Berlin im Todesjahr des Großen Kurfürsten. Erläuterungen zum Perspektivplan von Johann Bernhard Schultz aus dem Jahre 1688 [1 ed.]


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German Pages 50 Year 1935

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Berlin im Todesjahr des Grossen Kurfürsten
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Zum Geleit
Hilfsmittel ; An gedruckter Literatur wurde hauptsächlich benutzt
contents
1. Einleitung
2. Daten aus dem Leben des Johann Bernhard Schultz
3. Plangestaltung
4. Allgemeine Übersicht
5. Die Festungswerke
6. Die einzelnen Stadtteile
a) Berlin
b) Cölln
c) Neukölln am Wasser
d) Friedrichswerder
e) Dorotheenstadt und Tiergarten
f) Die Vorstädte
7. Schluß
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Berlin im Todesjahr des Großen Kurfürsten. Erläuterungen zum Perspektivplan von Johann Bernhard Schultz aus dem Jahre 1688 [1 ed.]

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Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins "

Heft 55

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Berlin im Todesjahr

des Großen Kurfürsten Erläuterungen zum Perspektivplan von Iohann Bernhard Schultz aus dem Jahre 1688

Ner

Dr. Hans Jahn

Berlin 1935

Verlag des Vereins für die Geschichte Berlins Vertrieb im Buchhandel durch E.S. Mittler &Sohn, Berlin SW68

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Festschrift zum

70jährigen Bestehen des Vereins für die Geschichte Berlins

Zum Geleit. Der Berein für die Geschichte Berlins hat den Plan des Kurfürstlichen Ingenieurs Schult schon einmal herausgegeben: es war im Jahre 1888, in einer Lithographie der Gebrüder Burchard, aber ohne Erläuterungen. Das eindrusvolle Blatt ist heute völlig vergriffen. Auch das Urbild ist noch seltener geworden als zu Nicolais

Zeit (1786) und kostet im Handel etwa 120.--RM.

Die vielen

verkleinerten Nachbildungen, die nach unserer Veröffentlichung erschie-

nen sind, zeigen zwar, daß sie anregend gewirkt und mitgeholfen hat, den Sinn für die Geschichte Berlins zu beleben; aber sie bieten feinen vollwertigen Ersaß, weil bei der Fülle von Einzelheiten, die

den Schultschen Plan so einzigartig und lehrreich machen, nur die vorliegende Wiedergabe im ursprünglichen Maßstab (139X47) den rechten Eindru> von der Schönheit der kurfürstlichen Residenz zu ex-

wecken vermag. Indessen, wir wiederholen nicht jenen ersten Plan, sondern legen unserer Gabe eine frühere, bisher unbekannte, Fassung

des Urbildes zu Grunde, die anscheinend nur no< in einem Stück

erhalten zu sein scheint. Hergestellt hat unsern Druck mit den vervollkomneten Hilfsmitteln einer technischen Entwieklung von beinahe einem halben Jahrhundert die auf diesem Gebiete führende Firma

Frisch, deren Inhaber unsere Mitglieder sind. Den Betrachter wird der Plan allein als Kunstwerk hoch erfreuen; aber einen noch

höheren Genuß wird er haben, wenn er unter der liebevollen An-

leitung unseres Mitgliedes, des Studienrats Dr. Hans Jahn, Häuser und Menschen jener längst verklungenen Zeit vor seinem inneren Auge wieder erstehen läßt. Aus inniger Liebe zu unserer Stadt und eingehendem Aktenstudium erwachsen, bilden seine Exläuterungen in ihrer klaren Sprache die glücklichste Ergänzung des Bildes durch das Wort.

Siebzig Jahre lang hat der Verein seiner Bestimmung getreu

gedient, den Sinn für die Geschichte der Hauptstadt des Deutschen

Reiches wachzuhalten. Daher soll dieses Kunstblatt nicht nur seinen

Mitgliedern, sondern der Bevölkerung weithin zu einem wobhlfeilen Preise zugänglich gemacht werden. Dies ermöglicht uns eine hochherzige Spende des Hexrn Oberbürgermeisters Dr. Sa h m, der uns, wie seit Gründung des Vereins seine Amtsvorgänger, als Mitglied

angehört. Auch an dieser Stelle sei ihm ehrerbietiger Dank gesagt.

Aber wir verdanken es ebenso denen unter unseren Mitgliedern, die

troß bescheidenen Einkommens uns Jahre hindurch die Treue gehalten

und sich in solcher Opferbereitschaft als wahre kulturfördernde Mäcene erwiesen haben! Wiele freilich der alteingesessenen Familien, der Handel- und Gewerbetreibenden, der Beamten und Lehrer Berlins

haben noch nicht den Weg zu unserem Verein gefunden, der selbstlos in vorderster Reihe für eine ernsthafte Erkenntnis unserer Heimatgeschichte wirkt.

Auf seiner Arbeit und den Studien der in ihm und

durch ihn schaffenden Geschichtsforscher baut sich doch beinahe alles

auf, was für die Geschichte Berlins geschieht und dann indie leichte

Münze der Tagesliteratur umgesetßt wird. Umdiese Arbeit erfolgreich fortzuführen, bedürfen wir aber einer viel breiteren Grundlage. An alle Heimatfreunde, denen Heimatliebe und geschichtlicher Sinn

kein leexves Wort ist, ergeht daher unser Ruf: Tretet ein in unsern Verein!

Berlin NW 21 28. Januar 1935

Dr. Hermann Kügler,

Vorsitzender des Vereins für die Geschichte Berlins.

Hilfsmittel. Hauptsächlich ist na< den Akten des Preußischen Geheimen Staatsarchivs, des Stadtarchivs Berlin, des Provinzialarchivs (Ständearchivs) und der Archive der Nikolai- und Marienkirche und der Petrikirche gearbeitet worden.

An gedruckter Literatur wurde hauptsächlich benutzt: Arendt-Torge, Berlin einst u. jetzt, Berlin 1934. Bachmann, Die Luisenstadt, Berlin 1838. v. Bonin, Geschichte des preußischen Ingenieurkorps. Berlin 1877, Borrmann, Die Bau- und Kunstdenkmäler von Berlin, Berlin 1893, Clauswiß, Die Pläne von Berlin und die Entwicklung des Weichbildes, Berlin 1906.

Erman, Berlin anno 1690, 20 Ansichten aus Johann Stridbec>ks d. Jüngeren Skizzenbuch, Berlin 1881. Faden, Berlin im 30jährigen Kriege, Berlin 1927. Fidiein, Berlin, historisch und topographisch. Berlin 1843. Holze, Geschichte der Befestigung von Berlin (Märk. Forschungen 1861 und Schriften d. Vereins f. d. Geschichte Berlins 1874.) Kügler, Aus Alt-Berlin-Kölln. 2, Auflage Leipzig 1926. Kügler, Eine Schilderung Berlins aus der Zeit des Großen Kurfürsten: Zeitschrift d. Vereins f. d. Geschichte Berlins 1934, Heft 2. Mülller-Küster, Altes und neues Berlin, Berlin 1736/56. Müller, Das Haus Brüderstraße 4: Mitt. d. Vereins f. d. Geschichte Berlins, 1932, Heft 4. Muret, Geschichte der franz. Kolonie in Brandenburg-Preußen, Berlin 1885. Nicolai, Beschreibung von Berlin und Potsdam. Berlin 1786,

Rachel, Paprik, Wallich, Berliner Großkaufleute und Kapitalisten, Berlin 1934, Torge, St. Nikolai und seine Tochtergemeinden, Berlin 1927, Tietze, Alt-Wien in Wort und Bild.

Wien 1926.

Die Veröffentlichungen des Vereins für die Geschichte Berlins.

Inhaltsverzeichnis Seite

1. Einleitung 2. Daten aus dem Leben des Iohann Bernhard Schult 3. Plangestaltung 4. Allgemeine Übersicht

-

5. Die Festungswerke 6. Die einzelnen Stadtteile 3). Berlin

43

13 17 17

b) Cölln .

23

c) Neukölln am Wasser

29

d) Friedrichswerder

30

.

e) Dorotheenstadt und Tiergarten kf) Die Vorstädte .

7. Schluß

9 9 10

.2 34

49 It

1. Einleitung. Unter den älteren Plänen und Ansichten Berlins nimmt der

von Johann Bernhard Schultz 1688 gestochene Perspektivplan eine besondere Stellung ein. Während der Memhardsche (1652), der sogenannte Lindholzsche (um 1660), der La Vignesche Plan (1685) und die Festungspläne des 17. Jahrhunderts Grundpläne sind, läßt uns der Schultsche in die Stadt selbst hinschauen, in weit größerem Maße als dies in der Stadtdarstellung auf dem Reiterbild des Kurfürsten Georg Wilhelm (um 1635) und auf dem Stich von Merian in

Zeillers Topographie der Mark Brandenburg (1652) geschehen konnte. Plastisch mit allen Einzelheiten erscheinen die NResidenzstädte Berlin, Cölln, Friedrichswerder und Dorotheenstadt. Deutlich sind Straßen und Gebäude zu erkennen. Darxin liegt der unendliche Wert dieses Planes, daß uns mit ihm nicht allein das Bild der vier Städte aus

dem Todesjahr des Großen Kurfürsten (1688) erhalten ist, sondern auc< ganz allgemein sich die Möglichkeit bietet, uns eine Borstellung von dem in sich geschlossenen Aufbau der mittelalterlichen Stadt zu

machen. Infolge des unerbittlich, man möchte fast sagen, systematisch durchgeführten Zerstörungswerkes in früheren Jahrzehnten würden wir uns schwerlich den älteren Zustand unserer Vaterstadt vorstellen können, wenn uns nicht dieser kostbare Plan erhalten geblieben wäre; denn die wenigen bildlichen Darstellungen, die noch vorhanden sind -ich erinnere 3. B. an die Stridbeckschen Skizzen von 1690 oder an

die anonymen Zeichnungen einiger Häuser in der Breiten Straße aus dem Ende des 17. Jahrhunderts -- reichen nicht aus, ein so

abgerundetes Bild zu geben, wie der monumentale Plan von Schult

es tut. Es muß verlo>end gewesen sein, durch die Straßen dieser

Stadt zu wandern, Haus für Haus zu besuchen und all das zu bekrachten, was uns jetzt nur noch Urkunde und Druckwerk vermitteln

können. Die Tatsache, daß der Plan sehr oft nachgedruckt und nachgestochen ist, zeigt, welcher Beliebtheit er sich erfreute und daß er

eine ganz besondere Stellung einnahm.

2. Daten aus dem Leben des Johann Bernhard Schult. Über das Leben von Johann Bernhard Scultz ist nicht viel bekannt. Wo und wann er geboren, wissen wir nicht. 1677 wird er zum ersten Mal genannt. Ex erhält eine Bestallung als Amts-

kammexringenieur und Landmesser. 1686 hat er Stempel zu Medaillen auf den Großen Kurfürsten geschnitten. Später hat er Denkmünzen für den Kurfürsten Friedrich 111. angefertigt. 1689 wurde ihm auf dessen Befehl eine Baustelle in der neuen Friedrichstadt angewiesen. 1695 ist er gestorben. Nicolai in seiner Beschreibung von Berlin und Potsdam (1786) lobt seine Arbeit. Von dem vorliegenden

Plan sagt er, Schultz habe ihn sehr genau angefertigt. Jetzt (1786) sei der Plan schon „sehr rar“.

9

3. Plangestaltung. Iohann Bernhard Schultz hat seinen Plan in 3 Blättern hergestellt, die bei einer Breite von 47 cm zusammen 139 cm lang sind.

In

geschmackvoller Weise hat er mit Künstlersinn =- Medaillenkunst =-

allerlei Zierrat angebracken, Rüstungen, Kanonen, Fahnen, Lanzen

und oben auf dem Scheitel mit einem von zwei Sklaven gezogenen

Sieges8wagen geschmückt und enthält 3 Distihen.

Während uns der

Index auf unserer Wanderung durch die Residenz begleiten wird, wollen wir Widmung und Vers näher betrachten. Beide unterrichten uns darüber, welhe Gründe Schultz zur Ausführung des Plans veranlaßt haben, und zeigen mit allem Nachdru>, mit welcher glühenden Begeisterung, Verehrung und Dankbarkeit der Verfasser für Friedrich

Wilhelm den Großen Kurfürsten erfüllt ist.

Die Übersezung der Widmung lautet: „Die kurfürstlich Brandenburgische Residenz, die er mit Hilfe der „optischen Kunst“ sorgfältig mit dem Stift abgezeichnet und auf gnädigsten Befehl in Erz eingegraben hat und dem durc des Planes wird durch eine Täuschung erzielt, die in der Zeichentechnik des Schult begründet ist. Der Beschauer glaubt, daß Schul von einem hoben Standpunkte aus mit weitem Bli> über Stadt und Vorstädte den Plan gezeichnet

habe. Das ist jedoch ein Irrtum. Wie ich von sachkundiger Seite unterrichtet worden bin,?) ergibt sich vielmehr aus der Anlage des Planes, daß Schultz erst einen sauberen Grundriß der Stadt angefertigt und dann mit Hilfe der sog. parallelen Perspektive die Häuser daraufgesezt hat. Nur so ist der Begriff „ars optica“ zu verstehen. Infolge dieser Zeichenmethode kann man im Allgemeinen nur eine Straßenseite von vorn sehen, die andere von der Rückseite.

Die

Art der Darstellung, durch perspektivische Hilfsmittel ein plastisches Bild zu schaffen, ist nicht von Schultz erdacht, sondern schon vor ihm angewendet worden, 3. B. in Stadtplänen von Frankfurt a. d. Oder 1548 und 1636, wenn auch in wenig künstlerischer und sehr naiver

Form. Der Scultschen Manier aber entspricht z. B. ein Kupferstich von Folbert v. Alten-Allen: Wien und Umgegend im Jahre

1683/86, (Freundliche Mitteilung von Kurt Brockerhoff.) Bon unserm Plan sind zwei Fassungen erhalten. Eine jüngere

hat der Verein für die Geschichte Berlins im Jahre 1888 ohne Erklärungen veröffentlicht. Die vorliegende Wiedergabe ist von einer älteren Fassung genommen. Das Original besitzt ein BVereinsmitglied, das nicht genannt sein möchte, es aber für das 70jährige Zubiläum des Bereins für die Geschichte Berlins in dankenswerterund freundlicher Weise zur Verfügung gestellt hat. Worin die beiden Fassungen von einander abweichen, wird später gesagt werden. Ob der Berliner Plan von 1688 mit einer vom Gr. Kurfürsten

geplanten Landesaufnahme, vornehmlich der Festungen und Ämter in Verbindung zu bringen ist, kann nicht erwiesen werden. Die starke Betonung der Festungswerke Berlins in der Zeichnung könnte vielleicht dafür sprechen. Aber ein Vergleich mit Arbeiten, die auf Grund der kurfürstlihen Absicht entstanden sind =- ich nenne das Kartenwerk von Samuel Suchodolesz:

Das Amt Potsdam 1685 --

schließt eine solche Behauptung wieder aus. Manier und Methode sind bei beiden völlig verschieden. Suchodoletz betont das rein Kartographische, während Schultz neben das Topographische auch das:

Künstlerische stellt.

Zeichenlehrer Böttcher, (2?

4. Allgemeine Übersicht. Wir wollen uns jetzt mit Schult auf eine gedachte Höhe süd-

lich der Stadt begeben und so, wie er es gedanklich bei seiner Arbeit getan haben muß, in die Stadt hinein und über sie hinweg nach

Westen, Norden und Osten schauen. Stattlich liegt die durch den Großen Kurfürsten geschaffene

Festung mit ihren Wällen, Bastionen und Gräben vor uns. Deutlich heben sich die vier Städte mit den Vorstädten aus dem Plan heraus. Die Sicht erstreckt sich von der Gegend des heutigen Lehrter Bahnhofs im Westen bis zur Markusstraße im Osten, von der Gegend des heutigen Dönhoffplates im Süden bis zu den Höhen des Barnimplateaus im Norden (Linie Wedding -- Rosenthaler Tor

--

Schönhauser Tor

Landsberger Tor).

--

Prenzlauer

Tor -- Königstor --

Während vorn und in der Mitte ein völlig rich-

tiges Bild gegeben ist, erscheint die Ansicht nach den Seiten hin langgezogen. Das mußte sich naturgemäß aus dem Bestreben ergeben, möglichst viel darzustellen. Der Hintergrund ist nur angedeutet. Wieweit die Baumreihen dort nur Staffage sind, läßt sich jetzt nicht mehr mit Sicherheit feststellen, besonders nicht für den mittleren Teil des Hintergrundes, das Hufenland und die sogenannten Weinbergsstüke. Dagegen entsprächen die Baumreihen ganz im Westen (Berliner Stadtheide) und die Baumgruppen zwischen der „Churf. Ziegelbrennerey“ und dem „Vorwerk Ihrer Durchlaucht der Churfürstin“ (Berliner Hasenheide) der Wirklichkeit. Diese ist wohl zu unterscheiden von der Hasenheide auf der Cöllnischen Seite (jezt Straße gleichen Namens). Die Berliner Hasenheide lag auf dem Gebiet des Invalidenhausviertels und wurde im 17. Jahrhundert durch die Soldaten, wie der Rat von Berlin mehrfach klagt, übel

verwüstet, so daß schließlich nur eine traurige Sandwüste übrig

blieb. =- Die im Hintergrunde rechts gezeichneten drei Kirchtürme

lassen sich nicht bestimmen. =- Im Vordergrund stehen die Schöpfungen des Großen Kurfürsten: Friedrichwerder, Dorotheenstadt und die

Feskungswerke. Diese Anordnung läßt auf eine wohlbedachte Absicht des Zeichners schließen. Entsprechend den in seinen Distichen ausgesprochenen Gedanken soll die Herausstellung der genannten

Stadtteile und der Festungsanlage eine betonte Huldigung für den Kurfürsten bedeuten. Vor allem sollen die Wälle, Bastionen und

Gräben, die Schult übertrieben in fast gigantischer Form zeichnet und in seinen Versen dem Tarpejischen Felsen vergleicht, seine Meinung über das Werk Friedrich Wilhelms unterstreichen. 5. Die Festungswerke. Dreizehn durch Hauptwälle verbundene Bastionen schließen die

Stadt ein, dazu das Hornwerk (vgl. S. 14 u. 33) im Süden der Straße unter den Linden mit den Fortifikationen im Westen der Dorotheenstadt. Die nördlich davon an der Spree gezeichneten Werke sind

niemals durchgeführt worden. Die Pläne dazu hat Schult wohl 13

gekannt und hier des besseren „Aspektes“ wegen verwendet, wie er es noh aneiner anderen Stelle tut.

Die Zählung der Bastionen

begann am Friedrichswerder (östlich von der Dorotheenstadt), mit Nr. 1, führte um den Friedrichswerder, Neukölln am Wasser, jenseits der Spree auf die Berliner Seite und endete hinter dem Lustgarten mit Nr. 13. Sie wurden durch Namen unterschieden, die in den

einzelnen Zeitabschnitten wechselten. Als die ältesten Bezeichnungen, die größtenteils damaligen Truppenteilen entnommen wurden, sind

folgende überliefert:

Bastion 1: Das Leibgardebollwerk, später „Gießhausbastion“ genannt. In ihm lag die Geschützgießerei, auf dem Plan als einzelstehendes Gebäude erkennbar. Die „Straße hinter dem Gießhause“ erinnert noch jetzt daran. Bastion 2: Das Witthensteinbollwerk. Das sog. lange Zeughaus füllt die „Kehle“ der Bastion aus (Plan Nr. 8). Auf ihrer Südseite steht die St. Hedwigskirche. Bastion 3:

Das Sparresche Bollwexk mit dem

„twummen Zeughaus“ (Plan Nr. 8), Hausvoigteiplatz. Bastion 4: Gertraudschaus genannt (vgl. S. 17), heute

Märkisches Museum. Bastion 8:

(jenseits der Spree auf der Berliner Seite)

Stralauschol, Kleiner Jüdenhof, An der Mauer) eine völlig andere, arme und ärmste Leute sind hier anzutreffen; es ist auffallend, wie flüchtig und summaris< Schult dieses ganze

Viertel behandelt.

Die Papenstraße von der Klosterstraße bis zum

Neuen Markt ist nur angedeutet, die sichtbaren Hausfronten sind

nicht ausgeführt.

Vom Turm im Je>holl gehen wir die Straße an der Mauer, die hier den Namen Rosmariengasse führt, weiter. An der Einmündung der Rosenstraße in die alte Stadtmauer ist ein neues Tor gesegtt, um die Berbindung mit dem neuen Spandauer Tor der Fortifikation

herzustellen. Bon dort führt uns der Weg weiter durch die Heidereutergasse, in der der städtische Forstbeamte (Heidereuter) und der

Büttel oder Scharfrichter wohnen, zur Spandauer Straße. Vor uns liegen Hospital und Kirche zum Heiligen Geist (Plan Nr. 26). An die Zeiten des Mittelalters erinnert ein vor dem Festungswall

stehendes Haus mit gotischem Giebel, das zum Hospital gehört.

Hinter der Kirche breitet sich der Kirchhof aus.

Nur die aus der 51

Sage bekannten drei Lindenfehlen schon"). Seit 1655 wurden Kirche und Kirchhof für den Gottesdienst der Berliner Garnison verwendet. In der Spandauer Straße, die wir nun in der Richtung zum

Rathaus verfolgen, treffen wir auf manches reizvolle Haus. Seit

alten Zeiten ist sie die Straße des wohlhabenden Bürgertums: an der E>e Heidereutergasse (jeßt Spandauerstraße 40) steht das Haus

„Zum weißen Schwan“, seit 1701 Apotheke. In ihr verbrachte

Theodor Fontane von 1836 bis 1839 seine Lehrzeit. Das E>haus an der Papenstraße hieß das Haus „Zum halben Mond“; ihm gegenüber an der andern C>e wohnte der Lampens zu bringen. Von

den Häusern am Neuen Markt sind erwähnenswert das Predigerwitwenhaus für die Nikolai- und die Marienkirche in der Papenstraße (Seite nach dem Wall). Es ist das 3. von der Ee Spandauer Straße. Daneben links wohnt der Herr Ursinus v. Bär, der spätere Bischof, und rechts Herr Landschaftsrentmeister Vildthudt. Das Haus an der E>e der Rosenstraße gehörte dem kurfürstlichen Sekretär Sturm und später seinem Sohn, dem Kammergerichtspräsidenten v. Sturm. Auf der anderen Seite der Papenstraße, hinter der „Lampe“, an der E>&e des Neuen Marktes (auf dem Plan nicht mehr sichtbar) wohnte der Bürger Christian Wendland, der uns in seiner Chronik eine wertvolle Quelle für die Geschichte Berlins im 17. Jahrhundert hinterlassen hat („Schriften“ unseres Bereins Nr. 1). Mitten in einem Häuserblo> *) Vgl. Hermann Kügler, Hohenzollernsagen, Nr. 28. Eichblatt-Verlag, Leipzig-Gohlis 1922, Herr Dr. Hermann Kügler weist mir außerdem freundlich

nac: gesehen haben die Linden noch Michael F rank 1591, Philipp Hainhofer 1617 und Andreas Ketterlin 1613 (vergl. Bolte in den Märkischen Forschun-

gen 20, S. 13-29), sowie Adam Samuel Hartmann 1657--1659 (vgl. Mielke

m aterlande. Nr Bränhonburgie 36, S. 42). Ähnliche Sagen gibt es mehr im deutschen 22

erhebt si< die Marienkirche mit dem neuen Turm, densie nach dem Brande von 1663 erhalten hat. Um sie herum breitet sich der Kirchhof

aus. Mehrere Zugänge, durch Schranken verschlossen, führen hinauf.

An die Südseite der Kirche quer angeklebt, steht das Häuschen des Hundepeitschers*) oder Totengräbers. An der Ee des Neuen Marktes und der Papenstraße sehen wir die alte Marienbadstube; es ist das Haus, das den Giebel dem Markte zukehrt. Ihre Hintergebäude liegen auf dem Kirc