Behren-Lübchin: Eine spaetslawische Burganlage in Mecklenburg [Reprint 2021 ed.] 9783112569542, 9783112569535


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German Pages 272 [288] Year 1966

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Behren-Lübchin: Eine spaetslawische Burganlage in Mecklenburg [Reprint 2021 ed.]
 9783112569542, 9783112569535

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D E U T S C H E A K A D E M I E D E R W I S S E N S C H A F T E N ZU B E R L I N S C H R I F T E N D E R SEKTION FÜR VOR- UND F R Ü H G E S C H I C H T E BAND 19

BEHREN-LÜBCHIN E I N E SPÄTSLAWISCHE BURGANLAGE IN M E C K L E N B U R G

von

EWALD SCHULDT mit Beiträgen von A. HOLLNAGEL, H.-H. MÜLLER U N D I.WESSELY-MEINCKE

Mit 59 Textabbildungen,

93 Tafeln und 9 Beilagen

AKADEMIE-VERLAG • BERLIN 1965

Erschienen i m A k a d e m i e - V e r l a g G m b H , 108 Berlin 8, Leipziger S t r a ß e 3 — 4 Copyright 1965 b y A k a d e m i e - V e r l a g G m b H Lizenz-Nr. 202 • 100/151/65 • M d l der D D R N r . 852/64 Gesamtherstellung V E B D r u c k h a u s „ M a x i m G o r k i " , 74 A l t e n b u r g B e s t e l l n u m m e r 2044/19 • E S 14 C • Preis M D N 8 5 , -

Inhaltsverzeichnis I. Einleitung 1. Lage des Ortes 2. Behren-Lübchin in der Geschichte 3. Stand der Forschung vor Beginn der Ausgrabungen II. Die Ausgrabungen von 1956 bis 1961

1*

5 5 8 9 11

1. Der Ausgrabungsbericht a) Die Voruntersuchung 1956 b) Die Hauptuntersuchung 1957 bis 1961

11 11 12

2. Die Vorburg a) Die Wallanlagen b) Das Innere der Vorburg c) Zur Geschichte der Vorburg

19 20 21 22

3. Die Brücke a) Die Brückenschnitte b) Die Konstruktion der Brücke

22 22 24

4. Die Hauptburg a) Die Wälle und Tore der Burg b) Der Innenraum der Burg c) Die Geschichte der Burg d) Die Rekonstruktion der Burg

24 26 56 59 61

5. Untersuchungen zur Baugeschichte slawischer Burgen a) Allgemeines b) Bauweise der Wälle c) Die Behren-Lübchiner Burgen

77 77 79 81

6. Die Kleinfunde a) Funde aus urgeschichtlichen Perioden Steinzeitliche Funde S. 84 — Bronzezeitliche Funde S. 85 b) Funde aus der slawischen Siedlungsperiode Die Keramik S. 86 — Menkendorfer Gruppe S. 87 — Woldegker Gruppe S. 87 — Fresendorfer Gruppe S. 87 — Teterower Gruppe S. 87 — Bobziner Gruppe S. 89 — Weisdiner Gruppe S. 90 — Kowall-Gruppe S. 90 — Gaarzer Gruppe S. 91 — Vipperower Gruppe S. 91 — Sonderformen S. 92 — Bodenformen und Bodenzeichen S. 92 — Stratigraphische Untersuchungen S. 93 — Zusammenfassung der Einzeluntersuchungen S. 94 — Werkzeuge und Gegenstände aus Haus und Hof S. 96 — Äxte S. 96 — Messer S. 98 - Sicheln S. 99 - Meißel S. 100 - Messerschärfer S. 101 Eimer und Eimerbeschläge S. 101 — Schlüssel S. 102 — Steckschlös-

83

4

Inhaltsverzeichnis ser S. 102 - Schloßhaken S. 103 - Türbeschläge S. 103 - Schnallen S. 103 - Scheren S. 104 - Nägel S. 104 - Eiserne Haken S. 104 - Fessel S. 105 - Spinnwirtel S. 105 — Wetzsteine S. 106 Knochenpfrieme S. 107 — Waagen u n d Gewichte S. 107 — Schläfenringe S. 108 — Hals- und Fingerring S. 108 — Münzen S. 109 — Schmuckscheibe S. 109 Perlen S. 109 - Nadeln S. 109 Knöpfe S. 110 - Glättegerät S. 110 K ä m m e S. 110 Schlittschuh S. 110 — Besehläge S. 111 — Bronzeschüssel S. 111 — Fischeisen S. 111 — Angelhaken S. 111 — Schuh-und LederresteS. 112 — Stricke und Geflechte aus Bast S. 113 — Schüsseln und K ü m p f e aus Holz S. 113 - Löffel und Kellen aus Holz S. 114 - Flachshechel S. 114 — Wagenrad S. 114 — Hölzerne Spaten S. 116 — Holzschnitzereien S. 116 — Paddel S. 117 — Wanderstäbe und Handstöckc S. 117 — K o r b aus Weidengeflecht S. 118 — Matte aus Weidengeflccht S. 119 - Holzkeulen S. 119 - Haken und Stifte aus Holz S. 120 Nctzschwimmer S. 121 — Bearbeitete Holzstücke S. 121 — Fischreusen S. 122 — Mahlsteine S. 123 — Ausrüstung f ü r Reiter und Pferd S. 123 - Trensen S. 123 - Steigbügel S. 123 - Sporn S. 123 - Hufeisen S. 124 - K e t t e n S. 124 - Waffen S. 124 - Schwerter S. 124 — Lanzenspitzen S. 125 — Pfeilspitzen S. 126 I I I . Zusammenfassung

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Literaturverzeichnis

128

Anhang

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1. Das slawische Körpergräberfeld von Behren-Lübchin von A. H o l l n a g e l , Schwerin

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2. Die Tierreste der slawischen Burg Behren-Lübchin von H. H. M ü l l e r , Berlin

144

3. Pflanzliche Funde bei den Grabungen am Burgwall Behren-Lübchin von I. W e s s e l y - M e i n c k e , Greifswald Tafeln 1 bis 93 Beilagen 1 bis 9

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I. Einleitung 1. Lage des Ortes Etwa in der Mitte zwischen den beiden mecklenburgischen Städten Gnoien und Sülze liegt das Dorf Behren-Lübchin im Kreise Teterow. Im Westen durchfließt die Recknitz und im Osten die Trebel dieses zur Grundmoränenlandschaft gehörende Gebiet, das nur dünn besiedelt und recht ausdruckslos ist. Wenn man aus dem reizvollen Landstrich um Malchin und Teterow nach Norden fährt, dann macht sich diese Eintönigkeit besonders bemerkbar. Es ist ein weites, ebenes Gebiet, das sich nach Osten in die ausgedehnten Niederungen der Trebel und Peene forsetzt. Die Fernverkehrsstraße 110 von Rostock nach Anklam führt von Westen nach Osten durch dieses Gelände. Die Eisenbahn endet in Gnoien. Sülze liegt an der Stelle eines ausgedehnten Salzstockes. Die dortigen Salzquellen und die Saline haben bis in das vorige Jahrhundert in der Salzversorgung eine Rolle gespielt. Ähnlich war es mit dem Paß von Triebsees, der durch die Enge zwischen Recknitz und Trebel führte und der wohl besonders im frühen Mittelalter viel benutzt wurde. Mitten in diesem Gebiet liegt das Straßendorf Behren-Lübchin, das bis 1877 einfach Lübchin hieß, dann aber zur Unterscheidung von dem 10 km entfernten Holz Lübchin nach dem Besitzer Behr-Negendank in Behren-Lübchin umbenannt wurde. Bis 1945 bestand das Dorf aus dem Gutshof mit einer Anzahl Landarbeiterkaten, der Schule, dem Pastorhause und der Kirche. Nach der Bodenreform ist eine ganze Anzahl von Neubauernsiedlungen hinzugekommen, und 1960 wurde Behren-Lübchin ein vollgenossenschaftliches Dorf. Der älteste Bestandteil des Ortes ist zweifellos die Kirche, die auf einer flachen Erhebung liegt. Sie ist in allen ihren Teilen aus Granit gebaut. F. Lisch war der Ansicht, daß sie bereits am Ende des 12. Jahrhunderts errichtet wurde und deshalb die älteste Kirche der ganzen Gegend sei.1) Demgegenüber hat F. Schlie darauf hingewiesen, daß die Wölbung von Apsis und Chor in Behren-Lübchin die Art der Yerbindung zeigt, die dem späteren romanischen Stil in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eigen ist. 2 ) Wie dem auch sei, sicher ist ohne Zweifel, daß die Kirche kurze Zeit nach der endgültigen Zerstörung der slawischen Burganlage errichtet wurde. Die Landschaft in der näheren Umgebung von Behren-Lübchin hat in den letzten 200 Jahren eine auffallende Veränderung erfahren. Der Meßtischblatt-Ausschnitt (Abb. 1) und die Direktorialvermessungskarte von 1765 (Abb. 2) vermitteln einen sehr deutlichen Eindruck von dieser Wandlung. Während 1765 ostwärts des Dorfes noch der ausgedehnte „Lübchiner See" vorhanden war, befand sich 1884 am gleichen Platz ein weites Bruchgebiet. Dieses ist in den letzten 50 Jahren weiter vertorft, so daß nun an diesen Stellen nur noch Tümpel und Schwingrasen anzutreffen sind. Es ist wohl ziemlich sicher, daß in noch früherer Zeit der See weit größer war und auch das nördlich anschließende „See-Moor" und die weiten Wiesenflächen im Süden dazu gehörten (Abb. 2). Ganz ähnliche Beobachtungen konnten wir bei den Ausgrabungen im Gebiet des Teterower Sees machen. Zweifellos haben bei diesen überall auf-

2

G. C. F. Lisch, 1858 (b), S. 310ff, ) F. Schlie, 1896, S. 504.

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E W A L D SCH^LDT

Abb. 2. Ausschnitt aus den Blättern Lübchin und Grammow der Direktorialvermessungskarte von 1765

Lage des Ortes

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tretenden Verlandungen unserer stehenden Gewässer die in den letzten 200 Jahren durchgeführten Regulierungen der Flüsse und Bäche, wie überhaupt die gesamten Meliorationsarbeiten den entscheidenden Anstoß gegeben. Die Direktorialvermessungskarte von 1765 enthält auch wichtige Eintragungen hinsichtlich der frühmittelalterlichen Befestigungen. Wir finden ostwärts des Dorfes am Ufer des Sees die Bezeichnung „Wall und Wallwisch" und für die Halbinsel im See den Ausdruck „Wärder" (Abb. 2). Hinter diesen Angaben verbirgt sich die slawische Befestigung mit der Vorburg am Seeufer und der Hauptburg auf dem Werder. Ostwärts des Sees auf Grammower Gemarkung finden wir die Eintragung „alte Hoff" mit einem dazugehörigen Turmhügel. Diese Signatur deutet auf eine frühdeutsche Befestigungsanlage, die wohl nach der Zerstörung der slawischen Burg errichtet wurde. Die am Ufer gelegene slawische Vorburg ist heute weitgehend unkenntlich geworden. Durch langjährige Beackerung wurden die Wälle stark eingeebnet, und durch Erdabfuhr entstanden weitere Veränderungen. Die Hauptburg im verlandeten See ist vollends im Bruchgebiet verschwunden und die frühdeutsche Anlage nur noch an einigen Geländeerheburigen kenntlich. Nur wenige Kilometer westlich von Behren-Lübchin liegt auf einer Höhe an der Recknitz der Burgwall von Liepen, Kr. Rostock, auf dem kürzlich eine kleinere Untersuchung durchgeführt wurde, bei der ausschließlich slawische Keramik der sogenannten Feldberger Gruppe zutage kam. 3 ) Etwa 10 Kilometer nördlich unseres Platzes liegen dann die slawischen Wälle von Kucksdorf, Schulenberg und Triebsees, und in gleicher Entfernung befindet sich südlich die mächtige Anlage von Neu-Nieköhr/Walkendorf, deren Untersuchung in der Zwischenzeit durchgeführt wurde. 3

) E. Schuldt, 1960 (o), S. 201 ff.

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EWALD SCHULDT

2. Behren-Lübchin in der Geschichte Im Zuge seiner Untersuchungen zur Identifizierung der geschichtlich belegten slawischen Burgen in Mecklenburg besuchte F. Lisch Lübchin und berichtete darüber i 858 in den J a h r büchern des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. E r beschrieb einen großen Burgwall, den er am Ufer des verlandeten Lübchiner Sees gefunden hatte. Dieser „liegt in gerader Richtung zwischen Lübchin und Grammow, ist im Moore aufgeschüttet, nicht sehr hoch, aber von großer, stadtähnlicher Anlage. Der ganze Wallbau besteht aus drei Teilen: gegen Lübchin liegt ein großes Viereck, wahrscheinlich die Vorburg; dahinter liegt in der Mitte ein noch größerer Wall in ovaler Form, wohl die Stadt, gegen Grammow hin, also hinter den beiden Vorburgen liegt ein kleiner Wall, wahrscheinlich die eigentliche Burg. J e t z t gehört der Burgwall, der von Lübchin und Grammow gleich weit entfernt liegt, zu Grammow" ,4) Lisch war der festen Überzeugung, in dieser Burganlage den Ort gefunden zu haben, über den Saxo Grammaticus berichtet hat und der auch in der Knytlinga-Sage erwähnt wird. Saxo erzählt darüber, daß im Sommer 1184 König K n u t (VI) von Dänemark mit dem Bischof Absolon von Lund einen Kriegszug in die slawischen Länder unternahm. Er segelte zunächst nach Rügen, wo sich seine Streitmacht mit den Rugianern vereinigte. Man verließ die Schilfe in Strelasund und zog durch das Land Triebsees weiter durch das Circipaner Moor bis zur Stadt oder Burg Lübchin (urbs Lubechinka). Von hier aus zerstreute sich das Heer und begann, das Land zu verwüsten. 5 ) Noch einmal wird in dieser Zeit Lübchin erwähnt, als am 1. März 1238 J o h a n n der Theologe von Mecklenburg öffentlich zu Lübchin (Publice in Lübchin) urkundete, wobei der fürstliche Vogt Barthold, die Burgmänner und der Kastellan Theoderich zu Lübchin zugegen waren. 6 ) Diese Zuweisung durch Lisch hat Wigger in seinen mecklenburgischen Annalen ohne Einwände übernommen. 7 ) Erst durch Robert Beltz wurden die ersten Bedenken laut, als er 1893 über den Burgwall von Neu-Nieköhr berichtete und dabei versuchte, dieser Anlage eine Stelle in der lokalen Geschichte zu geben. 8 ) Er kam dabei zu der Feststellung, daß dieser Burgwall, der etwa 1 km von dem Dorfe Holz Lübchin entfernt liegt, mit größerer Berechtigung als urbs Lubechinka von 1184 und die Burg Lubichin von 1238 anzusprechen sei. Vom Zeitpunkt dieser Veröffentlichung ab wurden die Historiker schwankend in der Lokalisierung der Begebenheiten von 1184 und 1238. Lediglich K. Schmaltz hat sich noch klar für Behren-Lübchin ausgesprochen und als Beweis die kirchliche Organisation des Mittelalters benutzt. 9 ) In seiner letzten Arbeit beleuchtet A. Hofmeister sehr ausführlich die Probleme in Behren-Lübchin, ohne allerdings selbst eine klare Stellung zu beziehen. 10 ) Ebenso ist es bei W. Brüske, der lediglich feststellt, daß die urbs Lubechinka auch der Ort von 1238 gewesen sein muß. 11 ) A. Hofmeister hat andererseits ebenso wie andere Forscher darauf hingewiesen daß die Burganlage von Behren-Lübchin auch als der Ort für eine andere geschichtliche Begebenheit in Frage kommen kann, über die Saxo Grammaticus eingehend berichtet hat. 12 ) Es handelt sich hierbei um den Zug Waldemars (I) von Dänemark nach Circipanien im Sommer 1171, in dessen Verlauf eine slawische Inselburg zerstört wurde. Während bisher die meisten Historiker die Burgwallinsel vonTeterow mit dieser Begebenheit in Verbindung brachten, sind die Archäologen nach Abschluß der umfangreichen Ausgrabungen in Teterow unter Berücksichtigung 4

) ) ) 7 ) 8 ) 10 ) 12 ) b

6

G. C. F. Lisch, 1858 (a), S. 300ff. Saxo, B. XVI, S. 981 fl'. Mecklenburgisches Urkundenbuch I, Nr. 479. F. Wigger, 1800, S. 127. 9 R. Beltz, 1893 (b), S. 207ff. ) K. Schmaltz, 1907, S. 181. A. Hofmeister, 1954, S. 78ff. " ) W. Brüske. 1955, S. 200. Saxo, B. XIV, S. 883ff. - Übersetzung bei F. Lisch, 1801, S. 181 ff.

Stand der Forschung vor Beginn der Ausgrabungen

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der Ergebnisse in Behren-Lübchin zu der Auffassung gelangt, daß Teterow dafür nicht in Frage kommen kann. 13 ) Es sind vielmehr deutliche Hinweise vorhanden, die dafür sprechen, daß Waldemar die Burg im See von Behren-Lübchin zerstörte. Der Beweis für diese Feststellung wird vom Verfasser weiter unten erbracht.

3. Stand der Forschung vor Beginn der Ausgrabungen Die Untersuchungen auf den Burgwällen von Behren-Lübchin mit archäologischen Methoden wurden zuerst von F. Lisch vorgenommen. Er entdeckte dort 1857 eine Wallanlage. Die von ihm vorgenommenen Ausgrabungen erbrachten aber keine Funde, sie ermöglichten lediglich die Feststellung, daß „die Erde an den betreffenden Stellen künstlich aufgebracht sei". 14 ) Erst 1893 berichtet dann R. Beltz über Funde aus einer Ansiedlung und von einem Burgwall in Behren-Lübchin. 15 ) Die Untersuchungen wurden zunächst von dem Bürgermeister Kossei, Tessin, durchgeführt, der in dem verlandeten sogenannten Großen See eine Ansiedlung feststellte, die Beltz als Packbau bezeichnete, da die runde Aufschüttung am Rande mit Pfahlwerk von starken, eichenen Balken von 2 bis 3 m Länge gesichert war. An der Oberfläche dieses Platzes wurden viele Tierknochen und Tonscherben aufgesammelt. Von den letzteren kamen zahlreiche Stücke in die Sammlung. Es handelt sich dabei ausschließlich um scharf abgestrichene und profilierte Randprofile mit Gurt-, Wellenband- und Kerbverzierung. I n einem persönlichen Brief an Beltz schreibt Kossei am 28. 4. 1899 unter anderem, daß er dort Reste von „gewaltigem Pfahlwerk, das zum Absteifen zu sein scheint", gefunden habe. 16 ) In dem gleichen Brief wird auch von einem nördlich des Hofes gelegenen Platz berichtet, dessen eine Seite „von einer Steinmauer eingefaßt gewesen sei". Auf einer Zeichnung nennt Kossei diesen Platz „Vorburg" und vermerkt an seinem Südrande, daß dort eine Holzfigur und viele menschliche Knochen gefunden wurden. Es handelt sich dabei um einen eichenen Balken von 1,5 m Länge und 15 cm Dm, dessen vorderer Teil in roher Art zu einer menschlichen Figur gestaltet wurde. Deutlich sind nur das Gesicht und der Hals herausgearbeitet. Während Nase und Mund absplitterten, blieben die Ohren erhalten. Um den Hals ist ein ringartiger Wulst zu erkennen, der wohl einen Ring darstellen soll.17) Der Balken war offenbar dem Feuer ausgesetzt und ist teilweise angekohlt. Nach der Ansicht von Beltz handelt es sich bei diesem Stück um einen Hauspfosten. Wenn auch in dem Brief des Bürgermeisters Kossei kein Hinweis enthalten ist, daß die im verlandeten See gelegene Befestigung z. T. zerstört sei, so möchte der Verfasser doch annehmen, daß in dieser Zeit ein Teil des Burggeländes abgefahren wurde und dabei Teile des „gewaltigen Pfahlwerkes" zutage kamen. Auf der von Kossei angefertigten Zeichnung befindet sich nämlich das Pfahlwerk in dem Teil der Burg, der heute als zerstörter Abschnitt ins Auge fällt (Abb. 4). Der Verfasser ist der Meinung, daß bei dieser Aktion auch die Holzfigur zutage kam, daß sie also nicht aus der Vorburg stammt, in deren Gebiet die Erhaltungsbedingungen für Holz außerordentlich schlecht sind. Im Laufe des Jahres 1899 war dann Beltz selbst in Behren-Lübchin und unternahm kleine Sondierungen auf den genannten Plätzen, bei denen auch die Reste einer Brückenanlage festgestellt wurden. Die dabei geborgenen Scherben kamen in die Schweriner Sammlung. Darunter befand sich auch ein Bodenstück mit einer Marke in Form eines Kreuzes. Aus derselben Zeit stammen einige Funde, die sich im Staatl. Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin befanden. Mit diesen kurzen Ausführungen ist der Stand der Forschung vor Beginn der Ausgrabungen kurz umrissen. ") 14 ) 15 ) 16 ) 17 )

W. Unverzagt u. E. Schuldt, 1963, S. 134. G. C. F. Lisch, 1858 (a), S. 302. R . Beltz, 1893 (a), S. 200 ff. Der Brief befindet sieh bei den Ortsakten Behren-Lübchin im Museum für Ur- und Frühgeschichte Schwerin. K. Beltz, 1910, Taf. 70; E. Schuldt, 1900 (e), Tai. 41.

Stand der Forschung vor Beginn der Ausgrabungen

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der Ergebnisse in Behren-Lübchin zu der Auffassung gelangt, daß Teterow dafür nicht in Frage kommen kann. 13 ) Es sind vielmehr deutliche Hinweise vorhanden, die dafür sprechen, daß Waldemar die Burg im See von Behren-Lübchin zerstörte. Der Beweis für diese Feststellung wird vom Verfasser weiter unten erbracht.

3. Stand der Forschung vor Beginn der Ausgrabungen Die Untersuchungen auf den Burgwällen von Behren-Lübchin mit archäologischen Methoden wurden zuerst von F. Lisch vorgenommen. Er entdeckte dort 1857 eine Wallanlage. Die von ihm vorgenommenen Ausgrabungen erbrachten aber keine Funde, sie ermöglichten lediglich die Feststellung, daß „die Erde an den betreffenden Stellen künstlich aufgebracht sei". 14 ) Erst 1893 berichtet dann R. Beltz über Funde aus einer Ansiedlung und von einem Burgwall in Behren-Lübchin. 15 ) Die Untersuchungen wurden zunächst von dem Bürgermeister Kossei, Tessin, durchgeführt, der in dem verlandeten sogenannten Großen See eine Ansiedlung feststellte, die Beltz als Packbau bezeichnete, da die runde Aufschüttung am Rande mit Pfahlwerk von starken, eichenen Balken von 2 bis 3 m Länge gesichert war. An der Oberfläche dieses Platzes wurden viele Tierknochen und Tonscherben aufgesammelt. Von den letzteren kamen zahlreiche Stücke in die Sammlung. Es handelt sich dabei ausschließlich um scharf abgestrichene und profilierte Randprofile mit Gurt-, Wellenband- und Kerbverzierung. I n einem persönlichen Brief an Beltz schreibt Kossei am 28. 4. 1899 unter anderem, daß er dort Reste von „gewaltigem Pfahlwerk, das zum Absteifen zu sein scheint", gefunden habe. 16 ) In dem gleichen Brief wird auch von einem nördlich des Hofes gelegenen Platz berichtet, dessen eine Seite „von einer Steinmauer eingefaßt gewesen sei". Auf einer Zeichnung nennt Kossei diesen Platz „Vorburg" und vermerkt an seinem Südrande, daß dort eine Holzfigur und viele menschliche Knochen gefunden wurden. Es handelt sich dabei um einen eichenen Balken von 1,5 m Länge und 15 cm Dm, dessen vorderer Teil in roher Art zu einer menschlichen Figur gestaltet wurde. Deutlich sind nur das Gesicht und der Hals herausgearbeitet. Während Nase und Mund absplitterten, blieben die Ohren erhalten. Um den Hals ist ein ringartiger Wulst zu erkennen, der wohl einen Ring darstellen soll.17) Der Balken war offenbar dem Feuer ausgesetzt und ist teilweise angekohlt. Nach der Ansicht von Beltz handelt es sich bei diesem Stück um einen Hauspfosten. Wenn auch in dem Brief des Bürgermeisters Kossei kein Hinweis enthalten ist, daß die im verlandeten See gelegene Befestigung z. T. zerstört sei, so möchte der Verfasser doch annehmen, daß in dieser Zeit ein Teil des Burggeländes abgefahren wurde und dabei Teile des „gewaltigen Pfahlwerkes" zutage kamen. Auf der von Kossei angefertigten Zeichnung befindet sich nämlich das Pfahlwerk in dem Teil der Burg, der heute als zerstörter Abschnitt ins Auge fällt (Abb. 4). Der Verfasser ist der Meinung, daß bei dieser Aktion auch die Holzfigur zutage kam, daß sie also nicht aus der Vorburg stammt, in deren Gebiet die Erhaltungsbedingungen für Holz außerordentlich schlecht sind. Im Laufe des Jahres 1899 war dann Beltz selbst in Behren-Lübchin und unternahm kleine Sondierungen auf den genannten Plätzen, bei denen auch die Reste einer Brückenanlage festgestellt wurden. Die dabei geborgenen Scherben kamen in die Schweriner Sammlung. Darunter befand sich auch ein Bodenstück mit einer Marke in Form eines Kreuzes. Aus derselben Zeit stammen einige Funde, die sich im Staatl. Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin befanden. Mit diesen kurzen Ausführungen ist der Stand der Forschung vor Beginn der Ausgrabungen kurz umrissen. ") 14 ) 15 ) 16 ) 17 )

W. Unverzagt u. E. Schuldt, 1963, S. 134. G. C. F. Lisch, 1858 (a), S. 302. R . Beltz, 1893 (a), S. 200 ff. Der Brief befindet sieh bei den Ortsakten Behren-Lübchin im Museum für Ur- und Frühgeschichte Schwerin. K. Beltz, 1910, Taf. 70; E. Schuldt, 1900 (e), Tai. 41.

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EWALD

SCHULDT

Es bleibt lediglich nachzutragen, daß Lisch und Beltz ganz verschiedene Plätze meinten, als sie über die Burgwälle in Behren-Lübchin berichteten. Lisch kannte die dortigen slawischen Befestigungen nicht, und Beltz blieb die deutsche Burg unbekannt. Der Verfasser hat die von Lisch eingehend beschriebene Burg im Barnim im Gelände wiedergefunden. Sie stellt sich heute wesentlich anders dar, als sie vor 100 Jahren beschrieben wurde, und ganz offenbar hat Lisch sie nicht richtig gesehen. Die Burg liegt heute in Ackerkultur am Westufer des verlandeten Sees (Abb. 1). Die Wälle und Gräben sind stark eingeebnet, aber noch deutlich zu erkennen. Die Grundform ist rechteckig mit einer größten Ausdehnung von 140 Metern. Zwei kleinere Teile sind durch Gräben von dem größeren Innenraum abgetrennt (Abb. 3). Beim Pflügen des Burggeländes waren im Frühjahr zahlreiche größere und kleinere Feldsteine herausgerissen worden, und an einigen Stellen waren richtige Steinpflaster sichtbar. Harter Lehmbewurf und rote Lehmstücke lagen überall auf der Oberfläche. Eine ganze Anzahl Scherben von überwiegend blaugrauem Tonzeug konnte aufgesammelt werden. Es ist offensichtlich, daß es sich hier um eine deutsche Burganlage handelt, die, nach den Funden und dem Baumaterial zu urteilen (keinerlei Ziegelreste oder Ziegelschutt wurden angetroffen), im 13. und 14. Jahrhundert bestanden hat. Mit den Ereignissen von 1184 darf diese Anlage jedenfalls nicht in Verbindung gebracht werden. Es ist bemerkenswert, daß der Flurname „Barnim" heute nicht mehr an die Ackerstücke in der Burgnähe gebunden ist, sondern sich auf ein Waldstück bezieht, das am Nordrand des Meßtischblatt-Ausschnittes sichtbar ist (Abb. 1).

II. Die Ausgrabungen von 1 9 5 6 bis 1 9 6 1 1. Der Ausgrabungsbericht Ebenso wie die Ausgrabungen auf der Burgwallinsel im Teterower See, wurden die Untersuchungen an den Wallanlagen von Behren-Lübchin im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft zwischem dem Institut für Vor- und Frühgeschichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin und dem Museum für Ur- und Frühgeschichte Schwerin durchgeführt. Das gemeinsame Unternehmen war ursprünglich nur für einige Wochen vorgesehen, da aus dem Innenraum der Hauptburg lediglich eine größere Scherbenkollektion geborgen werden sollte, die für Vergleiche mit dem aus Teterow stammenden Material benötigt wurde. Bei der Bearbeitung der letzteren Funde hatte sich nämlich gezeigt, daß diese wahrscheinlich nicht mehr in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts hineinreichten und man daher den Wall von Teterow nur noch bedingt für den Saxo-Bericht über den Waldemarzug von 1171 in Anspruch nehmen konnte. Die Teterower Ausgräber hatten deshalb seit längerem eine kleinere Untersuchung in Behren-Lübchin vorgesehen, da sowohl die Lage dieses Walles in dem verlandeten See wie das Vorhandensein einer Brücke seine Identität mit dem Annalenbericht Saxos nicht ganz unwahrscheinlich machte. 1 ) Der Schnitt im Burginneren erbrachte fast 2500 Tonscherben. Mit diesem Ergebnis hätte die Untersuchung beendet werden können. Es zeigte sich aber bei der Eintiefung am inneren Wallfuß neben einer ausgezeichneten Erhaltung des Bauholzes eine Besonderheit in der Konstruktion, die zu einem Wallschnitt geradezu herausforderte. Das Ergebnis rechtfertigte alle Erwartungen, und die Veranstalter der Grabung kamen überein, die Untersuchungen in größerem Maße fortzusetzen. Dieser Entschluß hat zur Entdeckung einer ausgezeichnet erhalten gebliebenen slawischen Befestigungsanlage geführt. Die wissenschaftliche Oberleitung übernahm wie in Teterow Prof. Dr. W. Unverzagt. Die Grabungsleitung lag in den Händen des Verfassers, dem die Mitarbeiter am Museum für Urund Frühgeschichte Schwerin, F. Just und K. J . Seiffert als Zeichner sowie H. H. Krueger als Grabungstechniker zur Seite standen. Als Grabungsarbeiter waren auch hier die Teterower Ausgräber J . Boretzki, A. Geisler, F. Olejnik und H. Rieck eingesetzt. Die Publikationszeichnungen dieser Veröffentlichung fertigten F. Just, K. J . Seiffert und K. Maltner an. Die Fotos stammen von E. Steinbeck, Teterow. a) Die Voruntersuchung 1956 Die Voruntersuchung begann am 23. Juli und endete am 7. September. Da auf möglichst viele keramische Funde besonderer Wert gelegt wurde, erfolgte zunächst die Eintiefung eines Schnittes von Nord nach Süd in 35 m Länge und 1,5 m Breite im Burginnern. Der Schnitt wurde im Südteil der Burg so angelegt, daß er den Platz etwa in der Mitte aufteilte und am inneren Wallfuß endete. Bei der Eintiefung kamen mehrere tausend Fundstücke zutage, die ausnahmslos der slawischen Siedlungsperiode angehörten. Jedes Stück wurde nach Länge und !) W. Unverzagt u. E. Schuldt, 1953, S.

85ff., besonders

Fußnote 6. A. Hofmeister, 1954, 8.

75ff.

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EWALD

SCUULDT

Breite eingemessen und nach der Tiefe einnivelliert, so daß eine äußerst exakte Stratigraphie zustande kam. Es zeigte sich, daß die mehr als 2500 Tonscherben ohne Ausnahme zu gurtverzierten, spätslawischen Gefäßen gehörten, die sich in der Masse den vom Verfasser herausgestellten Gruppen von Teterow und Vipperow zuordnen ließen. 2 ) Daraus ließ sich folgern, daß die Burganlage im 11. und 12. J a h r h u n d e r t bestanden hat. Bei der Eintiefung wurden verschiedene größere und kleinere Pflaster aus meist faustgroßen Feldsteinen angetroffen, die anscheinend nur zum Teil zu Herdstellen gehörten. Diese lagen in aufgebrachten sandigen Schichten, in denen sich auch vereinzelt steinzeitliche Artefakte befanden. Unter diesem durchgängig 0,6 m dicken Auftrag zog sich ein ebenfalls aufgeschüttetes, etwa 0,3 m dickes Torfband hin, das über einer mehrschichtigen Holzpackung aus Buchen-, Birken- und Eichenstämmen lag. Der gewachsene Boden bestand im obersten Teil aus ausgewaschenem Sand, in dem zahlreiche Wurzelreste von Wasserpflanzen erhalten waren. Darunter stand blauer Ton an. Aus dieser Beobachtung kann wohl gefolgert werden, daß die Burg auf einem im See gelegenen Horst errichtet wurde, der sehr flach im Wasser lag und deshalb durch ein 0,6 bis 1,0 m mächtiges Holzrost aufgehöht werden mußte. Im Südteil des Schnittes wurde der innere Wallfuß freigelegt, der aus einer Reihe schrägstehender, breiter, eichener Bohlen bestand, die ins Burginnere hinausgedrückt waren. Da eine solche Konstruktion bisher bei slawischen Befestigungen noch nicht beobachtet wurde, erfolgte eine Verlängerung des Schnittes um 20 m nach Süden, so daß der flache Wall in ganzer Breite untersucht werden konnte. In diesem Teil wurde der Graben auf 2,5 m verbreitert. Bei der Eintiefung kam zahlreiches Bauholz zutage, und es zeigte sich, daß die Front des Walles durch weitere Bohlenreihen befestigt war. Bei einer Verstärkung des Walles in späterer Zeit wurde die Front um mehrere Meter nach außen verlegt und mit kleineren Feldsteinen befestigt. Einige Meter vor der Front dieses Walles wurden die Pfähle einer Brücke freigelegt, über der eine Holzkohleschicht lag, die von einem Brand stammen muß. An H a n d zahlreicher weiterer Pfähle, die im Wiesen- und Bruchgelände ostwärts der Burg festgestellt wurden, konnte der Verlauf der Brücke genau erkannt werden. Einige kleine Suchgräben vor der Front des Walles führten zur Ermittlung der Stelle, an der die Brücke in die Burg einbog. Mit dieser Feststellung wurde die Voruntersuchung abgeschlossen. 3 ) b) Die Hauptuntersuchung

1957 bis 1961

Nach dem außerordentlich günstigen Ergebnis der Voruntersuchung begann die erste Kampagne der Hauptuntersuchungen am 2. April 1957. I n den Wintermonaten waren dort oberflächliche Eintiefungen und Rodungen sowie durch Beschaffung von Gleisen, Loren, und Pumpen alle Vorbereitungen für diesen Grabungsbeginn getroffen worden. Zunächst wurde der Schnitt der Voruntersuchung durch das ganze Burginnere und den Nordwall verlängert, so daß er eine Gesamtlänge von 117 m erhielt, der Dm des Burginnern wurde dabei mit 84 m ermittelt. Dieser Schnitt erhielt im Plan die Nr. 1 (Abb. 4; Beilage 1). Bei der Eintief ung dieser Verlängerung wurden die Ergebnisse des Vorjahres bestätigt; es zeigte sich lediglich, daß der dem Lande abgekehrte Nordwall nicht so mächtig gebaut war wie der dem Lande und der Brücke zugekehrte Süd teil. Zur Gewinnung eines besseren Einblicks in die Wallkonstruktion wurde sodann der Südteil des Schnittes 1 in 24 m Länge und 9 m Breite erweitert und damit eine Fläche von mehr als 200 qm freigelegt (Abb. 4; Beilage 1, Schnitt l a ) . Der hierbei anfallende Boden wurde ins Moor vor der Burg abgefahren. Bei der Eintiefung wurden slawische Hinterlassenschaften nur in dem Teil der Aufschüttung gefunden, der der zweiten Bauperiode angehörte. Von diesem Wall wurden außer der Steinpackung an seiner Front nur an tieferen Stellen gut erhaltene, 2

) E. Sehuldt, l»5ü.

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) E . S e h u l d t , 1957, S. 78ff.

Der Ausgrabungsbericht

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kastenartige Einbauten angetroffen. Ausgezeichnet war dagegen die Erhaltung der Bauhölzer der älteren Wallanlage, und es konnte hier bereits die Konstruktion in wesentlichen Teilen erkannt werden. Im Anschluß an den Suchgraben, in dem die Brücke in die Burg führte, erfolgte eine Eintiefung eines Schnittes von 8 m Breite und 20 m Länge (Abb. 4; Beilage 1, Schnitt 2). In dieser Fläche sollte das Tor der Burg ermittelt werden. Der Erhaltungszustand der Bauhölzer war hier ebenfalls ausgezeichnet, und die Bohlenwände der älteren Anlage kamen noch in ihrer ursprünglichen Stellung zutage. Auffallend war, daß die Steinpackung des jüngeren

Abb. 4. Grabungsplan der Hauptburg mit den Schnitten 1, 2, 3, 14 bis 25

Walles über die Brückentrasse hinwegführte, wohl ein sicherer Beweis dafür, daß das hier vermutete Tor zur älteren Bauperiode gehören mußte. Dieses Tor wurde in dem Schnitt nicht gefunden, und obwohl die Brücke in diesem Gebiet nahe an den Wall heran kam, mußte angenommen werden, daß der Eingang in die Burg noch weiter westlich lag. Von einer Erweiterung wurde aber vorerst Abstand genommen. Statt dessen wurden noch einige Sondierungen im Vorgelände der Burg in der Brückentrasse durchgeführt (Beilage 1, Schnitt 4 und 5). In beiden Schnitten zeigte sich, daß die Brücke in diesem Gebiet über einen sehr steinigen Horst führte. Die beiden Pfostenreihen waren deutlich ausgeprägt, vom Oberbau wurden aber keine Reste angetroffen. Im Schnitt 4 kamen neben spätslawischen Scherben zwei Bartäxte zutage (Tai. 13 und 14).

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Nach dem Abschluß der Grabungskampagne am 4. November begannen die technischen Mitarbeiter sofort mit der Vorbereitung eines Schnittes 3 (Beilage 1), der vom Schnitt 2 bis zum Schnitt 4 reichen und 140 m lang und 8 m breit sein sollte. Neben der eingehenden Untersuchung der Brückentrasse hoffte der Ausgräber, in diesem Gebiet besonders viele Funde anzutreffen. Die Arbeiten gestalteten sich außerordentlich schwierig, da ein dichter Bruchwald aus Erlen und Weiden beseitigt werden mußte und das Wasser bis an die Oberfläche reichte. Die Untersuchungen des Jahres 1958 begannen am 14. April mit der Eintiefung dieses Schnittes. Leider war der Wasserstand in diesem Jahr so hoch, daß diese Arbeit nur unter Schwierigkeiten durchgeführt werden konnte. Die Pfostenreihen der Brücke wurden in der ganzen Länge des Schnittes angetroffen. Vor der Burg konnte eine ganze Anzahl von eichenen Jochbalken freigelegt werden. In diesem Abschnitt verliefen zwei Brücken nebeneinander. Während die eine in Schnitt 2 in die Burg führte, endete die andere (wahrscheinlich die jüngere) am Westrand des Schnittes l a (Beilage 1). Bei der Eintiefung kamen zahlreiche Funde zutage, darunter Lanzenspitzen, Äxte, ganze Gefäße und insbesondere viele Holzgegenstände. Der Ausgräber nahm sich aber vor, bei entsprechend niedrigem Wasserstand diesen Schnitt noch einen Meter tiefer auszuheben. Im weiteren Verlauf wurde der zwischen den Schnitten 1 a und 2 stehengebliebene Sockel von 0,5 m Breite abgetragen und damit eine, weitere Fläche von 130 qm eingetieft (Abb. 4; Beilage 1, Schnitt 2a). Hierbei sollte insbesondere der Eingang in die jüngere Burg ermittelt werden. Es zeigte sich, daß die Bauhölzer des älteren Walles in diesem Teil sehr tief und z. T. wirr durcheinander lagen. Anscheinend war hier ein Abschnitt des Walles auf dem tonigen Untergrund ins Rutschen geraten. Dadurch waren auch hoch gelegene Teile der Wallkonstruktion erhalten geblieben, so daß weitere Teile dieser Bauphase rekonstruiert werden konnten. Die Steinpackung des jüngeren Walles setzte in 6 m Breite aus, so daß angenommen werden kann, daß durch diese Lücke der Eingang in die Burg führte. Die im Schnitt 3 erkannte jüngere Brücke endete an dieser Stelle. Von einem Torbau wurden keine Reste vorgefunden. Infolge des hohen Wasserstandes konnte diese Fläche zunächst nicht bis auf den gewachsenen Boden eingetieft werden. Anschließend wurde ostwärts des Wallschnittes 1 eine Flächenabdeckung von 9 x 20 m vorgenommen (Abb. 4; Beilage 1, Schnitt lb). Dabei kam unmittelbar unter der Oberfläche der Grundriß eines mittelalterlichen Hauses zum Vorschein (Abb. 5). Es hatte zwei Räume. Das Fundament war aus Feldsteinen gepackt, und nur an einer Seite waren Ziegelsteine von Klosterformat geschichtet. Unmittelbar neben dem Grundriß kamen 6 große Netzbeschwerer aus braunem Ton und zahlreiche Scherben von innen glasiertem Tonzeug zutage (Abb. 6). Bei der weiteren Eintiefung der Fläche fanden sich auch hier in den Bauschichten des jüngeren Walles zahlreiche keramische Reste. Die Bauhölzer des älteren Walles waren sehr gut erhalten. Es gelang hier erstmals, eine ebenfalls durch eine feste Bohlenreihe begrenzte 3,5 m breite Berme der älteren Anlage festzustellen. Mit Beginn des Herbstes wurde in der Vorburg der erste Wallschnitt eingetieft, mit dem der Wall an seiner Südseite am „Nußwarderbrook" durchfahren wurde (Beilage 1, Schnitt 11). In dem schweren, lehmigen Boden kamen im Burginnern hinter dem inneren Wallfuß stark ausgeprägte Brand- und Siedlungsschichten ans Tageslicht, in denen aber nur wenige spätslawische Scherben vorkamen. Nach dem Durchstoßen bis in den gewachsenen Boden waren im Profil zwei Bauperioden zu erkennen. Die Front der älteren Anlage war durch mächtige, zentnerschwere Felsblöcke befestigt. Vor der Front wurde ein Körpergrab angetroffen (Abb. 7). An zwei besonders günstigen Stellen wurden die Wallschnitte 12 und 13 vorbereitet (Beilage 1). Der Schnitt 12 konnte im Spätherbst zu Ende geführt werden. Durch ihn wurden die im Schnitt 11 gewonnenen Erkenntnisse bestätigt. In der Front des älteren Walles lag hier ein etwa 80 Zentner schwerer Felsblock. Auf dem gewachsenen Boden kam unter dem Wall ein

15

Der Ausgrabungsbericht

Steinpflaster zutage, das vielleicht zu einer Siedlung gehörte, die vor dem Bau des Walles bestand. Leider lagen in dem Pflaster keinerlei Funde. Bereits vor Beginn der Ausgrabungen in der Vorburg hatte K. J . Seiffert eine Vermessung der Anlage vorgenommen, so daß ein vollständiger Plan beider Anlagen im Maßstab 1:500 gezeichnet werden konnte (Beilage 1).

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10m Abb. 5. Schnitt l b . Grundriß des mittelalterlichen Hauses

Die Grabungskampagne 1958 endete am 15. November, und die technischen Mitarbeiter gingen in den Wintermonaten daran, den Schnitt 1 vom südlichen inneren Wallfuß an bis einschließlich Nordwall zuzuwerfen. Zur Vorbereitung der Erweiterung des Schnittes 2 nach Westen wurde in der gleichen Zeit mit dem Abfahren des dort lagernden Aushubs in das Moor begonnen. 1959 wurde die Grabung am 21. April wieder aufgenommen. Die Herrichtung der durch den Winter stark mitgenommenen 3000 qm großen freiliegenden Fläche war ein besonderes Problem, das viel Zeit erforderte. Im Zuge dieser Arbeiten wurde der in der Vorburg vorbereitete Wallschnitt 13 beendet (Beilage 1). In ihm waren die beiden Bauperioden besonders

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Ewald Rchuldt

Abb. 7. Schnitt 11. Körporgrab vor dem Wall. 1:20

Der Ausgrabungsbericht

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deutlich ausgeprägt, und in seinem rückwärtigen Teil kamen meterdicke Schutt- und Brandschichten zum Vorschein. Die darin vorkommende Keramik entsprach völlig der der Hauptburg. Unter dem Wall war deutlich ein Siedlungshorizont ausgebildet, in dem sich wenige sogenannte mittelslawische Scherben der Menkendorfer Gruppe befanden. Im Mai war der Wasserstand bereits sehr stark gefallen, so daß mit der bis dahin zurückgestellten weiteren Eintiefung des Brückenschnittes 3 begonnen werden konnte. Diese erfolgte ausschließlich zur Bergung weiterer Funde. Der Ausgräber war der Meinung, daß, wenn überhaupt irgendwo, im Brückengebiet die meisten Hinterlassenschaften der Burgleute zu finden sein müßten. Die sehr mühsame Arbeit, die auch an den heißesten Tagen nicht ohne Gummistiefel ausgeführt werden konnte, war über Erwarten erfolgreich. Etwa 40 Tongefäße, 20 Äxte, 20 Holzkeulen, 7 Lanzenspitzen sowie viele gut erhaltene Gerätschaften aus Holz kamen dabei zutage. Das Material war so reichhaltig, daß damit im wesentlichen eine Sonderausstellung unter dem Titel „Altslawisches Handwerk" im Museum für Ur- und Frühgeschichte Schwerin gestaltet werden konnte. 4 ) Besondere Schwierigkeiten bereitete die Konservierung der Gegenstände aus Holz, die ausnahmslos in sehr weichem Zustande geborgen wurden.5) Eine auffallende Massierung der Funde war am Ostende des Schnittes in Höhe der Pfostensetzung eines abgebrannten Brückenhauses bzw. eines Turmes zu beobachten (Beilage 1, Schnitt 3). 6 ) Die Trockenheit des Sommers wurde auch für die weitere Eintiefung des Schnittes 2 a genutzt. Dabei konnten einige noch intakte Verbindungen zwischen eichenen Planken mit Fingerzapfen und gelochten Anker- bzw. Spannbalken freigelegt werden. Auf der sogenannten Bastion am Eingang in die ältere Burg lagen im Untergrund die weggerutschten Vierkantbalken eines festen Hauses, das anscheinend in Stabbauart erbaut war und eine Grundfläche von 4 X 3 m hatte. Im Herbst wurden die Brückenuntersuchungen mit der Anlage der Schnitte 6, 7, 8, 9 und 10 beendet (Beilage 1). Der Verlauf der Brücke konnte einwandfrei festgestellt werden. Der Uferbalken befand sich im Schnitt 9. Daraus ergibt sich eine Gesamtlänge der Brücke von 320 m. Nach dem Abschluß dieser Grabungskampagne am 3. November begannen die technischen Mitarbeiter mit den Vorbereitungen der Schnitte 14 und 15 in der Hauptburg (Abb. 4; Beilage 1). Der erstere wurde in Verlängerung des Schnittes 2 im Burginnern in einer Ausdehnung von 16 X 15 m angelegt, durch den erstmals eine Fläche im Innern der Burg untersucht werden sollte. Es wurde aber zunächst nur die Grasnarbe abgedeckt. Der Schnitt 15, der in Verlängerung des Schnittes 2 nach Westen angelegt wurde, erhielt eine Ausdehnung von 15 x 22 m. Durch ihn sollte insbesondere das Tor der älteren Burg erforscht werden. Bei diesen Untersuchungen, die am 2. Mai 1960 begannen, konnte festgestellt werden, daß der Wall der älteren Burg in diesem Teil zu Ende ging. Nur die innere Plankenwand des Wallkerns ließ sich weiter verfolgen. An der Stelle des Walles kamen zwei Reihen von Pfostenbündeln zutage, die offenbar zu einem Torbau gehörten. Einer dieser Pfosten war in ganzer Länge gestürzt und konnte wieder aufgerichtet werden. E r stand 4,5 m über dem Burginnern heraus. Bei der Eintiefung stellte sich heraus, daß die Erbauer der jüngsten Burg diese etwa 4 m breite Torlücke mit mehreren mächtigen, faschinenartigen Lagen aus Hasel- und Buchenbusch ausgefüllt hatten. Bei dem Ausheben des Torfes kamen im Untergrund zahlreiche Funde zum Vorschein. Im Schnitt 15 war am Westrande gerade noch die zweite Pfostenreihe des Tores angeschnitten worden. Da es aber notwendig schien, den Verlauf des Walles auch in einem Abschnitt des seewärtigen Teils der Burg zu untersuchen, erfolgte die Vorbereitung einer 17 m langen und 15 m breiten Flächenabdeckung im Anschluß an den Schnitt 15. Bei ) E . Schuldt, 1960 (e). ) E . Schuldt, 1960 (a). 6 ) Alle Funde aus dem Brückengebiet, die in den bereits eingetieften Schnitten 1, l a , l b , 2 und 2 a zutage kamen, wurden ebenfalls unter Schnitt 3 katalogisiert. In den Grundrissen der Schnitte (Beilage 4 und 5) blieb diese Aufteilung unberücksichtigt.

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Schuldt

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der Eintiefung wurde diese Fläche in zwei Schnitte unterteilt, die die Nr. 16 und 17 erhielten (Abb. 4). Zuvor wurde aber der im Winter vorbereitete Schnitt 14 im Burginnern beendet. Hier kamen mehrere tausend Funde heraus, die über, zwischen und neben kleineren und größeren pflasterartigen Steinpackungen lagen, unter denen sich ein Backofen und eine Herdstelle befanden. In den großen Pflastern muß man wohl Grundflächen von Häusern sehen. Von den aufgehenden Teilen der Häuser wurden leider keine Reste angetroffen, da in den sandigen Wohnschichten die Erhaltungsbedingungen für das Bauholz denkbar ungünstig waren. Bei der Eintiefung der Schnitte 16 und 17 war den Ausgräbern das Glück besonders gewogen, konnten doch hier für beide Wallbauten äußerst wichtige Erkenntnisse gewonnen werden. Zunächst gelang die Feststellung, daß der Wall der älteren Burg westlich des Tores keine Fortsetzung hatte. Die Befestigung bestand hier lediglich aus einer einreihigen Palisade aus breiten, eichenen Bohlen. Nach der Mächtigkeit des Walles zu urteilen, müßte diese dürftige Art der Befestigung im ganzen seewärtigen Teil angewandt worden sein. Erst im Nordosten hatte der Wall wieder die im Südteil beobachtete Stärke. Diese Feststellung, die noch durch einige Wallschnitte erhärtet werden mußte, war für den Ausgräber der Anlaß, die Behren-Lübchiner Burg erstmalig mit der Äußerung des Saxo Grammaticus in seinem Bericht über den Zug Waldemars (I) von Dänemark im Sommer 1171 in Verbindung zu bringen. Es heißt dort, daß die von den Dänen belagerte und später eroberte Burg einen Wall nur an der Seite hatte, an der die Brücke heranführte. 7 ) Diese Beschreibung könnte für unsere Burg in Anspruch genommen werden. Im Schnitt 17 waren insbesondere größere Bauteile des jüngeren Walles dadurch erhalten geblieben, daß ein etwa 8 m breites Stück der äußeren Bohlenwand nach außen ins Moor gedrückt worden war. An diesem Stück konnte die Konstruktion dieses Walles bis in alle Einzelheiten erkannt werden. Ein 5 m breiter Teil dieser Wand mit Ankern und Riegeln ließ sich am Westprofil des Schnittes wieder aufrichten. Dabei zeigte sich, daß die Front eine zinnenartige Gliederung hatte und die niedrigen Abschnitte 3,5 m, die hohen dagegen 4,2 m hoch waren. Die einzelnen Bohlen hatten zum Teil ein Gewicht von 4 bis 5 Zentnern und ließen sich deshalb nur schwer transportieren. Die Breite der Wallmauer betrug 3,5 m, sie war im Innern mit Kästen aus breiten Bohlen ausgekleidet, die man anscheinend nur zum Teil mit Boden gefüllt hatte. Eine weitere Flächeneintiefung von 8,5 x 12 m Ausdehnung wurde zum Abschluß dieser Grabungskampagne im Burginnern im Anschluß an den Schnitt 14 vorgenommen (Abb. 4, Schnitt 18). Es kamen mehrere der schon bekannten Steinpflaster und zahlreiche Einzelfunde zutage. Einige Pflaster lagen auffallend tief und waren z. T. von anderen überlagert, so daß man in ihnen wohl Siedlungsreste der älteren Burgphase sehen muß. In diesen Pflastern lagen vereinzelte Scherben von handgemachten Gefäßen. Von A. Hollnagel wurde vom 30. August bis 30. September ein Teil des ostwärts der Vorburg gelegenen slawischen Körpergräberfriedhofes untersucht und dabei 37 Bestattungen freigelegt. Da die Erhaltung der Skelette nicht gut war, wurde von einer vollständigen Ausgrabung des Platzes Abstand genommen. Die Grabungskampagne ging am 3. Oktober zu Ende. In den Wintermonaten wurden die Schnitte 9, 10, 12 und 13 in der Vorburg zugeworfen und in der Hauptburg andere Wallschnitte vorbereitet. Der letzte Grabungsabschnitt der Hauptuntersuchung begann am 15. Mai 1961. In seinem Verlauf wurden die vorbereiteten Wallschnitte 20, 21, 22 und 23 bis in den gewachsenen Boden eingetieft (Abb. 4). Dabei zeigte sich an den Profilen der Schnitte 20, 21 und 22 der gleiche Befund wie im Schnitt 17. Es bestätigten sich damit die weiter oben angestellten Vermutungen, daß die ältere Burg im ganzen seewärtigen Teil lediglich mit einer Palisade ') Saxo Grammaticus X I V , S. 883f. — Übersetzung nach Lisch bei W. Unverzagt u. E. Schuldt, 1963, S. 9.

Die Vorburg

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bewehrt war. Da im Schnitt 23 bereits der ältere Wall mit Sockel und Berme angetroffen wurde, mußte der Übergang von der Palisade zum Wall zwischen den Schnitten 22 und 23 liegen. Es wurde deshalb die ganze zwischen diesen Schnitten gelegene Fläche eingehend untersucht. Dabei zeigte sich, daß der Wehrgang des Walles in einen 2,5 m breiten Wehrgang hinter der Palisade überleitete. Der letztere war ganz aus Holz aufgeschichtet und zum Burginnern hin durch eine Bohlenwand begrenzt. Dieser Wehrgang konnte bei einer Nachuntersuchung auch in den Schnitten 15, 16, 17, 20 und 21 festgestellt werden. Lediglich zur Kontrolle wurde der Wallschnitt 25 angelegt (Abb. 4). An seiner Stelle hatte der ältere Wall eine ähnliche Ausdehnung wie in den Schnitten 1,1a und 1 b. Von der jüngsten Anlage waren hier die unteren Teile der kastenartigen Einbauten erhalten und die Steinpackung sehr kompakt geschichtet. Den Abschluß der Ausgrabungen in Behren-Lübchin bildete eine Flächenabdeckung im Burginnern (Abb. 4, Schnitt 19), die in Verlängerung des Schnittes 18 angelegt wurde und noch einmal die in den Schnitten 14 und 18 gemachten Beobachtungen bestätigte. Am 15. September wurden die Untersuchungen abgeschlossen. Von diesem Zeitpunkt an begannen die technischen Mitarbeiter mit dem Zuwerfen der Schnitte in der Hauptburg. Diese Arbeiten wurden am 30. April 1962 abgebrochen und am 2. Mai mit den Ausgrabungen im Gebiet der „Alten Burg" von Sukow, Kr. Teterow, begonnen. Während der fünfjährigen Untersuchung wurden in Behren-Lübchin zur Erforschung der Vorburg, der Brücke und der Hauptburg 25 Schnitte mit einer Flächenausdehnung von 4200 qm angelegt. Die Wälle der Burg und der Vorburg wurden durch 17 Schnitte erforscht und im Innern der Hauptburg 4 Schnitte eingetieft. Die Brücke wurde durch 6 Schnitte untersucht, von denen einer 140 m lang war. Zahlreiche in- und ausländische Fachwissenschaftler besuchten die Ausgrabungen. Für die Bevölkerung und die Schulen wurden laufend Führungen veranstaltet. Die örtliche Grabungsleitung war während der Ausgrabungen im Pastorenhaus untergebracht. Die Grabungsarbeiter hatten ihr Quartier in den Wohnwagen „Friedrich Lisch" und „Robert Beltz". Bereits während der Ausgrabungen erschienen erste Berichte mit den Ergebnissen der Untersuchungen in den Jahrbüchern für Bodendenkmalpflege in Mecklenburg 8 ) und im Nachrichtenblatt „Ausgrabungen und Funde". 9 )

2. Die Vorburg In der flachen Landschaft um Behren-Lübchin gibt es nur ganz wenige kleine Erhöhungen. Im Dorf selbst ist die Kirche auf einer solchen Erhöhung erbaut. Etwa 500 m westlich davon steigt das Gelände wiederum an, um dann zum See abzufallen. Diese Anhöhe wird im Norden und Süden durch ein ausgedehntes Wiesengebiet begrenzt, in das sie wie eine Nase hineinragt. Dieser von Natur aus geschützte Platz wurde von den Slawen für die Anlage einer Befestigung ausgewählt. Auf der Direktorialvermessungskarte von 1765 (Abb. 2) kommt diese bevorzugte Lage sehr deutlich zum Ausdruck. Die genaue Stelle wie die Form und Ausdehnung der Befestigung sind sogar darauf verzeichnet. Das mit „Wall und Wallwisch" bezeichnete Gelände ist mit einem hufeisenförmigen Graben umgeben, der im Norden bis an den See reicht. In den letzten Jahren gehörte das Burggelände zu einer großen Weidefläche. Nach den Aussagen von Dorfbewohnern war es aber früher lange Zeit beackert worden. Dabei sind wohl ohne Zweifel die Wallanlagen und Gräben abgetragen bzw. eingeebnet worden. Von dem 6 9

) W. Unverzagt u. E. Schuldt, 1957, S. 153ff.; E. Schuldt, 1959, S. 118ff. ) E. Schuldt, 1957, S. 78ff.; dcrs., 1960 (b), 8. 189ff.

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Die Vorburg

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bewehrt war. Da im Schnitt 23 bereits der ältere Wall mit Sockel und Berme angetroffen wurde, mußte der Übergang von der Palisade zum Wall zwischen den Schnitten 22 und 23 liegen. Es wurde deshalb die ganze zwischen diesen Schnitten gelegene Fläche eingehend untersucht. Dabei zeigte sich, daß der Wehrgang des Walles in einen 2,5 m breiten Wehrgang hinter der Palisade überleitete. Der letztere war ganz aus Holz aufgeschichtet und zum Burginnern hin durch eine Bohlenwand begrenzt. Dieser Wehrgang konnte bei einer Nachuntersuchung auch in den Schnitten 15, 16, 17, 20 und 21 festgestellt werden. Lediglich zur Kontrolle wurde der Wallschnitt 25 angelegt (Abb. 4). An seiner Stelle hatte der ältere Wall eine ähnliche Ausdehnung wie in den Schnitten 1,1a und 1 b. Von der jüngsten Anlage waren hier die unteren Teile der kastenartigen Einbauten erhalten und die Steinpackung sehr kompakt geschichtet. Den Abschluß der Ausgrabungen in Behren-Lübchin bildete eine Flächenabdeckung im Burginnern (Abb. 4, Schnitt 19), die in Verlängerung des Schnittes 18 angelegt wurde und noch einmal die in den Schnitten 14 und 18 gemachten Beobachtungen bestätigte. Am 15. September wurden die Untersuchungen abgeschlossen. Von diesem Zeitpunkt an begannen die technischen Mitarbeiter mit dem Zuwerfen der Schnitte in der Hauptburg. Diese Arbeiten wurden am 30. April 1962 abgebrochen und am 2. Mai mit den Ausgrabungen im Gebiet der „Alten Burg" von Sukow, Kr. Teterow, begonnen. Während der fünfjährigen Untersuchung wurden in Behren-Lübchin zur Erforschung der Vorburg, der Brücke und der Hauptburg 25 Schnitte mit einer Flächenausdehnung von 4200 qm angelegt. Die Wälle der Burg und der Vorburg wurden durch 17 Schnitte erforscht und im Innern der Hauptburg 4 Schnitte eingetieft. Die Brücke wurde durch 6 Schnitte untersucht, von denen einer 140 m lang war. Zahlreiche in- und ausländische Fachwissenschaftler besuchten die Ausgrabungen. Für die Bevölkerung und die Schulen wurden laufend Führungen veranstaltet. Die örtliche Grabungsleitung war während der Ausgrabungen im Pastorenhaus untergebracht. Die Grabungsarbeiter hatten ihr Quartier in den Wohnwagen „Friedrich Lisch" und „Robert Beltz". Bereits während der Ausgrabungen erschienen erste Berichte mit den Ergebnissen der Untersuchungen in den Jahrbüchern für Bodendenkmalpflege in Mecklenburg 8 ) und im Nachrichtenblatt „Ausgrabungen und Funde". 9 )

2. Die Vorburg In der flachen Landschaft um Behren-Lübchin gibt es nur ganz wenige kleine Erhöhungen. Im Dorf selbst ist die Kirche auf einer solchen Erhöhung erbaut. Etwa 500 m westlich davon steigt das Gelände wiederum an, um dann zum See abzufallen. Diese Anhöhe wird im Norden und Süden durch ein ausgedehntes Wiesengebiet begrenzt, in das sie wie eine Nase hineinragt. Dieser von Natur aus geschützte Platz wurde von den Slawen für die Anlage einer Befestigung ausgewählt. Auf der Direktorialvermessungskarte von 1765 (Abb. 2) kommt diese bevorzugte Lage sehr deutlich zum Ausdruck. Die genaue Stelle wie die Form und Ausdehnung der Befestigung sind sogar darauf verzeichnet. Das mit „Wall und Wallwisch" bezeichnete Gelände ist mit einem hufeisenförmigen Graben umgeben, der im Norden bis an den See reicht. In den letzten Jahren gehörte das Burggelände zu einer großen Weidefläche. Nach den Aussagen von Dorfbewohnern war es aber früher lange Zeit beackert worden. Dabei sind wohl ohne Zweifel die Wallanlagen und Gräben abgetragen bzw. eingeebnet worden. Von dem 6 9

) W. Unverzagt u. E. Schuldt, 1957, S. 153ff.; E. Schuldt, 1959, S. 118ff. ) E. Schuldt, 1957, S. 78ff.; dcrs., 1960 (b), 8. 189ff.

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E W A L D SCHULDT

auf der Direktorialvermessungskarte so deutlich angegebenen Graben sind nur noch unklare Konturen erhalten geblieben. Der Wall ist an manchen Stellen kaum mehr festzustellen, und im Ostteil wurden darüber hinaus an der am höchsten gelegenen Stelle große Teile abgefahren. Zur Seeniederung hin ist der Wall sehr flach, und sein Auslaufen am einstigen Seeufer kann weder im Nordosten noch im Südwesten an der Oberfläche erkannt werden. Die etwa 5 ha große Innenfläche dieses Platzes fällt vom Osten zum Westen verhältnismäßig eben zum verlandeten See ab. Nur etwa 2 / 3 des Innenraumes besteht aus festem, lehmig-sandigem Boden, der übrige Teil ist anmooriger Sand, in dem aber an der Oberfläche vereinzelt Siedlungsreste vorkommen. In diesem tiefgelegenen Gebiet waren im Wiesenboden vereinzelt Pfahlstümpfe zu beobachten, die z. T. über der Grasnarbe herausstanden und in Richtung auf den im See gelegenen Rundwall verliefen. Weiter seewärts konnten die dort sehr zahlreichen Pfahlreste als Teile einer Brücke erkannt werden, die offensichtlich die Verbindung zwischen der Befestigung am Ufer und der Anlage im See herstellte. Nach dieser Beobachtung schien die Zusammengehörigkeit beider Wälle gesichert, und in der Folge wurde daher von der Vorburg am Seeufer und der Hauptburg im See gesprochen. Die Untersuchung der Vorburg erfolgte durch die Wallschnitte 11, 12 und 13. Die Siedlungsdichte des Innenraums wurde durch 48 Einstiche sondiert.

a) Die

Wallanlagen

Zur Untersuchung des Walles wurde zunächst der Schnitt 11 angelegt (Beilage 1), mit dem der Südteil der Befestigung am sogenannten Nußwäldchen in Nordsüdrichtung durchfahren wurde. E r hatte eine Länge von 45 m und war an der Oberfläche 3 m breit. E s zeigte sich, daß der Wall auf schweren, tonigen Boden aufgesetzt war. Ein Oberflächenhorizont war am Übergang vom gewachsenen Boden zu den untersten Bauschichten nur unklar zu erkennen (Beilage 2a). Das Baumaterial wurde z. T. vor und hinter dem Wall entnommen, da an diesen Stellen flache Eintiefungen vorhanden sind. Der Wall wurde 8 m breit abgesteckt. Sein Kern wurde aus lehmigem Sand aufgeschüttet, in den man zahlreiche längs- und querliegende Hölzer rostartig einbaute (Beilage 2b). Ein stark lehmhaltiger Erdteil wurde davorgesetzt (Beilage 2c). Die Front erhielt eine verhältnismäßig steil geschichtete Packung aus mächtigen Felsblöcken (Taf. 41b). Nach rückwärts ummantelte man den Kern mit lehmig-sandigem Boden, der mit Holz befestigt wurde (Beilage 2d). Auf dem inneren Wallfuß lag eine starke Schicht aus schwarzer, kohliger Erde, die sich auch noch ein Ende auf die Wallböschung hinaufzog (Beilage 2c). Der Wall war nur 1,5 m hoch erhalten. Darüber war eine andere Anlage aus lehmigem Boden geschüttet worden, durch die der Wall besonders nach rückwärts verstärkt wurde (Beilage 2f, g). Die Front behielt die alte Form. Nach dieser Verstärkung war der Wall 12 m breit. E r war an der Front noch 2,2 m hoch. Sehr erhebliche Teile der Aufschüttung hat man später bei der Einebnung in das Burginnere abgetragen, so daß dort hinter dem Wall über dem einstigen Siedlungshorizont 1,5 m Boden liegen (Beilage 2 h). Vor der Front des WTalles kam in der Höhe des Wallfußes ein von Ost nach West orientiertes Körpergrab zutage (Abb. 7). Der Bestattete trug an der rechten Hüfte ein eisernes Messer. 20 m von dem Schnitt 11 entfernt wurde ein Schnitt 12 eingetieft, der 3 m breit und 18 m lang war (Beilage 1). Dort wurden die im Schnitt 11 gemachten Feststellungen über den Wallaufbau nochmals bestätigt. Bemerkenswert war ein unter dem Wall liegendes Pflaster aus kleineren Feldsteinen, in dem aber keinerlei Funde ermittelt werden konnten. Im rückwärtigen Teil des Walles lag ein mächtiger Felsen von etwa 80 Zentnern Gewicht. An der Nordostecke der Vorburg wurde ein 26 m langer Schnitt 13 eingetieft, der an der Oberfläche 3 m breit war (Taf. 42a). E r lag an der höchsten Stelle der Vorburg, und durch ihn wurde der Wall von Nord nach Süd durchfahren. Der gewachsene Boden bestand auch

Die Vorburg

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hier aus tonigem Lehm, über dem sich eine im Durchschnitt 0,4 m starke, dunkle Siedlungsschicht befand, in der zahlreiche kleine Steine lagen. Vereinzelte Scherben, die in dieser Schicht lagen, waren unverziert; zwei kleine Randstücke mit Strich Verzierung gehören zu Gefäßen der Menkendorfer Gruppe. Damit dürfte erwiesen sein, daß diese Schicht einen Siedlungshorizont darstellt, der vor der Errichtung der Befestigung bestanden hat. Der Kern des Walles wurde in 2,5 m Breite aus sandigem Boden über diesem Siedlungshorizont errichtet, wobei rostartige Holzlagen eingebaut wurden. Zur Front hin wurde ein durch Holz befestigter Erdkeil vor den Kern gesetzt und die Front aus großen Felsen geschichtet. Auf dem inneren Wallfuß lag ein ausgedehntes Pflaster aus kleinen Feldsteinen, das anscheinend zu einem Bauwerk gehörte. Der Wall war noch in 1,5 m Höhe erhalten. Seine Verstärkung erfolgte besonders im rückwärtigen Teil durch eine 3,5 m breite Aufschüttung aus lehmigsandigem Boden. Aber auch in der Front wurde eine merkbare Verbreiterung vorgenommen, so daß eine Gesamtbreite von gut 12 m erreicht wurde. Ähnlich wie beim ersten Wall war auch hier am inneren Wall eine größere Packung aus kleineren Feldsteinen vorhanden, die ebenfalls zu einem Bau gehört haben dürfte. Bei der Einebnung des Walles in späterer Zeit sind die Wohnschichten hinter der Aufschüttung z . T . 2 m hoch überdeckt worden. Eine in beiden Profilen des Schnittes auftretende grabenartige Eintiefung kann bei der Planierung entstanden sein. Besonders in den Wohnschichten hinter dem jüngeren inneren Wallfuß kamen zahlreiche keramische Reste zutage, die ausnahmslos zu spätslawischen Gefäßen gehörten. Dort war auch eine scharfkantig begrenzte Grube tief in den anstehenden Lehm eingeschnitten. Sie war mit Siedlungsschutt angefüllt (Taf. 42b). b) Das Innere der Vorburg Durch die langjährige Beackerung des Vorburggeländes ist nicht nur die Wallanlage, sondern auch die Innenfläche stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Es wurde deshalb im Innenraum lediglich eine Sondierung durch 48 kleine Einstiche vorgenommen. Diese wurden in einem Quadratnetz über die ganze Fläche verteilt und bis in den gewachsenen Boden eingetieft. Dabei zeigte sich, daß der Innenraum nur an den Rändern hinter dem Wall einen starken Siedlungshorizont besitzt. In dem großen Mittelteil traten keine Funde auf, und es muß angenommen werden, daß dieser Teil nicht bebaut war. Dagegen konnte durch den Schnitt 10 (Beilage 1) festgestellt werden, daß von dem an der höchsten Stelle der Vorburg gelegenen Tor ein gerader Weg durch die Vorburg zur Brücke führte. Der landseitige Uferbalken der Brücke befand sich im Schnitt 9 (Beilage 1) noch im Bereich der Vorburg. Die Erhaltung der Holzteile war hier aber so schlecht, daß bestimmte Aussagen über die Konstruktion des Uferbalkens nicht möglich sind. In dem Moorboden neben dem Brückenanfang wurden zwei Steinreihen freigelegt, die 12 m lang waren und 2 m auseinander lagen. Der Ausgräber möchte in ihnen die Unterlage für das Rahmenwerk eines Holzbaues sehen, von dem allerdings keine Reste gefunden wurden. Es fanden sich im Gebiet dieser Steinsetzung lediglich einige spätslawische Scherben, die allerdings nicht unbedingt beweisen, daß sie mit dem Bau zeitlich in Verbindung stehen. Die Sondierungen zeigten auch, daß in dem tief gelegenen Teil der Vorburg, der aus anmoorigem Boden besteht und früher sicher zum Seeufer gehörte, vermehrt Siedlungsreste wie Steinpflaster und Herdstellen liegen. Dieses heute recht feuchte Gebiet muß damals trocken gewesen sein. Die bei den Sondierungen geborgene Keramik gehört ausnahmslos zu gurtverzierten spätslawischen Gefäßen.

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EWALD SCIIULDT

c) Zur Geschichte der Vorburg Die Untersuchungen in der Vorburg haben gezeigt, daß auf einem Teil des Platzes bereits im 9. und 10. J a h r h u n d e r t vor der Errichtung der Befestigung eine offene Siedlung bestand. Diese ging spätestens beim Bau der hufeisenförmigen Wallanlage am Ende des 10. J a h r hunderts zugrunde. Die Holzerdemauer des Walles hatte zwei Aufgaben zu erfüllen. Sie sollte wohl zunächst und hauptsächlich den Zugang zu der im See gelegenen H a u p t b u r g sichern und darüber hinaus die für den Burgherrn wichtige Bevölkerung schützen. Entsprechend diesen Aufgaben erhielt sie eine erhebliche Stärke und in der Front einen besonderen Schutz durch mächtige Felsblöcke. Trotzdem ist die erste Befestigungsanlage wohl zerstört worden; denn es erfolgte innerhalb der spätslawischen Zeit eine Erneuerung, die mit einer wesentlichen Verstärkung verbunden war. Da angenommen werden kann, daß diese Zerstörung der Eroberung der H a u p t b u r g vorausging und diese nach der Meinung des Ausgräbers erstmals 1171 erfolgte, dürfte der Wiederaufbau unmittelbar danach durchgeführt worden sein.

3. Die Brücke Die Verbindung zwischen der Vorburg am Seeufer und der Hauptburg im See wurde durch eine 320 m lange Brücke hergestellt. Von dieser waren im Bruchgebiet und in den Wiesen am ehemaligen Seeufer zahlreiche eichene Pfahlstümpfe sichtbar, und bereits vor Beginn der Untersuchung konnte der Verlauf der Brücke über eine größere Strecke genau verfolgt werden. Im Gebiet vor der Hauptburg lagen die Pfahlreste so tief unter der Moordecke, daß sie an der Oberfläche nicht sondiert werden konnten. a) Die

Brückenschnitte

Die Untersuchung der Brücke erfolgte durch die Schnitte 3, 4, 5, (i, 7, 8 und 9 (Beilage 1). Während es sich bei den Schnitten 4 bis 9 um schmale Suchschnitte handelte, die den genauen Verlauf der Trasse klären sollten, erhielt der Schnitt 3 eine Länge von 140 m. Er reichte vom Eingang in die Burg bis an den Abfall des Ufers in das tiefere Wasser und war 7 bis 10 m breit. Bei der Anlage des Schnittes 3 mußte zunächst das Erlen- und Weidengebüsch des Bruchwaldes aus der Trasse entfernt werden. Die Eintiefung gestaltete sich recht schwierig, da die Moordecke sehr weich und sumpfig war und meist im Wasser gearbeitet werden mußte. Deshalb wurde auch nur soweit eingetieft, bis die Pfahlreihen ausreichend zum Vorschein kamen. Das starke Absinken des Grundwasserspiegels in dem trockenen Sommer 1959 ermöglichte dann die weitere Eintiefung um einen Meter. Dabei gelang es, an bis dahin unzugängliche Fundschichten im Moor heranzukommen. Die Fundbergung war trotz der großen Trockenheit noch mühsam genug, und selbst an den heißesten Sommertagen konnten die Gummistiefel nicht entbehrt werden. In der ganzen Ausdehnung des Schnittes kam zahlreiches Gerät aus Eisen und Holz zutage, und während in Ufernähe besonders die reichen Waffenfunde überraschten, waren es vor der H a u p t b u r g die vielen Fundstücke aus Holz, die die Ausgräber in Erstaunen versetzten. Außerdem kamen aus dem Schnitt etwa 40 vollständige Tongefäße zutage. Nach der Eintiefung zeigte sich dann, daß die Brücke ein ganzes Ende im Defilee an der Burg entlang geführt wurde, bevor sie an den Toren endete (Taf. 44b; Beilage 1). I n dem Gebiet vor der Burg lag zwischen den Pfahlreihen eine etwa 20 cm starke Holzkohleschicht, in der sich auch noch größere, angekohlte Holzteile befanden. Weiter landwärts nahm die Stärke dieser Schicht ab, sie konnte aber in der ganzen Ausdehnung des Schnittes festgestellt

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c) Zur Geschichte der Vorburg Die Untersuchungen in der Vorburg haben gezeigt, daß auf einem Teil des Platzes bereits im 9. und 10. J a h r h u n d e r t vor der Errichtung der Befestigung eine offene Siedlung bestand. Diese ging spätestens beim Bau der hufeisenförmigen Wallanlage am Ende des 10. J a h r hunderts zugrunde. Die Holzerdemauer des Walles hatte zwei Aufgaben zu erfüllen. Sie sollte wohl zunächst und hauptsächlich den Zugang zu der im See gelegenen H a u p t b u r g sichern und darüber hinaus die für den Burgherrn wichtige Bevölkerung schützen. Entsprechend diesen Aufgaben erhielt sie eine erhebliche Stärke und in der Front einen besonderen Schutz durch mächtige Felsblöcke. Trotzdem ist die erste Befestigungsanlage wohl zerstört worden; denn es erfolgte innerhalb der spätslawischen Zeit eine Erneuerung, die mit einer wesentlichen Verstärkung verbunden war. Da angenommen werden kann, daß diese Zerstörung der Eroberung der H a u p t b u r g vorausging und diese nach der Meinung des Ausgräbers erstmals 1171 erfolgte, dürfte der Wiederaufbau unmittelbar danach durchgeführt worden sein.

3. Die Brücke Die Verbindung zwischen der Vorburg am Seeufer und der Hauptburg im See wurde durch eine 320 m lange Brücke hergestellt. Von dieser waren im Bruchgebiet und in den Wiesen am ehemaligen Seeufer zahlreiche eichene Pfahlstümpfe sichtbar, und bereits vor Beginn der Untersuchung konnte der Verlauf der Brücke über eine größere Strecke genau verfolgt werden. Im Gebiet vor der Hauptburg lagen die Pfahlreste so tief unter der Moordecke, daß sie an der Oberfläche nicht sondiert werden konnten. a) Die

Brückenschnitte

Die Untersuchung der Brücke erfolgte durch die Schnitte 3, 4, 5, (i, 7, 8 und 9 (Beilage 1). Während es sich bei den Schnitten 4 bis 9 um schmale Suchschnitte handelte, die den genauen Verlauf der Trasse klären sollten, erhielt der Schnitt 3 eine Länge von 140 m. Er reichte vom Eingang in die Burg bis an den Abfall des Ufers in das tiefere Wasser und war 7 bis 10 m breit. Bei der Anlage des Schnittes 3 mußte zunächst das Erlen- und Weidengebüsch des Bruchwaldes aus der Trasse entfernt werden. Die Eintiefung gestaltete sich recht schwierig, da die Moordecke sehr weich und sumpfig war und meist im Wasser gearbeitet werden mußte. Deshalb wurde auch nur soweit eingetieft, bis die Pfahlreihen ausreichend zum Vorschein kamen. Das starke Absinken des Grundwasserspiegels in dem trockenen Sommer 1959 ermöglichte dann die weitere Eintiefung um einen Meter. Dabei gelang es, an bis dahin unzugängliche Fundschichten im Moor heranzukommen. Die Fundbergung war trotz der großen Trockenheit noch mühsam genug, und selbst an den heißesten Sommertagen konnten die Gummistiefel nicht entbehrt werden. In der ganzen Ausdehnung des Schnittes kam zahlreiches Gerät aus Eisen und Holz zutage, und während in Ufernähe besonders die reichen Waffenfunde überraschten, waren es vor der H a u p t b u r g die vielen Fundstücke aus Holz, die die Ausgräber in Erstaunen versetzten. Außerdem kamen aus dem Schnitt etwa 40 vollständige Tongefäße zutage. Nach der Eintiefung zeigte sich dann, daß die Brücke ein ganzes Ende im Defilee an der Burg entlang geführt wurde, bevor sie an den Toren endete (Taf. 44b; Beilage 1). I n dem Gebiet vor der Burg lag zwischen den Pfahlreihen eine etwa 20 cm starke Holzkohleschicht, in der sich auch noch größere, angekohlte Holzteile befanden. Weiter landwärts nahm die Stärke dieser Schicht ab, sie konnte aber in der ganzen Ausdehnung des Schnittes festgestellt

Die Brückc

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werden. Es muß angenommen werden, daß der Oberbau der Brücke auf einer längeren Strecke durch Feuer zerstört wurde. Da sich in der Nähe der Tore eine ältere Brücke von einer jüngeren gut trennen ließ und zwischen den Pfahlreihen der älteren Anlage die Holzkohle fehlte, muß die jüngere Brücke durch ein Schadenfeuer zerstört worden sein. Im ganzen Schnitt 3 waren von den beiden Pfahlreihen der Brücke zahlreiche Reste im Untergrund erhalten geblieben (Taf. 43). Die Pfahlstümpfe standen z.T. sehr eng, und eine auffallende Häufung war vor der Burg festzustellen (Taf. 45). In diesem Teil steckten die Pfähle sehr tief im Torf und in der Mudde, und offenbar mußten hier besonders oft Reparaturen durchgeführt werden, die ein Nachschlagen von Pfählen erforderlich machten. Andererseits konnte nur im Westteil des Schnittes in Tornähe die Existenz von zwei Brücken festgestellt werden; im ganzen weiteren Verlauf waren beide in der gleichen Trasse geführt worden. Es war nicht möglich, in diesem Teil bestimmte Pfahlsetzungen der einen oder der anderen Anlage zuzuweisen. Wir wissen überdies aus dem Saxo-Bericht über die Eroberung der Burg, daß bei der Annäherung der Dänen die Brücke bis auf den Spiegel des Sees abgebrochen wurde, so daß nur die Stümpfe der Pfähle im Wasser blieben. Bei dem späteren Neubau war also ein völlig neuer Brückenschlag erforderlich. Die Massierung der Pfähle ist aus diesem angeführten Grunde ohne weiteres erklärlich. Eine ganz ähnliche Häufung von Pfählen innerhalb der Pfahlreihen war übrigens auch über eine ganze Strecke an der 750 m langen Teterower Brücke festzustellen. 10 ) Die Pfahlreihen standen im Lichten im Durchschnitt 3,5 m auseinander. Die Pfähle waren überwiegend aus Eichenrundholz hergestellt und die Spitzen mit der Axt vielkantig zugeschlagen. Eine größere Zahl von Pfählen hatte man aus stärkeren Eichenstämmen vielkantig zugearbeitet. Nur vereinzelt konnten Pfähle aus Weichholz nachgewiesen werden. In dem Gebiet vor der Burg konnten von beiden Brücken eine größere Anzahl eichener Jochbalken freigelegt werden. Während die Balken der älteren Anlage 3,8 m lang waren, maßen die der jüngeren 5,2 m. Die letzteren waren sehr schwer und meist aus ganzen Baumstämmen hergestellt, die man kantig zugerichtet hatte (Taf. 46b). Mit den Vierkantlöchern waren die Jochbalken über zwei Pfähle gelegt, von denen einer senkrecht, der andere schräg im Grunde steckte. Im Ostteil des Schnittes, unmittelbar vor dem sogenannten Brückenhaus, über das weiter unten berichtet wird, fehlten auf 5 m Länge zahlreiche Pfähle (Taf 43b). Sie lagen z. T. in ganzer Länge in der Brückentrasse auf dem Seegrund und im Moor. Da auf einem der Pfähle ein eisernes Schwert lag, kann angenommen werden, daß die Pfähle von den Burgleuten bei einem Angriff herausgezogen wurden. In diesem Gebiet wurden zwischen den Pfahlreihen zahlreiche faust- bis kopfgroße Steine beobachtet, die vielleicht auch von einem Provisorium herrühren (Taf. 43 a). Der Suchschnitt 4 hatte eine Länge von 20 m. Er war 4 m breit und lag auf einem sehr steinigen Horst, der sich zwischen dem Ufer und dem tieferen See befand (Taf. 44 a). In ihm wurden beide Pfahlreihen ermittelt. Die Pfahlstümpfe steckten etwa 0,7 m in dem tonigen Untergrund. Auf dem gleichen Horst wurde auch der Schnitt 5 eingetieft, der 20 m lang und 3 m breit war (Beilage 1). Auch hier konnten die Pfahlstümpfe nachgewiesen werden, so daß sicher ist, daß die Brücke über diesen Horst hinweggeführt wurde. Am ostwärtigen Hang des Horstes lag der Suchschnitt 6, dessen Ausdehnung 3 X 8 m betrug. Hier waren nur wenige Pfähle erhalten. Da dieses Gebiet als Wiese genutzt wird, sind wahrscheinlich schon viele Pfahlstümpfe herausgezogen worden. In einer Senke zwischen dem Seeufer und diesem Horst wurden die Schnitte 7 und 8 angelegt, die eine Größe von 4 x 7 bzw. 3 x 6,5 m hatten (Beilage 1). In beiden Schnitten wurden die Pfahlreihen der Brücke angetroffen. Die Pfähle steckten im sandig-lehmigen Seegrund, über dem sich eine 1,5 m mächtige Torfschicht abgesetzt hatte (Abb. 8a), über der eine dünne 10

) W. Unverzagt u. E. Schuldt, 1903, S. 31.

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Kalkmuddeschicht lag (Abb. 8b), die wiederum in Torf eingebettet war (Abb. 8c). In diesem Gebiet war die Brückenführung an der Oberfläche als flache, dammartige Erhebung zu erkennen. Sie wurde durch mehrere schmale, sandige Streifen gebildet, die sich innerhalb der Pfahlreihen befanden (Abb. 8d, e). Da sich im Schnitt 8 in dem flachen Damm über dem Torf auch Siedlungsschutt (Herdsteine, Knochen und Tonscherben) befanden, ist es möglich, daß in einer späteren Phase die Brücke in diesem Abschnitt in eine Straße umgewandelt wurde. In Teterow konnten solche Vorgänge sehr deutlich erkannt werden. 11 )

Abb. 8. Schnitt 7. Ostprofil mit Briickenresten

Der am landseitigen Ende der Brücke eingetiefte Schnitt 9 hatte zunächst eine Ausdehnung von 10 X 1,5 m. An ihn wurde später ein Ost-Westschnitt von 15 m Länge und 2,5 m Breite angehängt. In diesem Schnitt gingen die Pfahlreihen der Brücke zu Ende, und hier hat sich der Uferbalken befunden, von dem nur noch andeutungsweise Reste erhalten waren. Diese lagen nur 10 cm unter dem Wiesentorf, und sie waren offensichtlich bei der früheren Beackerung weitgehend zerstört worden. Die Brücke endete im Gebiet der Vorburg, und ihr Zugang war durch diese geschützt. Sie hatte vom landseitigen UferbaJken ab gerechnet bis zum Tor der älteren Hauptburg eine Länge von 320 m. b) Die Konstruktion der Brücke An verschiedenen Stellen konnte im Schnitt 3 die Bauart der Joche genau untersucht werden. Es zeigte sich, daß das Joch aus zwei senkrechten Standposten bestand, an die schräg von der Seite her ein Stützpfosten geschlagen war. Über diese Pfahlpaare wurde der an den Enden vierkantig gelochte, eichene Träger gelegt und notfalls mit einem Keil in die Waagerechte gebracht. Diese Joche standen zumindest in der Nähe der Burg 1,2 bis 1,5 m auseinander, und sie waren durch Oberzüge aus Eichen- und Birkenstangen miteinander verbunden. Vom Belag wurden keine Reste angetroffen. Die eichenen Träger der älteren Brücke waren durchgängig 3,5 m lang, und sie hatten einen Querschnitt von 1 5 x 8 cm (Abb. 9c, d). Erheblich länger und schwerer waren die Träger der jüngeren Joche, die zwischen 4,8 und 5,2 m differierten und deren Querschnitt 28 X 21 cm betrug (Abb. 9a, b). Die Konstruktion der Joche gleicht völlig der der Teterower Brücke, und es kann daher angenommen werden, daß auch der Oberbau in derselben Weise gebaut war, d. h., daß der auf den Oberzügen liegende Belag mit eichenen Rödelleisten in sich befestigt war. 12 )

4. Die Hauptburg Auf einer sehr flachen Insel, etwa 250 m vom ehemaligen Ostufer entfernt, liegt die Hauptburg von Behren-Lübchin. Die Insel hat einen Durchmesser von wenig mehr als 100 m, und sie wurde vollständig für die Burg in Anspruch genommen. Heute sind Insel und Burg von n

) W. Unverzagt u. E . Schuldt, 1963, S. 28ff. ) \V. Unverzagt u. E. Schuldt, 1963, 45ff., Abb. 25.

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Kalkmuddeschicht lag (Abb. 8b), die wiederum in Torf eingebettet war (Abb. 8c). In diesem Gebiet war die Brückenführung an der Oberfläche als flache, dammartige Erhebung zu erkennen. Sie wurde durch mehrere schmale, sandige Streifen gebildet, die sich innerhalb der Pfahlreihen befanden (Abb. 8d, e). Da sich im Schnitt 8 in dem flachen Damm über dem Torf auch Siedlungsschutt (Herdsteine, Knochen und Tonscherben) befanden, ist es möglich, daß in einer späteren Phase die Brücke in diesem Abschnitt in eine Straße umgewandelt wurde. In Teterow konnten solche Vorgänge sehr deutlich erkannt werden. 11 )

Abb. 8. Schnitt 7. Ostprofil mit Briickenresten

Der am landseitigen Ende der Brücke eingetiefte Schnitt 9 hatte zunächst eine Ausdehnung von 10 X 1,5 m. An ihn wurde später ein Ost-Westschnitt von 15 m Länge und 2,5 m Breite angehängt. In diesem Schnitt gingen die Pfahlreihen der Brücke zu Ende, und hier hat sich der Uferbalken befunden, von dem nur noch andeutungsweise Reste erhalten waren. Diese lagen nur 10 cm unter dem Wiesentorf, und sie waren offensichtlich bei der früheren Beackerung weitgehend zerstört worden. Die Brücke endete im Gebiet der Vorburg, und ihr Zugang war durch diese geschützt. Sie hatte vom landseitigen UferbaJken ab gerechnet bis zum Tor der älteren Hauptburg eine Länge von 320 m. b) Die Konstruktion der Brücke An verschiedenen Stellen konnte im Schnitt 3 die Bauart der Joche genau untersucht werden. Es zeigte sich, daß das Joch aus zwei senkrechten Standposten bestand, an die schräg von der Seite her ein Stützpfosten geschlagen war. Über diese Pfahlpaare wurde der an den Enden vierkantig gelochte, eichene Träger gelegt und notfalls mit einem Keil in die Waagerechte gebracht. Diese Joche standen zumindest in der Nähe der Burg 1,2 bis 1,5 m auseinander, und sie waren durch Oberzüge aus Eichen- und Birkenstangen miteinander verbunden. Vom Belag wurden keine Reste angetroffen. Die eichenen Träger der älteren Brücke waren durchgängig 3,5 m lang, und sie hatten einen Querschnitt von 1 5 x 8 cm (Abb. 9c, d). Erheblich länger und schwerer waren die Träger der jüngeren Joche, die zwischen 4,8 und 5,2 m differierten und deren Querschnitt 28 X 21 cm betrug (Abb. 9a, b). Die Konstruktion der Joche gleicht völlig der der Teterower Brücke, und es kann daher angenommen werden, daß auch der Oberbau in derselben Weise gebaut war, d. h., daß der auf den Oberzügen liegende Belag mit eichenen Rödelleisten in sich befestigt war. 12 )

4. Die Hauptburg Auf einer sehr flachen Insel, etwa 250 m vom ehemaligen Ostufer entfernt, liegt die Hauptburg von Behren-Lübchin. Die Insel hat einen Durchmesser von wenig mehr als 100 m, und sie wurde vollständig für die Burg in Anspruch genommen. Heute sind Insel und Burg von n

) W. Unverzagt u. E . Schuldt, 1963, S. 28ff. ) \V. Unverzagt u. E. Schuldt, 1963, 45ff., Abb. 25.

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Abb. 9. Jochbalken der älteren (c, d) und jüngeren (a, b) Brücke. 1:20

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einem dichten Bruchwald eingeschlossen. Die Insel selbst ist teilweise mit Fichten bewachsen, die aber in dieser fremden Umgebung nicht recht gedeihen wollen. Bei Sondierungen in der näheren Umgebung der Insel zeigte sich, daß sie einstmals im Süden und Westen von tieferem Wasser umgeben war. Im Norden schließt sich eine weitere sehr flache und steinige Insel an, lediglich ein etwa 10 m breiter Graben trennt beide voneinander. An der dem Ufer zugewandten Ostseite ist das Moor verhältnismäßig flach, in unmittelbarer Nähe der Insel gibt es aber tiefere Stellen. In der weiteren Umgebung befindet sich besonders im Süden und Westen ein tiefgründiges Moorgebiet mit mehreren offenen Wasserstellen, den letzten Resten des einstigen „Lübchiner Sees" (Abb. 2). Die Burgwallinsel lag vor ihrer Bebauung so flach im Wasser, daß sie zumindest zeitweise vom See überspült wurde. Ihre Oberfläche bestand aus ausgewaschenem, grobem Kies, in dem Reste von Wasser- und Uferpflanzen erhalten waren. Eine Humusdecke war nicht ausgeprägt. Unter der Oberfläche steht gelb-blauer Ton an. Die Ränder der Insel fallen im Untergrund nur im Süden verhältnismäßig steil ab. Bei Beginn der Untersuchungen machte die Insel einen stark gestörten Eindruck. Im Ostteil befand sich eine große Vertiefung, die etwa '/ 5 der ganzen Fläche umfaßt. In diesem Teil sind Wall und Innenraum der Burg für Meliorationszwecke in die Wiesen abgefahren worden. Zum Teil hat man dieses Material auch für einen Weg benutzt, der von Nordosten her auf die Burg führt. In der verbliebenen Innenfläche befanden sich zahlreiche kleinere Eintiefungen, die wohl von den Sondierungen der 90er J a h r e herrühren. Zur Untersuchung der H a u p t b u r g wurden die Schnitte 1, l a , i b , 2, 2a, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24 und 25 angelegt (Abb. 4; Beilage 1).

a) Die Wälle und Tore der Burg Die außerordentlich gute Erhaltung der Bauhölzer des Walles, die bei der Anlage des Schnittes I während der Voruntersuchung festgestellt wurde, veranlaßte den Ausgräber, diesen Teil der Burg besonders gründlich zu untersuchen. Deshalb wurden neben dem Schnitt 1 die Eintiefungen 1 a, l b , 2, 2a, 15, 16 und 17 vorgenommen, durch die eine zusammenhängende Fläche von 1250 qm im Südteil der Burg zur Untersuchung gelangte (Abb. 4). Dazu kamen später noch die Wallschnitte 20 bis 25 im Westen und Norden der Anlage. Im Schnitt 1 hatte sich gezeigt, daß der Kern des Walles zum Burginnern und zur Front hin durch eichene Bohlenwände begrenzt war, die ursprünglich senkrecht in dem tonigen Untergrund eingelassen wurden und die später in eine schräge Stellung gerieten (Beilage 3 b und c). Die Basis des Wallkerns bestand aus gespaltenen und runden Stämmen, die in Wallrichtung auf den tonigen Grund gelegt waren (Beilage 3d). Diese hatte man mit einer starken Torfschicht abgedeckt, in der sich zahlreiche Moospolster erhalten hatten (Beilage 3e). Darauf h a t t e man dann die Holzerdeschichten des Walles geschüttet, die breit auseinander geflossen sind (Beilage 3f). In dieser Schüttung waren einzelne Pfosten und Bohlen vom Unterbau des Wehrganges erhalten geblieben. Zur Front hin war der Wall durch einen sockelartigen Vorbau verstärkt. Dieser war etwa 1,5 m breit und durch 2 eichene Bohlenreihen begrenzt, die dicht hintereinander eingelassen waren (Beilage 3g). Die Füllung des Sockels bestand aus kiesigem Boden, in dem zahlreiche längsliegende runde und gespaltene Hölzer, meist aus Buche, eingebettet waren (Beilage 3 h). Die ursprünglich senkrecht stehenden Bohlen des Sockels sind nach vorn herausgedrückt worden, wobei Teile der Füllung über die Bohlen hinausrutschten. Zum Wasser hin befand sich vor der äußeren Wand des Sockels lediglich ein sandiger Keil, der sich anscheinend im Laufe der Zeit bildete. Der Sockel wurde zum See hin durch eine 3,5 m breite, flache Berme gesichert, deren vorderer Teil ebenfalls aus einer tief eingelassenen eichenen Bohlenwand bestand (Beilage 3k). Über der flachen Berme lagen gespaltene und runde Eichenstämme (Beilage 3i), die mit einer festen Schicht aus

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Die Hauptburg

Sauergras abgedeckt waren. Diese war von einer noch 2 m hohen, sandigen Aufschüttung so fest zusammengepreßt worden, daß sie nur schwer zu entfernen war (Beilage 31). Zum See hin war diese Aufschüttung durch eine Packung aus größeren Feldsteinen gesichert (Beilage 3m). Da die Holzpackung mit der Aufschüttung und der Steinpackung die Sturzschichten des Sockels und die Bohlenwand der Berme überdeckte, muß sie später entstanden

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Abb. 10. Untere Bohlenteile der hinteren Wand des älteren Walles mit den typischen Bearbeitungsspuren. 1:10

sein und zu einer zweiten Wallperiode gehören. Vor dem Wallbau kamen im Untergrund des Moores zahlreiche Pfahlstümpfe zum Vorschein, die zumindest zum Teil zu einem Brükkenbau gehörten (Beilage 3n). Über und zwischen den Pfählen befand sich im Moor eine ausgeprägte Holzkohleschicht (Beilage 3o). Die in dem schmalen Schnitt 1 gewonnenen Ergebnisse konnten in den Flächenabdeckungen l a und 1 b weiter verbessert werden (Abb. 4). So bot vor allem die Freilegung der Bauteile des Walles über eine größere Strecke Gelegenheit, den einstigen Aufbau genauer zu

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verfolgen. Die eichenen Bohlen der rückwärtigen Wand des Walles waren besonders gut erhalten (Taf. 48b). Sie waren unterschiedlich tief in den tonigen Untergrund eingelassen, und während sie im Schnitt 1 b nur etwa 0,8 m im Ton steckten, standen sie am Westrand des Schnittes 1 a fast 2 m tief. In diesem Abschnitt hatte man die Wand auf das abfallende Ufer der Insel gesetzt. Einzelne Bohlen wurden herausgezogen, und dabei zeigte sich, daß sie entweder sorgfältig angespitzt oder stumpf abgeschlagen waren. Die Planken hatten meist einen fünf- oder sechskantigen Querschnitt. Sie wurden mit der Axt aus starken Eichenstämmen hergestellt, wobei die eine Breitseite flach, die andere dreikantig bear-

to.o •—M

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Abb. 11. a) vollständige Bohle der vorderen Wand des Walles; b, c) Bohlen der inneren Wand des Sockels; d) gekehlte Bohle der vorderen Wand des Sockels. 1 : 20

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beitet wurde (Abb. 10). Die Breite schwankte zwischen 25 und 40 cm. Sie waren im unteren Teil häufig geknickt, und dadurch kam der obere Teil so tief zu liegen, daß bei einigen Stücken die einstige Höhe über dem Burginnern ziemlich sicher mit 4 m ermittelt werden konnte (Beilage 4b). Die vordere Bohlenreihe des Walles verlief durchgängig in 3,5 m Abstand von der rückwärtigen Wand (Beilage 4c). Sie war fast überall schräg nach außen gedrückt, und nur im Ostteil des Schnittes l b waren einige Bohlen senkrecht stehengeblieben (Beilage 4c). Die Bohlen waren in derselben Art bearbeitet wie die anderen, sie waren aber wesentlich kürzer, und bei einer abgebrochenen konnte im Schnitt l a die einstige Länge mit 3,2 m festgestellt werden (Abb. I I a ) . Diese Bohle hatte am oberen Ende einen Fingerzapfen. Durch die Auffindung der Bohle mit dem Fingerzapfen konnten zahlreiche eichene Balken, die an den Enden vierkantig gelocht waren, erstmalig in ihrer Zweckbestimmung erkannt werden. Diese eichenen Balken lagen in regelmäßigen Abständen im Wallkern über der Torfpackung, und sie waren im rückwärtigen Teil der Kernpackung mit kleineren, eichenen Pfählen „festgenagelt" (Taf. 49). Durch den Fingerzapfen konnte nachgewiesen werden, daß sie mit ihrem vorderen Ende über die Bohlen der Wallfront gelegt wurden und dadurch diese in ihrer Lage hielten. Jede einzelne Bohle der vorderen Wand des Walles wurde durch einen solchen Anker- oder Spannbalken im Wallkern gehalten. Die durchgängig 2,6 m langen Anker- und Spannbalken sind meist vierkantig gearbeitet und an den Enden drei- oder mehrkantig zugeschlagen (Abb. 12). An einem Ende ist ein kleineres drei- oder vierkantiges Loch eingestemmt, am anderen ist diese Durchlochung rechteckig und in der Größe dem Fingerzapfen angepaßt. Dieses Ende der Balken blieb meist nicht erhalten; da es verhältnismäßig hoch eingebaut war, ist es im Laufe der Zeit vergangen. Auffallend ist auch, daß ein Teil der Balken in der Mitte zerbrochen und auseinandergezogen war, sie müssen also einem starken Druck oder Zug ausgesetzt gewesen sein (Beilage 4d). Über diesen Spannbalken kamen im Schnitt 1 a in den sandigen Schüttschichten noch gut erhaltene Teile vom Unterbau des Wehrganges zutage. Es handelte sich dabei um kastenartige Einbauten im hinteren Wallteil (Taf. 48; Beilage 4e). Sie bestanden aus 4 bis 5 m langen, eichenen Pfosten, die in 1,2 m Abstand voneinander im Wall standen und die anscheinend das Gerüst der Vorderseite des Wehrganges bildeten (Abb. 13b). Über diese Pfosten waren in Abständen die vierkantig gelochten Enden eichener Bohlen geschoben (Abb. 13a). Diese Konstruktion wurde in Wallrichtung durch gespaltene, eichene Stämme miteinander verbunden (Abb. 14f; Taf. 48, 49a), so daß ein kastenartiges Gerüst entstand, das der Wallfüllung den nötigen Halt gab. Bei der gewaltsamen Zerstörung des Walles wurden auch diese Verstärkungen aus ihrer Lage gerissen, und die starken Pfosten knickten wie Streichhölzer. Die mehrkantigen Pfosten der vorderen Reihe des Wehrganges waren mit den angespitzten unteren Enden fest in die Holzpackung des Wallkerns geschlagen worden; einzelne Pfosten steckten sogar noch ein Stück im Tongrund. Die oberen Enden der Pfosten konnten weder im Schnitt l a noch l b ermittelt werden. Die eichenen Spannbalken, mit denen die vorderen und hinteren Pfosten des Wehrganges verbunden wurden, waren entweder an beiden Enden vierkantig gelocht oder nur an einem und am anderen mit einer hakenartigen Auskehlung versehen (Abb. 15). Sie waren zwischen 2,2 und 2,4 m lang und hatten einen rechteckigen oder fünfkantigen Querschnitt. Mit dem größeren Loch hatte man sie immer über die vorderen Pfosten des Wehrganges geschoben (Abb. 17). Durch die Flächenabdeckung konnte auch die sockelartige Verstärkung des Walles über eine größere Strecke genau verfolgt werden. Die doppelte Plankenwand war in der ganzen Ausdehnung der Schnitte vorhanden (Taf. 52). Sie war im Westteil des Schnittes l a fast waagerecht nach außen gedrückt worden (Taf. 56b), so daß sich die einstige Höhe der Wände annähernd ermitteln ließ. Zunächst konnte festgestellt werden, daß die innere Wand gegenüber der äußeren um etwa 1,3 m niedriger war. Die Planken dieser inneren Wand waren ebenfalls mit Fingerzapfen versehen, durch die sie mittels kurzer Ankerhölzer im Wall

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Ewald Schuldt

Abb. 12. Eichene Ankerbalken aus dem Kern des älteren. Walles. 1:10

Abb. 13. a) Spannbalken für den Unterbau des Wehrganges des älteren Walles; b) Pfostenteile vom Wehrgang des älteren Walles. 1:10

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gelialten wurden (Taf. 53b). Während ein vierkantig gelochtes Ende der Ankerbalken über dem Fingerzapfen der Planke des Joches saß, war das andere gelochte oder einseitig gekehlte E n d e mit einem kleinen Pfahl hinter der vorderen W a n d des Wallkerns befestigt. Es konnten einige vollständig erhaltene eichene Ankerhölzer geborgen werden; sie waren vierkantig bearbeitet, a n den E n d e n glatt oder kantig zugeschlagen und zwischen 1,20 und 1,35 m lang (Abb. 20b bis d). Das Baumaterial für die .Füllung des Sockels bestand auf der ganzen freigelegten Strecke aus Sand und Kies, in dem zahlreiche langliegende Hölzer eingebettet waren (Beilage 4f). I m Westteil des Schnittes l a lagen die vorderen Bauteile des Walles und des Sockels durch das Nachgeben bzw. Abrutschen des Untergrundes sehr tief;

A b b . 14. S c h n i t t l a . Profildctail. a) Bohle der r ü c k w ä r t i g e n W a n d ; b) T o r f p a c k n n g im W a l l k e r n ; c) A n k e r b a l k e n f ü r die vordere W a n d des Walles; d) l ' f o s t e n des W e h r g a n g e s ; e) R e s t des S p a n n b a l k e n s vom U n t e r b a u des Wehrg a n g e s ; f) gespaltene eichene Verbindungshölzer im U n t e r b a u des W e h r g a n g e s . 1 : 1 0

sie h a t t e n zwar keine Verbindung mehr miteinander, waren aber ausgezeichnet erhalten geblieben. So konnten auch einige Bohlen der beiden Wände des Sockels in ganzer Länge geborgen werden. Die mit Fingerzapfen versehenen Stücke waren zwischen 4,2 und 4,5 m lang und 0,35 bis 0,45 m breit (Abb. 11b, c). Eine zwar zerbrochene, aber noch vollständige Bohle der vorderen W a n d des Sockels h a t t e einen ilachrunden oberen Abschluß u n d war 1,4 m vom E n d e entfernt an einer Seite ausgekehlt (Abb. 1 td), sie h a t t e eine Länge von 5,3 m und einen fünfkantigen Querschnitt. Die Konstruktion der Berme konnte im Schnitt 1 b am besten erkannt werden. Sie verlief dort in 3,5 m Breite vor dem Sockel u n d war zum See durch breite, eichene Planken begrenzt, die im tonigen Grund eingelassen und von der Steinpackung des jüngeren Walles z. T. überdeckt waren (Taf. 54; Beilage 4g). Die Planken h a t t e n in diesem hochgelegenen Teil wohl nur eine Länge von 1,4 bis 1,6 m und wurden zum Wall hin durch eichene Ankerbalken gehalten. Diese h a t t e n eine Länge von 2.6 bis 2,8 m und waren an den E n d e n vierkantig gelocht. Ein Ende h a t t e m a n über die Fingerzapfen der Planke gelegt und das andere durch einen Pfahl in die mit Faschinen durchsetzten Bauschichten der Berme befestigt (Beilage 4h). Einige dieser Hölzer waren vollständig erhalten, sie unterschieden sich von den entsprechenden Balken im Wall dadurch, daß sie an dem Ende, mit dem sie über die Bohlen gelegt wurden, mit auffallend langen Spitzen versehen waren (Abb. 16), die manchmal stark stilisierten Tierköpfen glichen. 13 ) " ) Abgebildet bei E . S c h u l d t , 190 (e), Abb. 38 u n d 39.

Die H a u p t b u r g

Abb. 15. Eichene Spannbalken vom Unterbau des Wehrganges des älteren Walles. E t w a 1:10 3

Schaidt

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E W A L D SCHULDT

Im Schnitt l a lag die Berme im Westteil sehr tief, und es entstand der Eindruck, als ob in diesem Gebiet der Untergrund stark nachgegeben hätte. Deshalb war hier auch bei der Errichtung des 2. Walles eine erhebliche Auf höhung erfolgt. Man benutzte dazu offensichtlich Baureste des zerstörten älteren Walles (Beilage 4i), brachte aber auch mehrere Faschinenschichten auf (Beilage 4n). Die jüngere Anlage entstand im wesentlichen auf den Trümmern der älteren in der Höhe der Berme. Dabei kam die Steinpackung des jüngeren Baues meist über der zerschlagenen Plankenwand der Berme zu liegen (Beilage 4k). Von dem hinter der Steinpackung errichteten jüngeren Wal I wurden in der Aufschüttung nur wenige hölzerne Konstruktionsteile angetroffen. Lediglich im Westteil des Schnittes 1 kamen die Grundrisse hölzerner Kästen zum Vorschein, die zweifellos zur jüngeren Bauperiode gehörten. Sie waren etwa 3,2 m tief und

1,5 m breit und aus Bohlen gebaut, die an den Ecken verzahnt waren (Beilage 41). Zwischen der Vorderseite der Kästen und der Steinpackung kamen verschiedentlich senkrechtstehende Bohlenstümpfe zum Vorschein, so daß anzunehmen ist, daß zumindest die Front dieser Anlage aus einer eichenen Palisade bestand, hinter der die Kästen errichtet waren. Die Steinpackung vor der Front des Walles endete im Westteil des Schnittes l a . Da die Steine in diesem Teil besonders hoch heraufgepackt waren, schienen sie eine Torfahrt zu markieren (Beilage 4k; Taf. 58a). Diese Vermutung bestätigte sich in den Schnitten 2 und 2 a, die im Anschluß an den Schnitt 1 a eingetieft wurden (Abb. 4). Die Steinpackung setzte am Westrand des Schnittes 2a wieder ein, so daß eine Lücke von 6 m vorhanden war. Unmittelbar an dieser Lücke endeten vor dem Wall die eichenen Träger einer Brücke (Taf. 46 a). Etwa in der Mitte zwischen der Lücke in der Steinpackung kamen quer zur Wallrichtung die unteren Reste von 5 starken eichenen Pfosten zum Vorschein, die etwa 0,70 m auseinander standen (Beilage 4m). Die vielkantigen Pfosten hatten einen Durchmesser von 18 bis 20 cm, sie waren am unteren Ende stumpf abgeschlagen, und der am besten erhaltene Rest war auf eine breite, eichene Bohle gesetzt worden. Im Ostprofil des Schnittes l b waren die Bauabschnitte beider Wälle besonders gut zu erkennen (Beilage 4), und die Deutung des Ostprofils des Schnittes 1 (Beilage 3) fand hier seine Bestätigung. Im ganzen Schnitt 2 a lagen die Bauteile des älteren Walles sehr tief, und die im Westteil des Schnittes 1 a beobachteten Störungen der Konstruktion setzten sich hier fort. Sie waren sogar so stark, daß von einem regelrechten Durcheinander gesprochen werden kann (Taf. 47 b).

Die Hauptburg

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Dies ist anscheinend durch ein Nachgeben und Abrutschen des tonigen Untergrundes entstanden. Man setzte nämlich in diesem Teil die Bohlen der inneren Wand des Walles auf das abfallende Ufer der Insel, die hier besonders flach war. Deshalb mußten die Bohlen tief eingelassen und das Burgplateau stark aufgehöht werden. Einige Bohlen, die wir mit dem Hebezug herausziehen konnten, steckten über 2 m tief im Ton. Die rostartige Holzpackung an der Basis des Walles, die mit Torf abgedeckt war, lag in diesem Teil so tief, daß sie nicht freigelegt werden konnte. Während die rückwärtige Bohlenwand im Schnitt 2a völlig intakt geblieben war (Beilage 4b), ließen die Bohlen der vorderen Wand sich nur an einzelnen Stellen nachweisen (Beilage 4c). Sie waren z.T. mit den unteren Enden seewärts herausgerutscht, und bei einigen Bohlen blieb dabei die ursprüngliche Verbindung zwischen Fingerzapfen und Spannbalken erhalten (Abb. 17; Taf. 57 a). Andere wurden durch den Druck der ab-

rutschenden Erdmassen des Walles aus ihrer Stellung gerissen und geknickt, so daß sie in den Untergrund gerieten und damit vollständig erhalten blieben. Die Bohlen waren zwischen 0,30 und 0,43 cm breit, hatten meist einen fünfkantigen Querschnitt und sämtlich einen kräftigen Fingerzapfen (Abb. 18). Durch das Abrutschen des Wallkerns waren auch die Einbauten für den Wehrgang in eine tiefere Lage geraten und dadurch besser erhalten, so daß die im Schnitt 1 a gemachten Beobachtungen nochmals nachdrücklich bestätigt werden konnten (Beilage 4e). Das kastenartige Gerüst mit Pfosten, Ankerhölzern und Querverbindungen war gut erhalten (Abb. 19). Die Pfosten waren mehrfach rechtwinklig geknickt und die eichenen Ankerbohlen am hinteren Teil abgeschlagen (Taf. 50a). An diesen Bauteilen war eine gewaltsame Zerstörung deutlich zu erkennen. Interessant war die Verlängert*

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EWALD SCHULDT

rung eines Pfostens im Unterbau des Wehrganges: Man hatte das untere und das obere Ende von 2 Pfostenteilen versetzt nebeneinander in den rechteckigen Durchlochungen kurzer, eichener Bohlenstücke verkeilt und so eine stabile Verlängerung eines Pfostens hergestellt. Während ein Bohlenstück noch in situ saß, war das andere ausgebrochen. Seltsamerweise waren die beiden Bohlenwände des Sockels nicht nach unten weggerutscht, sie waren vielmehr hochgeschoben und flach weggedrückt worden. Dadurch blieben einige in ganzer Länge mit den Fingerzapfen erhalten (Taf. 57b). Auch einige vollständige Ankerhölzer für die Befestigung der Bohlen wurden aufgefunden (Abb. 20a, e). Bei einigen Bohlen der vorderen Reihe des Sockels konnte ein flachrunder Abschluß beobachtet werden, darunter befanden sich 2 ursprünglich nebeneinander eingesetzte Bohlen, die 1,3 m unterhalb der oberen Enden einseitig ausgekehlt waren, so daß sich in der Wand ein rechteckiges Loch für irgendeinen Einbau befunden haben muß. Über diesen Bohlen lag das Endstück eines

Abb. 18. Schnitt 2 a. Obere Bolilenteile der vorderen Wand des älteren Walles. 1:10

Die Hauptburg

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eichenen Balkens mit großem, rechteckigem Loch. Eine vor dieser Bohlenwand liegende vielkantige, 6 ni lange, eichene Stange war an einem Ende vierkantig gelocht und zapfenartig abgesetzt; für sie konnte vorerst keine Zweckbestimmung ermittelt werden. Bei der Zerstörung der Befestigung und dem damit verbundenen Wegrutschen der unteren Bauschichten des Walles im Südteil der Burg gerieten auch Teile vom Oberbau des Wehrganges in eine so tiefe Lage, daß sie bei der späteren Planierung für den Neubau nicht erfaßt wurden und dadurch erhalten blieben. Im Schnitt 2a war ein Pfosten der vorderen Seite des Wehrganges zum See herausgebrochen worden. Auf dem zapfenartig abgesetzten oberen Ende steckte in einem vierkantigen Loch das Ende einer geknickten, 2,05 m langen, 15 cm breiten und 5 cm dicken, eichenen Bohle, die in der Mitte und am anderen Ende ebenfalls vierkantig gelocht war (Abb. 22d). Noch im Kontakt mit dem ausgebrochenen, mittleren Loch befand sich ein eichenes Bohlenstück von 0,8 m Länge, 14 cm Breite und 6 cm Dicke,

Abb. 19. Schnitt 2a. Profilausschnitt. a) Holzpackung an der Basis des Walles; b) darüber aufgebrachte Torfschieht; c) Ankerbalken; d) vordere Pfosten des Wehrganges; e) Spannbalken im Unterbau des Wehrganges; f) Längshölzer im Unterbau; g) rückwärtige Bohlenwand des Walles

das an den Enden mit Fingerzapfen versehen war (Abb. 22b). Ein Zapfen steckte in dem mittleren Loch der Bohle. Ein Ende davon entfernt lag ein weiteres Bohlenstück dieser Art (Abb. 22c), das mit einem Zapfen in dem vierkantigen Loch eines fünfkantigen, eichenen Lattenrestes steckte. Dieser annähernd 2 m lange Lattenteil hatte in 1 m Abstand ein weiteres Loch und war am anderen Ende für eine Anblattung zugerichtet (Abb. 22a). Das Lattenstück war 12 cm breit und 8 cm hoch. Ein anderer eichener Lattenrest von über 2 m Länge und fast quadratischem Querschnitt gehörte wohl auch zur Dachkonstruktion des Wehrganges (Abb. 22e). Das Stück hatte an einer Seite in Abständen von etwa 1 m kantige Auskehlungen. In einer dieser Auskehlungen war die Latte vierkantig durchlocht. Die Berme war an diesem Teil bastionsartig verbreitert, ihr äußerer Rand war halbrund in den See vorgebaut (Taf. 58; Beilage 4o). Auch hier waren die Bohlen mit Fingerzapfen versehen und mittels eichener Spannbalken nach rückwärts befestigt (Taf. 58b; Beilage 4p). Auf diesem Vorbau stand anscheinend ein festes Haus, von dem im Schnitt 2 a unter den nach vorn herausgedrückten Bohlen des Sockels Teile des Grundrisses gefunden wurden (Taf. 59). Es handelte sich dabei um vierkantig bearbeitete, eichene Balken mit Querschnitten von 20 x 26 cm und 20 x 15 cm. Sie waren durch das Nachgeben des Untergrundes und durch den Sturz des Walles völlig aus ihrer Konstruktion gerissen worden. Ein annähernd vollständiger Balken ist noch 4,2 m lang, an den Enden für einen Eckverband vierkantig gekehlt und mit Löchern für die Befestigung im Boden versehen (Abb. 21). In einem Loch steckte noch ein Pfahlrest. An einer Breitseite ist der Balken fast in ganzer Länge genutet. Die beiden anderen Balkenreste besitzen keine Nuten. Man kann wohl annehmen, daß der vollständige Balken die Seitenlänge des Hauses angibt, die demnach 3 m betragen hätte. Weitere Bauteile vom Haus konnten aus den stark abfallenden und unter Wasser liegenden Schichten nicht geborgen werden.

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E W A L D .SCHILDT

Ob die starkeii Veränderungen in der Grundkonstruktion des Walles bei der Eroberung der Burg oder bereits früher auftraten, läßt sich nicht sicher entscheiden. Da aber die Erbauer der jüngeren Anlage diese tiefe Stelle im älteren Wall planierten und durch zerbrochene Bauhölzer und mehrere starke Faschinenlagen aufhöhten, möchte man annehmen, daß sie im Verlaufe der Zerstörung der Befestigung auftrat. Bei der Anlage des jüngeren Walles wurde an dieser Stelle das Tor eingerichtet, von dem allerdings keine größeren Reste nachzuweisen waren. Die im Schnitt 1 a aufhörende Steinpackung vor der Front dieses Walles setzte am Westende des Schnittes 2 a wieder ein (Beilage 4k), und an dieser 6 m breiten Lücke

iP M ¡8 1

a

b

c

A b b . 20. Eichene Ankerbalken für die innere W a n d des Sockels der .älteren Befestigung. 1 : 1 0

Die Hauptburg

Abb. 21. Eichene Balkenteile vom Haus auf der Bastion. 1:20

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K w a l d ÖCHL'LDT



b

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Ahl). 22. S c h n i t t 2 a . Bauteile vom Oberbau des W e h r g a n g e s der älteren Befestigung, a) F i r s t l a t t e ; b, c) S t ä n d e r ; d) S p a n n b o l i l e ; e) D a c h l a t t e . E t w a 1 : 1 0

Diu H a u p t b u r g

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endete vor dem Wall eine Brücke mit 5 m langen Trägern (Tai. 46 a). Durch die am Südrand des Schnittes 2 a aufgeschichtete Steinpackung, die sich im Schnitt 2 weiter fortsetzte, wurde die zum Tor der älteren Burg führende Brücke überbaut (Taf. 58b; Beilage 4q). Hinter der Steinpackung kamen hier Reste einer Wand aus eichenen Bohlen zum Vorschein, die im Bauschutt des älteren Walles steckten und daher zur jüngeren Anlage gehören müssen (Taf. 60a; Beilage 4r).

A b b . 23. S c h n i t t 2 . E i c h e n e P f ä h l e zur Befestigung der A n k e r b a l k e n im W a l l der älteren Befestigung, i : 10

In dem westlich an den Schnitt 2 a anschließenden Schnitt 2 war die Wallkonstruktion der älteren Burg wieder gut zu erkennen (Taf. 55; Beilage 4b bis f). Während die Bohlen der rückwärtigen Wand schräg zum Burginnern herausgedrückt und teilweise angebrochen waren, standen die der vorderen Wand noch senkrecht im Boden. Auch die Ankerbalken für die Befestigung dieser Wand im Wallkern waren noch intakt (Taf. 55 a; Beilage 4d), und einige steckten noch mit einem Ende in den Fingerzapfen. Alle Balken waren mit einem Ende mittels kleiner Pfähle in der Holzpackung des Unterbaues „festgenagelt" (Taf. 55b). Die Balken waren auch hier zwischen 2,6 und 2,8 m lang und hatten meist einen rechteckigen Querschnitt Während sie an einem Ende für die Fingerzapfen mit einem größeren, vierkantigen Loch versehen waren, hatte man für die Befestigung im Wallkern am anderen Ende nur ein kleineres Loch eingestemmt (Taf. 73). Die für die Befestigung im Wall benutzten kleineren, eichenen Pfähle waren zwischen 0,70 und 0,90 m lang und hatten einen mehrkantigen Querschnitt (Abb. 23). Mit dem Hebezeug wurden einige Bohlen der Wände herausgezogen, sie steckten zwischen 2 und 3 m im Untergrund und waren entweder spitzwinklig angespitzt oder stumpf angeschlagen. Ihre Breite bewegte sich zwischen 30 und 50 cm, sie hatten meist einen fünfkantigen Querschnitt (Taf. 70), wobei die flache Seite dem Walläußern zugekehrt war. Das kastenartige Gerüst des Wehrgangunterbaues mit den Quer- und Längsverbindungen war hier besonders gut erhalten (Taf. 55b; Beilage 4e). Die gelochten eichenen Spannbalken der Querverbindungen waren an den Bohlen der rückwärtigen Wand sämtlich abgeschlagen

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EWALD SCHULDT

bzw. abgebrochen. Die Stangen der Längsverbindungen waren z.T. durch Auskehlungen in die vorderen Pfosten des Wehrganges eingepaßt. Diese Pfosten waren sämtlich mehrmals wie Streichhölzer geknickt (Taf. 55b). Das Gerüst war hier zusätzlich durch gespaltene Eichenstangen verstärkt, die m a n zwischen die Längsverbindungen schichtete (Taf. 50 b). I m Westteil des Schnittes lagen an einer tief weggedrückten Stange der Längsverbindung hinter einem geknickten Pfosten der vorderen Reihe des Wehrgangs mehrere angespitzte, eichene Bohlenreste von 12 bis 18 cm Breite nebeneinander (Taf. 72a). Man m u ß in ihnen wohl Teile der vorderen Verkleidung des Wehrganges sehen. Am ostwärtigen R a n d des Schnittes endete in Höhe des Hauses auf der Berme die zweireihige W a n d des Sockels, sie wurde im Schnitt 2 einreihig weitergeführt (Taf. 58 a). Die Bohlen standen noch senkrecht, und sie steckten ebenfalls über 2 m tief im Grund. Die Füllung des Sockels bestand aus kiesigem Sand, in dem langliegende, meist gespaltene Buchenstämme eingebettet waren (Beilage 4f). I m Südteil des Schnittes f ü h r t e n die Pfahlreihen der älteren Brücke an den Wall heran, wobei eine Reihe dicht an der bastionsartigen Verbreiterung der Berme verlief. Diese wurden hier im Bogen bis an die W a n d des Sockels herangeführt (Taf. 5 8 a ; Beilage 4o). D a m i t endete auch die Berme im Südteil der Burg, sie setzte jenseits der Brücke nicht wieder ein und fehlte auch in den Schnitten 15, 16 und 17. An ihrer Stelle befanden sich im Schnitt 2 zahlreiche Pfostenbündel der Brücke, die offenbar zu einem noch nicht erreichten Tor f ü h r t e n . I n diesem Teil konnte die F r o n t der jüngeren Wallanlage klar erkannt werden. Die Steinpackung war z. T. ins Moor abgerutscht (Beilage 4 k ) ; unmittelbar hinter ihr verlief eine Wand aus Spaltbohlen, die 50 bis 60 cm im Boden steckten (Beilage 4 r ) . Sie waren zwischen 18 und 25 cm breit und ohne Ausnahme vielkantig angespitzt (Taf. 74c). Erstmals konnten in 3,5 m Abstand von dieser W a n d über dem Sockel der älteren Befestigung humose Verfärbungen einer zweiten W a n d des jüngeren Walles festgestellt werden. Im Schnitt 2 war am Ostprofil der A u f b a u des älteren Walles gut zu erkennen (Abb. 24; Taf. 51b). Der Holzrost zur Aufhöhung der Innenfläche der Burg war unmittelbar hinter dem Wall noch 1 m hoch (Abb. 24a). Die beiden Bohlenwände standen an der Basis k n a p p 5 m auseinander (Abb. 24b). Die Holzpackung auf dem tonigen Grund war seewärts gestaucht und zusammengerutscht, dadurch war sie im rückwärtigen Teil fast ganz verschwunden (Abb. 24c). Sie war mit einer torfigen Schicht abgedeckt, die ebenfalls Verwerfungen zeigte (Abb. 24d). Das kastenartige Gerüst f ü r den Wehrgangunterbau war mit schwarzem, feinsandigem Boden eingeschüttet (Abb. 24 e), der sich scharf von dem mit Soden durchsetzten Keil der Wallböschung abhob (Abb. 24f). I m vorderen, oberen Teil war bei der Anlage der jüngeren Befestigung eine starke Aufhöhung und Planierung erfolgt (Abb. 24g). Diese Aufhöhung setzte sich weiter seewärts fort. Da im Schnitt 2 das Tor der älteren Burg nicht ermittelt werden konnte, machte sich eine weitere Verlängerung der eingetieften Fläche nach Westen notwendig. Dies geschah zunächst durch den Schnitt 15 (Abb. 4). Hier endete der ältere Wall. Während er im Ostteil noch in voller Breite vorhanden war (Beilage 4 a bis d), bogen in der Mitte des Schnittes die äußere Bohlenwand des Wallkerns und die des Sockels nach innen um und endeten an der inneren W a n d des Walles. Der Wallstumpf war durch langliegende Eichenstämme und durch senkrecht stehende Pfosten besonders gesichert (Taf. 60a; Beilage 5g). Im Anschluß daran k a m e n in der einzutiefenden Fläche in Höhe der Baureste des Walles mehrere ausgedehnte Faschinenschichten aus Hasel-, Buchen- und Birkengesträuch zum Vorschein (Beilage 5i). Da die Faschinen z. T. noch intakte Konstruktionsteile des Walles überdeckten, müssen sie bei der Anlage der jüngeren Befestigung eingebaut sein. Als Bauteile der älteren Befestigung waren im Westteil des Schnittes zunächst nur die Bohlen der rückwärtigen W a n d vorhanden, die senkrecht im Boden standen (Beilage 5a). Nach E n t f e r n u n g der meterdicken Faschinenschichten, die bis auf den Grund des moorigen Ufers reichten, kamen zwei Reihen parallel verlaufender, starker Pfostenbündel zum Vorschein (Beilage 5 h). Während

E w a l d Schi'ldt

eine Reihe dicht am Wallstumpf und quer zur WaJlrichtung verlief (Taf. 61a), befand sich die andere 3,5 m daneben (Taf. 61b). Dabei standen die ersteren aus je 3 Pfosten gebildeten Bündel so, daß sie die Bohlen der hinteren Wand des Walles z. T. hinter sich h a t t e n (Abb. 25 b). J e d e Reihe war 5 m lang und bestand aus 5 Bündeln zu je 3 Pfosten (Abb. 25b bis f). Einige Pfosten der westlichen Reihe waren heruntergebrochen und noch in ganzer Länge erhalten (Taf. 61b). Sie konnten wieder aufgerichtet werden und standen d a n n etwa 4,5 m über dem Burginnern. Alle waren aus Eichenstämmen vielkantig zugearbeitet und am oberen Ende mit einem einseitig abgesetzten Zapfen versehen (Abb. 26a, b). 3 Pfosten steckten noch mit den Zapfen in dem vierkantigen Loch einer breiten eichenen Bohle, die in 1,5 m Länge abge-

Abb. 25. Schnitt- 15. Querschnitt mit den Pfostenbündeln des Turmes, a) Bohlen der rückwärtigen Wand des Walles; b bis f) Pfostenbündel; g) Pfosten zur Sicherung des Wallstumpfes; h) Fasehincneinlagen. 1:50

schlagen war. Ein vierter langer Zapfen eines starken Pfostenrestes war von oben in das vierkantige Loch hineingetrieben. Eine ähnliche Beobachtung konnte an einem anderen Pfostenbündel gemacht werden. Am Südrand der Pfostensetzungen lagen zwei vierkantig gelochte Bohlenenden, die durch die Zapfen von abgebrochenen Pfosten noch zusammengehalten wurden (Abb. 27). Aus dieser Beobachtung m u ß geschlossen werden, daß die Pfostenbündel durch eichene Bohlen zu einem R a h m e n verbunden wurden, der das F u n d a m e n t für einen turmartigen Aufbau bildete. Das Untergeschoß dieses Turmes war mit senkrecht eingelassenen eichenen Bohlen verkleidet, von denen die Reste der Westwand noch zum großen Teil im Untergrund erhalten blieben; die Bohlen standen außerhalb der Pfostenbündel u n d waren schräg nach vorn weggedrückt. Sie h a t t e n eine Breite von 20 bis 30 cm und einen mehrkantigen Querschnitt (Abb. 28). An der Süd- und Ostseite der Pfostensetzungen waren nur einzelne Bohlenreste dieser Verkleidung erhalten geblieben. Nach der Freilegung aller Pfosten- und Bohlenreste in diesem Teil des Schnittes ergab sich f ü r den Turm ein Grundriß von 4 x 6 m (Abb-. 29). U n t e r den Faschinen kamen auf dem sandig-toriigen Ufer zwischen den Pfostenreihen zahlreiche herausgezogene 1,5 bis 2 m lange Pfähle zutage. Sie waren zum Teil auf Haufen gepackt, z . T . lagen sie kreuz und quer. Auch einzelne Teile von eichenen Trägern befanden sich darunter. Der Ausgräber möchte in diesem Befund die Reste einer abgebauten Brücke sehen, die bis an die Bohlen der rückwärtigen W a n d des Turmes führte. Einzelne tiefsitzende Pfähle dieser Brücke waren stehengeblieben. Weiter seewärts lagen unter den Faschinen mehrere Teile einer langen, eichenen L a t t e von 5 x 11 cm Stärke. In Abständen von 18 bis 20 cm h a t t e die L a t t e 1,5 bis 2 cm große

Die Hauptburg

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Durchbohrungen, die mit einem Löffelbohrer hergestellt waren (Abb. 26e). In einigen Bohrlöchern steckten noch Reste von eichenen Nägeln. Am Ende eines Lattenstückes war noch ein 18 cm breites, eichenes Brett mit einem Eichenstift auf der Latte befestigt (Abb. 26d). Wahrscheinlich gehörten diese Bauteile zur Außenverkleidung der oberen Turmteile. Im Ostteil des Schnittes kam vor der vorderen Wand des Sockels außer den Brückenpfählen eine tief im Grund eingelassene, quer zum Wall verlaufende Wand aus breiten, eichenen Bohlen zum Vorschein (Beilage 5n). Sie war insgesamt zum See herausgedrückt, hatte eine Länge von 4,5 m und endete außerhalb der Brückentrasse im See. Diese blendenartige Wand gehörte ganz offensichtlich zur älteren Befestigung, sie war fest mit der Bohlenwand des Sockels verbunden, und eine Bohle der Blende stand hinter der Wand des Sockels. Der Zweck dieser Blende ist nicht ganz klar. Sicher ist, daß die Brücke durch sie nicht unter-

Abb. 20. Bauteile vom Turm der älteren Befestigung, a, b) Endstücke der Pfosten vom Turmunterbau; c) Bohle von der Dachkonstruktion; d, e) Bretter und Latten von der Verkleidung. 1:10

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EWALD

SOHULDT

brochen wurde. Man darf daher wohl annehmen, daß die Wand eine erste Sperre am Tor war und über der Brücke einen breiten Durchlaß besaß. Von der jüngeren Befestigung war im Südteil in ganzer Breite des Schnittes eine Reihe eichener Bohlenstümpfe hinter der größtenteils ins Moor abgerutschten Steinpackung erhalten geblieben (Beilage 5o). Ähnlich wie im Schnitt 2 steckten diese durchgehend 1,0 bis 1,2 m langen Reste mit den Spitzen verhältnismäßig flach in den Sturzschichten der älteren Anlage. Im Gegensatz zu den Bohlen der ersten Burg, die nur mühsam mit dem Hebezeug herausgeholt werden konnten, ließen sich die der zweiten Burg fast alle mit der Hand herausziehen. Die Bohlen waren insgesamt wesentlich schwächer als die der Wände der älteren Befestigung. Sie hatten meist einen flachrunden Querschnitt, da man sie aus halbierten, dünneren Eichenstämmen zurechtgeschlagen hatte (Taf. 74c). Im Westprofil des Schnittes ließen sich zum ersten Male zwei Bohlenwände der jüngeren Befestigung nachweisen. Obwohl die Schnittkante bereits außerhalb der westlichen Pfostenreihe des Turmes verlief, waren im Profil nur Bauschichten des jüngeren Walles vorhanden. Von der älteren Befestigung war lediglich im Nordteil des Profils die rückwärtige Bohlenwand des Walles erhalten (Abb. 30a). Vor dieser hatte sich ein keilartiges, mehrschichtiges Sand- und Torfband abgesetzt (Abb. 30b), wie es auch bereits vor der vorderen Bohlenwand des Sockels beobachtet werden konnte (Taf. 52a). Ein solcher Keil hatte sich anscheinend im Laufe einer langen

Abb. 27. Bohlen- und Pfostenreste vom Turm der älteren Befestigung;. 1 : 1 0

Abb. 28. Schnitt 15. Pfosten und Bohlenreste der Ostwand des Turmes der älteren Befestigung. 1 : 2 0

Die Hauptburg

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Zeit vor einer freistehenden Bohlenwand absetzen können. Die darüber und davor liegenden Bauschichten waren auf das abfallende, sandig-moorige Ufer gepackt worden. In dieser fest zusammengedrückten, mit angeschwemmtem Holz durchsetzten Strate lagen zahlreiche Funde, darunter Teile mehrerer Fischreusen, einige Handstöcke und Tongefäße. Die aufgebrachten Bauschichten bestanden im unteren Teil aus mehreren durch Sandschichten voneinander getrennte Faschinenlagen (Abb. 30c). Erst nachdem man ein festes Planum in Höhe des Innenraumes der Burg geschaffen hatte (Abb. 30d), begann man mit dem Bau des Walles, dessen rückwältige Wand aus Bohlen bestand, die nur wenig vor der Wand der älteren Anlage eingeschlagen wurde (Abb. 30e). Die vordere Wand stand knapp 4 m davon

Abb. 29. Schnitt iß. Grundriß dos Turmes am Tor der .älteren Befestigung. 1:100

entfernt (Abb. 30f), und vor ihr war ebenfalls eine mit Steinen durchsetzte, ausgeschwemmte, vielschichtige Sandschicht abgesetzt. Von den aufgehenden Teilen des Walles waren keine nennenswerten Teile erhalten geblieben. Der fehlende ältere Wall im Profil dieses Schnittes war der Anlaß zu weiteren Flächenabdeckungen in westlicher Richtung (Abb. 4, Schnitt 16 und 17). Da auch in diesen beiden Eintiefungen von der älteren Befestigung lediglich eine eichene Bohlenwand als Fortsetzung der rückwärtigen Wand des Walles angetroffen wurde, stand fest, daß die ältere Burg im seewärtigen Teil durch keinen Wall, sondern nur durch eine einreihige Palisade gesichert war (Beilage 5a). Diese bestand aus den gleichen breiten, eichenen Bohlen, wie sie für die Wände des Walles benutzt wurden. Die fünfkantigen, noch senkrecht stehenden Bohlen waren nur etwa 0,8 m in den tonigen Grund eingelassen, sie waren entweder scharf angespitzt oder nur etwas verjüngt (Abb. 38; Taf. 71). Hinter der Palisade befand sich ein 2,5 m breiter Wehrgang, der aus Holz aufgeschichtet (Beilage 51) und im Burginnern durch eine eichene Bohlenwand begrenzt wurde (Beilage 5 m). Der Wehrgang begann an der westlichen Pfostenreihe des Turmes, so daß sicher sein dürfte, daß man von ihm auf den Turm gelangen konnte. Einige kantig bearbeitete eichene Balken lagen quer in der Holzpackung

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E W A L D S C H U L DT

des Wehrganges hinter der Palisade. Ihre Enden waren abgeschlagen, man konnte noch die Ansätze viereckiger Durchlochungen erkennen, so daß hier wahrscheinlich Teile von Spannbalken vorliegen, in denen ein Riegel gehalten wurde, der die Palisade und die Wand des Wehrganges zusammenhielt. Im Schnitt 16 kam vor der Palisade eine Reihe eichener Bohlen zum Vorschein, die als Blende etwa 3 m breit in den See gebaut waren (Beilage 5n). Diese Bohlen standen 1,3 m tief im Grund, sie waren 25 bis 30 cm breit und in der gleichen Art bearbeitet wie die Bohlen in der Palisade. Man muß in dieser Wand wohl eine Schutzblende sehen, die etwaige Angreifer, die auf der Brücke herankamen, von der Palisade fernhalten sollte. Von der jüngeren Befestigung kam im Südteil dieses Schnittes eine Reihe eichener Bohlenstümpfe zutage, die in den See herausgedrückt waren und deshalb mit den angespitzten Enden flach im Boden steckten.

Abb. 30. Schnitt 15. Westprofil, a) Bohlenwand des Tores der älteren Befestigung; b) altes Ufer aus Torf und Sand; e, d) Faschinen- und Sandschichten der jüngeren Bauperiode; e, f) Bohlenwände der jüngeren Befestigung. 1: 40

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Abb. 31. Schnitt 17. Obere Bohlenstücke der vorderen Wand der jüngeren Befestigung. 1 : 1 0

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Abb. 33. Schnitt 17. Konstruktion des Riegels der vorderen Wand der jüngeren Befestigung. 1:10 4 Schuldt

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In dem anschließenden Schnitt 17 war diese Bohlenwand der Front der jüngeren Befestigung in einer Breite von 8 m in ganzer Länge nach außen herausgebrochen und deshalb erhalten geblieben (Taf. 0 3 a ; Beilage 5o). Die eichenen Spaltbohlen waren noch so stabil, daß sie am Westprofil des Schnittes wieder aufgerichtet werden konnten (Taf. 65, 66); sie hatten meist ein Gewicht von 2 bis 3 Zentnern (Taf. 67 b). Die Bohlen waren zwischen 18 und 25 cm breit und hatten einen spitzdreieckigen Querschnitt (Abb. 31). Sie waren aus mittelstarken, meist astfreien Eichenstämmen gespalten und an den Breitseiten kaum überarbeitet. Alle hatten sorgfältig zugerichtete Spitzen (Beilage 5o). E s waren zwei Längen zu unterscheiden: eine Gruppe mit stumpfen, oberen Enden war 4,6 m lang (Beilage 5o), und eine andere mit Fingerzapfen hatte eine Länge von 3,5 m (Beilage 5o). Beide Gruppen lagen in sich zusammen, und da die mit Fingerzapfen versehenen Bohlen von den längeren eingefaßt waren, ist erwiesen, daß die Wallfront zinnenartige Blenden besaß. E s wechselten 3,5 m breite Blenden mit ebenso breiten, flachen Abschnitten ab. Dabei waren die mit Fingerzapfen versehenen, flachen Abschnitte durch eichene Spannbalken mit der in gleicher Weise gestalteten rückwärtigen Wand des Walles verbunden. Reste dieser Spannbalken lagen seewärts vor den Bohlen mit Fingerzapfen. Die Befestigung der längeren Blenden erfolgte durch einen Riegel, der von außen vor der Bohlenwand in 3 m Höhe verlief. E r bestand aus vielkantigen Stangen aus Eichen- und Eschenholz, die in Abständen von 1,5 bis 2,0 m in den vierkantig gelochten Köpfen eichener Spannbalken gehalten wurden (Abb. 32; Taf. 64b). Diese waren hochkantig durch recht-

Abb. 34. Schnitt 17. Kopfstücke eichener Spannbalken für den Riegel der jüngeren Befestigung. 1 : 1 0

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Abb. 35. Schnitt 17. Bohlen der Kästen der jüngeren Befestigung. 1:10

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eckige bzw. dreikantige Auskehlungen in der Bohlenwand gesteckt (Abb. 33; Taf. 6 4 a ; Beilage 5f), und sie reichten wohl auch durch die rückwärtige Bohlenwand des Walles. Die Balken h a t t e n einen flachrechteckigen Querschnitt und einen verbreiterten Kopf, der bogig zulief (Abb. 34; Taf. 67a). Die Verbindung der Stangenteile des Riegels erfolgte derart, daß zwei verjüngte Endstücke in den vierkantigen Durchlochungen der Spannbalken übereinandergeschoben wurden (Taf. 65). Bei der Eintiefung des Schnittes 17 lagen unmittelbar über den herausgebrochenen Bohlen quer zur Wallrichtung in ganzer Höhe der W a n d Bohlen aus Buchenholz (Taf. 63a). Sie waren aus starken Stämmen gespalten und sorgfältig bearbeitet. Ihre Breite schwankte zwischen 12 und 25 cm, und sie waren 4 bis 6 cm dick. I m Abstand von 0,9 bis 1,2 m waren die Bohlen einseitig tief gekerbt (Abb. 35). I n diesen Kerben saßen die Reste gleichartiger Bohlen, die ebenfalls tief gekerbt waren und die so den E c k v e r b a n d eines R a h m e n s bildeten. In einem Falle konnte eine dieser quer zur Wallrichtung liegenden Bohlen bis dicht an die Reste der rückwärtigen W a n d der Befestigung verfolgt werden. D a m i t d ü r f t e erwiesen sein, daß die Innenfläche zwischen den beiden freistehenden Bohlenwänden bis in 3 m Höhe mit Kästen, die aus übereinandergesetzte R a h m e n bestanden, gefüllt war. Diese h a t t e n anscheinend nach oben einen Abschluß aus eichenen Bohlen, die in Wallrichtung gelegt waren und von denen Reste im Wall gefunden wurden. Vor der rückwärtigen W a n d kamen von den Bohlen der Palisade der älteren Befestigung lediglich die untersten Spitzen der Bohlen zum Vorschein. Sie waren in den vielschichtigen Sandkeil vor der Palisade eingeschlagen u n d sind deshalb nahezu restlos vergangen. Am Westrand des Schnittes 17 konnten einige Stümpfe von der Palisade freigelegt werden (Taf. 6 2 b ; Beilage 5h). Die Breite der jüngeren Befestigung war am Westprofil des Schnittes 17 gut zu erkennen (Abb. 36; Taf. 62b). Die Palisade der älteren Befestigung war hier stark nach innen gedrückt worden (Abb. 36a) und h a t t e dabei auch die Hölzer des YVehrganges gestaucht (Abb. 36b). Der vielschichtige Keil aus weißem u n d anmoorigem Sand vor der Palisade (Abb. 36c) h a t t e sich über einem Torfband abgesetzt (Abb. 36d), das sich über dem flach hinziehenden Tonkern der Insel gebildet h a t t e (Abb. 36e). Die rückwärtige W a n d der jüngeren Befestigung wurde dicht vor der Palisade in den Erdkeil eingelassen (Abb. 36 f), während die vordere 3,8 m davon entfernt stand (Abb. 36g). F ü r sie war der Keil seewärts aufgehöht worden, so daß ein durchgehendes Planum entstand (Abb. 36h). Vor der Plankenwand lag eine lockere Steinpackung in feinem, anmoorigem Sand, sie wurde zum See hin durch mehrere langliegende Bohlen gehalten, die hinter eichenen Pfählen übereinandergelegt waren. Vor dieser flachen Begrenzung h a t t e sich im Laufe der Zeit ein Keil aus feinem, weißem und anmoorigem Sand abgesetzt. I n den Wallschnitten 20, 21 und 22 (Abb. 4) zeigten die Profile und die Grundflächen ganz ähnliche Befunde. I m Schnitt 20 waren von der älteren Befestigung die Bohlen der Palisade (Beilage 6b) und die der Begrenzung des Wehrganges (Beilage 6a) im U n t e r g r u n d erhalten. Von der Holzpackung des Wehrganges konnten nur noch die untersten Schichten freigelegt werden (Beilage 6c). Hier wurden offensichtlich bei der Zerstörung dieser Anlage erhebliche Teile abgetragen. Vor der Palisade war der aus feinsandigen Schichten bestehende Keil über dem Ton des Inselgrundes stark ausgeprägt (Beilage 6d); er war beim Bau der jüngeren Befestigung zum See hin durch A u f t r a g sandiger Schichten aufgehöht worden (Beilage 6e). Die rückwärtige Bohlenwand dieses Walles h a t t e m a n direkt vor der Palisade des älteren aufgerichtet (Beilage 6f), während sich die vordere 3,8 m davon entfernt befand (Beilage 6g). Die Steinpackung vor der F r o n t der W a n d war in diesem Schnitt stark auseinandergezogen (Beilage 6i). Über den Bauresten beider Wälle lag besonders zum See hin eine gleichförmige, humose, dunkle Sandschicht, in der sich vereinzelte Steine befanden (Beilage 6i). Es k a n n angenommen werden, daß hier Bauschichten des jüngeren Walles abgetragen und planiert wurden.

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Der im Nordwesten der Insel angelegte Schnitt 21 unterschied sich wenig von dem vorhergehenden. Von der älteren Befestigung waren die Reste der Palisade (Abb. 37b) und der untere Teil des Wehrganges mit der ihn begrenzenden Bohlenwand vorhanden (Abb. 37 a). Die beiden Wände des jüngeren Walles standen auch hier 3,8 m auseinander (Abb. 37 c, d). Der Erdkeil vor der Palisade war hier weniger stark ausgeprägt (Abb. 37e), sehr tief dagegen die planierte Schicht (Abb. 37f). Die gleichen Beobachtungen konnten im Schnitt 22 gemacht werden. Hier konnten neben den angespitzten, unteren Enden der eichenen Bohlen der Palisade auch 3 obere Enden freigelegt werden, die abgebrochen waren und seewärts am unteren Rand des Erdkeils lagen. Sie hatten einen flachrunden Abschluß und vier-, fünf- und scchskantige Querschnitte (Abb. 38).

Abb. 37. Schnitt 21. >Südprofil. a) Holzreste des Wehrganges und b) Bohlen der Palisade der älteren Befestigung; c, d) Bohlenwände der jüngeren Befestigung; e) Erdkeil vor der Palisade; f) planierte Bauschichten. 1 : 4 0

Anders war es dann im Schnitt 23, in dem von der älteren Befestigung der Wall, der Sockel und die Berme nachzuweisen waren. Durch eine Flächenabdeckung zwischen den Schnitten 22 und 23 konnte der Übergang vom Wall zur Palisade ermittelt werden (Taf. 68a; Beilage 7). Es zeigte sich, daß man die rückwärtige Bohlenwand des Walles (Beilage 7a) an die des Wehrganges der Palisade (Beilage 7 b) herangeführt hatte. Die letztere war fast horizontal in den Innenraum der Burg herausgedrückt und die Holzfüllung dabei weit auseinandergefallen (Beilage 7c). An der Schnittstelle von Wall und Palisade war eine auffallende Änderung in der Holzschichtung des Unterbaues zu erkennen (Beilage 7d). Der Wehrgang der Palisade wurde in diesem Teil wohl dem Kern des Walles angepaßt und in diesen übergeleitet. Die Bohlen der Palisade (Beilage 7e) endeten an der vorderen Wand des Wallkerns (Beilage 7f), und die Bohlen des Sockels (Beilage 7g) trafen hier in einem spitzen Winkel auf die der Palisade. In ähnlicher Weise lief die Berme an der vorderen Bohlenwand des Sockels aus (Beilage 7h). Dabei muß es einen Übergang von der Berme zum Sockel und von diesem zum Wehrgang der Palisade gegeben haben. In der Holzschichtung am Ende des Wallbaues war ein solcher Übergang in Ansätzen zu erkennen, ohne daß allerdings detaillierte Aussagen über die Konstruktion möglich sind. Der Ausgräber möchte annehmen, daß man von dem höher gelegenen Wehrgang des Walles über eine schiefe Ebene auf den tieferen Wehrgang der Palisade gelangen konnte. Im Schnitt 24, mit dem in der Verlängerung des Nord-Süd-Schnittes 1 durch die Burg der Nordwall durchfahren wurde, waren die Bauabschnitte der älteren Befestigung in normaler Breite vorhanden. Die alte, tonige Oberfläche der Insel kam im Südteil des Schnittes zutage, fiel im Nordteil aber stark in den See ab. Der Holzrost des Burginnern war mit dunklem, sandigem Boden durchsetzt. Die beiden Bohlenwände des Walles, die im unteren Teil vollständig erhalten blieben, steckten tief im Ton der Insel, und während die rückwärtige gleichmäßig zum Innenraum der Burg herausgebrochen war, hatte man die äußere z. T. herausgerissen. An der Basis des Walles lag die Holzpackung ganz unterschiedlich geschichtet, und im hinteren Teil hatte die darüberliegende Torfschicht eine Stärke von 30 bis 40 cm. Über dem Torf fehlten alle weiteren Bauschichten der älteren Anlage; sie wurden anscheinend bei

Abb. 38. Schnitt 22. Obere und untere Teile der eiehenen Köhlen der Palisade der älteren Burg. 1:10

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der Planierung des Baugrundes für die jüngere Befestigung beseitigt. Die Bohlenreihen des Sockels standen teils sehr schräg zum See heraus, teils waren sie im Untergrund abgebrochen. Größere Bauteile derBerme rutschten zum Wasser heraus, nachdem man die Bohlen der vorderen Wand aus ihrem Verband mit den Ankerbalken gerissen hatte. In diesem Teil erfolgten die stärksten Aufschüttungen für den darüber zu errichtenden jüngeren Wall, und anscheinend wurde der Boden dazu aus dem Kern des gestürzten älteren Walles entnommen. Größere Bauteile der jüngeren Befestigung kamen nirgends im Schnitt zum Vorschein. Es konnte lediglich festgestellt werden, daß die Front dieses Walles in Höhe einer durchgehenden lockeren Steinschichtung verlaufen sein muß. Ein seewärts vor der Front liegender Erdteil ist wohl erst in späterer Zeit bei der weitgehenden Einebnung des Walles entstanden. Diese Feststellung konnte auch in dem Schnitt 25 getroffen werden, wo Teile der ausgeprägten Steinpackung vor der Front des jüngeren Walles bis in das Moorgebiet des Sees verzogen wurden. Trotzdem blieb in diesem Schnitt die Steinschichtung im Untergrund gut erhalten, und dahinter lagen noch die Grundrisse der Kästen des jüngeren Walles über der noch intakten Berme der älteren Befestigung. Die Bohlenwände des Sockels und der Wallfront der älteren Anlage waren hier gleichmäßig zum See herausgedrückt worden. Die Holzpackung an der Basis des Walles war sehr gleichmäßig geschichtet und mit einer etwa 30 cm starken Torfschicht abgedeckt. Über dem Torf kamen noch einzelne Teile von eichenen Ankerbalken zutage, die die Bohlen der Wallfront ursprünglich in ihrer Lage hielten. Alle weiteren Bauschichten des älteren Walles waren hier ebenfalls abgetragen. Da dies anscheinend im ganzen Nord- und Westteil der Burg erfolgte, möchte man annehmen, daß für die jüngere Burg ein größerer Innenraum benötigt wurde und man deshalb den Wall so weit wie irgend möglich an den Rand der Insel herausschob. Mit dem Schnitt 25 endeten im Nordosten der Burg die Eintiefungen zur Untersuchung des Walles. Der ganze Ostteil mußte für die Erforschung der Befestigungsanlagen ausscheiden, da hier der Wall mit einem Teil des Innenraumes der Burg entweder vollständig abgefahren wurde oder nur noch als Rudiment vorhanden war (Abb. 4). Auch so reichen die angelegten Wallschnitte mit ihren z. T. außerordentlich reichhaltigen Konstruktionsteilen aus den verschiedenen Bauabschnitten der beiden Bauperioden vollständig aus, um die Rekonstruktion der älteren und jüngeren Befestigung der H a u p t b u r g von Behren-Lübchin bis in Einzelheiten durchzuführen. Dieser Aufgabe hat sich der Ausgräber weiter unten in einem eigenen Abschnitt mit besonderer Gründlichkeit unterzogen. b) Der Innenraum

der Burg

Die Untersuchung der Innenfläche der Burg erfolgte durch die Schnitte 1, 14, 18 und 19 (Abb. 4). Während mit dem 1,5 m breiten Schnitt 1 der ganze Innenraum von Norden nach Süden durchfahren wurde, erhielten die Schnitte 14, 18 und 19 eine Flächenausdehnung von etwa 500 qm. Insgesamt wurde durch die Schnitte in der Burg fast ein Viertel des Innenraumes erforscht. Der Schnitt 1 brachte völlige Klarheit über den Aufbau der Schichten im Burginnern. Durch ihn wurde gleichzeitig die größte Ausdehnung des Innenraumes vom nördlichen zum südlichen inneren Wallfuß mit 84 m ermittelt (Abb. 4). Nach seiner Eintiefung zeigte sich, daß die als Baugrund benutzte Insel sehr flach im Wasser gelegen haben muß und zumindest zeitweise vom See überspült wurde. Die Oberfläche bildete hellblauer Ton, der mit zahlreichen großen und kleineren Steinen durchsetzt war. Eine humose Schicht, die auf einen Bewuchs mit Wasserpflanzen hindeuten könnte, wurde nicht angetroffen (Abb. 39a). Durch einen Holzrost wurde der feuchte Baugrund in der gesamten Innenfläche der Burg in durchgängig 0,8 m aufgehöht (Abb. 39b; Taf. 69a). Die unterste Schicht dieses Rostes lag auf einer ausgewaschenen, dünnen Sandschicht über dem Ton der Inseloberfläche und war z.T. in diesen eingedrückt. Das Holz des Rostes war kreuz und quer gepackt, es lag in den

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einzelnen Lagen aber sehr gleichmäßig und bestand aus einer Baumart. Benutzt wurden im wesentlichen Birken- und Erlenstangen, in den unteren Lagen hatte man auch häufig gespaltenes Eichen- und Buchenholz verwandt. Wiederholt konnte an den Birken- und Erlenstangen noch junges Laub beobachtet werden, während vereinzelt angetroffene Eichen- und Buchenzweige noch keine Blätter, aber große Blattknospen hatten. Man darf daraus wohl schließen, daß mit dem Aufbau des Burginnern im April oder Mai begonnen wurde. Für diese Packung benötigte man etwa 0000 rm Holz. Die oberste Schicht des Holzes wurde mit einer 0,20 bis 0,25 m starken Torfschicht abgedeckt (Abb. 39 c). Man benutzte dazu Bruchwaldtorf mit einer Beimischung von Moos und Gras. Diese Torfauflage hatte wohl den Zweck, das Grundwasser von den darüberliegenden

Abb. 39. Schnitt 1. Teil des Westprofils, a) blauer Ton; b) Holzpackung; c) Torfschioht; d) altere Wolmschicht; e) jüngere Wohnschicht; f) durch Beackerung entstandene Humusschicht. 1:20

Wohnschichten fernzuhalten, und man kann sie deshalb mit einer Isolierschicht in unserem modernen Baugeschehen vergleiche]!. Die über dem Torf befindlichen YVohnschichten waren fast überall bis 0,5 m stark, sie bestanden aus grauem, lehmigem Sand (Abb. 39d, e), in dem in unterschiedlicher Höhe pflasterartige Packungen aus meist faustgroßen Steinen eingebettet waren. In der Fläche waren diese Pflaster verschieden groß; in einigen befanden sich zahlreiche zerglühte Steine, die wohl aus Herdstellen stammen. Andere Pflaster zeigten aber keinerlei Brandeinwirkungen, so daß sie wahrscheinlich mit den Bauten in sehr engem Zusammenhang standen. In den Steinpflastern und daneben lagen zahlreiche Kleinfunde, insbesondere keramische Reste und Tierknochen (Taf. 92 h). In dem Profil der Sandaufschüttung waren deutlich zwei Schichten ausgeprägt, und während eine dicht über dem Torf verlief, befand sich die andere in der Höhe der oberen Steinpflaster (Taf. 69b). Bei der stratigraphischen Untersuchung der aus dem Schnitt geborgenen Keramik ließ sich feststellen, daß diese Schichten mit den beiden Bauperioden der Burg zusammenhängen, wobei die untere die Reste des Wohnhorizonts der älteren Anlage enthält (Abb. 39d), während die stärker ausgeprägte obere der jüngeren Befestigung zugerechnet werden muß (Abb. 39e). Irgendwelche aufgehenden Holzteile von Hausbauten wurden an keiner Stelle des Schnittes angetroffen.

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Die gleiche Feststellung mußte leider auch in den Schnitten 14, 18 und 19 gemacht werden (Beilage 8). Offenbar hatte man die Gebäude in Blockbauart errichtet, wobei keine festen Gründungen erforderlich waren. An keiner Stelle der ausgedehnten Flächen wurden Pfostenlöcher oder Pfostenreste beobachtet. Dagegen kamen zahlreiche Steinpflaster in verschiedener Größe und Höhe zum Vorschein (Taf. 69b). Während der Zweck einiger Pflaster klar bestimmt werden konnte, mußte bei der Masse die Zuweisung unsicher bleiben. Bei dem Pflaster !) des Schnittes 14 handelt es sich um den Rest eines ovalen Backofens (Beilage 8). Es ist lediglich die Grundfläche erhalten geblieben, die aus einer sehr brüchigen, rot ausgeglühten Lehmtenne bestand. Vor der Öffnung des Ofens lag eine rechteckige, flache Steinplatte, die wohl als Unterlage für den Brotschieber diente. Der Ofen war 1,5 m lang und 0,9 m breit. In seiner Umgebung lagen auffallend viele Holzkohlestückchen. Bei den Pflastern 1, 3 und 7 im Schnitt 14 und 13 und 14 im Schnitt 18 handelt es sich wohl um Reste von Herdsetzungen, da sich in diesen Steinanhäufungen zahlreiche zerglühte und zerfallene Steine befanden (Beilage 8). Die Stelle 3 im Schnitt 14 war direkt auf dem Torf errichtet, wobei man die unteren Steinpackungen in Lehm gebettet hatte, der später bei der Benutzung des Herdes im oberen Teil rot ausglühte. Im Schnitt 14 kamen zwei lang gezogene Steinpflaster zum Vorschein (Beilage 8, Pflaster 2 und 8), die sich dem Verlauf des Walles anpaßten und doch wohl als Grundflächen von Gebäuden angesehen werden müssen. Die Steine lagen zwar nicht mehr als einschichtiges Pflaster nebeneinander und rechteckig oder quadratisch begrenzt, die Oberfläche war uneben, und z. T. lagen die Steine in mehreren Lagen übereinander. Da der Untergrund im Laufe der Zeit stark nachgegeben hat, andererseits die Gebäude bei der Zerstörung der Burg zugrunde gingen und sehr gründlich durchsucht wurden, läßt sich die unregelmäßige Form der Pflaster hinreichend erklären. Bemerkenswert ist, claß keines der Steinpflaster in den Schnitten 1 und 14 näher als 4 m an die rückwärtige Wand des älteren Walles heranreichte. Es konnte in beiden Schnitten eine durch Pfähle markierte Abgrenzung beobachtet werden, die durchgängig 3 m hinter der Wand des Walles verlief und die im Westteil des Schnittes 14 an der Bohlenwand des Wehrganges der Palisade auslief. Die im Holzrost erhaltenen Pfahlstümpfe dieser Abgrenzung standen meist 1,2 m auseinander, und sie waren bis zum unteren Horizont der Wohnschichten zu verfolgen. Daraus kann man wohl schließen, daß hinter dem Wall der älteren Burg ein 3 m breiter Weg herumführte, der wahrscheinlich durch ein Geländer zum Burginnern begrenzt wurde und der nicht bebaut werden durfte. Eine zweite Reihe größerer Pflaster wurde im Schnitt 14 hinter den Pflastern 2 und 8 freigelegt (Beilage 8, Pflaster 5 und 10). Im Schnitt 1 kamen in gleicher Höhe Teile eines dritten Pflasters zutage, so daß wahrscheinlich zwei Reihen von Gebäuden ringartig hinter dem Wall gestanden haben. Das auffallende, stark auseinandergezogene Pflaster 10 des Schnittes 14 war zweischichtig: Ein unteres Pflaster war von einem oberen durch eine Sandschicht deutlich getrennt. Ein zeitlicher Abstand zwischen beiden Pflastern hat zweifellos bestanden. Das Vorkommen von einzelnen Gefäßscherben der Menkendorfer Gruppe im unteren Pflaster ist dafür ein deutlicher Beweis; im oberen Pflaster lagen ausschließlich späte Profile der Teterower und Vipperower Formen. Die weiter zum Burgmittelpunkt hin gelegenen größeren Pflaster 6, 11 und 12 fügen sich nicht so recht in ein Bebauungsschema des Burginnern ein. Sie scheinen vielmehr in direkter Beziehung zu dem sehr großen Steinpflaster 15 im Zentrum der Burg gestanden zu haben. Auf und unmittelbar neben dem Pflaster 6 lagen mehrere auffallend große Schweineunterkiefer und Reste von Ziegenschädeln (Taf. 92h). Zwischen und neben dem Pflaster Iß kamen die knebelartigen Knöpfe aus gelochten und ungelochten Fingerknochen zutage (Taf. 28). Beim Pflaster 15 waren als einzigem noch deutlich Teile der ursprünglichen Begrenzungen zu erkennen, so daß die Irmenmaße dieses Gebäudes mit 8 x 4 m recht genau angegeben werden können. Die größeren Randsteine standen besonders am Nordrande des Pflasters merkbar

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über der inneren Schichtung, und man kann wohl annehmen, daß sie als Unterlage für das hölzerne Grundwerk des Hauses dienten. Der Eingang ist im Süden anzunehmen, da dort in der Mitte des Pflasters ein schwellenartiger Vorbau bestand, der durch größere Steine scharfkantig begrenzt wurde. Eine Zuweisung der freigelegten Pflaster an die erste oder zweite Bauperiode der Burg ist in den meisten Fällen möglich. Zum weitaus größten Teil gehören sie zur jüngeren Anlage, da sie auf die Reste des Siedlungshorizonts der älteren Burg gepackt wurden. Von den älteren Pflastern sind nur Reste erhalten geblieben, so z. B. unter den Pflastern 10 und f l in den Schnitten 14 und 17. Der Backofen (Pflaster 9) und die Herdstelle 3 im Schnitt 14 gehören wahrscheinlich zum Wohnhorizont der älteren Burg, da sie direkt auf den Torf aufgesetzt waren und in der Höhe des älteren Horizonts lagen. Das Fehlen noch intakter älterer Steinpflaster muß wohl so erklärt werden, daß nach der Zerstörung der ersten Anlage der Bauschutt fortgeräumt und wesentliche Teile vom Boden des Burginnern zur Verstärkung und Erhöhung des zu errichtenden 2. Walles benötigt wurden. I n d e n Schnitten 14,18 und 19 kamen mehrere tausend Kleinfunde zutage, die in der ganzen freigelegten Fläche verteilt waren, über den Steinpflastern aber gehäuft auftraten. Die Masse der Funde bestand aus Gefäßresten der Teterower und Vipperower Gruppen, denen eine fast gleich große Zahl verschiedenster Tierknochen gegenüberstand. Daneben wurden zahlreiche Gerätschaften geborgen, die zum Inventar der Häuser gehörten. Darunter befanden sich eiserne Messer und Sicheln, eiserne Schlüssel, Knochenpfrieme, Knochennadeln, Spinnwirtel, Kammreste, Wetzsteine, eiserne Schnallen und Teile von Waagen und Gewichten. Im Schnitt 18 lag in der Wohnschicht ein böhmischer Pfennig des Herzogs Bretislaus 1., der von 1037 bis 1055 regierte. Durch die Schnitte in der H a u p t b u r g war es möglich, die Größe und Form des Innenraums der älteren und jüngeren Burg recht genau festzulegen (Abb. 40). Während die Nord-Südausdehnung der älteren Burg 84 m betrug, wurden in der Ost-Westrichtung nur 76 m gemessen, so daß sich die Form eines Rundovals ergab. Der Innenraum der jüngeren Anlage hatte von Nord nach Süd eine Länge von 95 m und von Ost nach West eine Breite von 84 m. Die Differenz zwischen beiden Perioden kam dadurch zustande, daß man die rückwärtige Bohlenwand der jüngeren Befestigung überall in Höhe des Sockels bzw. der Palisade des älteren Walles errichtete und damit einige Meter für die Innenfläche gewann.

c) Die Geschichte der Burg Bei den eingehenden Untersuchungen in der H a u p t b u r g von Behren-Lübchin konnten in den Wällen und in der Innenfläche einwandfrei 2 Bauperioden nachgewiesen werden. Diese Feststellung deckt sich mit den Untersuchungsergebnissen aus der Vorburg und im Brückengebiet. Der Baubeginn für die ältere Befestigung mit oberem und unterem Wehrgang und breiter Berme muß nach Aussage der sehr zahlreichen keramischen Funde ganz am Ende des f 0. J a h r hunderts erfolgt sein. Die gute Erhaltung des Holzrostes im Innenraum der Burg ermöglicht sogar die Feststellung, daß der Bau im April oder Mai angefangen wurde. Diese rein äußerlich schon recht imponierende Befestigung hat lange Zeit funktioniert. Sie war zweifellos der Mittelpunkt eines größeren Burgbezirks und der Sitz des Feudalherrn. Sie ging gewaltsam zugrunde, wobei die Befestigungsanlagen auseinandergerissen und geschleift wurden. Der Zeitpunkt dieses Geschehens läßt sich an H a n d der Funde nicht ermitteln, dafür bietet aber eine auffallende Eigenart in der Konstruktion der Burg einen sehr wichtigen Hinweis. I n dem Bericht des Saxo Grammaticus über den Kriegszug des Königs Waldemar (I) von Dänemark im Sommer 1171 in das Circipanerland wird in epischer Breite die Eroberung einer in einem schiffbaren Landsee gelegenen Burg geschildert, „die einen Wall nur an der

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Seite hatte, welche die Brücke berührte, die sich von hier aus nach dem festen Lande hinüberzog". 14 ) Wir konnten überzeugend nachweisen, daß die ältere Burg in dem verlandeten See von Behren-Lübchin tatsächlich nur einen Wall an der Seite hatte, an der die Brücke heranführte. Im anschließenden seewärtigen Teil war nur eine einfache Palisade vorhanden. Der Saxo-Bericht enthält noch weitere Einzelheiten, für die bei den Ausgrabungen in Behren-Lübchin der Nachweis erbracht werden konnte. Saxo schreibt z. B., daß die Bewohner der Stadt (oppidani) einen hölzernen Turm errichteten, von dem aus sie den Dänen mit Sicheln, die an langen Stangen gebunden waren, die Schilde entrissen oder sie ins Wasser zogen. Bei den Untersuchungen wurde am Eingang in die ältere Burg ein Turm festgestellt und im

") \V. Unverzagt u. E. Schuldt, 1903, S. 9.

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Brückenverlauf etwa 100 m vor der Burg eine Pfostensetzung ermittelt, die ursprünglich sehr wohl zu einem Turm gehört haben kann, später aber zu einem festen Haus umgebaut wurde. Es ist auffallend, daß von den 9 Sicheln, die in Behren-Lübchin geborgen wurden, 8 aus dem Brückengebiet in unmittelbarer Nähe dieser Bauten zutage kamen. Allerdings muß auch gesagt werden, daß in dem Saxo-Bericht einige Bemerkungen fehlen, die man für Behren-Lübchin eigentlich erwarten müßte; so wird z. B. an keiner Stelle von einer Befestigung am Ufer gesprochen, wenn man nicht „das benachbarte Dorf" dafür in Anspruch nehmen will, aus dessen Zäunen die Dänen das Grund werk für eine provisorische Brücke entnahmen. Der Ausgräber hält das Maß der Übereinstimmung aber doch für ausreichend, um die ältere Befestigung für die Ereignisse im Sommer 1171 in Anspruch zu nehmen. Dies um so mehr, als durch die eingehenden Untersuchungen in Teterow nachzuweisen war, daß die dortige Anlage — so verlockend das anfänglich auch schien — für diese Begebenheit nicht herangezogen werden kann. Der Saxo-Bericht enthält keine Angaben über die Zerstörung der Burg. Es wird lediglich festgestellt, daß nach Einnahme der Stadt (vicus) die Männer getötet und die Weiber gefangen fortgeführt wurden. Die Ausgrabungen haben ergeben, daß man die Burg nach der Eroberung weitgehend zerstörte und einebnete, so daß sich ein Neubau erforderlich machte. Dieser ist anscheinend unmittelbar nach 1171 erfolgt, denn bei den Ausgrabungen waren nirgends zwischen den Sturzschichten der älteren Anlage und den Bauschichten der jüngeren Befestigung humose Trennschichten zu erkennen, die sich sonst bei längerem Wüstliegen des Platzes gebildet haben müßten. Man verarbeitete sogar in größerem Umfange Bauholz der älteren Burg im Unterbau der jüngeren. Diese jüngere Burg hatte lediglich den gleichen Umfang wie ihre Vorgängerin, sonst sah sie ganz anders aus. Es gab keinen überdachten Wehrgang und keine Berme, sondern nur eine Verteidigung hinter zinnenartigen Blenden auf einem aus Bohlen und Kästen aufgebauten Wall. Dieser umzog zwar die ganze Burg, erreichte aber bei weitem nicht die Festigkeit der älteren Konstruktion. Man möchte meinen, daß sich der in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts in unserem ganzen Gebiet abzeichnende Untergang der slawischen Stämme bereits in der unterschiedlichen Stärke beider Befestigungen widerspiegelt. Das Ende dieser jüngeren Burg können wir mit keinem überlieferten historischen Ereignis in Verbindung bringen. Die Untersuchungen haben aber ergeben, daß die Anlage ebenfalls durch kriegerische Handlungen zugrunde ging. Dabei wurde offenbar besonders erbittert im Vorgelände der Burg um das sogenannte Brückenhaus gekämpft, in dessen nächster Umgebung zahlreiche Waffen zutage kamen. Im weiteren Verlauf dieses Angriffes auf die Burg kam es auf der Brücke, unmittelbar vor dem Wall, zu Auseinandersetzungen, bei denen ebenfalls zahlreiche Waffen verlorengingen, die bei den Ausgrabungen z. T. geborgen werden konnten. Bei oder nach diesem Kampf wurden das Brückenhaus und größere Teile der Brücke durch Feuer vernichtet. In dem Brandschutt des Brückenhauses lag ein Brandenburger Denar von Salzwedel, der auf Otto II. (1184 bis 1205) geprägt wurde. Ein Pfennig der Grafen von Champagne (um 1200) kam neben den Brückenpfosten vor der Burg zutage. Durch diese Münzen, die sehr wahrscheinlich bei dem letzten Angriff auf die Burg verlorengingen, können wir den Untergang und das Ende der jüngeren Hauptburg von Behren-Lübchin recht genau in die ersten Jahre des 13. Jahrhunderts verlegen.

d) Die Rekonstruktion der Burg Der außerordentlich gute Erhaltungszustand der Bauhölzer beider Bauperioden der Hauptburg bot die seltene Möglichkeit zur weitgehenden sicheren Rekonstruktion dieser Befestigungsanlagen. Der Ausgräber hat sich deshalb dieser Aufgabe im folgenden mit be-

G2

EWALD

SCIUJI.UT

.sonderer Gründlichkeit angenommen und hofft, damit einen wichtigen Beitrag zur Baugeschichte frühmittelalterlicher Burgen aus dem slawischen Bereich liefern zu können. Da beide Anlagen in ihrem Aufbau ganz verschieden waren, bot sich eine getrennte Behandlung von selber an.

Die ältere

Befestigung

Das Hauptmerkmal der älteren Bauperiode der Hauptburg von Behren-Lübchin waren die senkrecht aufgerichteten eichenen Bohlenwände, die dem Wall, dem Sockel, der Berme und der Palisade eine besondere Festigkeit verliehen haben. Nach dem Baubeginn setzte man zunächst die rückwärtige Wand des Walles ein und legte damit die Größe des Innenraumes der Burg fest (Abb. 41 a). Hierbei wurde ein Graben ausgeworfen und darin die aufgerichteten eichenen Bohlen gestellt, die später festgestampft und ausgerichtet wurden. An verschiedenen Stellen konnten in den Schnitten 1 a, 2 und 15 für alle Bohlenwände der älteren Befestigung 60 bis 80 cm tiefe grabenartige Konturen im Verlauf der Bauflucht festgestellt werden. Die Bohlen steckten aber in jedem Falle wesentlich tiefer im Untergrund. Für die Wand benutzte man ausgesuchte Bohlen, die aus astfreien Stämmen hergerichtet und zwischen 25 und 40 cm breit waren. Sie hatten meist einen fünfkantigen Querschnitt: die Schmalseiten waren geradlinig bearbeitet, eine Breitseite war flach, die andere kantig zugerichtet mit einem Grat in der Mitte (Abb. 10b). Daneben wurden auch sechskantige und vierkantige Bohlen verarbeitet (Abb. 10a, c). Die Länge der Bohlen schwankte zwischen 6 und 8 m, sie wurde bestimmt durch die Beschaffenheit des Bauuntergnmdes, und während im ganzen Nord-, Ost- und Südostteil die 6 m langen Bohlen genügten, benötigte juan im Süden 8 in lange Teile, da hier die Baulinie am abfallenden Ufer im Wasser verlief. Das obere Ende der Bohlen war flachrund und das untere meist sorgfältig angespitzt (Abb. 10a, b); einzelne Enden hatte man nur geringfügig verjüngt (Abb. 10c). Sämtliche Bohlen wurden so eingesetzt, daß ihre flache Seite zum Innenraum der Burg zeigte. Von einer Bühne aus wurden die Bohlen mit einer Handramme auf gleichmäßige Höhe gebracht und ausgerichtet. Unter den Funden waren keine Holzteile nachzuweisen, die eventuell zu einem Baugerüst gehört haben könnten, dasselbe gilt für die Ramme. Trotzdem ist der Verfasser der Meinung, daß solche technischen Vorrichtungen benutzt wurden, da ohne sie die mächtigen Bohlen wohl kaum auf die gleiche Höhe zu bringen waren. Dabei erhielten in Abständen von etwa 2 m je zwei nebeneinanderstehende Bohlen etwa 0,8 m unter dem oberen linde eine mehrkantige Auskehlung für einen später anzubringenden Riegel (Abb. 11 d). Hand in Hand mit dem Aufrichten dieser Wand ging die Aufhöhung der Innenfläche der Burg mit einem Rost aus Birken-, Erlen-, Buchen- und Eichenstangen (Abb. 41 b). Die Unebenheiten auf der Insel wurden dabei ausgeglichen und die Stangen dicht an dicht in mehreren sich überschneidenden Schichten gepackt (Abb. 39b). Im Durchschnitt erhielt der Rost eine Höhe von 0,8 m, im Südteil war eine Packung von 1,2 m Stärke erforderlich. Zur Isolierung wurde der Rost mit einer gleichmäßigen, 0,3 m dicken Schicht aus trockenem Bruchwaldtorf abgedeckt (Abb. 39c), den man aus dem Bruchgebiet im Nordosten des Sees heranbrachte. Darüber kam später eine 0,5 m starke Schicht aus lehmigem Sand, der über die Brücke aus dem Gebiet der Vorburg herbeigeschafft wurde. Im nächsten Arbeitsgang zog man im Norden, Osten und Süden in 3,5 m Abstand von der bereits stehenen Bohlenwand einen Graben, der die eichenen Bohlen einer zweiten Wand aufnahm (Abb. 41 c). Im Südosten endete der Graben an dem abgesteckten Tor, er lief dort im Bogen an der inneren Wand aus. Der Westteil der Insel blieb auch jetzt noch offen. Die Bohlen dieser vorderen Wand des Wallkerns wurden ebenfalls als fertige Bauteile vom Lande herübergebracht. Sie waren zwischen 24 und 32 cm breit, hatten fast alle einen fünfkantigen Querschnitt und eine sorgfältig bearbeitete Spitze. Ihre Länge betrug 3 bis 4 m, und

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alle hatten einen kräftigen, scharf abgesetzten Fingerzapfen als oberen Abschluß (Abb. I I a ; 18). Die Bohlen wurden so in den Graben gestellt, daß ihre flache Seite zum Wallinneren zeigte. Von einer Bühne aus erhielten sie unter Verwendung einer Ramme eine gleichmäßige Höhe und Richtung. Gegenüber der Oberkante der rückwärtigen Wand kamen die Fingerzapfen dieser Bohlen etwa 1,8 m tiefer zu stehen (Abb. 41c). Zugleich mit dem Ausrichten der Wand begann der Aufbau des Wallkerns. Hierbei wurde der 3,5 m breite Zwischenraum zunächst mit einer etwa 1,2 m hohen Packung aus meist gespaltenen Eichen- und Buchenkloben aufgehöht (Abb. 41 d). Hierzu wurde insbesondere das stark knorrige Holz benutzt, das bei der Herstellung der Bohlen abfiel. Man brachte es in 1,5 bis 2 m langen Stücken heran und schichtete es in mehreren Lagen in Wallrichtung und quer dazu auf. Es wurde darauf geachtet, daß die Packung zur rückwärtigen Wand etwas abfiel. Ähnlich wie im Burginnern wurde auch hier das Holz mit einer mindestens 0,3 m starken Torfschicht abgedeckt (Abb. 41 e). Auf dieser Schicht legte man die eichenen Ankerbalken, mit denen die Bohlen der vorderen Wand im Wallkern gehalten wurden (Abb. 411). Diese Ankerbalken waren zwischen 2,5 und 2,8 m lang, sie hatten meist einen vierkantigen Querschnitt und wenig breitere Enden (Abb. 12). An einem Ende hatte man ein größeres rechteckiges Loch eingestemmt, am anderen befand sich eine kleinere viereckige oder dreieckige Durchlochung. Die Enden waren entweder glatt abgeschlagen oder mehrkantig zugearbeitet. Die Balken wurden den Bauleuten fertig angeliefert. Ihr Einbau geschah auf folgende Weise: Das Ende mit der großen rechteckigen Durchlochung legte man über den Fingerzapfen einer Bohle der vorderen Wand, das andere Ende wurde mit einem kleinen, 0,6 bis 0,8 m langen, eichenen Pfahl im hinteren Teil des Walles befestigt. Auf diese Art erhielt jede Bohle der vorderen Wand des Walles im Kern einen besonderen Halt (Abb. 42). In der Folge wurde der Wallkern mit lehmig-sandigem Boden bis in Höhe der vorderen Wand aufgefüllt. Danach wurde mit den Vorbereitungen zur Aufstellung einer dritten Bohlenreihe begonnen, die etwa 1,2 m vor der vorderen Wand des Walles verlaufen sollte. Man benötigte sie zur Verstärkung des Walles und zur Begrenzung des unteren Wehrganges. Die Bohlen wurden ebenfalls in einem ausgeworfenen Graben aufgestellt, der im Südwesten an der abgesteckten Torstelle und im Nordwesten am Ende des Wallbaues auslief (Abb. 41 f). Für diese Wand benutzte man Bohlen, die 3,5 bis 5 m lang und 0,20 bis 0,35 m breit waren. Im Querschnitt waren sie vier-, fünf- und sechskantig und insgesamt stärker als die Bohlen der vorhergehenden Wände (Abb. I I b , c). Sie waren mehr oder weniger sorgfältig angespitzt und hatten am oberen Ende einen scharf abgesetzten, kräftigen Fingerzapfen. Von einer Bühne aus wurden sie mit einer Handramme so tief eingeschlagen, bis die Ansätze der Fingerzapfen die Höhe der Ankerbalken des Walles hatten. Den schmalen Raum zwischen beiden Wänden packte man mit Buchenstangen und Scheiten voll und füllte die Lücken mit grobem Kies aus (Abb. 41g). Abschließend wurden die Bohlen mit kurzen Ankerhölzern im Wallkern befestigt (Abb. 41h). Die hierzu benötigten eichenen Balken waren 1,5 bis 1,8 m lang, sie hatten meist einen vierkantigen Querschnitt und waren z. T. aus Stangenholz hergestellt (Abb. 20). Sie waren an einem Ende mit einem größeren, rechteckigen Loch versehen, am anderen wurde ein kleineres Loch eingestemmt oder eine Seite hakenartig gekehlt. Diese Ankerstücke wurden vorbereitet angeliefert, und die Bauleute mußten lediglich bei der Verarbeitung die kleineren Löcher und die seitlichen Auskehlungen an den erforderlichen Stellen anbringen. Beim Einbau legte man das Ende mit der großen rechteckigen Durchlochung über den Fingerzapfen der Bohle und befestigte das andere Endo am Haken oder in dem kleinen Loch mit einem 0,6 bis 0,8 m langen Pfahl im Wallkern unmittelbar hinter der vorderen Bohlenwand (Abb. 41 h). Zur Erhöhung der Festigkeit schlug man die Pfähle hinter lange eichene Kanthölzer, die in Wallrichtung niedergelegt waren.

Die H a u p t b u r g

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Nunmehr erfolgte der weitere Aufbau des Walles. Dabei wurde als Unterbau für den Wehrgang ein kastenartiges Gerüst geschaffen. Als Bauteile verwandte man dazu 5 und 6 m lange, vielkantige eichene Pfosten, 3 bis 4 m lange eichene Spalt- und Kanthölzer und 1,8 bis 2 m lange eichene Spannhölzer. Der Einbau geschah derart, daß zunächst die 6 m langen Pfosten in 1,2 bis 1,4 m Abstand voneinander und knapp 1,8 m von der rückwärtigen Bohlenwand entfernt eingeschlagen wurden (Abb. 41 i). Man verband sie durch die 3 bis 4 m langen Spalt- und

Abb. 42. Eingebaute Ankerhölzer der vorderen Bohlenwand der älteren Befestigung.

TCekonstruktionszeielmung

Kanthölzer untereinander, indem man diese bei der Auffüllung mit dem sandigen Baumaterial gegen die Pfosten legte (Abb. 41k). Die Hölzer wurden dazu an den Auflagestellen ausgekehlt. Nach rückwärts erhielten die senkrecht stehenden Pfosten dadurch einen Halt, daß man sie mit eichenen Spannhölzern in Abständen von 0,8 m mit gleichartigen, 5 m langen Pfosten verband, die dicht hinter der rückwärtigen Bohlenwand standen (Abb. 41k). Die Spannhölzer hatten an einem Ende ein rechteckig ausgestemmtes Loch, durch das sie über die vorderen Pfosten geschoben wurden (Abb. 41 m), am anderen Ende erhielten sie meist eine tiefe, hakenartige Auskehlung für die Befestigung an den hinteren Pfosten. Die Spannhölzer bearbeitete man an Ort und Stelle aus vorhandenen Bohlen und Balken (Abb. 15). Etwa 0,8 m unterhalb der Oberkante der rückwärtigen Bohlenwand bekam das kastenartige Gerüst eine Verbindung mit dieser Wand. Durch die bereits vorbereiteten Auskehlungen in der Wand wurden die hochkant gestellten Köpfe gelochter eichener Balken geschoben und vor der Wand durch lange, eichene Stangen miteinander verbunden (Abb. 41n). Das ebenfalls gelochte andere Ende der Balken schob man auf eichene Stangen, die vor den vorderen Pfosten des Wehrganges niedergelegt waren (Abb. 41 o). Durch diese Konstruktion wurden die Bohlenwand und der Wehrgang durch einen starken Riegel besonders gesichert. Abschließend wurde der Wall bis in Höhe der rückwärtigen Bohlenwand in der Breite des kastenartigen Gerüstes mit sandigem Baumaterial aufgefüllt, das man hart einstampfte 5 Srtiuldt

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Ewald Sciiuldt

(Abb. 41p). Durch einen breiten Keil aus lehmigem Sand und festem Boden erhielt die Front eine schräge Böschung. Diese endete unten an der vorderen Bohlenwand des Walles, und sie wurde an der Oberfläche mit Lehm abgeschlagen (Abb. 41 q). Für die Überdachung des Wehrganges wurden die senkrechten Pfosten in etwa 1,8 m Höhe über dem Gang mit Zapfen versehen (Abb. 13b) und dann paarweise mit Spannhölzern verbunden (Abb. 43a). Diese stellte man aus 13 bis 15 cm breiten und 4 bis 6 cm starken vierkantigen, eichenen Bohlen her, die an den glatt abgeschlagenen Enden und in der Mitte mit vierkantigen Löchern versehen waren (Abb. 22d). Während die langen Zapfen der Pfosten so durch die Vierkantlöcher an den Enden der Spannhölzer getrieben wurden, daß sie noch mindestens 10 cm überstanden, setzte man in die Vierkantlöcher in der Mitte der Spannlöcher die Zapfen 0,8 m langer, eichener Ständer (Abb. 43b). Diese waren 13 bis 15 cm breit

Abb. 43. Rekonstruktionszeichnung der Bauabschnitte der älteren Befestigung vom See her gesehen. Etwa 1:200

und 5 bis 6 cm stark und an beiden Enden mit scharf abgesetzten Fingerzapfen versehen (Abb. 22b, c). Die eigentliche Dachkonstruktion bestand aus diesen Ständern, einem Firstbalken (Abb. 22a), der in die oberen Zapfen der kurzen Ständer eingelassen wurde (Abb. 43c), und zwei Dachlatten (Abb. 22e), die man an den Zapfen der Pfosten befestigte (Abb. 43d). Auf diesem einfachen Gerüst erhielten die Schindeln aus eichenen Spaltbrettern den notwendigen Halt. Die aufgefundenen Bauteile ermöglichen leider keine Aussagen über die Befestigung der Bretter auf dem Dach. Die Frontseite des Wehrganges erhielt einen Schutz aus einer Wand, die aus sorgfältig bearbeiteten, eichenen Brettern errichtet wurde, die zwischen 15 und 18 cm breit und 3 bis 4 cm stark waren (Taf. 72a). Die Bretter hatten eine Spitze, und man schlug sie in Höhe der vorderen Pfosten so tief ein, daß sie hinter den Balken des Riegels zu stehen kamen. Sie standen etwa 1 m über dem Wehrgang heraus und waren am oberen Ende an einer mit den Pfosten verbundenen Stange befestigt (Abb. 43e). Im weiteren Bauverlauf wurde unmittelbar vor der Bohlenwand des sockelartigen Vorbaues eine vierte Wand aus starken eichenen Bohlen aufgerichtet. Hierzu benutzte man wieder ausgesuchte vier-, fünf- und sechskantige Bohlen, die 5 bis 6,5 m lang und 22 bis 35 cm breit waren (Abb. l l d ) . Sie hatten meist sorgfältig angeschlagene Spitzen und einen flachrunden

Die Hauptburg

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oberen Abschluß. Die Bohlen wurden so tief eingelassen, bis sie etwa 1,2 m über den Fingerzapfen der dritten Wand herausstanden (Abb. 41 r). In Abständen von 1,5 m erhielten je 2 nebeneinanderstehende Bohlen in Höhe der Oberkante der dahinterliegenden Wand mehrkantige Auskehlungen für die Ankerbalken des vor der Wand verlaufenden Riegels (Abb. 11 d). Genauso wie bei der rückwärtigen Wand des Walles wurden die hochkant gestellten, gelochten und kopfartig verstärkten Enden der Balken durch die Auskehlungen gesteckt und durch eichene Stangen miteinander verbunden (Abb. 43f). Nach rückwärts bekamen die Ankerhölzer an ähnlichen Stangen einen festen Halt hinter der vorderen Wand des Wallkerns. Nach diesem Einbau wurde der untere Teil der Böschung des Walles planiert und mit Lehm abgeschlagen. Dabei erhielten auch die Ankerhölzer des schmalen Vorbaues einen Überzug aus festem, lehmhaltigem Boden. Im nächsten Bauabschnitt bekam die Befestigung eine Berme. Hierzu wurde 3,5 m vor der vierten Bohlenwand eine fünfte errrichtet, die z. T. schon vor dem Inselufer im See verlief. Die meist fünf kantigen, angespitzten, eichenen Bohlen schlug man so tief ein, daß sie mit dem oberen Ende etwa 2,8 m unter den Oberkante der vorderen Wand des sogenannten Sockels zu stehen kamen (Abb. 41u ; 43g). Die Bohlen wurden am oberen Ende mit kräftigen Fingerzapfen versehen. Hinter diese Wand brachte man starke, faschinenartige Strauchpackungen ein, die mit Sandlagen abwechselten (Abb. 41 s ; 43). Nach dieser Aufhöhung wurden die Bohlen durch 2,8 bis 3 m lange, eichene Ankerbalken im rückwärtigen Teil der Berme befestigt. Dies geschah in der gleichen Weise wie bei den Bohlen der zweiten Wand des Walles : Während ein vierkantig gelochtes Ende über den Fingerzapfen der Bohle getrieben wurde, „nagelte" man das andere Ende mit einem 0,6 bis 0,8 m langen eichenen Pfahl in der Aufschüttung der Berme fest (Abb. 41t; 43). Die fertig angelieferten Ankerbalken unterschieden sich insofern von den bisher benutzten, daß sie an dem Ende, mit dem sie über die Fingerzapfen der Bohlen gelegt wurden, eine 45 bis 50 cm lange Spitze hatten (Abb. 16), die manchmal einem sehr stark stilisierten Tierkopf glich. Diese Spitzen sollten das Ersteigen der Berme vom Wasser her erschweren, sie standen etwa 1,2 bis 1,5 m über dem Seespiegel (Abb. 43). Die Berme wurde nicht bis an die Torstelle herangeführt, sie endete bereits ein Ende vorher in einem halbrunden, bastionsartigen Vorbau, mit dem die Bohlenwand an der Front des Sockels auslief. Auf der Bastion benutzte man meist 2 bis 2,5 m lange Ankerbalken zur Befestigung der Bohlenwand ; die Ankerhölzer liefen dabei nach innen rosettenartig zusammen (Abb. 45). Nach dem Einbau der Verankerung wurde die Oberfläche der Berme mit einer etwa 30 cm starken Sandschicht abgedeckt. Nach der Fertigstellung der Berme erfolgte die Heranführung der bereits bis in Inselnähe vorgetriebenen Brücke an die Burg. Sie wurde im Südabschnitt in etwa 6 m Entfernung vor der Berme entlang gebaut (Abb. 43) und zunächst an der Bastion beendet, so daß in der Folge alles Baumaterial darauf herangebracht werden konnte. Im folgenden Abschnitt begann man mit dem Aufbau des Tores. Es erhielt keine feste Verbindung mit dem Wallstumpf im Südwestabschnitt. Man schlug zunächst dicht neben dem Wallende und quer zu ihm 6 Bündel aus je 3 Pfosten ein, die zwischen 6 und 8 m lang waren. Parallel dazu wurde in 4 m Abstand eine weitere Reihe aus gleichartigen Pfostenbündeln aufgerichtet. Zuvor hatte man die rückwärtige Bohlenwand des Walles bis zu der am weitesten westlich stehenden Pfostenreihe verlängert (Abb. 29). Die einzelnen Hölzer dieses Torgerüstes waren aus eichenen Stämmen herausgespalten und mehrkantig zugerichtet worden. Sie hatten eine schlanke Spitze und ein einseitig zapfenartig abgesetztes oberes Ende (Abb. 26a, b). Die Eckpfosten beider Reihen waren mindestens 4 m länger als die übrigen, sie wurden senkrecht eingelassen und standen sich im rechten Winkel gegenüber. Dabei wurden die beiden inneren Eckpfosten direkt hinter die Bohlenwand gestellt. Ein Eckverband kam so zustande, daß man 2 kürzere Pfosten im spitzen Winkel an den senkrechten Standpfosten drückte. In 4 m Höhe über dem Burginnern wurden die Eckverbände durch kräftige eichene Bohlen, die an den Enden vierkantig gelocht waren, fest mit-

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EWALD SCHULDT

einander verbunden. Dies geschah in der Art, daß die gelochten Köpfe der Bohlen über die langen Standpfosten geschoben und dann über die anliegenden zapfenförmigen Enden der kürzeren Stützpfosten getrieben wurden. Eine ähnliche Verbindung stellte man zwischen den vorderen und hinteren Eckverbänden durch gelochte Bohlen her, die zugleich auch über die zapfenartigen Enden der seitlichen Pfahlbündel zu liegen kamen. Die Front des so geschaffenen Rahmens wurde mit eichenen Bohlen zugesetzt. In diese Wand erfolgte später der Einbau des etwa 2,5 m breiten Tores. Die oberen Enden der mit Fingerzapfen versehenen Bohlen

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Abb. 44. Grundriß lind Rekonstruktion dos Tores der älteren Burg

der Wand wurden durch lange Ankerbalken, die an den Enden vierkantig gelocht waren, mit den Fingerzapfen der rückwärtigen Wand verbunden. Dadurch entstand eine feste Plattform in Höhe des Wehrganges des Walles. Etwa 2 m über dieser Plattform wurde in Höhe der Dachkonstruktion des Wehrganges eine weitere Decke in der gleichen Art eingezogen. Die Eckverbände erhielten dabei durch kurze Stiitzjifosten, die in die Bohlen der unteren Plattform eingelassen waren, den nötigen Halt. Nach oben wurden die zapfenartigen Enden der senkrechten Eckpfosten durch gelochte eichene Rahmenhölzer miteinander verbunden, auf die man später das Dach setzte (Abb. 44). Vom letzteren wurden keine Bauteile gefunden, so daß die Rekonstruktion der beim Dach des Wehrganges erkannten Technik angepaßt wurde. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß eine im Schnitt 18 gefundene eichene Ständerbohle mit Fingerzapfen und vierkantiger Durchlochung zur Dachkonstruktion gehört (Abb. 26c). Beide Geschosse des Turmes wurden an den Seiten und an der Front bis in 1,2 m Höhe mit schmalen eichenen Bohlen verkleidet (Abb. 26d). Diese setzte man senkrecht in eine auf der Plattform befestigte genutete eichene Bohle und nagelte sie oben mit kurzen eichenen Stiften an eichene Latten, die in 1 m Höhe horizontal vor den Pfostenbündeln verliefen (Abb. 26e; 44). Anfangs sah der Ausgräber in den 11 cm breiten durchlochten Bohlenstücken die Reste von Flechtwerkschwellen, wie sie in Sigtuna 1 5 ), Haithabu 1 6 ) und in der Stellerburg 17 ) naclilr

>) A. Arbmann, 1902. ) M. Rudolph, 1936, S. 251. " ) Dorn.. 1942. S. 14511. 16

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gewiesen werden konnten. Nach dem Auffinden eines weiteren dazugehörenden Stückes mit dem daran befestigten derben Eichenbrett mußte diese Deutung ausscheiden, und man kann in diesen Stücken wohl nur Reste der oberen Turmverkleidung sehen. Nach der Fertigstellung des Turmes wurde die Brücke von der Bastion aus unmittelbar vor dem Sockel bis an die rückwärtige Wand des Tores gebaut und damit eine feste Verbindung zwischen Vorburg und der Burg geschaffen. Im letzten großen Bauabschnitt erfolgte die Aufrichtung der Palisade im seewärtigen Teil der Befestigungsanlage. Sie wurde vom Tor aus im Bogen an den Wallstumpf im Nordwesten herangeführt, so daß die Burg eine rundovale Form bekam (Abb. 40).

Abb. 45. Rekonstruktionszeichnung vom Aufbau der bastionsartig verbreiterten Bonne

Man warf zunächst einen etwa 0,8 m tiefen Graben aus, in den die ausgesuchten eichenen Bohlen gestellt und festgestampft wurden (Abb. 46a). Die dazu benutzten Bohlen waren 28 bis 50 cm breit und etwa 5 m lang. Sie hatten entweder eine sorgfältig zugerichtete Spitze oder nur geringfügig verjüngte Enden; der obere Abschluß war immer flachrund (Abb. 38). Die aus halbierten Stämmen hergerichteten Bohlen hatten entweder einen fünf- oder einen sechskantigen Querschnitt, wobei eine Breitseite immer flach war. Sie wurden so aufgerichtet, daß die flache Seite nach außen zu stehen kam. In der Höhe wurde die Wand am Tor der rückwärtigen Wand des Walles angeglichen, im Nordwesten traf sie auf die äußere Wand des Sockels. Die Wand kam am Tor etwa 1,2 m vor den Bohlen des hinteren Durchlasses zu stehen, so daß man von der unteren Plattform des Turmes auf den mindestens 1 m tiefer gelegenen Wehrgang hinter der Palisade gelangen konnte (Abb. 29). Dieser Wehrgang hinter der Palisade wurde ganz aus Holz gebaut (Abb. 46b). Er war 2,5 m breit, und man begrenzte ihn zum Burginnern durch eine Wand aus eichenen Bohlen, die meist 0,8 m tief eingeschlagen wurden und die etwa 2,5 m über dem Burginnern herausstanden (Abb. 46c). Der Raum zwischen beiden Wänden erhielt eine Füllung aus lang- und querliegenden Hölzern. Etwa 0,3 m unter der Oberkante der hinteren Bohlenwand baute man in

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Abständen von knapp 2 m gelochte und hochkantig gestellte eichene Ankerbalken ein, die mit den Köpfen durch entsprechende Auskehlungen in beide Wände gesteckt und durch eichene Stangen miteinander verbunden wurden (Abb. 46d). Nach dem Einbau dieses Riegels füllte man den Wehrgang bis in Höhe der hinteren Wand mit sandigem Boden auf. Im Nordwesten wurde dabei ein schräger Übergang zu dem überdachten Wehrgang des Walles geschaffen.

Abb. 46. Rekonstruktionszeichnung der Palisade mit Wehrgang der älteren Befestigung, a) Bohle der Befestigung; b) Holzpackung des Wehrganges; c) hintere Bohlenwand des Wehrganges; d) Riegel mit Spannbalken. Etwa 1 : 2 5

Einige Meter vom Turm am Tor entfernt baute man eine 4 m lange Wand aus starken eichenen Bohlen senkrecht vor die Palisade in den See (Abb. 29). Dieser blendenartige Schutz war ein Annäherungshindernis gegen vom See her kommende Angreifer. Eine ähnliche Blende wurde wenige Meter vor dem Turm angetroffen. Hier waren die Bohlen vom Sockel aus als 4 m breite Wand in den See geschlagen worden. Die Brücke wurde durch sie nicht unterbrochen, und es muß daher angenommen werden, daß sich in der Wand ein Durchlaß befand (Abb. 29). Ob diese Anlage bereits bei der Errichtung der älteren Burg oder erst später, vielleicht unmittelbar vor einem Angriff aufgerichtet wurde, muß dahingestellt bleiben. Dies trifft auch zu für das Haus auf der Bastion, das nach der Meinung des Verfassers erst längere Zeit nach dem Bau der älteren Burg errichtet wurde. Dieses sehr feste Haus hatte einen Grundriß von 3 m Seitenlänge und war in Stabbauart errichtet. Leider konnten die sehr tief abgerutschten und von den Bauschichten des jüngeren Walles überdeckten Bauteile nur z. T. geborgen werden, so daß die Rekonstruktion des Hauses auf der Abb. 47 keinen Anspruch auf Genauigkeit erheben kann.

Die Hauptburg

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Vor der Berme und der Palisade schlug man um die ganze Burg im See zahlreiche eichene Pfähle ein, die auch oben angespitzt wurden (Abb. 47). Nach Abschluß dieser Arbeiten stellte man den Holzrost im Burginnern endgültig fertig und deckte ihn mit Torf- und Sandschichten ab, so daß die Bebauung in Angriff genommen werden konnte. Von diesen Häusern in der Burg sind nur geringe Reste erhalten geblieben, da beim Neubau der Anlage nach der Zerstörung der Innenraum weitgehend ausgeräumt und der Boden auf den Wall gebracht wurde. Es ließ sich daher weder ein Bebauungsplan aufstellen, noch konnten Hinweise über die Art der Bauten gewonnen werden. In die Rekonstruktionszeichnung der älteren Burg wurde daher der für die jüngere Burg ermittelte Bebauungsplan schematisch übernommen (Abb. 47). Die jüngere

Befestigung

Unmittelbar nach der vollständigen Zerstörung der älteren Burg ging man an den Bau einer neuen Befestigung. Dabei wurden zunächst die Trümmer beseitigt und der Baugrund planiert. Die neue Anlage sollte im Umfang der Vorgängerin gleichen, da man aber im Innenraum mehr Platz benötigte, steckte man den Wallverlauf so ab, daß der innere Wallfuß überall vor dem eingeebneten Kernstück des älteren Baues zu liegen kam. Im ersten Bauabschnitt erfolgte die Aufstellung einer Wand aus senkrecht stehenden eichenen Bohlen (Abb. 48a). Diese wurde um den ganzen Platz herumgeführt, und lediglich im Südwesten blieb über dem festen Unterbau der alten Bastion eine 6 m breite Lücke, in die später das Tor eingebaut werden sollte. Für die Wand benutzte man überwiegend Spaltbohlen von 3,5 bis 4 m und von 4,5 bis 5 m Länge. Die kürzeren Bohlen hatten sämtlich am oberen Ende einen kräftigen Fingerzapfen, die längeren waren flachrund zugearbeitet. Sie waren zwischen 18 und 25 cm breit, hatten einen ungleich vierkantigen Querschnitt und sorgfältig zugerichtete Spitzen (Abb. 31). Die Bohlen wurden fertig angeliefert. Man schlug sie von einer Bühne aus mit einem Rammklotz etwa 0,6 m tief ein. Dabei wechselten 2,8 bis 3 m breite Abschnitte aus Bohlen mit Fingerzapfen mit ebenso breiten Abschnitten aus längeren Bohlen ab. Die längeren Abschnitte standen etwa 1,2 m über die kürzeren heraus, so daß die Wand durchgehend in hohe und flache Abschnitte unterteilt wurde (Abb. 49). Bei der Aufrichtung der Wand erhielten die beiden äußeren Bohlenpaare der flachen Abschnitte etwa 30 cm unterhalb der Fingerzapfen mehrkantige Auskehlungen für einen später anzubringenden Riegel (Abb. 31). Hand in Hand mit dem Aufstellen dieser äußeren Wand des Walles ging der Aufbau einer kompakten Steinpackung am Fuß des Walles (Abb. 48b). Die dafür benötigten faust- bis kopfgroßen Steine brachte man auf der bereits neu gebauten Brücke vom Lande heran. Sie wurden etwa 1 m hoch und 1,5 m breit dicht vor der Bohlenwand aufgeschichtet. Damit die Steine durch das Wasser nicht unterspült und durch einen Angreifer nicht ohne weiteres weggeräumt werden konnten, befestigte man sie zum See hin durch längsliegende eichene Bohlen, die hinter eichene Pfähle gelegt wurden. Dies geschah so, daß in Abständen von knapp 1 m die Pfähle fast 2 m tief in den Grund getrieben wurden, hinter die man dann 2 eichene Bohlen von 18 bis 25 cm Breite und 3 m Länge legte und daran die Steine packte (Abb. 48c). Schon während der Aufstellung der vorderen Wand begann man mit der Errichtung einer zweiten, die in 3,5 m Abstand dahinter verlief (Abb. 48 d). Sie wurde ebenfalls aus senkrecht stehenden Bohlen zusammengefügt, die von einer Bühne aus eingeschlagen wurden. Man benutzte ähnliche Bohlen wie zur vorderen Wand, und einem flachen Abschnitt mit Fingerzapfen und Auskehlungen für die Riegel stand ein ebenso breiter in der rückwärtigen gegenüber. Lediglich die hohen Bohlen der vorderen Wand hatten in der hinteren keine Entsprechungen, sie erreichten dort nur die Höhe der Bohlen mit Fingerzapfen.

Die Hauptburg

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Im nächsten Bauabschnitt wurde der Raum zwischen den beiden Wänden bis in Höhe der Fingerzapfen mit hölzernen Kästen ausgekleidet (Abb. 48e). Dazu benutzte man Bohlen und Spalthölzer von unterschiedlicher Stärke aus Buchen- und Eichenstämmen. Diese wurden in 3 bis 3,2 m Länge angeliefert und für den Einbau an Ort und Stelle zugerichtet. Zunächst legte man in Abständen von 1,2 bis 1,5 m eichene Spaltbohlen quer zur Wallrichtung so auf den Baugrund, daß sie von einer Wand zur anderen reichten. Auf diese Unterlage kamen etwa 10 bis 20 cm hinter den Wänden die Längs Verbindungen aus ähnlichen Spalthölzern und Bohlen zu liegen. In der gleichen Weise setzte man auf dieses Gerüst dann Rahmen auf Rahmen bis in Höhe der mehrkantigen Auskehlungen für die Spannbalken des Riegels. Dabei wurden sowohl die Längs- wie auch die Querbohlen an den Auflagestellen ausgekehlt, so daß exakte Verbindungen zustande kamen (Abb. 50d).

Abb. 48. Rekonstruktionszeiehnung der Bauabschnitte der jüngeren Befestigung. A. Reste der Palisade der älteren Befestigung, a) Vordere Bohlenwand; b) Steinpackung; e) Bohlen und Pfosten zum Halten der Steinpackung; d) hintere Bohlenwand; e) Kasteneinbau; f) Spannbalken; g) Ankerbalken; h) Bohlenlage; i) Sanddecke. E t w a 1:100

Schon während des Einbaues der Kästen wurden die unteren Lagen mit sandigem Boden etwa 1 m hoch angefüllt und damit dem Bau eine zusätzliche Festigkeit verliehen. Für den Einbau der fast 4 m langen eichenen Spannbalken kehlte man die besonders ausgesuchten breiten Bohlen der Längsverbindungen sorgfältig aus, so daß die hochkant gestellten Spannbalken genau hineinpaßten (Abb. 50e; Taf. 65, 66). Diese wurden vorher mit den gelochten Enden zunächst durch die Auskehlungen in der vorderen Wand geschoben und davor mit einer Stange verbunden (Taf. 67a). Durch die Auskehlungen in der rückwärtigen Wand drückte man dann die anderen gelochten Enden und verband sie ebenfalls mit eichenen Stangen (Abb. 48f; 50f). Damit waren beide Wände fest miteinander verbunden und die Rahmen fest zwischen ihnen eingespannt. Die Spannbalken waren sorgfältig bearbeitet, sie hatten stumpfwinklig oder mehrkantig zugerichtete Enden, die manchmal kopfartig verstärkt waren (Abb. 34). Die rechteckigen Löcher in diesen Köpfen waren scharfkantig ausgestemmt und so groß, daß die Verbindungsstangen leicht durchgeschoben werden konnten. Die Stangen wurden an Ort und Stelle hergestellt, man gab ihnen einen mehrkantigen Querschnitt, wobei eine Seite sehr gleich-

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mäßig gestaltet wurde. Diese kamen beim Anbringen vor der Wand an den Bohlen zn liegen. Die Enden der Stangen reduzierte man, so daß sie in den Durchlochungen der Spannbalken iibereinandergeschoben werden konnten (Abb. 50f). Im nächsten Arbeitsgang wurden die mit Fingerzapfen versehenen Bohlen beider Wände durch 4 m lange eichene Balken verbunden. Diese fertig angelieferten Balken hatten einen vierkantigen, meist rechteckigen Querschnitt und waren an den Enden entweder glatt oder mehrkantig zugeschlagen. Man hatte sie etwa 20 cm vor den Enden mit Löchern versehen, die vierkantig eingestemmt waren. Damit wurden sie über die Fingerzapfen der Bohlen gelegt, so daß die flachen Abschnitte des Walles nach oben abgeschlossen waren (Abb. 48g; 50g).

Abb. 49. Rekonstruktionszeichnung eines Wallabschnitts der jüngeren Burg. E t w a i : 100

Danach erhielt die ganze Anlage einen oberen Abschluß aus starken eichenen Bohlen. Diese kamen in Wallrichtung auf den Spannbalken zu liegen. Sie waren so lang, daß sie über die höheren Abschnitte der vorderen Bohlenwand hinwegreichten (Abb. 48h; 50h). Zum Abschluß wurden die Bohlen mit einer 10 bis 15 cm starken Schicht aus lehmhaltigem Boden abgedeckt (Abb. 48i; 50i). Bereits wähl end der Arbeiten am Wall begann man mit dem Einbau des Tores im Südteil der Burg. Dazu wurde eine Stelle ausgewählt, wo einmal durch das Nachgeben des Untergrundes die Bauschichten der älteren Befestigung tiefer weggerutscht waren und wo zum anderen durch den bastionsartigen Vorbau der Berme eine feste Auflage für das Ende der Brücke vorhanden war.

Die Hauptburg

75

Obwohl vom Torbau außer Pfostenresten keinerlei Holzteile erhalten blieben, kann doch soviel gesagt werden, daß der Eingang verhältnismäßig breit war und sicherlich einen Überbau besaß. Die Steinpackung vor dem Wall setzte am Tor in einer Breite von 6 m aus, und die Breite der Brücke konnte an der Bastion mit 4,8 m genau ermittelt werden. Zwischen diesen beiden Zahlen dürfte sich die Breite des Tores bewegt haben. Die etwa in der Mitte der Torfahrt angetroffenen Pfostenreste, die mit den flach abgeschlagenen unteren Enden auf einer Unterlage aus breiten Bohlenstücken gesetzt waren, lassen erkennen, daß sich über

Abb. 50. Rekonstruktionszeichnung des Kasteneinbaus im Wall der jüngeren Burg, a bis c) Bohlen der vorderen und hinteren Wände; d) Kasteneinbau; e) Spannbalken; f) hinterer Riegel; g) Ankerbalken; h) obere Bohlendecke; i) Sanddecke. E t w a 1:50

dem Eingang ein turmartiges Bauwerk befunden haben muß. Auf der Rekonstruktionszeichnung (Abb. 51) ist dieser Teil der Burg in Anlehnung an den Turm am Tor der älteren Burg dargestellt worden. Schon mit dem Baubeginn hatte man die vollkommen zerstörte Brücke zur Burg wieder hergerichtet. Sie wurde in derselben Trasse über den See geschlagen wie ihre Vorgängerin, sie erhielt lediglich eine größere Breite von 4,8 m.

Untersuchungen zur Baugeschichte slawischer Burgen

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I n noch größerem Maße als die Brücke zur älteren Burg wurde der Neubau mit in die Sicherung der H a u p t b u r g einbezogen. Dazu baute man etwa 120 m von der H a u p t b u r g entfernt in tieferem Wasser neben der Brücke, aber im K o n t a k t mit ihr, eine Plattform auf Pfählen. Darauf wurde ein festes H a u s gebaut, das bei einem Angriff auf die Burg eine wichtige Abwehrfunktion zu erfüllen hatte. 1 8 ) Der Innenraum der Burg wurde verhältnismäßig dicht bebaut. I m Zentrum errichtete man ein großes Gebäude von etwa 5 X 8 m Grundfläche. Eine doppelte Reihe von Wohnbauten kam in 3 bis 4 m Entfernung hinter dem Wall zu stehen, und dazwischen bzw. dahinter baute man Speicher und Backöfen. 19 )

5. Untersuchungen zur Baugeschichte slawischer Burgen Die ausgezeichnete Erhaltung der Bauhölzer in den Wallschnitten und die dadurch möglich gewordene Rekonstruktion der Befestigungsanlagen der H a u p t b u r g von Behren-Lübchin erfordern auch eingehendere Betrachtungen zum Burgenbau des frühen Mittelalters im allgemeinen und zur slawischen Bautechnik im besonderen. a)

Allgemeines

In seiner großen Arbeit über die Burg im Wandel der Weltgeschichte hat sich C. Schuchhardt auch sehr gründlich mit den Burgen des Mittelalters beschäftigt und einen weiten Überblick über die Befestigungen der Sachsen, Franken und Normannen gegeben. 20 ) Die slawischen Wehranlagen wurden von ihm verhältnismäßig kurz und am Rande behandelt. Das entsprach dem damaligen Forschungsstand. Schuchhardt war der Meinung, daß die Slawen den Burgenbau insbesondere von den Sachsen übernommen hätten. Wenn auch heute noch nichts Endgültiges über die H e r k u n f t des slawischen Burgenbaues gesagt werden kann, so scheint aber doch sicher zu sein, daß die slawischen Stämme, die nach dem Abzug der germanischen Bevölkerung in das Gebiet zwischen Elbe und Oder einwanderten, den Burgenbau schon kannten, bevor sie mit den Sachsen in engere Berührung kamen. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß sie die Kenntnis des Baues von Befestigungen aus ihrer alten Heimat mitbrachten. Man kann auch wohl schwerlich so argumentieren, daß die Slawen den Burgenbau von den Sachsen und diese ihn wieder von den Normannen übernommen hätten. Die Notwendigkeit zum Bau der Ringwälle resultierte doch wohl aus den gesellschaftlichen Verhältnissen, und die Konstruktion der Anlagen mußte der Kampfweise der Zeit angepaßt sein. Die Technik des Burgenbaues hat deshalb im frühen Mittelalter ohne Zweifel bereits internationale Züge gehabt. 21 ) Die Beschäftigung mit den Burgwällen wurde in Mecklenburg bereits vor mehr als 100 J a h r e n aufgenommen. I n der Mitte des vorigen Jahrhunderts begann der Schweriner Archivar Friedrich Lisch mit der Suche nach den geschichtlich bedeutenden slawischen Burgen. Er h a t in den Jahrbüchern des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde 18

) Leider ist dieser Bau bei dem letzten Angriff auf die H a u p t b u r g durch Feuer vollständig zerstört worden, so daß über Größe und Konstruktion keine Angaben gemacht werden können. Die auf der Abb. 51 eingezeichnete Rekonstruktion erhebt daher auch keinen Anspruch auf Richtigkeit, sie sollte lediglich die Stelle anzeigen, an der dieses Bauwerk gestanden hat. 19 ) Aufgehende Teile der Gebäude sind bei den Ausgrabungen nicht angetroffen worden. Die auf Abb. 51 wiedergegebene Rekonstruktion erhebt daher auch nur in bezug auf die Gruppierung der Bauten Anspruch auf Richtigkeit. Wir werden kaum fehlgehen, wenn wir annehmen, daß die Gebäude als Blockhäuser in der Art der Kästen im Wall errichtet wurden. 20 ) C. Schuchhardt, 1931. 21 ) So nimmt z. B. H. J a n k u h n (1943) f ü r Haithabu an, daß die dortigen Befestigungen eine Beeinflussung durch das byzantinische Bauwesen erfahren haben.

Untersuchungen zur Baugeschichte slawischer Burgen

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I n noch größerem Maße als die Brücke zur älteren Burg wurde der Neubau mit in die Sicherung der H a u p t b u r g einbezogen. Dazu baute man etwa 120 m von der H a u p t b u r g entfernt in tieferem Wasser neben der Brücke, aber im K o n t a k t mit ihr, eine Plattform auf Pfählen. Darauf wurde ein festes H a u s gebaut, das bei einem Angriff auf die Burg eine wichtige Abwehrfunktion zu erfüllen hatte. 1 8 ) Der Innenraum der Burg wurde verhältnismäßig dicht bebaut. I m Zentrum errichtete man ein großes Gebäude von etwa 5 X 8 m Grundfläche. Eine doppelte Reihe von Wohnbauten kam in 3 bis 4 m Entfernung hinter dem Wall zu stehen, und dazwischen bzw. dahinter baute man Speicher und Backöfen. 19 )

5. Untersuchungen zur Baugeschichte slawischer Burgen Die ausgezeichnete Erhaltung der Bauhölzer in den Wallschnitten und die dadurch möglich gewordene Rekonstruktion der Befestigungsanlagen der H a u p t b u r g von Behren-Lübchin erfordern auch eingehendere Betrachtungen zum Burgenbau des frühen Mittelalters im allgemeinen und zur slawischen Bautechnik im besonderen. a)

Allgemeines

In seiner großen Arbeit über die Burg im Wandel der Weltgeschichte hat sich C. Schuchhardt auch sehr gründlich mit den Burgen des Mittelalters beschäftigt und einen weiten Überblick über die Befestigungen der Sachsen, Franken und Normannen gegeben. 20 ) Die slawischen Wehranlagen wurden von ihm verhältnismäßig kurz und am Rande behandelt. Das entsprach dem damaligen Forschungsstand. Schuchhardt war der Meinung, daß die Slawen den Burgenbau insbesondere von den Sachsen übernommen hätten. Wenn auch heute noch nichts Endgültiges über die H e r k u n f t des slawischen Burgenbaues gesagt werden kann, so scheint aber doch sicher zu sein, daß die slawischen Stämme, die nach dem Abzug der germanischen Bevölkerung in das Gebiet zwischen Elbe und Oder einwanderten, den Burgenbau schon kannten, bevor sie mit den Sachsen in engere Berührung kamen. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß sie die Kenntnis des Baues von Befestigungen aus ihrer alten Heimat mitbrachten. Man kann auch wohl schwerlich so argumentieren, daß die Slawen den Burgenbau von den Sachsen und diese ihn wieder von den Normannen übernommen hätten. Die Notwendigkeit zum Bau der Ringwälle resultierte doch wohl aus den gesellschaftlichen Verhältnissen, und die Konstruktion der Anlagen mußte der Kampfweise der Zeit angepaßt sein. Die Technik des Burgenbaues hat deshalb im frühen Mittelalter ohne Zweifel bereits internationale Züge gehabt. 21 ) Die Beschäftigung mit den Burgwällen wurde in Mecklenburg bereits vor mehr als 100 J a h r e n aufgenommen. I n der Mitte des vorigen Jahrhunderts begann der Schweriner Archivar Friedrich Lisch mit der Suche nach den geschichtlich bedeutenden slawischen Burgen. Er h a t in den Jahrbüchern des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde 18

) Leider ist dieser Bau bei dem letzten Angriff auf die H a u p t b u r g durch Feuer vollständig zerstört worden, so daß über Größe und Konstruktion keine Angaben gemacht werden können. Die auf der Abb. 51 eingezeichnete Rekonstruktion erhebt daher auch keinen Anspruch auf Richtigkeit, sie sollte lediglich die Stelle anzeigen, an der dieses Bauwerk gestanden hat. 19 ) Aufgehende Teile der Gebäude sind bei den Ausgrabungen nicht angetroffen worden. Die auf Abb. 51 wiedergegebene Rekonstruktion erhebt daher auch nur in bezug auf die Gruppierung der Bauten Anspruch auf Richtigkeit. Wir werden kaum fehlgehen, wenn wir annehmen, daß die Gebäude als Blockhäuser in der Art der Kästen im Wall errichtet wurden. 20 ) C. Schuchhardt, 1931. 21 ) So nimmt z. B. H. J a n k u h n (1943) f ü r Haithabu an, daß die dortigen Befestigungen eine Beeinflussung durch das byzantinische Bauwesen erfahren haben.

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EWALD SCHULDT

zahlreiche Burgwälle, die in den Urkunden oder in den Berichten der Annalenschreiber als Schauplätze geschichtlicher Begebenheiten Erwähnung fanden, identifiziert und beschrieben. Mit dem Burgwall Dobin (Flessenow, Kr. Schwerin) begannen 1840 diese Untersuchungen. Sie wurden weitergeführt mit den Burganlagen von Mecklenburg, Kr. Wismar (1841), Werle, Kr. Bützow (1841), Ilow, Kr. Wismar (1842), Rostock (1844), Kessin, Kr. Rostock (1840) und Schwerin (1853). Einen gewissen Höhepunkt bildeten die Untersuchungen über die Burgwallinsel im Teterower See im J a h r 1860. Es ist verständlich, daß Lisch bei seinen Arbeiten das Hauptgewicht auf die archivalischen Quellen legte und die archäologischen Belange — die Bodenfunde — nur als Beweismittel für die Lage der Plätze benutzte. Er hat deshalb auch nur sehr begrenzte Ausgrabungen vorgenommen und sich häufig sogar nur mit Oberflächenfunden begnügt. Trotz dieser für unsere heutigen Begriffe geringfügigen Geländetätigkeit ist Lisch zum eigentlichen Entdecker der slawischen Keramik geworden, deren Eigenart er bereits 1847 eingehend beschrieben hat. Auch in anderen deutschen Ländern beschäftigte man sich in dieser Zeit bereits intensiv mit den Burgwällen, und so konnte R. Virchow 1872 auf Grund der in den Anlagen ermittelten Keramik slawische und vorslawische Burgen unterscheiden. 22 ) Eine erste Zusammenstellung ur- und frühgeschichtlicher Burgwälle für ein größeres Gebiet erschien 1886 von R. Behla. 23 ) Es verging aber noch eine längere Zeit, bis mit der planmäßigen Aufnahme aller ur- und frühgeschichtlichen Wall- und Wehranlagen ostwärts von Elbe und Saale in der Zeit von 1929 bis 1931 die Burgenforschung eine exakte wissenschaftliche Grundlage erhielt. In den gleichen Jahren begann W. Unverzagt mit den umfassenden Ausgrabungen frühgeschichtlicher Burganlagen an der unteren Warthe und Netze. 24 ) Insbesondere wurden die Ergebnisse der mehrjährigen Untersuchungen an der großen Schanze von Zantoch zu einem festen Bestandteil der frühmittelalterlichen Burgenforschung. 25 ) Während die Ausgrabungen C. Schuchhardts auf der Römerschanze bei Potsdam 2 6 ) oder in den Burgwällen von Feldberg, Garz und Arkona 27 ) sowie die Forschungen A. Götzes in Brandenburg und im Lausitzer Gebiet 28 ) heute nur noch einen geringen Wert haben, da sie nach unseren Begriffen nicht exakt genug durchgeführt wurden, sind die Grabungen W. Unverzagts sowohl in der Problemstellung, der Methodik und der Technik zu Lehrbeispielen für eine ganze Forschergeneration geworden. Es war deshalb auch kein Zufall, als mit der Wiederaufnahme der archäologischen Feldforschungen nach dem Endo des 2. Weltkrieges eine zwischen dem Institut für Vor- und Frühgeschichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin und dem Museum für Ur- und Frühgeschichte Schwerin gebildete Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der Vor- und Frühgeschichte Mecklenburgs unter der Leitung von W. Unverzagt ihre Tätigkeit mit der umfassenden Untersuchung der slawischen Befestigung auf der Burgwallinsel im Teterower See aufnahm. 29 ) Gleichzeitig wurden die Arbeiten für die Herausgabe eines Handbuches vor- und frühgeschichtlicher Wall- und Wehranlagen in Angriff genommen, von dem bisher die Teile 1 und 2 erschienen sind 30 ) und weitere zusammengestellt werden. Zur selben Zeit begannen in Deutschland 31 ) und in verstärktem Maße in der Volksrepublik Polen, 32 ) der 22

) R. Virchow, Zeitschrift f. Ethnologie 4, 1872, S, (234). ) R. Behla, 1880. 2J ) W. Unverzagt, 1930, S. 158ff.; ders.,- 1932, S. 317; ders. u. W. von Jenny, 1935, S. 2ff.; W. Unverzagt, 1940, S. 73 ff.; ders., 1941, S. 254ff. 25 ) A. Brackmann u. W. Unverzagt, 1936. 26 ) C. Schuchhardt, 1909, S. 127 ff. 2 ') Ders., 1926. »•) A. Götze, 1912, S. 264ff.; ders., 1914, S. 87ff. 2a ) W. Unverzagt u. E. Schuldt, 1963. ™) W. Unverzagt in: P. Grimm, 1958, S. X I f f . ; P. Grimm, 1958; ,T. Herrmann, 1960. 31 ) W. Coblenz, 1951, S. 65ff.; J . Herrmann, 1962; K . W. Struve, 1959/61, S. 57ff.; K . Langenhorn, 1954, S. 31ff; E. Schuldt, 1960 (c), S. 201 ff.; ders., 1964, S. 217. 23

32

) W. Hensel, 1948, S. 265ff.; K. Zurowski, 1953, S. 113ff.; A. Nadolski, 1960, 8. 64ff.; W. Hensel, 1958; B. Kostrzewski, 1962.

Untersuchungen zur Baugeschichle slawischer Burgen

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Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik 33 ) und in der Sowjetunion 34 ) die Forschungen auf slawischen Wehranlagen, so daß für die folgenden Ausführungen eine Reihe neuer Ergebnisse von jüngsten Ausgrabungen herangezogen werden kann. b) Bauweise der Wälle Wohl einen der ältesten schriftlichen Hinweise über den slawischen Burgenbau finden wir in dem oft zitierten Reisebericht des arabischen Händlers Ibrahim ibn Jacub 3 5 ) aus dem 10. Jahrhundert, der sich dazu folgendermaßen geäußert hat: ,,So bauen die Slawen die meisten ihrer Burgen: Sie gehen zu Wiesen, reich an Wasser und Gestrüpp, stecken dort einen runden oder viereckigen Platz ab nach Form und Umfang der Burg, wie sie sie beabsichtigen, graben ringsherum und schichten die ausgehobene Erde auf, wobei sie mit Planken und Pfählen nach Weise der Bastionen gefestigt wird, bis die Mauer die beabsichtigte Höhe erreicht. Auch wird f ü r die Burg ein Tor abgemessen, an welcher Seite man will, und man geht auf einer hölzernen Brücke aus und ein." I n diesen wenigen Sätzen sind insbesondere zwei Bemerkungen wichtig, die auch für die heutige Burgenforschung noch von Bedeutung sind. Einmal ist es der Hinweis auf die Lage der Burgen und zum anderen die Aussage über das f ü r den Bau benatzte Material. In der Tat befinden sich die meisten slawischen Burgen im Wasserschutz in schwer zugänglichem heutigem Wiesen- und Bruchgelände, oft an Seen, Flüssen oder Bächen, wo sie auf natürlichen diluvialen Erhebungen oder Inseln liegen. Was das Baumaterial anbelangt, so ist zumindest f ü r das Gebiet zwischen Elbe und Oder zutreffend, daß die Wälle slawischer Burgen aus Holz und Erde errichtet wurden, wobei die angewandte Bautechnik durchaus verschieden sein konnte. Es ist verständlich, daß bei den Ausgrabungen insbesondere die Konstruktion der Befestigungsanlagen der Burgen das lebhafteste Interesse der Ausgräber gefunden hat und daß man je nach dem Grade der Erhaltung der Bauteile auch bestrebt war, mehr oder weniger detaillierte Rekonstruktionszeichnungen und Modelle anzufertigen. Da die Holzeinbauten in den Wällen nur im günstigsten Falle noch in den untersten Bauabschnitten in Substanz erhalten blieben, in den meisten Fällen sich jedoch lediglich als humose Bänder in den Profilen und Flächen der Schnitte abzeichnen, ist eine Deutung des Befundes in jedem Falle sehr verantwortungsvoll und erfordert mancherlei Erfahrung. Überblickt man die bisher untersuchten slawischen Burgwälle und vergleicht die Zahl mit den in den einzelnen Gebieten und Ländern vorhandenen Anlagen, dann ergibt sich, daß nur etwa 2% der Befestigungen durch Ausgrabungen erforscht worden sind. Das Verhältnis wird noch ungünstiger, wenn wir berücksichtigen, daß die Ausgrabungen in einem Teil dieser Wälle nur einen provisorischen Charakter hatten und die Ergebnisse gar nicht oder nur unzureichend publiziert wurden. Die Burgenforschung wird aber nur durch umfassende und vielseitige Ausgrabungen an gut erhaltenen Objekten zu neuen Ergebnissen kommen können. In Mecklenburg sind von etwa 200 noch vorhandenen slawischen Burgwällen bisher nur die Anlagen von Teterow und Behren-Lübchin in dieser Weise untersucht worden. Für die Volksrepublik Polen hat W. Hensel festgestellt, daß von mehr als 2600 erhaltenen Burgwällen kaum 2% fragmentarisch erforscht wurden. 36 ) Diese Feststellungen müssen bei der Betrachtung der bisher erkannten Bauweisen beachtet werden, da sie sehr deutlich zeigen, daß die Erforschung der Wälle im Hinblick auf ihre Konstruktion und Technik noch in den Anfängen steckt. 37 ) 33

) ) 35 ) 36 ) 37 ) u

A. Heijna, 1957, S. 218ff.; I. Poulik, 1957, S. 217. P. A. Rappaport, 1956. G. Jacob, 1927, S. 12; J. Widajewicz, 1946. W. Hensel, 1960. So konnten z. B. P. Grimm (1958, S. 75f). und J. Herrmann (1960, S. 41 ff.) in ihren Arbeiten über Wehranlagen nur dürftige Ausführungen über die Bauart der slawischen Wälle machen.

80

Ewald Sciiuldt

I n den bisher untersuchten slawischen Befestigungen konnten wiederholt zwei Grundzüge im Aufbau der Wälle erkannt werden, einmal die Rostkonstruktion und zum anderen die Kastenkonstruktion. Bei der letzteren Bauart wurde der Wallkern aus über- und nebeneinandergesetzten Kästen aus Bohlen und Stämmen aufgebaut, die mit sandigem und steinigem Baumaterial gefüllt wurden. F ü r die slawischen Burgen konnte diese Technik sehr eingehend von W. Unverzagt in Zantoch 3 8 ) und später weniger eindrucksvoll in Kliestow 39 ) untersucht werden. Den Wall der H a u p t b u r g von Teterow hatte man z. T. ebenfalls im Kastenbau errichtet. 40 ) I n Polen wurde diese Konstruktion bisher nur ganz vereinzelt, z. B. in Klecku, angetroffen. 41 ) Sehr häufig scheint man aber die Erdwälle im Gebiet der Kiewer Rus mit kastenartigen Holzeinbauten befestigt zu haben. 42 ) Dort hatten die Kästen z. T. ganz erhebliche Ausmaße, und im Kern des Walles der Jaroslav-Stadt in Kiew waren sie 0,7 m breit und 19,2 m lang. P. A. Rappaport betont, daß diese Bautechnik in der ganzen llus nicht vor dem 11. J a h r h u n d e r t beobachtet worden sei. Eine Abart dieser Konstruktion konnte für das 12. J a h r h u n d e r t festgestellt werden, wo man von den hintereinandergesetzten Kästen nur noch die vordere Reihe mit Erde füllte, die hinteren dagegen zu kasemattenartigen Gelassen ausbaute. Die Höhe solcher Befestigungsanlagen wird mit 10 bis 12 m angenommen. Eine sehr ins einzelne gehende Teilrekonstruktion des Walles in Belgorod von M. V. Gorodzoi und B. A. Rybakow zeigt sehr anschaulich den Aufbau einer solchen Befestigung. 43 ) Die zweite Grundkonstruktion des slawischen Befestigungsbaues, der Aufbau des Wallkerns aus kreuzweise geschichteten Holzstapeln, wurde in der typischen Ausführung im Gebiet zwischen Elbe und Oder bisher nur auf einigen Plätzen angetroffen. Bemerkenswert ist die Feststellung von W. Unverzagt, daß die in Zantoch von den Pommern errichtete Burg im Kastenbau, die von den Polen erbaute Anlage dagegen im Rostbau ausgeführt wurde. 44 ) In der T a t waren fast alle bisher untersuchten polnischen Befestigungen im llostbau konstruiert. I n ausgezeichneter Erhaltung konnte diese Grundkonstruktion in der Wallanlage von Poznan untersucht werden, wo sie noch 5 m hoch erhalten war. 45 ) Auch in Gniezno wurde die Rostkonstruktion in sehr guter Erhaltung angetroffen. 46 ) Ob allerdings die Rekonstruktionszeichnung des Ausgräbers mit dem Bauschema des Walles den einstigen Zustand tatsächlich widerspiegelt, muß dahingestellt bleiben. Nach der Meinung W. Hensels entwickelte sich im 10. J a h r h u n d e r t die Rostkonstruktion zum dominierenden Typ im Befestigungsbau auf polnischem Gebiet. 47 ) I m Laufe der Zeit bildeten sich verschiedene Eigenheiten in der Konstruktion heraus, unter denen besonders die Querhölzer mit Asthaken auffallen, die der Basis des Walles einen zusätzlichen Halt geben sollten. In Poznan und Gniezno konnte diese Bautechnik, die W. Unverzagt in Zantoch als „lechische" Abart der Rostkonstruktion bezeichnet, gut beobachtet werden. Darüber hinaus war diese Technik bei den Wällen in Kolobrzeg 48 ), Gdarisk 49 ), L^czyca 50 ) sowie einigen anderen zu erkennen. Eine für uns beachtenswerte Besonderheit bei der Rostkonstruktion auf polnischem Gebiet ist die Verwendung senkrecht eingeschlagener Bohlen, die in Poznan und in Gniezno an der Front der Wälle angetroffen wurden. 38

) ) 4 °) 41 ) 42 ) 4; ') 41 ) 4r >) 46 ) "') 48 ) 49 ) 5 °) 39

A. Brackmann u. W. Unverzagt, 1936. W. Unverzagt, 1940, S. 73 ff. W. Unverzagt u. E. Schuldt, 1963, S. 66. W. Henscl, 1948, S. 269ft'. P A. Rappaport, 1950; siehe auch J . Herrmann, 1959, S. 227 ff. P. A. Pappaport, 1956, Abb. 94; J . Hermann, 1959, Abb. 8. A. Brackmann u. W. Unverzagt, 1936, S. 127 ff. W. Hensel, 1958. K . Zurowski, 1957, S. 181 ff. W. Hensel, 1960. L. Leciejewicz, 1960, S. 307ff. K. Jazdzewski, 1961. A. Nadolski, 1955, S. 355 ff.

Untersuchungen zur Baugeschichte slawischer Burgen

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Es würde zu weit führen, auf weitere Einzelheiten einzugehen, die bei der Untersuchung der Wälle beobachtet wurden und die z.T. durch die Lage der Plätze und die Beschaffenheit des Baugrundes bedingt waren. Soweit das notwendig scheint, wird darauf im folgenden Abschnitt eingegangen werden. c) Die Behren-Lübchiner

Burgen

Bei der Betrachtung der nacheinander entstandenen Hauptburgen von Behren-Lübchin im Hinblick auf die vorstehenden Ausführungen ergibt sich, daß die bisher erkannten Grundzüge des slawischen Befestigungsbaues, die Rost- und die Kastenkonstruktion, in beiden Anlagen nachzuweisen sind. Sie werden aber durch die senkrecht aufgerichteten Bohlenwände, die sowohl für die ältere als auch für die jüngere Befestigung charakteristisch sind, vollständig verdeckt, so daß sie hier als Bauelemente zweiter Ordnung rangieren. In besonderem Maße gilt dies für die ältere Burg. Man könnte daher geneigt sein, hier von einem weiteren, bisher nicht klar erkannten Grundzug im Bauschema slawischer Burgen zu sprechen, wobei allerdings vorauszusetzen wäre, daß es sich um eine Konstruktion handelt, die für längere Zeit in einem größeren slawischen Gebiet typisch war. Auf der Suche nach annähernd gleichartig gebauten Objekten für die ältere Hauptburg von Behren-Lübchin fällt, soweit es die Bauart des Walles betrifft, die auf der dänischen Insel Seeland gelegene Trelleborg besonders ins Auge.51) Dieser Rundwall wurde von 1934 bis 1943 umfassend untersucht und dabei eine militärische Anlage freigelegt, deren Innenraum mathematisch exakt aufgeteilt und bebaut war. Die Burg hatte einen Durchmesser von 140 m, sie besaß 4 Tore, und der Wall wurde zwischen senkrecht eingelassenen und nach vorn abgestützten Planken aufgeschüttet. Leider blieben aufgehende Holzteile im Wall nicht erhalten, so daß die Rekonstruktion des Oberbaues weitgehend ohne sichere Befunde erfolgen mußte. Bemerkenswert ist dabei, daß zwischen einem oberen, offenen Wehrgang auf dem Wall und einem unteren, vorgebauten unterschieden wird. Dieser untere Wehrgang entspricht ganz dem Sockel unserer Befestigung, und er wurde auch durch eine senkrechte Plankenwand zur Front abgeschlossen (Abb. 52). Auf Grund der Funde konnte festgestellt werden, daß die Trelleborg im 11. und 12. Jahrhundert bestanden hat. Einen sockelartig vorgesetzten unteren Wehrgang, wie er in Behren-Lübchin und Trelleborg nachgewiesen ist, können wir auch an der normannischen Burg Dinant beobachten, deren Erstürmung durch Wilhelm den Eroberer auf dem berühmten Teppich von Bayeux dargestellt ist. Der Typ solcher Befestigungen mit oberem und unterem Wehrgang war also im 11. Jahrhundert zumindest in einem größeren Gebiet anzutreffen. Eine Begrenzung der Front des Walles durch senkrecht aufgestellte Plankenwände wurde von R. Schindler bei seinen Ausgrabungen in Hamburg im Gebiet der Hammaburg beobachtet, die im 9. Jahrhundert erbaut wurde. 52 ) Nach der Meinung des Ausgräbers bestand die 6 bis 7 m hohe Wallfront aus senkrecht eingesetzten dreikantigen Spaltbohlen, die in 2 Längen aufgerichtet wurden, wobei die obere gegenüber der unteren um einen 3 / 4 m nach rückwärts versetzt war. Zum Burginnern war der an der Basis 12 bis 14 m breite Wall terrassenartig geböscht, und auf der Krone befand sich ein offener Wehrgang (Abb. 53). Die Rekonstruktion dieser Befestigung und das dazu gegebene Bauschema weichen sicher in ganz erheblichem Maße von der tatsächlichen Konstruktion ab, erwiesen scheint aber doch zu sein, daß die Front aus einer aufrecht stehenden Bohlenwand bestanden hat. Auch aus dem slawischen Gebiet gibt es einige Objekte, die zu Vergleichszwecken herangezogen werden können. Ganz in der Nähe von Behren-Lübchin befindet sich der Burgwall von Neu-Nieköhr, Kr. Teterow, der in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts z. T. 51

) P. Xorlund, 1948. ) R . Schindler, 1957, S. 118ff.

52

6

Schuldt

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E W A L D SCHULDT

abgefahren wurde. R . Beltz hat die Anlage damals eingehend besichtigt und ist zu der Überzeugung gekommen, daß der Wall einen „verdeckten Gang" hatte, der sich unter der ganzen Wallkrone hinzog. Der 1,7 m breite Gang bestand aus senkrechten Pfosten von 1,7 m Höhe, die von starken, eingezapften Deckbalken in ihrer Lage gehalten wurden.53) Leider existiert nur eine ganz grobe Faustskizze von dieser Konstruktion, so daß sich die Ausgräber von Behren-Lübchin entschlossen, eine neuerliche Untersuchung vorzunehmen. Diese begann im Sommer 1963 und wurde inzwischen abgeschlossen.

Abb. 52. Rekonstruktionszeichnung der Trelleborg. Nach einem Modell im Nationalmuseum Kopenhagen

i3

) R . Beltz, 1893 (b), S. 207ff.

Die Kleinfunde

83

Bei den Ausgrabungen in Teterow wurde im Abschnittswall der Vorburg ein tiefes Pfostenloeh festgestellt, das sich vor dem ganzen Wall hinzog und in das ohne Zweifel eine Palisade aus senkrechten Bohlen oder Pfosten eingelassen war. 54 ) Der Einbau erfolgte nach der Aufschüttung des jüngsten Walles, der im 12. Jahrhundert errichtet wurde. Die einfache Art der Befestigung von Plätzen durch Palisaden aus senkrechten Pfosten und Bohlen konnte in Santok, Gniezno und J|,.V,T.

^FmiSil

iiiiiMfe

Mmm Südprofil des Schnittes 20 durch den Wall der Hauptburg a b c d

Rückwärtige Wand des Wehrganges der Palisade der älteren Befestigung Bohlenwand der Palisade Holzpackung des Wehrganges Erdkeil vor c

e Reste der Bauschichten des jüngeren Walles f—g Bohlenwände des jüngeren Walles h Auseinandergezogene Reste der Steinpackung i Planierte Bauschiehten

BETLAGE 6

a b c d e f g h

Rückwärtige Bohlenwand des älteren Walles Rückwärtige Bohlenwand des Wehrganges der Palisade Holzpackung des Wehrganges Übergang vom Wall zur Palisade Bohlen der Palisade Bohlen der vorderen Wand des älteren Walles Bohlen des Sockels Bohlen der auslaufenden Berme

BEILAGE 7

? m m m iSffii W / W ' i - •JMlm'.

2044/19. Sohuldt, Behren-Liibchin Akademie-Verlag, Berlin

Behren-Lübchin. Südteil des NS-Schnittes durch die Hauptburg A Befund

B Verbreitung der Kera

a b c d e f

• Teterower Gruppe, Ri O Teterower Gruppe, Ri • Vipperower Gruppe, I A Vipperower Gruppe, I • Vipperower Gruppe, I

Sandig tonige Oberfläche des Werders Holzpackung Torfschicht Sandige Wohnschichten Innere Plankenwand des Walles Pfostenreihe

BEILAGE 9

er Keramik iippe, Reihe 1 ippe, Reihe 4 ruppe, Reihe 1 ruppe, Reihe 3 ruppe, Reihe 4