Bibliothekarisches Grundwissen [5. durchgesehene Auflage Nachdruck Reprint 2010] 9783111501215


303 51 55MB

German Pages 340 Year 2011

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Table of contents :
Aus dem Vorwort zur 4. Auflage
Erster Teil: BIBLIOTHEKSLEHRE
I. Allgemeines
1. Bibliothek: Begriff und Bedeutung
2. Öffentliche Bibliotheken und Wissenschaftliche Bibliotheken
3. Die Unterhaltsträger der Bibliotheken
4. Die verschiedenen Bibliothekstypen
5. Die innere Gliederung großer Bibliotheken
6. Bibliotheksräume und Bibliothekspersonal
7. Bibliothekarische Verbände
8. Zentrale Einrichtungen für das Bibliothekswesen
II. Erwerbung (Bestandsaufbau)
1. Grundsätze und Methoden des Bestandsaufbaus
2. Abgestimmte (kooperative) Erwerbung
3. Erwerbungsarten
4. Arbeitsvorgänge bei der Erwerbung
5. Besondere Arten des Zugangs
III. Katalogisierung (Bestandserschließung)
1. Arten und Formen der Kataloge
2. Der Alphabetische Katalog
3. Der Schlagwortkatalog
4. Der Systematische Katalog
5. Der Standortkatalog
6. Katalogherstellung. Zentrale Katalogisierung. Verbundkatalogisierung
7. Buchbearbeitung zwischen Katalogisierung und Benutzung
8. Der Geschäftsgang in universitären Bibliothekssystemen
9. Geschäftsgangsmodelle
IV. Benutzung (Bestandsvermittlung)
1. Freihandaufstellung und Magazinaufstellung
2. Präsenzbestände und Ausleihbestände
3. Die verschiedenen Aufstellungsarten
4. Signaturen
5. Aufbewahrung und Pflege des Bestandes
6. Zulassung und Einführung des Benutzers
7. Bestellverfahren bei Magazinbeständen
8. Die Ausleihe am Ort
9. Fernleihe (Auswärtiger Leihverkehr)
10. Benutzung in der Bibliothek
11. Auskunfts- und Beratungsdienst
12. Kontakt- und Öffentlichkeitsarbeit
13. Umgang mit Benutzern
V. Elektronische Datenverarbeitung im Bibliothekswesen
1. Die Leistungen einer EDV-Anlage
2. EDV im Bibliothekswesen
3. Katalogisierung mit EDV
4. Ausleihverbuchung mit EDV
5. EDV in der Erwerbung
6. Herstellung von Bibliographien mit EDV
VI. Information und Dokumentation (IuD)
1. Allgemeines
2. Erschließungsformen im IuD-Wesen
3. Information und Dokumentation in Bibliotheken
VII. Planung im Bibliothekswesen
Zweiter Teil: BUCHKUNDE
I. Arten und Formen von Büchern
1. Historische Bucharten
2. Publikationsformen
3. Literaturarten
4. Formen wissenschaftlicher Literatur
5. Reprographische Formen
6. Audiovisuelle Materialien (Bild- und Tonträger)
II. Grundbegriffe des Buchhandels
1. Herstellender Buchhandel (Verlagsbuchhandel)
2. Verbreitender (oder vertreibender) Buchhandel
III. Aufbau und Gliederung eines Buches
1. Einband und Buchblock
2. Titelseiten (Titelei)
3. Textteil
4. Anhang
IV. Druck- und Vervielfältigungsverfahren
1. Druckverfahren
2. Vervielfältigungsverfahren
3. Kopierverfahren
V. Einbandkunde und Buchpflege
1. Das Papier
2. Einbandarten
3. Die Herstellung des Bucheinbandes
4. Besonderheiten des Bibliothekseinbandes
5. Das Buchklima
6. Praktische Hinweise zur Buchpflege
Literaturverzeichnis
Register
Recommend Papers

Bibliothekarisches Grundwissen [5. durchgesehene Auflage Nachdruck Reprint 2010]
 9783111501215

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Rupert Hacker

Bibliothekarisches Grundwissen

5., durchgesehene Auflage

K · G · Säur München · London · New York · Paris 1989

CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Hacker, Rupert: Bibliothekarisches Grundwissen / Rupert Hacker. — 5., durchges. Aufl., Nachdr. - München ; New York ; London Paris : Säur, 1989 ISBN 3-598-10867-2

Alle Rechte vorbehalten / AU Rights Strictly Reserved K. G. Säur Verlag GmbH & Co. KG, München 1989 (Mitglied der internationalen Butterworth-Gruppe, London) Printed in the Federal Republic of Germany Jede Art der Vervielfältigung ohne Erlaubnis des Verlags ist unzulässig Druck/Binden: Strauß Offsetdruck, 6945 Hirschberg 2 ISBN 3-598-10867-2

Aus dem Vorwort zur 4. Auflage Für die vorliegende Neuauflage wurde das „Bibliothekarische Grundwissen" an vielen Stellen ergänzt und verbessert. Allen, die Hinweise hierzu gegeben haben, sei auch an dieser Stelle herzlich gedankt. Die ursprüngliche Zielsetzung des Buches ist weiterhin gültig: es soll eine Einführung geben in grundlegende Begriffe, Fakten und Zusammenhänge des heutigen Bibliotheks- und Buchwesens unter besonderer Berücksichtigung der wichtigsten bibliothekarischen Arbeitsvorgänge. Das „Grundwissen" ist in erster Linie als Lehrbuch für die Studien- und Berufsanfänger in der bibliothekarischen Ausbildung oder Praxis gedacht, die sich die Anfangsgründe des Bibliothekswesens und der Bibliotheksarbeit aneignen wollen. Auf klare und verständliche Darstellung wurde deshalb besonderer Wert gelegt. Überschneidungen und Wiederholungen sind, soweit sinnvoll, nicht vermieden worden. München, Oktober 1982

Rupert Hacker

Inhalt

Aus dem Vorwort zur 4. Auflage Erster Teil: I.

5

BIBLIOTHEKSLEHRE

Allgemeines 11 1. Bibliothek: Begriff und Bedeutung 11 2. Öffentliche Bibliotheken und Wissenschaftliche Bibliotheken 12 3. Die Unterhaltsträger der Bibliotheken 14 4. Die verschiedenen Bibliothekstypen 15 5. Die innere Gliederung großer Bibliotheken 29 6. Bibliotheksräume und Bibliothekspersonal 31 7. Bibliothekarische Verbände 35 8. Zentrale Einrichtungen fur das Bibliothekswesen 36 II. Erwerbung (Bestandsaufbau) 39 1. Grundsätze und Methoden des Bestandsaufbaus . . 39 2. Abgestimmte (kooperative) Erwerbung 45 3. Erwerbungsarten 48 4. Arbeitsvorgänge bei der Erwerbung 55 5. Besondere Arten des Zugangs 70 III. Katalogisierung (Bestandserschließung) 73 1. Arten und Formen der Kataloge 74 2. Der Alphabetische Katalog 91 3. Der Schlagwortkatalog 116 4. Der Systematische Katalog 122 5. Der Standortkatalog 131 6. Katalogherstellung. Zentrale Katalogisierung. Verbundkatalogisierung 132 7. Buchbearbeitung zwischen Katalogisierung und Benutzung 141 8. Der Geschäftsgang in universitären Bibliothekssystemen 148 9. Geschäftsgangsmodelle 151

IV. Benutzung (Bestandsvermittlung) 1. Freihandaufstellung und Magazinaufstellung 2. Präsenzbestände und Ausleihbestände 3. Die verschiedenen Aufstellungsarten 4. Signaturen 5. Aufbewahrung und Pflege des Bestandes 6. Zulassung und Einführung des Benutzers 7. Be stellverfahre n bei Magazinbeständen 8. Die Ausleihe am Ort 9. Fernleihe (Auswärtiger Leihverkehr) 10. Benutzung in der Bibliothek 11. Auskünfte- und Beratungsdienst 12. Kontakt-und Öffentlichkeitsarbeit 13. Umgang mit Benutzern V. Elektronische Datenverarbeitung im Bibliothekswesen 1. Die Leistungen einer EDV-Anlage 2. EDV im Bibliothekswesen 3. Katalogisierung mit EDV 4. Ausleihverbuchung mit EDV 5. EDV in der Erwerbung 6. Herstellung von Bibliographien mit EDV VI. Information und Dokumentation (luD) 1. Allgemeines 2. Erschließungsformen im IuD-Wesen 3. Information und Dokumentation in Bibliotheken

156 156 159 161 171 179 183 186 193 207 221 224 227 229

VII. Planung im Bibliothekswesen

269

232 232 236 237 248 250 252 255 255 258 264

Zweiter Teil: BUCHKUNDE I.

Arten und Formen von Büchern 1. Historische Bucharten 2. Publikationsformen 3. Literaturarten 4. Formen wissenschaftlicher Literatur 5. Reprographische Formen 6. Audiovisuelle Materialien (Bild-und Tonträger). . .

275 275 277 283 285 288 291

II. Grundbegriffe des Buchhandels 293 1. Herstellender Buchhandel (Verlagsbuchhandel) . . . 293 2. Verbreitender (oder vertreibender) Buchhandel . . 295 III. Aufbau und Gliederung eines Buches 1. Einband und Buchblock 2. Titelseiten (Titelei) 3. Textteil 4. Anhang

299 299 300 303 303

IV. Druck- und Vervielfältigungsverfahren 1. Druckverfahren 2. Vervielfältigungsverfahren 3. Kopierverfahren

305 305 312 314

V. Einbandkunde und Buchpflege 1. Das Papier . 2. Einbandarten 3. Die Herstellung des Bucheinbandes 4. Besonderheiten des Bibliothekseinbandes 5. Das Buchklima 6. Praktische Hinweise zur Buchpflege Literaturverzeichnis Register

315 315 316 318 321 322 324 327 335

8

Erster Teil

Bibliothekslehre

I. Allgemeines l. Bibliothek: Begriff und Bedeutung a) Begriffsbestimmung Das Wort Bibliothek kommt aus dem Griechischen und bedeutet Büchersammlung. Da eine funktionierende Bibliothek geordnet und benutzbar sein muß, kann man eine Bibliothek definieren als eine geordnet aufgestellte und der Benutzung dienende Sammlung von Büchern. Unter Büchern sind dabei vor allem gedruckte oder sonstwie vervielfältigte Werke einschließlich Zeitschriften und Zeitungen zu verstehen. Daneben sammeln viele Bibliotheken auch andere Arten von Materialien, wie Handschriften, Landkarten, Dias, Schallplatten, Tonkassetten, Mikrofilme, Briefe und Manuskripte von Gelehrten oder Schriftstellern und anderes mehr. Neben dem Wort Bibliothek ist im Deutschen auch die Bezeichnung Bücherei gebräuchlich. Die beiden Ausdrücke sind an sich gleichbedeutend, doch denkt man bei „Bücherei" eher an eine kleine Büchersammlung, bei „Bibliothek" mehr an eine große Büchersammlung mit vorwiegend fachlichen oder wissenschaftlichen Buchbeständen. Das Wort Bücherei wird heute noch oft für die der allgemeinen Information und Bildung dienenden „Öffentlichen Büchereien" verwendet, die aber in zunehmendem Maß als ,,Öffentliche Bibliotheken" bezeichnet werden. Büchersammlungen mit vorwiegend wissenschaftlichen Beständen nennt man fast immer „Bibliotheken". Die Bezeichnung Bibliothek ist jedenfalls der umfassendere Begriff, der alle Arten von Büchersammlungen einschließt. Wenn man allgemein von Bibliotheken spricht, sind immer auch die Büchereien gemeint. b) Die Bedeutung der Bibliotheken In unserer Zeit brauchen die Menschen Bücher für viele Zwecke: für Schule und Ausbildung, für Fortbildung und Studium, für berufliche Arbeit und wissenschaftliche Forschung, für politische Meinungsbildung und zur Befriedigung geistiger Interessen, für Lebensgestaltung, Freizeit und Unterhaltung. Das Bedürfnis

11

nach Informationen und damit nach Büchern ist heute viel größer als früher. Das hat verschiedene Gründe. Die modernen Lebensverhältnisse sind komplizierter geworden, in Schule und Beruf werden höhere Anforderungen gestellt, Wissenschaft und Technik befinden sich in einer stürmischen Weiterentwicklung und zwingen zu einer Beschäftigung mit ihren Ergebnissen, die Demokratie erfordert die politische Bildung und kritische Urteilsfähigkeit aller Staatsbürger. Zur Bewältigung dieser Aufgaben sind Bücher und andere Informationsmittel unentbehrlich. Daneben benötigt der Mensch auch Bücher zur Entspannung und Erholung, zur Persönlichkeitsbildung und zur Gestaltung der länger gewordenen Freizeit. Es wäre sinnlos und für den einzelnen völlig unerschwinglich, wollte er alle Bücher, die er im Lauf des Lebens braucht, selb st kaufen. Zu diesem Zweck gibt es Bibliotheken: sie haben den Auftrag, ihren Benutzern die benötigte Literatur kostenlos und leihweise zur Verfügung zu stellen. Die Bibliotheken sammeln, erschließen und vermitteln Bücher und sonstige Informationsmaterialien für alle Menschen und für alle Bedürfnisse. Aufgabe der Bibliotheken ist also die Literaturversorgung der Bevölkerung. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung des einzelnen und der Gemeinschaft, für Wissenschaft, Bildung und Kultur, kurz für das ganze geistig-kulturelle und damit auch das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben.

2. Öffentliche Bibliotheken und Wissenschaftliche Bibliotheken Man unterscheidet in Deutschland herkömmlicherweise zwei große Hauptgruppen oder „Sparten" von Bibliotheken: (1) die Öffentlichen Bibliotheken oder Öffentlichen Büchereien und (2) die Wissenschaftlichen Bibliotheken. Zur Gruppe der Öffentlichen Bibliotheken gehören alle Bibliotheken, die in erster Linie der allgemeinen Information, der allgemeinen, politischen und beruflichen Bildung sowie der Unterhaltung dienen und ihre Bücher der gesamten Öffentlichkeit ohne Einschränkung zur Verfügung stellen. Sie wurden früher „Volksbüchereien" genannt und führen heute, da sie in der Bundesrepublik von den 12

Städten oder Gemeinden unterhalten werden, meist die Bezeichnung „Stadtbibliothek" („Stadtbücherei") oder „Gemeindebibliothek" („Gemeindebücherei"). Zur Gruppe der Wissenschaftlichen Bibliotheken rechnet man jene Buchersammlungen, die vor allem dem wissenschaftlichen Studium und der Forschung dienen. Ihre Benutzer sind vorwiegend wissenschaftlich arbeitende Personen, also Studenten, Dozenten, Professoren, Forscher, aber auch Praktiker (z.B. Ärzte, Lehrer, Rechtsanwälte, Journalisten), die wissenschaftliche Literatur benötigen. Die Wissenschaftlichen Bibliotheken sind teils Universalbibliotheken, also' Bibliotheken, die alle Wissensgebiete pflegen (z.B. Universitätsbibliotheken, Staats- und Landesbibliotheken), teils Spezialbibliotheken (Fachbibliotheken), die nur Bücher über ein bestimmtes Fachgebiet sammeln. Die für die beiden Bibliotheksgruppen üblichen Bezeichnungen „Öffentliche Bibliotheken" oder „Öffentliche Büchereien" bzw. „Wissenschaftliche Bibliotheken" dürfen nicht mißverstanden werden. Die Eigenschaften öffentlich bzw. wissenschaftlich treffen nicht nur für eine der beiden Sparten zu. Auch die Wissenschaftlichen Bibliotheken sind „öffentlich": sie werden von öffentlichen Unterhaltsträgem (Bund, Land, Stadt) finanziert und stellen ihre Bestände der Öffentlichkeit zur Verfügung, wenn auch (im Gegensatz zu Öffentlichen Bibliotheken) mit gewissen Einschränkungen. Andererseits haben heute auch viele Öffentliche Bibliotheken unter ihren Buchbeständen wissenschaftliches Schrifttum, manchmal sogar spezielle Studien- und Forschungsliteratur, wenn auch (im Gegensatz zu den Wissenschaftlichen Bibliotheken) nicht überwiegend. Man könnte den Unterschied also vielleicht so formulieren: für die Öffentlichen Bibliotheken ist ein alle Gruppen der Gesellschaft ansprechender Buchbestand sowie die uneingeschränkte öffentliche Zugänglichkeit charakteristisch, für die Wissenschaftlichen Bibliotheken das Überwiegen der wissenschaftlichen Literatur und der Benutzung zu wissenschaftlichen Zwecken. Zwischen den Öffentlichen Bibliotheken und den Wissenschaftlichen Bibliotheken besteht keine scharfe Grenze. Beide Gruppen von Bibliotheken bilden erst zusammen das einheitliche Bibliothekswesen, das für die Literaturversorgung der Bevölkerung

13

nötig ist. Beide Bibliothekssparten sind deshalb auf eine enge Zusammenarbeit angewiesen. Überdies gibt es zwischen beiden Gruppen fließende Übergänge, d.h. es gibt Bibliotheken, die sich nicht eindeutig der einen oder der anderen Sparte zuordnen lassen, weil sie Merkmale von beiden Gruppen aufweisen. Das gilt vor allem für große Städtische Bibliotheken mit sowohl allgemeinen als auch wissenschaftlichen Buchbeständen. Ein Verzeichnis der Öffentlichen Bibliotheken in der Bundesrepublik ist enthalten im „Handbuch der Öffentlichen Bibliotheken", das vom Deutschen Bibliotheksverband in Zusammenarbeit mit dem Verein der Bibliothekare an Öffentlichen Bibliotheken im Abstand von einigen Jahren veröffentlicht wird. Die westdeutschen Wissenschaftlichen Bibliotheken sind aufgeführt im „Jahrbuch der deutschen Bibliotheken", das der Verein Deutscher Bibliothekare alle zwei Jahre herausgibt. Sowohl Öffentliche wie Wissenschaftliche Bibliotheken sind verzeichnet im „Deutschen Bibliotheks-Adreßbuch", einer Publikation der Deutschen Bibliothekskonferenz.

3. Die Unterhaltsträger der Bibliotheken Für die Bibliotheken sind verschiedene Unterhaltsträger zuständig. Vor allem sind dies der Bund, die Länder und die Gemeinden. Der Bund ist Träger der Deutschen Bibliothek in Frankfurt a.M., der Bibliothek des Bundestages, der Bibliotheken von Bundesbehörden und einer Anzahl von Bundesforschungsanstalten. Die Bundesländer unterhalten zahlreiche staatliche Bibliotheken in ihrem Gebiet, vor allem Landes- und Staatsbibliotheken, die Bibliotheken der Universitäten und Hochschulen und die Bibliotheken der Landtage und Landesbehörden. Die Länder fördern auch das kommunale Bibliothekswesen durch die Gewährung von Zuschüssen. Einige Bibliotheken mit überregionalen Aufgaben werden von Bund und Ländern gemeinsam unterhalten. Die Gemeinden sind vor allem wichtig als Unterhaltsträger der Öffentlichen Bibliotheken. Daneben führen einige größere Städte noch eigene wissenschaftliche Stadtbibliotheken. Das Öffentliche Bibliothekswesen wird auch durch die Landkreise gefördert. Viele Landkreise gewähren

14

Zuschüsse an einzelne Gemeindebüchereien. Einige unterhalten zentrale Kreisbibliotheken und/oder Fahrbibliotheken (Omnibusbibliotheken). Auch die Kirchen betreiben eigene Bibliotheken. Neben kirchlichen Wissenschaftlichen Bibliotheken (z.B. in Klöstern oder kirchlichen Hochschulen) gibt es Pfarr- und Gemeindebüchereien, die in ihrer Zielsetzung den Öffentlichen Bibliotheken ähneln. Vereine und Körperschaften unterhalten vorwiegend wissenschaftliche Fachbibliotheken. Große Industriefirmen besitzen neben den Werkbibliotheken, die der Information und Unterhaltung aller Werksangehörigen dienen, oft auch wissenschaftliche Spezialbibliotheken für Forschungs- und Entwicklungszwecke. Bedeutende Bibliotheken im Besitz von Privatpersonen gibt es heute nur mehr wenige. Einige große (fürstliche oder adelige) Privatbibliotheken sind auch der Öffentlichkeit zugänglich.

4. Die verschiedenen Bibliothekstypen Innerhalb der beiden Hauptgruppen der Öffentlichen und der Wissenschaftlichen Bibliotheken gibt es, je nach Aufgaben und Zweckbestimmung, verschiedene Arten oder Typen von Bibliotheken. Die Wissenschaftlichen Bibliotheken kann man nach ihrer jeweiligen Hauptaufgabe in vier Gruppen einteilen, je nachdem ob sie (1) überregionale Aufgaben haben oder ob sie (2) eine Region (Land, Bezirk, Stadt), (3) eine Universität oder Hochschule oder (4) ein Fachgebiet (Kunst, Wirtschaft, Technik usw.) mit Literatur versorgen. Die Öffentlichen Bibliotheken sind normalerweise für einen Stadtbezirk, eine Stadt, eine Gemeinde oder einen Landkreis zuständig. Daneben gibt es zahlreiche Sonderformen für bestimmte Aufgaben, z.B. Jugend-, Musik-, Krankenhaus-und Blindenbibliotheken. Sowohl die Öffentlichen wie die Wissenschaftlichen Bibliotheken sind Gebrauchsbibliotheken, d.h. ihre Buchbestände dienen in erster Linie der gegenwärtigen Benutzung. Daneben sind die großen Wissenschaftlichen Bibliotheken gleichzeitig Archivbibliotheken, d.h. sie bewahren ihre Bestände nicht nur für begrenzte Zeit, sondern dauernd auf, um sie für die Nachwelt zu 15

erhalten. Zur Gebrauchsfunktion kommt hier die Archivfunktion. Die Bestandsgröße und die Personalstärke der Bibliotheken sind außerordentlich verschieden. Die Skala reicht von ,,Ein-MannBibliotheken" mit 5000 oder 10000 Büchern bis zu Großbibliotheken mit Millionen Bänden .und Hunderten oder gar Tausenden von Beschäftigten. a) Bibliotheken mit überregionalen Aufgaben Die meisten Staaten der Welt haben eine große Nationalbibliothek, die nicht nur das gesamte inländische Schrifttum sammelt (und bibliographisch verzeichnet), sondern auch die wichtigen ausländischen Publikationen erwirbt. Eine solche Nationalbibliothek gibt es in der Bundesrepublik Deutschland nicht. Eine wichtige Teilaufgabe wird von der Deutschen Bibliothek in Frankfurt a.M. wahrgenommen. Sie ist Archivbibliothek und bibliographisches Zentrum für die deutschsprachige Literatur. Die Deutsche Bibliothek hat die Aufgabe, das gesamte im Inland erscheinende (deutsche und fremdsprachige) Schrifttum und die deutschsprachige Literatur des Auslandes seit 1945 zu sammeln und in der Deutschen Bibliographie zu verzeichnen. Außerdem sammelt die Deutsche Bibliothek die ausländische fremdsprachige Literatur über Deutschland sowie Übersetzungen deutscher Werke in fremde Sprachen. Die Deutsche Bibliothek wird aus Bundesmitteln unterhalten. Sie besitzt das Pflichtexemplarrecht für alle in der Bundesrepublik veröffentlichten Druckwerke und Tonträger. 1982 verfügte sie über einen Bestand von rund 2,7 Millionen Bänden. Die andere Teilaufgabe der großen Nationalbibliotheken, nämlich die Erwerbung eines umfangreichen Bestandes an wichtigen ausländischen Schriftwerken aller Wissensgebiete, wird in der Bundesrepublik vornehmlich von zwei Universalbibliotheken mit überregionaler Bedeutung wahrgenommen, nämlich von der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in West-Berlin und von der Bayerischen Staatsbibliothek in München. Beide Bibliotheken sind ,,Großbibliotheken" mit umfassenden Beständen auch an alter und seltener Literatur, die vor allem im auswärtigen Leihverkehr stark beansprucht werden. Sie verfügen über 16

reichhaltige Sonderabteilungen für Orientalistik, Slawistik, Musik, Handschriften, Inkunabeln und Karten und betreiben als überregionale Aufgaben auch die Erarbeitung spezieller bibliographischer Hilfsmittel. Sie stehen natürlich gleichzeitig für wissenschaftliche und berufliche Zwecke den Benutzern ihrer Stadt und ihrer Region offen, haben also auch regionale Aufgaben. 1982 besaß die Bayerische Staatsbibliothek rund 4,7 Millionen Bände, die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz rund 3,3 Millionen Bände. Der steigende Bedarf von Forschung, Wirtschaft und Industrie an schnellen und zuverlässigen Informationen aus praxisnahen Wissenschaften führte zur Errichtung von Zentralen Fachbibliotheken. Sie wurden aus schon länger bestehenden Bibliotheken entwickelt bzw. ihnen angegliedert und bilden überregionale Mittelpunkte für die Literaturversorgung, die Dokumentation und Information ihres Fachgebietes. Bisher gibt es in der Bundesrepublik vier Zentrale Fachbibliotheken: (l) die Technische Informationsbibliothek (TIB) in Hannover (eng verbunden mit der Bibliothek der Technischen Universität Hannover), (2) die Zentralbibliothek der Landbauwissenschaft in Bonn (entstanden aus der landwirtschaftlichen Abteilung der Universitätsbibliothek Bonn), (3) die Zentralbibliothek der Medizin in Köln (entwickelt aus der medizinischen Abteilung der Universitätsbibliothek Köln), und (4) als Zentralbibliothek der Wirtschaftswissenschaften die Bibliothek des Instituts für Weltwirtschaft an der Universität Kiel. Diese Bibliotheken sammeln die Literatur ihrer Fächer in großer Vollständigkeit (auch hochspezialisierte, nicht-konventionelle und schwer beschaffbare Literatur sowie Publikationen in entlegenen Fremdsprachen), erschließen sie durch spezielle Informationsdienste und vermitteln sie, meist in Form von Kopien, rasch an alle Interessenten. Überregionale Bedeutung in bezug auf die Literatur bestimmter Fachgebiete haben in der Bundesrepublik auch sonstige Bibliotheken, die in das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte System der überregionalen Literaturversorgung einbezogen sind (Überregionale Schwerpunktbibliotheken, Näheres siehe S. 46 ff).

17

b) Bibliotheken mit regionalen Aufgaben Wissenschaftliche Bibliotheken, deren Hauptaufgabe die Literaturversorgung einer bestimmten Region ist, sind die Landesbibliotheken (teilweise Staatsbibliotheken genannt) sowie die wissenschaftlichen Stadtbibliotheken. Als Universalbibliotheken mit umfangreichen (meist auch wertvollen alten) Beständen bilden sie bibliothekarische Mittelpunkte für das ihnen zugeordnete Gebiet, also für ein Bundesland (so z.B. die wegen ihrer überregionalen Bedeutung schon erwähnte Bayerische Staatsbibliothek in München oder die Niedersächsische Landesbibliothek in Hannover), für ein Teilgebiet eines Bundeslandes (z.B. die Badische Landesbibliothek in Karlsruhe) oder für eine Stadt (z.B. die Stadtbibliothek Augsburg). Sie sind aber nicht nur Gebrauchsbibliotheken für die Bevölkerung ihres Gebietes, sondern dienen auch als Archivbibliotheken für die Literatur der Region, dJi. es ist ihre Aufgabe, entweder die gesamte literarische Produktion des betreffenden Gebietes oder zumindest die Literatur über dieses Gebiet (die landeskundliche bzw. stadtkundliche Literatur) vollständig zu sammeln und dauernd aufzubewahren. Viele Staats- und Landesbibliotheken haben das Recht auf Pflichtablieferung des in ihrer Region erscheinenden Schrifttums. Die durchschnittliche Bestandsgröße der regionalen Bibliotheken liegt zwischen 100000 und l Million Bänden. Nicht selten sind Staats-, Landes- oder Stadtbibliotheken mit einer Universitätsbibliothek vereinigt (z.B. die Staats-und Universitätsbibliothek Hamburg oder die Universitäts- und Stadtbibliothek Köln). Viele früher selbständige wissenschaftliche Stadtbibliotheken sind heute mit den in der gleichen Stadt befindlichen Öffentlichen Büchereien organisatorisch unter einer Leitung zusammengefaßt und bilden ein einheitliches städtisches Bibliothekssystem (vgl. S. 25). c) Universitäts· und Hochschulbibliotheken Zu den Universitäts- und Hochschulbibliotheken gehören die Bibliotheken der Universitäten, Technischen Universitäten, Gesamthochschulen, der sonstigen wissenschaftlichen Hochschulen und der Fachhochschulen. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, ihre Universität oder Hochschule mit Literatur zu versorgen, d.h. den 18

Universität*- oder Hochschulangehörigen (also Professoren, Dozenten, Assistenten, Studenten) die für sie nötige Literatur nachzuweisen und zur Verfugung zu stellen. Sie dienen dabei sowohl der Lehre wie der Forschung. Gesammelt wird in breitem Umfang das Schrifttum aller an der Hochschule oder Universität vertretenen Fachgebiete. Demgemäß sind die Bibliotheken der meisten Universitäten Universalbibliotheken, die Bibliotheken der Fachhochschulen und anderer, einer bestimmten Fachrichtung angehörenden Hochschulen Spezialbibliotheken. Die Größe der Bestände ist sehr unterschiedlich, sie schwankt ungefähr zwischen 100 000 und 2 Millionen Bänden. Neben ihrer Hauptaufgabe haben die meisten Universitätsbibliotheken auch noch regionale Aufgaben zu erfüllen, d.h. ihre Wirkung geht über den Bereich der Universität hinaus und erstreckt sich auf die Stadt, die umliegende Region oder das Land. Alle Universitätsbibliotheken können auch von NichtUniversitätsangehörigen für wissenschaftliche Zwecke benutzt werden. Daß manche Universitätsbibliotheken gleichzeitig Stadt-, Landes- oder Staatsbibliotheken sind, wurde bereits erwähnt. Duale Literaturversorgung an älteren Universitäten An den traditionellen Universitäten war die Literaturversorgung früher so organisiert, daß eine zentrale Bibliothek (die eigentliche Universitätsbibliothek} und eine große Zahl von selbständigen fachlichen Institutsbibliotheken (auch: Seminar-, Klinik-, Lehrstuhlbibliotheken) unverbunden nebeneinander bestanden. Dabei war der Buchbestand der zentralen Universitätsbibliothek im geschlossenen Magazin untergebracht, während die Bücher der Institutsbibliotheken meist als Freihandbestände aufgestellt waren. Die Universitätsbibliothek fungierte vorwiegend als Ausleihbibliothek, die Institutsbibliotheken waren in der Regel Präsenzbibliotheken. Der Vorteil dieser „dualen", „zweigleisigen "o de r „zweischichtigen" Literaturversorgung bestand darin, daß sich zentrale ÜB und Institutsbibliotheken im Sinne eines umfassenden Buchangebots ergänzten, d.h. daß in den Bibliotheken der Institute, also der für Forschung und Lehre zuständigen Einrichtungen, 19

die aktuelle Fachliteratur durch Professoren und Assistenten kompetent ausgewählt wurde, auf unkomplizierte Weise (d.h. rasch) beschafft wurde und dann sofort bequem verfügbar war, während in der zentralen ÜB die fächerübergreifende und die ältere (zum Teil auch die neuere) Fachliteratur sowie die Lehrbuchliteratur als Ausleihbestand vorhanden war und außerdem Dienstleistungen wie Fernleihe, Auskünfte- und Bibliographierdienst erbracht wurden. Der Nachteil der „dualen" Literaturversorgung lag darin, daß Universitätsbibliothek und Institutsbibliotheken meist beziehungslos nebeneinander standen, daß also keine Abstimmung bei der Erwerbung der Bücher erfolgte und daher viele unnötige (und damit teure) Doppel- oder Mehrfachanschaffungen vorkamen, daß ein Gesamtkatalog aller in den Instituten vorhandenen Bücher fehlte und folglich keine Übersicht über die Buchbestände der Universität möglich war, daß die Bücher der Institute oft unsachgemäß (z.B. durch Hilfskräfte) verwaltet wurden und daß zu den Institutsbibliotheken oft nur die Institutsangehörigen als Benutzer zugelassen waren. Integrierte Bibliothekssysteme an neuen Universitäten Bei den Universitäts-Neugründungen seit Mitte der sechziger Jahre hat man deshalb neue Wege beschatten. Das ganze Bibliothekswesen der Universität wurde als Einheit organisiert. Die Universitätsbibliothek umfaßt alle Bücherbestände der Universität und gliedert sich in (1) eine Zentralbibliothek bzw. eine Bibliothekszentrale und (2) mehrere fachliche Teilbibliotheken oder Bereichsbibliotheken (meist Fachbereichsbibliotheken). Alle Bestandteile dieses integrierten, einheitlichen oder „einschichtigen" Bibliothekssystems stehen unter der Leitung des Bibliotheksdirektors. Selbständige Institutsbibliotheken gibt es nicht. Die Teilbibliotheken der neuen Universitäten sind in der Regel wesentlich größer als die Institutsbibliotheken der alten Universitäten, da ein Fachbereich fast immer mehrere Fächer umfaßt und manchmal mehrere Fachbereiche eine gemeinsame Teilbibliothek besitzen. Das Gebäude der Zentralbibliothek befindet sich meist im Zentrum des Universitätsgeländes, die Teil20

bibliotheken sind oft räumlich dezentral, d.h. bei den einzelnen Fachbereichen, untergebracht. In einem integrierten universitären Bibliothekssystem sind die bibliothekarischen Tätigkeiten zwischen der Zentralbibliothek (bzw. der Bibliothekszentrale) und den Teilbibliotheken aufgeteilt: Die Buchauswahl geschieht überwiegend durch die Professoren und die Bibliothekare der Teilbibliotheken (evtl. auch durch die Zentralbibliothek). Die Buchbeschaffung, die Inventarisierung, die Katalogisierung und sonstige Buchbearbeitung wird in der Zentralbibliothek vorgenommen. Aufstellung und Benutzung der Bücher sowie Auskunftserteilung und Beratung erfolgen in den Teilbibliotheken, in deren Lesesälen die Bücher als Freihandbestände offen aufgestellt sind. In den Katalogen wird der gesamte Buchbestand der Universität nachgewiesen. Alle Teile des Bibliothekssystems besitzen ein einheitliches Aufstellungs- und Signaturenschema und sind für jeden Universitätsangehörigen zugänglich und benutzbar. Es lassen sich zwei Grundformen des integrierten Bibliothekssystems einer Universität unterscheiden, je nachdem ob eine Zentralbibliothek (mit eigenen umfangreichen Buchbeständen) oder lediglich eine Bibliothekszentrale vorhanden ist. Im ersten Fall besitzt die Zentralbibliothek einen eigenen Lesesaal, allgemeine Informationsbestände (Nachschlagewerke, Allgemeinbibliographien, fächerübergreifende Literatur), eine Lehrbuchsammlung sowie einen großen Magazinbestand mit wenig gebrauchter (dJi. älterer) allgemeiner bzw. fachlicher Literatur. Die Bestände der Zentralbibliothek sind überwiegend ausleihbar, während die Teilbibliotheken als Präsenzbibliotheken dienen (Ausleihe nur eingeschränkt möglich, z.B. über Nacht und über das Wochenende). Im zweiten Fall existiert keine Zentralbibliothek, sondern nur eine Bibliothekszentrale als Informations-, Verwaltungs- und Dienstleistungszentrum (für die zentralen bibliothekarischen Arbeiten). Der gesamte Buchbestand ist (fast) vollständig auf die Bereichsbibliotheken aufgeteilt, deren Bestände dann vorwiegend oder teilweise ausleihbar sind. In jedem Fall kommt in den neugegründeten Universitätsbibliotheken die Elektronische Datenverarbeitung zur Anwendung (immer für die Katalogisierung, vielfach auch für Erwerbungs21

und Ausleihvorgänge). Außer an neugegründeten Universitäten sind integrierte Bibliothekssysteme auch an Gesamthochschulen und Fachhochschulen eingerichtet worden, jeweils mit zentraler BuChbeschaffung und -bearbeitung und mit dezentraler Buchaufstellung und Benutzung in mehreren Teilbibliotheken. Vom dualen zum koordinierten Bibliothekssystem Mit Blick auf die einheitlichen Bibliothekssysteme der neuen Universitäten sind auch an den schon länger bestehenden Universitäten Bestrebungen im Gange, däs unverbundene Nebeneinander von Universitätsbibliothek und Institutsbibliotheken zu überwinden. Diese Bestrebungen werden in einigen Bundesländern durch die dort erlassenen Hochschulgesetze unterstützt, die davon ausgehen, daß die Universitätsbibliothek eine zentrale Einrichtung der Universität darstellt, die unter einer Leitung neben der zentralen Bibliothek auch die sonstigen (Teil-)Bibliotheken umfaßt. Ein integriertes Bibliothekssystem wird an den älteren Universitäten allerdings kaum oder nur sehr langfristig zu verwirklichen sein. Es kommt darauf an, durch eine enge Zusammenarbeit zwischen allen universitären Bibliothekseinrichtungen ein „koordiniertes" oder Cooperatives" Bibliothekssystem aufzubauen. Schritte auf diesem Weg sind z.B. der Aufbau eines Gesamtkatalogs aller Buchbestände der Universität, die Übertragung zentraler Aufgaben von den Institutsbibliotheken auf die Universitätsbibliothek (zentrale Buchbeschaffung, zentrale Katalogisierung, zentrale Titelkartenvervielfältigung) sowie die Abstimmung der Erwerbung zwischen Universitätsbibliothek und Institutsbibliotheken, um die vorhandenen Geldmittel wirtschaftlicher einzusetzen. Soweit räumlich und organisatorisch möglich, können Institutsbibliotheken zu größeren Teilbibliotheken zusammengefaßt werden. Das Ziel ist dabei stets die Verbesserung der Literaturversorgung der gesamten Hochschule. d) Spezialbibliotheken (Fachbibliotheken) Während Universalbtbliotheken Literatur aus allen Wissensgebieten sammeln, beschränken sich die Spezialbibliotheken oder Fachbibliotheken auf ein bestimmtes Fachgebiet. Sie ver22

danken ihre Entstehung der stetig zunehmenden Spezialisierung der Wissenschaften und der immer mehr anschwellenden Flut von wissenschaftlichen Publikationen. Zu ihnen gehören vor allem die Institutsbibliotheken an den Universitäten, die Bibliotheken wissenschaftlicher Forschungsanstalten, die Forschungsbibliotheken großer Industriefirmen, die Militärbibliotheken, die Bibliotheken von Gesellschaften und Vereinen sowie die Bibliotheken der Behörden und Parlamente. Auch die Bibliotheken von fachlich spezialisierten Fachhochschulen sind den Spezialbibliotheken zuzurechnen, während die Büchersammlungen der meisten Technischen Universitäten sich allmählich von Spezialbibliotheken zu Universalbibliotheken entwickeln. Zahlreich sind besonders die naturwissenschaftlichen, technischen und medizinischen Fachbibliotheken. Die durchschnittliche Bestandsgröße der Spezialbibliotheken liegt etwa bei 50000 bis 300000 Bänden, gelegentlich wesentlich darüber. Der Zweck und die Aufgabe einer Spezialbibliothek wird in der Regel durch die Institution (Forschungsinstitut, Gesellschaft, Industriefirma, Behörde usw.) bestimmt, der die Bibliothek als Teil angehört. Die meisten Fachbibliotheken sind also nicht selbständig, sondern in einen größeren Organismus eingefügt, dem sie vorwiegend zu dienen haben. Charakteristisch für die Spezialbibliotheken ist, daß sie die aktuelle Literatur stärker berücksichtigen, ihre Bestände intensiver erschließen und vielfach auch Schriftgut sammeln, das im allgemeinen nicht von den Universalbibliotheken erworben wird, z.B. Geschäftsberichte, Statistiken, Gutachten, Forschungsberichte von amtlichen Forschungsstellen oder Firmen („Reports") und Patentschriften. Von den Zentralen Fachbibliotheken mit überregionalen Aufgaben war bereits die Rede (vgl. S. 17).

e) Öffentliche Bibliotheken Die Öffentliche Bibliothek ist der ,,Bücherschrank für jedermann". Sie hat die Aufgabe, Bücher für alle Gruppen und Schichten der Bevölkerung, also für die gesamte Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen und so der allgemeinen Information, der allgemeinen, politischen und beruflichen Bildung sowie der Unterhaltung und den Freizeitinteressen der Bevölkerung zu

23

dienen. In ihrem Bestand führen die Öffentlichen Bibliotheken Sachbücher aus allen Bereichen des Wissens, Fachbücher zur beruflichen Aus- und Fortbildung, einen kleineren oder größeren Bestand an Informationsschrifttum (Nachschlagewerke, Lexika, Bibliographien) und an Zeitungen und Zeitschriften sowie Werke der Schönen Literatur (Belletristik, d.h. Romane, Erzählungen, Lyrik, Dramen) einschließlich der Unterhaltungsliteratur. Viele Öffentliche Bibliotheken besitzen auch Bestände an wissenschaftlichen Werken. In den meisten Öffentlichen Bibliotheken ist eine eigene Abteilung für Kinder- und Jugendbücher eingerichtet. In zunehmendem Maß bieten die Öffentlichen Bibliotheken nicht nur Bücher, sondern auch andere Materialien an, vor allem audiovisuelle Medien wie Schallplatten, Tonkassetten und Dia-Reihen. Man ersetzt deshalb zuweilen die Bezeichnung ,,Bibliothek" durch „Mediothek", vor allem bei Schulbibliotheken, da hier audiovisuelle Medien als Unterrichts- und Lernhilfen besonders wichtig sind. Auch Spiele werden in vielen Öffentlichen Bibliotheken ausgeliehen („Ludothek"), zuweilen sogar Werke der zeitgenössischen Graphik und Malerei („Graphothek", „Artothek", „Bilderausleihdienst"). Für ausländische Benutzer (vor allem Gastarbeiter und ihre Angehörigen) werden Bücher in Fremdsprachen bereitgehalten (auch fremdsprachige Kinder- und Jugendbücher). Die Öffentlichen Bibliotheken haben überwiegend (abgesehen von großen Stadtbibliotheken) keine Archivaufgabe, dJi. inhaltlich überholte oder zerlesene Literatur wird laufend ausgesondert, dadurch können die Bestände aktuell und die Kataloge überschaubar gehalten werden. Charakteristisch für die Öffentlichen Bibliotheken ist die Darbietung der Bücher in Freihandaufstellung und das Bemühen, mit Öffentlichkeitsarbeit Leser zu gewinnen (durch Schaufenstergestaltung, Plakate, Veranstaltungen usw.). Die Bestandsgröße der Öffentlichen Bibliotheken ist sehr unterschiedlich. Sie reicht von etwa 5000 oder 10000 Bänden in kleinen Gemeinde- und Stadtteilbüchereien bis zu 100000 und mehr Bänden in großstädtischen Zentralbibliotheken. Gefordert wird, daß in jedem Ort sich die Bücherzahl zur Einwohnerzahl 24

wie 2:1 verhält, d.h. daß doppelt soviele Bücher verfügbar sein sollen wie die Gemeinde Einwohner hat. Jedoch ist selbst die früher angesetzte Norm von l Band pro Einwohner des Versorgungsbereichs noch nicht überall verwirklicht. Die Öffentlichen Bibliotheken werden nicht vom Staat, son dem von den Kommunen (Städten und Gemeinden, auch von Landkreisen) unterhalten. Die Länder fördern aber das kommunale Öffentliche Bibiothekswesen, indem sie finanzielle Zuschüsse gewähren und Staatliche Büchereistellen (Beratungsstellen, Fachstellen) einrichten, die bei der Gründung, dem Bau und dem Betrieb von Gemeindebibliotheken beratend mitwirken und die vom Staat gewährten Zuschüsse verteilen. In der Regel sind die Staatlichen Büchereistellen nur für die kommunalen Bibliotheken kleinerer und mittlerer Orte zuständig, d.h. nicht für die kreisfreien Städte bzw. die Großstädte mit mehr als 100 000 Ein wohnern. Die Öffentlichen Bibliotheken größerer Städte bilden heute zumeist Bibliothekssysteme mit einer Zentralbibliothek (Zentralbücherei, Hauptbücherei) und mehreren Zweigbibliotheken (Zweigbüchereien, Stadtteilbüchereien) unter einheitlicher Leitung. Innerhalb eines solchen großstädtischen Bibliothekssystems übernimmt die Zentralbibliothek die Bucherwerbung, die Inventarisierung, die Katalogisierung und die sonstige Buchbearbeitung, so daß die neuerworbenen Bücher bereits mit allem erforderlichen Karteimaterial ausleihfertig in die einzelnen Zweigbibliotheken gelangen. Mit Hilfe des städtischen Zentralkatalogs und des bibliographischen Bestands der Zentralbibliothek wird in der Regel auch der Leihverkehr für das ganze System zentral vermittelt. Vielfach werden in den Städten auch Fahrbibliotheken (Omnibusbibliotheken) eingerichtet, die der Buchversorgung von dünner besiedelten Randbezirken innerhalb des Stadtgebietes dienen und meist darüber hinaus auch Schulen, Altenheime und Betriebe gezielt mit Literatur versorgen. Die Entwicklung ähnlicher Bibliothekssysteme auf dem Land, wo die bestehenden Büchereien oft von nebenamtlichen Kräften geleitet werden, steckt in der Bundesrepublik noch in den Anfängen. Jedoch gibt es bereits eine wachsende Zahl von Bibliothekssystemen für die Buchversorgung einzelner Landesteile 25

(z.B. Regierungsbezirke) oder Landkreise. Ebenso wie bei den großstädtischen Bibliothekssystemen, so liegt auch bei den ländlichen oder regionalen Bibliothekssystemen der Vorteil darin, daß eine Reihe von Arbeiten (Buchbeschaffung, Katalogisierung, sonstige Buchbearbeitung) in einer zentralen Stelle, z.B. in einer Kreisbibliothek, vorgenommen werden können, so daß die Bücher bereits bearbeitet und ausleihfertig in die einzelnen Gemeindebibliotheken gelangen. In manchen Regierungsbezirken werden diese zentralen Arbeiten durch einen Regionalen Bibliotheksverband durchgeführt, der von den Landkreisen, Städten und Gemeinden des Bezirks getragen wird. Außerdem kann nur durch einen von einer zentralen Stelle vermittelten Leihverkehr die Buchversorgung der ländlichen Orte sichergestellt werden. Eine zunehmend wichtige Rolle im ländlichen Bibliothekswesen spielen die Fahrbibliotheken, die meist von Landkreisen betrieben werden und die jeweils zahlreiche Gemeinden versorgen, in denen sich keine ortsfeste Bücherei befindet. Neben den Öffentlichen Bibliotheken der Kommunen hat sich in der Bundesrepublik auch das kirchliche Bibliothekswesen stark entwickelt. Die Gemeinde- und Pfarrbüchereien der evangelischen und katholischen Kirche sind in kleinen Gemeinden oft die einzige Bibliothek am Ort und übernehmen in diesen Fällen auch Aufgaben der Öffentlichen Bibliotheken. Eine wichtige zentrale Einrichtung für das Öffentliche Bibliothekswesen ist die Einkaufszentrale für Öffentliche Bibliotheken (EKZ) in Reutlingen (Bismarckstr. 3, 7410 Reutlingen). Sie gibt mit ihren Informationsdiensten den Bibliotheken Unterlagen und Hilfsmittel für die Buchauswahl an die Hand und bietet ein reichhaltiges, bibliothekarisch geprüftes Sortiment geeigneter Bücher in bibliotheksgemäßen Spezialeinbänden an. Ferner liefert sie Bibliotheksmöbel (Regale, Katalogmöbel, Bücherwagen, Sitzmöbel und Tische) sowie alle für die Büchereiarbeit wichtigen Materialien, z.B. Kartei- und Verbuchungsmaterial, Vordrucke, Material zur Buch- und Möbelpflege, Werbemittel.

26

f) Sonderformen des Öffentlichen Bibliothekswesens Innerhalb des Öffentlichen Bibliothekswesens gibt es spezielle Arbeitsbereiche, die sich meist der Buchversorgung bestimmter Benutzergmppen widmen. Von besonderer Bedeutung sind die Kinder· und Jugendbibliotheken, die in der Regel innerhalb einer Öffentlichen Bibliothek als eigene Abteilung für Kinder und Jugendliche neben der Erwachsenenbücherei eingerichtet sind, gelegentlich aber auch als räumlich und organisatorisch selbständige Bibliotheken vorkommen. Die Bibliotheksarbeit mit Kindern und Jugendlichen erfordert Fachkräfte mit speziellen Kenntnissen. Die Entwicklungsstufen im Kinder- und Jugendalter, die Leseinteressen und Lesebedürfnisse der Jugendlichen, die Anforderungen der verschiedenen Schulformen, die Qualitätsunterschiede in der Jugendliteratur müssen bei der Buchauswahl berücksichtigt werden. Eine große Rolle spielen hier auch altersgerechte Beratung, Information und Anleitung zur Benutzung, ferner die Durchführung von speziellen Veranstaltungen für die jugendlichen Leser (Puppenspiele, Vorlesestunden, Malwettbewerbe, Bücherquiz, Spiel- und Diskussionsnachmittage u.a.). Die Schulbibliotheken haben in den letzten Jahren in der Bundesrepublik einen beachtlichen Aufschwung genommen. Da die früheren Schüler- und Lehrbüchereien den modernen Ansprüchen meist nicht genügten, wurden in vielen Schulen und Schulzentren einheitliche, teilweise von Fachkräften betreute Schulbibliotheken errichtet, deren frei zugängliche Bestände (vor allem Sach- und Fachbücher, Lexika, Belletristik, Kinder- und Jugendliteratur, Zeitungen und Zeitschriften, audiovisuelle Materialien) von Lehrern und Schülern gemeinsam genutzt werden und sowohl im Unterricht wie für selbständige Beschäftigung oder Gruppenarbeit außerhalb des Unterrichts verwendet werden können. Die bibliothekarische Arbeit muß sich in Schulbibliotheken vor allem an den pädagogischen Erfordernissen (wichtig: enge Zusammenarbeit zwischen Bibliothekar und Lehrern!) und am Informations- und Lesebedürfnis der Schuler orientieren. Eine enge Kooperation von Schulbibliotheken und Öffentlichen Bibliotheken ist wünschenswert und wird vielfach schon praktiziert. Verschiedentlich wurden die Schulbibliothe27

ken einer Stadt in das System der Öffentlichen Bibliotheken einbezogen. Hilfe beim Auf- und Ausbau von Schulbibliotheken leisten die Schulbibliothekarischen Arbeitsstellen, die an Stadtbibliotheken und an Staatlichen Büchereistellen eingerichtet wurden bzw. geplant sind. Eine überregionale Beratungsstelle für Schulbibliotheken gibt es beim Deutschen Bibliotheksinstitut in Berlin (Bundesallee 185, 1000 Berlin 31). Kommunale Musikbibliotheken wenden sich in erster Linie an Musikausübende und Musikinteressierte, sie dienen also nicht so sehr wissenschaftlichen Bedürfnissen als vielmehr der Musikpraxis. Musikbibliotheken bieten neben musikalischer Fachliteratur vor allem Musikalien (Noten) und Tonträger (Schallplatten, Tonbänder, Tonkassetten) an. Der Umfang und die Art der Bestände richten sich nach den örtlichen Voraussetzungen, wobei in Gemeinden mit Musikschulen, Orchestern, Musikvereinen usw. die Benutzungsansprüche steigen. Werkbibliotheken sind Büchereien, die zum Zweck der Information, Bildung und Unterhaltung der Arbeiter und Angestellten in Betrieben (vor allem Industriebetrieben) von der Werkleitung eingerichtet werden. Sie sind nicht identisch mit den wissenschaftlichen Spezialbibliotheken, die in großen Industriefirmen für Forschungs- und Entwicklungszwecke betrieben werden. In vielen Städten wurde in den vergangenen Jahren die Soziale Bibliotheksarbeit verstärkt und ausgebaut. Darunter versteht man die bibliothekarische Betreuung von Menschen in besonderen Lebenssituationen und von sozialen Gruppen, die besonderer Hilfe bedürfen. So gibt es Bibliotheken für alte Menschen in Altenheimen, Krankenhausbibliotheken für die Patienten in Krankenhäusern, Gefängnisbibliotheken in Strafanstalten sowie Blindenbibliotheken, die Bücher in Blindenschrift und Buchtexte in Tonkassetten („Hörbücher") verleihen. In Städten mit vielen Gastarbeitern werden entsprechende fremdsprachige Buchbestände bereitgestellt. Für alte, kranke und gehbehinderte Menschen, die nicht mehr selbst in die Bibliothek kommen können, wurde vielerorts ein Bücherhausdienst geschaffen, der die Bücher in die Wohnung bringt („aufsuchende Bibliotheksarbeit", ,,Bibliotheksdienst für hausgebundene Leser"). 28

5. Die innere Gliederung großer Bibliotheken a) Gliederung in Erwerbungs-, Katalog- und Benutzungsab teilung Die Aufgaben einer Bibliothek bestehen im Sammeln, Erschließen und Benutzbarmachen von Büchern und anderen Medien. Demgemäß gibt es drei große bibliothekarische Arbeitsgebiete: (1) Erwerbung (Bestandsaufbau), (2) Katalogisierung (Bestandserschließung), (3) Benutzung (Bestandsvermittlung). Zur Erwerbung gehört die Auswahl der benötigten Bücher, ihre Beschaffung (meist durch Kauf im Buchhandel) und ihre Inventarisierung, d.h. ihre Aufnahme in Zugangsverzeichnisse. Nach der Erwerbung folgt die Katalogisierung: Die erworbene Literatur wird in den verschiedenen Katalogen der Bibliothek verzeichnet und dadurch „erschlossen", also leicht nachweisbar gemacht. Auf die Benutzung des Buchbestandes durch die Leser sind letzten Endes alle bibliothekarischen Arbeiten ausgerichtet. Die Bibliothek muß für eine zweckmäßige Bestandsvermittlung, d.h. für eine rasche und bequeme Benutzbarkeit der Bücher sorgen. Die Arbeitsvorgänge, die bei der Auswahl, Beschaffung und Bearbeitung der Bücher nötig sind, bezeichnet man an großen Bibliotheken als Geschäftsgang. Es handelt sich also um die Arbeitsgebiete der Erwerbung und Katalogisierung sowie um die sonstige Buchbearbeitung, z.B. das Einbinden der Bücher. Das einzelne Buch durchläuft beim Geschäftsgang die verschiedenen Bearbeitungsstellen in einer festgelegten Reihenfolge. Es ist eine der Aufgaben großer Bibliotheken, diesen Lauf des Buches möglichst rationell und zweckmäßig zu organisieren. Den drei bibliothekarischen Arbeitsgebieten entsprechend gliedert sich eine große Bibliothek traditioneller Art in drei Hauptabteilungen: (1) Erwerbungsabteilung, (2) Katalogabteilung, (3) Benutzungsabteilung. Jede dieser Abteilungen ist wiederum in eine Reihe von Dienststellen aufgeteilt, so z.B. die Erwerbungsabteilung in die Zugangsstellen für Kauf, Tausch, Geschenke und Pflichtexemplare; die Katalogabteilung in die Titelaufnahme und die Sachkatalogisierung; die Benutzungsabteilung 29

in Lesesäle, Ortsleihe, Fernleihe, Auskunftsdienst und Magazindienst. An einigen Bibliotheken werden die bei der Erwerbung und Katalogisierung anfallenden Arbeitsvorgänge in einer Abteilung zusammengefaßt (integrierter Geschäftsgang). Die technischen Arbeitsbereiche (Vervielfältigungsstelle bzw. Hausdruckerei, Fotostelle, Kopierdienst, Buchbinderei) sind gelegentlich einer eigenen Technischen Abteilung unterstellt. Viele größere Bibliotheken verfügen über eine Verwaltungsstelle, in der die Angelegenheiten der Personal-und Hausverwaltung sowie des Haushalts-, Kassen- und Rechnungswesens erledigt werden. b) Gliederung in Fachabteilungen oder fachliche Teilbibliotheken Die Aufgaben einer Bibliothek sind auch fachlicher Natur. Da der Buchbestand in wissenschaftlichen Universalbibliotheken alle Wissensgebiete umfaßt, braucht man für Buchauswahl, Sachkatalogisierung und fachliche Auskunftserteilung entsprechend vorgebildete bibliothekarische Fachleute aus den verschiedenen Wissensgebieten. Man bezeichnet sie oft als Fachreferenten. Jeder von ihnen ist für ein Wissenschaftsfach (oder für mehrere Fächer) zuständig. Eine organisatorische Gliederung der Bibliothek nach fachlichen Gesichtspunkten ist jedoch an vielen traditionellen Universalbibliotheken nicht üblich. Lediglich an sehr großen Bibliotheken sind Sonderabteilungen für einige Spezialgebiete eingerichtet, etwa für Orientalistik, Slawistik und Musik. Erwähnt seien hier auch die an vielen Wissenschaftlichen Bibliotheken bestehenden Sonderabteilungen für bestimmte Bestandsgruppen, vor allem für Handschriften, Inkunabeln oder Karten. An den Bibliotheken der seit etwa 1965 neugegründeten Universitäten tritt jedoch die Gliederung nach Fachgebieten stärker in den Vordergrund. Wie bereits erläutert, gibt es an den neuen Universitäten neben der Zentralbibliothek (oder Bibliothekszentrale) mehrere fachliche Teilbibliotheken, die häufig auch räumlich dezentral, d.h. bei den jeweiligen Fachbereichen oder Fakultäten, untergebracht sind. Zwar geschehen auch hier Buch-

30

beschaffung, Inventarisierung, Katalogisierung und sonstige Buchbearbeitung zentral für das ganze Bibliothekssystem in der Zentralbibliothek bzw. Bibliothekszentrale, jedoch sind die meisten mit der Benutzung zusammenhängenden Arbeiten in die Teilbibliotheken verlagert worden. Die Fachreferenten, die für die Buchauswahl (zusammen mit dem Lehrpersonal des Fachbereichs), für die Sachkatalogisierung und die fachliche Beratung und Auskunftserteilung sorgen, sind hier gleichzeitig Leiter der jeweiligen Teilbibliothek. Auch an großen Öffentlichen Bibliotheken findet man eine Gliederung in Fachabteilungen. So sind in der Amerika-Gedenkbibliothek in West-Berlin, neben einer allgemeinen Abteilung mit Sachliteratur und Belletristik sowie einer Kinder- und einer Jugendbücherei, Fachabteilungen für die Gebiete Geisteswissenschaften, Naturwissenschaften, Technik und Sozialwissenschaften, Musik und Bildende Künste eingerichtet worden. Eine ähnliche Organisation nach Fachabteilungen haben die Zentralbibliotheken anderer großer Städte (z.B. Bremen, Duisburg und Hannover).

6. Bibliotheksräume und Bibliothekspersonal

a) Die Räume der Bibliothek Für jede Bibliothek gilt, daß Räume und Einrichtung in erster Linie zweckmäßig und funktionsgerecht sein sollen. Daneben sollen sie auch ästhetischen Ansprüchen genügen. Besonders die Öffentlichen Bibliotheken sind bestrebt, durch moderne Bauten und helle, freundliche Räume mit formschönen Möbeln anziehend auf die Leser zu wirken. Die Öffentlichen Bibliotheken sind Freihandbibliotheken, die es den Benutzern ermöglichen, die Bücher selbst an den Regalen auszuwählen. Die Bücherräume mit den Regalen sind folglich der wichtigste Teil der Bibliothek. Nahe beim Buchbestand werden die Kataloge aufgestellt. Lesezonen mit Arbeitsplätzen neben den Regalen bieten einen Anreiz für Lektüre und Studium in der Bücherei. An größeren Öffentlichen Bibliotheken gibt es meist eigene Lesesäle sowie Leseräume für Zeitschriften und Zeitungen. Am Ausgang der

31

Bücherräume befindet sich die Ausleihtheke, an der sich die Ausleihe und die Rückgabe der Bücher abspielt. Außerhalb der Theke liegt meistens ein Vorraum mit Sitzgelegenheiten und Garderobeeinrichtungen. Manche größeren Öffentlichen Bibliotheken verfügen über besondere Gruppen- und Veranstaltungsräume. Für kleine Ausstellungen sind häufig Glasvitrinen im Vorraum oder in den Bücher- und Leseräumen aufgestellt. Alle Räume, Regale, Kataloge usw. müssen deutlich durch Schilder gekennzeichnet sein. In den Wissenschaftlichen Bibliotheken wurde das Bibliotheksgebäude lange Zeit in drei Teile gegliedert, nämlich in die Magazinräume, die Benutzerräume (Lesesaal, Ausleihräume, Benutzerkataloge) und die Verwaltungsräume (vor allem für Erwerbung und Katalogisierung). Den Büchern, den Benutzern und den Bibliothekaren wurden somit jeweils eigene, von den anderen getrennte Räume zugewiesen. Diese „klassische" Dreiteilung des Bibliotheksgebäudes findet sich heute noch in vielen älteren Wissenschaftlichen Bibliotheken. In den letzten 30 Jahren haben sich aber neue Bauideen entwickelt, die auf eine Abkehr von diesem Prinzip hinauslaufen. Die Grenzen zwischen Büchern und Lesern, zwischen Benutzung und Verwaltung lockern sich. Der früher übliche, große allgemeine Lesesaal wird manchmal aufgeteilt in mehrere getrennte Fachlesesäle oder in einen nach Fachabteilungen gegliederten Lesesaalbereich, jeweils mit umfassenden Freihandbeständen. Den Fachlesesälen werden zuweilen Teile des Magazinbestandes als Freihandmagazine zugeordnet. Allerdings bleibt bei den großen wissenschaftlichen Universalbibliotheken in der Mehrzahl der Fälle das Büchermagazin ein geschlossener Baukörper. Jedoch wird in den neugegründeten Universitäten und Hochschulen, wie erwähnt, ein Großteil des Bestandes oder (fast) der gesamte Bestand in mehreren fachlichen Teilbibliotheken frei zugänglich in offener Aufstellung dargeboten. Die Inneneinrichtung moderner Wissenschaftlicher Bibliotheken ist vor allem funktionsbezogen, ohne auf ansprechende Gestaltung zu verzichten. Auch hier gilt als Grundsatz, daß dem Be32

nutzer die Orientierung durch Schilder, Übersichtspläne u.a. möglichst erleichtert wird. Bei Neubauten von großen Öffentlichen und Wissenschaftlichen Bibliotheken wendet man heute meist eine flexible Bauweise an: in Rasterform angeordnete Betonpfeiler tragen das Gebäude, während die meisten Zwischenwände keine statische Funktion haben und daher ohne große Schwierigkeiten verändert werden können. Man hat dadurch die Möglichkeit Je nach Bedarf einzelne Räume oder Raumgruppen nachträglich zu vergrößern oder zu verkleineren. b) Das Personal der Bibliothek Entsprechend den verschiedenen Aufgaben in den Bibliotheken gibt es verschiedene bibliothekarische Berufsgruppen. An den Wissenschaftlichen Bibliotheken in der Bundesrepublik unterscheidet man, gemäß der Einteilung der vier Beamtenlaufbahngruppen, den einfachen, den mittleren, den gehobenen und den höheren Dienst. Die Mitarbeiter des einfachen Dienstes haben keine bibliothekarische Fachausbildung; sie sind in den Magazinen (Hol- und Einstelldienst) und mit anderen Aufgaben vor allem in der Benutzungsabteilung (Aufsicht, Packstelle, Postversand u.a.) beschäftigt. Die Angehörigen des mittleren Bibliotheksdienstes (Bibliotheksassistenten) erhalten nach dem Hauptschul- oder Realschulabschluß eine meist zweijährige Ausbildung, die sie zur Mitarbeit in der Erwerbung, bei der alphabetischen Katalogisierung und vor allem im Benutzungsdienst (Ausleihe, Fernleihe, Aufsicht, einfache Auskunftsterteilung) befähigt. Die Diplombibliothekare des gehobenen Bibliotheksdienstes, von denen als Vorbildung Fachhochschulreife oder Abitur verlangt wird und die eine dreijährige Fachhochschulausbildung durchlaufen, sind für schwierigere Arbeiten in allen bibliothekarischen Bereichen zuständig, u.a. für die Titelaufnahme spezieller und fremdsprachiger Literatur, für einfache Sachkatalogisierung, für schwierige bibliographische und bibliothekarische Auskünfte und für organisatorische Aufgaben, z.B. die Leitung von Arbeitsgruppen, Dienststellen und kleineren Bibliotheken.

33

Der höhere Bibliotheksdienst muß ein Universitätsstudium nachweisen, das durch eine zweijährige bibliothekarische Ausbildung ergänzt wird. Seine Aufgaben sind teils wissenschaftlicher, teils organisatorischer Natur: der Bibliothekar des höheren Dienstes ist in der Regel als Fachreferent für den Bestandsaufbau, die Sacherschließung und die fachliche Auskunft in bestimmten Fächern zuständig, übernimmt meist aber auch Verwaltungs- und Organisationsaufgaben bei der Leitung der Bibliothek und ihrer Abteilungen. Die Ausbildung für den mittleren, gehobenen und höheren Bibliotheksdienst an Wissenschaftlichen Bibliotheken findet im Rahmen eines Vorbereitungsdienstes für Beamte auf Widerruf statt („verwaltungsinterne Ausbildung"). An den Öffentlichen Bibliotheken der Bundesrepublik finden wir ungefähr die gleiche personelle Gliederung, mit dem Unterschied, daß es sich hier überwiegend um Angestelltenstellen (nicht Beamtenstellen) handelt, so daß hier die Bezeichnungen der vier „Dienste" (Beamtenlaufbahngruppen) nicht recht zutreffen. Neben Mitarbeitern ohne bibliothekarische Ausbildung (dem einfachen Dienst entsprechend) gibt es in manchen Bundesländern Büchereigehilfen, die für bestimmte Aufgaben in den Büchereien angelernt bzw. ausgebildet wurden. Eine Ausbildung für Bibliotheksassistenten an Öffentlichen Bibliotheken gibt es in einigen Ländern im Rahmen eines Vorbereitungsdienstes für den mittleren Bibliotheksdienst, der für eine Tätigkeit an Wissenschaftlichen und Öffentlichen Bibliotheken qualifiziert. Daneben gibt es auf Grund einer bundeseinheitlichen Ausbildungsordnung die Ausbildung zum Assistenten an Bibliotheken, die ebenfalls zur Tätigkeit in beiden Bibliothekssparten berechtigt, jedoch außerhalb eines Vorbereitungsdienstes stattfindet, da sie als Ausbildung für einen Lehrberuf (Ausbildungsberuf) gestaltet ist, ähnlich wie z.B. eine Buchhändler-, Schriftsetzeroder Kaufmannslehre. In beiden Fällen schließt die zweijährige Ausbildung an den Haupt- oder Realschulabschluß an und befähigt die künftigen Assistenten, einfachere bibliothekarische Aufgaben bis zur Verwaltung kleiner Büchereien in städtischen oder ländlichen Büchereisystemen zu übernehmen. 34

Dem gehobenen Dienst an Wissenschaftlichen Bibliotheken entsprechen die Diplombibliothekare für den Dienst an Öffentlichen Bibliotheken, die nach dem Abitur (bzw. der Fachhochschulreife) eine dreijährige Fachhochschulausbildung absolvieren, bevor sie in allen bibliothekarischen Bereichen tätig sein können, bei entsprechender Qualifikation auch als Büchereileiter und Lektoren. Auf der Ebene des höheren Dienstes sind in großstädtischen Bibliothekssystemen die Bibliotheksdirektoren, Abteilungsleiter und Fachrefe rente n tätig. Eine eigene Ausbildung für den höheren Dienst an Öffentlichen Bibliotheken gibt es nur in einigen Bundesländern. Im übrigen besteht für Akademiker mit Universitätsabschluß die Möglichkeit, eine verkürzte diplombibliothekarische Ausbildung mitzumachen; sie können dann leitende Stellen im Öffentlichen Bibliothekswesen übernehmen, die aber prinzipiell auch den Diplombibliothekaren ohne Universitätsstudium offenstehen.

7. Bibliothekarische Verbände Die verschiedenen bibliothekarischen Berufsgruppen in der Bundesrepublik haben sich in verschiedenen Verbänden organisiert. Die wissenschaftlich vorgebildeten Bibliothekare des höheren Dienstes sind im Verein Deutscher Bibliothekare (VDB) zusammengeschlossen, die Diplombibliothekare an Wissenschaftlichen Bibliotheken im Verein der Diplombibliothekare an Wissenschaftlichen Bibliotheken (VdDB). Der Berufsverband der Diplombibliothekare an Öffentlichen Bibliotheken ist der Verein der Bibliothekare an Öffentlichen Bibliotheken (VBB). Neben diesen Personalverbänden gibt es bibliothekarische Vereinigungen in Form von Zusammenschlüssen von Bibliotheken. Im Deutschen Bibliotheksverband (DBV) sind sowohl Öffentliche wie Wissenschaftliche Bibliotheken zusammengefaßt. Weitere wichtige Bibliotheksverbände sind die Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken (ASpB) und der Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen (VdB NW). 35

Die genannten Personal- und Bibliotheksverbände sind in der Deutschen Bibliothekskonferenz (DBK) vertreten, dem „Dachverband" der bibliothekarischen Verbände in der Bundesrepublik. Sie berät Fragen von allgemeinem bibliothekarischen Interesse und koordiniert die Maßnahmen der einzelnen Mitgliedsverbände. Darüber hinaus vertritt sie die bibliothekarischen Interessen vor der Öffentlichkeit. Bibliotheken des gleichen Typs haben sich vielfach zu Arbeitsgemeinschaften zusammengeschlossen, um gemeinsame Probleme zu behandeln. So gibt es z.B. die Arbeitsgemeinschaft der Hochschulbibliotheken, der Kunstbibliotheken, der Parlamentsund Behördenbibliotheken. Für die kirchliche Büchereiarbeit zuständige Verbände sind der Borromäusverein (Bonn) als Fachverband für die katholischen Büchereien (in Bayern ist zuständig der St. Michaelsbund, München) und der Deutsche Verband Evangelischer Büchereien (Göttingen) als Fachverband für die evangelische Bücherei arbeit. Die bibliothekarischen Verbände veranstalten in regelmäßiger Folge Tagungen, die der Diskussion fachlicher Probleme, der Information über neue Entwicklungen im Bibliothekswesen und der Fortbildung dienen. Am bekanntesten sind der Deutsche Bibliothekartag (VDB und VdDB) und die Jahrestagungen des DBV und des VBB. Die nationalen bibliothekarischen Vereine sind zusammengeschlossen im Internationalen Verband der Bibliotheksvereine, nach der englischen Bezeichnung „International Federation of Library Associations" meist kurz IFLA genannt. Der Verband hat die Aufgabe, die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Bibliothekswesens zu fördern.

8. Zentrale Einrichtungen für das Bibliothekswesen a) auf Landesebene Da die Bundesrepublik Deutschland ein föderalistisch strukturiertes Staatswesen ist und die Kulturhoheit bei den Ländern liegt, sind die Kultusministerien der Länder die zuständigen Zen36

tralbehörden für die meisten staatlichen Bibliotheken, besonders für Landes- und Hochschulbibliotheken sowie für viele Spezialbibliotheken. Eine fachliche Mittelbehörde zwischen dem Kultusministerium und den Bibliotheken des Landes gibt es in Bayern in Form der Generaldirektion der Bayerischen Staatlichen Bibliotheken in München. Als zentrales Planungs- und Dienstleistungszentrum für die (neuen) nordrhein-westfälischen Hochschulbibliotheken, vor allem im Hinblick auf die Datenverarbeitung, fungiert das Hochschulbibliothekszentrwn des Landes Nordrhein-Westfalen in Köln. Ähnliche bibliothekarische Dienstleistungszentren auf Landesebene werden in den nächsten Jahren im Zusammenhang mit der Einrichtung von regionalen EDV-Bibliotheksverbundsystemen auch in anderen Bundesländern entstehen („Regionale Bibliothekszentren "). Die Ausbildung für einen bibliothekarischen Beruf erfolgt an einer der 12 bibliothekarischen Ausbildungsstätten (Bibliotheksschulen) in Berlin, Bonn, Frankfurt a.M., Hamburg, Hannover (2), Köln (2), München (2) und Stuttgart (2). Nähere Angaben zu diesen Ausbildungseinrichtungen sind enthalten im „Jahrbuch der deutschen Bibliotheken". In einigen Ausbildungsstätten wurde neuerdings die Ausbildung zum Diplombibliothekar teilweise mit der Ausbildung zum Diplomdokumentar zusammengefaßt.

b) auf Bundesebene Das 1978 gegründete Deutsche Bibliotheksinstitut (DBI) mit Sitz in Berlin (Bundesallee 185, 1000 Berlin 31) ist eine überregionale bibliothekarische Einrichtung für Sachaufgaben und Dienstleistungen aus dem gesamten Bereich des Bibliothekswesens. Das DBI führt Untersuchungen und Projekte aus zahlreichen Einzelgebieten des Bibliothekswesens durch mit dem Ziel, neue bibliothekarische Methoden, Techniken und Systeme zu erforschen, zu entwickeln und den Bibliotheken verfügbar zu machen. Dabei bedient sich das DBI verschiedener Kommissionen, die sich aus Fachleuten zusammensetzen (z.B. Kommis-

37

sion für alphabetische Katalogisierung, Kommission für Sacherschließung, EDV-Kommission, Kommission für Fahrbibliotheken, Benutzungskommission). Die Arbeitsergebnisse sollen sowohl den Öffentlichen wie den Wissenschaftlichen Bibliotheken zugute kommen. Finanziert und verwaltet wird das DBI gemeinsam von Bund und Ländern. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit Sitz in Bonn-Bad Godesberg ist die wichtigste Förderungsinstitution für Wissenschaft und Forschung in der Bundesrepublik. Sie erfüllt ihre Aufgaben durch Beratung, Planung und finanzielle Zuwendungen an Forscher und Forschungseinrichtungen. Ihre Mittel erhält sie von Bund und Ländern. Da die Bibliotheken eine große Bedeutung für Wissenschaft und Forschung haben, fördert die DFG auch das Wissenschaftliche Bibliothekswesen. Geldmittel der DFG werden jedoch nicht für den laufenden Betrieb einzelner Bibliotheken bereitgestellt, sondern nur für Gemeinschaftsunternehmungen der Wissenschaftlichen Bibliotheken, zentrale Einrichtungen, Modellversuche und Starthilfen für neue Entwicklungen. Insbesondere unterstützt die DFG das System der überregionalen Literaturversorgung in der Bundesrepublik (vgl. S. 46 ff.).

38

II. Erwerbung (Bestandsaufbau) l. Grundsätzeund Methodendes Bestandsaufbaus Der Aufbau und die sinnvolle Vermehrung des Buchbestandes gehört zu den wichtigsten und schwierigsten Tätigkeiten des Bibliothekars. Die Auswahl der für die Bibliothek zu erwerbenden Bücher muß kritisch und planmäßig erfolgen und sich nach den Aufgaben der Bibliothek richten. Bei einer Öffentlichen Bibliothek wird die Buchauswahl nach anderen Grundsätzen getroffen als bei einer Wissenschaftlichen Bibliothek und bei einer Universalbibliothek anders als bei einer Spezialbibliothek. Es kommt darauf an, die wesentliche Literatur, die vom Benutzerkreis der Bibliothek gebraucht wird, zu erwerben. Dabei ist die Qualität, die aktuelle Bedeutung und (soweit vorhersehbar) der zukünftige Wert der Literatur maßgebend. Im übrigen muß sich die Buchauswahl nach der Höhe der verfügbaren Mittel richten. Auf der ganzen Welt werden zur Zeit (Anfang der 1980er Jahre) rund 600000 Neuerscheinungen pro Jahr veröffentlicht, davon etwa ein Zehntel, rund 60000 Titel, in der Bundesrepublik Deutschland. Dazu kommen weltweit ca. 150 000 laufend erscheinende Fachzeitschriften. Angesichts dieser gewaltigen Bücherflut, die keine Bibliothek vollständig erwerben kann, kommt den Methoden der Buchauswahl eine große Bedeutung zu. a) Methoden der Buchauswahl Die Auswahl (Selektion) der für die Bibliothek anzuschaffenden Bücher wird von Bibliothekaren vorgenommen, die die fachlichen Voraussetzungen dafür besitzen. An kleinen Bibliotheken entscheidet meist der Leiter der Bibliothek über die Erwerbung. An größeren Bibliotheken und in Bibliothekssystemen ist die Buchauswahl auf mehrere Bibliothekare verteilt. Sie müssen sich vor allem einen umfassenden Überblick über die Buchproduktion verschaffen. Dafür stehen verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung, nämlich Bibliographien (vor allem die laufend erscheinenden Nationalbibliographien, für die Bundesrepublik also das Wöchentliche Verzeichnis der Frankfurter „Deutschen 39

Bibliographie"). Veröffentlichungen des Buchhandels wie das „Börsenblatt des Deutschen Buchhandels" mit seinen Buchanzeigen und Vorankündigungen, ferner Buchbesprechungen (Rezensionen), Verlagskataloge, Verlagsprospekte, Antiquariatskataloge. Über neu erscheinende ausländische Zeitschriften unterrichten die Informationsdienste der Zeitschriftenagenturen (vgl. S. 49), über neue deutsche Zeitschriften das Börsenblatt sowie Verlagsprospekte. Für die Buchauswahl in Öffentlichen Bibliotheken gibt es eigene Auswahllisten und Besprechungsdienste. Vorschläge zur Buchanschaffung kommen auch von den Lesern (z.B. durch Eintragung im Wunschbuch). Wenn die Vorauswahl oder Sichtung der für die Bibliothek geeignet erscheinenden Bücher erfolgt ist, muß im Einzelfall geprüft werden, ob die Qualität des Buches die Anschaffung rechtfertigt. Diese Prüfung oder Begutachtung geschieht am besten an Hand des Buches selbst. Soweit möglich, lassen sich die Bibliotheken die Neuerscheinungen, die in die engere Wahl gezogen werden, vom Buchhändler „zur Ansicht" (d.h. mit Rückgabe recht) vorlegen. Der Bibliothekar kann dann durch Begutachtung des Buches selbst ein genaues Urteil über seinen Wert gewinnen und darauf die Kaufentscheidung stützen, d.h. die Entscheidung, ob das Buch für die Bibliothek gekauft werden soll oder nicht. Wird das Buch nicht erworben, geht das Ansichtsexemplar an den Buchhändler zurück. Nicht immer ist es möglich oder nötig, vor der Kaufentscheidung das Buch selbst zu begutachten. Ausländische Literatur kann meist nicht zur Ansicht bestellt werden. Werden laufend sehr viele Bücher zur Ansicht geliefert, entstehen für die Bibliothek organisatorische und räumliche Probleme. Außerdem läßt sich bei zahlreichen Büchern schon auf Grund der bibliographischen Angaben erkennen, ob sie gekauft werden müssen oder nicht in Frage kommen, so daß eine genauere Begutachtung überflüssig ist. An großen Bibliotheken wird daher nur ein Teil der interessierenden Bücher als Ansichtssendung bezogen; für die übrigen Bücher erfolgt die Kaufentscheidung bereits an Hand der Bibliographien oder anderer Hilfsmittel. Anhaltspunkte für die Bewertung eines einzelnen Buches bieten in diesem Fall der Name des Verfassers (etwa wenn es sich um einen bekannten Gelehrten

40

handelt), die Formulierung des Titels, die Art des Verlages oder der herausgebenden Stelle oder die Zugehörigkeit zu einer anerkannten wissenschaftlichen Reihe. Bei der Kaufentscheidung, also der Entscheidung über die Anschaffung oder Nicht-An Schaffung des Buches, ist vor allem zu prüfen, ob die Anschaffung des Buches im Hinblick auf die Aufgaben der Bibliothek sinnvoll und im Hinblick auf die verfügbaren Geldmittel vertretbar ist. Die Kaufentscheidung wird entweder von den an der Sichtung und Begutachtung beteiligten Bibliothekaren selbst getroffen, oder sie erfolgt auf Grund der Vorschläge dieser Bibliothekare durch den Leiter der Erwerbungsabteilung oder den Leiter der Bibliothek. Gleichzeitig mit der Kaufentscheidung muß festgelegt werden, ob das Buch nur in einem Exemplar oder aber „gestaffelt", d.h. in Mehrfachexemplaren (Mehrstücken) angeschafft werden soll. Diese Entscheidung richtet sich nach der voraussichtlichen Nachfrage, dJi. gestaffelt werden nur Bücher, die besonders viel verlangt werden. Mehrfachexemplare sind typisch bei vielgefragten Werken in den Öffentlichen Bibliotheken und in den Lehrbuchsammlungen der Universitäts- und Hochschulbibliotheken. An großen Öffentlichen Bibliotheken sind manchmal bis zu 20—30% des Bestandes Mehrstücke. In Lehrbuchsammlungen werden häufig verlangte Lehrbücher manchmal in einer Staffelung von 50 oder 100 Exemplaren angeschafft. b) Bestandsaufbau an Öffentlichen Bibliotheken Die Arbeiten der Sichtung und Begutachtung der Bücher werden im Öffentlichen Bibliothekswesen zusammenfassend als Lektoratsarbeiten bezeichnet. Der Ausdruck „Lektorat" kommt ursprünglich aus dem Verlagswesen. Im Verlag ist es Aufgabe des Lektors, die eingehenden Manuskripte zu lesen und zu begutachten. Ähnlich bestehen die Lektoratsarbeiten an Öffentlichen Bibliotheken in der Sichtung des Buchangebots und in der Begutachtung der in Frage kommenden Bücher. An großen Öffentlichen Bibliotheken und in großstädtischen Bibliothekssystemen werden in der Regel mehrere Lektorate, aufgegliedert nach Sachgebieten, gebildet. (Statt „Lektorat" ist manchmal auch die Bezeichnung „Fachreferat" üblich.) So kann zum Beispiel 41

eine Gliederung in fünf Lektorate oder Fachreferate erfolgen, nämlich für die Gebiete (1) Schöne Literatur, Sprach- und Literaturwissenschaft, (2) Geisteswissenschaften, (3) Sozialwissenschaften, (4) Naturwissenschaften und (5) Technik. Weitere Lektorate für Jugendschrifttum und Musik können hinzukommen. In großstädtischen Bibliothekssystemen werden die Lektorate meist an der Zentralbibliothek eingerichtet. Die Ergebnisse der von den Lektoraten vorgenommenen Sichtung und Begutachtung der Bücher werden meist in Form von Vorschlagslisten mit Kurzbesprechungen zusammengefaßt. Diese Vorschlagslisten dienen dann als Grundlage für die Kaufentscheidung. Die Bibliothekare der Zweigbibliotheken sind an der Begutachtung der Literatur häufig mitbeteiligt. In vielen Bibliothekssystemen nehmen sie auch entscheidenden Einfluß auf die Kaufentscheidung, d.h. auf die Auswahl der Bücher für ihre Zweigbibliothek, etwa im Rahmen einer festgelegten Geldsumme oder unter Beschränkung auf die von den zentralen Lektoraten aufgestellten Vorschlagslisten. In anderen Städten bestimmt die Zentrale (d.h. die Lektoren oder der Bibliotheksdirektor) in stärkerem Maße, welche Titel für welche Zweigbibliotheken gekauft werden sollen. Für den Bestandsaufbau an Öffentlichen Bibliotheken gibt es spezielle Hilfsmittel, die über die wichtigen Neuerscheinungen orientieren und dadurch der einzelnen Bibliothek die Arbeit der Sichtung und Begutachtung abnehmen oder zumindest sehr erleichtern. Zu nennen sind hier vor allem die drei Ausgaben des von der „Einkaufszentrale für Öffentliche Bibliotheken"(EKZ) in Reutlingen herausgegebenen Besprechungsdienstes, der über büchereigeeignete deutsche Neuerscheinungen berichtet und auf den Buchbeurteilungen und -besprechungen einer Vielzahl von Lektoren und Rezensenten basiert („Lektoratskooperation"). Der Dienst besteht aus drei Angebotsstufen für die unterschiedlichen Bedürfnisse der Öffentlichen Bibliotheken: (1) Der „Informationsdienst" erscheint wöchentlich in Zettelform und zeigt jährlich rund 9000 bzw. 6000 Titel mit einer kurzen Charakterisierung an (große bzw. kleine Ausgabe für große bzw. mittlere und kleine Bibliotheken). (2) Das Verzeichnis „BA. Bespre42

chungen und Annotationen" erscheint monatlich in Heftform und ist mit Kurzbesprechungen von rund 6000 Titeln jährlich für mittlere und kleinere Bibliotheken bestimmt. (3) Die Empfehlungsliste „Neue Bücher" berichtet im Jahr über 2000 Neuerscheinungen und soll speziell den nebenamtlich geleiteten Büchereien eine Hilfe beim Bestandsaufbau sein (zwei Hefte jährlich; „Fachstellenliste"). Die EKZ veröffentlicht außerdem die 14tägig erscheinenden „Eilmeldungen", in denen Titel angezeigt werden, die neu in den EKZ-Lagerbestand an bibliothekarisch geprüften, spezialgebundenen Büchern aufgenommen wurden. Die zweimonatlichen „Lagerbestandslisten" informieren unabhängig von den Eilmeldungen über den gesamten EKZ-Lagerbestand. Daneben gibt es noch spezielle Angebotslisten der EKZ, z.B. „Lagerangebot Tonträger", „Lagerangebot Video". c) Bestandsaufbau an Wissenschaftlichen Bibliotheken An Wissenschaftlichen Bibliotheken wird die Buchauswahl nach Wissenschaftsfächern auf mehrere Fachreferate aufgeteilt. Die als Fachreferenten tätigen Bibliothekare besorgen die Buchauswahl jeweils für ein Fachgebiet oder für mehrere Fachgebiete, für das bzw. für die sie durch ihr Studium ausgebildet sind. (Nicht selten ist der Fachreferent außer für seine Studiengebiete auch noch für andere, benachbarte Fächer zuständig.) Bei diesem Fachreferatsystem betreut also z.B. ein Philologe die Sprach- und Literaturwissenschaft, ein Historiker die Geschichte, ein Jurist die Rechtswissenschaft (eventuell mit Einschluß der übrigen Sozialwissenschaften), ein Biologe die Biowissenschaften (oder eventuell alle Naturwissenschaften) und so weiter. Der Fachreferent bedient sich aller einschlägigen Hilfsmittel für die Buchauswahl auf seinen Fachgebieten (AHgemeinund Fachbibliographien, Fachzeitschriften, Antiquariatskataloge, Prospekte, Rezensionsblätter) und hält Kontakt mit den Einrichtungen für Forschung und Lehre seiner Fächer im Bereich der Bibliothek, um deren Literaturbedürfnisse zu berücksichtigen. An Universitätsbibliotheken mit integriertem Bibliothekssystem steht er in enger Zusammenarbeit mit den Professo-

43

ren seiner Fachgebiete, deren An seh affungs wünsche er überprüft und weiterleitet. Die Kaufentscheidung liegt entweder bei den Fachreferenten selbst (wobei sie meist mit dem für ihre Fächer zugeteilten Geldbetrag auskommen müssen), oder die Vorschläge der Fachreferenten werden vom Leiter der Erwerbungsabteilung oder vom Direktor der Bibliothek noch überprüft und, sofern die Anschaffung im Hinblick auf die Qualität des Buches, die Aufgaben der Bibliothek und die verfügbaren Geldmittel vertretbar ist, gebilligt. Diese Kontrolle wird jedoch an vielen Bibliotheken nur bei besonders teuren Werken oder bei Zeitschriftenabonnements ausgeübt. Auch die an manchen Bibliotheken üblichen Kaufsitzungen, das sind regelmäßige Besprechungen aller Fachreferenten unter Vorsitz des Erwerbungsleiters oder Bibliotheksdirektors, sind nur für die Erörterung der Anschaffung von teuren Werken oder von Zeitschriften sinnvoll. Neben den Fachreferaten gibt es an manchen großen Bibliotheken auch Sprachreferate oder Länderreferate, die also nicht ein bestimmtes Wissenschaftsfach, sondern einen Sprachraum oder ein Land umfassen. Ein Sprach- oder Länderreferent hat z.B. die Auswahl aus allen in englischer Sprache erschienenen oder allen in Frankreich verlegten Büchern zu treffen. Notwendig sind solche Sprach- oder Länderreferate für die Erwerbungen aus entlegeneren Sprachen und Ländern, etwa für Bücher in slawischen oder orientalischen Sprachen. d) Aussonderung und

Ersatzbeschaffung

Zum Bestandsaufbau im weiteren Sinn gehört nicht nur die Anschaffung von Büchern, sondern auch die Aussonderung von Büchern aus dem Bibliotheksbestand. Die Aussonderung muß vor allem an öffentlichen Bibliotheken regelmäßig durchgeführt werden, da hier der Bestand aktuell bleiben soll. Ausgeschieden werden inhaltlich veraltete und überholte, nicht mehr aktuelle und deshalb nicht oder nur selten benutzte Werke. An Wissenschaftlichen Bibliotheken werden nur Mehrfachexemplare (z.B. von Lehrbüchern) ausgesondert, wenn das betreffende Buch inhaltlich veraltet ist; im übrigen gilt an Wissenschaftlichen Biblio-

44

theken der Grundsatz, jedes Buch auf unbegrenzte Zeit aufzubewahren. Ein besonderer Fall ist die Aussonderung wegen Verschleiß, d.h. wenn Bücher durch häufige Benutzung so zerlesen und beschädigt sind, daß das Neubinden nicht mehr möglich oder lohnend ist. Erfahrungsgemäß ist an Öffentlichen Bibliotheken ein Buch mit Bibliothekseinband durchschnittlich nach 60 Entleihungen, ein ebenso gebundenes Buch der Kinderliteratur durchschnittlich nach 40 Entleihungen zerlesen. Sind zerlesene Bücher inhaltlich noch aktuell und gefragt, müssen sie durch neue Exemplare ersetzt werden, d.h. auf die Aussonderung muß hier die Ersatzbeschaffung folgen. Auch für verlorene (z.B. gestohlene) Bücher müssen neue Exemplare angeschafft werden. Bei Verlusten oder Beschädigungen, die durch einzelne Leser verschuldet wurden, sind diese zum Ersatz verpflichtet. Beim Aussondern von Büchern, die nicht durch neue Exemplare ersetzt werden sollen, müssen sämtliche zugehörigen Eintragungen in allen Katalogen getilgt werden. Ferner muß im Zugangsverzeichnis vermerkt werden, daß das Buch ausgesondert wurde. Ebenso ist zu verfahren bei verlorenen Büchern, für die keine Ersatzbeschaffung vorgesehen ist. Die ausgesonderten Bücher werden je nach Zustand und Wert entweder makuliert (vernichtet) oder als Dubletten getauscht, gelegentlich auch verschenkt. In allen Exemplaren, die nicht makuliert werden, muß man den Bibliotheksstempel löschen.

2. Abgestimmte (kooperative) Erwerbung Eine absolute Vollständigkeit beim Bestandsaufbau einer Bibliothek ist unmöglich. Auch die größten Universalbibliotheken können nicht alle auf der Welt erscheinenden Bücher erwerben. Nicht einmal alle wichtigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen, die im In- und Ausland erscheinen, können an einer Bibliothek vollständig gesammelt werden. Für die wissenschaftliche Forschung ist es aber dringend erforderlich, die wichtige Fachliteratur (auch die spezielle und im Ausland erschienene) wenigstens in einem Exemplar im Inland verfügbar zu haben. Die-

45

ses Ziel kann durch eine abgestimmte oder kooperative Erwerbung erreicht werden. Dabei wird die Erwerbung einer Vielzahl von Bibliotheken eines Landes aufeinander abgestimmt (koordiniert). Man verteilt die Gesamtheit der Wissenschaften nach einem bestimmten Plan auf die verschiedenen Bibliotheken, wobei sich die einzelne Bibliothek verpflichtet, die Fachliteratur des von ihr übernommenen Wissensgebietes möglichst vollständig zu erwerben. Dadurch kann die wichtige wissenschaftliche Literatur wenn schon nicht an einer Bibliothek, so doch im Gesamtbestand der Bibliotheken eines Landes vollständig gesammelt werden. Durch den Fernleih verkehr kann dann das erworbene Schrifttum den Benutzern im ganzen Land zugänglich gemacht werden. Auf einer solchen Abstimmung der Erwerbung unter den wissenschaftlichen Bibliotheken der Bundesrepublik beruht das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte System der überregionalen Literaturversorgung. Hierdurch soll sichergestellt werden, daß die für die Forschung wichtigen (auch die im Ausland erscheinenden) Veröffentlichungen in zumindest einem Exemplar in der Bundesrepublik vorhanden und verfügbar sind. Zu diesem Zweck wurde die Gesamtheit der Wissenschaften in über 100 Gebiete aufgeteilt, von denen je eines oder mehrere als überregionale Sammelschwerpunkte einer der rund 25 beteiligten Bibliotheken zugewiesen wurden. Über den Deutschen Leihverkehr steht die von den Schwerpunktbibliotheken gesammelte Literatur allen Interessenten zur Verfügung. Die überregionalen Schwerpunktbibliotheken lassen sich in drei Gruppen zusammenfassen: (1)17 Staats- und Hochschulbibliotheken, die neben ihren regionalen bzw. universitären Hauptaufgaben meist mehrere Sammelschwerpunkte als „Sondersammelgebiete" (SSG) betreuen. (2) Vier Zentrale Fachbibliotheken für Technik, Landbauwissenschaft, Medizin und Wirtschaftswissenschaften (vgl. S. 17), die sich ausschließlich der überregionalen Literaturversorgung widmen. 46

(3) Einige Spezialbibliotheken für bestimmte Spezialfächer oder Literaturkategorien, die durch die übrigen Schwerpunktbibliotheken nicht genügend abgedeckt sind. Beispiele für überregionale Sammelschwerpunkte der drei Bibliotheksgruppen: (1) Das Fach Germanistik wird von der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt als Sondersammelgebiet verwaltet, die Anglistik von der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, die Psychologie von der Universitätsbibliothek Saarbrücken, der Kulturkreis Skandinavien von der Universitätsbibliothek Kiel, die Geschichtswissenschaft von der Bayerischen Staatsbibliothek München und die Rechtswissenschaft von der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in Berlin. (2) Die vier Zentralen Fachbibliotheken in der Bundesrepublik betreuen die Fachgebiete Ingenieurwissenschaften, Chemie und Physik (TIB Hannover), Landwirtschaft und Gartenbau (Zentralbibliothek der Landbauwissenschaft Bonn), Medizin (Zentralbibliothek der Medizin Köln), Volkswirtschaft und Weltwirtschaft (Zentralbibliothek der Wirtschaftswissenschaften Kiel). (3) Die Bibliothek des Zentralamtes des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach ist für den Sammelschwerpunkt Meteorologie zuständig, die Bibliothek für Zeitgeschichte in Stuttgart für nicht-konventionelle Materialien zur Zeitgeschichte, die Bibliothek des Deutschen Hydrographischen Instituts in Hamburg für Seekarten. Ein Verzeichnis der Sammelschwerpunkte des Systems der überregionalen Literaturversorgung wird regelmäßig im „Jahrbuch der Deutschen Bibliotheken" veröffentlicht. Die Erwerbung der neuerscheinenden ausländischen Literatur (Monographien und Zeitschriften) dieser Sammelschwerpunkte wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zum überwiegenden Teil finanziert. Zur Zeit (1982) übernimmt die DFG 75 Prozent der Anschaffungskosten (für die Zentralen Fachbibliotheken gelten andere Finanzierungsregelungen). Der restliche Prozentsatz der Kosten für ausländische Literatur sowie die in 47

Deutschland (Bundesrepublik und DDR) erscheinende Literatur der Sammelschwerpunkte muß aus eigenen Mitteln der betreffenden Bibliothek erworben werden. Die DFG unterstützt zusätzlich den Kauf von Antiquaria und Mikroformen aus den Sammelschwerpunkten. Die Sammeltätigkeit der überregionalen Schwerpunktbibliotheken erstreckt sich auch auf „graue Literatur" der Sammelschwerpunkte (nicht-konventionelle wissenschaftliche Originalliteratur und sonstige wissenschaftlich relevante Materialien, vgl. S. 282 f.). Außerdem bemühen sich die Schwerpunktbibliotheken um eine intensive Erschließungs- und Informationstätigkeit in Bezug auf die Neuerwerbungen ihrer fachlichen Sammelschwerpunkte (vgl. S. 265 f.). Der Gedanke einer abgestimmten Erwerbung in einem regional begrenzten Gebiet liegt einem anderen Gemeinschaftsunternehmen zugrunde, nämlich dem Sondersammelgebietsplan der Großstadtbüchereien des Landes Nordrhein-Wesifalen. Zu diesem Plan haben sich über 20 kommunale Bibliotheken des Landes zusammengeschlossen. Die Gebiete der Sachliteratur (nach der Gliederung der „Deutschen Bibliographie") wurden unter die Bibliotheken aufgeteilt mit der Vereinbarung, daß jede Bibliothek die deutschsprachigen Monographien für ihr Sondersammelgebiet erwerben solle, allerdings ohne Berücksichtigung der hochspezialisierten Literatur. Die Schöne Literatur ist nach Sprachgruppen auf die einzelnen Bibliotheken aufgeteilt. 3. Erwerbungsarten Bei der Erwerbung der Bücher unterscheidet man vier verschiedene Erwerbungsarten: Kauf, Tausch, Schenkung und Pflichtablieferung. a) Kauf Die wichtigste Erwerbungsart ist die Anschaffung durch Kauf. Gekauft werden Neuerscheinungen (Novitäten) und Antiquaria (antiquarische Bücher). Je nach Art des Buches empfehlen sich verschiedene Beschaffungswege.

48

Die Beschaffung der inländischen Neuerscheinungen geschieht meist durch eine oder mehrere ortsansässige Sortimentsbuchhandlungen. Für die Erwerbung der ausländischen Neuerscheinungen bedient man sich entweder einheimischer Importbuchhandlungen, die sich häufig auf die Lieferung aus bestimmten Ländern spezialisiert haben, oder man bestellt bei leistungsfähigen ausländischen Sortimentern oder bei Versandbuchhandlungen im In- oder Ausland, die sich speziell auf die Belieferung von Bibliotheken eingestellt haben („Library Suppliers", vgl. S. 296). Ausländische Zeitschriften werden häufig über internationale Zeitschriftenagenturen beschafft, die zu besonders günstigen Preisen liefern; sie lassen die laufenden Hefte vom Verleger direkt an die Kunden schicken und sind selbst nur für Berechnung und Reklamationen zuständig. Für Öffentliche Bibliotheken ist der Bezug über die „Einkaufszentrale für Öffentliche Bibliotheken" (EKZ) in Reutlingen günstig. Die EKZ hält einen Teil der wichtigsten aktuellen Literatur büchereigerecht gebunden in ihrem Lagerbestand bereit, liefert aber auf Anforderung auch jedes andere im Buchhandel erhältliche deutschsprachige Buch. In der Bundesrepublik gilt der Grundsatz des festen Ladenpreises, d.h. der Verleger bestimmt den Preis, an den der Buchhändler gebunden ist. Der Buchhandel gewährt aber den Bibliotheken im allgemeinen einen Preisnachlaß, den Bibliotheksrabatt. In der Bundesrepublik gestatten die meisten Verleger den Sortimentern, auf ihre Verlagsprodukte einen Rabatt von 5% des Ladenpreises denjenigen Wissenschaftlichen Bibliotheken zu gewähren, die jedem wissenschaftlich Arbeitenden zugänglich sind und die einen eigenen jährlichen Vermehrungsetat von mindestens 30000 DM haben. Öffentliche Bibliotheken erhalten einen Rabatt von 10% des Ladenpreises. Getragen werden diese Rabatte von den Sortimentern. Ein Preisnachlaß wird auch gewährt beim Kauf auf dem Wege der Subskription. Dabei verpflichtet sich der Käufer bereits vor dem Erscheinen eines Werkes, das Werk zu erwerben. Der Käufer (Subskribent) erhält dafür einen Nachlaß von durchschnittlich 10—15% des späteren Ladenpreises. Dieser Subskriptionsoder Vorbestellpreis erlischt meist mit dem Erscheinen des 49

Werks, bei mehrbändigen Werken oft mit dem Erscheinen des letzten Bandes. Die Verlage schreiben eine Subskription vor allem bei teuren und mehrbändigen Werken aus, um die Höhe der Auflage leichter bestimmen zu können, um die Kostendeckung wenigstens zum Teil zu sichern und um einen Anreiz zum Kauf des Werkes zu geben. Neben dem Kauf von Neuerscheinungen ist für die Wissenschaftlichen Bibliotheken auch der Kauf von antiquarischen Büchern (Antiquaria) wichtig, also von alten und längst vergriffenen Büchern. Auf diese Weise werden Werke beschafft, deren Erwerbung früher versäumt wurde oder aus finanziellen Gründen nicht erfolgen konnte oder die, etwa durch Kriegseinwirkung oder durch Diebstahl, verloren gingen. Der antiquarische Kauf geschieht meist auf Grund der von den Antiquariaten eingehenden Angebotslisten oder Antiquariatskataloge. Sie müssen genau durchgesehen werden; bei denjenigen Werken, die für die Bibliothek zur Anschaffung in Frage kommen, muß man sich am Katalog vergewissern, ob sie sich wirklich nicht in der Bibliothek befinden. Als Hilfsmittel beim antiquarischen Kauf legen viele Bibliotheken ein Verzeichnis gesuchter Werke an, die sog. Desideratenkartei. Viele Bibliotheken stellen auch Suchlisten mit den Titeln gesuchter Werke zusammen und verschicken sie an die Antiquariate des In- und Auslandes. Für Öffentliche Bibliotheken, deren Interesse hauptsächlich auf das aktuelle Schrifttum gerichtet ist, spielt die Erwerbung von Antiquaria eine geringere Rolle. Eine besondere Bedeutung kommt dem antiquarischen Kauf für die Beschaffung von Handschriften, Inkunabeln, kostbaren und seltenen Büchern sowie Briefen und Autographen zu. Solche Werke werden meist auf öffentlichen Bücherversteigerungen (Auktionen) angeboten, wobei der Meistbietende das Werk erhält. Wenn eine Bibliothek nicht selbst an der Auktion teilnehmen kann, beauftragt sie eine am Versteigerungsort befindliche Bibliothek mit ihrer Vertretung. Da viele ältere wissenschaftliche Werke (besonders auch ganze Serien und Zeitschriften), die von den Bibliotheken gesucht werden, auf dem Antiquariatsmarkt nicht mehr erhältlich sind, werden von solchen Werken häufig Nachdrucke (Reprints) her50

gestellt. Manche Bibliotheken schließen ihre Lücken an älteren Büchern und Zeitschriften auch dadurch, daß sie bei Spezialfirmen sich Einzelkopien der fehlenden Werke mit Hilfe geliehener Exemplare anfertigen lassen. Bei der Erwerbung durch Kauf muß stets die Höhe der verfügbaren Mittel (Erwerbungsetat) berücksichtigt werden. Wichtig ist eine genaue Überwachung der ausgegebenen Summen. Zu diesem Zweck führt man eine Bestellstatistik (voraussichtliche Anschaffungskosten der bestellten Bücher) und eine Ausgabenstatistik (tatsächliche Anschaffungskosten der erworbenen Bücher). b) Tausch Neben dem Kauf kommt an vielen Bibliotheken der Erwerbung durch Tausch eine erhebliche Bedeutung zu. Der Wert des Tausches liegt darin, daß wichtige Literatur ohne Aufwendung von Barmitteln in die Bibliotheken gelangt, sowie darin, daß man auf diesem Weg Schriften erwerben kann, die durch den Buchhandel nicht oder nicht mehr zu beschaffen sind (z.B. Dissertationen, Institutsveröffentlichungen, vergriffene Werke, Werke aus Ländern mit eingeschränktem Buchhandel). Voraussetzung für den Tausch ist die Gegenseitigkeit: Gabe und Gegengabe sollen sich wertmäßig entsprechen. Als Gegenstand des Tausches kommen verschiedene Schriftgattungen in Frage: (1) Eigene Veröffentlichungen der Bibliothek bzw. der Institution, der die Bibliothek angeschlossen ist fpedruckte Kataloge, Bibliographien, wissenschaftliche Publikationen); (2) Dissertationen und andere Hochschulschriften; (3) Schriften von Akademien und gelehrten Gesellschaften, die den Tausch ihrer Veröffentlichungen gegen die Schriften anderer Akademien) einer am gleichen Ort befindlichen Bibliothek übertragen haben; (4) Dubletten (Doppelstücke), die durch Geschenk oder Ankauf ganzer Büchersammlungen oder versehentlich in die Bibliothek gekommen sind. Der Tausch von eigenen Veröffentlichungen, der Dissertationen-Tausch und der Tausch von Akademieschriften vollzieht sich praktisch immer in Form eines regelmäßigen Tausches zwi51

sehen der Bibliothek und ihren Tauschpartnern, d.h. man trifft zunächst eine grundsätzliche Vereinbarung über die Art und den Umfang des Tausches und tauscht dann laufend Tauschgaben bzw. Gegengaben. Der Tausch erfolgt dann meist unberechnet, dJi. man rechnet die Anzahl oder den Wert der beiderseitigen Tauschgaben nicht exakt gegeneinander auf, sondern prüft lediglich, ob ein annäherndes Gleichgewicht besteht. Um den regelmäßigen Fortgang des Tausches zu überwachen, ist es nötig, eine Kartei der Tauschpartner zu führen, in der vermerkt wird, was jeder Tauschpartner von der Bibliothek erhalten und was er ihr dafür geliefert hat. Der Tausch von Dissertationen spielt an den Universitätsbibliotheken eine wichtige Rolle. Jede an einer Universität entstandene Dissertation wird vom Verfasser in einer bestimmten Anzahl von Exemplaren an die betreffende Universitätsbibliothek abgeliefert, die sie an ihre in- und ausländischen Tauschpartner (meist andere Universitätsbibliotheken) verschickt; als Gegenleistung dafür erhält sie die Dissertationen der anderen Universitäten. Beim Dublettentausch ist es notwendig, eine Dublettenkartei zu führen, um einen raschen Nachweis der vorhandenen Dubletten zu ermöglichen. Mit Hilfe der Dublettenkartei werden oft Dublettenlisten (Tauschlisten) angefertigt und an die Tauschpartner (Bibliotheken, Buchhandlungen, Antiquariate) verschickt. Für diejenigen Dubletten, die z.B. ein Antiquariatsbuchhändler von der Bibliothek übernimmt, liefert er antiquarische Werke, die die Bibliothek wünscht. Da Tauschgabe und Gegengabe wertmäßig einander entsprechen sollen, Bücher aber von sehr unterschiedlichem Wert sein können, vereinbart die Bibliothek mit dem Tauschpartner für jedes zu tauschende Buch einen Preis und führt für jeden Tauschpartner eine Kontoliste, auf der festgehalten wird, in welcher Preishöhe ein Tauschpartner Bücher übernommen bzw. geliefert hat („berechneter" Tausch). Dabei ist darauf zu achten, daß das Konto immer möglichst ausgeglichen ist.

52

c) Schenkung Häufig kommen Bücher als Geschenke in die Bibliotheken. Sie stammen von Freunden und Förderern der Bibliothek, von Verlagen und Vereinen oder von verstorbenen Privatleuten, die ihre Bücher der Bibliothek vermacht haben. Es kommt auch vor, daß Autoren ihre eigenen Werke der Bibliothek schenken. Bei jeder Schenkung ist zu prüfen, ob sich ihre Übernahme in den Bestand lohnt, besonders dann, wenn an die Schenkung bestimmte Bedingungen geknüpft sind (z.B. geschlossene Sonderaufstellung einer geschenkten Büchersammlung). Die Bibliothek sollte Geschenke normalerweise nur annehmen, wenn ihr ein freies Verfügungsrecht darüber eingeräumt wird. Gewünschte Werke können oft als Geschenk erbeten werden, vor allem Veröffentlichungen, die nicht im Buchhandel vertrieben werden, sowie Publikationen von Behörden, Instituten und Vereinen. Für jedes eingegangene Geschenk muß gedankt werden (meist auf Vordrucken). In der Regel wird eine Kartei der Schenker mit den Titeln oder den Zugangsnummern ihrer Gaben geführt. d) Pflichtablieferung Unter Pflichtablieferung versteht man die gesetzlich vorgeschriebene Abgabe von Druckwerken an eine Bibliothek. Die abzugebenden Stücke heißen Pflichtexemplare oder auch Freiexemplare oder Freistücke. Es sind dies also Druckwerke, die auf Grund einer gesetzlichen Vorschrift durch den Verleger oder den Drucker unentgeltlich an eine staatliche Bibliothek abgeliefert werden müssen. Sinn dieser Regelung ist, durch die Abgabe der Pflichtexemplare die gesamte Buchproduktion eines bestimmten Gebietes vollständig an einer Stelle zu sammeln und aufzubewahren. Diese Erwerbungsart kommt also nicht an allen Bibliotheken vor, sondern nur an denen, die durch Gesetz zum Empfang von Pflichtstücken berechtigt sind, d.h. meist an National-, Staats-und Landesbibliotheken. In der Bundesrepublik Deutschland gibt es sowohl auf Landeswie auf Bundesebene Regelungen für die Pflichtablieferung von Büchern. Ursprünglich existierten entsprechende Gesetze nur in 53

den Bundesländern. Meist ist hier vorgeschrieben, daß die Verleger ein Exemplar jeder Neuerscheinung kostenlos an die zuständige Landes- oder Regionalbibliothek abliefern bzw. das der Bibliothek angebotene Exemplar auf Verlangen unentgeltlich überlassen müssen. Zusätzlich zu diesen landesgesetzlichen Vorschriften wurde durch das „Gesetz über die Deutsche Bibliothek" vom 31. März 1969 eine Ablieferungspflicht für alle westdeutschen Verleger geschaffen: Von jedem in der Bundesrepublik publizierten Druckwerk muß der Verleger ein Exemplar unentgeltlich an die Deutsche Bibliothek in Frankfurt a.M. abliefern. Die Deutsche Bibliothek muß die Pflichtstücke aufbewahren und die Druckwerke in ihrebibliographischen Verzeichnisse aufnehmen. (Bis 1969 war die Ablieferung der Verleger an die Deutsche Bibliothek in Frankfurt a.M. eine freiwillige Leistung.) Die einzelnen Pflichtexemplarregelungen in den Bundesländern sind weiterhin in Geltung. Sowohl nach einigen landesgesetzlichen wie nach den bundesgesetzlichen Vorschriften ist in bestimmten Fällen eine Entschädigung für den Verleger vorgesehen. Ob eine Bibliothek in Westdeutschland Pflichtexemplare erhält und aus welchem geographischen Raum, ist im ersten Teil des „Jahrbuchs der Deutschen Bibliotheken" bei jeder Bibliothek angegeben. Die zeitweise umstrittene Frage, ob die gesetzlich erzwungene, entschädigungslose Ablieferung von Pflichtexemplaren verfassungsgemäß sei, ist vor kurzem geklärt worden. Das Bundesverfassungsgericht hat 1981 die unentgeltliche Pflichtablieferung eines Belegexemplars je Druckwerk an Bibliotheken als grundgesetzkonform anerkannt, da es sich um ein im Interesse der Allgemeinheit liegendes kulturpolitisches Bedürfnis handle. Jedoch müsse ermöglicht werden, daß in Ausnahme fälle n (besonders teure Werke in kleiner Auflage) an den Ablieferungspflichtigen eine Entschädigung gezahlt wird. Ein Sonderfall der Pflichtablieferung liegt bei den sogenannten Amtlichen Druckschriften vor. Hierunter versteht man Schriften, die von Behörden und Körperschaften des öffentlichen Rechts, also vom Staat und seinen Behörden und von Gemein54

den und Volksvertretungen publiziert werden. Sie erscheinen meist nicht im Buchhandel, sind aber wichtig als Quellen für die rechts- und staatswissenschaftliche Forschung. Ihre Ablieferung ist durch eigene Vorschriften geregelt. Für die Bundesrepublik gilt, daß die Bundesbehörden je ein Stück ihrer Druckschriften an die Deutsche Bibliothek in Frankfurt a.M., die Bundestagsbibliothek in Bonn, die Staatsbibliothek der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin und die Bayerische Staatsbibliothek in München abliefern. Für die amtlichen Druckschriften der Länder der Bundesrepublik bestehen ähnliche Vorschriften; die Landesbehörden liefern außerdem ein weiteres oder mehrere Stücke an eine oder mehrere Bibliotheken ihres Landes ab. Zwischen der Bundesrepublik Deutschland und ausländischen Staaten bestehen Verträge über den internationalen Tausch von amtlichen Druckschriften. Empfängerin dieser amtlichen Druckschriften des Auslandes ist die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in Berlin. 4. Arbeitsvorgänge bei der Erwerbung An größeren Bibliotheken geschehen alle mit der Erwerbung der Bücher zusammenhängenden Arbeiten in einer eigenen Abteilung, der Erwerbungsabteilung, auch Akzessionsabteilung oder kurz Akzession genannt. Sie gliedert sich häufig in „Zugangsstellen" für die verschiedenen Erwerbungsarten (Kaufstelle, Tauschstelle, Geschenkstelle, Pflichtexemplarstelle). Die im folgenden geschilderten Arbeitsvorgänge beziehen sich im wesentlichen auf die Erwerbung durch Kauf. Abweichungen von den geschilderten Arbeitsvorgängen kommen selbstverständlich an vielen Bibliotheken vor; besonders an kleineren Bibliotheken ist das Verfahren oft einfacher, als es im folgenden dargestellt wird. In großstädtischen Systemen Öffentlicher Bibliotheken spielen sich die geschilderten Arbeiten in der Zentralbibliothek ab. a) Vorakzession Haben die für die Buchauswahl zuständigen Bibliothekare die Titel der Bücher, die zur Anschaffung vorgesehen sind, in Bi55

bliographien, Verlagsprospekten, Besprechungsdiensten, Antiquariatslisten usw. gekennzeichnet (angestrichen), so muß zunächst überprüft werden, ob das betreffende Buch vielleicht schon in der Bibliothek vorhanden ist (etwa in anderer Ausgabe, Auflage oder Sprache) oder ob das Buch schon bei einem Buchhändler bestellt ist. Zu diesem Zweck wird der betreffende Titel im Interimsnachweis (Zugangskartei), in der Bestellkartei, gegebenenfalls auch im Hauptkatalog der Bibliothek gesucht. Es muß auch überlegt und nachgeprüft werden, ob das Buch vielleicht als Geschenk, als Pflichtexemplar oder im Tausch (z.B. als Dissertation) zu erwarten ist. Diese ganzen Feststellungen werden an größeren Bibliotheken als „Vorakzession" bezeichnet. b) Bestellung Ist die Entscheidung gefallen, daß das Buch - endgültig oder zur Ansicht - erworben werden soll, so wird es. bestellt. Die Bestellung erfolgt maschinenschriftlich auf besonderen, vorgedruckten Bestellformularen in Zettelform (für jedes Buch ein Formular), die an die Buchhändler geschickt werden. Diese Bestellformulare oder Bestellzettel enthalten (a) den Namen der bestellenden Bibliothek, (b) den Namen des Buchhändlers, (c) die Angabe, ob das Buch „zur Ansicht" oder „fest" oder ,,zur Fortsetzung" bestellt wird, (d) Verfasser und Titel des bestellten Werkes mit genauen bibliographischen Angaben (Auflagebezeichnung, Bandzahl, Erscheinungsort, Verlag, Erscheinungsjahr, gegebenenfalls Einbandart und Reihe), (e) den Preis, (f) das Zitat der Quelle, in der der Titel verzeichnet war (Buchhandelsverzeichnis, Bibliographie, Prospekt usw.), (g) das Datum der Bestellung. Das Bestellformular wird meist in drei- oder vierfacher, mindestens aber in zweifacher Ausfertigung benötigt. Man verwendet deshalb zweckmäßigerweise zusammenhängende Mehrfachformulare (Formularsätze) im internationalen Zettelformat (12,5 7,5 cm), in denen Kohlepapiere eingeheftet sind oder die so präpariert sind, daß mittels eines Durchschreibeverfahrens die benötigten Durchschläge entstehen, wenn man den Formularsatz mit der Schreibmaschine beschriftet. Für die verschiedenen Aus-

56

Verf. Titel

Aufl./Jahr Verl. Preis

Bestellung Nicht liefern falls Is Dissertatio Dissertation oder Teil einer Serie

üeferant

Zitat Zu liefern an:

Universitätsbibliothek Hannover und Technische Informatlonsblbllothek Weifengarten 1 B, 3000 Hannover 1

Abb. 1: Bestellformular

(Bestellzettel)

fertigungen des Bestellzettels in einem Formularsatz sind verschiedenfarbige Papiere zweckmäßig. Um das Buch bestellen und einen Nachweis über die Bestellung in der Bibliothek-behalten zu können, sind auf jeden Fall zwei Ausfertigungen des Bestellzettels erforderlich. Eine Ausfertigung des Bestellformulars wird an den Buchhändler geschickt. Die zweite Ausfertigung legt man alphabetisch nach dem Verfassernamen in die Kartei der bestellten Bücher, die Bestellkartei. Die Bestellkartei ermöglicht jederzeit den Nachweis der von der Bibliothek zur Zeit bestellten, aber noch nicht eingelaufenen Bücher. Formularsätze mit drei Zetteln werden verwendet, wenn eine dritte Ausfertigung in einer weiteren Kartei unter dem Namen des Buchhändlers aufbewahrt werden soll (innerhalb eines Buchhändlers ordnet man chronologisch nach dem Bestelldatum). Anhand dieser Buchhändlerkartei oder Lieferantenkartei sind Reklamationen (Mahnungen) von säumigen Buchhändlern wesentlich leichter durchzuführen als mit der Bestellkartei, die man zu diesem Zweck von Anfang bis Ende im Hinblick auf das Bestelldatum durchsehen müßte. Wenn eine weitere Ausfertigung des Bestellzettels dem zuständigen Fachreferenten oder Lektor für seine Handkartei (Teil-Bestellkar-

57

tei) zur Verfügung gestellt werden soll, muß ein Formularsatz mit insgesamt vier Zetteln verwendet werden. Als Bestellzettel können die von einigen Nationalbibliotheken bzw. von großen ausländischen Buchhandlungen herausgegebenen Titeldrucke für Neuerscheinungen in Kartenform verwendet werden (z.B. die von der Deutschen Bibliothek in Frankfurt hergestellten Titelkarten der Reihen A, B, C und N der Deutschen Bibliographie). Die Bestellungen der Bibliothek werden meist in bestimmten, kurzfristigen Abständen (in eiligen Fällen sofort) an die Buchhändler verschickt. Die voraussichtlichen Kosten der fest bestellten Bücher (nach den Preisangaben aus Bibliographien, Prospekten usw.) werden in die Bestellstatistik übernommen. c) Die Behandlung der eingehenden Bücher Die auf Grund der Bestellungen eingehenden Büchersendungen (der „Zugang" oder „Neuzugang") werden in der Erwerbungsabteilung bearbeitet. Man verwendet für diese Bearbeftungsvorgänge (einschließlich der Inventarisierung) häufig das Wort „Akzessipn" oder „Akzessionierung" (Akzession = Zugang, Erwerbung). Die Bearbeitung der Bücher in der Erwerbungsabteilung ist ein Teil des „Geschäftsgangs", also der gesamten Buchbearbeitung bis zur Bereitstellung des Buches für die Benutzung. Den in der Erwerbungsabteilung einlaufenden Büchersendungen liegt normalerweise eine Rechnung in doppelter Ausfertigung bei. Das Original geht später zur Anweisung der Zahlung an die Kasse, das Duplikat verbleibt für etwaige Nachprüfungen bei der Bibliothek. Möglich ist auch, daß der Buchhändler statt einer Rechnung zunächst nur einen Lieferschein beifügt, weil er später eine zusammenfassende Rechnung für die in einem bestimmten Zeitraum gelieferten Bücher ausstellt oder weil es sich um eine Ansichtssendung handelt. Die eingehenden Lieferungen müssen sorgfältig geprüft und mit den beiliegenden Rechnungen bzw. Lieferscheinen verglichen werden. Dabei muß überprüft werden die Richtigkeit der Adresse, die Übereinstimmung des Inhalts der Pakete mit der Rechnung bzw. dem Lieferschein, die Unversehrtheit und Voll58

ständigkeit des Inhalts. Anhand des jeweiligen Bestellzettelsaus der Bestellkartei wird die Übereinstimmung der Titel und die Richtigkeit der Preise kontrolliert. Bei unvollständigen Sendungen wird reklamiert. Wenigstens bei teuren Werken sollte eine sorgfältige Kollationierung, d.h. Überprüfung des Buches auf Vollständigkeit und Erhaltungszustand, vorgenommen werden. Defekte, verdruckte oder unsaubere Exemplare werden an die Lieferanten zum Umtausch zurückgegeben. Einer besonderen Behandlung unterliegen die Ansichtssendungen, dJi. die Bücher, die von der Bibliothek zur Ansicht bestellt wurden bzw. die vom Buchhändler unverlangt als Ansichtsexemplare eingesandt wurden. Diese Ansichtssendungen müssen an großen Bibliotheken zunächst von der Vorakzession überprüft werden, um festzustellen, ob das betreffende Buch nicht bereits erworben wurde. Danach werden die Ansichtssendungen den zuständigen Fach refe rente n (Lektoren) zur Begutachtung übergeben oder an einer zentralen Stelle einige Tage lang zur Begutachtung durch die Fachreferenten bereitgestellt (Kaufvorlage oder Kaufauslage). Ist die darauffolgende Kaufentscheidung negativ, d.h. werden zur Ansicht eingesandte Bücher nicht erworben, so gehen sie an den Buchhändler zurück; man legt am besten dessen Lieferschein bei, auf dem man die entsprechenden Titel gestrichen hat, so daß der Buchhändler für die übrigen (in der Bibliothek verbliebenen) Bücher eine Rechnung ausstellen kann. Für die Bücher, die aus unverlangten Ansichtssendungen stammen und für die Bibliothek gekauft werden sollen, muß nachträglich ein Bestellzettel geschrieben und in die Bestellkartei (später in die Interims karte i) eingeordnet werden. Die Geldbeträge für diese Werke müssen auch in die Bestellstatistik aufgenommen werden, die ja alle bereits verplanten Summen enthalten muß. d) Inventarisierung Alle von der Bibliothek erworbenen Werke müssen inventarisiert, d.h. in ein Zugangsverzeichnis (Bestandsverzeichnis, Inventar) eingetragen werden. Die Inventarisierung ist amtlich vorgeschrieben und dient dem Zugangsnachweis oder Bestandsnachweis, genauer gesagt dem Nachweis, welche Bücher in 59

einem Rechnungsjahr in die Bibliothek gekommen sind und welche Haushaltsmittel dafür verwendet wurden. Zugleich dient das Zugangsverzeichnis meist als Grundlage für die Erwerbungsstatistik, Sie wird an den Wissenschaftlichen Bibliotheken nach folgenden Gesichtspunkten ermittelt: (1) Ausgaben für den Bücherkauf, getrennt nach der Art der erworbenen Schrift (Einzelwerk, Reihenwerk, Fortsetzung, Zeitschrift, Antiquaria usw.), (2) Ausgaben für den Bücherkauf, aufgeschlüsselt nach Wissenschaftsfächern, (3) Ausgaben für den Bücherkauf, aufgeschlüsselt nach (a) inländischer und (b) ausländischer Literatur, (4) Vermehrung in bibliographischen Einheiten, getrennt nach Erwerbungsarten (Kauf, Tausch, Geschenk, Pflichtablieferung), (5) Vermehrung in bibliographischen Einheiten, getrennt nach Wissenschaftsfächern. An Öffentlichen Bibliotheken werden die statistischen Angaben über die Erwerbung ähnlich, z.T. in vereinfachter Form gewonnen. Jedes neuerworbene Buch wird im Zugangsverzeichnis unter einer laufenden Nummer, der Zugangsnummer, verzeichnet, die auch auf dem Duplikat der Rechnung, auf einer der Ausfertigungen des Bestellzettels (für den weiter unten erläuterten Interimsnachweis) und im Buch selbst vermerkt wird. Mit Hilfe der Zugangsnummer kann der Eintrag im Zugangsverzeichnis rasch aufgefunden werden, wenn man später z.B. den Preis, das Einlaufsdatum oder den Lieferanten des betreffenden Buches feststellen will. e) Inventarisierung mit Zugangsbuch Die Form der Zugangsverzeichnisse ist unterschiedlich. Manchmal wird das Zugangsverzeichnis in gebundener Form als Zugangsbuch oder „Akzessionsjournal" geführt, wobei die Angaben für jede Neuerwerbung nebeneinander in die verschiedenen Spalten des Zugangsbuches geschrieben werden. Für jedes neuerworbene Buch werden in der Regel die folgenden Angaben in das Zugangsbuch eingetragen: (1) Laufende Nummer = Zugangsnummer, (2) Datum der Rechnung bzw. der Eintragung, (3) Verfasser und/oder Titel, (4) Lieferant (Buchhändler), (5) Wissenschaftsfach, (6) Art der erworbenen Schrift (Einzelwerk, Reihenwerk, Fortsetzung, Zeitschrift, Antiquaria usw.), (7) 60

Zahl der Bände, (8) Preis (Nettopreis, an manchen Bibliotheken zusätzlich Bruttopreis), (9) Einbandart, d.h. gebunden oder broschiert, (10) Datum der Bearbeitung der Rechnung, eventuell Bemerkungen. Die Angaben unter Ziffer (5), (6), (7) und (8) dienen statistischen Zwecken; wenn die Erwerbungsstatistik separat (dJi. unabhängig von der Inventarisierung) geführt wird, entfallen diese Angaben (abgesehen vom Preis) im Zugangsbuch. Falls für Erwerbungen aus dem Inland bzw. Ausland nicht ohnehin getrennte Zugangsbücher geführt werden, pflegt man im Zugangsbuch (aus Gründen der Statistik) zusätzlich Angaben darüber einzutragen, ob es sich um inländische bzw. ausländische Literatur handelt. Auch diese Angaben fallen im Zugangsbuch weg, wenn die Statistik für sich geführt wird. Für jede Erwerbungsart (Kauf, Tausch, Geschenk, Pflichtablieferung) kann ein eigenes Zugangsbuch geführt werden. Manchmal werden außerdem für besondere Gruppen von Büchern eigene Zugangsbücher geführt, z.B. für die mit Geldern der Deutschen Forschungsgemeinschaft erworbenen Werke oder für Antiquaria. Man pflegt bei jedem Zugangsbuch in jedem Jahr mit einer neuen laufenden Zählung zu beginnen. Es ergeben sich dann Zugangsnummern etwa in folgender Art: K/70/8541 ( = Kauf, Erwerbungsjahr 1970, laufende Nummer 8541) oder T/68/379 (= Tausch, 1968, lfd. Nr. 379) oder A/76/1263 (= Antiquaria, 1976, lfd. Nr. 1263). f) Inventarisierung ohne Zugangsbuch Das Eintragen der Neuerwerbungen in Zugangsbücher ist zeitraubend und daher unrationell. Es werden deshalb überwiegend andere Methoden der Inventarisierung angewendet, die es ermöglichen, ein Zugangsverzeichnis ohne zusätzliche Schreibarbeit zu führen. Solche Methoden sind vor allem (.1) die Verwendung von Durchschriften der Bestellzettel, die zunächst als Kartei zusammengestellt und später durch Klebebindung in Blocks zu je 200-300 Stück gebündelt werden, (2) die Verwendung der auf ein einheitliches Format genormten Rechnungsduplikate oder von Kopien der Rechnungen, die dann geheftet oder gebunden werden, und (3) die Verwendung des Standortkatalogs als Bestandsverzeichnis. 61

(1) Bei der Inventarisierung mit Durchschriften der Bestellzettel wird eine der drei oder vier Ausfertigungen des Bestellformulars (z.B. die zunächst in der Lieferantenkartei abgelegte oder eine eigens für die Inventarisierung vorgesehene Ausfertigung) mit der Zugangsnummer versehen und in eine nach diesen Zugangsnummern geordnete Kartei gestellt. Auf dem Durchschlag des Bestellformulars befinden sich bereits die Angaben über Verfasser, Titel, Lieferant, Zahl der Bände, Preis und Einbandart; wenn nötig müssen diese Angaben bei der Inventarisierung berichtigt oder ergänzt werden. Ebenso wie man für jede Erwerbungsart ein eigenes Zugangsbuch führen kann, kann man die Kartei der Bestellzettel-Durchschriften nach den verschiedenen Erwerbungsarten in verschiedene Reihen aufteilen, wobei die Zugangsnummern innerhalb jeder Reihe laufend weiAK: Aufl.

Best.: Rekl.:

IK: /vorh,:

FK:

fest -z. Ans. i. Forts.

Quelle.

Preis:

Fach Monogr. Forts. R eihe Antiqu. breach.

B ear b :

(Zugangs-Nr.)

Bezahlt:

geb. Lieferer:

Zettel zurücksenden!

Universitäts- u. Stadtbibl. Köln Bucherwerbung i.A.

Abb. 2: Bestellzettel, der gleichzeitig zur Inventarisierung dient tergezählt werden. Die Zettel werden später zu je 200 bis 300 Stück gelumbeckt, ah. durch Klebebindung in Blocks gebündelt und in geeigneten Schränken aufbewahrt. Mit diesem Verfahren wird also anstelle des Zugangsbuchs eine aus „geblockten" Bestellzetteln bestehende Zugangskartei oder Inventarkartei geführt. Gegenüber der Inventarisierung mittels 62

Zugangsbuch spart man auf diese Weise viel Schreibarbeit. Allerdings ist es nicht selten nötig, die Angaben auf den Bestellformularen bei der Inventarisierung zu berichtigen und zu ergänzen. Für die in fest bestellten Reihen erscheinenden Werke müssen Einzelzettel geschrieben werden, was eine zusätzliche Arbeit darstellt. Auch Tausch-, Geschenk- und Pflichtlieferungen müssen nachträglich Zettel erhalten, die aber für den Interimsnachweis - siehe unten — ohnehin nötig sind und daher in einem Arbeitsgang gewonnen werden können. Schwierigkeiten macht femer bei diesem (und auch den folgenden) Inventarisierungsverfahren die Gewinnung der Erwerbungsstatistik. Man kann auf dem für die Inventarisierung bestimmten Bestellformular zusätzliche Felder für die statistischen Angaben anbringen (vgl. Abb. 2), die bei der Inventarisierung ausgefüllt werden. Noch vor dem Lumbecken werden die Zettel in Gruppen umsortiert (einmal nach Wissenschaftsfächem, dann nach Publikationsarten, dann nach inländischer bzw. ausländischer Literatur); durch Addition der Zahlen (Preise bzw. bibliographische Einheiten) in den Gruppen gewinnt man die gewünschten statistischen Angaben. Dieses Verfahren ist freilich recht umständlich. Günstiger dürfte es sein, die Statistik getrennt auf großen Übersichtsbogen zu führen. Die Verwendung maschinell auswertbarer Lochkarten oder der Elektronischen Datenverarbeitung bietet sich zur Lösung dieser Aufgaben besonders an. (2) Für die Inventarisierung können auch die Rechnungsduplikate (Zweitschriften) verwendet werden, indem man auf den Rechnungsduplikaten neben jede Titelangabe die Zugangsnummer schreibt und die Duplikate in der Reihenfolge der Zugangsnummern aufbewahrt (geheftet oder gebunden). Voraussetzung für dieses Verfahren ist allerdings, daß die Lieferanten einheitlich große (genormte) Rechnungsformulare verwenden, die die Bibliothek den Buchhändlern auf Vorrat zur Verfügung stellt. Dies wird allerdings nur bei den ständigen Lieferanten möglich sein. Man kann diese Schwierigkeit umgehen, indem man die (unterschiedlich großen) Rechnungen kopiert und diese Rechnungskopien, die ja dann einheitliches Format haben, für die Inventarisierung verwendet. 63

Diese Methode hat gegenüber der Inventarisierung mittels Bestellformularen den Vorteil, daß die in Listenform erstellten Rechnungen übersichtlicher sind als die gebündelten Zettel; andererseits sind die Titelangaben wesentlich korrektur- und ergänzungsbedürftiger. Tausch-, Geschenk- und Pflichtlieferungen müssen auch bei diesem Verfahren eigens (in Listen) erfaßt werden. Die Erwerbungsstatistik muß gesondert erfolgen. (3) Eine dritte Möglichkeit der Inventarisierung ohne Zugangsbuch besteht darin, den Standortkatalog, in der Erwerbungsabteilung aufgestellt und aus den vervielfältigten Titelkarten der neuerworbenen Bücher aufgebaut, als Zugangsverzeichnis zu verwenden. Dies kann allerdings nur unter der Voraussetzung erfolgen, daß die Bücher mechanisch, also nach dem „Numerus currens" aufgestellt werden, da nur dann die Zugangsnummer gleichzeitig als Signatur dienen kann. Der Vorteil gegenüber den beiden erstgenannten Verfahren liegt darin, daß für jede Neuerwerbung der Bibliothek (gleich ob Kauf-, Tausch-, Geschenk- oder Pflichtlieferung) eine genaue Titelaufnahme verwendet werden kann, die bei der Vervielfältigung der Katalogkarten ohnehin abfällt und die auch die Signatur (= Zugangsnummer) schon enthält. (Allerdings sind Lieferant und Preis nicht aus den Titelaufnahmen zu entnehmen.) Auch hier muß die Erwerbungsstatistik gesondert gewonnen werden. Die Inventarisierung bei diesem Verfahren läuft so ab: Zunächst erfolgt nur die Vergabe der Signatur (= Zugangsnummer), indem die nächste Nummer im Standortkatalog durch eine vorläufige, vorgestempelte Nummernkarte (ohne weitere Angaben) blockiert und die betreffende Signatur gleichzeitig ins Buch, auf die Rechnung usw. übertragen wird. Wenn dann im Lauf des Geschäftsgangs die Katalogkarten für das Buch vervielfältigt sind, wird die Nummernkarte durch die Titelaufnahme, die die gleiche Signatur trägt, ersetzt. (Weitere Einzelheiten hierzu auf S. 132). g) Interimsnachweis des Neuzugangs Für alle Neuerwerbungen muß bei der Inventarisierung ein alphabetisch geordneter „Interimsnachweis" (zeitlich befristeter Nachweis) angelegt werden, aus dem hervorgeht, daß das Buch 64

in der Bibliothek eingelaufen ist. Dieser Interimsnachweis ist notwendig, da es ja einige Zeit dauert, bis eine Neuerwerbung im Alphabetischen Katalog durch eine Titelaufnahme verzeichnet ist, und in der Zwischenzeit ein alphabetisch geordneter Beleg über jedes eingelaufene Buch vorhanden sein muß (besonders für die Voräkzession wichtig). Der Interimsnachweis wird in Zettelform geführt, d.h. eine der Ausfertigungen des Bestellformulars wird mit der Zugangsnummer versehen und als „Interimszettel" in einer eigenen Zugangskartei, in der Bestellkartei oder im Alphabetischen Dienstkatalog aufbewahrt. Der Interimsnachweis muß auch die im Tausch, als Geschenk oder durch Pflichtablieferung erworbenen Werke umfassen, so daß hierfür nach dem Einlaufen solcher Werke eigens ein Interimszettel geschrieben werden muß. (Das Gleiche gilt für Neuerwerbungen, die als unverlangte Ansichtssendungen in die Bibliothek gekommen sind.) Sobald die Titelaufnahmen der neuerworbenen Bücher in den Alphabetischen Katalog aufgenommen sind, ist der Interimsnachweis überflüssig und kann entfernt werden. Der Interimsnachweis kann auf verschiedene Weise geführt werden: (1) als eigene Zugangskartei, (2) in der Bestellkartei oder (3) im Alphabetischen Dienstkatalog. (1) Der Interimsnachweis wird in Form einer eigenen Kartei, der Zugangskartei geführt. Bei der Inventarisierung einer Neuerwerbung zieht man aus der Bestell- oder der Liefe ran ten kartei die zugehörige Ausfertigung des Bestellformulars, versieht sie mit der Zugangsnummer und legt sie (alphabetisch nach Verfassern) in die Zugangskartei ein. Die Zugangskartei braucht als „Interimskartei" die eingelaufenen Werke nur so lange nachzuweisen, bis sie im Alphabetischen Katalog verzeichnet sind. Man sortiert daher von Zeit zu Zeit (spätestens alle l —2 Jahre), wenn die betreffenden Titelaufnahmen mit Sicherheit in den Alphabetischen Katalog eingelegt sind, die älteren Zettel anhand der Zugangsnummern aus, damit die Zugangskartei nicht zu umfangreich und unhandlich wird. (2) Der Interimsnachweis wird in der Bestellkartei geführt. In diesem Fall verzeichnet die Bestellkartei sowohl die bestellten, 65

noch nicht eingelaufenen Bücher als auch die bereits eingetroffenen und inventarisierten Neuerwerbungen. Bei der Inventarisierung wird lediglich die Zugangsnummer auf den in der Bestellkartei befindlichen Bestellzettel der Neuerwerbung geschrieben, wodurch klargestellt ist, daß das betreffende Buch in der Bibliothek eingelaufen ist. Der Vorteil dieses Verfahrens gegenüber einer eigenen Zugangskartei liegt darin, daß man bei Nachforschungen (Vorakzession) nur in einer Kartei (statt in Bestellkartei und Zugangskartei) nachsehen muß. Auch bei dieser Methode müssen die älteren Zettel von Zeit zu Zeit aussortiert werden. (3) Der Interimsnachweis wird im Alphabetischen Dienstkatalog gefuhrt. Dieses Verfahren ist besonders an Öffentlichen Bibliotheken häufig, an großen Bibliotheken jedoch weniger üblich, da die Entfernung und die Ausdehnung des Alphabetischen Dienstkatalogs die Arbeiten sehr erschwert. Zwei Varianten sind möglich: (a) Manche Bibliotheken verzichten auf eine eigene Bestellkartei und legen schon bei der Bestellung eine Ausfertigung des Bestellformulars in den Alphabetischen Dienstkatalog ein; bei der Inventarisierung der Neuerwerbungen werden diesen Bestellzetteln dann die Zugangsnummern hinzugefügt, so daß ersichtlich ist, welche Bücher bereits in der Bibliothek eingelaufen sind. Bei der Vorakzession oder anderen Nachforschungen braucht man dann nur im Alphabetischen Dienstkatalog nachzusehen, da dieser die bestellten, die unlängst eingelaufenen und die katalogisierten Bücher nachweist, (b) Andere Bibliotheken führen eine eigene Bestellkartei, aus der bei der Inventarisierung eines Buches die zugehörige Ausfertigung des Bestellzettels gezogen wird; sie wird mit der Zugangsnummer versehen und in den Alphabetischen Dienstkatalog eingelegt. Bei beiden Varianten dieses Verfahrens erfolgt die Aussonderung der „Interimszettel" in einem Arbeitsgang mit dem Einlegen der Titelaufnahmen: wenn die endgültige Titelaufnahme in den Alphabetischen Dienstkatalog eingeordnet wird, entfernt man den an der gleichen Stelle liegenden „Interimszettel" des betreffenden Buches.

66

h) Der Laufzettel An vielen Bibliotheken wird dem Buch bei der Inventarisierung ein Laufzettel beigelegt. Auf dem Laufzettel sind die einzelnen Stationen, die das Buch bei seinem Gang durch die Bibliothek durchläuft, aufgeführt. Dadurch ist der „Geschäftsgang" des Buches, d.h. die Reihenfolge der Buchbearbeitung, genau festgelegt. Jede Dienststelle (also die Erwerbungsabteilung, die Titelaufnahme, der Schlagwortkatalog, der Systematische Katalog usw.) kennzeichnet auf dem Laufzettel, daß das Buch in der betreffenden Stelle bearbeitet wurde, und fügt das Datum hinzu. Auf diese Weise kann kontrolliert werden, ob das Buch alle vorgeschriebenen Stationen durchlaufen hat und welche Zeit dafür benötigt wurde. An Bibliotheken, die ihre Katälogkarten vervielfältigen, hat der Laufzettel in der Regel noch eine weitere Aufgabe: es werden auf ihm alle Angaben eingetragen, die für die Herstellung der Katalogkarten für die verschiedenen Kataloge benötigt werden. Manchmal wird die Titelaufnahme zunächst auf den Laufzettel geschrieben und erst später durch Schreibkräfte auf den Druckträger (Matrize, Offsetfolie) für die Vervielfältigung übertragen. Wenn die Nebeneintragungen für den Alphabetischen Katalog als Vervielfältigungen der Hauptaufnahme hergestellt werden, vermerkt man auf dem Laufzettel die „Köpfe" für die zugehörigen Nebeneintragungen. Im weiteren Verlauf der Buchbearbeitung wird auf dem Laufzettel das Schlagwort (für den Schlagwortkatalog) sowie die Notation (für den Systematischen Katalog) festgehalten. Soll das Buch in einem Sonderkatalog (z.B. dem Katalog einer Handbibliothek) verzeichnet werden, wird auch dies auf dem Laufzettel vermerkt. Bei all diesen Eintragungen wird die Zahl der für den betreffenden Katalog benötigten Kopien der Titelaufnahme dazugeschrieben. So kann man am Ende der Katalogisierung anhand des Laufzettels feststellen, wie oft die Titelaufnahme des Buches vervielfältigt werden muß. Nach der Vervielfältigung werden anhand des Laufzettels auf den Kopien, soweit nötig, die „Köpfe" ergänzt (Ordnungswörter der Nebeneintragungen im Alphabetischen Katalog, Schlagwörter, Notationen). Außerdem können auf dem Laufzettel noch alle Hinweise und Bemerkun67

gen angeführt werden, die für den Geschäftsgang eines bestimmten Buches wichtig sind. Dabei kann es sich um Hinweise auf einen Sonderstandort handeln, um besondere Bindeanweisungen, Ausleihbeschränkungen, Dringlichkeitsvermerke mit Namen des vorgemerkten Benutzers u.a. Besonders rationell ist es, wenn eine Ausfertigung des Bestellformulars als Laufzettel verwendet wird. In diesem Fall müssen auf der Rückseite der betreffenden Ausfertigung des Bestellzettels die Felder und Rubriken aufgedruckt sein, die bei der Buchbearbeitung ausgefüllt werden. Auf der Vorderseite des Bestellzettels befinden sich bereits die bibliographischen Angaben des Buches, die man zum Zweck der Titelaufnahme allenfalls noch ergänzen oder berichtigen muß, damit sie hinterher auf Matrize oder Folie geschrieben und vervielfältigt werden können. Manche Öffentlichen Bibliotheken verwenden diesen Bestellzettel-Laufzettel hinterher zum Aufbau des Verwaltungskatalogs (Dienstkatalogs). Dadurch wird auf einfache Weise erreicht, daß auf den Titelaufnahmen im Dienstkatalog der Bibliothek alle Angaben ersichtlich sind, die zur Auffindung der Katalogkarten des Buches in den anderen Katalogen benötigt werden (vgl. Seite 80 f.); denn alle diese Angaben sind ja bereits auf dem Laufzettel vorhanden. In Bibliotheken mit EDV-Katalogisierung wird der Laufzettel häufig mit dem Erfassungsschema für die Titelaufnahme (vgl. S. 237) kombiniert. i) Die Behandlung der Rechnungen Gleichzeitig mit der Inventarisierung eines durch Kauf erworbenen Buches erfolgt die Behandlung der Rechnungen. Jede Rechnung wird sorgfältig überprüft, d.h. nachgerechnet. Dann wird die sachliche und rechnerische Richtigkeit durch einen entsprechenden Stempel und die Unterschrift des zuständigen Bearbeiters bescheinigt. (Die sachliche Richtigkeit bezieht sich auf die ordnungsgemäße Ausführung der Lieferung und die Richtigkeit des Einzelpreises, die rechnerische auf alle rechnerischen Angaben, also auf Gesamtsumme, Rabatt, Skonto usw.). Nun folgt die 68

(durch Haushaltsvorschriften geregelte) Anweisung der Rechnung, dJi. der Auftrag an die zuständige Kasse, die Rechnung zu bezahlen. Das Anweisen der Rechnungen geschieht an großen Bibliotheken und Bibliothekssystemen meist nicht in der Erwerbungsabteilung, sondern in der zuständigen Verwaltungsstelle oder Rechnungsstelle. ]) Die Bearbeitung der Neuzugänge in der Erwerbungsabteilung (Zusammenfassung) Nehmen wir an, daß an einer Bibliothek die Inventarisierung mit einer Inventarkartei aus „geblockten Bestellzetteln" geschieht, der Interimsnachweis in Form einer Zugangskartei geführt wird und ein eigener Laufzettel (nicht identisch mit dem Bestellformular) das Buch durch den Geschäftsgang begleitet. Bei der Akzessionierung eines fest bestellten Buches spielen sich dann in der Erwerbungsabteilung folgende Arbeitsvorgänge ab: Das eingelieferte Bücherpaket wird geöffnet, das Buch wird mit der beiliegenden Rechnung verglichen. Die bei der Bestellung des Buches in der Bibliothek verbliebenen Ausfertigungen der Bestellformulare werden aus der Bestellkartei und aus der Lieferantenkartei gezogen; die Übereinstimmung der Titel und die Richtigkeit der Preise wird kontrolliert. In der Inventarkartei (der Bestellzettel, die später in Blocks gebündelt werden) wird die Zugangsnummer des letzten Buches festgestellt; das neuerworbene Buch enthält die folgende Ziffer als Zugangsnummer. Diese Zugangsnummer wird auf eine Ausfertigung des Bestellzettels geschrieben, diese Ausfertigung wird in der Inventarkartei abgelegt. Die Zugangsnummer kommt auch auf das Rechnungsduplikat, auf die zweite Ausfertigung des Bestellformulars und ins Buch selbst (auf die Vorder- oder Rückseite des Titelblattes). Die zweite Ausfertigung des Bestellzettels wird (alphabetisch nach dem Verfasser) in die Zugangskartei eingelegt und dient als Interimsnachweis für das neuerworbene Buch. Ein Laufzettel wird für das Buch angelegt (er wird mit dem Tagesdatum versehen, meist auch mit der Zugangsnummer) und dem Buch beigelegt. Es empfiehlt sich, eine weitere (dritte) Ausfertigung des Bestellzettels dem Buch beizulegen oder auf den Laufzettel zu kleben, da die auf dem Bestellformular enthaltenen 69

Angaben der Titelaufnahme zugrunde gelegt werden können. Nun wird noch die Rechnung bearbeitet und das Original zur Verwaltungsstelle weitergeleitet; die Rechnungssumme wird in der Ausgabenstatistik der Erwerbungsabteilung verbucht. (Die Erwerbungsstatistik nach Fächern, Publikationsarten usw. wird entweder durch Umsortieren und Auswerten der Inventarkartei gewonnen oder auf eigenen Formularen, unabhängig von der Inventarisierung, festgehalten.) Damit ist die Bearbeitung des Buches in der Erwerbungsabteilung abgeschlossen; es wird nun an die Katalogabteilung zur Katalogisierung weitergegeben.

5. Besondere Arten des Zugangs Die eben geschilderten Arbeitsvorgänge gelten normalerweise nur für einbändige Werke („Monographien") oder für mehrbändige begrenzte Werke, bei denen alle Bände gleichzeitig in der Bibliothek einlaufen, womit das Werk abgeschlossen vorliegt. Daneben erhält die Bibliothek aber auch Werke, deren einzelne Teile oder Bände in zeitlichem Abstand, d.h. in Fortsetzungen erscheinen, nämlich Fortsetzungswerke, Periodica und Schriftenreihen (Serien). Für sie erfolgt vor allem der Interimsnachweis in abweichender Form. Fortsetzungswerke nennt man mehrbändige begrenzte Werke (die also nach einer bestimmten Zahl von Bänden abgeschlossen sind), deren Bände nicht gleichzeitig, sondern in zeitlichen Abständen erscheinen. Periodica und Schriftenreihen heißen (gemäß den RAK) fortlaufende Sammelwerke; sie sind „unbegrenzt", dJi. sie haben keinen von vornherein festgelegten Abschluß. Als Periodica bezeichnet man die periodisch, d.h. in regelmäßigen Abständen erscheinenden Zeitschriften und Zeitungen. Schriftenreihen (Serien) sind fortlaufend erscheinende Veröffentlichungen, deren einzelne Teile im allgemeinen nicht in regelmäßigen Abständen publiziert werden und jeweils ein Werk mit eigenem Titel enthalten. Die Schriftenreihe trägt einen Gesamttitel (Serientitel); die Titel der einzelnen Teile (Bände oder Hefte), die in der Regel von verschiedenen Verfassern stammen, werden als Stücktitel bezeichnet.

70

a) Inventarisierung Bei Fortsetzungswerken und Serien wird jeder Band auf die übliche Weise ins Zugangsverzeichnis (Zugangsbuch oder anderes Verfahren) aufgenommen. Zeitschriften und Zeitungen pflegt man nur einmal jährlich im Zugangsverzeichnis aufzuführen, und zwar beim Vorliegen der Rechnung für den betreffenden Jahrgang. Dabei wird vermerkt, daß die Bezahlung für den betreffenden Jahrgang veranlaßt wurde. b) Fortsetzungskartei Anstelle eines Interimsnachweises erfolgt bei Fortsetzungswerken, Schriftenreihen und Periodica die Verbuchung der einzelnen Bände, Hefte oder Nummern in einer eigenen Fortsetzungskartei. Sie ermöglicht jederzeit den Nachweis, welche Bände eines Fortsetzungswerks oder einer Serie bzw. welche Hefte oder Nummern eines Periodicums in der Bibliothek eingelaufen sind. Durch eine regelmäßige Durchsicht der Fortsetzungskartei kann man feststellen, ob in der Lieferung Stockungen oder Lücken eingetreten sind, die dann umgehend beim Lieferanten reklamiert werden müssen. Die Fortsetzungskartei wird meist auf Karten des Formats DIN A 5 oder eines noch größeren Formats geführt. Für jedes Werk wird eine eigene Karte angelegt; sie enthält Angaben über Titel, Erscheinungsbeginn, Verlag, Art der Erwerbung, Lieferant, Bezugsart (ob laufend oder nur in Auswahl zu liefern) und gegebenenfalls vereinbarter Preis (bei Subskription). Jeder neue einlaufende Teil des Werkes (Band, Heft, Lieferung) wird mit Zählung, Stücktitel (bei Serienbänden), Erscheinungsjahr, Akzessionsnummer, häufig auch mit Eingangsdatum und Preis auf der Fortsetzungskarte verbucht. Während die Teile von Fortsetzungswerken und Serien meist in sich abgeschlossen sind und nach der Eintragung auf der Fortsetzungskarte weitergegeben werden können, muß bei Lieferungswerken und Periodica abgewartet werden, bis ein Band oder Jahrgang komplett, d.h. bindereif ist. Bis dahin werden die Lieferungen am Magazin, im Lesesaal oder in einer besonderen Ablage meist in Ziehmappen aufbewahrt. Die Zeitschriftenhefte und Zeitungsnummern des laufenden Jahres werden

71

entweder im Zeitschriftenlesesaal ausgelegt oder in einem Nebenraum (Zeitschriftendepot, -abläge) aufbewahrt. Bevor ein vollständiger Band oder Jahrgang zum Binden gegeben wird, ist darauf zu achten, daß bei Lieferungswerken und Zeitschriften auch die Titelblätter und gegebenenfalls die Register (Inhaltsverzeichnisse) vorliegen. Erst dann ist der Band bindereif und kann nach einem entsprechenden Vermerk auf der Fortsetzungskarte weitergegeben werden. c) Zeitschriftenkartei Häufig gibt es in der Bibliothek nicht nur eine Fortsetzungskartei (für Fortsetzungswerke, Serien und Periodica zusammen), sondern man führt (neben der Kartei für Fortsetzungswerke und Serien) für Zeitschriften und sonstige Periodica eine eigene Zeitschriftenkartei. In dieser Zeitschriftenkartei werden die einzelnen Hefte oder Nummern der einlaufenden Zeitschriften und Zeitungen verbucht. Die Zeitschriftenkartei ist meist im oder beim Zeitschriftenlesesaal untergebracht, wo die neu eingelaufenen Hefte oder Nummern nach dem Eintragen in die Kartei sofort ausgelegt bzw. im Zeitschriftendepot abgelegt werden. Für die Zeitschriftenkartei wird statt der üblichen Steilkartei, bei der die Karten senkrecht hintereinanderstehen, oft eine sogenannte Flachsichtkartei verwandt (nach dem verbreitetsten Modell kurz Kardex genannt). Bei der Flachsichtkartei sind die (relativ großen) Kartenblätter schuppenförmig übereinanderliegend angeordnet; der für die alphabetische Einordnung maßgebliche Titel steht am unteren Rand der Karte. Der Kardex gewährt eine rasche Übersicht, ist beim Eintragen leicht zu handhaben und schont die Karten bei der Benutzung.

72

III. Katalogisierung (Bestandserschließung) Auf die Erwerbung eines Buches durch die Bibliothek folgt die Katalogisierung. Aufgabe der Katalogisierung ist die formale und inhaltliche Erschließung des Bibliotheksbestandes. Für den Wert und die Wirksamkeit einer Bibliothek sind gute Kataloge von allergrößter Bedeutung. Unter Katalog versteht man im allgemeinen Sprachgebrauch ein nach bestimmten Gesichtspunkten (meist alphabetisch oder sachlich) geordnetes Verzeichnis (z.B. Ausstellungskatalog oder Warenkatalog). Bibliothekskataloge sind Verzeichnisse des Buchbestandes einer Bibliothek. Sie erschließen den Bestand einer Bibliothek nach verschiedenen Gesichtspunkten. Sie ermöglichen es einerseits, aus der Masse der Bücher, die an den großen Bibliotheken in die Hunderttausende und Millionen geht, ein bestimmtes Werk, dessen Verfasser und Titel dem Suchenden bekannt sind, zu ermitteln. Andererseits geben sie auch Auskunft, welche Bücher über ein bestimmtes Sachgebiet oder Thema in der Bibliothek vorhanden sind. Die Kataloge sind somit das Gehirn oder, besser gesagt, das geordnete Gedächtnis der Bibliothek. In den Katalogen der meisten Bibliotheken werden nur bibliographisch selbständige Werke nachgewiesen. Nicht verzeichnet ist also in der Regel die sog. unselbständige Literatur, das sind vor allem Aufsätze in Zeitschriften und Beiträge in sonstigen Sammelwerken. Dies ist eine wichtige, den Umfang der Kataloginformation einschränkende Tatsache, vor allem wenn man berücksichtigt, daß die Fortschritte der Wissenschaften meist zuerst in Form von Zeitschriftenaufsätzen veröffentlicht werden. Im Unterschied zu einem Bibliothekskatalog ist eine Bibliographie kein Bestandsverzeichnis, sondern ein nach bestimmten Gesichtspunkten angelegtes Literaturverzeichnis, unabhängig vom Vorhandensein der Bücher in einer Bibliothek.

73

l. Arten und Formen der Kataloge a) Hauptarten der Kataloge Nach ihrer inneren Ordnung sind vier Hauptarten von Katalogen zu unterscheiden, die jeweils verschiedenen Aufgaben dienen: der Alphabetisch^ Katalog; die beiden Sarh kataloge ,oiämlich der Schlagwortkatalog und der Sy$temati$ehe-K4tqlo_g.;\in& der Standortkatalog. Diese vier wichtigsten Katalogtypen sowie eine Mischform, der Kreuzkatalog, werden im folgenden kurz beschrieben. Der Alphabetische Katalog, der Schlagwortkatalog, der Systematische Katalog und der Standortkatalog werden dann in den folgenden Abschnitten näher erläutert. Der Alphabetische Katalog (AK) Der Alphabetische Katalog verzeichnet die in der Bibliothek vorhandenen Bücher nach fonnaj^njQßsichtspunken in alphabetischer ^Reihenfolge. Die formalen Elemente, nach denen die Bücher im Alphabet des AK verzeichnet werden, sind vor allem: (1) der Verfassername, eventuell auch die Namen von sonstigen am Zustandekommen des Buches beteiligten Personen, (2) der Sachtitel, das ist die sachliche Benennung eines Werkes, (3) je nach den gegebenen Regeln eventuell auch der Name__einer Körperschaft, die ein Werk erarbeitet hat oder an seinem Zustandekommen beteiligt war. Der Alphabetische Katalog weist in einer alphabetischen Reihe sowohl Verfasserwerke als auch anonyme Werke nach. Ein Verfasserwerk isFem Werk von ein bis drei Verfassern. Anonyme Werke (Anonyma) sind Werke, deren Verfasser unbekannt sind. Zu den Anonyma rechnet man aber auch Werke von mehr als drei Verfassern sowie Zeitschriften, Zeitungen und Serien. Verfasserwerke werden im AK unter dem Verfassernamen aufgeführt, anonyme Werke unter dem Sachtitel oder, je nach den geltenden Regeln, gegebenenfalls unter dem Namen der Körperschaft, die das anonyme Werk erarbeitet oder veranlaßt und herausgegeben hat. Dazu einige Beispiele: Man findet im Alpha-

74

bet des AK Schülers „Wilhelm Teil" unter S (d.h. unter dem Verfassernamen Schüler, Friedrich von), Brehms „Tierleben" unter B (Brehm, Alfred), das „Nibelungenlied" unter N (Nibelungenlied), die „Zeitschrift für Geschichtswissenschaft "unter Z (Zeitschrift), die „Mitteilungen der Gesellschaft für Pflanzenkunde" jedoch gegebenenfalls unter G (Gesellschaft fiir Pflanzenkunde}. Der Alphabetische Katalog beantwortet also vor allem die Frage, ob die Bibliathfikem bestimmtes Buch besitzt, dessen wichtigste formale Merkmale (Verfassername, Sachtitel, evtl. Körperschaftsname) dem Suchenden bekannt sind. Der Name „Alphabetischer Katalog" ist für diesen Katalogtyp zwar allgemein üblich, aber nicht ganz eindeutig, da auch der Schlagwortkatalog alphabetisch geordnet ist. Man spricht gelegentlich auch von Verfasserkatalog, Autorenkatalog oder Nominalkatalog, aber diese Bezeichnungen sind ebenfalls nicht genau, da ja der AK in der Regel außer den Verfasserwerken auch anonyme Werke enthält. Eine genauere Bezeichnung für den AK wäre Alphabetischer Verfasser- und Anonyma-KefalQg. Da der AK die Bücher nach formalen Gesichtspunkten verzeichnet, ist er ein .Formalkatalog, im Gegensatz zu den Sachkatalogen, die den Bestand nach inhaltlichen (sachlichen) Gesichtspunkten erschließen. Der Schlagwortkatalog (SWK) Während der Alphabetische Katalog die Bücher einer Bibliothek nach formalen Gesichtspunkten (Verfassemame bzw. Sachtitel, evtl. Körperschaftsname) verzeichnet, werden in den Sachkatalogen die Bücher nach ihrem Inhalterschlossen. Ein Sachkatalog soll auf die Frage antworten, welche. Werke die Büdiothgk. über ew-besfanmles Sachgebiet oder Thema (einen Gegenstand, einen Ort oder eine Person) besitzt. Die Kenntnis der Verfasser oder Sachtitel der Bücher ist dazu nicht nötig. Es gibt zwei Arten des Sachkatalogs: den Schlagwortkatalog und den Systematischen Katalog. Der Schlagwortkatalog ist ein Sachkatalog, der den Bibliotheksbestand unter Schlagwörtem verzeichnet, die aus dem Inhalt der

75

Bücher gewonnen werden. Ein Schlagwort ist ein möglichst kurzer, aber genauer_und vollständiger Ausdruck für den sachlichen Inhalt eines Werkes. Oft kann man das Schlagwort dem Titel des Buches entnehmen, häufig aber muß das Schlagwort unabhängig vom Buchtitel gebildet werden. Die Schlagwörter werden unter sich alphabetisch geordnet. Man findet also im Alphabet des SWK das „Lehrbuch der Anatomie" von Alfred Benninghoff under A, d.h. unter dem Schlagwort Anatomie, die „Zeitschrift für Geschichtswissenschaft" unter G (Geschichtswissenschaft), ein Buch über das Porzellan mit dem Sachtitel „Vom Zauber des weißen Goldes" unter P (Porzellan). BeJLdei-a^habetischen Ordnung .der Schlagwörter wird1"'der sachücjie. .Zusammenhang der Schlagwörter untereinander nicht berücksichtigt. Sachlich Zusammengehöriges wird dadurch oft auseinandergerissen. So steht unter dem Schlagwort „Kunst" nur die Literatur über das Gesamtgebiet der Kunst, während Werke über Malerei, Bildhauerei, Baukunst usw. jeweils unter diesen Schlagwörtern im Alphabet verzeichnet sind. Der SWK ist wegen der alphabetischen Reihenfolge der Schlagwörter leicht zu benutzen. Das Ordnungsprinzip des SWK entspricht ungefähr dem eines Konversationslexikons, das ja ebenfalls eine alphabetische Abfolge von Sachbegriffen enthält. Der SWK ist besonders zur raschen Orientierung über die Literatur zu einem bestimmten, begrenzten Thema geeignet. Eng verwandt mit dem Schlagwortkatalog ist der Stichwortkatalpg. Während das Schlagwort für den Inhalt des BucKes frei gewählt wird und nicht immer im Sachtitel des Buches vorkommt, ist ein Stichwort immer ein charakteristisches, .sinntragendes Wort des Sachtitels, manchmal^ auch-4es__Zusatzss_ ztrrfi'"SäTcHltel. ~Däs StichWurTlcinnTrnuß aber nicht mit dem Schlagwort übereinstimmen. Wenn ein Buch „Der Schwarzwald" betitelt ist, sind Stich wort und Schlagwort identisch: Schwarzwald. Der Unterschied zwischen Stich- und Schlagwort wird an folgenden Beispielen deutlich: (1) Der Sachtitel lautet „Nippon im Wandel". Stichwort: Nippon, Schlagwort: Japan. (2) Der Sachtitel heißt „Deutschlands Reformator". Stichwort: Reformator, Schlagwort: Luther, Martin. 76

Im Stichwortkatalog werden die einzelnen Stichwörter alphabetisch geordnet. Der Vorteil des Stichwortkatalogs liegt darin, daß die Stichwörter bei Katalogführung mit EDV maschinell festgelegt werden können. " ' Der Kreuzkatalog Eine Mischung oder Kreuzung aus Alphabetischem Katalog und Schlagwortkatalog ist der sogenannte Kreuzkatalog oder Wörterbuchkatalog. In ihm sind (U_yeifassernanißn (bzw. Sachtitel^ eventuell auch Körperschaftsnamen^ bei den Anonyma)und (2) Schlagwörter vbCemem MphaßeTxgeordnet. Das „Lehrbuch der Anatomie" von Alfred" IteririilVgnoff ist also im Alphabet eines Kreuzkatalogs sowohl unter Benninghoff, Alfred wie auch unter Anatomie zu finden. In einer erweiterten Form des Kreuzkatalogs wird jedes Werk dreimal verzeichnet, nämlich unter (1) dern^Ve^ass^mamen, (2) dem Schlagwort und (3) dem Sachtilel. In diesem Fall wäre das „Lehrbuch der Anatomie" von Benninghoff zusätzlich unter dem Sachtitel Lehrbuch der Anatomie nachgewiesen. In manchen Kreuzkatalogen wird zusätzlich ein Stichwort aus dem Sachtitel berücksichtigt, sofern dieses nicht ohnehin mit dem Schlagwort übereinstimmt. Ein Beispiel: Bei dem Buch ,»Wanderungen in Spree-Athen" von Wolfgang Schmidt ist in einem solchen Kreuzkatalog eine Katalogeintragung unter dem Verfassernamen Schmidt, Wolfgang eingeordnet, eine zweite unter dem Sachtitel Wanderungen in Spree-Athen, eine dritte unter dem Stichwort Spree-Athen und eine vierte unter dem Schlagwort Berlin. Möglich ist auch, daß anstelle von Schlagwörtern grundsätzlich Stichwörter verwendet werden. Während vor allem in den Bibliotheken^ der__USA der.Xreuzkatalog als ,»Dictionary Catalog" allgemein üblich^ist, wird er in Deutschland vorerst nur gelegentlich an kleineren Bibliotheken oder für Handbibliotheken verwendet. Da der Kreuzkatalog formale und sachliche Erschließungsmöglichkeiten miteinander verbindet, ist er ein sehr benutzerfreundlicher Katalog. Der Kreuzkatalog eignet sich sowohl für die Titelsuche nach einem bestimmten, dem Benutzer bekannten

77

Buch, und zwar sowohl unter dem Verfassern amen wie unter dem Sachtitel, wie auch für die Literatursuche (nach mehreren Büchern über ein Thema) unter Schlagwörtern bzw. Stichwörtern, und kommt dadurch den Bedürfnissen der Benutzer am besten entgegen. Problematisch ist dieser Katalog allerdings bei sehr großen Buchbeständen, die den Umfang des Kreuzkatalogs gewaltig anschwellen lassen. Der Systematische Katalog (SyK·) Als weiteren Sachkatalog neben dem Schlagwortkatalog gibt es den Systematischen Katalog. Er verzeichnet die Bücher der Bibliothek ihrem Inhalt entsprechend nach einem System der Wissenschaften, wobei die einzelnen Wissensgebiete in einer bestimmten sachlich-logischen Abfolge angeordnet sind. So kann im SyK z.B. folgende Ordnung der Wissenschaften festgelegt sein: Philosophie - Theologie - Sozialwissenschaften — Naturwissenschaften - Medizin - Technik - Kunst - Sprach- und Literaturwissenschaft — Geographie - Geschichte. Die_Hauptgebiete sind in die jeweiligen Untergebiete gegliedert, so z.B. die Naturwissenschaften in: Physik - Chemie - Geologie —Zoologie — Botanik usw., die Physik wiederum in: Mechanik - Akustik - Optik - Wärmelehre - Elektrizitätslehre usw. Man muß also im SyK z.B. Benninghoffs „Lehrbuch der Anatomie" bei der Medizin suchen, während Brehms „Tierleben" bei der Zoologie und eine Bismarck-Biographie bei der Geschichte zu finden ist. Der SyK vereifligt^fllso sachlich zusammengehörige LAiexatür und_weist sie,im Zusammenhang ihres größeren Sachgebietes nach, im Gegensatz zum Schlagwortkatalog, der das Gesamtgebiet einer Wissenschaft in einzelne Begriffe (Schlagwörter) auflöst und diese alphabetisch ordnet. Der Systematische Katalog antwortet auf die Frage, welc]ie._Bucher die Bibliothek über ein größeres Wissensgebiet besitzt. Beim Sachgebiet „Kunst" findet man nicht nur Bücher über das Gesamtgebiet der Kunst, sondern anschließend auch Werke über Malerei, Bildhauerei und Baukunst, bis zu den speziellsten Abhandlungen über Einzelfragen der Kunst. Der SyK dient somit vor allem zur Übersicht__über das Schrifttum zu großen, zusammenhangenden 'Sachgebieten. 78

Dem ^Systematischen Katalog liegt eine J)£S.tirnmte Systematik oder ffiässifikation zugrunde, nach we.lche.rjue.Einordnung der Bücfier erfolgt. Die Systematik spiegelt den Zusammenhang und die Gliederung aller Wissensgebiete wider, wobei sie von den gToßerTHauptbegriffen (den einzelnen Wissenschaften) ausgeht ünd^ diese dann in immerjdeinere und s*pe.zie11ereJBegrfffe uTitergliedert. Die verschiedenen Gruppen einer Systematik und" ihre Unterteilungen werden meist durch eine Kombination yöni BuchstaBen und/oder Ziffern ausgedrückt. Eine solche Bezeichnung einer bestimmten Systemgruppe ocler Systemstelle heißt Notation.'J$z Bücher über das gleiche Thema sind im SyK an defseföeh Stelle, d.h. unter der gleichen Notation verzeichnet. Der SyK ist nicht so leicht zu benutzen wie der SWK, da er eine gewisse Kenntnis der zugrundeliegenden Systematik erfordert. Der Standortkatalog Als Standortkatalog bezeichnet man den Katalog, in dem die Büchej:_m__der jjeicheja, Rejhenf oige au fge führt we r de n, in de r si£.jjLjleiLBücherj:egalen (an ihrem- „Standort") aufgestellt sind. Der Standortkatalog ist also ein genaues Spiegelbild der Ordnung _dejs_JB.ujchbe5tandes;.„Er dient vor allem als Hilfsmittel für die Signaturgebung: anhand des Standortkataloges kann jedem neuen Werk eine Signatur (Standortnummer) zugeteilt werden, die den Standort des Buches innerhalb des Bestandes festlegt. Außerdem bildet der Standortkatalog das JlilfsmitLeL für die von Zeit zu Zeit notwendigen Revisionen des Buchbestandes einer Bibliothek. Die innere Ordnung des Standortkatalogs hängt ab von der Art, wie die Bücher in den Regalen geordnet sind. Werden die Bücher in systematischer Ordnung aufgestellt, so ist der Standortkatalog gleichzeitig ein Systematischer Katalog („Syjtematischer Standortkatalog")· Ist der Buchbestand nach der Gruppenaufstellung oder mechanisch nach dem Zugang oder alphabetisch nach Verfassern geordnet, so sind auch im Standortkatalog die Bücher in dieser Reihenfolge verzeichnet. (Näheres zu den einzelnen Aufstellungsarten auf S. 161 ff.) 79

b) Dienstkataloge und Publikumskataloge In vielen Bibliotheken unterscheidet man Dienst- oder Verwaltungskataloge einerseits und Publikums-, Leser-. oderU. Benutzer. . _ _ . . > Oi'.·-.·. «^j ,. kataloge andererseits, Dienstkataloge sind nur den Bibliotheicären, nicht oder nur ausnahmsweise den Benutzern zugänglich. Dagegen stehen Publikumskataloge ohne Einschränkung den Benutzem der Bibliothek zur Verfügung. Der Vorteil eigener Dienstkataloge liegt einmal darin, daß ein solcher Katalog vor unsachgemäßer Behandlung durch die Benutzer geschützt ist. Dieser Gesichtspunkt spielt vor allem bei ungenügend gesicherten Kartenkatalogen eine Rolle (hier besteht die Gefahr, daß Benutzer Karten entnehmen, diese falsch wieder einlegen oder gar mitnehmen), aber auch bei schwierig zu handhabenden, alten Blatt- oder Bandkatalogen. Außerdem ist es besonders an großen Bibliotheken mit starkem Benutzerandrang günstig, getrennte Dienst- und Publikumskataloge zu haben, damit BibliOtRekare und Benutzer sich nicht gegenseitig behindern. In einem Dienstkatalog ist auch der beste Platz für Vermerke, die nur für die interne Bibliotheksverwaltung, nicht jedoch für die Benutzer von Interesse sind. ' Als Dienst- oder Verwaltungskataloge kommen am häufigsten der Alphabetische Katalog und der Standortkatalog vor. Der Alphabetische Katalog wird in diesem Fall doppelt geführt: der Alphabetische Dienstkatalog steht als Arbeitsinstrument den Bibliothekaren zur Verfügung, der Alphabetische Publikumskatalog den Benutzern. Als reiner Verwaltungskatalog wird oft der Standortkatalog geführt, der an sich nur für bibliothekarische Aufgaben wichtig ist, nämlich als Hilfsmittel für die Signaturgebung und als Instrument für die Revision der Bestände (sofern der Standortkatalog nicht, bei systematischer Aufstellung der Bestände, gleichzeitig als Systematischer Katalog dient. In einem der Verwaltungskataloge (an Wissenschaftlichen Bibliotheken im Alphabetischen Dienstkatalog, an Öffentlichen Bibliotheken meist im Standortkatalog) pflegt man gewisse Vermerke anzubringen, die für die interne Bibliotheksverwaltung wichtig sind. Es sind dies vor allem Vermerke, die sich auf die Verzeichnung des betreffenden Buches in den übri-

80

gen Katalogen beziehen: also das Schlagwort, unter dem das Buch im SWK verzeichnet ist; die Notation, unter der das Buch im SyK aufgeführt ist; eventuell Angaben über Verzeichnung in Sonderkatalogen. Auf den Titelaufnahmen im Verwaltungskatalog sind damit alle Angaben ersichtlich, die zur Auffindung der Katalogkarten des Buches in den anderen Katalogen benötigt werden. Diese Vermerke dienen vor allem dazu, daß man bei notwendigen Berichtigungen der Titelaufnahme, bei Signaturänderungen oder bei Ausscheidungen aus dem Bestand ohne Mühe alle Stellen in den verschiedenen Katalogen auffinden kann, an denen das betreffende Buch verzeichnet ist. Als Publikums- oder Benutzerkataloge dienen einmal der schon erwähnte Alphabetische Publikumskatalog und außerdem die Sachkataloge (SWK und SyK). Auch Sonderkataloge, wenn vorhanden, sind in der Regel allgemein zugänglich. Die Benutzerkataloge werden innerhalb der Bibliothek an einem für die Benutzer möglichst günstigen Platz aufgestellt, also etwa bei der Ausleihstelle, den Leseräumen oder dem Freihandbestand. Die geschilderte Trennung in Dienst- und Publikumskataloge kommt nicht an allen Bibliotheken vor. In diesem Fall dienen dann alle Kataloge sowohl den Benutzern für die Titelund Literatursuche sowie den Bibliothekaren für ihre Verwaltungsaufgaben. Werden in einer Bibliothek die Kataloge mittels Elektronischer Datenverarbeitung geführt und als Mikrokataloge auf Mikrofiches ausgegeben, dann können alle Katalogarten in jeweils mehreren Exemplaren sowohl für die Benutzer wie für die Bibliothekare bereitgestellt werden. c) Hauptkataloge und Teilkataloge Nach ihrem Umfang im Vergleich zum Gesamtbestand der Bibliothek unterscheidet man Hauptkataloge und Teilkataloge (Sonderkataloge, Spezialkataloge). Hauptkataloge verzeichnen den gesamten Bestaad (oder wenigstens den hauptsächlichen Bestand) der Bibliothek. Hauptkataloge sind der Alphabetische Katalog und der Standortkatalog, oft auch (jedoch nicht immer) 81

die Sachkataloge. Neben den Hauptkatalogen gibt es in vielen Bibliotheken noch eine Reihe von Teil-, Sonder- oder Spezialkatalogen, die ganz bestimmte Teile oder Gruppen des Bestandes verzeichnen. Für einige dieser Sonderkataloge gilt, daß die in ihnen erfaßten Bücher auch in den Hauptkatalogen verzeichnet sind. Dies ist der Fall bei den Katalogen der Handbibliotheken, also z.B. dem Katalog der Lesesaal-Handbibliothek oder dem Katalog des bibliographischen Handapparats, ferner auch bei den oft vorhandenen sachlichen Sonderkatalogen (Biographische Kataloge für Werke über Personen, Regionalkataloge für die Literatur über ein Land oder eine Region, Stoffkreiskataloge für Romane und Erzählungen in öffentlichen Bibliotheken). Das gleiche gilt meist von den Katalogen der Lehrbuchsammlungen an den Universitätsbibliotheken . Bestimmte Sondergruppen des Bibliotheksbestandes werden dagegen meist nur in eigenen Spezialkatalogen (also nicht in den Hauptkatalogen) verzeichnet. Hierzu gehören vor allem die Handschriften, Inkunabeln, Musikalien, Landkarten, ferner Schallplatten und andere audio-visuelle Materialien (Fotos, Dias, Tonbänder usw.). An manchen Bibliotheken wird ein eigener Katalog der Serien und/oder der Periodica auf größeren Katalogblättem geführt, um mehr Platz zum Nachtragen der einzelnen Bände zu haben; die in einem solchen Katalog verzeichneten Titel sind dann nicht im AK enthalten. d) Zentralkataloge (Gesamtkataloge) Ein Zentralkatalog oder Gesamtkatalog verzeichnet den Bestand nicht nur einer Bibliothek, sondern mehrerer Bibliotheken. Zentralkataloge sind fast immer Alphabetische Kataloge. Ein Zentralkatalog soll es ermöglichen, rasch herauszufinden, ob und an welcher der erfaßten Bibliotheken ein gewünschtes Werk vorhanden ist. Die Hauptaufgabe eines Zentralkatalogs ist also der Besitznachweis für ein bestimmtes Buch im Bestand mehrerer Bibliotheken. Zentralkataloge sind vor allem Hilfsinstrumente für den örtlichen, regionalen und überregionalen Leihverkehr. 82

Bei jeder Titelaufnahme in einem Zentralkatalog ist vermerkt, in welcher Bibliothek oder in welchen Bibliotheken das betreffende Buch vorhanden ist. Die einzelnen Bibliotheken werden dabei durch Sigeln bezeichnet, die aus Zahlen (eventuell in Verbindung mit Buchstaben) bestehen. Zentralkataloge, die den Gesamtbestand mehrerer Bibliotheken verzeichnen (eventuell abgesehen von bestimmten speziellen Bestandgruppen), kommen als lokale, regionale, nationale und universitäre Zentralkataloge vor. Lokale oder örtliche Zentralkataloge gibt es in (groß-)städtischen Systemen Öffentlicher Bibliotheken. Hier wird (meist in der Zentralbibliothek) ein Zentralkatalog geführt, der alle Bücher und Medien nachweist, die in den verschiedenen Zweigstellen (Stadtteil-Bibliotheken) vorhanden sind. Ein regionaler Zentralkatalog erfaßt die Bibliotheksbestände einer Region, also eines bestimmten Gebietes innerhalb eines Staates. So gibt es in der Bundesrepublik und Westberlin sieben regionale Zentralkataloge, von denen jeder die Bestände der Wissenschaftlichen Bibliotheken eines größeren Gebietes nachweist. Die Regionen dieser Zentralkataloge sind zum Teil mit einem Land der Bundesrepublik identisch, zum Teil sind die Regionen größer als ein Bundesland. (Näheres siehe S. 210 ff.) Ein nationaler Zentral- oder Gesamtkatalog verzeichnet die Bestände der wichtigen Bibliotheken eines Gesamtstaats. Bekanntestes Beispiel eines (gedruckten) nationalen Gesamtkatalogs ist der ,,National Union Catalog" in den USA. In Deutschland gibt es bisher kein derartig umfassendes Kataloginstrument. Der zwischen 1931 und 1939 veröffentlichte „Preußische"bzw. „Deutsche Gesamtkatalog", der die Bestände der deutschen Wissenschaftlichen Bibliotheken vor 1930 umfassen sollte, ist ein Bruchstück geblieben. In jüngster Zeit sind Überlegungen zu Gesamtkatalogen der Bibliotheksbestände in der Bundesrepublik Deutschland und Westberlin angestellt worden. Das Projekt eines „Deutschen Gesamtkatalogs" als Zusammenfassung konventioneller Titelaufnahmen, vor allem der regionalen Zentralkataloge, hat keine Aussicht auf Verwirklichung. Schon fortgeschritten ist dagegen die Arbeit am „Überregionalen Verbundkatalog", in dem die maschinenlesbaren Katalogdaten der bun-

83

desdeutschen Bibliotheken zusammengefaßt werden sollen. Dieses Projekt wird vom Deutschen Bibliotheksinstitut in Berlin betrieben. An Universitäten ohne integriertes Bibliothekssystem, an denen also die eigentliche Universitätsbibliothek und die zahlreichen Institutsbibliotheken nicht unter einer Leitung stehen, wurden universitäre Zentralkataloge aufgebaut - durchwegs „Gesamtkataloge" genannt —, um alle Bücher im Universitätsbereich nachweisen zu können. Diese Universitäts-Gesamtkataloge verzeichnen entweder die Bestände der Universitätsbibliothek und der Institutsbibliotheken gemeinsam oder sie beschränken sich auf den Nachweis der Bestände der Institutsbibliotheken, sparen also die Universitätsbibliothek aus. Neben den Zentralkatalogen, die den Gesamtbestand mehrerer Bibliotheken aufführen, gibt es auch Fachzentralkataloge, die den Bestand mehrerer Bibliotheken für bestimmte Fachgebiete oder Publikationsformen verzeichnen. Fachzentralkataloge in der Bundesrepublik sind z.B. der Osteuropa-Sammelkatalog und der Zentralkatalog der Orientalia bei der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in Berlin, der Standortkatalog der deutschen Presse (ÜB Bremen) und das Standortverzeichnis Ausländischer Zeitungen und Illustrierten (SB Berlin). Ein Zentralkatalog der Musikalien ist geplant. Ein Sonderfall eines Zentral- oder Gesamtkatalogs ist der mittels EDV hergestellte Verbundkatalog, der durch eine kooperative, arbeitsteilige Katalogisierung zustandekommt. Hierzu und zu den in der Bundesrepublik entstehenden regionalen KatalogVerbundsystemen siehe S. 242 ff.

e) Die äußere Form der Kataloge Nach der äußeren Form kann man Bandkataloge, Kartenkataloge (Zettelkataloge), Mikrokataloge und Online-Kataloge unterscheiden. Bandkataloge und Mikrokataloge werden auch als ,,ListenkataIogex' bezeichnet, da sie die Buchtitel in Form einer Liste aufführen.

Bandkataloge Bandkataloge haben die Form eines großen Buches, in dem die Titel nacheinander aufgeführt sind. In alten Bandkatalogen wur-

84

den die Titelaufnahmen mit der Hand eingetragen. Solche handschriftlichen Bandkataloge finden sich nur noch vereinzelt für Teile des Altbestandes in alten wissenschaftlichen Bibliotheken. Der Bandkatalog erfuhr um 1970 eine vorübergehende Wiederbelebung an Bibliotheken, die ihre Kataloge mit Hilfe der Elektronischen Datenverarbeitung herstellten. Hier wurden die elektronisch gespeicherten Titelaufnahmen durch den Computer über einen Schnelldrucker auf langen Papierbahnen ausgedruckt, die dann in Blätter geschnitten und gebunden wurden. Diese elektronisch ausgedruckten Bandkataloge sind inzwischen durch den (ebenfalls per Computer hergestellten) Mikrokatalog abgelöst worden (vgl. unten). Die Vorteile eines Katalogs in Bandform liegen vor allem darin, daß er eine rasche Orientierungsmöglichkeit bietet (man übersieht eine größere Anzahl von Titeln mit einem Blick) und daß er gegen Eingriffe von außen besser geschützt ist als ein Kartenkatalog. Der entscheidende Nachteil des Bandkatalogs alten Typs bestand in seiner Unbeweglichkeit: neue Titel konnten nicht oder nur beschränkt eingetragen werden, von Zeit zu Zeit mußte der Bandkatalog umgeschrieben werden. Bei den mit Elektronischer Datenverarbeitung hergestellten Bandkatalogen fällt dieser Nachteil weg, da der Computer beim jährlichen oder halbjährlichen Ausdruck des Gesamtbestandes die neuen Titel automatisch an der richtigen Stelle einordnet. Jedoch haben die mit EDV erstellten Bandkataloge bei großem Titelbestand eine lange Druckzeit und sind daher wesentlich teurer als Mikrokataloge. Werden Bandkataloge durch Buchdruck hergestellt, so spricht man auch von Buchkatalogen. Die berühmtesten gedruckten Kataloge einzelner Bibliotheken sind die Kataloge der Bibliothek des Britischen Museums in London (heute British Library Reference Division), der Bibliotheque Nationale in Paris und der Library of Congress in Washington. Kartenkataloge (Zettelkataloge) Beim Kartenkatalog sind die einzelnen Buchtitel auf Karten (aus starkem Papier oder Karton) aufgeführt, die in Form einer Kartei angeordnet werden. Da ursprünglich Papierzettel verwen85

det wurden, ist vielfach noch die Bezeichnung Zettelkatalog üblich. Die Katalogkarten werden aufrechtstehend in Schubkästen verwahrt, von denen man wiederum mehrere in einem Katalogschrank aus Holz oder Metall vereinigt. Um die Ordnung der Karten in den Kästen aufrechtzuerhalten und sie gegen unbefugte Entnahme zu sichern, haben sie am unteren Rand eine Lochung, durch die eine Sicherungsstange aus Metall geführt wird. Man unterscheidet dabei Rundlochung, bei der die Stange vor dem Entfemen oder Einordnen einer Katalogkarte ganz aus dem Kasten herausgezogen werden muß, und Schlitzlochung, bei der die Lochung zum unteren Rand der Karte in einen Schlitz ausläuft, so daß die dabei verwendete flache Stange nur um 90° gedreht zu werden braucht, wenn man eine Karte entfernen oder einlegen will. Die Rundlochung bietet eine bessere Sicherung der Katalogkarten, das Einlegen oder Entfernen von Katalogkarten ist aber umständlicher als bei der Schlitzlochung. In manchen Bibliotheken haben die Katalogkarten Postkartenformat oder ein noch größeres Format. Überwiegend gebräuchlich ist jedoch das sogenannte Internationale Bibliotheksformat von 7,5x12,5 cm. Da das Internationale Format ursprünglich aus Amerika stammt, ist es keines der deutschen DIN-Papierformate. Es liegt in der Größe zwischen DIN A 6 (Postkartenformat) und DIN A 7 (halbes Postkartenformat). Vielfach werden in Kartenkatalogen sogenannte Leitkarten verwendet, das sind (oft andersfarbige) Karten, die über die normalen Katalogzettel hinausragen (evtl. mit besonderen ,Blasen"). Sie machen gewisse Einschnitte oder Untergliederungen des Katalogs deutlich und erleichtern dadurch die Arbeit am Katalog. Der Hauptvorteil des Zettelkatalogs liegt darin, daß man jederzeit an jeder beliebigen Stelle neue Zettel einordnen bzw. aussondern bzw. Umstellungen bereits vorhandener Zettel vornehmen kann. Mikrokataloge In Bibliotheken, die ihre Kataloge mit Hilfe der Elektronischen Datenverarbeitung führen, hat sich der Mikrokatalog in Form des Mikrofiche-Katalogs durchgesetzt. Die Herstellung des Mi86

krokatalogs erfolgt durch das COM-Verfahren (COM = Computer Output on Microfilm, vgl. S. 239), wobei die im Computer gespeicherten Titelaufnahmen in starker Verkleinerung auf Mikroplanfilme = Mikrofiches (vgl. S. 289 f.) ausgegeben werden. Ein COM-Mikrofiche hat Postkartengröße (Format DIN A 6) und besteht aus einer Kopfzeile, die mit bloßem Auge lesbar ist und den Inhalt des Mikrofiches angibt, sowie aus spaltenweise angeordneten Bildfeldern mit den Titelaufnahmen, die nur mit Hilfe eines Lesegerätes gelesen werden können. Ein Mikrofiche enthält je nach Verkleinerung rund 2000-6000 Titelaufnahmen auf mehreren hundert Feldern. Über ein Indexfeld am Ende oder am Anfang des Mikrofiches kann die Position des Feldes mit der gesuchten Katalogeintragung ermittelt werden. Durch entsprechende Handhabung des Lesegerätes wird das betreffende Feld auf dem Bildschirm sichtbar gemacht. Für die Aufbewahrung der Mikrofiches haben sich Schuppentafeln in karussellartigen Drehständern bewährt. Der Suchvorgang am Lesegerät ist unkompliziert und dauert im allgemeinen nur einige Sekunden. Zudem kann man bei der Sucharbeit an Mikrokatalog sitzen. Es gibt auch bereits automatische Mikrofiche-Lesegeräte. In der Regel werden für Benutzer und Bibliothekare jeweils mehrere Exemplare jeder Katalogart zur Verfügung gestellt. Um ein Katalogexemplar können bis zu vier Lesegeräte gruppiert werden. Der Hauptvorteil des COM-Mikrokatalogs liegt darin, daß er sehr preisgünstig hergestellt werden kann. Dieser Katalogtyp eignet sich daher gut für die regelmäßige Ausgabe großer Titelmassen, wie sie bei der Katalogführung mit EDV erforderlich ist. Mikrokataloge können nicht nur durch Ausgabe elektronisch gespeicherter Katalogdaten im COM-Verfahren entstehen, sondern auch dadurch, daß ein Kartenkatalog durch Mikroverfilmung auf Mikrofiches übertragen wird. Dieses Verfahren wird z.B. bei der Verfilmung der regionalen Zentralkataloge angewendet.

Online-Kataloge „Online" bedeutet in der EDV die direkte Verbindung zwischen

87

Dateneingabe- oder Datenausgabegeräten und einem Computer. Bei Online-Katalogen sind die Titelaumahmen in Form von elektromagnetischen Impulsen in der Datenbank eines Computers gespeichert und werden so ständig maschinenlesbar gehalten. Über eine Datenendstation (Terminal) können die Katalogdaten in direktem Zugriff abgerufen und auf einem Bildschirm sichtbar gemacht werden. Umgekehrt werden die Katalogdaten von Neuerwerbungen über ein Eingabegerät unmittelbar in die Datenbank eingespeichert. Die Suche im Online-Katalog erfolgt durch einen Dialog oder Informationsaustausch zwischen dem Bibliothekar oder Benutzer einerseits und dem Computer andererseits. Der Dialog wird mit Hilfe des Bildschirmgeräts und der dazugehörigen Tastatur geführt. Der Computer antwortet auf die mit der Tastatur eingegebenen Fragen und Anweisungen mit Texten auf dem Bildschirm, in dem er z.B. die Zahl der zu einem Thema vorhandenen Werke signalisiert oder die Titelaufnahme eines gesuchten Werkes anzeigt. Das Suchergebnis kann über einen Schnelldrukker, der dem Bildschirmgerät angeschlossen ist, als Papierausdruck ausgegeben werden. Charakteristisch für den Online-Katalog ist, daß keine Unterscheidung nach Katalogarten (z.B. AK, SWK, SyK) mehr erfolgt. Vielmehr sind die Titelaufnahmen in der Datenbank des Computers in zufälliger Reihenfolge gespeichert, können jedoch nach verschiedenen Merkmalen, d.h. über formale und sachliche Suchbegriffe, abgefragt werden. Als solche Suchbegriffe kommen praktisch alle Bestandteile der Titelaufnahme in Frage, also Verfassername, Sachtitel, Erscheinungsjahr, Erscheinungsort, Verlag, ISBN bzw. ISSN, sowie, je nach vorheriger Eingabe, Schlagwörter, Stichwörter und Notationen. Dabei können die verschiedenen Suchmöglichkeiten kombiniert werden, z.B. je ein Wort aus dem Verfassernamen und dem Sachtitel, ein Schlagwort und das Erscheinungsjahr, mehrere Schlagwörter. Der Online-Katalog wird für große Bibliotheken und Verbundsysteme wohl der „Katalog der Zukunft" sein. Allerdings wird der Online-Katalog den COM-Mikrofiche-Katalog erst dann ablösen, wenn er preiswerter sein wird. In einer Übergangsphase wird der Online-Katalog nur bibliotheksintern, also für Biblio-

thekare, verfügbar sein, während sich die Benutzer weiterhin mit dem Mikrokatalog begnügen müssen. Denkbar ist auch, daß nicht alle Katalogdaten ständig in einem Online-Katalog bereitgehalten werden, sondern daß es einen Mikrokatalog für die älteren Bestände (bis zu einem bestimmten Erscheinungsjahr) und einen Online-Katalog für die neueren Bestände gibt. f) Die Katalogarten in Wissenschaftlichen und Bibliotheken

Öffentlichen

Nicht jede Bibliothek fuhrt alle Arten von Katalogen. Je nach dem Bibliothekstyp und nach den besonderen Aufgaben der einzelnen Bibliothek fehlt die eine oder andere Katalogart oder aber es gibt zusätzlich bestimmte Sonderkataloge. Die Gesamtheit der an einer Bibliothek vorhandenen Kataloge wird Katalogsystem oder Katalogwerk genannt. In dieser Bezeichnung kommt zum Ausdruck, daß die Kataloge einer Bibliothek sich gegenseitig ergänzen und erst gemeinsam die bestmögliche Bestandserschließung gewährleisten. Die Wissenschaftlichen Bibliotheken in der Bundesrepublik führen in der Regel (1) einen Alphabetischen Katalog, (2) einen Schlagwortkatalog oder einen Systematischen Katalog, eventuell auch beide Sachkataloge nebeneinander, (3) einen Standortkatalog. An die Stelle des Schlagwortkatalogs tritt an manchen Bibliotheken ein Stichwortkatalog. Bei systematischer Aufstellung ist der Standortkatalog mit dem Systematischen Katalog identisch (Systematischer Standortkatalog). Fast immer gibt es Sonderkataloge für bestimmte Bestandsgruppen (vor allem für Handschriften, Inkunabeln, Musikalien, Landkarten), häufig auch sachliche Sonderkataloge (Biographische Kataloge für Werke über Personen, Regionalkataloge für die Literatur über ein Land oder eine Region). Die Öffentlichen Bibliotheken in der Bundesrepublik verfügen in der Regel über (1) einen Alphabetischen Katalog, und (2) mehrere Standortkataloge. Letztere bestehen (gemäß der an Öffentlichen Bibliotheken üblichen gesonderten Aufstellung von Sachliteratur, Schöner Literatur und Kinderliteratur) aus (a) dem Systematischen Standortkatalog der Sachliteratur, 89

(b) dem Alphabetischen Standortkatalog der Schönen Literatur und (c) analog dazu dem teils systematisch, teils alphabetisch angeordneten Standortkatalog der Kinderliteratur. Auch der Schlagwortkatalog ist in Öffentlichen Bibliotheken häufig anzutreffen, ebenso das Schlagwortregister, das von alphabetisch geordneten Sachbegriffen (Schlagwörtern) auf die Gruppen und Untergruppen des Systematischen Katalogs verweist. In eigenen Katalogen werden bestimmte Bestandsgruppen wie Musikalien, Schallplatten, Dias, Tonkassetten usw. verzeichnet. Typisch für die Öffentlichen Bibliotheken sind gewisse Sonderkataloge, die dem Leser den Bestand an Schöner Literatur besser erschließen sollen. Der Alphabetische Titelkatalog der Schönen Literatur (meist auch der Kinderliteratur) ist an öffentlichen Bibliotheken unentbehrlich, da der Sachtitel eines Romans oder einer Erzählung vielen Lesern geläufiger ist als der Verfassername. (Hier findet man also z.B. den Roman „Die Blechtrommel" von Günter Grass unter „Blechtrommel", während dieses Buch im AK nur unter dem Verfasser verzeichnet ist.) Auch der Stoffkreiskatalog (Themenkatalog) dient einer intensiveren Erschließung der Belletristik: er ordnet die Romanund Erzählliteratur nach inhaltlichen Gesichtspunkten (Historische Romane, Biographische Romane, Entwicklungsromane, Sozialkritische Romane usw.; auch engere Themen werden bei entsprechender Nachfrage durch die Leser berücksichtigt, z.B. Arztromane, Künstlerromane, Bauernromane u.a.). Viele öffentliche Bibliotheken fügen auf den Katalogkarten den Titelaufnahmen stichwortartige Hinweise oder auch sorgfältiger formulierte „Untertitel" (d.h. Annotationen, kurze Erläuterungen) als Hilfe für den Benutzer hinzu. Die gleichen Angaben finden sich dann oft auf den im Buch stehenden, der Ausleihkontrolle dienenden Buchkarten. Auch die von der Einkaufszentrale für Öffentliche Bibliotheken (EKZ) mit den Büchern gelieferten Katalog- und Buchkarten sind mit solchen Annotationen versehen (vgl. Abb. 7 und 12, Seite 137 bzw. 201).

90

2. Der Alphabetische Katalog a) Allgemeines Der Alphabetische Katalog (AK) verzeichnet die in der Bibliothek vorhandenen Bücher nach formalen Gesichtspunkten in alphabetischer Reihenfolge. Ein bestimmtes Buch wird im Alphabet des AK entweder unter dem Verfassernamen verzeichnet oder unter dem Sachtitel oder, je nach den geltenden Regeln, in bestimmten Fällen unter dem Namen der Körperschaft, die ein Werk erarbeitet hat oder an seinem Zustandekommen beteiligt war. Der AK dient also der formalen Erschließung des Bibliotheksbestandes, im Gegensatz zu den Sachkatalogen, deren Aufgabe die inhaltliche Erschließung des Bestandes ist. Der AK ist heute, jedenfalls an größeren Bibliotheken, der wichtigste Katalog. Er wird auch — von Lesern und Bibliothekaren — unter allen Katalogarten am häufigsten benutzt. Der Alphabetische Katalog soll Antwort auf drei häufig gestellte Fragen geben: (1) Ist ein bestimmtes, dem Verfasser und/oder Sachtitel nach bekanntes Werk in der Bibliothek vorhanden? (2) Welche Werke eines bestimmten Verfassers besitzt die Bibliothek? (3) Welche verschiedenen Ausgaben eines bestimmten Werkes besitzt die Bibliothek? Je nach den geltenden Katalogregeln kann Frage l und 2 auch auf die Werke eines bestimmten Urhebers bezogen werden, dJi. einer Körperschaft, die ein anonymes Werk erarbeitet oder veranlaßt und herausgegeben hat. Damit der AK diese einfach erscheinenden Fragen beantworten kann, müssen genaue Regeln für die alphabetische Katalogisierung festgelegt werden. Nach diesen Regeln erfolgt dann die Titelaufnahme. Darunter versteht man die formale Beschreibung von Büchern zum Zweck der Einordnung in den Alphabetischen Katalog einer Bibliothek. Das Wort „Titelaufnahme" bezeichnet sowohl den Vorgang der formalen 91

Katalogisierung wie auch deren Ergebnis. Die fertige Titelaufnahme eines Buches enthält einmal die Ordnungselemente, unter denen das Buch im AK eingeordnet wird, sodann alle weiteren bibliographischen Angaben, die zur Identifizierung des Buches wichtig sind, also vor allem Verfassemame, Sachtitel, Ausgabebezeichnung, Erscheinungsort, Verlag, Erscheinungsjahr, Seitenzahl. Die Titelaufnahme ist sozusagen ein „Steckbrief" des betreffenden Buches.

71 A 5392 Niewalda, Paul; Die Elektronische Datenverarbeitung im Bibliothekswesen. 2., neubearb. Aufl. - München : Verl. Dokumentation, 1977. - 120 S. - (Bibliothekspraxis ; 1) ISBN 3-7940-4000-7

Abb. 3: Katalogkarte für den Alphabetischen Katalog Die Vorschriften für die alphabetische Katalogisierung von Büchern pflegt man in Regelwerke zusammenzufassen, die man früher auch als ,,Katalogisierungsordnung" oder „Kataloginstruktionen" bezeichnete. An den meisten Wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland erfolgte die Titelaumahme lange Zeit gemäß den 1908 in zweiter Auflage erschienenen „Instruktionen für die alphabetischen Kataloge der preußischen Bibliotheken", kurz Preußische Instruktionen (PI) genannt. Die Öffentlichen Bibliotheken in Deutschland verwendeten meist ein auf den Preußischen Instruktionen beruhendes, aber stark vereinfachtes Regelwerk, nämlich die 1938 bzw. 1942 erschienene „Anweisung für den alphabetischen Katalog der Volksbüchereien", kurz Berliner Anweisungen genannt. 92

Seit Mitte der sechziger Jahre ist von den Katalogkommissionen der deutschsprachigen Länder ein neues Regelwerk ausgearbeitet worden, das seit 1977 (von weniger wesentlichen Teilen abgesehen) vollständig vorliegt und das für die Verwendung sowohl in Wissenschaftlichen wie in Öffentlichen Bibliotheken bestimmt ist. Diese „Regeln fiir die alphabetische Katalogisierung" (RAK) bringen vor allem eine Angleichung an die international üblichen Katalogisierungsgrundsätze; außerdem sind sie „computergerecht", dJi. geeignet für die Anwendung in elektronisch hergestellten Katalogen. Viele Bibliotheken in der Bundesrepublik katalogisieren bereits nach den RAK. Es ist zu erwarten, daß im Lauf der nächsten Jahre die meisten deutschen Bibliotheken das neue Regelwerk anwenden werden. Die Kenntnis der „Preußischen Instruktionen" wird aber weiterhin für die Benutzung der älteren Kataloge und Bibliographien unentbehrlich sein. Die RAK verstehen sich als Rahmenregelwerk für alle Arten von Bibliotheken. Sie enthalten eine Fülle von &ann-Vorschriften, über deren Anwendung die einzelnen Bibliotheken oder Bibliothekstypen entscheiden sollten. Um die dadurch entstehende Gefahr einer uneinheitlichen Anwendung der RAK zu vermeiden, sind zwei Fassungen des Regelwerks je für die Wissenschaftlichen und für die Öffentlichen Bibliotheken erarbeitet worden: RAK-WB und RAK-ÖB. Diese RAK-Fassungen ersetzen die in der R AK-Ausgabe von 1977 enthaltenen Alternativ- und KannBestimmungen durch eindeutige Vorschriften, wobei die besonderen Bedürfnisse der beiden Bibliothekssparten berücksichtigt werden. Für die formale Erschließung von speziellen Bibliotheksmaterialien sind Sonderregeln auf der Grundlage von RAK vorgesehen. Die RAK-Musik (für die Katalogisierung von Musikalien und Musiktonträgern) liegen in einem Vorabdruck vor, RAK-AV (für audiovisuelle Materialien) und RAK-Karten (für geographische Karten) sind in Vorbereitung. Die zahlreichen und komplizierten Vorschriften, die in den Regelwerken für die alphabetische Katalogisierung enthalten sind, veranlassen bibliothekarische Anfänger oft zu der Frage, ob 93

denn solche detaillierten Regeln eigentlich nötig sind. Die Antwort laute*, daß eben auch die zu katalogisierenden Bücher mit ihren Verfassernamen, Sachtiteln und sonstigen Angaben ungemein mannigfaltig und verschiedenartig sind, so daß man tatsächlich viele spezielle Vorschriften braucht, um ihre Einordnung im AK exakt festlegen und eine genaue Beschreibung in der Titelaufnahme vornehmen zu können. Je größer der Buchbestand einer Bibliothek und je größer damit auch der Alphabetische Katalog ist (an großen Bibliotheken umfaßt der AK Millionen von Eintragungen!), um so wichtiger sind genaue Regeln für die alphabetische Katalogisierung.

b) Grundlegendes zur Titelaufnahme Bei der Titelaufnahme geht man aus von den Angaben, die sich auf dem Titelblatt des Buches befinden. Als Beispiel sei das Werk gewählt, dessen Titelseite auf S. 95 abgebildet ist. Die einzelnen Angaben auf dieser Titelseite haben in der bibliothekarischen Fachsprache folgende Bezeichnungen: Sachtitel Zusatz zum Sachtitel (Untertitel) Verfasserangabe (darunter Personalangaben) Ausgabebezeichnung Beigabenvermerk Verlagssignet Erscheinungsvermerk (Ort — Verlag — Jahr) In die Titelaufnahme werden alle bibliographisch wichtigen Merkmale des Buches übernommen. Dazu gehören auch Angaben, die sich nicht auf der Titelseite befinden, so zum Beispiel dej Umfang (d.h. die Seitenzahl), eventuell auch das Format des Buches; nicht dazu gehören z.B. die Personalangaben. - Den folgenden Ausführungen liegen im allgemeinen, soweit nichts anderes vermerkt ist, die Vorschriften und Bezeichnungen der RAK, den Titelaufnahmen die RAK-WB zugrunde. Die Teile der Titelaufnahme werden in einer bestimmten festgelegten Reihenfolge wiedergegeben. Man unterscheidet zunächst zwischen dem Kopf der bibliographischen Beschreibung. Der Kopf der Titelaufnahme enthält die für die Einord94

Grundlagen der Atomphysik Eine Einführung in das Studium der Welienmedianik und Quantenstatisttk VOM

Dr. phil. Hans Adolf Bauer Profciior in drr Trchniichtn Hochschule und drr Univtnil.il in MTiin

Vierte, umgearbeitete und bedeutend erweiterte Auflage Mit 244 Textabbildungen

Wien Springe r ^Verlag 1951

Abb. 4: Titelseite eines Buches

95

nung in den Katalog notwendigen Angaben. Er kann auf einer eigenen Zeile stehen und durch Unterstreichung, Fettdruck o.a. hervorgehoben werden. Die bibliographische Beschreibung dient der Identifizierung des vorliegenden Werkes und unterscheidet es z.B. von anderen Werken desselben Verfassers. Kopf und bibliographische Beschreibung zusammen werden als Einheitsaufnahme bezeichnet. Die Teile bestimmte gegliedert. umstehend

der bibliographischen Beschreibung werden durch Zeichen (Deskriptionszeichen) getrennt und dadurch Die Titelaufnahme für das Buch, dessen Titelseite abgebildet ist, sieht folgendermaßen aus:

Bauer, Hans A.: Grundlagen der Atomphysik : e. Einf. in d. Studium d. Wellenmechanik u. Quantenstatistik / von Hans Adolf Bauer. - 4., umgearb. u. bed. erw. Aufl. — Wien : Springer, 1951. - XX, 631 S.: zahlr. 111., graph. Darst. Verfasserwerke werden im AK unter dem Namen des Verfassers nachgewiesen. Bei anonymen Werken erfolgt die Einordnung unter dem Sachtitel (falls nicht die Einordnung unter einer Körperschaft in Frage kommt, siehe weiter unten). Anonyme Werke, die unter ihrem Sachtitel nachgewiesen werden, bezeichnet man als Sachtitelwerke. Ein Beispiel: Das Nibelungenlied/ hrsg. von Helmut de Boor. - 16. Aufl. - Wiesbaden : Brockhaus, 1961. - LIX, 389 S. Hat eine Körperschaft (z.B. Forschungsinstitut, Verein, Hochschule, Firma) ein anonymes Werk erarbeitet oder veranlaßt und herausgegeben, so gilt sie gemäß den RAK als Urheber des Werkes. Unter bestimmten formalen Voraussetzungen wird dann die Titelaufnahme unter dem Namen des Urhebers in den AK eingeordnet (man spricht in diesem Fall von einem Urheberwerk): Bayerisches Nationalmuseum < München >: Führer durch die Schausammlungen / Bayerisches Nationalmuseum. — 8. Ausg. - München, 1964. - 100 S. : 111. Bei einem mehrbändigen Werk werden die einzelnen Bände nach den Angaben zum Gesamtwerk aufgeführt: Peterich, Eckart: Italien : ein Führer. — München : Prestel Erschienen: l (1958) - 3 (1963) 96

1. Oberitalien, Toskana, Umbrien. - 1958. - 734 S. : Dl. 2. Rom u. Latium, Neapel u. Kampanien. - 1961. - 796 S.: 111. 3. Apulien, Kalabrien, Sizilien, Sardinien, Malta. - 1963. 841 S. : 111. Bei einem Werk, das einer Schriftenreihe (Serie) angehört, wird der Titel der Serie, zusammen mit der Bandzählung, in runden Klammern als Gesamttitelangabe vermerkt: Scheurig, Bodo: Einführung in die Zeitgeschichte. - 2. überarb. u. erg. Aufl. - Berlin : de Gruyter, 1970. - 103 S. (Sammlung Göschen ; 1204) Eine solche Aufnahme eines Serienbandes wird als Stücktitelaufnahme bezeichnet. Bei gezählten Serien (Serien mit Numerierung der einzelnen Bände) wird auch für den Gesamttitel der Serie eine eigene Aufnahme (Gesamtaufnahme) angefertigt, in der die einzelnen Bände der Serie nacheinander (ähnlich wie bei Titelaufnahmen mehrbändiger Werke) aufgeführt werden. Wenn die einzelnen Bände keine Zählung haben, wird auf die Gesamtaufnahme verzichtet. Die Serie als solche ist dann nicht im Katalog nachgewiesen. c) Haupteintragungen, Nebeneintragungen, Verweisungen Jedes Buch muß im Alphabetischen Katalog mindestens einmal verzeichnet werden (Verfasserwerke unter dem Verfassernamen, Sachtitel werke unter dem Sachtitel, Urheberwerke unter dem Urheber). Diese Haupteintragung (HE) ist der vollständigste Nachweis für ein vorhandenes Werk. Sie enthält normalerweise unverändert die Einheitsaufnahme. In vielen Fällen ist es aber nötig oder zweckmäßig, ein Buch nicht nur an einer, sondern an zwei oder mehr Stellen im AK zu verzeichnen. Einen solchen zusätzlichen Nachweis für ein vorhandenes Werk nennt man Nebeneintragung (NE). In der Regel enthält die Nebeneintragung den vollen Text der Haupteintragung, d.h. alle Angaben der Einheitsaufnahme (außer in elektronisch hergestellen Listenkatalogen, wo für die NE eine verkürzte Aufnahme verwendet werden kann). Als Nebeneintragung erhält 97

die Aufnahme einen zusätzlichen Kopf, der für die Einordnung der NE maßgeblich ist. Als Beispiel sei ein Buch gewählt, das gemeinschaftlich von zwei Verfassern geschrieben wurde. In diesem Fall erfolgt die Haupteintragung unter dem Namen des ersten Verfassers. Außerdem erhält das Werk eine Nebeneintragung unter dem Namen des zweiten Verfassers. Das bedeutet, daß in der NE die Aufnahme einen neuen Kopf erhält, nämlich den Namen des zweiten Verfassers und den Sachtitel. Auf der Haupteintragung wird unter die bibliographische Beschreibung ein sogenannter NEVermerk hinzugefugt, um deutlich zu machen, daß zu dieser HE noch eine NE existiert. Haupteintragung unter dem ersten Verfasser: Grüner, Erich: Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts / von Erich Grüner u. Eduard Sieber. — Erlenbach-Zürich ; Stuttgart : Rentsch, 1957. - 332 S. : 35 111., 8 Kt. NE: 2. Verf.: Nebeneintragung unter dem zweiten Verfasser: Sieber, Eduard: Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts Grüner, Erich: Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts / von Erich Grüner u. Eduard Sieber. - Erlenbach-Zürich ; Stuttgart : Rentsch, 1957. - 332 S. : 35 HL, 8 Kt. NE:2.Verf.: Durch die Verwendung der Einheitsaufnahme für Haupt- und Nebeneintragungen kann an Bibliotheken, die ihre Kataloge als Kartenkataloge führen, die nötige Anzahl von Einheitsaufnahmen eines Werkes vervielfältigt oder kopiert werden. Man spricht hier vom Einheitszettel oder von der Einheitskarte. Das heißt für unser Beispiel: es werden für den AK durch Vervielfältigung oder Kopie zwei Exemplare der Einheitsaufnahme (mit NE-Vermerk) hergestellt; die erste Karte braucht als HE keine Zusätze mehr; auf der zweiten Karte, die als NE verwendet wird, erhält die Einheitsaufnahme den zusätzlichen Kopf. Bei unserem Beispiel wird die HE unter Grüner, Erich: Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts eingeordnet, die NE unter Sieber, Eduard: Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts. Somit

98

ist das Werk auch unter dem Namen des zweiten Verfassers nachgewiesen. Neben Haupt- und Nebeneintragungen gibt es gemäß den RAK noch weitere Arten von Eintragungen im AK. Hier seien nur die Verweisungen genannt. Sie sind Auffindungshilfen für Eintragungen, da sie auf die Einordnungsstellen von HE und NE hinweisen. So wird etwa bei Namensverweisungen von einer abweichenden Namensform auf die Ansetzungsform hingewiesen, z.B. in bestimmten Fällen vom Pseudonym auf den wirklichen Namen eines Verfassers: Corvinus, Jakob [Pseud.] s. Raabe, Wilhelm Sucht man im AK ein Werk unter dem Namen Corvinus, Jakob, so wird man durch die Namensverweisung auf die Einordnungsstelle Raabe, Wilhelm hingewiesen; dort liegen alle HE und NE, die unter diesem Verfasser gemacht wurden. Bei den „Preußischen Instruktionen" wird zwischen „Hauptzetteln" (= Hauptaufnahmen) und Verweisungen unterschieden. Hier werden also auch in denjenigen Fällen Verweisungen vorgeschrieben, in denen die RAK Nebeneintragungen vorsehen. Die Verweisung für den zweiten Verfasser des Beispiels auf S. 98 sieht gemäß den PI folgendermaßen aus: Sieber, Eduard Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts. 1957 s. Grüner, Erich. Allerdings sind viele nach PI katalogisierende Bibliotheken dazu übergegangen, mit Hilfe der Katalogkartenvervielfältigung anstelle von Verweisungen komplette Nebeneintragungen in Form der Einheitskarte zu verwenden.

d) Die Ordnung der Eintragungen im AK Für die Ordnung im AK ist die Buchstabenfolge des deutschen Alphabets maßgebend. Akzente und diakritische Zeichen bleiben dabei unberücksichtigt; es werden also z.B. die Buchstaben a, 9 und z unter a, c und z eingereiht. Die Umlaute ä, ö undü 99

werden als ae, oe und ue geordnet. Der Buchstabe ß („scharfes s") wird wie ss behandelt. Nach dem neuen deutschen Regelwerk (RAK) gilt j als eigener Buchstabe nach dem i. Dies steht im Gegensatz zu den Vorschriften der „Preußischen Instruktionen" und der „Berliner Anweisungen", wonach die Buchstaben i und j nicht unterschieden, sondern ineinander geordnet werden. Für die Einordnung einer Schrift in den AK ist ihr Sachtitel von entscheidender Bedeutung. Bei einem Sachtitelwerk erfolgt die Einordnung in das Alphabet des AK ohnehin unter dem Sachtitel, wie die folgende Beispielreihe zeigt: Abhandlungen über .. . Beiträge zu ... Mbelungenlied Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie Zewtralblatt für Bibliothekswesen Ein Verfasserwerk wird unter dem Namen des Autors (zunächst unter dem Familiennamen, dann dem Vornamen) eingeordnet, für die weitere Ordnung der einzelnen Werke dieses Verfassers wird der Sachtitel herangezogen: B ö 11, Heinrich Ansichten eines Clowns Billard um halbzehn £Yide einer Dienst fahrt Gruppenbild mit Dame //aus ohne Hüter Ebenso werden Urheberwerke, die unter dem gleichen Urhebernamen verzeichnet sind, nach Sachtiteln geordnet, zum Beispiel: Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin Abhandlungen Jahrbuch Jahresbencht der Deutschen Gesellschaft. .. Mtteilungen Fierteljahrsschrift der Deutschen Gesellschaft . . . Für die Einordnung der Sachtitel im AK gibt es nun zwei grundsätzlich verschiedene Methoden: die Ordnung kann nach 100

der grammatikalischen Wortfolge oder aber nach der mechanischen (gegebenen) Wortfolge geschehen. Das heißt: entweder erfolgt die Auswahl der für die Einordnung maßgeblichen Wörter des Sachtitels nach grammatikalischen Grundsätzen, oder aber sie erfolgt mechanisch, d.h. nach der im Sachtitel vorliegenden (gegebenen) Reihenfolge der Wörter. Die Ordnung der Sachtitel nach der grammatikalischen Wortfolge Die Ordnung der Sachtitel nach der grammatikalischen Wortfolge liegt den ,»Preußischen Instruktionen" zugrunde, dJi. die meisten Wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland haben lange Zeit die grammatikalische Ordnung in ihren Alphabetischen Katalogen angewendet. Bei der Ordnung der Sachtitel nach der grammatikalischen Wortfolge werden die Ordnungswörter, die für die Einordnung eines Sachtitels maßgeblich sind, nach grammatikalischen Grundsätzen ausgewählt. Erstes Ordnungswort ist hierbei in der Regel ein Substantiv (Hauptwort), und zwar das sogenannte „Substantivum regens" („regierendes Hauptwort"), dJi. das erste grammatikalisch unabhängige Substantiv des Sachtitels. Die folgenden Beispiele sollen dies verdeutlichen (das erste Ordnungswort ist kursiv gesetzt): Die Weltwoche Buch und Bibliothek Die neue Zeitung Historischer Atlas von Bayern Deutschlands Weg in den Zusammenbruch Des Meeres und der Liebe Wellen Über den mit den Schweden geführten Krieg An der Saale hellem Strande Für die genaue Einordnung eines Sachtitels im AK müssen häufig weitere Wörter des Sachtitels herangezogen werden, da oft mehrere Bücher das gleiche erste Ordnungswort (oder mehrere gleiche Ordnungswörter) haben, zum Beispiel:

101

Handbuch Handbuch Handbuch Handbuch Handbuch

der der der der der

Altertumskunde Bibliothekswissenschaft Chirurgie Elektrotechnik für Facharbeiter Elektrotechnik für Ingenieure

Bei der Ordnung nach der grammatikalischen Wortfolge werden die weiteren Ordnungswörter nach der grammatikalischen Abhängigkeit herangezogen, wobei nur die wesentlichen Wörter, vor allem Substantive und Adjektive, berücksichtigt werden. (Bei den folgenden Beispielen wird die Reihenfolge der weiteren Ordnungswörter durch vorangestellte Ziffern gekennzeichnet.) Buch und 2 Bibliothek Beiträge zur 2 Siedlungsgeographie der 3 Ostschweiz Die 2 neue Zeitung Zeitschrift f ü r 3 physikalische 2 Chemie 2 Antiker Geist und 4 deutsche 3 Dichtung 2 Pädagogische Studien und 3 Kritiken 2 Deutsche 3medizinische Wochenschrift 2 Deutschlands Weg in den 3 Zusammenbruch Des 2 Meeres und der 3 Liebe Wellen Über den mit den 3Schweden 2 geführten Krieg Es sind keineswegs bei jedem Sachtitel alle theoretisch infrage kommenden Ordnungswörter nötig, um die genaue Einordnung des Titels im AK festzulegen. Wieviele Wörter des Sachtitels „ordnungswichtig" sind, hängt davon ab, ob im AK bereits ähnliche Titel in unmittelbarer Nachbarschaft vorhanden sind. Zeitschrift Zeitschrift Zeitschrift Zeitschrift Zeitschrift Zeitschrift Zeitschrift

für 2 Altertumsforschung und Archäologie für 2 Biologie und verwandte Gebiete f ü r 2 Chemie für 3 anorganische 2 Chemie und Chemotechnik für 3 physikalische 2 Chemie für 3 physikalische und 4technische 2 Chemie für elektronische 2 Datenverarbeitung

Wenn im AK die Sachtitel nach der grammatikalischen Wortfolge geordnet werden, dann gilt dieses Prinzip natürlich nicht nur für Sachtitelwerke, bei denen bereits das erste Ordnungs-

102

wort dem Sachtitel entnommen wird, sondern auch für Verfasser- und Urhebenverke, die ja innerhalb des gleichen Verfassers bzw. Urhebers nach ihren Sachtiteln geordnet werden, z.B.: S c h i l l e r , Friedrich von Die Braut von Messina Über naive und sentimentalische Dichtung Geschichte des 2 Abfalls der Vereinigten Niederlande Geschichte des Dreißigjährigen 2 Krieges Die Jungfrau von Orleans Wilhelm Teil Auf die zahlreichen Sonderregeln, die bei der grammatikalischen Wortfolge noch beachtet werden müssen, kann hier nicht eingegangen werden. Die Ordnung nach der grammatikalischen Wortfolge hat den Vorteil, daß in der Mehrzahl der Fälle (nicht in allen!) das sinnbetonte Wort des Sachtitels zum ersten Ordnungswort wird und daß überhaupt die wichtigen Wörter des Sachtitels für die Einordnung maßgeblich sind, während die unwichtigen übergangen werden. In einem nach der grammatikalischen Ordnung angelegten AK kann man Sachtitel, deren wesentliche Wörter bekannt sind, auch dann finden, wenn die unwesentlichen Wörter nicht oder falsch zitiert sind. Andererseits sind die Nachteile dieser Ordnung nicht zu übersehen. Die Regeln für die grammatikalische Wortfolge sind recht kompliziert;ihre Anwendung erfordert grammatikalische und sprachliche Kenntnisse, die man heute weder von den Benutzern noch auch immer von den Bibliothekaren erwarten kann, vor allem nicht in seltenen Sprachen. Da an den ausländischen Bibliotheken die mechanische Ordnung angewendet wird, steht die grammatikalische Wortfolge den Bemühungen um eine internationale Vereinheitlichung der alphabetischen Katalogisierung im Wege. Schließlich ist die grammatikalische Ordnung der Titel ungeeignet für die Katalogherstellung mit Hilfe von Computern, die heute von den meisten großen Bibliotheken durchgeführt wird.

103

Die Ordnung der Sachtitel nach der mechanischen (gegebenen) Wortfolge Die Ordnung der Sachtitel nach der mechanischen oder gegebenen Wortfolge ist an ausländischen Bibliotheken allgemein üblich. In Deutschland wurde sie in den „Berliner Anweisungen" vorgeschrieben; demgemäß sind die Alphabetischen Kataloge der öffentlichen Bibliotheken nach der gegebenen Wortfolge geordnet. Auch manche Wissenschaftliche Bibliotheken haben in ihrem AK schon seit längerer Zeit die mechanische Ordnung eingeführt. Die neuen deutschen „Regeln für die alphabetische Katalogisierung" (RAK), die jetzt für die Titelaufnahme an den deutschen Bibliotheken maßgeblich sind, beruhen ebenfalls auf der mechanischen Wortfolge. Bei der Ordnung der Sachtitel nach der gegebenen Wortfolge ist die Reihenfolge der Wörter, in der sie im Sachtitel stehen, für die Einordnung im Alphabet des AK maßgebend. Ein (bestimmter oder unbestimmter) Artikel am Anfang des Sachtitels wird allerdings übergangen, da es sonst zu einer Anhäufung von Eintragungen unter den Wörtern ,,Der", ,,Die", „Das", „Ein", „Eine" usw. kommen würde. (Ebenso wie ein Artikel wird ein mit ihm gleichlautendes Zahl- oder Fürwort am Anfang des Sachtitels übergangen, z.B. „Das müssen Sie wissen".) Die Ordnung nach der mechanischen Wortfolge war für gewisse Titel bereits in den „Preußischen Instruktionen" vorgeschrieben, nämlich für Titel in Satz form, d.h. also für Sachtitel, die aus einem vollständigen oder verkürzten Satz bestehen. (In den folgenden Beispielen sind die Wörter des Sachtitels in der Reihenfolge numeriert, in der sie für die Einordnung herangezogen werden.) 1

Ich 2 zähmte 3 die 4 Wölfm So 2 schön 3 ist 4 die 5 Welt 1 Es 2 muß 3doch 4 Frühling 5 werden Der ! Mond 2 i s t 3 aufgegangen Ein neues 2 Zeitalter 3steht 4vor s der 6 Tür Das !ewig 2 Weibliche 3zieht 4 uns 5 hinan 1

104

Zu diesen Satztiteln rechnen die „Preußischen Instruktionen" auch bestimmte andere Titel, z.B. solche, die kein Substantiv enthalten, z.B. Umsonst 2 geopfert *0ben 2 und Junten Unglaublich 2 und 3doch 4 wahr Die RAK (und bisher schon die „Berliner Anweisungen") wenden das Prinzip der mechanischen Ordnung auf alle Sachtitel an. Die folgenden Beispiele zeigen, wie bei jedem Sachtitel die einzelnen Wörter in der gegebenen Reihenfolge zur Einordnung herangezogen werden (ausgenommen bestimmte und unbestimmte Artikel am Anfang des Sachtitels): 1 Buch 2 und 3 Bibliothek 'Mit 2 Gott 3 für 4König s und 6 Vaterland 1 Beiträge 2 zur 3 Siedlungsgeographie 4 der 5 Ostschweiz Die *neue 2 Zeitung 1 Historischer 2 Atlas 3von 4 Bayern 1 Antiker 2 Geist 3 und 4deutsche 5 Dichtung Deutschlands 2Weg 3 in 4 den 5 Zusammenbruch Des leeres 2 und 3 der 4 Liebe 5 Wellen 1 An 2 der 3 Saale 4hellem 5 Strande Die folgende Beispielreihe zeigt, wie gemäß der mechanischen Ordnung Sachtitel aufeinander folgen, deren erstes Wort bzw. erste Wörter gleich oder ähnlich sind: Bericht aus dem Landesinneren Bericht der Sioux-Medizinmänner Bericht des Geheimagenten Bericht über die Fortschritte der Atomphysik Bericht über die Fortschritte der Biochemie Berichte aus der Tierwelt Berichte bayerischer Ärzte über Cholera morbus Berichte über das Erdbeben in Peru Berichte über die deutsche Entwicklungshilfe Berichte zur Kultur und Zeitgeschichte Berichte zur modernen Literatur Berichtigung der Geschichte des jungen Werther 105

Wird im AK die Ordnung nach der gegebenen Wortfolge angewendet, so gilt sie naturgemäß auch für Verfasserwerke, dJi. für die Ordnung der Werke eines Verfassers, z.B. S c h i l l e r , Friedrich von Die Braut von Messina Geschichte des Abfalls der Niederlande Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Die Jungfrau von Orleans Über naive und sentimentalische Dichtung Wilhelm Teil Ebenso gilt die Ordnung nach der gegebenen Wortfolge auch für verschiedene Urheberwerke innerhalb desselben Urhebernamens sowie für die Einordnung der Urhebernamen selbst. Der Hauptvorteil der mechanischen Ordnung besteht darin, daß sie wesentlich einfacher zu handhaben ist als die kompliziertere grammatikalische Ordnung. Für die Anwendung in Katalogen, die durch einen Computer geordnet werden, ist nur die mechanische Wortfolge geeignet, nicht die grammatikalische. Die mechanische Ordnung trägt auch zu einer internationalen Vereinheitlichung der alphabetischen Katalogisierung bei, da in den ausländischen Bibliotheken mechanisch geordnet wird. Einen Nachteil bringt die Ordnung der Sachtitel nach der gegebenen Wortfolge allerdings auch: ein Werk kann nur dann im AK aufgefunden werden, wenn der Wortlaut des Sachtitels dem Suchenden genau bekannt ist. Während es bei der grammatikalischen Wortfolge für die Einordnung gleichgültig war, ob der Titel „Nachrichten för Dokumentation" oder aber „Nachrichten über Dokumentation" hieß, spielt dieser Unterschied bei der mechanischen Ordnung sehr wohl eine Rolle. Gerade die bei Zeitschriften häufige, abgekürzte Zitierweise (z.B. „Nachr. Dok.") läßt oft Wörter aus, die nach der mechanischen Wortfolge ordnungswichtig sind, und zwingt in solchen Fällen zur bibliographischen Ermittlung des genauen Titels, bevor dieser mit Aussicht auf Erfolg im AK gesucht werden kann. Die Reihenfolge von Verfassernamen und Sachtiteln im AK Alle Schriften, gleichgültig ob Verfasse r werke oder Sachtitelwerke (gemäß den RAK auch die Urheberwerke), werden im 106

AK in eine alphabetische Reihenfolge gebracht. Haben mehrere Sachtitel das gleiche erste Ordnungswort (oder mehrere gleiche Ordnungswörter), so werden die weiteren Ordnungswörter in der festgelegten Weise (d.h. entweder nach der grammatikalischen oder nach der gegebenen Ordnung) herangezogen. (In der folgenden Beispielreihe ist die Reihenfolge der Sachtitel sowohl nach der grammatikalischen wie nach der mechanischen Ordnung die gleiche.) Der Film Film im Bild Film und Bild in Verein und Schule Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht Film und Bildungsarbeit Filmdienst Filme Filme für Kinder Filmecho Filmer, Robert [= Verfassername] Filmexpress Stimmt das erste Ordnungswort bei Verfassernamen, bei Sachtiteln von Sachtitelwerken und bei Körperschaftsnamen überein, so ordnet man gemäß den RAK in der Reihenfolge Verfassername — Körperschaftsname — Sachtitel, also: Berlin, Alfred [Verfassername] Berlin, Irving Berlin, Walter Berlin [Körperschaftsname] Berlin/Sozialamt Berlin/Stadtbauamt Berlin [Sachtitel] Berlin baut auf Verschiedene Verfasser mit dem gleichen Familiennamen werden unter sich nach ihren Vornamen geordnet. Fehlt bei der Verfasserangabe der Vorname und kann er nicht ermittelt werden, wird der Autor ganz am Anfang der betreffenden Namens107

reihe eingeordnet. Ein abgekürzter Vorname, dessen volle Form nicht ermittelt werden kann, gilt als selbständiges Ordnungswort, hat also stets Vorrang vor dem mit dem gleichen Buchstaben beginnenden, ausgeschriebenen Vornamen. Fischer Fischer, A. Fischer, A.W. Fischer, Adolf Fischer, August Fischer, August H. Fischer, August R. Fischer, Auguste Fischer, B. Fischer, Balduin Doppelnamen mit Bindestrich werden gemäß den RAK als Einheit betrachtet und als durchgehende Buchstabenfolge geordnet, z.B.: Müller, Alfons Müller, Zacharias Müller-Ahlers, Peter Müller-Kamp, Erich Müllerott, Franz Müller-Seidel, Walter Müllershausen, Rolf Müller-Zimmermann, Ludwig Im Gegensatz dazu werden nach den PI alle Doppelnamen in einer Gruppe nach den entsprechenden einfachen Namen eingeordnet, also: Müller, Alfons Müller, Zacharias Müller-Ahlers, Peter Müller-Kamp, Erich Müller-Seidel, Walter Müller-Zimmermann, Ludwig Müllerott, Franz Müllershausen, Rolf Die Titelaufnahmen der Werke verschiedener Verfasser mit glei-

108

chen Vor- und Familiennamen wurden früher in den meisten Bibliotheken, soweit es möglich war, getrennt. Nur dann kann der AK in jedem Fall eindeutig die Frage beantworten, welche Werke eines bestimmten Verfassers in der Bibliothek vorhanden sind. Man ordnet bei diesem Verfahren die Verfasser mit gleichen Vor- und Familiennamen chronologisch nach Geburtsjahren, wobei der ältere vor dem jüngeren kommt. (Notfalls ordnet man die Autoren nach dem Erscheinungsjahr des ältesten ihrer in der Bibliothek vorhandenen Werke.) Die Lebensdaten werden entweder auf den Katalogzetteln vermerkt, oder man legt Leitkarten ein, um die verschiedenen Verfasser voneinander abzugrenzen, wobei man auf den Leitkarten außer den Lebensdaten auch noch die Berufsbezeichnungen vermerken kann, z.B. Wagner, Richard Komponist 1813 -1883 Wagner, Richard Illustrator 1878-1947 Wagner, Richard Physiologe 1893-1970 Wagner, Richard Mathematiker 1927Nach den RAK-WB werden jedoch die Werke verschiedener Verfasser mit gleichen Vor- und Familiennamen grundsätzlich ineinandergeordnet, d.h. so behandelt, als ob es die Werke eines Verfassers wären. Die Frage, welche Werke eines bestimmten Verfassers in der Bibliothek vorhanden sind, kann dann allerdings in solchen Fällen nicht eindeutig beantwortet werden. Verschiedene Sachtitelwerke mit gleichlautenden Sachtiteln werden unter sich chronologisch, d.h. nach den Erscheinungsjahren geordnet. Dabei liegt ein früher erschienenes Werk vor den später erschienenen Werken gleichen Titels. Notfalls wird zusätzlich alphabetisch nach Erscheinungsorten und weiterhin (bei gleichem Erscheinungsjahr und -ort) nach den Verlagsnamen geordnet, z.B.: Leben und Gesundheit. 1906. Leben und Gesundheit. Jg. 1-19, 1910-1928. Leben und Gesundheit. 1920 (Berlin). Leben und Gesundheit. 1920(München, Verlag Baumgart). Leben und Gesundheit, 1920(München, Verlag Zimmermann). Leben und Gesundheit. 1947. Die gleiche Ordnung wird für die verschiedenen Ausgaben des 109

gleichen Verfasserwerkes, des gleichen Urheberwerkes und des gleichen Sachtitelwerkes (nach den PIjeweils innerhalb dergleichen Sprache) angewendet. So werden z.B. die verschiedenen Ausgaben von Schillers „Die Räuber" zunächst chronologsich nach Erscheinungsjahren geordnet und zwar so, daß die älteste Ausgabe an erster Stelle, die jüngste Ausgabe an letzter Stelle verzeichnet ist. Sind mehrere Ausgaben im gleichen Jahr erschienen, wird alphabetisch nach den Erscheinungsorten und (bei gleichem Erscheinungsjahr und -ort) nach den Verlagsnamen geordnet. Die Einordnung von Übersetzungen Die Einordnung von Übersetzungen eines bestimmten Werkes in den AK kann grundsätzlich auf zweierlei Weise erfolgen: entweder man ordnet die Übersetzung unter dem Originalsachtitel des Werkes ein oder aber man ordnet sie unter dem Übersetzungssachtitel ein. Zum Beispiel kann eine englische Übersetzung des „Nibelungenliedes", die unter dem Titel „The Song of the Nibelungs" veröffentlicht wurde, im Alphabet des AK entweder unter dem Originaltitel „Nibelungenlied" oder unter dem Übersetzungstitel ,,(The) Song of the Nibelungs4' verzeichnet werden. Auch bei Übersetzungen von Verfasserschriften gibt es diese beiden Möglichkeiten, jedoch nur innerhalb des Verfassernamens. So kann zum Beispiel eine deutsche Übersetzung von Shakespeares Komödie „As you like it", die den Übersetzungstitel „Wie es Euch gefällt" trägt, im Alphabet der Schriften Shakespeares entweder unter dem Originaltitel eingeordnet werden, also unter: Shakespeare, William: As you like it oder unter dem Übersetzungstitel, also unter: Shakespeare, William: Wie es Euch gefällt. Beide Methoden haben Vorteile und Nachteile. Für die Einordnung von Übersetzungen unter dem Originalsachtitel spricht vor allem, daß nur auf diese Weise alle Übersetzungen eines bestimmten Werkes an einer Stelle des AK nachgewiesen werden können, auch wenn die Sachtitel der Übersetzungen verschieden sind. Allerdings werden vor allem die Benutzer eine 110

Übersetzung im AK zuerst unter dem Übersetzungssachtitel suchen; auch den Bibliothekaren wird der Originaltitel einer gesuchten Übersetzung meist nicht bekannt sein. Es ist daher, wenn man die Übersetzungen unter dem Originaltitel einordnet, unbedingt eine Nebeneintragung unter dem Übersetzungstitel erforderlich. Die „Preußischen Instruktionen" schreiben die Einordnung der Übersetzungen unter dem Originaltitel des betreffenden Werkes vor, mit einer Verweisung vom Übersetzungstitel. Dagegen bestimmen die „Berliner Anweisungen", daß Übersetzungen unter dem Übersetzungstitel im AK verzeichnet werden. Hier muß man den Nachteil in Kauf nehmen, daß die verschiedenen Übersetzungen eines Werkes nicht an einer Stelle des AK verzeichnet sind. Die „Regeln für die alphabetische Katalogisierung" (RAK) schreiben vor, daß Übersetzungen die Haupteintragung unter bzw. mit dem vorliegenden Sachtitel — also dem Übersetzungssachtitel — erhalten. Die Frage, ob für den Originalsachtitel (den Einheitssachtitel} eine Nebeneintragung gemacht wird, ist für Sachtitelwerke einerseits und Verfasser- und Urheberwerke andererseits unterschiedlich geregelt. Bei Übersetzungen von Sachtitelwerken wird unter dem Originalsachtitel eine Nebeneintragung gemacht. Diese NE ist deswegen notwendig, weil bei Übersetzungen von Sachtitelwerken sich die Haupteintragungen an ganz verschiedenen Stellen des AK befinden können (vgl. Nibelungenlied — Song of the Nibelungs — Canzone dei Nibelunghi usw.). Durch die Nebeneintragungen werden alle Übersetzungen eines bestimmten Sachtitelwerks unter dem Originalsachtitel nachgewiesen. Bei Übersetzungen von Verfasser- und Urheberwerken wird gemäß den RAK-WB keine Nebeneintragung mit dem Originalsachtitel gemacht (die RAK sehen eine fakultative NE vor). Eine NE mit dem Originaltitel ist hier deswegen entbehrlich, weil die verschiedenen Originalausgaben und Übersetzungen von Verfasser- und Urheberwerken auf jeden Fall unter dem Namen des Verfassers bzw. Urhebers eingeordnet werden und folglich durch Überprüfen aller Eintragungen unter dem betreffenden Namen aufgefunden werden können. 111

Die Ordnung der Werke eines Verfassers nach den PI Die „Preußischen Instruktionen" (PI) unterscheiden bei den Werken eines Verfassers (1) Gruppenschriften und (2) Einzelschriften. Unter Gruppenschriften versteht man Sammlungen, die mehrere Einzelwerke eines Autors enthalten. Dazu gehören (a) Gesamtausgaben, also vollständige Sammlungen der Werke eines Verfassers, (b) Teilsammlungen, d.h. ausgewählte Werke eines Verfassers, (c) Sammlungen von Fragmenten eines Verfassers (kommt meist nur bei antiken Autoren vor), (d) Auszüge aus verschiedenen Werken eines Verfassers, d.h. Sammlungen von Textabschnitten, Zitaten, Aussprüchen usw. Gemäß den PI werden Gruppenschriften vor den Einzelschriften des betreffenden Verfassers eingeordnet, und zwar in der oben angegebenen Reihenfolge: Werke — Teilsammlungen — Fragmente — Werke, Auszüge. Innerhalb jeder dieser vier Gruppen werden zunächst die Ausgaben in der Originalsprache, dann die Übersetzungen gemäß dem Alphabet der Sprachbezeichnungen eingeordnet. Innerhalb der gleichen Sprache wird nach Erscheinungsjahren geordnet. Der vorliegende Sachtitel spielt für die Einordnung keine Rolle! Bei den Einzelschriften wird die Haupteintragung stets mit dem Originalsachtitel gemacht. Vom Übersetzungstitel wird auf den Originaltitel verwiesen. Innerhalb eines Werks werden (wie bei den Gruppenschriften) zunächst die Ausgaben in der Originalsprache, anschließend die Übersetzungen nach dem Alphabet der Sprachbezeichnungen eingeordnet. Innerhalb der gleichen Sprache wird nach Erscheinungsjahren geordnet. Das folgende Beispiel zeigt die -Ordnung der Werke eines Verfassers gemäß den PI. Die Verweisungen von den Übersetzungssachtiteln auf die Originalsachtitel sind eingerückt, bei den Einzelschriften ist das erste Ordnungswort kursiv gesetzt.

112

S h a k e s p e a r e , William (Gruppenschriften) [Werke] Collected works. 1973 [Werke] Works. 1980 [Werke, dt.] Sämtliche Werke. [Werke, franz.] Oeuvres completes. [Werke, ital.] Opere. [Teils.] Plays. [Teils., dt.] Ausgewählte Werke. 1978 [Teils., dt.] Ausgewählte Dramen. 1979 [Werke, Ausz.] Quotations from Shakespeare. [Werke, Ausz., dt.] Shakespeare-Zitate. (Einzelschriften) Much Ado about nothing. 1975 Much Ado about nothing. 1981 Viel Lärm um nichts (Much Ado about nothing, dt.) 1963 Viel Lärm um nichts (Much Ado about nothing, dt.) 1977 Amleto s. Hamlet [ital.] Hamlet. 1972 [Originalsprachige Ausgabe] Hamlet [at.] 1967 Hamlet [franz.] 1953 Amleto [Hamlet, ital.] 1970 Der Kaufmann von Venedig s. The Merchant of Venice [dt.] Viel Lärm um nichts s. Much Ado about nothing [dt.] Le Marchand de Venise s. The Merchant of Venice [franz.] The Merchant of Venice. Der Kaufmann von Venedig (The Merchant of Venice, dt.) Le Marchand de Venise (The Merchant of Venice, franz.) Die lustigen Weiber von Windsor s. The merry Wives of Windsor [dt.] The merry Wives of Windsor. 1969 The merry Wives of Windsor. 1972 Die lustigen Weiber von Windsor (The merry Wives of Windsor, dt.)

113

Die Ordnung der Werke eines Verfassers nach den RAK-WB Die „Regeln für die alphabetische Katalogisierung" (RAK) unterscheiden bei den Werken eines Verfassers (1) Sammlungen und (2) Einzelwerke. Eine Sammlung ist eine Vereinigung von mindestens zwei Einzelwerken desselben Verfassers. Die Sammlungen gemäß den RAK entsprechen also im wesentlichen den Gruppenschriften gemäß den PI. Jedoch gelten gemäß den PI als Gruppenschriften Ausgaben von drei oder mehr Einzelschriften eines Verfassers, während gemäß den RAK eine Vereinigung von zwei oder mehr Einzelwerken eines Autors als Sammlung gilt. Nach den RAK können Sammlungen als eigene Gruppe vor den Einzelwerken des betreffenden Verfassers eingeordnet werden, nach den RAK-WB jedoch nur als Nebeneintragungen (die Haupteintragung erfolgt mit dem vorliegenden Sachtitel im Alphabet der Einzelwerke), und auch diese Nebeneintragungen werden nur unter bestimmten formalen Voraussetzungen gemacht (je nach Formulierung des Sachtitels der Sammlung). Sofern Eintragungen unter „Sammlung" erfolgen, werden sie alphabetisch nach Sprachen (die Originalsprache zuerst), innerhalb der Sprachen nach dem Alphabet der vorliegenden Sachtitel geordnet. Gleiche Sachtitel werden nach Erscheinungsjahren geordnet. Bei den Einzelwerken werden die Eintragungen nach dem Alphabet der vorliegenden Sachtitel (bei Übersetzungen also nach dem Übersetzungstitel) geordnet. Gleiche Sachtitel werden nach Erscheinungsjahren geordnet. Bei Übersetzungen wird gemäß den RAK-WB keine NE mit dem Originalsachtitel gemacht. Das folgende Beispiel zeigt die Ordnung der Werke eines Verfassers gemäß den RAK-WB. Das Titelmaterial entspricht dem des vorhergehenden Beispiels gemäß den PI.

114

S h a k e s p e a r e , William (Nebeneintragungen für Sammlungen) [Sammlung] Collected works. [Sammlung] Plays. [Sammlung] Quotations from Shakespeare. [Sammlung] Works. [Sammlung < dt. >] Ausgewählte Dramen. [Sammlung < dt. >] Ausgewählte Werke. [Sammlung < dt. >] Sämtliche Werke. [Sammlung < dt. >] Shakespeare-Zitate. [Sammlung < franz. >] Oeuvres completes. [Sammlung ] Opere. (Haupteintragungen für Einzelwerke und Sammlungen) Amleto. Ausgewählte Dramen. Ausgewählte Werke. Collected works. Hamlet. 1953 [Text franz.] Hamlet. 1967 [Text dt.] Hamlet. 1972 [Textengl.] Der .Kaufmann von Venedig. Die /ustigen Weiber von Windsor. Le marchand de Venise. The merchant of Venice. The merry wives of Windsor. 1969 The merry wives of Windsor. 1972 Much ado about nothing. 1975 Much ado about nothing. 1981 Oeuvres completes. Opere. Plays. Quotations from Shakespeare. Sämtliche Werke. Shakespeare-Zitate. Viel Lärm um nichts. 1963 Viel Lärm um nichts. 1977 Works. 115

3. Der Schlagwortkatalog Der Schlagwortkatalog ist ein Sachkatalog, der die Bücher nach Schlagwörtern verzeichnet, die aus dem Inhalt der Bücher gewonnen werden. Ein Schlagwort ist ein möglichst kurzer, aber genauer und vollständiger Ausdruck für den sachlichen Inhalt eines Werkes. Diese Schlagwörter werden unter sich alphabetisch geordnet, wobei der systematische Zusammenhang der Schlagwörter untereinander unberücksichtigt bleibt. Sachlich Zusammengehöriges wird dadurch oft auseinandergerissen. So sind z.B. ein Buch über Bienen und ein Buch über Hummeln an jeweils verschiedenen Stellen im SWK verzeichnet, obwohl beide Insektenarten nah verwandt sind. Der SWK eignet sich daher vor allem für eine mehr „punktuelle" Literatursuche, d.h. für die rasche Ermittlung von Literatur über ein begrenztes, genau defmierbares Thema. a) Grundsätzliches zur Schlagwortbildung Der Bearbeiter eines Schlagwortkatalogs hat die Aufgabe, den Inhalt eines Buches in einem Schlagwort möglichst kurz, genau und vollständig zu erfassen. In vielen Fällen wird der Bearbeiter dieses Schlagwort dem Sachtitel des Buches entnehmen können, so bei einer „Einführung in die Psychologie" das Schlagwort Psychologie. Häufig sagt jedoch der Titel eines Buches nichts Genaues über seinen Inhalt aus; das Schlagwort kann in solchen Fällen nicht dem Sachtitel, sondern nur dem sachlichen Inhalt des Buches entnommen werden. So muß z.B. das Buch „Die armen und die reichen Völker" im SWK unter Entwicklungshilfe eingeordnet werden, da das Buch dieses Thema behandelt. Weitere Beispiele von Sachtiteln, denen kein Schlagwort entnommen werden kann: „In Nacht und Eis": Schlagwort Nordpolfahrten. „Farbenfrohe Leichtgewichte": Schlagwort Kunststoffe. „Das Reich der Pharaonen": Schlagwort Ägypten. Für die Festlegung der Schlagwörter im SWK stellt sich die Frage, ob nach dem Prinzip des engen oder des weiten Schlagworts vorgegangen werden soll, d.h. ob die aus jedem einzelnen 116

Buch gewonnenen Sachbegriffe unmittelbar in das Alphabet zu ordnen sind oder ob sie besser unter einem Oberbegriff zusammengefaßt werden sollen. Ein Beispiel: Ein Buch über Schäferhunde würde bei enger Schlagwortbildung unter Schäferhund eingeordnet werden, ein Buch über Blindenhunde unter Blindenhund. Sollen jedoch weite Schlagwörter gebildet werden, so würden beide Bücher (und überhaupt die Literatur über alle Hunderassen und -arten) unter dem Schlagwort Hund zu finden sein; dieser weite Begriff müßte dann systematisch oder alphabetisch untergliedert werden. An den meisten Bibliotheken wendet man das Prinzip des engen Schlagworts an. Es wird also dasjenige Schlagwort gewählt, das den Inhalt des Buches möglichst genau umreißt. Allerdings müssen dann Verweisungen (sogenannte „siehe-auchVerweisungen") von dem weiten (übergeordneten) Begriff auf die engeren (untergeordneten) Begriffe angelegt werden, z.B.: Malerei s. a. Glasmalerei

(s.a. = siehe auch)

Psychologie s.a. Kinderpsychologie Hund s.a. Blindenhund Langhaardackel Polizeihund Schäferhund Dadurch wird der Benutzer, der vom weiten Begriff ausgeht, hier auf die dazugehörigen engeren Begriffe hingewiesen. b) Sonderprobleme der Schlagwortbildung Wenn es zwei (oder mehr) unterschiedliche Wörter für die gleiche Sache gibt (sogenannte Synonyme, z.B. Dialekt und Mundart, Wiegendruck und Inkunabel), wird der häufiger gebrauchte Ausdruck als Schlagwort angesetzt. Beim nicht als Schlagwort gewählten Ausdruck wird eine Verweisung auf das Schlagwort eingeordnet, z.B. Dialekt s. Mundart Wiegendruck s. Inkunabel

117

Nationalökonomie s. Volkswirtschaft Blutfarbstoffs. Hämoglobin Homonyme (gleiche Wörter für verschiedene Begriffe) werden durch Zusätze in Klammern auseinandergehalten, etwa so: Kiefer (anatomisch) Kiefer (botanisch) Krebs (Krankheit) Krebs (Sternzeichen) Krebs (Tier) Wenn der Inhalt eines Buches zwei oder mehr Begriffe umfaßt, lassen sich manchmal Komposita (zusammengesetzte Hauptwörter) bilden. Ein Buch mit dem Sachtitel „Die Pflanzen der Alpen" erhält das Schlagwort Alpenpflanzen, ein Werk mit dem Titel „Die Psychologie des Kindes" wird im SWK unter dem Schlagwort Kinderpsychologie verzeichnet. Bei vielen Büchern ist jedoch die Bildung solcher Zusammensetzungen nicht möglich. Man muß dann meist den Hauptbegriff durch einen Unterbegriff näher erläutern, d.h. zu dem eigentlichen Schlagwort, dem Hauptschlagwort, wird noch ein Unterschlagwort gebildet. So wird eine „Geschichte Frank reichs" eingeordnet unter: Frankreich Geschichte Weitere Beispiele (links die Sachtitel, rechts die Haupt-und Unterschlagwörter): „Die Angst des Kindes" „Über Goethes Farbenlehre" ,,Die Leitmotive in den Meistersingern" 118

Kind/Angst Goethe, Johann Wolfgang von / Farbenlehre Wagner, Richard / Meistersinger / Leitmotive

Verbindungen von Adjektiv und Substantiv können nur dann in unveränderter Form Schlagwort werden, wenn sie feste Prägungen sind, z.B. Organische Chemie Deutsche Literatur Dreißigjähriger Krieg Englische Sprache Wo dies nicht zutrifft, wird entweder eine Zusammensetzung oder eine Zerlegung in Haupt- und Unterschlagwort gewählt: „Musikalische Erziehung" „Buddhistische Ethik"

Musikerziehung Buddhismus / Ethik

Wenn ein Sachbegriff und ein geographischer Begriff zusammentreffen, stellt sich die Frage, welcher Begriff als Hauptschlagwort gewählt werden soll. Als Beispiel sei ein Werk über „Die Schmetterlinge in Brasilien" angenommen: Soll es im SWK unter Brasilien/Schmetterlinge oder unter Schmetterlinge!Brasilien nachgewiesen werden? Derartige Fälle wurden in den deutschen Bibliotheken bisher unterschiedlich geregelt, wobei vom nicht als Hauptschlagwort gewählten Begriff meist eine Verweisung auf die Eintragungsstelle vorgeschrieben wurde, also z.B. Eintragung: Verweisung:

Schmetterlinge / Brasilien Brasilien / Schmetterlinge s. Schmetterlinge / Brasilien

Nach den neuen „Regeln für den Schlagwortkatalog" (RSWK, vgl. unten) wird in solchen Fällen je eine Eintragung gemacht, d.h. es erfolgt in unserem Beispiel ein Nachweis des Buches sowohl unter Schmetterlinge / Brasilien wie auch unter Brasilien / Schmetterlinge. Auch in anderen Fällen muß ein Buch unter Umständen im SWK unter zwei oder mehr Schlagwörtern nachgewiesen wer-

119

den, wenn sich der Inhalt des Buches auf zwei oder mehr gleichwertige Sachverhalte bezieht. So wäre eine Schrift über „Die Farben in der Dichtung" einmal einzuordnen unter Dichtung l Farben und ferner unter Farben / Dichtung. c) Reihenfolge der Schlagwörter Die Schlagwörter folgen im SWK in streng alphabetischer Ordnung aufeinander (sog. lexikalische Ordnung, wie in einem Lexikon). Komposita (zusammengesetzte Wörter) werden deshalb in manchen Fällen von ihrem Stammwort getrennt, wie die folgenden Beispielreihen zeigen: Eis Eisbahn Eisen Eisenbahn Eisenerzeugung Eisenzeit Eiszeit

Schuldrama Schuldrecht Schuldverschreibung Schule Schulgeldfreiheit Schulterblatt Schulzeugnis

In den meisten Bibliotheken werden die Umlaute ä, ö und ü im SWK ebenso behandelt wie im AK, d.h. sie werden als ae, oe und ue eingeordnet. Innerhalb des gleichen Schlagworts werden die Titelaufnahmen im SWK nach Erscheinungsjahren, jedoch umgekehrt-chronologisch geordnet, d.h. so, daß das neueste Werk zuerst genannt wird und anschließend in zeitlich rückschreitender Folge die älteren Werke zum gleichen Thema verzeichnet sind. Dies entspricht den Bedürfnissen des Benutzers, der normalerweise zuerst die jüngst erschienene, aktuelle Literatur zu einem bestimmten Schlagwort ermitteln will. d) Regelwerke und Hilfsmittel für den SWK Für den Aufbau eines Schlagwortkatalogs müssen genaue Regeln festgelegt werden, damit die Wahl der Schlagwörter stets nach den gleichen Grundsätzen erfolgt. Die Kommission des Deutschen Bibliotheksinstituts für Sacherschließung hat 198l/

120

Elektronische Datenverarbeitung Bibliothek 71 A 5392 Niewalda, Paul; Die Elektronische Datenverarbeitung im Bibliothekswesen. 2 . , neubearb. A u f l . - München : Verl. Dokumentation, 1977. - 120 S. - (Bibliothekspraxis ; 1) ISBN 3-7940-4000-7

Abb. 5: Katalogkarte für den Schlagwortkatalog

82 den Entwurf eines Regelwerks für die Schlagwortkatalogisierung vorgelegt: „Regeln für den Schlagwortkatalog" (RSWKJ. Es ist zu erwarten, daß die RSWK von der Mehrzahl der bundesdeutschen Bibliotheken künftig als Grundlage für die Schlagwortgebung übernommen werden. Sehr nützlich für die Schlagwortgebung sind Standardlisten von genormten Schlagwörtern, auf die sich der Katalogisierer stützen kann und die sein subjektives Ermessen bei der Wahl der Schlagwörter, das die Einheitlichkeit des SWK gefährdet, einschränken. Neben dem alphabetischen Schlagwortverzeichnis in den deutschen Ausgaben der Dezimalklassifikation ist hier vor allem das Verzeichnis „Schlagwort-Pool" der Deutschen Bibliothek zu nennen, eine alphabetische und eine systematische Liste der von der DB verwendeten genormten Schlagwörter. Ferner gibt es einen „Schlagwortverweisungs-Pool", eine alphabetische Liste der Verweisungen mit dazugehörenden genormten Schlagwörtern und umgekehrt.

121

e) Stichwortkatalog In einigen bundesdeutschen Bibliotheken wird eine der Schlagwortkatalogisierung verwandte Methode der Sacherschließung angewendet: die Stichwortkatalogisierung, also die inhaltliche Erschließung eines Werkes durch ein Stichwort, ah. ein dem Sachtitel (evtl. auch dem Zusatz zum Sachtitel) entnommenes, den Inhalt charakterisierendes Wort. Bei Katalogführung mit EDV können Stichwortkataloge oder Stichwortregister automatisch durch den Computer, dJi. schnell und mit geringen Kosten hergestellt werden. Deshalb gibt es Stichwortkataloge vor allem an neuen, mit EDV arbeitenden Hochschulbibliotheken. In bestimmten Fällen stößt die Sacherschließung mit Stichwörtern allerdings auf Schwierigkeiten. Wenn Sachtitel den Inhalt des Werkes ungenau wiedergeben, steht kein treffendes Stichwort zur Verfügung. (Beispiele: „Die ersten Deutschen", gemeint sind die Germanen; „Die Sache mit Gott", es handelt sich um eine Geschichte der protestantischen Theologie im 20. Jahrhundert.) Bei wissenschaftlicher Literatur, besonders bei Zeitschriftenaufsätzen, sind solche ungenauen Sachtitel allerdings selten. Probleme bereiten Titelfassungen mit verschiedenen Begriffen für die gleiche Sache (Synonyme). Unterschiedliche Stichwörter zum gleichen Sachverhalt ergeben sich auch, wenn die Sachtitel in mehreren Sprachen vorliegen; Bücher zum Thema „Schule" sind dann unter Schule, School, Ecole, Scuola usw. zu finden. Die Stichwortmethode ist daher für die Sacherschließung in großen Universalbibliotheken weniger gut geeignet als für die Anwendung im Dokumentationswesen, d.h. für die Erstellung von Stichwortregistern zu fachlich begrenzter, sprachlich einheitlicher, unselbständiger Literatur (Zeitschriftenaufsätze). 4. Der Systematische Katalog

a) Allgemeines Der Systematische Katalog (manchmal auch Realkatalog oder Wissenschaftskatalog genannt) verzeichnet die Bücher gemäß ihrem Inhalt nach einem System der Wissenschaften, wobei

122

die einzelnen Wissensgebiete in einer bestimmten sachlichlogischen Abfolge angeordnet sind. Der SyK vereinigt also sachlich zusammengehörige Literatur und weist sie im Zusammenhang ihres größeren Sachgebietes nach. Er eignet sich deshalb vor allem dazu, eine Übersicht über das Schrifttum zu größeren zusammenhängenden Wissensgebieten mit ihren Nachbardisziplinen zu gewinnen. In vielen Bibliotheken sind auch die Bücher selbst systematisch geordnet, ah. in systematischer Reihenfolge aufgestellt. Dann ist der Standortkatalog, der ja die Aufstellung des Buchbestandes widerspiegelt, gleichzeitig ein „standortgebundener" Systematischer Katalog (Systematischer Standortkatalog). Ist der Bestand nicht systematisch aufgestellt, sind also Aufstellung und Systematischer Katalog voneinander unabhängig, so handelt es sich um einen „standortfreien'' Systematischen Katalog. Die Systematik oder Klassifikation, die dem Systematischen Katalog zugrundeliegt, muß schon vor Beginn der Katalogisierungsarbeit festgelegt sein. Eine bereits ausgearbeitete Systematik muß aber gegebenenfalls auch wieder abgeändert werden, nämlich wenn durch neue Forschungen und Erkenntnisse sich die Einteilung einer Wissenschaft ändert. Die Systematik spiegelt den Zusammenhang und den Aufbau aller Wissensgebiete wider, indem sie von den großen Hauptbegriffen ausgeht und diese dann in immer kleinere und speziellere Begriffe unterteilt. Bildlich dargestellt gleicht eine solche Systematik einem Kegel oder besser einem Kegelstumpf, an dessen Spitze sich die allgemeinsten Begriffe (Wissensgebiete) befinden, die sich nach unten in immer kleinere Gruppen bis zu den speziellsten und engsten Begriffen an der Basis aufgliedern („hierarchische" Klassifikation). Jedoch haben nicht alle Systematiken eine Unterteilung bis zu den engsten Begriffen. Je nach den Anforderungen, die man an die Systematik stellt, kann auch eine weniger feine Gliederung, etwa nur bis zur vierten oder fünften Untergruppe,genügen. Die verschiedenen Gruppen und ihre Unterteilungen werden durch eine Notation bezeichnet, die meist aus einer Kombination von Buchstaben und/oder Ziffern besteht. Die Notationen 123

symbolisieren auch den Aufbau und die Gliederung des Systems, indem sie Unter- und Nebenordnungen zum Ausdruck bringen. Manche Bücher müssen im SyK zwei- oder mehrfach verzeichnet werden, nämlich wenn ihr Inhalt sich auf zwei oder mehr getrennte Sachgebiete bezieht. Solche Bücher erhalten dann entsprechend zwei oder mehr Notationen zugeteilt; sie sind im SyK an einer Hauptstelle (bei systematischer Aufstellung identisch mit dem Standort) und an einer oder mehreren Nebenstellen verzeichnet. Ebenso wie bei der Schlagwortbildung muß der Bibliothekar auch beim „Klassifizieren" oder „Systematisieren", also bei der Bestimmung der Systemstelle eines Buches, vom Inhalt des Werks ausgehen, da der Titel eines Buches häufig nichts Genaues über seinen Inhalt aussagt. Selbstverständlich muß der klassifizierende Bibliothekar die Systematik in ihren Haupt- und Untergruppen genau kennen. Je nach dem Schwierigkeitsgrad und Spezialisierungsgrad der Literatur braucht der Bibliothekar zum Systematisieren (wie auch für die Schlagwortgebung) eine solide Allgemeinbildung, gute Kenntnisse in der Wissenschaftskunde oder eine fachwissenschaftliche Ausbildung.

b) Hilfsmittel des SyK. Systematiken Da der SyK ohne eine gewisse Kenntnis der zugrundeliegenden Systematik kaum benutzt werden kann, gehört zu jedem SyK als Hilfsmittel ein alphabetisches Schlagwortregister. Darin ist bei jedem Begriff (Schlagwort) die dazugehörige Notation des SyK aufgeführt. Das Schlagwortregister ermöglicht dem Benutzer, über das betreffende Schlagwort die Stelle des Systems zu finden, an der die gesuchte Literatur verzeichnet ist. Als weiteres Hilfsmittel für die Benutzung des SyK gibt es Systematikübersichten, die es dem Benutzer möglich machen, sich rasch über den Aufbau des gesamten Systematischen Katalogs oder eines Teilgebiets zu informieren. Eine allgemein anerkannte Systematik konnte bisher noch nicht entwickelt werden. Gerade an den großen Wissenschaftlichen Bibliotheken wurden jeweils eigene Systeme geschaffen. In der 124

Bundesrepublik hat sich seit etwa 1970 zwischen einigen neugegründeten Hochschulbibliotheken eine Zusammenarbeit auch auf dem Gebiet der Systematik angebahnt, indem Klassifikationen oder Teile davon, die von einzelnen Bibliotheken erarbeitet worden waren, von anderen Bibliotheken übernommen wurden. Das Projekt einer Einheitsklassifikation ßr die Bibliotheken der Bundesrepublik Deutschland, das in den 1970er Jahren betrieben wurde, wird vorerst nicht weiter verfolgt. Eine international weit verbreitete, sehr fein gegliederte Systematik ist die Dezimalklassifikation (DK), die vor allem an Wissenschaftlichen Spezialbibliotheken angewendet wird. An den meisten Öffentlichen Bibliotheken in der Bundesrepublik Deutschland benützt man die Allgemeine Systematik für Öffentliche Bibliotheken (ASB). Diese beiden Klassifikationen sollen im folgenden kurz erläutert werden. c) Die Dezimalklassifikation

(DK)

In ihrer ursprünglichen Form wurde die Dezimalklassifikation von dem amerikanischen Bibliothekar Melvil Dewey 1876 geschaffen; sie ist in den USA noch als „Dewey Decimal Classification" in Gebrauch. Später wurde sie in Europa verändert und erweitert zur sog. „Brüsseler Dezimalklassifikation" oder „Universellen Dezimalklassifikation" (UDK). Darauf beruhen auch die deutschen DK-Ausgaben. Bei der Dezimalklassifikation bestehen die Notationen aus Ziffern. Die Untergliederung der Sachgruppen erfolgt stets in Zehnergruppen. Das gesamte menschliche Wissen wird in 10 Hauptabteilungen aufgeteilt, die mit den Zahlen 0 bis 9 bezeichnet sind. Jede dieser Hauptabteilungen wird durch Hinzufügung einer zweiten Ziffer in 10 Abteilungen zweiter Ordnung zerlegt, jede dieser Abteilungen wieder in 10 weitere Abteilungen, usw. usw. Durch diese Zehnerteilung kann jeder Begriff bis in seine feinsten Einzelheiten zergliedert werden. Ursprünglich lauteten die zehn Hauptabteilungen der DK: 0 Allgemeines 1 Philosophie 2 Religion. Theologie 125

3 4 5 6 7 8 9

Sozialwissenschaften. Recht. Verwaltung Sprachwissenschaft. Philologie Mathematik. Naturwissenschaften Angewandte Wissenschaften. Medizin. Technik Kunst. Kunstgewerbe. Photographie. Musik. Spiel. Sport Literaturwissenschaft. Schöne Literatur Heimatkunde. Geographie. Biographien. Geschichte

Vor einigen Jahren wurde aus Gründen der sachlichen Zusammengehörigkeit die Abteilung 4 mit der Abteilung 8 vereinigt, ohne daß bisher für die freigewordene Hauptgruppe 4 ein anderes Wissensgebiet bestimmt wurde. Die Untergliederung der Hauptabteilungen in je 10 Unterabteilungen zeigt das folgende Beispiel für die Hauptgruppe 5: 50 Allgemeines über die mathematischen und Naturwissenschaften 51 Mathematik 52 Astronomie. Geodäsie 53 Physik 54 Chemie. Mineralogische Wissenschaften 55 Geologie und verwandte Wissenschaften. Meteorologie 56 Paläontologie 57 Biologische Wissenschaften 58 Botanik 59 Zoologie Die folgende Beispielreihe zeigt, wie bei der weiteren Untergliederung vom Allgemeinen zum Speziellen fortgeschritten wird und wie dabei bei jeder weiteren Untergruppe an die DKZahl eine weitere Ziffer angehängt wird: 5 53 531 531.7 5 31.71 531.716

126

Mathematik. Naturwissenschaften Physik Allgemeine Mechanik. Mechanik fester Körper. Mechanik starrer Körper Messung geometrischer und mechanischer Größen. Meßtechnik im allgemeinen Längenmessung Längenmaße des täglichen Lebens. Technische Meßverfahren. Maßstäbe. Meßbänder. Meßzirkel

Je enger ein Begriff ist, desto länger ist also seine DK-Zahl. Den DK-Zahlen kommt numerisch nicht der Wert einer ganzen Zahl, sondern der eines Dezimalbruches zu. Zur Erleichterung des Verständnisses denke man sich vor jede Zahl das Zeichen 0, (Null Komma) gesetzt und ordne sie sodann wie einen Dezimalbruch ein. Maßgebend für die Einordnung ist also jeweils der Zahlenwert einer bestimmten Dezimalstelle. Die DK-Zahlen 5 , 1 1 , 54,92, 289.8, 289.35, 289.194, 316,767.3 werden also folgendermaßen geordnet: 11 289.194 289.35 289.8 316 5 54 767.3 92 Zur Erhöhung der Übersichtlichkeit wird nach jeder dritten Ziffer einer DK-Zahl ein Punkt gesetzt. Dieser ist ein rein technisches Hilfsmittel. Für das Lesen der DK-Zahlen merke man: 332.1 drei drei zwei — eins, nicht dreihundertzweiunddreißig eins. Für gewisse Gliederungselemente, die vielen Sachgebieten gemeinsam sind und daher in allen Abteilungen der Klassifikation auftauchen können, gelten in der DK besonders gekennzeichnete Zahlen, die an die DK-Zahl des Sachgebiets angehängt werden (Prinzip der „Schlüsselung", d.h. Anwendung der gleichen Gliederung auf verschiedene Sachgebiete). Durch diese Allgemeinen Anhängezahlen kann, soweit nötig oder zweckmäßig, z.B. der Ort oder die Zeit einer Sache oder die Form oder die Sprache eines Buches ausgedrückt werden. Beispiele: 385 ist die DK-Zahl für „Eisenbahnwesen", (430) ist die Anhängezahl des Ortes für „Deutschland". Ein Buch über das Eisenbahnwesen in Deutschland wird also unter 385 (430) eingeordnet. Ein Buch über das Eisenbahnwesen in Deutschland im Jahre 1900 erhält die Ziffernkombination 385 (430) „1900" (Anhängezahl der 127

Zeit). Das Sachgebiet „Geologie" hat die DK-Zahl 55, für ein Wörterbuch wird die Anhängezahl der Form (038) verwendet. Ein „Geologisches Wörterbuch" ist also in einem DK-Katalog unter 55 (038) nachgewiesen. Die Anhängerzahlen der Sprache werden mit einem Gleich-Zeichen angehängt. So erhält ein Geologisches Wörterbuch in Russisch die Zahlengruppe 55 (038) = 82; eine Zeitschrift (05) für Physik 53 in englischer Sprache = 20 ist eingeordnet unter 53 (05) = 20. Die Dezimalklassifikation hat vor allem in den Bereichen der Naturwissenschaften, Technik und Medizin internationale Verbreitung gefunden. Sie dient nicht nur als Klassifikation für die Systematischen Kataloge in vielen Spezialbibliotheken dieser Fachrichtungen, sondern wird auch als Ordnungsschema in vielen Bibliographien, Referateblättern und Dokumentationsdiensten verwendet.

d) Die Allgemeine Systematik ßr Öffentliche (A SB)

Bibliotheken

Die „Allgemeine Systematik für öffentliche Bibliotheken" (ursprünglich: „für Büchereien") wurde nach dem Zweiten Weltkrieg vom Ausschuß für Systematik beim Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen erarbeitet und 1956 veröffentlicht. Sie wird heute an den meisten Öffentlichen Bibliotheken der Bundesrepublik angewendet, und zwar sowohl für die systematische Aufstellung der Sachliteratur wie für den Systematischen (Standort-)Katalog der Sachliteratur. Die ASB gliedert die Gesamtheit des Wissens in 22_Hauptgruppen,die mit Großbuchstaben bezeichnet sind: A B C D E F G H 128

Allgemeines Lebensbeschreibungen — Erinnerungen — Briefe Erd-, Länder- und Völkerkunde Heimatkunde Geschichte einschließlich Zeitgeschichte, Kulturgeschichte und Volkskunde Recht Gesellschaft - Staat - Politik (Sozialwissenschaften) Wirtschaft einschließlich Betriebswirtschaft

K L M N 0 P R S T U V W X

Religion Philosophie Psychologie Pädagogik (Erziehung und Bildung) Sprache Literatur Bildende Kunst Musik - Tanz - Theater - Film — Funk — Fernsehen Mathematik Naturwissenschaften Medizin (Gesundheitspflege und Heilkunde) Technik, Handwerk und Gewerbe Landwirtschaft einschließlich Gartenbau - Forstwirtschaft und Nutzjagd — Teichwirtschaft und Fischerei — Hauswirtschaft Leibesübungen (Turnen und Sport) - Spiele — Basteln

681.3:02 71 A 5392 Niewalda, Paul: Die Elektronische Datenverarbeitung im Bibliothekswesen. 2. t neubearb. A u f l . - München : Verl. Dokumentation, 1 9 7 7 . - 120 S. - (Bibliothekspraxis ; 1 ) ISBN 3 - 7 9 4 0 - 4 0 0 0 - 7

Abb. 6: Katalogkarte für den Systematischen Katalog (mit DK-Zahl als Notation) Jede Hauptgruppe ist in (unterschiedlich viele) Untergruppen gegliedert, die durch Hinzufügung eines Kleinbuchstabens an den Großbuchstaben der Hauptgruppe gekennzeichnet werden. 129

Als Beispiel die Untergliederung der Hauptgruppe C (Erd-, Länder- und Völkerkunde): Ca Cb Cc Cd Ce Cf Cg Ch Ck Cl Cm Cz

Allgemeine, einführende und vermischte Schriften Geschichte der geographischen Wissenschaft und der Entdeckungsreisen Allgemeine Erdkunde Länder- und Völkerkunde Europa Deutschland Asien Afrika Amerika Australien und Neuseeland - Ozeanien Polargebiete Periodica

Die weitere Untergliederung wird durch das Anfügen eines weiteren Kleinbuchstabens bzw. von ein oder zwei Ziffern gekennzeichnet, wie das folgende Beispiel zeigt: H Hd Hdk Hdk 4 Hdk 42

Wirtschaft Wirtschaftskunde Einzelne Wirtschaftszweige Industrien Chemische Industrie

Wie man sieht, wird bei der ASB, ähnlich wie bei der DK, die Untergliederung durch Hinzufugung eines weiteren Notationselements ausgedrückt.. Die ASB ist keine sehr fein gegliederte Klassifikation wie etwa die DK, doch reicht sie für einen Bestand bis zu etwa 50 000 Bänden, dJi. für die meisten Öffentlichen Bibliotheken, aus. Ihr Vorteil liegt in ihrer leichteren Übersichtlichkeit und ihren einfacheren Notationen. Kleine Bibliotheken mit geringem Bestand können eine weitere Vereinfachung vornehmen und nur nach Hauptgruppen und ersten Untergruppen (oder nur nach Hauptgruppen allein) klassifizieren. Zur Verbreitung der ASB hat beigetragen, daß die Einkaufszentrale für Öffentliche Bibliotheken (EKZ) in Reutlingen die von ihr gelieferten Katalogkarten zu Sachbüchern mit der ASB-Notation versieht und den 130

Büchern Signaturschilder mit der vorgedruckten ASB-Notation beigibt. Auch die Bücherverzeichnisse und -besprechungsdienste der EKZ geben bei Sachliteratur die ASB-Notation an. Eine eigene „Systematik für Kinder- und Jugendbüchereien" wurde aus der ASB entwickelt. Ferner gibt es eine eigene „Systematik des Musikschrifttums und der Musikalien für öffentliche Musikbibliotheken". An manchen Öffentlichen Bibliotheken der Bundesrepublik wird nicht die ASB verwendet, sondern auf der ASB aufbauende, stärker gegliederte Systematiken oder völlig andere Klassifikationen. Als vorbildliche Weiterentwicklung der ASB gilt die „Systematik der Stadtbibliothek Duisburg", die laufend ergänzt und verbessert wird.

S. Der Standortkatalog

Der Standortkatalog verzeichnet die Bücher in der Reihenfolge, in der sie in den Bücherregalen, eben an ihrem Standort, aufgestellt sind. Der Standortkatalog ist also ein genaues Spiegelbild der Ordnung des Buchbestandes. Die Aufstellung der Bücher (und damit die innere Ordnung des Standortkatalogs) kann systematisch, mechanisch nach dem Zugang, in Fachgruppen oder alphabetisch nach Verfassern erfolgen. (Näheres zu den einzelnen Aufstellungsarten auf S. 161 ff.) Bei systematischer Aufstellung der Bücher ist der Standortkatalog gleichzeitig ein Systematischer Katalog. Man bezeichnet ihn dann als „standortgebundenen" Systematischen Katalog oder Systematischen Standortkatalog. Wenn der Buchbestand nicht systematisch aufgestellt ist, d.h. wenn die Aufstellung der Bücher in den Regalen nicht der Ordnung des SyK entspricht, ist neben dem („Standort freie n") Systematischen Katalog ein eigener Standortkatalog erforderlich, der in diesem Fall ein reiner Verwaltungskatalog ist. Der Standortkatalog ist für zwei interne bibliothekarische Aufgaben wichtig, nämlich für die Signaturgebung und für die Revision des Buchbestandes. Für diese beiden Aufgaben muß der 131

Standortkatalog den Buchbestand der Bibliothek vollständig nachweisen. Bei konventioneller Katalogfuhrung wird der Standortkatalog in Kartenform geführt. Neu erworbene Bände von Fortsetzungswerken, Zeitschriften und (geschlossen aufgestellten) Serien müssen nachgetragen werden. Allerdings ist es auch möglich, auf das Nachtragen neu hinzukommender Bände von Fortsetzungswerken oder fortlaufenden Sammelwerken im Standortkatalog zu verzichten und stattdessen für die Revision den AK heranzuziehen, wo die einzelnen Teile solcher Werke natürlich auf jeden Fall nachgetragen werden. Bei mechanischer Aufstellung, wenn also die Reihenfolge der Bücher am Standort dem Zugang entspricht, kann der Standortkatalog gleichzeitig als Zugangsverzeichnis dienen. Zugangsnummern und Signaturen sind dann identisch. Dabei entfällt die vielfach übliche Trennung der Zugangsbücher nach Erwerbungsarten (Kauf, Tausch, Geschenk, Pflicht). Stattdessen müssen im Standortkatalog, der gleichzeitig als Zugangsverzeichnis dient, gesonderte Abteilungen für die in der Aufstellung getrennten Gruppen angelegt werden (also: 8°, 4°, 2°, Z, S). Schwierigkeiten ergeben sich allerdings wieder bei Fortsetzungswerken, Zeitschriften und (geschlossen aufgestellten) Serien, weil hier bei den später einlaufenden Bänden Signatur und Zugangsnummern nicht identisch sind.

6. Katalogherstellung. Zentrale Katalogisierung. Verbundkatalogisierung a} Arbeitsabläufe bei konventioneller Katalogisierung Die Herstellung von Katalogkarten erfolgte früher handschriftlich (häufig unter Anwendung der von Erwin Ackerknecht entwickelten „Deutschen Büchereihandschrift"), heute durchwegs maschinenschriftlich. Mehrere Exemplare der gleichen Titelaufnahme werden normalerweise durch Vervielfältigen oder Kopieren hergestellt. Dies lohnt sich deshalb, weil von jeder Titelaufnahme mehrere Exemplare benötigt werden, und zwar solche für die verschiedenen Kataloge (Alphabetischer 132

Dienst- und Publikumskatalog, Schlagwortkatalog, Systematischer Katalog, Standortkatalog) und auch für Nebeneintragungen innerhalb der einzelnen Kataloge. Auf die vervielfältigten Titelaufnahmen müssen dann nur die Ordnungswörter, Schlagwörter oder Notationen geschrieben werden, unter denen die einzelnen Zettel in die Kataloge eingelegt werden sollen. Die Art der Vervielfältigung der Katalogkarten ist an den einzelnen Bibliotheken verschieden. Die häufigsten Verfahren sind die Schablonenvervielfältigung (Matrizenvervielfältigung), der Kleinoffsetdruck sowie die gängigen Kopierverfahren. (Zu den Verfahren im einzelnen siehe unten S. 312 ff.) Die Arbeitsabläufe bei der Katalogisierung eines Buches können an den einzelnen Bibliotheken unterschiedlich sein. Das folgende Ablaufverfahren bezieht sich auf Bibliotheken mit konventioneller Katalogherstellung (ohne EDV). Normalerweise erfolgt zuerst die Signaturgebung anhand des Standortkatalogs; bei systematischer Aufstellung ist damit gleichzeitig das Klassifizieren des Buches verbunden (manchmal auch die Schlagwortgebung). Dann folgt die alphabetische Katalogisierung, dJi. die Titelaufnahme für den AK, oft in der Form, daß der Text der Titelaufnahme direkt auf den Druckträger für die Vervielfältigung (Schablone, Offset-Papierfolie) geschrieben wird. Bei Anwendung eines Kopierverfahrens wird eine Titelaufnahme auf einer normalen Katalogkarte angefertigt, die später kopiert wird. Im Zusammenhang mit der alphabetischen Katalogisierung werden auch die Ordnungswörter der für den AK benötigten Nebenaufnahmen festgehalten; ferner vermerkt man die Zahl der insgesamt für den AK erforderlichen Titelkopien. Diese Vermerke macht man meist auf den Laufzettel, der in vielen Bibliotheken dem Buch bereits in der Erwerbungsabteilung beigelegt wird (vgl. S. 67 f.) und der das Buch auf seinem Geschäftsgang begleitet. An die Titelaufnahme schließt sich meist die Sachkatalogisierung an, falls sie nicht schon bei der Signaturgebung erfolgt ist. Das Buch erhält das zutreffende Schlagwort für den SWK und wird systematisiert oder klassifiziert, d.h. bekommt die zutreffende Notation der Systematik des SyK zugewiesen. Schlagwort und Notation werden ebenfalls auf dem Laufzettel ver133

merkt, zusammen mit der Zahl der Titelkopien, die für die Sachkataloge benötigt werden. Soll das Buch in dem Katalog einer Handbibliothek oder in einem Sonderkatalog verzeichnet werden, so wird die Zahl der dafür nötigen Kopien ebenfalls auf dem Laufzettel festgehalten. Nun wird in der Regel die Richtigkeit der Titelaufnahme noch einmal kontrolliert, dann geht das Buch (zusammen mit dem Druckträger oder der Vorlage für die Vervielfältigung sowie mit dem Laufzettel) an die Vervielfältigung^- oder Kopierstelle. Anhand des Laufzettels läßt sich mühelos feststellen, wieviele Exemplare der Titelaufnahme insgesamt für das betreffende Buch benötigt werden. Durch Kopie oder Vervielfältigung erhält man die gewünschte Zahl von identischen Titelaufnahmen des Werkes für die erforderlichen Eintragungen in den verschiedenen Katalogen. Anschließend müssen auf den Kopien der Titelaufnahme die Köpfe ergänzt werden; d.h. die Ordnungswörter (der Nebeneintragungen des AK), die Schlagwörter und die Notationen werden anhand des Laufzettels, auf dem sie ja vermerkt sind, im oberen Teil der einzelnen Katalogkarten ,,ausgeworfen". Auf dem Katalogzettel für den Verwaltungskatalog sollte vermerkt werden, wo das Buch in den anderen Katalogen verzeichnet ist; also das Schlagwort des SWK und die Notation des SyK, eventuell Angaben über Verzeichnung in Sonderkatalogen (vgl. S. 80 f.). Dann, spätestens nach einer letzten Kontrolle in einer Schlußstelle, können die Katalogzettel in die verschiedenen Kataloge eingeordnet werden. Das Einlegen muß nach den gültigen Regeln mit absoluter Genauigkeit erfolgen, da sonst das betreffende Buch nicht an der richtigen Katalogstelle nachweisbar, dJi. in großen Bibliotheken unauffindbar und „verloren" ist. Die soeben geschilderten Arbeitsabläufe bei der konventionellen Katalogherstellung sind an Wissenschaftlichen Bibliotheken und an großen Öffentlichen Bibliotheken im wesentlichen gleich. (Über die Herstellung von Katalogen mittels EDV siehe S. 237 ff.) Kleinere Öffentliche Bibliotheken katalogisieren normalerweise nicht selbst, sondern sie bekommen das Buch von einer Zentrale bereits fertig katalogisiert und mit den nötigen Kata134

logaufnahmen geliefert. Es handelt sich hierum eine „zentrale" Katalogisierung, von der der folgende Abschnitt handelt.

b) Zentrale Katalogisierung Unter zentraler Katalogisierung versteht man die Herstellung von Titelaufnahmen an einer zentralen Stelle, die mit den (vervielfältigten oder gedruckten) Katalogaufnahmen eine größere Anzahl von Bibliotheken beliefert und ihnen so das eigene Katalogisieren erspart. Eine solche zentrale Herstellung von Titeldrucken ist eine wirkungsvolle Rationalisierungsmaßnahme. Statt daß, beispielsweise, ein bestimmtes Buch in 30 verschiedenen Bibliotheken 30mal katalogisiert werden muß, wird die Katalogisierung nur einmal in der zentralen Stelle vorgenommen, und die Titelaufnahme des Buches wird an die 30 angeschlossenen Bibliotheken verschickt. Die einzelne Bibliothek braucht die gelieferten Katalogkarten nur noch in ihre Kataloge einzuordnen. Voraussetzung dafür ist allerdings, daß die zentrale Stelle die gleichen Regeln für den AK anwendet wie die empfangenden Bibliotheken, da sonst unter Umständen noch Korrekturen an den gelieferten Katalogaufnahmen nötig sind (Änderung der Ansetzungsformen von Namen, Änderung der Reihenfolge von Ordnungswörtern o.a.). Im Idealfall enthalten die Titeldrucke bereits die Ergebnisse der Sachkatalogisierung, d.h. die System-Notation und das Schlagwort, so daß bei der empfangenden Bibliothek auch die Sachkatalogisierung entfällt - wieder unter der Voraussetzung, daß die zentrale Stelle die gleiche Klassifikation und die gleichen Schlagwortregeln verwendet wie die einzelne Bibliothek. Nur Individualsignaturen müßten in jedem Fall noch vergeben werden, falls solche an der Bibliothek üblich sind. Eine Hauptschwierigkeit der zentralen Katalogisierung liegt darin, daß es, vom Zeitpunkt des Erscheinens der Publikation an gerechnet, geraume Zeit dauern kann, bis die Neuerscheinungen von der zentralen Stelle beschafft, die Katalogaufnahmen angefertigt und die Titelzettel gedruckt und verschickt worden sind. Nur wenn diese Zeitspanne möglichst kurz gehalten wird, ist die zentrale Katalogisierung der „dezentralen" Katalogisierung in den einzelnen Bibliotheken überlegen, da ein bestimm135

tes, von der einzelnen Bibliothek neuerworbenes Buch ja erst ausgeliehen werden kann, wenn die dazugehörigen Titeldruckkarten eingetroffen und in die Kataloge eingeordnet sind. Nimmt die Herstellung und Versendung der Titelkarten zuviel Zeit in Anspruch, so ist die Benutzung des Buches zu lang blockiert, und die schnellere ^ausgemachte" Katalogisierung ist dann unter Umständen der zentralen Katalogisierung, trotz der mit dieser verbundenen Arbeitsersparnis, vorzuziehen. Aus diesem Grund bemühen sich alle mit zentralen Katalogisierungsdiensten befaßten Stellen um größtmögliche Aktualität. Im Öffentlichen Bibliothekswesen gibt es eine zentrale Katalogisierung vor allem in den großstädtischen und regionalen Bibliothekssystemen, wo die für die einzelnen (Zweig-)Bibliotheken bestimmten Bücher in der Zentralbibliothek oder in einer anderen zentralen Stelle katalogisiert werden. Sachbücher werden in der Zentrale auch systematisiert (klassifiziert), dJi. die Titelaufnahmen enthalten bereits die als Signatur verwendbare Gruppenbezeichnung der Systematik. Den gleichen Dienst leistet die Einkaufszentrale für Öffentliche Bibliotheken (EKZ) in Reutlingen, bei der man alle Bücher ihres Lagerbestandes mit der kompletten Titelaufnahme (3 Katalogzettel) beziehen kann. Die Titeldruckkarten der Sachbücher enthalten die ASBNotation (vgl. Abb. 7). Im Wissenschaftlichen Bibliothekswesen erfolgt die zentrale Katalogisierung meist auf nationaler Ebene, d.h. eine Nationalbibliothek oder ein nationalbibliographisches Zentrum stellt Zetteldrucke der Neuerwerbungen (oder der inländischen, durch Pflichtablieferung einlaufenden Neuerscheinungen) her, die von den Bibliotheken des Landes bezogen werden können. Als Beispiel sei die zentrale Katalogisierungsarbeit der Library of Congress in Washington genannt. Die Titeldruckkarten ihrer Neuerwerbungen (inländischer und ausländischer Literatur) werden von vielen amerikanischen Bibliotheken abonniert (ganz oder in Auswahl). Die Titeldrucke enthalten Schlagwörter sowie die Notation der „Library of Congress Classification", häufig auch die der „Dewey Decimal Classification".

136

R a u s c h e r t , Minfred:

Erlebte Völkerkunde : Berichte. Beobachtungen u. Begegnungen mit Naturvölkern Südamerikas / Manfred Rauschert. · 1. Aufl. - Bonn ·. Keil. 1982.-247 S. : JH. ISBN ?-921591·19-8

Leben, Kultur und Umwelt der Indianerstamme im Grenzgebiet Suriname—Guayana—Brasilien; Berichte, die zugleich Einblick in die Praxis der Feldforschung geben. (Ckm 1)

Abb. 7: Titeldruckkarte der Einkaufszentrale fur Bibliotheken

Öffentliche

Lauer, Robert II. Social problems and the quality of life / Robert H. lauer. — 2nd ed. — Dubuque, Iowa : W.C. Brown Co. Publishers, c!982. xtv, 637 p . : ill. ; 24 cm. Bibliography: p. 589-621. Includes Indexes.

ISBN 0-697-07565-6 (pbk.)

1. United Slates- Social conditions. 2. Quality of life—United Stales. 3. Social problems. I. Title.

HN57.L39 1982

f

._ \

V

7

362'.042'0973-dcl9

81-67391

AACR 2

MARC

Library of Congress

Abb. 8: Titeldruckkarte der Library of Congress in Washington 137

c) Zentrale Dienste der Deutschen Bibliothek In der Bundesrepublik Deutschland fuhrt die Deutsche Bibliothek in Frankfurt a.M. einen zentralen Katalogisierungsdienst für die von ihr bibliographisch verzeichneten deutschen Neuerscheinungen durch. Die Deutsche Bibliothek stellt für die im „Wöchentlichen Verzeichnis" der Deutschen Bibliographie angezeigten Neuerscheinungen Titeldruckkarten her, die von allen interessierten Bibliotheken bezogen werden können. Die Titeldruckkarten werden etwa gleichzeitig mit der entsprechenden Heftausgabe des „Wöchentlichen Verzeichnisses" ausgeliefert.

D 82/13551 Lukics, Georg: Die Theorie des Romans : e. geschichtsphilos. Versuch über d. Formen d. grossen Epik / Georg Lukacs. - Sonderausg., 7. Auf!. Darmstadt; Neuwied : Luchterhand, 1982. -145 S. ; 18 cm (Sammlung Luchterhand ; 36) ISBN 3-472-61036-0 kart. : DM 12.80 NE:GT SW: Epos; Roman

DB: 82,A28,0756 *(51.10,63)

DBN 82,069930.6 Ro/na

Abb, 9: Titeldruckkarte der Deutschen Bibliothek in Frankfurt a.M. Neue Möglichkeiten der zentralen Katalogisierung eröffnet die Anwendung der Elektronischen Datenverarbeitung (vgl. S.241f.). Eine nationale Zentrale kann die Titelaufnahmen der inländischen Neuerscheinungen per Computer auf Magnetband speichern und so an die Bibliotheken schicken, die dann durch ihren Computer die Aufnahmen abrufen und für Erwerbungs- wie für Katalogisierungszwecke ausdrucken können. In manchen 138

Staaten (USA, Großbritannien, Kanada) ist ein solches Verfahren bereits seit längerer Zeit üblich. Auch die Deutsche Bibliothek, die ihre bibliographischen Verzeichnisse mit EDV erstellt, hat einen solchen Magnetbanddienst eingerichtet. Seit 1976 können die Bibliotheken, die für ihre eigene Katalogisierung bereits die EDV anwenden, das Magnetband mit den Titelaufnahmen des „Wöchentlichen Verzeichnisses" der Deutschen Bibliographie beziehen. Aktueller als die Titeldruckkarten und der Magnetbanddienst der Deutschen Bibliothek sind die von ihr verschickten Vorauskopien der Ablochbelege. Bei der Datenerfassung der Neuerscheinungen fur das mittels EDV hergestellte „Wöchentliche Verzeichnis" entstehen Ablochbelege in Klarschrift, die eine Titelaufnahme mit allen bibliographischen Daten des Buches enthalten. Diese Ablochbelege werden kopiert und den interessierten Bibliotheken zugesandt, und zwar in der Regel etwa 6 Wochen vor Anzeige des Buches in der Heftausgabe des „Wöchentlichen Verzeichnisses". Diese Vorauskopien eignen sich zunächst zur unmittelbaren Verwendung als Bestellunterlage bei der Erwerbung, dann auch als Hilfe für die Katalogisierung der beziehenden Bibliothek. Da bei Bibliotheken und auch beim Buchhandel ein großes Interesse an einer noch aktuelleren Information über deutsche Neuerscheinungen bestand, hat die Deutsche Bibliothek eine weitere Variante der zentralen Katalogisierung und zentralen Buchinformation entwickelt. Sie hat (nach ausländischen Vorbildern) 1975 ein CIP-Projekt begonnen, das den Teilnehmern die wichtigsten Buchdaten einer Neuerscheinung bereits einige Wochen vor dem Erscheinen des Buches vermittelt. Die Abkürzung CIP bedeutet Cataloguing in Publication, also soviel wie „Katalogisierung von Veröffentlichungen in diesen selbst". Es handelt sich dabei um die Erstellung einer Kurztitelaufnahme in Zusammenarbeit mit den Verlegern noch vor Erscheinen des Buches. Die Kurztitelaufnahme wird in das Buch eingedruckt und außerdem in einen aktuellen Informationsdienst der Neuerscheinungen übernommen. Im einzelnen läuft das Verfahren folgendermaßen ab: Nach Fertigstellung des Drucksatzes eines Buches, aber noch vor 139

Beginn des Drucks, schickt der Verleger einen Abzug der Titelseiten zusammen mit einem bibliographischen Begleitzettel an die Deutsche Bibliothek. Dort wird anhand dieses Materials eine Kurztitelaufnahme gemäß den RAK erstellt, die in Kopien an den Verlag geschickt und auf die Rückseite des Titelblattes der Publikation eingedruckt wird. Eine Titelaufnahme des Buches wird außerdem in einen mit EDV hergestellten Informationsdienst aufgenommen, der alle gemeldeten Titel in Kurzform anzeigt, und zwar möglichst schon vier Wochen vor Erscheinen im Buchhandel. Er wird als Reihe N des Wöchentlichen Verzeichnisses der Deutschen Bibliographie unter dem Titel „Neuerscheinungen-Sofortdienst (CIP)" herausgegeben. Die Kurztitelaufnahmen dieses Sofortdienstes sind auch als „CIP-Vorauskopien" auf Papierzetteln erhältlich; da sie etwa 8 Wochen vor Erscheinen der angezeigten Werke im Buchhandel verfugbar sind, stellen sie eine Erwerbungsgrundlage von höchster Aktualität dar. Das CIP-Projekt hat als zentrale Dienstleistung zwei Aufgaben zu erfüllen: Erstens soll es Bibliotheken und Buchhandlungen über Neuerscheinungen gesichert und frühestmöglich informieren und zweitens soll es eine Katalogisierungshilfe bieten, indem es durch die im Buch eingedruckte Kurztitelaufnahme den Bibliotheken den arbeits- und zeitaufwendigsten Teil der eigenen Katalogisierung erspart. d) Verbundkatalogisierung Verbundkatalogisierung ist die arbeitsteilige (kooperative) Katalogisierung durch mehrere, dem Verbund angeschlossene Bibliotheken. Der Sinn der Verbundkatalogisierung liegt darin, daß eine im gemeinsamen Katalog (Verbundkatalog) bereits vorhandene Titelaufnahme durch andere Bibliotheken des Verbundes für eigene Katalogisierungszwecke übernommen werden kann. Durch diese „Übernahme von Fremdleistungen" wird Doppelarbeit vermieden und daher ein beachtlicher Rationalisierungseffekt erreicht. Erst durch Anwendung der EDV ist die Verbundkatalogisierung möglich geworden. Die Verbundbibliotheken benutzen gemein140

sam eine EDV-Anlage als Verarbeitungs-und Speicherzentrate. Je nachdem, ob die Ein-und Ausgabe der Titeldaten direkt oder über Zwischendatenträger erfolgt, handelt es sich um einen Online- bzw. einen Offline-Verbund. Das Ergebnis der Verbundkatalogisierung ist ein Verbundkatalog als zentraler Besitz- und Standortnachweis der beteiligten Bibliotheken. Er kommt entweder in der Form des Online-Katalogs oder des Mikrokatalogs vor. Nähere Ausführungen über Verbundkatalogisierung finden sich auf S. 242 ff.

7. Buchbearbeitung zwischen Katalogisierung und Benutzung Nach der Akzessionierung und Katalogisierung eines neuerworbenen Buches sind noch einige Arbeitsvorgänge nötig, bevor das Buch zur Benutzung bereitgestellt werden kann. Dazu gehört das Anbringen des Bibliotheksstempels, dann vor allem das Binden des Buches, soweit es nicht schon in gebundenem Zustand in die Bibliothek gekommen ist, ferner das Beschriften und Anbringen des Signaturschildchens sowie evtl. abschließende Kontrollarbeiten.

a) Stempeln Jedes Bibliotheksbuch muß einen deutlichen Eigentumsvermerk der Bibliothek aufweisen. Dies geschieht durch Anbringung des Bibliotheksstempels im Buch. Der Stempel wird aus ästhetischen Gründen auf der Rückseite des Titelblattes angebracht und meist noch auf dem unteren Rand einer bestimmten, immer gleichbleibenden Seite im Innern des Buches; manchmal auch noch am Ende der letzten Textseite. An manchen Bibliotheken werden die Bücher bereits nach der Akzessionierung (also noch vorder Katalogisierung) gestempelt, um die Bücher frühzeitig als Eigentum der Bibliothek zu kennzeichnen. Wichtig ist auf jeden Fall, daß die Bücher den Bibliotheksstempel erhalten, bevor sie zum Binden an einen Buchbinder außerhalb der Bibliothek gegeben werden. 141

b) Bindearbeiten Nur ein Teil aller Neuerscheinungen wird vom Buchhandel bereits in gebundenem Zustand geliefert. Diese Verlagseinbände (in der Regel Ganzgewebebände) sind zwar meist nicht so haltbar wie die speziell für Bibliothekszwecke gebundenen Bücher, sie werden aber gewöhnlich ohne Umbinden in den Bestand eingereiht und erst nach erfolgter Abnutzung neu gebunden. Verlagseinbände, die viel benutzt werden (Freihandbestände) oder die einen schmutzempfindlichen Überzug (z.B. rauhes Leinen) haben, pflegt man in eine durchsichtige (meist selbstklebende) Kunststoff-Folie einzuschlagen. Der lose Schutzumschlag von Verlagseinbänden wird bei Freihandbeständen (vor allem in öffentlichen Bibliotheken) gern beim Buch belassen und in den Folienumschlag einbezogen, bei Magazinbeständen wird er meist entfernt. Viele Neuerscheinungen werden ungebunden, dJi. in broschiertem Zustand geliefert. Es sind dies vor allem Zeitschriften, Reihen, Lieferungswerke, wissenschaftliche Spezialliteratur, Schriften mit geringem Umfang. Sie müssen vor der Benutzung noch gebunden werden. Bei weniger wichtigem, d.h. seltener benutztem Kleinschrifttum wird man auf das Binden verzichten (Aufbewahrung in Ziehmappen, in Kapseln oder in einer Vertikalablage), ebenso bei rasch veraltender Literatur und bei Taschenbüchern, deren Neuanschaffung billiger kommt als das Binden, in diesen beiden Fällen aber nur unter der Voraussetzung, daß die betreffenden Bücher nicht für dauernd aufbewahrt werden sollen. Bevor ein Buch für Bibliothekszwecke gebunden wird, muß die Einbandart festgelegt werden. Welche Einbandart gewählt wird, richtet sich nach der Größe und dem Wert des Buches, nach der voraussichtlichen Häufigkeit der Benutzung und nach der Dauer der Aufbewahrung. Freihandbestände in Öffentlichen Bibliotheken enthalten vorwiegend aktuelle Gebrauchsliteratur, die intensiv benutzt wird,jedoch nicht für alle Zeiten aufbewahrt werden soll. Solche Freihandbestände sollen auch fürs Auge ein lebendiges und attraktives Bild bieten, was bei Magazinbeständen und bei wissenschaftlicher Literatur weniger wichtig ist. Diesen Erfordernissen entspricht z.B. der von der „Einkaufs142

zentrale für öffentliche Bibliotheken" in Reutlingen hergestellte Bücherei-Einband („EKZ-Einband"). Dabei wird der Buchblock auf Speziatgaze mit eingewebtem Band fadengeheftet; die Einbanddecke wird als Ganzgewebeband gearbeitet; der Schutzumschlag des Buches wird auf den Vorderdeckel aufgeklebt; auf dem Buchrücken wird der Verfassername und/ oder der Titel aufgeprägt. Die Einbanddecke erhält einen Überzug aus selbstklebender Klarsichtfolie. Für Taschenbücher, Paperbacks, Broschüren u.a. ist die „EKZ-Sonderbindung" bestimmt (Klebebindung, mit Spezialpapier überzogener Pappband, Folienüberzug). Bei Buchbeständen, die dauernd aufbewahrt werden, müssen an Bindetechnik und Bindematerial besondere Anforderungen gestellt werden. Für die technische Gestaltung der Einbände an Wissenschaftlichen Bibliotheken wurden deshalb eigene Bestimmungen ausgearbeitet (vgl. S. 321 f.). Die von großen Bibliotheken am häufigsten gewählten Einbandarten sind der Halbgewebeband (Halbleinenband) und der Ganzgewebeband (Ganzleinenband). Für vielbenutzte und großformatige Werke (z.B. Handbücher, Lexika, Bibliographien) verwendet man oft Halblederbände. Der Verfassername und/oder der Titel (bei mehrbändigen Werken, Zeitschriften und Serien auch Band- oder Jahrgangszählung) werden auf den Buchrücken aufgeprägt (Rückenaufdruck). Schmale und weniger intensiv benutzte Bücher werden als Steifbroschuren oder Pappbände gebunden. In der Regel ist Fadenheftung auf Band vorgeschrieben; die preisgünstige Klebebindung ist nur unter bestimmten Voraussetzungen zulässig. (Näheres über die verschiedenen Einbandarten auf Seite 316 ff.) Das Binden der broschiert gelieferten Werke kann entweder in der Bibliothek oder von Buchbindern außerhalb des Hauses geschehen. Größere Bibliotheken haben meist eine eigene Hausbuchbinderei. In dieser hauseigenen Werkstatt werden jedoch in der Regel nur solche Buchbinderarbeiten ausgeführt, die entweder geringfügig sind (Reparaturen von beschädigten Büchern, Einschlagen schmutzempfmdlicher Bande in Folie, Einkleben von losen Karten, Tafeln und Beilagen) oder die eine schnelle Erledigung bzw. besondere Sorgfalt verlangen (Neu143

binden von vielbenützten Nachschlagewerken oder Bibliographien). Auch die Anfertigung von Ziehmappen (Streckmappen), Vertreterpappen, Schubern, Pappkästen für Karteien usw. gehört zu den Aufgaben der Hausbuchbinderei. Die Hauptmasse der ungebundenen Neuerscheinungen aber wird von größeren Bibliotheken an private Buchbinderfirmen außerhalb des Hauses, sog. Vertragsbuchbinder, zum Binden weitergegeben. Dabei sollten die Bibliotheken nur mit solchen Buchbindern zusammenarbeiten, die auf die Bedürfnisse der Bibliotheken spezialisiert sind (Bibliotheksbuchbindereien). In großstädtischen oder regionalen Bibliothekssystemen werden die Bindearbeiten zweckmäßigerweise in einer eigenen zentralen Buchbinderwerkstatt durchgeführt. Die Bücher werden dort im Rahmen der zentralen Buchbearbeitung gebunden und kommen dann erst in die einzelnen Zweigbibliotheken. Den gleichen Dienst leistet die „Einkaufszentrale für Öffentliche Bibliotheken" (EKZ) in Reutlingen, bei der man jedes im Buchhandel greifbare Buch, gleichgültig ob es vom Buchhandel broschiert oder in einem Verlagseinband geliefert wird, in dem erwähnten Büchereieinband beziehen kann. c) Die Einbandstelle Um die nötigen Binde- und Buchpflegearbeiten zu veranlassen und zu überwachen, gibt es an größeren Bibliotheken eine eigene Dienststelle, die Einband st eile. Sie bildet das Verbindungsglied zwischen der Bibliothek und den in ihrem Auftrag arbeitenden Buchbindereien (bzw. der Hausbuchbinderei), an die sie die Bücher zum Binden weitergibt. Da für Einbandkosten zwischen 10 und 25 % des gesamten Erwerbungsetats der Bibliothek zur Verfügung stehen, trägt die Einbandstelle die Verantwortung für die sachgemäße und sparsame Verwendung von oft beträchtlichen Haushaltsmitteln. In der Einbandstelle läuft folgendes Bindegut zusammen: (1) die neuerworbenen Monographien, Fortsetzungs- und Serienwerke; (2) die ungebundenen Zeitschriftenjahrgänge, sobald sie vollständig sind; (3) reparaturbedürftige Bücher aus dem Freihand- und Magazinbestand. 144

Beim Verkehr mit den Vertragsbuchbindern hat die Einbandstelle eine doppelte Aufgabe zu erfüllen, nämlich erstens dem Buchbinder den Auftrag für einen sachgerechten Einband zu erteilen und zweitens das vom Buchbinder gebundene Buch zurückzunehmen, die ordnungsgemäße Beschaffenheit seines Einbandes zu überprüfen und die Preisberechnung zu kontrollieren. d) Zusammenstellung eines Buchbinderauftrags Vor der Übergabe eines Auftrags an den Buchbinder muß jedes einzelne Buch kollationiert, d.h. auf seine Vollständigkeit überprüft werden. Gleichzeitig wird das Buch vorgerichtet, d.h. es muß dafür gesorgt werden, daß alle zum Buch gehörigen Teile (Titelei, Inhaltsverzeichnis, Register, Tafeln und sonstige Beilagen) an der richtigen Stelle liegen. Ferner ist beim Vorrichten zu entscheiden, ob Umschläge und Reklameseiten (vor allem bei Zeitschriften) mitgebunden werden sollen oder nicht; im letzteren Fall müssen sie entfernt werden, sofern nicht diese Arbeit vom Buchbinder (nach Anweisung der Bibliothek) übernommen wird. Für jedes Buch wird die gewünschte Einbandart und die Art des Rückenaufdrucks bestimmt und in Form einer Bleistiftnotiz auf dem Umschlag des Buches oder auf einem beigefügten Zettel („Auftragszettel") vermerkt. Bei Zeitschriften und Serien, die laufend gehalten werden, läßt man beim Binden des ersten Bandes vom Buchbinder eine Musterpappe anfertigen, das ist ein maßstabgetreues Abbild des Einbandrückens mit einer Probe des verwendeten Überzugstoffes und Angabe aller sonstigen Einzelheiten der Einbandart und des Rückenaufdrucks. Diese Musterpappe wird dann in der Einbandstelle aufbewahrt und bei allen folgenden Bänden dem Buchbinder mitgegeben. Dadurch erreicht man, daß alle Bände einer Zeitschrift oder Serie den gleichen Einband erhalten. Bei Fortsetzungswerken, die nur wenige Bände umfassen, empfiehlt es sich, einfach den zuerst gebundenen Band als Musterband mitzugeben. Eine bestimmte Zahl von Büchern wird nun zu einer Lieferung für einen Buchbinder zusammengestellt. Dabei werden alle Bücher einer Lieferung auf einer als Formular vorgedruckten 145

Auftragsliste (Buchbinderliste) verzeichnet. Die Liste enthält für jedes Werk den gekürzten Titel, die Signatur, die Zahl der Bände, die geforderte Einbandart (in Abkürzung), die Art des Rückenaufdrucks und die Angabe, ob eine Musterpappe oder ein Musterband beigefugt ist. Die Auftragsliste wird am besten maschinenschriftlich mit Durchschlägen in dreifacher Ausfertigung hergestellt. Eine Ausfertigung verbleibt in der Einbandstelle und wird abgeheftet; diese gesammelten Auftragslisten bezeichnet man oft als Buchbindetfournal. (Die Führung eines gebundenen, handschriftlich geführten Buchbinderjournals ist unrationell.) Die zweite und dritte Ausfertigung der Auftragsliste wird dem Buchbinder mitgegeben, der die dritte Ausfertigung mit entsprechenden Ergänzungen als Rechnung verwenden und bei der Rückgabe der Lieferung einreichen kann. Beim Abholen der Lieferung muß sich der Buchbinder überzeugen, daß die ihm übergebenen Bücher mit der Auftragsliste übereinstimmen, und den Empfang der Lieferung auf der in der Bibliothek verbleibenden Ausfertigung der Auftragsliste durch Unterschrift bescheinigen. Die Einbandstelle sollte jederzeit den Verbleib eines an sie gelangten Buches nachweisen können. An großen Bibliotheken mit viel Bindegut ist es sehr mühsam, zu diesem Zweck die Auftragslisten durchzusehen. Für laufende Veröffentlichungen (Zeitschriften, Serien) und in Fortsetzungen erscheinende mehrbändige Werke wird daher häufig eine nach Signaturen geordnete Kartei angelegt, in der für jedes Werk (neben Titel, Signatur und Hinweisen auf Musterpappe bzw. Musterband) angegeben wird, welche Bände wann an welchen Buchbinder gegeben wurden und wann sie vom Buchbinder wieder zurückgegeben wurden. Für Monographien pflegt man oft eine besondere Kartei zu führen, aus der bei der Rückgabe des gebundenen Werks die Karte wieder entfernt wird. Wenn Auftragserteilung und Rücklieferung gleichmäßig und zügig erfolgen, kann man auf diese Nachweiskarteien verzichten, auf jeden Fall an kleineren Bibliotheken mit weniger Bindegut. Die Ablieferungsfrist zwischen der Übergabe einer Lieferung an den Buchbinder (Auftragserteilung) und der Rückgabe der gebundenen Bände sollte möglichst kurz sein. Eine Frist von nur 146

einer Woche wäre wünschenswert, läßt sich aber aus bindetechnischen und organisatorischen Gründen kaum einhalten. In keinem Fall darf die Ablieferungsfrist 3—4 Wochen überschreiten, da sonst die Bücher zu lange der Benutzung entzogen sind. Vielbenutzte Werke aus Freihandbeständen (Nachschlagewerke, Bibliographien usw.) müssen beschleunigt gebunden werden, am besten in der Hausbuchbinderei. e) Rücknahme und Kontrolle des Buchbinderauftrags Wenn der Buchbinder die gebundenen Bücher einer bestimmten Lieferung zurückbringt, muß die Einbandstelle zunächst anhand der Auftragsliste die Vollständigkeit der Lieferung überprüfen. Femer ist (ebenfalls anhand der Auftragsliste) die sachgemäße Erledigung der Bindearbeiten zu kontrollieren (Richtigkeit der Einbandart und des Rückenaufdrucks, Qualität der Materialien und der Ausführung). Auch die richtige Preisberechnung ist, wenigstens in Stichproben, zu überwachen. Der Preis für den Einband eines Buches berechnet sich nach der Einbandart, nach der Buchhöhe und nach der Stärke des Bandes, dJi. nach der Zahl der Seiten oder Lagen. f) Beschriften und Beschildern Die gebundenen Bibliotheksbücher müssen noch etikettiert oder „signiert", dJi. mit dem Signaturschild versehen werden. An manchen Bibliotheken wird die Signatur handschriftlich mit Tusche auf ein Schildchen aus Papier oder Schreibleinen aufgetragen und dieses auf den Rücken des Buches (oder bei sehr schmalen Bänden links oben oder links unten auf den vorderen Einbanddeckel) aufgeklebt. Rationeller ist die Verwendung eines einstellbaren Nummernstempels oder eines Prägeapparates für die Beschriftung des Signaturschildchens. Vielfach sind selbstklebende Signaturschilder im Gebrauch, die oft noch mit einem Stück Klebefolie überzogen werden. Zu beachten ist, daß die Rückenschilder bei mehrbändigen Werken stets im gleichen Abstand vom oberen oder unteren Rand des Rückens angebracht werden. Es empfiehlt sich, die Signatur zusätzlich mit Bleistift auf die Innenseite des vorderen Buchdeckels zu schreiben, um bei einem etwaigen Verlust des Rückenschildes die Signatur mühelos feststellen zu können.

147

Die genannten Arbeiten werden an manchen Bibliotheken in einer eigenen „Beschriftungs- und Beschilderungsstelle" oder „Klebestelle" erledigt, an anderen Bibliotheken erfolgen sie in der Einbandstelle oder in der „Schlußstelle". g) Abschließende Buchbearbeitung In einer eigenen ,,Schlußstelle" oder in der Einbandstelle oder in der Beschriftungs- und Beschilderungsstelle finden die abschließenden Arbeitsvorgänge des Buchdurchlaufs statt. Sofern man es für nötig hält, wird noch einmal überprüft (anhand des Laufzettels, evtl. der Katalogkarten), ob das Buch alle Bearbeitungsstationen ordnungsgemäß durchlaufen hat. Die Übereinstimmung der Signatur auf Laufzettel, Signaturschild und im Buchdeckel wird kontrolliert. Die Katalogkarten werden spätestens jetzt an die Kataloge zum Einlegen gegeben; der Laufzettel wird in der Regel vernichtet oder er dient als „Grundzettel" für den Aufbau des Verwaltungskatalogs (so häufig an Öffentlichen Bibliotheken). Sodann werden die Bücher für die Statistik der Neuzugänge gezählt (Bandstatistik), nach laufenden Metern gemessen (Meterstatistik) und schließlich an ihren Standort (Magazin oder Freihandbestand) weitergegeben. Damit ist die Buchbearbeitung abgeschlossen und der Geschäftsgang des Buches beendet. Das Buch steht jetzt an seinem durch die Signatur bestimmten Standort für die Benutzung bereit.

8. Der Geschäftsgang in Universitäten Bibliothekssystemen Wenn ein neuerworbenes Buch in der Bibliothek eintrifft, beginnt es eine „Wanderung" durch die verschiedenen Bearbeitungsstellen, bis es schließlich an seinem Standort eingestellt werden kann. Diesen Lauf des Buches., der in einer genau festgelegten Abfolge geschieht, bezeichnet man an großen Bibliotheken als Geschäftsgang. Meist rechnet man auch diejenigen Arbeiten dazu, die vor dem Eintreffen des Buches in der Bibliothek erfolgen, also die Buchauswahl, die Vorakzession und die Bestellung. Es gehört zu den Aufgaben großer Bibliotheken und Bibliothekssysteme, den Ablauf dieser Arbeiten — von der Buch148

auswahl bis zum Einstellen des Buches am Standort — möglichst rationell und zweckmäßig (und damit zeitsparend) zu organisieren. Welche Arbeiten im einzelnen beim Geschäftsgang des Buches nötig sind, wurde in den vorhergehenden Abschnitten dieses Buches bereits erläutert. Es handelt sich um die bei der Erwerbung und Katalogisierung erforderlichen Tätigkeiten sowie um die sonstige Buchbearbeitung (Stempeln, Einbinden, Beschriften und Beschildern). Die in den vorhergehenden Abschnitten geschilderten Arbeitsabläufe waren allerdings im wesentlichen auf Bibliotheken mit konventionellem Geschäftsgang bezogen, d.h. auf Bibliotheken, die (1) die Arbeiten beim Geschäftsgang nicht wie bei Universitäts-Bibliothekssystemen zwischen Zentralbibliothek und Teilbibliotheken aufteilen und die (2) für ihre Erwerbungs- und Katalogisierungsarbeiten nicht die Elektronische Datenverarbeitung (EDV) anwenden. Seit etwa 1965 sind jedoch, wie bereits ausgeführt (S. 20 f.), an den neugegründeten Universitäten und Hochschulen integrierte Bibliothekssysteme entstanden, die durch zwei Besonderheiten charakterisiert sind: (1) Sie gliedern sich in eine Zentralbibliothek bzw. Bibliothekszentrale und in verschiedene fachliche Teilbibliotheken, die zusammen ein einheitliches Bibliothekssystem bilden. (2) Sie verwenden für die Katalogherstellung (z.T. auch für andere Arbeiten) die EDV. Demgemäß weicht an diesen universitären Bibliothekssystemen der Geschäftsgang in manchen Punkten von dem Arbeitsablauf an konventionellen Bibliotheken ab. Der Geschäftsgang an universitären Bibliothekssystemen soll im folgenden kurz dargestellt werden. Dabei sind gewisse Vereinfachungen unvermeidlich, weil Varianten der Arbeitsabläufe in den verschiedenen Bibliothekssystemen vorkommen. Die Buchauswahl erfolgt im wesentlichen in den Teilbibliotheken, und zwar teils durch das Lehrpersonal des Fachbereichs (Professoren, Dozenten, Assistenten), teils durch den Fachreferenten, dJi. den für diese Teilbibliothek verantwortlichen Bibliothekar. Lehrpersonal und Fachreferent arbeiten dabei eng zusammen. Es ist Aufgabe des Fachreferenten, für die Bearbeitung der Buchwünsche der Lehrstühle zu sorgen, aber auch dem 149

Lehrpersonal bibliographische Unterlagen und Informationen für die Buchauswahl zu Hefern sowie selbst am Bestandsaufbau mitzuarbeiten. Ergänzende bzw. Kontrollfunktionen im Hinblick auf die Buchauswahl übt die Erwerbungsabteilung der Zentralbibliothek/Bibliothekszentrale aus. Die Vorakzession wird an den zentralen Nachweiskarteien vorgenommen. Auch die Beschaffung der Bücher führt die Zentralbibliothek durch, d.h. die Bestellungen werden durch die Zentrale verschickt, und auch die Akzessionierung der eingelaufenen Bücher sowie die Bearbeitung der Rechnungen wird zentral erledigt. In den Teilbibliotheken universitärer Bibliothekssysteme sind die Buchbestände in systematischer Ordnung aufgestellt. Entsprechend findet auch die Sacherschließung durch den Fachreferenten der betreffenden Teilbibliothek statt (Systematisieren, Schlagwortgebung). Die Sacherschließung erfolgt entweder vor oder nach der Titelaufnahme (bei Verbundkatalogisierung nachher, um auch bei der Sachkatalogisierung Fremdleistungen verwerten zu können). An den Bibliothekssystemen der neuen Universitäten bildet die Notation einen Bestandteil der Signatur, da sie ja die Aufstellung des Buches innerhalb der systematischen Ordnung festlegt. Bei der Signaturgebung, die meist in der Teilbibliothek erfolgt, muß nur noch ein individueller Zusatz an die Notation angefügt werden, z.B. die Cutter-Nummer (vgl. S. 176 ff.), um aus Notation und Zusatz die IndividualSignatur zu bilden. Die Erfassung der bibliographischen Daten des Buches für die Herstellung der Kataloge mittels EDV erfolgt zentral. Bei der Titelaufnahme (Datenaufbereitung) werden die einzelnen Daten in Form eines bestimmten Erfassungsschemas (Kategorienschemas) gegliedert (vgl. S. 237). Die so aufbereitete Titelaufnahme muß auf maschinenlesbare Datenträger übernommen werden, um in der EDV-Anlage weiter verarbeitet werden zu können. Der Computer ordnet die eingegebenen Titelaufnahmen in der gewünschten Weise und erstellt dann die verschiedenen Kataloge (früher durch Ausdruck auf einem Schnelldrucker, heute meist durch Ausgabe auf Mikrofiches im COM-Verfahren, vgl. S. 239). 150

Nach Abschluß der Datenerfassung folgen die noch ausstehenden Bearbeitungsvorgänge am Buch. Dazu gehört das Binden von noch ungebundenen Büchern, das über die zentrale Einbandstelle erfolgt, sowie das Beschriften und Aufkleben des Signaturschildchens (meist in der Zentralbibliothek/Bibliothekszentrale). Damit ist der Geschäftsgang abgeschlossen und das Buch wird an seinem (durch die Signatur festgelegten) Standort in der Teilbibliothek oder im Magazinbestand der Zentralbibliothek aufgestellt.

9. Geschäftsgangsmodelle Um einen zusammenfassenden Überblick über den Geschäftsgang in verschiedenen Bibliothekstypen zu geben, sind auf den folgenden Seiten drei Geschäftsgangsmodelle abgebildet. Das erste Modell zeigt ein Schema des Geschäftsgangs von Monographien an einer traditionellen Wissenschaftlichen Bibliothek, dJi. einer Bibliothek, die keine Elektronische Datenverarbeitung (EDV) verwendet und die Hauptmasse ihres Bestandes, mechanisch geordnet, in geschlossenen Magazinen unterbringt. Nicht dargestellt sind die Besonderheiten des Geschäftsgangs bei Periodica (Zeitungen und Zeitschriften) sowie die teilweise abweichende Behandlung von Dissertationen, Büchern der Lehrbuchsammlung und minderwichtigem Kleinschrifttum. Das zweite Schema bezieht sich auf die Tätigkeiten der Bucherwerbung und Buchbearbeitung in einem großstädtischen Bibliothekssystem. Die meisten dieser Arbeiten sind hier in der Zentralbibliothek zusammengefaßt, wo sie für alle angeschlossenen Zweigbibliotheken durchgeführt werden. Das dritte Modell stellt den Geschäftsgang von Monographien an einer Universitätsbibliothek mit integriertem Bibliothekssystem dar. Das Bibliothekssystem besteht aus einer Zentralbibliothek (bzw. Bibliothekszentrale) sowie mehreren fachlichen Teilbibliotheken; die Bücher sind in systematischer Ordnung in den Teilbibliotheken (bzw. im Magazin der Zentralbibliothek) 151

aufgestellt; für die Katalogherstellung wird die Elektronische Datenverarbeitung eingesetzt. Es sei betont, daß es sich in allen drei Fällen um ein Modell des Geschäftsgangs handelt, d.h. es können in den einzelnen Bibliotheken und Bib liothekssy stemen Abweichungen von dem hier aufgeführten Schema vorkommen.

152

Der Geschäftsgang von Monographien an einer traditionellen Wissenschaftlichen Bibliothek (ohne EDV, mit mechanischer Aufstellung) Buchauswahl ! Vorakzession

;

Bestellung l Akzessionierung

4 Standortkatalog (Signaturgebung) l Titelaufnahme 4 Sacherschließung (Klassifizieren, Schlagwortgebung) l Vervielfältigung der Katalogkarten 4 Fertigstellen und Einordnen der Katalogkarten

; Stempeln ;

Einbandstelle t * Buchbinder 4 Beschriften und Beschildern l Einordnen der Bücher in den Bestand (Magazin oder Sonderstandorte)

153

Bucherwerbung und Buchbearbeitung in großstädtischen Bibliothekssystemen Zentralbibliothek

Zweigbibliotheken

Lektorat und Buchauswahl

Ν

3

-F,

π fli * •^

Τ3

"

0

«

C 3 ,

CD "—"

2 Ο c

ο

δ •ο

k(U

·· "JT

yj

"U

^ t M

Ι 11



^

^

ι"

-^

*

(

«i

c m £ ο

r · ·.

.C

υD



CO



φ Ο ^

ΐ> ω

c φ c

Ο)

c

2

C CD

"c

3 πι

'5 ^Ν

£. u

«ϊ C

Ν

u ^ c o

C ^

r Fernleihe er

ι

δ

ο 5

« 55

ο _0)

c-

ΙΑ

φ

QJ

n) —5

-

c 13

D

Jf a £



δ^

-Q

•c



S ' co 2 5

•Ff S 1 *

5

p €

β ο E *

0) Ό

W Ό

1-

C

f

l

-^"S '3i «

Φ

-i

'JE

N



' o

O O

L

.

4l

ώ > c D 'c "D

1 S

C

(0

"S

fl)

5

1 ω 0»

·***

^ ^ ^ Sr^ ·2Ρ

_*»>

Q

Μ Μ

? -C 3 in

r

4* ^

*Ό _. "*"^

~

^1 3

I ml

13

c o

l/t

^

c

v

< m

Q

C

ω •σ

1

ο

JO

υ

4)

δ

δ

VI

S Έ fi

o> c

>

(J D

^E

~σι

^

φ Λ

i .2 m φ

α

$

T> C

7/5

O>

«C

ΙΞ ^ α> u «ι . m

(0

Οΐ ο



κ »

ε(D

.



3

Bei Z e i t s c h r i M e r

σ> ο

1 , τ Φ

σι «

σ>

1 c σι ο Ξ r O) c ^:

B

TJ

c

&!

i1

|

fr

K

it. ai b

α

^

9 II

*

O

C

»3

α c g

X vn

'S

tt

•^>

5 | »

C «1 u

s

c

?I

^ i

«S

»^«^ ••^k

_*»!

3 N

o

βS 3 _

·£

—5

»

1

= c*

k

«

Mw C * k.

a "»

S3

II

E

v «^ M SS

Έ

B °"

£

3

cf

7

*

|s | 2 75 «

in

Uf,

s

"M

1

*Q-

4:

in

r«pht«cher Nachweis

| Bestellnummer

ί ϊ -^ τ;

ο£

J>l Ii 3

p σι

«

Μ —

Hs -s

•S

s

«

218

^ ^

y rj



^S Φ (^

1

s

-Ο ^ «

β

; i

| I



·o

·

:i tI —

"

·

I

I

i l

3

ί

5

s

_g α Ν

^

-S

ί

N

||

: f * •5 i i

o1i

r^n

|_ |

l

3-6-6

3 -S-6 3" ^ B J3 co

Ν

4



"ο ε R c 1 i J •5 « S2· ^> =o ·

•ό Έ

.

«

Ο

11.

c

£

ϊΕΠ

Ό

· -S i

l s;

Ε

Geechwieter-Si 8000 M n

5 £·' iΐ Τ

i

c

3

':

|

S c ~ Ot

w