischfrührömischen Antike –, Akkulturationsprozesse 13, 15, 335 f. –, Widerstand gegen Fremdherrschaft 32, 150, 173, 279 –, Diversifizierung 47 –, Fragmentierung in Judäa 47, 190–194 –, und hellenistisch-römische Festkultur 52, 61–65 –, in der Provinz Asia 164, 175 –, Privilegierung, Rechtsstatus in Bürgerrechtsgemeinden 27, 6, 9 f., 4555, 164 f., 175, 195, 273 f., 286, 288– 295, 287, 289–295 –, verstärkte Abhängigkeit vom Kaiser bezüglich Rechtsstellung und -wirklichkeit 293–295 –, Augustus als Herodes’ Nachfolger in der Patronagebeziehung zum Diasporajudentum 175 –, Agrippa I. und Herodes v. Chalkis als Patrone des Diasporajudentums 290, 292 f.

Register –, und Kaiserkult in Kleinasien 165 –, und Kaiserkult in Alexandreia 165, 272–275, 289–291, 344 –, und Kaiserkult in der Provinz Syria 292 f. –, Polemik seitens Politen gegen jüdische Gemeinden vor Ort wegen mangelnder Partizipation am Kaiserkult 164 f., 198 f., 274 f., 278, 280, 293 –, gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Politen und Juden/jüdischen Gemeinden vor Ort 145, 272, 275, 291–293, 343, 347 f. –, fundamentale Kritik am Kaiserkult unter frühen Judenchristen 337 f. –, Opfer für das Wohl des römischen Kaisers und römischen Volks 196 f., 216 –, Einstellung 66 n.Chr. 328 f., 349– 351 Jüdische Geschichtsschreibung 21–23, 27339, 32766 Jüdische Theologie und Geschichtsauffassung 23, 169, 173 –, Akzeptanz von Fremdherrschaft 32, 169, 190, 194 f., 331 f. –, Ablehnung von Fremdherrschaft 32, 34, 150, 169, 173, 190–194, 279, 301 f., 331 f. –, insbesondere der römischen Herrschaft 332–339, 350 –, Favorisieren einer Priesterherrschaft (= aristokratia bzw. autonomia) 173, 187, 189, 197, 309, 331, 354 –, Haltung zum römischen Zensus und Tribut (v.a. 6 n.Chr.) 190–193 –, Ablehnung eines als Gott verehrten Fremdherrschers 190–193, 279, 308, 334 f., 337–339 –, Hinnahme eines (verhängten) leidvollen Zustands bzw. eines Zustands verminderter Torageltung 21 f. m. Anm. 77, 169 f., 304 –, aktiver Widerstand gegen einen leidvollen Zustand bzw. einen Zustand verminderter Torageltung 21 f. m. Anm. 77, 32–36, 61–63, 65, 169 f., 201, 281, 327, 330 f., 340 Jüdisches Land s. ’eretz jisra’el

Register Jüdischer Aufstand 66–74 n.Chr. –, Ursachen –, Forschung (ältere) 726, 325, 331 f. –, Forschung (jüngere) 13–14, 332, 335–337 –, Josephus 329–331 –, Bedeutung des Kaiserkults in der Vorgeschichte 726, 14, 325, 334–339, 346, 355 –, vorgängige Resistenzprozesse gegen römische Fremdherrschaft 13–15, 279, 335–339, 341, 346, 355 –, Beteiligung von Juden im Reich Agrippas II. (Gaulanitis, Ostgaliläa) 325 f. –, Ausmaß der Partizipation und Organisiertheit 326, 349, 350 f. –, Münzprägung (der Aufständischen) 325 f., 339 –, Kampf für Torageltung/„patrioi nomoi“ 32561, 325–327, 330 f. –, politische Theologie („heiliges Jerusalem“, „Freiheit Zions“, „Erlösung Zions“) 325 f., 332, 334–339, 346, 349–352 –, als Gegenentwurf zur Fremdherrschaft eines als Gott verehrten Herrschers 334, 355 –, Römerherrschaft und behinderte Torageltung 331–334, 339–342, 350 f., 355 –, Beginn einer neuen Zeitrechnung 334 –, Status des „heiliges Landes“ im Widerspruch zur Anwesenheit des Kaiserkults 334–339, 346, 351 –, Steuerstreik 348 f. –, Einstellung des Opfers für das Wohl des römischen Kaisers und römischen Volks 328 f., 349–352 –, Zusammenhang mit Kultreformen 349–352 Kaiserkult (allg.) –, ältere Forschung 1–7 –, jüngere Forschung 7–15 –, Funktionen und Effekte aus Sicht der Forschung: –, Hellenisierung/Romanisierung 4 –, machtpolitische Funktion 4 –, Schmeichelei 4

437 –, kognitive Funktion 7 f. –, kommunikative Funktion 7–9 –, Restrukturierung des urbanen Raums 8 –, Restrukturierung der sozialen Zeit 8 –, Restrukturierung der öffentlichen Nomenklatur 8 –, Restrukturierung der gesellschaftlich-politischen Statushierarchien 8 f. –, variable Ausdrucksformen 8, 58 –, und „Klientelkönige“ 100–102, 150 –, und Stadtgründungen zu Ehren der domus Augusta 67, 100–102 –, und hellenistische Polis 7–9, 165, 197 f. –, und römische Armee 193, 201 –, und das Opfer für das Wohl des Kaisers 194–198, 210 –, isotheoi timai 199 f., 210160, 338 –, Wein- und Weihrauchopfer 205, 261 –, Gebäudetypen (Caesareum/Kaisareion, Augusteum, Sebasteum/Sebasteion) 208 –, eingespielte, nicht mehr hintergehbare Kommunikationsform nach seiner reichsweiten Etablierung 265, 293 –, Funktionalisierung durch Caligula in der Kommunikation über Rang und Herrschaft 265, 26819, 270, 278–280, 286 –, Integrationspotential 9, 197 f., 200, 278, 286 –, Desintegrations- und Konfliktpotential für Nicht-Partizipanten, v.a. Juden 14 f., 164 f., 197–200, 274 f., 278, 280, 292–294, 337 f. Kult für weibliche Angehörige des Kaiserhauses 115–117, 203 f. –, Livia, Augustus’ Frau und Tiberius’ Mutter (seit 14 n.Chr. Iulia) 115–117, 177, 203–205, 209–211, 219, 227– 229, 235, 243, 251–253 –, Assoziierung mit Demeter 203 f., 243, 251 f., 305, Abb. 40c, 50c(?) –, Assoziierung mit Hera 204 –, Iulia, Tochter Augustus’ 176 f., 250, 271

438 –, Iulia, Schwester Caligulas 268 f., 271, Abb. 50a –, Agrippina (minor): als Schwester Caligulas 268 f., 271, Abb. 50a; als Frau des Claudius 317, 320, 345 f., Abb. 55b; als Mutter Neros 316 f., 320, 345 f., Abb. 54f., 55c –, Drusilla, Schwester Caligulas 268– 270, Abb. 50a –, Iulia Drusilla, Tochter Caligulas 270, 284, Abb. 51b –, Milonia Caesonia, Frau Caligulas 284, Abb. 51b –, Kult für Antonia und Octavia, Töchter des Claudius 316 f., Abb. 54c –, Poppaea, Frau Neros 316 f., 322, Abb. 54g –, Claudia, Tochter Neros 316 f., 322, Abb. 54g Kult für dynastisch relevante männliche Angehörige des Kaiserhauses (den jeweiligen princeps ausgenommen) –, Gaius Caesar 176 f., 223 –, Lucius Caesar 176 f. –, M. Agrippa 177, 17817 Kaiserkult: regional (ohne herodischrömisches Judäa) –, Germanien 15 –, Gallien 15 –, Italien 15, 728, 829 –, Kleinasien 1, 7, 165, 209 f., 215 –, Schenkungen und Stiftungen des Herodes im hellenistischen Osten 125 Kaiserkult: einzelne Orte (nicht im herodisch-römischen Judäa) –, Abila (Syrien) 210 –, Alexandreia 15, 57, 210157, 274 f., 290115 –, Ammochostos 210157 –, Amphipolis 203130 –, Ankyra 78160, 113293, 117309 –, Antiocheia ad Orontem 210157 –, Antium 210157 –, Aphrodisias 15, 203130 –, Apollonia 210157 –, Athen 15 –, Augusta 204131, 227 –, Bavai 210157 –, Balbura (Lykien) 210157 –, Bigeste 210157

Register Borghetto 210157 Caesarea (Kappadokien) 100 Caesarea (Kilikien) 100 Caesarea (kimm. Bosporus) 100 Caesarea (Mauretanien) 100 Capena 210157 Chamiers 210157 Ephesos 67, 203130 Epidauros 67 Falerii 210157 Forum Clodii 210157 Gerasa 210 Gytheion 117309, 210157 Haluntium 210157 Himera 210157 Hispania 15 Ipagrum 210157 Korinth 15, 203130, 210157 Kyzikos 203130 Lampsakos 203130 Lavelli 210157 Lapethos (Zypern) 210157 Lepcis Magna 204131 Liviopolis 227 Mograwa 210157 Mylasa 210157 Mytilene 58104, 67 Nikomedia 58 Nysa 210157 Palaipaphos (Zypern) 210157 Pax Iulia 210157 Pergamon 58, 117309, 203130, 204131, 210157 –, Pompei 15 –, Rom 728 –, Samos 210157 –, Sardeis 203130 –, Smyrna 209 f. –, Sorrentum 210157 –, Tarracina 78160 –, Thessalonike 58104, 203130 –, Tiberiopolis 210157, 229 –, Tibur/Tivoli 113 –, Tralleis 203130 –, Venafrum 210157 –, Vienna 210157 Kaiserkult im herodisch-römischen Judäa –, Quellen 3, 16–23 –, Forschung 1–4

–, –, –, –, –, –, –, –, –, –, –, –, –, –, –, –, –, –, –, –, –, –, –, –, –, –, –, –, –, –, –, –,

439

Register –, traditionelle Funktionen aus Sicht der Forschung –, Hellenisierung/Romanisierung 4– 6, 11 f., 15 –, machtpolitische Funktion 4 –, messianische Funktion 5 f. –, Schmeichelei 4 –, Funktionen und Effekte in Konsequenz der neueren Forschungsansätze 9 –, Frontstellung gegen politische Theologie Israels 11, 14 f., 192–194, 279, 281, 285100, 286, 299, 303, 308, 334– 339 –, Frontstellung gegen Kernsätze der Tora (Bilderverbot, Idolatrie, „heiliges Land“) 11, 15, 51 f., 59, 62 f., 166 f., 192 f., 200–202, 216, 231, 278, 281, 285100, 286, 299, 303, 308, 334–339 –, Orte (vgl. die differenzierte Aufschlüsselung im Ortsregister) –, Autokratoris (Sepphoris) 217–227 –, Caesarea [Maritima] (vorm. Stratonos Pyrgos) 98–126, 201, 298–303 –, Caesarea Philippi (Paneas) 126– 128, 133 f., 141–144, 203130, 204, 243, 247 f., Abb. 29, 40c –, Caesarea Neronias (Caesarea Philippi) 31934, 322 f. –, Ioulias (vorm. Betsaida/Gaulanitis) 204, 218, 250–262 –, Jerusalem: Kaisareia 52–66 –, Livias/Ioulias (vorm. Betramta/ Peräa) 217–219, 227 f. –, Paneion, Tempel für Augustus 126–146 –, Sebaste (vorm. Samaria) 53, 66–98 –, Tiberias 217–219, 224, 226–235 –, als Teil euergetischer Beziehungen 68, 89, 101 f., 121–127, 131 –, als Teil politischer Kommunikation 87–89, 97 f., 101 f., 121–126, 131, 187, 198, 200, 217, 223, 228, 236, 248, 262, 262, 279 f., 284, 286 –, als Teil religiöser Kommunikation 87–89, 131, 198, 200, 228, 286, 279, 292, 299–303

–, als Teil der Vorgeschichte des Jüdischen Aufstands 14 f., 63, 123–125, 325–327, 334–339, 346 –, und Agonistik in der Levante 52, 116–121, 231, 233–235, 297–299 Kaiserkult im römisch verwalteten Iudaea (6–41, 44–66 n.Chr.) –, politische Bedeutung 7, 14 f., 190– 194 –, Schildepisode unter Pontius Pilatus 199, 201–202 –, Standartenepisode unter Pontius Pilatus 199–201 –, Tiberieum (Baustiftung des Pontius Pilatus in Caesarea Maritima) 199, 205–214, Abb. 34–36 –, Reflexe in der Münzprägung des Pontius Pilatus 202–205, Abb. 33 –, Bezug auf sakrale Aura des Kaisers 204 f., Abb. 33a.b –, Bezug auf Livia Iulia als Demeter 203–205, 252, Abb. 33a –, Konflikte mit Caligula –, Altarzerstörung in Iamneia 278– 280, 339 –, „Statuenaffäre“ 266, 277–284, 286 –, erneuerte Herrschaft über Iudaea seit 44 n.Chr. 308–315 (zu provinzialrechtlichem Status und Territorium s. im Ortsreister s.v. Judäa/Iudaea) –, fundamentale Kritik am Kaiserkult bei Paulus um 60 n.Chr. 337 f. –, Bürgerrechtsstreit von Caesarea und Zusammenhang mit Kaiserkult 343– 347 –, Einstellung des Opfers für das Wohl des römischen Kaisers 66 n.Chr. 328 f., 343, 349–351 Kalksteingefäße 255, 336 Konversion (zum Judentum) 300–302 lituus 204 f. Makkabäeraufstand 33, 39, 193 f. Memorialtürme 105, 152, 213 f. Messianismus 32, 40, 338, 341, 349 –, und Auslöschung aller innerer und äußerer Feinde 33 Mikwe/Mikwaot 48, 102253, 226212, 255

440 Nabatäer 129, 132, 173 f., 18551, 215– 217, 219, 223, 240 f., 320 nefesch, nefaschim 214 „ökumenisches Edikt“ (des Kaisers Claudius) 289, 290116, 291–293 Opfer für das Wohl eines hellenistischen Herrschers (am Jerusalemer Tempel) 195–199, 350 Opfer für das Wohl des römischen Kaisers (allg.) 194–198, 210 Opfer für das Wohl des römischen Kaisers und des römischen Volks (am Jerusalemer Tempel) 194–199, 216 –, als Ersatz für Kaiserkult 197–199 –, Einstellung 66 n.Chr. 328 f., 349–351 Opfer thure ac vino im Kaiserkult 205, 261 Panheiligtümer 139 f. patera 205 Patronagebeziehungen 147, 195 Pharisäer 3525, 39 f., 43, 4454, 61, 170, 189–192, 301, 353 Polis, politeia –, und Bürgerrecht 164 f. –, Rechtsstatus der Juden in hellenistischen Poleis 164 f., 273 f. politeuma (jüdisches) 273, 275, 289 f., 343–345, 347 politographia 273, 290, 294, 344 f. Prokuratoren (des römischen Kaisers) 129 f. Proselyten 301 f. Reinheit, rituelle (jüdisch) 255, 278, 300, 302 f., 336 f. Römische Armee 161, 216 –, Kaiserkult 19384, 201 –, signa 201, 216 römische Festkultur (ludi; s.a. Gladiatorenkämpfe; venationes; damnatio ad bestias) 60, 116, 248 –, ludi aus Anlaß des Geburtstags des Kaisers 248297, 275 –, ludi aus Anlaß eines Siegs des Kaisers 297 Römische Provinzialherrschaft 164 Romanisierung s. Akkulturation

Register Sabbatruhe – Notwehrrecht 32766 Sadduzäer 301 f. Sikarier 341 f., 348 f., 355 simpulum 205 Stadion (späthellenistischer Typus, auch amphitheatron genannt) 53, 93, 117, 119 f. Tamidopfer 197–199 Tempelsteuer (Jerusalem) 195 –, Einziehung der Tempelsteuer in der Diaspora 164475 –, Finanzierung des Kaiseropfers durch die Tempelsteuer 197 Tiberieum (Baustiftung des Pontius Pilatus in Caesarea Maritima) 315, 105260, 106262, 199, 205–214, Abb. 34–36 –, These G. Alföldys (Turm an der Hafeneinfahrt), 211–214, Abb. 36 (Ergänzung der Inschrift) „Toleranzedikte“ des Claudius 41/42 n.Chr. 289–294 (vgl. a. „ökumenisches Edikt“, „Brief des Claudius an die Alexandriner“) –, Frage der Authentizität 288, 293126 Tun-Ergehen-Zusammenhang (negativ) –, Herodes 169 –, Agrippa I. 298140, 299, 304 –, Aufständische 66–74 n.Chr. 330 –, Volk Israel 350 Tora (patrioi nomoi) –, jüdischer Kult als römisch privilegierte religio licita 27, 6, 9 f., 290, 293 –, Kernsätze der Tora 11, 47 f., 51 f., 166, 169 f., 193 f., 201, 216, 231, 236, 255, 279, 299, 308, 327, 333– 339 –, Treue zur Tora 32, 36, 61, 168–170, 178, 33179, 353 –, Eifer für die Tora/verschärfte Toraauslegung und -observanz, 36, 43, 50, 61, 65, 168–170, 178, 190–194, 201, 224, 226, 231, 255, 281, 300, 302– 304, 324, 32561, 327, 337, 346, 350 –, Kampf für die Tora bis zum Opfer des eigenen Lebens 2277, 36, 65, 201, 281, 330 f., 340

441

Register –, Torageltung und Gottesherrschaft 32, 40, 168, 170, 190–194, 279, 308, 325, 330 f., 334–339, 355 Tropaia (tropaea, „Trophäen“) 64 venationes 60, 116 „Vierte Philosophie“ 190–194 –, Entstehung 190, 340 f. –, Haltung zum römischen Zensus 6/7 n.Chr. 191, 341 –, Frontstellung zum römischen Kaiser und Kaiserkult 190–194, 341

–, Gottesherrschaft und „Freiheitsliebe“ 190 f., 341 f. –, Kampf für die Tora bis zum Opfer des eigenen Lebens 33079 –, Zusammenhang mit Widerstandsbewegung der Sikarier und/oder Zeloten 341 f. Weihrauchschaufeln 261 „Wohnen bei dem Gott“ (Palastarchitektur) 87–89, 97, 269 Zeloten 2, 341, 350