Bio-bibliographisches Handbuch zur Sprachwissenschaft des 18. Jahrhunderts: Band 6 M - Pa [Reprint 2010 ed.] 9783110930207, 9783484730267

The "Bio-bibliographical Handbook of Eighteenth Century German Linguistic Scholarship" presents articles on ap

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German Pages 442 [444] Year 1998

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Allgemeine Abkürzungen
Autorenverzeichnis
Handbuchartikel M-Pa
Anhang I (Irrelevante Autoren)
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Bio-bibliographisches Handbuch zur Sprachwissenschaft des 18. Jahrhunderts: Band 6 M - Pa [Reprint 2010 ed.]
 9783110930207, 9783484730267

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Bio-bibliographisches Handbuch zur Sprachwissenschaft des 18. Jahrhunderts Band 6

Bio-bibliographisches Handbuch zur Sprachwissenschaft des 18. Jahrhunderts Die Grammatiker, Lexikographen und Sprachtheoretiker des deutschsprachigen Raums mit Beschreibungen ihrer Werke Herausgegeben von Herben E. Brekle, Edeltraud Dobnig-Jülch, Hans Jürgen Holler und Helmut Weiß

Band 6 M-Pa

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1998

Die Deutsche Bibliothek - CI P-Einheitsau t n ah me Bio-bibliographisches Handbuch zur Sprachwissenschaft des 18. Jahrhunderts ; die Grammatiker, Lexikographen und Sprachtheoretiker des deutschsprachigen Raums mit Beschreibungen ihrer Werke / hrsg. von Herben E. Brekle ... - Tübingen : Nicmeyer Nebent.:BBHS fld.6. M-Pa. - 1998 ISBN 3-484-73026-9 (Einzelband)

ISBN 3-484-7 3020- (Gesamtwerk) Max Niemeyer Verlag GmbH, Tübingen 1998 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt

Inhalt Allgemeine Abkürzungen Autorenverzeichnis Handbuchartikel M-Pa Anhang I (Irrelevante Autoren) A bkürzungs Verzeichnis der häufig benutzten Sekundärliteratur s. Bd I, S, xviii-xl, Bd II, S. xii-xiü

vii xiÜ l 417

Vll

Allgemeine Abkürzungen diese gelten auch für deklinierte und zusammengesetzte Formen BayHstA a, a.a.O. Abb. Abi. Abschn. Abt., Abth. Acl

Adj. adv. ägypt. äthiop, afrikan. and. Akad. Akk.

allg. alphabet. altind. amerikan. Ang. angelsächs. Anm. aiion. antisem. a.o. arab, aram. armen. Art. art. asiat. assy r. AT, A.T. atl. att, Aufl. Aug. ausführt. Ausg. aymar.

anno, im Jahr am angegebenen Ort Abbildung Ablativ Abschnitt Abt(h)eilung Accusativus cum Infinitivo Adjektiv(e) adverbiell, Adverbialägyptisch äthiopisch afrikanisch althochdeutsch Akademie Akkusativ allgemein alphabetisch altindisch amerikanisch Angabe angelsächsisch Anmerkung anonym antisemitisch außerordentlich arabisch aramäisch armenisch Artikel [in einem Lex.] articulus asiatisch assyrisch Altes Testament alttestatnentlich attisch Auflage August [Monat] ausführlich Ausgabe ay m arise h

B B baby Ion. bair., bayer.

Bruder babylonisch bayerisch

Bd, Bde

bearb., Bearb. beigeb. belg. bericht. bes. betr. bibelhebr. Bibliogr,, bibüogr. biogr. BL, Bli. böhm. Br, bras. Bsp. by z an tin. bzw.

ca. cand theol. Cap. cf.

chald. chin. christl. Cic. constr.

d.A, dän. dass. Dat, dat. dcrs, d.h. d.J d.i. dial. dies. Diss. phil. d.Gr.

Bayer. Hauptstaatsarchiv Band, Bände bearbeitet, Bearbeiter beigebunden belgisch berichtigt besonders betreffend bibelhebräisch Bibliothek, -bibliothek Bibliographie, bibliographisch biographisch Blatt, Blätter böhmisch Brief brasilianisch Beispiel byzantinisch beziehungsweise

circa, ungefähr candidates theologiae Kapitel confer, vergleiche chaldaisch chinesisch christlich Cicero constructus

der Altere dänisch dasselbe Dativ datiert derselbe das heißt der Jüngere das ist dialektal dieselbe philosophische Dissertation der Große

Vlll

dor. dreisp. dt.

dorisch dreispaltig deutsch

E

ebd, ed. eig, Einf. einschl. einsp, einzelsprachl. el am. engl. enth. Erg.Bd ersch. estn, et al. etc. etrusk, etym. europ. cv, evtl. Ex, exeget. extraord.

f.,ff.

ebenda editor(s), Herausgeber, herausgegeben eigene Einführung einschließlich einspaltig einzelsprachlich elarnitisch englisch enthält Ergänzungsband erschienen estnisch et- alii, und andere et cetera, und so weiter etruskisch etymologisch europäisch evangelisch eventuell Exemplar exegetisch extraordinarius

gegr. geisteswiss. Gen. geogr. georg. germ, germ an. gesellschaftl. gez. Gfsch. ggfs. giagolit. Gld. Gmm Gmv

göttl. got. grau. gramra. griech, grönl. Gvm

Gvv

H H. hamit, handschriftl. Hapax legom.

fiirstl.

folgende fachsprach lieh Faksimile fasciculus, Faszikel Forschungsbibliothek feminin Figur, figura finnisch Fußnote folio fotomechanisch fränkisch fremdsprachlich Freiherr französisch fürstlich

HB hd. hebr. h ess. hieroglyph. himjar. hist. Hl., hl. hochdt. holl. holstein. homerit. Hrsg., hrsg.

gall, geb.

gallisch geboren

Ha(s). hzgl. Hzgt.

fachsprachl. Faks, fasc. FB fern. Fig-, figfirm. Fn. fol. fotomech, frank. fremdsprachl. Frhr. frz,

gegründet geisteswissenschaftlich Genitiv geographisch georgisch germanisch germanistisch gesellschaftlich gezeichnet Grafschaft gegebenenfalls glagolitisch Gulden Großmutter mütterlicherseits Großmutter väterlicherseits göttlich gotisch gräflich grammati(ka]j)sch griechisch grönländisch Großvater mütterlicherseits Großvater väterlicherseits

Heft h amitisch handschriftlich Hapax legomenon, nur einmal belegtes Wort Hochschulbibliothek hochdeutsch hebräisch hessisch hieroglyphisch himjaritisch historisch Heilige, heilig hochdeutsch holländisch holsteinisch horneri tisch Herausgeber, herausgegeben Handschrift(en) herzoglich Herzogtum

IX

idiomat. i.e. i.e.S. iliyr. Imp. Imp(er)f, Indik. ind. indogerm. indogerman. Inf. ink!. insbes, Iristr. ion. irati. isl. isiam. ital.

idiomatisch id est, das ist (heißt) im eigentlichen Sinn illyrisch Imperativ Imperfekt Indikativ indisch indogermanisch indogermanistisch Infinitiv inklusive insbesondere Instrumentalis ionisch iranisch isländisch islamisch italienisch

Jg. Jh. Jhs. jidd. jidist. jiid. jun. jur.

Jahrgang Jahrhundert Jahrhunderts jiddisch jidistisch jüdisch junior juris (Recht)

K

K kaiserl, kanad, Kap. kath. kelt. kgl. k.k. klass. Koi. Konj. kopt. kroat. ksi. kuf.

kurf. kyrill.

Kind kaiserlich kanadisch Kapitel katholisch keltisch königlich kaiserlich- königlich klassisch Kolumne Konjunktiv koptisch kroatisch kirchenslawisch kufisch kurfürstlich kyrillisch

lat. latin. laym. LB Lect. lett. Lex. lexik, lexikogr. Lie, Lieffg). ling. lit. Lit. Lit.ang. literar, Lit.verz. livländ. Lok. lt. luth, LXX

lateinisch latinisiert laymonisch Landesbibliothek Lectiones, Lektionen lettisch Lexikon lexikalisch lexikographisch Lizentiat Lieferung linguistisch litauisch Literatur Literatiirangaben literarisch Literaturverzeichnis livländisch Lokativ laut, gernäß, aufgrund lutherisch Septuaginta

M., Mag. mähr. männl. malabar. markgräfl. masch. mask. m au ret. max. meißn. menschl . mexikan . Mfiche mhd. mittelalterl. mnd. moab. morgenländ. morph. Ms(s). muttersprachl

Magister mährisch männlich malabarisch markgräflich maschinenschriftlich maskulin mauretanisch maximal meißnisch menschlich mexikanisch Microfiche mittelhochdeutsch mittelalterlich mittelniederdeutsch moabitisch morgenländisch morphologisch Manuskript(e) muttersprach lieh

N

n.

Nachdr. naturwiss.

nach Nachdruck naturwissenschaftlich

NB u, Chr. nachklass, nd. nestorian. neutr. N.F. nhd. niedetdt. nieder], niedersächs. ninivit, nördl. nord. nordbras. Nom. Nr. NT ntl. ntr.

Nationalbibliothek nach Christus nachklassisch niederdeutsch nestorianisch neutrum Neue Folge neuhochdeutsch niederdeutsch niederländisch niedersächsisch ninivitisch nördlich nordisch nordbrasilianisch Nominativ Nummer Neues Testament neu testament l ich neutrum, neutral

parth. Pass. Perf. Pers. pers. persepol. phiL philol. philol.hist. philos. phöniz. phonet. p hon öl. photo me ch an. phraseol. Pl(ur).

plattdt. poet. poln. pomm. populärphil.

O

O oberdt, obersächs, od. o, dgl. m. öffentl. österr. östi. o.g. oJ.

o.O. Opf. ord, orient. orthogr. OSB

osk. o.V.

Onkel

oberdeutsch obersächsisch oder oder dergleichen mehr öffentlich österreichisch östlich oben genannte ohne Jahr ohne Ort Oberpfalz/Bayern ordentlich orientalisch orthographisch Ordinis Sancti Bcnedicti, Benediktinerorden oskisch ohne Verlag, ohne Verleger

populärwiss. port, Pr., Progr, Präp. Präs, Prät. preuß. Probedr. Probl. Prof. Pron. prot. Pro v. Pseud. pubt. pun.

parthisch Passiv Perfekt Person persisch perse p öl i t an is ch philosophiae philologisch ph ilologisch- his torisch philosophisch phönizisch phonetisch phonoiogisch photomechanisch phraseologisch Plurai plattdeutsch poetisch polnisch pommerisch populärphilosophisch populärwissenschaftlich portugiesisch Programm (e) Präposition Präsens Präteritum preußisch Probedruck Problem Professor Pronomen protestantisch Provinz Pseudonym publiziert(e) punisch

Q Quaest.

Quaestio

R P P. p.a. päd. pag.

paläograph. Part,

Pater pro anno, jährlich pädagogisch pagina paläographisch Partizip

R. rabbin. ref. Reg. rel. Repr.

Rabbi rabbinisch reformiert Register religiös Reprint, fotomechanischer Nachdruck

XI

rurn, run, russ.

respective Rezension (en) rheinisch römisch romanisch rumänisch runisch russisch

städt. Stilist. StB steiermärk. s.u. Subst. südl. Suppl. SulIB

S S. s. s.a. sachl, säehl. sächs. saniarit. SB sc. schles. schriftl. schwäb. seh wed. Schweiz. semant. sernit, sen. serb. Sg. Sign. SJ skand. skyth. slavon, slaw. slawist, sloven. slowak, s.o. sog. sorb. Sp, sp. span. sprachgeogr. sprachl. sprachphil. sprachwiss, St. St. staatl.

Sohn, Söhne Seite siehe siehe auch sachlich sächlich sächsisch samaritanisch Staatsbibliothek scilicet, nämlich seh lesisch schriftlich schwäbisch schwedisch schweizerisch semantisch semitisch senior serbisch Singular Signatur Societas Jesu, Jesuiten skandinavisch skythisch slavonisch slawisch slawistisch slovenlsch slowakisch siehe oben sogenannt sorbisch Spalte spaltig spanisch sprachgeographisch sprachlich sprachphilosophisch sprachw issenschaft lieh Sankt Stück staatlich

s.v. synt. syr.

res p, Rez. rhein. röm. rarnan.

T tabeli. Taf. talmud. tamil. targum. tartar. teil w. Th.

theol. thrak. thür. Tit. Tl, Tie Tom. tos k. Tract. tschech . türk.

städtisch stilistisch Stadtbibliothek steiermärkisch siehe unten Substantiv südlich Supplement Staats- und Universitätsbibliothek sub voce, siehe unter syntaktisch syrisch

Tochter, Töchter tabellarisch Tafel talmudisch tamilisch targu misch tartarisch teilweise Theil theologisch thrakisch thüringisch Titel Teil, Teile tomus, Band toskanisch Tractatus, Traktat tschechisch türkisch

U

u.a. u.a. u.a. u.a.m. ÜB u.dgl. u.d.T. Ubcrs., übers.

ukrain. umbr. umgangssprachl. umgearb, und at. ungar.

und andere unter anderem und ähnliche(s) und andere(s) mehr Universitätsbibliothek und dergleichen unter dem Titel Übersetzung, übersetzt ukrainisch umbrisch umgangssprachlich umgearbeitet undatiert ungarisch

Xil

ungez. Univ. unpag, unterz. unverand. u.ö. urspr, UuStB u.v.a.

V v. v.a. Vat. Vatikan.

v. Chr. veralt. verb. Verf. Verl. verm, verrnutl. verst. verw. vgl. viersp. Vign.

Vok. Vol. volksprach. vorgerm. vorh. vs.

ungezählt Universität unpaginiert unterzeichnet unverändert und öfter ursprünglich Universitäts- und Stadtbibliothek und viele andere

W

Vater von vor allem Vaticanus vatikanisch vor Christus veraltet verbessert Verfasser(in) Verlag vermehrt vermutlich verstorben verwitwet vergleiche vierspaltig Vignette, Verzierung auf Titelblatt Vokativ Volume, Band volkssprachlich vorgermaniscb vorhanden versus, gegen

Z

walach . weibl. weltl. wend. westl. wirkl. wiss. w(ö)rtl. württ. Wz.

zahlr. ry~r*t ZB z.B. zeitgenöss. zit. Zshg. z.T. Zus. zus.gbd. zus.ghft. zus. mit. zw. zweisp.

z.Zt. & CO

*

t

§»!§

walachisch weiblich weltlich wendisch westlich wirklich wissenschaftlich wörtlich württembergisch Wurzel

zahlreich Zentralbibliothek zum Beispiel zeitgenössisch zitiert Z us am men h an g zum Teil Zusätze zusammengebunden zusammengeheftet zusammen mit zwischen zweispaltig zur Zeit und verheiratet geboren gestorben Paragraph, phen

Paragra-

Xlll

Autorenverzeichnis MACKENSEN, WILHELM FRIEDRICH AUGUST MADONETTI, ANTOINE MÄNNLING, JOHANN CHRISTOPH MÄZKE, ABRAHAM [GOTTHELF] MAHN, ERNST AUGUST PHILIPP MAJOBER, N. MALL, SEBASTIAN MANGELSDORF, KARL EHREGOTT MANSO, JOHANN SIGMUND MAN(T)ZEL, ERNST JOHANN FRIEDRICH MAN(T)ZEL, JOHANN CHRISTOPH MARIENBURG, LUKAS JOSEF MARPERGER, PAUL JAKOB MARTINI, GEORG HEINRICH MARTINI, LEONARDO DI MARZY, JOHANN HEINRICH MATTHÄI, CHRISTIAN FRIEDRICH MATTHÄI, GEORG MATTHESON, JOHANN MATTHIÄ 5 AUGUST HEINRICH MAUVILLON, ELEAZAR MAX, JOHANN MARIA MAY(US), JOHANN HEINRICH MAY (MAJUS), JOHANN HEINRICH D.Ä. MAYER, JAKOB MEERMANN, JOHANN FRIEDRICH MEGERLIN, DAVID FRIEDRICH MEIDINGER, JOHANN VALENTIN MEIER, GEORG FRIEDRICH MEIEROTTO, JOHANN HEINRICH LUDWIG MEINE(C)KE, ALBERT CHRISTIAN MEINER, JOHANN WERNER MEINTEL, JOHANN GEORG MEISNER, CHRISTIAN MEISSLER, DANIEL ERDMANN MEISTER, LEONHARD MELDOLA, ABRAHAM MEMMERT, JOHANN FRRIEDRICH MENCKE, FRIEDRICH OTTO MENDELSSOHN, MOSES

s. s. s.

s.

s.

s,

l 4 Anhang 4 Anhang 10 Anhang 11 12 14 17 Anhang 18 20 20 22 23 24 25 Anhang 27 32 34 Anhang 38 40 41 42 49 53 56 59 67 70 71 71 75

s. Anhang 79 80

XIV

MENINSKI, FRANZ MERIAN, JOHANN BERNHARD MERTENS, HiERONYMUS ANDREAS MERTIAN, IGNAZ MEUNIER, Louis NICOLAS MEUSEL, JOHANN GEORG MEYEN, JOHANN JAKOB MEYER, JOHANN HEINRICH MEYNIER, J O H A N N HEINRICH MEYNIER, JOHANN JAKOB MICHAELER, KARL JOSEPH MICHAELIS, CHRISTIAN BENEDIKT MICHAELIS, FRIEDRICH WILHELM MICHAELIS, JOHANN DAVID MICHAELIS, JOHANN FRIEDRICH MICHAELIS, JOHANN HEINRICH MICHON, JOSEF MICKE, G. T. MIEG, JOHANN FRIEDRICH MIELCKE, CHRISTIAN GOTTLIEB MIGNOT, GENANNT BEAUTOUR MILLER, JOHANN PETER I MILLER, JOHANN PETER II MIRUS, ADAM ERDMANN MITSCHERLING, CHRISTOPH WILHELM MITSCHING, ERNST GOTTLOB MO(E)LLER, DANIEL WILHELM MÖLLER, JOHANN GEORG PETER MOERBEEK, ADAM ABRAHAM MÖSER, JUSTUS MOLL, KARL MARIE EHRENBERT FREIHERR VON MÖLLER, JOHANN(ES) MOLLIUS, JOHANN FRIEDRICH LUDWIG MOLNAR VON MÜLLERSHEIM, JOHANN BAPTIST MOLTER, FRIEDRICH VALENTIN MONETA, JOHANN MONSPERGER, JOSEPH JULIAN MORATORI, ANTON M ORE AU, S. MORGENSTERN, KARL SIMON MORITZ, KARL PHILIPP MORUS, SAMUEL FRIEDRICH NATHANAEL

s, Anhang

93 94 96 99 s. Anhang 100 101 102 107 114 117 123 124 s. Anhang s, Anhang 169 170 170

s. Anhang 173 175 177

s. Anhang s. Anhang 179

s. Anhang 179 181 184 187 188 189 189 191 192 194 195 199 s. Anhang 199 240

XV

SEN GEIL, FRIEDRICH MOSER T FRIEDRICH KARL VON MOSER, JOHANN JAKOB MOSER, PHILIPP ULRICH MOUTON, KARL MÜCHLER, JOHANN GEORG MÜLLENHEIM, JOHANN ERNST MÜLLER, CARL FRIEDRICH MÜLLER, CARL GOTTHELF MÜLLER, GEORG WILHELM MÜLLER, GERHARD FRIEDRICH MÜLLER, GOTTFRIED POLYCARPUS MÜLLER, GOTTLIEB MÜLLER, GOTTLOB ERNST MÜLLER, HIERONYMUS MÜLLER, PHILIPP JAKOB MÜLLER, PHILIPP LUDWIG STATHJS MÜLLER, WILHELM CHRISTIAN MUNTER, FRIEDRICH CHRISTIAN KARL HEINRICH MÜNZER. JOHANN PHILIPP MULNIER, C. MURR, CHRISTOPH GOTTLIEB MURSINNA, SAMUEL MUTZENBECHER, ESDRAS HEINRICH WILHELM MUZEL(IUS), FRIEDRICH NACHSINNER, VALENTIN NADERMANN, HERMANN LUDWIG NAGEL, JOHANN ANDREAS MICHAEL NAGELL, J O H A N N FRIEDRICH NAHMMACHER, KONRAD NAST, JOHANN NAST, JOHANN JAKOB HEINRICH NAUMANN, CHRISTIAN NICOLAUS NAVARRO, DON FERNANDES NEIDE, JOHANN GEORG CHRISTOPH NEMNICH, PHILIPP ANDREAS NEUBAUER, SAMUEL HEINRICH FRIEDRICH NEUGEBOREN, DANIEL GEORG NEUPER, JOHANN GOTTFRIED NEWEN, F.C. NICLAS, JOHANN NIKOLAUS

s. Anhang 242 246 248 250

25,3 255 207 s. Anhang 259 264

s. Anhang 266 267 269

s. Anhang 270 272 273 283 283 283

s. Anhang 291 293 298

s, Anhang

298 299 300 303 s. Anhang 314 315 316 317 322 324 325 326 s, Anhang

XV]

NIC ÖL AI, CHRISTOPH FRIEDRICH NIEBUHR, GARSTEN NIEREMBERGER, BENEDIKT FRIEDRICH NIETHAMMER, FRIEDRICH IMMANUEL NISSEN, HANS FRIEDRICH NITSCHE, KARL GOTTFRIED NÖTZLI, HANS ULRICH NOLTE, JOHANN FRIEDRICH NORBERG, MATTHIAS NOTHHELFER, CLAUDIUS GUSTAV

327 330 336 337 340 340 342 343 348 s. Anhang

OBERLIN, JEREMIAS JACOB OBERTHÜR, FRANZ

OEDER, GEORG CHRISTIAN OEDER, GEORG LUDWIG OEDER, GEORG WILHELM OEHLERS, JOHANN CHRISTOPH OELRICHS, GERHARD OELRICHS, JOHANN KARL KONRAD OERTEL, EUCHARIUS FERDINAND CHRISTIAN OEST( JOHANN HEINRICH OETTER, SAMUEL WILHELM OHM, JOHANN JAKOB OLDENDORP, CHRISTIAN GEORG ANDREAS OMEIS, MAGNUS DANIEL ONNEN, JOHANN OPFERGEL{D)T, FRIEDRICH ORFELIN, ZACHARIAS ORTMANN, BENNO OSB OSTERMEYER, GOTTFRIED OTHO, GEORG OTTO, GEORG HEINRICH OTTO, HEINRICH FRIEDRICH OVERBECK, BERNHARD HEINRICH OVERBECK, JOHANN ADOLF OVERBECK, JOHANN DANIEL PALTHEN, JOHANN PHILIPP PANZER, GEORG WOLFGANG FRANZ PAPE, C.L. PAPPENHEIM, SALOMON (BEN ABRAHAM SELIGMANN) PARADIS DE TAVANNES, NICOLAS HYACINTES

s, s. s.

s,

s. s.

s,

s,

352 Anhang 354 Anhang 356 Anhang 357 358 360 364 Anhang 366 369 374 375 Anhang Anhang 378 379 Anhang 382 383 Anhang 383 384

s. Anhang 386 388 389 392

XVII

PARROT, G. PAT(Z)SCH, HEINRICH DIETRICH PAUCKE (BAUKE), FLORIAN PAULUS, HEINRICH EBERHARD GOTTLOB PAULY, AUGUST FRIEDRICH PAUS, JOHANN WERNER

395 396 397 402 410 s. Anhang

Mackensen

MACKENSEN, WILHELM FRIEDRICH AUGUST 1. Biographie

* 4.4.1768 Wolfenbüttel t 14.8,1798 Kiel Privatdozent M. studierte in Leipzig und Göttingen, wurde Doktor der Philosophie und war ab 1795 nach seiner Habilitation als Privatdoaent der Philosophie an der Univ, in Kiel tätig, 1796 wurde er zum Adjunkt der dortigen philos. Fakultät ernannt, er starb aber schon zwei Jahre später an der Ruhr. M. entfaltete in seinem kurzen Leben eine rege schriftstellerische Tätigkeit. Verschiedene Gedichte publizierte er v,a. im Göttinger Musenalmanach 1789 und 1790, seine Schrift Ue6er den Ursprung der Sprache nannte Heinrich Steffens „wahrhaft geistreich"; außerdem veröffentlichte er in den Beiträgen zur Beförderung der fortschreitenden Ausbildung der detitschen Sprache noch weitere Schriften, die sich mehr oder weniger mit der dt. Sprache befaßten. 2. Werkbeschreibung Das sprachwiss. Oeuvre M.s besteht aus mehreren, in den 90er Jahren publizierten Arbeiten v,a. zum Deutschen, die sich durch zwei Tendenzen auszeichnen: zum einen die philosophisch orientierte Sprachbetrachtung, die sich zum ändern vornehmlich als „Kritik" der Sprache versteht. Beide Tendenzen sind u.a. für die Bei/träge zur Krittk der Sprache, insbesondere der Deutschen (1794, nur 1. Stück erschienen) signifikant. Dieses Werk, in dem fünf Aufsätze (= Abschnitte) versammelt sind, geht zurück auf eine Abhandlung (Beitrag zur Kriiik der deutschen Sprache), die M, in der Berlinischen Monatsschrift (Jan. 1794) publiziert hatte und die hier, modifiziert und erweitert, als zweiter Abschnitt aufgenommen ist. Der erste Abschnitt, Allgemeine Betrachtungen über die Deutsche Sprache, enthält generelle Reflexionen zum Deutschen, kontrastierend zum Griechischen und Französischen vorgetragen, in denen M. dem Deutschen hauptsächlich einen Mangel an „Bestimmtheit" und „Genauigkeit" vorwerfen zu müssen glaubt. Der zweite Abschnitt, Ue-

l

ber einige fehlerhafte Eigentümlichkeiten der Deutschen Sprache, kritisiert aus 'philosophischer Warte' z.B. den 'falschen' Gebrauch des Adjektivs; Da dieses seiner Definition gemäß nur dazu dient, „um einem Subjekte Eigenschaften beyzulegen" (1794: 47), verurteilt M., daß es im Deutschen u.a. auch ein „Verhältnis" (Typ: königlicher Sohn) dcnotieren kann sowie Abstrakta zu „specifizieren" bzw. zu „concresciren" (Typ: siebenjähriger Krieg im Gegensatz zum frz. guerre de sepi ans] vermag. Im dritten Abschnitt, lieber die Entstehung der Hülfswärtert diskutiert M. deren Genese und Funktion als Ersatz für die reichere Verbalrnorphologie der älteren Sprachen, die er zur Tempus- und Modusbildung für adäquater hält. Damit kommt er ebenfalls wie —»Engel (1794) zu einer negativen Bewertung dieses analytischen Phänomens, das —>Adelung als positive Neuerung hervorgehoben hatte. Im vierten Abschnitt, Ueber die Entstehung der Figuren, plädiert er für die Quintilianische Distinktion von Figuren und Tropen und argumentiert gegen Adelung, der die Tropen unter die Figuren subsuniiert hatte. Der fünfte Abschnitt enthält Vermischte Bemerkungen: u.a. diskutiert M. hier das Partizip. In —»Carnpes Zeitschrift Beiträge zwr Beförderung der fortschreitenden Ausbildung der Deutschen Sprache (1795-97) publizierte M. acht, zumeist nur kurze Aufsätze, die mit einer Ausnahme nur bibliographisch erfaßt werden. Der im 7. Stück (1797: 65-120) abgedruckte Aufsatz Ueber den Ursprung der Sprache erschien im selben Jahr auch als separate Publikation (nach der hier zitert wird; bereits 1795 hatte M. einen kurzen Aufsatz zu diesem Thema im Philosophischen Anzeiger publiziert). M. geht bei der Untersuchung dieser Frage von der Feststellung aus, „daß das Verstehen der Wörter mechanisch geworden" (1797: 8) sei (was ursprünglich nicht so war), analog der Verbindung zwischen Sinneswahrnehmung und mentaler Vorstellung. Diese Analogie (Wort/Bedeutung - Wahrnehmung/Vorstellung) begründet er mit einem „Gesetz": „daß wir [die Menschen] nicht anders Vorstellungen haben können, als wenn wir den vorgestellten Gegenstand in uns nachbilden" (1797: 12), bzw. in Bezug auf die Sprache formuliert: Daß „durch den Druck

2

Mackensen

der Rippen [!], Stoß und Pressung der Zunge, und Aufblähung der Lunge, ein Gegenstand innerlich könne nachgeahmt werden" (1797: 17). Wichtig ist dieses „Gesetz" für M. gerade für die Entstehung der Sprache, die er in ein „sinnliches", prärationales Entwicklungsstadiurn der Menschheit verlegt; in dieser Stufe diene das Wort noch nicht als Zeichen, die einzelnen Laute seien unmittelbare Begleiter einer Empfindung oder Vorstellung, zeigen also die Entstehung einer Vorstellung äußerlich an. Lautäußerungen versteht M. in diesem Stadium als natürliche Empfindungslaute, Wörter als Zeichen gibt es noch nicht. Sein Resümee lautet daher: „Allein es ist auch falsch, daß die Sprache erfunden worden ist; sie ist gefunden, die Vernunft hat. etwas vorgefunden, woraus sie Sprache geschaffen hat" (1797: 23). Wörter, als „artikulierte" Lautfolge und als Zeichen, sind für M, ein sekundäres Produkt der Vernunft. Den „sinnlichen Ursprung [selbst] derjenigen Zeichen, welche die abstractesten Begriffe vorstellen" (1797: 36), expliziert M. ausführlich am Beispiel der Kopula ist. Mit seinem Entwicklungsmodell versucht M, dem alten Dilemma der Urspruiigshypothesen, wie es paradigmatisch in der Kontroverse —^iissmilch vs. —>Herder aufscheint, zu entgehen: Wrie kann die Sprache ohne die Vernunft entstehen, wenn die Vernunft Sprache voraussetzt. Derselben Thematik sind auch Teile seiner Grundziige zu einer Theorie des Abstractionsve.rmoge.ns (1799) gewidmet. M, präzisiert und expliziert hier die immense Bedeutung der Sprache für das Denken, das ohne die Hilfe sprachl. Zeichen nicht operieren könnte: „Wer sprechen kann, denkt auch, und in diesem Sinne ist jeder Bauer eben so gut ein Denker als der größte Philosoph" (S. 18). Als ursprüngliche Funktion der Worte bestimmt er auch hier, daß sie „nur zum Anerkennen der Gegenstände dienen" (S. 23), ihr Zeichencharakter erst aus dem „öftern Gebrauch" (ebd.) resultiert; daher sind alle Definitionen (Urteile), „die durch Worte ausgedrückt werden [...], sämtlich Nominaldefinitionen" (S. 65) und im Grunde Tautologien, also synthetische Urteile; Erkenntnisse dieser Art nennt er in Anlehnung an Leibniz symbolisch. Worte sind Zeichen, die „ihrer Natur nach, aufs Allgemeine gehen müssen" (S. 79), d.h. unter

dem Begriff, den sie denotieren, zugleich alle „Nebenumstände" (idees accessoires) subsumieren (daher kann er Definitionen als Tautologien bezeichnen); M. best reitet deshalb. ,.daß die allgemeinen Begriffe durch Abstraction entstanden seyen" (S, 92). Die Tätigkeit des Abstraktionsvermögens beginnt für M. erst dann, wenn man „ohne Wörter denkt" (S. 112), ihre Erkenntnisse sind „Realdefinitionen", die sich allerdings auch nur durch Worte artikulieren lassen. Ihr Besonderes ist die Begriffssubstitution: der zu definierende Begriff wird durch einen anderen ersetzt, der diesen erklärt (während man bei Nominaldefinitionen innerhalb des Begriffs verbleibt). M. meint damit im Grunde wohl dasselbe wie Kant mit seiner Unterscheidung synthetische vs. analytische Urteile (als Beispiel einer RealdefmitioR nennt er auch Kants Definition des Lachens).

3. Bibliographie 3,1. Werke des Autors 3.1.1. Sprackwiss. Werk Beitrag zur Kritik der deutschen Sprache, in: Berlinische Monatsschrift, Hrsg. von Biester. Dreiundzwanzigster Bd, Januar Junius 1794. (Dessau 1794): 74-92 [aus 824: ÜB Eichstätt; Sign.: 141 70765-23] - erweitert als zweiter Abschnitt u.d.T. Ueber einige fehlerhafte Eigenthümlichkeiten der Devischen Sprache, in: Beyiräge zur Kritik der Sprache I Wolfenbüttel 1794, S. 46-73 [s.u.] Beyiräge zur Kritik der Sprache, insbesondere der Deutschen. Von Wilhelm Mackensen. [Vign.] - Erstes Stück [mehr nicht erschienen] Wolfenbüttel: bey Heinrich Georg Albrecht 1794. X,[2],144,[2] S. 17,5 cm [S. [2]: Motto; S. [III] t IV-X: Vorrede; [1] S.: Jnnhalt; [1] S. leer. - S. [l],2-45: Erster AbschnM. Allgemeine Betrachtungen über die Deutsche Sprache. - S. 46-73: Zweyter Abschnitt, Ueber einige fehlerhafte Eigentümlichkeiten der Deutschen Sprache. - S. 74-108: 3. Ueber die Entstehung der Ilülfswörter. - S. 109-121: 4, Uf.be.r die Entstehung der Figuren. - S. 122-144: 5. Vermischte Bemerkungen. - [2] S.: Druckfehler und Zusätze]

Mackensen

[aus 20: ÜB Würzburg; Sign.: L.g.o. 245] [anonym] Philosophische Abhandlung. Noch, etwas über den Ursprung der Sprache, in: Annalen der Philosophie und des philosophischen Geistes von einer Gesellschaftgelehrter Männer. Hrsg. von Ludwig Heinrich Jakob ... Erster Jahrgang 1195. Haue, Leipzig 1795, darin; Philosophischer Anzeiger, 22. Stück. Den 20. May 1795, Sp. 169-172 - davon Reprint Bruxelles [Brüssel]: Impression anastaltique Culture et Civilisation 1969 acht Aufsätze in Beiträge zur Beförderung der fortschreitenden Ausbildung der Deutschen Sprache [so nur Titel von Stück l und 2; alle weiteren Stücktitel und die Gesamttitelblätter von Bd l und 2 - Bdtitel von 3 fehlt - : Beiträge zur wettern Ausbildung der Deutschen Sprache] von einer Gesellschaft von Sprachfreunden. Erster Band, Erstes Stück - [Dritter Band. Neuntes Stück.} Braunschweig: in der Schulbuchhandlung 1795-97. 19,5cm [aus 29: ÜB Erlangen-Nürnberg; Sign.: Nspr. 316] [alle Aufsätze am Ende unterzeichnet: Macken sen] - [Sprachuntersuchungen. 4.] Bemerkungen über die Bezeichnungen des Seyns, 1. Stück (1795): 140-144 - [Vermischtes] Bemerkung einiger fehlerhaften Ausdrücke. 1. Stück (1795): 207-210 - [III. Sprachuntersuchungen. 1.] U eher den Geschichtssttl. 2. Stück (1795): 95-98 - [Vermischtes] Anmerkungen zu Hrn. Hilmers Bemerkungen zur Berichtigung der Deutschen Sprache. 2. Stück (1795): 190-198 - [III. Sprach=untersuchungen. 1.] Ueber den falschen Witz in der Sprache, 3. Stück (1795): 37-40 - Ausführliche Beuriheilungen der Deutschen Musterschriften in Betracht der Sprache, Abhandlung über den Ursprung der Sprache, eine Preisschriß von J.G. Herder. Zweite berichtigte Ausgabe, Berlin 1789. 4. Stuck (1796): 1-19 - [III. Sprach—Untersuchungen. 2.] Darf man aus Umstandswörtern Beiwörter bilden"? 4. Stück (1796): 104-113

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- [III. Sprach=untersuchungen.] U eher den Ursprung der Sprache. 1. Stück (1797): 65-120 Separatdruck eher den Ursprung der Sprache. Von D.W. Mackensen. Aus dem 7ten Stücke der Beiträge zur wettern Ausbildung der deutschen Sprache. Braunschweig [o,V.] 1797. [2],56 S. 18,2 cm [S, [2] leer. - S . [l],2-56: Text] [aus 23: Herzog August Bibl. Wölfen büttel; Sign.: Ka 66] Grundzüge zu einer Theorie des Absiraciionsvermögens entworfen von Wilhelm Mackensen. Halle [Saale]: in der Rengerschen Buchhandlung 1799. 256 S. 17,8cm [S. [2] leer; S. [3],4-6: Vorrede. - S. [7],8-256: Text; darin u.a.: S. 205-236: Rrster Anhang. S. 207-220: 1. Was heißt Aesthetik?; S. 220236: 2. Was ist Rhetorik. - S. 236-256: Zweiter Anhang. Ueber das ursprüngliche Vorstellen] [aus 29: ÜB Erlangen-Nürnberg; Sign.: Phs IV : 216] 3.1.2. Sonstige Werke M. verfaßte Gedichte, ein Lustspielfragment Die Brieftasche, Rezensionen in Jakobs Philosophischen Annaltn, Aufsätze in Jakobs Philosophischem Anzeiger und in Moritz' Magazin zur Erfahrungsseelenkundc und übersetzte eine Psychologische und physiologische Untersuchung über das Lachen aus dem Französischen, der er eine Abhandlung über Kants Erklärung des Lachens und Platzers Theorie des Lächerlichen beifügte (1794), siehe Meusel: Verstorbene VIII: 428 f. 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk

nicht ermittelt 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie AD B XX: 16-17 [Carslens] · - Cramer, A.W.: Hauschronik 114, - Ebert, F.A.: Überlieferungen 11,1 (1827), 140. - Hamberger/Meusel V: 6-7; X: 236; XI: 503. Kordes (1797): 212-213. - Lübker/Schröder; dass.: Nachträge, - Meusel: Verstorbene VIII: 428-429. - Neue Kielische Zeitung (1789): 265-272. - Raßmann: Handwörterbuch 297.

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Madonetti

- Schleswig-Holsteinische Provimialberichif. (1798, Heft 7): 327. - Stiffens, H.: Was ich erlebte. [Gräßel (l,); Böller (3.); Weiß (2.)]

MADONETTI, ANTOINE 1. Biographie Über M.s Leben konnte nur ermittelt werden, daß er am 1.7.1757 eine Akademie zur Erziehung jüngerer Leute in Hamburg eröffnete. 2. Werkbeschreibung Der getreue Dolmetscher (1756) [in Deutschland nicht zu ermitteln] 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Der getreue Dolmetscher o.O. 1756 [in Deutschland nicht zu ermitteln] 3.1.2. Sonstige Werke nicht zu ermitteln 3.2. Sekundärliteraur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk nicht zu ermitteln 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie Schröder: Annaks IV, 71 Nr. 223. -Schröder: ffamburgische Schriftsteller V [Gräßel (1., 3.)]

MÄZKE, ABRAHAM [GOTTHELF] 1. Biographie * 1741 Freystadt südöstl. Nürnberg t (nach 1797) M. besuchte, wie aus der Vorrede zu den Grammatischen Abhandlungen (1776) ersichtlich ist, das Gymnasium seines Geburtsortes Freystadt. Bereits als Gymnasiast versuchte er sich auf dem Gebiet der dt. Sprachlehre und entwarf in Gegen position zu —»Gottsched (1758) einige Deklinationstabellen (s. Drei Declmaiionen (1777): [166]), Mit hypochondrischer Akribie beschreibt M.

in der Vorrede zu den Grammatischen Abhandlungen den Zusammenhang zwischen seinen gramm. Studien und seinen Krankheiten. Fortwährende Kränklichkeit verzögerte zunächst auch den Beginn seines Universitätsstudiums. Er studierte offensichtlich Theologie, da er sich als Kandidat des Predigtamtes bezeichnet und auf eine Dorfpfarrei hoffte (Grammatische Abhandlungen. S. 11), die ihm Zeit ließe für die Ausarbeitung seiner Grammatik. Nach Abschluß seines Studiums war M. in verschiedenen Familien als Hauslehrer tätig (Grammatische Abhandlungen, S. 10). Bevor er 1776 Rektor der ev. Schule zu Landeshut (Kamienna Gora, Woiwodschaft Breslau/Polen) in Niederschlesien wurde, arbeitete er als Lehrer am Waisenhaus in Bunzlau, Niederschlesien (Boleslawiec, Woiwodschaft Breslau/Polen). 1786 legte er die Stelle des Rektors nieder und privatisierte von da ab zu Winzig in Schlesien (Hamberger/Meusel V: 12); nach Jellinek (I: 270) lebte er dort noch bis 1797. Danach gibt es keine weiteren Nachrichten von M, 2. Werkbeschreibung Bis auf marginale kleinere Aufsätze ist M.s gesamtes Schaffen gramm. Fragen gewidmet. Orthographie und Etymologie stellen seine Hauptinteressensgebiete dar, und sämtliche Arbeiten umkreisen Probleme aus diesen für M. eng verknüpften Bereichen. 2.1. Grammatische Abhandlungen über die Deutsche Sprache (1776) In den Grammatischen Abhandlungen von 1776 spricht M. des Öfteren von seiner 'vollständigen deutschen Grammatik', auch kennzeichnet er einzelne Abschnitte der Abhandlungen als Teile des Manuskripts dieser Grammatik - beispielsweise die allgemeinen Ausführungen über 'Natur und Vollkommenheit' der Zeichen (S. 37-45) -, doch im Druck erschienen weder die Grammatik noch der 2. Band der Grammatischen Abhandlungen, dessen Inhalt er in der Vorrede des l, Bandes skizziert. Vorgesehen waren die Abhandlungen: 5. „Von dem Tone in zusammgesetzten Wörtern", 6. „Von der Silbentheilung", 7. „Von der Ableitungssilbe ig" und 8. „Von der Bildung der einfachen Zeiten". Die Überlegungen zu den für den 2, Band der

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Abhandlungen vorgesehenen Aufsätzen fanden zum Teil Eingang in M.s spätere Schriften: Versuch in Deutschen Wörterfamilien (1779) und lieber teuiscke Wörter-Familien und Rechtschreibung (1780). Die Zusammenfassung zu einem System aber, das anvisierte Ziel seiner Grammatik; „meine Deutsche Sprachlehre sollte ein System werden, womit die allgemeine [Sprachlehre] verbunden wäre" (Gramm, Abk., S. 10), erfolgte nie. Die Grammatischen Abhandlungen gliedern sich folgendermaßen: nach der Dedikation (S. 3) - sie vermittelt, da sie an die um die „deutsche Nation und deren Sprache verdientesten Männer" gerichtet ist („Adelung, Büsching, Denst, Feibiger, Fulda, Heinze, Klopstokk, Leßing, Bernhard aus Nordalbingien [= Basedow], Ramler"), einen aufschlußreichen Blick auf M.s eigenen Standort - und der Vorrede (S. 5-29), folgen die Abschnitte: „Der Sprachsaz" (S. 1-22), „Allgemeine Grundsäze der Rechtschreibung einzelner Wörter" (S. 23108; verfaßt ca. 1761). „Von den Buchstaben b, d, g und h, und ihrem richtigen Gebrauch im Sprechen und Schreiben; oder über den Schleiffungssaz überhaupt" (S. 109-198) und „Vom Accent unt deßen richtiger Bezeichnung durch die Schrift" (S. 199-550). Bereits eine rein quantitative Abschätzung ergibt, daß M. den Schwerpunkt auf die 4. Abh. „Vom Accent" legt und so nimmt es nicht wunder, daß M. die Abhandlungen I und II nur ais Vorstudien zu III und IV. verstanden wissen will. Innerhalb der 4, Abh. ortet M. die Quintessenz seiner Überlegungen (§§ 1318), wobei diese Zusammenfassung des Gesamtresultats noch immer sehr umfangreich ausfallt (S. 367-514!). Insofern M. in diesem 4. Abschnitt die „Grundsätze der neuen Schreibart", seinen Vorschlag zu einer Orthographiercform, in praxi demonstriert und detaillierte Regeln für die Durchführung liefert, trifft seine eigene Werkcharakterisierung wohl zu, es gilt aber festzuhalten, daß die Grundideen und Prinzipien eher in den vorangehenden Abhandlungen aufzufinden sind. In dem Wust von Einzelfragen, die M. m extenso diskutiert - leider zu Recht konstatiert Jellinek (I: 271) 'geschwätzige' Breite - sind die Linien der Argumentation nicht immer leicht zu finden. M. selbst urteilt - dies demon-

striert den Anspruch und liefert zugleich einen Begriff von seiner Schreibart: „Eß ist war, daß meihne Schreibregeln von deehr richtigen Bezeichnung des Accents, simlich wcitläufftig ... ausgefallen sint. Allein man bedenke, daß iich sih mitt ihren Gründen vorgetragen ... daß eß lauter allgemeihne Regeln ohne eigensinnige Ausname sint, daß iich auch viles dahbeih mittgenommen, wahs nicht eigentlich zum Accent ... gehört, wih denn dihser § [13] fast dih ganze Rechtschreibung enthalt" (S. 394). Kennzeichnend für M.s Schreibsystem ist die abundante Verwendung von h aus etymologischen Gründen (cf. Jellinek I: 289, „pseudoetymologisches h") obwohl er mit den auf phonetische Prinzipien rekurrierenden Reformern (—*Klopstock, —»Hemmer, —*Nast, ^Hübner) in der Verwerfung des h als Dehnungszeichen übereinstimmt (hei Jellinek I: 288 ff. ein guter Überblick über die technischen Aspekte der Reformvorschläge). Die klarste Darstellung der Prinzipien von M.s Orthographiereform findet sich in der 2. Abhandlung: „Allgemeine Grundsäze der Rechtschreibung" (cf. Jellinek I: 301 ff.; II: 65 ff.). Hier formuliert M, die These vorn Primat des Sprachgebrauchs (S, 26), hier zeigt er wie sein hervorgehobenes gramm. Prinzip der Analogie zum einen auf der Beobachtung allgemeiner Regeln des Gebrauchs gründet, zum anderen in Einzelfällen gerade die 'Verbesserung' von bestimmten Gebrauchsweisen - „Einförmigkeit" der Schreibart wird gefordert - rechtfertigen kann, hier führt er auch die Etymologie als drittes Prinzip der Rechtschreibung - neben Aussprache und Analogie - ein, jenes Prinzip, das die Rechtschreibung seiner Auffassung nach „zur Wissenschaft" erhebt (Etymologie bedeutet in diesem Zusammenhang auch bei M. nicht den Rekurs auf hist. Sprachentwicklung, sondern zielt ab auf das Stammprinzip auf synchroner Ebene; das etym. Prinzip interferiert also stark mit dem Analogieprinzip). Der 'Schreibgebrauch1 - M. unterscheidet genau zwischen Sprach- und Schreibgebrauch (vgl. Gramm. Abh. S. 28) - zählt nicht als eigenes Prinzip. Er folgt, nach M. in aller Regel der Aussprache, was. wie M. betont, im Wesen der Schrift begründet ist, und für zahlreiche Fälle, die diesem Ideal entgegenstehen, läßt sich nach M. zeigen, daß sie sich aus

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dem etyrn. Prinzip erklären. Allgemein gilt freilich, daß das Etymologieprinzip der Aussprache als regula generalis nachgeordnet ist: „Schreib ,., die Wörter nach ihrer Etymologie ... so lange es nur nicht wider die allgemeine und bäßere Aussprache ist" (S. 108). Bemerkenswert ist, daß M, - und hierin geht er weiter als die meisten Orthographiereformer - wegen des Grundsatzes, daß „die Sprache so vieierley Buchstaben haben [muß] als sie verschiedene einfache Laute hat" (S, 49), neue einfache Zeichen einführen will, wie z.B. für den palatalen und velaren Nasal (cf. Jellinek I: 292). Die dritte Abhandlung „Von den Buchstaben b, d, g und h ... oder über den Schleiffungssaz" {S. 109-198) verdeutlicht am konkreten Fall, wie Analogie und Etymologie die Schreibart eines Wortes bestimmen. Der 'Schleiffungssaz', ein auf einem allgemeinen Sprachgesetz beruhender „Satz der Orthoepie", besagt laut M., daß, „[da] uns die Natur lehrt, nie anders still zu halten, als wo es der Verstand mit sich bringt; ... wir die Endmitlauter der vorhergehenden Silbe zu der folgenden so viel möglich verbinden, oder wie ich sage schleiffen [müssen]" (S. 165). Die Schlußkonsonanten von M,s Grundsilben werden folglich in der Aussprache der nächsten Silbe verbunden und von daher rechtfertigt sich über Etymologie und Analogie beispielsweise die der Aussprache nicht entsprechende Schreibung 'Leib', 'Tod1, 'Rad', wegen der allgemeinen Aussprache bei „im Tode", 'die Leiber' etc. In der l, Abhandlung „Der Sprachsaz" (S, 1-22) - den Titel wählte M., weil der darin formulierte Grundsatz von fundamentaler Bedeutung für jede Beschäftigung mit Sprache sei - klärt M, den seiner Ansicht nach wichtigsten grammatikalischen Terminus überhaupt, den der „Grundsilbe'1. Ganz richtig resümiert —t-Stosch in der Allgemeinen Deutschen Bibliothek (1777): „Diesen Sprachsatz hält der V. für den Schlüssel zu allen Geheimnissen unserer buchstäblichen Etymologie, unserer Rechtschreibung und Prosodie, und insofern für den Schlüssel zu allen Regeln seiner Grammatik". (Allg. DL Bibl.S.217). Der „Sprachsatz" besagt, daß in der dt, Sprache - M. betont allerdings auch die allgemeine Geltung für alle Sprachen - jedes nicht zusammenge-

setzte Wort genau eine Grundsilbe hat; „und ein Wort ist so oft zusammengesetzt, so viele Grundsilben es in demselben hat" (S. 12 f.). Die Grundsilbe bestimmt M. durch Enumeration der Silben, die keine Grundsilben darstellen. „Die Silbe eines jeden Wortes", so beginnt M., ist eine „folgender Vorsilben, ... folgende(r) Endsilben [oder] folgende(r) Ableitungssilben" (S. 5-10), wobei jeweils eine Aufzählung der entsprechenden Silben erfolgt, und er schließt: Jede andere Silbe nenn ich die Grundsilbe" (S. 10). Die Bedeutung dieses 'Sprachsatzes' für M,s Orthographiesystern liegt, vor allem wegen des Etymologieprinzips, auf der Hand. Verschiedene Anmerkungen zur Wortbildung weisen daneben auf die grundlegende Bedeutung für M,s Überlegungen im Bereich der Lexikographie. 2.2. Drei Declinationen der Deutschen ffsupt Nennwörter (1777) Diese Arbeit geht zurück auf M .s Gymnasialund Studienzeit (1759) und wurde von M. als Programmschrift inhaltlich unverändert vorgelegt. Auf knapp sieben Seiten - beigefügt ist noch eine Tabelle der Paradigmen - legt M, sein auf die Verschiedenheit der Singularflexion gegründetes (Jellinek II: 235) Deklinationssystem dar. M. setzt drei Deklinationsklassen an, wovon die erste die Maskulina und Neutra auf-er, ~el und -en umfaßt, die zweite „alle die übrigen Masculina und Neutra" und die dritte alle Feminia. Die M.sehe Systematisierung stellt wohl kaum eine adäquate Strukturbeschreibung dar und es ist bezeichnend, daß sich ein Einfluß M.s gerade bei Stosch festmachen läßt (cf. Jellinek II: 236f.), der im Grunde das Deklinationsklassenprinzip aufgibt. 2.3. Versuch in Deutschen WörterFamiken (1779) M, kennzeichnet diese Arbeit ab ,,Beilage" zu der Preisschrift, die er in Beantwortung der Frage nach der besten Einrichtung eines dt. Wörterbuches verfaßte. Dieser Arbeit, sie erschien offenbar nicht im Druck, wurde 'das Accessit zuerkannt' (S. V, Vorr.). Im Vorwort (S. VII-LI) liefert M. nochmals einen Abriß seines Plans zur Einrichtung eines Wörterbuchs und verdeutlicht daneben die Prinzipien seiner Schreibart. Für einen

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Aufbau des Wörterbuchs nach Wörterfamilien, d.h. eine tabellenartige Anführung aller Wörter, die von einem Stammwort herkommen, spricht nach M., daß dadurch nicht nur die Verwandtschaft der Wörter untereinander ersichtlich wird, sondern auch deren Abstammung - Stamrnwörter sind nach M. historisch zu definieren als die ältesten einsilbigen Wörter (Stammsilbe als Gegenbegriff zur Gmndsilbe s.o.). Bei der Ausarbeitung der Wörterfamilie spielt jedoch auch der systematische Gesichtspunkt eine Rolle, so daß in der „Ahrt der Abstammung" die granim. Struktur mit angezeigt wird, worin M. einen weiteren Vorzug seines Systems sieht, Als ausgearbeitetes Beispiel für die Einrichtung seines dt. Wörterbuchs gibt M. die „Wörterfamilie von Machen" (S. 1-89). Im Anschluß daran legt er in einer „Ahrt Nachrede" zu dieser Wörterfamilie: „lieber das etymologische h" (S, 89-112) die Prinzipien seiner Rechtschreibung im Zusammenhang mit seiner Lehre von der „Grundsilbe" und vom „Schleiffungssatz" (s.o. zu Gramm. Abk. l u. III) dar. Auf den Seiten 113-118 liefert M, dann mit der „Grundlinie der WörterFamilie von M und N" eine tabellenartige Übersicht der unter diesen Buchstaben abzuhandelnden Wörterfamilien und beschließt diesen Versuch in Deutschen Wörtcrfamilic mit einem weiteren ausgearbeiteten Beispiel einer Wörterfamilie, die „Wörterfamilie von Machen und in Sonderheit Hoch"(S. 119-158). Das 'Titelwort' - so nennt M. die Wörter, die einen eigenen Eintrag im Wörterbuch haben „hachen" erklärt sich aus M.s Auffassung, daß zumeist Verben die Stammwörter von Substantiven sind, da letztere häufig abstraktere Inhalte bezeichnen. Die Einrichtung dieses Werks zeigt, ähnlich wie die Grammai. Abhandlungen, deutlich den System willen M.s und enthüllt gleichzeitig den Zufälligkeitscharakter des exemplarisch Dargebotenen. Die Liste der Subskribenten seines Versuchs tn Worterfamihen weitere Ausarbeitungen von einzelnen Wörterfarnilien sollten folgen - enthält illustre Namen - u.a. —»Aichinger, —»Anton, —»Fulda, —»Garve, —>Rüdiger, Zippe! und —fEnkelmann - und verdeutlicht das Interesse, das von der Fachwelt diesem lexikographischen Versuch entgegengebracht wurde.

2.4.

Uebcr teuische WörterFamilien und Rechtschreibung (1780) [vorh. in Österr. NB Wien und ÜB Wien, jedoch nicht vcrleihbar] M. verbessert hier sein Prinzip der Rechtschreibung und nimmt einzelne Veränderungen vor, die der Kritik Fuldas und Adelungs Rechnung tragen; insonderheit setzt er sich hier mit Klopstock Orthographic-reform auseinander (cf. Jellinek I: 271; 289ff.)· 2.5, Deutsche Kunstwörter in einem kurzen System (1782) Auf eine aufschlußreiche Widmung an Aichinger, Anton [höchstwahrscheinlich Karl Gottlob von Anton], Denst [verbreitete Nebenform für —-Deust], N äst, Rüdiger und Stosch folgt ein separat gezähltes Vorwort, das trotz der Neigung des Autors, „zu einem kleinen Buch eine kleine Vorrede zu machen", 27 Seiten umfaßt. Entsprechend breit mit deutlicher Tendenz zur „Geschwätzigkeit" (vgl, Jellinek I: 271) erläutert M. „Veranlassung, Absicht, Nuzen [!] und Gebrauch" seines Versuchs, die dt. Sprachlehre mit dt. Terminologie auszustatten. Nur eine gemeinsame Fachsprache könne „Lücht und Ord'nung" (S. XXI) in eine Wissenschaft bringen, die darin noch weit hinter anderen Fächern zurückstehe. Im Laufe seiner jahrzehntelangen, letztlich aber erfolglosen Bemühungen, selbst eine Sprachlehre des Deutschen zu verfassen (vgl. auch 2,1.), war M. zunächst geneigt, in dieser allgemein anerkannte lat. Termini beizubehalten. Nach mehreren Zwischenstadien, die eine lat,-dt. gemischte Terminologie bzw. an —»Gottsched orientierte Kunstwörter vorsahen, gelangt M, zur Ansicht, daß dringender als eine neue Sprachlehre eine an einem „ganzen Grammatischen System" (S. VI) ausgerichtete Theorie von den Kunstwörtern (s. Zwischentitel in 3.1.1.) mit praktischer Anwendung sei. Aus mehreren 1780 verfaßten, jedoch offenbar nicht publizierten Schulprograrnmen zusammengestellt, resultierte schließlich das vorliegende Buch, das als Leitfaden für sprachinteressierte Laien, Lehrer und „Sprachforscher ... von Profession" (S. X; XIV) und als Erlösung von der für den Unterricht des Deutschen inadäquaten lat. Sprachlehre (z.B. von Joachim Lange) gedacht ist. Nach eingehender Auflistung der

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Mängel solchen Vorgehens (S. X-XII) geht M. zur Auseinandersetzung mit Johann Christoph Adelung über, dem er auf den S. XVIIXXXI nach einer „Kleinen Probe" auf S. XIII trotz der dortigen Beteuerung, ihn nicht rezensieren zu wollen, eine umfangreiche, durch Petit-Druck hervorgehobene Rezension widmet. Darin verteidigt er sowohl eigene Ansätze als auch die anderer Forscher gegen den Vorwurf Adelungs, kein einziger Sprachforscher vor ihm habe „aus dem Wesen unserer Sprache" (S. XVIII) selbst geschöpft. Die z.T. sehr detaillierte gramm, und terminologische Auseinandersetzung läßt insgesamt allerdings eine grundsätzliche Verstimmung M.s darüber erkennen, daß der „große" Adelung trotz zeitweiligen intensiven Briefwechsels mit M. von dessen Anregungen nur wenige aufgenommen hat. Das Vorwort schließt mit den üblichen Bescheiden hei tstopoi und Bitten an den Leser. Nach einer Art Einleitung, die bekannte Argumente wiederholt (S. [l]-4), kommt M. auf den S. 4-25 zu seiner Theorie von den Kunstwörtern, deren Zusatz in Sonderheit von den Grammaitischen erkennen läßt, daß M. in diesem Teil wie auch im späteren System (S. 25-82) auf einen sprachübergreifenden Ansatz abzielt. In drei Hauptabschnitten (S. 49; 9-21; 21-24), die intern noch weiter untergliedert sind, stellt er nach einer allgemeinen, auf die kommunikativen Funktionen Ökonomie und Prägnanz abgestellten Definition für Kunstwort und dt. Kunstwort (S. 4: „Deutsch ..., Deutschen Ursprungs oder doch Deutsch ähnlich") Kriterien für die Prägung auf. Zur l:l-Entsprechung von Begriff und Terminus kommen als Spezifizierungen Hinlänglichkeit (S. 5), Verschiedenheit (S. 5f.), Bestimmtheit (S. 7) und Angemessenheit (S. 8f.) hinzu, wobei sich die Merkmale allerdings z.T. beträchtlich überschneiden, Verständlichkeit als 2. Hauptkriterium (S, 9 f.) wird näher bestimmt durch Adäquatheit (S. 11-14; Sprachadäquat S. 17-19) und Erkennbarkeit (S. 19-21). Kürze, das 3. Hauptkriterium, (S. 21 f.) ist subklassinzierc nach „Fügiichkeit" und Wohlklang (S. 22-24), wobei unter ersterem die Brauchbarkeit des Kunstworts „in alle mög'lige [!] Constructionen" (S. 22) verstanden wird, auf die der Autor äußersten Wert legt. Die theoretischen

Ausführungen stützt M. mit zahlr. eigenen und fremden Prägungen und mischt z.T. recht breite gramm. Erörterungen unter, obwohl diese an sich für den erst folgenden Teil vorgesehen waren. Der mit Zwischentitel ausgewiesene Abschnitt Grammattiscke Kunstwörter selbst in einem kurzen System stellt einleitend zum wiederholten Mal klar, daß M. von den vier klassischen Teilen der Sprachlehre (S. 25: Sprechvng = Orthoepie; Bildung = Etymologie; Fügung — Syntax; Schreibung — Orthographie) nur Etymologie und Syntax behandeln will, weil die ausgelassenen Teile grammatikologisch und terminologisch zu wenig entwickelt seien, um sie in einem kurzen Abriß behandeln zu können. Die ca. 40 S, starke Etymologie teilt die Wörter „in Absicht ihrer Begriffe" (S. 26) ein in die neun Redeteile Haubtnennwörter [Substantiv], Beinennwörter [Adjektiv], Nebennennwörter [Artikel], Stiefnennwörier [Pronomen], Zeitwörter, Beiwörter [Adverb], Umstandswörter [Präposition], Fügwörter [Konjunktion] und Füllwörter [Interjektion], Im Anschluß an deren semantische, syntaktische und/oder formal motivierten Definitionen gibt sie z.T. extrem detaillierte und - durch die Kurzform bedingt - komprimierte Subklassifizierungen mit bisweilen kaum nachvollziehbarer dt. Terminologie (z.B. S. 53 Ehiezigkcit für Imperfekt), die allerdings doch auch das Bemühen des Autors zeigen, ein wirklich umfassendes und systematisches Netz gramrn. Termini zu knüpfen. Neben Traditionellem (S. 33 f. 5-Kasus-System mit beachtlichen Bemerkungen zu analytischen Kasus) findet sich auch Außergewöhnliches, z.B. S. 39 f. die semantisch motivierte Unterteilung des Artikels in 11 Subklassen). Der als Fügung titulierte Teil auf den S. 67-82 behandelt nach relativ breiten Ausführungen mit eher rhetorischem Gehalt (z.B. S. 69 Stilebenen; S. 73 Tropen) ab S. 74 einigermaßen konzentriert den Bau der „Periode" als „eigentliches Gebiet der Sprachlehre" und bestimmt auf den S. 74-80 hauptsächlich die wichtigsten syntaktischen Funktionen mit den bekannt eigenen Prägungen (z.B. S. 75 Ding'kr für Subjekt) und auf S. 80-82 die Wortordnung. Zwar ist auch dieser Teil analog zur Etymologie mit Beispielen angcrci-

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chert, doch reicht die Kraft M.s zum Schluß unübersehbar nur mehr zur terminologischen Ausstattung des Kurzen Systems, ohne daß - wie noch in der Etymologie - gramm. und terminologische Systematisierung sich in etwa die Waage halten. Insgesamt gesehen zeichnet M.s Versuch noch am ehesten die rege Diskussion mit Ansätzen anderer Forscher aus, die allerdings nicht immer glücklich in ein auf Kürze bedachtes Buch integriert äst. Neben den schon erwähnten Adehmg und Gottsched setzt sich M. z.T. eingehend auseinander mit —'Heynatz (S. 3 u.o.), Klopst-ock (S, 2 u.ö,), Fulda (S. 5 U.Q.), Enkelmann (unter dessen Pseudonym Lignet S. 7 u.ö,), Christian —Wolff (S. 9), —fBärmann (S. 10 u.ö.), —Clemann (S. 15), —Basedow (S. 21 u.ö.), ->Vorsatz (S. 23 u.ö.), -»Hemmer (S. XIV, 26 u.ö.), Aichinger (S. 33 u.Ö.), -»-Popowitsch (S. 41), -vHeinze (S. 42), -^Bob (S. 48), Bödiker (S. 59), Nast (S. 60) und —Schelier (S. 68). Wie Teile des Nachtrags (S. 83 Korrekturen zu angeblichen Positionen von Heynatz und Klopstock) zeigen, hat M.s Versuch zumindest aktuelle Resonanz gefunden. Sie hat aber anscheinend nicht lange angehalten, denn der thematisch fast identische Versuck einer genauem Bestimmung und Verdeutschung der für unsere Sprachlehre gehörigen Kunstwörter (1804) von —Campe berücksichtigt weder M.s System noch dessen Ver den tsc hu n gs vorschlage. 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werke Grammatische Abhandlungen über dte Deutsche Sprache von Abraham Gotthelf Mäzken, Lehrer am Waisenhause zu Bunzlau. Erster Band. [Mehr nicht erschienen] Breßlau: bei Johann Ernst Meyern 1776. [29], [1].550,[10] S. 17,6cm [S. [2] teer; S. [3]-[4]: Widmung, s. 2.1.; S. [5],6-29: Vorrede; [l] S.: Jnhali des ehrsten [!] Bandes, Nachricht an den Buchbinder. - S. [1]: Zwischentitel: Ehrste Abhandlung, Der Spracksaz [!]; S. [2]-[4]: Vorerinnerung: S. [5],6-22: Text l, Abb., 2 Abschnitte. - S. [23]: Zwischentitel: Zweite Abhandlung, Allgemeine Grundsäze der Rechtschreibung einzelner Wörter', S, [24]: Vor-

erinnerung \ S. [25],26-108: Text, 2, Abb., insgesamt 9 §§. - S. [109]: Zwischentitel: Dritte Abhandlung, von den Buchstaben b, dt g und h, und ihrem richtigen Gebrauch im Sprechen und Schreiben; oder über den Schleiffungssaz überhaupt; S. [110]: Vorerinnerung; S. [111][112]: /j^aft; S. [113],114-198: Text, 3. Abb., insgesamt 21 Abschnitte. - S. [199]: Zwischentitel: Vierte Abhandlung, Vom Accent, unt [!] deßen richtiger Bezeichnung durch die Schrift; S, [200]-[202]: Vorerinnerung; S. [203]-[204]: Jnhalt; S. [205];206-550: Text, 4. Abb., insgesamt XVIII §§. - [10] S.: Verbäßerungen] [aus 23: Herzog August Bibl, Wolfenbüttel; Sign.: Ko 254] Abraham Gotthelff Mäzkens, Rektors der Schule zu Landeshut [i], Drei Declinationen der Deutschen HauptNennwÖrter oder Substantive; zu Erläuterung seiner auf einen besondern Bogen abgedrukkten Declinations=Tabeile; so, wie er sie den 13ten März nTH. m einem SchulProgramm vorgetragen. [Vign,] Schweidnitz: gedrukt mit Müllerischen Schriften (1777?). [8] S. l Falttafel. 21,2cm [S, [2]-[8]: Text, 3 Deklinationen. - l Falttafel: Declinaiions=Tabelle der Substantive] - der Arbeit vorgebunden: ders.: Versuch in Deutschen WörterFamilien, s.u. [aus 29: ÜB Erlangen-Nürnberg; Sign.. St.B. J 1625] Abraham Gotthelff Mäzkens, Rektors der Evangelischen Schule zu Landeshut, Versuch in Deutschen Wörter Familien, nebst einer orthographischen Abhandlung vom etymologischen oder Dienst—h. [Vign.] Breßlau [Breslau]: bei Johann Fridrich Korn 1779. LI,[5],158 S. 22cm [S. [2] leer; S. [3]: Widmung an einen Kdelmann bei Gehna, der einen Preis von tausend Floren auf die Frage gese2i [!]: Wie ein D, Wörterbuch auf das vorteilhafteste einzurichten sei; S. [4] leer; S. [5]-[6]: Widmung an die Universitäten und gelehrten Gesellschafften, die bei Beurteilung der in dieser Absicht verfertigten Abhandlungen, der seinigen das Accessit zuzuerkennen gewürdigt haben; S. [VIIj.VHI-LI: Vorrede; S. [lj[4]: Verbesserungen; S. [4]-[5]: Verzeichmß der Subscribenien, - S. [1]: Zwischentitel:

Majober

Wörter Familie von Machen; S. [2] leer; S. [3],4-89: Text, - S, 89-113: /; Ucker das etymologische h, -S. 113-118: II) Grundlinie der WörierFamilie M; N. - S, [119]: Zwischentitel: WörterFamitie von Hacken und in Sonderheit Hock: S. [120],[121],122-158: Text] [aus 12: Bayer. SB München; Sign.: L. germ. 19 *] [dasselbe aus 29: ÜB Erlangen-Nürnberg; Sign.: St.B. J 1625, jedoch nur 21,2cm - angebunden ders.: Drei Declinationen der Deutschen HauptNennwörter, s.o.] Ueber teutsche Wörter Familien und Rechtschreibung, Züliichau 1780 [vorn, in Österr. NB Wien und ÜB Wien, jedoch nicht verleihbar] Abraham GotthelfF Mäzkens Grammattische [!] Deutsche Kunstwörter in einem kurzen System. [Vign.: M]. Erster Teil, Der nebst einer Theorie über die Kunstwörter die aus der Bildung und Fugung enthaltt [!]. Dessau; in der Buchhandlung der Gelehrten 1782. XXXI,88 S. 16,9cm [Mehr nicht erschienen?] [S. [2] leer; S. [3]: Widmung den Freunden und Gönnern Aichmger in Sulzbach, Anton in Görlitz, Denst in Kolzig, Nast in Stuttgart, Rüdiger in Halle, Stosch in Lüdersdorf; S. [4] leer; S. [V],VI-XXXI: Vorrede. - S, [l],2-82: Text, darin: S. 4-25: /. Theorie von den Kunstwörtern, und in Sonderheit von den Grammattischen-, S, 25-82: //. Gmmmattischc Kunstwörter selbst in einem kurzen System, darin: B. zur Bildung (S. 26-67), C. Zur Fügung (S, 67-82) [A, Sprechung und D. Schreibung werden nicht behandelt]. - S. 8288: Nachtrag] [aus 12: Bayer. SB München; Sign.: L. germ. 164 (1] 3.1.2. Sonstige Werke Programm von dem grossen Schaden, der aus dem unordentlichen Schulgehen für die Schüler entstehet (1777) - Ueber Komödie, Tragödie und Schauspiel, in: Provinziatblätttr (Dessau 1782) 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk Adelung: Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches der hoch-

deutschen Mundart (1786), Vorrede zum 4. Teil. - Jellinek I, II (s. Reg.)· - [Stosch] Rez. zu Grammatische Abhandlungen, in: Allgemeine Deutsche Bibliothek (1777) 32: 215223. 3.2,2. Literatur zur Biographie; Bibliographie GV 1700-1910 Bd 94: 4. - Hamberger/Meuael V: 12-13, - NUC pre-1956 Bd 354: 666 [Dobnig-Jülch (2,5.); Kotier (3.); Rauscher (2.1.-2.4.); Uppendahl (1.)]

MAJOBER, N. 1. Biographie Über M.s Leben konnten keinerlei Daten ermittelt werden. 2. Werkbeschreibung 2.1. Ntue praktische italienische Sprachlehre, 2 Bde (1799) [vorh. in Stätni Knihorna Praha (SB Prag), Tschech, Republik, jedoch nicht verleihbar] 2.2. Ausführliche Lateinische Sprachlehre (181 l ) f [vorh, in Stdtni Knihorna Praha (SB Prag), Tschech. Republik, jedoch nicht verleihbar] 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Neue praktische italienische Sprachlehre, 2 Bde Prag: Neureuther 1799 Band I auch u.d.T. - Praktische Einleitung zur italienischen Sprache, die für Jeden sehr faßlich ist, Prag 1799, 417 S. Band II auch u.d.T. - Uebersetzungsübungen für diejenigen, welche die italienische Sprache gründlich erlernen wollen. Prag 1799, 247 S. [vorh. in Stätni Knihorna Praha (SB Prag), Tschech. Republik unter der Sign,: 45 D 27/l,2,(45 G 39/2), jedoch nicht verleihbar] Ausführliche Lateinische Sprachlehre mit praktischen Hebungen Prag 1811

Mangelsdorf

[vorfa. in Stätni Knihorna Praha (SB Prag), nicht verleihbar] 3.2, Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk nicht, zu ermitteln 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie G V 1700-1910 Bd 92: 177. - Schröder Annaks IV: 363 Nr. 1281/1282 [Gräflel(l.,3)] MANGELSDORF, KARL EHREGOTT 1, Biographie * 16.5.1748 Dresden/Sachsen t 28.8,1802 Königsberg (Kaliningrad)/Rußland M. studierte zunächst fünf Jahre auf der im 16. Jh. in einem ehemaligen Zisterzienserkloster gegründeten Fürsten- und Gelehrtenschule in Schulpforta (7 km südwestl. Naumburg/Sachsen-Anhalt), danach drei Jahre in Leipzig und Halle/Saale. In Halle wurde er 1770 Magister und hielt dort ab diesem Zeitpunkt als Privatlehrer Vorlesungen über Geschichte und alte Literatur. In dieser Zeit trat er mit —»Basedow in Verbindung, dessen Elementarbuch er übersetzte. Bis 1777 war er als Lehrer am Phüantropin in Dessau tätig, ging dann aber wieder als Privatdozent nach Halle zurück. 1782 wurde er vom Minister von Zedlitz fast gegen seinen Willen als Prof, der Beredsamkeit und Geschichte nach Königsberg geschickt, wo er bis zu seinem Tode blieb. M, entfaltete in seinem Leben eine rege schriftstellerische Tätigkeit. Neben seinen in 2. angeführten Werken publizierte er v. a. Arbeiten zur Geschichte, verfaßte einige Lobreden, z.B. auf Friedrich I. von Preußen, Friedrich II. von Preußen, und veröffentlichte zahlr, Rezensionen in der Höllischen Gelehrten Zeitung, in der Bibliothek der schonen Wissenschaften (—*Klotz), im Schirachischen Magazin sowie in der Gelehrten Zeitung fürs Frauenzimmer. 2. 'Werkbeschreibung 2.1. Scholae philantroptcae liber provocabularis Cellerianus (1776) [in Deutschland nicht zu ermitteln]

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2.2. Lexicon laiinae lingvae (1777) Im Vorwort expliziert Fr. W. —*Reiz das Zustandekommen des Wörterbuchs: M. habe es während seines Studiums in Leipzig erstellt, hauptsächlich unter Verwendung von —»Gesners Thesaur-us; da M. es nicht selbst überarbeiten konnte, delegierte er die Korrektur- und Redaktionsarbeiten an Reiz. Die publizierte Fassung ist, daher eine Gemeinschaftsproduktion, Was die im Titel bereits angesprochene ratio nova betriff t, ist damit einerseits die morphologische Anordnung der Lemmata gemeint, andererseits auch die Zusammenstellung in thematisch zusammengehörige Gruppen. Im ersten Teil (S. [1]-2ÖO; zweisp,) werden 47 Präpositionen mit ihren jeweiligen Derivativa und Komposita (vornehmlich Verben) erklärt, im Hauptteil (S. 200-913, zweisp.) sind es dagegen in der Hauptsache Substantive und Adjektive, die hier, zusammengefaßt in 21 Sachgebiete (z.B. de caelo, de aere, de igne, de aqua, de terra, de homine)l verzeichnet sind. Die Hauptlemmata sind in Majuskeln gedruckt, die Bedeutungserklärungen kursiv, die Beispiele u.a. gerade (ebenso wie die nach dem Haupteintrag folgenden Ableitungen und Zusammensetzungen, selbst wenn diese einen eigenen Eintrag haben). Als Beschreibungssprache dient das Latein, nur in Sonderfällen (fachspezifische Ausdrücke etc.) wird eine dt. Übersetzung beigcgcbcn: z.B. „CLUPEA. Strömling" (S. 261). Den Schluß des Lexikons bilden Supplemente (S. 914-1024, zweisp.), eine kurze rörn, Literaturgeschichte (S. 1025-1048) sowie ein alphabet. Wonindex (237 S.), 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss, Werk Scholae ptiilanthropicae hber provocabulans Ccllarianus; redactis ad enuntiaia laiina primilivis c.um denvatis; annezis grammaiices rheforicesqiie praecepiis ad plerorumque usum sufficientibus. Dessau 1776 [in Deiitschland nicht zu ermitteln] Libri eiementans pars prima, s. prima educationis elemenia tradita a Bernhardo Basedovio, in Latinum sermoriem translata. - Pars III. Halle 1772

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Selecia capita ex scriptoribus antiquis laiinis, in usum scholarum, cum indice, verborum difficiliorum. Halle 1779 Car. Ehregot [!] Mangelsdorfii Lexicon Hngvae nova ratione digestvm additis ervdiiorvm virorvm observationibvs circa pvritatem et cvltvm elocvtionis, Cvm praefatione Friderici Volgangi [!] Reizii Professoris Lipsiensts, [Motto] Lipsiae [Leipzig]: apvd lacobaeeros pattern et filivm ... [1777]. [18] ,1048, [238] S. 20cm [Titelblatt - außer Motto - ganz in Majuskeln] [S. [2] leer; S. [3], [5]: gewidmet Francisco Co,· rolo Kressl, libero ßaroni de Qvaltenberg, ..., Toparchae in Wirbitsckav et Trzebvschin ...', S. [6] leer; S. [7]- [l 2]; Vorrede von Reiz: Fridertcvs Volgangvs Reizivs s.d. lectori; 5. [13][18]: Inhalt: De Lexici hvivs partibvs. Tfibvla praepositionvm et classicis, zweisp. - S. [1],2200: De praepositionibvs, zweisp. , behandelt 47 Präpositionen. -S. 200-913: Classis prima. De caelo. [- Classis vicesima prima. Lvdicra], zweisp., 21 Sachgebiete. - S. 9 14- 1 024: Svpplementa, alphabet., zweisp, - S. 1025-1048: Qvaivor [ ] Imgvae iaiinae aetates earvmqve scriptores, zweisp. - [237] S. Index, alphabet., zweisp.; [1] S, Druckfehler und Nachricht an die Buchender} [aus 384: ÜB Augsburg; Sign.: BC 1030 M 277] 3.1.2. Sonstige Werke Schriften zur dt. und europ. Geschichte, zum Erziehung« wesen; Gedichte, Anekdoten und Erzählungen 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk nicht zu ermitteln 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie DBA 800: 197-218, - Denina: La Prusse Litteraire (1790-91), - Goldbeck, J.F.: Literarische Nachrichten von Preußen 2 (1783). - G V 1700-1910 Bd 92: 288-289. - Hamberger/Meusel V: 25-27; X: 241-242; XI: 508; XIX: 483-484. - Jöcher/Adelung IV: 566569. - NUC pre-1956 Bd 358: 585. Recke/N apiersky III. - Schmidt: Anhalt 'sches Schriftsteller- Lexikon [Höller (L, 3.); Weiß (2.)]

MANSO, JOHANN SIGMUND 1. Biographie t 29.6.1731 Zerbst, 40 km südöstl. Magdeburg/Sachsen-Anhalt f 9.5.1796 Oldenburg/Niedersachsen Gymnasialdirektor V: Johann Ludwig, Diakon und Zweiter Prediger an der Hl. Drcifaltigkeitskirche zu Zerbst M. erhielt zunächst ersten Unterricht von seinem Vater und besuchte dann das Gymnasium seiner Heimatstadt. Nach Schulabschluß ging er 1751 an die Univ. Jena, später an die nach Göttingen, wo er unter ^Gesner Mitglied des philol. Seminars wurde, Nachdem M. 1756 sein Studium mit der Magisterwürde abgeschlossen hatte, lebte er ohne Anstellung und, ohne sich um eine Stelle zu bemühen, wieder in Zerbst. In dieser Zeit als Privatmann unternahm M. auch eine Reise nach Wittenberg, Leipzig, Braunschweig und Helmstedt, auf der er die Bekanntschaft vieler gelehrter Zeitgenossen machte. Wohl auf Empfehlung Gesners erhielt M. 1759 das Rektorat am Gymnasium in Bielefeld. 1772 wechselte er in selber Stellung an das Gymnasium nach Oldenburg, nachdem er eine Vikarstelle und eine Professur der Philosophie in Erfurt abgelehnt hatte. Aufgrund seiner Verdienste in diesem Amt wurde M. 1780 eine jährliche Gehaltserhöhung zugesprochen. Jöchcr/Adelung bemerken für dasselbe Jahr M.s Ernennung zum Konsistorialassessor, während andere diese 'Beförderung' auf das Jahr 1792 datieren. In seinen Werken befaßte sich M. u.a. mit Fragen zur Erziehung von Jugendlichen und wandte sich in einer Prograrnrnschrift auch ... gegen die Mode, mit allzugrosser Eilfertigkeit zu studieren (1783). Neben Arbeiten zu moralischen Themen (z.B. Betrachtungen über die VorurtheÜe (1776), Ueber die W&hl des Umgangs (1779)) widmete er mehrere Abhandlungen solchen Themen wie ... über die Folgen, welche die frz. Revolution bisher gehabt (1794), ... über das Sireben nach Freyheit (1793) oder Ueber den Verfall der kaiserlichen Würde und Macht unier den Kaisern der schwäbischen Familie (1796). An

Manso

den Mindenschen Beyträgen zum Nutzen und Vergnügen war M. von 1765 bis 1772 beteiligt. 2. Werkbeschreibung 2.1. Kritik über die Schreibari (1778) In seiner sprachkritischen Untersuchung polemisiert M. in der Hauptsache gegen den bewußt archaisierenden Stil der Stürmer und Dränger, den er anhand einer detaillierten Analyse sprachl. Phänomene als 'fehlerhaft' erweisen will. Der Ausgangspunkt seiner Kritik ist die Sprach- und Stilkonzeption der Aufklärung, die mit Begriffen wie „faßliche und deutliche Schreibart" (S. 15) und „Cultur" (= Ausbildung) der Sprache operiert und in deren Zentrum der Fortschrittsgedanke steht. Aus dieser Sicht ist z.B. der Gebrauch veralteter Wörter nur aus 'begrifflichen' Gründen erlaubt: So lobt er ausdrücklich C.M. —> Wielands Wiedereinführung des Wortes entsprechen, ,,das die Bedeutung des lateinischen respondere in diesem Verstande so vollkommen erschöpft" (S. 8). Konkret moniert er am expressiven Stil des Sturm und Drangs; (1) Neologismen; (2) Archaismen; (3) „Verbeißen der Selbstlauter" (S. 16); (4) Auslassen der „Hülfswörter" (Artikel, Pronomen etc.). Insbesondere die beiden letzten Punkte sind ihm ein Zeichen für den Verfall der Sprachkultur in Deutschland. Elisionen und elliptische Sätze machen die dt. Sprache „noch härter und rauher [...], als sie ohnehin schon ist" (S. 12), worin M. einen Nachteil gegenüber dem Italienischen und dem Französischen sieht. Diese Fakten veranlassen M., „die Frage [negativ] zu beantworten, ob wir seit zehn Jahren in der Cultur unserer Sprache fortgeschritten sind" (S, 16). 2.2. Vertheidtgung der gewöhnlichen deutschen Rechtschreibung (1787) M. gründet seine Apologie der herkömmlichen Orthographie auf das Argument, daß eine uneinheitliche Rechtschreibung einen Verstoß gegen das Gebot der Deutlichkeit bedeutet: „Bekannte Wörter in veränderter Form verursachen, daß uns das Wort fremd und unverständlich vorkömmt" (S, [3]). Dies ist für ihn ein so starkes Argument, daß er sogar dann für die Beibehaltung der bisherigen Orthographie plädieren würde, wenn die angeführten Gründe für die Neuerungen stich-

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haltig wären. Aber auch das bezweifelt M.; in der vorliegenden Abhandlung führt er aus, warum er dieser Ansicht ist. In den einleitenden Bemerkungen postuliert er vier orthogr. Hauptprinzipien: Sprachgebrauch, Abstammung, Analogie und Homonyrnenunterscheidung. Die Aussprache lehnt er dagegen ab, da die dialektale Zersplitterung keine einheitliche Richtschnur zu setzen erlaube. Konkret bespricht er die „verfolgten Buchstaben" c, ck, k, ph, pf, v, ß, iz und y. M. untersucht die Argumente für die Orthographiereform - von ihm abfällig „Heterographie" genannt - und führt Gründe an, die für die Beibehaltung der genannten Grapheme sprechen. Neben dem phonol, Argument spielte dabei auch das Kriterium eine Rolle, ob es sich um einen „einheimischen deutschen" oder einen „ausländischen" Buchstaben handelt (z,B, beim c und beim y). M, verweist ganz richtig darauf, daß das gesamte Alphabet von den Romern (bzw. von den Griechen das k) übernommen worden ist. 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Zur Anhörung einiger Abschicdsreden, die am 21sten Septembers gehalten werden sollen, und zum halbjährigen Examen, welches auf den 28sten desselben Monats fällt, werden alte hohe und angesehene Personen / die unsere Erziehungs und Unterweisungsanstalten begünstigen, unterthänig, gehorsamst und ehrerbietigst eingeladen von Johann Siegmund Manso D.W.W.D, und der Oldenburgischen Schule Rector, Voran gehet eine Knith über die Schreibart, weiche in vielen unserer neuesten deutschen Schriften herrschet. Oldenburg: gedruckt von Joh. Heinr, Thiele 1778. 17 S. [Erscheinungsort in Majuskeln] [Fotokopie aus 45: LB Oldenburg; Sign.: GE IX B 368, 14] Ankündigung einiger Abschiedsreden und des gewöhnlichen Herbstexamens durch Johann Siegmund Manso, der Weitweisheit Doctor und des Oldenburgischen Lyceums Rector. Voran gehet eine Verteidigung der gewöhnlichen deutschen Rechtschreibung, gegen vormals schon versuchte und neuerlich wiederholte Veränderungen.

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Man(t)zcl, Ernst Johann Friedrich

Oldenburg: gedruckt bey Johann Heinrich Thiele 1787. 34 S. [Fotokopie aus 45; LB Oldenburg; Sign.: G E IX B 368, 26] 3,1.2. Sonstige Werke Eine ausführl. Zusammenstellung seiner zahlr. Programmschriftcn zu päd,, moralischen und hist. Themen s. Meusel: Verstorbene VIII 3,2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss, Werk nicht zu ermitteln 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie Baur: Ailg. Hisi. Handwörterbuch, - Hamberger/Meusel V: 33-35; XI. - Jocher/Adelung IV, - Meusei: Verstorbene VIII. - Rust, J.L.A.: Historisch-literarische Nachrichten von den jetzt lebenden Anhalttnischen Schriftstellern l (1776). - Schmidt: Ank&li'sches Schriftsteller-Lexikon [Gräßel(l. p 3); Weiß (2.)]

MAN(T)ZEL, ERNST JOHANN FRIEDRICH 1. Biographie * 29.8.1699 Jöchensdorf Mecklenburg? t 16.4.1768 Rostock/Mecklenburg-Vorpommern Jurist, Professor V: Caspar M., Prediger oo: 1. N.N., geb. Stevers 2. N.N., geb, Wolfhath K aus 1: Caspar Christian, Jurist; Johann Heinrich, Pastor (1723-1762) O: Johann Christoph —"Mantzel M. wurde zunächst vom Vater unterrichtet und besuchte dann von 1715 bis 1717 das Gymnasium in Güstrow, 30 km südl. Rostock. 1717 begann er in Rostock auf Wunsch des Vaters das Studium der Theologie, besuchte aber auch schon juristische Vorlesungen, Zwei Jahre später wechselte er im Einverständnis mit seinem Vater das Fach und studierte nunmehr ausschließlich die Rechtswissenschaften in Wittenberg/SachsenAnhalt. 1720 kehrte er nach Rostock zurück und promovierte im folgenden Jahr zum Dr. jur. 1722 erhielt M. die Professur für Moral, „wel-

che in Rostock noch damals eine nicht ungewöhnliche Vorstufe für juristische Professuren gewesen zu sein scheint" (ADB XX: 273), Eine solche wurde ihm dann 1730 übertragen. 1746 wurde er zum Konsistorial- und Kanzleirat ernannt und wurde hzgl. Prof. der Pandekten. Sein Fachgebiet, die Pandekten oder auch Digesten, war der Hauptteil des von Kaiser Justinian initiierten Corpus juris, einer Zusammenstellung des römischen Rechts, Die Univ. Rostock bestand damals aus einem Zuständigkeitsbereich der Stadt Rostock und einem der Herzöge von Schwerin. Nach Differenzen zwischen diesen beiden Parteien wurde der hzgl, Anteil der Universität nach Bützow, 35 kmsüdwestl. Rostock verlegt. Dort wurde M. Professor Juris Primarius. M.s Veröffentlichungen, die hauptsächlich aus Disputationen und Programmen bestehen und die er selbst in einem Catahgus disputaiionnm programmatum aliorumque scriptorum panier ac oraiionum etiam hactenus inedttarvm D. Ern. Jo. Fried. Mantzeln (1749) zusammenstellte, beschäftigen sich vorwiegend mit jur. Fragestellungen, 2. Werkbeschreibung 2.1. Dtssertatio Idiotici Mecklenburgensis, iuridico-pragmaiici (1757-1764) M, veröffentlichte in mehreren Folgen Sammlungen mit mecklenburg. Provinzialwörtern. Der Ausgangspunkt ist eine Dissertaiio von 1757 mit Hans Carl Larson als Respondenten, der vermutlich auch der eigentliche Verfasser ist (die Widmung an Johann Albert Keller stammt von Larson). In der von M. herausgegebenen Zeitschrift Butzowsche Ruhestunden (s. Kirchner I (1969): 59) erschienen dazu acht Fortsetzungen mit insgesamt 700 Provinzialismen, deren Verfasser mit ziemlicher Sicherheit M. ist, da alle Beiträge aus der Hand des Herausgebers stammen. Im zehnten Teil (1764: 4-61) findet sich überdies ein Wiederabdruck der Diss. von 1757 (die Erste Forisezung, 1. Teil 1761: 55-69, ist zum Großteil eine dt. Inhaltsangabe). Das Wortmaterial beruht nicht' nur auf eigener Sammlertätigkeit: M. lag ein vollständig ausgearbeitetes, handschrifil. mecklenburg. Idiotikon seines Onkels Joh. Chr. —»Mantzel vor (vgl. Richey 1755: XXIV), Außerdem stützte er sich offensichtlich auf ihm Zugang-

Man(t)zel, Ernst Johann Friedrich

lieh gemachtes Material von Freunden (s. 2, Teil 1761: 35) und wertete einschlägige Literatur aus, dazu Akten und andere schritt l. Quellen, mit denen er u.a. bei seiner Tätigkeit als Jurist in Berührung kam (s. auch 2.3.). Im ganzen gesehen legt M. ein umfangreiches Wortmaterial vor, das er ausführlich und kenntnisreich erläutert. Die Beschreibungssprache ist Latein. M. verfolgt mit seiner Sammlung mecklenburg, Provinzialismen eher praktische als wis9. Ziele. Er wendet sich an Pastoren, Lehrer, Juristen, Beamte etc., für die er genaue Kenntnisse des Plattdeutschen für unabdingbar hält. Deutlich wird dies in seiner Klage über den ausschließlichen Gebrauch des Hochdeutschen bei Predigten, öffentlichen Geschäften etc. (vgl. 1. Teil 1761: 66ff.) und in seiner positiven Besprechung des „Messingsch", der Mischform aus Platt- und Hochdeutsch (vgl. 3. Teil 1761: 21 f.). M, möchte mit seinem Werk kein allgemeines plattdt. Lexikon liefern, obwohl er sich bewußt ist, daß eine exakte geogr. Lokalisation bestimmter Ausdrücke nicht immer möglich ist. Im Anschluß an -^Richey u.a. legt er eine enge Bestimmung des Begriffs Provinzialismus zugrunde: „daß ein Wort, welches, von einem Hochteutschen, auch ändern, bald zu errahten, oder nachzuahmen, kein Idiotismus, sey, sondern nur in die Dialectologie gehöre" (1. Teil 1761: 57). Damit kann er bloße Aussprachevarianten ausgrenzen. Berücksichtigt werden dagegen ,,Kunst=Wörter", d.h. Spezialausdrücke „des Cameral— und gesammten occonomischen Wesens, der Künste und Handwercke sc." (L Teil 1761: 61). 2.2. Mecklenburg, Provinzial— oder idiotische Sprichwörter (1762-1766) Als 'Ergänzung' zu seiner ProvinzialismenSammlung (s. 2.1.) ist die Herausgabe dieser insgesamt 360 mecklenburg. Sprichwörter in den Bützowscfien Ruhestunden zu verstehen. Anders als bei seiner Definition von Idiotismen will M. für seine „Mecklenburg. Provinzial= oder idiotischen Sprichwörter" keine klaren sprachl. Kriterien festlegen, weii „man die Wahrzeichen: Mecklenburg., oder provinzial und daher idiotistisch nicht genau binden kan" (5, Teil 1762: 34); lediglich reine Übersetzungen aus dem Hochdeutschen möchte er ausschließen. Als ein eher modera-

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tes linguistisches Kriterium führt er den Reim ein; mecklenburg, Sprichwörter, die „sich in der Übersetzung, gar nicht, oder gar schlecht reimen" (14. Teil 1764: 70), läßt er als „idiotistisch" gelten, Auf der Inhaltsebene gibt er jedoch strenge, ausschließende Kriterien an: keine „Regeln, Lchr=Sätze" (5. Teil 1762: 31), wie z.B. die Salomonischen Sprüche. Das Kennzeichen von Sprichwörtern: es muß „eines besondern Witzes seyn, eine Metapher, oder sonstigen künstlichen Ausdruck bey sich haben" (ebd.). Außerdem grenzt er „unchristliche, schmuzige, dumme, sündliche, sc. Sprüch=Wörter ii (I.e. S. 33) aus. Die 360 Sprichwörter verteilen sich auf sieben Teile der Bützowschen Ruhestunden (s. 3.1,1.). Innerhalb dieser Gruppen ist die Anordnung nicht alphabetisch und folgt auch sonst keinen erkennbaren Prinzipien. Die Beschreibungssprache ist Deutsch. 2.3. Sonstiges Neben den in 2.1. und 2.2. genannten Arbeiten enthalten M.s Bäizowsche Ruhestunden noch einiges von sprachwiss. Interesse. In den Kontext seiner Beschäftigung mit mecklenburg. Provinzialismen gehört der aus sechs Stücken bestehende Beitrag Bey behaltung der Meckl. plattdeutschen Bibel, mit der hochteutschen Übersetzung (s. 3.1.1.). M. untersucht und erläutert darin Provinzialaus drücke aus einer Rostocker Bibel ausgäbe von 1580. Ebenfalls mit dem Mecklenburgischen beschäftigt sich M.s (negative) Beantwortung der Frage: Hai man auch besondre Meckl Vor=NahmenY (13. Teil 1764: 18-22). Einen relativ originellen Ansatz zeigt der Beitrag Von denen Naturalismis der platdeutschen, besonders Meckl. Sprache (16. Stück 1765: 68-73), Unter Naturalismen versteht er Onomatopoetica (er fügt eine Liste, hauptsächlich plattdt., bei) und sieht in ihnen ein Zeichen für die Ursprünglichkeit einer Sprache. 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Disseriatio, Continens, Idiotici Mecklenbvrgensis, ivridico-pragmatici, specimen primvm qvod, annvente D. T. 0. M. cvm consensv

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Man(t)zel, Ernst Johann Friedrich

ordinis ivrcconsvltorvm, in Academia Rostochiensi, Praeside, Dn. Ern. . Fried. Mantzeln, Phil, et Ivr, Doctore, seren. Dvcis Meckl. Regn. Corisil. Cancell. et Consist. Com. Pal. Caesar. Dvcali Proviso re Coenobii S, Crvcis et Oeconomiae Eccl. Rostoch. atqve Fac. Ivr. Senior«, Praeceptore et Hospite svo aestvmatissimo, Anno MDCCLVIL [1757] d. III. Septembr, H. L, Q. C. inter discvrsvs, cvm amicis, defendet, Hans Cari Larson, Neo-Brand. Meckl. Phil, et Ivr. Cvltor. Rostochii [Rostock]: Litteris Adlerianis (1757). [2],36,[2] S. 17,8cm [Titelblatt ganz in Majuskeln] [S. [2]: Widmung L.s an den MecklenburgStrelizschen Consiliarius Johann Albert Keller [n]. - S. [l]-[2]: Ingnssvs. - S. [3],4-36: Traciatio, insgesamt 38 §§. - [2] S. Nachwort M an t ze 1s an L.] [in Sarnmelbd als Nr. 6 von 41 Texten] [aus 48: BibJ. der Hansestadt Lübeck; Sign.: Philol. germ. 4° 1720] - Wiederabdruck: Dissert, coniinentis, Idiotici, Mecklenburgensis, juridico-pragmatici, specimen primum: publice ventilatum, anno MDCCLVII [1757] d. XIV. Sept. Praeside, D. Ern. Jo. Fried, Mantzeln, et Resp, Hans Carl Larson, Neo-Brand. Meckl. phil. et jur. cult. [Titelblatt bis auf Mantzeln und Hans Carl Larson in Majuskeln], in: Bützowsche Ruhestunden, gesucht, in Mecklenburgschen, vielentheils, bisher noch ungedruckten, zur Geschichte und Recktsgela.hTthe.it vornehmlich gehörigen Sachen. Zehnter Theii. Bützow: gedruckt, bey Johann Gotthelf Fritze, Herzog!. Hof= und Academ. Buchdrucker 1764. [4],5-61. 16,1cm [Zwölf Teile in einem Buch, zweites Buch 13. - 24. Teil, Signaturangabe am Ende der Titelaufnahme zum Idioiicon] - VII. Erste Fortsetzung, des Idiotici Mecklenburgensis, juridico-pragmatici, in: Bützowsche Ruhestunden ... Erster TheiL Bützow ... 1761: 55-69 - III. Andere [=2.] Fortsetzung, des Idiotici Mecklenburgensis, jundico-pragmatici, in: Bützowsche Ruhestunden ... Andrer Theil. 1761: 25-69

[S. 25-36: Text. - S. 36-69: Erstes Hundert, alphabet,] - IV. Dritte Fortsetzung, des Idiotici ... in: Bützowsche Ruhestunden ... Dritter Tketl. 1761: 20-60 [S. 20-26: Text. - S. 26-60: Das andre Hundert, alphabet.] - V, Vierte Fortsetzung, des Idioüci ... in: Bützowsche Ruhestunden ... Vierter TheÜ. 1762: 32-66 [S. 32-38: Text. - S, 38-66: Drittes Hundert, alphabet.] - VHL Fünfte Fortsetzung, des Idioiici ... in: Bützowsche Ruhestunden ... Siebender Tkeil. 1763: 23-59 [S. 23-27: Text. - S. 27-59: Vierte* Hundert, alphabet.] - V. Sechste Fortsetzung, des Idiotici ... in: Bützowsche Ruhestunden ... Achter Theii, 1763: 23-68 [S, 23-28: Text. - S. 28-68: Fünftes Hundert, alphabet.] - VIH. Siebende Fortsetzung, des Idioticz ... in: Bützowsche Ruhestunden ... Neunter Tkeil. 1763: 27-58 [S. 27-32: Text. - S. 32-58: Sechstes Hundert, alphabet.] [aus 3: UuLB Sachsen-Anhalt Halle/Saale; Sign.: I. 1961 Nn 852 [Ge. 65. l·]] - V. Achte Fortsetzung, des Idiotici ... in: Bützowsche Ruhestunden ... Fünfzehnter Theil. 1764: 17-47 [S. 17-21: Text. - S, 21-47: Das Siebende Hundert, alphabet.] [aus 3: UuLB Sachsen-Anhalt Halle/Saale; Sign.: Nn 852 [Ge. 65.2.]] Mecklenburg. Provinzial— oder idiotische Sprichwörter. - V], Erstes halbes Schock, Meckl. Provmztal= oder idiotischer Sprück= Wörter. in: Bützowsche Ruhestunden ... Fünfter Theil. 1762: 30-40 [S. 30-35: Text. - S. 35-40: Lexikon] - XVII. Noch dreyßig Meckl. idiotistische Sprüch= Wörter, in: Bützowsche Ruhestunden ... Sechster TheiL Erster Band. 1762: 69-79 [S. 69-70: Text. - S. 70-79: Lexikon] [aus 3: UuLB Sachsen-Anhalt Halle/Saale; Sign.: I. 1761. Nn 852 [Ge. 65.1-]] - IX. Neue Fünfzig Meckl. Sprüch= Wörter und Redens—Arten,

Man(t)zel, Johann Christoph

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hochteutschen, in Betref [!], des ändern in: Bützowsche Ruhestunden ... DreyzehnBoeks Mose, ter Theil. 1764: 49-56 in: Butzowsche Ruhestunden ... Zwanzig- VIII. Fünfzig andre Meckl. Sprück= Wörter ster Theti 1765: 20-26 und Redens—Arten, in: Bützowsche Ruhestunden ... Vierzehn- - ///. Fortsetzung, der Zusammenhaliung, ... in Betref, des drüdden Boecks Mose, ter Tfieil. 1764: 68-78 in: Butzowsche Ruhestunden ... Ein und [S. 68-71: Text. - S. 71-78: Lexikon] - ///. Noch andre Fünfzig Meckl. Sprüch= Zwanzigster Theil 1765: 14-19 Wörter und Redens—Arten, - X. Fortsetzung, der Zusammenhaltung, ... in: Bützowsche Ruhestunden ... Achtzehnin Betref, des veerden Boecks Mose, ter Theil: Dritter Band. 1765: 14-21 in: Butzowsche Ruhestunden ... Zwey und - V. Wiederum Fünfzig Meckl. platte Spruch zwanzigster Theil. 1765: 74-79 - Wörter [aus 3: UuLB Sachsen-Anhalt Halle/Saale: in: Bützowsche Ruhestunden ... Zwanzig- Sign.: Nn 852 [Ge. 65.2]] ster Thal. 1765: 26-33 [Die Tie 25 und 26 der Butzowschen Ru- ///. Neue, Hundert Meckl. Spruchwörter hestunden konnten nicht eingesehen werden; und Redens=Arten> vorh. in 45: LB Oldenburg, nicht veHeihbar] in: Bützowsche Ruhestunden ... Vier und 3,1.2. Sonstige Werke zwanzigster Theil, Vierter Band, 1766: s. Meusel: Verstorbene VIII 51-66 3.2. Sekundärliteratur [S. 51-52: Text. - S. 52-66: Lexikon] [aus 3: UuLB Sachsen-Anhalt Halle/Saale; 3.2.1, Literatur zum sprachwiss. Werk Sign.: Nn 852 [Ge. 65.2]] Richey, M,: Idioticum Hamburgensis ( 2 1755) Sonstige sprachwiss. Abhandlungen [im zwei- 3.2.2. Literatur zur Biographie; Biblioten Buch]; graphie - V. Frage: Hat man auch besondre Meckl. ADB XX: 273-275 [Bählau]. - Gotten: Das Vor—Nahmen? gelehrte Europa I; III. - GV 1700-1910 Bd 92: in: Bützowsche Ruhestunden ... Dreyzehn- 380-381. - Jenichen, G.A.: Unpartheyische ter Theil. 1764: 18-22 Nachrichten ... der jetztlebenden Rechtsge- XL Von denen Naturalismis, der platdeut- lehrten, Bd 2 (1758). - Jöcher/Adelung IV: schen [!], besonders Meckl. Sprache, 615; CLIX (Zusätze). - Kirchner: Zeitschrifin: Bützowsche Ruhestunden ... Sechszehn- ten I, 59. - Krey, J,A.; Andenken an die ter Theil. 1765: 68-73 Rostockischen Gelehrten aus den drei letzten [S. 69-72 zweispaltig] Jahrhunderten, 5. St. (1815). - Meusel: VerPlattdeutsche Bibel: storbene VIIT: 463-474. - Moser: Rechtsge- XII. Beibehaltung, der Meckl. plattdeut- lehrte in Deutschland. - NUC pre-1965 Bd schen Bibel, mit der hochteutschen Ueber- 360: 30-33. - Weidlich: Rechtsgelehrte II setzung, [Gräßel(l, 3.); Weiß (2.)] in: Bützowsche Ruhestunden ... Siebenzehnier Theil 1765: 76-79 - //. Verfolg, der Beybehaltung, der Meckl. plattdeutschen Bibel, mit der hochteutschen MAN(T)ZEL, JOHANN CHRISTOPH Übersetzung, in: Bützowsche Ruhestunden ... Achtzehn- 1. Biographie * Güstrow, 30 km siidl. Rostock/Mecklenter Theil: Dritter Band. 1765: 9-14 burg-Vorpommern - IX. Weitere Beibehaltung, der Meckl. platt 27,12.1750 Mutschen östl. Grimraa/Sachsen teutschen Bibel, ,,., Uebersetzung, betrefNeffe: Ernst Johann Friedrich —*Man(t)zel fend dat andre Boek Mose, in; Bützowsche Ruhestunden ... Neunzehn- Über M.s Leben konnten nur wenige Daten ter TheiL 1765: 78-79 ermittelt werden. Als „Magister der PhiloIV. Fortsetzung, der Zusammenhaltung, sophie aus Güstrow ..." (Jöcher/Adelung IV: der Meckl. platteutschen Bibel, mit der 617) war er zunächst Pastor in Otterndorf,

18 Marperger

dann in Hosterwitz und Pillnitz im Sprengel Dresden, übersiedelte schließlich 1735 nach Mutschen, im Sprengel Grimma, wo er bis zu seinem Tode ebenfalls als Pastor tätig war. Neben seinen in 2. besprochenen Abhandlungen hinterließ M. eine Beschreibung vom Leben und Tod des M. Herrn. Joach. Hahns (1727), sowie ein zum Druck fertiges Mecklenburgisches Idiotikon. 2. Werkbeschreibung Das sprachwiss, Hauptwerk von M. ist sein Mecklenburgisches Idiotikon, das in der von M. erstellten (vollständigen) Form nie publiziert worden ist, jedoch in das Idiolicon Mecklenburgensis seines Neffen Ernst Johann Friedrich —»Man(t)zel Eingang gefunden hat. Publiziert hat M. nur zwei kürzere Arbeiten sprachwiss. Natur: eine etym. Studie in lat. Sprache, in der er u,a, auf den sorb. Ursprung des Städtenamens Chemnitz hinweist, und eine annotierte Sammlung niedersächs. Wörter in Luthers Bibelübersetzung (s. 3.1.1.) 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk L. . Christoph. Manzelii, V. D. M. Cogiiata de vera nominis Hippolithi a Laptde origine, in: Juristischer Büchersaal, 6. Stück Leipzig 1737:513-517 [Überschrift teilweise in Majuskeln] [Mikrofilm aus 12: Bayer. SB München; Sign.: Jur. is. 20] XIII. M. Johann Christoph Manzels, Past, zu Muzschen, Anmerckung von denen in Lutheri Bibel—Übersetzung vorkommenden Nieder—Sächsischen Wörtern und Redensarten, in: Fortgesezte Sammlung van Alten und Neuen Sachen, Sechster Beytrag. Leipzig 1745: 810-814 [Fotokopie aus 19: ÜB München; Sign.: 8 It, lit. 48]

3.1.2. Sonstige Werke s. Jöcher/Adelung IV: 617 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk nicht zu ermitteln

3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie JÖcher/Adelung IV: 617 [Graßel (l., 3.); Weiß (2.)]

MARPERGER, PAUL JAKOB 1. Biographie * 27,6.1656 Nürnberg t 27.10.1730 Dresden Ökonomist, Jurist V: Paul, kgl. schwed, Offizier oo 1681 Hamburg, N., geb. v, Siburg 2 S, l T M. wurde schon sehr früh auf die Univ. Altdorf geschickt, wo er schon 1666, also mit 10 Jahren, als Studiosus der Theologie eingeschrieben gewesen sein soll. M. interessierte sich jedoch mehr für die Rechte, woraufhin ihn sein Vater nach Lyon schickte, um das Handels- und Kaufmannswesen zu erlernen. Um seine Kenntnisse in dieser Richtung zu erweitern und zu vertiefen, hielt er sich u.a. in Genf, Hamburg, Lübeck, Moskau, St. Petersburg, Stockholm und Wien auf. 1698 wurde er zum kaiserl. gekrönten Dichter ernannt, 1708 wurde er als Mitglied in die Societät der Wissenschaften in Berlin aufgenommen. 1724 kam er als kgl. pom. und kursächs. Hof- und Kornmerzienrat nach Dresden, wo er bis zu seinem Tode blieb, M. hinterließ eine große Anzahl von Schriften üu verschiedenen Themen, außerdem auch eine Menge an Manuskripten. Seine kleineren Schriften erschienen postum in zwei Sammelbänden (Lübeck 1746), von denen v.a. seine Beobachtungen über das Handels- und Kaufmannswesen auf seinen Reisen Beachtung fanden. Darüber hinaus lieferte M, einige Übersetzungen aus dem Französischen und schrieb auch einige Gedichte. Äußerst interessant (wenn auch nicht aus sprachwiss, Sicht) ist sein Kuck— und Kellf.r=Dictionarium (1716), das nur in 3.1.1. verzeichnet wird, 2. Werkbeschreibung Moscowitischer Kauffmann [!] (1705) M.s vermutlich im Auftrag der dt. HanseKaufleute (vgl. Graßhoff 1961: 179) verfaßte

Marperger

Beschreibung des russ. Reiches ist auch aus sprachwiss. Sicht relevant. Eine detaillierte Analyse des Gesamtinhaltes unter besonderer Berücksichtigung von M.s Hauptqueüen Adam Olearius und Heinrich Wilhelm Ludolf bietet Graßhoff (1961), der den Moscowitischtn Kauffmann als bedeutende Quelle für den Slawisten bezeichnet. Auf den Seiten H2-152 finden sich ein dt.russ. Vokabular sowie Phraseologien. Das Vokabular enthält ca. 300 Wörter, zumeist aus dem Wirtschafts- und Seefahrtsbereich; die russ. Lexeme sind in lat. Umschrift. Die Redewendungen basieren auf Ludolfs Grammaiica Russica (1696): M. fügte jedoch 17 zusätzliche hinzu, stellte die dt. Übersetzung, die Ludolf in den Fußnoten versteckt hatte, vor die russ. Sätze, die in lat. Umschrift stehen, und formte die Sätze nach eigenen Bedürfnisse teilweise um. Für eine ausführHchere Besprechung sei auf Graßhoff (1961) verwiesen.

3, Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk P.J. Marpergers Moscowitischer Kauffmann Das ist: Ausführliche Beschreibung der Commercien, welche m Moscau / und ändern Seiner Czaarischen Majestät Botkmäßigkeit unie.rworffenen Reichen und Provincien, so wol von dessen Unierihanen unter sich selbst / als mit Ausländischen Nationen getrieben werden. W obey mit wenigen von der Rußischen Länder und Städte bequemer Situation zur Handlung / denen m Rußland ein= und Ä«.Sge.henden Waaren / daselbst •verfertigten Manufaciuren, des Landes natürlichen Fruchten / Müntz= Sorten / Maaß und Gewichten / &c. gehandelt / Zum Beschluß aber ein klein Vocabulanum oder Rußisches Wörter=Buch mit angehänget wird, Lübeck: Jn Verlegung Peter Böckmann / Buchhändler. Druckts daselbst Samuel Struck 1705. [8],158,[10] S. [S. [2] leer; S. [3]-[6]: Vorrede, zugleich Widmung an das Naugardische Contoir in Lübeck und verschiedene Kaufleute; S, [7]-[8]: Jnhalt - S. [1],2-158: Text, darin S. 127-152: Das IX. Capiiel. Wie Buch und Rechnung in Moscau gehalten werde / item von ihrer Sprach und Zeitrechnung / .,.: Vocabutarium

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dt.-russ., zweisp. (S. 142-148), Unterschiedliche gemeine Redensarten. Rosiitschnije Reischi prostije, dt.-russ. (S, 148-152). - [10] S. Sachregister] - neue Auflage 1723 - Reprint der Ausgabe 1705 Leipzig: Zentralantiquariat der DDR 1976 Paul Jacob Marpergers, königlich=Polnisch, und Chur=Sächsisch. Hoff— und Coinmercien-Raths / wie auch Mitglieds der Königlich ^Preußischen Societät der Wissenschaften / Vollständiges Küch- und Keller=Dictionanum, Jn welchem allerhand Speisen und Geträncke /Bekannte und unbekannte /gesunde •und ungesunde / einheimische und ausländische / wohlfeile und kostbare / nothwendige und entbehrliche / und andere / wie sie Nahmen haben mögen / mehr beschrieben / Jhr rechter Einkauffs- und ErzielungsOrt / Zeit und Preiß / wie auch, ihre Auslesung / Zubereitung / Conservation, nützliche und schädliche Wurckung / mäßiger und unmäßiger Gebrauch / nach gewissen Monaten / Jahrs—Zeiten / Witterungen und Ländern / item nach der Menschlichen Leibes—Constitution und Verrichtungen / Alter / Stand und Vermögen gewiesen; Ferner Allerhand nützliche. Haufihaltungs—Gesundhcits—Lebens^ und Policey=Regeln / mit Moralischen Anmcrkkungen / gegeben / Unterschiedlicher Nationen ihre gewöhnliche Speis=Arten und Mahlzeiten erzehlet / Grosser Herren Banquets, solenne Festins und Tractirungen / Adelicher und Bürgerlicher auch geringer Standes=Personen Convivia wohl einzurichten / die Tafeln zierlich anzuordnen / zu garniren / und zu besetzen / gelehret / Und in Summa alles dasjenige / was zum splendiden so wohl / als was zum moderaten Leben an Speis und Getränck vorhanden seyn muß / vorgesiellet wird. Allen Hoff-Küchen- und Keller-Meistern /Schreibern / Christi. Haus- Vätern und Haus—Müttern / zu sonderbaren Nutzen aufgesetzet. Harnburg: in Verlegung Benjamin Schillers seel. Wittwe / Anno 1716. [14],1352 S. 20,2 cm [Titelblatt in rot und schwarz, Autoren- und Verlegername sowie Dictionarium und Anno in Majuskeln] [links vor Titelblatt Kupferstich] [S. [2] leer; S. [3]-[4]: Erklärung des Kupfer

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Martini, Georg Heinrich

= Blats; S. [5]-(l4]: Vorrede an den geneigten Leser. - S. [1],2-1352: Text Lexikon, alphabet., zweisp.] [aus M 49: TU München, Zweigbibl. Weihenstephan; Sign.; 2080 A 165 T 1] 3.1.2. Sonstige Werke Überwiegend Schriften zum Handelswesen bzw. zur Wirtschaft, Beschreibungen verschiedener Handwerke, aber auch Übersetzungen aus dem Französischen, Gelegenheitsgedichte

kanntheit erreichte M. wohl durch seine Bearbeitung von —»Ernestis Archaeohgia hileraria (Leipzig 1790). 2. Werkbeschreibung 2.1. Lesebuch ... der Lateinischen und Griechischen Sprache (1783) [in Deutschland nicht zu ermitteln] 2.2. Die ersten Gründe der Griechischen Sprache (1789) [in Deutschland nicht zu ermitteln]

3.2. Sekundärliteratur

3. Bibliographie

3.2.1. Literatur zum sprachwiss, Werk Graßhof, H.: P.J.M.- cm Popularisator Oleanus' und Ludolfst in: Zeitschrift für Slawistik VI (1961): 174-199. - Paul Jacob Marperger Vollständiges Küch= und Ktller= Diction arium, Kommentar von Julius Arndt (München: Heimeran 1978)

3.1. Werke des Autors

3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie ADB XX: 405-407 [J. Frank; dort altere Lit.]. - Baader: Lexikon bainscher Schriftsteller I: 1-3. - GV 1700-1910 Bd 92: 416; 93: 43-45. - Hirsching: Handbuch IV. - JÖcher III: 199200; IV: 767-771, - NUC pre-1956 Bd 362: 696-698; Bd 363: 1-3. - Schröder: Annales II: 30-31; Nr. 73. - Will-Nopitsch II, VI

{Gräßel(l.,3.); Weiß (2.)]

MARTINI, GEORG HEINRICH 1. Biographie * 1722 Tanneberg bei Meißen/Sachsen t 23,12,1794 Dresden/Sachsen M. studierte zunächst in Annaberg, dann in Leipzig, wo er v.a. unter Anleitung —»Christs die Altertümer und die neueren Sprachen studierte; 1751 wurde er Magister und Privatdozent in Leipzig. 1760 wurde er als Rektor an die Schule nach Annaberg berufen, ging aber schon 1763 als Rektor und Prof, der Beredsamkeit an das poetische Gymnasium nach Regensburg. 1775 kehrte er als Rektor der NSklasschule nach Leipzig zurück. In seiner Eigenschaft als Schulleiter und Prof. verfaßte M. einige pad. Schriften, aber auch Arbeiten zur Moral und Geschichte. Seine Be-

3.1.1, Sprachwiss, Werk Lesebuch für erste Anfänger der Lateinischen und Griechischen Sprache, Leipzig 1783 [in Deutschland nicht zu ermitteln] Die ersten Gründe der Griechischen Sprache. Leipzig 1789 [in Deutschland nicht zu ermitteln] 3.1.2. Sonstige Werke Zahlr. Übersetzungen aus dem Englischen und Französischen, Arbeiten zum Erziehungswesen, Schriften zur allg, Geschichte sowie ein Versuch einer Geschichte ... Pompejis. 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss, Werk nicht zu ermitteln 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie ADB XX: 509 [Eyssenhardt]. - Baur: Allg. Hist. Handwörterbuch. - Eitner: Musiker und Musikgelehrie VI. - Gerber: Lexicon der Tonkünsiler I. - G V 1700-1910 Bd 93: 165166. - Jöcher/Adelung IV: 849. - Mcuscl: Verstorbene VIII: 506-509. - NUC pre-1956 Bd 365: 446. - Rötger: Nekrolog IV (1794) [Gräßel(l., 3.)]

MARTINI, LEONARDO DI [auch: Martini, Leonardus de] l, Biographie *? t? Sprachmeister

Martini, Leonardo di

Die wenigen erreichbaren Daten zu di M.s Leben sind den Titelblattern seiner Werke zu entnehmen; di M, stammte aus dem damals zu Venedig gehörenden Pieve di Cadore (Cadobriensis venutus) und war Sprachmeister i D Salzburg, vielleicht an der dortigen Universität tätig (zumindest sind seine beiden lat. Werke für deren Studenten konzipiert). Ob er 1709, als seine Grammatica iialiana erstmals erschien, noch (in Salzburg) lebte, muß fraglich bleiben, da er auf dem Titelblatt als gewesier Sprachmeister bezeichnet wird. 2. Werkbeschrcibung Die von di M, bekannten Publikationen sind Lehrwerke zum Italienischen: eine dt. geschriebene Grarnmatica iialiana (1709 und 1714 in identischen Ausgaben erschienen), die als Lehrbuch an der Ritterakademie des Klosters Et-tal - immerhin als einziges neben G, Veneroni, Der vollkommene italienische Sprachmeister (1692 u.ö.) - benutzt wurde (s. Schröder, Annales II, 52), eine lat. verfaßte Sprachlehre tu it dem Titel Instituitoncs linguae italicae (3. Aufl, 1715) sowie ein ital.-dt. Wörterbuch (Nomenciatura italicogermamcum, 1730). Die Grammaiica iialiana (S, 3-144), im dt. Text als Kurzer / doch Vollkommener Wegweiser charakterisiert, ist eine knappe Darstellung der Grammatik; theoretische Reflexionen etwa zur didaktischen Methode fehlen; Aufbau und Vorgehen der Sprachlehre, schon bedingt durch die Kürze, sind aber eher deduktiv. Vorangeschaltet sind „EUich—nöthige Regeln" (S. 3-8), d.h. eine Einführung in die grammatikalische Terminologie für „Liebhaber der Sprach / so nicht studieret" (S. 3) haben. Nach knappen Ausführungen zur Phonologie und zum Akzent folgt die Darstellung der „Etymologie" (S. 3-112): strukturiert ist üblicherweise nach den Wortarten und ihre Akzidenzien, wobei die Verbflexion mit ihren Paradigmen und Wortlisten den größten Raum einnimmt (S. 47-112). In die Morphologiekapitel eingestreut sind einzelne, die eher in die Syntax gehören; so eines „De Construction« Adjectivi cum Substantivo" (S. 22-24) oder eines aus dem Gebiet der Syntax des Kasus, „De Motibus" (S. 92-94), in dem er auch den typisch bairischen Ausdruck auff München gehen erwähnt. Einen Syntax-

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teil (S. 112-144) beschließt die Sprachlehre: behandelt werden aber fast nur die Konjunktion ehe, die Rektion einiger Verben und der Gebrauch der Präpositionen und v.a. Adverbien (S. 131-144), die in 24 semantisch differenzierte Klassen (temporis, loci, qualitat-is etc.) eingeteilt werden. Ein signifikantes Merkmal dieser Grammatik ist, daß das Deutsch, in dein sie abgefaßt wurde, bainsch ist: Schreibungen mit ay, mb etc. finden sich durchgängig. Die Institutionen linguae italicae (S. 3-96) sind inhaltlich und auch strukturell fast identisch mit der Grammatica liahana: bis auf die Einführung in die grammatikalische Tcrmmoioie, die hier fehlt, da Studenten die Adressaten sind, stimmen die meisten Kapitel beider Werke überein. Das ital.-dt, Wörterbuch N' omtndatura italico-germanica ist viergeteilt: es umfaßt ein thematisch gegliedertes Vokabular (S. 3-87, 1:1 Übersetzung), eine Liste von „Verba pure italica" mit Übersetzung (S, 87-110); ein Verzeichnis ital. Sprichwörter ohne dt. Übersetzung (S. 110-117) sowie einen Abschnitt (S. 117-144), in dem die Bedeutungsvarianten von zehn Verben (andare, dare, e.ssere etc.) illustriert, werden. Dieses Wörterbuch wendet sich v.a. an die adlige Jugend, wie neben dem Untertitel (pro nobiti ... juventute} auch die erfaßten Thcmenbcreiche (Jagd, Fechten, Pferde etc.) zeigen. 3, Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werke Grammaiica iiahana di Leonardo di Martini. Oder: Kurlzer / doch Vollkomener Wegweiser der Italiänischcn Sprach. Zu Nutz aller der Sprach so woi gestudiert— als ungesiudierten Liebhabe.ren erfunden und eröffnet. Durch Leonhardum de Martini gewesten Sprachmaistern in Saltzburg. (Salzburg): Jn [!] Verlag Johann Dratzieher / Buchhanlers [!] allda. Anno 1709. 144 S. 12,7 crn [S. [2] leer. - S. 3-8: Etlich=nöthige Reguln und Anmerckungen / welche ein jeder Liebhaber der Sprach / so nicht gestudieret hat / vor dein Haubt=Werck zu lernen und wohl zu fassen gezwungen ist [Erklärung der Begriffe Numerus, Substantiv, Genus ...l. -S. 9-12: De

22 Marzy

pronuntiatione. Von der Außsprach. - S. 1235: u.a.: Akzent, Artikel, Genus, Plural, Adjektiv - Substantiv, Steigerung, Zahlen, Apostroph. - S. 35-44: Pronomen. - S. 44-47: De ordine constructione. - S. 47-56: Vom verbo auciliari ... Havere haben ... und sono ich bin. - S. 57-58: De. iemporum formatione ... - S. 58-60: De personarum formatione und Supinum. - S. 60-74: Konjugationen. - S. 74-81: De usu iemporum. Vom Gebrauch der Zeiten. - S, 81-112: Verbum passivum, verba reciproca, verba impersonaiia, verba anomala. S. 112-144: Dt constructione Circa Syntaxin. Von der Wortfügung oder Machung der Red.] [aus 25: ÜB Freiburg / Breisgau; Sign.: E 293,d] - spätere 2.? Ausgabe . . . (Salzburg): Jn Verlag Johann Dratzieher / Buchhändlers allda. Anno 1714. 144 S. 13,2 crn [dem Werk vorgebunden ders.: Nomen-clatura italico-germanica ... Salzburg 1730; an das Werk angebunden: ders,: Institutions linguae itaiicae ... tertia Editione ... Salzburg 1715] [aus 12: Bayer. SB München; Sign.: L.L. Itiil

- 3. Aufl Institutiones linguae italicae Quas pro nobili et sivdiosa Jitventute in Arckiepiscopali ac Florentissima Universitaie Salisburgensis coniposuit & continuavit Leonardus de Martini Cadubriensis Venetus [aus Pieve di Cadore] p.t. Linguarum Interpres. Häc tertiä Editione orrmia ita clare proposita, aucta et enucleata reperies, ut ad linguae perfectionem haud quid ultra desiderare possis. Permissu Superiorurn. (Salzburg): Sumptibus Joannis Dratzieher Bibliopolae Satisburgi MDCCXV [1715]. 96 S. 13,2 cm [S. [2] leer. - S. 3-7: De pronuntiaiione; De accentibus. - S. 7-69: Etymologie. - S. 69-96: De constructione circa Syntaxin] [Dem Werk vorgebunden 1. ders,: Nomen-clatura italico-germanica ... Salzburg 1730 2. ders.: Grammaiica italiana ... Salzburg 2 1714] [aus 12: Bayer, SB München; Sign.: L,L. £H72]

N omen-datura iialico-germanica, Qvam pro nobih et studtosa Juventute in Arckiepiscopah ac Florentissima Universiiate Salisburgensis Collegit Leonardus de Martini Cadubriensis Venetus [aus Pieve di Cadore], p.t. Linguarum Interpres, Huic accessit com centuria Proverbiorum etiam exacta explanatio Verborum, quae varia patiuntur significationes. Permissu Superiorum. (Salzburg): Sumptibus Joannis Dratzieher, Bibliopolae Salisburgi; MDCCXXX. 144 S. 13,2 cm [S. [2] leer. - S. 3-87: Wörterbuch ital.-dt., nach über 40 Sachgebieten geordnet, darunter auch Länder, Städte. Flüsse. - S. 87-110: Pauca quaedam verba pure italica, ital.-dt., alphabet, - S, 110-117: De Proverbits, 100 ital. Sprichwörter. -S. 117-144: Verba, quae varias paiiunius s^gnif^caiio es. Etliche Verba, welche unterschiedliche Bedeutungen haben ...] [an das Werk angebunden 1. ders.: Grammatika iialiana ... Salzburg 2 1714 2. ders.: institutions iingvae itaiicae ... tertia Editione ... Salzburg 1715] [aus 12: Bayer.SB München; Sign.: L.L. ^ 472] 3.1.2. Sonstige Werke keine bekannt 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprarhwiss. Werk nicht bekannt 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie Schröder: Annales II, S. 52 [Höller (3.); Weiß (L, 2.)]

MARZY, JOHANN HEINRICH 1. Biographie * 15.8.1722 Iglau (Mähren) t 4.1.1801 Iglau Lehrer, Kupferstecher, Geschichtsschreiber M. wurde am 15. August 1722 in Iglau als Sohn armer Eltern geboren. Er besuchte die Schule der Jesuiten in Iglau und betrieb Selbststudium zur Landesgeschichte. Im Jahre 1775 nahm er an einem Präparandeukurs in Brunn teil und

Matthäi, Christian Friedrich 23

wurde nach abgelegter Prüfung erster Lehrer in der Hauptschule in Iglau. A, 1782 legte er diese Stelle nieder und widmete sich fortan ausschließlich seinen literarischen Beschäftigungen. Neben zahlreichen unveröffentlichten Werken, wurde das Orthographisch-deutsche Wörterbuch, welches den Grundregeln der Sprachlehre gemäss verfertigt wurde 1794 unter seinem Namen in Iglau veröffentlicht. Er starb am 4. Januar 1801 in Iglau. 2. Werkbeschreibung Orthographisch-deutsches Wörterbuch (1794) [in Deutschland nicht zu ermitteln] 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss, Werk Orthographisch-deutsches Wörterbuch, welches den Grundregeln der moralischen Sprachlehre gemäß verfertigt wurde Iglau 1794 [in Deutschland nicht zu ermitteln] 3.1.2. Sonstige Werke Neben zahlreichen Kupferstichen stammen aus M.s Hand einige Schriften zur Geschichte Iglaus überwiegend in Manuskriptform. Ein ausführliches Werks Verzeichnis findet sich bei Wurzbach XVII

M. erhielt seinen ersten Unterricht in Königsbrück (20 km nordöstl. Dresden) und Dresden, 1754 kam er auf die Kreuzschule. 1763 immatrikulierte er sich an der Univ. Leipzig, 1767 nahm er eine Hofmeisterstelle bei einem Herrn von Watzdorf an. Als er 1769 nach Leipzig zurückkehrte, erwarb er sich die Magisterwürde und erhielt 1772 auf Empfehlung —»Ernestis das Rektoramt am adeligen und unadeligen Gymnasium in Moskau; im selben Jahr wurde er auch a,o., 1774 ord. Professor literarum humanorum an der dortigen Universität. 1782 wurde ihm der Titel eines russ.kaiserl. Kollegienrats verliehen. 1784 unternahm M. eine Reise nach Sachsen, konnte aber aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Moskau zurückkehren; daher übernahm er 1785 die Rektorenstelle an der Landschule in Meißen, 1789 ging er als Prof. der griech. Sprache nach Wittenberg. 1805 schließlich kehrte er als russ.-kaiserl. Hof rat und ord. Prof. der klass. Literatur an die Univ. Moskau zurück. M.s bedeutendste Werke befassen sich it den Kirchenvätern und dem NT; außerdem machte er sich einen Namen durch „die Bekanntmachung zahlreicher Moskauer Handschriften, besonders aus der Bibliothek der heiligen Synode" (ADB). 2. Wer k beschreib u ng

3.2. Sekundärliteratur

2.1. Syntaxis (1780) [in Deutschland nicht zu ermitteln]

3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk keine bekannt

2.2, Griechisches Lesebuch (1791) [in Deutschland nicht zu ermitteln]

3.2.2.Literatur zur Biographie; Bibliographie DBA 810: 128-132. - GV 1700-1910 Bd 93: 222. - Wurzbach XVII pahreiii (2., 3.); Spänkuch (1.)]

MATTHAI, CHRISTIAN FRIEDRICH 1. Biographie * 4.3.1744 Gröst/Thüringen t 26.9.1811 Moskau [Jöcher/Adelung IV: 14./25.9] Prof. für griech, u. kiass. Literatur V: Christian Gottfried, Hoftrompeter in Dresden

3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss, Werk Glossaria graeca minora et alia anecdota graeca. Ex variis codicibvs edidit et animadversionibvs illvstravit Christianvs Fridericvs Matthaei Groesta Thvringvs Gymnasiorvm Vniversitatis Mosqvensis Rector. Mosqvae [Moskau]: Typis Vniversitatis. 2 Bde in 1. 23,8 cm [Titelblatt ganz in Majuskeln] - [Volumen L] 1774. [10],85,[1] S. [S. [2] leer; S. [3]: Zwischentitel: Ghssaria ... graeca. Vol. /.; S. [4] leer; S. [5][10]: gewidmet Gabriel, sanctissimae Sy-

24 Matthai, Georg

nodi Ecclesiae Orthodoxae Graeco-Rossicac Socio, Erzbischof und Archimandrit, Widmungstext geschrieben Juli 1775. - S. [1].285: Text, 4 Kapitel, u.a.: S. [1],2-10: Excerpta f.x grammatica Niccphori Gregorae, griech. - S. [11],12-5Q: Specimen ex MS. lexico Cynlh Alexandrini Compieciens omnia, quae, quae a littera ad finem leguntur, - [1] S.: ' MHNfTN, viersp.] - angebunden Bd 2 u.d.T.; Anecdota graeca. Ex variis codicibvs edidit et animadversiones adiecii Christi an vs Fridericvs Matthaei Gymnasiorum Vniuersitatis Mosquensis Rector. Volumen. II. Typis Vniuersitatis Caesareo Mosquensis Anno 1775. [2], 70, [2] S.[l] Tafel Syniaxis laiina in usum juventutis Rosstcae ad normam grammaiicae Marchicae majoris conformata, Moskau 1780 [in Deutschland nicht zu ermitteln] Griechisches Lesebuch für Anfänger. Wittenberg u. Zerbst 1791. 6 Bogen [in Deutschland nicht zu ermitteln] 3.1.2, Sonstige Werke überwiegend Arbeiten zu den Kirchenvätern und zum NT 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk nicht zu ermitteln 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie ADB XX: 606 [Eyssenhardt]. - Döring: Gelehrte Theologen II (1832). - G V 1700-1910 Ed 93: 336-387, - Hamberger/Meusel V: 6872; X: 255: XI: 514; XIV; 505-506: XVIII: 637. - Jöcher/Adelung [V: 966-970. - NUC pre-1956 Bd 369: 575-576 [Gräßel (L, 3,); Höller (3.)]

hayn war und 1732 als „Jubelprediger ,., m einem Alter von 80 Jahren und 15 Wochen1' starb (Jöcher/Adelung IV), M. machte sich v.a. um die Grammatik des oberlausitzisch-wendischen Dialekts verdient; außerdem besorgte er mit die Herausgabe u.a. eines Wendischen Gesangbuches (1710) sowie eine wend. Bibelübersetzung (1728) und arbeitete mit an einer wend. Kirchenagende, 2. Werkbeschreibung Wendtsche Grammaiica (1721) In der Einführung (S. VII*-XIX*) zu seiner Ausgabe von M.s Werk zeichnet Olesch einen kurzen Überblick über die Geschichte der obersorb. Grammatikschreibung und gibt M.s Prioritätsanspruch insoweit recht, als es sich dabei um die erste deutsch geschriebene Grammatik ihrer Art handelt. Olesch gibt weiter Auskunft über Inhalt und Rezeptionsgeschichtc des Werks und schließt seine Einführung mit einem Abriß über die Geschichte der Grammatikographie der übrigen slaw. Völker, wobei er die Einflußbereiche der ost- und weströmischen Kirchentradition deutlich trennt. M. widmete sein Werk verschiedenen Patronatsherren in der Oberlausitz. In seiner Vorrede begründet er den Nutzen seiner Grammatik für Prediger und Schullehrer und geht auch auf frühere Versuche der obersorb. Grarnmatikschreibung ein. Das Werk selbst (S. 1-194) besteht - analog zur Lateingrammatik des Johannis Rhenius (1710) - aus vier Teilen: Orthographie, Etymologie, Syntax und Prosodie. Die Flexionsparadigmen und synt. Regeln enthalten jeweils reichliches sorb,-dt. Beispielmatenal. Das Werk schließt mit einem dt.-sorb. Wortregister (62 S. unpag,, zweisp.). 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors

MATTHAI, GEORG l, Biographie * 1652 Wawitz bei Bautzen/Sachsen t 1732 prot, Pfarrer Über M,s Leben ist nur soviel bekannt, daß er seit 1681 prot. Pfarrer in Kolm und Peters-

3.1.1. Sprachwiss. Werk Wendische Grammatica, Weiche, Jn deutscher Spracht abgefasi [!], nach dem nett=inventir~ ten Principw und leichtesten Wendischen Schreib—Art und ßudißinischen Üialecto mil Fleiß eingerichtet, und nicht allein mit nützlichen Anmerckungcn, Schcmatibus, Paradigmatibus und Exemplis auffs deutlichste erkläret; Sondern auch zu mehrern Nutzen mit ei-

Mattheson

nen [!] deutschen und wendischen Register zum Nachschlagen versehen worden, herausgegeben von Georgio Matthaei, Diener am Worte Gottes in Colrn. Mit Königi. Pohln. und Chur—Fürstl. Sächß. allcrgnädigsten Privüegiis nicht nach zudrücken [!], Budißin [Bautzen]: Verlegte David Richter 1721. [16],194,[62] S. [S. [2]: 2 Psalmtexte; S. [3]-[7]: Widmung an die Patrone August Heinrich, Johann ErnstAdolph, Johann Moritz und Friedrich Moritz von Warnßdorff; S. [8]-[l6]r Vorrede. An den Christlich gesinten [!] Leser. - S. [1]: Kopftitel· Grammatica, Oder Anweisung in die wendische Sprache. - S. [l],2-8: Erster Theil Von der Orthographia Oder Rechten Schreibe=Kunst. - S. 9-160: Pars secunda de Eiymologia Oder Kunst recht die Wörter zu erklären: S. 9-69: De Nomine· S. 70-76: De Pronomine Substantivo & Demonstrativo; S. 77-137: De Verbo ...; S. 137-139: De Partictptis; S, 139-148: De Adverbiis; S. 148-157: De Praepositionibus; S. 157-158: De Conjunctionibus; S. 158-160: De Inierjeciione. - S. 160-180: Tertia pars. Grammatices. De Syntaxi: S. 161-164: Nominum, Pronominum & Participiorum Intransitiva. oder Wie man die Wörter in dieser Sprache construiren und zusammen setzen muß; S. 164-168: De Syntazt Nominum Transitive,', S, 168-169: De Comparativis; S. 169: De Syntaxi Pronominvm; S. 170-175: De Syntaxi Verborum; S, 175179: Syntaxis Nominum locorum sive Regiojium, urbium & Pagorum cum Verbts; S. 179180: De Syntaxi Adverbtorum. - S. 180-194: Quarta pars. Grammattces. De Prosodta: S. 181-185: /. De Accentu sivc Syllabarum Quantitate; S. 185-188: //. De Rhythmus; S. 188189: ///. De Caesura oder Abschnitt; S. 189194: IV. Genus. - [62] S.: Kolumnentitel: Teutsch und Wendisch Register, zweisp.] [in einzelnen Kapiteln auch, manchmal zweispaltige, Wortlisten] Reprint u.d.T. Geergitis Matthaei Wendische Grammatics, Budissin 1721. Herausgegeben von R, Olesch. Köln, Wien: BÖhlau 1981. XIX*;[16],194, [62] S. (— Slavtstische Forschungen; Bd 31) [S. VIII'-XIX*: Zur Einfuhrung, von Reinhold Olesch, mit zahlr. Lit.angaben]

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3.1.2. Sonstige Werke Ein Wendisch Gesangbuch (1710); Cynaci Höfers Himmelsweg ins Wendische übersetzt, aufs neue hrsg. (Budissin 1719); Pas Buch Jesus Sirach, nebst drei neuen Liedern ins Wendische übersetzt (Budissin 1719), s. Jocher/Adelung IV: 970 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1, Literatur zum sprachwiss. Werk Olesch, R.: Zur Einführung, mit zahlreichen Lit.angaben, in: Reprint 1981, s. 3.1.1. 3.2.2, Literatur zur Biographie; Bibliographie A DB XX: 607 [Leskien]. - Jatzwauk, J.: Sorbische (wendische) Bibliographie (Berlin 1952): 122. - Jene: Spisowarjo hornjoliiziskich evangeisktch Serbow, in: Casopis ma'cicy Serbskeje XXVIII (1875). - JÖcher/ Adeluog IV: 970. - Otto: Oberlausäzsctie Schriftsteller II und Suppl, - Schuster-Sewc: Bibliographie der sorbischen Sprachwissenschaft (Bautzen 1966): 27. - Stankiewicz (1984): 62. [Brekle (2.); Grässe! (L); Höller (3.)]

MATTHESON, JOHANN 1. Biographie * 28.9.1681 Hamburg t 17.4.1764 ebd. Musiker, Komponist V: Johann, Steuereinnehmer M: geb. Höling aus Rendsburg/SchleswigHolstein M. erhielt zunächst Privatunterricht, später wurde er als Schiiler in das Johanneum aufgenommen. Schon als Knabe sang er öffentlich, lernte mehrere Musikinstrumente und komponierte. 1697 erhielt er die Stelle des ersten Sängers am von Schott geleiteten Hamburger Theater, wo er hauptsächlich Frauenrollen spielte. Bis 1705 blieb er als Sänger, Direktor, Klavierbegleiter und Opernkomponist an diesem Theater, lernte nebenbei Englisch, Französisch und Italienisch und erteilte Musikunterricht; sein wohl bekanntester Schüler war ab 1703 der um nur vier Jahre jüngere Georg Friedrich Händel. 1705 gab er das Theater zugunsten einer Hofmeisterstelle bei dem

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Mattheson

Sohn des engl. Gesandten in Hamburg auf. Schon 1707 ernannte ihn sein „Arbeitgeber" zum Gesandtschaftssekretär, der er bis 1746 blieb. Daneben übte M. von 1715 bis 1728 das Amt des Musikdirektors am Dom aus, 1719 wurde er zum h zgl. Holsteinischen Kapeilmeister, 1746 zum Großfürstlichen Legationsrat ernannt. Schon 1728 mußte er die praktische Ausübung der Musik aufgrund eines zunehmenden Gehörleidens aufgeben, was er ausnützte, um seine liter, Tätigkeit „mit desto größerem Eifer" (ADB) fortzusetzen. In seiner Eigenschaft als Musiker verfaßte M. v.a. Opern, Lustspiele und Singspiele, aber auch theoretische Schriften über das Orchester, die Ausübung eines Dirigenten etc.; darüber hinaus verfertigte er auch zahlr. Übersetzungen aus dem Englischen, Italienischen und Französischen. 2. Werkbeschreibung Philologisches Tresespiel (1752) Im Vorbericht polemisiert M., der dieses Werk seinem jlnspirator* Elias Caspar —»Reichard widmet, heftig gegen die oberdeutschen Dialekte („die gothischen, allemannischen und fränkischen Mengesprachen", S. [XXVVI]) und das daraus gebildete Hochdeutsche. Temporäre und qualitative Präferenz hat für ihn das Niederdeutsche, dem er auch das Sächsische zurechnet. Für den Terminus Plattdeutsch gebraucht er, wohl um den phonet. Charakter anzudeuten, die Bezeichnung Glattdeutsck, ersteren Ausdruck erklärt er für einen „Druckfehler allenthalben" (S. [IX]). Das Tresespiel besteht aus 13 Stücken, benannt nach einer „Art der Bassette, ein Glückspiel" (S. 3). M. hatte in den Critischen Beyträgen (25. Stück, 1741) einen früheren Beitrag rezensiert und darin sich hauptsächlich mit dem Status der Musik in der Antike und mit der Eignung bestimmter Sprachen für die Musik auseinandergesetzt. Zu diesem Aufsatz hatten die Herausgeber in 13 Anmerkungen Monita formuliert und beifügen lassen,· Diese Monita greift M, im Tresespiel auf und versucht sie zu widerlegen. Thematisch spannt sich dabei der Bogen von den „ausländischen Kunstwörtern" (S. 5) in der Musik bis zur Situation der Musiker in Deutschland oder der Verwendbarkeit ho-

razischer Verse zur Vertonung. Die Einwürfe der Herausgeber werden ironisch gekontert. Sprachwiss. Themen, die M. behandelt, sind u.a. die Fachterminologie der Musik, einzelne Etymologien oder die Problematik für vs. vor. Bei der Ausgabe von 1752, die in allen Nachschlagewerken, sofern sie sie verzeichnen, die einzige ist, könnte es sich bereits um die zweite handeln, M. schreibt nämlich, es sei zehn Jahre her, „daß gegenwärtige Schrift zum Erstenmal aufs Tapet gekommen" und sie „erscheine(t) [...] in einer ganz veränderten, und muthrnaßlich verbesserten Gestalt" (S. 2). Auf dem Titelblatt findet sich allerdings keine Kennzeichnung der Auflage. 3, Bibliographie 3.1, Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Matthesons Gedanken über ein paar Artikel des drey nnd zwanzigsten Stücks der Beyträge zur critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit, in: Bf.yiräge zur Critischen Histone Der Deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit, herausgegeben von einigen Liebhabern der deutschen Litteratur. [Vign]. Siebenter Band. Fünf nnd zwanzigstes Stück. Leipzig: Bey Bernhard Christoph Breitkopf 1741. S. 8-25 - Reprint Hildesheim, New York 1970 [aus 355: ÜB Regensburg; Sign,: 64/GI 2220 B 573-7] Matthesons Philologisches Tresespiel, als ein kleiner Beytrag ZUT kritischen Geschichte der deutschen Sprache, •vornehmlich aber, mittelst gescheuter [!] Anwendung, in der Tonwissenschafi nützlich zu gebrauchen. Subiuncta nouissima editione Schediasmatis de ervditione mvsica. [Motto] Hamburg: bei Johann Adolph Martini 1752, [32], 133,[10], ... S. - Reprint ohne 2. Aufi, der Ervditio mvsica [32],133,[10] S. Leipzig: Zentraiantiquariat der Deutschen Demokratischen Republik 1975, Ausgabe für Barenreiter-Verlag Kassel [S. [2] leer; S, [3],[5j-[6]: Widmung an den Lehrer am Collegium Carolinum in Braun-

Mauvillon

schweig, Ellas Caspar Reichard; S. [7]-[32]: Vorberickt. - S. [1],2-133: Philologisches Tresespiel, No. I [- XIII]. - [9] S. Register; [1] S.; Errata] 3.1.2. Sonstige Werke Eine ausführ]. Zusammenstellung seiner zahlr. Übersetzungen aus dem Englischen, Italienischen und Französischen sowie seiner Opern, Lust- und Singspiele und musiktheoretischen Arbeiten findet sich in Meusel: Verstorbene VIII 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk nicht xu ermitteln 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie ADB XX: 621-626 [Rob. Eitner]. - Eitner: Musiker und Mnsikgdehrte VI. - Gerber: Neues Lexikon der Tonkünstler HI/1. UV 1700-1910 Bd 93: 351-352. - Hirsching V / l . - Jödier/Adelung IV: 991-992. - Meusel: Verstorbene VIII: 529-534. - NUC pre-1956 Bd 369: 610-615. - Schröder: Hamburgische Schriftsteller V. - Winckler; Niedersächsische berühmte Leute II (1769) [Gräßel (1., 3); Weiß (2.)]

MAUVILLON, ELEAZAR 1. Biographie * 15,7,1712 Tarascon/Provence f Mai 1779 oo: N.N. aus Halberstadt von frz. Eltern S: Jakob (1743-1794), Ingenieur, Obristleutnant und Lehrer der Politik am Carolinum in Braunschweig Über M.s Leben ist mir wenig bekannt. Zunächst war er Geheimer Sekretär des Königs von Polen und Kurfürsten von Sachsen in Dresden, danach Privatlehrer der frz. Sprache an der Univ. Leipzig; später folgte er einem Ruf aas Französisch-Professor an das Collegium Carolinum nach Braunschweig, M. publizierte hauptsächlich in frz. Sprache. Neben seinen in 2. aufgeführten sprachwiss, relevanten Arbeiten verfaßte M. auch verschiedene Abhandlungen über den Briefstil

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sowie u.a. eine zweibändige Lebensgeschichte über Frederic Guillaume ... (1741), eine Histoirc militaire du Prince Eugene de Savoyc ... (1740) in 5 Bdn sowie eine Histoire de ia derniere guerre de Boheme, enrichie de cartes ... (1745) in 3 Bdn. 2. Werkbeschreibung 2.1. Remarques sitr les Germanismes ... (1747 u.ö., hier 21753 in 2 Bdn) Gewidmet ist das Werk der Gräfin Baudissin (geb. v, ZinzendorfF). Im Widmungstext werden v.a. die hervorragenden Französischkenntriisse der Gräfin gerühmt. In seinem Vorwort zur 1. Aufl. von 1747 verbreitet sich M. hauptsächlich über idiomat. Verschiedenheiten zwischen gerrn. Sprachen und dem Französischen; die Germanismen, die aufgrund von intersprachlichen Interferenzen auftreten, bilden denn auch den Anlaß und die Datengrundlage für M.s Werk. Daneben unterscheidet M. präzise zwischen bloß gramm. Korrektheit beim Sprechen einer Fremdsprache und der Fähigkeit, unter Berücksichtigung aller semantischen, syntaktischen und stilistischen Finessen eine Sprache gut zu sprechen. Daß dabei das Französische als eine hochkultivierte Sprache gelobt wird, versteht sich von selbst. Im Vorwort zur 2, Ausgabe von 1753 bekennt M., daß er Fehler aus der ersten verbessert, v.a. jedoch seine Datengrundlage wesentlich erweitert habe. Die 1. Teil der Ausgabe von 1753 umfaßt 386 S. und schließt mit einem alphabet. Register der behandelten Wörter und Konstruktionen. Der 2. Teil, in dem auch auf Anglizismen eingegangen wird, umfaßt 292 S., daran anschließend findet sich ein Traue de la Versification, et de la Poesie francoise (S, 295485). Auch dieser Teil schließt mit einem alphabet. Register der behandelten Wörter und Konstruktionen. NormaLerweise wird jedem Artikel ein fehlerhaftes Beispiel vorangestellt, das dann durch Beispiele des korrekten frz. Sprachgebrauchs korrigiert und mit Erläuterungen - auch unter Bezugnahme auf Texte guter Autoren - versehen wird. Daneben werden auch Regeln für den korrekten Gebrauch von Präpositionen, Pronomina etc. - teilweise mit Bezug auf germ. Interferenzen - formuliert.

28 Mauvillon

2.2. Cours complct de la langue frangoise (1754) Widmung ([4] S.) an den Grafen von Brühl: M. versucht sich von den üblichen bombastischen Widmungen abzusetzen, indem er die Tugenden Brühls als Freund schildert. Im Vorwort erwähnt M. seine Kenntnis zahlreicher frz. Grammatiken (ohne Titel und Autoren zu nennen); alle diese Werke würden jedoch den Schwierigkeiten und Feinheiten dieser Sprache nicht gerecht. Weiter erwähnt er seine hist. Arbeiten über den Prinzen Eugen, über den letzten böhm. Krieg und seine Arbeit über Germanismen. M. betont besonders die Mühe, die es ihn gekostet habe, eine wirklich gute und brauchbare Phonetik und Syntax zu verfassen (besonders hinsichtlich letzterer habe er bei anderen Grammatikern fast keine Hilfe finden können). Was die praktische Seite seines Werkes anlangt, hält M, selbst es für einzigartig; anstelle läppischer Dialoge habe er es vorgezogen, ein kleines Wörterbuch der Künste und Ausdrücke der gewöhnlichen Konversation zu geben. Dazu kommen zahlr. Texte aus der Literatur, die er als Stilist und Übersetzungspralttiker erläutert. Das zweibändige Werk (Bd I: S. 1-544, Bd II: S, 3-538) besteht aus 67 Übungen, die jeweils zahlr. Listen, EinzeifalBeschreibungen und Beispiele enthalten. Im einzelnen besteht das Werk aus den folgenden Teilen: „Traite de la pronunciation" (S. 1-194); diese im Verhältnis zu sonstigen Darstellungen der Phonetik, Orthographie und Prosodie sehr detailiierte Behandlung des Stoffes kritisiert gleich zu Beginn die schlechte Methode, wie sie z.B. Peplier (1689 u.ö.) verfolge, eine inkorrekte Transkription (z.B. page: [pasche]) als Aussprachehilfe anzugeben. Statt dessen gibt M. lange Listen von Wörtern und Silben und erläutert deren korrekte Aussprache durch die Angabe artikulationsphonetischer und phonetisch-akustischer Kriterien. Dasselbe gilt mutiaits mutandis auch für die Orthographie. Der „Traite des parties du discours" (S. 195274); hier wird die Morphologie der Substantive, Zahlen und Artikel abgehandelt. Der „Traite du pronom" (S, 275-342) umfaßt alle Arten von Pronomina. Der „Traite du verbe" (S. 343-467) bringt die regelmäßige und unregelmäßige Konjugation, Den Schluß des er-

sten Bandes bilden Abhandlungen zu den Partizipien, Adverbien, Präpositionen, Konjunktionen und Interjektionen. Der zweite Band ist ausschließlich der Syntax gewidmet. Allerdings beschäftigen sich nur die Übungen 39-48 mit Fragen der Syntax im engeren Sinne (z.B. Stellung der Adjektive, Kongruenz, Syntax der Negationspartikel, der Personalpronomina etc.). Die Übungen 49-53 enthalten ein einsprachiges Wörterverzeichnis mit jeweiligen Bedeutungsexplikationen und Beispielen. Die Übungen 54-58 bringen frz. Prosa-, Dramen- und Fabeltexte mit Hinweisen zur Aussprache und zum Verständnis. Den Abschluß des zweiten Bandes (Übungen 59-67) bilden kritische Untersuchungen deutscher und lateinischer, ins Französische übersetzter Texte und Beispiele für die Abfassung frz. Texte. Am Schluß erscheint ein Wort- und Schlagwortregister. 2.3. [Bearbeiter] Frisch, Johann Leonhard: Nouvf.au Diciionnaire ... (1752) In seinem nicht datierten frz. „Avis" zur Auflage von 1752, die inhaltlich mit jener von 1780 identisch ist, lobt M. zwar Frischs Wörterbuch, er stellt jedoch fest, daß er eine große Anzahl von Wörtern hinzugefügt habe, daß er Frischs Einschätzung vieler Wörter als obsolet berichtigt habe, daß er zahllose Akzcntuierungsfehler beseitigt und sich in der Orthographie an den Traite de l'ortkographe franijoise (Poitiers 1747) gehalten habe. Weiterhin habe M. viele dt, Worterklärungen, die nicht in einem Wort zu geben sind, berichtigt. 3, Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk [anonym] Remarques svr les Germanismes. Ouvrage utile aux Allernands, aux Fran$ois, et aux Hollandois, &c. [Stich]. A Amsterdam: Chez Pierre Mortier MDCCXLVII [1747]. [16],386,[6] S. 16,6cm [Titelblatt in rot und schwarz; außer Chez ganz in Majuskeln] [S. [2] leer; S. [3]-[6]: (Epitre) a Madame la Comtesse de tiavdissin, unterzeichnet: Mauvtlhn; S. [7]-[l6]: Preface. - S. [l],2-386: Text Remarques, insgesamt 191 „Bemerkungen". [6] S. Table des remarques] [S. 386 endet mit: Fin und Kustos: Table; als letzter Titel im Inhaltsverzeichnis ist nach

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dem auf S. 386 endenden Text ein erst auf S. 472 beginnender Discours au recherche ce gut a ie plus contribue a rendre ta Langue Fran$oise si commune [&] si universelle, par Ie P. Gaichiez] [aus 23: Herzog August Bibliothek Wolfenbiittel; Sign.: Kl. 29] - auf 2 Bde erweiterte Ausgabe - Bd 1: [Titel identisch mit 1. Ausgabe] Nouvelle Edition, revue, corrigee, & augmentee de tout un Tome. Tome I, [Stich] A Amsterdam: Chez Pierre Morticr MDCCLIII [1753]. [20],386,[9] S. 15,9 cm [Titelblatt in rot und schwarz; außer Chez und Nouvelle Edition ... de tout un Tome ganz in Majuskeln] [S. [2] leer; S. [3]-[6]: (Epitre) a Madame la Comtesse de Baudissm, unterzeichnet: Mauvillon; S. [7]-[16]: Preface [diese und Epiire aus der vor h erg eilenden Ausgabe dieses 1. Bdsj; S. [17]-[20]: Preface de l'auieur sur c.fAtt nouvelle Edition. - S. [l],2-386: Text Remarques ..,, insgesamt - laut Table - rund 220 „Bemerkungen". - [9] S.: Table Aipkabeiique du Tome Premier] - Bd 2 u.d.T.: Remarques sur les Germanismes, les Anglicismes &c, Avec un Traue de la Versification, et de la Poesie fran^oise. a l'usage des etrangers. Tome II. [Vign.] A Amsterdam: Chez Pierre Mortier MDCCLIV [1754]. [4],485,[14] S. 15,7cm [Titelblatt in rot und schwarz; außer Chez ganz in Majuskeln] [S. [2] leer; S. [3]-[4]: (Epitre.} a Madame la Comtesse de Baudissin, nee Comtcssc de Zinzendorff, unterzeichnet Mauvillon. -S. [1],2-292: Remarques sur les Germanismes. - S, [293]: Zwischentitel; Tratte de la Poesie frangoise; S. [294] leer. S. [295]; Kopftitel· Tratte de la Versification, et de la Poesie franfoise; S. [295],296-485: Text Traite. - [7] S.: Table Du Tome Second des Remarques ..., alphabet.; [ß] S.: Table du Traite de la Versification frangoise, alphabet.; [1] S.: Errata pour ie Tome ] [aus 128: Hofbibl. Aschaffenburg; Sign.; Phil 72] - weitere Ausgabe Amsterdam: Arkstee 1759. 2 Bde

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- Nouvtlle edition, revue, corrigee & augmentee de tout un tome, ... Amsterdam: Arkstee & Markus 1764. 2 Bde. 16 cm - Dresden 1786 Cours complei de la langue fran$oise distribue par exerctces. A l'usage des Personnes pour qui cette Langue est etrangere. Par Mr. Mauvillon secretaire intime de sä Maj. Le Roi de Pologne Elect, de Saxe. Tome premier [-second] ... [Vign.] Dresde [Dresden]: Chez George Conrad Walther libraire du Roi 1754. Avec Privilege. 2 Bde

[Titelblatt teilweise in Majuskeln, ebenso die Überschriften Traite ...] Tome premier. Contenant la Theorie de Langue Franfoise. [14],544 S. [S. [2] leer; S. [3]-[6]: Epitre a Monsieur Ie Comte Maurice de Brühl Gentilhomme de ia Ckambre et Conseiller auliqite de sä Majeste Ie Roi de Pologne ...; S. [7]-[l4]: Preface. - S. [l],2-98: Traite de la pronunciation: S. [l],2-20: Premier Exercice. Introduction. Des Voyelles. La voyelle E. L'E masculin; S. 20-26: Second Exercise. De feminin; S. 26-34: 3. De l'E ouvert; S, 3441: 4. Des Voyelles composecs, des Nasales & des Dipktongues; S. 42-46: 5. Des Voyelles Nasales. Des Diphtongues; S. 47-56: 6. Observations pariiculieres sur t out es ces differentes sortes de Voyelles; S. 56-85: 7. Des Consonnes; S. 85-98: 8, Additions aux observations precedentcs sur les Consonnes. - S. 99-194: Traite de la quantite et de {Orthographie: S. 99-140: 9. De la Quantite; S. 141-172: 10. De LOrthographe. Remarques sur l'orthographe de M. de V...; S. 172-183: 11. Orthographe des Verbes. Ortrmgraphe de quelques mots particuliers. Des let t res capitales. Des Trema ...; S. 184194: 12, De PAccentuation, & de la Ponctuation. Du, mür, sur, nud, crud. A ou a. La ou lä. Des ou Des. De l'apostrophe. Du Tiret ou Trait d'union. Ponctuation. S. 195-274: Traite des parties du discours: S. 197-219: 13. Du Nom Substantif. Du Genre. Terminaisons des Noms Substantifs & leur Genre; S. 220-225: 14. Noms de differens [!] genres, suivant leur diverse signification; S. 225-238: 15. De l'adjectif & du nombre des noms ...; S. 238-249: 16.

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MattviUon

Des noms de nombres ... Degres de comparaison; S. 249-262: 17. De la maniere de decliner des N'oms en Francpis ... Article; S. 262-274; 18. De l'artide indefini. De Particle partitif. De 1'article Un. - S. 275-342: Tratte du pronom: S. 275-287; 19. Des differentes sortes de Pronoms. Pronoms Personels. Pronoms Conjonctifs. Observation sur les Pronoms conjonctifs de la troisieme personne; S. 287-308: 20. Des Pronoms Possessifs, Usage ... Des Pronoms demonstratifs. Declinaison de ces Pronoms. Usage de ces Pronoms demonstratifs; S. 308-318: 21. Des Pronoms Relatifs. Usage ...; S. 319-324: 22. Des Pronoms Absoius; S. 324-342: 23. Pronoms Indefinis. Quiconque. Quelqu'un. Chacnn ... - S. 343-467: Traue du verbe: S. 343-353: 24. Du Verbe Substantif ... adjectif ... Actif ... Neutre ... Reflechi; S. 353-360: 25. Des Verbes auxiliaires. Observations que l es Etrangers doivent faire touch ant l'usage des verbes auxiliaires; S. 361-366: 26. Des Conjugaisons, des Modes fe des Tems [!], Des Modes. De l'Indicatif. De I'Imperatif. Du Subjonctif ou Conjonctif. De l'Infinitif; S. 366-373: 27. Usage des Modes. De l'Infinitif. Declinaison de l'Infinitif; S. 373-391: 28, Des Temps .,.; S. 391-398: 29. Tems du Subjonctif ou Conjonctif. Additions aux remarques precedentes. Des Tems; S. 399-420: 30, Conjugaisons ...; S. 420-434: 31. Suite des Conjugaisons ...; S. 435-447: 32. Verbes irreguliers & defectueux de la premiere conjugaison, ... de la seconde Conjugaison; S. 447-467: ... de la troisieme conjugaison, ... de la quatrieme ... - S. 468-490: Traue du participe actif et du participe passif: S. 468-477; 34. Du Pariicipe & du Gerondif; S, 477-490: 35. Du Participe passif. IV Regies generales, - S. 491-497: Tratte de adverbe, 36. exercice. - S. 498-518: Traue de la preposition, 37. exercice. - S. 519-542: Tratte de la conjunction, 38, exercice. - S. 543-544: Traue de l'interjection] Tome second. Contenant Pratique de la Langue franfoise. [2],538,[21] S. [S. [2] leer, - S. [1]: Zwischentitel: Cours ... fran^oise. Tome second', S. [2] leer, S. [3],4-538: Traue de. la syniaxe: S. [3] ,49: XXXIX. Exercice. Syntaxe de l'Adjectif avec le Substantif; S. 9-13: XL. Exercice.

Syniaxe du Nominattf avec le Verbe; S. 1316: 41. Syntaxe De l'Accusatif. ... de I'article; S. 17-23: 42. Syniaxe. De ne pas & de ne point; S. 23-27: 43. Syntaxe Du Verbe·, S. 27-32: 44. S. des pronoms personels & conjoncitfs; S. 32-33: 45. S. Du Pronom Possesstf; S. 34-38: 46. S. Du Pronom relatif; S. 38-42: 47. S. des Adverbes. S. de rinfinitif; S. 43-46: 48. Remarque sur la particule En. Remarque sur quelques usages singuliers de la conjunction Que; S. 47-119: 49. Recueil de termes de la conversation & d'ari, les moins famiiitrs ä la plupart des Etrangers ..., A-H; S. 119-135: 50, dass, J-M; S. 135-162: 51. dass. N-P; S. 162-184: 52. dass. Q-S; S. 185-201: 53. dass. T-Z; S. 201-210: 54. SUT la Pronunciation; S. 211-223: 55. Sur la Grammatre, la Syniaxe & ['Orthographie; S. 224-255: 56. Sur quelques auteurs comiques. La Malade sans Maladie. Comcdie de Riviere Du Freny, Auszug; S. 256-289: 57. Sur quelques Poe'Us ..., Auszüge aus Andromaque, Ode von M. de la Motte, Odt von Rousseau, Fabeln von La Fontaine; S. 289-309: 58, Dialoge von Fenelon; S. 309-346: 59. Sur quelques Traduciions Allemandes, 32 Briefe, frz.-dt.; S, 346-369. 60. Examen de la traduction Allemande des letires de M. de Fontenelles ...; S. 369-416: 61. Sur la Traduction, mit Texten von u.a. Tacitus, Plinius, lat.-frz.; S, 416-425: 62. Traduction de l'Anglois. Preface de M. Pope sur Homere, engl.-frz.; S. 425-449: 63, Traduc.tion de l'Allemand: Briefe Gellerts, dt.frz,; S. 450-474: 64. Traduction de quelques Fables Allemandes du meme Auteur, dt.frz.; S, 474-515: 65. De la Composition; S. 515-536: 66, Ezemples de relations, tire de l'Hisioire de Louis XIV. par Reb&ulet; S. 536-538: 67. Portrait von Richelieu und Louis XIII. - [20] S. Table des matteres, alphabet.; S. [21]: Druckvermerk] [auf den Seiten 211-449 häufig Roh- und korrigierte frz. Übersetzungen der lit. Texte mit vielen frz. Anmerkungen] [als gebundene Fotokopie aus.355: ÜB Regensburg; Sign.: ID 3110 M 459]

Vom Nouveau dictionnaire des passagers franfoisallemand et allemand fran$ois, oder Neues Frantzöstsch-Teutsckes und Teutsch-Frantzö-

Mauvillon

sisches Wörter-Buch ... Hrsg. von Johann Leonhard Frisch ... Leipzig: Bey Joh. Friedrich Gleditsch und Sohn 1712, 2 Bde. 20,5 cm besorgte M. die Ausgabe von 1752 - Nouveau Dtctionnaire des passagers Francois-Allemand et AHemand-Francois, Oder Neuts Frantzösisch=Teutsches und Tevisch =Frantzosisches Wörter=Buch, Worinnen Alle Franizö'sische Wörter, auch der Künste und Wissenschaflen, aus den vollkommensten und neuesten üictionariis, nebst den nothigsien Constructionen und Redens=Arten, durch kvrtzlich gezeigte Etymologie, und durch das gebräuchlichste, auch re.ineste Teutsche erkläret worden; Jm Teutschen Thf.ile aber eine so gfosse Verbesserung und Vermehrung geschehen, daß die Liebhaber beydcr Sprachen dieses Buch mit grossem Nutzen gebrauchen können, Herausgegeben von Johann Leonhard Frisch, Mitglied der Kon. Preuß. Societ. der Wissenschaften in Berlin, Aufs neue vermehrt und verbessert von Mr. Mauvillon. Mit Römisch=Kayserlichen, wie auch Königl. Polnischen und Chur=Sächsischen allergnädigstem Privilegio. Leipzig: In Johann Friedrich Gleditschens Buchhandlung 1752. 2 Tie in l Bd. 21,7 cm [Titelblatt in rot und schwarz] [links vor Titelblatt Stich] [S. [2] leer; S. [3]-[4]: Privileg, lat.; S. [5]-[6]: Avis de Mr. Mauvillon sur ceite nouvelle edition; S. [7]-[10]: Vorrede; S. [11]-[l2]: Neue Vorrede vom Verleger, dauert 1737; S. [l3]-[26]: Verzeichnis der Bücher; welche in Johann Friedrich Glcditschens Bvchhandlung in Leipzig, entweder selbst verlegt, oder in Menge zu finden sind, 17$gt zweisp. - Sp. 1,2-2040: Text Wörterbuch A-Z, frz.-dt,, zweisp. - S. [l]r Zwischentitel: Neues Teutsch=Frantzösisches WörttT=Buch\ S. [2] leer, - Sp. [5,6],7,8743,744: Text Wörterbuch A-Z, dt.-frz., zweisp.] [aus 703: ÜB Bayrcuth; Sign.: 20/ID 6642 F917] - weitere Ausgaben Leipzig 1755 - . . . Jm teutschen Theile aber eine so große Verbesserung und Vermehrung geschehen,

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daß die Liebhaber beyder Sprachen dieses Buch mit großem Nutzen gebrauchen können. Herausgegeben von Johann Leonhard Frisch ... aus neue vermehrt und verbessert von Mr, Mauvillon, Leipzig: In J.F, Gleditschens Buchhandlung 1761. [30] S., 2040 Sp. Frontispiz. 21,6 era Leipzig 1763 . . . a u f s neue vermehrt und verbessert von Mr. Mauvillon ... Leipzig: In J.F, Gleditschens Buchhandlung 1766. [30] S., 2040 Sp., Sp.[5]-744. 21,5 cm Leipzig 177! . . . , verbessert von Mr. Mauvillon, Leipzig: In J.F. Gleditschens Handlung 1772. 2040, 744 Sp. spatere Auflage Nouve.au Dictionnaire ... oder Neues Französisch=Deutsches und DeutschFranzösisches Wörter= Buch, worinn alle Französische Wörter, ... aus den ... neuesten Wörterbüchern, nebst den nöthigen Construcitonen und Redensarten, ... und durch das gebräuchlichste, auch reinesie Deutsch erkläret worden, daß die Liebhaber beyder Sprachen dieses Buch mit großem Nutzen gebrauchen können. Herausgegeben von Johann Leonhard Frisch, Mitglied der Königl. Preuß. Societ. der Wissenschaften in Berlin. Verbessert von Mr. Mauvillon, Neue Außage. Mit Römisch-Kaiserlichem, wie auch Chur-Sächsischen allergnädigsten Privileg! is, Leipzig: Jn Johann Friedrich Gleditschens Handlung 1780. 2 Tie in l Bd. 22,1cm [Titelblatt in rot und schwarz] [links vor Titelblatt Stich] [S. [2] leer; S. [3]-[4]: Privileg; S. [5]-[6]: Verkündigung des Privilegs; S. [7]: Avis de Mr. Mauvillon sur cette nouvelle edition; S. [8j-[llj: Vorrede; S, [12]-[14]: Neue Vorrede, vom Verleger, datiert 1737; S, [15][30]i Verzeichmß der Bücher in der Gleditschen Buchhandlung 1779. - Sp, 1,22039,2040; Text Wörterbuch A-Z, frz.-dt.] [nur 1. Th. aus355: ÜB Regcnsburg; Sign.: 21/1 843 592]

3.1.2. Sonstige Werke sind angeführt in Mensel: Verstorbene VIII: 547-549, siehe auch l.

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3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk nicht zu ermitteln 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie ADB XX: 715 s.v. Mauvillon, Jakob [Leser]. - Mensel: Verstorbene VIII: 547-549 [Brekle (2,); Gräfiel (1.); Holier (3.)]

MAX, J O H A N N MARIA [JÖcher: Johann Martin] 1. Biographie In einer kurzen autobiographischen Notiz (in: ders.: Allerneueste Vorschläge ... (1736):! 12113) berichtet M, „daß ich aus Wailiserland, Valiesia, gebürtig bin, einer zwischen der Schweitz, Mayland [Mailand] und Savoyen, am Genfersee gelegenen, mit den Schweizern bundesgenossenen [!] freyen Republik. Meine unteren Schulen habe ich teils zu Sitten, Sedunum, der Hauptstadt in Waliis, theils in Augsthal, Augusta Praetorias vollendet, Die obere aber zu Lion [Lyon] in Frankreich; allwo ich die Philosophie, und verschiedene Theile der Mathematik gelernet, und zugleich in verschiednen Privat=Häusern das Latein und die Rechenkunst gelehret habe. Zu Wien in Osterreich habe ich unter weiiand Hr. D, Senutti die Jurts insittutiones gehöret. Hier habe ich ohne Lehrmeister und Grammatik die deutsche Sprache von mir selbst aus den Büchern gelernet. Maassen mir auch Gelehrte sagten: es wäre von der deutschen Sprache keine Grammatik zu finden, und man kotine von derselben keine Fundamente geben. Was für groosse [!] Unwissenheit doch in Deutschland regirt! Hernach habe ich zu Wien bey 18. Jahr lang von der Französischen, Jtaliänischen, Spanischen, und die letzten Jahre auch von der Deutschen Sprache Profession gemacht, und bin auch bey alldasiger hochlöbl. Universitaet, als Univcrsiiacts —Sprachmeister imatriculiiet, worden. Jin Jahr 1726, den 12, December begnadigten mich Jhro Kais, und König], Cathol. Majestät mit dem Titel eines Lingvarum Professorts in der König!. Ritteracademie zu Lignitz" [Liegnitz in Niederschlesien; heute Legnica, Woiwodschaft Breslau/Polen], Weil, wie

er weiter bemerkt, sein Teuiscker Schlüssel ... kaum Absatz fand, verzichtete er auf die Herausgabe weiterer Werke, die bereits als Manuskript abgeschlossen waren, siehe 3.1.2. Es konnten keine Lebensdaten M.s ermittelt werden. 2. Werkbeschreibungen 2.1. Wortforschung der französischen aas der lateinischen Sprache (1714) [in Deutschland, Osterreich, Ungarn und in der Tschech, Republik nicht zu ermitteln] 2.2. Compendium ... der französischen Sprache (1723) [in Deutschland, Osterreich, Ungarn und in der Tschech. Republik nicht, zu ermitteln] 2.3. Teuischcr Schlüssel zu allen Sprachen (1728) Wie schon der Titel und die Vorrede verraten, ging M. bei der Konzeption seiner dt. Grammatik von einem universalistischen Ansatz aus: Die genaue Kenntnis der ,,Grund=Sätze" der Muttersprache bildet für ihn die Basis zur Erlernung fremder Sprachen. Mit dieser Ansicht steht M. (wenn auch unbewußt) in der Ratichischen Tradition. Bei der Ausarbeitung seiner Grammatik ließ er sich von didaktischen Erwägungen leiten, weswegen er von der herkömmlichen Disposition abwich. Am Beginn steht die Darstellung des Lautinventars, der Orthographie und der Silbenlehre {S. 2-24), danach folgt eine kurze Skizze der Grammatik (Wortarten, Erklärung wichtiger Termini). Der Morphologieteil beginnt, abweichend von der traditionellen Anordnung, mit der Verbalflexion (S. 30-128), M. begründet sein Vorgehen mit dem aus der logischen Tradition kommenden Argument, daß „das Verb um das Haupt Wort in der Rede ist" (S. 29). Bei der Definition und Benennung der Kategorien und Subkategorien verfährt M, nach logisch-semantischen Kriterien: Evident ist dies z.B., wenn er seinen Terminus „Praeteritum priusperfecturn" gegenüber der herkömmlichen Benennung „Plusquamperfekt*' mit dem Argument verteidigt, es gebe „nichts in der Natur / auch nicht einmal in der unerschöpflichen Allmacht Gottes / welches also [als Plusquamperfekt] könne benamset werden" (S. 50). Nach der Verbalflexion folgen die weiteren Wortarten in der üblichen Reihenfolge (s, 3.1.1.) sowie

Max

eine kurze Syntax (S. 183-195), d.h. eine Konstruktionskhre im Anschluß an Chr. E. -»Steinbach (Jellinek I: 212). Dem Werk angehängt sind zwei Kurzfassungen desselben: ein Compendium (S. 196-223) sowie ein Kern (S. 224-228), letzterer gedacht, „die Kinder zu examinieren" (S. 224). Die zeitgenöss, Reaktion auf M.s Grammatik war fast ausschließlich ablehnend: die Bcyiräge zur Criiischen Historic rezensierten sie negativ, ebenso —»Reichard und selbst noch Socin; erst Jellinek betonte vorhandene positive Ansätze. Anstoß nahmen die Zeitgenossen v.a. an der etwas altertümlichen und mit süddt, Provinzialismen durchsetzten Sprache und an der nach ihrem Urteil zu geringen Systematik des Werkes. 2.4. Allerneueste Vorschläge zu Verbesserung des Deutschen Schulwesens (1736) Das Werk besteht aus acht Briefen an die Zeitschrift Die vor sich, und ihre Söhne sorgfähigen Votier, die als Herausgeber fungiert und die Briefe mit Anmerkungen etc. versah. Im Anhang erscheint ein Brief M.s, der eine kurze Autobiographie enthält. M.s didaktische Erörterungen drehen sich in der Hauptsache urn den Muttersprachenunterricht, dessen mangelndes Niveau er beklagt. Dafür macht er die Lehrer verantwortlich: „daß die Schulcathedern mit solchen Leuten angefüllt seyn, welche ihrer deutschen Muttersprache nicht mächtig wären" (S. 14). ist die Quelle des Übels. Dieser Mißstand ist für M, nicht nur in kath, Gegenden vorhanden, sondern auch in den protestantischen, obwohl er diesen einen Vorsprung konzediert. Der niveaulose Muttersprachenunterricht'sei überhaupt für den schlechten Zustand des Schulwesens, v.a. des Fremdsprachemmtemchts, die Hauptursache. M. nennt einige Problernfälle (Tempussystem, Deklination, Rechtschreibung etc.), die im Unterricht vernachlässigt würden. Deshalb plädiert M. dafür, „seine Muttersprache gründlich zu erlernen" (S. 58),

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[in Deutschland, Österreich, Ungarn und in der Tschech. Republik nicht zu ermitteln] Compendium oder kurzer Begriff der Grundsätze der französischen Sprache. Wien 1723 [in Deutschland, Osterreich. Ungarn und in der Tschech. Republik nicht zu ermitteln] Teutscher Schlüssel zu alien Sprachen / Oder Grund=Sätze der Teutschen—Sprache und Vorbereitung zu alien ändern. Was nemlich [!] die liebe Teuische Jugend / nach erlehrnetem [!] so genantem Namen=Büchel / ehe, sie zu einer ändern Sprache schreite / wissen und verstehen soite [!] damit selbe eine jede fremde Sprach / nicht allein weit leichter / sondern auch weit besser fassen und erlehrnen könne / Durch Johann Max Linguarum Professoren! Publicum in der Königlichen Ritter—Academic zu Liegnitz. Zu finden bey Martin Eßlinger Buchhandelern [!] in Wienn [!] und bey Michael Rohrlach Buchhandelern zu Breßlau und Liegnitz. Jn Liegnitz gedruckt bey Joh. Christoph Wäteoldts Wittwe 1728. [14],228,[1] S. 15;5cm [S. [2] leer; S. [3]-[14]: Vorrede. - S. [1],2195: Teutscher Schlüssel ...: S. 2-15: Von den Buchstaben und deren Laut; S. 15-19; Von den Silben; S. 19-21: Diphthonge; S. 21-24: Verdoppelung der Buchstaben; S. 25-31: Von den Wörtern; S. 31-128: Verben, Konjugationstabellen; S, 128-131: Artikel; S. 131-149: Nomen; S. 150-158: Pronomen; S, 159-166: Von den 6. Casibus; S. 166-169: Partizip und Supinum; S. 169-175: Adverb; S. 175179: Präposition; S, 179-181: Konjunktion; S. 182-183: Interjektion; S, 183-195: Von der Sintaxi [!] oder Wort=Fügung. - S, 196-223: Compendium. Oder Kurzer=Begriff. Dieses Teutschen Schlüssels; S. 224-228: Kern Dieses Werkleins die Kinder zu examiniren ['.], Fragen mit Antworten; [1] S, Druckfehler]

3.1. Werke des Autors

[aus 27: ÜB Jena; Sign.: 8 Gl. IX, 31] [Rez. in: Beytrdgf. zur Critischen Histone Der Deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit ... Zweytes Stück (Leipzig 1732): 226-230 (Reprint Hildcshcim, New York 1970)]

3.1.1. Spracbwiss. Werk Wortforschung der französischen aus der lateinischen Sprache. Wien 1714

Johann Mariae Maxes, öffentlichen Lehrers der Sprachen in der Käyser= und Königlichen Ritteracademie zu Lignitz, allernetteste Vorschläge zu Verbesserung des Deutschen Schul-

3, Bibliographie

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May(us)

wcscns, auf Begehren zu dem Druck befördert / und mit beyfalligen Anmerkungen versehen von den sorgfältigen Vätern. Franckfurth und Leipzig: zufmden [!] bey Gottlieb Siegert, Buchhändler in Hirschberg 1736. [14] S., S. 3-114, 16,3cm [Titelblatt in rot und schwarz] [S. [2] leer; S. [3],[5]-[8j: Widmung der Sorgfältigen Väif.r, D.K. G.L.v.L. - so unterzeichnet - an den Verfasser; S, [9]-[14]: lat. Gedicht von M. - S. [3],4-5: Vorbericht der Sorgfältigen Väter. - S, 5-103: Text 8 Briefe; S. 5-18: Der erste Brief, wie alle anderen mit ausführlichen Anmerkungen der Herausgeber, datiert 1734; S. 19-31: Der andre Brief, 1734; S. 32-46: 3. Brief, 1734; S. 46-55; 4. Brief, 1735; S. 55-67: 5. Brief, 1735; S. 67-82: 6. Brief, 1735; S. 82-94: 7. Brief, 1735, mit Lehrplanvorschlag; S. 94-103: 8. Brief, 1735, mit 2. Plan. - S. 103-111: Erster Nacktrag der sorgfältigen Väter: 11. Fabel des Aesop, lat.dt., mit Anmerkungen zur schlechten Übersetzung; S. 111-114: Andrer Nachtrag: Autobiographie M,s] [der 1. Brief bereits in veränderter Form abgedruckt in den Sorgfältigen Vätern siebentes Stück] [aus 37: SuStB Augsburg; Sign.: Bild 1299] 3.1,2. Sonstige Werke Als Manuskript bis 1734 fertiggestellt: Kurzgefaßte, leichte und richtige Lehrart der ersten lateinischen Grunde, - Alphabetischer Auszug mehrdeutiger deutscher Wörter, oder particularum ac terminorum aeqvivocorum, deutschlateinisch, nach der Methode der Französischen particules de Mr. de PortRoial [!]. - Tractalus de specie & ßgura, ac de modo copiam verborum acqvirendi [Derivation und Komposition der Wörter]. Ganz leichter Tractat de Sphaera oder von der Weltkugel. - Compendium, oder kurzer Begriff der Lehrsatze der Jtaliänischen Sprache, - Die selbst erwiesene Rechenkunst, oder Anthmeiica scientißr.e demonstrate, Schulbuch. - Projectus Reformations generalis in lingvarum studio pro tota Germania. 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk Jellinek I: 211. - Reichard (1747): 397-404. - Socin, A.: Schrifisprache und Dialekte im Deutschen 366

3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie Jellinek 1:211. - Jöcher/Adelung IV. Erg. Bd: 1061. - Max, Johann M.: Allerneueste Vorschläge zu Verbesserung des Deutschen Schulwesens ... (Franckfurth, Leipzig 1736): 112114 [HÖller (1., 3.); Weiß (2.)]

MAY(US), JOHANN HEINRICH (HENRICH) [auch: Majus] 1. Biographie * 11.3.1688 Durlach (Karlsruhe-Durlach) t 13.6.1732 Gießen Prof, der griech. und orient. Sprachen V: Johann Heinrich d. Ältere (1653-1719), Professor der griech. u. oriental. Sprachen M., der in Gießen aufwuchs, erhielt eine gründliche Schulbildung sowohl durch Hauslehrer als auch durch den Unterricht am Giessener Pädagogium. Laut, Strieder (s. 3.2.2.) besuchte er bereits irn 12. Lebensjahr die Univ. und schloß sein Studium 1707 irn Alter von 19 Jahren mit der Magister würde ab. Zur Fortsetzung seiner Studien reiste er dann zur Univ. Altdorf südöstl. Nürnberg und hielt sich im Anschluß daran drei Monate in Wien auf, wo er an der Kaiserl. Bibliothek seine Kenntnisse über die orient, Literatur vertiefte. Über Böhmen gelangte er dann nach Jena, um dort Vorlesungen über Exegese und Numismatik zu hören. Schließlich kam er über Helmstedt nach Kiel, wo ihm die Professur der griech. Sprache angeboten wurde. Er lehnte jedoch ab, weil er in Gießen die Professur der griech. und orient. Sprachen, die bisher sein Vater innegehabt hatte, übernehmen konnte. Er trat sein Amt am 5.10.1709 an und wurde 1716 auch Prof. der Antiquitäten (Altertümer). Irn selben Jahr wurde ihm zusätzlich die Adjunktur im Pädagogiarchat seines Vaters und 1719 die Aufsicht über die Schulen im Oberfürstentum übertragen. Neben den in 2. besprochenen Arbeiten verfaßte M. als teilweise linguistisches Werk 06servationes sacrae (1713-1715), das in vier Bänden philologisch-exegetische Anmerkungen zu 205 Stellen aus AT und NT bringt. Im 4. Bd. befindet sich ein Specimen supplemen-

May (us)

iormn zum Thesaurus graecae linguae (1572) von Henricus Stephanus (1528-98) (s. 3.1.1.). 2, Werkbeschreibung 2.1. Orieniahum Linguarum usum caiholicum (1704) Es ist M.s Promotion 1704 in Giesscn bei seinem Vater Johann Heinrich May dem Alteren (1653-1719). M, demonstriert den Wert des Studiums der heiligen Ursprache Bibelhebräisch für die Erforschung der orient. (=sernit.) und abendländischen Sprachen auf dem Feld des Wortschatzes, z.B. für Kultur wo rter wie Hysop(staude) oder der Wurzel TWR griech. 'Stier'. Er geht dabei aus vom Konzept der Lexica harmonica des 17, Jhs. Griechisch, Latein und Deutsch seien ohne orient. Sprachen nicht verstehbar, dies zeigen gemeinsame Wurzeln für gleichklingende Wörter, z.B. griech. Verlassen' von hebr, ^arom 'nackt'. Den Titel Pharao will M. über PRC 'frei sein (von Fesseln)' verstanden wissen, das Wort fände sich in dt. 'frey' und lat, Baron 'Frey-Herr'. Ebenso kurios ist die etym. Herleitung von dt, 'Frieden' von hebr, berit 'Bund, Vertrag'. § 6 demonstriert, daß selbst unterschiedliche Wurzeln in den Einzelsprachen die gleiche Vorstellung erkennen ließen, z.B. griech. & 'Spinne' < hebr, 'ärag 'weben', frz. araigne, während dt. 'Spinne' zu 'spinnen, wircken' gehört. Dies erkläre sich durch die Natur, die den genannten Sachen zukomme. Daher seien die Hebräer die Urheber (auctores) dieser Bezeichnungstypen. Dieses Verfahren wendet M. auf Gatternamen wie Bacchus < hebr. bäkäh 'weinen' oder lat, Joväs < Jehova (!) an, letzteres behauptet Christoph August —^ode noch 1747, M. rühmt wie Generationen von Philologen vor und nach ihm den Nutzen des Hebräischstudiums für Geographen und Historiker, z.B. lassen sich unbekannte Völkerund Ländernamen über das Hebräische deuten. Er etymologisiert Amazonen über hebr. 'ms 'stark sein' oder noch verrückter das indische Brahrnanen als ein 'brhmjjm 'Abrahamiten*. Kap. II bearbeitet mit gleicher Methode das Chaldäiscke (—Aramäische). Bei den babylon.-assyr. Namen in der bibl. Überlieferung

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vermutet M. theophore Bildungen wie im Bibelhebräischen. Den Wert der aram. Philologie für die Kirchengeschichte zeigen Deutungen von Namen, z.B. Sibylle, Der Wert des Studiums des Syrischen und Samariianischen liege in der Erhellung von unklaren und seltenen Lexemen des Bibelhebräischen und der aram. Paraphrasen im NT. Das Arabische hat wegen seiner reichen Überlieferung Einflüsse auf das Studium alier Sprachen und Disziplinen. Es erkläre hebr. Lexeme (viele Beispiele aus der exeget. Literatur des 17. Jhs,) und griech, (!) Wendungen im NT (z.B. Rom 3,2.28; 4,5; Joh 12,44). Kurios ist die Liste von 45 dt. Wörtern, die arab. etymologisiert werden, z.B. 'Gott 1 < gada 'gut sein'. Es folgen lat. Wörter mit Deutung über das Arabische. Arabisch ist hilfreich für das Studium der Philosophie, Poetik, Liturgie (Gebete), Physik, Mathematik, Astronomie, Geographie, Juristerei und Historic (z.B. zur Deutung von Begriffen wie Sarazenen, Mufti, Muslim usw.). Persisch versteht M. als arab, Idiom, das erst später mit Hebräisch, Griechisch und Deutsch gemischt wurde, als die Juden in die medischen Städte deportiert wurden (deportarentur) und die Perser (= Parther!) mit Griechen und Gothen Krieg führten. Alte Sprachstufen (Aitpersisch, A westisch, Mittelpersisch) sind im 18. Jh. unbekannt. Das Studium des Persischen ermöglicht die Deutung der pers. Namen und Fremdwörter in den Büchern Daniel, Esra, Nehetnia, Ester und Makkabäer. Die These von Brian Wal ton (16007-1661) vom gemeinsamen Ursprung von Persern und Germanen aus dem Stamm der Skythen bezweifelt M. Er leitet das pers. Wort band 'Band' von hebr. 'ahnet ab. Für die dem Persischen und Deutschen gemeinsamen Lexeme ,,Tochter", Drug, Gott, „ist", Lippe, nahm, Mädchen und Mutter gibt er keine hebr, Entsprechung. M, bringt griech. und lat. Lexeme mit pers. Etymologie (z.B. Mithra), er nimmt jedoch willkürlich einen d/1-Lautwechsel an wegen Tadmor - Palmyra. M. betont wieder den Nutzen für Historiker und Theologen (Nachrichten über Zoroastrier). „Schachmatt" wird als Scha(c)h 'König' und m't 'er war verwirrt' erklärt, das die Bedeutung wie german.

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„matt" habe. Die hebr,/arab. Interpretation als 'Der König ist tot' lehnt M. ohne Argument ab. Das Äthiopische erklärt ebenfalls ein paar dunkle bibelhebr. Lexeme. Das Sprachmaterial ist für M. nur die Polyglottbibel, sie war die Basis der harmonischen Lexika, die ausgehend von der Abstammung aller Sprachen vom Hebräischen (nach dem Modell des Turmbau von Babel) alles ähnlich klingende aus der hebr. Ursprache herzuleiten versuchte. 2,2. Specimen Imgvae pvnicae in kodic.rna melitensivm (1718) M. versucht gegen den sprachwiss. Konsens seiner Zeit die Sprache auf der Insel Malta als Relikt des Punischen zu bestimmen. Er diskutiert die klass, Nachrichten über Malta, erwägt die Etymologien MLT' 'Zufluchts(hafen)', malet 'Ton, Mörtel' oder den assyr. (!) Gottesnamen Mylitta < MWLDT' l MJLDT (< JLD).Et sichtet die klassischen antiken Nachrichten über die phöniz. Religion, ihre Kulte, talmud. Lexeme wie MJLT1 und Arbeiten zum Punischen (§ 12). M. hat seine Kenntnisse des maltesischen Wortschatzes durch den Besuch des Jesuitenmissionars Jacobus Stanislaus Joannes Baptista Ribier de Gattis. Sofort bemerkte M. die Verwandtschaft zum Hebräischen, fand in der Literatur Hinweise auf die Existenz von Inschriften in pun. Lettern und die Beobachtung, daß die Bewohner von Malta die pun, Wörter aus Plautus („Poenulus") verstehen. Dennoch hätten ohne sichere Indizien Olfert Dapper (1636-1689) und Jean de Thevenot (1633-1667) Maltesisch dem Sarazenischen (— Türkischen) und Arabischen zugeordnet, Hieronymus Megiser (1603) stellte Maltesisch zum Arabisch-Sarazenischen und zum Karthagisch-Punischen. M. versucht die Verwandtschaft mit dein Punischen zu begründen. Er findet punisch cdom 'Blut' (bei Augustinus bezeugt) in maltes. Demm (mit Schwund von '/h-demonstrativum !), maltes. essem 'Körper' stellt er korrekt zu hebr. c esem 'Skelett', während arab, §usman 'Körper' aus ararn, gvsma entstanden ist (S. 20f.}, eine überraschend gute etymologische Differenzierung für das frühe 18, Jh. Maltes. mara 'Frau' deutet er als mariä', es, marat. M. argumentiert nicht nur mit dem

„Gleichklang" der Wörter, er deutet auch Wege der Entlehnung an. Maltes, chabba ,Liebe', chabib ,Freund', chobb ,lieben' führt er auf phöniz. habib, kibbä' und käbab zurück, von wo es ins Syrische und von da ins Arabische Eingang gefunden habe. Maltes. barra ,Sohn' ordnet er dem chald. (= aram.) br / br' zu (altsüdarab. Äquivalente kennt M, noch nicht). Er trifft folgende Gleichungen: cibir .Große' zu kbjrjrn; deeb ,Gold' zu aram. dehab; taiba ,gut' zu twb; chaia ,leben' < avo (bei Plautus) < Aajo; ddar ,Haus' < jüd.aram. djr / djr'\ hieb ,Tor' < aram. 66 /t>l>', arab. bah; chniena .Barmherzigkeit' < knjnh; hom ,Mutter' < 'em; okti ,Schwester' < 'ahot; ruh,,Seele' < ruak', biceri ,früh' < bwqr; sems ,Sonne' < semes; maltes. ifkin ,arm' < 'bjwm (sicher falsch); kuekebh .Stern* < kwkb; kaddis ,Engel' < qdws / qdjs: ras , < ro's (ohne Verweis auf arab, rä's); ii ,Hand' < j a d ; chaitn ,Ring' < hötäm jSi^^lring'; sina ,Jahr' < Sänäh, kam .erblicken' < ra'ak (mit Metathese!); kajhn ,Auge' < cajin\ leilt ,Naclit' < /j7; tsumm ,Abstinenz' < swm ,Fasten' und mutt ,sterben' < mwt. Diese Reihe etymologisiert M. konsequent nach seiner Theorie, die wahllos hebr. bzw. aram. Lautformen einer Wurzel als Phonizisch annimmt, er verschweigt jedoch arab. Äquivalente, die als einzige ganz exakt seinen maltes. Formen entsprechen, z.B. ras ohne Differenz der Sibilanten. Er sagt auch nicht, daß einzelne Lexeme in den westsemit, Sprachen gleich lauten (z.B. ^ajin). Da Maltesisch mit vielen arab., türk., äthiop. und ital. Fremdwörtern (voces peregrini) durchsetzt ist, müsse man auch ein pun. Substrat annehmen. Als Fremdwörter identifiziert M. maltes. guart ,Rose' < arab, ward (in Targurn und Talmud wrd /wrd') und hops ,Brot' < arab. kabbaz 'Bäcker' und äthiop. hbzi. M. bringt als Hauptargument die Numeralia. In § XVIII listet er die maltes. Kardinalia auf, da ihre Formen im Wörterbuch von Hieronymus Megiser erheblich anders angegeben werden. Die Liste der Formen der türk. Kardinalia aus F. Meninskir Grammaiica Turcica (1680) beweist, daß mit den maltes. Zahlwörtern keine Verwandtschaft vorliegen könne. Schon näher kommen die arab. Nurneralia. Die größte Verwandtschaft besteht nach M. jedoch mit den aram. Zahlwörtern, die er

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für die phönizischen hält. Die abweichenden Formen erklärt er als Hebraismen (elf ,1000' und eifern ,2000'). Maltes, i n ei ,2' zerlegt er als Mischform: i- < aram. i*re mit -n- < hebr. sent mit einem Wechsel von n > r, der sich auch in anderen Sprachen finde. Die Endung -äs in den Zahlen 11-20 stellt er zur griech. Endung - der Numeralia. Maltes. huchet , sei zu hebr. fe.had wie arab. wahidun zu ziehen. Als Textprobe gibt M. das malles, Vaterunser mil Erklärung von ganzen drei Wendungen. Die hist. Notizen zum Alphabet sind kurios. Die lat. Buchstaben sind die phöniz. Schriftzeichen, die von den Puniern bzw. den Lybier-Phoniziern übernommen wurden. Ähnlich hätten die Etrusker nach der Vernachlässigung der Schriftzeichen der Syrer (!) die griech. Grapheme übernommen. Um übrigen Platz zu füllen (sagt M. selbst), druckt er ein Exzerpt aus dem Brief von Joseph Justus Scaliger an Stephanus Ubert (1562) ab. dazu die Bewertung dieser Position in einem Brief von Kaspar Barth an Christ. Daume und die Verteidigung Scaligers gegen Barth bei Thomas Reinesius. M. benutzt sehr fleißig die sprachwiss. Literatur des 16. und 17. Jhs., etymologisiert sehr sicher die 30 nialtes. Lexeme, abgesehen von hara ,erblicken 1 und ifkin ,arm'. Er gibt. für vermutete Entlehmigen die Richtung der Übernahme an vom Phönizischen > Syrischen > Arabischen. Das Problem seiner Bestimmung des phöniz. Substrats im Maltesischen bildet die Annahme, daß das Aramäische dem Phönizischen am nächsten stünde. Mit M. beginnt die Erforschung des Maltesischen. Das Postulat, daß Maltesisch ein Ableger des Phönizisch-Punischen sei, wurde teilweise bis ins 20. Jh, akzeptiert. Aber schon Wilhelm Gesenius (1786-1842) und Antoine Isaac, Siivestre de Sacy (1758-1838) bestimmten über maghrebinisch-arab. Züge das Maltesische als nord afrikanische n arab. Dialekt (Prevaes 1989: 62f.) Das Studium der phöniz, Inschriften führte M.s Annahme völlig ad absurdum, die phöniz. Numeralia stehen den hebr. Formen am nächsten, wie ein Blick auf die bei J. Frierich - W, Röllig Phönizisch-Punische Grammatik § 242f belegten Formen zeigt. Maltesisch ist m Grammatik und Vokabular eine

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Mischsprache aus nordafrikanischem Arabisch (aus der Westgruppe des Nord arabischen mit Tunesisch, Algerisch, Marokkanisch) und Sizilianisch-Italienisch (Aquilina 1959). 3. Bibliographie 3,1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk [hebr.] TWCLT H-LSNWT H-MZRIJJWT H-KWLLT [Nutzen der orientalischen Sprachen insgesamt!] sive Onenialrum Linguarum usum caihoücum, Spiritus S. Linguarum Diribitoris gratia &; ope, Praeside D. Job. Henrico Majo, S. Th. &; Ling. Oriental. Prof. Ordinär. & c. Parente suo, filiali cultu & amore jugiter proscquendo, ostendere ac publice defendere conatur Ad. D. Aug. A .O. R. MDCCIV. Job an, Henricus Majus, Durlacensis, Orient. Linguar. Stud. A. & R. Gissae-Hassotvm [Giessen]: Excud. Joh. Reinhardus Vulpius, Acad. Typ. (1704). 32 S. [als Fotokopie aus 3: ÜB Halle; Sign.: 4 E 1] Jo. Henrici Maii Fil. Graecae Orientaliumq. linguarum in Acad. G i essen a Professoris Publ, Observationes Sacrae quibus dtversa utriusque testamenti ioca ex linguarum indole ei antiquitaiibus potissimum tllustrantuT. Liber qiiarius cui subücitur specimen supplementorum Thesauri graecae linguae ab Henr, Stephana constructs Frankfurt a. Main 1715. [13], 238 S. Specimen iingvae pvnicae in kodierna melitensivm svperstiiis orbi ervdito offert lo. Henr. Maivs, antiqvitatvm, litterarvm graecarvtn, orientalivmqve lingvarvm in Acad. Lvdoviciana professor. Marfavrgi Cattorvm [apvd Phil. Casim. Mvllervm, Acad. Typogr. & Bibtiop. MDCCXVIII [1718]. [2],46 S. [Titel ganz in Majuskeln] [S. [2] Vignette; S. [l]-{2]: AD LECTOREM; S, 3-37: Text, 22 §§; S. 38-39: SVMMARIVM DiSSERTATIONIS (Inhaltsverzeichnis); S. 39-42: Ad implemendum residusrum paginarum spaiium, piirpuram nosiro panno aiiexere visum fuii ex iUitstrissimi los. Scaliger ad Sieph. Vbertum epistola, quae CCCLXII. oraine esi, brevtierque faia hnguae Pumcae exponii; S. 43-44: Casp. Bartkii indicium de se.ntf.ntta Scaligerana, legendum in epislola eius ad Christ. Dattmium, quae subiecla esi

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Mayer

Reinesii ac Daumtt epistolis mutuis, p. 307./.; S, 44-46 [45 u, 46 falsch als 35,36]: Thomas Reinesii defensio sententiae Scaligeri, contra Barthium, in citato epistolico opere pag. 309. seq, obvia] [Kopie aus 70: LB Coburg; Sign.: A 5909] - auch in: J. G. Graevii Thes. Sicil. Vol. XV. [Rez. in Act, Erud. Lipsiensis 1720: 40] 3.1.2. Sonstige Werke s, Strieder: Hess. Gelehrten- und Schriftsteller Geschichte VIII: 351-59 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk Aquilina, J.: The structure of Maltese (Malta 1959), - Friedrich, J./Röllig, W.: pkömzischPunische Grammatik (Rom 2 1970), - Prevaes, Math,: Some Aspects of the History of Standard Maltese., in: Speculum historiographiae linguisticae, hrsg. von K.D. Dutz (Münster 1989): 61-68 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie GV 1700-1910 Bd 92: 135,137,138. - NUC pre-1956 Bd 356: 635. - Strieder: Hess. Gelehrten- und Schrißsteilergeschichte VIII: 350-359. [Angerstorfer (2.),· Haimeri (L); Weiß (3.)]

MAYER, JAKOB 1, Biographie * 27.11.1733 Munderkingen/Donau, 40 km südwestl. Ulm Todesjahr unbekannt Benediktiner Hamberger/Meusel gibt nur an, daß M. zunächst „mehrere Jahre Lehrer der niedern Schulen, nachher Küchenmeister im Priorat Höfen", zuletzt „Benediktiner und Großkellner zu Weingarten in Schwaben" war. Nähere Lebensumstände sind nicht bekannt. 2. Werkbeschreibung 2.1, Anfangsgrunde der deutschen und lateinischen Sprache (1771) In der Vorrede expliziert M. seine mit diesem Schulbuch verfolgten Intentionen: zum einen will er wie so viele süddt. Grammatiker

nach —»Gottsched den in Mittel- und Norddeutschland erreichten Standard an sprachl. Normierung auch für den süddt. Raum festschreiben; dazu bewahrt er aber weit mehr Selbständigkeit gegenüber Gottsched als viele seiner Zeitgenossen (vgl. etwa die sog. Würzburger Regeln von -^Heyde); bedingt ist dies wohl auch dadurch, daß M, sich um weitgehende Parallelität zur lat. Grammatik bemüht, die er aus didaktischen Erwägungen zugleich mitliefert. Die Ausführungen zum Deutschen und Lateinischen sind daher nicht abgetrennt, sondern kommen in den Kapiteln unmittelbar hintereinander zu stehen (manchmal, wenn es die Thematik erfordert, wird das Deutsche auf der linken Seite, das Lateinische parallel dazu auf der rechten beschrieben; vgl. etwa die Darstellung der Substantivdeklinationen), Zweisprachengrammatiken sind keine Seltenheit im 18. Jh. und ein Indiz dafür, daß man keinen prinzipiellen Unterschied zwischen der Vermittlung von Erstund Zweätsprachenkenntnissen machte. Der Aufbau der insgesamt 14 ,,Hauptstücke" umfassenden Grammatik ist traditionell. Am Anfang steht die Ortographia [!] (S. [1]41), d.h. die Beschreibung des Laut- und Buchstabeninventars (nicht geschieden), der Rechtschreibprinzipien, der Trennungsregeln sowie der Interpunktion. Das Hauptgewicht liegt dabei auf dem Deutschen. M. ist urn eine differenzierte Darstellung der Phonologic bemüht, da die Kenntnis derselben für die Rechtschreibung unentbehrlich sei. Als weitere Orthographieprinzipien führt er die Etymologie, den Gebrauch sowie den „Unterschied" (die auch von Gottsched propagierte Forderung, „daß ähnliche Wörter, die mehr als ein Ding bedeuten, nach Veränderung der Bedeutung auch anders geschrieben werden" (S. 7), an. im zweiten bis 13, Hauptstück behandelt M. die Etymologia, die Morphologie seiner neun (bzw. acht für das Lateinische) Wortarten. M. lehnt sich v.a. in der dt. Terminologie teilweise an Gottsched an; so in Vergleichungs=Staffe! für Komparation oder Endung für Kasus. Darüber hinaus finden sich inhaltliche Übernahmen (die fünf Substantivdeklinationen des Deutschen sind identisch mit Gottsched) wie auch Differenzen. Unterschiedlich zu Gottsched ist z.B. die Ein-

Mayer

teitung der dt. Konjugationsklassen: M. hat „zwo Abwandlungen der richtigen Zeitwörter" (S. 159), weil er, darin —-Braun folgend, die starken Verben ebenfalls als .richtig 1 klassifiziert; unregelmäßig sind bei ihm nur die Präteropräsentia und einige andere (als Ausnahmen zur ersten Konjugation) sowie die Hilfswörter seyn, werden und das Verb thun. die er als Ausnahmen zur zweiten Konjugation anführt. Für eine Detaillierung der Struktur und des Inhalts des Etymologieteils siehe 3.1.1. Im 14. Hauptstück (S. 350-384) wird die Syntax dargestellt: M, gibt neun Kongruenzregeln an, stellt die Kasussyntax vor und macht einige, eher unsystematische Hinweise zur Wortfolge. In einer Zugabe (S. 381-384) werden Ubersetzungsregeln angegeben. Darauf folgt das nicht unübliche Verzeichniß der zweifelhaften ... Wörter (S. 384-410). 2.2. Allgemeines deutsches, lateinisches und französisches Titularbuch (1776) Das eigentliche Titularbuch, „Briefliebhabern zum Besten" (Vorrede S. [3]) herausgegeben, besteht aus „Allgemeinen Anmerkungen" (S, 5-8), sowie „Briefformeln und Aufschriften" (S. 9-75), in denen M. die in Briefen zu verwendenden Anredeformen für weltliche und geistliche Amts- und Würdenträger, für Gelehrte sowie für „ganze Collegien und Versammlungen" (S, 69) vorstellt und erläutert. Dieser Teil ist durch ein Register (S. 76-80) aufgeschlüsselt. Angehängt ist ein dt.-frz. Tituiarlexicon (S. 81-137), das auch Berufsbezeichnungen enthält, eine Liste frz. Vornamen (S. 138-145) sowie ein dt.-frz. Verzeichnis von Städtenamen. 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Anfangsgründc der deutschen und lateinischen Sprache zum Nutzen der Jagend, und Beihilfe der Lehrer, mit deutlichen Regeln, nützlichen Uebungen, und Seichten Exempeln, verfasset von Jakob Mayer, Lehrer der Grammatik. [Vign.] Augsburg; verlegts Matthäus Rieger, und Sohne 1771.[16],410,[6| S. 17,3cm [S. ]: Motto; S. [3]-[7]: Vorrede; S. [7]-[10]: Vorbericht an die Lehrer; S, [11]-[14]: Anzeige der aupistücke und Paragraphen die-

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ser Sprachlehre; S. [15]-[16]: Die vier Hauptteile der Grammatik. - S. [l],2-384: Text Grammatik, 14 Hauptstücke: S. [1],2-41: Erstes Hauptstück. Caput /. Von den Buchstaben, Sylb&n und Wörtern, VI §§. - S. 41-45: Zweyles Hauptstuck. Caput II. Von den Theilen einer Rede, und den Eigenschaften derselben Überhaupt. De pariibus Orationis generatim, 3 §§. - S. 45-47: I I I . Von den Theilen einer Rede ins besondere, l §: Artikel. - S. 48-74: IV. Von dem Nennwort (de Nomine) und Von den Eigenschaften des Haupt- und Beyworis, 2 §§: Genus, teils mit lat.-dt. Wortlisten. - S. 75-128,129: V. Von den Abänderungen der Hauptwörter, und ihren Endungen, darin; Zahlwörter (S. 120-128,129). - S. 128,129-138: VI. Von den Vergleichungs—Staffeln. De gradibus Comparatiams. - S. 139-153: VII. Von den Fürwörtern. De pronommibus. - S. 153217: VIII. Von den Zeitwörtern. De Verbis. - S. 218-318: IX. Von der Abwandlung der Zeitwörter. De conjugatione Verborum, mit verschiedenen Wortlisten. - S, 318-325: X. Von den Nebenwöriern. De adverbiis. - $. 325-335: XI. Von dem Vorwort, de PraeposÜione. - S, 336-348: XII. Von den Bindwörtern: De Conjunctionihus. - S. 349350: XIII. Von den Zwischenwörtern. De Interjecüonibus. - S. 350-384: XIV. Von der Wortfügung, de Synlaxi, darin: § /, Von den verschiedenen Lenkungen der Hauptwörter, Beywörier [etc.] (S. 357-377), §//. Von der Saizordnung (S, 377-384). - S. 384-410: Verzeichniß der zweifelhaften, und auch fremden angenommenen Wörter, alphabet., dt., zweisp., mit Angabe der jeweiligen Deklination bzw. Konjugation. - [4] S.: Verzeichnis der vornehmsten Materien, alphabet.; [2] S.: Druckfehler] [aus 154: Staatl. Bibl. Passau; Sign.: Acb(b) 69] [auch vorh. in 12: Bayer. SB München; Sign.: L. germ. 168 und vorh. in 37: SuStB Augsburg; Sign.: 8° Bdw. 2273] - 2. Auflage Augsburg 1776 Allgemeines deutsches, lateinisches und französisches Titularbuch, sammf einem vollständigen Titulariexicon von Jakob Mayer, [Vign.]

40 Meermann

Augsburg: bey Matthäus Riegers sei. Söhnen 1776. 152 S, 16,8cm [S. [2] leer; S. [3]-[4]: Vorrede des Verfassers. - S. 5-8: Allgemeine Anmerkungen. - S. 940: Briefformeln und Aufschriften an weltliche Herrscher, Adlige, Militärs, Bedienstete am Hof und in Behörden, Handwerker, Verwandte, teils dt.-frz, - S, 41-62: Briefformeln und Aufschriften an Geistliche, dt.-lat. und teils dt.-lat.-frz. - S. 63-68: Aufschriften an Gelehrte, dt.-lat.-frz. - S, 69-75: Aufschriften an ganze Coüegien oder Versammlungen, welche gemeiniglich deutsch abgefaßt werden, dt., lat., frz. - S. 76-80: Register der allgemeinen und besondern Titeln, alphabet., zweisp. - S. [81],82-137: Titularlexicon, alphabet., dt.-frz. - S. 138-145: Verzeichniß einiger männlichen und weiblichen Namen die im Französischen anders geschrieben werden, alphabet., frz., teils mit dt. Übersetzung, zweisp. - S. 146-152: Namen einiger Städte, die im Französischen von der deutschen Sprache abweichen, alphabet., dt.-frz.-lat., dreisp.] [aus 154: Staatl. Bibl. Passau; Sign.: Pd(b) 17] [auch vorh. in 12: Bayer. SB München; Sign.: Epist. 586 und: J. publ. e 244 f] - 2. Aufl Augsburg 1787 Briefe zum Gebrauch der Jugend, in teutscher und lateinischer Sprache. Augsburg 1773 - 2. erweiterte Auflage Briefe ... Sprache, samt einem kleinen Titularbuche Augsburg 1776 - 3, Auflage Augsburg 1783 - ital. Übersetzung u.d.T, Massime per un giovine, ch'enira nel mondot e Leitere di Giacopo Mayers ad uso della gioventu tradotte dalla lingua tedesca

neu' italiana, Feltre: O. Fogiietta 1783. XVI, 144 S. 18 cm - 4. Auflage Augsburg 1790 3.1.2. Sonstige Werke nicht zu ermitteln 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk Rüdiger IV; 35

3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie Hamberger/Meusel V: 85-86, - NüC pre-1956

Bd 371: 568 [Höller (L, 3.), Weiß (2.)]

MEERMANN, JOHANN FRIEDRICH 1. Biographie * 16.3,1748 Erfurt/Thüringen t 9.11.1804Coburg? Französischlehrer Über M.s Leben ist nur soviel bekannt, daß er zunächst als Privatlehrer in Erlangen tätig war und seit 1784 die Stelle eines ao. Prof. und Lehrers der frz. Sprache am akademischen Gymnasium in Cobuig innehatte. Außer seinen in 2. angeführten Werken verfaßte M. noch die Abhandlung Von dem Rechte der Eroberung nach dem Staats- und Völkerrechte (1774). 2. Werkbeschreibung

2.1. Fundamentaltabellen der französischen Sprache (1785) [in Deutschland nicht zu ermitteln] 2.2. Fundamenialiabelien der engtischen Sprache (1794) In seiner Vorrede (S. I-IV) stellt M. zunächst fest, daß ihm diese „Fundamentaltabellen" seit vielen Jahren in seinem Privatunterricht „zur Grundlage für den Elementarunterricht" gedient hätten. M. erläutert dann die didaktische Verwendungsweise seiner Tabellen: die in den Tabellen vorkommenden Laute, Wörter, Wortformen etc. werden in konkreten engl. Beispielen an der Tafel verdeutlicht (z.B. die Aussprache so geübt); durch wiederholtes Vor- und Nachsprechen bzw. Nachschreiben und Übersetzen wird der Lernstoff beim Schüler verfestigt. Den Rest seiner Vorrede benützt M. dazu, mit einem Rezensenten seiner frz. Chrestomathie (1793) (vgl. Allgern. Litteraturzeitung 1794, Nr. 93, S. 743) scharf abzurechnen. Das Werk (S. 2-91) besteht aus 42 oft mehrseitigen Tabellen mit Beispiellisten. Abgehandelt werden so Aussprache- und Akzentlehre, Deklination (5 Kasus, Pluralbildung, Komparation, Pronomina), Konjugation, die

Megerlin

41

übrigen Wortarten, Syntaxtabellen (kontrastierend zum Deutscheu), Wortbildungsta.be!len (Ableitungen auf l at. Basis werden gesondert dargestellt), rhetorische Figuren, orthogr. Abkürzungen und Interpunktionszeichen,

3.2,2. Literatur zur Biographie; Bibliographie GV 1700-1910 Bd 94:62. - Hamberger/Mensel V:116; X:265; XI, - Jöcher/Adelung IV:1179

3. Bibliographie

MEGERLIN, DAVID FRIEDRICH

3.1. Werke des Autors 3.1.1. Spracbwiss. Werk Fundamenialtabellen der französischen Sprache. Coburg 1785 [in Deutschtand nicht zu ermitteln] Lecture Franqoist, a !'usage de l'ecole acadermque Castmirienne. a Coburg 1793 [vorh. in 70: LB Coburg; Sign.: RI 7/28, jedoch nicht verleihbar] Recueil pour servir de Lecture instructive dans la Langue Frangoise, Compose ei pourvu de notes, par J.F. Meermanii. P. A Cobourg [Coburg]: ches [!] R.A.G. Ahl, MDCCXCIII [1793]. [2],322 S. 17,4cm [S. [2] leer. - S. [1],2-322: frz. Prosatexte und Gedichte, u.a. von Bellegarde, Voltaire, Montesquieu, Diderot, Rousseau, Duclos, Möllere, Mercier, La Fontaine, Frederic II Roi de Prusse, Boileau, lellw. mit Erklärungen in Fußnoten] [aus 15: ÜB Leipzig; Sign.: Lit. Gall. B 518] Fundamentaltabeilen der englischen Sprache, oder vollständige englische Sprachlehre, tabellarisch entworfen von J.F. Meermanii, Professor am Kasimirianum. Coburg: in Commission des Meuselischen Leseinstituts 1794,[2],IV,91,[1] S. 20,3cm [S. [2] leer; S. [I],II-IV: Vorrede. - S. [l]: Zwischentitel: Englische Tabellen; S. 2-91: XU [vielmehr 42] Tabellen engl., engl.-dt. - [1] S. Verbesserungen] [aus 37: SuStB Augsburg; Sign.: 4° H 395] 3.1.2. Sonstige Werke Von dem Reckte der Eroberung nach dem Staats- und Völkerrechte. Erfurt 1774 nach Jöchcr/Adelung IV 3.2. Sekundärliteratur 3.2,1. Literatur zum sprachwiss. Werk nicht zu ermitteln

[Gräßel (1., 3.); Brekle (2.); Höller (3.)]

1. Biographie * Stuttgart, Jahr unbekannt f August 1778 Frankfurt/Main Pastor, Hebraist M. studierte fünf Jahre in Blaubeuren und Maulbronn, danach lange in Tübingen, wo er sein Studium mit dem Magister der Philosophie abschloß und um das Jahr 1729 der älteste Repetent im dortigen Stipendium war. Spater folgte M. einem Ruf als Prof. an die ev. Klosterschule Maulbronn (BadenWürttemberg), danach ging er als Pastor und Rektor bis 1769 nach Laubach (östl.Gießen). Zuletzt lebte er als Privatgclehrter in Frankfurt/Main.

2. Werkbeschreibung Nouvelle metode (1752) Die neue Methode besteht in der induktiven, praktischen Methode, Sprachkenntnisse durch Übung zu vermitteln. Zu Aufbau und Inhalt der Dialogsammlung s. 3.1.1. 3. Bibliographie 3.1, Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss, Werk Nouveile metode [!] d'apprendre la jeunesse plusieurs langites ensemble: Par Exfemple] l'Allemande, la Frangoise, & la Latine & c. Par le seul usage, et les exercices continuels, sans tenir par coeur unc grammaire, ou tin Vocabulaire. L'on s'y sert de cent dialogues franfois, recenment traduits du Latin, & d'autres bonnes Versions: Parce qu'ils conduiseni un Enfant, des le maiin jusqu'au soir: aux Ecoles avant & apres midi: Aux Repas du Dinc & du Souper: aux Exercices du Christianisme, & a la promenade & c. Avec un ajoute de quelques matteres saintes: L Des Elemens des Six Points Principaux du Cstechtme. 2. D'un Abrege de l'ordre du Salut, Selon les 4· Etats de l'Homme. 3. Des Regies pour se conserver toujours dans la presence de

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Meidinger

Dteu. L 'Avant- Propos verifie la ditc Metodc pratique, par un Entre.iien de deux jeunes Barons de Francfors, qui y exposcnt, comme se prit, pour Its enseigner, en moins de deux Ans, ies premices de ces Trots Langues: de series, qu'ils Ies sackeni lire, ecrire, parier, analiser, imiler, sans acabler leur tenures forces d'Esprit. Lt. tout propose a rAvantage du Public par M. David Frederic Megerlin, Profess. Francfort sur le Main [Frankfurt/ Main]: Chez le Libraire, Frangois Varrentrapp. 1752, [16], 64 S. 16,9cm [Titelblatt teilweise in Majuskeln] [S. [2] leer; S. [3]: Widmung: Aux illustres & magnißgues ... seigneurs ...; S. [4] -[8]: Dedicace, Widmungstext; S, [9]- [l 6]: Vorrede. S. 1-7: ies Diz premiers Dialogues: des choses, qui se pratiquent le matin. - S, 7-13: La deuxieme [!] Dtzaine de Dialogues, qui traiie de Malieres d'Ecole ... - S. 13-19: La troisieme Dizainc de Dialogues traue du Diner ... - S. 19-23: La Quatrieme Dizaine de Dialogues ... - S. 23-27: La cinquieme Dizaine de Dialogues. Des choses saintes ... -S. 27-32: La Strieme Dizaine de Dialogues. Des Vertus ... - S, 32-37: La Sepiieme Dizaine, Traue de plusieurs Matieres ... - S. 38-43: La Huitieme Douzaine, qui traue de pluisieurs Matieres ... - S, 43-49: La Neuvieme Dizaine de Dialogues, du Souper ... - S. 49-53: La Dizieme Dizaine de Dialogues, des Choses, qui suivent le Souper ... - S. 54-58: /. Siemens de la Doctrine Chreiienne, a l'usage des plus pelits Enfans, par Dcmandes & Responses. - S. 58-60: //, Altrege de Vordre du Salut, par de Demandes du Maitre, & de Responses dt l'Ecolier. - S, 60-64, ///. Quelques Reales, pour bien prier, en Enfant de Dien, & pour bien emploier son iems, depuis le maiin jusqu'au soir] daran angebunden: - Remarques sur le Cachet de Michel Ange par A. Elie Rossmann ... a la Haye MDCCLI1 [1752]. XXXII S. - Carl Christoph Langens ... Atifangsgründe zur Tanzkunst ... Erlangen ... 1751. alle Werke angebunden an: Phil. Ludw. Stat. Müllers Kurze Anleitung zur Holländischen Sprache. Erlangen 1759- 95 S. [aus 29: ÜB Erlangen- Nürnberg; Sign.: Paed. 214 b]

3.1.2. Sonstige Werke

Hauptsächlich Arbeiten zur jüd. Religion 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk

nicht zu ermitteln 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie

GV 1700-1910 94: 69. - Jöcher IV: 1186-1187. - Meusel: Verstorbene IX: 13-15. - Moser: Württembergisches Gele.hrtenlemcon. - NUC pre-1956 Bd 373: 420 [Gräßel (L, 3.); Weiß (2,)]

MEIDINGER, JOHANN VALENTIN 1. Biographie * 1.5.1756 Frankfurt a. M. t 17.12.1822 Frankfurt a.M. Sprachlehrer Obwohl M. eine der erfolgreichsten Französischgrammatiken des Jahrhunderts geschrieben hat („1/4 Million Exemplare", ADB XXI; 189), ist von seinem Leben nur wenig bekannt. Er hat anscheinend sein ganzes Leben in Frankfurt verbracht und war „französischer Lehrer in seiner Vaterstadt". Die Grammatik, derentwegen er so berühmt wurde und die später unter dem Kürzel „Meidinger" als Garant für korrekte Übersetzung in anderen Grammatiken benutzt wurde, mußte er zunächst auf eigene Kosten herausgeben. Zahlreiche weitere grammatische Werke (s. Teil 2.), darunter eine Italienischgramuiatik und eine Grammatik des Deutschen für Franzosen, zeugen von M.s Schaffenskraft und Engagement, das ihm allerdings auch, etwa in dem auf die Verfolgung der ,, Meidinger lete" spezialisierten Simon —»Debonale, erbitterte Gegner eingetragen hat. Aus den heute noch einsehbaren Werken, deren Vorreden ebenfalls keine persönlichen Details enthalten, erhellt, daß M.s prägender Einfluß wohl hauptsächlich auf eine Entscheidung für klassische Unterrichtung anhand lebensnaher Materialien zurückzuführen ist, 2. Werkbeschreibung 2.1. Gründliche Aufgaben ... (1781) Das zusammen mit einem weiteren Meidinger verfaßte Übungsbuch (im Untertitel

Meidinger

nur als „J.N. Meidinger" und Lehrer der Französischen und Italiänischen Sprache ausgewiesen) erfüllt die Ansprüche des 2seitigen Vorberichts nur teilweise. Stufenweises Vorgehen und lebensnahe Sprache sind zwar erkennbar eingelöst, der Tadel, die vorhanden, nicht näher spezifizierten Materialien gingen nicht , jeden Theil der Sprache grammaticalisch" (S, [3]) durch, trifft aber auch auf die Gründlichen Aufgaben zu. Ohne Zutun eines kundigen Lehrers leistet das gut 100 S, starke Übungsbuch jedenfalls kaum die Aufgabe, den „Geist der französischen Sprache" (S. [4]) zu vermitteln und deren Ruhm im Sinn des angeführten —-Friedrichs des Großen zu mehren. Die durchnummerierten 129 Übungseinheiten aus Beispielsätzen mit Vokabelhilfen (S. [1]84). denen bisweilen extrem kurze Regeln vorausgestellt sind, folgen bis auf S. 56 der klassischen Wortarteneinteilung. Sowohl diese wie auch die anschließenden Einheiten mit wechselnder Thematik (S. 5784; spezifische Verbrektion, Wortfolge, Ellipse, Pleonasmus, Germanismen) setzen eine bestimmte Grammatik offensichtlich voraus, ohne daß die Autoren sie aber anführen. Vielleicht handelt es sich um eine Vorform der berühmten, 1783 erstmals erschienenen Practischen Französischen Grammatik von Johann Valentin M., die bis ins 19. Jh. immer wieder aufgelegt wurde (s. 2.2.). Als Anhang zu den Aufgaben fungieren Briefund Urkundentexte (22 gezählte Brief texte, 5 ungezählte Handelsurkunden); die ersteren enthalten mit zwei Bewerbungsschreiben (S. [87]; S. 107) und kuriosen Reisebeschreibungen aus Spanien, Chile, China und anderen Ländern (S, 94-97) auch Texte mit ausgefallenerer Thematik. Auch die knappe frz. Titulatur (S. Ulf.) verzeichnet unüb!icherweise mehr Anreden aus bürgerlichen als adligen oder geistlichen Schichten, Trotz dieser Besonderheiten erreicht das Werk wegen des fehlenden Grammatikanteils den zeitgenössischen Standard kaum. 2.2. Praktische Französische Grammatik (1783 u.ö.) Die vielfach aufgelegte Grammatik M.s (hier: 23. Aufl. 1808) wird von drei Vortexten eingeleitet. In einer undatierten Vorrede (S. [V]-IX), einer erneut abgedruckten Vorrede zur 20, Aufl. (S. [X]-XII) sowie einer Instruk-

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tion zürn Gebrauch der Grammatik (S. [XIII]XVI) erfährt man M.s didaktische Konzepte, Details zu Überarbeitungen der Grammatik und konkrete Anweisungen, wie diese im Unterricht und Selbststudium einzusetzen sei. Der Autor schwört auf sein Konzept, das die Priorität grammatischen Wissens betont, regelgeleitete Vermittlung favorisiert und die deduktive Methode noch durch unmittelbar folgende regelspezifische Übungen verbessern will. Als bewußte Entscheidung gegen Neuerungen und Vorwürfe wird auf S. XI das Festhalten an den „Französischen Deklinazionen" erklärt. Es soll dem an das Deklinieren gewohnten deutschen Schülern den Einstieg in eine Sprache erleichtern, die auch nach M.s Überzeugung an sich keine explizite Kasusmarkierungen am Substantiv mehr hat, Die „weitläufttge Erklärung vom Regime direct und indirect" einiger neuer Grammatiker lehnt er aber ab. Wie sehr M. eigenen Unterrichtserfahrungen reflektiert hat und wie exakt er sich an das Arbeiten mit seiner Grammatik vorstellt, kann man vor altem den Anweisungen „Vom Gebrauch dieser Grammatik" entnehmen, die minutiös erläutern, wie man (mit oder ohne Lehrer) vom Lesenlernen, Übersetzen ins Frz. und ins Dt., dem Erwerb der Wortarten und ihrer spezifischen Konstruktionen bis zum Schreiben von Briefen und zur perfekten Unterhaltung vordringen kann. Die Grundstruktur des Wechsels zwischen grammatischer Wissensvermittlung und regclkonformem Üben zieht sich durch die ganze Grammatik, die mit ihrer Lehre von neun Wortarten {Artikel, Nornen, Pronomen, Verb, Partizip, Adverb, Präposition, Konjunktion, Interjektion) ansonsten traditionell strukturiert ist. Nach der Lautlehre (S. [3]-21) definiert eine allgemeine kurze Einführung die Wortarten (S, 21-27) nach formalen bzw. funktionalen Kriterien, Ab S. 27 folgen ausführliche Ausführungen zu diesen, die regelmäßig auch Paradigmen enthalten. Termini werden frz. und dt. gegeben, Ausnahmen in eigens gekennzeichneten Nebenbemerkungen erwähnt und kommentiert. Die Ubungstexte für das dt.-frz. Übersetzen imitieren bewußt die frz. Wortstellung. Wie sehr M. einer oberflächlich-formalen Denkweise verhaftet ist, zeigt sich z.B. in sei-

44 Meidinger

ner Einteilung der neutralen Verben, bei denen er die mit etre konjugierten allein aufgrund dieses Umstandes als „neutres passif" klassifiziert, obwohl das Belegbeispiel Je suis tombe nach heutigem Verständnis keine Passivstruktur aufweist (S. 183). Die in 214 Abschnitte eingeteilte engere Grammatik endet nach mehreren Übersichten zu idiomatischen Wendungen beider Sprachen auf S. 314. Erweiterungen finden sich in Form „Physikalischer Belustigungen" (S. 314-329), in denen M. das Wissen seiner Zeit zu naturwissenschaftlichen Phänomenen zusammengetragen hat und für dt.-frz. Übersetzungen nutzt, sowie in Form von 70 Briefen, die wechselnde Partner und Themen simulieren (S. 329-380). Wie schon in den Ubungsteilen der Grammatik erleichtert der Autor auch hier die Aufgabe durch spezifische Übersetzungshilfen. Die kompendiose Ausstattung der Grammatik setzt sich in ihren weiteren Teilen fort. Auf die Briefe folgt ein Abschnitt zu Handelsbriefen (S. 380-387), eine nach Sinngruppen geordnete, sehr ausführliche Sammlung der „zum Sprechen nöthigsten Wörter" (S. 387447 Substantive, S. 488-455 „Nebenwörter", S. 455-464 Verben) sowie eine Zusammenstellung frz. Wörter, die „im Deutschen einerlei Bedeutung zu haben scheinen" (S. 464507). Zusammen mit der kurzen Übersicht von Neologismen, die offensichtlich Revolutionswörter verzeichnet (S. 507-509), dem obligatorischen Gesprächsteil mit 47 Konversationen (S. 509-548), den 139 Anekdoten samt kleinem Lehrstück (S. 549-008) sowie weiteren Texten auf den folgenden Seiten dürften diese so umfangreichen Ergänzungen des grammatischen Kerns die Schüler befähigt haben, in der Tat Französisch für alle Lebenslagen bis hin zur korrekten Anrede (mit eigener Titulatur, S. 672-682) zu erwerben. Die vorliegende, fast 700 S. umfassende 23. Auflage von 1808 macht einen gründlich überarbeiteten und wohldurchdachten Eindruck und rechtfertigt in Anlage und Inhalt kaum die massive Kritik, die von Simon —»Debonale gegen M. und seine erfolgreiche Grammatikschreibung (von diesem als „Meidingerlete" apostrophiert) vorgebracht wurde. Vielleicht bezogen sich dessen immer wieder vorgetragenen Vorwürfe gegen M, auf eine frühere, eventuell fehlerhafte Ausgabe

dieser Grammatik. Vielleicht war der Eiferer Debonale aber auch nur voller Neid gegenüber einer Grammatik, die erfolgreich traditionelle Strukturierung, breite, aber schiilergerechte Wissensvermittlung und engen Praxisbezug zu verbinden wußte. 2.3, Deutliche Erklärung vieler Französischer Wörter welche im Deutschen einerlei Bedeutung haben (1784; hier 1799) Die kleine Abhandlung ist lt. Vorrede aus der Not entstanden, beim Übersetzen von Autoren Bedcutungsunterschiede des Französischen bei vermeintlich nur einer dt. Entsprechung zu erkennen. M. hat zwar nach eigenen Worten „keinen Fleiß gesparet, und die besten französischen Werke zu Rath gezogen" (Vorrede S. [4]). Die alphabetisch nach frz. Einträgen (z.B. Abandonner, quitter, delaisser für dt. verlassen) geordneten Einträge gleichen allerdings einer eher unsystematisch angelegten Problemsammlung, deren erläuternder Teil zwar die Bedeutungsunterschiede hilfreich herausarbeitet, dabei jedoch wenig gegliedert vorgeht und das Ganze in auffallend lockerem sprachlichen Stil abhandelt. Einige Einträge mögen heute noch von kulturhistorischem Interesse sein, so etwa die recht breite und aufschlußreiche Aufklärung über die Unterschiede zwischen Amani und Galant im Stichwort Amateur (S. 5: „Es wird einer der Amant von einem Frauenzimmer das ihm gefällt, und wird der Galant derjenigen, welcher er gefällt"). Der sprach wiss. Ertrag ist eher gering, da Kurzinformation und Praxisbezug wohl im Vordergrund standen. Der in der frz. Grammatik von 1808 enthaltene, fast gleichlautende Teil (s. 2.2.) deckt sich nicht mit dieser Abhandlung. Er hat z.T. andere Einträge und ist in den Erläuterungen kürzer und sprachlich gehobener gehalten. 2.4. Praktische Italienische Grammatik (1796 u.ö.) Der Beschreibung liegt die 6. Aufl. von 1815 zugrunde. Auch die frühere Aufl. von 1796 wurde eingesehen; sie unterscheidet sich in ihren wesentlichen Aspekten jeoch nicht von der späteren. Wie schon aus dem wörtlich identischen Untertitel erhellt, ist M.s italienische Grammatik ein bewußtes Duplikat seiner so erfolgreichen französischen (s. 2.2.). Dazu bekennen

Meidinger

sich auch die Vorreden der 6. Aufl., denen man eine Begründung für die auch ital. gegebenen Termini, eine kurze Übersicht über Veränderungen und Verbesserungen .sowie eine deutliche Warnung vor einem nicht autorisierten Nachdruck entnehmen kann, nach M. ein „mit dem falschen Aushängeschilde: nach Jagemann und Filippi umgearbeitet" in Leipzig erschienenes „verstümmeltes, elendes Machwerk" (Vorrede zur sechsten Ausgabe S. [5]). Die Prägung durch die frz. Grammatik läßt sich bis in einzelne Formulierungen verfolgen, doch handelt es sich insgesamt dennoch um ein eigenständiges Werk. Die klassisch gegliederte und strukturierte Grammatik (s. Teil 3.), behandelt in ihrem Kernbereich die neun Wortarten in der Reihenfolge, in der sie bei der allgemeinen Vorstellung auf S. 9 angeführt sind; „Geschlechtswörter, Nennwörter, Fürwörter, Zeitwörter, Mittelwörter, Neben wo rter, Vorwörter, Bindwörter, Empfindungswörter". Wie schon beim Vorbild sind den einzelnen Abschnitten Ubungseinheiten hinzugefügt, die über sehr detaillierte und exakte Ubersetzungshilfeit wohl auch allmählich ein stetig wachsendes grammatisches Wissen vermitteln konnten. Etwas widersprüchlich, doch vermutlich zeitbedingt, sind die Auslassungen zum Gebrauch der Personalpronomina bei konjugierten Verbformen, Während in der allgemeinen Einführung (S. 12-14) und auch in späteren Ubungsteilen fast durchgehend der beutige pronomenlose Gebrauch erscheint, verzeichnen die Verbparadigmen von avere (S. 94-96) und essere (S. 96-98) in einigen (wenigen) Zeiten auch Formen mit Pronomen. M. nimmt zu dieser Frage eine insgesamt eher offene Position ein (S. 99 u.Ö. „Man kann auch das persönliche Fürwort auslassen"). Die Grammatik hinterläßt einen insgesamt soliden Eindruck, die Sprachspezifika sind breit und kompetent herausgearbeitet. Die begleitenden Materialien (Detaillierung s. Teil 3) setzen mit einer Wörtersammlung, einem gegenüber der frz. Grammatik durchaus eigenständigen Konversationsteil sowie Anekdoten und Briefen diejenigen Akzente, die für einen zeitgenössischen Unterricht in einer Sprache vonnöten waren, die zu dieser Zeit hauptsächlich von Sprachliebhabern oder

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Handeltreibenden erlernt wurde. Auch mit diesem Werk beweist M. mithin sein Talent für Grammatiken die sich - mit der nötigen grammatischen Fundierung - in erster Linie an Bedürfnissen der Praxis orientieren. 2,5. Angenehme Unterhaltungen nebst Freundschaftlichen und Handlungs= Briefen (1794) Es handelt sich um eine sprachwiss. wenig bedeutsame Malerialiensarnmlung zur Übersetzung in das Französische, der Üb ersetz u ngshilfen beigegeben sind. 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Gründliche Aufgaben über alle Theile der französischen Sprache, wodurch dieselbe in kurzer Zeit auf die Seichteste Art zu erlernen. Nebst einem Anhang von freundschaftlichen und Handiungs=Briefen sc.sc, [etc. etc.] Aßtgnationen, Quittungen sc. und den gewöhnlichen französischen Titulaturen, von J,Johann] V.[alentin] und J.N. Meidinger, Lehrern der Französischen und Italiänischen Sprache, Frankfurt und Leipzig; bei Heinrich Ludwig Brönner 1781. [4],116 S. 17 cm [S. [2] leer; S. [3]-[4]: Vorbenchl, - S. [1],284: 129 Abschnitte mit dt. Beispielsätzen und Worthilfen dt.-frz. - S. [85]: Zwischentitel: Briefe zur freien Uebersetzung; S. [86] leer; S. [87],88-110: 27 private und Frachtbriefe, dt. S. 111-116; Von der Französischen Titulatur, dt .-frz. - S . 116: Druckfehler] [aus 66; Hess. LB Fulda; Sign.; Spr. u. Lit. Cd 110/34] - weitere Ausgabe (?) Frankfurt 1782 Kurzgefaßte und sehr deutliche praktische französische Grammatik, wodurch man diese Sprache auf eine ganz neue Art vermittelst der leichten Aufgabe über jede Regel in kurzem erlernen kann. Nebst einer Sammlung der zum Sprechen nöthigsien Wörter, leichter Gespräche und auserlesensten Histörchen. Dessau 1783 - 2. Aufl Frankfurt a.M. 1785 - 3, Aufl Frankfurt a.M, - 4.-5. Aufl ebd. 1787, ? - 6. Aufl ebd. 1789 - Nachdruck der 6. Aufl mit dem Zusatz

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Meidingcr

Fünfte durchaus verbesserte und vermehrte Ausgabe Frankfurt und Leipzig (eigentlich St. Gallen) 1789 7., 8. Aufl Frankfurt a.M. 1991, 1992 9. Aufl ebd. 1794 Nachdruck mit der falschen Angabe: Eilfte verbesserte Auflage, Bregenz 1796 (eigentlich 1795) 13.-15. Aufl Frankfurt a.M. 1797, 1798, 1799 18. umgearbeitete und vermehrte Aufl 1803 23. Aufl Praktische Französische Grammatik wodurch man diese Sprache auf eine ganz neue und sehr leichte Art in kurzer Zeit gründlich erlernen kann. Von Johann Valentin Meidinger, Lehrer der französischen und Italienischen Sprache zu Frankfurt am Main, Drei und Zwanzigste verbesserte und vermehrte Original=Ausgabe. Mit Oesterreichisch Kaiserl. von des Fürsten Primas Hoheit gnädigst bestätigten, auch KÖnigl. Sachs, so wie der Hochlöbl. Eidgenossenschaft Zürich, Bern, Glarus, Basel, Schafhausen, Appenzell sc. Freiheiten. [o.O.] Zu haben bei dem Verfasser, und in Kommission in Leipzig in der J.G.B. Fleischerischen Buchhandlung, und in Strasburg bei Treuttel und Würtz 1808. XX, 682,[2] S. [S. [2]: Motto; S. [3]-f4]: kaiserl. Privileg; S. [V],VI-IX: Vorrede; S. [X],XI-XII: Vorrede zur 20sten Ausgabe', S. [XIII],XIVXVI: Vorn Gebrauch dieser Grammatik; S. [XVII]-[XX]: Jnhali. - S. [1]: Von den Buchstaben; S. 2-3: Hauptregeln von der Aussprache; S. 3-17: Ausführlichere Regeln von der Aussprache; S. 17: Leseübung; S. 17-21: Von der Französischen Orthographie, und den dabei gebräuchlichen Zeichen. - S. 21-27: Von der Französischen Sprache überhaupt. - S. 27-32: Deklina· zion des bestimmten Artikels; S. 32-33: Der Gebrauch der Beugefälle; S, 34-40: Leichte Aufgaben über der bestimmten Artikel, S. 41-45: Indefinitartikel mit Aufgaben; S, 4547: Einheits^Ariiket mit Aufgaben; S. 4757: Teilungsartikel mit Aufgaben; S. 57-58: Aufgaben über einige Nennwörter die ohne Artikel stehen; S, 58-63: Aufgaben über alle vier Artikel. - S. 63-65: Genus; S, 65-69:

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Motion; S. 69: Diminutiva; S. 69-70: Aufgaben zur Motion. - S. 70-79: Adjektive; S. 79-88: Numeralia. - S. 89-93: Personalpron.; S. 93-103: Possessivpron.; S. 103108: Demonstrativpron.; S. 108-112: Interrogativpron.; S. 112-116: Relativpron,; S. 116-120: Indefmitpron. - S. 120-237: Von den Zeitwörtern, darin: avoir und etre (125-130), Negation (130-133), Beztehunyspartikel (134-138), Conjonctif (138-142), Aufgaben zu den Auxilia (142-161), regelmäßige Konjugation mit Aufgaben (161175), Aufgaben zum Konjunktiv (176), Passiv (177-183), Verbes neutres (183-185); Reziproka (185-193), Impersonalia (193-202), unregelmäßige Konjugation (202-221), Gerundiv (221-225), Partizip (225-228). Rektion (228-237). - S. 237-243: Adverb, - S. 243-245: Präpositionen. - S. 245-248: Konjunktionen, - S, 248-250: Interjektionen. S. 250-251: Von der Konsirukzton (Wortfügung); S. 251-314: Ellipsen, Redensarten, - S. 314-329: Physikalische Belustigungen, dt. Texte mit Übersetzungshilfen. - S. 329387: dt. Briefe mit Übersetzungshilfen. S. 387-464: Sammlung der zum Sprechen nöthigsten Wörter, frz.-dt,, zweisp, - S, 464-507: Erklärung verschiedener französischer Wörter, welche im Deutschen einerlei Bedeutung zu haben scheinen, einsp. - S. 507-509: Neologismen, zweisp, frz.-dt. - S. 509-548: Neue leichte Gespräche von verschiedenem Jnhali, zweisp. frz.-dt. - S. 549608: Auserlesene Histörchen, einsp. frz.; S. 608-617: verschiedene frz. Texte; S. 618667: Erklärung der in den Histörchen befindlichen Wörter und Phrasen, zweisp., S. 667-670: Vornamen nebst ihrer Auslegung, zweisp.; S. 671: Livret. - S. 672-682: Von der Titulatur und Einrichtung der Briefe. [2] S.: Verzeichnis von meinen Werken die ich selbst im Verlag habe] [aus 355: ÜB Regensburg; Sign.: 66/ID 3140 M 499 (23)} 24, durchaus verbesserte nach Wailly vom Abbe Vallastre umgearbeitete Aufl 1808 (eigentlich 1807) 33., 35., 37. Auf! Frankfurt 1826, 1835, 1857 holl. Übersetzungen Amsterdam 1802, 1844 seh wed. Übersetzungen 1811, 1825, 1834 [weitere Ausgaben und Bearbeitungen, z.B.

Meidinger

von Joh. Fr. Sanguin (- J.H. —»Meynier, verzeichnet Stengel (1890; 104-106)] Deutliche Erklärung vieler französischer Wörter ... Frankfurt 1784 - 2, Aufl Deutliche Erklärung vieler Französischer Wörter welche im Deutschen einerlei Bedeutung zu haben scheinen. Mit vielen besondern Redensarten begleitet. Zur Erleichterung und gründlichen Erlernung der Französischen Sprache, von J. V, Mevdinger. Neue Auflage. Frankfurt am Mayri: bey Philipp Heinrich Guilhauman 1799. [S. [2] leer; S. [3]-[4]: Vorrede. - S. [1],2114: Text. - S, 115-128: Table alphabeiique des mots contenus dans ces livre; S. 129144: Alphabetisches Verzeichnis .,,; S, 144: Errata] [als Fotokopie aus 3: Sachs. LuUB Halle/ Saale; Sign.: Nr. 51] Methode nouvelle & ires-facile pour apprendre {'Italien, ou Gram.ma.ire Francoise & Italienne pratique Frankfurt 1786 - 2. Aufi ? - 3. vermehrte und verbesserte Aufl Frankfurt 1796 - weitere Aufl Frankfurt 1808, 1818 Lecture pour ies jeunes gens, qui apprennent l f. /raitfojs. 2 Bde Frankfurt 1787 -- Nouvelle edition corrige'e & augmeniee de ^'explication des notes & des phrases en Allemend Frankfurt 1790 Methode nouvelle & amüsante pour apprendre l'Allemand, ou Gra.mm.aire Allemand pratique. Frankfurt 1793 - weitere Aufl Frankfurt 1797, 1799, 1813, 1831, 1837, 1851,1857 Leipzig 1801, 1804, 1818, 1821 [spätere Bearbeitungen s. NUC pre-1956 Bd 373] Erster Unterricht in der franzosischen Sprache für Kinder, Frankfurt 1796

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- weitere Aufi Frankfurt 1798, 1803, 1806, 1815, 1821, 1827,1829,1832, 1835, 1838,1846, [Nachdrucke und Bearbeitungen s. GV 1700-1910 Bd 94] Praktische Italienische Grammatik wodurch man diese Sprache auf eine ganz neue und sehr leichte Art in kurzer Zeit gründlich erlernen kann. Von Johann Valentin Meidinger, Lehrer der französischen und italienischen Sprache zu Frankfurt am Main, [Frankfurt ?] Zu haben bei dem Verfasser, wie auch in allen Buchhandlungen. 1796. VIII, 503, [1]S. [S. [II]: Motto; S. [III]-IV: Vorrede; S. [V]VIII: Jnhalt. - S. [l],2-4: Von den Buchstaben und der Aussprache^ S- 4: Von der Rechtschreibung, fortografia)] S. 4-7: Von dem Accent, (Tonzeichen), S. 7-8; Von dem Apostroph, (Auslassungszeichen); S. 9-14; Von der italienischen Sprache überhaupt; S. 14-28: definiter Artikel; S. 28-31: indefiniter Artikle; S. 31-34: Einheit$=Geschlechtswort, Deklination und Aufgaben; S. 35-49: Teilungsartikel und sonstige Aufgaben; S. 50-53; Genus; S. 53-54: Vergrößerungs- und Verringerungswörter', S. 54-60; Adjektive; S, 60-63: Numeralia; S. 63-90; Fronomen; S. 91-200; Von den Zeitwörtern (verbi): z.B. avere (9395), essere (95-97), Beziehungspartikeln (Pronorninalklitika etc.) (99-102), Aufgaben zu den Auxilia (105-122), regelmäßige Konjugation (122-136), Passiv (136-142), verbi neutri (143f.), verbi reciproci (144-149). verbi irnpersonali (149-155), unregelmäßige Konjugation (155-186), Gerund (187-190), Partizip (190194), Rektion (194-200); S, 200-209: Adverbien; S. 210-214: Präpositionen; S. 214-216: Konjunktionen; S. 216-218: Interjektionen; S. 219-220: Konstruktion; S. 220-236; Redensarten der Deutschen und Italiener, die sich nicht wörtlich übersezzen lassen. - S. 237311: Wärter— Sammlung, thematisch, jeweils alphabet., zweisp.; S. 312-322: Synonymen; S. 232-503; Gespräche, ital.-dt., zweisp. - [1] S. Drukfehler [!]] [aus 355; ÜB Regensburg: Sign.: 227 I 6,346525] - 2.-3., 5, Aufl ? - 4. Aufl Frankfurt 1799 - Sechste durchaus umgearbeitete und stark i'erbesserte Originalausgabe,

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Meidinger

Frankfurt am Main bei dem Verfasser, und in Kommission in Leipzig in der J.W-G. Fleischer'schen Buchhandlung 1815, XIV, 447,[3] S. [S. (2] leer; S. pII]-IV: Vorrede; S. [V]-VI: Vorrede zur sechsten Ausgabe; S. {VII],VIII: Inhalt; S. [XIIIJ-XIV: Verzeickniß von meinen Werken die ich selbst im Verlag habe. - S. [l],2-4: Von den Buchstaben und der Aussprache; S. 4; Von der Rechtschreibung (ortografta); S. 4-7: Von dem Accent (Tonzeichen); S. 8-9: Von dem Apostroph (Auslassungszeichen), - S. 9-14: Von der italienischen Sprache überhaupt, - S. 1529: definiter Artikel; S. 29-32: indefiniter Artikel; S, 32-35: Einheits=Artikel; S, 35-49: Theilungs-Arttkel u.a. - S. 49-53: Genus, Motion; S. 53-54: Vergrößerungsund Verringerungswörter; S. 54-60: Adjektive; S, 60-64: Numeralia; S. 64-92: Pronomen; S. 92-206: Von den Zeitwörtern (verbi): z.B. avert. (94-96), essere (9698), Beziehungspartikeln (Pronomin alktitika etc.) (101-104), Aufgaben zu den Auxilia (107-125), regelmäßige Konjugation (125-141), Passiv (141-149), verbi neutri (l50f.), verbi reciproci (151-157), verbi impersonäli (157-163), unregelmäßige Konjugation (163-192), Gerund (192-196), Partizip (196-200), Rektion (200-206). - S. 207216: Adverbien; S. 216-219: Präpositionen; S. 219-221: Konjunktionen; S. 221-223: Interjektionen. - S. 223-224: Konstruktion; S. 224-240: Redensarten der Deutschen und Italiener, die sich nickt wortlich ubersezzen lassen, - S, 240-302: Wörter— Sammlung, thematisch, jeweils alphabet., zweisp.; S. 302-318: Synonymen; S. 318-353: Gespräche, ital.-dt,, zweisp.; S. 353-388: 90 Aneddoti e racconti piacevoli; S. 388-395: Lettere familiari civili; S. 395-407: Letters mercantile, S. 407-409: Lettere di cambio u.a.; S. 410-447: Erklärung der in den Histörchen befindlichen Wörter und Phrasen, zweisp. - [1] S. Errata; [2] S. Verlags anzeige der Andreäischen Buchhandlung in Frankfurt] [aus 355: ÜB Regensburg; Sign.: 00/IS 3600 M 499(6)]] - Leipzig 1817 Nouveau Dictionnaire poriatif, Franyois-Allemand, et Allemand-Fran^ois. Avec un Recueil

de Neologrsmes & un Lexique geographique en deux lanaues - Tome I, contenani le Francois, explique par t'Allemand. Frankfurt 1797 - Tome II, contenani i'Allemand, explique par le Frangois. Frankfurt 1798 - Nouvelle Edition-originale. Frankfurt 1803 [Hrsg. und Bearbeiter] Neuer Versuch einer deutschen Sprachlehre, nach den bewährtesten Gründen für Stadt· und Landschulen und ihre Lehrer, von J.P. Sneil, Neue Ausgabe, durchgesehen und verbessert. Offenbach 1799 Angenehme Unterhaltungen nebst Freundschaftlichen und Handlungs=Briefen zum Uebersetzen in's Französische mit denen dar zu gehörigen Wörtern und Redensarten versehen. Von Johann Valentin Meidinger, Lehrer der französischen und italienischen Sprache zu Frankfurt am Main, Neue durchaus verbesserte und stark vermehrte Ausgabe, [Frankfurt ?] Zu haben bei dem Verfasser, und in allen Buchhandlungen Deutschlands. 1794. Vin,351,[l] S. [S. [II] leer; S. [IIIj-IV: Vorbenchi; S. VVIII: Jnhatt. - S. [1],[3]-128: Angenehme Unterhaltungen. - S. [129],[131]-304: Freundschaftliche Briefe über allerlei Gegenstände. - S. [305],[3073-351: Handlungsbrtefe. - [l] S. Drukfehler [!]] [aus 355: ÜB Regensburg; Sign.: 277 I 6. 365702] 3.1,2. Sonstige Werke weitere Lehrmaterialien 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss, Werk Kuppel, E,: Englischlernen im 18. und 19. Jh. (Münster 1994) 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie ADB XXI: 189. - DBA 820: 224-228, G V 1700-1910 Bd 94: 104-106, - Hamberger/Meusel V; X; XI; XJV. - NUC pre-1956 Bd 373: 448-450. - Stengel (1890) [Dobnig-Jülch (1., 2.); Weiß (3.)]

Meier

MEIER, GEORG FRIEDRICH 1. Biographie * 29.3.1718 Aminendorf bei Halle/Saale f 21.6.1777 Halle/Saale oo 1750 Johanna Concordia, geb. Hermann Der „schwächliche Knabe" (ADB) erhielt zunächst Unterricht von seinem Vater, dem Dorfpastor in Ammendorf, kam 1727 in die Schule des Waisenhauses nach Halle, mußte nach wenigen Monaten aus gesundheitlichen Gründen aber wieder nach Hause zurückkehren. Ab Mai 1729 erhielt M. Unterricht irn Hause des Halleschen Archidiakons Christoph Semmler v.a. in Mathematik, Physik, Astronomie und Mechanik; seine Kenntnisse in den humanistischen Wissenschaften mußte M. sich in ,Eigenregie' erwerben, so daß er ab 1732 als Gasthörer die eine oder andere Vorlesung an der Univ. Haue besuchte. Das Studium begann M. Ostern 1735, als er phi los. und theol. Vorlesungen v.a. bei den Brüdern A.G. und S.J. —>Baumgarten hörte. Darüber hinaus übte er sich im Predigen und erteilte Privatunterricht. 1739 erlangte er den Magister der Philosophie, im selben Jahr habilitierte er auch und hielt im Wintersemester Vorlesungen über reine Mathematik und hebr, Grammatik. Als Baumgarten 1740 nach Frankfurt berufen worden war, übernahm M. dessen Kollegien und las nun regelmäßig über Logik, Metaphysik, Naturrecht und philos. Ethik, darüber hinaus u.a. auch über allg. Hermeneutik, Sozialphilosophie, Ästhetik etc., auf speziellen Wunsch Friedrich II. auch über Lockes Essay concerning human understanding. Nachdem M. mehrere Rufe an ausländische Universitäten abgelehnt hatte, wurde er 1746 endlich zum a.o., 1748 zum ord. Prof. der Philosophie befördert. In den Jahren 1759/60 und 1768/69 bekleidete er das Amt des Prorektors der Univ. Halle. M., dessen Gesundheit schon immer nicht zum Besten war, starb 1777 in Halle, M.s außerordentlicher Ruf als Gelehrter dokumentieren die zahlr, Mitgliedschaften, die ihm angetragen wurden. So ernannten ihn 1744 die Deutsche Gesellschaft in Greifswald, 1748 die in Jena und 1753 die üevtsctie Gesellschaft in Göttängen, 1751 die Berliner Akademie der Wtssenschaßen zu ihrem Mitglied. Seine Vorlesungen trugen dazu bei, daß die

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Leibniz-Wolffische Lehre weithin in Deutschland verbreitet wurde. M. „schrieb populär, verständlich für ein allgemeines Publikum, welches keine philosophischen Vorkenntnisse ihm entgegenbrachte ... und erläuterte seine Lehrsätze durch zahlreiche Beispiele" (ADB). Seine überaus zahlr. Werke bewegen sich auf philos. Ebene, daneben Schriften zwischen Philosophischem und Moralischdidaktischem, auf theol. Gebiet und M. versuchte durch eine Anzahl kleinerer Abhandlungen auch auf die literarische Bewegung in Deutschland Einfluß zu nehmen, 2. Werkbeschreibungen 2.1. Soluecismvs generis ab syntaxi sacri codicis (1739) Die Dissertation über die Inkongruenz des Genus bei Christian Benedikt -^Michaelis gehört zu den Soloecismusarbeiten, die alle im gleichen Jahr von J. G. —»Biedermann (2.1, und 2.2.) und C, C, -fWittich erschienen, M. setzt zwei hebr. Genera an, das fehlende Neutrum wird durch das Maskulinum ersetzt. Er bemerkt eine Anzahl von Lexemen, die maskulin und feminin verwendet werden. Genera werden durch Endungen, im Hebräischen auch in der Konjugation differenziert. Das Genus eines Nomens bestimmen Endung oder Bedeutung, -h bildet Ferninina (außer es ist Wurzelkonsonant). Diese Regel erfordert einen Katalog von 22 femininen Nomina ohne Femininendung im Singular (§7), von den „communia" sind 10 endungslos (für M. daher Maskulina), nehoset 'Kupfer' identifiziert er als feminin. 11 Nomina haben im Plural die fern. Endung -öi. Außerdem haben viele Nomina, die aufgrund ihrer Bedeutung Maskulina sein müssen, fern. Pluralendung. Nomina, die aufgrund ihrer Bedeutung (Appelativa, Propria) Femininasind, haben dagegen den mask. Plura] -im, Länder- und Landschaftsnamen sind feminin, die Bewohner werden maskulin bezeichnet. M. behandelt Ausdrücke von Zwillingen (Paarheiten) und (paarigen) Körperteilen, die im Aramäischen, Syrischen. Arabischen und Äthiopischen den fern. Plural zeigen. Gattungsbegriffe im Tierreich bezeichnen kollektiv meist beide Sexus. Als Soloecismus des Genus definiert M. die Genusinkongruenz von Adjektiva, Pronomina

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und Verba gegenüber den Substantiva. Davon auszunehmen sind Bildungen mit - oder -t als Radikal der Wurzel, Erweiterungen durch -A oder -j paragogicum, Konstruktionen mit Infinitiv, die sehr häufige Substitution der seltenen Adjektiva durch Nomina (im Constructus), ferner Genuswechsel durch Bezug auf das vorausgehende oder nachfolgende Wort und Ellipsen (die meist keine sind). Genus alternans im PluraJ wie 'ab, PL 'aböt 'Vater' erkläre sich über Metonymie und Synekdoche: 'ab, PL 'aböt bedeute 'Wunsch, Wollen', die Bedeutung ,Vater! entstehe über Ellipse 'ts 'ab 'Mann des Wo liens' > 'ab < 'äbäk 'wollen'. Als Soloecismen scheidet M. auch Tiernamen aus (z.B. gemalhm mejniqöt 'säugende Kamele') und die Konstruktion der Zahtwörter von 3 bis 10, die mit dem Nomen des Gezählten in entgegengesetztem Kasus konstruiert werden. Ferner bezieht sich das Genus eines folgenden Nomens auf das Suffix des vorausgehenden oder es Hegt die Verwendung eines Nomens als Interjektion oder Partikel vor. M. listet 20 Belege von Genusinkongruenz von N omen/Pro n omen - Adjektiv und 15 von Nomen - Verbum auf (§27). Kollektiv begriffe wie „Volk", „Herde" werden mit beiden Genera konstruiert. M, stellt 19 mask. Nomina zusammen, die fern. Plurale auf -öt haben (§ 32), er vermutet, daß sie früher (antiquitus) die Endung -äk hatten, z.B. semes < simsäh 'Sonne'. Andere Fälle von Genusinkongruenz von Verbum, Pronomen und Adjektiv mit einem Substantiv will M. dadurch umgehen, daß der Schreiber anstelle des nicht kongruierenden Substantivs an ein kongruierendes Synonym gedacht habe. Viele Fälle erklären für M. Metaphorik, Allegorie, Metonymie (Synthesis), die das Genus des umschriebenen Nomens annehmen (§ 34 und 37). Ferner läßt sich bei 29 Fällen von Genus alternans im fern. Plural oft die mask. Konstruktion wie beim Singular beobachten. Dies gilt entsprechend für 10 fern. Singutare mit mask. Pluralformen, Den Genuswechsel von Pronominalsuffixen in der 3, Pers. PL will M. durch Antistoechos oder Wechsel der Grapheme m/n erklären, doch beim Suffix wird in der 3. Pers. PL oft das Fernininum durch Maskulinum vertreten (Brockclmann, § 124b und 153b). Andere An-

omalien, die M. auf Archaismen zurückführen will (§40), sind Nebenformen der Pronomina (mask, ' , tni 'wer ?' mit Bezug auf Sachen, 'et 'diese'). Beigefügt sind die Laudatio des Doktorvaters und die von Siegmund Jakob —»Baumgarten (1706-1757). Die Studie zu den Soloecismen des Genus im Bibelhebräischen ist eine umfassende syntaktische Beschreibung der Genusinkongruenz. Sie katalogisiert Wörter unterschiedlichster Nominalklassen mit ihren Pluraltypen; mehr vermag ein synchroner A^ersuch dazu nicht zu leisten. 2.2.

Versuck eines neuen Lehrgebäudes von den Seelen der Tkiere. (1749) In der Auseinandersetzung mit der cartesianischen Ansicht, daß Tiere nur Körper (Maschinen) sind und sie keinen Verstand besitzen, ist das Problem der Sprache der Tiere ein konstitutives Element der Argumentation. Descartes hatte nämlich seine Negation einer tierischen Vernunft nicht zuletzt mit der Tatsache begründet, daß „ihnen [den Tieren] die Sprache mangelt" (S. 100). Dieses Argument zerlegt M, in zwei Teile und versucht sie zu widerlegen, L Der Mangel an (menschlicher) Sprache bedeutet nach M, nicht notwendigerweise das Fehlen von Vernunft. Die Sprache, definiert als ein „Hülfsmittel des Gebrauchs der Vernunft" (S. 101), dient dazu, den abstrakten Gedanken Dauer zu verleihen, indem diese an „die sinnlichen Begriffe der Wörter [... ge]heftet" (ebd.) werden; für das Denken selbst ist sie aber „nicht unentbehrlich" (ebd.); M. verweist auf die Stummen und v.a. auf die Mathematik, in der keine sprachl, Zeichen verwendet werden. Die erkenntnisfb'rdernde Funktion ist also nicht auf die menschliche Sprache zu beschränken, ebenso wenig die kommunikative Funktion, die z.B. auch die Gebärdensprache leistet. 2. Unter Sprache sollte man allgemein ein Zeichensystem verstehen, d.h. „einen Inbegriff vieler willkürlichen Zeichen vernünftiger Gedancken" (S. 103); es gäbe weder logische noch empirische Evidenzen für das Fehlen einer so verstandenen Sprache bei den Tieren. M. widerlegt die cartesianische Argumentation mit einer Sprachkonzeption, die -- in der Tradition eines Leibniz und —* Wolff stehend -

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deutlich rationalistische Züge trägt (und damit Inkonsequenzen bei Descartes andeutet). Gegen M,s positive Antwort argumentierte J, J. —»Plitt, allerdings mit Gründen, die aus derselben, nämlich Leibniz-Wolffschen Philosophie genommen sind. Während Plitt auch auf das Phänomen Sprache der Tiere zu reden kommt, wird dieser Komplex in der eingehenden Besprechung bei —»Reimarus (1760; 264281) so gut wie ausgespart. Reimarus führt insgesamt 24 Argumente gegen M.s These an, daß sich die tierischen „Seelenkräfte" (inkl. Verstand) nur graduell und nicht qualitativ von den menschlichen unterscheiden. 2.3. Betrachtung über die Natur der gelehrten Sprache (1763) M. schlägt eine Art Stufen- oder Schichtenmodell für Sprachen vor. Er differenziert Sprachen in „gemeine", „ästhetische'' und „gelehrte" Varietäten. Diese Varietäten korrespondieren den verschiedenen Arten auszudrückender Erkenntnisse. Die „gemeine Sprache" ist demzufolge diejenige, „die bloß geschickt ist, eine gemeine Erkenntniß auszudrücken" (S. 6), etc. Jeder dieser Substandards hat seine speziellen „Vollkommenheiten", die durch den Verwendungszweck bedingt sind. M. moniert die Nachlässigkeit der dt. Gelehrten in bezug auf ihre Sprache: „Ihre ganze Sprache, so wie sie dieselbe wirklich gebrauchen, ist, wenn man die gelehrten Kunstwörter ausnimmt, von der gemeinen Sprache gar nicht unterschieden" (S. 15). Sein Bemühen ist, zu erweisen, „daß die Vollkommenheit in tier Sprache mit der Vollkommenheit im Denken, beständig vergesellschaftet ist" (S. 16f.), M, rekurriert dazu auf die Leibniz-Wolffsche Erkenntnistheorie (auch wenn er sein Argument als Novität ausgibt; Thomas —*Abbt hat ihm das in seiner Rezension angekreidet), die die Sprache als „Hülfsmittel" (S. 28) des abstrakten Denkens bestimmt. Falscher Sprachgebrauch ist daher die „Quelle(n), woraus nothwendiglrrthümer, Mangel der Einsichten, Verwirrung, und andere Unvoltkommenheiten der gelehrten Erkenntniß entstehen müssen" (S, 34). Als negatives Beispiel nennt er die Sprache der Metaphysik, die unvollkommener, weil unbestimmter, als die Sprache der Mathematik sei. Als „Vollkommenheiten" einer gelehrten oder

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philos. Sprache bestimmt M. „Reichthum" (sowohl lexikalische als auch syntaktische Vielfalt, Möglichkeit zu Neologismen etc.), „Würde und Anständigkeit", „Bestimmtheit" und „Schönheit". M, plädiert dafür, bereits bei den Kindern darauf zu achten, ihnen den „richtigen" Sprachgebrauch zu vermitteln. Zuletzt vergleicht M. die Eignung des Lateinischen, Griechischen und Deutschen zur gelehrten Sprache. M. ist überzeugt, „daß unsere Muttersprache noch nicht so vollkommen sey, als erfordert wird" (S, 89), weil es dem Deutschen noch an Reichtum, Bestimmtheit und Schönheit fehle. Er hält es daher für ein „patriotisches" Erfordernis, die dt, Sprache als Gelehrtensprache zu verwenden, da nur so eine Perfektionierung des Deutschen erreicht werden könne und die Vermittlung der „Gelehrsamkeit" im Volk gewährleistet werde. Sein Resümee lautet: „Ein Gelehrter, welcher ein Menschenfreund ist, und seine Landsleute patriotisch liebt, der wird niemals wünschen, daß die Schätze der Wahrheit bloß innerhalb der Ringmauern der Republik der Gelehrten bleiben sollen" (S. 103). Dieser naive Aufklänmgsoptimismus kennzeichnet das gesamte Werk. 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Commentaiio de soloecismts kebraids qva viro svmme venerabili magnifico atqve doo tissimo domino loanni Bernhardo Hasselio serenissimo dvci Brvnsvico-Lvneb, a consiliis sanctioribvs, svperintendenti generalissimo, apvd gvelpherbytanos pastori primario, et scholarchae, patrono et favtori svo svmmopere colendo diem natalem VII. cal. martias an. MDCCXXXIX [1739] avspicato redevntem gratvlatvr lo. Got t lieb Bidermannvs, a. rn. conrect, schol. episcopal. Nvmbvrg. et Societatis. Lips. tevt. itemqve hal, lat. sodalis Nvmbvrgi [Naumburg]: litteris Balthaaaris Bossoegclii, typogr, [16] S, 18,4cm [Titelblatt ganz in Majuskeln] [S. [2]-[16]: Text] daran angebunden: - De soloecismis hebraicis iterum differit atqve viro svmme venerando amplissimo doctissimoqve M, lo, Christiano Stemlero hvc dvm ad d. Venceslai apvd Nvmbvrgen-

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ses diacono meritissimo ad mvnvs svperintendentis Torgaviensis nvnc evocato novam dignitatem gratvlatvr . . Gottl. Bidermann Conr. Nvmbvrg. Nvmbvrgi [Naumburg]; Typis Balthasaris Bossoegelii Privil, Typogr. [1739], [8] S, [Titelblatt außer Herum differit ganz in Majuskeln] [S. [2]-[8]: Text] daran angebunden: - Q.D.B.V. Dissertatio phüologica De soloecismis. qvae contra adversaries, qvi innocentissimis scriptvrae sacrae locvtionibvs tarn in nova qvam tu veien iestamenio eivsmodi naevos ac macvlas adspergere conantvr, adornata et concinnata fvit a Carol. Christ, Wittichio Nvrnbvrg. S, Theol. Cvltor. Die XX. Maii a.r.s. MDCCXXXIX [1739], Lipsiae [Leipzig]: Litteris Gabrielis Trogü, [24] S. ' [Titelblatt ganz in Majuskeln] [S. [2] leer; S. [3]-[6]: gewidmet den svmme reverendis ... Consistorü Domims, Praesidi, Consiharits et Adsessortbvs, Maecenatibvs gratiosissimts, et Patroms maxvmis [!]. - S. [7]: Kopftitel: De soloecismorvm proscriptione ex S, Scriptura\ S. [7]-[24]: Text] daran angebunden: - Dissertatio inavgvralis phüologica, Qva soloecismvs generis ab syntaxi säen codicis ebraei depeilitvr, Qvam adnvente divino nvmine, ex decreto amplissimi philosophorvm collegii, praeside D. Christiano Benedicto Michaelis, Theol. et. Lingg. graecae et orr. Prof. ord. pro gradv magistri philosophiae et artivrn conseqvendo, ad d, X X V a p r i l a . . . [1739]. H.L.Q.C. pvblicoervditorvm examini svbiiciet respondens Georgivs Fridericvs Meiervs, Ammendorfensis Magdebvrgicvs. Halae Magdebvrgicae [Halle a. d, Saale]: typis loannis Henrici Grvnerti, acad. typogr. [2],60,[2] S. [S. [2] teer. - S. [1]: Kopftttel: Sohecismvs generis ab syntaxi sacri codicis ebraei depvtsvs; S. [1],2-60: Text. - S. [1]: Widmung: ...docttssimo Candidaio Praeses [Chr.B. Michaelis]; S. [2]: Widmung: Clarissimo Philosopkiae Candidate sal. plur. die. Sig. /ac. Bavmgarien]

[aus 23: Herzog August Bibl. Wolfenbüttel; Sign.: Ka Mischbd. 3; auch vorh. in l a: SB zu Berlin - Preuß. Kulturbesitz; Sign. Exegese 3.365, jedoch nicht verleihbar] Georg Friedrich Meiers öffentlichen Lehrers der Weltweisheit zu Halle Versuch eines neuen Lehrgebäudes von den Seelen der Tkiere [!]. [Vign.] Halle: verlegts Carl Hermann Hemmerde 1749, 119,[1]S. 17,6cm [Halle jeweils in Majuskeln] [Blatt vor Titelblatt: Stich] [S. [2] leer. - S. [3],4-119: Text, 70 §§. [1] S.: Verzeichnis von Neuerscheinungen des Verlags] [aus 739: ÜB Passau; Sign.: 71a/Meie 5758 1749] - Zweyie Auflage, Halle [in Majuskeln]: verlegts Carl Hermann Hemmerde 1750. 119,[1] S. 17cm [Stich links vor Titelblatt] [S. [2] leer. - S. [3J.4-1I9: Text, 70 §§: S- 2044: Von den Seelen der Tkiere, - S. 44-64: Von demjenigen, was man mit Gewißheit von den Seelen der Thiere sagen kan [!]. S. 64-84: Von der Vernunft der Thiere. - S. 85-119: Von dem Gebrauche der Vernunft der Thiere. - [1] S.: Nacherinnerung] an das Werk angebunden: 1. Meier, Georg Friedrich: Beyirage zu der Lehre von den Vorurthtilen des menschlichen Geschlechts. Halle im Magdeburgischen: Hemmerde 1766. 132 S. - S.[l][2]: Verlagsbücher, sv diese Michaelis Messe 1765. fertig geworden; S.[2]-[4]: Schriftenverzeichnis G. F. Meier. 2. Meier, Georg Friedrich: Betrachtungen über die Schrancken der menschlichen Erkentnis [!]. Halle im Magdeburgischen: C. H. Hemmerde 1755. 88 S. [aus 20: ÜB Würzburg; Sign.: Ph. o. 375] - frz. Übersetzung Kssais sur im novvtau Systeme des ames des betes, traduit de l'allemand de Mr. George Frederic Meier Professeur en Philosophie a Halle par C. F. Helwing Recteur du College a Lerngow, [Vign.] A Halle: chez Charl. Herrm, Hemmerde 1750, 118 S. 15,2cm [Titelblatt in rot und schwarz und ganz in Majuskeln] [links vor Titelblatt Stich, gezählt als S. [2]]

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[S. [3]: Titelblatt; S. [4] leer; S. [5]-[8]: Preface du traducteur. - S. [9]; 10-118: Text, LXX §§: S. 24-46: Des ames des beits. S. 46-65: De ce qu'on pent dire, avec assurance des ames des beics. - S, 65-85: De la raison des betes. - S. 85-118: De l'usage de la raison des freies] dem Werk vorgebunden: - l, anon,; Lettres philosophiques sur les physzonomies. A la Haie ... M. D. CC. XLVI. [1745], [6J.274 S. - 2, anon,: Dissertation sur les rauons a' etablir ou d'abroger les loix, par Fauteur des rnemoires de Brandenburg. Francfort et Lcipsic MDCCLI [1751]. 62 S. an das Werk angebunden: - l, anon.: Pensees sur la religion dirigees reunion des ckretiens. MDCCXXXXIX [1749]. 32 S, - 2. anon.: Recherche de l'origine et des fondemens du droit de la nature, traduit d'un Manuscrit Anglois. A Amsterdam: MDCCXXXII. [1732], [24],104 S. [aus 29: ÜB Erlangen-Nürnberg; Sign.: Phs. V 114] Georg Friedrich Meiers, öffentlichen ordentlichen Lehrers der Weltweisheit, und der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Berlin Mitglieds, Betrachtung über die Natur der gelehrten Sprache, [Vign.] Halle im Magdeburgischen [Halle/Saale]: verlegt von Carl Hermann Hemmerde 1763. 104 S. 17cm [S. [2] leer, - S. [3],4-104: Text in 39 SS] [aus 22: SB Bamberg; Sign.: Phil. o. 6 c] [auch als 2. Text in Sarnmelbd aus 11: ÜB Berlin der Humboldt-Uni v.; Sign.: Ling. 22262]

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Neukirchen 1956). - Plitt, j. J.: Prüfung derer Gründe, womit Herr Hr. G. F. M. (Kassel 1749). - Reimarus, H.S.: Allgemeine Betrachtungen über die Triebe der Tkiere (Hamburg 1760); 264-81. - Weiß, H.: Animal Language: a Chapter from the. Controversy between Rationalism and Sensualism, in: Diversions of Galway: Papers on the History of Linguistics, ed. A. Ahlqvist (Studies in the history of the language sciences, Bd 68) (Amsterdam 1992), 203-212 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie ADB XXI: 193-197 (Franz Muncker]. - Denina: La Prusse litteraire III. - Hirsching: Handbuch V,1. - Jöcher/Adelung IV: 12131214. - Langen, S. G.: Leben G. F, Meiers (Halle 1778). - Meusel: Verstorbene IX: 2227, dort ältere Lit. - Wiebecke, F.: Die Poetik G. F. M.S. (Diss. GÖttingen 1967), enthält Bibliographie [Angerstorfer (2,1.); Gräßel (i., 3.); Weiß (2.2., 2,3.)]

MEIEROTTO, JOHANN HEINRICH LUDWIG 1. Biographie * 22.8.1742 Stargard (Stargard Szcecinski/ Polen), östl. Stettin f 24.9.1800 Schuldirektor V; Johann Heinrich, Rektor (f 8.6.1762)

M. besuchte zunächst die Lateinschule seines Vaters, auf der er sich neben dem Lateinischen bes. für die Naturgeschichte und die Mathematik interessierte. 3.1.2. Sonstige Werke Im September 1760 bezog er das JoachimsM, verfaßte zahlreiche philosophische, theothaische Gymnasium in Berlin - aufgrund sehr logische, die Ästhetik und die Theorie der guter Prüfungsergebnisse wurde er sogleich in schönen Künste behandelnde Arbeiten, s. die erste Lateinklasse versetzt. Meusel: Verstorbene IX: 22-27 Schon zu Ostern 1762 verließ er das Gymna3.2. Sekundärliteratur sium. Wegen seines schlechten Gesundheits3.2.1. Literatur zum spachwiss. Werk zustands - M, war auch schon in seiner JuAbbt, Th,: Rez. von; Meier, G. F.: Be- gend anfällig für Krankheiten - ging M, erst trachtung über die Natur der gelehrten Spra- im August 1762 nach Frankfurt/Oder, um an che, in: Briefe die Netteste Litieratur beiref- der dortigen Universität Theologie zu studiefend. XVII, Tl (Berlin 1764): 105-122 [= 271. ren; schon im zweiten Studienjahr versah er Brief]; Repr. Hildesheim, New York 1964, - zusätzlich das Amt eines UnterbibSiot.hekars Brockelmann, C.: Hebräische Syntax (Repr. an der dortigen Universitätsbibliothek.

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1765 verließ M. die Universität und ging als Hauslehrer der Söhne des Bankiers Schickler nach Berlin, Fünf Jahre blieb er in dieser Stelle, bis er 1771 dem Ruf als Prof. der Beredsamkeit an das Joachimsthalsche Gymnasium folgte. Aufgrund des Betreibens des Anstaltsvisitators Sulzer, der eine Neubesetzung der Rektorenstelie zu verhindern gewußt hatte, geriet die Anstalt in den Jahren 1771 bis 1773 mehr und mehr in einen desolaten Zustand. Mit dem Rücktritt Sulzers 1773 setzte der neuernannte Visitator Merian die Wiederbesetzung der Direktorenstelle durch und berief 1775 M. in dieses Amt. Lukrativere Angebote schlug M. aus, 1786 wurde M. zum Kirchenrat im ref, Kirchendirektorium ernannt, im selben Jahr wurde er als Mitglied in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen, 1786 wurde er auch Mitglied des neu eingeführten Oberschulkollegiums, worin er neben seinem Schuibezirk zusätzlich die Schulangelegenheiten Pommerns und Preußens zu regeln hatte. 1790 wurde M, als Mitglied in die Akademie, der Künste und mechanischen Wissenschaften aufgenommen. Zusammen mit einer Gesellschaft, die sich 1793 in Berlin konstituiert hatte, bemühte sich M. um die Errichtung von Erwerbsschulen für Kinder armer Eltern, Neben seinen in 2, angeführten sprachwiss. Arbeiten sind noch M.s Schriften zur Sittenund Lebensart der Äömer, zu Livius und Tacitus sowie sein Exempelbuch für Seefahrer und Strandbewohner besonders zu erwähnen. Seine wiss. Erfolge treten jedoch hinter seinen Leistungen in der praktischen, pädagogischen Arbeit zurück.

2. Werkbeschreibung 2.1.

Lateinische Grammatik, in Beispielen (1785) M.s nach seiner eigenen Methode aufgebaute Lateingrammatik besteht aus zwei Teilen. Der erste (S. 1-422) bringt - getrennt nach Flexionsmorphologie („partes orationis") und Syntax - das Daten- und Lernrnaterial aus „klassischen Schriftstellern" (keine Quellenangaben). In über 500 Beispielen werden systematisch und didaktisch geordnet die hauptsächlichen flexionsmorphologischen und

syntakt. Eigenschaften des Lateinischen vorgeführt. Der erste Teil schließt mit einem 5seitigen Errataverzeichnis. Der zweite Teil beginnt mit einer Einleitung (S. [III]-LXVII), in der M. sehr ausführlich seine Methode erläutert und begründet. Er plädiert dafür, daß der Schüler auf der Basis systematisch ausgewählter Beispielsätze selbst auf induktivem Wege zur Erkenntnis grarnm. Regelmäßigkeiten gelangen solle. So könne die Mühsal des bloßen Regellernens überwunden werden und der Schüler zu gut verankerten Lateinkenntnissen gebracht werden. Auf eine solche Weise könne sich der Schüler eine Kerngrammatik des Lateinischen erwerben, bei der von ganz seltenen Formen und systemperipheren Konstruktionen abgesehen wird. Abschließend diskutiert M. mögliche Einwendungen gegen seine Methode und versucht sie zu widerlegen. Der eigentliche zweite Teil (S. 1-279) ist dann auch nichts anderes als ein oft weitläufiger, eher für den Lehrer gedachter Kommentar zu den in systematische Kapitel zusammengefaßten Beispielen des ersten Teils. Hierbei werden v,a, strukturelle Differenzen zwischen dem Lateinischen und Deutschen herausgearbeitet und der Schüler zum induktiven Aufbau eines flexionsmorphologischen und syntakt, Regeischatzes geleitet. 2.2. Progr. Grammatici sii, aliqua nescire (1785) [in Deutschland nicht zu ermitteln] 2.3. Eine Probe, wie die Sprache eines Volkes (1794) Im ersten seiner Beiträge zur deutschen Sprachkunde, möchte M. an einem konkreten sprach!. Phänomen die Korrelation von Sprache und Denken einer Nation demonstrieren. Er geht davon aus, daß Anzahl und Bildungsweise von Bezeichnungen für eine bestimmte außersprachliche Entität etwas über die Einstellung der Sprecher dazu verraten. Ihn interessiert v.a. die „Moralität" eines Volkes, die er aus deren Ausdrücken für Tugenden und Laster ablesen zu können glaubt. Konkret analysiert er die ,,Familie gleichsam der Wörter" (S. 235), d.h. das Wortfeld der Benennungen im Deutschen für den „Missbrauch {...], den der Mensch von seiner Zunge machen kann" (ebd.). Seine Sammlung entsprechender Ausdrücke umfaßt samt semant.

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Erläuterungen immerhin 25 Seiten und ist sernantisch untergliedert: pejorative Benennungen für Reden allgemein, für „schmeichelhaftes", ,verdrießliches' Reden etc. Das Ergebnis seiner Untersuchung ist (wie Tacitus schon bemerkte), „dass die Deutschen gern frey von dem Laster waren, welches man durch Reden begehet" (S, 235) und sich diese Einstellung auch aus dein von ihm analysierten Wortfeld erhelle.

che den Nationalcharakter ihrer Sprecher widerspiegeln müsse. Und für ihn - wie für seine Zeitgenossen - waren die Deutschen eben nicht redselig, sondern tatenvoll. 3, Bibliographie

3.1, Werke des Autors

3.1.1. Sprachwiss. Werk Johann Heinrich Ludwig Meierotto Rektor und Professor am Königl. Joach, Gymnasium 2.4. Ist die Sprache des urspiinglichen DeutLateinische Grammatik, in Beispielen aus den schen nickt einsylbig gewesen? (1796) klassischen Schriftstellern zum Gebrauch der M. geht es in seiner Abhandlung um den letzten Klassen des Königl. Jo&chimsthaliNachweis der Einsilbigkeit des ursprünglichen schen Gymnasiums. [Vign.] dt. Wortschatzes, wobei zugleich impliziert Berlin und Stettin: bei Friedrich Nikolai 1785. wird, daß das Deutsche eine analytische Spra[2 Tie in l Bd]. 17,3cm che sei. Diesen Nachweis versucht er aus[Hnks vor Titelblatt lat. Titel: schließlich linguistisch zu führen. Grammatica latina m exemphs tironvm in ReEr gibt zunächst eine Sammlung von dt, gio loachimico vsm exhibita [Vign,] Berolini einsilbigen Wörtern, die er für sehr alt et Sedini: Prostat in Omcina libraria Friderici wähnt, da es sich um Bezeichnungen für „ur- Nicolai] sprüngüche(n) Bedürfnisse", „Gegenstände" - [Erster Teil]. [4],422,{5] S. und „Eindrücke" (S. 166f.) handelt. Lexeme [S. [2] leer; - S. [3]: Zwischentitel: /. Paries mit einem „stummen e" im Auslaut {z.B. oratwms; S, [4] leer; S- [l],2-26: /. Nomen; Erde, Wiese) sieht er dabei als einsilbig an. S. 27-47: //. Pronomen; S. 48-49: ///, PraeNach M. waren aber nicht nur die Substanposition; S. 50-225: IV. Verbum; S. 225tive monosyllabisch, sondern auch Adjektive, 268: V. Pariicipium und weiter Verbum; S. Artikel, Pronomina und Numeralia, Selbst 269-273: VI. Adverbium; S. 274-275: VII. bei den Verben kann M. eine entsprechende Conjiinctio; S. 276: VIII. Interjtctio. - S. Erklärung anbieten: als Stammform benennt [277]: Zwischentitel: //. Syntax; S. [278] er den Imperativ, die „Befehlende Sprechform leer; S. 279-422: Text. - [5] S. Errata] als die erste, die er [der Deutsche] als ein - angebunden [Zweiter Teil], LXVII,[1], 276 Bediirfnies [...] fühlte" (S. 169). Auch InS. finitive waren zuerst einsilbig: fechtn statt Johann Heinrich Ludwig Meierotto Rektor fechten (die Zweisilbigkeit der Infinitive führt ... Lateinische Grammatik, ... Schriftsteler auf den Einfluß der Schrift zurück, teillern, Zwcyier Theil, enthaltend die Anleiweise sieht er darin sogar eine „willkürliche tung zum Gebrauche derselben. Verlängerung" bzw. „Schreibfehler", S. 174). [S. [2] leer, S. [III], IV-LXVII: Einleitung; Der Verbalbereich ist für M. zentral beim [1] S, leer. - S. [l],2-276: Text dt. mit lat. Übergang von der Einsilbigkeit zur Zwei- und Beispielen; Gliederung an 1. Tl angelehnt] Mehrsilbigkeit des Deutschen: Waren die er[aus 29: ÜB Erlangen-Nürnberg; Sign.: Phi. sten Verbformen wie der Imperativ, 1. Pers. II, 346 ä] Ind. Präs, und Perf. (ich feckt, focht) für M, [auch vorh. in 14: Sachs. LB Dresden] einsilbig, so ist das spater entstandene Part. Perf. eine zweisilbige Form. Heute würde Progr. Grammatici sit, aliqua nescire. Berlin 1785 man sagen, daß die Deutschen die Morpho[in Deutschland nicht zu ermitteln] logie, die synthetisch gebildeten Formen entdeckten. V. Eine Probe, wie die Sprache eines Volkes Diese Verkcnnung der hist, Tatsachen zeugt dessen Denkungsart und Sittlichkeit schildere, weniger von M.s spekulativem, unwissen- von I.H.L. Meierotto, schaftlichem Vorgehen, sie ist vielmehr be- in: Beiträge zur deutschen Sprachkunde. Vordingt durch seine Ansicht, daß die dt. Spra- gelesen in der königlichen Akademie der Wis-

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senschaften zu Berlin. Erste Sammlung. Berlin; In Karl Matzdorfs Buchhandlung 1794: 232-264. 20 cm [Titelblatt ganz in Majuskeln] [aus 76: Fürst Thurn und Taxis, Hofbibl. Regensburg; Sign.: SpL. 29] //. frage.: Ist die Sprache des ursprünglichen Deutschen nickt einsylbig gewesen? Von J.H.L. Meierotto, in: Beiträge zur deutschen Sprachkunde. Vorgelesen in der königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Zweyte Sammlung. Berlin: Bey Friedrich Maurer 1796: 154-203. [Titelblatt ganz in Majuskeln] [S. 154-203: Text, teilweise dreisp.] [aus 76: Fürst Thurn und Taxis, Hofbibl. Regensburg; Sign.: SpL. 30]

des Gymnasiums nach Eisenach/Thüringen. M. starb bei einem Besuch in Osterode an einem Nervenleiden. Neben seinen in 2, angeführten, sprachwiss. relevanten Arbeiten verfaßte M. zahlr. Schulausgaben zu Klassikern wie Ovid, Homer, Sallust, die neben ausgewählten Textstellen auch Worterklärungen enthalten; diese Schulausgaben sind in 3. jeweils bibliographisch erfaßt, in 2, nur in Auswahl berücksichtigt. 2. Werkbeschreibung

2.1. Cornelius Nepos (1792); Wörterbuch über den Cornelius Nepos (1792) M. veranstaltete eine Neposedition, die für Anfänger im Latein bestimmt war, da „noch auf vielen Schulen mit dem lieben Nepos der Anfang des Lateinlernens gemacht wird" 3.1.2. Sonstige Werke (S. [III], Vorrede), Dieser Vorgabe gemäß Arbeiten zu Geschichte, Pädagogik, Rhetorik, versah er den Text mit umfangreichen AnLivius und Tacitus merkungen in Fußnotenforrn, Darin wer3.2. Sekundärliteratur den neben den üblichen hist, Informationen auch lexik, und gramm, Angaben gemacht. 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk M. gibt Übersetzungshilfen, Hinweise und nicht zu ermitteln Erklärungen zu bestimmten Konstruktionen, 3.2.2. Literatur zur Biographie; Biblio- Besonderheiten der Rektion etc. graphie Das Wörterbuch entspringt derselben InADB XXI: 213-215 [R. Hoche]. - Baur: tention. Es existiert sowohl beigebunden Allg. Hisi. Handbuch. - DBA 820: 314-420. Eur Textedition (wie im vorliegenden Exem- Denina: La Prusse htteraire III; Suppi.; plar) als auch als Separatpublikation. M, Nachträge. - Eckstein: Nomenclator (1781). „hat dabey das größere Schellerische Lexi- GV 1700-1910 Bd 94: 142. - Hambercon zu Rathe gezogen" (S, [3], Vorrede zum ger/Meusel V: 127-130; X; XI: 526; XIV: 527; Wörterbuch). Das Vokabular ist alphabeXVIII: 657. - JÖcher/Adelung IV: 1229. - tisch angeordnet und umfaßt 152 S, (zweisp.), Meusei: Verstorbene IX: 30-36. - Nicolai: M. gibt nicht nur die Bedeutung an, in der Jetzt in Berlin lebenden Gelehrte. - NUC pre- ein Lexem bei Nepos verwendet ist, son1956 Bd 373: 610-611 dern auch die Grundbedeutung. Weiterhin [Brekle (2.1.); GräSel (1., 3,); Weiß (2.3., 2.4.)] enthält ein Artikel im Durchschnitt: Verweisung auf den Text, generelle gramm, Kennzeichnung (Wortartenmarkierung, Genusbestimmung, Hinweise auf Rektion etc.) sowie MEINE(C)KE, ALBERT CHRISTIAN allgemeine Erklärungen zum Gebrauch. 1. Biographie 2.2. Jusiinus, zum Gebrauch der ersten An* 1757 Oberwiedcrslädt bei Mansfeld/ fänger (1793) Sachsen-Anhalt [in Deutschland nicht zu ermitteln] f 9.8.1807 Osterode/Harz/Niedersachsen 2.3. Neues französisches Lesebuch (1795) Über M.s Jugendjahre konnten keine Daten [in Deutschtand nicht zu ermitteln] ermittelt werden. M, war Konrektor an der Schule in Osterode, ab 1789 Direktor des 2.4. Practisches lateinisches Lesebuch (1795) Gymnasiums in Soest/Nordrhein-Westfalen. Bei dem Lesebuch handelt es sich eher um eine 1800 kehrte er als Direktor der Schule nach praktische Sprachlehre, in der die lat,. GramOsterode zurück, ging aber später als Direktor matik nicht anhand explizit formulierter Re-

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geln, sondern über Beispiele erklärt wird. M.s Seibsteinschätzung, daß es sich um eine Novität handelt, trifft bei dieser Betrachtungsweise nicht mehr ganz zu. Gedacht ist das Lesebuch „für die Jugend, die erst den Anfang im Lateinischen macht" (S, [3], Vorerinnerung), benutzbar ist es allerdings nur im Unterricht unter Anleitung des Lehrers. In der Vorerinnerung (S. [3]-10) gibt M. deshalb Hinweise zur „Methode, wie man dieses practische Lesebuch recht gebrauchen solle'1 (S. 9). Das Lesebuch (S, 11-111), an dessen Anfang das lat. Alphabet tabellarisch dargestellt ist, umfaßt 16 Kapitel, mit denen weite Teile der Grammatik abgedeckt werden (Spezifizierung s. 3.1.1.). Jedes der Kapitel enthält Beispiele (anfangs nur Phrasen, später auch Satze) zur Illustration des jeweiligen gramm. Details sowie ein iat.-dt. „Vocabularium zu den vorhergehenden Beyspielen". Ein Anhang {S. 112-164) bringt 40 kurze lat. Texte (S. 111-126), die im nachfolgenden alphabetischen lat.-dt. Vokabular (S. 126-164, zweisp,) aufgeschlüsselt sind. 2.5. Kurzgefaßtes Wörterbuch der Produkte und Fabricate (1797) [in Deutschland nicht zu ermitteln] 2.6. Uebungs— Magazin zum Franzosisch= Schreiben und Sprechen (1805) In der Vorrede differenziert M. aktive und passive Sprachkompetenz, die es mit unterschiedlichen Methoden zu erwerben gilt. Seine Textsammlimg dient dem Erwerb aktiver Kompetenz (Schreiben und Sprechen). Die Texte sollen von den Schülern ins Französische übersetzt werden. Als Ubersetzungshilfe sind auf der unteren Hälfte der Seiten Worterklärungen beigegeben, die die aktuelle Bedeutung angeben. Vermittelt werden soll hauptsächlich Alltags Wortschatz. 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Cornelius N epos. Zum Gebrauch der ersten Anfänger, mit kurzen grammatischen und historischen Anmerkungen, wie auch mit einem Wörierbuche versehen, von A. Chr. Meineke, Das Wörterbuch wird auch besonders verkauft. Mit Chursächs. gnädigstem Privilegio. Lemgo: im Verlage der Meyerschen Buch-

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handlung 1792. [4],284 S. 17,6cm [S. [2] leer, S. [3]-[4]: Vorrede. - S. [1],2284: Texte, lat,, einspaltig; Anmerkungen als Fußnoten, dt., zweisp.] angebunden Wörterbuch über den Cornelius N epos. Zum Nutzen der Anfänger herausgegeben von A. Chr. Meineke. [Vign.] Mit Chursärhs. gnädigstem Privilegio. Lemgo: im Verlage der Meyerschen Buchhandlung 1792. 156 S, 17,6cm [S. [2] leer, S. [3],4: Vorrede. - S. 5-156: Text Lexikon A-Z, l at .-dt., zweisp. - [2] S.: Verlagsankündigungen] [aus 6: ÜB Münster; Sign.: l E 11419] [das Wörterbuch, auch vorh. in 51: Lippische LB Detmold; Sign.: ph S12] Justmus, zum Gebrauch der ersten Anfänger mit kurzen historischen und grammatischen Anmerkungen, wie auch mit einem Wörterbuche versehen. Lemgo 1793. 10 Bogen in 8° [in Deutschland nicht zu ermitteln] Wörterbuch zu Eutropius Lemgo 1793 Wörterbuch über den Justin Lerngo 1794 Neues französisches Lesebuch, vornemlich für die ersten Anfänger. Leipzig 1795 - Zweite Ausgabe 1799 [in Deutschland nicht z» ermitteln] Practisckes lateinisches Lesebuch, nach den grammatikalischen Hauptregeln, für die ersten Anfänger, von Albert Christian Meineke, Rector des Gymnasiums zu Soest, Leipzig: bey Johann Ambrosiiis Barth 1795. 164 S. [S. [2] leer; S. [3],4-10: Vorerinnerung; S, 11: Die lateinischen Buchstaben. - S. 1265: /. Substantiva verbunden mit Adjectivis, 5 Deklinationen; die auch in den folgenden Abschnitten stehenden Vokabularien jeweils zweisp. - S. 65-71: //. Der Genitiv steht bey einem zweyten Substantiv, auf die Frage: Wessen? - S. 71-78: ///. Sum, fio, forem, cxisto, mit doppeltem Nominativ. - S. 7881: IV. Vom Comparativ mit dem Ablativ, anstatt quam mit dem Nominativ. - S. 8286: V. Verbum personale mit dem Nominativo. - S. 86-88: VI. Vom Dativ auf die Frage:

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Meine(c)ke

Wem? - S, 89-92: VII. Vom Accusativ auf die Frage: Wen? - S. 92: V111, Vom Accusativ auf andre Fragen, als: wie lang, wie hock, wie weit, u.s.w. - S. 92-99: IX. Von den Praepositionen mit dem Accusativ. - S. 99-102: X. Vom Ablativ auf die Fragen: Wozu? Wie lange? u.d.gl - S. 102-104: XL Vom Ablaiiv bey Praepositionen. - S. 105-106; XII. Von den Praepositionen, die. beyde Casus, den Accusaiiv und Ablativ regieren. - S, 106-107: XIII. Ablattvi absoiuti. - S. 108-109: XIV. Von den Conjunctions: ut, ne, guin, u.d.gl. auch qui, quae, quod, mit dem Conjundiv. S. 110-111: XV. Vom Accnsativo mit dem Infinitivo. S. 111·. XVI. Vom Nominattvo mit dem Infinitivo. - S. 112-126: Anhang, welcher [40] Anecdoien und andre interessante Stücke zum Lesen enthält, lat.; S. 126-164: Vocabularium über vorhergehende Beyspiele, lat.-dt., zweisp,] [aus 278: Stadtarchiv und wiss. StB Soest; Sign.: S z l mei 2a] Kleines Uebungsbuch zum französischen Schreiben für die Jugend m Verbindung nützlicher Kenntnisse, nach den Hauptstücken der Grammaire durchgeführt, 2 Tie Quedlinburg 1796 in 8 [vorh. in 138: Kreisbibl, Eutin, jedoch nicht verleihbar] - 2. Aufl 1800 - 3, Aufl Erster Theil 1804 - Dritte Auflage, Zweiter Theil u.d.T.: Neues kleines Übungsbuch zum französischen Schreiben ... Quedlinburg 1805 - 4. Aufl 1819 - Neues kleines Uebungsbuch zum Französisch=Schrciben für die Jugend in Verbindung nützlicher Kenntnisse über die Wortfolge. Neue Auflage Quedlinburg 1820 [in Deutschland nicht zu ermittein] Kurzgefaßtes Wörterbuch der Produkte und Fabricate, welche in dem geographischen Handbuche von Fabri vorkommen, zum Behuf der Schulen, Münster; Coppenrath 1787 (GV) Münster: Coppenrath 1797 (GV; Jöcher IV) [in Deutschland nicht zu ermitteln] Kleines Uebungsbuch zum Uebersetzen aus teutscher Sprache in das Lateinische, nach den ffauptstücken des etymologischen TheÜs der Grammatik, in steter Verbindung mit nützlichen Sachkenntnissen.

Quedlinburg 1800. 197 S. in 8° - Zweite verb, Auflage Quedlinburg: Ernst 1818 [in Deutschland nicht zu ermitteln] Uebungs=Magazin zum Französisch=Schreiben und Sprechen, in Verbindung nützlicher Sachkenntnisse mit den im gemeinen Leben üblichen Wörtern und Redens=Arten; vorzüglich für Lehrlinge, welche schon die Anfangsgründe dieser Sprache kennen. Von Albert Christian Meineke, Director der Schule zu üsterode. Göttingen: Bey Johann Friedrich Rower 1805. VI,[2],320S. 17,8cm [S. [II] leer, S. [IIIJJV-VI: Vorrede. - S, [1]: Zwischentitel: /. Abtheilung. Kurze und leichte Aufgaben, über die gewöhnlichsten, im gemeinen Leben vorkommenden Wörter; S, [2] leer; S. [1],2-205: Kurze und leichte Aufgaben über ,..; 148 Übungsstücke, die S. sind jeweils zweigeteilt: die obere Hälfte bringt den dt. Ubungstext, die untere, zweispaltige Hälfte wörterbuchartig die jeweils im Text vorkommenden Wörter, dt.-fra. - S. 206-320: //, Kleine Erzählungen und Anecdoien; 85 Stücke; die S. sind ebenso angeordnet wie die der 1. Abteilung] [aus 7: Niedersächs. SuUB Göttingen; Sign.: Ling. V 7626] Wori=und Sachregister zu O. Curiius Rufus Lemgo 1805 Vorschule des Homer oder Sammlung einiger Stellen aus der Iliade mit Analyse und Worterklärungen, nebst einem Präparationsbuche zu Ges. I und H. Erfurt (u. Gotha) 1806 Wörterbuch zu Ovids Metamorphosen Lemgo 1808 3.1.2. Sonstige Werke Ausgaben zu Homer, Sallust, Sophokles, Leonidas, Ovid, Aesop 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk nicht zu ermitteln 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie GV 1700-1910 Bd 94; 160-161; Hamberger/Meusel V: 131-132; X; 270; XI: 526-527; XIV: 528-529; XVIII: 658. - Jöcher/Adelurig IV: 1238-1240 [GräSel (L, 3,); Weiß (2.)]

Meiner

MEINER, JOHANN WERNER 1. Biographie * 5 3.1723 in Römershofen bei Königsberg/ Unterfranken t 23.3.1789 Langensalza/Thüringen Über M.s Leben ist nicht viel bekannt; es verlief wohl auch äußerlich nicht sehr ereignisreich. Sein Vater war Volksschullehrer in Römershofen. Nach seiner Schulzeit wurde er am 24, September 1741 an der Univ. Leipzig immatrikuliert. Nach Auskunft des Universitätsarchivars (Mitteilung vom 1.7.1970, abgedruckt in Brekle 1971, S. 9") war es zu dieser Zeit nicht üblich, das gewählte Studienfach oder die Fakultät niederzuschreiben. Auch Abgangszeugnisse wurden in Leipzig erst ab 1768 erteilt. Wir wissen aiso nicht, welche Fächer M. studiert und wann er Leipzig wieder verlassen hat. Das nächste bekannte Datum aus seiner Lebcnsgeschichte ist 1750; in diesem Jahr wurde er Konrektor am Gymnasium von Langensalza, im Jahr darauf (1751) Rektor. Er wirkte beinahe vierzig Jahre an dieser Schule, als Lehrer für fünf Sprachen: Hebräisch, Griechisch, Latein, Deutsch und Französisch. Er verfaßte zunächst eine ausführl, Abhandlung über das Hebräische (1748); dann widmete er sich der Interpretation und Textkritik lat. und biblischer Texte. Es folgte noch ein Buch über das Hebräische (1757), bevor er nach längerer Pause die Arbeit veröffentlichte, die ihn bei seinen Zeitgenossen bekannt gemacht hat, seine Philosophische Grammatik (1781). Gegen Ende seines Lebens widmete er sich moraltheologischen Fragen (1784) und noch einmal dem Problem der Bibelübersetzung (1785). 2, Werlcbeschreibung 2.1. Versuch einer ander menschlichen Sprache abgebildeten Vernunftehrc oder Philosophische und allgemeine Sprachlehre (1781) In seiner Widmung (elf unpagierte Seiten) an den „Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Friedrich August, Herzog zu Sachsen [etc.]" macht M, deutlich, daß dieses Werk die Frucht jahreiangen Nachdenkens über Sprache während seiner vielen Jahre als Sprachlehrer in L an gensalz a ist. Seine philos. Sprach-

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lehre ist also nicht der hochflicgende, theoretische Entwurf eines jungen Wissenschaftlers, sondern das Ergebnis jahrelangen Umgangs mit mehreren Sprachen in der Lehre; Schon damit wird M. Tesniere vergleichbar. In seiner sehr ausführlichen (S. III-XCVI), in vier Kap. gegliederten Vorrede legt er seinen Standpunkt klar, v.a. am Unterschied zwischen einer harmonischen und einer philosophischen Sprachlehre. In beiden geht es um sprachl. Uni versauen; während aber die harmonische Sprachlehre durch Induktion, durch Sprachvergleich und Abstraktion zu ihren Uni versahen gelangt, verfährt der philosophische Sprachlehrer, als der sich M. selbst verstellt, genau umgekehrt, er findet sprachl. Uni versahen deduktiv auf dem Wege der Meditation a priori und keineswegs a posteriori (S. IV). Die harmonische Sprachlehre, so sagt er, könne nur illustrieren, explizieren könne dagegen nur eine philosophische, „Die harmonische überzeuget nur, daß etJiche Sprachen unterschiedene Eigenschaften und also auch einerley Regeln mit einander gemein haben; die philosophische aber unterrichtet uns von dem Grunde, warum diese Eigenschaften und Regeln gemeinschaftlich seyn müssen" (S. V). Wie alle philos. Sprachlehrer vor ihm geht auch M. vom Satz, von der Verbindung von Subjekt und Prädikat als der sprachl. Form des logischen Urteils aus: ,,Alie Nationen fanden durch das innere Gefühl, daß, wenn sie denken, sie in ihren Gedanken allezeit etwas unselbständigeres mit etwas selbständigem entweder verbinden oder von ihm trennen, nnd, weil diese Verbindung oder Trennung beyder Dinge ein Satz gencnnet wird, sie also allezeit im Satze denken" (S, XXXVII). Von der Verwirrung, in die Kant und dann vor allem die Philosophen des frühen 19. Jahrhunderts die rationalistische Spruchwissenschaft gestürzt haben (siehe etwa Georg Michael -^Roth), ist bei M. noch mchis zu spurf.n, er glaubt noch an die. Möglichkeit, ja Notwendigkeit unmittelbarer Nutzbarmachung der Logik für die Sprachwissenschaft: „Der Nutzen der philos. Sprachlehre ist von sehr weitem Urn fang. Denn außerdem, daß ich mir 1) keine vollkommenere praktische oder auch sinnliche Logik denken kann, als die philosophische Sprachlehre wirklich ist, weil sie al-

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les das, was sie an der menschlichen Sprache findet aus der Denkungsart des menschlichen Verstandes erklärt; so zeiget- sie ihren Nutzen auch hauptsächlich 2) in der großen Erleichterung, die sie uns in Erlernung einer jeden Sprache verschaffet", (S. LXII, siehe zur Vorrede auch Brekle, S. 27*-36*). Der Haupt teil der Arbeit ist in drei Teile gegliedert, in ein Kapitel zu Prosodie und Orthographie (S. 31-70), in ein Kapitel über Wortarten und ihre Rolle im einfachen Satz (S. 71-318), und in einen Abschnitt über Periodenlehre (S. 319-488), also über die Syntax komplexer Sätze. Der weitaus interessanteste Teil, Kapitel zwei, ist schon durch seine Länge hervorgehoben. M. intergriert das Kernstück jeder traditionellen Grammatik, die Morphologie, in die Syntax; er schafft damit einen neuen Grammatiktyp, der sich als universale Grammatik nach Chomsky, als Grammatik einer natürlichen Sprache sogar erst in allerneuester Zeit durchgesetzt hat (jedenfalls im Deutschen), den Typ der morphosyntaktischen Grammatik, etwa Peter Eisenbcrgs Grundriß der deutschen Grammatik (1986, 21989). Obgleich M. grundsätzlich von der Subjekt-Prädikat-Dichotomie ausgeht, entwickelt er in diesem zweiten Kapitel einen Ansatz, der dem der Dependenzgrammatik Tesnieres sehr nahe kommt, Das Prädikat ist Meiner viel wichtiger als das Subjekt: ,,Das Prädikat ist der vornehmste Theil des Satzes; denn aus ihm entwickelt sich der ganze Satz. Es gleichet einer vollen Frühlingsknospe. Wie diese bey ihrer Entwickelung aus sich einen ganzen Zweig sammt Nebenzweigen und Blättern hervor treibet; also liegen auch in dem einzigen Prädikat nicht nur alle Haupttheile, sondern auch Nebentheik des Satzes verschlossen, die sich daraus herleiten lassen" (S. 127). Mit dieser syntaktischen Grundposition, die den verbalen Satzkern in das Zentrum der Analyse stellt, beschreibt M. die verschiedenen syntaktischen Grundformen mit der Valenz der verbalen (und adjektivischen) Elemente. Er argumentiert dabei zugleich universalistisch und einzelsprachlich: Ob das Prädikat durch Voliverbeu oder durch Kopulaverben in Verbindung mit Adjektiven ausgedrückt wird, hängt für ihn von den historisch gegebenen einzelsprachlichen Zufälligkeiten ab. So muß etwa

das lat, Verb rubere im Deutschen durch roth seyn wiedergegeben werden, also mit Adjektiv und Kopula, während dem lateinischen Verb docerc auch im Deutschen ein Verb entspricht, lehren (diese und weitere Beispiele S. 128), Daß es M, v.a, um die dominierende Rolle des Prädikats für Form und Inhalt von Säteen geht, wird auch aus einem Selbstzitat deutlich: In der Vorrede zu seinem Beytrag zur Verbesserung der Bibelübersetzung ... von 1784 verweist er auf seinen Versuch ... und sagt: „Das Prädikat zeiget durch die Beschaffenheit seines Begriffs, nicht nur wie viel selbständig gedachte Dinge es zu seiner Erklärung erfordert, sondern auch, in was für einem Verhältniß sie gegen einander müssen genommen werden, deswegen auch all jene Fragen wer? wessen? wem? aus dem Prädikate müssen genommen werden" (S. XXXX). Hier wird also sogar das Subjekt (wer?) in Abhängigkeit vorn Prädikat gesehen. Prädikate können entweder einseitig-unselbständig, zwoseitig-unselbständig oder dreyseittg-unselbständig sein (S. 132), was nichts anderes heißt als ein-, zwei- und dreiwertig; das zeigen M.s Beispiele deutlich: sitzen, gehen, kranken ... bzw. weiß seyn, treu seyn . . . f ü r die erste Gruppe, setzen, führen, kräken ... bzw. begierig seyn ... für die zweite und beschuldigen, anklagen! überführen . . . f ü r d i e dritte. Als adjektivische Beispiele für die Gruppe dreiwertiger Prädikate führt M. die Komparativform zweiwertiger (in seiner Terminologie relativer) Adjektive an. Durch die Form des Komparativs benötigt jedes Adjektiv eine Stelle mehr. Hier wird deutlich, warum M. die Morphologie in die Syntax integriert. Er hat zwar noch keinen Terminus zur Unterscheidung zwischen kategorialer Valenz, die alle Vertreter bestimmer Wortformen haben und lexikalischer Valenz, die subklassenspezifisch ist, aber der Sache nach kennt er diesen Unterschied durchaus. Die Morphemkategorie Kasus wird im Zusammenhang mit der Verbvalenz diskutiert, weil sie zum Ausdruck der unterschiedlichen Verhältnisse dient, die Verben mit Substantiven eingehen können. Die Morphemkategorien Tempus und Modus werden dagegen im Kapitel Von den äußerlichen und zufälligen Bestimmungnen des Prädikats vorgestellt, weil sie

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keinen Einfluß auf die Verbvalenz und damit auf die Syntax haben. Auch Attribute und adverbiale Bestimmungen des Ortes, der Zeit und der Art und Weise werden im Zusammenhang mit der Morphologie des Substantivs und des Verbs besprochen, weil auch sie valenzunabhängig sind, ein Verfahren, das sich erst zweihundert Jahre nach M. in der Grammattkschrcibung zu etablieren beginnt. Auch sonst findet sich in M.s Buch eine Fülle sprachlicher Beobachtungen, die noch heute zumindest diskutierbar sind und die hohes Reflexionsniveau mit großer Erfahrung im Umgang mit Sprache(n) bekunden (siehe dazu auch Brekle, S, 36M4*), 2.2. Weitere sprachwissenschaftliche Arbeiten Das Buch über Die wahren Eigenschaften der Hebräischen Sprache ... (1748) ist die erste sprachwiss, Arbeit M.s. Am Schluß der Vorrede dankt Chr. Wolle dem Verleger Breitkupf (Leipzig), daß er ein so nützliches Buch eines noch unbekannten Urhebers in seinen Drttck und Verlag genommen hat. In zwei größeren Abschnitten behandelt er Lautlehre, Silbenlehre, Wortbildung und Orthographie (= Der Etymologie Theoretischer Theit, S. 3-173) und die Redeteile (- Der Etymologe Practischer Theil, S. 174-359). Das Kapitel Syntax spart er sich für eine spätere Bearbeitung auf. Schon in dieser frühen Arbeit (M. ist 25 Jahre alt) entwickelt er alle Redeteile (Wortarten) aus dem Satz. Im Zusammenhang der Erklärung der Substantive und Adjektive führt er aus: „Wenn wir von einem Dinge, es mag nun von vollständiger oder unvollständiger Existenz seyn, sein unvollständigeres, und also entweder eine Eigenschaft oder ein Verhältniß also durch Worte angeben, daß wir zugleich mit zu verstehen geben, es sey unser Zweck zu sagen, daß die angegebene Eigenschaft oder Verhältniß in oder an demselben Dinge existiere, oder an demselben gedacht werde, so machen wir einen Satz" (S. 178). Auch die dominierende Rolle des Prädikats und dependentielle Überlegungen finden sich schon hier: „Das Prädicat ist ordentlicher Weise unvollständig. Es kann aber die Unvollständigkeit desselben entweder einseitig, wenn es nämlich nur an einem Subject gedacht werden darf; oder zweyseitig seyn, wenn es nämlich an zweyen Subjecten als un-

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vollständig gedacht werden muß" (S. 183f.; M. bezeichnet hier noch alle verbabhängigen nominalen Elemente als .,Subjecte"). Grundlage seiner verbzentrierten Überlegungen ist hier das Hebräische, erst in seiner späteren Arbeit (1781) wird dies universalistisch erweitert: „Es folget hieraus eine Hauptregel die wir bey der Construction in den morgenländischen Sprachen zu beobachten haben, welche diese äst: .Man sehe zuerst auf das Prädicat und seinen Characterc-m, und suche ein solches Subject, welches eben diesen Characterem führet" 1 (S. 187). In seinen zahlreichen Arbeiten zur Übersetzung einzelner Textstellen des Alten Testaments geht es M. v.a, um den Nachweis, daß sich unterschiedliche Übersetzungsvoischläge „nicht sowohl von der Verschiedenheit der Lesarten in den alten Handschriften als vielmehr von der blosen Conjectur der Uebersetzer herschreiben" (so der Untertitel seiner Arbeit von 1784). Anlaß für seine eigenen Arbeiten war eine Abhandlung von Johann David Michaelis (De Censibus Hebraeorum).

2.3. Wirkung Greifbar ist M.s Wirkung auf den bekanntesten Sprachwissenschaftler seiner Zeit, auf Johann Christoph Adelung, Er hat sich in setner Zeitschrift Magazin für die deutsche Sprache (Band I, 1782, S. 132-149) mit M.s Hauptwerk ( das irn gleichen Jahr wie Adelungs Sprachlehre und auch im gleichen Verlag (Brei t köpf, Liepzig) erschienen war, ausführlich und insgesamt mit positivem Ergebnis auseinandergesetzt. M,s Ansatz kam ihm sehr entgegen, weil er nach seiner Auffassung geeignet war, die Sprachlehre von einem wenig geachteten Schulfach in den Rang einer wissenschaftlichen Disziplin zu erheben, ein Ziel, das auch er mit seiner Grammatik anstrebte (siehe sein Vorwort zur Sprachlehre, unpaginiert). Vor allem interessierte ihn M.s funktional-syntakische Definition der Wortarten („Redetheil"): „Und daher kommt der Hr. Verf. ... auf den Begriff des Satzes, aus welchem er dann den Begriff der vornehmsten Redetheile sehr glücklich entwickelt" (S. 139). Hier geht er lobend und tadelnd auch auf Einzelheiten ein. Er bemängelt etwa, daß M, bei den Adjektiven nicht scharf genug zwischen „Beschaffenheitswort" und „Eigenschaftswort" unterschieden habe, er zeich-

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net ausführlich M.s Ausführungen zu den verschiedenen Sorten von Substantiven nach und widmet sich kritisch dessen Bemerkungen zum Artikel und zur grammatischen Kategorie Genus: Während M. den Unterschied der Genera rein formal expliziert, möchte Adelung, wie nach ihm die historischen Sprachwissenschaftler, allen voran Jacob Grimm, ihn ursprünglich sexuell begründet sehen (vgl. dazu die Ausführungen bei N au mann 1986, S. 123-127 und S. 187-194), Gegenüber M.s Ausführungen zur Syntax ist Adelung viel weniger konkret. Hier findet er nichts zu kritisieren aber auch nichts hervorzuheben, sondern er beläßt es bei allgemeinen Bemerkungen: „Ich übergehe die übrigen von dem Verfasser angegebenen Unterschiede des Prädicats, und bemerke nur, daß sie mit vielem Scharfsinne genutzt werden, so wohl die verschiedenen Formen der Verbi, als auch die Nothwendigkeit der Casuum der Substantive und ihre Begriffe zu entwickeln, welches so viel ich weiß, noch von niemanden auf so fruchtbare und einleuchtende Art geschehen ist" (S. 144). Er merkt also, daß M. hier etwas Bedeutendes und Originelles geleistet hat, kann aber nicht viel damit anfangen, weil er in diesem Punkt noch zu sehr der Tradition der lateinischen Grammatik verhaftet ist (siehe dazu Naumann 1990). In seiner abschließenden Würdigung geht Adelung dann aber wieder so weit, M.s Arbeit paradigmenbildende Bedeutung zuzuerkennen: „Billig sollte in Zukunft keine Sprachlehre geschrieben werden, deren Verfasser nicht auf diesem so schön gelegten Grunde fortbauen sollte" (S. 148), Erst sieben jähre später (1788) hat Johann Christian Christoph Rüdiger M.s Werk in sein Rezensionsorgan aufgenommen (siehe dazu den Kommentar von Brekle, S. 20*-22*). Brekle ist der Auffassung, daß M. „im gesamten 19. Jahrhundert ... auf die Entwicklung der allgemeinen Grammatik und Sprachtheorie . , .einen bedeutenden Einfluß gehabt" (S. 22") habe. Er führt Johann Severin Vaters Arbeiten an, in denen M. allerdings kaum mehr als bibliographisch erfaßt ist, und vermutet von hier aus weitere Einflüsse auf August Ferdinand Bernhard i und die Mitglieder des Frankfurtischen Gelehrienvereins für deutsche Sprache. Auch in der ersten kritischen Bibliographie zur philosophischen

Grammatik, in der von Maximilian Leopold Loewe (1829), findet Brekle M.s Werk verzeichnet. Ob M, tatsächlich Einfluß auf die Sprachtheorie im 19. Jahrhundert gehabt hat, muß allerdings bezweifelt werden, nachweisen läßt sich dieser Einfluß jedenfalls nicht: In den Abhandlungen des Frankfuriischen Gelehrtenvertinsfür deutsche Sprache hat sich niemand mit M. befaßt, auch Georg Friedrich G rotefend nicht, der Georg M, Roths philosophische Grammatk von 1795 dort sehr ausführlich (130 Seiten!) besprochen hat (Band 2, 1818, S. 141-271). In den Vorreden der bekannteren allgemeinen Grammatiker aus der ersten Jahrhunderthälfte (August Ferdinand Bernhardi, Friedrich Schmitthenner, Karl Ferdinand Becker, Karl Wilhelm Ludwig Hcyse) kommt M. nicht vor, in zusammenfassenden Arbeiten (etwa HofFmeister oder Rosenberg) ebenfalls nicht, und die Arbeiten aus der zweiten Jahrhunderthälfte befassen sich ohnehin nur noch am Rande mit philosophischer Grammatik, und dann allenfalls mit Wilhelm von Humboldts Arbeiten. August Friedrich Pott geht in seiner großangelegten, zweiteiligen Abrechnung mit der Geschichte der philosophischen Grammatik im Jahre 1863 auf das Werk Meiners mit einem einzigen Satz ein. Er zitert es als unbekanntes Kuriosum am Rande: „Sprechen und Denken hatte man sich gewöhnt fast als identisch ... zu betrachten. Darf man sich daher wundern z.B. über ein Buch des Titels: Versuch einer an der menschlichen Sprache abgebildeten (!) Vernunftlehre ..." (S. 109). Man muß daher annehmen, daß M.s Werk bald nach seinem Tode in Vergessenheit geriet. Zwar setzte sich die Historische Sprachwissenschaft, die mit philosophischer Sprachlehre nichts anfangen konnte, erst um die Mitte des 19Jahrhunderts allgemein als führende sprachwissenschaftliche Richtung durch; aber schon die nichthistorisch arbeitenden Sprachwissenschaftler der ersten Jahrhunderthälfte befaßten sich eben nicht mehr mit M. Dies ist für uns heute einerseits erstaunlich, weil durch die Mitglieder des Frankfurtiscfien Gelehrtenvereins für deutsche Sprache (Georg Friedrich Grotefend, Simon Heinrich Adolf Herling und vor allem Kar! Ferdinand Becker) gerade Forschungen auf dem Gebiet der Syntax

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stark gefordert wurden. Allerdings wichen die syntaktischen Positionen dieser Gelehrten von der M,s stark ab, so daß von hier aus auch wieder verständlich wird, warum er von ihnen nicht rezipiert worden ist. Erst der Wissenschaftshistorikcr Max Hermann Jellinek hat sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts wieder intensiver mit M,s Arbeit befaßt. Ihn irritiert allerdings M.s Argumentationsstil und er kommt deshalb zu pauschalen, negativen Einschätzungen, Zunächst behandelt Jellinek M. in seinem Aufsatz Zur Geschichte einiger grammatischer Theorien und Begriffe, der 1906 in den Indogermanischen Forschungen erschien. In diesem Aufsatz gehl es ihm um die Tradition der Termini Haupt- und Nebensatz vor Adelung. Er diskutiert Unzulänglichkeiten, die er hier bei Adelung findet; dann führt er diese Schwächen auf Adelungs Vergänger, auf Johann Werner Meiner zurück: „Das sind Unklarheiten, die daher stammen, daß Adelung eine konfus vor getragene Theorie eines ändern übernommen, notdürftig verbessert, aber auch durch einen Zusatz widerspruchsvoll gemacht hat" (S. 274). Es geht um den ersten Abschnitt des dritten Kapitels: „Was zur Ausbildung einer Periode, sie mag einfach oder zusammengesetzt sein, erfordert werde, und wie vielerley die Perioden sind" (S. 319354), also nur um einen sehr kleinen Teil von M,s Buch und gewiß nicht um den Hauptteil. Jellinek weist hier nach, daß M. bei der Beschreibung des Periodenbaus deutscher Sätze die Rhetorik Johann August Ernestis (Initia docirinae solidioris, Leipzig 31750) benutzt habe und durch die Übertragung des Periodenbegriffs der Rhetorik auf die Grammatik zu schiefen Ergebnissen gelangt sei. Den Mauptteil, die Syntax des einfachen Satzes (S. 71-318), beurteilt Jellinek positiver, obgleich er auch hier einen pauschalen Angriff auf M.s Buch unterbringt: „Dieses unglaublich geschwätzige Buch, das Schärfe der Begriffe gar oft vermissen iäßt, hat doch den für Deutschland neuen Gedanken durchgeführt, die Bedeutung der Wortklassen und Wortformen aus dem Satz heraus zu entwickeln" (S. 274f.). Dieser für Deutschland neue Gedanke, den ja nicht erst Jellinek bei M. gefunden hat, sondern schon Adelung, hätte eine breitere Würdigung verdient als diese fast beiläufige

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Erwähnung: Jellinek hat für M.s Position und Argumentation noch weniger Verständnis als über hundert Jahre vor ihm Adelung. Im zweiten Band seiner großangelegten Geschichte der neuhochdeutschen Grammatik (1914) geht Jellinek ausführlicher auf die Arbeit M,s ein (auf die Lautlehre: S. 32f., auf M.s Zentralkapitel des einfachen Satzes: S. 108-111 und noch einmal auf M.s Periodenlehre: S. 481-484). Für das, was heute als revolutionär im Ansatz M.s gelten kann, für die Unterordnung der Morphologie unter die Syntax, für die damit verbundene syntaktische Definition der Wortklassen, die er ein paar Jahre zuvor noch lobend hervorgehoben hatte, und für die Explikation des Satzes aus den verbalen Elementen, hat er jetzt überhaupt kein Verständnis mehr: „Meiners Versuch, die Wortklassen aus dem Satz abzuleiten, ist mit all seinea Dichotomien mißglückt" (S. 110) und: „Sein System gerät auch dadurch ins Wanken, daß er unversehens dahin kommt, das Prädikat als Mittelpunkt des Satzes zu betrachten" (S, 111). Erst in neuerer Zeit wird M.s Bedeutung für die Sprachwissenschaft erkannt, beginnend mit Brekles Neuausgabe der Philosophischen Sprachlehre (1971) und seinem ausführlichen Kommentar dazu. Dazu kommen die Arbeiten von Naumann (1983, 1986 und 1990). 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Die wahren Eigenschaften der Hebräischen Sprache, aus richtigen Gründen, mit gehöriger Schärfe untersucht und aufgeklärt durch Johann Werner Meiner. Nebsi einer Vorrede, von der Notwendigkeit, Beschaffenheit und Nutzbarkeit einer gründlichen Sprachlehre für die Schriftforscker von Sr, Hoch würden, Herrn Christoph [-*] Wollen, der heiligen Schrift Doctor und Archidiaconus zu St. Thomas in Leipzig. Leipzig: Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf 1748. [48],415,[17] S. 17,7cm [S. [2] leer; S. [3],[5]-[8]: gewidmet Joh. Gottfried —- Hermann, ..., Sr. Kömgi Majest. in Fohlen und Churfürstl, Durchl. zu Sachsen hochbestaliten Oberhofprediger, Kirchenrathe und Ober—Cunststori(il=Assessori ,..; S. [9][44]: Vorrede, unterzeichnet S. [44]: ... Leip-

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zig, den ändern Jenner, im Jahre 17^8. Christoph Wolle ...; S. [45]-[48]: Kurzer Abnß dieses Buchs, Inhaltsverzeichnis, - S. [1],'2; Von der Eintheilung der hebräischen Grammatik. - S, 3-173: Der Etymologie Theoretischer Theil, von den allgemeinen Eigenschaften der hebräischen Wörter: S. 3-7: Das l Capitel. Von den Tonen, woraus die Wörter bestehen; S. 7-29: Das % Capitel Von den Buchstaben. Litteris, ihre Aussprache, ihre Figuren und ihr Gebrauch; S. 29-31: Das 3 Capitel. Von den Vocalibus; S. 31-46: 4. Von der Sylbe', S. 46-114: 5. Von den Wörtern: S. 47-71: Erster Abschnitt, Von den Eigenschaften oder von der Form der Wörter', S. 72-92: Zweyter Abschnitt. Von der Bestimmung der Form; S. 92-114: Dritter Abschnitt. Von dem Verhältniß der Aussprache und der Form gegen einander; S. 114-137: 6, Von der äußerlichen Zierde der Rede, oder: von der Euphonie, zwei Abschnitte: Flüssigkeit und Annehmlichkeit der Aussprache; S, 138152: 7. Von der Hebräer Schreibart; S. 153-173: 8. Von den Etymologischen Figuren; S. 155-166: Erster Abschnitt. Von derjenigen Veränderung, wodurch das W&rt an der Anzahl seiner Buchstaben vermehret wird: Prosthesis, Epenthesis, Paragoge; S. 166-172: Zweyter Abschnitt. Von derjenigen Veränderung, wodurch das Wort an der Anzahl seiner Buchstaben vermindert wird; Aphaeresis, Syncope, Apocope; S. 173: Dritter Abschnitt. Von der Verwechselung der Buchstaben. - S. 174-359: Der Etymologie Practischer Theil, von den besondern Eigenschaften der Wörter, oder von den verschiedenen Arten der Wörter, Sivc: De Partibus Oratioms: S. 175-192: Das l Capitel. Von der Anzahl der Partium Orationis, die in einer Sprache nothwendig sind: Bestimmung von Subjekt und Prädikat; S, 192-213: Das 2 Capitel Von. dem Nomine; S. 195-199: Erster Abschnitt. Von der Form der Nominum, oder von ihren besandern Eigenschaften; S. 200-203: Zweyter Abschnitt. Von dem Centre; S, 204-213: Dritter Abschnitt. Von dem Numero; S. 213-216: Das S Capitel. Von dem Pronomine; S. 217-240: 4. Kon dem Statu Constructo; S. 240-291: 5. Von dem Verbo: S. 249-263: Erster Abschnitt. Von der ordentlichen Form des Verbi, und seinen Coniugationen; S, 263-291: Zweyter Abschnitt.

Von dem Verhäliniß der Form des Verbt und der Aussprache der Buchstaben gegen einander: von den verbis gutturalibus, verbis quiescentibus, verbis "s, K >M 7, n"X »"s, V V. von dem verbo imperfecto geminatae litterae, vom verbo 3"B; S. 291-305: 6. Von den Suffixis Verborum; S. 306-338: 7. Von den Parüculis; S. 339-359: 8, Von der Aufsuchung des Stammworts, der ganze Text umfaßt 258 §§; am linken bzw. rechten Rand sind Zusammenfassungen der einzelnen Abschnitte gegeben, ebenso im Anhang, - S. [360],361-415: Anhang: S. 362-374: Erster Abschnitt, worinnen noch ein Beweis, daß kern Schva mobile gelesen wird, und die Auflösung der dabey vorkommenden Zweifel gegeben wird; S. 374-400: Zweyter Abschnitt, worinnen alle möglichen Formen der Nominum aus den allgemeinen Eigenschaften der Wörter hergeleitet werden. - S. [401]: Zwischentitel: Paradigmata Verborum: S. 402-415: Paradigmentafeln, - S. [1]-[17]: Register der Vornehmsten Sachen; S. [17]: Druckfehler] [aus 12: Bayer. SB München; Sign.: L, As, 241] Auflosung der vornehmsten Schwierigkeiten der Hebräischen Sprache, wie solche nach Anleitung der Meincrischen Grammatik am leichtesten und natürlichsten zu bewerkstelligen, nebst einer vollständigen Erklärung und hinlänglichen Vertheidigung dieser Grammatik, von Johann Werner Meiner, Rectorn der Schule zu Langensalza. Langensalza: verlegts Johann Christian Martini 1757. [24],319, [1] S, 16,4cm [S. [2] leer; S. [3]-[24]: Vorrede: Geneigter Leser. - S. [1],2-14: Einleitung. - S. 14138: Von dem wahren Nutzen und dem rechten Gebrauch meiner Grammatik, darin S. 25: Hauptvortheil bey Aufsuchung der ersten Form und des Radicis, S. 54-55: Hauptvvriheil ... der ersten Form und der Resolution; S. 62-68: Unterschied in Ansehung der Perfektion und Imperfektion zwischen den morgenund abendländischen Sprachen; Schwierigkeit bei der Übersetzung von Namen aus den morgen- in die abendländischen Sprachen: S. 94-98: der wahre Grund von der Weglassung eines sonst nötigen Dagesch lenis; S. 113116: Schreiben eines ostfriesischen Gelehrten an M. vom April 1754 über die Vorzüge von dessen hebr. Grammatik mit der Bitte um

Meiner

zusatzÜche, ausgearbeitete Anweisung diese Unterteilungen sind meist der Vorrede M,s entnommen, - S. 139-196: Antwort auf die Einwürfe der Berlinischen Bibliothek: S. 139-143: Erster Einwarf wider den SSsten Paragraphum meiner Sprachlehre; S. 143-148: Zweyter Einwurf wider die Auflösung der ungewöhnlichen i o r m a ' n a S- 41\ S. 149-162: Dritter Einwurf wider die dritte Anmerkung des ^7sten §pAi, nach welcher das 1 mit dem darauffolgenden Buchstaben zugleich soll ausgesprochen werden, wenn dieser durch ein Schva verbunden ist; S. 162-166: Der vierte Einwurf ist gerichtet wider die letzte. Anmerkung des lOSten §pÄj; S. 166-191: Der fünfte Einwarf ist der Anmerkung des 175ten §phi entgegen gesetzt, worinne [!] die beyden Stellen Hiob XIX, 17. und PS. XVI, 7. auf eine neue Art erklärt, und in beyden das Wort rn yt ?3 durch Perfectiones übersetzt wird', S. 192-196: Sechster und letzter Einwurf, welcher die andere Regel pag. 254, angehet, nach welcher der Imperatives und Infinitivus Niphal vom Practerito Hith-pa-cl soll hergeleitet werden. - S. 197-319: Beantwortung der Gassenschen Einwürfe, oder Anweisung an den Herrn Rector Gasser, wie er meine Sprachlehre anzusehen habe, wenn steh die Fehler, so er darinnen entdeckt zu haben glaubt, als Schönheiten und Vollkommenheiten seinen Augen darstellen sollen, und wie er sich überhaupt bey Lesung eines Buches zu verhalten habe: S. 197-206: Einleitung; S. 206-263: Dew ersten Einwurf macht der Herr Rector Gasser wider die von mir gegebene Auflosung der ungewöhnlichen Form Q"*TQ (§. J7. meiner Grammat.), darin Lehre vom Metheg; S. 263-283: Den ändern Einwurf macht er in seinem VIIden §pho wider die von mir festgesetzte Aussprache der Guttural-Buchstaben, (Siehe meine Grammatik pag. 19.): Ursache, warum in der Bibel so viele Gutturale mit einem Schwa simplex, hingegen viele, die keine Gutturale sind, ein Schwa cornpositum habe/i, und wie die Gutturate mit Schwa simplex von den litteris vere quiescentibus zu unterscheiden sind (Vorrede: S. [10]-[11]); S. 284-319: Mancherlei/ Einwürfe, welche der Herr Rector in seinem VHIten §pAo zusammen gefasset hat. - [1] S.: Anmerkung: Druckfehler] dem Werk vorgebunden —* ders.:

Die

wahren Eigenschaften

der

65

Hebräischen Sprache ... Leipzig: B.Chr. Breitkopf 1748. [48],415,[17] S., s.o. [aus 27: ÜB Jena; Sign.: Gl. II, o. 62/12 (1.2.)] Versuch einer an der menschlichen Sprache abgebildeten Vernunftlehre oder Philosophische und allgemeine Sprachlehre entworfen von Johann Werner Meiner, der Schule zu Langensalza Rektor, [Vign.] Leipzig: bey Johann Gottlob Jrnmanuel Breitkopf 1781. [H], XCVI, [2], 488 S. [die Titel aufnähme wurde nach dem Reprint (Stuttgart-Bad Cannstatt 1971) erstellt] [S. [2] leer; S. [3],[5]-[14]: gewidmet Friedrich August, Herzog zu Sachsen, Jülich, Clcve, Bergen, Engern und Westphalen, des keil. Römischen Reichs Erz— Marschallen und Churfürsten, Landgrafen in Thüringen, Marggrafen [!] zu Meißen, auch Ober- und Nicderlausitz, Burggrafen zu Magdeburg, ..,, datiert S. [14]: Langensalza, den 5. März 1781. - S. [III],IV-XCVI; Vorrede: S. IXLXI: /. Von dem Vergnügen, welches die philosophische Sprachlehre, als Geschichte des menschlichen Verstandes betrachtet, verschaffen kann; S. LXII-XCVI: Von de.m gedoppelten Nutzen den uns die philosophische Sprachlehre veschaffet· [2] S.: Jnhalt. - S, [1]: Kopftitel, über allen 3 Teilen: Philosophische oder allgemeine Sprachlehre. - S, [1],2-30: Einleitung, mit zusätzlichem, sehr detailliertem Inhaltsverzeichnis. - S. [31],32-70; Erster Theil. Von derjenigen Verknüpfung, in weicher die Töne unseres Mundes und die Schriftzeichen oder Buchstaben mit einander stehen, nach welcher man eine hörbare Rede sichtbar, und eine sichtbare Rede wieder hörbar machen kann, oder von der Orthographie und Qrthophonie: S. 43-50: Erster Abschnitt. Von den unvollkommenen Haupttönen und ihren Schriftzeichen den sogenannten Consonanten oder Miilautern; S. 50-63: Zweyter Abschnitt. Von den unvollkommenen Hülfs= oder Nebentonen und ihren Schriftzeichen, den sogenannten Vokalen; S. 63-66: Dritter Abschnitt. Von den vollkommenen und vernehmlichen Tönen oder von den Sylben; S. 66-70: 4. Von der Kunst, die hörbare Rede sichtbar zu machen, oder von der Rechtschreibung oder Orthographie. - S. [71],72-318: Zweyter Theil. Von derjenigen Verknüpfung, in welcher die vollkommenen und vernehmli-

66

Meiner

cken Töne unseres Mundes mit den Begriffen und Vorstellungen unserer Seele stehen'. S, 72-79: Erster Abschnitt. Von der Materie und Form der Wörter; S. 79-126; Zweyter Abschnitt. Von dem Satze; S, 127-318: Dritter Abschnitt. Von der Entwickelung und Erklärung des Prädikats, oder von der vollkommenen Ausbildung eines Satzes: S. 127203: Erstes Hauptstück. Von den nothwendigen Bestimmungen, die das Prädikat vermöge des innern Gehalis seines Begriffes zu seiner Erklärung erfordert; oder von der Declination; S. 203-252: Zweyies Hauptstück. Von den äußerlichen und zufälligen Bestimmungen des Prädikats; oder von der Conjugation des Verbt; S. 252-291: Drittes Haupt stuck. Von der zufälligen Bestimmung aller im Satze vorkommenden selbständig gedachten Begriffe oder der Substantive; S. 292-318: Viertes Hauptstück. Von denjenigen Bestimmungen, die nach geschehener Bestimmung durch Deklination, Conjugation und Epitheta im Satze noch als nöthig sind übrig gelassen worden, d, i. von den Bestimmungen durch Praepositiones und Aduerbi. - S. [319],320-488: Dritter Theil. Von der Verbindung ganzer Sätze zu einer förmlichen Periode: S. [319],320-354: Erster Abschnitt. Was zur Ausbildung einer Periode, sie mag einfach oder zusammengesetzt seyn, erfordert werde, und wie vielerlei/ die Perioden sind; S. 355-378: Zweyter Abschnitt, Aligemeine Regeln, wornach [!] die Worte und Sätze der Periode zu ordnen sind; S, 379-390: Dritter Abschnitt, Von dem erzählenden Styl, oder der erzählenden Schreibart. (De Stylo relative.); S. 391-437: Werfer Abschnitt. Von der Kunst, seine Rede durch Hülfe der Participiorum ins Enge zusammenzuziehen, und hierdurch der Rede nicht nur I) Kürze, sondern auch II) Abwechselung zu verschaffen: S. 391-428: Erster Artikel. De Brachylogia, oder von demjenigen Gebrauche der Participiorumt wodurch die Rede abgekürzet und zugleich verändert wird; S. 429-437: Zweyter Artikel. Von demjenigen Gebrauche der Participiorum der zur Veränderung und Abwechselung der Rede dienet; S, 438-488: Fünfter Abschnitt. Von der Art und Weise, wie man es bey der Erklärung und Uebersctzung einer jeden Sprache nach Anleitung dieser Grundsätze anzugreifen habe, wobey zugleich eine allgemeine Consiruktion, die auf alle

Sprachen passet, gelehret wird - insgesamt besteht diese Sprachlehre aus 93 §§] [Rez.: Adelung, J, Chr.; J. W, Metners philosophische Sprachlehre, in: Magazin für die deutsche Sprache I, l (Leipzig 1782): 132149, Reprint Hildesheirn, New York 1966. Rüdiger, J. Chr. Chr.: Meiners Sprachlehre, in: Rüdiger I: 97-101] [Eine Ausgabe 1784, die in der Biographie universelle XXVII: 529 angeführt ist, konnte nicht verifiziert werden, ebensowenig wie Ausgaben von 1786 und 1787, die in manchen Bibliographien (Kayser, Christian Gottlieb: Vollständiges Bücherlexikon, enthaltend alle in Deutschland und in den angrenzenden Ländern gedruckten Bücher Bd und wohl von dort übernommen im G V 1700-1910 Bd 94: 164) verzeichnet werden, vergl. dazu auch Brekle, in: Meiner: Versuch, Reprint S. 12*] - Reprint Faksimile-Neudruck der Ausgabe Leipzig i781 mit einer Einleitung von Herbert E. Brekle. Stuttgart-Bad Cannstatt: Frommann 1971. 44'; [14],XCVI,[2],488 S. (= Grammatica universalis, 6) 3.1.2. Sonstige Werke M.s weitere Arbeiten, so u.a. zur Verbesserung der Bibelübersetzng, zu einzelnen Bibelstellen oder Abschnitten lat. Schriftsteller, finden sich bei Meusel: Verstorbene IX: 3738 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk Brekle, H,E.; 3. Einige kritische Stimmen zu Meiners Versuch .,,, und ^. Übersicht über den Aufbau des Werkes ..., in: Meiner: Versuch, Reprint 1971: 16*-44*. - Jellinek, M.H.: Zur Geschichte einiger grammatischer Theorien und Begriffe, in: Indogermanische Forschungen XIX (1906): 272316. - Jellinek II: 108-111. - Naumann, B.: „Allgemeine Grammatik" vor und nach 1800 in Deutschland, in: Germanistik tn Erlangen, hundert Jahre nach der Gründung des Deutschen Seminars (Erlangen 1983): 489531 (— Erlanger Forschungen, Reihe A Geisteswissenschaften, XXXI), - ders,: Grammatik der deutschen Sprache zwischen 1781 und 1856 (Berlin 1986) (= Philologische Studien und Quellen, CXIV). - ders.: Die „dependent-

Meintel

grammatischen" Überlegungen Johann Werner M einer s (i 723-178 9), in; Historische Syntax des Deutschen. Vorträge des Kolloquiums in Eichstätt) hrsg. von A. Betten (Tübingen 1990): 439-459. - Vater, J.S.: Hebräische Sprachlehre (Leipzig 1797): Vorwort. - ders.: Hauptzuge der bisherigen Bearbeitungen der Philosophie der Sprache, besonders über Harris und Meiner, in: dcrs.: Uebersicht des Neuesten, was für Philosophie der Sprache in Teutechiand gcthan worden ist, ... (Gotha 1799). - Weiß, H.: Universalgram· maiiken als Sprachlehre, in: Sprachwissenschaft XIV (1989): 97-112. - ders.: Universalgrammatiken aus der ersten Hälfte des 18. Jhs. in Deutschland (Münster 1992). - ders.: Deutsche Universalgrammatiken aus der ersten Hälfte des 18. Jhs., in: Sprachwissenschaft im 18, Jh. Fallstudien und Überblicke, hrsg. von K. D, Dutz 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie Biographie universelle XXVII (1843): 529. Brekle, H,E.: ;. Biographie, und 2. Bibliographie, in: Meiner: Versuch, Reprint 1971: 9*-15*. - Hirsching: Handbuch V,l: 201-202. - Nouvf.llf. biographic XXXIV: 773774. - Jöcher IV: 1241. - Leidenfrost, K.F.: Historisch-biographisches Handwörterbuch IV (Ilmenau 1826): 61. - Meusel: Verstorbene IX: 37-38. - Saxii onomasticon litteranum sive nomenclator historico-criticus VIII (Utrecht 1760): 111. - Weiz: Das gelehrte Sachsen [Naumann ( l . T 2., 3,2.); Holler {3.1.)]

MEINTEL, JOHANN GEORG 1. Biographie * 21.11.1695 Buschendorf bei Nürnberg f 23.3.1775 Stadtpfarrer und Prodechant V: Volksschullehrer (er war mit seiner Frau, da evangelisch, aus Osterreich vertrieben worden) M. erhielt zunächst Privatunterricht bei seinem Vater und besuchte die Lateinschule in Schwabach, 20 km südwestl. Nürnberg, wo er sich bald solche umfassenden Kenntnisse erworben hatte, daß er seinen Lebensunterhalt

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durch Privatstunden bestreiten konnte, 1708 kam er an die Spitaler Schule nach Nürnberg, wo er sich durch das wöchentliche Schulgeld, Leichenmusiken, Oster- und Weihnachtsgeld und freie Kost bei einem Metzger sowie durch den Lohn, den er für die Aufsicht über die anderen Schüler erhielt, das Geld verdiente, das er für sein Studium in Jena ab 17H benotigte. 1717 erhielt M. eine Anstellung als Hauslehrer bei dem Hofrat Schneider in Ansbach, 40 km südwestl. Nürnberg. 1724 bekam er als Belohnung für seine 1723 verfaßte Denkschi ift auf den Markgrafen Friedrich Wilhelm das Rektorat in Schwabach. 1731 ging M. als Pfarrer nach Petersaurach/Ansbach, 1755 wurde er als Stadtpfarrer nach Windsbach berufen; 1757 wurde ihm von Gießen aus der Doktortitel verliehen, 1765 erhielt er den Titel eines Prodechanten, und 1774 konnte M. noch sein Aintsjubiläum feiern. Neben seiner schon erwähnten Denkschrift und den in 2. angeführten Werken verfaßte M. überwiegend Schriften theol. Inhalts, außerdem verschiedene Abdankungs- und Trauerreden und übersetzte zahlr. Arbeiten aus dem Spanischen, Italienischen und Französischen ins Deutsche, Zudem publizierte M. eine Polyglott-Ausgabe der Genesis und von Teilen des Buches Hiob, die in 3.1.1, verzeichnet sind. 2. Werkbeschreibung 2.1. Nouveaux Dialogues en six langues ... (1729) Widmung an den Baron Christoffel Friedrich von Seckendorff. Es folgt eine Vorrede von Matthias —>Kramer (datiert Nürnberg 1729), in der er zunächst die Entstehung der Sprachen auf biblischer Grundlage schildert; auch nimmt er an, daß die Schrift göttlichen Ursprungs sei und daß die ersten fremdsprachlich-grammatischen Kenntnisse der Menschen durch göttliche Stärkung „gewisser Menschen Gedächtnis" zustande gekommen seien. Weiter gibt Kramer einige Auskunft über sein Leben und seine Tätigkeit als Nürnberger Sprachmeister und rühmt M. als einen seiner besten Schüler. Kramer empfiehlt M.s Werke zusammen mit Sprachmeistern, Grammatiken und Lexika zur effizienten Erlernung der sechs von M. ausgewählten Sprachen. Das Werk enthält in seinem 1.

68 Meintel

Teil (S. 2-79) 12 sechssprachige Dialoge zu alltäglichen Themen; im 2. Teil (S, 2-63) weitere 10 Dialoge derselben Art. Die beiden Teile schließen jeweils mit Inhaltsverzeichnissen (der 2, Teil enthält am Ende ein kurzes Erra-ta-Verzeichnis zu beiden Werken), 2.2. La peiite ecole de morale et des langues ... (1732) Widmung an Karl Wilhelm Friedrich, Markgraf von Brandenburg etc. etc, In seinem sechssprachigen Vorwort (ohne Latein, je Seite dreispaltig) erläutert M, als Ziel seines Lehr Werkes, die jugendlichen Leser sowohl in richtigen moralischen Grundsätzen als auch in sechs wichtigen europ. Sprachen zu unterrichten. Das Lateinische betrachtet M. als Mutter vieler europ. Sprachen; es sei zwar schon alt geworden, könne aber immer noch viele Erkenntnisse vermitteln und diene auch der leichteren Erlernung anderer Sprachen. Die lat, Version des Textes („Gymnasium Morum et Linguarum") erscheint separat paginiert (S, 1-40) am Ende des Werkes (in dem konsultierten Ex, jedoch falsch in das angebundene Werk „Nouveaux dialogues en six langues" eingebunden). Seine Textbeispiele bezog M, v.a. aus Fenelons Tclemaque und aus Balthasar Gracians Handorakel, An das Vorwort schließt sich an ein „Abrege du Livre en Vers Francois cm Lc portrait d'un Honnete Komme". Die sechsprachige (frz., ital., span,, engl., dt. und niederl.) „kleine Sitten- und Sprachenschule" umfaßt 135 S, 2.3. Dissertatio criiica de origine vocis tcvtonicae Kirche, ... (1755) M.s Abhandlung besteht aus 15 §§, in denen die etym. Diskussion um das Wort Kirche seit der Mitte des 17. Jhs. kritisch nachgezeichnet wird- M. beginnt mit den Vorschlägen für eine autochthone Lösung; er nennt J. Claubergs Ars Etymoloaica Teutonum e Philosophiae foniibus denvata (...) und J. G. —"Eckhards ffistorm studii eiymologicae (1711). In beiden Werken wurden Prinzipien und Kriterien für eine kritische Etymologieforschung aufgestellt (z.B. Eckhard: „Deutsch von Deutschem"). Als ersten Vertreter aus dieser Richtung nennt M. den Forscher J. Diekmann (1718), der Kirche aus Althochdeutsch chi-riihha ableiten möchte (dazu referiert M. die zeitgenöss. Diskussion). Als Vertreter der „griechischen" Lösung nennt M. den o.a. Eckhard, Als

weitere Vertreter einer „germanischen" Hypothese (Kirche < kiesen. Kür; ... < got, kelik) werden —'Körber (1725) und —Wächter vorgestellt. Die „lateinische" Losung (< circus) von Lipsius wird von M. aus sachlichen und semantischen Gründen abgelehnt. M, Casaubons spezielle „griechische" Etymologie (< , ) erfahrt dasselbe Schicksal. Schwarzes (1732) delokutive Etymologie, („Wir wollen in Kyrie gehen") wird u.a. wegen der mangelnden Genusübereinstimmung verworfen. Negativ diskutiert wird auch die „orientalische" Lösung von C, Calvoer (1719). Abschließend diskutiert M, verschiedene Lautentsprechungen (etwa Bischof < episcopus) und plädiert schließlich für einen griech.-lat. Überlieferungsweg. Die letzten beiden Seiten des Werkes enthalten kleine Zusätze zu den g§. III XII, XIII und XV. 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Nouveaur diaiogves en six langues: Das ist: Neue Frantzösisch=Jtaliänisch—Spanisch— Englisch=Holländisch= und Teuisch=Harmanische Gespräche: Aus den Gemeinsien und leichtesten Red=Arien zusammen geseizei / und / Denen Liebhabern der Abendländischen Sprachen zu Liebe / Mit einer Vorrede [,..] Herrn Matthias Kramers, der Occidentalischen Sprachen / auf der Hoch=Fürstlichen Brandenburg=:Bayreuthischen Ritter Academie zu Erlang [!] / gewesenen Professoris Publici, und der Königlich Preußischen Societät der Wissensc h äfften [!] Mitglieds / herausgegeben Von I. G. M. [= Johann Georg Meintel] Zu finden in Nürnberg / Franckfurt und Leipzig (1729). [12],79,[lj; 63,[1] S. 16,7 cm nach den [12] S. sind fälschlich 40 S. eingebunden: Gymnasium morum ei linguarum ..., die lat, Version von: derselbe: La Petite ecole de la morale et des langues, die in dem eigentlichen Werk fehlt; siehe Titelaufnahme dazu] [S. [2] leer; S. [3]-[6]: Widmung an Baron Chrisioffle Frederic de Seckcndorff, ..., Premier Ministre d'Etai Prive de S. A. S. Monseigneur le Margrave de Rrandebourg-Anspac, Juge Provincial du Bureau Imperial du Bourgraviat de Nuremberg ..., unterzeichnet: Jean George Merntel', S. f7]-[l'2]: Matthiae Kramers

Meint el

Vor=Rede ..., S, [12] datiert: Nürnberg den 29. Jun. A. 1789. - S. [1]: Zwischentitel: La petite ecole des langues en dialogues. Das ist: Die Kleine Sprache=Schule Jn Gesprächen. [Erster Teil); S. 2-79: 12 Gespräche, dreisp.; auf der jeweils linken S., frz.-ital.span., rechts cngl.-dt,-niederl.; [1] S. Inhalt frz.-dt., zweisp. - S. [1]: Zwischentitel: La petite ecole des langues occidentals en dialogues. Seconde parüe; S. 2-63: 13.-22. Gespräch, gleicher Aufbau wie im 1. Teil; [1] S. Inhalt, frz.-dt.; Druckfehler] !!! das Werk ist angebunden an —^ers,: La petite ecole de la morale ei des langues [aus 12: Bayer. SB München; Sign.: Polygl. 99] La petite ecole de la morale et des langues: Das ist: Die kleine Sitten— Und Sprachen=Schule Worinnen Die vortrefflichsten Sitten=Lehren, Aus dem Telemaque, Homme de Cour, Herrn Baron von Groß Recreations Academiques, Und andere / Jn Sieben Sprachen / Nemiick / Franizösisck / Jtaiiänisck / Spanisch / Englisch / Teutsch / Holländisch / und Lateinisch Vorgetragen werden: Eröffnet von Johann Georg Meinte!. Zu finden in Nürnberg: bey Peter Conrad Monath / wie auch in Franckfurt und Leipzig 1732, [20],135,[1],40 S. 16,7cm [Titelblatt in rot und schwarz] [S. [2] leer; S. [3]-[6]: Widmung an Monseigneur Charles Guillaume Frederic, Margrave de Brandebourg, Due de Prusse ...; S. [7]: Zwischentitel: Preface; S. [8]-[l7]: Text Vorrede in 6 Sprachen, jeweils dreisp.: auf der linken Seite frz.-ital.-span., rechts engl.-dt.-niederl.; S, [l8]-[20]: Abrege du Livre en Vers Francois, ou Le Portrait d'un Honneie Homme. - S. [1]: Zwischentitel: La. peilte... Sprachen=Schule; S. 2-135: 200 Texte, typographisch in den 6 Sprachen angeordnet wie Preface. - [1] S. leer. - Die folgenden 40 S. fehlen; sie sind stattdessen fälschlicherweise eingebunden in: ders.: Nouveaux dialogues en six langues ... Nürnberg ... (1729). S. 1: Kopftitel: Gymnasium morum et linguarum. Versio laiina\ S. 2-40: 200 Texte, lat.] an das Werk angebunden —* ders,; Nouveaux dialogues en six iangues ... Nürnberg ... (1729). [12];79,[1];63,1 S.] [aus 12: Bayer. SB München; Sign.: Polygl. 99]

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loh. Georgü Meintelii Disseriatio critica de origine vocis tevtonicae Kirche, qva, variis variorvm opinionibvs excvssis, nova de eadem senteniia proponiivr et rationibvs confirmaivr. [Vign,][Motto] [o.O., o.V.] Anno MDCCLV [1755], 26,[2] S. 20,3cm [Titelblatt - außer Kirche und Motto - ganz in Majuskeln] [S. [2] leer. - S. [3],4-26: Text, 15 §§. - [2] S.: Zusätze der Dissertationes de Origine Vocis Kirche] [aus 21: ÜB Tübingen; Sign,; cK XI. 10] Probe einer Critischen Polyglotten-Bibel, oder Biblischer Conferenzeri, über die ersten III. Capitel des I. Buchs Mose: worin theils die in den Polyghttis Londinensibus befindliche Dolmetsckungen, nemtich, Ariae Montani, die Vulgata, der LXX. die dreyfache Ckaldäische, die zweifache Samantanische, die Syrische, Arabische, Persische; iheils die nahmhafteste, in den heutigen Europäischen Sprachen, nach dem Grundiert, verfertigte, Uebersetzungen. namentlich D. Luthers und Ptscators Hochteutsche, Athias und Jekuthiels Juden=ieutsclie, die Holländische, Englische, Dänische, Französische, Jtaliäniscke, Spanische, gegen die Urkunde gehalten, und nach derselben, mit Zuziehung alterund neuer Exegeten und Philologen, geprüfet und beuriheilet, und folgends mit einer neuen, nicht freyen, sondern genauen Grund= und Accent=mässigen, begleitet werden: ausgefertiget von Johann Georg Meintel, der H. Schrift Doctore, Hochfürstl. Brandenburg=Onolzbachischen Stadt—Pfarrers zu Windspach, und E. E. Capituls zu Schwabach Seniore Honorario. Nürnberg: zu finden bey Carl Felßecker o.J. [1764], [28],190,[2] S. 23,8cm [S. [2] leer; S, [3]-[27]: Vorrede; S. [28]: 2 Geleitworte zum Werk von Joh. Augustm Dietelmair und J. A. M. Nagel. - S. [1],2-70: Das I. Capitel, Vers für Vers jeweils die einzelnen Übersetzungen und umfangreiche Anmerkungen des Verf., am Ende neue Übersetzung des Verf. - S. 70-134: Das H. Capitel. - S. 135190: Das III. Capitel. - [2] S.: Nachricht von den abgekürzten Namen der Übersetzer] [aus 21: ÜB Tübingen; Sign.: G. a. II 9 4°] - 2. Aufl. Nürnberg 1769

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- 2, Teil u.d.T. Fortgesetzte kritische Polyglotten-Conferenzen über das erste Buch Mose, nebst einer Charte, welche die Verteilung des Paradies-Flusses auf einem neuen Weg vorstellet Nürnberg 1769 - 3, Teil Nürnberg 1770 Kurze doch gruendliche erklaerung des buchs fiiob woTinn die dunkel und schwerschemenden stellen aller capttel nach der Ueberseizung des beruehmten Herrn Hofrath Michaelis, beleuchtet und erwogen und der grund text mit seinen puncien gerettet wird; nebst etlichen polyglottenconferenzen ueber gewisse Stellen des Buchs, Nuernberg: Monath 1771 [Titel nach NUC pre-1956 Bd 374: 84]

dungen. Kap. l (,,De Silesiorum antiqua Lingua Germanica") referiert Informationen antiker und neuzeitlicher Autoren über die Siedlungsgeschichte Schlesiens zusammen mit ihren sprachl. Auswirkungen. Kap. 2 („De Silesia loquente Sarmatice") stellt die slaw. Aspekte der Besiedlung Schlesiens knapp dar. Kap. 3 („De Silesia hodie Germanice loquente") referiert die dt. Siedlungsgeschichte mit ihren sprachl. und literarischen Konsequenzen. Hier gibt M, ein recht ausführl. Verzeichnis schles. Dichter und Schriftsteller v.a, aus dem 17. Jh. In dem anschließenden Verzeichnis schles. Wörter und Wendungen gibt M. neben phonol, Differenzen des Schlesischen gegenüber dem Hochdeutschen auch intradialektale Varianten an. Das Werk schließt mit einem lat. Preisgedicht auf Schlesien,

3.1.2. Sonstige Werke Hauptsächtich Arbeiten theologischen, bzw. exegetischen Inhalts, Abdankungs- und Trauerreden, Übersetzungen. Eine ausführliche Zusammenstellung seiner Werke findet sich in Meusel; Verstorbene IX.

3. Bibliographie

3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk Dicht zu ermitteln 3.2.2. Literatur zur Biographie·, Bibliographie DBA 821: 445-457. - G V 1700-1910 Bd 94: 191-192. - Jöcher/AdeJung IV: 12581259. - MeuseL Verstorbene IX: 47-49. - Vocke: Geburis- und Todtenalmanach, II (1797): 316-18. - Will-Nopitsch IV: 446-50; Suppl. II: 418-19 [Brekle (2.); Graßel (L); Höller (3.)]

MEISNER, CHRISTIAN 1. Biographie M. stammte aus Herrnstadt in Schlesien und studierte in Wittenberg, 2. Werkbeschreibung Stlesiam luqventem (1705) M.s Abhandlung gliedert sich in drei Kap, zur äußeren, literarischen und sprachl, Geschichte Schlesiens und einem Verzeichnis von speziell schlesisch-dialektalen Wörtern und Wen-

3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Q.D.B.V. Silesiam loqventem, Rectore Magnificent issimo, serenissirno Principe ac Domino, Dn. Friderico Avgvsto, Principe regio et El. Sax. Herede, &c. fee, &.c. praeside Conrado Samvele Schvrzfleischio, Prof. Publ. protulit avctor et respondens Christianvs Meisnervs, Herrnstadiens. Silesius. In Auditorio Majori, die IX. Maji, a.o.r. MDCCV [1705], Vitembergae [Wittenberg]: Literis SchvSzianis, Acad, Typogr. [1705], [28] S. [Titelblatt fast ganz in Majuskeln] [S. [2] leer. - S. [3]-[7]: Capvt L De Silesiorum antiqua Lingua Germanica. - S. [7]-[9]: Capvi II. De Silesia loquente Sarmatice. - S. [löj[17]: Capvt III, De Silesia hodie Germamce loquente. - S. [l8]-[27]; Subiiciam animi gratia peculiarem tabulam de singularibus dialecti Silesiae, siue, ui cum uutgo hquar. De Slesiasmis. - S. [28]: lat. Lobgedicht auf Schlesien] [als gebundene Kopie aus 355: ÜB Regensburg; Sign.: GD 4260 M 515] 3.1.2. Sonstige Werke Equites Silesit, honortbus academicis fulgentes, tribus decadibus comprekensi. Wittenberg 1706 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk nicht zu ermitteln

Meißler

3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie

NUC pre-1956 Bd 374:123 [Brekle (2.); HÖÜer (3.); Weiß (1.)]

MEISSLER, DANIEL ERDMANN 1. Biographie Den Büchern war keine Information über M.s Leben zu entnehmen. Auf dem Titelblatt bezeichnet er sich als Sprachmeister in Wittenberg (s. 3.1.1.). 2. Werkbeschreibung

Die Nahmen der Europäischen Völkerschaften (1772) Die kleine Abhandlung ist ein extremes Beispiel spekulativer Etymologie, M, „übertrifft" - wie Rüdiger IV: 104 spitz bemerkt - sogar „noch Rudbecken und Goropen"; für die zweite Hälfte des 18. Jhs. ist sie mit Sicherheit ein Anachronismus, der weit hinter dem schon erreichten sprachwiss. Standard zurückbleibt. Die Ausgangshypothese von M. lautet: „Es ist eine alte, mehr denn dreytausendjährige Tradition vorhanden, welche versichert, daß [... Europa] seine Benennung von einer Jungfrau habe" (S. [1]). Dieser der griech. Mythologie entnommene Topos soll durch Etymologien europäischer Toponymica bewiesen werden, indem M. davon ausgeht, daß hauptsächlich Gebiets- und Länderbezeichungen „von den Gliedern dieses jungfräulichen Körpers [...] ihren Nahmen erhalten" (S. 2) haben. Iberien wird als Kopf« Frankreich als Kehle, Deutschland als Brüste, Italien und Britannien als rechter bzw. iinker Arm, Skandinavien als Bauch usw. identifiziert. Die Qualität der Etymologien mag seine Erklärung von Teutonic, illustrieren: „Der Nähme Teutonia ist aus Düt=Tane, dieses aber aus Düte, hodie Zitze, mamma, und Tane, regio, entsprossen" (S. 7). 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Die Nahmen [!] der Europäischen Völkerschaften nach ihrem Ursprünge und Bedeutung den Liebhabern der Sprachkunde zur Beuriheilung

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vorgelegt von M. Daniel Erdmann Meißler Sprachrneistern in Wittenberg. Wittenberg: gedruckt bey Carl Christian Dürr 1772. [4],64 S. [S. [2] leer; S. [3],4: Vorrede. - S. [l],2-64: Text, 17 §§] [gebundene Fotokopic aus 384: ÜB Augsburg; Sign.: II 18°, 24] 3.1.2. Sonstige Werke nicht zu ermitteln 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk Rüdiger IV: 104 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie

nicht zu ermitteln [Dörfler (L); Weiß (2,3.)]

MEISTER, LEONHARD [Pseud.: Steimer, Nolehard] 1. Biographie * 2.12.1741 Neftenbach/Schweiz, südwestl, Frauenfeld (Thurgau) [Jöcher/Adelung IV: Nov. 1741] t 19.10.1811 Kappel, südwestl. St. Gallen, Schweiz Theologe, Literat V: Pfarrer in Nefftenbach M: Anna Künzlin Nach dem Tode des Vaters 1746 [ADB: 1745] zog die Familie nach Zürich, wo M.s Leidenschaft am Lesen und Schreiben erwachte; als seine verdienten Lehrer nennt er selbst -+Breitinger, Steinbrüchel, Ulrich, —Hirzel und —vBodmer. Mit seinem 1757 nach Kiissnacht gekommenen Oheim Meister und dessen Sohn Jakob Heinrich trat M. in engeren Kontakt und Jegte in jener französisch sprechenden Region um Küssnacht den Grundstein zu seinen Französischkenntnissen. 1764 wurde M. ordiniert und verdiente sich seinen Lebensunterhalt durch Privatunterricht in Zürich, 1767 kam er schließlich als Informator in das Haus des Appenzeller Landammanns Zcllweger nach Trogen; in dieser Zeit als Hauslehrer ließ er auch seine ersten Schriften drucken. 1773, nachdem er schon einige Zeit in Zürich privatisiert hatte, erhielt M. die Professur

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Meister

für Geographie und Geschichte an der dortigen, neu eingerichteten Kunstschule, wo er sich aber mehr der Schriftstellerei als seiner Lehrtätigkeit widmete. Durch seine „Vielschreiberei" (ADB) und durch sein politisches Engagement „...entzog er sich (...) den Boden seiner Wirksamkeit als Lehrer" (ADB), so daß er 1791 seine Professorenstelle zugunsten der Pfarrerstelle in St. Jakob bei Zürich aufgab. Außerdem übernahm M. das Amt eines Redaktionssekretärs des helvetischen Direktoriums, in dessen Eigenschaft er 1799 nach Luzern, später nach Bern übersiedelte. Nachdem die Bezahlung für seine Tätigkeit ausblieb, kehrte M, als Pfarrer der Gemeinde Langenau 1800 in den Kanton Zürich zurück, 1806 verließ er die Pfarrei und privatisierte ein Jahr lang in Rüschlikon am Zürcher See, bis er schließlich 1807 die Pfarrei Kappel übernahm, wo er bis zu seinem Tode blieb. Durch seine schriftstellerische Tätigkeit erlangte M. einen außerordentlichen Ruf irn In- und Ausland, 1786 ehrte ihn die Deutsche Gesellschaß in Mannheim mit goldenen Schaumünzen, für seine Abhandlung Vom Einfluße der Nachahmung fremder Werke auf den vaterländischen Geschmack wurde er von der Königl. preuß. Akademie in Berlin mit einem Accessit belohnt. Auf seinen ,,Lustreisen" durch die Schweiz, die er u.a. mit —»Nikolai und —»Biester unternahm, entstanden mehrere kleinere Schriften, Reisebeschreibungen ... einiger Schweizer-kantone (1782). 2. Werkbeschreibungen 2.1. Beyiräge zur Geschichte der lettischen Sprache und National^Litteraiur (1777; hier 2. Aufl. 1780); Hauptepochen der deutschen Sprache (1787) Ähnlich wie seinen v.a. historischen Werken muß man auch den sprachgeschichtlichen Arbeiten M.s, dem Breitinger (ADB XXI: 262) „Vielschreiberei" vorwarf (nicht der berühmte J.J. —^Breitinger), eine gewisse Oberflächlichkeit attestieren. Sie zeugen zwar von einer ungeheuren Materialkenntnis, und die Analyse und Bewertung dieses Materials ist im wesentlichen auch solide, das große Manko M.s ist jedoch die fehlende Systematik in der Darstellung, Das gilt insbesondere für die Beyträge zur Geschichte der teutschen Sprache, die 1777 in

Bern „unter dem vorgeblichen Druckort, London, bey der typographischen Gesellschaft" (Jöcher IV: 1286) erstmals erschienen und 1780 und 1796 unveränderte Auflagen erlebten. Im Vorwort gesteht M. dieses Defizit selbst eio; „Statt systematischer Geschichte, in Capiteln und Paragraphen, wird man sich mit zerstreuten Bey trägen begnügen" (1780: XXII), M. gibt in diesem Werk eine chronologisch geordnete Schilderung der Geschichte des Deutschen, unterteilt in drei Abschnitte (I. bis zur Reformation, II. bis ins 17, Jh., III. 18. Jh.), die allerdings keine Epochengliederung implizieren. Angefügt ist ein Historischer Grundriß der ieutschen Kanzetberedsamkeit (Spezifizierung der Teile des Werkes in 3.1.1.). In puncto Systematik stellen die Hanptepochen der deutschen Sprache, die als „gekrönte Preisschrift" in den Bänden i und 2 der Schriften der kurfürstlichen deutschen Gesellschaft in Mannheim (1787) publiziert wurden, einen deutlichen Fortschritt dar: M. strukturiert hier die dt. Sprachgeschichte in acht „Hauptepochen" (Spezifizierung in 3.1.1.). Die Einteilung erfolgt nach der politischen und der Literaturgeschichte, gemäß der in der -^-Herder-Tradition stehenden Maxime; „Grossentheils hängt der jedesmalige Karakter der Sprache von dem Karakter der Nation und ihrer Schriftsteller ab" (Bd. II, S. 168), Die Entwicklung der Sprache ist daher abhängig von der der Kultur und der Ökonomisch-politischer Verhältnisse. Diese Relation macht die Sprachgeschichte zu einem Prozeß der ,Entsinnlichung' und der .Abstraktion', bzw. der Verbürgerlichung', in etwa korrespondierend der Herderschen Vorstellung von den Zeitaltern der Sprache. Deutlich wird diese Tendenz in M.s Charakterisierung der Sprache des 14. und 15. Jhs., von ihm „Österreichischer Zeitpunkt" genannt; „Unvermerkt entwickelte sie [die dt. Sprache] sich aus einer sinnlichen zur raisonirenden, aus einer poetischen zur prosaischen Sprache, aus der Götter— und Helden— aus der Natursprache zur Sprache des alltäglichen, bürgerlichen Lebens" (Bd. II, S, 30), Vorläufiger Abschluß und Höhepunkt dieser Entwicklung ist für M., ebenso wie für —»Adelnng etwa, das „Güldene(s) Zeitalter der [dt.] Sprache vom Jahr 1741 bis 1780" (Bd. II, S. 238), also die

Meister

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Epoche, die auch in der Literaturgeschichte diesen Status innehat. Trotz der beschriebenen Entwicklung besitzt das Deutsche noch sämtliche Qualitäten: „die deutsche Sprache ist gleicher Weise eine Sprache so wohl des reinen Verstandes als der Sinnen, der Einbildungskraft und des Herzens" (Bd. II, S. 251). Die Hauptepochen basieren auf den Beyträgen (manches ist fast wörtlich übernommen, vgl. 1780: 26f. und 1787, Bd. I, S. 257f.), vom Material her bringen sie kaum Neues,

s, 3.1.1.): diskutiert wird hier der Charakter der Schriften von Peter Helfer ich Sturz und deren Bedeutung für die dt. Literatur. Außerdem hat M. aus seinen Hauptepochen der deutschen Sprache (s, 2.1.) eine Passage mit dem Titel Grammatische Anmerkungen von Spate [—Kaspar Stieler] und Leibnitz, Lambert und Ädf.lung aufgenommen.

2.2. Über die ieulsche Liiieraiur (17 1); Friedrich des Grossen wolikätige Rücksicht (1787) Wie schon in seinen sprachgeschichtlichen Arbeiten (s. 2.1.) zeigt sich M, auch bei der dt, Übersetzung von Friedrichs d, Gr. Schrift De la litterature allemande (1780) als ein Meister der Mehrfach Verwertung. 1781 publizierte er erstmals eine Übersetzung unter dem Titel Über die ieutscke LMeratur, der eine Stellungnahme mit der Überschrift Über den Unterschied zwischen Sprache, und Schreibari beigefügt ist. Dieses Werk war nicht zu beschaffen, so daß eine Beschreibung entfallt. Eine weitere Übersetzung der kgl. Schrift publizierte M. in dem Band Friedrich des Grossen wolthättge Rücksicht auch auf Verbesserung teutscher Sprache und Litteratur (1787). Dabei handelt es sich um einen Sammelband mit verschiedenen, z.T. früher schon publizierten Materialien. Den Anfang macht eine Schilderung der Entstehung von Friedrichs Schrift, deren dt. Übersetzung dann unmittelbar anschließt. Mit Friedrich beschäftigen sich zwei weitere Beiträge: in einem wird eine Unterredung des Königs ... mit dem Direktor des Joachimsthalischen Gymnasiums —* Meierotto nacherzählt; in der Nachschrift von dem Herausgeber skizziert M. Friedrichs wohhätigen Einfluß auf Sprache und Literatur der Deutschen. Trotz teilweise zutreffender Bemerkungen, die z.B. die positive Wirkung der Berufung frz. Gelehrter an die Berliner Akademie betreffen, zeichnen sich die Ausführungen durch Uberzeäcbnung der Bedeutung Friedrichs aus. Des weiteren enthalt der Band das Schreiben einer unbekannten Dame ... über die deutsche Literatur und M.s Antwort darauf (beide schon 1781 im Deutschen Museum erschienen,

3.1.1. Sprachwiss, Werk [anonym] Beyträge, zur Geschichte der teutschen Sprache und National—LMeratur. Erster [- Zweytcr] Theil. [Vign.j [fingierter Druck vermerk:] London [— Bern]: Bey der typographischen Gesellschaft 1777. 2 Tie in l Bd. 16,1cm - Erster Theil. XXIV, 357 S. [S, [2] leer; S. 11I-XXIV: Vorrede. - S. [1],2-177: Erster Abschnitt. - S, 178-333: Zweyter Abschnitt. Von der Glaubensverbesserung bis auf unsre Zeiten. - S. 334357: Bf.yla.gs, Texte von Hans Michael Moscherosch von Wilstädt von der fruchtbringenden Gesellschaft] - Zweyter Theil. 267 S. [S. [2] leer. - S. [3],4-130: Dritter Abschnitt. - S. 131-267: Historischer Grundriß der ieuischen Kanzelberedsamkeit} [aus 12: Bayer. SB München; Sign.: L. germ. 22] - 2., unveränderte Auflage u.d.T. Leonhard Meisters Beyträge ... Erster [Zweyter] Theil, Heydelberg [Heidelberg]: bey den Gebrüdern Pfähler 1780. 2 Tie in l Bd. XXIV : 357: 267 S. 16,1cm [aus 29: ÜB Erlangen-Nürnberg; Sign.: St. B. Jb 1385] [auch vorh. in 12: Bayer, SB München; Sign.: 8* L. germ, 174] - weitere Auflage u.d.T. Leonh. Meisters, Prof. in Zürich, Geschichte der deutschen Sprache und der deutschen Schnßstellerwclt im l Sien und löten Jahrhundert. Proben ihrer Schreibart und Dichtkunst. Erster {- Zweyier] Theil. Bern: bey der typographischen Societat 1796. 2 Tie in l Bd. 15,8 cm - Erster Theil. XXIV, 357 S. - Zweyter Theil. 267 S.

3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors

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Meister

[aus 29: ÜB Erlangen-Nürnberg; Sign.: St. B. Jb 418) - nach Epochen gegliederte Neufassung Hauptepochen der deutschen Sprache seit dem achten Jahrhundert. Eine gekrönte Preisschrift von Herrn Leonhard Meister, Professor der Geschichte und Sittenlehre in Zürch [!], in: Schriflen der Kurfürstlichen deutschen Gesellschaft in Mannheim. - Erster Band. Mannheim 1787, S. [255-257] ,258-306 [S. [256] leer; S. [257],258-306: Karolmgisch=Fränkischer Zeitpunkt] - Zweiter Band. Mannheim 1787. S. [5], 6-308 [S, [5],6-27: Schwäbischer Zeitpunci. - S. 28-63: Oesterreichischer Zeitpunct. - S. 64-125: Zeitpunct der Glaubenstrennung in dem XVIten Jahrhundert. - S. 126-166: Dreisigjähriger [!] Krieg. - S. 167-217: Von dem Nimmegischen [!] Frieden im Jahr 1679 bis zum Badischen Frieden im Jahr 1714. - S. 218237: Morgendämmerung des güldenen Zeitalters der deutschen Sprache. Bis zum österreichischen Erbfolge-Krieg 41. - S. 238-308: Güldenes Zeitalter der Sprache vom Jahr 1741 bis 1780] [als Fotokopie in 355: ÜB Regensburg; Sign.: GI 2257 M 28. 789} [anonym] Ueber die teutscfie Litieratur; Ihre Gebrechen und die Ursachen derselben, wie auch Mittel zu ihrer Verbesserung, Aus der Französischen Urschrift [De la litterature allemande; des defauts qu'on peut lui reprocher; queiles en sont les causes; ei par quels mouens on petit les comger. A Berlin: chez G.J. Decker, Imprimeur du Roi 1780] des erhabenen Verfassers [—* Friedrich II., der Große (1712-86)] übersetzt von denn Verfasser der Beyträge zur Geschichte der teutschen Sprache und Nationallitteratur. Nebst einer Zugabe Über den Unterscheid [!] zwischen Sprache und Schreibart [von J.J. —»Bodrner]. Zürich: Gedruckt in BürkHscher druckerey 1781. 88 S. 17 cm [Titelaufnahme nach NUC pre-1956 Bd 374: 199]

[als berechneter Microfilm aus l a: SB zu Berlin - Preuß. Kulturbesitz zu erhalten] [auch vorn, in ZI 1: Fürstlich-WaldburgZeiPsche Bibl. Leutkirch-Zeil, Schloß Zeü, nicht verleihbar] - erweiterte Ausgabe u.d.T. Friedrich des Grossen wolthätige [l] Rücksicht auch auf Verbesserung teutscher Sprache und Litteratur. Herausgegeben von Leonard Meister [!], Professor. Zürich: bey Orell, Geßner, Füßli und Komp. 1787, 176 S. 19,5 cm [S. [2] leer. - S. [3],4-24: Geschichte der Abhandlung [—> Friedrich II,, des Großen] über die teutsche Litteratur, =. E.F. von —*Herzberg: Histoire de. la Dissertation sur la Litterature allemande publiee ä Berlin en 1780. - S. [25]: Zwischentitel: Ueber die teutsche Litieratur; Jhre Gebrechen und die Ursachen derselben wie auch Mittel Zu ihrer Verbesserung; S. [26] leer; S. [27] ,2884: dt. Übersetzung von Friedrich d. Gr. De h litterature allemande, 1780. - S. [85], 86; Schreiben einer unbekannten Dame an den St.-M.-v.H. über die deutsche Litieratur, frz; - S. 86-93: Antwort darauf. unterzeichnet: v.H. [beide Texte, Schreiben und Antwort, vorher abgedruckt in Deutsches Museum Bd II, Stück X (Leipzig 1781): 305-311; Reprint davon: Hildesheim, New York: Olms: Bibliothek der deutschen Sprache (Olms Mikroform) 2.3.10.11.81, Fiche 11], - S. [94],95-116: Unterredung des Königs von Preussen mit dem Rektor und Professor des Joachirnsthalischen Gymnasiums Ludewig Heinrich Meiertito [richtig: -»Meterotto], am 22. .Januar 1783. - S. [117]: Zwischentitel: Grammatische Bemerkungen von Spate [— Kaspar Stieler] und Leibnitz, Lambert und Adelung. Aus meiner von der Churfürstl. deutschen Gesellschaft zu Mannheim gekrönten Schrift über die Haupiepochen der deutschen Sprache, s. 3.1.1. oben; S. [118] leer; S. 119-147: Text, - S. 148-176: Nachschrifi von dem Herausgeber Meister, - S, 176: Druckfehler] [aus 12: Bayer, SB München; Sign.: L. germ. 175]

3.1.2. Sonstige Werke M.s, zahlr. Satiren, phiios,, politische, hist. Schriften, Biographien, Reiseberichte, Mo-

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natsschriften u.a. finden sich in Hamberger/Meusel und Jöcher/Adelung, s. 3.2.2. 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk Kurze Anmerkungen zu M.s Übersetzung in Gutknecht, Chr. und P. Kernet [Hrsg.]: Friedrich der Grosse, De la litterature allemaride ... (Hamburg 1969): 14f.; 143, Anni. 29. Friedrich der Grosse: De la liüeraiure allemande (Darmstadt 1969): XXIII 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie Autobiographie bis 1805 in: Schweizerisches Museum (Aarau 1816), 4. Heft: 535-560; 6. Heft: 821-856. - A DB XXI: 261-263 [Breitinger]. - DBA 23: 191-213; 1217: 6. GV 1700-1910 Bd 94: 253-256; Bd 139: 92 [Pseud.]. - Hamberger/Meusel V: 156-160: X: 277-278; XI: 528; XIV: 540; XVIII: 668. - Jöcher/Adelung IV; 1285-90. - Lutz, M.: Denkwürdige Schweizer (1812). - Rassmann: Deutscher Dichternekrolog. - Rassmann: Di. pseud. Schriftsteller (1830) [Gräße] (L); Höller (3.); Weiß (2.)]

MELDOLA, ABRAHAM 1. Biographie * Amsterdam Todesjahr unbekannt Notar; Übersetzer Über M.s Leben ist lediglich bekannt, daß er Mitglied der port. Synagoge in Altona (heute Hamburg-A.) sowie Öffentl. und geschworener kaiserl. Notar und Übersetzer in Hainburg war. Neben seiner in 2. besprochenen Portugiesischen Grammatik verfertigte M. hauptsächlich Übersetzungen sowie Lehrbücher zum Kaufmannswesen. 2. Werkbeschreibung Nova Grammatica Portugueza (1785) Wie M. einleitend (S. 7) bemerkt, ist seine Nova Grammatica Portugueza für Deutsche gedacht, die die port. Sprache lernen möchten. Nach seiner eigenen Aussage gibt es nur ein einziges früheres einschlägiges Werk, nämlich die 1778 anonym erschienene Portugiesische Grammatik von Johann Andreas

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von —>Jung, der er „viele falsche Regeln" und Fehler in der Konjugation vorwirft (S. 7). Um die „trockene Materie angenehmer und nützlicher zu machen" (S. 7), wählt M. als Präsentation die Dialogforrn, wobei der Schüler auf die Fragen des Lehrers antwortet. Der größte Teil des Textes ist - ebenso wie der Titel - zweisprachig abgefaßt, mit der port. Fassung jeweils in der linken, der deutschen in der rechten Spalte einer Seite. Als Quellen nennt M. den frz. Pater Bernard Lamy, den port. Lexikographen französischer Herkunft Rafael Bluteau sowie die Portugiesen Bento Pereira, Joäo Franco Barreto, Duarte Nunes de Leäo, Joao de Moraes Madureira Feijo und Jeronimo Contador de Argote, die alle im 17. und frühen 18. Jh. tätig waren. Für jrammaiica/Sprachlehre gibt M. die übliche normative Definition (S. 17). Er unterscheidet neun Wonarten (Artikel, Nomen, Pronomen, Verb, Partizip, Adverb, Präposition, Konjunktion und Interjektion), deren genauere Beschreibung in der EtymologiajWortforschung er aber die Orthografi a /Rechtschreibung voranstellt. Diese entspricht weitgehend der Darstellung in der port. Grammatik von Argote (Regms da lingua portttgueza, espelho da lingua latina, 2. ed. 1725, S. 341-347), enthält also im Gegensatz zum entsprechenden Kapitel bei Jung (S. 1-10) keine kontrastiven Erläuterungen, sondern setzt die Kenntnis der port. Aussprache bereits voraus. Relativ viel Raum nimmt innerhalb der Orikografia eine Abhandlung über die port. Dialekte ein, die ebenfalls fast wörtlich von Argote (S. 291-301) übernommen wurde. Dessen Regras stellen offensichtlich auch die hauptsächliche Quelle für die Etymologie dar: Alle Definitionen von liii^iid/Sprache (S. 43) bis /Jiierjeepao/Zwischenwort (S. 220) entsprechen weitgehend wörtlich den dort vorgegebenen. Allerdings erweitert M. (S. 44) Argotes System von acht auf neun Wortarten, indem er den Artikel separat aufführt. Beim Nomen (= Substantiv und Adjektiv) unterscheidet M. wie Argote nach lat. Vorbild fünf bzw. sechs (mit Vokativ) Kasus (S. 46). Die Deklination erfolgt durch die Abänderung des Artikels (S, 51; wörtlich bei Argote S, 12),

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Auch bei der Beschreibung der Verben folgt graphie diskutiert werden, was eher einem M. grundsätzlich den Regras, z.B. wenn er persönlichen Anliegen des Autors entgegendem Infinitiv die Personenendungen abspricht zukommen scheint als den Bedürfnissen eines (S. 115, Argote S, 96) oder eine regelmäßige Fremdsprachenschülers. In der AuseinanderKonjugation auf -or ansetzt (S. 103, Argote setzung latinisierende vs. phonetische GraS. 82). Über die Vorlage hinaus geht dagegen ph ie ergreift M. Partei für die erstere. Er bedie Charakterisierung des Verbs esiar im Ge- trachtet den Sprachgebrauch den Regeln gegensatz zu ser und in diesem Zusammenhang genüber als sekundär und geht so weit, die eine Erklärung der Verlaufsform („estou fal- Aussprache von der Schreibung ableiten zu lando") im Vergleich mit der einfachen Form wollen statt umgekehrt (S. 356-57). („fallo i ; )(S. 162). Erst der sechste Abschnitt des Anhangs enthält Aussprachehinweise für deutschspraIm dritten Teil der Grammatik, Syntaxef Wortfügung, unterscheidet M. (S. 229} wie chige Schüler (S. 368-377). Ähnlich wie in Argote (S. 185) syniaxe simp/e* 1 /einfache modernen Sprachlehrbüchern wird dort verWortfügung und syniaxe ßgurada/verblümte sucht, die port. Aussprache mit Hilfe der Wortfügung. Erstere befaßt sich mit der dt. Schreibkonvention auszudrücken (z.B. ir„natürlichen Ordnung" im Satz, letztere gibt mam = irmaung, gentil = clschentil, xadrex = „die Regeln, Worte ausser der natürlichen dschadres), was allerdings weniger ausführlich Ordnung und durch Figuren [— Pleonasmus, und präzise geschieht als bei Jung (S. 1-10), so Syllepse, Hyperbaton] gut zu ordnen" (S. - daß sich kaum Rückschlüsse auf den genauen 271). Der Abschnitt „Von den Idiotismen, Lautstand im Vergleich zum heutigen Portuoder eigentümlichen Redensarten" (S. 286- giesisch ziehen lassen. Bestenfalls kann man 301, vgi. Argote S. 258-275) behandelt, an- davon ausgeben, daß wie bei Jung (vgi. Nagel ders als die Überschrift vermuten läßt, mor- S. 363, 366) das auslautende s noch nicht zu phosyntaktische Unterschiede zwischen La- / geworden war. tein und Portugiesisch, wie z.B. den Gebrauch Die beiden letzten Kapitel machen den sprachvon Artikel und Kasusendung, die reflexiven praktischen Teil der Nova Gramm&tica aus. Verben, den Acl etc. Wurde in der Eiymolo- Hier finden sich die „zierlichsten Redensargia die Existenz eines persönlichen Infinitivs ten", ein Wörterbuch nach Sachgruppen, Diabestritten (s.o.), so heißt es hier: „... in der loge (die teilweise verblüffend an die moderner portugiesischen Sprache dient ein Zeitwort in Lehrbücher erinnern), Kurztexte und Briefe der unbestimmten Art [— Infinitiv] nicht al- (größtenteils kaufmännische Musterbriefe). lein zum Nennwort [= Substantiv], sondern Die abschließende „Miscellanea dos melhores es hat auch Zeiten, Zahlen und Personen. Im autores portuguezes" enthält u.a. zwei Texte Lateinischen aber, obgleich es zum Nennwort zur port, Sprache (von Madureira Feijo und gebraucht werden kann, so hats dennoch kein Francisco Rodrigues Lobo) sowie Ausschnitte Artikel, Zahl, noch Personen" (S. 293-94). Bei aus dem Werk Carnöes', der Konjugation seien die Formen des flektier- Zeitgenöss. Kritiken, z.B. im Kommentar eiten Infinitivs nicht berücksichtigt worden, da nes port. Zensors zu einer 1806 anonym ersie denen des Konjunktiv Futur entsprächen. schienenen Grammaire Portugaise (S. XXIV) Der vierte Teil, Prosodz /Tonmessung, geht oder im Vorwort einer anderen, 1811 ebenanders als die ersten drei nicht auf Argote falls anonym veröffentlichten Grammatik deszurück. Die Kenntnis der Prosodie sei not- selben Namens (S. XI) machen darauf aufwendig, so M., „weil viele Worte eine ganz ver- merksam, daß M. eine ältere Form des Porschiedene Bedeutung haben, wenn man mit tugiesischen beschreibt, wie sie sich unter den dem Ton in einer oder ändern Sylben aufhört, jüd, Emigranten im Ausland erhalten habe. obgleich es dasselbe Wort ist, und mit dem Mit den wichtigsten Werken der port. Gramnehmlichen Buchstaben geschrieben wird" (S. matik des 17. und frühen 18. Jhs. war er ver317); außerdem sei sie wichtig für die Dich- traut, hatte aber offenbar noch keine Kennttung (S. 318-19). nis von Antonio Jose dos Reis Lobato (Arie Der Prasodia folgt ein Anhang, in dem un- de Grammaiica da Lingua Portugueza^ 1771). terschiedliche Auffassungen zur port, Ortho- Als Grammatik besitzt M,s Werk wenig O n-

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Prime,ira so&re os primeiros termos da Arte, & sobre. a Ortografia & propriedade das ietras. Erste Lection über die ersten Grundsätze der Sprachkunst, Rechtschreibung und Eigensckaflen der Buchstaben, wie häufig im folgenden Frage: Lehrer - Antwort: Schüler. - S. 24 -27: Licam Segunda ... Zwote Lection von den Arten, wie man in der Rechtschreibung fehlen, und wie man diese, Fehler vermeiden kann, 7 Regeln. - S. 27-31: Licam Terceira ... Dritte Lection. Von der Punkiaiion der Portugiesischen Rechtschreibung, 5 Regeln. - S. 32-40: IV. ... Von den Dialekten der Portugiesischen Sprache. - S. [41]: Zwischentitel: Segunda Parte sobre a Etymologia. Zweiter Theil über die Wortforschung [Port.Titel in Majuskeln], 3. Bibliographie - S- [42] leer. - S. [43]: Kopftitel: Segunda 3.1. Werke des Autors Parte da Arte Portugueza sobre. a Eiymoiogia. Zweyter Thetl der portugiesischen Gram3.1.1. Sprachwiss. Werk [Titelblatt obere Hälfte] Nova Grammatica matik über die Wortforschung. - S. [43],44-57: Pnmeira ... Erste Lection. Van den Portugueza dtvtdida em VI Paries a saber: I Geschlechts-Wörtern, Ntnn=Wörtern, ZahOrthographia, 2 Etymologia. 3 Syniaxe. 4 len, Geschlechtern, Endungen und FallendunProsodia com Supplemenlo, 5 Lavores da Lingen. - S. 57-69: II. ... Von den Arien und goa. 6 Miscellanea. Verschiedenheiten der Nennwörter. - S. 70Composto por Abraham Meldola, Notario, & 80: III. ... Von den Fürwörtern. - S. 81-89: Traductor, Caesareo, Publico, Jurado. IV. ... Von den Zeitwörtern, von ihren Persocm Hamburgo: Impreso na Officina de M. C. nen, Arten und Zeiten.- S. 90-103: V. ... Von Bock, a custas do Author. 1785. [Titelblatt untere Hälfte] Neue Portugiesische den Conjugationen oder Abänderungen der Grammatik in sechs Theilen als: I Recht- Hülfs-Zeitwörter. - S. 103-140: VI. ... Von schreibung. 2 Wortforschung. 3 Wortfügung. der Abänderung der regelmäßigen Zeitwörter. 4 Tonmessung und Anhang. 5 Sprachübungen. - S. 140-141: VII. ... Von den Bildungen der 6 MisceUanie. von Abraham Meldola, öffent- regulären Zeitwörter. - S. 142-154: VIII. ... Von der Bildung der Zeüwörter: S. 149-152: licher und geschworner Kayserl. Notarius und Tabellen von den Endungen. - S. 154-184: IX, Translator, Hamburg: Auf Kosten des Verfassers ge- ... Von den Gattungen der Zeitwörter. - S. druckt bey M.C. Bock. 1785. [7],8-671,[1] S. 184-206: X. ... Von der Abänderung der (verbum reciprocum) zurückkehrenden, und (imp18,1cm er&onale) unpersönliche Zeitwörter. - S. 206 [Port. Titel in Majuskeln] [S. [2] leer; S, [3]: Widmung an Joseph II; S. -222: XI. ... Von den Neben^ Vor= Bmde= [4] leer; S, [5]-[6]: Widmungstext. - S. [7],8-13: und Zwischcnwörtern, - S. 222-226; XII, ... Von den Geschlechten der Nennwörter und Preface. Vorbericht, wie die meisten der folgenden Abschnitte zweisp., links port,, rechts von den vergangenen Zeiten der Zeitwörter. dt. - S. 14: Instruc am pars os aprendizes, no S. [227]: Zwischentitel: Terceyra Parte sobre a modo que haö de uzar esta Grammatica, An- Syniaxe. Dritter Theil über die Wortfügung. weisung zum Gebrauch dieser Grammtifc für [Port. Titel in Majuskeln]. - S. [228] leer. Anfänger. - S. [15]-[16]: Index do que contem S. [229]: Kopftitel: Terceyra Parte da Grame.sta Grammatica, Inhalt. - S. [17]: Kopftitel: matica Portugueza, sobre a Syniaxe, quäl vay Arte ou Grammatica Portugueza. Primeira dividida em dvas Castas, Syntaxe simples, & Parte so&re Ortografia; Sprechkunst oder Syntaxe figvrada. Dritter Theil der portugiePortugiesische Sprachlehre. Erster Theil über sischen Sprach=Lchre über die Wortfügung, die Rechtschreibung. - S. [17], 18-24: Li$aö welche sich in zwo Arten theilen läßt, als die ginalität, da es über weite Strecken eine wörtliche Kopie bzw. Übersetzung von Argote darstellt; nur die Orthographiediskussion im Anhang (s.o.) kann mit einiger Sicherheit als eigenständige Leistung betrachtet werden. Die enge Anlehnung an eine einsprachige Grammatik bedingt auch das fast völlige Fehlen kontrastiver Betrachtungen, wie man sie von einem Lehrbuch erwarten würde. Ein hohes Niveau erreicht dagegen das mehr als 150 S. umfassende dt .-port. Korpus des sprachpraktischen TeÜs, in dem der professionelle Übersetzer M. (s, Titelblatt) von seiner offenbar perfekten Zweisprachigkeit profitieren kann.

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einfache und verblümte. - S. [229],230-237: Licam Primeira ... Erste Lection. Von der Wortfügung und ihren Arten. - S. 237-242: II. ... Von der regierenden Wortfügung und von den Regeln der Nennendung. - S. 242-252: III. ... Von der Wortfügung der Zeugendung. - S. 253-257: IV. ... Von der Wortfügung und den Regeln der Gebendung. - S. 257-263: V. ... Von der Wortfügung der Klagendung und von thren Regeln. - S. 263-265: VI. ... Von der Wortfügung der Zeitwörter. - S, 268-270; VIII. Von der Umschmeizung der Reden. - S. : Kopftitel: Segunda Demsao da Syntaxe figura. Zweyte Abiheilung von der ßgurativen Wortfügung. - S. 271-279: ... .Erste Leciion. Von der ersten Figur. - S. 279-281: II. ... Von der Figur des Pleonasmus. - S. 281-284: III. ... Syllepsis. - S. 284-286: IV. ...Hyperbaton. - S. 286-301: V. ... Von den Idiotismen, oder eigentümlichen Redensarten. - S. 302311: VI. ... Von den Figuren der Wörter. - S. 311-314: VII. ... Von den angehängten Worten. - S. [315]: Zwischentitel: Quarta Parte da Grammatica Portugueza sobre a Prosodia. Vierter Tkeil der Portugiesischen Sprachlehre über die Tonmessung. - S, [316] leer. - S. [317] Kopftitel: Quarta Parte ... Prosodia, Vierter Theil der portugiesischen Sprach=Lehre über die Tonmessung. - S. [317],318-319: Licaö Primeira ... Erste Lection über die Nothwendigkeit der Tonmessung, und ihrer Bedeutung. - S. 319-322: II. ... Über die Tonzeichen zur Gewißheit der Aussprache. - S. 323-326: III. Von dem Gebrauch der Tonzeichen ... - S. -328: IV. ... Ueber die verschiedenen Aussprachen des Selbstlauters und dessen Tonzeichen. - S. 328-330: V. ... Von dem Gebrauch des Auslassungszeichens, - S. 330-338: VI. ... Von der Construction der portugiesischen Sprache. - S. [339]: Zwischentitel: Suplemento da Arie Portugiitza, Anhang ... - S. [340] leer. - S. [341]: Kopftitel: Suplemento ... Anhang ... - S. [341],342-350: Primeiro Paragrapho ... Erster Abschnitt, worinnen gezeigt wird, wie ungewiß die Regeln sind, welche uns bisher über die Orthographie und die Aussprache von den Schriftstellern gegeben worden. - S. 350-353: Segundo P&ragrapho. Zweyter Abschnitt. - S. 354-359: ... Dritter Abschnitt. - S. 359-363: 4. wo rinnen die Unschicklichkeiten gezeigt werden, die, wenn man der lateinischen Rechtschreibung nicht folgt, entstehen.

- S. 363-366: 5. Meine Meynung über die Orthographie und Aussprache ... - S. 366-396: 6. enthält: eine Nachricht für Lehrer; verschiedene Tabellen für die Aussprache und Orthographie; verschiedene Sammlungen von Worten, welche mit einem doppelten Buchstaben geschrieben werden; und Abbreviaturen dieser Sprache. - S. [397]: Zwischentitel: Quinta Parte ... sobre os lavores da lingoa. Fünfter Theil ... über die Uebungen der Sprache. S. [398] leer. - S. [399]: Kopftitel: Quinta Parte ... enthält: I. Die Zierlichsten Redensarten. , Die gebräuchlichsten Worte, IIL Gespräche. IV. Moralische und belustigende Erzählungen, V. Kaufmännische und moralische Briefe und Aufsätze. VI. Moralische Reden. - S. [399],400-435: 32 meist kurze Abschnitte, z.B.: S. [399J-400: 1. ... «6er die verschiedenen Bedeutungen von andar, gehen. S. 400-403: 2. ... dar, geben, und dar se sich geben. - S, 403-406: 3. ... Estar stehen o, daseyn. - S. 406-410: 4. ... Fazer (machen) und fazer se (sich machen). - S. 417-418: 9. Um zu bitten oder einzuladen. - S. 418: 10. Liebkosende Aussprache. - S. 418-419: 11. Über die Höflichkeit. - S. 436: Kopftitel: Vocabulario ou ajiintamento de Palavras necessarias para coroecar a aprender a fallar, & di~ scorir a Lingoa Portugueza. Wörter=Buch, oder Sammlung, dre notwendigsten Worte, um die Portugiesische Sprache sprechen und reden zu lernen. - S. 436-513: Text, nach 37 Sachgebieten geordnet. - S. 514: Kopftitel: Dialoges Familiäres. Allgemeine Gespräche. - S, 514-538: 18 Dialoge. - S. 539: Kopftitel: Historias Moraes & Curiosas. - S. 539-546: 35 Texte. - S. 547: Kopftitel: Cartas & Dtctas Mercantis & Moraes, - S. 547-564: 8 Briefe, 6 Cartas, port, - S- 565: Kopftitel: Discursos Moraes, - S. 565-586: 13 Discursos, port. S. [587]: Zwischentitel: Sexta Parte da Arte Portugueza contem hua Miscellanea dos Melhores Autores Pariuguezes. - S. [588] leer. S. [588],590-671: 11 Abschnitte port. Texte. [1] S.: Erraias] [aus 23: Herzog-August-Bibl. Wolffenbüttcl; Sign.: kk 30] 3,1.2. Sonstige Werke Arbeiten zum. Kaufmannswesen; Übersetzung von J.B. Scheiffs Hebräischem Lobgesang auf die Vermählung des Kronprinzen (s, Hamberger/Meusel V und NUC pre-1956)

Men eke

3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk Argote, J. C. de: Regras da lingua poriugiteza (1725). - Bois, l'abbe du [vermutl.]: Grammatre portugäise ou Metkode abregee pour faciliter l'etude de ceite langue (1806). - Nagel, R.: Das erste Portugiesischlehrbuch (177879), in: HL VII (1980): 361-67. 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie GV- 1700-1910 Bd 94: 298. - Hambergei/Meusel V: 162; X. - Kordes (1797): 217. - NUC prc-1956 Bd 374: 406-407, - Schröder: Hambnrgische Schriftsteller V. - Schröder: Annales IV: 180. - Silva: Diccionario Bibliographico Portuguez, VIII, 5-6. [Gräßel(l, 3,); Schäfer (2.)] MENCKE, FRIEDRICH OTTO 1. Biographie * 3.8.1708 Leipzig f 14.3,1754 ebd. Jurist V: Johann Burckhard M. M. erhielt zunächst Privatunterricht, besuchte aber später die Nicolaischule in Leipzig. Ab 1723 studierte er an der dortigen Universität, wurde Ende 1723 schon Baccalaureus der Philosophie und 1725 Magister. Danach ging er an die Universität nach Wittenberg, wo er 1733 sein Studium der Rechte mit dem Doktortitel abschloß, 1735 wurde er als poln. und kursächs. Hof- und Justizrat nach Leipzig zurückberufen, 1743 wurde er zum Ratsherrn ernannt. . Neben seinen in 2. angeführten Werken erwarb M. sich v.a. durch die Herausgabe der Ada eruditorum und der Neuen Zeitungen von gelehrten Sachen einen Namen. 2. Werkbeschreibung 2.1. Specimen ... animadvcrsionum in Basilii Fabri Tfiesavmm (1741) [Spec. I in 45: LB Oldenburg; Spec. II in 12: Bayer. SB München; nicht verleihbar] 2.2. Observationum latinae linguae liber (1745) In seinem Vorwort ([6] S.) schildert M. zunächst die Umstände des Zustandekom-

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mens seines Werkes; er erwähnt andere lexikogr. Arbeiten zum Latein (v.a. Basilius Faber Thesaurus eruditioms schoiasticae, 1571 u.ö., als dessen Fortsetzcr er sich versteht, dann u.a. die späteren Herausgeber August Buchner, Christoph Cellarius, Graevius, Andreas Stübel und Johann Matthias —*Gesner). M. verweist auf seine Vorarbeit zu diesem Werk (s. 2.1.) und detailliert die Art und den Umfang seiner Korrekturen und Ergänzungen. Die Artikel des Werks (S. 11028) sind alphabetisch geordnet; der Aufbau der einzelnen Artikel ist folgender: Lemma (bei Verben 1. Pers. Sg., Indik, Präs, mit Infinitiven düng); allgemeine Bcdeutungsangabe (teilweise mit dt. Äquivalenten), Stellenangabe mit Zitaten aus älteren und jüngeren lat. Autoren, seltenere Bedeutungen (mit Beispielen), syntakt. Hinweise. Das Werk schließt mit „Emendanda" und „Index auctorum" (S. 1029-1032), 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Specimen primum animadverswnum in Basihi Fabri Thesaurum erudiiionis scholasticae, quibus supplenda. partim. partim emendanda exhibeniur, et varia auctorum veterum loca exphcantur ac illustrantur. Leipzig 1741 [vorh. in 45: LB Oldenburg; nicht verleihbar] Specimen stcundum ... Leipzig 1741 [vorh. in 12: Bayer. SB München; Sign.: 23 40 Diss, 550; nicht verleihbar] Frid. Ottonis Menckenü Observationum latinat linguae liber, tn quo varia rarioris usus genera dicendi annotantur, et singulares vocum significaiiones ezpiicaniur, ad augendum inprimis et emendandum Basilii Fabri Thesaurum latinae linguae compositus. Lipsiae [Leipzig]: Sumtibus loann. Frid. Gleditschii MDCCXLV [1745], [8], 1032 S. 18,3cni [Titelblatt ganz in Majuskeln] [S. [2] leer; S. [3]-[8]: (Praefatio). - S. [1],21028: Text Lexikon A - U/V. - S. 1029-1031: Emendanda; S. 1031-1032: Index auctorum, quorum ioca passim in hoc observationum volumine explicata sunt, aut emendata] [aus 75: StB Nürnberg; Sign.: Phil 558 8°]

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3,1.2. Sonstige Werke s, Meüsel: Verstorbene IX; 68-71 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk nicht zu ermitteln 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie ADB XXI: 311. - Jenichen. G. A.: Unpartkeyische Nachrichten ... der jetztlebenden Rfichtsgelehrten (1738). - Meusel: Verstorbene IX: 68-71, dort ältere Lit. - Moser: Rechtsgelehrte m Deutschland (1738). - NUC pre-1956 Bd 375: 475 [Brekle (2.); Gräßel (i.); Weiß (3.)]

MENDELSSOHN, MOSES 1. Biographie * 12,9.1729 Dessau f 4.1.1786 Berlin Philosoph V: Mendel Dessau (f 1766), Torahschreiber 1762 Fromet Guggenheim (1737-1812) 3 S, 3 T, davon Dorothea (1764-1834) oo Friedrich von SchlegeJ M. erhielt die traditionelle Erziehung von seinem Vater und dem Rabbiner David Hirsche! Fränkel, dem er 1743 nach Berlin folgte. Dort eignete er sich teils autodidaktisch, teils unter Anleitung junger Gelehrter wie Israel M. Samoscz, Abraham Kisch und Aron S, Gumpertz eine allgemeine Bildung und v.a. weitgehende Kenntnisse in der Philosphie an. Durch eine Stellung als Hauslehrer bei dem Seidenfabrikanten Isaak Bernhard konnte sich der aus ärmlichen Verhältnissen stammende M. ab 1750 seinen Lebensunterhalt sichern. 1754 wurde er Buchhalter und Korrespondent in Bernhards Betrieb und nach dessen Tod sogar Teilhaber der Firma. 1754 lernte er —»Lessing und den Berliner Kreis um ihn kennen. Besonders der Kontakt zu Friedrich —»Nicolai und der KaffeehausGesellschaft regte ihn zu seinen frühen philos. und ästhetischen Schriften an, Zu der ersten bedeutenden Veröffentlichungen zählt die 1755 erschienene Schrift Über die Empfindungen, in der er versuchte, das Wesen der Empfindung des Schönen zu bestimmen. Während

er hier noch in Anlehnung an die Schultradition Schönheit und Vollkommenheit gleichsetzte, entwickelte er in den folgenden Schriften eigenständige Anschauungen. In den Philosophischen Schriften faßte er 1761 seine Gedanken zur Ästhetik zusammen; er stellte dabei die Unabhängigkeit der Ästhetik von logischen Kriterien und ethischen Zielsetzungen fest. Neben seinen philos. Arbeiten lieferte M. zahlreiche Beiträge zur Bibliothek der schönen Wissenschaßen und der freien Künste (1756 von Nicolai gegründet) und zu den Briefen, dte neueste Literatur betreffend, durch die er sich als bedeutender Kritiker etablierte. 1763 genoß er bereits ein hohes Ansehen, wovon seine Ernennung zum Schutzjuden durch den König und die Befreiung von Steuerzahlungen an die jüd. Gemeinde zeugen (1763). M.s Preisschrift Ob die metaphysischen Wissenschaften einer sulchen Evidenz fähig sind wie die mathematischen? wurde 1764 von der Akademie der Wissenschaften in Berlin den Arbeiten Kants und Thomas —»Abbts vorgezogen. Im Phaedon (1767), den M. nach dem gleichnamigen Dialog Platons gestaltete, versuchte er, die Unsterblichkeit der menschlichen Seele zu beweisen. Diese Schrift gab den Anlaß zu den Auseinandersetzungen mit Johann Kaspar Lavater, der M. aufforderte, aufgrund seiner philos. Überzeugung zum Christentum zu konvertieren. In seinem Schreiben an den Herrn Diakonus Lavater m Zürich (1770) wehrte sich M. gegen diesen anmaßenden Angriff auf seine Privatsphäre, ohne sich auf eine Diskussion um seine Religion einzulassen. Obwohl Lavater daraufhin seine Attacke zurücknahm, hatte die Affäre großes Aufsehen erregt und eine Anzahl von Schriften und Gegenschriften hervorgerufen. Durch diese zermürbenden Ereignisse wurde sich M. der Bedeutung seines Glaubens für sein Leben verstärkt bewußt und gab vorübergehend seine philos. Studien auf. Stattdessen engagierte er sich in vielerlei Hinsicht für das Judentum und unterstützte viele seiner Glaubensgenossen. Bei einer Reformierung des Rechtswesens wirkte er entscheidend mit, als die Gerichtsbarkeit der Rabbiner den zivilen Behörden übertragen werden sollte. Von seinen schriftstellerischen Arbeiten, in denen er sich jüd. Themen widmete, erlangte die dt. Bibelübersetzung besondere Bedeu-

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tung. In der Schrift Jerusalem oder über religiöse. Macht und Judentum (1783) legte M. seine Auffassung vom Judentum dar und wollte damit auch die Toleranz gegenüber seiner Religion fördern. Anlaß zu einer zweiten großen Polemik für M. wurde seine enge Verbindung zu Lessing. Als man ihm nach Lessings Tod von dessen Bekenntnis zu Spinozas Ideen und damit zum Atheismus berichtete, war M, tief bestürzt. In den Morgenstunden oder Vorlesungen über das Dasein Gottes (1785) erläuterte er seine metaphysischen Grundsätze und versuchte, wie schon in früheren Arbeiten, die Existenz Gottes zu beweisen. Jacobi hatte unterdessen bereits vor dieser Veröffentlichung einen Gedankenaustausch mit M, Über die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn M. Mendelssohn herausgegeben, M. sah sich gezwungen, darauf mit der Schrift An die Freunde Lessings. Ein Anhang zu Hrm Jacobis Briefwechsel ... zu reagieren, die allerdings nur noch posthum veröffentlicht werden konnte. M,, dessen Gesundheit ohnehin seit langem geschwächt war, überlebte die Aufregung um diese Auseinandersetzung nicht. Seine nur posthum edierten kleineren sprachwiss, Arbeiten mit zumeist fragmentarischem Charakter sowie seine einschlägigen Rezensionen werden nur bibliogr. erfaßt.

Zum einen wird hier der Bezug auf Condillac ganz deutlich, wenn er die wichtige Funktion der Sprache für die Aufmerksam keitssteuerung und -Stabilisierung hervorhebt: auch irn vorsprachlichcn Zustand haben Menschen die Fähigkeit, Begriffe zu bilden, zu vergleichen oder zu verknüpfen, aber um eine „Kette aneinanderhängender Begriffe verfolgen zu können, wird ein Grad an Aufmerksamkeit erfordert., den man bei keinem Wilden voraussetzen kann" (II: 345). Dies ändert sich erst mit dem Gebrauch natürlicher und nachahmender Zeichen, denn die „erste Anlage der Sprache wird die Menschen verrnuthlich in den Stand versetzt haben, einer etwas längern Reihe von Einbildungen nachzuhangen" (II: 346). Zum ändern taucht bei M. auch das dann durch —Herder prominent gewordene Beispiel des blökenden Schafes auf. Hier zeigt sich also ein ganz unmittelbarer Einfluß auf eine der wirkungsvollsten dt. Schriften des 18, Jhs. (zürn nicht geringen Einfluß M.s auf Herder vgl. Pross 1978). Daß M.s Sendschreiben von den Zeitgenossen als bedeutender Beitrag zur Sprachursprungsdebatte in Deutschland empfunden wurde, zeigt sich z.B. auch daran, daß —Süssmilch (1766) im Anhang auf M. eingeht oder daß M. in —Zobels Überblick (1773: 83-88) breit und positiv gewürdigt wird.

2. Werkbeschreibung

2.2. Über die Sprache M.s sprachtheoretische Abhandlung stellt die Ausformulierung der im Sendschreiben begonnenen Gedankengänge zur Sprachentstehung dar. Die Arbeit ist daher wohl kurz nach 1756 entstanden, wurde aber zu M.s Lebzeiten nie abgeschlossen bzw. publiziert, obwohl er sich nachweislich sein ganzes Leben lang für diese Fragen interessiert hat (zur genaueren Verortung in M.s Leben und Werk vgl. die Einleitung in Gesammelte Schriften 6,2: XV-XIX). Sollte diese Datierung korrekt sein, hat M, die Herdersche Ursprungsschrift in Teilen vorweggenommen. M. geht die Frage nach dem menschlichen Ursprung der Sprache dadurch an, daß er das Problem in zwei Teilfragen zerlegt: „1) Werden nichtredende Menschen, sich selbst überlassen, jemals zu sprechen anfangen? 2) Werden sie, in einer gegebenen Zeit, eine Sprache erfinden, die soviel Ordnung und Regelmäßigkeit hat, als die Sprache, die wir von uns

2.1. Sendschreiben an den Herrn Magister Lessing (1756) Das Sendschreiben ist ein kritischer Anhang zu M.s dt. Übersetzung von Rousseaus Discours sur l'origine et les fondemcnts de l'inegaliie parini les hommes (1753). Von sprachwiss. Interesse ist dabei v.a. die Nachschrift (Schriften zur Philosophie II: 336-348), in der sich M. kritisch mit Rousseaus skeptischer Sprachursprungshypothese auseinandersetzt und für eine natürliche Erklärung argumentiert. Diese Gedanken finden sich weiter ausgearbeitet in seiner Abhandlung Über die Sprache (s. 2.2.). Die im Sendschreiben entwickelten Gedanken zum Sprachursprung gehen auf Gespräche mit —·Lessing zurück. Das Sendschreiben ist in vielerlei Hinsicht ein wichtiges und interessantes Dokument (auch wenn die zentralen Gedanken erst in der Abhandlung richtig ausgearbeitet sind, s, dort).

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eingeführt finden" (6,2: 5). Die erste Frage nimmt die Preisfrage (und —» Michaelis' (1759: 78) Anregung dazu) voraus und die zweite zielt auf die von den Vertretern des göttlichen Sprachursprungs pointierte Problematik der gegenseitigen Voraussetzung von Sprache und Vernunft. Gerade das Henne-EiDilemma war von Rousseau und Süssmilch dessen Beweis einer göttlichen Sprachgenese wurde bereits 1756 vor der Akademie verlesen! - als Kernproblem herausgearbeitet worden. Obwohl die heutigen entwickelten Sprachen „die allersubtilste Logik" voraussetzen, „die man den ersten Menschen sicherlich nicht zutrauen kan" (6,2: 5), glaubt M. den natürlichen Sprachursprung erweisen zu können. Seine Argumentation, die erstaunliche Parallelen mit Condillac zeigt, gründet auf dem aller Sprache vorgängigen Empfindungs- und Vorsteltungsvermögen, das M. auch den Tieren konzediert. Kognitive Operationen wie die Bildung von Begriffen/Vorstellungen und deren Assoziation aufgrund objektiver oder subjektiver „Verwandtschaft" sind einerseits auf einem sehr einfachen Niveau ohne Sprache möglich und bilden andererseits die Voraussetzung für die Entstehung sprachlicher Zeichen. Die Verknüpfung von Zeichen und Bezeichnetem sei letzlich nichts anderes als eine spezifische Form der Ideenassoziation. M, unterscheidet drei Arten von Zeichen: 1) natürliche (qua „Causalität" oder vorgefundene s p ati o- temp orale Assoziation, also Kontingenz), 2) nachahmende (qua „Ähnlichkeit") und 3) willkürliche Zeichen. Die Zeichen-Klassifikation gibt auch die Entwicklungsschritte der Sprachentstehung wieder. Zunächst gab es nur natürliche Zeichen, die keine ^Verabredung" voraussetzen wie bei den Tieren. Diese Zeichen sind Ausdruck der Emotionen und dienen der individuellen Erkennung in der Gemeinschaft, Diese Stufe entspricht Condillacs langage d'action (zumindest deren lautlichen Anteil). Der Übergang von dieser Stufe zu der nachahmender Laute ist eine Folge des „natürlichen Hang[s] zur Nachahmung" (6,2: 12) beim Menschen: säe ahmten einerseits natürlich vorkommende Laute nach, andererseits aber auch andere „Familienmitglieder". Dadurch sei es nicht nur zur Assoziation bestimmter Laute und Vorstellungen - zur Kon-

stitution neuer Zeichen -, sondern eben auch zum intentionaleri Zeichengebrauch gekommen: „Hierdurch konte natürlicher Weise bey ihnen der Vorsatz entstehen, diese Laute nachzuahmen, um das Bild [eines Tiers] in das Gedächtniß zurück zu rufen, und ändern anzudeuten" (6,2: 12), wobei M. die Fähigkeit, mit Vorsatz zu handeln („dieses Handeln zu einem Endzwecke", ebd.), als vorsprachlich voraussetzt und in Ansätzen auch den großen «,Arten von Affen" zugesteht. Der Übergang vom unbewußten zum bewußten Zeichengebrauch ist damit in einer Phase situiert, in der noch keine arbiträren Zeichen existieren. Damit ist sichergestellt, daß „dieser erste Schritt zur Entstehung einer Sprache weder eine ausgebildete Vernunft, noch eine übernatürliche Eingebung nothwendig voraussetzet" (6,2; 13). Die Entstehung willkürlicher Zeichen erklärt M. über die Denaturalisierung nachahmender Zeichen: durch „öftern Gebrauch" von Zeichen wird - ganz im Sinne von Condillacs aufrnerksamkeits- und gedächtnisfördernder bzw. -stabilisierender Funktion der Zeichen - die Einbildungskraft „in etwas verbessert", so daß ein Laut nicht mehr nur mit der Lautquelle verknüpft ist (das Beispiel ist wiederum Schaf und Blöken), sondern auch - durch eine „kleine Abänderung in dem Tone oder in dem Accent" - mit assoziierten Vorstellungen (Beispiel; Milch), mit denen sie „in keiner natürlichen Verwandtschaft" (6,2: 14) mehr stehen. Damit hätten wir, so M., „in der Natur des menschlichen Geistes die Mittel gefunden, nachahmende Laute in willkürliche zu verwandeln" (6,2: 15). M. skizziert also eine Rückkopplungsschleife, um das Dilemma der Vorrangigkeit von Sprache oder Denken zu lösen: eine zwar rudimentäre, gegenüber Tieren jedoch fortgeschrittene und intentionales Handeln bereits einschließende Denkfähigkeit erlaubt den Erwerb natürlicher und nachahmender Zeichen, deren vermehrter Gebrauch umgekehrt die Denkfähigkeit verbessert, so daß willkürliche Zeichen entwickelt werden können. Die zentralen Aspekte, die den spezifischen, sich gegenseitig fördernden Zusammenhang von Sprache und Denken betreffen, scheint M. von Condillac übernommen zu haben; neu scheint dagegen seine dreiteilige Zeichenklassifikation

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und deren Anwendung auf die Sprachgenese zu sein. Dadurch daß er die Klasse der natürlichen Zeichen zweiteilt in nicht-intentional und intentional gebrauchte, dissoziiert er geschickt das Problem der Intention beim Gebrauch von Zeichen vom Problem der Willkürlichkeit von Zeichen. Das erste Problem ist bei seiner Prämisse - zweckgerichtetes Handeln bereits beim „Naturmenschen" vorhanden - nicht existent, und dadurch daß er willkürliche Zeichen zunächst aus nachahmenden entstehen läßt, vermeidet er das Problem der anfänglichen „Erfindung" arbiträrer Zeichen, Die folgenden Erörterungen sind der weiteren Ausbildung der Sprache gewidmet: auf die anfänglichen „allgemeinen Namen" für Konkreta - Appellativa wie Kollektiva - folgten zunächst Adjektive, die „Eigenschaften und Merkmale der Substanzen, oder vielmehr die Art und Weise, wie die Substanzen durch dieselben abgeändert werden" (6,2: 16), bezeichnen, wobei die 'Absonderung' einzelner Merkmale zunächst hauptsächlich durch ,, Vergleichung" verschiedener Merkmale geschah und weniger durch „Ueberdenken" (begriffliche Analyse). M. betont an dieser Stelle die Wichtigkeit der symbolischen Erkenntnis, d.h. daß man, „wie in der Algebra geschiehet, symbolische Zeichen an Statt der anschauenden Begriffe" (6,2: 17) verwendet, und zeigt damit, daß er auch der Leibniz-Wölfischen Erkenntnistheorie stark verpflichtet ist, für die der Gegensatz von cognitio intuitiva und symbolica eine zentrale Bedeutung hatte. Es ist also bei weitem nicht nur Condillac, auf den sich M. bei seiner Argumentation stützt. Es gibt sogar einige zentrale Punkte, in denen er von Condillac abweicht. So ist bei M, die Sprache fast ausschließlich auf die Lautsprache reduziert, während die Gebärdensprache kaum eine Rolle spielt: „Daß man den Schall zum Mittheilen der Begriffe bequehmer befunden, als die Figuren in den Geberden und der Bewegungen," hängt nach M. damit zusammen, daß allein die Lautwahrnehmung den „schnellen Schwingen der Gedanken" zu folgen vermag und „der Schall stärker auf die Sinne wirkt, und die Aufmerksamkeit, durch die Stärke des Eindrucks, gleichsam zwinget" (6,2: 20). Der Gesichtssinn habe zwar „in Absicht auf die Deutlichkeit der Erkenntnis

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vor allen anderen große Vorzüge" (6,2: 19), das Gehör sei aber für die Sprache geeigneter, weil man „die Töne auch mit weggewendetem Gesichte, im Finstern, oder wenn ein Gegenstand dazwischen befindlich ist, %'ernehmen kan" (6,2: 20). Für die ersten sprachlichen Zeichen die natürlichen wie nachahmenden ist also nur der sinnliche Eindruck des Gehörs relevant, die visuelle Wahrnehmung kommt dann erst im Übergang zu arbiträren Zeichen ins Spiel (s.o.). In Herders Bestimmung des Gehörs als mittlerer Sinn und der Töne als alleiniger Grundlage der ersten Sprache tauchen diese Gedanken in weiterentwickelter Form wieder auf. Zum Ende seiner Abhandlung geht M. noch auf die Entstehung der Verben ein. Er nimmt als Ausgangspunkt die schon vorhandenen Adjektive an: sie können entweder als „BeywÖrter" das Subjekt modifizieren oder als „Prädikate" etwas über das Subjekt aussagen. M. meint, „daß man Anfangs diese Verschiedenheit nicht bemerkt [hat], sondern geradezu das Attributivum neben dem Hauptworte hingesetzt hat, ohne zu unterscheiden, ob es von demselben, als ein Prädikat ausgesagt worden, oder blos als Beywort betrachtet werden soll" (6,2: 22). Die Kopula als das ..bequemste und sicherste Mittel" der Prädikation sei erst später entstanden. Der Aufsatz war den Berliner Akademikern lange vor 1780 bekannt (6 ; 2: XVIII. Einleitungen}, ein deutlicher Einfluß ist z.B. bei —»Sulzer (1767) erkennbar. 2.3. Or li-neiiwah (1782) Sefer Or li-nctiwah 'Licht auf dem Pfad' (Titel nach PS 119,105) ist die ausführliche Einleitung zur Pentateuchausgabe und -Übersetzung Sefer neMwot kas-salom (Berlin 1783), die die fünf Bücher Mose in dt. Sprache mit Kommentar enthält. Die beiden ersten Teile geben eine „Einleitung' ! in die Torah, M. verteidigt ganz traditionell die mosaische Verfasserschaft, erläutert die Arbeit der Soferim und der Masoreten. Hebräisch ist die Ursprache, mit ihr fast gleichwertig ist nur das Aramäische. Den „Panarabismus" der holl. Schule eines Albert Schultens (1686-1750) kennt die jüd. Exegese nicht, M. entwickelt ein sprachwiss. Offcnbarungsmodell: Wenn Gott mit Menschen spricht,

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läßt er „seine Stimme mit Beachtung der richtigsten und gebräuchlichsten Aussprache vernehmen", „d.h. des Syllabirens der Konsonanten durch Vokale, ihrer Verbindung und Trennung nach Erforderniß des Sinnes, der Modulation der Töne nach Höhe und Tiefe, Länge und Kürze, mit den richtigen Pausen am passenden Orte", M. erläutert es an Satzgliedern in Gen 4,10. Die Regeln für die Setzung der Akzente und deren Betonung sind so gebaut, „daß die Verbindung und Trennung der Wörter mit der Verbindung und Sonderung der Gedanken so correspondire, daß hierin die Sprachgesetze den Denkgesetzen entsprechen. Die äußere Sprache (Rede) correspondirt in hohem Grade mit der innern Sprache (dem Denken)". Aber die durch die Akzente angezeigte Verbindung und Trennung der Wörter genügt aliein nicht, „das Verständniß zu fördern". M. bringt über die rabbin. Tradition (S, 12) einen pragmatisch-psycholinguistischen Ansatz: ,,... jeder einzelne Gedanke hat je nach seiner Scelenwirkung eine eigene (entsprechende) Art der Stimme und Betonung". Es gibt „eine besondere Betonung für die Frage, eine besondere für die Verwunderung; imgleichen für den Ausdruck der Liebe, des Hasses, des Zornes und Wohlgefallens, der Warnung und Rache, der Freude und des Verdrusses". M, gibt dafür Beispiele aus Gen 4. Ausführlich stellt M. die rabbin. Diskussion über die alte hebr, Schrift der Torah (— samarit. Schrift), ausgehend von Talmud Bavli Sanhedrin III, 21b mit Baraita und Kommcntarliteratur, vor. Er referiert die N7 ach richten über die Wiederentdeckung der Samariter in Nablus und des samarit. Pentateuchs im frühen 17. Jh. Als „Schriftapparat" (tiqqun ham-miktab) definiert M. die Abteilungen, Punktationen und Akzente des Masoretentextes. Mose habe ohne (!) Vokalzeichen und Akzente (wie die Torahrollen!) geschrieben, nach den K abb allsten fehlten darin sogar die Vers- und Wortabteilungen (so etwa Mose ben Nabman „Nachmanides"). Jedoch habe Mose den Wechsel der Töne dem Josua bekannt gemacht, mit dem die Tradentenkette einsetzt. Erst Elijah Levita (1469-1549) konnte zeigen, daß in talmudischer Zeit noch keine Akzentund Vokalzeichen bekannt waren, diese hätten

erst die Masorefcen in Tiberiah erfunden. M. widerlegt gekonnt die Friihdatierung der Akzent- und Vokalzeichen in der kabbalistischen Literatur (Bahir, Zohar), indem er diese Werke als spät ansetzt. Dennoch führt er selber den Wechsel der Laute und Töne und die Pausen auf dem Weg der mündlichen Überlieferung bis auf Mose zurück. Im babyIon. Exil ging die Kenntnis der Vokalpunkte verloren, bis sie Ezra wieder einführte, Das Targum Ezras in der aram. Landessprache diente der Sicherung des Verständnisses des hebr. Textes. Die Masoreten in Tiberiah definierten am Ende der talrnudischen Zeit das Akzcntsystem und die Vokalisation endgültig. Ähnlich löst M. die Differenz der Ketib- und Qere'-Varianten, die Qere'lesarten versteht er als mündliche Lehre vom Sinai. Der zweite Teil behandelt die aram, Bibelübersetzungen und die Übersetzuiigsprinzipien der alten Versionen. In zwei Sprachen haben die korrespondierenden Lexeme vielleicht nur die gleiche Grundbedeutung, aber unterschiedliche Nebenbedeutungen wie hebr. 'enos 'Mensch' und 'schwacher Mensch' bedeutet. Ferner ändern Übersetzungen oft die Wortstellung. M. analysiert die philol. Leistung des Targurn Onqelos, referiert seine Einschätzung durch Raschi und Elijah Levita. Die targum. Glossen und Veränderungen erklärt er als Sicherungsmechanismen vor Mißverständnissen, M. konzipiert eine Geschichte des Bibelhebräischen. Im baby Ion. Exil hätten die Mischehen (Neh 13,23f.) bewirkt, daß die Kinder Babylonisch lernten. Diese Sprache habe dem Hebräischen weit näher gestanden als das Ägyptische, was die Vermischung der Ausdrücke erleichtert habe. Nur Gelehrtenkreise hätten die Kenntnis des Hebräischen weiter bewahrt. M. versucht dies mit dem Sprach verhalten von Auswanderern aus seiner Zeit zu veranschaulichen, Italiener würden in Frankreich in kurzer Zeit ihre Sprache aufgeben, ebenso Deutsche in Holland oder Schweden. Die jiddisch sprechenden Juden in Polen behielten dagegen in der Umgebung einer nicht näher verwandten Sprache ihr idiom bei. In der Seleukidenzeit nahm unter dem Einfluß des Griechischen auch die Kenntnis des Aramäischen ab. M, versteht Targum Onqelos als Sicherung des aram. Bibeltextes, da-

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mit er nicht verloren gehe, Targum Jonathan ben Ussi'el (— Targum Jerusalmi 1) datiert M. über interne „inhaltliche Gründe" korrekt als „lange nach der Zerstörung des Tempels". Dies bestätige das Vorliegen einer Mischsprache und vieler Glossen in Form von Erklärungen, Allegorien und Andeutungen. Fragmententargum und Targum Jerusalmi l definiert er als „zwei in Lesarten abweichende Recensionen Eines Werkes". M. gelingt damit viel präziser als den christlichen Philologen die Datierung von Bibelübersetzungen bzw. deren Rezensionen, indem er die rabbin, Tradition darüber kritisch befragt. Der Begriff „Recension" beschreibt präzise das Verhältnis der beiden Texte. Ähnlich legt er eine Geschichte der LXXRezensionen und der arab. Bibelübersetzung von Sacadjah Gä'ön an. An dt. Versionen stellt er vor Elijah Levita (Konstanz 1544), Josel Winzhausen (Amsterdam 1679) und Jekutiel Blitz (Amsterdam 1679). Letzterer habe kein Verständnis des hebr. Stils, ferner sei die Sprache der Übersetzung „verderbt". Die Christen hatten dagegen „in jedem Zeitalter nach Verschiedenheit der Sprache und des Volkes, nach dem Bedürfniß der Zeit, nach dem richtigen Sprachgebrauche in einem wohltuenden Style; bald sich an das Wort anschließend, bald nur den Sinn widergebend, bald Wort für Wort, bald mit erklärender Umschreibung ..." die Schrift neu übersetzt. Aber die christlichen Übersetzungen ignorierten die Masorah, die Vokal- und Tonzeichen, änderten sogar willkürlich Buchstaben und Wörter. Die Einleitung schildert die Entstehungsgeschichte der M.sehen Bibelübersetzung, die Prinzipien der Version, die Grunde für eine dt. Übersetzung (siehe W. Weinberg, Einleitung, S. XX ff.). Im Gegensatz zur Urkundenhypothese von J.G. ^Eichhorn (1780) vertritt M. die mosaische Verfasserschaft der Torah. Dei dritte und letzte Teil „Von den Redeteilen und ihren Anwendungen in der Sprache" ist eine philos, Abhandlung, die sich stark auf Milloi ha-higgajon 'Terminologie der Logik' von Moses ben Maimon (Maimonides 11351204) stützt. M. hatte dazu schon 1765 einen Kommentar Bi'ur millot ha-higgajon publiziert. Der sprachwiss, Entwurf ist direkt von den Büchern 1-3, 10 und 13 der 'Terminologie der Logik' abhängig.

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Den Abriß zur hebr. Grammatik sollte ursprünglich Salomo Dubno (1734-1813) verfassen. Er hatte dies in dem Programm A lim Ittcrufa am Ende angekündigt, aber er erschien nie. Daher schrieb M. selbst die gramm. Grundsätze zusammen, „auf welche wir uns bei der Übersetzung der Verse und in dem Commentare gestützt haben und weiche in keinem mir bekannten grammatischen Werke vorkommen". M. ist ganz der rabbin. Tradition verpflichtet, er unterscheidet eine natürliche und traditionelle Auffassung des Textes, daraus ergeben sich abweichende und widersprechende Erklärungen. Weichen natürliche Erklärung (die Grundbedeutung einer Stelle) und traditionelle Erklärung (sekundäre Deutung) voneinander ab, liegt ein doppeldeutiger Satz vor, In diesem Fall muß der Übersetzer die Grundbedeutung wählen. Widersprechen sich natürliche und traditionelle Erklärung, dann folgt M.s Übersetzung der Tradition (!). M. moniert das Fehlen eines umfassenden Werkes über die bibelhebr. Akzentuierung. Er stützt sich auf die Grammatik von Salomon bcn Jehuda Lob Hena (1687-1746) und auf Markebet ham-misneh, eine Untersuchung zum poetischen Akzentsystem der Bücher Psalmen, Sprüche und Ijjob, die Dubno herausgegeben halte. Von den „Redeteilen und deren Anwendung in der Sprache" geht von den drei Wortarten Nomina, Verba und Partikeln aus, die alle wesentliche (in allen Sprachen identische) und zufällige- (einzelsprachlich verschiedene) Eigenschaften hätten. Zum Erweis der Korrespondenz von äußerer Lautsprache (= Hebräisch) und innerer Lautsprache (= Denken) greift M. auf die klass. Terminologie des Maimonides zurück: Begriff, Urteil und Schluß. Diesen dreien entsprechen in der äußeren Sprache (Rede) Subjekt (nws 1 hmspt), Prädikat (nsw' h-mspt) und Verbindungswort/Kopula (hrkbt h-mspt). Letzteres bejaht oder verneint - je nach dem Urteil der Seele. Diese notwendigen Urteile, die nicht der Zeit unterliegen, drückt das Hebräische ohne Kopula aus (sie werden heute als Nominalsätze bezeichnet). Mögliche (z.B. assertorische) Urteile unterliegen dagegen der Zeit, d.h. die Kopula ändert sich mit der veränderten Zeit

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(Tempora); hjh 'er war' (= ist im Vergangenen) und jhjh (Anzeige der zukünftigen Zeit). Das Subjekt des Satzes und sein Prädikat sind Nomina (sm), das Subjekt ist meist ein Hauptwort (sm c sm), das Prädikat meist ein Eigenschaftswort (sm tw'r). Das Bindezeichen (Copula) ist ein Grundzeitwort (h-p c l h-r'sj), das die Philologen selbständiges Zeitwort (dbwr h-msj'wt) 'sein' nennen. Dieses Zeichen drückt im Hebräischen mehrere Gedanken ( c njnjm) aus: (1) Bejahung oder Verneinung, (2) das Tempus (in assertorischen Urteilen), (3) die Person des Subjekts; ob es selbst der Sprecher (h-mdbr b- e smw), der Hörer (h-swm c ) oder 3. Person (gwf sljsj) ist, (4) das Geschlecht (h-mjn), ob das Subjekt maskulin (zkr), feminin (nqbh) oder sächlich (twmtwm) ist. Hebr. Verbformen sind also dreigliedrige Sätze (m'mr sljsj), weil sie drei Teile (Subjekt, Prädikat und Copula) durch besondere Zeichen ausgedrückt enthalten. Die Sprachen drücken in einem Wort manchmal auch das Prädikat aus: hthlk = hjh mthlk (hjh + Partizip). Im Hebräischen und anderen alten Sprachen wird auch das Subjekt in der Verbform ausgedrückt. Das Verbum (p c l) artikuäiert nach der Definition von M. „den Denkakt mit Bestimmung der Bejahung oder Verneinung in Bezug auf das Prädikat (zuweilen auch mit der Anzeige des Subjekts) die Zeit (h-zmn), Person (h-gwf) und das Geschlecht (h-mjn), je nach Erforderniß der Verständlichkeit des Satzes" (S. 61), Satze, die Prädikat und Copula in einem einzigen Wort haben, sind zweigliedrige Sätze. Der Infinitiv (h-mqwr) zeigt allein den erwähnten „Denkakt" (mspfc h-nis) ohne Bestimmung von Person, Geschlecht und (in einigen Sprachen) Tempus, Im dreigliedrigen Satz macht der Infinitiv das Prädikat zum Subjekt, dem man ein zweites Prädikat beifügt, z.B. h-'dm hw' Ibd-w > hjwt h-'dm Ibd-w (mit zweitem Prädikat) twb. In allen zweigliedrigen Sätzen ist das Prädikat ein Zeitwort, das Zeitwort selbst ist das Zu-bezeichnende, und das Prädikat die Bezeichnung. In dreigliedrigen Sätzen ist das Prädikat ein Nomen, sagt man von diesem etwas aus, so ist das zweite Prädikat ein Adverbiurn des Eigenschaftswortes. Die Bildung der Abstrakta (sm h-mqrh) wie 'Liebe', 'Haß', 'Schöpfung' usw. erklärt M.

dadurch, daß den häufigen Infinitive« Eigenschaften beigelegt werden. Dreigliedrige Sätze kennen „alle uns bekannten Sprachen", ebenso zweigliedrige Sätze. Sie sind in einander überführbar: „er ging" statt „er war gehend". Dies geschieht jedoch nicht in zufälliger Weise oder willkürlich, vielmehr liegt eine logische Regel zugrunde, wann man sich des sog. selbständigen Zeitwortes oder in kürzerer Weise des Zeitworts bedient. M. unterscheidet wieder zwischen Hebräisch und anderen ihm bekannten Sprachen. Das Zeitwort steht, wenn das Prädikat ein Wirken oder Leiden bzw. Nichtwirken oder Nichtleiden bezeichnet. Das Prädikat muß also eine Veränderung durch Wirken oder einen Mangel an Veränderung bezeichnen. Zeigt aber das Satzprädikat weder eine Veränderung noch einen Mangel an Veränderung an, sondern ein bloßes „Accidenz" einer Eigenschaft oder überhaupt eines der Merkmale des Subjekts („schwarz", „groß" u.a.), dann darf das Prädikat mit der Copuia nicht durch ein einziges Zeichen (sjrnn; gemeint ist volles Verbum) ausgedrückt werden, sondern jedes muß ein besonderes Zeichen erhalten (z.B. „war vermischt" u.a.). Im Gegensatz zu diesem Befund aus den M. bekannten Sprachen können im. Hebräischen jedoch Zeitwörter in Sätzen auftreten, in denen das Prädikat „weder eine Veränderung, noch einen Mangel", „sondern eine bloße Eigenschaft des Subjekts ausdrückt". Irn Hebräischen bedient man sich, wenn das Prädikat eine Satzes eine der Veränderung unterliegende Eigenschaft ist, des Zeitworts. In den Beispielen bezeichnen diese Zeitwörter „veränderliche und dem Subjekt nicht wesentlich inhärirende Eigenschaften". Das Hebräische gebrauche dagegen die Copula, wenn das Prädikat „eine wesentliche Beschaffenheit oder eine an dem Subjekte unveränderliche und von ihm unzertrennliche Eigenschaft" ausdrückt, Eigenschaftswörter (h-tw'r grjd') setzen in allen Sprachen „zu einem Hauptworte eine Eigenschaft ohne irgend eine Bezeichnung der Vernunftthätigkeit" hinzu. Dabei wird der Sache faktisch weder etwas bejahend beigelegt, oder verneinend abgesprochen, man betrachtet nur den mit einer solchen Eigenschaft versehenen Gegenstand. Die Eigen-

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schaft ist dann nicht Prädikat des Satzes, sondern ein Teil des Subjekts oder Prädikats. Diese Verbindungsart nannte Maimonides die „erklärende oder bedingende". Das Prädikat des Satzes steht immer ohne Artikel. Das Nornen zur Bezeichnung der bloßen Eigenschaft, richtet sich in Genus und Numerus nach seinem Hauptwort. Ist dieses Nomen aber Prädikat des Satzes, bleibt es wie ein Adverb unverändert, d.h. ohne Bezeichnung von Genns und Numerus, illustriert an „groß-er Mann" und „der Mann ist groß". Andere Hauptwörter bezeichnen weder Subjekt noch Prädikat im Satz ooch einen Teil von ihnen. Sie drücken ein Verhältnis aus zur Näherbestimmung des Subjekts oder Prädikats, Die Unterscheidung erfolgt durch die Kasusendung(cn), Nomina als Subjekt oder Prädikat stehen im Kasus rectus (Nom.; jsr), Nomina zum Ausdruck des Verhältnisses der Hauptteile des Satzes stehen im Casus obliquus (h-ntjjh), Art und Zahl der casus obliqui sind einzelsprachlich verschieden. Im Hebräischen wird der obliquus (1) durch status constructus (smjkwt h- c njn), (2) durch die Akk-Partikel 'et oder (3) durch präfigierte (b-, k-, l-, m-) oder andere Präpositionen ausgedrückt. Es gibt Sätze mit zwei Nomina (Norninalsätze mit „Copula") bzw. nur einem Nomen im casus rectus (d.h. das Verbum drückt Prädikat und Copula in einem Wort/volles Verbum aus). Oft wird das Subjekt durch die Verbform ausgedrückt, so daß der Satz nur Nomina im casus obliquus aufweist, Den Casus obliquus oder das Verhältnis der Hauptteile des Satzes zu den übrigen Nomina bestimmt M. im Anschluß an Maimonides, § 10 als quantitativ zur Anzeige des Verhältnisses von Gleichheit und Ähnlichkeit (Vergleichspartikel k-) bzw, des Verhältnisses zwischen zwei Dingen, die eine Beziehung auf beide haben (wie Vater - Sohn, Herr - Diener, Liebhaber - Geliebte usw.). Im letzten Fall steht als casus obliquus der Gen (smjkt ^njn). Beim Gen zeigt das Hebräische einen Unterschied zu anderen Sprachen, es verändert sich das sich „beziehende Nornen" (h-sm h-nsmk), d.h. das Nomen, das man durch sein relatives Verhältnis zu einem anderen bestimmen will. In den anderen Sprachen ändert sich dagegen das „bezogene Nomen", das das beziehende

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näher bestimmt, d.h. diese haben Genitivendung. Liegt dagegen das Verhältnis eines tätigen Subjekts zu einem Objekt vor, dann steht das Objekt mit der Partikel 'et im Kasus obliquus Akkusativ. Ist das Verhältnis ein leidendes, d.h. ein Verhältnis des Objekts zum Subjekt, dann steht in anderen Sprachen das Objekt im Nom., im Hebräischen aber mit dieser Partikel 'et wie im Akk. Subjekt (Tätige) und Prädikat eines Satzes stehen im casus rectus (Nonn.), sonstige Nomina (das Leidende, Objekt) im casus obliquus (mit 'et), aber nur bei handelnden Zeitwörtern, die ein tätiges Verhältnis bezeichnen. Bei leidenden Verben wird das Objekt zum Subjekt des Satzes, es steht in den anderen Sprachen irn casus rectus (Nom.), während das Hebräische auch für das leidende Subjekt das öbjektzeichen 'et gebraucht. M. beobachtet, daß Akk-objekte in unpersönlichen Konstruktionen ins Passivgesetzt werden, so daß das Akkzeichen auch vor dem Nominativ (Subjekt) erscheint {siehe Brockelmann, Hebr. Syntax, §35d). Von diesem Objektzeichen 'et unterscheidet M. eine Präposition 'et in der Bedeutung 'mit'. Er gibt für beide unterschiedliche Wurzeln, indem er 'wt-k usw. von einer hohlen Wurzel 'WT, die Präposition wie 'itt- von der Media gern in ata 'TT (realisiert durch D ages forte) ableiten will. Sätze zur Bezeichnung des Verhältnisses „des Wo und Wann", d.h. des Verhältnisses eines Dinges zu Raum und Zeit (die Kategorien 5 und 6 bei Maimonides) verwenden die Partikeln b-, l- und m-. Sie beschreiben die drei Punkte (Dimensionen), die jede Bewegung und Veränderung hat: von einem Punkt aus fängt die Bewegung der Sache an, auf einen Punkt ist die Veränderung oder Bewegung gerichtet und sie bleibt auf einem Punkt, auf dem sich die Sache jetzt befindet. Die Sprachen bezeichnen den terminus a quo und in quo mit dem Ablativ, den terminus ad quem durch den Dativ. Das Hebräische verwendet für den terminus ad quern, der die Endursache ausdrückt, das Zeichen l- in der Bedeutung von „zu, nach"; für den terminus a quo, in dem die wirkende Ursache liegt, das Zeichen m- < min 'von, durch 1 und für den terminus in quo das Zeichen b-, das M. als b-w 'in, an' deutet,

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Das Pronomen (knwj) als eigener Redeteil vermeidet die Wiederholung eines Nomens ; ist daher als Stellvertreter eines Hauptworts zu definieren. Maimonides, § 12 hatte sie als Ellipsen (h-nstrjm), die hebt. Pronomina als Suffixe (h-knwjm) benannt, offensichtlich ein Kunstwort aus h/k/n/w/j/m. Diese Suffixe bezeichnen ein Verhältnis zwischen einer Sache und einer ersten, zweiten und dritten Person. Sie treten an Nomina und an Verba, „wenn eine der Personen Subjekt oder Objekt ist" (M, gibt als Beispiele die Endungen der einzelnen Personen im Verbalp aradigraa. keine Objektsuffixe !), an selbständige und präfigierte Partikeln. Zwischen hebt, und l at. Pronomen ist ein Unterschied, Im Hebräischen wird das Verhältnis zwischen einer Sache und einer ersten, zweiten und dritten Person nur ausgedrückt, „wenn es ein relatives, thätiges oder leidendes bestimmt". In relativen Sätzen steht das Pronominalsuffix anstelle der Begriffsbeziehung Genitiv: 'ab- 'mein Vater' anstelle von 'ab sel-li. In „Sätzen, die ein thätiges oder leidendes Verhältnis ausdrücken", steht das Suffix anstelle des Subjekts, d.i. casus recti, oder anstatt 't (Zeichen des Objekts bzw. Akk.). Unklare Fälle von relativem oder tätigem Verhältnis können auftreten, wenn das Suffix statt eines Status constructus bzw. einer dritten Person steht, denn der Infinitiv wird mit einem tätigen Zeitwort durch das Gen-zeichen und mit einem leidenden durch das Akk-zeichen verbunden. In solchen Fällen übersetzt M. ganz wörtlich, einziges Entscheidungskriterium bleibt der Zusammenhang (Kontext). Je nach ausgedrückten Verhältnissen gibt es Sprachen mit 6 oder 7 Arten von Pronomina, (1) Persönliche Fürwörter (knwjj h-gwf) stehen im Nom, wenn sie auf Personen, die Subjekt oder Prädikat des Satzes sind, hinweisen. Die Kasus obliqui erklärt M. als Verhältnis der Hauptteile des Satzes zu anderen Dingen, sie werden wie beim Nomen mit dem Akk-zeichen 't, durch die präfigierten Präpositionen m-, l- und b- bzw. durch das Gleichheitszeichen k-mw- artikuliert. Die Pronomina reciproca (knwjjm hwzrjm) zur Bezeichnung des Verhältnisses der Handlung des Subjekts zu sich selbst werden ebenfalls durch persönliche Fürwörter in der Form csm-w 'selbst' aus-

gedrückt. Die (2) Possessiva (knwjj h-qnjn) bezeichnen ein relatives Verhältnis eines Dinges zu einer Person, sie haben die Bedeutung des Gen. (3) Demonstrate va (knwjj m rwmzjm) bezeichnen das Verhältnis der 1. Person „zu den Dingen außer ihr, mit Beziehung auf den Ort| d.h. die Kategorie des Wo". Mit Samuel ben Meir „Rasbam" (ca. 1080/85 - ca. 1174) differenziert M. die Nahdeixis h-zh 'dieser hier' von der Ferndeixis hlzh 'jener dort'. (4) interrogativa „drücken das Verlangen aus, die Person, welcher etwas beigelegt wird, zu kennen, als wer, was?". Im Kasus rectus wird zwischen Mensch (ml) und Nicht-Mensch (mäh) differenziert. M. erläutert hier die Kasusformen b-sl-mj (Gen), 'i-mj (Akk) und 1mj bzw. 1-mh (Dat). (5) Relativa (knwjjm insrfjm) dienen der näheren Bezeichnung einer Person durch einen ganzen Satz, der dann eine Eigenschaft der Person ausdrückt. Den dt, Relativpronomina weist M. zwei Funktionen zu: Verbindung des Zu bezeichnenden mit dem bezeichnenden Satz und Anzeige der „Art des Verhältnisses zwischen dem Zubczeichnenden und dem Bezeichnenden". Als (6) Pronomina indefinita (knwjjm bltj rnjwhdjm) setzt M. die Verwendung von 'is 'Mann' im Sinne von 'jemand'oder den Ersatz des unbestimmten Pronomens 'man' durch die 3. Person Aktiv oder Passiv eines Verbums an. Pronomina werden auch bewußt vermieden, indem ein Nomen zur näheren F/rklärung mehrfach wiederholt wird. Bei Verbformen wird das Personalpronomen oft pleonastisch dazugesetzt, Fälle mit wiederholten Pronomina versucht M. distributiv zu erklären, einige der Beispiele sind Fälle von Dat. ethicus. Der Infinitiv als abstraktes Hauptwort (sin hmqrh) legt einer Sache „Eigentümlichkeiten und Accidenzien" bei, indem er nur die „Wesenheit" dieser Eigenschaften ohne den Gegenstand, dem sie zukommen, artikulert. Der Infinitiv (im constructus) ist dabei Subjekt des Satzes, er steht meist im Nom. Zeigt er einen Teil eines Satzes an, der nicht Hauptteil ist, sondern nur durch die vorher geschilderten Satzverhältnisse in einem bestimmten Verhältnis zum Hauptteil steht, dann wird der Infinitiv wie die Nichthauptteile des Satzes im Kasus obliquus gefaßt: Gen (constructus), Dat (l·), Abi (m-), Akk ('t) oder im Vergleich (k-). Eine Kasusform Aquitativ wagt

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M. nicht anzusetzen. M, gibt Beispick (S, 78 in der Übersetzung, sie fehlen in der Kurz ausgäbe), bei denen der Nichthauptteil des Satzes ein Wirken oder Leiden bezeichnet, das nicht durch eine bestimmte Zeit ausgedrückt werden soll daher der Infinitiv, Die Zueigung einer bestimmten Zeit, Person oder eines bestimmten Geschlechts ao diese Tätigkeit erfordert dagegen wieder die regelmäßige Verwendung des Zeitworts, der Nichthaupttcil wird dadurch wieder zu einem vollständigen „Satz für sich". Er tritt zu den Hauptteilen des Satzes durch die Partikeln kj 'daß', lm c n 'damit', k-mw 'als' und b c bwr 'um ... wegen' in Verbindung, die das Verhältnis der casus obliqui anzeigen, Im Deutschen steht das Verbum nach 'daß' im Konjunktiv, eine Veränderung, die das Hebräische nicht kennt, M. kritisiert die dt. Philologie, er habe noch bei keinem der dt. Grammatiker eine passende Regel über die Verwertdung des Konjunktivs gefunden. Adjektiva werden mit Adverbien und deren Merkmalen auch ohne ein bejahendes oder verneinendes Urteil der Vernunfttätigkeit verbunden. Dies erfolgt auf erklärende und bedingende Weise, indem „dieses Accidenz nicht Prädikat der Eigenschaft wird, als vielmehr deren Accidenz bleibt". Die Partikel m15'öd 'sehr* ist bloßes Accidenz eines Prädikats (adjektivs); z.B. twbh h-'rs m'd m'd (Num 14,7). Das Accidenz bejahend oder verneinend wäre von dem Prädikat 'gut1 nur aussagbar, wenn es in ein abstraktes Nomen twbh 'Gutheit' verwandelt wird: twbt h-'rs m'wdjt. Dengleichen Prozess zeigt M. für Verben anhand von Lev 26,13. Das Adverbium (tw'r h-p c l) ist eine nähere Bestimmung des Zeit- bzw. Eigenschaftswortes, Die Syntax erfordert jedoch folgende Differenzierung, In dreigliedrigen Sätzen ist das Prädikat ein nomen adjectivum. Wird das Accidenz auf erklärende oder bedingende Weise mit dem Prädikat verbunden, ist es die nähere Bestimmung des Eigenschaftswortes (tw'r h-tw'r). In zweigliedrigen Sätzen ist das Prädikat ein Zeitwort, das damit verbundene Accidenz als nähere Bestimmung des Zeitworts definiert M. als Umstandswort (mqrh h-tw'r). Dieses wird im Hebräischen im Wert eines bloßen nomen substantivum abstract u m (ohne Kasuszeichcn) gebraucht.

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Partikeln (mlwt) regeln das Verhältnis zweier Dinge zueinander, einige von ihnen bestimmen das Verhältnis der Satzteile zueinander. M. faßt sie in 11 Gruppen zusammen, die er mit „Verhältnis" benennt; das Verhältnis des Artikels (Präpositionen), der Bejahung (js, kn, hw ! ), der Verneinung (P, , 'jn, bl, bltj, w-'m ! jn), des Zweifels (pn 'daß nicht', 'wlj 'vielleicht'), der Frage und Verwunderung (hl 1 , 'j, 'jh, 'n, 'nh, 'jph, 'jkh; 'jkkh, 'jk, mh, mdw c , mtj, m'jn und l'jn), der Vergleichung (kmw, k'sr, kk, kkh beim Vergleichenden, kn beim Verglichenen), der Andeutung (hrih, hn, r'h, *sr), des Raumes (lokale Präpositionen), der Zeit (temporale Partikeln), der Proportion (Ipj, kpj) und der Verbindung ("l, "m, gm, ' f u n d Konjunktionen). Die Konjunktionen zeigen das Verhältnis zweier Sätze zueinander. Dieses ist (1) final und kausal (lm e n, j e n, kgll, b c bwr, kj c qb), (2) „conjurtctiv", (3) oppositionell (rq, 'k, Ibd, zwit, 'ps) oder (4) Folge der Bedingung ( ! z, s w'z). W- ist Zeichen der Folge der Bedingung ('so') wie Merkmal des „contrairen Verhältnisses" ('aber') je nach Sinn- und Redezusammenhang und Inhalt und Bedeutung jedes einzelnen Satzes. Die Zusammenhänge von Satzteilen und Sätzen durch die Konjunktion w- sind nicht klar differenzier bar in Haupt- und Nebengedanken. Das w- conversivum ändert ferner die beiden Tempora. M. differenzierte in seinen Schriften 3 Typen der Konjunktion w-: (1) Waw ha-hibbur (Waw conversivum), (2) Waw ha-hemsek (mit Fortsetzung des Textes in temporaler und kausaler Verbindung) und (3) Waw ha-mehaleqet (zur Differenzierung von Alternativen in einem Text in enumerativer Funktion). In Verbindung mit dem adversativen Waw betonte M., daß eine scheinbar redundante Verwendung eines Pronomens adversative Funktion habe, wofür er Gen 49,8 und Num 14,31 f. zitiert (S. 262f.). Interjektionen (nqr'wt) bezeichnen die Stimmung und den aufgeregten Zustand der Seele, sie sind „Zeichen der Verwunderung und Warnung, der Freude und des Schmerzes, der Rache und Erbarmung". Die hebr. Akzentzeichen drücken dagegen keine Empfindungen aus. Der geübte Vorleser drückt diese Empfindungen durch Stimme, Miene, Gestikulation und Bewegung aus, was durch be-

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sondere Schriftzeichen nicht so gut geschehen könne. Diese „Pragmatik" ist für M. eher aus mündlichem Vortrag erlernbar als „aus todten Büchern". Die Partikeln sind zwar dem ersten Anschein nach sinnverwandt, aber es gibt zwischen ihnen eine sehr feine Bedeutungsverschiedenheit. Die Zeichen für das Verhältnis des Endzwecks und der Kausalität sind nicht sinnverwandt; denn die wirkende Ursache, die dem Endzweck vorangeht, und die Bewegung des Willens, die die Tat verursacht, wird mit dem Satz durch jcn verbunden, während bjen die Beziehung der Wirkung zur Ursache anzeigt, was M, aus Lev 26,43 schließt. „Die Wirkung oder der Endzweck, den der Wollende ereichen wollte", wird mit l-mcn mit dem vorhergehenden Satz verknüpft, M. analysiert hier asyndetisch untergeordnete Sätze, die von Präpositionen abhängig sind. Er versuchte eine Beschreibung der Differenz zwischen der Verbindung von Nomina und Sätzen. Ein Nomen mit b c bwr 'damit' drückt den Endzweck aus, die wirkende Ursache wird mit bgll verbunden. Bezeichnet ein ganzer Satz die Ursache (Kausalsätze !), sei er durch sich selbst oder durch das Vergangene verständlich, wird er durch j f n verbunden, „wenn ein Nachdruck darauf ruhen soll", wird noch die Partikel kj hinzugefügt. Eine der Zeit nach spätere Wirkung wird durch e qb 'weil' verbunden. M. bemerkt, daß sich ein solcher Unterschied durch eine Distinktion bei alten Partikeln zeigen ließe. Barzilay-Eisenstein versteht Or H-netiwah als umfangreichste und bedeutendste hebr. Schrift von M., sehr „conservative in tone and ideas", die man noch der rabbin. Literatur des Mittelalters zurechnen könnte (S. 71). Das Werk erschien in mehreren Ausgaben, Die Einleitung ist auf den l, Kislew 5543 datiert, im Dezember 1782 wurden 300 Exemplare separat gedruckt. Am 1. Nisan 1783 (— April 1783) erfolgte ein Neudruck im Format der Torallübersetzung, von der Rabbiner H. Jolowicz aus Cöslin 1847 eine dt. Übersetzung herausgab. Der gramm. Teil von Or lirieiiwak erschien 1782 eigens unter dem Titel leson haz-zahab „die goldene Sprache" in einer Ausgabe mit 36 unpaginierten Seiten, die trotz ihrer Angabe „verfaßt von dem großen, berühmten Gelehrten.,. Moses Dessau aus

Berlin" nicht von M. in Auftrag gegeben worden war (siehe W. Weinberg, Einleitung, S. LVII). Es ist eine „Kopie mit geringen Abweichungen und Zufügung eines Titelblattes aus dem grammatischen Teil von Or Lanetiwah" (G.G. Mendelssohn, 1863, S. XL). M. verzichtet in dieser philos. Grammatik des Bibelhebräischen auf jegliche Formenlehre, da sie sich in den traditionellen hebr. Sprachlehren fänden. Er plädiert dafür, die gramm. Regeln schon im Schulunterricht zu lernen, was in zwei Jahren möglich wäre, da Kinder in früher Jugend sehr leicht sprachliche Regeln erlernten - im Gegensatz zu späteren Lebensaltern. Die israelitischen Schulen lernten täglich eine Stunde hebr. Grammatik. M. versteht im Anschluß an Elia Levita (14691549) das bibelheb r. Akzentsystem hermeneutisch als Indikatoren der Trennungen und Verbindungen von Phrasen und Satzstrukturen. Er ist der erste jüd. Bibelkommentator, der die Akzente regelmäßig und systematisch berücksichtigt, wie sich aus dem Studium des Bi'ur (= Kommentars der Bibelübersetzung) und der Übersetzung selbst ergibt (E.R, Levenson, S. 8f.). Dies wurde in der Sprachwissenschaft des 19. Jhs. bei A. Ackermann (1893) nicht gesehen. Der Bi'ur versucht aber keine systematische Klassifizierung der Akzente in einer Rangordnung, die christlicherseits seit Caspar Ledebuh r Catena Scriptural (1647) in soziologischer Terminologie beschrieben wurde, was jüdischerseits Salomo Hanau (1718) und Ben Ze'ev (1796) mit hebr. Äquivalenten adaptierten. M. selbst hatte in seinem Kommentar zu Kohelet (1770) noch drei disjunktive Klassen aufgezählt. Er arbeitet auch mit der dichotomischen Funktion der disjunktiven Akzente, die im Gefolge von C. Florinus Doctrine de accentuations aivina (1667) im 18. Jh. von J. —*Francke Diacritica sacra (1710) und A.B. -^-Spitzner Instiiuiiones ad analyticam sacram iexius Hebr. V.T. accentibus (1786) vertreten wurde, Im Bi'ur erfolgen mehrfach sprachwiss. Hinweise. So analysiert M, mehrere Konjunktionen (S. 265). Der Partikel kl gibt er nach der rabbin. Tradition vier Bedeutungen: 'weil, denn' (dh'), 'wenn' ('j), 'sondern 1 (T) und 'vielleicht' (dlrn 1 ). Das temporale Bezugsgefüge von Gedanken wurde von M,

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in mehreren Richtungen gelost: (1) Hinzufügung von adverbiellen (temporalen) Bestimmungen, (2) Subordination durch Konjunktionen wie 'nachdem' und 'bevor' und (3) die Verwendung unterschiedlicher dt, Tempora, Die Grammatik ist eine Syntax, Während die Grammatiken christlicher Hebraisten häufig nur eine Formenlehre, d.h. überhaupt keine Syntax bieten oder sich im Teil Syntax auf Inkongruenzen, Idiotismen (Soloecismen) und (oft nur vermeintliche) Stilfiguren beschränken, arbeitet M. an einer heb r, Satzlehre. Er definiert Satz im Sinne der traditionellen Universalgrammatikeit als dreigliedrige Aussagesätze mit Subjekt - Kopula Prädikat, Er bringt die Konzeption der Universalgrammatiken in die jüd. Philologie ein, verbindet sie mit der Tradition von Moses Maimonides, Die Bestimmung der drei Personen entspricht teilweise F.C. —»Koch (1740), der sie als Sprecher - Hörer - Objekt des Gesprächs definierte. Viele gramm. Phänomene beschreibt M. im Kontrast von Hebräisch und Deutsch, um die Systemdifferenz zu verdeutlichen. Die Wirkungsgeschichte der Grammatik von M. ist in der jüd. Welt beachtlich. Seine differenzierte linguistische Terminologie wird 1788 von Mayer —*Löw in Regensburg übernommen, der M.s Bibelübersetzung der christlichen und jüd. Jugend ausdrücklich empfahl. M.s sprachwiss. Terminologie findet sich auch bei .1. ->Löwe {1794/21803). Löwe sagt im Vorwort zu cAmmude hal-lason (1803, S, 4), M. habe in seinem Or li-neiiwot einen Grammatikunterricht vorgezeichnet, der diqduq (Grammatik im Sinn von Formenlehre) und higgajon (Sprachlehre) mit der Vernunftlehre verbinde. Aus M.s Logik skizziert Löwe, wie die menschliche Seele durch den Verstand Begriffe bildet, sammelt, ordnet und diese miteinander vergleicht. Sie überträgt sie durch die Sprechwerkzeuge aus den Gedanken in die eigentliche Sprache. 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk [M,s Arbeiten werden - soweit möglich - zit. nach: Moses Mendelssohn Gesammelte Schriften. Jubiläumsausgabe. In Gemeinschaft mit F.

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Bamberger, H. Borodianski (Bar-Dayan), S. Rawidowicz, B, Strauss, L. Strauss. Begonnen von I. Elbogen, J. Gutmann, E. Mittwoch. Fortgesetzt von Alexander Altmann, In Gemeinschaft mit H. Bar-Dayan, E. Engel, L. Strauss. 20 in 25 Bdn Stuttgart - Bad Cannstatt: FrornmannHolzboog 1971 ff. Die Erstdrucke verzeichnet Meyer 1967. s. 3.2.2.} die zu Lebzeiten unveröffentlichten sprachwiss. Arbeiten sind publiziert in: Kleinere Schriften II. Bearbeitet von Eva J. Engel, Mit einem Beitrag von Alexander Altmann. Stuttgart - Bad Cannstatt: FrommannHolzboog 1981 (Gesammelte Schriften, Jubiläumsausgabe 6 f 2) [darin S. XI-XXIV: Einleitung zu /. Die sprachwissenschaftlichen Schriften. - S. [3],523: Über die Sprache; S. [25],27-28: Notizen zu URSPRUNG DER SPRACHE: S, [31],3334: Einige deutsche sinnverwandte Wörter: S. [37],39-46: NOTIZEN in und zu STOSCHS SYNONYMENSAMMLUNG: S. [49],51: Nebensatz, Deklination des Infinitivs, Modus Conjunctivus; S. [53],55-56: Korrekturen zu Joseph Mendelssohns Ubungshcft] Sendschreiben an den Herrn Magister Leßmg, in: Johann Jacob Rousseau Bürgers zu Genf Abhandlung von dem Ursprünge der Ungleichheit unter den Menschen und worauf sie sich gründet: ins Deutsche übersetzt mit einem Schreiben an den Magister Leßing und einem Briefe Voltairens an den Verfasser vermehret, Berlin: bcy Christian Friedrich Voß 1756, S. 213-251 - neuere Ausgaben Moses Mendelssohn Schriften zur Philosophie, Aesthetik und Apologetik. Mit Einleitungen, Anmerkungen und einer biographisch-historischen Charakteristik Mendelssohns hrg. von Moritz Brasch, Band II: Schriften zur Psychologie, Aesthetik sowie zur Apologetik des Judentums Leipzig 1880 = Hildesheim: Olms 1968 [darin S, [319]: Titel; S. [320] leer; S. [321 j322: Vorbemerkung. - S. [323],324-348: Text Sendschreiben]

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Sckrifien zur Philosophie und Ästhetik II. Bearbeitet von Fritz Bamberger und Leo Strauss. Berlin 1931 = Stuttgart - Bad Cannstatt 1972, 81-109 (Gesammelte Schriften, Jubiläumsausgabe 2) Bi'ur millot ha-higgajon in: Borodianski (Bar-Dayan), Haim (Hg,): Moses Mendelssohn. Hebräische Schriften I. Breslau 1938 - Stuttgart - Bad Cannstatt 1972, 23-119 (Gesammelte Schriften, Jubiläumsausgabe 14) - dt. Übersetzung Logikalische Terminologie, von Mendelssohn commentirt, übersetzt und mit einem Wortregister versehen von Salomon Heilberg. Breslau: gedruckt bei Löbel Sulzbach 1828 'WR L-NTJBH w-hw' h-qdmh kwllt 1-kl hmst h-sfrjm in: Weinberg, Werner (Hg.): Mendelssohn, Moses: Hebräische Schriften 11,1. Der Pentateuch. Stuttgart - Bad Cannstatt 1990, 19-64 (Gesammelte Schriften, Jubiläumsausgabe 15,1) in: Borodianski (Bar-Dayan), Haim: Moses Mendelssohn: Hebräische Schriften I. Breslau 1938 — Stuttgart - Bad Cannstatt 1972, 209-268 (Gesammelte Schriften, Jubiläumsausgabe 14) in: G.B. Mendelssohn (Hg.): Moses Mendelssohn's gesammelte Schriften. Nach Originaldrucken und Handschriften herausgegeben. Siebenter Band. Leipzig 1863 (1845) = Hildesheim 1976. - dt. Übersetzung Moses Mendelssohn's allgemeine Einleitung in die fünf Bücher Moses deutsch von DT, H. Jolowicz, Rabbiner in Cöslin, Cöslin: Verlag, Druck und Papier von G.G. Hendeß 1847. [6],86 S. [S. [2] leer; S, [3]: Widmung an L,L. Hellwitz, Obervosteher der Israeliten Wesiphalens; S. [4] leer; S. [5]-[6j: Vorwort von Jolowicz. - S. [l],2-29: /. Einteilung, Inhalt, Echtheit, Sprache und Schrift des Fünfbuchs, Das samariianische. Fünfbuch.

Vokal- und Tonzeichen. Keri und Keiib; S. [30],31-56: //. Von den Ueberseizungen; S. [57],58-86: ///, Von den Redetheilen und deren Anwendung in der Sprache. - [1] S.: Verbesserungen] [Exemplar Bm 125 der Königlichen Bibliothek Berlin (Deutsche Staatsbibliothek Berlin)] sprachwiss, Rez, in: Briefe, die neueste Litteratur betreffend (zit. nach Gesammelte Schriften, Jubiläumsausgabe 15,1) - J.D. Michaelis: Ueber den Einfluß der Sprachen in die Meinungen und der Meinungen in die Sprachen, 72. (13.12. 1759) bis 74, (20.12.1759) Brief (15.1: 105-115) - Anonyme Preisschrift über den Ursprung der Sprache r 75, Brief (20.12. 1759) (15,1: 5-118) - Fremontval über korrektes Französisch, 125. Brief (4.-l 1.9.1760) (15,1: 260-264) in: Allgemeine deutsche Bibliothek (zit. nach Gesammelte Schriften, Jubiläumsausgabe 15,2) - Lamberts Neues Organen (15,2: 31-64) - Herder und Tiedemann, Ursprung der Sprache (15,2: 174-183)

3.1.2. Sonstige Werke philos., ästhetische, religiöse Arbeiten

3.2, Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk Aarsleff, H.: The Tradition of Condillac: ... the Debate in the Berlin Academy before Herder, in: D. Hymes: Studies in the History of Linguistics (Bloomington, London): 91-156. - Ackermann, .: Das kermeneutische Element der biblischen Accentuation. Ein Beitrag zur Geschickte der hebräischen Sprache (Berlin 1893). - Barzilay-Eisenstein, Isaac: Moses Mendelssohn (1729-1786). A Study in Ideas and Attitudes, in: JQR 52 (1961): 69-93; 175-186. - Efros, Israel (Hg.): Müot ,-Higayon: Maimonides Treatise on Logic. (Makälah fi-sinäeal al-mantik). The Original and Three Hebrew Translations.) Critically edited on the basis of manuscripts and early editions and translated into English (New York 1938) (PAAJR 8, 1937/38), - Levenson, Edward Richard: Moses Mendelssohn's Understanding of Logico-Grammatical and Liter-

Merlan

ary Construction the Pentateuch. A Study of his German Translation and Hebrew Commentary (The tii'ur) (Diss. Brandeis Univ. 1972 = Ann Arbor 1976). - Meyer,. Herrmann M.Z.: Kohekth Mussar. Berichtigungen, Ergänzungen, Meinungen, in: Bulletin des Leo Baeck Instituts 41 (1968): 48-60. Pross, W.: Darstellung, in: ders. (Hrsg.): J.G. Herder Über den Ursprung der Sprache (München 1978): 135-178. - Toury, Jacob: Die Anfänge des jüdischen Zeitungswesens in Deutschland, in: Bulletin des Leo Baeck Instituts 37 (1967): 93-123 (zu Koheleth Musar, Mcasscfund „Der große Schauplatz"), -ders., in: Bulletin des Leo Baeck Instituts 41 (1968): 60-65. - Zobel, R.W.: Gedanken über die verschiedenen Meinungen der Gelehrten vom Ursprünge der Sprache (Magdeburg 1773): 8388 3,2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie ADB XXI: 316-324 [Franz Muncker], - DBA 826: 79-80, 11-150; 861: 309-353. - Altmann, Alexander: Moses Mendelssohns Kindheit in Dessaut in: Bulletin des Leo Baeck Instituts 40 (1968): 237-275. - Breuer, M., M, Graetz: Deutsch-Jüdische Geschickte in der Neuzeit. Bd I. Tradition und Aufklärung 1800-1780 (München 1996). - Encyclopedia Judaica XI (1971): 1328-1342, - Jüdisches Lexikon IV: 95-103, - Kayserling, M.: M.M. Sein Leben und seine Werke (21888). - Mensel: Verstorbene IX: 335-347, dort alt. Lit, Kosch X: 823-826. - Meyer, Herrmann M,Z.: M,M. Bibliographie (Berlin 1967). - NUC pre156 Bd 375: 538-545. - N DB XVII: 56-49. Schoeps, Julius H.: Moses Mendelssohn (Königstein/Ts. 1979) [Angerstorfer (2,3.); Haimeri (L); Weiß (2.1.,

MERIAN, JOHANN BER.NHARU 1. Biographie * 28.9,1723 Liestall [Jöcher: Liechstall], Kanton Basel/Schweiz f 12.2.1807 Berlin Philologe, Bibliothekar V: Hans Rudolph (1690-1766), Pfarrer

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M. studierte bereits 1737 an der Universität Basel Philologie und Philosophie (nach Jöcher hielt er zu dieser Zeit schon erfolgreich eine öffentliche lat. Vorlesung) und erlangte 1740 die Doktorwürde. In den Jahren 1740 bis 1744 bewarb er sich viermal vergebens um eine Universitätslehrstelle in Basel, wobei er jedesmal eine gedruckte Abhandlung vorlegte. (Dagegen Jöcher: „1741 bewarb er sich in Basel um den Lehrstuhl der Rhetorik und das Loos traf ihn.' 1 ). Daraufhin wandte sich M.vorübergehend der Theologie zu. Er hielt sich einige Zeit in Lausanne auf und nahm dann eine Hofmeistcrstclle in Amsterdam an, Maupertius schlug M. 1749 als Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften vor, woraufhin dieser 1750 in die Klasse der spekulativen Philosophie berufen wurde. 1767 wurde M. Inspektor des frz. Collegium« in Berlin und 1770 Direktor der in der Akademie bestehenden Abteilung für die schönen Wissenschaften. Seit 1770 stand M. in engem Kontakt mit Friedrich dem Großen, der ihn in wissenschaftlichen und personellen Fragen zu Rate zog. Seine Ernennung zum Visitator des Joachimsthaler Gymnasiums (1773) nutzte M,, um bei der Umgestaltung des Unterrichts mitzuwirken. Seit 1797 war M, ständiger Sekretär, nach Jöcher auch Bibliothekar, der Akademie. Jöcher berichtet außerdem über eine Mitgliedschaft M.s in der Akademie der Wissenschaften zu Padua und der Accademia degli unanimi zu Turin. M. veröffentlichte neben seinen sprachtheoretischen Arbeiten eine große Anzahl philos. Abhandlungen, in denen er sich unter anderen mit Leibniz, Hurne und Kant auseinandersetzte. Eine Reihe von Aufsätzen widmete M. dem sog. Problem Molyneux, d.h. der Frage, ob ein Blindgeborener, wenn er später die Sehkraft erlangt, einen Würfel von einer Kugel unterscheiden könne, „wobei M. nach erfolgloser Prüfung aller verschiedenen Ansichten mit dem Vorschlage schließt, eine Anzahl Findelkinder mehrere Jahre in absolut finsterem Räume nach Art der Blinden zu pflegen und dann in das Licht zu entlassen, um zu erfahren, was sie vom Würfel sagen" (ADB). Sein Interesse galt auch literaturtheoretischen Problemen, wie seine Arbeiten zum Thema: „Comment les sciences influent-elles sur la poesie?" zeigen.

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2. Werkbeschreihung In seiner Eigenschaft als Akademiemitglied erstellte M. z.T. recht umfangreiche Auszüge und Inhaltsangaben in frz. Sprache von den Werken J.D. —* Michaelis (diesen übersetzte er zusammen mit —* Fremont val ins Französische), —»Herders und —»Schwabs. Diese sind in 3,1.1. exakt bibliographiert. Eine eigenständige linguistische Arbeit legte M, mit seinen Cogitaiiones de contemtu linguae laiinae (1742) vor; sie ist in der LB Bern vorhanden, jedoch nicht verleihbar. 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Cogitationes de contemiu linguae iatinae. Basel 1742 [vorh. an der LB Bern, jedoch nicht verleihbar] Precis du Discours qui a remporte le pnxt in: Dissertation qui a remporte le prix propose par l'academie royale des· sciences et belles lettres de Prusse, sur {'influence reciproque du langage sur !es opinions, ei des opinions sur ie langage, Avec les pieces qui ont concouru. A Berlin, chez Hände et Spener, libraire du Roi & de Academic. MDCCLX [1760], S. [III3,IV-XXIV. - auch in: J.D, Michaelis; De l'infuencc des opinions sur le langage, ei du iangage sur les opinions. Bremen: Förster 1962 - davon Reprint Nouvelic impression eri facsimile ... par Helga Manke et ... Herbert E. Brekle. Stuttgart-Bad Cannstatt: FrommannHolzboog 1974 (— Grammatica Universalis 9) Aufsätze in: Nonveaüi memoires de {'Academic royale [NMB] des sciences ei belles-lettres. Annee ... [Berichtszeitraum] Avec l'kistoire pour la meme annee. [Vign.] A Berlin: Imprime chez George Jacques Decker, Imprimeur du Roi [Erscheinungsjahr] 25cm - Analyse de la dissertation sur l'origine du langage, qui a remporte ie prix 1771, Par

M. Merian. NMB 1781 (1783), S. [379],380417 - Sur l'umversaltte de la langue francoise. NMB 1785(1787), S. 371-399 [aus 21: ÜB Tübingen; Sign.: Kc 5 4°j 3.1.2. Sonstige Werke Übersetzungen, philos. Schriften; eine ausführt. Auflistung seiner Arbeiten findet sich in Jöcher/Adelung IV. 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk nicht zu ermitteln 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie ADB XXI: 428-430 [Prantl], dort ältere Lit. Denina: La Prusse liiierain III. - G V 17001910 Bd 95: 30. - Hamberger/Meusel V: 177178; XIV: 549; XVIII: 678. - Jöcher/Adelung IV: 1504-1507, - Nicolai: Anzeige der .. Gelehrten (1786). - NUC pre-1956 Bd 377: 174175. - Schmidt/Mehring: Neuestes gelehrtes Berlin [Gräßcl (3.); Haimerl (L); Weiß (2.)]

MERTENS, HIERONYMUS ANDREAS l, Biographie * 6,1,1743 Augsburg t 17,1 1799 Rektor M. besuchte das Gymnasium seiner Heimatstadt und studierte ab 1763 an der Univ. Erlangen. 1768 kehrte er als Adjunkt des Gymnasialrektors Gottfried Hecking nach Augsburg zurück und übernahm nach dessen Tod 1773 das Amt des Rektors am Gymnasium St. Anna und das Amt des Stadtbibliothekars, 1769 wurde ihm in Abwesenheit die Magisterwürde der philos. Fakultät in Erlangen verliehen. M, entfaltete in seinem Leben eine rege schriftstellerische Tätigkeit, In seinen fast 60 Publikationen befaßte er sich - neben den Arbeiten von sprachwiss. Interesse hauptsächlich mit pad. Fragen und verfaßte einige Denkschriften, von denen die Ueber den päpstlichen Besuch, der Augsburger Stadtbtbliotkek (1782) „ihm viele Verdrießlichketten" (Jöcher) zuzog.

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Sein Werk Die Schönheit der deutschen Sprache (1772) ist eine reine Textsammlung, die nur bibliographisch erfaßt wird (s. 3.1.1.). 2. Werkbeschreibung 2.1. Das Gerne der deutschen und der französischen Sprache (1773) M. begründet sein „Idiotismenlexicon" (S. 4, Ermnerüng) mit Erfahrungen aus dem Sprachunterricht bzw. dem Fremdsprachenlernen. Angedeutet wird diese Hauptintention schon im Untertitel: Zum nützlichen Gebrauche derjenigen, welche das Eigentümliche beyder Sprachen gründlich erlernen wollen. M, lokalisiert die Idiosynkrasien und Besonderheiten einer Nationalsprache, die mit dem damals üblichen Terminus „Genie" bezeichnet werden, auf der Ebene der idiomatischen Ausdrücke. Den Terminus „Genie" diskutiert er nicht, er setzt ihn offenbar als bekannt voraus (ebenso wenig wird der eigentlich lexikalische Bereich oder die Syntax (Stichwort; Wortfolge) in bezug auf das „Genie einer Sprache" erörtert). M. diskutiert in seiner eineinhalbseitigen Erinnerung lediglich den sprachdidaktischen Nutzen seiner Sammlung idiomat. Ausdrücke, den er darin begründet sieht, daß man die Idiotismen v.a. des Französischen, an das er in erster Linie denkt, hier gesammelt vorfinde und nicht mehr mühsam aus einem Wörterbuch heraussuchen müsse. Im Lexikon (S. [l]-692) hat M. unter alphabet, geordneten Stichwörtern dt. und frz. Idiotismen gegenübergestellt: Kommentare, Anmerkungen etc. wurden nicht beigefügt, die Beispiele sollen offenbar für sich selbst sprechen. 2.2, Versuch eines Augsburgischen Idiotikons (1791) Das Idiotikon umfaßt nur elf Spalten. M. gibt neben den Bedeutungserklärungen hin und wieder auch Hinweise auf den Verwendungskontext oder zur Aussprache, da er die Lexeme „bald mit, bald ohne Lokal aussprache geschrieben" (S. 166) hat. Die Beschreibungssprache ist dt., bei obszönen und pejorativen Ausdrücken weicht er gelegentlich auf das Französische (z.B. „ein Memseli machen, faire ia mine"), einmal sogar auf das Griechische aus.

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3, Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Das Genie der deutschen und der französischen Sprache in den schweresien Nationalausdrücken gegen einander gestellt. Zum nützlichen Gebrauche derjenigen, welche das Eigentümliche beyder Sprachen gründlich erlernen wollen. [Vign.j Augsburg: verlegts Eberhard Kletts sei. Wittwe. 1773. [4], 692 S. 18,7cm [S. [2] leer. - S. [3]-[4]: Erinnerung. - S- [1],2692: Text nach Art eines Lexikons, alphabet.; Stichwort - Redewendungen dt.-frz.] [aus 12: Bayer. SB München; Sign.; L. l at. f. 118] [auch vorh. in 824: ÜB Eichstätt] Die Schönheit der deutschen Sprache ... Z Bändchen. Augsburg 1772 - 2. verb, und verm. Aufl. Die Schönheit der deutschen Sprache in verschiedenen Mustern aus klassischen Schriftstellern, für Leute, welche die ganzen Werke derselben nickt lesen wollen. Gesammelt und ausgezogen von M. Hieron, And. Mertens, Rektor des Ami au ms in Augsburg und Bibliothekar. [Vign.j - Erstes Bändchen. Zwote verbesserte und vermehrte Auflage. Augsburg: bey Eberhard Kletts sei. Wittwe und FrancL 1786, [7],4-22,375 S. 17,2 cm [S. [2]: Motto von Joh. Geurg Zimmermann. - S. [3]: nochmals Titelblatt; S. [4] leer; S. [5]-[6j: Inhalt. - S. [7],4-12: Vorrede zur zwoten Auflage; S. [13], 1422: Vorrede zu der ersten Ausgabe. - S. [l],2-28: Ueber die deutsche Sprache und Litteratur von Möser an einen Freund. S. 29-133: Vermischte Briefe, - S, 134176: Die Bestimmung des Menschen [von Spaldingj. - S. 177-258: Johann Andreas Cramers Betrachtungen über Gott und seine Werke. - S. 259-309: Jerusalems Betrachtungen. - S. 310-337: Ueber den Werth der bürgerlichen und Religionsfreyheit. - S. 338-375: Lebensgeschichte des Prinzen Albrecht Heinrichs von Braunschweig und Lüneburg] - Zweytes Bändchen, Zwoie ... Auflage.

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Augsburg ... 1786. [8],412 S, 17 cm [S. [2]: Motto von Duseh. - S. [3] nochmals Titelblatt; S. [4] leer; S. [5]-[6]: Erinnerung für das zweyte Händchen; S. [7]-[8]: Jnk&U. - S. [lj.2-50: Erinnerungen aus dem Leben des Grafen Johann Hartwig Ernst von Bernstorf. S. 51-60: Traum des Galilei. - S. 6074: Etwas von Höltys Charakter. - S. 75-96: Lobschrift auf Winkelmann, von Chr. Gotti Heyne, - S. 97-111; Jselins Geschichte der Menschheit. - S, l 26: Zimmermanns Naiionalstolz. - S. 127-152: Aus Johann Winkelmanns Geschichte der Kunst des Allerthiims. S. 153-246: Abhandlung über die Evidenz in Metaphysischen Wissenschaften ... von Moses Mendelsohn aus Berlin. S. 247-266: Ueber die deutschen Mundarten und beyden Hauptdialekte. Von Johann Christ. Adelung. - S. 267-346: Der junge Gelehrte. Ein Lustspie! in drey Aufzügen von Gotthold Ephraim Leßing {!]. - S. 347-357: Was ist Wahrheit? - S. 358-377: Von Kaufleuten. - S. 378-412: Aus der allgemeinen Weltgeschichte für Kinder von Johann Matthias Schröckh] [aus 150: Staatl. Bibl. Neuburg/Donau; Sign.: Philol. 232] Versuch eines Augsburgischen Idiotikons, in: Ell rich: Journal von und für Teutschland, 8. Stück, 1791, S. 166-171 [Fotokopie aus 384: ÜB Augsburg; Sign.: 02/1,5,4,17(8; auch vorh. in 29: ÜB ErlangenNiirnberg; Sign,: HOO/4 ZTG-1III 6] 3.1.2. Sonstige Werke Denkschriften, Arbeiten zu päd. Themen; eine ausführliche Zusammenstellung seiner annähernd 60 Publikationen findet sich in Baader I 3.2, Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk nicht zu ermitteln 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie Baader: Lexikon baierischer Schriftsteller I: 23-26. - Baur: Allg. Hist. Handwörterbuch. DBA 830: 293-312. - GV 1700-1910 Bd 95: 90. - Harnberger/Meusel V: 181-184; X; XI; 531, - Hörner: Schwäbische Schriftsteller. Jöcher IV: 1520-1521. - Meusel: Verstorbene

IX: 89-93. - NUC pre-1956 Bd 377: 660. Schröder: Anna/es III: 122, Nr. 431; IV: 373, Nr. 1314 [Gräßel(l.;3.}; Weiß (2.)]

MERTIAN, IGNAZ [Ignatz, Ignace-Aloi(y)se] 1. Biographie * 26.3.1766 Ribauvüle (Rappoltsweiler); Elsaß/Frankreich t 1843 ebda Superior, Lehrer, kath. M., der einer angesehenen Familie aus der Pfalz entstammte, wurde nach seinem mit Auszeichnung beendeten Studium am College Royal in Colmar an diesem Institut zunächst Studien präfekt, dann Mathematik professor. Der dortige Leiter war übrigens sein Onkel Abbe Fels. Aufgrund seiner patriotischen Gesinnung und seines Gerechtigkeitssinns unterstützte er die Revolution von 1789 und leistete, ohne daß er gegen sein Gewissen zu handeln glaubte, den Eid auf die Zivtlkonstitution vorn 12.7.1790. Diese Konstitution, die die frz. Kirche von Rom trennte und dem Staat eingliederte, wurde von Papst Pins VI. am 13.4.1791 verurteilt. Hatten viele Priester den verlangten Eid zunächst in der Hoffnung geleistet, damit weiter wenigstens in ihren Pfarreien tätig sein zu dürfen, so widerriefen ihn viele, unter ihnen auch M., nach dem päpstlichen Verdikt. Zweidrittel des Klerus, so auch M., sein Bruder Bruno und sein Onkel Abbe Fels waren gezwungen, das Land zu verlassen, M. verbrachte die Zeit seiner Verbannung in Breslau (Wrociaw/Polen), wo er Mathematik und Sprachen unterrichtete und mehrere Bücher verfaßte. Warum, er diese später, längst nach Frankreich zurückgekehrt, in Breslau verlegen ließ - vielleicht aus Dankbarkeit für die gastfreundliche Aufnahme in dieser Stadt, wissen wir nicht. Etwa ab Sommer 1791 muß sich M. - wenigstens vorübergehend - wieder in Frankreich aufgehalten haben, wie einer eigenen Äußerung von ihm und zeitgenoss, Briefen zu entnehmen ist. Wieso er so bald zurückkehren konnte, ob er wie die anderen daheimgeblie-

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benen Priester in Verstecken leben mußte, ist nicht bekannt. Die Verlagshandiung von -^Campe's Beiträgen zur Ausbildung der Deutschen Sprache teilt auf der letzten Umschlagseite von 1,3 (1795) als Wohnort des neuen Mitarbeiters M. Augsburg mit. Endgültig in das Elsaß zurückgekehrt, übernahm M. nacheinander die Vikarsstelle in Ribauville, das Amt des Pfarrers von Hunawihr (Hunaweier) und Zeltenburg und schließlich die Nachfolge seines Vetters Louis M. in der Pfarrei von Bergheim. Nebenbei half er seinem Bruder Bruno, dem das Amt des Superiors der Schulschwestern von der Vorsehung (Les Soturs dt la Providence) zu beschwerlich geworden war. Nach dessen Tod 1819 wurde M. sogleich dieses Amt übertragen. Energisch setzte er die von seinem Bruder begonnenen Reformen fort, um den langsamen Verfall der Schwesternkongregation zu verhindern. Sein lebendiges Interesse an der Erziehung und Unterweisung der Kinder aus dem Volk - zu diesem Zweck hatte er bereits einiges publiziert - veranlaßte ihn 1820, für die Jungen eine Lehrerbildungsanstalt zu gründen, wie es sie für Mädchen schon früher gab. Aus dem kleinen Kern von zunächst fünf Schülern, denen er dank eines kleinen von seinem Bruder ererbten Vermögens den Unterhalt zahlte, entstand so das Institut der Brüder der christlichen Lehre der Diözese Straßburg (L 'Institut des Freres de la Doctrine chrelienne. M. ging bald daran, für seine Gemeinschaft Regeln zu entwerfen und eine besondere Tracht vorzuschreiben. Am 5.12.1821 wurde die neue Einrichtung durch eine kgl, Verordnung als gemeinnützig anerkannt. Viele Gemeinden verlangten und erhielten aus ihr Brüder für die Leitung ihrer Schulen. Zwei weitere Noviziate wurden gegründet. Bedingt durch M.s Doppelbelastung als Superior der Schulschwestern und der Brüder mußte er die Unterweisung der Novizen einem anderen Präester anvertrauen, der jedoch die besten in seine eigene Niederlassung nach Bordeaux schickte. So des besten Nachwuchses beraubt, mußte sich das elsässische Institut der Brüder auflösen.

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M, starb 1843 im Alter von 77 Jahren, nachdem er 25 Jahre tang die Kongregation der Schulschwestern von Ribauville geleitet hatte. 2. Werkbeschreibung und Wirkungsgeschichte Das sprachwiss. Hauptwerk M.s stellt die Allgemeine Sprackkunde von 1796 dar. In ihr versucht er eine phi tos. Grundlegung einer Grammatiktheorie zu leisten oder zumindest einen Anstoß für eine neue Sprachoder Grammatiktheorie zu geben. Vorarbeiten zur Allgemeine (n) Sprackkunde wie die Philosophischen Forschungen über die Natur und Wesenheit der Sprache (1795) - der Erste Theil der Allgemeine(n) Sprachkunde ist ebenfalls so überschrieben - verdeutlichen diese Zielsetzung, wobei der Aufsatz Ueber das Bedürfniß eines neuen Kunstwörtersystems für die Sprachkunde (1795) die kritischmethodologische Richtung anzeigt, Das Theoriedefizit in den sprachwiss. Bemühungen seiner Zeit zeigt sich für M. vornehmlich in der unreflektierten Übernahme des unangemessenen Begriffsgerüsts der traditionellen Grammatik (cf. Brekle [Reprint]: 23*), Der explizite Hinweis auf die Neufundierung der Chemie, wo ein ganzes „Lehrgebäude niedergerissen (worden ist), um auf wahren und richtigeren Begriffen wieder neu aufgeführt zu werden" (S. 3f.; meine Hervorhebung), wirft ein Licht auf M.s Betonung der Notwendigkeit eines neuen „Kunstwörtersystems", von dem her eine solche Grundlegung für die Sprachwissenschaft erfolgen könne, wie M. meint. Brekle führt aus, daß die Pointe von M.s Insistieren auf dem „neuen Kunstwörtersystem" nicht in der Ersetzung der „hergebrachten Lateinischen Termini durch mehr oder weniger glücklich gewählte deutsche Ausdrücke" liegt (Brekle [Reprint]: 28*) - das hätte auch ein —»Gottsched gefordert. Die Termini sollen vielmehr „von ihrer Bedeutung [...] her als Anweisungen oder Regeln zur Bildung kategorial wohlgeformter Satze verstanden werden können" (ebd.), so daß der eigentliche Stellenwert der Terminologie sich erst aus dem Zusammenhang von M.s im zweiten Teil der Arbeit skizzierten syntakt. und morph. Theorie ergibt (Brekle [Reprint]: 29*). Das enorme Problembewußtsein für terminologische Fragen bewahrte M. dabei nicht

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immer vor der Verwendung unklar definierter Ausdrücke oder Arnbiguitäten im Sprachgebrauch (s. seine Verwendung der Termini „Analyse" und „Sprache"; vgl. zu „Sprache" Breklc [Reprint]; 28*). Angesichts der philosophisch-rationalistischen Interessenausrichtiing M.s ist seine Betrachtung der Sprache „als eine analytische Methode [...]. Welche zur Entdeckung der Erkenntnisse führt" (S 1), „als ein Uebertragungsmittel (der Gedanken)" ( § 2 ) und die Untersuchung der „Verhältnisse der Sprachen mit den Verrichtungen des Verstandes" (§3) wenig überraschend. M. stützt sich dabei auf Leibniz, Condillac und implizit auf -»•Herder (cf. Brekle [Reprint]: 25). Bieten M.s Überlegungen in diesen Paragraphen auch nichts grundlegend Neues, so enthält doch die Bezugnahme auf drei Ausdruckssysteme (gestisch, ikonisch-visuell, akustisch), im §2 eingeführt und im §3 weiterentwickelt, interessante Aspekte, Die seit Aristoteles De inierpretatione bis heute vorherrschende Auffassung vom absoluten Primat der gesprochenen vor der geschriebenen Sprache wird bei M. deutlich relativiert: „auf eine solche Art wäre die geschriebene Sprache beynahe eben so alt als die geredete" (S. 92). Auf systematischer Ebene scheint M. in der Schrift zuallererst eine isomorphe Abbildung von Teilstrukturen der Wirklichkeit im Sänne einer realistischen Semantik zu sehen, wie seine Mutmaßung, daß die Hieroglyphen der Ägypter „wahrscheinlich ... älter als alle Sprachen sind" (S. 93), bezeugt. Die ,geredete Sprache' wird in Analogie zur Gebärdensprache, welche die älteste Sprache darstellt, verstanden, womit auch verbunden ist, daß sie vor dem Hintergrund der Mannigfaltigkeit von Sprechakten gesehen wird (cf. S. 64 f. die Analyse von Wunschbekundungen und Empfindungsausdrücken), Im Zusammenhang mit der Gebärdensprache verweist M. auf die Bemühungen von Epee und Sicard um den Taubstummenunterricht und schließt allgemeinsemiotische Überlegungen bezüglich einer künstlichen, d.h. sekundären Gebärdensprache an (S, 69 ff.). Man kann somit festellen, daB M.s Anmerkungen zu anthropologischen, psychologischen und semiotischen Bedingungen von Kommunikation auch auf systembedingte Denzienzen der wiss.

Betrachtung von Sprache aufmerksam machen, die sich bis in die heutige Zeit tradieren. In seinen Überlegungen zum .Zusammenhang der Bestandteile der gebildeten Sprache' (SJIV d. 1. Teils) versucht M. „nichts Geringeres als den Entwurf einer im wesentlichen psychologisch fundierten Theorie der Bildung einfacher und komplexer Sätze". (Brekle [Reprint]; 28*) zu leisten. Dieser von einem ausgeprägten Theoriebewußtsein begleitete rationalpsychol. Ansatz ähnelt, in manchem dem sprachwiss. Verständnis H. Pauls 100 Jahre später. Die syntaktisch-morphologische Analyse nähert sich bei M. zuweilen einer logischen Strukturbeschreibung, so daß es nicht Wunder nimmt, wenn M. in seiner Beschreibung auf Phänomene stößt, die in der modernen Sprachwissenschaft als 'deletion transformations' gekennzeichnet wurden (cf. Brekle [Reprint]: 30*), Zu einer umfassenden psychologisch fundierten kommunikativ-funktionalen Syntaxtheorie' gelangt M. (Brekle [Reprint]: 30*) freilich nicht. M,s Aufsatz „Ueber Neurede (Neologie)" (1797) ist in engem Zusammenhang mit der Allgemeinen Sprackkunde zu sehen. Seine Kursgefaßte französische Sprachlehre (1800) demonstriert seine Vertrautheit mit frz. Grammatikern und kann auch als Reflex seiner biogr. Herkunft aus dem frankophonen Raum gesehen werden. Sie ist als Lehrbuch nicht von primärem theoretischem Interesse für die Sprachwissenschaftsgeschichte.

3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werke Philosophische Forschungen über die Natur und Wesenheit der Sprache, in: J.H. Campe [Hrsg.]: Beiträge zur Beförderung der fortschreitenden Ausbildung der Deutschen Sprache 1,2 (1795): 156-182 [nicht 812!] Ueber das Bedürfniß eines neuen Kunstwörtersysiems für die Sprachkunde, &. . . 1,3 (1795): 41-60 Ueber Nevredc (Neologie), a.a.O. 11,6 (1796): 121-131 [Diese Aufsätze sind vorbereitende Arbeiten zürn folgenden Werk;]

Meimier

Allgemeine Sprachkunde. Braunschweig: Schulbuch Handlung 1796. 258 S. in 8° - [Reprint] Faksimile-Neudruck der Ausgabe 1796 mit einer Einleitung von Herbert E. Brekle, Stuttgart-Bad Cannstatt: Frommann (Holzboog) 1979. 32', 258 S. (= Grammalica universalis. 14) - Auszug von J, S. —- Vater, in: ders.: {Jebersichi des Neuesten, was für Philosophie der Sprache in Teutschland geihan worden ist (Gotha 1799): [149],150-226 Kurzgefaßte französische Sprachlehre. Brest au: Korn 1800. 3.1.2. Sonstige Werke Theol. und katechetische Werke, s. Brekle [Reprint]: 13* f.

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MEUNIER, Louis NICOLAS 1. Biographie t 1781 oder 1782 Sprachmeister In der Vorrede seiner Grammaire francaise verweist M. auf seine ,,vierzigjährige Fracktik" als Französischlehrer, Nachweisbar ist aber nur die Tätigkeit am kurköllnischen Hofe (s. Titelblatt), die zeitliche Dauer ist nicht mehr bestimmbar. M. ist entweder 1781 oder 1782 verstorben: Das von ihm verfaßte Vorwort zur Grammaire ist auf die Zeit „vor der Michaelsmesse [...] im Jahre 1781" datiert, das Titelblatt der 1782 erfolgten Publikation bezeichnet ihn aber schon als abgelebten Sprachlehrer. 2. Werkbeschreibung

3.2. Sekundärliteratur

Grammaire /nzncozse (1782)

3.2.1. Literatur zum sprachwiss, Werk

In der Vorrede bezeichnet M. als Desiderat für den Französisch unter rieht ein Lehrwerk, „welches für gegenwärtige aufgeklärtere Zeiten bequemer eingerichtet, gründlicher ausgefiihret, und daher brauchbarer wäre" (S. [7]). Das war für ihn Motivation, trotz zahlreich vorhandener frz. Grammatiken eine Sprachlehre zu publizieren, die diesen Ansprüchen gerecht werde. Die Konzeption sei aus seiner vierzigjährigen Praxis erwachsen. Er nennt explizit einige Punkte, auf die er sein besonderes Augenmerk legte: Aussprache, Rechtschreibung, Syntax, Flexion, die Verwendung von Tabellen zur Vermittlung der Flexion.

Brekle, B.E.: 4· Überblick über Positionen und Zielsetzungen von Mertians „Allgemeine Sprachkunde", in: [Reprint] 1979: 23*-32*

3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie Brekie, H.E.: 1. Biographisches, 2. Bibliographie, 3. Bio~ Bibliographisches zu den von Meriian in seiner ,, Allgemeinen Sprachkunde " zitierten Autoren, in: [Reprint] 1979: 9*-22*. DBA 830: 367-369. - Hamberger/Meusel V: 185; X: 285; XIV: 552. - Frayhier, D.A.: Histoire du clerge catholique d'Alsace avant, pendant et apres la Grande Revolution (Colrnar 1876): 223. - Montanus Juvenalis [— Pseud, für Kehrein, Valentin]: Aus der Schreckenszeit: Elsassische Revolutionsbilder (Säckingen 1891): 59,7ß. - Urkundenbuch der Pfarrei Bergheim, Ober-Elsass, hrsg. von E. Hans (= Archivalische Beilage des Strassburger Diözesanblattes für das Jahr 1893:31820; = auch: Quellenschriften der elsässischen Kirchengeschichte I (Strassbourg 1894)). Sitzmann E.: Dictionnaire de Biographie des Hommes celebres de l'Alsace depttis les temps les plus rccules jusqu'a nos jours II (1909): 278-279 [Reprint 1973] [Möller (L, 3.); Rauscher (2.)]

Den Anfang macht eine ausführl, „Abhandlung von der Aussprache" (S. [5]-46), in der M. detailliert die Laute des Französischen beschreibt (z.B. S. [5]-16 fast akribisch die vier e-Varianten); desweiteren berücksichtigt er Akzente, Apostroph, Interpunktion etc. Der Morphologieteil (S. 46-238) zeigt eine geschickte und durchdachte Anordnung: behandelt werden nur Nomina (S. 56-76), d.h. Substantiv, Adjektiv und die entsprechenden Akzidentien, sowie die Verben (S. 77-238), wobei M. die Konjugation mit Tabellen veranschaulicht; nicht aufgenommen, sind die Indeklinabilia; Artikel und Pronomen sind kurz in Tabellenform dargestellt (S. 47-55). Was

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aus dem Morphologieteil ausgesondert wurde, ist im Syntaxteil (S, 239-498) aufgenommen. Hier gibt M. in einem ersten Teil acht generelle Konstruktionsregeln, im zweiten Teil (S. 269-438) wird präzise der „Gebrauch" der einzelnen Wortarten beschrieben, zudem Verwendung der Kasus, Tempora, Modi, des Infinitivs, Partizips und des Gerundiums. 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Grammaire francoise: Vollständigere gründlich ausgefürie [!] französische Sprachkunst, Nach den Mustern der besten Schriftsteilem [!] des lizigen l Sien Jahrhunderts abgefass e i ) von Louis Nicolas Meunier, abgelebten Sprachlehrer am kurköllnischen Hofe. [Vign.] Mit Rom. Kaiser!, und Kurf. köllrt. allergnädigster Freyheit, Bonn: Verlegts Edmund Becker fe Cornpagnie 1782. [6],504,[2] S. 19,4cm [S. [2] leer; S. [3]-[4]: Druckprivileg Josephs II., Römischer Kaiser, König in Germanien; S. [5]-[6]: Widmung an Maximilian Friderieh! Aus Kömgse.ggs erlauchtem Stamme ... Erzfürsi! Herzog! Fürst! ,.., unterzeichnet: Von dem fühlenden Patrioten; S. [l]-[4j; Vorwort. - S. [5],6-46: De la Prononciation. Abhandlung von der Aussprache. - S. 46-238: Les parties du Discours. Die Rede=Theile.n [!]: S, 47-76: Geschlechtswort, Pronomen, nominale Wertformen, Numeralien, Komparation; S. 77-238: Tratte des verbes. Abhandlung von den Zeitwörtern, mit Konjugationstabellen und dt.-frz. Beispielsätzen zu einzelnen Verben. - S. 239-498: Traiie de la construction franfoise vulgairemeni la Syntaxe: S. 239-268: Chapitre premier. Regle premiere [-huitieme], jeweils mit dt.-frz. Beispielen; S. 269-301: Chapitre second, Tratte des Articles, dt. Nebentitel, wie auch die folgenden Abschnitte ebenfalls mit zweisprachigen Beispielen; S. 302-341: Traite des six cas des substantifs & adjectifs taut du singuher que du pluriel ..,; S. 342-399: Traite des pronoms ...; S. 400-460: Traite des differents tems [!] ties verbes; S. 460-463: Kurze Anjnerkungen Ueber den Infinitiv, S, 463-469: Per Gebrauch des participe actif; S. 470-488'. Traue des Gerondifs; S. 488-498: Tratte du participe passif nomme vulgairement le supin.

- S. 499-504: Register der vornehmsten Sachen; [2] S.: Druckfehler] [aus 27: ÜB Jena; Sign.: 8 Gl. VII, 89] 3.1.2. Sonstiges Werk nicht zu ermitteln 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk nicht zu ermitteln 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie Schröder: Annales IV:141-142, Nr. 480. Stengel (1890) 104, Nr. 452 [Höller (3.); Weiß (L, 2.)]

MEYEN, JOHANN JAKOB 1. Biographie * 26.11,1731 Kolberg/Hinterpommern (Kolobrüeg, Polen f 8.3.1797 Stettin (Szczecin, Polen) Naturwissenschaftler, lat. Dichter M. besuchte die Schule in Kloster bergen und das Friderizianum in Königsberg (Kaliningrad, Rußland), und studierte ab 1750 zunächst an der Königsberger Universität, später, bis 1754 in Halle/Saale im Hauptfach Theologie, 1757 ging er als Prediger nach Koblenz/Vorpommern, 1761 als Magister der Philosophie nach Bützow/Mecklenburg-Vorpommern, Ab 1774 war M. als Prof. für Physik und Mathematik am akademischen Gymnasium in Stettin tätig, wo er auch auf kgl. Befehl den Unterricht von Offizieren übernahm. In seiner Eigenschaft als Naturwissenschaftler verfaßte M, einige Schriften mathematischen, physikalischen und ökonomischen Inhalts sowie Arbeiten zur Philosophie. 2. Werkbeschreibung Betrachtung der Aussprache und des Sylbenmaaßes, besonders der griechischen, und lateinischen Sprache (1782) M.s Abhandlung (S. 3-23] gliedert sich in 21 §§und beginnt mit Überlegungen zur Phylo- und Ontogenese der menschlichen Sprachfähigkeit. M. stellt diese besondere menschliche Fähigkeit der instinktgeleiteten tierischen Kornmunikation gegenüber

Meyer

und nimmt insoweit gegen Rousseau Stellung. Im weiteren diskutiert er phonet. und metrische Eigenschaften verschiedener Sprachen, wobei er die jeweiligen Unterschiede aus teils konventionellen, teils klimatischen oder zivilisatorischen Entwicklungen in einzelnen menschlichen Gesellschaften zu erklären versucht. Bei seiner Diskussion des jeweils spracheigentümlichen Ausnutzungsgrades phonotaktischer Möglichkeiten (z.B. Konsonantenhäufung im Polnischen) gibt M. eine kombinatorische Formel für „die 24 Buchstaben'' (S. 9) an, die, ausgerechnet, astronomische Größenordnungen ergibt (auf phonotaktische Beschränkungen geht er nicht ein). Bei weiteren, eher philosophischen Überlegungen über die Sprachentwicklung beim Kind lehnt M. sich des öfteren an —i-Herdersche Gedankengänge an. Abschließend gibt M. eine kurze historisch-vergleichen de Darstellung der wichtigsten phonologisch-metrischen Charakteristika des Griechischen und Lateinischen; dabei beklagt er auch die wachsende Unsicherheit bei der korrekten Aussprache lat. Wörter und gibt einige Listen von in dieser Hinsicht besonders gefährdeten Wörter, Abschließend kündigt M. eine „Lobrede" auf den „unsterblichen Philosophen und Mathematikus" —-Lambert (| 1779} an; genannt werden auch einige Studierende, die anläßlich eines Festakts des Gymnasiums dt. und lat, Reden halten werden, 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Betrachtung der Aussprache und des Sylbenmaaßes [l], besonders der griechischen, und lateinischen Sprache, ein Programm, zu einer Öffentlichen Redeübung arn Uten April Nachmittags um 2 Uhr; zu welcher alle Höchst und Hochzuverehrende, Hochgebietende und gnädige Herren Gönner, Patronen und Curatoren, wie auch die Freunde der Wtßenschaften [!] und der Studirenden [!] auf dem akademischen Gymnasium unterthanigst und gehorsamst einladet Johann Jacob Meyen, der Philosophie Doktor, und der Mathematik und Physik Königlicher Profeßor [!] am akademischen Gymnasium. Stettin: gedruckt bey H.G.Effenbart, privil. Königl. Preuß. Ponim. Regterungs= auch

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Krieges= und Domainen-Cammer=Buchdrucker 1782, 24 S. ca. 22,5cm [S. [2] leer. - S. [3j,4-23: Text, 21 §§. - S. 2324: Namen der Vortragenden und ihre Themen bei der öffentlichen Redeiibung] [aus 1: SB zu Berlin-Preuß. Kulturbesitz, Sign.: V a 3210] 3.1.2. Sonstige Werke M. verfaßte u.a. historisch-mathematische Lehrgedichte auf Leibniz und Franklin, Programme über Kegelschnitte und Differentialrechnung und eine mathematische Monatsschrift (Nov. 1787 - März 1788) (ADB]; s. Meusel: Verstorbene IX 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss, Werk nicht zu ermitteln 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie ADB XXI: 553 [Cantor]. - Baur: Handwörterbuch, - DBA 834: 51-58. - H amberger/Meusel V: 199-200; X. - Jöcher/Adelung IV: 16051606. - Meusel: Verstorbene IX: 111-112. Roßmann, F.: Dichiernekrolog (1818) [Brekle (2,); Gräßel (L); Höller (3.)]

MEYER, JOHANN HEINRICH 1. Biographie * in der Nahe von Braunschweig (nach 174Ü?) t 3.3.1801 Zuerst Feldprediger des kgl. preuß. Regiments Herzog Braunschweig zu Halberstadt, seit 1778 Prediger östl. Berlin, lebte M. seit 1783 als Prediger in Athenstedt nordwestl, Haiberstadt/Sachsen-Anhalt und seit 1795 bis zu seinem Tod? - als Oberprediger in Wegeleben östl, Halberstadt. 2. Werkbeschreibung Grammaiicae unwersalts elementa (1796) In der Vorrede expliziert M, seine Methode: er will nicht aus dem „communi usu loquendi" (S. [3]) Spezialregeln und aus diesen dann generelle herausfiltern, die keine universellen seien; seine Basis bilden die Logik, die Gesetze des Denkens, die zu untersuchen er sich vornimmt mit dem Ziel, ,,inde formas universales notarum atque regulas iungendorum

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verborum eruere" (S. 4). M. rekurriert hier auf die Unterscheidung zwischen 'harmonischer' und 'philosophischer' Universalgrammatik, die von —>Meiner (den er nicht zitiert) herrührt. Die Intention der Universalgrammatik ist für M. umfassend: Wie die Logik das .richtige' Denken lehrt, so vermittelt sie Vorschriften „recte cogitata denotandi" (S. 5), M. geht von der „natura connexionis logicae" (S. 8) aus und deduziert daraus abstrakte Vorstellungs- und Wortformen („notionum ac verborum formae", ebd.). Die Diskrepanz dieser Abstraktion zu der sprachlichen Realisation erkennt er durchaus: „Constat enim fieri posse, u t plures formae uno eodemque verb o contineantur" (S. 8), M, kommt mit seinen logischen Prämissen zur folgenden Wortartenklassifikation: I, Subjektiv (— Substantiv) und Adjektiv denotieren „rnateriam [...] notionum" (S. 8); II. Wortarten, die Gedankenverbindungen anzeigen, nämlich a) KopuJativa und b) Konjunktiva. Die übrigen Wortarten sind danach entweder Mischklassen, wie die Verben, die den Kopulativen und Adjektiven zugehören, oder Subklassen, wie die Präpositionen und Konjunktionen, welche die Klasse des Konjunktiva konstituieren. In der umfangreicheren seciio aiiera (S. 1140) expliziert M, die in der seciio prima (S, [7]-10) aufgestellte Klassifikation, indem er jede seiner vier Hauptwortarten in einem eigenen Kapitel beschreibt und dabei auch auf einige Akzidentien zu sprechen kommt. Bei der Behandlung der Kopulativa skizziert M. z.B. ein Tempussystem, das genauestens zwischen absoluten und relativen Tempora differenziert: Absolute Zeitstufen sind demnach nur Präsens, Präteritum und Futur, die übrigen sechs sind Zeitstufen relational zum Präteritum und zum Futur; alle diese Tempora sind „definit", daneben existiere noch ein „indefinites", der Aorist, Dieses Tempussystem ähnelt dem von Meiner (in der Dichotomie absolut vs. relational), ist aber nicht identisch damit.

3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk

Grammaticae universalis tlementa scripta a loanne Henrico Meyer. Brunsvigae [Braunschweig]: in bibiiopolio

scholis dicato 1796. 40 S. 15,4 cm [Titelblatt ganz in Majuskeln] [S, [2] leer; S. [3],4-6: Prooemium. - S. [7] ,810: Seciio prima. De pariibus oratioms in genere. -S. 11-40: Sectio altera. De singulis pariibus oraiionis. S. 11-15: /. üe subie.ciims\ S. 15-22: //, De adiectivis; S. 22-29: ///. De copulaiivis; S. 29-40: IV. De comuncims] [aus 56: StB Braunschweig; Sign.: I ~] - Auszug von J. S. —i·Vater, in: ders.: Uebersicht des Neuesien, was für Philosophie der Sprache in Teutschland gethan worden ist (Gotha 1799):[129],130-142 3.1.2. Sonstige Werke

M. verfaßte außerdem ein Gesangbuch für die Garnisonsgemeinde zu Halberstadt (1774, anonym), Religions vorträge, Predigten und einige, z.T. päd. Aufsätze, s. Hamberger/ Mensel 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss, Werk

Vater, J. S. : Beuriheilung der Grammaiica umversalis, in: —+ Vater, J. S,: Uebersichi des Neuesien ... [s. 3.1 .L, Auszug]: [143],144-148

3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie DBA 839: 18,20-22. - Hamberger/Meusel [unter Meyer, Johann Heinrich 2] V: 213; X: 296; XI: 533 [Höller (1., 3,); Weiß (2.)]

MEYNIER, JOHANN HEINRICH (Pseud.: Andre; Bescherer; Freudenreich; Gottschalk; Iselin; K.H.; Georg Ludwig Jerrer; W. Krone; J.F. Sanguin; J.H. Selchow; F, Sternau; Sternberg; K.L. Renner) 1. Biographie

* 28. [oder 29.] 1.1764 Erlangen f 22.5.1825 Franzo'sischlektor, Jugendschriftsteller, Jurist V: Johann Jakob —Daser (1728). M. kritisiert den Ausgangspunkt der Kritik an der mosaischen Herkunft des Vokal- und Akzentsystems, er versucht die berühmten 15 Argumente bei Ludwig Capellus zu widerlegen, M. gibt (1) eine andere Deutung der bekannten und vieldiskutierten Texte der jiid. Gramatiker Abraham ihn Ezra (1089-1164) und David Qimchi (11607-1235?). Ebenso ausführlich erörtert M. (5) das Fehlen der Vokalisation in Talmudtexten (z.B. Baba bathra 21; 75 und Berakhot 7b zu Jes 54, 13), deren Aussage für ihn auf der Basis des unvokalisierten Textes unverstehbar sei, da die beiden diskutierten Lesarten in unvokalisierter Schreibung völlig identisch sind. Ebenso bestreitet M. (7) die Übernahme der griech. Vokale in die syr. Schrift mit Hinweis auf das Vorkommen diakritischer Zeichen in einigen Handschriften. In der Ablehnung der Ableitung aller Namen der Akzentzeichen aus dem Chaldäischen (=Ararnaisch) oder Syrisch-Chaldäischen folgt er Albert Schultens Institutiones ad fundamenta Linguae Hebr., S. 50-57, Eine sehr übersichtliche Kurzdarstellung sei-

ner Diss, schreibt M, für seine Anfangsgrun.de (siehe 2.1.2.). Die Diss. druckt die Ansprachen seines Vaters (praeses), ebenso die von Sigismund Jakob Baumgarten, Johann Heinrich Schulze und Justus Conrad Michaelis, eines preuß. Hof rats und Senators zu Halle. M. „versah die alte Fabel von der Göttlichkeit und Heiligkeit der hebräischen Punktation mit neuem Schmuck" (Aner 1929: 10). Er folgt ganz treu den Fußstapfen der Familientradition. Zwei Jahre später legte er eine deutsch geschriebene Akzentlehre (2.1.2.) vor. 2,1,2, Anfangs-Gründe der hebräischen Accentuation (174t) Im Vorwort (S. 1-26) verteidigt sein Doktorvater Christian Benedikt Michaelis das Werk des Vetters Johann Heinrich Michaelis Gründlicher Unterricht von den Accentibus prosaicis und metricis (61737) gegen Christoph Sancke Vollständige Anweisung zu den Accenten der Hebräer (Leipzig 1740). Das Vorwort kritisiert viele Positionen bei Sancke, auf die hier nicht im Einzelnen eingegangen werden kann. M. beabsichtigt nach seinem Vorwort seinen kurzen Abriß als Leitfaden für seine Vorlesung. Er bezieht sich auf seine Diss. (1739), eine Arbeit, die nicht nur die Bestreiter der Echtheit widerlegt, sondern selbst Gründe für das Alter der hebr. Punktation bietet, stellt er für später zurück. Er will ein Schulbuch der traditionellen Beurteilung des hebr, Akzentsystems erstellen. Er weist den hebr. Akzenten he rme neu tische und distinctive (verbindend oder trennende) Funktion zu. Ferner markieren die Akzente die betonte Silbe für das Singen von Texten, hier folgt er einer Diss, bei seinem Vater Christian Benedikt Michaelis Diss. qua Ritvalia Codicis sacr. ex Alcorano illustrantur (1700), M. erklärt das prosaische, und metrische Akzentsystem., die Bedingungen der Figur P fi siq und die puncta extraordinaria (über 15 Wörtern der hebr. Bibel), die auch in den Torahrollen begegnen und von Hieronymus angesprochen werden. Er stellt die prosaische Akzeniuation mit 18 distinctivi (2 imperatores, 4 reges, 6 duces und 6 comites) und 8 coniunctivi (servi) dar, erklärt Maqqef und listet Wörter mit zwei Akzenten auf. Er behan-

Michaelis, Johann David

de!t Akzentsitz, die Unterscheidung formgleicher Zeichen (z.B. Qadma und Pasta), erarbeitet Bedingungen und Grundsätze der Konstellation der 4 Akzentkiassen der distinctivi, definiert tegati und vicarii. Die sprachwiss. Terminologie apriori accentuieren, vox praecedens et sequens, propositio usw. stammt von Johann Heinrich Michaelis. Verbindende Konstellationen stehen bei Kombinationen nach syntaktischen Regeln (constructus, propositio), die verschieden umfangreichen Distinctionen eines Verses bestimmt das dictamen logicum. M. erklärt ausführlich 16 Akzentkonsteliationeii (mit Belegen), dazu abweichende Akzentkonstellationen und Falle mit doppelter Akzentuierung. Die metrische Akzentuierung hat 11 distinctiva und 3 coniunctiva weniger, sie umfaßt nur 11 distinctiva (3 imperatores, 5 duces und 3 comites) und 9 coniuctiva. Auch hierfür erarbeitet M. die Akzentkonstellationen. S. 59-78 diskutiert das Alter der hebr, Akzente und Punkte, das Thema seiner Diss, vor zwei Jahren, Die signa diacritica und vocales richten sich nach M. oft nach den Akzenten, setzen diese also voraus. Für die verschiedenen Datierungen verweist er auf Cotta Exercitatio historico-critica de Masorae. punctorurnque Vet, test, hcbraicorum origine. M. verteidigt erneut gegen Ludwig Capellus das ,,Aiterthum der Puncte", indem er die 15 Thesen der Kritiker bestreitet. Es sei unvorstellbar, daß die Hebräer „und die mit ihnen eine Sprache habende(n) Phönizier" (!) so lange ohne Vokalzeichen und diakritische Zeichen ausgekommen seien. Die Lektüre unvokalisierter rabbin. Texte ist mühsam. Aber für die Artikulation der vielen fremdländischen Namen, die der phöniz. Handel erforderte, könne man nicht mit einer unvokalisierten Schrift rechnen. Die ideale Setzung der Punktation als criteria hermeneutica könne man nicht „neuem und blinden Juden zuschreiben". Die analogia grammatica ist so natürlich, daß sie nicht von Gelehrten zu einer Zeit, als Hebräisch längst ausgestorben war, entwickelt sein könne. Sie konnte weder aus der Pronuntiation, noch aus unvokalisierten Schriften noch aus mündlicher Tradition stammen. M. kritisiert die bekannten Zuschreibungen der Erfindung der Punktation an Ezra, die Masoreten, die Schreiber-

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familien Ben Ascher und Bcn Naphtali, da ,,Rabbaniten" und Karäer die Punktation als „göttlich" ansehen. Targumim und rabbin. Schriften zeigen viele überflüssige matres lectionis, litterae quiescentes, vertauschen die alveolaren Dentale. Auch einzelne Talmudpassagen müssen nach M, vokalisiert gewesen sein, da der Text variierende Lesungen gleicher Konsonantengruppen diskutiert. Ferner findet er Targumparaphrasen an manchen Stellen nur von einer punktierten Vorlage des Masorctentextes aus verstehbar. Wie in seiner Diss. §22 f. postuliert M. auch für die verwandten Sprachen Arabisch und Syrisch Vokale, die des griech, Alphabets sind aus der phöniz. Schrift entlehnt. M. stellt die 15 Argumente gegen das hohe Alter der hebr. Punktation von Ludwig Capellus mit seinen Gegenargumenten synoptisch dar; (1) alte Zeugnisse der jüd. Grammatiker, (2) die unvokalisierten Torahrollen der Synagoge, (3) sogar in China. (4) die Nicht berücksichtigung der Vokale in der gematria der Kabbalisten, (5) das Fehlen der Vokalisation im Talmud, (6) und in der sarnarit. (=vorexilischen) Schrift (7) und in den alten, verwandten Sprachen, (8) starke Abweichungen der alten Versionen (LXX, Targum Onkelos, Jonathan, Aquila, Symmachus und Theodotion) von der Lesung des Masoretentextes, (9) die Nichtbeachtung der Punktierung bei Philo, Josephus, Origenes und Hieronymus, (10) K e tib- und Q*re'-Stellcn zeigen nie Varianten, die nur in der Vokalisation abweichen, (11) Formen mit Q^re 1 perpetuum, (12) die Lesedifferenzen zwischen sefardischen und aschkenazischen Juden betreffen keine Vokalvariauten, (13) das junge Alter des Begriffs Naqdan (Akzentuierung), (14) das Fehlen einer alten, sprachwiss, Grammatik bei den Juden (ohne Vokale ist für M. keine Grammatik möglich!) und (15) die aram. bzw. syr. Namen der Punktationszeichen. M. kürzte den Stoff der Abhandlung, um bestimmte Darstellungen der Diss. (2.1.1.) nicht zu repetieren, andere Argumente will er später ausführen. Im Anhang analysiert M. einige Texte nach seinen Akzentregelu: Jes 40,1-5 (für prosaische Akzentuierung), PS 14; 17,15 und 119,176 (für metrische Akzentuierung). Die

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Benutzung wird durch ein Register der behandelten Gegenstände und zitierten Bibelstellen erheblich erleichtert. Die Schrift hat Wirkungsgeschichte bis ins 19. Jh. J.C.W. —»Diederich verweist in seiner Grammatik (1778/ 21782) für die Akzentlehre pauschal auf M., ebenso J, —»Jahn (1792/ 3 1809). Weitgehend an M. orientieren sich die Versuche zur hebr. Akzentlehre von J.F, -»Hirt (1752/1762). Die Diss, (2.1.1.) und Anfangsgründe weichen von seinen späteren Ansichten (2,1.3.) zur hebr. Akzentution entschieden ab, erst 1769 erreicht M. eine moderatere Position, Er versucht einen Mittelweg zu gehen, der eine ausgeglichenere Beurteilung der 15 Einwände von Ludwig Capellus erkennen läßt. In seiner Übersetzung des Alten Testaments (1769) hält M. grundsätzlich nicht mehr an der Punktation fest. 2.1.3. Von dem Alter der hebräischen Vocalen und übrigen Punkte (1769) Während die Diss, (2.1.1.) über das Alter der hebr. Punkte nur Argumente gegen das Alter der masoretischen Punktierung zu widerlegen versuchte, will M. jetzt „Beweise'1 für ihr Alter vorlegen. Wegen der Verfahrenheit des Diskussionstandes versucht er einen Mittelweg: Es gab schon in sehr alter Zeit Vokalpunkte bei den Hebräern und ihren Nachbarn, aber die Punktation der hebr. Bibel ist neu und eine Erfindung der Masoreten, M. gesteht zu, daß die alten Versionen (LXXRezensionen, Targumim, Peschitta, Vulgata, Josephus und Hieronymus) keine Vokalpunkte kannten. Er will seine Bibelübersetzung (1769) rechtfertigen, die ebenso locker wie Martin Luther dem punktierten Text folgt. Die Akzente zeigen den Tonsitz, sind Distmktionszeichen und haben musikalische Funktion, Sie sind von den Vokalpunkten und den diakritischen Zeichen nicht zu trennen, denn das Dages forte euphonicum z.B. richtet sich nach den Akzenten. M, diskutiert einzelne Zuweisungen, z,B, an Mose, Ezra, tiberiensische Masorctcn oder erst an die Handschriften tradition des 10./ll. Jh. Er bestreitct die Argumente von Ludwig Capellus (1585-1658), Etienne Fourmont (1683-1745) und Charles Fra^ois Houbigant (1753). Fourmont hatte eine Kolophon einer Handschrift des 13./14, Jhs. mißverstan-

den, die die Masora der Schule von Nehardea zuschreibt. Semler hatte dies in seinen hist.-theol. Abhandlungen unkorrigiert übernommen, was M. zur Richtigstellung veranlaßt, M. spielt mit der Annahme, Mose habe einen unvokalisterten Text geschrieben, obwohl es schon Vokalzeichen gab. Denn auch der Qur'än sei ursprünglich ohne Vokale geschrieben, obwohl die arab, Schrift damals schon Vokalzeichen gekannt habe (!). Auch M. bekräftigt seine Position mit Handschriften. Im Codex Cassel sind die Vokale mit anderer Tinte von einem anderen Schreiber, was M. selbst verifizieren konnte. Er weist die Vokale einer anderen Vorlage zu als den Konsonantentext, M. sieht durch die Handschriftenlage seiner Zeit (die ältesten sind 700 Jahre alt) keine Möglichkeit, das Alter der hebr. Punktation zu entscheiden. Mit den Targumim könne weder für noch gegen ein hohes Alter argumentiert werden, da diese selbst teilweise zu jung sind (Tg Jl und J2), ebenso die arab. Version des Sacadjah Ga'on. Auch der Verweis auf das Äthiopische oder das „Mendäisch-Syrische der Sabier" (= Mandäer), das andere „Nabataisch" (!) nennen, gibt für M. kein Kriterium, Die unvokalisierten Münzen und Inschriften aus Israel, Phonizien (Tyros) und Palmyra läßt er nicht gelten. Textbasis ist Adrianus Reland de nummis veterum Hebraeorum, qui ab inscriptaram liierarum forma Samantam appellaninr (1709), Hebräisch und Phönizisch ist für M, ein einziger ..Dialekt" (S. 78). Die palmyrenischen Inschriften, die James Dawkins und Robert Wood (1753) abzeichneten, und John Swinton und Abbe Jean Jacques Barthelemy (1754) erklärten, sind alle in syr. Sprache. M. räumt durch dieses Material gezwungen ein, man konnte damals unpunktiert schreiben, d.h. aber nicht, man habe keine Vokalpunkte gehabt. Man habe auch nach der Erfindung der Punktation noch unvokalisiert auf Stein oder Metall geschrieben, wie die kuf, Münzen oder mittelalterliche syr, Siegel zeigen. Das traditionelle Argument der Inspirationstheologen von der Unverstehbarkeit hebr, Texte, die unvokalisiert geschrieben seien, das abgeschwächt noch Albert Schultens in seiner Hebräischgrammatik vertritt, pariert M, mit dem Hinweis, daß die Orientalen der

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damaligen Zeit native speaker sind. Ein gebildeter 16-Jähtiger habe in seiner Muttersprache bereits mehr Texte gelesen, als ein abendländischer Orientalist im Laufe seines Lebens lesen kann. Schultens Hinweis auf schwierige Passagen unvokalisierter arab. Texte wie Hariri oder des Qur'än begegnet M. mit dem Hinweis, dies seien Texte, die viele Leute auswendig könnten. Der Erfinder des hebr. Alphabets merkte, daß die Vokale „nicht der Hauptheil der Sprache seines Volkes wären, und sie sich auch ohne Vocatzeichen würde schreiben lassen, weil die Consonanten eigentlich die Grundtöne der Wörter wären, die bey allen Veränderungen zu bleiben pflegten, dahingegen die Vocales sich stets veränderten" (S. 102). M. begründet die Nichterfindung der Vokale mit den Graphemen des Alphabets. Alle Konsonanten finden sich im Anlaut von Wörtern des täglichen Lebens: Aief (Familie), beth (Haus) usw., es fangt jedoch kein hebr. Wort mit einem Vokal an. Der Hinweis auf die Verwendung der mair-es lectionis Alef, He, Waw und Jod als Vokale (so bezeichnet sie Hieronymus ausdrücklich) ist nach M. einzuschränken. He habe für M. die Funktion des deutschen Dehnungszeichens A, das sicher nicht als Vokal zu bezeichnen ist. Ferner ist die Verwechslung von Alef, He, Het und c Ajin bei Samaritanern und Galiläern bekannt und hielt sogar Hieronymus c Ajin für einen Vokal. Daß aber alte hebr. Handschriften und der Samaritanus mehr Waw und Jod haben als gedruckte Bibel texte, rechnet M, nach einem gründlichen Studium der Handschrift Cassei der orthogr. Freiheit zu: negidim könne ngjdjm/ngjdm oder ngdjm geschrieben werden. In Handschriften nicht einheitlich geschriebene matres lectionis gehen auf das Konto von Korrektoren, die mit anderen Handschriften vergleichen. Auch der Samaritanus habe Jod und Waw „nach grammatikalischer Analogie, und nicht aus Treue gegen ältere Handschriften" zugesetzt. Ein Vergleich der Orthographie der quieszierenden Laute Alef, Waw und Jod in arab, und syr. Handschriften zeigt gewisse Regeln ihrer Setzung bzw. Nichtsetzung, die hebr. Bibeltexte seien dagegen viele Jahrhunderte älter. Auch das Arabische hatte ursprünglich

nur 22 Grapheme, Es kann daher nicht über so hohes Alter auf alte Orthographie geschlossen werden, ebenso wenig wie man von -^Gottscheds Sprachlehre auf die Bibelübersetzung des Wulfila schließen könne. Das Alter der orthogr, Freiheit in Auslassung der matres lectionis bestätigen gerade die alten Versionen, was M. mit Beispielen der LXX belegt. Er vermutet daher, der uralte hebr. Text hatte weniger matres lectionis als der jetzige. Die Münzen der Hebräer, Phönizier und Syrer dagegen haben nicht die regelmäßige Orthographie des Sarnaritanischen, sondern die freie Orthographie des hebr. Bibeltextes. M, vertritt in der heftigen Diskussion über das Alter der hebr. Vokale, diakritischen Punkte und Akzentzeichen, die durch den Mangel an hist, und paläographischen Daten bedingt war. einen Mittelweg (siehe W. Gesenius, 182 ff.). Einen Ausgleich der beiden Extrempositionen versuchten auch Johann Heinrich Hottinger, Humphrey Pridcaux und Albert Schultens Instituiiones linguae kebraeae, S. 48-62ff.; die Position übernahmen M. und Eichhorn Einleitung in das Alte Testament I, S. 157ff. Sie vermuteten einzelne ältere Vokalzeichen, weisen das jetzige Gesamtsystem jedoch klar den Masoreten (6.-10. Jh.) zu. Die Annahme von drei alten hebr. Vokalen analog dem Syrischen und Arabischen bcstreitet 1777 W.F. —Hezel (2.1.3.). M. verwandelte die alte theologische Diskussion um die Vokal- und Akzentzeichen, die in ihrer ganzen Schärfe um die Inspiration der Schrift ging, in eine paläographische bzw. sprachwiss. Sie erreichte einen ersten Abschluß durch Gesenius, Geschickte,, S. 182230. Eine Losung wäre nur möglich über alte Handschriften, doch die Entdeckung älterer hebr. Texte war dem 19. Jh, vorbehalten. Erst die Funde von Qumran (seit 1948) aus vorchristlicher Zeit und die umfangreiche hebr. Epigraphik (Ostraka, Siegel usw.) erlauben ein eindeutiges Bild. 2.2. Arbeiten zur hebr. Grammatik 2.2.1. Hebräische Grammatik (1745) M, widmet sie den Exegeten Gotthilf August Francke (| 1769) und Siegmund Jakob Baumgarten in Halle. Nach seiner 26seitigen Vorrede publiziert er das Werk aufgrund seiner Praxis des Hebräischunterrichts in Halle. Er beklagt die Mängel herkömrnli-

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eher Grammatiken, ihre Wiederholungen und unnötigen Zergliederungen (Unordnung). Daher behandelt M. unter Fundamentanur Konsonanten und Vokale, nicht die Mutationen. Er begründet den Aufbau seines Werkes, gesteht selbst bleibende Engpässe ein. Kenntnisse der grammatica universales setzt er voraus. Er bespöttelt viele von Grammatikern unnötig angenommene Emphasen. Als großen Fortschritt versteht er die Lehre von den Formen der Nomina, wie es Matthaeus Hiller (1646-1725) versuchte - leider seien viele seiner Belege in der Bibel nicht zu finden. M. basiert v.a. auf Johann —^imonis Arcanum formarum (1735), ordnet die Formen aber ganz nach Konjugationen, Für die abweichenden Flexionen der unregelmäßigen Verben stützt er sich auf A. Schultens, den Begründer der Holländischen Schule, der das hebr. Verbalsystern über die Arabistik erklären wollte. M. betont, er habe einige Dinge aus den Manuskripten seines Vaters, doch halte er sich hier zurück, da sein Vater selbst noch ein vollständiges Lexikon und eine vollständige Grammatik des Hebräischen plane. Auf eine Syntax verzichtet M., da sie an den Universitäten gar nicht oder in speziellen Kollegien behandelt werde. Für sie beruft er sich auf Johann Andreas Danz (1654-1727), Hiller und Schultens. Im Teil Fundamenta (Lautlehre) definiert M. phonetisch Konsonanten als „Schall, der entstehet, wenn die Luft durch eng zusammen gepreßte Theile unseres Mundes hindurch gedrücket wird". Er bringt das Alphabet, umschreibt die Aussprache von Taw als ,,Th der Engländer". Zur doppelten Aussprache von b bemerkt er, daß Lexeme mit h oft verschiedene Bedeutung haben, z.B. bpr ,graben' und ,sich schämen 1 (homophone Wurzeln!). M. erklärt spezielle Htterae der Torah, teilt das Phoneminventar in Gutturales ('/ h / h / c ), Palatine (g / j / k / q), Labiale (bwmf), Linguale ( d / t / 1 / n / t ) und Dentale (z / s / s / r / s oder s). Er definiert phonetisch Vokale und Silbe (simplex bzw. composita), setzt 9 Vokale an (je 4 lang und kurz und Chirek als anceps), Segol, Schurek und Qibbus variieren in der Quantität. Langvokale finden sich v. a. in der syllaba simplex, Kurz vokale in der syllaba composita.

Er vertritt noch das Prinzip der drei morae (Zeiträume) der philosophisch oder systematisch-demonstrativen Schule von J.A. Danz, erstellt ein Regelwerk von Ausnahmen dieses Prinzips, das erforderlich wird, weil die hebr. Akzentuation zeige, daß sehr kurze Silben nicht als Silben gerechnet würden, was er in seinen Anfangsgründen der hebr. Akzeniuation erklärt habe. Eine lange Anmerkung S. 18f. zweifelt das Prinzip der drei morae an, es sei nicht mathematisch fundiert, sondern willkürlich, da es aus der Silbendefinition nicht beweisbar sei und allen Sprachen außer dem Hebräischen zuwiderlaufe. Die Annahme, daß in einer vollkommenen (!) Sprache alle Silben die gleiche Länge hätten, müßte das monotone Hebräische für metrische Poesie unbrauchbar machen. Auch die traditionellen „Erklärungen", alle Hebräer (als native speaker) seien weise Leute gewesen oder diese vollkommene Sprache habe Gott selbst zum Urheber, lehnt M. als unbewiesene Hypothesen ab. Die Vokale sortiert er phonetisch in tenues (i / e / e), clarae (ä / a) und obscurae (o / a / u). Er erklärt die diakritischen Zeichen: Schwa mobile, quiescens, simplex, coinpositum, Dages lene (auch im Anlaut !), forte (als cornpensativum, characteristicum, euphonicurn), Mappiq bis Meteg. Für die Darstellung der Akzente verweist er auf seine Anfangsgründe (2.1,2.) Der Tonsitz ist normal auf der letzten Silbe, häufig auf der vorletzten (z.B. Segolata, Narrative usw.). Kap. 5 behandelt die Veränderungen der Konsonanten: quiescentes (' / h / w / j ) , Assimilationen (von Nun, Apokope bei III-HeVerben), Prosthesis (bei l^'om ,Volk', 'ezroac ,Arm' und 'eznah - mit Verweis auf die syr. Grammatik seines Vaters), Epenthese (von Alef, Jod und Waw), Paragoge (' / h / w / j / n) Mutation verwandter Konsonanten (mit Belegen, meist unverstanden, z.B. d / r; r / 1; r / n; t / h; * / g) und Metathesen (bei Hitpa e elformen). Kap, 6 erarbeitet nach dem gleichen Schema Bedingungen für die Veränderungen der Vokale, ihren Abfall, Vermeidung von doppeltem Schwa Im Anlaut, „Verwechslungen" usw. Der zweite Teil (Paradigmata) beginnt mit den Grundwörtern (Verben) nach Art der orient. Grammatiker. M. definiert Verba als

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„Wörter, welche eine Beschaffenheit, Handlung oder Leiden, also ausdrücken, daß sie solches auf gewisse Subiecta restringiren". Er arbeitet mit dem System der lat. Grammatik, differenziert Aktiva (transitiva, intransitiva) und Passiva, stellt Denominativa zusammen. Er betont die Dreiradikaligkeit im Hebräischen, Chaldäischen (=Aramäischen), Syrischen, Arabischen und Äthiopischen. Er begründet sie mit dem Prinzip, daß bei einer gleichen Zahl von 22/23 Radikalen aller Wurzeln zwei zuwenig wären, um noch eine klare Etymologie erkennen zu lassen (bei zweiradikaligen Wurzeln hätte das Hebräische nur 529 mögliche Grundwörter), Drei Radikale pro Wurzel ergeben numerisch ca. 7500 Grundwörter, d.h. in sieben Stammen pro Verbum 52500 mögliche Verben (besser Bedeutungen). Da pro Wurzel ca. 40 Nomina (!) gebildet werden können, gibt es ca. 300 000 mögliche Nomina im Bibelhebräischen. Solche Rechnungen zeigt keine andere hebr, Grammatik. Nicht alle Konsonantenvariationen bei Verben erfordern neue Wurzeln wie die Existenz der hebr. -Jod-Verben (neben I-Waw und den arab. Äquivalenten), der Name Hawwäh ,Eva' ( < bäjäh !) und die Vertretung von III-Jod/Waw durch III-He im Hebräischen demonstriere. Als „echte" Wurzeln bestreitet M. die Existenz von Bildungen mit identischem ersten und zweiten Radikal (!) und mit variierendem ersten und dritten Radikal wie hebr. häjäh < häwä', wovon die Partikel hü' ,er* und andere Formen gebildet werden. M. erklärt Personen, Numeri, Genera, die beiden „Tempora". Pro „Konjugation" (Stamm) bildet das Hebräische zwei (im Qal sogar drei) nomina verbalia (Infinitive und Partizip). Er setzt 7 Stämme an, die man mit A, Schuttens bei seltenen Formen erweitern könne. Ausführlich erläutert er die Funktion des Qal als Träger der Grundbedeutung des Verfaums (sie bezeichnet äußerliche, konkrete Sacher]}, er definiert ihre Bestimmung im Gegensatz zu den significationes secundariac (meist moralisch !): Aus der Grundbedeutung habe man zu erklären, wie das Wort und seine Derivate zu ihren übrigen Bedeutungen gekommen seien. Erst die Bestimmung der Grundbedeutung lasse die Schönheit der Sprache und ihre Konstruktionen erkennen und gibt

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die Gewißheit für die sekundären Bedeutungen. M. empfiehlt dafür Schaltens de. defecitbus hodierms Imguae hebraeae (1731) und omgines hebraeae (1724-1738). Das Postulat der Konkretheit der Grundbegriffe ergibt sich für M. aus der Kommunikationssituation. Einem, „der meine Worte und Sprache noch nicht verstehet", kann man kaum moralische oder unsichtbare Dinge als Begriff beibringen, bei „in die äusserlichen Sinne fallenden Dingen" könne man ihm beim Schall des Wortes das bezeichnete Ding oder die Handlung zeigen. M, bestreitet die oft vertretene These, die Grundbedeutung (signirlcatus primarius) sei generalis, die sekundäre Bedeutung dagegen specialis, die dein berühmten hebr. Lexikon von Christian —»-Stock zugrundeliegt. M. setzt dieser These zwei Bedeutungsreihen entgegen: lat. candere ,weißsein, aufrichtig seyn, glühen, erhitzt, zornig werden* und aus Johann Georg —* Wächter Glossarium Germanicum, S. 76'5767 „Hund" in den Bedeutungen ,canis, homo vilis, pracda und captivus*. Die Grundbedeutung als generalis anzusetzen vermutet \i. als Axiom der Philosophie. Für die Bestimmung der Grundbedeutung bietet er 5 Hilfsmittel an: (1) Vergleich aller Belege eines Verbums im Corpus der hebr. Bibel (das funktioniert v.a. bei gut belegten Wurzeln), (2) die Nominalderivate einer Wurzel zeigen wenigstens sekundäre Wortbedeutungen. Über d e blr ,Allerheiligstes' ergebe sich für dabber ,sprechen' eine Grundbedeutung „hinten befindlich", sekundär „ausdrücken, bewegen" und „Worte aus dem Mund bewegen" = „sprechen". (3) Die Übereinstimmung der alten Versionen (LXX, Targum Onkelos und Jonatan) bekräftigt die sekundären Bedeutungen, aber nicht die Grundbedeutung. (4) Die verwandten sernit. Sprachen (Arabisch, Äthiopisch, Aramäisch, Syrisch und Samaritanisch) haben manchmal die Grundbedeutung eines Verbums, während das Bibelhebräische nur sekundäre Bedeutungen aufweist. Talmudisch-Rabbinisch sei dagegen im Exil verdorben, meist gar nicht die Muttersprache der Juden, es habe nicht den Rang der anderen Dialekte, (5) Vor allem bei unregelmäßigen Verben haben ,,dem Schall nach verwandte Verba" oft gemeinsame Bedeutung (JZM - ZMM, MWL - NML), doch solle man

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sich „vor einer zu lebhafften Erfindungskraft hüten". Nur die Kombination der 5 Methoden erlaube Sicherheit, M. kritisiert Irrwege wie Anton Driessen (siehe C.A. ->Bode 2.2. Nr. 3) und den „Panarabismus" der holländischen Schule von Schultens. Wer nur eine verwandte seniit. Sprache heranziehe, gibt den heb r. Wörtern nicht hebr,, sondern arab,, syr. usw. Bedeutungen - eine Warnung, die die semit. Philologie auch im 19. und 20. Jh. nicht immer beherzigt hat, Als Unsinn tadelt M. Versuche, Bedeutungen hehr. Wörter aus sehr weit entfernten Sprachen bestimmen zu wollen - aus dem Griechischen, Lappländischen oder Persischen. Ebenso sinnlos ist es, jedem Graphem einer Wurzel eine Bedeutung zuzuweisen (siehe Bode 2,2. Nr. 5), wie es außer Schweden und ein paar Holländern jetzt niemand mehr praktiziert. Zur Widerlegung verweist er auf seinen Vater, Genauso verwirft M. die Auswertung der rabbin. Philologie (siehe Bode 2.2. Nr. 2). Er beschreibt die Bedeutungen der 7 hebr. Stämme, achtet v.a. auf die Differenz transitiv - intransitiv, sieht auch Verteilungen der belegten Stämme: er klassifiziert klar bei intransitiven Verben NiPaJ a] s Passiv zum Hifül. Daneben postuliert er die reziproke (mediale) Verwendung des Ni^al. Pi e el bezeichnet intensiv, frequenlativ, transitiv (bei neutra) oder privativ, Hif^il bezeichne aktive oder passive Verben mit transitiver Bedeutung (Fälle mit intransitiver Bedeutung listet er auf). Hitpa e el ist reflexiv, nicht selten jedoch intensiv („noch stärker" als das Pi c el), Diese 7 „Konjugationen" entdeckt M. kurioser weise sogar im Deutschen, z.B. hält er hüpfen / recken / schmettern / röcheln und betteln für Intensiva von heben / regen / schnieissen / riechen und beten. Ferner werde im Deutschen die transitive Bedeutung durch Vermehrung um /e/ artikuliert: fallen - fällen, prallen - prallen, Wasser - wässern, lauter (er)läutern, klar - klaren, einschlafen - einschläfern. Als Paradigma nimmt M. das Verbum qatal ,töten', auch wenn es nicht in allen Stämmen belegt ist. Die Begründung dafür gab Johann Friedrich Stiebritz im Anhang zu Johann Heinrich Michaelis: Hebräische Gram-

(?), Sectio II §9. Die Formenbildung im Prateritum erfolgt durch Antreten der Personalpronomina in der 2, Person Sg. / Pl. Den Plural „ihr" (mask.) setzt M. als altes aai 'attü an, davon ist mit Nun paragogicum ararn. 'antun gebildet, ähnlich hebr. q e taltüni. Die l, Plural -nü < 'ani, im Pl. 'anü. Die 3. femin. Sg. endet in einigen Fällen auf -at nach Art des Aramäischen. Die Präterita des Nifal, HiFil und Hofal leitet M. nicht von der hebr. Form qätal, sondern von aram. qHal ab, das Nif^al niqtal < n*q*tal. Beim hebr. Pi s el erwägt M, den Zusammenfall mehrerer Stämme, d.h. von Formen mit oft verschiedener Bedeutung, etwa arab. II (Qattälä) und III (Aktiv qätälä und Passiv qütilä entsprechend hebr. Pocel). Diesen Zusammenfall versucht er semantäsch zu demonstrieren; söres .wurzelschlagen' - seres ,ausrotten', lullet joben' - hölel ,toll machen', im Hitp. hithallel ,sich rühmen' - hitholel .unsinnig handeln'. Ferner zeigen hohle Wurzeln die Verdopplung des 3. Radikals. Durch willkürliche Verdopplung eines Radikals entstanden vier und fünfradikahge Wurzeln: sa'anan ,ruhig sein' (< sä'an}", ,umlal; s e harhar < sähar. hämarmar < hämar; zi'zea" < züa c ; kilkel < kül; tiflteac katabt). Die „Heiligkeit, Göttlichkeit, und Unveränderlichkeit dieser Sprache" entlarvt M, als „Sprache der Cananiter". Beim Auftreten von Apokope kann die Bedeutung eines Wortes nach dem hieroglyph. System nicht mehr erforscht werden. Die Wurzel „Wasser" niedersächs. water, seh wed. watnen und griech. müßte in jeder Form verschiedene Bedeutung haben. Kaspar Neumann postulierte zweiradikalige Wurzeln, wies jedem hebr. Graphem semanttschc Bedeutung zu, z.B. Alef sei Sinnbild der Aktivität; b des Raums, g der Krümmung. Die Kombination 'B ('Vater') ist „ein Raum, aus dem ein innerer Trieb sich ausbreitet, d.i. die Liebe, wenn einem das Hertz im Leibe gleichsam wallet und kochet, daß man sich nicht wohl enthalten kann, es rnercken zu lassen: und von dieser Liebe heißt der Vater "B". Sprachen sind erheblich älter als ihre späteren schriftlichen Zeugnisse, daher kann die „hieroglyphische Bedeutung" der Schnftzeichen nicht aus der Figur derselben entstehen, ferner unterliegt die Figur der Schriftzeichen einer Veränderlichkeit. Die einzelnen Schaue („Wörter") hatten längst ihre Bedeutung, bevor die Buchstaben ihre Figur bekamen. Die natürlichen Elemente der Sprachen sind nicht einzelne Buchstaben bzw. Konsonanten, sondern ganze Silben, Diese wurden erst später durch Nachdenken noch weiter geteilt und in Buchstaben aufgelöst. Die allmähliche Entstehung der menschlichen Sprache entspricht dem Verfahren der Kinder, Wörter zu erfinden. Dies sind Onomatopoetica (natürlich) und später willkürliche Wörter. Onomatopoetica ahmen Silben (z.B. Tierlaufce) nach, ohne daß ein Buchstabe etwas bedeutet. M. erwägt die Möglichkeit, ob die Laute einzelner Buchstaben onomatopoetisch seien, etwa f (a!s Schall des Blasens), h und h (als Seufzen) und seh (als verscheuchen). Aber das f des (Feuer-) Anblasens ist dann in-griech. 'Feuer' und niedersächs. Pipen verloren gegangen. Willkürliche Wörter entstehen zufällig durch „eine Zusammenkunft unbemerckter oder unvorhergesehener Ursachen". M. vermutet „Assoziation von Ideen" analog dem Spracherwerb bei Kindern, indem

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sie beim Anblick einer Sache zufallig gehörte Laute zu ihrer Benennung gebrauchen. M. nimmt die Ausbildung der Sprache bei Kindern analog Jean Jacques Rousseau Discours sur Vorigme. de l'inegalite parmi Its hommes als Modell der Entstehung einer Sprache, bestreitet so für jede Sprache den Hauptbeweis für das hieroglyph. System bei Johan Engeström (1699-1777) und F.C. -^Koch, (10) Die Übersetzer von LXX, Aquila, Symmachus, Theodotion, Targurnim und Peschitta waren keine native speakers des Hebräischen, dennoch könnte noch „manches uns dunckles Wort*' oder eine Bedeutung in Palästina durch mündliche Tradition bekannt gewesen sein, ferner sprachen die Übersetzer einen zum Hebräischen verwandten Dialekt. Doch solle man nicht nur einzelne Verse, sondern Zusammenhange beachten, um die genuine Verwendung eines Begriffs in der jeweiligen Version zu bestimmen. Die Vulgata, die arab. Übersetzung und weitgehend auch die syr. Version sind aus der LXX übersetzt. Schwierige Lesarten der Targumim beruhen nach M. mehr auf der „verkehrten Jüdischen Hermeneutik" als auf „unrichtigem Verstande einzelner Worte", M. fordert eine gründliche Auswertung der alten Übersetzungen für die hebr. Lexicographie, was bisher nur das Wörterbuch von Johann Coccejus (1669) versucht hätte. Die alten Versionen dürfen aber nicht als einziges Kriterium der hebr, Philologie hochstilisiert werden. Denn sie widersprechen sich untereinander, im Buch Habakuk stimmen bei seltenen Wortern und Bedeutungen kaum zwei Versionen überein. Daher ist es sinnlos, bei philol, Problemen nur die LXX oder die Vulgata (so Katholiken) zu favorisieren. Daher ist es für M. kaum ein Problem, im Hebräische» aus den verwandten Sprachen Wortbedeutungen einzusetzen, die in keiner der alten Versionen belegt sind. Er verweist auf „Stellen, wo die Alten rathen, wie die Neueren" - v.a, in den poetischen Texten. Für die LXX-Übersetzer ist Hebräisch eine gelernte Fremdsprache, sie sprechen selbst wie die Juden in Alexandrien Griechisch, sie übersetzen mit hebr. Lexika oder Grammatiken, Der Übersetzer von Targum Jonathan (= Prophetentargum!) liebt die Allegorese, folgt wie der Autor von Tar-

gum Onkelos der pharisäischen Exegese, Der Beitrag des Aramäischen zur Erklärung der hebr. Bibel ist in den Targumim zu finden, doch die Erkenntnisse aus dein mit dem Hebräischen noch enger verwandten Arabischen könne man von ihnen nicht erwarten. Die kritische Geschichte der alten Versionen gehört in die Biblische Einleitungswissenschaft. (11) Die verstreuten Erklärungen hebr, Termini bei Josephus Fjavius und den Kirchenvätern Hieronyrnus und Origenes sind kaum bearbeitet, die syr. Kirchenväter und Exegeten außer Ephraem sind noch unbekannt. (12) Hebr. Philologie profitiert am meisten vom Studium der morgenländiscken Dialekte, v.a. des Arabischen, Dazu zählt M, noch Syrisch, Chaldäisch (= Aramäisch). Äthiopisch, Samaritanisch und Talmudisch, nicht aber die Sprache der Rabbinen. Da diese Sprachen näher verwandt sind als die Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch, bezeichnet er sie ais „Dialekte". Die Verwandtschaft von Syrisch und Aramäisch zu Hebräisch klassifiziert er analog dem Niedersächsisch zu Obersächsisch, Syrisch und Aramäisch erkennt er als einen „Dialekt", der sich nur durch Akzentsitz und der Lautentsprechung syr, o/ an zu aram. a/o unterscheide, was er mit der Differenz von Stadt- und Landdialekt in Deutschland vergleicht. M. plädiert dafür, beide „Dialekte" unter dem gemeinsamen Begriff „Syrisch" zu fassen. Noch näher steht dem Hebräischen das Arabische. Es wechseln s und s, ferner hat das Arabische einen dem Hebräischen entsprechenden Artikel (den aram. Artikel kennt er nicht!), ferner die Flexion des Präteritums und das Futururn apocopatum, Dennoch zeigen die gramm. Systeme der beiden Sprachen erhebliche Differenzen: 13 bzw. 24 Verbalstämme, 3 Femininendungen der Nomina (die M. nicht als Deklinationsendungen durchschaut), Dual beim Verburn usw. Aber die Kasus der Nomina erklärt er als „Erfindung der (arab.) Sprachlehrer, die man in Büchern angenommen" habe. Hebräisch ist ebenso aus diesen Dialekten erklärbar wie die Wulniaübersetzung aus dem Deutschen, Dänischen, Schwedischen, Isländischen und Englischen erklärt wird. Die

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Rabbinen hätten Hebräisch aus dem Arabischen erklärt (ohne Arabisch zu verstehen !!!), hier geht M. das antijüd, Vorurteil wieder durch, denn die meisten hatten Arabisch als Muttersprache, Dieser Weg wurde als „viaregia" erst von den christlichen Arabisten des 17./18, Jhs. wie Edward Pococke (16041691), Samuel Bochart (1599-1667), Olaf Celsius (1670-1756) und Schaltens begangen. Dazu muß M. die klass. Einwände widerlegen: (a) Die Existenz von Sonderbedeutungen in jedem Dialekt, die im Hebräischen vielleicht nie vorlagen, (b) das jüngere After der verwandten Dialekte (mindestens 1000 Jahre !) gegenüber dem Hebräischen, (c) die zu große BedeutungsdifTerenz der Dialekte in den „harmonischen Wörterbüchern". Alles andere sind theol. Fragestellungen der frühen Neuzeit: (d) Gott könne kaum gewollt haben, daß der, der seine Offenbarung verstehen wolle, erst so viele Sprachen lernen müsse (so Jacques Gousset), (e) die Tochter (z.B. Arabisch) dürfe nicht über die Mutter (Hebräisch) herrschen. M. argumentiert mit vielen Beispielen, begrenzt jedoch die sprach vergleich ende Methode. Die Dialekte dienen v.a. zur Bestätigung des Bekannten, nicht nur zu Erfindung des Unbekannten (illustriert an einzelnen Lexemen). Doch vermögen die verwandten Dialekte nicht alle Probleme des Hebräischen 2U lösen, M. warnt vor einem „Panarabismus" als „Mode-Wissenschaft", die um jeden Preis „durch etwas neues berühmt werden" will. In den Dialekten fehlen hebr. Starnmworter (z.B. 'ädön 'Herr'), außerdem gebe es Klagen von Arabern, daß eine sehr große Anzahl von Wörtern verloren gegangen sei. Bestimmte Wortgruppen wie Tiere, Pflanzen, Edelsteine bleiben in ihrer Identifizierung unscharf. M. kritisiert die Engführung des Vergleichs auf eine Sprache, z.B. ausschließlich auf das Aramäische (wie es jüd. Autoren praktizierten) oder auf das Aramäische und Syrische oder auf das Äthiopische (wie Hiob Ludolf) oder nur auf das Arabische (wie Schultens). Ferner müssen umgekehrt die „Dialekte" auch aus dem Hebräischen erläutert werden. Schultens erlaubte im Arabischen das Raten von Grundbedeutungen bei sehr geringer Wahrscheinlichkeit, jedoch nicht im Hebräischen. Ebenso sind die willkürlichen

(nicht lautgesetzlichen!) Versetzungen oder Veränderungen von Buchstaben für beide Sprachen anzunehmen. Metathesen werden fast wahllos angenommen. Auch sei die Herkunft mancher angenommenen arab. Bedeutung quellenmäßig nicht nachvollziehbar, da sie sich weder im Lexikon von Golius noch in der Literatur finde. Der Vergleich von Dialekten verlangt exakte Kenntnis der lautlichen Entsprechungen (Lautgesetze). Die Dialekte zeigen sehr viele Fremdwörter, griech. Lexeme finden sich im Syrischen, Äthiopischen, im Targumaramäischen, in den pal my renischen Inschriften und sogar im Arabischen (dazu lat. und pers.). Da zuverlässige Wörterbücher jedoch nur zum Arabischen existieren, die Exzerpte von Lexika von native speakers sind, bleibe es gefährlich, Sprachvergleich nur auf der Basis von Wörterbüchern zu treiben. M. fordert konkret: „niemand soll ein Arabisches oder Syrisches Wort zu Aufklärung des Hebräischen anwenden, das er nicht selbst gelesen hat, sondern blos aus dem Lexico kennet", (S. 225), dies beweist die Angabe von Belegen, Ferner ist aus Lexika die nötige gramm. Verwendung eines Wortes nicht zu erkennen, aber nur so seien Sonderbedeutungen in Redensarten bestimmbar. Dies demonstriert M. an der ararn., syr, und arab, Redewendung 'KL LHMH wörtlich „Nahrung/Brot essen" = „verleumden" (syr. Dan 3,8 ; kl qrswhj, hebr. 'kl bsr). M. qualifiziert die semit. Einzelsprachen zur Erklärung des Hebräischen. Die ältesten Rechte räumt er zwar dem Aramäischen ein, doch könnten die Verfasser de.r Targumim den hebr. Wörtern der Vorlage Bedeutungen zugewiesen haben, die sie aus dem Aramäischen kannten. Für das Syrische ist eine große Menge von Texten noch unpubliziert, M. fordert eine Chrestomathie, Nicht publiziert sind auch die syr. Wörterbücher des 9./10. Jhs., z.B. Josua bar cAli. Die Wichtigkeit des Syrischen für das Hebräische demonstriert er an vier hebr. Lexemen. Die Sprache des Talmud hat eine „Mischung mit dem Chaldäischen", war nach M. jedoch nur eine geschriebene Sprache der damaligen Gelehrten, Die Sprache der Rabbmen des 10/11. Jhs. hat die meisten Wörter in der Bedeutung, die sie im Bibelhebräischen und

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in den verwandten Sprachen haben, doch bestreitct M. ihre Beweiskraft, da es sich um eine Mischsprache mit starken arani. und arab. Einflüssen in Wortschatz und sehr starker Genusinkongruenz von Nomina, Adjektiva und Verben handele. Das Rabbinische erweise nie (!) eine bibelhebr. Bedeutung, „Geschriebene Sprachen" erhalten nach M. ihre Wortbedeutungen nicht unverändert» dies sei im r in lebenden Sprachen der Fall, In Gelehrtensprachen werden von jedem Autor neue „Kunst-Bedeutungen" und Definitionen kreiert. z.B. die „Germanismen" im Latein der Gelehrten. Die rabbin. Sprache ist für ihn ein „Europäisch-Hebräisch" (S, 250). Am wertvollsten ist die Beschäftigung mit dem Arabischen, das dem Hebräischen näher stünde als Aramäisch und Syrisch. Die arab. Literatur hat alle Genera von Schriften, Botanik, Naturgeschichte (Flora, Fauna), Poesie, Kommentarliteratur, hist, und philol. Schrifttum. Die Erklärungen der biblischen Tier- und Pflanzennamen bei Samuel Bochart Hierozotcon (1712) und Olaf Celsius Hierobotanicon (1748) waren nur über das arab. Vergleichsmaterial erstellbar. Arabisch ist eine noch lebende Sprache im Gegensatz zu allen anderen, es existieren die handschriftlichen Lexika von Firüzabad und Ismail al Djauhari (Gjeuhar) (gest. 1002), von denen Anton Giggeius (1632) und Jakob Golius (1653) Auszüge druckten. Diese Einschätzung des Arabischen für die hebr. Philologie übernimmt J.F. -»Schelling (1771). Der Jude Sa'adjah Gä'ön benutzte das Arab, für die hebr. Philologie, bei den Christen tat dies konsequent v.a. Albert Schulteiis Origines linguae hebraeae (1724-1738). Trotz seiner Pionierleistung beging er ganze „Gattungen von Fehlern", die M. anmerkt. Er diskutiere in seinen Erklärungen zum Buch Ijjob und Sprüche viele Wörter sehr weitläufig, auch wenn die „mühsame Erforschung ihrer ersten Bedeutung dem Texte kein Licht giebt". Ferner gibt Schultens die mit Hilfe des Arabischen gefundenen Grundbedeutungen durch eine gekünstelte lat. Übersetzung wieder und vertraut zu sehr auf Fehlinterpretationen der Ketiblesarten und der masoretischen Akzente. M. kritisiert auch die alten Einwände gegen das Studium des Arabischen für die Hebrai-

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stik: (a) es sei zu schwer und (b) es sei die Sprache Muhammads (gemeint ist des Islam). Doch müsse man dann ebenso die Erläuterungen zum neutestamentlichen Griechisch aus den heidnischen Schriftstellern von Georg Raphelius und G,D. —»Kypke ablehnen. Arabisch hat den Zweck, die Fehler zu verbessern, die in Übersetzung und Erklärung des AT begangen werden. Theol. Einwände weist M, zurück, da die Forschungen von Pococke, Bochart, Schultens und Celsius keine Glaubenslehren verändert haben. Das Arabische ermögliche neue Etymologien und die Erkenntnis der Grundbedeutung, es bestätigt die bekannten und gewöhnlichen Bedeutungen in der hebr. Bibel. Philol, Einwände gegen die Benützung des Arabischen widerlegte schon Schultens Origenes kebraeae II, cap. 4-6: das Arabische sei im Wortschatz viel umfangreicher als das Hebräische, man könne wegen der vielen Synonyma ganze Bibel versc ins Arabische übersetzen, ohne ein gleiches Wort zu benutzen. Türkisch ist nicht Arabisch, dessen Wörter zu viele Bedeutungen hätten. M. widerlegt die Einwände mit Hinweis auf ähnliche Verhältnisse im Lateinischen und Griechischen, Äthiopisch ist für M. eine „ausgestorbcnc Töchter des Arabischen" mit großen phonet. Änderungen, sie wurde nur über Hiob Ludolf (1624-1704) bekannt. Äthiop. Bedeutungen sollten nie ohne Zusammenhang mit dem Arabischen auf das Hebräische angewandt werden, ferner seien ihm alle anderen Dialekte vorzuziehen. Gegen diese Position wird das Wurzel werter buch von F.E. ->Boysen (1762/63) v.a. in Teil 2 und 3 verstossen. Samariianisch steht nach M. dem Aramäischen und Syrischen am nächsten, ist ebenfalls eine tote Sprache, die v.a, Christoph Cellarius bekanntmachte, die aber viel zu wenig kritisch benutzt wurde. Die Wortbedeutungen im Lexikon von Edmund Castelius sind oft falsch. Die Publikation der sanmritanischen Torah durch Schwartz ist in Arbeit. Die wenigen Relikte des Phönizischen und Palmyre.nischf.n erklären das Hebräische, den biblischen Terminus „Richter" versteht M. über die Sufteten in Karthago, Er beschäftigt sich mit palmy renischen Eigennamen, deren vierradikal ige (!) Wurzeln er mit der Re-

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gel von Schul tens nach dem Bauschema ABC + ABD —t A BCD als dreiradi kaiige analysiert. Diesem Ansatz fallt- dann auch der hebr. Name Zebulun zum Opfer. M. bringt die Mängel der hebr. Wörterbücher zur Sprache. Viele vernachlässigten die Ansetzung der Grundbedeutung, keines bisher leiste eine befriedigende Etymologie. Viele Wortbedeutungen wurden mit den falschen Methoden erarbeitet, werden jedoch ohne Angabe ihrer Herkunft weiter tradiert. Der Sprachvergleich v.a. mit dem Arabischen war den meisten Lexikographen unbekannt (außer Coccejus, Majus und Simonis), Schuitens starb, ohne ein hebr. Lexikon zu verfassen, es wurde nur halb fertig, hätte ebenso die von M. monierten Fehler gehabt. Ein hebr. Lexikon müßte mit Parenthesen wie „in omnibus dialectis" oder „Arab, Syr. Samar." usw. das Vorkommen einer Wurzel festhalten. Die alten Versionen wurden nie berücksichtigt, sehr mangelhaft nur von Coccejus. Oft kannten sie und der Talmud die richtige Bedeutung, sie wurde jedoch ignoriert, da sie Qimchi nicht übernommen hat, M. illustriert dies an den Ratespielen zu den Bedeutungen der hebr. Lexeme RSF (S. 298-307) und SWF (S. 307-309). Viele hebr, Wörter, die nur als „anornalische Flexionen und Abänderungen ganz anderer Wörter" angesetzt wurden, v.a. auch Hapax legomena fehlen in den Lexika, Diese von Schuitens gesammelten Wörter erscheinen wieder im Wörterbuch von Simonis, M, stellt selbst darüberhinaus eine Auswahl von 20 weiteren zusammen (S. 311-317). Exemplarisch kritisiert er den botanischen Wortschatz im Bibelhebräischen, trotz der exakten Arbeiten von Olaf Celsius würden in der Lexikographie noch immer ältere, falsche Bedeutungen weiter mitgeschleppt. M, entwickelt seine Konzeption eines hebr. Lexikons. Es solle zwar nicht alle Bedeutungen aufnehmen, die die Philologen bisher einem Wort andichteten, doch sollten die falschen „Mode-Bedeutungen" mit ihrem Erfinder aufgenommen werden. Dazu sollen getrennt auch Bedeutungen eines Wortes aus den verwandten Sprachen und den alten Übersetzungen aufgenommen werden. Botanische Lexeme müssen eine Beschreibung der vermuteten Pflanze enthalten oder Litera-

tur zitieren, die dies tut. Gibt es noch keine Abbildung, sollte dies mit Kupfer getan werden. Ein Lexikon müsse auch den Wortschatz der abweichenden Lesarten des samarit. Pentateuch, einiger hebr. Handschriften und der alten Versionen aufnehmen. M. sammelt solche Lexeme. Ferner sind die Wurzeln der hebr, Eigennamen mit den Derivaten zu integrieren, auch wenn sie nicht alle etymologisierbar sind. Dies brächte den alten Vorwurf der „wortarmen" hebr. Sprache zum Verstummen, Eine Konkordanz der Eigennamen schuf erst das Onomasticon von Simonis. „Aber die von Simonis vorgelegten Erklärungen sind oft zu gewaget", sie wurden ohne Berücksichtigung der alten Versionen entwickelt. Gründliche Kenntnis des Hebräischen verlangt „Fertigkeit" wenigstens im Arabischen und Syrischen, denn nur so sind Lexika und Kommentare zu beurteilen, aber der Unterricht in den beiden Sprachen erfolge jeweils nur ein halbes Jahr. M, vertritt ein Curriculum, das nicht mit dern Hebräischen, der schwersten semit, Sprache beginnt. Sie hat sehr viele Vokalzeichen, diakritische Punkte, die unregelmäßigen Verben sind verworrener und mannigfaltiger als in den übrigen Sprachen. Verba mediaegeminatae konjugieren im Hebräischen teils wie im Arabischen, teils wie im Syrischen und auch gemischt. Häufige Verwechslungen und Schwund von Vokalen sind vielleicht den Masoreten anzulasten, M. plädiert dafür, die semit. Sprachen mit Syrisch oder Arabisch zu beginnen. Dann könnte man Hebräisch in 14 Tagen lernen, den Haupt unterschied der hebr. Konjugationen vom Arabischen und Syrischen her zeigen. Der Wortschatz wäre größtenteils schon bekannt. Syrisch- und Arabischunterricht an Gymnasien (d.h. nicht nur für Theologen!) würde für viele Wissenschaften den Zugang für die umfangreiche syr, und arab, Literatur öffnen. M. räumt aber selbst ein, daß dies aufgrund der Lehrerausbildung scheitern müsse. Er verlangt daher: Wer in Zukunft wie gewohnt mit Hebräisch beginne, solle bald zu Bibellektüre übergehen, nicht erst ein halbes Jahr Grammatik treiben, da die Regeln bei der Lektüre wieder vergessen seien. M. fordert Unterricht in der Schrift, danach teilt er den Kurs in Erklärung der Flexion von No-

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mina und Verben einerseits und Lektüre eines leichten biblischen Buches andererseits. Die Schüler sollen im Voraus die zu lesenden Verse selbst abschreiben, das sichert das Lesen. Im zweiten Halbjahr rät M. täglich zwei Stunden Hebräisch, um die Voraussetzung für Kuriosa und exeget. Kolloquien zu legen. Im 3. Halbjahr könne man mit dem Hebräischen das Syrische und Aramäische, im 4. dann das Arabische verbinden. Wer Hebräisch treiben will, muß alle verwandten Sprachen und alten Übersetzungen durcharbeiten und fleissig Bibeltexte lesen. Die Beurthetiung der Mittel hat eine enorme WirkuDgsgeschichte, auch wenn sie weitgehend latent ist. M. legt die umfangreichste Bestandsaufnahme der hebr. Philologie des 17. bis zur Mitte des 18. Jhs. vor. Sie ist klarer und sprachwiss. weit informativer als die Vorarbeiten von C.A. Bode (1747 und 1754), der sich noch völlig unkritisch dem „PanArabismus" der Holländischen Schule von Albert Schultens verpflichtet weiß. M. stellt an sprachwiss. Information auch die betreffenden Kap. bei J.W.F. Hezel Geschickte der hebr. Sprache und Literatur (1776) völlig in den Schatten. M.s Positionen entsprechen weitgehend Wilhelm Gesenius: Geschichte (1815). Über die sicher spitzfindigste Methodenreflexion des Standorts der hebr, (und semit.) Philologie um die Mitte des 18. Jhs. kommen auch spätere Überlegungen und Ansätze nicht hinaus, so J,F. Schelling (1771), der nach den Vorgaben von M. eine Methodik der richtigen, nicht überzogenen Nutzung des Arabischstudiums für das Bibelhebräische entwirft. Kritik an der Beurtkcilung der Mittel übt der 3. Brief im Kleeblatt hellenistischer Briefe (1762) von J.G. Harnann (siehe dazu H. Weiß 1990: 107-111). Hamann kritisiert M.s Methode, bezweifelt den Erfolg des Sprachvergleichs von Hebräisch und Arabisch, was M. selbst weitgehend teilt. Hamann vermißt eine grundsätzliche Reflexion, „was Sprache, was Dialekt sei", verweist auf die Dialektdefinition von A. Schultens in Origines hebraeae (21761), M, gehe noch von der Fiktion eines „morgenlaiidischen Dialekts" aus. M, kritisiert nicht nur die traditionelle hebr. Lexikographie mit ihren differenzierten Irrwegen, er legt auch Kriterien für die Konzeption

eines zukünftigen bibelhebr, Lexikons vor. leistete dazu noch eigene Vorarbeiten (Supplementa). Das von ihm entwickelte Curriculum über den viersemestrigen Hebräischunterricht greift nur H.A. —»Grimm (1778) auf, es hatte sonst vermutlich kein Nachleben, Die Standortbestimmung der semit. Philologie hatte Gültigkeit bis zur Entdeckung neuer semit. Sprachdokumente, die C. Niebuhr von der Orientexpedition mitbrachte, an deren Planung M. selbst entscheidend beteiligt war. Erst die baby Ion.-assy r. Keil· schrifttexte, zu deren Verständnis v.a. F.G. —+Grotefends Entzifferung des Altpersischen den Zugang öffnete, gaben neue Einblicke für die gesamte Orientalist!k. M.s Sicht der Sprache des Talmud und der Rabbinen wertet durch die „antisemitische" Brille wichtiges Sprachmaterial als wertlos ab, was später z.B. J.E. —*Faber Anmerkungen zur Erlernung des Talmudischen (1770) kritisiert, ohne M. namentlich zu nennen. 2.2.3. De menstbus Hcbraeorum (1769) M. demonstriert, daß in der hebr. Bibel andere Monatsnamen und ein abweichender Jahresanfang vorliegen müssen als im heutigen jüd. Kalender. Dies stützt er durch unterschiedliche Aussagen aus der Literatur und Beobachtungen zu Jahreszeiten, Ernte usw. in der Reiseliteratur und bei den Geographen, er beruft sich auf Ferdinand Wilhelm Beer Abhandlung zur Erläuterung der Zeitrechnung II, Leipzig 1756, S- 1-31. Die Differenzen lassen sich auch nicht durch die Annahme des Schaltmonats „We'addar" ('Adar scni) lösen. Der Beitrag erläutert die Monatsnamen des abweichenden syr. und arab. Kalenders, die zwar hebr. Monatsnamen entsprechen, jedoch in eine andere Jahreszeit gehören. Das ältere System der syr. Monatsnamen erklärt M. als „mosaisch", während der jüngere jüd. Kalender „falsch" sei. Dieser syr. Kalender sei der ältere jüd. Kalender, den auch Josephus Flavius benutzt habe. Die Corollarium (S. 48-56) stellt die einzelnen hebr,, aram., arab., äthiop. und kopt. Monatsnamen mit Belegen zusammen. Die Etymologien stammen von Johannes Buxtorf (1564-1629), Jakob Golius (1596-1667), Edmund Castellus, Hiob Ludolf und Johann Simonis, einen eigenen Versuch wagt M. offensichtlich nicht.

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2.3. Studien zum Aramäischen und Syrischen 2.3.1. Grammatica Chaldaica (1771) Die aram, Grammatik setzt die Kenntnis der heb r. Quadratschrift voraus. Für die Einteilung des aram. Sprachgebiets verweist M. auf seine Abhandlung von der Syrischen Sprache (2.3.2.). Die Grammatik für Bibelaramäisch und Targumim (aram. Bibelübersetz linger) ist kontrastierend zur hebr. Grammatik aufgebaut. M. betont in der Lautlehre die Vertauschung der litterae serviles h und ' irn Bibelaramäischen in Femininendung und AFel/HaFel, Er regelt den Lautwandel der Sibilanten hebr. z / s / s > aram. d / t / t. Er beobachtet die Mutation hebr. s > c ; den Wechsel s und s und den Wechsel hebr. -m aram. -n im Plural der Maskulina. Die 9 Vokale aus dem 6.-10. Jh. n.Chr. sind eine jüd. Erfindung, früher existierten nur 3 Vokale. Die Darstellung der Vokalisation betont das häufigere Vorkommen von Schwä', das Fehlen der Segolata (im Dan sind sie „Hebraismen"), Aram. Qämes ist aus Hölem entstanden, dem chald. (= ostaram. nach M. !) Qämes entspricht das syr. (— westaram.) Z*qäfä. M. beschreibt die vom Hebräischen abweichende Verwendung der diakritischen Zeichen Dages lene (fehlt nach -aj und im Auslautkonsonanten), forte (bei Elision 'ittaqtat < 'it'aqtal). Die Auflösung der Gemination (Dages forte) durch Nun ist selbst dem Syrischen unbekannt, versucht er als Imitation der Assimilation der hebr. I-Nun-Verben zu erklären, analog lat. collega < conlega und dem Sächsischen. Die Substitution des Dages forte durch „Alef mobile" jim'ak < jimmak (Hos 5,5) ist jedoch Imperfekt P"al von rna'ak (Dalman, Grammatik, §68). M. bemerkt jedoch, daß Patach furtlvum nicht in allen chald, Schriften vertreten ist. Während das Syrische häufig die penultima betont, liegt im Aramäischen - abgesehen von den Segolata (die er als „Hebraismen" identifiziert) der Akzent auf der letzten Silbe. Die Formenlehre setzt beim Verburn 8 Konjugationen (4 aktiv und 4 passiv) an: P ec al Itp tc el; Pa"et - Itpa cc al; 'AFel - 'Ittafal und Saf'el - IstaPal. Das seltene 'Ittafal ist bibelaram. durch das hebr. Hofcal ersetzt. 'AFel entspricht dem syr. und arab., das Bibelaramäische hat Haf e el, Die Formenbildung der einzelnen Stämme il-

lustriert M. am Paradigma getal 'töten'. Bei der Erklärung der Vokalisationsverhältnisse der einzelnen Formen muß er eine gramm. und orthogr. liberias bzw. Fehler der Grammatiker annehmen, um fehlendes Dages lene zu erklären. Die Infinitivbildung mit Präfix mirn P ec al identifiziert er korrekt als aram. Eigenart, beim Antreten des Präfixes i- schwindet es. Das Partizip Hafcel mit Präfix m*Aawill er als Präfix m- und hebr. He characteristicum erklären. Bei unregelmäßigen Verben folgen Verba gutturalia und Verben mit Res der hebr. Grammatik. M. beschreibt die Formenbildüng der Verba I-Alef ("kal), I-Jod, MediaWaw/Jod (gäm), gibt Hinweise auf syr. Analogien. Verba -Alef und III-He unterscheidet das Aramäische nicht mehr (außer Bibelaramäisch). Bei den Media geminata beschreibt M, die Ersatz gern i n at i on des ersten Wurzelkonsonanten, jedoch falsch mit der Bedingung der Elision des mittleren Konsonanten (siehe Segert, Grammatik, §. 5.7.5.3.1). Hier setzt er beim itp ec el zwei Klexionen an: 'Itp'lel und 'Itt'pel. Bei Nomen setzt er zwei Genera an, Femlnina sind kenntlich an den Endungen -a, -i und -u. Es folgen drei Numeri und drei Status, Den Status emphaticus (determinatus) erklärt er sorgfältig mit dt, Beispielen, betont die Entsprechung von Emphaticus (wie im Skandinavischen konung - konungen) und Artikel (in Italienisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Griechisch, Arabisch und hebr. He demonstrativum). Die Funktion des Emphaticus ist „demonstratio rei individuae". M, erklärt Fälle mit Abschwächung der Nisbe-Endung -aj > Gleitlaut Alef (Segert, 5.3.2.2.9) als Kontraktionen. Formen auf Alef zeigen im Status emphaticus ein He, M. bringt Formenreihen von Nomina unterschiedlicher Vokal typen und Partizipien und 7 Nomina mit eigener Bildung und Flexion. Bei den Numeralia identifiziert er die KardinaliaS bis 10 als Substantiva, die mask. Formen dienen syntaktisch zur Zählung der fern, Gegenstände und umgekehrt. Die Bildung der Zahlen 11 bis 19 übernimmt er aus Johann Buxtorf Lexicon Chaldaicum (1640). Nach den Monatsnamen folgen die Formen der absoluten und suffigierten Personalpronomina. M. nimmt einzelne (auch graphemische) Varian-

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ten von Formen aus den Targumin auf, erklärt ihre Funktion als Kopula in der Bildung des Präsenz (Partizip + Pronomen), Für pisre' (Dan 4,15f; 5,8) gelingt über die Familien tradition (Johann Heinrich Michaelis) eine „diffizile" Deutung: status emphaticus (nach den Konsonanten) mit der Vokalisation von suffigierten Formen. Unter den Demonstrativa faßt M. d e näh als emphatisch auf, es handelt sich um eine Erweiterung um das demonstrative Element ha (Rosenthal, Grammar, § 32 und 89). Die Bildungen mit d- leitet er von hebr, zeh ab, er bestimmt ein Erweiterungselernent -k der 2. Person. M. bringt Relativiim, Interrogativa, die Umschreibung der Reziproka durch güf, casam, g e ram und nefes und das Possessivpronomen dil. Bei den 7 Partikeln MDH W-KLB gibt er für l- die Funktion als Wunschpartikel (beim Futur) mit Elision des Präfixs j- (im Futur) und m- (beim Infinitiv). Für di/d- unterscheidet er die Verwendung als Relativum, als Konjunktion und als Ausdruck des Gen. M. führt es auf hebr. zeh zurück, verwirft die Herleitung vor hebr. s-. Es folgen gramm. Exzerpte aus der Handschrift Kassel (aus dem 11. Jh.), die M, beim Vergleich mit der Bibelausgabe von Everhard van der Hooght (1705) für die Bücher Ezra und Daniel notierte, als er an der Textausgabe von Benjamin Kennicott mitarbeitete: abweichende Lesungen (10), Pleneschreibung (1), häufige Vokal Varianten, unterschiedliche diakritische Zeichensetzung und graphische Varianten. Die Orthographie der Targumim beurteilt M. nur ganz pauschal, sie folge meist dem Masoretentext oder sie ist unkorrekt. M. gelingt es noch nicht, Targumbelege in ihren unterschiedlichen Formen (z.B. Targum Onkelos und Jerusalmi) zu differenzieren. Die aram. Grammatik hat eine lange Wirkungsgeschichte, Hezel versteht seine Anweisung zum Chaldäischen nur als „kleinen Kommentar" zu ihr. Das Praktische Handbuch von Hasse kommt nicht darüber hinaus, höchstens durch den Ansatz von 11 Stämmen. M.s Grammatik blieb mit Hezel das Standardwerk für die Formenbestimmung in der Chrestomathie von H.A. Grimm (1801). 2,3.2. Abhandlung von der Syrischen Sprache (1772) Sie diente Jahre hindurch als Handbuch für

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Studenten des Syrischen in Göttingen, Es war schon 1763 abgeschlossen und wurde vor der Publikation schon von einem der Schüler M,s rezensiert. M. definiert Chaldäisch (— Aramäisch) und Syrisch als eine einzige Spache, sie unterscheiden sich nur durch ihre Schrift. Er skizziert die Verbreitung und dialektale Differenzierung: Ost- und Westaramäisch unterscheiden sich ursprünglich nur (!) durch Vokalisation und Ton: Ostaram. (im „Morgenland") a ist westaram. 5 (im Abendland). Der Akzent liege im Ost aramäischen auf der ultima, im West aramäische n auf der penultima. Diese Dialektdifferenz überträgt M. sogar auf das Hebräische (!). Die sefardischen Juden sprächen Hebräisch nach Art der Ostaram äer (Chaldäer) aus, ihre Heimat ist Judäa / Jerusalem. Ihnen folgt die Aussprache der chiistl. Hebraisten. Die Ascbkeriazim (aus Galiläa !) sprechen nach Art der Westsyrer ä als ö, o als au, und ziehen den Ton auf die penultima. Andere Differenzen der beiden Dialekte bei Giuseppe Simone Assemani Bibliotheco. Orientalts HI/2 (S. 379) wertet M. als Neuerungen. Konsonantendifferenzen interpretiert er orthographisch, spekuliert über Lexeme, die nur in einem einzigen Dialekt vorkämen (leider fuhrt er keines an). M. plädiert für sein Curriculum, Syrisch noch vor dem B i bei hebräisch zu unterrichten, das H.A. Grimm (2.1.) 1778 übernimmt. Er konzipiert für die vier semit. Sprachen ein stundenmäßig ausgefeiltes Curriculum (S. 16-20). Über 10 gramm. Beobachtungen bestimmt er Syrisch als leichteste, Hebräisch als schwierigste der „morgenländischen" Sprachen. Der Nutzen des Studiums des Syrischen liegt in der Erläuterung des Bibelhebräischen, dazu führt M. §41 und 42 von Bcttrtheilung der Mitte! (2.2.2.) weiter aus. Daß Syrisch irn Gegensatz zu Aramäisch und Arabisch weniger für biblische Philologie herangezogen wurde, erklärt M. aus der jüd. sprachwiss. Tradition, die Kenntnis des Chaldäischen (in Targumim} und Arabischen (im sefardischen Judentum) hatte, während das syr. Schrifttum christlicher Herkunft sei. Ferner sei die syr. Philologie bisher auf das syr. NT fixiert, das vom Wortschatz viel umfangreichere AT wurde ignoriert. Nicht-biblisches syr. Schrifttum war nur in Manuskripten zugänglich bis zu Assemani Bibiioiheca Orientals (Rom 1719-28).

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Aber die syr. Philologie in Rom dient missionarischen, nicht phitol, Zwecken. Da die syr. Quellen ein größeres Inventar an Lexemen und Wendungen belegen, sei ein syr. Äquivalent im Wortschatz einem chald. vorzuziehen - ein anlisemit. Vorurteil, da er die Textbasis des Aramäischen auf Bibelaramäisch und die Targume einengt und die Talmudim und Midraschliteratur völlig ignoriert. Selbst die lat. und griech. Fremdwörter im Aramäischen wertet er als Indiz für Bedeutungsunsicherheit, daß diese im Syrischen genauso umfangreich sind, ignoriert M. dezent. Chald. Lexeme sind in ihrer Bedeutung immer verdächtig, daß sie nicht „altchaldäisch", sondern nur „rabbinischer" (!) bzw. jüd. Herkunft sind. In der Grammatik zeigen die palmyrenischen Inschriften den Wechsel von plene und defektiver Schreibung, was viele Textkorrekluren der hebr. Bibel überflüssig macht. Der hebr. Konsonantismus entspreche eher dem Arabischen als dem Aramäischen, was M. an der Parallele von hebr. Nun paragogicum (beim Futur) und dem arab, futurum paragogicum erweist. Im Vokalismus und bei den diakritischen Zeichen entspreche die hebr. Grammatik mehr dem Syrischen als dem Arabischen. Dies will er durch Beispiele in seiner neuen hebr. Grammatik (nicht in der von 1745 / 21768), an der er jetzt arbeitet, beweisen. Für weitere Überlegungen verweist M, auf seines Vaters Lumina Syriaca pro illtisirando Ebraismo (1756) und dessen Syrische Grammatik (1741), die er zur Grundlage seiner Chrestomathie macht. Syrisch erklärt nach M. v.a. Redensarten des AT und NT, doch zeigen die syr. Versionen Übereinstimmungen mit dem griech, Bibeltext. M. diskutiert Probleme der syr. Bibelübersetzungen (z.B. Polyglottbibeln) im Vergleich mit arab, Versionen. Er schließt mit einem Überblick über die ihm bekannte syr, Literatur: Ephraem der Syrer, Märtyrerakten, Gregor Abü'I-Faraj (Barhebraeus), Edessenische Chronik und exegetisches Schriftum. Schone Poesie sei nach M. der syr. Literatur fremd. Als Lexikon zur Lektüre seiner Chrestomathie empfiehlt M. das Heptaglotton von Edmund Castellus, in dem das Syrische das Beste, das Samaritanische das schlechteste sei. Da es je-

doch nicht vollständig ist, sammelt M. seit 1764 fehlende Wörter, Bedeutungen und Konstruktionen. Nach einiger Zeit will er das Syrische Lexikon überarbeitet und ergänzt als eigenes Lexikon publizieren, weshalb er kein Lexikon für seine Chrestomathie erstellt. Die Chrestomathie vermeidet Texte der syr. Bibelübersetzungen, mit denen auf Schulen und Universitäten traditionell Syrisch gelernt wird, da sie nur „Übersetzung" sind. M. will mit seinen Texten Grammatikkenntnisse fördern, Geschichte und Geographie unterrichten. Alle Texte nimmt M. aus Assemani Biblioiheca Orienlalis (Rom 1719-28). Es sind der Brief des Semcon, Bischof von Bet Arsam (f ca. 548), über die Geschichte der Nestorianer; von Johannes, dem Bischof von Asia, kurze kirchengeschichtliche Kachrichten aus Arabien, darunter der Brief des Bischof Semcon von Bet Arsam an den Abt Mär Semcon von Gabbülä über das Martyrium der Himjariten. S. 46-80 bringt Texte aus der Chronik von Edessa und erläuternde Exzerpte aus der Chronik des Pseudo-Dionysios von Tell-mehre. Aus den Gesta von Grigor Abü-1Farag gibt er Exzerpte von 1284-1286 wieder, Nachrichten über seinen Tod und sein Schrifttum stammen aus der Erzählung seines Bruders Barsaüma. M. schließt mit einem Probestück aus dem Vorwort der Chronik Abü-1Farags, Das Exemplar aus der Erzbisch. Diozesanund Dombibliothek Köln hat dazwischengeschossene Blätter mit ausführlichen gramm. Bemerkungen zu einzelnen Lexemen, aram, und hebr. Termini und hist. Querverweise, die vermutlich auf Friedrich Christian Matthiae zurückgehen, der das Buch am 30. Sept. 1782 erstand. Er erstellte diese Annotata 1782/83 wahrend seines Studiums bei M, in GÖttingen. Die Chrestomathie fand teilweise Eingang in die Textsammlungen von Fessler (1789), H.A. Grimm (1778) und Hasse (1791). 2.3.3. Grammatica Syriaca (1784) Die syr. Grammatik ist eine Überarbeitung der Grammatik seines Vaters (Syriasmus, 1741). Bei ihm hatte M, seit 1739 Syrisch gelernt, noch mit der Grammatik von Hermann von der Hardt (31718). Im Gegensatz zu seinem Vater kann M. auch G.S. Assemani Biblioiheca orientals (1719-28) und die Werke Ephraem des Syrers benutzen.

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Er vergleicht alle späteren syr. Grammatiken mit der von Georg Amira (Rom 1596), dazu kamen die palmyrenischen Inschriften und das Sabäische (= Mandaische). Sein Vater schrieb seine Grammatik v.a. auf der Textbasis der engl. Polyglottbibeln. Die völlig neu ausgearbeitete Schriftlehre gibt die verbundenen und unverbundenen Zeichenformell, litterae finales (q, l, rn, n, e ) finden sich auch in den palmyrenischen Texten. M. diskutiert unterschiedliche Zeichenformen und Ligaturen auf Siegeln und in Druckwerken, ihre Aussprache, die Mutation der Laute Olaf, He, Het und im „Galiläischen", dem nachexilischen Dialekt des Syrischen (!) in Galiiäa nach der bekannten Talmudnotiz. Dies bestätige auch das Mandaische, in dem noch das „Galilaische" erhalten sei. Matthias Norberg hatte in Orientalische und Exegetische Bibliothek 17, Nr. 261 (S. 4956) mandaische Textproben herausgegeben. M,s These hat eine ungeheuere Wirkungsgeschichte bis ins 20, J h . , was die sprachliche Einordnung des Mandäischen für die Entstehung des Christentums, Muttersprache Jesu usw. betrifft. Ahnlich postulieren die syr. Grammatiker für e E die Aussprache Olaf bei folgendem He, in Handschriften durch linea occultans markiert, oder durch 'Olaf ersetzt. Ausführlich wie keine andere Grammatik bis heute (!) illustriert M. die Verwendung der syr, Grapheme als Ziffern und Bruchzahlen (bis zu 4 Milliarden !) durch Zusatzstriche. Gegenüber den 3 Alphabeten der väterlichen Grammatik setzt M. jetzt 6 syr. Schriftzüge an. Außer der heute verwendeten westsyr. Schrift („Simplex") der Maroniten und Jakobiten, erfunden im 7. Jh. von Bischof Jakob von Edessa, erklärt er die ,Estrange!ä' der ostsyr. Nestorianer, ihre Varianten „Nestorianisch" (Minuskel) und duplicatum (in Titeln). In palmy renischer Schrift, bekannt durch Kopien von Reisenden aus England und Frankreich, sind Texte von 49 n.Chr. bis ins 3. Jh. (heute stammt die älteste Inschrift von 33 v.Chr.). Zum mandäischen (sabäischen) Alphabet breitet M, das ganze Wissen über die Mandäer aus. Dazu nimmt er das syr. Alphabet des Codex Vat 19, eines Lektionars vom Jahr 1030, das p und f unterscheidet. Adler (2.2.2.) hatte es als „hierosolymitanisch" ein-

geordnet und erfand somit einen neuen „Dialekt11, der ein zähes Nachleben hatte. Die Laute teilt M. eigenartig ein in Gutturale ('/h/h/'), Labiale (b/w/m/f), Palatine (g/j/K/q), Linguale (z/d/|/I/n/s/s/s/t) und einen einzigen Dental (r), während sein Vater Linguale und Dentale korrekt verteilt hatte, Cap. 2 setzt 3 alte Vokale an, die im 7. Jh. in die arab. Schrift als Fatha, Kasra und Damma übernommen wurden. Noch früher schrieben die Syrer wie die Palmyrener ohne Vokale, M. bringt eine Geschichte der Philoxenosübersetzung des NT, die Übernahme der griech. Vokale als Vokalzeichen in die syr, Schrift durch Theophilos von Edessa (f 791) in seiner syr, Homerübersetzung, Die Nestorianer benutzten diakritische Punkte. Die Aussprache von Z e qä,fä schwankt zwischen westsyr, 6 und ostsyr. ä. Für cEsäsä' akzeptiert M. die Aussprache o und u, doch die Lesungen kül und m*tül (so noch sein Vater) bestreitet er. Ebenso widerlegt M. die These des Maroniten Gabriel Heva, der Olaf, Waw und Jüd als Zeichen für 5 Vokale (analog hebr. Handschriften) vermutete, jedoch will er 'Olaf für a, o und e ansetzen. Nach diesem System edierte er Psalmorum Davidis, idiomate Syro, ex iypographia Petri Ferri (Rom 1737). M erklartdie Differenz hinsichtlich der Quantität der Vokale bei Georg Amira (1596) und seinem Vater. Für die diakritischen Zeichen erstellt, er die Geschichte der Erforschung ihrer Bedeutung von Gabriel Sionita (1577-1648), Thomas Erpenius (1584-1624), Ludwig de Dieu (15901642) bis zu Matthias Norberg De religions ei lingua Sabaeorum (1780). Nach dem Hinweis auf die fehlenden Schwä* und Dages erklärt M. die Unterscheidung von Qussajä' und Rükkäkä' und die Verwendung und Herleitung des diakritischen Punktes nach Johann Lorenz —»-Isenbiehl (1773). M. erläutert seine Standardsetzungen bei Nomina und Verben, den Gebrauch von Sejäme (Ribui), die Linien Marhetana' (über der Zeile), M e hagjänä' (unter der Zeile), lineola occultans und Interpunktionszeichen. M, regelt den Akzentsitz auf der penultima (außer Fällen von „conson ans mobile" im Auslaut) mit Ausnahmen und regionalen Differenzen (zum syr, Akzent s. Rodgers, 200-206).

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Cap. 5 erarbeitet die Veränderungen der Kon- und qam 'stehen'). III-Olaf (Paradigma sonanten 'Olaf, Jud und Waw (quiescens); gelä') umfaßt die arab. III-Alif, Waw, Jod Konsonanten, die in der Aussprache ganz und hebr. III-He/Alef-Verben, Auf I-Nun folwegfallen (markiert durch linea occultans); gen Verba mediae geminatae (ras .gießen'). Ausfall von Konsonanten ('/w/j/n/r); Ver- Beim Nomen betont M, die Existenz vieler dopplung; prosthetisches Olaf, „Olaf com- Fremdwörter aus Griechisch, Persisch, Arpensans" als Ersatz für (fehlendes) Dages menisch und Latein, Die Nomina sind von forte und die schwankende Verwendung von verschiedenen Verbalstämmen abgeleitet oder Olaf, Waw und Jud bei der Wiedergabe Denominativa (vom Partizip) mit Endungen. griech. Eigennamen. M. diskutiert die Diminutiva in den verschieM. erkennt die Auflösung der Gemination denen syr. Bibelversionen, gibt Fälle für Komdurch n, beschreibt die Vertauschung von posita. Wie schon sein Vater gliedert er Graphemen innerhalb der einzelnen Katego- Adjektiva und Substantiva (adpellativa bzw. rien von Lauten, zeigt die generelle Vertretung propria), erläutert das Fehlen von Steigerung von hebr. z/s/s durch syr. d/t/t, die Mu- und Kasus (außer dem Akk graecus in der tation r/n (br/bn Sohn), den Wechsel Olaf Phi i oxeni aversion). und Taw, die Assimilation von Olaf mit dem Die Genera werden differenziert durch Ent des Reflexivums im 'Afeel (V- > 'tt-), den dungslosigkeit (mask.) bzw. Endungen (fern.) Wechsel von heb r, Säde und syr. < wie im oder natürliches Geschlecht. Tiernamen Chaldäischen und die Metathese des t der Re- setzt er im Genus commune an, griech, flexiva mit den Zischlauten. Cap. 6 erfaßt die Fremdwörter behalten bei der Übernahme ihr Mutation der Vokale und „Vokalmetathesen". genus. Er bringt die 3 Status und 3 NuDie Formenlehre beginnt M, wie sein Vater meri, ihre Flexion, Fälle von genus altermit dem Verbum, er erklärt ausführlich die nans, die gramm, Verwendung der KompoEntstehung der 4-radikaligen Verben aus drei- sita (Constructusverbindungen). die Pluralradikaligen durch Verdopplung eines Radi- bildung griech. Fremdwörterund Namen. kals, Hinzufügung eines Graphems oder durch Die Paradigmen der regelmäßigen Nomina (S. Kombination ähnlicher Wurzeln nach dem 167-183) gliedert M. nach dem Genus. Er hat Schema ABC 4- ABD > ABCD - also ähnlich dabei die umfangreiche Sammlung seines Vaseiner hebr. Grammatik. Die 6 Konjugationen ters weitgehend wörtlich übernommen, abgeder väterlichen Grammatik erweitert M. kor- sehen von kurzen Nachträgen, ebenso stammt rekt auf 8: P ec al - Etpecel, Paicel - 'Etpa cc al; das Material für die unregelmäßigen Nomina 'Afel - 'Ettafal und Safel - 'Estafal. Sie und Numeralia aus der väterlichen Grammahaben jeweils zwei Tempora (Präteritum und tik, er fügt jedoch die Bezeichungen der WoFutur), ihre Funktion als Aorist ist seltener chentage und Monate ein. Kap. 9 behanals im Hebräischen und Arabischen, delt die Pronomina, die der Vater noch unNeu entwickelte das Syrische ein „fmperfek- . ter Partikeln eingeordnet hatte. M, listet die turn" (Partizip + hawä'), „Plusquamperfek- Formen der absoluten Personalpronominaauf, tum" (Praeteritum 4· hawä') und ein „Prä- erklärt ihre Verwendung zur Präsensbildung sens" periphrasticum (Partizip + Personal- (wie im Hebräischen und Arabischen), geht pronomen). Dem Verbum 'itaj widmet M. ein über zu Suffixen an Verben, Nomina und Parvollständiges Paradigma, die Formenbildung tikeln (mit Paradigmen S. 190-212), Auch des starken Verbums erläutert er am Para- die übrigen Pronomina arbeitet er gründlicher digma q e tal. aus, u.a. vermerkt er die Existenz des selM. betont das Präformativ m- bei allen Infi- tenen 'illen (chald. 'illen; hebr. 'etleh). Das nitiven, er bringt auch das nur durch diakri- Relativum d- leitet er von hebr. zeh ab. Bei tische Punkte differenzierte Verbalparadigma der Umschreibung der fehlenden Reziproka bei Isenbiehl. Die Formellbildung der un- übernimmt er die Beispielsammlung aus der regelmässigen Verben behandelt Verba gut- väterlichen Syntax, bringt anschließend die turalia (Ill-He, Bet, "E und Ris), I-'Ölaf zusammengesetzte Partikel dil-. Die Partikeln ('ekal ,essen'), I-Jud (jeled), quiescentia II- (cap. X) umfassen Adverbien, partk.ulae sim'Ölaf/Waw/Jud (mit .sterben1; sim ,setzen' plices und Präfixe (b-/d-/w-/l-) und Vokali-

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sationsvarianten beim Antreten an Nomina, Syntax der Verba beschreibt wie beim Vater den Ersatz der Passiva durch Verba neutra, die Substitution von Aktiva durch Passiva, die reziproke Verwendung von Passiva, die Umschreibung von „haben" mit *it l-, das Fehlen von verba composita und die Inkongruenz von 2./3. Person. Fälle von Enallage von Genus und Numerus erklärt M. über seine arab. Grammatik, § 70f. Es folgen die Wiedergabe der griech. Subjunktive (in adhortativer Verwendung), der Ersatz der Imperative durch Futur (Präfixkonjugation), die Verwendung von hiwä' (l./ 3. Person) mit Futur, Partizipien und Imperfekt und die Präposition bad zur Näherbestimmung der konjunktionellen Funktion des Verbums (s. Brockelmann, § 234), die asyndetische Verbindung von Verben, etym, Figur, die Substitution des Infinitivs durch Verbum finitum, Futur mit Präfix d- oder Partizip. Bestimmte Verben werden mit festen Präpositionen konstruiert (z.B. Passiva auf!-). Das Verbum substantivurn hawä' ist in gewissen Fällen redundant. M. wiederholt die Konstruktionen und Bildung von Wendungen von 27 Verben (Belege S. 240-248) aus der väterlichen Grammatik (dort S. 140-146), Die Syntax der Nomina gliedert wie der Vater die Redewendungen in figurae simpliciae und compositae (zur Bezeiehung von negativa, societas, anticipatio, universitas, iteratio und spurium), M. nimmt die Rubrik vana dazu. Gemäß der Familien tradition folgen die Periphrasen mit bar ,Sohn', bajtä" ,Haus' ; bacel ,Herr', rab ,groß! und risä' , , . vermehrt die Belege und stellt Wendungen mit märe' ,Herr' dazu. Er erklärt geogr. Eigennamen, übernimmt vom Vater die Darstellung der Substitution von Adjektiva durch Constructusformen, die Genusinkongruenz, die mask. Verwendung von meltä' für ,Wort' in christologischen Kontexten. M. bestrcitet die Existenz von Kasus im Syrischen und Hebräischen, übernimmt jedoch vom Vater die Abhandlung zur Realisierung der 6 Kasus, arbeitet sie jedoch viel gründlicher und klarer aus. Aus der Grammatik des Vaters übernimmt M. unverändert die Umschreibungen von Komparativ und Superlativ, kollektive Singularia, Pluralia tantum (Defectiva), den Ersatz

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des Status absolutus durch constructus vor Präpositionen. Die Substitution von Adjektiva durch Construct us Verbindung (C.B. Michaelis, Lib. Ill, cap. Ill § 17) wiederholt M, nicht mehr. Der Gemination der Nomina gibt er wie der Vater vierfachen Sinn: intensiv, distributiv, plurativ (diversitas) und sukzessiv. Er übernimmt die Darstellung der Ellipse der Nomina, um sich von ihr zu distanzieren, da sie in den meisten Fällen nicht vorliege. Die Ausarbeitung der Syntax der Numerali a zeigt geringe Zusätze. Die Syntax der Pronomina beginnt M, mit der Verwendung des Personalpronomens als Verbum substantivum mit redundanter Setzung von hü, bevor er zu den vier Umschreibungen der Reflexiva übergeht, die gelungener und übersichtlicher ist als beim Vater. Unter Pleonasmus (§135) erfaßt M. pleonastisehe (redundante) Pronominalsuffixe vor dund Partikeln, vermehrt durch Beispiele aus der Philoxeniana. Er erklärt hü ^anaphorisches Pronomen) wie der Vater als Äquivalent des griech. Artikels, übernimmt von ihm die Darstellung der Pronimina partitiva. Die Syntax der Partikeln beginnt mit den Präfixen b-, d-, w- und 1-. M. vermehrt erneut die Beispiele mit Hilfe der Philoxeniana. Unverändert nimmt er die unterschiedliche Verwendung der Adverbia ( < Nomina), die redundante Partikel ha ,siehe ! und die Bemerkungen zur Sytichysis auf, der sehr freien Wortstellung im Syrischen. Die Zusammenstellung der Partikelkonglomerate aus der väterlichen Grammatik entfällt. M, überarbeitet nach 43 Jahren die Grammatik seines Vaters von 1741, die ihm als Vorlage diente. Er schafft eine durchgehende Paragraphenzählung, gliedert exakter, benützt ein gut überschaubares, vom Text abgesetztes Uberschriftensystern, das ein besseres Nachschlagen ermöglicht. Die völlige Überarbeitung der väterlichen Grammatik erfolgte bis zu den Paradigmen der Nomina (§ 72), ab da ist M, wieder stärker abhängig, werden die Eingriffe (Neudarstellungen und Auslassungen) geringer, C.B. Michaelis hatte für das Belegmaterial seiner Grammatik den syr. Peschittatext der Polyglottbibeln ausgewertet, d.h. seine Grammatik beschreibt deskriptiv reines Üb ersetz ungssyrisch, eine Mischsprache der syr.

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Bibelübersetzungen durch Handschriftenangleichungen. M, tragt dagegen viele Beispiele aus den Fragmenten der Philoxenia nach, der streng wörtlichen Bibelübersetzung des Chorepiskopus Polykarp im Auftrag des monophysitischeri Bischofs Philoxenus von Mabbug (485-523) vom Jahre 508/09 (K. und B. Aland, Text, 203 f.; Gregory, Textkritik II, 504-507), deren Textform bis heute nicht geklärt ist (s. B. Aland 1986: 128-136). Ein paar Belege stammen von Ephraem dem Syrer. Für Exempla verweist M. auch auf das Lexikon von Karl Schaaf, das der Vater noch nicht kannte, M.s Grammatik gingen viele Einzelstudien zum Syrischen voraus: De Syrvrum Vocalibus ex Ephraemo (1762), Syrische Chrestomathie (21783) und die Abhandlung (1768), In der Grammatik wird alles dort erarbeitete Wissen gebündelt, sie wird die Standardgramrnatik für alle folgenden syr. sprachwiss. Werke von Adler (1784) und Hezel (1788). Das Handbuch von Hasse (1791) ist weitgehend nur ein Auszug daraus, mit der Annahme von 12 Stämmen des syr. Verbums hat er die solide Basis bei M. jedoch völlig verlassen. Jahn (1793) empfiehlt in seiner Grammatik, komplizierte Formen bei M, nachzuschlagen. Das komplette Belegmaterial wurde von Eichhorn für das heb r, Lexikon von Simonis (31793) gesichtet. Grimm (1795) bevorzugt nur auf ausdrücklichen Verlagswunsch die syr. Sprachlehre von Hezel als Schlüssel zu seiner Chrestomathie. Die Annahme der 7 syr. Alphabete von M. setzte sich durch. Seine Grammatik trat erst durch die Auswertung weiterer Bereiche der syr, Literatur in der 2. Hälfte des 19. Jhs. in den Hintergrund. 2.3.4. Lexicon Syriacum (1788) Als Teil des Lexicon Hepiaglotton (1669) erschien von Edmund CasteHus ein Lexikon Syriacum. Seit 1764 hatte M., als er seine Chrestomathie (siehe 2,3.2.) vorlegte, bei Castellus fehlende Wörter gesammelt, nach 24 Jahren Arbeit publizierte er sein syr, Lexikon. Dazu verarbeitete er die syr. Wörterbücher von K. Schaaf (21717), der speziell den Wortschatz des syr. NT aufnahm, wodurch das Nachschlagen bei Castellus trotzdem unentbehrlich geblieben war. M. konnte auf Marginalien in der Polyglottbibel seines Vaters Christian Benedikt

zurückgreifen. Die Sammlung des Wortschatzes war für M. sehr mühsam, da die Unibibliot-hek Halle weder G,S. Assemanis Bibiiotkeca Orientalis (1719-28) noch einen Text des Kirchenvaters Ephraem besaß. Dazu kam der Wortschatz der Philoxenianaversion des NT, die syr. Hexapla des Origenes (11 Kap von Jeremia), die Matthias —»Norberg ediert hatte, und die Chronik des Gregor Ab'ül-Faraj, Die Druckfahnen korrigierte M.s Kollege Thomas Christian —»Tychsen. M. vermerkt den Fundort eines Lemmas bei syr. Lexikographen wie Bar Bahlul und Barali (davon war ein Codex in Göttingen). Er gibt kurze Erläuterungen zur Bedeutung eines Lexems, Belegstellen in der Literatur (bei Assernani bzw, in seiner eigenen Chrestomathie), vermerkt chald. (ans Buxtorf), rabbin, und arab. Äquivalente. Griech. Lehnwörter werden durch das griech. Wort gekennzeichnet. Das Exemplar der staatl. Bibliothek Regensburg hat Hunderte von Nachträgen, v,a. von Personennamen wie Agabus, Augustus usw., Hinweise auf ntl. Vorkommen und einzelne Lexeme, Die von Hasse (1789) publizierten „Zusätze" enthalten 14 Lexeme. 2.4. Arbeiten zum Arabischen 2,4.1, Vom arabischen Geschmack (1771 / 2 1781) Die Vorrede zur arab, Grammatik, die seit 1758 bogenweise erschienen war, rühmt die Grammatik von Erpenius als nach wie vor die beste. Doch benütze aie zu sehr die Terminologie der arab. Grammatiker, ohne diese zu erklären, Das Erscheinen seiner Grammatik rechtfertigt M. mit den Verbesserungen und Zusätzen, die zu Erpenius nötig seien, ferner schrecke der Preis von 4-5 Taler viele Studenten ab. Als ebenbürtig zu Erpenius hält er nur die syr, Grammatik seines Vaters, an seiner eigenen hebr. Grammatik räumt M. Fehler ein. Er rechtfertigt die Veränderungen, deutet schon einzelne Auffassungen gramm. Einzelphänomene (Tasdid necessarium, Nunation ysw.) an. Seit 1753 geht M. bei Anfängern immer von der Koranlektiire aus, die er rechtfertigt. Er kaufte die letzten Exemplare der Koranausgabc von Abraham Hinckelmann (1694) in der Heraldischen Buchhandlung in Hamburg für seine Hörer auf, ab 1753 gab es keine Koranausgaben mehr auf dem Markt.

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M. will den Koran nicht nur in Druckausgaben, sondern auch in Handschriften studieren. Die Koraninanuskripte (!), 1683-97 haufenweise erbeutet, sind mit 2-5 Talern billiger als die beiden Auflagen der Erpeniusgrammatik von Albert Schultens (4-5 Taler). Die kgl. Bibliothek zu Hannover hatte M. auf Befehl von Premierminister von Miinchhausen für ein paar Jahre sieben orient. Handschriften geschickt. Über seine Beziehungen intervenierte M. beim König, daß alle an die ÜB Göttingen geschenkt wurden. Ein 8. Exemplar, das die Russen im Zelt des Großviziers erbeutet hatten, schenkte Baron von Asch. Vor weiteren Exemplaren hat M. Angst, sie könnten die ausgebrochene Pest übertragen. Da die Druckausgaben des Koran erschöpft waren, plant M., seine Grammatik mit selbst gesammelten Texten (Chrestomathie) zu versehen. Er verteidigt seine Textauswahl damit, daß Erpenius nur die Fabeln des Luqman übernommen habe, die für den Anfänger zu schwer sind. Er übernimmt die Chrestomathie, die Schultens seiner Edition der arab. Grammatik beigegeben hatte. Die Weglassung der Übersetzung und Anmerkungen von Schultens begründet M. mit dem Umfang des Buches. Von Sdiultens übernimmt er dazu die ausführlichen und gefährlichen Anmerkungen aus den arab. Scholiasten zu den arab. Gedichten, die er als Noten unter dem Text abdruckt. Die Lettern, die viele Ligaturen wiedergeben, für die arab. Grammatik und Chrestomathie besorgte Premierminister von Münchhausen aus England, sie stehen den Schriftzügen der Manuskripte näher. Die Lesung der Münzinschriften klammert M, aus, sie bleibe ein Studium für sich. S. XXX-CX1I diskutiert M. den literar. „Geschmack" der arab. Dichter und Geschichtsschreiber, was jedoch in die Literatumissenschaft gehört. 2.4.2. Arabische Grammatik nebst ... Cfiresiomathie (177l/ 21781) Das Vorwort referiert die Vorüberlegungen aus 2.4.1. Der Boom des Arabischstudiums, den Schultens mit seiner „Holländischen Schule" ausgelöst hatte, brachte finanzielle Folgen für die arab. Lexikographie. Das berühmte Wörterbuch von Jakob Golius kostete zu M.s Studienzeit noch 5 bis 7 Taler, Schultens Panarabismus verteuerte es auf 18,

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spater sogar auf 25 Taler. Die Lücke füllte erst das Lexikon von Jakob Scheid Glossarium ArabicO'Laiinujn manuals (1769). In den Bemerkungen über die arab. Dichtkunst und Perioden der arab. Poesie wertet M. die Texte der vorislamischen Dichter als goldenes /ei t alter ähnlich der bibelhebr. Poesie. Er stellt poetische Redensarten aus dem Koran vor, ergeht sich in allgemeinen Anmerkungen über arab. Literatur, Philosophie, Mathematik, Astronomie, Geschichtsschreibung, Philologie, Geographie, Chemie und Medizin. Mit ihnen demonstriert er die Bedeutung des Arabischen für die europ, Wissenschaft, v.a. durch Texte bei Gregor Ab'ulfarag und Ab'ulfida'. Mit Übersetzungsproben von Gedichten seiner Chrestomathie illustriert er Satire, Liebesdichtung, Heldenlied (S. 76-112 des Vorworts). Das Gedicht des Juden Samuel ibn Adia veranlaßt M. zu der Bemerkung, es sei „wenigstens nicht im Jüdisch-Deutschen Geschmack verfertigt". Damit überträgt er seine antisemitische Hermeneutik auch in die Arabistik. Die 2. Auflage von 1781 ist. um über 100 Seiten erweitert und umgearbeitet. Die Anmerkungen gehen auf M.s Arabischkollegien von 1771-1779 zurück, teils auf die Überarbeitung der Grammatik. Wie M, selbst betont, schuf er jetzt seine eigene Grammatik, daher läßt er die Hinweise auf Thomas Erpenius (15841624) völlig weg. Für Verben und Pronomina wollte er den gramm. Paradigmen noch die Formenreihen der Umgangssprache aus den arab. Gesprächen von J.H, Callenberg(L729) beifügen, die Salomo Negri verfaßt hatte. M. profitierte auch von M. Norberg, der einen ganzen Winter in Göttingen verbrachte. Er hatte in Konstantinopel von einem geborenen Scherifen aus Mekka Arabisch gelernt. Der Scherif c Abdallah hatte von Norberg die 1. Auflage der arab. Grammatik von M. gesehen, die Paradigmen kontrolliert und ein paar Dinge als „Koran-Sprache" klassifiziert, die M, als „Büchersprache" abgewertet hatte. Da M.s Grammatik 1771 noch weitgehend eine Übersetzung der Grammatik von Erpenius darstellt - M. erweiterte weder die Paradigmen noch die Darstellung der unregelmäßigen Verben -, seien hier v,a. die Neuerungen der 2. Auflage hervorgehoben.

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M, trieb Arabisch im Rahmen der Philologia sacra (J. Fück, Studien, S. 119). Die Grammatik bringt die Zeichen des Alphabets vierfach: unverbunden, mit vorhergehendem b-, mit nachfolgendem -b, zwischen zwei Konsonanten (b-b) und den Zahlenwert. Ihre phonet. Werte umschreibt er mit dt., frz. und hebr. Äquivalenten. Seit 1771 hatte er jedoch Kontakte zu native speakers. Die Aussprache von c und g lernte M.s Vater bei Salomo Negri aus Damaskus, die von h und h von Baron Burkana, Im April 1768 hatte M. Besuch von Josef Abassi, einem gebürtigen Damaszener, der ihm Gedichte aufschrieb. M. verweist auf die unterschiedliche Aussprache einzelner Zeichen (t, d, d, z und t) in Dialekten. 1781 kombiniert er dafür Daten der philolog. Literatur und Aussagen seiner Gewährsmänner. M, beobachtet Lautgesetze („Regeln") beim Vergleich von Hebräisch und Arabisch; hebr, s > syr, t/ arab. t; hebr./syr./aram, z = arab. d; hebr. z — syr./aram. d = arab. d; hebr./syr, s > arab. s; hebr./syr. s/s — arab. s; hebr. s/t > arab. d/z. 1781 gibt er dafür Belege mit Ausnahmen, bringt die Assimilation des -n vor Konsonanten, das stumme -h der Femininendung, diakritische Punkte, Ligaturen und Zahlenwerte der Schriftzeichen. Die Herkunft der arab. Ziffern vermutet M. aus Indien („Indianisch"), ihre Erfindung jedoch mit Christian Wilhelm —»Büttner im alten Ägypten. Neu konzipiert M. 1781 die Erklärung der Umschrift der arab. Schriftzeichen, ihre Lautwerte durch dt, und lat. Phoneme (§3) und den Überblick über die arab, Alphabete: (1) kufisch, (2) agarenisch oder saracenischafricanisch (mit Athanasius Kircher) und (3) mauretanisch. Die Bestimmung der Inschrift des Kaisermantels in Nürnberg durch Christoph Gottlieb von -»Murr (1781) als (4) qarmatisch bezweifelt M, (siehe Murr 2,2,6,), Von Erpenius übernimmt, er die Hinweise auf Taciiq, Diwani, Riqa% Tul(u)t bzw. Schulsi, Jakutisch und Rahani (mit Niebuhr). M. behandelt die Orthographie (variierende Laute) von Eigennamen, die Schreibung des Arabischen durch hebr. (bei Juden), syr, (bei Christen) oder samarit. Lettern, Die traditionelle Differenzierung in litterae solares und lunates, die Erklärung der quiescentes Auf, Waw und Ya' stammen von Erpenius,

ebenso die Kap. über die 3 Vokale und das diakritische Zeichen Gazma, Er betont das fehlende Schwa mobile, erklärt Wasla, Hamza und Tasdid. 1781 stellt er die Funktion des Madda ausführlicher dar, versucht zusätzlich eine Silbenlehre und Regeln für Prosodie und Metrum. In der 2. Auflage (S. 78-98) entwickelt er generelle Überlegungen zur Verwechslung der Buchstaben, ausgehend von den Etymologien von Albert Schultens Clavis dmlectorum (1733). M, nimmt jedoch weniger „Verwechslungen" an, differenziert Schreibfehler und phonet, Varianten. Konsonanten wechseln innerhalb der einzelnen Lautgruppen: Gutturale (h/g/VVb/')· Labiale (b/w/m/f), Palatine (g/q/k/y), Linguale (t/t/d/d /z/s/s/s/d/t/z/1/n) und ein Dental (r). Exempla für diese „Verwechslungen" listet er nach Typen geordnet auf, das Regelwerk zum Wechsel von */y/w ist geringfügig erweitert. Die Formenlehre beginnt er mit Erpenius mit dem Verbum, M, erläutert die Wurzel, 13 Konjugationen, das Paradigma qätala, die Bildung der einzelnen Stämme („Konjugationen") und ihre Bedeutung. Bei vier- und fünfradikaligen Wurzeln differenziert M. in einer neuen Anmerkung ihre unterschiedlichen Bildungstypen analog der Nomina (Verdopplung eines Radikals, Addition von Graphemen '/b/g/h/s/s/^/l/n/w, Zusammensetzung zweier Wurzeln nach dem Typ ABC + ABD > ABCD oder Fremdwörter). Unverändert bleibt die Darstellung zusammengesetzter Konjugationen, Formen und Gebrauch der „Tempora" der einzelnen Stämme, Futurum apocopatum, antitheticum und paragogicum, Imperative und Partizipien, Neu beschreibt M. 1781 Paradigmen und die Verwendung von Präteritum und Futur „in der Sprache des gemeinen Lebens" nach Norberg. Den Infinitiv definiert M. als Nornen actionis, Die knappe Formenlehre der Infinitive, der unregelmäßigen Verben (mediae geminatae, hanrzata, quiescentia I-Waw/Ya, II-Waw/Ya und III-Waw/Ya) bleibt unverändert. Die Nomina führt er alle auf Verben zurück, er gibt die beiden Genera, die dreifache Femininendung (-at-un; -ä, -ä'u), die Formen

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der Adjektiva, fakultative Fcminina (siehe W. Fischer, Grammatik, §112), die Numeri Singular, Plural und Dual. M. wertet jedoch die Nunation (Tanwin) und die von ihr abhängenden drei Kasus des Singular als „ein in der Büchersprache eingeführtes Gebot der Grammatiker nach Mohammeds Zeit", die ihre Sprache durch Kasus anreichern wollten, die sie dem Griechischen der unterworfenen Völker entnahmen. Dies zeige die Dualform, es sind die beiden aram. Dualendungen -aj i n und kontrahiert -an. Als Paradigmen der Kasusformen dienen ragulun 'Mann' und das Partizip femin, qätilatun, M. regelt den „Abfall" der Nunation, den Akk bei Partikeln, gibt Diptota und Monoptota, die 24 Typen der „gebrochenen" Plurale (mit Exempla), sonstige unregelmäßige Plurale und die Komparation. Die Darstellung der absoluten Personalpronomina und der Pronominalsuffixe wird 1781 erweitert um Bemerkungen über ihre Formen in der Umgangssprache, die dem Hebräischen näherstehen. Zu den Pronomina nimmt M. den Artikel 'al, dessen Verwendung er ausführlich erläutert, 1781 v.a, für geographische Nomina propria und Personen. Kap. 9 demonstriert die oft mehrfache Verwendung der Präfixe '- (= He interrogativurn des Hebräischen), b-, t-, s- (für Futur), f- (< hebr. 'af), k-, Ii-/la-, m- (von M, als „Archaismus oder Hebraismus" gerühmt) und wa'und' (— hebr. Waw coputativum, Schwurund Iterativpartikel). Alle übrigen Partikeln verweist er ins Lexikon. Die Häufigkeit der parataktischen Konjunktion wa- 'und' versteht M. a5s „Überbleibsel der Kindheit", entsprechend dem Ersatz aller Partikeln durch „und" in Obersachsen. Die Poesie ist mit wenigen Partikeln zufrieden, erst die prosaische Schreibart habe eine Überfülle von Zeit-, Affirmativ- und Eidespartikeln entwickelt. Die Syntax erarbeitet v.a. Erscheinungen, die nicht aus der hefar. Grammatik bekannt sind. Er vermerkt Anomalien von Genus und Numerus, (1) die Konstruktion des Plurals eines N'omen inhumanum (- menschlich) mit Singular femin,, (2) des Nomen humanum (+ menschlich) mit Vcrbum im Singular, (3) des Plurals eines Nomen inhumanum mit Singular maskulin des Verbums. Genusinkongruenz zeigen ferner (4) singulares Nomen und

verbum, (5) Adjektiv und Substantiv, Numerusinkongruenz zeigen (6) pluralisciie Personalpronomina und singulare Verbformen, Ein Vergleich der Syntax des Arabischen mit Syrisch und Hebräisch zeige das Fehlen dieser sechs Anomalien im Syrischen, das Hebräische kennt dagegen enallage generis und numeri unabhängig davon, ob das Nomen humanum oder inhumanum ist. Das Arabische zeigt, daß im Hebräischen diese Inkongruenzen nicht sofort auf das Konto der Text Überlieferung oder schlechter Handschriften gesetzt werden dürfe. M. listet für diese 6 Anomalien 1781 hebr. Beispiele (S. 247-250) auf. Als besondere Genusregeln bringt er den Gen bei küllun 'jeder, alle(s)' (da dies ein Substantiv ist), den Gen der substantivischen Numeralia und der meisten Präpositionen. Kap. 11 gibt 1781 Bemerkungen zu den arab. Dialekten, es ist eine Zusammenfassung von J.G. Eichhorn Über die, verschiedenen Mundarien der arabischen Sprache (1779). M. erfaßt nur allgemeine Entwicklungen wie die abweichende Aussprache von Vokalen und einigen Konsonanten, den Verlust vieler Synonyma, regional differenzierte Benennung von Tieren und Pflanzen, dialektale Sonderbedeutungen und Differenzen von Umgangs- und Gelehrtensprache. Diese stellt er auch für deutsche Dialekte zusammen. Die etwas einseitige Chrestomathie (bezeichnet als I. Teil !) enthält die vokalisierten Texte aus der Grammatik des Erpenius in der Ausgabe von Schultens (1767). M. übernimmt trotz seiner Polemik die Fabeln von Luqrnan und 30 Gedichte aus dem Diwan alHamäsa von Abu Tamrnäm (siehe F. Sezgtn, Schrifttum II, S. 66-72 und 551-558). M.s Arabischgrammatik ist sicherlich die schwächste gegenüber seiner hebr, oder syr. Fück wertet M.s Arabischkenntnisse als „dürftig", v.a. die Wertung der altarab. Desinentialflexion (Präb) als Erfindung der Grammatiker ist kein Ruhmesblatt. M, gesteht zwar seihst zu, er könne arab, Verse nicht skandieren: ,,Wie vieJ aber noch Ausnahmen oder besondere Regeln sind, unterstehe ich mich nicht zu bestimmen, noch weniger aber vom Metro der Arabischen Poesie zu reden, und es erfinden zu wollen, so lange ich das Glück noch nicht genossen habe, einen der Poesie Kundigen gcbohrenen Araber, nicht

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den Koran, sondern eigentliche wahre Poesien vorsingen oder vorlesen zu hören. Ich weiß ja nicht einmahl, ob der Poet auch alle die Vocalen ausspricht, die der Grammatiker zu schreiben befiehlt, und die zum Theil im gemeinen Leben nicht ausgesprochen werden?" (S. 76 f.)M. deckt mit seiner „Selbstkritik" vollkommen die Schwäche der dt, Arabistik auf. die erst im Entstehen begriffen ist mit J.J. Reiake. Dennoch schreckt er selbst nicht vor einer Interpretation der Hamäsa zurück. Obwohl M.s Grammatik nicht die stärkste ist, hat auch sie eine unverkennbare Wirkungsgeschichte. Sie wird Ausgangspunkt für viele Kurzgrammatiken wie J.A, Fessler (1789) oder die Chrestomathie von J.G. Hasse (1788). 2.5. Sonstige linguistische Arbeiten 2.5.1, Oraiio de ea Germaniae diaiecto (1759) M. hielt diese Rede (171-192) am 12, September 1750 in Göttingen vor gelehrtem und bürgerlichem Publikum. Er stellt Betrachtungen zur Geschichte des meißnisch-obersächs. Dialektes an, der seine Wurzeln eigentlich in oberdt, Dialekten habe. Er plädiert für die Pflege und lexikalische Bezeichnung dieser schon fast zur dt, Gemeinsprache gewordenen S p räch varietät aus ober- und niederdt. Dialekten. M. berührt auch kurz die slaw, Vorgeschichte Obersachsens. Er bringt einige Vergleiche zwischen oberdt. und niedersächs. Wörtern und charakterisiert deren phonol. Differenzen. Abschließend kommt M, ausführlicher auf den Beitrag zu sprechen, den Luthers Bibelübersetzungen, Katechismen u.a. durch die Verbreitung seiner Schüler in allen protestantisch gewordenen Ländern erreicht hatten. Dazu gibt er reichhaltige bibliogr. Hinweise mit Textbelegen. 2.5.2. Kon dem Emflvß der Meinungen eines Volks m seine Sprache (1760) M.s Beantwortung der 1757 von der Berliner Akademie der Wissenschaften gestellten Aufgabe - „its first prize-topic on language" (Aarsieff (1974: 133) - nach dem 'gegenseitigen Einfluß der Meinungen eines Volcks in seine Sprache, und der Sprache in die Meinungen' bekam 1759 den Preis zugesprochen. Sie wurde 1760 zusammen mit sechs weiteren Abhandlungen sowie einer frz. Zusammenfas-

sung von —»Merian publiziert. Bereits 1762 erschien eine von Merian und —»Premontval besorgte frz. Übersetzung (mit Zusätzen von M.) und 1769 eine eng], sowie 1771 eine holl, Übersetzung. Sie ist damit wohl die erste moderne sprachphilos. Arbeit aus Deutschland mit europaweiter Wirkung: Einflüsse zeigen sich u.a. in Frankreich bei De Brosse und d'Alembert sowie in Italien bei Galeani Napione und Beccaria (Massier 1984: 142, Anm. 7)M.s Beantwortung umfaßt vier Abschnitte. Zunächst wendet er sich dem 'Einfluß der Meinungen in die Sprache' (S. 4-12) zu, wobei er die Thematik auf den für ihn unbezweifelbaren Satz zuspitzt, „daß wir die Dinge so benennen und beschreiben, wie sie uns vorkommen" (S. 4). Den Unterschied „in ihrer Gedenckungs=Art", der sich hauptsächlich im Wortschatz der Einzelsprachen niederschlägt, illustriert er zunächst mit einem Verweis auf die botanischen Fachsprachen („verschiedenen Systemata der Botanik", S. 4). M. betont an dieser Stelle die Abhängigkeit des Einflusses vom kulturellen Niveau einer Nation und vertritt dabei eine - nach heutigen Maßstäben - eher moderat demokratische Sprachauffassung, wenn er bemerkt, daß nicht „alle und jede Meinungen [,..] in die Sprache überfgehen]" (S. 5). Damit ergibt sich - ganz im Sinne des aufgeklärten Fortschrittsoptimismusses -, daß Sprachen durch den Einfluß der „Gelehrsamkeit" positiv bildbar seien, zumal - wie das Beispiel Griechenland zeige wenn es ihr gelingt, „aus der Studier=Stube, und der Schule herauszukommen], und in den Mund des Redners, des Predigers, und solcher Frauenzimmer, die jedes Wort durch ihre übrigen Reize verschönern, und ihm Nachahmer verschaffen" (S. 5). An dieser Stelle würdigt M. auch die Verdienste der Philosophie Christian —»Wolffs um die dt. Sprache, wünschte sich aber zwecks größerer Breitenwirkung, daß die „besten Dichter die Philosophie in die Gesellschaft der Musen und in ihre Werke des Witzes aufnehmen" (S. 6). M.s demokratische Sprachauffassung geht also von einer Arbeitsteilung aus, indem sie dem Fachmann - dem Gelehrten, aber auch dem Bauern in Fragen der Landwirtschaft! und den Dichtern die Aufgabe der Schaffung und Verbreitung neuer und besserer

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Ausdrücke zuweist, dem Volk aber, ,,bey dem die oberste Gewalt ist" (S. 6), vorbehält, diese durch Annahme zu legitimieren. Durch zahlreiche Beispiele (z.B. anhand verschiedener theol. Begriffe) wird die Korrelation von „Denckungs=Art" (S. 8) und Wortschatz einer Sprache erläutert. Der 2. Abschnitt handelt von „dem vorteilhaften Einfluß der Sprachen in die Meinungen" (S. 12-39), Diese Thematik wird in mehrere Aspekte gegliedert. Zunächst diskutiert M. die Thesaurus-Funktion der Sprache, also daß die „Abstammung der Wörter [...] bisweilen eine so glückliche Sachbeschreibung und Auswickiung der Idee [enthalt, die man gemeinigüch nur verworren vorstellet, daß dadurch manche Irrthümer und Wortstreitigkeiten vermieden werden" (S. 13). Er bzeichnet in diesem Zusammenhang die Sprachen als „Sammlung der Weisheit und des Genies gantzer Völcker" (S. 15). als „Archiv der Erfindungen" (S. 16) und „Bibliothek von unzähligen Entdeckungen" (S. 16), die durch die Etymologie gehoben werden können. Er betont dabei aber auch, daß man Wortbedeutungen nicht mit Wahrheit oder „Real=Defmitionen" verwechsein dürfe (am Begriff Ehe diskutiert), eine Einsicht, die dann zentral für den 3. Abschnitt ist und dort an zahlreichen konkreten Beispielen veranschaulicht wird. Als zweites erörtert M. die psychologisch positiven Auswirkungen von Benennungen, also die Rolle von Euphemismen (Bsp.: das hebe Gewitter) und neutralen Ausdrücken (dt. Empfindung vs, lat. voluptas). Danach behandelt M, die Funktion der Sprache bei der Aufmerksamkeitsteuerung und -Stabilisierung - einen Aspekt, der besonders bei Condillac eine große Rolle spielte. M. diskutiert jedoch überhaupt nicht die bei Condillac wichtigert individuell-kognitiven Aspekte des Themas, sondern - wiederum am Beispiel der botanischen Fachsprachen - im Grunde nochmals die Korrelation von kulturellem Niveau und sprachlichem Reichtum einer Nation. Hier beklagt er weitschweifig, daß sich die dfc. Botaniker iat. Bezeichnungen bedienen anstatt einheimischer, die sie als bloße Provinz ial wo rter abtun. Interessanter ist in diesem Kontext seine Diskussion über den spezifischen Zusammenhang sprachlicher und mathematischer Fähigkeiten: „Ohne alle Spra-

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che, oder Sinnbilder die die Steile der Sprache vertreten, dürften wir schwerlich von größern Zahlen distincte Begriffe haben" (S. 34), Den 2. Abschnitt zusammenfassend hebt M. zwei Punkte hervor, wodurch eine Sprache positiven Einfluß auf die ,,Denkungs=Art ihres Volcks" (S. 38) haben kann, nämlich durch den „Reichthum an Wörtern" sowie durch „Etymologien und Redens—Arten'1 (Thesaurus-Funktion). Im 3. Abschnitt (S. 39-74) geht es dann um den „nachtheiligen Einfluß", Hier diskutiert M. einige Punkte, die sich in der sprachphilos. Debatte der gesamteurop. Aufklärung großer Beliebtheit erfreuten. So werden z.B. die Stichpnnkte „Armut", „Ueberfiuß" und - besonders wichtig - „Zweideutigkeit" sowie „Nebenideen" erörtert, also Themen, die im Zusammenhang mit der Verführbarkeit durch Sprache gesehen wurden. Diese Aspekte waren zentraler Teil der philos. Diskussion (etwa bei Locke oder Condillac). M. selbst vertritt wie häufig eine durchaus moderate Ansicht bezüglich der Sprachrelativität des Denkens, wenn er betont, daß die wenigsten Irrtümer „zuerst aus den Sprachen" entstehen, vielmehr werden sie „durch einen Ausdruck der Sprache, der aus ihnen entstanden ist, erhalten und verewiget" (S. 71), Im 4, Abschnitt (S. 75-84) bespricht M. die „Mittel(n) wider den schädlichen Einfluß der Sprachen". Nach einem kurzen Resümee bisheriger Ergebnisse lobt M. die Berliner Akademie dafür, daß sie durch ihre Preisaufgabe die Diskussion sprachlicher Fragen fördert. Er regt sogar eine neue Preisfrage zum Thema Spractiursprung an: „wie eine Sprache zuerst unter Menschen, die vorhin keine Sprache gehabt haben, entstehen, und nach und nach zu der jetzigen Vollkommenheit und Ausarbeitung gelangen würde?" (S. 78). Damit gibt M. nicht nur die erste offizielle Anregung für die spätere, von Herder gewonnene Preisaufgabe, sondern wendet sich mit seiner Formulierung auch explizit gegen den von —»Süssmilch vertretenen göttlichen Sprachursprung. M.s Beantwortung ist ein wichtiges zeitgenöss. Dokument mit einer erstaunlichen Rezeption (cf. Hassler 1984). Aarsleff (1974) betont zurecht den v.a. über Maupcrtuis vermittelten Einfluß Condillacs auf die Fragestellung der Akademie, deren Prasuppositionen M. - wie

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Hamann in seinem Versuch über eine akademische Frage moniert - in seiner Behandlung des Themas gerecht zu werden versucht. Auch ist Hassler (1984: 64 ff.) zuzustimmen, daß M. mit der europ. Sprachdisskussion bestens vertraut war. Dennoch dürfte der Erfolg der Abhandlung nicht unbeträchtlich der offensiven Propagierung durch die Akademie selbst geschuldet sein: So ist es die von prominenten Akademiemitgliedern besorgte frz. Fassung, die Wirkung außerhalb Deutschlands zeigt (zu den Zusätzen der frz. Ausgabe vgl. AarslefT 1974: 134). Inhalt und Darstellungsweise zeigen M. in erster Linie als gründlichen Philologen, der sein profundes Sachwissen geschickt mit beliebten Topoi der sprachplulos. Diskussion (Sprachgemeinschaft als demokratische etc.) vernetzt. Schon Mendelssohn bemerkte in seiner Rezension, daß die Abhandlung in den ersten drei Abschnitten hauptsächlich aus „Exempeln" bestehe, daß M. aber „aus diesen allgemeinen Beyspielen nichts allgemeines abstrahiret, als was die Academie zum voraus setzet" (Gesammelte Schriften 15,1: 106f.). Zu den schärfsten Kritikern zählt auch Herder (insb. in den Fragmenten. Ersie Sammlung, 2. Aufl.). Aarsleff (1974), Hassler (1984), Manke (1974) u.a. haben den frz. bzw. gesamteurop, Anteil am M.sehen Gedankengut herausgearbeitet. Bislang fehlt jedoch noch eine Aufarbeitung dessen, wieweit M. der Tradition eines Wolff oder Leibniz verpflichtet war.

[2],93, [5] S. 20,6cm [Titelblatt ganz in Majuskeln] [S. [2] leer. - S. [l],2-93: Text, LVII [58] §§. - S. 93-[94]: Oücciissimo candidate pater praeses; S. [94]-[96]: Clanssimo candidaio sal. plvr. die. Sigisrn. lac. Baumgarten; S. [96]-[97]: Viro svmme reverendo ... Christiane Benedir.to Michaelis ... s.p.d. . Henricvs Schvlze; S. [97]-[98]: Clarissimo ... responds ni i ... s.p.d, Ivstvs Conradvs Michaelis . . . ; S, [98]: Gratulationsgedicht von lo. loachim Munch] [aus 12: Bayer. SB München; Sign.: 4° Diss. 3739 (10,] Anfangs=Grunde Der Hebräischen Accentuation, Nebst einer Kurtzen Abhandlung Von dem Alierihum der Accente und Hebräischen Puncte Überhaupi; Auch einem Anhange, In welchem einige Schriffi=0erter nach den Regeln der Accentuation untersuchet werden; aufgesetzt von M. Johann David Michaelis: und mit einer Vorrede begleitet von Herrn D. Christian Benedict Michaelis der heil. Theologie und Morgenländischen Sprachen ordentlichem Professor zu Halle. Halle: in Verlegung des Waysenhauses [!] 1741. 30,116, [26] S. 3 l· alttafeln. 17cm [Titelblatt in rot und schwarz] [S. [2] leer, S. [3],4-26: Vorrede, unterzeichnet S. 26: D. Christian Benedict Michaelis, S- 27-30: Geneigter Leser, Vorrede von M. S. [l],2-78: Anfangs=Gründe der Hebräischen Accentuation: S. [l],2-5: Einleitung 17 §§; S. 5-35: Von der Prosaischen Accentuation in3. Bibliographie sonderheit, §§8-38; S. 36-59: Von der Metri3.1. Werke des Autors schen Accentuation insonderheit, §§39-54; S. 59-78: Von dem Alierihum der Accente und 3.1.1. Sprachwiss. Werk Dissertatio inavgvralis, de pvnctorvm hebrm- Hebräischen Puncte, §§55-71. - S. 79-116: corvm aniiqvitaie, sub examen vocans argv- Anhang, in welchem einige biblische Stellen menta adversariorvm contra pvnctorvm an- nach den Regeln der Accentuation untersuchet tiqvitaiem, qvam in regia Fridcriciana, ex in- werden. - [9] S. Sachregister; [17] S. Bibclsteldvltv amplissimi philosophorvm coliegii, prae- lenregister, zweisp,] side viro svmme reverendo atqve doctissimo, [aus 37: SuStB Augsburg; Sign.: Spw 1519] D. Christiane Benedicto Michaelis, theol. ac - 2. Aufl. Halle: in Verlegung des Waysenhauses lingg. gr. et oo. prof. ord. Patre omni pietatis 1753.39,1168. cvltv proseqvendo, pro impetrandis magistri philosophiae et artivm honoribvs, ad. d, VII. M. Johann David Michaelis Hebräische Gramoct. a. MDCCXXXIX [1739]. H.L.Q.C. Pla- matik nebst einem Anhange von gründlicher cido ervditorvm examini svbiiciet avctore re- Erkentniß [!] derselben. [Vign.] sponsvrvs loannes David Michaelis, Halensis. Halle im Magdeburgischen: Verlegte Carl Haiae Magdebvrgicae: typis loannis Fride- Hermann Hemmerde 1745, [40],312,53,[19] S, rici Grvnerti, acad. et sen at. typogr. [1739]. l Falttafel. 16,4cm

Michaelis, Johann David

[S. [2] leer; S. [3],[5]-[10]: gewidmet D. Gotthüf August Francke, Der heiligen Schrift Hochberühmten Professori auf der Friedrichs^ Universität, ... und D. Siegmund Jacob Baumgarten, ebenfalls Professor der Bibelwissenschaft in Halle; S. [ll]-[36]: Vorrede, S. [37]-[40]: Synopsis, ausführi. Inhaltsverzeichnis, lat., zweisp, - S. [l],2-9: Das erste Capitel von den Consonantibus, §§II-IX, - S, 9-21: Das zweite Capitel von den Vocaiifttw, §jjX-XVH. - S. 21-44: 3. »on den Notis diacriticts, §§XVIII-XXXI.- S. 45-51: 4. von dem Tono, §§XXXII-XXXV. - S, 53-74: 5. von denen Veränderungen, welchen die Hebräische Sprache in Absteht auf die Consonanies unterworfen ist, §§XXXVI-XLIV. S. 75-89: 6. von denen Veränderungen ... in Absicht auf die Vacates §§XV-LVII, - S. 90-194: 7. von den Verbts, §§ LVIH-CVII. S, 194-266; 8. von den Nomimbus, §§CVIIICXXXVHI. - S. 266-292: 9. von Pronomimbus, SS CXXXIX-CLIV. - S. 292-312: 10. von Parttculis, §tj CLV-CLXIX. - S, [lj.2-53: Anhang. Bestehend, in einem Versuch, dasjenige zu bestimmen, was zu gründlicher Erkentmß der Hebräischen Grammatik erfodert werde, XXIII §§. - [19] S.: Register, alphab, - l Falttafel bei S. 113: Verbformen qaJj [aus 22: SB Bamberg; Sign.: N VII 17 Phil. o 89] - 2, Aufl. ebd. 1753 - 3. Aufl. ebd. 1778 Rede von den Ursachen, warum der Meissniscks Dialekt in Teuischland herrsche. Göttingen 1751 [in Deutschland nicht zu ermitteln] Johann David Michaelis Prof. Ord. der Philosophie, und Mitgliedes der Königl. Societät der Wißenschaften [!] zu Göttingen, Beurthcilung der Mittel, welche man anwendet, die ausgestorbene Hebräische Sprache zu verstehen. [Vign.] Göttingen: bey Abram Van den Hoeks Witwe 1757. [10J.365S. 17,8cm [S. [2] leer; S. [3]-[8]: Widmung an Fridrich Car! von ffardenberg, Kömgl. Grosbritannischen [\] und Churfursti Braunschweig=Lüneburgischen Geheimten [!] Raihe ...; S. [9][10]: Vorrede. - S. [1],2-365: Text, 60 §§, o.a.: S, 1-5; § / , Zweifel, ob das ausgestorbene Hebräisch richtig verstanden werden kann; S.

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6-8: § 2 , Antwort für Religion wichtig, S. 89: § 3, Einrichtung dieser Abhandlung; S. 9-16; § 4· Grund= und abgestammte Bedeutungen; S. 16-27; § 5. Nutzen der Etymologie; S. 27-39: § 6: Bedeutung hebr. Wörter kann aus Erklärungen der Juden nicht bewiesen werden; S. 39-43: § 7: Wortbedeutung aus Zusammenhang der Rede bestimmbar?; S. 43-53: § i. Mißbrauch des Zusammenhangs, nach Samuel Bohlens System; S. 5357: § 9: Mißbrauch durch Gousset; S. 58-63; § 10: Bemerkungen gegen Gousset; S- 64-66: \11. Mißbrauch auch durch Dießen; S. 6774: § 12. Gebrauch der Veränderungen der Buchstaben; S. 74-81: §13. Erklärung des Hebräischen aus anderen Sprachen; S. 81-88: §§ 14-15. mißbräuchliche Erklärung aus asiatischen Sprachen, aus dem Griechischen durch Hermann von der Hardt; S. 88-101: $$16-18. Hieroglyph. Bedeutung einzelner Buchstaben und Widerlegung; S- 101-108: g 19. Onomatopoetica; S. 108-114: $20. Entstehung willkürlicher Wörter; S. 114-117: § Sl. Gegen das hieroglyph. System; S. 117-152: §22-26. Gebrauch der alten Übersetzungen; diese für Wörterbücher zu wenig genutzt; Mißbrauch der alten Übersetzungen sind Schcingrund; S. 152-195; §§28-31: Erklärung des Hebräischen aus verwandten Dialekten und Einwände dagegen; S. 196-208; §§32-33. Dialekte erklären nur Bekanntes; S. 209-233: §§34-39; Mißbrauch der Dialekte bei der Erklärung des Hebräischen, S. 233-245: §§40-42, Benutzung des Chaldäischen und Syrischen; S. 245-250: §^5. des Taltnudischen und Rabbinischen; S. 250-258: §44. des Arabischen, S. 258-263: §^5. Schultens Fehler beim Gebrauch des Arabischen; S. 263-281: §§46-47: Einwürfe gegen das Arabische; S, 281-291: §§48-50: Gebrauch des Äthiopischen, des Samaritanischen. des Phöni zischen und Palmyrenisehen; S. 291-335: §§51-53: Mängel der hebr. Wörterbücher und Verbesserungsvorschlage; S. 336-340: § 54- Was zur gründlichen Kenntniß des Hebräischen unentbehrlich tst; S. 340359: §§55-58: Von oriental. Sprachen zuerst nicht hebr,, sondern arab. und syr. lernen, S. 359-363; §59. Wie der das Hebräische zu treiben hat, der davon den Anfang macht; S. 363-365: § 60. weitere Hilfsmittel zum Hebräischen] [aus 75: StB Nürnberg; Sign.. Phil. 1361. 8°]

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Michaelis, Johann David

- holl. Übersetzung von C.A. da la Villette 1763 [Kopftitel] Oratio de ea Germaniae dialecto, qva in sacris faci-vndis atqve in scribendis libris vtimvr, cvm mvnvs professoris ordinarii pktlosophiae svsciperet avctor dit XII, Septembris MDCCL [1750] habita. Lectvris s.d. . David Michaelis, in: ders.: Syntagma commentationvm. Goettingae [Göttingen]: apvd vidvam Abrami Vandenhoeckii 1759: 171-192 [Titel ganz in Majuskeln; zahlreiche umfangreiche Fußnoten] [Bd insgesamt: [4],236 S. 21cm] [dem Werk beigebunden ders.; Commentationes Societati regiae scientiarvm Goetiingensi per annos 1763. 1764. 1765. et 1768. oblatae a loanne Davide Michaelis eivs Societatis Directore [Vign.] Brernae [Bremen]; svmtibvs Georgii Lvdovici Försteri MDCCLXIX [1769]: [4], 199,[l] S. l Falttafel.] [aus 29: ÜB Erlangen-Nürnberg, Sign,: Thi. A I, 491] XL De mensibus hebr&eorum cvmmeniatio rcciiata. Die 21. Jul. 1764in: Commentationes Societati regiae scientiarvm Goetiingensi per annos 1763. 1764· 1765. et 1768. oblatae a loanne Davide Michaelis eivs Societatis Directore [Vign,] Breniae [Bremen]: svmtibvs GeorgÜ Lvdovici Försteri MDCCLXIX [1769]; 16-56 Von dem Alter der Hebräischen Vocalen, und übrigen Punkte, in: Johann David Michaelis Vermischte Schriften. Zweyter Theil. Frankfurt am Mayn: bey Johann Gottlieb Garbe 1769. 143 S. 17,8cm [S. [l],2-8: § L Veranlassung und Inhalt dieser Schrift. - S. 8-23: Erster Abschnitt, in welchem, einiges über den statum controversiae erinnert wird, §§ 2-4, - S. 23-143: Zweiter Abschnitt, in welchem die untauglichen Beweise für die eine oder andere Meinung verworfen werden, §§ 5-21, §7 [!]] [aus 355: ÜB Regensburg; Sign.: 20/N 385670-1/2] ErpeniiArabische Grammatik, abgekürzt, vollständiger und leichter gemacht, von Johann David Michaelis nebst den [!] Anfang einer

Arabischen Chrestomathie, aus Schultens Anhang zur Brpenischen Grammatik. [Vign.] Göttingen: verlegt von Victorin Bossiegel 1771, CXII, 148, [4]; 136 S. 17,5cm [S. [2] leer; S. [III],IV-CXII: Vorrede. - S. [1],2-21: Das erste Capite! von den Consonanten, 4 §§. - S. 21-23: Das zweite Capitei von den Vocalen, §5. - S, 23-33. Das dritte Capttel von den notis diacriticis, §§6-10. S. 34-40; 4. 1*011 den Anomalien der Buchstaben ... (Alift Waw, Ye), §jj 11-15. - S. 40-86, 5, von den Verbis, §§16-40, - S, 87-110: 6. von dem Nomine, §§41-48. - S, 111-119: 7, von dem Pronomine, §| 49-52. - S. 119-137: 8. Von den Präfixis. und übrigen Partikeln. §§ 53-54. - S. 137-148: 9. Von der Syntaxi, 5§ 55-56. - [4] S. Druckfehler. [ohne Impressum, Titel befindet sich auf letzter Seite, da die Paginierung im Arabischen von hinten nach vorne erfolgt] Der erste Theil der Arabischen Chrestomathie, dann dasjenige enthalten ist, was in Schultens Ausgabe von Erpenii Grammatik befindlich ist", S.[l]: Titel. - S.[1],2-36: 1. Lokmans [37] Fabeln. - S.37-136: 2. [-31.] Gedichte verschiedener Autoren; S, 136 unten: Ende des ersten Theils der Chrestomathie] [aus 37: SuStB Augsburg; Sign.: Spw 601] - 2. verbess. Aufl u.d.T. Johann David Michaelis Arabische Grammatik, nebst einer Arabischen Chrestomathie, und Abhandlung vom Arabischen Geschmack, sonderlich in der poetischen und historischen Schreibart. [Vign.] Zweite, umgearbeitete und vermehrte Ausgabe. Göttingen: verlegt von Victorinus Boßiegel 1781. CXII,8,256,136 S. 17cm [S. [2] leer; S, [III],IV-CXII: Vorrede zur ersten Ausgabe, in der vom Arabischen Geschmack gehandelt wird, S, CXII: Göttingen den 11. Apnl 1771 \ S, [l],2-8: Vorrede zur zweiten Ausgabe, S, 8: Götttngen d. 25 Januarii 1781. Johann David Michaelis, S, 8 unten Kustos: Vorrede: wie S. 8 im Text angegeben, sollte die Vorrede zur ersten Ausgabe erst hier abgedruckt werden. - S. [l],2-56: Das erste Capite! Von den Consonanten, 8 §§, - S. 56-59: Das zweite Capitei von den Vocalen, §9. - S. 60-77: Das dritte Capitel von den notis diacriticis, Ton und Quantität der Syllben, §§1016. - S. 78-98: 4. von Verwechselungen der

Michaelis, Johann David

Buchstaben, §§ 17-20, - S. 99-109: . von den Verwechselungen, und dem Quiesciren der Buchstaben ... (arab. Elif, Waw, Ye), §§'21-26. - S. 110-171; 6. von den Verbis, §§27-54. - S. 171-204; 7, von dem Nomine, §§55-62. - S. 205-218: 8, »on dem Pronomine, §§63-67. - S. 219-238: 9. von den Präfixis, und übrigen Partikeln, §§68-69. - S. 238-251: 10. Von der Syntnxi, §§7072. - S. 251-256: 11. von Diahcten, §73. Der erste Theil der Arabischen Chrestomathie.,.,, 136 S., identisch mit dem Text der 1. Aufl., siehe dort, jedoch Nachdruck mit etwas anderem Satzspiegel] [laut. Vorrede zur zweiten Ausgabe, S. 7, enthalten nur manche Ex. der Grammatik mehrere Kupfer, da diese den Preis verteuerten. Interessenten konnten sie gegebenfalls beim Verleger oder Buchhändler getrennt erwerben] [aus 22; SB Bamberg; Sign., N VII 17 Phil. o 21] - Arabische Grammatik und Chrestomathie. 3. verbesserte und mit einigen Zusätzen vermehrte Ausgabe. Besorgt von Georg Heinrich Bernstein. [2 Theile] 2. Theil: Arabische Chrestomathie. Göttingen: Vandenhoek und Ruprecht. XVI, 191 S. 20,5cm. [Mehr von dieser Ausgabe nicht erschienen], -- [davon Nachdruck] ebda 1819. 2 Bde . Dav. Michaelis Grammattca cfialdaica. [Vign.j Gottingae [Göttingen]: Svmpt, . Christ. Dieterich MDCCLXXI [1771]. [2],133 S.

17.8cm [Titelblatt ganz in Majuskeln] [S. [2] leer. - S. [1],2-100: Text Grammatik, 26 §§. S. [1],2-19: Lautlehre; S. 20-66: Verben; S. 67-89: Nomen; S. 89-98: Pronomen; S. 99-100; Präfixe. - S. [101]: Zwischentitel: Kxcerpta grammatica ex Codice Casseliano', S. [102] leer, S. [l03],104-133: Text, 11 §§: S. [103], 104-107; §J. Institute raito; S. 107114: §.//. Exempla lectionum variamm quae integras voces aut sensum mutant; S, 114-115: 3. Orthographica consonantmm; S. 115-118: 4. Vokale; S. 118-120: 5. diakritische Zeichen; 5. 120-122: 6. Verben, S. 122-123; 7. Futur; S. 123-126: 8. Infinitiv u. Partizip; S. 126-127: 9. Konjunktionen; S. 127-130: 10, Nomen; S. 130-133. 11. Pronomen]

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[aus 473: ÜB Bamberg; Sign.: 19 hem oo C 6415] Abhandlung von der syrischen Sprache ... nebst dem ersten Theil einer Syrischen Cresiomathif. Göttingen: J.A. Barmeier 1768. 112,118 S. - Johann David Michaelis Abhandlung von der Syrischen Sprache, und ihrem Gebrauch: nebst dem ersten Theit einer Syrischen Chrestomathie. [Vign.] Göttingen: im Verlag der Witt we Vandenhoek 1772. 112,118,[2]8. 18,5cm [S. [2] teer; S. [3],4-112: Text Abhandlung, 18 §§; S. [3],4: § 1. Vom Syrischen überhaupt; S. 4-15: 2., 3, Chaldaisch und Syrisch einerlei Sprache, im Alphabet unterschieden; S. 15-20: 4. Syrisch sollte als erste orient. Sprache gelernt werden; S. 2128; 5. Syrisch die leichteste, Hebräisch die schwerste orient. Sprache; S. 28-29; 6. Arabisch schwerer als Syrisch; S. 29-30; 7. Syrisch oder chaldäisch leichter; S. 30-45; 8.9. Nutzen des Syrischen für das Hebräische; S. 46-55: 10. Nutzen für das Neue Testament; S. 55-56: 11. Gebrauch des syr. NT; S. 5673: 12,,13. Beschreibung und Gebrauch des syr. AT; S. 73-92: 14. Syr. Bücher in anderen Wissenschaften; S. 92-95: 15. Kein guter Geschmack im Syrischen; S. 95-108: 16.17, Absicht und Inhalt der beigefügten Chrestomathie; S. 109-112: Castellis syr. Lexikon das beste; S, 112; unterzeichnet: Göttingen, den 7. Afartii 1768. J.D. Michaelis] angebunden, Titelblatt hinten, Paginierung von hinten nach vorn Johann David Michaelis Syrische Chrestomathie, Erster Theil. Göttingen; bey Johann Albrecht Barmeier 1768 [durchschossenes Exemplar mit handschriftl. Eintragungen] [S. [2] leer. - S. [1],245: I. Epistola Simeonis e.piscopi Betharsamae, de Nestoriams, wie alle folgenden Texte syr.; S.16-18; II. De regno Indorum, initioquf Christianismi apud illos, auciore Jeanne, Asiae episcopo; S. 18-20: ///. De iis, quae rex Aethiopum ad regem Homeriiarum scripsit ...; S. 21: IV. De eodfrn Bornentarum regno, deque malts & caedibus, ..,; S. 22-39: V, E'pisiola, quam S. Simeon Beth-Arsarnensis ... scripsit ... ubi Homerttarum mariyrium describttur; S.

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40-42: VI. Dt Puero hoc parvulo, de quo in superiori Martyrum historia narratur: S. 42-46: VII. De Rege Aelhiopum ...; S, 46-74: VIII. Chronicon Edessenum; S, 7480: Excerpta ex chronico Dionysii, chronicon Edessenum illusiranlia\ S. 81-104: IX. Gregorii Barhebraei ... gesia, quo tempore prtmas orients f u i t , ... (1264-1286 n.Chr.); S. 104-116: X. Gregorii Barkebraei mors & scripia, ...; S. 117-118i XL Particula pmefationis, quam Gregorius chronico suo praefixit; S. 118 unten: Ende des ersten Theils] [aus Kn 28: Erzbischöfl. Diözesan- und Dombibliothek Köln; Sign.: Bibl. O, 28] - 2. Aufl mit Zusätzen Göttingen: Witwe Vandenhoek 1786 [Titelblatt Chrestomathie: 2. unveränderte Auflage Göttingen 1783] loannis Davidis Michaelis Grammatica $yriaca, [Vign.] Halae [Halle/Saale]: impensis Orphanotrophei [Waisenhausbuchhandlung] MDCCL XXXIV [1784]. VIII.299 S., davon 2 S, als Falttafel, l Falttafel. 20,4cm [Titelblatt ganz in Majuskeln] [S. [2] leer; S. [III],IV-VIII: Praefatio. - S. [1],2-299: Text Grammatik, 14 Kap., 144 §g: S. [l].2-22: Capui primum, de litens, seu consonantibus; S. 22-32; Caput secundum, de vocalibus; S. 32-49: 3., de noiis diacrüicis; S. 49-51: 4., de iono; S. 52-75: 5., de consonantium mutationibus et accidentibus; S. 76-84: 6,, de vocalium accidentibus ei mutatwnibus', S, 84-145: 7., de verbo; S. 146-188: 8., de nomine; S. 188217: 9., de pronomme; S. 218-221: 10., de particults; S. 222-248: 11., syniaxis ci idiomata verborum', S. 248-283: 12,, syntaxis et idiomata nominum; S. 284-291: 13., syniaxis ei idiomaia pronommitm; S. 292299: 4., syntaxis et idiomata particuiarum - Doppelseite: Paradigmata; Falttafel: Alphabete] [aus 37: SuStB Augsburg; Sign.: 4° Spw 288] Edmundi Castelii Lexicon syriacvm ex eivs lexico keplaglotto seorsim typis describi cvrami aiqve sva adnota adiecit Johannes David Michaelis. Pars prima [- stcvnda], Goettingae [Göttingen]: svmtibvs Jo. Christ. Dieterich MDCCLXXXVI1I [1788]. 2 T3e in 1. 20,1cm

[Titelblatt ganz in Majuskeln] - Pars prima. [^]tVin,[i},47QS. [S, [2] leer; S. [I],II-VIII: Praefatio; S. [1]: Index Castelti compendiorvm scnptionis qvibvs in sva lexico vsvs est, dreisp.; S. [2] leer. - S. [1],2-476: Text Lexikon AlephLomad, syr.-lat. - Pars secunda. [2] S., S.477-980. [S. [2] leer. - S. 477-978: Text Lexikon, Mim-Tau, syr.-lat. - S. 979-980: Addenda. et corrigenda] [aus 155: Staatl. Bibl. Regensburg: Sign.: 4" Ling. 31 A] Beantwortung der Frage von dem Einfluß der Meinungen in die Sprache und der Sprache in die Meinungen; welche von der Königlichen Academic der Wissenschaften für das Jahr 1759. gesetzten Preis erkalten hat. Von Hrn. Johann David Michaelis, Öffentlichen Lehrer der Wcltweisheit zu Göttingen und der KÖnigl, Grosbrittannischen Gesellschaft der Wissenschaften Secretaire in: Dissertation qui a remporte le pnx propose par i'academie royale des sciences et belles letires de Prusse, sur l'influence reciproque du langage sur les opinionst et des opinions sur le langage. Avec les pieces qui ont concouru. [Vign.] ä Berlin: chez Haude et Spener, Libraires du Roi fc de l'Academie MDCCLX [1760], XXIV.124,76,64 S. [S. [2]: Motto; S. [III],IV-XXIV: Precis du discours qui a remporte le prtx von Merian. - S. [l]-[3],4-84: M.s Beantwortung: S. [85],[86],87-124: anon. Abhandlung über die Frage ... - S. [l]-[3],4-48: anon, Dissertation sur ('influence reciproque ...; S. [49],[50],51-72: anon. Discours sur la question proposee par l'Academie ,.,; S. 73-76: anon. Sur {'Influence reciproque des Opinions ... - S. [l]-[3],4-12: anon. De inflvxv opinionvm popvlorvm in Imgvas, ft lingvarvm in opiniones; S. [l3],[l4],15-36: anon. De lingva vvlgarivm opinionvm teste et interprete; S- [37],[38],39-64: anon. De linguarum in opiniones et opinionum in linguas influxu] [als geb. Kopie aus 355: ÜB Regensburg; Sign.: ER 630 D 613] - frz. Übersetzung De l'inftuence des opinions sur le langage, et du langage sur les opinions. Dissertation

Michaelis, Johann David

qui a remporte, h prix de {'Academic Roy alt des Sciences & belles lettres de Prusse, en 1759. Par Mr. Michaelis, Conseiller de Cour de S.M, Britannique, Professeur en Philosophie, & Directeur de la Societe Royale de Goettingue. Traduit de l'Allemand [de J.B. Merian et A.P. Lc Guay de Premontval], Bremen: George Louis Förster 1762. 208 S, - davon Reprint Nouvelle impression en facsimile de l'edition de 1162 avec un commentaire par Helga Manke et une preface par Herbert E. Brekle, Stuttgart-Bad Cannstatt: Frommann (Holzboog) 1974. LXVI; [5], (6)-(208) S. in 8°, (= Grammatica universalis. 9). [Diese Übersetzung enthält zahlreiche Ergänzungen durch M,] - engl. Übersetzung A dissertation on the influence of opinions on language, and of language on opinions, which gained the Prussian royal academy's prize on that subject. Containing many curious particulars in philology, natural history and scriptural phraseology. Together with an enquiry into the advantages and practicability of an universal learned language. By Mr, Michaelis ... London: W. Owen ... 1769. [2],[III]VI,[2] f 92, [1] S. 29,5 22,5 cm. - 2. Aufl. ebda 1771. 93 S. - holl. Übersetzung 1771 Orientalische und exegetische Bibliothek ... Frankfurt am May n: J.G. Garbe 1771-1789. 24 Bde in 6, 2 Suppl. Frontispiz (Faks.) Falttaf. 16cm. [Bde 1-23: 1771-85. - Bd 24: Register. Frankfurt a.M.: Gebhard und Körber 1789. „Vorrede", unterzeichnet von J[ohann] G[eorg] Schmidt (1763-1820) und J[ohann] W[ilhelm] Stüber (1754-1822). Anhang zum zwölften Theil. Frankfurt a, M.: Garbe 1778. [4],200 S. 17,5cm. - Anhang zum vierzehnten Theil. Frankfurt a.M.: Garbe 1779. 224 S. 17,5 cm.] [Fortsetzung durch:] Neue orientalische und exegetische Bibliothek

}67

Göttingen: Vandenhoek und Ruprecht 17861793. 9 Bde in 5. Falttaf. 17cm, [Verlag von Bd 1-2 (1786): Verlag der Wittwe Vandenhoeck; Bd 3 (1787): Verlag der Vandenhoekschen Buchhandlung. Titel von Bd 8 (1791): Johann David Michaelis und Thomas Michael Tychsen's Neue orientalische und exegetische Bibliothek. Bd 9 fortgesetzt von Thomas Christian -»Tychsen (1758-1834), Angebunden an Bd 3-4 ist: ders,: Caialogvs scriptorvm loann, David. Michaelis vsqve ad annum 1787 cvm pretiis adteclis. Vorrede von 1787]. . . . Supplementa ad lexica kebraica ... Gottingae: J.G. Rosenbusch 1784-1792. 6 Bde in 5. 21 cm. - [Nachdruck:] Paries sex. Gottingae: Typis loannis Georgü Rosenbusch 1792. 6 Teile in 2 Bdn, VIII,[4] I 2376 S. 22 cm. [= Ergänzung zu Edmund Castell's Lexicon hebraicum (ein TeiJ seines Lexicon keptaglvtton erschien getrennt 1790-1792)]. 3.1.2. Sonstige Werke hauptsächlich Übersetzungen und Erklärungen des Alten und Neuen Testaments, Einführungen in die Bibel, Arbeiten zur Dogmatik und Moral, in großen Schriften aber auch kürzeren Aufsätzen setzte er sich darüberhinaus mit den unterschiedlichsten Problemen seiner Zeit auseinander. Eine ausführliche Auflistung seiner Arbeiten findet sich u.a. in Meusel: Verstorbene IX und Manke (1974: XV-XXIV) 3.2.

Sekundärliteratur

3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk Aarsleff, H,: The Tradition of CondiUac: ... the Debate in the Berlin Academy before Herder, in: D, Hymes; Studies in the History of Linguistics (Bloomington, London 1974): 93156. - Aland, K. und B. (Hrsg.): Das neue Testament in syrischer Überlieferung. I. Die großen katholischen Briefe (Berlin, New York 1986). - dies.: Per Text des Neuen Testaments. Rine Einführung in die wissenschaftlichen Ausgaben (Stuttgart 1982). - Aner, K,: Die Theologie der Lessingzcii (Halle 1929 Hildesheim 1964). - B ro ekel mann, C.: Syrische Grammatik mit Paradigmen, Literatur, Chrestomathie und Ciossar (Leipzig 81960).

168 Michaelis, Johann David

- Büchse!, E.: Ham&nns Schrift 'Die Magi aus dem Morgenlande', in: ThZ 14 (1958): 191213, - Bürger, G.A.: Todtenopfer, den Manen J.D.M. dargebracht von seinen Verehrern, in: ders.: Sämmiliche Werke, hrsg. von A.W. Bohtz (1835: 92f.). - Buhle, J.G. (Hrsg.); M.s Literarischer Briefwechsel, 3 Bde (Leipzig 1794-96). - Dalman, G.: Grammatik des Jüdisch-Palästinischen Aramäisch nach den Idiomen des Palästinischen Talmud, des Onkelostargum und Prophetentargum und der Jerusalemer Targume. Aramäische Dialektproben (Leipzig 1905 = Darmstadt 1978), Dobbek, W., G. Arnold (Hrsg.): Briefe Herders III (1978). - Fischer, W.: Grammatik des klassischen Arabisch (Wiesbaden 1972) (PLO, NS 11). - Fück, J.: Die arabischen Studien in Europa (Leipzig 1955). - Gesenius: Geschichte, - Goethe, J.W,: Dichtung und Wahrheit 11,6, in: Sämtliche Werke, Frankfurter Ausgabe 1/14, 265. - Gregory, C.R.: Textkritik des Neuen Testaments, Bd II (Leipzig 1902 - 1976). - Gresky, W.: Studium in Göttingen 1780. Aus der ungedruckten Autobiographie des Johann Georg Müller aus Schaffhausen (1759-1819, in: Göttinger Jahrbuch 23 (1975): 79-94. - Hamann, J.G.: Briefwechsel, 7 Bde (Wiesbaden, Frankfurt 1955-1979). - Hassler, G.; Spmchiheorien der Aufkläung zur Rolle der Sprache im Erkenntnisprozeß (Berlin 1984), - Hecht, H,: T. Percy, R. Wood und J.D. Michaelis. Ein Beitrag zur Literaturgeschichte der Genieperiode (Stuttgart 1933). - Humboldt, A. von: Jugendbriefe an Wilhelm Gabriel Wegener, hrsg. von A. Leitzmann (1896): 65. - Katz, J.: Aus dem Ghetto in die bürgerliche Gesellschaft. Jüdische Emanzipation 1770-1870 (Frankfurt 1986). - Kraus, H.J.: Geschichte der historisch-kritischen Erforschung des Alten Testaments (NeukirchenVluyn 31982). - Lichtenberg, G.C.: Briefwechsel, Bd II, hrsg. von U. Joost, A. Schöne (1985): 631. - Löwenbrück, A.R.: J.D.M. et l es debuts de la critique biblique, in: Y. Belavel, D. Bourel: Bible de Tous les Temps, Bd 7: Le siede des Lumicres et la Bible (Paris 1986): 113-128. - Manke in Michaelis (1974: VII-LXVI) (dort weitere Lit.). - Niewöhner F.: Jüdisch-christliches Religionsgespräch im 18. Jahrhundert mit Maimonides und Eisenmenger, in: H, Kremers, J . H ,

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Michon

MICHON, JOSEF 1. Biographie Über M.s Leben konnte nur ermittelt werden, daß er ord. Professor der französischen Sprache an der Univ. Frei bürg war. 2. Werkbeschreibung Hodogeia. grammaticus (1725) In seinem Vorwort preist M. die Nützlichkeit frz. Sprachkenntnisse, beklagt, daß aber noch zahlreiche veraltete Grammatiken im Umlauf seien, die den Erfordernissen der Zeit kaum zu entsprechen vermögen, und nennt als Vortage für seinen „grammatischen Wegweiser" Buffiers von der Französischen Akademie empfohlene Grammatik (1714). In einer Anmerkung weist er noch daraufhin, daß der Leser an der Variante e für e keinen Anstoß nehmen solie; dies sei darauf zurückzuführen, daß der „Typographic ex penuria characterum et accentum gallicorum" zu dieser Aushilfsmaßnahme gezwungen gewesen sei. Die Grammatik (S. 1-153) besteht aus zwei Teilen: 1. „Recta pronuntiandi scribendiq; ac nomina verbäq; infiectendi ratio" (S. 149) (für die Deklinationsparadigmen der Artikel, Pronomina und Substantive benutzt M. folgendes Schema: Nom. acc., Gen. abl,, Dat.). 2, Regeln zu den Genera der Substantive, der Bildung femininer Substantive, der Pluralbüdung, der Steigerung der Adjektive, der Stellung der Adjektive (vor oder nach ihrem Substantiv), Weiter werden Regeln gegeben zur Bildung der Zahlenreihe, der Modi, Tempora und Partizipien. Zu den Adverbien, Interjektionen, Konjunktionen und Präpositionen bietet M. ausführliche semantische und syntaktische Beschreibungen (mit zahlreichen Beispielen). Der 2. Teil schließt mit ausführlichen Hinweisen zur Syntax der Adjektive, Verben, Adverbien, Präpositionen und Konjunktionen. 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Hodogeia grammaticus Seu brcvis et accurate, ad perfectatn poliiamque linguae gallicae notiiiam introductio Ex optimis hodicrni tempori$ Authonbus coliecta, ac nova facillimaqtte

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methodo iradita. a R, D. Josepho Michon in perantiqua caesareo-austriaca Universitate Friburgensi Linguae Gallicae Professore Ordinario. Mensc Januario M.DCC.XXV. [1725]. [Vign.] Cum Licentia Superiorvm. Friburgi Brisgojae [Freiburg i. Br.]: Typis Joannis Baptistae Walpart (1725). [4],153,[1] S. 16,4cm [Titelblatt teilweise in Majuskeln] [S. [2] leer; S. [3]-[4]: Ad Lectorem. - S. 1-49: Pars L Recia pronuntiandi scnbendiq; ac nomina verbaq; inflectendi ratio; 2 Sektionen: S. 1-18: Sectio L Recia pronuntiandi scnbendique Metkodus: S. 1-7: Articulus I. De vocalibus, Diphtkongis & Triphtkongis; S. 713: Arliculus II. De Consonantibus: S. 13-18: Articulus UL De Orihographia, & ad cam pertinentibus. - S. 18-49: Sectio H. De Declinatiombus & Conjugationibus: S. 18-25: Articulus I. De Declinattonibus, Nomen und Pronomen; S. 25-40: Articulus H. De Conjugationibus Verborum; S. 41-49: Articulus HL De Verbis irregularibus, mit alphabet, nach den frz. Verben geordneten Wortverzeichnissen. S. 49-147: Pars II, 2 Sektionen: S. 50-96: Sectio I. De his, quae supra dicta sunt: S. 50-66: Articulus I. De generibus nominum e.ornmque. formaiionc faeminina [l] ac plurali: de gradibus adiectivorum eorumque ante vel post $ubsianliva positions: de numeris stvc modo numerandi; S. 66-86: Articulus II. De modis, temporibus ac participijs [!] verborum; S. 8696: Articulus III. De Adverbijs, Interjeciionifitis, Conjunctionibus & Praepositionibus. S. 96-147: Sectio . Syntaxis sen recta parHum orationis tnter se composiiio: S. 96-109: Articulus L De serie orafionis usuque cuhrum, S. 109-124: Articulus II. De Pronomimbits; S. 124-142: Articultts III. Quid circa adjcctiva et verba notandum sit, & potis· simum quosnam post se. casus regant?; S. 142147: Articulus VI [=IV]. Synttixis Adverbiorum, Interjectionum, Conjunctionum & Pracpositionum. - S. 147-153: Appendix. Usus casuum observandus ad quacstiones pro phrasis constructions instituendas. - [1] S. Druckfehler] [aus 25: ÜB Freiburg/Breisgau; Sign.: 1479] 3.1.2. Sonstige Werke keine weiteren Arbeiten zu ermitteln

E

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Micke

3.2. Sekundärliteratur 3.2.1, Literatur zum sprachwiss. Werk keine 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie Schröder: Annales U, 122 Nr.327 [Brekle (2,); Gräßel (i., 3.); Höller (3.)]

MICKE, G. T, 1. Biographie Zu M.s Leben konnte nichts ermittelt werden. 2. Werkbeschreibung Alphabetisches Verzeickmß gleichlautender Wörter (1783) Nach Rüdiger IV: 68 ist das Verzetchmß „mit sichtbarer Bemühung recht viel zu unterscheiden gesammelt, und hat nichts zu seiner Empfehlung, ja nicht einmal Kernigkeit von oberteutschen Fehlern." Das Werk ist in Deutschland nicht zu ermitteln, 3. Bibliographie 3.1, Werke des Autors 3.1.1, Sprachwiss. Werke Alpkabeitsch.es Verzeichniß gleichlautender Wörter zur Erlernung des Rechtschreibung Regensburg: Neubauer 1783 [in Deutschland nicht zu ermitteln] 3.1.2. Sonstige Werke keine bekannt 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk Rüdiger IV: 68 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie GV 1700-1910 Bd 96: 95. - Rüdiger IV: 68

[Jahreiß(l.,2,,3.)3

MIEG, JOHANN FRIEDRECH 1. Biographie * 25.10.1700 Marburg f 23.4.1788 Heidelberg Schriftsteller, Kirchenbeamter

V: Ludwig Christian 00 Maria Henriette Wilhelmine geb. v. Wolf 1 T, l S Über M.s Leben ist nur wenig bekannt. ADB XXI schreibt, daß er die ,,urn die pfälzer Landes— und Kircheninteressen sich bewegende Tradition seines Hauses" fortführte und zunächst als Sekretär des reformierten Kirchenrats in Heidelberg tätig war; später wurde er Mitglied und schließlich Direktor des Ehegerichts in Heidelberg. M. verfasste zahlreiche Schriften in dt., frz. und lat, Sprache zu poetischen, geschichtlichen und juristischen Themen. Als bekanntestes Werk nennt ADB die Arbeit Academiae Heidelbergcnsis ortus el progressus (1728). 2. Werkbeschreibung U eher das Studium der Sprache, besonders der Muttersprache ... (1782) Als Mitglied der Kurpfälzischen teuischen Gesellschaft hat M. in den Jahren 1779-1781 sechs „Abhandlungen" vorgetragen, die 1782 publiziert wurden (detaillierter Nachweis s. 3.1.1.). Die erste Abhandlung Ueber das Studium der ieutschen Sprache bringt Vorschläge, wie besagtes Studium im Rahmen einer Sprachgesellschaft strukturiert und systematisiert betrieben werden sollte. Gegenüber dem „Vorsteher der Gesellschaft", Freiherr von —»Dalberg. dem auch das ganze Büchlein gewidmet ist, begründet M. ausführlich, welche Vorteile ein institutionell verankertes Sprachenstudium, d.h. ein im Rahmen einer Sprachgesellschaft vollzogenes Forschungsprogramm, haben könne (S. 7f.). Auf den S. 14 f, schlägt er als generelles Arbeitskonzept vor, die dt. Sprache entweder 1. systematisch „nach den verschiedenen Bestandteilen", 2. historisch, 3. nach „Provinzen" geordenet oder 4. vom damaligen Forschungsstand ausgehend zu untersuchen. Das Konzept wird auf den S. 15-27 näher expliziert, wobei er umfangreiche bibliographische Hinweise auf bestehende Untersuchungen gibt und detailliert, welche Sprachepochen für das Deutsche anzusetzen seien (S. 18-23: sechs „Denkzeiten"). Zum Schluß regt M. an (S. 32f.), ein Mitglied der Sprachgesellschaft mit dem Exzerpieren und Zusammensteilen der von ihm besprochenen wichtigen Quellen und Bücher

Mieg

zu betrauen und einen Handapparat dieser Arbeiten allen Mitgliedern zur Verfügung zu stellen, angesichts der mißlichen Litcraturbeschaffung in seiner Zeit ein sicher naheliegender und vernünftiger Vorschlag. Die zweite Abhandlung Ueber den genauen Zusammenhang der Nalur= und Sprachkunde stellt die Frage nach der „Fundgrube" in den Vordergrund, aus welcher der „Teutsche Bereicherung seiner Sprache" gewonnen habe (S. 34). In einem deutlich sensualistisch gefärbten Ansatz erläutert M. die Ontogenese der Sprache bis zur „philosophischen Sprache" (S. 34-39), für deren Konstituierung er auf den S. 39-47 zahlreiche Proben hauptsächlich aus dem Griechischen und Lateinischen gibt, die „den Uebergang der Seele von sinnlichen Eindrücken zu geistigen Begriffen" (S, 47) belegen sollen. Zuletzt macht M. seine Leser mit der These vertraut, daß die „Bergkunde" der Teil der Naturkunde sei, der den weitreichendsten Einfluß auf eine Sprachbereicherung des dt. Wortschatzes gehabt habe, mit Ausströmungen in viele andere Sprachen (u.a, Schwedisch, Dänisch, Französisch) (S. 51-55), Die S, 55-59 steilen Fachwortsamralungen vor, die „Gelehrte in Rücksicht auf die Muttersprache" bereits angelegt haben, u.a. ein „Bienenwörterbuch" von Johann Adolph —»Overbeck, ein hydraulisches Lexikon von Lukas -^»Voch sowie ein terminologisches Glossar von Johann Friederich —s-Schiller in dessen Übersetzung einer Geschichte der Seereisen, Da „Natur und Sprachkunde eben so genau mit einander gepaart sind, wie unser Leib und Seele" (S. 47). ist nach M. eine enzyklopädische Ausrichtung sprachlicher Untersuchungen durchaus lohnend. Die dritte Abhandlung Ueber die. Lehrordnung der Sprachen nach psychologischen und historischen Gründen angegeben, und beurtfieiit enthält zunächst einen sehr kurzen Abriß zur Sprachursprungsdebatte (S. 60-65), in dem die wichtigsten Positionen angedeutet und bis zu -^Herders Position (S. 62 f.) ausgebreitet werden. Nach M. entsteht Sprache „so bald der Mensch in Gesellschaft tritt" (S. 63) und entwickelt sich „almälig, langsam und stufengängig" (S. 64). Aus diesen und weiteren Erkenntnissen zieht er Schlüsse für den Erstsprachenunterricht, der Sachbegriffe zu-

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erst vermitteln müsse, da diese historisch analog und zwar über ,,Augen und Ohren" zuerst erworben würden (S, 65). Als Beleg dieser These dienen einige kurze Bemerkungen zur Entstehung der Schrift (S, 65-69). Da der „Weg von Bildern zur Sprachschrift ... der Naturweg" ist (S. 69), seien alle elementaren Lehrmittel daran auszurichten. Die Frage, mit weicher Sprache der Sprachunterricht beginnen solle (S, 70-76), wird eindeutig zugunsten der Muttersprache Deutsch entschieden, die M. auch als Anfangssprache in den „sogenannten lateinischen" Schulen empfiehlt (S. 85). Gegen einen gleichzeitigen Erwerb mehrerer Sprachen meldet er wegen des jeder Sprache eigenen „oft sehr contrastierenden Genius" (S. 73) Bedenken an. Nach Deutsch sollen die anderen Sprachen in einer gewissen „Stufenreihe und Rangordnung" (S- 76) erworben werden, wobei M. ausführlich begründet, weshalb Griechisch als zweite Schulsprache dem Latein vorzuziehen sei, obwohl die schulische Entwicklung im deutschsprachigen Raum dem nicht entspricht (S. 77-85). Noch geeigneter sei aber ein kontrastives Vorgehen anhand von parallel strukturierten dt., griech. und Jat, Sprachlehren analog den Lehr werken von F. —»Gedike, -»Scheller, -^Thiele (S. 87 f.), allerdings nur empfehlenswert bei „denen Sprachen, welche Schwestern und nahe mit einander verwandt" seien (S. 88). Das Plädoyer für frühen, schulischen Muttersprachenerwerb führt M. in der vierten Anhandlung zu Überlegungen Vom Einflüsse des Sprachstudiums in die Erweckung der Genien, und in die Beförderung der Vaterlandsliebe. Unter Sprachstudium versteht M. ein im „weitesten Umfange" (S. 92) betriebenes, dessen Ausweitung bis zur Kenntnis der „treffendsten Malern der Natur" (S. 92) reichen solle. Nach einer genaueren Bestimmung des nach M. zweideutigen Terminus Genif, (S, 92: 1. naturgegebene Fähigkeiten vs, erlernte; 2. hervorstechende Geistestätigkeit} expliziert er - auf die zweite Bedeutung rekurrierend -, inwiefern frühes Studium der Muttersprache geniale Dichter, wahre Philosophen und Vaterlandsliebende befordern könne. Breit ausholend und frühere Ausführungen z. T. deutlich wiederholend, werden unter Berufung auf einschlägige zeit-

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genoss. Werke und Vorbilder die Entwicklungen von „Vernunft" und „guten Geschmack" [S. 96) nachgezeichnet. Da nach M., der die positiven Einflüsse eines Studiums der griech. und lat. Meisterwerke grundsätzlich akzeptiert, diese Beschäftigung die Vaterlandsliebe letztlich nicht fördert, setzt er ihr auf den S. 126-128 einige Beispiele gegenüber, wie bei Beschäftigung mit dt, „Literatur" im weitesten Sinne (u.a. auch Lektüre dt. Zeitungen) selbst in einfachsten Gemütern Vaterlandsliebe geweckt und gefördert werden könne (S. 126f. beim „philosophischen Bauern" Kleinjog; S. 127 beim „Landmann und Dichter" Johann Georg Palish), In der fünften Abhandlung bearbeitet M. mit der Frage Wie weit erstreckt sich die Gewalt der Zeit aber die ientsche Sprache? die Komplexe Sprachreinigung (S. 132-136), Sprachrichtigkeit (S. 136-144), Feinheit der Sprache (S. 144-147), Reichtum und Schönheit derselben (S. 147-161). Dezidiert stellt er klar, daß die zu seiner Zeit virulent beklagten Mängel der dt. Sprache „mehr denjenigen, welche dieselbe schlecht reden, als den Worten, welche ausgesprochen werden", angelastet werden müßten, und wendet sich damit deutlich gegen den verbreiteten Kurzschluß vom Sprachgebrauch auf das Sprachsystem (bei M. S. 131 u,ö. als „Körper der Sprache"), das nach ihm weit weniger beeinflußbar sei als angenommen. In der Frage der Sprachreinheit vertritt er eine gemäßigte Position und verweist ausdrücklich auf das berechtigte Bedürfnis für auch fremdsprachlich geprägte Fachterminologie (S. 134). Da der „Ausdruck ... die Zurückstralung des Gedankens" sei (S. 143), sind nach M. auch die Maßstäbe für Sprachrichtigkeit relativ. Für das Desiderat Sprachfeinheit konzidiert er eine größere „Gewalt der Zeit", die unter „fein" in der Regel das ungewöhnliche verstehe. Diese und weitere Beobachtungen zu den genannten Bereichen ändern jedoch wenig an M,s grundsätzlicher, zum Ende der fünften Abhandlung noch einmal formulierter Überzeugung, daß der „Sprachkörper der Mode und der schnellen Veränderung am wenigsten unterworfen sey" (S. 161). Die thematisch am wenigsten angebundene sechste Abhandlung Ueber die Volksweisheit in Sprichwörtern gibt nach einem histori-

schen Abriß von Sprichwortsammlungen verschiedenster Sprachen (Hebräisch, Arabisch, Persisch, Griechisch, Latein, Deutsch) auf S. 174 eine Definition von Sprichwort, bei dem die Merkmale Kürze, Allgemeingebrauch und Belehrung als konstitutiv herausgearbeitet werden. Ausführungen zu verwandten Formen (z.B. Sinnspruch) und Beispiele für Sprich wort Varianten in verschiedenen Kulturkreisen (S. 193-197) erhellen die Thematik weiter bis zum erstaunlichen Fazit, daß die Aufklärung eines Volkes Sprichwörter überflüssig mache (S. 199). Regeln für situationsadäquaten Gebrauch (S,200f.) und Empfehlungen für ihre Behandlung im Sprachunterricht beschließen die sechste Abhandlung. Sämtliche Abhandlungen zeigen, daß der an sich „fachfremde" Kirchenrath und Ehegcrichtsdirektor M. (s. dazu 1.) als Mitglied der Kurpfälzischen teutschen Gesellschaft durchaus in der Lage war, aktuelle Fragen seiner Zeit zur Sprache und ihrer Erforschung mit erstaunlich breitem Hintergrundwissen aufzubereiten und überwiegend eigenständig und pointiert zu beantworten. 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Ueber das Studium der Sprache, besonders der Muttersprache. Abhandlungen in der Kurpfälzischen teutschen Gesellschaft m denen Jahren 1779-1781 vorgelesen, von ihrem Mitglied Johann Friderich Mieg. Frankfurt am Main: m der Eßlingerischen Buchhandlung 1782. 203,[1] S. 16,8cm [S, [2] leer; S. [3]: Widmung an Frciherm von Dahlberg, Vorstehern der Gesellschaft; S. [4] leer. - S. [5],6-34; Erste Vorlesung, Ueber das Studium der teutschen Sprache, - S. 3459: Zwoie Vorlesung. Uebcr den genauen Zusammenhang der Natur- und Sprachkunde, S. 60-90: Dritte Vorlesung. Ueber die Lehrordnung der Sprachen nach psychologischen und historischen Gründen angegeben, und beurtheilt. - S, 91-129: Vierte Vorlesung. Bei der zweiten öffentlichen Sitzung den Sten Julius 1779. Vom Einflüsse des Sprachstudiums in die Erwcckung der Genien, und in die Beförderung der Vaterlandsliebe. -S. 130-161: Fünfte Vorslesung. Wie weit erstreckt sich die Gewalt der Zeit über die teittsche Spra-

Mignot

ehe? - S, 162-203: Sechste Vorlesung. Ueber die Volksweisheit in Sprichwörtern. In der öffentlichen Kurpfähiscken ievischen Gesellschaft, vorgelesen am 30ten Brachmonat 1781. - [1] S.: Inhalt der Abhandlungen] [[4] S. Verzeichnis der in der Eßlingerischen Buchhandlung erhältlichen Kupferstiche] [aus 12: Bayer. SB München; Sign.: L. germ. 178] [auch in 38: UuStB Köln; Sign.: WA IV 301] 3.1.2. Sonstige Werke Schriften poetischen, geschichtlichen u. juristischen Inhalts. Eine ausführliche Auflistung steht - außer dem in 2. besprochenen Werk bei Meusel: Verstorbene IX 3,2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk

nicht ermittelt 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie ADB XXI: 711-712 [Holtzmann]. - DBA 845: 218-220, - GV 1700-1910 Bd 96: 110, - Jöcher/Adelung IV: 1711. - Meusel: Verstorbene IX: 170-171. - NUC pre-1956 Bd 383: 3. - Strieder IX: 47-58 [Dobnig-Jülch (2.); Gräßel (l.); Holier (3.)]

MIGNOT, GENANNT BEAUTOÜR 1. Biographie M. war Sprachmeister an der Univ. Straßburg. 2. Werkbeschreibung Nouvelie grammaire franyoise et allemande ... (1743) Aus dem Untertitel der Grammatik (s, 3,1.1.) erhellt, daß M. die in Straßburg publizierte und ganz in Französisch verfaßte Arbeit für Personen konzipiert hat, die sich in Deutsch [!] oder Französisch vervollkommnen wollen, d.h. wahrscheinlich nicht für Anfänger; ob für das Selbststudium muß offen bleiben. Nach der \Yidmung an De Wormser, ,,Chancelier" der Universität von Straßburg (S, [IIIIV]), erläutert M. in einem knappen Vorwort (S. {V-VI]) die vier für den Erwerb des Französischen essentiellen Prinzipien: 1. eine nur durch gute Sprachmeister erlernbare Aussprache, 2. Beherrschung der Deklinatio-

173

nen (vor allem des gegenüber dem Nomen weit schwierigeren Pronomens), 3. Beherrschung der Konjugation, 4. Kenntnis der Wortfügung. Nach kurzer Schilderung des Aufbaus des Werks kündigt M. den stets als „Messieurs les Etrangers" titulierten Adressaten die kurz bevorstehende Publikation eines Wörterbuchs (Copta verborum) an, mit dem er den oft beklagten Wortschatznöten abhelfen will. Diese Arbeit ist aber offenbar nie erschienen. Die insgesamt im paginierten Teil 513 S. starke Nouvelle grammaire franyoise ist nur auf den S. 1-219 eine eigentliche Grammatik, der Rest sind reine Unterrichtsmaterialien, Auch die Grammatik im engeren Sinn hebt sich nur wenig vom traditionellen Vorgehen und Qualitätsstandard ab, Das formal stark untergliederte, dennoch wenig übersichtliche Werk beginnt mit einer Lautlehre (S- 113), in der nur die Voranstellung des Abschnitts zu den Akzenten (S. l f.) etwas ungewöhnlich ist. Da M. in diesem Teil expressis verbis (S, 1) Grundkenntnisse voraussetzt, fehlt die übliche Zusammenstellung zu Zahl und Art der Laute. Der von kleineren Übersichten und Ubungseinheiten begleitete Abschnitt über die Deklination („Tratte de 3a declinaison", S. 13-31} behandelt Artikel, Nomen, Adjektiv und größtenteils die Pronomina, die der Kopfzeile zufolge zwar auf den S. 32-40 in einem „Traite des pronoms" abgehandelt, tatsächlich dort aber nur in Beispielen zusätzlich eingeübt werden. Weitere Teile der Grammatik sind: „Traite des verbes" (S. 40-138), Adverbien (S. 138-142) und Präpositionen (S. 142 f.). Ein „Traite de la Syntaxe" (S. 143-219) trägt nach, was M. bei der morphologischen Beschreibung nur kurz gestreift hat, und fügt dieser Wortfügungsregeln hinzu. Bei der engeren Wortartenlehre fällt wenig auf, Bemerkenswert sind allenfalls das auf M,s Artikeldistinktion beruhende 3-Kasus-System (S. 1416) sowie die kaum nachvollziehbare Formanalyse der Verben (S. 42-47: „Nouvelle Methode aussi juste qu'aisee pour la formation des temps, & des personnes des verbes"), in der M. - durch das späte Nachreichen von Übersichten reichlich verwirrend - versucht, sämtliche Tempus- und Numerusphänomene

174

Mignot

des Verbs auf wenige generelle und spezifische Regeln zurückzuführen, Diesem Versuch fehlt, wie zu dieser Zeit zu erwarten, die Einsicht- in das Stamm-Endungsprinzip. Doch waren für M. diese Vorschläge offenbar so anziehend, daß er seinen nach den umfangreichen Unterrichtsmaterialien plazierten „Traite de l'Orthographe" (S. 494-513) in Verkennung oder Ignorierung des eigentlichen Sinns einer Orthographie größtenteils mit Wiederholungen dieser Verbmorphologie füllt. Die breit angelegten Unterrichtsmaterialien (S. 219-494) enthalten - sämtliche ohne Bezug zur vorhergehenden Grammatik - folgende Teile: eine Wörtersammlung, eine Sammlung von einfachen Aussagen aus diesen Wörtern über wechselnde Themen, eine Dialogsammlung mit Alltagsthematik, Moralsprüche und Geschichten, Gallizismen und Sprichwörter, Briefe, Anekdoten (Detaillierung s. 3.1.1.), Die Nouvelle grammaire des M. eignet sich im ganzen gesehen allenfalls für den Erwerb des Französischen, nicht aber des Deutschen, wie der Untertitel nahelegt. Aber auch als solche handelt es sich bei ihr um ein aus sprachwiss. Sicht wenig beachtenswertes und, wie ihre Publikationsgeschichte zeigt, auch wenig beachtetes, weil nicht erneut aufgelegtes Unterrichtswerk zum Französischen des 18, Jhs., das sich, in der Mitte des Jhs. publiziert, höchstens durch das klare Engagement für den Vorang der Grammatik vor der Parliermethode auszeichnet. In den um die Wende zum 20. Jahrhundert publizierten Beiträgen zum Französischunterricht (Dorfeid 1891, Lehmann 1904 und Streuber 1914) wird M. nur in Streuber 1914 erwähnt (S. 97f., 158f., 160f., 162 Anm. 50, 165). Dieser würdigt vor allem Besonderheiten der Unterrichtsmaterialien (inhaltliche Gruppierung des Wörterbuchs, Breite der Sprichwortsammlung, Variationsprinzip in den Dialogen, Prosastücke zu politischen und moralischen Themen); die auf S, 97 geäußerte Vermutung, daß M, aus den „besonders zurechtgemachten Exercitien" vielleicht die Grammatik habe „ableiten" lassen, muß nach der eingehenden Autopsie eindeutig verneint werden. Dagegen spricht der in allen Teilen der Materialien fehlende Rückbezug auf die vorangestellten gramm. Regeln,

3, Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Nouvelle grammaire frangoise et allemande, A i'usage des Personnes, qui desirent de sc perfeciionner dans l'une & l'autre Langue; contenant Les Regies necessaires pour y parvenir en peu de tems [!]. Leur veritable pronunciation, les Gullicism.es, ou Proverbes Francois rendus en Allemand, Letires sur differens [!] sujeis, avec plusieurs Histoires instructives & amusantes, Dressee & Recueillie Par P. Mignot, dit Beau tour Maitre de Langues de l'Universite de Strasbourg. [Vign,] A Strasbourg: chez Jean Franc,ois Le Roux, bnprimeur Libraire de PEveche M.DCC. XLIII [1743]. Avec Permission. [6],513 S. 16,2cm [Titelblatt teilweise in Majuskeln] [S. [2] leer; S. [3]-[4]: Widmung an Monsieur de Wormser ... Preteur et Assesseur de la Ckambre des Treize, Cfiancclier de l'Universite de Strasbourg, unterzeichnet Beautour; S, [5]-[6]: Vorwort; S. 1-13: Premier traite. Dt la pronunciation, 5 Kap. - S. 1340: Second traite. De la declmaison, darin S. 19-40: Chapitre quatrieme. Des pronoms mit Beispielen frz.-dt., teils zweisp, - S. 40143: lYaite des verbes mit mehreren Verbund Beispiellisten frz.-dt., teils zwetsp,, darin S. 138-142: Kap. 3: Des Adverbes; S. 142143: Kap. 4, Des Prepositions. - S. 143-219: ///. Traite de la syntaxe: S. 144-150: Chapitre premier. De l'usage des Articles ...; S. 151155: 2. De l'usage des noms, S. 155-167: 3. Des Pronoms; S, 168: 4. weitere Pronomen, S, 168-179: 5. Dt l'usage des Verbes ...; S, 179-219: 6. Usage de tous les autres Verbes dans la phrase, ebenfalls mit Beispielsätzen. - S. 219-513; Unterrichtsmaterialien: S. 219240: Vocabulaire in XXIII und [4] Articles, gegliedert nach 27 Themenbereichen, frz.-dt., zweisp. - S. 240-283: Secondt partie. (Phrases sur differens sujets), frz.-dt., 11 Themenbereiche. - S. 284-321: Recueil de. dialogues, 20 Gespräche, frz.-dt. - S. 316-321: 5 moralische Textsammlungen, frz.-dt. - S. 321-350: Gallecismes, ou Proverbes Franyois, Par ordre Alphabetique, frz.-dt. - S. 351-372: Recueil de lettres sur divers sujets frz. dt. - S. 373-410: Exemplcs methodiques Pour disposer a discourir facilement des choses naiurel-

Miller, Johann Peter T

les, Poliiiquts & Morales, soit en pvbltc au en conversation, 49 Exemples, frz. - S. 410-494: Le passe tems agreable ou nouveau choix de bans mots, Pensees ingemeuses, Rencontres plaisantes, Gasconnades, ennchi de quelques nouvelles Htsioirts Galantes, 187 frz. Texte. - S, 494-513: Tratte de l'Ortographe] [aus 50: Fürstl. Fürstenbergische Hofbibl. Donaueschingen; Sign,: I Fi 1] 3.1.2, Sonstige Werke nicht bekannt 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk Streuber (1914) 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie Schröder; Annales III, 13. [Dobnig-Jülch (2.); Höller (1., 3,)]

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tor und Professor der griech. Sprache an das Gymnasium nach Ulm, wo er 1743 zum Prorektor, 1752 schließlich zum Rektor befördert wurde, daneben übte er auch das Amt des städtischen Bibliothekars aus. M,s Interesse für beinahe alle wiss. Bereiche dokumentiert sich in der überaus großen Zahl seiner Publikationen, von denen seine Ausgaben der wichtigsten lat. Klassiker Erwähnung verdienen, deren „sorgfältig gearbeitete Indices ... heute noch brauchbar sind" (ADB). In seinem 1773 publizierten Handbuch, zu gemeinnuizlicher Bildung und Unterweisung der Jugend ... faßte M, seine päd. Ansichten zusammen . Neben diesem in 2. besprochenen Werk publizierte M. philol. Abhandlungen und verfaßte das Vorwort zu C. —-Zimmerman n N ovum Lexicon manuale graeco-iatinum ei laiinograeeum (1771). 2. Werkbeschreibung

MILLER, JOHANN PETER I 1. Biographie * 22.10.1705 Scharenstetten b. Ulm t 17.11.1781 Ulm Onkel von —Miller, Johann Peter II Philologe, Schulmann M. besuchte zunächst das Gymnasium in Ulm, ging 1721 an die Universität nach Tübingen, 1724 nach Jena, wo er durch seine Tüchtigkeit die Aufmerksamkeit seiner Professoren J.F, Buddeus und J,G. —»Walch auf sich zog, die ihm zur akademischen Laufbahn rieten. Jedoch mußte er auf Befehl seines Vaters 1729 an die Universität nach Leipzig wechseln, wo er bald eine Stelle als Privatlehrer im Hause des Herrn C.O. Rechenberg erhielt und am Allgemeinen historischen Lexicon mitarbeitete, was seine Gesundheit allerdings so angriff, daß er für fast zwei Monate arbeitsunfähig war. Nach seiner Genesung ging M. als Bibliothekar des Freiherrn Thomas von Fritsch nach Dresden, blieb aber in ständigem Kontakt mit Leipzig, so daß er 1737 dort zum Assessor der pbilos. Fakultät ernannt wurde; während seiner Dresdner Zeit konnte M. mit Hilfe der reichhaltigen Bibliothek von Fritschs weitere zwei Bände des Allgemeinen historischen Lexicons erarbeiten. 1740 folgte M. einem Ruf als Subrck-

Handbuch zu gemeinnützlicher Bildung und Unterweisung (1793) In seinem Kompendium, das den Lehrstoff der ,,öffentlichen Schulen" darbietet, handelt M. auch des breiteren von der Grammatik des Deutschen. Im Vorberichi streicht er den Nutzen des schulischen Muttersprachenunterrichts heraus, verweist auf die Verdienste —^Gottscheds und die diesbezüglichen Defizite in Süddeutschland (die Situation in Ober- und Niedersachsen bezeichnet er als erheblich besser). M. beginnt mit allgemein philos. Überlegungen (in der Tradition —»Wolffs) zu Fragen des Verhältnisses von Sprache und Denken, des (göttlichen) Sprachursprungs, der Entwicklung der Sprachen, der „Sprachkunst" und der „Schreibekunst" allgemein (Kap. 1-4, S. 1-38). Auf den S. 39-213 folgt die dt. Grammatik mit den Teilen Etymologie (S. 39-118), Syntax (S. 119-150) und Orthographie (S. 151-210). M. steht (wie er selbst zugibt) im großen und ganzen in der Gottschedtradition: deutlich wird dies an Gemeinsamkeiten wie der dt, Terminologie (z.B. ,,Vergleichungsstaffehi"), den fünf Substantivdeklinationen, der Dekiination von zwei, den sechs Pronominalklassen, den vier Modi, den drei Genera Verbi etc. Doch ist nicht alles sklavisch übernommen, denn in einigen Fällen weicht

176 Miller, Johann Peter I

er von Gottsched ab: z.B. im Tempussystem (M. hat nur zwei futurische Zeiten: das einfache Futur und das Futurum exactum) oder bei der Anzahl der Hilfsverben, von denen M. nur sieben (bei Gottsched zehn) annimmt, 3, Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk loannis Petri Milleri ord. phibs. in acad. lipsiensi adsessoris itemqve in illvst. gymnasio Vlmensi svb-rectoris et professoris pvblici De cavssis contcmiae philologiae graecaf, oratio in gymnasio Vlmensi dicta qvvm institvtionis graecae provinciam ingrederetvr Vlmae [Ulm]: Ex officina Süssii. A.S,R. MDCCXL1 [1741]. XX S, [Titelblatt ganz in Majuskeln] [Xerokopie aus 122: StB Ulm; Sign.: 45466,1] In deorvm maxime Homericorvm lingvam inqvirit ac simvl ad avdiendas in Gymnasia orationes qvavis observantia invitat loannes Petrvs Millcrvs Gymn. Rector, historiar. et graecae lingvae P.p.o, Reipvblicae patriae Bibliothecarivs, electoralis Academiae scientiarvm boicae socivs extranevs, Societati elegantior. literarvm Lipsiensis collega, atqve item Societati latinae lenensi, ac dvc. tevtonicae Helmstadiensi adscriptvs honorarivs, Vlmae [Ulm]: imprimebat Wager (1765), [8] S. 19,5cm [Titelblatt ganz in Majuskeln] [S. [2] leer. - S. [3]-[8]: Text, - S. [8] unten: Angabe des Jahres: MDCCLXV [1765]], [aus 16: ÜB Heidelberg, Sign,: Ba 26. MenMi: in diesem Dissertationenbd Nr, 18] Handbuch zu gemeinnülzlicher Bildung und Unterweisung der Jugend in öffentlichen Schulen von M. Johann Peter Miller des Ulmischen Gymnasiums Rector, und öffentlichen [!] Lehrer, wie auch der Stadtbibliotek Vorsteher, der K. K. Roveredischen, imgleichen [!] der Churf, Bayerischen Academic der Wissenschaften, und anderer gelehrter Gesellschaften Mitgliede, [Vign.] Ulm: verlegts August Lebrecht Stettin 1773, XX,7121[30],[6] S. [4] Falttafeln, 17,2 ein [S. [2] leer, S, [III],IV-XX: Vorgericht. S, [i],2-8: Vorläufiges und erstes Captiel. Von der Vernunft und Rede, 15 §§. - S. 8-19: Zweytes Capitel. Von den Sprachen

überhaupt, 28 §§. - S. 19-29: Drittes Capitel. Von der Sprachkunst, 17 §§. - S. 2938: 4. Von der Schreibekunst, 15 §§, 4 Falttafeln: Schriftproben, z.B. Gurrentschrift. S. 39-213: 5. Von der deutschen Sprach= und Schreibekunst insbesondere: S. 39-150: 5, [Erster Abschnitt. Von der deutschen Sprechkunst}: S. 39-118: [Etymologie]: S. 43-45: Von den Geschlechtswörtern ..., §§9-10; S. 45-50: Von den Hauptwörtern, §§11-19; S. 50-54: Von den Beywörtern. (de nominibus adiecttms}, §§20-23; S- 54-57: Von den Vergieichungsstaffeln. (de gradibus comparationis), §§24-30; S. 57-61: Zahlwörter, §§3138; S. 61-67: Fürwörter, §§39-48; S. 68-71: Von den Zeitwörtern, §§49-55; S. 71-78: Von den Hülfswörtern .... §§56-60; S. 78-83: Von den richtigen Zeitwörtern, (de verbis regutaribus), §§61-64; S. 83-100: Von den unrichtigen Zeitwörtern, (de verbis irrgularibus), §§65-66, darin: S. 88-100: Alphabethisches Verzeichniß der unrichtigen Zeitwörter, Stammformen; S. 101-106: Von der Mittelgatiung der Zeitwörter, (de verbis neutnus generis.), §§67-69, darin S, 105: Verzetchniß der Zeitwörter von der MiUelgaUung, welche heut zu Tage, das ffülfswort, ich bin, annehmen ...; S. 106-109: Von den zusammengesetzten und abweichenden Zeitwörtern ..... §§70-75; S. 110-111: Von den Mittelwörtern ..., Partizipien, §§76-78; S. 112-114: Von den Nebenwörtern ..., Adverbien, §§ 79-83: S. 114116: Von den Vorwörtern ..., Präpositionen, §§84-88; S. 116-117: Von den Bindewörtern ..., Konjunktionen, §§89-90; S. 118: Von den Zwischenwörtrn ..,, Interjektionen, §91. S. 119-150: Von der Wortfügung, (de Syntaxi.): S. 120-121: Syntax des Artikels, §§9495; S. 121-126: S. der Substantive und Adjektive, §§96-109; S. 126-127: S. der Pronomen, §§ 110-112; S, 127-140: S. der Verben, §§ 113133, darin S. 128-129: Liste der Verben, die den Genitiv verlangen, alphabet,, S. 131133: Liste der Verben mit Dativ, alphabet., zweisp.; S. 140-141: S. der Partizipien, §§ 134135; S. 141-143: S, der Hilfverben, §§136139; S, 143-145: S. der Adverbien, §§140145; S. 145-148: S. der Präpositionen t §§ 146150; S. 148-149: S. der Konjunktionen, §§ 151154; S. 149-150: S- der Interjektionen, §§ 155156. - S. 151-210: Fünftes Capitel. Zweyter Abschnitt. Von der deutschen Rechtschrei-

Miller, Johann Peter II

bung, §§157-199; S. 171-206: Verzeichniß gewißer entweder ganz, oder fast gleichlautender Wörter, welche eine verschiedene Rechtschreibung er/odern, § 200., alphabet.; S. 207210: Abkürzungen dt. und lat, Wörter; S, 211-213: Inhalt des fünften Kap. - S- 214-346: Sechstes Capitel. Von der Rechenkunst, 104 §§. - S. 347-667: 7. Von der Naturgeschichte, 133 §§. - S- 668-712: 8. Von dem Himmel, 49 [= 39] §§. - [29] S.: Register, zweisp.; [l] S,: Corrigenda. - [6] S. Verlagsankündigungen] [aus 54: Staatl. Provinzialbibl. Amberg/ Oberpfalz; Sign.: Paed. 73] 3.1.2, Sonstige Werke

Eine ausführliche Zusammenstellung seiner Abhandlungen philol. Natur findet sich in Meusel: Verstorbene IX

177

als Rektor an die Schule nach Helmstädt, 1756 in gleicher Stellung an das Gymnasium nach Halle. 1766 folgte M. einem Ruf als ord. Professor der Theologie an die Göttinger Universität. M. blieb dort bis an sein Lebensende, nachdem er ein Angebot, als Oberkonsistorialrat und Direktor des Grauen Klosters nach Berlin zu gehen, abgelehnt hatte. M. entfaltete eine rege schriftstellerische Tätigkeit, vor aüem auf päd. Gebiet; seine Chresiomaihia latma erlebte zwischen 1755 und 1780 allein 6 Auflagen; daneben fi u den sich in seinem Nachlaß theologischmoralische Schriften, mehrere kleinere Arbeiten zu ethischen Fragen und Begriffen sowie Lehrbücher z.B. zur Dogmatik, zur Katechisierkunst, zur theol. Bücherkunde und Schriften über das Armenwesen und Mission.

3,2, Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk

2. Werkbeschreibung

keine

2.1. Chrestomathie latina(ntä; hier 4. Aufl. 1771) Die Chrestomathie enthält lat. Texte (teilw, von M. selbst, teilw. aus der röm. Literatur, z.B. Plinius-Briefe). Der berühmteste Text ist sicherlich die Summa pietatis christianac (1771: 9-20),.von der K. Flor. Weber eine poln. Übersetzung anfertigte. 1780 wurde sie auch unter dem Titel Der kleine Lateiner (s. 3.1.1.) herausgegeben. Aus sprachwiss. Sicht interessant ist das Bellum grammatical (1771: 197-207: 1760 auch separat als Programm publiziert); es handelt sich um eine fiktive Beschreibung der ,.Grammaticae provinciae",

3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie

ADB XXI: 748-749. - DBA 847: 70-88. - GV 1700-1910 Bd 96: 228-230. - Hirsching: Handbuch V/2, - Hörner: Alphabetisches Verzeichnis (1771). - Jöcher/Adelung IV: 1742-1744. - Mensel: Verstorbene IX: 173-177. - Rüdiger IV: 36. - Weyermann: Nachrichten von Gelehrten (1798) [Gräßel (1.); Holler (3.); Weiß (2.)]

MILLER, JOHANN PETER II 1. Biographie

* 26.4.1725 Leipheim bei Ulm t 29.5.1789 Göttingen Neffe von Johann Peter —* Mi Her I luth. Theologe, Pädagoge V: Johann Michael, Prediger (f 1747) M. erhielt zunächst Unterricht bei seinem Vater und besuchte dann bis 1745 das Gymnasium in Ulm, an dem sein Onkel Johann Peter —* Miller als Subrektor tätig war. Von 1745-1747 studierte M. an der Universität in Heimstädt Philologie, Philosophie und Theologie und trat nach Studienabschhiß 1747 die Stelle des Hauslehrers der Kinder des Theologen von Mosheim in Göttlrigeii an. 1748 erlangte er die Magisterwürde, 1751 ging er

2.2. Anweisung zur griechischen Sprache (hier 3. Aufl. 1769) M.s Anweisung ist eine sehr knapp gehaltene Grammatik des Griechischen, dem Aufbau nach völlig traditionell, Nach einem kurzen Phonologiekapitel (Aussprache, Akzente) folgt die Darstellung der neun Wortklassen (s. 3.1.1.), im wesentlichen vermittels Paradigmen, Wort- oder Formenlisten; verbale Erklärungen beschränken sich auf ein Minimum. Im Syntaxabschnitt behandelt M. hauptsächlich „solche Fälle, worinn die Griechische Sprache von der Lateinischen abgehet" (S. 56), aber auch anderes wie den Artikel (worin die Unterschiede zum Lateinischen bestehen, wird übrigens nicht erwähnt).

178 Miller, Johann Peter II

Als praktischer Anhang zur Grammatik sind griech, Texte aus dem N.T., sopische Fabeln (darunter ein lat. Text), sowie das pythagoreische Carmen aureum beigef gt. Den Schlu bilden zwei griech.-dt. Vokabulare (zum klassischen und zum Bibelgriechischen), Die Anweisung bezieht sich nicht nur auf das klassische Griechisch, sondern auch auf das Bibelgriechische, wie zahlreiche Belege z.B. aus dem N.T. zeigen. Ein prinzipieller Unterschied wird offenbar von M. nicht angenommen. Karl Christian —»Heyler verfa te einen Anhang zu. Johann Ptter Millers Griechischer Grammatik (1776). 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Chrestomathia Latina ... Helmst dt 1755 - weitere Aufl Z rich 1759 - 2, Aufl (?) Helmst dt 1760 - 3. Aufl Chrestomathia Latina ... Bd. 3. auctior ... Haliae et Helmstadii, Apud I.F. Weygand, 1766. 224 S.

- 4. Aufl loarmis Petri Milleri Chrestomathia latina ad formandum tarn ingenium quam ammum puerilis aeiatis accomniodaia. [Vign.j Editio qvartvm recensa. Cum privilegio sereniss. Elect, Saxon. Lipsiae [Leipzig]: in bibliopolio Weygandiano MDCCLXXI [1771]. 224 S. 17,6cm [Titelblatt ganz in Majuskeln] [S. [2] leer. - S. [3]-[9],10-224: lat, Texte] [aus 25: B Freiburg; Sign.: D 4193, m] [auch aus 37: SuStB Augsburg; Sign,: L.R. 156] - 5. Aufl Leipzig 1771 [Progr,] Bellum Grammatical^ Halae 1760 [in Deutschland nicht zu ermitteln] Johann Peter Millers kurze und deutliche Anweisung zur Griechischen Sprache nebst einer auserlesenen Chrestomathie und den vornehmsten Stammw rlem der griechischen Sprache, Dritte, vermehrte und verbesserte Ausgabe, [Vlgn.] Leipzig: in der Weygandischen Buchhandlung 1769. 102 [?] S, 17,8cm

[S. [2] leer, S. [3],4-6: Commendatio gratcaram iiiterarum ex Jac, Pontani Progymnasmatis Latinitatis p.M7. -S. [73,8-61: Grammatik, teils zwei- bzw. mehrsp.: S. [7],8-9: I) Buchstaben, Vokale, ..., Tonzeichen; S. 10: II) Die Artikel; S. 11-15: ///; Deklinationen; S. 16: IV) Adiectiva und Participia; S. 16: V) Numtralia ...; S. 16-18: VI) Comparatio; S. 18-20: VII) Pronomina; S. 20-52: VIII) Von den Verbis; S. 53-54: IX) Advcrbia; S, 55: X) Conivncttones; S. 55-56: XI) Praeposttioncs; S. 58-61: Syntaktische Anmerkungen ber solche F&llt, wonnn [!] die Griechische Sprache von der Lateinischen abgehet. - S. 6286: Chrestomathie: S. 62-72: Schriftstelkn des Neuen Testamentes, woraus die vornehmsten Lehren der christlichen Religion erlernet und erwiesen werden k nnen, nach 20 Themen geordnet, griech., zweisp,; S. 72-81: Aesopische Fabeln zur Uebitng im Uebersetzcn, griech., S. 82-86: ΠΤΘΑΤΟΡΟΤ ΧΡΤΣΑ ΕΠΗ, mit bersetzungshilfen in Fu noten. S, 87-102: Gewohnlichste Stammw rter der Griechischen Sprache, griech .-dt., zweisp.: S. 102- : Die schwersten Stammw ricr im N.T., griech., zweisp,, der Kustos auf S, 102 unten rechts - Ιχπεδοι; - verweist auf mindestens eine weitere bedruckte Seite; Ex. also nicht vollst ndig; der genaue Umfang konnte nicht ermittelt werden] [aus 37: SuStB Augsburg; Sign.: Spw 1526] - weitere Aufl Leipzig 1780, 1793 [in Deutschland nicht zu ermitteln] [Die 1. und 2. Aufl. konnten nicht ermittelt werden] Der kleine Lateiner, mit bei/gedruckter Phraseologie. Frankfurt und Leipzig 1780 [in Deutschland nicht zu ermitteln] 3.1,2. Sonstige Werke s. Meusel: Verstorbene IX: 178-184 3.2. Sekund rliteratur 3.2.1. Literatur zum Sprachwiss, Werk keine ermittelt 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie ADB VVI: 749 f. [Wagenrnann]. - DBA 847: 89-128, - D ring: Gelehrte Theologen II. - Eckstein (1871). - GV 1700-1910 Bd 96: 228-230. - Hirsching: Handbuch 5,2. -

Mitschmg

Jöcher/Adelung IV: 1743 f. - Mensel: Verstorbene IX: 178-184, - NUC pre-1956 Bd 384: 347 f. - Pütter III. - Richter (1804) [Gräßel(L); Weiß (2., 3.)]

MITSCHING, ERNST GOTTLOB 1. Biographie

* 15,2.1725 Görlitz f 1798 Dresden frz. Sprachmeister V: Gottlob lS Nach Schulabschluß ging M. nach Leipzig, um an der dortigen Universität die Rechte zu studieren, und wurde 1748 zum Supernumerarsekretär beim Accis-Collegium in Dresden ernannt. 1753 wurde er als Accis-Inspektor nach Schneeberg, 1758 nach Zittau und 1760 in selber Eigenschaft nach Görlitz versetzt. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten zog M. 1763 nach Berlin, 1764 nach Leipzig, wo er seinen Lebensunterhalt mit Französischunterricht verdiente. Ebenfalls als Lehrer der frz. Sprache siedelte M. 1774 nach Altenburg, 1775 schließlich nach Dresden, wo er 1782 „französischer Sprachmeister und Registrator supernumerarius beym Amte zu Dresden" (Otto) wurde. Neben seiner in 2. angeführten Anweisung ... verfasste M. noch Eine ökonomische Schrift, eine Monatsschrift Das Orakel, ein Wunderbuch, wovon allerdings nur ein Quartal erschienen ist, sowie eine Abhandlung über Wilder Rosen Coffee; ein fürtrefliches Surrogat für minder reiche Coffeeliebhaber in den Dresdner gelehrten Anseigen (1797). 2. Werkbeschreibung Anweisung zu ... französischen Sprache (1777) [in Deutschland nicht zu ermitteln] 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors

3.1.1. Sprachwiss. Werk

Anweisung zu leichtester Erlernung der französischen Sprache, Dresden 1777 [in Deutschland nicht au ermitteln]

179

3.1.2. Sonstige Werke

eine vollständige Auflistung seiner Arbeiten stehen bei Otto H/'l. Jöcher/Adelung IV weist ihm irrtümlich beide von seinem Sohn Friedrich Ernst August verfassten meteorologischen Arbeiten zu. 3.2. Sekundärliteratur

3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk

keine 3.2.2. Literatur zur Biographie; Biblio-

graphie

Berner. - DBA 848: 378-388. - G V 1700-1910 Bd 97: 43. - Hamberger/Meusel V: 251-252; XI: 541. - Jöcher/Adelung IV: 1809-1810. Schröder: Annales IV: 33, Nr. 95; 135, Nr. 460. - Weiz: Gelehrtes Sachsen [Gräßel (l.,3.)|

MOLLER, JOHANN GEORG PETER 1. Biographie * 19.9.1729 Rostock t 9.5.1807 Groifswald Historiker, Sprachforscher V: Johann Peter, Dr. j u r , , herzog!, holstein. Justizrat M. wurde zunächst von Privatlehrcrn unterrichtet und studierte ab 1745 an der Rostocker Universität Theologie und Philosophie, Nachdem er sein Studium abgeschlossen hatte, siedelte er nach Pommern über und erlangte 1755 in Greifswald die Magisterwürde. Auf Empfehlung des Propstes Spalding ging er als Führer des Grafen von Bohlen und später des von Schwerin wahrend der Blockade von Stralsund nach Schweden, von wo er erst 1764 nach Pommern zurückkehrte. 1765 erhielt er die Stelle des ord. Professors für Geschichte und Beredsamkeit an der Univ. Greifswald, von 1786 bis 1796 verwaltete er zudem die Universitätsbibliothek. M.s Verdienste dokumentieren sich in den zahlreichen Auszeichungcn, die er während seines Lebens erhielt: so wurde er 1797 zum königl. Kammerrat ernannt, 1798 erhielt er den Wasaorden; 1778 wurde er in die Patriotische Gesellschaß, 1780 in die Akademie der Wissenschaften, 1793 in die Akademie für die Literatur, Geschichte und Alterthümcr als

180

Möller

Mitglied aufgenommen. M.s vielseitige Interessen zeigen sich auch in seine schriftstellerischer Tätigkeit. Seit 1765 besorgte er zusammen mit —*Zobel und —»Dähnert die Herausgabe der Greifswaldischen neuesten kritischen Nachrichten und übernahm - nach dem Tod Zobels und Dähnerts Rücktritt -die Redaktion dieser Zeitschrift, Neben seinem Schwedisch-deutschen Wörterbuch, übernahm M. die Übersetzung einiger schwed. historischer, topographischer und staatswiss. Werke und publizierte mehrere kleinere Abhandlungen u.a. im Tentschen Museum, in der Allgemeinen Litieratur Zeitung sowie in —•Gräters Bragur. 2. Werkbcschreibung Teutsch- Schwedisches und Schwedisch-Teutsches Wörterbuch (1782-90) 1. Teil A-J (1782) Widmung {[5] S.) an König Gustav III. Das Vorwort ([6] S.) enthalt - wie auch die Vorworte zum 2. und 3. Teil (letzteres deutsch abgefaßt) - eine kurze Geschichte der schwed. Lexikographie, Im weiteren erläutert M, den systematischen Aufbau seines Lexikons (grundsätzlich alphabetisch, jedoch bei ableitungsreichen Grundwörtern wird davon abgewichen; die verschiedenen Bedeutungen werden mit Zahlen gekennzeichnet, die i,figürlichen" folgen den „natürlichen" Bedeutungen). Das Vorwort schließt mit einem Abkürzungsverzeichnis. Der 1. Teil umfaßt 1300 Spalten (A-J). Die einzelnen Einträge sind wie folgt aufgebaut: dt. Lemma, gramm. Charakterisierung, schwed. Entsprechung, ggfs, Beispielsätze dt.schwed., ggfs. l at. Terminus. 2. Teil (1785) Vorwort ([2] S.}, in dem M, einigen Kollegen für hilfreiche Hinweise dankt. Der 2. Teil umfaßt 1542 Spalten. Druckfehlerverzeichnis ([1] S.). 3. Teil (1790) „Vorbericht" ([6] S,) entspricht dem Vorwort des 1. Teils. Der schwed.-dt. Teil umfaßt 1984 Spalten. Der Aufbau der einzelnen Einträge entspricht jenem des 1. und 2. Teils, jedoch erscheinen hier die schwed. Lemmata in Antiqua (sonst bis auf lat. Termini alles in Fraktur).

3. Bibliographie 3.1, Werke des Autors 3,1.1. Sprachwiss. Werk Teiitsch=Schwedi$che$ und Schwedisch= Teutsches Wörterbuch, Tysk och Swensk, samt Swensk och Tusk Ord=Bok. Forste, Delen [-andra Delen , . . ] . Författad af J.G.P. Möller. Professor; Historien wid Academien [Bd 2: Akademien] i Greifswald, samt Ledamot af Kongl, Swenska Wetenskaps Academien, [Bd 1: och] Kongl. Patriotiska, [Bd 2: och Upfostrings -] Sallskapet [Bd 2: Sällskap.] i Stockholm. 3 Tie. 1782-90 - Forste Delen if ran A til och mcd J. Stockholm, Upsala och Abo: Hos Kongl. Acad, Bokhandlaren, M. Swederus 1782. [14] S., 1300 Sp. 21,2cm [S. [2] leer, S. [3],[5]-[8j: Widmung an König Gustaf III, schwed,; S, [9]-[14]: Fönial, [Vorwort], schwed.; S. [14]. Abkürzungen, dt.-schwed. - Sp. [1,2],3,4,-1299,130Q: Text Wörterbuch A-J, dt.-schwed., zweisp,] - Andra Delen ifrdn K til Z, Greifswald: Tryckt hos Anton Ferdinand Rose, och finnes iSwerige hos Acad. Bokhandlaren, Magnus Swederus 1785. [4] S,, 1542 Sp., [1] S. 21,2cm [S. [2] leer; S. [3]-[4]: Föntal, - Sp. [1,2], 3,4-1507^1508: Text Wörterbuch KZ, dt.-schwed., zweisp, - Sp. [1509,1510], 1511,1512-1541,1542: Bihang, Anhang AZ, dt.-schwed., zweisp. - [1] S.: Druckfehlerverzeichnis für Tl l und 2] [aus 12: Bayer. SB München; Sjign.; 4* L.g, S 57/1-2] [auch vorh. in: Kalmar Stadsbibliotekel, Schweden] - 3. Tl u.d.T. Tysk och. Svensk samt Svensk och Tysk Orbok. Tredje Delen. Teutsch—Schwedisches und Schuiedisch=Teuisches Wörterbuch, Dritter Theil. Verfaßt von J. G. P. Möller. Prof. der Hist, und Bibliothekar der Akad, zu Greifsw, der Königl. Schwed. Akad. der Wissenschaften, der Königl. Patriotischen wie auch der Erziehungsgesellschaft zu Stockholm Mitglied. Greifswald: gedruckt bei Anton Ferdinand Rose und in Schweden zu finden bei M. Swederus 1790. [8] S., 1984 Sp. 21,4cm

Moerbeek

[S, [2] leer; S. [3]-[8]: Verbricht, dt.; S. [8]i Abkürzungen und Druckfehler. - Sp. [1,2],3,4-1967-1968,· Text Wörterbuch AZ,Ä, Ä, O, seh wed .-dt., zweisp. - Sp. [1969,1970] ,1971,1972-1983,1984: Anhang A-Ö, seh wed .-dt., zweisp.] [aus la: SB Preußischer Kulturbesitz Berlin; Sign.: 326060-3] - 2. Aufl. u.d.T, - Tysk och Swensk Ord-Bok. Författad af J. G. P- Möller, Cammar=Räd, Hist. Prof. i, Greifswald, Ridd. af Kongl. Wasa—Orden, ... [Vign.] - Förra Dele.n, (A-J.) Andra Up lagan, förbättrad. L7psala: Uti Kongl. Academiska Bokhandeln 1801. [8] S., 1274 Sp. 21,3cm [S. [2] leer; S, [3j-[7]: Företal til Första Uplagan: S. [8]: Foreial til Andra Uplagan, Vorwort zur 2, Aufl. - Sp, [l,2],3,4-1273,1274: Text Lexikon A-J, dt.-sehwed., zweisp.] - Andra Dtlen. [K-Z]. Andm Upiagan, fÖrbätirad, Upsala: Uti Kongi. Academiska Bokhandeln 1802. Stockholm: tryckt A. J. Nordstrom. 1462 Sp. 21,3cm [Sp. [1,2]: Titelblatt; Sp. [3.4] leer. Sp. [5,6],7,8-1461,1462: Text Lexikon KZ. dt.-schwed., zweisp.] 3. Tl u.d.T. [linkes Titelblatt] Tysk och Swensk samt Swensk och Tysk Ord-Bok ... Tredje Delen. Andra Uplagan, förbättrad. Leipzig: hos Siegfried Lebrecht Crusius 1808 [rechtes Titelblatt] Schwedisch^Deutsches Wörterbuch. Ausgearbeitet von J. G. P. Möller, Kammerrath, Professor der Geschichte zu Greifswalde, Ritter des königl. Wasaorden, ... Zweyte verbesserte und sehr vermehrte Auflage. Leipzig: bey Siegfried Lebrecht Crusius 1808. IV S. 2028 Sp. 21,3cm [S. [2] leer; S, [III],4: Vorrede zur zweyten Auflage. - Sp. [l,2],3,4-2027-2028, Text Lexikon - , , , , schwed.-dt., zweisp.] [aus 12: Bayer. SB München; Sign.: L.g. ÄSued. 58] J 3.1.2. Sonstige Werke M.s fast drei Dutzend thematisch vielfältige Schriften haben zum Inhalt u.a. pommersche

181

Geschichte, Biographien, Gedächtnisreden, das schwed. Königshaus, er übersetzte seh wed. Bücher historischen, topographischen und staatswiss. Inhalts. M. war Mitarbeiter und später Herausgeber an —+/obels und —»Dähnerts Grei/swaldtschen Neuen kritischen Nachrichten und Herausgeber der Neuesten kritischen Nachrichten (1775-1807), 33 Bde. Er arbeitete an zahlreichen Journalen mit - s. ADB - und schrieb Rezensionen schwed. Bücher in der Allgemeinen Lüeraturzeitung und in anderen Zeitschriften, s. Harnberger/Meusel und Jöcher/Adehmg. 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss, Werk nicht ermittelt 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie ADB XXII: 144-145 [Häckermannj. - DBA 851; 126-152. - Biederstedt: Neu-vorpommersch-rügenscfier Gelehrten I: 134-136 Hamberger/Meusel V: 258-260; X: 311; XI: 543; XIV: 584. - JÖcher/Adelung IV: 18021865. - Koppe: Mecklenburg I: 121-132 [Selbstbiographie]. - Weidlich: Nachrichten III u, Nachträge. [Brekle (2.): Gräßel ( l , ) ; Höller (3.)]

MOERBEEK, ADAM ABRAHAM 1. Biographie Über M,s Leben ist nur bekannt, daß er als Prediger in Dordrecht/Süd-IIolland tätig war. Neben seinen in 2. angeführten Werken gab M. noch De natuurlyke historic df.r insc.cten ... (1764-1768) von A. J. Röscl von Rosenhof heraus. 2, Werkbeschreibung 2,1. Nuuw Wvordenboek (1768) M. besorgte die dritte Auflage von Matthias Kramers hol!.-dt. und dt.-holl. Wörterbuch (1719, 2. Aufl. 1759). Wie M. in den Vorreden zu beiden Teilen ausführt, war er v.a. um eine Berichtigung und Vermehrung des Lexikons bemüht. Die Korrektur erschien ihm notwendig, weil Krämer, der wie vermutet - des Holländischen wohl nicht sonderlich mächtig war, „eine Menge Wörter als ächte

182

Moerbeek

holländische" (Vorrede zum 2. Teil) ausgab, die es offensichtlich nicht waren, und weil die Orthographie äußerst mangelhaft war. Außerdem war M. auf die Vervollständigung des Wortmaterials bedacht; er erstellte z.B, eine Sammlung dt, Lexeme, die ihm bei der Lektüre neuerer Literaten (Gottsched, Geliert etc.) begegneten und die im Kramerschen Lexikon fehlten; dieses Vokabular, das er ursprünglich separat publizieren wollte, bildete den Grundstein seiner Überarbeitung des dt.holl, Teils, den er nach eigener Angabe um 40000 Lexeme vermehrte. Das Lexikon besteht aus zwei Teilen: der holl.-dt. umfaßt 606 S. (dreisp.), der dt.-holl. 455 S. (dreisp.); die Artikel sind alphabetisch angeordnet, sie enthalten im Durchschnitt folgende Angaben: Lemma, Übersetzung, kurze gramm. Charakterisierung (Wortartenbestimrnung, bei Substantiven Genusmarkierung etc.), manchmal phraseologische Beispiele und Kollokationen. 2,2. Neue Holländische Sprachlehre. (1796) In seinem „Vorbericht" (S. III-JV) nennt M, Kramers Niederdeutsche oder Holländische Grammatik (1716) als das einzige Werk dieser Art, „so die Deutschen bisher besaßen, die Holländische Sprache zu lernen". Es sei jedoch „zu diesen Absichten, wenig oder ganz nichts mehr werth". M. lehnte eine Überarbeitung der Kramerschen Grammatik ab und verfaßte eine neue, die er selbst als „bey aller mir möglichen Genauigkeit, vollendet" einschätzt. Neben der systematischen Ordnung, die er dem Stoffe gegeben habe, sieht er einen besonderen Vorzug seines Werkes in dem 4. Anhang „Gespräche über die Holländische Sprache", in dem in 7 Gesprächen zwischen einem „Sprachlehrer und Lehrling" all das ergänzt würde, was M. in seiner Sprachlehre,, an seinem gehörigen Orte nicht, füglich bringen konnte". M, unterzeichnet seinen „Vorbericht" mit „Dordrecht, den 4 May 1791, A. A. von Moerbeek, Prediger bei der Taufgesinnten Gemeinde". Es folgt ein ausführliches Inhaltsverzeichnis (S. VII-XII). Das Werk selbst (S, 1324) gliedert sich in zwei Teile Grammatik und vier Anhange. Im 1. Teil werden in „15 Hauptstücken 11 Aussprache, Orthographie und die Lehre von den Wortarten dargestellt. Hervorzuheben ist, daß M. eine aus-

schließlich dt. Terminologie verwendet (dabei lehnt er sich an die holl. Terminologie an). M. behandelt der Reihe nach die (F'lexions)Morphologie der „Geschlechtswörter, Hauptwörter, Beywerter, Fürwörter und Zeitwörter, Mittelwörter, Nebenwörter (12 Klassen), Vorwörter, Bindewörter und Zwischenwörter". Er verwendet ein Sechs-Kasussystem, bringt neben den Paradigmen zahlreiche Regeln und Beispiele. Der 2. Teil ist analog zum 1. aufgebaut: jeder Wortklasse werden ihre syntaktischen Eigenschaften zugewiesen. Die vier Anhänge enthalten eine sachlich geordnete Wortsammlung, holl. Redensarten und Sprüchwörter, eine Liste holl. Partizipialsätze und Gespräche über die holl. Sprache (Dialogkommentar zur Grammatik) (alles zweispaltig-zweisprachig), 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss, Werk Nieuw Woordenboek der nederiandsche en hoogdmtsche taal ... o.o. [1719] NUC nennt als urspünglichen Autor Matthias Kramer (1672-1727), erwähnt aber weder Erscheinungsort noch Erscheinungsjahr der Erstausgabe. Schröder: Lexikon l, 261 gibt als alternatives Datum 1716 an.

- 2. Aufl. Het nieuw needer-hoog-duitsch en hoogneaer-duitsch woordenboek, oder, Neues holländisch-deutsches und deutsch-holländisches Wörterbuch. ... von Matthias Krämern .., Itzt in dieser neuen Auflage mit unzähligen Wörter und Redensarten... vermehret, durchaus verbessert, und zum gemeinen Gebrauche bequemer gemachet. [2 Bde in 1] Leipzig: Lankische Buchhandlung 1759 [Dedication und „Vorrede zu dieser neuen Ausgabe" unterzeichnet mit Johann Daniel Titius] - 3. Aufl. Nieuw Woordenboek der Nederiandsche en Hoogduitsche Taal, waarin de Woorden en spreekwyzen der eerste Taale, volgens hunne verscheide beiekenissen en kragt, door de laaiste naauwkeung verklaard en opgehelderd worden, door Matthias Kramer, in zyn Leven Hoogleeraar in de Oosiersche Taalen, en Lid van't Pntissische

Mocrbcck

Genootschap der Weetenschappen: vervolgens overgezien, van veele. Misstellingen en andere Vleeken gezuiverd, als mede met veele Woorden en Sprcekwyzen merkelyk vermeerderd. door Ad. Ab. van Moerbeek, predikant te Dordregt. [Vign.] Derde Dtuk. [3. Aufl], [2 Tie in einem Bd] [Teil I] Te Leipzig: by Johann Friedrich Junius, 1768. [4],6Q6 S. 25,7cm [Titelblatt ganz in Majuskeln] [S. [2] leer; S. [3]-[4]: Voorreden. - S. [1],2601: Wörterbuch niederl.-dt., alphabet., dreisp. - S. 602-606: Personen-, Länder-, Städte- und Flußnamen, niederl.-dt., alphabet., dreisp.] [Zwischentitel] Neues Deutsch^ Holländisches Wörterbuch, worinnen alle Wörter und Redensarien, nebst vorkommenden Kunst^ und Handelswörtern fleißig zusammengetragen, und dem Gebrauche der besten Schriftsteller gemäß erkläret worden, von Matthias Kramern, der Occident, Sprachen wey}. Profess&m, und der königl, Preuß. Societät MitgHede; jetzt in dieser dritten Auflage mit unzähligen Redensarien und einer Zahl von beynahe vierzigtausend Originalwöriern vermehret, durchaus verbessert, und zum gemeinen Gebrauche bequemer gemacht durch Ad. Abr, von Moerbeek, Predigern 2u Dordrecht in Süd—Holland. [Zweiter Teil]. Leipzig: bey Johann Friedrich Junius. 1768. [4],455 S. [S. [2] leer; S. [3]-[4]: Vorrede an den geneigten Leser. - S. [1],2-447: Wörterbuch dt.-niederl., alphabet., dreisp. - S. 447-455: Anhang derer eigenen Namen der Personen, so wohl als Städte, Länder, Seeen [!], Flüsse, und so weiter, dt.-niederl., alphabet., dreisp.] [aus 12: Bayer. SB München; Sign.: L.g. sept. 25] 4. Aufl. Nieuw woordenboek ... door Matthias Kramer, ... Vervolgens overgezien ... als mede met een grooie mentgte van Woorden en spreckwyzen merkelyk vermeered, door Adam Abrahamsz van Moerbeek ... 4· Druk. [2 Bände] Leipzig: J. F. Junius 1787 [Band II] mit dt. Titel:

183

Neues deutsch-holländisches Wörterbuch, [Darstellung nach NUC] Neue holländische Sprachlehre, of Nederlandsche Spraakmeerster voor Duitschers, door A. A. van Moerbeek, in leven Predikant bij de Doopsgezinde Gemeente te Dordrecht. Amsterdam: Bij W. Holtrop, 1796. [3],VIXII, 324 S. 16,8cm [Titelblatt teilweise in Majuskeln] [Seite vor Titelblatt] Neue holländische Sprachlehre, of Nederlandsche Spraakmeester voor Duitschers, [S. [2] leer; S. [3], VI: Vorberichi. - S. VII-XII: Inhalt dieser Sprachlehre. - S. [1],2-196: Neue, vollkommene Holländische Sprachlehre: S. [1],2-169: Erster Theii. S, [ 1],2-15: Erstes Hauptsiück. Von den Holländischen Buchstaben und ihrem Laute; S. 15-19: Zweytes Hauptstück, Von der Weglassung einiger Buchstaben, und den orthographischen Unterscheidungszeichen^ S. 19-23: ///. Von der Wortforschung und Theilen der Rede; S, 23-26: IV. Vom Geschlechtsworte. (Geslacht- of Lidwoord.); S. 26-29: V. Von den Haupt= oder selbständigen Nennwörtern ins gemein; S. 29-39: VI. Von den verschiedenen Geschlechtern der Hauptwörter; S. 39-52: VII. Von den Zahlen und Abänderungen der Hauptwörter, teilw. zweisp.; S. 52-62: VIII. Von den Bey Wörtern, ihre Abänderung und Vergle,jchungssiaffeln, teilw. zweisp.; S. 6372: IX. Von den Fürwörtern, teilw. dreisp.; S. 73-151: X. Von den Zeitwörter, ihren Gattungen, Arten und Abwandelungen, 5 Ahschn., teilw, zweisp.; S. 151-153: Eilfies Haüptstück. Von den Mittelwörtern; S. 153-164: XII. Von den Nebenwörtern, teilw. zweisp.; S. 164-166: XIII. Von den Vorwörtern, teilw. zweisp.; S. 166-168: XIV. Von den Bindewortern, teilw. zweisp.; S. 168169: XV. Von den Zwischenwörtern, teilw. zweisp.; - S. 170-196: Zweyter Theil. Die Wortfügung: S. 170-173: Erstes Hauptstück. Von Fügung der Geschlechtswörter, 10 Regeln, teilw. zweisp., wie auch im folgenden; S. 173-176: Zweytes Hauptstück. Von Fügung der Haupt= und Beywörter, 11 Regeln; S. 177-178: III. Von der Fügung der Fürwörter, 4 Regeln; S, 178-188: IV. Von Fügung der Zeitwörter, 5,2,5,6,3,2 Regeln; S. 188-189: Fünftes Hauptstück. Von Fügung der Mittelwörter, 3 Regeln; S. 189-191: VI.

184

Möser

Von der Fügung der Nebenwörter, 4 Anmerkungen; S. 191-193: VII. Von Fügung der Vorwörter; S, 194-196: VIII. Von Fügung der Bindewörter; S. 196: IX. Von der Fügung der Zwischenwörter. - S. 197-239: Erster Anhang, Sammlung der Nennwörter, nach 26 Sachgebieten geordnet, alphabet., zweisp. holl.-dt. - S. 239-272: Zweyter Anhang. Sammlung einiger Holländischen Redensarten und Spriichworter, zweisp. hol].-dt. - S. 272276: Dritter Anhang. Von der Auslassung einiger Holländischen florier, teilw. zweisp. S. 276-324: Vierter Anhang. Gespräche zwischen einem Sprachlehrer und einem Lehrling über die Holländische Sprache, 7 Gespräche, zweisp. hoil.-dt.] [aus 21: ÜB Tübingen; Sign.: Ck. XIV. l.ä] [Exemplar ehemals in der Bibl. von Ludwig U h land] - weitere Aufl Leipzig 1809 3.1,2. Sonstige Werke gab De natuurlyke historic der insecien ... von August Johann Rösel von Rosenhof in den Jahren 1764-1768 hieraus, 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk keine 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie G V 1700-1910 Bd 99: 90. - NUC pre-1956 Bd 305; 389: 187. - Schröder: Annettes IV: 321, Nr. 1104 [Brekie (2.2.); Gräßel (l, 3); Weiß (2.1.)] MÖSER, JUSTUS 1. Biographie * 14.12.1720 Osnabrück f 8.1.1794 Osnabrück Staatsmann, Jurist, Historiker, Schriftsteller V: Johann Zacharias M., Kanzlei direkt or und Konsistorialpräsident 00 1746 Regina Juliana Elisabeth Brouning (1716-1787) 1 S, l T M., aus einer angesehenen Osnabrücker Familie stammend, studierte in Jena und Göttingen Jura. Trotz Fehlen eines Abschlusses wurde er - durch Einfluß seines Vaters - 1744

[ADB 1742] Sekretär der Ritterschaft in Osnabrück, dann 1756 deren Syndikus. Ab 1747 war er zudem Advocatus patriae, d.h. Vertreter des Landesherrn in Rechtsstreitigkeiten. 1762 wurde er Rat und Justitiar am Kriminalgericht, 1764 Konsulent ohne Stimmrecht bei den Regierungsräten, 1768 Regierungsreferendar und 1783 Geh. Referendar und Geh. Justizrat. Seit 1765 als einflußreichster Berater der Regierungsräte tätig, die bis 1783 die Regierung für den minderjährigen Fürstbischof (Prinz Friedrich, Herzog von York) führten, hatte M. maßgeblichen Anteil an den politischen Geschicken Osnabrücks. Trotz seiner z.T. gegensätzlichen Funktionen - M. war gleichzeitig Interessensvertreter von Ritterschaft und bischöflicher Regierung - löste er seine Aufgaben zur Zufriedenheit aller mit Geschick und Umsicht. Neben seiner lebenslangen politischen Tätigkeit war M. aucfa ein produktiver Schriftsteller in hist., politischen, moralischen und jur. Sachen. Seine Osnabrüekische Geschichte (1768) ist geprägt durch einen sozialund wirtschaftsgeschichtlichen Ansatz und gab wichtige Impulse für die nationale Geschichtsschreibung, Als Plublizist und Essayist machte er sich durch seine Patriotischen Phantasien (4 Bde, 1774-86) einen Namen: die Sammlung enthält seine Beiträge aus dem Wöchentlichen Osnabrückischen Anzeiger, einer von ihm 1766 gegründeten, großes Ansehen genießenden Zeitschrift. In der Schrift Harlekin, oder die Verteidigung des Groteske-Komtschen (1761) und seiner Eiitgegenung auf —^Friedrich den Großen - s. 2.1, - wendet er sich gegen die kulturelle Orientierung an Frankreich und plädiert für die nationale Eigenständigkeit Deutschlands. M. war einer der bedeutendsten Anreger des Sturm und Drang mit großen Einfluß auf —»Herder und Goethe. Seine konservative, die ständisch-nationale Variante der Freiheit betonende Anschauung prägte das Geschichtsbild des Sturm und Drang (Herder nahm M.s Einleitung iit die Osnabrückische Geschichte in Von deutscher Art und Kunst (1773) auf). 2. Werkbeschreibung 2.1. Ueber die deutsche Sprache und Litteratur (1781) M.s Entgegnung auf —*· Fried rieh des Großen

Möser

De la [literature allemande (1780) erschien 1781 in fünf Teilen in den Westfälischen Beitragen, einer Beilage der Osnabrücker InteUigenzblätter und noch im selben Jahr in zwei monographischen Ausgaben in Osnabrück und Hamburg (s, 3.1.1.)i wobei die Osnabrücker Monographie die letztlich von M. autorisierte zu sein scheint {sie liegt auch den Ausgaben von Schüddekopf und in den Sämtlichen Werken zugrunde). Im fragenden wird nach den Sämtlichen Werken III zitiert, M.s Anti-Frideriziana ist eine deutlich patriotisch gefärbte, dem großen König entschieden entgegentretende Schrift. Der vom König empfohlenen Nachahmung ausländischer Vorbilder setzt M, die „Veredlung einheimischer Produkte" (III, 77) entgegen. Er entwickelt zunächst - auf den einschlägigen Topoi aus dem Umkreis der Opposition von Künstlichkeit und Natur aufbauend - zwei unterschiedliche Wege, zur Vollkommenheit in der Literatur zu gelangen. Auf dem einen, von Franzosen und Italienern eingeschlagenen Weg sei alles „zu sehr der Schönheit geopfert" (III, 78), mit der Konsequenz, daß - geleitet von „Konventionswohlstand", „verfeinertem Geschmack" oder dem „sogenannten guten Ton" - dieser „Weg zur Einförmigkeit und Armut in der Kunst" (III, 80) führe. Im Gegensatz dazu hätten Deutsche und Engländer „die Mannigfaltigkeit der höchsten Schönheit vorgezogen" (III, 79), also den „Weg zur Mannigfaltigkeit, den uns der allmächtige Schöpfer eröffnet" (111,80) eingeschlagen, Schon die bloße Wortwahl verrat damit deutlich, welche Begriffe von M. als positiv besetzt angesehen werden. M. propagiert die für den Sturm und Drang nicht unübliche Mischung aus patriotischer Gesinnung („deutsche Art und Kunst", III, 76) und Genieästhethik (Natur und Original), die zur Bestimmung der Eigenständigkeit wie auch zur Abgrenzung nach außen und innen (wie üblich z.B. gegen —»Gottsched) diente. Dieselbe Opposition von Künstlichkeit und Natur wendet M. auch auf die Sprache an, wenn er die Unterscheidung zwischen „Buchsprache" und „Volkssprache" (III, 85 ff.) trifft und damit eine entschiedene Gegenposition zum König entwickelt. Er gesteht Friedrich zu, daß das Deutsche - als Literatursprache! immer noch eine arme Sprache sei, doch sieht

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er den Grund dafür darin, daß es eine Buchsprache sei, wie auch das Französische, „die wiederum so sehr gereinigt, verfeinert und verschönert ist, daß man kaum ein mächtiges, rohes oder schnurriges Bild darin ausdrücken könne, ohne wider ihren Wohlstand 2U sündigen" (III, 85). Die einzige Ausnahme ist ihm hier das Englische, sie ist „die einzige Volkssprache, welche in Europa geschrieben wird, und ein auf den Thron erhobener Provinzialdialekt, der auf seinem eigenen fetten Boden steht, nicht aber, wie unsere Buchsprachen, auf der Tenne dörrt" (HI, 86). Die übrigen Literatursprachen seien „bloße Konventionssprachen des Hofes oder der Gelehrten, und das Deutsche, was wir schreiben, ist so wenig der Meißner als der Franken Volkssprache, sondern eine Auswahl von Ausdrücken, so viel wir davon zürn Vortrage der Wahrheiten in Büchern nötig gehabt haben" (III, 86). M. propagiert damit ein an der Mündlickeit orientiertes Stilideal für den gesamten Bereich der Schriftsprache - eine Umorientierung, die gerade damals im Gange war und zu der M. beigetragen hat. Obwohl M. bei der dt, Literatursprache noch Mängel zugesteht, sieht er deutliche Fortschritte seit der Gottsched-Zeit: „Keine Sprache hat sich vielleicht so sehr zu ihrem Vorteile verändert, als die unsrige" (III, 87). So lobt er an —*Lessing ausdrücklich, daß er der erste war, der „Provinzialwcndungen und Wörter, wo es die Bedürfnisse erforderten, auf die glücklichste Art nationalisierte" (III, 87). Im einzelnen hebt er Fortschritte bei der „Dichtersprache" (Poesie) und „Kunstsprache" (Prosa) hervor, ebenso in der „Rednersprache", der „philosophischen Sprache" oder im „historischen Stil", und macht sie an entsprechenden hist. Persönlichkeiten fest. M.s Schrift gehört mit Sicherheit zu den herausragenden Entgegnungen auf Friedrich den Großen, die inhaltlich und sprachlich die meisten anderen überragt. Sie wurde - von Liehtenberg abgesehen - daher auch äußerst positiv von den dt. Dichtern (insb. Goethe) aufgenommen (cf. May 1986: 315f.). 2.2, Über die deutsche Sprache In dieser kurzen Skizze (III, 199f.) geht es nochmals um das Deutsche als „toter Büchersprache", von der M. beklagt, daß sie „in keiner deutschen Provinz gesprochen

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Möser

wird". Sie sei sehr arm, weil „natürlicherweise nichts aufgenommen [wurde], was außer der Sphäre der Schreibenden gewesen". Wiederum wird das Englische als Vorbild hingestellt, „ein Provinzial=Dialekt, der sich zur Buchsprache für die ganze Nation erhoben hat". Das kleine Ms. steht wohl im Zusammenhang mit M.s Anti-Frideriziana. 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk U eher deutsche Sprache und Litter&tur in: Westfälische Beiträge zum Nutzen und Vergnügen, 9., 11.-13., 17. Stück (März/April 1781) - monographische Ausgaben Ueber die deutsche Sprache und Litteratur Schreiben an einen Freund nebsi einer Nachschrift die National^Erziehung der alten Deutschen betreffend, von J.M, Osnabrück: in der Schmidtschen Buchhandlung 1781 Ueber die deutsche Sprache und Litieratur, An einen Freund. Hamburg: bei Benjamin Gottlob Hoffmann 1781 - moderne Ausgaben Über die deutsche Litlcratur. Von Friedrich dem Großen. Übersetzt und mit Justus Mösers Gegenschrift herausgegeben von Dr. Heinrich Simon. Leipzig: Reclam 1886 Justus Möser Über die deutsche Sprache und Literatur (1181), Herausgegeben von Dr. Carl Schüddekopf Assistent am Goethe und Schiller-Archiv in Weimar Weimar: B. Behr's Verlag 1902 Friedrich der Große De ia littemture aliemande. Französisch-Deutsch. Mit der Möserschen Gegenschrift. Kritische Ausgabe von Christoph Gutknecht und Peter Kerner. Hamburg: Buske 1969 [S. [3]-[4]: Inhalt; S. 5-6: Vorwort; S, 631: Zum Verständnis des Werkes', S. 3138: Einige Stellungnahmen Friedrichs II. zur deutschen Literatur (Briefe). - S. [39]: Originaltitelblatt; S. 40: Editionstechnische Angaben; S. 41-77: Text. - S. [78] leer, - S. 79-117: dt. Übersetzung; S. 118-118: Zwei Briefe Friedrichs II. an d'Aiembert. - S. [120] leer. - S. 121-141: Justus Möser Über die deutsche Sprache und Literatur, S. 141-

164: Anmerkungen; S. 165-180: Bibliographie; S. 181-183: Personenregister] Justus Mösers Sämtliche Werke. Historische kritische Ausgabe in 14 Banden. Mit Unterstützung des Landes Niedersachsen und der Stadt Osnabrück herausgegeben von der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Band 3. Bearbeitet von Oda May, Osnabrück: H.Th. Wenner 1986, S, 71-94 Über die deutsche Sprache, in: Sämmtltcke Werke III, 199-200 3.1.2. Sonstige Werke Sämmtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe in 14 Bänden (Osnabrück 1943-1990) 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk Geiger, L- (Hrsg.): De la Uiterature allemande (1780) von Friedrich dem Großen. 2. verm, Aufl. Nebst Chr.W.v. Dohms deutscher Übersetzung (Berlin 1902): III-LV (Nachdruck Nendeln/Liechtenstein: Kraus 1968; Darmstadt: Wiss, Buchgesellschaft 1969). Gutknecht, Chr., P. Kerner: Einleitung, s, 3.1.1. - Kästner, E.: Friedrich der Große und die deutsche Literatur (Diss. Leipzig 1925 = Stuttgart 1972). - May, Oda: Kommentar, in: J.M. Sämtliche Werke III, 311-323, Schüddekopf, C.: Vorbemerkung, s, 3,1.1. Weydt, G.: Friedrich der Große und Möser. Zum Problem einer nationalen Kultur (Brüssel 1944) 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie ADB XXII: 385-390 [Wegele]. - Bäte, L: J.M. Advocatus patriae (Frankfurt/M., Bonn 1961). - DBA 852: 321-360; 1431: 146, Hollmann, W.: Justus Mösers Zeitungsidee und ihre Verwirklichung (München 1937). Kosch X: 1225-1239. - Kreyßig, F.: Möser (Berlin 1857). - Meusel: Verstorbene IX: 226232, dort alt. Lit. - NDB XVII: 687ff. - NUC pre-1956: 242-245. - Patriotische Phantasien. Justus Maser 17HO-1794- Ausstellung anläßlich des 200. Todesjahres (Bramsche 1994); 171-176 (Bibliogr.). - Sheldon, W.F.: The Intellectual Development of Justus Möser (Osnabrück 1970), - Woesler, W.: Möser-Bibliographie {Tübingen 1994) [Weiß ( L , 2.,3.)]

Moll

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MOLL, KARL MARIE EHRENBERT FREIHERR VON

glied von 22 Akademien und mehreren gelehrten Gesellschaften.

l. Biographie * 21.12.1760 Thalgau im Salzburgischen f 1. 2.1838 Augsburg Naturforscher

2. Werkbeschreibung

M. erhielt zunächst Unterricht in seinem Elternhaus, ging 1773 aber auf die Ritterakadernie in Kremsmünster; ab 1780 studierte er an der Univ. Salzburg hauptsächlich die Rechtswissenschaften. Schon 1782 wurde er zum Accessit in Zell/Zillertal ernannt, 1790 erhielt er das Direktorenamt der Hofkammer in Salzburg, die Spitzenposition der Finanzbehörde des Landes. 1791 übernahm er zusätzlich die Direktion des Salz-, Münzund Bergwesens. Nach seiner Ernennung zum Geheimen Rat im Jahr 1800 und der Besetzung des Landes durch die Franzosen gehörte M. einer fünf Mitglieder zählenden Statthalterschaft an und wechselte nach dem Friedensschluß in die von Erzherzog Ferdinand errichtete Regier u n gs körn miss ion über, wo er sich als „ächter und rechter Patriot" (ADB) erwies, so daß er 1803 von seinem Landsherren zum Direktor, Ende des Jahres zum Regierungspräsidenten ernannt wurde. Nachdem sich die Verhandlungen M.s mit Erzherzog Johann um die Direktorenstelle des Hof-Naturalien-Kabmets in Wien zerschlagen hatten, trat M. am 7.12.1804 in den kurbairischen Dienst über, war zunächst Mitglied, von 1807 bis 1832 Sekretär der mathematisch-physikalischen Klasse der Akademie der Wissenschaften in München, Nach seinem Rücktritt lebte M. irn Sommer in Mollsheim bei Dachau, im Winter in Augsburg, wo er am 1.2.1838 auch starb. In seiner Eigenschaft als Direktor des Salz-, Münz- und Bergwesens machte M. sich vor allem durch seine Unternehmungen zur Verbesserung des Landes, zur Hebung der Land- und Forstwirk· schaft sowie des Berg- und Hüttenwesens verdient; trotz dieser umfassenden und verantwortungsvollen Tätigkeit fand M. Zeit, sich seinen anderen, wiss. Interessen zu widmen; so verfasste M., neben dem in 2. angeführten Idiotikon, zahlreiche Arbeiten vor allem zur Mineralogie und Geognosie, Seine Verdienste dokumentieren sich in den ihm verliehenen Orden und in den Ernennungen zum Mit-

Saizivrgisches Idiotikon (1796) Diese Arbeit, meist Lorenz —* Hübner zugeschrieben und in Hübners Beschreibung des Erzstiftes ... Salzburg III (1796) erschienen, wurde von M. verfaßt, so Wurzbach XIX, Artikel Moll, K. M. E. und im Gefolge auch v. Gümbel, Artikel Moll, K. M. E. in ADB XXII: 113. In direktem Zusammenhang mit Salzburg steht M,s kleiner Beitrag zur Sprachgeographie und Dialektologie, den er mit seinem Salzburgischen Idiotikon (1796) leistet. Auf knapp 39 Seiten liefert M, eine Liste der „üblichsten Redensarien und eigenen Wörter", die in Salzburg und im umgebenden Salzburger Land im Gebrauch sind. M. grenzt allerdings ein relativ inhomogenes Gebiet aus, da er die politische Gliederung für die Datenerhebung zugrundelegt. Nach den einzelnen Einträgen folgen deshalb auch häufig spezifizierende Landschaftsbezeichungen. Gelegentlich verweist M. auf Entsprechungen in anderen Gebieten, doch fehlen Überlegungen zu einer systematischen sprachgeograpbischen Beschreibung. Richtig merkt M. an, daß „unrichtige, bloß verderbte Sprecharten nicht hierher gehören" (S. 955) und unterscheidet so zwischen Fehlern und systematischen Eigenheiten. Doch versäumt M. es, irgendeinen Hinweis zu geben, nach welchen Kriterien er die Sprachrichtigkeit auf der Substandardebene bemessen will. Die sprachwiss, Intention steht bei dem Idiotikon erst an zweiter Stelle. Es dient mehr zur Abrundung der allgemeinen statistischen Daten für Salzburg, weshalb das Fehlen irgendwelcher theoretischer Überlegungen zu dem Datenmaterial nicht sehr verwundert, Nach v. Gümbel: ADB XXII: 115 ließ M. sich im „letzten Lebensabschnitte" trotz eines Augenleidens „nicht abhalten, seine in letzter Zeit besonders eifrig betriebenen, vergleichenden, linguistischen Studien zu verfolgen und auf etwa 20 verschiedene Sprachen auszudehnen." Ob M. jemals eine dieser Studien veröffentlicht hat, konnte bisher nicht ermittelt werden.

188 Moller

3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk [anonym] Salzburgisches Idiotikon, in: L.[orenz] Hübner: Beschreibung dts Erzstiftes und Reichsfürstenthums Salzburg in Hinsicht auf Topographie und Statistik, Dritter Band ... von L, Hühner. Salzburg: Im Verlage des Verfassers. Gedruckt bey F.X, Oberer 1796, S. 955-984 [Idiotikon alphabet.] - davon Reprint O.G., o.J. [Salzburg 1983] 3.1.2. Sonstige Werke s. Wurzbach XIX: 2-11. 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk nicht ermittelt 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie ADB XXII; 111-115 [v. Gümbcl].· - DBA 854: 364-400. - Hamberger/Meusel V: 276277; X: 319; XI: 545; XIV: 589-590: XVIII: 724. - Neuer Nekrolog XVI. - Wurzbach XIX: 2-11 [umfangreiche Biographie; dort weitere Seknndärlit.] [Graßel (L); Höller (3.); Rauscher (2.)]

MOLLER., JOHANN (ES) 1. Biographie * 27.2.1661 Ftensburg f 2.10.1725 ebd. V: Claus M., Pastor (f 1685) 3 S. Historiker, Rektor Bereits mit 15 Jahren immatrikulierte sich M. in Kiel, um Theologie zu studieren. 1678 setzte er sein Studium in Leipzig fort. Neben der Theologie galt sein Interesse auch der Philosophie und der Geschichte. Von 1681 bis 1684 war er in Hamburg, das darauf folgende Jahr in Kopenhagen als Hauslehrer tätig. 1685 kehrte er nach Flensburg zurück, wo er sich dem Beruf des Lehrers zuwandte. 1701 wurde M. zum Rektor ernannt, In seinen Veröffentlichungen beschäftigte sich

M. vor allem mit der Geschichte und Literatur der Herzogtümer Schleswig u. Holstein. 2. Werkbeschreibung Kurzer Discurs von billiger Liebt und Hochachtung der Land- oder Muttersprache, insonderheit unserer Teutschen (1722) In seiner Apologie des Niederdeutschen bezeichnet M. die Liebe zur Muttersprache als einen quasi natürlichen Trieb, der sich bei allen Völkern finden lasse. Die These versucht er zu belegen, indem er die sprachpflegerischen Bemühungen verschiedenster Völker schildert. Das Deutsche gehört für ihn neben dem Hebräischen zu den ältesten Sprachen der Welt, sie sei die „Zeuge—Mutter" (S, 11) der skand. Sprachen; außerdem hätten viele Sprachen (Italienisch, Französisch etc.) zahlreiche dt. Wörter entlehnt (M. gibt eine Vielzahl an Literaturhinweisen !). Den Vorzug unter den dt. Dialekten gibt er dem „Nieder—Sächsischefn] oder Cimbrische[n]/ der uhralfcen Teutschen Haupt— Sprache allerältistefn] und erstgebohrne[n] Tochter" (S. 13). Er bedauert, daß in den letzten 100 Jahren das Niederdeutsche dem Meisnischen gewichen sei. M.s Einladungsrede gehört zu den wenigen Versuchen im 18, Jh., das Niederdeutsche als den hd. Dialekten gleichwertig zu erweisen. Ein weitere Zeugnis wäre etwa B, —^Raupach (1704), der mit M. befreundet war (vgl. S. 14), 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Kurtzer Discurs von Billiger Liebe und Hoch — Achtung der Land= oder Mutter=Sprachen / insonderheit Unserer Teutschen: Mit welchem Alle Patroni und Liebhaber der Sprachen / Studien und Künste / in unserer Stadt / 7u geneigter Anhörung Einer Lob=Rede der Teutschen Haupt—Sprache / Welche von Hilmar Thorstraten, Einem Flenßburger [!] / Am 9. Tage des Heumonaths / zu gewöhnlicher Morgens=Zeit / im obersten Schul=Auditorio, öffentlich wird gehalten werden / Dienstlich werden eingeladen von Johanne Möllern, Rectore. Flenßburg: Gedruckt bey Christoph. Vögeln / Ao. 1722. 16 S.

Mollius

[Titelblatt teilweise in Majuskeln] [S. [2] leer. - S. 3-16: Text der „Vorrede oder Einladungs=Schrifft" von M., dieThorstraten von jenem erbeten hatte, so S. 3] [als Fichc aus 12: Bayer. SB München; Sign.: 4° Dies. 911/18] 3.1.2. Sonstige Werke literarhist. Arbeiten (s. JÖcher/Adelung IV) 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum Sprachwiss. Werk keine ermittelt 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie ADB XXII: 127 [Carstens], - DBA 855: l 20, - Eckstein (1871). - Eitner: Musiker und Musikgelehrte VII, - G V 1700-1910 Bd 98: 132. - Hirsching; Handbuch V,2, - Jöcher III: 601 f. - JÖcher/Adelung IV: 1948-50. N Ü C pre-1956 Bd 390: 213-214. [Dörfler (1.); Boiler (3.); Weiß (2,)]

MOLLIUS, JOHANN FRIEDRICH LUDWIG 1. Biographie * 12.1.1763 Neuruppin H Prediger Über M,s Werdegang ließ sich nur wenig ermitteln: Nach seiner Tätigkeit als Lehrer an der königl. Realschule in Berlin war M. ab 1793 Prediger in verschiedenen Orten in der Mittelmark, dem Hauptteil der alten Kurrnark Brandenburg. 2. Werkbeschreibung Neues französisches Lesebuch (1789) [in Deutschland nicht zu ermitteln] 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Neues französisches Lesebuch, nebsl angehängter Grammatik. Berlin 1789 [in Deutschland nicht zu ermitteln] 3.1.2. Sonstige Werke Gf.dtc.htf. m Berlin, Musenalmanach, 1791

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3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum Sprachwiss. Werk keine ermittelt 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie DBA 855: 219. - GV 1700-1910 Bd 98: 182. - Hamberger/Meusel V: 280f. [Dörfler (1.); Weiß (2., 3.)]

MOLNARvoN MULLERSHEIM, JOHANN BAPTIST 1. Biographie *? f ?. 2. 1804 Über M. ist nur bekannt, daß er Domherr in Zips/Ungarn und „königl. Landes Augen Arzt im Großfürstenthum Siebenbürgen" war, 2. Werkbeschreibung Deutsch- Walachtschf Sprachlehre (1788) Widmung ([3] S.) an Graf Banffi, Gouverneur des Großfürstentums Siebenbürgen. In seiner Vorrede ([6] S.) sieht M,, der sich selbst als „Walache von Geburt' 1 bezeichnet, den Nutzen seiner Sprachlehre als gegeben an vor allem für Geschäftsleute und Veiwaltungsbeamte. Geographisch grenzt er das relevante Gebiet ein auf Siebenbürgen, die Bukowina, den Banat und Teile von Ungarn. Die früheren Arbeiten und Nachrichten über das Walachische (= Rumänische) qualifiziert er als „theils nicht vollständig, theils nicht faßlich genug"; er nimmt von diesem Urteil allerdings die Elemente, linguae Daco-Romanae (1780) von Klein und Sinkay aus. Dieses Werk schätzt er „in der Rücksicht, walachische Wörter aus lateinischen abzuleiten", positiv ein. An weiteren Literatur nennt er —»Sulzer (1781) Geschichte des transalpinischen Dactens (Bd. II, S. 150, 269), kritisch del Chiaro (1718) fftstoria delie moderne rivoluzione de !a Valachia und dessen „Nachschreiber" Griselinä (1780) Geschickte vom Temesvarer Banat und —»Thunmann (1774) Untersuchungen über die Geschichte der östlichen europäischen Volker (die S. 178 ein Verzeichnis „kuzowlachischer Wörter" enthalten). Insgesamt sieht M. sein Werk nicht als eine „gelehrte Sprachlehre", sondern „als einen Ver-

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such einer populären Einleitung, deren ganzes Verdienst in Vollständigkeit und Richtigkeit der Regeln, und in Kürze des Vertrags bestehet". Inhaltsverzeichnis ([4] S.). Die eigentliche Grammatik (S. 1-351) besteht aus drei Teilen: 1. Orthographie, PhonetikPhonologie, 2. Flexions- und Derivationsmorphologie (plus nicht flektierbare Wortarten), 3, Syntax der Artikel, Verben, Adverbien und Präpositionen. In 1. stellt M. zunächst ein kyrillisches Alphabet mit 41 Buchstaben (Majuskeln) vor, das zahlreiche Varianten und griech, Elemente enthält. Es folgt ein vollständiges Majuskel- und Minuskelalphabet mit rum. Beispielen, Ausspracheäquivalenten aus verschiedenen Sprachen und orthogr, Konventionen für bestimmte Buchstaben, Schließlich enthält i. eine Akzentlehre und Angaben zu kontrahierten und sonstigen Alloformen von Substantiven und Verben. 2. ist in seiner Struktur ganz traditionell aufgebaut (enthält u.a. eine lange Liste von Substantivendungen und davon jeweils abhängenden Pluralformen, eine Adjektivliste (kyrillische Form, Transkription in lat. Schrift, dt. Bedeutung), im sehr ausführlichen Konjugationsteil jeweils zahlreiche Beispiele und eine Verbliste). 3. die Syntax ist sehr knapp gehalten. An den gramm. Teit schließen sich an: ein walachisch-dt. Lexikon (S, 352-398) nach sachlichen Kriterien geordnet, eine Sammlung von „Redensarten" (S. 399-429), einige walachisch-dt. Erzählungen und Briefbeispiele (S. 431-445) und ein „Deutsches Register". 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1,1. Sprachwiss, Werk Physiologicon, complexum hisioriae Naturalis Regna tria, (Adnexa, ubique. Nomenclature Ldtina, Hungarica, Germanien ac Gallien.) Ill Tomi, Ofen 1780 [vorh. in National Szechenyi Könyrtar Budapest, jedoch nicht verleihbar] Dciitsch=Walachtscke Sprachlehre, Verfasset von Johann Molnar, königl. Landes Augen Arzt im Großfürstenthum Siebenbürgen. [Vign.] Wien: bei Joseph Edlen von Kurzbek k.k. Hofbuchdrucker, Groß= und Buchhändler,

1788. [16j,445,[8Q] S. 19,4cm [S. [2] leer; S. [3]: Widmung an den Grafen Georg Banffi von Losonz, geh. Dienst=Kammerer seiner kaiser l. Majestät . , . ; S. [4] leer; S. [5]-[6]: Widmungstext; S. [7]-[l2]: Vorrede; S. [I3]-[16]: Inhalt. - S. [1],214: Deutsck= Walachische Sprachlehre Erster Thezl Von der Rechtschreibung: S. [l],2-6: Erstes Kapitel Von der Aussprache der Buchstaben, |§ 1-2; S, 6-7: Zweytes Kapitel. Von den Tonzeichen, oder Accentibus, §3; S. 814: Drittes Kapitel von der Veränderung der Buchstaben, §4. - S. [15], 16-330: Zweyter Theil Von der Wortforschung (Etymologia)'. S. [15],16-19: Erstes Kapitel. Von den Artikeln, (de Articulis), §§ 1-3; S. 19-26; Zweytes Kapitel Von dem Nennworte (de Nomine), §§4; S. 26-33: III, Von dem unbestimmten Artikel, §§5-6; S, 34-36: IV. Von den Geschlechtern der Nominum, §7; S. 36-38: V, Von der Bildung des Nominativi Pluralis ans dem Nominative Singularis, § 8; S. 38-104: VI. Wie der Pluralis Substantivorum aus der Endigung des Nominativi zu machen sey, §9; S. 104-105: VII. Von der Bildung des Foemimni aus dem Masculine^ § 10; S. 106: VIII. Von der Bildung der Verkleinerungs= und Vergrösserungs Wörter Diminuttvorum, et Augmentativorum, §11; S, 106126: IX. Von der Steigerung Comparatio, § 12; S. 126-141: X. Von den Fürwörtern, Pronomimbus, §§13-17; S, 141-144: XL Von den Zahlen, De Numeris, §18; S. 145-158: XII. Von den Hilfswörtem de Verbis Aitxiliaribus, S 19; S. 158-223: XI . Von den Conjugationibus Verborum Rcgularium, 4 Konjugationen; S. 223-253: XIV, Von den Verbis Passivis, Reciprocis, und Irregularibus, §§2021; S. 253-311: XV. Worin die bekanntesten Verba möglichst angeführt sind. Die beistehenden Ziffer deuten an zu welcher Conjugation das Verbum gehöre, zweisp., alphabet.; S. 312-322: XVI. Von den Nebenwörtern Adverbiis, nach Eigenschaften geordnet; S. 323-324: XVII. Von den Vorwörtern. De Praepositwmbus, §22; S. 325-328: XVIII. Von den Verbindungs= Wörtern De conjunctionibus, §23; S. 328-330: XIX, Von den Zwischenwörtcrn. Delnterjectionibu$,§24. -S. 331-351: Dritter Theil. Von der Wortfügung, de Syntaxt: S. 331-342: Erstes Kapitel. Von den Arückeln der Syntax, §1; S. 342-350: Zweites K apt·

Molter

id. Von den Verbis der Syntax, §2; S. 350: Drittes Kapitel Von den Adverbtis der Syntax, §3; S. 350-351: IV. Von den Praeposttionibtis. §4. - S. 352-39S: Sammlung einiger deutsch, walachischen Wörter, nach 26 Sachgebieten geordnet. - S. 399-429: Einige Redensarten, um sich über verschiedene Gegenstände auszudrucken, 15 Sachgebiete. - S. 430-439: Einige Erzählungen, 10 Stück, linke Seite wallachisch, re, Seite dt. - S. 440-445: Geschäftstyl, Briefe und andere dergleichen Aufsätze, 6 Stück, li. S. wallach., re. S. dt. - [80] S.: Deutsches Register,, zweisp., alphabet.] [aus Gun 1: Siebenburg, Bibl. Gundelsheim; Sign.: 926 J b/4] - zweite vermehrte und verbesserte Auflage Hermannstadt: M. Hochmeister 1810. 413 S. - Dritte verbesserte Auflage Herrnannstadt: M. von Hochmeister 1823. 4I3,[78] S. 20cm 3.1.2. Sonstige Werke eine ausführliche Auflistung seiner Arbeiten findet sich in GV 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk keine 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie DBA 855: 256-268. - GV 1700-1910 Bd 98: 186. - Hamberger/Meusel XI: 545; XVIII: 726. - Jöcher/Adelung IV: 1958. - NUC pre1956 Bd 390: 286 [Brekle (2,); Gräßel (l-, 3)]

MOLTER, FRIEDRICH VALENTIN 1. Biographie * ? 1722 Karlsruhe f 8.2,1808 Über M.s Schul- und Studienzeit konnten keine Daten ermittelt werden. 1754 erhielt M. eine Anstellung beim geheimen Sekretariat und der niarkgräflichen Handbibliothek, ab 1765 war er zusätzlich als Sekretär in der von Karl Friedrich errichteten GeseUachaft der nützlichen Wissenschaften zur Beförderung des gemeinen Besten tätig; mit

191

der Ernennung zum H of rat im Jahre 1769 1768 hatte er schon den Ratstitel erhalten übernahm er das Direktorenamt dieser Gesellschaft. Daneben war er Kabinetts-, ab 1773 Ordenssekretär, 1788 wurde er zum geheimen Hofrat befordert. Seit 1804 war er als geheimer Rat und Direktor der Hofbibliothek, des Kunst-, Münz- und Antiken-Kabinetts in Karlsruhe sowie als Sekretär des Badenschen Hausordcns der Treue tätig. Neben seiner Toscaniscken Sprachlehre übernahm M. zahlreiche Übersetzungen aus dem Italienischen ins Deutsche und publizierte einige Gedichte und kleinere Abhandlungen u.a. in den Oberrheinischen Mannichfaltigkeiten. 2, Werkbeschreibung Toscanische Sprachlehre (1750) Widmung ([5] S.) an den Reichshofrat Heinrich Christian von Senckenberg. In seiner Vorrede {[6] S.) kritisiert M. die meisten in Deutschland erschienenen Italienischgrammatiken: sie erschienen „in allzudeutscher oder allzufranzosischer Tracht; alle sind unvollständig und untoscanisch." Als toskanisch möchte M. nicht das Italienisch verstehen, ,,welche[s] in ganz Italien unter dem adelichen und niedern Pöbel herrschet", sondern nur „die Mundart [...], welche nach den Mustern des Dante Alighieri. Franz Petrarca und Giovan Boccacci von gelehrten und wohlredenden Personen ist fortgepflanzt worden, und noch heute zu Tage blühet." M. gibt dann weitere Informationen über die Entwicklung und Pflege des Toskanischen (mit zahlreichen Hinweisen auf Dichter, Schriftsteller und Grammatiker). Ausdrücklich verweist M. auf die Lezioni di lingua Toscana (1726 u.ö). von Girolamo Gigli, die seiner Arbeit zum Vorbild gedient hatten und die er auf einer Italienreise mit dem Baron von Kropff auch praktisch erprobt hatte. Die Teile 3 und 4 des vorliegenden Werkes stammen nach M.s eigenen Angaben aus seiner Feder und gehen nicht mehr auf die Vorlage Gigli zurück. Das Werk (S, 3-342) besteht aus vier Teilen: 1. „Rechtschreibung", 2. „Wortforschung", 3. „Wortfügung" und 4. „Prosodie oder Tonmessimg". Der 1. Teil behandelt die Orthographie und Lautlehre und ihre Beziehungen zueinander (M. erwähnt neben allerlei hist. Kuriositäten auch Buommatteis (1643) Inven-

192 Moneta

tar von 34 Lauten bzw. Lautvarianten); er diskutiert dann jeden Lauttyp gesondert hinsichtlich seiner phonet. Eigenschaften und Varianten und seiner orthogr, Repräsentation (mit jeweiligen hist, Anmerkungen). Einen eigenen Abschnitt widmet M, der „zufälligen Verwechslung" der Buchstaben bzw. Laute. Hierbei geht es zum Teil urn dialektale Varianten von Wörtern, zum Teil um Assimilationserscheinungen. Im L Teil folgen dann eine Sübenlehre und eine Darstellung der Satzzeichen, Der zweite Teil enthält die Lehre von den Wortarten und der Flexion in folgender Reihung: Artikel, Substantiv, Adjektiv, Pronomen, Verb, Präposition, Adverb, Konjunktion und Interjektion (mit zahlreichen ital.-dt, Beispielen und Paradigmen). Der dritte Teil - Syntax - folgt der Anordnung des zweiten Teils; als Richtschnur für die Wohlgeformtheit von Sätzen dient M. hauptsächlich der Sprachgebrauch des Quattrocento. Der vierte Teil enthält eine knappe Darstellung der ital. Verslehre.

S. 163-165: 7. Bindewörter (Congiunzwm, Legature), S. 165-166: 8. Zwischenwörter (Interjezzioni, Inframmtssi.) - S. 167-221: ... III, Theil. Die Wortfügung, (la Cosirvzzione, Sintasse.): S. 168-171: Das erste Hauptstück. Von Fügung der Geschlechtswörter, (delta Costruzzion degli Articoli.); S. 171-178: 2. Fügung der Nennwörter; S. 178-181: 3. [und weiter analog den Abschnitten in Teil II]; S. 181-203: 4.; S. 204-208: 5.; S. 209-113 [-213]: 6.; S. 213-215: 7.; S. 216-221: 8, - S, 222-242: ... IV. Theil. Die Pro&odie oder Tonmessung} [aus 155. Staat!. Bibl. Regensburg: Sign.: Ling. 649] 3.1.2. Sonstige Werke M.s zahlreiche, z.T. anon, Arbeiten umfassen einmal Übersetzungen aus dem Italienischen, Lateinischen und Französischen, darunter Theaterstücke, Abhandlungen zur Geschichte, Biographien, Erzählungen; zum anderen schrieb er Aufsätze zu hist, und literar. Themen und lieferte Beiträge zu Ersch/ Grubers Encyclopaedic; s. Hamberger/Meusel

3. Bibliographie

3.2. Sekundärliteratur

3.1. Werke des Autors

3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk

3.1.1. Sprachwiss. Werk Toscanische Sprachlehre, nach Anleitung des ehemaligen öffentlichen Lehrers zu Siena, Girolamo Gigli, abgefasset, und mit den Mustern der klassischen Schriftsteller btstättiget [!], von Friedrich Mol tern, [Stich] Leipzig: im Verlag Johann Gottfried Dyck 1750. [14],342 [=242] S, 19,4cm [S. [2] leer; S. [3],[5]-[8]. Widmung an Reichshofrat Heinrich Christian von Senckenberg, S. [9]-[14]: Vorrede. -S. [1],[2]: Der toscanischen Sprachlehre Abtheilung. - S. [3],4-36: Der toscanischen Sprachlehre L Theil. Die Rechtschreibung (l'Orlografia): S. [3],4-23: Das erste Haupistnck. Von den italienischen Buchstaben und ihrem Laute {1'abict); S. 23-35: Das zweyte Hauptstück Von den Sglben; S. 35-36: 3. Von den Unterscheidungszeichen und ändern allgemeinen orthographischen Regeln. - S. 37-166: ... //. TkeiL Die Wortforschung, (Etimologia): S. 37-44: Das erste Hauptstück, Von dem Artickel...; S. 45-60: 2. Nennwort (del Nome); S. 60-86: 3, Fürwörter [Dei Pronomi); S, 86-150: 4. Zeitwörter (dei Verbi); S. 150-155: 5, Vorwörter (Preposizioni); S. 155-163: 6. Nebenwörter (Avverbi);

keine 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie DBA 855: 274-281. - Gradmann: Schwaben, - GV 1700-1910 Bd 98: 189. - Hamberger/Meusel V: 281-282; X: 320; XI: 546; XVIII: 726-728. - Schröder: Annales III: 43 [Brekle (2,); Gräßei (1.); Höller (3.)j

MONETA, JOHANN (auch: Jan) l. Biographie * Rosenberg t vermutj. Danzig [Jöcher: ,.1786 nicht mehr am Leben1'] Prediger, Lehrer V: Johann (1659-1735), Pfarrer, Rektor M. war Magister und Adjunkt der Philosophie in Wittenberg. Er wurde 1695 in Rosenberg ordiniert. 1698-1735 war M. dt,-poln. Prediger am Hl.-Geist-Hospital, längere Zeit Konrektor in Graudenz und 1748 Prediger im Stublauischen Werder. Neben dem 1720

Moneta 193

erstmals erschienenen Enchiridion Polomcum verfaßte M. noch Der heiligt Gruss, womit die evangelische sallzburgische Emigranten ... (1732). 2. Werkbeschrcibung Enchiridion Pohmcum (1720; hier 1738) Vorrede von M. ([5] S.) „Dantzig. Anno 1720, den 29. Nov.". M. erläutert den Aufbau seines Werkes; als Quellen für den 7, Teil (Briefsteller) gibt er Arbeiten von Johann Karl Woyna, Andreas Maximilian Fredro und anderer an. Der „Kurtze Vorbericht" ([4] S.) von C. A. Schnitzenbäumer, dem Bearbeiter der 1738Ausgabe, enthält hauptsächlich Berichtigungen, einige poin. Wortneubildungen und einen Hinweis auf —*· Hederich 1736, das S. sich zunutze gemacht hat. Fünf Anmerkungen zum Gebrauch des Werkes ([2] S.)- Ein Sachregister [3 S., zweisp.]. Die Grammatik (S. 1-146) ist traditionell gegliedert. Die Aussprachelehre verwendet vor allem poln.-dt. Lautentsprechungen. Die Wortlehre ist im Frage-Antwort-Schema abgefaßt und enthält ausführliche Flexionsparadigmen. Der Syntaxteil besteht aus 57 Regeln zur Rektionsund Kongruenzsynf.ax. Den Schluß bilden knappe Ausführungen zu den Zahlwörtern, zur Orthographie und Prosodie. S. 147-228 erscheinen poln.-dt. Gespräche und Redewendungen. S. 229-361 (zweisp,) ein dt.-poln. Wörterbuch (die poln. Entsprechungen enthalten gramm. Charakterisierungen). S. 362-657 (zweisp,) ein poln.-dt. Wörterbuch. S. 658-693 Tiuiaturen, Briefsteller, Kaufmannsgespräche. Errata (S. 694-696). M.s Enchiridion war eines der führenden Handbücher seiner Zeit, das in Schlesien und Pommern bis ins 19. Jh. benutzt wurde. Die späten Ausgaben besorgte Daniel —*·Vogel.

3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss, Werk Enchiridion Polonicitm oder Poklnisches Handbuch. Danzig 1720 - Enchiridion Polonicum, oder Polnisches Hand-Buch, in welchem zu finden: 1. eine, kurtz-gefasste Grammatica; 2. einige dienliche Gespräche; S. polnische deutsch-

erklärte Spruch-Wörter. 4· deutscher und poln. Wörter-Register; 5. poln. und deutscher Wörter-Register; 6. Titel-Formular; 7. unterschied!, send. Schreiben ... Thorn 1722 [nach Estreicher XXII] Hrn. Joan. Monetae In Dantzig zum II. Geist gewesenen Deutsch und Poln. Predigern. Enchiridion Polonicum, Oder Polnisches Hand=Buch, so damahls von Ihme 1720. verfertiget; anitzo aber Der Dantziger Jugend zum Besten grossen Theils vermehret, von C. A. S.[chnitzenbäumer] Andere und vermehrte Auflage. Dantzig: Mit Thom. Joh. Schreibers Verlag und Schriften. Im Jahr 1738. [16], 696 S. 16,4cm [Titelblatt teilweise in Majuskeln] [S. [2]: Inhaltsverzeichnis. - S. [3]-[7]: Vorrede, von M. - S. [8]-[ll]: Kurtzer Vorhergeht An den hochgeneigten Leser. Von der Vermehrung dieses Buchs, von C. A. Schnitzenbäumer. - S. [12]-[13]: Nota. S. [14]-[16]: Register, zweisp. - S. [1],2146: Text Grammatik: Orthographie, Numerus, Casus, Partes Orationes, Deklination, Konjugation, Nurneralia, Prosodie, - S. 147-176: //. ... einige zur Erlernung der Polnischen Sprache dienliche Gespräche, 22 Stück, zweisp. poln.-dt. - S. 177-228: ///. Polnische Deutsch=erklärte Spruch= Wörter, alphabet., zweisp. poln.dt. - S. 229-361: IV. Deutscher und Polnischer Wörter Register, alphabet., zweibzw. viersp. dt.-poln. - S. 362-657: V. Polnischer und deutscher Wörter=Register, alphabet., zwei- bzw. viersp. poln.-dt. - S. 658,659-668,669: Vf. Titel=Formular ... 2'2 Stück, linke Seite poln., rechte Seite dt. S. 668,669-684,685: VII. Fürschrift von etlichen Briefen, 14 Stück, linke Seite poln., rechte Seite dt. - S. 686-690: VIII. Anhang von zwey Kaufmanns=Gesprachen, zweisp. poln.-dt. - S- 691-692: Specification von vielerley Wein—Doppelten und Korn—Brandwein, zweispaltig dt.-poln. S. 692-693: Historya O kardynale, ktory swoich oszukal kolegow, y dostapif czego zg,dal. - S. 693: 0 sgdziem, co go dway daramy z korumpowali. - S. 694-696: Druckfehler] [aus 3: ÜB Halle; Sign.: 49980]

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Monsperger

Herrn Johann Moneta, in Danzig zum Heil, Geist gewesenen Deutsch= und Polnischen Predigers, Enchiridion Polonicum, oder Polnisches Hand—Buch, worinnen zu finden: L Eine Grammatik, II. Einige dienl. Gespräche. III. Polmsch= Deutsch^ erklärte Sprüchwörter, IV. Dcutsch=Polnisches Lexicon. V. Po!nisch=Deuisches Lexicon, mit auserlesenen Redens=Arten vermehret. VI. Titul—Formular. VII. Unterschiedliche Send=Schreiben, Obhgationes und Neujahrs—Wunsch; nebst einem Anhange von VIII, Kaufmanns^Gesprächen, Liste von mancherlei/ Brandwein, Historian und kurztem Register, Anitzo der sämmliichen, Jugend zum Besten von neuem dem Drucke überlassen. Dritte Auflage Breßtau, Thorn und Leipzig: im Verlag George Gottlieb Horns 1763. [16], 693 S. 17,1 cm [Poln, Titel in Majuskeln] [S. [2] leer; S. [3]-[8]: Vorrede ... der folgende Text ist, bis auf das Druckfehlerverzeichnis, im Wesentlichen identisch mit dem der zweiten Auflage] [aus 12: Bayer. SB München; Sign.: L. rel. 962] Enchiridion Polonicum; oder Polnisches Handbuch. Anjetzo aber, der sdmmtlichen Jugend zum gründlichen Unterricht durch Vermehrung und Verbesserung gemeinnütziger gemacht, und nebst einem Anhang aufs neue dem Druck überlassen, von Daniel Vogel. 4- Auflage Brest au: J. F. Korn 1774. 880 S. [vorh. in 14: Sachs. LB Dresden, jedoch nicht verleihbar] 5. Aufl. u.d.T. Johann Moneta Polnische Grammatik, anjetzt aber zum gründlichen Unterricht der Schuljugend durch und durch umgearbeitet, vermehrt, und aufs neue zum Druck herausgegeben von Daniel Vogel, des Breßl, Mär. Magdal. Real—Gyrnnas. Collegen. [Vign] Fünfte Auflage. Breslau: Bey Johann Friedrich Korn dem altern, im Buchladen nächst dem Kon, Oberzollamt am Markt. 1786 [vorh. in 14: Sachs. LB Dresden, jedoch nicht verleihbar] Polnische Grammatik ... 6. Auflage Breslau: Korn 1794

- Johann Moneta Polnische Grammatik ... durch und durch umgearbeitet, vermehrt und zum drittenmal zum Druck herausgegeben von Daniel Vogel ... 7, Auflage Breslau, Hirschberg und Lissa: J. F. Korn der ältere 1798. XI1J69 S. 19,5 cm [in Deutschland nicht zu ermitteln] Achte Auflage Breslau 1804 - Neunte Auflage Breslau 1809 3.1.2. Sonstige Werke Der heilige Gruss, womit die evangelische Saltzburgische Emigranten ... zu Grosszinder im Dantztger Werder ausrasteten ... (1732) 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1, Literatur zum sprachwiss. Werk Bajerowa, J.: Ksztaitowanie sif polskiego jezyka Literackiego w XVIII wieku (1964). Rudnickt, M,: Jezykoznawstwo polskie w dobie Oswiecenia, in: Pra.ce kom. Fildog. Pozn. Towarz. Przyj. Naute XVIL, H, 2 (1956). Zieniukowa, J.: Z dziejow polszozyzny literackiej w XVIII wieku (1968) 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie Bei/trage zu der Poln. weltl. Kirchen- und Gelehrtenge-schichte I: 121, - Bibliografia Literatury Polskiej. Nowy Korbut IV (1966): 5961. - BM Bd 162: 562. - Estreicher XXII: 528-529. - Faber, W.: Die poln. Sprache in Danzig, H.70: 119. - GV 1700-1910 Bd 98: 311. - Jöcher/Adelung IV: 1985. - NUC pre1956 Bd 390: 621. - Stankiewicz 1984: 29. Vater/Jülg 1847: 289 [Brekle (2.); Gräßel (3.); Seitz (1.)]

MONSPERGER, JOSEPH JULIAN 1. Biographie * 17.2.1724 Wien f um 1788 Theologe M. besuchte zunächst die Humanitätsklassen in seiner Heimatstadt und trat 1740 in den Orden der Gesellschaft Jesu ein, wo er seine philos, und theol. Studien mit der Doktorwürde abschloß. Nachdem er 1764 den Orden verließ, besuchte M. Italien und Deutschland

Moratori 195

und erhielt nach seiner Rückkehr nach Wien im Jahre 1774 das Lehrfach für Altes Testament und serait. Dialekte. 1788 - vermutlich auch sein Todesjahr - wurde M. in den Ruhestand versetzt. M.s Name wird auch mit der Aufhebung des Jesuitenordens in Verbindung gebracht (s. Wurzbach), In seiner Eigenschaft als Theologe veröiTen t lichte M. einige Arbeiten zur Hermeneutik; außerdem schrieb er „mehrere kleinere Abhandlungen über verschiedene Gegenstände (.,.), ohne jedoch sich als Autor genannt zu haben" (Wurzbach), 2. Werkbeschreibung Hebräische und chaldäur.he. Grammatik (1774) [in Deutschland nicht zu ermitteln] 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk M. Chr. Reineccivs aus Wasmuih und Opitz zusammengetragene hebräische und chaldäiscfie Grammatik mit einigen Abänderungen. Wien 1774 [in Deutschland nicht zu ermitteln] 3.1.2. Sonstige Werke Schriften zum Alten Testament, mehrere kleinere, anonym erschienene Aufsätze. 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk keine 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie ADB XXII: 173-174. - DBA 856: 197-206. - GV 1700-1910 Bd 98: 337. - Hamberger/Meusel V: 282-283, - Jöcher/Adelung IV: 2009. - Luca I/l: 357-359. - Würz bach XIX: 39-40 [Gräßel (l., 3.)]

MORATORI, ANTON 1. Biographie Über M.s Leben konnte nur ermittelt werden, daß er als Sprachmeister der ital. Sprache tätig war. Neben seinen in 2. angeführten Werken verfasste M. noch Sinnreiche teutsche und

italienische, Historien wie auch angenehme Schertzreden, sonderbahre. Gedancken und kluge Antworten (1720). 2. Werkbeschreibung 2.1. Nuovo Metodo perimperare la lingua ita(1710) Trotz des ital. Titels ist das Werk eine fran zösischsp räch i ge Italienischgrammati k. Die ,neue Methode' besteht in der Hauptsache in der Kürze, sowohl der Darstellung als auch des Zeitaufwandes, der für die Erlernung des Italienischen vorgesehen ist. M. betont in der Vorrede v.a. den Aspekt der „facilite" seiner Methode: „puisqu 1 eile est si facile, que Fön peut traduire avec u we tres-grande facilite, le francpis en Italien, & parier ensuite en trespeu de tens" (S. [V]). Die Grammatik ist für französischsprachige Benutzer konzipiert. In der Darstellung der Grammatik schlägt sich die avisierte Leichtigkeit und Kürze dadurch nieder, daß Wörterverzeichnisse, Paradigmen, Tabellen und knappe Erklärungen so kombiniert sind, daß ein komplexes und gedrängtes Sprachlehrwerk entsteht. Neben den traditionell stark gewichteten Paradigmen, die die Morphologie darstellen, liegt ein Schwerpunkt auf der Vermittlung lexikalischer Kenntnisse; die durch drei umfangreiche frz.-ital. Vokabularien (Nomina S, 5-41; Verben S. 52-62; Adverbien, Präpositionen und Konjunktionen S. 121-128) gewährleistet, werden soll. Dazu kommen noch Ubungsmaterialien: Dialogues familiers (S. 111-120) und Historiettes (S. 129ff,), beide zweisprachig frz.ital. bzw. ital.-frz, 2.2. Instrucion fundamental para aprender d idioma espanol (1723) M.s insirucion fundamental ist ein fünfteiliges Handbuch für SpanischJernende. Es besteht aus Dialogen, einer Grammatik, Briefen und zwei Vokabularien (span.-dt. und dt.-span.). Der Aufbau des Werkes zeigt M. als Vertreter eines gemischten Lernverfahrens, das Theorie und Praxis einander zu vermitteln sucht. Er begründet seine Methode mit dem Hinweis auf Horaz, „welcher sich jederzeit befließen, das Nützliche mit dem Angenehmen zu vermischen" (Vorrede S, [XV]), d.h, mit einem motivations-didaktischen Argument, Nach Franzbach (1975: 30) hat M. „von Sotomayor die Gesprächsanlage" übernommen

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Moratori

und „bei grammatischen Erklärungen [weicht er] manchmal auf das Lateinische" aus. Richtig ist jedoch, daß die Sprachlehre nicht in Dialogform gestaltet ist und die Beschreibung der span. Grammatik durchgehend zweisprachig, lat. und dt., abgefaßt ist. Daß sie sich an Spanier und Deutsche zugleich wendet, wie Franzbach (1975:30) meint, ist dem Werk selbst fauch den Vorreden) nicht zu entnehmen, sondern wird nur im Titel behauptet. Die „Gesprächsanlage'1 zeigt sich - banalerweise - nur im Dialogteil. Dieser sowie der Teil, der Briefe enthält, verraten deutlich den Adressaten kreis, den M. ins Auge gefaßt hatte. Die Gespräche und Briefe erfassen neben Themen und Szenen aus dem alltäglichen Leben (Begrüßung, Essen etc.) auch speziellere, die nur für den Adel oder die Kaufmannschaft relevant gewesen sein können, Das fünfte Gespräch etwa bestreiten ein Tuchhändler und ein Käufer, das zwö'lfte ein Adliger und sein Schneider. Die Grammatik (S. 128-228) behandelt in den ersten beiden Kapiteln Aussprache und Akzentverhältnisse des Spanischen. Die Beschreibung der Aussprache ist selektiv, denn M. bespricht nur die Buchstaben, die in der Lautung vom Lateinischen differieren. So gut wie unberücksichtigt bleibt z.B. das h. Die restlichen fünf Kapitel beinhalten die Darstellung der Morphologie, ein Syntaxteil fehlt. Artikel, Nomen, Pronomen, Verb und Adverb sind die Wortarten, die M, in separaten Kapiteln im ganzen gesehen traditionell abhandelt. Lediglich das Adverb definiert er unkonventionell als Zusatz nicht nur zum Verb, sondern auch zu anderen Wortarten. Unter diese Mischkategorie subsumiert er dann auch teilweise Fragepronomen. Die Grammtik erlebte mehr als 50 Jahre später eine Neuausgabe: Don Fernandes —»Navarro, der 1777 den ersten Lehstuhl für Spanisch an der Universität Wien bekam, publizierte sie 1777 unter seinem eigenen Namen, den eigentlichen Verfasser M, nannte er aber nicht. Die beiden Wörterbücher bilden vom Umfang (S. 256-424) her einen gewichtigen Teil des Gesamtwerkes. Das span.-dt. Vokabular ist nach Nomina, Verben und Partikeln (Adverben, Präpositionen und Konjunktionen) untergliedert, als Anhang erscheinen Verzeichnisse der Wochentage, Jahreszeiten,

Monatsnamen und der Zahlen (alle span.-dt.). Wie Franzbach (1975: 30) richtig feststellt, verweist die Tatsache, daß M, den Vokabularien einen so breiten Raum widmet, auf ein zeitgenoss, Desiderat; ein span,-dt, Lexikon, 2.3. Explication des Mots Fr&ngois (1726) [in Deutschland nicht zu ermitteln] 2.4. Studenten Confect (1726) [in Deutschland nicht zu ermitteln] 2.5. Bequemes Correspondent- und Conversations-Lexikon (1727) Das Lexikon ist eines frühesten Fremdwörterbücher im dt. Bereich. In der Vorrede legitimiert M, sein Lexikon mit der Fremdwortsucht seiner Zeit: „Wir leben in einem Seculo, da fast jedermann einen Ecket vor seiner Sprache hat, und selbige mit einer anderen zu vermischen Belieben trägt" (S, 21). Den Adressatenkreis spezifiziert die Charakterisierung des Lexikons im Untertitel: „ein denen Kauff-Leuten/ Factorn, Handels-Bedienten und Zeitungs-Liebhabern/ wie auch dem Frauenzimmer höchst-notwendiges Werck". Demgemäß stammt der verzeichnete Fremdwortschatz hauptsächlich aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Zeitschriften sowie Gesellschaft (dem „gemeinem Umgang"). Das Wortmaterial ist allerdings recht heterogener Natur: neben fremdsprachlichen Fachtermini und Ausdrücken der damals stark frz. geprägten Umgangssprache der höheren Schichten verzeichnet M, auch voll naturalisierte Lehnwörter (Abt, Heros. rtgire.n etc.) und sogar dt. Lexeme, zumeist Fachwortschatz (a66/ascTi ( Erbschafft, Roß-Arzt etc.). Die Worterklärungen erfolgen durch Bedeutungsangabe, Paraphrasen und Verwendungsbeispiete; an gramm. Informationen gibt M. Genus bei Substantiven, sonst Wortartenbestimmung. 2.6. Onomasücon re.rum (o.J.) [in Deutschland nicht zu ermitteln] 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Nuovo meiodo per imparare la lingua, italiana con gran faciiiia ed in pochissimo iempo Esattamente revisto, corretto & augmentato d'una quantrta di Norm, Verbi, Regale ed

Moratori

Osservatiom sopra la difficolia delta Lingua lialiana; per U cui mezzo possono agevolmente, impararst i Fandamentz, la Perfettione e.t la Delicatezza delia delta Lingua, Dedicato ali'illustrissimo & eccelleniissimo, Signore, e Padron colendissimo il Signor Andrea Meiero, Console, Padre della Patna, da Antonio Moratori, Maestro della Lingua Italiana. [Vign.] In Zurigo [Zurich], Nella Stamparia Bodmeriana. MDCC. X. [1710][8],132 S. 29,4cm [Titelblatt teilw. in Majuskeln, in rot und schwarz] [S. [2] leer; S. [3]-[4]: Widmung an A. Meier, ital.: S. [5]: Avis au lecteur, qui enseigne la manicre de ss servir de, cette nouvelle methode, frz., S. [6]: Esplicatione del Frontispizio, tirata dal Libro di Gio. Pietro Erica, tntitolato: II Polo Liceo della Lingua Mra in Europa; S. [7]: Nonvelle meihode four apprendr7e la langue itahe.nne; S.[8]: Introduction a la langue italienne, sur les huit parties de l'oraisan, Erklärung der 8 Redeteile. - S, l-110: Text Grammatik, teils in Tabellenform und mehrsp.: S. 1: Dt, la pronunciation; S. 23: Recuei! des articles; S. 4-41: Nomenclature ou recueil des noms, S, 5-41: Wortverzeichnis Nomina, frz.-dt,, alphabet., dreisp,; S. 4145: Nomen, Adjektiv, Komparativ; S. 46-47: Pronomen, S. 48: Hilfsverben; S. 49-51: Paradigmen, S. 52-62: Recueil de ious les vfrbes, Wortverzeichnis frz.-itaL, alphabet., dreisp.; S, 63-85: Verben auf-ere, S, 64-85; diese Verben in alphabet, Ordnung konjugiert, ital.frz.; S. 86-99: Konjugationen auf -ire, ital.frz.; alphabet,; S. 100-108: Recueil des verbes impersonnels; S. 108-110: Des Figures de la Grammaire. - S. 111-120: 18 Dialogues familieTSf frz.-ital,, zweisp. - S. 121-128: Recueil des adverbes, prepositions, conjunctions & Interjections, par ordre Alphabetique, frz.-ital., zweisp. - S, 129-131. Historietie piacevoli, Historiettes divertissantes, ital .-frz. - S. 132: Table des principals matteres contenvees en ce livre] [aus 75: StB Nürnberg, Sign.: Phil. 202 2°] Anweisung der spanischen Sprache Nürnberg 1713 [Angabe nach GV 1700-3910] Cnriöse kistorisch-italienisch-deuische Gespräche. Nürnberg 1721 [vorh. in 75: StB Nürnberg; Sign.: Amb. 5501, 8°, jedoch nicht verleihbar]

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[Titelblatt linke Seite] Dialogos Espanoles y Tedescos, ffermoseados con algunas faciles ffistorias, y otras cosas muy curiosas, secadas tie diferenifs graves Autores Espanoles, Obra nueva, necessaria, y viilissima a iodos los Senores Alemanes, que dcsscan aprender el Espanol, antes tambien a todos los Senores Espanotes aficionados al Tudesco. Compuesta con mucho cuydado por Antonio Moratori, Maestro de Lengua. A la Pregunta del Sefior Oratio Romantino. Norimberga: En Casa de Pedro Conrado Monath. Ano MDCCXXIII. [Titelblatt teilweise in Majuskeln] [Titelblatt rechte Seite] Spani$ch=Teutsche Gespräche, Mit etlichen leichten Historien / und änderten sehr cunösen Sachen / aus unterschiedlichen berühmten Spanischen Autoribus versehen / Ein neues j nöthig= und nützliches Werk / So wol für alle Teuische Herren / die Lust haben / Spanisch zu lernen; als auch für alle Spanische Herren / die Liebhaber der Te.utschen Sprache seynd. Mit grossem Fleiß heraus gegeben von Antonio Moratori, Sprach—Meistern, Auf Ansuchung des Herrn Oratio Romantino. Nürnberg: Bey Peter Conrad Monath, Anno MDCCXXIII [1723], [2],424,[6] S. 17,1 cm [Autoren- und „Urheber"name in Majuskeln] [S. [2]-[3] leer: S, [4]: Zwischentitel span.: Insirücion fundamental Para Aprender el Idioma Espanol .... - S. [5]: Zwischentitel dt,: Gründliche Anweisung zur Erlernung der spanischen Sprach, worinnen enthalten: I. Spanische und Teutsche Gespräche / mit untermischten anmuthigen Hisionen, . Eine kurtze und sehr nützliche Grammatica, so wol für teutsche, die Liebhaber der Spanischen Sprach seyn / als auch für die Spanier / die Teutsch lernen wollen. III. Spanische und Teutsche Briefe. IV. Ein Spanisch=Teutsches Wörter=Buch. V. Ein Teutsch—Spanisches Worter—Buch. Von Antonio Moratori, Sprach=Meister, Nürnberg... Anno 1723. - S. [6] leer; S, [7]: AI Lector Anfang Vorrede span.; S.[8]: An den geneigten Leser, Anfang der dt. Vorrede; S. [9][18]: Vorreden, li. S. dt., re, S. span. - S. [19]-[22]: Prefacio de Antonio Moratori, al discreto y amigo letori. - S. [23]-['26]: Vorrede Antomi Moratori, An den geneigten Leser! -

198 Moratori

S. [1],2-1Q9: 22 Gespräche, aweisp. span .-dt.: S. 10-11: Tabelle der Farben beim Kartenspiel. - S. 110-127: Spanische Sprick= Wörter, mit vielen Sententien, zweisp. span.-dt.: S. 119-127: Auserlesene Sentenzien, Aristoteles, Juvenal, Virgil, Plato, Ovid, Horaz etc. S.[128]: Zwischentitel: Isagoge ad Hispanicam Lingua.ru rite per discendam, Kurtze Anweisung zur Erlernung der Spanischen Sprach. - S. 129-137: De Pronunciations Hispanica. Von der Spanischen Aussprach. Capui mum. Erstes Capiiel. - S. 137-143: De Accentu. Von dem Accent. Caput II. Das 2. Capitel. - S. 144-149: De Ariicnlo. Von dem Articul, ... ///... S. 149-167: De Nomine. ... IV..., Deklination, Komparation, Superlativis, Deriv&iivis, Dimtnutivis. - S. 167-183: De Pronomine. ... V ..,- 5. 184821: Caput VI. Das 6. Capitel. De Verbo. Von dem Verbo, S. 204-^07: Ausnahmen, zweisp. span.-dt. - S. 2S1-228: De Adverbio. ... VII ... - S. [229]: Zwischentitel: Curias Espanolas y Tudescas segun el estilo moderno. Spanisch=Teuische nach der neuesten Schreifi=Art eingerichtete Briefe. N& e$ bueno echar ... Es stehet nicht wol / daß man den Splitter in des Nächsien Äug / und doch den Balken in seinem eigenen nicht mercket. Sprichwort. - S. 230-255: Briefe, li. S. span,, re. S. dt. - S. 256-305: Vocabulario de TodoK los Nombres Kspanoles Susiantivos y Adjectivos, en este Libra Contenidos. Register alier Spanischen Wörter der Subsiantivorum und Adjectivorum, so in diesem Buche zu finden, alphabet,, zweisp, span.-dt. - S. 305-322: Vocabulario ... Von etlichen nothwendigen / und meinst [l] gebräuchlichen Verbis. alphabet., zweisp, span.-dt. - S. 323355: Adverbtos, Preposiciones y Conjunciones. Adverbia, Praepositioncs und ConjunciioneS) alphabet., zweisp, span.-dt, - S, 356357: Namen von Wochentagen, Monaten und Jahreszeiten. - S. 357-358: Zahlen, Ordnungszahlen. - S. 359-424: Register Aller Spanischen Wörter ... so in diesem Buche zn finden l und hier im Tcutschcn / wie vorher, im Spanischen / Können nachgeschlagen werden. Vocabv.la.rio ... alphabet., zweisp. dt.span. - [5] S.: Indict ... Register Derer Spanisch=Teutschen Gespräche, - [1] S.: Menda potisstma sie emenda.] [aus M4: St, Anna Bibl, München; Sign.: 12°

Phiiol, 42 auch vorh. in 24: LB Stuttgart; Sign.: Phil. oct. 5227] auch angebunden an. 1. —»Mouton, C.: Grammaire methodique et raisonnee ... Hamburg 1734. 2. —+ Tarmini, R.: Grammatica italiana ... Frankfurt, Wien 1735. Allerdings mit nur [10] statt [24] S,; sonst identisch mit Ex. aus M 4. [S. [2] leer; S. [3]-[6]: Prefacio de Antonio Moratori, al discreio y amigo letor] S, [7]-[10]: Vorrede Antonn Moratori, An den geneigten Leser ...] [aus 15: ÜB Leipzig; Sign.: Gr. lg, rec. 8142] - Grundsätze zur Erlernung der spanischen Sprache, Aufs neue übersehen und verbessert von Don Fern an des Navarro. Wien: gedruckt bey Joh. Th, Edl. rattnem, ... 1777. [2],93 S. 17,5 cm [S. [2] leer; S. [1],[2]: Vorrede. - S, [31,4-93: Text] [Text ist ein fast wortlicher Abdruck von Gründliche Anweisung zur Erlernung der Spanischen Sprach, aus den Spanisch-Teutschen Gespräche. Nürnberg [1723]: 129228] [aus 50: Fürst!. Fürstenbergische Hofbibl. Donaueschingen; Sign.: I Fn] Explication des Mots Frangois, qui pour s'ecnre & prononcer presque les uns comme les autres, n'ont pour tani par la meme signification, y joint les Equivoques, tres necessaires a savoir, pour la finesse de la Langue. Das ist: Erklärung derjenigen Französischen Wörter, welche fast auf einerley Art ausgesprochen und geschrieben werden, doch unterschiedenen Verstand haben. Hierzu kommen die zweydeutige Redens—Arten, hochnöthig zu vollkommener Besitzung der Sprach. Nürnberg: Monath 1726 [in Deutschland nicht zu ermitteln] Studenten Confeci. Das ist: neu ausgefertigtes vierfaches Wörter=Buch, in Lateinischer, Teutscher, Italienisch^ und Frantzösischer Sprache zum nützlichen Gebrauch der Jugend. o.O. 1726 [in Deutschland nicht zu ermitteln] Vierfaches Worterbuck, lat, deutsch, ital, u. franz. Nürnberg 1727 [Angabe nach GV; wohl identisch mit dem Studenten Confect .,.] [in Deutschland nicht zu ermitteln]

Moreau 199

Bequemes Correspondenz- und Conversations-Lexikon, Worinntn Die meisten frembden Wörter, und Redens-Arten, weicht bey der Handlung, in Zeitungen und gemeinen Umgang täglich vorkommen und eingeführei sind, Nach ihren eigentlichen Verstand erkläret und nebst ändern nützlichen Sacken abgehandelt werden. Ein denen K'auff= Leuten / Factorn, Handels-Bedienten und Z'eitungs-Liebhabern / wie auch dem Frauenzimmer höchsi-nothwendiges Werck. Heraus gegeben von Antonio Moratori, Spi ach-Meistern, Nürnberg: bey Peter Conrad Monath 1727. [30],464S. 17cm [Titelblatt teilweise in Majuskeln] [links vor Titelblatt Stich] [S. [2] leer; S, [3] Stich; S. [4] leer; S. [5]: Widmung: A Son Excellence Monseigneur Jerome D'Erlach ..,; S. [6] leer; S. [7][10]: Widrnungstext frz.; S, [11]: Widmung: An Seine H och-Frey herrliche Excellent Dem Reichs-Frey-ffochwohlgebohrnen Herrn Herrn Hieronymus von Erlach. ..,; S. [12] leer; S. [l3]-[20]: Widmungstext dt. - S, [21]-[25]: Vorrede des Aulons. - S. [26]-[29]: Erklärung derjenigen Abbreviaturen welche in diesem Lexico zu finden. - S. [29]-[30]: Verlagshinweis, - S, 1-464: Text Lexikon, alphabet., frz.-dt.] [aus 12: Bayer, SB München; Sign.: L. germ. 179] Onomasticon rerum sciiu praecipue necessarium, Laimo-Germanica-Ilalico-Gallicum; Methode Comeniana concinnatium. o.O.o.J. [in Deutschland nicht zu ermitteln] 3.1.2. Sonstige Werke

Neben der Arbeit Sinnreiche teutsche und italienische Historien publizierte M. nach Angaben aus seinem Bequemen Correspondenzund Conversations-Lexicon eine Biblia ftaliana (1712), Le Triomphe de l'Amour (1722), Auszüge aus verschiedenen Autoren, Reflexions M orales & Chretiennes (1723) sowie einen Kurtzen doch gründlichen Unterricht von denen speciebus in gebrochenen Zahlen (1724) 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk

Franzbach, M,: Die spanische Sprache in Deutschland im IS. Jh., in: ders.: Kritische

Arbeiten zur Literatur- und Sozialgeschichte Spaniens (Bonn 1975): 25-41 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie

G V 1700-1910 Bd 99: 85. - Schröder: Annalee II: 107, Nr. 300 [Graßel (1., 3,); Höller (3.); Weiß (2.)]

MOREAU, S. 1. Biographie

Über M. konnten keine Daten ermittelt werden. 2. Werkbeschreibung

Vollständige französische Grammatik (1787) [in Deutschland und Osterreich nicht zu ermitteln] 3. Bibliographie 3.1, Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Vollständige französische Grammatik Wien 1787 [in Deutschland und Österreich nicht zu ermitteln] [nach Schröder handelt es sich hier um eine verbesserte Ausgabe der frz. Grammatik von —>Curas] 3.1.2. Sonstige Werke

keine weiteren Arbeiten zu ermitteln 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk keine 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie

Schröder: Annales II: 185, Nr. 507 [Graßel(l.,3.)]

MORITZ, KARL PHILIPP 1. Biographie

* 15.9.1756 Hameln (häufig irrtümlich 1757; s, Schrimpf 1980: 10) t 26.6.1793 Berlin oo August 1792, Christiane Friederike Matzdorff; Dezember 1792, Scheidung

200

Moritz

oo April 1793 Wieder Verheiratung mit der geschiedenen Gattin V: Johann Gottlieb Moritz, Militärmusiker im Unteroffiziersrang; Oboist (1724-1788), oo mit 1: Johann Juliane, geb. Pottron (f 23.10.1753) und 2: Dorothee Henriette, geb. König (seit 1.4.1755) M: Dorothee Henriette, geb. König (17211783); vier Geschwister von derselben Mutter M.s schwierige Kindheit und Jugend sind wegen des Zusammenhangs mit den autobiographischen Elementen seines Romans „Anton Reiser" vielfach beschrieben (vgl. z.B. Schrimpf 1980: l Off.; zu einem tabellarischen Lebenslauf zusammengestellt in Arnold 1993: 132/133). Aufgrund der Erfahrungen mit religiös motivierter Borniertheit und Verstand n islosigkeit zog es ihn späterhin zur päd. Variante der sensua] istischen Aufklärung, wie sie in den letzten Jahrzehnten des 18. Jhs. in Deutschland populär wurde. Davon zeugen ein - unglückliches - Zusammentreffen mit —* Basedow (1777) ebenso wie die verschiedenen Stationen seiner Tätigkeit als Lehrer, am Militär-Waisenhaus Potsdam (1778) und in verschiedenen Positionen am grauen Kloster in Berlin (1779-1794). Man könnte in diesen Stationen auch Anregungen zu päd. Schriften einer bestimmten Art (Kinderlogik; ABC-Büchlein), mit Fallstudien zu in mancherlei Hinsicht behinderten Personen (Magazin für Erfahrungsseelenkunde), aber auch zu Lehrbüchern (Sprachlehren) sehen. Reisen nach England (1782) und Italien (1786-88) lassen sich mit dem Verfassen entsprechender Lehrbücher in Verbindung bringen. Der gesellschaftliche Aufstieg brachte Moritz in die Kreise der Berliner Aufklärung um Moses -^Mendelssohn, zu einem gesellschaftlich akzeptierten Leben, in dem er aber offenbar keine rechte Ruhe fand - was nicht zuletzt mit dem Ideal, nach seinen authentischen Empfindungen zu leben, zusammenhängen mag. In diesen Zusammenhang gehören seine Deutschland-Wanderung im Jahre 1785 und nicht zuletzt seine Italienreise (1786-1788), die ihn mit Goethe zusammenbringt. In der Folgezeit gewinnt er Anschluß an Goethes Weimarer Umfeld. Nach der Rückkehr nach Berlin wird er Professor der Theorie der schönen Künste (1789),

Kg3. Preußischer Hofrath und Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften. Auch hier bleibt sein Leben nicht frei von allerlei Wirrnissen. Bei M.s Lebensbeschreibungen, ausgehend von Schlichtegroils Nekrolog, herrscht die Tendenz vor, im Leben den Roman wiederzufinden, auch ggf. den Anton Reiser gegen die Person M, auszuspielen; so sind andrerseits zum Beispiel Fakten, die etwas mit dem starken sprachwiss. Interesse M.s KU tun haben könnten, kaum zu ermitteln (vgl, aber zum Fremdspracheninteresse Schreiner 1992). Wenn auch immerhin bei Jördens (1811: 347) die zeitgenössische Meinung zitiert wird, er habe „sich um die Aufklärung und Popularisierung des philosophischen (nicht historischen, wozu es ihm an Kenntniß gebrach) Sprachstudiums ungemeint verdient [gemacht], und [habe] durch seine grammatischen und prosodischeri Schriften [bewiesen], daß es diese Gattung von Forschungen war, für welche er die entscheidensten Anlagen hatte". Den verschiedenartigen Interessen und dem aufklärerisch-empfindsamen Grondzug M.s lassen sich auch seine sprachwiss, Tätigkeiten zuordnen. Seine im engeren Sinn gramm. Schriften sprechen an immer wieder denselben Beispielen von der Ableitbarkeit der sprachlichen Kategorien von den Gegebenheiten und Ausdrucksintentionen der menschlichen Natur, Daß eines der Beschreibungsobjekte das System der Präposition ist, liegt bei ihrer lebenspraktischen Fundierung nahe, überraschender ist vielleicht die funktionalnatürliche Interpretation der verbalen Rektion in der Konstellation der Kasus um bestimmte Verben. Das Subjekt mit seiner satzkonstituierenden Wirkung steht hier in einem über das Verb vermittelten Zusammenhang, der vor allem am Akkusativ und am Dativ gezeigt wird. Hier entwickelt M. eigenständige Konzepte, deren Bedeutung erst aus der heutigen hist. Distanz wieder gesehen werden kann. Demselben Konzept gehört die von ihm vor allern in seinen ausführlicheren gramm, Schriften entworfene funktionale Wort arten Charakteristik. Auffällig ist zudem das Überwiegen dialogischer Textsorten und das Vorherrschen einer text bezogenen Argumentation - ein Gellertscher Fabei-Text und in den stilistischen

Moritz 201

Schriften Goethes Werther bilden den Kern, urn den sich die meisten gramm. Schriften entfalten. Das Dialogisieren, wie es sich m der häufig gewählten Brief-Fiktion niederschlägt, sichert im Geiste der Zeit eine angemessene Orientierung am Verständnis und der Verstehbarkeit. Die Lust des Erkenntnisgewinns im vernünftigen miteinander Reden ist etwas, was gerade die spätaufklärerischen päd, Richtungen antreibt. Diese Brieffiktion kennzeichnet ja zum Beispiel auch seine Reisebücher. Was Moritz darüberhinaus dazu bringt, sich teilweise dezidiert an „die Damen" zu wenden, wäre noch genauer zu klären; wenn auch diese Adressatenerweiterung eigentlich seit Beginn des 18. Jhs. - im Trend der Zeit liegt. Werke der beschriebenen Art sind M,s Deutsche Sprachlehre für Damen (1782), seine Deutsche Sprachlehre, In Briefen (1791) sowie die vorbereitenden Kleinen Schriften die deutsche Sprache betreffend (1781), letztlich auch die einschlägigen Lemmata in seinem Grammatischen Wörterbuch (1793). In ihnen finden sich daneben Bermerkungen zum märkischen Dialekt und zum Berlinischen. M.s gramm. Behandlung, die in seinen verschiedenen Sprachlehren von der philosophisch-natürlichen Begründung der Sprache ausgeht und dann auch in der Analyse den Weg vom Text bis letztlich herunter zu den Lauten verfolgt - allerdings auf die Ausführung des zentralen Teils zeitgenoss. Grammatiken, der Flexioiisparadiginen, weithin verzichtet -, setzt daher eigentlich in einer Domäne ein, die schon recht nahe an der Stilistik ist, die sich ihrerseits ja gerade erst von der Rhetorik emanzipiert hat. Über weite Bereiche des 18. Jhs. - und nicht nur da - ist ja der Untersuchungs- und Darstellungsweg umgekehrt; Fragen, die man jetzt zur Syntax rechnen würde, werden weithin in der Stilistik, d.h. außcrgrammatisch abgehandelt. In M.s Konzeption kann es hier keinen Widerspruch geben, er selbst greift sogar nicht weit genug, wenn er im Vorwort zur ersten Auflage seiner Sprachlehre sagt; „Um für die Sprachlehre mehr Interesse zu wecken, lasse ich sie mit verschwisterten Kenntnissen Hand in Hand gehen" (1806: 3). M,s Stärke und auch Eigenwilligkeit liegt in der Tatsache, daß er natürliche Grundlagen für die gramm. Kategorien fin-

det, Grundlagen, die in einer emphatischen Empfindung, im sinnvollen Handeln des Menschen und in seiner rationalen Aufarbeitung der Verhältnisse liegen. Das trennt ihn auch von nahe verwandten Überlegungen etwa des allerdings „sprachlosen" Rousseau ebenso wie von den bürgerlichen Weltwissenstableaus der pädagogischen Tradition, die der Philanthropismus Basedows gerade nutzbar gemacht hat (s. Eichinger 1993h). Auch in seinen stilistischen Schriften, zuvorderst seinen Vorlesungen über den Stil (1793 & 1794 posthum von Daniel —>Jenisch vervollständigt), herrscht ja dieses Natürlichkeitsgebot vor, das Regeln des wohlgeschmückten Redens für sinnlos hält, solange die auszudrückenden Gedanken nicht wohl geordnet sind. „Was wirklich schön gesagt seyn soll, muß auch vorher schon gedacht seyn; sonst ist es leerer Bombast und Wortgeklingel, das uns täuscht." (1793, V) Wenn das auch ähnlich in der Leitstilistik der Zeit, die —»Adelung vorgelegt hat, zu finden ist, so geht M. doch den entscheidenden individualisierenden Schritt weiter, der endgültig die rhetorische Tradition transzendiert, der Adelungsche Glaube an die Erlernbarkeit der „Hülfsmittel der guten Schreibart" (BBHS I, s.v. Adelung, S. 34) ist endgültig gebrochen (s. Kestenholz 1994). Aber nicht nur in Binsicht auf Adelung ist die Stellung M.s durch jene Mischung aus Kontinuität und individualistischem Bruch gekennzeichnet, auch gegenüber den sich auf Sensibilität berufenden Zeitgenossen steht M. in einer durchaus eigenständigen Zwischenstellung. Entgegen der Erwartung, die diese authentizitätssüchtigen Bemerkungen auslösen könnten, ist er eigentlich nicht ein Verwandter der zeitgleichen Stürmer und Dränger und auch kein reiner Empfindsamer - vielleicht hat ihn vor beidem seine harte Herkunft bewahrt -, sondern von der aufgeklärten rnediocntas, deren stoische Kontinuität man erst allmählich zu sehen beginnt (s. Forschner 1990). Das zeigt sich in der praktischen Stilistik nicht zuletzt an der Auswahl der Idealexempel, au denen eine Art „Prosodie der Prosa" entwickelt werden soll. Ist Geliert zeichenhaft, für die Grammatiken, so ist es ebenso ein Signal, daß die Stilistik den großen ersten allgemeinen Teil an Goethes Werther exemplifiziert auch das nicht

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zuletzt ein Buch mit Brieffiktion. Hier wird auch, mehr noch als in den grarnm. Schriften, deutlich, was M. unter einem empirischen Verfahren in der Sprachwissenschaft, hier der Stilistik, versteht, den verstehend ernpathischen Nachvollzug der Umsetzung wohlbedachter Gedanken in eine nachvollziehbare wie schöne Form, Und diese Unmittelbarkeit der Form hält er auch für fachliche und geschäftsmäßige Textsorten für angemessen - solcherart Kontinuität in der Behandlung des Problems und Differenz in seiner Lösung signalisierend. Gleichzeitig wird hier deutlich, daß M.s Argumentation sich auf die Natürlichkeit einer entwickelten standardund literatursprachlich geprägten Gesellschaft bezieht: in diesem Sinn ist er kein Herderianer. Es scheint überhaupt M.s Stellung wenig angemessen, ihn nur als Fortsetzer oder Vorbereiter zu verstehen (so auch Schmidt 1993: 104 im Gegensatz zu Fricke 1990): er ist vielmehr ein Eklektiker mit einer durchaus eigenständigen Position, die sich auch in ganz spezifischen sprachlichen Beschreibungen niederschlägt. Bei allem Bezug auf die unmittelbar vor ihm Hegende Diskussion (Knobloch 1990 verweist auf die französische sensualistische Tradition und Locke) ist zu bedenken, was alles an Gedanken in dem kulturellen Umfeld M.s gängig war und was er, im Unterschied zu anderen (vgl, z.B. die sprachwiss. Beiträge anderer Mitarbeiter im Magazin für Erfahrungsseelenkunde mit ihrem auffälligen Verweis auf die einschlägigen Autoritäten), daraus gemacht hat. Die im Vergleich zu seinem spätaufklärerischen Umfeld und romantischem Vorausscheinen „klassische" Haltung Moritzens wird in der literaturwiss. Wahrnehmung M.s durchaus sichtbar (vgl. Cersowsky 1993: 81), sie gibt auch seinem sprachwiss. Denken Eigenständigkeit. Es hat sein Geprage von der erfahrungspsychologischen Grundannahme, die M.s Werk trägt, die es z.B. auch erlaubt, die klassischen Kategorientafeln der Psyche des vernünftigen Menschen einzuschreiben. So kann man zumindest den Großteil der Beiträge in & verstehen. Man muß auch hierbei darauf achten, daß man den Terminus „erfahrurtgspsychologisch" nicht mit den entsprechenden Kategorien des späten 19. Jhs. gleich-

setzt und von daher dann kritisiert (wie etwa Büulby 1975). Der Aufdeckung dieser der Psyche eingeschriebenen Strukturen widmen sich die reizvollen kleinen, nur dem ersten Anschein nach nur für Kinder gedachten Schriften wie die Kinderlogik und das ABCBücklein, die den Erziehungsprozeß als ein Aufdecken dieser Strukturen beschreiben, was sie von den onomasiologischen Bilderbüchern der Orbis-pictus-Tradition scheidet (s. Eichinger I993b). Natürlich müssen solche Überlegungen auch Folgen für die praktischsten Werke M.s haben, seine engl. und ital. Sprachlehre. Nahe liegt hier die Sprachvergleichung, sollte bei vergleichbarer gesellschaftlicher Entwicklung der Spiegel der Natürlichkeit in der Art des Sprechens und Schreibens doch einen analogen Niederschlag finden. Tatsächlich hebt auch M. selbst gerade diese Eigenheit seiner Sprachlehren als besonders neu hervor. An die Stilistiken anzuschließen sind wohl sein Allgemeiner deutscher Briefsteller (1793) und ähnliche Schriften (Vom richtigen deutschen Ausdruck (1792)), in ihnen ist ein gramm. Kurzabriß mit den wichtigsten Kernsätzen seiner Stilistik und einer Sammlung von Beispielbriefen verbunden. In postumen Ausgaben werden diese Beispielsammlungen aus M.s eigenen Briefen angereichert werden. 2. Werkbeschreibung 2.1. Die grammatischen Schriften 2.1.1. Vom Unterschiede des Akkussativ's und Dativ's {1780} textgleich in 2.1.4. abgedruckt; dort behandelt 2.1.2. Anhang zu den Briefen vom Unterschiede ... (1781) „ Warum einige Zeitwörter zwei Akkusattve (Objekte) zugleich, und zwar beide ohne Präposition zu sich nehmen, oder warum man z.B. sagen muß: ich lehre dich eine Sprache, und nicht, ich lehre dir eine Sprache? Waruni einige Zeitwörter blos einen Dativ (Terminativ) zu sich nehmen, oder warum man z.B. sagen muß: ich danke dir, und nicht, ich danke dich: ich folge dir und nicht, ich folge dich? Wie es kommt, daß die unpersönlichen Zeitwörter zuweilen den Akkusativ (Objektiv) zuweilen aber den Dativ (Terminativ) zu sich

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nehmen, oder warum man z.B. sagen muß, es freuet mich, und, es ahndet mir: warum die Präpositionen um, ohne, gegen, wider beständig den Akkusativ (Objektiv), und außer, nebst, seit, gegenüber und entgegen, immer den Dativ (Adjektiv) nach sich haben?" (S. 3/4) Wie man sieht, werden die gleichen Punkte wie in dem fünften Brief von 2,1.4, behandelt, und zwar in analoger Weise. Sie werden dort genauer besprochen; Doppelter Akkusativ S. 4-11: nur Dativ S. 12-29; Impersonalia S. 2965; «m S. 66-85; ohne S. 86-97; wider, gegen, gegenüber, entgegen S. 97-100; atißtr, neben, seit S. 102-104; für S. 104-105; lassen a.c.i. S. 106. 2.1.3. Über den märkischen Dialekt (1781); Anweisung [..,] das zweite Stück zu den Abhandlungen über den märkischen Dialekt (1781) beide sind textgleich als Brief 7 und 8 in 2.1.4. abgedruckt; dort behandelt 2.1.4. Kleine Schriften die deutsche Sprache betreffend (1781) Die Sammlung verschiedener kleinerer Schriften M.s, die bis 1817 sechs Auflagen fand, beschäftigt sich im einzelnen mit den folgenden Punkten: zentral ist die Abhandlung über den Unterschied zwischen Dativ und Akkusativ (S. 3-168); sie wird in fünf Briefen durchgeführt, wobei die letzten beiden Briefe auch als Erledigungsraurn für alle übriggebliebenen verwandten Probleme gelten können. Der sechste und siebente Brief (S. 169-178; 179188) enthalten die beiden Teile der Abhandlung über den märkischen Dialekt; dazu gehört auch der abschließende achte Brief, der die „Anweisung, die gewöhnlichsten Fehler irn Reden zu verbessern" (S. 189-192) enthält. Es folgen noch zwei Wörterverzeichnisse häufig falsch ausgesprochener oder fehl verstandene r und -gebrauchter Wörter (S. 193-199; 200208), ebenfalls mit starkem Bezug auf berlinische Region alia; zu guter letzt ein von M. erfundenes Gespräch (S. 109-216), das in seiner Häufung von Berlinismen dazu dienen soll „das Lächerliche und Auffallende in den fehlerhaften Ausdrücken desto anschaulicher darzustellen" (S, 209). Der spätere Herausgeber mokiert sich darüber: „Der Herausgeber, der schon länger als dreißig Jahre in Berlin lebt, kann versi-

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chern, daß jetzt, im Jahre 1817, kaum der all er gemeinste Pöbel so spricht, wie die Personen m diesen von dem Verfasser erfundenen Gesprächen." (S. 209; Anm.) Dem widersprechen zu Recht die moderneren Interpretationen, die auf M.s differenzierte wenn auch typisierende Charakteristik einer stadtsprachlichen Form hinweisen (Schmidt 1987: 754). Wenn M. schon in Schlichtegrolls Nekrolog und dann durchgehend vorgehalten wird (z.B. auch von Geyer in der ADB), seine sprachwiss. Schriften hätten nur ihren Grund in der Praxis des Lehrers und ihren Zweck auch nur in diesen Zusammenhängen, so kann man an dem syntaktischen Ansatzpunkt, den er in der Unterscheidung von Akkusativ und Dativ wählt, sehen, daß diese Behauptung in gewisser Weise einen wahren Punkt trifft, damit aber nicht die gesamte Stellung von M.s Ausführungen erklären kann. Denn natürlich ist das Dativ/Akkusativ-Problem gerade als mtr-TOtcA-Problem für Sprecher des Berlinischen notorisch (vgl. Rosenberg 1986: 138, Schmidt 1987: 755). Wenn aber M. davon ausgehend auf die natürlichen Grundlagen der hier angelegten Unterscheidung zu sprechen kommt, dabei das ganze Kasussystem und seine syntaktische Einbettung einbegreift, führen die Ausführungen natürlich weit darüber hinaus, sie sind, wie man an den Sprachlehren sehen wird, tatsächlich auch nicht auf die Behandlung des Deutschen beschränkt. M.s Denken in diesem Bereich ist der Versuch, die Konzeption der rationalistischen Universalgrammatik sensualistisch, „natürlich" umzudenken. So spielt denn auch die Form das Akkusativs nur eine kurze Rolle in diesem - übrigens auch in Briefform verfaßten - Werk; zu recht betont M. vielmehr, daß man die eigentliche Bedeutung dieser Kasus erst in der paradigmatischen Opposition zu den anderen Kasus und der syntagmatischen Opposition im Satz erkennen könne. Und damit heißt die Frage eben im zweiten Briefe (S. 11-40) auch schon nicht mehr, warum man einmal mir und einmal mich sage, sondern warum man einmal ich, einmal mich und einmal mir sage - und zwar genau in dieser Reihenfolge, Im Nominativ steht „die Person oder Sache, wovon ich etwas sage" (S. 15), und das ist dann auch die Definition des Nomina-

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tivs - als Subjektkasus. Er führt dann aus, daß diese Fähigkeit des Nominativ zur Setzung ergänzt werden muß durch das Prädikat, um von dem Subjekt etwas zu reden (S. 18). Genauer wird die gängige Kopula - Prädikat Annahme (vgl. Eichlnger 1993) referiert. Von daher ausgehend werden zunächst die Verb a als „Zeitwörter" definiert (S. 25), die Nomina als „Nennwörter". „[...] was bloße abgesonderte Benennungen zu einer zusammenhängenden vernünftigen Rede, oder zu einem Urtheil macht, ist allemal ein Zeitwort; oder vielmehr das Urtheil oder die eigentliche Rede ist selbst in diesem Zeitworte enthalten." (S. 25) Der Bezug auf die Kopula-Theorie ermöglicht es zudem, die satzkonstituierende („Kopula") und die valenzielle {„Verbsemantik") voneinander zu trennen („In diesen Wörtern ist zweierlei enthalten: dasjenige nehmlich, was einer Person oder Sache zugeschrieben wird und das Wort seyn, welches anzeigt, daß es ihr wirklich zugeschrieben wird"). Die Semantik

macht schon die Verbindung zum Subjekt, die Kopula setzt die Aussage. Daher werden von der Verbsernantik und der durch sie gesteuerten Verteilung der syntaktischen Funktionen her auch die restlichen Kasus bestimmt. Der Akkusativ ist das direkte Objekt von Handlungsverben (S. 26), auch die präpositional regierten Akkusative werden über den Begriff des „Ziels", das sie ausdrückten, hier angeschlossen (S. 27), Daneben - und das wird am Nebeneinander von Direktionalergänzung und Lokalangabe erklärt - treten zu dem Verb bei insoweit stehenbleibender Rede Dinge, die nicht in dieser Weise „aus einander folgen, sondern die nur neben einander bestehen" (S. 27); sie nennt M. Adjekte (S. 28). Der Dativ wird dann als der Kasus für das „entferntere Ziel der Rede, welches sie erst mittels eines Objekts erreichen kann" (S. 34), nach seiner Funktion ist es Zweckwort; es ist formal gleich mit dem lokalen Adjunkt im Dativ. Die Kasus- und Satzgliedklassifikation sieht also insgesamt folgendermaßen aus;

Syntaktische Stellung Syntaktische Funktion Morphologische Form Subjekt Prädikat Objekt

Nennwort Zeitwort [seyn] [Ziel]

Nominativ

Z weck wo r t

Akkusativ mit Bindung [Piäp. mit Akkusativ] Dativ

Adjekt

[nebenherj

mit Bindung

Adjekt zum Nomen

Verkürzung

Genitiv

Bemerkenswert ist auf jeden Fall die Vermittlung von syntaktischer, semant. und textueller Funktion, die morph. Fragen werden eher zurückgestellt. M, hat hier offenbar Gedanken Girards weitergetragen [s. Forsgren 1985: 76ff.], es gibt Ähnlichkeiten mit —^Meiners Unterteilung. Erkennbar ist andrerseits eine tendenziell lokal istische Grundlage [s. Forsgren 1992: 183], der Versuch, den verschiedenen Kasus Gesamtfunktionen zuzuordnen, die nicht unmittelbar an der einzelsprachigen Form hangen. Eine gewisse Unklarheit herrscht im Bereich des Dativs; ein Symptom dafür ist die terminologische Lücke in

S at zse tn anti sc htextuelle Funktion 'wovon ich rede' 'was zugeschrieben wird' 'daß es zugeschrieben wird' 'das erste oder nächste Ziel' 'Bewegung' 'entfernteres Ziel', über Objekt erreichbar' 'Ruhe, Aufenthalt an einem Orte' 'ein Wort dem ändern gleichsam einverleibt'

der ersten Spalte der Tabelle. Die syntaktische Funktion von Rektion und Bindung (vgl, Weinrich 1993: 186ff,; Junktion) wird deutlich unterschieden, der Genitiv - in dieser Publikation eher beiläufig (vgl. S, 29) - wird als Attributkasus ausgesondert, als funktionales Analogon des prädikatbezogenen Adjekts [zu dessen Weiterleben in den praktischen Grammatiken des 19. Jhs. s. Forsgren 1992: 163 ff.] im Satz betrachtet. Die Stellung der verschiedenen Kasus zwischen ihrer möglicherweise kontextfreien Bedeutung und ihrer syntaktischen und durch die Verbsemantik bedingten Funktion ist in dieser Zeit

Moritz 205

im Gefolge von —»Adelungs gramm. Arbeiten ein wesentlicher Punkt der Diskussion (vgl. Naumann 1986: 211 ff,)- M. ist hier recht eigenständig, insofern er seine Beschreibung sehr weitgehend von der Vorgabe der lat. Grammatik löst (lediglich die Wortartenbegriffe Nomen und Verbiim zitiert er kurz). In der Unterscheidung zwischen Akkusativ und Dativ steht er durchaus in der Adelungschen Tradition, wenn er auch insgesamt syntaktischer orientiert scheint; besonders deutlich wird das bei seiner Behandlung des Genitivs als adnominalen Kasus mit der Funktion der Verkürzung als Analogen zum ebenfalls die Rede anhaltenden Adjekt. Hier ist er offenbar konsequenter und auch deutlich früher als der von Naumann (1986: 224) zitierte L. Hünerkoch, erreicht praktisch den dort Schmitthenner zugeschriebenen Zustand, Seine syntaktische Analyse versucht, dem natürlichen Aufbau der Rede zu folgen; Subjekt /ei» Freund

Prädikat Objekt berichtet einen traurigen in Vorfall Adjeki Zweckwort seinem Briefe mir

Die im Prädikat ausgedrückte Rede geht vom Subjekt aus, schließt das Adjekt „nur an sich an", eilt dem Objekt zu, und wenn das Ziel dort noch nicht gefunden ist, zürn Zweckwort weiter (S. 31). Im folgenden dritten Brief (S. 41-50) werden die getroffenen Unterscheidungen an Fehlerbeisptelen, die vor allem Berlinisches bringen, nochmals durchdiskutiert, bei Problemen (etwa zu mit Dativ und Richtung) wird auf später verwiesen. Der vierte Brief (S. 5173) widmet sich alsdann den Präpositionen, die von M. Bindungen genannt und also auch syntaktisch verstanden werden. Dabei zunächst der in den meisten Grammatiken der Zeit zu findenden Unterscheidung von für und vor, darauf den Präpositionen, die von seiner Kasustheorie her nicht den erwartbaren Kasus regieren. Danach geht es um den Genitiv, letztlich um die Kasusterminologie überhaupt. Dabei wird für gegenüber lokalem vor abgehoben (S. 54/55), durch auf seinen Richtungscharakter (also Akkusativrektion) hin untersucht. Bei aus und von wird die Kombination von Richtung und

Dativ aus der Ursprungsbedeutung erklärt: der Ursprung sei nicht das Objekt; das auch noch behandelte mit ist klassischer AdjektAnschluß; zu und nach werden von den normalen Direktionalia dadurch angehoben, daß hier mit der Richtung der Zweck verbunden sei; gezeigt wird das an Paaren wie tn die Kirche - nur Richtimg, zu der Kirche - Richtung und Zweck (S. 59-63). Auf den Genitiv zurückkommend will M. dann die ganzen klassischen Kasusnamen durch funktionale Prägungen ersetzen. Mit explizit textlinguistischer und syntaktischer Argumentation kommt er letztlich zu folgender Kasusliste: Subjekti vus [Nominativus] Objekti v us [Accusativus] Terminati v us [Dativ] Adjektivus [Bindung mit Accusativ; „Ablativ«] Contraktivus [Genitiv] Vokativus [Vokativ]

Die traditionellen Termini sind hier nur zur Verdeutlichung hinzugefügt. Bemerkenswert ist vor allem, wie der Genitiv als Zuordnung ohne Prädikation aus dem verbalen Bereich ausgeschieden wird [vgl. Eichinger 1993]. Bedeutsam ist auch, daß die morph. Form nur als eine Möglichkeit zur Identifizierung der verschiedenen Kasus neben der Stellung angesehen wird (S. 70 ff.), Daß beiläufig auch das Prädikat eine Kategorie Prädikativus zugeordnet bekommt, ist nicht sonderlich gut begründet, Der bei weitem längste fünfte Brief (S. 74168) gibt sich den Anschein, eine Reihe von Nachfragen des Briefpartners zu beantworten. Zunächst geht es um die Verben mit doppeltem Akkusativ (S. 75-81), die nur mit Dativobjekt (S. 82-97) und die unpersönlichen Verben vor allem vom Typ mich friert, mir gruselt (S. 97-130) - alles Fälle, die für seine Beschreibung von Akkusativ/Objektivus und Dativ/Terminativus kritisch sind. Im ersteren Fall ist M. selbst unsicher, generell hält er aber diese Verben für welche, bei denen die Person direkt angezielt wird und noch ein sachliches Objekt vorhanden ist. Von den nur den Dativ bzw. Terminally regierenden Verben heißt, es, sie bezeichneten mehr „einen wirksamen Zustand als wirkliche Hand-

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lungen" (S. 82), sie hätten daher zwar einen Zweck, aber keinen unmittelbaren Gegenstand, kein Ziel. Die relative Seltenheit unpersönlicher Verba begründet M. mit der Tendenz des sprechenden Menschen, die Nattir so weit wie möglich nach dem eigenen agentischen - Bilde sprachlich zu gestalten (S. 97 ff.). Des weiteren werden verschiedene Arten von Impersonalia unterschieden (S. 101 ff.). Auch hier geht es letztlich um den Wechsel von Akkusativ und Dativ in Fälle wie es AMMgsrt mich und es graut mir. Beim Akkusativ werde der Verbinhalt als eine Art Handlung verstanden, die auf die Person abziele, daher werde diese Konstruktion eher als Ausdruck einer heftigeren Empfindung verstanden (S. Hoff.), beim Dativ werde eine Art Zustand auf einen Zweck bezogen ist (S. 106); hier finden sich auch Bermerkurigen zu den unterschiedlichen Sichtweisen, die die verschiedenen Sprachen hier in unterschiedlichen Ausdrucksweisen erkennen lassen (S. 106). Nach der Diskussion einer größeren Anzahl von Beispielen wird schließlich eine Liste mit entsprechenden Konstruktionen aufgeführt (S. 139/40). Des weiteren wird im Rest des fünften Briefes von der Rektion der Präpositionen um, ohne, wider, gegen, gegtnuber, entgegen, außer nebst, seit (S. 131-164) und von dem Akkusativ der Zeit und des Raumes (S. 165-168) gehandelt. Bei den Präpositionen wird nach den Bedingungen der Kasuswahl gesucht, die sie mit den bisherigen Annahmen kompatibel machen, bei um z.B. sei die Bewegung um etwas herum grundlegend, die auch bei einem singularischen Subjekt möglich sei, daher werde auch der Zustand um als eine Art zielen auf das umrundete Objekt verstanden (S, 130-149). Von daher werden dann auch die abstrakteren Verwendungen der Präposition lokalistisch-natürlich erklärt. Ohne wird als komplexer Sonderfall der Verbindung von zwei Aussagen erklärt, was ohne von nicht mit trenne (S. 150-159), bei den nächsten vier Präpositionen wird akkusativische Objektsentgegensetzung und dativische Entgegensetzung im Ort als dem Zweck unterschieden (S. 159-163). Die restlichen Präpositionen werden als typische Adjekt-Fälle erklärt (S. 183164), Die adverbialen Akkusati ve werden als

Schaffung eines entsprechenden in der Seele vorgestellten Objekts angesehen {S. 164-167). Letztlich wird der Akkusativ der Präposition für davon hergeleitet, daß es aus einer Verwendung von vor mit Bewegung erklärt werden könne: was vor mich kommt, ist für mich (S. 167/68). Die folgenden Briefe haben, wie in der Übersicht schon zu sehen, allenfalls eine lose Verbindung mit bisherigen, insofern eben in dem Märkischen Dialekt auch die AkkusativDativ-Unterscheidung ein Problem darstellt (S. 171/72). Der siebte Brief (S. 169-178) stellt Überlegungen zur sprachlichen Schichtung und damit zusammenhängenden Normfragen an. M. stellt fest, daß Merkmale des Dialekts als der Redeweise „des gemeinen Volkes" (S. 173) nichts Fehlerhaftes an sich hätten, insofern sie in diesem System verwendet würden. Das Problem stelle sich dann, wenn bei der Orientierung an dem schriftsprachlichen Standard auch in der gesprochenen Rede Reste der dialektalen Grundlage erkennbar bleiben (S. 172/73). Dagegen sei anzugehen, urn vor allem auch den Ausländern, die Deutsch lernen wollten, eine Norm vorzugeben. Zu diesem Zweck empfielt M. in Anlehnung an Gedanken, die seit Leibniz populär waren, die Erstellung einer Akademie, die für diese Norm zuständig sein sollte, aber auch die Erforschung der Dialekte und die Überprüfung, wie sie dazu genutzt werden könnten, die Standardsprache anzureichern. Gerade zu Ende des 18. Jhs. war das ja z.B. zwischen -^Klopstock und —* Wieland umstritten. Im siebten Brief (S, 179-188} werden eine Reihe von Merkmale aufgezählt, wie sich niederdeutsche, oberdeutsche und die märkische Mundart beim Erlernen des Standards bemerkbar machen. Besonderer Wert wird auf die Unterscheidung von g u n d j bzw. auf die richtige Aussprache von sp und sk gelegt, wo M. die getrennte Artikulation für korrekt hält. Der achte Brief letztlich führt (S, 189-192) in zwei Wörterlisten ein, bei denen lautliche Besonderheiten (S. 193-198) bzw. verschiedene Arten von Einflüssen (S. 199-208) aus dem Dialekt Schwierigkeiten bei der Realisierung des Standard bereiten. Die bereits genannten beiden Gespräche illustrieren das karikierend.

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2.1.5. a) Deutsche Sprachlehre für die Damen. In Briefen (1782); b) Deutscht Sprachlehre, In Briefen ( a !791); c) 3 1794;d) 4 1806 Da diese Ausgabe am leichtesten zugänglich ist und die Veränderungen zu den anderen Auflagen minimal sind, wird im fügenden nach der Reprint-Ausgabe [d.h. c)] vorgegangen. M,s Deutsche Sprachlehre ist völlig identisch mit seiner Deutschen Sprachlehre für die Damen, nur durch unterschiedlichen Satz ergeben sich geringere Seitenzahlen. Es ließ sich im Text kein Hinweis finden, warum M. auf den Zusatz „für die Damen" verzichtet hat. Jördens (1811: 852) stellt dazu fest; „Da man dem Verfasser den Vorwurf gemacht hatte, daß seine Sprachlehre für Damen zu philosophisch sei, so ließ er bei [der] zweiten Auflage den Zusatz für Damen weg". Mit einem Gedicht „An die Sprache" (S. IIV) beginnt dieses wegen der Publikumsansprache (für die Damen) wohl bekannteste gramm. Werk M.s (vgl. Naumarm 1986: 69), gefolgt von einem PränumerantenVerzeichnis über immerhin 206 Bestellungen (S. V-XIV); dieser Anfang vermag zu exemplifizieren, was viele Beobachter an M, immer irritiert hat, die Verbindung der empfindsamen großen Seele mit den Bedürfnissen eines wohlverstanden bürgerlichen Hausvorstandes. Die scheinbar unzusammenhängenden Einzelheiten der Sprachlehre „in ein fortschreitendes zusammenhängendes Räsonnement zu verwandeln" (S. XV), das ist es, was M. vorhat. In fünfzehn Briefen und vielen Unterkapiteln wird das dargelegt [in der vorliegenden Ausgabe stimmt die Seitenzählung im Inhaltsverzeichnis {S. 547ff.) nicht mit der Zählung im Band überein]. Daß der Titel sich auf die Damen bezieht, muß eine Art Marketing-Grund haben, ansonsten unterscheidet sich dieses Buch in praktisch nichts von den im letzten Punkt behandelten Sprachlehren. Die Brieffiktion ist gewählt, um die Vorstellung des gleichzeitigen Ansprechens der empfindsamen Seele und der Vernunft einigermaßen realistisch aufrechterhalten zu können. Mehr noch trägt dazu bei, daß M. seine Behandlung von einem Geliert-Text ausgehend von der Stil-

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und Textebene bis zu den Einzelheiten der Schreibung und Aussprache hin hinabsteigen läßt, so daß er bis dahin hoffen kann, durch die Kenntnis der Zusammenhänge das Interesse auch für die Einzelheiten geweckt zu haben. Das Ausgehen vom Text ist außerordentlich überzeugend. Der erste Brief (S. 1-19) beginnt mit dem locus amoenus frühlingshafter Natur wie eine empfindsame Idylle, die Sprache wird als der Spiegel dieser strahlenden Natur eingeführt (S. 3). Der Witz der Sprachkenntnis sei es „durch die Sprache, welche ein Abdruck unsrer Seele ist, in unsre Seele selbst zu blicken" (S. 7); die Sprache sei nicht nur das Werkzeug des Denkens, setzt M, in vor-humboldtscher Erkenntnis dazu (vgl. Bahner/Neumann 1985: 79-81; das Humboldtartige des M.sehen Denkens betont auch Schmidt (1993)). Die Fiktion des erhaltenen Antwortbriefs ermöglicht es M. am Beginn des zweiten Briefes (S. 2037) darzulegen, wie durch die Sprache lebendige Bilder aus der Seele des Menschen geholt würden; anhand einer kurzen Geschichte, die sich durch alle gramm. Arbeiten M.s ziehen wird, von einem Knaben, der auf einen Baum steigt, von dort ins Wasser fällt und ertrinkt, wird gezeigt, wie die Sprache weitaus lebendiger sei als ein Bild, indem sie Mittel hat, diese Szene in Bewegung zu setzen. Die etwas krude Geschichte paßt gut zu den Fallstudien in M.s psychologischen Schriften, die ja ihrerseits auch eher Fiktionen von Fallstudien sind, was ihnen aber im Denken der Zeit eher höhere Authentizität zuordnen sollte (zu „modern" in dieser Hinsicht Ecker 1993). Im dritten Brief (S. 38-63) versucht M. dann seinen vorgestellten Lesern nahezubringen, wie man von der Kraft der Sprache, die lebendigsten Empfindungen auszulösen, zu den Gesetzmäßigkeiten der Sprache komme {S. 3641); als Grundkategorien für diesen Übergang ermittelt er Bildwort (—subst. Konkretum), Tonwort (Verb mit akustisch-sinnlicher Bedeutung), Empfindungswort (Verben für mentale Zustände), Verhältniswort (für Relationen) (S. 42/43), An einer Gessnerschen Idylle soll diesen Sachvcrhalten weiter nachgegangen werden. Die Sprache hilft uns, eine Art Theater in unserer Seele zu inszenieren: ,,der Vorhang wird aufgezogen, und das Schauspiel hebt an" (S.

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44). Und es beginnt eigentlich eine textgramm. Analyse eines Texts, der selbst erst sehr viel später ganz zitiert wird (S, 156/57). eine Analyse, die zeigen soll, wie die Sprache es macht, in unserer Seete die Bilder aufzubauen und zu einem funktionierenden Stück zusammenzusetzen. „Bei frühem Morgen" beginnt das besprochene Textstück und M. schildert eindrucksvoll einen thematischen Textanfang, der sich nur durch Bezug auf unser allgemeines Welt wissen rechtfertigt diese drei Funktionswörter riefen ein prototypisches oder stereotypes Bild von frühem Morgen auf (S. 45). Anschließend wird die Erwartungseröfihung durch den folgenden explizit als defmit gekennzeichneten Eigennamen nachgezeichnet („kam der arme Amyntas"; S. 47/48). Nachdem die drei Elemente des Satzes in ihre syntaktische Normalanordnung gebracht sind (S. 49/50), wird die satzkonstituierende, szenensetzende Kraft des Verbs besonders hervorgehoben: „Die Zeitwörter sind also eigentlich die Wörter, wodurch wir erst von denen Dingen wirklich reden, die wir mit den Nennwörtern blos benannt haben." (S. 51/52) Dabei betreffen Benennungen wie Zeitwort und Nennwort den Status der Wörter im gramm. Bau der Sprache („außer uns"; S. 53), Bennenungeri wie Bildwort, Tonwort, Empfindungswort „die Wirkungen, die durch dieselben in unsrer Seele hervorgebracht werden" (S. 52). Ein Zeitwort wie kommen sig-

Der Spitze eines Dinges Der Seite eines Dinges Des Fußes eines Dinges Aller auswendigen Seiten eines Dinges Aller inwendigen Seiten eines Dinges

nalisiert uns etwa in Opposition zu gehen Ursprungsorientierung (S. 54), das Tempus Präteritum signalisiere die Erwartung, daß sich eine Reihe von Handlungen („Bildern") nacheinander in unser Gedächtnis schiebe (S. 54), das Plusquamperfekt signalisiere Abgeschlossenheit einer davor liegenden Handlung, beim Perfekt andrerseits sei „weiter gar nichts zu erwarten" (S. 55). Die Fertigstellung des bisher untersuchten Textanfangssatzes („aus dem dichten Haine") wird aus der Verbsemantik (Ursprungsorientierung) erläutert, der bestimmte Artikel textlinguistisch interpretiert (S. 58/59), Die Spezifik der mit aus gemeinten Art der Bewegung von einem Ursprung her - etwa gegenüber von - führt zu einem anderen Schwerpunkt von M.s psychologischgrammatischen Überlegungen, der Bedeutung der Präpositionen, Er verweist dezidiert auf die Körperlichkeit (vgl. Bühler; Weinrich 1986), die die Grundlage der Bedeutung dieser Wörter bilde (S. 62). Der Kernbereich der entsprechenden Verhältnisse wird folgendermaßen gesehen (S. 63): Berührung Kopf auf Seite an Fuß unter

Veranlassung von von von

Die Übertragung diese Systems auf allgemeinere topologische Konstellationen wird dann gleich im folgenden vierten Brief (S. 64-89) vorgeführt (S. 67):

Berührung auf an unter um in

Die Besonderheit von m als der Präposition, die den höchsten Grad von Kontakt signalisiert, und die daraus folgende Sonderstellung von aus (gegen von) werden besonders hervorgehoben (S. 68/69). In Verfolgung des weiteren Satzes wird die Funktion des Plusquamperfekts (RelLefgebung; Hintergrund; S. 70-75) und des bestimmten und unbestimmten Artikels (S, 75/76) in ähnlichem Sinne erläutert, des weiteren geht es um die Sicht-

Annäherung über bei, neben unter

Annäherung über bei unter um in

Veranlassung von von von aus

weisen in bestimmten Wortbildungen (deverbale Abstrakta, S, 80-82) und genera verbi (Passiv, S. 83-84), letztlich wird die handlungstragende Rolle der Verben nochmals betont. Im fünften (S. 89-134) und sechsten (S. 135-159) Brief wird solcherart der weitere Text durchgegangen, und es wird erläutert, wie die gramm. Mittel im Hinblick auf ihre seelischen Wirkungen eingesetzt werden, Es geht dabei um Konjuiik-

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tionen (S. 89/90), die Wortarten im Hinblick auf ihre Wirkung (Empfindungswort, helfendes Bildwort, Verbaltnißwort S. 9093), die Rekurrenz und jeweilige Allgemeinheit von Benennungen (Eickbaum - Baum er; S. 94-98, S. 127ff.), die „Natürlichkeit", den ikonisrnus von Tonwörtern (S. 98-100), den Anthropozentrismus der Sprache u.a. in Personifikationen (S. 100-105; 113-114; 146-149), verbale Wortbildung (ent-, be-; S. 105/6), Subkiassifikation der Substantive (Massennornina, S. 106-108), nochmals die Reliefbildung durch die Vergangenheitstempora (S. 108-113), Sprecherbezug (S. 114-122 (schade); 140-146 (nein)), Modalverben und Tempora/Modi, Motiviertheit des Gebrauchs der unterschiedlichen Hilfszeitwörter (S. 122125; 135-140), Beschaffenheit^ und Eigenschaftswörter (— adverbialer und attributiver Gebrauch von Adjektiven (S. 130-134), die Kopula seyu (S. 149-155). Die von nun an folgenden Briefe versuchen die bisher am Textverlauf ermittelten Ergebnisse zu systematisieren. Dabei geht er im siebenten Brief (S. 160-180) davon aus, daß erst in der sprachlich festgemachten Betrachtimg die Dinge so richtig distinkt voneinander erscheinen (auch das ein Gedanke, der in die Humboldt-Richtung weist). Diese Überlegung wird auch aus der biblischen Schilderung in der Genesis gestützt. Dieser Typus von Räsonnement, der die gemeinsame Entwicklung von Sprach- und Denkfähigkeit betont, ist in der Umgebung Herderschen Denkens ja gerade en vogue (vgl. Boulby 1975), es findet etwa auch in der Kinderlogik, dem ABCBüchlein und dem Lesebuch seinen didaktischen Niederschlag (s. Eichinger 1993aund b). Der achte Brief (S. 180-222) dient dazu, eine ich lade ich spiele ich arbeite ich belohne

entsprechende Gliederung in der Struktur des Substantiv („Hauptwort")-Wortschatzes wiederzufinden. Es wird zunächst auf die Benenmmgsfunktion dieser Wortart nochmals hingewiesen - im Bilde eines Theaterstücks: „Lasen Sie also folgende Wörter einzeln Morgen Amyntas Hain [...] Heerde Götter, so hätten Sie gleichsam erst den Komödienzettel von dem Drama, das in Ihrer Vorstellung aufgeführt werden sollte," (S. 186) Als primär werden infolgedessen Konkreta („die wirklichen Dinge an und für sich selber" (S. 188)) angesehen, als sekundär Substantivierungen von Beziehungen („Beschaffenheiten oder Verhältnisse" (S. 189)), Innerhalb der Konkreta gibt es verschiedene Stufen der Generalisierung („die gebildeten oder organisierten und [...] die ungebildeten oder unorganisierten Gegenstände" (S. 193)): das entspricht im wesentlichen der Unterscheidung in Diskontinuativa und Kontinuativa. Relativ unverbunden wird dann davon gehandelt, daß in irgendeiner Weise wichtige Objekte Eigennamen bekämen, während man sonst mit den Appellativa auskommen müsse (S. 198-200). Anschließend geht es darum, daß substantivische Verbal abslrakta eine Generalisierungsleistung über einer Reihe verwandter Handlungen darstellten, denen dann ein Name gegeben werde. Dokumentiert wird das an vielen Belohnenshandlungen und der Ableitung Belohnung (S, 200-204). Die hierin steckende Transpositionsleistung in Bezug auf die Basis-Lexeme wird noch weiter ausgeführt, bei den Deverbalia relativ systematisch, wenn (S. 207) nebeneinandergestellt wird;

das Laden

die Ladung

das Spielen

-

die Last das Spiel

das Arbeiten

die Bearbeitung die Belohnung

die Arbeit der Lohn

das Belohnen

Hier ist die Struktur der entsprechenden Wortfamilien angemessen nachgezeichnet, wenn auch Einiges oberflächlich erscheint: so wird z.B. die Doppelheit von Spiel als nomen actionis und nomen acti nicht erkannt; an derselben Stelle wird bei arbeiten ausgewichen. Die Substantivierung wird dann in den Zu-

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sammenhang der bereits erwähnten Personalisierungstendenz gestellt. Der Grad der damit verbundenen Abstraktion aus den Relationen potentieller Handlungen wird dann bei einem abstrakteren Beispiel bis an die Komplexität von Wissenschaftstexten herangeführt (S, 210-222), Gelegenheit, das Verhältnis von

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Empfindung und Vernunft nochmals genauer zu klären. Als Beleg für diese Art von Abstraktion empfiehlt M. übrigens, „eine Seite in Mendelsohns philosophischen Schriften" (S. 222) zu lesen. Im neunten Brief (S. 223-267) werden Artikel, Pronomina, Nominalflexion und Präpositionen behandelt. Nach kurzen Hinweisen zur Funktion von bestimmten („ein Ding [.,.] außer uns, als wirklich vorzustellen" (S, 224)) und unbestimmten („einer Vorstellung in uns" (S. 225)) Artikel werden als ebenfalls textkohärenzherstellend Demonstrativ-, Personal- und Possessivpronomen angeführt (S, 226-230); im Zusammenhang der Personalpronomina wird vor allem auf Pcrsonalisierungstendenzen (auch S. 233-241) eingegangen. Damit in unmittelbarem Zusammenhang wird eine natürliche Grundlegung der Geimsverteilung beim deutschen Substantiv versucht (S. 230-233). Bei den Pronomina wird der rein pronominale Kern, wie er sich etwa in den Personaipronomma zeigt, durch das Vorelement dodet w- in jeweils andere Paradigma eingeordnet. Durch das d- (dieser) wird auf die Existenz in der Wirklichkeit verwiesen, durch das w- auf eine Beschaffenheit. Das gelte für relative wie interrogative Verwendungen gleichermaßen (S, 233-237). Der „Nahmen" (Substantiv; S. 242) eines Dinges „zeichnet erst den Umriß oder Figur desselben", erst durch das Beschaffenheitswort (adjektivisches Lexem) werde eine Textur zunehmend spezifischer Beschreibung ermöglicht; dabei stellten generellere Begriffe den „Grundfaden" (z.B. grün) dar, spezifischere den „Querfaden" (z.B. dunkel \ dunkelgrün). Hier wird wie in der modernen Textlinguistik auf das Bild der Textur beim Weben eines Stoffes zurückgegriffen. Dabei sieht M. die adverbiale und die unflektiert prädikative Verwendung, die er Beschaffenheitswort nennt, als die Basis an (vgl. Weinrich 1976: 229-231), durch die Flexion in der Nominalgruppe würden Eigenschaftswörter daraus; nur graduell davon unterschieden sind weitere Wortartwechsel, wie die Substantivierung. Die dadurch mögliche unterschiedliche Akzentuierung im Textverlauf wird ebenso betont wie die Un-

selbständigkeit der Vorstellungen, die die Adjektive auslösten (in der gewählten Theatermetaphorik: „was die Kleider ohne Personen sind" (S. 245)) (S. 241-250). Von der Beschreibung der Beschaffenheit der Dinge, um die es in der Rede geht, kommt M. auf die Bezeichnung und sprachliche Hypostasierung der weiteren Umstände einer Handlung, als dasind Zeit (S. 251/252) inclusive Iterativität und Ort (S. 252-255). Die lokalen Deiktika {fort} führen ihn dann zu „sprecherbezogenen" Umständen, die die ..Verhältnisse unserer Vorstellungen gegeneinander" (S. 255) darstellten und sich in verschiedenen Ausdrücken der Modalität spiegelten; von Satzadverbien und der Negation führt ihn hierbei die Argumentation zu den Modalverben (S. 256-258) und zu logischen Konjunktionen (S. 258-260). Nach einem an dieser Stelle weithin disfunktionalen Hinweis auf die Bedeutung der Kopula ist (S. 260/261) kommt M. über die Funktion der Nominalisierung, v.a. der Bildung von Verbalabstrakta als Handlungsnamen (S. 262-265) nochmals zur natürlichen Grundlegung des präpositionalen Systems in der Körperlichkeit des Menschen (S. 262-267). Ging es gerade um eine Art Wortartengrammatik von unten, so kommt M. im zehnten Brief „Von dem Bau der Rede" (S. 267-329) zu einer Wortartengrammatik von oben, die die syntaktische und textuelle Funktion der Einheiten zu Diskriminationskriterien nimmt und letztlich in einem gewissen Umfang zu einer funktionalistischen Parallel-Terminologie führt. Das beginnt mit der Bestimmung des Satzes ais etwas Zusammenhängendem aus einer oder mehreren Benennungen und dem Ausdruck des Zusammenhangs (der j.Hinandenkung") in der Kopula (S. 267-272), diese sprachliche Struktur wird mit Ober- und Unterordnungsstrukturen, die die Welt gliederten, in Verbindung gebracht; das sei die Verwebung der Logik in die Sprachlehre (S. 272-274). Die Zentralstellung der Kopula und - in der zu M.s Zeit gängigen Übertragung - der- Finitheit des Verbs wird dann weiter ausgeführt (S. 279-290):

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wovon wir reden

wodurch wir reden

worauf es übergeht

Benennung Nennwörter Grund der Rede der Mann der Mann

Rede Redewörter Rede schläft ichneidet flechte trug

äußerer Gegenstand Nennwörter Ziel der Rede

dabei in Gedanken haben innere Absicht Nennwörter Zweck der Rede

Stäbe Kränze die schweren Stabe

dir auf der Schulter

ich er

Modifikationen des Schemas sind denkbar; zum einen sind „Einschiebungen" vorzusehen, v.a. Satzadverbien und Partikeln, auch die Satznegation und Parenthesen; dann „Bindungen", d.h. Konjunktionen (S. 290-296). Im letzten Fall kommentiert M. selbst, daß er gelegentlich auch die Präpositionen „Bindungen" nennt (S. 297), was die Terminologie nicht unbedingt übersichtlicher macht. Zu recht wird von verschiedener Seite (HäckiBuhofer 1993; Schmidt 1993) darauf hingewiesen, daß M.s Behandlung der SatzGrund Er

Rede trug

erstes Ziel die Stäbe

Er

trug

die Stäbe

Gelegentlich schlägt die Präpositionalsemantik den Kasus-Wert: finales zu erzeugt die Kategorie Zweck, nicht Hinanfügung. Im Verlaufe des Diskurses wird deutlich - was ja auch durch die Them a-Rhema-ähnliche Terminologie schon angedeutet wird, daß hier aussageintentionelle Kriterien eine Rolle spielen, die prinzipiell an der Satzgrenze nicht halt machen. Die nach S. 308 eingebundende Übersichtstafel, die diese Untergliederung an dem Gessnerschen Idyllentext vorexerziert, ist bei Forsgren (1985: 77/78) abgedruckt. Auf dieser Basis werden Fälle von Pronominalisierung (S. 303) und Verdichtung besprochen: das betrifft vor allem den Fall des attributiven Genitivs - von den anderen Genitivresten ist nicht die Rede (vgl. S. 345/46 den Versuch, sie aus der attributiven Verwendung herzuleiten). Die Genitiv-Morphologie [das s] wird als Zeichen dafür gelesen, daß „ein für sich bestehendes Ding einem ändern einverleibt" (S310) wird, wobei eine „Reihe von Vorstellungen ausgelassen" (S. 310/11) sei; die Relation

211

gleichsam so nebenher Nebensache [Adverbien] Hinanfügung

adverbien und Modalwörter außerordentlich weit über die gängigen Sichtweisen seiner Zeit hinausweist, daß er einer funktionalen Interpretation dieser Elemente den Weg weist. Einer semantischen Deutung unterliegen auch die präpositionalen Phrasen; sie geht zunächst von der Ziel und Zweckbestimmung des Dativs und Akkusativs aus, so daß es auch „zweite Ziele" in (direktionaleri) akkusativischen Fügungen gibt, dativische Präpositionaifügungen In der Regel Hinanfügungen ergeben: zweites Ziel in das Haus (S. 291)

Hinanfügung

auf der Schulter (S, 287)

zum Bezugsnomen sei die der Erklärung (S. 312) (vgl. Eächinger 1992; bei der Darstellung in Forsgren 1985 wird der textuelle Aspekt vernachlässigt, wodurch auch die Mehrschächtigkeit der M.sehen Terminologie verwischt wird.) M. gebraucht das Wort Rede ambivalent: zumindest für das Prädikat und für den Zusammenhang, der den Satz zum Satz, aber auch den Text zum Text macht. Der einfache Satz wie die Periode unterschieden zwischen „Licht" und „Schatten", wobei den Schatten thematische bzw. den Hintergrund bildende Elemente einnähmen, im Lichte die rhematischen und den Vordergrund bildenden Elemente stünden (S. 316/ 17). Im Anschluß daran wird darüber räsoniert, daß die angenommenen syntaktischen Grundrelationen Grund, Rede, Zweck, Ziel, Hinanfügung, Einschiebung, Bindung und Erklärung/Eigenschaft sich auf alle Ebenen sprachlicher Äußerung anwenden ließen (S. 318328). Nach reichlich spekulativen Überlegungen, die dt. Silbenstruktur in dieser Weise

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(Endigungen) und die Präpositionen (Fügewörter). Da er die Flexion als Anpassung an die Funktion der einzelnen Lexeme versteht, werden hier die Wörter danach klassifiziert, in welche der genannten funktionalen Rollen sie eintreten. Es ergeben sich folgende Korrelationen zwischen funktional-syntaktischen Positionen und Wortarten des gerade beschriebenen Sinnes:

zu interpretieren - mit dem Initialkonsonanten als Grund, dem Vokal als Rede usw., was einen entfernt an —»Fuldas Überlegungen zu den Ursilben erinnern mag -, werden die satzförmigen Teile von Perioden entsprechend interpretiert und die Setzung von Satzzeichen („Unterscheidungszeichen") als Signal für diese Untergliederung gelesen. Unter den „Fugen der Rede", die M. im elften Brief (S. 329-368) behandelt, versteht er die Flexive Grund

Rede

Ziel

Grundwort

Redewort

Zielwort

Hinanfiigung Zweck- Nebenwort wort Zweck

SEinschie- Bindung Erklärung Fügung bung Zwischen- Bindewort Erklirungs- Fügewort won wort

gende Text im wesentlichen die Verbal isierung von Flexionstabellen darstellt, ist er als ein natürlicher Briefdiskurs außerordentlich schwer verständlich, Auf jeden Fall ist aber klar, daß nicht mehr als vier Kasusformen gebraucht werden, wobei durch die vorgängige syntaktisch-funktionale Analyse die Positionen des traditionellen Nominativs und Gcnitivs im Gesamtkasussystem relativiert und Präpositionen als Flexionsäquivalente eingebaut werden. Eigentlich hat man das M.sehe System wohl etwa so zu lesen (nach S. 330340):

Dabei sei das Grundwort wegen seiner Funktion auch formal nicht abhängig, tauche in der Neutralform auf (S. 334), das Bindewort stehe zwischen den verbundenen Elementen, das Zwischenwort ebenfalls außerhalb und das Fügewort leiste selbst die Verbindung, sie seien daher nicht flektierbar (S. 329-334). Es geht dann zunächst um die Flexion von Substantiv und Pronomina, Dabei wird die Substantivflexion im wesentlichen als eine Artikelflexion beschrieben, die ausgehend von der Grundwortform die Erklärung der anderen Positionen erlaubt. Da der fol-

Nennform Zielform Zweckform Präposition und Zweck Erklärungsform

Substantive Masculinum Grundwort

& Femininem Grundwort Zielwort

Pers.Pron.3 Neutrum

Pers.Pron.lfc2

Grundwort

Grundwort

Ziel wort

Zielwort Zweckwoit N ehe n wort

Zweckwort Nebenwort

Z weck wo r t Nebenwort

Zielwort Zweckwort Nebenwort

Erklirungswort

[wie Zweck]

Erkiärungswort

Erklärungswort

Was die Pluralbildung angeht, so konstatiert M. die Bedeutung der Kategorie der „Mehrheit", die sich in der Genusneutralisierung ebenso zeige wie in der Merkmalhaftigkeit der Form (Jedesmal durch eine Verlängerung des Worts" (S. 342)), er nennt die PJuralbildungsarten und hebt hervor, daß im Singular wie im Plural die /weck- bzw. Nebenform besonders hervorgehoben sei (S, 341), Anschließend kommt M. an dieser Stelle ohne starke systematische Anbindung darauf zu sprechen, daß das Zweckwort im Satze die Existenz eines Zielwortes voraussetze (S.

351 ff.), allerdings könne das auch lexemintern geregelt sein. In der Folge werden die Fälle einfacher Dativsetzung, des doppelten Akkusativs auch des adverbialen Akkusativs erläutert, genau in der Weise, die oben (5) dargelegt wurde. Ebenfalls wie oben werden dann zu Beginn des zwölften Briefes (S, 369-452) Fragen der unpersönlichen Verben und ihrer Rektion behandelt (S, 369-394); im wesentlichen gilt das auch von den Präpositionen (S, 395426); S. 421 verweist M. für ohne selbst auf seine früheren Ausführungen. Betont

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wird die Körperlichkeit als Grundlage für die Präpositionen; sie werden in einer Tabelle (nach S. 426) nochmals zusammengestellt.. Den Rest dieses Briefes geht es um die Verbflexion, zunächst um Person und Numerus, dann um Tempus und genus verbi; auch diese Ausführungen unterscheiden sich nicht von den oben und unten ausgeführten. Der dreizehnte Brief (S. 452-504) beginnt mit, einigen kursorischen Bemerkungen zu Laut und Silbe, am bemerkenswertesten daran sind einige Überlegungen zur Herkunft der Ableitungssuffixe aus selbständigen Wörtern (S. 456-458) und zur Strukturierung mittels des Wortakzents (S. 459). Ansonsten geht es um Schreibung und Aussprache: hier wird zunächst der kultureile Wert der Erfindung der Buchstabenschrift als Wiedergabe der Töne gewürdigt (S. 459-463). Auch die Erfindung der Buchstaben wird auf eine natürliche Grundlage gestellt: er sieht im o die gerundeten Lippen, in der Form des B die „sanftaufeinandergedrückten Lippen" (S. 464). Und wie oben schon angedeutet, will er dann darlegen, daß durch alle Ebenen der Sprache dasselbe Strukturierungsprinzip herrsche: die Konsonanten seien den Nennwörtern zu vergleichen, sie würden erst durch die weiterklingenden Vokale in ein sinnvolles Verhältnis gesetzt, wie die Nennwörter durch die Rede worter (S. 464-467). Dann werden die Laute artikulatorisch charakterisiert, als erstes die Vokale (S. 467-470), dann die Konsonanten (S, 470), die in Lippen-, Gaumen- und Zungenlaute untergliedert werden (S. 470). Eine versuchte Natürlic.hkeitsinterpretation der Anordnung des Alphabets führt nicht sehr weit (S. 470/71), anschließend werden Problemfälle der Laut-Bedeutungszuordnung besprochen (S. 471-473). Zu recht wird aber auch im Hinblick auf die engl. und frz. Orthographie festgestellt, daß Schriftsprachen nicht nur nach ihrer Korrelation mit der Aussprache zu beurteilen sind (S. 474). Im folgenden gibt M. eine Übersicht über den ,,Gebrauch" (S. 475), die sich nicht von der Darstellung in der Rechtschreibung unterscheidet. Diese Übersicht umfaßt neben dem Rest des dreizehnten (S. 475-504), wo die Vokalfragen behandelt werden, auch den vierzehnten Brief {S. 504-537), der den Konsonanten gewidmet ist. Im fünfzehnten

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Brief (S, 537-546) wird anhand der Wörter mit k und / eine lautsymbolische Konzeption entwickelt, die eine natürliche LautBedeutungszuordnung erlaubte; diese Zuordnungen seien allerdings durch die Entwicklung der Sprachen verdunkelt. 2.1,6. Vom richtigen devischen Ausdruck (1792) Enthält eine gramm. Darstellung des Deutschen im Sinne der M.sehen Sprachlehre und ein Kondensat einer Prosodie. Im Vorwurf verficht er explizit das aufklärerische Postulat, „die Regeln des deutschen Ausdrucks [...] mit eigenem Nachdenken [...] gewissermaaßen [...] sich selbst zu bilden, statt sie auswendig zu lernen" (S. I), eine Position, die bekanntermaßen der historischen Memoria-Kunst den Garaus gemacht hat. Demgemäß beginnt das Werk auch mit Überlegungen, wie man über die eigene Sprache nachdenken solle (S. 1/2); die „Notwendigkeit des richtigen Ausdrucks" (S, 2/3) macht M. an der intuitiven Einsicht der Wichtigkeit der Unterscheidung von mir und mich deutlich. Das nächste Kapitel handeit von der „Eintheilung der menschlichen Rede" (S. 4/5), dem Benennen im Subjekt und dem Reden davon irn Prädikat. Mit ähnlichen Beispielen, ja teilweise in der gleichen Formulierung wie in den anderen gramm. Schriften wird dann der Nominativ (S. 5-7) als Subjektskasus und in seiner syntaktischen Eigenständigkeit eingeführt. Anschließend der „Gegenstand der Handlung" (S. 7-9) im Akkusativ/Objekt, dem Gegenstand von Handlungsverben, [eigene Terminologie aufgegeben?] Gleich anschließend wird der Richtungsakkusativ „in so fern das Ziel, wohin eine Bewegung gerichtet ist, gedacht wird" (S. 9-11) behandelt und vorläufig vorn präpositionalen Dativ des unbeteiligten Danebenstellens unterschieden. Der Dativ „Zweck der Handlung" (S. 12-14) wird in seiner Funktion als Bezeichnung des - indirekten - Zwecks eingeführt. Danach wird die Verbindung zur präpositionalen Dativ-Verwendung in der „Hinanfügung" (S. 14-17) gezogen, solcherart die doppelte Dativ- der Akkusativfunktion gegenübergestellt. Nach einem kurzen Beispiel zu den Pronomina {S. 17/18) wird die „Darstellung von dem Bau der Rede" (S. 18-20) zusammengefaßt: die Termini lauten in dieser Publikation folgendermaßen:

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Subjekt oder Nominativ Prädikat oder Verbum Objekt oder Akkusativ Z weck wort oder Dativ Hirianfügung oder Dativ

In der Folge werden die aus den anderen Publikationen bekannten Zweifelsfälle von Präpositionen beschrieben und in seine Kasus -Verteilung integriert (S. 20-17) (um, durch, für, ohne, gegen, wider), es folgen die gewohnten Ausführungen zu „nur Dativ" (von, aus, mit) (S, 27/29) (neben, nebsi, mit) (S. 30/31) (nach, zu) (S. 31-33). Anschließend wird in einer Liste (S. 34/35) und kurzen Ausführungen (S. 35/36) der Wechsel von Akkusati v: Bewegung und Dativ:Ruhe bei den üblichen lokalen Präpositionen erläutert. S. 36-40 geht es in üblicher Weise über für und vor (getrennt, für aus vor hergeleitet, jetzt nur vor normal lokal), lang wird dann M,s o/me-Modell dargelegt (S. 40-52). In den folgenden Absätzen, die wie schon bisher unhierarchisiert als einzelne Kapitelchcn aufeinander folgen, geht es um die Morphologie und ihren syntaktischen Zusammenhang. Im ersten Unterkapitel „Von den Fugen der Rede" (S. 53-95) werden die Begriffe der Endigung (Flexion) und Fugen (= Endigungen+Präpositionen) eingeführt. Anschließend beschreibt er ein funktionales Wortartensystem aus: Grundwort Redewort Zielwort Zweckwort Nebenwort (als Hinanfügung) Zwischenwort (als Hinanfügung; etwa Satznegation, Satzadverbien) Bindewort (bei Bindung; Konjunktion, Adverb, Inflexibilia) Erklärungswort (Genitivattribute o.a.) Fügewort (Präposition) (S. 53-56)

Danach geht es urn die Flexion der Substantive, bei denen sich ja durch die Flexion die aufgestellten Kategorien verändern und die M. ebenfalls wie in den früheren Schriften großenteils als Artikelflexion beschreibt (S. 57). Zunächst geht es um Genus und die genannten „KasusWortarten" (S, 58-60), dann um die Numerusbiidung {S. 60-67); das

Ganze ist wenig übersichtlich, da es sofort in die Textbeispiele eingebettet ist. Logischerweise greift er dann auf die vom Verb ausgehende Satzkonstitution aus; es werden die einwertigen Verben und die auch sonst diskutierten Dativ-Akkusativ-Kombinationen bzw. das Einzelauftreten v,a. des Dativ diskutiert und auf die Verbsemantik zurückgeführt; letztlich geht es auch um die doppelten Akkusati ve und temporale und lokale Akkusative (S. 67-79). S. 79-95 werden die Impersonalia in der bei M. üblichen Weise behandelt. Anschließend geht es in „Von den Fugen des Zeitworts" (S. 95-110) um die verbale Flexion. Bemerkenswert ist hier, daß die Personenflexion in ihrem AufTälligkeitsgrad natürlich interpretiert wird. Die Partnerflexion im Du wird daher am deutlichsten signalisiert, da es hier »m die Kennzeichnung des deutlich getrennten Agens o.a. gehe (S. 95/96); das -si signalisiere gleichzeitig „Wirklichkeit", die dann beim Imperativ wegfalle. Die -i-Endung der dritten Person sei deswegen schwächer, da hier keine Person angeredet, sondern nur über säe geredet werde, auch das-i signalisiere aber immerhin die Wirklichkeit. Bei ich brauche es diese Signalisierung nicht, so daß M. die l.Ps.Sg. sogar als Form mit Weglassung des Infinitiv-n betrachtet. Im Plural gilt eine Vereinheitlichung, da „der Begriff von der Mehrheit gern die übrigen Begriffe zu verdrängen pflegt" (S. 97). Analog werden die Tempora („dem Begriffe der Zeit" (S. 98)) behandelt; zunächst geht es urn die Vergangenheit, deren „kiinstiich[e] und regelmäßigfe]" (S, 99) schwache Bildung und dann die starke („weit natürlicher und ausdrucksvoller" (S. 99)) mit lautsymbolischer Deutung (tiefere Vokale weiter entfernt), die dann allerdings zu Deutungen analog der Markierungsumkehrung moderner Natürlichkeitstheorien zwingt (S. 99/100). Üie Endungslosigkeit der 3.Ps.Sg. irn Prät, wird mit dem geringeren Wirkjichkeitsgrad der Vergangenheit erklärt (S. 98) und Beziehungen zum Zusammenfall des Konj. II und des Prät. bei den schwachen Verben gezogen (S. 100). Das Präteriturn wird alsdann als die Zeit charakterisiert, die die Abfolge von Handlungen als ein kontinuierliches Nacheinander darstellt; „weil die Folge der Dinge in der Welt einen so festen Zusammenhang hat,

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wie die Glieder einer Kette, wo sich immer eins in das andre schließt" (S. 101); entsprechend gebe es in der Seele einen gleitenden Übergang, den das Präteritum als „unmittelbare" (S. 102) Vergangenheit darstelle. „Wollen wir uns aber desohngeachtet das Vergangene als ganz vollendet denken, so müssen wir dieses mittelbar thun, indem wir zu den Begriffen von seyn oder haben unsre Zuflucht nehmen, die wir uns vorher als gegenwärtig gedacht haben müssen, um zu dem Begriffe von der gänzlichen Vergangenheit zu gelangen." (S. 102) Das Haben und das Seyn unterscheiden sich dann als dem Menschen äußerliche oder innerliche Zuordnung (vgl, Eichinger 1994). Die Vollständigkeit der Handlung wird nach M. durch die Silbe ge- des Part. II ausgedrückt „als etwas, das seine Endschaft erreicht hat" (S. 104); anschließend wird die Relativität des Plusquamperfekts angedeutet. Analog wird dann das Futur aus dem „Werden oder Entstehen" (S. 104), das „wirklich und gegenwärtig" gesetzt wird, in Verbindung mit einem wirklichkeitsmäßig indifferenten Verbalsubstantiv, dem Infinitiv, erklärt, der Konj. II mit würde als eine weitere „Verunsicherung" dazu. Da werden auch eine Untätigkeit zulasse, wird anschließend auch das Passiv in diese Interpretation einbezogen, wobei die Handlung als bereits abgeschlossen gedacht wird (S, 105). In konsequenter Weiterführung der Idee, die analytischen Verbformen von der Semantik der Hilfsverben und der Form der Verbalsubstantive zu erklären, wird auch die Verwendung von haben und seyn als tempusbildende Hilfsverben mit dem stärkeren bzw. schwächeren Handlungscharakter der Verben in Verbindung gebracht. Es wird auch der Übergang des Part. II zum Adjektiv besprochen (S, 108) mit Überleitung auf seine attributive Verwendung, die also als abgeleitet dargestellt wird. Mit der Behandlung der satz- und textbildenden Kraft der Sprache (S. 110-118) endet dieser morphologisch-syntaktische Teil; hier wird kurz am selben Beispiel wie in den Sprachlehren (Knabe Baum klettern herunter füllen ertrinken) im wesentlichen die Kraft der Sprache gezeigt, über das Verb syntaktischtextuellen Konnex herzustellen, das menschliche Kulturwissen zu aktivieren.

Anschließend geht es in die äußerlich formaleren Bereiche der Sprachlehre, zunächst die Interpunktion in ihrer syntaktischen Funktion (S. 118-123). Hier werden Komma- für syntaktische Trennung mit Bindung -, Punkt für syntaktische Trennung ohne Bindung -, das Semikolon als gruppenbildendes Element der Komma-Ebene, das Kolon (Doppelpunkt) als Ordnungssymbol der nächsthöheren Ebene aufgeführt (noch unter dem Punkt). Des weiteren wird das Ausrufezeichen und das Fragezeichen in seiner pragmatischen Funktion und das Einschiebungszeichen (Gedankenstriche) erläutert. Im nächsten Kapitel „Besondre Regeln von der Interpunktion" (S. 123-135) wird die Verwendung dieser Zeichen in der auch sonst bei M, üblichen Weise subklassifiziert. Auch das Kapitel „Von der Aussprache und Rechtschreibung" (S. 135-174) enthält die auch sonst von M. behandelten Punkte, zunächst der Vokalschreibung (S, 153) mit Schwerpunkt Systematisierung der Dehnungsschreibung und dann der Konsonantenschreibung. Den Rest des Buches macht eine Zusammenfassung der Prosodie aus (S, 175ff.), die je Länger je mehr in eine Prosastilistik übergeht (etwa ab S. 225), wo dann der jeweilige Schwerewert der verschiedenen Wortarten zueinander je nach ihrem syntaktischen Wert und der Aussageintention miteinander verrechnet werden, um zu einem natürlichen Ausdruck zu kommen, Fragen der Prosodie werden natürlich ausführlicher erörtert in M,s einschlägigem Werk von 1786 (Versuch einer deutschen Prosodie), wo gezeigt wird, „in wie fern diese Regeln in der Natur und dem Bau unserer Sprache gegründet sind" (JOrdens 1811: 858). Sprachwissenschaftlich am bedeutendsten ist daran sicherlich, daß den einzelnen Wortarten eine bestimmte Schwere, ein bestimmtes Gewicht zugewiesen wird, nach dem sich die Betonungsverhältnisse richtetenAuch hier wird allerdings gelegentlich deutlich, für wie grundlegend M. die lokalistische Orientierung des Deutschen hält; „Es ist merkwürdig, daß in unsrcr Sprache die Präposition sehr oft zum Hauptbegriffe erhoben, und die Haupthegriffe zu bloßen Modifikationen erniedrigt werden, als Vorschlag - ·—-, wo das schlag, welches doch einen bestimmten und individuellen Begriff

216 Moritz

in sich faßt, zur Modifikation eines allgemeinen Begriffs gemacht wird," ( Versuck 1786: 162) Goethe (30, S. 248) äußert sich außerordentlich lobend über M,s Versuch. 2.1.7. Über die Bildsamkeit der deutschen Sprache (1792/93) Diese Akadcrnierede handelt von den Möglichkeiten des Deutschen, durch den Rückgriff auf altertümliche Ausdrücke und durch die Möglichkeiten der Wortbildung seine Eigenständigkeit zu wahren und Fremdes abzuwehren. Dazu werden - ausgehend von einer positiven Bewertung der -^Campescben Vcrdeutschungsversuche - zunächst die Schwierigkeiten der Integration l at, Wortguts ins Deutsche aufgewiesen. Die hist. Beschränkungen dieses Arguments zeigen sich an den Beispielen: das Verb und die Verben statt, das Verbvm und die Verbu sei „eine gezwungene Biegung" (S. 169); wenn man statt iren -ieren schriebe, erhielte „die Schrift ein eben so seltsames buntes Ansehen, wie die Sprache" (ebd.). Für den erfolgreichen Ausbau mit dt, Mitteln nennt er „die Wolfschen Schriften", also den Signalnamcn für die aufklärerisch-bürgerliche Emanzipation der dt. Wissenschaftssprache (vgl. Blackall 1966: 170). Dazu paßt auch, daß er vom „Fache der Staatsschriften" als „einem der wichtigen Fächer" (S. 170) spricht: bei ihrem terminologischen Ausbau habe sich der Rückgriff auf „altdeutsche Wörter von echtem Gepräge1' (S. 170) ebenso bewährt wie die Bildung von Substantivkomposita, „wodurch ein Begriff bis in seine kleinsten Bestandteile auf das genaueste und bestimmteste bezeichnet werden kann" (S. 171), 2.1.8. Nachricht über die akademische Deputation (1792); Über die bisherigen Beschäftigungen (1792) Vorn Kurator der Berliner Akademie, Ewald von —* Hertzberg, wurde unter expliziter Berufung auf Leibnizens Ideen ein engerer Zusammenschluß der an Problemen der Sprache interessierten Mitglieder zu einer Deputation der Kultur der vaterländischen Sprache organisiert [vgl. den entsprechenden Hinweise M.s im grammatischen Wörterbuch s.u,]. M. gibt in der Deutschen Monatsschrift zunächst einen kürzeren (Nachrichten) und dann einen ausführlicheren Bericht (Über die ...) über

ihre Tätigkeit. 1794 und 1796 werden die entsprechenden Beiträge zusammengefaßt erscheinen (aufgezählt bei Schmidt 1987). In der Zusammenfassung von 1792 werden nach einem Bericht über die bisherige Tätigkeit der genannten Deputation (u.a. Beiträge von Hertzberg, —»Ramler, —* Engel, —fMeierotto, —>Burja, —»Gedike) von M. verschiedene Verdcutschungsvorschlage Campes diskutiert, wobei neben Fragen der Analogie der neuen deutschen Bildungen v.a. die Frage des Eigenwerts der Fremdwörter gestellt und häufig bejaht wird. Genaueres zu den sprachenpolitischen und sprachpad. Initiativen im Zusammenhang dieser Akademieinitiative findet sich bei Schmidt (1987: 746ff.). Ausführlich werden diese Aktionen und auch ihre wissenschaftspolitischen Folgen bis in die Gründungsphase der professionellen Germanistik im frühen 19. Jh. hinein auch bei Bahner/Neumann (1985: 66ff.) besprochen, wo etwa auf von der Hagens oder —^Heinsius' Bezugnahme auf diesen Zusammenschluß verwiesen wird. Bemerkenswert ist bei beiden Behandlungen, daß auch sie noch versuchen, über den offenkundigen Widerspruch zwischen der Französischsprachigkejt der preußischen Staatsführung und die der Ausbildung des Deutschen dienenden Akademieaktivitäten ausgleichend hinwegzukommen. Wenn im selben Kontext M.s an verschiedenen Stellen zu findende Ausführungen zur Berechtigung des Rückgriffs auf regionale und historische Formen, die zweifellos anf Leibniz und Herder (Bahncr/Neumann 1985: 73/74) bzw. wohl auch auf das in ihrem Gefolge popularisierte Gedankengut zurückgehen, zum Anlaß genommen werden, hier den vom Volke getragenen Weltgeist am Werke zu sehen, so sind hier zweifellos spezifische Interessen der Wissenschaftsgeschichtsschreibung mit Händen zu greifen. Rechtgeben wird man ihnen aber darin, daß M,s Beiträge sichtlich am weitesten in ein neues klassisches Konzept eines emanzipierten Bürgertums und seiner sprachlichen Ansprüche eingedrungen sind. Seine sowohl kritische, selbst- und ästhetisch bewußte Haltung wird bei der Beschäftigung mit der jeweils gleichzeitigen Sprache länger nicht mehr erreicht werden.

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2.2. Die lexikalischen Schriften Grammatisches Wörterbuch der deutschen Sprache (1793) Entgegen den vereinfachenden Angaben in der Widmung an die Zarin Katharina die Große in Band I, in der M. feststellt, Ziel sei, „die deutsche Sprache von unnöthigem fremdem Zusätze zu säubern, und sie in ihrer ursprünglichen Kraft und Reinigkeit aufzustellen" (o.S.), handelt es sich in Wirklichkeit bei weitem nicht nur um ein Verdeutschungswörterbuch. Das Wörterbuch enthalt einerseits mehr, nämlich die Grundlagen gramm. Beschreibung auf die entsprechenden Stichwörter aufgeteilt, und andrerseits Differenzierteres: die Einträge zur Beurteilung fremden Wortguts wägen sehr genau ab, wie nützlich, analogisch, vermeidbar das jeweilige Wort sei. Erst die biedereren Fortsetzer (Johann Ernst Stutz in Band 2. Balthasar Stenzel in Band 3 und Johann Christoph —* Voll beding in Band 4), deren Teil im Stichwort Derivation einsetzt, vereinfachen deutlich in dieser Hinsicht. An gramm. Stich Wörtern [einige ganz kurze Einträge sind nicht berücksichtigt] enthält der erste Band: Accent (S. 12-28), Accusativ (S. 31-40), Activum (S, 46-67), Adverbium S. 69-96), Alphabet (S. 100-110), Analogie (S, 117-122), Artikel (S. 129-153), Colon (S. 188-190), Comma (S. 191-194), Conjugation (S. 198-276 [!]), Conjunktion (S. 276-280), Consonant (S. 282-283), Construction (S. 283-295); der zweite Band: Dativ (S. 3-17), Deklination (S. 20-31), Derivation (S. 36-59). Inhaltlich bieten die Artikel die Information, die M. zu den entsprechenden Themen auch in seinen anderen Werken liefert. Allerdings werden auch Dinge behandelt, die seine sonstigen Schriften nicht enthalten, so bieten die Einträge zu Conjugation und Deklination Flexionsparadigmata und - beim Verb - Wortlisten zu starkem (unregelmäßige Verba S. 215 ff.) und schwachem (regelmäßige Conjugation S. 208 ff.) Gebrauch und zur Perfektbildung mit sein oder halten. Die Flexionstypen sind von Adelung übernommen, ebenso die mnemotechnischen Benennungen für die Fiexionstypen beim starken Verb (s. Schmidt 1993: 104), wo ein Wort gewählt

wird, dessen Vokalfolge der von Infinitiv, Partizip H und Präteritum der entsprechenden Verbklasse entspricht (z.B. falten - gefallen fiel = PARADIES) [dieses Vorgehen wurde in Weinrich 1993 wieder aufgegriffen]. In den Artikeln, die etwas besprechen, was M. auch sonst behandelt, geht die Parallelität bis in die Beispiele hinein. So wird etwa die Funktion des Akkusativs folgendermaßen eingeführt: „Heißt es also: Der Mann schneidet sich Stäbe; so ist schneidet die Handlung, Mann das handelnde Wesen, Stäbe der Gegenstand, und sich der Zweck der Handlung; dieser Zweck nun heißt in der Grammatik Dativ, so wie der Gegenstand Akkusativ." (S. 33) Die Parallelen zu den sonstigen Behandlungen sind offenkundig. Ausführlicher als sonst ist das Stichwort der Analogie behandelt, bei dem es vor allem um die Beurteilung neuer Wörter geht. Hier habe man unter Analogie das Vorgehen nach „MusterWortbildungen" (S. 118) zu verstehen; relativierend werden als weitere Beurteilungskriterien „Sprachgebrauch", „Abstammung" und „Wohllaut" eingeführt (S. 120). Bei einer kritischen Wertschätzung des Sprachgebrauchs trifft er sich mit Adelung, den er an dieser Stelle (S. 120/121) ausführlich zitiert. Abschließend (S, 121/122) wird der alte Leibnizsche Plan einer Akademie wieder eingefordert. „Dieser Wunsch [sei] nun durch die patriotischen Bemühungen des Königlichen Staatsministers Grafen von Herzberg, als Kurators der Akademie der Wissenschaften in Berlin, zum Theil schon in Erfüllung gegangen". Das Stichwort Derivation, ebenfalls der Wortbildung gewidmet und nach M.s Material zusammengestellt, ist eine relativ enttäuschende Suffix [Nachsilben]- und Präfix [Vorsilben]Zusammenstellung mit wenig durchschlagender semantischer Erklärung. Der eigentliche Wortschatzteil bietet Überlegungen, wie wir sie etwa aus —fGottscheds Synonymik kennen, es geht bis auf Ausnahmen - etwa die von M, immer behandelten Präpositionen [z.B. an S, 116/117, auf S, 156158, aus S. 158, bei S. 166] - um fremden Wortschatz und wie man sich zu ihm steilen solle. Hier zeigt sich vor allem in Auseinandersetzung mit Vorschlägen Campes M.s gutes sprachliches Auge, sein Sprachgefühl.

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Er erwägt auch durchaus eine Reihe von Kriterien der Beurteilung solcher Falle. Wesentliche Kriterien sind für ihn Fachsprachiichkeit, stilistische Angemessenheit, besonderer Ausdruckswert, Üblichkeit sowie ästhetische Angemessenheit. Das Verdikt aufgrund des letzten Kriteriums (..abgeschmackt", „ungereimt", „Sprechunart" heißen entsprechende Qualifikationen) ist oft schwer rationalisierbar, von der weiteren Entwicklung her gesehen, ist M.s Bewertung offenbar häufig von der Sprechergemeinschaft geteilt worden. Es trifft u.a. die folgenden Lexeme; abomtnabel (S. 8), acceptabei (S. 28), accommodteren, sick (S. 30), accordiercn (S. 31), Adhärent (S. 46), A fin (S. 97), Amateur (S. 111), Ameublemcnt (S. 112), amikabel (ebd.), animiren (S. 123), A peu pres (S. 125), inhaftiren [!] (S. 129), Boniteur (S. 170), Cafctiere (S. 177), Cajoiiercn (S. 177), Capaczie (S. 180), Ckangiren (S. 183), Chargiren (ebd.), kommode ('bequem'; S. 195), Connoissance (S. 281), conserviren (S. 282) usw. Für „entbehrlich", da es eine entsprechende an alogische und mehr oder minder eingebürgerte Verdeutschung gebe, hält M.: Academician (S. 12), accidentieU (S. 29), accompagnieren (S. 30), Accoucheur (S. 31), acquiesciren (S. 40/41), Act (S. 41), Acitur (S. 42), Activttät (ebd.), Aktnze (S. 46), admimstrirtn (S. 68), Addresse (S. 69), Affektation (S. 97), affirmativ (ebd.), Agrikultur (S. 98), alterniren (S. 111), Ambassadevr (ebd.), Animosität (S. 124), Annahn (ebd.), Antagonist (ebd.), Antichamber (ebd.), anticipiren (ebd.), applikabel (S. 126), Applikation (ebd.), appwyieren (S, 127), Arrangement (S. 129), auiorisirtn (S. 160), badiniren (S. 163), Be.nediktion (S, 167), Bonhomtme (S. 170), Bouillon (S. 171), caduc (S. 177), Cakier (ebd.), capabel (S. 180), celcbriren (S. 183), choisiren (S. 186), civilisirtn (S. 187), Commiseration (S. 194), complaisant (S. 196), conniviren (S. 281), consequent (S. 281) usw. Die Feindbilder und damit auch die eigenen Ideale sind schon an diesen Listen sichtbar; es ist die französisch geprägte Konversation der auch in den Alltag eingedrungenen feudalen Tradition, und es ist die Hermetik kanzleisprachlicher Praxis, die den Gegenpol zu einer natürlichen, deutsch-analogischen,

bürgerlichen und deutlichen Ausdrucksweise bilden. Fachsprachliche und anderswie terminologisierte sowie aus verschiedenen Gründen weithin eingebürgerte Formen („der deutschen Sprache einverleibt") ohne stilistische Auffälligkeiten verfallen logischerweise nicht diesem Verdikt: Absolution (S, 10; „wie ein technischer oder vielmehr geweihter Ausdruck' 1 ); Advokat (S. 96; „zu allgemein angenommen"); Almanack (S. 100; „der deutschen Sprache einverleibt"); Amnestie (S- 112; „Verdeutschungen [...] erschöpfen [...] den Sinn desselben nicht ganz"); Anarchie (S. 122); animalisch (S. 123; nicht angemessen übersetzbar); appelliren (S, 126; „irn juristischen Ausdruck"); appiaudiren (S. 126; „kein ausdrucksvolleres deutsches Wort"); Assemble (S. 154; „weil der Ausdruck so wie die Sache gleichmäßig fremden Ursprungs sind"); Ball (S. 163; „das deutsche Bürgerrecht erhalten"); Bibliothek (S. 168; „[Büchersaal] würde geziert klingen") usw. Die Listen der Übertragungsvorschläge andererseits geben einen Eindruck davon, daß die Zeit eine Notwendigkeit der lexikalischen Bereicherung aus eigenen Mitteln sah. Nicht umsonst wird auch im Analogiekapitel die Kompositionsfähigkeit des Deutschen besonders hervorgehoben. Positiv bewertet bzw. eigene Vorschläge sind: annehmenswert (acceptabei; S. 28); Zuruf (Acclamation; S.30); sich danach bequemen/ schicken (accomodieren; S. 30); übereinstimmen (accardiren; S. 31); Geburtshelfer (Accoucheur; S. 31); Aufzug (Act; S. 41); Schauspieler (Actcur; S. 42); verwalten (admimstriren; S. 68); Anwald [!] (Advokat; S. 96); Wechselfall (nach Campe [„nicht unglücklich"] für Alternative; S. 110/111); Hausrath (Ameiiblement; S, 112); Dienstalter (Anciennete; S. 123); auf muntern/anreize n (animiren; S. 123/24); anwendbar (applicabel; S. 126); folgerecht (nach Campe [„gänzlich übertragen"]; consequent; S. 281) usw. Verbesserungen schlägt er selbst vor bei; Schattengang (statt Baumschnur für Allee; S. 100); Kircheniisch (statt Opfertisch für Altar in der reformierten Kirche; S. 110); belustigen/ergötzen (statt cntweilen für amiisiren; S, 115/116); sich auf etwas stützen (statt

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auf etwas drücken für appuytren; S. 127); Rotte {statt Spießgesellschaft für Clique; S. 187/188) usw. Dagegen äußert er sich z.B. kritisch zu: zwetlebigi ([„etwas hart"] Amphibien; S. 113); Schriffengcwölbe (^»Pöpowitsch für Archiv; S. 127); HsTTScherling ([„mißrathen"] für Aristokrat; S. 128); Trompetergang ((„klingt etwas seltsam") Balkon; S. 164); Bruchbändermacher ([„zu vielsilbigt"] Bandagisi; S. 164); Barisckeerer ([„klingt unedel, weil er zu deutlich die Sache bezeichnet"] Barbier; S. 165); Sieh dich um ( Belvedere; S. 166); Lalterbett ([„sehr unglücklich"] Canapee; S, 179) usw. Staunen gegenüber der Art der Diskussion repräsentiert der Eintrag zu Bonbon; „Dies fremde Wort ist voo Campe durch Zuckerbrödchen verdeutscht. Ein Rezensent erinnerte, daß dies eigentlich Bisquit bedeute, und schlug Gerstenzuckerplätzchen vor. Weil dieses Wort aber zu vielsilbig ist, so hat Herr Campe wieder Süßbrödchen in Vorschlag gebracht. Indes würde auch die Beibehaltung des fremden Ausdrucks nicht zu widerathen seyn, der an sich eine artige Naivität enthält, die in der Verdeutschung verloren geht." (S. 170) Zeittypische Anstrengungen um Angemessenheit zeigt in typischer Weise der Eintrag Bordel: „Dies fremde Wort ist um desto eher beizubehalten, da es wahrscheinlich einen deutschen Ursprung hat. Hurenhaus ist zu platt und niedrig, und Freudenhaus zu fein und mildernd, um den Begriff von Bor del zu bezeichnen; ob das letztere gleich die Aehnlichkeit der französischen Benennung Freudenmädchen für sich hat,. Man sollte aber auch überhaupt eine an sich verachtenswürdige Sache mit keinem zu schönen Worte benennen," (ebd.) Ist es letztlich auch hier noch der Hauptleitfaden des Aptum, der stilistischen An gemessen heit, die M,s Entscheidung eigentlich immer leitet, verliert er beim Stichwort Boudoir fast die Übersicht: ,,ein kleines Zimmer, worin man sich begiebt, um allein zu seyn. Der fremde Ausdruck ist von bouder, trotzen, oder

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maulfin, abgeleitet. Campe hat dies fremde W'ort zuerst durch Maulzimmerchen und nachher durch Schmollwinkel oder Schmollkämmercheii verdeutlicht. Ich bringe stattdessen Trotzwinkel in Vorschlag, weiches auch schon eingeführt ist. Indes haben alle diese Ausdrücke für die feine Umgangssprache noch etwas zu Hartklingendes, und das fremde Wort wäre in dieser Rücksicht woh! nicht ganz zu verwerfen." (S. 171) Auch die Diskussion um die Reinigung der dt. Sprache sieht, M. als einen Autor, der die textuelle Angemessenheit in den Vordergrund der Argumentation stellt. Eine gewisse mittlere natürliche Ausdruckslage ist der Normalmaßstab für die Beurteilung, es bieten sich aber durchaus DifTerenzierungsmögÜchkeiten für den „edleren" und „niedereren" Sprachgebrauch. Außerdem zeigt die angedeutete Diskussion M.s Verbindung zur zeitgleichen Diskussion, aber auch seine sozusagen klassisch wirkende Eigenständigkeit. Dabei sind die Beschränkungen der Analyse natürlich nicht zu übersehen. Die Exemplifizierung von M .s Vorgehen zeigt zudem, daß dieses Wörterbuch Ansätze zu einer vertikalen Differenzierung des Wortschatzes zu Ende des 18. Jhs. bietet, wenn auch nur in einem spezifischen - fremdwörtlich geprägten - Ausschnitt. 2.3.

Die stilistischen Schriften

2.3.1. Soll die Mode auch über die Sprache herrschen? Im wesentlichen eine Auseinandersetzung mit Adelung, der eine allmähliche Weiterentwicklung des Kanzleystils empfiehlt, nicht seine Ablösung. M. betont, daß gerade hier, wo das Wrort „in das wirkliche Handeln übergeht" (S. 222) eine Berufung auf Richtigkeit und Angemessenheit das einzig angemessene Kriterium darstelle (vgl. dazu Kestenholz 1994:59ff.). 2.3.2. Einfachheit und Klarheit (1792) Die im Titel genannten Leitbegriffe angemessener Darstellung werden auch als stilistische Ideale verstanden. Es wird ein klassischbürgerliches Stilverständnis entwickelt, dessen Ziel Vorstellung vom Konzept appollinischer Klarheit geprägt wird (S. 37). Der Rekurs auf die antike Tradition reflektiert die Erfahrung dej- dt. Klassik (Kestenholz 1994: 72 verweist auf die Beziehung zur Quereile),

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Das Konzept der Einfachheit wird durch die „edle Einfalt der Griechen und Römer" (S, 34) Winckeimannscher Provenienz erklärt, die Klarheit scheint allerdings nach wie vor der frz. Tradition der clarte geschuldet (vgl, allerdings Reichmann 1992 zu den Wandlungen des Konzepts „Deutlichkeit", auch Leibnizens Reinigkeit). 2.3.3. Grundlinien zu meinen Vorlesungen über den Styl (17QI) „Es sind eigentlich achtzehn kurze Aphorismen, die sich alle urn den sehr einleuchtend dargestellten Grundsatz drehen: Man muß zuvörderst, so viel als möglich, seine Aufmerksamkeit vom Ausdruck ab, auf den Gedanken hinkehren. Diesem, wenn er nur deutlich und mit lebhaftem Interesse gedacht ist, folgen die Worte von selbst." (Jördens 1811: 861) 2.3.4. Vorlesungen über den Styl (1793) Der erste Band, der ganz von M. stammt, umfaßt neben einer Einleitung vierzehn Vorlesungen. Die Einleitung (S, III-X) wendet sich gegen das Regel lernen als Basis stilistischen Könnens, empirisch gewonnene Regeln seien lediglich eine Stütze im Hintergrund, viel wesentlicher sei die gedankliche Durchdringung des Problems: „Was wirklich schon gesagt seyn soll, muß auch vorher schon gedacht seyn; sonst ist es leerer Bombast und Wortgeklingel, das uns täuscht" (S. V). Die dichterische Prosa hat exemplarischen Wert für den angemessenene Ausdruck der jeweiligen Empfindungen und Gedanken. „Ein lebhafter Ausdruck" (S. VIII) sei auch für Sachprosa („Geschäfte") sinnvoll. In der ersten Vorlesung (S. 3-16) wird vor allem die bisher übliche Vermischung des Mechanischen und des Geistigen beklagt. Man müsse nicht abstrakte Regeln anwenden, sondern sich in Beobachtung vorbildhafter Texte schulen. Zu lernen sei in der Prosa daher vor altem der „Periodenbau" (S. 10), damit man bestimmte sprachliche Härten zu vermeiden wisse. Kritisiert wird Inkonsistenz mit der Textsortenerwartung, so sei Voltaire „kein guter Geschichtsschreiber" {S. ), da ihm die Glaubwürdigkeit fehle, durch zu formalistische Rhetorik werde das „orginelle Gepräge des Geistes" (S. 7) nicht mehr sichtbar. In der zweiten Vorlesung (S. 17-32) setzt M. seine Vorstellung von „Styl" von der rhetorischen

Tradition der höheren, mittleren und niederen Schreibart ab, die formal bestimmten Textsorten zugeordnet würden, vielmehr ergeben sich die Zuordnung entsprechender Stilmerkmale aus den Erfordernissen der dargestellten Sache (S. 19), Damit äst auch Pathos oder Witz kein Merkmal des Stils, sondern des Gedankens, Stilmerkmale seien eher Lebhaftigkeit, Trockenheit usw. (S. 23). An einer von M, auch öfter behandelten Stelle aus Goethes Werther stellt er dar. wie ein topischer Gedanke in der Ausführung des Dichters, dem Widerspiel von vorantreibenden {„Ansatz") und retardierenden („Hemmung") Momenten Interesse und Schönheit gewinnt. Dieses Konzept stilistischer Authentizität führt natürlich zu ciceromanischen Stilidealen, „mit so wenig Worten, wie möglich, so viel wie möglich zu bezeichnen" (S. 29). Der Bescheidenheit im Ausdruck liegt ein mögiichst unbegrenzter „Ideenumfang" (S, 32) zugrunde, nur er ermöglicht die an Goethe gelobte „Wahrheit und Natur" (S. 32) des Ausdrucks. Die folgenden Vorlesungen nun lassen sich ohne allzuviel Zwang als eine Art Prosarhetorik verstehen, die dritte Vorlesung (S. 33-49) könnte man gut mit Inventio überschreiben, zumindest zielt sie letztlich darauf, Der Hauptgedanke dieser Vorlesung ist, daß man sich an die Stelle des Lesers versetzen solle, um den Gedanken so zu formen, daß ihn jemand, der ihn nicht kennt, ohne weiteres versteht (S. 40/41). Das führt auch ztir Entwicklung eines angemessenen Prosarhythmus, in dem die sprachlichen Gewichte regelmäßig und abgerundet verteilt sind (S. 37 f,); helfen könne dazu etwa, Arbeiten liegen zu lassen, bis sie einem wieder fremd erscheinen, und sie dann nochmal zu überarbeiten (S, 41). Überraschend ist, daß dann für einen Text, der sein gedankliches Ziel auch sprachlich immer im Auge behält, die Wtelandsche Übersetzung einer Horazischen Epistel gewählt wird. Das betrifft sowohl den Prosacharakter der Vorlage wie den doch gelegentlich gekünstelt empfindsamen Stil Wielands - der Text ist auch nur sehr allgemein interpretiert (S, 44-49). Im vierten Brief (S. 50-64) geht es um die Gliederung des Stoffes, zunächst im allgemeinen, dann urn den sinnvollen Wechsel von allgemein Übergreifendem und Einzelheiten; man könnte diese Vorlesung

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also durchaus der Dispositio zurechnen. Auch diese Punkte werden an einem eigenen und einem Horaz-Text exemplifiziert. Die fünfte Vorlesung (S. 65-80} beschäftigt sich mit dem Stilideal der Kürze am Beispiel und in Auseinandersetzung mit einigen Plinius-Briefen. in der sechsten Vorlesung (S, 81-96) werden Gedanken aus der vierten wieder aufgenommen; der Wechsel zwischen überblickender Gesamtbeschreibung und Einzelheiten und das Hin- und Herfokussieren wie im natürlichen Herumsehen wird an einem goethischen Beispiel dargestellt, in Einzelheiten auch technisch erläutert. Die siebente Vorlesung (S. 97112) handelt vom Schmuck der Rede. Es wird nach dem Platz der Redefiguren (Wiederholung, Inversion, bildlicher Ausdruck) in der ,,Sprache der Empfindung" {S, 98) gesucht: sie könnten in gewisser Weise die Schwierigkeit, die Empfindung auszudrücken, signalisieren. Die achte Vorlesung {S. 113-125) führt die Gedanken zur Bildlichkeit („natürliche Bilder* 1 ) auch an Textbeispielen fort. Auch die neunte (S, 126-139) und zehnte Vorlesung (S. 140-151) setzen diese Gedanken fort, es geht insbesondere um die Verwendung von Metaphern („Gleichnissen"). Die „eilfte" Vorlesung (S, 152-165} geht dann über die gehobene Schreibart; mokiert sich dabei über Bombast, Schwulst und Merkmale des Kanzleystils. Es sei in Richtung seiner anfänglichen Argumentation sinnlos, von einem gehobenen Stil zu sprechen, der automatisch eintrete. Vielmehr sei auch bei Gegenständen, die ein gehobenes Reden verlangten, zunächst Verständlichkeit das Hauptziel (S. 156), des weiteren sei wegen der Wirkung darauf zu achten, daß man in der gleichen Ebene v,a. des Wortschatzes, der Idiomatik und der Bildlichkeit bleibe (S. 157-165). Ausgehend von der gehobenen Schreibart, in der im Deutschen Fremdes nur in Ausnahmefällen seinen Platz finde, behandelt die zwölfte Vorlesung (S. 166-218) genereller das Verhältnis von Eigenem und Fremdem. Hierbei kommt M, (S. 174 ff.), wie in allen entsprechenden Stellungsnahmen, zu einer durchaus moderaten Mittelstellung: ,,Wer das Sieb zu stark schüttelt, ist in Gefahr mit der Spreu die Körner zu verstreuen und wer die Sprache zu sehr säubern will, wird ihr am Ende Kraft und Nachdruck rau-

ben. - Denn man erwägt hierbei nicht, daß duch die Säuberung der Sprache von allen Provinzialismen, und fremden oder veralteten Ausdrücken zugleich die Nüancirung oder Zusammenfassung von Begriffen verlohren geht, welche eben durch diese Ausdrucke bezeichnet werden," (S. 174/75). Die Bedeutung einer Reihe von Fremdwörtern (S. 176-191), veralteten Ausdrücken (S. 19l· 202), Provinzialismen (S. 202-210) und neugebildeten Ausdrücken (S, 210-218) belegt diesen Punkt. Bemerkenswert vielleicht die Ausführungen zu „Heimath" (S. 201), Le&sing (wie üblich: Nathan S. 202-204), Goethe (Werther; S, 205) und Wieland (S. 210) sind Befege für die positive und negative Auseinandersetzung mit Campeschen Verdeutschungen (S. 214/15; 217), In der dreizehnten (S. 219242) und vierzehnten (S. 243-260) Vorlesung werden Fragen der Fachstile(,,Geschäftsst-yl") behandelt. Bei dem obersten Ziele der Verständlichkeit zeigt M. aber überraschend deutliche Einsicht in den - terminologischen - Charakter von Fachsprache, in Sonderheit Fachlexik, der nur langsam und in Übereinkunft verändert werden könne, wenn der Fach l ichkeitschar akter nicht gefährdet werden soll. Das wird an rechtssprachlichen Texten besprochen. In einem letzten graphisch deutlich abgesetzten Punkt (S, 257-260} wird allerdings darüber räsoniert, wie die allmähliche Verbesserung der geschäftlichen Schreibart zu einer funktional vernünftigeren Ausdrucksweise führen könne, und daß auch für sie keine grundsätzlich anderen Bedingungen wie für literarische Texte gelten würden; es wird eine vernünftige Schreibweise als ein Mittel zur Reduktion von gesellschaftlicher Komplexität empfohlen·. „Es ist gewiß ausgemacht, daß eine lichtvolle und deutliche Schreibart auch den Gang der Geschäfte verkürzt, und daß die menschlichen Verhältnisse selber dadurch wieder in ein einfacheres Geleis kommen werden." (S. 257) Im zweiten Band sind nur noch die ersten sechs Vorlesungen von M. selbst (S. 1-128), die Fortsetzung von D. —»Jenisch soll uns hier nicht mehr interessieren. Die ersten beiden Vorlesungen (S. 1-16; 17-32) gehen an Beispielen den Gesetzen des Periodenbaus nach. Die dritte (S. 33-52) und dritte [so nume-

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riert und gedruckt] (S. 53-69) Vorlesung sprechen von den Unterschieden der gedanklichen Disposition und des sprachlichen Ausdrucks, Die dritte Vorlesung stellt Beispiele dafür nebeneinander, die „dritte" Vorlesung behandelt nochmals abstrakter den Zusammenhang von Wort und Sache - allerdings in einer etwas herumschweifenden Form, die es schwer macht, etwas Praktisches daraus abzuleiten. Die vierte Vorlesung (S. 70-81) spricht von der Vermeidung doppeldeutiger Wörter, die sechste Vorlesung (S, 82-128) stellt gute und schlechte Beispiele für bestimmte Textsorten nebeneinander. Insgesamt macht der zweite Band, so weit er auf M,s Überlegungen beruht, einen sehr unabgeschlossenen Eindruck. M.s stilistisches Konzept bricht, wie man in der ganzen Durchführung sieht, nicht die Brücken zu den Traditionen einer vernunftgemäßen Rhetorik ab. In mancherlei Allgemeinem klingt er auch ganz wie Adelung (cf, Kestenholz 1994: 74). Er nimmt allerdings den Primat des klaren Denkens wesentlich ernster, was ihn zur Ablehnung alles mechanisch Erlernbaren führt (Kestenholz 1994: 75 weist in diesem Zusammenhang auf Ansichten von M.s Erfurter Lehrer Heinrich August Frank hin). Es ist ja dann nicht so, als oh er keine Normen kennte, allerdings sind sie vom guten Exempel der Vermittlung von Gedanke und Stil getragen, es gibt keinen Regelapparat. Das dürfte wohl seiner Vorstellung von empirischem Vorgehen entsprochen haben. Entscheidend ist wohl auch, daß er seine Prosastilistik von Vorstellungen des ästhetisch Schonen, die er für seine Literaturästhetik braucht, zu trennen scheint (so Kestenholz 1994: 76 gegen Fricke 1990), 2.4. Die psychologischen Schriften 2.4.1. Versuch einer Entwicklung Anhand der Sätze „Unsre kleine Wohnung lag am Fuße eines nicht steilen Hügels, Hinten ward sie von einem schönen Buschwäldchen beschützt" wird die Konstitution von Sinn oder grammatischer gesprochen von Satzbedeutungen aus syntaktischer Verbindungsinstruktion und den „in der Seele hervorgebracht [en]" (S. 14) Wortbedeutungen behandelt. Geschildert wird das Aufrufen von Bildern aus der Seele durch die „Bildwärter" (— Substantive), auch - am Beispie! des Worts Wohnung - ihre kulturelle und konnotative

Einbettung, den Aufruf von Erinnerungen an Empfindungen in den Verben, die gleichzeitig die Mittel darstellen, die „Bilder gehörig zusammen zu fügen", letztlich die in verschiedener Weise einschränkende Funktion der Adjektive. Anhand von Fuße und von wird die grundlegende Bedeutung der Orientierung der Sprache an der Körperlichkeit der Menschen besprochen. In diesen Zusammenhang paßt auch ein Hinweis auf eine Tendenz zu agent ischer Interpretation auch von nichtagentischen Subjekten. Die stark textuelle Orientierung der ganzen Argumentation wird sichtbar an der Behandlung der Tempora, wo es fast Weinrichisch heißt, die Seele werde durch Präsens und Präteritum „ganz anders gestimmt." „Es ist beinahe ein Unterschied zwischen den Gedanken an das Gegenwärtige und Vergangene, wie zwischen einer rauschenden und gedämpften Musik," 2.4.2.

AY TO N. Magazin zur Erfahrungsseelenkunde Schmidt (1993: 101) gibt den Inhalt der Rubrik „Sprache in psychologischer Hinsicht" in dieser Publikation, die M. beigetragen hat, folgendermaßen wieder: „[M.] schreibt über unpersönliche Verben, Possessivpronomen, Präpositionen, Temporal- und Lokaladverbien, Modalwörter zum Ausdruck des Sprecherstandpunkts (Bd. 1), Psychologie der Verbformen, der Pronomina, anthropozentrische Sprachtendenzen (Bd. 2), naturrnotivierte Lautbedeutungen, Metaphern (Bd. 4), das Verbum substantivum im Deutschen (mit Vergleichen der Verhältnisse im Englischen und Französischen), das Numerusproblem, Abstrakta, w-Wörter (Bd. 4) und ein letztes Mal über Wörter auf F (Bd. 8)." Es sind wieder die M.sehen Themen, das kann man an diesen Andeutungen schon sehen; die rein technische Beschreibung in diesem Zitat mag vielleicht verdecken, daß es sich hier wieder um die Natürlichkeit, das Verhältnis von universalen, in der menschlichen Psyche liegenden Zügen, ihre einzelsprachliche Variation und die individuelle Freiheit des aufgeklärten Inivid minis, damit umzugehen, handelt. Das Ich, das im Mittelpunkt steht, und seine Erfahrungen, seine Geschichten sind das Objekt der Erfahrungssee-

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lenkende, wie M, das nennt. —»Mendelssohn hatte ihm davon abgeraten, von Experimentalseelenkunde zu sprechen. Diese terminologische Festlegung und die Geschichte der Wörter Empirie und Erfahrung hat man auch zu berücksichtigen, wenn man versucht, M, in die Ahnenreihe einer wiss. Psychologie einzuordnen (ist tatsächlich alles eine Sprachpsychologie avant la lettre (von Rahden 1993: 114ff, und 127ff.)?}Die Ausführungen zu den unpersönlichen Verben (L L St., S. 92-106) gleichen völlig dem, was in den gramm. Schriften dazu gesagt ist. Die Veröffentlichung seiner Gedanken an dieser Stelle haben aber immerhin Steinthal (1860: 74ff.) dazu gebracht, sich zu ihnen zu äußern. Nach einer längeren Periphrase der M.sehen Ausführungen (S. 7480) werden sie kritisch diskutiert, wobei als Hauptkritikpunkt steht, daß die sprachlichen Verhältnisse und die mögliche Variation (mich freut vs. ick freue mich) bei Annahme der Natürlichkeit der ersten Form nicht angemessen erklärt werden könnten. Die Ausführungen zum Pronomen Possessivum (I, 2. St., S. 101) stellen den Bezug auf das Ich und auch die Fähigkeit, das Ich .,als etwas außer uns selber" zu denken, als Basis sprachlicher Orientierung dar, Dies läßt sich dann gut an der Behandlung der Präpositionen zeigen (S, 101-109), hier wird im diskursiven Text hauptsächlich von um gesprochen. Nach S. 106 findet sich die ausführlichste systematische Tabelle M.s zu den Präpositionen, die vor Augen führt, daß er ihre Bedeutung von etwas herleitet, was man modernisierend mit Bühler „Körpertastbild" nennen könnte, eine sensuale Grammatik (cf, Weinrich 1976b), daneben spielt in der Erläuterung die leibmetaphorische (s, Liu 1992: 133 ff.) Übertragung eine wichtige Rolle (zu ihrem interkulturellen Status s. Braun/Krallmann 1990: 79ff.; zur wissenschaftstheoretischen Position des Anthropomorphismus s. Giambattista Vico, vgl. z.B. O'Neill 1990: 26). Im nächsten Stück (I, 3. St., S. 122-128) schließen sich Ausführungen zur temporalen und lokalen Deixis an, erzeichni$ und Proserpina. -S. 110-118: XII. Heroen.. wd Literatur, Berlin 21930 (= PLO XIV). - S, 119-123: XIII. Baettiylien ... - S. 124- - Steinmetzer, F.X.: Die babylonischen Ku125: XIV. Thierdienst, - S. 126-129: XV. durru (Grenzsteine) als Urkundenform (PaSacra militaria, nauiica & domestica. - S. der born). - Till, Walter C.: Kopiische Gram129-135: XVI. [= 15 der 1. Aufl.]. - S. 135- matik (Saidischer Dialekt) mit Bibliographie, 136: XVII. Gastrechi. - S. 137-142: XVIII. Lesestücken und Wörterverzeichnissen, Leip[= 16]. - S. 143-146: XIX [=. 17]. - S. zig 21970 (= Lehrbücher für das Studium der 146-150: XX. Feste. - S. 150-160: XXI. orientalischen und afrikanischen Sprachen I). Einfiuss und Wirkungen der karthagischen - Unger, Eckhard: Der Beginn der altmesopoReligion. - S. 161-165: Zusätze. - S. 166- tamisehen Siegelbildforschung. Eine Leistung 171: Erklärung der Kupfertafeln. - [l] S.: der österreichischen Oricntalistik. Wien 1966 Berichtigungen. - Tafel 1: 13 Abb.; Faltta- (= OAW, phil.-hist, Klasse, Sitzungsberichte 250,2). - Vaschalde, A.: Ce qui a eie publie fel 2: 14 Abb.]

Münzer

des Versions Copies de la Bible. Troisieme Graupe, in: Le Museon 46 (1933: 299-313). 3.2.2, Literatur zur Biographie; Bibliographie ADB XXIII: 35-37 [Carstens]. - DBA 875: 442-464, - Döring: Gelehrte. Theologen II. GV 1700-1910 Bd 101. 76-78. - Hamberger/Meusel V: 353f.; X: 342; XI: 563; XIV: 631; XVIII: 789 f. - NUC pre-1956 Bd 400: 397-400. - Neuer Nekrolog der Deutschen. Jg.8. 1830 (1832) [Angerstorfer (2.); Gräßel (1.); Höller (3.)]

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MULNIER, C. 1. Biographie Über M. konnte nichts ermittelt werden, 2. Werkbeschreibung 2.1. Elemens de la Syniaxe... (1797) [in Deutschland nicht zu ermitteln] 2.2. Les princtpes de la langue ... (1805) [in Deutschland nicht zu ermitteln] 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors

Lehrer, Altphilologe

3.1.1, Sprachwiss. Werk Elemens de la Syntaze frangaise Berlin 1797 [in Deutschland nicht zu ermitteln] Les Principes de la langue frangaise etc. Berlin 1805 [in Deutschland nicht zu ermitteln]

Über M .s Leben ist nur soviel bekannt, da6 er seit 1770 Katechet und seit 1771 Praeceptor am Lyceum in Nördlingen war.

3.1.2. Sonstige Werke keine weiteren Arbeiten zu ermitteln 3.2. Sekundärliteratur

2, Werkbeschreibung

3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk keine

MÜNZER, JOHANN PHILIPP 1, Biographie * 15.5.1744 Nördlingen t?

LibeT Lattnus ... (1783) [in Deutschland nicht zu ermitteln] 3, Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Libtr iatinus tironum -usui captuique accommodaius una cum •vocabulorum indict; oder der leichte Lateiner. Nördlingen: Beck 1783 [in Deutschland nicht zu ermitteln] 3.1.2. Sonstige Werke keine weiteren Arbeiten nachgewiesen 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk keine 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie DBA 876: 67-68. - Gradmann: Schwaben. GV 1700-1910 Bd 88: 106; Bd 101: 89. Hamberger/Meusel V: 356; X; 342 [Gräßel (L, 3.)]

3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie GV 1700-1910 Bd 100: 443. - Schröder: Annales IV: 332, Nr. 1152 [Gräßel (L, 3.)] MURR, CHRISTOPH GOTTLIEB 1. Biographie * 6.8.1733 Nürnberg t 8.4.1811 Nürnberg Zoll-, Wagamtmann V: Georg Christoph, Unterpfleger M. besuchte die oberen Klassen des Nürnberger Gymnasiums, wo er von dessen Rektor Schwebel in den alten Sprachen, in Geographie, Französisch und Hebräisch „von besonderen Lehrmeistern" {ADB) unterrichtet wurde. 1751 bezog er die Univ. Altdorf, um im Hauptfach Jurisprudenz zu studieren, wobei er v.a. von dem Staatrechtler —>Heumann besonders gefördert wurde; seine Vielseitigkeit bewies er, daß er sich neben der Rechtswissenschaft der Philosophie,

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Mathematik und Naturwissenschaften, der lung der arab. Schrift (himjaritisch - kufisch Archäologie und Geschichte widmete. Nach - Nashi) und die Kalenderrechnung. Er stellt seiner Promotion im Jahre 1754 befasste er die Literatur zu den arab. Münzen und Siesich mit hist, Studien, 1756 verließ M. Alt- geln von Johann Heinrich Hottinger (1662) dorf in Richtung Straßburg, wo er Zugang bis Abbe de Marigny (1753) zusammen, refezu Schöpflins Privatbibliothek und zu der riert über Sammlungen arab. Münzen in euder Jesuiten hatte, um seine Bibliotheca glot- rop. Städten, arab. Münzprägestätten und tica universales sowie seine Studien zur di- den Münzfund von Stegen (bei Danzig) 1722, plomatischen Geschichte Friedrich II fortzu- Lesungen von Münzlegenden, z.B. der kuf. setzen; daneben widmete er sich auch dem Goldmünze, übernimmt M. von Beiträgen von Studium der Experimentalphysik. Von Straß- J.J. —»-Reiske. Im 3. Teil versucht er eine burg aus reiste er nach Roterdam, Amster- Darstellung der damals bekannten Daten zu dam, Ley den und Utrecht, später dann nach den arab. Siegeln, gibt die Legenden von 30 London, Oxford und Cambridge, wo er „mit Kalifensiegeln in dt. Sprache, Er publiziert den hervorragendsten, Gelehrten, Künstlern die 13 Siegel des Praunischen Museums in und Staatsmännern" (ADB) in Kontakt trat. Nürnberg, holte dafür die Lesungen von MichEnde 1757 in seine Heimatstadt zurückge- ael Casiri, Reiske und Johann Andreas Michkehrt, ging er schon Anfang 1758 für ei- ael —*· Nagel (i n Altdorf) ein. nen längeren Aufenthalt nach Wien, 1760 Interessant ist die Notiz, daß der Emir Jubesuchte er Venedig, Padua, Vicenza und sef Abaissi aus Damaskus 1768 in Nürnberg Verona. 1761 reiste M. ein zweites Mal nach nur ein einziges Siegel (in türk. Schrift!) leLondon, wo er der Krönung Georg IV von sen konnte, Die Siegel 1-5 lasen auch Johan England miterlebte; 1762 kehrte er über Harn- Channing und Thomas Hunt (1696-1774). M. burg nach Nürnberg zurück. Als M. 1770 gibt die Legenden der 13 Siegel in Umschrift die Stellung des Reichsstädtischen Wag- und und Übersetzung: Kufisch (1-8; 12 und 13) Zollamtmanns antrat, ließ ihn dieser Beruf und Nashi (9-11). hinlänglich Zeit, sich seiner Schriftstelleri- 2.1.2. Memorabilia rerum Nortmbergensium schen Tätigkeit zu widmen, in der er sich ne(1778) ben der Geschichte, Archäologie und Kunstge- M. publiziert S. 235-258 die kufische (!) Inschichte auch mit der Mathematik, Medizin, schrift auf dem scharlachroten K aiser manden Naturwissenschaften, der Sprachwissen- tel (Pluviale) mit 13 Holztafeln, die Sebaschaften, und der schönen Literatur befaste. stian Roland geschnitten hatte. Der ManDas Ansehen, das er bei seinen Zeitgenossen tel wurde 1133/34 in Palermo von Sarazenen hatte, dokumentiert sich auch in den ihm an- für den Normannenkönig Roger II gefertigt getragenen Mitgliedschaften verschiedener ge- (P.E. Schramm, Denkmale, Nr. 179). Die Inlehrter Vereinigungen; so wurde er u.a. 1765 schrift bearbeitete Olaf Gerhard —»Tychsen: in das königl. histor. Institut in Göttingen, Erläuterung der arabischen Schrift auf dem 1773 in die Gesellschaft der Naturforscher in Römisch-Kaiserlichen KrÖnungsmaniel, in: Berlin, 1802 in die Socieie de l'agricuHure, Gelehrte Beyträge zu den Mecklenburgischen sciences ei arts in Straßburg und 1803 in die Schwerinschen Nachrichten vom Okt. 1780, Socieie de l'argiculture, sciences ei arts du de- Nr. 42-44 und gelehrten Sachen, Band I, VIII part ement du ba$ Rhtn als Mitglied aufgenom- Stück, 1780, S. 321-338. men; die Academic fran$aise in Paris und die Akademie der Wissenschaften in München er- 2.1.3. Erläuterung der arabischen Umschrift ... (1781) nannten M. zum Ehrenmitglied, M. publiziert die „qarmatische" Schrift auf dem unteren Saum des kaiserlichen Chor2. Werkbeschreibung mantels (Pluviale) der Reichsinsignien, die in 2.1. Schriften zur arab. Kpigraphik/PaläoNürnberg aufbewahrt wurden. Er vergleicht graphie ihren Duktus mit der Inschrift an einer Mo2.1.1. Münzen und Siegeln (1770) schee in Thobäd (von 1145) in Arabien, die M. diskutiert Literatur zur arab. Geschichte Garsten -^-Niebuhr auf der 9, Kupfertafel seiund Literatur, skizziert erstmals die Entwick- ner Beschreibung Arabiens kopiert hatte. Ge-

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org Jakob Kehr identifizierte den Text als Angabe der Verfertigung 1126 n. Chr. in Sevülia, in kuf. Schrift, Johann Heinrich Schulze in Altdorf hatte einen Glückwunsch herausgelesen. M. nimmt den Streit um die Deutung der Inschrift auf dem Kaiscrmantei als Anlaß, die Entwicklung der arab. Alphabete zu diskutieren. Wie J.G.C, —»Adler in Descripiio codicum ... cuficorum (1780) skizziert er die himjaritischc Schrift (al mosnad) in vorislamischer Zeit. Die kuf. Schrift (al Moramer) des Koran wurde aus der syr. Estrange! o entwickelt. Niebuhr beschrieb in Kairo eine kuf. Koranhandschrift mit rote« Punkten. M. listet die kuf. Koranhandschriften in den Bibliotheken von Wolfenbüttel, Aberdeen, Kassel, Wien, Kopenhagen, Toledo und im Escorial auf. Zu kufisch stellt er „agarenisch" bzw. „afrikanisch-sarazenisch" und die daraus entstandene Kursivform Mauretanisch, Qarmaitsch definiert M. als „mehr zusammenhängende, mehr geschlungene und höher aufwärts gezogene Art der kuf, Schrift", die in Afrika, in Europa (Spanien, Frankreich und Sizilien), im Jemen und im Orient Verwendung fand. In der kufischen Schrift stehen die Buchstaben „sehr grob und dick fast auf Linien", sie sind „niedriger und eckigter". M. stellt die „qarmatische" Schrift des Kaisermantels zur Grabinschrift des Muhammad ibn 'Ahmad ibn Muhammad ibn Maid (gest. 1057) auf der großen Marmorsäule vor dem Paulauerkloster von Toledo. Die drei Inschriften an den alten Verzierungen im großen Hof des ehemaligen Jesuitenkollegs in Toledo, die Esteban Terreros y Pan do: Paleografia Espanoia (1758), tab. XVIII, Nr. 2-4 publiziert hatte, erwägt M. als eigene Schriftform. Die Erfindung des heute üblichen NashiDuktus schreibt die arab. Tradition ibn Moklah (935 n.Chr.) zu, aus ihr entstanden die Lokalvarianten Tograi (in Isfahan) als pers. Kanzleischrift, Jakutisch (Kursivschrift in Persien und Indien), Diwani (am türk. Hof), Rocae (Riqa c ), die gewöhnliche türk. Schrift, Stake (bei den Januscharen), Dtült (Tul(u)t) bzw. Schulsi und Talk (Tacliq in Persien), von denen Niebuhr auf Kupfertafel XIII und XIV Proben veröffentlichte. Im Jahre 1781 ließ der Fürst Torre Muzza die Inschriften auf dem Grabornat in den Sarko-

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phagen Heinrichs VI (gest. 1197) und Friedrichs II im Dom zu Palermo abzeichnen (E.P. Schramm, Nr. 186). Die Gräber wurden 1781 beim Umbau verlegt und geöffnet. Die arab. Texte sind jedoch heute verloren, es existieren nur die Kopien von Daniele. M. publizierte diese Kopien im Holzschnitt, die er als die ältesten Nashiinschriften einordnet, 2.1.4. Ausführliche Beschreibung ... Reichskleinodienl/ll (1787) M. erstellt eine Bibliographie zu den Reichsmsignien und ein Verzeichnis aller bildlichen Darstellungen, beschreibt ausführlich alle Objekte. Er befaßt sich wieder mit den Bearbeitungen der „qarmatischen" Inschrift am unteren Saum des kaiserlichen Pluviale, arbeitet jetzt die Deutung von Miguel Casiri (1782) ein. Er diskutiert die unterschiedlichen Lesungen einzelner Wörter und die Schreibung von Graphemen (z.B. Sad). Er zieht erneut die Inschriften auf den Grabornaten in den Sarkophagen im Dom zu Palermo heran, will dabei nicht weniger als vier -verschiedene Schriftarten identifizieren. Die arab. Epigraphik bzw. Paläographie hat noch große Probleme, M. arbeitet mit neuen kuf. Steininschriften aus Sizilien und Spanien, die nach Europa (v.a. zu O.G. Tychsen gelangten, was doch sicherere Lesungen ermöglichen werde. Qarmatisch definiert die Anm. S. 310 als verschnörkelte kuf. Schrift (!) für Steininschriften und Stickereien, M. wiederholt die Nachrichten der arab, Historiker über die Entstehung der arab, Schriftarten, stellt ihre Entwicklung ausführlicher dar. Im Anschluß an J.G.C. Adler: Kurze Übersicht seiner biblischen Reise nach Rom, S. 14 f gibt M, die Beschreibung von Codex 122, fol. 210 ff, der Kaiserlichen Bibliothek in Wien: „Entdeckung der verborgensten Geheimnisse in der Auslegung der verschiedenen Züge der kufischen Schrift". Er stellt erneut die 7 Texte auf den Grabornaten der staufischen Kaisergräber im Dom von Palermo dar, deren Alba für Otto IV gearbeitet worden war. 2.1.5. Inscriptio Arabien liitens cuficis (1790) M. faßt die Bemühungen um die Entzifferung der kuf. Inschrift auf dem Kaisermantel in Nürnberg von Johann Heinrich Schulz (1728) bis zu dem Maroni ten Miguel Casiri (1782)

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zusammen. Er gibt auf 3 Falttafeln eine Kopie der 13-zeiligen Inschrift in 7 cm großen Schriftzügen, die er schon am 13. Mai 1774 angefertigt hatte. Außerdem publiziert er die N ashi Inschriften auf dem Grabornat in den staufischen Sarkophagen im Dom von Palermo, er umschreibt sie alle mit hebr, Lettern. Er wiederholt seine Überlegungen über die Entwicklungen der arab. Alphabete, v.a. im Lichte des erwähnten Codex 122 in Wien, der vorgibt, verschiedene Arten der kuf. Schrift zu erklären, Adler erwähnt im Vatikanischen Archiv einen ägyptischen Teppich der Fatimiden mit sphinxartigen Wesen und kuf. Schriftzeichen (etwa 1094-1101) und einen kuf. Text im 3. Codex des Klosters St. Michael in Lüneburg, den O.G. Tychsen bearbeitete. Ein Appendix publiziert die beiden kuf. Texte auf einem Messin g-Astrolabium aus Nisabur (Iran), das er schon in Memorabilia Bibliothecanim pubHcarnm Norimbergensium II, 317ff. vorgestellt hatte. Die Lesung folgt wieder getreu O.G. Tychsen. 2.1.6. Beitrage zur arabischen Literatur (1803) M, treibt Epigraphik, publiziert kufische Inschriften. Er analysiert die Beschriftung der Mihräb der Moschee von Cordova und die berüchtigte Inschrift einer Süberpatene der Domkirche St, Cassian zu Imola, die als palmyrenisch, merowingisch, hebräisch, griechisch und etruskisch bzw. als reine Verzierung gedeutet worden war. Kurios ist der arab, Brief der Jungfrau Maria an die Einwohner von Messina, geschrieben mit neusyr. Schriftzeichen, den M. als plumpe Fälschung entlarvt. Er bearbeitet die beschriftete Figur einer Löwin (in Kassel), deutet nach Überlegungen zur Sammlung „Tausend und eine Nacht" die kuf, Inschrift einer Muschelschale mit Liebeszauber, die im Kaukasusgebiet ausgegraben wurde. M. kombiniert sie mit schon publizierten arab. Zauberschalen. Unter vermischte Nachrichten gibt er bibliographische Hinweise, erwähnt arab. Drucke, behandelt erneut die kuf. Inschrift des KaisermanteJs in Nürnberg mit Umschrift in Nashi, Transkription, latein., dt, und frz. Übersetzung. Tychsen hatte 1802 die Auslautreime des Textes erkannt. Es folgt eine Goldplatte

mit kuf. Inschrift in der Warschauer Bibliothek, die 1751 aus einem vom Pflug angerissenen Sarg in der Nähe des Karthausklosters bei Danzig entdeckt wurde. M, druckt einen Brief von Franz von Dombay (vom 4.6,1798), der nach seiner Geschichte der Mauretanischen Könige eine zweiteilige arab, Grammatik plant, und die Entstehung von Summarische Geschichte des Chalifats und der morgeniändischen Chafifen berichtet. Für alle Lesungen folgt M, O.G. Tychsen. 2.1.7. Wirkungsgeschichte M. verglich die kuf. Randinschrift des Kaiserpalliums mit anderen kuf. Inschriften, über einzelne Zeichenformen versuchte er die Differenz von kuf. und der sog. „qarmatischen" Schrift zu beschreiben. Die beiliegenden Faksimiles ermöglichen eine Nachprüfung der publizierten Texte (Grohmann, S. 39), Der seit über 100 Jahren übliche Terminus „qarmatische" Schrift für das ,,Blatt-kufi u , den d 'Her be lot eingeführt hatte, wird von M. über die lexikalische Bedeutung der Benennung bei Gauhari und FTrüzäbädl als compressa scriptura gedeutet. Mit —* Büttner und Adler bestimmt er die „qarmatische" Schrift „als Abart der Küfischen" (Grohmann, S. 51a). Die Bezeichnung selbst hat nichts mit den Qarmaten zu tun, 2.2. Über die persepolitanischen Inschriften (1777) Die Arbeit gehört noch in die Zeit vor der Entzifferung der Keilschrift durch Georg Friedrich —»Grotefend im Jahre 1802. Der dän, Ingenieur C. Niebuhr hatte im März 1765 in Persepolis und Naqs i-Rustam drei Wochen lang sorgfältig Texte von Darius I. und Xerxes kollationiert, die er dann in seinen Reisebeschreibungen nach Arabien und anderen umliegenden Landern II publizierte. M. bekam schon 1776 von Niebuhr die Schrifttafeln seiner beiden Werke zugesandt. Das Begleitschreiben vom 2. April 1776 unterscheidet für die Palastinschriften ABG, CE und DF drei Alphabete (babyIon. - elamisch - pers.). Mit diesen Inschriften vergleicht M. ein Zylindersiegel (mit Keilschrift) aus dem Praunischen Museum (Nürnberg), das er wegen der dargestellten Figurengruppe als persisch identifizierte. Mit Hilfe der Berichte der Reisenden des 17. Jhs. beschreibt M. den Fundort der

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31 Inschriften: Jean Chardin: Journal du Voyage en Ferse ei autres lieux de l'Orie.nt (1711); Cornells de Bruin: Reizen over Moskome, door Persie en Indic (1714) und Engelbert Kaempfer: Amoenitates exoiicae (1712). M, analysiert das Grundinventar der Zeichengruppen der Keilschrift als senkrechter, waagrechter Keil und „Schwalbenschwanz" (= Winkelhackeu !). Der waagrechte Keil „durchkreuzt öfters den senkrechten, oder steht über demselben oder in der Mitte des Schwalbenschwanzes oder hinter demselben oder schräg von unten hinauf oder von oben herab" (S. 135). M. bemerkt, daß diese Schriftzüge nicht von Zarathustra erfunden wurden. Er vermutet eine geheime Schrift, die nur Priester kannten. Ahnlich sieht er die ägypt. Hieroglyphen, deren Entzifferungsbemühungen er als „unnützeste Zeitversplitterung" bezeichnet. Die Keilschrift beschreibt M. auf einer via negativa: Sie gehört weder zum Alphabet des PhÖnizischen noch des Sanskrit noch zu den Hieroglyphen oder verschiedenen chin, Schriftsystemen. S. 150 vermutet er jedoch, die alte pers. Schrift (= Keilschrift) könnte aus der Hieroglyphenschrift stammen. Auf 3 Tafeln liefert M. jeweils Schriftproben, ein K eilschriftsiege l (Taf. l C) aus dem Praunischen Museum (Nürnberg) und die berühmte Alabastervase (Taf. 3) des Grafen Caylus (1762) mit der damals nicht lesbaren Inschrift „Xerxes der Großkönig" in altpers., elamisch, babylon, und Hieroglyphen (zu solchen Gefäßen siehe M. Mayrhofer, 26 zu Nr. 4.9.1.). M. vermutet in der Keilschrift kein Alphabet, sondern ein „Mittel zwischen Buchstaben und Bilderschrift" (S. HO), eine Deutung wagt er nicht, da er nicht wisse, ob die Sprache des Zend oder Pehlewi vorliege. M, glückte die Entzifferung der Keilschrift nicht, mit Grotefends Leistung geriet sein Versuch völlig in Vergessenheit, er fehlt in den Darstellungen zur Entzifferung der Keilschrift von L. Messerschrnidt, E.A.W. Budge, J. Friedrich und E. Doblhofer. 2.3. Spectmma antiquisstma ... (1792) In dieser Schrift (S. 2-8, l Kupferstich) diskutiert M, 22 pompeianische Inschriften, die ihm ein Freund vor Ort hat kopieren lassen nach paiäographisch-phüol. Gesichtspunkten.

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Es handele sich um sog. Soldateninschriften - teils griech., teils lat. - die als Graffiti („Gekritzel") in der üblichen schmallaufenden kursiven Gebrauchsschrift- der Zeit vor Vespasian auf Mauern und Säulen Pornpeiis angebracht wurden. M. zitiert ausführlich die einschlägige Sekundärliteratur seiner Zeit. Der die letzte Seite bildende Kupferstich bringt die 22 Inschriften plus zum Vergleich einige Zeilen aus Papyrushandschriften aus dem Museum Borgiani Velitris. 2.4, Litterae patentes imperatons sinarum ... (1802) M.s kommentierte Ausgabe (S. 3-58+3 chin. Texttafeln) der lat, Übersetzung chines. Patentbriefe des Kaisers Karig-hi von 17J 6 beginnt mit einer Schilderung des Äußeren und der Bedingungen des Zustandekommens dieser Texte, M. äußert sich weiter kritisch über verschiedene Berichte über ostasiatische Sprachen und Schriften vorwiegend aus dem 18, Jh. Den Hauptteil der Arbeit bildet eine kritische Wiedergabe der Transliteration von Igriaz Koegler und Wort-für-Wort-Übersetzung des chin. Textes. Die Arbeit schließt mit einem stark annotierten Bericht über die Entwicklung der jesuitischen Missionen in China (1766-1800) und einer Bibliographie der von Jesuiten verfaßten Werke zur Mathematik, Physik und Philosophie (inkl. Grammatiken und Wörterbücher), die teilweise auf chin. Texte zurückgehen. 2.5. Conspectus bibliathecae ghtticae umversa/is(1804) In seiner Vorbemerkung (S. [2]) berichtet M., daß er sich mit der allgemeinen und empirischen Sprachkunde schon seit 1753 beschäftigt habe. Er wolle, soweit es sein Gesundheitszustand erlaube, nächstens (,,propediem") eine Ausarbeitung der inhaltlichen Skizze, die er zunächst nur vorlegen könne, in Angriff nehmen. Das Werk selbst (S, 5-32) ist mit „Prodromus" (Entwurf) überschrieben und bringt eigentlich nur Kapitelüberschriften für ein künftiges Werk. M. beginnt mit allgemeinen sprachtheoretischen, sprachhistorischen nd sprachpraktischen Themen („De linguis in genere"), wobei er der Tachy- und Kryptographie relativ großen Raum gibt. Die weiteren Teile nennen unter geographischen und sprachgenetischen Kriterien die Sprachen der Welt (Europäische, asia-

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tische, afrikanische, amerikanische und pazifische/australische Sprachen), 2.6.

Versuck einer Geschickte der engl. Sprache (1805) [in Deutschland nicht zu ermitteln]

2.7, Etwas von meinem Versuche, die sinesjschen Charaktere zur Univcrsalsprache zu gebrauchen (1777) In dem knapp 60 Seiten umfassenden Aufsatz greift M. die seit der Mitte des 17. Jhs, in verschiedenen europäischen Ländern geführten Diskussion um die Entwicklung einer Universalsprache auf. Den Kernpunkt seines Beitrags bildet die bereits von manchen Vorläufern propagierte Idee, die chin, Charaktere als Zeichensystem für eine universelle Sprache zu verwenden, Im Unterschied zu einigen früheren Entwürfen, die lediglich die chin. Charaktere als Symbolinventar für eine künstlich zu schaffende allgemeine Sprache ansehen, glaubt M, jedoch, daß das chin. Schriftsystem von seinem Aufbau her bereits unmittelbar als Ausdrucksmedium für eine im eigentlichen Sinne philos. Spache fungieren könne. Gegenüber einer bloßen, wechselseitige Verstehbarkeit ermöglichenden Universalsprache postuliert M. unter Berufung auf Changeux 1773 Biblioiheque grammatical abregee, ou nouveauz Memoires snr la parole et sur l'ecrilure, daß für die philos. Sprache darüberhinaus gelte, „.., daß die Zeichen so zusammengesetzt sind, daß sie die Folge der Ideen ausdrücken" (S- 151). Gleichzeitig solle sie eine Ernndungskunst darstellen, ähnlich einer philos. Algebra, in der die Ziffern und algebraischen Zeichen Zahlen und Größen bezeichnen. Die Auffassung, daß die „sinesischen" Sprachzeichen „am besten zur Universalsprache gebrauchet werden könnten'1 (S. 152) erläutert er durch ein umfangreiches (S. 153-160) Zitat aus seiner 1766 erschienenen Schrift ffaoh lijöh Tscfiwen, ein sinesischer Roman, in der er die Neuerfindung einer allgemeinen philos. Sprache mit der Quadratur des Kreises und dem Perpetuum mobile in eins setzt und vorschlägt, die chin. Sprache als philos. Sprache zu erwählen (cf. S. 157). Im weiteren Verlaufseiner Diskussion gegen den Nutzen einer erfundenen allgemeinen Sprache und für die Übernahme des Chinesischen als Universal-

sprache greift er mehrfach auf Leibniz zurück, in dem er eine Fülle von Zitaten aus der Leibnizkorrespondenz zusammenstellt, vermischt mit Klagen über die schwere Zugänglichkeit eines Teils der Leibnizschriften, die „in der Bibliothek zu Hannover vergraben [sind]" (S, 196). Dieser quasi-Exkurs soll denjenigen von Nutzen sein, „die Leibnizens Gedanken über seine charakteristische Sprache mit einmal übersehen wollen" (S. 199), M.s eigener Versuch zu erläutern, inwiefern das Chinesische selbst als Universalsprache fungieren könne, tritt gegenüber den philos. Aspekten einer allgemeinen Sprache stark in den Hintergrund. Der Aufsatz enthält eine Tafel (S. 163), auf der er 42 chin. Charaktere, Bezeichnungen aus dem Tierreich, auf das Linnesche Natursystem überträgt, „um die sinesichen Sprachzeichen den Naturforschern zu Unterhaltung einer Correspondenz mit den Östlichen Asien brauchbar und bequem zu machen" S. 169), ein Vorschlag, den Linne begrüßte (cf. S. 170). Erläuterungen zu dieser Tafel und dem sich anschließenden Verzeichnis der Tiergattungen (S. 165-168) finden sich am Schluß des Beitrags (S. 207-210), Nach einer kurzen Explikation der immanenten Kombinatorik des chin. Zeichensystems anhand der Beispiele N acht und Musik, wobei etwa Nacht aus drei Schlüsseln (Wurzelzeichen) besteht, nämlich Finsternis, Bedecken und Mensch, sodaß der Begriff bedeutet „die Finsterniß, so die Menschen bedecket" (S. 206), will er offenbar ein vergleichbares Prinzip auf die Klassifikation des Tierreichs anwenden. 3, Bibliographie 3,1, Werke des Autors 3.1.1, Sprachwiss. Werke Christoph Gottlieb von Murr drey Abhandlungen von der Geschichte der Araber überhaupt [,] derselben Münzen und Siegeln. [Vign.] Nürnberg; bey Joseph Ehren reich Ammermüller 1770, [2],102 S. 19cm [links von Titelblatt mit arab. Siegeln e Museo Frauniano Noribergae [Nürnberg]] [S. [2] leer. - S, [1]: Zwischentitel; Christoph Gottlieb von Murr erste Anhandlung von der Geschichte der Araber überhaupt] S, [2] leer; S. [3],4-40: Text. - S. [41]: Zwischentitel: ...

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zweyie Anhandlung und gesammlete [!] Nachrichten von den Münzen der Araber; S, [42] leer; S. [43],44-82: Text. - S, [83]r Zwischentitel: ... dritte Anhandlung von den Sieglen der Araber; S. [84] leer; S. [85],86-102: Text] [aus 12: Bayer, SB München; Sign.: H. As. 2683] Memorabilia rerum Narimbergensium, in: Christoph Gottlieb von Murr Journal zur Kunstgeschichte und zur allgemeinen Litteralur. Sechster Theil. Nürnberg: bey Johann Eberhard Zeh 1778 [aus 29: ÜB Erlangen-Nürnberg; Sign.: Ztg I, 51] Erläuterung der arabischen Umschrift, welche in goldenen Karmaiiscken Schriftziigen auf den uniern Saum des kaiserlichen Mantels gestickei ist, der in Nürnberg unter den Reichsinsignien aufbewahret wird, nebst Herrn Hofraths Tychsen neuer Dechiffrirung derselben, in: Christoph Gottlieb von Murr Journal zur Kunstgeschichte und zur allgemeinen Litteratur. Zehnter Theil. Mit einer Schrifttafel. [Kopftitel: Ueber das Pluviale] Nürnberg: bey Johann Eberhard Zeh 1781: 318-374. l Falttafel. 17cm [aus 29: ÜB Erlangen-Nürnberg; Sign.: Ztg I, 51] Ausführliche Beschreibung der sammtlichen Retchskletnodien und Ileiligthümer, welche zu Nürnberg im Chore der neuen Spiialkirche zum heil. Geist verwahret werden, in: Christoph Gottlieb von Murr Journal zur Kunstgeschichte und zur allgemeinen Litteratur. Vierzehnter Theil. Nürnberg: bey Johann Eberhard Zeh 1787: [135],137-191. 17cm - Fünfzehnter Theil. 1787: 129-390. 4 Falttafein. [aus 29: ÜB Erlangen-Nürnberg; Sign.: Ztg 1,51] Inscriptio arabica litteris cvficis avro textili picta in infima fimbria pallii imperialis, Panormi [Palermo], a. C, 1133 confecti, inter S, R, Imp. Germ. Klinodia Norimbergae [Nürnberg] adservati. Delineata et explicata Christophoro Theophilo de Mvrr, Cvm sedecim tabvlis ligneis, ei dvabvs aeneis, [Vign.] Norimbergae [Nürnberg]: Apvd Adamum

Theophilvm Schneidervm M.DCC.LXXXX. [1790]. 28 S,, 2 eingebundene S. von nur 19cm Länge, 4 Falttafeln. 26 cm [Titelblatt ganz in Mauskeln] [S. [2] leer. - S- [3],4-26: Text. - S. 26-28: Apendix - 4 Falttafeln] [aus 128: Hofbibl. Aschaffenburg; Sign.: P Hl] Christoph Gottlieb von Murr Beytrage zur arabischen Literatur. [Vign.] Mit drey Kupferiafeln. Erlangen: in Commission bey Johann Christian Schubart, und gedruckt bey Johann Augustin Hilpert 1803. 48 S. 3 Falttafeln. 23,8 cm [S. [2] leer. - S. [3],4-5: I. Kufische Inschrift in der Domkirche zu Cordoba ... Schreiben Herrn Kanzleyraths und Prof. Tychens. S. [6],7-10: //. Erklärung der Umschrift der ehemaligen silbernen vierzehn Unzen schweren Patene oder Oblatentellers in der Domkirche von St. Cassian zu Imola ... - S. [11],12-17: ///. Ein arabischer Brief der Jungfrau Maria an die Einwohner von Messina, - S. [18], 19: IV. Inschrift der Figur einer Löwmn. -S. [20],21-31: V. Von den arabischen Erzählungen in der tausend und einer Nacht ... - S. [32],33-37: VI. Arabische Muschelschaale zu Liebestränken ... - S. 37-47: VfL Vermischte Nachrichten, - S. [48]: Inhalt. - 3 Schriftentafeln zu I, II und VI] [aus 29: ÜB Erlangen-Nürnberg, Sign.: Or I 33] Über die persepolitamschen Inschriften, in: Christoph Gottlieb von Murr Journal zur Kunstgeschichte und zur allgemeinen Litteratur. Vierter Theil. Mit drey Kupfertafeln. Nürnberg: bey Johann Eberhard Zeh 1777: 122-150 [aus 29: ÜB Erlangen-Nürnberg, Sign.: Ztg 1,51] V. Sinestsche Litteratur. L Etwas von meinem Versuche, die simsischen Charaktere zur Universalsprache zu gebrauchen, in: Christoph Gottlieb von Murr Journal zur Kunstgeschichte und zur allgemeinen Litteratur, Vierter Theil. Mit drey Kupferl afein. Nürnberg: bey Johann Eberhard Zeh 1777: 151-210

290 Murr

[aus 29: ÜB Erlangen-Nümberg, Sign.; Norimbergae [Nürnberg]: in bibliopolio Monath - Kvssieriano MDCCCIV [1804]. 32 S, Ztg I, 51] Specitmna antiqvissima scriptvrae graecae 21,5cm tenvioris $ev cvrsivae ante imp. Vtspasiam [Titelblatt ganz in Majuskeln] tempora. Ex inscriptionibvs extemporalibvs [S, [2] leer; S. [3]-[4]: Vorwort; S. [6]-6: Prodromes. -S, 6-12; iingvae, evropaeae; S. 12-19; clasiariorvm Pompeianorvm exkibet cvm ealingvae asiaticae; S. 20-23: lingvae africanae; rvmdem explicatione Christophorvs TheophiS. 23-31: lingvae americanae; S. 32: lingvae Ivs de Mvrr. Cum tabvla aenea. [Titelvigarchtpelagi avstralis] nette] Norimbergae: in bibliopolio Bavero-Mannia- [an das Werk ist angebunden Karl Heller Reichsedler von Hellersperg; Ue~ no M.DCC.LXXXXII [1792], 8 S., l Tafel be,r den Rcgierungsverzichi des Bayernmünch[Titel ganz in Majuskeln] nerischen Herzoges Sigismund ... Regensburg [S. [2],3-8: Text; i Kupfertafel] 1797. 80 S.] [Kopie aus 75: StB Nürnberg; Sign,: Phil. 332 [aus 12; Bayer, SB München; Sign,: L. gen. b4°] 6.3 a] Litterae patentes imperatorts sinarvm KangVersuch einer Geschichte der englischen hi, Sinice ei laitrie. Cum interpreiatione R. Sprache, und der damit verwandten Dialekte P. Koegleri, S.I. Pekini mathemal-vm IribvnaLeipzig 1805 lis praesides, mandarini secvndi ordinis, adsessaris svprtmi tribvnalis rttvvm, ei anttsti- [in Deutschland nicht zu ermitteln] tis missionvm sinensivm et tapomcarvm. Ex De papyris seu voluminibus graecis Hercuarchetypo swensi edidii addilis noiitns sini- lanensibus commentatio Christoph. Theoph, cis Christophorvs Theopilvs de Mvrr. Cum de Murr Accedii Nicolai Ignarrae cxplicatio lamellae aeneae exsecrationis repertae prope tabuin aenea. Norimbergae et Altdorni: in bibliopolio Mo- Pefiliam, Subiungitur specimen scripturae nathi et KvsslerL MDCCCII [1802]. 58 S., 3 graecae cvrsivae saec. II vel HL Kupfertafeln Argentorati [Straßburg]: typis F. G, Leviault, A. XII, 1804. [2],59 S. 2 Falttafeln. 21,6cm [Titel ganz in Majuskeln] [S. [2] leer; S. [3J.4-6: Einleitung. - S. 6-11. [Titelblatt ganz in Majuskeln] /., Entstehung. Aussehen der Texte etc, - [S. [2]: Se irouve a Parts, chez LevrauH, ... S. 11-21: //. Pronunciatio litterarvm textvs S. [l],2-8: De papyris seu voluminibus graesintci, cum breui animaduersione, quo modo cis H erculanensibus. -S. [9],10-36: Philodemi illae respondtant uersione laiinae quoad sin- Über IV de musica. - S. [37],38-49: Gel. Nigula uerba, - S. 21-25: ///, Seqmtur zu ar- colae Ignarrae, Metropolitanae Ecclesiae Neachttypo stnensi Vtrsio iatinaf, pulcherrime pol. Canonici, ..., Explicatio Lamellae aeneae tabulae iigneae incisa, Sineis qvindecim, cam exsecrationis in Bruitiis prope Petiliam (Poinfra scripits nomimbus sex linearum. - S. 26- licastro) reperiae a, 1783, quae nnnc est in 28: Status Misstonis Sinensis lesuitarum ab museo Borgiano Velitris. - S. [50],51-59: Spea. 1766 ad a. 1800. - S. 28-32: Dt p. Igna- cimen scripturae graecae cursivae saeculi If iio Koeglero, mit Werk Verzeichnis. - S. 32-40: vel I I I . ~ 2 Faltrafeln mit Schriftproben] Catalogue librorum mathemaücorum, physi- [aus29: ÜB Erlangen-Nürnberg; Sign.; Bblgr, corum ei philosophicorum, sinice scriptorum 11,23] ediiorumque a Missionariis Societatis /esw. - [Hrsg.] Nachrichten von verschiedenen LänS. 41-56: Notiüa simcae. - S. 56-58: Tabula dern des Spanischen Amerika. Aus eigenhäncharacterum Quadrupedium sinensivm. - 3 digen Aufsätzen einiger Missionare der GeKupfertafeln] sellschaft Jesu, herausgegeben von Christoph [aus 12: Bayer. SB München; Sign,: 4° A. or. Gottlieb von Murr. 3012] Halle: verlegt bey Joh, Christian Hendel. 2 Conspectvs biblioikecae gloiticae vniversalts Bde. 19,6 cm propediem edendae operis qvinqvaginta an- - Erster Thetl. 1809. XXXII,387, [1] S. norvm. Avctore Christophoro Theophilo de [S. [2] leer, S. [III],IV-XXII: Vorrede, darin Mvrr. S. XII-XXII: Klassifikation der Sprachen

Mutzenbecher

Amerikas; S. [XXIII],XXIV-XXVI: Inkalt dieses ersten Theils. - S. [XXVII]: Zwischentitel: /. Herrn P. Joseph Och, ,.,, Nachrichten, von seinen Reisen nach dem Spanischen Nord-Amerika, dessen dortigen Aufenthalte, vom Jahr 1757 bis 1767, und Rückkehr nach Europa. Aus dessen eigenhändigen Aufsätzen ...; S. [XXVIII] leer; S. [XXIX],XXX-XXXII: Vorbericht, unterzeichnet: v. Murr; S. [1],[3],4-292: Text von Och. - S. [293],385 [= vielmehr 295J-374: Zwischentitel: //, Tarahumarisckes Wörterbuch, nebst einigen Nachrichten von den Sitten und Gebräuchen der Tarahumaren, in Neu=Biscaya, in der Audiencia Guadalaxara. im Vice—Königreiche Alt=Mexico, oder N eu=Spanien. Von P. Matthäus Steife]. - S. [375]-387, [1] S: ///, Des Herrn Abbe Wolfgang Bayers, ..., Zusätze zu seiner Reisebeschreibung nach Peru ...} - Zweiter Theil. Mit einer Original=Ckarte, 1811. [7],392-616 S. l Palttafe] [S. [2] leer; S. [3]: Nachricht des Verlegers; S . [4]: Inhalt des zweyten Theils. S. [5],[7],392-430 [die drei Berichte jewseils mit eigenem Zwischentitelblatt]: IV. Des Herrn Abbe Franz Benno Ducrue ... Reise aus Californien, durch das Gebiet von Mexico nach Europa im Jahr 1767. Ans dessen eigenhändigen lateinischen Nachrichten. S. [431],[433],454 [!]-496: V. Des P. Bernhard Havestadt Reise nach Chile 1746 bis 174$, dessen zwanzigjähriger Aufenthalt bis 1768, und seine Rückreise im Jahr 1710. S. [497],[499],500-616: VI. Des P. Joseph Garcia 's Reise und Schifffahrt [!] von seiner Mission auf der Insel Kaylin, im Archipelagus von Chiloe, gegen Süden. Im Jahre 1766 und 1767. Spanisch und Deutsch. Mit einer Karte; l Landkarte] [aus 12: Bayer, SB München, Sign.: Am. A. 1640] 3,1,2. Sonstige Werke

s, Hamberger/Mensel, Will-Nopitsch 3.2. Sekundärliteratur 3,2,1, Literatur zum sprachwiss. Werk Budge, E. .: The rise and progress of Assyrtoiogy (London 1925), - Dobihofer, E.: Zeichen und Wunder. Die Entzifferung verschollener Schriften und Sprachen, München 1964:

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81-113. - Fillitz, H.i Die Insigmen und Kleinodien des Heiligen Römischen Reiches (Wien 1954). - Grohmann, A.: Arabische Paläographie. Tl I (Wien 1967) (= ÖAW, Denkschriften d, phi],-hist. Klasse 94,1; Forschungen zur Islamischen Philologie und Kulturgeschichte 1). - Mayrhofer, M.: Supplement zur Sammlung der altpersischen Inschriften, Wien 1978 (= ÖAW, phi!.-hist, Klasse, Sitzungsberichte 338 = Veröffentlichungen der iran, Kommission 7). - Messerschmidt, L·.: Die Entzifferung der Keilschrift (Leipzig 2 191Ü) (Der Alte Orient 5,2). - Schramm, P.E., Mütherich, F.: Denkmaie der deutschen Könige und Kayser. Bd 1: Ein Beitrag zur Herrschergeschickte von Karl dem Großen bis Friedrich II 768-1250 (München 1962) (= Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München II) 3.2.2, Literatur zur Biographie: Bibliographie ADB : 76-80 [Mummenhoff]. - Baader; Lexikon baienscher Schriftsteller I: 51-59. DBA 878: 1-60. - G V 1700-1910 Bd 101: l 19, - Hamberger/Meusel V: 361-366; X: 346; XI: 564 f.; XIV: 634-637; XVIII: 796. - Jöcher/Adelung V: 215-223. - N U C pre-1956 Bd 402: 317-320. - Roth, J.F.: Catalogue Hbrorum quos ... M. coliegerat (Nürnberg 1811), enthält Bildnis und Biographie M.s. Will: Nürnbergisches Gelehrten-Lexikon II. Will-Nopitsch VI; SuppL [Angerstorfer (2.1.-2.2.); Brekle (2.3.-2.S.); Asbach-Schnitker (2.7.); GräSel (1.); Holier (3-)] MUTZENBECHER, ESDRAS HEINRICH WILHELM l. Biographie * 23.3.1744 Hamburg f 21.12.1801 Oldenburg Theologe V: Kaufmann M: älteste T, von Sebastian Edzardi M. besuchte das Johanneum seiner Heimatstadt und trat schon während seiner Schulzeit zusammen mit seinem Freund -^Eschenburg mit der Wochenschrift Der Primaner schriftstellerisch an die Öffentlichkeit, 1762 ging er auf das akademische Gymnasium, wo er von

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Mutzenbecner

H,S, ->Reimanis, J.G. -^Büsch und J.H.V. Nölting unterrichtet wurde. Ab 1765 besuchte er die Univ. Göttingen, wo er sich neben der Theologie auch der Philologie, der Physik und der Geschichte widmete. Nachdem er mit Beendigung seines Studiums in die königliche deutsche Gesellschaft in Göttingen als Mitglied aufgenommen worden war, ging er als Hofmeister in das Haus eines v. Steinberg und hielt sich mit seinem Schüler zunächst in Gelle, ab 1770 in Braunschweig auf, wo er durch Eschenburg mit —»Ebert und anderen Lehrern und Hofmeistern des Collegium Carolinum in Verbindung kam, darüberhinaus lernte er den Abt —* Jerusalem kennen, mit dem er bis zu dessen Tode in regem Briefwechsel stand. Auch absolvierte er von hier aus das theol. Examen vor dem Hannoverschen Konsistorium und wurde unter dessen Kandidaten aufgenommen. 1772 kehrte er mit seinem Schüler nach Göttin gen zurück und widmete sich seinen literar. Arbeiten, bis er 1773 zum zweiten Universitätsprediger in Göttingen ernannt wurde. In der Absicht, die akademische Laufbahn einzuschlagen, absolvierte M, 1774 das Examen vor der Göttinger theol. Fakultät und begann mit den Vorarbeiten seiner Inauguraldissertation, folgte aber 1775 auf Anraten Jerusalems dem Ruf als Prediger an die dt.-Iuth. Kirche nach Haag; 1780 wechselte er in gleicher Stellung an die dt.-luth. Kirche nach Amsterdam. Nachdem er mehrere Angebote aus Deutschland zunächst abgelehnt hatte, sah er sich durch die bürgerlichen Unruhen und kirchlichen Streitigkeiten in seiner Gemeinde schließlich doch gezwungen, 1789 das Amt eines Generalsuperintendenten und Konsistorialrats in Oldenburg zu übernehmen, wo er bis zu seinem Tode wirksam tätig war. Seine 'literarischen Erfolge' erwarb sich M. u.a. durch die Zusammenstellung eines neuen Gesangbuchs und durch die Herausgabe einer Sammlung von Gebeten und Formularen für gottesdiensiliche Handlungen, hatte aber auch durch seine Schriften für Kirche und Schule auf die ret. Erziehung seiner Zeit nicht unbedeutenden Einfluß, Vor allem seine Arbeiten zur Verbesserung des Gymnasialunterrichte sowie zur Ausbildung der Volksschullehrer fanden auch „in neuester Zeit rühmende Anerkennung" (ADB)

2. Werkbeschreibung Specimen iilusiralionum ex B. Bielii thesauro M. arbeitet bereits am ersten Band der Herausgabe des Novus Thesaurus philologicus von Johann Christian -*Biel, der 1779/80 erschien. Dieses Specimen soll die Bedeutung eines LXX-Lexikons für die richtige Interpretation des ntl. Wortschatzes demonstrieren. Er widmet das Specimen Johannes Wilhelm Bouvink, der das Lexikon von Biel drucken laßt, während sich dt. Verleger weigerten. M, legt im Specimen Exzerpte (!) von 21 Lemmata vor, alle beginnend mit dem Graphem Alpha, die er für das Verständnis des NT als wichtig erachtet. Er bringt eine Kurzform des Artikels bei Biel (auch nicht alle alttest am entlichen Belege), gibt nur einen Teil der jeweiligen hebr. Äquivalente für jedes Lexem. M. schließt mit einer Erörterung über die theologische Verwendung des Lexems im NT. Bedenkenlos assoziiert er 'Herrscher, Führer' mit hebr. r'sjt (rs'jt ist Druckfehler!) 'Anfang', das die LXX nur in Micha 1,13 bezeugt. Als christologischen Titel durchschaut M. den Begriff nicht. Auch die anderen hebr. Entsprechungen im Lemma von Biel interessieren M, nicht. Aufgrund der strikten Ausrichtung auf das NT und der Kurzform der Artikel ist es nicht möglich, Rückschlüsse auf die Form der Bielschen Lemmata zu ziehen. 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk l.E.H, Mutzenbecheri, V.D.M. Ecclesiae Lvtheranae Haganae Specimen iilusirationvm variorvm N. T. locorvm ex Bielii Thesavro philologico s. Lexico in LXX. et alios Vet. Testamenti interpreies. In: Symbolae litterartae Haganae, Class. II, Fase, I. S.{1]-20. 3.1.2. Sonstige Werke s. Jöcher/Adelung V (1816) 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk keine ermittelt 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie ADB XXIII: 1195 [Mutzenbecher], - DBA 879:351-372, - Döring; Gelehrte Theologen

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. - GV 1700-1910 Bd 101: 245. - Hamberger/Meusel V: 372f.; X; XI: 566f. Jöcher/Adelung V: '281-283; V! CCCIV. NUC pre-1956 Bd 403: 448-449, - Pütter II; III. - Richter (1804). - Schröder: Hamburgische Schriftsteller V. - Thiess: Hamburg. [Angerstorfer (2.); Gräßel (L); Weiß (3.)]

MUZEL(ITJS), FRIEDRICH [ursprüngl. Muzell] 1. Biographie

* 1684 Ruckeroht, Grafschaft Wied t 11.1.1753 Berlin Rektor, Professor V: Johann Jakob, Prediger M; Anna Gertraut v. Hachenberg oo Küstrin Louise Hedwig Stosch 7 T, 8 S M. erhielt zunächst Unterricht bei seinem Vater, einem gelehrten Prediger, der ihn „Merkwürdigerweise" (ADB) ohne Bedenken zur weiteren Ausbildung auf die Jesuitenschule nach Hadamar schickte, ihn aber schon bald wieder nach Hause nahm, um ihn wieder selbst m kartesianischer Philosophie, Griechisch und Hebräisch zu unterrichten. Schließlich setzte er seine Studien zunächst in Herborn, dann in Marburg fort, wo er auch selbst schon Vorlesungen hielt. Sein eigentliches Ziel, die akademische Laufbahn einzuschlagen, konnte M. nicht in die Tat umsetzen, vielmehr zwangen ihn die Umstände dazu, 1709 die Rektorensteüe an der Landschule in Diez anzunehmen. 1711 folgte M, einen Ruf als Rektor an die neugestiftete Schule in Küstrin, im selben Jahr erwarb er in Frankfurt/Oder auch die Magisterwürde. 1718 schließlich kam er als Professor und Rektor an das Joachimsthalische Gymnasium nach Berlin, wo er bis zu sinem Tode blieb. M. widmete sich in seiner schriftstellerischen Tätigkeit haupsäehlich der Philosophie und Philologie, wobei seine zahlreichen Lehrbüchern zur !at, Sprache seine Bemühungen um eine Verbesserung des Lateinunterrichts dokumentieren. Daß sich M.s Schulbücher eines großen Ansehens erfreuten, zeigen die mehrfachen Neuauflagen der Werke und die Übersetzung einiger von ihnen ins Französische,

2, Werkbeschreibung: Lehrmaterialien für den Lateinunterricht

M, erstellte eine Anzahl von sehr erfolgreichen Unterrichtshilfen, die dem Schüler qua Exercttien Lateinkenntnisse vermitteln sollen. Anders als etwa Johann Friedrich —«•Licht legt M. den Schwerpunkt bei seinen Übungsmaterialien auf die Vermittlung v.a. lexikalischer und phraseologischer, erst danach syntaktischer Kenntnisse; sie sind daher auch für relative Anfänger konzipiert. Für die induktive, praktische Methode sprechen nach M, memorative Gründe, d.h. „daß durch die Übung alles dem Gedächtnis nicht allein leichter exprimirt wird sondern auch besser klebet" (Compendium S. [8]) M. polemisiert in den Vorreden zu manchen seiner Werke heftig gegen den Liber memorials des Christoph Celiarius. In der Vorrede zum Vestibulum (editio nova 1751) qualifiziert er es mit folgenden Worten ab: „Denn des CellarÜ Liber memorjalis hält man für unnützlich, ja gar schädlich, und eine beständige Quelle unzählbarer und täglich neuer Barbarismorum" (S. [7]). Ähnlich scharf kritisiert er weitere Konkurrenten, so etwa Christian Heinrich —»Weises Latium in Compendia oder der Geschwinde Lateiner, für das er in der Vorrede zur 7. Aufl. seines Compendiums (1738) als Alternativtitel „besser Barbaries, als Latium in compendio, und geschwinde Latein—Verderber" (S. [8]) vorschlägt. Daß M, Konkurrenz werke abqualifiziert, seine eignen dagegen als Inbegriff der reinen Latinität herausstreicht, hat wohl zum Großteil auch 'verkaufsstrategische' Grunde. Sein erstes Werk ist das Compendium universae latintiaiis (1720, hier 2. Aufl. 1721): M. exzerpierte aus B. Fabers Thesaurus eTuditionts (1571 u.ö.) Lexeme und Phrasen, konstruierte dazu Kxercitia und gab dem Ms. den Titel Lexicon Phraseologicum; dieses Ms. bildet die Grundlage des vorliegenden Compendiums, das 192 dt. Texte versammelt, denen lat. Übersetzungshilfen in Form von Fußnoten beigegeben sind. Dem Vorwort zur 7, Aufl. (1751) ist zu entnehmen, daß das Werk „in vielen Schulen, auch ausserhalb Teutschland, als in Preussen, Cur— und Liefland, so gar in Ungarn, zu Prcsburg eingeführt worden" (S. [3]).

294 Muzel(ius)

Seine Introductio in linguam laiinam sive Vesiibulum (1789) ist für Schüler konzipiert, die bereits übet Grundkenntnisse der lat, Grammatik verfügen; es enthält in der vorliegenden Editio nova von 1751 285 lat. Gespräche mit dt. Übersetzungshüfen. Als Ergänzung dazu sind die Imitaiiones ad Introduciionem gedacht (285 dt, Texte mit tat. Übersetzungshilfen). Zürn Vestibulum gibt es einen Ciavis (1747; hier ediiw nova 1779), ein Lexikon, das sämtliche Wörter aus dem Vestibulum verzeichnet, und zwar „nach der Ordnung der Gespräche" (Vorrede S. [IV]). Gegeben werden neben den dt. Bedeutungen auch Anwendungsbeispiele und gramm. Zusatzinformationen. Auch sein Infundibuium grammaticae laiinae (1732) dient der Vermittlung gramrn, und iexik. Lateinkenntnisse. Der Titel kündigt lat. und dt. Texte (s. 3.1.1.) an, doch sind nur lat. Übungstexte enthatten.

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3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Progr. Specimen Lexici philologici Novi Testamenti ... o.O.o.J. [in Westdeutschland nicht zu ermitteln] Compendium umversae latinitaiis ... Berlin 1720 - 2. Aufl Compendium universae latinit&tis, ad Ductum Cellarii Libri memoriatis, in Exercitia Germanien redaclae, Subjunctis Vocabulis & Phrasibus, auctoritate probaiis. Das ist: Kurtze.r Begriff der gantzen Lateinischen Sprache / Jn Exercitien. Mit Historien, Antiquitaeten, Exempeln, und Sen- tenizen [!] angefüllt. Dadurch Jn einem bis zwei/ Jahren dieselbe ohne sonderbahre [!] Mühe kan [!] erlernet werden. Zum Nutzen der Jugend verfertiget Von Friderico Muzelio, Profess, und Con.-Rect, des Königl. Joachimsthal. Gymn. Die Zweyie Edition. Berlin: Verlegt von Gottfried Gedicken / Kon. privil. Buchhändl. 1721. [18] S., S. [3],4-455. 16 cm [Titelblatt in rot und schwarz, teilw, in Majuskeln] [S. [2] leer; S. [3): gewidmet den civibus, alvmnis, auditoribus und discipulis des Joachirnsthalischen Gymnasium in Ber-

lin; S. [4]: Widmung an Albertus Christianvs Gans .,., Thtmotheus Otto von der Groben. Fridericus de Bredow. Christophorvs Albrechi d'Aver. Adamvs Erneslvs de Rockow, Johann Gebhard und Otto Fridericfi de Winterfeld. Paulus Bergius Seinen ... Hauß=Purschen ...; S. [5]-[10j: Vorrede; S. [11]-[18]: Inhalt, Lit.A-Z\ S. [18]: Abkürzungen. - S. [3],4-455: 192 dt. Texte mit lat. Übersetzungshilfen als Fußnoten] [aus 35: Niedersächs. LB Hannover; Sign,: Bu 982] 3. Aufl Berlin 1722 7. Aufl u.d.T. Compendivm universae laiimtatis ad dvctvm lexici Fabro-Celiariam in exerctiia ... Das ist Kuriztr Begriff -und Weg zur ganizen Lateinischen Sprache Jn Exerciiien Wie auch eine vollständige Phraseologie und Schlüssel zu allen Lateinischen Auioribus Dadurch in einem bis zweyen Jahren eine, vollständige Laiinitaet ohne sonderbare Mühe erlernet werden kan [!]. In dieser Siebenden Auflage um ein vieles auch mit einem Register vermehret ... Berlin: Verlegts Christoph Gottlieb Nicolai 1738. [14],596,[18] S. 16cm [Titelblatt in rot und schwarz; teilw. in Majuskeln] [links vor Titelblatt Stich: Porträt von M.] [S. [2]: Motto; S. [3]-[14]: Vorrede, - S. [1],2-596: 192 dt. Texte mit lat. Übersetzungshilfen als Fußnoten. - S. [!]-[!6]: Register, alphabet., zweisp.; S. [l7]-[l8]: Errata Typographien, zweisp.] [aus 23: Herzog August Bibl, Wolfenbüttel; Sign.: Kg 240] 9. Aufl Berlin: Christoph Gottlieb Nicolai 1751. [14],502,[17] S. 10, verbesserte und vermehrte Aufl Berlin. F. Nicolai 1760. 12,502,[12] S, 17 cm dän. Ausgabe, übersetzt von Christian Martfeld (1728-90), u.d.T. Compendium unwersae latiniiatis ... Det er: Kort Begreb af det keele latinske Sprog i laimske og danske Stiile,, For Fedemelandets Ungdom oversat af det tydske Sprog efter det niende Berlinske Opiag ved Chr. Martfeld. K0benhavn 1754

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Iniroduciio in hnguam iatinam, ad usum iuveniutis Marchicae accommodate, sive vestibulum ad vocabulorum omnium simplicium cum denvatis et compositis usitatioribus in colhqmis et quaestionibus, ex natura, tiistoria, antiqmtate, mythologia petiiis et simul ad totius fere Grammatical exerciiium ductis. Lipsiae [Leipzig] 1729 [in Deutschland nicht zu ermitteln] - [anonym] Introductio lingvam iatinam ad vsvm ivventvtis slcsvicensis accommodate. Flensbvrgiae [Flensburg]: Apvd David Körte 1733. 13,[1],152 S. [in Deutschland und in der Königl. Bibl. Kopenhagen/Dänemark nicht zu ermitteln] - 9. verbesserte und vermehrte Aufl Ftiderici Mvzeiii Gymnasii Regii loachimici Prof. & Con-Rect. Introdvctio in hngvam latinam ad vsvm ivventviis Marckicae accommodate siiie vestibvlvm qvo vocabvla omnia simphcia cvm derivatis et compositis vsitaiioribvs in CCLXXXV colloqviis ex naivra, historia, antiqvitate, mythologia petiiis et simvl iotivs fcre grammaticae excrcitivm continentvr. Editio nona avciior et emendatior cvm Imitationibvs germanicis. [Vign.] Cum Privilegiis, Pohnico & Borusstco, Saxonico & Brandenburgico. Beroiini [Berlin]: apvd Christoph. Gottlieb Nicolai 1751, [8],126,[1] S. 17cm [Titelblatt - außer Beruf des Autors und Privilegien - ganz in Majuskeln] [S. [2] leer; S. [3]-[8]: Vorrede, in der M. darlegt, in welcher Reihenfolge - vom Leichten zum Schweren - er seine verschiedenen Lateinbücher in der Schule angewendet wissen wollte. - S. [1],2-126: 285 lat. Texte mit dt. Ubersetzungshiifen als Fußnoten. - [1] S. Druckfehler] [an das Werk angebunden ders.: Imitaiiones ad introductionem ... (1730)] [aus 34: Gesamtbochschul-Bibl., LB und Murhardsche Bibl, der Stadt Kassel; Sign.: 1959 A 982] - weitere Ausgabe Berlin: Nicolai 1753 - neue Ausgabe Friderici Mvzeiii ... Introdvctio in lingvam iatinam ... continenivr. [Vign.] Editio nova avciior e.t emendaiior ... Cvm privileges, ...

Beroiini [Berlin]: Impensis Friderici Nicolai MDCCLXXVIII [1778]. [8],126 s. 17,9cm [Titelblatt ganz in Majuskeln] [S. [2] leer; S. [3]-[8]: Vorrede. - S. [1],2-126: Text] [an das Werk angebunden: ders.: Imitationcs ad introductionem ... 1774] [aus 11: ÜB Berlin; Sign.: 64 A 4367] frz. Übersetzung des Vestibultim Abrege de la langue franc.oise tn 285 dialogues, ou traduciion du Vesiibulum etc. fort uiile aux jeunes gens, qui apprennent la iangue frangotse, anxquels cette version fournit abondamment des expressions et des phrases elegantes, pour s'cnoncer sur toute des sujets. Berlin 1730 [in Deutschland nicht zu ermitteln] - Nouvelle edition Berlin: Nicolai 1779 Imitaiiones ad introductionem m iinguam latinam sive vestibulum, ad usum juventutis accommodatae. Quibus omnia vocabula simplicia, cum plurtmis derivatis, in excrcitüs CCLXXXV, ex natura, historia, aniiquiiate petitis, contineniur, Studio Friderici Muzelii, Professoris Gymnasii Joachimici. In usum scholarum. Flensburgi et Slesvici [Flensburg und Schleswig] o.Verl. (1730). [8],88 S. 17 cm [Titelblatt in rot und schwarz, außer der Berufsangabe des Autors ganz in Majuskeln] [S, [2] leer; S. [3]-[8]: Vorrede. - S. [l],3-88: 285 dt. Texte mit wenigen lat, Übersetzungshilfen] [Werk vorgebunden ders.: Introductio in Iinguam latinam ... 9, Auflage Berlin 1751] [aus 34: Gesamthochschul-Bibl., LB und Murhardsche Bihl. der Stadt Kassel; Sign.: 1959 A 982] - weitere Aufl Flensbvrgi [Flensburg]: Apud David Körte 1736. [81,88 S. - neue Ausgabe Friderici Mvzeiii Gymnasii Regii loachimici Prof. et Con-Rect. Imitatlomes [!] ad introdvf.tionem in lingvam latinam sive vesiibvhm marchtcvm ad vsvm ivventvtis ... qvibvs vocabvla omnia... continentvr. [Vigri.] Editio nova longe avciior et emendatior cvm privilegiis ...

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Berolini [Berlin]: Impensis Friderici Nicolai MDCCLXXIV [1774]. [8],160 S, 17,9cm [S. [2] leer; S. [3]-[8]: Geneigter Leser, Vorrede. - S. [IJ.2-160: Text] [dem Werk vorgebunden: ders,: inirodnciio in lingttam laiinam ... Ediiio nova ... Berlin: Nicolai 1778] [aus 11: ÜB Berlin; Sign.: 64 A 4367] Infundibuium grammaticae latinae, Sine LL exercitia Satine et germanica, Quibus grammattca iota comprekensa facile infundi & crebra repetitione imprimi potest, ut vix effiuere memoria queat. Studio Friderici Muzelii, Gymnasii Joachimici Professoris & ConRectoris. Berolini [Berlin]: Typis Gäbertinis 1732. [2], 48 S. 17cm [Titelblatt teilweise in Majuskeln] [S. [2]: Exemplum Exerciiii a Juvene 17. annoram ad nos misso, ex i empöre scripti. - S. [l],2-48: 51 lat. Texte mit Zahlen für Wörter] [aus 3: UuLB Halte/Salle; Sign.: A 465] - sehr viele Ausgaben, z.B. u.d.T, [Meusel: Verstorbene] Infundibuium Grammaticae latmae, oder Trickier der lateinischen Grammatik in 51 lateinischen und deutschen Exercitiis, Frankfurt 1745 - spätere Ausgabe Infundibuium grammaticae latinae, Sive LL exercitia latina ... Studio Friderici Muzeüi, ... Con-Rectoris. [Motto] Francofurti fe Lipsiae [Frankfurt und Leipzig]: apud Philipp, Ludovicum Klaffschenkelium, Bibliop. August, MDCCXLIX [1749], 16,8cm - [nur lat. Teil] [2],48 S. [S, [2]: Nachricht, Buchbinder solle lat. Teil gesondert binden, - S. [l],2-48: 51 lat, Texte mit Zahlen für Wortregister] [dt, nicht erschienen ?] [aus 50: Fürstl. Fürstenbergische Hofbibl. Donaueschingen; Sign.: I Fg] - weitere, posthume Ausgabe u.d.T. Friderici Mitteln Infundibuium, oder praktische Wiederholung der lateinischen Rektion für Schüler der ersten Grammatik von Gottfried [—>-]Holzinger. Landshut: Max Hagen 1795. 278,[50] S. {= Holzinger: Philologisches Handbuch zum Gebrauche der studierenden Jugend. Zweytes Bändchen)

- dän, Ausgabe, übersetzt von Christian Martfeld (1728-90), u.d.T. Infundibuium grammaticae latinüe eller Grammatica i 52 latinske og danske Stille til de danske Skolers Nytte oversat af Tydsk paa Dansk vel Chr. Martfeld. Kbenhavn 1754 Clavis vtstibuli Marchici et totius latinitaiis ad usum iuventutis scholasticae accommodata, sive Lexicon secundum colloquia adfaciliorem usum docentium aeque ac disciplinam digestum, Berolini [Berlin] 1747. [Mensel: Verstorbene, IX: 483 gibt - zu Recht ? - an, die Clavis vestibuli sei eine andere Ausgabe der Introductio in linguam latinam mit geändertem Titel. Nach ADB XXIII; 123 ist sie eigentlich nur eine für die Schule bestimmte Umarbeitung des „Thesaurus eruditionis scholasticae" von Basilius Faber.] - neue Ausgabe Friderici Mvzelii regü Gymnasii loachimici professoris ac con-rectoris, bibliothecarii nee non alvmnorvm ephori Claws vestibvli marchici ac ioiivs latinitatis ad vsvm ivventvtis scholasticae. accomodata sive Lexicon secvndvm colloqvia ad faciliorem vsvm docentivm aeqve ac discentivm digestvm [Vign.] Editio nova, Berolini [Berlin]: svmptibvs Friderici Nicolai MDCCLXXIX [1779]. [8];456,[18] S. 17,4cm [Titelblatt ganz in Majuskeln] [S. [2] leer; S. [3]-[8]: Vorrede zu dieser neuen Auflage. - S. [l],2-456: Text, 285 Abschnitte. - [18] S.: Index vocvm pnmitivarvm Oestibvli Mvzeliani, viersp., alphabet.] [aus 54: Staatl. Provinzialbibl. Amberg; Sign.: Gram, l, ant. 266] Lateinisches Vocabularium vor die anfangende Jugend ... Berlin 1747 [nur bei Strodtmann] [ob es sich hierbei um ein eigenständiges Werk, um eine Übersetzung der Clavis vestibuli und vielleicht um deren dt. NebentiteJ handelt, konnte nicht ermittelt werden] [in Deutschland nicht zu ermitteln] [vielleicht identisch mit dem bei JÖcher angeführten Titel:

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Vocabularium grammatical latinum, für die anfangende Jugend zum leichten und nützlichen Gebranch nach der Grammatica eingerichtet. Berlin 1747] Neuer Versuch, die Praeterita und Supina der angehenden Schuljugend sowohl, als denen Provectioribus, leicht und kürzlich beyzubringen ... Berlin 1752 [in Deutschland nicht zu ermitteln] Großer Trichter der lateinischen Sprache ... Berlin: Nicolai 1776 [GV 1700-1910 gibt den Titel als Neue Ausgabe von ? an] [andere Ausgabe in 9: ÜB Greifswald vorhanden; nicht verleihbar] - weitere Ausgabe Bertin: Nicolai 1794 Kletner Trichter der lateinischen Grammatik Berlin: Nicolai 1780 [GV 1700-1910 gibt den Titel als Neue Ausgabe von ? an] [in Deutschland nicht zu ermitteln] Trichter Der Lateinischen Grammatic oder Exercitia, Welche so wohl nach der Langischen ais Märckischen kleinen Grammaiic eingerichtet, wodurch dieselbe Auf eine leichte Weise m kurzer Zeit Der anfangenden Jugend kan [I] beygebracht werden von Frid. Muzelius Des Joachimsthalischen Gymnasii Prof. und Oon-Rect. Cum Privilegio Regio. Zu finden in Berlin bei David Gottlieb Schatz an der langen Brücke [o. J.]. [2],48 S. 16cm [S. [2]: NB, Die Märckische kleine Grammatic ist im teutschen citirt, und die Langische im Lateinischen. - S. [l],2-32: [I. Curriculum durch den Syntax]: S. [I],2-19: 26 dt. Texte zum Üben der gramm. Regeln, jeweils fortlaufende arab. Ziffern vor den dt. Wörtern, deren Nominativform als Übersetzungshilfe mit der gleichen Ziffer für die ganze Seite als Fußnoten angegeben werden. Ab S. 19 finden sich die lat, Angaben jeweils am Ende jedes Textes.

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- S. 19-32: über 60 dt. Texte mit lat. Übersetzungshilfen. - S. 33-48: Das II Curriculum durch den Syntax, weitere über 60 dt. Texte mit lat, Übersetzungshilfen] [ob es sich um eine - spätere ? Ausgabe des Großen oder KleinenTrichters handelt, konnte nicht ermittelt werden] [aus 3: ÜB Halle/Saale; Sign.: Ge. 1121 i] Tabula mcmorialis synoptica Gramma.tic.ae latinae. o.O.o.J. [in Deutschland nicht zu ermitteln] [Die in ADB XXIII: 123 gemachte Aussage, M.s Schulbücher „erfreuten sich eines so großen Ansehens, daß sogar einige derselben ins Französische übertragen wurden", konnte - mit Ausnahme des Abrege - nicht nachgewiesen werden] zum Druck hinterließ M. als MS u.a. Lexicon Graecum methodo Leusdeniana concinnatum, worinn die Wörter nicht nach der alphabetischen Ordnung, sondern nach den bezeichneten Versen vorkommen, damit man das Nächschlagen überhoben werde [!]. 3.1.2 Sonstige Werke Seine weiteren philos. und philol. Abhandlungen s. bei Meusel: Verstorbene IX: 481-484 3,2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk ADB XXIII: 122-123 [zur stufen weisen Anwendung der verschiedenen lat. Lehrbücher vom Leichten zum Schwereren] 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie ADB XXIII: 122-123 [H.A. Lier]. - Bibliotheca Danica. IV (1902): 27. - DBA 879: 406-419 Denina: La Prusse litteraire III: 92. - Dunkel, 11,1. - GV 1700-1910 Bd 101; 249. Jöcher/Adelung V: 280-281, dort weitere Lit. - Meusel: Verstorbene IX: 481-484. - NUC pre-1956 Bd 403: 475. - Strodtmann: Neues Gelehrtes Kuropa III: 659-674 [Grässel (1.); Höller (3.); Weiß (2.)]

298 Nachsinner

NACHSINNER, VALENTIN 1. Biographie Anhand der ausgewerteten Literatur konnten keinerlei biographische Daten ermittelt werden. 2. Werkbeschreibung Lesekujist (1735) [in Deutschland nicht zu ermitteln] 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk Lesekunst Büdingen 1735 [in Deutschland nicht zu ermitteln]

3.1.2, Sonstige Werke keine bekannt 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk keine 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie G V 1700-1910 B d l O l : 396 [Seitz (L); Weiß (2., 3.)]

NAGEL, JOHANN ANDREAS MICHAEL

1. Biographie * 29.9.1710 Sulzbach (Oberpfalz) t 29.9.1788 N. besuchte die Lorenz-Schule in Nürnberg, wo er zunächst von seinem Vater, der dort Cantor war, unterrichtet wurde. Später wurde er auf das Gymnasium befördert, wo er öffentliche Vorlesungen in den rnorgenländ. Sprachen und schönen Wissenschaften, Geographie, Griechisch, Latein und Astronomie hörte. 1731 begann N, sein Studium an der Univ. Altdorf. Er schloß 1735 mit der Magisterwiirde ab, setzte aber seine Studien für ein Jahr in Leipzig fort, wo neben anderen —fGottsched zu seinen Lehrern zählte. Bevor N, nach Altdorf zurückkehrte, besuchte er Jena, Halle und Wittenberg. 1737 habilitierte er sich und begann, Vorlesungen zu halten. 1738 wurde N. Inspektor der Oekonomie, 2 Jahre spater ord. Prof. der Metaphy-

sik und morgenland. Sprachen. 1751 folgte die Professur der Beredsamkeit und im selben Jahr wurde ihm die Aufsicht unter die Universitätsbibliothek, später auch der Tie wischen Bibliothek, anvertraut. 1762 stiftete N. eine latein. Gesellschaft, deren erster Moderator er war. Bei zwei sprachwiss. relevanten Dissertationen fungierte N. als Praeses, vgl. J.C. —fSchaubertus und L,F, —»Smith. Für die Disseriaiio de lingua adscita hominum orbis babilomci (1740) konnte kein Verfasser - das Titelblatt fehlt - ermittelt werden, N. war aber mit Sicherheit auch hier nur Praeses. da in einer Fußnote (S. 17) auf ihn als „Dom. Praeses" referiert wird.

2. Werkbeschreibung Gt,neraliort& coniugaiionum aramaearum characteres (1739) Die kleine Arbeit stellt 8 Differenzierungskriterien für die Bestimmung aram. Verbformen auf, die Kennzeichen der einzelnen Stamme sind. Er zieht sie aus der aram, Grammatik von Johann Andreas Danz (1654-1727). N. arbeitet mit den charakteristischen Präfixen bzw. ihrem Fehlen, Verdopplungen und Kennzeichen unregelmäßiger Verben. Das beschriebene Verbalsystem ist die Sprache von Talmud und Targumim, nicht das Bibclaramaisch. im gleichen Jahr regte er auch die Diss. von Jodok Christoph -^Schauhert über die aram. Dialekte an.

3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors

3.1.1. Sprachwiss. Werk Generaltores conivgationvm aramaearvm ctiaracteres grammaticae Danzianae accommodatt auctore M, loh. Andrea Mich. Nagelio alvmn. Nor. et oecon. inspect. Altorfii Noricorvm typ is Johannis Adami H esse! ü 1739. 3 S. [Kopie aus 12; Bayer. SB München; Sign.: L. äs. 266] 3.1.2, Sonstige Werke hauptsächlich bibelphilol. Schriften (s. Meusei) 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk keine ermittelt

Nagell

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NAGELL, J O H A N N FRIEDRICH [p öl n.: Jan Fryd [Estreicher]]

Das zweite Buch, de etymologia (!) überschrieben, enthält eine Darstellung der Genera der Substantive nach Bedeutung (significatio] und Endung (terminatio), sowie Ausführungen zu den unregelmäßigen Verben (im damaligen Verständnis), Buch 3 ist eine Wortartenfügungslehre. Als Anhang erscheinen sieben Indizes, d.h. dt.-poin.-lat, Wortlisten nach den part es orationis gegliedert, Rüdiger IV: 40 f. bietet eine relativ eingehende Besprechung von N.s Sprachlehre, Obwohl er vieles kritisiert, kommt er zu einem positiven Urteil: „Für jene Zeit indessen, zumal wie es scheinet ohne Gebrauch der Vorgänger, ist hier genug geleistet und die Sprache selbst ziemlich richtig und rein gelehret".

1. Biographie

3, Bibliographie

Es konnten kaum Daten ermittelt werden.

3.1. Werke des Autors

3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie ADB XXIII: 214. - Baader: Lexikon baieri· scher Schriftsteller II. - Dörig: Gelehrte Theologen III. - Eckstein (1871). - G V 1700-1910 Bd 100: 454. - Hirsching: Handbuch VI, 1. - Jöcher/Adelung V: 349. - Meusel: Verstorbene X: 4-12, - NUC pre-1956 Bd 4Ü4: 367368. - Strodtmann: Historic der Gelehrtheit, 157-170. - Will: Nurnberyisch.es GelehrtenLexikon III; VII. [Angerstorfer (2.); Haimerl (1.); Weiß (3.)]

2. Werkbeschreibung Grammatica Germamca (1714) Bei dern Werk handelt es sich um eine dt. Sprachlehre für Polen (pro vsu & commodo nabilissimae iuventutis polonae), die Beschreibungssprache ist Latein (von Rüdiger IV: 40 abfällig als poln. Latein bezeichnet), als Kontrastsprache dient Polnisch. Die Grammatik besteht aus drei Büchern, denen ein Kapitel zur Aussprache (vgl. dazu Rüdiger IV: 40) vorangestellt ist. Das erste Buch enthält eine Darstellung der Wortarten: Nomen, Pronomen, Verb, Partizip, Adverb, Konjunktion, Präposition, Interjektion, N, folgt damit der lat. Tradition, der er auch sonst verpflichtet ist. Die Darstellung der Wortarten ist strukturiert nach den Akzidenzien, von denen N. insgesamt 14 berücksichtigt. Die Zuschreibung ist nicht immer einsichtig: die comparatio wird nur bei den Adverbien als Akzidenz bezeichnet, nicht jedoch bei den Adjektiven (obwohl dort natürlich beschrieben); bei den Verben gibt es keine Species (primiiiva vs. derivative) etc, Auch sonst finden sich manche Inkonsequenzen: der Artikel z.B. wird den Pronomina zugerechnet (so entspricht es der für das Deutsche modifizierten lat. Tradition), im Kapitel über die Nomina (S. 18 ff.) nennt N, aber drei Arten von Artikeln, nämlich absolute (d.i. Personalpronomina), bestimmte und unbestimmte, zu denen er auch die Paradigmen anführt.

3.1.1. Sprachwiss. Werk Grammatica germunica tribvs hbrts comprehensa, cum indict interprete [bis hierher in Majuskeln]. Pro Vsu, & Commodo Nobitissimae Juventus Polonae, Per M. Joaimem Fridericum Nagell [die Namen in Majuskeln], in Alma Universitate Cracoviensi AA. LL. & Philosoph i ae Doctorem Contubernij Staringeliani Seniorern, ejusdem Germanicae lingvae Professorem, Succmctö & claro Compendio. Collects; Lucique publicae data. Permissu Magnifici Domini Rectons, anno salutis humanae M D CG XIV. Cracoviae [Krakau]: Typis Vniversitatis [1714], [8],334 S. [S. [2]: Druckprivileg; S. [3]-[8]: gewidmet: ... Dominis Senatoribus ... - S, [1],2-12: De primis grammaticae germanicae rudimentis ... de orthograpkia: S. 2-4: Caput I. De LMeris in Gcnere\ S, 4-10: Capvt II. De iiterts [!] in Specie ..,; S. 11-12: Appendix. De Acceniu, seu Prolatione Syllabarum. - S. 13-112: Litter primus ...: S. 13-47: Capvi L De Nomine, ff eius diwstone/ die Beispiele, wie in den anderen Teilen auch, oft dt.-poln.-lat,; S. 47-52: Capvt H, De Pronomint; S. 52-104: III, Üe Verbo; S. 104-105: IV. De Pariicipio; S. 105-108: V. Üe. Adverbio; S, 108-110: VI. De Conjunctions; S. 110-111: VII. Dt Praepositione; S. 112: VIII. De Interjection«. - S. 113-155: Liber secvndvs grammaiicae germanicae de eiymologia: S. 113-131: Capvi /. De Generibus Nominum; S. 131-155; Capvt II,

300 Nahmmacher

De Verborum practenfis Imperfectis, & Participus Praeteriii Temporis, - S. 156-192; Liber tertivs ... de sgntaxi: S. 156-162: Capvt I, De Constructions Nominis cum Nomine: ac imprimis Adjectivi cum Subsiantivo; S. 162166: Capvt II. De Construction Pronominis; S. 166-172: III, De Constructions Verbi cum Nomine: ac in primis cum, Noimnativo; S. 172-178: IV. De Verbo cum Casibus ctrcumstantiarum: sc: pretii, distantiae, Tsmporis causa, materiae, Instruments & loci; S. 179181: V. De Constructions Verbi Inßmti Modi; S. 181-183: VI. De Constrttctione Paritciptj De Participio penes Nomen; S. 183-186: VII. De Constructions Adverbij. De Adverbw penes Casum, Gradum Comparationis, Modum. & Delectum; S. 186-188: VIII. De Constructions Conjunctionum penes Modum & Delectum; S. 188-191: IX. De Praepositione penes Casum & Delectum. De Praepositione penes Casum; S. 191-192: X. De Constructions Interjectionum, - S. 193-332: Index interpres in septem paries dtsinbvtvs In qvo voces Germanicae, contentae in Grammaiica, nee non aliae quatdam communiores Ordine Alphabetico annotatis Genenbus Nominum, & verborum, item verbis Anomalis, Polonice & Latine, exponuntur: S. 103-264: Pars /, De Nominibus Substantivis, wie die weiteren Indices auch dt.-poln.-lat., dreisp., jeweils alphabet.; S, 264-285: Pars II, De Nominibus Adjectivis; S, 286-319: III. De Verbis; S. 320-328: IV. De Adverbiis; 5. 328-330: V. De Conjunciiombus; S. 330-331: VI. De Praeposiiionikus; S. 331-332: VII. De Interjeciiombns; S. 332-334: Appendix De Nitmeris, dt.-poln., Zahl] [als gebundene Fotokopie aus 355: ÜB Regensburg; Sign,: GB 1602 N 147 aufgrund eines Microfiches aus 7: Niedersachs. SuUB Göttingen, da dort nicht verleihbar] [auch vorhanden in 14: Sachs. LB Dresden] 3.1.2. Sonstige Werke nicht zu ermitteln 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk [Rez.] Rüdiger IV, 40-41 3.2.2. Literatur zur Biographie; Bibliographie Estreicher IX, 49 [Höüer (1., 3.); Weiß (2.)]

NAHMMACHER, KONRAD [auch: Conrad] 1. Biographie * 24.5.1734 Ratzeburg [Jöcher: Eckstein: 23.5.1733] t 6.5.1768 Philologe, Theologe V: Joachim, Rektor

24,3,1734;

Bevor N, 1752 an der Univ. Helmstädt zu studieren begann, wurde er von seinem Vater unterrichtet, 1757 erlangte N. die Magisterwürde und bekam die Stelle des Rektors der Stadtschule Heimslädt, womit die Position eines Subpriors des Klosters Marienthai verbunden war; gleichzeitig wurde er Mitglied der Hetmstädter dt. Gesellschaft, 1759 ging N. als Prof, und Rektor des ev.-Iuth. Gymnasiums, Prediger an der Marienkirche und Konsistorialb eisitzer nach Osnabrück. Kurz darauf erhielt N. das Diplom eines Ehrenmitgliedes der lat. Gesellschaft in Jena. Ab 1764 fungierte N. als Direktor des Stiftspädagogiunis in Ilefeld und Superintendent der Grafschaft Honenstein. N.s Schriften sind zum größten Teil theol, Inhalts. Im linguistischen Bereich befaßte er sich hauptsächlich mit der lat. Sprache, so stammen von ihm ein Commeniarius de titeratnra romana, eine Lateinische Grammatik .,. und eine Anleitung zur kritischen Kenntniß der lateinischen Sprache. 2. Werkbeschreibung 2.1. Commentaries de litemiura romana (1758) In seiner Vorrede (S. ) gibt N, einen ausführlichen Überblick über Autoren und Werke vor allem aus dem 17. und der 1. Hälfte des 18. Jhs, sowohl der klass.-philol. als auch der theol.-exeget. Literatur, wobei er auch auf jüd. Beiträge eingeht. Das Werk selbst (S. 1-380) besteht aus fünf Abteilungen. Insgesamt gibt N. eine kritischhistoriographische Darstellung derjenigen Autoren und ihrer Werke, die sich seit dem Altertum mit graphematischen, paläographischen, phonol. und orthogr, Untersuchungen in bczug auf das Lateinische und - sekundär auch auf das Griechische beschäftigt haben. Das Werk schließt mit einem ausführlichen Namen- und Sachindex (S. [34]).

Nahmmacher

2.2. Lateinische Grammatik (1764) In seiner Vorrede (S. [6]) betont N,, daß er sich bei der Ausarbeitung seines Werkes die von —*Gesner (1740) „vermehrte cellarianiscfac Grammatik" zugrunde gelegt habe. N, bewertet diese Grammatik gegenüber den lat. Grammatiken von Joachim Lange (1707 u.ö,), Joh. Konr. —t-Schwarz (1732) und auch gegenüber der Märkischen Grammatik (1718 u.ö.) positiv. Er erwähnt Inifrei ehe Empfehlungen seines Lehrers „des Herrn Abts Carpzov zu Helmstädt", des „Herrn Generalsuperintendenten Meyer zu Brannschweig", des „Herrn Rectors [—*]Miller zu Halle", des „Herrn Directors Ballhorn aus Hannover" und des „Herrn Rectors [Jak. Friedr,] Heusinger zu WolfenbütteJ". Die Grammatik selbst (S, 1-303) besteht aus vier Teilen: Orthographie, „Wortforschung" (Wortklassen, Derivation, Flexion), „Wortfügung" (nach Wortklassen und Rektionskriterien geordnet, Regeln der „syntaxis ornata"), Prosodie, In allen Teilen finden sich sorgfältig formulierte Regeln und Beispiele. 2.3. Anleitung zur kritischen Kenntniß der lateinischen Sprache (1768) In seiner Vorrede (6 S.) nennt N, als Gründe für das Verfassen des Werkes „die Erlernung der lateinischen Sprache aus vernünftigen Gründen als wichtig, und als etwas angenehmes und leichtes vorzustellen". Weiterhin nennt er Kriterien, nach denen er aus Sekundärwerken geschöpft habe. Das Werk selbst (S. 1-451) besteht aus 8 Kapiteln und einem „Anhang von den übrigen lat. Dichtern". Im 1. Kap. wird unter eher pragmatischen Gesichtspunkten der „Nutzen der lateinischen Sprache" dargestellt. Im 2. Kap. wird - teilweise spekulativ - ein knapper Überblick über die Geschichte des Lateins gegeben. Das 3. Kap. handelt von der lat. Stilistik. Die Kap. 4-7 stellen mehr handwerklichphilol, Gesichtspunkte vor; Benutzung von Hilfsmitteln, stilistische Übungen etc. Das umfangreiche 8. Kap. samt Anhang gibt eine Art lat. Literaturgeschichte. 3. Bibliographie 3.1. Werke des Autors 3.1.1. Sprachwiss. Werk M. Conr. Nahmmachen Rectoris scholae oppld. Helmstadiensis et Svbprioris coersobii

301

Marievall Commentarivs de Itieratvra romana [Vägn.] Brvnsvigae [Braunschweig]: Impensis Orphanotrophei [Waisenhaus] ann. MDCCLVIII [1758]. XXX,380,[36] S. 16,8cm [Titelblatt ganz in Majuskeln] [Fußnoten zweisp.] [S. [2] leer; S. [ ], : Praefaiw. S. [lj: Kopftitel: Commentarii de literaivra romana. - S. [1],2-50: Seciio I De literatvrae romanae praecognitis: S. [l],2-27: Capvt ] Of. lite.ratvrae apvd Romanos fati&\ S. 28-48: Capui II De hleratvrae fenitbvs cvm externis tvm internis; S. 48-50: Capvi III De Hteratvrae finitione ac divisions. - S. 51-232: Seetw De liiera: S. 51-54; Capvt I De modo qvo liierae fimri ac dispesci possini; S. 5488: II De Itieris sonantibvs; S. 89-105: III De bivocalibvs; S. 106-147; IIII De Htens semivocahbvs atqve vdi$] S. 147-211: V De literis mvtis; S. 212-232: VI De bims vna in figvra litens qvas dvphces vacant. - S. 233296: Sectio Hl De c.onceptiombvs: S. 233-237: Capvt I Qvonam insint conceptiones qvove modo dispescanivr osiendit; S. 238-279: II De vocviationc sive accentibvs', S. 279-296: III De iis qvae ad syllabarvrn materiam constitvtionem atqve divtsionem spectant, - S. 297374: Sectto III De loqvela: S. 297-300: Capvi I De ivsto maivscvlarvm et minvscvlarvm Hterarvm vsv; S. 301-321; II De tnterpvnctjs verborvm, S. 321-326: III De senienliarvm et verborvm notis; S. 327-374: III De scriptvrae compendits, - S, 375-380; Sectio V. De figvns qvae ad scriptionem spectani. - S. [1][2]: : Inhaltsübersicht; S. [3]-[36j: Index scriptorvm rervm ei loqvelarvm] [aus 76: Fürst Thurn und Taxis Hofbibl. Regensburg; Sign,: Sp L, 40] M. Conrad Nahmmachers, evangelischen Predigers an der Marienkirche zu Osnabrück und des Stadtconsistorium Beysitzers, des Gymnasiums daselbst Professors und Rectors, berufenen ersten Lehrers und Directors des Stiftspädagogiums zu Jlefeld, der lateinischen Gesellschaft zu Jena und der deutschen zu Helmstädt Ehrenmitgliedes, Lateinische Grammatik, bey deren Ausarbeitung die cellarianische zum Grunde gelegt worden ist. [Vign.|

302 Nahmmacher

Leipzig und Helmstadt: im Weygandschen Verlage 1764. [8],303 S. 17,2 cm [S. [2] leer; S. [3]-[8]: Vorrede. - S. [1],213: Der erste Theil, von der Rechtschreibung (Orthographie): S. [l],2-4; Das erste Haupistück, von den Buchstaben; S. 4-6: Das zweyte Haupistück, Von den Sylben; S. 611: 3. von den Wörtern; S. 11-13: 4. von den Figuren der Rechtschreibung. - S, 14175: Der zweete Theil, von der Wortforschung: S. 14-16: Das erste Hauptstück, von den Wörtern überhaupt; S. 16-89: Das zweyte Haupistück, von den Nennwörtern (nominibus): S. 16-65: Der erste Abschnitt, von den Hauptwörtern (Substantivis): Genus, Deklinationen; S. 65-89: Der zweite Abschnitt, von den Beywörtern (adicctivis): Deklination, Komparation. Zahlwörter; S. 82-89: Pronomen; S. 89-156: Das dritte Hauptsiück, von den Zeitwörtern (verbis) und von den Mittelwörtern (pariicipiia); S. 156-159: 4. Adverb; S. 159-163: 5. Präpositionen; S. 163164: 6, Konjunktionen; S. 165: 7. Interjektionen; S, 165-175: 8. von den zur Wortforschung gehörigen Figuren. - S. 176-278: Der dritte Theil, von der Wortfügung (syntaxi): S, 176-178: i?äs erste Hauptstück, von der Fügung des Hauptworts und Beyworts (adieciivi ei snbstantivi); S. 178-181: 2, Fügung der Pronomina; S, 181-182: 3. Fügung der Konjunktionen; S. 182-184: 4, ... der Nennendiing (nominativi); S. 184-195: 5. ... der Zeugendung (genitivi); S, 195-198: 6, ,,, der Gebendung (dativi); S, 206-214: 8. ,,. der Nehmendung (abiativi); S. 214-230: 9. von der Fügung mit der verbindenden Art (coniunctivi); S. 230-234: 10. von der Fügung der Klagendung mit der unbestimten [l] Art (accusativo cum infinitive); S. 235-241: 11. von der Fügung des Gerundii, Supmi und der Mittelwörter (participiorum); S. 241-268: 12. von den Schönheiten in der Wortfügung (syntaxi ornaia): Versetzung der Wörter, Zusätze, Auslassungen, Verwandlung einer Fügung in die andere; S. 268-275: 13. von den zur Wortfügung gehörigen Figuren: S. 275-278: 14. von der natürlichen Ordnung der Wörter, und einigen Abweichungen der lateinischen Fügung von der deutschen, - S. 278-303: Der vierte Theil, von der Tonmessung (Prosodia): S. 278-291: Das erste Hauptstück, von dem Sylbenmasse [!] (quantitate)-, S. 291-294: 2.

von dem Sylbenmasse. (scansione); S. 294-301: 3. von den gebräuchlichsten Versarien (generibus carminum)', S. 301-302: 4. von der Verschiedenheit der Gedichte in Ansehung ihres Inhalts; S, 302-303: 5, von den bey den Dichtern gebräuchlichen Figuren] [aus 70: LB Coburg; Sign.: ^£p] M. Conrad Nahmmachers, Königl. und Churfürstl. Braunschweig=Lüneburgischen Superintendentens in der Grafschaft Hohnstein, Direktors des Pädagogii zu Jlfeld, der lateinischen Gesellschaft zu Jena und der deutschen zu Helmstadt Mitgliedes Anleitung zur kritischen Kenntniß der lateinischen Sprache [Vign.J Leipzig; bey Johann Paul Krauß Buchhändler in Wien 1768. [8],451,[19] S. 17,8,cin [S. [2] leer; S. [3]-[8]: Vorrede. - S, [1],2-14: Das erste Capitel. Von dem Nutzen der lateinischen Sprache. - S. 14-48: Das zweite Capitel, Von der Geschickte der lateinischen Sprache. - S. 49-95: 3. Von den Eigenschaften und der Verschiedenheit der Schreibart, S, 96-111: 4. Von der Grammatik und den Aufschiagbüchcrn. - S. 112-169: 5. Von dem Lesen der Atictoren. - S. 170-182: 6. Von verschiedenen Uebungen in der Latinität. S. 182-204: 7. Von eigenen Ausarbeitungen. - S. 205-451: 8. Von einzelnen classischen Schriftstellern: S. 205-332: Der erste Abschnitt. Von den prosaischen Schriftstellern; S. 333-361: Anhang von den übngen prosaischen Schrißstellern; S. 362-423: ... zweiter Abschnitt, von den lateinischen Dichtern; S. 424-451: Anhang von den übrigen lateinischen Dichtern, - S. [l]-[9]: Erstes Register der in diesem Buche recensirten Auctoren; S. [10][18]: Zweytes Register der merkwürdigen Sachen; S. [IQ]: Druckfehler] [aus 70: LB Coburg; Sign.: Cas. A 5069] - weitere Aufl. die bei Meusel; Verstorbene X; 16 - bereits angezweifelte - Ausgabe Wien 1769 konnte nicht nachgewiesen werden Leipzig 1773, 1800 3.1.2. Sonstige Werke theol., philos. und die lat. Literatur betreffende Arbeiten, s, Meusel: Verstorbene X 3.2. Sekundärliteratur 3.2.1. Literatur zum sprachwiss. Werk nicht ermittelt

Nast

3,2.2, Literatur zur Biographie; Bibliographie Döring: Theologen III. - Eckstein (1871). Das gelehrte Europa XVII: 160-197. - Hirsching: Handbuch VI, l, - Jöcher/Adelung V: 555. - Meusel: Verstorbene X: 15-16. - NUC pre-1956 Bd 404: 453 [Brekle (2.); Holler (3.); Seitz (1.)]

NAST, JOHANN 1. Biographie * 17.11.1722 in Leonberg (Württemberg) t 24.12.1807 in Plochingen (am Neckar) Präceptor am Gymnasium V: „Statt— und Amtsmusikus daselbst" (Beschluß S. 859) M: geb. Beuttelspacher N. ist der erstgeborene von 12 Brüdern, oo Jacobina Elisabetha, geb. Hammerin (gest. 1774) 12 S; der älteste ist Professor an der Herzoglichen Militair—Akademie N. studierte in den Klosterschulen von Blaubeuren (1736-1738) und Bebenhausen (17381740) und zu Tübingen (1740-1742) [nach H äug „Im Stipend. Theolog."], wo er 1742 den philosophischen Magistergrad erhielt, von 1742-45 studierte er Theologie und wurde 1745 Lehrer der Barone von Tessin (17451747) und von Weiler (1747-1750), „bekam 1750 einen Ruf an das Gymnas. illustre nach Stuttgardt als Praeceptor, wurde daselbst 1778 Professor, und erhielt 1789 auf sein Gesuch die ansehnliche Pfarre Plochingen. wo er den 24. August 1800 sein Amtsjubiläum beging und am 24. Dezember 1807 starb" (Jöcher/Adelung V; nach DBA 884,192); „Ehrenmitglied der deutschen Gesellschaften zu Mannheim und AnhaltBernburg" (Gradmann); zu seinem Amtsjubiläum veröffentlicht sein ältester Sohn J. Jakob H. N. eine „gedruckte Schrift" Ueber Homers Sprache, die einen Kurzgefaßten Lebenslauf des Jubelgreisen, von ihm selbst aufgesetzt enthält (ADB XXIII, 271). N. schrieb eine Reihe von lokalhist. geogr. (v,a, Württemberg, Mömpelgard (Montbeliard) und das Bistum Konstanz betreffende) und juristischen Anmerkungen, einiges Theologische und Varia in Zeitungen und Zeit-

303

schriften. Er entwickelt aber - wohl in Zusammenarbeit mit —»Fulda - irn Laufe der Zeit eine von der Hochschätzung des Schwäbischen geprägte Neigung zur Beschäftigung mit sprachlichen Fragen verschiedenster Art. Diese Art der Beschäftigung paßt gut zu seinen sonstigen regionalen und hist. Interessen, sieht er doch viele sprachliche Merkmale des Schwäbischen als durch das Alter geadelt an. Im Kontakt vor allem mit Fulda und —>Aichinger wird er zu einem der radikaleren Exponenten einer süddt. Position im Normenstreit um das Hochdeutsche, Gelegentlich erscheint er in dieser Auseinandersetzung etwas eifernd. Neben den gramm. Fragen allgemein interessiert ihn besonders die Grundlegung der Rechtschreibung. Seine herausragenden sprachwiss. Beiträge sind die, welche im Schwäbischen Magazin (1775/76) und in den beiden Teilen des Teuischen Sprachforschers (1777/78) erscheinen, wesentliche Ergebnisse davon sind in seiner letzten Schrift Teutsches Elementarbuch (1805) zusammengefaßt. Ein weiteres auch sprachliches Interesse gilt der vorlutherschen deutschsprachigen Bibelüberlieferung, insbesondere auch der Bedeutung des Druckorts Augsburg als einer schwab. Stadt: Litterarische Nachricht von der hockteutschen Bibelübersetzung [,.,] (1779). Im Gegensatz zu seinem Partner und in mancherlei Hinsicht, etwa was die Etymologie angeht, bewunderten Vorbild Fulda, wirkt N. weniger spintisierend; er ist, auch im Vergleich mit den meisten gleichzeitigen Autoren, in der Fachliteratur ziemlich belesen und verweist auch durchgehend und explizit auf die anderen Autoren. Von einer Nachwirkung der sprachwiss. Tätigkeit N.s kann eigentlich nicht die Rede sein.

2. Werkbeschreibung 2.1. Schwäbisches Magazin von gelehrten Sacken a) Erinnerungen an die teutsche Sprachlehrer N. moniert, daß die Grammatiken der —* Gottsched-Umgebung zwar eine angemessene Sprachfonn für „Ober- und Nidersachsen" bereitstellten, „die so genannte Reichsländer, worunter ich hier nur die Schweiz, den Schwäbischen, Fränkischen, Bairischen und Oestreichisc.hen Kreis verstehe" (S. 205), seien aber nicht angemessen berücksichtigt. Wegen

304

Nast

der sprachpolitischen Macht der GottschedSchule habe auch —^Aichingers Grammatik, die dem abhelfen würde, nicht das ihr gemäße Echo gefunden (S. 206/07). Als weitere positive Ausnahmen werden —t-Popowitsch und —»Fuida genannt (S. 208); die an dieser Stelle erwähnte Rezension N.s zu Popowitsch in den Tübingischen Berichten konnte nicht ermittelt werden (L,E.). Im folgenden unternimmt N. in Modifikationen der von den drei Genannten vorgeschlagenen Beschreibungen eine Darstellung der dt. Verbal- und Nominalflexion. Der erste Teil (3. St., S, 205-214) behandelt die Konjugation. N, nimmt drei Konjugationen an, die erste umfaßt die spater schwach 1. PS. Präs. He 2te 3te 4te 5te Ste

a a ei

Tte

le

8te

Restgruppe

Ite

e

e

3te

e

Er unterscheidet nach der Vokaifolge 1. PS Präs, 1. PS Prät, Part II folgende 8 Klassen.

l, PS. Prät. ie u

Part II a a

1

1

1

1

1

1

a

1

a o

o u

Für die regionale Einordnung ist bemerkenswert, daß er für die in l und 7 nicht monophthongierte Aussprache als fallenden Diphthong annimmt. Die dritte Konjugation umfaßt dann die starken Verben, für die gilt, daß das e der l , PS. Präs, „gleich in der zweiten und dritten Person des Präs. Indicativi und im Imperativo in i verwandelt" (S. 216) wird. Es gibt drei Untergruppen dieser insgesamt 40 Verben: 2te

genannten Verben (t als Ternpus/Partizipmerkmal; Imperativ mit Endung); als Besonderheit werden acht Verba mit Rückumlaut genannt (S. 209). Die zweite Konjugation umfaßt die starken Verben (ohne die mit Brechung) (S. 209-216), wobei unter den Definitionsmerkmalen die Bestimmung auffällt: „Der Ton oder Accent dieses Imperfect! ist durchaus gedehnt" (S. 210), mit Beispielen wie fließe ~ floß; sauffe - sof. Die Imperativendung dieser Verben überläßt er dem „feinen Ohr", „dann die Vorschriften der Grammatiker sind eitel Geschwätz" (S. 211).

a o a

o o e

befehlen schwellen essen

Letztlich werden „anomaiische Verben" (S. 219) beschrieben, sein, werden und wissen. Im 4ten Stück der Zeitschrift (S. 310-333) folgt die Darlegung der Deklinationen. Hier folgt er zunächst Fuldas Klassifikation in 6 Deklinationen, diskutiert gelegentlich schwäb, Besonderheiten. In der Fortsetzung im 5ten Stück (S. 371-386) bespricht er zunächst Aichingers 5-Deklinationen-Klassifikation (S. 371-373), lobt sie wegen der Reduktion der Klassen, tadelt u.a. den mangelnden Bezug zum Genus; nach einem kurzen Hinweis

o

blasen backen beißen bitten beginnen binden biegen/liegen geben, kommen, schworen

auf Popowitschs 5 Deklinationen (S. 373) bespricht er anschließend —»Heynatzens 9 Klassen; et hält das für zu viele. In Auseinandersetzung mit diesen Vorschlagen entwickelt er seine vier Klassen (S. 375378); doch ist die Klassifikation nicht ganz klar: die ersten drei Deklinationen ergeben sich aus den Pluralformen (l.:-e, 2.:-er, 3-:-0); zur 4ten gehören zwar zentral die mit den -en Pluralen, es wird aber auch z.B. „die dreifache Deklination der Beiwörter" (S. 377) hier genannt. Es folgt letztlich (S. 378-381) eine lange Liste ambivalenter Substantive (Brunnen = 3, ßrunn = 4); hier wird sichtbar, wie die apokopierten süddt. Formen die Klassifikation leiten. Das hat auch Folgen in dem weiteren Anhang (S. 381-385), in dem N. die Adjektivflexion genauer bespricht; für ihn hat die unflektierte (prädikative) Form nie ein -e am Ende, das -e ist Zeichen der (attributiven) Flektiertheit; und zwar nicht nur bei Fällen wie seil oil und schöne, sondern auch bei 605, feig usw., wo die Norm letztlich gegen diese süddt. Formen das „sächsische -e" durchgesetzt hat, nicht aber beim ebenfalls genannten geschwind.

Nast

Anschließend werden die Regulantäten der Verteilung von starker und schwacher Adjektiv flexion dargestellt, wobei die starke Flexion interessanterweise als Suffigierung des Artikels beschrieben wird (S. 383/84). b) Herrn Carl Aichingers {...] Anmerkungen [...] beantwortet von dem Verfasser In diesen Auseinandersetzungen um die unter a) aufgeführten Arbeiten N.s geht es zunächst um Aichingers Annahme eines Supinums für das Deutsche (S. 937-939). Dann spricht sich Aichinger gegen die generelle Dehnung des Präfceritums der starken Verben von N,s zweiter Deklination aus (S, 939-942); die Antwort beruft sich auf Fuldasche Etymologien, die Schwäbisches bevorzugen. Anschließend fordert Aichinger als Norm den Umlaut in Formen wie schläft gegen N.sches schlaft; N, hält das für sächsisch, weicht aber zurück: „Selbst Fulda ist hier seer nachgebend" (S. 943). Aichinger verwahrt sich gegen die Diphthongbewertung von , N. antwortet etymologisch (943/44). Die Unterscheidung N.s von hellem und dunklem e hält Aichinger für einem Provinzialismus, N. ist die Ebene der Einwände unklar (S. 944), Es folgen noch einige kleinere Punkte von wenig genereller Bedeutung, An verschiedenen Stellen fügt auch Fulda noch Kommentierungen dazu, c) Bemerkungen über die Entstehung [...] Im ersten Teil dieses Beitrags (S. 443-459) behandelt N, allgemein die Problerne der Laut/Buchstabenentsprechung (S, 443/44); anschließend will er sich aber nur um eine angemessene Kodierung der dt. Schriftsprache kümmern (S. 445), Im Anschluß daran wird versucht, eine artikulatorische Beschreibung der Laute zu geben, die durch die Vokalgrapheme des Deutschen signalisiert werden. Ausführlich wird der regional relevante Unterschied des „hellen und des dunklen e" (S. 446/47) behandelt, er scheut an dieser Stelle vor orthogr, Konsequenzen zurück, Im zweiten Teil (S. 548-564) werden die Konsonanten ebenfalls nach Artikulationsarten von hinten nach vorne gehend behandelt: h, ch, g, k, ii, l, r, j, d, t, s, seh, f, m, b, p, w. Dabei sind die Beobachtungen recht genau, „w11 und ,jot" werden als Halbvokale charakterisiert, h als „Kehllaut", seine Funktion als Dehnungszeichen kritisiert (S, 549), ch, g und k gelten als „Gaumbuchstabe" (S. 549/50),

305

wobei vor allem auf die verschiedenen Realisierungen des eingegangen wird. , , , f , werden als Zungenbuchstaben beschrieben (S, 551/552), die „Zischer" , und als „Zähnebuchstaben". Die restlichen sind „Lippenbuchstaben" (S. 553-555). Im Anschluß daran behandelt N. die aus dem Lateinischen (; ) und dem Griechischen (; ; ; ) übernommenen Buchstaben (S. 556/557) sowie die verschiedenen s-Schreibungen (einschließlich ) (S. 557/558). Letztlich diskutiert er den Gebrauch von und (S. 558). Wie er hier für die Abschaffung des plädiert, ist er auch sonst für radikale Begradigung des Systems. N. kehrt dann mit der Diphthongbeschreibung nochmals zu den Vokalen zurück. Hier kommt er vor allem bei den aa- und äuSchreibnngen zu Unterscheidungen, welche die dialektale Bindung seiner Überlegungen erkennen lassen: er will ein mit dem Ton auf dem a und ein , wo der Ton auf dem u liegt, haben: Baum gegen Bauch; man sieht deutlich die sprachhist. Gründe dieser Unterscheidung, den Unterschied zwischen dem mhdt. /ou/ und /ü/. Entsprechend werde im Plural einmal nur der zweite Teil verändert: Baume, einmal würden „beide Vocale gebogen oder verändert": Bauche (S, 559). N. sieht nicht die Schwächen seines Vorschlags einer Orthographie, die eine bestimmte regionale Aussprache so genau wie möglich nachzuzeichnen versucht. Allerdings muß er sich dagegen verteidigen, es handle sich hierbei um ein „Spinnengeweb aus [s]einem Hirn" (S. 560). Er trifft dann analoge Unterscheidungen bei den und geschriebenen Diphthongen (S. 560). Er will dann in den hist, entsprechenden Fällen als Diphthonggraphcm gesehen wissen (S. 561). Allerdings setzt er sich trotz seiner regionalen Neigungen gegen die Aussprache des Pobeis ab. Im einem getrennten Kapitel schreibt N. dann noch über „Accent und Ton unsrer Sprach" (S, 562). Es handelt sich hierbei, wie auch bei entsprechenden Ausführungen Aichingers um Ansätze zu einer Art Silbenphonologie (S. 562/563). Er kritisiert dabei Heynatz und

306 Nast

—»•Hemmer. Mit einigen beiläufigen Bemerkungen zu Vorschlägen Gschalls, Popowitschs, Heynatzens und Hemmers, Trotz der Beliebigkeit dieses Endes macht es immerhin deutlich, daß N. im Unterschied zur gängigen Praxis der Zeit systematisch die Autoren nennt, auf die er sich bezieht.

logischer (Idiotica) und von FachwortschatzWörterbüchern, Anschließend (S. l Off.) werden die hist. Gründe für den Nord-SüdGegensatz im dt. Sprachraum aufgespürt. Insbesondere wird nochmals auf die Notwendigkeit einer Orthographiereform hingewiesen {S. 18 ff.).

2.2. Teuischer Sprachforscher (1777/78)

b) Declination und Conjugation Naumann (1986: 234) bemerkt, das Erstellen von Deklinationssystemen sei eine der gramm. Lieblingsbeschäftigungen des ausgehenden 18. Jhs. gewesen, und gerade die Beiträge im Teutschen Sprachforscher stellten einen Gipfel dieser Entwicklung dar. Die Einleitung (S. 3-10) zu N.s Ausführungen bieten einen guten Beleg dafür·, hier wird in wilder Weise mit den Ergebnissen der Vorgänger jongliert: N. lobt Körbers Bearbeitung der —»Belschen Grammatik, die auf fünf Klassen komme, kritisiert Gottsched und seine Nachfolger —* Brau n und Hemmer, daß sie nicht weiter gekommen seien, wiewohl Aichinger und Popowitsch schon im Jahr 1754 fast an Fuldas 6-Klassen-System, das auf Genus, Singular („Einheit") und Plural („Mehrheit") basiert, herangekommen seien. Daneben werden noch Schütz, die Wiener Anleitung (cf, —*Fe3biger) und Heynatz erwähnt, der mit neun Klassen übertreibe (S, 8 werden die Klassifikationen nebeneinandergestellt). N. selbst hat das Fuldasche 6-Klassen-System; als „Kennzeichen aller sechs Deklinationen" (S. 12) führt er auf:

a) Vorrede zu Teil l Schon die Widmung an —fKlopstock, —* Lessing und —»Wieland ist Programm. In der Vorrede wird das Fehlen einer dem Deutschen angemessenen Behandlung der Grammatik und auch einer entsprechenden sprachphilos. Grundlage bekiagt. In dem Erscheinen von Fuldas Preisschrift im Jahr 1773 und desselben Autors Wurzcllexikon scheint N. ein Ansatz in die richtige Richtung vorhanden; wenn auch Fulda, Klopstock und —»Mäzke (S. 7/8) noch nicht die Bedeutung des als frz. Analogen genannten Abbe Girard erreicht hätten. Die normale Behandlung des Deutschen sei von lat. Tradition und norddt. Vorurteilen bei Eistet. Hervorgehoben werden als Aufgaben, die Rechtschreibung (S. 7), die Lehre vom Ton und die Etymologie (S. 8) sowie die Beschäftigung mit den hist. Quellen („Gweilen") der eigenen Sprache, Als positive Ausnahmen in dieser Richtung werden —* Frisch, Hemmer und wiederum Fulda genannt. Wiederholt wird die alte Leibnizsche Forderung nach der Schaffung eines hist. Wörterbuchs, vieler dialekto-

I. II. III. IV,

v.

VI,

Gen. Sing. s(es) s(es) s

en nichts nichts

Nom, Plur, e er nichts en en; und n e

Die eigentliche Klassifikation (S. 13-88) wird durch lange Beispiellisten ergänzt, in die N. zum Beleg seiner regionalen Neutralität auch Regionales aus verschiedenen Gebieten, v.a. aber von Aichinger und Popowitsch (S. 42 wird z.B. vermerkt, daß er Brauns Wort Kobel nicht verstehe) aufnimmt. Wichtig ist ihm offenkundig neben der Klassifikation der Nachweis, daß aus hist. Gründen süddt., häufig schwäb. Formen den obersächs. mindestens

Berg, Zeugniß [d.i. mask.; neutr.] Volk, Heiligtum [neutr. + „acht männliche"]

Engel, Finger, Degen [mask., neutr.} Äff, Affe [mask.] Spur, Sele, Gabel, Ader [fern.] Nacht, [fenntniß [fern.]

gleichwertig seien; dieses Argument betrifft vor allem die Fälle von süddt. Apokopen, Es geht also praktisch «m den Umfang der N.sehen vierten Deklination: die N.sehen Beispiele gehen von der Daum für Daumen (S. 49) über der Knock für Knochen (S. 57) bis hin zu der Fleck (S. 58). Dieser Kampf wird auch in der Adjektivdektinatiou fortgesetzt, Ein -e am Ende von Adjektiven (Beiwörtern) in ihrer prädikativen oder adver-

Käst

bialen „Lexicaigestait" (S. 89; d.h. z.B.: blöde statt blöd) sei in seiner Flexionsähnlichkeit ein „Sprachfeler" {!]. Ansonsten wird irn wesentlichen das Prinzip der Monofiexion erläutert (S. 90-100); auch hier geht es häufig um die Bedeutung regionaler Normunterschiede, am ausführlichsten bei der schwachen NominativPlural-Form (die gute — schwäbisch; die guten = sächsisch (S. 93/94)), wo seine Verteidigungslinie schwach ist, da Hemmer wie Braun das -n empfehlen und auch Fulda beides zuläßt, er will letztlich immerhin Heynatens absolutes Verdikt gegen die Form ohne -u zurückgenommen wissen. Ein weiterer, aufgrund der offenbar größeren Variation problemloserer Fall ist die Endung des Genitiv Masculini und Neutri der starken Form (gutes/guten Weines), wobei allenfalls die etwas abseitige Erklärung der -enEndungen über die Ellipse eines bestimmten Artikels auffällt (S. 98). Hübsch ist, daß N. am Ende des Kapitels auf die §§ 156 und 194 der Aichingerischen Grammatik verweist, falls in seinen Ausführungen etwas fehlen sollte. Die Deklination der Zahlwörter (S. 100-102) und Fürwörter (S.102-104) bietet nichts Nennenswertes. Die Klassifikation der beiden Konjugationsklassen der Verben (S. 105-136) ist praktisch diestark-schwach-Klassifikation, so daß die Empörung, die N. in der Vorrede zum zweiten Teil äußert, als ihn ein Rezensent so verstanden hat, kaum erklärlich ist (dort S. 5). Auch hier werden allerlei Schwankungen und Sonderfälle diskutiert, vernünftigerweise wird aber letztlich bei der zweiten {schwachen) Klasse auf eine alphabetische Liste zurückgegriffen (mit Bezug auf Popowitsch, Braun, Hemmer, Cramer, gegen Gottsched (S. 119)). Er verzichtet dabei auf eigene elf [!] Subklassen, ,,ein bloßes Vehiculumfür Grammatiker" (S. 113). Diese Lösung verteidigt er auch gegen Fulda in einem Herausgeberkommentar zu dessen entsprechenden Ausführungen im zweiten Teil des Tentscfie.n Sprachforschers (dort S. 208/209). c.) Vorrede zu Teil 2 Diese Vorrede setzt sich im wesentlichen mit den Rezensionen seines Beitrags Teil I auseinander und zwar Rezensionen in der Nürnberger, Frankfurter, Hallischen Gelehrten Zeitung und im Teutschen Merkur. Am ausführlichsten behandelt er die Rezension

307

in der Hallischen Zeitung, die ihm seh w ab, Partikularismus vorwirft und die Norm des Sächsischen hochhält (S. 3-9). d) Rechtschreibung N.s Vorhaben zielt auf eine stark phonetische Schreibung - womit er stark im Trend seiner Zeit liegt. Als erste „Gwelle" der Rechtschreibung sieht er daher die „Anatomie der Buchstaben" (S. 33-77), eine Art artikulatorischer Phonetik - damit hängt dann natürlich das Schreiben stark von der individuellen, regionalen usw. Aussprache ab. Dazu kommt die Lehre vom „Tön oder Accent in unserer Sprache" (S, 77-99), eine Art suprasegmentale Silbenphonologie, und letztlich die „Etymologie" (S. 99-107); eine Rekapitulation mit Beispielen (S. 107-112) schließt den Beitrag ab. Abgelehnt als ein gültiger Maßstab für angemessene Schreibung wird „der Gebrauch der besten Schriftsteller (S. 32-33)" wegen der Wandelbarkeit dieses Gebrauchs. Schon hier ist sichtbar, daß N., in seiner Feindbildkonstellation verständlich, den normativen Status einer Orthographie außer acht läßt, so daß seine Vorschläge auch aus diesem Grunde letztlich ohne Erfolg bleiben müssen. N.s phonetisch-phonologische Überlegungen beginnen mit der Behandlung der bekannten Fälle von Schwierigkeiten bei der Buchstaben/Laut („Ton")-Zuordnung im Deutschen (S. 33-40): nach einem Hinweis auf die kulturelle Last des Lateinischen (S. 41) werden dann zunächst, die Vokale behandelt. Ausgegangen wird von dem „Normallaut" a, der keines besonderen artikulatorischen Aufwands bedarf; dann wird die Offnungsgrade hoch- und dann das Vokaltrapez nach hinten gegangen. Wichtig ist N. - auch hier in Nachfolge Fuldas - die Unterscheidung von „niderem" und „hohem" e (S. 45/48), da sie im Schwäbischen eine wichtige Rolle spielt. Schon hier macht sich schmerzlich bemerkbar, daß trotz der scheinbaren Systematik zwischen der Buchstaben- und Lautebene unkontrolliert hin- und hergewechselt wird. Manchmal sind die Beschreibungen überraschend („U tönt ganz vor den Lippen Haussen" (S. 49)), auch etwa die Ausführung, daß nur das e als kurzer Vokal vorkomme (S. 5 ), im wesentlichen hat das aber bereits mit den TonAusführungen zur Silbenphonologie zu tun, die nur sehr schwer zu durchdrmgen sind. Bei

308 Hast

den Diphthongen sind Argumentationen auffällig, die - wie schon beim t - sprachhist. begründete Differenzen, die sich im Dialekt noch finden, in der Schreibung wieder aufgenommen sehen wollen. Deutlich sichtbar ist das z.B., wenn in den Diphthongen [ei] und [ai] zwei Schriftzeichen zugeordnet werden sollen, wobei der aus der Diphthongierung hervorgehende Laut so beschrieben wird, bei ihm herrsche das i, und er werde daher ti geschrieben (s. auch S, 55), während bei einem „alten" ei der Ton auf dem [a] gesprochenen e liege, das daher mit einem Ton-Zeichen versehen wird, z.B. scheiden (S. 53). Analoges gilt z.B. für au, Noch schwieriger wird es bei äu/eu usw., wo N. selbst Aichingers lakonischen Satz zitiert, „von disen subtilen Unterschiden wisse das übrige Deutschland nichts" (S, 54), was N. doch etwas irritiert. Bemerkenswert ist vielleicht noch, daß N. hartnäckig das als Diphthongschreibung verteidigt und gänzlich aus der Längenschreibung verdrängt sehen will, in diesem Sinn werden Listen seiner angemessenen Verwendung gebracht (S. 56-59). Ahnliches gilt für das Dehnungs- (S. 60); auch hier hatte Fulda in einem Beitrag im ersten Teil des Sprachforschers vorgedacht. Bei der Unterscheidung zwischen den stimmhaften und stimmlosen Verschlußlauten plädiert N. stark für einen Druck ton- und Aspirationsunterschied, wobei ihm die binnendt. Konsonantenerweichung gelegentlich in die orthogr. Quere kommt (S, 63/64), Eigentlich sollte er sich daher weniger über die sächs, Spezifika dieser Erscheinung ereifern (S. 73). Die Aussprache der Konsonantenfügungen spund si~ will N, überraschenderweise nach der norddt. Einzelaussprache geregelt sehen (S. 70; in der weiteren Argumentation ist er hier auch nicht ganz widerspruchsfrei, s. S. 72). Irn Kapitel über den Ton geht es N., wie ja auch schon Aichinger, um eine Beschreibung der Silbenphonologie, die sich vom LängenKürzen-System der aiten Sprachen und ihrer Beschreibung löst (S. 82). Nur Lange Silben konnten überhaupt Ton oder Accent haben, ,,oder wenn bisweilen eine kurze Silbe in ihr Gebiet kommt, mus sie lang werden" (S. 83). Diese langen, mit Ton versehenen, meist die Stammsilben eines Worts (Fulda), werden dann ,,in scharfe und gedehnte" (S. 83) unterschieden. „Beim gedehnten Accent

verweilt sich die Aussprache länger auf dem Vokal, beim scharfen aber kürzer, und stürzt schnell auf den Konsonant" (S. 85). Daraus folgt die Signalisierung dieser Art von Silbenstruktur durch die Einfach- oder Doppelschreibung der die Silbe schließenden Konsonanten (vgl. den Niederschlag solcher Gedanken in der silbenphonologisch orientierten neueren Schriftsprachdiskussion, z.B. Eisenbergs (1989) Überlegungen zu Schreibsilben, die bis in Bemerkungen zu Einzellauten bzw. Buchstaben etwa ,,, [!] analog erscheint, oder bei Maas (1989), wo die Analogie schon im Titel sichtbar wird; insofern dort —»Adelung (1782) als Erstbeleg für Dehnung-Schärfung angesehen wird, kann N. hier als frühere Instanz gelten), N. selbst ist es klar, daß es bei der Zuordnung von Dehnung und Scharfung regionale Unterschiede geben kann; hier scheint ihm die Rekurrenz auf den dritten von ihm genannten Punkt nützlich, die Etymologie, Und zwar umfaßt das in der 18.Jahrhundert liehen Fassung des Begriffs, das, was wir mit dem „morphologischen Prinzip" der Rechtschreibung andeuten ebenso, wie das eigentliche Etymologisieren, Bei Unentschiedenheit in der Aussprache solle die Etymologie entscheiden (S. 101). e) Vermischte Anmerkungen In der ersten Anmerkung (S. 277-280) geht es um Art und Zahl der Tempora („Wandelzeiten") durch die verschiedenen modi („Wandelweisen"). Dabei habe „der Indicativ 6, der Subjunctiv 8, der Imperativ 2, und der Infinitiv auch 2" (S. 277) Tempora. Die Diskussion um die Zahl der Future beim Konjunktiv - auf -^Bobs Vierzahl wird verwiesen - zeugt von der Unsicherheit über die temporalen Bestandteile in dieser Modalität. In der zweiten Anmerkung (S. 280-230) wird (vgl. 2.2.) auf Gözes Vorschlag Bezug genommen, die vorlutherischen Bibelübersetzungen als Quellen für ein hist. Wörterbuch zu nutzen: er bringt dazu eine eigene Sammlung (S, 282-298) mit Gözeschen Ergänzungen (S. 298-300). Die dritte und letzte Anmerkung setzt sich aus einigen sprachkritischen Kommentaren zusammen (S. 300-304), der erste wendet sich gegen die übertriebene Einnistung von Nebensätzen, dann geht es um neue Wörter, Flexionsfragen (Dat.Plur; Genitiversatz mit von; starke Adjektivflexion), Dativ-

N as t

Akkusati v-Prob lerne u.a. „Sächsisches". 2.3. Bibelübersetzung

a) 1767 Dieser Titel war bibliothekarisch nicht zo ermitteln. An der Vorrede des Titels 2.3.b) läßt sich entnehmen, daß es in ihm nur um die dort ausführlicher beschriebenen sechs hochdt, Übersetzungen ging. b) 1779 Behandelt vierzehn vor der Luthcrschcn liegende hochdt. (5 niederdt. werden S. XXVI I. II. HL IV,

v.

Ort Mainz Straßburg o.O-, o.J. o.O., o.J. Augsburg, o.J.

Ja.hr 1462 466 [1460-66] [1470-73] [1472/73-75/76]

VL VII.

Augsburg Augsburg

1477 1477

VIII. Augsburg

1480

IX. X. XL

Nürnberg Straßburg Augsburg

1483 1485 1487

XII.

Augsburg

1490

XIII. XIV.

Augsburg Augsburg

1507 1518

kurz erwähnt, S. 91 ist von sechsen die Rede) Bibelübersetzungen; im ersten Teil (I-LXVI) wird versucht, Druckzeit und Druckort dieser Bibelübersetzungen zu bestimmen, im zweiten Teil (S. 1-81) werden sechs der vierzehn dargestellten Ausgaben genauer beschrieben, anschließend (S. 92-128) werden die anderen kurz skizziert; außerdem wird in diesem Rahmen die Verbindung der Luther-Übersetzung zu diesen Vorlagen diskutiert (S. 87-95). Insgesamt werden die folgenden Ausgaben beschrieben und besprochen:

D rucker/Komment are (Fust und Schöffer) (Mentel)

Schweizerbibel große Augsburger

(Anton Sorg, 1. Druck)

(Anton Sorg, 2. Druck)

(Anton Koburger)