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German Pages 406 [413] Year 1836
BERLINS
ANTIKE BILDWERKE BESCHRIEBEN
VON
EDUARD GERHARD, ARCHÄOLOGEN
DES
KÖNIGLICHEN
Qiti.t porro
Italia
tu st n pairia
ERSTER
MUSEUMS.
relicta
Germaniam
si.t ?
peteret TAC
THEIL.
BERLIN, 1836. VERLAG
VON
CEDRUCKT IN DER DRUCKEREI DER
G. R E I M E R . DER K Ö N I G L I C H E N
WISSENSCHAFTEN.
AKADEMIE
SEINER KÖNIGLICHEN HOHEIT DEM
KRONPRINZEN VON PREUSSEN EHRFURCHTSVOLL
ZUGEEIGNET.
Durchlauchtigster Kronprinz, Gnädigster Kronprinz und Herr!
Ew. Königlichen Hoheit wage ich es gegenwärtigen ersten Versuch einer wissenschaftlichen Beschreibung des gesammten hiesigen Antikenyorraths als 6in Zeichen des unterthänigsten Dankes zu überreichen, zu welchem Höchstdero gnädige Beachtung meiner früheren Leistungen mich verpflichtet. Als ich vor Jahren auf ähnliche Weise die Museen Roms und Neapels beschrieb, ward im Verfolg meiner Arbeit mir das Glück zu Theil, die lebensvollen Trümmer des Alterthums, die mich beschäftigten, Ew. Königlichen Hoheit erleuchteten Augen vorführen, für ein seitdem erfolgreich gewordenes Unternehmen, das Institut für archäologische Korrespondenz, Höchstdero schützende Theilnahme mir erbitten zu dürfen. Die gegenwärtige Beschreibung des aus klassischem Boden heimgeführten Antikenvorraths hätte
ohne jene von Ew. Königlichen Hoheit begünstigten Arbeiten ihre wissenschaftliche Begründung nicht erhalten können; sie wird an gedeihlicher Wirkung ihnen nicht nachstehen, wenn Ew. Königlichen Hoheit gnädiger Antheil dieser, wie jenen früheren, schützend und begeisternd zu Statten kommt. In tiefster Ehrfurcht verharrend
Ew. Königlichen Hoheit
unterthänig gehorsamer Berlin, 30. Juni 1836.
Ed.
Gerhard.
VORREDE.
D i e vorliegende Beschreibung des hiesigen königlichen Antikenvorraths ist bestimmt, einem seit der Gründung des königlichen Museums im Jahre 182S häufig gefühlten und ausgesprochenen Bedürfnifs zu begegnen. Dieses Bedürfnifs, zu dessen Befriedigung ich erst seit kurzer Zeit einen Beruf erhielt, ist im gegenwärtigen ersten Bande dieser Schrift in Bezug auf die besuchtesten Theile der königlichen Antikensammlung, auf Skulpturen und Yasenbilder, nach Kräften beseitigt worden; die ebenfalls zum D r u c k vorbereitete Beschreibung der rückständigen Abtheilungen bleibt mit Inbegriff des archäologischen Apparats einem zweiten Bande aufbehalten. Schätzbare, mehr oder weniger ausführliche, Inventaríen waren dieser Arbeit vorangegangen; die Grundlage des faktischen Elements allerorts zu sichern, das W i c h t i g e vor dem minder Wichtigen
hervorzuheben,
mangelnde
Deutungen
beizuschaffen und vorzubereiten, den vor Augen liegenden Denkmälerschatz mit der Gesammtheit von Kunst und Alterthum zu verknüpfen, blieb als Aufgabe zurück.
Bei Arbei-
ten, welche, wie diese, mehr aus Liebe zu ihrem Z w e c k als nach Mafsgabe eines persönlichen Behagens
unternommen
werden, pflegt man des Erfolgs wie der Mängel sich doppelt bewufst zu sein; die letzteren bleiben auch im gegenwärtigen Fall dem Verfasser am fühlbarsten.
VORREDE.
VIII
Diese Hindeutung auf des Buches Mängel möge vorangestellt sein, um zu Gunsten, wenn nicht des Verfassers, doch seines redlichen Zweckes, die Theilnahme scharf prüfender Leser dieser Arbeit nach Möglichkeit zuzuwenden. Manchem unter ihnen wird einiger Zuwachs archäologischer Notizen, welchen dies Buch gewährt, willkommen sein.
Es
ist aber nicht die Bereicherung der Denkmälerkunde, welche, etwa im "Wetteifer mit auswärtigen Sammlungen, durch diese Beschreibung des hiesigen Antikenschatzes vorzugsweise bezweckt ist; ein nicht immer begehrenswürdiger Ruhm liegt dem Verfasser diesmal mehr am Herzen, die Ehre ein gemeinnütziges Buch geliefert zu haben. Diejenigen, welche meiner bisherigen Thätigkeit einige Aufmerksamkeit schenkten, werden diese Aufserung nicht mifsverstehen.
Viele meiner litterarischen Leistungen sind
mehr mühevoll und nützlich als genufsreich und erhebend gewesen; wesentliche Zwecke habe ich, oft wider mein Behagen, dein dienstbaren Bestreben untergeordnet Lücken der Wissenschaft zu ergänzen.
Während Aufgaben, zu denen
ich mich vorzugsweise angezogen und berufen fühlte, verschoben wurden, habe ich langwierige Bemühungen aufgewandt, um die Grundlage jener Kunstweisheit zu erweitern, welche aus etlichen Gypsen und Bilderbüchern Orakel zu sprechen liebte.
Diese Bemühungen haben Anklang gefun-
den, im Auslande und selbst in Deutschland.
Umsichtigen
Lesern sind sie willkommen gewesen, an emsigen Händen sie zu nützen und fortzusetzen wird es nicht fehlen; mir selbst ist es wünschenswerth sie abgeschlossen und die Verpflichtung, die ich als Mittelsmann archäologischer Denkmälerkunde mancherorts bisher übernahm, auch gegen das vaterländische Publikum gelöst zu haben.
IX
VORREDE.
Die tändelnde Farbenlust der modernen W e l t , die Bilderscheu vieler Gelehrten, die unpoetische Richtung der meisten Künstler sind Hindernisse, welche den formen- und ideenreichen Gebilden der alten Kunst noch lange widerstreben werden; es sind aber auch eben so viel Umstände, um zur Beförderung einer tieferen Kunstliebe, einer vielseitigeren Bildung, eines ernsteren Geschmackes allgemeineren Antheil ihnen zu wünschen. Nur durch Anschauung kann ein solcher Antheil gebildet werden, und diese stand bis zur neuesten Zeit nur Wenigen zu Gebote; seit die Schätze grofsartiger Sammlungen allerorts jedem Besucher sich öffnen, vermag die versäumte Erkenntnifs antiker Kunstdenkmäler höchstens mit dem Mangel eines vermittelnden Leitfadens sich zu entschuldigen. Einen solchen Leitfaden, der immerhin seine Mängel haben darf, wenn er nur zu berichten, hinzuweisen und anzuregen geschickt ist, übergiebt nun der Verfasser des gegenwärtigen Buchs jedem für die W e r k e der alten Kunst irgendwie empfänglichen Beschauer.
Der
W u n s c h , den Überresten der alten Kunst einen gelehrten Anbau gesichert zu sehen, ist bereits erfüllt; es liegt näher zu wünschen, dafs sie in die Gesammtheit vaterländischer Wissenschaft, dal's sie in Leben und Kunst unsrer Landesleute mehr als bisher einzugreifen im Stande sein möchten, etwa wie wir von der litterarischen Klassicität des Alterthums es tagtäglich erfahren und begehren. Verzärtelten Zeitgenossen zum Trotz, die den Schmeichelbildern der Kunst allzeit gewogen, ihren Meisterwerken
aber abhold
sind,
bleibt der Deutsche berufen jener tiefen und würdevollen Kunst des Alterthums auf Winckelmanns W e g e das W o r t zu reden. Es mag begegnen, dafs dieser verschlungene W e g , ununterbrochen verfolgt, neben den Trümmern, deren Ver-
X
VORREDE.
ständnifs dem Forscher obliegt, seine eigne vormalige Mühsal ihm bereichert entgegenhäufe; Anregungen, den Zeitgenossen zum Besten, sind andern löblichen Zwecken —, Sammlungen, Forschungen, Anstalten —, nicht nachzusetzen, denen man eine thätigere Beachtung, eine ernstere Benutzung, eine längere Dauer versprach. Ehrenwerthe Zwecke und Vortheile solcher Art hat der Verfasser dieses Buches hintangesetzt, um vaterländischen Zeitgenossen durch Rede und Schrift nach Kräften zu nützen. E r lebt der Hoffnung, es auch durch diese Arbeit gethan zu haben, sofern dieselbe nur geeignet sein wird, im Angesicht der Kunstwerke, weiche durch königliche Huld und freisinnig waltende Behörden der allgemeinsten Benutzung sich darbieten, den Beschauer zur Beobachtung und nächstdem zum Verständnifs der hier beschriebenen Denkmäler anzuleiten. Die Bedürfnisse der Wissenschaft sind nicht völlig dabei vergessen.
F ü r den noch immer nur wenig gepfleg-
ten Zweck, die Kunsterklärung mit den philologischen Studien zu verknüpfen, ist in den Beilagen dieses Bandes Einiges geschehen, Anderes dem zweiten Band zugedacht worden. V o n sonstiger gelehrter Ausstattung ist diese Arbeit dagegen möglichst frei geblieben; dem Verfasser schien es pflicht- und zeitgemäfs eine so günstige Gelegenheit öffentlichen Gehörs nur aufs mäfsigste zu benutzen, etwa wie es gerathen sein mag festliche Tage dann und wann geräuschlos dahin zu nehmen. Berlin am Tage der Palilien 21 April 1836.
ED.
GERHARD.
I N H A L T .
Seite.
jinleitung
3
A. MARMORWERKE. Einleitung
7
I. Rotunde 1 - 1 8
29
II. Götlersaal 1 9 - 1 4 8
39
III. Gallerie der Rotunde 149-166
96
IV. Saal der Rotunde 167-260
100
V . Miscellansaal 2 6 1 - 3 7 4
116
V I . Saal der Hermen 3 7 5 - 4 1 5
128
B. VASENBILDER. Einleitung
137
I. Eingangszimmer 1 - 5 8 0
167
a. Grofsgriechische Grabmodelle
167
b. Gefafsformen 1 - 2 7 1
168
c. Etruskischc Gefafse 2 7 2 - 4 5 4
170
cL. Agyptisirende Vasenbilder 455-524
177
II. Grofser Saal 581-1111. a. A l t e r t ü m l i c h e Vasenbilder 5 8 1 - 7 2 9
187
b. Vasen mit röthlichen Figuren 730-1111
232
III. Ausgangszimmer 1112-1629
336
1112-1119. Nolaniscbe Vasen
336
1120-1273. Apulische u. dergl
337
1274-1436. Nolanische ohne Figuren
338
1437-1563. Gefafse mit weil'sen Figuren
339
1504-1579- Kannelirle Gefafse
340
1580-1629. Neuerworbene Gefafse
350
INHAI.T.
XII
BEILAGEN.
Seite.
A. Lexikalischer Hausbedarf. I. Gefäfsformen
342
II. Hauptschmuck
371
III. Vorläufiges Onomastikon
374
B . Vorläufige Register. I. Alphabetisches zu den Marmorwerken II. Summarisches zu den Vasenbildern N A C H S C H R I F T , Zusätze und Berichtigungen enthaltend
379 ... 383 387
E R K L Ä R U N G DER A B K Ü R Z U N G E N .
AK. Altkönigliche Sammlungen, welche vor Errichtung des Museums in der Kunstkammer des königlichen Schlosses zu Berlin sich befanden. AT. Antikentempel zu Potsdam. Bair. Sammlungen, welche von I. K. H. der Frau Markgräfin von Baireulh in Italien veranstaltet wurden und durch Vermächtnifs an Friedrich den Grofsen übergingen. Barth. Bartholdysche Sammlung S. 142 Anm. 3. BS. Königliches Schlofs zu Berlin. BM. Ankäufe des Hrn. Generallieutenants von Minutoli Exc. aus der Borgiaschen Sammlung. Ch. oder Charl. Königliches Schlofs zu Charlottenburg. D. Durchmesser. DM. Dorowsche durch Hrn. Magnus vermehrte Sammlung S. 142. EEG. Etruskische Erwerbungen des Prof. Gerhard. Gr. M. Griechischer Marmor. II. Höhe. K. Kollersche Sammlung S. 142. KK. Kunstkammer des königlichen Schlosses zu Berlin. M. Marmor. A-EG'. Neapler Erwerbungen des Prof. Gerhard. A'EI. Neapler Erwerbungen des königl. wirkl. Geheimen Raths Hrn. Grafen von Ingenheim S. 142 Anm. 1. NGr. Natürliche Gröfse. P. oder Pol. Polignacsche Sammlung. Par. M. Parischer Marmor. PMS. Marmorschlofs zu Potsdam. PNS. Neues Schlofs ebendaselbst. REBi. Römische Erwerbungen des königl. sächsischen Agenten Hofrath Bianconi. Vgl. S. 11 Anm. 4. HEB. Römische Erwerbungen des königl. Gesandten zu Rom Herrn Geh. Leg. R. Bunsen.
XIV
E R K L Ä R U N G DER A B K Ü R Z U N G E N .
REBM. oder REM. s. BM. REE. Römische Erwerbungen durch Hrn. von Erdmannsdorf im Jahr 1791 vermittelt. REG. Römische Erwerbungen des Prof. Gerhard. REJ. Römische Erwerbungen des königl. wirklichen Geheimen Grafen von Ingenheim. SS. Königliches Schlofs zu Sanssouci. SSB. Bildergallerie ebendaselbst. SSG. Garten ebendaselbst. SSJ. Jaspissaal ebendaselbst. St. Statue. UH. Unbekannte Herkunft. VdM. Villa di Mario S. 10 A n m . 5.
Raths
BERLINS
ANTIKE BILDWERKE. ERSTER THEIL.
A
EINLEITUNG.
D i e Denkmäler der Kunst,
welche aus dem klassischen
Alterthum bis auf unsere Zeit gelangten, sind sammt und sonders einer vielseitigen Betrachtung unterworfen.
Um-
stände, Anlässe und wesentliche Beschaffenheit, O r t und Z e i t , S t o f f und B e s t i m m u n g ,
K u n s t w e r t h und D a r -
s t e l l u n g , wollen zum Yerständnifs eines jeden einzelnen Kunstwerks ins Auge gefai'st sein; und während auch die gedrängteste Beschreibung verpflichtet bleibt, alle jene Gesichtspunkte wenigstens andeutungsweise zu berühren, liegt das Bedürfnifs am Tage, mit dem vollständigen Bewufstsein aller Beziehungen eines so reichen Augenmerks sich auszurüsten, bevor man zur Beschauung jener vielseitigen Überreste eines fernen und klassischen Alterthuines zu schreiten wagt. Einem solchen Bewufstsein der wesentlichsten, für gröfsere wie für geringere Vorräthe gültigsten, Grundsätze antiquarischer Kunstbeschauung,
mufs, wenn es vollständig
werden und bleiben soll, zuvörderst nicht mit Vielem, sondern mit Wenigem gedient werden; etwa mit demjenigen, was uns, nach Anleitung jenes vorgedachten sechsfachen G e sichtspunktes, aus der Erinnerung des gesammten bisher bekannten Antikenvorraths zur Würdigung einer jeden mehr oder weniger reich ausgestatteten Antikensammlung in unseren Tagen zunächst sich aufdrängt.
Hervorgegangen aus der
Religiosität und dem Schönheitsgefühl des gebildeten GrieA2
4
EINLEITUNG.
clienlands behaupten die Kunstwerke seines mütterlichen Bo dens einen entschieden überwiegenden Vorzug vor den E r Zeugnissen späterer Meisterschaft; darum ist zu beklagen, dafs Griechenland, dessen athenische, äginetische, phigalische Tempeltrümmer n u r in einzelnen Glücksfallen Europa's Sammlungen vermehrten, gemeinhin nur untergeordnete Kunstw e r k e , Gegenstände des Gräberschmucks, uns vergünstigt hat; wogegen der reiche Zuflul's von griechischen Thondenkmälern, den wir Etruriens und Grofsgriechenlands Gräbern verdanken, nicht genug zu schätzen, die künstlerische Vollendung, welche den Kunstwerken römischer Zeit Jahrhundertc lang aufgedrückt blieb, nicht genug anzuerkennen ist.
Grie-
chenlands Erzbilder sind mit wenigen Ausnahmen, die W e r k e seiner Goldelfenbeinkunst ganz und gar, die Marmorbilder seiner Tempel bis auf einzelne Bautrümmer untergegangen; wiederum aber haben Etrurien und Grofsgriechenland uns mit vortrefflichen Thon - und Metnildenkmälern, Boms kunstvollendete Zeiten uns mit Marmorwerken ihrer geschmackvollen Prachtliebe ausgestattet, und was die Zerstörung der Tempel uns entzog, das haben andre Bauwerke der kunstgebildetsten Zeit, das haben selbst die Grabmäler einigennafsen vergütet, aus Zeiten, in denen die Gräber Tempel waren. Statt der jugendfrischcn Schönheit, welche im Gebiete der Kunstgebilde n u r das freie Griechenland geschmückt hat, zeigen die zurückgebliebenen Marmorwerke fast ohne Ausnahme uns nur die Vorzüge einer gereiften Kunst; aber ihr schüchternkräftig emporknospendes Dasein liegt in manchen hieratischen Marmorwerken und in den Erzbildern Etruriens, ihre lebendige Jugendkraft in der unerschöpflichen Fülle griechischer Thonmalereien, ihre vollendete, zur fast unverwüstlichen Gesetzmäfsigkeit des vollendeten Styls hindurchgedrun-
EINLEITUNG.
5
gene Kraft in den Kunstgebilden vor Augen, welche in so grofser Anzahl aus dem unermeislichen Schatz römischer K u n s t w e r k e uns übrig geblieben ist.
D e r unsägliche Bilder-
reichthum unsrer ansehnlichsten antiken Kunstwerke scheint die Götter, Helden und Sterblichen des freien Griechenlands, wie sie Pausanias aus den Kunstwerken griechischer Städte beschreibt, zu verleugnen; aber wahrend der Statuenreichthuin, der uns blieb, in die Götterwelt des gebildeten Roms uns einführt und durch manche gleichzeitige Bilder hindurch uns zur ideenreichen Symbolik römischen Todtendienstes begleitet, gewähren die griechischen Grabdenkmäler italischer Abkunft uns von Neuem ein lehrreiches Geleite, um die Götterbilder einer vergessenen griechischen Bildung, die Heroengeschichten einer in den Büchern oftmals verwischten Sage, die bedeutsamsten Handlungen und Zustände eines vom Tag dem Tage beneideten Alltagslebens, bis in die einzelnsten Züge jener Zeit zu verfolgen, in welcher das Leben der Schönheit, die Schönheit der Fülle des thätigen Lebens gewidmet war. V o n den Beschauern antiker Kunstwerke pflegt man allerorts eine gewisse allgemeine Ehrerbietung vor den D e n k mälern, denen sie näher treten, stillschweigend sich auszubedingen, um den Sinn, mit welchem sie zu sehen gewohnt sind, von der häufigen Schaulust neugieriger Schaaren unterschieden zu wissen.
Insofern Erfahrungssätze der obigen
Art zur Begründung eines solchen anerkennenden Vorgefühls zweckdienlich erscheinen, durften wir sie beim Eintritt in die hiesigen Sammlungen vollends nicht auslassen; Sammlungen, welche, entfernter als fast alle übrigen vom Mittelpunkt archäologischer Entdeckungen, u n d dennoch freigebiger ausgestattet
als die meisten Museen des Auslands,
6
EINLEITUNG.
dringenderen Anspruch haben auf Nachsicht gegen
ihre
schwächeren, aber auch auf Bewunderung ihrer glänzenden und unerreichten Eigenschaften.
"Wenn aufserdem neben
dem angedeuteten Gesichtskreis gerechter Beurtheilung unentbehrliche archäologische Hülfsbiicher, wie Müller's Handbuch und Millin's Gallerie, einer und der andren besonderen Berathung zu Gebote stehen, so werden die anderweitigen nothwendigsten Vorkenntnisse zur Beschauung dieser antiken Denkmäler theils im Leitfaden unsres Verzeichnisses, theils in den einleitenden Bemerkungen sich vorfinden, welche wir den liiemächst beschriebenen Hauptabtheilungen des königlichen Antikenvorraths vorangestellt haben.
Diese Abthei-
lungen sind, wie es in dergleichen Fällen fast unvermeidlich ist, nicht sowohl nach einer strengen Scheidung der Kunstgattungen, denen sie angehören, als nach Mafsgabe des Raumes und Uinfangs ihrer Denkmäler, so wie der dadurch bedingten Aufstellung gesondert worden.
Zwei mit einander nur ent-
fernt vergleichbare Gattungen, Marmorwerke und Vasengemälde, bilden durch Masse und Zahl ihrer Denkmäler die beiden ersten und ansehnlichsten Abtheilungen jenes nach allen Beziehungen hin so reich ausgestatteten Antikenvorraths; nächst ihnen umfafst der dritte, bis zur abgeschlossenen Anordnung der Gemmen und Münzen letzte, Theil desselben zugleich mit den Thon- und Metalldenkmälern, die seinen Hauptbestand ausmachen, auch die Gegenstände von Glas und Elfenbein, manche malerische Überreste des Alterthums, aufserdem zum Behufe einer günstigeren Aufstellung selbst manche einzelne W e r k e , welche bei einer streng systematischen Ordnung den beiden ersten Abtheilungen angehören würden.
ERSTE ABTHEILUNG.
MARMORWERKE. EINLEITUNG. Vorzugsweise vor den übrigen Gattungen antiker Kunstwerke verdienen die Denkmäler der Bildhauerkunst unsre sorgfältige Beachtung; vorzugsweise darum, weil in der Heimath und im blühendsten Zeitraum klassischer Kunst jene Gattung von Kunsterzeugnissen die gefeiertste, weil ihr Stoff der kostbarste, ihre Bestimmung die würdevollste, ihr Spielraum für Handwerk und Naturgefühl des Künstlers der weiteste war. Indem wir uns in solcher Erwägung einem jeden Vorrath antiker Skulpturen mit derjenigen Ehrfurcht vor dem Geiste des bildenden Allerthums nahen, zu welcher selbst die untergeordneten Werke der alten Kunst uns anleiten, während die besseren und die besten uns in ihr gefesselt erhalten, breitet sich die nähere Beobachtung dieser Denkmäler nach den verschiedenen Gesichtspunkten aus, denen alle Kunstbetrachtung mehr oder weniger unterliegt; nämlich nach Ort und Zeit, nach Stoff und Zweck, nach Styl und Darstellung. W i e eine jede Betrachtung antiker Überreste zugleich mit der Gesammtanschauung jener grofsartigen Vorzeit die Spärlichkeit der Trümmer uns einleuchtend macht, welche von ihrem mächtigen Bau uns übrig blieben, so ist vorauszusehen, dafs eine Abschätzung der uns vorliegenden Denkmä-
8
A.
ler nach
MARMORWERKE.
den allgemeinen
Gesetzen und Thatsachen der
Kunstgeschichte dem was wir besitzen nicht zu einer durchgängigen Empfehlung gereichen könne; Glücks genug, wenn wir, von der nicht seltenen Überschätzung einseitiger Kunstund Alterthumsfreunde befreit, den wesentlichen W e r t h , der einem jeden Überreste des Alterthums nachzurühmen ist, in seinem mehr oder weniger glänzenden, allemal wahren, Mal'se zu würdigen lernen. I.
ORT UND HERKUNFT.
D i e Kunst ist in Griechenland erblüht; sie hat ihre lebendigen Sprossen über alle Mutter- und Pflanzstädte griechischer Zunge ausgebreitet; in Sicilien, Grofsgriechenland und Etrurien ist sie gleichzeitig mit den Bestrebungen des Mutterlandes früh und lange vorher geübt worden, ehe ihre Verpflanzung nach Rom die letzte Stufe ihrer E n t w i c k l u n g und die erste ihres Verfalles begründete.
Dennoch geschieht
einer Sammlung von Marmorwerken wenig Eintrag durch das häufige Geständnifs, dafs sie aus Fundgruben des griechischen Mutterlandes fast unbetheiligt geblieben ist. In höherein G r a d e mufs es bedauert werden, dafs die italischen Gegenden, deren statuarische W e r k e zur Zeit des freien Griechenlands den Ruhm der Kunstwerke des Mutterlands theilten, theils wegen der durchgreifenden Verwüstung jener Gegenden, theils und hauptsächlich wegen des einseitigen Uinfangs ihrer Erzbildnerei, wenig oder gar keine statuarischen Ü b e r reste für die heutige Kunstbeschauung zurückgelassen haben; man müfste denn die herkulanischen Bronzen als eine späte Fortsetzung jener grofsgriechischen Metallarbeiten ansehen wollen.
Demnach ist die Herkunft unseres Statuenvorraths
mit wenigen Ausnahmen auf die Orte seiner Herrschaft, ja,
EINLEITUNG.
I . O R T UND H E R K U N F T .
9
ebenfalls mit nur wenigen Ausnahmen, auf den mäfsigen B e zirk seiner Hauptstadt und seiner Umgegend beschränkt. Nach diesen Voraussetzungen sind die Bildhauerwerke unsrer Sammlung, ihren allerdings nur verhältnifsmäfsig selten bekannten Fundort betreffend, etwa folgendermafsen abzutheilen. 1) A u s G r i e c h e n l a n d stammen unter unseren Marmorwerken nur wenige statuarische, welche der Kaiserzeit ( ' ) , und mehrere Grabdenkmäler, welche zwar einer früheren Zeit, aber nach Mafsgabe ihrer Bestimmung einer verhältnifsmäfsig untergeordneten Technik angehören ( 2 ) . 2) Aus i t a l i s c h e n F u n d ö r t e r n g r i e c h i s c h e r Bevölkerung
oder Kunstsitte stammen mehrere hieratische
W e r k e etruskischer Abkunft ( 1 ) ; mehrere Grabreliefs einer in Etrurien entarteten Kunst ( ' ) , endlich wenige aus der Umgegend von Neapel ( 5 ) herrührende römische W e r k e . 3)
Aus
Rom
rühren wahrscheinlich alle diejenigen
grofsen Marmorwerke her, wrelche aus römischem Besitz oder Kunsthandel uns zugeflossen sind. W i e selten daher auch, namentlich bei den früheren Erwerbungen, zugleich mit einem Denkmale, welches dem königlichen Antikenbesitz anheimfiel, auch dessen Fundort angegeben sei, so kann doch, um den römischen Fundort eines W e r k e s zu beglaubigen, gemeinhin die Notiz genügen, dafs es aus den polignacschen( 6 ),
( ' ) No. 23, 100. Aus Kleinasien: 317. ( ' ) No. 82, 3 8 3 - 3 8 6 . ( 3 ) Hieratische Reliefs aus Etrurien: im Mosaikzimmer. ( 4 ) Etruskische Todtenkisten No. 105, 145, 280, 333; andere im Zimmer der Thondenkmäler. ( 5 ) No. 159. 379, 380, 413. ( 6 ) Berühmte Sammlung des Kardinal Polignac, von Friedrich II erkauft; die daher rührenden Gegenstände sind in unserm Yerzeichnifs mit P. oder Pol. bezeichnet.
10
A. Mabmorwerke.
bianconischen('), erdmannsdorfischen ( ' ) oder den neuesten römischen Erwerbungen ( 1 ) herstammt; nur von den durch das markgräflich baireuthische( 4 ) Yermächtnifs in den königlichen Besitz gelangten Antiken sind mehrere in Neapel erworben. Die auf solchen Wegen uns erhaltenen Nachrichten über die Fundörter einzelner Denkmäler wird man, in besonderer Erwägung ihrer Seltenheit, gern einer besondern Beachtung würdigen, obwohl auch diese in den ungenügenden Ausdrücken der Berichterstatter und in der dunkeln Topographie des römischen Bodens ihre Schwierigkeit findet. Ohne solchen topographischen Anforderungen zurZeit mit Verweisung auf neue genaue Karten der römischen Umgegend genügen zu können, dürfen wir daher die mehrerwähnten Trümmer einer angeblichen Villa des Marius zwischen Tivoli und Frascati nicht übergehen, welche dem Kardinal Polignac die zur Familie des Lykomedes gehörigen und andere Statuen verschafften ( 5 ); ferner manche andere mehr oder weniger bekannte Namen römischer Umgegend ( 6 ), und selbst das Tiberbett ( 7 ). Nebenher sind zu ähnlicher, aller-
(') Römische Erwerbungen durch den kgl. sächsischen Agenten Bianconi für König Friedrich II besorgt; im Verzeichnifs durch REBi bezeichnet. (') Römische Erwerbungen für König Friedrich W i l helm II im Jahr 1791 durch Hrn. y. Erdmannsdorf in Rom veranstaltet, bezeichnet mit REE. (') Neueste römische Erwerbungen, auf Befehl Sr. Majestät des Königs von dem kgl. Minister zu Rom Hrn. Geh. Leg. R. Bunsen mit Zuziehung des Bildhauers Hrn. Emil WolfF besorgt; bezeichnet mit HEB. (') Die aus gedachter Sammlung I. K. H. der Markgräfin von Baireuth herrührenden Gegenstände sind durch Bair, bezeichnet. ( 5 ) Die Ausgrabung fallt ums Jahr 1735. Vgl. Levezow's Familie des Lykomedes, Berlin 1804. Fol. In unserm Verzeichnifs sind die dorther rührenden Gegenstände (6, 47, 52, 53, 56, 57, 60, 64,70,210,211) durch die Buchstaben VdM bezeichnet. ( 6 ) Acqua Traversa: 13. ( 7 ) No. 19,134.
EINLEITUNG.
II. ZEITALTER.
11
dings nicht gerade unmittelbarer, Auskunft die mancherlei Namen eines neuerdings zerstreuten römischen Antikenbesitzes zu erwähnen, Villa N e g r o n i ( ' ) , Yilla Aldobrandini ( 2 ) , Pallast L a n t e ( 3 ) ; desgleichen die Magazine käuflicher Antiken, im vorigen Jahrhundert des durch die Ergänzungen und Abbildungen seines Antikenvorraths bekannten Bildhauers Cav a c e p p i ( 4 ) , neuerdings die der Kunsthändler Capranesi, Depoletti und Malatesta( 5 ), und hauptsächlich des Kunsthändlers Vescovali. II.
ZEITALTER.
Nicht blofs den vorgedachten Umständen, welche unsern Marmorwerken eine fast ausschliefslich italische Herkunft bezeugen, auch der gröfseren Vergänglichkeit der iin früheren Zeitalter griechischer Kunst hauptsächlich angewandten Stoffe und der verhältnifsmäfsig späten Anwendung des Marmors für die gröfsten Aufgaben der bildenden Kunst ist es beizuschreiben, dals die Skulpturwerke der früheren Kunstperioden in unseren Sammlungen nur durch Abbilder ihre Belege linden, dagegen alle Originalwerke antiker Steinarbeit, die wir besitzen, einer bereits vollendeten und mithin mehr oder weniger späten Kunstübung angehören.
Da mit
( ' ) Grofsentheils aus den benachbarten Diokletiansbädern ausgestaltet: 24, 90. ( 5 ) Grofsentheils mit Denkmälern des benachbarten Trajansfoium geschmückt: 78, 7 9 , 8 8 , 2 5 1 . Der beste Theil ihrer Kunstgegenstände ward zerstreut, ehe sie in den Besitz des Generals Miollis überging. ( ; ) Die übrigen Antiken dieses Palastes wurden neuerdings versteigert: 1 4 , 9 5 . ( 4 ) Raccolta di antiche Statue, busti, bassirilicvi ed altre sculture restaurate da Bartol. C a v a ceppi. V o l . 1 - 3 . Roma 1 7 6 8 - 7 2 . fol. Der giöfste Theil der durch Bianconi erkauften Antiken rührt, selbst mit Inbegriff der früher einem Gav. Natali angehörigen, aus der Werkstatt dieses Ergänzers her. (=) Y g l . 77, 1 4 , 88.
12
A.
MARMORWERKE.
Ausnahme derjenigen Marmorwerke, welche mehreren Museen Europa s durch einige vorzüglich glückliche Entführungen und Entdeckungen alter Denkmäler anheim gefallen sind, jenes Verhältnifs kunstgescliichtlichen Werthes und Allers mehr oder weniger alle bisherigen Antikensainmlungen betrifft, so ist es angemessen, auch in Bezug auf die unsrige unumwunden darzulegen, wie wenig oder wie viel in Urbildern oder Abbildern aus den verschiedenen Perioden der alten Kunst bei uns vorhanden ist.
Demnach ist einzugeste-
hen, dafs die U r z e i t der griechischen Kunst statt aller Steinbilder einer wahl haft alterlhümlichen Rohheit höchstens durch die bis in die spätesten Jahrhunderte des Alterthums nachgebildete Herinenform ( ' ) uns in Erinnerung gebracht wird; dieses jedoch mit einer Ausführung der aus
vierecktem
Schafte hervorragenden Köpfe, welche nicht mehr jener frühesten, sondern ihrer alterlhümlichen Strenge ungeachtet bereits den Vorbildern einer späteren Zeit angehört.
Diese
spätere Zeit, welche sich als die V o r z e i t der griechischen Kunst bezeichnen läfst und durch die strengen Formen eines der religiösen Sitte geweihten hieratischen Styls sich auszeichnet, hat uns ebenfalls nur wenig Urbilder ihrer Skulpturen zurückgelassen; wobei es wiederum frei steht zu zweifeln ob manche nachahmende W e r k e jenes aus den äginetischcn Statuen gegenwärtig so wohlbekannten alterthüinlichen Styls allemal isachbildungen wirklich vorhandener hieratischer Originale, oder ob sie nicht oftmals ihrer alterthüinlichen M eise ohngeachlet selbst von späterer Erfindung sind.
Ein
solcher Zweifel geht namentlich die statuarischen W e r k e ( 2 ) ( ' ) Hermenform: 67d. e, 83, 97, 109,131, 376, 377 u. s. w. (') Statuarische Nachahmungen des hieratischen Styls: Statuen 114 g, 1 5 2 , 3 7 8 , 380. K ö p f e 67 d, 67 e, 1 0 9 , 1 3 1 .
EINLEITUNG.
alterthümlicher Bildung an;
13
I I . ZEITALTER.
da es dem Marmor nicht ge-
ziemte, W e r k e von Metall und Elfenbein, wie sie jener früheren Kunstperiode vorzugsweise eigen waren,
geradehin
nachzuahmen, so lag die Aufforderung nahe in alterthümlichen Formen selbst zu erfinden.
W e n i g e r statthaft ist ein
solcher Zweifel in Betreff der in jener Periode allgemeiner üblichen erhobenen W e r k e in Stein;
berühmte Originale
dieser Gattung haben nicht wenige Nachbildungen veranlafst, an denen es auch unserer Sammlung nicht ganz mangelt ( ' ) . Häufiger sind billigerweise( 2 ) die Abbilder berühmter W e r k e aus der b l ü h e n d s t e n Kunstperiode Griechenlands: Minervenbilder, welche sich mehr oder weniger auf das Urbild des Phidias zurückführen lassen ( ' ) ; junonische, welche an die Schöpfungen des Polykletus e r i n n e r n ( 4 ) ; N i o b i d e n ( ' ) , bei denen wir des Skopas, Bilder des A p o l l ( 6 ) , der Aphrodite('), der satyresken S c h ö n h e i t ( s ) , bei denen wir des Praxiteles gedenken, endlich im bogenspannenden A n i o r ( 9 ) vermuthliche Abbilder eines lysippischen W e r k e s .
Diesen
Hin-
weisungen auf bekannte Originale griechischer Meister sehliefsen sich andre durch äufsere oder innere Gründe mehr oder weniger verbürgte an.
Mehr nach Gründen der Vorstellung
als der Kunst gedenken wir etwaniger Nachbilder der Minerva Alea des Skopas ( l 0 ) ; mehr als Musterbilder jener grofsartigen attischen Mäfsigung, welche von den Kolossen des Phidias angeregt in Götter- und Gräberbildern lange nach
(')
Hieratische Reliefs:
81, 146.
(J)
Vgl.
meine
Einleitung
in Roms antike Bildwerke (Beschreibung der Stadt R o m I . ) S. 2 8 6 ff. (3)
Köpfe 3 0 , 4 / 1 .
290,405.
(6)
(•') K. 5 5 , 7 7 . V g l . St. 2 . Torso:
Miliin Gall. X L I I I , 1 7 9 . K. 406.
O
St. 29.
116.
( s ) St. 1 2 3 .
( ' ) Kmdische Venus: St. 89.
( s ) S a t y r n : St. 9, 1 0 , 1 0 4 .
F)
K.
Vgl. St. 9 5 .
14
A.
MARMORWERKE.
ihm fortgewirkt haben mag, als in irgend einer bestimmten Beziehung auf des Phidias eigene Kunstthätigkeit, sind W e r k e von sehr verschiedener Art und Geltung, die Kolossalstatuen der Demeter und Here ( ' ) , aber auch die des Citharöden Apoll und die einer Nike ( 2 ) anzuführen.
Mit gleicher B e -
schränkung dürfen wir denn auch als W e r k e eines der eigenthümlichen W T eise des Praxiteles verwandten und zum Theil wohl auch gleichzeitigen Künstlergeistes die Diana des Hauses C o l o n n a ( ' ) ,
die hier und anderwärts vorhandene
LeukotheaC 1 ), den giefsenden Jüngling( 5 ), die Knöchelspielerin ( 6 ) , endlich eine schöne bacchisclie Maske ( 7 ) erwähnen; worauf wir denn unsre Nachfragen nach griechischen Meisterwerken unsrer Sammlung um so sicherer mit demjenigen W T erke schliefsen können, welches ihr als unbestrittenes Original, würdig der Zeit des Lysippus, angehört, mit der Erzstatue des anbetenden K n a b e n ( 8 ) .
Irren wir nicht,
so ist diejenige spätere Periode, welche von Alexander bis Hadrianus uns den g e r e i f t e n Zustand der Kunst bezeichnet, eben nicht reicher gewesen an Originalen, welche durch häufige Nachbildungen einer späteren Zeit überliefert wurden: etwa der vom Original des Pyromachus herrührende Äskulap ( 9 ) und die irgend einer berühmten Musenreihe angehörigen Statuen ( l 0 ) , nebenher manche schöne Reliefs ( " ) , können in dieser Beziehung erwähnt werden; endlich am Schlüsse des langen Zeitraums vortreffliche Bildnisse der Cäsaren ( 1 Z ) , mehrere ideale Jünglingsgestalten ( , 3 ) und die
( ' ) St. 5,14. ( ' ) St. 6,1. ( ' ) St. 32. ( 4 ) St. 84. ( 5 ) St. 124. ( 6 ) St. 120. ( ' ) K. 36. («) St. 19. ( ' ) St. 17. Ygl. Millin Gall. XXXIII, 101. ( , 0 ) Vgl. zu No. 47. ( " ) R. 82, 146, 387. ( " ) K. 168-170. u.s.w. ( l 3 ) St. 111,124.
EINLEITUNG.
I I . ZEITALTER.
heroisirten des Jünglings Antinous('),
15
welchcr als letzte
grofsartige Erscheinung der alten Kunst ihre vollendete Laufbahn mit einer hellen Flamme beleuchtet, die, wie bei Liebes- und Schönheitsgenien der Grabdenkmäler, gleichzeitig dem Leben und dem Tode gilt. Denkmäler, geeignet die von Hadrianus abwärts g e s u n k e n e Kunst zu bezeichnen, darf ihrer kunstgeschichtlichen Bedeutung wegen keine Antikensammlung entbehren; dafs mehr oder weniger eine jede mit manchen Denkmälern dieser, an und für sich minder erfreulichen, späteren Zeit betheiligt sei, dafür ist nicht nur durch die Unermefslichkeit ihres noch im neuen Rom so spurenreichen Kunstbetriebes, sondern auch durch den verhältnifsmäfsigen W e r t h gesorgt, der bei vielen jener Zeit angehörigen W e r k e n über die ihnen gebührende Zeitbestimmung oft zu teuschen vermag. Viele statuarische W e r k e einer mittelmäfsigen Gröfse und Ausführung ( 2 ) , nicht wenige überfüllte Reliefplatten, hauptsächlich der erst seil den Antoninen üblich gewordenen bilderreichen Marmorsärge, machen uns allerdings mit den unvermeidlichen Schwächen eines bald übertriebenen und gesuchten, bald dürftigen und vernachläfsigten Kunstgeschmacks, aber auch mit den unverwerflichen Vorzügen einer kunsterfahrenen Erfindung und Ausführung bekannt, denen die fast in chronologischer Folge überschauliche Reihe der Kaiserbilder noch bis in die späte Zeit h e r a b ( ' ) die untrüglichsten Belege ihrer erst spät gesunkenen Meisterschaft beigesellt.
(') St. l4o. K. 134,140,190. Kaiserbildnisse: 245,248,249.
( ' ) St. 147,148 u . s . w .
( 3 ) Späte
16
A.
III.
MARMORWERKE.
STOFF U N D ZUSTAND.
Da von gröfseren Bildhauerwerken in Thon ( ' ) und Metall ( 2 ) nur sehr wenige sich erhalten haben, so beschränken sich alle gewöhnliche Sammlungen ähnlicher Denkmäler, mit Ausnahme des an Erzfiguren reichen Museums von Neapel, fast durchgängig auf Arbeiten von Stein, unter denen wieder die Kunstwerke von w e i f s e i n
Marmor
die
gewöhnli-
chen sind. Über die von den Alten gebrauchten Steinarten schwebt noch mancherlei Dunkel ( ' ) .
Die für Skulpturwerke ange-
wandten weifsen Marmorarten betreffend, so scheint es ausgemacht, dafs der grobkörnige, fast durchsichtig leuchtende, sogenannte harte griechische Marmor ( 4 ) der für griechische und römische Bildwerke vielgebrauchte p a r i s c h e war; etwas feinkörniger und leichter, übrigens wenig verschieden, ist der sogenannte Grechetto duro, in welchem man den porinischen Marmor der Alten erkennt. Yon nicht weniger ausgedehntem Gebrauch für die Skulptur scheint der p e n t e l i sch e gewesen zu sein, der im Sprachgebrauch neuerer Bildhauer verstanden wird, so oft von feinem griechischen ( 5 ) und selbst so oft schlechtweg von griechischem Marmor die Rede ist.
Die weifse feinkörnige Beschaffenheit desselben unter-
schied ihn von dem grofskörnigen, mit grünlichen Adern durchzogenen, hymettischen.
Durchaus verschieden ist fer-
ner der für Geräthe mehr als für Bildwerke angewandte, sehr grobkörnige und glänzende, Marnio salino.
Seit den ersten
Kaiserzeiten kam neben jenen beiden gewöhnlichsten grie-
( ' ) Etruskische Libera im Zimmer der Thondenkmäler. ( 5 ) St.19. ( ) Y g l . Beschreibung der Stadt Rom I. S . 3 3 5 ff. ( ' ) Marmo greco 3
duro, lychnites.
(5) Marmo greco fino.
EINLEITUNG.
I I I . S T O F F UND ZUSTAND.
17
chischen Marmorarten der noch gegenwärtig allgemein angewandte l u n e n s i s c h e oder carrarische Stein in Gebrauch, ohne jedoch die ausgedehnte Benutzung des parischen und pentelischen zu verdrängen; im nachfolgenden Verzeichnifs ist er überall vorauszusetzen wo die Steinart nicht besonders bemerkt ist. Aufser den gedachten weifsen Marmorarten wurden für prächtige Gebäude und Gerätlie, ausnahmsweise auch für Bildwerke, die seltneren f a r b i g e n M a r m o r a r t e n angewandt.
Unter diesen ist der rothe ( 1 ), vermuthlich eine Art
des lydischen Marmors, der seltenste; in dem schwarzen Marmor ( 2 ) hat man den tänarischen, in dem weifs und schwarz g e f l e c k t e n d e n prokonnesischen, in dem grünlich und weii's gemischten den karystischen, endlich in dem violett gestreiften den phrvgischen Marmor ( 4 ) wiedererkannt. Der gelbe Marmor ( 5 ) gilt für den nuinidischen, der Serpentin für den lakonischen, der smaragdähnliche, geflecktere und in gröfseren Stücken vorhandene, grüne Marmor ( 6 ) für den thessalischen. Von h ä r t e r e n S t e i n a r t e n finden sich die in Ägypten vorherrschenden und zu dortigen Bildwerken oder deren Nachahmung angewandten in Rom gewöhnlich nur zu Geräthen benutzt. Dieses gilt namentlich von dem Granit ( 7 ) und dem Porphyr ( 8 ) ; etwas weniger selten sind bildliche Denkmäler von Basalt, namentlich von grünem ( 9 ).
( ' ) Rosso antico: 45, 6 7 p , 312. ( 2 ) Nero antico: 1 3 6 , 1 7 9 , 272, 3 291. ( ) Marmo bianco e nero: 4.9 a , 321. ( 4 ) Paonazelto: 226. ( 5 ) Giallo antico: 6 7 r , 85, 295, 313, 345, 3 4 6 , 3 5 5 , 3 5 6 , 3 6 0 . ( 6 ) Verde antico: 114 a. — Verde di Corsica: 67 o. (') Pyropoecilon: Säulen 75. ( 8 ) Marmor porphyreticum. ( ' ) Grüner Basalt: 169, 170, 179. Schwarzer, zu Gefàl'sen gebraucht: 268, 269B
A.
18
MARMORWERKE.
Von weicheren Steinarten findet sich der Manno lombino,
pa-
ein feinkörniger und glanzloser Stein, dann und
wann für kleinere römische Bildwerke ( ' ) , der Travertin auch für römische Büsten( 2 ) angewandt; ein ganz ähnlicher Stein dient vielen etruskischen Todtenkisten('). Den hieratischen Reliefs von Clusium ist ein mephitischcr Kalkstein (") eigenthümlich, welcher in der dortigen Umgegend bricht.
Alaba-
5
ster ( ) ist häutig für die etruskischen Todtenkisten von Volterra, für sonstige Skulpturen aber nicht leicht angewandt. Als ein für Bildwerke sehr seilen benutzter Stein ist noch der rothe Jaspis zu bemerken, aus welchem ein Tituskopf des Museums( 6 ) gearbeitet ist. Von der Beschaffenheit des Stoffs mehr als von irgend einem iNebenumstand hängt die E r h a l t u n g u n d E r g ä n z u n g der Kunstwerke ab.
Da die Marmorwerke des Hei-
denthums, namentlich die an geheiligten Plätzen aufgestellten vorzüglichsten derselben, Jahrhunderte hindurch bald einer geflissentlichen Verunglimpfung, bald der gleichgültigsten Verwahrlosung, bald, der neuerstandenen Kunstliebe zum Hohn, selbst einer oft kunstfertigen antiquarischen ( 7 ) oder artistischen ( 8 ) Verfälschung ausgesetzt waren, so wird es ein praktischer Grundsatz statuarischer Beschauung, vor einer genaueren Prüfung nur die mindest verletzbaren Theile, namentlich den Rumpf, für antik zu erachten, zumal die übrigen Theile dann und wann, selbst wenn sie antik sind, der Statue
( ' ) Reliefeines sitzenden Homer, im Zimmer der Thondenkmäler. ( 2 ) Lapis tiburtinus : K. 172, 252, 294. ( ' ) R. 105, 145, 2S0, 333. (*) Reliefs im Mosaikziinmer. ( 5 ) Onyx alabastrites: K.337? F a r b i ger Alabaster an den Gewändern mehrerer römischer Frauenbüsten: 3 3 4 , 3 4 2 . — Orientalischer Alabaster: 194. ( 6 ) Tituskopf von J a s pis: 180. O Familie des Lykomedes: S. 10. N o t . 5 . (8) K.289.
EINLEITUNG.
nicht angehören.
I Y . ZWECK UND BESTIMMUNG.
19
Diese in den neuesten Sammlungen anti-
ker Marmonverke fast unentbehrliche Vorsichtsmafsregel ist bei dem umsichtigen System einer kritischen Ergänzung, welches für die Marmorwerke unsrer Sammlung noch vor deren Aufstellung thätig gewesen ist, allerdings entbehrlicher, als anderwärts, wird jedoch zugleich mit einem nothwendigen Augenmerk auf etwanige Überarbeitung für diejenigen untergeordneten Marmorwerke, die man keiner neuen und kostspieligen Ergänzung werth erachtet hat, auch bei uns eine nützliche Anwendung finden. IV.
ZWECK UND
BESTIMMUNG.
D i e Bestimmung der Kunstdenkinäler ist verschieden nach Mafsgabe ihres öffentlichen oder Privatzwecks, in einem und dem anderen Falle nach ihrer mehr religiösen oder mehr schmück enden Beziehung. 1) Die Denkmäler einer ö f f e n t l i c h e n B e s t i m m u n g waren demnach entweder dem Tempeldienst oder dein Schmucke von Staatsgebäuden, Theatern, und anderen Schauplätzen der Volkslust angehörig. W e n i g e Denkmäler jener ersten und edelsten Beziehung sind uns übrig geblieben; vielleicht nur einige kolossale Götterbilder gehören dahin ( ' ) .
Un-
gleich gröfser, aber ohne Kenntnifs des Fundorts gemeinhin schwer zu bestimmen, ist die Zahl jener anderweitigen Denkmäler, welche öffentlichen Gebäuden zum Schmucke dienten. Ansehnliche und kostbare Geräthe, welche, wie die beiden Porphyrwannen ( 2 ) und der leider sehr entstellte Marmorthron ( 3 ) des Museums allem Anscheine nach antiken Thermen oder Basiliken angehört haben, neben ihnen etwa ein( ' ) K . 289.
( ' ) No.24,90.
(3)No.l98. B
2
20
A.
MARMORWERKE.
zelne architektonische Bildwerke ( ' ) , ferner die zur Einzäunung prachtvoller Hof- und Gartenräume bestimmten Hermen ( 2 ) und manche zu Brunnenmündungen durchrührte Kunstwerke( 3 ) sind vielleicht die einzigen, welche man dieser Klasse, wie reichlich sie auch besetzt gewesen sein möge, unbedenklich zusprechen kann; und doch bleibt es selbst bei ihnen noch einigermafsen zweifelhaft, ob sie grofscn öffentlichen Bauwerken oder Privatbauen der Kaiserzeit von einer gleich umfassenden und prachtvollen Anlage angehörten. 2) Die Denkmäler, welche eine P r i v a t b e s t i m m u n g hatten, lassen sich betrachten nach ihrer Beziehung zum Götterdienst, zum häuslichen Gebrauch und zur religiösen oder prunkenden Ausschmückung der Gräber. a) Entschieden untergeordnet den Denkmälern des Tcmpelgebrauchs, aber in ungleich gröfserer Anzahl vorhanden, sind diejenigen Werke, welche als Gegenstände der Weihung an Nebenorten der Tempel oder als Gegenstände antiker H a u s a n d a c h t ihre Stelle fanden.
Götterbilder kleineren
Umfangs ( 4 ) , Altäre ( 5 ) und Tempelbrunnen ( 6 ) , Scheiben durch beiderseitige Reliefs einer Aufstellung in Mitten zugänglicher Orte zugedacht ( 7 ), endlich und vorzugsweise Reliefplatten, wie sie meistens durch einen stark vorspringenden Rand zur Einpassung in W ä n d e geeignet erscheinen ( 8 ), gewähren auch unter den Marmorwerken häufige Beispiele dieser Bestimmung, für welche die Erz- und Thondenkmäler so ungleich zahlreichere Belege liefern. b) Auch für Privatzwecke des h ä u s l i c h e n G e b r a u -
(*) T e m p e l f r i e s : 67g. 377 u . s . w .
( 5 ) R. 80, 323.
(2) Hermen mit Zapfenlöchern:
3
( ) St. 1 1 2 , 1 2 1 . R. 2 6 9 .
( 6 ) R. 81?
(7)R.347.
( ' ) St. 67 A, 135
376,
e , 205.
( 8 ) R. täk.l.n, l46.
EINLEITUNG.
I V . ZWECK UND BESTIMMUNG.
21
c h e s waren, namentlich in den prunkenden Kaiserzeiten, viele Marmorwerke dienstbar, denen man nach heutigen Begriffen eine höhere Bestimmung anzumuthen leicht geneigt ist.
D i e fortwährenden Entdeckungen in der Umgegend
Roms haben nächst den Gräbern keiner Klasse von Bauwerken so viel zu verdanken, als den Trümmern antiker V i l l e n und sonstiger Privatgebäude, wie denn auch unsere Sammlung antikem Gemäuer, welches man vermuthlich eben so sicher für Villentrümmer hielt, als die gewählte Benennung vormaliger Besitzer (Marius, Lucius V e r u s u.s.w.) willkürlich war, unter anderen ehrenwerthen Statuen die der Familie des Lykomcdes verdankt ( ' ) . c) Keine Klasse antiker Bauwerke und Kunslzwecke ist endlich für den heutigen Vorrath antiker Marmore so ergiebig gewesen, als Griechenlands und Roms G r a b m ä l e r . Dieses Verhältnifs ist zwar bei der Auswahl, welche man mehr oder weniger für entführte Kunstwerke zu beobachten pflegt, in keiner der von Rom aus betheiligten antiken Sammlungen so augenscheinlich, wie es in Rom selbst in der Mitte der aus eigenem Boden aufgehäuften Vorräthe unleugbar ist; nichtsdestoweniger aber kann man sich leicht überzeugen, wie beträchtlich auch in jenen Sammlungen, wie zahlreich auch in der unsrigen, die Menge der aus Grabmälern herrührenden Marmorwerke sei.
Keineswegs unbedeutend sind
selbst die griechischen G r a b d e n k m ä l e r ( 2 ) ,
ebenfalls nicht
unerheblich die römischen Sarkophagplatten ( ' ) ,
Aschen-
( ' ) V g l . S . 1 0 . Not. 5 . 6 . C ) R. 32, 3 5 4 , 3 8 3 - 3 8 * . Giebel mit Inschrift und andere griechische Grabdenkmäler im Misccllenzimmer des Antiquariums. ( 3 ) Platten von Sarkophagen abgeschnitten: R.67Z», 1 3 5 ä , 1 4 6 « , 1 7 1 , 1 7 6 , 3 8 1 . - Sarkophagdeckel: 1 1 4 d .
22
A.
MARMORWERKE.
k i s t e n ( ' ) und G r a b s t e i n e ( z ) des Museums; auserlesen, wenn nicht zahlreich, die etruskischen Todtenkisten desselben C ) . Aber auch aus dem statuarischen Vorrath sind manche Denkmäler dieser Klasse angehörig, wie denn das Museum selbst eine Lutropliore nach attischer Sitte zu besitzen scheint ( ' ) , und wie unter den römischen Büsten manches unbekannte Bildnifs mit eben dem Recht unberühmten Verstorbenen angehören dürfte, mit welchem eine derselben vermöge antiker Inschrift( 5 ) einer solchen Deutung unbedenklich unterworfen wird. V.
S T Y L UND
DARSTELLUNG.
Die Aufgabe des künstlerischen Styls, auf eine der ideellen Bedeutung des Kunstwerks entsprechende W e i s e zur Geseizmäfsigkeit künstlerischer Darstellung zu gelangen, ist in den ausgebildeten Entwickelungsstufen der Kunst nach allen Hauptbeziehungen jener Darstellung nachzuweisen, nämlich nach Form und V e r h ä l t n i s s e n , nach Ausdruck und B e w e g u n g , sowohl für die Bildung des vereinzelten Körpers als für die Zusammenstellung desselben mit mehreren Figuren. W ä h r e n d die beiden äufsersten Perioden der Kunstentwickelung es mit einander gemein haben, den Vorzug eines solchen die Idee des Kunstwerks künstlerisch aussprechenden stilistischen Gesetzes theils durch Unvollkommenlieit und Vernachlässigung, theils durch Überschätzung des Handwerks zu entbehren, pflegt die Bildung glücklicher Kunst-
67c. 307.
( ' ) Aschenkisten: 270, 275, 276 u. a. ( *) S. 9. Not.4. ( 4 ) St. 211.
( ' ) Cippi. Doppelter: ( ä ) Aurelia Monnina
EINLEITUNG.
V . S T Y L UND DARSTELLUNG.
23
periodea gerade dadurch entschieden zu sein, dafs sie jenem Gesetz genügen; auf wie mannichfachc"Weise sie es gethan haben, geht aus der näheren Beobachtung ihrer verschiedenen W e r k e nach den obigen Gesichtspunkten hervor. 1) Die F o r m e n u n d V e r h ä l t n i s s e des menschlichen Körperbaues sind in dem altertümlichen Styl kurz und gedrungen, in einzelnen Theilen, deren stärkere Bezeichnung den Eindruck des Kunstwerks erhöhen konnte, selbst konventionell übertrieben, im Allgemeinen mehr die Natur überbietend als natürlich: Haarwurf, Rüstung und Bekleidung sind mit ängstlicher Sorgfalt behandelt.
Mehrcrc Statuen ( ' )
und Reliefs ( 2 ) welchc den altcrthümlichen Styl nachahmen, geben hiezu die Belege.
W i e die hemmende Sitte jener hie-
ratischen Gesetzmäfsigkeit einer freieren, mehr naturgemäfsen als natürlichen, Durchbildung des menschlichen Körpers und seiner Bekleidung gewichen sei, zeigt sich nur in wenigen unserer statuarischen VTerke — , am ersten noch bei kolossalen ruhigen Gölterbildern ( 3 ) ,
am seltensten bei leiden-
schaftlich bewegten Figuren ( ' ) — , mit derjenigen Schärfe, welche die früheren W e r k e der vollendeten Kunst von den späteren unterscheidet.
Dagegen liegen für den gemilderten
Styl jener gereiften griechischen Kunst und ihrer nicht weniger geiuäfsigten als naturgemäfsen Vollendung Musterbilder fast einer jeden Darstellungsweise nach den Verschiedenheiten von Alter, Geschlecht und Bekleidung theils in Originalen, llitils in Nachbildern uns vor Augen; Musterbilder der nackteil und unverzärtelten K n a b e n - ( 5 ) , J ü n g l i n g s - ( 6 ) und Mannefbildung( 7 ),
der unverhüllten ( s )
und
der durch
( ' ) S. 12. Not. 2. ( 2 ) R. 81,146. ( ' ) St. 5,11,14. ( > ) S t . l 2 J . OSt.9:,4l5. ( G ) St. 7,11,124. (')St.l2S. ( s ) Sl. 84, 89.
24
A.
MARMORWERKE.
Schmuck und Schutz der Gewänder an W ü r d e (*) und an Reiz ( 2 ) erhöhten Frauengestalt, ja auch jener verführerischen Lebensfülle, welche ein schwelgerischer Künstlersinn bald zu Hermaphroditen( 3 ) und trunkenen Mänaden( 4 ) erhob, bald in der Wirklichkeit des vergötterten Antinous( 5 ) bewunderte. 2) A u s d r u c k u n d B e w e g u n g der Kunstgebilde lassen sich, gleichfalls auf eine mehr übernatürliche als naturgemäfse Weise, im steifen Schritte und im lächelnden Angesicht der altertliümlichen Figuren hieratischer Reliefs ( 6 ) nachweisen; dagegen die grofsartige Naturauffassung der sich selbst freigegebenen und in den gedachten Musterbildern uns vorliegenden attischen Kunst im gewaltigen Ausdruck der Götter, Helden und Kämpfer, in der mächtigen Bewegung heroischer Figuren( 7 ), in der götlergleichen und dennoch rein menschlichen W ü r d e der Alltagsbilder ( 8 ) ihre hohe Kraft und Bedeutung nicht verleugnet. W i e die spätere römische Kunst auch in W e r k e n , die wir achten müssen, jener grofsen Zeit durch eine verhältnifsmäfsige Abflachung des übermenschlichen Ausdrucks und durch die überhäufte Gruppirung ihrer Reliefs sich unterordnet, dafür fehlt es unsrer Sammlung an zahlreichen Yergleichungspunkten;
dagegen
diejenige Meisterschaft, welche in ihrer mehr natürlichen als naturgemäfs produktiven Richtung jener Zeit wohl erreichbar war, in vortrefflichen Bildnissen der Kaiserzeit ( 9 ) um so zahlreichere Anlässe unserer Bewunderung darbietet.
(')St.5,14,47,52,56,57,61 u.a. ( J )St.5,32,57,61,123. ( ' ) S t . l l l . ( ) St. 130. ( 5 ) St. 134,140. K. 141,142,190. (6) R. 81,146. 5 9 (') St. 123. ( ) lt. 82,383-387. ( ) K. 167,169,170 u. a. 4
E I N L E I T U N G . V I . G E G E N S T A N D UND B E D E U T U N G .
VI.
25
GEGENSTAND UND BEDEUTUNG.
W e n n wir die Reihe bildlicher Gegenstände durchlaufen, welche in antiken Bildhauerwerken dargestellt sind, so liegt es am Tage, dafs, dem W e r t h und Umfang des Marmors entsprechend, die erhabenen Gegenstände alter Götterlehre und Heroensage in ihnen vorwalten; jene hauptsächlich in den Statuen, diese vorzugsweise in den Reliefs. Eine ansehnliche Reihe altgriechischer G o t t h e i t e n läfst sich auch aus unsern Marmorwerken nachweisen: Z e u s ( ' ) und Pluto( 2 ), H e r e O , Demeter ( 4 ), Athene( 5 ), Hermes ( 6 ), Apollo ( 7 ) und die Musen ( s ) , Artemis( 9 ), Ares('°), Aphrodite( u ) 12
13
und
u
Eros( ), dazu Dionysos ( ) und sein Gefolge ( ) , denen bei sonstiger Ausscheidung rein italischer Gottheiten aus dem Gebiete der Kunst von römischen Gottheiten wenigstens Silvanus sich beigesellt ( l s ).
Götterbilder einer den Olympiern
gleichstehenden Gattung fehlen eben so wenig: Asklepios ( " ) und Hvgiea( 1 7 ), die Glücksgöttin Tyche( 1 8 ) und Nike die Siegesgöttin ( l 9 ); ferner die Gottheiten ausländischen Dienstes, Serapis( 20 ), Ammon ( 2 I ) und wenig andre ägyptische ( 22 ), endlich auch Mithras ( 23 ), sind mit erheblichen und zum Theil zahlreichen Denkmälern besetzt.
Auf Vollständigkeit kann
( l ) St.2. K.23,63. (>)K.58. ( ' ) St. 14. K.55. ( 4 ) St.5. 6 O St. 4,29. K. 30,44 ( ) St. 15, 100,115, 162. ( ' ) St. 6,11, 35,43,48,65. Gr. 133. K. 37. ( s ) St. 47, 52, 56, 57. (') St. 13, 32, 34,150,153. K. 31,278. (10) St. 155. ( H ) St. 89. K. 20, 40, 264. ( , 2 ) S t . 95. Gr. 2 5 . - d e r Todten St. 373 u.a. 412. ( ,3 ) Dionysos St. 7, 94, 107. Vgl. 53. K. 32,45. Bärtiger 376, 377. Hermaphrodit St. 111. Gr. 88. ( " ) Pan 312,313. - Silenus St. 98. K. 110-121. - Satyre St. 9, 10, 99, 112, 124. - Priapus St. 378. Bacchantin St. 130. (") St. 12,125. ( ,6 ) St. 17, 71,161. K. 6 7 / . ,s 72. (") St. 16. ( ) St. 3, 205. O St. 1,18,42. (20) K. 2i 62 a.b. ( ) K. 367. (") Harpokrates: St.37l. (") K. 293. R. 114.
26
A.
MARMORWERKE.
eine solche Reihe jedoch nie und nirgends Anspruch machen; aus dein natürlichen Grunde weil Marmorbilder, welche dein alten Götterdienst angehörten, diejenige Geltung und denjenigen Zusammenhang in der alten Tempelsitte nicht haben, welche in alten und neuen mythologischen Handbüchern ihnen etwa zu Theil zu werden pflegen.
Auffallend reich
sind mehrere Gottheiten in allen antiken Sammlungen besetzt, namentlich diejenigen, welche dem bacchischcn Dienste sich anscliliefsen; dagegen die Seltenheit mancher anderen gefeierten Gottheiten, namentlich des Zeus, auch in unserem statuarischen Yorrath befremdet: nicht sowohl die oberstn Gottheiten, als diejenigen, welche dem menschlichen Gefühl und Bedürfnifs am nächsten standen, wurden von dem bildenden Künstler am häufigsten vervielfältigt. Darstellungen der H e r o e n s a g e sind unter den Statuen nicht sehr häufig; unsere Sammlung besitzt Vorstellungen des Herakles ( ' ) , des Perseus( 2 ), des Ganymedes ( 3 ) , desgleichen mehrere Niobiden ( ').
Unter den Reliefs ist die
Darstellung der Iphigenia in Tauris ( 5 ) vorzüglich bemerkenswerth.
Unter den Gegenständen alltäglicher Beziehung ma-
chen auch unter den Marmorwerken athletische Gegenstände, namentlich in Votivstatuen glücklicher Sieger( 6 ), sich häufig geltend, woneben manche Bilder aninuthiger Handlungen und Zustände ( 7 ) und Denkmäler römischer Waffengewalt ( 8 ) im Gebiet dieser Kunstwerke sich auszeichnen, hauptsächlich aber die reiche Anzahl von Vorstellungen hervortritt, welche auf Todtenbestattung und Todtendienst( 9 ) Bezug haben. ( ' ) St. 136. K . 4 6 , 5 4 , 66, 69, 2 6 5 .
( 2 ) S t . 33?
( • ) Solin der N i o b e K . 2 9 0 . T o c h t c r St. 123. K . 1 3 8 , 4 0 5 . 6
( ) St. 1 9 , 1 2 S , 129. K. 6 8 , 6 9 , 1 0 9 , 131. ( s ) K. 2 5 1 . R. 1 7 5 , 2 5 4 .
(5)
135^.
7
( ' ) St. 117. ( 5 ) R. 171.
( ) St. 5 9 , 1 2 0 , 2 1 1 , 261.
EINLEITUNG. V I . GEGENSTAND UND BEDEUTUNG.
27
Sehr erheblich ist endlich der Reichthum unserer Sammlung an B i l d n i s s e n .
Manche Vorstellungen der heroischen
Zeit finden sich unter ihnen ( ' ) , nächstdem erhebliche Bildnisse berühmter Griechen ( 2 ) , hauptsächlich aber eine ausgezeichnete Reihe von Bildnissen, welche von M. Brutus ( 3 ) und Scipio Africanus ( 4 ) bis auf die spätesten Bildnisse römischer Kaiser ( 5 ) und kaiserlicher Frauen ( 6 ) hinab der Geschichte Roms angehören. Einer besonderen Erinnerung über die versteckte B e d e u t u n g der vorgestellten Gegenstände sind die Marmorwerke weniger als andre Klassen antiker Bildwerke bedürftig.
Die Götterbilder, die in ihrem Bereich vorwalten, tra-
gen alle Rechtfertigung und alle Erklärung ihrer Erscheinung in sich selbst; Heroenbilder und Heroensagen gelten für Vorbilder des Menschenlebens, w o und in welcher Form sie auch erscheinen mögen; und w o die Kunst sich ausgebreitet hat, wie zur Zeit der römischen Marmorpracht, mufs es dem (") K. 3/(3,399. C ) H e r o d o t 408. Sophokles 409. Sokratcs 395. X c n o p h o n 394. D e m o s t h e n e s 3 6 8 , 401. A l e x a n d e r 39S. E p i k u r 4 0 4 . - Aspasia l 4 4 . ( ' ) M. B r u t u s K . 172, 177. ( 4 ) Scipio: K . 1 6 8 , 2 5 2 . - Dazu C o r b u l o 319. Seneca 2 5 8 , 318. ( 5 ) Kaiser: Caes a r St. 167. K . 169. A u g u s t u s St. 220. K . 170, 184. C . und L . Caesar K . 1 8 5 , 1 8 6 . G e r m a n i c u s R . 199. T i b e r i u s K. 173. Caligula K. 1 7 4 , 1 8 8 . Vitellius K . 1 7 9 . Vespasianus K . 1 7 S , 1 8 2 , 2 7 2 . T i t u s K. 180. D o m i t i a n u s K . 183. T r a j a n u s K . 73. St. 158. H a d r i a n u s K . 1 8 9 , 1 9 3 , 200. A n t o n i n u s Pius K . 1 9 5 , 1 9 7 . M. A u r e l i u s S t . 2 0 8 . K . 1 9 6 , 2 0 1 , 2 0 3 , 2 2 4 , 2 8 1 , 287. Aelius Caesar K . 2 0 2 , 214. L . V e r u s K . 213. C o m m o d u s K . 215. P e r t i n a x K . 2 2 8 . Septimius Severus K . 2 1 9 , 2 2 9 , 3 4 9 . Caracalla K . 2 2 6 . Heliogabalus K . 2 3 5 . A l e x a n d e r Severus K . 234. G o r d i a n u s P i u s K. 236. P h i l i p p u s K . 242. Y a l e r i a n u s K . 2 4 5 . Beide V i c t o r i n e K . 2 4 S , 249. ( 6 ) K a i s e r i n n e n : J u l i a F r a u des A u g u s t u s K . 1 9 2 , 2 9 9 - A g r i p p i n a die altere K . 1 8 7 . A n t o n i a St. 206. P l o t i n a K . 1 8 1 , 1 9 1 . Sabina K . 210. F a u s t i n a d . ä . K. 2 0 4 , 3 3 0 . F a u s t i n a d . j. K . 2 1 6 , 286. Lucilla K . 2 2 7 , 232. R . 223. C r i s p i n a K . 217. Manlia Scantilla K . 218. J u l i a Pia K . 149, 237. Plautilla K . 2 3 1 . J u l i a Socmias K . 233. U l p i a Scverina K . 240.
28
A.
MARMORWERKE.
Alltagsmenschen frei stehen, das was er am liebsten sieht, sich und das Seinige, auch in künstlicher Natürlichkeit wieder erstehen zu lassen.
Abschiedsscenen, die Nichts als ei-
nen Abschied bedeuten, fehlen selbst griechischen Grabdenkmälern nicht ( ' ) .
Dafs die römischen Bildwerke, namentlich
die, welche antikem Gräberschmuck angehörten, in mythischen und symbolischen Bildern manche doppelsinnige An deutung auf Licht- und Schattenseite des diesseitigen und des jenseitigen Lebens werfen, 6oll darum nicht geleugnet, vielmehr bemerkt werden, dafs der Doppelsinn, der den Amor zum Todtengenius ( 2 ) und einfache Naturbilder zu bedeutsamen Gräbersymbolen macht( 3 ), auch in der verhältnifsmäfsig geringen Zahl unsrer antiken Grabdenkmäler keineswegs mangelt. (') R. 383-385.
(') St.373.
(') R. 361,364,369u. a.
VERZEICHNIS^
I. ROTUNDE.
i. V I K T O R I A . Statue 5 F . 3 Z. Gr. M . REDL PNSII. A b g e b i l bildet bei Cavaceppi R a c c o l t a Iii, L V g l . L e v e z o w in B ö t t i g e r s A m a l t h e a Ii, S . 359 f. E i n e Siegesgöttin, dargestellt w i e sie vom Olympus h e r a b gesandt die Sterblichen b e g l ü c k t , ist in diesem und in dem v e r w a n d t e n W e r k No. IS. noch daniederschwebend dargestellt, und ihre mit gespitzten Zehen leise auftretende B e w e g u n g hat dem Künstler zu einem Motiv gedient, um die F i g u r ihrer Aufstellung für architektonische Z w e c k e anzupassen. E i n e r solchen entspricht denn auch die. A n o r d n u n g des Gewandes, dessen mehr architektonische als hieratische S t r e n g e nicht sowohl den S t y l einer früheren Kunst, als vielmehr e i n e wissentliche Beschränkung der künstlerischen F r e i h e i t und eine U n t e r o r d n u n g seiner plastischen Massen zu Gunsten des architektonischen Zweckes andeutet, dem es dienen sollte. Das allzugewöhnliche Schicksal vortrefflicher Kunstw e r k e des A l t e r t h u m s , n u r verstümmelt auf uns g e k o m m e n zu sein, läfst uns n u r bei einer glücklicher erhaltnen W i e d e r h o l u n g u n s e r e r Statue (No. 18) von Haupt und A r m e n dieser letzteren r e den ; das Haar fallt in breiten Massen h i n t e r w ä r t s herab. S i e ist mit einem Armelchiton b e k l e i d e t , w e l c h e r u n t e r w ä r t s , w i e v o m W i n d getrieben, ziemlich regelmäfsige Falten schlägt, oben aber durch ein Kreuzband e n g angeschlossen ist, w e l c h e s w i r in diesen und ähnlichen Statuen, auch in Fällen, w o keine F l ü g e l und k e i n e Befestigungsbänder derselben anzunehmen s i n d , als schliefsenden T r ä g e r eines voraussetzlichen Gürtelbandes a n g e w a n d t finden. Ü b e r dem Chiton hat unsre F i g u r einen P e p l o s g e s c h l a g e n , der in reichlicher B r e i t e e n g über die Mitte des Körpers g e z o g e n ist,
30
A.
MARMORWERKE.
über den linken Arm herabfallt und in zwiefachen Enden über beiden Schultern ruht. Die vorgedachten Kreuzbänder sind mit Rosetten verziert, die Im griechischen Ausdruck 7»'007rv) (Ka.ro, rci (TTE^va evyj7rtsto. Poll, vn,54.) von den häufigeren Schulterspangen (iregOMi) wohl unterschiedene Verzierung der Stelle, wo jene Brustriemen sich durchkreuzen, mit einem Gorgonenkopf. Sie ziehen sich neben dem Gewandstück zwischen Hals und Schulter hinweg, und treffen demnach nicht in die Öffnung der Flügeleinsätze: ein neuer Beweis gegen die bereits von Zoega (Bassiril. di Koma I, p.\1h, 175; not. 7, s) kräftig bestrittene Annahme, als hätte die Beflügelung von G ottheiten, deren Fittige allzeit rege und nahe sind, als hätten selbst die Schwingen der Nike und des Eros künstlicher Tragbänder bedurft. Beispiele, wo dieselben Tragbänder ohne alle Beflügelung angewandt sind, fehlen selbst unserer Sammlung nicht (Zoega I.e. not.8); dafs sie vorzugsweise bei geflügelten Figuren sich finden, liegt in der für eine dem W i n d ausgesetzte Bewegung natürlicheren Vorsicht das Gewand eng anzuschlicfsen. Übrigens wurdeWinckelmann's und Visconti's von Zoega a.a.O. widerlegte Ansicht, als seien die fraglichen Bänder Flügelhalter, auch von Levezow (Amalthea Ii. S. 360 f.) vertheidigt, dagegen Böttlger (Furienmaske S. 8 5. Vgl. Levezow a. a. 0 . ) an Befestigung ähnlicher Figuren auf römischen Siegeswagen gedacht hatte. Neu ist an diesem v o r t r e f f l i c h e n W e r k e der m i t einer Tä&ia b e k r ä n z t e K o p f u n d der H a l s l>is zur B e g r e n z u n g des G e w a n d e s , d e m in dessen H a n d g e h a l t e n e n Begrenzung
d e s g l e i c h e n die r e c h t e S c h u l t e r s a m t d e m recLten A r m u n d
K r a n z ; f e r n e r die l i n k e H a n d u n d der l i n k e U n t e r a r m
v o n der
des G e w a n d e s a n , a u f s e r d e m d i e Basis u n d die F i i f s e , d e r e n E r g ä n z u n g j e d o c h d u r c h
d i e geschlossene B e w e g u n g der g a n z e n F i g u r uod d u r c h das a n t i k e F e l s s t ü c k v e r b ü r g t i s t , ches dem G e w ä n d e h i n t e r w ä r t s zur S t ü t z e dient.
wel-
E n d l i c h ist a u c h d e r o b e r s t e T h e i l des G e -
vvaudes von A u s b e s s e r u n g e n n i c h t f r e i .
2 . Juppiter. Statue 6 F. 2 Z. Gr. M. HEB. Diese ansehnliche und wohlgearbeitete Figur befand sich früher bei dem Kunsthändler Vescovali zu Rom, und war, wie ähnliche Statuen Im Palast Altemps und bei dem Bildhauer Pacetti, als Äskulap ergänzt; ihre gegenwärtige Gestalt verdankt sie der Ansicht und Angabe Thorwaldsen's. Der Gott ist stehend gebildet, unterhalb und linkerseits mit einem Ilimation angethan; in der Rechten hält er gegenwärtig ein Scepter, in der Linken eine Schale, deren Ergänzung durch einen antiken Ansatz am Gewände
I. R O T U N D E .
31
N O . 2 - 4 .
begründet scheint. Ungewöhnlich ist ein kleines Pilaster(clppus), welches zur Andeutung irgend eines Opferzweckes rechterseits von dieser F i g u r im Hintergrunde bemerklich ist. „ G e f u n d e n an einem Orte i UTasslcci Neu sind
genannt bei einem Dorfe il Crasso
nahe bei R o m . "
aulser den gedachten Attributen der Kopf, der rechte Arm, der linke U n t e r a r m , eine
der Troddeln ("-J ra-'zi)
des Gew andendes,
die Zehen des rechten Fufses und eine am linken,
endlich der begleitende Adler samt dem Tbeile der Basis, auf welchem er steht.
3 . FOIITUNA. Stalue 5 F . 5 Z . Par. M. REBi.PNSH. Cavaceppi I, 51; vgl. Levezow Amalthea 11,365. E i n e gute und wohl erhaltene römische Statue. Sie ist mit aufgeschürztem und übergeschlagenem gegürtetem Chiton bekleidet, über welchen, von beiden Schultern gehalten, ein langer P e plos den Rücken und zugleich als Schleier das Hinterhaupt bedeckt. Das Getreidemaafs (Kalathos, Modius), welches das gangbarite Symbol des Erdensegens zu sein pflegt, ist auf ihrem Schellel, ein volles Füllhorn in ihrer linken Hand beinerklich; das ergänzte Ruder, welches die Rechte in der Abbildung bei Cavaceppi hält, ist neuerdings durch ein Stäbchen ersetzt worden. In dem geriefelten Füllhorn bemerkt man unter T r a u b e n , Äpfeln, Quitten, Pinienfrüchten auch, wie öfters, einen pyramidalen Kuchen (-vgccy-is). Neu sind beide Hände, im Gesichte die Nasenspitze, das Untertbeil des Füllhorns; ferner Einiges am Uaterlheil des Gewandes.
4 . MIXF.UVA U S B E R I C H T I I O N I U S .
S t a t u e 5 F . 6 Z.
Gr. M.
VdM.
Pol. SS. Diese mittelmäßig gearbeitete u n d beträchtlich ergänzte, aber wegen ihres seltenen Gegenstandes sehr merkwürdige Statue, stellt eine stehende Minerva vor, welche ihre Ägide umgeschlagen hat, um In derselben ein Knäblein zu pflegen. Dieser Knabe ward f r ü h e r Pyrrhus benannt (Österreichs Beschreibung No. l4 3), galt später für das Pflegekind einer Votivdarstellung (Levezow Amalthea ii,367), darf aber jetzt mit gröfserem Rechte, dem U m f a n g eines so ansehnlichen Marmorwerks und dem mythischen T y p u s entsprechend, den man auch für Yotlvbilder solcher A r t verlangen mufs, für ein Bild des von Minerva gepflegten Ahnherren Athens, des Erlchthonius, gelten. Reliefs und Yasenbilder (Monum. dell' Inst, archeol. Vol. I. T a v . x , XII.) beweisen uns, dafs derselbe G e genstand der bildenden Kunst keineswegs fremd w a r ; und w e n n
32
A.
MARMORWERKE.
man es wufste, dafs Erichthonius und Ptrseus Im Tempel der Minerva erzogen, Theseus ebenfalls in ihrem Tempel erzeugt war (Hygin. Fab. 63.37), so kann man höchstens über den schicklichsten Namen eines im statuarischen Glänze von Minerva beschützten Heldenkindes, nicht aber über die Frage verlegen sein, ob die Beziehung des Gegenstandes wirklich eine heroische, oder etwa nur die individuelle irgend eines Sterblichen sei. Neu sind an diesem Werlte der Kopf und der Hals bis zur Begrenzung des Gewandes, der rechte Ar in von der Schultcr abwärts, deren erhobene Richtung jedoeb begründet ist, die Ägis auf der rechten Seite, auf der Stelle des Medusenkopfs und am linken A r m ,
dessen
tertheil neu ist, cudlicb Arme, Schenkel und das ganze Obertheil des Kindes.
5 . CERES. Statue 7 F . G r . M . R E B i . PNSH. Cavaceppi i, 55. Vgl. Levezow Amalthea Ii, 357. Dieses vortreffliche W e r k ist als grofsartig angelegte und entsprechend ausgeführte Gewandstatue, zugleich aber auch als eines der wenigen W e r k e bemerkenswerth, welche durch Gröl'se, Stellung und Verhältnisse ihre ursprüngliche würdevolle Bestimmung zu Tempelbildern unzweifelhaft lassen. Breit in den Formen des Körpers, mächtig und doch milde im Ausdruck des Angesichts, bekräftigt sie die nach der neuesten Ergänzung ihr gebliebene Benennung. Um, wie früher, eine Juno in ihr zu erkennen, fehlt die Stirnkrone, fehlt die hochgewölbte Bildung des Auges und fehlt überhaupt die von der Königin des Olympus unzertrennliche Strenge; so wenig man nun in der übrigen Reihe der grofsen Göttinnen einen entsprechenderen Namen für sie finden würde, so wenig würde einem kolossalen Tempelbilde wie dem unsrigen die Benennung einer Parze oder anderer im Kultus wenig hervortretender Göttinnen zustehen. Das mit einem dünnen Stirnband umgürtete Haar ist über der Stirn gescheitelt und in mehreren Schwingungen, ungefähr wie bei dem Kopf der Aspasia No. I i i , nach den Seiten gezogen, das Hinterhaupt mit einem kurzen Schleier bedeckt, welcher, auf beiden Schultern aufruhend, über die Brust und den Nacken herabfällt. Die übrige so reichliche als einfache Bekleidung besteht in einem langen aufgeschürzten Chiton mit geknöpften Oberärmeln und in einem Brustgewand, welches bei den meisten ähnlichen Gewändern als ein übergeschlagenes Ende des ärmellosen dorischen Chiton zu betrachten ist. Bei unserer Statue wird diese
I . ROTUNDE. N O . 5 , 6 .
33
Erklärung des Gewandes durch den reichlichen Stoff erschwert, welcher auf der linken Seite der Figur bauschige Oberärmel bildet, ohne dafs Ahnliches auf der rechten zn bemerken wäre. Der Kopf ist dicht über dem Brustgewand eingelassen, aber nach allem Anschein mit der Statue ursprünglich verbunden gewesen. Der
r e c h t e t l n l r r a r m m i t den Ä h r e n nna* vom rechten Fufse sichtlich ist.
5 8 . P i - u t o . Kolossale Büste. Gr. M. P. SSG. Vgl. lieger i n , 322. Dieses niittelmäfsige W e r k aus später Kaiserzeit scheint einer Statue angehört zu haben. Über die Schulter ist eine Chlamys geknüpft, um das Haupt eine Tänia gebunden. Die Rüste ist unter dem Ilalsc angesetzt, scheint jedoch zu dem Kopfe xu gehören.
5 9 . K n ö c i i e l s p i e l e k i n . Statue. Naturgröfse. P. SS. Cavaceppi 1,60. Vgl. Levezow Amalthea Th. I S. 193 ff. Th. Ii S. .366. Diese Figur eines halb erwachsenen Mädchens, welches, mit ausgestreckten Füfsen behaglich sitzend, beide Anne nach den Knöcheln richtet, die als beliebtestes Kinderspiel vor ihr liegen, hat durch anmutluge Erfindung, naturwahre Ausfuhrung und ziemlich glückliche Erhaltung die gültigsten Ansprüche den Ilauptstücken des Museums beigezählt zu werden. Sie ist mit einem einfachen Unterkleid bedeckt, welches von der linken Brust und Schulter nachlässig abgestreift ist; dieses Gewand hat geknöpfte Überärmel, während sonst bei ähnlichen Kinderfiguren, besonders von mythologischer Beziehung, die Arme völlig frei gelassen zu sein pflegen. Durch die auf der Basis deutlich erhaltenen Astragalen oder Ziegenknöchel reiht sich diese Statue manchen andern, aus antiken Kunstberichten berühmten oder in Denkmälern übrig gebliebenen, individuellen Darstellungen ähnlicher Beziehung an. An Ergänzungen fehlt es diesem W e r k e olinerachtct einer im Ganzen glücklichen Erhaltung keinesweges.
P e r Hals ist m i t InbegriiF der linken S c h u l t e r und des g a n i e n Nackens neu
eingesetzt, wodurch jedoch die vormalige Verbindung des Kopfes mit der übrigen S t a t u e nicht z w e i f e l h a f t vrird.
An diesem letzteren sind die Ohrru neu; neu ist ferner auch der rechte Arm,
der ganze rechte l'ufs und der vorderste T b e i l des linken, aufserdem einzelnes im G e w ä n d e .
6 0 . E r g ä n z t e P s y c h e . Statue 3 F. Gr. M. VdM. PAT. Levezow Fam. d. Lykom. Taf. i x . Diese stark ergänzte Figur ist noch jetzt in demjenigen Zustand, in welchem sie sich „einen Halbstiefel anziehend" unter den polignacschen Töchtern des Lykomedcs befand. In halb knieender Stellung, das vortretende linke Knie hoch aufgestützt, das rechte nachlässig zurückgelegt, das ärmellose Untergewand leicht
II. GÖTTERSAAL.
NO.58-60.
59
g e g ü r t e t , ü b e r d e n U n t e r t h e i l ihres K ö r p e r s einen P e p l o s geschlag e n , schien sie dem E r g ä n z e r gerade b e q u e m g e n u g , um beschäft i g t m i t i h r e m I l a a r p u t z u n d ihrer Beschuliung g e d a c h t zu w e r d e n . W i e willkührlich diese V o r a u s s e t z u n g u n d die darauf g e g r ü n d e t e E r g ä n z u n g w a r , e r g i e b t sich hinlänglich aus der einfachen B e m e r k u n g , dafs n u r d e r mittelste T h e i l der S t a t u e alt, alles Ü b r i g e a b e r v o n d e r G ü r t u n g a u f w ä r t s u n d v o n d e n G e w a n d m a s s e n des h e r v o r t r e t e n d e n K n i e s a b w ä r t s n e u h i n z u g e f ü g t sei.
D e m n a c h ist f ü r
die D e u t u n g dieses W e r k e s jeder a n d e r e n V e r m u t h u n g R a u m g e g e b e n , in w e l c h e r zugleich die E r s c h e i n u n g eines vollständig b e kleideten j u n g e n M ä d c h e n s mit einer halb k n i e e n d e n Stellung sich e i n i g e n läfst.
S o liegt es d e n n , nicht blofs bei f r i s c h e r E r i n n e r u n g
der unmittelbar v o r h e r erwähnten S t a t u e ,
s o n d e r n auch bei d e r
e b e n so u n a b w e i s l i c h e n V e r g l e i c h u n g eines b e r ü h m t e n herkulanis c h e n G e m ä l d e s (Miliin Gall. CXXXVIII, 515), die K i n d e r der N i o b e im A s t r a g a l e n s p i e l v o r s t e l l e n d , vorzüglich n a h e , in u n s r e r F i g u r eine zum K n ö c h e l s p i e l b e r e i t e T o c h t e r d e r !\ i o b e zu v e r m u t h e n . Zu e r w ä h n e n ist n o c h an dieser S t a t u e eine ihrer Kleidung.
Besonderheit,
D a s U n t e r g e w a u d derselben zeigt an den H ü f t e n
eine N a h t , d e r g e s t a l t , dafs man den u n t e r s t e n T h e i l jenes G e w a n des gefüttert, v o r a u s s e t z e n m ö c h t e .
D i e s e r U m s t a n d findet sich
auch bei e i n e r b e k a n n t e n kleinen G e w a n d s t a t u e des Vatikans ( M u s . P i o - C l e m . 1,25) v o r , w e l c h e mit W a h r s c h e i n l i c h k e i t als Muse u n d z w a r als U r a n i a e r g ä n z t w o r d e n ist.
Bei einer spätem Betrach-
t u n g d e r s e l b e n , w e l c h e r in P a r i s die gleichzeitige B e s c h a u u n g des g e g e n w ä r t i g e n W e r k s zu S t a t t e n kam, fand sich V i s c o n t i v e r a n l a g t , mit Mifsbilligung j e n e r E r g ä n z u n g , s o w o h l in der vatikanischen als auch in D i e übliche L ä n g e
dieser F i g u r eine Melpomene des theatralischen
vorauszusetzen.
Gewandes (Syrma),
der
künstlerische V o r t h e i l d u r c h die lang h e r a b f a l l e n d e n F a l t e n desselb e n die h o h e n K o t h u r n e v e r d e c k e n zu k ö n n e n , u n d die g r ö f s e r e Würde
d e r f ü r das U n t e r t h e i l
gesuchten
Schwere
tragischer F i g u r e n geflissentlich
d i e n t e n ihm z u r U n t e r s t ü t z u n g seiner
An-
s i c h t , die sich a u f s e r d e m d u r c h die h o c h a u f t r e t e n d e B e w e g u n g u n s e r e r F i g u r ( ä h n l i c h d e r vatikanischen M e l p o m e n e s t a t u e Miliin Gall. x x i , 69)
beschönigen
zu u n t e r s c h r e i b e n w a g e n .
liefse, die w i r aber d e n n o c h
nicht
W e n i g s t e n s w i r d unsres B e d ü n k e n s die
I ragische W ü r d e , die w i r für eine M e l p o m e n e nach Mafsgabe des
60
A.
MARMORWERKE.
Begriffs und der gesichertsten Kunstdarstellungen zunächst in Anspruch nehmen, durch die zarten Formen, die leichte Giirtung und die dünnen Gewandfalten beider Figuren eher aufgehoben als bestätigt; eine Melpomene mit enlblöfster Schultcr vorgestellt zu glauben, w i e w i r es an der vatikanischen Statue erblicken, w ä r e vollends unerhört. 6 i. ERGÄNZTE F L O R A .
S t a t u e h F . 8 Z.
Gr.M.
RE.
PNS.
Diese schöne Gewandfigur ist schwer bekleidet, nämlich mit einem U n t e r g e w a n d , dessen geknöpfte Ärmel den Oberarm bedecken , und mit einem über den Schaltern festgehefteten Obergew a n d , dessen oberstes Stück umgeschlagen über die Brust reicht. Eine Bekleidung solcher Art ist ungleich geeigneter Tempelstatuen ernster Gottheiten zu dienen, als dem gefalligen Eindruck heiterer Musenbilder sich anzupassen; wie denn auch in der Tliat keine sichere Musenstatue mit einem ähnlichen Obergewand bekannt, und mithin die neuerdings für diese Statue festgehaltene Benennung einer Muse verwerflich ist. Vielleicht ist daher der Ergänzer nicht zu tadeln, wenn er in unserer Statue eine ländliche Göttin voraussetzte, obwohl auch in solchem Fall die Bezeichnung einer C e r e s näher gelegen hätte, als die der römischen Flora. Einer ähnlichen Bezeichnung widerstrebt auch der schöne und vermuthlich zur Statue g e h ö r i g e , obwohl aufgesetzte und stark ausgebesserte, Kopf seinem Ausdrucke nach keinesweges; er ist mit einem Stirnbande geschmückt, sein Ilaar hinterwärts in einen Knoten versammelt. Diese S t a t u e ist vielfach ausgebessert: im Gewand, am Hinterbaupte, am Naclien, au und über den Füfsen. Neu ist das ganze Profil mit Inbegriff des Kinnes, der gröfste Tbeil des rechten Armes und ein grofser Tbeil des linken mit Inbegriff der Blumen.
6 2 , a. S E R A P I S .
Büste.
Gr. M.
NGr.
IiEB.
Ein nicht übel gearbeiteter, mit einem Modius bedeckter, Kopf. Aufser der Büste ist nur die Nase neu.
6 2 , b. S E R A P I S . B ü s t e .
NGr.
Pol.
PAT.
Auch dieser wohlgearbeitete Kopf, dessen ausdrucksvolle Züge und Haare den Beherrscher der Unterwelt auch ohne das gewöhnliche Attribut des Getreidemaafses kenntlich machen, ist von glücklicher Erhaltung.
I I . GÖTTERSAAL. Neu ist nur die Nasenspitze.
61
NO.61-67,«.
Die angefügte, m i t einem P a l l i u m auf der linken S c h a l t e r
bcdeckte, Düste ist a l t , aber vielleicht fremd.
63.
JuPPITER. Kopf. N G r . Pol. Charl. Bei K r ü g e r 1, 1 als D i o -
n y s von Halikarnafs. Dieser wohlgearbeitetc K o p f , dessen freier Ausdruck, v e r bunden mit der durch den Ergänzer herbeigeführten aufschauenden R i c h t u n g , für den ersten Anblick die g e w o h n t e S t r e n g e des V a t e r s der Götter einigerraafsen v e r l e u g n e t , ist mit einer T ä n i a g e schmückt. 64.
ERGÄNZTE I I Y G I E A .
S t a t u e 5 F . 1 Z.
Par. M.
VdM.
PAT.
Levezow Fam. d. Lykom. Taf. n . Clarac 5 37, 1 131. Diese schöne Gewandstatue w a r vor der neuesten Aufstell u n g zu einer T o c h t e r des Lykomedes ergänzt w o r d e n . Ihre B e kleidung ist mit den Darstellungen der äskulapischen Göttin nicht u n v e r t r ä g l i c h , deren Attribut man ihr neuerdings gegeben hat. Derselben E r g ä n z u n g angemessen ist auch der s c h ö n e , obwohl fremde und stark ausgebesserte, antike Kopf; dieser ist lorbeerbekränzt und mit Bändern durchflochten, während hinterwärts das I l a a r in einen Knauf geschlungen ist. Nase, Oberlippe und Knie sind neu, so w i e an der S t a t u e der Hals, der rechte U n t e r arm von (1er S c h l a u e r nn und der linke vom Gewandstück an samt Schlange und Schale, a u ß e r dem einzelne Faltenstücke- des Gewaudes alt ergänzte Theile zu bemerken sind.
Die Füfse s c h e i -
nen überarbeitet.
6 5 . APOLLO. Statue 5 F. 8 Z. REBi. SS. Cavaceppi 1,31. Diese F i g u r eines stehenden, unterwärts bekleideten, mit dem linken A r m auf seine L e i e r gestützten, Apollo ist bei mittelmäfsiger A r b e i t i h r e r Erhaltung w e g e n schätzbar; namentlich ist der Steg der L e i e r antik. Die Nase, der r c c h t c U n t e r a r m , Finger der linken Hand u n d d u l i n k e Bein sind neu; desgleichen auch der gröfste T h e i l des rechten samt der Basis.
6 6 . HERKULES. B ü s t e . Bair.
KK.
Ein w o h l e r h a l t e n e r Kopf von gewöhnlicher römischer Arbeit. Die Nase ist neu, die Büste angesetzt, nach allem Anschein aber xum Kopfe gehörig.
6 7 . VERMISCHTES a n u n d a u f d e r
Wand:
6 7 , a . HÜNDIN. Statue. N G r . HEB. Eine wohlgearbeitete Thierfigur;
damit sie lebendiger e r -
62
A.
MARMORWERKE.
scheine hat der Künstler sie in B e w e g u n g , mit dem rechten H i n terbeine sich kratzend, vorgestellt. Die F i g u r steht zwischen vier kleinen P f e i l e r n , welche ans römischem Mosaik der St. Paulskirche zusammengesetzt sind. Die Ohren und der Schwanz sind ergänzt, die Beine samt der Basis sind gröfstentheils nen.
6 7 , 6 . B A C C I I I S C I I E G E M E N . Sarkophag lang 3 F . 2 Z . hoch 11 Z , Bair. Eine Schaar von A m o r e n ist auf diesem anmuthigen und wohlgearbeiteten W e r k e zu Beschäftigungen der Palästra versamm e l t ; die Beziehung, welche wir ihrem schon durch pindarisches Zeugnifs den Seligen zugetheilten Spiel dergestalt beizuschreiben geneigt sind, dafs w i r in ihnen G e n i e n v o n V e r s t o r b e n e n erkenn e n , wird durch die Bildnifsfigur eines Mädchens bekräftigt, welche in voller Vorderansicht abgebildet als zwölfte F i g u r dieser Darstellung die beiderseitigen G r u p p e n derselben zugleich t r e n n t und verbindet. In ihren H ä n d e n hält sie einen V o g e l , das voraussetzliche Symbol der körperlos u m h e r s c h w i r r e n d e n Manen, und eine W e i n t r a u b e , um ihn zu füttern. E i n e r der G e n i e n naht sich ihr, in der Rechten ebenfalls eine T r a u b e , in der Linken eine kleine längliche Frucht haltend, um ihr noch eine der bacchischen F r ü c h t e zu reichen; zwei andere sind zu demselben Zwecke an und auf einem mit T r a u b e n und Ä p f e l n gefülltem K o r b e beschäftigt, hinter •welchem sich schräg befestigt eine grofse Fackel mit herabhängenden Opferbinden erhebt. Alle übrigen F i g u r e n des Bildes bezeichn e n den O r t als einen Spielplatz. Rechts und links haben die geflügelten Knaben sich in R i n g e r g r u p p e n v e r t h e i l t , jederseits ein P a a r und ein Kampfrichter. D e r Kampf z u r Linken des Bildes ist bereits entschieden, der z u r Rechten im vollen G a n g e ; hinter den Kämpfenden sind drei ihrer G e f ä h r t e n , einer die Siegespalme haltend, um Fufs und Rand eines grofsen W a s s e r b e c k e n s versammelt. N e b e n w e r k , wie es einem solchen O r t u n d Geschäfte geziemt, ist in der N ä h e : links auf einem Tische ein einhenkliges Preisgefafs samt zwei Palmen, rechts am E n d e des Bildes ein ähnliches Gefäfs auf einem kleineren T i s c h , dem Schauplatz näher gerückt ein g r o fses umgestürztes Gefäfs zum Behuf des Staubes, welcher den glatten Fufsboden minder schlüpfrig zu machen bestimmt w a r . Der nicht geringe Reich thum anmuthiger Scherze und B e w e g u n g e n ,
I I . GÖTTERSAAL.
NO.67,£>-67,E.
63
w e l c h e dies B i l d e n t w i c k e l t , hat s c h o n im A l t e r t h u m seine A n s p r a c h e g e f u n d e n , w i e s o l c h e s aus m e h r e r e n s e h r ähnlichen W i e d e r h o l u n g e n d e r s e l b e n D a r s t e l l u n g h e r v o r g e h t , n e h e n d e n e n sich unser
Exemplar
durch
eine
vorzügliche Erhaltung
auszeichnet.
A m ähnlichsten ist ihm e i n S a r k o p h a g der Villa A l h a n i ( Z o e g a b a s sirilievi tav. x c . ) , a u f w e l c h e m
die u m das B e c k e n und u m den
F r u c h t k o r b v e r s a m m e l t e n F l ü g e l k n a b e n fast o h n e A b w e i c h u n g w i e d e r k e h r e n , die Mittelfiguir der V e r s t o r b e n e n a b e r f e h l t ,
dagegen
a u f der linken S e i t e des ß i l d e s der a r t i g e S c h e r z eines K n a b e n hinz u g e f ü g t ist, der sich in eäne k o l o s s a l e M a s k e v e r s t e c k t hat. 67,c.
Doppelcippus.
Bair.
Breit 1 F. 9 Z . Hoch 10Z.
A d l e r und F r u c h t g e h ä n g e , an den E c k e n A m m o n s k ö p f e , v e r z i e r e n diesen z w i e f a c h e n G r a b s t e i n , d e s s e n H a u p t a n s i c h t
durch
z w e i Inschrifttafeln eines A . S e r v i l i u s u n d e i n e r S e r v i l i a und z w i s c h e n ihnen durch e i n e n P a n t h e r k o p f a u s g e f ü l l t i s t ; d a r u n t e r L a u b g e w i n d e und l l a s e n aus F r u c h t k ö r b e n s c h m a u s e n d .
N o c h bemerkt
m a n unten an d i e s e m C i p p u s drei O f f n u n g e n , w e l c h e z u m A u s l a u fen der L i h a t i o n b e s t i m m t w a r e n . 6 7 , d. A T H L E T . K l e i n e B ü s t e .
A d l e r s c h m ü c k e n die E c k e n .
UH.
D i e s e r j u g e n d l i c h e K o p f v o n s c h ö n e m athletischen A u s d r u c k z e i g t die K u n s t f o r m e n d e s j e n i g e n S t y l s , in w e l c h e m die alterthümliche
Strenge
wurde.
mit
einer
durchgängigen
Milderung
festgehalten
D a s H a a r ist s t r i c h w e i s e ohne g r o f s e S o r g f a l t a u s g e f ü h r t ;
die T ä n i a , w e l c h e es u m g ü r t e t , zieht sich d u r c h die l a n g e n S t i r n l o c k e n , w e l c h e r e i c h l i c h in einem K n o t e n ü b e r das O h r g e s c h l u n g e n und hinten m a s s e n h a f t a u f g e k n ü p f t sind. Neu sind a n diesem m e r k w ü r d i g e n
Denkmal aufser der B ü l t e N a s e , M u n d , K i n n und
S c b c i t e l ; die l i n k e S c h l ä f e u n d d a s l i n k e Ohr sind ausgebessert.
6 7 , e . LIBERA. Kleine Büste. Dieser,
zu d e m
UH.
vorhergehenden wohl passende,
reichge-
schmiickte F r a u e n k o p f v o n a l t e r t ü m l i c h e n Z ü g e n g e h ö r t jedenfalls e i n e r G ö t t i n a n , u n d w i r d bei s o l c h e r V o r a u s s e t z u n g am natürlichs t e n der in d e n K u n s t b i l d u n g e n s o häufigen G ö t t i n K o r a o d e r L i b e r a b e i g e s c h r i e b e n , o b w o h l nach der b e s c h r ä n k t e n D a r s t e l l u n g s w e i s e j e n e s S t y l s a u s d e n Z ü g e n des G e s i c h t s k e i n b e s t i m m e n d e r G r u n d einer s o l c h e n B e n e n n u n g e n t n o m m e n w e r d e n kann.
64
A.
MARMORWERKE.
Bemerkenswerth ist die sorgfältige Anordnung des Ilaares. Über drei Reihen gekräuselter Locken zieht sich eine geflochtene Tänia um das Haupt, und über derselben ist ein gezacktes schmales Stirnband ohngeachtet starker Verstümmelung deutlich zu bemerken. Die vermeintliche Tänia geht als Haarflechte hinten darunter w e g . Das Haar selbst ist oben, w i e bei Erzfiguren, strichweise angegeben; auf dem Hinterhaupte ruht es in breiter Masse. Als Ergänzungen sind aniser Hals und Büste die Nase, ein T h e i l der Obren und einzelnes an den Haaren zu bezeichnen; namentlich sind die Locken an den S e i t e n des Angesicht« a n d die Haare unter dem Hinterhaupt neu.
6 7 , / . Ä s k u l a p . Statue 2 F . 5 Z. Pol. Charl. An der Basis dieser kleinen äskulapähnlich bekleideten Figur scheint die Andeutung einer Schlange sich vorzufinden. Der rechte Arm und sonstige Attribute fehlen. 6 7 , g. TEMPELFRIES, lang 6F. 2Z., hoch 10 Z. UH. In mehr als vier Abtheilungen dieses schönen architektonischen Überrestes wiederholen sich über einander gelegte Füllhörner, zwischen denen mancherlei Attribute, ovale und runde Schilder samt andren W a f f e n , Vögel auf Gefäfsen, Wasserblumen und andere Zierrathen abwechseln. 6 7 , A . C y b e l e . Votivrelief. Hoch 1 F. 2 Z. Buir. KK. Diese in der Vertiefung einer kleinen tragbaren Hauskapelle hoch heraus gearbeitete Figur ist, w i e es den Gottheiten der Erdfeste zukommt, sitzend dargestellt. Ihre Rechte hält eine Schale, ihre Linke etwa ein Füllhorn. Auf ihrem Schoofse ruht ein kleiner Löwe, dem gewohnten Gespann der Göttin entsprechend. 6 7 , i . B r u n n e n g e n i u s . Kleine Statue. Buir. KK. Die hier gewählte Benennung ist Tür einen sitzenden J ü n g ling angewandt, welcher eine durchbohrte Maske, vielleicht die eines Flufsgottes, hält. Kopf» Beine und Basis sind n e a .
6 7 , k . Ä g y p t i s c h e s B i l d n i f s . Kleine Büste. NGr. Bair. Ein Jünglingskopf von römisch-ägyptischer Kunst, mit einer ägyptischen Mütze bedeckt. Die Büste ist neu.
I I . GÖTTERSAAL.
6 7 , / . V e n u s . Büste. N G r .
NO. 6 7 , / -
67,5.
65
Bair.
E i n e Stirnbinde schmückt diesen K o p f ; Hals u n d
Büste
sind neu. 67,m. Minerva.
Kopf.
Bair.
Dieser Kopf entspricht in seinem Charakter den mehrfach w i e d e r h o l t e n u n t e r N o . 2 9 a n g e f ü h r t e n K ö p f e n der voraussetzlichen Minerva Alea. N a s e DDII K i n n sind n e n .
67,n.
V e n u s . Büste. N G r . U f f . An
Büste
diesem m i t t e l m ä f s i g e n
W e r k e sind Nase, M u n d ,
Ohren,
die Haarknäufe nnd
die
neu.
6 7 , 0 . S ä u l e von V e r d e di Corsica. U.II. 67,p. Juppiter.
Büste aus Rosso antico. Vgl. Ostreich No.533.
E i n e kleine linksliin schauende, bei leidlicher Arbeit ihres kostbaren Materials w e g e n schätzbare Büste. 6 7 , q. J u p p i t e r A m n i o n .
H e r m e . G r . M.
UH.
D a s H i n t e r h a u p t dieses K o p f e s ist v e r m n t b l i c h v o n eiuer D o p p e l l i e r m e a b g e s ä g t u n d n e u e r g ä n z t ; s o n s t ist nur die N a s e n s p i t z e n e u .
6 7 , r . I I e r k i i 1 es. H e r m e aus Giallo antico.
K.
D e r Kopf «linser H e r m e ist mit einer Tänia geschmückt, welche durch ein grofses Pappelblatt zum Theil bedeckt w i r d . Neu die N a s e n s p i t z e ; das H i n t e r h a u p t f e h l t e diesem W e r k e v i e l l e i c h t u r s p r ü n g l i c h , i n s o f e r n es e t w a a n g e l e h n t an einer W a n d a u f g e s t e l l t w a r .
67,s. O p f e r n d e A m o r e n .
Relief lang 1 F . 10 Z. breit 6 Z.
REG. Zwischen vier Kandelabern vollführen geflügelte Knaben auf dieselbe AVeise ein Stieropfer, wie w i r solches sehr häufig von Siegesgöttinnen ausgeführt sehen.
D e r U m f a n g dieser letzten V o r -
stellung und die feierliche A n o r d n u n g des g e g e n w ä r t i g e n Bildes yerbieten es, den A m o r , der hier als O p f e r e r nach siegreich erlangt e m Ziele der Viktoria gleichgestellt w i r d , als einen miifsigen K ü n s t lerscherz zu betrachten; doch ist die hieratische Beziehung dieser Vorstellungen bis jetzt noch dunkel und einer umfassenderen E r läuterung bedürftig. E
66
A.
MARMORWERKE.
6 7 , / . A m o r . Relief lang 1 F . 2 Z. breit 5 Z. REG. Seltene Vorstellung eines Amors a l s R e i s i g e r . In der Linken eine Peitsche haltend fuhrt der geflügelte Knabe mit der Rechten ein ihm folgendes Rofs am Zaum; ein anderes schreitet ruhig voran. 6 7 , « . V o t i v s c h e i b e , mit Reliefs auf beiden Seiten. REG. W i e auf den meisten ähnlichen Marmorscheiben, welche, w i e die auf Bäumen uud sonstigen freien Räumen gemeinhin angebrachten und oft bildlich geschmückten Votivplättchen (oscilla) eines vorzüglicheren Stoffes, gröfstentheils dem bacchischen und sonstigem häuslichen Dienst bestimmt w a r e n , erscheint auch auf dem gegenwärtigen wohlgearbeiteten W e r k einerseits ein stehender J ü n g l i n g mit langem Stab (vermuthlich Bacchus mit einem T h y r s u s ) vor einem Felsaltar; andrerseits sind zwei komische Masken über eine mit Früchten beladene Cista gelegt, zur Andeutung der ländlichen Festlichkeiten des Gottes. 6 7 , v . V o t i v s c h e i b e der vorigen ähnlich. UH. Auf der Vorderseite dieses Reliefs erscheint, auf einem Delphin sitzend, ein flötender A m o r ; auf der Rückseite ein Seedrache unfern der Kiiste, die durch einen Baumstamm angedeutet ist. 6 8 - ATHLET. B ü s t e . N G r .
UH.
Der athletische Charakter dieses und des nächstfolgenden, gewöhnlich mit der Benennung von Heroen bezeichneten, Kopfes, ist aufser den Zügen auch durch das kurze krause Haar desselben nachweislich. Die Arbeit dieses ersteren ist flach. Büste, Nase und Mund sind ergänzt.
6 9 . ATHLET. B ü s t e . N G r .
UH.
Auf ebenfalls neuer Büste ein kurzliäriger Athletenkopf von schönem, etwas strengem, Ausdruck. Dieser Kopf w a r durch das Hinterhaupt hindurch gebrochen; die Nase ist neu, beide Ohren und die ganze linke Seite ergänzt. 7 0 .
WEIBLICHE
GEWANDFIGUR.
Statue
4 F .
8Z.
FdM.
P.
P A T .
L e v e z o w Fam. d. Lykom. Taf. X. Clarac 537,1129Mit einem gegürteten U n t e r g e w a n d , so w i e mit einem linkerseits und unterwärts umgeschlagenen Mantel bekleidet, ist diese
II. GÖTTERSAAL.
NO.67,«-71-
67
F i g u r , w e l c h e vormals zu den v e r m e i n t l i c h e n T ö c h t e r n d e r F a milie des L y k o m e d e s g e h ö r t e , bei mäfsigen V o r z ü g e n i h r e r künstlerischen A u s f ü h r u n g kaum durch A n d e r e s e i g e n t ü m l i c h , als durch die schinächtigen Verhältnisse ihres Oberleibs, w e l c h e r theils durch Ü b e r a r b e i t u n g der u n t e r e n H ä l f t e , theils durch die e r h o b e n e B e w e g u n g des rechten A r m e s u n g e w ö h n l i c h lang erscheint. Diese letztere B e w e g u n g , w e l c h e in der f r ü h e r e n E r g ä n z u n g einem e m p o r g e h a l t e n e n S p i e g e l diente, ist durch die R i c h t u n g d e r g a n z e n r e c h t e n S e i t e im ' W e s e n t l i c h e n b e g r ü n d e t u n d demnach in der neuesten E r g ä n z u n g d e r g e s t a l t w i e d e r h o l t w o r d e n , dafs die S t a t u e n u n für ein anbetendes Mädchen gilt. Da diese B e n e n n u n g in der sonst allgemeinen Sitte d e s Alterthums mit beiden e r h o b e n e n A r m e n zu den Göttern zu flehen ( v g l . W eicker K u n s t m u s e u m S . 47 A n m . ) ihre S c h w i e r i g k e i t e n h a t , so steht es f r e i , insofern der e r hobene A r m in den D a r s t e l l u n g e n der Musen k e i n e A n a l o g i e find e t , auch in unserer S t a t u e eine H e r o i n e , e t w a eine T o c h t e r d e r N i o b e , zu v e r m u t l i e n . D i e d r r m a l i g e n KrgÜDZiingcn d i e s e r S u t u e sind von G y p s , ferner den erhobenen reihten A r m Tlicil
des
Koples
Govandsturk gen.
Die
und
ein
Theil
über der Schulter,
linke
Hand
nebst einem Thcile der d«s
Naekeiis über
deoi
S i e betreffen Kopf und Hals,
Brustfalten.
D a g e g e n ist der o b e r s t e
lirustgewand alt samt eiuem
selnualen
w e l c h e s g e r a d e l u n r e i e b t u m d i e K n o p f e des Ä r m e l s zu
r ü b r t nebst e i n e m Zipfel des G e w a n d e s ,
w e l c h e n sie h a l t ,
verbür-
v o n fixier f r ü -
h e r e n E r g ä n z u n g in M a r m o r b e r j ü b r i g e n s i s t d i e g a n z e l i n k e S e i t e d i e s e r F i g u r w o h l
erhalten.
Statue 6 F . 5 Z. G r . M . P'dM. P. Charl. Diese schöne und w o h l erhaltene, z u g l e i c h mit der D o m i t i a I i y g i e a No. 16 g e f u n d e n e (Ostreich no. 48.4), S t a t u e zeigt den Gott der I l e i l k u n s t in seinen Mantel gehüllt und behaglich auf seinen S c h l a n g e n s t a b gestützt. Die W i e d e r h o l u n g eines berühmten und aus den Münzen w o h l b e k a n n t e n T e m p e l b i l d e s , w e l c h e der S t a t u e N o . 17 n a c h g e r ü h m t w e r d e n k o n n t e , k o m m t diesem W e r k e nicht zu S t a t t e n , d a g e g e n es A n d e r e als selbstständige A r b e i t eines nicht m i n d e r hoch begabten Künstlers zu schätzen w i s s e n w e r d e n . E i n solches L o b v o r z ü g l i c h e n K u n s t w e r t h e s m a g man selbst für den A u s d r u c k des vortrefflichen Kopfes j e n e m andern v o r z ü g l i c h e n W e r k e zu L i e b e nicht g e r n g e s c h m ä l e r t sehen, o b w o h l ein g r ü n d l i c h e r K e n n e r dieser S a m m l u n g ( L c v e z o w A m a l l h c a II, 3 6 l ) jene f r ü h e r e edler in der S t e l l u n g und idealer im A u s d r u c k f a n d , als die gegenwärtige. 71.
\SK(1,A!>.
E 2
68
A.
MARMORWERKE.
7 2 . ÄSKULAP. Hermen-Büste. NGr. P. Chart. Ein schöner Kopf von etwas trockener Ausführung. Tänia umgürtet ihn.
Eine
Die Nase und die Büste sind Den.
7 3 . TRAJAN ALS JUPPITEH. Kolossale sitzende Slatue. REE. SS. Diese ansclinliche, mit dem Antlitz des gerechtesten der Cäsaren geschmückte, unterwärts und rückwärts mit einem über die Schulter geworfenen Mantel bekleidete, Statue ist leider in sehr verunglimpftem Zustand auf uns gekommen. Der Kopf ist aufgesetzt; das H i n t e r h a u p t , die S t i r n samt Nase sind daran neu, das Gesiebt jedoch a l t .
dem Lorbeerkranz und die
Neu sind ferner der rechte U n t e r a r m , die untere
H ä l f t e des linken Beines, der reehtc Fufs samt Fufsbank und Basis, aufserdem fast das ganze G e w a n d , w e l c h e s den Kücken bedcckt.
7 4 . BACCHUS. Statue 1 F. 8 Z. REB. Diese stehende kleineFigur von hübscher Arbeit ist unterhalb mit einem Gewand bedeckt, dessen nachlässige Anordnung einem Bacchus wohl zukommt. Der rechte Ann ruht über dem Haupte, eine B e w e g u n g , welche als die des ilorentinischen Apolliuo bekannt ist und vielleicht Anlafs gegeben hat, auch diese Figur für einen Apoll zu halten, einem Bacchus aber gleichfalls wohl ansteht. Neu sind der Kopf, beide Arme, deren Kiclitung jedoch entschieden ist, die Fiifse samt der Basis und Einiges am G e w ä n d e .
7 5 . a. VENUS. Statue 1 F. 10 Z. KK. W o h l erhaltene Figur einer dem Meer entstiegenen Venus. Der Kopf uod der auf die Brust g e l e g t e rechte Arm nebst Einzelheiten des Gewandes sied neu.
75,A,c.
GRANITSÄULEN. REBM. Diese schlanken Säulen dienen den beiden vorerwähnten Statuen zum Untersatz.
7 6 , ASCHENKISTE. Bair. Chart. Ein rundes Gefäfs mit Deckel, an der Stelle der Henkel mit Ammonsköpfen geschmückt und übrigens mit Laubwerk reichlich verziert. Mitten einer Tafel mit der Inschrift einer Camuria Doris. 7 7 , a. JUNO. Büste. Gr.M. REB. Dieser wohlgearbeitete und wohlerhaltene, auf einer antiken
II.
No. 72-80.
GÖTTERSAAL.
69
K o n s o l e aufgestellte, K o p f ist mit einer S t i r n k r o n e geschmückt. Das Haar, welches von g e r i n g e r Ausführung ist, sieht man hinterwärts zu einem K n a u f g e s c h l u n g e n , von welchem jederseits eine reichliche L o c k e auf die S c h u l t e r herabfallt. 7 7 , Ä. HEKATE. Relief. UH. ( S o n s t k%n). 77,c.
SILVANSOPFER.
49,/)
Relief.
KK.
. . ( V g l . die Nachschrift.)
Beger.III, pg.258.
(Sonst
( V g l . die Nachschrift.)
7 8 , FRIESRELIEF.
F r a g m e n t aus dem F o r u m des T r a j a n , vormals
in Villa Aldobrandini.
REB.
Dieses schöne F r a g m e n t eines kolossalen Frieses stellt den Obertlieil
eines
unterwärts in Blätterwerk endenden Flügelkna-
beu vor. 7 9 , « . AMOB MIT FRUCHTGEHÄNGEN. Friesrelief, angeblich vom Trajansforum.
REB.
D e r vorhergehenden Vorstellung ähnlich, nähert sich dieses R e l i e f eines A m o r s , der F r u c h t g e w i n d e hält, in seiner B i l d n e r e i und in der geringeren G r ö f s e seines Maafsstabes w e n i g e r als das vorhergehende
anderen
römischen F r a g m e n t e n a n ,
w e l c h e als
Uberreste des trajanischen F o r u m s beglaubigt sind. 7 9 , b. REITERGEFECHT.
R e l i e f lang 2 F . 5 Z. h o c h lZ.
REB.
Zwei R e i t e r , e i n e r hinter dem andern, drängen, mit langen S p e e r e n b e w a f f n e t , jederseits gegen einander v o r ; in ihrer Mitte liegt ein bereits gefallner Kämpfer. Deutung
aus der
E i n e bestimmte mythologische
grofsen Zahl mythisch und bildlich gefeierter
Kämpfe für dies R e l i e f anwenden zu w o l l e n , würde ohne den S a r kophag, zu dem dieses stark verwitterte, übrigens lebendige und w o h l ausgeführte, R e l i e f als D e c k e l gehörte, allem Anscheine nach vergeblich sein.
A u f den Stirnziegeln desselben bemerkt man j e -
derseits eine geflügelte F i g u r , vermuthlich eine Viktoria. 8 0 . VENUSALTAR. H o c h 2 F . 3 Z. breit l F . 2 Z. Pol.
KK.
D i e Vorderseite dieses länglich viereckten Untersatzes ist zu einer muschclförmlgen Nische v e r l i e f t , in w e l c h e r eine mit S t i r n band geschmückte V e n u s Anadyomene steht.
70
A.
MARMORWERKE.
8 1 . DREIFUSSRAUB. Relief hoch 1 F . 9 Z. breit 1 F . 10 Z.
Bariholäj.
Die aus der dresdner Kandelaberbasis und aus andern W e r ken des hieratischen Styls wohlbekannte G r u p p e des Herkules, welcher von Apoll verfolgt den Dreifufs des delphischcn Tempels entführt, ist in diesem wohlgearbeiteten und glücklich gebrochen e n , gleichfalls in altertümlichem Styl ausgeführten, Fragment fast vollständig erhalten.
Man setzt voraus, dasselbe habe einem
Brunnen angehört, und schwerlich l'afst, so fern diese W i e d e r h o lung antik ist, eine andere Bestimmung sich ihr anweisen; indefs Ist unter den vielen antiken Brunncnmiindungen keine auf uns gek o m m e n , welche so länglich und elliptisch abgerundet w ä r e , wie dieses Fragment. 8 2 . VERSTORBENE.
Relief aus Athen hoch 3 F . " Z .
Geschenk
des Grafen von Sack. Dieses beinahe in statuarischer Vollständigkeit aus der Platte des Hintergrundes hoch hervortretende Relief stellt eine weibliche F i g u r dar, welche, auf dem Kapitell einer Säule sitzend, den weiten Mantel über das Haupt gezogen, mit abwärts geneigten Armen als verklärte Verstorbene die Todtenspenden ihrer Angehörigen zu erwarten scheint; eine D e u t u n g , welche sich aus zahlreichen attischen Grabreliefs und aus den Tempelansichten apulischer G r ä bervasen leicht bekräftigen läfst (vgl. Müller Ilandb. d. A . 431,2). Nur der obere Theil dieser F i g u r ist erhalten und auch die erhaltenen Theile sind von Beschädigung nicht frei geblieben; im Allgemeinen jedoch ist der Zustand des Marmors eben so erfreulich als die einfach grofsartige Anlage desselben, welche ungeachtet untergeordneter Bestimmung und nachlässiger Ausführung diesen Überrest, vorzüglicher für uns macht, als viele a u s g e f ü h r t e « römische Denkmäler es uns zu sein vermögen. >~ase und M u n d dieser F i g u r sind e r g ä n z t ; aufserdem sind die A r i p e , die P l a t t e des H i n tergrundes und das K a p i t e l l , welches den S i t r b i l d e ! ,
verstümmelt.
8 3 . BÄRTIGER BACCHUS. Hermenbüste. UH. Pluto.
B e i Krüger i , 4 als
Dieser Bacchuskopf ist mit einer Tänia umgürtet. Die Nase, ein S t ü c k des B a r t e s und die B ü s t e v o m Halse a b w ä r t s sind neu,
8 4 . LEUKOTIIEA. Statue 4 F . 2 Z . Villa Negroni. REE.
PMS.
II. GÖTTERSAAL.
NO.S1-S6.
71
In dieser s c h ö n e n , u n t e r w ä r t s und schleierähnlich ü b e r dem H a u p t e durch e i n e n und denselben Mantel b e d e c k t e n , F i g u r ist uns o h n e Z w e i f e l ein b e r ü h m t e s griechisches O r i g i n a l ü b e r l i e f e r t w o r d e n ; a n d e r e W i e d e r h o l u n g e n , in d e r Markusbibliothek z u V e n e d i g , im Hause T o r l o n i a zu R o m und in d e r kgl. A n t i k e n s a m n i l u n g zu D r e s d e n bestätigen die B e r ü h m t h e i t desselben.
D e r K o p f ist v o r n
m i t e i n e r S t i r n k r o n e geschmückt, w e l c h e n e u , a b e r v i e l l e i c h t n a c h alten S p u r e n e r g ä n z t ist. D e r P e p l o s , w e l c h e r ü b e r den U n t e r t h e i l des K ö r p e r s und u n t e r der linken A c h s e l v o m A r m e f e s t g e h a l t e n , ü b e r R ü c k e n und H i n t e r h a u p t g e s c h l a g e n i s t , r ü h r t v o m H a u p t e bis z u r S c h u l t e r v o n dem E r g ä n z e r h e r , ist a b e r auf dieselbe W e i s e in den v o n uns e r w ä h n t e n R e p l i k e n a n g e o r d n e t ; eben so ist d e r daneben bigt.
stehende D e l p h i n
durch j e n e ä h n l i c h e n S t a t u e n b e g l a u -
D a dieser l e t z t e r e eine M e e r g ö t t i n anzeigt , so hat man u n -
s e r e S t a t u e als Thetis
b e z e i c h n e t ; m a n k o n n t e sie eben so füglich,
in E r m a n g e l u n g s o n s t i g e r A t t r i b u t e und in E r w ä g u n g des z ä r t l i chen A u s d r u c k s , v o n dem diese ganze F i g u r e r f ü l l t i s t , v o r z u g s w e i s e f ü r eine als M e e r g ö t t i n gedachte Venus e r k e n n e n .
Die von
uns v o r g e z o g e n e B e n e n n u n g g r ü n d e t sich a u f die in dem d r e s d n e r E x e m p l a r über d e r S t i r n befindliche S c h l e i f e , w e l c h e dem K o p f p u t z dieser S t a t u e das A n s e l m des durch die h o m e r i s c h e L e u k o t h e a b e r ü h m t e n K r e d e m n o n giebt. Neu ist a u c h der z w i e f a c h e llaarknauf
über der S t i r n , f e r n e r Nase und M u n d und
j e n i g e Theil des G e w a n d e s , v v e l c h e r vom Hinterhauptc bis auf die S c h u l t e r reicht. Arm
ist durchaus,
der linke g r ö f s t e n t h c i l s ergänzt, der Hals eingesetzt;
der-
D e r rechte
endlich sind auch Leide
l-'iifse von der Begrenzung des G e w a n d e s an, der vom l i n k e n A r m b e r ü h r t e Delphio und die B a sis neu ergänzte T h e i l e dieses Denkmals.
8 5 . SITZENDE M U S E .
S t a t u e 2 F . 6 Z . REBi.
BS.
Bei Cavaceppi
1, itic sind neu.
2 0 2 . ANGEBLICHER A E L I U S CÄSAR.
Büste.
NGr.
Pol.
Chart.
Die hie und da ausgebesserte B r u s t dieses W e r k e s ist w i e d e r u m durch die antike A n w e n d u n g verschiedenfarbiger S t e i n a r t e n beachtenswerth.
E i n e m Kopfe von weifsem M a r m o r a n g e h ö r i g ,
ist sie zuvörderst mit einem an den A r m e n bemerklichen Harnisch von farbigem Alabaster, närhstdem mit einer T u n i k a von g r a u e m M a r m o r und darüber mit einem P a l u d a m c n t u m von farbigem A l a baster bedeckt. iieu ist die Nase, ein Tlicil der Oliren und des Hinterkopfes.
2 0 3 . MARKUS AURELIUS.
Kopf.
NGr.
Pol.
Charl.
D i e s e r j u g e n d l i c h e Kopf von mittelmäfsiger A r b e i t ist h i n ten scharf a b g e s c h n i t t e n ; eine viereckige Ö f f n u n g scheint n a c h z u w e i s e n , dafs er bestimmt w a r , an einer W a n d befestigt zu w e r d e n .
108
A.
MARMORWERKE.
2 0 4 . FAUSTINA DIE XLTERE.
Büste.
Gr.M.
NGr.
Pol.
BS.
Reu siud die Büste und die Nasenspitze} e r g n o i t die Obren»
Statue hoch 3 F . 3 Z . Gr. M . REBi. Charl. Cavaceppi I, 59. Diese bei Cavaceppi als Ceres, in den neueren Verzeichnissen als Bild des Überflusses bemerkte Figur ist mit einer ärmellosen Tunika und unterwärts mit einem Peplus bekleidet. Sie erscheint ährenbekränzt, Ähren hat man ihr auch in die linke Hand gegeben und links von ihrem Throne steht ein Füllhorn. 2 0 5 . SITZENDE F O R T U N A .
Neu ist der Kopf und der l i n k e A r m ; ergänzt dal F ü l l h o r n und der L e b n s t u l i l .
2 0 6 . ANTONIA AI.S M U S E . Statue 3 F . 3 Z . G r . M . REBi. Charl. Cavaceppi I, hG. Eine auf einem Sessel sitzende weibliche Figur mit gegürteter Tunika und unterwärts übergelegter Palla; nur durch die Ergänzung einer Flöte ist sie zur Euterpe geworden, allerdings in Übereinstimmung mit der einer Muse wohl zukommenden Bekleidung. Zu bemerken ist, dafs die Giirtung der Brust hinterwärts durch Kreuzbänder fester gehalten ist. Dafs der wohl gearbeitete und wohl erhaltene Kopf zur Statue gehört, ist nicht sicher, aber wahrscheinlich. Neu sind die Nasenspitze, der Ilals, die S c h u l t e r n , Arme, Fufse, Sessel und Basis.
2 0 7 . VIKTORIA.
E r z f i g u r L F . 3 Z.
REE.
PMS.
Nachbildung einer schönen Bronze der Antikensammlung zu Cassel, über welche besonders Böttiger (Allg. Lit. Zeitung 1803 Th. II. zur Erläuterung des Titelkupfers) gelehrt gehandelt hat. 2 0 8 . MARKUS AURELIUS.
Statue 6 F . G r . M .
REE.
BS.
An dieser Statue ist hauptsächlich die reich geschmückte Rüstung bemerkenswerth. Auf der Brust des Harnisches sind im Relief ein Gorgonenkopf angebracht, und unter demselben, wie auf uragewandten Palineltcn stehend, zwei geflügelte Hierodulen, welche mit erhobenen rechten Armen vor einem Kandelaber stehen, den ihre Linke fafst. Auf den Lappen des Harnisches sind vorn in der Mitte ebenfalls ein Gorgonenkopf, dann jederseits daneben ein Adler, eine Flulsgotlsmaske, ein Mohrenkopf und andere Verzierungen angebracht. Auf der rechten Schulter ruht das Paludamentum
I Y . SAAL DER BILDNISSE.
No.204-211.
109
O b w o h l der Hals dieser Statue eingesetzt Ist, so konnte der Kopf doch (liglich zu derselben gehören. N e u ist die Nasenspitze,
der g r ö f s t e T h e i l des r e c h t e n A r m s , s a m t d e r r e c h t e n S c h u l t e r
n o d d i e I l a l f t e des G o r g o n e n l o p f s auf der B r u s t ; A u f s e r d c m sind d i e j e n i g e n H n r n i s c h l n p p c n r e u ,
desgleichen
der l i n k e Arm u n t e r der S c h u l t e r .
w e l c h e der l i n k e n H ä l f t e des R ü c k e n s a n g e h ö r e n ,
t ö d l i c h das r e c h t e Dein, der u n t e r e T b c i l des S t a m m e s m i t der Dasis u n d E i n z e l o e s a m K ü c k e n .
2 0 9 . J U L I A P I A ALS U R A M A . PNSH.
Statue 6 F . 3 Z.
Gr. M.
REBi.
Die Bekleidung dieser Figur stimmt mit der ergänzten U r a nia der vatikanischen Musenreihe überein; über ihren Chiton ist ein Peplos geschlagen, \vcIcher die linke Schulter bedeckt und unter der rechten fortläuft. D e r Kopf ist aufgesetzt und vielleicht fremd. N e u ist die N a s e n s p i t z e , der r e c h t e A r m u n d der l i n k e U n t e r a r m m i t der K u g e l .
210.
SABINA AT.S PIKTAS.
S t a t u e 6 F . 2 Z.
G r . M.
VdM.
P.
SS.
W u r d e früher als ältere Faustina angegeben (Levezow Amalthea II S. 366). E i n hübscher Kopf mit einer vielleicht fremden F i g u r verbunden, deren Bekleidung mit Stola und Palla und deren antike Oberarme der nicht seltenen römischen Darstellung personificirter A n b e t u n g wohl entsprechen. D e r Ilaarputz des Kopfes bestellt in rund aufgeschichteten Flechten, aufserdem in einer Tänia, welche die Stirn u m g ü r t e t ; dieser Kopfputz wiederholt sich auf andern Köpfen der Sabina, während in denen der älteren Faustina, welcher man diesen Kopf ebenfalls beigeschrieben hat (Levezow a. a. O.), aufscr der Verschiedenheit der Züge auch die des Haarputzes entgegen ist. Neu ist die N a s e n s p i t z e , der H a l s , beide U n t e r a r m e , F ü f s e u n d Basis. D i e r e c h t e S c h l ä f e , die l i n l e W a n g e u n d ein T b c i l des G e w a n d e s sind ausgebessert.
2 1 1 . LUTROPIIORE. Statue 5 F. 6 Z. Par. M. Pol. PAT. Levezow Fam. d. Lvkom. Taf.VII. Eine griechische Gewandfigur, welche mit aufgeschiirztem Chiton und mit einein Peplos, der zugleich das Haupt verschleiert, bekleidet ist. U n t e r den Statuen der Familie des Lykomedes sollte sie die Königin von Skyros vorstellen; zur Andeutung ihrer Freigebigkeit hatte man die Iland des gesenkten linken Armes mit einem Beutel versehen. Dieses ungeschickte Attribut ist gegenwärtig
110
A.
MARMORWERKE.
an derselben Stelle, w o der Ansatz eines antiken Geräthes bemerklich w a r , angemessen mit einem K r u g e vertauscht w o r d e n , w ä h rend die B e w e g u n g mit der rechten Hand, welche den Schleier fafst, dieselbe geblieben ist. Demnach gilt diese Statue für eine opfernde Matrone, und ihre nachlässige A u s f ü h r u n g kann uns allerdings geneigter machen ein römisches W e r k in ihr zu erkennen als ein griechisches; andrerseits ist die Bekleidung so durchaus griechisch, dafs auch der dargestellte G egenstand nicht f ü r römisch gelten darf. Wahrscheinlich ist in ihr eine jener W a s s e r t r ä g e r i n n e n zu erkennen, welche vor das Haus, in welchem ein T o d t e r weilt, einen W a s s e r k r u g zu stellen hatten, oder derjenigen, welche ein gröfseres W a s s e r g e f a f s auf das Grabmal von J u n g f r a u e n aufzustellen hatten; ein solches Bild diente natürlich zur Ausschmückung eines Grabes und bei solcher Bestimmung darf die untergeordnete A u s f ü h r u n g einer glücklich erfundenen Statue nicht befremden. Schon Müller ( G o t t . gel. Anz. 1S30. III S.2016. Handb. d. A r c h . 431,2) hat diese Ansicht ausgesprochen. Neu sind der Kopf und der Hals, der gröfste Tbeil des rechten Arms, die liuke Hand mit dem Gefafs und der linke Fufs.
2 1 2 . JUNGER RÖMER. Statue 5 F .
Par. M. Pol.
SSG.
Eine mit der Prätexta bekleidete und durch die Bulla ausgezeichnete Figur mit gesenktem rechten Arm, in der Hand des linken mit einer Rolle. In diesen sehr wohl erhaltenen Körper ist ein ebenfalls fast unversehrter krausköpfiger Jünglingskopf, vielleicht eines M a r k u s A u r e l i u s , eingesetzt. 213.
Lucius
VERUS. Büste.
Gr. M. NGr. Pol.
Charl.
Neu sind die Brust und die Nasenspitze.
2 1 4 . AELIUS CASAR. Jugendliche Büste. N G r . Pol.
Charl.
Neu sind die Brust und die Nase.
2 1 5 . COMMODUS. Büste. N G r . Pol.
SSB.
Ein stark gcflickter Kopf auf einer ihm zugehörigen mit Harnisch und Paludamentum bekleideten Büste, deren dreifache und gleichfalls antike Basis bemerkenswerth ist. 2 1 6 . FAUSTINA DIE JÜNGERE. Büste. N G r . Pol.
Charl.
I Y . SAAL DER BILDNISSE.
111
NO.212-224.
Ein Kopf aus weifsem Marmor auf einer Büste von weifslxchem und mit einem Obergewand von farbigem Alabaster. Neu sind die Nasenspitze und der Hinterkopf, v e r m u t h l i c h auch der Ilals.
2 1 7 . CRISPINA. B ü s t e . N G r .
Pol.
Der Haarputz dieses Kopfes ist durch einen Flechtenkranz ausgezeichnet. Neu sind die Büste und die Nasenspitze.
Pol.
2 1 8 . MANLIA SCANTILLA. B ü s t e .
Ein wohlgearbeiteter Kopf, nur an Hals und Nasenspitze ergänzt. 2 1 9 . SEPTIMIUS SEVERUS. B ü s t e .
G r . M . N G r . Pol.
PNS.
Neu ist die Nase und das linke A u g e , die l i n l e S c h l a f e e r g ä n z t .
2 2 0 . AUGUSTUS. T o g a s t a t u e 3 F . 6 Z.
BS.
Der wohlerhaltene lorbeerbekränzte Kopf dieser Statue gehört nicht zu dem übrigen Theil der Figur, deren Hals eingesetzt und deren Marmor gebrochen ist. Die F i g u r -war gebrochen, ist aber übrigens selbst m i t Inbegriff der Koll'e und des R o l lenbündels sehr w o h l e r h a l t e n .
Neu ist nur die Nase.
2 2 1 . SENATOR. Sitzende Statue 4 F. G r . M . Bair. Der unverhältnifsmäfsig grofse Kopf eines griechischen P h i l o s o p h e n ist aufgesetzt und der Statue fremd, welche auch durch die Rolle in der Linken und durch die sella curulis als Römer bezeichnet ist. Diese S t a t u e ist w o h l e r h a l t e n ; a m Kopf ist die Nase n e u .
2 2 2 . TRAPEZOPHOREN.
REB.
Zwei schöne mit Laubwerk verzierte Stüzen eines prachtvollen antiken Tisches. 2 2 3 . LUCILLA. Brustbild in hohem Relief. NGr. REE. BS. Das Gesicht und das Gewandstück, welches die Brust bedeckt, sind beide alt, aber zwei verschiedenen W e r k e n angehörig. Die Ausfuhrung beider Stücke ist lobenswerth, die Zusanimenfugung jedoch nicht ohne Ergänzung erheblicher Theile bewerkstelligt worden. 2 2 4 . JUNGER MARKUS AURELIUS. B ü s t e . N G r . Pol.
BS.
112
A.
MARMORWERKE.
2 2 5 . UNBEKANNTE BÜSTE.
G r . M.
NGr.
Pol.
SS.
2 2 6 . CARACALLA. Kleine Biiste. PNS. Der Kopf von welfsem, das G e w a n d von violettem Marmor. 2 2 7 . LUCILLA. Kleine Biiste. KK. Eine Ilalbfigur, deren Bekleidung, Stola und Palla, aus farbigem Marmor gearbeitet ist; die rechte Hand tritt aus dem G e wände heraus. Neu ist ein T b c i l S e i t e der Büste.
des H a . i r a u f ' a t z r s iiL'-r d e r
Stirn,
das g a n z e P r o f i l
und
die
rerlite
Der K o p f jst a u f g e s e t z t u n d vielIeit.Lt f r e m d .
2 2 S . PERTIXAX. Biiste. G r . M . N G r . SSIi. Eine wohl erhaltene geharnischte Büste auf antiker D o p pelbasis. N u r die N a s e n s p i t z e ist u e u .
2 2 9 . SEPTIMIUS SEVERUS.
Biiste.
NGr.
Pol.
An diesem ziemlit.li wobigcaibcitcten Kopfe sind die Brusi, die Nose lind der Mund neu, beide Obreu rryunzl. 2 3 0 . MÄNNLICHES BII.DNISS. Biiste. N G r . Pol. Chart. Der Kopf dieses späten, im Profil stark ausgebesserten, W e r t e s ist aus v\eifsem, das Gev\and aus bläulichem .Marmor. 2 3 1. PLAUTILLA. Büste auf Doppelbasis. G r . M. N G r . Pol. Ein leidlich gearbeitetes Bildnifs von ziemlich guter Erhalt u n g ; die Biiste ist zum Kopf gehörig. Nase u n d O l i r e n ,
das Haar auf d e r r e c h t e n S e i t e u n d der H a a r w u l s t u n t e r dein H i n t e r -
b a u p l c sind n e u .
2 3 2 . LUCILLA. Büste mit beweglichem Haaraufsatz. N G r .
KK.
Die Brust s a m t i h r e r D o p p c l b a s i s s e b e i n t neu.
2 3 3 . J U L I A SOEMIAS.
Büste.
G r . M.
NGr.
Pol.
SSB.
Krüger
B. pl. S. Eine nach Mafsgabe ihrer späten Zeit lobenswerth ausgeführte Büste. Das Ilaar ist periiekenartig angeordnet mit aufwärts gezogenen Zöpfen. Das G e w a n d scheint alt, obwohl der Hals ausgebessert ist. 2 3 4 . ALEXANDER SEVERUS.
Büste.
Neu sind die B r u s t , die Nase u n d die O h r e n .
NGr.
Pol.
I V . S A A L DER B I L D N I S S E . N O . 2 2 5 - 2 4 4 . 2 3 5 . HELIOGABALUS.
Büste.
Gr.M.
NGr.
Pol.
113
SSB.
B r u s t u n d N a s e n s p i t z e sind oeti.
2 3 6 . GORDLANUS PIUS. Büste. P a r . M . N G r . Pol. E i n e antike Büste mit aufgesetztem aber ihr gehörigen K o p f , mit breit gelegter L'ana bekleidet. 2 3 7 . JULIA PIA. Büste. N G r . Pol.
Chart.
Mit einem Gewand von farbigem Alabaster. D a s P r o f U , d m U n t e r t b e i l des G e s i e b l s und d e r g r ö f s t e T b e i l des Halses sind neu,
die
B r u s t v i e l l e i c h t fremd.
2 3 8 . MÄNNLICHES B R U S T B I L D m i t d e r T o g a b e k l e i d e t . N G r . 2 3 9 . MÄNNLICHES BRUSTBILD.
Gr.M.
NGr.
Pol.
Uli.
SSB.
E i n spät römisches Bildnifs mit breit gelegter L ä n a . N e u ist die N a s e .
2 4 0 . U L P I A SEVERINA.
Biiste.
NGr.
UH.
NGr.
Uli.
N e u ist das P r o f i l und die Brust.
2 4 1 . W E I B L I C H E S BRUSTBILD.
D e r Haarputz dieser spätrömischen Biiste besteht in zwei über die Stirn gezogenen, hie und da von Knoten unterbrochenen, Flechten; dann liegt er wulstig über dem Nacken. Die B r u s t u n d
die linke S e i t e des Hanrwnlstes sind neu,
das G e s i e b t ist im P r o f i l und
linkerseits stark e r g ä n z t .
2 4 2 . PHILIPPUS DER VATER. SSG. N G r . Pol. Neu
ist
Büste mit Andeutung der Arme.
d i e N a s e n s p i t z e und der H a l s ;
die m i t einer Clilarays b e d e c k t e B r u s t ist
je-
doch a l t .
243.
MÄNNLICHE B Ü S T E . Pol.
SSG.
Eine wohlerhaltene ältliche, mit Harnisch und Paludamentium bekleidete, Büste. Nur der Hals ist an derselben ausgebessert. 2 4 4 . U N B E K A N N T E MATRONE.
Biiste.
NGr.
Gr.M.
PAT.
D e r seltsame Haarpulz dieses Kopfes, durch je eine sich hinten aufwindende und verjüngende Ilaarmasse gebildet, zeugt fiir die späte Zeit dieses Kopfes, dessen Arbeit und Ausdruck nichtsdestoweniger lobenswerth sind. Neu ist die B r u s t und die N a s r n s p i t i r .
H
114
A.
MARMORWERKE.
2 4 5 . LICINIUS VALERIANUS. Büste. NGr. U f f . Ergänxt ist die Nase und d u rechte O h r .
2 4 6 . ÄGYPTISCHES GEFÄSS v o n o r i e n t a l i s c h e m A l a b a s t e r .
REB.
Der Deckel dieses schönen Gefäfses ist mit einem Sperberkopf verziert. 2 4 7 . MÄNNLICHES BRUSTBILD.
NGr.
KK.
Hall und Nase sind Deu.
2 4 8 . VIKTORINUS DER VATER.
Pol.
J u g e n d l i c h e s Brustbild.
NGr.
SSG.
Neu die Nase und das Yordertheil der Brust.
2 4 9 . VLKTORINUS DER VATER. Büste.
Barth.
Neu ist die Nasenspitze und das Vordertheil der Brust.
2 5 0 . RÖMISCHE FRAU ALS BACCHANTIN. O b e r t h e i l e i n e r S t a t u e .
Gr.M. RE. SSG. Cavaceppi I, 48. Diese Figur ist mit aufgelösten Haaren und in der Bekleidung einer dünnen gegürteten ärmellosen Tunika dargestellt, welche von der linken Schulter gestreift ist. Hinterwärts ist das Haar zusammengeknüpft, dagegen es über den Nacken und über die Schulter in reichlichen Locken aufgelöst herabhängt. Hi'edurch und durch das abgestreifte Gewand, so wie durch die aufschauende Richtung des Kopfes mag die Ansicht veranlafst sein, als sei in der Anordnung dieses Bildnisses die Ähnlichkeit mit einer Bacchantin bezweckt. Für die ehemalige Darstellung der Figur sind zwei viereckige Öffnungen bemerkenswerth, welche sich unter dem Abschnitte des gesenkten linken und des ausgestreckten rechten Oberarms befinden. 2 5 1 . GEFANGENER DACIER. Kopf aus Villa Aldobrandini. REB. Ohne Zweifel gehörte dieser Kopf früher dem trajanischen Forum an, aus welchem nicht wenige ähnliche Statuenreste übrig geblieben sind. SCIPIO AFRIKANUS. Büste aus Travertin. N G r . Pol. Charl. Ein sehr wohlerhaltenes W e r k , dessen Benennung auch durch den Kreuzhieb auf der Stirn beglaubigt ist. Die linke Schulter ist mit einem Gewandstück bedeckt. 252.
I V . SAAL DER BILDNISSE. 2 5 3 . MÄNNLICHES B I L D N I S S .
Büste.
NO.245-260. NGr.
Gr.M.
115 Pol.
Ein bekleideter und wohlerhaltener Hermenkopf, an welchem nur die Nasenspitze neu ist. 254.
RÖMISCHER
KRIEGER.
Relief hoch
5 F.
breit 2 F . 8 Z.
Gr.M. BEB. E i n e hoch erhobene Reliefplatte vom Piedestal eines Siegesdenkmals. D e r vorgestellte jugendliche Kriegsmann hält einen Speer und ein ovales Schild. Seine Bekleidung ist nicht gewöhnlich; übergeknöpft ist ihm ein Kriegsmantel, welcher, oben zusammenhängend, von der Brust an aufgeschlitzt ist. Neu «¡od die Nase, die rechte Haud samt dem Obertheil dea Speere« und dem Gesimse, desgleichen ein Theil der linken Hand mit dem Rande des Schildes.
2 5 5 . RÖMISCHER K N A B E .
Eine Figur,
Statue 2 F.
KK.
durch Prätexta, Bulla und Scrinium ausge-
zeichnet. Der Kopf und die linke Hand samt der Rolle scheinen neu.
2 5 6 . BACCHISCHES BILDNISS.
Büste.
Gr. M.
UH.
E i n jugendlicher efeubekränzter K o p f ; die vielleicht fremde Gewandbiiste ist alt, der Hals eingesetzt, die Nase, ergänzt. 2 5 7 . BEKRÄNZTER K N A B E . B ü s t e .
NGr.
Pol.
PAT.
E i n .myrtenbekränzter Bildnifskopf, mit einer antiken G e wandbüste vielleicht erst neuerdings verbunden. Das Gesicht ist stark ergänzt; doch scheint der Obertheil des bekränzten Hauptes trotz seines Bruches und trotz der verschiedenen Farben des Marmors alt und zum Gesichte gehörig. 2 5 8 . SENEKA. Büste. N G r . G r . M . Pol. SSI. K r ü g e r l , 11. Ein mittelmäfsig gearbeiteter Hermenkopf mit neuer Brnst und Inschrift. 2 5 9 . JÜNGLING.
Büste.
NGr.
Pol.
PAT.
Die Brust und die Nasenspitze sind neu.
[ 2 6 0 . Statue Napoleons von Chaudet.]
H 2
A. MARMORWERKE.
116
V.
MISCELLANSAAL.
2 6 1 . ERGÄNZTER PLUTUS. Statue. N G r . E i n schöner K ö r p e r
G r . M . Pol.
SSB.
v o n griechischem M a r m o r , v o n dem
Bildhauer B o u c h a r d o n durch H i n z u f ü g u n g von K o p f , Extremitäten und Nebenwerk aus karrarischem M a r m o r zu einer Personifikation des Reichthums ergänzt. 2 6 2 . BACCHUS. F r a g m e n t einer Statue. G r . M .
BEB.
D i e s e r schöne T o r s o w i r d als Ü b e r r e s t einer G r u p p e angesehen.
PAT.
2 6 3 . GLADIATOR- Büste. N G r .
D a s Haarbüschel des übrigens geschorenen Hauptes bezeichnet diesen guten Bildnil'skopf als einen römischen F e c h t e r , immerhin auch als einen römischen Pankratiasten ( L e v e z o w Amalthea II, S . 372) nach griechischer Sitte. Neu sind die Büste und die Nasenspitze.
2 6 4 . VENUS. K o p f . N G r .
G r . M . Pol.
BS.
A n diesem K o p f e von gewöhnlicher Arbeit ist das Haar hinterwärts aufgebunden, die Stirn mit einem B a n d e geschmückt. Die Lippen sind ergänzt, neu ist die Nase.
2 6 5 . HERKULES. K o p f . G r . M . Hübscher,
Pol.
im Gesicht jedoch stark ergänzter, K o p f eines
jugendlichen Herkules. 266
( V g l . die Nachschrift.)
2 6 7 . MÄNNLICHER TORSO. N G r .
Gr.M.
HEB.
2 6 8 . LÖWENKOPF. R e l i e f v o n schwarzem Basalt. Dieses haben.
Fragment
scheint
einer B a d e w a n n e
REBM. angehört
zu
Y . MISCEILANSAAL.
No.260-276.
117
2 6 9 . CHIMÄRENKOPF von schwarzem Basalt. KEBM. Auch dieses Fragment zeigt seine vormalige Bestimmung zu einer Brunnenmündung. 2 7 0 . OSSUAR.
UH.
Die Vorderseite dieser Aschenkiste ist mit der Inschrift eines A r i s t u s bezeichnet. Die Ecken derselben sind mit Widderköpfen geschmückt; Adler haschen nach den Bändern des Lorbeerkranzes, über welchem eine Eidechse zwischen zwei Vögeln bemerklich ist. Das Giebelchen ist mit zwei liegenden Fackeln, dazwischen mit einer Rosette geschmückt. Die Querseiten sind mit Palmetten verziert. 2 7 1 . OSSUAR. REBM. Hierauf das Relief einer r u h e n d e n F r a u , welche verschleiert auf einem Bett liegend mit aufgestütztem linken Arm dargestellt ist. 2 7 2 . VESPASIANUS. B ü s t e .
NGr.
Pol.
Der Kopf dieses W e r k e s ist von schwarzem Marmor, das Gewand von Giallo antico. Arbeit und Erhaltung sind gleich lobenswerth; nur das Kinn ist ein wenig ergänzt. 2 7 3 . KINDERBÜSTE. N G r .
Gr. M.
KK.
Ein leidlich gearbeiteter und wohlerhaltener Kopf eines verschleierten Mädchens; nur die Brust und die Nasenspitze sind neu. 2 7 4 . KINDERBÜSTE. N G r .
Gr. M.
KK.
Ein ebenfalls wohlerhaltenes Brustbild, an dem nur die Nasenspitze neu ist. 2 7 5 . OSSUAR. REBM. Die alte Inschrift eignet dieses Aschengefafs einer F a b i a T h e o p h i 1 a zu. 2 7 6 . OSSUAR. REBM. Die Vorderseite dieser kleinen Aschenkiste isi mit W e i n l a u b und Efeugewinden verziert, die aus einem Krater hervorspriefsen. Eine Schlange schnappt nach einem Vogel, ein anderer Vogel nach Weintrauben und eine Eidechse nach ihm. Die Inschrifttafel ist
118
A.
MARMORWERKE.
l e e r geblieben. Die Querseiten sind mit Füllhörnern, das Giebeleben mit einem Lorbeerkranze geschmückt. 2 7 7 . SATYR. Büste. N G r . G r . M . Pol. W i e d e r u m eine W i e d e r h o l u n g der bekannten Köpfe des ruhenden Praxitelischen Satyrs. D e r Kopf ist mehrfach ergänzt, die mit einem P a r d e l f e l l umkleidete B r u s t vielleicht neu.
2 7 8 . DIANA. Büste. N G r . G r . M . Pol. SS. Das Haar dieses Kopfes von gewöhnlicher Arbeit ist hinterwärts in einen langen W u l s t geschlungen, die Stirn mit einer T ä nia umwunden. Nase, K i n n und Brust sind n e u .
2 7 9 . DIANA. Büste. N G r . G r . M . KK. Der mehrfach ergänzte Kopf, der fast mehr einer V e n u s gleicht, ist mit einem Stirnband geschmückt, das Haar vorn und hinten in Knoten geschlungen. Die Büste zeigt eine breit geknüpfte ärmellose Tunika und ist vielleicht fremd. 2 8 0 . ETRUSKISCHE TODTENKISTE a u s T r a v e r t i n , b e i P e r u g i a
ge-
funden. HEB. Das Relief der Vorderseite wird für den T o d des Oenomaus gedeutet, wozu jedoch w e n i g e r der Anblick der hier kämpfenden Gruppen als die Vorstellung eines Rades verleitet zu haben scheint, welches man in den unterwärts laufenden Verzierungen erblickt. Auf dem Deckel liegt nach der gewöhnlichen Sitte ähnlicher Todtenkisten die F i g u r der Verstorbenen, deren Kopf und rechte Hand fehlt. In der Linken hält sie einen Spiegel, der noch Spuren von V e r g o l d u n g zeigt. 2 8 1 . MARKUS AURELIUS. B r u s t b i l d .
Gr.M.
Pol.
Chart.
Ein Bildnifskopf von gewöhnlicher A r b e i t ; Nase und Brust sind neu. 2 8 2 . KINDERBÜSTE.
Gr.M.
UH.
An diesem hübschen W e r k sind die Brust, die N a s e n s p i u e und ein T h e i l des S c h e i t e l s neu.
2 8 3 . KINDERBÜSTE. G r . M . Das Gewand aus verde antico. UH. Neu die Nasenspitze, ergänzt der Hals.
V. MISCEILANSAAL. No.277-294.
119
2 8 4 . BACCHUS. Hermenkopf. K. E i n jugendlicher, mit Efeukranz und herabhängenden Bändern geschmückter Kopf, dessen hinteres Theil abgesägt und dessen Brust neu ist. 2 8 5 . HERMARES. Kleine Büste von Giallo antico. K. E i n behelmter Hermenkopf des Mars, der hinterwärts ebenfalls abgesägt ist; mit neuer Brust und Nase. 2 8 6 . PHILOSOPH. H e r m e n k o p f . N G r .
Gr.M.
UH.
Nase und Obren sind ergänzt., der Hals eingesetzt.
2 8 7 . MARKUS AURELIUS. B ü s t e . N G r .
G r . M . Pol.
Charl.
Brust und Nase sind oeo,
2 8 8 . FAUSTINA DIE JÜNGERE.
Büste.
Gr.M.
UH
Brust, Kinn und Nase sind neu.
[ 2 8 9 . APOLLO. Moderner Kopf. N G r . G r . M . HEB. Als Probe jetziger römischer Verfälschungskunst aufgestellt.] 2 9 0 . S O H N DER N I O B E .
Brustbild.
Gr.M.
BS.
Die Brust ist neu, Nase und Mund sind ergäozt.
2 9 1 . HEROS. Büste. N G r . Schwarzer Marmor. KK. Ein wie die sogenannten Leanderköpfe auf Gemmen aufstrebender Jünglingskopf mit lang herabfallenden Locken und einem Stirnband. Die Brust ist ongeseut und vielleicht neu.
2 9 2 . BACCHUS. Kleiner Hermenkopf. G r . M . Barth. Ein mit Diadem und Efeu geschmückter jugendlicher Kopf, hinten abgesägt, auf neuer Brust. 2 9 3 . MITHRAS. Kleiner Hermenkopf. G r . M . Koller. Die Deutung dieses Kopfes beruht auf der phrygischen Mütze und auf einem Löwenfelle, welches, obwohl roh und undeutlich, unter derselben und über der Stirn bemerklich ist. 2 9 4 . BACCHUS. Kleiner Hermenkopf von Travertin. Koller. Ein durch Diadem und Efeubekränzung geschmückter, hinten abgesägter, Kopf mit einem umgeknüpften Fell auf der Brust.
120
A.
MARMORWERKE.
BACCHUSKIND. Kleiner Hermenkopf. Giallo antico. K. Ein efeubekränzter Kinderkopf, dessen grinsender Ausdruck die Benennung eines Fauns veranlafste.
295.
2 9 6 . SATYR. Büste. N G r .
SSI.
Noch ein Kopf, welcher die Züge des berühmten praxitelischen Satyrs wiederholt. Nicht nur die B r u s t , sondern auch das Profi] mit der Hälfte des Gesichtes ist neu.
Statue. NGr. G r . M . KK. Ein Fliigelknabe, ruhend auf einer Löwenhaut, links die Keule haltend; auf dem Boden eine Eidechse, das wachsame Thier der Mittagshitze. 2 9 7 . SCHLAFENDER. A M O R .
Kopf und Flügel sind grüfstentheils neu.
Statue. Gr.M. KK. Dem vorigen ganz ähnlich, nur etwas kleiner.
2 9 8 . SCHLAFENDER A M O R .
Büste. NGr. Pol. Charl. Ein wohlerhaltenes W e r k , an welchem nur die Brust etwas ergänzt ist. Künstlich ist der Haarputz, dessen schmale Flechten von der Stirn, wo sie etwas gesammelt sind, nach dem Hinterhaupte gehen, an welchem sie zu neuen Massen verbunden sind. 2 9 9 . J U L I A , T O C H T E R DES A U G U S T U S .
3 0 0 . KRIEGER. B ü s t e . N G r . Pol.
SSG.
Ein äufserst wohlerhaltener Kopf in eine etwas ausgebesserte geharnischte Büste eingesetzt. 3 0 1 . FRAUENBÜSTE.
NGr.
Gr.M.
Pol.
Chart.
Ein hübscher Kopf, nach dem Haarputz aus der Zeit der jüngeren Faustina herrührend, mit ergänzter Brust und Nasenspitze. [ 3 0 2 . HEBE. Statue von Canova.] 3 0 3 . MÄNNLICHE B Ü S T E .
NGr.
Charl.
Ein wohlgearbeitetes W e r k von vortrefflicher Erhaltung. 3 0 4 . FRAUENBÜSTE.
NGr.
Chart.
Diese schöne und wohlerhaltene Büste bildet ein Gegenstück zu der vorigen, und scheint ursprünglich zu jener gehört zu haben;
V . MISCELLANSAAL.
121
NO.295-311.
vielleicht z u g e m e i n s a m e r A u f s t e l l u n g in e i n e m u n d d e m s e l b e n Grabmal.
Das H a a r ist in F l e c h t e n auf dem S c h e i t e l z u s a m m e n
gerundet. 3 0 5 . FRAUENBÜSTE. N G r .
Gr.M.
UH.
E i n ebenfalls w o h l g e a r b e i t e t e r u n d w o h l e r h a l t e n e r K o p f m i t e i n e m massenhaften I l a a r p u t z ü b e r der S t i r n , w i e e r in d e r Zeit d e r F l a v i e r üblich w a r . D e r Hals ist eingesetzt. 3 0 6 . FRAUEXBÜSTE. N G r .
G r . M.
UH.
E i n verschleierter, leidlich g e a r b e i t e t e r , a b e r stark e r g ä n z t e r K o p f m i t n e u e r Brust. 3 0 7 . AURELIA MONISINA. B ü s t e . N G r .
Gr.M.
Pol.
PAT.
D e r N a m e dieser F r a u s t e h t zugleich mit A n g a b e i h r e r L e b e n s j a h r e u n d d e r A l t e r n , w e l c h e sie bestatteten, auf einem s c h m a len S o c k e l , u n d g e w ä h r t in dieser A u s d e h n u n g v o n Z e u g n i s s e n e i n e n s p r e c h e n d e n Beleg für die U n m ö g l i c h k e i t viele auf uns g e k o m m e n e Marmorbildnisse r i c h t i g zu b e n e n n e n ;
d a r u m w e i l sie
Bildnisse u n b e r ü h m l c r V e r s t o r b e n e r u n d n u r zu d e r e n V e r h e r r l i c h u n g in i h r e n G r a b m ä l e r n aufgestellt w a r e n . D i e I n s c h r i f t heifst: Aur.
Monninae
xander. an.
=
JUiue. =
Aug. Lib. =
et
dvlcissim. Vmbricia.
=
parent. fccervnt.
Ammia.
Ale-
Ganz unten:
vix.
xviir. Das G e w a n d w a r g e b r o c h e n ; die Nase ist n e u .
3 0 8 . ÄLTLICHE FRAU. B ü s t e mit farbigem G e w a n d .
NGr.
Pol.
Charl. D i e A n o r d n u n g des in F l e c h t e n r u n d auf dem Scheitel g e w u n d e n e n H a a r e s g e h ö r t dem z w e i t e n J a h r h u n d e r t an.
D e r Hals
ist eingesetzt, die Nase n e u . 3 0 9 . OSSUAR v o n r u n d e r zierlicher F o r m . Nicht
PMS.
n u r der D c c k c l , s o n d e r n a u c h , m i t A u s n a h m e einiger A n s ä t z e , die s c b l a n g e n f t i r -
inigen H e n k e l sind n e u .
3 1 0 . OSSUAR, L-und, mit V e r z i e r u n g e n in Relief. G r . M . 3 1 1 . OSSUAR, r u n d , mit Deckel.
Charl.
PMS.
122
A.
MARMORWERKE.
3 1 2 . PAN. Abgesägter kleiner Hermenkopf von Rosso antico. Barth. 3 1 3 . PAN. Abgesägter kleiner Hermenkopf von Giallo antico. K. 3 1 4 . OSSUAR, viereckig. REBM. Eine Ieergelasscne Inschrifttafel ist von Fruchtkränzen und Vögeln umgeben; an den Ecken Bukranien. Der zugespitzte Deckel ist fremd, vielleicht sogar neu.
3 1 5 . OSSUAR, viereckig. REBM. Mit Widderköpfen an den Ecken und einem Fruchtgehänge umgeben, befindet sich auch hier eine leere Inschrifttafel; im Giebel ein Lorbeerkranz. 3 16. OSSUAK, viereckig. REBM. Die Inschrifttafel einer A n i c i a ist mit Fruchtgehängen umgeben ; Lorbeer im Giebel. 3 1 7 . CYBELE. Kleine Statue. In Konstantinopel erworben. REM. Diese sitzende Figur ist mit einem Modius bedeckt; auf dem Schoofs hat sie einen kleinen Löwen, in der Linken das Tympanum und in der Rechten eine Schale. 3 1 8 . SENEKA. Büste. Bair. Chart. Ein W e r k von roher Arbeit. Brust und Nase sind neu.
3 1 9 . COHBULO. Büste. Gr. M. Pol. Charl. In stark ergänzter Wiederholung zeigt uns dieses nicht seltene Bildnifs einen als Staatsmann und Feldherr der ersten Kaiserzeit berühmten Mann. 3 2 0 . JUNGER MANN.
Büste.
Gr.M.
Charl.
Ein mittelmäfsiges Werk. Büste, Nase, Mund sind neu. 3 2 1 . PHILOSOPH. Hermenkopf von grauem Marmor. 3 2 2 . LIBERA.
Hermenkopf.
Pol.
Sehr mittelmäfsige Darstellung einer Libera oder sonstigen weiblichen Göttin.
V . MISCELLANSAAL. 3 2 2 a. BACCHISCHES R E L I E F .
NO.312-331.
123
UH.
Fragment von gewöhnlicher Arbeit, eine bärtige Herme mit dem Rest einer Satyrfigur darstellend. 3 2 2 B . ATHLETISCHES R E L I E F .
UH.
Fragment, einen unbärtigen leichtbekleideten Mann mit ausgestreckter Rechten darstellend, dessen Bekränzung ihn für einen Sieger erkennen läfst. Ein neben ihm stehender Knabe hält in der Linken eine Palme und setzt sich mit der Rechten einen Siegerkranz (corona tortilis) auf. Gute Arbeit. 3 2 3 . OSSUAR mit scharf zugespitztem Deckel. UH. In hoch erhobenem Relief sind an diesem runden Ossuar Fruchtkränzc von Amoren gehalten bemerklich; mitten darüber ist vorn ein Gorgonenkopf angebracht. Uber den Fruchtgehängen sitzen Jiinglingsfiguren in demüthiger Stellung, wie Gefangene. [ 3 2 4 . Sechseckiges Gefäfs mit eingelegtem Mosaik und lateinischer Inschrift aus dem 15 un Jahrhundert. Barth.^ 325-327.
D R E I STIRNZIF.GEL.
Gr.M.
BEB.
Der erste hübsch; der zweite roh. 3 2 8 . M Ä H L I C H E R TORSO.
Gr. M.
BEB.
Kopf und äufsere Gliedmafsen dieser verstümmelten Statue von guter Arbeit scheinen gesondert gearbeitet und eingefügt gewesen zu sein. [ 3 2 9 . Hyacinthus. Erzstatue des französischen Bildhauers Bosio.] 330.
J Ü N G L I N G . Kopf. Gr.M. Bair. SSG. Ein Kopf mit Tänia und kurzem Haar auf einer weiblichen Gewandbüste. Hals und Nase sind n e u .
3 3 1 . KNABE. Gr. M. UH. Halbfigur einer Statue. Mit der Prätexta bekleidet, welche von der linken Hand gefafst wird; der rechte Unterarm ist nicht sichtlich. Der Hals ist eingesetzt, Kopf und Gewand aber zusammengehörig. Sonst ist nur die Nase neu.
124
A.
3 3 2 . FRAU. Brustbild.
MARMORWERKE.
UH.
E i n Flechtenkranz a u f dem Hinterhaupt an dieser w o h l g e a r beiteten B ü s t e zeigt den H a a r p u t z des zweiten J a h r h u n d e r t s . N a s e und K i n n «iud e r g ä n z t .
3 3 3 . ETRUSKISCHE
gefunden.
TODTENKISTE
aus Travertin.
Bei
Perugia
NBE.
W i e bei dem ähnlichen W e r k N o . 2S0 ist auch das R e l i e f dieses Denkmals w e g e n des unterhalb angebrachten R a d e s auf den T o d des Oeuomaus gedeutet w o r d e n .
A u f dem D e c k e l ist das
Doppelbild zwei ruhender F i g u r e n , eines E h e p a a r s ,
angebracht;
ein auf ähnlichen A s c h e n g e f ä f s e n seltener Umstand.
Beide Figu-
ren sind verstümmelt; aufser den gewöhnlichen langen T o d t e n kränzen, mit denen sie umgürtet sind, zeigt die linke Hand des Mannes eine Schale. 3 3 4 . FAUSTINA DIE ÄLTERE. K o l o s s a l e Büste. Pol.
Chart.
D a s G e w a n d dieser B ü s t e ist von verschiedenartigem A l a baster. Der H a l s ist e i n g e s e t z t ; N a s e , M u n d und O b r e n sind neu.
3 3 5 . JUNGER MANN. Brustbild. N G r .
Charl.
D i e B ü s t e und das g a n z e Haupthaar sind a n g e f ü g t und vielleicht fremd.
Charl.
3 3 6 . JUNGER MANN. Brustbild. N G r . N e u sind d i e B ü s t e , die N a s e u n d die O b r e n .
[ 3 3 7 . MÄNNLICHES B R U S T B I L D a u s w e i f s e m A l a b a s t e r .
KK.
Scheint aus neuer Zeit herzurühren.] 3 3 8 . Ä L T L I C H E R MANN. B r u s t b i l d .
KK.
A n diesem Brustbild sind S p u r e n rother F a r b e bemerklich; die B ü s t e und die Nase sind neu. 3 3 9 . SCHLAFENDER AMOR.
Statue.
G r . M.
KK.
E i n e F a c k e l und eine E i d e c h s e , jene auf die L e b e n s f l a m m e , diese auf den festen Schlaf bei schwülem Mittag bezüglich, begleiten diese in mehrfachen W i e d e r h o l u n g e n wiederkehrende F i g u r eines A m o r s oder T o d t e n g e n i u s .
V . MISCELLANSAAL. 3 3 9 a.
BÄRTIGES BRUSTBILD.
125
NO.332-345.
NGr.
UH.
E i n spätes W e r k mit antikem Gewand von farbigem Alabaster. Der Hals ist neu.
340.
VIER GRAZIEN.
Grabrelief.
Gr.M.
UH.
B e g e r III, 272.
V o r den drei Grazien sitzt die Verstorbene verschleiert, die rechte Hand auf der B r u s t ; unter ihr die Inschrift: ad sorores. 3 4 0 a . MÄNNLICHES BRUSTBILD.
NGr.
UH.
E i n wohlerhaltener unbärtiger und ältlicher Kopf. [ 3 4 1 . EPHESISCIIE DIANA mit dem Thierkreis.
Modernes Relief.
REBM] 3 4 2 . WEIBLICHES BRUSTBILD.
Kolossal.
Pol.
Chart.
E i n Obergewand von farbigem Alabaster schmückt dieses Brustbild, welchcs nach Andeutung seines Flcchtenkranzes aus dem zweiten J a h r h u n d e r t herrührt. Ob der Hals und die Büste, welche aus weifslichem und bräunlichem Stein zusammengesetzt und antik sind, zu dem Kopf gehören, ist zweifelhaft. Die Nase und die Schläfe sind ergänzt. 3 4 3 . THERSITES. Büste von blaugestreiftem Marmor. Pol. Chart. Diese B e n e n n u n g ist neuerdings statt der hergebrachten eines Pädagogen vorgeschlagen worden, und entspricht dem frech häfslichen Ausdruck des Kopfes gewifs besser. Die Arbeit ist mittelmäfsig. Die Brust and die Nase sind neu, der Mund ergänzt.
3 4 4 . THERSITES. Büste von weifsem Marmor. Pol. Chart. Eine ebenfalls ergänzte W i e d e r h o l u n g des vorigen Kopfes. 3 4 4 a. WEIBLICHE
STATUE aus S p e c k s t e i n .
11 Z .
Barth.
Eine kleine F i g u r , bei langer Fackel in ihrer Linken und schwellenden F o r m e n des Leibes vermuthlich auf eine G e b u r t s g ö t t i n bezüglich. (Vgl. die Nachschrift.) 3 4 5 . LIBERA. Ilermenkopf von Giallo antico.
UH.
E i n e mit Palmetten verzierte Stirnkrone schmückt diesen hinterwärts abgesägten, gewöhnlich als Juno bezeichneten Kopf.
126
A.
MARMORWERKE.
3 4 6 . BÄRTIGER BACCHUS. Hermenkopf aus Giallo antico. UH. Dieser Kopf ist mit einer Stirnkrone geschmückt, über welcher zwei Haarknoten korymbenähnlich heraustreten; hinterwärts ist er abgesägt. 3 4 7 . W E I B L I C H E S FRAGMENT.
Gr. M.
K,
Füfse und Gewand einer weiblichen Statue von guter A r beit, möglicherweise einer Muse. 3 4 8 . R Ö M E R UND D A C I E R .
Gr. M.
K.
W o h l gearbeitetes Fragment eines öffentlichen Denkmals der trajanischen Zeit; nur der Unterthcil zweier Figuren ist erlialteu, welche, die eine durch Beinkleider, die andre durch römisches Gewand, den Gegenstand des W e r k e s einigermafsen bestimmen. 3 4 9 . SEPTIMIUS SEVERUS. B r u s t b i l d .
Gr.M.
Pol.
PAT.
Brust uod Nase sind neu.
O S S U A R , viereckig. REBM. Mit lateinischer Inschrift eines C. P r i m i n i u s M a c e r . Die Ecken dieses Ossuars sind mit Knabeiifiguren verziert, welche Fruchtkränze halten; über diesen flattern Yögcl. Auf dem Giebelchen ist ein schmausendes Kaninchen vorgestellt, auf welches ein anderes T h i e r steigt. 350.
3 5 1 . O S S U A R , viereckig.
REBM.
Mit Grabesthür und römischer Inschrift eines L . A b u c i u s Pothos. 3 5 2 . MÄNNLICHER S T U R Z .
Gr.M.
REBM.
3 5 3 . GRIECHISCHES BILDNISS. B ü s t e .
Gr.M.
UH.
Brust und Naie sind neu.
3 5 4 . THESEUS. R e l i e f .
Gr.M.
RET.
Dieses Fragment zeigt einen jugendlichen Kopf und von der übrigen F i g u r desselben den Rest einer gegen das Gesicht b e w e g ten Hand. W e d e r die Sorgfalt der Ausführung, noch die Lebendigkeit des Ausdrucks ist sonderlich zu loben; das Haar ist kurz
V . MISCELLANSAAL.
NO.346-361.
127
und etwas struppig, mehr wie aus Vernachlässigung als in irgend e i n e r c o n v e n t i o n e i l alterthüinlichen W e i s e .
D a nichtsdestoweni-
g e r die griechische Inschrift durchaus alt scheint, so hat man h i e r nach Maafsgabe des geringen Kunstwerthes vermuthlich den R e s t eines Yotivreliefs vorauszusetzen. Dieses W e r k früher als die K a i serzeit
verfertigt zu glauben,
ist dabei kein G r u n d
vorhanden;
die alte Orthographie im zweiten Buchstaben des Namens Theseus ( 0 £ ( T £ u e ) spät nachgeahmt zu glauben, fehlt es nicht an Analogieen. 355, 356.
SATYRE.
Z w e i Hermenköpfe von Giallo antico mit
eingesetzten A u g e n v o n Glasflufs. 3 5 7 . OSSUAR.
K.
KK.
V i e r e c k i g , ohne alle V e r z i e r u n g . 3 5 8 . OSSUAR.
KK.
V i e r e c k i g , mit den B u c h s t a b e n P . R . F . bezeichnet. Im G i e bel ein K r a n z . 3 5 8 b. OPFERNDE FRAU. Erde.
F r a g m e n t eines R e l i e f s von gebrannter
VH.
E i n e kleine v o r g e b ü c k t e weibliche Gewandfigur steht v o r einem A l l a r . Der Altar, so vrie der K^Jpf und der schiefere Grand de« Reliefs sind neu.
3 5 9 . GRIECHISCHES ASCHENGEFÄSS. E i n rundes G e f ä f s , bei A t h e n gefunden und durch den G r a fen von S a c k hierher gebracht. 3 6 0 . BÄRTIGER BACCHUS. H a l b e r H e r m e n k o p f aus Giallo antico. REM. 3 6 1 . GRABESABSCHIED. V i e r e c k i g e s Ossuar.
VH.
U b e r der Inschrifttafel eines H e l i u s A p i n u s bemerkt man einen Hausraum mit w e i t geöffneten T h ü r e n , in welchem ein A l t a r mit F r ü c h t e n besetzt ist.
Ü b e r diesen Altar reicht ein mit der
T o g a bekleideter M a n n , dessen L i n k e eine R o l l e hält, seiner G a t tin die R e c h t e . U n t e r w ä r t s an den E c k e n dient auf einem dreifiifsigen Untersatz eine S p h i n x zur V e r z i e r u n g ; über derselben j e ein Flügelknabe, w e l c h e r in der nach aufsen gewandten Hand e i n e
128
A.
MARMORWERKE.
T r a u b e hält, w ä h r e n d die andere über dem Haupte ruht. Im G i e belchen ein L o r b e e r k r a n z . An den Querseiten ist M a u e r w e r k angedeutet. 3 6 2 . OSSÜAR, v i e r e c k i g . Mit Inschrift e i n e r S p u r i a . 3 6 3 . OSSUAR, v i e r e c k i g .
KK.
ÜH.
V o r n die Inschrift eines T i . C 1 a u d I u s N i c o s t r a t u s . A n den Ecken scheinen Delphine einen Kranz von W e i n l a u b zu stützen. Im Giebelchen sieht man ein weibliches Brustbild in einer Muschel, jederseits von einem Amor g e h a l t e n ; je sicherer ähnlichen Darstellungen ein B e z u g auf V e n u s in der Muschel und auf Y e n u s Libitina zum Grunde liegt, desto b e m e r k e n s w e r t h e r ist die w i l l k ü h r l i c h e A n w e n d u n g ähnlicher V o r s t e l l u n g e n auf Männer. 3 6 4 . OSSUAR, v i e r e c k i g .
IJH.
M l t F r u c h l g e w I n d e n verziert; darüber V ö g e l , w e l c h e eine Cikade zerpflücken. Die Inschrift nennt einen T . V a l e r i u s R u f u s . 3 6 5 . 3 6 6 . HERKULES.
Statuenfragmente.
REM.
Oberthelle zwei kleiner einander ähnlicher Statuen. B e i d e gehören der V o r s t e l l u n g eines ruhend aufgestützten H e r k u l e s in A r t des farnesischen an. An dem ersten sind Kopf und Arme neu, an dem xweiten die rechte Hand.
3 6 7 . JUPPITER AMMON. R e l i e f .
VH.
E i n e w o h l g e a r b e i t e t e , in eine P l a t t e eingelassene, Maske. 3 6 8 . DEMOSTHENES. Brustbild. G r . M . N G r . Bair. Ein W e r k von g e w ö h n l i c h e r A r b e i t . und das Untertheil des Bartes sind n e u . 3 6 9 . OSSUAR einer P h a e d o n i a .
Chart.
D i e Büste, die Nase
Viereckig.
UH.
A n den E c k e n mit Kandelabern, v o r n mit V ö g e l n und F r u c h t g e h ä n g e n verziert. 3 7 0 . OSSUAR. V i e r e c k i g . REBM. E i n e T a f e l mit undeutlicher Inschrift bedeckt einen Theil der V o r d e r s e i t e , w e l c h e durch eine Tempelansicht gebildet ist. Im Giebel ein A d l e r ; auf der Q u e r s e i t e je eine Opferschale.
MISCEILANSAAL.
129
No. 362-377-
3 7 1 . HARPOKRATES. Statue. Gr. M. Pol. Chart. E i n e kleine sitzende Figur von guter Arbeit, nach g e w o h n ter S i t t e in der Linken das Füllhorn haltend, die Finger der Rechten auf den Mund gelegt. N u r die E n d e n dea F ü l l h o r n s sind e r g ä n z t .
3 7 2 . SCHLAFENDER A M O R . Statue. Gr. M.
REBM.
E i n e Figur, ähnlich der No. 339 angeführten, auf einer L ö w e n h a u t ruhend. 3 7 3 . SCHLAFENDER A M O R . Statue. G r . M. RET. Bildw. Taf. LXXVII, 2.
Gerhard Ant.
A u c h diese Figur ruht wie gewöhnlich auf der Löwenhaut. Die Fackel in ihrer Linken und die Eidechse zu ihren Füfsen sind ebenfalls häufige Attribute. Eigenthiimlich jedoch ist die lateinische Inschrift (Valerius = Fclicissimus = Pernarius = d. d.), welche auf den linken Schenkel eingegraben ist; sie bezieht sich auf einen Verstorbenen, und ist somit sehr geeignet, diese und viele andre ähnliche Statuen für Darstellungen eines persönlichen Todtengenius in der Bildung des A m o r zu erkennen. 374.
GRIECHISCHES ASCHENCEFÄSS.
In der runden Aushöhlung dieses Aschengefäfses befinden sich noch gegenwärtig die vormals in ihm aufbewahrten verbrannten Gebeine, wie sie dem Grafen von Sack aus einem athenischen G r a b e zukamen.
VI. SAAL DER HERMEN.
[ 3 7 5 . Grofse Vase aus Aventurin.] 376, 377.
BÄRTIGER BACCHUS.
Kolossale Hermenköpfe.
REE.
PNSG. Allem Anscheine nach bildeten diese beiden Köpfe ursprünglich einen einzigen Doppelkopf.
Über grofsen Lockenreihen beI
130
A.
MARMORWERKE.
merkt man auf ihnen Tänien, welche von grofsen vierblättrigen Blumen durchbrochen sind. Unter den Ohren ist die Andeutung langer geknüpfter Bänder enthalten. Beide zeigen Spuren des Modius auf dem Haupte, und in dessen Mitte eine kleine ziemlich tief gebohrte Öffnung, vermuthlich zum Aufsetzen von Opfergaben auf die durch den Modius gebildete Platte. Das Hinterhaupt und d a l U n t e r t b e i l der Brust beider Köpfe Ut neu aus dem oben a n g e d e u t e t e n Grunde ihrer dureb neuere W i l l k ü h r aufgelösten ursprünglichen V e r b i n d u n g .
Außer-
dem sind neu, an dem ersten der beiden Köpfe die Nasenspitze, ein T b e i l des Bartes zur F e c h ten, die Bänder unter beiden O b r e n ; bei dem z w e i t e n die Nase, die Bänder u n t e r dem l i n k e n Ohr und das Ende derselben am rechten.
3 7 8 . PRIAPUS. H e r m e n s t a t u e 2 F . 6 Z. G r . M. REE.
PMS.
Eine bis an die Hüften in hieratischem Styl durchgebildete Figur, deren Arme man neuerdings mit einem knotigen Hirtenstab und einer Schale versehen hat. Über mehreren Reihen kleiner Locken ist das Haupt mit einer niedrigen hinten zugebundenen Stirnkrone geschmückt. Traubenmassen bedecken jedes Ohr; über den mit geknöpften Armein versehenen Chiton ist ein Rehfell geknüpft. Aufser den beiden U n t e r a r m e n s a m t ihren A t t r i b u t e n
sind auch die Nase und der Bart
n e u ; der Kopf ist aufgesetzt, im Halse einiges e i n g e f ü g t , alles aber hinlänglich b e g r ü n d e t ,
um
diese m e r k w ü r d i g e Vorstellung des gefeiertsten alteu G a r t e n g o t t e s auch als eine w o b ] e r h g l t f n P bezeichnen zu d ü r f e n .
379, 380.
Bair.
BÄRTIGER BACCHUS.
Hermenköpfe. Gr.M.
5
F. 7Z.
BS.
Der Haarputz dieser, angeblich bei Herkulanum (Ostreich no. 493. 4fM) zusammen gefundenen und jedenfalls einander durchaus entsprechenden Köpfe ist einfacher, als der vorerwähnte der beiden ähnlichen Köpfe No. 376 und 377. Ohne die korymbenähnllchen Haarmassen ist das Haupt nur mit einem vorn verdeckten, aber über den Ohren sichtlichen und nach dem Hinterhaupte hin verjüngten Stirnbande geschmückt, welches mit rosettenartigen Verzierungen durchwunden ist. Dieser nicht gewöhnliche Schmuck ist über der Stirn wie durch eine senkrechte Schnalle festgehalten, was besonders bei No. 380 deutlich ist. Beide Hermen sind ohne Öffnungen für die Zapfenlöcher, dagegen auch in ihrem Scheitel eine kleine Öffnung zur Einfügung von Opfergaben bemerklich ist. Die Augen sind durch eingesetzten Glasflufs gebildet. Der Schaft
VI.
S A A L DER HERMEN.
NO.378-335.
131
ist mit einem langen Chiton und darüber geschlagenem Peplos bedeckt. Neu ist nur die Naeenipitic. 3S1.
BACCHISCHES R E L I E F .
Gr.M.
REB.
Die mehrfach wiederholte Darstellung, deren gegenwärtiges Exemplar einem Sarkophagdeckel (nicht einem F r i e s ) angehörte, bezieht sich auf Vorbereitungen eines bacchischen Opfers. Auf einen Fels gestellt, obwohl im Vordergründe des durch einen Vorhang angedeuteten Tempelraumes, ist ein Kessel, auf welchen ein geschürzter Mann mit der Rechten den Deckel auflegt, während er mit der L i n k e n das Feuer anschürt. Ein Jüngling, dessen Leib mit eineni Knotenschurz bedeckt ist, fuhrt das Beil gegen ein Stück Holz; abwärts gewandt liegt ein anderer in kurzer T u nika, die rechte Brust entblüfst; neben ihm ein Hund oder ein R e h . Diese ganze Darstellung würde undeutlich sein, wenn sich nicht die um den Kessel versammelte Gruppe in anderen Denkmälern, welche eine Schweinschlachtung mit bacchischen Nebenfiguren darstellen, wiederholte. 3 8 2 . ZWEI SATYRN. Fragment eines grofsen Reliefs. Gr. M. REB. Von diesen beiden, in Tanzbewegung einander gegenüberstehenden F i g u r e n von guter Arbeit hält die zur Linken des Beschauers etwa einen Kranz in der rechten Hand, in der Linken einen Thyrsus. Mit ähnlichen Attributen ist auch der andere Satyr ergänzt, aber nur ein Stück beider Knie mit einem Theil der Schenkel und Beine sind an ihm alt. 383, 384, 385.
D R E I GRIECHISCHE G R A B S T E I N E i n F o r m
von
Gefäfsen. G r . M. Von dem Grafen von Sack in Athen erworben. Die an diesen merkwürdigen Denkmälern befindlichen Reliefs stellen sämtlich Abschiedsscenen vor. Auf No. 384 reicht ein J ü n g ling einer verschleierten siehenden, auf No. 3S5 einer sitzenden Frau die Hand, zu welchen Gruppen dort noch ein bärtiger verhüllter Mann, hier eine zweite Frau hinzukommt. Auf ähnliche W e i s e stellt auch No. 383 den Abschied eines bärtigen Mannes von einer verschleierten Frau dar; dazu kommen an diesem gröfsten 12
132
A.
MARMORWERKE.
d e r d r e i G e f ä f s e n o c h die z w e i N e b e n f i g u r e n e i n e r F r a u u n d e i n e s Mädchens, und der griechisch beigeschriebene Name der Hauptfigur, Euthymache.
A n N o . 383 u n d 385 ist e i n S t ü c k des Halses
e i n g e s e t z t , an N o . 381 a u f s e r d e m die M ü n d u n g e r g ä n z t ; i m A l l g e m e i n e n jedoch b l e i b t es e n t s c h i e d e n , dafs diese G e f ä f s e , l e d i g l i c h zum Votivgebrauch yon Denksteinen bestimmt, ohne Öffnung und Aushöhlung waren.
I h r e g e m e i n s a m e F o r m ist n i c h t die d e r g r o -
fsen W a s s e r g e f ä f s e , die m a n e r w a r t e n sollte, s o n d e r n die d e r L e k y l h e n oder B a l s a m f l a s c h e n , d e r e n h ä u f i g e A n w e n d u n g bei T o d t e n b e s t a t t u n g e n a l l e r d i n g s e b e n so s e h r b e k a n n t ist. 3 8 6 . STELE m i t h o c h e r h o b e n e m R e l i e f e i n e s ä h n l i c h e n G r a b g e fäfses.
Ebendaher.
D i e G r a b e s p l a t t e , auf w e l c h e r m a n dieses G e f ä f s h o c h e r h o b e n a n g e b r a c h t sieht, ist o b e r w ä r t s a b g e b r o c h e n . D a s G e f ä f s selbst s c h e i n t ebenfalls L e k y t h e n f o r m g e h a b t zu h a b e n ; doch ist d e r v o r h a n d e n e H e n k e l g e g e n die S i t t e d i e s e r F o r m g e s c h w u n g e n ,
und
läfst allenfalls e i n e n a n d e r n ä h n l i c h e n auf der v e r s t ü m m e l t e n S e i t e v o r a u s s e t z e n , in w e l c h e m F a l l das G e f ä f s e i n e A m p h o r a w ä r e .
Auf
d e r g e k r ü m m t e n O b e r f l ä c h e desselben sind auch h i e r z w e i P e r s o n e n v o r g e s t e l l t , w e l c h e sich die H ä n d e r e i c h e n , h i e r j e d o c h b e i d e s b ä r t i g e M ä n n e r , d e n e n l i n k e r s e i t s ein K n a b e b e i g e s e l l t ist. 3 8 7 . STELE, e b e n d a h e r . M i t dem R e l i e f eines J ü n g l i n g s , g e g e n d e n ein k l e i n e r H u n d a n s p r i n g t , m i t d e r N a m e n s i n s c h r i f t desselben ( P a m p h i / o s ) . 3 8 8 . TRITON UND LIBYA. K l e i n e D o p p e l h e r m e . Ein
Gr.M.
BEB.
stark z e r f r e s s e n e s , o b w o h l m i t A u s n a h m e der N a s e n -
s p i t z e u n v e r s t ü m m e l t e s W e r k v o n g e w ö h n l i c h e r A r b e i t und m e r k w ü r d i g e r D a r s t e l l u n g . T r i t o n ist d u r c h S c h u p p e n a m Hals, L i b y a d u r c h ein ü b e r d e n K o p f g e z o g e n e s E l e p h a n t e n f e l l k e n n t l i c h . 3 8 9 . THEMISTOKLES. G r . M .
PNSG.
E i n H e r m e n s c h a f t m i t a n t i k e r N a m e n s i n s c h r i f t des T h e m i s t o k l e s ist h i e r d u r c h E i n s e t z u n g des H a l s e s m i t e i n e m b e h e l m t e n K o p f {Pol. SSB.)
v e r b u n d e n , w e l c h e r d e m v o n V i s c o n t i für T h e -
m i s t o k l e s e r k a n n t e n B i l d n i f s n i c h t u n ä h n l i c h ist.
In der Abbildung
bei K r ü g e r II, 1. ist d e r s e l b e K o p f als Antigonus,
aufserdem a b
VI. SAAL DER HERMEN. NO.386-397.
133
Agamemnon, Ulysses u. dgl., von Levezow aber (Amalthea II, S. 370) fiir einen Perikles gegeben worden. Die Nasenspitze, der Hals, so w i e das V o r d e r - und Hintertheil des Helme« sind neu.
Bärtiger Kopf in Hermenform mit Bekleidung. Gr. M. 5 F. 7 Z. HEB. Ein schöncs und im Ganzen wohlerlialtenes W e r k . Der Bildnifskopf, vermuthlich eines Philosophen, ist durch Einsetzung des Halses mit einem von reichlichem Gewand bedeckten und vermuthlich zum Kopfe gehörigen Schaft verbunden worden. 3 9 0 . GRIECHISCHES BILDNISS.
Neu ist die Nase und deir untere T h e i l des S c h a f t c s von der Begrenzung des G e w a n d e s an.
Zu b e m e r k e n ist,
dafs d i e s e m S c h a f t die g e w ö h n l i c h e n Zapfenlöcher fehlen.
[ 3 9 1 . HOMERUS. Gypsabgufs des in Sanssouci zurückgebliebenen Kopfes der Polignacschen Sammlung.] 3 9 2 . BÄRTIGER BACCHUS UND S A T Y R ,
Zwiefacher Hermenkopf.
Gr. M. Buir. Beide Köpfe sind efeubekränzt. Doppelter Hermenkopf. G r . M . Pol. Beide Köpfe sind über der Stirn mit einer Stephane geschmückt, aufserdem mit reichlicher Efeu - und Weinbekränzung, und mit herabhängenden Bändern wie von dem sonst üblichen Diadem. Beide Gesichter haben gelitten. 3 9 3 . BÄRTIGER BACCHUS UND L I B E R A .
3 9 4 . XENOPIION. H e r m e n k o p f .
Gr.M.
Pol.
BS.
Ein wohlgearbeiteter Kopf von nicht durchaus sicherer Benennung. Die Brust und die Nasenspitze sind neu. Hermenkopf. G r . M . Bair. 321. Krüger pl.3.
BS. Vgl. Beger
3 9 5 . SOKRATES.
3 9 6 . BEHELMTER HERMENKOPF. Die Büste,
Gr.M.
III,
BEB.
die Nasenspitze und der v o r d e r s t e T h e i l des Helms sind neu.
3 9 7 . MERKUR. B r u s t b i l d .
Gr.M.
Pol.
PAT.
An diesem schönen W e r k , welches für einen Heros zu gelten pflegt, sind Biüst und Nasenspitze neu.
134
A .
MARMORWEKKE.
3 9 8 . ALEXANDER DER GROSSE. Statue 2 F. Gr.M. Chart. Ein mittelmäfsiges, aber seiner nicht gewöhnlichen Vorstellung wegen erhebliches W e r k . Alexander ist mit einem römischen Harnisch bekleidet, dessen Lappen mit Panther- und Chimärenköpfen verziert sind. Das Untertheil des Halses ist angesetzt, die fiir Alexander charakteristische Anschwellung des Halses, beiderseits bemerklich und auf seiner rechten Seite fast mehr als auf der linken; dennoch stimmen die völligen Formen desselben, die Züge des Gesichts und der W u r f der Haare für die angenommene Benennung. Auch dafs der Kopf zur Statue gehöre, scheint kaum einem Zweifel zu unterliegen. Neu jedoch sind, aufser der Nasenspitze, das ganze Untertheil vom Ende des Harnisches a b w ä r t s und beide Arme samt S c h w e r t und Schild.
399.
DIOMEDES. Brustbild. Gr.M. N G r . Pol. Charl.
An diesem willkürlich benannten W e r k e sind die Brust, die Nase, die linke Seite des Haisei und fast die ganze linke Seite dri Gesichtci neu,
4 0 0 .
GRIECHISCHES BILDKISS. Hermenkopf. G r . M . Uli. Ein wohlgearbeiteter Kopf mit neuer Brust und Nase.
DEMOSTHE \ES. Hermenkopf. Gr. M. Pol. Ein Kopf von gewöhnlicher Arbeit. Nase, Hinterhaupt und Brust sind neu. 4 0 1 .
4 0 2 .
G R I E C H I S C H E S B I L D K I S S . Hermenkopf. G r . M . Pol. BS. Ein mit Ausnahme der Nasenspitze wohlerhaltener Kopf.
4 0 3 . BERENICE. Statue. Schwarzer Marmor. 5 F. 6 Z. Pol. BS. Angeblich aus der Villa des Hadrian. Vgl. Caylus Recueil II, 39. Levezow Amalthea II, 363. In langem, dünnen und, wie es scheint, langgeärmelten Gewände, beide Arme angeschlossen und mit einem schlangenförmigen Armband versehen, welches zugleich das Ende der Ärmel zu bezeichnen scheint. Um das Haupt hat die Figur eine Tänia, lange Locken gehen über die Brust herab, der Rücken ist ganz roh gelassen oder geflissentlich abgesägt. Die Arbeit ist von flacher römischer Nachahmung des späteren ägyptischen Styls; ihre Charakterlosigkeit macht es schwer, über die Ergänzungen des vielfach gebrochenen Werkes zu entscheiden, obwohl z. B. der linke Vor-
V I . SAAL DER HERMEN.
135
NO.398-412.
derfufs samt einem Thell der Basis offenbar neu ist. Seltsam ist, bei einer Statue, welche schwerlich Opfergaben erhielt, eine schräge Öffnung zu bemerken, welche von der Halsgrube an bis mitten auf den Rücken durchgebohrt ist. 404.
E P I K U R U S . Kleine Büste. Gr. M. Bair. Krüger pl. 5. Eine mit Ausnahme der Nasenspitze wohlerhaltene Büste von gewöhnlicher Arbeit. 4 0 5 . TOCHTER DER NIOBE.
Brustbild.
Gr.M.
BS.
E i n schöner, aber ao Nase, M u n d , Kinn und Hinterhaupt stark ergänzter Kopf.
4 0 6 . AMORKOPF.
Gr.M.
PAT.
Der bekannte Kopf des bogenspannenden Amors in einer guten antiken Wiederholung, an welcher jedoch Nase, Mund, Kinn und Büste neu sind. 4 0 7 . LACHENDER S A T Y R .
Kleine Biiste.
Gr.M.
KK.
Ein nicht sehr ansehnlicher Kopf, an welchem Brust und Nasenspitze neu sind. 4 0 8 . HERODOTUS. Brustbild. Gr.M. UH. Scheint der bei Krüger p. 6 als Hippokrates abgebildete Kopf zu sein. Dieser lang gezogene Kopf, dessen tief durchbohrte Ohren eine besondere Erwähnung verdienen, ist nach der Ähnlichkeit des farnesischen Doppelkopfes von Herodot und Thukydides bestimmt. B r u s t , Nase und das TJntertheil des Bartes sind neu.
4 0 9 . SOPHOKLES. Brustbild. Gr.M. UH. Dem durch Inschrift bezeichneten vatikanischen Kopf nicht unähnlich. Brust, Nase und das gante Obertheil m i t Inbegriff der linken S c h l a f e sind neu.
4 1 0 . GRIECHISCHES BILDNISS.
Hermenkopf.
Gr.M.
UH.
Gr.M.
UH.
Brust, Nase und l i n k e Scblafc sind neu.
4 1 1 . GRIECHISCHES B I L D N I S S .
Hermenkopf.
4 1 2 . TODESGENIUS. Obertheil einer kleinen Statue. Gr. M. Barth. Der aufgesetzte Kopf ist zu dem Körper gehörig. Er ist mit einem dünnen Zweige umkränzt, den fünf Mohnblumen schmücken.
136
A.
MARMORWERKE.
Lediglich durch diese Andeutung einschläfernder Kraft ist die B e nennung gesichert, welche übrigens durch die Richtung der Arme bestätigt w i r d ; diese müssen in der Stellung der Ruhe über das Haupt geschlagen gedacht werden. Ergänzt sind an diesem F r a g m e n t die l a n g e n , über die S c h u l t e r herabfallenden} Lockcn.
4 1 3 . KNABE. Statue 2 F. Gr. RI. Buir. SS. Diese eingehüllte Knabenfigur soll im J a h r 1748 zwischen Neapel und Resina gefunden sein. Der Ilals ist e i n g e s e t z t ; Nasenspitze, Scheitel nud Fufszehen sind neu.
KK. A n dieser starkergänzten Figur ist nur der rechts hingewandte Körper alt.
4 1 4 . HARPOKRATES. S t a t u e 2 F . G r . M.
4 1 5 . EPHEBENSTURZ. Gr. M. Vormals in der Villa Aldobrandini. BEB. Dieses Fragment von vorzüglicher Schönheit gehört der kräftig aufblühenden Bildung eines fast erwachsenen Knaben an. Diese ist besonders in den völligen Theilen der Rückseite athletischer, um nicht zu sagen individueller, ausgeführt, als es fiir Bacchus - und Ainorstatuen zu geschehen pflegte; daher es wahrscheinlich ist, dafs die Statue, welcher dieser vortreffliche Überrest angehörte, eben so wie der anbetende Knabe von Bronze, einen Sieg e r darstellte, welcher im Wettkampfe der Knaben sich ausgezeichnet hatte.
ZWEITE ABTHEILUNG.
V A S E N B I L D E Ü
EINLEITUNG.
E i n e Klasse antiker Kunst-Denkmäler, welche nach den Beschränkungen
ihres Stoffes und ihrer Technik allezeit
ihre Ansprüche zu beschränken hat, welche überdiefs unter der grofsen Masse der ihr angehürigen Überreste, nur verlüiltnifsmäfsig wenige Kunstwerke vollendeter Ausführung darbietet, ist nichtsdestoweniger diejenige, welche nächst den W e r k e n antiker Skulptur unsre Aufmerksamkeit vorzugsweise erheischt, und in mancher wesentlichen Beziehung dieselbe mehr lohnt als jene Kunstwerke einer an und für sich höheren Geltung.
W i r meinen die gefirnifsten und
bemalten Thongefäfse, welche, in unermefslicher Anzahl auf uns gekommen, dem Kunstfreunde als mehr oder weniger gelungene Überreste eines durchaus griechischen Kunstgefühls, dem Alterthumsfreund als W e r k e
einer
durchaus
eigenthümlichen Darstellung eine so höchst erwünschte Beschauung und Belehrung gewähren, wie keine andere, von den Mängeln der römischen Kunst getrübte oder durch die Grenzen ihres Stoffes beschränkte, Klasse von Kunstdenkmälern sie zu bewähren vermag.
138
B.
VASENBILDER.
I. FUNDORT U N D HERKUNFT.
Die gefirnifsten und bemalten Thongefäfse, von welchen wir reden, rühren sämtlich aus Gegenden griechischer Bevölkerung und aus den Zeiten griechischer Unabhängigkeit her; das römische Pompeji ( ' ) hat ungefähr eben so wenig Theil daran als das deutsche Köln ( 2 ).
Manche hieher ge-
hörigen Denkmäler sind aus dem griechischen Mutterland, aus Athen ( 3 ) und anderen griechischen Orten ( ' ) zu uns gekommen; wobei nicht blos die geringe Zahl unsres Besitzes an ähnlichen Gegenständen einzugestehen, sondern auch zu berichten ist, dafs nach den bisherigen Entdeckungen ähnliche Töpferarbeiten des griechischen Mutterlandes denen der Pflanzstädte an Zahl und Umfang nachgestanden zu haben scheinen.
Ergiebiger an Vasenmalereien hat sich
Sicilien bekundet, obwohl auch diesem Lande schwerlich der umfassende Betrieb der Vasenfabrikation zugestanden werden kann ( 5 ), welcher, durch die Ausbeute der neuesten Zeit uns kund geworden, einen Vorzug der in Italien verbreiteten griechischen Kunst gebildet zu haben scheint. Vorzugsweise vasenreich erwiesen sich seit den letzten Jahrzehenden des vorigen Jahrhunderts die Grabesstätten Unter-
(') No. 608. Vgl. jedocli Kunstblatt 1825 S. 84 (Recinto delle pive). C ) No. 748. (') No. 674, 709, 711, 712, 716, 717, 718, 804, 1612. ( ' ) hauptsächlich aus Ägina. — Khodus: 1549. ( 5 ) Sehr häufig ist die Firma sicilischer Abkunft bei antiken Thongeiafsen alten Besitzes; oft rührt sie jedoch nur von dem Sprachgebrauch des Kunsthandels her, der früher alle Gelafse mit schwarzen Figuren als sicilisch bezeichnete. Kaum irgend ein Gefafs unsrer Sammlung rührt urkundlich aus Sicilien her; meine Ansicht über die verhältnifsmäfsig geringe Yasenausbeute dieses Landes habe ich in Folge meiner neulichen Reise durch dasselbe begründet. Vgl. Annali dell' Instituto Vol. v n p. 26 ff.
EINLEITUNG.
I . FUNDORT UND HERKUNFT.
139
Italiens, hauptsächlich Apuliens und Lukaniens ( ' ) ; -wie denn unter den apulischen Orten Ruvo ( 2 ) , Bari ( ), Ceglie ("), weniger Arpi, Bitordi ( 5 ) , Conversano ( 6 ) u.a., unter den lukanischen Anzi ( 7 ) , Armento ( 8 ) , Canosa ( ' ) ,
weniger
S . Arcangelo ( ), Calveilo ( " ) , Pomarico ( ) u.a. sich als val0
l2
senreich bekundet haben, aufserdem von der äufsersten Gegend Unteritaliens hauptsächlich Lokri ( 1 3 ), weniger Tarent ( 1 4 ) und ebenso wenig die Küste Calabriens ( 1 5 ) in solcher Beziehung zu erwähnen sind.
Untergeordnet in Zahl und
Gröfse, aber ausgezeichnet durch Kunstwerth, kamen gleichzeitig mit jenen grofsartigen Entdeckungen die jetzt fast erschöpften Fundgruben Nola's ( , 6 ) und die ineist weniger auserlesenen Gefäfse zum Vorschein, welche man andern Gräbern des griechischcn Kampaniens und seiner nächsten Umgebungen verdankte; die Ortschaften, welche der archäologischen Forschung in letztgedachter Beziehung anheimfallen, sind hauptsächlich Kumä ( 1 7 ), Pästum ( , s ) und Sor( ' ) V g l . im Allgemeinen meinen Reisebericht im Bulletino d. Inst, i , p . 161 ff. ( 2 ) Der bis jetzt f ü r uns vasenreichste Ort apulisclier A u s grabungen. ( ! ) F u n d o r t und S t a p e l p l a t z : 7 2 9 , 742, 753 u. s. w. ( 4 ) Ceglie (nicht Ceglio), ein im Kunsthandel sonst wenig bekannter O r t , lieferte der Kollcrschen S a m m l u n g die gröfsten ihrer Gefafse. V g l . 760, 9 9 5 , 9 9 6 , 1003, 1006, 1010, 1011, 1019, 1020, 1022, 1023, 1024 u . s . w . (5) No.73. ( 6 ) N o . 761. ( ' ) A u s Anzi, dem Hauptort lukanischer A u s g r a b u n g e n , rührt unter andern die I o - V a s e (902) her. V g l . 552 u. a. ( 8 ) No. 744. ( 9 ) N o . 604. ( , 0 ) General Koller liefs dort graben. V g l . 750, 756, 759 u. a. ( " ) No. 897, 9 4 9 . ( " ) Pomarico (nicht P o m a r i a ) : 163, 731, 797 u. a. ( , 3 ) N o . 721, 7 2 5 , 7 2 6 , 728, 841, 844, 896, 898 u . a . ( u ) N o . 663. ( 1 5 ) N o . 707. ( " ) Berühmt seit Vivenzio's jetzt dem Museum von Neapel angehöriger S a m m l u n g , und seitdem vielfach angesprochen; die schönsten Gefafse des Kollerschen Besitzes sind ebenfalls nolanisch. ( " ) No.908. Wenige, obwohl einige ausgezeichnete, kumanischc V a s e n sind zur Zeit bekannt. ( , s ) Die bis jetzt bekannten pastanischen Vascnbilder nähern sich meistens dem Styl der apulischen.
140
B.
VASENBILDER.
rent ( 1 ) ; ferner das zahlreichere aber minder schätzbare Geschirr von S. Agata de' Goti ( 2 ), Avella ( 3 ), und Capua ( 4 ) ; Erwähnung verdienen auch Atella ( s ) , Calvi ( 6 ), Telese ( 7 ). In überraschender Fülle und Auswahl sind nun nach jener noch immer nicht versiegten reichen Ausbeute des griechischen Unteritaliens etwa seit dem Jahre 1825 ( 8 ) auch aus den Gräbern Etruriens Tausende von bemalten Gefäfsen hervorgegangen, welche sich in einem Lande, dessen Handelsverkehr mit Griechenland allerdings ausgebreitet, dessen Bevölkerung aber gewifs nicht griechisch war, keineswegs voraussetzen liefsen.
Über allen Vergleich ergiebig haben
sich dort die seit 1828 eröffneten Gräber von Volci erwiesen ( 9 ) ; in geringerem Mafse, aber ebenfalls in einem sehr
( ' ) Tief unter Sorronto's Orangenwäldern liegen griechische Gräber und vortreffliche Kunstwerke sind in ihnen begraben, von denen No. 691 noch keine genügende Vorstellung gewährt. ( 2 ) Zahlreiche Vasen von S. Agala de' Goti befinden sich im Museum von Neapel; ihr sehr charakteristischer Styl ist aus No. 882 unserer Sammlung zu ersehen. ( ' ) Die glanzlosesten Gefafse nolanischen Fundorts pflegen f ü r Fabrikarbeiten des benachbarten Avella zu gelten. Vgl. 197, 594. C ) Eben so gelten viele in Nola und andern Gegenden Kampaniens gefundene Gefafse, hauptsächlich des nachläfsigsten alterthüinlichen Styls, f ü r Gegenstände kapuanischer Fabrik. Vgl. 720 u. a. ( 5 ) No. 953, 957. (°) No. 601, 958. ( ' ) Der samnitische Ort Telese hat allerlei Gcfäfse gegeben, die sich den kapuanischen anschliefsen. ( e ) Meine gleichzeitigen Berichte über die tarquiniensischen Ausgrabungen sind wiederabgedruckt in den Hyperboreisch-römischen Studien i. S. 132 ff. ( 9 ) Ghd. Hyperb. röm. Studien I, S. 132 fF. 235 ff. Rapporto intorno i vasi volcenti in den Annali dell' Instituto Vol. m . und die weiteren Nachrichten im Bulletino d. Inst. Die Sammlung der Hrn. Dorow und Magnus enthält hauptsächlich volcentische Gegenstände; die Namen der benachbarten Orte Montalto und Ponte della Badia, so wie der Grundstücke Camposcala u. a. sind, so oft sie im Kunsthandel oder in Verzeichnissen vorkommen, ebenfalls auf Ausgrabungen volcentischer Gräber zu beziehen.
EINLEITUNG.
I. FUNDORT UND H E R K U N F T .
141
dankenswerthell die von Tarquinii ( ' ) , Cäre ( 2 ) und anderen Küstengegendeu
Südetruriens ('').
Dem
nördlichen
war
die griechische Kunst und mit ihr dieser Zweig ihrer Ausübung fremder,
daher die Masse dort gefundener Denk-
mäler, namentlich die der Umgegend von Clusium, nicht blofs durch alterthümliche Formen ( '), sondern auch durch die Roheit provinzialer Technik ausgezeichnet ist; dennoch haben die Aufgrabungen der Umgegend von Viterbo ( 5 ) , Toscanella ( 6 ) , C h i u s i ( r ) , Perugia, Arezzo, Volterra, Populonia, neuerdings hauptsächlich die von Bomarzo ( 8 ) , in einzelnen Denkmälern einer edleren Kunst hinlängliche Belege geliefert, dafs griechische Vasenmalerei zugleich mit anderen griechischen Einflüssen auch im Innern Etruriens sich Eingang verschaffte. Die Ausbeute so vieler und so reicher Fundgruben ist dem königl. Museum zu verschiedenen Zeiten durch mancher( ' ) Hypci-b. röm. Studien a . a . O . Rapporto volcente not. 3. und Neueres im Bullettino. Stapelplatz der tarquiniensischen Entdeckungen ist die Stadt Corneto; ein grofser Tlieil der dorowschen Sammlung •wurde daselbst tlieils von der städtischen Behörde, theils von einem gewissen Yittorio Massi gekauft. ( 2 ) No.64,3. Rapp. volcente not.4. Doch sind die Ausgrabungen erst nach Hrn. Dorows Ankäufen mit gröfserem Eifer und Erfolg eröffnet wordeil. Vgl. 1606. ( 3 ) No.524, 670. Vgl. Rapp. volc. not. 5 und das Bullettino. ( ') Über die grofse Entdeckung von Tausenden schwarzer Gefafse der alterthümlichsten Weise bei Sarteano ohnweit Chiusi vgl. Bullettino d. Inst. Vol. I , pag. iL Ihr verdankt man die früher von Hrn. Sozzi in Chiusi an Hrn. Dorow überlassenen und seitdem hie und da vermehrten schwarzen Gefafse unsrer Sammlung No. .390 - 427. ( 5 ) No. 6S0. Vgl. Rapp. volc. not. S. Die nächste Umgebung dieser Stadt ist nicht sehr ergiebig an Kunstdenkmälern; sie dient aber als Stapelplatz für die Gegenstände von Toscanella und Bomarzo. (°) No. 638. ( ' ) No. 5 2 4 , 6 7 0 . Vgl. Rapp. volc. not. 5 und das Bullettino. (6) No.l620, 1 6 2 3 , 1 6 2 4 , 1627. Der Ort der Ausgrabungen heifst Pianmiano, aus welchem Namen die Akademiker von Viterbo eine Stadt Mäonia ableiten. Vgl. Rapp. volc. not. 6 und Neueres im Bullettino.
142
B.
VASENBILDER.
lei glückliche Anlässe zu Gute gekommen. Mehrere der ihm angehörigen Denkmäler rühren noch aus jener früheren Zeit her, in welcher man die Herkunft antiker Denkmäler nicht eben sorgfältig aufzuzeichnen pflegte
Indefs waren auch
manche athenische Denkmäler ihm durch die Schenkung des nach Griechenland gereisten Grafen von Sack zugeflossen
nicht wenige auserlesene unteritalische Gefäfse
hauptsächlich durch die Sammlung des preufsischen Generalkonsul Bartholdy in Rom ( 3 ) ihm einverleibt worden, als im Spätherbst des Jahres 1828 die Erwerbung des an grofsgriechischen und kampanischcn Vasen überaus reichen Antikenbesitzes des k. k. Feldmarschalls Baron von Koller ( 4 ) den jetzigen ausgedehnten Vasenvorrath des Museums begründete.
Nächstdem erfolgte die Erwerbung neuausgegra-
bener etruskischer Gefäfse durch den Zuwachs der von Hofrath Dorow in Rom erkauften und durch den Maler Magnus vermehrten Denkmäler ( 5 ) ; endlich wurde noch in den letztverflossenen Jahren manches auserlesene aus denselben Aus-
( ' ) Ankauf der Sammlung des Hrn. Henin zu Paris (333 Vasen im Jahr 1805), mehrerer Yasen des Kunsthändlers Gargiulo zu Neapel (27 im J. 1822), mehrerer andern des Hrn. Generallieutenant v. Minutoli (76 im J. 1824). Später fallt die Erwerbung der von dem Hrn. Grafen von Ingenheim in Neapel erworbenen sechs auserlesenen Gefäfse (1827). V g l . Levezow Verzeichniis S. x v , x v i . ( 2 ) V g l . S. 138 3 Not. 3. ( ) Panofka II museo Bartoldiano. Berlino 1827. 8. Die aus dieser Sammlung herrührenden Gegenstände sind in unsrem Verzeichnifs mit der Bezeichnung B oder Barth, versehen worden. (*) V g l . Levezow über die freiherrl. v. kollerschen Sammlungen im 12 l e u Hefte des Berliner Kunstblatts von 1828 und dessen Vasenkatalog. S. XVII, XVIII. Die Denkmäler dieser Sammlung (1348 an der Zahl) sind in unsrem Verzeichnifs durch den Beisatz K unterschieden worden. ( 5 ) Levezow Verzeichnifs S. XVIII ff. In unsrem Verzeichnifs sind die dahin gehörigen Gegenstände mit der Bezeichnung DM versehen.
EINLEITUNG.
I I . ZEITBESTIMMUNG.
143
grabungen Etruricns hervorgegangene Denkmal in Rom für das Museum erworben ( 1 ) . II.
ZEITBESTIMMUNG.
Die Kunstperioden, welcher diese Denkmäler angehören, dürfen schwcrlich so hoch hinaufgerückt werden, als ihr altertümliches Ansehen es oftmals uns glauben macht. Zu einer solchen Vorsicht pflegt uns einerseits auch bei W e r k e n einer sehr altertümlichen Zeichnung die Feinheit der Töpferarbeit, andrerseits die hinlänglich begründete Thatsache aufzufordern, dafs auch in den kunstgebildetsten Zeiten häufige Nachahmung aufgegebener Kunstsitten für manche besondere Zwecke und Anlässe stattfand. Vorzugsweise altertümliche Vasenmalereien haben wir besonders aus Etrurien erhalten, und bekannt ist, dafs bereits um Olymp. 3 0 die Töpferkunst durch Demaratus von Korinth nach Tarquinii versetzt wurde; es ist jedoch keineswegs wahrscheinlich, dafs auch nur die ältesten unsrer etruskischcn Vasenbilder bereits jener früheren Entwickelungszeit der Kunst angehören ( z ) .
Vielmehr wird es, theils aus den athletischen Dar-
stellungen, theils durch die paläographischen Besonderheiten, welche den alterthümlichen Vasen mit denen einer vorgerückten Kunstsitte gemein sind, sehr wahrscheinlich, dafs erst in beträchtlich späterer Zeit ( 3 ) die von Demaratus in Etrurien gegründete und besonders für Erzarbeiten erfolgreich gewordene Kunst, durch eine kunstbegabte griechische Töpfergilde erweitert wurde, welche von V o l c i aus alle umliegenden Gegenden Etruriens mit Thongefäfsen griechischer
( ' ) No 1 0 0 2 , 1 0 0 4 , 1005, 1 5 8 0 - 1 6 2 6 u.a. ( l ) Vgl. Rapporto in3 tomo i vasi volcenti p. 105 ff. ( ) Vgl. ebendaselbst p. 98 ff.
144
B.
VASENBILDER.
Kunst betheiligt zu haben scheint ( ' ) .
Fast alle dort gefun-
denen Vaseninschriften zeigen uns einen allgemeinen Gebrauch des simonideischen Alphabets, während sie mit wenigen Ausnahmen die euklideischen Doppelvokale verleugnen, wonach denn für die Mehrzahl jener Gefäfse der Zeitabschnitt von Olymp, L X X I V bis Olymp, xciv begrenzend eintritt. Einer z w e i t e n Periode, welche in jenen, hauptsächlich den Gefäfsen e t r u s k i s c h e r Auffindung nngehörigen Zeitraum theils eingreift, theils unmittelbar ihm sich anschliefst, und etwa von Ol. xciv bis cxx zu rechnen sein dürfte, fallen denn, ebenfalls aus paläographischen und zugleich aus artistischen Gründen, die meisten Vasen S i c i l i e n s und K a m p a n i e n s , hauptsächlich Nola's anheim; dagegen eine d r i t t e spätere Periode jener Vasenfabrikation den
apulischen
und l u k a n i s c h e n Vasen beizumessen ist. Verfeinerte Formen und Zeichnungen bei geringerem W e r t h e der Töpferarbeit gewähren die kunstgeschichtliche Begründung dieser Annahme, welche aufserdem durch die hervorstechende Beziehung der apulischen und lukanischen Vasen auf bacchischen Mysterien und durch den Umstand bestätigt wird, dafs diese Mysterien im Jahr 546 der Stadt (Ol. exu, 3) durch ein Senatuskonsult unterdrückt wurden. Der hemmende Zwang dieses Gesetzes mufste dem Bilderluxus jener Weihungen zugleich mit den in ihnen gefeierten Gebräuchen ein Ende machen; in der That können einige Vasen mit lateinischer Inschrift nur für wenig spätere ( 2 ) oder bei verschiedener
( ' ) Diese letzte Auflösung des noch immer nur unvollständig aufgelösten Rathseis der grofsen volcentischen Entdeckung beruht auf einem Vorschlag Welckers im neuen rheinischen Museum i , S. .341 ff. V g l . Rapporto volcente p. 1 0 4 f f . Bull. d. Inst, i v , p. 65 ff. v i , p. 76. Müller Handb. 99, 2.
( 2 ) Volcani pocolom. 909-
EINLEITUNG.
I I I . S T O F F UND T E C H N I K .
145
Kunstbeschaffenheit für wesentlich verschiedene ( 1 ) Denkmäler jener aus römischer Zeit nicht mehr erweislichen KunstÜbung wohl gefirnifster Thongefäfse und ihrer eingebrannten Malereien erkannt werden. III. STOFF UND TECHNIK.
In Bezug auf die Verfertigung der bemalten Gefäfse, von denen wir reden, sind hauptsächlich Stoff, Firnifs und Malerei, jedes nach seinen Bestandtheilen und nach seiner handwerksmäfsigen Bearbeitung, zu unterscheiden ( z ). 1) S t o f f .
Die T h o n er de ist in den verschiedenen
durch Vasenfabrikation berühmten Gegenden des Alterthums allerdings verschieden gewesen; doch tritt dieser Unterschied bei den W e r k e n einer geübten Kunstfertigkeit wenig für uns hervor.
Die ausserordentliche Feinheit, welche wir bei den
nolanischen Gelafsen hauptsächlich der dortigen vulkanischen Erde beizumessen geneigt sind, findet sich fast ohne sichtliche Verschiedenheit auch an den besseren W e r k e n etruskischer Abkunft. Eine ähnliche Übereinstimmung kampanischer und ctruskischcr Gefäfse findet sich auch bei den gröberen Erzeugnissen dieses Kunstzweiges dergestalt wieder, dafs die schwarzen Gefäfse einer vielleicht gar nicht gebrannten schwarzen Erde, welche in grofser Anzahl hauptsächlich im Innern Etruriens gefunden werden ( 3 ), sich ebenfalls nicht selten, nur in den Verzierungen, nicht in der Be-
( ' ) 1 4 6 9 - 1 4 7 1 : Sitio, Lude, Valiamus. Ähnliche Gefäfse sah ich unter ausgegrabenen Gegenständen der dortigen Umgegend in Trier. ( 2 ) Vgl. im Allgemeinen Jorio Sul metodo degli antichi nel dipingere i vasi. Napoli 1808. 8. Gargiulo Cenni su i vasi fittili italo-greci. Napoli 1831. k. Luynes De la poterie antique in den Annali dell' Inst. IV, p. 138 ff. Über die Gefàfsformen unsre Beilage A. (») N o . 3 9 0 - 4 2 7 .
K
146
B.
VASENBILDER.
schaffenheit des Thons unterschieden, auch in Nola wiederfinden.
Die apulischen und lukanischen Thondenkmäler be-
treffend, so pflegen sich diese durch eine dunklere Farbe ihres röthlichen Thons vor den nolanischen auszuzeichnen. 2) F i r n i f s .
Alle antiken Thongefäfse, für welche ein
malerischer Schmuck bezweckt war, sind zuvörderst mit einer der Farbe ihres Thons entsprechenden, nur wärmeren Färbung versehen worden, nächstdem mit einem Firnifs. Dieser ist bei den alterthümlichen Malereien ebenfalls der Farbe des Thons entsprechend, gelblich bei den ägyptisirenden, hochroth bei den alterthümlichcn mit schwarzen Figuren.
Mit dem ausgebildetsten Styl der Vasenmalerei und
den röthlichen Figuren desselben verband man dagegen einen schwarzen Firnifs des Grundes, dessen Glanz und Glätte den nolanischcn Gefäfsen selbst ohne Beigabe irgend einer Malerei anerkannte Vorzüge gewährt hat.
Die apulischen
Vasenbilder haben bei einer oft sehr vorzüglichen Zeichnung eine gleiche Vollendung der Töpferarbeit nicht erreicht, sondern zeichnen sich vielmehr durch den Bleiglanz eines matteren schwarzen Firnisses aus.
Etrurien hat in seinen Ge-
fäfsen Firnisse aller jener verschiedenen Arten aufzuweisen; wobei jedoch zu bemerken ist, dafs der schöne schwarze Firnifs, den wir auch an unbemalten nolanischen Gefäfsen bewundern, ohne den Schmuck einer begleitenden Malerei dort selten ist; ferner dafs der den apulischen Gefäfsen eigentümliche Firnifs ihres späteren Zeitalters wegen in Etrurien nur selten und ausnahmsweise ( ' ) gefunden wird. 3) M a l e r e i .
Die technische Behandlung der Vasen-
malerei ist dreifach, den drei Hauptverschiedenheiten ent(') No. 909,1611.
EINLEITUNG.
I I I . S T O F F UND TECHNIK.
147
sprechend, welche ßich in dem Styl ihrer Zeichnung nachweisen lassen.
Sie zeigen entweder, verbunden mit alter-
thümlichen Formen der Zeichnung, dunkle Figuren auf der hellen aufgefrischten Thonfarbe des Gefäfses, oder sie stellen, im Dienst einer gefälligeren Zeichnung, röthliche Figuren auf einem schwarz gefirnifsten Grunde dar.
In jenem ersten
Falle sind nur die äusseren Umrisse mit dem Pinsel geführt, die inneren aber mit einem scharfen Griffel eingeritzt; in dem zweiten sind die äusseren wie die inneren Umrisse mit dem Pinsel angegeben, dergestalt dafs die äusseren durch den später aufgetragenen Firnifs eine neue Begrenzung erhalten haben.
Alle diese Zeichnungen sind im Ganzen einfarbig;
doch hatten die alterthümlichen Yasenbilder zur Andeutung des nackten weiblichen Körpers die weifse Farbe und zur Auszeichnung der Bärte, der Bänder und sonstiger Nebenwerke den Gebrauch dunkelrother Färbung sich vorbehalten.
Eine
solche Farbenmischung ist in den vollendeteren Yasenbildern auf schwarzem Grunde fast abgeschafft; nur findet sich auch auf ihnen die Andeutung weifser Haare uud die dunkelrothe Bezeichnung des Bartes, der Stirnbänder und mancher andern Einzelheiten in Rüstung und Tracht.
Die An-
wendung gelber oder gar blauer Farbe ist erst in den späteren, apulischen und lukanischen, Yasenbildern dann und wann vorgekommen.
In seltenen Fällen hat man an ähnli-
chen Gefäfsen auch Vergoldung bemerkt ( ' ) . Diese schmükkende Beigabe gehört jedoch mehr der plastischen als der malerischen Bildnerei an und steht im genauen Zusammenhang mit der Anwendung des Reliefs auf Thongefäfsen. In dieser letzteren Beziehung ist zu bemerken dafs eine ge-
( ' ) V g l . Rapporlo volcente not. 164 ff.
K 2
B.
VASENBILDER.
wisse Verbindung des Reliefs mit der Vasenmalerei in dick aufgetragener Färbung von Nebenwerken selbst an etruskischen Gefäfsen eines vollendeten Vasenstyls nachweislich ist ( 1 ) ; Beispiele einer durchgehenden Reliefverzierung mehrfarbiger Gefäfse kennen wir nur aus seltenen Denkmälern der späteren Fabriken ( 2 ) .
Um so häufiger erscheint ein
durchgehender Schmuck erhobener Bildwerke, wie auf den ungefirni(sten gelben und rölhlichen Thongefäfsen, so auf den höchst alterthümlichen von schwarzer Erde, an denen das innere Etrurien, hauptsächlich Clusium, so reich ist ( 3 ) ; ähnliche W e r k e , deren Firnifs und Bildnerei der vollendeten Kunst angehören, haben sich ebenfalls in Etrurien vorgefunden, obwohl selten ( 4 ) . Diesen Betrachtungen über Stoff und Handwerk der Vasenbilder schliefst sich eine Erwägung des Z u s t a n d s an, in welchem die dahin einschlagenden Denkmäler auf uns gekommen sind.
Nach der gröfseren oder geringeren Erhal-
tung der Gräber, aus welchen sie hervorgezogen werden, ist ihre Erhaltung mehr oder weniger glücklich ausgefallen.
Aus
Apulien und Lukanien sind sehr grofse Gefäfse öfters fast unversehrt auf uns gekommen; in Nola und in Etrurien ist dieser Fall ungleich seltener gewesen.
Nur der geringere
Theil der Gefäfse, deren gefälliges Ansehen uns jetzt in den Sammlungen erfreut, ist in heilem Zustande entdeckt worden; viele jedoch, denen ein solcher Glücksfall nicht nach( ' ) No. 1030, 1603. mäler.
( ' ) Fragmente im Zimmer der Thondenk-
( J ) No. 3 9 0 - ' ' 1 2 7 .
Bekannt seit den Ausgrabungen von
Sarteano und meinem Bericht in Schorns Kunstblatt von 1826.
Vgl.
Hyperb. röm. Studien I. S. 133, 212 ff. Dorow Notizia di alcuni vasi etruschi di creta non cotta in den Memorie romane di antichità iv, p. 135 (I. Micali Storia degli antichi popoli italiani Tav. x v m - x x v n . ( ' ) Hyperb. röm. Studien I , S. 133.
EINLEITUNG.
I V . FORM UND BESTIMMUNG.
149
zurühmen ist, haben sich vollständig oder mit Ausnahme unbedeutender Stücke in Scherben vorgefunden, dergestalt dafs sie ihres Bruches ungeachtet für durchaus antik gelten können.
In diesem Vortheil befinden sich besonders die neuer-
dings aus der Hand der ersten Entdecker und Besitzer angekauften etruskischen Denkmäler;
dagegen die aus Neapel
herrührenden Gegenstände grofsentheils eine oft sehr teuschende Ergänzung erlitten haben. So wenig es jedoch einer solchen Ergänzungskunst irgend gelungen ist, durch ein völlig neues Gefäfs oder auch nur durch völlig neue Erfindung irgend eines Vasenbildes Kenner irre zu führen, so wenig vermögen sie dieses bei vorzüglichen Kunstwerken auch in erheblichen Einzelheiten zu thun; dagegen allerdings bei einer grofsen Anzahl mittelmäfsiger W e r k e , welche dieser an und für sich untergeordneten Klasse von Kunstdenkmälern angehören, die Unterscheidung der ergänzten Theile oft schwierig ist.
Im Allgemeinen ist übrigens zu bemerken,
dal's kein neuerer Fabrikant, die äufserst geschickten napolitanischen Nachahmer antiker Gefäfse nicht ausgenommen, es bis jetzt vermacht hat, die Leichtigkeit des Thons, den Glanz des Firnisses, die Kraft und Dauer der Pinselstriche zu erreichen, durch welche jene nicht weniger vollendeten als anspruchslosen Überreste des Alterthums sich auszeichnen. IV.
FORM U N D
BESTIMMUNG.
Die Gefäfse, von welchen wir reden, rühren sämtlich aus Grabmälern her, denen sie in seltenen Fällen ( ' ) zum ( ' ) Häufiger in Athen als in den griechischen Pflanzstädten Italiens; einzelne in Etrurien vorgekommene Fälle scheinen sich vorzugsweise aus solchen Orten und Anlässen erhalten zu haben, wo die S c h m ü c k u n g durch Kunstwerke fern lag.
150
B.
VASENBILDER.
Aschenbehälter des verbrannten Leichnams, fast durchgängig aber zum ringsum aufgestellten Schmuck des beerdigten Todten dienten. Die bekannte Sitte des Alterthums die Todten zugleich mit den Gegenständen zu bestatten, die ihnen im Leben lieb gewesen waren, hatte den natürlichen Anlafs zu jener Ausschmückung der Gräber dargeboten, welche Jahrhunderte lang durch Geräthe alltäglicher Aufstellung befolgt worden zu sein scheint, bis die Allgemeinheit derselben Sitte und die gesteigerte Pracht der Todtenbestattung die Verfertigung von Gefäfsen für den Zweck einer Grabesmitgift feststellten. Während die apulischen und lukanischen Gräbervasen uns zahlreiche Belege dieses späteren Gebrauches geben, zeigen sich die verwandten Denkmäler andrer Provinzen und früherer Zeiten nur in dem Gesichtspunkt jener erstgedachten Anwendung des Besitzes der Lebenden auf den Schmuck der Todten, wonach denn die Bestimmung, welche ähnlichen Denkmälern ursprünglich zustand, sich zunächst nur nach den mancherlei Zwecken feststellen läfst, welchen solche Geräthe im Bereich des antiken Lebens zu dienen pflegten. Hienach lassen sich denn für die in Rede stehenden Gefäfse nach Mafsgabe theils ihrer Form, theils ihrer Bilder und Inschriften, die nachfolgenden verschiedenen Bestimmungen nachweisen. 1) N a c h i h r e n F o r m e n unterscheiden die auf uns gekommenen Thongefäfse sich am füglichsten folgendermafsen ( ' ) : a) V o r r a t h s g e f ä f s e , wohin hauptsächlich die zwei-
( ' ) Hiezu die Übersiebt der hauptsächlichsten Vasenformen in einer am Schlufs dieses Bandes anzufügenden Kupfertafel nebst der erläuternden Beilage A.
EINLEITUNG.
151
I V . F O R M UND BESTIMMUNG.
henkligen W e i n - und Ölkrüge ( A m p h o r e n ) und die dreihenkligen Wasserkrüge ( H y d r i e r t ) zu rechnen sind. b) M i s c h g e f ä f s e ,
im Allgemeinen der griechischen
Benennung von Krateren
entsprechend, ohne andere Benen-
nungen, namentlich für die oben geschlossenen Deckelgefäfse
(Stamnos,
Lektine), auszuschliefsen.
c) V e r t h e i l u n g s g e f ä f s e ,
welche wieder theils in
G i e f s g e f ä f s e ( Oenochoe ), theils in T r i n k g e f ä f s e , nämlich Napfe ( Kantharos, Skyphos),
Rhyton,
Becher ( S k y p h o s , Kyathis,
Askos) und Schalen ( P h i a l e , Kylix,
Lepaste)
zer-
fallen.
d) T r o p f g e f ä f s e , wohin zahlreiche Balsamfläschchen (Alabastron,
Lekythos,
Aryballos)
und andere mannigfach
gebildete Gefäfsformen gehören. e) S p e i s e g e f ä i ' s e kommen zwar unter unsern Thongefäfsen seltener vor; doch sind aufser etwanigen Schüsseln und Näpfen ( T r y b l i o n ) von verhältnil'smäfsig grober Arbeit die zuweilen zierlich bemalten Deckelschüsseln ( Lekane ) und Platten ( P i n a x ) anzuführen. _/) S c h m u c k g e f ä f s e lassen sich aufserdem,
haupt-
sächlich in Bezug auf Gefäfse weiblichen Gebrauchs, anführen, wie denn verschiedene Büchsen von zierlicher Form
(Kylichne,
Tripodiskos)
dahin gehören.
2) N a c h i h r e n D a r s t e l l u n g e n
und
Inschriften
ergiebt sich anderntheils für die voraussetzliche Bestimmung dieser Thongefäfse die nachfolgende Unterscheidung: a ) P r e i s g e f ä f s e , denjenigen Gefäfsen ähnlich, welche in mehreren griechischen Festspielen den Siegern als Kampfpreise ( A t h l a ) zugetheilt oder als Erinnerungszeichen von Freunden und Verwandten geschenkt wurden. Das berühmteste Beispiel dieser Gattung sind die grofsen panathenäischen
152
B.
VASERBILDER.
Amphoren; aufserdem sind die ihr angehörigen Denkmäler unter den in alterthümlichem Styl bemalten Amphoren, Hydrien, Oenochoen, Lekythen und Schalen vorzüglich zahlreich.
In überwiegender Anzahl sind Gefäfse dieser Klasse
aus Etrurien hervorgegangen, seltner aus Unteritalien, wie denn auch der dort vorherrschende Vasenstyl mit röthlichen Figuren für Preisgefäfse selten angewandt ist. b) P a l ä s t r i s c h e V a s e n .
Dergleichen Gefäfse, wie
sie als Erinnerungszeichen für Jünglinge und Knaben vertheilt zu denken sind, finden sich vorzugsweise mit Vasenbilder des vollendeten Stjls,
mit den Gefäfsformen der
nolanischen Amphora, des Krater und Stamnos, im Allgemeinen mit allen Vasenformen mittelmäfsiger Gröfse.
Ihre
Nachweisung pflegt durch die auf einen Beschenkten bezügliche Formel xoAcV erleichtert zu werden.
Alle uns bisher
bekannte Vasenfabriken haben Gegenstände dieser Klasse geliefert, an denen jedoch die apulischen und lukanischen verhältnifsmäfsig ärmer sind als die übrigen. c) H o c h z e i t s g e s c h e n k e ,
wie sie nach griechischer
Sitte an Bräutigam oder Braut gereicht zu werden pflegten, finden sich nach Mafsgabe individueller Darstellungen und der Inschriften xa.\os, xz'Kvi theils auf den gröfseren Gefäfsen von beiderlei Styl, theils und vorzüglich auf den Gefäfsen von mäfsiger Gröfse und gefälliger Zeichnung.
Keine der
uns bisher bekannt gewordenen Vasenfabriken ist von Denkmälern dieser Klasse unbetheiligt geblieben; die gefälligsten Gegenstände derselben verdanken wir den unteritalischen Ausgrabungen. d ) Als G r a b g e f ä f s e machen sich endlich viele Thondenkmäler nicht sowohl der früheren Zeit und der ihnen entsprechenden Abkunft, als vielmehr der späteren apulischen
EINLEITUNG.
IV.
FORM UND BESTIMMUNG.
153
und lukanischen Fabriken kenntlich, auf welchen theils Mysterienbilder in Bezug auf das Schicksal der Verstorbenen, theils unverkennbare Grabmäler und Todtenspenden abgebildet erscheinen.
In dieser letzten Beziehung sind haupt-
sächlich die Kehrseiten der meisten apulischen Gefäfse gröfseren Uinfangs zu beachten, dagegen die Darstellung mystischer Gebräuche den unteritalischen Gefäfsen und ihrer fast durchgängig freien Zeichnung bei verschiedenster Form und Gröfse ebenso allgemein angehört, als sie den Gefäfsen anderer Fabriken und einer früheren Zeit fremd ist. Die somit aus Form und Darstellung ähnlicher Denkmäler hervorgehende Kenntnifs ihrer vormaligen Bestimmung kann jedoch nicht immer dergestalt gefafst werden, als sei das uns vorliegende Exemplar wirklich zu dem Behuf angewandt worden, den jene Kennzeichen ihm nachweisen. Vielmehr kommt bei solcher Erwägung für die einzelnen Gefäfse der Umstand zur Sprache, dafs sämmtliche Denkmäler dieser Gattung den Gräbern, aus welchen sie neuerdings hervorgingen, zur Ausschmückung dienten, und dafs es vermessen wäre, bei einem solchen schmückenden Zweck die uns gegebene Andeutung allemal in unmittelbare Beziehung auf den aus Form und Darstellung des Denkmals vermuthlichen Gebrauch zu setzen.
So hat ein in Nola nach athenischem Mu-
ster ausgeführtes Preisgefäfs durch die zwiefache Inschrift seiner attischen Zeitbestimmung und seines nolanischen Besitzers ( ' ) den mannigfachsten Zweifeln an einer unmittelbaren Beziehung ähnlicher Malereien und Inschriften auf die dargestellten Scenen und Personen eines und desselben Gefäfses Raum gegeben —; Zweifeln, welche bei der ebenfalls (') Böckh im Bulleltiuo doli' Instiluto iv. p. 87 ff.
B.
154
VASENBILDER.
nachweislichen durchgängigen Freiheit antiker Nachbildung das Ansehen dieser Vasenbilder bedeutend schwächen, ihren ungemeinen Werth für den Zuwachs unsrer antiquarischen Kenntnisse sehr herabsetzen würden, wenn nicht zugleich die nähere Betrachtung dieser Denkmäler uns aus inneren Gründen die genügendste Überzeugung gewährte, dafs die Künstler, denen wir diese mehr oder weniger sorgfältig ausgeführten Gefäfse verdanken, ihre Malereien selbst bis zur Zeit einer bereits verfallenden Technik herab mit dem vollen Yerständnifs griechischer Stoffe und Darstellungen ins W e r k setzten. Die Geltung zu bestimmen, welche ähnliche Gegenstände im Alterthum hatten, ist auch die Kenntnifs ihres antiken Geldwerths erheblich, welcher glücklicherweise aus der Inschrift eines dem Museum neulich anheimgefallenen Gefäfses ( ' ) auf eine Weise erhellt, nach welcher man ähnliche Gefäfse ziemlich hoch geschätzt zu haben scheint. V. STYL UND KUNSTWERTH.
Obwohl die gesamte Verfertigung der Vasenbilder nicht bis in die späteren Zeiten der griechischen Kunst herabreicht, so lassen sich doch, theils in Folge nachgeahmter altcrthümlicher Formen, theils auf Anlafs provinzieller und individueller Unbeholfenheit, in Form und in Zeichnung jener Gefäfse sehr verschiedene Style unterscheiden, welche den allezeit und allerorts nachweislichen Entwickelungsstufen der Kunst auch in diesem beschränkten Zweige derselben entsprechen. Von einer solchen in verschiedenen Zeiträumen verschieden durchgebildeten Eigentümlichkeit künstlerischer o
No. 1635.
EINLEITUNG.
V.
S T Y L UND KUNSTWERTH.
155
Sitte sind nun die Gefäfse selbst nicht weniger betheiligf als die auf ihnen befindlichen, für uns vorzugsweise anziehenden Zeichnungen; da jedoch die fortschreitende Entwickelung künstlerischer Fähigkeit in beiderlei Beziehung auf eine sich gegenseitig entsprechende Weise nachweislich ist, so ist es auch unserem Zwecke gestattet die stylistischen Verschiedenheiten der Gefäfsformen wie der Gefäfsmalereien in der nachstehenden gemeinsamen Übersicht beider zusammenzufassen. 1) Ein Styl a l t e r t h ü m l i c h e r R o h h e i t offenbart sich in den sogenannten ägyptisire/iden Vasenbildern, deren Technik sich durch bräunliche Figuren auf gelblichem Grunde auszeichnet. An übrig gebliebenen Denkmälern dieser Klasse fehlt es nicht ( ' ) ; ebensowenig au wesentlichen Verschiedenheiten ihrer künstlerischen Anlage und Ausführung. Mit Amphoren, Krateren, Oenochoen und kleinem Geschirr der verschiedensten oft an ursprüngliche Schnitzbildung erinnernden Form, samt und sonders mit der erwähnten Färbung und einer ihr entsprechenden altertümlichen Zeichnung und Darstellung ¡ausgeführt, haben uns die volcentischen wie die nolanischen Ausgrabungen reichlich versehen. Eine durchgängige und eine durch schönen Firnifs und wohlgezeichnete Thierfiguren gemilderte Rohheit stehen unter jenen Denkmälern einander oft gegenüber; beide erscheinen so absichtlich dafs es schwer sein dürfte in jenen altertümlichsten Denkmälern der Vasenmalerei Kunstwerke nachzuweisen, deren Ausführung in der That älter wäre als die der nächstfolgenden Klasse. 2) Ein Styl a l t e r t h ü m l i c h e r G e s e t z m ä f s i g k e i t , dem hieratischen in der Skulptur entsprechend und unter (') No. 455-580.
156
B.
VASENBILDER.
den Vasenbildern vorzüglich für den Zweck athletischer Preisgefäfse angewandt, zeigt sicli in den, hauptsächlich nach den neuesten etruskischen Entdeckungen zahlreichen, Vasenbildern, welche schwarze auf weißem
Figuren
auf kochrothem ( 1 ), selten
( z ) Grunde enthalten.
Dieser Styl zeigt sich
wieder auf dreifache W e i s e : a) in geflissentlich plumper Zeichnung,
hauptsächlich
auf den sogenannten tyrrhenisrheii Amphoren; b) in strengem, sorgfältigem und gesetzmäfsig durchgeführtem Styl, wie besonders auf den grofsen Hydrien und bacchischen Amphoren; c) in manierirter Alterthümlichkeit, welche die ängstlichste Sorgfalt in INebenwerken mit einer fratzenhaften Vernachlässigung der Hauptumrissc verbindet.
Dieser
Fall
zeigt sich, verliältnifsmäfsig selten, nur in einer Anzahl von Amphoren,
welche man lediglich aus Etrurien und aus
Adria kennt ( 1 ). 3) Der Styl einer v o l l e n d e t e n K u n s t , welcher sich regelmäfsig durch ivthliche Figuren auf schwarzem
Grund (4)
ankündigt, unterscheidet sich ebenfalls dreifach, nämlich: a) durch eine überwiegende Strenge der Zeichnung, welche sich am häufigsten auf den gröfsern Gefäfsen etruskischen Fundorts gezeigt hat, und mit Besonderheiten der Darstellung überwiegender Anwendung des Barts und der Bekleidung bei den Götterbildern u. dgl. zusammenhängt.
Schöne
Beispiele dieser Art sind die grofsen Vasenbilder von Boreas und Orithyia, Theseus und Ariadne u. a. ( 5 ).
(') N o . 5 S l - 7 0 5 . C) No. 706-729. (') No. 634. Vgl. Rapp. volcenle not. 9 1 - 9 3 . Bullettino dell' Inst, iv, p.206. (') No. 797 ff. ( 5 ) No. 1602, 844.
EINLEITUNG.
V.
S T Y L UND K U N S T W E R T H .
157
b) durcl überwiegende freie und gefallige Formen, wie solche namentlich an den nolanischen Amphoren bemerkt werden; c) durch das Übergewicht einer zierlichen und zum Theil ängstlichen Behandlung, welche mit zahlreicher Zuthat von Nebenwerken besonders auf den apulischen und luka« nischen Vasenbildern sich vorfindet. 4) D e r Styl einer s i n k e n d e n K u n s t ist in dieser Gattung von Kunstdenkmälern zeitiger als in denen einer höheren Geltung eingetreten, dergestalt, dafs jede der aus Denkmälern uns bekannten Vasenfabriken des Alterthums neben vorzüglichen Werken uns auch Belege einer Vernachlässigung und einer Unbeholfenheit darbietet, wie sie dein allgemeinen Verfall
der Kunst
allerorts vorauszueilen pflegt.
Gefäfse einer schlechten Topfmalerei, wie sie Aristophanes verspottet, kennen wir auch aus athenischen Gräbern der alterthümlichen wie der freieren Kunstsitte.
Neben den vor-
trefflichen Srhaugefäf's en ctruskischen Fundorts haben sich ;
auch ähnliche Gefäi'se inländischer Fabrikanten vorgefunden, deren Töpfer- und Malerarbeit durch schlechten Firnifs, vergängliche Umrisse und rohe Zeichnung befremdet; zugleich mit den schönsten nolanischen Gefäfsen sind die meist unscheinbaren und übelgezcichneten im Kunsthandel bekannt, welche man bei schwarzen Figuren gemeinhin der Fabrik von Capua, bei blalsrothen der von Avella und andern kampanischen Orten zuzurechnen pflegt. Gleicherweise erscheint endlich auch die Reihe bacchisch-mystischer Vasenbilder, welche in kunstgerechten W e r k e n Apuliens und Lukaniens uns erfreuen, in und aufser ihren Fundörtern mit Gefäfsen untermischt, welche in Kunst und Darstellung ebensosehr ihre Verwandtschaft mit jenen vorzüglichen Kunstwerken bc-
158
B.
VASENBILDER.
künden, als sie in beiderlei Beziehung den Vergleich mit jenen zu scheuen haben. VI.
GEGENSTAND UND BEDEUTUNG.
S o ungemein reich unser Vorrath bemalter griechischer Gefäfse an mannichfaltigen Vorstellungen antiker Sage und Sitte ist, so sehr treten doch gewisse in ihrem Bilderkreis hauptsächlich gefeierte, der Bestimmung ähnlicher Denkmäler hauptsächlich dienstbare, Gegenstände auf ihnen hervor ( f ) . 1) Unter den G ö t t e r b i l d e r n sind diejenigen am häufigsten,
welche der athletischen Bestimmung der früheren,
hauptsächlich etruskischen, Vasen, oder dem cerealisch-bacchischen Mysterienkreis der späteren, namentlich apulischlukanischen, Denkmäler sich vorzugsweise anschliefsen. 2) Unter den Darstellungen des G ö t t e r d i e n s t e s treten ebenfalls in jenen athletischen Denkmälern früherer Zeit Opfer und Festzüge hervor, welche sich auf Götter der Festspiele beziehen, während andrerseits den späteren apulischlukanischen Vasenbildern bacchisclie Feslzüge,
mystische
Einweihungen und Todtenopfer eigenthümlich sind. 3) V o n Darstellungen der H e r o e n g e s c h i c h t e
sind
in den athletischen Vasen hauptsächlich diejenigen bemerklich, welche an den Ideenkreis der alten Palästra und an diegrofsen Vorbilder der Heroenzeit sich anschlössen, besonders die Gegenstände der Herakleen und derjenigen, deren Mittelpunkt das homerische Epos ist.
Auf dem engeren Räume
der zierlichen Gefäfse, welche man als häufigste Ausbeute nolanischer Gräber kennt, sind dieselben Gegenstände vor-
( ' ) Hiezu eine Nacliweisung der vorzüglichsten Vasendarstellungen des Museums in der Beilage B am Scblufs dieses Bandes.
EINLEITUNG.
VI.
G E G E N S T A N D UND B E D E U T U N G .
159
waltend, obwohl in geringerer Zahl, in spärlicherem Umfang und mit einer mehr willkürlichen Auswahl.
Endlich in den
apulischen und lukanischen Gefäfsen ist die umfassende Auswahl weniger epischer Stoffe durch die gröfsere Mannigfaltigkeit von Gegenständen aus dem Mythenkreise der Tragiker überwogen. 4) A t h l e t i s c h e
und g y m n a s t i s c h e
Vorstellungen
sind auf diesen Vasenbildern in einem ähnlichen Verhältnifs dergestalt vertheilt, dafs Götterbilder und Festeszüge, welche sich vorzugsweise auf die heiligen Spiele beziehen, hauptsächlich in den athletischen Vasen alterthümlichen Styls und etruskischen Fundorts erscheinen, während sie in den nolanischen Entdeckungen spärlich sind und in den lukanischapulischen fast fehlen.
Die individuellen Beziehungen der
Palästra mangeln den beiden letztgenannten Fabriken zwar keinesweges, sind jedoch ebenfalls nur in einem Verhältnifs vorhanden, welches dem Reichthum der etruskischen Ausgrabungen an ähnlichen W e r k e n durchaus untergeordnet ist. 5) H o c h z e i t l i c h e Gegenstände sind in der Form von Festeszügen und feierlichen Begegnungen auch auf den alterthümlichen Vasen, besonders Etruriens, häuiig;
zierlichere
Malereien von gleicher Beziehung und schönem Styl finden sich unter jenen ebenfalls, häufiger jedoch in Nola und mit erheblichem Übergewicht von Zahl und Umfang besonders unter den apulischen und lukanischen Vasen. 6) G r a b e s b i l d e r
fehlen selbst auf athenischen Ge-
fäfsen eines geringen Kunstwerths keinesweges.
In der gro-
fsen Masse des etruskischen Vasenvorraths hat man dergleichen nur sehr ausnahmsweise und meist auf sehr untergeordneten "Werken vorgefunden. Aus Nola ist vielleicht keine einzige Gräbervorstellung bekannt; dagegen auf grofsen apu-
160
B.
VASENBILDER.
lischen und Iukanischen Gefäfsen Nichts häufiger ist, als die Vorstellung heroisirter Verstorbener und der ihnen geschuldeten Todtenopfer. Die Bedeutung dieser mannigfachen und grofsentheils unverkennbaren Darstellungen ist häufig durch den Umstand getrübt worden, dafs die Auffindung bemalter Thongefäfse in griechischen Gräbern den Erklärern zum Anlafs diente, in der Masse jener Bildnereien eine sepulkrale und eine damit verbundene bacchisch-mystische Nebenbeziehung vorauszusetzen.
Die neuerdings festgestellte Thatsache, dafs
nur in den verhältnifsmäfsig späten Vasenbildern der für die Ausschweifung ihrer Mysterien von Rom aus bestraften Provinzen Unteritaliens bestimmte Andeutungen eines prunkenden Geheimdienstes und einer Anwendungc> desselben für den Vasenschmuck der Gräber sich vorfinden, hat die ganze Betrachtung dieser Bildwerke einem andern Gesichtspunkt unterworfen.
Indem sie für die apulischen und Iukanischen
Vasenbilder nicht blofs die Anerkennung mystischer Götter • vereine und Gebräuche gestattet, sondern auch die Erklärung ihrer mystischen Stoffe mit einer steten Rücksicht aufbacchische Mythen und Festspiele verknüpfen lieifst, werden wir doch neben solcher Erwägung um so entschiedener aufgefordert den durchaus exoterisclien Charakter aller übrigen Vasenbilder für jede anderweitige Klasse derselben anzuerkennen, in den Hauptzügen griechischen Volkslebens und Volksgefühls ihn nachzuweisen, und wiederum durch die solchergestalt festzustellende Erklärung etruskischer und kampanischer Vasenbilder selbst die Denkmäler jener mysterienerfüllten Provinzen vor dem Mifsbrauch einer kränkelnden Auslegung zu schützen.
EINLEITUNG.
V I . GEGENSTAND UND BEDEUTUNG.
161
Indem wir mit dieser unbefangenen Ansicht die einzelnen Gefäfse von neuem durchmustern,
kann es uns
nicht entgehen, wie die zwiefache Darstellung der meisten Vasenbdder ihr Verständnifs wesentlich erleichtert.
In den
unverhüllten Zügen des individuellen Lebens, denen die drei letztgedachten Klassen jenes Bilderkreises angehören, pflegt zugleich der Schlüssel gegeben zu sein, um die Anwendung des religiösen und mythischen Stoffes zu erklären, welcher auf der Hauptscite des Gefässes mit dem individuellen auf seiner Kehrseite etwa verbunden erscheint. seus
Herakles, The-
und andere Heroen sind keiner weiteren Erklärung
bedürftig, sobald die entgegengesetzte Seite des durch ihre Heldenthaten geschmückten Bildes durch die Abschiedsscene eines kampflustigen Jünglings oder auch nur durch einige Mantelfiguren der Palästra in den Mittelpunkt jugendlicher That und Bestrebung uns einführt.
Ziige der Vermählungs-
götter und Hochzeitsgruppen aus der Heldensage haben sich gleicherweise aus den Bildern hochzeitlicher Gebräuche und weiblicher Ankleidungen erklärt, welche auf diesen Gefässen nicht selten sirtd; und während solchergestalt die fortgesetzte Beschauung jenes reichen Bilderschatzes
entspre-
chende mythische und individuelle Züge an einander zu rücken pflegt, muss ein einziger leitender Grundsatz uns treu bleiben:
derjenige nämlich, bei Denkmälern,
welche
gemeinhin als Dutzendarbeit, nicht als W e r k e persönlicher Bestellung zu betrachten sind, scharfsinnige Deutungen auf Personen und Anlässe des Besitzes den höheren Anforderungen des griechischen Geistes unterzuordnen, welcher die Nation und die Sitte, der das Individuum angehörte, allemal höher zu stellen und glänzender zu feiern bestrebt war, als L
162
B.
irgend eine Freunden
VASENBILDER.
und Zeitgenossen immerhin werthc
Persönlichkeit. VII.
INSCHRIFTEN.
W ä h r e n d die auf den Kunstdenkmälern anderer Gattungen, namentlich
den Marmorwerken,
befindlichen In-
schriften in die Erklärung des Kunstwerks selten eingreifen, sind die auf den bemalten Thongefäfsen dann und wann vorkommenden Schriftzüge manchen wesentlichen Betrachtungen unterworfen,
durch welche nicht selten auch das
Yerständnifs des Kunstwerks, auf welchem sie sich befinden, betheiligt wird. W i e die Kunst, welcher diese Gefäfse angehören, so ist auch die Schrift, die man auf ihnen bemerkt, griechisch; seltene Beispiele o s k i s c h e r ( ' ) ,
durchgängig
etruskischer( 2 ),
lateinischer ( ) Schrift bekunden meistens auch in der Beschaf3
fenheit ihrer Gefäfse eine theils provinzielle, theils spätere Technik.
Aufser der Hauptansicht des gefirnifsten Gefäfses
sind dann und wann auch Rand, Henkel, Ful's auf ihren gefirnifsten oder ungefirnifsten Seiten mit zierlicher Schrift bezeichnet.
Diese Schriftzüge sind fast durchgängig mit dem
Pinsel geführt; nur die auf dem meist roh gelassenen B o d e n des Gefäfses angegebenen,
auf V e r k ä u f e r ,
Besitzer oder
Geldwerth ( ) bezüglichen Buchstaben und Zeichen pflegen 4
eingekratzt zu sein.
Übrigens ist diese inschriftliche Bei-
gabe unsrer Thongefäfse an den V a s e n Etruriens ungleich häufiger gefunden worden als an denen der späteren unteritalischen Fabriken.
0
(') No. 1613-1617. No. 1605.
C ) No. 523, 1619.
C) NO.909.
EINLEITUNG.
VII.
163
INSCHRIFTEN.
Nach Mafsgabe des verschiedenen Styls der Zeichnung pflegen auch die auf ihnen befindlichen Schriflziige mehr oder weniger alterthümlich zu sein; doch ist für die volcentischen als die ältesten dieser Vasen, zugleich zum Behuf ihrer Zeitbestimmung ( ' ) nachgewiesen worden, Doppelbuchstaben Z, S ,
dafs die
so wie die langen Vokale H,
ftauf
den volcentischen Vasen nur sehr ausnahmsweise erscheinen, auf den grofsgriechischen jedoch allgemein angenommen sind.
Übrigens ist das griechische Alphabet in diesen
Vasen selbst für eine nicht seltene Gattung teuschender Inschriften angewandt worden, welche in mehr oder weniger entschiedenen Schriftzügen von dem Vasenmaler zur Andeutung schriftlicher Belehrung flüchtig hingemalt wurden, ohne W o r t e zu bilden und einen Sinn gewähren zu können ( 2 ) . Dem Inhalte nach lassen sich die bedeutsamen und verständlichen Vasen-Inschriften hauptsächlich unterscheiden: 1. Als E r k l ä r u n g e n d e r v o r g e s t e l l t e n
Figuren
und Gegenstände; in welcher Beziehung es an Inschriften nicht fehlt, denen wiif die wünschenswerteste Erläuterung von Darstellungen verdanken, welche uns aus schriftlichen Zeugnissen entweder gar nicht oder nicht hinlänglich bekannt waren ( 1 ) . 2.
Als rühmende H i n d e u t u n g e n a u f I n d i v i d u e n ,
mit dem bekannten Beifallsruf
KAXOC.
Die Zahl der Namen,
welche auf Vasen mit diesem Beiwort verbunden erscheinen, ist ziemlich beträchtlich ( 4 ) ; es liegt am nächsten, in den erwähnten Personen diejenigen zu erkennen, denen das so (') Rapporto volcente not. 626 ff. 954. ( 2 ) No. 626, 654, 66-1 u.a. (') Dionysos und Seniele 699, Arliülcs und Patroklos 1(M0 u.a. ( 4 ) Alkaios 799; Anlias797; Athenodutos 1005 ; Cliannidcs 8>]xa ("ho lavorato«) als Ausdruck bereits bethätigter Geschäftigkeit gedeutete Inschrift. — R. E i n e bärtige auf ihren Stab gestützte Mantelfigur reicht einem ebenfalls in seinen Mantel gehüllten Jüngling ein Häschen dar, welches T h i e r hier und anderwärts bald als behendes Symbol des W e t t l a u f s bald als willkommenes Liebesgeschenk der Palästra zu gelten hat.
896.
Dafs dies Gefäfs aus Lokri herstamme, beruht unseres W a s sens nur auf einer Y c r m u t h u n g Panofka's, welche durch Vergleichung des verbürgtermafsen von daher stammenden Gefäfses 898 veranlafst w u r d e . 897.
G r e i f . Kylix 1 F . ^ Z . h .
Z.D.
CalveJlo ÜH.
— Ringsum
ein L o r b e e r k r a n z . 898.
Zeus und Iris.
Barth.
Amphora 1 F.
Z. h. I i i Z. D .
Lokn
Vgl. Panofka Museo Bart, p.99 ff.
Einerseits Zeus mit Scepter und Donnerkeil;
andrerseits
eine G ö t t e r b o t i n , geflügelt, schwerbekleidet, mit einer Haube bedeckt und mit einem Heroldstab versehen.
Es liegt am nächsten
eine Iris in ihr zu erkennen, obwohl der Vergleich ähnlicher FiR 2
B. VASENBILDER.
260
guren (805, 810) uns alle Freiheit läfst, sie für eine Göttin der Einweihung zu halten. In einem oder dem andern Fall kann die unerklärte Zusammenstellung beider Figuren der Beziehung schützender Hochzeitsgötter überwiesen werden. 8 9 9 . H o c h z e i t l i c h . Kylix 2 Z.h. 5 ^ Z . D . o . H . Ruvo K. — Geschmückte Frauen mit Fliigclknaben. 9 0 0 . D e l p h i s c h e G o t t h e i t e n . Oxybaphon 1 F . 2%Z.h. 1 F . Z . D . S.Agata de 1 Goti. Keineswegs gewöhnlich ist die Darstellung des auf diesem Vasenbilde zusammengereihten und mit dem Götterboten verbundenen delphischen Dreivereins. Apollo sitzt auf einem Greife, eine Chlamys umkleidet ihn, dazu hat er Stiefeln; Stirn und linke Hand sind mit Lorbeer versehen. Neben ihm steht Artemis, langbekleidet und mit Köcher und Bogen angetlian. Ihren Kindern gegenüber sitzt Leto, durch Verschleierung und Strahlenkrone ausgezeichnet, in der linken Hand ein Scepter haltend, mit der rechten das Gewand fassend. Der hinter ihr stehende Hermes ist durch Chiana, Petasus und Heroldstab kenntlich gemacht. — R. Drei Mantelfiguren, die eine verschleiert vor einer Stele. 901.
Hochzeitlich.
Kylix 2^-Z.h. ' ^ Z . D . o . H . Ruvo K.
Innen ein sitzender Amor mit Fruchtschale; schmückte Frauenköpfe.
aufsen ge-
ZEUS UND IO. Kalpis L F . Z. h. L F . L Z. D. And NEr. Abb. Hirt Die Brautschau. Berlin 1825. A. Avellino Opuscoli diversi Vol. II. tav. 7 pag. 163-174. Als Mittelpunkt einer etwas lose verbundenen Gruppe zeigt uns die merkwürdige Malerei dieses schönen Gefäfses das alterthiimliche Schnitzbild einer Göttin, für deren Bestimmung unsre gewöhnliche Mythologie nicht ausreicht. Sie ist mit einem niedrigen Modius oder Kalathos, dem Symbol der Erdgottheiten, bedeckt, in der Linken mit einem B o g e n , in der Rechten mit einer aus Querstäbchen zusammengesetzten Fackel versehen. Diesen Attributen gesellt sich die einfache Bekleidung eines langen Chiton mit Überschlag, um bei so jungfräulicher Bekleidung in der fraglichen Göttin am liebsten eine Artemis zu erblicken. Da jedoch Bekleidung, Fackel und B o g e n auch einer Geburtsgöttin Hera 902.
I I . GROSSEH S A A L .
b . RÖTHLICHE. N O . 8 9 9 - 9 0 2 .
261
nicht entgegen sind und der Modius gleichfalls derselben zukommt, so steht es frei unser Götterbild auch für eine Hera zu halten ( V g l . Prodromus myth. Kunsterkl. Taf.I, not. 88), sofern der anderweitige Zusammenhang des Bildes dafür sprechen sollte. Diesem g e mäfs kann entweder Artemis als Göttin der Jungfrauen oder Hera als Ehegöttin, letztere für den zunächst vorauszusetzenden Mythos als geteuschte Schutzgöttin, gedacht werden. Auf dem breiten Untersatz, welcher das Idol der Göttin stützt, sieht man sitzend eine geschmückte Frau, welche durch zwei Hörner auf ihrer S t i r n zunächst an des Inachus Tochter, die argivische Herapriesterin Io, erinnert, die man auch auf einem ähnlichen Vasenbild (Millingen Vases de Coghill pl. 4 6 ) bereits früher erkannt hatte. Sie ist zierlich bekleidet und geschmückt. Der dünne gegürtete Cliiton läfst ihre rechte Seite unverhüllt, unterwärts bedeckt sie ein P e p l o s ; Halsband, Ohrringe und Sandalen fehlen nicht. In der Rechten hält sie ein herabhangendes reich geschmücktes Diadem, in der Linken ein geschlossenes Kästchen; beides vielleicht kaum überreichte Geschenke des vor ihr stehenden Buhlen. Dieser erhebt verbindlich vorgebückt den rechten Arm, w i e betheuernd, g e g e n sein Angesicht; unterwärts ist er bekleidet und beschuht. Scepter und Olivenkranz zeichnen ihn aus; seine nicht durchaus göttliche Haltung hält uns bei einem Bilde dieses Styles nicht ab ihn für Zeus zu erkennen. Als günstige Schützerin seiner Bewerbung steht eine bekleidete und verschleierte, mit Stirnbinde und Halsband reichgeschmückte Frau hinter ihm; auf einem Finger der rechten Hand hält sie einen langgeschwänzten V o g e l , etwa den Liebesvogel Iynx. Es liegt am nächsten sie für Aphrodite zu halten, deren Bekleidung und Verschleierung auf Vasenbildern vielmehr üblich als befremdlich ist. Ihr gegenüber steht am entgegengesetzten äufsersten Ende des Bildes, in einem etwas erhöhten R ä u m e zuschauend, die gekränkte Gemahlin des Zeus; sie ist durch ein geschmücktes Scepter ausgezeichnet, während sonst ihre B e kleidung von der vorerwähnten der Aphrodite nur durch eine gezackte Stirnkrone, durch ein einfacheres Halsband und durch ein Franzengewand sich auszeichnet. Noch haben w i r einer J ü n g lingsfigur zu e r w ä h n e n , welche zwischen Hera und dem zuerst beschriebenen Götterbilde steht; mit einer Chlamys angethan und mit e i n e r Stirnbinde geschmückt, den linken Fufs auf steiniges
262
B.
VASENBILDER.
E r d r e i c h und den r e c h t e n auf eine Keule gestützt, in der linken H a n d geschlossene Täfelchen ( D i p t y c h e n ) haltend. Yermuthlich ist in ihm P h o r o n e u s , B r u d e r der I o , als Stellvertreter des argivischen Königshauses angedeutet. Als solcher k o n n t e er etwa eben so fuglich wie der athenische Held T h e s e u s mit einer Keule dargestellt w e r d e n , und auch die Schrift in seiner H a n d läfst sich als U n terpfand einer ihm g e w o r d e n e n Zusicherung mythisch b e g r ü n d e t voraussetzen. Steine und P f l a n z e n w e r k , aus ihnen h e r v o r t r e t e n d drei räthselhafte Nebenfiguren, ein W a s s e r g e f ä f s , ein R e h und ein Dreifufs, zeigen sich demnächst im unteren R ä u m e . Schwerlich wird es gelingen sie mit dem dargestellten Mythos in Ü b e r e i n s t i m m u n g zu b r i n g e n , dagegen sie u n g e z w u n g e n f ü r I l f n d e u t u n g e n auf die A n w e n d u n g dieses Gefäfses f ü r bacchische Spiele und Festgebräuche gehalten w e r d e n k ö n n e n . Allbekannt ist in solchem Zusammenh a n g das R e h als bacchisches T h i e r , eben so bekannt die V e r k e i l u n g von Preisgefäfsen Her g e g e n w ä r t i g e n F o r m und von D r e i füfsen, eben darauf bezüglich die Vorstellung zwei geschmückter F r a u e n k ö p f e , welche, einer mit Spiegel, der andre mit g e w u n d e n e m Z w e i g e , auf den R a u m verthcilt sind, welcher sich u n t e r jedem der beiden Seitenhenkel befindet. J e n e bacchische Beziehung unseres D e n k m a l s , wie sie demselben selbst bei seiner vennuthlich hochzeitlichen Bestimmung kaum fehlen k o n n t e , spricht sich aufserdem durch eine Jiinglingsfigur oberhalb in der rechten E c k e des Bildes aus. Die B o c k s h ö r n e r auf seiner Stirn machen diesen J ü n g l i n g als P a n kenntlich; ein umgeknüpftes Bocksfell, ein Schilfstengel in seiner Linken und in der R e c h t e n ein G e r ä t h , dessen quadrate altarähnliche F o r m schwerlich hindern kann eine Syrinx darin zu e r k e n n e n , vielleicht selbst der Stern im obern Räume, lassen sich als Beweise fiir jene B e n e n n u n g anfuhren. A n ähnlicher Stelle, einen Lauscher aus Bergesschluchten andeutend, erscheint derselbe bacchische Dämon auch sonst auf unteritalischen Vasenbildern als ein spähender Zuschauer mythischer Begebenheit e n , etwa wie deren V o r s t e l l u n g in den Satyrdramen von ähnlichen K o r y p h ä e n des bacchischen Thiasus umgeben sein mochte. W i e aber P a n als Beschützer bacchischer Schauspiele den G r u p p e n unsres Bildes zuschaut, thut es ihm g e g e n ü b e r , hoch ü b e r den beiden Hauptfiguren sitzend, ein geflügelter Liebesgott-als walten-
II. GROSSER S A A I .
b. R Ö T H L I C H E .
NO. 902.
263
d e r G e b i e t e r der zu seinen Fiifsen ausgesprochenen, selbst den Vater der G ö t t e r ü b e r m a n n e n d e n , Liebessehnsucht, D er v e r schlagene Flügelknabe sitzt zuschauend auf seinem G e w ä n d e . S e i n Blick und seine R e c h t e ist gegen den Zeus gerichtet, gleichsam als wolle er sein brennendes Liebesfeuer noch stärker a n f a c h e n ; seine Linke hält Stab und Reifen, Sinnbilder eines fröhlichen Spieles, vielleicht auch jenes verderblichen Liebeszaubers, dessen zapp e l n d e r Vogel und rasch gewirbelter Reifen aus der nächtlichen griechischen Sitte des theokritischen Zauberidylls genugsam b e k a n n t sind. W i r haben die erklärende Beschreibung dieses Vasenbildes auf ähnliche W e i s e hier wiederholt, wie dieselbe im J a h r 1824 zu Neapel in Ü b e r e i n s t i m m u n g mit der von Andrea de J o r i o gleichzeitig ausgesprochenen D e u t u n g in Neapel aufgeschrieben w u r d e , b e v o r unser Gefäfs in die Hände des kunstliebenden Besitzers überging, welchem die königliche Sammlung es verdankt. E s fehlt nicht an Schwierigkeiten , welche bei Annahme jener E r k l ä r u n g z u r ü c k b l e i b e n ; die D e u t u n g des Götterbildes, die keineswegs entschieden kuhähnlichen H ö r n e r der Io, die Keule des voraussetzlichen Plioroneus, selbst die nicht gewöhnlich geformte, obwohl auch a n d e r w ä r t s (1022) ähnlich gebildete, Syrinx des Pan sind B e s o n d e r heiten, w c l c h e zu mehr denn einer abweichenden Meinung über den Sinn dieses Bildes Anlafs geben k ö n n e n und Anlafs gegeben haben. Andrerseits kann es uns nicht entgehen, dafs jede der scharfsinnigen D e u t u n g e n , welche seitdem von angesehenen Gelehrten ü b e r dies Bild ausgegangen ist, wenigstens eben so viele Schwierigkeiten unbeseitigt läfst, w e n n nicht hinzufügt. Viel Empfehlendes hat allerdings die von H i r t h e r r ü h r e n d e , mit der ersten B e k a n n t m a c h u n g unseres Denkmals verbundene E r k l ä r u n g , laut welcher das gegenwärtige Bild die Brautschau des Theseus vorstellt. Theseus scheint unverkennbar; unter allen Helden Griechenlands pflegen n u r Herakles und er mit einer Keule versehen zu sein. E i n v e r l o r e n e r Mythos, wird angenommen, hatte etwa den Theseus mit Brautgeschenken für Ariadne, zugleich mit Beglaubigungsbriefen seiner göttlichen Abkunft, dem Minos vorzuweisen, nach Kreta g e f ü h r t . Im T e m p e l der Britomartis hatte T h e s e u s etwa die Braut g e f u n d e n , Minos ihre Liebe gebilligt, A p h r o d i t e aus h ö h e r e n R ä u m e n , die Ortsnymphe von K r e t a mit
264
B. VASENBILDER.
einem weissagenden Y o g e l sich hinzugefunden, und der Berggott Diktynnios schaute wohlgefällig herab von seiner Höhe. Von den Nebenwerken gilt alsdann das Reh dem Dianenbilde, Dreifufs und Hydria werden für Preisgefäfse dramatischer Spiele gehalten, und im Zusammenhange der Vorstellung gesteht man denn auch der Ariadne gelinde Hörner zu, zur Andeutung des kretensischen Königshauses, dessen Verschwägerung mit dem Stiergeschlecht seit Zeus und Europa wohlbekannt w a r . S o weit Iiirts Deutung, der sich, die auffallende Behörnung der Ariadne betreffend, auch noch durch ihre Verwandtschaft mit dem nicht selten stierhörnig gebildeten Bacchus das W o r t reden läfst. Andrerseits hat der Veteran deutscher Archäologie, dem man jene scharfsinnige Deutung verdankt, es selbst eingeräumt, dafs eine Ariadne mit Hörnern in den uns übrig gebliebenen Kunstdenkmälern unerhört sei. Daneben kann es befremden, einen Artemistempel und nicht lieber den der Aphrodite zum Schauplatz eines Licbeshandels erwählt zu sehen. Aufserdem hat Böttiger aufmerksam gemacht, dafs Theseus als vorausgesetzter Bräutigam nicht füglich von der Braut abgewandt sein kann; und dafs der vermeintliche Minos eher einem zärtlichen Liebhaber als einem strengen Vater, vollends dem richterlichen Herrscher Kreta's gleiche, läfst sich hinzufügen. Eine andre Erklärung unseres Bildes ward von B ö t t i g e r als handschriftliche Äusserung im Gegensatz der hirtischen abgegeben. Von den Hörnern der sitzenden Frau ausgehend und mit der Voraussetzung dafs Ziegenhörner, nicht Kuhhörner, von dem Künstler angedeutet seien, erkannte er in der sitzenden Frau die Paniska fynx, deren Zaubermittel dem Zeus zur Liebe der Hera verhalfen. Unter dem Schutze der Zaubergöttin Iiekate, die Böttiger in dem dargestellten Idol erkannte, glaubte er Iynx vorgestellt, wie sie Zaubermittel dem Zeus reiche; diese Mittel könnten sich in dem von Iynx gehaltenen Kästchen befinden. Den Erfolg der Vermittelung sehe man zwiefach angedeutet; erstlich durch eine schriftliche Zusage, der Hera von einem neben Iynx dargestellten jungen Mann überbracht, dann von Hera selbst, welche weiter oben ganz in der Nähe sich zeigt. Endlich galt die Frau hinter Zeus für Aphrodite. Vermuthlich ist diese Deutung von Böttiger selbst, der sie unseres W i s s e n s nicht bekannt gemacht hat, später aufgegeben worden. W e s e n t l i c h e s , der Name des jungen Helden,
II. GROSSER SAAL.
b. R Ö T H L I C H E . N O . 9 0 2 .
265
die E r k l ä r u n g seiner Keule, auch das Diadem in der Rechten der zaubernden Iynx, ist dabei unerwähnt geblieben. Dabei fehlt es der vorausgesetzten Bezauberung an einem sprechenden Ausdruck, wie ihn jedwedes Kraut besser gegeben hätte als ein Schmuckkästchen ; endlich und hauptsächlich erscheint die sitzende Frau so selbständig vor dem vermeintlichen, stehenden und wie bittenden, Zeus, dafs man sie schwerlich blofs für eine dem "Vater der G ö t t e r dienende Mittelsperson wird gelten lassen. Ohne seine Deutung ins Einzelne zu verfolgen, hat später M ü l l e r (Handb. d. Arch. 364, 4) die Heilung der Prötiden durch den Melampus im Tempel der Artemis Lusia, oder, genauer zu r e den, die Liebe des Melampus zu einer der verwandelten P r ö t u s töchter, zur Iphianassa, für den Gegenstand unsres Bildes erklärt. Das vorgestellte Tempelbild fügt sich dieser Erklärung sehr w o h l ; gleichzeitig werden die H ö r n e r aus dem wohlbekannten Umstand erklärt, dafs die T ö c h t e r des argivischen P r ö t u s durch junonische oder bacchische W u t h als Kühe herumschwärmten. Auch stimmt ein anderes Yasengemälde, welches zu jener Deutung vermuthlich Anlafs gab, (Mitling en Peint. pl. 52), in so fern sehr wohl zu demselben, als auch in ihm die drei Prötiden auf dem Untersatze des Tempelbildes sitzend versammelt sind. D o r t sind es allerdings drei, während hier nur eine, die von Melampus zur Gemahlin auserwählte Iphianassa, sichtlich ist; dort ist Melampus mit Attributen seiner bacchischen Vollmacht versehen und Bacchus selbst gegenwärtig, während es hier an jeder bacchischen Andeutung von Seiten der handelnden P e r s o n e n fehlt. Dagegen kann erwiedert werden, die Heilung der drei Schwestern sei bereits vollbracht, und in demselben Heiligthum, w o sie vorging, werde des Melampus Liebe mit Iphianassa beschlossen; rückständig bleibt jedoch die Erklärung der beiden andern F r a u e n , die man nicht f ü r Schwestern der Sitzenden halten wird, und hauptsächlich die des Jünglings mit der Keule und den Schrifttafeln. Unerklärt ist endlich Vieles bei der neuesten Erklärung dieses Bildes geblieben, welche von A v e l l i n o ( a . a. O.) herrührt und in den erläuterten P u n k t e n sich durch eine glänzende Benutzung verwandter Schriftstellen empfiehlt. E i n ähnliches Vasenbild, vermuthlich das obenerwähnte coghillsche, hatte schon früher den Cav. Pietro Vivenzio (bei GuattaniMemorie enciclopediche Vol. V
266
B.
VASENBILDEB.
p. 42) veranlagt den dargestellten Gegenstand auf Jphigenia zu d e u t e n , -welche Erklärung Avellino mit einiger Abänderung auch für unser Yasenbild geltend macht. Demnach gilt das Idol für das taurische Artemisbild und die darunter sitzende J u n g f r a u für Iphigenia. Ihre Behörnung w i r d durch das Stiersymbol -der Artemis Tauropolos gerechtfertigt, deren .Priesterin Iphigenia w a r . In den nächsten Nebenfiguren werden Orestes und Thoas erkannt, die Hirschkuh w i r d für das Thier gehalten, welches zur V e r wandlung der Iphigenia diente, das Gefäfs für eine Andeutung des Todtenopfers für Orestes und die benachbarte Pflanze demnach für Akanthos. Die Frau, welche einen Vogel hält, scheint dein Erklärer Personifikation der taurischen Halbinsel zu sein, da E u r i pides diese vogelreich nennt; die höhere F i g u r gilt ihm für den Schatten der Klytämnestra, der Eros mit dem Reifen für eine allegorische Andeutung d e s W e c h s e l s d e r D i n g e . Eine gelehrte B e g r ü n dung erhält endlich der lauschendc Pan durch den euripideischen Chor, welcher der rückkehrenden Iphigenia unter anderem J u b e l auch den Gesang des Pan verhelfst. Aller dieser achtungswerthen Erklärungsversuche ungeachtet, w i r d man doch wesentliches Bedenken tragen ihnen beizupflichten. S c h w i e r i g e r noch als Ariadne ist Iphigenia in einer gehörnten Frau zu erkennen. Bei der keineswegs ärmlichen Darstellungsweise unsres Bildes kann Pylades nicht vermifst w e r d e n ; und in dem J ü n g l i n g , der die Keule trägt, einen Orestes zu erblicken, können w i r uns eben so w e n i g entschliefsen als w i r den Eros seiner erotischen Bedeutung hier zu entbinden vermögen. Indem w i r somit die bestimmenden Gründe vermissen um unsre für das gegenwärtige Vasenbild bald nach dessen Auffindung gegebene Erklärung mit irgend einer der sämmtlich beachtenswerthen, nirgends aber vollständig g e n ü g e n d e n , späteren zu vertauschen , dürfen w i r es nicht unterlassen Einiges nachzutragen, wclches zur Rechtfertigung jener unsrer ersterwähnten Ansicht zweckdienlich sein kann. In Betreff der gehörnten Frau ist es wesentlich noch einmal auf die F r a g e zurückzukommen, ob die vorausgesetzten Kuhhörner ihr abgestritten werden können. Ohne es läugnen zu wollen, dafs jene mit einiger Krümmung zugespitzten Horner zwischen der Gestalt von Kuhhörnern und Ziegenhörnern s c h w a n k e n , glauben w i r doch entschieden für die erstere
II. GROSSER SAAL.
b. R Ö T H L I C H E . N O . 9 0 2 - 9 0 4 .
267
A n n a h m e s t i m m e n z u m ü s s e n , sobald w i r auf e i n e m u n d demselben Bilde
d e n V e r g l e i c h v o n B o c k s h ö r n e r n an d e r F i g u r eines
P a n v o r u n s h a b e n , f ü r dessen, s e h r j u g e n d l i c h e B i l d u n g m a n g e wifs n i c h t o h n e N o t h die k o n v e n t i o n e l l e A n d e u t u n g s e i n e r H o r n e r auf e i n e v o n d e n v e r m e i n t l i c h e n Z i e g e n h ö r n e r n d e r F r a u so verschiedene W e i s e
g e b i l d e t h ä t t e . — F e r n e r e r r e g t die K e u l e
des d a r g e s t e l l t e n J ü n g l i n g s g e r e c h t e s B e d e n k e n .
Dieses Attribut
p f l e g t a l l e r d i n g s n u r d e n B i l d e r n des H e r a k l e s u n d T h e s e u s g e g e b e n zu s e i n ; es ist a b e r , w i e b e r e i t s b e m e r k t , kein G r u n d v o r h a n d e n , w a r u m dem s o n s t n i r g e n d d a r g e s t e l l t e n P h o r o n e u s , T h e s e u s des a r g i v i s c h e n S t a m m e s ,
jenes] A t t r i b u t n i c h t e b e n so
füglich g e g e b e n w e r d e n k o n n t e . — E n d l i c h , d e n Frauenkopf
einem
geschmückten
u n t e r j e d e m d e r b e i d e n S e i t e n h e n k e l b e t r e f f e n d , so
w i r d es im g e g e n w ä r t i g e n F a l l d u r c h die D o p p e l z a h l wahrscheinlich,
desselben
dafs d u r c h beide ein b i l d l i c h e r A u s d r u c k d e r z w e i
g r o f s e n G ö t t i n n e n , D e m e t e r u n d K o r a , g e s u c h t w o r d e n sei.
Un-
ser G e f ä f s , w e l c h e s m a n n a c h d e n E r g e b n i s s e n n e u e s t e r E n t d e k "kung n i c h t m e h r f ü r ein P r e i s g e f ä f s halten w i r d , fällt d a d u r c h u m so m e h r d e r B e z i e h u n g auf E i n w e i h u n g e n a n h e i m , w e l c h e z u g l e i c h mit H o c h z e i t s g e b r ä u c h e n
vollzogen w u r d e n ,
u n d die m y t h i s c h e
Liebesscene, deren Darstellung w i r v o r uns haben, wird demnach u m so e h e r f ü r d e n a n a l o g e n bildlichen S c h m u c k eines z u r H o c h zeitfeier nach griechischcr Sitte bestimmten Gefäfses zu gelten haben. 903.
Bacchischer Eros.
Kylix 2 Z . h . 6 ^ Z . D . Ravo
E i n e zierliche a p u l i s c h e S c h a l e .
K.
D e r mystische E r o s reitet
auf e i n e m g e f l e c k t e n R e h ; r i n g s u m B l u m e n w e r k . — A u f s e n w i e d e r u m ein s c h w e b e n d e r A m o r u n d ein s i t z e n d e r M a n n mit S c h a l e und S t a b . 904.
U r t h e i l des P a r i s . Lukanisch
Oxybaphon l F . 3 Z . h . l F . 3 ^ Z . D .
AK.
D a s ziemlich k o r r e k t e G e m ä l d e dieses a n s e h n l i c h e n G e f ä f s e s stellt n a c h d e r b i s h e r i g e n E r k l ä r u n g das U r t h e i l
des P a r i s
dar.
E i n J ü n g l i n g , d u r c h S t i r n b i n d e u n d S c e p t e r als K ö n i g a u s g e z e i c h net, lehnt sitzend den linken A r m auf eine Stele.
V o r i h m sitzt
reich g e s c h m ü c k t e t w a A p h r o d i t e u n d hält ein a m p h o r e n ä h n l / c h c s G e f ä f s , n a c h s e i n e r G r ö f s e e h e r e i n W a s s e r g e f ä f s als eine S a l b -
268
B.
VASENBILDER.
flasche; über ihr ein A m o r , der zwei runde Ölfläschchen an Bändern hält, und vor ihr stehend ein Merkur. Auf der andern Seite glaubt man in einer stehenden und reicligeschmückten F r a u , in deren Händen man eine Stirnbinde erblickt, die Hera zu erkenn e n ; unverkennbar ist die neben ihr sitzende Minerva, deren Schild eine Schlange zum Abzeichen trägt. Bei näherer Betracht u n g aller dieser Figuren, namentlich der Hera und Aphrodite, und selbst des Paris, ist es keineswegs augenfällig dafs die gegebene D e u t u n g die richtige sei; doch geben die unteritalischen G e f ä f s e allzuviel schwankend ausgedrückte Darstellungen jenes hier vorausgesetzten Lieblingsstoffes, als dafs man geneigt sein sollte, in E r m a n g e l u n g einer bessern Erklärung der bisherigen zu widersprechen. — R. Vier nackte Jünglinge, drei derselben mit Bällen. 905.
M y s t i s c h . Kylix 2 Z . h . Z . D . Ruvo K. Innen der geflügelte E r o s , als mystischer Genius mit K o p f b i n d e bedeckt und reich geschmückt, in den Händen einen F r u c h t k o r b und Blumen haltend. Ringsum W e l l e n . Aufsen Frauenköpfe. 906.
H e r a k l e s m i t d e m S t i e r . Amphora m. Räd. l F . 7Z. h. 11 Z. D. Lukanisch Barth. Millingen Peintures pl. XI. Vgl. P a n o f k a Mus. Bart. p. 1.33. Dieses ziemlich sorgfältige Vasenbild zeigt neben dem Kampf eines mit dem Stiere ringenden Helden L ö w e n h a u t und Keule auf dem B o d e n ; Andeutungen, welche zwar auch dem T h e seus zustehen, ursprünglich und vorzugsweise aber dem Herakles angehören. Demnach scheint es uns angemessener, auch ohne Beisein des Iolaos wiederum an des Herakles Kampf mit dem kretensischen Stier zu denken, als mit Millingen und P a n o f k a an den des Theseus mit dem inarathonischen. Übrigens steht Minerva dem Kampfe bei, und im oberen Felde hält eine sitzende Siegesgöttin die festliche Binde für den Sieger bereit. — R. Bacchisch. 907.
908.
M y s t i s c h e r E r o s . Kylix 2 Z . h . Z . D . Ruvo K. Mit Eimer, Kranz und Schale, daneben eine Kienfackel. R a u b des Palladiums.
Amphora 1 F. £ Z. h. 7 ^ Z. D.
Angeblich aus Kumä. NET. Abb. Annali dell'Instituto Vol. II. tav. d' agg. D . Vgl. H i r t ebd. p . 9 5 - 1 0 5 .
II. GROSSER SAAL.
b. R Ö T H L I C H E . N o . 9 0 5 - 9 0 8 .
269
Ein merkwürdiges Vasenbild von leidlicher Zeichnung schmückt dieses nach Art der Fabrik von Avella matt gefirnifste und blafs bemalte Gefäfs. In der Mitte desselben bemerkt man eine ionische Säule auf drei Stufen, welche einer vorgebückten, mit beiden Iländen ein grofses einhenkliges Gefäfs auf ihre Knie stützenden, bekleideten Frau zum Sitze dienen; nach Hirt die über den T o d ihrer Kinder trauernde Helena oder annehmlicher Andromache am Grabe des Hektor. Nach einer seltenen Anordnung scheint dieses Mittelbild den Hintergrund der Handlung darzustellen, deren beide rechtshin und linkshin vertheilte Figuren, ebenfalls nach Iiirt, den Raub des Palladiums darstellen. Diese Deutung liegt in der That nahe, wenn man das Minervenbild in der linken Hand der rechts stehenden bekleideten Frau ins Auge fafst. Man kann sie füglich für die Priesterin Theano, Antenors Mutter, halten, welche das Palladium an die Griechen verräth; w o nach denn dasGeräth in ihrer Rechten nicht sowohl für eine Geissei als mit Hirt für den Schlüssel des Heiligthums anzusehen ist, welcher etwa mit heiligen Binden umwunden erscheint. Der Priesterin gegenüber steht ein unbärtiger, durch Chlamys, Stiefeln und einen Pileus ausgezeichneter, Mann, nach Mafsgabe dieser Kopfbedeckung wahrscheinlicher Odysseus als Diomedes. Seine rechte Hand erhebt eine lange Binde, seine Linke ein (im Stich verfehltes, vonLevezow für ein Gürtelschlofs gehaItenes)Wehrgehenk. Die Erhebung jenes festlichen Schmuckes geschieht mit einer nach der erwähnten Frau gewandten Bewegung und ist deswegen von Hirt auf eine verlorene Sage vom Raub des Palladiums bezogen worden, nach welcher Diomedes etwa durch das Geschenk eines Gürtels die Priesterin für seine Zwecke gewonnen habe. Vielleicht wird man einwenden, dafs ein Schmuckkästchen oder andere Kleinodien zu solchem Behuf geeigneter gewesen w ä r e n ; schwerlich aber wird man die Gesammtheit jener Erklärung zunächst durch eine andre gesichertere zu ersetzen vermögen. Übersehen dürfen wir jedoch nicht, dafs der vorausgesetzte leicht bekleidete und bewaffnete Räuber des Palladiums den Leib und den rechten Schenkel mit einem Kranze, etwa von Myrten, umgürtet hat, gleich als wäre in unserm Bilde gar keine Kriegsgeschichte dargestellt, sondern vielmehr eine festliche Handlung. Man könnte meinen, die T r a u e r u m H e k t o r s G r a b sei nächst
270
B.
VASENBILDER.
Andromache und ihrem Aschengefäfs auch durch zwei der vornehmsten Personen Trojas angedeutet; einerseits etwa durch Paris, der sich anschicke die Grabessäule mit Binden zu schmiikken, andrerseits durch die Priesterin der Minerva, welche, mit Bild und Schlüssel des Pallastempels, wie bei Festeszügen, ausgerüstet, an dem Schlüssel des Iieillgthums ebenfalls schmückende Bänder zur Verherrlichung des unwiederbringlichen Helden emporhebe. Sollte die Erklärung dieses schwierigen Denkmals auf eine überzeugendere W e i s e festgestellt werden können, so wird man dabei den Elnflufs gewlfs nicht verkennen, welchen ein mittelmäßiger Kunstwerth und die Besonderheit provinzlaler Darstellungsweise auf die Deutung seines Bildes nothwendig ausüben müssen. Im Zusammenhang solcher Erwägungen würde man es vermuthlich rechtfertigen können, wenn dem Paris statt der gewöhnlichen phrygischen Mütze ein Plleus gegeben sein sollte, dagegen die Schwierigkeit einer von den handelnden Personen auszuscheidenden Mittelgruppe für Denkmäler jener späten Verfertigung, aus denen die häufigen Todtenopfer unteritalischer Vasenbilder stammen, noch gröfser werden würde. Übrigens scheint auch die bekränzte Sirene, welche den Ilals unsres Gefäfses verziert, die Beziehung auf Todtendienst und Torltenklage als vorherrschende Idee dieses Vasenbildes zu bekräftigen ; wie häufig jene reizenden Botinnen eines im Verborgenen lauernden Todes zum Gräberschmuck echt griechischer Denkmäler dienten, ist genugsam bekannt. — R. Mantelfiguren. V U L K A N S O P F E R . Lepaste Z.H. s^Z.B. Tarq. DM. Diese kleine Schale stimmt in ihrem bemalten Firnifs und In der weifsen Färbung ihrer Figuren mit vielen späten Vasenbildern Apuliens überein; ihrem geringen Kunstwerth und Ihrer verhältnifsmäfsig späten Zeit entspricht auch die unbeholfene Zeichnung des mltlen im inneren Räume befindlichen Bildes. W i r erblicken einen Eros, über dessen Schulter eine Binde herabfällt; in der Linken hält er ein Salbgefäfs, aus welchem seine Rechte vermittelst eines Stäbchens zu schöpfen scheint. Ein Kandelaber, mitten durch einen bärtigen Kopf verziert, steht vor ihm und gewährt dem Flügelknaben das Ansehen eines Opferers. Diese unscheinbare Malerei und Inschrift erhält nun durch Fundort und Inschrift 909.
I I . GROSSER S A A L . h. RÖTHLICHE. N O . 9 0 9 , 9 1 0 .
eine nicht geringe Bedeutung.
271
U n s r e in Art der apulischen G e -
f ä f s e b e m a l t e S c h a l e s t a m m t aus E t r u r i e n , ( n i c h t a u s Y o l c i ,
wie
m e h r f a c h g e s a g t w o r d e n ist, w o h l aber aus T a r q u i n i i ) , u n d g e w ä h r t d e m n a c h e i n e n a u g e n f ä l l i g e n L e l a g f ü r die V e r b r e i t u n g d e r s p ä t e n a p u l i s c h e n M a l e r s i t t e in die d u r c h z a h l r e i c h e V a s e n b i l d e r d e r s t r e n g s t e n K u n s t so a u s g e z e i c h n e t e n G e g e n d e n S i ' i d e t r u r i e u s . Ferner
ist die I n s c h r i f t
Kunstweise
ohnerachtet der durchaus
griechischen
des G e f ä f s e s mit l a t e i n i s c h e n Z ü g e n g e s c h r i e b e n , so
dafs u n s in d i e s e m D e n k m a l e i n e Z e i t b e s t i m m u n g für die F o r t d a u e r d e r V a s e n m a l e r e i b i s in j e n e n Z e i t p u n k t g e g e b e n ist, i n w e l c h e m r ö m i s c h e S c h r i f t z ü g e die S c h r i f t G r i e c h e n l a n d s u n d E t r u r i e n s z u verdrängen begannen.
Endlich giebt der Sinn unsrer
Inschrift,
d u r c h w e l c h e n die S c h a l e als ein dem V u l k a n g e w e i h t e s G e f ä f s
(Volcani
poeofom)
bezeichnet
wird,
zu E r w ä g u n g e n über den
O p f e r d i e n s t ä h n l i c h e n G e s c h i r r e s A n l a f s , w i e sie an und f ü r s i c h z w a r n a t ü r l i c h s i n d , d u r c h den b i s h e r i g e n V o r r a t h u n s r e r D e n k mäler aber keineswegs angeregt wurden. 910.
Hermes.
O e n o c h o e 7 Z . h . i ^ Z . D . Nola K.
E i n m e r k w ü r d i g e s G e f a f s , dessen blasse u n d m e h r f a c h g e f ä r b t e F i g u r e n v o n m i t t e l m ä f s i g e r Z e i c h n u n g an die T ö p f e r a r b e i t e n von Avella erinnern.
Mit der Chläna bekleidet, durch Petasus,
F l ü g e l s t i e f e l n u n d H e r o l d s t a b k e n n t l i c h , dabei a b e r n a c h s e l t e n e r Weise
efeubekränzt
und
mit B i n d e n u n d S c h n ü r e n
versehen,
w e l c h e an dem C a d u c e u s h a n g e n , ist d e r h i e r d a r g e s t e l l t e G ö t t e r b o t e n i c h t l e i c h t zu d e u t e n .
Indefs w e r d e n die e r w ä h n t e n B e s o n -
derheiten seiner bacchischcn Bekränzung
und
seiner
festlichen
A t t r i b u t e n o c h d u r c h Z w e i g und B i n d e in s e i n e r r e c h t e n
Hand,
f e r n e r d u r c h w e i f s a n g e d e u t e t e F r ü c h t e auf e i n e r h i n t e r i h m b e findlichen
S t e l e d e r g e s t a l t v e r m e h r t , dafs w i r nicht u m h i n k ö n n e n ,
s e i n e E r s c h e i n u n g e i n e i n b e s o n d e r s festlichen A n l a f s b e i z u s c h r e i ben.
I r r e n w i r n i c h t , so ist d i e s e r A n l a f s w e n i g e r im G e b i e t m y -
t h i s c h e r S a g e als i n G e b r ä u c h e n des a l l t ä g l i c h e n L e b e n s zu s u c h e n . D e m G o t t e g e g e n ü b e r e r s c h e i n t im o b e r e n R a u m , w i e aus e i n e m F e n s t e r s c h a u e n d , das B r u s t b i l d e i n e r g e s c h m ü c k t e n F r a u , i m u n tern R ä u m e vor M e r k u r überdies eine Gans.
V i e l l e i c h t dafs d i e
U n t e r r e d u n g , i n w e l c h e r M e r k u r mit d e r s p ä h e n d e n S c h ö n e n b e g r i f f e n s c h e i n t , h i e r w i e a n d e r w ä r t s (s-i.9, S54, 1028), a u c h o h n e
272
B.
VASENBILDER.
a n H e r s e zu d e n k e n , i h n als e i n e n H o c h z e i t s b o t e n z e i g e n ,
und
das daneben s t e h e n d e H a u s t h i e r , a u c h o h n e dessen mystische o d e r erotische B e d e u t u n g , z u r w e i t e r e n A n d e u t u n g des h ä u s l i c h e n R a u mes g e r e i c h e n soll. 9 11 - 9 3 0 .
LAMPEN, n o l a n i s c h u n d apulisch.
Diese fast d u r c h g ä n g i g s c h w a r z e n L a m p e n sind z u m T h e i l o h n e F i g u r e n (911, 912, 93o), gröfstentheils a b e r mit Reliefs eines s c h ö n e n Styls v e r s e h e n . baccbiscbe F i g u r e n ;
Man b e m e r k t u n t e r diesen hauptsächlich
die K ö p f e eines D i o n y s o s
(922
Nola
u n d s o g a r eines rings mit E f e u u m k r ä n z t e n Z e u s (924 Nola f e r n e r die K ö p f e eines Silens (921 Nola K.)
K.) K.)f
u n d eines P a n s (923
Nola AT), die F i g u r e n eines e i l e n d e n K e n t a u r e n (918 AK.),
einer
bekleideten u n d g e s c h m ü c k t e n F r a u mit e n t b l ö f s t e r r e c h t e r B r u s t und S c e p t c r o d e r T h y r s u s , verinutlilich e i n e r G ö t t i n L i b e r a , (916 Nola K.),
endlich e i n e r B a c c h a n t i n o d e r A m a z o n e ,
w e l c h e auf
einem g e h ö r n t e n P a n t h e r r e i t e n d mit g e s c h w u n g e n e r W a f f e ( S p e e r o d e r A x t ) einen H i r s c h t ö d t e t (917 Nola Barth.).
A u ß e r d e m sind
die m e h r f a c h w i e d e r h o l t e n M e d u s e n h ä u p t e r b e m e r k e n s w e r t h ; z w e i derselben sind, w i e mit e i n e r v e r z i e r e n d e n E i n f a s s u n g , v o n S c h l a n g e n w i n d u n g e n u m g e b e n , (913 Nola AK. 926 AK.), s c h ö n e r K o p f 913, 919 Nola AK.)
u n d ein a n d r e r
mufs o h n g e a c h t e t seines Mangels
an N e b e n w e r k e n w o l ebenfalls f ü r den e i n e r M e d u s a , n i c h t f ü r den eines Apollo
gelten.
A u f 925 ( N o l a K.)
e r s c h e i n t auf e i n e m
F e l s e n sitzend, in d e r L i n k e n e i n e n A p f e l , in. d e r R e c h t e n eine Schale haltend, (AK. kopf,
eine v e r s c h l e i e r t e F r a u ,
»Frauenkopfu)
etwa Ariadne;
auf 927
ein m i t d e m L ö w e n f e l l b e d e c k t e r H e r k u l e s -
endlich auf 923 ( N o l a AT.) das S t i e r o p f e r e i n e r
Viktoria.
A u f s e r d e m sind m e h r e r e T h i e r f i g u r e n b e m e r k l i c h ; auf 915 ( N o l a K.) ein laufender G r e i f u n d auf 914 ( N o l a K.),
ebenfalls im L a u f e ,
ein Hase. Von
z w e i a n d e r n v e r s c h i e d e n g e f o r m t e n G e f ä f s e n dieser
R e i h e zeigt 929, eine kleine A m p h o r a ( R u v o K.),
eine g e f l ü g e l t e
M y s t e r i e n g ö t t i n , w e l c h e jederseits w i e d e r h o l t ein K ä s t c h e n t r ä g t . M e r k w ü r d i g ist endlich eine h i e r ebenfalls aufgestellte Schale (920 Kylix 2 Z. h. 4 ^ Z . D . Bari
K.)
d u r c h den in i h r e r Mitte e i n g e -
p r e f s t e n , aus d e n M ü n z e n s e h r b e k a n n t e n , auf T h o n d e n k m ä l e r n
I I . GROSSER S A A L . J . R Ö T H I I C H E .
NO.911-948.
273
aber sehr fremdartigen, von Delphinen umgebenen Kopf der A r e thusa oder einer andern syrakusischen Göttin. 931-935. V e r m i s c h t e s , nolanisch und apulisch. Unter diesen Gefäfsen hat 9 3 t ( N o l a K) die Form des Kothon ; die übrigen sind von gewöhnlicher Form und unerheblicher Verzierung. 9 3 6 . M y s t i s c h . Skyphos 3 Z . h . 5Z.D. Ruvo K. — Frauenkopf. R . Eingeweihte. 937.
G y m n a s t i s c h . Prochus
Z. h. 4^ Z.D.
Anzi
K.
Eine Frau mit Frucbitschale neben einem Jüngling mit Kranz und Striegel. 938.
H o c h z e i t l i c h . Prochus 5 Z . h . 4 Z.D. mit Schale, Früchten und einem Reifen.
9 3 9 . F r a u e n k o p f . Prochus 940. 941.
O p f e r n d e . Prochus mit einer Schale.
6
Z.h. 4Z.D .
Z. h. 4 Z. D.
Anzi
K.
Avella
Pomarico
—
Frau
K. K.
— Sitzend
M y s t i s c h . Prochus ßZ.h. 4 Z.D. Anzi K. Eros mit Ball und Kalathos, Krug und Kästchen.
9 4 2 . L a m p e mit L ö w e n k o p f . Von grauer Farbe.
3 Z. h. 4^ Z. D.
Nola K.
—
9 4 3 - 9 4 8 . V e r m i s c h t c s , apulisch. 943 und 945 Schalen, 946 eine Deckelschiissel ( L e k a n e ) ; 944 ebenfalls eine Schale, von feinem Thon, mit einem Myrtenkranze verziert. Nicht gewöhnlich, aber in 932 lind 947 durch Beispiele belegt, ist die aus neuerem Gebrauch wohlbekannte Form eines Deckels, welcher einer Büchse von gleicher Höhe zum Gehäuse diente ; dieselbe Form ist uns aus athenischen nnd etrurischen Beispielen bekannt, das Exemplar 947 (LevczowVII, 117) oben mit dem Relief eines jugendlichen Kopfes verziert. Endlich ist 94s (AT.) •wegen der Form des Kothon (vgl. 931) bemerkenswerth; nach Firnifs und Verzierung scheint dieses Exemplar apulisch zu sein.
S
B.
274
{XIV).
VASENBILDER.
Glasschrank. Untere
949.
Mystisch.
Reihe.
IVo.949-991. No.9'l9-97L
H y d r i a l O ^ Z . h . Ó ¿ Z . D . Calvello
K.
E i n e m sitzenden J ü n g l i n g mit S p e e r g e g e n ü b e r stellt eine F r a u mit K r a n z u n d T y m p a n u m (keinem Schild).
M e r k w ü r d i g ist
dies G e f ä f s d u r c h die im h o h e n Relief am Ilals des G c f ä f s e s h i n t e r w ä r t s a n g e b r a c h t e V e r z i e r u n g einer l a u e r n d e n M a u s . 950. 951.
Frauenkopf.
O e n o c h o e loi. Z . h . 3 Z . D . Ruvo
Todtenopfer.
K.
H y d r i a 1 F . 3 Z. h. 9 \ Z. D . Ruvo
K.
A u f e i n e r i o n i s c h e n Säule steht eine Schale m i t F r ü c h t e n ; d e r S c h a f t ist mit einer B i n d e g e s c h m ü c k t , u n t e r h a l b S t u f e n .
Dane-
b e n stehen z w e i leichtbekleidete J ü n g l i n g e , der eine b e h e l m t , Welirgehenk und einer Striegel versehen; tasus,
YVelirgehenk u n d
schmückte F r a u
zwei Speeren.
mit F r u c h t s c h a l e
T o d t e n o p f e r auf Orcst,
Pjlades
A u f s e r d e m eine
und Giefskanne. und
mit
der a n d e r e mit P e -
Elektro
ge-
Ahnliche
zu beziehen,
ist
d u r c h a u s willkürlich. 952.
Mystisch.
L e k y t h o s i F . 3 3 g Z . h . 4 Z . D . AnziK.
— Jüng-
ling u n d J u n g f r a u mit K ä s t c h e n . 953.
Löwe und Pegasus.
954.
Mystisch.
A r y b a l l o s 10^ Z . h . 5 Z . D .
AtellaK.
O e n o c h o e 1 F . l ^ Z . h . KZ. D . Ruvo K. — V o r
e i n e r F r a u ein F l ü g e l k n a b e mit E i m e r u n d F l ö t e . 955.
Pa ris und Helena. Lukanisch
Barth.
Oxybaphon 1 F. t Z . h . 1 F. igZ.D.
M i l l i n g e n P e i n t u r e s pl. XLII.
E i n Gefäfs von anmuthiger und gefühlter Zeichnung, mals d e m D u c a della Miranda zu N e a p e l g e h ö r i g . u n d p h r y g i s c h bekleidet,
vor-
Paris, stehend
ü b r i g e n s einen S p e e r h a l t e n d ,
erhebt
seine L i n k e , e t w a u m die v o r ihm sitzende H e l e n a s e i n e m W i l l e n zu f ü g e n .
Z u g l e i c h e r Ü b e r r e d u n g sitzt A m o r auf i h r e m S c h o f s ;
reichbekleidet,
hält sie i h n fest m i t b e i d e n H ä n d e n . — R.
Man-
telfiguren. 956.
Mystisch.
O e n o c h o e l F . l Z . h . 5 Z . D . Ruvo K. — F r a u
u n d Fliigelknabe.
I I . G R O S S E R S A A I . b. R Ö T H U C H E . N o . 9 4 9 - 9 7 9 . 957.
Pegasus.
Hydria 11^ Z.h. 6 ^ Z . D .
958.
Bacchiseli.
275
UH.
A m p h o r a l O Z . h . / i ^ Z . D . Calvi K.
—
Bac-
chus u n d S a t y r . 959.
H y d r i a 1 F . 2\Z.h.
Todtenopfer.
9 Z. D . Ceglie
K
.
A u f den S t u f e n einer G r a b e s s ä u l e sitzt e i n e t r a u e r n d e F r a u , ein B a l s a m a r haltend.
R i n g u m auf den S t u f e n sind e i n e s c h w a r z e
B i n d e , eine S c h a l e , eine F l a s c h e , ein G r a n a t a p f e l u n d ein O p f e r kuchen angebracht.
960.
D a n e b e n ein J ü n g l i n g mit S p e e r u n d e i n e
W i l l k ü r l i c h a u f Orest
F r a u mit F ä c h e r .
Frauenkopf.
961.
und Elekira
gedeutet.
O e n o c h o e l O ^ Z . h . hZ D . Ruvo
Hochzeitlich.
Hydria
K. Lukanisch
10^ Z. h. 7-, Z. D .
J K . — F r a u , e i n e m J ü n g l i n g e eine S c h a l e r e i c h e n d . 962-974.
S k y p h e n u n d S c h a l e n mit D e c k e l n , a p u l i s c h ; 9 6 5 u n d
9JD m i t F r a u e n k ö p f e n , die ü b r i g e n o h n e F i g u r e n .
Obere 975.
Mystisch. Ein
Reihe.
No.
975-990.
Oxybaphon [iZ.h. y ^ Z . D .
j-eicligex'limürkter M y s t e r i e n g e n i u s
AK. kauert vor
einem
k l e i n e n mit E i e r n o d e r K r u c h t e n b e s e t z t e n A l t a r ; ähnliche F r ü c h t e und 1 eine B i n d e hält er in d e r R e c h t e n , in der linken a b e r ein räthselhaftes G e r ä t h , w e l c h e s e i n e m kleinen B o g e n ähnelt. — / ¿ . Ä h n liche F i g u r mit Z w e i g , B i n d e u n d S p i e g e l ; v o r ihr e i n e A r a w i e vorher. 976.
D i e s e F i g u r ist j e d o c h u n g e f l ü g e l t . Mystisch.
Aryballos
Z . h . AZ.D.
Avella
AK.
—
Zwei
Frauen. 977.
Hochzeitlich. l F . i\Z.
S t a m n o s m i t ä h n l i c h e m G e f ä f s als D e c k e l .
h. 7 ^ Z . D . Ruvo
K.
E i n J ü n g l i n g mit B l u m e n s t e n g e l , eine J u n g f r a u mit
Spie-
g e l . — R. J ü n g l i n g m i t S t a b und S c h i l d , J u n g f r a u m i t K ä s t c h e n . A u f dem D e c k e l z w e i F r a u e n k ö p f e . 978. 979.
Mystischer Eros. Herakles
A r y b a l l o s T ^ Z . h . 3 Z . D . Anzi
auf dem Dreifufs.
keln l F . I Z . h . ? Z . D .
AK.
A m p h o r a mit R ä d e r h e n -
AnziK. S 2
276
B. Yasenbilder.
Das merkwürdige Bild dieses hie u n d da ergänzten Gefafses zeigt u n s , auf einem Dreifufs sitzend, einen lorbeerbekränzten Jüngling, dessen Rechte eine Schale, dessen Linke aber eine Keule hält. Dieses letztere Attribut läfst uns einen Herakles in ihm v o r aussetzen, welcher etwa der W e i h u n g Apolls hier angeeignet erscheint, wie in häufigeren Bildwerken der des Bacchus. Fortschreitend von ihm bemerkt man eine bekleidete Frau mit Strahlenkrone, Ball und Binde. — R . Satyr, der ein einhenkliges G e fäfs t r ä g t ; daneben eine ionische Säule, eine aufgehängte Binde und ein sitzender Hund. A m Hals einerseits ein Satyr mit einer Bacchantin; andrerseits ein Jüngling, der ein Pferd zügelt, 980.
F r a u e n k o p f . Proehus 8 Z . h . AZ.D. Apullsch
AK.
981.
B a c c h i s c h . Aryballos 8^ Z.h. / i Z . D . Ruvo K. — Geschmückter Jüngling mit Thyrsus.
982.
9 8 4 . F r a u e n k ö p f e . Kantharos 7 ^ Z . h . A \ Z . D . K. — Jederseits einer, auf beiden Gefäfsen.
Bari
B a c c h i s c h e r A p o l l . Oxybaphon 1 F. 5 g Z.h. l F . Z. D. S. Agata de' Coli. Barth. Vgl. Panofka Museo Bart, p. 136-13«. Das schön gedachte Vasenbild dieses ansehnlichen Gefäfses zeigt uns einen sitzenden lorbeerbekränzten Apollo ; seine Rechte hält einen Lorbeerstamm, seine Linke die Leier. Neben ihm steht Hermes, bärtig, durch Petasus und Caduceus kenntlich, durch den Kantharos aber in seiner Rechten als ein befreundeter Theilnehmer des bacchischen Thiasus angedeutet. Sein Blick ist umgewandt nach zwei F i g u r e n , welche demselben Götterkreis angehören. Eine der H ö r e n , etwa O p o r a , zeigt sich in geschmückter Kleidung und hält mit beiden Händen eine fruchtbeladene Schiissel als Zeichen des Jahressegens. Hinter ihr folgt ein efeubekränzter Silen. Seine kurze Bekleidung ist auffallend, seine ernste Haltung und angestemmte Rechte bemerkenswerth, ausdrucksvoll f ü r seine Bedeutung die von seiner Linken gehaltene Lyra. Als Gegenstück zum flötenspielenden Silen Marsyas, welcher iin W e t t s t r e i t mit Apollo unterlag, ist in ihm die apollinische W e i h e des bacchischen D ä m o n Komos dargestellt. Demnach gewährt diese ganze Darstellung ein schönes, in wenige Hauptfiguren zu983.
II.
GROSSEH SAAL.
b. R Ö T H I I C H E . No. 980-991.
277
sammengedrängtes Bild der vereinigten apollinisch-bacchischen W e i h e . Diese dem Kundigen sofort kenntlich zu machen g e n ü g t e es den Apollo in bacchischer Gesellschaft, seinen L e h r e r im Kitharspiel, Hermes, mit dem bacchischen T r i n k g e f ä f s , und neben einer Göttin des J a h r e s s e g e n s den musikalisch gesänftigten bacchischen Dämon Silenus zu erblicken. Die drei Mantelfiguren der Rückseite zeichnen sich durch die Mittelfigur eines Mannes aus, der den umstehenden J ü n g l i n g e n einen Apfel r e i c h t ; daneben das gewöhnliche Badegeräth. 985.
M y s t i s c h . Aryballos Z.h. 5 Z.D. »Nola« K. — G e schmückter J ü n g l i n g in apulischer W e i s e .
986.
M y s t i s c h . P r o c h u s 7 Z. h. 3\ Z. D. Ruvo K. schmückter J ü n g l i n g .
987.
H o c h z e i t l i c h . Stamnos mit ähnlichem Gefäfs als D e k kel l O ^ Z . h . 5 i ; Z . D . ArmenloK. — J ü n g l i n g und J u n g f r a u .
—
Ge-
M y s t i s c h . Stamnos 11 t Z . h . 6 Z.D. Anzi K. V o r n eine T a u b e , hinten ein Kästchen; auf dem Deckel, w e l c h e r dem Gefäfs gleich g e f o r m t ist, Frauenküpfe. 988.
989.
M y s t i s c h . Hydria 9 Z.h. Kranz und T y m p a n u m .
Z . D . Nola K. — F r a u mit
990.
R ü c k k e h r d e r K o r a . Oxybaphon Z. h. Z. D. NEG. In nachläfsiger Z e i c h n u n g , w e l c h e an die Fabrik von S . A g a t a de' Goti e r i n n e r t , zeigt dieses Gefäfs auf dem Boden der Darstellung einen strahlenbekränzten verschleierten F r a u e n k o p f ; wahrscheinlich das aus der U n t e r w e l t emporsteigende Haupt der P r o s e r p i n a , ähnlichen Gemmenbildern ihrer aufsteigenden Halbfigur entsprechend. V o r diesem Gütterhaupt steht die unbekleidete F i g u r eines E i n g e w e i h t e n , eine Binde haltend; oberhalb deuten W e i n l a u b und T r a u b e auf die bacchische Bedeutung des Ganzen. — R . Mantelfigur vor einer Stele. 991.
( I V ) . N i k e . Amphora 2 F . 3 Z . h . 11^Z.D.
AnziK.
278
B. VASENBILDER.
In roher Zeichnung zeigt dieses grofse Gefäfs eine Siegeswelche eine Binde ausbreitet; ohne göttin (»?Feib/ic/ier Genius«), Zweifel für den umhüllten Palästriten auf der Rückseite.
( I F ) . Tisch mit Glaskasten
IVO. 992 - 9 9 4 .
9 9 2 . H e r a k l e s m i t d e m L ö w e n . Kylix mit schwarzen ren 5 y Z. h. 1 F . t z . D .
I
4
Volc.
Figu-
DM.
Zwischen Thieraugen ist auf jeder Aufsenseite dieser alterthiimlich bemalten Schale die Erwürgung des nemeischen Löwen in Gegenwart Minervens dargestellt; darüber Schriftzüge. Unter den Henkeln Rebzweige. 993.
H E R A K L E S MIT DEM L Ö W E N ,
mit schwarzen
Figuren
K Ä M P F E , SCHIFFE.
1 0 ^ Z . h. 4 F . 4 - x Z . D .
Volc.
Kylix
Magnus.
Die Aufsenseite dieser prachtvollen, mit alterthümlicher Zierlichkeit bemalten, Schale, zeigt wiederum die Erwürgung des nemeischen Löwen im Beisein Minervens, Merkurs und dos Iolaos, umgeben je von einer auf Wettrennen bezüglichen Quadriga. — Andrerseils ein Kampf zwischen vier vierspännigen Streitwagen, zu zwei gegen einander. — Innen ein Lanzenkanipf zwei vollständig bewaffneter Krieger; rings um den Rand fünf Ruderschiffe, deren Schnabel in einen Fischkopf endet. — Verziert ist an diesem reichgeschmückten Gefäfse sogar die Platte des Fufses; man sieht auf ihr die Yordcrtbcile zweier L ö w e n und zweier Rosse. 994.
M inerva. D . Volc.
K y l i x mit schwanen
Figuren 5 ^ Z . h . 1 F . 2'^Z.
DM.
Auf dem äufsernRaum dieser gleichfalls alterthümlich bemalten Schale erblickt man einerseits den Kampf zweier Krieger um einen gefallenen dritten, etwa Patroklos; andrerseits wiederum einen Zweikampf zwei vollständig bewaffneter Männer, in w e l chen Minerva schlichtend eintritt. Jedes dieser Bilder ist mit grofsen Thierangen umgeben; das Innere der Schale ist durch eine bärtige Maske mit gorgonenähnlich ausgestreckter Zunge geschmückt.
(XVI).
Tisch mit Glaskasten.
9 9 5 . M y s t i s c h . Lepaste mit hohen Henkeln Z . D . »Ceglie«
AK.
No.995-997. Z.h. o.H. l F .
II. GROSSER SAAI,. b. RÖTHUCHE. N O . 9 9 2 - 1 0 0 0 .
279
E i n e g e s c h m ü c k t e F r a u sitzt z w i s c h e n z w e i s t e h e n d e n F i g u ren,
einem J ü n g l i n g und einer andern F r a u ;
Spiegel,
Schale,
Kästchen, Binde, Leiter und andre mystisch-hochzeitliche Attrib u t e fehlen n i c h t . — A u f b e i d e n A u f s e u s e i t e n eine ä h n l i c h e s i t z e n d e F r a u u n d ein F l ü g c l k n a b e , d e r ihr G e s c h e n k e b r i n g t . 996.
L e p a s t e s\Z.h.
PHRIXOS. Das
o . I L 1 F . 6 Z . D . »Ceglic«
K.
a n z i e h e n d e Mittelbild d i e s e r S c h a l e stellt d e n P h r i x o s
d a r , w e l c h e r , m i t e i n e r h o c h e m p o r w a l l e n d e n C h l a m y s leicht b e deckt , auf dem R ü c k e n seines W i d d e r s d e t ; dieses
das
Meer
durchschnei-
ist durch e i n e n D e l p h i n u n d eine S e p i a , d u r c h z w e i
S c h n e c k e n e t w a die n a h e K ü s t e a n g e d e u t e t .
Die ringsumlaufende
B i n d e zeigt ebenfalls F i s c h e und Sepien. — Aufsen mystisch hochzeitliche D a r s t e l l u n g e n d e r v o r e r w ä h n t e n A r t . 997.
Mystisch.
L e p a s t e 3 Z . h . 1 F . ^ Z . D . Ruvo
I n n e n ein g e s c h m ü c k t e r F r a u e n k o p f ;
K.
aufsen einerseits e i n e
F r a u m i t B a l l u n d T y r n p a n u m , a n d r e r s e i t s ein m y s t i s c h e r G e n i u s mit K o r b und K r a n z .
Postamente D i « auf
Jen
No. 998- 1027.
V-XXXIV.
P o s t amen tro I - I V
aufgeilelltea
Gefiftc
»¡od unter N o . 5 S 1 , 7 3 0 , 7 3 1 ,
991
bereits angeführt.
998.
(V). M y s t i s c h .
Lukanisch
Amphora m.Räd. 2F.9Z.I1.
lF.2^Z.D.
AK.
D a s ä u f s e r s t r o h e B i l d d i e s e s G e f ä f s e s z e i g t eine v e r s c h l e i e r t e F r a u mit e i n e r B i n d e u n d e i n e n v e r h ü l l t e n M a n n mit e i n e r F r u c h t s c h a l e ; a n d r e r s e i t s e i n e n m y s t i s c h e n E r o s m i t einer B i n d e . 999.
(VI). M y s t i s c h .
Amphora2F. l|Z.h. lF. 2Z.D.
AntiK.
W i e d e r u m ein n a c h l ä s s i g e s m y s t i s c h e s V a s e n b i l d v o n g e r i n gem Kunstwerth.
N i c h t s e h r g e w ö h n l i c h f ü r diesen B i l d e r k r e i s ist
i n d e f s s e i n e D a r s t e l l u n g eines b e k r ä n z t e n und zugleich b e w a f f n e t e n J ü n g l i n g s ; s e i n e R e c h t e hält ein S c h w e r t , seine L i n k e e i n e n S p e e r mit dem daran befestigten Schilde.
I h m f o l g t ein K n a b e m i t E i -
m e r und K r a n z . — R . F r a u mit T h y r s u s und Fruchtschale.
1000.
(VII).
BACCHISCHER THIASUS;
ITALISCHER KAMPF.
Amphora, kandelaberförmig; 3 F . 3 Z . h . l F . D .
Ceglic
K.
280
B. Vasenbilder.
Die schön gedachte und wohlgezeichnete Malerei dieses Gefäfses ist in zwei rings umlaufenden Reihen vertheilt. In der obern erscheint, unter einer weit ausgebreiteten Weinlaube sitzend, auf einem mit Panlherfellen bedeckten Lager, ein leicht bekleideter, mit dem Diadem geschmückter, unbärtiger Bacchus, den schilfähnlichen Stengel, der auf apulischen Vasenbildern öfter dieStelle desThyrsus vertritt,und den Kantharos haltend; eine hochgehenkelte Schale steht unter dem Lager. Ein Satyr naht sich dem Gölte mit Krug und Eimer, sein geleertes Gefäfs neu zu füllen erbötig. Dieser schönen Gruppe schliefsen sich, zur Rechten des Beschauers fortschreitend, ringsum zahlreiche, durch lebendige und kunstgerechte Bewegung ausgezeichnete, Figuren des bacchischen Gefolges an. Zuvörderst eine rullig neben dem G o t t stehende Bacchantin, welche eine Fruchtscliale in ihrer Linken erhebt, in der gesenkten Rechten aber eine hochgehenkelte Schale hält. Ferner ein Satyr in leidenschaftlichem Tanze einer Bacchantin gegenüber, zwischen einem sitzenden und einem tanzenden Silen wiederum eine Bacchantin, endlich eine Tympanistria und, dem vorgedachten Ministranten des Dionysos zunächst, ein Satyr mit Fackel und dem schilfähnlichen Thyrsus. Dem unverkennbaren Kunstgefühl jener bacchischen Versammlung sind die Kämpfergruppen des unteren Raums wohl entsprechend. Sie vergegenwärtigen uns streitende Völkerschaften, deren Bedeutung vermuthlich mehr der historischen als der mythischen Zeit angehört; einerseits Männer der gewöhnlichen griechischen, vorzugsweise attischen, Bekleidung, wie wir sie auch auf den Amazonenkämpfen der Vasenbilder wiederfinden, andrerseits aber Figuren jener eigentümlichen, durch sehr kurze Oberkleider und eiförmige Mützen auffallenden, Tracht, welche sich auf apulischen Vasen alltäglicher Beziehung als die provinziale Bekleidung der waffenfähigen Männer des Landes bemerklich macht. In unserem Bilde erscheint grade unter der bacchischen Laube der Kampfeines nur mit Chlamys und Petasus versehenen Reiters gegen einen ähnlich bekleideten, mit Schild und Speer versehenen, Jüngling; jenem ersteren reihen linkerseits Männer der bekannten griechischen, vorzugsweise attischen, Tracht, diesem letzteren zur Rechten des Beschauers die der bezeichneten unteritalischen (keineswegs phrygischen) Sitte sich an. Rechterseits, durch Pileus
II.
GROSSER SAAL.
b.
RÖTHLICHE.
No.1000-1002.
281
und kurzes W a m s auffallend, ein Jüngling, der ein krummes H o r n bläst; hinter ihm ein ähnlich bekleideter und bedeckter bärtiger Mann zu Pferde, welcher eine Lanze trägt. Linkerseits sind dagegen durchaus behelmte Kämpfer bemerklich, obwohl nur der Helm der letzteren, in die Mitte der Rückseite fallenden, Figur mit hohem ßusche versehen ist. Zuvörderst ein Jüngling mit Chiton und Chlamys, Schild, Speer und einem oben etwas spitzen Helm; dann ein anderer, ebenfalls mit gegürtetem Chiton und Chlamys, eine gerade Tuba blasend, endlich (die erwähnte Mittelfigur) ein hoclibehelmter Jüngling mit Chlamys, Speer und Schild, •welcher, im Hintergründe des Kampfes, hoch auftretend dargestellt ist. Der gewölbte Deckel, welcher die unterhalb offenen Gefäfse der gegenwärtigen Form in zwei fast gleiche Hälften zu theilen pflegt, Ist einerseits mit einer modlusbedeckten geflügelten weiblichen Ilnlbfigur geschmückt, welche mit beiden Händen die Blumengewinde fafst, hi welche sie endet; darunter sieht man auf einem Blumenkelch einen Frauenkopf, dessen spitz in die Höhe ragender Kopfputz auffallend ist. Die andere Seite eben dieses Deckels ist hoch oben nur mit einer Palmette, unterwärts aber mit einem jugendlichen Ainmonskopfe, ebenfalls auf einem Blumenkelche, verziert. 1 0 0 1 . ( V n i ) . T o d t e n o p f e r . Amphora 2 F . 9 i Z . l 1 . 1 F . 2 Z . D .
Lukaniscli AK. In einem Heioon sitzt die verklärte Figur des Verstorbenen, eines bärtigen Mannes mit seinem Speer; vor ihm ein Knabe, der ihm einen Kantharos reicht. Gebäude und Figuren zeigen die gewöhnliche weifsc Färbung ähnlicher Grabmäler und ihrer Geweihten. Aufserhalb zwei Männer und zwei Frauen mit Opfergeräth und baccbischen Attributen. — R. Jüngling mit Zweig und Striegel zwischen zwei Frauen.
1002. (IX). GlOA^TETSKAMPF. Jonen E O S . Kyllx 5Z.h. lF. \ Z.D. m. II. Volc. REB. In vortrefflich gedachten und ausgeführten Gruppen stellt die Aufsenseite dieses ausgezeichneten Kunstwerks den siegreichen Kampf der olympischen Götter gegen die Giganten dar. Thätig erscheinen Zeus und Athene, Poseidon, Hermes und Hephästos;
282
B. YASENBILDER.
ihnen ist Herakles beigesellt
als derjenige E r d g e b o r n e ,
dessen
Hülfe laut Schicksalsspruch zur Entscheidung des Sieges den G ö t tern erforderlich war.
A u s den Pforten des olympischen Hauses,
welche durch eine Säule angedeutet sind, stürmt Zeus heraus; mit dem linken Fufs hat er den W a g e n betreten, welcher vom forteilenden Viergespann der R o s s e bereits gezogen wird.
E r ist mit
kurzem Chiton und einer über die Schultern geworfenen Chlamys bekleidet; seine Stirn scheint mit einer breiten Binde umwunden. Mit der Rechten s-chwiligt er einen übermächtigen Donnerkeil, während die ausgestreckte Linke in schräger Richtung ein Scepter hält. Seitwärts von den R o s s e n schreitet Herakles und spannt den B o gen.
Mit seiner Handlung stimmt seine Bekleidung überein, in-
dem er, wie Bogenschützen, lange Ärmel und Beinkleider t r ä g t ; über seinem Haupt jedoch ist die gewohnte Löwenhaut in ungewöhnlicher Breite ausgedehnt, seine Fiifse sind unbeschuht. den R o s s e n
Vor
des Olympusbeherrschers erscheint Pallas, hochbe-
helmt, unbeschuht, mit Chiton, Peplos und dem gefleckten Brustbarniscli bekleidet.
Dieser ist am Saume mit Schlangen verziert
und eine Schlange erscheint auch am Ende desselben; gleichsam als würde sie von Minervens Hand gehalten, von welcher furchtbare Aegis weit ausgebreitet wird.
die
Mit ihrer Rechten hat
die vorgeschrittene Göttin ihren gefallenen G e g n e r , vermuthlich Enkelados, so eben durchbohrt; mit der Linken sein Schild, mit der Rechten sein Schwert noch festhaltend, das rechte von der schmerzhaften W u n d e des Schenkels zuckende B e i n erhebend, ist er dahin gesunken, und das hochbehelmte Haupt beugt sieb gen Boden. Seiner F i g u r schliefst sich in der andern Hälfte des Bildes die eines noch rüstig kämpfenden Gefährten an.
W i e die übrigen
Giganten dieses Gemäldes, ist auch er ungeharnischt und langgel o c k t , mit hohem Helm, W e h r g e h e n k und Beinschienen,
Speer
und Schild versehen; das runde Schild in seiner Linken ist durch das Bild einer Schlange ausgezeichnet, seine R e c h t e schwingt den S p e e r gegen Hephästos.
Dieser erscheint hier als ein des Krieges
wohl fähiger und erfahrener G o t t ; von kräftigen F o r m e n , mit Helm, Beinschienen und einem Harnisch angethan, den ein Stern schmückt.
Ohne Ahndung und Andeutung gehinderten Schrittes
dringt er mit vorspringendem linken Fufs auf seinen W i d e r p a r t
I I . G R O S S E R SAAL. b. R Ö T H L I C H E .
NO. 1002.
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ein, u n d w ü r d e sich von dem Kriegesgott selber nicht unterscheiden lassen, wäre nicht jede seiner Hände statt anderer W a f f e n mit einer Z a n g e versehen. In der rückwärts angespannten R e c h t e n hält er die eine aufgespart, als habe e r des Herakles Keule zu schwingen ; einstweilen aber dient dasselbe W e r k z e u g der v o r g e streckten Linken um einen Feuerklunipen dem Schilde des G i g a n t e n entgegen zu drängen. Demnächst folgt Poseidon, in k u r z e m breitgegürtetem Chiton, mit einer Stirnbinde geschmückt. W i e auf einem bekannten Vasenbilde, welches ihn siegreich g e g e n Ephialtes darstellt, hält seine Linke an Schildes Statt einen g e waltigen Erdklumpen, nach alter Sage die Insel Nisyros; als b e deutsames Sinnbild ist ein laufender Fuchs darauf angebracht. V e r letzender aber ist der D r e i z a c k , welchen der G o t t mit seiner R e c h t e n so eben dem Giganten entgegenführt. Dieser ist seiner Ü b e r w ä l t i g u n g nahe. Auf das linke Knie gesunken, das r e c h t e Rein vorgestreckt, sucht er linkwärts noch eine Stütze in dem grofsen efeubekränzten Schild und hält in der Rechten das S c h w e r t gefafst; sein H a u p t aber ist vorgebeugt und der Ausdruck desselben kündet hinlänglich den nahen Augenblick der E r g e b u n g an. N o c h eine G r u p p e bleibt übrig. D e r G i g a n t , der ihr angehört u n d u n t e r dem Henkel der Schale in die erstbeschriebene Figur des Zeus bereits wieder hinübergreift, ist ebenfalls schon gesunken und, wie es scheint, am rechten Schenkel v e r w u n d e t ; trotzig e r hebt er jedoch im letzten W i d e r s t r e b e n das rechte R e i n , stützt sich linkerseits a u f s e i n Schild und hält in seiner Rechten noch imm e r das S c h w e r t gegen seinen siegreichen G e g n e r gezückt. D i e ser ist mit dem linken Rein v o r g e t r e t e n ; sein linker Arm scheint ausgestreckt, der zurückgezogene rechte einem nahen entscheid denden Streiche aufgespart. Seine B e d e u t u n g w ü r d e , da beide H ä n d e verdeckt sind, schwer zu entscheiden sein, w ä r e an dem hinterwärts g e w o r f e n e n Petasus nicht hinlänglich der G ö t t e r b o t e Hermes zu erkennen. E r ist bärtig, mit einem Stirnband versehen und hat eine Chlamys vorgekniipft. Ü b r i g e n s liest man auf beiden Seiten dieser so schönen als seltenen mythologischen Darstellung den für einen J ü n g l i n g gültigen R r a v o r u f Ho Trat? jiaAo?, und den zweideutigeren He (7r)a