Beweiserleichterungen und Auskunftsansprüche im Umwelthaftungsrecht [1 ed.] 9783428486625, 9783428086627


121 69 24MB

German Pages 285 Year 1996

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Recommend Papers

Beweiserleichterungen und Auskunftsansprüche im Umwelthaftungsrecht [1 ed.]
 9783428486625, 9783428086627

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

ANDREAS KONSTANTIN SAUTTER

Beweiserleichterungen und Auskunftsansprüche im Umwelthaftungsrecht

Schriften zum Umweltrecht Herausgegeben von Prof. Dr. Mi c ha e I Klo e p fe r , Berlin

Band 67

Beweiserleichterungen und Auskunftsansprüche im Umwelthaftungsrecht

Von

Andreas Konstantin Sautter

DUßcker & Humblot · Berliß

Die Deutsche Bibliothek - CW-Einheitsaufnahme Sautter, Andreas Konstantin: Beweiserleichterungen und Auskunftsansprüche im Umwelthaftungsrecht / von Andreas Konstantin Sautter. Berlin : Duncker und Humblot, 1996 (Schriften zum Umweltrecht ; Bd. 67) Zug!.: Augsburg, Univ., Diss., 1995 ISBN 3-428-08662-7 NE:GT

Alle Rechte vorbehalten

© 1996 Duncker & Humblot GmbH, Berlin

Fotoprint: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0935-4247 ISBN 3-428-08662-7 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706

S

Inhaltsverzeichnis

Einführung: Zivilrechtliche Umwelthaftung - Geschichte und Bedeutung für den Umweltschutz ..................................................... 15

Erster Teil

Sachproblem

23

Zweiter Teil

Erleichterungen des Nachweises der haftungsbegründenden Kausalität im Umwelthaftungsrecht

32

Erstes Kapitel

I.

11.

Regelmäßige Verteilung der Darlegungs- und Beweislast

32

Beweislastnonnen: Begriff, Bedeutung, Arten und rechtliche Einordnung

32

Verteilung der Beweislast ..................................... 33 1. Verteilung nach der Normentheorie als allgemeiner Grundregel ........ 2. Modifizierte Normentheorie ................................. 3. Andere Theorien der Verteilung der Beweislast ................... a) Theorie der Wahrscheinlichkeit (Reinecke) ....................

33 35 36 36

b) Verteilung nach einer Vielzahl von Prinzipien (Wahrendorf) 37 c) Theorie der Gefahrerhöhung (Deutsch) ...................... 38 d) Gefahrkreistheorie (J. Prölss) ............................. 40 4. Stellungnahme zur regelmäßigen Verteilung der Beweislast ........... 44 III.

Verteilung der Darlegungslast .................................. 44

6

Inhaltsverzeichnis Zweites Kapitel

Regelbeweismaß I.

11. III.

45

H.A. zum Regelbeweismaß .................................... 45 Ansichten von GOUwald. Rüssmann. Romme

....................... 46

Ergebnis der Untersuchung zum Regelbeweismaß

.................... 46

Drittes Kapitel

Instrumente der Beweiserleichterung I.

11.

47

Gesetzliche (Beweis-) Erleichterungen ............................. 1. Verringerung der tatbestand lichen Anforderungen .................. a) Wirkungsweise ....................................... b) Anwendung im Umwelthaftungsrecht ....................... 2. Vorveriagerung der Verantwortung durch Verkehrspflichten. Schutzgesetze. Unfallverhütungsvorschriften .......................... a) Wirkungsweise ....................................... b) Anwendungsmöglichkeiten im Umwelthaftungsbereich ........... c) Erweiterte Emissionsbeobachtungspflichten ................... 3. Ausweitung des Kreises der geschützten Rechtsgüter ............... 4. § 287 ZPO ............................................. 5. Weitere gesetzliche Beweismaßreduzierungen .................... 6. Gesetzliche Vermutungen .................................. a) Wirkungsweise. Arten. Widerlegung. dogmatische Einordnung ...... b) Gesetzliche Vermutungen im Umwelthaftungsrecht ..............

48 48 48 48 50 50 52 54 55 57 58 59 59 60

Außergesetzliche Beweiserleichterungen durch Beweismaß-Reduzierung

61

1. (Offene) Beweismaßreduzierung .............................. a) Generelle Beweismaßreduzierung .......................... b) Beweismaßreduzierung für haftungsbegcündende Kausalität ........ c) Beweismaßreduzierung für haftungsbegründende Kausalität speziell im Umwelthaftungsrecht ........................... 2. Anwendung des § 287 ZPO auf die haftungsbegründende Kausalität 3. Verringerte materiell-rechtliche Anforderungen ................... 4. Anscheinsbeweis ......................................... a) Wirkungsweise. Rechtsnatur. Anwendungsbereich ............... b) Rechtsfolge des Anscheinsbeweises. Erschütterung .............. c) Verhältnis zur vollen richterlichen Überzeugung ................ d) Einfache Erfahrungssätze als Anscheinsbeweis ................. e) Anwendung des Anscheinsbeweises im Umwelthaftungsrecht .......

61 62 63 65 66 68 70 70 72 72 74 76

Inhaltsverzeichnis 5. Indizienbeweis .......................................... a) Unterschied zum Anscheinsbeweis ......................... b) Wirkungsweise ....................................... c) Erschütterung des Indizienbeweises ......................... d) Anwendungsmöglichkeiten in Umwelthaftungsrecht ............. 6. Stellungnahme zu den Beweiserleichterungen durch Beweismaßreduzierung III.

7 77 77 77 78 79 81

Außergesetzliche Beweiserleichterungen durch Umverteilung der Darlegungsund Beweislast ............................................. 82 1. Beweislastumkehr ........................................ a) Wirkungsweise. Dogmatik. Anwendungsgebiete ................ b) Entlastung .......................................... c) Beweislastumkehr im Umwelthaftungsrecht ................... 2. Lehre von der sekundären Darlegungslast ....................... a) Voraussetzungen. Wirkungsweise. Anwendungsbereich ........... b) Anwendung im Umwelthaftungsbereich ...................... c) Rechtsfolgen ......................................... 3. Stellungnahme zu dem Beweiserleichterungen durch Umveneilung der Darlegungs- und Beweislast .................................

82 82 85 85 88 88 89 93 94

Viertes Kapitel Entlastungen für den Geschädigten im UmwHG I.

11.

Abriß der bisherigen Rechtslage ................................. 1. Fortbestehende Bedeutung dieser Rechtslage (§ 18 UmwHG) ......... 2. Die einzelnen Anspruchsgrundlagen ........................... 3. Beweisfragen .......................................... Haftungssystem des UmwHG ................................. 1. Anwendbarkeit des UmwHG ............................... a) Anlage unterfällt dem UmwHG (§§ 1. 2. 3) .................. b) Zeitliche Anwendbarkeit des UmwHG (§ 23) ................. 2. Anlageninhaber als Verpflichteter (§§ 1. 2. 3) ................... 3. Gefährdungshaftung (§ 1) ................................. a) Verschulden ........................................ b) Rechtswidrigkeit ..................................... 4. Schadensverwirklichung (§§ 1. 3) ............................ a) Formen der Umwelteinwirkung ........................... b) Art der Ausbreitung ................................... 5. Schaden .............................................. a) Geschützte Rechtsgüter (§ 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Schaden ...........................................

95 95 95 96 98 100 100 100 101 106 106 106 107 109 109 109 110 110 111

8

Inhaltsverzeichnis 6. Haftungsausschlüsse ..................................... a) Im UmwHG geregelte (§§ 4. 5. 11) ........................ b) Weitere Haftungsausschlüsse ............................ 7. Umfang des zu ersetzenden Schadens. Haftungshöhe (§§ 12-16) 8. Versicherungspflicht zur Sicherstellung der Solvenz des Schädigers (§§19-22) ............................................ 9. Materiell-rechtliche Auskunftsansprüche (§§ 8-10) ................ 10. Stellungnahme zu den durch das Haftungssystem des UmwHG gewährten Entlastungen für den Geschädigten ................... III.

112 112 112 113 113 114 114

Erleichterungen für den Nachweis der haftungsbegründenden Kausalität gern. §§ 6. 7 UmwHG ...................................... 116 1. Kausalitätsvermutung des § 6 I UmwHG ....................... a) Anwendungsbereich ................................... b) Voraussetzungen ..................................... c) Mitursächlichkeit ..................................... d) Reichweite der Vermutungswirkung ....................... e) Beweisfragen ....................................... 2. Vermutungsausschluß bei bestimmungsgemäßem Betrieb gemäß § 6 11 UmwHG ............................................. a) Bedeutung der Privilegierung des bestimmungsgemäßen Betriebs ... b) Erfordernisse des bestimmungsgemäßen Betriebs .............. c) Störfallbetrieb gern. § 6 11 2 UmwHG ...................... d) Beweisfragen im Zusammenhang mit dem Nachweis des bestimmungsgemäßen Betriebs gern. § 6 11 1 UmwHG .......... e) Beweiserleichterungen für den Anlagenbetreiber durch Entlastungsvermutungen gern. § 6 IV UmwHG ........................ f) Entlastungsvermutung gern. § 6 IV Nr. 1 UmwHG ............. g) Entlastung gern. § 6 IV Nr. 1 UmwHG durch eigenverantwortliche Selbstkontrolle h) Entlastungsvermutung gern. § 6 IV Nr. 2 UmwHG ............. j) Beweisfragen in Zusammenhang mit den Entlastungsvermutungen j) Widerlegung der Vermutung des § 6 IV UmwHG durch den Geschädigten k) Rechtsfolgen im Falle des Eingreifens des Vermutungsausschlusses gemäß § 6 IV UmwHG ................................ 3. Vermutungsausschluß gemäß § 7 11 UmwHG .................... a) Voraussetzungen des Vermutungsausschlusses gemäß § 7 11 UmwHG b) Mitursächlichkeiten ................................... c) Rechtsfolge des Vermutungsausschlusses gern. § 7 11 UmwHG d) Beweisfragen zu § 7 11 UmwHG .......................... 4. Vermutungsausschluß gemäß § 7 I UmwHG .................... a) Kataloganlage als Alternativursache ....................... b) Maßgebliche andere Umstände. Beweisfragen ..................

116 116 117 118 119 120 120 120 121 123 124 125 125 126 127 128 129 130 130 130 132 133 134 134 134 135

InhaltsverLeichnis

9

5. Sonderproblem der ameilsmäßigen Haftungsverteilung bei Haftung mehrerer Schädiger ...................................... 136 6. Bewertung der Beweiserleichterungen der §§ 6, 7 UmwHG .......... 138 IV.

Zusätzliche Erleichterungen des Nachweises der haftungsbegründenen Kausalität nach allgemeinen Standards 1. Anwendbarkeit ......................................... a) Anwendung auf den Nachweis der Vermutungsbasis des § 6 I 2 UmwHG .......................................... b) Anwendbarkeit bei Nichteingreifen der Ursachenvermutung nach § 6 I 2 UmwHG ..................................... c) Anwendbarkeit bei Ausschluß der Ursachenvermutung wegen nachgewiesenen Normalbetriebs gern. § 6 11, IV UmwHG ........ d) Anwendbarkeit bei Ausschluß der Ursachenvermutung wegen Vorliegens eines anderen Umstandes gern. § 7 UmwHG ......... e) Zwischenergebnis .................................... 2. Differenzierung des Kausalitätsbegriffs ........................ 3. Gemeinsame Lösungsansätze für alle Teilbereiche ................ a) Verbesserung der Informationsbasis für den Geschädigten ........ b) Verbesserungen der Beweislage durch Beweiserleichterungen 4. Erleichterungen des Nachweises der "Eignungskausalität" ........... a) Beweismaßreduzierung durch Theorie der wesentlichen Bedingung .. b) Anscheins- und Indizienbeweis ........................... c) Auskunftsansprüche ................................... 5. Erleichterungen des Nachweises der "Initialkausalität" ............. a) Verbesserung der Informationsbasis ........................ b) Beweiserleichterungen ................................. 6. Erleichterungen des Nachweises der "Grundkausalität" ............. a) Beweiserleichterungen ................................. b) Verbesserungen der Informationsbasis ......................

143 143 143 145 145 147 147 147 148 148 149 150 151 152 152 153 153 154 155 156 157

Fünftes Kapitel

Zusammenfassende Stellungnahme zu den Beweiserleichterungen im Umwelthaftungsrecht

158

Dritter Teil

Auskunftsansprüche

160

Erstes Kapitel

Auskunftsanspruch gem. § 8 UmwHG. I.

161

Voraussetzungen des Auskunftsanspruches gern. § 8 UmwHG .......... 161 1. Anwendbarkeit des UmwHG ............................... 161

10

Inhaltsverzeichnis 2. Schaden .............................................. 162 3. Durch Tatsachen begründete Annahme. daß der Schaden durch die Anlage des Inanspruchgenommenen verursacht wurde 162 4. Erforderlicherkeit zur Feststellung eines Schadensersatzanspruches nach dem UmwHG .......................................... 164 11.

Inhalt des Auskunftsanspruches gern. § 8 UmwHG .................. 1. Art der Auskunftsgewährung ............................... 2. Inhaltliche Ausgestaltung der Auskunft ........................ a) Art der Aufbereitung .................................. b) Auskunftsthemen ..................................... 3. Verhältnismäßigkeit ..................................... a) Kosten ............................................ b) Erforschungspflicht ...................................

166 166 166 166 167 169 169 170

III.

Ausschluß-Tatbestand des § 8 11 UmwHG ........................ 1. Geheimhaltung aufgrund gesetzlicher Vorschriften ................ 2. Geheimhaltung aufgrund überwiegenden Interesses ................ a) Strafechtliehe Selbstbelastung ............................ b) Strafrechtliche Bezichtigung von Angehörigen ................ c) Strafrechtliche Bezichtigung sonstiger Driller ................. d) Zivilrechtliehe Selbstbelastung ........................... e) Zivilrechtliehe Belastung von Angehörigen oder sonstigen Drillen f) Zusammenfassung .................................... 3. Berufung auf Betriebs- und Geschäftsgeheimnis .................. a) Definition .......................................... b) Betroffensein eines Geheimnisses ......................... c) Konkrete Gefährdung des Geheimnisses ..................... d) Stufen des Geheimnisschutzes ............................ e) Geheimnisse Driller ................................... 4. Interessenabwägung ..................................... a) Grade der Schutzwürdigkeit des Geheimhaltungsinteresses ........ b) Grade der Schutzwürdigkeit des Geschädigten ................ 5. Lösungsmöglichkeiten bei Unzumutbarkeit der Verpflichtung zur Offenbarung des Geheimnisses .............................. a) Abwendung des Auskunftsanspruches durch Vergleich über Hauptanspruch ...................................... b) außergerichtliches Stadium des Auskunftsverfahrens ............ c) Lösungsmöglichkeiten im Rahmen des Klageverfahrens auf Auskunfterteilung .................................... d) Schutz gegenüber der allgemeinen Öffentlichkeit .............. e) Schutz gegenüber dem Auskunftsbegehrenden ................ f) Sachverständigenlösung ................................

176 176 176 177 178 179 180 180 181 181 181 183 184 184 185 186 187 191 195 195 196 197 198 198 199

11

Inhaltsverzeichnis

g) Auskunft nur an zur Verschwiegenheit verpflichteten Prozeßbevollmächtigten ("Anwalts- oder counsel-only-Lösung") ............. 202 h) Sonstige Möglichkeiten des Geheimnisschutzes gegenüber dem Auskunftsbegehrenden .................................... 204 j) Stellungnahme 204 IV. Einsichtsrecht gern. § 8 111 UmwHG ............................ I. Voraussetzungen des Einsichtsrechts .......................... 2. Umfang des Einsichtsrechts ................................ 3. Ergänzungsrecht ........................................ V.

Eidesstattliche Versicherung gern. § 8 IV UmwHG

205 206 207 207

.................. 208

Zweites Kapitel Auskunftsanspriiche gern. § 9 UmwHG I.

11.

209

Bedeutung ............................................... 209 Voraussetzungen und Umfang des Auskunftsanspruchs gern. § 9 UmwHG

211

111.

Ausschlußtatbestand des § 9 S. 2 UmwHG

212

IV.

Verfahrensfragen

.......................................... 213

Drittes Kapitel Auskunftsanspriiche gern. § 10 UmwHG

I.

11.

215

Voraussetzungen und Umfang des Auskunftsanspruchs gern. § 10 UmwHG I. Anspruchsinhaber ....................................... 2. Anspruchsgegner ....................................... 3. Erforderlichkeit 4. Inhalt des Auskunftsanspruchs des Anlagenbetreibers gegen den Geschädigten ..........................................

215 215 216 216

Grenzen des Auskunftsanspruchs gern. § 10 UmwHG ................ I. Verhältnis Anlagenbetreiber / Anlagenbetreiber .................. 2. Verhältnis Anlagenbetreiber / Behörde ........................ 3. Verhältnis Anlagenbetreiber / Geschädigter ..................... a) Geschädigter ist Privatperson ............................ b) Geschädigter ist Gewerbetreibender ........ :...............

218 219 220 220 220 223

217

12

Inhaltsverzeichnis Viertes Kapitel

Zivilrechtliche Auskunftsanspriiche außerhalb des UmwHG I.

H.

Materielle Auskunftsansprüche ................................ 1. Spezialgesetzlich geregelte zivilrechtliche Auskunftsansprüche ........ 2. Gesetzlich geregelte allgemeine materielle Auskunftsansprüche ....... a) §§ 259-261 BGB ..................................... b) § 809 BGB ......................................... c) § 810 BGB ......................................... 3. Allgemeiner materiell-rechtlicher Auskunftsanspruch gern. § 242 BGB .. a) Anwendbarkeit des allgemeinen materiell-re.chtlichen Auskunftsanspruchs gern. § 242 BGB im Umwelthaftungsrecht ............. b) Fälle. in denen das Grundverhältnis "zugleich berührt" wird ....... c) Materiell-rechtliche Auskunftsansprüche gern. § 242 BGB obwohl nur "Anhaltspunkte" für eine Sonderbeziehung vorliegen ......... d) Materiell-rechtlicher Auskunftsanspruch gern. § 242 BGB bei Vorliegen von "Anhaltspunkten für Sonderbeziehung" im Umwelthaftungsrecht 4. Kostensanktionierte Informationspflicht ........................

224 225 225 225 225 226 227 228 230 231 233

234 239

Prozessuale Auskunftsansprüche ............................... 240 1. Spezialgesetzliche prozessuale Auskunftsansprüche der ZPO ......... 240 2. Allgemeine prozessuale Auskunftpflicht der nicht beweisbelasteten Partei 241

Fünftes Kapitel

Öffentlich-rechtliche Auskunftsanspriiche außerhalb des UmwHG I.

H.

244

Materielle Auskunftsansprüche

244

Reformbestrebungen ........................................ 1. Entwurf eines Umweltinformationsgesetzes (UIG) ................ a) Frage der direkten Anwendbarkeit der Richtlinie .............. b) Inhalt der Umweltinformationsrichtlinie (UIRL) ............... c) Stand des Gesetzgebungsverfahrens ........................ 2. Umweltgesetzbuch (UGB) ................................. 3. Weitere Reformbestrebungen ...............................

246 246 247 247 248 250 250

Sechstes Kapitel

Durchsetzung des Auskunftsanspruchs I.

251

252 Geltendmachung 1. Außergerichtlich ........................................ 252

Inhaltsverzeichnis

13

2. Leistungsklage ......................................... 252 3. Stufenklage ........................................... 253 11.

Einreden ................................................ 257

III.

Zwangsvollstreckung

260

IV.

Kostenfragen ............................................. 1. Streitwert ............................................. 2. Prozeßsituation und Kosten(last) ............................. 3. ErstaUungsfähigkeit von Gutachterkosten ....................... 4. Rechtsschutzversicherung

260 260 262 262 263

V.

Einstweiliger Rechtsschutz

263

Vierter Teil Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse

Literaturverzeichnis

264

................................................ 270

Einführung: Zivilrechtliche UmwelthaftungJ Geschichte und Bedeutung für den Umweltschutz2 So juristisch spektakulär das seit 01.01.1991 geltende Umwelthaftungsgesetz3 ist. stellt es doch nur das letzte Glied einer langen Entwicklung dar. Zwar ohne den Begriff "Umweltschutz" zu gebrauchen. hatte bereits das Reichsgericht mehrere Sachverhalte zu entscheiden. die heute als typische Fälle der Umwelthaftung angesehen werden würden. Hierbei beruhte das private Umwelthaftungsrecht bis zur Einführung des UmwHG durchgängig auf der Annahme, daß die bereits bestehenden zivi/rechtlichen Schadensersatz- und Unterlassungsnormen eine ausreichend effektive umweltspezijische Komponente besitzen4 und lediglich punktuell durch Haftungsbestimmungen in Umweltgesetzen5 zu ergänzen seien. Während vor Geltung des Grundgesetzes der Schwerpunkt der gerichtlichen Durchsetzung von Belangen des Umweltschutzes im Zivilrecht lag. trat unter dem Einfluß des Grundgesetzes und der Anerkennung des Rechtsinstituts der öffentlich-rechtlichen Nachbarklage ab den 60er Jahren ein grundlegender Wandel der rechtlichen Situation ein6 • Motor des Aufbaus des ver-

1 Mit UPR 1989. 1 und H. P. Westermann. ZHR 155 (1991). 226 wird der Begriff der Umwelthaftung vom schadenstiftenden Ereignis her definiert als Haftung für Verletzungen von Individualrechtsgütern. die auf Industrie-Emissionen von Schadstoffen in die Umweltmedien Luft. Wasser und Boden zurückzuführen sind. 2 Zur Geschichte des Umweltrechts: K/oepjer. Umweltrecht. S. 9 f. .1 Im folgenden: UmwHG. • Se/mer. Privates Umwelthaftungsrecht und öffentliches Gefahrenabwehrrecht. S. 3 mwN; Baumann. JuS 1989.434. 5 Z.B. BlmSchG v. 15.03.1974. WHG v. 16.10.1976 und AtomG v. 31.10.1976. wobei das WHG als ein auf das Umweltmedium Wasser beschränkter Vorläufer einer allgemeinen Umwelthaftung die größte haftungsrechtliche Bedeutung erlangte. 6 Marburger. Gutachten. S. C 17; Ger/ach. JZ 1988. 162.

16

Einführung

waltungsrechtlichen Individualschutzes war hierbei die Entwicklung des baurechtlichen Nachbarschutzes7 • Nachdem die frühere Rechtsprechung der Verwaltungsgerichte öffentlichrechtliche Nachbarklagen gegen eine Baugenehmigung überwiegend als unzulässig abgewiesen hatten8 , erkannte das BVerwG seit BVerwGE 11,95 in ständiger Rechtsprechung Nachbarklagen dann als zulässig und begründet an, wenn der Kläger sich auf die Verletzung einer drittschützenden Norm berufen konnte9• Aufgrund der Strukturgleichheit des öffentlich-rechtlichen Drittschutzes im Nachbarrecht und im Umweltbereich konnte bei der Entwicklung des verwaltungsrechtlichen Individualschutzes gegen Umweltbelastungen dann weitgehend 10 auf die Erkenntnisse von Rechtsprechung und Lehre zum Baunachbarrecht zurückgegriffen werdenI I. Diese zusätzliche Verlagerung des umweltrechtlichen Individualschutzes auf das öffentliche Recht trug zur heute verbreiteten Ansicht bei, Umweltschutz sei eine vo"angige Domäne des öffentlichen Rechts l2 • Die Annahme eines Vorranges des Verwaltungsrechts wird damit begründet, daß dieses mit seinen vielfältigen Instrumenten der Planung l3 , des Ordnungs- 14 und Abgabenrechts sowie der Sanktionsandrohung besser geeignet

FundsteIlen bei Marburger, Gutachten, S. C 16, Fn. 31. Namentlich des Preußischen OVG, vgI. PrOVGE 2, 351; 38, 359 und 376; 78, 257. 9 Schutznormtheorie, ständige Rechtsprechung des BVerwG u hM der Literatur, vgI. Kopp, VwGO, § 42 Rn. 48-52 mwN. 10 Der Begriff des Nachbarn mußte im Umweltrecht aufgrund der weiträumigen Einwirkungen und Betroffenheiten allerdings eigenständig definiert werden durch das Merkmal des qualifizierten Betroffenseins, das neben der räumlichen eine sachlich-zeitliche Komponente umfaßt, vgI. BVerwG, DVBI 1983, 183; OVG Lüneburg, DVBI 1985, 1322. 11 Wobei sich im Umweltbereich die drittschützende Qualität einer Norm danach bernißt, ob diese dem - drittschützenden - Schutzgrundsatz oder dem - nicht drittschützenden - Vorsorgegrundsatz dient. Einführung in Abgrenzungsfragen bei Breuer, DVB11986, 854; zur Anwendung der Schutznormtheorie im Umweltrecht: Marburger, Gutachten, S. C 51 ff. mwN. 12 Eine Dominanz des öffentlichen Rechts nehmen beispielsweise an: Kette/er, AnwBl 1992, 3 mwN bei Fn. 1; Kloepfer, UTR 11 (1990), 36; Schimikowski, Haftung für Umweltrisiken, S. 13, Rz. 3. 13 Raumbezogene Gesamtplanung. umweltspezifische und allgemeine Fachplanung; vgI. Beispiele bei R. Schmidt. Einführung in das Umweltrecht, S. 11 ff. I< Auskunfts-, Anzeige-, Melde- und Sicherungspflichten, präventive und repressive Verbote mit Erlaubnis- und Genehmigungsvorbehalten, vgI. Beispiele bei R. Schmidt, Einführung in das Umweltrecht, S. 13 ff; zur Zunahme der quantitativen und qualitativen Regelungsdichte im Umweltverwaltungsrecht zwischen 1850 und 1988: Schmidt·Salzer, VersR, 1990, 18 ff. 1

8

Einführung

17

sei, das Hauptanliegen des Umweltschutzes, die Schadensprävention, zu verwirklichen ls . Weiter wird argumentiert, das Privatrecht sei lediglich auf den Ausgleich individueller Rechtsbeziehungen beschränkt und könne deshalb nicht die Verwirklichung von Allgemeinwohlbelangen wie dem Umweltschutz bewirken l6 • Privatrechtsschutz setze zudem in tatsächlicher Hinsicht individualisierbare und nachweisbare Ursache-Wirkungs-Beziehungen voraus. Diese Individualisierbarkeit sei aufgrund komplexer, weithin unaufgeklärter Vorgänge und räumlicher Globalisierung im Umweltbereich häufig nicht oder nur schwer erzielbar, weshalb privatrechtlicher Umweltschutz seiner Natur nach Wirkung lediglich bei überschaubaren, kleinräumigen Vorgängen entfalten könne l7 • Andererseits werden in der Diskussion l8 aber die bestehenden Nachteile des öffentlichen Umweltschutzrechts nicht verkannt. Dessen Zulassungsnormen wirken zwar präventiv, geben jedoch keine Anreize zur Emissionsminderung, da sie nur die Einhaltung der genehmigten Vorgaben erfordern, deren Unterschreitung jedoch nicht belohnen l9 • Gerlach 20 spricht darüber hinaus sogar von einer planmäßigen Gefährlichkeit, da die Zulassung einer Gefahr neben dem genehmigten Maß an Emission zwangsläufig auch die Inkaufnahme eines Restrisikos einschliesse. Die Zulassungsentscheidung schätze lediglich bestimmte Gefahrenursachen generalisierend ein, während die betroffene Umwelt und vor allem die betroffenen Menschen individuell unterschiedlich anfällig seien21 • Als weitere Mängel des öffentlich-rechtlichen Umweltschutzes werden angeführt22 , daß die zulassungsentscheidenden technischen Sicherheitsstandards und Grenzwerte lediglich das Ergebnis einer politischen Abwägung IS Vgl. etwa Kette/er. AnwBl 1992.3; Ger/ach. JZ 1988, 163; K/oepjer, UTR 11 (1990), 40. 52; ders., Instrumente. S. 106; Jabornegg. Umweltschutz und Haftpflicht aus österreichischer Sicht. S. 557; Widmer. Perspektiven einer Umwelthaftung. S. 591. 16 K/oepjer, UTR 11 (1990). 51 hält Allgemeinwohlbelange für strukturfremde Elemente im Privatrecht; dagegen: Schilcher. Umweltschutz und Haftpflichtrecht. S. 588: auch Privatrecht anerkennt soziale Überlegungen. wie Miet-. Arbeits- und Konsumentenschutzrecht (und Wettbewerbsrecht) beweisen. 17 Breuer. DVBI 1986.852; Ketteler. AnwBl 1992.3; Gerlach. JZ 1988. 167; Kloepjer. NuR 1990. 337 ff.; weitere Nachteile des Zivilrechts bei Diederichsen. Gutachten. S. L 48-51. 1. Umfassendes Quellenverzeichnis zur Diskussion um pro u contra einer zivilrechtlichen Umweltverantwortung seit H. Westermann (1958) bei Reuter. BB 1991. 145 Fn. 3. 19 SchimikolVski, Haftung für Umweltrisiken. S. 14, Rz. 3. 20 Gerlach, JZ 1988. 164. 21 Vgl. insoweit zu den Werten der TA-Luft BGHZ 92. 143. 152- Kupolofen. 22 Gerlach. JZ 1988. 164 mwN in Fn. 21.

2 S.uller

18

Einführung

seien und deshalb nicht allein auf technisch-wissenschaftlich fundierten Erfordernissen beruhten. Darüber hinaus werden Vollzugsdefizite23 , die Möglichkeit unterlegenen Sachverstandes der Behörden24 sowie die Tatsache, daß ordnungsrechtliche Vorsorgeanforderungen -insbesondere bei bestandsgeschützten Anlagen- hinter der technischen Entwicklung herhinken25 , genannt. Trotz des systembedingten Nachteils der Individualbezogenheit steht jedoch andererseits fest, daß auch das Zivilrecht eine Reihe von Vorteilen besitzt, die für Umweltschutzbelange aktivierba~ sind. Neben der reinen Schadenskompensation bestehen die beiden gewichtigsten Gesichtspunkte27 einmal im besseren Schutz bei konkret-individueller Beeinträchtigung. Dieser Aspekt ist allgemein anerkannt28 und angesichts des oben angeführten Argumentes der "planmäßigen Gefährlichkeit" als "zivilrechtliche Nachsorge" von besonderer praktischer Bedeutung. Der zweite, mehr umstrittene Gesichtspunkt ist die Annahme, Umwelthaftungsrecht könne eine Präventionswirkung durch indirekte Verhaltenssteuerung entfalten29 • Diese Annahme beruht auf der Prämisse, daß Unternehmen dann weitere Umweltschutzmaßnahmen ergreifen, wenn sich ihr Risiko, für Umweltschäden haftbar gemacht zu werden, erhöht3o• Da Haftung für Unternehmen nichts anderes als Verluste bedeutet, besitzt ein Unternehmen ein wirtschaftliches Interesse an der Schadensverhütung, welches sich nach der Wahrscheinlichkeit des Schadenseintrittes, der Höhe des zu erwartenden Schadens und dem Risiko der Inanspruchnahme einerseits sowie den Kosten der Verhütungsmaßnahmen andererseits richtee t • Sobald die Gefahr einer Schadensersatzpflicht größer ist als der vermeintlich zu erzielende Nutzen aus

Reuter, BB 1991, 145; Medicus, UTR 11 (1990), 7; Gerlach, JZ 1988, 165. Schmidt-Sa/zer, VersR 1990, 136. 2' Feldmann, UPR 1991, 46. 23

2