220 28 228MB
German Pages 816 [829] Year 1909
SAMMLUNG
THEOLOGISCHER HANDBÜCHER
FÜNFTER TEIL:
KIRCHENGESCHICHTE.
]{ 01111 A. M a r c u s & E. W o b e r s IH09.
Verlag-.
LEHRBUCH DER RIRdEiWCflICHTE
VON'
1). S. M. DEUTSCH GEHEIMEM KONSISTOTMALRAT UND PROFESSOR DER
Komi A. M a r c u s
&
E.
Webers
1909.
Verlag.
THEOLOGIE
Übersetzungsrecht vorbehalten.
Der Hochwürdigen Theologischen Fakultät zu Berlin als Dank für die am hundertsten Geburtstage Neanders verliehene Doktorwürde.
Vorwort. Das gegenwärtige Lehrbuch der Kirchcngeschichte unterscheidet sich von den übrigen der neueren Zeit dadurch, dass es in ziemlich engbemessenem Räume eine vollständige Darstellung des Verlaufes der Geschichte der Kirche geben soll. Es will also nichts für die Gesamtentwicklung Wesentliches auslassen, verzichtet aber auf genaues Eingehen in alle Einzelheiten. Sein Zweck ist, dem, der es benutzt, ein vollständiges Gesamtbild darzubieten, zu dessen Ausfüllung in einzelnen Zügen eine Vorlesung über Kirchengeschichte oder eigenes Studium dienen kann. Die Schwierigkeit für den Darsteller lag hauptsächlich darin, die Entscheidung zwischen dem, was wesentlich und was unwesentlich ist, zu treffen, da, je weiter man in das Einzelne eindringt, desto mehreres sich in seinem Zusammenhang mit dem Ganzen darstellt und insofern selbst als wichtig erscheint. Dennoch ist ein solcher Unterschied vorhanden, und er ergibt sich aus dem Überblicke über das Ganze. Das also, was wesentlich ist für das Verständnis des Ganzen, muss aufgenommen werden, während das, was ohne dieses zu schädigen, fehlen kann, wegbleiben darf. Das Urteil darüber, was zu dem einen und zu dem andern gehört, wird freilich ein Verschiedenes sein und sich nach der Anschauung vom Ganzen richten, die ein jeder sich gebildet hat. Der verhältnismässig geringe Umfang des ganzen Werkes machte es notwendig, die Quellen- und Literatur-Angaben möglichst einzuschränken, was, wie ich hoffe, die Billigung der Leser finden wird. Es wäre eine Kleinigkeit gewesen, sie um das Doppelte und Dreifache zu vermehren. Dass ich in der Geschichtserzählung selbst die noch lebenden Theologen nicht genannt habe wird man begreiflich finden. S. M. D.
Verbesserung. S. 22 Z. 2 liess § 10 (statt 11). S. 179 Z. 31 1. Seebass (statt Sunbass). S. 185 nach Z. 7 f ü g e ein: Ungeachtet der erwähnten Gegnerschaft fand doch das Mönchturn auch itn Abendlande eine zunehmende Ausbreitung. Besondere Bedeutung' erwarb sich Benedikt von Nursia (in Umbrina) der 529 das Kastell Monte Casino in Campanien in ein Kloster verwandelte, dem er eine eigene, in ihrer Einfachheit treffliche Regel gab. Strenger Gehorsam gegen den Abt, massige Askese und fleissige Handarbeit bildeten die Grundlagen. Papst Gregor I. hat in dein 2. Buch seiner Dialogi das Leben Benedikts (legendarisch) beschrieben und sehr viel für die Ausbreitung* der Regel getan, die in den folgenden Jahrhunderten die im Abendlande herrschende geworden ist. S. 208 Z. 34 1. 547 (statt 447). S. 213 Z. 23 1. Methystes (statt Methysus). S. 329 Z 11 1. zweite (statt dritte). S. 499 nach Z. 19 f ü g e ein: Kurz vor dieser Zeit hatte die Evangelischen durch Luthers Tod der schwerste Schlag getroffen. Luther war im Winter nach Eisleben, seiner Vaterstadt, gereist, um dort Händel zwischen den Grafen von Mansfeld zu schlichten. Da ergriff ihn seine Krankheit tödlich. Unter schweren Leiden, aber unter getroster Zuversicht auf den Herrn, auf den er stets im Leben getraut hatte, starb er am 18. Februar 1546. Erst ein halbes J a h r h u n d e r t später ist die jetzt selbst von unbefangenen Katholiken als solche erkannte, Verleumdung aufgetaucht, dass er selbst Hand an sich gelegt habe. S. 515 Z. 15 1. P f l u g (statt Pfluge). S. 516 Z. 18 1. Poach (statt Prachl. S. 524 Z. 1 1. Knipperdolling (statt Knipperdalling). S. 526 Z. 32 1. Tudela (statt Tudola). S. 538 Z. 24 1. Bolevn (statt Bolyn). S. 545 Z. 4 1. Stapulensis (statt Stabulensis). S. 743 Z. 21 1. Traktarianismus (statt Trakterianismus).
Inhaltsverzeichnis. Einleitung § 1. 2 Erste Periode. Das Christentum auf dem Boden der griechischrömischen Kulturwelt § 3 — 107 E r s t e r Z e i t r a u m . Das Christentum in seiner Unabhängigkeit vom Staate § 3—54 E r s t e r A b s c h n i t t . Die G r ü n d u n g der Kirche und ihre Zustände bis zur Zeit T r a j a n s § 3—17 T. Kap. Die religiösen Zustände in der Zeit des Eintritts des Christentums § 3, Die Religionen § 4, Die Philosophie § 5, Die Religionsmischung § (5, Das Judentum, Die jüdische Diaspora § 7. II. Kap. Das persönliche Wirken Christi § 8. III. Kap. Die Urkirche in Jerusalem § 9. IV. Kap. Das Wirken des Paulus und der übrigen Apostel
Seite
1-14 5-251 5-142 5-53
§ 10.
V. Kap. Die innere Triebkraft und die Motive der weiteren Entwicklung' der Kirche § 11, Die ältesten (nachkanonischen) Quellen § 12. VI. Kap. Die Zustände der Kirche bis zur Zeit Trajans, Der christliche Glaube § 13, Die christliche Sitte § 14, Der Gottesdienst § 15, Die Verfassung § 16, Die Stellung nach aussen § 17. Z w e i t e r A b s c h n i t t . Die Zeit von T r a j a n bis Decius § 19—42 53—116 I. Kap. Die äusseren Geschicke der Kirche bis zur decianischen Verfolgung § 19. 20. II. Kap. Das Christentum in der literarischen Diskussion der Zeit § 22. 23. III. Kap. Das Christentum im Kampfe mit dem Gnostizismus § 24. 25. Der Marcionitismus § 26. IV. Kap. Die Abwehr der Kirche gegen den Gnostizismus § 27. V. Kap. Der Montanismus § 28. VI. Kap. Die Kirchen-Verfassung und -Verwaltung § 29. 30. VII. Kap. Die kirchliche Disziplin § 31. VIII. Kap. Der Gemeindegottesdienst § 32—35. IX. Kap. Der Monarchianismus § 36. X. Kap. Die Theologie. Irenäus, Tertullian, Hipolytus § 37 bis 39. Die Alexandriner, Pantänus, A n h a n g : Die apokrvphische Literatur § 42. Clemens §40, Origenes§41.
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Inhaltsverzeichnis. Seite
D r i t t e r A b s c h n i t t . Die Zeit von der decianischen bis zu Ende der diokletianischen Verfolgung § 43—54 116—142 I. Kap. Die Verfolgung - von Decius bis Valerian § 43. II. Kap. Die nächsten Folgen der decianischen Verfolgung. Das Schisma des Felicissimus. Der Novatianismus § 44. III. Kap. Die Anschauung Cyprians von der Kirche. Der Streit über die Gültigkeit der Ketzertaufe § 45. 46. IV. Kap. Die Theologie. Anhänger und Gegner des Orígenes § 47. 48. Paulus von Samosata § 49. V. Kap. Neue Entwicklungen auf dem Gebiete des Heidentums. Der Neuplatonismus §50. Der Manichäismus § 51. VI. Kap. Gesamtstand der Kirche vor der diokletianischen Verfolgung § 52. VII. K^p. Die Verfolgung unter Diokletian und seinen Nachfolgern § 53, 54. Z w e i t e r Z e i t r a u m . Die Kirche in ihrer Beziehung zum römischen Reich und zu den neu entstehenden Staaten im Westen § 5 5 - 1 0 7 143—255 I. Kap. Die Alleinherrschaft Konstantins d. Gr. § 55. 56. II. Kap. Die äussere Stellung der Kirche im Reiche Kon stantins d. Gr. § 57. III. Kap. Die Kirche unter den Söhnen Konstantins d. Gr. und unter Julian § 58. 59. IV. Kap. Der arianische Streit, 1. bis zum Tode Konstantins d. Gr. § 60. 2. Seit dem Tode Konstantins d. Gr. §61—64. V. Kap. Theologen des Morgenlandes im 4. Jahrh. §65. 66. VI. Kap. Die besondere Stellung des römischen Bischofs in der Kirche § 67. VII. Kap. Das Mönchtain im Morgenlande. Antonius und das Eremitenleben § 68. Pachomius und das Cönobi:enleben § 69. Weitere Ausbreitung des Mönchtums § 70. VIII. Kap. Das Mönchtum im Abendlande § 71. Die Opposition dagegen § 72. Der Priscillianismus § 73. IX. Kap. Veränderungen im Kultus usw. Satzungen des nieän. Konzils § 74. Der Katechumenat und die Taufe § 75. Das Kirchenjahr, der Gottesdienst und die Eucharistie § 76. Die kirchliche Disziplin und die Moral § 77. X. Kap. Der christologische Streit bis 451. Die Grundlagen § 78. Der Nestorianismus und die Synode zu Ephesus 431 § 79. 80. Eutyches und die Synode von 449 § 81. Die Synode zu Chalcedon 451 § 82. 83. XI. Kap. Der monophysitische Streit. Die Vorgänge nach der Synode von Chalcedon. Erstes Schisma zwischen Morgen- und Abendland § 84. Justinians Bemühungen um die kirchliche Einheit. Die drei Kapitel und die Synode von 553. Weiterer ergebnisloser Streit § 85. XII. Kap. Die morgenländische Kirche unter und seit Justinian § 86. 87.
Inhaltsverzeichnis.
XI Seite
XIII. Kap. Abendländische Theologie bis Augusiin. Hilarius von Poitiers, Rufinus, Ambrosius, Hieronymus § 88. XIV. Kap. Augustinus § 8 9 - 9 1 . XV. Kap. Der Pelagianismus § 92—95. XVI. Kap. Der Semipelag'ianismus § 96. XVII. Kap. Das Papsttum in der Zeit seit Theodosius d. Gr. § 97-99. XVIII. Kap. Die Kirche in den neuen Staaten des Abendlandes. Ulfilas und die erste Ausbreitung - des Christentums unter den Goten § 100. Die Wandalen § 101. Die Westgoten § 102. Die Ostgoten § 103. Die Langobarden § 104. Die Burgunden § 105. Die Franken § 106. Die britisch-irische Kirche § 107. / w e i t e Periode. Das Mittelalter § 109—208 251—446 Einleitung § 108. E r s t e r Z e i t r a u m . Die Gestaltung neuer Verhältnisse von der Zeit Gregors d. Gr. bis gegeil Mitte des zehnten Jahrhunderts § 109—137 2ü5 -300 E r s t e r A b s c h n i t t . Die morgenländische Kirche § 109 -115 .255—267 I. Kap. Der monotheletische Streit § 109. Die zweite trullanische Synode von 692 § 110. II. Kap. Der Islam § 111. III. Kap. Der Bilderstreit § 112. Der Streit zwischen Morgenland und Abendland zur Zeit des Photius § 113. IV. Kap. Die Theologie in der griechischen Kirche § 114. V. Kap. Die Häresie § 115. Z w e i t e r A b s c h n i t t . Die abendländische Kirche § 116-137 268-300 L Kap. Die Kirche unter den Angelsachsen § 116—119. II. Kap. Die fränkische Kirche bis Karl Martell § 120. Willibrord § 121. Bonifatius § 122-123. Die Kirche auf der pyrenäischen Halbinsel § 124. III. Kap. Die Verbindung - des Papsttums mit den Karolingern § 125. IV. Kap. Die Kirche unter Karl d. Gr. — Karl und die Päpste § 126. Ausbreitung des Christentums § 127. Die allgemeine Leitung der Kirche unter Karl d. Gr. § 128. Lehrstreitigkeiten § 129. Die allgemeine Bildung in der Zeit Karls d. Gr. § 130. V. Kap. Die Kirche unter Ludwig d. Fr. § 131 und in der Zeit der Teilung des fränkischen Reichs § 132. Die pseudoisidorischen Dekretalen § 133. Der Gottschalcksche Streit § 134. Verschiedene Ansichten über das Mahl des Herrn § 135. Johannes Skotus Erigena § 136. Mission im Norden und Osten § 137. Zweiter Zeitraum. Die mittelalterliche Höhe der Kirche § 138-182 300-401 E r s t e r A b s c h n i t t . Die Kirche in ihrer fortschreitenden Machtentwicklung § 138.
XII
Inhaltsverzeichnis.
Seite I. Kap. Die Ubergangszeit im 9. und 10. Jahrh. § 139. II. Kap. Beginn der kirchlichen Erneuerung durch die Klosterreform § 140. 141. III. Kap. Zunehmende Ordnung der kirchlichen Verhältnisse bis zum Tode Heinrichs III. § 142. 143. IV. Kap. Die kirchliche Disziplin im äusseren und inneren Gebiete § 144. 145. V. Kap. Die fortschreitende Christianisierung Europas vom 10. bis 12. Jahrh. Dänen, Norweger, Schweden, Wenden, Pommern, Böhmen, Polen, Ungarn, Russen § 146. VI. Kap. Der Kampf zwischen Kirche und Kaisertum von Stephan IX. bis zum Tode Gregors VII. § 147. Fortsetzung des Investiturstreits bis z. Wormser Konkordat 1123 §151. VII. Kap. Der erste Kreuzzug und der Charakter der Kreuzzugsbewegung § 152. VIII. Kap. Ruhigere Zeiten nach dem Wormser Konkordat — Der zweite Kreuzzug § 153. IX. Kap. Die neuen Orden im 11. u. 12. Jahrh. § 154. Die geistlichen Ritterorden § 155. X. Kap. Die Theologie vom 10. bis 12. Jahrh. Berengar und Lanfrank § 156. Anselm und seine Schüler § 157. Abälard, seine Schüler und Gegner; andere Theologen der Zeit § 158. Bernhard von Clairvaux und Hugo von St. Viktor § 159. Geistlicher Einfluss auf soziale Verhältnisse § 160. XI. Kap. Kirchliche Oppositionserscheinungen. Bernhard v. Clairvaux. Gerhok von Reichersberg; Arnold v.Brescia § 161. Petrus Valdus und die Waldenser § 162. XII. Kap. Die Häresie § 163. Z w e i t e r A b s c h n i t t . Die Kirche auf dem Gipfel ihrer Machtentwicklung § 164—184 350-401 I. Kap. Erneute Kämpfe zwischen Papsttum und weltlicher Macht bis zum Tode Heinrichs VI. § 165—166. II. Kap. Von Innocenz III. bis Cölestin V. § 167. 168. III. Kap. Die Bettelorden. — Franz von Assisi und die Franziskaner § 169; Die Dominikaner § 170. Die Wirksamkeit der Bettelorden § 171. Schwärmerische Erwartungen in Zusammenhang mit den Bettelorden § 172. IV. Kap. Die Scholastik in ihrer Blüte § 173-175. V. Kap. Kirchenrecht und Rechtsverhältnisse der Kirche § 176-177. VI. Kap. Die Ketzerei und die kirchlichen Massnahmen gegen sie § 178. 179. VII. Kap. Sonstige kirchliche Verhältnisse, Volkserkenntnis, Kunst § 180-181. VIII. Kap. Die erste grosse Niederlage des Papsttums. Bonifazius VIII. und Frankreich. Benedikt XI., Wahl Clemens V. § 183—184.
Inhaltsverzeichnis. Dritter die I. II.
XIII Seite
Z e i t r a u m . Die Zeit des ausgehenden Mittelalters und Vorbereitungen der neuen Zeit § 184—208 401—446 Kap. Das Papsttum in Avignon. Kap. Der literarische Kampf um das Papsttum im 14. Jahr h. § 185. III. Kap. Das päpstliche Schisma und die Konzilien von Pisa, Konstanz und Basel § 158. IV. Kap. Die Päpste nach dem Baseler Konzil § 189. V. Kap. Die Scholastik § 190. VI. Kap. Die Mystik § 191. VII. Kap. Die Reformen im Mönchtum § 192. Die Brüder vom gemeinsamen Leben und die Windesheimer Kongregation § 193. VIII. Kap. Die griechische Kirche im späteren Mittelalter bis zur Eroberung Konstantinopels durch die Türken. IX. Kap. Wiklif und die Lollarden § 197-198. X. Kap. Huss § 199—200 und die Hussiten § 201-202. XI. Kap. Die letzten Vorläufer der Reformation, Ruchrath v. Wesel und Wessel Gansfort § 203, Savonarola § 204. XII. Kap. Der Humanismus § 205. Dante, Petrarca, Boccaccio, Laurentius Valla § 206. Joh. Reuchlin, Erasmus § 207. Wirkungen des Humanismus § 208. Dritte Periode. Seit dem Beginn der Reformation. E r s t e r Z e i t r a u m . Die Reformation und die Gegenwirkungen. Von 1517 bis gegen Mitte des 17. Jahrh. § 209-297 . . .446-618 Einleitung. Allgemeine Zustände § 209. Zustände Deutschlands § 210. Die Entwicklung des Kampfes § 211. E r s t e r A b s c h n i t t . Reformation in Deutschland u. der Schweiz bis 1580 und ihre Nebenschösslinge § 212—252 412-529 I. Kap. Luther und die Anfänge der Reformation bis zum päpstlichen Banne § 212—217. II. Kap. Der weitere Fortgang der Reformation bis 1529. Die Wahl Karls V. zum Deutschen Kaiser. Der Reichstag zu Worms und das Wormser Edikt § 218. Die Folgen des Wormser Edikts. Luther auf der Wartburg § 219, bekämpft die Schwärmer in Wittenberg § 220; Melanchthons Loci, Papst Hadrian VI. §221; Vereitelung einer deutschen Nationalversammlung § 222, der Bauernaufstand § 223, Bündnisse beiderseits, Krieg zwischen Papst und Kaiser, Einnahme Roms. Friede zwischen Papst und Kaiser § 224. Reichstag zu Speier § 225. Anfänge der Organisation in der evangelischen Kirche, Visitation in Sachsen und anderwärts § 226—227. III. Kap. Die Reformat, in der Schweiz bis 1529. Zwingli u. die Reformation in Zürich § 228. Weitere Ausbreitung der Reformation in der Schweiz. Disputation von Baden 1523 und Bern 1528 § 229. Spaltung zwischen der deutschen und der schweizerischen Reformation § 230. Streit
XIV
Inhaltsverzeichnis Seite
zwischen Erasmus und Luther über den freien Willen 8 231. IV. Kap. Der zweite speverische Reichstag 1529: Das marburger Gespräch § 232; Der Reichstag zu Augsburg, Die Confessio Augustana, Die Gründung des schmalkaldischen Bundes 1531 § 233. Die Katastrophe der Reformation in der Schweiz 1531 § 234. V. Kap. Äussere Fortschritte der Reformation in Deutschland 1531-43 § 235. VI. Kap. Das Verhältnis des Reichs zur Reformation. Verhandlungen über ein zu haltendes Konzil 1536; Tag zu Schmalkalden 1537; Frankfurter Anstand 1539; Verhandlungen zu Hagenau, Worms und Regensburg, sog. Regensburger Interim 1541 § 236. VII. Kap. Die Entwicklung der Dinge bis zum Kampf mit den Waffen. Die Doppelehe des Landgrafen von Hessen: Der Tod Luthers § 237; Der schmalkaldische Krieg; Das Augsburger und dasLeipziger Interim; Der Passauer Vertrag § 238; Der Augsburger Religionsfriede § 239. VIII. Kap. Die Reformation in der französischen Schweiz; Die allgemeine Lage, Wilhelm Farel § 240; Calvin bis zu seiner Rückkehr nach Genf § 241; seine Verfassung und sein Regiment § 242, sein allgemeiner Einfluss § 243. IX. Kap. Bildung reformierter Landeskirchen in Deutschland. Erneuerung des lutherischen und schweizerischen Abendmahlstreites seitl552; Kryptocalvinismus in Sachsen § 244; Reformierte Kirche im übrigen Deutschland § 245. X. Kap. Die lutherische Kirche bis zur Feststellung der Konkordienformel § 246. XI. Kap. Das Täufertum in der Reformationszeit, Thomas Münzer; Die Täufer in Zürich, Hubmaier und Hut, Hätzer und Denck § 248; Melchioriten; Aufruhr in Münster, Mennoniten, David Joris §249; Schwenckfeldt, Sebastian Franck § 250. XII. Kap. Antitrinitarier in der Reformationszeit, Mich. Servet, Antitrinitarier in Venezien § 251, in Siebenbürgen und Polen; Socinianer § 252. Z w e i t e r A b s c h n i t t . Ausbreitung der Reformation über Europa § 253—269 530-558 I. Kap. Die Reformation in den Ländern, in denen sie vollständig siegte. Reformation in Dänemark u. Norwegen § 253, in Schweden § 254. II. Kap. Die Reformation in den Ländern, in denen sie siegte, doch mit Verbleiben eines Restes der alten Kirche. Die Niederlande und ihr Kampf bis zum Waffenstill, stände von 1609; Der Calvinismus herrschend §255. Die Reformation in England unter Heinrich VIII. § 256 und unter Eduard VI. § 257, Reaktion unter Maria Tudor
Inhaltsverzeichnis. (der blutigen Maria) § 258, Die Einführung' des Anglikanismua unter Elisabeth § 259. Die Reformation in Schottland § 200. III. Kap. Die Reformation in den Ländern, in denen sie nach bedeutenden Erfolgen schliesslich überwältigt wurde, doch ohne völlig ausgerottet zu werden. Anfänge der Reformation in Frankreich unter Franz I. § 261. Weitere Verfolgungen und politische Parteistellung' unter Heinrich II. § 262. Katharina von Medici, Coligny, Die Bluthochzeit u n d die folgenden Kämpfe § 263. Heinrich IV. von Navarra u n d das Edikt, von Nantes § 264. — Die östlichen L ä n d e r E u r o p a s : Polen § 266; Böhmen § 266; U n g a r n § 267. IV. Kap. Die Reformation in den Ländern, in denen sie zu keiner selbständigen Gestaltung kam. Italien § 268, Spanien § 269.
XV Seite
D r i t t e r A b s c h n i t t . Das Sichaufraffen der katholischen Kirche; die Gegenreformation und ihre Erfolge § 270—280 . . .531 - 577 I. Kap. Die Gegenreformation in ihren Grundlagen § 270; Der Jesuitenorden § 271. 272. Das Tridentinische Konzil § 273. II. Kap. Die Erbfolge der Gegenreformation. Italien § 274. Deutschland § 275—277; Böhmen § 278; U n g a r n § 279; Frankreich § 280. V i e r t e r A b s c h n i t t . Die Konfessionskirchen § 281—297 . . .578—618 I. Kap. Die Regelung der konfessionellen Verhältnisse durch den westfälischen Frieden § 281. II. Kap. Die katholische Kirche. Das Papsttum § 282; Die katholische Theologie § 283; Orden und Missionstätigkeit § 284. 285. Die Mystik § 286. Der Jansenismus § 287. 288. III. Kap. Die lutherische Kirche. Die wissenschaftliche Theologie § 289. G. Calixt u n d der Synkretismus § 290. Fromme Opposition § 291. Das Kirchenlied § 292. IV. Kap. Die reformierte Kirche § 293. Holland und der Arminianismus § 294. Der Föderalismus u n d andere Bewegungen § 295. Der Puritanismus in England § 296. Die Quäker § 297. Zweiter Zeitraum. danken.
Die Kirche unter dem Einfluss neuer Ge-
E r s t e r A b s c h n i t t . Die Zeit von Mitte des 17. Jahrh. bis zur französischen Revolution § 298—318 618—670 Einleitung § 298. I. II. III. IV.
Kap. Kap. Kap. Kap,
Der Pietismus und die Brüdergemeinde §299—301. Die A u f k l ä r u n g in England u. Holland § 302—306. Der Methodismus § 307. Die A u f k l ä r u n g in Frankreich § 307-308.
XVI
Inhaltsverzeichnis. Seite
V. Kap. Die A u f k l ä r u n g in Deutschland § 3 0 9 - 311. Die wissenschaftliche Theologie § 312; Weitere Einflüsse auf das kirchliche Leben gegen Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrh. § 313. VI. Kap. Die katholische Kirche in der Zeit der A u f k l ä r u n g § 314-18. Z w e i t e r T e i l . Die Kirche seit der französischen Revolution. Einleitung § 319. E r s t e r A b s c h n i t t . Die evangelische Kirche in Deutschland bis gegen Mitte des J a h r h u n d e r t s § 320—329 674—698 I. Kap. Innere E r n e u e r u n g der evangelischen Kirche, besonders g e g e n ü b e r dem Rationallsmus § 320—321. II. Kap. Die Union § 323—324; Die Union ausserhalb Preussens § 325; Die Lichtfreunde § 326. III. Kap. Die evangel. Theologie in Deutschland § 327—329. Z w e i t e r A b s c h n i t t . Die katholische Kirche bis zum Tode Gregors XVI. 1846 § 3 3 0 - 3 3 6 699-716 I. Kap. Die katholische Kirche in Frankreich in der Zeit der Revolution u n d u n t e r Napoleon I. II. Kap. Der Katholizismus in Frankreich seit 1815 § 332—333. III. Kap. Der Katholizismus in Deutschland § 334—336. D r i t t e r A b s c h n i t t . Die evangelische Kirche in Deutschland seit 1848 § 3 3 7 - 3 4 2 718—737 I. Kap. Allgemeine kirchliche Verhältnisse § 337. 338. II. Kap. Innere Mission § 339—340; Die kirchliche Behandlung der sozialen F r a g e § 341. III. Kap. Die Theologie. Hochkirchliche Bestrebungen; Die Hofmannsche Schule; Die Ritschlsche Schule § 342. V i e r t e r A b s c h n i t t . Die evangelische Kirche ausserhalb Deutschlands § 343—353 737—764 I. Kap. Die evangelische Kirche in den Ländern, in denen sie die Stellung einer Landeskirche einnimmt. Die Nie derlande § 343, England § 344—348, Schottland § 349, Dänemark § 350, Schweden § 351, Norwegen § 352, Schweiz § 353. II. Kap. Die evangelische Kirche in den Ländern, in denen sie in kleinen Bestandteilen vorkommt § 354—358. III. Die evangelische Kirche in Nordamerika § 359—360. F ü n f t e r A b s c h n i t t . Die katholische Kirche seit der Wahl Pius' IX. (1846) § 3 6 1 - 3 6 4 765-788 I. Kap. Pius IX. und die katholische Kirche bis zum vatikanischen Konzil § 361. II. Kap. Das vatikanische Konzil § 362. III. Kap. Der Kulturkampf und das neue Aufstreben (1er katholischen Kirche § 363. 361. IV. Kap. Der Altkatholizismus § 365. S e c h s t e r A b s c h n i t t . Die orientalische Kirche § 366 . . . . 788—793 S c h 1 u s s. Die Ausbreitung des Christentums § 367 793—796
Einleitung. § 1. Die Einteilung der Kirchengeschichte. Wie die älteste Kirehengeschichte, die des Eusebius, so sind auch alle ihr nachfolgenden bis in die Reformationszeit ohne eigentliche Einteilung geschrieben worden. Erst das grosse, wesentlich apologetische und polemische Werk der Reformation, die von Flacius herausgegebenen Magdeburger Centurien hat, um den riesigen Stoff zu bewältigen, eine Abteilung nach Jahrhunderten eingeführt, die in der Folgezeit manche Nachahmung gefunden bat. Seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts begann man sie wieder aufzugeben, indem zuerst Rechenberg, dann Weismann eine wirkliche Periodenteilung einführten. Diese hat seitdem ihr Recht behauptet. Es sind zweierlei Arten von Verhältnissen, die den Verlauf der Kirchengeschichte bedingen; die inneren, d. h. die Zustände in Lehre, Verfassung, kirchlichem Leben, und die äusseren, d. h. die, welche sich aus dem Bestände der Kirche in der Welt, den verschiedenen Völkern, Staaten und Kulturzuständen, unter denen sie lebt, ergeben. Sehen wir auf die ersteren, so ist ein grosses Ereignis, das wie kein anderes im ganzen Verlaufe der Kirchengeschichte die Gestalt der Kirche von innen heraus verändert hat, die Reformation des 16. Jahrhunderts, die scharf epochemachend mit dem Jahre 1517 beginnt. Blicken wir dagegen auf die äusseren Verhältnisse, so ist wieder keine grössere Veränderung je durch dieselben herbeigeführt worden als der Übergang von der griechischrömischen Kulturwelt in die germanisch-romanische. Diese ist aber nicht scharf zu fixieren, weder in ihrem Beginn noch in ihrem Abschluss; man muss deshalb willkürlich einen bestimmten Zeitpunkt wählen, und da empfiehlt sich das Jahr 600, da um diese Zeit der Mann als Papst regiert, der einerseits das alte Kirchentum in seiner Persönlichkeit noch einmal in hervorragender Weise repräsentiert, andererseits in wichtigen Punkten die Entwickelung der Kirche im Mittelalter vorbereitet. D e u t s c h , Kirchengeschicbte.
1
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Einleitung.
In den drei Hauptteilen, die wir somit erhalten, scheidet sich wieder im ersten die Zeit der Kirche in ihrer vollen Unabhängigkeit (bis zum Edikt von Mailand 313) von der Zeit der Reichskirche. In dem zweiten Hauptteil haben wir zunächst die Periode der Vorbereitung des mittelalterlichen Lebens bis zur Zeit des Rückganges zu Ende des 9. und im Anfang des 10. Jahrhunderts. Dann folgt die Periode des grossen Aufschwungs der Kirche zu dem Gipfel ihrer Macht, und ihre Behauptung auf diesem Gipfel bis zur ersten Niederlage im Kampfe zwischen Papst Bonifatius VIII. und Philipp IV. von Frankreich und in der Wahl Clemens V. D i e letzten zwei Jahrhunderte zeigen uns einen Verfall der kirchlichen Macht und die stark aufstrebenden Potenzen einer neuen Zeit. Im dritten Hauptteil scheidet sich die Periode, die noch ganz von den Bewegungen der Reformation und den ihr widerstrebenden der Gegenreformation beherrscht wird, von der zweiten, in der die Aufklärung zu steigendem Einfluss kommt und der Kampf mit ihr auf die kirchlichen Verhältnisse wesentlich einwirkt. Damit erhalten wir also folgende Übersicht: I. Das Christentum in der griechisch-römischen Kulturwelt. 1. Die Kirche in voller Unabhängigkeit vom Staate — 313. 2. Die Kirche als Reichskirche (und Anfang des Überganges auf die germanischen Völker). II. Das kirchliche Mittelalter oder das Christentum in der germanisch-romanischen Welt bis zur Spaltung der abendländischen Kirche 1517. 1. Die Zeit der allmählichen Bildung neuer Verhältnisse bis zum Reiche Karls d. Gr. und die relative Auflösung desselben bis etwa 919. 2. Die Blütezeit des Mittelalters; der Aufschwung der Kirche unter Gregor VII. und die Behauptung des Papsttums auf diesem Gipfel bis zu seiner ersten Niederlage 1305. 3. Das allmälige Sinken der kirchlichen Macht und das starke Sichgeltendmachen weltlicher Potenzen bis 1517. III. Die Erneuerung des Christentums durch die Reformation und die Spaltung der abendländischen Kirche. 1. Die Zeit der Reformation und Gegenreformation bis gegen Mitte des 17. Jahrhunderts. 2. Die Zeit der starken Entwicklung neuer Potenzen und der Kampf der Kirche mit diesen bis zur Gegenwart.
Einleitung.
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Dabei haben wir bei II und I I I den Blick allerdings wesentlich auf die abendländische Kirche gerichtet, die allein in dieser Zeit eine bedeutsame innere Entwicklung durchmacht; was von der morgenländischen Kirche zu sagen ist, gliedern wir den einzelnen Perioden ein.
§ 2. Hauptwerke der allgemeinen Kirchengeschichte. Eusebii Pamphili historia ecclesiastica (bis 324 — der „Vater der Kirchengeschichte") — Ecclesiast. hist. . . . congesta . . . in urbe Magdeburgica Bas. 1559—74 (die „Magdb. Centurien", von Matth. Flacius mit Hilfe von Wigand, Judex u. a. herausgeg. zum Erweis der allmäligen Verderbnis der Kirche und des bleibenden Keimes der Wahrheit in ihr, die ersten 13 Jahrhunderte umfassend). — Annales ecclesiastici, im Gegensatz zu den Centimen zum Erweis der unveränderlichen Autorität des römischen Stuhles, geschrieben von dem Kardinal Caesar Baronius bis 1198, fortgesetzt stückweise von anderen bis 1585. — Gottfried Arnold, Unparteiische Kirchenund Ketzerhistorie (1699) durchaus parteiisch für die Ketzer gegen die offizielle Kirche, aber der Betrachtung eine Menge neuer Gesichtspunkte eröffnend. — Job. Lorenz von Mosheim, Institutt. hist. eccl. ant. et recent. libri IV 1755), durch gründliche unparteische Forschung und vortreffliche Darstellung ausgezeichnet. — Joh. Matthias Schröckh, in 45 Bdn. die ganze kirchengeschichtliche Kenntnis seiner Zeit umfassend (1768—1842). Ludwig Gieseler, Lehrbuch der Kirchengeschichte 1824—1853, ausgezeichnet und dauernd wertvoll durch die Masse von Belegen und dazu gehörende Notizen. — August Neander, Kirchengeschichte bis zu Ende des Mittelalters, ergriffen von dem christlichen Geiste und dadurch im Stande, den verschiedensten Erscheinungen, in denen dieser seinen Ausdruck gefunden hat, gerecht zu werden. — Karl Hase, Kirchengeschichte 1834, seitdem in vielen Auflagen: Kircheng. auf der Gründl, akad. Vorlesungen, 3 Teile in 5 Bdn., 1885—92; geistvoll alle Erscheinungen würdigend, namentlich mit feinem Verständnis f ü r die christliche Kunst. Friedr. Böhringer, Kirchengeschichte in Biographien, 2. Aufl. mit seinem Sohn Paul Böhringer, 1873 ff. Von den gegenwärtig üblichen Lehrbüchern kommen am meisten in Betracht: H. Kurtz, Lehrbuch der Kirchengeschichte in 4 Bdn., 14. Aufl. v. Bonwetsch und Tschackert, ungemein reichhaltige und sehr zuverlässige kritische Sammlung des Tatsächlichen. Ferner
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Einleitung.
W . Moeller, Lehrbuch der Kirchengeschichte, besonders die vorzüglichen Bearbeitungen der alten Zeit von H . v. Schubert, Tübingen und Leipzig 1902, und der Reformationsgeschichte von Kawerau, 2. Aufl., 1899. Endlich die in bisher unerreichter Weise die allgemein geschichtlichen Beziehungen hineinziehende, tiefdurchdachte Kirchengeschichte von K . M ü l l e r (1892 ff. bis 1560). Ad. Harnack hat zwar keine Kirchengeschichte geschrieben, aber seine Dogmengeschichte (3 Bde., seit 1886) ist grossenteils auch für die allgemeine Kirchengeschichte von wesentlichster Bedeutung.
Erste Periode. Das Christentum auf dem Boden der Kulturwelt.
griechisch-römischen
Erster Zeitraum. Das Christum in seiner Unabhängigkeit vom Staate, bis 313. Erster Abschnitt. Die Gründung- der Kirche und ihre Zustände bis zur Zeit Trajaus.
I. K a p i t e l .
Die religiösen Zustände in der Zeit des Eintretens des Christentums. v. Orelli, Allg. Religionsgesch., 1899; Chantepie de la Saussaye, Lehrbuch d. Religionsgesch. 3 , 2 Bde., 1905; Zeller, Die Philosophie der Griechen; E. Rohde, Psyche 2 , 1898; L. Friedländer, Darst. z. Sittengesch. Roms. — E. Schürer, Gesch. d. jüd. Volkes i. Zeitalt. Jesu Christi3, 3 Bde., Lpz. 1901; Baldensperger, D. spätere Judent. als Vorst, d. Christent., Giessen 1900: 0. Holtzmann, NT1. Zeitg-esch., 1895; Schlatter, Israels Gesch. v. Alex. d. Gr. bis Hadrian, 1900; W. Bousset, D. Relig. d. Judent. im NT1. Zeitalter, 1903.
§ 3. D i e
Religionen.
In der Zeit, in der das Christentum in die Welt eintrat, hatte die allgemeine Geschichte einen der merkwürdigsten Abschnitte erreicht. Das römische Weltreich hatte die Länder und Völker um das Mittelländische Meer unter seinem Szepter vereinigt, und dieses gewaltige Reich, das sich weit in das Innere der Festländer hineinerstreckte, gehorchte jetzt e i n e m Willen: bei allen Verschiedenheiten der Regierung und bei dem Fortbestehen von gewissen, noch einigermassen selbständigen Landesgewalten hier und da, war es doch e i n e grosse Staatsmacht, die alles umfasste. Wer immer in diesen weiten Gebieten lebte, der wusste sich als einen Angehörigen des grossen Reiches, in dem der römische Kaiser herrschte. Und damit zugleich war ein Rechtsverband, eine Gemeinschaft des Verkehrs und ein geistiger Austausch gegeben, wie sie noch nie in solcher Ausdehnung bestanden hatten. Wenn aber die Macht und die Rechtsordnung im grossen römisch waren, so ruhte doch die allgemeine Kultur auf griechischer Grundlage. Das Griechentum hatte schon früher ausser seinen alten Sitzen in Kleinasien und im südlichen Teile der Balkanhalbinsel auch weithin an den Meeres-
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1. Kapitel:
ktisten vom Pontus Euxinus bis nach dem südlichen Gallien durch Kolonisation Fuss gefasst; durch die Eroberungen Alexanders d. Gr. war es zur herrschenden Kulturmacht im ganzen Ostrande der Mittelmeerländer geworden. Die Ausbreitung der römischen Herrschaft nach dem Osten bewirkte ein erneutes und verstärktes Vordringen griechischer Sprache und Kultur auch nach dem Abendlande. Freilich war dieser Gewinn nur ein zeitweiliger. Schon im zweiten Jahrhundert n. Chr. beginnt wieder eine allmähliche Verdrängung des Griechischen aus dem Westen. Zunächst aber war damit die Möglichkeit einer Ausbreitung geistiger Bewegungen über die verschiedenen Länder hin gegeben wie nie zuvor. Dieser Austausch erstreckt sich auch auf das Gebiet des Kultus und des religiösen Denkens. Es ist aber auf religiösem Gebiete bei der grossen Menge von Verschiedenheiten, die uns begegnen, doch eine Zweiteilung, die sich vor allem als wesentlich bemerklich macht: auf der einen Seite steht die jüdische Religion mit ihrem scharf ausgeprägten Monotheismus und ihrem festen Glauben an eine göttliche Offenbarung. Auf der andern Seite steht eine Menge nationaler Religionen, die sich dieser ihrer nationalen Beschränktheit bewusst und darum in gewissem Masse geneigt sind, andere Religionen neben sich gelten zu lassen. Auf dem heidnischen Gebiete kommt vor allem das Griechentum in Betracht. Ist der Götterglaube ursprünglich aus der Anschauung der Naturgewalten hervorgegangen, und haben die Mythen ursprünglich Naturvorgänge symbolisch eingekleidet, so haben sie doch in der Hand der Dichter (und der dichtenden Volksphantasie) mehr und mehr einen anthropomorphen Charakter angenommen, der den klar und scharf denkenden Geistern allmählig Anstösse in Menge bieten musste, und damit zur Zersetzung des populären Götterglaubens zu führen geeignet war. Ihren Halt hatte jedoch die überlieferte Religion wesentlich an ihrem Zusammenhang mit dem Stammes- und Staatswesen. Man betrachtete dieses als unter dem Schutze gewisser Gottheiten stehend, die in der bestimmten herkömmlichen Weise verehrt werden mussten. Dem entsprechend hoffte denn auch der Einzelne von den Göttern Schutz, äussere Hülfe und Segnung, indem er ihnen kultische Verehrung erzeigte. Ethische Vorstellungen verbanden sich damit insoweit, als die menschlichen Geraeinwesen auf gewissen ethischen Grundlagen ruhen und deren Erhaltung eine Bedingung ihres Gedeihens bildet. Doch ging in dem offiziellen Kultus die Religosität nicht auf. Auch der Grieche
D i e relig-. Zustände in der Zeit des Eintretens des Christentums.
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kannte den Gedanken eines Jenseits, eines Seins nach dein Tode, und der Gedanke war ihm kein freundlicher, aber es gab Geheimkulte, die eine mystische Gemeinschaft mit der Gottheit und ein seliges Leben im Jenseits in Aussicht stellten. Bei den Römern ist die Richtung auf das Staatsleben, die bürgerliche Ordnung, das Recht das dem Volke charakteristische. Dem entspricht auch ihre Religion. Hier mehr als irgendwo ist sie Sache des Staates, und hier mehr als irgendwo wird das Verhältnis auch zu den Göttern wie ein rechtliches gefasst, in dem Leistung und Gegenleistung einander entsprechen. Überall ist der Römer Uberzeugt, unter dem Walten höherer Mächte zu stehen, aber jede spekulative und jede poetische Auffassung dieses Verhältnisses liegt ihm fern; auf die genaue Beobachtung der herkömmlichen Form, in der die Götter zu verehren sind, kommt es an, um sich vor Schaden zu bewahren und den göttlichen Segen sich zuzuwenden. Später haben die Römer ihre ursprünglich ganz verschiedenen Gottheiten mit gewissen griechischen, mit denen sie eine Ähnlichkeit zu haben schienen, identifiziert, ohne dass sich aber dadurch der Charakter des römischen Kultus wesentlich verändert hätte. Das, was die Römer für die allgemeine Entwicklung bedeuten, liegt nicht in ihren religiösen Vorstellungen, sondern in dem strengen Rechtsbewusstsein, in der Rechtsordnung und in dem Gefühl von der Heiligkeit der Pflicht; und das alles hat sich auch in dem schon stark entartenden Römertum, wie es beim Beginne der Kaiserzeit war, zum Teil doch immer noch erhalten. Hierin lagen auch bedeutsame Momente der Anknüpfung für das Christentum. Von den heidnischen Religionen, ausser der griechischen und römischen, haben einige einen indirekten Zusammenhang mit dem Christentum und zwar einesteils sofern sie auf das Judentum einen Einfluss geübt haben. Dahin gehören namentlich: die ägyptische mit ihrem mehr als irgendwo anders ausgebildeten Totenkult, die syrischphönizische mit ihrer stark naturhaften Verehrung der Götter, namentlich des Sonnengottes und der Mondgöttin, die babylonischassyrische mit ihrem Sternenkultus und ihrer reichen Mythologie, endlich die spätere Religion der Perser, der zoroastrische Parsismus, mit ihrem Charakter des entschiedenen Kampfes zwischen dem Guten und Bösen, dem Ahuramazda und Ahriman und ihrer merkwürdigen Eschatologie, in der auch der Erlöser (Sosiosch) eine wichtige Stelle einnimmt. Die ganze Art des Einflusses aber, den diese Religionen auf das Judentum geübt haben, ist noch viel zu
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I. Kapitel:
sehr Gegenstand des Streites, als das hier darauf eingegangen werden könnte. Zweitens haben diese Religionen allerdings auf die Geschichte der Kirche insofern noch eingewirkt, als aus ihnen Elemente für den Gnostizismus entnommen worden sind, wovon später noch wird Erwähnung zu tun sein. Da übrigens auch der Gnostizismus von der Kirche zurückgewiesen wurde, so bleibt der Einfluss jener Religionen auf das Christentum insgesamt doch ein verhältnismässig geringer. §4. Die Philosophie. Neben dem offiziellen und dem mystischen Kultus bemächtigte sich aber auch das philosophische Denken der Religion, und zwar eigens seit Plato, während in der früheren Philosophie teils eine naturalistische, bei Sokrates eine ethische Betrachtungsweise im Vordergrund steht. Auf der einen Seite hat allerdings auch bei Plato die politische Religion ihre Geltung: nach der andern aber ist sein Blick dem Jenseits zugewendet. Dort ist die wahre Heimat der Seele, dort schaute sie einst die ewigen Ideen, von denen das Irdische nur schattenhaftes Abbild ist, dorthin zurückzukehren ist ihre Bestimmung, die sie nicht durch kultische Gebräuche, sondern durch rechte Erkenntnis und höhere Begeisterung erreicht. Diese Seite der Philosophie Piatos ist freilich von seinen Schülern lange Zeit am wenigsten verstanden und gepflegt worden; aber Plato lebte in seinen Schriften, und eine spätere Folgezeit, schon im letzten vorchristlichen Jahrhundert, hat angefangen, sie wieder aufzunehmen. Dagegen hat der Philosoph, der mehr war als ein Schüler Piatos, Aristoteles, in wunderbarer Fülle von Kenntnis und Scharfsinn die Welt und den Menschengeist durchforscht; nur die tiefsten Beziehungen erreicht seine Spekulation nicht. Seine Vorstellung von Gott, dem unbewegten Beweger des Alls, der in ewiger Beschauung seiner Seligkeit geniesst, mag man erhaben nennen, aber für das höchste Verlangen der Menschenseele trägt sie wenig aus. Unter den späteren Schulen lehrt der Epikureismus vor allem, die Unlust vermeiden, also auch, weil dazu führend, jedes Übermass des Genusses. Die Götter lässt er dementsprechend ein in ungestörter Ruhe glückliches Leben führen; um die Menschen bekümmern sie sich nicht, und die Menschen haben keinen Grund, sich um sie zu bekümmern. Es war eine Philosophie der Diesseitigkeit, geeignet, ein bürgerlich tadelloses Leben zu befördern, aber höherem Geistesstreben fremd, daher auch der Spekulation abhold, mit einer oberflächlich atomisti-
Die relig. Zustände in der Zeit des Eintretens des Christentums.
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sehen Welterklärung sich begnügend. Dagegen ist es der Stoa die Allvernunft, die das einzig und ewig bleibende ist; sie lässt die Welt mit allem, was sie in sich befasst, Göttern und Menschen, aus sich hervorgehen . und lebt in ihnen allen •, überall sind in ihrer Vielheit und Zerstreuung die CFTIEPIUATOI TOU Xöfou zu erkennen, bis einst in dem allgemeinen Weltbrande alles sich wieder in die Einheit der Allvernunft auflöst, damit dann derselbe Prozess genau in derselben Weise sich wiederhole, und so ins Unendliche fort. Die glänzendste Seite an dieser Philosophie ist ihre Ethik. Der Natur, das will sagen der Vernunft gemäss zu leben ist die Aufgabe des Weisen; und hierin allein ist auch das Glück zu suchen, darum sind sinnliches Wohlsein und sinnlicher Schmerz gering zu achten; der Weise sieht darin kein wahres Gut. „Dulde und entsage" ist sein Wahlspruch. Dem Edlen, das in diesen Grundsätzen liegt, steht als Kehrseite gegenüber die Überschätzung der eigenen sittlichen Kraft, und ein Tugendstolz, der dem Auge doch wieder tiefere Schäden des Inneren verhüllt. Die beiden letztgenannten Philosophien sind die im vorchristlichen Jahrhundert am meisten verbreiteten; daneben kommen die skeptischen Richtungen des Pyrrbonismus und der neueren Akademie in Betracht, die jede sichere Wahrheitserkenntnis für unmöglich halten. Wie weit die Philosophie in das Bewusstsein der Bevölkerung eingedrungen ist, lässt sich nicht bestimmen, jedenfalls jedoch viel weiter als in den Kreis derer, die sich eigens mit ihr beschäftigten, und für viele, zumal der Gebildeten, vertrat die Philosophie die Religion, obwohl sie sich, wie es Pflicht des guten Bürgers war, am Kultus beteiligten. Bei aller Unterhöhlung durch ernste Philosophie und durch frivole Spötterei, an der es ebenfalls nicht gefehlt hat, haben die heidnischen Volksreligionen um die Zeit des Beginns unserer Ära doch noch ein starkes Mass von Lebenskraft besessen. Sie waren gestützt durch das religiöse Bedürfnis der Volksmenge und durch das Herkommen, das mit jedem wichtigeren Akte des staatlichen wie des gemeindlichen und des Familienlebens einen Kultusakt verband. Die Unterlassung solcher Akte, auch wenn sich keine sonstigen Befürchtungen daran geknüpft hätten, würde das Leben haben leer erscheinen lassen. Und legte nicht die Menge der Tempel und anderer Heiligtümer, der Götterbilder und Denkmäler, von denen man sich umgeben sah, selbst ein Zeugnis ab für die väterliche Religion, und hielt das Gemüt in einem Banne, von dem es nicht so leicht war, sich loszumachen?
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I. Kapitel:
§5. Die Religionsmischung. Nun bildet sich aber auf dem Boden der alten Religionen selbst eine neue Erscheinung, die ihrer Erhaltung zum Teil förderlich ist, zum Teil aber auch zu ihrer inneren Untergrabung beiträgt. In dem Maße, als infolge der politischen Veränderungen die Bevölkerungen sich mehr und mehr mischen und verschiedene Nationalitäten innerhalb einer Staatseinheit sich zusammenfinden, beginnt auch die Entstehung einer Religionsmischung. Leute, die sich in einem fremden Lande niederlassen, bringen ihre heimischen Götter mit und fahren fort, sie zu verehren, sie bequemen sich aber auch zur Verehrung der Landesgötter. Weiter veranlasst der gegenseitige Verkehr auch Einheimische, sich an einem fremden Kultus zu beteiligen. Dieser und jener fremde Gott mochte sich unter Umständen besonders hülfreich erwiesen haben; zuweilen werden dann solche Kulte förmlich rezipiert, meistens werden sie geduldet bei denen, die sich ihnen angeschlossen, ohne deswegen ihre heimatlichen Götter aufzugeben. So entstand bei einem Teile der Bevölkerung eine Mischung verschiedener Kulte. Diese Mischung war grossenteils ganz superstitiös; j e mehr Götter man verehrte, desto sicherer glaubte man zu gehen; was von dem einen nicht zu erlangen war, das mochte der andere gewähren. Sie konnte aber auch einem tieferen religiösen Bedürfnis dienstbar werden; denn gewisse Kulte trugen einen ernsteren Charakter, sie hatten, wie der ägyptische, ein Augenmerk auf das Jenseits, das anderen fremd war. Es fanden besonders in den Mysterienkulten auch die Gedanken der Sühnung von Sünde und Schuld, der Erlösung von dem unbefriedigenden Dasein dieses Lebens und der Hoffnung auf ein seliges Jenseits ihren Ausdruck; und es fehlte nicht an Menschen, die ein solches Sehnen in sich trugen. Als sich nun die Römer die Menge fremder Nationen unterwarfen, da Hessen sie ihnen, wie anderes Eigenartige, durch das die römische Herrschaft nicht gestört wurde, so auch ihre Religion, j a sie erkannten den Kultus der unterworfenen Nationen auf seinem eigenen Gebiete in dem Maasse an, dass auch der herrschende Römer ihn dort respektieren musste. Es lag ihnen fern, die Völker zu dem eigentümlich römischen Kultus zu nötigen; nur eins forderten sie von ihnen. Die Gottheit, die die römische Herrschaft repräsentierte und die eigentliche Reichsgottheit war, den kapitolinischen Jupiter hatte jeder Reichsangehörige als Herrscher anzusehen und zu verehren, und ebenso den irdischen Inhaber der
Die relig. Zustände in der Zeit des Eintretens des Christentums.
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Reichsgewalt, der als solcher ebenfalls wie ein göttliches Wesen betrachtet wurde. Diesen die Verehrung zu verweigern, wäre Majestätsverbrechen gewesen. Nur zugunsten eines Volkes hat man auch von dieser Forderung abgesehen, und das hing mit der durchaus einzigartigen Stellung dieses Volkes hinsichtlich der Religion zusammen. §6. Das Judentum. Als unter der Herrschaft der persischen Könige ein Teil des vordem von den Babyloniern hinweggeführten jüdischen Volkes von der Erlaubnis, in seine Heimat zurückzukehren, Gebrauch machte, da war es nicht die Aussicht auf bessere äussere Verhältnisse, die sie dazu bestimmte, sondern die Anhänglichkeit an das Land ihrer Väter, vor allem aber das Verlangen, in diesem Lande dem Gotte ihrer Väter zu dienen, wie es eben nur hier an der vor alters dazu bestimmten Stätte möglich war. Denn das Verhältnis dieses Volkes zu seinem Gott war ein ganz eigenartiges. Fest stand unter den Besten des Volkes der Glaube, dass der Gott, den sie verehrten, der eine, wahre Gott sei, der Schöpfer und Regierer des Himmels und der Erde, der der Herr auch der anderen Völker ist, die ihn nicht erkannten. Aber ihrem Volke allein hatte er sich geoffenbart, ihren Vätern das Gesetz gegeben, das ihr Leben regelte und auf die strengsten religiösen und sittlichen Grundlagen stellte. Zugleich hatte er ihnen Vorschriften gegeben, wo und wie er verehrt sein wollte, und diese Vorschriften galten im allgemeinen für eben so heilig und unverbrüchlich wie die sittlichen Gebote, die in die „zehn Worte" zusammengefasst waren. Dies waren die Grundlagen, auf denen sich das Gemeinwesen des Volkes erneuerte. Strenger als j e zuvor wurden sie jetzt von der Gesamtheit festgehalten und beobachtet, schärfer als zuvor sonderte sich das Volk nun auch von den heidnischen Nachbarn: selbst die Samariter, unter denen sich mit israelitischen fremde Bestandteile gemischt hatten, wurden von der Gemeinschaft des Volkes und seiner Gottesverehrung ausgeschlossen. Unter der ihnen wohlgesinnten Herrschaft der persischen Könige, dann Alexanders d. Gr. und seiner Nachfolger, der ägyptischen Ptolomäer und der syrischen Seleukiden genossen die Israeliten volle Freiheit ihres Gottesdienstes, bis der syrische König Antiochus Epiphanes (176—164 v. Chr.) es unternahm, sie zu griechischem Kultus zu nötigen. Da erhob sich unter Führung der hasmonäischen Priesterfamilie des Matthatias die ganze Kraft des inzwischen erstarkten Volkes; zugleich erkämpften sie das Recht des väterlichen
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I. Kapitel:
Gottesdienstes und politische Freiheit. Eine Zeit lang herrschte nun das Geschlecht der Führer im Freiheitskampfe der Hasmonäer oder Makkabäer, mit dem Oberpriesteramt die staatliche Obergewalt verbindend. Aber das Geschlecht selbst verfiel: es kam die Zeit, in der die römische Gewalt auch in Syrien und der Umgegend anfing sich fühlbar zu machen (Einnahme Jerusalems durch Pompejus, 63 v. Chr.). Diese Verhältnisse benutzend, wusste die idumäische Familie des Antipater sich aufzuschwingen. Beim Beginn unserer Ära beherrschte dessen Sohn, der talentvolle, aber tyrannisch grausame und heidnisch gesinnte Herodes (d. Gr., 37—4 unserer Ära) Palästina als König, dem Namen nach Bundesgenosse, in der Tat Vasall des römischen Kaisers. In dieser Zeit hatten aber auch die inneren, besonders die religiösen Verhältnisse des jüdischen Volkes ihre Geschichte gehabt. In der Zeit des grossen Kampfes hatte sich die Partei der Chasidäer, der Frommen, gebildet, die die strengste Gesetzesbeobachtung forderten; wahrscheinlich mit ihnen im geschichtlichen Zusammenhange steht die später das Volk geistig beherrschende Partei der Pharisäer, die denselben Charakter zeigt. Ganz besonders legen sie Gewicht auf die strenge Beobachtung des Sabbats, der zeremoniellen Vorschriften der Reinheit, und auf das Sichabschliessen gegen alles den heidnischen, unreinen Völkern Angehörende. Dieser Partei gehört zu allermeist auch das Schriftgelehrtentum an, das seinem Wesen nach Gesetzesstudium und genauste Feststellung der einzelnen Gebote ist, nach dem Grundsatz: Machet einen Zaun um das Gesetz, d. h. umgebet jede Gesetzesbestimmung mit so viel genaueren Anweisungen und Sicherungen, dass wenn auch eine (unabsichtliche) Übertretung stattfindet, sie doch nur diese Punkte, nicht das Gesetz selbst trifft. Auf diese Weise wurde aus dem geschriebenen Gesetze ein neues, durch die Schriftgelehrten festgestelltes, mündlich fortgepflanztes abgeleitet, das dem, der es beobachten sollte, eine ungleich schwerere Last auferlegte als jenes. Grade in der, genauen Innehaltung der zeremoniellen Vorschriften aber sab die pharisäische Partei die Hauptpflicht des frommen Israeliten, denn das Gesetz war es j a , durch welches Gott eben ihr Volk ausgezeichnet hatte; indem sie also das Gesetz genau beobachteten, bewährten sie sich als das Volk Gottes und durften den Lohn dafür in dieser und jener Welt erwarten. In dieser Anschauung lag eine Veräusserlichung, die zu einer Geringschätzung des Sittlichen im Leben führen konnte, während dem Zeremoniellen
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die grösste Sorgfalt zugewendet wurde, und zugleich war damit ein hochmütiges Herabsehen auf die anderen Völker verbunden, die das Gesetz nicht hatten. Dennoch ist es die Partei der Pharisäer und das grösstenteils unter ihrer Führung stehende Volk mit ihrem religiösen Eifer, mit ihrem Auferstehungsglauben und mit der Hoffnung an eine künftige Gnadentat Gottes an dem Volke durch die Sendung des Messias, an die eine neue Erscheinung im religiösen Leben des Volkes anknüpfen konnte. Ganz anders stand die Partei der Sadduzäer. Obwohl es eine priesterliche Familie gewesen war, die im Kampfe um das Gesetz an der Spitze gestanden hatte, so waren im allgemeinen doch die Priestergeschlechter nicht die religiös eifrigsten im Volke. Reich, von vornehm aristokratischer Haltung, suchten sie sich mit den Machthabern möglichst gut zu stellen und so zugleich das, was das Volk noch von Selbständigkeit besass, und damit auch ihre eigenen Vorrechte und Besitztümer zu erhalten. Das mosaische Gesetz, auf dem ihr ganzer Vorzug ruhte, erhielten sie freilich aufrecht, aber die Überlieferungen der Gesetzeslehrer erkannten sie nicht an. Dass sie von einer Auferstehung nichts wissen wollten, hat zunächst seinen Grund wohl darin, dass sie in den Büchern Mosis nichts davon fanden; es ist zugleich aber auch bezeichnend für ihren dem Irdischen zugewandten Sinn, wie andererseits auch die Messiashoffnung, als leicht politische Gefahren mit sich führend, ihnen fremd und verdächtig war. Neben diesen grossen Parteien hören wir noch von einer kleinen (4000) Gemeinschaft, den Essenern oder Essäern, die in Gestalt eines geschlossenen Ordens, teils am Toten Meer, teils in Städten und Dörfern in besonderen Gemeinden (öiaffoi) lebten. Von dem öffentlichen Leben zogen sie sich durchaus zurück und erwarben ihren Unterhalt durch Landbau, Viehzucht und Gewerbe mit Ausschluss der dem Kriege dienenden. Ein furchtbarer Eid bei der Aufnahme verpflichtete sie zur Geheimhaltung der Geheimnisse des Ordens. Sie sollen neben den heiligen Schriften der Juden ihre besonderen geheimen Bücher gehabt, besonders Gewicht auf die Engellehre gelegt und sich z. T. merkwürdiger, prophetischer Blicke in die Zukunft erfreut haben. Während sie den Sabbat aufs strengste beobachteten und Moses hoch verehrten, erkannten sie den Tempel zwar durch Weihgeschenke an, enthielten sich aber der Tieropfer (wahrscheinlich aber nicht des Fleisch- und Weingenusses). Mit einem in der Richtung nach der Sonne hin
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I. Kapitel:
gesprochenen Gebete begannen sie ihr Tagewerk; der Mahlzeit, die gemeinsam eingenommen wurde, ging ein Bad voraus. — Offenbar trifft bei ihnen jüdischer Ursprung mit heidnischen Einflüssen zusammen. Im N. T. findet sich keine Spur von ihnen, vielleicht aber in der christlichen Sektengeschichte. § 7. D i e j ü d i s c h e
Diaspora.
Ausser der palästinensischen Judenschaft gab es eine jüdische Diaspora im römischen Reiche von weiter Ausbreitung, die teils durch den Handelsverkehr und die damit verbundene Ansiedlung, teils durch die Wegführung von Kriegsgefangenen, die nachher die Freiheit erlangt hatten, entstanden war. Diese jüdischen Gemeinden erfreuten sich grossenteils bedeutender Vorrechte; sie hatten ihre besondere Verfassung, mit eigenen Vorstehern (Presbytern) an der Spitze, und eine Gerichtsbarkeit über ihre Mitglieder. Ihre Zahl war an manchen Orten, namentlich in Alexandria, sehr beträchtlich, ihr Einfluss durch ihren Besitz, ihre Betriebsamkeit und ihr Zusammenhalten untereinander noch viel grösser als ihre Zahl. An ihrem Volkstume, am Zusammenhange mit Jerusalem und vor allem dem Tempel, dem sie eine jährliche Steuer entrichteten, hielten sie fest; in ihren Synagogen wurden die heiligen Schriften, vor allem der Pentateuch, regelmässig verlesen, wenn auch in griechischer Sprache; wie diese überhaupt bei den ausserpalästinensischen Juden grösstenteils an die Stelle des Hebräischen oder Aramäischen trat. Wenn ihre Eigenheit in Religion und Sitte auch schärfer zwischen ihnen und den heidnischen Völkern schied, als diese untereinander geschieden waren, so war doch die Scheidewand nicht so stark wie in Palästina oder wie sie erst nachmals auch anderwärts geworden ist. Es fehlte nicht an Beziehungen, die über den Geschäftsverkehr hinausgingen, und ein gegenseitiger geistiger Einfluss war nicht ausgeschlossen. Nicht nur die griechische Sprache wurde von den Juden der Diaspora angenommen, sondern die Gebildeten unter ihnen lernten auch die griechische Literatur kennen, die griechische Philosophie schätzen. Es war besonders, wiewohl nicht ausschliesslich, das neue Kulturzentrum Alexandria, in dem eine solche hellenisierende Richtung Platz griff, die doch nichts weniger als einen Abfall von der Religion und Sitte der Väter beabsichtigte. Im Anschluss nicht mehr an orientalische, sondern an griechische Vorbilder schrieb man die Geschichte des eigenen Volks, und die Weisheit griechischer Philosophie glaubte man in den hei-
Die relig. Zustände in der Zeit des Eintretens des Christentums.
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ligen Schriften Israels wiederzufinden, indem man sie in gutem Glauben in sie hineindeutete. Für solche allegorische Auslegung fand man Vorbilder sowohl in der Deutung, die die Stoiker alten griechischen Dichtern, besonders dem Homer, gaben, wie auch in der Behandlung, die die palästinensische Schriftgelehrsamkeit — nur in anderer Tendenz — dem Alten Testament zuteil werden Hess. Den Spuren dieser Richtung begegnen wir schon im 3. Jahrhundert v. Chr.; ihre weitere Entwicklung entzieht sich grösstenteils unseren Blicken, aber in voller Entfaltung liegt sie uns vor in den Schriften des gelehrten Philo, des Zeitgenossen Christi. Philo hat seine religiös-philosophische Anschauung in der Form der Auslegung des Peutateuchs dargelegt, an dessen göttlichem Ursprünge er so wenig zweifelt wie an der Erwählung und dem religiösen Vorzuge des eigenen Volks; der Inhalt aber ist wesentlich der griechischen Philosophie eklektisch entnommen, doch auch sie wird wieder unter dem Gesichtspunkt des jüdischen Monotheismus verstanden. Gott steht erhaben über allem, seinem Wesen nach ist er durch kein dem Gebiete des Endlichen entnommenes Prädikat in adäquater Weise zu bezeichnen. Er ist zu erhaben, um in unmittelbare Beziehung zu dem Endlichen zu treten: die Vermittlung aber bildet der göttliche Logos, der zwischen der Art einer göttlichen Kraft und eines persönlichen Wesens schwebend erscheint und in dem sich bei Philo die alttestamentliche Anschauung von dem göttlichen Worte mit der griechisch-philosophischen (stoischen) von der göttlichen Vernunft verbindet. In ihm sind die Potenzen zusammengefasst, die bald als Ideen (platonisch), bald als Engel (alttestamentlich), bald als Dämonen (stoisch) erscheinen. Diese sind es, durch die Gott aus der als ewig gedachten formlosen Materie (Hyle) die Welt bildet. In diese sinnliche Welt sind infolge einer Entfremdung von Gott die endlichen Menschengeister versenkt, und die Aufgabe, die ihnen gestellt ist, ist die Befreiung aus ihr und die Rückkehr zu Gott. Diese wird erreicht durch ein sittlich reines Leben, durch Bezwingung der Sinnlichkeit (Askese) und durch unmittelbare Erhebung des Geistes zu Gott. Dieses Judentum der Diaspora hat aber auch einen bedeutsamen religiösen Einfluss in der heidnischen Welt geübt. So wenig im ganzen die Juden beliebt waren, so konnten sich viele Heiden doch dem Eindrucke der jüdischen Religiosität nicht entziehen. Die Stärke und Zweifellosigkeit des Glaubens an den einen Gott, an die göttliche Offenbarung, an die heiligen Schriften als unbe-
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II. Kapitel:
dingte Quelle der Wahrheit, war sonst nirgends zu finden. Dazu kam das Erhabene und Ergreifende des jüdischen Gottesdienstes, und bei den Gebildeten, denen die heiligen Schriften der JudeD zugänglich wurden, der tiefgreifende Eindruck, den sie in ihrer unvergleichlichen religiösen und sittlichen Haltung machen mussten. Viele werden bei diesem Eindruck stehen geblieben sein, nicht wenige aber führte er zu einem näheren Verhältnis zum Judentum; in den seltneren Fällen so, dass sie durch Annahme der Beschneidung sich zur Beobachtung des jüdischen Gesetzes verpflichteten und damit fast in alle Rechte der geborenen Juden eintraten, in den viel häufigeren nur so, dass sie ein loseres Verhältnis zum Judentum eingingen. Im letzteren Falle gab es verschiedene Formen; was wir an Angaben über die an solche Proselyten gestellten Forderungen lesen, ist nicht übereinstimmend; jedenfalls gehörte dazu Enthaltung vom Götzendienst und von groben Freveln, wohl auch vom Blutgenuss. II. K a p i t e l .
§ 8. Das persönliche Wirken Christi. Unter der Regierung des Tiberius trat inmitten des jüdischen Volkes der Priester Johannes auf, mit der Forderung der Busse, d. h. der Umkehr von dem gewöhnlichen, sündigen, nur auf das Irdische gerichteten Treiben und mit dem Hinweis auf das nahe Kommen des Reiches Gottes; als Zeichen der inneren Reinigung vollzog er an denen, die sich zur Busse bereit zeigten, die T a u f e im Jordan. In der Gewalt seiner Worte, der die asketische Strenge seines Lebens entsprach, erkannte das Volk einen Mann nach Art der alten Propheten, deren gleichen man seit Jahrhunderten nicht gesehen hatte, während die Führer des Volks keine bestimmte Stellung zu ihm nahmen. Die freimütige Rüge, die er gegen das ehebrecherische Treiben des Vierfürsten Herodes richtete, kostete ihm zuerst die Freiheit, dann das Leben. Aber noch bevor er vom Schauplatz abgetreten war, hatte ein Mann aus dem alten, jetzt verarmten davidischen Königsgeschlechte sein Werk begonnen. Es war zunächst die Verkündigung des Johannes, mit der auch Jesus begann, die Aufforderung zur Busse und der Hinweis auf die Nähe des Reiches Gottes. Aber ganz anders erweiterte und vertiefte sich diese Rede in seinem Munde. Indem er den Menschen zur Busse auffordert, enthüllt er ihm die ganze Wurzel des Bösen in seinem Herzen, und indem er ihm das Gesetz aus-
D a s persönliche W i r k e n Christi.
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legt, lehrt er ihn erkennen, was wahrhaft gut ist. Volle Wahrheit, volle Aufrichtigkeit der Gesinnung, volle Hingabe an Gott ist es was er fordert. Und diese Hingabe an Gott kann nicht sein ohne wahre, hingebende Liebe zum Nächsten. So stellt er dem Volke in Spruchreden wie in Gleichnissen das Ideal des wahrhaft frommen Lebens dar. Doch das höchste Gut, das Himmelreich, ist nicht etwas, das der Mensch durch sein Tun erreichen könnte; es ist eine Gabe die von Gott gegeben wird, und um sie den Menschen zu bringen, ist er von Gott gesandt. Sein Verhältnis zu Gott ist ein einzigartiges; nirgends zeigt sich in seinem Bewusstsein das Gefühl der von Gott trennenden Sünde, wie er es bei allen andern voraussetzt oder in ihnen wecken will; er nennt Gott seinen Vater in einem anderen Sinne, als er der Vater anderer ist; er allein steht mit Gott in ungetrübter Gemeinschaft, und in seiner Person ist das Reich Gottes unter den Menschen erschienen. Darum ist die Teilnahme am Himmelreich bedingt durch das Verhältnis zu seiner Person, und darum fordert er von denen, die, durch seine Worte gewonnen, sich ihm anschliessen wollen, den Glauben an seine Person. Seine Sendung aber schliesst sich an an die Geschichte, in die er eintritt, an die Geschichte des Volkes Israel, wie sie in der Heiligen Schrift bezeugt ist. Er weiss sich als den dem Volke zugesagten Erlöser, den Messias; somit hat sein Wirken seine Bestimmung zunächst für dieses Volk, und er bindet sich so sehr an diese Bestimmung, dass es nur besonders begründete Ausnahmefälle sind, in denen er ein und das andere mal auch zu Personen, die diesem Volke nicht angehören, in nähere Beziehung tritt, ungeachtet dessen, dass er deutlich genug auf die künftige Teilnahme der Nichtisraeliten am Gottesreiche hinweist. Zunächst aber muss eine Entscheidung im Volke selbst stattfinden, für oder wider ihn, und diese Entscheidung muss eine innerliche sein; denn die irdischen Erwartungen, die sich im Volke an die Messiashoffnung knüpften, war er nicht gekommen zu erfüllen, und jedem Begehren dieser Art entzieht er sich. So geschieht es, dass bei allem Staunen über sein Auftreten, bei aller Bewunderung, die ihm entgegengebracht wird, es doch nur eine kleine Zahl ist, die in vollem Sinne an ihn glauben. Schon aber findet er auch eine entschiedene Gegnerschaft in den grossen, das Volk beherrschenden Parteien. Gänzlich fremd stehen ihm die Sadduzäer gegenüber, denen seine Lehren phantastisch, schwärmerisch klangen, sein Auftreten aber wegen D e u t s c h , Kirchengeschichte.
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des Eindruckes, den es auf das Volk machte, wegen der Belebung der messianischen Erwartung politisch gefährlich erscheinen musste. Eher hätten die Pharisäer ein Verständnis für ihn gewinnen können, da bei ihnen doch immer noch ein Eifer um Gott zu finden war. Aber zu tief hatte Jesus das Unlautere in diesem Eifer durchschaut, mit zu scharfer Rede das Äusserliche und Heuchlerische ihres Gesetzestreibens gerügt, als dass er sich nicht auch sie, namentlich in ihren massgebenden Vertretern, zu Feinden gemacht hätte. So stellt, als im Synedrium der sadduzäische Hohepriester die Beseitigung Jesu für eine politische Notwendigkeit erklärte, die pharisäische Partei dem keinen Widerstand entgegen; der römische Statthalter aber, der die Unschuld Jesu deutlich erkannte, liess sich einschüchtern und verurteilte ihn zum Kreuzestode. So schien es, als sei der drohend anwachsenden Bewegung durch entschlossenes Vorgehen schnell und gründlich ein Ende gemacht. Aber sofort zeigte sich, dass man sich getäuscht hatte. Dass der Tod Christi etwas anderes war, als der Tod eines gewöhnlichen Menschen, eines Wahrheitszeugen und Märtyrers, das stellte sich auch in Umständen dar, die in das Gebiet des äusseren Geschehens hineinfielen. Nach wenigen Tagen verbreitete sich die Kunde, dass der Gekreuzigte seinen Gläubigen sich als Lebender gezeigt habe; unleugbar war, dass man sein Grab leer gefunden hatte, ohne dass die von den Feinden aufgebrachte Rede, seine Jünger hätten den Leichnam gestohlen, irgend welche Wahrscheinlichkeit gehabt hätte. Und bald sollte sich erweisen, dass der Tod Jesu nicht das Ende einer schnell vorübergehenden, sondern der Anfang einer unabsehbaren Bewegung war. Es kann hier nicht die Aufgabe sein, das Leben Jesu genauer darzustellen oder die Menge dasselbe betreffender Fragen und Erörterungen auch nur zu berühren. Da aber im vorigen Jahrhundert wiederholt und dann auch noch ganz neuestens wieder selbst die Grundlage des Ganzen, d. h. die Geschichtlichkeit Jesu, bestritten oder wenigstens als fraglich hingestellt worden ist, so wird darüber eine Bemerkung am Orte sein. Es handelt sich dabei nicht um die Frage, ob unsere Evangelien durchweg glaubwürdig in ihren Berichten sind, andrerseits aber auch nicht darum, ob etwa um die Zeit des Beginns unserer Ära ein Jude Namens Jesus existierte, der vielleicht einige Morallehren hinterlassen hat, sondern darum, ob das Bild Jesu, wie es uns die Evangelien, speziell die synoptischen, zeichnen, wenigstens in seinen Grundzügen glaubhaft ist, und ob von dieser Persönlichkeit die Bewegung ausgegangen ist, durch die sich das Christentum zunächst auf jüdischem Boden
Das persönliche Wirken Christi.
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gebildet hat, oder, mit andern Worten, ob die Erzählungen der Evangelien sich im ganzen auf geschichtlichem Grunde bewegen. Zwei Momente sind für die Beantwortung besonders entscheidend. Erstens bieten die Reden Jesu, wie die drei ersten Evangelien sie berichten, ungeachtet alles dessen, was man als Analogie aus heidnischen oder jüdischen Quellen herbeiziehen kann, in ihrer Gesamtheit das Bild einer so eigenartigen, so stark eigentümlichen, ja in wesentlicher Beziehung so einzigartigen Persönlichkeit dar, dass eine Erdichtung derselben, sei es in Form des sich allmählich ausbildenden Mythus oder der absichtlich und tendenzmässig erfindenden Arbeit, als eine Sache der äussersten Unwahrscheinlichkeit betrachtet werden muss. Diesem inneren Grunde tritt ein nicht minder starker äusserer zur Seite. Sind die Briefe des Paulus oder auch nur einige von ihnen echt (vgl. dazu § 10), so haben wir in ihnen Zeugnisse eines Zeitgenossen, der dem Schauplatze, auf dem die Geschichte Jesu nach den Evangelien sich abgespielt hat, in innerer und äusserer Beziehung nahe stand. Nun kennt Paulus eine Anzahl der Personen, die nach den Evangelien Jesu zunächst gestanden haben, wie den Petrus, Jakobus, Johannes, er weiss von noch lebenden Brüdern Jesu, er kennt von dem Leben Jesu die Haupttatsachen übereinstimmend mit dem, was wir in den Evangelien lesen, seine Hferkunft aus davidischem Geschlecht, seine Kreuzigung, seine Auferstehung, die Einsetzung des Gedächtnismahles vor seinem Tode, und führt Worte an, die Jesus gesprochen hat. Einem solchen Zeugnis gegenüber an der Geschichtlichkeit Jesu zweifeln ist nicht mehr Feinheit und Schärfe der Kritik, sondern eine Verkehrtheit des Urteils, die sich mit anscheinend scharfsinnigen, in der Tat nur erkünstelten Erwägungen und Schwierigkeiten über die einfach vorliegende Tatsache täuscht. III. K a p i t e l . § 9. Die Urkirche in Jerusalem. Die Erscheinungen des Auferstandenen fanden ihren Abschluss in einer letzten Zusammenkunft, die er mit den Jüngern auf dem Ölberge hatte und bei der er sich vor ihren Augen gen Himmel erhob. Aber er hatte ihnen seinen Geist verheissen, und die Erfüllung dieser Verheissung trat offenkundig hervor in der Versammlung der Gläubigen am nächsten Feste der Pentekoste. Von jeher ist dieser Tag als der Stiftungstag der Kirche angesehen worden. Die wunderbaren Erscheinungen, die er brachte, von den Aposteln der Volksmenge gedeutet, haben sogleich den Zutritt einer grossen Zahl zu der Gemeinde der an Christum Glaubenden zur Folge gehabt, und die Vermehrung dauerte zunächst fort. Diese Gemeinde stand noch ganz innerhalb des jüdischen
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Volkes; sie unterschied sich von ihren Volksgenossen nur dadurch, dass sie an Jesum als den Messias und als den Auferstandenen glaubte, der jetzt in göttlicher Herrlichkeit lebt und in kurzem wiederkommen wird, um das Reich Gottes auf Erden zu offenbaren. In diesem allen aber sahen die Gläubigen nur die Erfüllung der Verheissungen, die in den heiligen Schriften ihres Volkes enthalten waren; somit betrachteten sie sich als die wahren Israeliten und gaben sich der Hoffnung hin, ihr gesamtes Volk noch für diesen Glauben zu gewinnen. Um so weniger konnten sie daran denken, sich von den im Volke geltenden Satzungen und Ordnungen loszusagen: am Tempel- und Opferkultus nahmen sie teil, usw. Doch standen sie untereinander in einer besonders engen Gemeinschaft, verbunden durch die Liebe zu ihrem Herrn und untereinander. Durch das Reinigungsbad der Taufe, das die Vergebung der Sünde besiegelte, wurde die Mitgliedschaft gewonnen: das Mahl, das Christus bei seinem letzten Zusammensein mit ihnen vor seinem Tode gestiftet hatte, vereinigte sie täglich; andere Zusammenkünfte dienten zu gemeinsamer Erbauung und Belehrung. Ohne dass eine gesetzliche Gemeinschaft der Güter bestanden hätte, gaben doch die Besitzenden willig das Ihre hin zum Unterhalt der Bedürftigen. Die Leitung hatte von Anfang naturgemäss in den Händen der von Christus besonders zur Verkündigung des Evangeliums erwählten Jünger gelegen; als bei dem wachsenden Umfange der Gemeinde sich Schwierigkeiten in der Verwaltung und in der Unterstützung der Hülfsbedürftigen ergaben, wurde hierfür ein besonderes Amt der Almosenpfleger eingesetzt. Die Stellung der Gemeinde innerhalb der Judenschaft in Jerusalem war eine Zeit lang eine günstige; es muss angenommen werden, dass bald nach dem Tode Christi angesichts dessen, was von seiner Auferstehung verlautete, wie angesichts der tadellos frommen Haltung der Gemeinde und der wunderbaren Erscheinungen am Pfingstfest und weiter ein Umschwung der Stimmung zugunsten der Jünger Jesu stattgefunden hat, der auch gegenüber dem Vorgehen des ihnen feindselig bleibenden Synedriums zunächst noch Stand hielt und dieser Feindseligkeit selbst gewisse Schranken zog. Doch war dieses günstige Verhältnis nicht von Dauer und machte nach einiger Zeit entschiedener Feindschaft auch von Seiten der Volksmenge Platz. Der erste Ausbruch des Volksgrimmes gegen die Christen hängt mit einer Entwicklung in der Gemeinde selbst zusammen. Zu ihr gehörten auch hellenistische Juden, unter denen
Die Urkirche in Jerusalem.
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einer, Stephanus, der auch zum Almosenpfleger gewählt worden war, an Geist hervorragte. Bei ihm ist, wir können nicht sagen zuerst, aber jedenfalls schärfer als bei anderen, das Bewusstsein der wesentlichen Neuheit dessen, was Christus gebracht hatte, gegenüber der unter den Juden üblichen und auch in der christlichen Gemeinde noch vorherrschenden Anschauung vom alttestamentlichen Gesetze zur Klarheit -gekommen. Zwei mögliche Betrachtungsweisen müssen schon damals auseinandergetreten sein; nach der einen ist Jesus eben nur der abschliessende Vollender der alttestamentlichen Theokratie, nach der andern ist er der wahre Heilsbringer, auf den das Alte Testament nur vorausdeutend hinweist. Die erste Ansicht konnte von dem strengen Judentum etwa noch geduldet werden, die zweite nicht. So erregten die Reden, die man von Stephanus hörte, Anstoss und seine Verteidigung vor dem Synedrium, in der er aussprach, dass das Volk seit der Zeit Mosis her das Gesetz nicht wirklich gehalten habe, führte unmittelbar zur tumultuarischen Hinrichtung des Stephanus. Dieser folgte der Ausbruch einer heftigen Verfolgung, die sich auch über Jerusalem hinaus an Orte, wo sich etwa Christen fanden, erstreckte. Andrerseits hatte aber grade die Zerstreuung der Gemeinde eine weitere Verbreitung des Christentums zur Folge. Doch scheint diese Verfolgung nicht allzulange fortgedauert zu haben; wieder sammelte sich die Gemeinde in Jerusalem, aber so viel sich erkennen lässt, hatten grade die vorzugsweise jüdisch gesinnten Elemente in ihr das Übergewicht. Inzwischen hatte sich aber auch schon eine neue bedeutsame Entwicklung zu vollziehen begonnen — die Ausbreitung der neuen Lehre über den Bereich des Judentums hinaus. Die Möglichkeit dafür lag im allgemeinen darin, dass auch dem Judentum der Gedanke einer Teilnahme von Nichtjuden an dem Messiasreiche nicht völlig fremd war, dann aber, insbesondere in den Andeutungen, die Jesus darüber deutlich genug, wenn zunächst auch von seinen Jüngern noch unverstanden, gemacht hatte. Männern von der Art des Stephanus konnte sich das Verständnis dieser Andeutungen erschliessen, und so ist es denn in der Tat geschehen, dass in Antiochia Heiden, und zwar ohne zum Judentum überzugehen, für den Glauben an Jesus als den Messias, als den Heilbringer, gewonnen wurden. So war bereits die Hineinziehung des Heidentums in die neue Bewegung eingeleitet, aber noch stand die entscheidende Wendung für diese erst bevor.
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§ 11. Das Wirken des Paulus und der übrigen Apostel. Unter den Verfolgern der Christen hatte sich ganz besonders Saul, ein aus Tarsus gebürtiger, zu Jerusalem im strengsten Judentum unterwiesener Pharisäer ausgezeichnet. Ihm, dem die Beobachtung des von Gott dem israelitischen Volke gegebenen Gesetzes alles war, erschien eine Anschauung, wie er sie bei Stephanus gefunden, als ein Greuel, die Christen als Frevler am Gesetz und an Gott, und mit aller Energie des Fanatismus suchte er diesen Namen in seinen Anhängern auszurotten. Und doch bestand in seinem Innern ein Konflikt; die Gesetzeserfüllung, mit der er nach allen Kräften Ernst machte, brachte ihm den innern Frieden nicht, nach dem er verlangte. Nicht auf dem Wege des Nachdenkens sollte dieser Konflikt seine Lösung finden, sondern durch die ihn mit einem Mal überwältigende Offenbarung, dass der von ihm verfolgte Jesus der in Herrlichkeit thronende Sohn Gottes sei. Sofort unterwarf er sich dieser Offenbarung-, aber noch bedurfte es schweren inneren Kampfes und ernster Geistesarbeit, bis sich ihm von jener Erkenntnis aus eine völlig neue religiöse Anschauung, ein ganz anderes Verständnis der heiligen Schriften und der Heilsgeschichte eröffnete. Dass Christus der Sohn Gottes, dass in ihm das Heil beschlossen sei, das war die Grundlage, von der aus sich nun sein Denken gestaltete. Die Gnade bei Gott, die er bisher durch Erfüllung des Gesetzes zu finden gesucht hatte, ohne jemals dessen gewiss zu werden, dass er sie gefunden habe, ist ihm jetzt in Christo versichert, und indem er an Christum glaubte, ist ihm der Geist zuteil geworden, der ihn ebensowohl zu immer neuer und tieferer Erkenntnis führt, wie ihn im Leben leitet und den Willen Gottes zu erfüllen befähigt. Nun steht ihm aber die Heilige Schrift als göttliche Offenbarung noch immer ausser Zweifel — wie verhält sie sich also zu dieser neuen Erkenntnis und Erfahrung? Sie tritt ihm jetzt ganz unter den Gesichtspunkt der Vorbereitung auf Christum. Nachdem die Menschen in Sünde und Tod verfallen waren, ist ihnen das Gesetz gegeben worden, nicht damit sie dadurch gerecht werden sollten, sondern um sie zur Erkenntnis ihrer Ungerechtigkeit zu bringen, eben damit sie so dazu bereitet würden, Christum als den, der gerecht macht, anzunehmen. Wie eine Vorbereitung, so ist das Alte Testament aber auch eine Weissagung auf Christum, und die Frommen der alten Zeit haben diese Weissagung
Das Wirken des Paulus und der übrigen Apostel.
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verstanden. Ebenso aber versteht auch heute nur der das A.T. richtig, der es in Christo versteht, und dieses Verständnis erschliesst der heilige Geist. Das jüdische Volk hat den grossen Vorzug gehabt, dass es zum Träger der göttlichen Offenbarung bestimmt war, aber indem alles auf Christum ankommt und allein der Glaube an ihn für das Heil des Menschen entscheidend ist, schwindet jetzt dieser Vorzug, denn der Glaube an Christum ist dem Heiden, wenn ihm das Evangelium verkündigt wird, nicht weniger möglich als dem Juden. Freilich ist dieser Glaube nicht jedermanns Ding; Gott gibt ihn wem er will, denn über allem menschlichen Denken und Trachten steht die göttliche Erwählung; aber diese macht keinen Unterschied zwischen Juden und Heiden; gegenwärtig ist ein Teil der Juden verworfen, was sich eben darin zeigt, dass sie nicht an Christum gläubig werden; dagegen ist eben jetzt die Zeit gekommen, in der den Heiden Christus verkündigt werden soll. Zu dieser Verkündigung wusste sich nun Paulus selbst vor allen anderen berufen, sowohl durch die unmittelbare Offenbarung Christi wie durch die geistliche Befähigung, die ihm geworden war. Denn eben in und mit seiner Bekehrung war ihm das Prinzip eingepflanzt, auf dem die Nichtigkeit aller Unterschiede unter den Menschen gegenüber dem einen entscheidenden Momente ihres Verhältnisses zu Christo beruhte. Zwar fühlte Paulus es als eine Verpflichtung gegen die heilsgeschichtliche Stellung Israels, wie auch die eigene Liebe zu seinem Volk ihn dazu trieb, bei seiner Verkündigung des Evangeliums sich, wo es möglich war, zunächst an die Juden zu wenden, aber auch da war sein Absehen zugleich immer darauf gerichtet, dadurch einen Stützpunkt für das Wirken unter den Heiden zu gewinnen. Und was ihm Gegenstand innerster Gewissheit war, das hat der Erfolg reichlich bestätigt: Paulus ist der eigentliche Gründer des Christentums in der Heidenwelt geworden. So fest aber auch dem Paulus seine Glaubensgewissheit stand, so sicher ihm seine Berufung zum Apostel war, so zweifellos die Aufgabe, die Heiden zu vollberechtigten Mitgliedern des Reiches Christi zu gewinnen, so war es doch nicht ein anderes Evangelium, das er zu verkündigen hatte, als das schon vorhandene, sondern er wusste sich als Jünger Christi eins mit denen, die vor ihm im Glauben gestanden hatten, und es war ihm darum zu tun, das Band der Liebe zwischen sich und der christlichen Urgemeinde zu erhalten und auch die von ihm gegründeten Gemeinden in diesen Bund mit hineinzuziehen. Da entstanden aber Schwierigkeiten,
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die Paulus in der von ihm gewünschten Weise zu lösen nicht imstande war. Ein grosser Teil der jerusalemischen Gemeinde wusste sich in die paulinische Anschauung von der Gleichberechtigung der Heiden nicht zu finden, die Ansicht von der bleibenden Geltung des Gesetzes stand ihnen fest; vollberechtigte Glieder der Gemeinde konnten nach ihrer Anschauung Heiden doch nur dann werden, wenn sie eben auch Juden wurden und mit der Beschneidung die Verpflichtung zur Beobachtung des Gesetzes übernahmen. Das war die Forderung, von pharisäisch gesinnten Christen an die Heidenchristen zu Antiochia gestellt, der Paulus aufs äusserste zu widerstehen entschlossen war. Nun geht aus dem Berichte des Apostels Gal. 2 so viel jedenfalls hervor, dass jene Forderung bei den Häuptern der Gemeinde zu Jerusalem nicht durchdrang, und dass die brüderliche Gemeinschaft zwischen ihm und ihnen erhalten blieb. Dass aber die Gemeinde in Jerusalem damit wirklich einverstanden gewesen wäre, ist nicht anzunehmen, vielmehr scheint die streng jüdische Richtung sehr schnell wieder stärker sich geltend gemacht zu haben und ein unüberwindliches Misstrauen gegen Paulus zurückgeblieben zu sein. Sicher ist, dass Leute judaistischer Gesinnung ihm in den von ihm gegründeten Gemeinden (in Galatien, in Korinth, und wohl auch anderwärts) nach Kräften entgegengearbeitet und die grössten Schwierigkeiten bereitet haben. Dem gegenüber ist jedoch wieder festzustellen, dass es zu einem trennenden Gegensatze zwischen Paulus und den Häuptern der Judenchristen (Petrus und Jakobus) nicht gekommen ist. Der Umfang der Kämpfe und ihr Verlauf im einzelnen entzieht sich fast völlig unserer Kenntnis, nicht aber das Ergebnis im ganzen. Die paulinische Missionsarbeit hat ihren erfolgreichen Fortgang genommen; tüchtige jüngere Männer haben sich ihm angeschlossen und sein Werk weitergeführt (Titus, Timotheus, Apollos u. a.); aber auch ohne persönlichen Zusammenhang mit dem Apostel haben andere die Heidenmission wesentlich nach seinen Grundsätzen betrieben (vgl. Phil. 1, 15—18). Ziehen wir die aus dem Ende des ersten und Anfang des zweiten Jahrhunderts erhaltenen christlichen Schriftdenkmäler in Betracht, so ergiebt sich, dass noch im Laufe des ersten Jahrhunderts die Frage nach dem Verhältnis von Juden und Heiden in der Kirche bereits im Sinne des Paulus sich entschieden hat, d. h. dass in der grossen Mehrzahl der Gemeinden, und vor allem in den grössten, das mosaische Gesetz als solches nicht mehr als verpflichtend für die Christen angesehen und kein
Das Wirken des Paulus und der übrigen Apostel.
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Vorzug der Juden hinsichtlich des Reiches Gottes anerkannt wurde. Ja auch diejenigen geborenen Juden, die nur für sich noch an der Geltung des Gesetzes festhielten, wurden bereits in den Hintergrund gedrängt, und einen bedeutenden Einfluss konnten nur noch solche Judenchristen üben, die sich rückhaltlos der heidenchristlichen Entwicklung der Kirche anschlössen. Wie weit die persönliche Wirksamkeit des Paulus gereicht hat, lässt sich nicht genau bestimmen, da die Apostelgeschichte bei weitem nicht alles erzählt (vgl. 2 Kor. 11, 24 ff. Rom. 15, 19) und die Briefe des Apostels nur gelegentliche Notizen geben. Doch hatte er von Antiochia aus in dem mittleren Kleinasien wie in den westlichen Küstenstädten, in Cypern, in Mazedonien bis nach Illyricum und in Griechenland, nach Titus 1, 5 auch in Kreta, Fuss gefasst. Von Rom aus ist er nach 1. Clem. 5, 7 (tep|ua TTIS bucreuuq), und nach dem muratorischen Kanon, vgl. Euseb. II, 22, auch nach Spanien gelangt, doch scheint sein dortiger Aufenthalt von keinem Erfolg gewesen zu sein. Auch abgesehen davon hat er eine Reihe von Gemeinden auf einem weiten Gebiete des römischen Reiches gegründet, von denen, wie wir annehmen dürfen, eine lebhafte Missionstätigkeit geübt worden ist. Von den übrigen Aposteln soll Andreas den Skythen, Thomas den Parthern gepredigt haben (Eus. III, 1), Bartholomaeus den Indern (Eus. V, 10) — Überlieferungen, deren Richtigkeit dahingestellt bleiben muss. Von Bedeutung ist neben Paulus zunächst Petrus geworden, so wenig wir auch von ihm Zuverlässiges wissen. Er muss sich weiterhin der paulinischen Missionstätigkeit angeschlossen haben, und erscheint 1. Clem. 5 aufs nächste mit ihm verbunden. Dass er in Rom gewesen und dort den Tod erlitten hat, ist in älterer und neuerer Zeit bestritten worden, doch neigt sich in neuerer Zeit die vorherrschende Annahme mit Recht der Bejahung zu. Das Wirken des Petrus, so wenig uns davon bekannt ist, muss doch als ein sehr bedeutendes gedacht werden; für eine Zeitlang repräsentieren er und Paulus der Kirche den gesamten Aposiolat. Neben Paulus, dem Heidenapostel, und Petrus, ist es noch einer der zwölf, der auf die Geschichte der Kirche wesentlich eingewirkt hat, Johannes. Nehmen wir die ihm im N. T. beigelegten Schriften als echt an, so ergibt sich unter Hinzunahme der einigermassen glaubwürdigen Überlieferung folgendes Bild. Johannes, wohl der jüngste unter den Jüngern Christi, tritt in der Apostelgeschichte
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nicht besonders hervor. Sonst erfahren wir nur, dass er nach dem Wirken des Paulus nach Kleinasien gekommen ist und, nachdem er mit den dortigen Gemeinden genauer bekannt geworden war, bei einem durch sein Wirken für das Evangelium bedingten Aufenthalt auf der Insel Patmos die Offenbarung erhalten hat. Er muss nach dieser Zeit doch noch eine bedeutsame innere Entwicklung durchgemacht haben, an deren Schluss das Evangelium liegt. Die letzten Jahrzehnte seines Lebens brachte er in Ephesus zu, wo er sowohl auf die Gemeinden einwirkte, wie auch Beispiele rettender Liebe gab (Clem. AI. Quis div. salv. 42), zugleich aber auch als schärfster Gegner verderblicher Ketzer auftrat (Polycarp bei Iren. III, 3, 4). Der dritte Brief deutet v. 9/10 auf Schwierigkeiten, denen er auch innerhalb der Gemeinden begegnete. Die späte Abfassung des Evangeliums erklärt den Widerspruch, der sich hier und da dagegen erhob; dennoch wurde es im Laufe des zweiten Jahrhunderts mit den drei synoptischen Evangelien verbunden und hat seitdem einen unberechenbaren Einfluss geübt. Johannes und die Überlieferungen über ihn werden wohl immer etwas Rätselhaftes behalten. Uber das Zeugnis des Ireuaeus aber, das Polykarp von dem ephesinischen Johannes als dem Apostel erzählt habe (ep. ad Florin. Eus. 5, 20), lässt sich schwer hinwegkommen. Da der Presbyter Johannes, den man aus der Stelle des Papias von Hierapolis bei Eus. 3, 39 nicht ohne künstliche Operationen entfernen kann, doch auch ein persönlicher Jünger Jesu war, so würde hinsichtlich der Geltung des Evangeliums der Unterschied nicht sehr gross sein. Aber auch die neuere Entdeckung, dass in einer Handschrift des Papias Johannes, der Sohn des Zebedaeus, als von den Juden getötet aufgeführt war, und der Hinweis auf die ähnliche Verwechslung zwischen dem Apostel und dem Evangelisten Philippus kommen gegen das Zeugnis des Irenaeus und Polykarp nicht auf. So bleibt es doch das Wahrscheinlichste, dass der in den synoptischen Evangelien, bei Paulus und in der Apostelgeschichte genannte Jünger Johannes, der Bruder des älteren Jacobus, der Verfasser sowohl der Apokalypse wie des vierten Evangeliums und der Briefe gewesen ist. Unsere Anschauung von der Geschichte des Urchristentums ruht ganz besonders auf den paulinischen Briefen, weil sie uns mitten in Zustände und Kämpfe jener Zeit versetzen, aus denen sie selbst unmittelbar hervorgegangen sind. Demnach ist auch die Frage nach der Echtheit derselben von der entscheidendsten
Das Wirken des Paulus und der übrigen Apostel.
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Bedeutung für das Bild, das wir uns von jener Zeit zu entwerfen haben. Indem F. Chr. Baur nur vier von ihnen gelten liess (Gal., 1. u. 2. Kor., Röm. ausser Kap. 15 und 16), glaubte er aus dem Verhältnis zwischen ihnen und den von ihm für unecht angesehenen Briefen, sowie aus anderen neutestamentlichen Schriften seine Konstruktion der Urgeschichte der Kirche erweisen zu können. Nun hat sich diese Konstruktion allerdings nicht bewährt, und schon aus jenen vier Briefen lassen sich Gründe genug gegen seine Ansicht von dem durchgreifenden Gegensatz zwischen Paulus und Petrus entnehmen, immerhin aber bleibt auch nach Baur noch viel Gesichertes in der ältesten Kirchengeschichte stehen, das von dem Gegensatze zwischen der Baurschen und der herkömmlichen Ansicht nicht berührt wird. Erst seit den 80 er Jahren des vorigen Jahrhunderts ist von einigen holländischen Theologen (der Leidener Schule) sowohl die ältere wie auch die Baursche Ansicht verworfen und die ganze Person des Paulus für geschichtlich undenkbar erklärt worden. Natürlich musste dann die Unechtheit sämtlicher paulinischer Briefe dargetan werden (Naber, Pierson u. a.; der Schweizer Prof. Steck). Den Grundgedanken dieser Kritik hat einer ihrer Vertreter klar ausgesprochen (Th. Tijdskr, 1889, S. 26): Das Prinzip der Entwicklung müsse noch entschiedener als bisher zur Geltung gebracht werden. Dieser Entwicklung liege der Paulus der Briefe wie ein Felsblock im Wege. Isoliert nach vorwärts und isoliert nach rückwärts, nicht homogen dem ursprünglichen Christentum und ohne Folgen für die nächste Zukunft (?), sei er ein geschichtliches Eätsel, eine Erscheinung, die, statt zur Aufhellung der urchristlichen Geschichte etwas beizutragen, dieselbe vielmehr unerklärbar mache. Abgesehen von der Schiefheit aller dieser Urteile an sich, ist hier ganz deutlich ausgesprochen, warum die paulinischen Briefe unecht sein müssen, nämlich weil sie nicht in die Geschichtskonstruktion passen, die nach Annahme der Leidener Schule die dem Prinzip der Entwicklung allein entsprechende ist. Ihr zu Liebe müssen auch die äussersten Unwahrscheinlichkeiten in den Kauf genommen werden, z. B. die Unechtheit des ersten Korintherbriefes. In der Tat, wenn irgend ein geschichtliches Dokument den Stempel der Echtheit unverkennbar an der Stirn trägt, so ist es dieser Brief. Von Anfang bis zu Ende kennzeichnet er sich als aus ganz bestimmten Verhältnissen heraus geschrieben, auf die der Verfasser fortwährend Bezug nimmt, ohne sie eigentlich auseinanderzusetzen, weil er ihre Kenntnis bei den Adressaten voraussetzt. Dass ebendeswegen vieles in dem Briefe uns nicht völlig klar wird, ist ebenso natürlich wie es unbegreiflich wäre, weshalb einer, der den Brief in aller Ruhe erfunden hätte, sich nicht deutlicher gemacht haben sollte. Zudem ist der Brief von Anfang bis zu Ende so sehr der Ausdruck der unmittelbarsten persönlichen Empfindung, Erregung, so sehr spürt man überall den Pulsschlag des individuellen persönlichen Lebens, dass, wer dies ersonnen hätte, in der Tat ein Dichter von mehr als
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Shakespearescher psychologischer Kunst und Erfindungsgabe hätte sein müssen. Dasselbe gilt von dem zweiten Briefe an die Korinther und dem an die Galater, zum Teil auch von dem an die Römer und an die Philipper. Dass dieses innere Zeugnis bei den letztgenannten Briefen nicht in gleichem und bei noch anderen Briefen in noch geringerem Masse vorhanden ist, beweist durchaus nicht deren Unechtheit; denn es hängt ja nicht bloss von der Eigenart des Schriftstellers, sondern auch von vielen sonstigen Umständen ab. Hatten wir aber auch nur diese fünf Briefe als sicher echte, so bilden sie freilich einen Felsblock, an dem die Willkürlichkeiten und Ungeheuerlichkeiten der Konstruktion jener Schule (Unterscheidungen eines Paulus episcopus und Paulus apostolus; der Galaterbrief als Dokument einer um 120 blühenden antijüdischen Gnosis; Justinus M. in den angeblich paulinischen Briefen benutzt usw.) scheitern müssen. Eine ganz andere Betrachtung des Paulus ist in unserer Zeit geübt worden, in der er als zweiter Stifter des Christentums es mit einer Menge neuer Gedanken bereichert haben soll. Dies steht in Verbindung mit der religiösgeschichtlichen Eingliederung des Christentums, die in ihm viel mehr vorchristliche Elemente findet als das sonst der Fall war. Diese zum Teil von bedeutenden Namen (Bousset, Gunkel) geübte Behandlung können wir aber hier in der Kürze nicht berücksichtigen. V. K a p i t e l .
Die inneren Triebkräfte und die Motive der weiteren Entwicklung der Kirche. § 1 1 . Das Christentum tritt als eine Tatsache in die Geschichte der Menschheit ein, als die Tatsache der Offenbarung Gottes in der Person Jesu und ist eng verknüpft mit der Erwartung der demnächst bevorstehenden Wiederkunft Christi, des Abschlusses des gegenwärtigen Weltlaufs und des Beginns einer neuen Ordnung der Dinge in der die an Jesum Gläubigen ihre selige Zukunft finden werden — Lebende und Tote. Diese Hoffnung in ihrer starken Spannung war es, die den Gemeinden zunächst die Kraft gab, auszuhalten gegenüber allem Missgeschick, aller Missachtung, die sie betrafen, in dem sicheren Bewusstsein, dass dies bald vorübergehende Dinge seien. Diese nahe Erwartung des Endes ist aber nur die eine, und zwar die äusserlichere Form, in der sich die Tatsache des Christentums darstellt. Ihr voran stellt sich eine andere Tatsache, das Bewusstsein der vollkommenen Aufhebung der Schuld, unter der sich der natürliche Mensch weiss oder dunkel fühlt, und der Herstellung
Die inneren Triebkräfte u. Motive d. weiteren Entwickl. d. Kirche.
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der inneren Gemeinschaft mit Gott, in der er nun ruhig alles Äussere, was ihn trifft, ertragen und in allem sich der Einheit mit Gott freuen kann. Diese Tatsache hat ihre Voraussetzungen und ihre Folgen. Voraussetzungen sind die Erkenntnis der Sünde und der Glaube an Christus als den, durch den die Sünde vor Gott aufgehoben wird, der darum auch etwas anderes ist als alle anderen Menschen (kein i|n\öXVI, 229 ff.
§ 42. Einen merkwürdigen Teil der christlichen Literatur des zweiten und dritten, zum Teil auch noch der folgenden Jahrhunderte machen die neutestamentlichen Pseudepigraphen aus, d. h. dieSchriften, die dem Inhalte nach den neutestamentlichen ähnlich — also Evangelien, Apostelgeschichten, Briefe und Apokalypsen — sich in den freiesten Erdichtungen bewegen. Sie bilden in ihren noch recht bedeutenden Überbleibseln doch nur einen verhältnismässig kleinen Teil des ehemals Vorhandenen. Ursprünglich teils häretischer, teils vulgärkatholischer Herkunft, sind sie im Laufe der Zeit vielfältig verändert worden, namentlich ist das Häretische oder doch der späteren Orthodoxie widersprechende häufig ausgemerzt worden, wobei aber nicht sehr gründlich verfahren wurde, so dass vieles seine Stelle behalten hat und noch jetzt die ursprüngliche Herkunft der Schrift verrät. Kirchlich anerkannt sind diese Schriften nie worden, zum Teil wurden sie ausdrücklich verworfen; aber ohne Zweifel bildeten sie einen ungemein beliebten und vielgebrauchten Lesestoff, der auch auf die innere Entwickelung der Dinge in der christlichen Kirche keineswegs ohne Einfluss geblieben ist. Hier haben wir die Wurzeln des sagenhaften Gespinstes, das sich um die verschollenen Ursprünge der Kirche gelegt und sich lange forterhalten hat, das vielfach für ganz zuverlässig gehalten und fest geglaubt wurde, so wenig davon auch wahr sein mochte. Und
Die Alexandriner.
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nicht allein das, wir haben hier auch die im Innern des Gemütes liegenden Anfänge vieler in der christlichen Kirche im Laufe der Zeit zur Geltung gekommenen Gebräuche, ethischer und dogmatischer Vorstellungen, wie namentlich der Verehrung der Heiligen und ganz besonders der Mutter Gottes. Ein Teil dieser Schriften stammte noch aus dem Judentum, hatte aber christliche Interpolationen und Bearbeitungen erfahren. Dahin gehören u. a. das Buch Henoch, im letzten vorchristlichen Jahrhundert hebräisch geschrieben, auf uns in einer Anzahl verschiedener Übersetzungen stückweise überkommen, Offenbarungen über die Urgeschichte, über Himmel und Hölle und über die messianische Zukunft enthaltend. Ferner das Buch der Jobiläen oder die kleine Genesis (wahrsch. 50—60 n. Chr.), eine Darstellung der Urgeschichte bis zum Einzüge in Kanaan nach jüdischen Sagen auf 50 Jobelperioden verteilt. Ferner die testamenta XII patriarcharum, Abschiedsreden der zwölf Erzvv., ursprünglich jüdisch, in der Bearbeitung christianisiert, und eine Anzahl Apokalypsen im Anschluss an alttestamentlich prophetische Namen, wie Daniel, Zephanja u. a. Zu den apokryphischen Evangelienschriften gehörte besonders das (aramäische) Evangelium der Hebräer, das aber von dem wahrscheinlichen aramäischen Urtext des Evang. Matthäi wohl zu unterscheiden ist; ferner das Evangelium Petri, von dem ein Stück bei Akhmim gefunden ist, das sagenhafte (gnostisierende) Erweiterungen des Evang.-Textes enthält (v. Schubert, die Komposition des pseudopetrin. Ev.-Fragments 1893). Ausserdem eine Menge anderer, zum Teil gnostischer, mit den fabelhaftesten Wundererzählungen aus der Kindheit Jesu. Besonders zahlreich sind die apokryphen Erzählungen vom Leben der Apostel. Unter diesen befand sich eine grössere Sammlung unter dem Titel T I E P I O B O I xuiv caroffTÓXwv, die wahrscheinlich von verschiedenen bearbeitet, vereinigt wurde unter dem Namen des Leucios Charinos, der den den Johannes betreffenden Teil (nach Zahn) bearbeitet hatte. Von diesen sind einzelne irepioboi, mehr oder weniger katholisch bearbeitet, unter besonderm Titel in Umlauf gekommen. Sehr bedeutende Teile sind noch vorhanden von (vulgärchristlichen) Petrusakten. Ferner Johannesakten, Andreasakten usw. Auch Thomasakten, merkwürdig durch die vielen stehen gebliebenen gnostischen Teile des Inhalts. Früh (d. h. spätestens um Mitte des 2. Jahrh.), müssen auch die Acta Pauli entstanden sein, deren berühmtester und verbreitetster Teil die Acta Pauli et Theklae waren. Thekla, durch die Predigt des Paulus gewonnen, tauft sich in einem Graben Wassers selbst und wird von Paulus mit dem Auftrage versehen, das Evangelium zu verkündigen. In der morgenländischen Kirche wird sie deshalb als FI C ( T T Ó ( 7 T O X O S und F ] TTPWTÓ|uapTU9. 109 ff. Osiandrischer Streit 517 f. Otto I. d. Gr. 306 f., Otto III. 307. P a c h o m i u s 176 f. P a t r i c k 250. P a u l i c i a n e r 266 f. P a u l u s d. Apostel 22 ff. P a u l u s D i a k o n u s 291. P a u l u s v. S a m o s a t a 129 f. P a u l IV. (Joh. P e t e r Caraffa) 559 f. P e l a g i u s 225 f. P e n n , William 618. P e t a v i u s , D i o n y s i u s 583. P e t r u s W a l d u s (Valdes) 349 f. Philippi, F r i e d r . Adolf 691. Philipp, L a n d g r a f v. H e s s e n , 472. 497 ff. 500. Philipp II. 534 f. 551. Philo 15 f. P h o t i u s 263 f. 266. P i u s II. 413. IV. 566 f., V. 669. VI. 665 f. 699 ff. VII. 701 f. IX 7(55 f. Plotin 131 f. P l y m o u t h b r ü d e r ( D a r b y s t e n ) 747. P o b e d o n o s z e w 758. Poissy, Gespräch zu 548 f. P o l y k a r p 31. 57. P r ä m o n s t r a t e n s e r 232. Priscillian 183 f. P r o t e s t a n t e n v e r e i n 720. P r u d e n t i u s 193. P s e u d o k l e m e n t i n e n 76 f. R a d b e r t u s P a s c h a s i u s 296 f. R a m o n Lull 380. R e g e n s b u r g e r G e s p r ä c h 1541. 495 f. Reichstag zu W o r m s 1521. 463 ff. zu Speier 1526 473 f., 1529 484; z u A u g s b u r g 1530 485 ff. 1547/48 500; 1555 502 f. Reinhardt, Frz. V o l k m a r 688. Reliquiendienst 393 f. Reuchlin, J o h a n n 444. R e v i v a l s 761. Ritsehl, Albr. 698. 734 1'.
800
Register.
Ritterorden, geistliche 333 f. Ritualisten 743 f. Roger, Bacon 379 f. Romanos 213. Rothe, Richard 692 f. Rousseau, J e a n Jacques 645 f. Ruchrath aus Oberwesel 438. Rufinus 215. Rumänien 789 f. Russische Sekten 792 t".
Theodosius d. Gr. 163 f. Thomas v. Aquino 377 f. Thomas Becket 356. Thomas Hamerken 424. Thomasius, Christian 648 f. Ttyomasius, Gottfried 691 f. Thorner Kolloquium 554 f. Tindal, Matthäus 635. Toland, John 632 f. Tolstoi, Graf Leo 793.
Salvian 196. Sardika, Synode zu 159. Saturnin 71. Savonarola, Hieronymus 440. Schleiermacher, Friedr. Daniel 675 f. Schmalkaldische Artikel 494. Schweden 314. 531 ff. 750 f. Schweizer, Alexander 689. Schwenckfeldt, Caspar 524 f. Semler, Joh. Saloino 653 ff. Serbien 790. Servet, Michael 508. 526. Sickingen 469. Sigismund, Kaiser 434 f. Sigismund III. K. v. Polen 532 f. Sklaverei 34 f. Sociale F r a g e 726 f. Socinianer 528 f. Sonntag - 39 f. Spener, Philipp J a k o b 620 f. Staupitz, Joh. v. 422 453. Strauss, Dan. Friedr. 694 f. Suso 419 f. Swen Gabelbart 313. Sweven 244. Sylvester I. 171. Sylvester Prierias 456.
Ulfila 240 f. Ulrich (Herzog) 489 f. Urban VI. 408.
Tatian 51. Tauler, Joh. 422. Tausen, Hans 530. Templerorden, A u f h e b u n g 402 f. Tertullianus 63 f. 602 f. Tetzel, J o h a n n 455. Theodor v. Mopsuestia 169. Theodorich 245 f.
Valdes, J u a n 557. Valentin 74 ff. Vallombrosaner 305. Vandaleu 241 f. Vigilantius 183. Vigilius 208 f. Vilmar, Aug. Friedr. Christ. 730 f. Vinet, Alex 755. Voltaire (Arouet') 645. Waldenser 349 ff. 569, im heutigen Italien 760. Wesel, Reformation in 513 f. Wesley, J o h a n n u. Karl 638 f. Wessel, Gansfort 439. Wessenberg, Ignaz Heinr. Karl v. 711 f. Westgoten 242 ff. Westphälischer Frieden 578 f. Whitefield 641 f. Wichern, Heinrich 724 f. Wied, Hermann v. 492 f. Wilfried 270. Wilhelm v. Oranie» 535. Willibrord 275 f. Wolf, Chr. 650 f. Wolsey 536 f. Xavier, Frz. 562. Zinzendorf, Nik. Ludw. Graf v. 625ff. Zwingli, Ulrich 478 ff.