Siebenhundert Jahre Kirchengeschichte Berlins [Reprint 2019 ed.] 9783111417943, 9783111053561


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German Pages 407 [408] Year 1930

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Table of contents :
VORWORT
INHALTSVERZEICHNIS
Einleitung: Vom Mittelalter zur Reformation
1. Kapitel: Kirche und Stadt im Zeitalter des Barock
2. Kapitel: Lutherisch und Reformiert
3. Kapitel: Anfänge des Pietismus
4. Kapitel: Die Herrschaft des Pietismus unter Friedrich Wilhelm I. und ihre Nachwirkungen
5. Kapitel: Vom Pietismus zur Aufklärung
6. Kapitel: Im Zeichen der Aufklärung
7. Kapitel: Neue sittliche Probleme
8. Kapitel: Kirche und Kriegsnot
9. Kapitel: Die Erweckungsbewegung (1816—1830)
10. Kapitel: Das Wirken Schleiermachers (1815 —1834)
11. Kapitel: Kirchliches Leben (1830—1870)
12. Kapitel: 1870 — 1930
Abkürzung
Anmerkungen
Register der erwähnten evangelischen Kirchen
Register der Personen
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Siebenhundert Jahre Kirchengeschichte Berlins [Reprint 2019 ed.]
 9783111417943, 9783111053561

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Siebenhundert Jahre Kirchengeschichte Berlins Von

Walter Wendland

19 3 0 Walter de Gruyter & Co. Vormals G. I. Göschensche Derlagshandlung — I. Guttentag, DerlagsBuchhandlung — Georg Reimer — Karl I. Trubner — Veit & Comp.

Berlin und Leipzig

Band 3

der Berlinischen Forschungen Texte und Untersuchungen im Auftrage der Gesellschaft der Freunde der

Deutschen Akademie Herauögegeben von

Frih Behrend Don den Berlinischen Forschungen sind bisher iin Verlag von Reimar Hobbing in Berlin erschienen:

Band i: „Märkische Weihnachtsspiele" Herausgegeben von Johannes Volte

Band 2: „Berlinisch" (5'ine berlinische Sprachgeschichte von Agathe Lasch *

In Vorbereitung befindet fich Band 4: „Der Tunnel über der Spree" Don Fritz Behrend

Dem Andenken meines Bruders

D. Dr. Paul TAendlarrd Professor für klassische Philologie an der Universität Göttingen

Aldus Druck Berlin SW 6U

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r unter dem Einstuß von Frauen vollzogen hat. Bettina von Arnim ist i den letzten Jahren fast täglich in seinem Hause gewesen. Die kluge, fr große Ge­ danken empfängliche Frau sog seinen Geist ein wie einst vor Jahren

den Goethes. Auch in der Sterbestunde war sie unter denKindern im Nebenzimmer und hörte die Worte, die er sprach. Wenn ach ihre Be­ richte über ihre Gespräche mit ihm nicht als streng historche Berichte gewertet werden können, so hat sie ein Wort ihm nachgeru;n, das ver­ dient, der Nachwelt überliefert zu werden. Es berührt sich nnerlich mit

DIE NACHRUFE. SEINE ÜBERRAGENDE BEDEUTUNG

?«T

jenem Worte, mit dem ein anderer Romantiker, Friedrich Schlegel, mehr als 30 Jahre zuvor von ihm als dem sittlich-großen Menschen seinem Bruder berichtet hat. Sie schreibt: „Ob er der größte Mann seiner

Zeit sei, wisse sie nicht, aber der größte Mensch sei er gewiß."

Es sei erlaubt, an dieser Stelle die Schranken der territorialen Geschichts­ beschreibung zu durchbrechen. Schleiermachers Leben ist dramatisch bewegt:

Der Bruch mit dem Vater und das Durchdenken der geistigen Probleme in Halle, und als die Tage der Berliner Romantik ihn innerlich unsagbar bereicherten, durchkämpft er die Liebe zu Eleonore. Nach den glücklichen Tagen der ersten Lehrtätigkeit in Halle der Zusammenbruch des Staates und die Kampfe um Staat und Kirche; in den Tagen der Reife neue Not: der Widerstand der obrigkeitlichen Gewalten, er muß sich bescheiden auf sein Wirken int Amt. Und als es Friede um ihn wirb, erlebt er den letzten Schmerz: Sein einziger Sohn Nathanael stirbt. Er ist nicht in jenen Tagen zusammengebrochen. Der Vater hält selbst die Leichenrede. Aber er schreibt an Bleek, daß solche Wunde nicht heilen iartn37). Und dazu noch: der schwächliche Körper, der von Krankheiten heimgesucht wird; er Itf auch unter der Mißgestalt seines etwas verwachsenen Kör­ pers, „für diese feine und schöne Seele eine grausige Einhüllung"33). Ich habe die hmpsindung, daß der innere Reichtum dieses Lebens nur von einem Diäter unserem Volke nahegebracht werden kann. Für bi- wissenschaftliche Forschung handelt es sich darum, die Gestalt Schlkiermcchers in dem Sinn herauszuarbeiken, wie wir die Gestalt Goethes zu fasten versuchen. Es ist müßig, sich darum zu streiten, ob wir einzelne Sitze und Positionen seines Systems aufrechterhalten können. Was Gutdolf von Goethe allein glaubt sagen zu dürfen, hak weitere Bedeutung und gilt vor allem auch für Schleiermacher33). „Wie nur große Merschen wirklich eine eigene Gestalt und ein eigenes Werk haben, so haben auch nur große Menschen ein eigenes Schicksal. Der gewöhnlich- Mensch hat bloß Meinungen... Je weiter die umbildende auswähleme Kraft eines Menschen in das Chaos der Zeit und des Raumes hnausreicht, desto weniger ist in seinem Leben Zufall ... desto schicksalhafrr, desto produktiver, desto vorbildlicher ist er. Das Zusammen­

stimmen diser drei Fälle, so daß sie nur einer sind — eigenes Schicksal, eigene Schöpferkraft, eigene Gestalt — macht erst den klassisch großen Mann."

ELFTES

KAPITEL

Kirchliches Leben (1830—1870) Berlin hat innerlich und äußerlich in den Jahren 1815—1848 ein anderes Aussehen erhalten. Um 1700 stand es völlig unter dem Einstuß des Königs, und die Stadtverwaltung war, wie wir sahen, fast ein

Anhängsel der Kreis- und Domänenkammern, auch die Bebauung der Stadt wurde von oben her geleitet, und die wirtschaftliche Entwicklung stand ebenso unter der Fürsorge des Staates. Durch die Städkeordnung vom 19. November 1808 kam die Stadt zur Selbständigkeit und zu einer eigenen Entwicklung, und gleichzeitig setzte durch die Aufhebung des Zunftzwanges und die Bauernbefreiung eine neue wirtschaftliche Ent­ wicklung ein1). Die Bürgerschaft stand im allgemeinen der neuen Ordnung der Dinge ziemlich gleichgültig gegenüber. Wenn man stch aber an den Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung ziemlich rege beteiligte, so hing dies damit zusammen, daß diese nach § 87 der Städkeordnung, der einem ausdrücklichen Wunsche Steins entsprach, mit einem Gottesdienst eingeleitet wurden und daß die Wahlen selbst in den 22 Kirchen Berlins staktfanden, abgesehen von der Hedwigskirche, wo aber ebenso wie in der Synagoge in einem Gottesdienst auf die Wahlen hingewiesen wurde, und der Garnisonkirche. Durch den kirchlichen Schmuck, mit dem man die Wahlhandlung umgab, wurde diese populär, — ein bedeutsames Zeichen, wie damals die Kirche noch im Volksleben wurzelte. Mit Glockengeläut wurde zu den Wahlen vom 18. bis 22. April eingeladen. Die Einführung des neuen Magistrates fand dann am 6. Juli 1809 in der Nikolaikirche

statt. Im Rathaus versammelten stch unter Glockengeläut der Magistrat und die Stadtverwaltung. Der Oberprästdent verabschiedete im Namen des Königs das noch bestehende 6omits administratif oder die Stadtverwal-

kungsbehörde, wie ste nach Abzug der Franzosen genannt wurde. Dann

zog man in feierlichem Zuge, der Oberprästdent und der Gouverneur voran, zur Rkicolaikirche. Propst Ribbeck hielt die Predigt und dann nahm der Oberprästdent die feierliche Vereidigung des Magistrats vor. Jetzt fetzte ein neuer starker Zustrom der Bevölkerung vom Lande und aus allen Teilen des Reiches nach Berlin ein2). Die Stadt wächst un­ heimlich schnell: 1816: 195590, 1822: 206309, 1828: 236494/ 1831:

248196, 1837: 283140, 1840: 322626, 1843: 349110, 1846: 397001, 1849: 412 154, 1852: 421 797, 1855: 434367. Dieses Wachstum vollzog stch in Berlin doppelt so schnell, wie im preußischen Staat, der von 1816 (10349 031) bis 1855 (17101822) um 65,250/0 wuchs. Es läßt stch auf Grund des Geburtenüberschusses nachweisen, daß die Volksvermehrung in erster Linie durch Zuzug besonders seit 1840 stattgefunden hat. Eine von Werner Pilz errechnete Tabelle, aus der ich einige Zahlen mitteile, veranschaulicht dies sehr deutlich. Jahr 1818 1821 1824 1827 1833 1838 1840 1846 1847

Geburtenüberschuß 893 1674 1084 1766 667 1491 1162 3 425 2 630

Zuzugsüberschuß

247 995 2 626 4 752 5151 4 991 8 006 9 953 11006

Gesamtüberschuß 1140 2 669 3 710 6 518 5 818 6 482 9 200 13 378 13 663

Berlin lebt also (besonders seit 1824) von der Einwanderung. Es läßt stch nun aber nicht statistisch feststellen, aus welchen Gegenden die Einwanderer in erster Linie gekommen stnd. Alles deutet darauf hin, daß

der unkultiviertere Osten die Hauptmasse gestellt hak. Die Leute, die aus den ländlichen Distrikten kamen, stellten auch an ihre Wohnungen die geringsten Anforderungen und begnügten stch mit einem sehr bescheidenen Lohn, ste hatten auch vorher in dürftigen Verhältnissen gelebt. Es stnd

ganz sicherlich unter diesem Zustrom von Osten her treffliche, tüchtige Menschen gewesen, aber die Hauptmasse war nicht bloß kulturarm, sondern eine innerlich wenig bildungsfähige Raffe. In der Kolonisationszeik und auch

in den Tagen, als Berlin anstng, Großstadt zu werden (um 1700), kam der Zuzug hauptsächlich aus dem kulturreicheren Westen. In den Tagen des Großen Friedrich, wo heimatloses Volk aus aller Welt für die Armee

DIE BEVÖLKERUNG

271

angeroorben wurde, siedelten sich viele alte Soldaten in Berlin an, aber auch unter ihnen waren bildungsfähige Menschen. Jetzt aber wurde

Berlin überschüttet mit einem Zuzug, der sittlich wenig widerstandsfähig gegenüber den Vergnügungen und den Versuchungen der Großstadt war. Der Durchschnittöcharakter der Bevölkerung wurde nicht verbessert. Auch eine neue Wirtschaftsentwicklung setzte ein. Um 1800 war Ber­ lin eine Stadt der ausgesprochenen Textilindustrie. Jeder achte Berliner

war in dieser Branche beschäftigt, die meist als Hausindustrie getrieben wurde; zwischen dem kleinen Handwerksmeister und seinen Arbeitern bestand ein freundliches patriarchalisches Verhältnis. Wenn auch während des

Krieges infolge der Kontinentalsperre diese Industrie vorübergehend noch eine Steigerung erfuhr, so erfolgte gleich nach dem Kriege im Jahr 1816 desto plötzlicher der Zusammenbruch. Der Hausindustrielle verelendete, die Maschine trat an die Stelle der Heimarbeit. Unter der Führung der Königlichen Eisengießerei entwickelte stch die Maschinem'ndustrie. Die

Hauptenkwicklung setzte erst in den 30er Jahren ein. Borstg begann 1837 mit 50 Arbeitern und beschäftigte Ende der 40er Jahre 1000. Freund hatte 1840 100 Arbeiter, die Kaktundruckerei von Löwe hatte 1841 schon 1000. Statistisch läßt stch der Umfang des Berliner Fabrikwesens nicht ganz genau erfassen. Denn die von Weber aufgestellte Tabelle für das Jahr 1826 geht nicht von klaren Begriffen über die kleinen Hausbekriebe, die Verleger (—Zwischenhändler) und Fabriken aus. 1819 zählt Weber 1125 Betriebe mit 19576 Arbeitern; Pilz sagt mit Recht: „Meines Er­ achtens muß man diese Aufstellung sehr vorstchtig bewerten, da man nicht weiß, welchen Maßstab der Verfasser anlegte, um einen Betrieb als Fabrik zu charakteristeren. Außerdem machte er scheinbar keinen begriff­ lichen Unterschied zwischen Manufaktur und Fabrik, sondern lehnt stch an die bestehenden Noamen an. Mechanische Fabriken, d. h. zentralisterte

Großbetriebe, bei denen die wesentlichen Verrichtungen von einem Auto­ maten besorgt werden, waren wohl die wenigsten. Dampfkraft benutzte außer der Textilindustrie wohl nur die eine Mahlmühle, bei der das Wort Dampf besonders zugefügk ist." Für 1843 werden 11 Maschinen­ fabriken mit 1062 Arbeitern, für 1846 33 mit 2821 Arbeitern ange­

geben, — Zahlen, die im Hinblick auf die Arbeiter wohl zu niedrig an­ gegeben stnd. Wichtiger ist in unserem Zusammenhang die Tatsache, daß im Jahre 1840 die Silhouette Berlins, die noch im 18. Jahrhundert an erster Stelle die Kirchtürme zeigte, jetzt schon auf eine Fabrikstadk hin-

272

XL KIRCHLICHES LEBEN (1830-1870)

weist. Die Spenersche Zeitung beschreibt am 22. Januar 1840 das Aussehen Berlins: „Wenn wir einen hochgelegenen Punkt in der Nähe Berlins betreten, so gewährt der Blick auf die obeliskenartigen Schorn­ steine mit ihren hochemporwirbelnden Rauchsäulen einen eigentümlichen Anblick. Diese merkwürdigen Kolosse sind Erzeugnisse der neuesten Zeit... Drei der Himmelsgegenden waren schon seit mehreren Jahren mit diesen

Gestaltungen versehen, während die Westseite bisher schwach besetzt blieb.

Betreten wir vom Osten her die Stadt, so vernehmen wir bald das Ge­ räusch der Räder, das Schwirren der Spindel, das Pochen des Druckes, und den Taktschlag des Wäschers, wir sehen uns in einer Fabrikstadt... die Nordseite zeigt uns ein etwas anderes Bild: Wir finden hier nicht etwa ein gewerbtätiges Leben, welches etwa mit der Nachbarin des Ostens konkurriert... es ist vielmehr die sorgsame Schwester, welche darauf be­ dacht ist, ihr durch geeignete Werkzeuge in ihrer Betriebsamkeit beizu­ stehen. Eisengießereien und Maschinenbauansialten haben hier ihren Platz genommen und die Freundsche Werkstatt... bezeichnet bisher gegen Westen die Grenzen der großartigen Betriebsamkeit." Zugleich entsteht das Proletariat, jedoch noch nicht die Arbeiter­ bewegung; und diese Entwicklung, die damals noch nicht von allen Zeit­ genossen genügend beachtet wurde, muß in den Vordergrund gestellt wer­ den. Denn durch fie ist die Zukunft der Stadt gestaltet worden, und diese Entwicklung ist für die Kirche das unheilvolle Verhängnis ge­ worden, unter dem fie in erster Linie leidet. Ich muß auf die sozialen Notstände in der werktätigen Bevölkerung vor 1848 genauer eingehen, weil diese in der gedruckten Literatur noch nirgends klar und deutlich dargestellt find. Und erst aus einer eingehenden Kenntnis der sozialen Verhältnisse heraus läßt fich ein Urteil fällen, was damals Psticht der Kirche gewesen wäre. Der folgenden Ausfüh­ rung liegt hauptsächlich die leider ungedruckte Dissertation von Werner Pitz zugrunde, die die Arbeitsverhältnisse in Berlin zum Gegenstand einer eingehenden Untersuchung gemacht hat. Zu dem Proletariat gehörten nicht bloß die in den Fabriken beschäf­

tigten Arbeiter, sondern auch ein großer Teil der sogenannten selbständigen Handwerker. Es läßt fich nachweisen, daß 1827 von 228 Seidenwirkern nur y3 (68), 1842 von 1051 nur Vs (223) Steuern zahlen konnten, daß die übrigen infolge ihrer trostlosen sozialen Lage von allen Steuern befreit

waren. Man hat festgestellt, daß von den 860 Tischlern 1827 nur y3

DIE ENTWICKLUNG DER WIRTSCHAFT

273

(271), 1842 Vs (auch 1756 nur 576) Steuern zahlten^). Diese Hand­

werker standen in völliger Abhängigkeit von den Verlegern, Händlern oder Fabrikanten. Bei dem Überangebot von Waren wurden die Löhne ge­

drückt. Zum erstenmal muß von Ausbeutung der arbeitenden Klaffe ge­ sprochen werden. Der Berliner Handwerkerdichter Leo Goldammer stellt es in seinem Drama „Arme Leute" so dar, daß der Handwerker der Leibeigene des überlegenen Geistes wurde; nach ihm hat also die Intelli­ genz des Unternehmers die Situation zu seinem Nutzen geschickt ausgenuHt, wir sagen heute: ausgebeutet. Der Handwerker steht sich schlechter als der, der in die Fabrik geht; er muß länger arbeiten, und die Beschäf­ tigung ist unbeständig. Wenn der „Verleger" die Arbeit nicht abnimmt, dann muß er hungern. Es ist kein Wunder, daß diese kleinen Meister keine Lehrlinge mehr erhielten. Die Zahl derer, die als Proletarier an­ zusehen sind, läßt sich darum nicht genau feststellen, denn die Zahl der in

den Fabriken beschäftigten Arbeiter gibt noch nicht die richtigen Anhalts­ punkte. Wie hoch waren nun die Arbeitslöhne? Ein Urteil hierüber läßt sich erst dann gewinnen, wenn man zuerst feststellt, wie hoch die Preise der Lebensmittel waren. Aus der von Pilz festgestellken graphischen Tabelle der Preise für Rindfleisch und Kartoffeln ergibt sich, daß Rindfleisch 1822 2,7 Sgr., 1828 3,9 Sgr., 1843 3,3 Sgr., 1847 3,5 Sgr. kostete, der Scheffel Kartoffeln 1822 14 Sgr., 1828 13 Sgr., 1842 12 Sgr., 1843 29 Sgr., 1847 38 Sgr. Folgende Preistabelle kann uns die Höhe der Lebensmittel in den

Jahren 1841—47 vergegenwärtigen«). Rindfleisch. . Schweinefleisch Fetter Speck Butter . . . Eier .... Kuhkäse. . . Weizenmehl . Erbsen . . . Hafergrütze Kartoffeln . .

Juni 1845 Mai 1847 Juni 1841 Juni 1843 . Pfund 3 Sgr . 5 Pfg. 3 Sgr. 3 Pfg. 3 Sgr. 3 Sgr. 6 Pfg. 3 „ 9 „ 3 „ 3 Pfg. 4 „ 9 e „ 3 3 „ 6 „ 6 „ 5 „ 6 „ 6 „ . „ 5 6 „ 6 „ 7 „ 6 „ 8 „ — ,, . „ 7 ,, — „ Schock 13 ,, 3 „ 19 „ 43 „ 44 „ 5 „ — „ — 37 „ 6 „ ,, „ 43 9 „ 48 „ 9 „ — „ Metze 7 6 „ 6 „ 5 „ 6 „ 9 „ 6 5 „ — „ „ 4 — „ 4 „ 6 „ 6 „ 6 „ 6 „ „ 7 9 ,, — ,/ 2 „ 9 „ — 2 „ 2 „ — „ 11 „ 9 „

Ein Weber im Voigtland gibt seinen sehr bescheidenen Lebensunterhalt, in dem Fleisch oder andere „Luxusartikel" nicht vorkommen, für 4 Per-

XI. KIRCHLICHES LEBEN (1330-1876)

274

sonen in folgenden Zahlen an, entsprechend den Mahlzeiten von 7 Uhr früh bis 7 Uhr abends: 7 Uhr

1/2 Liter Kaffee 2 Zichorien 1 Salzkuchen 8 Holz................................................... 3

10 Uhr 12 Uhr

Brot 1 Sgr. Roggenmehl 6 Holz 4 Brot 9 Rauchtabak 3 Brot 1 Sgr. Kaffee 3 Holz 3 ül....................................................... 9

4 Uhr 7 Uhr

Pfg. „ „ „ „ „ „ „

„ „ „

8 „

Schlichte

Sa.

6 Sgr. 11 Pfg.

Der Weber branchte für feine Familie 6 Sgr. II Pf., er verdiente aber nur 5 Sgr. Wenn auch die Lage der Weber am trostlosesten war, so war doch die Lage der anderen Arbeiter auch außerordentlich ungünstig. Dronke hak Tabellen über Arbeiterlöhne für Frauen- und Männerarbeik für das Jahr 1846 zusammengestellk. Es geht daraus hervor, daß ein Fabrikmädchen oder eine Handschuhnäherin 3 bis 4 oder 6 Sgr. Tage­ lohn hatte, daß die Feinwäscherinnen mit 10—12 Sgr. oder die Plätte­ rinnen mit 8—10 Sgr. sich am besten standen. Die Schlosser erhielten 71/2—15 Sgr., die Zimmerleute 10—121/2, die Maurer 10 Sgr. Das waren die am besten bezahlten Arbeiter. Viel gründlicher und lehrreicher stnd die Lohntabellen, die Werner Pilz aufgestellk hat und die ich zum erstenmal hier im Druck verössentlichen sonn6). Der Wochenverdienst ist angegeben wie folgt: Textil- und Bekleidungsgewerbe

I. Männer

a) Fabrik. Kattundrucker Kattundrucker Kattundrucker Stoffdrucker Baumwollappreteur Färber Seidenfürber

3 Thlr. (1820) 20 Sgr. (1830) 25 „ 15—20 „ 15 „ 25 „ 15 „

275

SOZIALE NÖTE b) Verlag:

Seidenwirker

3— 4

Sgr.

Handweber

6— 8



Weber

71/2-IOV2 „

71/2—133/< „

Schneider

Oer niedrige Lohn von 71/2©gr. trifft die,

welche meist verheiratet, für die Kleiderläden

arbeiten, um nicht ganz zu verhungern. II. Frauen a) Fabrik.

5 Sgr.

Anknüpferin

Wollhasplerin

5—10 „

Wollhasplerin

5,8 „ 21/2—5



Hasplerin...........................................

3—6



Wollfortiererin

5,7 1/2 „

Baumwollhasplerin

Spulerin

l3/4—21/2 „

Spulerin

3—4 „

von Kindern betrieben

b) Verlag.

5— 6 Sgr.

Franfenknüpferin

3— 4

Weißwarennäherin



Bei größtem Fleiß und angestreng­

tester Arbeit können solche Mädchen höchstens 41/2 Sgr. verdienen. 1 Otz. Chemisets wird mit 10 Sgr. Näher­

lohn bezahlt, die geschicktesten Nähe­

rinnen

verfertigen 5 Stück täglich.

Stickerin

3—8

Schneiderin

5—71/2 „

Sgr.

Metallindustrie

I. Männer 20 Sgr. — 1 Thlr. (1840)

Arbeiter in der Freundschen Fabrik .

IV2

Eisengießer

Eisengießer

10-20



15



17V2—271/2



Gelbgießer

Fabrikschloffer Schlosser

II. Frauen Metallpoliererin

71/2—15

7 Sgr.

oder 6—7





276

XL KIRCHLICHES LEBEN (1830-1870)

Holzindustrie

10 Sgr. 15—19 Arbeitsstunden

Möbeltischler

oder 121/2—20



Sonstiges 3 Sgr. 14 Std. Arbeitszeit

Kinder in Fabriken Fabrikmädchen....................................

Arbeiter in der Gasanstalt .

.

.

5—7



oder 3—6



12 V2—25



(1838 bei 12 stündiger anstrengender Arbeit)

Es ist zu vermuten, daß Ende der dreißiger Jahre ungefähr die gleichen Löhne gezahlt wurden (vielleicht sogar Anfang dieser Jahre). Ein besonderes Übel war die Kinderarbeit. Kinder wurden von mor­ gens 5 Uhr bis abends 9 Uhr in den Fabriken beschäftigt. Sie verdienten in der Woche bis 22>/r Sgr., also täglich 3 Sgr. Drunke sagt mit Recht«): „Nicht nur, daß ste physisch bei der anstrengenden Arbeit verkommen, wie solches der bei ihnen einheimische Lungenhusten, die gebückte Körperhaltung und die krummen Beine beweisen; auch moralisch werden sie durch dies Leben in jeder Weise abgestumpft und vernichtet. In den Bleiweiß­ fabriken werden sie durch das Einatmen der giftigen Dünste total ruiniert."

Und doch sandten die Mütter die Kinder in dies Fabrikelend hinein, denn man hatte eben nicht genug zum Leben. Das erste Gesetz zum Schutz der

Kinder (Regulativ über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter 1835) offenbart uns noch, wie wenig Augen man für soziale Nöte hakte. Man bestimmte zunächst nur, daß Kinder bis zu 9 Jahren überhaupt nicht, daß Jugendliche bis zu 16 Jahren nicht über 10 Stunden beschäftigt werden durften. Erst das Jahr 1848 brachte die weitere Entwicklung der Gesetz­ gebung ins Rollen. Aus alledem geht klar hervor, daß die Arbeiter weithin einen Lohn erhielten, der nicht zureichend war. Dazu kam für viele, daß sie oft mehrere Wochen oder gar Monate keine oder wenig Arbeit erhielten. Wenn Krankheit eintrat, kam die Familie sofort in Schulden, und die Sachen der Arbeiter wanderten auf das Leihamt. Es ist durchaus keine Seltenheit, daß auch die Betten verpfändet wurden. Der Ernährungs­ zustand war schlecht, die Kartoffel war das Hauptnahrungsmittel. Bei den schlechten, überfüllten Wohnungen traten mancherlei Krankheiten auf. Besonders schlimm stand es um die Kinder, die eine geringe oder gar keine geistige Bildung erhielten. Die Zahlen, die der radikale Drunke angbit,

SOZIALE NOTE

m

daß unter 66000 schulpflichtigen Kindern 29000 die Schule nicht be­ suchten, sind sicherlich übertrieben und dürfen nicht kritiklos von einem Buch in das andere hinüberwandern; aber auch der Armenvorsteher Liedtke klagt, daß ein großer Teil gar keine oder mangelhafte Schulbildung hak. In seinem Bezirk haben von 1000 Kindern 40 im Alter bis zu 12 Jah­

ren nie eine Schule besucht, dazu kamen die anderen, die frühzeitig die Schule verlassen hatten. Da der Bezirk von Liedtke etwa den 60. Teil von Berlin umfaßte, so hätte man etwa 2400 Kinder im Alter von 6 bis i2 Jahren anzunehmen, die keine Schule besucht haben').

Es

fehlte auch an tüchtigen Lehrern; denn da diese schlecht ausgebildet waren (das erste Seminar in Berlin 1831) und ein sehr schlechtes Gehalt er­ hielten'), so hatten ste keine Autorität. Man hatte für die Kinder und Lehrlinge, die die Fabrik besuchten, Nachhilfeschulen am Sonntagnachmittag eingeführt. Man hatte diese eigentümliche Zeit auch darum ge­ wählt, damit ste am Sonntag nicht in die Fabrik gehen konnte». 1839 bestanden 10 solcher Schulen, die von 307 Handwerkolehrlingen besucht wurden. Mit dieser elenden sozialen Lage war eine weitgehende moralische Ver­ wahrlosung verbunden. Die Verbrecherzahlen steigen. Im Jahre 1819 waren täglich auf der Stadtvogtei 365, 1840 561, d. h. 64 Prozent mehr, während die Bevölkerung nur um 26 Prozent gestiegen war. Unter

den Frauen griff die Prostitution um stch; Drunke aber übertreibt stcher, wenn er von 10000 Dirnen spricht. So hat also auch in Deutschland, wie bas Beispiel von Berlin zeigt, das Aufkommen des Fabrikweseno namenloses Elend hervorgerufen. Versetzen wir uns in die Lage eines Arbeiters. Die Arbeitszeit dauerte

12 Stunden, was keineswegs zu hoch gerechnet ist. Saß gibt Arbeits­

zeiten von 15—19 Stunden an, Zahlen, die bei der radikalen politischen Einstellung des Verfassers zu hoch gegriffen stnd. Dazu kam oft eine Stunde Weg zur Arbeitsstätte und ebensolange für den Rückweg, denn Verkehrsmittel gab es noch nicht. So wurde der Arbeiter der Familie entfremdet, er war gleichsam nur der Schlafgast. Seine Erholung fand er in der Kneipe. Und wenn schon der Abt Tritheim aus den Tagen der Reformation erzählt, daß in Berlin viel getrunken wurde, so hat in jenen Tagen die Trunksucht bestimmt noch zugenommen. Auch am Sonntag wurde gearbeitet. Wenn man dies alles bedenkt, so wird man stch nicht zu wundern haben, daß der Arbeiter schon damals

278

XL KIRCHLICHES LEBEN (1830-1870)

Gottesdienste nicht besucht hat.

1842 erkannte man dies zum erstenmal

in kirchlichen Kreisen Berlins, man verteilte — worauf ich später noch

genauer eingehen werde — am Neujahrstage eine kleine Flugschrift, die zum Besuch der Gottesdienste aufforderte. 1848, in den Tagen der Re­ volution, wurde die innere Entfremdung der großen Masse von der Kirche überall klar und deutlich. Man sah aber leider nicht die sozialen Wurzeln dieses Übels, und das ist die Schuld der Kirche, die leider wohl

nicht mehr gutgemacht werden kann. Das tritt uns ganz besonders ent­ gegen in der Behandlung der Wohnungsfrage.

Die schlimmsten Wohnungen waren die sogenannten Familienhäuser, die in den Jahren 1820—1824 in einer Zeit größter Wohnungsnot erbaut worden waren. Nicht der Staat, noch die Gemeinden waren auf

den Gedanken gekommen, die Masse der Armen in einzelne große Häuser hineinzuzwängen, sondern die Privatspekulation^). Ein Frh. v. Wülkenitz

kaufte vor dem Hamburger Tor Land auf, erbaute die Häuser, nahm auf sie Hypotheken auf und ging mit dem Kapital nach Paris, ohne die Zinsen zu bezahlen. Die Häuser wurden sehr billig verkauft, so daß viele Gläubiger ihr Geld verloren. Der Nachfolger nahm wieder Hypotheken auf und verschwand ebenfalls nach Paris, wo er sich als homöopathischer Arzt niederließ.

Die Mieten in diesen Massenquartieren brachten trotz

mancher säumiger Zahler bald so viel Geld ein, daß der Wert der Häuser auf 104000 Taler geschätzt wurde. Die berüchtigten fünf Familien­ häuser lagen in der Gartenstraße und hatten die Nummern 58, 58 a, 58 b, 59 a, 60; dazu gehörte das Wohnhaus der Besitzer Nr. 59, hinter dem

Kramläden und eine Viehhalterei lagen. Ich beschreibe eines der Häusergenauer, das Haus Nr. 58. Es hatte neben den Kellern und zwei Reihen Dachwohnungen drei Stockwerke, so daß man das Haus als fünf Stock

hoch ansehen konnte. Jedes Stockwerk hatte einen dunklen und engen Gang von etwa 5 Fuß Breite und 9—10 Fuß Höhe, und zu beiden Seiten des Ganges lagen einzelne Zimmer, im ganzen 150 Stuben, die mit einer Kochgelegenheit versehen waren. Die Stuben selbst waren durch eine einfache Tür, welche meist sich geworfen hatte, sehr unvollkommen verschlossen, und da auch die Fenster schadhaft waren, herrschte überall Zugluft. Die Wände waren nur zum Teil gemauert, zum Teil be­

standen sie aus Fachwerk mit Lehmfülluug und waren überall nur dürftig geweißt. Im Durchschnitt wohnten 1827 in jeder Stube zwei Familien, so daß mit Kindern und Schlafleuten eine Anzahl von 9—10 Köpfen auf

WOHNUNGSNÖTE

279

solch einen engen Raum zusammengedrängt wurden. Manchmal war ein

Seil durch die Stube gezogen, um die beiden Familien zu trennen. Bei der ungeheuren Wohnungsnot freuten sich viele, wenn sie überhaupt ein Unterkommen fanden. Die Kellerwohnungen waren ganz besonders schlecht, und es fehlten überall Kammern und Küchen. Die Miete betrug 1827

zwischen 22—36 Taler im Jahre. Das schlimmste war noch folgendes: der Hof, der von den Häusern 58, 58 a und 58 b gebildet wurde, war von einem Rinnstein durchschnitten, der in einen Sumpf dicht bei dem Hause absioß. Der Brunnen lag etwas höher als der übrige Hof, so daß

das übersiießende Wasser des Brunnens den Hof überschwemmte. Die Aborte befanden sich auf dem Hofe. Den Häusern stand ein Inspektor vor, der sich nicht allzuviel um die Sachen kümmern konnte. Sein Schreiber führte vor allen Dingen die Listen der Hausbewohner, da ein fast täglicher Wechsel unter den Bewohnern eintrat. Die Zahl der Be­ wohner wurde vor 1824 auf 3800 geschätzt, und von da ab ist sie all­ mählich gesunken:

1825 2800—3000,

1826 2360,

1827 2100, 1828

1749, 1864 1500. Bei dem täglichen Wechsel war eine genaue Kontrolle kaum möglich. Hier sammelten sich viele dunkle Existenzen. Die meisten Bewohner waren Tagelöhner, Gelegenheitsarbeiter, Weber, verarmte Professionisten, dazu viele Taugenichtse.

N!ach dem

Berichte des Armenarztes Dr. Thümmel waren unter ihnen alle Laster verbreitet, ebenso aber auch viele Krankheiten, z. B. Schwindsucht, Wassersucht, Lungenentzündung, Lähmung, Schlagstuß. Auch viele Irre und Trinker wohnten in diesen Häusern. Die Kinder wuchsen im Schmutz und bei schlechter Milch und Kartoffeln auf. Kranke lagen hier ohne

jede Pstege, da auf nachbarliche Hilfe nicht zu rechnen war. Für das ganze Revier von 12000 Seelen im „Voigtland" gab es nur zwei

Schulen, die meisten Kinder besuchten diese Schulen aber nicht, sondern gingen auf Arbeit, und wenn sie von der Arbeit heimkehrten, sangen sie Zoten und trieben Unanständigkeiten. Das Bedauernswerte war aber auch dies, daß der Besitzer und seine Erben aus diesen furchtbaren Häusern an­ sehnliche Mietssummen erzielten. Die Miete war zwar nicht hoch, und viele blieben die Miete schuldig, aber die Berliner Börsenzeitung vom

8. März 1864 stellt fest, daß die Häuser bei 20/0 Mietsausfall noch 12000 Taler Miete einbrachten und daß sie ein Kapital von 150 000 bis 160000 Talern repräsentierten. Mit den Groschen der Arbeiter sind also tatsächlich Jahrzehnte hindurch andere wohlhabend geworden.

Und da

280

XL KIRCHLICHES LEBEN (1830-1870)

man sah, wie gut sich solche Häuser rentierten, so baute man bereits vor

1839 noch zwei solcher Massenhauser, die ebenso minderwertig gebaut

waren, Gartenstraße io/ii, das sogenannte Wiedecksche Haus. Nach den Forschungen von W. Hegemann kamen 1815 durchschnittlich sechs Wohnungen auf ein Haus, 1830 sieben, 1840 beinahe acht, 1850 etwas über neun und 1860 fast zehn. 1815 kamen noch nicht 30 Bewohner auf ein Haus, 1828 35, 1848 43, 1850 48, 1860 49. Gleichzeitig stiegen die Mieten erheblich, und schon 1830 klagte die

Voffische Zeitung, daß es für ärmere Leute an kleineren Wohnungen fehlt. Erst die Volkszählung von 1861, die durch den Einstuß des Stadtverord­ neten Sanitätsrat Dr. S. Neumann die Wohnungsverhälknisse besonders berücksichtigte, brachte das Elend der Wohnungen an die Öffentlichkeit. Ber­ lin hatte damals 521993 Einwohner, davon wohnten 48326 in Kellern. Es gab 105811 Wohnungen, davon hatten fast die Hälfte, 51909, nur ein heizbares Zimmer, und 224406 Menschen wohnten in solchen Ein­ zimmerwohnungen. Fancher schrieb damals: „Ist das die normale Lebens­ form oder nicht? Wenn ste es nicht ist, was haben wir bei einer Aus­

nahme zu denken, welche die Hälfte der Einwohner beträgt? Und wenn ste es ist, soll ste so bleiben?""). Es gab zwar Menschen, die schon vor 1848 die Wohnungsnot er­ kannten. Der vielgereiste Victor Aime Huber (dessen Mutter die Gattin des unglücklichen Weltreisenden George Forster gewesen ist), der 1843 nach Berlin als Professor für neuere Sprachen kam, hauptsächlich aber journalistisch tätig war, erkannte mit klarem Blick das große Volkselend, das von den schlechten Wohnungen ausging. Er fand in betn Berliner Architekten C. W. Hoffmann einen verständnisvollen Mitarbeiter. Es gelang sogar, den Prinzen Wilhelm von Preußen, den späteren Kaiser,

dafür zu interessieren. 1848 kam es zur Gründung einer gemeinnützige« Bangesellschaft, die vor allem kleine Wohnungen schaffen sollte. Aber statt 1000000 Taler Aktienkapital brachte man nur 211000 Taler auf. Wenn auch eine Reihe von Häusern gebaut worden sind (1849 Ritter­ straße 28; es folgten bis 1851 noch 15 Wohnhäuser)"), so konnte die

Gesellschaft ihr Programm doch nicht erfüllen. Aber das Schlimmere war: Hoffmann wurde als Wegebauinspektor „in die Regionen der Wasserpolacken und Masuren versetzt", wo er, wie Huber sagt, die Leiden der Wohnungsnot auch aus eigener Erfahrung kennen lernen sollte. Huber verließ 1851 verärgert Berlin und redete von „dem Geheimratsgeschlecht",

WOHNUNGSNÖTE. SONNTAGSRUHE

281

das „ein gräßliches Geschlecht lebendiger Leichen" ist, und schalt auf die Aristokratie, die trotz der Revolution noch nichts gelernt ^oBe12). Man fragt

stch unwillkürlich: Wo hatte in jenen Tagen die Berliner Kirche ihre Augen? Wenn auch Wichern in den Fliegenden Blättern auf das soziale Elend im Vogtland hinwies, — die Pfarrer in Berlin haben in der Öffentlichkeit ihre Stimmen nicht erhoben, während eine Bettina von Arnim, die allerdings nicht selbst in die Arbeikerhäuser hineingegangen ist, sondern stch nur durch den jungen Schweizer Gründholzer darüber be­ richten ließ, das Elend in den Familienhäusern plastisch abschilderte. Das kleine Heft von Ed. Kuntze über das Jubiläum des Vogtlandes ist für wei­ tere Kreise bedeutungslos gewesen, man steht wohl, daß Kuntze als Pfarrer versucht hat, stch- der unglücklichen Menschen anzunehmen; aber auch er hat nicht verstanden, das soziale Gewißen der Öffentlichkeit zu wecken.

Es wäre dies auch sicher nicht ganz leicht gewesen. Die öffentliche Meinung sing zwar seit den 4°die innere seelische Verbindung mit der Kirche allmählich immer stärker ver­ lor, machte Berlin nach außen hin noch durchaus einen konservativen

284

XI. KIRCHLICHES LEBEN (1830-1870)

Eindruck. Die einzelnen Stände, vor allem die Gewerbetreibenden, Be­ amten und der Adel, standen sich ziemlich schroff gegenüber, und jede Gesellschaftsklaffe bildete eine eigene Lebenssphäre heraus. Namentlich der Adel wollte seine führende Stelle behaupten, was ihm auch zum Teil gelang. 1838 konnte das Kammergericht in dem Beleidigungsprozeß zwischen dem Oberbürgermeister von Bährensprung und dem Kämmerer Rehfeld als Milderungsgrund für Bärensprung anführen, daß er vom Adel und höheren Standes fei"). Aber trotz aller Differenzen richtete stch das Hauptinteresse der Berliner, wie der Bäckermeister Kochhann in seinen Erinnerungen mitteilt, auf die Person des Königs sowie auf das

Wohlergehen der königlichen Familie. „Um ste drehte stch alle Unterhal­ tung." Der König stand nicht, wie einst der große Friedrich, in über­ legener, geistiger Größe über den Bürgern. Er war innerlich bürgerlich, rechtlich und ehrlich, brav und tugendhaft. Der gemeine Mann fühlte, daß er ihm innerlich wesensverwandt war. Der Hof war kirchlich rechtgläubig. Der König, der in einer ge­ mäßigten, konservativen Aufklärung erzogen war, hatte allmählich, dem Zuge der Zeit folgend, stch mehr zu einer milden Rechtgläubigkeit hin entwickelt'»). Nicht die schroffsten Vertreter der Orthodoxie wie Hengsten­ berg erfreuten stch seiner Gunst, sondern eine milde Rechtgläubigkeit herrschte bei Hof. Auch der Hofprediger Strauß, der Vertreter der neuen pietistischen Frömmigkeit, hatte etwas Weiches und Anpassungs­ fähiges. Aber keiner der Berliner Geistlichen wurde sein Hauptratgeber in den kirchlichen Angelegenheiten; sondern die Stelle, die einst Sack (f 1817) eingenommen hatte, nahm jetzt der Hofprediger an der Garnison­

kirche in Potsdam, R. Fr. Eylert, ein, der 1818 Bischof, Mitglied des Staatsraks und des Ministeriums wurde'»). Er hat eine gleiche innerliche Entwicklung wie sein königlicher Herr von der Aufklärung zur Recht­ gläubigkeit hin durchgemacht. Gleichzeitig hatte stch in dem geschmeidige» und eitlen Hofprediger eine schroffe, despotische Staatsauffassung aus­ gebildet, nach der auch die Pfarrer der Obrigkeit unbedingt stets zu gehorchen hätten. Er hat zu den unheilvollsten Ratgebern des Königs gehört, die hinter den Kulissen durch Gutachten und Worte die Reaktion gestärkt haben. Er trägt die Hauptschuld an der Entlassung des Professors De Wette, weil dieser einen Trostbrief an die Mutter des unglückliche» Sand geschrieben hat, der Kotzebue ermordet hatte. Er hat später de» König zu scharfen Beschlüssen gegen die Alt-Lutheraner gedrängt. Un-

DER KIRCHLICH-KONSERVATIVE GEIST

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liebsames Aufsehen erregte in der Bevölkerung vor allem die Ordens­ predigt in der Domkirche am 24. 1. 1819, bie zu dem Kampf gegen den „nachteiligen Einfluß des Geistes" aufforderte und von der der König ganz begeistert war. Man faßte die Predigt mit Recht als einen Angriff gegen die inneren Freiheiten auf, die feit den Tagen des großen Friedrich zur preußischen Tradition gehörten. Erreichte am 16. Oktober 1819

an Wittgenstein ein Gutachten über das Verderben der Zeit ein, das die Wurzel alles Übels in der verkehrten Erziehung vor allem der Volksschule sah und gleichsam die reaktionäre Schulpolitik eines Beckedorf vorbereitete. Abgesehen von diesem Höfling, dessen Sohn Friedrich 1848 Anführer einer revolutionären Bande war und nach dem Palais des Prinzen von

Preußen zog, um es zu demolieren und zu plündern, herrschte eine milde, rechtschaffene Orthodoxie, entsprechend dem gutherzigen Charakter des Königs. Mit Friedrich Wilhelm IV. kam der Pietismus auf den Thron. Die kirchlichen Fragen traten an die erste Stelle, und er war getragen von der Sehnsucht, eine innere religiöse Erneuerung durch seine Negierung im Volk herbeizuführen. „Zur Negierung gelangt, betrachtete daher Julian die kirchliche Restauration als seine Hauptaufgabe", schreibt D. FrStrauß in seiner historisch verhüllten Kritik des romantischen Königs. Für die kirchlichen Zwecke, für Kirchenbauten und Liebeswerke (z. B. Bethanien, Johannesstist) war stets Geld da. In jenen Tagen war es selbstverständlich, daß Generäle und höhere Beamte den Gottesdienst besuchten. Nur solche, die eine kirchliche Gestnnung hatten, wurden zn seinem vertrauten Freundeskreis hinzugezogen; Alexander von Humboldt ist der einzige unter ihnen, der dem kirchlichen Leben gleichgültig gegenüber­ stand. Und es war das nicht äußere Sitte, es war inneres seelisches Bedürfnis. Wenn Friedrich Wilhelm IV. in jenen Märzkagen vor dem Drängen des Volkes zurückwich und nicht die Revolution vom Militär nie­ derschlagen ließ, so hing dies zunächst zusammen mit seiner allgemeinen,

stets wiederkehrenden Entschlußunfähigkeit; dann aber spielt ein religiöser Gedanke in seine Entschließungen hinein: Er will stch der Heimsuchung beugen in der Hoffnung, daß Gott stch dann in seiner Gnade seiner und seines Volkes erbarme. Am 21. März entließ er seinen Freund An­ ton Stolberg mit den Worten"): „Meine Hoffnung ruht nicht auf „weisem Blick" in die Zukunft, sondern in der Zuverstcht auf den Namen des lebendigen Gottes, unseres Heilandes... und ich forderte Sie im

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XI. KIRCHLICHES LEBEN (1830—1870)

Gebet auf, das Bewußtsein des gemeinsamen Beters mit mir und allen denen, die auf die Verheißung bauen, welche solchen Gebeten zugesagt ist durch den Mund der ewigen Wahrheit selbst." Und so wartete er auf

das Eingreifen Gottes: „Um so herrlicher wird die Wendung zum Heil sein, als ste es nach der Trübsal der 7 Jahre von 6 an gewesen ist." (14. Mai 1848.) Er wollte die Revolution bekämpfen, aber erst dann, wenn es an der Zeit ist, wenn Gott es will. Wer feine Frömmigkeit nicht erfaßt, wird ihn nicht verstehen. Sie erfüllte sein ganzes Wesen.

Und so gehörte die Beschäftigung mit den kirchlichen Fragen zu seinen liebsten Beschäftigungen. Er sgnn über neue kirchliche Verfassungen nach. Er wollte eine apostolische Kirchenordnung neu erstehen lassen. Er baute kirchliche Sommernachtsträume. Aber während er über das Verhältnis von Staat und Kirche nachsann, lebte das Volk in Sehnsucht nach Ver­

fassung und nationaler Einheit. König und Volk verstanden stch nicht. Besonders erwähnenswert ist um seines starken Einstusses willen bei SkellenbeseHungen Ludwig Gustav von Thile, der 1841 zum Kabinetts­

minister berufen wurde. Seit 1817 hatte er stch dem Studium der Bibel zugewandt, wurde darum Prästdent der Bibelgesellschaft und von den Berlinern daher „Bibelthile" genannt. Mit der peinlichen Gewissen­ haftigkeit, mit der er einst die Gedanken Scharnhorsts vertreten hatte, vertrat er nun die christlichen Ideen, und kam zu dem Gedanken einer „christlichen Politik", d. h. er glaubte an die unmittelbare Einwirkung der himmlischen Gnade auf die weltlichen Entschlüsse. Treitschke erzählt uns, wie Thile auf Grund der Losung der Brüdergemeinde seine politische Ansicht dem Grafen Stolberg gegenüber änderte; solches reizte natürlich zum Spott. Dazu kam, daß er darauf achtete, ob auch Offiziere die Kirche besuchten, und auch hier konnte die Frömmigkeit zur Beförderung bei­ tragen, was natürlich von denen, die befördert werden wollten, beachtet

wurde. Auch dies reizte wieder zum Spott. Aber man vergesse nicht, daß Thile ein durchaus innerlich ehrlicher Mensch war. Er konnte ernstlich erwägen, ob er nicht als Missionar nach Australien oder Afrika gehen sollte, — ein wunderlicher Gedanke für einen Minister, aber auch ein Zeichen für den Ernst seiner Überzeugung. In seinem Nuchlaß fanden stch eine Fülle von Betrachtungen über die heilige Schrift, wiederum ein Zeichen

seiner frommen Gestnnung. Er war durchdrungen davon, daß der ent­ scheidende Kampf zwischen Glauben und Unglauben herannahe, und so wurde der mildgestnnte Mann engherzig in Glaubenssachen und konnte

DIE KIRCHLICHKEIT FRIEDRICH WILHELMS IV. DAS BÜRGERTUM

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seinem rationalistischen Freunde Boyen den Rat geben, er solle ehrlich sein und aus der lutherischen Kirche ausscheiden und eine rationalistische Kirche gründen (1831)22). Wer also beim Militär vorwärtskommen wollte, mußte nach außen hin fromm erscheinen. Die Art, wie es Thile machte, ist sicherlich nicht richtig gewesen, aber die innere Wahrhaftigkeit dieses Mannes sollte nicht angezweifelt werden. Und doch war es etwas Großes, daß höchste Beamte in entscheidenden Augenblicken in der Stille bei Gott sich Rat Holken. Als der Graf Brandenburg zum Minister ernannt wurde, meldete er sich bei Büchse!

zum Heiligen Abendmahl an und saß am Sonnabend zuvor bei der Beichte dicht am Altar. Die Kirche hat damals ungeheure Möglichkeiten des Wirkens gehabt; aber die Kirche, die in jenen Tagen unter die

Leitung Hengstenbergs geriet, hat damals nicht den richtigen Blick für

das, was für Gott nötig war, gehabt. Die führenden bürgerlichen Schichten der Bevölkerung haben für die pietistische Frömmigkeit keine innere Veranlagung gehabt. Der nüch­ terne Wirklichkeitssinn des Berliners, der Witz und die geringe Neigung zur Schwärmerei hielten sie davon ab, der Pietismus blieb ihnen stets innerlich unverständlich. Und so wurde durch die Entwicklung der Kirche

zum Pietismus hin das Bürgertum dem kirchlichen Leben entfremdet. Es waren die Tage des Biedermeiers, jene Tage ruhigen, behaglichen Ge­ nügens, wo man Zeit hakte, Familienverkehr und Freundschaften zn pflegen, wo noch weithin patriarchalische Zustände herrschten. Man hätte meinen sollen, es hätten jene Tage auch Höhepunkte des religiösen und kirchlichen Lebens werden müssen. Aber das Theater, dessen große Tage damals gewesen sind, war damals den Menschen wichtiger als die Kirche. Der Prozeß der Entkirchlichung, die Schleiermacher schon in seinen

Reden bei dem Gebildeten voraussetzk, war weitergegangen. Man lese die Lebensläufe Berliner Bürger aus jenen Tagen, und man wird finden, daß ihr Leben an der Kirche vorbei geht. Der Zug der Diesseitigkeit ergriff schon damals das Bürgertum. Man sing an zu tun, was andere Jahrhunderte versäumt hatten — so erschien es wenigstens de» Menschen jener Zeit —, ein festes Haus auf dieser Erde zu bauen. „Da­ mit beschäftigt, so schreibt A. von Sternberg2»), hört man auf nichts.

Jeder, der an das Geschlecht unserer Tage herankrikk, wird gefragt: Bringst du etwas Nützliches, Notwendiges mit? Wenn nicht, — bleibe fern! Das ist der wahrhaft dämonische Materialismus, der uns alle

gefangen hält. Ihm (mb bereits Hunderte, ihm werben aber noch Tau­

fende zarterer Beziehungen der Menschheit zum Opfer fallen." Wenn die Kirche erwähnt wird, wie bei dem Bäckermeister Kochhann"), so erscheint es fast selbstverständlich, daß der Bürger, der an der Stadtverwaltung sich beteiligt, kirchlich liberal ist. Selbst ein so innerlich frommer Mensch wie Ernst Curtius, allerdings kein geborener Berliner, berichtet feineni Vater von Theater und von Vorträgen, aber nur in seinen Studenten­ briefen spricht er von der Kirche und dem Besuch der Gottesdienste; in seinen späteren Jahren wird das kirchliche Leben in seinen Briefen nicht mehr erwähnt. Und wenn es auch von Curtius selbst nicht gelten kann, es bildeten stch schon vor 1848 eine Art „Geheim-Religion der Gebildeten" heraus. Man gehörte zur Kirche, aber man machte stch seine eigene Religion

zurecht. Für den praktischen Mann wurde die Kirche ein annehmbarer äußerer Schmuck, vor allem bei Familienfesten. Man suchte einen Pfarrer zu erhalten, der auch als Mensch und Gesellschafter der Fa­ milie symphatisch war. Auch die Masse der Beamten, deren Zahl in Berlin immer stärker anwuchs, war liberal. Wie diese vor 1806 meistens Schüler von Christian

Wolff gewesen waren, so waren ste jetzt zum großen Teil Anhänger der Hegelschen Philosophie. Die Stellung Altensteins"), der die Kultur­ politik Preußens in diesen Jahrzehnten geleitet hat, mag für die meisten Beamten auch zutreffen. Er stand den religiösen Fragen im Grunde seines Herzens innerlich fern, es kostete ihn keine Überwindung, in den kirchlichen Parteikämpfen stch der Einmischung zu enthalten. Er hak sogar zunächst nichts getan, um gegen ein so kritisches Buch, wie das Leben Jesu von Dr. Fr. Strauß, vorzugehen. Es lebten in ihm die alten Tra­

ditionen von den Tagen des großen Friedrich her, von der Freiheit der Wissenschaft und der geistigen Entwicklung, die stch bei ihm mit einem Stück Gleichgültigkeit gegenüber der Frömmigkeit verbunden hatten. Gleichzeitig war er zum Beschützer und Gönner Hegels geworden, weil

er von dessen Staaksauffassung eine Förderung der konservativen Kräfte erhoffte. So ist es für ihn kein Widerspruch, wenn er bei allem Eintreten für innere Freiheit gegen Burschenschaften und politische Neuerer vorging; er war eben Anhänger des aufgeklärten Absolutismus geblieben, wie auch Friedrich Wilhelm III. stets in diesem Sinne regiert hak. Für die neue pietistische Frömmigkeit hatten die Beamten jener Tage ebensowenig Sinn wie für die neuen Aufgaben sozialer Art. Unter den Führern der Wissen-

DIE INTELLEKTUELLEN UND DIE KIRCHE

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schäft in Berlin vermag ich nur drei zu nennen, in deren Schriften oder Briefen sich Bekenntnisse voll ursprünglicher religiöser Kraft sinden: den Geographen Carl Ritter und den Begründer der historischen Rechtswissen­

schaft C. F. von Savigny, der, obgleich er katholisch war und auch als

Katholik gestorben ist, voll überkonfessioneller Frömmigkeit die protestan­ tischen Gottesdienste (namentlich von Hermes an der Spittelkirche, in späteren Jahren von Büchse! an der Matthaeikirche) oft besuchte und seine erste Toch­ ter auch evangelisch von Hermes hatte taufen lassen26), — und Leopold von Ranke, den großen Historiker. Bei dem Philosophen Hegel, dessen Systeul

so stark auf Theologen wirkte, wird man dagegen vergeblich nach religiösen Zeugnissen suchen. Philosophie war bei ihm an die Stelle der Frömmig­ keit getreten. Von ihr kann er verkünden2?): Sie „ist ein fortwährender Kultus; sie hat zu ihrem Gegenstände das Wahre, und das Wahre in seiner höchsten Gestalt als absoluten Geist, als Gott". Der Subjektivi­ täten muß man sich entschlagen, „rein im Denken und nur nach dem ob­

jektiven Denken sich verhalten". Er mag wohl gelegentlich zur Kirche ge­ gangen sein, — aber jedenfalls sehr selten. Seine Kinder sind in der fran­ zösischen Kirche eingesegnet. Die Philosophie war an die Stelle der

Religion getreten. Das schließt nicht aus, daß religiöse Empsinduugen gelegentlich auch aus seiner Seele hervordringen. So kann er seiner kranken Schwester schreiben26): „Ich habe Dich in meinem Brief vor­ nehmlich aufgefordert, Deine Seele auf den Gedanken an Gott zu richten und von der höheren Liebe Stärke und Trost in dem Gemüt zu erlangeu."

Die radikalen Geister, die es auch im Bürgertum in dieser Epoche gab, haben keinen weiteren Einstuß ausgeübt. Die Juli-Revolution 1830

hat in Berlin keine größere Erregung ausgelöst, nicht etwa darum, weil

die Zensur fast alle Nachrichten unterdrückte, sondern weil man in Berlin nicht so politisch interessiert war, wie in Königsberg oder im Westen. Berlin war Residenz, und wer etwas gelten wollte, hütete sich, durch freimütige Äußerungen Anstoß zu erregen. „Für den Berliner", so sagt Gustav Mayer26), „war damals der politische Klatsch, dem der volks­ tümliche WiH nicht selten zu plastischer Gestalt verhalf, die eigentliche Form, in der seine innere Unabhängigkeit Selbstbewußtsein erhielt und

in der gleichzeitig sein Oppositionsdrang sich erschöpfte." Man las in Berlin selbstverständlich die Romane der neuen Literaturgruppe, die rnit ihrem Skeptizismus die Entkirchlichung verstärkten. Aber Karl Gutzkow, das Haupt des „jungen Deutschland", ein Berliner Kind, lebte längst

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XL KIRCHLICHES LEBEN (1830-1870)

nicht mehr in seiner Vaterstadt, sondern war nach Frankfurt a. M. übcrgestedelt.

Ende der dreißiger Jahre tauchte in Berlin ein neuer Kreis radikaler Schriftsteller auf, Kaffeehaus-Literaten. Sie stnd nicht vom „jungen Deutschland" ausgegangen, sondern es waren Schüler Hegels, die die

Lehre des Meisters in radikalem Sinn weiterbildeten. Keine großen Geister waren es, z. B. der frühere bayrische Pfarrer Dr. Karl Riedel, Dr. Edmund Meyer, Ludwig Eichler, der Oberlehrer Dr. Karl Koppen, der Privatdozent Dr. Karl Nnuwerk, Dr. Ludwig Buhl, Dr. Rutcuberg, der Mädchenschullehrer Caspar Schmidt. Karl Marx, der 1841 in Berlin promovierte, hat in diesen Kreisen verkehrt. Diese alle schauten

damals zu Bruno Bauer, dem kühnen Kritiker der Evangelien, der die Geschichtlichkeit Jesu bestritt, als ihrem geistigen Oberhaupt auf. Er war

bis 1842 Privatdozent in Bonn, verlebte aber die Ferien stets in seinem El­ ternhaus in Charlottenburg. Er stand seinen Freunden kritisch gegenüber,

wie er auch sich selbst stets kritisch betrachtete; denn die Kritik war.sein Lebenselement, das ihn nie zur Ruhe kommen ließ und immer weiter in ihm arbeite, so daß er von einer Überzeugung zur anderen fortschritt. Und dieser Wechsel der Überzeugung war ihm, wie seinem Bruder Edgar, ein Symptom der wahrhaften Fortentwicklung. Edgar war Liberaler, Radi­ kaler, Kommunist, Anarchist, Konservativer und schließlich Welfe. Bruno endete als Mitarbeiter Herrmann Wageners. In dem Kreis der Berliner Literaten stnd die Gedanken der Brüder aufgegriffen worden. Seit Früh­ ling 1842 nannte dieser Kreis stch die „Freien" und stellten stch offen auf den Boden des Atheismus. Bruno Bauer schritt im „entdeckten Christentum" (1843) dazu fort, das Christentum als „das Unglück der Menschheit" zu er­ klären. Der „würdige" Mädchenschullehrer, der um seines Amtes willen stets vorsichtig unter dem Pseudonym Max Stirner schrieb und seine radikalen Gedanken so gut zu verbergen wußte, daß die Polizei ihm

gegenüber niemals Verdacht geschöpft hat, übertrumpfte noch Bauer und verkündete: „Weg Satzungen, weg Gesetze! ... ä bas aussi les lois." Jener trug noch den Glauben an den Geist und an die Hoheit des Ideals der Menschheit in sich. Stirner setzte in seinem Buch „Der Einzige und sein Eigentum" (1844) das kleine Ich auf den Thron. Die Macht des Gedankens hat der Gewalt des Egoismus zu weichen. Gerade damals trat Stirner zum letztenmal bei seiner Trauung am 21. Oktober 1843 ,n persönliche Beziehungen zu der Kirche. Es war eine Heus-

RADIKALE GEISTER

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Lrauung. Als der Pastor Marot nach einer Bibel fragte, war keine zur Hand. Bei der Rede hörten die Anwesenden nicht zu, sondern sahen ostentativ zum Fenster hinaus. Als die Frage nach den Ringen gestellt

wurde, stellte sich wieder eine Schwierigkeit heraus; die Ringe waren nicht bestellt, vielleicht aus Vergeßlichkeit. Da zog Bruno Bauer die Geldbörse aus der Tasche und zog die breiten Messingringe ab und gab ste dem Prediger, indem er meinte, daß ste ebensogut zusammenhalten wie die goldenen"). Vom Einstuß dieser Literaten darf nicht geredet werden. Sie haben auf die Entwicklung des Proletariats geachtet, aber ste haben nie innere Fühlung mit ihm bekommen, ebenso standen ste auch dem Bürgertum gegenüber isoliert da. Sie blieben eine kleine Klique, deren Bedeutung stch fast darin erschöpft, daß einige ihrer Schriften der späteren antireligiösen Volks­ propaganda bis zum heutigen Tage den Stoff geliefert haben. Vor allem werden Bruno Bauers Schriften zu antichristlichen Pamphleten aus­ geschlachtet, neuerdings auch im bolschewistischen Rußland. Auch Karl Marx hat stch von diesen Literaten abgewandt, obwohl er Bruno Bauers Kritik über das Christentum ausgenommen hatte. Er fühlte stch über den Berliner Schulmeister erhaben, „besten Welt von Moabit bis Köpenick geht und hinter dem Hamburger Tor mit Brettern vernagelt ist""). Als

inan 1843 diesen Literaten von oben her ihr Handwerk legte, erhob stch nicht, wie ste stch einbildeten, ein Schrei der Entrüstung, sondern die Öffentlichkeit beachtete es kaum. Berlin war bis 1848 troh aller Unterströmungen äußerlich noch kirchlich konservativ. Gerade bei der Gedächtnisfeier zur Erinnerung an den Übertritt des Kurfürsten und der Stadt zur Reformation am 1. und 2. November 1839 trat dies hervor"). Der Magistrat hatte die Leitung der Feierlichkeiten in die Hand genommen. Am Freitag, dem 1. November, fanden die Schulfeiern statt; ein Bürgerhospital für würdige, verarmte Bürger wurde vom Magistrat zum Gedächtnis an die Feier eingeweiht. Am Sonnabend, dem 2. November, dem Hauptfesttag, ruhten die Geschäfte, in allen Kirchen fanden Gottesdienste statt, an denen die KommunalBeamten teilzunehmen hatten. Die Hauptfeier war in der Nikolaikirche. Gegen V211 Uhr versammelten stch auf dem Kölnischen Rathaus der

Magistrat, die Stadtverordneten, die städtischen Verwaltungsdeputationen, die Direktoren und Lehrer der Gymnasten und höheren Stadtschulen, die Kommunal-Beamten der Nikolai-Parochie, die Altmeister und Vor-

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XL KIRCHLICHES LEBEN (1830-1870)

sicher der Gewerke; auch Vertreter der Staatsbehörden und der Uni­

versität erschienen, und in festlichem Zuge ging es nun unter Vorantritt der Gesangsklassen der Gymnasien und unter Absingung des Liedes „Ein feste Burg", unter Führung der Bischöfe Dr. Roß und Karl Ritchl, über die lange Brücke, die Königs- und Poststraße zur Kirche, wo Dr. Roß schwungvoll, aber nicht sehr inhaltsreich predigte.

Die Prediger der Erweckung hatten den stärksten Einfluß, sie über­

wogen auch an Zahl, und die interessanteste Persönlichkeit unter ihnen war ohne Zweifel Goßner. Johannes Evangelist Goßner^) stammte aus dem schwäbischen Dorf

Hausen zwischen Ulm und Augsburg, wo seine katholischen Eltern einen Bauernhof besaßen und er als zehntes Kind geboren wurde. Eingetragen im Kirchenbuch ist nur der Tauftag, 14* Dezember 1773, den Goßner fälschlich für seinen Geburtstag gehalten hat. Er wurde katholischer Priester und kam als solcher unter den Einfluß von Sailer und Martin Boos. Als Domkaplan in Augsburg hatte er 1802 seinen ersten Zu­ sammenstoß mit den Jesuiten, der damit endete, daß er auf mehrere Wochen in das Priestergefängnis zu Göggingen überwiesen wurde. Der weiteren Öffentlichkeit wurde er bekannt, als er in München 1812 ein Benesiziat an der Frauenkirche erhielt und hier durch Predigt und Kinder­ lehre eine bedeutsame Erweckung hervorrief. 1818 mußte er München verlassen, und er hoffte, in Düsseldorf als Religionslehrer in der Stille wirken zu können. Auch hier ließ man ihn nicht in Ruhe, und so freute er sich, als er 1820 einen Ruf nach Petersburg erhielt, wo sein Wirken weitere Kreise erfaßte. Aber nach vier Jahren vertrieb man ihn auch von hier, obgleich er sich der Gunst des Zaren erfreute, der ihm für seine

Predigten einen Saal für 2000 Menschen hatte bauen lassen. Er fand in den Kreisen der Erweckten in Deutschland gastfreundliche Aufnahme, vor allem in Schlesien, und hier, in Königshayn, vollzog er am 23. Juli 1826 seinen öffentlichen Übertritt zur evangelischen Kirche durch die Teil­ nahme am Heiligen Abendmahl. Am 22. August 1826 traf er in Berlin als Gast im Hause der Gräfin Schönberg, geb. Stolberg, ein, und hier hielt er zunächst in den Häusern der Erweckten private Andachtsstunden. Nach kurzem stillen Gebet schlug er die Bibel aufs Geratewohl auf, las

DIE PREDIGER DER ERWECKUNG. GOSSNER

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ein Kapitel vor und legte es aus der Kraft feiner Innerlichkeit heraus aus. Am i2. Januar 1827 reichte er ein Gesuch um Anstellung bei dem Kon­ sistorium ein. Er stieß auf größeren Widerstand, als er erwartet hatte. Er mußte sich einem Examen unterziehen und nicht nur eine lateinische Arbeit über die Nechtfertigungslehre des Paulus, sondern auch eine Predigt

einreichen, die er vor Eylert in Potsdam halten mußte, als ob er ein junger Anfänger sei. Auch nach dem Examen erhielt er nicht gleich eine Anstellung; es ergaben sich neue Schwierigkeiten, er verlor fast die Lust,

in Berlin zu bleiben, zumal Einladungen aus Pommern Vorlagen. Nur Stobwafser von der Brüdergemeinde und Schleiermacher, bei dem er auch öfter zu Gaste war, räumten ihm die Kanzel ein, was ihn dann wieder an Berlin fesselte. Endlich am 14. Mai 1829 wurde er als Pastor au der Bethlehemskirche als Nachfolger von Jänicke eingeführt. Goßner gehört zu den eigenartigen Predigern, die ganz aus dem In­ nern heraus redeten, ohne ihre Predigt ausgearbeitet zu haben. Seine ge­ druckten Predigten werden darum nie die lebensfrische Wirkung ausüben, die von ihm persönlich ausgegangen ist; sie sind, wie Dalton sagt, getrockne­ ten Pstanzen gleich, deren Hauptreiz im Duft bestanden hat. Er brauchte nicht starke Bilder oder kunstvolle Rhetorik, er gab einfache und schlichte Bibelauslegungen. In seinem starken Gebetslebeu wurzelte die Kraft seiner Rede. Auch die Mystik Taulers lebte in ihm ebenso, wie Luthers Botschaft von der Gnade Gottes. Zu der Predigt trat die Seelsorge hinzu. „Man klagte," so erzählt Saison34), „daß er einsiedlerisch sich allzusehr zurückziehe. Wer aber nur an paar Tage unsichtbar bei ihm hätte Gast sein und alle die Zuströmenden hätte sehen können, der würde den Vorwurf nicht erheben. War er des Abends erschöpft von den Besuchen, bei denen er streng darauf hielt, ihn nicht mit Tagesneuigkeiten zu behelligen, dann verbrachte der Greis einen Teil der Nacht, die von Nord und Süd, von Ost und West an ihn gerichteten seelsorgerischen Anfragen zu beantworten". Seine Wirksamkeit reichte über die Gemeinde hinaus. Auch zum Hof hatte er intime Beziehungen. Er hat 1846 der Prinzessin Wilhelm, die seine Liebeswerke stark unterstützt hat, die Gedenkrede gehalten. Bismarck hat ihn 1849 gebeten, bie Taufe seines ältesten Sohnes zu vollziehen. Die Witwe des Philosophen Hegel hielt sich zu seinen Gottesdiensten und unterstützte reichlich seine wohltätigen Bestrebungen. Zn aller Arbeit trat eine umfangreiche Liebestätigkeit hinzu. Ich hebe

XL KIRCHLICHES LEBEN (1830-1870)

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nur Folgendes hervor.

Aus einem Frauenkrankenverein heraus entstand

1836 die Gründung des Elisabeth-Krankenhauses, gelegen in der Pots­ damer Straße, Ecke LüHowstraße.

Er führte statt des Namens Dia­

konisse den Namen Pstegerin ein, weil ihm, dem früheren Katholiken, jede Erinnerung an das Ordenswesen unsympathisch war. Dazu kam die Gründung von Kinderbewahranstalten. Ganz klein stng es an. Ein christ­ liches Ehepaar räumte Wilhelmstraße 21 eine größere Stube ein; ein Vierteljahr später mietete man schon eine größere Räumlichkeit mit Spiel­ platz. Ein Jahr später konnten schon drei weitere Anstalten eröffnet

werden. Dazu kam die Gründung der Goßnerschen Missions-Gesellschaft, einer Abzweigung von der Berliner Mission, die damals durch unerfreu­ liche Streitigkeiten der Missionare in einer Krists stand. Eine ganz leicht zu behandelnde Persönlichkeit ist Goßner nicht ge­ wesen. Er konnte niemand selbständig neben stch arbeiten lassen, weil er alles allein machen wollte. Er war empfindlich und temperamentvoll. Er, der viel Angefochtene, witterte überall persönliche Gegner. Als Mi­ chern 1841 ihn aufsuchte, fragte er harmlos: „Wie bereiten Sie Ihre Heidenboten zum Missionsdienst t>or?“35). Da brach Goßner in heftigen Zorn aus, er wurde grob und anmaßend, wie Wichern noch nie einen ehrwürdigen Mann gesehen hatte. Nur weil er ruhig blieb und einlenkte,

schieden fie als Freunde. Wunderliches findet fich auch sonst bei diesem eigenartigen Mann. Er malte — z. B. — in einem Traktat die Sün­ den des Menschenherzens in drastischer Weise aus, und nicht gerade künstlerische Bilder verfinnbildlichen gleichzeitig das Gesagte.

Und doch durfte er nicht mit Unrecht Vater Goßner genannt werden. Er trug die ihm anvertrauten Menschen betend auf seiner Seele. Büchse! hat später Bethmann erzählt, daß er in seiner Seelsorge immer wieder

auf die Spuren Goßners gestoßen sei, und zwar unter allen Ständen3"').

Die Bethlehemskirche blieb auch nach dem Abgang von Goßner ein Mittelpunkt der pietistischen Kreise aus ganz Berlin, — besonders durch

die Anziehungskraft, die Gustav Knaak ausübte (Einführung in Berlin 24. Februar 1850)37). Er hatte als Erweckungs- und Missionsprediger in Pommern fich weithin einen Namen gemacht, er hatte auch in seinem eigenen Dorf Wusterwitz eine Erweckung hervorgerufen und war als Liederdichter sehr geschätzt. In ihm tritt uns der Typus der sentimen­ talen gefühlvollen Frömmigkeit entgegen, der fich immer nach Erbauung sehnt und in religiöser Erregung schwelgt. Unter seiner Kanzel stossen

GOSSNER. PREDIGER DER ERWECKUNG

295

die Tränen. Es ist die Art weichlicher Frömmigkeit gewesen, von der sich ein Theologe wie Albrecht Ritschl oder Männer wie Felix Dahn oder Friedrich Nietzsche auf das stärkste abgestoßen gefühlt haben. Bei seinem Freunde Büchse! an

der Mathäikirche war der Pietismus

mit

einem starken derben Humor verbunden, so daß Fontane sich freute, in der Gesellschaft bei Tisch neben ihm sitzen zu dürfen. Bei Goßner sehen

wir die Frömmigkeit mit einem gesunden praktischen Blick für die Nöte der Armen verknüpft; bei Theodor Wangemann, der nur durch den Einsiuß von Knaak 1865 als Missionsdirektor nach Berlin berufen

wurde, ist die Frömmigkeit mit starker Willenskraft und bewunderungs­ würdigem Organisationstalent verbunden. Knaak dagegen repräsentiert in voller Einseitigkeit die reine sentimentale Gefühlsfrömmigkeit; er war nicht eine Persönlichkeit, für die der nüchterne Berliner Bürger ein inneres Verständnis hatte. Solche Menschen erschienen ihm als gekünstelt, man nannte sie zu vorschnell Heuchler, da man sie innerlich nicht begreifen konnte, obwohl natürlich die innerliche Wahrhaftigkeit und die Selbst­ losigkeit eines Knaak über allen Zweifel erhaben sind. Er gehörte zu den

Menschen, für die es selbstverständlich war, kein Theater und keine Oper zu besuchen.

Unter den anderen pietistischen Geistlichen nenne ich noch Friedrich Arndt an der Parochialkirche (1833—1875, gest. 1881), ein Berliner Kind aus dem Handwerksstande, der sorgsam ausgearbeitete Predigten mit großer Rhetorik hielt. Dem jungen Curtius erschien er 1836 als der be­ deutungsvollste Prediger in ganz Berlin. Auch ein Glied der bekannten Familie Krummacher kam 1847 an die Dreifaltigkeitskirche (bis 1853),

Friedrich Wilhelm, Sohn Friedrich Adolf Krummachers, des Schwieger­ vaters von Wilhelm Kügelgen, der auch dichterisch veranlagt war und oft

Friedrich Wilhelm IV. unter seinen Zuhörern hatte. Mit ihm beginnt schon das Geschlecht, das das große Ringen zwischen Rationalismus und Pietismus nicht selbst durchgekämpft hat, sondern dem die überlieferten Heilswahrheiten von den Vätern zugestossen waren und das sich des Heils­ besitzes in gefühlsmäßiger Ergriffenheit erfreute. „Nicht Eigenes begehrte man zu sinden und zu haben," so charakterisiert O. Dibelius diese Fröm­ migkeit, „man nahm, was die Bibel gab, und bekränzte es mit dankbarem Gefühl, mit lieblichen Bildern und sanfter Poesie"^).

Ferner ist Wilhelm Hoffmann zu erwähnen, der 1851 von Tübingen, wo er Professor war, als Hofprediger nach Berlin berufen und 1853 Ge-

296

XL KIRCHLICHES LEBEN (1830-1870)

neralsuperintendent der Kurmark wurde. Er war der Sohn jenes Georg Wilhelm Hoffmann, der Korntal für die separierten Pietisten inWürttemberg gegründet hatte, um ihre Auswanderung nach Rußland zn ver­ hindern; er war also in einer Luft aufgewachsen, wo man der offiziellen Kirche voll Mißtrauen gegenübersiand. Wir verstehen es, daß seine Freunde ihm vor allen die Warnung mitgaben, daß er in Berlin nicht ein „f" seines Namens verlieren möchte und ein Hofmann würde. Er gehörte zu den kirchenpolitischen Beratern Friedrich Wilhelms IV. und wachte als Kirchenleiter über die Aufrechterhaltung des Bekenntnisses.

Auf ihn geht die Gründung des Domstiftes (1859) zurück, das den neuen frommen Geist dem jungen Pfarrergeschlecht vermitteln sollte. In Otto v. Gerlach^) erhielten diese Kreise einen Geistlichen, der die Gemeindearbeit in einem neuen Sinn angriff und durch ein ausgedehntes Vereinswesen und soziale Hilfe eine Geineinde zu schaffen suchte. Der überspannte Individualismus ist immer das große Unglück des Berliner kirchlichen Lebens gewesen. Ein Mann wie Goßner wirkte über ganz Berlin hin, und seine Wohlfahrtseinrichtungen kannten keine parochialen Grenzen. Ein Fr. W. Krummacher litt darunter, daß er wohl Zuhörer, aber keine festgefügte und geschlossene Gemeinde hatte. Auch O. v. Gerlach trug als Romantiker den Geist des Individualismus in sich, auch er ließ stch vor allem von seinem Gefühl leiten, und es konnte wohl Vorkommen, daß er auf der Kanzel schöne Stellen aus Shakespeare vortrug, zmn Entsetzen der Frommen. Wohl pilgerten auch zn ihm aus dem Westen der Stadt die Erweckten, vor allem auch Adlige, zn denen er durch seine Familie persönliche Beziehungen hatte, und diese halfen ihm in seiner Arbeit. Aber aus seinem Dienst an den Armen ergab stch ein neues Ge­ meindewirken. Er wurde 1835 an die neu erbaute Elisabethkirche berufen. Es war der Bezirk in ganz Berlin, in dem die größte Armut herrschte,

hier zahlte die Stadt die meisten Armenunterstützungen, bereits 1839 22424 Taler (Armenbezirk 56, 1 u. 2). Er hat nun mit hingebender Liebe diesen Armen gedient und ihnen geholfen. Tholuk sagt „ein deut­ scher John Wesley", Treitschke redet von apostolischer Hingebung.

Er

wollte diese Menschen, die der Kirche zum großen Teil fern standen, zn einer Gemeinde zusammenfassen. Er ging den Weg der sozialen Hilfe, er gründete einen Verein zur Beschaffung von Arbeit für erwerbslose Weber. Er griff die Gedanken der Sparkassen auf, die der Armen­ vorsteher Liedtke damals vortrug. Dieser hatte beobachtet, daß die Not

DIE PREDIGER DER ERWECKUNG

297

hauptsächlich im Winter in der Zeit der Arbeitslosigkeit über die Men­

schen kam, und nun gründete er „Sparladen", um durch gemeinsamen Einkauf von Kartoffeln und Feuerung im Herbst den Armen über die Wintermonate hinwegzuhelfen. 1846 wurden von den Armen 5600 Taler bei O. v. Gerlach eingezahlt.

1847 verließ er leider die Gemeinde, und

in den Unruhen von 1848 brach die Gründung zusammen. Er richtete 1838, ebenso wie es Goßner getan hat, Krankenpstege ein. Acht Frauen verpstichteten stch zu praktischer tätiger Hilfe an den Kranken. Der erste Jünglingsverein entstand auch hier (1844 Verein zur Beförderung christ­ licher Sitte und Geselligkeit). Man mag sagen, daß das alles Kleinig­ keiten stnd; diese Kleinarbeit schuf hier unter den Ärmsten ein wirkliches Gemeindeleben, und unter seinem Nachfolger Ed. KunHe (1847—1858) wurde die Arbeit in seinem Sinne fortgesetzt. Diese vereinsmäßig organisterte Gemeindearbeit ist dann als Ziel in späterer Zeit besonders von Diffelhoff-Jakobikirche (Dichter des Liedes „Nun ade, du mein lieb Heimatland" und den Gründer des Paul-Gerhard-Stiftes) und von Burckhardt-Versöhnungskirche, dem Gründer der weiblichen Jugendpflegearbeit, klar erfaßt worden, bis es endlich heute stch in jeder Ge­ meinde als Idee durchgesetzt hat und höchstens an dem Streit von Pfar­ rern untereinander scheitert.

Den pietistischen Geistlichen standen andere gegenüber, die nicht auf dem Boden des überlieferten Dogmas standen. Bis in die 30er Jahre hinein wirkten noch solche, die ihre Bildung vom Nationalismus her emp­ fangen hatten, z. B. an Nikolai Nicolai 1818 — 31, an Petri Pelk-

mann 1808—43, an Georgen Nolle 1807—45. Der letzte Geistliche, der eine Allonge-Perücke auf der Kanzel trug, war Koblank an der Luisenstadtkirche, ein bei den Bürgern um seines geselligen Wesens willen sehr beliebter Geistlicher. Er war einst Hauslehrer bei den Brüdern Hum­ boldt; seit 1784 Prediger in Berlin, 1828 emeritiert, gestorben 1834. Viel wichtiger aber stnd die Schleiermacher-Schüler, unter denen Ludwig Jonas der bedeutendste ist^). Mit Schleiermacher hat ihn innigste Freund­ schaft von den Studentenjahren her verbunden, dieser hat ihm seinen lite­ rarischen Nachlaß überliefert. Er hat die Briefe Schleiermachers zu­ sammen mit Dilthey herausgegeben. Er hat diesem das Bild des Meisters lebendig vor Augen gemalt, und aus dem Nachlaß einige der wichtigsten Werke Schleiermachers, die „Dialektik" 1839 und die „Sittenlehre" 1843, herausgegeben. Er war 1799 als Sohn eines früher jüdischen

Kaufmanns in Neustadt an der Doste geboren, 1815 machte er als frei­

williger Jäger den Krieg mit. Schon früh trat er, kräftig und gut ge­ wachsen, öffentlich hervor. 1817 wurde er von der Berliner Burschen­ schaft, die er mit gegründet hatte, zu dem Burschentag nach Jena und zu

dem Wartburgfest abgeordnet. Er hielt bei der studentischen Feier zum Zi. Oktober 1817 die Festrede unb widmete dem scheidenden de Wette warmherzige Abschiedsworte. Er war von früh an eine Führergestalt. Auf Schleiermachers Empfehlung hin wählte ihn Graf Schwerin zum Pfarrer von Schwerinsburg; da er aber an der Burschenschaftsbewegung teilgenommen hatte, wurde ihm die Anstellungsfähigkeit verweigert. Ein­

einhalb Jahre gingen die Verhandlungen hin und her, bis er schließlich, vielleicht auf des Kronprinzen Verwendung hin, die Anstellungsfähigkeit erhielt. Er heiratete die Tochter seines Patrons Elisabeth v. Schwerin, ein Beweis für das außerordentlich Anziehende seines Wesens. Er wurde

1853 Diakonus an der Nikolaikirche, und als Schleiermacher starb, hielt sich der Schleiermacherkreis vor allem zu ihm, neben Hoßbach. Er predigte ganz im Sinne Schleiermachers, auch ohne die Predigten aufzuschreiben, ganz aus dem Innern heraus, oft in starker, lehrhafter Gedankenentwick­ lung. Von 1844 ab, als die kirchlichen Gegensätze sich stärker zuspitzten,

trat er als Führer der freier Gerichteten immer stärker hervor, und ein Zeichen für den weitgehenden Einfluß, den er auf die Bürgerkreise hatte, ist auch dies, daß er 1848 in bie konstituierende Versammlung, 1858 als

Abgeordneter der Stadt Berlin in das Abgeordnetenhaus gewählt wurde. Im Gegensatz zu Jonas hielt W. Hoßbach^) (geb. 1784 als Sohu eines Lehrers zu Wusterhausen, zuerst Prediger am Kadettenhaus, seit 1821 Prediger an Jerusalem und Neuen Kirche) wohlausgearbeitete und klar durchdachte Predigten, die in sieben Bänden gedruckt vorliegen. Er gehörte zu den wenigen dieser Richtung, die zu Superintendenten ernannt wurden (1839). Es ist charakteristisch, daß die bedeutendsten liberalen Geistlichen auch wissenschaftlich tätig waren, so wie die bedeutendsten Pie­

tisten die großen Liebeswerke geschaffen haben. Sein Buch über Spener (1828) ist noch heute brauchbar und brachte ihm, was damals selten war, den D. theol. von Göttingen her ein. A. Sydow (1800—1882), der seit 1846 an der Neuen Kirche eine umfangreiche Tätigkeit entfaltete, war zwar seinem Charakter nach mild und versöhnlich, wurde aber durch die kirchliche Reaktion immer stärker in die Opposition gedrängt, bis ihm schließlich 1872 infolge eines Vor-

DIE SCHÜLER SCHLEIERMACHERS. C. J. NITZSCH

299

träges über die Iungfrauengeburt der Lehrprozeß gemacht wurde, der zu­

nächst zu seiner Absetzung durch das Konsistorium führte, die aber dann durch den Oberkirchenrat in einen Verweis gemildert wurde. Von der

Stadt wurde er am 22. März 1848 zum Redner bei dem Begräbnis der Märzgefallenen bestimmt. Diese waren in der Neuen Kirche auf­ gebahrt, und auf dem Platz vor der Kirche war eine Rednertribüne er­ richtet, von der er neben dem katholischen Propst und dem Rabbiner als Hauptredner sprach. Auf dem Friedhof ergriff Sydow noch einmal das Wort und hielt die eigentliche Begräbnisrede, die bei aller Wehmut von starken Zukunftsglauben getragen war. Er, der als Kadettenpfarrer in Pots­ dam König Friedr. Wilh. III. oft und auch feinen Nachfolger bisweilen als Zuhörer gehabt hatte, lebte in den Traditionen der preußischen Monarchie

und stand der Revolution ablehnend gegenüber. Er sah wie viele andere in dem Einlenken des Königs einen Schritt zum Frieden, und so suchte er auch versöhnend zum Frieden hinzulenken: „Ehre jedem Stande^ und

jeder gerechten Forderung gerechte Rücksicht. Das sind die Früchte, die dieses vielbeweinte Samenkorn bringen wird, welches wir hier in diese weitklaffende Furche unserer freien vaterländischen Erde einsenken"^). ist auch wie Ionas Abgeordneter in der Nationalversammlung gewesen. Es gab einige Geistliche und Theologen, die von den kirchenpolitischen Kämpfen und Parteibildungen sich abgestoßen fühlten, so z. B. der Nachfolger Schleiermachers an der Universität, sein Schüler Twesten, der von dem Wirken in der Kirche sich einfach zurückzog. Unter den prak­ tischen Pfarrern nenne ich den älteren Stahn an der Marienkirche (Joh.

Gottfried 1764—1849). Einer versuchte schließlich, sich der Parteibildung entgegenzusetzen und die Kirche in eine neue Bahn der Entwicklung hineinzuzwingen: Der Vermittlungstheologe C. I. Nitzsch, von Beyschlag

darum eine Lichtgestalt der Kirche in dieser Zeit genannt, der im Jahre 1847 seine erfolgreiche Wirksamkeit in Bonn aufgab, um von Berlin aus auf die Entwicklung der Gesamt-Kirche einzuwirken^). Er war Pro­

fessor der praktischen Theologie, seit Schleiermacher und Neander, der be­

deutendste Theologe, den die Fakultät gehabt hat, dessen Schriften fast alle Gebiete der Theologie umfaßten. Noch durch Eichhorn auf Vorschlag

des Senats und Neanders hin (nicht der Fakultät) nach Berlin berufen, trat er für Verfassung und Union ein. Von der Hengstenbergischen Kirchenzeitung wurde er auf das heftigste angegriffen und der Sünde

Hams bezichtigt; denn das vierte Gebot wird nicht bloß von denen ver-

XL KIRCHLICHES LEBEN (1830-1870)

300

letzt, die den König nicht ehren, sondern auch von denen, die seinen Die­ nern, den Hauptleuten, die Ehre versagen. Seine Arbeit ist erfolglos ge­ blieben. Um so mehr wollen wir ihn nachträglich ehren und dankbar sein, daß einer wenigstens da war, der so viel geistige fromme Kraft in sich

trug, daß sein Protest gegen die kirchliche Entwicklung nicht ganz über­ sehen werden konnte. Sein geistvolles, edel geschnittenes Gesicht offenbart

uns heute noch die innere Vornehmheit seines Wesens. Am bekanntesten ist von Noitzsch in Erinnerung geblieben, daß er auf der Generalsynodo 1846 ein neues Bekenntnisformular, das aus Bibelworten zusammen­ gestellt war, als Ordinationsformel vorgeschlagen hat, das unter den Spottnamen „Nitzfchaemum" bis heute fortlebt und doch verdiente,

in

kirchliche Gebräuche überzugehen. Er beabsichtigte nicht, wie man fälschlich meinte, die Bekenntnisverpffichtung innerlich zu erweichen. Es sollte viel­ mehr die Verpflichtung auf die Schrift und die Hauptsymbole und der Hinweis auf die evangelische Bekenntnisschrift bleiben. Aber die Kirche sollte in einem klaren Formular dem Ordinanden eine Formel bieten, die

er ganz bejahen konnte. Er wollte der Kirche das bieten, was die Laien immer verlangen werden: eine eindeutige Formel. Wie auf feiten der Pietisten der Hof und der Adel stand, so auf feiten des freieren Protestantismus der Magistrat und die Bürgerschaft"). Als nun diese Kreise um ihres theologischen Standpunktes willen in der Leitung

der Kirche

zurückgedrängt

wurden,

als

die Hengstenbergische

Kirchenzeitung einen immer heftigeren Ton gegen die Andersdenkenden anschlug und als die Aussicht auf eine kirchliche Verfassung immer mehr zu schwinden schien, da reichte der Magistrat am 22. August 1845 eine Jmmediatvorstellung ein, in der er freimütig sich über die kirchlichen Ver­

hältnisse aussprach. Er hatte kein offizielles Recht dazu dem König gegen­ über, aber in der starken Mißstimmung der Bürgerschaft gegenüber der kirchlichen Entwicklung sah er die Legitimation zu seinem ungewöhnlichen

Schritt.

Die Ausführungen des Magistrats sind durchaus gemäßigt.

Man war damals noch königstreu, und eigentlich konservativ trotz liberaler Bestrebungen. Die Eingabe wies auf die Parteizerklüftung in der Kirche

hin. Der Magistrat stellte sich offen auf die Seite des freieren Protestan­ tismus, aber er war weit entfernt davon, diese Richtung als die allein be­ rechtigte anzuerkennen, er wollte auch nicht alle radikalen Äußerungen, die

gefallen waren, gutheißen, forderte vielmehr nur eine innerlich freiere Ent­ wicklung.

„Wir achten die kirchliche Überlieferung hoch, wollen immer

C. J. NITZSCH. MAGISTRAT UND KIRCHE

aus ihr lernen, und in ihrer Zucht uns bilden.

301

Aber wir müssen auch

jeder Zeit und jedem Christen in ihr das Recht wie die Pflicht zuerkennen, die christliche Wahrheit... durch freie Prüfung sich anzueignen. Die Überzeugung dieser Letzteren (d. i. die freiere Gruppe) wurzelt in dem gegenwärtigen Stande unserer Bildung und dem ganzen Zustande unseres heutigen Lebens. Mögen immerhin die Darstellungen, die sie bis jetzt von der christlichen Wahrheit gegeben hat, dem allgemeinen religiösen

Bedürfnis noch nicht genügen können, mögen sogar, wie es bei ungeord­ neten Bewegungen zu geschehen pflegt, fremdartige und unlautere Elemente

sich ihren Bestrebungen beigesellt und eingemischt haben, so können wir doch nicht verkennen, daß das große Prinzip geistiger und christlicher Freiheit

dieser Richtung zugrunde liegt." Offen wird Hengstenberg und die evan­ gelische Kirchenzeitung angegriffen. Die Eingabe gipfelt in der Forderung einer größeren Freiheit der Lehre und einer kirchlichen Synodalverfassung. Die geschäftliche Behandlung dieser Adresse im Kabinett des Königs

war, wie es im städtischen Bericht heißt, eine ganz ungewöhnliche. Dem König ist sie wegen einer seiner Reisen nicht vorgelegt worden, er erfuhr davon erst durch die Zeitungen. Dem Oberbürgermeister Krausnick wurde durch v. Thile im Auftrag be& Königs mitgeteilt, daß dieser bereit sei, nur bie Adresse persönlich in Empfang zu nehmen. Der Magistrat zog die Adresse nicht zurück, und so fand die Audienz am 2. Oktober 1845 statt. Der König nahm die Adresse sehr ungnädig auf: „Ich muß dem Magistrat jede rechtliche Befugnis absprechen, anregend oder tätig in die Gestaltung der evangelischen Landeskirchen einzugreifen; denn der Magi­ strat hat bisher eine kirchliche Fürsorge noch nicht bewiesen... Das aller­ schmerzlichste aber, was in der Adresse enthalten ist, muß ich zuletzt be­

rühren. Es bezeichnet der Magistrat die kirchlich Gläubigen der Evan­ gelischen Kirche als eine Partei; das hat mir wehe getan. Aber er geht weiter: Er beschuldigt, wenn auch versteckt, doch deutlich meine Regierung, eine Partei zu begünstigen. Über diesen letzten Punkt, meine Herren, gehe

ich im Gefühl der eigenen Würde unb im Gefühl der Würde meiner Be­ hörden mit beleidigtem Stillschweigen hinweg; von dem andern aber will ich reden. Der Magistrat vergißt sich in seinem Eifer so weit, daß er einen Numen nennt und diesen als Bannerführer einer Meinung be­

zeichnet, die ruhige Beobachter... nur des zu großen Eifers in der Er­ füllung beschworener Pflichten und ihrer zu engen Auffassung bezichtigen

können." Der Magistrat reichte am 3. Oktober eine Rechtfertigungsschrift

ein, in der er einige Vorwürfe richtigstellte. Er begrüßte mit Freuden das Wort des Königs, daß die Kirche durch sich selbst gestaltet werden solle. Er faßte dies Wort als eine Erfüllung seiner Bitte auf, daß es zu einer synodalen Verfassung kommen müsse. Er konnte nicht ahnen, was wir

heute wissen, daß die kirchlichen Ideale des Königs auf eine Erneuerung

der apostolischen Kirchenverfassung hinausliefen.

Der König erließ noch

eine ausführliche schriftliche Widerlegung der Eingabe des Magistrats. Die ganze Sache ist damals viel verhandelt worden bis in die franzö­

sischen Zeitungen hinein. Auch im folgenden Jahr hatte der Magistrat eine Veranlassung, in einem Bericht vom 13. Juni Einspruch dagegen zu erheben, daß die englische Kirchenentwicklung zum Vorbild für Deutschland gemacht würde. Der König hatte 1842 die Prediger Gerlach, Uhden und Sydow, ferner

den Oberbaurat Stüler nach England zum Studium der dortigen kirch­ lichen Verhältnisse geschickt, um vor allen Dingen festzustellen, wie dort durch Vermehrung und Erweiterung der kirchlichen Anstalten die kirch­ lichen Nöte der Großstädte überwunden wurden. Die Berichte der Kom­ mission, die keine direkten Anwendungen für das deutsche kirchliche Leben enthielten, erschienen im Druck und wurden vom König in zwei Exem­ plaren dem Magistrat zugesandt. In seinem Dankschreiben erkannte der

Magistrat an, daß die englische Kirche Hervorragendes geleistet habe; er wies aber dann darauf hin, daß in Deutschland durch die Hebung des Schulwesens und der Armenpflege viele Mißstände bereits überwunden seien, an denen England noch heute krankte. Vor allen Dingen benutzte er

auch diese Gelegenheit, um eine Synodalverfassung zu fordern. Für den Magistrat war es ferner selbstverständlich, daß die Stellen, die er zu besetzen hatte, nur den Geistlichen, die freiheitlicher gerichtet waren, über­

tragen wurden. So arbeiteten sich in dieser Zeit die kirchenpolitischen Gegensätze her­ aus, die für das kirchliche Leben besonders nach 1848 ausschlaggebend ge­

worden sind. Besonders kraß treten uns diese Gegensätze erst nach 1850 entgegen, z. B. auf der Kreissynode Friedrich-Werder 1868. Es war hier die Frage nach der Geltung der Bibel aufgeworfen worden. Lisco

richtete an Knaak die Anfrage, ob er denn mit der Bibel glaube, daß die Sonne sich um die Erde drehe, worauf Knaak zur Antwort gab: „Ja,

das tue ich, ich kenne keine andere Weltanschauung, als die der Heiligen Schrift." Lisco erwiderte in starker Ironie: „Da habe ich Sie verkannt,

GEGENBEWEGUNGEN GEGEN DIE ORTHODOXEN

303

hochverehrter Herr Prediger, ich bitte ergebenst um Entschuldigung. Ihre Orthodoxie steht unbestritten da und strahlt in herrlichstem Glanze." Für

die Witzblätter war dieser Fall ein gefundenes Fressen; für die Entwick­ lung des kirchlichen Lebens aber kann es gerade in Berlin nichts Verderb­ licheres geben, als wenn die Kirche Stoff zur Belustigung bietet; denn wenn etwas dem spöttischen Berliner zum Witz geworden ist, dann hat es für ihn keine innere Bedeutung mehr. Wer den kirchenpolitischen Kämpfen sah aber die Kirche nicht ihre großen Aufgaben; man war zu viel mit sich selbst beschäftigt, um zu sehen, was die Zeit forderte. Man teilte allgemein die Pfarrer in Orthodoxe und Liberale ein; das Wort „Positiv" kam erst nach 1876 auf. Und in den Kreisen der „Frommen" sah man den „liberalen" Pfarrer als sittlich nicht voll auf der Höhe stehend; es war dies weithin nicht Boshaftigkeit, sondern innere

Beschränktheit. Wer nicht im Besitz der vollen Wahrheit war, konnte auch nicht sittlich auf der vollen christlichen Höhe stehen. Und als 1874 zum ersten Male Wahlen zu den kirchlichen Körperschaften stattfanden, da bezeichnete man auf „gläubiger" Seite die Liberalen auch im Evang.kirchl. Anzeiger als Gegner der Kirche. Wenn man die Mittelpartei noch

duldete, sprach man den Liberalen die Existenzberechtigung in der Kirche ab. Eines muß als Tatsache festgehalten werden: Die Kirchen der Orthodoxen waren viel besser besucht, als die der Liberalen. Und die Orthodoxen ließen die Gegenseite nicht aufkommen. Die Situation wurde durch eine Er­

klärung von Geistlichen und Laien, die am 15. August 1845 aufgesetzt wurde und eine Fülle von Schriften veranlaßt hat, klar beleuchtet"). „Es hat sich in der evangelischen Kirche," so beginnt die Erklärung, „eine Partei geltend gemacht, welche starr an der Fassung des Christentums hält, wie sie solche aus den Anfängen der Reformation ererbt hat. Diese Formel ist ihr Papst. Gläubig ist ihr, wer sich unbedingt derselben unter­ wirft, ungläubig aber, auch vorläusig politisch-verdächtig sind ihr alle die­

jenigen, welche sich dieselbe nicht angeeignet haben." Die Verfasser der Erklärung wollten nicht eine radikale Gegenpartei schaffen, sie sagten sich ausdrücklich von den Lichtfreunden los. Sie wollten den Grund des Glaubens, den Herrn Christus, nicht antasten. Sie verlangten vor allem

eine kirchliche Verfassung. Die Erklärung ist zu empfinden wie schrei gegenüber dem Druck, der von Hengstenberg ausging. Unterzeichnern gehörten nicht nur Liberale, sondern auch die Dräseke und Eylert in Potsdam, die wohl damals spürten, daß

liche Reaktion fie leise beiseite schob.

ein Auf­ Zu den

Bischöfe die kirch­

304

XL KIRCHLICHES LEBEN (1830-1870)

Die Stellung der Orthodoxie wurde durch die Revolution von 1848 noch verstärkt. In jenen Tagen war es weithin deutlich geworden, daß in den Kreisen der arbeitenden Klasse starke antikirchliche und kommunistische Strömungen lebendig waren. Man las von den Unruhen in Wien, man

hörte von den Kommunisten in Paris. In den kirchlichen Kreisen war man davon überzeugt, daß die Revolution nur aus der allgeineiueu Gott­ losigkeit hervorgewachsen fei46). „Das war mir ganz klar, schreibt Büchse!, daß der Aufruhr in Berlin darin seinen Grund hatte, daß von der Obrig­ keit der Stadt die kirchlichen Verhältnisse und die Pstege der Gottesfurcht

in unbegreiflicher Weise vernachlässigt war." Genau so führt auch der Rechtslehrer Stahl die Revolution auf den Unglauben zurück, auf den modernen Vernunftglauben, der das All der Dinge aus sich selbst heraus erfassen will und jede Offenbarung ablehnt. Um so nötiger schien es nun den leitenden Kreisen, daß man die kirch­ lichen Mächte, die allein das Heilmittel gegen die Revolution waren, mehr stärkte. Von solchen Gesichtspunkten aus unterstützte man auch die neuaufkommende Arbeit der Inneren Mission. Durch sie sollte es möglich lverden, die Revolution mehr zurückzudrängen. Kein einziger Geistlicher ist damals für die Revolution eingetreteu, auch nicht etwa Sydow, der, wie schon erzählt ist, die Trauerrede für die Märzgefallenen gehalten hat"). Wenn er in dieser Rede nicht gegen die Revolution gewettert hat, was von Freunden Büchsels vermißt worden ist, so war das richtig; denn er hatte die Aufgabe, zu trösten und auf die Versöhnung hinzuwirken. Am stärksten mag der junge, eben in das Pfarramt eingeführte Wilhelm Müller an der Ierusalemskirche der Revolution entgegengekommen sein. In dem Trauergottesdienst am 26. März schlug er an keiner einzigen Stelle Bußtöne an; sondern seine Rede lief in die Mahnung hinaus, sich treu zusammenzuschließeu „in der Gesinnung, die ihre Befriedigung nicht im Herrschen, sondern im Dienen zum gemeinsamen Nutzen sindet". Am Sonntag, dem 19. März, wurde nur in wenigen Kirchen gepredigt. Falsch ist die Notiz in A. Wolffs

Berliner Nevolutionschronik: „Nirgends war Kirche, nur in einer einzigen, nämlich der des Waisenhauses, wo ein Kandidat predigte." Im Dom war jedenfalls kein Gottesdienst. In der Parochialkirche predigte Friedr. Arndt. In Dorotheen hat Nitzsch ein kleines Häuflein um sich gesammelt: „Ich habe aber", so berichtet er, „dabei mehr gebetet

als gepredigt und bin außerstande, die Predigt mitzuteilen". Die Matthäi-

KIRCHE UND REVOLUTION 1848

305

kirche dagegen war gut gefüllt. Büchse! erzählt davon, daß sich das Gerücht verbreitet hatte, daß die Glocken nicht geläutet werden sollte»,

um nicht das Volk wieder zum Zusammenlaufen zu bringen. „Mir gelang es", erzählt Büchsel, „einige Männer zu überreden, da der Küster den Gehorsam versagte. Die Matthäikirche war reichlich gefüllt,

zumal viele Soldaten, die in dem Tiergarten lagerten, stch einfanden." Sein Textwort war Lucas 22, 53. „Dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis." Es mögen nicht alle Geistlichen eine so schroffe

Stellung zur Revolution und auch zur Bildung der Bürgerwehr ein­ genommen haben, wie Büchsel, der darum auch aus den Bürgerkreisen heraus Drohbriefe erhielt, — man war aber überall in der Kirche konservativ und königstreu. Auf Befehl des Königs hatte die Geistlichkeit, au ihrer Spitze

der Oberhofprediger Strauß, in vollem Ornat an der Trauerfeier am 22. März teilgenommen. Nur Büchsel hatte stch ausgeschlossen; Nitzsch dagegen nahm an der Feier teil, „weil, wo der Tod gefeiert wird, überall Dersöhnungsfeier sein kann und sein darf". Die evangelische Kirchen­ zeitung war über diese Haltung der Geistlichen entrüstet, sah in ihr ein Nachgeben gegen die Revolution und richtete einen offenen Brief an die Berliner Pfarrer (Nr. 28): „Wir trauten unsern Augen kaum, und wohl auch andere, die nicht aus dem Taumelbccher der Zeit mitgetrunken haben. Sie scheinen vergessen zu haben, was ste ihrem Amt schuldig stnd." Besonders wurde Strauß von den adligen Erweckten angegriffen: „O über den Pharisäismus der Pfaffen, eifert das Haupt der Kamarilla, Leopold von Gerlach, hat denn Strauß öffentlich Buße getan, daß er den Barrikadenhelden gefolgt ist?" Die Kirchenzeitung ist bis zur Gründung der Kreuzzeitung fast als das Organ der Konservativen an­

zusehen, ste vertrat mit Energie die Ideen des Vormärz: Die Mon­ archie ist die beste Staatsform, und den Untertanen steht nur Rat und Petition dem König gegenüber zu. Schlimmer war etwas Anderes. Sie trug zur Verschärfung der politischen Gegensätze dadurch bei, daß ste diese auf Gegensätze in der sittlichen Lebensauffassung zurückführte. Sie redete von guten und schlechten Parteien. Und es war selbstverständlich, daß die konservative Partei die gute war. „Der Sieg der schlechten Partei ist ein Schade für die Kirche." Die Orthodoxie hatte in jenen Tagen eine Stärkung noch dadurch erfahren, daß der Rechtslehrer Julius Friedrich Stahl 1840 an die

XL KIRCHLICHES LEBEN (1830-1870)

306

Universität berufen wurde (gest. 1861). Er hat nicht nur an der Hengsten­ bergischen Kirchenzeitung tätig mitgearbeitet, er hat nicht nur seine glän­ zende Rednergabe auf vielen Versammlungen gern in den Dienst der Kirche gestellt, sondern er hat auch den Standpunkt der orthodoxen Kirchen­ politik in geistvoller Weise wissenschaftlich gerechtfertigt. Er war 1819 in Erlangen vom Judentum zur lutherischen Kirche übergetreten und war in die neue Gedankenwelt innerlich schnell hineingewachsen. Sein Stand­ punkt war streng lutherisch. Er will nichts wissen von einer Verwischung

der konfessionellen Gegensätze, er schreibt gegen die Bunsenschen Unions­ gedanken, und doch will er trotz strengster Betonung des Bekenntnisses nicht die Kirche der alten Orthodoxie: „Wir wollen eine Kirche mit

freier, weiter, milder Handhabung des Bekenntnisses." Er will, daß Männer wie Noitzsch und Julius Müller Raum für ihr Wirken haben. „Diese Freiheit, Weite, Milde und Innerlichkeit ist keine Konnivenz an

die Union, sie ist eine Läuterung und Vollendung der lutherischen Kirche in ihr selbst." Er spricht von dem Recht des Fürsten über die Kirche, er lehnt die Presbyterialverfassung ab, die nur die Einheit der Kirche aufhebt und sie in lauter „isolierte Gemeinden oder gar Individuen" auf­ löst. Aber doch will er die Kirche nicht ganz dem Staat ausliefern. Ihm

schwebt vor Augen eine autokratische Verfassung, und er gehörte zn denen, die in der Gründung des Ev.-Oberkirchenrats die Erfüllung der kirchlichen Selbständigkeitsbestrebungen sahen.

1852 wurde er auch in

diese oberste kirchliche Behörde berufen. Er stand kirchlich und politisch auf dem Standpunkt der Autorität.

Er begründet in neuer Form den christlichen Staatsgedanken und wurde der Begründer der konservativen Partei. Der christliche Staat kann wohl Atheisten tragen; aber diese dürfen nicht irgend ein Staats- oder Lehramt erhalten. Und er, der frühere Jude, der niemals feine Herkunft verleugnet und die Juden gegen den Vorwurf der Jrriligiosität lebhaft in Schutz

genommen und ihnen eine starke religiöse Anlage zugesprochen hat, stand doch auf dem Standpunkt, daß kein Jude ein Staatsamt bekleiden dürfe. Der Kladderadatsch hat ihn zu Unrecht „St. Ahl" genannt; er hat für seine Überzeugung nicht bloß gekämpft, sondern auch als Führer der

äußersten Rechten, auch als Führer der Minorität auf der Generalsynode 1846, gelitten. Vergleicht man die orthodoxen und liberalen Theologen jener Tage, so

muß

man

trotz

aller

Einseitigkeiten

den

ersteren

den

Vorzug

J. FR. STAHL. MINISTERIUM RAUMER

30?

geben. Sie waren die stärksten Persönlichkeiten, sie versuchten in das Leben einzugreifen. Damit soll nicht gesagt werden, daß ste richtig geschaut haben. Es fehlte ihnen die innere Verbindung zum Volke. Aus dem vornehmen

aristokratischen Haushalt heraus, den Hengstenberg führte, konnten wohl scharfe Anklageartikel gegen die entstehen, die die Ruhe der Zeit störten, aber nicht die Gedanken erwachsen, die wirklich auf die Dauer frucht­ bringend waren. Stahl war ein schärferer Beobachter des Lebens. Er war aus den kleinen Kaufmannsverhältnissen seines Vaters nach Über­ windung mancher Schwierigkeiten zu einer höheren Lebensstufe aufgestiegen und sah die Dinge jetzt mehr von oben als von unten. Aber wenn auch iu späteren Zeiten innerhalb der konservativen Partei an ihn erinnert wurde, um die Partei vor einseitiger Wirtschaftspolitik zu bewahren und auf den höheren Standpunkt der christlichen Skaatsgedanken wieder zurück­ zuführen, so hat der glänzende Redner doch in späteren Zeiten nicht mehr in weiteren Kreisen Interesse für seine Gedankengänge stnden können. In Wicherns Schriften dagegen stnden stch wertvollere Gedanken, und während Hengstenberg und Stahl vergessen stnd, wird man in Wicheru stch weiter versenken. Gerade in jenen Jahren nach der Revolution unter dem Ministerium

Karl Otto von Raumer (1850—1858) kam die Orthodoxie auf deu Höhepunkt der Macht; jetzt erst wurde Hengstenberg der voüe Vertrauens­ mann und Berater des Kultusministers. Schon Eichhorn, von Friedrich Wilhelm IV. zum Kultusminister als Nachfolger Altensteins berufen (1840—48), war gleich seinem König von dem Gedanken beseelt, die Zeit wieder zu verkirchlichen, und er suchte im gesamten Bildungswesen (Universität, Gymnastum, Volksschule) kirchliche Gestchtspunkte zur Herr­ schaft zu bringen. Aber obwohl Eichhorn in schärfstem Gegensatz zum Rationaliömuns und Pantheismus stand, wollte er doch nicht als Mann des kirchlichen Dogmas gelten; er hatte einst in jüngeren Jahren stch von Schleiermacher beeinstussen lassen und war ein Mann der innerlichen Bibelfrömmigkeit eines Neander. Er wollte mit geistigen Mitteln dem verderbten Zeitgeist entgegenwirken. Raumer dagegen, ein juristischer Verwaltungsbeamter, kannte nicht das geistige innere Ringen um eine Welt­ anschauung. Er will seelische Ruhe und Ordnung schaffen. Er war ein Mann der Realpolitik, der die Kraft der Parteien richtig einzuschätzen wußte. Er durchdrang nicht geistig die Probleme der Zeit, er stützte stch auf die starke konservative-orthodoxe Partei. Er ging schroffer vor als

30»

XI. KIRCHLICHES LEBEN (1830-1870)

Eichhorn. Unter seiner Zustimmung konnte Geheimrat Stiehl, der schon längst unter Eichhorn im Ministerium tätig gewesen war, die Re­ gulative von» i., 2., z. Oktober 1854 herausbringen, die statt des Bil­

dungsgedankens wieder die kirchliche Bestimmung der Volksschule in den Vordergrund stellten. Auch auf eine strengere Ehegesehgebung (vgl. Teil 2, Kap. 2) wirkte er hin. So herrschte die Orthodoxie in der Kirche, bis

Adalbert Falk, ein Pfarrerssohn aus Mitfchka in Schlesten (geb. 1827) am 22. Januar 1872 zum Kultusminister ernannt wurde. So hat die Regierung des frommen Friedrich Wilhelm IV. — eine ungeheure Tra­ gik — auch der kirchlichen Entwicklung nicht zum Segen gedient. Er hat nicht einmal seiner Kirche, die er von Herzen liebte, die erstrebte Selb­

ständigkeit gegeben. Denn seine Ideen, die uns in den Briefen an Bunsen und in zwei vom König verfaßten größeren Aufsähen vom Jahr 1845 vorliegen, leiden an einer inneren Dissonanz. Er will die Kirche vom Staat lösen, aber dec Staat selbst soll der Kirche Freiheit und Verfassung schenken; aber er selbst will irgendwie durch seine Person die Verbindung zwischen Kirche und Staat aufrecht erhalten. Gleiche Dissonanzen lagen auch in dem Programm des Kultusministers Eichhorn und in den Verfassungsideen Stahls vor. Man mühte stch ab, innere Unmöglichkeiten zu verwirklichen, weil man den einfachen schlichten Weg der Presbyterialverfassung nicht gehen wollte. Man wollte der Kirche zu neuem inneren Leben verhelfen, und die Kirche verlor die Verbindung mit dem Leben. Die äußere Machtstellung täuschte hinweg über die Ver­

säumnisse, die begangen wurden. Aus der Sphäre dieser hochkirchlichen Staatsorthodoxie sind auch die beiden Männer hervorgewachsen, die für das kirchliche Leben Berlins im folgenden Zeitabschnitt die ausschlaggebenden Persönlichkeiten waren: Rudolf Kögel, der als Hofprediger 1863 vom Haag nach Berlin berufen wurde und mit seinem kunstvoll gefeilten, dichterisch gehobenen Vortrag dem Glanz des neuen Kaisertums die religiöse Weihe gab, und auch Adolf Stoecker, der als Hofprediger in die Bierkeller und Versammlungen der Sozialdemokraten herabstieg, um die Massen wieder zu gewinnen.

Beide waren nicht in Berlin in der Schule Hengstenbergs und Stahls gebildet, ste hatten in Halle den Geist Tholucks auf stch wirken lassen und waren von vornherein über die Einseitigkeiten der lutherischen Kon­ fession hinausgewachsen. Beide kannten ebensowenig wie Hengstenberg und Stahl das faustische Suchen und Ringen um Gott, ste stnd frühzeitig

HERRSCHAFT DER ORTHODOXIE

309

die innerlich fertigen Charaktere. Kögel hat als Student „Das Leben Jesu" von D. Fr. Strauß nur weiter gelesen mit dem Hinweis auf Marc. 16,18: „So ihr etwas Tätliches trinkt, wird es euch nicht schade«." Von Stoecker versichert Braun, daß der Glaube ihm immer der feste

„archimedische Punkt" gewesen ist, von dem aus man das Leben zu be­ greifen hat. Beide waren nicht große Theologen in dem Sinne, daß ste

denkend neue Wege gewiesen haben. Sie waren die Praktiker, von denen gilt, daß ste desto mehr Tatkraft entfalten können, je weniger ste inner­ lich um die Glaubensgrundlagen zu ringen haben. Für Kögel war die, hochkirchliche Sphäre das feste Fundament seines Wirkens; denn dadurch wurde es ihm möglich, Staat und Kirche innerlich in eins zufammenzufüge»; es gab für ihn keine Dissonanzen zwischen staatlicher Macht und Kirche. Unter allen Oberhofpredigern ist er der größte, — nicht durch Gedanken­ tiefe der Predigten, sondern durch die innere Situation, durch die innere Harmonie zwischen dem siegreichen Staat und seinen kirchlichen Idealen, und er, der auch an Gestalt den Durchschnitt der Menschen weit über­ ragte, beherrschte im Gefühl der Würde seines Amtes die Kirche Preu­ ßens, wie ein Bischof seinen Sprengel. Für Stoecker wurde die gleiche hochkirchliche Sphäre der Hemmschuh, der die sozialen Ideen nicht zur kraftvollen Auswirkung hat kommen lassen, oder die Tragik seines Lebens, so daß er trotz alles Mühens nicht Führer einer neuen Epoche der Kirche hat werden können. Durch Stoecker leben aber gerade die christlich­ konservativen Ideen aus den Tagen Friedrich Wilhelms IV. in den kirchlichen Kreisen der Großstadt bis in unsere Tage hinein fort.

In dieser Zeit wuchsen die Kirchengemeinden immer stärker zu unüber­ sehbaren Maffengemeinden an. Am schlimmsten stand es im Morden mit Sophien"). Alles, was im Morden vor den Toren lag, bis hinauf zuni Wedding und nach Moabit hin gehörte zu Sophien. Man zählte bereits 1820 20000 Seelen unter zwei Pfarrern. 1827 war man im Magistrat bereits der Meinung, daß der Bau von zwei Kirchen auf dem Wedding und in der Nosentaler Vorstadt nötig sei. Im Jahr 1830 stellte der Justizrat Focke bei dem König den Antrag, für die besonders umfangreichen Kirchenspiele (Sophien, Georgen, Luisenstadt) Hilfsprediger anzustellen. Aber die Geistlichen der Gemeinden erklärten stch merk-

310

XL KIRCHLICHES LEBEN (1830-1870)

würdigerweise dagegen, da „die Seelsorge bloß auf dem freien Vertrauen beruhe, mit welchem die Gemeindemitglieder sich an die Geistlichen wen­ deten." In der Nosentaler Vorstadt halfen stch die Leute selbst. Ein

Weber Siegmund, der von Jänicke angeregt war, hielt in dem Schulhaus Gartenstraße 58 b Bibelstunden ab. Aber mau sah solch selbständiges Lehren von seifen der Pfarrer nicht gern; zwei Lehrer wurden mit bei: Abhaltung der Bibelstunden beauftragt. Nach den Rechtsanschauungeu der damaligen Zeit hatte das Patronat ein Drittel der Baukosten und

die Glieder der neuen Gemeinde zwei Drittel zu zahlen; da nun die Ärmsten in ganz Berlin nicht solche Summe aufbringen konnten, mußte stch der Neubau von Kirchen verzögern. In der Cholerazeit von 1830 war es den Pfarrern nicht einmal möglich, allen, die es wünschten, ein kirchliches Geleit bei Beerdigungen zu geben. Jetzt trat Kottwitz mit der Bitte an den König heran, besondere Armenpfleger anzustellen. Pfarrer und Magistrat erklärten stch gegen diesen Gedanken, da es danach scheine, als ob die anderen Prediger stch nicht um die Armen kümmerten. Der Bischof Neander veranlaßte jetzt den König, auf den alten Plan des Magistrats zurückzugreifen und den Bau neuer Kirchen im Norden vorzunehmen, und zwar wurden vier Kirchenbauten im Norden Berlins ins Auge gefaßt, die dann die Namen Elisabeth-, Nazareth-, Pauls­ und Johanniskirche erhielten. Elisabeth hatte 9000 Seelen. Ihr künftiger Pfarrer O. v. Gerlach meinte in einem Aufsatz, daß für eine Gemeinde von 9000 Seelen ein Gotteshaus mit 800 Plätzen nicht ausreichend sei. Das Ministerium sah in dem Aufsatz eine Beleidigung des Königs, und man war nahe daran, gegen die Kirchenzeitung vorzugehen. Die Johannisgemeinde in Moabit zählte die wenigsten Mitglieder. Der Cha­ rakter dieser ganzen Gegend war noch ganz dörflich, eigentlich war es auch gar nicht mehr Berlin, denn am 1. Januar 1861 ist erst Moabit eingemeindet worden. 1835 zählte man 709 Einwohner, 1858 aber bereits 5543 und 1860 6534. Nazareth stand auf dem Wedding und zählte 1804 150 Einwohner, die Bebauung begann nach 1817; 1823 stnd es 1546, 1834 2775, 1846 4195, 1852 7202. St. Paul umfaßte den Gesundbrunnen. Man zählte 1801 105, 1825 270, 1834 283 und 1840 321. Von 1843 ab werden die Zahlen für Gesundbrunnen und Wedding

in der statistischen Tabelle zusammen angegeben. Man darf also sagen, die kirchlichen Notstände waren 1835 im Norden überwunden, und neue Notstände hatten stch 1850 noch nicht gebildet, zumal auch 1851 bis 1852

MASSENGEMEINDEN

Sil

die Philippus-Apostel-Gemeinde von Sophien abgezweigt wurde. Die An­ regung zur Gründung dieser Gemeinde war, wie bei der Matthäikirche, von den Bewohnern der Friedrich-Wilhelm-Stadk (entstanden seit 1825,

bereits 1845 mehr als 10000 Bewohner) ausgegangen, und der von ihnen gegründete Bauverein sorgte, daß der Kirchengedanke wirklich zur Ausführung kam. Viel schneller als in Sophien und ohne langwierige Verhandlungen

vollzog stch die Teilung der Luisenstabtkirche infolge der Energie des zweiten Geistlichen Ioh. Bachmann, dessen Name in der Berliner Kirchen­ geschichte auch durch seine wertvollen Schriften zur Lokal-Geschichte

fortleben wird. Die Gemeinde zählte 1845 bereits 32000 Seelen. Die

Bebauung des Köpenicker Feldes stand bevor, ein Mastenzuwachs war zu erwarten. Mit Zustimmung des Magistrats und des Konststoriums berief er zum 25. September 184350) eine Gemeindeversammlung ein, die stch für einen neuen Kirchbau erklären sollte. Der Plan fand begeisterte Auf­ nahme, die ersten Sammlungen ergaben sofort 5000 Taler. Am 2. Ja­ nuar 1844 fand bereits die Grundsteinlegung zur St. Jakobikirche statt. Der Magistrat wollte das Patronat übernehmen, der Antrag wurde aber von der Stadtverordnetenversammlung abgelehnt. Der König übernahm darum das Patronat, die Kirche wurde z. T. auf königliche Kosten nach den Plänen von Stüler erbaut und erhielt ein eigenes Gemeinde-Statut, das einen eigenen kleinen Kirchenvorstand von 12 Personen neben dem Pfarrer zur Leitung der Kirche einsetzte und daneben einen größeren Vor­ stand von 50 Vertretern einführke (Statut vom 9. Februar 1849). Auch im Westen entstand eine neue Kirche: die Matthäikirche vor dem Potsdamer Sor51). Sie ist ganz aus dem Willen einer kleinen Zahl treuer Christen hervorgewachsen. 1843 hatten stch am 5. Oktober 15 Männer zu einer Beratung zusammengefunden, um einen Kirchbau­ verein zu gründen. Bereits am 17. Mai 1846 konnte die Einweihung der neuen Kirche stattstnden, und unter Carl Büchsel, der von der Ge­

meinde gewählt worden war, entfaltete stch bald ein blühendes Gemeinde­ leben. Die neu gegründete Gemeinde strengte gegen die Mutterkirche

einen Prozeß auf Teilung des Kirchenvermögens an, den ste durch Berufüng auf das A.L.N., Teil II, § 160, 170 ff., 183 ff., begründete, während die Dreifaltigkeitskirche stch auf die K. O. von 1573 berief, nach

der die Pfarrgemeinde Eigentümerin des Vermögens ist. Dieser letzte Standpunkt, der durchaus der historischen Tradition vom Mittelalter her

312

XI. KIRCHLICHES LEBEN (1330-1870)

entsprach, wurde auch vom Oberappellationosenak eingenommen (Ent­ scheidung vom ii. Januar 1849). Die Matthäikirche hatte nach dem Dom den besten Kirchenbesuch; die Kollekten betrugen der Tradition zufolge au gewöhnlichen Sonntagen bis zu 1000 Mark. Leider ist das Kollektenbuch nicht vorhanden, weil Büchse! selbst es in Verwahrung hatte. Vor allen Dinge» hielten stch viele der adligen Kreise zu dieser Kirche. Der Energie Büchsels ist es zu danken, daß die Gemeinde nie eine Maffengemeinde geworden ist. Wie die Matthäikirche aus privaten Sammlungen geschaffen war, so ging Büchse! daran, für de» Teil der Gemeinde, die jenseits der Potsdamer Bahn lag, in der Bernburger Straße die Lucaskirche (Einweihung 1861) und etwas später, 1863, für eine vor allem von Schöneberg abgezweigte Gemeinde die Zwölf-Apostel-Kirche (Einweihung 1874) zu erbauen. Was Büchse! konnte, durfte nicht von andern erwartet werden. Er selbst wußte, daß mau auf Grund solcher freiwilligen Gaben nicht die Kirchennot in Berlin überwinden konnte. Wenn er große und reiche Gaben erhielt, so hing dies damit zusammen, daß vielen durch die Revolution von 1848 die Augen für die inneren Vollsnöte geöffnet waren; man hoffte, durch Kirchbauten den stktlichen Niedergang abwenden zu können. Viel langwieriger und schwieriger gestaltete stch die Teilung der Georgen-Parochie^). Schon 1837 war infolge der Anregung des Bischofs Neander der Plan zur Teilung aufgekaucht. Es war aber keiner da, der energisch die Sache verfolgte. Die kirchlichen Notstände wuchsen er­ schreckend an. Im Jahre 1851 gab es in Georgen 2359 Taufen und 810 Trauungen, dazu besuchten bei den drei Predigern 2249 Kinder den Unterricht, von denen 1021 konsterniert wurden. Unter 60 Beerdigungen konnte nur eine mit kirchlicher Begleitung stattstnden. Erst 1848 fand die Grundsteinlegung der Markuskirche stakt, die nnter Mithilfe des Magi­ strats als des Patrons endlich am 16. Oktober 1855 eingeweiht wurde. Gleichzeitig entstand die Andreäskirche (1854 Grundsteinlegung, 1856

Einweihung). Auch für diese Kirche hatte der Magistrat bas Patronat übernommen. Ferner wurde die Bartholomäuskirche nnter Mithilfe des

Königs, der das Patronat übernahm, 1855—58 erbaut. Dieser berief zum ersten Pfarrer der Gemeinde den Prediger Emil Steffann, der in Lengo durch eine weitreichende Wirksamkeit bekannt geworden war (geb. 1814 in Barmen-Gemarke als Sohn eines Kaufmanns). Auch in Berlin zogen feine ernsten Bußpredigten, in denen er klar und anschaulich die

NEUE PAROCIIIEN IN ALLEN STADTTEILEN

313

Sünden der Zeit geißelte, aus allen Stadtgegeudeu Zuhörer in die neue Vorstadtkirche. Er begann auch sofort, einen kleinen Kreis zu einer wöchentlichen Bibelstunde um stch zu sammel» und mietete dazu am Dienstag Abend einen Saal in einem Lokal der Linienstraße. Diese Art einer volksmissionarischen Verkündigung wurde als so unerhört neu emp­ funden, daß bei dem Konststorium eine Beschwerde einlicf. Man hielt es für unpassend, daß ein öffentliches Lokal zn Audachtszwecken benutzt wurde. Ferner wurde die Beschwerde damit begründet, daß er die Frei­

maurer heftig angegriffen und ihnen den Glauben an Gott und Christus abgesprochen habe. In diesem Zusammenhang habe — so heißt es in der Beschwerde — Skeffann es bedauert, daß selbst Königliche Prinzen dazu

gehören. Der Polizeileutnant bemerkte dazu, daß er es bedauert, daß der wachhabende Schutzmann, der in der Versammlung anwesend war, nicht sofort diese geschlossen und Steffann wegen Beleidigung von Mitgliedern des königlichen Hauses verhaftet hätte. Er war der Meinung, daß die

ganze Art seines Wirkens solche Unruhe schaffte, daß die Behörde gegen ihn cinschreiken müsse. Später baute Steffann auf Grund von Sammlungen die Kapelle in der Fliederstraße, die auf Wunsch Friedrich Wilhelms IV. St. Stephans-Kapelle genannt wurde. In Kolliston kam er wie auch andere mit der Behörde, weil er nicht jede Trauung Geschiedener voll­ ziehen wollte; es mußte ihm von der Behörde eröffnet werden, daß nicht er, sondern das Gericht zu entscheiden habe, wann eine Ehe zu scheiden ist. Eine scharfe Beobachtungsgabe war ihm eigen, und er glaubte, auch die Begabung zu dichterischem Schaffen in stch zu tragen. Schon in Lengo hatte er Romane (z. B. Freigemeindler) geschrieben, jetzt gab er unter dem Pseudonym Gottfried Nessel den Roman Leocadie heraus, dem Erfah­ rungen aus feinen Hauslehrerjahren zugrunde liegen. Dadurch, daß er an verschiedenen Stellen verstchert, daß das Abgeschilderte wirklich erlebt ist, muß der Leser auch heute noch auf den Gedanken kommen, daß die abgeschilderken Adligen und Pfarrer ganz bestimmte Persönlichkeiten stnd; man deutete vor allem den Herrn von Mannhard auf einen Herrn von Branden­ stein in Mecklenburg. Und so sah er stch genötigt, in der Kreuzzeitung (28. Mai 1868) eine Erklärung zu veröffentlichen, daß die Gestalten des Romans völlig erdichtet seien. Mag es auch richtig sein, daß nicht alle Personen auf einzelne Lebende zu deuten stnd, — man sah jedenfalls in

ihm Geistliche Berlins abgeschilderk (z. B. den Konststorialprästdenten ober Dr. Fleidow-Sydow, Müller-Sup. Schultz-Sophin und trotz der Er-

314

klärung in

XI. KIRCHLICHES LEBEN (1830-1870)

der Kreuzzeitung Mannhard-Brandenstein).

Die

Behörde

empfand den Roman als unpassend, und das Konsistorium verfügte seine Strafversetzung in das heute noch einsam gelegene Dorf Raben im Flä­ ming (Urteil vom 15. April 1869); er wurde bereits 1874 aus Gesund­

heitsgründen pensioniert. Er ist in sich gebessert hatte, noch einmal Berlin tätig gewesen. Am 26. 88 Jahren in überfüllter Kirche kirche gepredigt55).

späteren Jahren, als seine Gesundheit in der Stöckerschen Stadtmission zu Oktober 1902 hat er im Alter von zum letztenmal in der Bartholomäus-

Im Südosten der Stadt entstand vor dem Halleschen Tor das Kirch­ spiel der heutigen Kirche „Zum heiligen Kreuz", 1858 aus Teilen der

Dreifaltigkeits-, Jerusalems- und Jakobigemeinde zusammengesetzt, wozu noch Gebiete von Tempelhof und Britz kamen. Eine kleine Kapelle wurde

erbaut, die aber erst 1885—88 durch den heutigen Kirchbau ersetzt wurde, als schon eine Riesengemeinde von hunderttausend Seelen ent­

standen war54). Bis 1870 wurden noch folgende Gemeinden geschassen: Thomas (1864), Simeon (1868), Zionskirche (1864; Bau der Kirche unter besonderer Schwierigkeit 1868—72). Die Anstaltskirche des Jnvalidenhauses wurde Gemeindekirche (1820), bis die Gnadenkirche erbaut wurde (1895). Erst nach 1860 wuchsen die kirchlichen Notstände in Berlin zu einer Größe an, die uns heute fast sagenhaft vorkommt. In der Jakobikirche, die von 1860—62 plötzlich von 26000 bis auf 45 000 Seelen empor­

schnellte, sind am Sonntag Lätare 1865 128 Paare aufgeboten und am 2. Ostertage 45 Trauungen vollzogen. 1866 hatte der Pfarrer 1033 Kin­ der in 20 Stunden wöchentlich im Unterricht. Ich gebe noch Zahlen aus der Sophienkirche: 1841 652 Einsegnungen durch zwei Pfarrer, 1851 499, 1861 495, 1871 530, wozu noch 8 Einsegnungen durch den Hilfs­ prediger Schönberner kamen. Im Jahre 1851 hakten die Prediger in Unterricht: Dahms 1309 Kakechumen, 618 konfirmierte Kinder; Vater 807 bzw. 4I2> Deitel 821 bzw. 365; Couard 712 bzw. 290; Sup. Hetzel 618 bzw. 250; Jdeler 577 bzw. 272; Sup. Schultz 503 bzw. 228; Bachmann 442 bzw. 194; Sup. Kober 426 bzw. 186. Bei der Fülle

der Amtshandlungen tritt das Persönliche ganz zurück. Es mußte selbst bei bestem Willen zum mechanischen Betrieb kommen. Ich gebe Zahlen aus der Markusgemeinde (1870) an; 26. 12.: 19 Trauungen, ebenso 1871; 30. 3. 73: 16, 26. i2. 73: 25; 13. 7. 74: 13 Trauungen usw.

NEUE PAROCHIEN IN ALLEN STADTTEILEN. KIRCHLICHE NOTSTÄNDE NACH 1860

315

In dem Massenunterricht, der von den Kindern Jahrzehnte hindurch nicht ernst genommen werden konnte, liegt ein Hauptgrund

des allgemeinen kirchlichen Verfalls. Bei den Trauungen kam noch hinzu, daß viele vor der Einführung der Zivilehe der heiligen Handlung

ohne jedes innere Gefühl beiwohnten, und daß es durchaus nicht zu den Ausnahmen gehörte, daß die Ehemänner in angeheiterter Stimmung zur Trauung erschienen. N^ach Einführung des Zivilstandes trat bie Entkirchlichung besonders deutlich hervor. Von ioo Ehen wurden 1875 nur 18 bis 19 kirchlich eingesegnet, von 100 Kindern nur 52 getauft. Ob die Zahlen ganz richtig errechnet sind, erscheint mir fraglich. Der Rückgang war stärker, als man erwartet hatte. Es ist nicht übertrieben, wenn im Mai 1881 auf der Tagung der vereinigten Kreissynoden Dr. Lisco^) die Berliner kirchlichen Verhältnisse „ein kirchenhistorisches Ärgernis" nannte und es als unerträglich bezeichnete, daß es Gemeinden von 30000, 40000 und 60000, sogar eine von tooooo Seelen gäbe, daß manche Geistlichen 300—400, einige sogar 700—800 Konfirmanden hätten. Er wies darauf hin, daß nach dem Urteil des Auslandes Berlin die unkirch­ lichste Stadt der Welt sei. Durch die Tätigkeit der 1895 gebildeten Ber­ liner Stadtsynode find jetzt schon seit Jahren die großen kirchlichen Miß­ stände überwunden. Aber der Prozeß der Entkirchlichung ist noch nicht auf­ gehalten. Leider gibt es keine Statistiken über Kirchenbesuch^). Auch heute

werden solche nicht geführt, und auf Schätzungen ist bekanntlich nichts zu geben. Um so wertvoller ist die einzige kirchliche Statistik, die auf Veranlassung des Hofpredigers W. von Hengsienberg durch Kandidaten vollzogen wurde und die den Kirchenbesuch am 9. und 16. Februar 1869, also an zwei gewöhnlichen Sonntagen, und zwar nur vormittags, feststellte. Man ersteht daraus, daß jeder Gottesdienst damals noch eine größere Menge um stch scharte, daß die Gottesdienste im Dom und Matthäi stets etwas Imposantes waren.

Dom..................... Mathäi .... Georgen .... Jakobi .... Lucas ..................... Sophien .... Parochial . . . Luisenstadt . . .

.

.

. . . . . .

. . . . . .

9. Februar

16. Februar

Durchschnitt

2700 ? ? 512 ? 450 520 350

1750 1542 601 640 557 510 285 355

2285 1542 601 576 557 480 403 353

316

XL KIRCHLICHES LEBEN (1830—1870)

Dreifaltigkeit Elisabeth. . Fr.-Werder . Andreas . . Jnvalidenhaus Bartholomäus St. Thomas Waisenhaus. Zion . . . Jerusalem Böhmisch Bethanien Philippus-Apiostel Gertraud Johannes Marcus . . Dorotheen Joh.-Evgl. . Kloster . . 12 Apostel . Nikolai . . Petri . . . Neue Kirche Marien . .

9- Februar 240 320 175 ? ?

266 170

16. Februar

410 ?

465 305 270 ?

?

350 240 240 230 380 210

190 180

? ?

? ? ?

60

?

175

173 120 170

226

?

160

140 168 130 114 61

? ?

?

104 ?

?

120

Durchschnitt 325 320 320 305 270 266 260 240 240 230 220 210 190 180 175 173 173 170 160 140 136 130 114 90

Berlin halte damals an einem gewöhnlichen Sonntag bei einer Einwohnerzahl von 630 271 Evangelischen einen Gottesdienstbesuch von

1,8770/0. An Festtagen waren die Kirchen überfüllt. Etwas früher war es noch bester. Pastor Steffann-Bartholomäus (1857) rechnete, daß von 25000 Seelen seiner Gemeinde 500—600 an einem gewöhnlichen Sonn­ tag in der Kirche stnd, d. i. über 2 2B/ Hering, a. a. O., Bb. 2, 318—326. 42) A. Harnack, Geschichte ber Akabemie, Berlin 1900, Bb. 1, 1, S. 112 ff. 43) Nach Akten ber Neuen Kirche. 41) Text bei Mylius, VI, i, S. 633. 45) Text ber Stiftung bei Mylius (24. 12. 1696) VI, 633 ff.

3. Kapitel: Literatur: P. Grünberg, Ph. I. Spener, 3 Bänbe, Gotha, 1893 ff. — Joachim Lange, Lebenslauf, Halle 1744* — Johann Caspar Schabe, Gesammelte Schriften, 5 Bänbe, Frankfurt unb Leipzig 1720. — C. H. Chr. Plath, Carl Hilbebranbt, Freiherr von Cannstein, Halle 1861. — Jahrbuch 1926, 162 ff. *) Realenzyklopäbie, 2. Aufl., XI, 650. 2) Plath, a. a. O., S. 7. 3) Über bie Frömmigkeit von Canitz, vgl. Jahrbuch 1926, 164 ff. 4) Memoiren .... bes G. von Nahmer, herausgegeben von Gräfin Balle­ strem, Berlin 1881, 93 ff., in benen auf bie Beziehung mit Spener eingegangen wirb. Sein jüngerer Sohn ist auf bem Päbagogium in Halle erzogen (vgl. bie Erziehungsinstruktion, ebenba, 187). Auf ihn führt Georg von Reinbeck (Leben unb Wirken bes I. G. Reinbeck, S. 34) die Vertreibung Wolffs aus

KAPITEL 3

Halle 1723 zurück, weil Wolffs Unterricht die Insubordination auslöst und be­ sonders auf das Militär nachteilig wirkt. 5) Pufendorf ist in der Nikolai-Kirche beigesetzt, vgl. I. Kurth, Alter­ tümer, a. a. O., (5. 27 ff.; das Grabdenkmal, das I. Kurth noch gesehen hat, ist leider verbrannt und nicht mehr vorhanden. SpenerS Leichenrede auf ihn am 11. November 1694 in Leichenpredigten, 6. Abteilung, S. 224 (Frank­ furt 1696): „Ich weiß von meiner Person, keinen dieser Gemeinde zu nennen, der emsiger meine Predigten gehört hätte, so er meistens mit vieler Bewegung zu tun pflegte: auch das heilige Sakrament mit sonderbarer Andacht gebraucht." 6) Das Leben des Christian G. Aßmann, herausgegeben von E. M. Arndt, Berlin 1834. Es ist bezeichnend, daß dieser Handwerker aus dem Süden stammt. Alles weist darauf hin, daß die neue Frömmigkeit unter den Zugewanderten sich in erster Linie verbreitet hat; dazu kam der Adel. 7) W. Ziethe, Berliner Bilder, 1886, S. 89 ff. Eigenhändiger Lebenslauf und ihr Andachtsbuch in „Den zwar schweren, doch seligen Lebenslauf einer Christin dem Druck übergeben Joh. Lysius, Pastor zu St. Georg". — H. Arnold, Professor in Königsberg, hat die 3. Auflage herausgegeben und sagt in der Vorrede, daß nächst der Heiligen Schrift kein menschliches Buch ihm so viel Erbauung gegeben hat. 8) Leichenrede des Michael Rofoff auf ihn, 1734. (Vorhanden Staats­ bibliothek.) Geiger, a. a. £)., I, 271 ff. G. Schön, Stanislaus Rücker, Berlin 1890. 9) Letzte Bedenken, III, 369. i°) Grünberg, a. a. O., I, 322. Schades Lebenslauf in Bd. L und 5 seiner Schriften. n) I Lange, C. H. Frhr. von Canstein, Halle 1740, S. 4°4- Plath, Cannstein, a. a. £)., S. 20. 12) Die Einzelnachweise, Jahrbuch 1926, S. 172 ff. 13) Die Einzelheiten dieser Züchtigungsgeschichten in Samuel Schellwich, die sektiererische Pietisterei, Teil 3, 1697, S. 168, vgl. Jahrbuch, ebenda, S. 180, Anm. 1. 14) Bender, I. C. Dippel. 1882. 15) I. W. Petersen, Lebensbeschreibung, 2. Aufl., 1719, 218ff.; 266ff.; 270 ff1G) Jahrbuch 1928; 1929; 1930. 17) I. Lysius, Wahrhaftige Erzählung, was da selbst mit einigen Inspi­ rierten .... vorgegangen. 1717. 18) Johannes Porst, Wohlgemeintes Sendschreiben an die Personen, welche anjetzo zum Teil für Propheten wollen gehalten werden, Berlin 1715. 19) Plümicke, Entwurf einer Theatergeschichte von Berlin. 1786, S. 61 ff.; 71 ff. Historisch-genealogischer Kalender auf das Jahr 1822 (Berliner Kalen­ der, S. 225 ff.). Geiger, a. a. £)., I, 39 ff. Die umfangreichen Titel der Schriften gegen das Theater sind bei Geiger auf S. 54 ff. abgedruckt. Zu Schade, vgl. Plümicke, S. 82. 20) Briefe von Johann Porst an Francke in der Staatsbibliothek.

370

ANMERKUNGEN

4. Kapitel: Literatur: Albert Krebs, A.H. Francke und F. W. I (Friedrich Mann, Päda­ gogisches Magazin 10^6), Langensalza 192z (mit weiteren umfassenden Literatur­ angaben). — O. Krauske, Die Briefe König F. 2D. I. an den Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau, Berlin 1905. — G. Kramer, A. H. Francke, 2 Bände, Halle, 1880 ff. — G. Kramer, Neue Beiträge zur Geschichte A. H. FranckeS, Halle 1875. “ Jahrbuch, Bd. 1, 5, 6. (1904, 1908, 1909). — B. Krieger, Sieben Tage am Hofe F. 2D. I. Tagebuch des Prof. I. A. Freylinghausen über seinen Aufenthalt in Wusterhausen, 4-—ZI- September 1727, Berlin 1900. — Parischt L’Etat et les Eglises en Prusse sous Frederic Guillome I er. Paris 1897. x) Der ausführliche Bericht über den Aufenthalt des Königs in Halle bei G. Kramer, Neue Beiträge, a. a. £)., 137 ff. 2) Kramer, ebenda, 154 ff. Absetzung Wolffs und Thümigs; S. 155 Ab­ setzung Wagners als Professor in Halle; S. 136 Absetzung Fischers in Königsberg. 3) Mylius, I, 2, Nr. 137. Der Besuch von Wittenberg ist durch ihn 8. März verboten, Mylius I, 2, Nr. 122. Weitere Verfügungen über Universitätsbesuch: 1. Nov. 1727 (ebd., Nr. 125); 3. Okt. 1717 und 25. März 1729 (ebd., Nr. 126); 29. Sept. 1736 (ebd., I, 1, Nr. 137). — Man darf daraus nicht schließen, daß es in Brandenburg nur noch Pfarrer gegeben hat, die in Halle studiert haben. Halle überwiegt, vgl. hierzu die Konduitenlisten, Jahrbuch 1913, 382 ff. *) Stolze im Jahrbuch 5, 177 ff. „Im Mittelpunkt von F. 2D.ö' religiösem Leben stand ganz gewiß nicht der Gott, der in unendlicher Güte die Sünden dem vergibt, der ste von Herzen bereut, sondern vielmehr der, der die Sünden straft." Ebenso Krebs S. 50: „Es ist nicht die Gnade, die aus dem Überfluß an Liebe sich der Menschen annimmt, sondern die, die berechnend und nach dem Lebenswandel und Lebenswerk sehend, dann nur verdientes zuspricht." 5) Sämtliche Stellen über Religion im Index bei Krauske. Allgemeine Cha­ rakteristik des Briefwechsels in der Einleitung S. 85 bei Krauske. 6) Ähnliche Äußerungen Brief Nr. 4?2 (S. 395 ff.). 7) Dgl. auch die anderen Briefe vom September bis Oktober 1734, S. 535 bis 540. 8) Tagebuch bei Kramer, Neue Beiträge, a. a. O., 172. 9) G. Küntzel, Politische Testamente der Hohenzollern. Leipzig, Bd. r, 94. 10) Kramer, ebenda, 173. Ebenso im Tagebuch Freylinghausenö bei Krie­ ger, a. a. O., 51. n) Jahrbuch 5, 177. 12) Krauske, a. a. O., 519. 13) Krieger, a. a. O., 46. u) Ebenda, 106. 15) A. B. König, Kurzgefaßte RegierungS- und Staatsgeschichte Fr. 2D. 1. Berlin 1796, I, 245 ff. Ähnliche Äußerungen znsammengestellt von Stolze im Jahrbuch Bd. V, S. 58, Anm. 1.

KAPITEL 4

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16) Ritschl, Geschichte des Pietismus, Bd. 2, 1884, S. 523. n) So Krebs, a. a. O., S. 46 ff16) David Schönemann, Gottgeheiligte Betrachtungen, Berlin 1727; das Gedicht über Marcus 14 auf S. 66 ff. ,9) Geiger, ebenda, I, 31. 20) Joachim Lange, Lebenslauf. Halle 174421) I. Lange, Aufrichtige Nachricht von der Unrichtigkeit der sog. Unschul­ digen Nachrichten, 1. Ordnung auf das Jahr 1701, Halle 1707, S. 41 (§ 6). 22) Z. B. ebenda: S. 44/ über die Geltung der symbolischen Bücher. Zu Langes Theologie, vgl. Gaß, Geschichte der protestantischen Dogmatik; Bd. 3, 1862, 22 ff. 23) Sammlung auserlesener Materien zum Bau des Reiches Gottes, Leipzig, 1733, Bd. 2, 9. Beitrag (enthält die Selbstbiographie von Porst; vorhan­ den Universttätsbibliothek Kiel). 24) Dem deutschen Buch liegen die beiden lateinischen Schriften „Theologia viatorum practica 1722" und „Theologia practica regenitorum 1723" zugrunde. Das deutsche Andachtsbuch erschien in zweiter Austage 1730, in dritter Austage 1740; es ist später (auch noch im 19. Jahrhundert) oft her­ ausgegeben, vgl. das Verzeichnis der Ausgaben bei C. Große. Die alten Tröster (Hermannsburg 1900, 411)- Ritschl (II, 463 ff ) bespricht eingehend das Werk mit der bei ihm eingemischten Kritik, so daß ein unmittelbarer Ein­ druck von dem Werk nicht vermittelt wird. 25) 84 Briefe von Porst an Francke in der Staatsbibliothek zu Berlin. 26) Die dritte Gattin F. I. neigte zur Schwermut und endete in einen» unnormalen Zustand, der auch in übertriebener Frömmigkeit stch kundtat. Porst kann unmöglich für diesen Geisteszustand der Königin verantwortlich gemacht werden, vgl. F. Wigger, a. a. O. Die von Geiger (Bd. I, 67 ff.) mitgeteilten Briefe bestätigen mein Urteil. Vgl. Anm. 30 in Kap. 2. (S. 367.) 27) Küster, a. a. O. I, S. 4°7 ff- Astmann hat eine deutsche Handbibel bei Salfeld in Berlin drucken lasten, ferner ein Gesangbuch (1. Ausgabe wohl vor 1700 mit einer Vorrede von Spener). Speners Leichenreden, Teil 10, 224ff-; 255ff. 28) Jahrbuch 1913, 131 ff. Küster, a. a. £>., I, 408 ff. 29) Küster, ebenda, 420 ff. 30) Ebenda, 423 ff. 91) Ebenda, 424ffS2) Köppen hat auf der Reise nach Süddeutschland das Tagebuch mit großer Gewistenhaftigkeit geführt, es ist zum großen Teil noch vorhanden, vgl. G. Kramer, Neue Beiträge, a. a. O., 187 ff. Küster, ebd., I, 425 ff33) Küster, a. a. O., II, 581 ff. 34) Jahrbuch 1924: Walter Wendland, Studien zur Erweckungübewegung, 1810—30 mit ausführlichen Literaturangaben. 35) Sebaldus Notanker, 1775, Bd. 2, S. 75; vgl. Nicolai, Berlin und Potsdam, a. a. O., 3. Aust., Bd. 1, 603.

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ANMERKUNGEN

36) Jahrbuch 1924, IZ ff. — Silberschlag, Mein Lebenslauf, Berlin 1788, (2. Auf!., 1799), mit Verzeichnis seiner 52 Veröffentlichungen. Über seine Stel­ lung zu Wöllner vgl. Zeitschr. für historische Theologie, Bd. 32, 1862, 421 ff. — A. Harnack, Geschichte der Akademie, 1900, Bd. 1, 330 ff. 37) Zieche, Berliner Bilder, a. a. £)., S. 152 f. — E. Baumann, Vater Hennefuß, Berlin 1883, 34 38) Semler, Lebensbeschreibung, S. 78 ff. ") G. Hoffmann, H. D. Hermes, Breslau 1914, S. 86 ff. 40) Jahrbuch 1924, 15. Frege, Die St. Gertraudtkirche, 1834, G. Kramer, Karl Ritter, 2. Auff., Halle 1879, Bd. 1, 243. Die Gedichte von Arnim im R. Steig, Achin von Arnims Werke, Jnselverlag, Bd. 3, S. 467 und 469. 41) Jahrbuch 1924, 16 ff., mit weiteren Literaturangaben. — K. F. Ledder­ hose, Joh. Jänicke, Berlin 1863, Briefe Jänickes im „Nachlaß Francke" der Staatsbibliothek. 42) Über den Miffionsverein, vgl. Julius Richter, Geschichte der Berliner MissionSgesellschaft, 1924, S. 5 ff. Über die Missionare, die aus dem Seminar hervorgegangen sind, vgl. die geschichtlichen Nachrichten im Berliner Missions­ freund 1853. Der Schwiegersohn Jänickes Magister Rückert, Hauptlehrer an der Nixdorfer Kirchenschule, hatte in den letzten LebenStagen Jänickes die Leitung, er besaß aber nach einem Brief Seegemunds aus Wernigerode (8. 3. 1824) nicht das Vertrauen der Gläubigen und Seegemund teilt in taktvoller Form Jänicke mit, daß die Gaben der Gläubigen seinem Missionsverein nicht mehr so zu­ fließen werden, falls Rückert die Leitung behält. Über die Auflösung der Jänickeschen Anstalt vgl. Teil II meines Buches, auf Grund bisher unbenutzter Akten des Konsistoriums. 43) M. Kulke, Gnadenführungen Gottes, in dem Leben des Schulvor­ stehers Fr. Samuel Dräger, Berlin 1860. 44) Aus der Knabenzeit, Ausgabe Bong, 1898, 98 ff. 45) I. F. Bachmann, Zur Geschichte der Berliner Gesangbücher, 1856, 210. 46) M. Kulke, a. a. £)., 90 ff. 47) Dgl. zu den Nachwirkungen des Pietismus meinen Aufsatz: Märkischer Pietismus in „Festgabe zum deutschen Pfarrertag" 1927.

5. Kapitel: x) Büsching, Beiträge zur Lebensgeschichte denkwürdiger Personen, 1. Teil, 1783, S. 139—236. — G. v. Reinbeck, Leben und Wirken des I. G. Reinbeck, Stuttgart 1842. — M. Schian, Orthodoxie und Pietismus im Kampf um die Predigt, Gießen 1912, S. 154 fv 158—160. Über Franckes Stellung zu Reinbeck, vgl. Kramer, A. H. Francke, a. a. O., Bd. 2. S. 240 ff. — Büsching, Beiträge, a. a. O., S. 3; S. 138 über die

KAPITEL 5

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Stellung Reinbecks zu Wolff. — Gaß, Geschichte der protestantischen Theologie, Berlin 1862, Bd. 3, 139; 178ff. ' Der Feldprobst Gedicke in Berlin, der innerlich nicht von Wolff beeinflußt war, hat die Absetzung Wolffs nicht gebilligt (vgl. Jahrbuch 1929, S. 211), er will in Güte Wolff gewinnen. 2) Brief von Joh. Porst an Francke in der Staatsbibliothek. 3) Langes Hauptschrift gegen Reinbeck: 130 Fragen aus der neuen mechanischen Philosophie, 1734; Lange ist nach Berlin gereist, um die weitere Beeinfluffung des Königs im Sinne der Wolffschen Philosophie zu verhindern, vgl. G. von Reinbeck, a. a. £)., S. 67, 4) I. G. Reinbeck, Betrachtungen, a. a. £)., Bd. 1, Einleitung S. XXXX. 5) Ebenda, S. XXXXII. 6) Ebenda, Bd. 2 (1734). Die Vorrede handelt von dem Gebrauch der Vernunft und Weltweisheit in der Gottesgelahrtheit, 72 Seiten. Dazu Schian, a. a. O., S. 154 f. 7) Schian, a. a. O., 158 ff. Danzel, Gottsched und seine Zeit, Leipzig 1648, S. 4°—50. Schian hat Danzels Ausführungen nicht gekannt; daher be» zweifelt er die Autorschaft durch Gottsched. 8) G. von Reinbeck, ebenda, 58 ff. 9) Zu Rudolf Anton Müller, vgl. R. Koser, Friedrich der Große als Kronprinz, 1907, S. 70 und S. 248. (Zusammenstellung der Literatur über Müller.) 10) Walter Wendland, Die Beziehungen Friedrich des Großen zu dem fran­ zösischen Pfarrer A. Achard, Jahrbuch 1916, 138—168; Formey Souvenirs d'un citoyen, Bd. 1, Berlin 1789. n) Oeuvres de Frederic Ed. Preuss, Thome 14, Berlin 1850, S. 7 ff., i8ff.; Werke Friedrich des Großen, übersetzt von B. G. Volz, Bd. 10, Berlin 1914, S. 32ff.; 253. 12) A. F. W. Sacks Lebensbeschreibung, Herausgegeben von seinem Sohn Fr. Sam. G. Sack, 2 Bände, Berlin 1798; Walter Wendland, Die praktische Wirksamkeit Geistlicher im Zeitalter der Aufklärung, Jahrbuch 1913; C. Horn, Die patriotische Predigt zur Zeit Friedrich des Großen, Jahrbuch 1924, 92 ff. Bevor Sack nach Berlin kam, war er Prediger in Magdeburg und hat dort schon Predigten drucken lasten: 12 Predigten, Magdeburg und Leipzig, 1735. 13) Der 1. Band des „Verteidigten Glaubens" ist in das Französische, beide Bände sind in das Holländische übersetzt. H) Predigten, 1. Teil, S. 4315) Jahrbuch 1913, 336 ff. 16) K. v. Hase, Gesammelte Werke, III, 3, 2. Abt., Leipzig 1892, S. 255. 17) Fr. Sam. G. Sack in der Lebensbeschreibung seines Vaters, S. 53 f. Davon ist zu unterscheiden der Widerstand, den er in den Kreisen Friedrich des Großen fand, vgl. ebenda, S. 46, und die Schwierigkeit in der Gehaltszahlung im Jahr 1740, S. 50 ff. Für Reinbeck vgl. die apologetischen Vorreden in den Betrachtungen, ferner

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ANMERKUNGEN

Langes Aufenthalt in Berlin 1733. Die mißtrauischen Bemerkungen von LampertuS Gedicke in seinen Briefen an Cyprian über Sack. 16) Dgl. I. G. Reinbecks Abfertigung eines Anonymi 1737. Fortgesetzte Ab­ fertigung 1737. Der Anonymus hat die Betrachtungen über die Augsburgische Konfession an einem mir unbekannten Orte einer Kritik unterzogen.

6. Kapitel:

Literatur: Walter Wendland, Die praktische Wirksamkeit Berliner Geistlicher im Zeitalter der Aufklärung (1740—1806), Jahrbuch 1913/14.—Karl Aner, Der Aufklärer Fr. Nicolai, Gießen 1912. — Ders., Fr. Nicolai als Zeuge des kirchlicher: Lebens in Berlin, Jahrbuch 1913, 244 ff- — Ders., Fr. Germanus Lüdtke, im Jahrbuch 1914. — Ders., Lessing und die Theologie seiner Zeit, Halle 1929. — Horst Stephan, NeuauSgabe von Spaldings Bestimmung des Menschen, Gießen 1908. — Paul Gabriel, Die Theologie W. A. Tellers^ Gießen 1914. — I G. D. Ulrich, Über den Religionszustand in den preußi­ schen Staaten, 5 Bde., Leipzig 1778 ff. — Chr. Fr. Rinck, Hof- und Stadtvicarius in Karlsruhe, Studienreise 1783—84, Herausgegeben von M. Geyer, Altenburg, 1897. — Plümicke, Berliner Predigerkritik für das Jahr 1783 (vgl. dazu Zfcharnack im Jahrbuch 1916, 169 ff ). — Paul Schwartz, Der erste Kulturkampf um Kirche und Schule, Berlin 1925. ') Geiger, a. a. £)., I, 540ff. A. F. Büfching, -Eigene Lebensgeschichte, Halle 1782, in Beiträge Bd. 6: über Berlin berichtet er summarisch von S. 545 ab. 2) Geiger, I, 576 f. — F. L. Brunn, Versuch einer Lebensbeschreibung von Meierotto, Berlin 1802. Aus der am 23. Januar 1783 stattgefundenen Unterhal­ tung Friedrichs mit Meierotto in französtfcher Sprache (mitgeteilt von Grund, S. 265—271) ist interessant, daß Spaldung als Redner dem König von Meierotto gerühmt wird; das Gespräch bezog sich auf die deutsche Literatur. 3) G. Horn, Lebensbeschreibung von Friedrich Gedicke, 1808. 4) Uber die Zeitschriften in Berlin, vgl. Geiger I, 396—439- Uber die berlinische Monatsschrift, 426 ff. Gedicke trat 1791 aus der Redaktion um Wöllners willen aus, vgl. Schwartz, a. a. O., S. 23, Anm. 2. 6) Dgl. I. Hay, Stadt, Volk und Weltbürgertum in der berlinischen Mo­ natsschrift von Fr. Gedicke und Erich Biester (1783—1796); über Goßler S. 50 ff., über Ramendohr, S. 20 ff., über Gentz, Kant, Humboldt, S. 61 ff. Auf Grund dieses Aufsatzes muß die Darstellung bei Geiger (II, 4° ff ) ge­ ändert werden. Mit I. Hay stimmen die Beobachtungen von Schwartz, a. a. O., 232 ff., überein. Das Gedicht von Jenisch, Teutscher Merkur, 1789, Dd. 4/ 60. Zu Jenisch, Geiger II, 46. 6) Karl Aner, Friedrich Nicolai, S. 84 ff-, und Jahrbuch 1913, 244 ff7) Jahrbuch 1914, 268. •) Aner, Nicolai, a. a. O., S. 105.

KAPITEL 6

375

9) Gabriel, a. a. D., S. 67 ff. 10) Urteile über Berlin: z. B. Lessings Eltern (K. G. Lessing, G. E. Lessings Leben, ReklamauSgabe, S. 59); Zöllners Briefe über Schlesien (Sb. 2, 1793, I34ff); Ritter von Zimmermann, Uber Friedrich den Großen, Sp. 1790, Sb. 3, — 236ff.); Georg Forster, Briefwechsel 1829, Sb. 1, 201 f., Brief vom 23. April 1779. n) I. Hay, a. a. £)., S. 12 ff. H. v. Treitschke, Die königliche Biblio­ thek (in Preuß. Jahrbücher 1884, Sb. 53). 1?) I. Hay, a. a. £)., 15 ff. (Literatur in Anm. 6). Seine Gebichte in Horns Biographie, S. 189 ff., seine Brautbriefe, ebb., S. 309 ff. 13) Zu Jenisch, vgl. Geiger (Jnbex). Lebensnachrichten in H. Doering, Die gelehrten Theologen Deutschlanbs, Neustabt 1832, Sb. 2, 20 ff. Das Buch „Geist unb Charakter bes 18. Jahrhunbert", 3. Teil, 1801, S. 349 ff. Schleier­ machers Rezension über sein Religionssystem in Bb. 4 der Briefe, Ausg. Dilthey. H) Nachruf von Hufelanb in G. W. Keßler: Der alte Heim; 2. Aust., Leipzig 1846, S. 180 ff. lö) I. I. Spalbing, Lebensbeschreibung, Halle 1804. Don SchultheßRechberg, Denkschrift auf Lavater, Zürich 1902, S. 166 ff. Hans Norbmann, I. I. Spalbing, Diss., Berlin 1929. Briefe von Herrn Spalbing an Herrn Gleim, Frankfurt unb Leipzig 1771. 16) Abgebruckt in SuphahnS Ausgabe von Herber, Bb. 5, 277—499 17) Jenaer Literaturzeitung, 1805, abgebruckt in DiltheyS Ausgabe bet Briefe Schleiermachers, Sb. 4, 609 ff. 18) Studien unb Kritiken, 1843, Bb. 1, 90 ff. (Briefwechsel zwischen Spal­ bing unb Herber). Aus Herbers Nachlaß, herausgegeben von Düntzer unb F. G. von Herber, 1857, 2, S. 75. Herbers Urteil über Spalbing auf S. 77 unb Lavaters Urteil auf S. 84 ff. 19) Ulrich, a. a. O., Bb. 1, 153. 20) Stägemanns Gebicht in Sack, Geschichte ber Prebigt, 1866, S. 86. — Urteile Schellings unb Johann von Müllers bei Frank, Geschichte ber Theologie, Sb. III, 95. — König, Berlin, Sb. V, i, S. 263. — Mengs, Leben bes Grafen Fr. Sam. Stolberg, Teil 1, 230 f. — Rinck, a. a. O., 131. 21) Prebigten, Berlin unb Stralsunb, 1764, S. 5. 22) Spalbing, Nutzbarkeit, a. a. £)., 3. Aust., 1791, S. 131. 23) Ebenba, 250. 24) Anhang zur 3. Aufl. ber Bestimmung bes Menschen (1749) in H. Stephans Neuausgabe, S. 33. 25) Zu Herber, vgl. R. Haym, Herber, Berlin 1880, Sb. 1, 571—626. Suphahns Ausg., Sb. VII, 232 ff., 1884. 26) O. Hoffmann, Herbers Briefwechsel mit Nicolai, Berlin 1887. Brief vom 26. November 1786, S. 24 ff. 27) Titel unb kurze Besprechungen berartiger Schriften bei Ph. H. Schuler, Geschichte ber Deränberungen bes Geschmacks im Prebigen, Halle 1794, Bb. 3,

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ANMERKUNGEN

2, (5. 54/ ro6 ff., Ii4ff Das Wort Nutzbarkeit hat damals einen tieferen Gefühlsinhalt als heute gehabt. Suphahns Ausgabe Herders, Bd. VII, i884, S. 225 ff. Die Zitate aus S. 229 und 223. 2g) Dgl. Brief vom 12. Januar 1774, ebd., S. 104. Brief vom 29. Juli betont den Gegensatz zu Nicolai besonders scharf S. 108 ff. Es ist der letzte Brief Herders an ihn. 29) ) Walter Wendland. Die erste wirksame Bekämpfung der Bettelei (Nach­ richtendienst des Evgl. Hauptwohlfahrtsamtes, Januar 1928). — F. A. Büsching, Magazin für die neuere Historie und Geographie, 12. Teil, Halle 1778, 493—324. Historische, politische und geographische, statistische und mili­ tärische Beiträge, Berlin 1782, Teil 2, 1, S. 273—284. — Das Zitat ans dem Buch von Apert, S. 292.

8. Kapitel: H. Gramer, Die Franzosen in Berlin, im Hohenzollernjahrbuch 1905, i—43 — Ders., Berichte aus der Berliner Franzosenzeit, 1807—1809. Publi­ kationen aus den preußischen Staatsarchiven, Bd. 1888, Leipzig 1913. — M. Lenz, Geschichte der Berliner Universität, Berlin 1910, Bd. 1. *) I. P. Ermann (1735—1814), Ein Lebensbild von Welhelm Ermann, Berlin 1914, 87 ff. — Margarete Pufahl, Berliner Patrioten, 1896, Pro­ gramm der Dorotheen schule (auf (5. 41 der Bericht der Töchter von Sack). — Bassewitz, Kurmark Brandenburg, 1806 bis 1808, Berlin 1851, Bd. 1, 83 ff. 2) Eidesformel bei Bassewih, I, 110. Uber den Eid, vgl. Pufahl, 23 ff. 3) Granier im Hohenzollernjahrbuch, a. a. £)v S. 424) G. Goens, Garnisonkirche, a. a. O., S. 55 ff. Granier, ebd., S. 13. 5) Friederike Unger, Die Franzosen in Berlin, Leipzig 1809, S. 46 ff- (In Romanform, wohl nicht immer ganz historisch, trotz der Bemerkung von Er­ mann von der „gut unterrichteten Unger" auf S. 102, Anm. i).

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ANMERKUNGEN

6) H. Dreyhaus, Der preußische Korrespondent von 1813/14, Diss. Marburg i99/ S. 9. 7) Dgl. Curt Horn, Die patriotische Predigt zur Zeit Friedrich deö Großen, Jahrbuch 1924, 78 ff., 1925, 134 ff. 8) A. Fr. W. Sack, Predigten, Bd. 5. — Ders., Drei Dankpredigten, Neue Ausgabe, Berlin 1857, S. 13. 9) Vorwort in Bd. 6 der Predigten. 10) I. C. Pischon, Predigten an Festtagen, Halle 1794, S. XIV der Einl. Pischon war reformierter Domprediger in Halle, seit 1799 in Potsdam Hof­ prediger. Sein Sohn wurde der bekannte Schüler von Schleiermacher. n) Walter Wendland, G. A. L. Hanstein als patriotischer Prediger in Berlin, Jahrbuch 1915, 88—118. 12) Walter Wendland, Die praktische Wirksamkeit a. a. O. im Jahrbuch 1913. 13) Briefwechsel Fr. Schleiermachers mit I. Chr. Gaß, Berlin 1852 (Brief vom 16. November 1805), S. 38 und S. 46. u) Erinnerungen, Berlin 1909, Bd. 1, 443 (am 10. April i8i4)15) H. Tränier, Berichte, a. a. £)., 321. Dgl. Jahresbericht des historischen Vereins in Brandenburg, 1925, 3—8. 16) Dilthey, Leben Schleiermachers in Briefen, Bd. 2, 2. Aust., S. 175. 17) K. F. Klöden, Jugenderinnerungen, Auög. des Jnselverlags 1911, S. 231 und 238. 18) Kurze Lebensnachrichten in Doering, Die deutschen Kanzelredner, a. a. £)., 336—340. Die Predigten dieser Zeit stnd enthalten im „Neuen Magazin von Fest-, GelegenheitS- und anderen Predigten" (herausgegeben von Hanstein und Ribbeck, Magdeburg 1809—14). 19) Neues Magazin, 1809, 3 ff. Das 2. Zitat auf S. 10 f. 20) Einzeldruck: Predigt am allg. Bettage, 1809. 21) Lenz, Geschichte der Universität, a. a. O., Bd. 1, S. 509. 22) Neues Magazin, 5. Teil, 1814, S. 287 ff. Das Zitat auf S. 294 ff. 23) Zu Schleiermacher: W. Dilthey, Leben F. Schleiermachers, herausge­ geben in 2. Aust, von H. Mulert, Berlin 1922. — W. Dilthey, Schleier­ machers politische Gesinnung und Wirksamkeit, Preuß. Jahrbücher, 1862, Bd. 10, 234—277. — Joh. Bauer, Fr. Schleiermachers patriotische Predigten, Gießen 1909. — G. Holstein, Die Staatsphilosophie Schleiermachers, Bonn und Leipzig 1922. — E. Müsebeck, Schleiermacher in der Geschichte der Staatsidee und des Nationalbewußtseins, Berlin 1922. — H. Dreyhaus, Der preußische Korrespon­ dent von 1813/14, und der Anteil seiner Gründer Niebuhr und Schleiermacher, Diff., Marburg 1909. 24) R. Körner, Die Wirkung der Reden Fichtes, FBPG., Bd. 4°? 63—87. Über Larosche auf S. 67. 2ö) Preuß. Jahrbücher, 1862, 235. Man darf nicht auf Grund der Reden einen zu schnellen Rückschluß auf den Charakter Schleiermachers ziehen. Die Predigten der gleichen Zeit enchalten schon das handelnde Moment und be­ wegen sich nicht etwa rein in der Sphäre des Gefühls.

KAPITEL 8 UNP 9

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26) Müsebeck, a. a. O., S. Ai. 27) Dgl. Die Polemik Müsebecks gegen Gundolf, S. 33, Anm. 5. 28) H. Meisner, Schleiermacher als Mensch, Familien- und Freun­ desbriefe (1804—34), 62 ff. 29) Müsebeck, a. a. £)., 40 f. 3Ö) Lenz, Universität, a. a. O., Bd. I, 466 f. 31) Briefe, a. a. O., II, 269. 32) Lenz, a. a. O., I, 514 ff. 33) Briefe, a. a. O., Bd. 4, 422 ff31) Werke II, i, 2. Sammlung, Nr. IX. 35) Werke II, 1, 2. Samml. Nr. XII., vgl. Joh. Bauer, a. a. C., 109 bis 206. 3e) Werke II, 4, Nr. 3. 37) Werke II, 4, Nr. 4. 3e) Charakterzüge Friedrich Wilhelms III., Bd. 1, 3. Auf!., 1643, I72ffMar Lenz, a. a. £)., Bd. 1. Gegen Bauer, a. a. £)., S. 97. 3D) Aus den Papieren des Theodor von Schön, Bd. 5, 1882, S. 58.

9. Kapitel:

Literatur: Walter Wendland, Das Erwachen religiösen Lebens in Berlin, Ber­ lin 1925. — Ders., Studien zur Erweckungsbewegung in Berlin, Jahrbuch 1924. — I. Nadler, Die Berliner Romantik, 1920. — L. Keller, I. G. Fichte, in Schriften 1917, Heft 50. — R. Steig, H. v. Kleist, Berliner Kämpfe, 1901. — E. Kayka, Cleist und die Romantik, 1906. — H. Schmitz, Die Gotik, 1921, S 216 ff., mit den für Schinkels Kunst wichtigen romantischen Entwürfe^. — A. Grisebach, Schinkel, 1924, S. 41 ff-, 59 ff- — Fr. Meinecke, Bismarcks Eintritt in den christlich-germanischen Kreis (Historische Zeitschrift, 1903, N. F., Bd. 54, 56 ff.). — F. Wigand, Der Verein der Maikäfer in Berlin, Deutsche Rundschau, 1914, S. 279 ff. — Ennecerus, L. C. von Savigny, 1879, Hollweg über Savigny in Zeitschrift für Rechtsgeschichte, Bd. 6, Weimar 1867. — *) W. Dilthey, Leben Schleiermachers, a. a. D., 466 ff. 2) Historisch-politische Blätter, 1877, Bd. 77, S. 4°9ff3) H. Dalton, Joh. Goßner, 1878, 186 ff. 4) Eleonore von Reuß, Adolf von Thadden-Trieglav, 2. Aufl., 1894. Das handschriftliche Material ist nicht erschöpfend durchgearbeitet; es würde sich die wissenschaftliche Bearbeitung des Archivs der Familie Thadden für die K. G Entwicklung lohnen. 6) Wangemann, Geistliches Reden und Ringen am Ostseestrand, Berlin 1881, 4 ff- Fr. Wigand, Eine Schwärmerbewegung in Hinterpommern, Deutsche Rundschau, Dez. 1921, 323 ff. 6) (M. und H. Götze, A. W. Götze). Unsere Doreltern und unsere Eltern, zum 15. Mai 1895, Wernigerode 1895.

380

ANMERKUNGEN

7) Tagebuch von Bethmann-Hollweg, vgl. Jahrbuch 1924, S. 5. Deutsch­ evangelische Blätter, herausgegeben von W. Beyschlag, 1876, S. 777 ff. Zeit­ schrift für christliche Wissenschaft, 1857, 360ff. Der Zentralausschuß für IM. hätte die Pflicht, die kirchengeschichtliche Bedeutung seines ersten Präsidenten zu würdigen und zu beschreiben. 8) Denkwürdigkeiten aus dem Leben Leopolds von Gerlach, 2 Bande, Berlin I^9I/92- — Georg Lüttke, Die politischen Anschauungen des Generals und Präsidenten von Gerlach, Disi., Leipzig 1907. 9) Ernst Ludwig v. Gerlach, Aufzeichnungen aus seinem Leben, Schwerin I9°3, f- 2 Bde. — Eugen Jdele, Die kirchenpolitischen Anschauungen des Ernst Ludwig v. Gerlach, Disi., Tübingen 1900. — Zur Auseinandersetzung mit der Darstellung von Hausrath, Richard Rothe, vgl. Jahrbuch 1924, S. 41/ 2lmn., und Jdele, a. a . £)., S. 30, Anm. 4. 10) Paul vl)n Bülow, Familienbuch derer von Bülow, 1858, 209 f. — Nachruf in der Evgl. Kirchenzeitung 1853, 473 ff / Jahrbuch 1924, 47n) Karl von Röder, Erinnerungen, 1861. — Elise von Bernstorff, „Er­ innerungen", 18196, Bd. 1, 230 ff. und 325 ff. Dom preußischen Hofe, 1908, 35 ff-, Jahrbuch 1924, 47 f. 12) 2l. D. B., Bd. 9, 705 f. Dom preußischen Hof, 186 ff., Jahrb. 1924, 32. 13) Jahrbuch 1924, 36. Das Zitat in seinem Buch „Königtum und Land­ stände, 1846, S. 85. 14) Jahrbuch 1924, 49 f- 2l. Hausrath, Richard Rothe, 1902, Bd. 1, 101 f. 15) Jahrbuch 1924, 52. Adolf Henschel, Evgl. Lebenszeugen des Posener Landes. Posen 1891, 334 ff. — Fr. Just, Um Pinne. Posen 1927, uu't einem ausführlichen Lebensbild auf Grund des Familienarchivs. Rappard war im Hause der Gerlachs aufgewachsen. 16) Jahrbuch 1924, 46 ff. 17) Ebd., 50 f. Ebd., 44 ff. 18) Ernst Pcrriser, Das religiöse Element in Brentanos Lyrik, 1908 (mit weiterer Literatur). 19) Jahrbuch 1924, 52 ff. 20) Ebd., 32 ff. Er war später Pfarrer in Wernigerode, mußte wegen einer sittlichen Entgleisumg die Stelle aufgeben und ging nach Polen; später ist er wieder in Frankfurt a. d. O. 21) Fr. Meiniecke, I. M. von Radowitz und die deutsche Revoluiion, Berlin 1913, S. 19. 22) Ebd., S. 13. 23) Jahrbuch 1924, 59 f. Mit Literaturangaben. — W. Barr, Prinzeß Wilhelm, 2. Aust.,, 1889. — Bornhak, In Neue Christoterpe, 1909, 186—231. Karoline von Rvlchow, Dom Leben am preußischen Hof, 1908, 60 ff — H. v. Petersdoff, Deutsche Männer und Frauen, 1913, 18—27. 2^) Jahrbuch 2924, 60 f. Mit Literaturangaben. Ausführliche Literatur auch in Otto Graf S»tolberg, Graf Anton Stolberg-Wernigerode, Münhen 1926. 25) Emil Hackke, I. P. Ancillen und Kronprinz Friedrich WilhelmIV., 1920.

381

KAPITEL 9 UND 10

26) Dom Leben am preußischen Hof, a. a. O., S. 220. 27) Lenz, Universität, a. a. £)., Bd. 2, 1, S. 391. 28) Walter Wendland, Die Religiosität und die kirchenpclitischen Grund­ sätze Friedrich Wilhelms III., Gießen 1909, 80 ff., bes. S. 95. 29) Ott. Ritschl, Albrecht Ritschls Leben, 1892, Bd. 1, 5 ff. — Ders., in R. E-, 3. Aufl., Bd. so) Gräfin Elise Bernsiorff, a. a. O., Bd. 1, vgl. Index. 31) -D- Fromme!, Franz Teremin, 1915. 3^) Jahrbuch 1924, 70 ff. — Weitere Literatur in Max lenz, Universität, a. a. £)., Bd. 2, i, S. 317 ff. und 403 ff. Über Strauß am 19. März 1848, vgl. den Bericht Alexander von der Goltz in Neue Christoterpe, Jahrgang 1918, S. 57 ff33) L. Schulze, Julius Müller, Bremen, 1872, 15 ff. 31) Elise Bernstorff, a. a. O., Bd. 2, 9 ff. 35) Jahrbuch 1924, 72 ff. A. Wiegand, A. NeanderS Leben, Erfurt 1889, mit vollständigem Literaturnachweis. — Lenz, Universität, 0 a. O., Bd. 1, 614 ff. 36) A. Hausrath, a. a. O., Bd. 1, 104. Die Briefe von Kottwih, die sich in Erlangen befanden, sind leider vernichtet worden. bi) Joh. Bachmann, E. W. Hengstenberg, 3 Bde., Gütersloh 1879 s. — Max Lenz, Universität, a. a. O., Bd. 2, 327—348. 38) Evgl. Kirchenztg. 1830, 380. 39) David Schulz, Das Wesen und Treiben der Berliner Evangelischen Kirchenzeitung, 2. Nachweisung, 1840, S. 87, wo man noch andere charakte­ ristische Zitate nachlesen kann. 40) Fr. Perthes, Leben, Bd. 3, 4. Aufl., 1857, S. 234 ff. 41) Dgl. A. Tholuck, Predigten über Hauptstücke des christlichen Glaubens, Gocha 1862, Bd. 3, 267, Bd. 5, 24 fv 26.

10. Kapitel: Literatur: Dilthey, Friedr. Schleiermacher in Gesammelte Schriften, Bd. 4, 354—4°2, Leipzig 1921. — Ders., Leben Schleiermachers in Briefen, 4 Dde., 1861 ff. — Briefwechsel mit I. Christien Gaß, Berlin 1852. — H- Meißner, Schleiermacher als Mensch, Familien- und Freundesbriefe (1804—34)/ Gotha 1923. — Fr. Schleiermachers, Sämtl. Werke (— S. W.) Abt. r, zur Theologie, 2 Predigten, 3 zur Philosophie. — Fr. Schenkel, Fr. Schleiermacher, Elb. 1886. — G. Thiele, Oie Organisation des Dolksschul- und Seminarwesens in Preußen, 1809—1819, Leipzig 1912. — Friedrich Kade, Schleiermachers Anteil an der Entwicklung des preußischen Bildungswesens, 1808—18, Leipzig I925- — Max Lenz, Geschichte der Kgl. Friedrich-Wilhelm-Universität zu Berlin, Halle 1910 ff. — E. Sprarger, Fichte, Schleiermacher, Steffens über das Wesen der Univer­ sität. Philosophische Bibliothek, 120, Leipzig 1909. — L. Jonas, Schleier-

ANMERKUNGEN

macher in seiner Wirksamkeit für Union, Liturgie und Kirchenverfassung (Mo­ natsschrift für die unierte Kirche, Bd. 5, 1848, 251—49°)- — L. Lommatzsch, Geschichte der Dreifaltigkeitskirche, Berlin 1889. — Aus Schleiermachers Hause, Jugenderinnerungen seines Stiefsohnes E. von Willich, Berlin 1909. — Über Bildnisse Schleiermachers, vgl. Joh. Bauer in der Festgabe für Ernst Kuhnnert, Berlin 1928, 86—96. — Weitere Literatur in N. E. und R. G. G. x) Lenz, a. a. £)., Bd. 1, 170. 2) Spranger, a. a. £)., S. XVIII. 3) A. Harnack, Akademie, a. a. £)., Bd. 2 424 ff- (der Entwurf von 1829; über Aristotiles, Bd. 1, 2, S. 675—677; ferner Bd. 1, 2, 689 ff.). 4) G. Abb, Schleiermachers Reglement für die kgl. Bibliothek, Berlin

1926, ZI. 5) H. Leser, Das pädagogische Problem, Berlin 1928, Bd. 2, 164. 6) Kade, a. a. £)., S. 9ff.; das Gutachten vom 10. Juli 1814, ebd. 184 ff. — Paul Schwartz, Die Gründung der Universität Berlin und der Anfang der Reform der höheren Schulen im Jahre 1810. (Mitt, der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte, Bd. 20, 1900, 151—208.) 7) Max Lenz, a. a. £)., Bd. 2, 1, S. 173 ff. Der Brief Schleiermachers an Arndt bei Meißner, a. a. £)., 292. Über Schmalz und seinen Streit mit Schleiermacher, vgl. Lenz, a. a. O., Bd. i, 540, vgl. 76 ff. 8) S. W. II, 4 (Predigten), S. 128 ff. Das Zitat S. 139. 2) Ebd., III, i (Zur Philosophie), S. 681 ff. 10) Fr. Meinecke, Weltbürgertum und Nationalstaat, 2. Ausi., München 1911, S. 178 ff. n) Max Lenz, a. a. O., Bd. II, 1, S. 38, Bd. II, 2, 493 12) Varrentrapp über Dahlmann in Pr. Jahrbücher 1885, Bd. 55, S. 492 fv und gegen VarrantrappS Ansichten £). Scheel, Der junge Dahl­ mann, Breslau 1926, S. 10, Anm. 13. 13) Lommatzsch, a. a. O., gegen Schenkel, a. a. O., 464- ®gl- Treitschke, Bd. 3, 398. u) S. W. I, 5, S. 174, Glückwunschschreiben an die liturgische Kommiffion (1814). lö) Vgl. den bei L. Jonas, S. 370 ff., abgedruckten Aufsatz, der in S. W. fehlt. Über Berlin, Seite 377 und 379. 16) Lenz, a. a. £)., Bd. 2, 1. S. 348 ff. Das Goethezitat nach Lenz, S. 351, Worte des Regnantino in der „Claudine von Villa Bella". 17) Über das Pfarrhaus, vgl. Dryander, Erinnerungen, Bielefeld 1922, S. 136. 18) Vgl. Ehrenfried von Willich, Aus Schleiermachers Hause, a. a. O. 19) Fritz Behrend, Rahel Darnhagen an Schleiermacher (Zeitschrift für Bücherfreunde. 1917). Die von Rahel erwähnte Rede ist nach meiner Meinung die Totenfestpedigt von 1829, die erst 1873 bei Großer unter dem Titel: „Über die Unsterblichkeit der Seele" erschienen ist.

KAPITEL 10 UND 11

383

20) Wilhelm Scherer, Dorträge und Aufsätze, Berlin 1874, S. 375. Betty Heimann, Die Freundschaft in Schleiermachers Leben und Lehre, in Roman­ tische Forschungen. Halle 1929. 21) Friedrich Lücke, Erinnerungen an Dr. Fr. Schleiermachers Studien und Kritiken, i8z4, S. 804. 22) Gelegentliche Gedanken, a. a. £)., 1808, S. 62 f. 23) Dilthey, Gesammelte Werke, a. a. £)., Bd. 4, S. 397. 24) S. Lommatzsch, a. a. £)., S. 93 f. 25) Ebd., S. 99 f. Dryander, a. a. £)., S. 157, bespricht das Verhältnis von Bismarck zur Dreifaltigkeitskirche. Die Feststellung, daß Schleiermacher durch seinen Unterricht keinen tieferen Einfluß auögeübt, bei Erich Marcks, Bismarcks Jugend, Berlin 1909, S. 73 f. 2C) Lommatzsch,' a. a. £)., S. 101. 27) Ernst CurtiuS, Ein Lebensbild in Briefen, herauögegeben von Friedrich Curtius, Berlin 1903, S. 70. 26) Max Lenz, a. a. O., Bd. 1, 613. Das Verhältnis von Schleier­ macher zu Marheineke, vgl. Lommatzsch, a. a. £)., 101, vgl. Meisner, a. a. O. den Index. 29) Dryander, a. a. £)., 135. 30) Lücke, a. a. O., 769. 31) Lücke, a. a. £)., 809 f. 32) Adele Schopenhauer, Tagebücher, Leipzig 1909, Bd. 2, 54 ff. 33) S. W. II, 5, S. 226. 31) S. W. II, 4, S. 588. 35) Alexander Schweizer, a. a. O., S. 7 f. 36) Joh. Bauer, Schleiermachers letzte Predigt, Marburg 1905, mit der Angabe sämtlicher Nachrichten über das Begräbnis und die Nachrufe für Schleiermacher. — Der Bericht der Gattin, Briefe, II, vgl. Joh. Dauer, 17, Anm. i. — L. von Ranke, Zur eigenen Lebensgeschichte, a. a. £)., S. 265. — Steffens, Was ich erlebte, Bd. 10, 1844, S. 108. — Friedrich von Raumer, Lebenserinnerungen und Briefwechsel, Leipzig 1861, Bd. 2, 362. — G. E. von Nahmer, Unter den Hohenzollern, Gotha 1888, Teil 2, 74. — Die Nachrufe: Steffens in Drei Reden am Tage der Bestattung.... Herrn Dr. Schleiermacher, Berlin 1834. — Neander in Studien und Kri­ tiken, 1634, S. 750, mitgeteilt durch F. Lücke. — Ranke, a. a. £)., S. 265, Anm. 37) Schenkel, Fr. Schleiermacher a. a. £). 575. 38) Tagebucheintragung von Darnhagen am 27. Dezember 1836. 39) Gundolf, Goethe, 1918, S. 4

11. Kapitel: Dora Meyer, Das öffentliche Leben in Berlin im Jahre vor der März­ revolution (Schriften 46)/ Berlin 1912, mit umfangreichen Literaturnachwei­ sen. — Werner Pilz, Der Berliner Arbeiter, 1815—1848 (Jena, Diff., Hand-

ANMERKUNGEN

schrift im Staatswiff. Seminar zu Jena). — Hilde Göetting, Die sozialpoli­ tische Idee in den konservativen Kreisen der vormärzlichen Zeit, Diff., Berlin 1920. — Werner Hegemann, Der Städtebau, 1. Bd., Berlin 1911. — Ernst Dronke, Berlin, Frankfurt a. M. 1846 (Dronke war radikal, Kommunist; über ihn vgl. Dora Meyer, S. 5, Anm. 11). — Friedrich Saß, Berlin, Leipzig 1846. — G. Mayer, Anfänge des politischen Radikalismus im vormärzlichen Preußen (Zeitschrift für Politik 1913, 1—113). — Heinr. Weber, Wegweiser durch die wichtigsten technischen Werkstätten der Residenz. Heft I, Berlin und Leipzig 1819. — G. L. Liedtke, Hebung der Rot der arbeitenden Klassen durch Selbsthilfe. Berlin 1845; 2- Beitrag 1847. — Bericht über die Gemeindever­ waltung der Stadt Berlin, 1. Bd. 1829—1846, 182; 2. Bd., 1841—1850, Berlin 1853 usw. — Aktenstücke aus der Verwaltung des Evgl. Oberkirchen­ rats, Bd. 2, 3 (9. Heft), Berlin 1858, 160—197. — G. Lisco, Zustände des sittlichen und kirchlichen Lebens in Berlin, Berlin 1868. — Über die einzelnen Pfarrer und Theologen, vgl. die biographischen Notizen in R. E. und R. G. G. *) ClauSwitz, Städteordnung, a. a. £)., S. 103 ff. 2) Landeskunde der Provinz Brandenburg, a. a. £)., Bd. 2, 68. — Dieterici, Die Zunahme der Bevölkerung im preußischen Staat (Abhandlungen der Kgl. Akademie d. Wissenschaften, Berlin 1858, in der Philologischen und Histo­ rischen Abteilung, S. 99 ff.). — Pilz, a. a. O., S. 71, gibt andere Zahlen, z. B. 1816: 197717 nach Hoffmann a. a. O., S. 44, 1822: 209146; 1828: 236830; 1831: 248282; 1837: 283722 usw. 3) Vgl. die Tabellen über Tischler und Seidenwirker in der Zeit voll 1826 bis 1846 bei O. Th. Risch. Die allgemeine Gewerbeordnung voni 17. Januar 1845, Berlin 1846, S. 228 f. 4) Tabelle bei Pilz auf Grund der Akten des Kgl. Polizeipräsidiums. 6) Pilz, S. 30. 6) Dronke, a. a. O., Bd. 2, S. 427) Dronke, Bd. 2, S. 52. Liedtke, S. 12 ff. 8) Lehrergehälter, vgl. Spenersche Zeitung vom 16. 3. 1842 und 7. 2. I64z. 9) Walter Wendland, Wohnungselend in Berlin vor 1840 (Nachrichten­ blatt des Evgl. Wohlfahrtsamtes). — Eduard Kuntze, Das Jubiläum des Dogtlandes, Berlin 18... — Werner Hegemann, a. a. O., vor allem Seite 19. — R. Elvers, B. A. Huber, Bd. 2, Bremen 1874, S. 191 ff. und 270 ff. 10) Zitiert bei Hegemann, S. 19. Über Faucher, den Freund Fontanes, vgl. ebd., S. 135, Anm. 31. n) C. W. Hoffmann, Die Wohnhäuser der Arbeiter und Armen, Berlin 1852, S. 67; vgl.: Tabelle der gebauten Häuser auf S. 69. 12) Hegemann, a. a. O., S. 10 ff. und 134, Anm. 13) Der Zentralverein für das Wohl der arbeitenden Klaffen in 50 jähriger Tätigkeit, Berlin 1891, S. 8 ff. 1. Kottwitz 133, 176, 225, 231, 234, 310, 381. Kramer, G. 365, 370, 372. Krause, Chr. W. 192. Krause, Hr. 386. Krausnick 301. Krieger, B. 358, 367, 370.

REGISTER

Krummacher, Fr. W. 259, 295 f. Küster 30, 47, 56, 60, 351, 365. Kulke, M. 372. Kuntze, Ed. 281, 297, 364.

La Croce 99. Lahusen 170, 347. v. Lancizolle 221, 223. Landwehr 69, 362 f. Langbecker 92, 361. Lange, Joachim 59, 78, 110, 124 f., 135 fv i44, 366, 37b 373 fLavater 156 f., 375. Lecoq 199 f., 223. Ledderhose 372. Leibniz 23, 25, 79, 95 f., 96 f., 140, 367Lenfant 25. Lenz 206, 236, 240, 250, 377 ff., 361. Leopold von Anhalt 120 f., 367, 370. Leser 242, 382. Le Seur 349. Leffing 130, 152 f., 155, 375. Liberda 64. Lichtscheid 62, 129. Liedtke 277, 296, 364. Lilie 92 f., 365. Lisco, F. G. 302 f., 353, 356, 364. Lisco, H. 342, 388. v. Loebell, G. 387. Löffler 223—226, 226. Löscher 76, 125. Lommatzsch 247. Lommatzsch S. 362, 382. Lorentz 94. Lücke 236, 252 s., 256, 383. Lüdenwald 49 fLüdke 147, 151. LütkenS 44, 77—79, 62, 84, 96—98, 112, 365. Luise, Königin 186 f., 211, 213, 219, 228. Luise, Henriette 49, 54, 89.

395

REGISTER

Luther 14, iGf., 73, 75, 170 f., 293, 354* LysmS, Joh. 43—45, 78, ii2, 362, 369.

v. Manteuffel 137 f. Marheineke 171, 253—255, 259,376, 3«3 Marot 291. v. Marti; 58. Mayer, G. 384. Meierotto 148, 374. Meineke 227, 379 f., 362, 385, 388. Melanchthon 16 f., 73, 73, 84, 171. Memhard 53, 354. Mendelssohn 164, 330. v. Mirbach 336, 349. Müller, Adam 219 f. Müller, Andreas 38, 77. Müller, Julius 232, 306, 381. Müller, Nik. 357, 359. Müller, R. A. 139, 141, 373. Müller, Wilh. 304. Müllensiefen 347. v. Münchhausen 148. Müsebeck 200 f., 378. Muret 361. MuSculuS 73—75. Napoleon 169, 185—189, 194 f-, 202 f. v. Natzmer, Dubistaw 106. v. Natzmer, G. E. 368, 383. Neander, Bischof 310. Neander 233—235, 253, 266, 299, 307, Zvi, 363. Nehring 51, 69, 363. Nethe 46 f. Nicolai, Fr. 48, 50, 62, 70, 112— "4, i4?/ 150—152, 156, 159,353, 362, 371, 374, 375 Nicolai, Prediger 230, 297. Nicolovius 213, 243. Niebuhr 191, 204, 376.

Nikolaus, Propst von Bernau 6, 8, 10 f. Nikolaus V., Papst 12, 35. Nithak-Stahn. Nitzsch, C. I. 222, 299 f., 304—306, 366, 386. Noltenius 122, 141, 143.

Orth, A. 323 f. Otto III., Markgraf 1, 354 Ottzenn 323 f.

Pauli, I. 77. Pelkmann 297. Petersen 116, 309. Pilz, W., 270—273, 277, 383. Pischon, I. C.-Potsdam 192, 378. Pischon 207, 253, 265, 378. v. Plehwe 223. Porst 35, 37 f., 107 f., 112—116, 124—129, 135, 138, 367, 369, 37i, 373. Possart, Chr. Fr. 27, 46, 82. Pufendorf 23, 30, 97 f., 107, 368. v. Radowitz 226 f., 282, 320, 364, 367. Rahe! 215, 251, 382. v. Ranke, L. 197, 201, 248, 266, 289, 363. Ransleben, Chr. 54, 56. v. Rappard 223, 380. Raschdorf 323. Ratzeberger 14. Rau 110, 117, 125, 129. v. Raumer, G. 264, 266, 283. v. Raumer, Karl Otto 307. Reden, Gräfin 229, 377. Reinbeck, I. G. 30, 63, 98 f., 135, 139, i43 f, 151, 166, 368, 372—374. Reinbeck, Gustav 47v. Reinbeck, G. 138, 368, 372. Reinhardt 251. Reinhart 89, 91, 93, 365.

380,

264,

129, 335,

REGISTER

Nitberk 188, 195—197, 270, 376, 37»Riem 161. Rieseberg 13, 356. Ritschl, Albr. 295, 371, 381, 385. Ritschl, Kurt 228—230, 259, 292. Ritschl, Otto, 363, 381. Ritter, Kurt 243, 289, 372. v. Rochow, Karoline 229, 380. Rode, Bernhard 66, 192. v. Röder, Karl 223, 380. Rösner 91 f., 367. Roloff 129, 170, 367, 369. Rolle 297. Roß 292. Rücker, Stanislaus 109, 369. Rückert 372. Sack, A. F. W. 34, 143 f-, 155, 189, 192, 373 f-, 378. Sack, Fr. S. G. i47, 185 s., 188, 193, 216, 373 Sack, Karl 221, 375. Saß 277, 384. v. Savigny 131, 204, 220—222, 240, 289, 379, 385. Eeelig 25. Segemund 224, 380. Schling 354. Seidel 95, 114, 128 f. v. Senfft-Pilsach 223. Siegmund-Schultze 330 f., Snids 4, 69. Sophie Charlotte 23 s., 35, 104, 113, 138. Sophie Dorothea 48, 139. Sophie Luise 34, 48 f., 86, 124 f., 367, 3?iSpalding 146, 155—160, 165, 221, 374 sSpener 44, 49, 78 f., 97 f., 105 bis 116, 124, 126, 135, 298, 368 f., 371-

Stahl 275, 305—308, 386. Stahn 292. Steffann 312—314, 316, 387. Steffens 202, 207, 220, 252,264 s-, 381, 383vom Stein 4°, 187, 199, 202 f., 207, 209, 213, 228, 247, 269. Steinmüller 356. Stiehl, 308. Stirner, Max 385. Stöcker 308 s., 317, 330, 334, 338 f , 345—348, 376, 387 fStolberg, Graf Anton 226, 229, 265 f., 380. Stofch, CH. 21. 54 s., 57. Stofch, Barth. 85—91, 94 f., 363, 367Strauß, Oberhofpr. 228, 231—233, 263, 284, 312, 381. Strimesius, 96, 98, 367. Stüler 35, 75, 359, 365. Stüler, Baumstr. 311, 320—322, 387. Süßmilch 37, 160, 166, 168. Sydow, 21. 207, 253, 298 f., 304, 315, 342, 386. Symeon, Propst 2, 353. Schade 82, 108—n4, 126, 368 f. Scheffler, Karl 162, 376, 388. Schindler 67, 108. Schinkel 22, 34, 36, 219, 318—322, 324, 379, 387Schirmer, Michael 77. Schlegel 180, 198, 219 f., 243, 267. Schleiermachrr 116, 131, 154, 156, 158, 162, 165, 171 f., 179—183, 191—223, 237—268, 293, 297— 299, 307, 346, 375, 377 f-, 38i fSchmalz 245, 247, 382. Schnaderbach 129. Schönemann 43, 123 f., 361, 371. von Scholtz 41, 360. Scholz, H. 347, 388. v. Schuckmann 34, 205, 240, 245 f. Schultz-Sophien 313.

REGISTER

Schultze, Martin 27, 55—57. Schwartz, P. 240, 367, 374, 382. Schwerin, Otto von 89—91, 93, 364, 367Teller 48, 147, 151, 155, 157, 159— 165, 169, 194, 361, 374, 376. Tetzel 7, 13. v. Thadden 221—223, 225, 379. Therenin 230 f., 381. Thile 229 f., 286 f., 301. Tholuck 225 f., 228, 2'31, 236 f., 296, 3b 381. Thomasius 97, 107, 124 f., 149. Torge 10, 362. Troschel 162. Twesten 299. Urstnus 24 f., 96, 98.

Dater 57, 314. Vehr, Peter 76. Viktoria, Kaiserin 323. Vogel 43. v- Doß, Frl. 167, 175 s., 377.

Wackenroder 215, 219, 358.

39T

v. Waldow, Joh. Propst 3, 355. Wangenau 295, 379, 385. Wartenbera, Graf 49, 52Weber, H. 271, 384* de Wette 234, 284, 298. Wiehern 178 f., 260, 281, 293, 345, 385Wilhelm, Prinzessin 226 f., 229, 293, 380. Wilhelm I. 280, 285, 34A Wilhelm II. 346, 349, 388. Wilke, Chr. 44. Winkler 98, 368. Witgenstein, Fürst 203 f. Wöllner 130 f., 148, 152, 156, 163, 166, 372, 374. Wolf, F. A. 239, 241, 304. Wolff, Chr. 123, 135—137, 139, 143, 155, i6S, 288, 368 f., 376. Woltersdorf, Gabr. L. 43* Woltersdorf, Th. 130 f. v. Zedlitz 148. Zelter 155, 218. Zeusthel 4, ii f. Zinzendorf 107, 121, 259. Zorn, Ursula 107—109. Zscharnack 354, 374.

WERKE ZUR KIRCHENGESCHICHTE IN AUSWAHL

AUS DEM VERLAGE VON WALTER DE GRUYTER & Co. BERLIN Wio

Arbeiten zur Kirchengeschichte.

UND LEIPZIG

Herausgegeben von emanuel HIRSCH und HANS LIETZMANN. Band I: Petrus und Paulus in Rom. Von HANS LIETZMANN. Mit 13 Tafeln. Zweite, neubearbeitete Auflage. VIII, 315 Seiten. 1927. 17.—, geb. 19.— Band II. Luther und Boehme. Von HEINRICH BORNKAMM. VIII, 300 Seiten. 1925. 11.— Band III: Die Rechtfertigungslehre auf dem Tridentinischen Konzil. Von HANNS RÜCKERT. VIII, 281 Seiten. 1925. 15.— Band IV: Cyprianische Untersuchungen. Von HUGO KOCH. XII, 493 Seiten. 1926. 18.— Band V: Die Religion Michelangelos. Von HERMANN WOLFGANG BEYER. VI, 159 Seiten. 1926. 5.50, geb. 7.50 Band VI: Die theologische Entwicklung Casparo Contarinis. Von HANNS RÜCKERT. VII, 108 Seiten. 1926. 4.— Band VII: Karl Holl f. Zwei Gedächtnisreden von ADOLF HARNACK und HANS LIETZMANN. 20 Seiten. 1926. 1.— Band VIII: Messe und Herrenmahl. Eine Studie zur Geschichte der Liturgie. Von HANS LIETZMANN. XII, 263 Seiten. 1926. 12.— Band IX: Oliver Cromwell. Seine Religion und seine Sendung. Von Lic. HELMUTH KITTEL, Göttingen. IX, 262 Seiten. 1928. 15.—, geb. 16.50 Band X: Das Reich Gottes auf Erden. Utopie und Wirklichkeit. Eine Untersuchung zu Butzers „De regno Christi“ und zur englischen Staatskirche des 16. Jahrh. Von Lic. theol. WILHELM PAUCK, Assistant-Professor der Kirchengeschichte am Chicago Theological Seminary, Chicago, 111. III, 208 Seiten. 1928. 10.— Band XI: Eusebius als Historiker seiner Zeit. Von RICHARD LAQUEUR. X, 227 Seiten. 1929. 18.— Band XII: Ambrosius von Mailand als Kirchenpolitiker. Von HANS FREIHERR VON CAMPENHAUSEN. XV, 290 Seiten. 1929. 18.— Band XIII: Luthers Vorlesung über den Hebräerbrief nach der va­ tikanischen Handschrift. Herausgegeben von EMANUEL HIRSCH und HANNS RÜCKERT. XXVII, 299 Seiten. 1929. 17.— Band XIV: Die Mystik des Marsilio Ficino. Von Lic. WALTER DRESS. Oktav. XI, 216 Seiten. 1929. 15.—, geb. 16.50 Band XV: Die Anfänge von Luthers Christologie. Nach der ersten

Psalmenvorlesung. Insbesondere in ihren exegetischen und systemati­ schen Zusammenhängen mit Augustin und der Scholastik dargestellt von ERICH VOGELSANG, Lic. theol. Oktav. XII, 184 Seiten. 1929. 15.—, geb. 16.50 Band XVII: Luthers Hebräerbrief Vorlesung von 1517/18« Deutsche Uebersetzung von ERICH VOGELSANG, Lic. theol. Oktav. VII, 188 Seiten. 1930. 7.—, geb. 8.— In Vorbereitung: Band XVI: Die ursprüngliche Gestalt der Canonessammlung des Di­ onysius Exiguus. Zum ersten Male herausgegeben von AD. STREWE. Kirchengeschichte. Von Lic. Dr. KARL ANER, Privatdozent in Halle. I. Altertum. 148 Seiten. 1928. (Sammlung Göschen Bd. 985.) Geb. 1.80 II. Mittelalter. 145 Seiten. 1928. (Sammlung Göschen Bd. 986.) Geb. 1.80 III. Reformation und Gegenreformation, 140 Seiten. 1929. (Sammlung Göschen Bd. 987.) Geb. 1.80 . auf engem Raum eine Menge Stoff zusammengetragen und dabei doch den Stil einer toten und trockenen Aneinanderreihung von Tatsachen vermieden. Die Literaturauswahl ver­ merkt das Neueste und macht auf bequem Zugängliches aufmerksam.“ Breslauer Hochschul-Rundschau.

Dogmengeschichte. Von Professor D. Dr. FRIEDRICH WIEGAND in München. I. Entstehung und Entwicklung des Dogmas in der alten Kirche. 119 Seiten. 1928. (Sammlung Göschen Bd. 993.) Geb. 1.80 II. Erhaltung, Umbildung und Weiterbildung des Dogmas im Katho­ lizismus des Mittelalters und der Neuzeit. 112 Seiten. 1928. (Samm­ lung Göschen Bd. 994.) Geb. 1.80 III. Geschichte des Dogmas im Protestantismus. 132 Seiten. 1928. (Sammlung Göschen Bd. 1007.) Geb. 1.80 Klar und anschaulich zeichnet der Verfasser die lebendigen Kräfte, die zur Bildung des Dogmas geführt haben, verwertet gewissenhaft die neueren Forschungsergebnisse und hebt die großen Linien der Entwicklung eindrucksvoll hervor.

Kirchengeschichte Polens. Von KARL VÖLKER. Groß-Oktav. XII, 337 Seiten. 1930. (Grundriß der slavischen Philologie und Kultur­ geschichte, herausgegeben von REINHOLD TRAUTMANN und MAX VASMER, Band 7.) 24.—, geb. 26.— Das Werk umfaßt die Kirchengeschichte Polens von den Anfängen bis zur Gegenwart; bei der eingehenden Behandlung der polnischen Reformation wurden die kulturgeschichtlichen Zusammenhänge mit dem Westen besonders berücksichtigt.

Fontes historiae religionum ex auctoribus graecis et latinis collectos edidit CAROLUS CLEMEN. Bisher sind erschienen: Fasciculus I: Fontes historiae religionis Persicae. Collegit CAROLUS CLEMEN. 1920. Oktav. 116 Seiten. 3.60 Fasciculus II: Fontes historiae religionis Aegyptiacae. Collegit THEODORUS HOPFNER. Oktav. 1. Oktav. 146 Seiten. 1922. 4.50 2. Oktav. Seite 147—274. 1923. 4.— 3. Oktav. Seite 275—476. 1923. 6.—

4. Oktav. Seite 477—710. 1924. 7.— 5. Oktav. Seite 711—932. 1925. 7.— Fasciculus III: Fontes historiae religionis Germanicae. Collegit CA­ ROLUS CLEMEN. 1928. Oktav. 112 Seiten. 5— Deutscher Kulturatlas. Herausgegeben von GERHARD LÜDTKE und LUTZ MACKENSEN. Quer-Folio. Etwa 500 Karten. Jede Karte enthält eine graphische Darstellung und die entsprechende ausführliche Legende. Die Karten sind durch RGMS. geschützt. Die Ausgabe erfolgt außerhalb der Reihenfolge in Lieferungen von je 8 Karten. Jeden Monat eine Lieferung. Subskriptionspreis der Lieferung bei Bezug des ganzen Atlasses 1.60. Die Karten können auch einzeln, und zwar von 8 Exemplaren an, bezogen werden. Jede Karte —.25. Sammeldecke in Leinen, Format 17x37 cm, 3.— Aus dem Gebiete der Religionsgeschichte erschienen bisher folgende Karten: Nr. 48: Arianismus und Orthodoxie. Nr. 49: Mission der Merowingerzeit (bis 687). Nr. 51: Mission der Karolingerzeit. Nr. 52: Klöster der Karolingerzeit. Nr. 53. Bischofssitze und Sprengel der Karolingerzeit. Nr. 57: Gottesurteile. Nr. 121: Kirchliche Einteilung zur Zeit der Sachsen und Salier. Nr. 125: Die Franziskaner (Minoriten) vor der Reformation. Nr. 125 a: Der Klarissenorden bis zur Reformation. Nr. 125 b: Der dritte Orden des hl. Franziskus bis zur Reformation. Nr. 126: Deutschlands Beteiligung an den Kreuzzügen. Nr. 217: Der Jesuitenorden im 16. Jahrhundert (Gegenreformation). Nr. 407 b: Der evangelische Bund. Nr. 411a: Die Franziskaner nach der Reformation. Nr. 411 b: Der Klarissenorden nach der Reforma­ tion. Nr. 411c: Der Dritte Orden des hl. Franziskus nach der Re­ formation. Nr. 411 e: Die Konventualen — Minoriten nach der Re­ formation. Kirchengeschichte Hamburgs. Erster Band: Die Hamburgische Kirche im Zeichen der Mission und im Glanze der erzbischöflichen Würde. Von D. Dr. JOHANN SIMON SCHÖFFEL, Hauptpastor an St. Mi­ chaelis, Hamburg, Synodalpräsident. Oktav. XII, 229 Seiten mit 4 Tafeln. 1929. Verlag Friederichsen, de Gruyter & Co. m. b. H., Hamburg 36. 10.—, geb. 12.— Eine Kirchengeschichte Hamburgs fehlte bis jetzt in der wissenschaftlichen Literatur durchaus. Die letzte Kirchengeschichte ist vor zweihundert Jahren erschienen. Eine Geschichte der Hamburgischen Kirche, die nicht so sehr das Erzbistum Hamburg-Bremen als vielmehr die Stadt und Kirche Hamburgs selbst zum Gegenstand ihrer Untersuchung und Darstellung macht, hat deshalb ihr gutes Recht. Denn gerade die Kirchengeschichte Hamburgs ist bedeutsam und je länger desto mehr in der allgemeinen Kirchengeschichte so mitbestimmend gewesen, daß sie wohl eine eigene Darstellung verdient. — Die vorliegende Kirchengeschichte will ihre Aufgabe in drei Abschnitten bewältigen. Der erste, jetzt vorliegende Band schildert die Zeit von der Gründung der Hamburgischen Kirche bis zu ihrer Loslösung von Mission und erzbischöflicher Würde. Der zweite Band zeigt die Kirche in ihrer Verflechtung mit dem Leben der Hansestadt des ausgehenden Mittelalters; der dritte Band endlich soll die Ham­ burgische Kirche als Landeskirche von der Reformation bis zur Gegenwart zeichnen. — Band 2 und 3 werden baldmöglichst erscheinen. Ihr Umfang und ihr Preis werden ungefähr Umfang und Preis des ersten Bandes entsprechen.

Prospekte stehen Interessenten kostenlos zur Verfügung.