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German Pages 550 [554] Year 2023
Studies in Ancient Monarchies
Basileus eirenophylax Friedenskultur(en) und monarchische Repräsentation in der Antike Herausgegeben von Charalampos I. Chrysafis, Andreas Hartmann, Christopher Schliephake und Gregor Weber
Alte Geschichte Franz Steiner Verlag
Studies in Ancient Monarchies Herausgegeben von Ulrich Gotter (Konstanz), Matthias Haake (Bonn), Nino Luraghi (Oxford) und Kai Trampedach (Heidelberg) Band 9 https://www.steiner-verlag.de/brand/Studies-in-Ancient-Monarchies
Basileus eirenophylax Friedenskultur(en) und monarchische Repräsentation in der Antike Herausgegeben von Charalampos I. Chrysafis, Andreas Hartmann, Christopher Schliephake und Gregor Weber
Franz Steiner Verlag
Umschlagabbildungen: Links: King Tiglath-pileser III of Assyria. Stone panel, ca. 728 BCE. From the Central Palace in Nimrud, now in the British Museum. © akg / Bible Land Pictures Mitte: Emperor Justinian. Mosaic, ca. 540 CE. Church of San Vitale, Ravenna. © akg / Bildarchiv Steffens Rechts: Alexander the Great at the Battle of Issos. Mosaic, ca. 100 BCE. From the Casa del Fauno, Pompeii, now in the Museo Archeologico Nazionale di Napoli. © akg / Nimatallah Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.d-nb.de abrufbar. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. © Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2023 www.steiner-verlag.de Druck: Beltz Grafische Betriebe, Bad Langensalza Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Printed in Germany. ISBN 978-3-515-13477-4 (Print) ISBN 978-3-515-13481-1 (E-Book) https://doi.org/10.25162/9783515134811
VORWORT Der vorliegende Band geht auf die internationale und interdisziplinäre Tagung „Basileus eirenophylax. Friedenskultur(en) und monarchische Repräsentation in der Alten Welt“ zurück, die vom 23. bis zum 25. Februar 2021 an der Universität Augsburg stattfand. Pandemiebedingt musste ein digitales Format gewählt werden, das die Teilnehmerinnen und Teilnehmer jedoch bereitwillig akzeptiert haben; die Ergebnisse der anregenden und weiterführenden Diskussionen sind vor allem in die Einleitung eingeflossen, die somit über den ursprünglichen Zuschnitt innerhalb des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts zum „Basileus eirenophylax“ in hellenistischer Zeit deutlich hinausgeht. In den hier vorgelegten Vorträgen der Tagung, die um Beiträge von CHARALAMPOS CHRYSAFIS, STEPHAN FAUST, ESTELLE GALBOIS, FERNANDO LOPEZ SANCHEZ und STEFAN REBENICH ergänzt sind, wird zum einen der Versuch unternommen, für die drei großen Epochenblöcke – Hellenismus, Römische Kaiserzeit und Spätantike – große Linien der Friedensthematik aus der Perspektive der Monarchen zu ziehen und Spezifika herauszuarbeiten; zum anderen finden sich konkrete Umsetzungen in verschiedenen Quellengattungen analysiert, die mit der monarchischen Repräsentation oder entsprechenden Zuschreibungen verbunden sind. Unser Dank gilt deshalb den beteiligten Kolleginnen und Kollegen, die sich trotz vielfältiger anderer Verpflichtungen auf die Thematik und deren ungewöhnliche Aufbereitung eingelassen haben – diese sei kurz erklärt: Die Beiträge, die das Quellenmaterial behandeln, beginnen mit einer meist knappen Hinführung zum Thema, um dann in einem zweiten Teil die wesentlichen, wenngleich nicht immer gut bekannten Zeugnisse selbst – in der Originalsprache und in Übersetzung bzw. in Form von Abbildungen und Plänen – vorzulegen. Den Autorinnen und Autoren wurde jedoch bei der Umsetzung größtmögliche Freiheit gelassen, so dass z. B. die Kommentierung relevanter Passagen unterschiedlich umfangreich ausgefallen und teils in der Hinführung, teils im Quellenteil erfolgt ist. Wir sehen den Gewinn dieses Formats in der gesteigerten Aufmerksamkeit für das Quellenmaterial selbst und in der methodischen Bandbreite im Umgang mit ihm. Zu Dank verpflichtet sind wir zudem ULRICH GOTTER und den übrigen Herausgebern für die Aufnahme in die Reihe „Studies in Ancient Monarchies“. KATHARINA STÜDEMANN und SARAH-VANESSA SCHÄFER vom Franz Steiner Verlag haben mit großem Engagement und kompetenter Betreuung maßgeblich zum Gelingen des Bandes beigetragen. HEIDRUN RIETZLER hat sich um die Korrekturen, den Satz und die Registererstellung verdient gemacht. Ihnen allen sei herzlich gedankt. Charalampos I. Chrysafis, Andreas Hartmann, Christopher Schliephake und Gregor Weber
INHALT 01 Charalampos I. Chrysafis / Andreas Hartmann / Christopher Schliephake / Gregor Weber Einleitung ........................................................................................................ 11 Voraussetzungen und Kontexte ................................................................... 39 02 Josef Wiesehöfer Frieden und Friedensvorstellungen im achaimenidischen Iran ...................... 41 03 Anke Ilona Blöbaum Der König als Garant für Frieden in der monumentalen Herrscherrepräsentation im spätzeitlichen Ägypten ....................................... 53 04 Andreas Hartmann Kriegstüchtig, aber den Krieg nicht liebend: Der ideale Herrscher im griechischen und jüdischen Denken der hellenistischen Zeit ......................... 73 05 Charalampos I. Chrysafis Griechische Voraussetzungen und Kontexte: Die Suche nach Frieden in der griechischen Poliswelt und die Entstehung des Basileus EirenophylaxKonzeptes........................................................................................................ 99 Hellenistische Monarchien ......................................................................... 127 06 Hans Joachim Gehrke Der siegreiche König – Revisited ................................................................. 129 07 Kostas Buraselis The Hellenistic King as Virtuoso of the Peace Violin: Epigraphic Evidence Testifying and Advertising Royal ‘Peaceful Policy/Policy of Peace’ in the Hellenistic World .......................................................................................... 143 08 Peter Franz Mittag Sieghaftigkeit und Frieden auf hellenistischen Münzen ............................... 161 09 Gregor Weber Die königliche Selbstdarstellung von Krieg, Sieghaftigkeit und Frieden in der hellenistischen Dichtung ................................................ 181
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Inhalt
10 Rolf Strootman Die große Prozession von Ptolemaios II. Philadelphos: Wie das ptolemäische Reich als Zeitalter von ewigem, weltweitem Frieden präsentiert wird ............................................................ 207 11 Estelle Galbois Die Darstellung der Lagiden als siegreiche Könige, Friedensstifter und Wohltäter. Untersuchungen anhand der Groß- und Kleinplastik aus ptolemäischer Zeit......................................................................................... 231 Römisches Kaisertum von Augustus bis Diokletian ................................ 257 12 Ulrich Gotter Siegreiche Kaiser? Zur Genese einer prekären Konstellation ...................... 259 13 Werner Eck Der Kaiser, der Sieg und der Frieden: die epigraphischen Zeugnisse .......... 277 14 Carlos Noreña Coinage in the Early and High Roman Empire: Pax, Victory, and Monarchic Ideology ...................................................................................... 303 15 Damien Nelis Peace in the Latin Poetry of the Late Republic and Early Empire ............... 319 16 Stephan Faust Das Templum Pacis. Bedeutungsebenen des Friedens im kaiserzeitlichen Rom ............................................................................... 349 Spätantike und frühes Mittelalter, Fortleben und Rezeption................. 377 17 Stefan Rebenich Kriegsherr oder Friedensstifter? Der römische Kaiser in der Spätantike ..... 379 18 Felix K. Maier „Das Wort anstelle der Waffen“ – Die Auseinandersetzung um den besten Kaiser in der Panegyrik des 4. Jahrhunderts n. Chr. ............. 401 19 Fernando Lopez Sanchez Heroische und goldene Zeiten in der Münzprägung der Spätantike ............. 425 20 Mischa Meier Krieg und Friede in der Repräsentation der oströmisch-byzantinischen Kaiser (6.–7. Jahrhundert n. Chr.) ............................................................................ 457
Inhalt
21 Wolfram Drews Krieg, Frieden und Sieg im mittelalterlichen Spanien .................................. 489 Quellenregister .............................................................................................. 511 Sachregister ................................................................................................... 527
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EINLEITUNG Charalampos I. Chrysafis / Andreas Hartmann / Christopher Schliephake / Gregor Weber 1. EINFÜHRUNG Ausgangspunkt der Frage nach dem Zusammenhang zwischen Friedenskultur(en) und monarchischer Repräsentation in der hellenistischen Staatenwelt war die Beobachtung, dass die gegenwärtige Forschung zur antiken Monarchie stark geprägt von der Annahme ist, dass eine spezifische Legitimationsbedürftigkeit monarchischer Herrschaft bestanden habe, die einen steten Zwang zum Nachweis militärischer Sieghaftigkeit nach sich zog. Für die hellenistischen Könige ist in diesem Zusammenhang insbesondere auf HANS-JOACHIM GEHRKEs Aufsatzpublikation „Der siegreiche König. Überlegungen zur hellenistischen Monarchie“ zu verweisen, der vor allem die deutsche Forschung nachhaltig geprägt hat.1 GEHRKE nutzte darin MAX WEBERs Konzept der charismatischen Herrschaft, um die hohe Instabilität der hellenistischen Staatenwelt zu erklären. Dies hat dazu geführt, dass in der althistorischen Forschung eine notwendig bellizistische Ausrichtung monarchischen Handelns vielfach apriorisch unterstellt wurde.2 Zwar sind die genannten Beobachtungen an sich fraglos zutreffend, doch ist der Aspekt der Sieghaftigkeit in den Kontext monarchischer Selbstdarstellung insgesamt einzuordnen und entsprechend zu gewichten. Es fällt nämlich auf, dass von einer stark militärisch geprägten Selbstdarstellung der hellenistischen Könige, z. B. in der Münzprägung, keine Rede sein kann.3 Dafür spielen Motive wie Reichtum und Überfluss eine wichtige Rolle, zumal in der Kommunikation mit den griechischen Städten. Auch forderte die zeitgenössische politische Theorie vom Monarchen zwar Wehrhaftigkeit, doch gerade keine selbstzweckhaften Angriffskriege.4 1 2 3
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Gehrke 1982, aktualisiert und erweitert Gehrke 2013. Einige neuere Beispiele mögen genügen: Anson 2014, 2; Chaniotis 2005, 57 und 60; Müller 2011; Scholz 2015, 181 f. Dazu Weber 2023, außerdem bereits Tuplin 2014, 267: „It looks to me as if both Achaemenid and Hellenistic rulers soft-pedalled the military representation of power. But their reasons were different: for Achaemenids a sense of divine ordinance privileged outcome over process (god is beneficent, royal activity is part of the cosmic order, and achievement is formulaically easy); for Alexander’s successors the mores of Hellenic culture imposed constraints.“ Dazu siehe auch den Beitrag von Mittag in diesem Band. Philod. de bono rege col. 27 Z. 15–18. Vgl. auch die Forderung von Theophr. fr. 600 Fortenbaugh an den König, mit dem Zepter und nicht mit der Lanze zu herrschen. Die von Philodem gebrauchte Formel πολεμικὸς μὲν οὐ φιλοπόλεμος δέ begegnet auch bei Poll. 1,41 in einem
12 Charalampos I. Chrysafis / Andreas Hartmann / Christopher Schliephake / Gregor Weber Darüber hinaus kann man zwar die Etablierung der Diadochenreiche als Beispiele charismatischer Herrschaft sehen, doch konnte diese bezeichnenderweise erst erfolgen, nachdem auch die letzten Vertreter der Argeadendynastie beseitigt worden waren. Selbst nach dem dadurch bewirkten Abbrechen traditionaler Herrschaft wurde dies aber offenbar als so anstößig empfunden, dass man teilweise versuchte, den Bruch durch Ansippungslegenden zu überbrücken.5 Im weiteren Verlauf wurden die hellenistischen Monarchien zwar häufig von Konflikten innerhalb der Hofgesellschaft und innerhalb der Dynastien geplagt, doch wurde die Herrschaft der Dynastie selbst kaum in Frage gestellt.6 Fast immer entstammten die Prätendenten dem Königshaus, und wenn ein Kinderkönig wie Ptolemaios V. akzeptiert bzw. von den die eigentliche Macht ausübenden Höflingen für notwendig erachtet wurde, kann das kaum mit individuellem Charisma erklärt werden. Charisma durch Sieg wurde im hellenistischen Königtum demnach zunehmend durch ein Gentilcharisma ergänzt bzw. abgelöst, das auch Frauen und Kindern zukam.7 In dieselbe Richtung deuten auch die zahlreichen legitimatorischen Verweise auf eine „väterliche Herrschaft“ und die Vorfahren im diplomatischen Verkehr, ferner die ikonographische Angleichung in den Münzporträts.8 All dies sicherte die Monarchie an sich und die Dynastie, bei mehreren potentiellen Nachfolgern aber nicht unbedingt die Herrschaft des konkreten Königs.
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Katalog βασιλέα δὲ ἐπαινῶν λέγε. Es ist bezeichnend, dass von den dort genannten Epitheta allein φιλοστρατιώτης auf die Kriegführung des Herrschers verweist. Vgl. auch Schol. bT Hom. Il. 9,63 f.; Eustath. Hom. Il. 5,890 p. 2,225 Van der Walk. Dio Chrys. or. 1,27 sieht den Sinn von Kriegsrüstung entsprechend vor allem in der Bewahrung des Friedens. Auch Aristeasbrief 281 und 291 f. hält die Bewahrung des Friedens für die wichtigste Aufgabe des Königs; ibid. 223 ruft zur Mäßigung von Angriffskriegen auf. Ähnlich auch bei Phil. dec. 152 f., ebenso id. leg. alleg. 3,81: καλείσθω οὖν ὁ μὲν τύραννος ἄρχων πολέμου, ὁ δὲ βασιλεὺς ἡγεμὼν εἰρήνης. Hier kann allerdings eine spezifisch jüdische Tradition wirksam sein. Dazu vgl. Lianou 2010 und Ogden 2017. Terminologisch relevant ist noch, dass Frieden als Gegenbegriff zu Krieg zu verstehen ist, nicht aber, wie Claudia Horst formuliert hat (unten Anm. 25), zu Konflikt; letzterer sei aber durchaus konstitutiv oder hilfreich für die Auseinandersetzungen um den Frieden. Vgl. Caes. civ. 3,109,6 zum Ansehen des Königs in Alexandreia: regem ut in sua potestate haberet, Caesar effecit, magnam regium nomen apud suos auctoritatem habere existimans, et ut potius privato paucorum et latronum quam regio consilio susceptum bellum videretur („Als dies geschehen war, brachte Caesar es fertig, den König in seine Gewalt zu bekommen, in der Annahme, dass der königliche Name bei ihnen viel bedeute und in der Absicht, dass der Krieg mehr durch den Entschluss weniger Verbrecher, als durch den des König vom Zaun gebrochen erscheine“). Charismatisch begründet kann dieses Ansehen bei einem unter Arrest gestellten König kaum sein. Dass Söhne hellenistischer Könige ihre Väter beseitigten, war nicht die Regel (Weber 2003, 120–122); Ausnahmen sind Eukratides I. von Baktrien und sein Sohn (Iust. 41,6,5) sowie Prusias II. von Bithynien und sein Sohn Nikomedes II. (Iust. 34,4). Ferner wirkten dynastische Morde – etwa am eigenen Sohn (Lysimachos und Agathokles, Memn. 5,6 f.), an der Mutter (Antipatros I. und Thessalonike, Plut. Demetr. 37,1–3) oder am Bruder (öffentliche Demütigung von Ptolemaios VI. wegen des Vorwurfs, er habe versucht, seinen Bruder Ptolemaios VIII. zu ermorden, Diod. 31,15a) – äußerst destabilisierend und beeinträchtigen die Akzeptanz des Königs bei seinen Untertanen.
01 Einleitung
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Allerdings waren nach antiker Auffassung militärische Sieghaftigkeit, die Bewahrung von Sicherheit und Frieden sowie der daraus folgende Wohlstand keine Gegensätze, sondern wurden in eine kausale Beziehung gesetzt.9 Dies ist etwa bei Theokrit im Enkomion auf Ptolemaios II. zu beobachten, in dem der Speer des Königs dem Volk ein Leben in Frieden ermöglicht,10 oder im Kanopos-Dekret (238 v. Chr.), das Ptolemaios III. für die Wahrung des dauerhaften Friedens im Lande durch Kriege gegen viele Völker und deren Herrscher belobigt.11 Die Maxime si vis pacem para bellum ist zwar in der Formulierung nicht antik, gibt aber die antike Anschauung zum Sachverhalt exakt wieder.12 Dies bedeutete umgekehrt, dass ein König, der diese Schutzfunktion nicht erfolgreich auszufüllen vermochte, in der Tat delegitimiert war.13 Gemeinhin wird aus derartigen Belegen abgeleitet, dass dem Frieden bzw. einem als εἰρηναῖος angesehenen König als solchem kaum eine positive Bedeutung zukam, sondern Frieden lediglich die Folge von Siegen sei, ohne dass ihm eine eigene Qualität zugekommen wäre.14 Bei vorurteilsfreier Betrachtung wird man aber aus diesen Stellen das genaue Gegenteil herauslesen müssen, dass nämlich der Krieg primär als ein Mittel zum Zweck gesehen wurde. Demetrios Poliorketes wird im Ithyphallikos der Athener zwar um ein militärisches Vorgehen gegen die Aitoler
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Chaniotis 2005, 71 f. Theokr. 17,95–111, dazu Weber 1993, 362 f. OGIS I 56 Z. 11 f. = Pfeiffer ²2020, Nr. 14, S. 90–104. Neben den klassischen Quellen im Beitrag Hartmann vgl. etwa die prägnante Formulierung bei Dexippos FGrHist/BNJ 100 F 33j: πολέμου δὲ παρασκευὴ φυλακὴ εἰρήνης βεβαιοτάτη („Die Vorbereitung auf den Krieg ist die stärkste Sicherung des Friedens“). 13 Dies tritt am deutlichsten in der Argumentation des Pompeius bei der Provinzialisierung des Seleukidenreiches bei Iust. 40,2,2–5 hervor: igitur Tigrane a Lucullo victo rex Syriae Antiochus, Cyziceni filius, ab eodem Lucullo appellatur. sed quod Lucullus dederat, postea ademit Pompeius, qui poscenti regnum respondit ne volenti Syriae, nedum recusanti daturum se regem, qui X et VIII annos, quibus Tigranes Syriam tenuit, in angulo Ciliciae latuerit, victo autem eodem Tigrane a Romanis alieni operis praemia postulet. igitur ut habenti regnum non ademerit, ita quo cesserit Tigrani, non daturum, quod tueri nesciat, ne rursus Syriam Iudaeorum et Arabum latrociniis infestam reddat. atque ita Syriam in provinciae formam redegit, paulatimque Oriens Romanorum discordia consanguineorum regum factus est („Tatsächlich wurde Tigranes von Lukullus besiegt, zum König von Syrien aber wurde Antiochos, der Sohn des Kyzikenos, von ebendiesem Lukullus ernannt. Aber was Lukullus ihm gegeben hatte, das nahm später Pompeius ihm wieder weg, indem er, als jener dieses Königtum für sich forderte, zur Antwort gab: nicht einmal wenn Syrien dies wollte, geschweige denn so, da es sich weigere, werde er diesem Land einen König geben, der während all der achtzehn Jahre, die Tigranes Syrien innehatte, sich in einem Winkel in Kilikien verkrochen hatte, jetzt aber, da eben dieser Tigranes von den Römern besiegt sei, den Lohn fremder Mühe für sich einheimsen wolle. Wirklich habe er ihm ja kein Reich, das er bereits gehabt hätte, weggenommen, jedoch wolle er ihm nicht auch das, das er selbst ja dem Tigranes abgetreten hatte, jetzt geben, da er offenbar es nicht zu halten vermöchte, um nicht abermals Syrien den Raubzügen von Juden und Arabern preiszugeben und es so unsicher machen zu lassen. Und so brachte er Syrien in die Rechtsordnung einer Provinz und Schritt für Schritt geriet der Osten vermittels der Zwietracht blutsverwandter Könige in die Hände der Römer“). 14 Vgl. etwa Muccioli 2013, 333–335.
14 Charalampos I. Chrysafis / Andreas Hartmann / Christopher Schliephake / Gregor Weber angefleht, aber diese Bitte eröffnet eben mit den Worten πρῶτον μὲν εἰρήνην ποίησον.15 In den Ehrendekreten für hellenistische Könige werden diese niemals für einen Angriffskrieg oder die Erweiterung ihres Territoriums belobigt, wohl aber für militärischen Schutz gegen äußere Feinde und ökonomisch-fiskalische Wohltaten.16 In einem Kapitel seiner Poroi legt bereits Xenophon breit den Zusammenhang zwischen dem Frieden und einer Hebung der allgemeinen Wohlfahrt dar, was ihn zur Forderung führt, es sollten in der Stadt Athen „Friedenswächter“ (εἰρηνοφύλακες) eingesetzt werden.17 Polybios erklärt den Frieden zum einzigen von allen Menschen unumstritten geschätzten Gut.18 Es überrascht daher nicht, dass er an Kriegsschuldfragen sehr interessiert ist. Entsprechende Diskussionen referiert er nicht nur im Kontext römischer Politik, sondern durchaus auch für die Diplomatie zwischen den hellenistischen Großreichen: Antiochos IV. war es vor Ausbruch des 4. Syrischen Krieges nach seiner Aussage sehr wichtig, seine Ansprüche auf Koilesyrien auch rechtlich zu untermauern – Polybios (5,67) spricht in diesem Zusammenhang von einer δικαιολογία zwischen den Parteien. ANGELOS CHANIOTIS hat gezeigt, dass dieses Interesse an Rechtfertigung nicht einer individuellen Vorliebe des Polybios entspringt, sondern einem allgemeinen Zug der Zeit folgt.19 Gesellschaften aber, die solche Kriegsschuldfragen stellen, sind zwar nicht notwendig pazifistisch, sehen jedoch Krieg offensichtlich nicht als einen selbstverständlichen Naturzustand zwischenstaatlicher Beziehungen an.20 Gerade in der Konzeptionalisierung dieses Verhältnisses zwischen Krieg und Frieden sowie der Gewichtung der einzelnen Aspekte im öffentlichen Diskurs 15 Duris FGrHist = BNJ 76 F 13, dazu vgl. den Beitrag von Weber in diesem Band. 16 Zum Frieden als Ergebnis königlichen Handelns s. OGIS I 234 = FD 3,4,163 Z. 19–22: ein Gesandter der Stadt Alabanda lobt Antiochos III. vor der delphischen Amphiktyonie für die Bewahrung des Friedens für seine Heimatstadt; I.Iasos 4 Z. 41–47: Iasos lobt Antiochos III. für die Herstellung von Frieden und Freiheit; OGIS II 763 = I.Milet 1,9,306 = RC 52 Z. 8–13: der Ionische Bund lobt Eumenes II. dafür, dass er viele und große Kämpfe gegen die Barbaren geführt habe, damit die griechischen Städte in Frieden leben könnten. 17 Xen. Por. 5 f.; für weitere Literatur siehe Beitrag von Chrysafis (Anm. 16) in diesem Band. In hellenistischer Zeit scheint der Begriff nicht belegt zu sein, wenngleich sich für das ptolemäische Ägypten einige Entsprechungen in Richtung φύλακες im Sinne von ‚Wächter‘ oder einer ausgeübten Polizeifunktion finden lassen; Belege gerade für letztere hat Huß 2011, 126–136, aufgenommen, zusammengestellt und ausführlich diskutiert, auch für verschiedene soziale Ebenen, sind sie bei Homoth-Kuhs 2005. Verschiedene Komposita, etwa der θησαυροφύλαξ (Speicheraufseher) oder der γενηματοφύλαξ (Erntewächter), führen jedoch nicht weiter, weil stets konkrete, gegenständliche Aufgaben gemeint sind. Die Begriffe εἰρήναρχος und εἰρηνάρχης, ebenfalls im Polizeikontext zu situieren, begegnen erstmalig im 3. Jh. n Chr. (dazu Sänger 2005), weisen aber keine Verbindung zwischen Reichsebene und lokaler Ebene auf. Die εἰρηνοφύλακες werden in manchen Gauen auf Dorfebene erwähnt, allerdings erst seit dem 2. Jh. n Chr. und in eindeutiger Polizeifunktion, dazu Homoth-Kuhs 2005, 93 und 108–110. 18 Pol. 4,74,3: μόνον τοῦτο τῶν νομιζομένων ἀγαθῶν ἀναμφισβήτητόν ἐστι παρ’ ἀνθρώποις, λέγω δὴ τὴν εἰρήνην („was allein von allen Dingen, die als wertvoll angesehen werden, bei allen Menschen unbestritten für ein Gut gilt, ich meine den Frieden, […]“). 19 Chaniotis 2005, 176–181. 20 Vgl. Clavadetscher 1985.
01 Einleitung
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zeigen sich die jeweils spezifischen Friedenskulturen verschiedener Kulturen und Epochen. Die jüngste Vergangenheit zeichnete sich hierbei bis zur offenen russischen Invasion in die Ukraine im Februar 2022 durch ein Verschwinden bzw. eine Verdrängung des Krieges aus der öffentlichen Wahrnehmung in den Staaten der so genannten Westlichen Welt aus,21 welche im historischen Rückblick die militärischen Aspekte herrscherlicher Selbstdarstellung in der Vormoderne sehr stark hervortreten ließ. Dazu kommt, dass Kriege der Ereignisgeschichte stets näherstanden als ‚ereignislose‘ Friedensperioden. Ein ausgewogenes Gesamtbild lässt sich mit einer solch einseitigen Fokussierung auf diese uns fremd gewordene Seite der Antike nicht erreichen. 2. FORSCHUNGSÜBERBLICK Aspekte des Friedens im denkbar weitesten Sinne waren zwar bereits in der Vergangenheit Gegenstand einiger althistorischer Sammelbände.22 Eine fokussierte Fragestellung liegt diesen Werken jedoch nicht zugrunde, weshalb in ihnen zwar viele aufschlussreiche Einzelstudien zu finden sind, die Rolle des Friedens im politischen Diskurs aber unscharf bleibt. Aus umfassend kulturvergleichender Perspektive beleuchten das Thema zwei von KURT RAAFLAUB herausgegebene Sammelbände.23 Eine umfassende Kulturgeschichte des Friedens in der Antike möchte ein von SHEILA L. AGER herausgegebener Band bieten.24 Es versteht sich, dass diese umfassend angelegten Projekte keine vertiefte Untersuchung in Bezug auf antike Monarchien leisten können.25 Auch ein neuerer Sammelband zu ‚Peace and Reconciliation‘ von Solon bis zu Augustinus schneidet ebenfalls diverse Aspekte – „imagining, establishing, and instituting peace“ – an, doch bleiben gerade die antiken Monarchien ausgespart.26 Insbesondere die italienische Forschung hat zudem die Geschichte der Friedenskonzeptionen untersucht.27 Eine Untersuchung speziell zur Bedeutung des Friedens für die hellenistischen Monarchien fehlt aber auch hier. Sie 21 22 23 24 25
Bettalli 2015, 11–13. Sordi 1985; Uglione 1990. Raaflaub 2007; Raaflaub 2016. Ager 2020. Dies wird auch bei den beiden Münsteraner Bänden deutlich (Lichtenberger/Nieswandt/Salzmann 2018; Althoff/Krems/Meier/Thamer 2019), die sich ganz oder in Teilen zwar auch der Antike widmen, in denen aber weder die Epoche des Hellenismus noch die Monarchie an sich eine besondere Berücksichtigung erfährt. Dies gilt auch für die Beiträge der von Babett Edelmann-Singer und Claudia Horst geleiteten Sektion „Frieden – Macht – Konflikt. Friedensdiskurse in antiken Gesellschaften“ auf dem 53. Deutschen Historikertag in München im Oktober 2021, dazu Reitzenstein-Ronning 2021. 26 Moloney/Williams 2017. Darin relevant ist ein Beitrag zur Etablierung der Friedensordnung unter Philipp II. von E. P. Moloney, doch betrifft er nur die ‚Vorgeschichte‘. Eich 2021 behandelt die Verurteilung des Krieges in der antiken Literatur von Homer bis Prokop, allerdings spielt die hellenistische Zeit, sieht man von einem knappen Blick auf die Stoa einmal ab, keine Rolle. 27 Zampaglione 1967; Lana 1967; Lana 1989; Lana 1991.
16 Charalampos I. Chrysafis / Andreas Hartmann / Christopher Schliephake / Gregor Weber wird auch nicht aufgewogen durch die kaum rezipierte Studie von CLAIRE PRÉAUX, in der es neben dem Frieden innerhalb und zwischen den hellenistischen Poleis sowie Verfahrensfragen auf zwölf Seiten auch um ‚la paix des rois‘ geht: Zwar wird durchaus das Spannungsfeld zwischen dem König als ‚Krieger‘ und dem Frieden als wichtiger Kategorie seines Handelns aufgezeigt, doch stehen nicht Fragen der königlichen Selbstdarstellung, sondern rechtliche Aspekte und die Entwicklungen mit Rom nach dem Frieden von Apameia im Zentrum des Interesses.28 BIAGIO VIRGILIO ging in seiner Monographie ‚Lancia, diadema e porpora‘ auf die Rolle des Friedens für die königliche Selbstdarstellung überhaupt nicht ein.29 Ein Abgleich des seinerzeit bekannten dokumentarischen Quellenmaterials zur Selbstdarstellung der hellenistischen Könige mit den Äußerungen der philosophischen Theorie nahm vor gut 80 Jahren WILHELM SCHUBART vor.30 Die hier aufgeworfene Frage nahm er dabei jedoch gar nicht in den Blick.31 Das gleiche gilt für die in jüngerer Zeit erschienenen Quellencorpora zur euergetischen Stiftungstätigkeit der hellenistischen Könige bzw. zu den Ehrendekreten für die Herrscher.32 Besser gestaltet sich die Forschungslage zur Bedeutung des Friedens für die Selbstdarstellung der römischen Kaiser, da das Schlagwort von der Pax Romana und die Ara Pacis als ein besonders eindrückliches Monument hier entsprechende Anregungen lieferten.33 Das Verhältnis von Krieg und Frieden im römischen Denken wurde zudem ausgehend von Konstruktionen des „gerechten Krieges“ immer wieder thematisiert.34 ERICH GRUEN und JOHN W. RICH legten jeweils differenzierte Studien zu Krieg und Frieden bei Augustus vor, die sowohl die Kontinuitäten als auch die Brüche mit dem Expansionismus der republikanischen Zeit berücksichtigen.35 In einem grundlegenden Beitrag analysierte GREG WOOLF die Pax Romana als ideologisches Konstrukt, das in der Realität zwar keine völlige Abwesenheit von Gewalt im Inneren des Reiches bedeutete (an den Grenzen und im strategischen Vorfeld ohnehin nicht), wohl aber eine Regulierung und Eindämmung als deren Garant sich der Kaiser präsentierte.36 Den Zusammenhang zwischen der Wortfamilie Frieden und dem römischen Imperialismus untersuchte MYLES LAVAN.37 Dieser imperialistische Kontext des römischen Friedensbegriffes tritt schon in Vergils klassischer Formulierung des römischen Weltherrschaftsanspruchs deutlich zutage,
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Préaux 1961. Virgilio ²2013. Schubart 1937a/b. Nur ein Absatz ist der im Krieg bewiesenen ἀνδραγαθία gewidmet (ebd. 5). Bringmann/von Steuben 1995; Kotsidu 2000. Vgl. zum Kult der Pax in augusteischer Zeit Stern 2015; siehe außerdem den Beitrag von Faust in diesem Band. Albert 1980; Mantovani 1990; Loreto 2001. Gruen 1985; Rich 2003. Woolf 1993. Lavan 2017.
01 Einleitung
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die den Frieden mit der Niederwerfung der „Widerspenstigen“ verbindet,38 dem bekannten Vergilzitat. Eine monographische Studie der Friedensbezüge im Übergang von der Späten Republik zur Kaiserzeit legte jüngst HANNAH CORNWELL vor.39 3. KONZEPT UND ERGEBNISSE Ziel des vorliegenden Bandes ist es vor diesem Hintergrund, die Bedeutung des Friedens in der Repräsentation antiker Monarchien zu beleuchten, wobei auch der Anschluss an die Friedensvorstellungen im Kontext der griechischen Poliswelt, etwa die κοινὴ εἰρήνη, Berücksichtigung finden muss.40 Dabei dürfen weder einzelne Referenzen auf Frieden noch diejenigen auf Kriege oder Sieghaftigkeit isoliert und dekontextualisiert betrachtet werden, sondern im Gegenteil muss stets eine gegenseitige Gewichtung im Quellenbestand sowie im weiteren historischen Kontext stattfinden, die insbesondere den Konnex mit den erwünschten Ergebnissen des Krieges berücksichtigt. Eine zentrale Frage hierbei ist, ob Krieg vorrangig als Mittel zur Herstellung von Frieden oder als Weg zur Aneignung materieller Ressourcen konzeptionalisiert wurde.41 Es sei hier nur auf die Beobachtung verwiesen, dass die Kriegsdarstellungen römischer Triumphzüge42 und die in deren Rahmen üblichen Beutepräsentationen in den erhaltenen Berichten über hellenistische Prozessionen keine direkte Parallele finden.43 Monumentalisierte Tributlisten sind für das ptole-
38 Verg. Aen. 6,851–853: tu regere imperio populos, Romane, memento / (hae tibi erunt artes), pacique imponere morem, / parcere subiectis et debellare superbos („Du aber, Römer, gedenk – so wirst du leisten dein Wesen –, / Völker kraft Amtes zu lenken und Ordnung zu stiften dem Frieden, / Unterworf’ne zu schonen und niederzukämpfen Empörer!“). 39 Cornwell 2017. 40 Dazu einschlägig Jehne 1994, außerdem siehe den Beitrag von Chrysafis in diesem Band. 41 Pritchett 1991, 439–445 („Avowals of booty as purpose of war“) führt Material für die archaische und klassische Zeit an. Wichtig wäre jedoch eine weitere Differenzierung danach, ob die berichteten Äußerungen Barbaren in den Mund gelegt sind bzw. ob es sich um Kriege gegen Barbaren oder andere Griechen handelte. Dass das Beutemachen auf einer materiellen Ebene zur Selbstfinanzierung des Krieges bedeutsam war, liegt auf einer anderen Ebene. Dazu vgl. Jacquemin 2009; Ferriès 2013. Dies gilt auch für Kompensations- und Reparationszahlungen, dazu Meißner 2008, 249 f. 42 Dazu Holliday 1997. Die Anknüpfung der Diadochen an diese Konzepte ist etwa im Brief des Antigonos Monophthalmos an die Stadt Skepsis von 311 v. Chr. deutlich (OGIS I 5 = RC 1 = StV III,428), siehe noch den Beitrag von Buraselis in diesem Band. 43 Pol. 30,25 f. (=Athen. 5,24) zur Prozession Antiochos’ IV. in Daphne erwähnt zwar die ägyptische Beute, jedoch nur als eine von mehreren Finanzierungsquellen. Weder wurde offenbar die Beute als solche präsentiert, noch sonst in der Prozessionsordnung Bezug auf den Krieg genommen. Dies gilt ebenso für die berühmte Pompé des zweiten Ptolemäers, die – je nach Datierung – im Kontext verschiedener Syrischer Kriege gesehen wird: Über die Herkunft der zahlreichen Ausstattungselemente der Prozession erfährt man nichts; allerdings beschreibt der erhaltene Text nur einen Ausschnitt des gesamten Festes, dazu Rice 1983 und den Beitrag von Strootman in diesen Band.
18 Charalampos I. Chrysafis / Andreas Hartmann / Christopher Schliephake / Gregor Weber mäische Ägypten bezeugt, stehen dort allerdings deutlich in der pharaonischen Tradition.44 Um den engeren Untersuchungsgegenstand vergleichend einordnen zu können, erschien es im Rahmen des Forschungsprojektes sinnvoll, einen Workshop zu veranstalten, der neben den hellenistischen Königreichen eine Reihe von weiteren Monarchien einbezog, mit deren Traditionen sich entweder die hellenistischen Könige auseinandersetzen mussten (Persien, Ägypten, Judäa) bzw. die sich umgekehrt mit dem Modell der hellenistischen Monarchie auseinandersetzen mussten (Judäa, Rom). Auf der von 23. bis zum 25. Februar 2021 coronabedingt in digitalem Format durchgeführten Tagung wurden die Referentinnen und Referenten gebeten, knappe Abstracts zusammen mit vorab bereitgestellten Quellensammlungen zu präsentieren, die als Ausgangspunkt für die Diskussion dienen sollten. Dieses Schema wurde im Prinzip für die vorliegende Publikation übernommen: Einer zusammenfassenden Einleitung folgt jeweils eine zweisprachige Quellensammlung. Ob die Kommentierung der Quellen durch Querverweise im einleitenden Teil oder durch Abschnitte vor den einzelnen Quellentexten erfolgen sollte, wurde den Autorinnen und Autoren freigestellt. Wir hoffen, damit der Heterogenität des Quellenbestandes angemessen Rechnung getragen zu haben, der nicht nur Auszüge aus gut bekannten Werken der griechischen und römischen Literatur enthält, sondern ebenso Quellen die infolge ihrer geographischen oder chronologischen Herkunft für viele Altertumswissenschaftlerinnen und Altertumswissenschaftlern entlegener erscheinen dürften. Die Auswahl der Quellen und die Untersuchung sollte sich an folgenden Leitfragen orientieren: 1. Welches Gewicht haben Verweise auf den Frieden, konkrete Friedensschlüsse oder eine defensive Politik im Rahmen der monarchischen Selbstdarstellung, insbesondere im Vergleich zu Referenzen auf militärische Sieghaftigkeit? 2. Inwieweit sind die Könige selbst direkt in Friedensverhandlungen involviert? Welche Argumentationsfiguren werden in solchen Verhandlungen gebraucht? 3. Wie wird ,Frieden‘ konzeptionalisiert – als reine Abwesenheit von Krieg, Verteidigung bestehender Besitzstände, die Durchsetzung hegemonialer Kontrolle oder gottgegebener Herrschaftsrechte, die Gewährleistung einer normativ vorausgesetzten ‚Gerechtigkeit‘? 4. Welche Forderungen an den Herrscher werden diesbezüglich in normativen Texten – neben dem philosophischen Schrifttum (Traktate Περὶ βασιλείας) auch kommentierende Passagen bei Geographen, Historikern und Biographen – formuliert? 5. Werden Aspekte des materiellen Wohlergehens eher mit militärischen Erfolgen oder der Abwesenheit von Krieg assoziiert? Spielen der Erwerb von Beute und
44 Tributlisten Ptolemaios’ II. und Ptolemaios’ VI. im Tempel von Philai: Eide/Hægg/Pierce/ Tørøk 1994, Nr. 112 und 137.
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die Akkumulierung fremden Reichtums eine wichtige Rolle für die Selbstdarstellung der Monarchen? Es versteht sich, dass aufgrund der sozio-politischen Rahmenbedingungen und der jeweiligen Überlieferungssituation nicht alle Fragen in jedem Beitrag gleichgewichtig angesprochen werden können. In den sehr fruchtbaren Diskussionen während der Tagung zeigte sich zunächst einmal die Notwendigkeit einer klaren Unterscheidung von drei Ebenen: (1) präskriptiven Normen, wie sie uns etwa in philosophischen Texten, aber auch in der Herrscherpanegyrik entgegentreten; (2) der Realität und den daraus vom Historiker abgeleiteten deskriptiven Normen, die das Regelsystem des tatsächlichen Handelns beschreiben; (3) die Selbstdarstellung der Monarchen, die danach streben musste (1) und (2) als in der Person des Herrschers möglichst zusammenfallend zu beschreiben. Ferner ist die große terminologische und konzeptuelle Bandbreite bei der Beschreibung von Friedenszuständen zu berücksichtigen. Es genügt daher nicht, nur die direkten Bezüge auf Eirene/Pax in den Blick zu nehmen, wie etwa bei der Benennung einer Tochter Ptolemaios I. mit dem Namen Eirene.45 In einem römischen Kontext spielen etwa die verwandten Begriffe securitas und quies eine Rolle.46 Darüber hinaus ist aber auch die Rolle des Herrschers als Garant von Sicherheit und Förderer des Wohlstandes als Ganzes zu würdigen, die sich in der Erwartung eines neuen goldenen Zeitalters und von Visionen des materiellen Überflusses niederschlagen kann. Wie bereits dargelegt, wurden Krieg und Frieden in der Antike keineswegs als Gegensätze betrachtet, sondern Krieg galt als ein legitimes und notwendiges Mittel zur Bewahrung und Schaffung des Friedens. Bezeichnend ist im Zusammenhang mit der Bezeichnung des Herrschers als εἰρηνοφύλαξ schon, dass es sich bei den auf lokaler Ebene tätigen εἰρηνοφύλακες um polizeilich tätige Magistrate handelte, die nicht etwa bloß vermittelnd tätig waren, sondern beispielsweise wie in Antiochia Keulenträger beschäftigten.47 Verweise auf die Sieghaftigkeit des Königs können daher nicht automatisch einseitig als Ausdruck eines aggressiven Expansionismus verstanden werden, vielmehr war Sieghaftigkeit mindestens ebenso sehr die basale Voraussetzung, um der wichtigsten Aufgabe eines Herrschers überhaupt, dem Schutz der Untertanen, überhaupt nachkommen zu können. Innerer und äußerer Frieden sind dabei kaum scharf zu trennen, da einerseits Bürgerkriege und äußere Kriege oft ineinander übergingen und andererseits die Unterscheidung von Innen- und Außenpolitik bei Imperien generell schwierig und standortgebunden ist.
45 Athen. 13,37. 46 Zum Kaiser als fundator quietis vgl. ohne Anspruch auf Vollständigkeit CIL 6,1139 = CIL 6,31245 = ILS 694 = ILCV 2 (Konstantin d. Gr.); CIL 11,9 = ILS 699 (Theodosius I.); als fundator publicae securitatis CIL 10,7284 = ILS 677; AE 1966,166. Securitas erscheint seit Nero auf den Münzen und bleibt ein bis in das 4. Jh. n. Chr. ein fast kontinuierlich gepflegtes Motiv. 47 Lib. Or. 48,9.
20 Charalampos I. Chrysafis / Andreas Hartmann / Christopher Schliephake / Gregor Weber Während die Niederschlagung von Aufständen aus Sicht der imperialen Zentrale gewiss ein ‚inneres‘ Problem darstellte, war dies aus der Perspektive der Aufständischen, die sich nicht als Teil des Imperiums begreifen wollten, gerade nicht der Fall.48 Angriffskriege wurden auf Ebene der präskriptiven Normen nicht gutgeheißen, daher bestand eine Rechtfertigungsbedürftigkeit des Krieges.49 Die Bewahrung des Friedens war ein wichtiger Aspekt des königlichen Euergetismus, ja sie war in gewisser Weise die Kernaufgabe des Monarchen überhaupt. Davon unabhängig war jedoch ein ‚charismatisches‘ Kampfverhalten des Königs immer positiv konnotiert. Die Sieghaftigkeit des Herrschers wurde am deutlichsten in Epiklesen wie Nikator, Kallinikos oder Nikephoros verkündet, doch ist auch hier zu bedenken, dass keineswegs alle hellenistischen Könige solche Beinamen führten: In der grundlegenden Untersuchung von FEDERICOMARIA MUCCIOLI machen die Epiklesen mit militärischer Bedeutung eben nur eines von fünf Feldern aus und stehen neben solchen, die sich auf die politische, familiäre oder göttliche Sphäre beziehen, sowie solchen, die eine freundliche Politik gegenüber bestimmten Personen oder Personengruppen anzeigen.50 Krieg wurde in der politischen Praxis immer zur Durchsetzung eigener Interessen angewandt, erlangte aber durchaus unterschiedliche Präsenz in der Selbstdarstellung verschiedener Monarchien. Die in den altorientalischen Monarchien anzutreffende Theologisierung von Krieg und Frieden, die den König zum militärischen Garanten einer gottgewollten (Friedens-)Ordnung machte,51 findet sich jedoch weder bei den hellenistischen Königen noch bei den römischen Kaisern.52 Von den gräko-baktrischen Königen einmal abgesehen fällt etwa auf, dass es kaum explizit militärische Typen in der Münzprägung der hellenistischen Könige gibt. Dieser weitgehend negative Befund gilt auch für die Inschriften: Selbst in Texten von Soldaten und Amtsträgern wird die militärische Rolle des Königs nicht 48 Vgl. verschiedene Beiträge in Pfeiffer/Weber 2021. 49 In diesem Zusammenhang dürfte sich auch ausgewirkt haben, dass in den homerischen Epen der Krieg zwar das Feld der heroischen Bewährung darstellt, seine negativen Aspekte aber keineswegs beschönigt werden. Echte Gewinner kennt der Krieg bei Homer nicht, dazu Gittings 2012, 40–47; Raaflaub 2019, 45 f. 50 Dazu Muccioli 2013. Zur Errichtung von Tropaia scheint es eher selten gekommen zu sein (so auch Kinnee 2018, 49 und 53 f.; außerdem Weber 2023), während Waffenweihungen, zumal in prominente Heiligtümer und im Poliskontext (Kinnee 2018, 44 f.), nicht unüblich waren und sich gerade in Epigrammen der hellenistischen Zeit einiger Beliebtheit erfreuten (siehe dazu den Beitrag von Weber). 51 Vgl. für das Assyrerreich die wichtige Studie Oded 1992. In Ägypten war Frieden integraler Bestandteil der Maat, wurde aber oft nicht eigens thematisiert, siehe dazu auch den Beitrag von Blöbaum in diesem Band. 52 Als gewisse Ausnahme kann der 3. Isishymnus des Isidoros (I.Égypte métriques 175 III) Z. 12– 14 gelten, in dem der König als Geliebter der Isis erscheint, der durch seine universale Herrschaft über Europa und Asien den Frieden bewahrt: ὃν δέ κε φίλτατον ἔσκε ἀνάκτων ἡ βασίλε[ια], | οὗτος καὶ Ἀσίας τε καὶ Εὐρώπης τε ἀν[ά]σσει, | εἰρήνη τε ἄγων („Aber derjenige, den die himmlische Königin am meisten von allen Fürsten liebte, regiert sowohl Asien als auch Europa, und hält den Frieden“).
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prominent hervorgehoben). Die ökonomischen Früchte des Krieges, sprich die Beute, wurden nicht explizit thematisiert. Dem steht allerdings gegenüber, dass auch Eirene in Bildkunst und Münzprägung keine Rolle spielt.53 Ein Zwang zum Sieg bei Herrscherwechsel oder Meutereien bei einer Präferenz des Königs für diplomatische Lösungen sind für die hellenistischen Monarchien nicht bezeugt, letztlich war die Entscheidung über Krieg und Frieden in einem stets labilen Staatensystem aber vom Herrscher nicht wirklich kontrollierbar. Diese Befunde treten vor allem im Vergleich mit dem römischen Kaisertum stark hervor: Der römische Kaiser inszenierte sich viel stärker als die hellenistischen Könige als militärische Person und Sieger,54 gerade weil Krieg und Sieg faktisch problematisch geworden waren. Die für den Kaiser durch einen Sieg zu erreichenden Vorteile wogen das Risiko von Misserfolgen kaum auf. Selbst bei einem erfolgreichen Verlauf des Krieges bestand die Gefahr, dass der Oberbefehlshaber vor Ort zu einem Konkurrenten aufgebaut würde.55 Dennoch wurden der römische Kaiser gerne im Typus der Panzerstatue dargestellt und militärische Erfolge in der Münzprägung offensiv propagiert. Briefe an den Senat begann der Kaiser regelmäßig mit der Formel, dass es ihm und den Truppen gut gehe.56 In diesem Zusammenhang ist auch darauf zu verweisen, dass das Gentilcharisma im römischen Kaisertum – betrachtet man etwa die Beziehung des Germanicus zu Augustus – zwar auch real oder gefühlt bemüht wurde, faktisch aber die Verhältnisse im Vergleich zu den hellenistischen Reichen dynastisch deutlich instabiler waren. Deshalb kam der Inszenierung von Sieghaftigkeit eine deutlich wichtigere Rolle zu. Ganz explizit wurden sowohl in der Dichtung als auch in offiziellen Texten wie den Res gestae Weltherrschaftsansprüche geäußert,57 die sich mit einer spezifischen 53 Darauf haben bereits Meyer 2019, 59, und Lichtenberger/Nieswandt/Salzmann 2019, 87 f. (unter Verweis auf Strootman 2014c), hingewiesen. 54 Dazu vgl. Ando 2000, 277–303; Havener 2016. Zur Spätantike Wienand 2012. 55 Das galt trotz der Monopolisierung der auspicia durch den Kaiser und aller rhetorischen Versuche, den in Rom weilenden Kaiser als tatsächlichen Urheber des Sieges darzustellen, wie es Fronto mit dem Bild des Schiffskapitäns versuchte. Der Autor von Pan. Lat. 8,14,2, der dieses Zitat bewahrte, wischte das Argument als Ausdruck einer indelicata felicitas früherer Kaiser beiseite. 56 Cass. Dio 69,14,3. 57 Diese Ansprüche wurden auch von den provinzialen Untertanen aufgenommen: In etlichen griechischen Inschriften wird der Kaiser als γῆς καὶ θαλάσσης καὶ παντὸς ἀνθρώπων ἔθνους δεσπότης („Herrscher des Landes und des Meeres und des ganzen Menschengeschlechtes“) bezeichnet. Vgl. auch γῆς καὶ θαλά̣σσης ἐπόπτης/κύριος/ἄρχων. („Aufseher/Herr/Herrscher des Landes und des Meeres“). In der modernen Forschung wurde weiter ausgeführt, dass der Universalismus die vorherrschende Ideologie der hellenistischen Monarchie gewesen sei, was zu einer weiteren Destabilisierung der hellenistischen Welt aufgrund der widersprüchlichen Ambitionen der großen Reiche geführt habe, dazu Iossif 2010; Strootman 2014a und 2014b, bes. 45–56. Allerdings stellen Ansprüche auf „Weltherrschaft“ mit der dazugehörigen Bellikosität in vielen Quellen eine Behauptung dar, die geeignet war, den Ruf eines Herrschers zu beschädigen (Plut. Pyrrh. 12,2 f.; P. Köln 6, 247 col. i Z. 18–27; Pol. 3,2,8; 15,20). Als Arbeitshypothese ließe sich dazu formulieren, dass die hellenistischen Monarchien zwar in bestimmten Kontexten universale Ansprüche äußerten bzw. andere ihnen solche Ansprüche zuschrieben,
22 Charalampos I. Chrysafis / Andreas Hartmann / Christopher Schliephake / Gregor Weber Friedensideologie verbanden, die den Krieg als Ursache von Frieden und Sicherheit in den Vordergrund stellte. Der Akzent lag daher weniger auf dem Friedenszustand an sich, sondern dem Akt der Befriedung, der auch eine Anerkennung bzw. Durchsetzung der römischen Ordnungsmacht implizierte.58 In der Münzprägung erscheint Pax entsprechend oft mit einer militärischen Konnotation.59 Die augusteische Friedensideologie, wie sie besonders in der Ara Pacis greifbar ist, ist zunächst einmal als Reaktion auf die traumatische Erfahrung der Bürgerkriege zu verstehen. Im Vergleich mit Victoria spielt Pax in den Inschriften eine sehr untergeordnete Rolle. Während in den hellenistischen Prozessionen zwar Soldaten aufmarschierten, aber – zumindest soweit wir wissen – keine konkreten Siege gefeiert wurden, keine Beute vorgezeigt wurde und die militärischen Elemente neben zivilen standen, war der römische Triumph ein Ritual, das nur der Feier eines konkreten Sieges gewidmet war. Bezeichnend ist die Vorgabe, dass tatsächlich eine bestimmte Zahl von Feinden gefallen sein musste. Bilder und Beutestücke sowie die Vorführung von Gefangenen vergegenwärtigten die militärischen Ereignisse in der Stadt Rom.60 Die Finanzierung von Großbauten aus Beutegeldern wurde, wie im Falle des Colosseums, nicht nur stillschweigend vorausgesetzt, sondern explizit verkündet. Entsprechend bezogen sich auch die Siegerbeinamen der römischen Kaiser lange Zeit auf
dass diese aber nicht unmittelbar politisch handlungsleitend wurden. Vielmehr ist ein pragmatischer Umgang mit den politischen Realitäten festzustellen, zu der eine offensive Nutzung sich bietender Möglichkeiten zur Ausweitung der eigenen Machtbasis nicht in Widerspruch steht. Zur Untersuchung dieser Hypothese hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft Charalampos Chrysafis ein Projekt über „Hellenistische Könige und pragmatischer Regionalismus: Selbstdarstellung, politische Praxis und Wahrnehmung“ bewilligt, das an der Universität Augsburg angesiedelt ist. 58 Vgl. dazu bereits die Formel [re publica | pulcer]rume adm[i]nistrata imperio am[pli]ficato [p]ace per orbe[m terrarum con|fecta] in der Lex Gabinia Calpurnia de insula Delo von 58 v. Chr. (CIL I 2500 = ILGR 152 = I.Delos 1511 = Crawford, Roman Statutes 22 Z. 18–20). Diese kaiserliche Friedensrhetorik spiegelt sich auch in der aksumitischen Throninschrift von Adulis (OGIS I 199,1–3 = FHN III,234): τὰ μὲν ἔγγιστα τοῦ βασιλείου | ἔθνη εἰρηνεύεσθαι κελευσας, ἐπολέμησα καὶ ὑπέταξα μάχαις | τὰ ὑπογεγραμμένα ἔθνη („ich befahl, dass die Völker, die am nächsten zu meinem Königreich lebten, in Frieden existieren sollten, und ich begann Krieg und unterwarf in Schlachten die unten aufgeführten Völker“); vgl. ibid. 27 f. und 35. Wir folgen in der historischen Einordnung dieses Textes Speidel 2016. 59 Exemplarisch sei auf die kurze Regierungszeit des Otho verwiesen, in der gleichzeitig die PAX ORBIS TERRARVM (RIC I2 Otho 3–6) und die VICTORIA OTHONIS (RIC I2 Otho 13–17) verkündet wurden. Im Vergleich mit der Münzprägung der hellenistischen Könige ist allerdings überaus bemerkenswert, dass Pax in Rom überhaupt auf die Münzen genommen wurde. Vgl. dazu das gemeinsame Erscheinen von Pax und Victoria neben der kaiserlichen Quadriga auf einem Bogenmonument für Nero: RIC I2 Nero 143–150, 392 f. und 432 f. Nur in einem einzigen Fall wurde ein konkreter Friedensschluss auf Münzen beworben: RIC IV Philippus Arabs 69 und 72 (PAX FVNDATA CVM PERSIS). 60 Zu den fundamentalen Unterschieden zwischen hellenistischen Prozessionen und römischem Triumph siehe Erskine 2013, bes. 53–55.
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konkrete Siege, erst nach und nach wurde dem Kaiser eine abstrakte Sieghaftigkeit titular zugeschrieben.61 Die Differenz in der Selbstdarstellung der hellenistischen Könige und der römischen Kaiser sticht hervor. In beiden Fällen ist die Überbrückung der Spannung zwischen präskriptiven Normen und politischer Realität durch Selbstdarstellung zu beobachten, nur unter umgekehrten Vorzeichen. Da die hellenistischen Könige in einer instabilen multipolaren Staatenwelt agierten, mussten sie zwangsläufig häufig Krieg führen. Gerade weil das so war, lag es nahe, den König als „Wächter des Friedens“ zu feiern,62 und wurde in der Selbstdarstellung der Akzent eher auf die materiellen Wohltaten bzw. das allgemeine Wohlergehen gelegt. Im Gegensatz dazu konnten die römischen Kaiser des 1. und 2. Jh.s n. Chr. viel stärker entscheiden, welche Kriege sie führen wollten und welche nicht. Die Sicherheit Italiens und Roms stand von Augustus bis zu den Markomannenkriegen nicht ernsthaft in Frage. Dem bellizistischen Ethos der römischen Gesellschaft entsprach dies jedoch nicht, so dass der Kaiser weiterhin als Kriegsherr dargestellt werden musste. Dies führte einerseits zu primär innenpolitisch motivierten Militäraktionen wie der Eroberung Britanniens unter Claudius, andererseits zu einer starken Erwartungshaltung, dass außenpolitische Probleme militärisch gelöst würden. Man kann hier an die Kritik eines Tacitus an der zurückhaltenden Außenpolitik des Tiberius denken, aber auch an die Einleitung der Soldatenkaiserzeit durch die Ermordung des Severus Alexander und seiner Mutter Iulia Mamaea, die durch deren Verhandlungen mit den Germanen provoziert wurde. Es fällt zudem ins Auge, dass die dem Reich von außen aufgezwungenen Kriege im 3. Jh. n. Chr. aufgrund des unvermeidlichen Endes der kaiserlichen Monopolisierung des Sieges zu einer massiven Destabilisierung des Prinzipatssystems führten, während die zahlreichen Kriege der hellenistischen Zeit keine vergleichbaren Effekte hatten und sich Könige wie Philipp V. und Antiochos III. auch nach ihren massiven Niederlagen gegen Rom an der Macht halten konnten. Andererseits wird besonders in griechischsprachigen Quellen der Kaiserzeit die Schaffung von Frieden und Sicherheit als historische Leistung Roms anerkannt.63 Verwiesen sei hier auf Philon von Alexandreia, Appian und Aelius Aristeides.64 Vor diesem Hintergrund kritisierte auch Cassius Dio, immerhin ein Konsular, die von Septimius Severus veranlasste territoriale Expansion in Mesopotamien als fehlgeleitet.65 Dies war im Kern sicher zunächst die Optik der provinzialen Untertanen, die vom Krieg wenig zu profitieren hatten. Bezeichnenderweise wurde Augustus nach der Eroberung Ägyptens als Triumphator gefeiert, während man ihn in
61 Dem entspricht die Entstehung der Vorstellung einer aeterna pax im 4. Jh. n. Chr.: CIL 6,40823; EE 9,137 = CILA 1,30 = HEp 1993,218; AE 1986,631. 62 Bereits Isokr. 4,175 erwähnt Stimmen, die selbst den persischen Großkönig im Gefolge des Königsfriedens als φύλαξ τῆς εἰρήνης feierten. 63 Dazu vgl. Ando 2000, 49–57 und 320–335. 64 App. praef. 7,24–28; Aristeid. or. 26,69–71. 65 Cass. Dio 75,3,2 f.
24 Charalampos I. Chrysafis / Andreas Hartmann / Christopher Schliephake / Gregor Weber Alexandreia eher als Friedensbringer ehrte.66 Die Formel vom „zu Land und zu Wasser“ hergestellten Frieden, die in Rom primär den erfolgreichen Abschluss militärischer Auseinandersetzungen meinte, wurde im griechischen Kontext zu einer Vision der allgemeinen Harmonie und des Wohlergehens umgedeutet.67 Augustus wurde von den Hellenen in Asien für die Beendigung des Krieges geehrt,68 Gordian III. in Ephesos für die Wiederherstellung des „früheren friedlichen Lebens“.69 Gerade im Fall der von Cassius Dio kritisierten Aktivitäten des Septimius Severus in Mesopotamien lässt sich allerdings erkennen, dass der Kaiser sich auch aktiv an dieser Darstellung seiner Politik als eine Herstellung universalen Friedens beteiligte.70 Im Kontext der griechischen Poleis wurden demnach die schon an die hellenistischen Könige herangetragenen Erwartungshaltungen in die Kaiserzeit
66 FGE 163 = SH 982 (kurz nach 27 v. Chr.): Ἄκτιον ἀμ[φιέπων, ἄνα ν]αύμαχε, Κ(αί)σαρος ἔργων / μνῆμα κ(αὶ) ἐ[ὐτυ]χέων μαρτυρίη καμάτων, / Αἰῶνος σ[τό]μασιν βεβοημένε· σοὶ γὰρ Ἄρηος / π[λή]γματα καὶ σακέων ἐστόρεσεν πάταγον. / Εἰρήνης μόχθους εὐώπιδος ἔνθα κλαδεύσας / γῆν ἐπὶ Νειλῶτιν νίσεο γηθαλέος, / Eὐνο[μίης] φόρτοισι καὶ Eὐθενίης βαθυπλούτου / βρι[θό]μενος βύζην Ζεὺς ἅτ’ Ἐλευθέριος, / δωροφόροις δὲ χέρεσσιν ἐδέξατο Νεῖλος ἄνακτα / καὶ δάμαρ ἡ χρυσέοις πήχεσι λουομένη / ἀπτόλεμον καὶ ἄδηριν Ἐλευθερίου Διὸς ὄμβρον / ἀτρεκὲς ἐσβέσθη δ’ οὔνομα καὶ πολέμου. / χαῖρε, μάκαρ Λευκᾶτα, Διὸς [Κρον]ίδαο Σεβαστοῦ / νικαίων ἔργων ἓν πρυτάνευμα καλόν („You who protect Actium, Lord of the naval battle, memorial / of Caesar’s great deeds and testimony to his victorious toils, / acclaimed by the mouths of All Time: for you he has quashed / the blows of Ares and the din of clashing shields. / Having curtailed there [at Actium] the labours endured by fair-faced Peace, / he arrived full of joy in the land of the Nile, / with the cargo of Good Government and rich Prosperity / heavily loaded, for he is the Zeus who has set us free. / His hands filled with gifts the Nile has welcomed the Lord, / as has his spouse, who every year bathes in golden cubits, / a bath provided by the rains sent by Zeus Liberator, without war or strife; / truly, even the name of war has been quenched. / Hail thee, blessed Apollo of Cape Leucatas, the one and only authority / presiding in beauty over the victory of Zeus, Kronos’ son, Augustus“). Dazu Bremer 2013, von dort (151 f.) auch die Übersetzung. Vgl. für Alexandreia auch die Stiftung einer goldenen Statue der Pax Claudiana Augusta in Rom P. Lond. 6,1912 = CPJ 2,153 Z. 35–37). 67 GIBM 894 = SEG 4,201 Z. 8–12: εἰρηνεύο[υ|σ]ι μὲν γὰρ γῆ καὶ θάλαττα, πόλεις δὲ ἀνθοῦσιν εὐνομία[ι] | ὁμονοίαι τε καὶ εὐετηρίαι, ἀκμή τε καὶ φορὰ παντός ἐστι[ν | ἀ]γαθοῦ, ἐλπίδων μὲν χρηστῶν πρὸς τὸ μέλλον, εὐθυμία[ς | δ]ὲ εἰς τ[ὸ] παρὸν („denn Land und Meer leben in Frieden, Städte glänzen in gesetzlicher Ordnung, Eintracht und Überfluss, es ist ein förderlicher Höhepunkt für jedes Gut, für gute Hoffnungen auf die Zukunft, für guten Mut auf die Gegenwart“, Ü: H. Freis). 68 OGIS II 458 = I.Priene 105 = IK Priene 14 Z. 36: τὸν παύσαντα μὲν πόλεμον, κοσμήσοντα [δὲ εἰρήνην] („der den Krieg beendet und den Frieden eingerichtet hat“). 69 I.Ephesos 4336 Z. 4–5: ἀποκαταστήσαντα καὶ ἐπαυξήσαντα τῷ ἰδίῳ | κόσμῳ τὴν ἀρχαίαν τοῦ βίου εἰρήνην („der seiner Welt den früheren Frieden der Lebensführung wiederhergestellt und vermehrt hat“). 70 IGBulg 659 = Oliver, Greek constitutions 217 Z. 25–29: (Brief des Severus): δημοσίαν ἀγα|γόντες ἑορτὴν ἐπὶ τοῖς τῶν ἡμετέρων ἀγαθῶν [εὐ]|ανγέλμασι εἰρήνης τε πανδήμου πᾶσιν | ἀνθρώποις ὑπαρχούσης τῇ τῶν ἀεὶ θρασυν[ο]|μένων περὶ τὴν ἀρχὴν βαρβάρων ἥττῃ („da Ihr ein öffentliches Fest auf die Verkündigung der frohen Botschaft unserer Wohltaten hin gefeiert habt sowie des allgemeinen Friedens, der nun für alle Menschen besteht durch die Niederlage der Barbaren, die in ihrer Dreistigkeit stets das Reich angreifen“); vgl. I.Aphrodisias and Rome 18 = Oliver, Greek constitutions 219 Z. 2–3: (Brief des Severus und des Caracalla).
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fortgeschrieben, nur dass unter Bedingungen der imperialen Ordnung Roms die Realität den Hoffnungen nun in viel höherem Maße entsprechen konnte. In ganz ähnlicher Weise hatte schon die von Philipp II. in Griechenland etablierte Hegemonie Makedoniens als Friedensordnung einen positiven Anstrich erhalten.71 Dies führt zu der abschließenden Beobachtung, dass Frieden in der Antike ebenso wie heute als ein allgemein akzeptierter ‚Hurra-Begriff‘ in der politischen Kommunikation instrumentalisiert werden konnte und wurde, dass der Begriff aber mit der gebotenen Kritik zu betrachten ist: Mit ,Frieden‘ kann durchaus die Herstellung und Aufrechterhaltung einer repressiven Ordnung gemeint sein. Tendenziell richtet er sich gegen jede Disruption des status quo, so problematisch dieser für die Betroffenen auch sein mag. Das ist freilich keine ganz neue Erkenntnis: auferre trucidare rapere falsis nominibus imperium, atque ubi solitudinem faciunt, pacem appellant.72 Die Einsicht in die Zweischneidigkeit des Friedensbegriffes darf jedoch nicht zu der Schlussfolgerung verleiten, in der Antike hätte es keinen Wunsch nach Frieden gegeben, den man für die Legitimation von Herrschaft hätte ausnutzen können. 4. INHALT DER EINZELNEN BEITRÄGE Der vorliegende Band ist in vier große, miteinander verbundene Teile gegliedert, die einer chronologischen Ordnung folgen. Teil I, „Voraussetzungen und Kontexte“, nimmt dabei die Rolle des Friedens in einer diachronen und vergleichenden Perspektive in den Blick, die zentrale Entwicklungslinien und Konzepte vom Perserreich bis in den Hellenismus untersucht. JOSEF WIESEHÖFER setzt in seinem Beitrag zu „Frieden und Friedensvorstellungen im achaimenidischen Iran“ bei wesentlichen Vorläufern an, die sowohl im Bereich der monarchischen Repräsentation als auch in der Frage der imaginativen sowie ideologischen Untermauerung von Herrschaftsansprüchen nachfolgende (griechische und nicht-griechische) Machthaber beeinflussten. Die konkrete Ausgestaltung der Friedensordnung innerhalb des ‚Perserreiches‘ war dabei seit Dareios I. (522–486 v. Chr.) repräsentativ auf die Person des Großkönigs bezogen. Er selbst stand als Garant für Gerechtigkeit und war vom Gott Ahuramazdā eigens zum Zwecke der Aufrechterhaltung einer friedlichen Welt auserwählt worden – eine Vorstellung, die durchaus über den eigenen Herrschaftsbereich hinauswies und in der die Forschung eine eigene Ideologie erkannt hat, die unter Bezug auf die sehr viel spätere römische Kaiserzeit als pax Achaemenidica bezeichnet wird. Wie WIESEHÖFER anhand von Inschriften und Reliefdarstellungen deutlich macht, ist diese Vorstellung allerdings um eine pragmatische Ebene der Herrschaftsausübung zu ergänzen: Die Großkönige achteten zwar sehr wohl darauf, dass den Untertanen hauptsächlich die Vorteile vor Augen geführt wurden, die ihnen die konkrete Herrschaftsform bot. Die Sicherheit und die Verwaltung des 71 Diod. 18,56,1 f. 72 Tac. Agr. 30,6: „Plündern, Morden, Rauben nennen sie mit falschem Namen Herrschaft, und wo sie eine Öde scaffen, heißen sie es Frieden.“
26 Charalampos I. Chrysafis / Andreas Hartmann / Christopher Schliephake / Gregor Weber großräumigen Reiches, die durch einen hohen Grad an lokaler Autonomie gekennzeichnet war, machten es aber zugleich notwendig, dass die Zurschaustellung von militärischer Macht und das Vorgehen gegen Usurpatoren genauso zum repräsentativen Repertoire der Großkönige gehörten. Wie ANKE ILONA BLÖBAUM in ihrem Beitrag „Der König als Garant für Frieden in der monumentalen Herrscherrepräsentation im spätzeitlichen Ägypten“ zeigen kann, gibt auch in der ägyptischen Geschichte die Königstheologie den kulturellen Rahmen ab, innerhalb dessen sich Konzepte des Friedens repräsentiert finden. Dabei gilt es allerdings zu unterscheiden zwischen dem kosmologischen Motiv einer geordneten Welt („Maat“), die als göttliches Prinzip dem Chaos („Isfet“) gegenüberstand, und der zwischenstaatlichen Dimension des Friedens („hetep“), die der ägyptische Pharao mit auswärtigen Herrschern bzw. Mächten aushandeln konnte. Während letzteres Konzept gemessen an der ägyptischen Geschichte vergleichsweise jung ist und um 1200 v. Chr. im Neuen Reich inschriftlich greifbar wird, ist erstere Vorstellung sehr alt und bildet die eigentliche Richtschnur des pharaonischen Herrschaftsverständnisses: Die Zufriedenstellung der Götter in Kult und Herrschaftspraxis waren noch in der ägyptischen Spätzeit wichtige Eckpfeiler der Legitimation, zumal wenn es sich um auswärtige Könige handelte, die ihr positives Wirken vor den ägyptischen Untertanen in Szene setzen wollten. Demgegenüber lässt sich eine herausgehobene Bedeutung des Königs als Friedensstifter im politischen Sinne weder in den jeweiligen Titulaturen der Herrscher noch in den Inschriften zeigen. Die eingeforderte (und wenn nötig durch militärische Mittel zu erreichende) Aufrechterhaltung der „Maat“ schloss vielmehr diese machtpolitischen und sozialen Aspekte mit ein. ANDREAS HARTMANN verfolgt in seinem Beitrag „Kriegstüchtig, aber den Krieg nicht liebend: der ideale Herrscher im griechischen und jüdischen Denken der hellenistischen Zeit“ einige der Traditionslinien in kulturvergleichender Perspektive weiter. So wurden an die altisraelischen Könige in der Bibel ähnliche Anforderungen gestellt, wie an die Monarchen der vorderorientalischen und ägyptischen Geschichte. Sie hatten den Auftrag, die göttliche Weltordnung zu repräsentieren und zu beschützen. Die militärische Macht- und Gewaltausübung war dabei ein unhinterfragtes Mittel zum Zweck, wobei in einigen jüdischen Texten Gott selbst schlachtentscheidend und damit siegbringend dargestellt wird. Dies bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass die analysierten Quellen, die normative Erwartungshaltungen formulieren, einen ‚siegreichen König‘ im Sinne jüngerer Forschungsansätze propagierten. Vielmehr unterstrichen sie die Notwendigkeit, dass ein König wehrhaft sein musste, was freilich zugleich bedeutete, dass er über entsprechende Kompetenzen als Feldherr verfügen musste. Dies gilt, wie HARTMANN zeigen kann, für die hellenistische Epoche insgesamt, wo neben den zivilen Tugenden, die vom Monarchen eingefordert werden, zugleich die Notwendigkeit offensichtlich wird, dass Machthaber kriegerische Unternehmungen argumentativ begründen mussten. Die instabilen zwischenstaatlichen Verhältnisse der Zeit gaben ihnen zweifelsohne Gelegenheit dazu. Dass diese Kontexte ihrerseits Vorläufer in der Geschichte des klassischen Griechenlands hatten, arbeitet CHARALAMPOS I. CHRYSAFIS in seinem Kapitel
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„Griechische Voraussetzungen und Kontexte: Die Suche nach Frieden in der griechischen Poliswelt und die Entstehung des Basileus Eirenophylax-Konzeptes“ heraus. Gerade die multipolare Instabilität, die ein entscheidendes Charakteristikum der griechischen Geschichte im späten 5. sowie frühen 4. Jh. v. Chr. war, wurde dabei zu einem Nährboden für die Idee, dass ein ‚Friedenswächter‘ den zwischenstaatlichen Ausgleich und die Kooperation der unterschiedlichen Gemeinwesen sichern sollte. Diese Idee wurde in mehreren Textquellen der Epoche diskutiert, am prominentesten aber sicher beim Athener Isokrates, der unter dem Eindruck des persischen Diktats des sog. Antalkidas-Friedens (386 v. Chr.) das Konzept eines ‚Eirenophylax‘ zwar einerseits zunächst antimonarchisch fasste, andererseits aber auch erkannte, dass offensichtlich Alleinherrscher effizienter einen allgemeinen Frieden unter den griechischen Städten garantieren und durchsetzen konnten. In praktischer Hinsicht wurde diese Idee ab der Mitte des 4. Jh. v. Chr. vom Makedonenkönig Philipp II. in selbstrepräsentativer sowie realpolitischer Weise aufgegriffen. Philipp und seinen Nachfolgern gelang es dabei, sowohl in der Kommunikation mit den Städten als auch den einflussreicher werdenden Bünden, ihre eigenen Machtansprüche unter dem Stichwort der Friedenssicherung zu propagieren und formal gesehen traditionelle griechische Institutionen, wie etwa die Amphiktyonie von Delphi, im Sinne der eigenen Durchsetzung der makedonischen Herrschaft über Griechenland zu nutzen. Teil II des Bandes, „Hellenistische Monarchien“, setzt sich vor diesem Hintergrund mit der Rolle des Friedens in der königlichen Selbstdarstellung der hellenistischen Epoche auseinander. Dabei spielten sowohl in geographisch-räumlicher als auch in politischer sowie kultureller Hinsicht die in Teil I dargelegten Aspekte der herrscherlichen Repräsentation weiterhin eine Rolle, wobei sich nun ein neues Kräftefeld etablierte, innerhalb dessen mehrere Könige miteinander um Einfluss konkurrierten. Dass sich der Konflikt um die Vormachtstellung nicht unbedingt friedensfördernd, sondern oftmals destabilisierend auswirkte, wird nicht überraschen – dennoch hat die Forschung bisweilen die militärischen Aspekte der hellenistischen Monarchie gegenüber ihren friedensstiftenden und zivilen Dimensionen überbetont und allen voran die Notwendigkeit der Kriegsführung zu Zwecken der Legitimation, zumal in der Phase der Konstituierung der hellenistischen Königreiche, herausgestrichen. HANS-JOACHIM GEHRKE, der diesbezüglich einige der wegweisenden Studien vorgelegt hat, geht in seinem Beitrag „Der siegreiche König – Revisited“ auf wesentliche Grundlagen der Forschungsdiskussion ein und widmet sich ihr unter einer neuen Perspektive, die am Beispiel der Ereignisse nach dem Tod von Ptolemaios IV. (204 v. Chr.) die vielfältigen Mechanismen aufzeigt, die jenseits soldatischer Tugenden die Monarchie sicherten: Neben den rituellen Abläufen, die die Trauer um den verstorbenen König kanalisierten und die Machtübergabe an dessen Nachfolger markierten, spielten dabei aber vorwiegend dynastische Aspekte eine Rolle, die das ‚Gentilcharisma‘ des Herrscherhauses aus der Tradition, v. a. den Leistungen der Vorfahren, definierte. Dass sich trotzdem Unruhen ergaben, hatte nicht mit einem Legitimierungsproblem des Königtums zu tun, sondern mit Streitigkeiten um Einfluss auf einer unteren Ebene, wo sowohl Höflinge als auch militärische Kommandeure miteinander konkurrierten und um die Gunst der
28 Charalampos I. Chrysafis / Andreas Hartmann / Christopher Schliephake / Gregor Weber verschiedenen sozialen Gruppen (Bevölkerung, Soldaten etc.) warben. Die Nähe und Loyalität zum Königshaus war dabei das entscheidende Faustpfand, um in diesen inneren Konflikten als ‚Sieger‘ hervorzugehen. Der König als solcher musste sich, zumindest in diesem konkreten Fall, demgegenüber nicht mehr (ausschließlich) militärisch bewähren. Dies bedeutet nicht, dass das bisherige Bild der hellenistischen Monarchie vollkommen überholt werden müsste, denn militärische Unternehmungen blieben ein wichtiges Aktionsfeld der Herrschaft, wie KOSTAS BURASELIS in seinem Beitrag „The Hellenistic King as Virtuoso of the Peace Violin: Epigraphic Evidence Testifying and Advertising Royal ‚Peaceful Policy/Policy of Peace‘ in the Hellenistic World“ zeigt. Der Autor widmet sich darin einer Reihe von Inschriften der hellenistischen Könige, die illustrieren, welche Rolle Bezüge auf Frieden in der Kommunikation mit den Untertanen und mit den Verbündeten, ja sogar gegenüber den jeweiligen Rivalen, spielten. Die Bewahrung des Friedens konnte dabei helfen, einzelne Herrscher als vertrauenswürdig zu charakterisieren, war aber dezidiert nicht mit der Abwesenheit von Krieg konnotiert, denn gerade der Hinweis darauf, dass auswärtige Kriege halfen, den Frieden für den eigenen Herrschaftsraum zu sichern, findet sich als leitmotivische Formel für die Begründung militärischer Unternehmen. Auch mit Blick auf die inneren Angelegenheiten der griechischen Städte führten die hellenistischen Monarchen die in klassischer Zeit begründete Tradition fort, als Garanten des zivilen Friedens aufzutreten, wobei sie nicht zuletzt in eigenem Machtinteresse in die Verfassungen der Gemeinwesen eingriffen. Darüber hinaus lässt sich diese zivile Seite auch bei euergetischen Stiftungen zeigen, die einem primär kulturellen Zweck dienten, zugleich aber die Reputation des eigenen Namens steigern konnten. Hier zeigt sich der dezidiert pragmatische Umgang mit dem Konzept des Friedens, dessen man sich situativ und adressatenbezogen bedienen konnte. Dass in diesem Zusammenhang auch Münzen ein bedeutendes Medium sein konnten, macht PETER FRANZ MITTAG in seinem Beitrag „Sieghaftigkeit und Frieden auf hellenistischen Münzen“ deutlich. Obgleich zwar keinerlei Darstellungen der Eirene überliefert sind, finden sich dennoch eine Reihe wirkungsmächtiger Symbole, die auf Facetten der Königsherrschaft verweisen, die eng mit dem Zustand des Friedens verbunden waren: Zu nennen sind hier zuvorderst die Füllhörner, die hauptsächlich auf ptolemäischen Münzen abgebildet sind und dabei komplexe religiöse sowie dynastische Bedeutungen trugen, die nach MITTAG insofern mit Frieden assoziiert waren, als die Münzemissionen häufig mit erfolgreichen militärischen Unternehmungen in Zusammenhang zu bringen sind, die den Wohlstand des Landes bewahrten. Im Kontext der zeitlich späteren seleukidischen Adaptionen des Füllhorn-Motivs scheint es zusehends allgemein Prosperität zu symbolisieren und neben anderen Zeichen – wie etwa Kornähren als Reversmotiv auf Bronzemünzen – zumindest lokal eine Reihe ziviler Themen anzusprechen. Obgleich Goldund Silberprägungen darüber hinaus keine gesonderten Verweise auf das friedensstiftende Wirken des Monarchen beinhalten, ist ebenso hervorzuheben, dass – mit Ausnahme weniger Beispiele aus der Zeit der Diadochen und aus der späteren Zeit
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bei den Seleukiden – die königliche ‚Sieghaftigkeit‘ ebenso wenig ein hervorstechendes Merkmal der Münzprägung war. Die Imagination eines friedvollen Lebens in materiellem Wohlstand, in persönlichem Glück oder wenigstens in dem Gewissen, dass keine Gefahr die eigene Welt erschüttern könnte, ist, wie GREGOR WEBER in seinem Beitrag „Die königliche Selbstdarstellung von Krieg, Sieghaftigkeit und Frieden in der hellenistischen Dichtung“ herausarbeitet, ein wichtiges Thema der Literatur der Epoche. Obschon nur ein Bruchteil der hellenistischen Dichtung erhalten geblieben ist (mit einem Schwerpunkt im 3. Jh.) und der genaue Abfassungs- und Rezeptionskontext nicht immer klar ist, lassen sich die Themen des militärischen Konflikts und des Friedens greifen und gehören zu jenen Motiven, die im Umfeld der Königshöfe vorgetragen und rezipiert wurden. Dabei überwogen aber insgesamt dichterische Re-Imaginationen mythologischer Stoffe, teils in aktualisierendem Bezug auf einzelne Dynastien und deren Schutzgottheiten. Die Sieghaftigkeit eines Königs, die allerdings kein Hauptgegenstand war, wurde entsprechend auch mit dem Thema des göttlichen Beistands verbunden. Der Friedenszustand war demgegenüber kaum Resultat des Krieges, sehr wohl aber motivisch mit dem Euergetismus und der Freigiebigkeit einzelner Herrscher verbunden. Neben dem Herrscherlob konnte die Dichtung aber auch kritisch mit den Ambitionen (auswärtiger) Monarchen ins Gericht gehen und zugleich, besonders in städtischem Kontext, Erwartungen an die Machthaber formulieren. Die mythologisch überfrachteten Imaginationen, die die Literatur der Zeit prägen, lassen sich auch in aufwendigen machtpolitischen Inszenierungen der Monarchen greifen, die ROLF STROOTMAN in seinem Beitrag „Die große Prozession von Ptolemaios II. Philadelphos: wie das ptolemäische Reich als Zeitalter von ewigem, weltweitem Frieden präsentiert wird“ bespricht. Vor dem Hintergrund der Schilderung der sog. Großen Prozession, die in der ersten Hälfte des 3. Jh.s v. Chr. in Alexandreia stattfand, kann der Autor zeigen, dass den Betrachtern des Festumzugs insbesondere die Vorstellung eines (wiederkehrenden) Goldenen Zeitalters vor Augen geführt werden sollte. Dabei wurden Aspekte des materiellen Überflusses und des daraus resultierenden Wohlstands ebenso zur Schau gestellt, wie der universale und geradezu überzeitliche Machtanspruch der amtierenden Herrscher, der sich zugleich mit religiösen Motiven verband. Wie STROOTMAN nahelegt, bestand aber eine enge Wechselbeziehung zwischen dem Evozieren eines geradezu paradiesischen Friedenszustands und seiner praktischen Durchsetzung mit militärischen Mitteln, die auch in den anderen Beiträgen des Teilabschnitts zutage trat. Neben den oben bereits zur Sprache gebrachten altorientalischen und persischen Einflüssen lassen sich dabei auch wiederum die konkurrenzbehafteten Bedingungen des Zeitkontextes anführen, die es für die Herrscher notwendig machten, sich – etwa im Kontext einer Prozession – gegenüber unterschiedlichen Adressatengruppen nicht nur als Beschützer und Eroberer, sondern auch als Wohltäter zu zeigen. Die spezifischen, dynastischen Aspekte, die dabei in der Selbstdarstellung zutage traten, werden von ESTELLE GALBOIS in ihrem Beitrag „Die Bilder der Lagiden als siegreiche Könige, Friedensstifter und Wohltäter“ am Beispiel der Groß- und Kleinplastik aus ptolemäischer Zeit behandelt. Ausgehend von der Frage, welche
30 Charalampos I. Chrysafis / Andreas Hartmann / Christopher Schliephake / Gregor Weber spezifischen Darstellungsmodi sich in der Bildsprache ausgebildet hatten, um die königlichen Tugenden der Sieg- und Wehrhaftigkeit, aber auch der Fürsorge für seine Untertanen zu symbolisieren, kann die Autorin zeigen, dass insbesondere die Porträts der jeweiligen Herrscher ein wesentliches Medium waren, um einerseits individuelle Merkmale der Identifikation darzubieten, um andererseits aber zugleich idealisierte Projektionen zu präsentieren, die die Könige mit göttlichen Attributen versahen und ihre nahezu übermenschliche Leistungsfähigkeit sowie Legitimität betonten. Letzterer Aspekt verdeutlicht einerseits die Traditionslinien, die bei der Entwicklung der Bildsprache eine Rolle spielten, andererseits macht er auf die diesem Prozess inhärenten Innovationen aufmerksam. So adaptierten etwa die lagidischen Könige zwei prominente, durch Lysippos vorgeprägte Porträts Alexanders des Großen, die ihn mit Speer bzw. als Reiter darstellten, um die militärische Macht zu betonen, verbanden sie aber zugleich mit göttlichen Attributen, die eigene Akzente setzten und unterschiedliche Untertanengruppen ansprechen sollten. Diese Facette der Selbstinszenierung tritt dabei in anderen Bildmotiv zu Tage, das hauptsächlich in der Abbildung eines fülligen Gesichts die Opulenz des königlichen Lebensstils betont, die ihn von Normalsterblichen abhebt und die gleichzeitig auch Grundlage seines Euergetismus ist. Verbunden mit weiteren Elementen, wie etwa dem Füllhorn, ergab sich so eine ikonographische Vielfalt, die auf Statuen ebenso zu finden war wie auf Miniaturbildnissen, wobei auch explizit die Herrscherinnen als Wohltäterinnen (jedoch nicht als Kriegerinnen) dargestellt werden konnten. Obgleich die Fundkontexte der unterschiedliche Bildtypen nicht immer klar sind, adressierten sie hauptsächlich die privilegierten, griechischen Schichten, wobei ägyptische Elemente in der Bildsprache ebenso fehlen wie die Schaffung eines einheitlichen Porträttyps – eine Entwicklung, die erst dem römischen Kaisertum vorbehalten war. Teil III, „Römisches Kaisertum von Augustus bis Diokletian“, unternimmt einen chronologischen sowie geographischen Sprung und weitet die in den ersten beiden Abschnitten ausgearbeiteten Perspektiven auf das römische Imperium aus. Dabei stehen Aspekte der Kontinuität ebenso im Fokus wie der Differenz, was nicht zuletzt in ULRICH GOTTERs Beitrag „Siegreiche Kaiser? Zur Genese einer prekären Konstellation“ deutlich wird. Denn die römische Monarchie, wie sie stückweise unter Oktavian/Augustus etabliert wurde, schuf nicht von Grund auf Neues, sondern knüpfte an bestehende Traditionen an, wie sie sich vor allem in der Republik entwickelt hatten. Allen voran ist hier unter anderem die Inszenierung des militärischen Sieges zu nennen, die in der institutionalisierten Form des Triumphzuges zum Kernbestand des aristokratischen Leistungsprinzips und der staatlichen Expansion gleichermaßen wurde. Wie GOTTER zeigen kann, war die Fortführung dieser Tradition unter den neuen politischen Verhältnissen des Kaisertums ‚prekär‘ – und zwar nicht, weil man ihr gegenüber Aspekte des Friedens in den Vordergrund stellte, sondern weil die neue monokratische Gesellschaftsordnung keine Konkurrenz um die Inszenierung militärischer Meriten dulden konnte. Die Monopolisierung des Triumphes durch den Prinzeps bedeutete dabei aber nicht, dass die Sieghaftigkeit automatisch auf ihn übertragen werden konnte, denn um als Sieger zu gelten, musste man persönlich auf dem Schlachtfeld in Erscheinung getreten sein – was
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zugleich den jeweiligen Feldherrn die Möglichkeit bot, sich an der Front durch militärische Verdienste einen Rang zu erwerben, den man politisch auch gegen den Kaiser nutzen konnte. Deswegen gab es nach GOTTER nur die Option, sich selbst als Stratege zu betätigen (immer mit der Gefahr des Misserfolgs) oder eine defensive Außenpolitik zu verfolgen, die auf weitestgehende Vermeidung militärischer Konfrontation setzte. Die Folge war aber zugleich, dass über die Mittel der medialen Selbstrepräsentation eine Kompensation geschaffen wurde, die den Prinzeps als Herrn über Krieg und Frieden darstellte. Dies wird in einem wichtigen Medium der Zeit deutlich, wie WERNER ECK in „Der Kaiser, der Sieg und der Frieden: die epigraphischen Zeugnisse“ ausführt. In seiner Untersuchung der Inschriften der ersten drei Jahrhunderte der Kaiserzeit wird offenkundig, dass Krieg und Frieden terminologisch zum einen häufig zusammen genannt werden und dass zum anderen pax zumeist als direkte Folge einer siegreichen militärischen Unternehmung des Kaisers oder seiner Feldherrn erscheint. Dedikationen – entweder in Form von Statuen oder Altären –, die der kaiserlichen Siegesgöttin Victoria Augusta gewidmet waren, finden sich dabei ausgesprochen häufig, und zwar in allen Provinzen, wobei alle gesellschaftlichen Schichten unter den Stiftern zu finden sind. Die Aufnahme von Siegesbeinamen in die Titulatur der Kaiser, angefangen bei Domitian, bildet dagegen eine selbstrepräsentative Dimension ab, an der die Soldaten der erfolgreichen Feldzüge insofern teilhaben konnten, als ihre Teilnahme etwa in Grabinschriften kommemoriert wurde. Demgegenüber fällt die Betonung des Friedens als Folge der siegreichen Kriege epigraphisch gesehen ab, obgleich sich Dedikationen für die Pax Augusta (hauptsächlich aus den Provinzen, teils im Verbund mit anderen Gottheiten) ebenso finden lassen wie Inschriften, die die Erhaltung der perpetua Pax, etwa durch die Errichtung neuer Heereslager gewährleisteten. Schwieriger zu deuten sind demgegenüber Varianten des Wortes pacare, das auf die militärische Befriedung eines Gebiets hinweisen kann, aber – wie eine Dedikation aus der Baetica nahelegt – zugleich auch die kaiserliche Sorge um den Frieden innerhalb einer Provinz auszudrücken vermag. Wie ECK argumentiert, sind solche Formulierungen nicht als Selbstäußerungen der Kaiser (bzw. der Machtzentrale in Rom) zu verstehen, sondern primär als provinziale, durch das Betreiben von Statthaltern oder Gemeinden gesetzte Äußerungen, die etwas über einen Kaiser aussagen oder Erwartungshaltungen formulieren sollten. Bei einem weiteren zentralen Medium der Kaiserzeit, nämlich der Münzprägung, verhielt sich dies insofern anders, als die Abbildungen und Worte von der Machtzentrale in Rom ausgewählt oder abgesegnet waren und gewissermaßen den Charakter einer Selbstaussage der Monarchie tragen. Wie CARLOS NOREÑA in seinem Beitrag „Pax and Pacification in the Roman Empire“ auf Grundlage einer quantitativen Analyse von Denaren der zentralen Münzstätte (die zunächst in Lugdunum, später in Rom ihren Prägeort hatte) zeigen kann, wurde Pax – anders als wir dies für die griechische Welt und die Entsprechung Eirene sagen können (s.o.) – auf römischen Münzen abgebildet, wobei sich allerdings keine Kontinuität zeigen lässt. Vielmehr scheint es so zu sein, dass situativ und in bestimmten Kontexten auf diesen Münztypus zurückgegriffen wurde. Wie der Autor nahelegt, hingen die prozentualen Anstiege, die die Pax-Typen jeweils unter jenen Münzen haben, die
32 Charalampos I. Chrysafis / Andreas Hartmann / Christopher Schliephake / Gregor Weber Personifikationen abbilden, zeitlich gesehen mit militärischen Unternehmungen zusammen und transportierten – zumindest punktuell, etwa unter Vespasian und Trajan – eine dezidiert imperialistische Botschaft: nämlich die Herstellung des Friedens oder der Befriedung aufgrund eines zuvor errungenen Sieges. Gerade im 2. Jh. n. Chr. fällt auf, dass die Häufigkeit der Pax- und Victoria-Typen auf Denaren korrelieren, was den Schluss zulässt, dass sie in ihrem Aussagecharakter aufeinander bezogen waren. Der militärische Sieg wäre demzufolge als Ursache des Friedens aufzufassen. Freilich heißt dies nicht, dass Pax rein militaristisch konnotiert wäre, zumal die Ikonographie deutlich zivilere Anklänge hat und (zumeist) ohne Verweis auf militärische Unternehmungen auskam. Dementsprechend gilt es diese bildliche Aussageebene ebenfalls zu berücksichtigen und in die Überlegungen einzubeziehen, dass der Friedenszustand als solcher einen eigenen Wert im römischem Imperium gehabt haben mochte. Dies wird evident, wenn man sich mit der frühkaiserzeitlichen Dichtung befasst, wie es DAMIEN NELIS in seinem Beitrag „Peace in the Latin Poetry of the Late Republic and Early Empire“ tut. Auch hier waren, gerade in augusteischer Zeit, Krieg und Frieden eng aufeinander bezogen, insofern die lange Periode der Bürgerkriege den unmittelbaren Erfahrungshorizont abgab, vor dem die jeweiligen Autoren ihre imaginativen Texte verfassten. Wie NELIS deutlich macht, greift dabei eine rein auf die Semantik abzielende Betrachtung allerdings zu kurz, da der Frieden durch eine Vielfalt von Motiven, Gemütszuständen und Themen behandelt werden konnte. Außerdem sind generische Aspekte nicht außer Acht zu lassen, die neben dem unmittelbaren Zeitkontext die inter- und intratextuellen Dimensionen der Schriften in den Vordergrund rücken und verdeutlichen, wie sehr diese Thematik dazu einlud, Vorbilder und Vorstellungen vorheriger Zeiten zu adaptieren und schließlich zu transformieren – die im hellenistischen Zusammenhang bereits zur Sprache gekommene Motivik des ‚Goldenen Zeitalters‘ findet hier etwa eine Neubearbeitung. Dabei lassen sich von der Späten Republik bis hinein in die Frühe Kaiserzeit durchaus Schwerpunkte festmachen, gerade was die Erwartungshaltungen und die mit Frieden verbundenen Hoffnungen angeht; NELIS zufolge sollte dies nicht vorschnell zum Postulat einer Entwicklungsgeschichte führen. Nicht zuletzt gilt es eher auf die jeweiligen Positionen zu schauen, die einzelne Autoren gegenüber dem Kaiser einnahmen und inwiefern sie Pax als direkte Folge des Herrschaftshandelns lobten oder aber zivile Aspekte der Zurückgezogenheit betonten, die auch ohne Machthaber auskamen. Dass die Kaiser baulich eigene Akzente setzen konnten, die die Idee des Friedens proklamierten, zeigt STEFAN FAUST in seinem Beitrag „Das Templum Pacis. Bedeutungsebenen des Friedens im kaiserzeitlichen Rom“. Den Ausgangspunkt bildet dabei eine ausführliche Beschreibung des vermutlich nach der siegreichen Beendigung des jüdischen Aufstands durch Vespasian 71 v. Chr. in Auftrag gegebenen Baus, der deutlich repräsentative Funktionen aufwies, diese aber zugleich mit den Annehmlichkeiten eines für alle zugänglichen Villenbaus verband. Wie der Autor herausarbeitet, war das Templum Pacis durch eine aufwändige Architektur ebenso geprägt wie durch eine opulente Ausstattung mit Bildwerken, worunter insbesondere das an prominenter Stelle platzierte Kultbild der Friedensgöttin zu
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nennen ist. Obgleich wir nicht genau wissen, wie sich die verschiedenen Bild- und Kunstwerke gerade in der ersten Phase des Tempels zueinander verhielten, so kann kein Zweifel daran bestehen, dass sich mit dem Bau verschiedene Bedeutungsebenen verbanden, die sowohl den Frieden im Inneren (gerade nach dem sog. Vierkaiserjahr), als auch den mit militärischen Mitteln gesicherten Frieden im Äußeren (der der Idee der machtpolitischen Expansion keineswegs entgegenstand) betonten. Dass mit dem Bau zugleich dynastische Aspekte stark gemacht wurden, die die Autorität und Legitimation des Kaisers unterstrichen, machen die motivischen Anklänge deutlich, die das Templum Pacis (bei allen bestehenden Unterschieden) an die unter Augustus errichtete Ara Pacis aufweist. Der letzte Teil des Bandes, „Spätantike und Frühes Mittelalter, Fortleben und Rezeption“, untersucht die weiteren Entwicklungslinien, die einerseits an Bestehendes anknüpften, andererseits aber zugleich in veränderten soziopolitischen Kontexten neue Akzente setzten. Den Ton gibt dabei STEFAN REBENICHs Aufsatz „Kriegsherr oder Friedensstifter? Der römische Kaiser in der Spätantike“ vor. In einer umfassenden Betrachtung der historischen Entwicklungen vom 4.–6. Jahrhundert zeichnet REBENICH dabei die Bedeutung des Friedens für die kaiserliche Herrschaft in der Spätantike unter einem Blickwinkel nach, der nicht alleine Friedensschlüsse der Kaiser mit auswärtigen Gegnern akzentuiert, sondern vielmehr zugleich nach der Rolle des inneren Friedens fragt. Ausgehend von der Errichtung eines christlichen Vorstellungen verpflichteten Kaisertums unter Konstantin über Herrschertheologien, wie sie etwa von Eusebius von Caesarea und Augustinus entwickelt wurden, bis hin zu aktiven Versuchen des Kaisers, religiöse Spannungen und Konflikte auf Konzilien zu lösen, wird dabei deutlich, mit welchen Herausforderungen eine monarchische Politik konfrontiert war, die versuchte, eine dauerhafte Friedensordnung zu etablieren und die dabei die Heterogenität der christlichen Diskurse und der kirchlichen Praktiken gleichermaßen berücksichtigen musste. Die Symbiose von Kaisertum und Christentum machte dabei den Monarchen zum Stellvertreter Gottes, dessen Herrschaft die politische Ordnung und den Frieden im Imperium sichern sollte. Zwar musste sich der Kaiser nach wie vor auch militärisch bewähren, aber seine Herrschaft war nun theologisch fundiert, insofern es sich um eine Monarchie von Gottes Gnaden handelte, die mit der Erwartung verbunden war, dass der Kaiser Frieden für alle garantieren musste. Dies brachte es zugleich mit sich, dass das kaiserliche Handeln als Ausweis seiner Rechtsgläubigkeit betrachtet werden konnte, die sich gerade auch in der monarchischen Selbstrepräsentation niederschlug. Ebenso viel wie die kaiserlichen Taten galten die kaiserlichen Worte, und so wurde außerdem erwartet, dass er in den innerchristlichen Streitigkeiten klare Stellung bezog, was ihn aber automatisch in Gegensatz zu anderen Gruppen setzte, die nun als Häretiker gebrandmarkt wurden, die ihrerseits aber auch dem Kaiser selbst den Vorwurf der Häresie machen konnten. Die Herausforderung, einen einheitlichen christlichen Glauben zu bewahren, erwies sich dementsprechend als ein immerwährendes und konfliktives Handlungsfeld des spätantiken Kaisertums. FELIX K. MAIERs Beitrag „‚Das Wort anstelle der Waffen‘ – Die Auseinandersetzung um den besten Kaiser in der Panegyrik des 4. Jahrhunderts“ nimmt mit der Panegyrik ein zentrales Medium in den Blick, anhand dessen sich Aushandlungs-
34 Charalampos I. Chrysafis / Andreas Hartmann / Christopher Schliephake / Gregor Weber prozesse zwischen verschiedenen Akteurs- und Adressatengruppen rund um die Neugestaltung des Kaisertums der Spätantike nachvollziehen lassen. Den Hintergrund bildet die v.a. unter Theodosius vollzogene Wende von einem Residenzbzw. Feldkaisertum zum Palastkaisertum. Wie MAIER deutlich macht, war die kaiserliche Panegyrik, die charakteristischerweise durch eine enge Bindung an den Hof gekennzeichnet war, eine zentrale diskursive Strategie, um das Anforderungsprofil und auch die Legitimationsgrundlagen des Kaisertums neu auszurichten. Notwendig geworden war dies nicht zuletzt deshalb, weil das zuvor bestehende Feldkaisertum das immerwährende Risiko mit sich brachte, dass ein Kaiser auf einem Feldzug starb oder aber Niederlagen erlitt, die seine Stellung und die des Reiches bedrohten. Andererseits waren mit dem Bild des ‚Kriegskönigs‘ vielerlei Tugenden verbunden, die gerade die Stellung des Monarchen vor Senatoren und Militärs zu festigen half. Dementsprechend mussten bei dem politischen Kurswechsel hin zu einem deutlich ‚friedlicheren‘ und eher defensiv agierenden Kaisertums, der sich nicht plötzlich, sondern stufenweise vollzog, Mittel gefunden werden, um die zugrundeliegende Semantik der mit dem Kaisertum assoziierten Ideale zu verändern. Wie der Autor zeigt, akzentuierte die Panegyrik entsprechend andere, deutlich zivilere Leistungen des Kaisers, was sich auch in anderen Medien der Selbstrepräsentation zeigt. Dies bedeutet nicht, dass die Kaiser keine Kriege mehr führten, aber man zog es nun vor, gleichsam aus der Ferne die Rolle eines Beobachters zu übernehmen. Dass sich die Panegyrik mit anderen Medien verband, um die kaiserliche Selbstdarstellung zu bestimmen und dass sich zugleich andere Formen fanden, um die Akteursrolle des Kaisers in Szene zu setzen und die Erwartungshaltung von verschiedenen Akzeptanzgruppen zu zeigen, darauf weist FERNANDO LÓPEZ SÁNCHEZ in seinem Beitrag „Heroische und goldene Zeiten in der spätrömischen Numismatik“ hin. Dabei zeigt er an unterschiedlichen Münzen zwischen dem 3. und 5. Jh. n. Chr. Themenschwerpunkte der jeweiligen Typen auf und untersucht, wie sie einerseits auf bekannte Motive rekurrierten und zugleich neue programmatische Schwerpunkte setzten. Zwei Aspekte werden dabei besonders deutlich akzentuiert: zum einen sind dies Reminiszenzen an das sog. ‚heroische Zeitalter‘, das besonders gut zu den soldatischen Qualitäten passte, die von den oben genannten Feldkaisern eingefordert worden waren. Außerdem halfen thematische Bezüge alte ‚römische‘ Tugenden stark zu machen, die einzelne Herrscher als Schutzherrn der res publica oder, wie etwa Maxentius, als Bewahrer der lange vernachlässigten Stadt Rom inszenierten. Zum anderen stechen ab Kaiser Konstantin und einer post-tetrarchischen Rückkehr zur Monokratie solche Motive hervor, die ein Goldenes Zeitalter (wieder)beschwören, das der Kaiser durch persönlichen (auch militärischen) Einsatz sichert, für Ordnung und Ruhe sorgt. Bei allen mythologischen Verweisen auf die altrömische Geschichte in Texten und Bildern, gab es aber sogleich Neuerungen, die christliche Motive mit in die herrscherliche Ikonographie integrierte und die Bedeutung der neuen östlichen Hauptstadt Konstantinopel betonten. Die Darstellung von Sieghaftigkeit blieb dabei auf sog. monoszenischen Bildprogrammen ein zentrales Motiv, das – über jegliche Umbrüche hinweg – den Kaiser und seine Rolle wiedergab.
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Dass sich kaiserliche Repräsentationen aber nicht in dem kreativen Wiederaufgreifen bekannter kultureller Erzählungen und Traditionen erschöpften, sondern tatsächlich grundlegend Neues schaffen konnten, arbeitet MISCHA MEIER in seinem Beitrag „Krieg und Frieden in der Repräsentation der oströmisch-byzantinischen Kaiser (6.–7. Jahrhundert n. Chr.) heraus. Die Beobachtung, dass sich zwischen Justinian I. und Herakleios ein neues Verständnis des Kaisertums herauszukristallisieren begann, das insbesondere in einer ausschließlich religiösen Fundierung bestand, die ohne zusätzliche Ebenen der Legitimation auskam, gibt dabei die grundsätzliche Richtung vor. Denn gerade die so zentralen Themen von Krieg und Frieden konnten dementsprechend ebenfalls dem menschlichen Zugriff entzogen sein, womit sich die Rolle des Kaisers darin erschöpfte, durch sein Handeln den göttlichen Willen zu verwirklichen – wenn er im Krieg den Sieg davon trug, dann ging dies auf eben diesen göttlichen Willen zurück und so waren die repräsentativen Spielräume im militärischen Bereich insofern eingeschränkt, als der Herrscher entweder als besonders fromm oder gottgefällig gelten, aber nicht unbedingt als eigenständiger strategischer Akteur auftreten konnte. Umgekehrt konnten Misserfolge (oder andere Katastrophen) zeitgenössisch so ausgelegt werden, dass ihm das göttliche Wohlwollen fehlte. Für die Imagination des Imperiums bedeutete dies zugleich, dass das Herrschaftsgebiet als unter dem Schutze Gottes stehend betrachtet wurde und dass der Frieden auch ein göttliches Geschenk war. Die Vorstellung, dass sich in der Sieghaftigkeit eines Herrschers der Segen und die Hilfe Gottes manifestiert, findet sich im frühen Mittelalter auch auf der anderen Seite des Mittelmeers, wie WOLFRAM DREWS im letzten Beitrag des Bandes, „Krieg, Frieden und Sieg im mittelalterlichen Spanien“ demonstriert. Zwar sind aus dem 7. Jahrhundert nur wenige militärische Unternehmungen überliefert, für die Legitimation der westgotischen Könige waren sie aber dennoch (und vielleicht gerade deswegen) wichtige Bewährungsproben, wobei der Kriegszug selbst rituell und liturgisch eingerahmt war. Der Frieden erscheint dabei gemäß der antiken Traditionen als Konsequenz des erfolgreich geführten Krieges und wird mit der Vorstellung der gerechten, gottgewollten Ordnung assoziiert. Zugleich ist er auch ein Attribut der Goten sowie der westgotischen Kirche, die jenen Schutz bieten, die sich zu ihrer Herrschaft bekennen – alle anderen waren tendenziell davon ausgeschlossen, wodurch das Friedensmotiv eine deutlich regionale Stoßrichtung bekommt. Dass die Garantie des Friedens mit einer bestimmten Herrschaft und ihrer Anerkennung zusammenhängt, wird auch nach dem Ende der westgotischen Herrschaft in einer Reihe muslimischer Rechtstexte deutlich, die die mehrheitlich nichtmuslimischen Bevölkerungsteile als Schutzbefohlene des Kalifen betrachten, von diesen aber die Akzeptanz der geltenden sozialen Hierarchie und Ordnungsregeln einfordern. Die Thronnamen der Kalifen tragen seit dem 8. Jh. (in Spanien ab dem 10. Jh.) zusätzlich Konnotationen, die mit friedvollem (Zusammen-)Leben zu tun haben. Dieser Frieden wurde dabei häufig als Folge der eigenen Sieghaftigkeit imaginiert, die von Gott gleichsam geliehen war, um eine auf seinem Willen ruhende Ordnung (im Inneren) und eine gegen die Ungläubigen gerichtete Außenpolitik zu etablieren. Dieses monarchische (Selbst-)Verständnis blieb dabei noch lange nach der erfolgten islamischen Expansion bestehen.
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DR. CHARALAMPOS I. CHRYSAFIS, DR. ANDREAS HARTMANN, DR. DR. CHRISTOPHER SCHLIEPHAKE, PROF. DR. GREGOR WEBER
Universität Augsburg, Lehrstuhl für Alte Geschichte, Universitätsstraße 10, D86159 Augsburg, [email protected], [email protected], [email protected], [email protected]
VORAUSSETZUNGEN UND KONTEXTE
FRIEDEN UND FRIEDENSVORSTELLUNGEN IM ACHAIMENIDISCHEN IRAN Josef Wiesehöfer 1. DAS IDEOLOGEM DER SOG. PAX ACHAEMENIDICA In seiner Inschrift e aus Persepolis [Q02-01] gibt der Achaimenidenkönig Dareios I., der von 522 bis 486 v. Chr. regierte, Auskunft darüber, warum in seinem Reich Ruhe und Ordnung herrschen: Zusammen mit dem persischen kāra, dem persischen ‚Volk in Waffen‘, hat er dafür gesorgt, dass seine Herrschaft unangefochten ist. Die Untertanen fürchten ihn und zahlen ihm Tribut. Und wenn es dem kāra gut geht, wenn er geschützt wird, dann geht es auch dem Herrscherhaus gut und sogar dem Leser der Inschrift. In anderen (späteren) Inschriften, etwa DSe [Q02-02], hat Dareios den Zwangscharakter seiner Herrschaft deutlich zurückgenommen; die Untertanen fürchten dann nicht mehr den König selbst oder den persischen kāra, sondern das dāta, das königliche Gesetz, und sie arbeiten gern und freiwillig mit dem Herrscher zusammen, weil er Ahuramazdās gute Ordnung zu ihrer aller Wohl schützt und perpetuiert, weil er dem Recht zum Durchbruch verhilft und soziale Gegensätze ausgleicht. Dagegen werden den Reichsbewohnern, vor allem den Persern, von Anfang an die drei großen Gefahren genannt, vor denen sie Dareios schützt: der feindliche Angriff von außen (die hainā), die Hungersnot (das dušiyāra) und der Trug (der drauga), d.h. die menschlichen, natürlichen und geistigen Feinde [Q02-03]. Mit anderen Worten, Dareios ist Garant einer normativ vorausgesetzten religiös-politischen Gerechtigkeit, und wenn das Reich nun überhaupt noch in Gefahr geraten könnte, dann nicht durch das Handeln des Großkönigs, sondern durch Aggression von außen – alle Kriege sind demnach Verteidigungskriege – und durch untertänige Illoyalität. Die Welt, in der Dareios’ Untertanen zu leben vergönnt ist, ist deshalb eine friedliche Welt, so wie sie der Gott ursprünglich geschaffen hatte, bevor sie aus unterschiedlichen Gründen in Unordnung geriet. Und damit diese Ordnung wieder eintrete, bestimmte Ahuramazdā den Dareios zum Herrscher und stattete ihn mit den zur Herrschaftsausübung zu aller Nutzen notwendigen physischen und intellektuell-geistigen Qualitäten aus. Es waren diese Qualitäten, die, wie Inschrift und Relief von Bīsutūn bezeugen, Dareios in die Lage versetzt hatten, dem drauga ein für alle Mal den Garaus zu bereiten. Die vom Gott geschaffene und vom Herrscher nun auf Dauer garantierte Friedensordnung betrifft dabei ideologisch nicht nur das Reichsgebiet im engeren Sinne, das Herrscher und kāra im Laufe der Zeit geschaffen und stetig erweitert hatten; seine Herrschaft und die durch sie garantierte Ordnung sind universal, umfassen die ganze Welt – in den Inschriften werden keine rivalisierenden Nachbarn genannt, und Dareios überschreitet im Kampf gegen den Skythen Skunxa und durch
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Josef Wiesehöfer
das Ausgreifen in den Schwarzmeerraum selbst die Grenzmeere, die sein Vorgänger Kyros nicht zu überschreiten in der Lage gewesen war1; die Herrschaft wird so zu einer universalen. Als „König der Könige“ ist der Achaimenidenherrscher im zeitlichen und räumlichen Vergleich mit anderen Gewalthabern ‚einzigartig‘. Kein Herrscher vor Dareios hatte jemals ähnliche Leistungen vollbracht. Es verwundert nicht, dass diese Idee von der gottgewollten universalen Herrschaft, diese achaimenidische mental map, von den Nachfolgern des Dareios, nicht zuletzt von seinem Sohn Xerxes, aufgenommen und inschriftlich kopiert wurde. Dazu passt, dass ein begnadeter griechischer Autor wie Herodot, dem dieses Weltbild und diese Weltsicht nur zu gut bekannt waren und dem das Aufzeigen der fatalen Konsequenzen des grenzenlosen Verlangens nach Macht und Besitz (im Orient wie in Hellas) ein besonderes Anliegen war, die Aspirationen der Großkönige als ‚größenwahnsinnig‘ (und hybride) darzustellen suchte. Seine Großkönige scheitern an den Grenzen des Reiches: Kyros im Kampf gegen die Skythen in Ostiran, Kambyses in Libyen und gegen die Aithiopen, Dareios im Kampf gegen die sog. europäischen Skythen und Xerxes in Hellas. In der Reliefkunst der persischen Residenzen mit ihren Szenen des von den Untertanen oder dem kāra auf Händen getragenen Herrschers, der Untertanen, die dem Oberherrn bei ihren Begegnungen im Reich landestypische Geschenke überreichen, des königlichen Helden im Kampf gegen schreckenerregende, den menschlichen Kosmos bedrohende Monster [Q02-04], scheinen sich diese Ideen vom wohlgeordneten Reich, von der fruchtbringenden Zusammenarbeit zwischen Herrscher und Untertanen, vom stetigen Bemühen des Königs um Frieden und Ordnung, zu spiegeln.2 Der königliche Held ist im Ernstfall zwar siegreich, doch noch wichtiger ist ihm das Bemühen um Ruhe, Frieden und Ordnung. Nicht militärische Erfolge garantieren das materielle Wohlergehen von Land und Leuten, sondern die vom Herrscher zu gewährleistende und tatsächlich ja auch in der Regel gewährleistete Abwesenheit von Unfrieden und Unordnung. Dem Herrscher ist nicht an Beutemachen gelegen, sondern, nach Ausweis der Inschriften und Bilder, an der großzügigen Vergeltung untertäniger Loyalität, die in Form von Geschenken, Abgaben (bāji-) und (militärischer wie nichtmilitärischer) Dienstpflicht unter Beweis gestellt wird. Es verwundert deshalb nicht, dass Gelehrte in diesem ideologischen Kontext der Herrscherverlautbarungen in Wort und Bild den Begriff der pax Achaemenidica in den althistorischen Fachdiskurs eingeführt haben, der römischen pax Augusta nachempfunden, die ja auch ein vom Imperator selbst gesetztes traditionsbestimmendes Ideologem war, zugleich allerdings auch, anders als sein auf die Achaimeniden bezogenes Pendant, begrifflich in zeitgenössischen Kontexten, etwa in Münzlegenden, auftaucht.3 Es verwundert weiterhin nicht, dass die pax Achaemenidica lange Zeit von vielen Gelehrten zugleich grundsätzlich der assyrischen Art und Weise, von Herrscher, Reich und Herrschaft zu reden, entgegengesetzt wurde, stehen in der assyrischen Reliefkunst und in den assyrischen Königsin1 2 3
Rollinger/Degen 2021. Brosius 2012. Vgl. z. B. Schmitzer 2004; Cornwell 2017.
02 Frieden und Friedensvorstellungen im achaimenidischen Iran
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schriften doch oft genug die eher drastischen Seiten der Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung im Mittelpunkt. 2. IDEOLOGIE UND WIRKLICHKEIT: FRIEDEN UND UNFRIEDE IM ACHAIMENIDENREICH Wie neuere Forschungen zu den Realia persischen und assyrischen Umgangs mit Unfrieden und Unordnung gezeigt haben4, die ja nicht ohne weiteres mit dem soeben skizzierten imaginierten Weg der Aufrechterhaltung von Frieden und Ordnung im Reich und des Umgangs mit Nachbarn gleichzusetzen sind, waren Assyrer und Perser weit weniger voneinander entfernt als lange Zeit angenommen: Auch die Perser bedienten sich brutaler Maßnahmen, um Rebellionen im Keim zu ersticken, Aufstände niederzuschlagen oder verlorengegangene Territorien zurückzugewinnen. Und selbst für das Feld der königlichen Selbstverlautbarungen wiesen Gelehrte wie Amélie Kuhrt schon früh darauf hin, dass wir ja wenig etwa über die Ausstattung königlicher Paläste im Innern wissen, und dass in anderen Kunstgattungen, etwa der Siegelkunst, durchaus unfriedliche Sujets zu finden sind.5 Diesen letzten Gedanken ergänzte Christopher Tuplin in allerjüngster Zeit noch durch die Beobachtung, dass in den Schlacht- und Kampfszenen auf persischen Siegeln6, aber nun etwa auch in ebensolchen auf einem bemalten Balken aus Tatarlı7 und auf den Sarkophagen aus Çan und Klazomenai [Q02-05]8, Feinde bekämpft werden, die an den Rändern des Reiches sitzen: ‚Nomaden‘ in Zentralasien, Griechen oder Myser und Thraker.9 Trotz dieser berechtigten Hinweise besteht kein Zweifel: Die Perserkönige entschieden sich nach Bīsutūn, wo in Bild und Text das Chaos im Reich, der Weg Dareios’ I. zur Macht und seine Maßnahmen zur Beendigung der Unordnung im Mittelpunkt standen, aufs Ganze gesehen für eine ganz spezielle Art und Weise, ihre Herrschaft zu imaginieren: Sie sollte nicht abschrecken oder Furcht verbreiten, sondern die Vorteile betonen, die die Untertanen des Großkönigs genossen. Allerdings, und auch diese Einsicht verdanken wir Christopher Tuplin, selbst aus den nach Bīsutūn gesetzten Inschriften und Bildern sind Unfriede und Gewaltanwendung nicht verschwunden, sondern unterschwellig da: Wenn bei jeder Gelegenheit die Rolle des persischen kāra bei der Sicherung persischer Herrschaft betont, wenn auf die durch Feinde, Hunger, Illoyalität drohenden Gefahren hingewiesen wird, wenn auf den Reliefs neben dem bewaffneten königlichen Helden die überaus zahlreichen Wachsoldaten nicht zu übersehen sind, wenn der König, etwa auf dem sog. Schatzhausrelief, von Waffenträgern begleitet wird. In Tuplins Worten:10 4 5 6 7 8 9 10
Vgl. z. B. van der Spek 2014. Kuhrt 2001. Vgl. Merrillees 2005, 64–66. Vgl. Rehm 2011. S. etwa Summerer 2007. Sevinç/Körpe/Tombul 2001 bzw. Cook 1981, fig. 22. Tuplin 2017. Tuplin 2017, 36.
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Josef Wiesehöfer „... if we are being confronted with an iconography of peace, we are also reminded of an old cliché: ‘if you wish peace, prepare for war.’”
Die griechischen Quellen, die im Gegensatz zu den Zeugnissen aus Iran so überreichlich fließen, kennen das Perserreich als Koloss auf tönernen Füßen ebenso wie als mächtigen Nachbarn, der, nicht nur wegen der verpflichteten griechischen Söldner, sondern auch wegen des militärischen Ethos der iranischen Eliten, zu einem Angriff auf Hellas auch Mitte des 4. Jhs. noch in der Lage ist. Einen Einblick in das Selbstverständnis der Großkönige und eben dieser iranischen „éthno-classe dominante“ (Pierre Briant)11 bieten sie allerdings in der Regel nicht, sind sie doch zumeist stark genre- und/oder kontextgebunden oder haben ihre Autoren eine Wirkabsicht, hinter der das genuin Iranische verschwindet. Das emisch-imaginierte Friedensreich mit seinen verdeckten Anspielungen auf Unruhe und Unordnung deckt sich mit den Beobachtungen, die man zum Charakter des Achaimenidenreiches angestellt hat: Es war ein Reich mit einem hohen Maß an lokaler Autonomie, das allerdings unter strenger Aufsicht durch das Zentrum stand. Es war eine Herrschaft mit einer äußerst flexiblen Innen- und Außenpolitik, die die drastische Bestrafung illoyaler Untertanen und die Aufbietung aller militärischen Ressourcen zur Wiedergewinnung verlorengegangener Territorien ebenso kannte wie das politisch weitsichtige Verzeihen, etwa gegenüber Personen wie dem Salamissieger Themistokles oder dem König von Salamis auf Zypern, Euagoras, den militärisch-politischen Expansionismus der Anfangsphase ebenso wie kluge Diplomatie und Bereitschaft zum Kompromiss bei der Sicherung von Reich und Herrschaft. Die Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung im Reich nach Aufständen, die in der Bīsutūn-Inschrift, aber auch in anderen indigenen Quellen sichtbar wird, umfasste nicht zuletzt die Rückerstattung oder Vergabe enteigneter oder geplünderter Güter an loyale Gefolgsleute des Siegers, waren diese vom Herrscher vergebenen sowie jederzeit wieder einziehbaren Güter, neben ihrer strategischen Rolle im militärischen Ernstfall, doch in erster Linie „a means for distributing royal favour, fostering loyalty, ensuring tax income and, above all, increasing agricultural production.“12 Dass Ideologie und Wirklichkeit aber auch nah beieinander liegen konnten, zeigt die Reaktion der Satrapen nach der Niederlage gegen Alexander III. am Granikos auf Memnons (durchaus erfolgversprechenden) Vorschlag, die Versorgung des makedonisch-griechischen Heeres dadurch zu erschweren, dass man die Taktik der verbrannten Erde anwende: Entrüstet wiesen sie diesen Rat zurück, widersprach er doch in eklatanter Weise dem, was von einem achaimenidischen Herrscher und seinen Funktionären erwartet wurde: die Abwehr der Feinde, nicht jedoch die Verwüstung des eigenen Landes, dessen Schutzherr der Großkönig in der Götter Auftrag ist.13 Und bis hierher war es den Großkönigen ja auch gelungen, das dušiyāra (die Hungersnot) abzuwenden, etwa durch den Ausbau der Bewässerungsinfrastruktur (Qanate etc.), durch die Anlage von Gärten, Parks und Plantagen 11 Briant 1988. 12 Henkelman 2018, 16. 13 Arr. an. 1,12,9 f.; vgl. Curt. 7,4,3 f. Siehe Wiesehöfer 1994, 28.
02 Frieden und Friedensvorstellungen im achaimenidischen Iran
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(paradeisoi), durch die Auszeichnung von Funktionären, die sich um den Import oder Anbau von Feldfrüchten etc. verdient gemacht hatten (Gadatas-Brief). Die Satrapen hatten all dies verinnerlicht, und doch sahen sie sich am Ende gezwungen, Memnons Rat zu folgen. QUELLEN 02-01. Inschrift e des Dareios I. aus Persepolis (DPe): In dieser (frühen) Inschrift Dareios’ I., die sich als zweite Inschrift an der Südmauer der Terrasse von Persepolis befindet und nur in Altpersisch vorliegt, erläutert der Großkönig, nachdem er sich als Herrscher und genealogisch-familiär vorgestellt hat, die Grundlagen seiner Herrschaft und die Voraussetzungen für Frieden und Ordnung im Reich: 1. Ahuramazdā hat ihn beauftragt bzw. wohlwollend gebilligt, dass er ein großes Reich errichte, das auf festem Fundament stehe; 2. mit Ahura mazdās Unterstützung gelang es dem König selbst und dem von ihm befehligten persischen Heerbann, die Herrschaft über zahlreiche Völker/Länder aufzurichten; 3. die (aufgelisteten) Untertanen (die Perser, die nicht erwähnt werden, zählen nicht dazu, sondern sind in einer privilegierten Position) gehorchen dem Herrscher, weil sie ihn fürchten, und bringen ihm Tribut (genauer: den königlichen Anteil). Wie in altorientalischen Inschriften durchaus üblich wendet sich Dareios dann an den Leser der Inschrift und erläutert ihm, wie dieser für alle (auch den Leser und das Königshaus) glückliche Zustand auf Dauer gesichert werden kann: indem der Leser (d.h. ein potentieller neuer Herrscher) die Perser und ihren Heerbann schützt. Ganz offensichtlich sah sich Dareios zu Beginn seiner Herrschaft genötigt, eben diese zu legitimieren: durch den Gottesbezug, durch Verweis auf die eigenen Großtaten und die des ihm ergebenen persischen Heerbanns, durch die Inaussichtstellung einer glücklichen Zukunft für alle, Herrscher, Untertanen und Leser, unter der Voraussetzung, dass der von Dareios beschrittene Weg fortgesetzt wird. Auffällig ist, dass der neue Herrscher über das von Kyros und Kambyses geschaffene und von ihm erweiterte Großreich hier noch besonders betont, dass neben der Abgabenentrichtung auch die Förderung des Ruhe und Ordnung garantierenden persischen Heerbanns und die Untertanenfurcht das Reich zusammenhalten:
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adam Dārayavauš, xšāyaθiya vazṛka, xšāyaθiya xšāyaθiyānām, xšāyaθiya dahyūnām tayaišām parūnām, Vištāspahyā puça, Haxāmanišiya. Θāti Dārayavauš xšāyaθiya: vašnā Auramazdāhā, – imā dahyāva, tayā adam adarši hadā anā Pārsā kārā, tayā hacāma atṛsa, manā bājim abara:
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Ūja, Māda, Bābiruš … (es folgen weitere 22 Länder/Völkerschaften) Θāti Dārayavauš xšāyaθiya: 20 yadi avaθā maniyāhai: hacā aniyanā mā tṛsam, imam Pārsam kāram pādi; yadi kāra Pārsa pāta ahati, hayā duvaištam šiyātiš axšatā, – hauci aurā nirsāti abi imām viθam. Ich (bin) Dareios, / der große König, / König der Könige, / König der Länder, der vielen, / (5) des Hystaspes Sohn, / ein Achaimenide. / Es kündet Dareios, der König: / Nach dem Willen Ahuramazdās, – / dies (sind) die Länder, / die ich in Besitz genommen habe / zusammen mit diesem persischen Volk (in Waffen, JW), / die sich vor mir fürchteten / (10) (und) mir Tribut brachten: / Elam, Medien, Babylonien … / Es kündet Dareios der König: / (20) Wenn du so denken solltest: / ‘Lass mich nicht vor jemand anderem Furcht haben!’, / (so) schütze dieses persische Volk. / Wenn das persische Volk geschützt sein wird, / (dann) wird das auf sehr lange Zeit bestehende Glück, das ungebrochene, – / das wird auch herabkommen / auf dieses Haus (Ü: R. Schmitt).
02-02. Inschrift e des Dareios I. aus Susa (DSe) 14–21 und 37–41: Diese Inschrift Dareios’ I. aus Susa, die sich – in Altpersisch, Elamisch und Babylonisch – auf verschiedenen Schriftträgern (Ton- und Steintafeln, Glasurziegeln) findet und einer eingehenden Untersuchung bedarf (nur der babylonische Text ist nahezu vollständig erhalten), macht in besonderer Weise deutlich, wie der Herrscher im Laufe seiner Regierung Ruhe und Ordnung gesichert hatte und Frieden auch in Zukunft zu garantieren sucht. Zwar werden hier wieder die Säulen jeder Form von Herrschaft genannt: herrscherliches Gebot, aber auch herrscherliche Sorge um sozialen Ausgleich und wirtschaftliche Versorgung der Untertanen, die mit untertäniger Loyalität (Abgabenentrichtung, zu ergänzen wäre: Heeresfolge) vergolten werden sollen. Anders als in DPe werden hier allerdings die herrscherlichen Zwangsmittel nur angedeutet; entscheidender ist die Überzeugungskraft des „Gesetzes“ (dāta), das der König in Form von Erlassen und Einzelfallentscheidungen konkret ausformuliert. Wie wichtig dieser Terminus in der Herrschaftsideologie war, zeigt seine Verbreitung in den im Reich gesprochenen Sprachen. Kein Wunder auch, dass manche der von Dareios gesetzten herrschaftsideologischen Maßstäbe und Anweisungen von seinen Nachfolgern, z.T. wortwörtlich, übernommen wurden. Die Inschrift deutet an, dass die Herrschaft der Achaimeniden am Ende von Dareios’ Regierungszeit tatsächlich gefestigt gewesen zu sein scheint. Politisch-administrative und infrastrukturelle Reformen, Beute bzw. zusätzliche Einkünfte nach dem expansiven Ausgreifen der Perser nach Westen (bis auf den Balkan) und Osten (bis nach ‚Indien‘) und das Zusammenspiel von gewährter Lokalautonomie und strenger Aufsicht (militärische Garnisonen an entscheidenden Plätzen) sorgten nach dem Chaos der Anfangsjahre für Ruhe und Ordnung. Zuckerbrot und Peitsche blieben Herrschaftsmittel, aber viele Untertanen (die Perser sowieso) dürften die wirtschaftliche Prosperität des Reiches, die gefahrlose Nutzung von durch Straßen-
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wächter und Garnisonen gesicherten Straßen und Flüssen, die königliche Förderung eigener Kulte und Traditionen und die ausbleibenden Gefahren von außen dazu bewogen haben, sich mit der fremden Herrschaft abzufinden und sich in ihr einzurichten. Darüber darf allerdings zweierlei nicht vergessen werden: Die latent Unzufriedenen haben in diesem ‚Friedensreich‘ ebenso wenig eine Stimme wie die Rebellen; der Herrscher setzt die Maßstäbe guten Verhaltens und verkündet sie in Schrift und Bild (und durch öffentliche Verlautbarung):
Θāti Dārayavauš xšāyaθiya: vašnā Auramazdāhā, – imā dahyāva, tayā adam agṛbāyam apataram hacā Pārsā; adamšām patiyaxšayai, manā bājim abara; tayašām hacāma aθanhya, ava akunava; 20 dātam, taya manā, avadis adaraya: Mada, Uja, Parθava, Haraiva… (es folgen weitere 23 Länder/Völkerschaften) ... dātam, taya manā, hacā avanā tṛsanti, yaθā haya taviyā 40 tayam skauθim nai janti nai vimardati. Es kündet Dareios, der König: / (15) Nach dem Willen Ahuramazdās, – / dies (sind) die Länder, / die ich in Besitz genommen habe / außerhalb von Persien; / ich habe über sie geherrscht; / mir brachten sie Tribut; / was ihnen von mir gesagt worden ist, / das taten sie; / (20) das Gesetz, das mein (von mir) (ist), / das hielt sie fest: / Medien, Elam, Parthien, Areia... / das Gesetz, das mein (von mir) ist, – / vor dem haben sie Furcht, / so dass (der), der der stärkere (ist), / (40) den Schwachen nicht schlägt / (und) nicht zunichte macht (Ü: R. Schmitt). 15
02-03. Inschrift d Dareios’ I. aus Persepolis (DPd) 12–24: Links von der Inschrift DPe befindet sich, ebenfalls an der Südmauer der Terrasse von Persepolis, diese Inschrift, die die drei großen Gefahren für die vom Gott geschaffene und von Dareios garantierte Friedensordnung auflistet: den feindlichen Angriff von außen, die wirtschaftlich-soziale Notlage im Innern und die untertänige Illoyalität. Am Beginn der Herrschaft bittet Dareios um Ahuramazdās und der übrigen Götter Schutz für Land und Leute (und damit auch für sich selbst und sein Haus), nimmt sich aber als Gewährleister von Frieden und Ordnung noch zugunsten des/der Schöpfer(s) der guten Ordnung zurück. Zuvor (in den Zeilen 1–12) hatte er allerdings darauf hingewiesen, dass Ahuramazdā ihn zum König erwählt habe, dass das göttlich ausgezeichnete Persien, des Gottes, aber auch seinetwegen, keinen Feind zu fürchten brauche: Auramazdā vazṛka, haya maθišta bagānām, –
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hau Dārayavaum xšāyaθiyam adadā, haušai xsaçam frābara; vašnā Auramazdāhā 5 Dārayavauš xšāyaθiya. Θāti Dārayavauš xšāyaθiya: iyam dahyāuš Pārsa, tayām manā Auramazdā frābara, hayā naibā uvaspā umartiyā, vašnā Auramazdāhā 10 manacā Dārayavahauš xšāyaθiyahyā hacā aniyanā nai tṛsati. Θāti Dārayavauš xšāyaθiya: manā Auramazdā upastām baratu hadā visaibiš bagaibiš, 15 utā imām dahyāum Auramazdā pātu hacā haināyā, hacā dušiyārā, hacā draugā; abi imām dahyāum mā ājamiyā mā hainā, mā dušiyāram, 20 mā drauga; aita adam yānam jadiyāmi Auramazdām hadā visaibiš bagaibiš; aitamai yānam Auramazdā dadātu hadā visaibiš bagaibiš. Ahuramazdā, der große, / der der größte unter den Göttern (ist), – / der hat Dareios (als) König erschaffen, / der hat ihm das Reich verliehen; / nach dem Willen Ahuramazdās / (5) (ist) Dareios König. / Es kündet Dareios, der König: / Dieses Land Persien, / das mir Ahuramazdā verliehen hat, / das schön (ist), mit guten Pferden (und) guten Mannen, / nach dem Willen Ahuramazdās / (10) und von mir, Dareios, dem König, / fürchtet sich nicht vor jemand anderem. / Es kündet Dareios, der König: / Mir soll Ahuramazdā Beistand bringen / zusammen mit allen Göttern, / (15) und dieses Land / soll Ahuramazdā schützen / vor Feindesheer, / vor Missernte (und) / vor Trug. / Über dieses Land / möge nicht kommen / weder Feindesheer / noch Missernte / noch Trug. / Dies erbitte ich (als) Gunst von Ahuramazdā / zusammen mit allen Göttern; / (20) diese Gunst soll mir / Ahuramazdā gewähren / zusammen mit allen Göttern (Ü: R. Schmitt).
02-04. Relief aus Persepolis: Königlicher Held im Kampf gegen ein Mischwesen (Foto: JW). Auf den Reliefs in den königlichen Residenzen wird in der Regel die Schicksalsgemeinschaft von Herrscher und Untertanen betont, die dann unter einem guten Stern steht, wenn die Untertanen die wohlmeinende patriarchalische Sorge des Herrschers um sie durch unbedingte Loyalität vergelten und der Großkönig die gute Schöpfung Ahuramazdās durch persönlichen Einsatz zu bewahren sucht (sog. Tributbringer- und Thronträgerreliefs, Bankettszenen etc.). Allerdings wird bildlich
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(in der Figur des bedrohlichen Mischwesens, in der Abbildung der Leibwachen des Herrschers etc.) auch die Gefahr angedeutet, die droht, wenn die Gemeinschaft zerreißt und zur Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung Gewalt angewendet werden muss. Der königliche Held (übrigens ohne individuelle Kennzeichnung) im Kampf gegen das Monster entspricht dann dem in den Inschriften um die Sicherung des Friedens bemühten Herrscher, die Wachen und Waffenträger erinnern an den ‚friedenstiftenden‘ Einsatz des persischen kāra.
02-05. Relief eines Sarkophags aus Klazomenai (ca. 500–470 v. Chr.): Perser im Kampf mit „Nomaden“ (Zeichnung nach Cook 1981, fig. 22). Nicht nur in den Residenzen, auch an Orten persischer Einflussnahme in den Provinzen, nicht zuletzt in Kleinasien, finden sich Hinweise auf die persische militärische Sicherung des Friedens. Bildträger sind hier etwa Siegel, bemalte Holzbalken oder Terrakotta-Sarkophagreliefs (s.o.). Besonders bekannt sind die Schlachtszenen auf den Terrakottasarkophagen aus Klazomenai. Auf einem der bekanntesten
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Stücke (heute in Izmir) sind Reiter in ‚persischer Reitertracht‘ abgebildet, die gegen berittene ‚Nomaden‘ kämpfen. Von links reiten ‚persische‘ Kämpfer, die Tiaren, Hosen und Ärmeltracht tragen und mit Köcher und Schwert bewaffnet sind, gegen gestiefelte und einen Speer schwingende, an ihrer Kleidung als Thraker zu identifizierende Feinde an. Man hat zu Recht angenommen, dass der Maler/Auftraggeber sich mit den als Sieger gekennzeichneten ‚Persern‘ identifiziert habe, die Feinde an der Peripherie ihres Reiches bezwingen. Wenn wir die Bilder als Projektion des Verstorbenen interpretieren, dann ist der Schritt nicht weit, in den siegreichen ‚Persern‘ Angehörige der griechisch-klazomenischen Elite in persischer Tracht zu vermuten, die sich mit ihren Oberherren, deren ideologischem Programm und herrschaftsrelevantem Bildrepertoire gemein machen.14
LITERATURVERZEICHNIS Briant, P., 1988, Éthno-classe dominante et populations soumises dans l’Empire achéménide: Le cas de l’Égypte, in: Kuhrt, A./Sancisi-Weerdenburg, H. (Hrsg.), Achaemenid History III: Method and Theory, Leiden, 137–173. Brosius, M., 2012, Diplomacy between „Pax Persica“ and „Zero-Tolerance“, in: Wilker, J. (Hrsg.), Maintaining Peace and Interstate Stability in Archaic and Classical Greece, Mainz, 150–164. Cook, R. M., 1981, Clazomenian Sarcophagi, Mainz. Cornwell, H., 2017, Pax and the Politics of Peace. Republic to Principate, Oxford. Eisen, G. A., 1940, Ancient Oriental Cylinder Seals with a Description of the Collection of Mrs William H. Moore, Chicago. Henkelman, W. F. M., 2018, Precarious Gifts: Achaemenid Estates and Domains in Times of War and Peace, in: Jullien, F. (Hrsg.), Guerre et paix en monde Iranien. Revister les lieux de rencontre, Paris, 13–66. Kuhrt, A., 2001, The Persian Kings and Their Subjects: A Unique Relationship?, Orientalistische Literaturzeitung 96, 166–173. Merrillees, P. H., 2005, Catalogue of the Western Asiatic Seals in the British Museum. Cylinder Seals VI: Pre-Achaemenid and Achaemenid Periods, London. Miller, M., 2013, Clothes and Identity: The Case of Greeks in Ionia c. 400 BC, Antichthon 47, 18– 38. Rehm, E., 2011, Von triumphierenden Persern und fallenden Griechen – Ein Satrapensiegel aus West-Kleinasien, Boreas 34, 103–119. Rollinger, R./Degen, J., 2021, Conceptualizing Universal Rulership: Considerations on the Persian Achaemenid Worldview and the Saka at the „End of the World“, in: Klinkott, H./Luther,
14 Cook 1981, 116 f.; Miller 2013, 28.
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Verwendete Übersetzung: Schmitt, R., 2009, Die altpersischen Inschriften der Achaimeniden. Editio minor mit deutscher Übersetzung, Wiesbaden.
PROF. DR. (I. R.) JOSEF WIESEHÖFER Christian-Albrechts-Universität Kiel, Institut für Klassische Altertumskunde, Abteilung Alte Geschichte, Leibnitzstr. 8, D-24118 Kiel, [email protected]
DER KÖNIG ALS GARANT FÜR FRIEDEN IN DER MONUMENTALEN HERRSCHERREPRÄSENTATION IM SPÄTZEITLICHEN ÄGYPTEN Anke Ilona Blöbaum
1. FRIEDEN IM ALTEN ÄGYPTEN: DER BEGRIFF HETEP Im Alten Ägypten können wir ein Konzept ‚Frieden‘ im Sinne eines vertraglich geregelten völkerrechtlichen Zustands erst seit dem Neuen Reich (ca. 1200 v. Chr.) fassen.1 Seit dieser Zeit wird der Begriff hetep in der spezifischen Bedeutung „Frieden“ verwendet. Die zugrundeliegende Bedeutung, die wir bereits mit den ersten inschriftlichen Quellen im dritten vorchristlichen Jahrtausend greifen können, ist am besten als „Zufriedenheit“ zu bezeichnen. Das Wortfeld ist sehr breit und weit gefächert. Einen Einblick in die Bedeutungsbreite des Begriffs vermittelt das Wörterbuch der Ägyptischen Sprache, hier nur mit einer Auswahl von Bedeutungen, die für das folgenden Thema von Belang ist: ḥtp.w – Frieden, Glück2 ḥtp-nṯr – Gottesopfer, Opfergut, Vermögen des Tempels3 ḥtp – zufrieden sein, ruhen, untergehen, zufrieden stellen, sich sättigen4 sḥtp – zufriedenstellen, erfreuen, zur Ruhe betten5 Das Schriftzeichen (hetep)6 stellt eine Schilfmatte dar, auf der ein Brot liegt bzw. steht. Das Zeichen kombiniert die für ägyptische Darstellungen so typische Verschmelzung von Aufsicht (auf die Matte) und Seitenansicht (auf das Brot). Die Hieroglyphe ist bereits zu Beginn der 1. Dynastie, also am Anfang des dritten vorchristlichen Jahrtausends, nachgewiesen.7 Es handelt sich um die Darstellung einer Opfergabe, was somit als Grundbedeutung identifiziert werden kann. Hiervon leiten sich die erweiterten Bedeutungen wie beispielsweise „sich sättigen“, „zufrieden sein“, „ruhen“ o.ä. ab. Dem ägyptischen Konzept ‚Frieden‘ liegt also ein Zustand des Zufriedenseins und Ruhens zugrunde. Insbesondere die Zufriedenheit der Götter, die durch Opfer erreicht wird, garantiert die Stabilität und Versorgung des Landes. In dieser zufriedenen Ruhe befindet sich alles und jeder am 1 2 3 4 5 6 7
Assmann 1983, 176; Gnirs 2009, 67. Wb 3, 192,17–193,8. Wb 3, 185,5–20. Wb 3, 188,2–192,10. Wb 3, 221,10–222,20. Gardiner 1957, 501 [R4]; vgl. Davies 2018, 31–33. Kahl 1994, 677; Regulski 2010, 268; Sartori 2020, 191.
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rechten Platz und in Ordnung. Sie bedarf keiner Aktion, muss aber aktiv aufrechterhalten werden.
2. FRIEDEN IM ALTEN ÄGYPTEN: DIE GERECHTE WELT (MAAT) UND DAS CHAOS (ISFET) Der Zustand der geordneten Welt wird ägyptisch mit „Maat“8 bezeichnet. Dies umfasst zum einen ein kosmisches bzw. göttliches Prinzip und zum anderen die gleichnamige Göttin, die in der Regel mit menschlichem Körper und Kopf sowie Flügeln und der sog. Maat-Feder auf dem Kopf dargestellt wird.9 Das Konzept der Maat ist seit frühester Zeit einer der Grundpfeiler ägyptischer Weltvorstellung. Erste Belege des Begriffs können in der 2. Dynastie, also im dritten vorchristlichen Jahrtausend, verortet werden.10 Diesem Prinzip der Ordnung steht das Chaos „Isfet“11 gegenüber. Zumeist allgemein als „Unrecht“ übersetzt, kann der Begriff auch kontextabhängig in speziellen Bedeutungen wie beispielsweise „Lüge“ oder „Empörung“ gebraucht sein.12 „Isfet bedeutet daher nicht einfach den Mangel an (die Abwesenheit von) Gerechtigkeit und Harmonie, sondern deren Gegensatz, hier also Unrecht und Gewalt. Das ist entscheidend. Die ‚Erde der Lebenden‘, auf der der König durch Rechtsprechung und Kult die Ma`at verwirklichen soll, ist keine tabula rasa, sondern eine Sphäre, in der vorgängig, gewissermaßen von Natur aus Isfet herrscht. Der König muß die Isfet vernichten, um die Ma`at zu verwirklichen.“13
Der König ist das Zentrum des ägyptischen Staates, Königsherrschaft ein göttliches Prinzip mit dem Herrscher in Mittlerposition zwischen Menschen und Göttern. Er ist der Garant der Weltordnung, eine königslose Zeit bedeutet Chaos. Insofern ist es die Aufgabe eines jeden Amtsinhabers, die Maat aufrecht zu erhalten. Durch die Gewährleistung der Kultpflege, des Ritualvollzugs sowie der Opferpraxis versetzt er die Götter in einen Zustand der Zufriedenheit: hetep. Die Zufriedenheit der Götter sichert die Maat auf Erden und gewährt dem König die Gunst der Götter, die seinem Wirken Erfolg garantiert. Seine Amtspflichten sind aber nicht auf die Götterwelt beschränkt, sondern beziehen sich ebenfalls auf die Natur, die durch Fruchtbarkeit die Versorgung des Landes gewährleistet, sowie auf die Gesellschaft, in der die Ordnung durch Recht und Gerechtigkeit garantiert ist. Monumentaler bildlicher Ausdruck dieser Kompetenz findet sich in Tempelszenen, die den König zeigen, während er den Göttern die Maat präsentiert. Ikonographisch wird dies durch das Darbringen einer kleinen Maatfigur durch den 8 9 10 11 12 13
Wb 2, 18,12–20,15. Westendorf 1966; Assmann 1995, 15–35; Menu 2005, 35. Kahl 2003, 169–172. Wb 1, 129,11–14. Schipper 2013, 10–14; Parys 2018. Assmann 1995, 213.
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König realisiert [Q03-10]). Diese Bildszenen sind mit der Legitimation des Königs eng verknüpft.14 „The presentation of Maat is a potent visible symbol that the king is capable of literally upholding the tenets of Maat by which the state is governed.“15 Die Szenen finden sich zum ersten Mal im Neuen Reich, in der späteren Regierungszeit von Thutmosis III. (etwa in der Mitte des 2. Jts.), und sind von da an fester Bestandteil der Tempeldekoration bis zum Ende der pharaonischen Zeit.16 Im Tempel von Edfu beispielsweise findet sich das Motiv regelmäßig entlang der zentralen Hauptachse des Tempels,17 was seine große Bedeutung zeigt. Das Chaos zu bändigen, bedeutet in der Hauptsache, den Schutz des Landes zu gewährleisten. Dies wird im Allgemeinen durch militärisches Handeln und nicht durch politisches Einvernehmen erreicht. Der siegreiche König ist daher zu allen Zeiten und insbesondere in der Spätzeit eine der wichtigsten königlichen Identifikationen in der monumentalen Repräsentation.18 Die bildliche Darstellung des Erschlagens der Feinde19 ist von der Frühzeit bis zum Ende der pharaonischen Zeit Hauptikon dieser Identifikation. „Dieses Emblem läßt sich weder auf Krieg noch auf Frieden beziehen. Es bezeichnet beides in einem: einen Krieg, der im Bezwingen der Feinde, und einen Frieden, der in ihrem Bezwungensein besteht.“20 Die Darstellung zeigt den König bewaffnet mit einer Keule oder einem Schwert in einer Hand, während er zum Schlag ausholt und mit der anderen Hand zumeist mehrere Feinde am Schopf festhält [Q03-11]. Das Motiv findet sich traditionsgemäß auf den äußeren Mauern des Tempels, wohingegen Opfer- und andere Szenen zur Innendekoration gehören, was eine dichtere Beleglage für Opferszenen bedeutet. Die Dekoration der Tempel insgesamt folgt einer spezifischen Systematik.21 Bild- und Textkomponenten, die Funktion der Räumlichkeiten sowie die Ausrichtung im Raum und auf der Wand spannen ein dichtes Netz von Bezügen, deren Komplexität nur schwer zu durchdringen ist.
3. DER FRIEDENSVERTRAG ZWISCHEN RAMSES II. UND HATTUŠILI III. VON HATTI Auch wenn der Fokus dieser Ausführungen zeitlich auf der ägyptischen Spätzeit (also im ersten vorchristlichen Jt.) liegt, sei ein kurzer Ausflug in das Neue Reich gestattet. Denn mit der monumentalen Darstellung des Friedensvertrags zwischen Ramses II. von Ägypten und Hattušili III. von Hatti im Tempel von Karnak liegt uns ein außergewöhnliches Beispiel für die Repräsentation des Königs als Friedensstifter vor. Der Vertrag ist in zwei Keilschrifttafeln und zwei monumentalen 14 15 16 17 18 19 20 21
Teeter 1997, 1. Teeter 1997, 82 f. Teeter 1997, 8. Fairman 1958. Vgl. hierzu Gundlach 2009. Schoske 1982; Münch 2013; Gillen 2017. Assmann 1983, 229. Derchain 1962a und 1962b; Lurson 2016, 3–14.
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Wandstelen in Theben erhalten und beendete eine mindestens fünfzehnjährige Phase des Konflikts der beiden Reiche. Es ist davon auszugehen, dass sowohl davor als auch danach Friedensverträge geschlossen wurden, doch die monumentale Inszenierung eines solchen Vertrags ist in Ägypten nur dieses eine Mal erhalten. Anders verhält es sich freilich mit der monumentalen Inszenierung des Königs als siegreicher Herrscher, die wir außerhalb des bereits beschriebenen Motivs des Erschlagens der Feinde in Form von bildlichen Darstellungen von Kampfhandlungen bereits im Alten Reich (Mitte des dritten Jhts. v. Chr.) und mit der Abbildung des kämpfenden Königs ab dem Beginn des Neuen Reiches (ca. 1200 v. Chr.) fassen können.22 Doch kommen wir zurück zu dem Friedensvertrag: Der im Text verwendete Begriff für „Frieden“ ist hetep (ḥtp).23 Dieser wird regelmäßig durch den Begriff sensen (snsn) ergänzt, der substantivisch als „Verbrüderung“ übersetzt werden kann [Q03-01]. Das ägyptische Wort für „Bruder“ lautet sn, wörtlich „der Zweite“.24 Das Verb snsn bedeutet „sich zu jemandem gesellen“ bzw. „sich mit jemandem vereinigen“.25 Die beiden Könige werden also als gleichwertige Partner dargestellt. Entsprechend altägyptischer Königstheologie wird der ägyptische König ebenso als pflichtbewusster Amtsinhaber und Garant der Weltordnung dargestellt wie in anderen königlichen Inschriften, die den Schutz Ägyptens durch Sieg über die Feinde oder Fürsorge für den Kult und die Tempel zum Inhalt haben. Anders als in diesen Texten, die als sog. Königsnovelle formuliert sind und eine Maatgerechte Wirklichkeit schildern, die sich nicht mit der historischen Realität decken muss, wird hier gleichsam der umgekehrte Weg beschritten: Die historische Realität wird inszeniert, um eine Maat-gerechte Wirklichkeit zu schaffen. „Although the text of the treaty looks physically different from battle scenes and scenes of offering, it ultimately communicates the same message. Beyond the treaty’s specific tenets, the treaty as monumental decoration, including the double offering scene above the text at Karnak, tells the audience the Ramesses had done a maat-action and thus produced hetep, in the same way that countless kings do in scenes of offering goods to deities. The treaty with Hattušili was not the first treaty that an Egyptian king settled with another ruler. But it is the first (that we know of) that was made part of the repertoire of monumental decoration. In the world of the ‘sameness’ of canonical depiction that Whitney Davies outlined, Ramesses found in the treaty a novel way to represent maat-action.“26
22 Müller 2009, 219; Gundlach 2009, 57. 23 Hetep wird hier als Äquivalent zu semitisch šalāmu „(politischer) Frieden“ gebraucht, was in dieser Zeit gelegentlich als Fremdwort (Hoch 1994, 285 f. [406 f.]) auch in anderen ägyptischen Quellen belegt ist, s. Gnirs 2009, 67 [3]. 24 Wb 4, 151,5–16. 25 Wb 4, 172,12–173,31. 26 Davies 2018, 185; vgl. Davies 1989.
03 Der König als Garant für Frieden in der monumentalen Herrscherrepräsentation
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4. DER KÖNIG ALS GARANT FÜR FRIEDEN IN DER MONUMENTALEN HERRSCHERREPRÄSENTATION IM SPÄTZEITLICHEN ÄGYPTEN Im Folgenden wenden wir uns wieder dem spätzeitlichen Ägypten zu. Die Herrscherrepräsentation in dieser Zeit soll näher in den Blick genommen werden: Spielt der König als Garant für Frieden eine Rolle? Betrachten wir zunächst die Namen der Könige. Mit der fünfteiligen ägyptischen Königstitulatur liegt eine als programmatisch aufzufassende Aussage des Herrschers zu seinem Regierungsantritt vor. Bemerkenswert ist, dass in den Namen und Titeln keinerlei Bezug auf Frieden bzw. den König als Friedensstifter genommen wird. Wie verhält es sich mit dem Bild des siegreichen Königs? Keiner der offiziellen königlichen Titel ist eindeutig einem militärischen Kontext zuzuordnen, doch man findet Bezüge in den Königsnamen [Q03-02]. Der Name „Siegreicher Stier“ [kꜣ nḫt: Q03-02.1; Q03-02.2; Q03-02.17; Q03-02.18], findet sich als Name von Kuschiten und Argeaden, wobei dieser Namensbestandteil einen Rückgriff auf Namen von Königen des Neuen Reichs darstellt; in dieser Zeit ist die Metapher des siegreichen Stiers fester Bestandteil des Horusnamens.27 Für den zweiten König der 25. Dynastie, Shebitqo,28 ist der Name „Der (nur) mit einem Sieg zufrieden ist“ [Q0302.2] belegt. Darüber hinaus finden sich in allen Dynastien Namen, die vor allem physische Stärke [Q03-02.1 f.; Q03-02.8 f.; Q03-02.13 f.; Q03-02.17]29, aber auch Tatkraft [Q03-02.6]30, Tapferkeit [Q03-02.6]31 oder militärische Dominanz [Q0302.2; Q03-02.15 bis Q03-02.18]32 thematisieren. Der altägyptischen Königstheologie entsprechend finden sich ebenfalls Namen, die den König als Garant der Maat [Q03-02.1 f.; Q03-02.10; Q03-02.15; Q03-02.18]33 oder als Beschützer des Landes [Q03-02.4; Q03-02.15 bis Q03-02.17]34 bezeichnen. Bemerkenswert ist, dass diejenigen Namen, die den König als Garant der Maat bezeichnen, in erster Linie für Fremdherrscher oder für einen Usurpator (Amasis) belegt sind. Dies deutet auf einen erhöhten Legitimationsdruck dieser Herrscher. Namen, die die Schutzfunktion betonen, sind vor allem ab der 30. Dynastie belegt, was ganz konkret mit der Instabilität dieser Zeit und einem daraus resultierenden erhöhten Schutzbedürfnis erklärt werden kann. Auch in der offiziellen Herrscherrepräsentation spielt die Darstellung des Königs als Friedensstifter eine untergeordnete Rolle. Einen Überblick gibt die Unter27 Blöbaum 2006, 144–151. 28 Zur Reihenfolge der Könige Schebitqo – Schabaqo, s. Bányai 2013 und 2015; Broekman 2015; Jurman 2017. 29 Machtvoll/Groß an Kraft, Der Starkarmige; Besitzer von Schlagkraft; Schlagkräftig an Arm; Mächtig an Schlagkraft; Der Starke seines Herrn; Löwe groß an Kraft. 30 Besitzer von Tatkraft. 31 Der Tapfere. 32 Der die Neunbogen schlägt; Bezwinger der Fremdländer; Der die Fremdländer zertritt; Herrscher der Fremdländer. 33 Machtvoll an Maat ist Re; Der die Maat aufsteigen lässt; Bewahrer der Maat; Erschienen in der Maat; Liebling der Maat. 34 Schützer der Beiden Länder; Schutz bzw. Schützer Ägyptens.
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suchung königlicher offizieller Texte im Hinblick auf die Verwendung des Begriffs hetep. Zugrunde liegen königliche Inschriften aus der 25. und 26. Dynastie. Der Befund kann im Großen und Ganzen auch auf die darauffolgende Zeit übertragen werden.35 Der Begriff hetep ist in fünf unterschiedlichen Kontexten belegt: (a) Die Begrüßungsformel [Q0-3-03.1; Q03-03.7; Q03-08.2]. (b) Die (Un)Zufriedenheit des Königs [Q03-03.3 f.; Q03-03.6; Q03-06.2; Q03-08.4] bzw. der Gottesgemahlin36 [Q03-09.3]. (c) Die Zufriedenheit der Götter [Q03-03.2; Q03-05.2; Q03-07.1; Q03-08.1; Q03-08.3; Q03-09.1 f. Q03-09.4] durch Gottesopfer [Q03-04.1; Q03-06.2 f.; Q03-07.1; Q03-08.2; Q03-09.4]. (d) Konkrete Aussagen zur Maat [Q03-05.1; Q03-06.1 f.; Q03-09.1]. (e) Der Begriff hetep in der Bedeutung „Frieden“ [Q03-03.5; Q03-06.4]. Die Begrüßungsformel (a) „Friede sei mir Dir“ bzw. „Komme in Frieden, dein Ka sei in Frieden“ ist für die Repräsentation des Königs wenig relevant. Sie wird im Text in Redesituationen verwendet, in der der Anredende eine ihm höher gestellte Person begrüßt. Adressat ist in jedem Fall der König. Die Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit des Königs (b) ist ein wiederkehrendes Motiv in den Texten, das zur Entwicklung der Handlung eingesetzt wird. Die Zufriedenheit des Königs spiegelt die Situation in der Welt in Bezug auf die Maat wider. Er ist der Hauptakteur, um die Maat zu etablieren; erst dann kann er vollkommen zufrieden sein, wie es im Quellentext Q03-06.2 deutlich formuliert ist. Ein entsprechender Marker ist ebenfalls die Zufriedenheit der Götter (c), die der König durch Kultfürsorge und Opferpraxis erhält. Dies ist ein Kernpunkt der königlichen Amtspflichten, die gemäß altägyptischer Königsideologie dem König zur Erhaltung der Weltordnung obliegen. Die Geschichten, die in den Texten als sog. Königsnovelle37 erzählt werden, zeigen den König als den Bewahrer der Maat und dienen seiner Legitimation als Herrscher. Im gleichen Kontext sind die Aussagen zur Maat (d) zu werten, die sowohl in eulogischen Epitheta als auch zweimal im Rahmen der Erzählung belegt sind. Ebenso wie die oben zitierte Schilderung eines Idealzustands ist auch die Selbstaussage Psametiks I. – „Denn ich bin ein König, der die Maat liebt! Mein Hauptabscheu ist die Lüge!“ [Q0309.1] – zu werten. In nur zwei Stellen ist der Begriff hetep in der Bedeutung „Frieden“ außerhalb der Begrüßungsformel in den Texten belegt [Q03-03.5 und Q03-06.4]. Ich möchte 35 Es ist allerdings zu beachten, dass für die 28. und 29. Dynastie sowie für die zweite Perserzeit die Quellenlage sehr spärlich ist; monumentale königliche Inschriften aus dieser Zeit sind nicht erhalten. 36 Die Gottesgemahlin des Gottes Amun stellt das höchste Priesterinnenamt im Alten Ägypten dar. Die amtierende Gottesgemahlin residierte im Karnak-Tempel in Theben und bestimmte ihre Nachfolgerin durch Adoption. In der Regel wurde das Amt von einer Tochter des amtierenden Königs bekleidet. Dadurch gewann das Amt vor allem in der Spätzeit zunehmend auch eine politische Dimension, vgl. Ayad 2009; Koch 2012; Becker/Blöbaum/Lohwasser 2016. 37 Loprieno 1996; Hofmann 2004.
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mit dem zweiten Text [Q03-06.4] beginnen, der einen Ausschnitt einer den Gott Amun preisenden Rede des Volkes an den König wiedergibt. Der Gott hat veranlasst, „dass sich deine Mutter (d.h. die Mutter des Königs Taharqo) in Frieden zu dir (d.h. zum König) gesellen konnte“. Da in dieser Beschreibung die Gunst des Gottes im Fokus steht und der König in keiner Weise als Akteur geschildert ist, ist dieser Beleg als Hinweis auf eine Rolle des Königs als Friedensstifter bedeutungslos. Anders verhält es sich mit dem zweiten Beleg [Q03-03.5]. Hier ist der König klar der Akteur und das Wort hetep ganz eindeutig im Sinne von Frieden als Gegenkonzept von Krieg zu verstehen. Es ist bemerkenswert, dass sich dieser Beleg auf der sog. Sieges-Stele des Pi(anch)y befindet. Dieses Monument dient der Legitimation des kuschitischen Herrschers Pi(anch)y. Die dargestellten Motive und Argumente sind mehrheitlich in der ägyptischen Herrschaftsideologie verankert, woraus geschlossen werden kann, dass der Text in Ägypten für ein ägyptisches Publikum geschaffen wurde, um den Fremdherrscher als ägyptischen König zu legitimieren.38 Der Text schildert den Feldzug Pi(anch)ys durch Ägypten, um im Kampf gegen ägyptische Lokalfürsten das Land unter seiner Herrschaft zu vereinen. Der siegreiche König steht hier also ganz grundsätzlich im Mittelpunkt der Herrscherrepräsentation. Die oben zitierte Textstelle ist leider nicht vollständig erhalten, aber es ist klar, dass der König hier Frieden im Gegenzug für Unterwerfung verspricht; insofern spiegelt sich hier ebenfalls der siegreiche König. Gleichzeitig wird er im Kontext seiner Rede als Garant der Maat beschrieben, der die ägyptischen Götter anerkennt. Das Verhalten sowie die beschriebenen Gewalttaten der aufständischen ägyptischen Fürsten werden in der Isfet verortet und entsprechend die Unterwerfung dieser Fürsten als Akt der Wiederherstellung der Ordnung im Land dargestellt. Pi(anch)y wird somit als ägyptischer Herrscher, der das Chaos (Isfet) bewältigt und die Maat wieder etabliert hat, legitimiert. Wie das Beispiel zeigt, gilt dies auch für Fremdherrscher. Die überlieferten Texte der kuschitischen Könige zeigen deutlich, dass die ägyptische Königstheologie übernommen wurde. Ähnliches gilt auch für die persischen Könige Kambyses und Dareios I. sowie in etwas anderer Ausprägung auch für Alexander den Großen. Die Textbeispiele der Siegesstele von Pi(anch)y [Q03-03.1 bis Q03-07] sowie die zahlreichen Stelentexte, die für Taharqo überliefert sind [Q03-04.1 bis Q03-07.1] zeigen deutlich, dass die ägyptische Königstheologie adaptiert wurde. Dies macht grundsätzlich bereits die Annahme der fünfteiligen Königstitulatur [vgl. Q03-02] dieser Herrscher deutlich. Gleichwohl kann man in den Texten sowie auch im Bauprogramm bei den Kuschiten verfolgen, dass eine spezifische Argumentation entwickelt wurde, die die Herkunft der Könige aus dem Süden in die Legitimation mit einbezieht.39 Für Dareios I. lässt sich ähnliches auf der SusaStatue beobachten. Der ägyptische Text auf den Gewandfalten legitimiert Dareios auf der Grundlage altägyptischer Königstheologie, aber der Aufbau und die Formulierung des Textes ist spezifisch ausgearbeitet, so dass sich ein Narrativ ergibt, 38 Lohwasser 2020, 127–129. 39 Lohwasser 2020.
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das den Eroberer Dareios zum legitimen ägyptisch-persischen König transformiert.40
5. ZUSAMMENFASSUNG Sowohl in den als programmatisch aufzufassenden Königsnamen als auch in den spätzeitlichen Inschriften spielt die Repräsentation des Königs als Friedensstifter keine zentrale Rolle. Nur in einem einzigen Beleg [Q03-03.5] ist das Konzept „Frieden“ als Gegenteil von Krieg überhaupt benannt. Doch auch dieser Beleg zeigt den König nicht als Friedensstifter, sondern zeichnet das Bild eines übermächtigen siegreichen Herrschers, der die Macht hat, sein Ziel kampflos zu erreichen. Durchgängig finden sich auch in den Repräsentationen der Fremdherrscher die gängigen Identifikationen gemäß der ägyptischen Königstheologie. Zentral ist hierbei die Rolle als Garant der Maat, der das Chaos (Isfet) überwältigen muss, um die Maat zu etablieren. Insofern ist der König in allen Texten als wirkmächtiger Akteur dargestellt. Seine Wirkungsmacht zeigt sich nicht nur in Sieghaftigkeit, sondern auch im aktiven Aufrechterhalten der Maat in allen Facetten und Bereichen. QUELLEN41 03-01. Auszug aus dem Friedensvertrag zwischen Ramses II. von Ägypten und Hattušili III. von Hatti:42 Zeile 4–7 Abschrift der Silbertafel, die der Großfürst von Hatti Hattusilli (III.) bringen ließ zum Pharao LHG durch die Hand seines Boten Tel-tisp und seines Boten Ramose, um Frieden (ḥtp) zu erbitten bei der Majestät [des Königs von Oberägypten und Unterägypten Usermaatre-setepenre], des Sohnes des Re Ramses-meriamun, dem Stier der Herrscher, der seine Grenzen nach Belieben festsetzt (wörtl.: macht) in jedem Land. § 1: Überschrift, Parteien, Zweck des Vertrages Der (Staats)Vertrag, den der Großfürst von Hatti Hattusilli (III.), der Starke, der Sohn des Mursilli, des Großfürsten von Hatti, des Starken, der Sohn des Sohnes des Suppi[bluliub], [des Großfürsten von Hatti, des S]tarken, auf eine Silbertafel für Usermaatre-setepenre, den großen Herrscher von Ägypten, den Starken, den Sohn des Menmaatre (= Sethos I.),
40 Blöbaum 2019. 41 Die Referenz zu den Texten beschränkt sich auf die maßgebliche Publikation des Dokuments ungeachtet von möglichen aktuelleren (Teil)bearbeitungen. Soweit nicht anders angegeben, stammen die Übersetzungen von der Verfasserin. 42 Wandstele im Tempel von Karnak (westlicher Außenwand des Hofes hinter dem 7. Pylon (Cachette-Hof)); Paralleltexte: Wandstele im Ramesseum, Südhälfte Westwand 1. Hof (stark zerstört); Abschriften: Keilschrifttexte aus Bogazköy (Vertragstafel A und B); dazu Edel 1997.
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den großen Herrscher von Ägypten, den Starken, den Sohn des Sohnes des Menpechtire (= Ramses I.), den großen Herrscher von Ägypten, den Starken, gemacht hat. Der gute (Staats)Vertrag des Friedens (ḥtp) und der Verbrüderung (snsn), der guten Frieden (ḥtp) gibt [zwischen uns ewiglich und der gute Verbrüderung (snsn) gibt zwischen uns ewig]lich (Ü: S. Grallert).
Zeile 9–10 Siehe, Hattusili, der Großfürst von Hatti, hält (wörtl.: machen) es (= Verhältnis) durch Vertrag mit Usermaatre-setepenre, dem großen Herrscher von Ägypten, von d(ies)em Tag an fest, um guten Frieden (ḥtp) und gute Verbrüderung (snsn) zwischen uns entstehen zu lassen ewiglich, wobei er mit mir verbrüdert (snsn) und mit mir friedlich (ḥtp) ist und ich (umgekehrt) mit ihm verbrüdert (snsn) und mit ihm friedlich (ḥtp) bin ewiglich. (Ü: S. Grallert).
03-02. Die Namen der spätzeitlichen Könige 03-02.1. Pi(anch)y (25. Dynastie)43 Der seine Beiden Länder befriedet / Stier seiner Beiden Länder / Siegreicher Stier, erschienen in Theben / Siegreicher Stier, erschienen in Napata – Herrscher über Ägypten / Dauerhaft an Königtum wie Re im Himmel – Prächtig an Kronen, Machtvoll an Kraft, ein jeder lebt bei seinem Anblick wie bei dem des Horizontischen – Machtvoll an Maat ist Re / Ein Wohltäter ist Re – Pi(anch)y (Liebling des Amun/Sohn der Bastet).
03-02.2. Schebitqo (25. Dynastie)44 Beständig an Kronen, (Schebitqo) / Siegreicher Stier, erschienen in Theben – Groß an Ansehen in allen Ländern / Der die Maat aufsteigen lässt, der die Beiden Länder liebt / Beständig an Kronen – Groß an Kraft, der die Neunbogen schlägt / Der (nur) mit einem Sieg zufrieden ist – Dauerhaft an Ka-Kraft ist Re – Schebitqo (Liebling des Amun/Ptah).
03-02.3. Schabaqo (25. Dynastie)45 Der die Beiden Länder wohlbehalten sein lässt – Der die Beiden Länder wohlbehalten sein lässt – Der die Beiden Länder wohlbehalten sein lässt – Vollkommen an Ka-(Kraft) ist Re, (Liebling des Amun) – Schabaqo (Liebling des Amun).
03-02.4. Taharqo (25. Dynastie)46 Erhaben an Kronen (Taharqo) – Erhaben an Kronen / Der die Beiden Länder belebt – Schützer der Beiden Länder (jubelnd [...]) – Der den Nefertem schützt ist Re – (Sohn des Re) Taharqo (Liebling des Amun).
43 Blöbaum 2006, 366–368. 44 Blöbaum 2006, 371–373; zur Reihenfolge der Könige Schebitqo – Schabaqo, s. Bányai 2013 und 2015; Broekman 2015; Jurman 2017. 45 Blöbaum 2006, 369 f. 46 Blöbaum 2006, 374–377.
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03-02.5. Tanutamun (25. Dynastie)47 Stetig an Liebe – Der Ba des Ka ist Re (?) – Tanutamun.
03-02.6. Psametik I. (26. Dynastie)48 Groß an Herz – Besitzer von Tatkraft – Der Tapfere – Ausdauernden Herzens ist Re – Psametik.
03-02.7. Necho I. (26. Dynastie)49 Verständig an Herz – Gerechtfertigt an Stimme – Götterliebling – Antwortenden Herzens ist Re – (Sohn des Re) Necho.
03-02.8. Psametik II. (26. Dynastie)50 Vortrefflich an Herz (Vollkommenen Herzens ist Re) – Der Starkarmige – Wohltäter der Beiden Länder – (Wohltäter der Beiden Länder) Vollkommenen Herzens ist Re – (Herr der Stärke) Psametik.
03-02.9. Apries (26. Dynastie)51 Ausdauerend an Herz (Ausdauernden Herzens ist Re) – Besitzer von Schlagkraft – Der die Beiden Länder begrünt – Jubelnden Herzens ist Re – Ausdauerenden Herzens ist Re.
03-02.10. Amasis (26. Dynastie)52 Bewahrer der Maat – Sohn der Neith, der die Beiden Länder ertüchtigt – Auserwählter der Götter – Erfüllt von Herz ist Re – Der Mond ist geboren (Sohn der Neith/Osiris).
03-02.11. Psametik III. (26. Dynastie)53 Es lebe der Ka des Re – Psametik.
03-02.12. Kambyses (27. Dynastie)54 Vereiniger der Beiden Länder – Abkömmling des Re – Kambyses.
03-02.13. Dareios I. (27. Dynastie)55 Vortrefflich an Herz – Sohn des Amun, den Re ausgewählt hat aus ihren Vieren – Besitzer von Sed-Festen, Liebling aller Götter und Göttinnen von Ägypten – Liebling des Amun(-Re) (von Hibis), (des Herrn von Hibis), (des großen Gottes), mächtig an Schlagkraft – Dareios. 47 48 49 50 51 52 53 54 55
Blöbaum 2006, 378. Blöbaum 2006, 379 f. Blöbaum 2006, 381 f. Blöbaum 2006, 383–385. Blöbaum 2006, 386 f. Blöbaum 2006, 388–390. Blöbaum 2006, 391. Blöbaum 2006, 392. Blöbaum 2006, 393–396; von Xerxes I. und Artaxerxes I. ist keine ägyptische Titulatur nachgewiesen. Die Namen der Könige der 28., 29. und 31. Dynastie (Blöbaum 2006, 398–404) bleiben aufgrund der wenig aussagekräftigen Beleglage an dieser Stelle unberücksichtigt.
03 Der König als Garant für Frieden in der monumentalen Herrscherrepräsentation
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03-02.14. Nektanebis (30. Dynastie)56 Schlagkräftig an Arm – Der die Beiden Länder vortrefflich macht / Der Starke – Der tut, was die Götter wünschen – Gestaltend an Ka(-Kraft) ist Re – Der Starke seines Herrn.
03-02.15. Tachos (30. Dynastie)57 Erschienen in der Maat, Leiter der Beiden Länder – Liebling der Maat, der die Gotteshäuser trefflich macht – Schutz Ägyptens, Bezwinger der Fremdländer.
03-02.16. Nektanebos (30. Dynastie)58 Liebling der Beiden Länder, Schutz Ägyptens / der (die Stadt) Netjeri in ihrer wahren Gestalt gegründet hat / trefflicher Erbe des Herrn von Hebit – Der Götterherzen erfreut, der die Fremdländer zertritt / Herr der Geachteten im Fürstenhaus – Der Gesetze festsetzt, der die Neunbogen schlägt / fest an Denkmälern in Hebit – Der das Herz des Re versüßt, den Onuris / Hathor / Amun ausgewählt hat – Starker Horus von Hebit, Liebling des Onuris, Sohn der Hathor / Bastet / Isis, (Liebling der Hathor/Liebling und Sohn der Hathor).
03-02.17. Alexander der Große (Makedonische Zeit)59 Schützer Ägyptens / Der starke Herrscher, (der die Fremdländer niedertritt) / Herrscher der Herrscher im gesamten Land / Der Starke – Löwe groß an Kraft, der die Beiden Länder mit beiden Armen in Besitz nimmt – Siegreicher Stier, Erbe der Beiden Länder, Herrscher über Meer und Erdkreis – Liebling des Re, den Amun ausgewählt hat – Alexander.
03-02.18. Philippos Arrhidaios (Makedonische Zeit)60 Der die Beiden Länder begrünt / Siegreicher Stier, Liebling der Maat – Herrscher der Fremdländer – Liebling der Rechit-Leute – Liebend ist die Ka(-Kraft) des Re, den Amun ausgewählt hat / Liebling des Re, den Amun ausgewählt hat – Philippos.
03-02.19. Alexander IV. (Makedonische Zeit)61 Jüngling, (mächtig an Kraft) – Götterliebling, dem das Amt seines Vaters gegeben wurde – Herrscher über das gesamte Land – Jubelnden Herzens ist Re, den Amun ausgewählt hat – Alexander (Sohn von [...]).
03-03. Die Siegesstele des Pi(anch)y (25. Dynastie)62 03-03.1. Bildfeld, C15: Rede des Nimrod vor Pi(anch)y: Friede (ḥtp) sei mit dir, Horus […].
56 57 58 59 60 61 62
Blöbaum 2006, 405–408. Blöbaum 2006, 409 f. Blöbaum 2006, 411–418. Blöbaum 2006, 419–423. Blöbaum 2006, 424 f. Blöbaum 2006, 426–428. Grimal 1981.
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03-03.2. Zeile 24–26 (Rede des Königs) So wahr ich lebe, Re mich liebt (und) mein Vater Amun mich lobt, (ich schwöre): Ich werde selbst flussabwärts fahren. Ich schmettere nieder, was er (Fürst Tefnachte) errichtet hat. Ich lasse ihn sich vom Kampf zurückziehen für immer! Sobald die Zeremonien des Neujahrsfestes vollzogen sind, werde ich meinem Vater Amun zu seinem schönen Fest opfern, wenn er zum Neujahrsfest vollkommen erscheint, damit er mich in Frieden (Htp) schicke, um Amun beim schönen Opet-Fest zu sehen. Ich werde ihn erscheinen lassen auf seiner Prozession nach Luxor, während seines schönen Festes „Opet bei Nacht“ (und) während des Festes „Bleiben in Theben“, die Re für ihn gemacht hat beim Ersten Mal. Ich werde ihn erscheinen lassen in seinem Tempel, ruhend (ḥtp) auf seinem Thron, am Tag des Einlassens des Gottes am Tag 2 im Monat 3 der Achet-Jahreszeit. (Und) dann werde ich Unterägypten den Geschmack meiner Finger schmecken lassen.
03-03.3 Zeile 26–29 Da hörten die Truppen, die in Ägypten waren, wie zornig seine Majestät gegen sie geworden war. Da kämpften sie gegen Per-medjed im Waseb-Gau, nahmen es wie eine Sturmflut, (und) schickten (Meldung) an seine Majestät, (doch) dessen Herz war darüber nicht zufrieden (ḥtp). Da kämpften sie gegen Ta-tehenet-weret-nechtet, (und) fanden es angefüllt mit Truppen vor von allen „Tapferen“ aus Unterägypten. Da wurde ein beweglicher Belagerungsturm gegen es eingesetzt, seine Stadtmauern zerstört, (und) ein großer Leichenhaufen aus zahllosen von ihnen gemacht, darunter auch der Sohn des Großen der Ma, Tefnachte. Da schickten sie (Meldung) an seine Majestät, (doch) dessen Herz war darüber nicht zufrieden (ḥtp). Da kämpften sie gegen Hut-benu, sein Inneres wurde geöffnet, (und) die Truppen seiner Majestät drangen dort ein. Da schickten sie (Meldung) an seine Majestät, (doch) dessen Herz war darüber nicht zufrieden (ḥtp).
03-03.4 Zeile 33–34 (Eroberung von Hermopolis Magna) Dann wurde seine Gemahlin geschickt, die Königsgemahlin und Königstochter NestanetMechu, um die Königsgemahlinnen, Hofdamen, Königstöchter und Königsschwestern (des Siegers Pi(anch)y) anzuflehen. Sie legte sich auf ihren Bauch im Frauenhaus vor den Königsgemahlinnen (und sprach): „Lasst uns doch (gemeinsam) gehen, ihr Königsgemahlinnen, Königstöchter und Königsschwestern! Lasst uns den Horus (= Pi(anch)y), Herrn des Palastes, beruhigen / befrieden (sḥtp)! (Denn) seine Ba-Mächtigkeit ist groß. (…)“.
03-03.5. Zeile 85–86 Ich will ein Opfer für Ptah und für die Götter, die sich in Memphis befinden, darbringen. Ich will „Sokar in der Schetit“ beschenken. Ich will den „Südlich-seiner-Mauer“ (= der Gott Ptah) erblicken. Ich will in Frieden (ḥtp) weiter nach Norden ziehen [...] [Mem]phis wohlbehalten und gesund ist. (Und) man wird keine (getöteten) Kinder beweinen. Ihr da, betrachtet doch die Gaue des „Kopfes des Südens“ (= Oberägypten)! Man tötete dort keinen einzigen (Menschen) außer den Frevlern, die den Gott schmähten. Eine Schlachtbank wurde (nur) unter den Übelgesinnten gemacht.
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03-03.6. Zeile 113 Dies alles schenke ich (Padiaset von Athribis) (hiermit) in Gegenwart (des Königs), (und zwar) Königsleinen, Kleidung zu Tausenden vom Allerbesten meiner Webereien. (Denn) ich weiß, dass du (= Pi(anch)y) damit zufrieden (ḥtp) bist.
03-03.7. Zeile 127 (Botschaft des Tefnachte mit der er sich unterwirft) Er (Tefnachte) sandte einen Boten zum Aufenthaltsort Seiner Majestät (Pi(anch)y) mit folgender Schmeichlerei: „Friede (ḥtp) sei mit dir! Ich kann dein Gesicht am Tag des Zorns nicht betrachten. Ich kann nicht (be)stehen vor deinem Gluthauch. Ich erzittere wegen deines Ansehens. (…)“.
03-04. Stele des Taharqo aus den Jahren 2–8 (Kawa III)63 03-04.1. Kolumne 21–25 (Ende des Textes) Er setzte das Gottesopfer (ḥtp-nṯr) fest, dessen Opfertische wurden mit Lebensmitteln versehen, dessen Magazine wurden mit Dienern und Dienerinnen ausgestattet, sogar mit den Kindern der Herrscher von Libyen. Ausgestattet wurde dieser Tempel, den er für ihn erneuert hatte (und), den er mit zahlreichen Sängerinnen – die Sistren in ihren beiden Händen – gefüllt hatte, um für dessen (des Gottes) schönes Antlitz zu spielen, damit dieser (der Gott) für ihn (den König) den Lohn dafür mache, nämlich: das ihm geben alles Lebens bei ihm, aller Dauer bei ihm, aller Gesundheit bei ihm (und) aller Fröhlichkeit bei ihm, dass er Millionen von Sed-Festen (Krönungsjubiläen) verbringe, sehr zahlreich, erstrahlend auf dem Horusthron der Lebenden, fröhlich mit seinem Ka wie Re ewig und immerdar.
03-05. Stele des Taharqo aus dem Jahr 6 (Kawa IV)64 03-05.1. Zeile 1–2 (Teil der Eulogie) Der, den Maat wahrhaftig liebt. Der dem Amun, die Maat überreicht hat.
03-05.2. Zeile 22–27 (Ende des Textes) Bekanntlich war seine Majestät in der Residenz Memphis. Da wurde dieser Tempel aus Sandstein gebaut, vortrefflich (und) fest, gemacht als Arbeit für die Ewigkeit; nach Westen ausgerichtet; das Gebäude aus Gold, die Säulen aus Gold, die zugehörigen Einlegesteine aus Silber. Seine Pylone wurden gebaut, seine Tore errichtet, beschriftet mit dem großen Namen seiner Majestät. Seine zahlreichen Bäume wurden in die Erde gepflanzt, seine Seen zusammen mit den Reinigungshäusern ausgegraben, ausgestattet mit seiner Ausstattung aus Gold, Silber (und) Bronze, ohne Kenntnis der (genauen) Anzahl davon, so dass der Gott veranlasst wird, in seinem Inneren zu ruhen (ḥtp), vortrefflich, herrlich, ewiglich. Lohn dafür ist Leben, Macht (und) das Erstrahlen auf dem Horusthron ewiglich.
63 Macadam 1949, 4–14, Taf. 5 f. 64 Macadam 1949, 14–21, Taf. 7 f.
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03-06. Stele des Taharqo aus dem Jahr 6 (Kawa V)65 03-06.1. Zeile 1 (Teil der Eulogie) Der, den Maat wahrhaftig liebt. Der dem Amun, die Maat überreicht hat.
03-06.2. Zeile 1–4 (ebenso auf der Koptos-Stele, Z. 4–8 und auf der MatâanahStele, Z. 4–8) Und so ist seine Majestät einer, den der Gott liebt. Er verbrachte den Tag (und) durchwachte die Nacht, nach Vortrefflichem für die Götter suchend; die Tempel, die im Begriff waren zugrunde zu gehen, (wieder)aufbauend; ihre Kultbilder (wieder)erschaffend wir beim „Ersten Mal“, ihre Magazine aufbauend; ihre Opfertische mit Speisen versorgend; ihnen Gottesopfer (ḥtp-nṯr) darbringend (und) ihre Trankopfertische aus Djam-Gold, Silber (und) Kupfer herstellend. Und so war das Herz seiner Majestät zufrieden (ḥtp) damit, für sie jeden Tag Vortreffliches zu tun. Dieses Land hatte Überfluss in seiner Zeit, so wie es zu sein pflegte in den Tagen des Allherrns. Jeder Mensch schlief bis zum hellen Tage, ohne zu sagen: „Oh, hätte ich doch mehr!“ Maat war etabliert überall in den Ländern, Isfet war festgestochen im Erdboden.
03-06.3. Zeile 9–10 (Paralleltexte auf der Koptos-Stele66, Z. 15–16 und auf der Matâanah-Stele67, Z. 16–17) Es war Ägypten in einem herrlichen Fest, wobei sie (die Einwohner) Gott priesen um seiner Majestät / des Königs willen. Es war das Herz seiner Majestät froh mehr als alles andere, über das, was sein Vater Amun für ihn getan hatte, so dass er Gottesopfer (ḥtpnṯr) für alle Götter darbringen ließ, (bestehend) aus Rind(fleisch), Geflügel(fleisch), Bier (und) Brot.
03-06.4. Zeile 21–22 (Paralleltext auf der Tanis-Stele68, Z. 38–40) (Teil der Rede von jubelnden Untertanen anlässlich des Besuchs der Königsmutter) Du (der König Taharqo) wirst in Ewigkeit leben auf Befehl deines Vaters Amun, dem vortrefflichen Gott, der den liebt, der ihn liebt; der den kennt, der auf seinem Wasser ist (= der loyal ist); der veranlasste, dass sich deine Mutter in Frieden (ḥtp) zu dir gesellen konnte, während sie die Vollkommenheit sah, die er dir verliehen hat.
03-07. Stele des Taharqo aus dem Jahr 10 (Kawa VII)69 03-07.1. Zeile 5 Er (der König Taharqo) war es, der das kühle Wasser (der Opfertische) ausgegraben hat, das das Herz des Gottes Amun, des Großen zufrieden stellt (sḥtp). Er hat (auch) Magazine für die Gottesopfer (ḥtp-nṯr), die seine Majestät seinem Vater geweiht hat, erbaut, (…).
65 66 67 68 69
Macadam 1949, 22–32, Taf. 9 f. Vikentiev 1930, Taf. 3 f.; Macadam 1949, 22–32. Vikentiev 1930, Taf. 5 f.; Macadam 1949, 22–32. Leclant/Yoyotte 1949; Macadam 1949, 22–32. Macadam 1949, 41–44, Taf. 13.
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03-08. Die Traumstele des Tanutamun70 03-08.1. Zeile 9–11: Stromabwärts fuhr seine Majestät nach Norden, um seinen Vater „den der seinen Namen vor den Göttern verbirgt“ zu sehen. So erreichte seine Majestät Elephantine. Da setzte seine Majestät über nach Elephantine. So erreichte er den Tempel des Chnum-Re, des Herrn des Kataraktes. Er verfügte, dass dieser Gott zum Erscheinen gebracht werden solle, indem ihm ein großes Festopfer ausgerichtet werde. Er brachte den Göttern der beiden Quelllöcher Brot (und) Bier dar. Er besänftigte (sḥtp) den Nun in dessen Höhle.
03-08.2. Zeile 13–16 So fuhr seine Majestät (weiter) stromabwärts nach Norden. Es jubelten West und Ost einen Jubelgesang. Sie sagten: Komme in Frieden (ḥtp), dein Ka sei in Frieden (ḥtp), um die beiden Länder zu beleben; um die Heiligtümer, die im Verfall begriffen waren, wieder erstehen zu lassen; um deren Götterbilder in ihrem (ursprünglichen) Zustand wieder herzustellen; um den Göttern (und) Göttinnen Opfer (ḥtp) darzubringen, (und) Totenopfer den Verstorbenen; um den Reinen an seinen (= den ihm gebührenden) Platz zu setzen; um alles Erforderliche der Gottesangelegenheiten zu tun. Diejenigen, denen in ihren Herzen zum Kämpfen zumute war, wurden zu solchen, die jubelten.
03-08.3. Zeile 17 f. Seine Majestät hatte Memphis genommen. Er trat in den Tempel des Ptah, der südlich seine Mauer ist, ein, (und) richtete ein Festopfer für Ptah-Sokar aus, (und) besänftigte (sḥtp) Sachmet mit dem, was sie schätzt.
03-08.4. Zeile 41–42 (Ende des Textes) Die (Fürsten, die sich dem König unterworfen haben) aus dem Süden fuhren stromabwärts, die aus dem Norden stromaufwärts zu dem Ort, an dem sich seine Majestät befand, beladen mit allen guten Dingen des Südens (und) allen Speisen des Nordens, um das Herz seiner Majestät zufrieden zu stellen (sḥtp). Es ist der der König von Ober- und Unterägypten Bakare, der Sohn des Re Tanutamun, er lebe, sei heil und gesund, erschienen auf dem Horusthron ewiglich.
03-09. Die Adoptionsstele der Nitokris (Psametik I.)71 03-09.1. Zeile x+2–4 Ich habe ihm meine Tochter zur Gottesgemahlin gegeben (und) machte sie reicher als die, die vor ihr waren. Gewiss doch wird er zufrieden (ḥtp) sein mit ihren Ehrbezeugungen, dass er dessen Land schütze, der sie ihm gab.
70 Breyer 2003. 71 Caminos 1964.
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Inzwischen habe ich gehört, dass (bereits) eine Königstochter dort sei, (und zwar) die des Horus Qaj-chau, des vollkommenen Gottes, [Taharqo], selig, die er seiner Schwester zur ältesten Tochter gegeben hatte, (und) die dort Gottesgemahlin ist. Nicht werde ich tun, was nicht getan werden darf, (nämlich) einen Erben von seinem Thron zu vertreiben! Denn ich bin ein König, der die Maat liebt! Mein Hauptabscheu ist die Lüge! (Ich bin) ein Sohn, der seinen Vater schützt, der das Erbe des Geb in Besitz genommen hat, (und) der die beiden Hälften (bereits) als Jüngling vereinigt hat. So (also) werde ich sie (Nitokris) ihr (Amenirdis I.) zur ältesten Tochter geben, entsprechend, wie diese der Schwester (Schepenupet I.) ihres Vaters (Taharqo) überantwortet wurde.
03-09.2. Zeile x+12 Es ist die Tochter des Königs von Unterägypten, Nitokris, in den Amun-Tempel gekommen, dass er sie empfange und zufrieden (ḥtp) mit ihr sei.
03-09.3. Zeile x+15–16 Nachdem sie (Nitokris) die Gottesgemahlin Schepenupet erreicht hatte, hat diese sie (nur) angesehen (und) war zufrieden (ḥtp) mit ihr (und) hat sie (sogleich) lieb gewonnen, mehr als irgendetwas.
03-09.4. Zeile x+24 Das, was ihr (Nitokris) seine Majestät aus Heqa-andschu aus dem Tempel des Re-Atum geben soll als Gottesopfer (ḥtp-nṯr), das seine Majestät gestiftet hat: 3 Säcke Emmer der ersten (Qualität), nach dem Darbringen in Gegenwart des Tagesbedarfs, der den Gott zufriedenstellt (ḥtp).
03-10: Abb. 1: König Sethos I. bringt den Göttern Osiris, Isis und Horus die Maat dar (Detail-Ausschnitt eines Reliefszene aus dem Tempel von Abydos, 19. Dynastie, um 1300 v. Chr.; Zeichnung A.I. Blöbaum nach Assmann 21995, 187).
03 Der König als Garant für Frieden in der monumentalen Herrscherrepräsentation
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03-11: Abb. 2: König Narmer erschlägt einen Feind (Ausschnitt der NarmerPalette/Rückseite, Dynastie 0, um 3000 v. Chr.; Ägyptisches Museum Kairo JE 32169, CG 14716; Zeichnung A.I. Blöbaum nach Schoske 1982, 21 [a1]).
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03 Der König als Garant für Frieden in der monumentalen Herrscherrepräsentation
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KRIEGSTÜCHTIG, ABER DEN KRIEG NICHT LIEBEND Der ideale Herrscher im griechischen und jüdischen Denken der hellenistischen Zeit Andreas Hartmann Jede Beschäftigung mit den normativen Erwartungen, die an hellenistische Herrscher herangetragen wurden,1 muss ihren Ausgangspunkt vom Aristeasbrief nehmen,2 der für uns den aussagekräftigsten Reflex der verlorenen hellenistischen Traktate Περὶ βασιλείας darstellt.3 Dieser Text stellt den Frieden deutlich über den Krieg und die Bewahrung von Menschenleben über den Sieg. An herausgehobener Stelle, nämlich am Ende der Schilderung des Symposions, werden die Wahrung des Friedens und schneller Rechtsentscheid zu den wichtigsten Aufgaben eines Königs erklärt [Q04-01 bis Q04-03]. Diese Anschauung steht in deutlichem Kontrast zum in der jüngeren Forschung präferierten Modell des „siegreichen Königs“.4 Es stellt sich jedoch die Frage nach der Repräsentativität der in der Tendenz pazifistischen
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Grundlegend dazu Murray 1971; Murray 2007; speziell zu Isokrates auch Kehl 1962, zu Polybios Welwei 1963; im Kontext der antiken Fürstenspiegelliteratur Hadot 1972; Schulte 2001. Nicht unproblematisch und frei von zeitbedingtem Jargon, aber als Gegenwicht zu einer einseitigen Fokussierung auf die militärische Sieghaftigkeit durchaus nützlich ist Hugger 1925, der den hellenistischen König als „Wohlfahrtsherrscher“ beschreibt; zum König als Friedensgaranten zusammenfassend bes. 132 f. Aristoteles stellte in seiner verlorenen Schrift Περὶ βασιλείας den König als Wohltäter in den Mittelpunkt: Aristot. fr. 646 Rose; id. eth. Nic. 8,1161a; dazu Buekenhout 2018. Diese Anschauung prägt das griechische Herrscherideal generell, vgl. nur Xen. Kyr. 8,4,7 f. und Pol. 5,11,6. Aus vergleichender Perspektive beleuchtet Tuplin 2014 das Problem der militärischen Selbstdarstellung des achaimenidischen und hellenistischen Königtums sehr ausgewogen. Zu diesem Text jetzt grundlegend der Kommentar Wright 2015 mit Hinweisen auf die ältere Literatur. Zu diesen Traktaten und ihrem Kontext Bertelli 2002; Virgilio 2003, 47–69; Haake 2003; Sidebottom 2006. Die Datierung der bei Stobaios überlieferten Exzerpte unter den Namen des Diotogenes, Sthenidas und Ekphantos ist in der Forschung umstritten: Nachdem Goodenough 1928 sie für hellenistisch gehalten hatte, erklärte sie Delatte 1942 für sprachlich archaisierende Produkte der Kaiserzeit. Für das 3. Jh. v. Chr. plädierte dann wiederum Thesleff 1961. Bertelli 2002, 43–55 datiert Diotogenes und Sthenidas in das 2.–1. Jh. v. Chr., stimmt für Ekphantos aber der Spätdatierung Delattes zu. Zu Diotogenes vgl. jetzt auch Roskam 2020, der sich aber in der Datierung nicht festlegt. Vgl. oben S. 11–12.
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Position des Aristeasbriefs, insbesondere ob diese primär jüdischen oder griechischen Traditionen geschuldet ist.5 1. KÖNIG UND KRIEG IM GRIECHISCHEN DENKEN Generell lässt sich zunächst feststellen, dass eine positive Bewertung von Angriffskriegen im politischen Denken der Antike nicht nachweisbar ist.6 Das gilt auch für die frühe Stoa, für die bisweilen anderes behauptet wurde: Wenn Chrysippos Kriege als gottgesandt darstellte, ging es ihm um die göttliche Vorsehung und die möglichen positiven Effekte von Kriegen aus einer globalen Perspektive (konkret die Reduktion von Überbevölkerung), nicht um die moralische Bewertung von Kriegshandlungen [Q04-04].7 Bereits bei Homer genießt der Kriegsgott Ares – ganz im Gegensatz zu seinem Pendant Mars in Rom – eine denkbar schlechte Reputation.8 In der epideiktischen Rhetorik wurden zwar Kriegstaten verherrlicht,9 doch schritt die Darstellung steigernd von den Leistungen im Krieg zu denen im Frieden voran.10 Dieser Widerspruch hat vielleicht damit zu tun, dass Menander Rhetor in seinem Handbuch bei einem zu lobenden Herrscher vor allem an den römischen Kaiser denken musste, der eine stark militaristische Selbstdarstellung pflegte.11 Selbst dies reichte aber angesichts der in die klassische Zeit zurückreichenden Tradition offensichtlich nicht aus, um den Krieg als Klimax einer panegyrischen Rede akzeptabel erscheinen zu lassen. In dieselbe Richtung deutet, dass Pollux in einem langen Katalog des Herrscherlobes zum Thema des Krieges nur sehr wenig schreiben konnte [Q04-11].
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Dass der Aristeasbrief insgesamt eine intensive Vertrautheit mit der griechischen Philosophie verrät, ist in der Forschung allgemein akzeptiert: Tcherikover 1958; Murray 1967. Eine instruktive tabellarische Zusammenschau von loci similes gibt Bertelli 2002, 34–41. Capponi 2016, 31–39 geht sogar so weit, den Bericht über das Symposion als Umarbeitung eines älteren Traktates Περὶ βασιλείας, vielleicht des Demetrios v. Phaleron, anzusehen. Die jüdische Prägung betonte hingegen Mendels 1979, der Parallelen zur qumranischen Tempelrolle aufzuzeigen versucht. Hamilton 2006 schließt explizit an Mendels an. 6 In der Abfolge der Menschengeschlechter bei Hes. erg. 106–200 kommt der Krieg zuerst mit dem bronzenen Geschlecht in die Welt (145 f.). Der ideale Urzustand ist also durch einen allgemeinen Frieden gekennzeichnet, auch wenn dies nicht explizit gesagt wird. Ähnlich auch der Kunstmythos Plat. polit. 271c–272b, der zudem das Motiv des Tierfriedens bemüht. Ähnlich deutet in jüdischem Kontext Jub 11,2 den Krieg als Degenerationsphänomen, das eng mit der Entstehung von Staatlichkeit verbunden ist. 7 Als Rechtfertigung von Angriffskriegen versteht die Stelle Mehl 1981, 210, unter Verweis auf Lévêque 1999, 374 (Seitenzahl an neuere Auflage angepasst), bei dem sich diese Zuspitzung allerdings nicht findet. 8 Hom. Il. 5,761, 830 f., 890 f. 9 Men. Rhet. p. 372 f. Spengel. 10 Men. Rhet. p. 375 Spengel. 11 Vgl. den Beitrag von U. Gotter in diesem Band. Siehe nur Tac. Agr. 39,3 zu den Überlegungen Domitians: ducis boni imperatoria virtus esse.
04 Kriegstüchtig, aber den Krieg nicht liebend
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Tatsächlich galt der Friede ziemlich allgemein als höchstes Gut.12 Aus diesen normativen Festlegungen folgte schon in der Antike eine starke Rechtfertigungsbedürftigkeit von Kriegen, insbesondere mit Blick auf Drittmächte [Q04-05 bis Q0407].13 Polybios verurteilt den Raubvertrag zwischen Philipp V. und Antiochos III. gerade deshalb so scharf, weil die Könige sich nicht einmal Mühe gaben, ihr Machtstreben durch respektable Gründe zu bemänteln [Q04-17]. Plausible Kriegsgründe steigerten die Erfolgsaussichten [Q04-08]. Sie erleichterten im Verbund mit zurückhaltendem Auftreten die Gewinnung von Bundesgenossen;14 offensichtliches Expansionsstreben wirke in dieser Hinsicht abstoßend.15 Der Aufstieg Roms zur Hegemonialmacht dürfte dies noch verstärkt haben, weil die Positionierung Roms nun für die eigenen Erfolgsaussichten entscheidend war [Q04-07]. Entsprechend lässt sich eindeutig Kritik an Angriffskriegen greifen: Bei Philodem begegnet eine kriegskritische Exegese von Hom. Il. 9,63 f. [Q04-09 bis Q0410], doch scheinen ähnliche Gedanken auch schon bei Timaios geäußert worden zu sein.16 Die bei Philodem zumindest anklingende Formel πολεμικὸς μὲν οὐ φιλοπόλεμος δέ ist mehrfach belegt und scheint eine Art Catchphrase gewesen zu sein [Q04-11].17 Grundsätzlich akzeptiert war zwar das Recht der „speer-erworbenen“ Eroberung, doch wurde dieses nach der Diadochenzeit nur noch zurückhaltend und vornehmlich von den Seleukiden reklamiert, da es auch leicht gegen die eigene Position gewandt werden konnte.18 Diese Zurückhaltung galt freilich nur innerhalb der griechischen Staatenwelt [Q04-21]. Eroberungskriege gegen Barbaren riefen keine moralische Kritik hervor und wurden bekanntlich wiederholt gefordert:19
12 Hdt. 1,87,4 und 8,3. Bei Andok. 3,1 wird differenzierend nur ein „gerechter“ Friede für besser als der Krieg erklärt. Pol. 4,74,3 sagt vom Frieden, dass μόνον τοῦτο τῶν νομιζομένων ἀγαθῶν ἀναμφισβήτητόν ἐστι παρ’ ἀνθρώποις. Zur Verurteilung des Krieges in der Antike vgl. jetzt Eich 2021. 13 Selbst das Assyrische Reich rechtfertigte seine Kampagnen: Oded 1992. Anders als die hellenistischen Könige sahen die assyrischen Herrscher sich jedoch mit einem weitereichenden göttlichen Auftrag versehen, eine ‚gerechte‘ Weltordnung unter ihrer universalen Herrschaft durchzusetzen. 14 In einen solchen Kontext ist wohl das römische Schreiben SIG3 643/FD 3,4,75/RDGE 40 einzuordnen, das die bei Liv. 42,13 gegebene Liste von Vorwürfen gegen den makedonischen König Perseus repliziert. 15 Verwiesen sei nur auf P. Köln 6,247 (Zenon von Rhodos?), wo die Weltherrschaftsansprüche des Antigonos Monophthalmos aus rhodischer Perspektive als negativ beurteilt werden und eine Hinwendung zu Ptolemaios begründen. 16 Die kommentierte Homerpassage spricht von Bürgerkriegen, wurde aber schon von Timaios ap. Pol. 12,26,4 in einem weiteren Sinne verstanden. 17 Zudem Plut. comp. Eum. et Sert. 2,1–5; Schol. bT Hom. Il. 9,63 f. und Eustath. Hom. Il. 5,890 p. 2,225 Van der Walk. 18 Mehl 1981. 19 Eur. Iph. A. 1400 f.: βαρβάρων δ’ Ἕλληνας ἄρχειν εἰκός, ἀλλ’ οὐ βαρβάρους / μῆτερ, Ἑλλήνων· τὸ μὲν γὰρ δοῦλον, οἱ δ’ ἐλεύθεροι zustimmend zitiert von Aristot. pol. 1,1252b, ὡς ταὐτὸ φύσει βάρβαρον καὶ δοῦλον ὄν.
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Besonders die panhellenischen Gedanken des Isokrates beruhen auf dieser Idee, aber auch die Ratschläge des Aristoteles an Alexander zielen in diese Richtung.20 Sieghaftigkeit und kompetente Heerführung sind für den Herrscher wichtig.21 Dies bedeutet jedoch nicht, dass der Krieg an sich, d.h. auch Angriffskriege, positiv konnotiert worden wären. Vielmehr reflektieren sie die Tatsache, dass Verteidigungskriege in der Antike als wichtigste Aufgabe von Staaten überhaupt und damit auch eines Königs galten. Von Königen wurden strategische Kompetenz und persönliche Tapferkeit erwartet, aber im Verbund mit zivilen Tugenden [Q04-12 bis Q04-15].22 Ständiges Kriegführen galt hingegen nicht als Charakteristikum des Königs, sondern des Tyrannen und Räubers [Q04-16]. Angriffskriege resultierten aus dieser Perspektive aus Habgier (πλεονεξία), auch für Könige keine positive Eigenschaft [Q04-17 bis Q04-18]. Die moderne Auffassung, dass Friede durch den völligen Verzicht auf kriegerische Gewalt entsteht, ist der Antike ganz weitgehend fremd. Vielmehr wird Krieg als eine notwendige und legitime Voraussetzung für die Bewahrung oder Schaffung von Frieden verstanden [Q04-19 bis Q04-22].23 Entsprechende Erwartungen an das friedenstiftende Wirken des Königs zeigen sich in Herrscherkult und -lob [Q04-23, Q09-06].24 Im Extrem konnten so jedoch auch Eroberungsprojekte wie der Alexanderzug als universalistisches Friedensprojekt gerechtfertigt werden. Dieses Argument ist in seiner entwickelten Form zwar erst in kaiserzeitlichen Quellen belegt,25 hat aber offenbar hellenistische Wurzeln: Der Maler Apelles stellte Alexander dar, wie er die gefesselte Personifikation des Krieges (Polemos) vor seinem Wagen hertrieb.26
20 Aristot. fr. 658 Rose: ὡς συνεβούλευεν αὐτῷ (τῷ Ἀλεξάνδρῳ), τοῖς μὲν Ἕλλησιν ἡγεμονικῶς, τοῖς δὲ βαρβάροις δεσποτικῶς χρώμενος καὶ τῶν μὲν ὡς φίλων καὶ οἰκείων ἐπιμελούμενος, τοῖς δὲ ὡς ζῴοις ἢ φυτοῖς προσφερόμενος. 21 Dazu grundlegend Gehrke 1982; Austin 1986; Gehrke 2013; zum König als Kämpfer in der Dichtung Barbantani 2007. Vgl. Aristot. pol. 3,1277a zur Ausbildung von Königssöhnen in der Reit- und Kriegskunst und Pyrrhos bei Plut. Pyrrh. 8,6 f. zum König als Spezialisten des Krieges. 22 Vgl. auch Dio Chrys. 1,73–75 (Königtum in Verbindung mit Gerechtigkeit (Δίκη), guter Ordnung (Εὐνομία) Frieden (Εἰρήνη) und Gesetz (Νόμος)); id. 2,54: Tapferkeit und Gerechtigkeit als königliche Tugenden. 23 Vgl. auch Cic. off. 1,35 und rep. 3,34 f. Panaitios als wichtigster Bezugspunkt für De officiis wäre als Quelle naheliegend. Zum bellum iustum bei Cicero vgl. Keller 2012. 24 In den inschriftlichen Quellen werden hellenistische Könige niemals für Eroberungen belobigt, öfter jedoch für die Schaffung von Frieden und Sicherheit, ggf. auch mit militärischen Mitteln (OGIS 6 Z. 8 und 15; I.Delphinion 139 Z. 31; SEG 26,1307 Z. 50; I.Ilion 32 Z. 6–15; I.Iasos 4 Z. 43). Zum Wunsch nach Sicherheit und Frieden in den Städten vgl. das aus Magnesia am Mäander überlieferte Gebet an Zeus Sosipolis ὑπέρ τε σωτηρίας τῆς τε πόλεως καὶ τῆς χώρας καὶ τῶμ πολιτῶν καὶ γυναικῶν καὶ τέκνων καὶ τῶν ἄλλων τῶν κατοικούντων ἔν τε τῆι πόλει καὶ τῆι χώραι ὑπέρ τε εἰρήνης καὶ πλούτου καὶ σίτου φορᾶς καὶ τῶν ἄλλων καρπῶν πάντ̣ων καὶ τῶν κτηνῶν: SIG3 589/LSAM 32 (197/6 v. Chr.) Z. 26–31. Sehr treffend Lévêque 1999, 360: „Le roi est normalement considéré comme l’artisan de la paix que donne la victoire.“ 25 Plut. de fort. Alex. 1,6–8 (~ mor. 329b–330e). 26 Plin. nat. 35,93.
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Man muss daher klar zwischen einer generellen Glorifizierung des Krieges und einer Wertschätzung ‚charismatischer‘ Heerführung durch persönlichen Einsatz unterscheiden, wie sie am deutlichsten im Bericht des Polybios über die Anabasis Antiochos’ III. hervorgeht.27 Obwohl militärische Macht nicht per se auch eine legitime Herrschaft begründete,28 delegitimierten militärische Misserfolge jeden Herrscher.29 2. KÖNIG UND KRIEG IM JÜDISCHEN DENKEN Mahnungen zur Vermeidung von Krieg um fast jeden Preis sind hingegen ein Spezifikum der Texte aus dem Milieu der jüdischen Diaspora. Noch etwas schärfer als im Aristeasbrief [Q04-02] wird dies bei Philon sichtbar [Q04-25].30 In Verschärfung der Regeln bei Dtn 20,10 f. sind nach Philon bei Vergeltungskriegen auch ungünstige Waffenstillstandsbedingungen zu akzeptieren, weil der Friede – auch um den Preis großer Opfer – besser sei als der Krieg.31 Die römischen Kaiser seiner Zeit idealisiert er als Hüter eines allgemeinen Friedens.32 Das ist umso bemerkenswerter als bei Philon sonst Gott selbst als Friedensstifter (εἰρηνοποιός) und -wahrer (εἰρηνοφύλαξ) erscheint.33 Der ‚Pazifismus‘ Philons findet seine Grenze allerdings dort, wo es um die Eroberung und Verteidigung des gelobten Landes geht [Q04-26 bis Q04-27]. In seiner Ablehnung von Habsucht [Q04-28], der Assoziation von Angriffskriegen mit tyrannischer Herrschaft [Q04-29] und der instrumentellen Auffas27 Pol. 10,49,7–14; vgl. zu diesbezüglichen Erwartungen Q04-24. Cournaire 2015 zeigt auf, dass hellenistische Herrscher zwar im Kampf ostentativ Verletzungen riskierten, die daraus entstehenden körperlichen Versehrungen aber in ihrer Selbstdarstellung normalerweise nicht instrumentalisierten. 28 Nach Diotogen. p. 265 f. Hense ist militärische Gewalt auch dem Tyrannen zu eigen. Pol. 11,34,14–16 nennt zwar die Anabasis Antiochos’ III. als Leistung, die ihn den Zeitgenossen seiner Königsherrschaft würdig erscheinen ließ. Diese Aussage zielt jedoch nicht auf eine systematische Behandlung von Herrschertugenden, sondern eine Würdigung der Anabasis. 29 Vgl. explizit Iust. 40,2,3 f. zur Ablehnung der Einsetzung eines Seleukiden als König: non daturum, quod tueri nesciat, ne rursus Syriam Iudaeorum et Arabum latrociniis infestam reddat. 30 Dazu immer noch grundlegend Heinemann 1932, 408–419. Nach Phil. conf. 41–43 folgt Friedfertigkeit aus dem Glauben an den einen Schöpfergott, während Polytheismus zu Streit und Krieg führt. 31 Zur prinzipiellen Friedfertigkeit der Israeliten vgl. Phil. v. Mos. 1,243. 32 Phil. leg. 141–147. In diesem Zusammenhang gebrauch er den Begriff des εἰρηνοφύλαξ (s. dazu den Katalog des Pollux Q04-11). Siehe auch den Kontrast zwischen Phil. leg. 8 (Frieden unter Tiberius) und 309 (Augustus als Friedensbringer) sowie 90, 102, 108 und 204 (Unruhen unter Caligula). Zum Herrscherideal Philons allgemein vgl. Barraclough 1984, 487–506; Calabi 2002; Calabi 2009; More 2012; Oertelt 2015; zu seinem Friedensideal StarobinskiSafran 2000. Eine analoge Verherrlichung des Augustus findet sich z. B. im Schlusskapitel des Geschichtswerkes des Florus (2,34) sowie in der Inschrift GIBM 894 (Halikarnassos, ca. 1 v. Chr.) Z. 2– 13, bes. 8 f.: εἰρηνεύο[υ / σ]ι μὲν γὰρ γῆ καὶ θάλαττα. Formulierungen dieser Art gehen letztlich auf die kaiserliche Selbstdarstellung zurück: vgl. den Beitrag von W. Eck in diesem Band. 33 Phil. spec. leg. 2,192.
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sung von Kriegstüchtigkeit als Voraussetzung für die Sicherung des Friedens34 [Q04-27] steht Philon in Einklang mit griechischen Vorstellungen. Zudem kann man vom Aristeasbrief und von Philon nicht einfach auf ‚das‘ Judentum schließen: In den biblischen Berichten über die altisraelitischen Könige erscheinen diese selbstverständlich als große Krieger, die ihr Volk effektiv gegen die umliegenden Feinde verteidigen.35 Dies ist neben der Rechtsprechung ihre zentrale Daseinsberechtigung.36 Dieses Modell prägt noch die Makkabäerbücher. 1 Makk stellt die Hasmonäer als gottgesandte Retter dar [Q04-30], das Bestallungsdekret für Simon begründet die Einsetzung der Hasmonäermonarchie mit den Leistungen in der Landesverteidigung [Q04-31]. Zwar erfährt Alexander d. Gr. aufgrund seiner Angriffskriege eine extrem negative Bewertung [Q04-32],37 doch die beginnende Expansion des Hasmonäerreiches wird positiv betrachtet. Aus Sicht des Textes reagieren die Juden dabei freilich immer auf auswärtige Aggressionen.38 Auffälligerweise geht es in vielen dieser Beispiele um die Legitimation einer neuen, umstrittenen Herrschaftsbildung: Saul ist der erste König, David kommt nach einem Bürgerkrieg gegen Sauls Söhne an die Macht, die Hasmonäer etablierten sich in dem Machtvakuum, das das Ende der Oniadendynastie hinterlassen hatte, Simon wurde zum Stammvater der später regierenden dynastischen Linie, indem er die Söhne seines Bruders Jonathan an Diodotos Tryphon auslieferte. Wie in der Diadochenzeit scheint umstrittene Legitimität die Notwendigkeit zum Rekurs auf charismatische Sieghaftigkeit zu steigern.39 Die in den Psalmen zutage tretende Königsideologie sieht im Herrscher nach assyrischem und ägyptischem Vorbild den irdischen Repräsentanten einer göttlichen (Friedens-)Ordnung, deren Durchsetzung mit Gewalt nicht in Frage gestellt wird.40 Krieg ist ein Teil der politischen Realität und als solcher akzeptiert. Ferner
34 Vgl. auch die Umdeutung des Ares zu einem Gott des Friedens bei Phil. leg. 112 f. 35 Dazu Adam 2001; Wright 2008; Müller 2017, 207–212; Crouch 2009; zu den Einflüssen assyrischer und ägyptischer Königsideologie vgl. auch Otto 2004. Bei Flavius Josephus tritt dieser Aspekt stark in den Hintergrund. Stattdessen deutet er den Untergang Sauls zu einem Exempel für einen noble death um: ant. Iud. 6,343–350. Die wahre Tapferkeit ist nur dort zu finden, wo von vornherein gar kein Sieg möglich ist. 36 1 Sam 8,20, 11, 18,5–9. 37 1 Mkk nimmt dabei Motive auf, die sich in den Drohungen gegen die Assyrer bei Jes 10,5–13 bzw. Babylon bei ibid. 14,4–21 finden. Ein ähnlich negatives Alexanderbild findet sich freilich durchaus auch bei nicht-jüdischen Autoren: Lucan. 10,20–45; Sen. epist. 94,62 f. 38 Exemplarisch sei auf die Erzählung der Eroberung von Joppe in 1 Mkk 10,69–76 verwiesen: Die Aneignung der Stadt, die niemals zu Judäa gehört hatte, wird als Reaktion auf die Provokation des Strategen Apollonios gerechtfertigt, der Fall der Stadt durch Verrat zudem durch das Ausspielen der Stadtbevölkerung gegen die Besatzung des Apollonios verbrämt. Vgl. auch im Kontrast zu den Eroberungen des Alexander Jannai das Gebet für diesen König in 4Q448, das in col. B Z. 7 eine Bitte um Frieden enthält und in col. C Z. 7 offenbar auf eine Errettung in Kriegsnot Bezug nimmt. Dazu Eshel 2008, 101–106. 39 Die Entstehung der israelitischen Monarchie wurde bereits von Soggin 1963 unter Verweis auf Max Weber, jedoch ohne nähere Auseinandersetzung mit diesem, auf „charismatische“ Wurzeln zurückgeführt. 40 Ps 2, 46 und 72. Dazu Albertz 1983, 20–22.
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ist die Inbesitznahme des gelobten Landes ein göttliches Gebot, und mit dem Konzept des ( םרחḥeræm) gibt es sogar die Vorstellung eines göttlich gewollten Vernichtungskrieges.41 Gott selbst wird wesentlich als Schlachtenhelfer für sein erwähltes Volk in der Geschichte wirksam.42 Visionen eines allgemeinen Friedens begegnen in prophetischen Texten, wobei schwer zu entscheiden ist, an welchen Realisierungshorizont jeweils gedacht ist.43 Vor allem aber wurde der Friede auch in diesen Fällen meist mehr oder minder deutlich als Resultat eines finalen Kampfes gedacht.44 Der allgemeine Friede wird in diesen Visionen durch eine Unterwerfung aller Gegner begründet und ist an eine universale Herrschaft des messianischen Königs gebunden.45 Wiederum eine andere Stoßrichtung ist in der qumranischen Tempelrolle greifbar [Q04-33 bis Q04-34]: In dieser findet sich eine interpretierende Erweiterung des deuteronomistischen Königsgesetzes,46 die spätestens in der zweiten Hälfte des 2. Jh. v. Chr. unter Heranziehung älteren Materials entstand47 und vor allem an der hierokratischen Einhegung des Herrschers interessiert ist.48 Angriffskriege werden nicht generell verboten, aber eine priesterliche, ja letztlich göttliche, Autorisierung durch das Losorakel gefordert. Dies ist kein Ausdruck von ‚Pazifismus‘, sondern Ausfluss einer generellen Tendenz des Textes zur Theologisierung des Krieges und zur Minimierung der Rolle des Königs. Dieselbe Anschauung ist auch bei Josephus fassbar.49 Es ist zwar letztlich nicht beweisbar, dass dies eine direkte Reaktion auf 41 Dtn 20,16–18. Zu diesem Konzept in der Zeit des Zweiten Tempels Batsch 2005, 408–446; Crouch 2009, 174–189. 42 Ps 18, 20, 110 und 144. Vgl. zu Gott als Krieger auch Ex 15,3. 43 Zur Idee des Weltfriedens im Alten Testament vgl. Groß 1956 und Otto 1999, auch mit vergleichender Einordnung. Für die hellenistische Zeit Orac. Sib. 3,780–382, im christlichen Kontext dann Röm 14,17. 44 So wechseln sich in Jes 9 und 11 Friedensvisionen und Unterwerfungsankündigungen ab. Selbst in Jes 2 („Schwerter zu Pflugscharen“) ist der Friede an die Zurechtweisung vieler Völker durch Gott gebunden; konkret wird in der Passage die Vernichtung der Götzen und ihrer Diener ausgeführt. In Sach 9 baut die Vision der endzeitlichen Friedensherrschaft auf der Unterwerfung der Küstenstädte der Philister auf. In syrApkBar 72 f. folgt sie auf das mit dem Schwert geführte Gericht über die Völker. In Ps. Sal. 17,21–31 wird aus dem „Stock des Mundes“ in Jes 11,5 der noch unmittelbarer auf militärische Gewalt verweisende „Eisenstock“ aus Ps 2,9. Noch blutrünstiger ist die Darstellung des Messias in Tg. Ps.-Jon. Gen 49,11, wo Motive aus Jes 63,1–6 verwendet werden. Zum militanten Charakter des jüdischen Messianismus vgl. Xeravits 2003, 205–213; Collins 2010, bes. zusammenfassend 228. 45 Sehr explizit in Sach 9,9 f.; Mi 5,3 f.; 4Q246. 46 Dazu Delcor 1981; Schiffman 1987; Schiffman 1988; Swanson 1995, 117–173; Elledge 2004. 47 Es wurden in der Forschung verschiedene Datierungen für die Endredaktion der Tempelrolle vorgeschlagen: vgl. den Überblick bei White Crawford 2000, 24 f. Die älteste Textfassung liegt mit 4QRouleau du Temple (4Q524) vor und wird aus paläographischen Gründen in den Zeitraum 150–125 v. Chr. datiert. 48 Vgl. Hamilton 2006, 188–193; Paganini 2011. Diese Tendenz eignet allerdings bereits dem deuteronomistischen Königsgesetz, wo sie in einer Spannung zu den Erzählungen über konkrete Könige im deuteronomistischen Geschichtswerk steht (dazu Levinson 2001), wurde aber in der Temperrolle noch einmal verstärkt. 49 Vgl. etwa Ios. ant. Iud. 4,224 sowie 6,359 im Vergleich mit 1 Sam 30,7.
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die Kriege der Hasmonäer, ihre Beschäftigung von Söldnern und ihre Kumulation von weltlichem und priesterlichem Spitzenämtern darstellt,50 man wird aber zumindest die konkrete Rezeption des Textes in Qumran kaum aus diesem Kontext lösen können.51 Im Vergleich mit dem Aristeasbrief fällt aber auf, dass der König überhaupt und sogar primär als militärischer Akteur definiert wird.52 Bezeichnend ist ferner, dass in der Tempelrolle nicht die Schonung des Lebens der unter dem Befehl des Königs stehenden Soldaten problematisiert wird, sondern umgekehrt die Notwendigkeit einer starken Leibwache zum Schutz des Königs.53 3. FAZIT Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Vorstellungen von einem guten König im Kontext von Krieg und Frieden weitgehend konvergierten. Ein König hatte kriegstüchtig zu sein, weil die Verteidigung seiner Untertanen eine seiner zentralen Aufgaben war. Der Krieg und somit die Sieghaftigkeit des Herrschers wurden nicht primär als Gegensatz zum Frieden gedacht, vielmehr wurde Wehrhaftigkeit als Voraussetzung für die Bewahrung von Frieden und Sicherheit betrachtet. Spezifisch ‚griechische‘ bzw. ‚jüdische‘ Deutungen des vom Aristeasbrief propagierten Herrscherideals sind daher fragwürdig. Als spezifisch jüdische Färbung ist nicht so sehr die Zurückhaltung gegenüber der Idee eines „siegreichen“ Königs zu sehen, sondern die exklusive Rückführung von Siegen auf das Eingreifen Gottes.54 Abschließend sei betont, dass all dies Aussagen über normative Erwartungen sind, die mit der politischen Realität nicht viel zu tun haben.55 Der durchgängige Versuch, Kriegführung auf ein Instrument der Selbstverteidigung und Friedewahrung zu beschränken und den Herrscher als wohltätigen Garanten eines glückbringenden Friedens zu betrachten, lässt sich gerade als Reaktion auf die Instabilität der hellenistischen Staatenwelt verstehen. Als Folge eines verbreiteten ideologischen Bellizismus kann man diese Allgegenwart des Krieges aber nicht erklären.
50 So mit Recht Dąbrowa 2008. Gegen eine Deutung von 11QT als hasmonäerfeindlich auch bereits Maier 1985, 123–126; Wise 1990, 110–121. 51 White Crawford 2000, 25. Einen direkten Reflex der Ereignisse in der frühen Hasmonäerzeit erkennen in 11QT beispielsweise Hengel u. a. 1986; Elledge 2004, 37–45. 52 Hamilton 2006, 190. 53 11QT 57,2–11. 54 Aristeasbrief 193 f. Zu dieser „theistischen“ Perspektive, die alle Bereiche der Symposienerzählung berührt, vgl. More 2009, 306. Insofern scheint mir die Position von Murray 1967, 354 f. und More 2009, 313 f. zu modifizieren zu sein, der auch in der Betonung des Wertes des Lebens ein jüdisches Spezifikum sieht. Vgl. aber dazu auch Diotogenes [Q04-15]. 55 Zum problematischen Verhältnis von Theorie und politischer Praxis vgl. die bei Plut. Pyrrh. 14,4–14 berichtete Anekdote über ein Gespräch zwischen Kineas und Pyrrhos, in dem der erstere dem König die Nutzlosigkeit seiner ausgreifenden Eroberungspläne vor Augen zu führen versucht. Pyrrhos hatte der Argumentation nichts entgegenzusetzen und reagierte gekränkt, blieb aber bei seinen Absichten.
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QUELLEN 04-01. Aristeasbrief 223: Kritik an Expansionsstreben der Könige: τοῖς μὲν οὖν πολλοῖς ἐπὶ τὰ βρωτὰ καὶ ποτὰ καὶ τὰς ἡδονὰς εἰκός ἐστι κεκλίσθαι, τοῖς δὲ βασιλεῦσιν ἐπὶ χώρας κατάκτησιν, κατὰ τὸ τῆς δόξης μέγεθος· πλὴν ἐν πᾶσι μετριότης καλόν.56 Der Menge nun steht der Sinn nach Essen, Trinken und Lieben, den Königen aber gemäß ihrem hohen Rang nach Landerwerb. In allem jedoch ist Mäßigkeit gut (Ü: N. Meisner).
04-02. Aristeasbrief 281: Menschenleben sind wichtiger als der Sieg: ἀποδεξάμενος δὲ αὐτὸν μετὰ φωνῆς ἐπὶ τὸν ἐχόμενον ἐπιβλέψας εἶπε· τίνας δεῖ καθιστάνειν ἐπὶ τῶν δυνάμεων ἄρχοντας; ὁ δὲ ἀπεφήνατο· τοὺς ἀνδρείᾳ διαφέροντας καὶ δικαιοσύνῃ, καὶ περὶ πολλοῦ ποιουμένους τὸ σῴζειν τοὺς ἄνδρας ἢ τὸ νικᾶν,57 τῷ θράσει παραβάλλοντας τὸ ζῆν. Er lobte ihn laut, blickte den folgenden an und fragte: „Wen muss man als Heerführer einsetzen?“ Er erwiderte: „Die vorzüglich tapfer und gerecht sind und die die Rettung der Männer höher schätzen als einen durch wagemutigen Einsatz von Menschenleben errungenen Sieg.“ (Ü: N. Meisner).
04-03. Aristeasbrief 291 f.: die letzte Frage des Symposions – Friedewahrung und Rechtssicherheit als wichtigste Aufgaben eines Königs: ἐπὶ πλείονα χρόνον καὶ τοῦτον ἐπαινέσας τὸν ἐπὶ πᾶσιν ἠρώτα· τί μέγιστόν ἐστι βασιλείας; πρὸς τοῦτο εἶπε· τὸ διὰ παντὸς ἐν εἰρήνῃ καθεστάναι τοὺς ὑποτεταγμένους, καὶ κομίζεσθαι τὸ δίκαιον ταχέως ἐν ταῖς διακρίσεσι. ταῦτα δὲ γίνεται διὰ τὸν ἡγούμενον, ὅταν μισοπόνηρος ᾖ καὶ φιλάγαθος καὶ περὶ πολλοῦ ποιούμενος ψυχὴν ἀνθρώπου σῴζειν. Nachdem er auch diesen längere Zeit gelobt hatte, fragte er den letzten: „Was ist die wichtigste Aufgabe für die Herrschaft eines Königs?“ Darauf antwortete er: „Dass die Untertanen immer in Frieden leben und schnellen Rechtsentscheid erlangen. Das aber erreicht der Herrscher, wenn er das Schlechte hasst, das Gute liebt und die Rettung von Menschenleben als vorrangig beurteilt.“ (Ü: N. Meisner).
04-04. Chrysippos ap. Plut. de Stoic. repug. 32 (SVF 2,1177): … ἐν τῷ τρίτῳ περὶ Θεῶν· ‘ὡς δ’ αἱ πόλεις πλεονάσασαι εἰς ἀποικίας ἀπερῶσι τὰ πλήθη καὶ πολέμους ἐνίστανται πρός τινας, οὕτως ὁ θεὸς φθορᾶς ἀρχὰς δίδωσι·’ καὶ τὸν Εὐριπίδην μάρτυρα καὶ τοὺς ἄλλους προσάγεται τοὺς λέγοντας ὡς ὁ Τρωικὸς πόλεμος ὑπὸ τῶν θεῶν ἀπαντλήσεως χάριν τοῦ πλήθους τοῦ τῶν ἀνθρώπων γένους γένοιτο. … in seinem dritten Buch über die Götter: „Wie die Städte, die an Überbevölkerung leiden, die Volksmasse in Tochterstädte entsorgen und Kriege mit irgendjemand anfangen, so schafft die Gottheit eine Ursache für das Sterben.“ Er führt auch den Euripides und andere
56 Vgl. Phil. Jos. 56 f., wo Kriege auf ἀκρασία, Friede auf σωφροσύνη zurückgeführt werden. Das Ideal der Selbstbeschränkung propagierte für den Herrscher schon Isokrates [Q04-19]. 57 Ähnlich auch Aristeasbrief 240 und 292. Vgl. dagegen die Q04-24 zugrundeliegende Auffassung, dass der Erfolg den Einsatz von Menschenleben rechtfertigt.
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als Zeugen dafür an, dass der Trojanische Krieg von den Göttern herbeigeführt wurde, um die Masse des Menschengeschlechtes zu beseitigen.
04-05. Pol. 5,67,1–9: Rechtsstreitigkeiten als Rechtfertigung des 4. Syrischen Krieges: πλὴν καὶ τότε τῶν πρέσβεων ἀφικομένων οἱ μὲν περὶ τὸν Σωσίβιον ἕτοιμοι πρὸς πᾶν, ὁ δ’ Ἀντίοχος μεγίστην ἐποιεῖτο σπουδὴν εἰς τὸ καθάπαξ καὶ τοῖς ὅπλοις καὶ τοῖς δικαίοις ἐπὶ τῶν ἐντεύξεων καταπεριεῖναι τῶν ἐκ τῆς Ἀλεξανδρείας. [...] μάλιστα δὲ τὸ κοινὸν ἐπιέζει πάντων τῶν βασιλέων συγχώρημα, καθ’ οὓς καιροὺς Ἀντίγονον νικήσαντες, καὶ βουλευόμενοι κατὰ προαίρεσιν ὁμόσε πάντες, Κάσσανδρος, Λυσίμαχος, Σέλευκος, ἔκριναν Σελεύκου τὴν ὅλην Συρίαν ὑπάρχειν. οἱ δὲ παρὰ τοῦ Πτολεμαίου τἀναντία τούτων ἐπειρῶντο συνιστάνειν.58 So zeigte sich auch jetzt beim Eintreffen der letzten Gesandtschaft Sosibios zu allem bereit, Antiochos aber legte größten Wert darauf, sowohl mit den Waffen wie auch bei den Verhandlungen in der Rechtsfrage grundsätzlich als der Überlegene dazustehen. […] Das Hauptgewicht aber legte er auf den Vertrag zwischen den Königen nach dem Sieg über Antigonos, als bei den Beratungen in einmütiger Willenserklärung alle, Kassander, Lysimachos, Seleukos, ganz Syrien Seleukos zugesprochen hätten. Die Gesandten des Ptolemaios suchten das Gegenteil zu beweisen (Ü: H. Drexler).
04-06. Pol. 27,4,1 f.: Kriegsrechtfertigung vor einer internationalen Öffentlichkeit: ὅτι Περσεὺς μετὰ τὸν σύλλογον τὸν πρὸς τοὺς Ῥωμαίους, *** τῶν Ἑλλήνων, πάντα τὰ δίκαια κατέταττεν εἰς τὴν ἐπιστολὴν καὶ τοὺς ὑφ‘ ἑκατέρων ῥηθέντας λόγους, ἅμα μὲν ὑπολαμβάνων ὑπερδέξιος φανήσεσθαι τοῖς δικαίοις, ἅμα δὲ βουλόμενος ἀπόπειραν λαμβάνειν τῆς ἑκάστων προαιρέσεως. Nach seiner Konferenz mit den Römern (versandte) Perseus Briefe an alle Griechen (?), in denen er die von beiden Seiten vorgebrachten Argumente wiedergab und seinen eigenen Rechtsstandpunkt formulierte, zu dem doppelten Zweck, um als der dazustehen, der überwiegend im Recht sei, und um die Haltung jeder einzelnen Stadt zu sondieren (Ü: H. Drexler).
04-07. Pol. 27,19: Kriegsrechtfertigung gegenüber Hegemonialmächten: ὅτι Ἀντίοχος ὁρῶν ἐκφανῶς ἤδη τοὺς κατὰ τὴν Ἀλεξάνδρειαν παρασκευαζομένους εἰς τὸν περὶ Κοίλης Συρίας πόλεμον, εἰς μὲν τὴν Ῥώμην ἔπεμψε πρεσβευτὰς τοὺς περὶ Μελέαγρον, ἐντειλάμενος λέγειν τῇ συγκλήτῳ καὶ διαμαρτύρασθαι διότι παρὰ πάντα τὰ δίκαια Πτολεμαῖος αὐτῷ τὰς χεῖρας ἐπιβάλλει . Als Antiochos sah, dass man in Alexandria schon ganz offen zum Krieg um Koilesyrien rüstete, schickte er eine Gesandtschaft unter Führung von Meleagros nach Rom mit dem
58 Ganz ähnliche Argumente wurden im Zusammenhang mit dem 6. Syrischen Krieg vorgebracht: Pol. 28,20. Vgl. auch den Austausch zwischen einer römischen Gesandtschaft und Antiochos III. über dessen Aktivitäten in Thrakien: ibid. 18,50–52; vgl. Liv. 33,39 f.; App. Syr. 3,10– 14. Bezeichnend ist auch, dass Antiochos sich nach Polybios einer auf Rechtsargumente abstellenden Lösung nicht grundsätzlich verweigerte, dafür aber einen unabhängigen Schlichter in Gestalt der Rhodier forderte.
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Auftrag, den Senat zu unterrichten und ihn zum Zeugen anzurufen, dass Ptolemaios wider alles Recht die Hand gegen ihn erheben wolle (Ü: H. Drexler).
04-08. Demetrios von Phaleron FGrHist/BNJ 228 F 29 ~ Pol. 36,2: eine gute Begründung steigert die Erfolgsaussichten im Krieg: πάλαι δὲ τούτου κεκυρωμένου βεβαίως ἐν ταῖς ἑκάστων γνώμαις καιρὸν ἐζήτουν ἐπιτήδειον καὶ πρόφασιν εὐσχήμονα πρὸς τοὺς ἐκτός. πολὺ γὰρ δὴ τούτου τοῦ μέρους ἐφρόντιζον Ῥωμαῖοι, καλῶς φρονοῦντες· ἔνστασις γὰρ πολέμου κατὰ τὸν Δημήτριον δικαία μὲν εἶναι δοκοῦσα59 καὶ τὰ νικήματα ποιεῖ μείζω καὶ τὰς ἀποτεύξεις ἀσφαλεστέρας, ἀσχήμων δὲ καὶ φαύλη τοὐναντίον ἀπεργάζεται· διὸ καὶ τότε περὶ τῆς τῶν ἐκτὸς διαλήψεως60 πρὸς ἀλλήλους διαφερόμενοι παρ’ ὀλίγον ἀπέστησαν τοῦ πολέμου. Obwohl jeder einzelne im Herzen schon längst fest dazu entschlossen war, suchten sie doch noch nach dem richtigen Zeitpunkt und nach einem schicklichen, präsentablen Kriegsgrund. Denn hierauf waren die Römer seit jeher äußerst bedacht, und sie taten recht daran. Denn wie Demetrios sagt: ein Kriegsbeginn, der gerechtfertigt scheint, vergrößert die Siegesaussichten und verringert die Gefahr von Misserfolgen; ist die Sache schlecht und moralisch nicht zu vertreten, tritt die entgegengesetzte Wirkung ein. Daher gab es auch diesmal über den voraussichtlichen Eindruck auf die öffentliche Meinung der Welt so ernste Meinungsverschiedenheiten, dass man beinahe vom Krieg Abstand genommen hätte (Ü: H. Drexler).
04-09. Philod. de bono rege col. 27 Z. 13–17, 27–36:61 kriegstüchtig, aber nicht kriegsliebend soll der König sein: --- χρὴ τοι/γαροῦ̣[ν φιλό]νικον62 εἶναι / τὸν̣ ἀ̣[γαθὸ]ν δυνάστην, / (15) ἀλλ̣[ὰ μὴ φιλ]οπόλεμον / μη[δὲ φιλόμ]α̣χον, […] ἵνα̣ [μή ...] … [τοῖς ἀ]/ναγκαίοι̣ς ἐ̣π̣άκτου[ς προσ]/άγωσι θορύβ̣ου̣ ς. οἴομαι / δὲ καὶ τούτοι̣ς προσβεβλ̣η- / (30) κέναι τὸν ποιητήν· οὐ {.} / γὰρ ἄν ποτε ὁ μὲν τῶν θε/ῶν αὑτῶι βα̣σιλεὺς τὸν Ἄ/ρ̣η τῶν θεῶν, ὁ δὲ̣ τ̣ῶν βα/σιλέων τὸν Ἀχι̣λ̣[λ]έ̣α τῶν / (35) μονάρχων [ἔχθισ]τ̣ον̣ ἔλε/[γε].
59 Sofern Polybios den Demetrios zuverlässig zitiert, ging es diesem nicht um die tatsächlichen Kriegsgründe, sondern die öffentliche Begründung des Krieges. Diese musste aber immerhin so präsentiert werden, dass sie als glaubhaft und aufrichtig erschien. 60 Die Stelle belegt, dass man in der Antike durchaus eine Vorstellung von so etwas wie einer „internationalen Öffentlichkeit“ hatte, auf die man Rücksicht nehmen zu müssen glaubte. 61 Zu diesem Text Murray 1965; Dorandi 1982; Fish 2002; Fish 2018. Die Textkonstitution folgt der Edition von Fish. Philodemos könnte in diesem Text stärker in der epikureischen Tradition stehen, als Murray dies zubilligen wollte: McConnell 2010. 62 Murray 1965, 169 schlug an dieser Stelle πολεμικόν statt φιλόνικον vor, gestützt auf die Parallelen in Schol. bT Hom. Il. 9,63 f. und Eustath. Hom. Il. 5,890 p. 2,225 Van der Walk (zu ergänzen wäre Poll. 1,41). Dorandi 1982, 172 favorisierte aus paläographischen Gründen die letztere Option. φιλονικεῖν wird allerdings in Philod. de ira col. 28 Z. 15 mit negativer Konnotation gebraucht. Für Plat. leg. 4,677b gingen πλεονεξία und φιλονικία Hand in Hand. Auch erscheint in Plut. comp. Eum. et Sert. 2,1–5, wo ebenfalls das Wortspiel φιλοπόλεμος – πολεμικός verargumentiert wird, φιλόνικος als Ergänzung zu φιλοπόλεμος. Die in ἀλλ̣[ὰ μὴ φιλ]οπόλεμον μη[δὲ φιλόμ]α̣χον liegende Einschränkung bleibt von diesem textkritischen Problem unberührt und der Sinn der Passage damit klar.
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Es muss also der gute Herrscher den Sieg lieben, aber nicht den Krieg oder den Kampf, […] damit sie nicht […] zu den unvermeidlichen noch freiwillig herbeigeführte Unruhen hinzufügen. Ich glaube, dass der Dichter ebenfalls diese Dinge im Blick hatte. Niemals hätte sonst der König der Götter gesagt, dass ihm Ares von den Göttern der verhassteste sei, der König der Könige aber, dass ihm Achilleus unter den Alleinherrschern der verhassteste sei.
04-10. Philod. de bono rege col. 29 Z. 4–7: Verachtung der Kriegstreiber durch Homer: εἰς ὃ {α̣} / (5) αὐτὸ βλ⟦α⟧`έ´ψ`α´ς Ὅμηρος συν/εχθαίρει το̣ὺς πολ[έμο]υ καὶ / τοὺς̣ ἔριδ̣ο̣ς φίλο[υς]. Mit Blick auf eben dies hasst Homer zusammen [mit seinen Helden] die Liebhaber des Krieges und des Streites.
04-11. Poll. 1,41: ein Katalog mit 52 Topoi zum Thema des Herrscherlobes, darunter nur zwei mit direkt militärischem Bezug: … φιλοστρατιώτης, πολεμικὸς μὲν οὐ φιλοπόλεμος δέ, εἰρηνικός, εἰρηνοποιός, εἰρηνοφύλαξ … … der den Soldaten freundlich gesinnt ist, der kriegstüchtig, aber nicht kriegsversessen ist, der friedlich gesinnt ist, der Frieden stiftet, der den Frieden bewahrt …
04-12. Sud. s.v. βασίλεια: der König muss auch ein kompetenter Feldherr sein: βασιλεία. οὔτε φύσις οὔτε τὸ δίκαιον ἀποδιδοῦσι τοῖς ἀνθρώποις τὰς βασιλείας, ἀλλὰ τοῖς δυναμένοις ἡγεῖσθαι στρατοπέδου καὶ χειρίζειν πράγματα νουνεχῶς:63 οἷος ἦν Φίλιππος καὶ οἱ διάδοχοι Ἀλεξάνδρου. τὸν γὰρ υἱὸν κατὰ φύσιν οὐδὲν ὠφέλησεν ἡ συγγένεια διὰ τὴν τῆς ψυχῆς ἀδυναμίαν. τοὺς δὲ μηδὲν προσήκοντας βασιλεῖς γενέσθαι σχεδὸν ἁπάσης τῆς οἰκουμένης. Königsherrschaft. Weder die Abstammung noch ein Rechtstitel geben den Männern die Königsherrschaften, sondern denjenigen (wird die Königsherrschaft gegeben) die fähig sind, ein Heer zu führen und die politischen Angelegenheiten kompetent zu handhaben. Von solcher Art waren Philipp und die Nachfolger Alexanders. Denn dessen eigenem Sohn nutzte die Verwandtschaft wegen der Schwäche seines Geistes nichts, während diejenigen, die nicht mit ihm verwandt waren, Könige fast der gesamten bewohnten Welt wurden.
63 Das hier formulierte Anforderungsprofil stellt militärische und zivile Fähigkeiten grundsätzlich gleichwertig nebeneinander.
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04-13. ΒΚΤ 7, p. 7–18 (P. 13045):64 aus einem staatstheoretischen Traktat – der ptolemäische König als Sieger: ---αν σέβεται: πολιτικὴν ἀπάντησιν τη/[ρ]εῖ,65 χαίρει τοῖς ἀγαθοῖς,66 καλοῖς ὑπερτίθε/ται τὰ καλά,67 μάχεται τοῖς πολεμίοις [ἕ-] / (10) ως τοῦ νικῆσαι, ζῶσαν καὶ πρὸς με / [τη]λλ[α]χότας τοὺς φίλους τηρεῖ{ν} τὴν α[ἵ/ρε]σιν [ἀ]θανάτους ποιεῖ τὰς τῶν ἀθα/[νάτων] τιμάς. … [der König?] ehrt: er pflegt einen Umgang, als ob er ein einfacher Bürger wäre, er freut sich am Guten (oder: guten Männern), er übertrifft edle Taten mit seinen edlen Taten, er kämpft gegen seine Feinde bis zum Sieg, er bewahrt seine Zuneigung zu seinen Freunden auch nach deren Tod lebendig, er macht die Ehren der Unsterblichen unsterblich.
04-14. Pol. 4,77,1–4: die Tugenden eines Königs: βασιλέα γὰρ πλείοσιν ἀφορμαῖς ἐκ φύσεως κεχορηγημένον πρὸς πραγμάτων κατάκτησιν οὐκ εὐμαρὲς εὑρεῖν· καὶ γὰρ ἀγχίνοια καὶ μνήμη καὶ χάρις ἐπῆν αὐτῷ διαφέρουσα, πρὸς δὲ τούτοις ἐπίφασις βασιλικὴ καὶ δύναμις, τὸ δὲ μέγιστον, πρᾶξις καὶ τόλμα πολεμική.68 Denn einen König zu finden, der mit größeren natürlichen Anlagen zur Herrschaft ausgestattet gewesen wäre [sc. als Philipp V.], würde nicht leicht sein. Er besaß in ungewöhnlichem Maße rasche Entschlusskraft, ein gutes Gedächtnis, ein gewinnendes Wesen, dazu eine königliche, achtunggebietende Erscheinung, vor allem aber kriegerische Tüchtigkeit und persönlichen Mut (Ü: H. Drexler).
04-15. Diotogenes p. 263 f. Hense: Heerführung, Rechtsprechung und Kult als Aufgaben eines Königs: ἔργα δὲ βασιλέως τρία, τό τε στραταγὲν καὶ δικασπολὲν καὶ θεραπεύειν θεώς·69 στραταγὲν μὲν ὦν καλῶς δυνασεῖται πολεμὲν καλῶς ἐπισταθείς70 [...]. ὥστε ἀνάγκα τὸν τέλειον βασιλέα στραταγόν τε ἀγαθὸν ἦμεν καὶ δικαστὴν καὶ ἱερέα· ταῦτα γὰρ καὶ ἀκόλουθα καὶ πρέποντά ἐντι βασιλέως ὑπεροχᾷ τε καὶ ἀρετᾷ. κυβερνάτα μὲν γὰρ ἔργον ἐντὶ τὰν ναῦν σῴζεν,
64 Zu diesem Text vgl. Amendola 2018. 65 Dies ist die hellenistische Variante des civilis princeps. Analog fordert der Aristeasbrief 257 und 263 vom König ἰσότης gegenüber den Untertanen. Vgl. auch Philodem. de bono rege col. 24 Z. 7–18, wo πραότης und ἐπιείκεια den König vom Tyrannen unterscheiden. Die anekdotische Überlieferung zeichnete Ptolemaios I. nach diesem Ideal: Curt. 9,8,23; Plut. apophth. reg. 28 (~ mor. 181 f.); Ail. var. 13,13. 66 Vgl. Aristeasbrief 292. 67 Die genaue Bedeutung dieses Satzteils ist unklar. Zu den verschiedenen Übersetzungsmöglichkeiten Amendola 2018, 137. 68 Polybios ordnet die militärischen Tugenden in ein Gesamtbild ein. τὸ δὲ μέγιστον, πρᾶξις καὶ τόλμα πολεμική ist hier keine generelle Hierarchisierung, sondern eine Aussage über die persönlichen Qualitäten Philipps V. 69 Dies entspricht den Funktionen der Könige der Heroenzeit bei Aristot. pol. 3,1285b. Dazu vgl. Roskam 2020, 205–210. 70 Vgl. dazu auch Diotogen. p. 267 Hense.
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ἁνιόχω δὲ τὸ ἅρμα, ἰατρῶ δὲ τὼς νοσίοντας, βασιλέως δὲ καὶ τῶ στραταγῶ τὼς ἐν πολέμῳ κινδυνεύοντας.71 Drei Ämter hat der König: das Amt des Kriegsherrn, das des Richters und das des Priesters. Ein guter Kriegsherr kann er [nur] sein, wenn er es versteht, gut Krieg zu führen. […] Daher ist der vollkommene König notwendigerweise ein guter Kriegsherr, Richter und Priester. Denn diese Aufgaben sind der Tugend wie der hervorgehobenen Stellung eines Königs angemessen und ziemend. Es ist die Aufgabe des Steuermanns, das Schiff zu bewahren, die des Wagenlenkers, das Gespann, die des Arztes, die Kranken, die des Königs und Kriegsherrn jedoch, die in der Schlacht Gefährdeten zu retten (Ü: J. M. Schulte).
04-16. Aristot. pol. 5,1313b: der Tyrann als Kriegstreiber: ἔστι δὲ καὶ πολεμοποιὸς72 ὁ τύραννος, ὅπως δὴ ἄσχολοί τε ὦσι καὶ ἡγεμόνος ἐν χρείᾳ διατελῶσιν ὄντες. Und auch beständig Kriege zu erregen ist der Tyrann geneigt, damit die Untertanen durch sie beschäftigt werden und immer einen Heerführer nötig haben (Ü: F. Susemihl).
04-17. Pol. 15,20,3 f.: der ‚Raubvertrag‘ als Beispiel für einen ungerechtfertigten Krieg aus reiner Habsucht: οὐδ’ οὖν, καθάπερ οἱ τύραννοι, βραχεῖαν δή τινα προβαλλόμενοι τῆς αἰσχύνης πρόφασιν, ἀλλ’ ἐξ αὐτῆς ἀνέδην καὶ θηριωδῶς οὕτως ὥστε προσοφλεῖν τὸν λεγόμενον τῶν ἰχθύων βίον, ἐν οἷς φασιν ὁμοφύλοις οὖσι τὴν τοῦ μείονος ἀπώλειαν τῷ μείζονι τροφὴν γίνεσθαι καὶ βίον. ἐξ ὧν τίς οὐκ ἂν ἐμβλέψας οἷον εἰς κάτοπτρον εἰς τὴν συνθήκην ταύτην αὐτόπτης δόξειε γίνεσθαι τῆς πρὸς τοὺς θεοὺς ἀσεβείας καὶ τῆς πρὸς τοὺς ἀνθρώπους ὠμότητος, ἔτι δὲ τῆς ὑπερβαλλούσης πλεονεξίας73 τῶν προειρημένων βασιλέων; Und dabei schützten sie [sc. Antiochos III. und Philipp V.] nicht einmal, wie Tyrannen zu tun pflegen, irgendeinen nichtigen Grund für ihre Schändlichkeit vor, sondern stürzten sich ohne weiteres wie Raubtiere auf ihre Beute, so dass sie mit Recht der Vorwurf trifft, es ebenso gemacht zu haben wie die Fische, bei denen, und zwar innerhalb derselben Gattung, der Tod des Kleinen, wie man sagt, Nahrung und Lebensunterhalt für den Großen ist. Wer könnte auf diesen Vertrag schauen, ohne dass er in ihm wie in einem Spiegel mit eigenen Augen die Ehrfurchtslosigkeit gegen die Götter, die Rücksichtslosigkeit gegen die Menschen, die unersättliche Habsucht und Machtgier dieser Könige zu sehen meinte (Ü: H. Drexler)?
04-18. Plut. Pyrrh. 12,3 f.: die Habgier der Diadochen als Hybris und Unrecht: οἷς γὰρ οὐ πέλαγος, οὐκ ὄρος, οὐκ ἀοίκητος ἐρημία πέρας ἐστὶ πλεονεξίας, οὐδ’ οἱ διαιροῦντες Εὐρώπην καὶ Ἀσίαν τέρμονες ὁρίζουσι τὰς ἐπιθυμίας,74 πῶς ἂν ἁπτόμενοι καὶ 71 Zur Verpflichtung eines Befehlshabers, das Leben seiner Soldaten zu retten vgl. den Aristeasbrief in Q04-02. Allgemein zum König als Retter seiner Untertanen vgl. den Titel σωτήρ und Äußerungen wie Isokr. 2,24; Cic. rep. 1,54, 2,47, 6,13. 72 Daher muss der Tyrann auch kriegstüchtig sein oder zumindest erscheinen: Aristot. 5,1314b. 73 Vgl. die römische Rechtfertigung des Antiochoskrieges bei App. Syr. 38,194: αἴτιος μὲν αὑτῷ διὰ πλεονεξίαν Ἀντίοχος καὶ τῶν νῦν καὶ τῶν πρότερον γεγονότων. 74 Der Kontrast zwischen Europa und Asien verweist auf die aischyleische Konstruktion der
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ψαύοντες ἀλλήλων ἀτρεμοῖεν, ἐν τοῖς παροῦσι μὴ ἀδικοῦντες, οὐκ ἔστιν εἰπεῖν· ἀλλὰ πολεμοῦσι μὲν ἀεί, τὸ ἐπιβουλεύειν καὶ φθονεῖν ἔμφυτον ἔχοντες, δυεῖν δ’ ὀνομάτων ὥσπερ νομισμάτων, πολέμου καὶ εἰρήνης, τῷ παρατυχόντι χρῶνται πρὸς τὸ συμφέρον, οὐ πρὸς τὸ δίκαιον· ἐπεὶ βελτίους γε πολεμεῖν ὁμολογοῦντές εἰσιν, ἢ τῆς ἀδικίας τὸ ἀργοῦν καὶ σχολάζον δικαιοσύνην καὶ φιλίαν ὀνομάζοντες. Denn Männer, deren Herrschsucht kein Meer, kein Gebirge, keine unbewohnte Einöde ein Ziel setzt, deren Begierden nicht vor den Grenzen, die Europa und Asien trennen, halt machen, wie die, wenn sie als Nachbarn einander berühren, sich mit ihrem Besitz begnügen sollten, ohne einander Unrecht zu tun, das ist nicht zu sagen; nein, sondern sie sind immer im Krieg, da sie Hinterlist und Neid eingewurzelt in sich tragen, und von den zwei Worten Krieg und Frieden gebrauchen sie wie Münzen dasjenige, das ihnen jeweils zum Vorteil dient, nicht, wie es das Recht erheischt; ja, sie sind noch redlicher, wenn sie sich offen als Feinde bekennen, als wenn sie das zeitweilige Pausieren und Ruhen des Unrechttuns Gerechtigkeit und Freundschaft nennen (Ü: K. Ziegler).
04-19. Isokr. 2,24–26: Ratschlag an einen König – Bereite den Krieg, aber sei friedlich! πολεμικὸς μὲν ἴσθι ταῖς ἐπιστήμαις καὶ ταῖς παρασκευαῖς, εἰρηνικὸς δὲ τῷ μηδὲν παρὰ τὸ δίκαιον πλεονεκτεῖν.75 οὕτως ὁμίλει τῶν πόλεων πρὸς τὰς ἥττους ὥσπερ ἂν τὰς κρείττους πρὸς ἑαυτὸν ἀξιώσειας. φιλονίκει μὴ περὶ πάντων, ἀλλὰ περὶ ὧν κρατήσαντί σοι μέλλει συνοίσειν. […] ζήλου μὴ τοὺς μεγίστην ἀρχὴν κτησαμένους, ἀλλὰ τοὺς ἄριστα τῇ παρούσῃ χρησαμένους, καὶ νόμιζε τελέως εὐδαιμονήσειν, οὐκ ἐὰν πάντων ἀνθρώπων μετὰ φόβων καὶ κινδύνων καὶ κακίας ἄρξῃς, ἀλλ’ ἂν τοιοῦτος ὢν οἷον χρὴ καὶ πράττων ὥσπερ ἐν τῷ παρόντι μετρίων ἐπιθυμῇς καὶ μηδενὸς τούτων ἀτυχῇς.76 Zeige dich kriegstüchtig durch deine Kenntnisse und durch deine militärischen Vorkehrungen, friedliebend aber dadurch, dass du rechtswidriges Machtstreben ablehnst. Gehe mit schwächeren Poleis so um, wie du es von mächtigeren dir gegenüber erwartest. […] Eifere nicht denen nach, die eine sehr große Macht erworben haben, sondern nimm dir Menschen zum Vorbild, die mit der Macht, die sie besaßen, am besten umgegangen sind. Halte es nicht für das höchste Glück, über die gesamte Menschheit zu herrschen, verbunden mit Ängsten, Gefahren und Leid, sondern maßvolle Ziele zu haben und keines davon zu verfehlen, indem du bist, wie du sein musst und in Verhältnissen lebst, wie du sie momentan genießt (Ü: Chr. Ley-Hutton).
04-20. Aristot. pol. 7,1325a: Krieg ist kein Selbstzweck, sondern Mittel zu einem höheren Zweck: δῆλον ἄρα ὅτι πάσας τὰς πρὸς τὸν πόλεμον ἐπιμελείας καλὰς μὲν θετέον, οὐχ ὡς τέλος δὲ πάντων ἀκρότατον, ἀλλ’ ἐκείνου χάριν ταύτας.
Perserkriege. Implizit werden die Diadochen mit der Hybris der Großkönige in Verbindung gebracht. 75 Die Gefahren eines bedingungslosen Pazifismus hatte bereits Plat. polit. 307e–308a thematisiert. 76 Durch diese Argumentation wurde freilich auch die beschränkte Machterstreckung des Adressaten Nikokles verbrämt.
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Hieraus erhellt denn, dass man zwar alle für den Fall des Krieges getroffenen Maßnahmen als löblich ansehen muss, aber nur nicht als das Endziel von allem, sondern als bloße Mittel zu diesem Ziel (Ü: F. Susemihl).
04-21. Aristot. pol. 7,1333a–1334a: Kriegstüchtigkeit dient vor allem der Verteidigung, aber auch der Unterwerfung der „Sklaven von Natur aus“: […] πόλεμον μὲν εἰρήνης χάριν […] δεῖ μὲν γὰρ ἀσχολεῖν δύνασθαι καὶ πολεμεῖν, μᾶλλον δ’ εἰρήνην ἄγειν καὶ σχολάζειν […] τήν τε τῶν πολεμικῶν ἄσκησιν οὐ τούτου χάριν δεῖ μελετᾶν, ἵνα καταδουλώσωνται τοὺς ἀναξίους, ἀλλ’ ἵνα πρῶτον μὲν αὐτοὶ μὴ δουλεύσωσιν ἑτέροις,77 ἔπειτα ὅπως ζητῶσι τὴν ἡγεμονίαν τῆς ὠφελείας ἕνεκα τῶν ἀρχομένων, ἀλλὰ μὴ πάντων δεσποτείας· τρίτον δὲ τὸ δεσπόζειν τῶν ἀξίων δουλεύειν.78 ὅτι δὲ δεῖ τὸν νομοθέτην μᾶλλον σπουδάζειν ὅπως καὶ τὴν περὶ τὰ πολεμικὰ καὶ τὴν ἄλλην νομοθεσίαν τοῦ σχολάζειν ἕνεκεν τάξῃ καὶ τῆς εἰρήνης, μαρτυρεῖ τὰ γιγνόμενα τοῖς λόγοις. [...] δεῖ τὰς εἰς τὴν σχολὴν ἀρετὰς ὑπάρχειν· τέλος γάρ, ὥσπερ εἴρηται πολλάκις, εἰρήνη μὲν πολέμου σχολὴ δ’ ἀσχολίας. […] der Krieg ist nur um des Friedens willen da […] er [sc. der Gesetzgeber] muss also dahin streben, dass die Staatsbürger imstande sind, der Arbeit obzuliegen und Krieg zu führen, aber noch mehr, ihre Muße richtig zu benützen und den Frieden zu erhalten […] man muss vielmehr die kriegerischen Übungen nicht deshalb vornehmen, um die zu knechten, welche es nicht verdienen, sondern zuvörderst, um selbst nicht von anderen geknechtet zu werden, sodann um nach einer Herrschaft zu trachten, die den Beherrschten selber zum Nutzen gereicht, nicht aber nach einer solchen, durch die man alle zu Sklaven macht, und drittens, um die Herrschaft zu erlangen über solche Leute, die es verdienen, Sklaven zu sein. Zugunsten aller dieser Vernunftgründe dafür, dass der Gesetzgeber vielmehr sein Streben darauf richten müsse, die Gesetzgebung sowohl über das Kriegswesen wie über alle anderen Dinge im Interesse der Muße und des Friedens zu ordnen, legt aber die Erfahrung ihr Zeugnis ab. […] so ist klar, dass die Tugenden der Muße den Vorrang haben müssen, denn eben, wie wiederholt gesagt, der Krieg hat im Frieden und die Arbeit in der Muße ihr Endziel (Ü: F. Susemihl).
77 Ähnlich bereits Plat. leg. 8,829a f. zur Notwendigkeit militärischer Übungen, um sich gegen Angriffe wehren zu können. 78 Auf dem Umweg seiner Theorie einer Sklaverei „von Natur aus“ öffnet Aristoteles die Tür zur Rechtfertigung Angriffskriegen, allerdings differenziert er nach Kriegsgegner. Griechische Staaten können allenfalls Objekte einer Hegemonie sein, während als Untertanen einer despotischen Herrschaft nur Barbaren in Frage kommen. An anderer Stelle spricht er in diesem Zusammenhang auch explizit von einem δίκαιος πόλεμος: pol. 1,1256b. Diese Differenzierung ist bereits bei Platon angelegt, der innergriechische Konflikte als στάσεις qualitativ von Kriegen gegen Nicht-Griechen als „Feinde von Natur aus“ unterscheidet und für erstere eine Reihe von Beschränkungen postuliert: rep. 5,470b–471e. Zu den Anfängen der Lehre vom gerechten Krieg in der griechischen Philosophie vgl. Clavadetscher-Thürlemann 1985.
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04-22. Dio Chrys. or. 1,27: Kriegsbereitschaft als Grundlage des Friedens: καὶ πολεμικὸς μὲν οὕτως ἐστὶν ὥστ’ ἐπ’ αὐτῷ εἶναι τὸ πολεμεῖν, εἰρηνικὸς δὲ οὕτως ὡς μηδὲν ἀξιόμαχον αὐτῷ λείπεσθαι.79 καὶ γὰρ δὴ καὶ τόδε οἶδεν, ὅτι τοῖς κάλλιστα πολεμεῖν παρεσκευασμένοις, τούτοις μάλιστα ἔξεστιν εἰρήνην ἄγειν.80 Kriegliebend ist er bis zu dem Grad, dass es immer noch in seiner Macht steht, Krieg zu führen; friedliebend, soweit nichts mehr vorhanden ist, wofür ein Krieg sich lohnte. Selbstverständlich weiß er auch, dass, wer am besten zum Krieg gerüstet ist, am ehesten in Frieden leben kann (Ü: W. Elliger).
04-23. Duris FGrHist/BNJ 76 F 13: athenischer Hymnos auf Demetrios Poliorketes – der Herrscher als Friedensbringer: πρῶτον μὲν εἰρήνην ποίησον, φίλτατε· κύριος γὰρ εἶ σύ. Als erstes bringe (uns) Frieden, Geliebter. Denn du hast die Macht.
04-24. Plut. Dem. 40,3–6: nur die Aussicht auf den Sieg rechtfertigt den Einsatz von Menschenleben – der König als Krieger: τῶν δὲ Βοιωτῶν ἐρρωμένως ἀμυνομένων, καὶ τοῦ Δημητρίου πολλάκις φιλονικίας ἕνεκα μᾶλλον ἢ χρείας μάχεσθαι καὶ κινδυνεύειν τοὺς στρατιώτας ἀναγκάζοντος, ὁρῶν ὁ Ἀντίγονος πίπτοντας οὐκ ὀλίγους καὶ περιπαθῶν “τί ὦ πάτερ” ἔφη “παραναλισκομένους οὐκ ἀναγκαίως τούτους περιορῶμεν;” ὁ δὲ παροξυνθεὶς “σὺ δέ” ἔφη “τί δυσχεραίνεις; ἢ διάμετρον ὀφείλεις τοῖς ἀποθνῄσκουσιν;” οὐ μὴν ἀλλὰ καὶ βουλόμενός γε μὴ δοκεῖν ἑτέρων ἀφειδεῖν μόνον, ἀλλὰ καὶ συγκινδυνεύειν τοῖς μαχομένοις, διελαύνεται τὸν τράχηλον ὀξυβελεῖ. καὶ δεινῶς μὲν ἔσχεν, οὐ μὴν ἀνῆκεν, ἀλλ’ εἷλε τὰς Θήβας πάλιν. Da nun die Boioter sich kräftig wehrten und Demetrios oft mehr aus Ehrgeiz als aus Notwendigkeit die Soldaten zwang, zu kämpfen und ihr Leben einzusetzen, sagte Antigonos, schmerzbewegt, zu sehen, dass nicht wenige fielen: „Warum, mein Vater, lassen wir es geschehen, dass diese Männer ohne Not hingeopfert werden?“ Doch Demetrios erwiderte gereizt: „Was regst du dich auf? Oder schuldest du den Toten etwa noch die Gebührnisse?“ Weil er nun aber den Schein vermeiden wollte, als ginge er nur mit dem Leben anderer schonungslos um und sei nicht auch bereit, selbst die Gefahr mit den Kämpfenden zu teilen, wurde er von einem Maschinenpfeil durch den Hals geschossen und hatte große Schmerzen. Aber er ließ nicht nach, sondern eroberte Theben zum zweiten Mal (Ü: K. Ziegler).
04-25. Phil. spec. leg. 4,221: ein ungünstiger Frieden ist immer noch besser als der Krieg: εὐθὺς οὖν πεμπέτω κήρυκας τοὺς προκαλεσομένους εἰς συμβάσεις καὶ ἅμα τὸ ἀξιόμαχον τῆς παριδρυμένης δυνάμεως δηλώσοντας· καὶ ἐὰν μὲν ἐφ’ οἷς ἐνεωτέρισαν μετανοή-
79 Vgl. für die Stichworte πολεμικός und εἰρηνικός den Katalog des Herrscherlobes bei Pollux [Q04-14]. 80 Vgl. dazu die aphoristischen Formulierungen Nep. Epam. 5,4: paritur pax bello; Veg. 3, pr.: qui desiderat pacem, praeparet bellum.
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σαντες81 ὑπείκωσι πρὸς τὸ εἰρηναῖον τραπόμενοι, δεχέσθωσαν ἄσμενοι τὰς σπονδάς· εἰρήνη γάρ, κἂν ᾖ σφόδρα ἐπιζήμιος, λυσιτελεστέρα πολέμου.82 Sie schicke daher sofort Herolde aus, um zu einem Vergleich aufzufordern und zugleich auf die Wehrkraft der Belagerungsmannschaft hinzuweisen; und wenn dann (die Einwohner) ihren Abfall bereuen, nachgeben und zu friedlicher Lösung sich bequemen, so sollen (die Herolde) bereitwillig auf den Vertragsschluss eingehen; denn der Friede ist, auch unter recht nachteiligen Bedingungen, vorteilhafter als der Krieg (Ü: I. Heinemann).
04-26. Phil. spec. leg. 4,224: die Juden sind zur Selbstverteidigung fähig: ἐξ οὗ δῆλον ὅτι τὸ Ἰουδαίων ἔθνος ἔνσπονδον μὲν καὶ φίλον πᾶσι τοῖς ὁμογνώμοσι καὶ τὴν προαίρεσιν εἰρηνικοῖς ἐστιν, οὐ μὴν εὐκαταφρόνητον, ὡς τοῖς ἄρχουσι χειρῶν ἀδίκων ὑπ’ ἀνανδρίας83 ἐνδιδόναι. Daraus geht deutlich hervor, dass das Volk der Juden verbündet und befreundet ist mit allen gleichgesinnten und friedfertig denkenden (Völkern), dass es sich freilich nicht geringschätzig behandeln lässt und es nicht in unmännlicher Schwäche ruhig hinnimmt, wenn jemand ihm zuerst unrecht tut (Ü: I. Heinemann).
04-27. Phil. Abr. 225: die Kriegstüchtigkeit eines guten Herrschers dient der Sicherung des Friedens: οὐ τοίνυν εἰρηνικὸς καὶ φιλοδίκαιος αὐτὸ μόνον ἦν ὁ ἀστεῖος, ἀλλὰ καὶ ἀνδρεῖος καὶ πολεμικός· οὐχ ἕνεκα τοῦ πολεμεῖν – οὐ γὰρ δύσερις ἦν καὶ φιλόνεικος84 – , ἀλλ’ ὑπὲρ βεβαίου τῆς πρὸς τὸ μέλλον εἰρήνης, ἣν οἱ ἀντίπαλοι καθῄρουν. Aber nicht bloß friedlich und Gerechtigkeit liebend war der Weise, sondern auch tapfer und kriegstüchtig, nicht des Kampfes wegen – denn er war nicht streitsüchtig und zänkisch –, sondern um für die Zukunft den Frieden zu sichern, den die Gegner störten (Ü: J. Cohn).
04-28. Phil. dec. 151–153: Ablehnung von Hab- und Ruhmsucht: χρημάτων ἔρως ἢ γυναικὸς ἢ δόξης ἤ τινος ἄλλου τῶν ἡδονὴν ἀπεργαζομένων ἆρά γε μικρῶν καὶ τῶν τυχόντων αἴτιος γίνεται κακῶν; [...] γῆ δὲ καὶ θάλαττα πληροῦται τῶν και81 In der kommentierten Passage Dtn 20,10–14 ist von einem solchen „Abfall“ nicht die Rede. Philon verspürte offenbar das Bedürfnis, eine Rechtfertigung für die Kriegshandlung vorauszusetzen. Das dürfte damit zu tun haben, dass das deuteronomistische Kriegsgesetz für den Fall des Scheiterns der Verhandlungen die Tötung aller männlichen Einwohner der eroberten Stadt sowie die Versklavung (bzw. nach der LXX, der Philon folgt: Freilassung) der Frauen, Kinder und Greise vorsieht. In Städten der sieben kanaanitischen Völker war sogar sämtliches Leben auszulöschen. Diese letztere Bestimmung nimmt Philon nicht auf und lehnt sie in der Sache sogar ausdrücklich ab. Da diese Milderungen keine Parallele in der rabbinischen Tradition finden, sah sie Heinemann 1932, 411–413 als Ergebnis des Einflusses der griechischen Philosophie an. 82 Dtn 20,10 f. kennt statt (ggf. auch unvorteilhafter) σπονδαί nur die Kapitulation des Gegners: „dann soll die gesamte Bevölkerung, die du dort vorfindest, zum Frondienst verpflichtet und dir untertan sein“. 83 Philon setzt implizit Pazifismus mit Feigheit gleich. 84 Hier klingt der bekannte Gegensatz πολεμικός – φιλοπόλεμος an [vgl. Q04-09]. φιλόνικος erscheint in eben diesem Zusammenhang bei Plut. comp. Eum. et Sert. 2,1–5 als Ergänzung zu φιλοπόλεμος.
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νουργουμένων αἰεὶ συμφορῶν ναυμαχίαις καὶ πεζαῖς στρατιαῖς; οἱ γὰρ Ἑλλήνων καὶ βαρβάρων πρός τε ἑαυτοὺς καὶ πρὸς ἀλλήλους τραγῳδηθέντες πόλεμοι πάντες ἀπὸ μιᾶς πηγῆς ἐρρύησαν, ἐπιθυμίας ἢ χρημάτων ἢ δόξης ἢ ἡδονῆς· περὶ γὰρ ταῦτα κηραίνει τὸ τῶν ἀνθρώπων γένος.85 Sind etwa Geldgier oder Verlangen nach einem Weibe oder nach Ruhm oder nach irgendeinem andern Gegenstand, der Vergnügen macht, die Ursache nur kleiner und gewöhnlicher Übel? […] Sind nicht Land und Meer voll von stets sich erneuernden Leiden durch die Verheerungen, die See- und Landheere anrichten? Die tragischen Kämpfe der Hellenen und Barbaren, die sie unter sich und gegeneinander geführt haben, sind doch alle aus der einen Quelle geflossen, der Begierde nach Schätzen oder Ruhm oder Sinneslust, denn auf diese Dinge ist die Sorge des Menschengeschlechts gerichtet (Ü: L. Treitel).
04-29. Phil. leg. alleg. 3,81: der Tyrann führt Kriege, der König sichert den Frieden: καλείσθω οὖν ὁ μὲν τύραννος ἄρχων πολέμου,86 ὁ δὲ βασιλεὺς ἡγεμὼν εἰρήνης. So mag denn der Tyrann der Herrscher des Krieges heißen, der König aber der Fürst des Friedens (Ü: I. Heinemann).
04-30. 1 Makk 5,60–65: die Hasmonäer als von Gott gesandte Retter Israels: καὶ ἔπεσον ἐν τῇ ἡμέρᾳ ἐκείνῃ ἐκ τοῦ λαοῦ Ισραηλ εἰς δισχιλίους ἄνδρας. καὶ ἐγενήθη τροπὴ μεγάλη ἐν τῷ λαῷ, ὅτι οὐκ ἤκουσαν Ιουδου καὶ τῶν ἀδελφῶν αὐτοῦ οἰόμενοι ἀνδραγαθῆσαι· αὐτοὶ δὲ οὐκ ἦσαν ἐκ τοῦ σπέρματος τῶν ἀνδρῶν ἐκείνων, οἷς ἐδόθη σωτηρία Ισραηλ διὰ χειρὸς αὐτῶν. καὶ ὁ ἀνὴρ Ιουδας καὶ οἱ ἀδελφοὶ αὐτοῦ ἐδοξάσθησαν σφόδρα ἔναντι παντὸς Ισραηλ καὶ τῶν ἐθνῶν πάντων, οὗ ἠκούετο τὸ ὄνομα αὐτῶν· καὶ ἐπισυνήγοντο πρὸς αὐτοὺς εὐφημοῦντες. καὶ ἐξῆλθεν Ιουδας καὶ οἱ ἀδελφοὶ αὐτοῦ καὶ ἐπολέμουν τοὺς υἱοὺς Ησαυ ἐν τῇ γῇ τῇ πρὸς νότον καὶ ἐπάταξεν τὴν Χεβρων καὶ τὰς θυγατέρας αὐτῆς καὶ καθεῖλεν τὰ ὀχυρώματα αὐτῆς καὶ τοὺς πύργους αὐτῆς ἐνεπύρισεν κυκλόθεν. An jenem Tag fielen fast zweitausend aus dem Volk Israel. Das Volk hatte eine schwere Niederlage erlitten, weil sie nicht auf Judas und seine Brüder gehört hatten, sondern sich einbildeten, auch sie könnten durch Tapferkeit glänzen. Doch sie waren nicht aus dem Geschlecht der Männer, durch deren Hand Israel Rettung geschenkt wurde. Der große Judas und seine Brüder dagegen erwarben sich hohen Ruhm bei ganz Israel und bei allen Völkern, überall, wo ihr Name bekannt wurde. Die Leute kamen herbei, um sie zu beglückwünschen. Judas und seine Brüder zogen auch zum Kampf gegen die Nachkommen Esaus im Süden. Er schlug Hebron und seine Tochterstädte, eroberte ihre Festungen und brannte ihre Türme ringsum nieder (Einheitsübersetzung).
04-31. 1 Makk 14,29–37: aus dem Bestallungsdekret für den Hasmonäer Simon – die Leistungen der Hasmonäer für die Verteidigung Judäas: ἐπεὶ πολλάκις ἐγενήθησαν πόλεμοι ἐν τῇ χώρᾳ, Σιμων δὲ υἱὸς Ματταθιου ἱερεὺς τῶν υἱῶν Ιωαριβ καὶ οἱ ἀδελφοὶ αὐτοῦ ἔδωκαν αὑτοὺς τῷ κινδύνῳ καὶ ἀντέστησαν τοῖς ὑπεναντίοις 85 Vgl. auch Phil. dec. 5; id. her. 161–163. Die Gedanken sind nicht spezifisch jüdisch; eine ganz ähnliche Diagnose findet sich z. B. bei Thuk. 3,82,8. 86 Vgl. Phil. Abr. 27: Kriege führen nur die φαῦλοι, die καλοκἀγαθίαν τετιμηκότες hingegen ein friedliches Leben.
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τοῦ ἔθνους αὐτῶν87, ὅπως σταθῇ τὰ ἅγια αὐτῶν καὶ ὁ νόμος, καὶ δόξῃ μεγάλῃ ἐδόξασαν τὸ ἔθνος αὐτῶν. καὶ ἤθροισεν Ιωναθαν τὸ ἔθνος αὐτῶν καὶ ἐγενήθη αὐτοῖς ἀρχιερεὺς καὶ προσετέθη πρὸς τὸν λαὸν αὐτοῦ, καὶ ἐβουλήθησαν οἱ ἐχθροὶ αὐτῶν ἐμβατεῦσαι εἰς τὴν χώραν αὐτῶν καὶ ἐκτεῖναι χεῖρας ἐπὶ τὰ ἅγια αὐτῶν· τότε ἀντέστη Σιμων καὶ ἐπολέμησε περὶ τοῦ ἔθνους αὐτοῦ καὶ ἐδαπάνησεν χρήματα πολλὰ τῶν ἑαυτοῦ καὶ ὁπλοδότησεν τοὺς ἄνδρας τῆς δυνάμεως τοῦ ἔθνους αὐτοῦ καὶ ἔδωκεν αὐτοῖς ὀψώνια καὶ ὠχύρωσεν τὰς πόλεις τῆς Ιουδαίας καὶ τὴν Βαιθσουραν τὴν ἐπὶ τῶν ὁρίων τῆς Ιουδαίας, οὗ ἦν τὰ ὅπλα τῶν πολεμίων τὸ πρότερον, καὶ ἔθετο ἐκεῖ φρουρὰν ἄνδρας Ιουδαίους. καὶ Ιοππην ὠχύρωσεν τὴν ἐπὶ τῆς θαλάσσης καὶ τὴν Γαζαραν τὴν ἐπὶ τῶν ὁρίων Ἀζώτου, ἐν ᾗ ᾤκουν οἱ πολέμιοι τὸ πρότερον, καὶ κατῴκισεν ἐκεῖ Ιουδαίους, καὶ ὅσα ἐπιτήδεια ἦν πρὸς τῇ τούτων ἐπανορθώσει, ἔθετο ἐν αὐτοῖς. καὶ εἶδεν ὁ λαὸς τὴν πίστιν τοῦ Σιμωνος καὶ τὴν δόξαν, ἣν ἐβουλεύσατο ποιῆσαι τῷ ἔθνει αὐτοῦ, καὶ ἔθεντο αὐτὸν ἡγούμενον αὐτῶν καὶ ἀρχιερέα διὰ τὸ αὐτὸν πεποιηκέναι πάντα ταῦτα καὶ τὴν δικαιοσύνην καὶ τὴν πίστιν, ἣν συνετήρησεν τῷ ἔθνει αὐτοῦ, καὶ ἐξεζήτησεν παντὶ τρόπῳ ὑψῶσαι τὸν λαὸν αὐτοῦ. καὶ ἐν ταῖς ἡμέραις αὐτοῦ εὐοδώθη ἐν ταῖς χερσὶν αὐτοῦ τοῦ ἐξαρθῆναι τὰ ἔθνη ἐκ τῆς χώρας αὐτῶν καὶ τοὺς ἐν τῇ πόλει Δαυιδ τοὺς ἐν Ιερουσαλημ, οἳ ἐποίησαν αὑτοῖς ἄκραν, ἐξ ἧς ἐξ-επορεύοντο καὶ ἐμίαινον κύκλῳ τῶν ἁγίων καὶ ἐποίουν πληγὴν μεγάλην ἐν τῇ ἁγνείᾳ. καὶ κατῴκισεν ἐν αὐτῇ ἄνδρας Ιουδαίους καὶ ὠχύρωσεν αὐτὴν πρὸς ἀσφάλειαν τῆς χώρας καὶ τῆς πόλεως καὶ ὕψωσεν τὰ τείχη τῆς Ιερουσαλημ. Da häufig Kämpfe im Lande entstanden, Simon aber, der Sohn des Mattathias, der Nachkomme der Söhne Joaribs, und seine Brüder sich der Gefahr aussetzten und den Feinden ihres Volkes entgegentraten, damit ihr Heiligtum und das Gesetz erhalten blieb, ehrten sie ihr Volk mit großem Ruhm. Jonathan sammelte sein Volk und wurde ihr Hohepriester; als er aber zu seinem Volk versammelt worden war, wollten ihre Feinde in ihr Land eindringen, um ihr Land zu verderben und (die) Hände nach ihrem Heiligtum auszustrecken. Da stand Simon auf und kämpfte für sein Volk; er wandte viel von seinem Geld auf, bewaffnete die Männer der Streitmacht seines Volkes und gab ihnen Sold, er befestigte die Städte Judäas und Bet-Zur an der Grenze Judäas, wo früher der (Haupt)waffenplatz der Feinde war, und stationierte dort jüdische Männer als Besatzung. Er befestigte auch Joppe, das am Meer liegt, und Geser, das an das Gebiet von Asdod angrenzt, in dem früher die Feinde wohnten; er siedelte dort Juden an, und soviel, wie zu ihrer Verteidigung notwendig war, stationierte er in ihnen. Da erkannte das Volk die Treue Simons und den Ruhm, den er seinem Volk zu verschaffen beschlossen hatte, und sie setzten ihn als ihren Führer und Hohepriester ein, weil er alles dieses vollbracht hatte und (wegen) der Gerechtigkeit und Treue, die er seinem Volk bewahrte, und (weil) er auf jede Weise sein Volk zu erhöhen suchte. In seinen Tagen gelang es durch seine Hände, dass die Heiden aus ihrem Land entfernt wurden, — auch die (Heiden) in der Davidsstadt, die in Jerusalem, die sich eine Burg errichtet hatten, aus der sie Ausfälle machten, die Umgebung des Heiligtums verunreinigten und der Reinheit (des Heiligtums) einen schweren Schlag versetzten. Er siedelte in ihr jüdische Männer an und befestigte sie zur Sicherung des Landes und der Stadt; ferner erhöhte er die Mauern Jerusalems (Einheitsübersetzung).
87 Vgl. zu den geschilderten militärischen Leistungen auch die Tropaia am Grabmal der Makkabäer in Modein: 1 Mkk 13,27–29.
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04-32. 1 Makk 1,2 f.: Alexander als Plünderer der Welt: καὶ συνεστήσατο πολέμους πολλοὺς καὶ ἐκράτησεν ὀχυρωμάτων καὶ ἔσφαξεν βασιλεῖς τῆς γῆς· καὶ διῆλθεν ἕως ἄκρων τῆς γῆς καὶ ἔλαβεν σκῦλα πλήθους ἐθνῶν. καὶ ἡσύχασεν ἡ γῆ ἐνώπιον αὐτοῦ, καὶ ὑψώθη, καὶ ἐπήρθη ἡ καρδία αὐτοῦ. Er [sc. Alexander d. Gr.] führte viele Kriege, eroberte Festungen und ließ die Könige der Erde erschlagen; er kam bis an das Ende der Welt, plünderte viele Völker aus und die ganze Erde lag ihm wehrlos zu Füßen. Da wurde sein Herz stolz und überheblich (Einheitsübersetzung).
04-33. 11QT 56,14–19 (~ Dtn 17,15 f.): Der Herrscher muss ein Jude sein und darf sich durch Krieg nicht zu viel eigene Ressourcen erwerben: Mitten aus deinen Brüdern sollst du einen König88 über dich einsetzen und nicht einen Fremden über dich setzen, der nicht dein Bruder ist. Nur darf er sich nicht viele Pferde halten89 und das Volk nicht nach Ägypten zurückführen zum Krieg, um sich viele Pferde zu erwerben und Silber und Gold (Ü: J. Maier).
04-34. 11QT 58,3–21: Regeln für den Verteidigungskrieg – Angriffskriege sind nur mit göttlicher Zustimmung und begrenztem Ressourceneinsatz erlaubt:90 Und hört er {der König} über irgendein Volk oder eine Nation, dass es bestrebt ist, etwas zu rauben von all dem, was Israel gehört, dann sendet er (Befehl) an die Befehlshaber der Tausendschaften und an die Befehlshaber der Hundertschaften, welche eingesetzt sind in den Städten Israels, und die schicken mit ihm ein Zehntel der Mannschaft {(radiert)}, um mit ihm zum Krieg auszuziehen gegen ihre Feinde, und sie ziehen mit ihm. Aber wenn ein großes Kriegsvolk ins Land Israels gekommen ist, dann schicken sie ein Fünftel der Kriegsleute mit ihm. Und ist es ein König (mit) Kriegswagen, Pferden und viel Mannschaft, so schicken sie ein Drittel der Kriegsleute mit ihm und die beiden (anderen) Heeresteile bewachen ihre Städte und ihre Grenze, dass nicht eine Schar in ihr Land eindringe. Wird der Krieg ihm (dennoch) zu hart, schicken sie ihm die Hälfte der Mannschaft, die Männer des Heeres, die (andere) Hälfte der Mannschaft sollen sie aber nicht von ihren Städten abziehen. [(leer)] Besiegen sie ihre Feinde und zerschmettern sie sie und schlagen sie sie mit dem {.} Schwert, dann nimmt er ihr Beutegut und man gibt davon dem König ein Zehntel, den Priestern ein Tausendstel und den Leviten ein Hundertstel von allem, und die Hälfte des Übrigen teilen sie unter den Kriegsteilnehmern und ihren Brüdern, die sie in ihren Städten gelassen hatten, auf. [(leer)] Und {w}enn er zum Krieg auszieht gegen seine Feinde, zieht mit ihm ein Fünftel der Mannschaft, die Kriegsleute, alles wehrhafte Männer. Und sie bewahren sich vor jedweder unreinen Sache und vor jeglichen (sexuellen) Schändlichkeiten und vor jeder Verschuldung
88 Das hebräische מלךist nicht notwendig das semantische Äquivalent des griechischen βασιλεύς. Die LXX übersetzt das Wort u. a. an hier verarbeiteten Stelle Dtn 17,15 mit ἄρχων. Die Frage, wann die Hasmonäer den Titel βασιλεύς annahmen, hat daher keine Bedeutung für die Datierung und Interpretation von 11QT. 89 Siehe dagegen die 40.000 Stallplätze und 12.000 Reitergardisten Salomos: 1 Kön 5,6, 10,26. 90 Verwandte Kriegsregeln finden sich auch in 4Q376.
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und Schuld. Und er darf nicht ausziehen, bevor er nicht vor den Großen Priester gekommen ist und ihn um die Entscheidung der Urim und der Tummim fragt;91 auf seine Weisung hin ziehe er aus und auf seine Weisung hin kehre er heim, er und alle Israeliten, die mit ihm sind. Er darf nicht aus eigenem Entschluss ausziehen, bevor er nicht die Entscheidung der Urim und der Tummim erfragt hat. So wird er Erfolg haben auf allen seinen Wegen, weil er auf Grund der Entscheidung ausgezogen ist, welche [---] (Ü: J. Maier).
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91 Das Verfahren, nicht jedoch die Beschränkung von Angriffskriegen als solche, ist abgeleitet aus Num 27,21; 1 Sam 28,3–6; vgl. auch 23,2–12 und 30,7 f., wo nur der Efod genannt wird, an dem jedoch die Tasche mit Urim und Tummim befestigt war (Ex 28,25–30). Das Führen von Angriffskriegen durch den König wurde auch in der rabbinischen Tradition erschwert, hier jedoch durch das Erfordernis eines Beschlusses des großen Sanhedrins: MSan 1,5, 2,4.
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DR. ANDREAS HARTMANN Universität Augsburg, Lehrstuhl für Alte Geschichte, Universitätsstraße 10, D86159 Augsburg, [email protected]
GRIECHISCHE VORAUSETZUNGEN UND KONTEXTE Die Suche nach Frieden in der griechischen Poliswelt und die Entstehung des Basileus Eirenophylax-Konzeptes Charalampos I. Chrysafis Die Staatenwelt des klassischen Griechenlands war ein geteiltes und multipolares System, das mehrheitlich aus kleinen politischen Einheiten bestand, von denen die überwiegende Mehrheit Stadtstaaten mit einer demokratischen oder oligarchischen Verfassung waren.1 Gelegentlich, vor allem in der Zeit des Aufstiegs von Athen und Sparta im 5. Jahrhundert,2 entwickelte sich auf der lokalen Ebene des griechischen Kernlandes eine Bipolarität, bei der eine externe Macht, das persische Reich, zwischen den Rollen des gemeinsamen Feindes einerseits und des Bewahrers des Gleichgewichts zwischen den beiden Polen andererseits wechselte. Nach dem Ende des Peloponnesischen Krieges wurde diese Bipolarität von einer asymmetrischen Multipolarität abgelöst, in der neue und alte Mächte, beflügelt durch fragile kurzfristige Partnerschaften, im offenen Wettbewerb zueinanderstanden. Eine solche Konstellation führt in der Regel zu Instabilität und Konfliktverschärfung, und zwar sowohl wegen der Vielfalt und Komplexität der Interessen jedes beteiligten Staates als auch wegen der breiten Palette von Optionen, die jedem politischen Akteur zur Verfügung stehen, um einen regionalen Pol zu umwerben oder die Seiten zu wechseln, um diese Interessen zu realisieren.3 In der Tat waren häufige Kriege ein Grundproblem der antiken griechischen Welt, was besonders deutlich wird, wenn man bedenkt, dass in der griechischen Literatur das Leid des Krieges und damit der Wunsch nach Frieden betont wird.4
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Ein sehr gutes und detailliertes Bild der antiken griechischen Welt, insbesondere aus der Perspektive der Polis, findet sich in Hansen/Nielsen 2004. Alle Daten sind v. Chr., wenn nicht anders angemerkt ist. Siehe beispielsweise die theoretischen Analysen von Deutsch/Singer 1964; Waltz 1979, 161– 170; für die internationalen Beziehungen und die entsprechende Kritik Christensen/Snyder 1990. Die Instabilität und die Tendenz zum Krieg, die die Neorealisten besonders in multipolaren Systemen ausgemacht haben, treten in der Kriegsgeschichte der antiken griechischen Welt außergewöhnlich häufig auf. Die katastrophalen Folgen der zahlreichen kleinen Grenzkriege zwischen benachbarten griechischen Staaten wurden gerade durch das wesentlich höhere militärische Potential der Kriege hegemonialer Bündnisse verschärft. Diese Kriege dauerten in der Regel länger und sehr oft entzweiten sie auch das Innere der Poleis, was zu στάσις (einem Konflikt zwischen den Bürgern) führte. Der Peloponnesische Krieg und der Korinthische Krieg hatten dies den Zeitgenossen auf harte Weise bewiesen. Die entsprechende Literatur ist umfangreich und ich beschränke mich an dieser Stelle darauf, nur die jüngsten einschlägigen Beiträge zu erwähnen, wie Raaflaub 2009 u. 2016;
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Hinzu kommt das Problem der inneren Spaltung einer Polis zwischen den verschiedenen politischen Gruppierungen, die oft zu gewaltsamen Bürgerkriegen führte.5 Ein typisches Beispiel ist das Zitat aus Platons Nomoi [Q05-01], in dem einerseits der pessimistische Ansatz eines Redners (Kleinias) vorgestellt wird, nach dem der Frieden nur ein leerer Begriff sei, während in Wirklichkeit der Krieg der natürliche Zustand zwischen den verschiedenen Staaten sei. Andererseits dekonstruiert der athenische Gesprächspartner des Kleinias diese Position und kommt zu dem Schluss, dass das Beste weder der Krieg noch der Bürgerzwist (στάσις), sondern der gegenseitige Friede und der Ausgleich zwischen Staaten und innerhalb einer Bürgerschaft sei. In der Antike gab es zahlreiche Methoden der Konfliktlösung und Friedensstiftung durch die Diplomatie und die Religion.6 Von besonderem Interesse sind die Bemühungen, in der griechischen Welt durch eine Art „transnational Institution“ Frieden zu schaffen.7 Die dauerhafte Institutionalisierung des Friedens und des Kriegsverbots innerhalb eines Bündnisses wurde erstmals bei dem in Korinth im Herbst 481 gegründeten Hellenenbund gegen Persien erwähnt [Q05-02].8 Der Hellenenbund erwies sich als äußerst zerbrechlich, und nach der scheinbaren
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Moloney/Williams 2017; Lichtenberger u. a. 2018; Ager 2020; Eich 2021, mit Hinweisen auf die ältere Literatur. Diese internen Konflikte sind in der Regel ‚grenzüberschreitend‘, da die verfeindeten Parteien Verbündete in anderen staatlichen Einheiten suchen, die ihrerseits zu ihrem eigenen Vorteil in den Konflikt eingreifen. Als Beispiel für diesen Fall wird in der Forschung öfter Thukydides’ einschlägige Passage über den Bürgerkrieg in Kerkyra im Jahr 427 zitiert, weil seine Beobachtungen so aufschlussreich und tiefgründig sind (Thuk. 3,70–85, dazu Ager 2020, 10 f.). Die diplomatischen Methoden beziehen sich auf bilaterale oder multilaterale Verträge, Bündnisse, oder Schiedsverfahren. Durch die Religion konnten Frieden oder Kampfpausen entstehen, z. B. durch Amphiktyonien, durch religiösen Schutz entweder von Personen, die mit einer besonderen Funktion betraut waren, wie Botschafter und Herolde, oder durch Institutionen, wie die territoriale Asylie von sakralen Räumen und wie den heiligen Frieden – ἐκεχειρία – für die Teilnehmer bei Festen. Siehe dazu Raaflaub 2009, 233 f. mit Verweisen auf relevante Literatur. Nach 2009 wird die Literatur noch bereichert durch Funke 2013, 451–465, zur Amphiktyonie, Theotikou 2013 zu den Friedensfesten, Scharff 2016 zum Eid in die zwischenstaatlichen Vereinbarungen und Knäpper 2018, 22–74, zur Asylie. Larsen 1944 hatte diese Organisationen in vier Typen eingeteilt: a) Amphiktyonien oder Vereinigungen, die im Zusammenhang mit dem Kult eines Gottes organisiert wurden, mit der Delphischen Amphiktyonie als wichtigstem Beispiel, b) Bündnisse von theoretisch freien und autonomen Staaten, c) Sympolitien oder echte Bundesstaaten (κοινόν) und d) Verträge für einen allgemeinen Frieden (κοινὴ εἰρήνη), die zwischen mehreren Staaten ausgehandelt wurden, vgl. Raaflaub 2015, 434–451, der noch „confederacies“ als ein Mittelstation zwischen der Bundestaaten und Bündnisse erkennt. Die multilateralen und polisübergreifenden Bünde lassen sich als Institution bereits im 6. Jh. auf den Peloponnesischen Bund zurückführen. Ein vielleicht noch früherer Hinweis auf einen mehrgliedrigen Bund mit panhellenischen Ansprüchen ist der Schwur der griechischen Heere in den homerischen Epen (Hom. Il. 2,284–288), Raaflaub 2015, 434–436. Brunt 1953, 149–156; Mitchell 2015, 56–59. Interessant ist jedoch, dass das erste Verbot des Krieges und die Auferlegung der Lösung von Problemen durch ein Schiedsverfahren in der griechischen Welt auf die entsprechende Anordnung des persischen Satrapen Artaphernes zurückgeht (Hdt. 6,42,1).
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Beseitigung des gemeinsamen Feindes, des persischen Königs, der als das einzige Bindeglied fungierte, um die Rivalitäten der griechischen Städte zu mildern, spaltete sich die griechische Welt in zwei rivalisierende Lager, die von Athen und Sparta angeführt wurden. Beide Städte schlossen hegemoniale Bündnisse, in denen Entscheidungen und Politik weitgehend von der Hegemonialmacht bestimmt wurden. Ziel eines solchen Bündnisses war es einerseits, die Mitglieder politisch und militärisch an die Hegemonialmacht zu binden, und andererseits, den internen Status quo zu bewahren, indem befreundete politische Parteien an der Macht gehalten wurden. Im 5. Jh. wurden die Konflikte jedoch noch größer und die Einsätze noch höher, was im äußerst gewalttätigen und langanhaltenden Peloponnesischen Krieg (431–404) gipfelte. Die eklatanten negativen Folgen externer und interner Kriege prägten die politische Debatte jener Zeit, sodass die Frage des Friedens auf panhellenischer Ebene seitdem an die Spitze der politischen Agenda rückte. Auf der theoretischen Ebene, wie sie von den Intellektuellen dieser Zeit zum Ausdruck gebracht wurde, verstärkten sich die Bemühungen um Frieden zwischen den griechischen Staaten, vor allem durch die Propagierung der panhellenischen Einheit mit Isokrates als Hauptvertreter, und die Idealisierung der Errungenschaften der Perserkriege. Das persische Reich sollte somit die Rolle des Auslösers dieser Einigung spielen – als gemeinsamer Feind, dem es entgegenzutreten galt und der für seine Sünden gegenüber den Griechen büßen musste.9 Wie A. Hartmann in seinem Beitrag zu diesem Band hervorhebt, war das antike griechische Denken in der Regel nicht in der Lage, moderne pazifistische Konzepte auszudrücken; stattdessen wurde niemals in Frage gestellt, dass Krieg ein legitimes und notwendiges Mittel zur Herstellung von ‚Frieden‘ wäre. Zudem beschränkte sich die teilweise Verurteilung des Krieges auf die Kriege unter den Griechen. Kriege gegen die Barbaren
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Vor Isokrates wurde diese Position für eine enge Kooperation der griechischen Staaten und das Unterfangen eines Krieges gegen die Perser schon während des 5. Jh. v. Chr zum Ausdruck gebracht, Flower 2000, 65–101. Nach Plutarch bzw. seinen Quellen kritisierte Elpinike 439 v. Chr. Perikles, dass er Kriege gegen anderen Griechen führe und griechische Poleis zerstöre, während ihr Bruder Kimon gegen die Perser gekämpft habe (Plut. Perik. 4–6). Nach dem Ende des Peloponnesischen Krieges erhielt die Debatte eine besondere Dynamik und wurde zu einem zentralen Thema rhetorischer und politischer Werke, von denen die ersten Beispiele die nicht erhaltenen Olympischen Reden von Gorgias und Lysias (vielleicht 392 und 388 v. Chr.) sind, Plut. Mor. 144b; Lys. Olymp. 1–9. Für Gorgias war es wahrscheinlich nicht das erste Mal, dass er eine solche Ansicht vertrat: sein noch älterer Epitaphios (421 v. Chr.) hatte möglicherweise eine ähnliche These beinhaltet (Gorgias F5b = Philostr. soph. 1,9,5: τὰ μὲν κατὰ τῶν βαρβάρων τρόπαια ὕμνους ἀπαιτεῖ τὰ δὲ κατὰ τῶν Ἑλλήνων θρήνους). Die Konfrontation mit den Persern gehörte in dieser Hinsicht nicht zu dem in Andokides’ Rede (De Pace) mit den oben genannten Olympischen Reden annähernd zeitgemäßen Ansatz (ca. 392/91). Isokrates hat das Thema erstmals in seinem Panegyrikos von 380 aufgegriffen und bis zu seinem Tod 337 immer wieder ähnliche Appelle zu einer solchen Politik veröffentlicht. Ein solches Beispiel bietet die Rede des Isokrates an Philipp ΙΙ. [Q05-04].
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wurden nicht nur nicht verurteilt, sondern im Gegenteil gefordert und als ‚gerechte‘ Kriege überhöht.10 Ein weiterer Faktor, der den panhellenischen Gedanken förderte, war die Entwicklung des erfolgreichen Modells Bundesstaaten wie Böotien und Thessalien, die ideologisch die institutionellen Wege vorbereiteten, die das neue Bündnis theoretisch einschlagen würde.11 Nach und nach entstanden in der griechischen Welt immer mehr Bundesstaaten mit Bundesorganen, die von den Mitgliedern gewählt (oder ernannt) wurden und in regelmäßigen Abständen tagten. In der hellenistischen Epoche wurde die Bedeutung dieser bundesstaatlichen Zusammenschlüsse noch deutlicher wahrgenommen und überhöht.12 In der jener Zeit geführten Debatte über den institutionellen Rahmen, durch die Stabilität in der griechischen Welt erreicht werden könnte, ohne die Unabhängigkeit der Stadt als autonomes staatliches Gebilde zu gefährden, wurde die Ansicht verstärkt, dass ein Mischmodell zwischen den beiden Formen die beste Lösung war.13 An der Spitze dieses panhellenischen Bündnisses müsste jedoch ein Staat stehen, der diese Ziele verwirklichen könnte: Eine Art Garant und Regulator, der die Aufgabe hätte, den Frieden unter den Mitgliedern herzustellen und zu schützen, und 10 Clavadetscher-Thürlemann 1985, bes. 35–45. Außerdem beurteilte das antike griechische Denken die Möglichkeit, dass ein Staat ohne Krieg leben könne, sehr skeptisch. So betonen selbst Werke, die die Bedeutung des Friedens als Schlüsselelement für den Wohlstand eines Staates hervorheben, auch die Verteidigungsbereitschaft und die Kriegsfähigkeit des Staates, wie Xenophon in Poroi (= Über die Einkünfte, 4,51 f.) und Aristoteles in seinen Politika (1333a25– b5; 1333b35–1334a36). 11 Das Verhältnis zwischen hegemonialen Allianzen und föderalen Staaten wird auch aus einer anderen Perspektive von Raaflaub 2015, 434–451, untersucht. Der wechselseitige Einfluss wird in der spätklassischen und hellenistischen Periode viel deutlicher, Smarczyk 2015, 452–470. Die Literatur zum griechischen Föderalismus ist ebenfalls sehr umfangreich und ich beschränke mich auf die neueren Arbeiten wie Beck/Funke 2015; Beck u. a. 2019. Für die Bundesstaaten der Böotier und Thessalier, siehe Beck/Ganter 2015, 132–157; Bouchon/Helly 2015, 231–249 mit Hinweisen auf die ältere Literatur. Die beiden Hauptunterschiede zwischen den beiden Bundesformen sind: a) dass in den Bundesstaaten die Mitglieder dazu tendierten (oder sollten), eine gemeinsame Verfassung anzunehmen. So ersetzten die Megarer während ihrer Mitgliedschaft im Archäischen und später im Boiotischen Bund das traditionelle, jährlich gewählte Kollegium von fünf στρατηγοί durch δαμιουργοί und πολέμαρχοι entsprechend, und ahmten damit die verfassungsmäßige Zusammensetzung ihrer anderer föderaler Mitglieder nach, Chrysafis 2019, 185–188 mit Verweis auf weitere Literatur. Andererseits neigten hegemoniale Bündnisse dazu, sich gleichgültig gegenüber der Art der Verfassungen ihrer Mitglieder zu verhalten, solange letztere eine der Hegemonialmacht genehme Außenpolitik betrieben. b) In der Regel gab es innerhalb der Föderationen kein so deutliches Mächteverhältnis zwischen einem Mitglied und allen anderen, wie es für die Struktur der hegemonialen Bündnisse charakteristisch war, Funke 2007b, 79–80; Beck/Funke 2015, 14–19. Eine dritte Form der überstaatlichen Vereinigungen waren die religiösen Zusammenschlüsse von Staaten um Heiligtümer herum, die ihrerseits wesentlich zur Entstehung des griechischen Föderalismus beitrugen, Beck/Funke 2015, 24 f.; Mitchell 2015, 50–56; Raaflaub 2015, 438 f. 12 Funke 2007b, 78–98. 13 Ein wichtiger Beitrag in diesem Bereich war der Zweite Athenische Seebund, der vergeblich den institutionellen Rahmen für eine gleichberechtigte Beteiligung der Mitglieder an einem hegemonialen Bündnis zu schaffen versuchte, Raaflaub 2015, 445–451.
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den man, entsprechend dem Titel des vorliegenden Bandes, als Friedenswächter (εἰρηνοφύλαξ) bezeichnen könnte. Der Begriff φύλαξ τῆς εἰρήνης oder εἰρηνοφύλαξ war also ebenfalls ein Produkt der politischen und ideologischen Prozesse des 4. Jhs. Chronologisch gesehen wurde der Begriff erstmals im Panegyrikos des Isokrates (380) erwähnt, in dem die zentrale Rolle des persischen Königs im Königsfrieden von 386 beschrieben wird. Hervorzuheben war zudem die Sonderstellung, die der Perserkönig gegenüber den anderen Vertragschließenden einnahm: Er erschien als „Schiedsrichter“ (βραβευτής) und als „Garant des Friedens“ (φύλαξ τῆς εἰρήνης) – der erste König, dem diese Rolle in der griechischen Welt zugewiesen wurde.14 Später argumentierte Xenophon in seinem Werk Πόροι, dass Athen sich bewusst um die Pflege und Erhaltung des Friedens bemühen solle, und diese Aufgabe könne durch die Ernennung von εἰρηνοφύλακες angemessen erfüllt werden [Q0503: §5.1]. Xenophon argumentierte weiter, dass Athen durch die Ausübung einer friedlichen Politik und die Vorteile des Handels in der Lage wäre, seine Hegemonie über die griechische Welt durch den Willen der griechischen Städte wiederzuerlangen, während es Athen gleichzeitig gelingen würde, den Handel anzukurbeln, den Wohlstand zu steigern und allgemein das Wohlergehen Athens zu fördern.15 Der Begriff εἰρηνοφύλαξ wurde auch von Aischines (3,159) erwähnt, aber wir können nicht mit Sicherheit sagen, dass es in Athen ein solches politisches Amt gab.16 Es ist möglich, dass der Begriff εἰρηνοφύλαξ oder φύλαξ τῆς εἰρήνης dem damaligen Streben nach der Stabilität eines gemeinsamen Friedens entsprach. Xenophon selbst beschrieb bei der Analyse seines Vorschlags die Rolle Athens auf der diplo14 Isokr. 4,175. Für Isokrates war dieser Frieden allerdings kein echter Friedensvertrag, sondern eine Anordnung (πρόσταγμα), die als eine Niederlage des Panhellenismus zu verstehen war. Er steht also diesem Frieden sehr negativ gegenüber, auch wenn er die Methode seines Zustandekommens als taugliche Grundlage für das Zusammenleben der griechischen Poleis wahrnimmt. Isokr. 4,176; 12,59; 12,106; 8,16; StV II 242= Werner/Bengtson 1975, 189 f.; vgl. Roth 2003, 118 f.; Perlman 1976, 26–28; Jansen 2017, 256 f. Der Begriff φύλαξ τῆς εἰρήνης oder εἰρηνοφύλαξ blieb als Argument im Bemühen um eine positive Darstellung von Königen zu erhalten, wie aus dem Onomastikon des Pollux [Q04-11] hervorgeht, der den Begriff zu den Topoi des Herrscherlobes zählt, vgl. Dion. Halik. 3,5,3: ἀνὴρ οὔτε πολέμου ἡγεμὼν ἱκανὸς οὔτε εἰρήνης βέβαιος φύλαξ. Plut. Alex. 34,2 (καλῶν ἔργων φύλαξ); Phil., Legatio ad Gaium 147. 15 Für die Verbindung des Friedens mit dem Wohlstand in der rhetorischen und politischen Debatte des 4. Jhs. vgl. Low 2012, 121–123; Gauthier 1976, 198–200; Papini 2018, 63–73. Ein Teil der Argumente des Andokides (3,6–9) betraf auch die Verherrlichung des Friedens und die Hervorhebung der negativen Seiten des Krieges. 16 Es gibt noch keine akzeptierte zufriedenstellende Interpretation dieses Begriffs, wie er von Xenophon verwendet wird. Jansen (2017, 265 f.) neigt dazu, es als ständiges Diplomaten-kollegium zur Beilegung von Streitigkeiten in der griechischen Welt zu begreifen, aber vgl. Gauthier 1976, 197 f.; Whitehead 2019, 247 f. Das Amt (oder der Titel) des φύλαξ τῆς εἰρήνης (zusammen mit seiner Ernennung zum στρατηγός) wird in einem Poliskontext für Agathokles erwähnt, bevor es ihm gelang, seine Tyrannis in Syrakus zu errichten. Dieses Amt steht nicht im Zusammenhang mit der Wiederherstellung der inneren ὁμόνοια in der Stadt, die im gleichen Satz erwähnt wird, sondern vor allem mit der Konsolidierung und dem Schutz des Friedens, den Agathokles selbst vorher mit den Karthagern geschlossen hatte, Diod. 15,4 f.
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matischen Bühne im Wesentlichen als einen Garanten und Hüter des internationalen Friedens. Ähnliche Argumente für die Vorteile des Friedens wurden von Isokrates vorgebracht, der sogar noch weiter ging, indem er herauszufinden versuchte, welcher Staat diese Funktion auf panhellenischer Ebene ausüben könnte.17 Der athenische Redner änderte seine Meinung mehrmals, da er sich zunächst um traditionelle griechische Mächte wie Athen und Sparta bemühte. Diese wurden aufgrund ihrer hegemonialen Vergangenheit und der verschiedenen demütigenden Verträge mit dem persischen König, die die persische Kontrolle der griechischen Poleis in Kleinasien gewährsleisteten, schnell von Isokrates abgelehnt. Er wandte sich später monarchischen Staaten, Tyrannenherrschaften oder anderen alten Monarchien an der Peripherie der griechischen Welt zu, wie Euagoras von Zypern, Dionysios von Syrakus und schließlich Philipp II. von Makedonien. In seiner Rede an den makedonischen König unmittelbar nach seinem Sieg im Dritten Heiligen Krieg und der Befreiung des Heiligtums von Delphi von der phokischen Kontrolle riet er ihm, Eintracht unter den Griechen herzustellen und eine geeinte griechische Welt gegen das persische Reich zu führen [Q05-04]. Isokrates gab die traditionelle antimonarchische Haltung der Bewohner der griechischen Städte dennoch nicht auf, da er weiterhin verkündete, dass Könige nicht über Griechen, sondern nur über Barbaren herrschen könnten.18 Aber gleichzeitig war er offensichtlich fasziniert von dem Bild der unmittelbaren Wirksamkeit einer monarchischen Herrschaft und ihren Erfolgen gegenüber den Städten im 4. Jh. Eine von philosophischen Idealen geprägte Monarchie, wie sie in Isokrates’ Werken idealisiert wurde, konnte, seiner Meinung nach, die Rolle eines unparteiischen Friedensstifters in der griechischen Welt übernehmen und einen siegreichen Krieg gegen die Barbaren führen, besser als die leidenschaftlichen und innerlich gespaltenen griechischen Städte, während sie gleichzeitig das griechische Empfinden für die Autonomie, Freiheit und demokratische Funktionsweise der Poleis zu respektieren hatte.19 Auf einer praktischen Ebene wurden die oben genannten Ideen von den damaligen Großmächten ausgenutzt, mit dem rohen Ziel, die Legitimität und Akzeptanz ihrer Macht über die griechischen Städte zu gewährleisten. Ironischerweise wurde das erste diplomatische Dokument, in dem versucht wurde, den Frieden im geografischen Gebiet Griechenlands durchzusetzen, der Königs- oder Antalkidas-Frieden von 386, vom persischen König Artaxerxes diktiert, wobei Sparta die Rolle des Friedensbeschützers (προστάτης τῆς εἰρήνης) zugewiesen wurde [Q05-05]. 17 Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass Xenophon in seinem Werk im Gegensatz zu Isokrates nicht den antipersischen Kampf hervorhebt, sondern die Bedeutung der Handelsbeziehungen und der Wirtschaft durch einen auf Athen konzentrierten Ansatz, dazu Jansen 2017, 255–270. 18 Isokr. 5,154. Es wird berichtet, dass Aristoteles Alexander III. einen ähnlichen Rat gegeben hat, Plut. De fort. Alex. 1,6; Strab. 1,4,9. 19 Zu Isokrates’ Haltung gegenüber dem Königtum: Barceló 1993, 252–258; Atack 2020, 77–84. Die Ermahnungen des Isokrates zur Herstellung der Einstimmigkeit können auch als politische Garantie dafür interpretiert werden, dass Philipp II. in Griechenland keine imperialistische Hegemoniepolitik betreiben wird, sondern stattdessen eine Kooperationspolitik mit den griechischen Poleis einschließlich Athen verfolgt, Perlman 1976, 27–29.
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Letzteres konnte die Bedingungen so weit manipulieren, dass es sich unter dem Vorwand, die Einhaltung des Vertrags zu gewährleisten, mehrere Vertragsverletzungen und Interventionen erlaubte, um seine hegemoniale Position zu sichern.20 So wurde beispielsweise der Grundsatz der Autonomie der Städte als unvereinbar mit der Existenz von Bündnissystemen bzw. Bundesstaaten wie dem Böotischen Koinon interpretiert, die aufgefordert wurden, sich aufzulösen. Der Friedenskongress in Sparta (386 v. Chr.), der das Ergebnis des Königsfriedens war, ist daher das erste Beispiel einer κοινὴ εἰρήνη.21 Die Idee eines gemeinsamen Friedens, einer allgemeinen friedenserhaltenden Ordnung oder einer interpolaren kollektiven Struktur des Friedens und der Sicherheit für die gesamte griechische Staatenwelt entstand gerade als Ausweg aus der Situation der ständigen Kriege und war besonders innovativ. Die Bedingungen für einen gemeinsamen Frieden waren zeitlich nicht begrenzt und richteten sich im Prinzip an alle griechischen Poleis. Sie basierten auf den Grundprinzipien Friede, Freiheit und Autonomie für alle Staaten innerhalb eines geografischen Areals, unabhängig von der tatsächlichen Machtposition der einzelnen Teilnehmer.22 Doch weder der Königsfrieden noch die darauffolgenden neuen Anläufe (375, 371, 368, 365, 362 v. Chr.) konnten das Problem der ständigen Kriege lösen. Schließlich wurde die instabile Multipolarität des 4. Jhs. (Sparta, Athen, Theben und, paradoxerweise und nur wegen des enormen Schatzes des Heiligtums von Delphi, das kleine Phokis) zwischen 356 und 338 v. Chr. durch das charismatische politische und militärische Agieren Philipps II. schrittweise, aber entscheidend überwunden. Bereits 346 v. Chr. bezeichnete Isokrates in seiner Rede an Philipp II. [Q05-04] diesen nach der Beendigung des Dritten Heiligen Krieges und der Bindung der Delphischen Amphiktyonie an Philipp II. als den einzig geeigneten Anführer, der die panhellenische Einheit und den Krieg gegen das persische Reich
20 Diod. 15,1–3; Funke 2004, 427. Grundsätzlich war dies eine strukturelle Schwäche nicht nur von den Verträgen über eine κοινὴ εἰρήνη, sondern ein genereller Systemfehler aller hegemonialen Symmachien der griechischen Welt. Die jeweiligen Bundesorgane waren, auch wenn sie nominell entscheidungsbefugt waren, nicht in der Lage, sich gegen die Aktivitäten der Hegemonialmacht durchzusetzen, wenn diese es unternahm, gegen die allgemeinen Friedensbedingungen oder die Bestimmungen des Bündnisvertrages zu verstoßen, indem sie sich zum Beispiel in die inneren Angelegenheiten eines Mitglieds einmischte. 21 Diodor (15,3) erwähnt den Königsfrieden als κοιναὶ σπονδαί. Epigraphisch taucht der Begriff κοινὴ εἰρήνη zum ersten Mal in einer zweideutigen Inschrift auf, die sich wahrscheinlich auf den kurzlebigen Frieden von 362 v. Chr. bezieht, an dem Sparta und der persische König nicht beteiligt waren: StV II 292 = IG IV 556, vgl. Diod. 15,89,1; dazu Jehne 1994, 96–115; Low 2012. 22 Grundlegend für die Untersuchung der κοινὴ εἰρήνη bleibt immer noch Jehne 1994, 7–29; vgl. Wilker 2012, 95–117. Das Konzept wird erstmals in der Friedensrede des Andokides im Zuge der Friedensverhandlungen von 392/91 erwähnt, Andok. 3,17. Die angebliche Initiative des Perikles über den Versuch, 449/48 in Athen einen Friedenskongress abzuhalten, kann als Vorläufer des gemeinsamen Friedens angesehen werden, wenn man dessen Historizität nicht in Frage stellt (Plut. Perikl. 17,2; dazu Perlman 1976, 8–12; Mitchell 2015, 62 f.).
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führen könnte.23 Durch seinen Eintritt in die Amphiktyonie und die zentrale Rolle, die er darin einnahm, konnte sich Philipp zum ersten Mal als aktiver Beschützer des Friedens präsentieren, und zwar durch einen Vertrag, der ursprünglich hauptsächlich an die Mitglieder der Delphischen Amphiktyonie gerichtet war [Q05-06].24 Aischines [Q05-07] stellte den Eid der Amphiktyonen vor, der angeblich während der ersten Sitzung nach der Errichtung des Heiligtums (7. oder 6. Jh. v. Chr.) verfasst worden war und den Angriff und die Zerstörung eines Mitglieds durch ein anderes verbot sowie den Schutz und die gemeinsame Unterstützung des Heiligtums gegen Dritte vereinbarte. Die Historizität des Schwurs aus der Zeit der Gründung der Amphiktyonie ist umstritten, aber er passt perfekt in den Geist und die Bestrebungen des 4. Jhs. und wäre ein geeigneter Referenztext für den gemeinsamen Frieden gewesen, den die Mitglieder der Amphiktyonie von Delphi vereinbart hatten (346 v. Chr.).25 Philipp als stärkstes militärisches Mitglied der Amphiktyonie hatte nach dem makedonischen Sieg bei Chaironeia (338/37 v. Chr.) sicherlich eine Sonderstellung inne, die seinem nächsten Schritt auf der griechischen politischen Bühne entsprach. Die Politik Philipps II. und indirekt auch das politische Programm des Isokrates wurden also in Korinth, dem einstigen Sitz des Panhellenischen Kongresses der Perserkriege, erfolgreich abgeschlossen, indem fast alle griechischen Staaten (mit der wichtigen Ausnahme Spartas) einen gemeinsamen Frieden abschlossen. Die Rolle der Garantiemacht übernahm Philipp, der zum Anführer des neuen Bündnisses gewählt wurde.26 Der Schwur ist auf einer auf der Akropolis in Athen gefundenen Stele überliefert und kann durch weitere Quellen ergänzt werden [Q05-08]. Er enthielt Treuegelöbnisse auf die Person Philipps und für die Erhaltung der bestehenden politischen und sozialen Ordnung in den Städten. Diese Forderung von Autonomie und Schutz der aktuellen Verfassungen in den griechischen Poleis sowie der Aufrechterhaltung des Status quo mit der Verpflichtung der Mitglieder, ihre Streitigkeiten durch ein Schiedsverfahren zu lösen, umhüllte die Macht Makedoniens mit einem Mantel der Legitimität. Es war ein Umfeld geschaffen worden, in
23 Die Ereignisse der Jahre 346–336 v. Chr. sind ein recht komplexes Thema, insbesondere was die tatsächlichen Pläne Philipps II. und die Bestrebungen der damaligen Hauptakteure wie Athen und Theben, sowie den Kontext der Verhandlungen und politischen Diskussionen über die Bedingungen des Philokratesfriedens (346) angeht, die hier nicht umfassend analysiert werden können, dazu Sánchez 2001, 220–243; Dmitriev 2011, 67–80; Moloney 2017, 178–194. Dieser Vertrag bildete möglicherweise die Grundlage für eine gemeinsame Hegemonie von Philipp und Athen in der griechischen Welt – ein Versuch, die Beziehungen zwischen Persien und Sparta, die zum Königsfrieden von 386 geführt hatten, in gewisser Weise nachzuahmen. 24 Diod. 16,60,3 f. = StV II 331, dazu Jehne 1994, 125–137; Sánchez 2001, 199–213. 25 Sánchez 2001, 44–50; vgl. die Anmerkung von Funke 2007a, 190 f. Larsen 1944, 146 f., ist der Ansicht, dass sich der Schwur auf den Ausbruch des Ersten Heiligen Krieges im Jahr 590 v. Chr. bezieht, äußert jedoch auch Vorbehalte hinsichtlich dessen Historizität. Sollte eine solch frühe Datierung zutreffen, würde der Text den ersten Versuch darstellen, den Krieg zwischen Mitgliedern eines Bündnisses oder einer religiösen Vereinigung zu verbieten, und zwar lange vor der entsprechenden Verpflichtung des Hellenenbundes während der Perserkriege [Q05-02]. 26 StV 403 I, dazu Ager 1996, 39–43; Jehne 1994, 139–197; Smarczyk 2015, 453–458.
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dem Philipp als Herrscher weitgehend akzeptiert wurde, und zwar nicht wegen der Androhung von Waffengewalt, sondern wegen seiner positiven Leistungen bei der Herstellung des Friedens in der griechischen Welt und der ausschließlichen Kriegführung gegen die Barbaren. Es sei auch darauf hingewiesen, dass die Stadtstaaten, die nun unter dem Schutz des Friedensvertrags standen, vor dem Beitritt zum Bündnis dazu verpflichtet worden waren, die Anhänger der antimakedonischen Koalition von 338 v. Chr. zu vertreiben. Der Schutz der Stadtstaaten zum Zeitpunkt ihrer Aufnahme trug einerseits zur sozialen und politischen Stabilität bei, ermöglichte es andererseits in der Praxis dem Bündnis und damit Philipp, Einfluss auf die inneren Angelegenheiten der Mitgliedsstaaten zu nehmen. Außerdem wurden verschiedene Neuerungen eingeführt, um die Stabilität des neuen Systems zu gewährleisten. Das Bündnis sollte von einer Versammlung geleitet werden, die sich aus Vertretern der Mitglieder zusammensetzte, wobei jeder Staat eine Stimme erhielt. Dieses Gremium sollte auch alle Streitigkeiten zwischen den Mitgliedern friedlich lösen.27 Der Konflikt zwischen Kimolos und Melos über den Besitz einiger Inseln, der durch die Vermittlung von Argos gelöst wurde, ist ein gutes Beispiel für die Tätigkeiten des Bundes in dieser Richtung [Q07-05]. In diesem Zusammenhang war Philipp nicht nur ein fähiger Schüler der früheren Hegemonialmächte (Sparta, Athen, Theben), sondern auch nach Isokrates die bestmögliche Verkörperung der panhellenischen Visionen. Die Frage, ob Philipp von Isokrates selbst beeinflusst wurde, beschäftigte auch letzteren, wie aus seinem kurz vor seinem Tod verfassten Brief an den makedonischen König hervorgeht [Q05-09]. In diesem Text drückte Isokrates zudem seine Dankbarkeit gegenüber seinem Lebensalter aus, dass er seine Visionen wahr werden lassen konnte. Philipp II. stützte sich also auf bereits früher entwickelte Institutionen und Ideen: Er verband die ideologischen und philosophischen Entwicklungen des 4. Jhs., die Bewegungen für die panhellenische Einheit, den gemeinsamen Frieden und den Rachefeldzug gegen die Perser, mit den praktischen Vorteilen der institutionellen Verfassung eines hegemonialen Bündnisses, in dem die Mitglieder zwar formal die Rechte der Souveränität, der Freiheit und der inneren Autonomie genossen, in Wirklichkeit aber eng an den makedonischen König gebunden und von ihm völlig abhängig waren.28 Dieser konnte unter dem Vorwand, den Frieden zu schützen, wie Sparta im Jahr 386 v. Chr., nach Belieben eingreifen, wenn die Entwicklung nicht seinen Vorstellungen entsprach. Gleichzeitig brauchte Philipp diesen Mantel der Legitimität umso mehr, als er sich von den äußerst negativen Stereotypen des tyrannischen Monarchen und des Barbaren, die Demosthenes mit seinem rhetorischen Geschick in seinen Reden gegen ihn aufgebaut hatte, absetzen musste.29 27 Beim Schiedsspruch von Argos zum Streit zwischen Melos und Kimolos handelt es sich um den frühesten, epigraphisch erhaltenen Spruch einer πόλις ἔκκλητος, einer Stadt, die das Richteramt übernahm und für die Besetzung des δικαστήριον verantwortlich war, dazu Ager 1996, 43–45; Harter-Uibopuu 2014, 593. 28 Dmitriev 2011, 109-111. 29 Harris 2018, 167–178.
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Das Bündnis überlebte die Ermordung Philipps und wurde von Alexander im Jahr 336 v. Chr. erneuert, doch die Eroberung Persiens durch letzteren führte zu einem drastischen Rückgang seiner Bedeutung.30 Die Institution hatte sich jedoch im Gedächtnis der Zeitgenossen als ein sehr gutes Instrument für die Schaffung der panhellenischen Einheit etabliert.31 Bezeichnend für diese positive Akzeptanz des griechischen Bündnisses (oder vielmehr für seine positive Projektion durch die promakedonische Darstellung) ist das bei Diodor [Q05-10] erhaltene διάγραμμα von Philipp III. Arrhidaios. Hinter dieser Anordnung stand Polyperchon, der damalige ἐπιμελητής und Vormund des intellektuell beschränkten makedonischen Königs. Ziel des Textes war es, die Sympathie und den Beistand der griechischen Städte gegen Kassandros zu gewinnen, dem es gelungen war, sich die Unterstützung der von seinem verstorbenen Vater und früheren ἐπιμελητής Antipatros eingesetzten makedonischen Garnisonen zu sichern. Wichtig ist, dass das διάγραμμα versuchte, die Ereignisse der letzten 20 Jahre positiv zu interpretieren: Die Handlungen Philipps II. und Alexanders führten zum Frieden und zur Einrichtung (oder Aufrechterhaltung) von Verfassungen in den Städten, die als Wohltaten für die Griechen beschrieben wurden. Ziel der königlichen Schachzüge war es, zu dieser idealisierten Vergangenheit zurückzukehren und die Fehler und Unregelmäßigkeiten der makedonischen Hegemonie entweder auf eine Irreführung der Griechen oder auf eine schlechte Umsetzung durch die beauftragten Strategen zurückzuführen.32 Diese positive Wahrnehmung Philipps II. überlebte in der pro-makedonischen politische Argumentation sowie während der hellenistischen Ära.33 Systematischer als Polyperchon nutzte Antigonos Monophthalmos dieses Instrument, indem er zunächst alle relevanten politischen Slogans in sein eigenes, 315 v. Chr. in Tyros verkündetes διάγραμμα aufnahm. In den Jahren 307 und 304 reiste sein Sohn Demetrios Poliorketes sogar nach Griechenland mit der Parole, die Freiheit der Griechen wiederherzustellen. Die in den griechischen Städten gewonnenen Verbündeten organisierten sich schließlich 302 v. Chr. in Korinth in dem – wie sich 30 StV 403 II. Wallace 2020, 125 f., untersucht zudem, wie Alexander den Hellenischen Bund nutzte, um mit den Griechen zu kommunizieren, seine Handlungen zu legitimieren und das Rachemotiv zu wiederholen. 31 Es ist beliefert, dass Aristoteles eine Abhandlung geschrieben, in der beschrieben wurde, wie Philipp II. die Probleme der griechischen Kriege gelöst wurde, und dies den theoretischen Hintergrund für die Politik dieses Königs bilden und rechtfertigen, Vit. Marc. 4: καὶ τὰ γεγραμμένα αὐτῷ Δικαιώματα Ἑλληνίδων πόλεων ἐξ ὧν Φίλιππος τὰς φιλονεικίας τῶν Ἑλλήνων διέλυσεν. Diese königliche Politik wurde von anderen Zeitgenossen jedoch als eine Täuschung interpretiert, um die Empfindlichkeiten der griechischen Poleis zu umgehen, Dmitriev 2011, 73-94. Ein typisches Beispiel für den Ausdruck dieser Ansicht ist die 17. Rede im Demosthenischen Corpus, die wahrscheinlich fälschlicherweise Demosthenes zugeschrieben wird und Alexander III. wegen zahlreicher Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit den Bedingungen des Bündnisvertrags, insbesondere im Bereich des Schutzes der Autonomie der Städte, anklagt, dazu Hitchings 2017, vgl. Dmitriev 2011, 87-90. 32 Poddighe 2013, die besonders die spätere Wiederverwendung der ideologischen Konstruktion dieses διάγραμμα in der königlichen Legitimationsdarstellung gegenüber den Griechen betont, vgl. Dmitriev 2011, 90–92, 113–141. 33 Z. B. Polyb. 9,33.
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herausstellte – nur kurz existierenden Hellenenbund [Q05-11].34 Die Gründungsvereinbarungen über die Organisationsform des Bundes sind in einer fragmentarisch erhaltenen Inschrift aus Epidauros überliefert. Diese scheint in den erhaltenen Zeilen die Grundbestimmungen des Vertragswerks zu enthalten (Z. I. 8–12):35 Die Bundesmitglieder seien durch Freundschaft und Bundesgenossenschaft verbunden und dürften sich an keiner militärischen Aktion gegen die Könige beteiligen, sondern müssten „die gleichen Freunde und Feinde“ wie die Könige haben. Die verbotenen Handlungen waren Angriffe gegen den territorialen Bestand der Mitgliedsstaaten (Z. I. 13 f.), gegen die Monarchie der Antigoniden und vermutlich auch gegen die Verfassungen der Mitgliedsstaaten (Z. I. 15). Die Verbindung mit der panhellenischen Vision ist in den Klauseln, die vom Bundesrat und seinem Vorsitz handelten, noch klarer ausgedrückt. Die Versammlungen der σύνεδροι sollten in Friedenszeiten gleichzeitig mit den großen hellenischen Festen an den Festorten stattfinden und die beauftragten στρατηγοί, die den König vertraten, werden als ἐπὶ τῆς κοινῆς φυλακῆς bezeichnet (Z. III. 66–72)36. Dieser στρατηγός residierte im von antigonidischen Truppen besetzten Korinth.37 Die Besetzung von Korinth als Sitz der verschiedenen Hellenenbünde hatte daher, abgesehen von ihrer strategischen Bedeutung, ein besonderes ideologisches Gewicht für die Hegemonie über die griechischen Städte des griechischen Territoriums. Neben den Antigoniden versuchten auch die Ptolemäer, die Stadt in ihre königliche Selbstdarstellung als Verteidiger der griechischen Autonomie zu integrieren.38 Schließlich wurde der Hellenenbund 224 v. Chr. ein letztes Mal wiederbelebt, wieder unter der Ägide der Antigoniden, diesmal des Antigonos Doson, nach dessen Sieg über Kleomenes von Sparta.39 Der bemerkenswerte Unterschied zu früheren Versuchen und ein Hinweis auf den bedeutenden Wandel, der zwischen dem 4. und dem 3. Jh. stattfand, bestand darin, dass sich das Bündnis diesmal haupt34 StV II 446; Diod. 20,102,1; Plut. Demetr. 25,3, vgl. Ager 1996, 65–67; Smarczyk 2015, 458– 461. 35 Schmitt 1969, 76–80. 36 Demosthenes 18,15 erwähnt zudem οἰ ἐπὶ τῇ κοινῇ φυλακῇ für den Hellenenbund von 338. Der Begriff κοινὴ φυλακή umfasst auch den Schutz des Friedens innerhalb des Bündnisses. 37 Die Antigoniden errichteten 302 v. Chr. im Gegensatz zu den Argeaden eine Garnison in Korinth, was gegen ihren Leitspruch von der Freiheit der Städte verstieß, Diod. 20,103,3. Für die Garnisonen der Antigoniden siehe Chrysafis 2017 (demnächst in deutscher Übersetzung), bes. 29–31 und 102–104 zu Korinth. Antigonos und Demetrios taten dies eher, weil sie kein Vertrauen in die Fähigkeit und Entschlossenheit der griechischen Städte hatten, mit den anderen Diadochen allein fertig zu werden. Griechenland war trotz seines großen symbolischen Wertes nur eine Nebenfront in ihren Kriegsanstrengungen, dazu Wheatley/Dunn 2020, 228–236. 38 Ptolemaios I. (Feldzug im Jahr 308 v. Chr.): Diod. 20,37,1 f.; Ptolemaios II. (Chremonideischer Krieg): IG II³ 1,912 (269/68 v. Chr.). Die Personifikation von Korinth taucht auch in der berühmten Prozession von Ptolemaios II. Philadelphos auf, obwohl die Stadt zu dieser Zeit mit einer Garnison in Akrokorinth unter der direkten Kontrolle der Antigoniden stand und der Sitz von Krateros war, dem Halbbruder von Antigonos Gonatas, Dazu siehe den Beitrag von R. Strootman in diesem Band. 39 StV III 507. Scherberich 2009; Smarczyk 2015, 461–464 und den Beitrag von K. Buraselis in diesem Band.
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sächlich aus Bundesstaaten (κοινά) zusammensetzte.40 Die Erfolge des Föderalismus in der griechischen Welt und seine Bedeutung für die Aufrechterhaltung von Stabilität und Frieden beeinflussten nicht nur die klassische Struktur des hegemonialen Bündnisses, sondern auch die hellenistische Königsideologie in vielen Bereichen stark. Die hellenistischen Monarchen versuchten, sich nicht nur als Wohltäter der Poleis, sondern auch der Bundesstaaten zu profilieren, indem sie deren Entwicklung und manchmal sogar deren Gründung maßgeblich unterstützten.41 Ein charakteristisches Beispiel ist der Nesiotenbund, der von den Antigoniden oder Ptolemäern um die Wende vom 4. zum 3. Jh. gegründet wurde.42 Auf den ägäischen Inseln finden sich auch die wichtigsten Beispiele für königliche Interventionen durch die Einrichtung von Schiedsgerichten als Hüter der inneren Ordnung und der friedlichen Beilegung von Streitigkeiten, die seit der Zeit Philipps II. ein Schlüsselelement der königlichen Förderung darstellten.43 Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Probleme des 5. und 4. Jhs. in der griechischen Staatenwelt sowie die Lösungen, die im Zuge der sich darauf reagierenden ideologischen Prozesse vorgeschlagen wurden, die königliche Darstellung der hellenistischen Periode stark beeinflussten, zumindest was die Kommunikation mit den griechischen Städten anbelangt. Ausgehend vom Beispiel des Artaxerxes III. im Jahre 386 v. Chr., der in den Quellen zwar negativ aufgeladen ist, aber das Konzept des Monarchen als Hüter eines polisübergreifenden Friedens einführte, und durch den panhellenischen programmatischen Ansatz des Isokrates, gelangen wir mit Philipp II. von Makedonien zum Konvergenzpunkt dieses Prozesses. Seine Erfolge und seine im Allgemeinen positive Rezeption legten den Grundstein für das idealisierte Rollenmodell des guten Monarchen, dessen Handeln für Stabilität, eine friedliche Beilegung von Streitigkeiten und schließlich für Wohlstand selbst sorgt. QUELLEN 05-01. Platon über den Frieden und den Krieg in den interstaatlichen Beziehungen der griechischen Poleis (Plat. Leg. 625c–626b. 628c–e): Κλεινίας: οἶμαι μέν, ὦ ξένε, καὶ παντὶ ῥᾴδιον ὑπολαβεῖν εἶναι τά γε ἡμέτερα. τὴν γὰρ τῆς χώρας πάσης Κρήτης φύσιν (625d) ὁρᾶτε ὡς οὐκ ἔστι, καθάπερ ἡ τῶν Θετταλῶν, πεδιάς, διὸ δὴ καὶ τοῖς μὲν ἵπποις ἐκεῖνοι χρῶνται μᾶλλον, δρόμοισιν δὲ ἡμεῖς: ἥδε γὰρ ἀνώμαλος αὖ καὶ πρὸς τὴν τῶν πεζῇ δρόμων ἄσκησιν μᾶλλον σύμμετρος. ἐλαφρὰ δὴ τὰ ὅπλα ἀναγκαῖον ἐν τῷ τοιούτῳ κεκτῆσθαι καὶ μὴ βάρος ἔχοντα θεῖν: τῶν δὴ τόξων καὶ τοξευμάτων ἡ κουφότης ἁρμόττειν δοκεῖ. ταῦτ᾽ οὖν πρὸς τὸν πόλεμον ἡμῖν ἅπαντα ἐξήρ-
40 Scherberich 2009, bes. 193 f.; Smarczyk 2015, 452–470. 41 Das antigonidische Makedonien selbst beginnt mit königlicher Unterstützung, Elemente eines Bundesstaates zu übernehmen, dazu Hatzopoulos 2015, 319–340; Panagopoulou 2019, 363– 384. 42 Buraselis 1982, 60–86; Meadows 2013; Buraselis 2015, 360–363. 43 Buraselis 2018, 253–264.
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τυται, (625e) καὶ πάνθ᾽ ὁ νομοθέτης, ὥς γ᾽ ἐμοὶ φαίνεται, πρὸς τοῦτο βλέπων συνετάττετο: ἐπεὶ καὶ τὰ συσσίτια κινδυνεύει συναγαγεῖν, ὁρῶν ὡς πάντες ὁπόταν στρατεύωνται, τόθ᾽ ὑπ᾽ αὐτοῦ τοῦ πράγματος ἀναγκάζονται φυλακῆς αὑτῶν ἕνεκα συσσιτεῖν τοῦτον τὸν χρόνον. ἄνοιαν δή μοι δοκεῖ καταγνῶναι τῶν πολλῶν ὡς οὐ μανθανόντων ὅτι πόλεμος ἀεὶ πᾶσιν διὰ βίου συνεχής ἐστι πρὸς ἁπάσας τὰς πόλεις: εἰ δὴ πολέμου γε ὄντος φυλακῆς ἕνεκα δεῖ συσσιτεῖν καί τινας ἄρχοντας καὶ (626a) ἀρχομένους διακεκοσμημένους εἶναι φύλακας αὐτῶν, τοῦτο καὶ ἐν εἰρήνῃ δραστέον. ἣν γὰρ καλοῦσιν οἱ πλεῖστοι τῶν ἀνθρώπων εἰρήνην, τοῦτ᾽ εἶναι μόνον ὄνομα, τῷ δ᾽ ἔργῳ πάσαις πρὸς πάσας τὰς πόλεις ἀεὶ πόλεμον ἀκήρυκτον κατὰ φύσιν εἶναι. καὶ σχεδὸν ἀνευρήσεις, οὕτω σκοπῶν, τὸν Κρητῶν νομοθέτην ὡς εἰς τὸν πόλεμον ἅπαντα δημοσίᾳ καὶ ἰδίᾳ τὰ νόμιμα ἡμῖν ἀποβλέπων συνετάξατο, καὶ κατὰ ταῦτα (626b) οὕτω φυλάττειν παρέδωκε τοὺς νόμους, ὡς τῶν ἄλλων οὐδενὸς οὐδὲν ὄφελος ὂν οὔτε κτημάτων οὔτ᾽ ἐπιτηδευμάτων, ἂν μὴ τῷ πολέμῳ ἄρα κρατῇ τις, πάντα δὲ τὰ τῶν νικωμένων ἀγαθὰ τῶν νικώντων γίγνεσθαι. …. (628c) Ἀθηναῖος: τό γε μὴν ἄριστον οὔτε ὁ πόλεμος οὔτε ἡ στάσις, ἀπευκτὸν δὲ τὸ δεηθῆναι τούτων, εἰρήνη δὲ πρὸς ἀλλήλους ἅμα καὶ φιλοφροσύνη, καὶ δὴ καὶ τὸ νικᾶν, ὡς ἔοικεν, αὐτὴν (628d) αὑτὴν πόλιν οὐκ ἦν τῶν ἀρίστων ἀλλὰ τῶν ἀναγκαίων: ὅμοιον ὡς εἰ κάμνον σῶμα ἰατρικῆς καθάρσεως τυχὸν ἡγοῖτό τις ἄριστα πράττειν τότε, τῷ δὲ μηδὲ τὸ παράπαν δεηθέντι σώματι μηδὲ προσέχοι τὸν νοῦν, ὡσαύτως δὲ καὶ πρὸς πόλεως εὐδαιμονίαν ἢ καὶ ἰδιώτου διανοούμενος οὕτω τις οὔτ᾽ ἄν ποτε πολιτικὸς γένοιτο ὀρθῶς, πρὸς τὰ ἔξωθεν πολεμικὰ ἀποβλέπων μόνον καὶ πρῶτον, οὔτ᾽ ἂν νομοθέτης ἀκριβής, εἰ μὴ χάριν εἰρήνης τὰ πολέμου νομοθετοῖ μᾶλλον (628e) ἢ τῶν πολεμικῶν ἕνεκα τὰ τῆς εἰρήνης. Kleinias: Ich denke, Fremder, es fällt wohl jedem leicht, unsere Einrichtungen zu begreifen. (625d) Ihr seht ja die Beschaffenheit des gesamten Kretas, dass es keine Ebene ist wie das Land der Thessalier, weshalb sich auch diese mehr der Pferde bedienen, während wir uns ans Laufen halten; unser Land dagegen ist nämlich uneben und eher geeignet zur Übung im Laufen zu Fuß. Unter solchen Umständen muss man daher leichte Waffen besitzen und ohne schwere Belastung laufen; deshalb erscheint die Leichtigkeit der Bogen und Pfeile ganz zweckmäßig. Das alles nun ist bei uns auf den Krieg ausgerichtet, (625e) und der Gesetzgeber hat, wie mir scheint, alles im Hinblick darauf angeordnet; denn auch die gemeinsamen Mahlzeiten hat er offenbar deshalb eingerichtet, weil er sah, dass alle, wenn sie zu Felde ziehen, dann durch die Umstände selbst genötigt werden, ihrer eigenen Sicherheit wegen während dieser Zeit gemeinsam zu essen. Damit hat er also, scheint mir, das Urteil über den Unverstand der meisten Menschen gesprochen, die nämlich nicht begreifen, dass stets ein lebenslanger Krieg aller gegen alle Staaten besteht. Wenn es also im Kriegsfall erforderlich ist, dass man der Sicherheit wegen gemeinsam isst und bestimmte Befehlshaber und (626a) Untergebene als Wachen eingeteilt sind, so müsse man das auch in Frieden tun. Denn was die meisten Menschen Frieden nennen, das sei ein bloßes Wort; in Wirklichkeit befänden sich von Natur alle Staaten mit allen ständig in einem Krieg ohne Kriegserklärung. Und wenn du es so betrachtest, so wirst du finden, dass der Gesetzgeber der Kreter fast alle gesetzlichen Bestimmungen für unser öffentliches und privates Leben mit Blick auf den Krieg getroffen hat und dass er uns (626b) aus diesem Grund die Gesetze zu bewahren aufgetragen hat, weil alles andere nichts nütze, weder Besitztümer noch Einrichtungen, wenn man nicht im Krieg die Oberhand gewinne, während dagegen alle Güter der Besiegten den Siegern anheimfielen. ….
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(628c) Der Athener; Das Beste ist aber nicht der Krieg noch der Bürgerzwist – man muss vielmehr darum beten, dass man ihrer nicht bedarf –, sondern gegenseitiger Friede und Freundschaft. Und so gehört denn auch, wie es scheint, der Sieg des Staates über sich (628d) selbst nicht zu dem Besten, sondern zu dem Notgedrungenen. Das ist so, wie wenn jemand glauben wollte, ein kranker Leib, dem eine ärztliche Reinigung zuteil geworden, befände sich dann im besten Zustand, während er einem Leib, der ihrer überhaupt nicht bedürfte, überhaupt keine Beachtung schenkte; ebenso würde auch jemand, der gegenüber dem Glück eines Staates oder auch eines einzelnen Mannes eine solche Einstellung hätte, wohl niemals ein wirklicher Staatsmann werden, wenn er nämlich seinen Blick allein und zuerst auf die auswärtigen Kriege richtete, noch ein Gesetzgeber im strengen Sinn, wenn er nicht (628e) lieber die kriegerischen Anordnungen um des Friedens als die friedliche um des Krieges willen träfe (Ü: K. Schöpsdau).
05-02. Der erste Hellenenbund und die Nichtsangriffsbedingung für die Bundesmitglieder, 481 v. Chr. (Hdt. 7,145): Συλλεγομένων δὲ ἐς τὠυτὸ τῶν περὶ τὴν Ἑλλάδα Ἑλλήνων τῶν τὰ ἀμείνω φρονεόντων καὶ διδόντων σφίσι λόγον καὶ πίστιν, ἐνθαῦτα ἐδόκεε βουλευομένοισι αὐτοῖσι πρῶτον μὲν χρημάτων πάντων καταλλάσσεσθαι τάς τε ἔχθρας καὶ τοὺς κατ᾽ ἀλλήλους ἐόντας πολέμους. Als die Griechenland gutgesinnten Griechen sich zusammengefunden und ihren Bund beschworen hatten, beschlossen sie vor allen Dingen, sich nicht länger zu befehden und alle Kriege untereinander einzustellen (Ü: Th. Braun, leicht modifiziert).
05-03. Das Programm eines friedlichen Ansatzes für die Vormachtstellung Athens und die εἰρηνοφύλακες, 355/54 v. Chr. (Xen. Por. 5,1): εἰ δὲ σαφὲς δοκεῖ εἶναι ὡς, εἰ μέλλουσι πᾶσαι αἱ πρόσοδοι ἔκπλεῳ προσιέναι, ὅτι εἰρήνην δεῖ ὑπάρχειν, ἆρ᾽ οὐκ ἄξιον καὶ εἰρηνοφύλακας καθιστάναι; πολὺ γὰρ ἂν καὶ αὕτη αἱρεθεῖσα ἡ ἀρχὴ προσφιλεστέραν καὶ οἰκειοτέραν εἰσαφικνεῖσθαι πᾶσιν ἀνθρώποις ποιήσειε τὴν πόλιν. (2) εἰ δέ τινες οὕτω γιγνώσκουσιν, ὡς ἐὰν ἡ πόλις εἰρήνην ἄγουσα διατελῇ, ἀδυνατωτέρα τε καὶ ἀδοξοτέρα καὶ ἧττον ὀνομαστὴ ἐν τῇ Ἑλλάδι ἔσται, καὶ οὗτοί γε †ὡς ἐμῇ δόξῃ παραγγέλλω σκοποῦσιν†. εὐδαιμονέσταται μὲν γὰρ δήπου πόλεις λέγονται, αἳ ἂν πλεῖστον χρόνον ἐν εἰρήνῃ διατελῶσι: πασῶν δὲ πόλεων Ἀθῆναι μάλιστα πεφύκασιν ἐν εἰρήνῃ αὔξεσθαι. (3) τίνες γὰρ ἡσυχίαν ἀγούσης τῆς πόλεως οὐ προσδέοιντ᾽ ἂν αὐτῆς ἀρξάμενοι ἀπὸ ναυκλήρων καὶ ἐμπόρων; οὐχ οἱ πολύσιτοι, οὐχ οἱ πολύοινοι οὐχ οἱ ἡδύοινοι; τί δὲ οἱ πολυέλαιοι, τί δὲ οἱ πολυπρόβατοι, οἱ δὲ γνώμῃ καὶ ἀργυρίῳ δυνάμενοι χρηματίζεσθαι; (4) καὶ μὴν χειροτέχναι τε καὶ σοφισταὶ καὶ φιλόσοφοι, οἱ δὲ ποιηταί, οἱ δὲ τὰ τούτων μεταχειριζόμενοι, οἱ δὲ ἀξιοθεάτων ἢ ἀξιακούστων ἱερῶν ἢ ὁσίων ἐπιθυμοῦντες; ἀλλὰ μὴν καὶ οἱ δεόμενοι πολλὰ ταχὺ ἀποδίδοσθαι ἢ πρίασθαι ποῦ τούτων μᾶλλον ἂν τύχοιεν ἢ Ἀθήνησιν; (5) εἰ δὲ πρὸς ταῦτα μὲν οὐδεὶς ἀντιλέγει, τὴν δὲ ἡγεμονίαν βουλόμενοί τινες ἀναλαβεῖν τὴν πόλιν, ταύτην διὰ πολέμου μᾶλλον ἢ δι᾽ εἰρήνης ἡγοῦνται ἂν καταπραχθῆναι, ἐννοησάτωσαν πρῶτον μὲν τὰ Μηδικά, πότερον βιαζόμενοι ἢ εὐεργετοῦντες τοὺς Ἕλληνας ἡγεμονίας τε τοῦ ναυτικοῦ καὶ ἑλληνοταμιείας ἐτύχομεν. (6) ἔτι δὲ ἐπεὶ ὠμῶς ἄγαν δόξασα προστατεύειν ἡ πόλις ἐστερήθη τῆς ἀρχῆς, οὐ καὶ τότε, ἐπεὶ τοῦ ἀδικεῖν ἀπεσχόμεθα, πάλιν ὑπὸ τῶν νησιωτῶν ἑκόντων προστάται τοῦ ναυτικοῦ ἐγενόμεθα; (7) οὔκουν καὶ Θηβαῖοι εὐεργετούμενοι ἡγεμονεύειν αὑτῶν ἔδωκαν Ἀθηναίοις; ἀλλὰ μὴν καὶ Λακεδαιμόνιοι οὐ βιασθέντες ὑφ᾽ ἡμῶν ἀλλ᾽ εὖ πάσχοντες ἐπέτρεψαν Ἀθηναίοις
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περὶ τῆς ἡγεμονίας θέσθαι ὅπως βούλοιντο. (8) νῦν δέ γε διὰ τὴν ἐν τῇ Ἑλλάδι ταραχὴν παραπεπτωκέναι μοι δοκεῖ τῇ πόλει ὥστε καὶ ἄνευ πόνων καὶ ἄνευ κινδύνων καὶ ἄνευ δαπάνης ἀνακτᾶσθαι τοὺς Ἕλληνας. ἔστι μὲν γὰρ πειρᾶσθαι διαλλάττειν τὰς πολεμούσας πρὸς ἀλλήλας πόλεις, ἔστι δὲ συναλλάττειν, εἴ τινες ἐν αὑταῖς στασιάζουσιν. (9) εἰ δὲ καὶ ὅπως τὸ ἐν Δελφοῖς ἱερὸν αὐτόνομον ὥσπερ πρόσθεν γένοιτο φανεροὶ εἴητ᾽ ἐπιμελούμενοι, μὴ συμπολεμοῦντες ἀλλὰ πρεσβεύοντες ἀνὰ τὴν Ἑλλάδα, ἐγὼ μὲν οὐδὲν ἂν οἶμαι θαυμαστὸν εἶναι, εἰ καὶ πάντας τοὺς Ἕλληνας ὁμογνώμονάς τε καὶ συνόρκους καὶ συμμάχους λάβοιτε ἐπ᾽ ἐκείνους, οἵτινες ἐκλιπόντων Φωκέων τὸ ἱερὸν καταλαμβάνειν πειρῷντο. (10) εἰ δὲ καὶ ὅπως ἀνὰ πᾶσαν γῆν καὶ θάλατταν εἰρήνη ἔσται φανεροὶ εἴητε ἐπιμελόμενοι, ἐγὼ μὲν οἶμαι πάντας ἂν εὔχεσθαι μετὰ τὰς ἑαυτῶν πατρίδας Ἀθήνας μάλιστα σῴζεσθαι. (11) εἰ δέ τις αὖ εἰς χρήματα κερδαλεώτερον νομίζει εἶναι τῇ πόλει πόλεμον ἢ εἰρήνην, ἐγὼ μὲν οὐκ οἶδα πῶς ἂν ἄμεινον ταῦτα κριθείη ἢ εἴ τις τὰ προγεγενημένα ἐπανασκοποίη τῇ πόλει πῶς ἀποβέβηκεν. (12) εὑρήσει γὰρ τό τε παλαιὸν ἐν εἰρήνῃ μὲν πάνυ πολλὰ χρήματα εἰς τὴν πόλιν ἀνενεχθέντα, ἐν πολέμῳ δὲ πάντα ταῦτα καταδαπανηθέντα: γνώσεται δ᾽, ἢν σκοπῇ, καὶ ἐν τῷ νῦν χρόνῳ διὰ μὲν τὸν πόλεμον καὶ τῶν προσόδων πολλὰς ἐκλιπούσας καὶ τὰς εἰσελθούσας εἰς παντοδαπὰ πολλὰ καταδαπανηθείσας, ἐπεὶ δὲ εἰρήνη κατὰ θάλατταν γεγένηται, ηὐξημένας τε τὰς προσόδους, καὶ ταύταις ἐξὸν τοῖς πολίταις χρῆσθαι ὅ τι βούλονται. (13) εἰ δέ τίς με ἐπερωτῴη: ἦ καί, ἄν τις ἀδικῇ τὴν πόλιν, λέγεις ὡς χρὴ καὶ πρὸς τοῦτον εἰρήνην ἄγειν; οὐκ ἂν φαίην: ἀλλὰ μᾶλλον λέγω ὅτι πολὺ θᾶττον ἂν τιμωροίμεθα αὐτούς, εἰ μηδένα ὑπάρχοιμεν ἀδικοῦντες: οὐδένα γὰρ ἂν ἔχοιεν σύμμαχον. (1) Wenn aber sicher zu sein scheint, dass – sollten alle diese Einkünfte aus eigenen Quellen eingehen – Frieden herrschen muss, ist es da nicht der Mühe wert, auch Friedenswächter einzusetzen? Denn die Wahl dieser Behörde würde Athen bei allen Menschen viel beliebter machen, und man käme öfter hierher. (2) Wenn aber einige denken, dass der Staat, wenn er ständig Frieden hält, unfähiger, weniger berühmt und in Griechenland weniger im Gespräch sein werde, so urteilen auch sie meiner Meinung nach falsch. Denn die glücklichsten Staaten werden zweifellos die genannt, die die längste Zeit in Frieden leben; von allen Staaten aber ist Athen am meisten dazu geschaffen, im Frieden zu blühen. (3) Denn wer brauchte den Staat wohl nicht, wenn er in Ruhe lebt, angefangen bei den Schiffseigentümern und den Fernhändlern? Etwa nicht diejenigen, die viel Getreide besitzen, oder die nicht, die viel Wein besitzen, nicht die, die erlesene Weine haben? Und wie steht es mit denen, die durch Sachkenntnis und Geld Geschäfte machen können? (4) Wie stets es weiterhin mit den Handwerkern, Sophisten und Philosophen, mit den Dichtern, mit denen, die deren Werke aufführen, mit denen, die nach sehens- oder hörenswerten sakralen oder profanen Veranstaltungen verlangen, wie halten es ferner diejenigen, die vieles rasch verkaufen oder kaufen müssen? Wo könnten sie das eher erreichen als in Athen? (5) Wenn dem niemand widerspricht, so sollten einige Leute, die die Vorherrschaft für Athen zurückgewinnen wollen und glauben, sie eher durch Krieg als durch Frieden erlangen zu können, zuerst an die Perserkriege denken, ob wir gewaltsam oder durch Verdienste um die Griechen die Vorherrschaft zur See und die Verwaltung der Seebundskasse erlangten. (6) Überdies wurde der Staat, als er sich allzu hart in der Führung erwies, seiner Vorherrschaft beraubt; sind wir aber nicht auch damals, als wir auf unrechtes Handeln verzichteten, durch den freien Willen der Inselgriechen wieder zu führen des Seebunds geworden? (7) Haben nicht auch die Thebaner, weil sie gut behandelt worden waren, den Athenern das Kommando über sie gestattet? Auch die Lakedaimonier haben – nicht gezwungen von uns,
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sondern weil sie Gutes erfuhren – den Athenern gestattet, sie mit der Vorherrschaft zu halten, wie sie wollten. (8) Jetzt aber scheint sich mir für Athen wegen der Unordnung in Griechenland eine Gelegenheit zu bieten, ohne Mühen, ohne Gefahren und ohne Kosten die Griechen wieder zugewinnen. Denn es kann versuchen, zwischen den gegeneinander kriegführenden Staaten zu schlichten, es kann auch versuchen, Aussöhnung herbeizuführen, wenn in manchen Staaten Bürgerkrieg herrscht. (9) Wenn man sieht, dass ihr euch auch darum kümmert, dass das Heiligtum in Delphi selbstständig wie früher wird, wobei ihr euch nicht in den Krieg hineinziehen lasst, sondern Gesandte durch Griechenland schickt, so wäre es nach meiner Meinung nicht verwunderlich, weh ihr auch alle Griechen als Gleichgesinnte, Eidgenossen und Verbündete gegen diejenigen gewinnt, die das Heiligtum an sich zu bringen versuchen werden, nachdem es die Phoker verlassen haben werden. (10) Wenn man sieht, dass ihr auch diejenigen seid, die sich darum kümmern, dass überall zu Wasser und zu Lande Frieden herrscht, so beten, glaube ich, alle, dass nach ihrer eigenen Vaterstadt vor allem Athen erhalten bleibt. (11) Wenn dagegen jemand glaubt, für die Kasse bringe Krieg dem Staat größeren Gewinn als Frieden, so weiß ich nicht, wie dies besser entschieden würde, als wenn man nochmals untersuchte, wie frühere Ereignisse für den Staat ausgingen. (12) Man wird nämlich finden, dass früher im Frieden sehr viel Geld in den Staat hereinkam, im Kriege aber dies alles ausgegeben wurde. Man wird erkennen, wenn man danach forscht, dass auch gegenwärtig durch den Krieg viele Einkünfte ausbleiben, und die, die hereingekommen sind, für vielerlei Zwecke ausgegeben werden; nachdem aber Frieden zur See eingetreten ist, sich die Einkünfte vergrößerten und die Bürger sie nutzen können, wozu sie wollen. (13) Wenn mich aber einer fragte: „Meinst du, man soll mit jemandem Frieden halten, auch wenn er unrecht gegen den Staat handelt? So würde ich nein sagen; jedoch meine ich eher, wir würden sie viel rascher in die Schranken weisen, wenn wir gegen niemanden mit unrechten Handlungen begännen; denn dann hätten sie keinen Bundesgenossen (Ü: G. Audring).
05-04. Der panhellenische Frieden des Isokrates und die Rolle von Philipp II., 346 v. Chr. (Isokr. 5,14–16): (14) ἅ περ ἐγὼ γνοὺς διαλεχθῆναι σοὶ προειλόμην, οὐ πρὸς χάριν ἐκλεξάμενος, — καίτοι πρὸ πολλοῦ ποιησαίμην ἄν σοι κεχαρισμένως εἰπεῖν, ἀλλ᾽ οὐκ ἐπὶ τούτῳ τὴν διάνοιαν ἔσχον. ἀλλὰ τοὺς μὲν ἄλλους ἑώρων τοὺς ἐνδόξους τῶν ἀνδρῶν ὑπὸ πόλεσι καὶ νόμοις οἰκοῦντας, καὶ οὐδὲν ἐξὸν αὐτοῖς ἄλλο πράττειν πλὴν τὸ προσταττόμενον, ἔτι δὲ πολὺ καταδεεστέρους ὄντας τῶν πραγμάτων τῶν ῥηθησομένων, (15) σοὶ δὲ μόνῳ πολλὴν ἐξουσίαν ὑπὸ τῆς τύχης δεδομένην καὶ πρέσβεις πέμπειν πρὸς οὕς τινας ἂν βουληθῇς, καὶ δέχεσθαι παρ᾽ ὧν ἄν σοι δοκῇ, καὶ λέγειν ὅ τι ἂν ἡγῇ συμφέρειν, πρὸς δὲ τούτοις καὶ πλοῦτον καὶ δύναμιν κεκτημένον ὅσην οὐδεὶς τῶν Ἑλλήνων, ἃ μόνα τῶν ὄντων καὶ πείθειν καὶ βιάζεσθαι πέφυκεν: ὧν οἶμαι καὶ τὰ ῥηθησόμενα προσδεήσεσθαι. (16) μέλλω γάρ σοι συμβουλεύειν προστῆναι τῆς τε τῶν Ἑλλήνων ὁμονοίας καὶ τῆς ἐπὶ τοὺς βαρβάρους στρατείας: ἔστι δὲ τὸ μὲν πείθειν πρὸς τοὺς Ἕλληνας συμφέρον, τὸ δὲ βιάζεσθαι πρὸς τοὺς βαρβάρους χρήσιμον. ἡ μὲν οὖν περιβολὴ παντὸς τοῦ λόγου τοιαύτη τίς ἐστιν. Aus dieser Erkenntnis heraus habe ich dich als Adressaten meiner Rede ausgewählt, wobei ich meine Wahl nicht getroffen habe, um dir zu schmeicheln. Freilich würde ich es sehr schätzen, wenn dir meine Worte gefielen; darauf hatte ich es allerdings nichts abgesehen. Ich konnte nun beobachten, dass alle anderen angesehen Männer in Abhängigkeit von ihren
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Poleis und Gesetzen leben und dass es ihnen nicht möglich ist, etwas anderes als vorgeschrieben zu tun – ja zu machtlos sind, um meine Vorschläge in die Tat umzusetzen. (15) Ich sah jedoch, dass dir allein vom Schicksal die Möglichkeit gegeben ist, Gesandte nach Belieben in andere Poleis zu schicken und nach deinem Gutdünken zu empfangen und zu sagen, was du für nützlich hältst, und ich sah, dass du wie kein anderer unter den Griechen über Reichtum und Macht verfügst, was allein von allen Gütern dieser Welt dazu geschaffen ist, Menschen zu überreden oder Zwang auf sie auszuüben, Auch meine Vorschläge werden, glaube ich, diese beiden Voraussetzungen brauchen. (16) Ich will dir nämlich den Rat erteilen, die Führung in einer Vereinigung aller Griechen zu übernehmen und den Feldzug gegen die Barbaren zu leiten. Überredung ist gegenüber den Griechen vorteilhaft, Zwang auszuüben ist im Hinblick auf die Perser von Nutzen: Dies ist, in groben Umrissen dargestellt, der Inhalt meiner ganzen Rede (Ü: Chr. Ley-Hutton).
05-05. Der Königsfrieden (Antalkidas-Frieden) 386 v. Chr. (Xen. Hell. 5,1,30 f. = StV 242): (30) ὥστ᾽ ἐπεὶ παρήγγειλεν ὁ Τιρίβαζος παρεῖναι τοὺς βουλομένους ὑπακοῦσαι ἣν βασιλεὺς εἰρήνην καταπέμποι, ταχέως πάντες παρεγένοντο. ἐπεὶ δὲ συνῆλθον, ἐπιδείξας ὁ Τιρίβαζος τὰ βασιλέως σημεῖα ἀνεγίγνωσκε τὰ γεγραμμένα. εἶχε δὲ ὧδε. (31) Ἀρταξέρξης βασιλεὺς νομίζει δίκαιον τὰς μὲν ἐν τῇ Ἀσίᾳ πόλεις ἑαυτοῦ εἶναι καὶ τῶν νήσων Κλαζομενὰς καὶ Κύπρον, τὰς δὲ ἄλλας Ἑλληνίδας πόλεις καὶ μικρὰς καὶ μεγάλας αὐτονόμους ἀφεῖναι πλὴν Λήμνου καὶ Ἴμβρου καὶ Σκύρου: ταύτας δὲ ὥσπερ τὸ ἀρχαῖον εἶναι Ἀθηναίων. ὁπότεροι δὲ ταύτην τὴν εἰρήνην μὴ δέχονται, τούτοις ἐγὼ πολεμήσω μετὰ τῶν ταῦτα βουλομένων καὶ πεζῇ καὶ κατὰ θάλατταν καὶ ναυσὶ καὶ χρήμασιν. …. (35) ἐπεὶ δὲ ταῦτ᾽ ἐπράχθη καὶ ὠμωμόκεσαν αἱ πόλεις ἐμμενεῖν ἐν τῇ εἰρήνῃ ἣν κατέπεμψε βασιλεύς, ἐκ τούτου διελύθη μὲν τὰ πεζικά, διελύθη δὲ καὶ τὰ ναυτικὰ στρατεύματα. Λακεδαιμονίοις μὲν δὴ καὶ Ἀθηναίοις καὶ τοῖς συμμάχοις οὕτω μετὰ τὸν ὕστερον πόλεμον τῆς καθαιρέσεως τῶν Ἀθήνησι τειχῶν αὕτη πρώτη εἰρήνη ἐγένετο. (36) ἐν δὲ τῷ πολέμῳ μᾶλλον ἀντιρρόπως τοῖς ἐναντίοις πράττοντες οἱ Λακεδαιμόνιοι πολὺ ἐπικυδέστεροι ἐγένοντο ἐκ τῆς ἐπ᾽ Ἀνταλκίδου εἰρήνης καλουμένης. προστάται γὰρ γενόμενοι τῆς ὑπὸ βασιλέως καταπεμφθείσης εἰρήνης καὶ τὴν αὐτονομίαν ταῖς πόλεσι πράττοντες, προσέλαβον μὲν σύμμαχον Κόρινθον, αὐτονόμους δὲ ἀπὸ τῶν Θηβαίων τὰς Βοιωτίδας πόλεις ἐποίησαν, οὗπερ πάλαι ἐπεθύμουν, ἔπαυσαν δὲ καὶ Ἀργείους Κόρινθον σφετεριζομένους, φρουρὰν φήναντες ἐπ᾽ αὐτούς, εἰ μὴ ἐξίοιεν ἐκ Κορίνθου. (30) So kam es, dass, als Tiribazos verkünden ließ, jeder der wolle, solle sich einfinden, um den Friedensbedingungen Gehör zu schenken, die ihnen der Großkönig herabsende, sich binnen kurzer Zeit alle einfanden. Als sie versammelt waren, wies Tiribazos ihnen das königliche Siegel vor und verlas dann das Schriftstück. Es hatte folgenden Wortlaut: „Der König Artaxerxes hält es für gerecht, dass die Städte in Asien ihm gehören und von den Inseln Klazomenai und Kypros, und dass die übrigen griechischen Städte, kleine wie große, in Unabhängigkeit gelassen werden, ausgenommen Lemnos, Imbros und Skyros; diese sollen wie in der Vergangenheit den Athenern gehören. Wer aber diese Friedensbedingungen nicht annehmen will, gegen den werde ich Krieg führen mit denen zusammen, die diesen Frieden wollen, zu Lande und zu Wasser, mit meiner Flotte und meinem Gelde.“ …. (35) Als auf diese Weise die Bestimmungen durchgeführt waren und die Städte sich durch den Eid verpflichtet hatten, den Friedensvertrag einzuhalten, dessen Bedingungen der Großkö-
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nig ihnen übersandt hatte, wurden nach diesem Zeitpunkt die Landstreitkräfte und ebenso die auf den Flotten stationierten Truppen aufgelöst. Für die Lakedaimonier, die Athener und die Bundesgenossen trat endlich nach dem auf die Schleifung der Mauern in Athen folgenden Kriege jetzt auf diese Weise zum ersten Male wieder Frieden ein. Und während im Kriege die Lakedaimonier ihren Gegnern eher ungefähr die Waage hielten, erwuchs ihnen nun aus dem Antalkidas-Frieden ein weit größeres Übergewicht an Autorität. Denn indem sie als die Schirmherren des Friedens, dessen Bedingungen der Großkönig ihnen übersandt hatte, es als ihre Aufgabe betrachteten, die Unabhängigkeit der Städte durchzusetzen, gewannen sie in Korinthos einen neuen Bundesgenossen dazu, machten die boiotischen Städte von den Thebaiern unabhängig, was schon lange ihre Wunsch war, und setzten dem Zustand, dass die Argeier sich Korinthos angeeignet hatten, dadurch ein Ende, dass sie gegen diese, für den Fall, dass sie Korinthos nicht verließen, einen Kriegszug vorbereiteten (Ü: G. Strasburger).
05-06. Die koine (?) eirene der amphiktyonischen Sitzung, 346 v. Chr. (Diod. 16,59–60,4): ὁ δὲ βασιλεὺς ἄνευ μάχης ἀνελπίστως καταλύσας τὸν ἱερὸν πόλεμον συνήδρευε μετὰ Βοιωτῶν καὶ Θετταλῶν. ἔκρινεν οὖν συναγαγεῖν τὸ τῶν Ἀμφικτυόνων συνέδριον καὶ τούτῳ τὴν περὶ τῶν ὅλων διάγνωσιν ἐπιτρέψαι. ἔδοξεν οὖν τοῖς συνέδροις μεταδοῦναι τῷ Φιλίππῳ καὶ τοῖς ἀπογόνοις αὐτοῦ τῆς Ἀμφικτυονίας καὶ δύο ψήφους ἔχειν, ἃς πρότερον οἱ καταπολεμηθέντες Φωκεῖς εἶχον: τῶν δ᾽ ἐπὶ Φωκεῦσι τριῶν πόλεων περιελεῖν τὰ τείχη καὶ μηδεμίαν κοινωνίαν εἶναι τοῖς Φωκεῦσι τοῦ ἱεροῦ μηδὲ τοῦ Ἀμφικτυονικοῦ συνεδρίου: μὴ ἐξεῖναι δὲ αὐτοῖς μήτε ἵππους μήτε ὅπλα κτήσασθαι, μέχρις ἂν οὗ τὰ χρήματα ἐκτίσωσι τῷ θεῷ τὰ σεσυλημένα: τοὺς δὲ πεφευγότας τῶν Φωκέων καὶ τῶν ἄλλων τῶν μετεσχηκότων τῆς ἱεροσυλίας ἐναγεῖς εἶναι καὶ ἀγωγίμους πάντοθεν: (2) τὰς δὲ πόλεις ἁπάσας τῶν Φωκέων κατασκάψαι καὶ μετοικίσαι εἰς κώμας, ὧν ἑκάστην μὴ πλεῖον ἔχειν οἰκιῶν πεντήκοντα, μηδ᾽ ἔλαττον διεστάναι σταδίου τὰς κώμας ἀπ᾽ ἀλλήλων: ἔχειν δὲ Φωκεῖς τὴν χώραν καὶ φέρειν κατ᾽ ἐνιαυτὸν τῷ θεῷ φόρον τάλαντα ἑξήκοντα, μέχρις ἂν ἐκτίσωσι τὰ ἀπογραφέντα χρήματα κατὰ τὴν ἱεροσυλίαν: τιθέναι δὲ καὶ τὸν ἀγῶνα τῶν Πυθίων Φίλιππον μετὰ Βοιωτῶν καὶ Θετταλῶν διὰ τὸ Κορινθίους μετεσχηκέναι τοῖς Φωκεῦσι τῆς εἰς τὸ θεῖον παρανομίας: (3) τοὺς δὲ Ἀμφικτύονας καὶ τὸν Φίλιππον τὰ ὅπλα τῶν Φωκέων καὶ τῶν μισθοφόρων καταπετροκοπῆσαι καὶ τὰ λείψανα αὐτῶν κατακαῦσαι καὶ τοὺς ἵππους ἀποδόσθαι. ἀκολούθως δὲ τούτοις διέταξαν οἱ Ἀμφικτύονες τὰ περὶ τὴν ἐπιμέλειαν τοῦ μαντείου καὶ τἄλλα πάντα τὰ πρὸς εὐσέβειαν καὶ κοινὴν εἰρήνην καὶ ὁμόνοιαν τοῖς Ἕλλησιν ἀνήκοντα. (4) μετὰ δὲ ταῦτα Φίλιππος μὲν τὰ δεδογμένα τοῖς Ἀμφικτύοσι συγκαταστήσας καὶ πρὸς πάντας φιλοφρονηθεὶς ἐπανῆλθεν εἰς Μακεδονίαν, οὐ μόνον δόξαν εὐσεβείας καὶ ἀρετῆς στρατηγικῆς περιπεποιημένος, ἀλλὰ καὶ πρὸς τὴν μέλλουσαν αὔξησιν αὐτῷ γίνεσθαι μεγάλα προκατεσκευασμένος. (5) ἐπεθύμει γὰρ τῆς Ἑλλάδος ἀποδειχθῆναι στρατηγὸς αὐτοκράτωρ καὶ τὸν πρὸς Πέρσας ἐξενεγκεῖν πόλεμον: ὅπερ καὶ συνέβη γενέσθαι. ἀλλὰ περὶ μὲν τούτων ἐν τοῖς οἰκείοις χρόνοις τὰ κατὰ μέρος ἀναγράψομεν, νῦν δ᾽ ἐπὶ τὸ συνεχὲς τῆς ἱστορίας τρεψόμεθα. (59.4) Nachdem der König (Philipp II.) somit den Heiligen Krieg wider Erwarten kampflos beigelegt hatte, kam er mit den Boiotiern und Thessalern zu Beratungen zusammen; hierbei entschloss er sich, den Versammlungsrat der Amphiktyonen einzuberufen und diesem die Entscheidungen über sämtliche Fragen zu überlassen. (60.1) Die Ratsmitglieder
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beschlossen daraufhin, Philipp und seine Nachkommen in die Amphiktyonie aufzunehmen und ihnen die zwei Stimmen einzuräumen, die zuvor die nunmehr bezwungenen Phoker innegehabt hatten. Ferner setzten sie fest, dass die Mauern der drei Städte (im Besitz) der Phoker geschleift werden und die Phoker ihre Zugehörigkeit zum Heiligtum und zum Rat der Amphiktyonen einbüßen sollten; auch wurde ihnen der Erwerb von Pferden oder Waffen untersagt, bis sie dem Gott die geraubten Gelder zurückerstattet hätten; die flüchtigen Phoker und alle anderen am Tempelraub Beteiligten sollten als verflucht und allerorts vogelfrei gelten. (2) Sämtliche Städte der Phoker waren zu zerstören und ihre Einwohner in Dörfer umzusiedeln, die mindestens ein Stadion voneinander entfernt liegen mussten uns aus jeweils nicht mehr als fünfzig Häusern bestehen durften; ihr Land sollten die Phoker behalten und daraus aus dem Gott eine jährliche Abgabe von sechzig Talenten entrichten, bis die vor dem Tempelraub verzeichneten Geldsummen ersetzt wären. Außerdem durfte Philipp gemeinsam mit den Boiotern und Thessalern künftig die Pythischen Spiele ausrichten, < … > weil die Korinther auf Seiten der Phoker am Frevel gegenüber der Gottheit beteiligt gewesen waren. (3) Die Amphiktyonen und Philipp sollten die Waffen der Phoker und ihrer Söldner von den Felsen herab zerschmettern, die Überreste verbrennen und ihre Pferde verkaufen. Auch erließen die Amphiktyonen in entsprechendem Sinne Anordnungen im Hinblick auf die Verwaltung des Orakels und sämtliche weitern Angelegenheiten, welche die Gottesfurcht, den allgemeinen Frieden und die Eintracht unter den Griechen betrafen. (4) Nachdem Philipp die Amphiktyonen bei der Durchführung ihrer Beschlüsse unterstützt und sich wohlwollend gegenüber jedermann gezeigt hatte, kehrte er nach Makedonien zurück; er hatte es nicht nur verstanden, sich durch seine Gottesfurcht und militärische Tüchtigkeit Ruhm zu erwerben, sondern auch bedeutsame Vorkehrungen für seinen künftigen Machtzuwachs zu treffen. (5) War er doch bestrebt, zum bevollmächtigten Strategen von Griechenland ernannt zu werden und den Krieg gegen die Perser zu leiten – wozu es ja auch kommen sollte. Doch darüber wollen wir erst zum entsprechenden Zeitpunkt im einzelnen berichten, uns jetzt aber wieder dem Zusammenhang unserer Geschichtsdarstellung zuwenden (Ü: O. Veh).
05-07. Schwur der Delphischen Amphiktyonie, angeblich ca. 7. Jh. v. Chr. (Aischines 2,115 = StV II. 3,104): ἅμα δ᾽ ἐξ ἀρχῆς διεξῆλθον τὴν κτίσιν τοῦ ἱεροῦ καὶ τὴν πρώτην σύνοδον γενομένην τῶν Ἀμφικτυόνων, καὶ τοὺς ὅρκους αὐτῶν ἀνέγνων, ἐν οἷς ἔνορκον ἦν τοῖς ἀρχαίοις, μηδεμίαν πόλιν τῶν Ἀμφικτυονίδων ἀνάστατον ποιήσειν, μηδ᾽ ὑδάτων ναματιαίων εἴρξειν μήτ᾽ ἐν πολέμῳ μήτ᾽ ἐν εἰρήνῃ, ἐὰν δέ τις ταῦτα παραβῇ, στρατεύσειν ἐπὶ τοῦτον καὶ τὰς πόλεις ἀναστήσειν, καὶ ἐάν τις ἢ συλᾷ τὰ τοῦ θεοῦ, ἢ συνειδῇ τι, ἢ βουλεύσῃ τι κατὰ τῶν ἱερῶν, τιμωρήσειν καὶ χειρὶ καὶ ποδὶ καὶ φωνῇ καὶ πάσῃ δυνάμει: καὶ προσῆν τῷ ὅρκῳ ἀρὰ ἰσχυρά. Dabei erzählte ich zugleich die Gründung des Heiligtums und die erste Zusammenkunft der Amphiktyonen, die stattgefunden, und las ihre Eide vor, worin sich die Altvordern verpflichteten, keine der amphiktyonischen Städte zu zerstören oder von fließenden Wasser auszuschließen, weder im Krieg noch im Frieden; und wer dagegen handle, gegen den wollten sie zu Felde ziehen und die Städte zum Kriege auffordern, und wenn einer das Heiligtum des Gottes beraube oder doch darum wisse oder etwas gegen das Heiligtum im Schilde führe, den wollten sie mit Hand und Fuß und Mund und aus allen Kräften strafen.
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Und die Eide war eine starke Verwünschung beigefügt (Ü.: G. E. Bensenler, leicht modifiziert).
05-08. Gründungseid des Korinthischen Bundes, 337 v. Chr. (IG II³ 1,318, 2–22 = HGIÜ II 256): [ὅρκος· «ὀμνύω Δία, Γῆν, Ἥλιον, Ποσ]ειδῶ, Ἀ̣[θηνᾶ][ν, Ἄρη, θεοὺς πάντας καὶ πάσα]ς· ἐμμενῶ̣ [․․․․] [․․․․8․․․․ καὶ οὐ λύσω τὰς σ]υ̣νθήκας τὰ̣[ς ․․] 5 [․․․․․․․․․18․․․․․․․․․ οὐδ]ὲ ὅπλα ἐπ̣οί[σω ἐ][πὶ πημονῆι ἐπ’ οὐθένα τῶν] ἐμμενόντω̣ν ἐν τ[οῖς ὅρκοις, οὔτε κατὰ γῆν] οὔτε κατὰ θάλασ[σαν· οὐδὲ πόλιν οὐδὲ φρο]ύριον καταλήψομ[αι οὐδὲ λιμένα ἐπὶ πολέ]μωι οὐθενὸς τῶν τ10 [ῆς εἰρήνης κοινωνούντ]ων τέχνηι οὐδεμι[ᾶι οὐδὲ μηχανῆι· οὐδὲ τ]ὴν βασιλείαν [τ]ὴν Φ[ιλίππου καὶ τῶν ἐκγόν]ων καταλύσω, ὀδὲ τὰ[ς πολιτείας τὰς οὔσας] παρ’ ἑκάστοις ὅτε τ[οὺς ὅρκους τοὺς περὶ τ]ῆς εἰρήνης ὤμνυον 15 [οὐδ’ αὐτὸς οὐθὲν ὑπενα]ντίον ταῖσδε ταῖς [συνθήκαις ποήσω οὐδ’ ἄλ]λωι ἐπιτρέψω εἰς [τὸ δυνατόν· ․․․․․11․․․․․․] παράσπονδο̣ν̣ ΠΕ [․․․․․․13․․․․․․․, βοηθήσω] καθότι ἂν παραγ[γέλλ․․․․․․․․16․․․․․․․․] καὶ πολεμήσω τῶ20 [ι — — — — — — — — παρ]αβαίνοντι, καθότι [․․․․․․․․․․20․․․․․․․․․․]τ̣ωι καὶ ὁ ἡγεμ̣ὼ̣[ν παραγγέλληι· καὶ οὐκ ἐνκ]αταλείψω το[․․] [Eid. Ich schwöre bei Zeus, Ge, Helios, Pos]eidon, A[thena, Ares (und) allen Göttern und Göttinnen:] Ich werde festhalten [am Bündnis44, und ich werde nicht brechen den V]ertrag, de[r (5) mit Philipp dem Makedonen (besteht), und ich werde nich]t die Waffen heben [in feindlicher Absicht gegen irgendeinen von denen, die] festhalten an d[en Eiden (?), weder zu Lande] noch zu Was[ser, und ich werde nicht die Stadt oder ein Gi]pfelfort besetz[en oder einen Hafen in krie]gerischer (Absicht) von irgendeinem derer, [die (10) am Frieden teilnehm]en, mit keinen Mitteln [und keiner Machenschaft, und ich werde nicht d]ie Königsherrschaft [d]es Ph[ilipp und seiner Nachkomm]en stürzen und nicht di[e Verfassungen, welche bestanden] bei einem jeden, als sie d[ie Eide über d]en Frieden schworen, (15) [und weder werde ich selbst irgendetwas Versto]ßendes gegen diesen [Vertrag tun noch] werde ich [es einem and]eren gestatten nach [meinen Möglichkeiten. Wenn aber einer etwas] Vertragswidriges [tut] ge[gen den Vertrag, werde ich helfen], so wie (dazu) auff[ordern die rechtswidrig Behandelten45] und ich werde Krieg führen gegen de[n, (20) der den Allgemeinen Frieden46 über]tritt, so wie [es beschließen wird das gemeinsame Synhed]rion und der Hegemo[n aufruft, und ich werde nicht des]ertieren [-] (Ü: HGIÜ II 256). 44 Oder: am Frieden; oder: am Vertrag. 45 Oder: die Synhedroi 46 Oder: diesen Vertrag
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05-09. Der panhellenische Frieden des Isokrates und die Rolle von Philipp II., 338 v. Chr. (Isokr. Epist. 3,2–6 an Philipp): Τότε μὲν οὖν ἄλλος ἦν καιρός, νῦν δὲ συμβέβηκε μηκέτι δεῖν πείθειν: διὰ γὰρ τὸν ἀγῶνα τὸν γεγενημένον ἠναγκασμένοι πάντες εἰσὶν εὖ φρονεῖν καὶ τούτων ἐπιθυμεῖν ὧν ὑπονοοῦσί σε βούλεσθαι πράττειν καὶ λέγειν, ὡς δεῖ παυσαμένους τῆς μανίας καὶ τῆς πλεονεξίας, ἣν ἐποιοῦντο πρὸς ἀλλήλους, εἰς τὴν Ἀσίαν τὸν πόλεμον ἐξενεγκεῖν. (3) καὶ πολλοὶ πυνθάνονται παρ᾽ ἐμοῦ πότερον ἐγώ σοι παρῄνεσα ποιεῖσθαι τὴν στρατείαν τὴν ἐπὶ τοὺς βαρβάρους ἢ σοῦ διανοηθέντος συνεῖπον: ἐγὼ δ᾽ οὐκ εἰδέναι μέν φημι τὸ σαφές, οὐ γὰρ συγγεγενῆσθαί σοι πρότερον, οὐ μὴν ἀλλ᾽ οἴεσθαι σὲ μὲν ἐγνωκέναι περὶ τούτων, ἐμὲ δὲ συνειρηκέναι ταῖς σαῖς ἐπιθυμίαις. Ταῦτα δ᾽ ἀκούοντες ἐδέοντό μου πάντες παρακελεύεσθαί σοι καὶ προτρέπειν ἐπὶ τῶν αὐτῶν τούτων μένειν, ὡς οὐδέποτ᾽ ἂν γενομένων οὔτε καλλιόνων ἔργων οὔτ᾽ ὠφελιμωτέρων τοῖς Ἕλλησιν οὔτ᾽ ἐν καιρῷ μᾶλλον πραχθησομένων. (4) εἰ μὲν οὖν εἶχον τὴν αὐτὴν δύναμιν ἥνπερ πρότερον, καὶ μὴ παντάπασιν ἦν ἀπειρηκώς, οὐκ ἂν δι᾽ ἐπιστολῆς διελεγόμην, ἀλλὰ παρὼν αὐτὸς παρώξυνον ἄν σε καὶ παρεκάλουν ἐπὶ τὰς πράξεις ταύτας. Νῦν δ᾽ ὡς δύναμαι παρακελεύομαί σοι μὴ καταμελῆσαι τούτων, πρὶν ἂν τέλος ἐπιθῇς αὐτοῖς. ἔστι δὲ πρὸς μὲν ἄλλο τι τῶν ὄντων ἀπλή-στως ἔχειν οὐ καλόν, αἱ γὰρ μετριότητες παρὰ τοῖς πολλοῖς εὐδοκιμοῦσι, δόξης δὲ μεγάλης καὶ καλῆς ἐπιθυμεῖν καὶ μηδέποτ᾽ ἐμπίπλασθαι προσήκει τοῖς πολὺ τῶν ἄλλων διενε-γκοῦσιν: ὅπερ σοὶ συμβέβηκεν. (5) ἡγοῦ δὲ τόθ᾽ ἕξειν ἀνυπέρβλητον αὐτὴν καὶ τῶν σοὶ πεπραγμένων ἀξίαν, ὅταν τοὺς μὲν βαρβάρους ἀναγκάσῃς εἱλωτεύειν τοῖς Ἕλλησι πλὴν τῶν σοὶ συναγωνισαμένων, τὸν δὲ βασιλέα τὸν νῦν μέγαν προσαγορευόμενον ποιήσῃς τοῦτο πράττειν ὅ τι ἂν σὺ προστάττῃς. Οὐδὲν γὰρ ἔσται λοιπὸν ἔτι πλὴν θεὸν γενέσθαι. Ταῦτα δὲ κατεργάσασθαι πολὺ ῥᾷόν ἐστιν ἐκ τῶν παρόντων ἢ προελθεῖν ἐπὶ τὴν δύναμιν καὶ τὴν δόξαν ἣν νῦν ἔχεις, ἐκ τῆς βασιλείας τῆς ἐξ ἀρχῆς ὑμῖν ὑπαρξάσης. (6) χάριν δ᾽ ἔχω τῷ γήρᾳ ταύτην μόνην, ὅτι προήγαγεν εἰς τοῦτό μου τὸν βίον, ὥσθ᾽ ἃ νέος ὢν διενοούμην καὶ γράφειν ἐπεχείρουν ἔν τε τῷ πανηγυρικῷ λόγῳ καὶ τῷ πρὸς σὲ πεμφθέντι, ταῦτα νῦν τὰ μὲν ἤδη γιγνόμενα διὰ τῶν σῶν ἐφορῶ πράξεων, τὰ δ᾽ ἐλπίζω γενήσεσθαι. (2) Damals gab ich den Rat, du solltest unsere Polis und die der Lakedaimonier, der Thebaner und die der Argiver miteinander versöhnen und Eintracht unter den Griechen herstellen. Ich tat dies im Glauben, auch die anderen Poleis würden schnell folgen, wenn du die führenden Poleis dazu überreden könntest, so zu denken. Damals also waren die Umstände anders, jetzt aber ist der Fall eingetreten, dass man diese Poleis nicht mehr zu überreden braucht. Wegen des Kampfes, der stattgefunden hat, sind nämlich nun alle gezwungen, vernünftig zu denken und das zu wollen, was du ihren Vermutungen nach tun und sagen willst: dass sie von ihrem Wahnsinn und ihrem Machstreben ablassen müssen, das sie gegeneinander praktizierten, und den Krieg gegen Asien richten müssen. (3) Viele wollen von mir wissen, ob ich dich zu diesem Feldzug gegen die Barbaren ermuntert oder ob ich dich in deinem Vorhaben nur bestärkt habe. Ich antworte, ich wüsste es nicht genau, ich sei nämlich mit Dir früher nicht zusammengekommen, indessen sei ich überzeugt, du hättest diesbezüglich bereits einen Beschluss gefasst und ich hätte in Übereinstimmung mit deinen Absichten gesprochen. Alle baten mich nun, als sie dies hörten, dir zuzureden und dich dazu zu bewegen, deinen Absichten treu zu bleiben, da niemals besser oder für die
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Griechen nützlichere Unternehmungen oder zu einem günstigeren Zeitpunkt geschehen könnten als dieses. (4) Wenn ich jetzt noch über dieselben Kräfte verfügte wie früher und wenn ich nicht schon so völlig erschöpft wäre, dann würde ich mit dir nicht korrespondieren, sondern würde persönlich anwesend sein und dich zu diesen Unternehmungen anspornen und ermuntern. Nun aber rede ich dir zu, so gut ich es eben vermag, von diesem Unternehmen nicht abzulassen, bevor du es erfolgreich zu Ende geführt hast. In irgendeiner anderen Sache unersättlich zu sein, ist nicht gut, sondern Mäßigung findet bei den meisten Beifall, doch nach großem und ehrenvollen Ruhm zu streben und niemals genug zu bekommen, steht denen zu, die alle anderen weit überragen. Das aber trifft auf dich zu. (5) Glaube, dass dein Ruhm dann unübertrefflich und deiner Leistungen würdig sein wird, wenn du die Barbaren dazu gezwungen hast, den Griechen als Heloten zu dienen – mit Ausnahme derer, die auf deiner Seite gekämpft haben – wenn du ihren König, der jetzt genannt wird, dazu gebracht hast, zu tun, was du anordnest. Dann nämlich bleibt dir nur noch übrig, ein Gott zu werden. Dies aber ist – von den momentanen Verhältnissen ausgehend – viel leichter zu erreichen als eine derartige Macht und eine solchen Ruhm, wie Du jetzt hasst, ausgehend von der Euch anfangs zur Verfügung stehenden Königsmacht. (6) Für dieses Eine aber bin ich meinem hohen Alter dankbar, dass es mein Leben bis zu dem Punkt geführt hat, dass ich alles, was ich als junger Mann dachte und in meinem Panegyrikos sowie in meiner Rede an Dich festzuhalten versuchte, jetzt durch deine Aktionen teils bereits in Erfüllung gehen sehe, teils erwarten darf, dass es noch in Erfüllung gehen wird (Ü: Chr. Ley-Hutton),
05-10. Teil der Gründungsurkunde des Hellenenbundes unter Führung von Antigonos Monophthalmos und Demetrios Poliorketes, 302 v. Chr. (IG IV 1² 68 = StV 446 = HGIÜ II 282): Frg. I. z. 7–16: [— — — — — — — — — — — — — — — ] ποήσασθαι τοὺς σύν[έδρους ———— 21–23———] τοῖς μετέχουσι τοῦ] συνεδρίου φιλίαν εἶναι καὶ [συμμαχίαν εἰς ἅπαντα τὸν χρόνον (?)] μάχεσθαι [...]ι πρὸς Ἀντίγονον καὶ Δημήτριον 10 [— — — — — — —— — —]λυ[.] κ̣α̣ὶ χρᾶσ]θαι τοῖ[ς αὐτοῖς] ἐχθροῖς καὶ φίλοις [— —— — 25-26 —— — —κ]ατὰ γῆν καὶ κατὰ θάλατταν τοὺς βασιλεῖς Ἀντί[γονον καὶ Δημήτριον — — — — — — ἐὰν δέ τινες τ]ῶν συμμάχω ἢ τῶν μετεχόντων τοῦ συνε[δρίου ————22————τι]να τῶν πόλεων τῶν τῆς ὁμολογίας μετέχου[σὦν ———— χ]ώραν ἀπ[ο]τέμνωνται ἢ φ̣ρ̣ούρια καταλαμβάνω15 [σιν ———— ἢ τὴν βασιλείαν τὴν Ἀντιγόνου κα]ὶ Δημητρίου καὶ τῶν ἐ̣[κγόν]ων καταλύωσι —— ἢ πο[λιτείας(?) ....] Frg. III. z. 66–73:———— συνέρχεσθαι δὲ τοὺς συνέδρους ἐμ μὲν τῆι εἰρήνηι τοῖ[ς ἱεροῖς ἀγῶσιν(?), ἐ]ν δὲ τῶι πολέμωι, ὁσάκις ἂν δοκῆι
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[σ]υμφέρειν τοῖς †συνέδροις47 καὶ [τῶι στρατηγ]ῶι τῶι ὑπὸ τῶν βασιλέων ἐπὶ τῆς κοι[ν]ῆς φυλακῆς καταλελειμμέν[ωι· σ]υ̣νεδρεύειν δὲ ὁπόσας ἂν ἡμέρας οἱ πρόεδροι 70 τοῦ συνεδρίου παραγγέλλωσ[ιν. — τ]ὰς δὲ συνόδους γίνεσθαι τοῦ συνεδρίου, ἕω̣ς̣ μὲν ἂν ὁ κοινὸς πόλεμος λυ[θῆι, ο]ὗ ἂν οἱ προέδροι καὶ ὁ βασιλεὺς ἢ ὁ {ι} ὑπὸ τῶν βασιλέων ἀποδεδειγμένος στρ[ατ]ηγὸς παραγγέλληι· ὅταν δ’ ἡ εἰρήνη γέν[ηται], οὗ ἂν οἱ στεφανῖται ἀγῶνες [τιθ]ῶνται. ….. Frg. V. z. 138–151: ἀναγράψαι δὲ] τὰς ὁμολογία[ς καὶ τοὺς ὅρκους καὶ τοὺς ἄλλους τοὺς μετέχοντας (?) τοῦ συ]νεδρίου παρ’ αὑ[τοῖς εἰς τὰ ἐπιφανέστατα ἱερά. — ὅρκος. — ὀμνύω] 140 Δία Γῆν Ἥλιον Π[οσειδῶ Ἀθηνᾶν Ἄρη καὶ θεοὺς πάντας καὶ πάσας· ἐμμε]νῶ ἐν τῆι συμ[μαχίαι τῆι πρὸς τοὺς βασιλεῖς Ἀντίγονον καὶ Δημήτριον] καὶ τοὺς τού[των ἐκγόνους καὶ ———— τοὺς μετέχον(?)]τας τοῦ συν[εδρίου (?) — καὶ χρήσομαι τοῖς αὐτοῖς ἐχθροῖς καὶ φίλοις τοῖς αὐ(?)]τοῖς — καὶ οὐ[χ ὅπλα ἐποίσω ἐπὶ πημονῆι (?) — ἐπ’ οὐθένα τῶν συμμάχων τῶν ἐμ]145 μενόντων τα[ῖς συνθήκαις οὔτε κατὰ γῆν οὔτε κατὰ θάλατταν(?), οὐδὲ χώ]ραν ἀποτεμοῦμ̣[αι — — — —, οὐδὲ τὴν βα]σ̣ιλείαν τὴν Ἀν̣[τιγόνου καὶ Δημητρίου καὶ τῶν ἐκγόνων καταλύσω. ἐὰν δέ] [τι]ς ἄλλος τού[των τι πράττηι — — — — ὑπεναντίον τι(?)] [ποι]ῶν(?) τοῖς ἐν [ταῖς συνθήκαις γεγραμμένοις(?), οὐκ ἐπιτρέψω εἰς δύ]150 [ναμιν(?)], ἀλλὰ πολ[εμήσω τῶι — — — — παραβαίνοντι(?) — — —— τὴν] [συμμα]χίαν τ[— — ——— —] (Vorderseite, I) .... Den am Synhedrion Teilnehmenden soll Freundschaft sein und Bundesgenossenschaft für alle Zeit (?) – kämpfen – mit Antigonos und Demetrios (10) [-] und dieselben als Feinde und Freunde behandeln [-] zu Lande und zu Wasser, die Könige Antigonos und Demetrios. Wenn aber irgendwelche von den Bundesgenossen oder den Teilnehmern am Synhedrion – eine der Städte, die an der Vereinbarung teilnehmen – Land abschneiden oder Forts einnehmen oder die Königsherrschaft des Antigonos und Demetrios und ihrer Nachkommen stürzen oder Bürger (?) – gerecht – von den Übertretern (?) - -] (III) – ….. Versammeln sollen sich die Synhedroi im Frieden an den heiligen Agonen (?), während des Kriegs, sooft es für nützlich halten die Synhedroi und der Strategos, der von den Königen zur gemeinsamen Wacht in Griechenland zurückgelassen worden ist; die Sitzungen sollen so viele Tage dauern, wie die Prohedroi (70) des Synhedrions in ihrer Ladung bestimmen. Die Versammlungen des Synhedrions sollen erfolgen bis zur Beendigung des gemeinsamen Kriegs, wo die Prohedroi und der König oder der von den Königen ernannte Strategos durch Ladung festsetzt; sobald Friede eintritt, wo die Agone mit Kranzprämien veranstaltet werden. Die Beschlüsse der Synhedroi sollen rechtskräftig sein. ….. Eid: Ich schwöre (140) bei Zeus, Ge, Helios, Poseidon, Athena, Ares und allen Göttern du Göttinnen: Ich werde festhalten an dem Bündnis mit den Königen Antigonos und
47 Irrtum für προέδροις?
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Demetrios und deren Nachkommen (?) und – die Teilnehmer (?) am Synhedrion (?) und ich werde als Feinde und Freunde behandeln dieselben und nicht werde ich Waffen erheben in feindlicher Absicht (?) – gegen keinen derer, die festhalten (145) an den Verträgen, weder zu Lande noch zu Wasser (?), und ich werde nicht Land abschneiden – und nicht die Königsherrschaft des Antigonos und des Demetrios und ihrer Nachkommen stürzen. Wenn aber ein anderer hiervon etwas tut (?) – indem er zuwiderhandelt gegen das in den Verträgen Niedergelegte (?), werde ich es nicht dulden nach meinen (150) Möglichkeiten (?), sondern werde Krieg führen gegen den – Vertragsverletzter (?) …. (Ü: HGIÜ).
05-11.Das königliche Edikt (διάγραμμα) von Philipp III. Arrhidaios über die Freiheit der Griechen, 318 v. Chr. (Diod. 18,56): ἐπειδὴ συμβέβηκε τοῖς προγόνοις ἡμῶν πολλὰ τοὺς Ἕλληνας εὐεργετηκέναι, βουλόμεθα διαφυλάττειν τὴν ἐκείνων προαίρεσιν καὶ πᾶσι φανερὰν ποιῆσαι τὴν ἡμετέραν εὔνοιαν ἣν ἔχοντες διατελοῦμεν πρὸς τοὺς Ἕλληνας. (2) πρότερον μὲν οὖν Ἀλεξάνδρου μεταλλάξαντος ἐξ ἀνθρώπων καὶ τῆς βασιλείας εἰς ἡμᾶς καθηκούσης, ἡγούμενοι δεῖν ἐπαναγαγεῖν πάντας ἐπὶ τὴν εἰρήνην καὶ τὰς πολιτείας ἃς Φίλιππος ὁ ἡμέτερος πατὴρ κατέστησεν, ἐπεστείλαμεν εἰς ἁπάσας τὰς πόλεις περὶ τούτων. (3) ἐπεὶ δὲ συνέβη, μακρὰν ἀπόντων ἡμῶν, τῶν Ἑλλήνων τινὰς μὴ ὀρθῶς γινώσκοντας πόλεμον ἐξενεγκεῖν πρὸς Μακεδόνας καὶ κρατηθῆναι ὑπὸ τῶν ἡμετέρων στρατηγῶν καὶ πολλὰ καὶ δυσχερῆ ταῖς πόλεσι συμβῆναι, τούτων μὲν τοὺς στρατηγοὺς αἰτίους ὑπολάβετε γεγενῆσθαι, ἡμεῖς δὲ τιμῶντες τὴν ἐξ ἀρχῆς προαίρεσιν κατασκευάζομεν ὑμῖν εἰρήνην, πολιτείας δὲ τὰς ἐπὶ Φιλίππου καὶ Ἀλεξάνδρου καὶ τἄλλα πράττειν κατὰ τὰ διαγράμματα τὰ πρότερον ὑπ᾽ ἐκείνων γραφέντα. (1) Nachdem schon unsere Vorfahren den Griechen viele Wohltaten erwiesen haben, wollen wir deren Haltung bewahren und allen unsere freundliche Gesinnung bekunden, die wir unverändert gegen die Griechen hegen. (2) Vordem freilich, als Alexander die Menschen verließ und sein Königtum auf uns überging, hielten wir es für nötig, alle zu befrieden und in die staatlichen Ordnungen zurückzuführen, die unser Vater Philipp einführten, von unseren Feldherrn besiegt wurden und dabei den Städten viel Ungemach widerfuhr. Schuld hierfür – seid überzeugt – trugen die Heerführer. Wir dagegen respektieren die alte Haltung, wollen Frieden für euch schaffen und euch solche staatlichen Ordnungen geben, wie sie unter Philipp und Alexander bestanden, und euch erlauben, dass ihr in allen anderen Angelegenheiten so handeln dürft, wie es den von ihnen erlassenen Dekreten entspricht (Ü: O. Veh).
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DR. CHARALAMPOS I. CHRYSAFIS Universität Augsburg, Lehrstuhl für Alte Geschichte, Universitätsstraße 10, D86159 Augsburg, [email protected]
HELLENISTISCHE MONARCHIEN
DER SIEGREICHE KÖNIG – REVISITED Hans-Joachim Gehrke
Als ich mich vor langer Zeit in die Geschichte des Hellenismus einarbeitete, begann ich mit der Rolle der Monarchie als einer neuen und charakteristischen Größe. Wenig befriedigt durch die bis dato gerade in der deutschen Tradition auf die staatsrechtliche Stellung oder die staatstheoretische Bedeutung dieser Herrschaftsform fokussierte Interpretation, setzte ich auf solche Ansätze – ich fand sie vor allem bei ELIAS BIKERMAN, CLAIRE PRÉAUX und EDOUARD WILL –, die die Erfolgsgebundenheit einer vornehmlich auf die Person und ihre Qualitäten gegründeten Monarchie akzentuierten. Diese ließen sich aus meiner Sicht sehr gut mit der Herrschaftssoziologie MAX WEBERS und der dort charakterisierten charismatischen Legitimierung bzw. Legitimierung durch Charisma verbinden – dies war im Übrigen (wie MAX WEBER insgesamt) vor 40 Jahren in den Altertumswissenschaften noch keineswegs geläufig. Nach einigen empirischen Sondagen erarbeitete ich einen Vortrag – er diente mir als Antrittsvorlesung in meinem Göttinger Habilitationsverfahren 1982 – und wurde dann, nach einer Überarbeitung und mit Fußnoten versehen, im „Archiv für Kulturgeschichte“ publiziert.1 Der Beitrag hatte durchaus experimentellen Charakter, der ja überhaupt dem Idealtyp im Sinne WEBERS, um den es auch bei dem Herrscher-Charisma ging, inhärent ist. Es handelte sich um einen Diskussionsbeitrag bzw. eine Anregung zum wissenschaftlichen Gedankenaustausch, und damit auch eine Einladung zur Modifizierung, Relativierung oder Widerlegung. Ich war dann überrascht und natürlich auch erfreut, dass der von mir vertreten Ansatz ganz offenbar auch anderen beim Verständnis der hellenistischen Monarchie, ja sogar noch darüber hinaus hilfreich war und dass es noch Jahrzehnte später zu einer englischen Übersetzung kam, für die ich NINO LURAGHI zu Dank verpflichtet bin.2 Natürlich habe ich auch selbst weiter an der Thematik gearbeitet. Wie ich in dem ursprünglichen Artikel schon angedeutet hatte, war es klar, dass die charismatischen Elemente der Herrschaft vor allem in der Formierungsphase und in kritischen Zeiten wirksam wurden und dass auch die anderen idealtypischen Phänomene, die der legalen und traditionellen Herrschaft, zu berücksichtigen waren – vor allem im Zuge einer langfristigen Entwicklung. In einem späteren Beitrag setzte ich deshalb genau am anderen Ende an, bei den späteren Ptolemäern und der immer neuralgischen Phase des Herrschaftsübergangs. Dabei ließ sich zeigen, dass die Monarchie, jedenfalls im hellenistischen Ägypten, deutlich stabilisiert, institutio-
1 2
Gehrke 1982, dort auch nähere Hinweise zu den oben genannten Autoren. Gehrke 2013.
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Hans-Joachim Gehrke
nalisiert, ja normalisiert worden war, dass der genuin charismatische Faktor im Sinne von Erfolg und Sieghaftigkeit in den Hintergrund geraten war.3 Mit vorliegendem Beitrag möchte ich in diesem Sinne weiter differenzieren. Die Vorbereitung auf ihn und die erneute Lektüre meines alten Beitrags für den zweiten Band meiner „Ausgewählten Schriften“4 kreuzten sich hier gleichsam und gaben mir von allein den Startpunkt vor. Ich stolperte nämlich bei dieser Re-Lektüre über meine eigene Wortwahl bei der Beschreibung der Ereignisse nach dem Tode von Ptolemaios’ IV. (204 v. Chr.), wo ich sehr pauschal und klischeehaft von „Höflingen“, „Mob“ und „Soldateska“ gesprochen hatte.5 Angesichts meiner Beschäftigung mit herrscherlicher Kommunikation nach der Abfassungszeit kam mir das heute ziemlich unangemessen vor. Deshalb warf ich, mittlerweile dafür sensibler geworden als vor 40 Jahren, einen neuen Blick auf die Schilderung der Ereignisse in unserer weitestgehend einzigen Quelle, Polybios (15,25–34)6. Dabei merkte ich, dass gerade an diesem Punkt und durch diese Schilderung der Charakter der hellenistischen Monarchie (auch nach herrschaftssoziologischen Kategorien) im Sinne der angesprochenen Differenzierung noch genauer bestimmt werden kann. Denn bei einer derartigen Interpretation geht es ja nicht primär um die Selbstdarstellung des Monarchen, sondern um die konkrete Herrschaftspraxis im Beziehungsgeflecht mit den verschiedenen Untertanengruppen, die entsprechend präzise zu bestimmen sind. Eine solche Deutung mag auch Licht auf die Rolle des Königs als Eirenophylax werfen.7 Sie ist aber schon deshalb wichtig, weil wir uns hier nicht nur an einem für jede Monarchie neuralgischen Punkte befinden (dem Übergang der Herrschaft an einen Unmündigen), sondern auch vor einem damit zusammenhängenden Wendepunkt der hellenistischen Geschichte, und man darf in diesem Falle auch sagen, der Weltgeschichte: dem Arrangement zwischen Antiochos III. und Philipp V., das letztendlich Rom auf den Plan rief. Auch dies mag erklären, warum ich meine Analyse auf die Ereignisse dieser wenigen Monate konzentriere. Der Einzelfall ergänzt und modifiziert hier die alte Interpretation, die ich seinerzeit aus der Vogelperspektive gewonnen hatte. Ich rekonstruiere die Vorgänge anhand von Polybios’ Darstellung, nach ihren einzelnen Etappen, indem ich an jeweils geeigneter Stelle dasjenige bilanziere, was für die Frage nach dem – herrschaftssoziologischen – Charakter der hellenistischen Monarchie relevant ist.8
3 4 5 6 7 8
Gehrke 2005. Gehrke 2021, 35–57. Gehrke 1982, 257 und 2021, 42. Die wichtigsten Vorgänge und Zitate sind im Folgenden nur mit Kapitel und Paragraph angegeben. Vgl. u. Anm. 31. Zu den Vorgängen selbst vgl. neuerdings vor allem Barry 1993; Mittag 2001; Huß 2001, 473– 486; Kruse 2021, 72–77. Zu den topographischen Gegebenheiten s. Riedel 2020 und vgl. Mavrogiannis 2018.
06 Der siegreiche König
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1. TOD, MORD UND ROUTINE Beim Tod Ptolemaios’ IV. (zwischen Mitte Juli und Mitte August 204 v. Chr.9) wurde sofort deutlich, dass hier eine konfliktträchtige Situation herrschte. Offenbar standen sich – jedenfalls potentiell – die Witwe des Königs, seine Schwestergemahlin Arsinoe III., die von ihrem Mann getrennt war, und die Entourage des Königs gegenüber; jedenfalls scheint diese in jener eine Gefahr gesehen zu haben. Dominierend in der Entourage waren vor allem Sosibios, der eigentliche Kopf der ptolemäischen Regierung schon seit den Zeiten Ptolemaios’ III., sowie Agathokles von Samos, ein persönlicher Günstling des verstorbenen Königs; seine Schwester Agathokleia war mit diesem liiert gewesen, hatte also die Schwestergemahlin verdrängt, was schon per se eine brisante Konstellation darstellte. Diese tonangebenden Personen waren zunächst auch die wichtigsten Akteure. Sie ergriffen sofort die Initiative und ließen in einer Art von preemptive strike die Königin Arsinoe aus dem Weg räumen (15,25,2–12). Das ging allerdings nicht geräuschlos von statten. Wir müssen annehmen, dass Truppenteile am Hof zu ihr standen,10 denn bei dem Unternehmen gerieten offensichtlich Teile des Palasts in Brand. Das konnte nicht verborgen bleiben. Dennoch versuchten die Akteure nach der Devise business as usual vorzugehen. Dieser Rekurs auf die Routine ist charakteristisch, weil in ihr ein erprobtes Ritual steckt. Drei bis vier Tage später kommunizierten nämlich die Hauptakteure, Sosibios und Agathokles, auf einer Tribüne (βῆμα) im größten Peristyl des Palastes mit ausgesuchten Offizieren und Truppeneinheiten. Diese repräsentierten die gesamte Armee im Sinne der traditionellen Heeresversammlung, deren Akklamation bei jedem Herrscherwechsel wesentlich war. Die Akteure gaben den Tod von König und Königin offiziell bekannt. Sie ließen dem damals fünfjährigen Sohn Ptolemaios’ IV., dem am 9. Oktober 210 v. Chr. geborenen11 Ptolemaios V., das Diadem umlegen, also den Krönungsakt vollziehen. Anschließend wurde das Testament des verstorbenen Königs verlesen, in dem Sosibios und Agathokles als Vormünder (ἐπίτροποι) eingesetzt waren. Diese riefen die Truppen zur Loyalität (εὔνοια) gegenüber dem neuen König und zu seinem Schutz auf. Sie präsentierten auch silberne Urnen mit den Gebeinen des toten Königs und seiner Frau (die zweite war womöglich manipuliert) und ließen diese schnell beisetzen (15,25,3–7). Der Übergang von einem König auf den nächsten war nach allen Regeln der Kunst inszeniert worden. Dennoch liefen die Dinge nicht glatt ab.
9 Huß 2001, 470 f. mit Anm. 1.2. 10 Vgl. auch Huß 2001, 475 (zu der umstrittenen Stelle bei Ioh. Ant. Fr. 54). 11 Zum Datum Huß 2001, 450 mit Anm. 52.
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Hans-Joachim Gehrke
2. ERSTE UNRUHEN Es brachen nämlich jetzt Unruhen in der Stadt (πόλις) aus. Massen kamen spontan in größeren Gruppen zusammen (σύγχυσις τῶν ὄχλων), vereint in Trauer und Schmerz, weniger als rituelles Klagen wegen des toten Königs (der war ja schon länger krank gewesen)12, sondern wegen seiner Gemahlin, deren Ende nun „ans Licht“ (15,25,8) gekommen war. Da es keine offizielle Erklärung (πρόφασις) für ihren Tod gab (den des Königs hatte man ja offensichtlich erwarten können), schossen Gerüchte ins Kraut. Das Schicksal Arsinoes bewegte die Gemüter, der frühe Verlust der Eltern,13 ihre Vernachlässigung durch den Gemahl bzw. die Willkür (ὕβρις), die ihr in der Ehe widerfahren war, sowie die konkrete Kränkung (αἰκία) durch die Zurücksetzung vor der Rivalin und schließlich ihr unglückliches Ende. Kurzum, die Anteilnahme am Schicksal der Königin war enorm. Schon an dieser Stelle lassen sich – im Sinne einer ersten Zwischenbilanz – Schlüsse auf die Struktur der Monarchie ziehen. Auf der einen Seite steht das traditionell-routinierte Vorgehen beim Thronwechsel. Es verweist darauf, dass die Monarchie fest etabliert war, jenseits der usurpatorischen Anfänge vor mehr als 100 Jahren. Elemente von Stabilität und Institutionalisierung lassen sich im Routinemäßigen klar erkennen. Das zeigt sich gerade in der gegebenen Situation mit einem nicht regierungsfähigen Nachfolger: Der Übergang auf ein Kind erfolgte als solcher (die Unruhen hatten ja andere Ursachen) reibungslos (zumal es auch nur einen präsumtiven Nachfolger gab). Das dynastische Prinzip funktionierte hier tadellos. Genau auf dieses hatte Ptolemaios IV. in Anlehnung an seinen Vater14 besonders gesetzt (jedenfalls nach der für diese fatalen Auseinandersetzung mit seinem Bruder Magas und seiner Mutter Berenike nach dem Tod von Ptolemaios’ III., bei der übrigens auch schon Sosibios seine Hand im Spiel gehabt hatte): Sein Beiname Philopator und sein Horus-Name („der mächtige Junge, sein Vater hat ihn erscheinen lassen“15) demonstrieren das, vor allem aber auch die nahtlose kultische Verbindung der Ptolemäer mit Alexander dem Großen, die unter ihm im Jahre 215/14 v. Chr. vollendet wurde.16 Überdies hatte er für Ptolemaios I. einen Kult in dem von diesem gegründeten oberägyptischen Ptolemaïs (Hermiu) eingerichtet, der seinerseits mit einem Dynastiekult verbunden war.17 Nach seinem großen Auftritt in der Schlacht von Raphia (217 v. Chr.) konnte sich Philopator offenkundig erlauben, zurückhaltend zu regieren, ohne seine Person besonders zu exponieren. Die Dynastie schien auch jetzt, nach seinem Tod, tragfähig zu sein. Das lag aber nicht nur an den offiziell-rituellen Praktiken der Dynastie-Pflege. Wir sehen nämlich in diesem Moment, da die so routiniert ablaufende Sukzession gerade wegen Arsinoe nicht problemlos funktionierte, dass hier das Dynastische noch auf ganz andere Weise im Spiel war. Das Schicksal einer Königstochter 12 13 14 15 16 17
Huß 2001, 447 f. Beim Tod ihres Vaters, wohl Dezember 322 (Huß 2001, 382), war sie 14 Jahre alt oder jünger. Pfeiffer 2008, 96–109. Huß 2001, 384. Huß 2001, 452; Pfeiffer 2008, 64–66. Pfeiffer 2008, 68.
06 Der siegreiche König
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aus demselben Hause, eben nicht nur der Frau, sondern auch der Schwester des Königs, wird in ganz besonderer Weise emotional begleitet durch Anteilnahme und Mitleid. Es wird geradezu wie ein persönlicher Verlust erfahren oder mindestens einer im engsten persönlichen Umfeld. Zugleich herrscht damit – ebenso stark empfunden – eine helle Empörung über die enorme Kränkung und Zurücksetzung (ὕβρις, αἰκία) während ihrer Ehe. Beides verband sich zu einer Art Lady-Di-Effekt. Aber hier ging es noch um mehr. Nach Polybios kommt in diesem Verhalten die εὔνοια gegenüber der toten Königin zum Ausdruck (15,25,10). Das jedoch ist ein eminent politischer Begriff, gerade auch hinsichtlich der Frage der Legitimierung der Monarchie; bezeichnet er doch präzise das, was wir Akzeptanz der Herrschaft nennen, welche eine wesentliche Grundlage für deren Legitimierung bildete. Diese ist hier konkret fassbar als eine zutiefst persönliche, geradezu familiale Sympathie. Und sie gilt nicht einem heldischen König, sondern einer misshandelten Frau königlichen Geblüts, gleich dem des Königs selbst. Da ist mehr im Spiel als ein institutionalisierter Dynastiekult: Es geht um eine genuine Bindung an das Königshaus. Das Dynastische fördert die Stabilität, und es ist zugleich und vor allem mit hoher Emotionalität und persönlicher Zugewandtheit verbunden. Mit MAX WEBER ist auch das charismatisch, nämlich eine sehr spezifische Form von Erb- oder Gentilcharisma.18 Mit ihm und in ihm kommt der Zauber einer Person auch in seinen Nachkommen zum Ausdruck; und in diesem Falle wirkt er in der Dynastie und besonders bei Personen, die die hier wirksame emotionale Wertschätzung in besonderer Weise auf sich ziehen. In diesem Falle war das Arsinoe gerade wegen ihres schlimmen Schicksals. Wir werden noch sehen, dass dies von vornherein eine Hypothek für die Regentschaft bedeutete.
3. REAKTIONEN DER ROUTINE Zunächst allerdings schien mit dieser Volkstrauer nichts verloren, aber das Establishment hielt es doch für ratsam, darauf zu reagieren. Es ist im Folgenden bei Polybios nur noch von Agathokles die Rede. Der alte Paladin Sosibios, der seinen letzten Auftritt bei der oben skizzierten Proklamation gehabt hatte, war offenbar zwischenzeitig gestorben. Auch dies war folgenreich, war doch gerade Agathokles’ Schwester durch die Kränkung der Königin besonders kompromittiert. Dieser selbst 18 Weber 1922/2009, 154: „Der geläufigste Fall einer Versachlichung des Charisma ist der Glaube an seine Übertragbarkeit durch das Band des Blutes. Die Sehnsucht der Jünger oder Gefolgen und der charismatisch beherrschten Gemeinde nach einer Verewigung des Charisma wird so auf die einfachste Weise gestillt… Auch bei der Erblichkeit des Charisma handelt es sich ursprünglich darum, dass es an eine Hausgemeinschaft und Sippe geheftet ist, welche ein- für allemal als magisch begnadet gilt, derart, dass nur aus ihrem Kreise die Träger des Charisma hervorgehen können. Die Vorstellung ist an sich so naheliegend, dass ihre Entstehung kaum nach besonderer Erklärung verlangt. Das als dergestalt begnadet angesehene Haus wird dadurch mächtig über alle anderen hinausgehoben, und der Glaube an diese spezifische, auf natürlichem Wege nicht erreichbare, also charismatische Qualifikation ist überall die Grundlage der Entwicklung von Königs- und Adelsmacht gewesen.“
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aber agierte weiterhin überlegt und routiniert: Mit der raschen Bestattung der Toten sorgte er für ein schnelles Ende der Trauer, wenigstens äußerlich. Den Truppen zahlte er Sold auf zwei Monate zugleich und ließ sie den bei Thronwechseln üblichen Eid ablegen. Philammon, der führend an der Ermordung Arsinoes beteiligt gewesen war, zog er aus der Schusslinie, indem er ihn zum Gouverneur von Libyen machte. Den kleinen König gab er in die Obhut seiner eigenen Mutter und Schwester (15,25,10–12). Danach19 kümmerte er sich durch hochkarätig besetzte Gesandtschaften auch um die diplomatische Verständigung im politischen Umfeld, vor allem bei den beiden anderen großen Machthabern, Antiochos III. und Philipp V., mit dem eine dynastische Verbindung (die Heirat seiner Tochter mit Ptolemaios V.)20 offenbar schon zuvor eingefädelt war. Das war unabhängig von den Unruhen ein ohnehin ratsames Verfahren, eine ebenfalls routinierte Vorsichtsmaßnahme. Aus Erfahrung konnte man nämlich wissen, dass der Tod eines Königs bei den großen, stets lauernden Rivalen Interventionsgelüste auslösen konnte. Da war es geboten, die unmittelbaren Konkurrenten adäquat ruhig zu stellen, aber auch mögliche Allianzen zu sondieren und sich schon einmal um die Anwerbung von Truppen zu kümmern. Krieg war einzuplanen, er lag fast schon in der Luft,21 der strukturelle Erfolgszwang des Königs war und blieb ein gegebener Faktor. Agathokles’ Handeln war schlüssig und vernünftig, eigentlich – wie man fast sagen möchte – alternativlos. Aber er bekam die Dinge dennoch nicht in den Griff, oder jedenfalls nur für kurze Zeit und nicht im Kern. Wohl den Winter 204/03 v. Chr. über blieb es noch ruhig, aber die Gemüter hatten sich (wie sich bald zeigen sollte) nicht wirklich beruhigt.22 Ganz offensichtlich fehlte es nur an einer Alternative. Dies sollte sich durch den ehrgeizigen Elan des Tlepolemos23 ändern, mit dem auch die Truppen ins Spiel kamen. Ein junger Mann aus vornehmer Familie, persisch-lykischer Herkunft, gehörte er zum Establishment, vor allem wohl wegen seiner Verbindung mit Sosibios. Bei den Unruhen nach dem Tod des Königs hatte er die Gemüter der Soldaten beruhigt und danach das besonders wichtige Kommando über Pelusion übernommen. Mehr und mehr zeigte er, durchaus provokant, dass er mit der führenden Rolle des Agathokles, mit dem er persönlich über Kreuz lag (15,25,28), nicht einverstanden war. Er hielt sich selber für entschieden geeigneter, als Regent bzw. Vormund 19 Μετὰ δὲ ταῦτα: das ist natürlich nicht präzise (Walbank 1967, 484), aber die hier angesprochenen politischen Konditionen machen es sicher, dass die Gesandtschaften schnell abgingen. Antiochos III. jedenfalls ließ sich nicht bewegen und handelte schnell, wie man in Teos (dazu jetzt auch Adak 2021, 253 f.), Amyzon und „sicher auch an anderen Orten“ (Huß 2001, 477) merkte. 20 Walbank 1967, 484; Huß 2001, 478. 21 Im Zusammenhang mit der Anwerbung ist bei Polybios expressis verbis schon von einem „Krieg gegen Antiochos“ die Rede (15,25,17); zu Antiochos als (potentiellem) Feind s. auch 15,25,34. 22 Mit einem deutlichen bias gegen Agathokles (15,34,3–6) führt Polybios dessen Verhasstheit (μῖσος) auf sein unmögliches und arrogantes Verhalten zurück. Was wirklich dahinter steckt, kann man in dem Hinweis auf Agathokleia (15,25,25) erahnen, vor allem aber den folgenden Ereignissen entnehmen. 23 Zu diesem s. vor allem Walbank 1967, 487.
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zu fungieren. Diese personale Zuspitzung innerhalb der bisher relativ geschlossen agierenden Elite war wohl nicht nur durch den Tod des Sosibios begünstigt, sondern jetzt auch durch die Abwesenheit wichtiger Persönlichkeiten aus diesem Kreis (darunter ein Sohn des Sosibios namens Ptolemaios) wegen der erwähnten Gesandtschaften verstärkt worden.24 Auch an dieser Stelle können wir für einige analytische Bemerkungen kurz innehalten. Wir konstatieren zunächst, dass die Monarchie auch in kritischen Phasen, mit zwar eindeutiger, aber doch durch die Minderjährigkeit des Thronfolgers belasteter Sukzession, funktionierte. Entscheidend war die Rolle des ἐπίτροπος, vor allem in Verbindung mit den tonangebenden Kreisen in der Funktionselite. Die Dinge konnten auch weiterhin gut laufen, solange in Fragen der Rollenverteilung innerhalb dieser ein Konsens bestand. Sobald das strittig wurde, war ein Machtkampf fällig. Angesichts der Position des Regenten als de facto-Herrscher und des vibrierenden Ehrgeizes, den man bei den Akteuren geradezu fest einzukalkulieren hat, lag auch hier sozusagen der Krieg in der Luft. Es ging dann letztendlich wieder – wenn auch nur auf einer niedrigeren Ebene – um die Herrschaft. Sobald es dabei zum offenen Konflikt kam, musste es wieder auf das Charisma in elementarer Weise, als Wirk- und Tatkraft bzw. auf die Wirkung von Tatkraft ankommen, ein Charisma zweiten Grades sozusagen.
4. DER NEUE KONFLIKT Das charismatische Element in diesem Sinne zeigte sich gerade in dem, was das Verhalten des Tlepolemos leitete und kennzeichnete. Neben dem Vertrauen in sich selbst und seine Fähigkeiten waren es die Sympathien der Soldaten, zunächst naturgemäß derer, die er selbst kommandierte, dann aber auch – nicht zuletzt dank der Kommunikation unter den Truppeneinheiten – in der Hauptstadt und darüber hinaus. So wurde er zu einem Machtfaktor, die bis dato fehlende Alternative war da. Tlepolemos legte es ganz gezielt darauf an, und so spitzten sich die Dinge im Jahre 203 v. Chr. zu einem großen Duell zu. Tlepolemos bemühte sich intensiv, die Zustimmung und Loyalität, die εὔνοια also, der Truppe, der Offiziere wie einfachen Soldaten, zu gewinnen. Dabei hatte er offenbar schon kraft seines Auftretens einen Vorteil. Beide Kontrahenten nutzten dabei die unmittelbaren kommunikativen Kontexte, in denen sie agieren konnten, Tlepolemos besonders das Symposion, von dem aus die Gerüchte und Informationen nach außen diffundierten, Agathokles die öffentlichen Versammlungen in der Hauptstadt. Der Gegenstand der jeweiligen Agitation zeigt sehr schön, worauf die Wertschätzung der beiden Führungspersönlichkeiten – und damit auch die Wirkung ihres Charismas – beruhte bzw. beruhen konnte und sollte. Tlepolemos zielte darauf ab, seinen Konkurrenten lächerlich zu 24 In seiner anti-agathokleischen Einstellung behauptet Polybios ja, Agathokles hätte diese ausgewählt, um sie aus dem Wege zu haben: Aber natürlich brauchte es für die extrem wichtigen Aufgaben die besten Leute!
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machen und zu entwürdigen, auch in sexueller Hinsicht. Das Ergebnis war tödlicher Spott, eine besonders gefährliche Waffe, zumal unter Militärs, und das genaue Gegenteil von charismatischer Wirkung. Dagegen setzte Agathokles auf die Denunzierung der Illoyalität seines Rivalen gegenüber dem König, für den er als fürsorglicher Vormund stand. Er schreckte auch vor fake news nicht zurück, etwa der Behauptung, Tlepolemos sei verstrickt in verräterische Beziehungen zu Antiochos III. – nunmehr schon kaum noch ein lediglich potentieller Feind (15,25,31–36). Wir sehen deutlich, dass sich die Komponente des genuin Charismatischen auf eine untere Ebene verlagert hatte. Die Herrschaft des kleinen Jungen wird gar nicht in Frage gestellt, im Gegenteil, einer der Kontrahenten macht die Loyalität ihm gegenüber zur Grundlage seines politischen Agierens. Der Kampf geht nicht um das Königtum, sondern um die Position des Hüters des Königs. Um diese, nicht um jenes konkurrieren die Rivalen. Auf dieser Ebene geht es um das Charisma eines jungen „Haudegens“25, der den Ton der Truppe trifft, als charismatischer Kommandeur. Agathokles, der Höfling, muss sich das Charisma gleichsam ausborgen, nämlich das Gentilcharisma, vom König, gegen den zu arbeiten er seinem Gegner unterstellt.
5. DRAMATISCHE KLIMAX Die Demontage des Agathokles zeigte zunehmend Wirkung, so dass sich dieser zu einer radikalen Maßnahme genötigt sah, um die Herzen der Truppe zu gewinnen. Auf der bisher verfolgten Linie geschah das mit dem Blick auf die εὔνοια der Soldaten gegenüber dem König und den Treuebruch des Gegners. Im Palast versammelte er die Elitetruppe der „Makedonen“, eine Art Prätorianergarde,26 in einem großartig inszenierten Auftritt: Gemeinsam mit seiner Schwester und dem kleinen König trat er vor die Truppen, und unter Tränen vertraute er den Jungen ihrer Treue (das Wort πίστις ist hier fast so viel wie die lateinische fides) an, seine „Angelegenheiten“, die πράγματα, also eigentlich die staatliche Gewalt selber, seien in ihren Händen. Zugleich wird der angebliche Hochverrat des Tlepolemos angeprangert: Ein Zeuge wird aufgeboten mit der Aussage, für die Umlegung des Diadems, also den direkten Zugriff auf das Königtum, habe dieser schon alles vorbereitet (15,26,1–7). In großer Geste wird hier an die Loyalität der Soldaten appelliert, mit unmittelbarem Bezug auf die gefährdete Person des Königs. Doch bei den Adressaten regen sich nur Missfallenskundgebungen, Zischen und Murren (15,26,8). Der Schuss war nach hinten losgegangen. Stattdessen verbreiteten sich Appelle der Soldaten unter ihren Freunden und Verwandten bis zu den Truppenteilen in Oberägypten; man solle sich nicht „von so unwürdigen Leuten misshandeln (ὑβιζομένους) lassen“ (15,26,10). Zudem fürchtete man angesichts der Kontrolle der Umgebung durch Tlepolemos um die Versorgung der Hauptstadt. 25 So Huß 2001, 479. 26 Sie ging vielleicht auf Alexanders agema zurück, Walbank 1967, 488.
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Eine Eigendynamik hatte sich entwickelt: Alle Mittel, die Agathokles nun einsetzte, verschlimmerten seine Lage nur. So brachte er auch noch große Teile der Bevölkerung von Alexandreia (τὸ πλῆθος) gegen sich auf, als er versuchte, seinen Gegenspieler in dessen Verwandtenkreis gezielt und demonstrativ zu entehren. Tlepolemos’ Schwiegermutter wurde im Tempel der Demeter festgenommen und „unverhüllt“ (ἀκατακάλυπτος), also leicht oder unbekleidet, „mitten durch die Stadt ins Gefängnis gezerrt“ (15,27,2) – eine ganz unerhörte Kränkung. Wie sehr nun gerade die hauptstädtische Bevölkerung sich davon betroffen fühlte, wurde durch Aktionen sichtbar, die für vormoderne Massenkommunikation charakteristisch sind. Man antwortete mit Gegen-Schmähungen und Drohungen, mit denen man Gebäudewände vollschrieb, sowie mit Demonstrationen. So artikulierte sich der Volkswille – und es zeigte sich wie im Falle von Arsinoe, dass gerade die Kränkung einer prominenten Frau ein besonderes Erregungspotential hatte, so wie es auch Frauen waren, die solche Protestaktionen aktiv mitgestalteten, wie wir auch weiterhin sehen werden. Agathokles und seine Entourage waren in größter Verlegenheit und schwankten zwischen Verzagtheit und Aggressivität (15,27,3–5). In dieser Situation musste ein Funken genügen, um das Pulverfass zum Explodieren zu bringen.
6. DIE KATASTROPHE Die Explosion kam gerade dadurch zustande, dass die Unruhe der Massen in der Hauptstadt mit der Unzufriedenheit der Truppen zusammentraf. Sie vollzog sich dann in zugleich spontanem wie geplantem Handeln, aggressiv, brutal und zeichenhaft in einem. Und das wird von Polybios in dem von ihm eigentlich kritisierten theatralischen Gestus, mit dramatischer ἐνάργεια27 herausgearbeitet, die den Leser am Geschehen teilnehmen lässt – wofür er sich später geradezu entschuldigt, indem er darauf verweist, dass andere das noch stärker getrieben hätten (15,34,1 f.). Doch der Reihe nach! Auslöser war die von Agathokles veranlasste, letztlich aber durch die Verweigerung seitens der Verantwortlichen gescheiterte Folterung eines hohen Würdenträgers, des Somatophylax Moiragenes. Dieser konnte sich in den Schutz der Palasttruppen flüchten, wo man nun auch den König selbst bedroht sah. Die Nachricht davon verbreitete sich wie ein Lauffeuer (πῦρ, 15,29,3). Jetzt waren sich nicht nur alle Einheiten in der Hauptstadt einig – was wegen interner Rivalitäten durchaus nicht selbstverständlich war, sondern auch das Volk wurde von der hellen Empörung erfasst: „τὰ στρατιωτικὰ καὶ τὰ πολιτικά, Militärisches und Politisches, also Militär und Bürgerschaft, waren zum Angriff (ἐπίθεσις) vereint,“ heißt es bei Polybios (15,29,4). Kontingenz und Koinzidenz (συνήργησε, 15,29,5) taten jetzt ein Übriges: Auf die Nachricht hin, Tlepolemos sei in der Hauptstadt eingetroffen, geriet Agathokles in Panik und verfiel in Tatenlosigkeit; seine Mutter Oinanthe hatte sich in ihrer
27 Zu dieser vgl. jetzt auch Maier 2018.
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Verzweiflung ins Thesmophoreion28 geflüchtet, beleidigte aber ausgerechnet dort nach einem Wortgefecht auch Damen aus der Oberschicht (τῶν ἐνδόξων) und ließ sie aus dem Tempel prügeln. Jetzt kam zum „Hass“ (μῖσος) der Masse die „Wut“ (ὀργή) der Frauen. Es ist Nacht, überall sieht man Fackeln, es herrschten Tumult und Auflauf (φῶτες, διαδρομή, θόρυβος, κραυγή), Menschen strömten massenhaft auf allen größeren bzw. geeigneten Plätzen zusammen, im Stadion, auf der Hauptallee, vor dem Dionysos-Theater, das direkt mit dem Palastkomplex verbunden war,29 und vor allem auf den Alleen um den Palast herum. Dort nahmen Männer, Frauen und Kinder in einer allgemeinen Volksbewegung die Belagerung auf (15,30,1–4. 9 f.). Nun verbarrikadiert sich Agathokles mit wenigen Verwandten und Somatophylakes (darunter der später einflussreiche Akarnane Aristomenes) in einem Winkel des Palastes; bei sich hat er den König, schon fast wie eine Geisel, jedenfalls sein einziger wirklicher Schutz (15,30,4–8). Am Morgen ist der Lärm immer noch groß, besonders der Ruf nach dem König kristallisiert sich heraus. Schließlich dringen Truppen in den Palast ein, und unter dramatischen Umständen schickt Agathokles in höchster Not diesen mit den Leibwächtern hinaus (15,31,1–32,1). Der sechsjährige König ist nicht mehr als ein Spielball, das Gegenteil eines Akteurs. Aber er hat doch eine geradezu magische Kraft, und das nicht auf Grund eigener Erfolge als charismatischer Anführer, sondern als Inhaber der Königswürde kraft legitimer Abkunft aus der stirps regia. Der Dynastie gilt die Loyalität, auf ihr ruht die Legitimität, das Charisma des kleinen Jungen ist Gentilcharisma. Das ist hier und jetzt der ausschlaggebende Faktor, der alle eint, Truppen und Volk, Griechen und Ägypter, Männer, Frauen und Kinder. Derart einig handeln sie alle, das Volk (für das Polybios mehrere Begriffe hat, das aber hier unterschiedslos zusammensteht) – ein besonderes Zeichen für die Akzeptanz dieser Monarchie auch und gerade in extremis. Und so agiert das Volk auch, gewiss von bestimmten Personen oder Gruppen mit besonderer Initiative organisiert und geleitet, aber doch so, dass alle wissen oder ahnen, was sie tun und was sie zu tun haben, und ihren Willen auch entsprechend kundtun. Die Entscheidung fiel in dem größten in der Nähe verfügbaren Platz für Versammlung und Kommunikation, auch rituelle, im Stadion. In diesem gab es bezeichnenderweise eine Königsloge (βασιλικὴ θέα), in der jetzt der König platziert wurde (15,32,2 f.). Die Gefühle, die von der Masse geäußert wurden, waren gemischt: Freude über die Präsenz des Königs paarte sich mit Schmerz darüber, dass es keine Rache an den Machthabern gegeben hatte. Und dieser Rachewunsch war nicht zu bändigen. Er äußerte sich in langen tumultuarischen Forderungen, mit Sprechchören und in lautem Geschrei, das schließlich dem kleinen König 28 Offenbar identisch mit dem schon erwähnten Demetertempel und in der Nähe des Palastes gelegen, Fraser 1972, I 199. Es soll διά τινα θυσίαν ἐπέτειον geöffnet gewesen sein (15,29,8); dabei denkt Walbank 1967, 290, an die Thesmophorien, die normalerweise in den Oktober– November fallen, und datiert die Ereignisse entsprechend auf diese Zeit im Jahr 203 (akzeptiert von Huß 2001, 482 Anm. 70). Ich bin skeptisch, weil Polybios dieses Fest kaum als „irgendeines“ bezeichnet hätte; Jahresfeste sind im Übrigen eher die Regel. 29 Fraser 1972, I 23. II 63 f.
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Unwohlsein bereitete (15,32,7). Angesichts der „nicht zu bändigenden Leidenschaften des Volkes“ (τοῦ πλήθους ὁρμὴν ἀμετάθετον, ebd.) musste auch das Establishment Agathokles, seinen Clan und seine Clique aufgeben. Sosibios, ein gleichnamiger Sohn des ehemaligen Chefpolitikers, fragte den König, ob er diejenigen, die sich gegen ihn und seine Mutter (bezeichnenderweise wird auch sie hier genannt) vergangen hätten, übergeben wolle. Dieser „nickte zu“ (15,32,8) – und wurde dann im Hause des Sosibios in Sicherheit gebracht. Unter donnerndem Jubel geht es weiter, in Akten ritualisierter und zeichenhafter Rache. Aus eigener Initiative, zum Teil aber auch gedrängt von den Massen, holen Soldaten Agathokles, Agathokleia und andere ihrer Verwandten und Gefolgsleute aus ihren Häusern und bringen sie ins Stadion. Agathokles wird sofort getötet, sein Verwandter Nikon, der Großadmiral (Nauarch), sowie Agathokleia, nackt mit ihren Schwestern und ihrer Mutter Oinanthe, ging es schlechter. Diese wurde vom Altar der Demeter gerissen und nackt zu Pferd ins Stadion gebracht, wo sie mit den anderen von der Masse buchstäblich zerstückelt wurde. Wenige Tage später hat man Philammon, den Hauptverantwortlichen für Arsinoes Ermordung, in seinem Hause zu Tode geprügelt, seinen kaum dem Knabenalter entwachsenen Sohn erwürgt und seine Frau nackt auf die Straße gezerrt und getötet (15,32,9–33,9). Polybios macht für diese von ihm in dramatischer Vergegenwärtigung geschilderten Exzesse „die mit der Leidenschaft verbundene Grausamkeit der Menschen in Ägypten“ verantwortlich (15,33,10). Uns erlauben aber gerade diese Vorgänge insgesamt einen tiefen Einblick in das Wesen der hellenistischen Monarchie jener Zeit, mindestens in Ägypten. Gut erkennbar werden insbesondere die Grundlagen ihrer Akzeptanz und Legitimierung und der Stellenwert des Charismatischen in diesem Zusammenhang. Ins Auge springt sofort: Das Königtum hat einen Nimbus, verkörpert im König wie der Königin. Dieser Nimbus ist ein eigener und alles andere als geringer Machtfaktor. Von daher ist die Monarchie gefestigt. Die Wirksamkeit des Nimbus gilt für alle in der Hauptstadt relevanten Bevölkerungsgruppen, aber auch – angesichts vieler persönlicher und funktionsbedingter Verbindung – für sehr viele Menschen in der chora. Es handelt sich dabei zunächst um die Truppen, Makedonen und andere, auch in unterschiedlichen Einheiten und Rangstufen, von der Garde bis zur Wachtruppe, vom Offizier bis zum Gemeinen. Dazu kommen – zu nicht geringen Teilen – die griechischen und die gräzisierten Politen von Alexandreia, aber ebenso die ägyptischen Bewohner der Stadt, die sich auch zu den Alexandrinern zählten bzw. als Bürger in weiterem Sinne anzusehen sind; sie bilden hier alle eine nicht mehr genau zu differenzierende Hauptstadtbevölkerung, geradezu ein Amalgam.30 Deren aller positive Beziehung zu König und Königin, besser: zum gesamten Königshaus, ihre εὔνοια und Loyalität, ja Solidarität stehen völlig außer Frage. Die reziproke Beziehung zwischen Herrscher und Untertanen erscheint geradezu wie eine verwandtschaftliche Bindung: Man nimmt ganz persönlich Anteil und ist ganz persönlich verletzt. Es geht um das persönliche Wohlergehen des Königs und den Schutz der Schwachen, der Frauen und Kinder; und nicht zuletzt geht es um die Ehre. Verstöße 30 Vgl. hierzu Kruse 2021.
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dagegen, nicht nur Mord und Totschlag, sondern auch Kränkung und Beleidigung werden nach den üblichen Regeln gerächt – im Übermaß und in zeichenhafter Entsprechung. Das Volk, Soldaten und Zivilisten, steht zum König und zu seinem Hause; und wenn er selbst nicht handlungsfähig ist, sucht es ihn zu beschützen. Das ist ein starker Schutz, geradezu ein Garant, auch für die Monarchie als solche. Von dieser Konstellation sind die eigentlichen Akteure abhängig. Deutlich wird das darin, dass bereits mit der Ermordung der Arsinoe die Stellung des Agathokles und seines Clans gefährdet ist und bleibt, eine letztendlich nicht zu tilgende Hypothek. Demgegenüber kommt das Charisma des erfolgreichen Machers sozusagen nur subsidiär und gleichsam auf nachgeordneter Ebene ins Spiel, in Gestalt des Tlepolemos. Aber auch das schlägt wenig zu Buche, und es ist höchst fraglich, dass dieser die Rache hätte verhindern können, selbst wenn er gewollt hätte. Andere höchst einflussreiche Leute konnten das jedenfalls nicht. Wesentlich war der Übergriff auf Angehörige des Königshauses, die Ermordung der Königin und Schwester und Witwe des Königs, dann die potentielle Gefährdung des neuen jungen Königs. Das war die Wurzel des von Polybios so herausgestrichenen Hasses auf Agathokles. Die hierin erkennbare Bindung an den König, das Haus, die Dynastie saß ganz tief und war in kritischen Situationen nicht mehr auszuschalten, auch nicht von den Eliten. In den Beziehungen zwischen Herrschern und Untertanen machten sich damit die Affekte und Werte ganz elementarer Verbindungen, von Verwandtschaft und Freundschaft, geltend. Hier bestehen dann auch die strikten und zugleich emotional aufgeladenen Regeln der Reziprozität in einem ganz elementar-alltäglichen Sinne. Dazu gehört ein starkes Beachten der Ehre der Beteiligten und, komplementär dazu, das Gebot der Rache im Falle von Kränkungen. Alles ließ sich hier beobachten. Gerade aber die Beziehungen unter Verwandten und Freunden sind aber auch erblich. Indem man sie auf Könige, Königinnen und ihre Familien überträgt, bringt man die für alle ganz selbstverständlichen Verhaltensnormen und Empfindungen ins Spiel. Und diese gehen – wie im normalen Leben – über die Generationen hinaus. Das ist sozusagen die innere Seite der Sozialbeziehungen zwischen den Königsdynastien und den Beherrschten vor dem Hintergrund der griechisch-hellenistischen Kultur.31 Damit aber greifen wir ein Gentilcharisma par excellence. Wir haben jetzt, am Ende des 3. Jahrhunderts, nach gut 100 Jahren, eine stabile Monarchie32 vor uns, 31 Aus vielen Beiträgen der Tagung ging hervor, dass die Legitimität des Königs nicht zuletzt auch auf seinen Leistungen für die Landesverteidigung, die Sicherheit und damit für den Frieden und den daraus resultierenden Wohlstand gründete. Zu den hier angesprochenen Aspekten der Reziprozität und Emotionalität passt das gut, weil die daraus resultierende Dankbarkeit (χάρις) ebenfalls die auch hier festgestellte Verbindung von Normativität und Emotionalität zeigt. Diesen Aspekten sollte man nach meiner Meinung bei weiteren Arbeiten zur Legitimierung der Monarchie im Rahmen einer ganzheitlichen Betrachtung noch mehr Aufmerksamkeit schenken. 32 Ein charakteristisches Beispiel (ebenfalls mit Bezug auf eine hauptstädtische Bevölkerung) ist die Ermordung des römischen Gesandten Cn. Octavius in Antiocheia in der unklaren Situation
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institutionalisiert auf viele Weise, in Anknüpfung an wahrhaft große und altehrwürdige Traditionen wie mit klugen neuen Maßnahmen, vor allem aber verankert in den Herzen und Werten der Untertanen. Wahrlich, wie auch Caesar fühlen und konstatieren musste, „der königliche Name hatte bei den Seinen große Autorität“ (magnam regium nomen apud suos auctoritatem habere, bell. civ. 3,109,6). Damit war auch der immanente Zwang zur Bewährung als „siegreicher König“ relativiert. Was aber, wenn es eine Spaltung im Königshaus gab, mit geteilten Loyalitäten?33
LITERATURVERZEICHNIS Adak, M., 2021, Teos und die hellenistischen Könige von Alexander bis Antiochos III., in: Fröhlich, P./Capdetrey, L./Brun, P. (Hrsg.), L’Asie Mineure occidentale au IIIe siècle a.C., Bordeaux, 231–257. Barry, W. D., 1993, The Crowd of Ptolemaic Alexandria and the Riot of 203 B.C., Echos du Monde Classique 37, 415–431. Fraser, P. M., 1972, Ptolemaic Alexandria, 3 Bde., Oxford. Gehrke, H.-J., 1982, Der siegreiche König. Überlegungen zur hellenistischen Monarchie, Archiv für Kulturgeschichte 64, 247–277. Gehrke, H.-J., 2005, Prinzen und Prinzessinnen bei den späten Ptolemäern, in: Alonso Troncoso, V. (Hrsg.), ΔIAΔOΧOΣ THΣ BAΣIΛEIAΣ. La figura del sucesor en la realeza helenística, Madrid, 103–117. Gehrke, H.-J., 2013, The Victorious King: Reflections on the Hellenistic Monarchy, in: Luraghi, N. (Hrsg.), The Splendours and Miseries of Ruling Alone. Encounters with Monarchy from Archaic Greece to the Hellenistic Mediterranean, Stuttgart, 73–98. Gehrke, H.-J., 2021, Hellenismus (Ausgewählte Schriften II), herausgegeben von Ch. Mann und K. Trampedach), Stuttgart. Huß, W., 2001, Ägypten in hellenistischer Zeit. 332–30 v. Chr., München. Kruse, Th., 2021, Die Bevölkerung des ptolemäischen Alexandria. Eine sozialhistorische Chimäre?, in: Pfeiffer, St./Weber, G. (Hrsg.), Gesellschaftliche Spaltungen im Zeitalter des Hellenismus (4.–1. Jahrhundert v. Chr.), Stuttgart, 57–81. Maier, F. K., 2018, Wahrheitlichkeit im Sinne der enargeia: Geographie und Geschichte bei Agatharchides, in: Blank, Th./Maier, F. K. (Hrsg.), Die symphonischen Schwestern. Narrative Konstruktion von ‚Wahrheiten‘ in der nachklassischen Geschichtsschreibung, Stuttgart, 209–225.
nach dem Tode Antiochos’ IV., nachdem die Gesandtschaft Entmilitarisierungen durchgesetzt und damit die Würde der Monarchie verletzt hatte (163/62 v. Chr.: Pol. 31,11,1; Cic. Phil. 9,4; Plin. nat. hist. 34,24; App. Syr. 46 f.; Zon. 9,25; Obseq. 15). Man kann auch an die Resonanz denken, die Andriskos als angeblicher Sohn des makedonischen Königs Perseus sogar in Antiocheia fand (152 v. Chr.: Diod. 31,40a). 33 Gerade hier liegt ein Problem des Gentilcharisma, auf das schon Max Weber hingewiesen hat (1922/2009, 155 f.): „Das bloße Gentilcharisma als solches garantiert nun aber noch nicht die Eindeutigkeit der persönlichen Berufung zum Nachfolger. Dafür ist eine bestimmte Erbordnung nötig, und damit diese entsteht, muss zu dem Glauben an die charismatische Bedeutung des Blutes als solchen der weitere Glaube an das spezifische Charisma der Erstgeburt treten. Denn alle anderen Systeme, auch das im | Orient öfter vorkommende Seniorat, führen zu wilden Palastintrigen und -revolutionen, vollends wenn Polygamie herrscht und so neben das Interesse des Herren, etwaige andere Thronanwärter zugunsten eigener Abkömmlinge zu beseitigen, noch der Kampf der Weiber um die Erbfolge ihrer Kinder tritt.“
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Mavrogiannis, Th., 2018, A Study on the Monumental Center of Ancient Alexandria: The Identification of the Ptolemaic Mouseion and the Urban Transformation in Late Antiquity, Klio 100.1, 242–287. Mittag, P. F., 2000, Die Rolle der hauptstädtischen Bevölkerung bei den Ptolemäern und Seleukiden im 3. Jahrhundert, Klio 82.2, 409–425. Pfeiffer, St., 2008, Herrscher- und Dynastiekulte im Ptolemäerreich. Systematik und Einordnung der Kultformen, München. Riedel, S., 2020, Die Basileia von Alexandria. Topographisch-urbanistische Untersuchungen zum ptolemäischen Königsviertel, Turnhout. Walbank, F. W., 1967, A Historical Commentary on Polybius. Bd. 2, Oxford. Weber, M., 1922/2009, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte. Nachlaß. Teilband 4: Herrschaft (Studienausgabe der Max Weber-Gesamtausgabe, Band I/22–4), herausgegeben von E. Hanke, Tübingen.
PROF. DR. DR. H. C. MULT. HANS-JOACHIM GEHRKE Sundgauallee 72, D-79110 Freiburg, [email protected].
THE HELLENISTIC KING AS VIRTUOSO OF THE PEACE VIOLIN Epigraphic evidence testifying and advertising royal ‘peaceful policy/policy of peace’ in the Hellenistic world1 Kostas Buraselis To paraphrase appropriately a famous sentence, peace is too important an instrument of policy for a clever ruler to neglect or leave its use completely to his antagonists. Hellenistic kings did not lack the intelligence to understand this point. After all, the classical Greek polis, from which they learned their methods, had first coined the idea of ‘preserving the peace’ as a source of welfare for its citizens: if I am correct, it is exactly in the Poroi (5.1) of Xenophon that we find for the first time the mention of the word and the notion of εἰρηνοφύλαξ as a useful institution of the Athenian polis invested with the task of protecting the peace as a basic priority of the city and its prosperity. The Hellenistic King or –more precisely- the Hellenistic Kings may have founded their rule on arms but they were also wise enough –to recall another famous dictum- not to sit on their lances. They should impress the world as powerful and successful belligerents but also as effective protectors of peace. My aim in the following discussion of a selection of epigraphical sources –in accordance with the whole concept of this undertaking – will be to show how they tried and managed to achieve this goal in various areas. An early eloquent example is due to one of the first Hellenistic Kings, Antigonos Monophthalmos, a formative representative of the whole genus. When he was forced in 311 BC, one year after the severe defeat of his troops at Gaza, to consent to and realize a necessary truce tarned as peace, he proved ready to accept and dexterously advertise a peaceful arrangement with his enemies (Kassandros, Lysimachos and Ptolemaios). His well-known long letter to the city of Skepsis in the Troad, erected on a stele by the Skepsians, deserves to be quoted here in full [Q0701]. It is clear that Antigonos expounds here his official and, of course, tendentious view of things: he claims to have come to terms with Lysimachos and even Kassandros, although this would purportedly be more difficult for him, because he insisted on assuring the freedom of Greek cities, a precious element of his propaganda against his rivals. Characteristically, he underlines the fact that he accepted a
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I wish to thank Edward Harris for a kind revision of my English text. Any remaining errors are mine.
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proposal even from Ptolemaios (the victor of Gaza!) to join the peace, all this to safeguard the interests of the Greek cities, his valuable allies and co-signatories of the peace to be concluded. Peace is here obviously a method to advertise the ruler’s trustworthiness and concern for his allies’ interests. To put it succinctly, the βασιλεὺς εἰρηνοφύλαξ is just a συμφεροντοφύλαξ (please let a Greek coin a suitable Greek word!), a guardian of his wider and further interests. One can therefore understand why the king could also present the preservation of peace in his realm or faithful cities as the aim of his wars. This may be exemplified in the case of the equally famous Canopus Inscription (238 BC) for Ptolemaios III Euergetes, where it is stated explicitly that the king maintained peace in his own country by fighting against many nations and their rulers abroad [Q07-02]. A variant of this may be credited to Eumenes II of Pergamon who stated in his letter to the Ionian Koinon (167 BC) that his extensive and demanding struggles against the barbarians aimed at assuring ‘peace and best condition’ for the Greek cities under his direct/indirect protection [Q07-03]. War then is presented as just pursuing peace, the final goal, with other means. The king has to face this task for the sake of his subjects and friendly/allied cities, the care and welfare of which appears as one of his main priorities. Concerning internal peace in Greek cities the hegemonic ruler also had a serious role to play, where peaceful conditions almost unavoidably reappear as a motif of policy and propaganda. An intriguing case-in-point is Ptolemy I’s Kyrenaian διάγραμμα, after the incorporation of Kyrene into the Ptolemaic Kingdom (later than 322 BC) [Q07-04]. Many aspects of this highly important document (and its restoration) remain problematic, but crucial for the here considered questions is the more than apparent intervention of the king into the whole constitutional organization and life of the city: for he will be himself not only the actual law-giver of Kyrene (§ 1–3, 9) and one of its generals, obviously the basic one (§ 4), but also the at least alternative judge of many issues at hand (§ 6), all that to attain the express re-establishment of ‘peace’ in the city (ib.), nota bene a civic peace guaranteed now by royal power as well as legislative/administrative provisions due to the king. The Antigonids were also masters of this art. Polybios explicitly mentions a prerogative of Philip V in his role as ἡγεμών of the Hellenic League, under the direction of the experienced Aratos: the possibility of addressing and dealing with internal issues of individual members of the league with a pacifying aim, while issues involving more than one member should be examined by the common institutions (probably the council) of the league.2 The latter method had a clear precedent already in Philip II’s and Alexander’s Hellenic League that had to deal with a
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Pol. 4.24.4 f.: ὁ γὰρ Φίλιππος τὰ μὲν κατ᾽ ἰδίαν τῶν συμμάχων εἰς αὑτοὺς ἀδικήματα καθήκειν ἔφησεν αὑτῷ μέχρι λόγου καὶ γραμμάτων διορθοῦν καὶ συνεπισημαίνεσθαι, [5] τὰ δὲ πρὸς τὴν κοινὴν ἀνήκοντα συμμαχίαν, ταῦτ᾽ ἔφη μόνα δεῖν κοινῆς ἐπιστροφῆς καὶ διορθώσεως τυγχάνειν ὑπὸ πάντων. On the sense of these κατ᾽ ἰδίαν τῶν συμμάχων εἰς αὑτοὺς ἀδικήματα: Scherberich 2009, 181, with Buraselis, JHS 132 (2012), 229.
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territorial issue between Melos and Kimolos on some islets between them [Q0705]. As for an internal issue we may, I think, recognize an example of such a settlement in an inscription from Minoa (Amorgos) [Q07-06]. Here the Megarian Diokleidas, son of Pyrrhos, arrives as an envoy of a King Antigonos (most probably Doson)3 to bring to the turbulent polis epistolary admonitions from the king, to add his own oral advice and thus help ‘free the people from the present turmoil’ (l.9 f.). Internal peace of the polis would have a royal seal. Incidentally, we may spot here, I think, the inclusion of that island community in the wider network of the later Antigonids’ Hellenic League. Peace was also a perpetual and elusive goal for Crete. Here Philip V was able to claim a similar role of ‘common hegemon/protector (προστάτης)’ and conciliator according to Polybios’ testimony.4 From inscriptions, however, we see this peaceful activity of a hegemonic/allied king acting as both an external and internal power on Crete, in the case of two later Ptolemies, Epiphanes and Philometor. These Ptolemies seem to have effectively played the role of guarantor of peace on the island, mediating and arbitrating especially between the two main local rivals in regard to the leadership of the Cretan Koinon (as shown in detail by Chaniotis),5 Gortyn and Knossos, and astutely ascertaining at the same time both the supply of Cretan mercenaries for their needs and the Cretan recognition of their crucial stronghold on eastern Crete, Itanos. An inscription of Gortyn explicitly mentions a delegation of Philometor visiting (168 BC) the city and mediating a peace treaty between Gortynians and Knosians [Q07-07]. Furthermore, earlier epigraphic evidence from Gortyn (ca. 184 BC) mentions Philopator functioning as an arbitrator (κριτάς) between Gortyn and Knosos [Q0708]. The Ptolemies could then also present themselves as servants and active guardians of the peace on the island, and naturally combine these services with their own interests. It is further noteworthy that this reconciliatory/pacifying activity of those later Ptolemies between leading Cretan cities (Gortyn and Knosos) meant not only the re-establishment of the Cretan Koinon but also the recognition by the Kretaieis of the Ptolemaic protectorate/base of Itanos and the dispatch of Cretan allies to assist Philometor in the war against his brother (Physkon) on Cyprus as a way of returning the favour.6 We may then describe as illustrious the association of royal name with cultural issues, and their skillfully implied peaceful connotations. As telling examples of such royal initiatives one could cite first the long decree of Delphi accepting and meticulously regulating the investment of an important endowment of Attalos II 3 4 5 6
On the probable historical context of this Diokleidas and his mission cf. now esp. Paschidis 2008, 417–419. Pol. 7.11(12).9 and 14.4. Chaniotis 1996, esp. 99 f. Cf. Buraselis 2011, 151–160 (153, where all the necessary citations of sources are collected).
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(160/59 BC) ‘for teaching the children’ of the city [Q07-09].The city of Delphi accepts thus two important donations from the ruler of Pergamon: one of 18,000 Alexandrian drachms for meeting the costs of the Delphian children’s education and a ‘secondary’ one of 3,000 drachms to sustain the celebration of the local Attaleia in honour of the king. The actual income of the city to meet these expenses would be the interest gained from systematically lending out those capital sums to individuals, as meticulously laid down in the decree. It is noteworthy, of course, that a part of the second donation concerned specific sacrifices in the name and honour of the king during the Attaleia. Thus, the seal of the king as educational and venerated εὐεργέτης was securely placed in the life of Delphi, an international Greek centre par excellence, founding in this way a source of wider fame for the kings of Pergamon. How then could it not be an unthinkable sacrilege if one insisted on recalling their characterization as ‘purple-coloured bruises’ (πορφύρεοι μώλωπες), a crushing hint at descent from whipped slaves, by that unlucky guy, the grammarian Daphitas? The latter’s impertinent verses on the Attalids, however, were still registered in the time of Strabon (14.1.39, C 647). Peaceful activities and the renown gained from them seem thus to have essentially helped whitewash the reputation of the king. Arms were not always the best way of achieving this. A final, superb case in point are certainly the erudite men assembled by the Ptolemies in their famous Mouseion. Let me just mention a sample of this peaceful and multi-use intellectual capital of Alexandria through the example of Chrysermos, an Alexandrian citizen glorified through a private dedication in another panhellenic sanctuary, Delos [Q07-10]. The brilliant reputation of the man as a high member of the Ptolemaic court (συνγενής) and ‘superintendent’ (ἐπιστάτης) of the Mouseion7 reflected directly on that of Alexandria and its peaceful renown. The date of the relevant monument is not insignificant: after Pydna and the day of Eleusis (167 BC). Glory achieved by war would be now very difficult to win for the kings of Alexandria, but peace and culture combined did not cease to offer valuable renown. Also the provenience of the dedicator, Athens, doubly mattered: it connected the Ptolemaic peaceful cultural glory with the standard source of such fame, the old capital of classical culture in the Greek world, which now (after Pydna) also conveniently possessed Delos. The Ptolemaic horn of Amaltheia, a typical Alexandrian symbol, overflowed with impressive cultural glories. If one may recapitulate in few words: inscriptions can also show that a βασιλεὺς εἰρηνοφύλαξ in the Hellenistic world did never fail to be a clever king, even perhaps a better king who was acceptable to his contemporaries. In the propaganda of the state peace also mattered to a large extent, and the kings took this into consideration.
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On this Chrysermos and his posts: Fraser 1972, 371–373; Buraselis 2011, 157.
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SOURCES 07-01. Letter of Antigonos Monophthalmos to Skepsis, 311/10 BC (Welles RC 1 = IMT Skamander/Nebentaeler 388 = OGIS 5): 1
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[․․․8․․․․ σπουδὴν] ἐποιού[μ]εθα [περὶ τῆς τῶν] [Ἑλλήνων ἐλ]ευθερίας· ἄλλα τε οὐ μικ[ρ]ὰ δι[ὰ] [τοῦτο συγχ]ωροῦντες καὶ χρήματα προσδια[․․․7․․․, κα]ὶ ὑπὲρ τούτων συναπεστείλαμε[ν] [μετὰ Δημά]ρχου Αἰσχύλον· ἕως δὲ συνωμολογ[εῖτο ἐπὶ τ]ούτοις τὴν ἔντευξιν ἐπὶ τοῦ Ἑλλη[σ][πόντου] ἐπιούμεθα· καὶ εἰ μὴ κωλυταὶ τι[νες ἐγέ]νοντο, τότε ἂν συνετελέσθη ταῦτα· [νῦν δὲ] γενομένων λόγων Κασσάνδρωι καὶ Πτο[λεμαί]ωι ὑπὲρ ιαλύσεων· καὶ πρὸς ἡμᾶς πα[ραγε]νομένων· Πρεπελάου καὶ Ἀριστοδήμου [ὑπὲ]ρ τούτων· καίπερ ὁρῶντές τινα· ὧν ἠξί[ου] Κάσσανδρος ἐργωδέστερα ὄντα· ἐπεὶ τὰ [π]ερὶ τοὺς Ἕλληνας συνωμολογεῖτο· ἀναγ[κ]αῖον ὤιμεθα εἶναι παριδεῖν· ἵνα τοῦ τὰ ὅλα συντελεσθῆναι τὴν ταχίστην· ἐπεὶ πρὸ πολλοῦ γ’ ἂν ἐποιησάμεθ’ ἅπαντα διοικῆσα[ι] τοῖς Ἕλλησιν καθὰ προειλόμεθα· διὰ τὸ δὲ μακρότερον τοῦτο γίνεσθαι· ἐν δὲ τῶι χρονίζειν ἐνίοτε πολλὰ καὶ παράλογα συμβαίνειν· φιλοτιμεῖσθαι δὲ ἐφ’ ἡμῶν τὰ πρὸς το[ὺς] Ἕλληνας συντελεσθῆναι, ὤιμεθα δεῖν μηδὲ μικρὰ κινδυνεῦσαι τὰ ὅλα μὴ διοικηθῆναι· ὅσην δὲ σπουδὴν πεποήμεθα περὶ ταῦτα, φανερὸν οἶμαι ἔσεσθαι καὶ ὑμῖν καὶ τοῖς ἄλλοις ἅπασιν ἐξ αὐτῶν τῶν διοικημένων· ὄντων δ’ [ἡ]μῖν τῶν πρὸς Κάσσανδρον καὶ Λυσίμαχον συντετελεσμένων· πρὸς Πρεπέλαον ἔπεμψαν αὐτοκράτορα· ἀπέστειλεν Πτολεμαῖος πρὸς ἡμᾶς πρέσβεις, ἀξιῶν καὶ τὰ πρὸς αὑτὸν διαλυθῆναι καὶ εἰς τὴν αὐτὴν ὁμολογίαν γραφῆναι· [ἡ]μες δὲ οὐ μικρὸμ μὲν ἑ[ω]ρῶμεν τὸ μεταδιδό[ναι φιλ]οτιμίας ὑ[π]ὲρ ἧς πράγματα οὐκ ὀλίγα ἐσχ[ήκαμεν κ]α[ὶ] χρήματα πολλὰ ἀνηλώκαμε[ν], καὶ τα[ῦτ]α τῶν πρὸς Κά[σ]σανδρον κ[αὶ Λ]υ̣σί̣ ̣[μα]χον ἡμῖν διωικημένων· καὶ εὐχερεσ[τέρας] οὔσης τῆς λοιπῆ[ς π]ραγματείας· οὐ μὴν ἀλλὰ διὰ τὸ ὑπολαμ[β]άνειν καὶ τῶν πρὸς τοῦτον συντελεσθέ[ν]των· τὰ πρὸς Πολυπέρχοντα θ̣ᾶσσον ἂν διοικηθῆναι, μηθενὸς αὐτῶι συνορκοῦτος· καὶ διὰ τὴν οἰκειότητα τὴν ὑπάρ-
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χουσαν ἡμῖν πρὸς αὐτόν· ἅμα δὲ καὶ ὑμᾶς ὁρῶντες κα[ὶ] τοὺς ἄλλους συμμάχους ἐνοχλουμένους ὑπό τε τῆς στρατείας καὶ τῶν δαπανη45 μάτων· ὤιμεθα καλῶς ἔχειν συγχωρῆσαι καὶ τὰ[ς δ]ιαλ[ύσ]εις ποήσασθαι καὶ πρὸς τοῦτον· σ[υνο]μολογησόμενον δὲ ἀπεστείλαμεν Ἀριστό[δ]ημον καὶ Αἰσχύλον καὶ Ἡγησίαν· οὗτοι τε δὴ παρεγένοντο λαβόντες τὰ πιστὰ καὶ οἱ 50 παρὰ Πτολεμαίου οἱ περὶ Ἀριστόβουλον ἦλθον ληψόμενοι παρ’ ἡμῶν· ἴστε οὖν συντετελεσμένας τὰς διαλύσεις καὶ τὴν εἰρήνην γεγενημένην· γεγράφαμεν δὲ ἐν τῆι ὁμολογίαι ὀμόσαι τοὺς Ἕλληνας πάντας συνδιαφυλάσ55 σειν ἀλλήλοις τὴν ἐλευθερίαν καὶ τὴν αὐτ[ο][ν]ομίαν, ὑπολαμβάνοντες ἐφ’ ἡμῶν μὲν ὅσα ἀν[θ]ρωπίνωι λογισμῶι διαφυλάσσεσθαι ἂν τα[ῦ][τ]α· εἰς δὲ τὸν λοιπὸν χρόνον ἐνόρκων γενομένων τῶν τε Ἑλλήνων πάντων καὶ τῶν ἐν τοῖς 60 [π]ράγμασιν ὄντων μᾶλλον ἂν καὶ ἀσφαλέστε[ρ]ον διαμενεῖν τοῖς Ἕλλησιν τὴν ἐλευθερίαν· [κ]αὶ τὸ συνδιαφυλάξειν δὲ προσομνύναι ἃ ἡ[μ]εῖς ὡμολογήκαμεν πρὸς ἀλλήλους· οὐκ ἄδοξον οὐδὲ ἀσύμφερον τοῖς Ἕλλησιν ἑωρῶμεν 65 ὄν· καλῶς δή μοι δοκεῖ ἔχειν ὀμόσαι ὑμᾶς τὸν ὅρκον ὃν ἀφεστάλκαμεν· πειρασόμεθα δὲ καὶ εἰς τὸ λοιπὸν ὅτι ἂν ἔχωμεν τῶν συμφερόντων καὶ ὑμῖν καὶ τοῖς ἄλλοις Ἕλλησιν παρασκευάζειν· ὑπὲρ δὴ τούτων καὶ γράψαι μοι 70 ἐδόκει καὶ ἀποστεῖλαι Ἄκιον διαλεξόμενον· φέρει δὲ ὑμῖν καὶ τῆς ὁμολογίας ἧς πεποήμεθα καὶ τοῦ ὅρκου ἀντίγραφα· ἔρρωσθε. We exercised [zeal for the] liberty [of the Greeks], making for [this reason] no small concessions and distributing money besides, and to further this we sent out (5) Aeschylus and Demarchus. As long as there was agreement on this we participated in the conference on the Hellespont, and if certain men had not interfered the matter would then have been settled. Now also when Cassander and (10) Ptolemy were conferring about a truce and when Prepelaus and Aristodemus had come to us on the subject, although we saw that some of the demands of Cassander were rather burdensome, still as there was agreement concerning the Greeks we thought it (15) necessary to overlook this in order that the main issue might be settled as soon as possible; for we should have considered it a fine thing if all had been arranged for the Greeks as we wished, but because the negotiation would have been rather long and in a (20) delay sometimes many unexpected things happen, and because we were anxious that the question of the Greeks should be settled with our involvement, we thought it necessary not to let details endanger the settlement of the principal issue. What zeal we
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have shown in these matters will I think be (25) evident to you and to all others from the settlement itself. After the arrangements with Cassander and Lysimachus had been completed, to conclude which they had sent Prepelaus with full authority, Ptolemy sent (30) envoys to us asking that a truce be made with him also and that he be included in the same treaty. We saw that it was no small thing to give up part of an ambition for which we had taken no little trouble and incurred much expense, (35) and that too when an agreement had been reached with Cassander and Lysimachus and when the remaining task was easier. Nevertheless, because we thought that after a settlement had been reached with him the matter of Polyperchon (40) might be arranged more quickly as no one would then be in alliance with him; because (in the second place) of our relationship to him; still more because we saw that you and our other allies were burdened by the war and its expenses, (45) we thought it was well to yield and to make the truce with him also. We sent Aristodemus and Aeschylus and Hegesias to draw up the agreement. They have now returned with the pledges, and (50) the representative of Ptolemy, Aristobulus, has come to receive them from us. Know then that the truce has been established and that peace is made. We have provided in the treaty that all the Greeks are to swear to (55) aid each other in preserving their freedom and autonomy, thinking that while we lived in all human expectation these would be protected, but that afterwards (60) freedom would remain more certainly secure for all the Greeks if both they and the men in power are bound by oaths. For them to swear also to help to guard the terms of the treaty which we have made with each other, seems to us neither discreditable nor disadvantageous for the Greeks; (65) therefore, it seems to me best for you to take the oath which we have sent. In the future also we shall try to provide both for you and for the other Greeks whatever advantage we have in our power. (70) It seemed best to me then to write you also about these matters and to send to you Acius to speak further on the subject. He brings you copies of the treaty which we have made and of the oath. Farewell (Tr: C. B. Welles, slightly modified).
07-02. Canopus Decree, 238 BC (OGIS 56.10–13): (10) …καὶ τὰ ἐξενεγχθέντα ἐκ τῆς χώρας ἱερὰ ἀγάλματα ὑπὸ / τῶν Περσῶν ἐξστρατεύσας ὁ βασιλεὺς ἀνέσωισεν εἰς Αἴγ̣[υπτο]ν̣ καὶ / ἀπέδωκεν εἰς τὰ ἱερά, ὅθεν ἕκαστον ἐξ ἀρχῆς ἐξήχθη, τήν τε / χώραν ἐν εἰρήνηι διατετήρηκεν προπολεμῶν ὑπὲρ αὐτῆ[ς π]ρ̣ὸς πολλὰ / ἔθνη καὶ τοὺς ἐν αὐτοῖς δυναστεύοντας, καὶ τοῖς ἐν τῆι χώραι / πᾶσιν καὶ τοῖς ἄλλοις τοῖς ὑπὸ τὴν αὐτῶν βασιλείαν τασσομένοις τὴν / εὐνομίαν παρέχουσιν… … and the king marched out and brought back safe to Egypt the sacred images, which had been carried out from the country by the Persians, and returned them to the temples whence each had originally been taken away; and he has maintained the country in a state of peace, fighting wars on its behalf against many peoples and those who rule amongst them; and they provide law and order for all those in the country and for the others who are ranged under their rule … (Tr: R. S. Bagnall/P. Derow)
07-03. Letter of Eumenes II to the Ionian League, 167/66 BC (Welles RC 52 A. 7– 13): … καὶ κοινὸν ἀναδείξας / ἐμαυτὸν εὐεργέτην τῶν Ἑλλήνων πολλοὺς μὲν / καὶ μεγάλους ἀγῶνας ὑπέστην πρὸς τοὺ[ς] / (10) βαρβάρους, ἅπασαν σπουδὴν καὶ πρόνοιαν ποιού[με-]
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/ νος ὅπως οἱ τὰς Ἑλληνίδας κατοικοῦντες πόλε[ις] / διὰ παντὸς ἐν εἰρήνηι καὶ τῆι βελτίστηι καταστάσ[ει] / ὑπάρχωσιν… … and having shown myself a common benefactor of the Greeks, had undertaken many and great struggles against the (10) barbarians, exercising all zeal and forethought that the inhabitants of the Greek cities might always dwell in peace and in the best condition; … (Tr: R. S. Bagnall/P. Derow)
07-04. Diagramma of Ptolemy I, Kyrene, later than 322 BC (SEG IX.1 = IGCyr0108008, 1–52):
5 § 1.
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15 § 2.
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Α[---] [Πολ]ῖται ἔσονται οἱ ἄ̣ν̣δ̣[ρε]ς ἐξ [ἀνδρὸς ]Κυρηνα̣ί̣ου̣ ̣ καὶ γυναικὸς Κυρηναίας καὶ ο[ἱ ἐκ τ]ῶν Λι[β]υσσῶν τῶν ἐντὸς τοῦ Καταβαθ̣μοῦ καὶ Αυθαμαλακος καὶ οἱ ἐκ τῶν ἐ[ποίκ]ων τῶν ἐκ τῶν πόλεων τῶν ἐπέκεινα τῆς Θινιτιος, οὓς Κυρηνῖοι ἀπώικισαν κ[αὶ] [οὓς ἂ]ν Πτολεμαῖος καταστήσηι καὶ οὓς ἂν τὸ πολίτευμα δέξηται ὡς ἂν ἐν τοῖς νόμοις τοῖ[σδε]. [⸏Πολί]τευμα δ’ ἔστω οἱ μυρίοι· ὑπαρχόντωσαν δὲ οἱ φυγάδες οἱ ἐς Αἴγυπτον φυγόντες [οὓ]ς ἂν Πτολεμαῖος ἀποδείξηι καὶ οἷς ἂν τὸ τίμημα ἦι τῶν χρημάτων τῶν ἀ[θ]ανάτων σὺν τοῖς τῆς γυναικὸς μνῶν εἴκοσι Ἀλεξανδρείων, ὃ ἂν οἱ τιμ«η»τῆρες τ«ι»μήσωσι ἐλεύθερον· καὶ ὅσοις εἰσί «ὀ»φειλόμεναι μναῖ εἴκοσι Ἀλεξάνδρειοι σὺν τοῖς τῆς γυναικὸς ἐν ἀθανάτοις τετιμημένοις μὴ ἐλάσσονος τοῦ ὀφειλ[ή]ματος καὶ τοῦ τόκου καὶ ἀνταπομνυόντων οἱ ὀφείλοντες κἂν οἱ γείτονες μ[ὴ] τιμὰς ἔχωσι, ἔστωσαν καὶ «ο»ὗτοι τῶν μυρίων μὴ νεώτεροι τριάκοντα ἐτῶν. Τιμ[η]τῆρας δὲ αἱρείσθων οἱ γέροντες ἐκ τῶν μυρίων ἄνδρας ἑξήκοντα μὴ νε[ω]τέρ[ους τ]ρ̣[ι]άκοντα ἐτῶν ὀμόσαντες ὅρκον νόμιμον. Οἰ δὲ αἰρεθέντες τιμώντωσαν ὡς ἂ[ν] ἐν τοῖς νόμοις γραφῆι· τῶι δὲ πρώτωι ἔτει πολιτευέσθωσαν ἐκ τῶν πρότερον τιμημάτων. ⸏ Βουλὴ δὲ ἔστω ἄνδρες πεντακόσιοι οἳ ἂν τῶι κλήρωι λάχωσι μὴ νεώτερο[ι] πεντήκοντα ἐτῶν· βουλευόντωσαν δὲ δύ’ ἔτη, ἀποκληρωσάντων δὲ τῶι [τρ]ίτωι ἔτει τοὺς ἡμίσεις· διαλειπόντωσαν δὲ δύ’ ἔτη. Ἐὰν δὲ μὴ γίνηται ὁ ἀ[ρι-
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θμ]ὸς προσκληρούντων ἐκ τῶν τεσσαράκοντα ἐτῶν. (vac.) [⸏] 20 §3 [Γέ]ροντε δ’ ἔστωσαν ἑκατὸν εἷς οὓς ἂν Πτολεμαῖος καταστήσηι· κατὰ δὲ τ[ὸ][ν ἀ]ποθανόντα ἢ ἀποσταθέντα εἰς τοὺς ἑκατὸν καὶ ἕνα οἱ μυρίοι ἄλλον α[ἱρείσ]θων μὴ νεώτερον πεντήκοντα ἐτῶν. Τοὺς δὲ γέροντας μὴ ἐξέστω α[ἱρ]εῖσθαι εἰς ἀρχὴν μηδεμίαν ἄλλην ἢ στρατηγοὺς ἐν πολέμωι. Τοὺς δὲ ἱαρῆας τοῦ Ἀπόλλωνος αἱρείσθων ἐκ τῶν γερόντων τῶμ μὴ ἱα[ριτ]25 [ε]υωκότων, μὴ νεωτέρ⸢ω⸣ ν πεντήκοντα ἐτῶν. (vac.) §4 Στρατηγὸς δὲ ἔστω Πτολεμαῖος ἀεί. Πρὸς δὲ τοῦτον αἱρείσθωσαν [στρατη]γοὺς πέντε ἐκ τῶν μήπω ἐστρατηγηκότων μὴ νεωτέρους πεντήκ̣[οντα] ἐτῶν· Ἐὰν δὲ πόλεμος ἦι, ἐκ παντὸς τοῦ πολιτεύματος. Ἐὰν δὲ πόλεμ[ος] προσγένηται ἄλλος τις καὶ μὴ Λιβυκός, οἱ μυρίοι διαγνόντωσαν πό[τερον] 30 [οἱ] α[ὐ]τοὶ στρατηγῶσιν ἢ μή· ἐὰν δὲ δόξηι μὴ τοὺς αὐτὸς, αἱρείσθωσαν ἐκ παντ[ὸς] τοῦ πολιτεύματος. (vac.) §5 Ἔστωσαν δὲ καὶ νομοφύλακες ἐννῆ ἐκ τῶν μὴ νενομοφυλακηκότων (vac. 3) καὶ ἔφοροι πέντε ἐκ τῶμ μὴ ἐφορευ{ω}κότων, μὴ νεώτεροι ἐτῶν πεντήκοντα. ⸏ §6 Πρασσόντωσαν δὲ οἱ μὲγ γέροντες ἃ οἱ γέροντες ἐπ’ ε 'ἰ' ρήνης ἔπρασσον, [ἡ] 35 βουλὴ ἃ ἡ βουλή, οἰ δὲ μυρίοι ἃ οἱ χίλιοι. Πάσας τὰς θανάτου δίκας δικαζόντων οἱ γέροντες καὶ ἡ βουλὴ καὶ ἐκ τῶν μυρίων χίλιοι καὶ πεντακόσιοι οἳ ἂν κλήρωι λάχωσι· χρέσθωσαν δὲ τοῖς νόμοις τοῖς προ[τέ]ροις ὅσοι μὴ ὑπεναντίοι τῶιδε τῶι διαγράμματι. Ὑπεύθυνοι δὲ ἔστωσαν αἱ ἀρχαὶ κατὰ τοὺς νόμους τοὺς [ὄν]τα[ς]. Ὅτωι δ’ ἂν ἀγομένωι ὑπὸ τῶν στρατηγῶν οἱ γέροντες καὶ ἡ βουλὴ θάνατον κρ̣[ίν]40 ω[σ]ι, ἐξέστω αὐτῶι ὁπότερον ἂν βουλήται ἢ ἐν τοῖς νόμοις δικάσασθαι ἢ ἐν Πτ[ολε]μ̣αίω ἔτη τρία. Τὸ δὲ λοιπὸν ἐν τοῖς νόμοις δικαζέσθων. Φυγάδ⸢ο⸣ ς δὲ μὴ κα[τα]δικαζ̣έ̣σ̣θων ἄτερ τῆς Πτολεμαίου γνώμης. (vac.) ⸏ §7 Ὅς̣ ἂ̣ν̣ δ̣’ ἐκ τοῦ π̣[ολιτε]ύματος δημοσίαι ἰατρεύηι ἢ παιδοτριβῆι ἢ διδάσκ[ηι] το[ξεύε]ιν ἢ ἱππε[ύε]ιν ἢ ὁπλομαχεῖν ἢ κηρ[ύσ]σηι ἐν βρυτανε̣ίω ̣ ̣ι̣ μὴ συνπορε[υέσ]45 θω [μυ]ρ[ι]ακὰς ἀρχὰς, ὃς ἂν τούτων (vac.) §8 Ὃς ἂν τῶν πολιτῶν κάμηι ἢ συνθῆι τὸν [c. 13] σίας ἢ πολυδικῆι ἢ [πρ?]οδικίας [c. 30] παλινκαπηλεύηι, ἐν τῆι ἀτιμίαι [ἒστωσαν c. 15] ηται ἢ λιθουργήσει [c. 2 - 3] ἢ [φ]ορτηγὸς γένη[τ]αι ἢ [ἄ]λλοτε [c. 27] ι θῆι ὅτι βαν[αυσ]50 εργασίαν ἠργάσατο τοὺς ΑΝ[c. 9] [ἔστω] σ̣τ̣ρ̣ατ̣ ̣η̣γὸς μηδέποτε.
152 §9
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Ὃς ἂν τὰς Πτολεμ̣α̣ίου γ̣νώ ̣ μ ̣ ̣α̣ς̣ [λύσηι ἃς ἐς Κυρην]αίους Πτολεμαῖος κα[θεῖ]σε, θανάσιμος ἔσται. (vac.) ….. [Good fortune]. Shall be citizens [the men] born from [a Cyrenaean father] and a Cyrenaean mother, and [those born from] the Libyan women between Catabathmos and Autamalax, and those born from the [settlers (ἔποικοι)] from the cities beyond Thinis, whom the Cyrenaeans sent as colonists [and / those] Ptolemy designates, and those admitted by the body of citizens (πολίτευμα), in conformity with the following laws. (§1) The body of citizens (πολίτευμα) shall consist of the Ten Thousand. The members shall be the exiles who fled to Egypt, [whom] Ptolemy shall designate, and any whose permanent property together with that of his wife is estimated at twenty Alexander minas and which the assessors will have declared unencumbered; and any to whom are owed twenty Alexander minas / together with his wife’s permanent property (?) if it has been estimated to be worth not less than the debt and the interest – and the debtors shall make a counter-declaration on oath, even if neighbours do not have the (required) census rating – these also shall belong to the Ten Thousand provided they are not below the age of 30. The Elders (γέροντες) shall choose as assessors from the Ten Thousand 60 men who are not below the age of 30, after swearing the oath prescribed by the law. The men so chosen shall make an estimation as / is written in the laws. For the first year the list of citizens shall be made up from the previous census lists. (§2) The Council shall consist of 500 men appointed by lot and not below the age of 50; they shall serve as councillors for two years, and in the third year they shall eliminate by lot half of their number, then they shall let two years elapse. If the number is insufficient, they shall select by lot the others from those over 40 years of age. (§3) There shall be 101 Elders (γέροντες), appointed by Ptolemy. In case of an (Elder) who dies or resigns, the Ten Thousand shall appoint another man to make up the 101 from those not below the age of 50. It shall not be permitted to appoint the Elders to any office except that of general in war (time). The priests of Apollo shall be appointed from those who have not held the priesthood / and are not below the age of 50. (§4) Ptolemy shall be general for life. Besides him five generals shall be appointed from those who have not yet held the office of general and are not below the age of 50; if a war breaks out, (they shall be appointed) from the entire civic body. If another war breaks out outside Libya, the Ten Thousand shall decide [whether / the] same men shall be generals or not; if they decide that they shall not be, (the generals) shall be appointed from the entire body of citizens. (§5) There shall be nine Guardians of the Law (νομοφύλακες) (appointed) from those who have not held this office, and five ephors (appointed) from those who have not held this office, not below the age of 50. (§6) The Elders shall have the powers which the Elders had in peace time, [the] / Council those the Council (had), the Ten Thousand those the Thousand (had). The Elders, the Council and the Fifteen Hundred chosen by lot from the Ten Thousand shall judge all capital cases. They shall use the previous laws in so far as they do not conflict with this ordinance (διάγραμμα). The magistrates shall be subject to rendering accounts in accordance with the existing laws. Anyone arrested by the generals and facing a criminal charge before the Elders and the Council / shall have the right to be tried according to the laws or by Ptolemy,
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whichever he chooses, for a period of three years. In future he shall be tried according to the laws. No exile may be condemned without the consent of Ptolemy. (§7) Any member of the body of citizens who is in public employment as doctor, gymnastic trainer, teacher of archery, horse-riding or armed combat, or herald at the town hall (πρυτανεῖον), shall be excluded / from the magistracies reserved to the Ten Thousand. Anyone belonging to these categories [who is chosen by lot shall resign from office]. [. . .] (§9) Whoever overturns the decisions imposed by Ptolemy on the Cyrenaeans will be executed himself … (Tr: M. M. Austin, slightly revised and amplified by §9)
07-05. Arbitration-decree of Argos on a dispute between Melos und Kimolos (Rhodes/Osborne 82; Ager 1996, no. 3; on the Argive dating clause and its components now: Kritzas 2007, 158): θεός. ἔκρινε ὁ δᾶμος ὁ τῶν Ἀργείων κατὰ τὸ δόκημα τοῦ συνεδρίου τῶν 5 Ἑλλάνων, ὁμολογησάντων Μαλίων καὶ Κιμωλίων ἐμμενέν, ἇι κα δικάσσαιεν τοὶ Ἀργεῖοι περὶ τᾶν 10 [ν]άσων, Κιμωλίων ἦμεν Πολύαιγαν Ἑτήιρειαν Λίβειαν. ἐδίκασσαν νικῆν Κιμωλ[ί][ο]υς. Ἀρήτευε Λέων 15 [β]ωλ[ᾶ]ς, Σευτέρας, Ποσίδαιον, γρο[φ]εὺς βωλᾶς· Πέριλλος Πεδίον. God. The people of Argos judged in accordance with the resolution of the council (synedrion) of the (5) Greeks, the Melians and the Kimolians having agreed to abide by whatever verdict the Argives gave about the (10) islands, that Polyaiga, Heteireia and Libeia should belong to Kimolos. Their verdict was that the Kimolians should win the case. Leon of (demos) Posidaon, Seuteras [phratria identity] was chairman of the (15) council; Perillus of (demos) Pedion was secretary of the council (Tr: P. J. Rhodes, slightly revised).
07-06. Decree of Minoa in Amorgos for Diokleidas, son of Pyrrhos from Megara, 3rd Cent. BC, IG XII.7.221b: 6
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Ἰασίδημος Μνήσιος εἶπεν· ἐπειδὴ παραγενόμενος Διοκλείδας ἀπεσταλμένος ὑπὸ τοῦ βασιλέως Ἀντιγόνου τάς τε ἐπιστολὰς ἀπέδωκε τὰς παρὰ τοῦ βασιλέως, καὶ αὐτὸς δὲ διελέγη παρακαλῶν τὸν δῆμον ἀπολυθῆναι τῆς κατεστώσης ταραχῆς, εἰς τε τὸ λοιπὸν ἐπαγγέλλεται ἀγαθὸν ὅτι ἂν δύνηται ποιήσειν καὶ λόγωι καὶ ἔργωι· δεδόχθαι τῆι βουλῆι καὶ τῶι
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δήμωι, ἐπαινέσαι Δοκλείδαν Πύρρου Μεγαρέα ἀρετῆς ἕνεκα καὶ εὐνοίας ἧς ἔχων διατελεῖ εἰς 15 τὸν δῆμον, καὶ στεφανῶσαι αὐτὸν θαλλοῦ στεφάνωι ἐν τῶι θεάτρωι, τῶι ἀγῶνι τῶν αὐλητῶν, τοῖς Ἑκατονβίοις· εἶναι δὲ αὐτὸν καὶ πρόξενον καὶ εὐεργέτην τοῦ δήμσυ τοῦ Μινοητῶν καὶ αὐτὸν καὶ ἐκγόνους· δεδόσθαι δὲ αὐτοῖς καὶ πρόσοδον πρὸς τὴν βουλὴν 20 καὶ τὸν δῆμον, ἐάν του δέωνται, πρώτοις μετὰ τὰ ἱερά. καὶ εἴσπλουν καὶ ἔκπλουν ἀσυλεὶ καὶ ἀσπονδεὶ καὶ ἐμ πολέμωι καὶ ἐν εἰρήνηι, ὅπως καὶ οἱ λοιποὶ εἰδῶσιν ὅτι ὁ δῆμος ὁ Μινοητῶν ἐπίσταται τὰς ἀξίας χάριτας ἀποδιδόναι· δοῦναι δὲ αὐτῶι καὶ ξένια τοὺς στρατηγοὺς 25 ἀπὸ δραχμῶν πεντήκοντα, τοὺς δὲ ταμίας εἰς ταῦτα ὑπηρετεῖν δανεισαμένους, κομιδὴν δὲ εἶναι αὐτοῖς αὐτοῦ καὶ τόκου ἀπὸ τῆς δεκάτης τῶν προσόδων. ἀναγράψαι δὲ αὐτοῦ τὴν προξενίαν τοὺς νεωποίας τοὺς περὶ φᾶνον εἰς τὸ ἱερὸν τοῦ 30 Ἀπόλλωνος τοῦ Δηλίου, καὶ τὸ δαπάνημα δοῦναι ἀπὸ τῶν προσόδων. Iasidemos son of Mnesis said: in as much Diokleidas envoy from King Antigonos upon his arrival handed out the royal letters and discussed (our present issues) admonishing (10) the people to relieve themselves from the prevailing turmoil, and he promises to offer all possible good services by words and deeds; it was resolved by the Council and the People to praise Diokleidas son of Pyrrhos from Megara for his virtue and goodwill towards (15) the People, and to crown him with an olive wreath in the theater during the Hekatombia festival, at the contest of the pipe-players (auletai); he shall be written up as a proxenos and benefactor of the People of Minoa, himself and his descedants; it was also decided for them to have the right to approach the Council (20) and the Assembly, if they need something, first after the sacred issues, the right of entering and exiting the harbour with inviolabilty and without formal treaty in war and peace, so that the rest may see that the People of Minoa knows how to offer the proper gratitude; the strategoi should also give him xenia (room and material provisions) (25) of fifty drachmai, the tamiai shall assist this by borrowing and they shall take the sum and the interest from the tenth of the revenues. The temple-builders under Phanos shall have the proxenia decree inscribed and place it in the shrine of (30) Delian Apollon. The cost will be covered from the revenues (Tr: K. Buraselis/Ch. Chrysafis).
07-07. Treaty of Gortyn and Knossos, ca 168 BC (SEG XXIII 588, l.1, 5–10 = Chaniotis 1996, 43 [p. 289–291])9 Συνθ̣[ή]κα̣ Γορτυνίων καὶ Κνωσί[ων]. / ἀγαθᾶι θύχαι. ……., / (5) …. πρε]ιγεύσαντ[ος Πτολεμαίω τῶ βασι]- / λέος ἐπὶ τὰν πόλιν τῶν Γορ[τυνίων π]ερὶ ἱρήνας̣, [τάδ’ ἔδοξε τᾶι πόλι] / ψαφίξανσι τρι[ακ]ατίων παρ[ιόντων] πε[ρὶ] ὧν [τὸνς Γορτυνίονς παρ]- /
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Cf. now also Errington, SV IV, no. 733 (with comm.).
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καλίοντι Κνώσ[ιοι] ἤραντας τὰν [ἐνεσ]τακ[υῖαν διαφορὰν ἀποχω]- / ρῆσαι καὶ ἄγεν ἱρήναν πορτὶ Κν[ωσίον]ς [— — — —— — — — — πε]- / (10) δὰ βασιλέος Πτολεμαίω ἄγεν [τὰν ἱρήναν…. Treaty between the Gortynians and the Knosians. With Good Fortune .... (5) After [King Ptolemaios] had sent an envoy to the city of the Gortynians concerning the peace, [the people’s assembly of the Gortynians] decided [the following] by a vote at which 300 (citizens) were present: Concerning the request of the Knosians to remove the dispute that has arisen and to withdraw [from their country?] and to have peace with the Knosians, [the Gortynians decided in agreement?] (10) with King Ptolemaios to make [peace …… (Tr: K. Buraselis/Ch. Chrysafis)
07-08. Decree of Gortyn concerning envoys from Magnesia on the Maiandros, ca. 184 BC (IC IV 176, l. 26–30 = Chaniotis 1996, 40c, [p. 283]): …π]ερὶ ὧν δὲ / Γορτύνιοι καὶ Κνώσιοι διαφέ[ρονται, βασιλ]εῖ Πτο- / λεμαίωι κριτᾶι ἐπιτραπόμ[εθα, ὅπως ἁμῖν] περὶ / (30) τούτων διαλάβηι… And as for the matters about which the Gortynians and the Knosians dispute, we leave them to the judgement of King Ptolemy, that he may decide [about us] on this matter (Tr: Ch. Chrysafis).
07-09. Decree of Delphi concerning a donation of King Attalos II, 160/59 BC (Syll.3 672 = Ameling 1995, Nr. 94):
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ἔδο]ξε τᾶι πόλει τῶν Δελφῶν ἐν ἀγορᾶι τελείωι σὺμ ψάφοις ταῖς ἐννόμοις· ἐπειδὴ βασιλεὺς Ἄτταλος βασιλέως Ἀττάλου, ἀποστειλάντων ἁμῶν πρέσβεις ποτ’ αὐτὸν πρότερόν τε Πραξίαν Εὐδόκου, Καλλίαν Ἐμμενίδα ὑπὲρ τᾶς τῶν παίδων διδασκαλίας, καὶ πάλιν Πραξίαν Εὐδόκου, Βάκχιον Ἄγρωνος, φίλος ὑπάρχων διὰ προγόνων καὶ εὔνους τᾶι πόλει τά τε ποτὶ τοὺς θεοὺς εὐσεβῶς καὶ ὁσίως διακείμενος, ἐπακούσας προθ[ύ]μως τὰ ἀξιούμενα ἀπέστειλε τᾶι πόλει εἰς μὲν τὰν τῶν παίδων διδασκ[α]λίαν ἀργυρίου δραχμάς, Ἀλεξανδρείους, μυρίας καὶ ὀκτακισχιλίας, εἰς δὲ τὰς τιμὰς καὶ θυσίας δραχμὰς τρισχιλίας, ὅπως ὑπάρχῃ ἁ δωρεὰ εἰς πάντα τὸν χρόνον ἀΐδιος καὶ οἱ̣ μισθοὶ τοῖς παιδευταῖς εὐτα̣κτέωνται καὶ τὸ ἀνάλωμα εἰς τὰς τιμὰς καὶ θυσίας γίνηται ἐγδανεισθέντος τοῦ ἀργυρίου ἀπὸ τῶν τόκων· ἀγαθᾶι τύχαι, δεδόχθαι τᾶι πόλει, εἶμεν τὸ ἀργύριον ποθίερον τοῦ θεοῦ, καὶ μὴ ἐξεῖμεν μήτε ἄρχοντι μήτε ἰδιώται μηθενὶ εἰς ἄλλο καταχρήσασθαι μηθὲν μηδὲ καθ’ ὁποῖον τρόπον, μήτε κατὰ ψάφισμα μήτε κατ’ αἶνον· εἰ δέ τις τούτων τι ποιήσαι ἢ ἄρχων ἢ ἰδιώτας, κατάμαστρος ἔστω ἱερῶν χρημάτων φωρᾶς, καὶ οἱ μαστροὶ καταγραφόντω κατ’ αὐτοῦ κατὰ τὸ ψαφισθὲν ἢ ἄλλως μετενεγχθὲν ἀργύριον ὀκταπλοῦν καὶ τὸ ψαφισθὲν ἢ διαινεθὲν ἄκυρον καὶ ἀτελὲς ἔστω. εἰ δέ τι περισσεύοι ἀπὸ τῶν τόκων διδομένων τῶμ μισθῶν τοῖς παιδευταῖς καθὼς διατέτακται, ἀνενεγκεῖν ἐν τοὺς προβούλους καὶ τοὺς πολλούς, καὶ τὸ δοχθὲν κύριον ἔστω. ἐγδανεισάντω δὲ τὸ ἀργύριον οἱ αἱρεθέντες ἐπιμεληταὶ ἄνδρες τρεῖς, οὕς κα οἱ πολλοὶ ἕλωντ[αι], τόκου πεντεκαιδεκάτου ἐν τῶι μηνὶ τῶι Ἀμαλίωι ἐπὶ τᾶς Ἀμφιστράτου
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ἀρχᾶς. οἱ δὲ θέ̣λοντες δανείσασθαι ποτιγ[ρ]αφέσθωσαν ποτὶ τοὺς κατεσταμένους ἐπιμελητὰς ἐπὶ ὑποθέματι ἀγρῶι. ἔστω δὲ ὁ ἀγρὸς ἄξιος τοῦ διδομένου ἀργυρίου διπλασίου· δανειζόντω δὲ μὴ ἔλασσον μνᾶν πέντε, καθιστάντων δὲ καὶ ἐγγύους οἱ δανειζόμενοι οὕς κα οἱ ἐπιμεληταὶ εὐδοκέωντι· οἱ δὲ αὐτοὶ [ἔγ]γυοι καὶ βεβαιωτῆρες ἔστωσαν τῶν ἐνεχύρων. ἐπεὶ δέ κα ἐγδανείσωντι, ἀ[να]γράψαντες τοὺς δεδανεισμένους καὶ τὰ ἐνέχυρα αὐτῶν ἐμ πίνακας λελευκωμένους δύο ἀναγνόντω ἐν τᾶι ἐκκλησίαι. ἔστωσαν δὲ τὰ ἐνέχυρα ἀξιοχρ[ε]ίονα καὶ ἀνέφαπτα. καταθέντω δὲ τὸμ μὲν ἕνα πίνακα ἐν τὸν ναόν, τὸν δὲ ἕνα π[ί]νακα ἐν τὸ δαμόσιον γραμματεῖον· τὰ δὲ ἀναλώματα καὶ ἐφόδια ἐξέστω [κα]ταχρεῖσθαι ἐκ τοῦ κολλύβου, καὶ οἱ χειρίξαντες λόγον ἀποδόντω τᾶι πόλει. εἰς δὲ τὸν ὕστερον χρόνον ἁ κατάστασις τῶν ἐπιμελητᾶν καὶ ἁ οἰκονομία ἅδε ἔστω· ἀπὸ μὲν τᾶν μυριᾶν καὶ ὀκτακισχιλιᾶν καταναλισκέσθω ὁ τόκος εἰς [τοὺς] παιδευτάς, ἀπὸ δὲ τᾶν τρισχιλιᾶν αἱ τιμαὶ καὶ αἱ θυσίαι ὑπὸ τῶν ἐπιμελητᾶν τ[ῶν] Ἀτταλείων γινέσθω κατὰ τάδε· καταγραψάντω οἱ ἄρχοντες ἀεὶ οἱ ἔναρχο[ι] ἐν τῶι μηνὶ τῶι Ποιτροπίωι ἐν τᾶι ἐννόμωι ἐκκλησίαι κατ’ ἐνιαυτὸν ἐπιμελη[τὰς] τρεῖς ἐκ τῶν προβληθέντων, οὕς κα οἱ πολλοὶ ἕλωνται διὰ τᾶς ψάφου. οἱ δὲ κα[τα]σταθέντες ἐπιμεληταὶ ὀμνυόντω καθὼς καὶ τὰ λοιπὰ ἀρχεῖα, καὶ ἐκπράξαντες τοῦ ἀργυρίου τοὺς τόκους ἐμ μηνὶ Ἐνδυσποιτροπίωι πρὸ τᾶς πεντεκαιδεκάτας τὸ μὲν εἰς τοὺς παιδευτὰς γινόμενον ἀργύριον καταθέντω ἐν τὸν ναὸν ἐν τῶι Ἡρακλείωι μηνί, καὶ ἐν τὸν ἐπεχεῖ ἐνιαυτὸν μισθοδοτεόντω τοὺς παιδευτὰς κατὰ {κατὰ} μῆνα, καὶ λόγον ἀποδιδόντω τᾶι πόλει. εἰ δὲ μὴ ποιήσοντι καθὼς γέγρα̣[πται, — — — — — — — — —] τὰν — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — τῶι Ἡρα[κλείωι μηνὶ — —] [— — — — — — — — — λῴγον ἀποδόντω [τᾶι πόλει ἐν τῶι][— — — — — — — — —] μηνί· εἰ δὲ μή, οἱ μαστροὶ — — — [— — — — —]υόντω κατ’ αὐτῶν κλοπᾶς κατὰ τὸμ μ[αστρικὸν] [νόμ]ον· θυόντων δὲ οἱ ἐπιμεληταὶ βοῦς τελεί[ους τρ]εῖς, οὕς κα οἱ πολῖται δῶντι, τῶι Ἀπόλλωνι καὶ τᾶι Λ[α][το]ῖ καὶ τᾶι Ἀρτέμιτι, καὶ τὰ ἄλλα ἱερεῖα [καθ]ὼς διατέτακ[ται]
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[ὑπ]ὲρ τὸν βασιλέα Ἄτταλον, ποταγ[ορ]εύοντες τὰν θυσ[ί]αν Ἀττάλεια. καταχρείσθωσαν δὲ τὰ τέλεα τὰν δαμοθ[οι]νίαν καὶ οἴνου μετρητὰς τετταράκοντα· τᾶι δὲ δωδεκάτ[αι] 55 τοῦ Ἡρακλείου μηνὸς ἐχέτωσαν τὰ ἱερεῖα ἕτοιμα, τᾶι δὲ τρεισκαιδεκάται πομπευόντω οἵ τε ἱερεῖς τοῦ Ἀπόλλωνο[ς] καὶ τῶν ἄλλων θεῶν καὶ πρυτάνεις καὶ ἄρχοντες καὶ οἱ παῖδες ἐστεφανωμένοι· πομπευόντω δὲ ἐκ τᾶς ἅλωος ἐν τὸν ναόν· ἐπεὶ δέ κα πομπεύσωντι οἱ ἱερεῖς τοῦ Ἀπόλλω60 νος, κατευχέστων ποταγορεύοντες τὰν θυσίαν Ἀττάλεια καθὼς εἴθισται· ὅπως δὲ καὶ ἐμφανῆ ᾖ τὰ ἐψηφισμ[έ]να, ἀναγράψαι τὸ ψάφισμα ἐπὶ τὰν εἰκόνα τοῦ βασιλέως Ἀττάλου. ἀποδιδόντω δὲ οἱ δανεισάμενοι τὸ ἀργύριον πᾶν τᾶι πόλει ἐν τῶι πέμπτωι ἐνιαυτῶι. εἰ δέ κα μὴ ἀποδι65 δῶντι καθὼς γέγραπται, τὰ ἐνέχυρα αὐτῶν τᾶς πόλιος ἔστω, καὶ οἱ ἐπιμεληταὶ ἀεὶ οἱ ἐγδανείζοντες κύρ[ι]οι ἔστωσαν πωλέοντες· εἰ δὲ πωλείμενα τὰ ἐνέχυρα μὴ εὑρίσκοι τὸ ἀργύριον ποθ’ ὃ ὑπέκειτο τᾶι πόλει, πράκτιμοι ἔστωσαν τοῖς ἐπιμεληταῖς ἀεὶ τοῖς ἐνάρχοις τοῦ 70 ἐλλείποντος ἀργυρίου αὐτός τε ὁ δανεισάμενος καὶ οἱ γενόμενοι ἔγγυοι, τρόπωι ὧι θέλοιεν πράσσειν, καθὼς καὶ τἆλ[λ]α δαμόσια καὶ ποθίερα πράσσονται. εἰ δὲ τοὺς τόκους μὴ διοικέοισαν οἱ δανεισάμενοι τοῖς ἐπιμεληταῖς πρὸ τᾶς πεντεκαιδεκάτας ἐν τῶι Ἐνδυσποιτρο75 πίωι μηνί, πράκτιμοι ἔστωσαν τοῖς ἐπιμεληταῖς οὗ [[ἕκα]] ἕκαστος φέρει τόκου τῶν δεδανεισμένων, αὐτοῦ καὶ τοῦ ἡμιολίου. οἱ δὲ ἐπιμεληταὶ ἀποδιδόντω τὸ ἀργύριον τὸ πραχθὲν τᾶι πόλει ἐν τῶι Βοαθόωι μηνί, κα[θ]ὼς καὶ τὰ λοιπὰ περισσὰ ὁ νόμος κελεύει, καὶ οἱ 80 ἐπικατασταθέντες ἐπιμεληταὶ πάλιν ἐγδανεισάντω τόκων πεντεκαιδεκάτων. εἰ δὲ μὴ ἀποδιδοίησαν οἱ ἐπιμεληταὶ ἐν τῶι γεγραμμένωι χρόνωι τὸ ἀργύριον, ἄτιμοι ἀπογραφέντω {ἀ} πὸ τῶν ἐπικατασταθέντων ἐπιμελητᾶν ποτ’ αὐτὸ καὶ τὸ ἡμι85 όλιον. ἄρχει τοῦ χρόνου τῶν δανείων ὁ μὴν ὁ Ἀμάλιος ὁ ἐπ’ Ἀνφιστράτου. κατεστάθεν ἐπιμεληταὶ ἐν̣ ἔτη πέντε Πραξίας Εὐδόκου, Βάκχιος Ἄγρωνος, Ξένων Βούλωνος. …. The Polis of Delphi decided in a plenary assembly with a quorum of the votes prescribed by the law: since King Attalos, son of King Attalos, to whom we sent first Praxias, son of Eudokos and Kallias son of Emmenidas as envoys for the education of the children , and later again Praxias son of Eudokos and (5) Bakchios son of Agron, is our friend since his ancestors’ times and well-disposed to the city and pious and publicly devoted to the gods, and since he has now willingly listened to our request, he sent the city 18.000 Alexandrian silver drachmas for the education of the children and, in addition, 3000 drachmas for the honours and the sacrifices, so that his donation (10) will last forever and for all time, the
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wages for the teachers will be paid regularly and the expenses for the honours and the sacrifices will be met from the interest on the money lent. Therefore, the city – to its good fortune – decided: The money shall be sacred to the God, and neither a public official nor a private citizen shall be allowed to use anything for any other purpose or in any other (15) way, either by decree or by any other measure. But if any public official or private citizen does any such thing, he shall be forfeited to the tax officials for theft of sacred money, and the tax officials shall impose a fine eight times the amount of the money embezzled by a decree or by other means, and whatever is ordained by the same decree, or any other measure shall be void and without legal force. If there is anything left over from the interest after (20) the teachers have been paid their salaries as prescribed, then the issue shall be brought before the Probouloi and the people´s assembly and the decision shall be valid. Three men elected by the people´s assembly as epimeletai shall lend the money in the month of Amalios under the Archon Amphistratos at 1/15 (= 6,67%) interest. Those, however, who wish to borrow money shall have themselves enrolled with the appointed epimeletes (25) with a plot of land as guarantee. The plot of land shall be worth double the value of the money lent. Less than five Mnas shall not be lent. The borrowers shall provide guarantors who appear trustworthy to the epimeletai. They themselves shall be a surety and reliable guarantors of the securities. After they (the epimeletai) have lent the money, they shall write the debtors and their pledges on two white boards and read them out in the people´s assembly. (30) The pledges shall be sufficient, and no one shall have claim on them. They shall deposit one tablet in the temple and the other in the public archives. Expenses and travel allowances shall be paid out of the exchange fund and former administrators shall submit an account to the city. In later times, the appointment of the epimeletes and the administration shall be as follows: the interest on the 18.000 drachmas shall be spent on the (35) teachers, and (the interest) from the 3,000 drachmas for the honours and sacrifices organized by the epimeletai of Attaleia as follows: every year in the month of Poitropios, the archons in office are to appoint three epimeletai from the number of those proposed, who are to be elected by the majority of the people, in the People’s Assembly prescribed by the law. The appointed epimeletai shall swear an oath like the other officials and shall collect (40) the interest of the money before the 15th of the Endyspoitropios month. They shall deposit the money for the teachers in the temple in the month of Herakleios, and in the following year they shall pay the teachers monthly, and they shall give account to the city. But if they do not act as stipulated …(missing 4 lines of text) … (45) They shall perform [the sacrifices and the honors and the public feast on the 13th of the] Herakleios month and give an account [to the tax officials in the same] month. If not, then the tax officials shall commence legal proceedings against them according to the law for theft of sacred (funds). The epimeletai shall sacrifice (50) three faultless oxen, which the citizens are to offer respectively to Apollo, Leto and Artemis, and the other sacrificial animals for king Attalos, as stipulated, naming the sacrifices aloud as “Attaleia”. The meat and 40 metretai (: approx. 1600 litres) of wine shall be used for the feast. On the 12th (55) of the Herakleios month everything is to be ready for the sacrifice. On the 13th the priests of Apollo and the other gods and the prytaneis and the archons and the crowned boys shall hold a procession, and the procession shall go from Apollo’s sacred halos to the temple. After the procession, the priests of Apollo, (60) while saying the prayers, shall shout
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„Attaleia”, as is customary. In order to make known what has been decided, the decision must be written on the monument of King Attalos. In the fifth year, the debtors shall pay all the money back to the city. If anyone should fail to repay (65) it as stipulated, his pledges shall belong to the city and the respective lending epimeletai shall be entitled to sell them. If the sold pledges do not bring in as much money as the sum for which they have been pledged as security for the city, then the debtor himself and his guarantors shall be liable to the respective epimeletai in office for (70) the missing money. The epimeletai shall collect the money in the manner they please, just as the other debts of the city or sanctuary are collected. If the debtors have not paid the epimeletai the interest before the 15th of Endyspoitropoios, (75) then they shall be liable to the epimeletai in height of each debtor’s interest, and half of it in addition. The epimeletai shall return the collected money in the month of Boathoos, as the law also commands in respect to the other surpluses. (80) The subsequent epimeletai shall again lend the money at 6,67% interest. If the epimeletai do not return the money within the prescribed time, then they shall be declared disfranchised (atimoi) by the succeeding epimeletai and shall pay one and a half times the amount. (85) The interest begins in the month of Amalios in the archontate of Amphistratos. Elected as epimeletai for (the first) five years were: Praxias, son of Eudokos, Bakchios, son of Agron, Xenon, son of Boulon (Tr: K. Buraselis/Ch. Chrysafis).
07-10. Dedication to Chrysermos, son of Herakleitos from Alexandreia, Delos, 167 BC (ID 1525 = Durrbach 90): Χρύσερμον Ἡρακλείτου Ἀλεξανδρέα / τὸν συγγενῆ βασιλέως Πτολεμαίου (Ptolemy VI, 180–145 BC) / καὶ ἐξηγητὴν καὶ ἐπὶ τῶν ἰατρῶν / καὶ ἐπιστάτην τοῦ Μουσείου / (5) Ἄρειος Παμφίλου Ἀθηναῖος / καλοκἀγαθίας ἕνεκεν τῆς εἰς ἑαυτόν, / Ἀπόλλωνι, Ἀρτέμιδι, Λητοῖ. … (Statue honouring) Chrysermos, son of Herakleitos of Alexandria, syngenes (“relative”) of King Ptolemy, exegetes, chief physician, superintendent of the Mouseion. (5) Areios son of Pamphilos, Athenian, (erected this for him) in recognition of his kindness to himself. To Apollo, Artemis, Leto (Tr: K. Buraselis/Ch. Chrysafis).
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PROF. DR. EM. KOSTAS BURASELIS National & Kapodistrian University of Athens, Privat: Kyprianu 2, GR-16341 Ilioupoli-Athen, [email protected]
SIEGHAFTIGKEIT UND FRIEDEN AUF HELLENISTISCHEN MÜNZEN* Peter Franz Mittag
Nur wenige hellenistische Könige führten keinen Krieg. In den meisten Fällen bildete die persönliche Sieghaftigkeit eine wichtige Quelle für Charisma und damit einen wesentlichen Baustein für die Legitimation von Herrschaft.1 Münzen (v.a. Gold- und Silbermünzen, aber auch viele Bronzemünzen) dienten primär der Begleichung militärisch bedingter Ausgaben,2 d.h. sehr häufig waren Soldaten, die vor, während und nach einem Krieg entlohnt wurden, die primären Adressaten von Münzen. Dennoch wird auf den Münzen hellenistischer Könige – etwa im Gegensatz zur kaiserzeitlichen Münzprägung – vergleichsweise selten auf die Sieghaftigkeit des Monarchen oder einen konkreten Sieg hingewiesen. Darstellung der Personifikation des Friedens, Eirene, fehlen sogar gänzlich. Der folgende Beitrag könnte angesichts des Rahmenthemas dieses Bandes daher äußerst knapp ausfallen. Es existieren aber einige Darstellungen, die zwar nicht den Frieden direkt aber zumindest Aspekte wirtschaftlicher Prosperität thematisieren. Inwiefern diese als Hinweise auf Frieden gedeutet werden können, soll im zweiten Teil untersucht werden; zunächst sei der Blick auf die wenigen numismatischen Beispiele gelenkt, die sich auf die Sieghaftigkeit von Königen beziehen lassen.
1. SIEGHAFTIGKEIT Einige Münztypen Alexanders des Großen thematisieren dessen Sieghaftigkeit. So feierten ihn die Goldmünzen als siegreichen Vorkämpfer der griechischen Sache. Die Vorderseite dieser Statere ziert ein behelmter Athenakopf, die Rückseite eine Nike mit Kranz und stylis (Stange mit Segel).3 Noch konkreter sind die Poros-Münzen, deren Prägeort und genaue Datierung allerdings hochumstritten sind [Q08-01]. Sie zeigen auf der Vorderseite Alexander zu Pferd im Kampf mit Poros während der Schlacht am Hydaspes, auf der Rückseite den stehenden und von Nike bekränzten Alexander in militärischem Gewand mit Blitzbündel und Speer.4 * 1 2
3 4
Die Münzen sind in nicht maßstäblich, sondern in einheitlicher Größe (4 cm) abgebildet. Siehe noch immer grundlegend Gehrke 1982, zugespitzt: Gotter 2013. De Callataÿ 1997 konnte diesen Zusammenhang besonders deutlich herausarbeiten. Die Prägetätigkeit der Tetradrachmen Mithradates’ VI. geht demnach Hand in Hand mit der Vorbereitung und der Durchführung von Kriegen. Z. B. Price 1991, 163–184. Dahmen 2007, 6–9.
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Die Diadochen setzten zunächst die Münzprägung Alexanders einfach fort, sodass auch nach dessen Tod u. a. Goldmünzen mit der erwähnten Nike-Darstellung hergestellt wurden. Einige Diadochen und zeitgleiche Herrscher betonten aber auch ihre persönliche Sieghaftigkeit, wobei sie sich unterschiedlicher Motive bedienten. Sowohl Seleukos I. als auch Agathokles, der Tyrann von Syrakus, entschieden sich für die Darstellung einer Nike, die ein tropaion bekränzt [Q08-02].5 Seleukos I. feierte mit der Prägung seine Erfolge in den oberen Satrapien;6 da die Münzen des Agathokles noch keinen Königstitel tragen, dürften sie im Kontext seiner wechselvollen Auseinandersetzungen mit den Karthagern entstanden sein.7 Demetrios Poliorketes, dessen militärische Stärke auf seiner Flotte beruhte, mit der er verschiedene Siege erringen konnte, hätte auf das Motiv der Alexander-Statere zurückgreifen können, entschied sich aber dazu, Nike auf einen Schiffsbug zu setzen und auf dem Revers einen attackierenden Poseidon zu präsentieren.8 Wahrscheinlich bezieht sich die Darstellung auf den Seesieg bei Salamis, der zum ‚Jahr der Könige‘ führte. Deutlich dezenter ließ Lysimachos seine Sieghaftigkeit ins Bild umsetzen. Die auf dem Revers seiner Tetradrachmen sitzende Athena hält auf ihrer vorgestreckten rechten Hand eine stehende Nike-Statuette, die den Namen des Lysimachos bekränzt.9 An dieser Darstellung orientierten sich auch die frühen Attaliden, die zunächst Münzen im Namen des Dynastiegründers Philetairos prägten, deren Rückseiten häufig eine sitzende Athena mit einer Nike-Statuette zeigen, die über den Namen des Philetairos einen Kranz hält.10 Noch zurückhaltender agierte Seleukos I. auf seinen Tetradrachmen, die wie diejenigen Alexanders des Großen üblicherweise einen thronenden Zeus zeigen, ließ er ab etwa 300 v. Chr. den von Zeus auf der Hand gehaltenen Adler gegen eine Nike austauschen.11 Angesichts der durch nahezu ständige Kriegshandlungen geprägten politischen Großwetterlage der Diadochenzeit und der Tatsache, dass die einzelnen Protagonisten ihre Herrschaftsansprüche in der Regel nur durch eigene Siege legitimieren konnten, thematisieren somit erstaunlich wenige Edelmetallmünzen die Sieghaftigkeit der Prägeherren. Nach dem Ende der Diadochenzeit nimmt die Anzahl solcher Darstellungen in der Edelmetallmünzprägung sogar noch weiter ab. Antiochos IV., der unter anderem das Epitheton Nikephoros annahm, ließ ähnlich wie Lysimachos seinen Namen von einer Nike-Statuette bekränzen, die allerdings nicht von Athena, sondern von 5
Seleukos I.: SC 173–176, 195–199, 226–228, Agathokles: Ierardi 1995–96, 1–73. Umstritten ist die Benennung des Lanzenreiters auf SC 203, wahrscheinlich handelt es sich nicht um Seleukos I., so dass diese ungewöhnliche Emission hier nicht weiter besprochen werden muss. 6 Kritt 1997, 108 f., Marest-Caffey 2016, 1–63. 7 Zum Krieg gegen Karthago s. de Lisle 2021, 201–223. 8 Newell 1927, Nr. 14–18, 22–24, 36–38, 50–52, 66–68, 70, 72 f. und 95–98; vielleicht können auch die Tetradrachmen, die auf der Rückseite Poseidon mit einem apluste zeigen (Newell 1927, Nr. 74–76 und 99–112 und 134–137), auf einen Seesieg bezogen werden; einige Goldstatere und Bronzemünzen zeigen den König auf der Rückseite als Lanzenreiter (Newell 1927, Nr. 113 f. und 158 bzw. 180). 9 Thompson 8–18, 23–31, 39–62, 69–77, 82–91, 100–118, 128, 133–257. 10 Westermark 1961. 11 SC 13.
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Zeus gehalten wird.12 Antiochos I. feierte seinen wichtigen Sieg über die Galater dagegen mit der Darstellung des ausruhenden Herakles, die sich auf im westlichen Kleinasien geprägten Tetradrachmen findet.13 Die Gold- und Silbermünzen im Namen des baktrischen Königs Euthydemos I. zeigen ebenfalls einen ausruhenden Herakles.14 Osmund Bopearachchi erklärte diese motivische Übereinstimmung damit, dass Euthydemos möglicherweise aus der Aiolis stammte und das dort von Antiochos I. verwendete seleukidische Motiv aus diesem Grund übernommen habe.15 Viel wahrscheinlicher dürfte es aber sein, dass Euthydemos I. das Motiv unabhängig von Antiochos I. als Zeichen für einen errungenen Erfolg nutzte, zumal die Darstellung ikonographisch von der seleukidischen abweicht und das Motiv später von der baktrischen Königin Agathokleia nochmals aufgegriffen wurde, die damit wohl nicht auf eine Abstammung ihrer Vorfahren aus dem westlichen Kleinasien hinweisen wollte.16 Die übrigen Seleukiden verzichteten auf Siegesdarstellungen auf ihren Edelmetallmünzen. Eine wichtige Ausnahme bildet allerdings der Usurpator Molon, dessen Tetradrachmen ausnahmsweise wieder eine Nike zeigen, die ein tropaion bekränzt.17 Es ist sicher kein Zufall, dass ein Usurpator, der seine Herrschaft ähnlich wie die Diadochen nur mittels persönlicher Siege sichern konnte, auf dieses Bildmotiv zurückgriff.18 Auch Antiochos IV. hatte letztlich den Thron usurpiert, als er den Mörder seines Bruders beseitigte und den inzwischen inthronisierten Neffen adoptierte. Für ihn könnte persönliche Sieghaftigkeit daher wieder wichtiger gewesen zu sein als für seine unmittelbaren Vorgänger, die mehr oder weniger nahtlos und unangefochten auf ihre Vorgänger folgten. Während Darstellungen mit deutlichem Bezug zur Sieghaftigkeit oder konkrete Siege bei den Ptolemäern fehlen, beziehen sich Tetradrachmen des Antigonos Gonatas vielleicht auf dessen Sieg in der Seeschlacht bei Andros 246/45 v. Chr.; sie zeigen auf dem Avers einen Poseidonkopf und auf dem Revers einen auf einem Schiffsbug sitzenden Apollon.19
12 Z. B. SC 1394. 13 SC 318; App. Syr. 65 (343); Houghton/Lorber 2002, 116. Diese wahrhaft herkulische Tat scheint den Anlass für das neue Münzmotiv geliefert zu haben; so bereits Newell 1941, 274; siehe dort auch zu den älteren Deutungen sowie zur Übernahme des Motivs durch Euthydemos I. 14 Bop. Sér. 1–16. 15 Bopearachchi 1991, 47 und Bop. Euthydemos Sér. 1–16, 25; Agathokles Sér. 16; Antimachos Sér. 10; SC 313, 318, 500 f., 503–505, 509–512 und 516. 16 Bop. Sér. 3 f. 17 SC 950. 18 Eventuell zeigen auch die Goldstatere des Usurpators Timarchos SC 1604 eine Nike in einer Quadriga. Ansonsten findet sich ab dem fortgeschrittenen 2. Jh. unter Antiochos VII., Antiochos IX., Seleukos VI. und Demetrios III. eine schreitende Nike mit Kranz auf Drachmen (SC 2078, 2080, 2082, 2085, 2087, 2089–2090, 2093–2095, 2097, 2108 und 2128 bzw. 2382, 2397A und 2400 f. bzw. 2416–2418 bzw. 2452) und unter Alexander II., Antiochos VIII. sowie Antiochos X. auf Hemidrachmen (SC 2224 und 2227 bzw. 2311 bzw. 2431). 19 So zuletzt auch Hoover 2016, zu Nr. 1051.
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Wie eingangs bereits betont, dienten neben Edelmetallmünzen auch viele Bronzeprägungen der Begleichung militärischer Ausgaben. Diese Münzen gelangten häufig in Form von laufendem Verpflegungsgeld (σιτηρέσιον) in die Hände der Soldaten.20 Sie waren daher ein alltägliches Kommunikationsmittel zwischen den Königen und ihren Soldaten. Das dürfte erklären, weshalb sie bei den Seleukiden auch lange nach der Diadochenzeit häufig Siegesdarstellungen tragen. Dominant sind Darstellungen der stehenden oder schreitenden Nike mit Kranz und Palmzweig, die eine recht allgemeine Botschaft von Sieghaftigkeit vermitteln und daher hier nicht einzeln besprochen werden sollen.21 Lediglich eine Emission ist bemerkenswert. Bronzemünzen aus Ikaros (Failaka) zeigen Nike auf einer Prora stehend und nehmen wahrscheinlich Bezug auf einen Seesieg Antiochos’ III. im Persischen Golf.22 Hier wird also ein sehr konkreter Sieg gefeiert. Das gilt auch für Bronzemünzen des Antigonos Gonatas, die auf der Rückseite einen nach rechts stehenden Pan zeigen, der ein tropaion aus keltischen Waffen errichtet.23 Der Antigonide hatte 277 v. Chr. die Kelten bei Lysimacheia entscheidend geschlagen und sich damit den Weg auf den makedonischen Thron geebnet. Auf dieses wichtige Ereignis dürften die Bronzemünzen anspielen. Bronzemünzen des Seleukos II. aus Seleukeia am Tigris zeigen ausnahmsweise einmal einen Seleukiden in der Schlacht; der König 20 Siehe etwa Aristot. oec. 1353a 19–23. 21 Seleukos I.: SC 189 (stehende Nike mit Kranz und stylis); Antiochos I.: SC 314–317, 319 f. und 329 (schreitende Nike mit Kranz und Palmzweig), SC 388–390 (Nike bekränzt tropaion), SC 422 (Nike oder Athena), SC 452–454 (stehende Nike mit Kranz); Seleukos II.: SC 692 (Nike bekränzt den Herrschernamen und hält Palmzweig), SC 695 (Nike bekränzt einen Anker und hält Palmzweig), SC 713–715 und 737 (stehende Nike mit Kranz und Palmzweig), SC 738 (Nike in Quadriga), SC 740 (stehende Nike mit Kranz), SC 759 und 769 (stehende Nike mit Kranz und Palmzweig), SC 776–778 (Nike bekränzt tropaion), SC 795 (schreitende Nike mit Kranz und Palmzweig), SC 797 f. (Nike mit Palmzweig in Biga), SC 827–829 (Nike mit Kranz und Palmzweig steht neben Dreifuß); Antiochos III.: SC 1053 (Nike bekränzt den Herrschernamen und hält Palmzweig), SC 1095 (stehende Nike mit Kranz und Palmzweig), SC 1100 (schreitende Nike mit Palmzweig), SC 1151 und 1171–1173 (stehende Nike mit Palmzweig), SC 1175 und 1216 f. (schreitende Nike bekränzt den Herrschernamen und hält Palmzweig), SC 1240–1242 und 1255–1258 (schreitende Nike mit Kranz und Palmzweig); Seleukos IV.: SC 1330, 1336, 1349 und 1357–1359 (stehende oder schreitende mit Kranz und Palmzweig); Antiochos IV.: SC 1484 und 1538 (Nike in Biga), SC 1554 f. (schreitende Nike mit Kranz), Timarchos: SC 1595–1603 und 1608 (schreitende Nike mit Kranz und Palmzweig); Demetrios I.: SC 1691 (Nike bekränzt den Herrschernamen und hält Palmzweig), SC 1712 (schreitende Nike mit Kranz); Alexander Balas: SC 1844, 1860 und 1873 (schreitende Nike mit Kranz und Palmzweig); Demetrios II.: SC 1981 (Nike bekränzt den Herrschernamen und hält Palmzweig), SC 1990 f. und 1995A (schreitende Nike mit Kranz), SC 2170 f. (schreitende Nike mit Kranz und Palmzweig); Antiochos VI.: SC 2024 (Nike bekränzt den Herrschernamen und hält Palmzweig); Antiochos VII.: SC 2129 f. (schreitende Nike mit Kranz); Alexander II.: SC 2231 (schreitende Nike mit Kranz und Palmzweig); Kleopatra Thea und Antiochos VIII.: SC 2265 (schreitende Nike mit Kranz); Antiochos IX.: SC 2388 und 2397 (schreitende Nike mit Kranz); Antiochos X.: SC 2433 (schreitende Nike mit Kranz); Demetrios III.: SC 2454 (schreitende Nike mit Kranz und Palmzweig); Antiochos XII.: SC 2479, 2482 und 2484 (schreitende Nike mit Kranz und Palmzweig). 22 SC 1147 f. (Ikaros; Nike mit Kranz und Palmzweig steht auf Prora). 23 SNG Cop. 1205–1211.
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reitet mit eingelegter Lanze über einen bereits zu Boden gegangenen Feind hinweg.24 Auch wenn diese Münzen keinem konkreten Sieg zugeordnet werden können, zeigen sie zumindest den militärisch erfolgreichen König. Ebenfalls in Seleukeia am Tigris entstanden weitere Bronzemünzen, auf deren Avers das Porträt des Königs von Nike bekränzt wird.25 Bei beiden Emissionen handelt es sich um absolute Ausnahmen in der Masse anderer Bronzeprägungen. Neben diesen Darstellungen existieren einige Münzen, die eher eine allgemeine Wehrhaftigkeit des Königs zu thematisieren scheinen, ohne dass sie auf einen Krieg oder Sieg bezogen werden müssen. Unter den unzähligen Waffen-, Pferde- und Elefantendarstellungen seien hier lediglich Tetradrachmen Antigonos’ Gonatas hervorgehoben, die auf der Vorderseite einen makedonischen Schild zeigen, dessen Mittelfeld von einem Pankopf verziert wird; die Rückseite zeigt die wehrhafte Athena Promachos mit einem Blitzbündel in der erhobenen Rechten.26 Dieser Münztyp entstand in den 260er Jahren,27 vielleicht in der Phase des Chremonideischen Krieges; der Pankopf bezog sich jedoch auf die Abwehr der Kelten im Jahr 279 v. Chr.28 Das mit Abstand martialischste Typenspektrum weisen die baktrischen Münzen auf. Das drückt sich nicht nur in den Aversen aus, auf denen verschiedene Könige Speere schleudern und/oder Helme tragen, sondern auch auf den Reversen, auf denen sich gelegentlich eine Athena Promachos oder die reitenden Dioskuren finden. Aufgrund der schlechten Quellenlage lassen sich die meisten Könige nicht genau datieren und deren militärische Operationen sind – wenn überhaupt – nur ansatzweise rekonstruierbar. Eine angemessene historische Einordnung der baktrischen Münzen ist daher extrem schwierig. Viele kleinere hellenistische Königreiche prägten ebenfalls Münzen nach griechischem Vorbild, obwohl sie zum Teil nur sehr oberflächlich hellenisiert waren. Zuweilen finden sich hier ganz ähnliche Hinweise auf Sieghaftigkeit wie bei den Diadochen und den größeren hellenistischen Reichen. Häufig wird der Name des Herrschers bekränzt, gelegentlich zieren Nike-Darstellungen den Revers und in einem Fall wird der König ähnlich wie Seleukos II. im siegreichen Kampf gegen Feinde präsentiert.29
2. FRIEDEN Während Hinweise auf Siege und Sieghaftigkeit auf Edelmetallmünzen der Nachdiadochenzeit somit eher selten sind und auf Bronzemünzen lediglich bei den Seleukiden eine gewisse Prominenz besitzen, fehlen – wie bereits betont – 24 25 26 27 28 29
SC 767 f. SC 785. Mørkholm 436 f. Panagopoulou 2020, 15. Panagopoulou 2020, 223–229. Bronzemünzen des Arsames (Kovacs 2016, Nr. 1) und Tetradrachmen des Patraos (Gaebler 1927, Nr. 33–34).
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Darstellungen der Eirene. Das gilt nicht nur für die hellenistische Münzprägung, sondern für die hellenistische Kunst insgesamt.30 Einige Motive und Details der Münzen scheinen jedoch Aspekte der Herrschaft zu reflektieren, die eng mit Frieden verbunden sind, wobei es sich vor allem um Hinweise auf wirtschaftliche Prosperität handelt, die friedliche Zeiten voraussetzt. Besonders prominent sind die verschiedenen Füllhörner, die das beherrschende Rückseitenmotiv auf Münzen für Ptolemäerinnen sind, aber auch auf anderen Prägungen erscheinen. Die Füllhörner sollen daher die folgenden Überlegungen eröffnen.
2.1. Füllhörner Der Ursprung des klassischen Füllhorns war das Horn (κέρας) der Amaltheia, das als ein Symbol für Wohlstand galt.31 In vorhellenistischer Zeit wurde es auch von anderen Göttinnen als Attribut genutzt – etwa von der Eirene des Kephisodot aus den 370er Jahren. Darüber hinaus war es das übliche Attribut der Tyche,32 so dass sich für die Deutung der Füllhörner auf Münzen grundsätzlich drei verschiedene Interpretationsansätze bieten: Amaltheia – auch in ihrer Funktion als Ernährerin des Zeuskindes –, Eirene oder Tyche. Zwar symbolisiert das Füllhorn in allen drei Fällen letztlich dasselbe, doch ergeben sich unterschiedliche Nuancierungen. Daher ist es notwendig, den Blick auf die früheste Verwendung des Füllhorns im Hellenismus zu lenken und die konkreten historischen Hintergründe in den Blick zu nehmen. Für der Herrschaftszeit Ptolemaios’ II., in der die ersten Füllhörner auf Münzen erscheinen, sind diese vor allem als Doppelfüllhörner (δίκερας) mehrfach belegt.33 Während der von Kallixeinos beschriebenen Ptolemaieia wurde unter anderem ein Doppelfüllhorn von 12 Fuß Größe sowie ein goldenes Horn von 45 Fuß Länge gezeigt.34 Zudem hielten Statuen Arsinoës II. ein Füllhorn (ohne dass dieses in den Quellen als Doppelfüllhorn bezeichnet wird),35 und Oinochoen, die im Kult für 30 Simon 1996, 700–705, listet lediglich spätklassische Beispiele auf sowie einen Ringstein aus dem 2. Jh. v. Chr., der die berühmte Eirenestatue des Kephisodot aus den 370er Jahren kopiert. 31 Vgl. Strab. 3,2,14; Ov. Met. 9,91; Hor. Carm. 1,17,14–16; zur literarischen Tradition seit dem 6. Jh. v. Chr. siehe Bemmann 1994, 16–19. 32 Villard 1997, Nr. 5: Athen, Nationalmuseum 1343, Marmorrelief, 4. Jh. v. Chr., Nr. 11: Paus 9,16,1 f. (Kultbild in Theben, zweites Viertel 4. Jh. v. Chr.), Nr. 19: Berlin, Staatliche Museen, V.I. 3980, panathenäische Amphore, 392–391 v. Chr. 33 Nach Athenaios 11,497c benutzten die Techniten im Kontext des Festes der Soteria ein δίκερας oder κέρας als Trinkgefäß, um dem König nahe zu sein. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass es sich dabei um ein Fest handelt, dass zu Ehren von Ptolemaios I. Soter eingerichtet wurde. Dann könnte es unter Ptolemaios II. ins Leben gerufen worden sein und wäre ein weiterer Beleg für die Verwendung von Füllhörnern. Sollte dies richtig sein, ließe sich aus der Stelle auch eine enge Verbindung zwischen Füllhörnern und dem Herrscherkult herauslesen; siehe etwa Berges 1995, 98 f. 34 Athen. 5,202c; allerdings ist die Lesung von δίκερας keineswegs sicher. 35 Athen. 11,497b f.: „Es (das Füllhorn genannte Rhyton) scheint zum ersten Mai unter Ptolemaios Philadelphos als Attribut (φόρημα) für die Statuen der Arsinoe angefertigt worden zu
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Arsinoë II. verwendet wurden, sind mit Darstellungen der vergöttlichten Königin mit einem Doppelfüllhorn verziert36. Ein Doppelfüllhorn zeigen auch die im Namen Arsinoës II. geprägten Münzen [Q08-03].37 Allem Anschein nach war das Doppelfüllhorn eng mit dieser Ptolemäerin verbunden. Falls die Behauptung des Athenaios zutreffend sein sollte, dass das Füllhorn erstmals als Attribut für die erwähnten Statuen Arsinoës II. verwendet wurde, scheint die Königin dieses Attribut bereits zu Lebzeiten erhalten zu haben, denn die Statuen werden als εἰκόνες, Standbilder, und nicht als ἀγάλματα, Kultbilder, bezeichnet; sie wurden daher wohl vor ihrer Vergöttlichung geschaffen.38 Da sowohl das Jahr, in dem die beschriebenen Ptolemaieia stattfanden, als auch das Todesjahr Arsinoës umstritten sind,39 lässt sich daraus aber kein gesicherter Zeitpunkt für die Einführung des Doppelfüllhorns ableiten. Es ist also nicht klar, in welchem konkreten historischen Kontext die früheste Verwendung zu verorten ist. Die Interpretation kann daher nur von den genannten Verwendungskontexten und der Gestaltung des Füllhorns abgeleitet werden. Die genannten Oinochoen weisen häufig Inschriften auf wie ἀγαθῆς τύχης Ἀρσινόης Φιλαδέλφου.40 Die Agathe Tyche kann hier wohl am ehesten als eine persönliche Schicksalsgottheit betrachtet werden. Wenn im Kontext der Kultpraxis die persönliche Tyche der Ptolemäerin, also in gewisser Weise der göttliche Anteil ihrer Person angerufen wird, könnte das Füllhorn einfach nur das übliche Attribut der Tyche sein, ohne dass damit eine besondere Bedeutung verbunden gewesen wäre. Weitere Aspekte sprechen aber gegen ein solche ‚nichtssagende‘ Interpretation. Auffällig ist zunächst, dass es sich um zwei Füllhörner handelt, deren Spitzen in einer gemeinsamen Hülse stecken und die von einem Diademband zusammengehalten werden. Zumeist wird diese Gestaltung darauf zurückgeführt, dass die Königsherrschaft in der Hand eines Geschwisterpaares lag.41 Das dürfte das Richtige treffen: Das Geschwisterpaar brachte offenbar eine Fülle, die Athenaios zufolge sogar größer war als die des Horns der Amaltheia.42 Da sich ein dem Doppelfüllhorn der Arsinoë vergleichbares δίκερας auch auf einer Serie von Tetradrachmen aus der Zeit Ptolemaios’ IV. findet, die auf der Vorderseite die gestaffelten Büsten von Sarapis und Isis und auf der Rückseite neben dem üblichen Motiv des auf einem Blitzbündel stehenden Adlers ein δίκερας zeigen [Q08-04], sollte man bei der Interpretation vielleicht auch den ägyptischen Kontext
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sein. Denn in der linken Hand hält jene dieses Werk, das mit allen Arten von Früchten gefüllt ist und mit dem der Künstler andeuten wollte, dass dieses Horn reicher ist als selbst das der Amaltheia“ (Ü: D. Berges). Thompson 1973, 19–22; Plantzos 1991–92, 120–122. Lorber 2018, 126–129. Siehe oben Anm. 31. Zur Datierung von Arsinoës II. Tod siehe etwa van Oppen de Ruiter 2010, der ein Datum um den 16./17. Juli 268 v. Chr. für wahrscheinlich hält. S. etwa Smith 1994, 88 f.; siehe auch Clayman 2011, 238, und Clayman 2014. Burr Thompson 1973, 33; Rice 1983, 204; Heinen 1978, 180; Bemmann 1994, 88 f., Berges 1995; Pfrommer 1999, 65; Ager 2005, 24; Müller 2009, 373–377. Athen. 11,497c; vgl. Müller 2009, 377: „das einst allgemein für Fruchtbarkeit stehende Zeichen (wurde) von den Ptolemäern zum speziellen Code der Wohltaten ihrer Regierung“.
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berücksichtigen.43 Dies liegt auch deshalb nahe, weil Arsinoë II. in dem für sie geschaffenen Kult mit Isis assoziiert wurde.44 Die Rolle der Isis als Mutter des für die Königsideologie wichtigen Horus könnte hierbei eine Rolle gespielt haben, zumal Amaltheia in der griechischen Mythologie an Mutter statt das Zeuskind aufzog und ihm schließlich das Horn übergab, so dass das Horn als Symbol mütterlicher Fürsorge gedeutet werden könnte, das sowohl bei Amaltheia als auch bei Isis Sinn ergab.45 Zudem könnte ein bei Diodor überlieferter Mythos eine Verwendung des Horns der Amaltheia für die Ptolemäer besonders interessant gemacht haben. Diesem Mythos zufolge hatte Amaltheia mit Zeus Ammon den Gott Dionysos gezeugt,46 den die Ptolemäer als ihren Stammvater ansahen.47 Diese verschiedenen Deutungsebenen lassen sich sogar noch erweitern, denn während der Ptolemaieia wurde Dionysos (auch) als Indiensieger inszeniert.48 Sollten die Ptolemaieia, deren Beschreibung überliefert ist, nicht vor 271 v. Chr. durchgeführt worden sein, konnte diese Stilisierung des Dionysos einen aktuellen politischen Bezug besitzen, denn spätestens 271 v. Chr. ging Ptolemaios II. – wohl überraschend – als Sieger aus dem Ersten Syrischen Krieg gegen die Seleukiden hervor, deren Reich sich bis nach Indien erstreckte. Arsinoë II. hatte ihren Gatten während des Krieges tatkräftig unterstützt und gemeinsam mit diesem die Landesverteidigung im östlichen Nildelta organisiert.49 Vielleicht war genau das der Anlass, um Statuen Arsinoës II. (zu Lebzeiten) mit einem Doppelfüllhorn als Attribut auszustatten.50 Auch wenn sich diese Vermutung nicht beweisen lässt, so ließe sich auf der Basis der genannten verschiedenen Deutungsebenen das Doppelfüllhorn im Sinne des Sammelbandes als Hinweis auf die Sicherung Ägyptens vor einem feindlichen Angriff, auf den Friedensschluss nach dem Ersten Syrischen Krieg und damit auch auf die Sicherung von Frieden und Wohlstand interpretieren. Eine weitere Friedenskomponente erhalten die Münzen im Namen Arsinoës II. dadurch, dass sie in besonders großer Stückzahl am Ende des Zweiten Syrischen Krieges geprägt und wahrscheinlich für die Entlohnung der heimkehrenden Soldaten verwendet wurden.51 Auch für spätere Ptolemäerinnen wurden spezielle Füllhörner kreiert. So besaß Berenike II. ein einfaches Füllhorn, dessen Füllung sich von dem δίκερας Arsinoës II. unterscheidet [Q08-05]. Die linke Seite ist ähnlich gestaltet (Traube, Frucht (?), Opferkuchen), doch rechts erkennt man nun eine prominente Kornähre.
43 Rice 1983, 206–208, vermutete sogar, das Doppelfüllhorn sei zunächst ein Zeichen von Sarapis und Isis gewesen und erst sekundär auf Ptolemaios II. und Arsinoë II. übertragen worden. Beweisen lässt sich diese Vermutung allerdings nicht. 44 Siehe etwa die Büste im Metropolitan Museum, acc. No. 38.1. Arsinoë II. war ähnlich wie Isis eine Helferin der Seefahrer: Barbantani 2005. 45 Ähnlich Lorber 2018, 127. 46 Diod. 3,68. 47 OGIS 54,4 f. 48 So beispielsweise Pfrommer 1999, 66 f. 49 Pithomstele Z. 16. 50 So bereits Smith 1994, 90. 51 Lorber 2018, 109.
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Die Königin rückt damit in deutliche Nähe zu Demeter.52 Das Füllhorn wird flankiert von zwei piloi oder zwei Sternen, den Zeichen der Dioskuren. Bisher ist keine überzeugende Erklärung dieses Details gefunden worden.53 Die Dioskuren waren unter anderem Schlachtenhelfer und beschützten die Seefahrer.54 Beide Funktionen waren zu Beginn der Herrschaft von Berenikes Ehemann wichtig, denn Ptolemaios III. brach bald nach der Übernahme der Macht über das Meer zum Dritten Syrischen Krieg auf, um seiner Schwester Berenike, der zweiten Gattin von Antiochos II., beizustehen. Seine Gemahlin weihte für seine glückliche Rückkehr die berühmte Locke, die daraufhin als neues Sternbild am Himmel erschien.55 Ebenso wie die Locke scheint auch das ‚friedliche‘ Füllhorn durch die beiden piloi oder Sterne mit militärischen Aktivitäten verknüpft gewesen zu sein. Kurz vor und während des Vierten Syrischen Krieges wurden im Namen des großen Seleukidenbezwingers Ptolemaios III. posthum Goldmünzen geprägt, die auf der Rückseite ein Füllhorn mit Strahlenkranz zeigen [Q08-06]. Erstmals wird hier ein männliches Mitglied des Herrscherhauses mit einem Füllhorn assoziiert. Die Füllung des Horns entspricht der des Füllhorns seiner Gemahlin Berenike II., was wohl kein Zufall ist. Allerdings trägt das Füllhorn Ptolemaios’ III. zusätzlich einen Strahlenkranz. Der Strahlenkranz, den der verstorbene Herrscher ebenfalls auf dem Kopf trägt, war vor allem das Attribut des Sonnengottes Helios. Neben dem Strahlenkranz ist das Porträt des Königs aber auch mit der aigis des Zeus bekleidet und trägt ein an den Dreizack des Poseidon erinnerndes Zepter mit Lotosknospe. Diese hochgradig mit unterschiedlichen Bedeutungsebenen aufgeladene Darstellung hat eine Vielzahl von Interpretationen provoziert, die hier schon aus Platzgründen keine angemessene Würdigung erfahren können. Es seien lediglich der Strahlenkranz und das Füllhorn hervorgehoben. Da auch Ptolemaios V. vergleichbare Goldmünzen für seinen Vater Ptolemaios IV. prägen ließ,56 wäre zu überlegen, ob der Strahlenkranz als Symbol für das Ableben und den damit veränderten göttlichen Status des Geehrten anzusehen ist – ähnlich dem Strahlenkranz, den der verstorbene Augustus auf den Münzen des Tiberius57 und spätere vergöttlichte Kaiser trugen. Da diese posthumen Goldmünzen aller Wahrscheinlichkeit nach im Kontext von Kriegen geschlagen wurden,58 sind auch hier die Füllhörner wiederum mit militärischen Aktivitäten verbunden. Ähnlich wie Arsinoë II. bei der Landesverteidigung geholfen, Ptolemaios III. seiner Schwester beigestanden und Ptolemaios IV. den Angriff Antiochos’ III. im Vierten Syrischen Krieg abgewehrt 52 Lorber 2018, 177 f., wies in diesem Zusammenhang auch auf Münzen aus Lebedos hin, deren Averse eine Büste Berenikes und deren Reverse einen thronenden Triptolemos zeigen, sowie auf Siegel, die die Strategen des Aitolischen Bundes in Kallipolis nutzten, auf denen Berenike einen Ährenkranz trägt. 53 Siehe die Zusammenstellung der verschiedenen Deutungsansätze bei Lorber 2018, 180–182. 54 Etwa Strab. 5,3,5 (C232) und Hdt. 2,43. 55 Kallimachos frg. 110 (Pf.). 56 Svor. 1257. 57 RIC I2 Tiberius 70–83. 58 Lorber 2018, 233, verortet die posthumen Prägungen für Ptolemaios III. im Kontext der „Raphian victory donatives“.
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hatte, setzte sich auch Ptolemaios V. gegen denselben Antiochos III. im Fünften Syrischen Krieg zur Wehr – dieses Mal allerdings erfolglos. In der Folgezeit wurden nur noch wenige Münzen mit Füllhörnern geprägt, wobei diese jeweils wohl ‚lediglich‘ auf Prosperität verweisen sollten.59 Vielleicht in denselben historischen Kontext wie die posthumen Goldmünzen für Ptolemaios V., nämlich den Fünften Syrischen Krieg, gehören Tetradrachmen, die den König mit einem Diadem zeigen, das von einer Kornähre verziert wird [Q08-07]. Die Kornähre kann landwirtschaftliche Prosperität symbolisieren60 und will auf den ersten Blick nicht so recht zu einem militärischen Kontext passen. Angesichts der bereits genannten Füllhörner für Arsinoë II. und Berenike II. ist eine solche Verbindung allerdings durchaus denkbar. Ptolemaios V. garantierte den Wohlstand des Landes dadurch, dass er den Versuch Antiochos’ III. abzuwehren versuchte, Koilesyrien zu erobern.61 Zuweilen tauchen Füllhörner auch als Attribute oder Beizeichen62 auf ptolemäischen Münzen auf. Auf das Doppelfüllhorn als Attribut auf Tetradrachmen aus der Zeit Ptolemaios’ IV., die auf der Vorderseite Sarapis und Isis zeigen, wurde bereits hingewiesen [Q08-04]. Das dortige Doppelfüllhorn erinnert deutlich an das Doppelfüllhorn der mit Isis assoziierten Arsinoës II. Ähnlich wie Arsinoë II. ihren Gatten im Ersten Syrischen Krieg unterstützte, sollen die auf der Vorderseite abgebildeten beiden ägyptischen Gottheiten Ptolemaios IV. bei der Schlacht bei Raphia beigestanden haben.63 Lorber datiert die Prägung in die Phase von 219 v. Chr. bis
59 Siehe die Liste bei Bemmann 1994, 87 f.: Unter Ptolemaios VIII. und Ptolemaios X. finden sich Bronzeprägungen aus der Kyrenaika mit einem Doppelfüllhorn auf dem Revers und einem Kopf des Zeus Ammon auf dem Avers (BMC Ptolemies 98 Nr. 132 f. bzw. 107 Nr. 42–48, Svor. 1718); hinzu kommen Bronzemünzen, die auf dem Avers Kleopatra VII. und Kaisarion zeigen (BMC Ptolemies 122 Nr. 2 f., Svor. 1874). 60 Kyrieleis 1973, 244–246, und Mørkholm 1979 deuten die ungewöhnliche Königsbinde als Hinweis auf eine besondere Verbindung oder gar Identifikation zu bzw. mit Triptolemos oder Harpokrates, die für landwirtschaftlichen Überfluss sorgen. 61 Vgl. OGIS 54,11 f. (Kanopos-Dekret): „(da er) das Land in dauerhaftem Frieden bewahrt, indem er für es gegen viele Völker und die über sie Herrschenden Krieg führt“ (Ü: HGIÜ 412). 62 Bei Beizeichen stellt sich die Frage, ob es sich um Bildelemente handelt, mit denen Sinn bzw. eine Botschaft verbunden war, oder ob sie münzstätteninterne Kontrollzeichen waren? Selbst wenn diese Beizeichen Botschaften transportieren sollten, ist eine Interpretation sehr unsicher. So deutet Lorber 2018, 118 f., die galatischen Schilde auf Gold-mnaieia und Silberdrachmen aus der Zeit Ptolemaios’ II. einmal als Hinweis auf die Errettung von Griechen vor Galatern und einmal als Hinweis auf einen Geburtsmythos um Ptolemaios I. Selbst scheinbar einfach zu deutende Götterattribute wie das Kerykeion müssen nicht auf Hermes als Gott des Handels deuten, sondern können auf seine Funktion als Götterbote anspielen oder auf den mit Hermes gleichgesetzten ägyptischen Gott Thot verweisen; vgl. Lorber 2018, 123 f.; vgl. Hdt. 9,100 und Hom. Il. 2,100–108. 63 Lorber 2018, 236.
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kurz nach der Schlacht bei Raphia,64 so dass hier eine direkte Verbindung zwischen Münzprägung und Kriegsgeschehen bestehen dürfte.65 Die hier zusammengetragenen ptolemäischen Beispiele von Füllhörnern stehen somit auffallend häufig in direktem oder indirektem Zusammenhang mit Kriegen. Sie symbolisieren zumeist nicht die Prosperität, die Ergebnis einer guten Innenpolitik ist, sondern eher die Sicherung von Frieden und Wohlstand durch militärische Erfolge bzw. die Landesverteidigung. Deutlich später als bei den Ptolemäern erscheint das Füllhorn in der Münzprägung der Seleukiden. Demetrios I. (162–150 v. Chr.) führte erstmals ein Reversmotiv bei den Edelmetallmünzen ein, das nicht den bei den Seleukiden bis dahin üblichen Zeus oder Apollon zeigt, sondern eine thronende Tyche mit kurzem Zepter und Füllhorn [Q08-08].66 Unter dem Thron befindet sich eine kleine geflügelte weibliche Gestalt, die aufgrund ihres Fischleibes und der von der Ikonographie Nikes entlehnten Flügel auf die glückliche Seefahrt des Königs von Italien nach Syrien mit Hilfe der karthagischen Flotte gedeutet wurde.67 Die thronende und ein Zepter haltende Tyche symbolisiert demnach das persönliche Schicksal des Königs – ähnlich wie die Agathe Tyche Arsinoës II.68 Die an sich sehr friedliche Darstellung verweist auf einen unfriedlichen Akt: die erfolgreiche Usurpation des Königs. Auf kleinformatigeren Nominalen erscheint auf dem Revers lediglich ein Füllhorn als vereinfachte Darstellung.69 Besonders ungewöhnlich sind Mehrfachstatere aus Antiocheia am Orontes, die auf dem Avers ausnahmsweise nicht ein Herrscherporträt zeigen, sondern die thronende Tyche, während der Revers von einem Doppelfüllhorn geziert wird.70 Nicht nur die Tatsache, dass ein Herrscherporträt fehlt, sondern auch das bisher nur von den Ptolemäern verwendete Doppelfüllhorn sowie die „ptolemäische“ Anordnung und Gestaltung der Legende (dem Münzrund folgend) sind auffällig. Die Münzen können in das Jahr 152/51 v. Chr. datiert werden, in dem Demetrios I. durch die von den Ptolemäern unterstützte Usurpation des Alexander Balas bereits in arge Bedrängnis geraten war.71 Umso erstaunlicher ist es, dass er ptolemäische, also letztlich feindliche, Ikonographie adaptierte.72 64 Lorber 2018, 431. 65 Lorber 2018, 237 f., weist darauf hin, dass Sarapis-(Osiris) für die Nilschwemme und damit die Fruchtbarkeit des Landes zuständig war. Die enge zeitliche Nähe zur Schlacht bei Raphia macht es aber wahrscheinlicher, dass die beiden Gottheiten als Schlachtenhelfer die Münzen zieren. 66 SC 1609–1617, 1620–1622, 1624–1626, 1628–1641, 1643, 1649–1653, 1659, 1678, 1681– 1690, 1697, 1719, 1763; Bronzemünzen aus Seleukeia am Tigris zeigen auch abweichende Tyche-Darstellungen: SC 1695, 1699; in Uncertain Mint 81 wurden Drachmen und in einer Münzstätte im Osten des Reiches wurden Goldstatere geprägt, die eine thronende Tyche mit Pfeil und Füllhorn zeigen: SC 1722 f., 1754; 1694 aus Seleukeia am Tigris: Agathos Daimon. 67 Fleischer 1986; Ehling 2004, 29; Houghton/Lorber/Hoover 2008, 154 f. 68 Smith 1994, 92. 69 SC 1623, 1627, 1655–1657, 1698, 1716. 70 SC 1629–1631. 71 1 Makk 10,1; Ios. ant. Iud. 13,35. 72 Houghton/Lorber/Hoover 2008, 166, verwiesen bei ihrer Deutung auf die Vielzahl an unterschiedlichen Nominalen, die sie als Hinweis auf unterschiedliche Empfängergruppen interpretieren. Als offiziellen Anlass nehmen sie die decennalia an, in Wirklichkeit sei es aber darum
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Mit Alexander Balas (152/50–145) und seiner ptolemäischen Gattin Kleopatra Thea fand ein ‚echtes‘ ptolemäisches Füllhorn seinen Weg zu den Seleukiden. In Ake-Ptolemaïs wurden Goldstatere geprägt, die auf dem Avers eine verschleierte Büste Kleopatra Theas präsentieren, während der Revers von einem Füllhorn und der Legende BAΣΙΛIΣΣHΣ KΛEOΠATPAΣ eingenommen wird [Q08-09].73 In derselben Stadt wurden auch Bronzemünzen geprägt, die ein Doppelporträt des Herrscherpaares und ein Füllhorn zur Legende BAΣΙΛΕΩΣ AΛEΞANΔPOY zeigen, wobei auf dem Avers das Porträt Kleopatras vor demjenigen ihres Gatten platziert wurde.74 Auch weitere Münzen tragen typisch ptolemäische Motive und folgen zuweilen dem ptolemäischen Gewichtssystem.75 Die Dominanz der Ptolemäer in der Beziehung zwischen Alexander Balas und Kleopatra Thea könnte kaum deutlicher zum Ausdruck gebracht werden. Unklar bleibt aber die konkrete Bedeutung des Füllhorns. Einerseits steht es wie zuvor bei den Ptolemäern im Zusammenhang mit einem Krieg, andererseits ist es nicht auszuschließen, dass es sich inzwischen um ein generisches Motiv handelte, da es bei den Ptolemäern bisher das einzige Reversmotiv auf Edelmetallmünzen für weibliche Familienmitglieder und sozusagen alternativlos war. Als Kleopatra Thea 126/25 v. Chr. selbständig in Ake herrschte, ließ sie dort Tetradrachmen prägen, deren Reverse ebenfalls ein Füllhorn zeigen [Q08-10].76 In diesem Fall handelt es sich sogar wieder um ein Doppelfüllhorn, das aber keinesfalls ein Hinweis auf eine Zweierherrschaft sein kann, denn Kleopatra Thea herrschte damals allein. Ist es hier nur ein Symbol für den Herrscherkult77 oder allgemein für Wohlstand? Es findet sich später auch auf Münzen der gemeinsam herrschenden Kleopatra Thea und Antiochos VIII.78 sowie aus der gemeinsamen Herrschaft Antiochos’ VIII. mit Tryphaina79 und schließlich während seiner Alleinherrschaft80. Unter Antiochos VIII. wurde das (Doppel-)Füllhorn somit zu einem vergleichsweise verbreiteten Motiv, dessen konkrete Bedeutung sich nur ansatzweise erahnen lässt. Die enge Anbindung an die Ptolemäer, die u. a. in Heiratsbeziehungen ihren Ausdruck fand, mag einer der Gründe gewesen sein. Zunehmend scheint das Füllhorn aber auch losgelöst von seinem ptolemäischen Ursprung verwendet worden zu sein, denn ein Füllhorn findet sich auch auf Hemidrachmen Antiochos’ IX. aus „uncertain mint 125“81 und Hemidrachmen Seleukos’ VI. aus Antiocheia am Orontes82, ohne dass hier ein Hinweis auf ihre ptolemäischen Wurzeln
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gegangen, Unterstützung für den Konflikt mit Balas zu sichern. Die konkreten Umstände bleiben aber letztlich unklar. SC 1840. SC 1843. Houghton/Lorber/Hoover 2008, 212. SC 2258. So Houghton/Lorber/Hoover 2008, 466. SC 2270. SC 2266. SC 2312 f. SC 2398. SC 2419–2421.
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intendiert gewesen sein muss.83 Das Füllhorn scheint viel eher zunehmend ein Symbol für Prosperität geworden zu sein – letztlich ganz im Sinn der Friedensthematik dieses Bandes.
2.2. Weitere ‚friedliche‘ Motive Antiochos VIII. führte darüber hinaus ein neues Rückseitenmotiv ein: Zeus Ouranios/Asterios [Q08-11].84 Eine naheliegende Vermutung ist, dass damit der Beginn eines neuen Goldenen Zeitalters verkündet werden sollte.85 Falls diese Interpretation richtig ist, könnte es sich hier um ein Konzept handeln, das ebenfalls ganz im Sinne der Friedensthematik zu deuten ist Einige seleukidische Bronzemünzen zeigen schließlich weitere unmilitärische Motive, wobei allerdings deren Bedeutung häufig nicht zu spezifizieren ist und fraglich bleibt, inwieweit der König bzw. seine φίλοι Einfluss auf die Gestaltung dieser lokalen Münzen genommen haben. Bronzemünzen, die in Damaskos unter Demetrios III. und Antiochos XII. geprägt wurden, zeigen erstmals Hermes86 – wohl als Hinweis auf Handelsaktivitäten –, an unterschiedlichen Orten wurden zu verschiedenen Zeiten Bronzemünzen emittiert, die Kornähren als Reversmotiv aufweisen.87 Die Kornähre als Zeichen für landwirtschaftliche Prosperität findet sich auch auf seltenen Diobolen Demetrios’ II.88 sowie Seleukos’ VI. und wurde auch zuweilen von der berühmten Tyche von Antiocheia gehalten; allerdings ist unklar, ob es sich bei den Ähren um ihr ursprüngliches Attribut handelt.89 Letztlich werfen
83 Ehling 2008, 236 vermutet für die Münzen Seleukos’ VI. einen Hinweis auf „Glück und Wohlstand“. 84 SC 2280–2283, 2292–2298, 2302, 2321–2324, 2329 f., 233 f., 2342. 85 Houghton/Lorber/Hoover 2008, 486. Daneben wurden in Antiocheia am Orontes auch Drachmen geprägt, deren Reverse eine Tyche zeigen, die eine Schiffspinne und ein Füllhorn trägt (SC 2299 und 2314). Dieser Typ wurde bereits unter dem ‚jungen‘ Antiochos Epiphanes eingeführt, der 128 v. Chr. kurz in Antiocheia am Orontes herrschte (SC 2208 f.). Dabei handelt es sich wohl um eine spezifische Kultstatue der seleukidischen Metropole, die vielleicht unter dem ‚jungen‘ Antiochos Epiphanes geschaffen wurde (Houghton/Lorber/Hoover 2008, 436 f. und 439). Auch auf Bronzemünzen Alexanders II. aus Antiocheia am Orontes findet sich dieses Motiv (SC 2232), ebenfalls auf Tetradrachmen und Bronzen Antiochos’ IX. (SC 2370, 2380, 2383), Tetradrachmen Seleukos’ VI. (SC 2406), Drachmen Antiochos’ X. (SC 2430), Bronzemünzen Demetrios’ III. (SC 2448). Ein neuer Tyche-Typus wurde unter Antiochos XII. in Damaskos eingeführt; Tyche trägt nun einen Palmzweig und ein Füllhorn (SC 2473 und 2476). 86 SC 2455 f. und 2458 sowie SC 2480 und 2483. 87 SC 2306, 2372 und 2422 f. 88 SC 1911 und 2422 f. 89 Zuweilen trägt Tyche einen Palmzweig, allerdings kann es sein, dass sich dieser auf die Eroberung der Stadt durch Tigranes bezieht, da sich ältere Darstellungen in Antiocheia nicht nachweisen lassen; s. aber auch Stansbury-O’Donnell 1994, 57–59, der es für wahrscheinlich hält, dass Tyche ursprünglich einen Palmzweig hielt.
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all diese Prägungen zu viele Fragen auf, als dass sie eindeutig als Hinweis auf Friedensicherung gedeutet werden könnten.90 Auch die baktrischen Münzen zeigen zuweilen friedvolle Darstellungen. Unter den beiden ersten baktrischen Königen entstanden Bronzemünzen, die auf dem Avers einen Hermeskopf und auf dem Revers eine Athena zeigen, die ihre nicht benötigten Waffen auf die Erde gestellt hat [Q08-12]. Unter Peukolaos finden sich ein stehender König (oder Zeus) sowie eine Stadttyche mit Blume und Palmzweig (womit aber wieder auf Sieghaftigkeit angespielt wird)91 und viele indo-griechische Münzen griffen lokale indische Bildthemen auf. Im weitesten Sinn können auch diese Prägungen der Friedensthematik zugeordnet werden.
3. FAZIT Zumindest auf den Gold- und Silbermünzen finden sich nur sehr wenige Darstellungen, die auf ein friedvolles Wirken der Könige hinweisen. Selbst Darstellungen, die auf den ersten Blick Wohlstand und Frieden zu symbolisieren scheinen, sind häufig mit militärischen Operationen verknüpft – und sei es, dass sie auf einen errungenen Sieg oder eine abgewendete Gefahr verweisen. Gerade die in der ptolemäischen Münzprägung vergleichsweise häufigen Füllhörner sind relativ eng mit den verschiedenen Syrischen Kriegen verbunden. Sie symbolisieren nicht die Prosperität als Ergebnis einer erfolgreichen Innenpolitik, sondern verweisen eher auf die Sicherung von Frieden und Wohlstand durch militärische Erfolge. Bei den Seleukiden tauchen friedliche Bildthemen erst relativ spät auf. Die unter Demetrios I. erstmals zu findenden Füllhörner sind eng mit seiner Usurpation verknüpft und bei seinen Gegnern und Nachfolgern auf den großen Einfluss von angeheirateten Ptolemäerinnen zurückzuführen. Erst gegen Ende der seleukidischen Herrschaft scheinen Füllhörner auch als Zeichen für Prosperität genutzt worden sein und in der lokalen Münzprägung finden sich nun verstärkt nichtmilitärische Bildthemen, wobei der Einfluss der Könige auf die Bildgestaltung der lokalen Bronzemünzprägung gering gewesen sein dürfte.
90 Ein ähnliches Typenspektrum wie bei den Seleukiden findet sich auch auf dem Kleingeld verschiedener kleinasiatischer Königtümer. In der bosporanischen Münzprägung sind dies auf Kleingeld ein Füllhorn und Hermes, in Kappadokien Füllhorn, Kornähre und Kerykeion, in Armenien Füllhorn und Kornähre sowie in Kommagene Füllhörner und Kerykeion. Ansonsten finden sich in den kleineren Monarchien immer wieder Darstellungen von Stadtpersonifikationen. 91 Bop. Peukolaos Sér. 1 und 2.
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08-04. Ptolemaios IV., Tetradrachme, Alexandreia, 219–217 v. Chr., CPE 893, ANS 1944.100.77211:
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08-06. Ptolemaios IV. für Ptolemaios III., Mnaieon, Alexandreia, 219–217 v. Chr., CPE 888, Noble Numismatics Pty Ltd, Auktion 94, 27.6.2010, Nr. 4682:
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08-07. Ptolemaios V., Tetradrachme, unbekannte Münzstätte in Phoenikien, 205180 v. Chr., ANS 1967.152.655:
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08-09. Kleopatra Thea, Goldstater, Ake-Ptolemaïs, 150/49 v. Chr., SC 1840, CNG Triton XIX, 5.1.2016, 2072:
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08-10. Kleopatra Thea, Tetradrachme, Ake-Ptolemaïs, 126/25 v. Chr., SC 2258, Roma Numismatics XIII, 23.3.2017, 448:
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Peter Franz Mittag
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PROF. DR. PETER FRANZ MITTAG Universität zu Köln, Historisches Institut, Abteilung für Alte Geschichte, AlbertusMagnus-Platz, D-50923 Köln, [email protected]
DIE KÖNIGLICHE SELBSTDARSTELLUNG VON KRIEG, SIEGHAFTIGKEIT UND FRIEDEN IN DER HELLENISTISCHEN DICHTUNG* Gregor Weber 1. EINFÜHRUNG Die hellenistische Dichtung besteht aus einem ansehnlichen Corpus zum Teil hochartifizieller Literatur von prominenten Autoren wie Kallimachos, Theokrit oder Poseidippos,1 ebenso aus Anthologien von – teils auch anonymen – Epigrammen.2 Der Blick in die einschlägigen Textausgaben und Fragmentsammlungen macht jedoch dreierlei deutlich: Zum einen haben wir es nur mit einem recht kleinen Ausschnitt des Materials zu tun, das überhaupt in die Überlieferung Eingang fand; zum anderen ist festzuhalten, dass die erhaltenen Texte einen deutlichen chronologischen Schwerpunkt im 3. Jh. v. Chr. aufweisen und vielfach, wenngleich keinesfalls ausschließlich,3 mit dem Ptolemäerhof verbunden waren. Schließlich lässt sich nicht immer genau bestimmen, wie es um den ‚Sitz im Leben‘ eines Gedichts bestellt
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Ich danke den Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmern für die intensive Diskussion und zahlreiche weiterführende Hinweise, außerdem Stefan Pfeiffer (Halle) und Jürgen Malitz (Freiburg i. Br.). Hans Bernsdorff (Frankfurt a. M.) hat mich mit diesem Thema in das ‚Colloquium Classicum‘ eingeladen, aus dem ich etliche wichtige Anregungen mitnehmen konnte. Poseidippos aus Pella, der sich auch im Umkreis des Ptolemäerhofes befand, bietet aufgrund des großen Neufunds an Epigrammen im Mailänder Papyrus reichhaltiges Material, das sich auf Mitglieder der ptolemäischen Dynastie bezieht. Zu erwähnen sind Epigramme, die Siege bzw. Siegeskränze von Dynastiemitgliedern, zumal der weiblichen, bei panhellenischen Spielen betreffen. Auch wenn diese Art von Siegen mit Blick auf echte militärische Auseinandersetzungen kompensatorisch wirken konnten und auch erhebliches Prestige nach sich zogen, ist bei ihnen die Kategorie des Friedens nicht vorgesehen. Deshalb werden sie nicht weiter herangezogen (Cairns 2016 behandelt auch nur Epigramme in diesem Kontext und spart den Themenbereich von Sieg, Krieg und Frieden aus). Die die hier behandelten Texte beziehen sich nicht explizit auf Frieden, sondern angesprochen werden Aspekte von Schutz und Krieg. In ähnlicher Weise reflektieren Epigramme der Anthologia Graeca militärische Ereignisse, zumal in herrschaftlichem Kontext, etwa in Form von Weihgeschenken, zu denen im Alltagskontext mit Dedikationen jedweder Art viele Texte vorliegen! Die Forschung zu den Epigrammen hat in den letzten Jahren exorbitant zugenommen, ersichtlich an zahlreichen, im Literaturverzeichnis genannten Sammelbänden. Zu verschiedensten militärischen Aspekten, vor allem Epitaphien: Barbantani 2019, 161–167. Für die Seleukiden: Visscher 2020; für die Antigoniden: Weber 1995.
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war, etwa ob ein Dichter im Poliskontext stand oder ob er mit einem Königshof verbunden war.4 Die Texte, die mit Krieg bzw. Sieghaftigkeit und Frieden verbunden sind, reihen sich unter Themen ein, die im höfischen Milieu gängig waren:5 der König und seine Familie, einflussreiche Personen am Hof, königliche Schutzgottheiten und religiöse Praxis, vergöttlichte Mitglieder der Dynastie – und eben das politisch-militärische Agieren in Krieg und Frieden, die Gewährung von Schutz für die Untertanen und die Schaffung von Wohlstand.6 Die Texte selbst dürften im Rahmen von Festen und Symposien etc. inszeniert bzw. aufgeführt worden sein, wenngleich man auch von einer Lesekultur durch Zusendung an andere Autoren jenseits des eigenen höfischen Kontexts auszugehen hat.7 Sowohl aus den Themen selbst als auch aus den konkreten Umsetzungen und der Prominenz der Autoren an sich ließ sich für einen König offenkundig Prestige beziehen. Allerdings scheinen Gedichte zu speziellen Aspekten – und so auch zum fraglichen von Krieg und Frieden – nicht ausdrücklich vorgegeben worden zu sein; sie wären dann als Auftragsdichtung zu verstehen. Ausnahmen stellten möglicherweise die Epigramme des Poseidippos auf die ptolemäischen Wagensiege oder Gedichte anlässlich von Festen der Dynastie dar, oder auch das Epigramm eines
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Einschlägige Hinweise bei Zimmermann/Rengakos 2014. Eine bemerkenswerte Figur ist hier der Dichter Machon (1. H. 3. Jh.), Autor von Χρεῖαι (Anekdoten mit klaren Pointen), in denen nicht nur Dichter, Parasiten und Hetären, sondern auch Könige wie Demetrios Poliorketes und Ptolemaios vorkommen. Allerdings sind die Bereiche Krieg und Frieden, zumindest in der expliziten Diktion, hier ausgeblendet, eine politische Deutung ist zumindest umstritten (Meyer in: Zimmermann/Rengakos 2014, 200 mit Anm. 62). Machon könnte die Äußerungen über einen König am Hof eines anderen getätigt haben, aber in der biographischen bzw. zeitlichen Einordnung bewegen wir uns auf ganz unsicherem Terrain; explizite Äußerungen von an einem Hof tätigen Dichtern über andere Könige scheinen, soweit ich sehe, nicht vorzuliegen. Zur Forschung zu den hellenistischen Höfen: Weber 1997; Strootman 2014a; Egetenmeier 2021. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Friedensthematik auch im Poliskontext virulent war, befanden sich die Städte doch nicht selten in direkten oder indirekten Auseinandersetzungen mit den Königen. Zur kriegerischen und militärischen Realität im Hellenismus vgl. Chaniotis 2005 und Tuplin 2014, 3 mit Anm. 10 sowie 6–15 mit weiterer Literatur, außerdem den Beitrag von Gehrke in diesem Band; zur Darstellung des Friedens: Meyer 2019, 80 f., die deutlich macht, wie wenig ‚Friedens-Bilder‘ offenkundig in hellenistischer Zeit entstanden und wie Eirene in der Bildkunst von Tyche abgelöst wurde. Letztere wird in der Dichtung freilich nicht behandelt, nur in zwei Hymnen des 4. und 3. Jhs. sowie in Komödien von Menander. Zu diesen Rubriken und Themenbereichen: Weber 1993; Barbantani 2010, 228 und passim; Barbantani 2011 zur Behandlung von Königen und Königtum bei Kallimachos. Zu den Aufführungskontexten: Weber 1993, 165–184; Barbantani 2010, 228 f.; Strootman 2017, 115–134; außerdem die Beiträge in Harder/Regtuit/Wakker 2018. Zum Publikum: Asper 2004, 6–23; Harder 2010, 94 f. Zur Buch- und Lesekultur Bing: 1988, 10–49; Gutzwiller 2007, 178–188; Bing 2009, 114 f., mit den entsprechenden Belegen für einzelne Gedichtgruppen und für Zusendungen von Literatur; vgl. auch Meyer/Wirbelauer 2007, 336: „Inschriftliche und ‚literarische‘ Epigramme sind Bestandteile der politischen Kommunikation zwischen Individuen und Gruppen; sie zielen auf große Verbreitung und nachhaltige Bekanntheit.“ Entsprechende Funde literarischer Papyri belegen auch die Verbreitung zeitgenössischer hellenistischer Dichtung in der ägyptischen Chora.
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anonymen Verfassers auf den Sieg Philipps V. über die Odrysen [Q09-29], in dem die Weite und der Ruhm der Herrschaft betont werden:8 Hier liegt – anders als in den Epigrammen des Alkaios (geboren ca. 230/20 v. Chr.) [Q09-26 bis Q09-28] – eine eher positive Darstellung vor. Insgesamt fällt die direkte Umsetzung königlicher Selbstdarstellung graduell eher bescheiden aus, anders als die indirekte, insofern sich die Dichter unmittelbar mit einem Hof verbinden lassen. Festzuhalten bleibt, dass sich die mit Monarchie und Dynastie verbundenen Themen zumindest in der erhaltenen Literatur deutlich in der Minderzahl befanden, zumal im Vergleich mit mythologischen Sujets jeglichen Zuschnitts. Von diesen bezogen sich auf Krieg und Sieghaftigkeit nur ein kleiner Teil und nochmals weniger auf verschiedene Aspekte der Friedensthematik – demgegenüber viele auf den königlichen Euergetismus und die göttliche Verehrung bzw. die Göttlichkeit von König und Dynastie an sich, nicht selten ebenfalls im Gewand des Mythos.9 Es wird für die Dichtung zu zeigen sein, dass sich Krieg und Frieden letztlich nicht gegeneinander ausspielen lassen, sondern eng miteinander verbunden sind. 2. DER KRIEGERISCHE KÖNIG UNTER GÖTTLICHEM SCHUTZ UND KÖNIGLICHE WAFFENWEIHUNGEN IN HEILIGTÜMER Der Aspekt des kriegerischen Königs erscheint durchaus als selbstverständlich.10 Die Umsetzung der militärischen Facette unter dem Schutz bzw. mit Hilfe einer Gottheit, dazu Facetten wie Bewaffnung, Gebietserweiterungen und vor allem Schutzfunktion für die Untertanen, erfahren verschiedentlich durchaus Erwähnung: Der Schutz durch einen Gott – im Falle von Q09-08 durch Zeus, von Q09-09 durch Apollon und in Q09-17 durch Poseidon – wird als essentiell für den militärischen Erfolg angesehen und ein Angriff auf den König mit einem Angriff auf den Gott gleichgesetzt.11 Hierhin gehört auch die Berücksichtigung von Vorzeichen in 8
Dazu Walbank 1942, 137–145, der den Sieg in das Jahr 204 v. Chr. datiert, außerdem zu möglichen Autor-Zuschreibungen; siehe zudem unten S. 188 f. 9 Für eine Gesamtübersicht: Weber 1993, zu ergänzen durch die neuen Poseidippos-Epigramme und deren Kontext, Fragmentzusammenstellungen in SH und SSH, dazu die verschiedenen Epigramm-Sammlungen. Inhaltlich ist das Material aufgearbeitet in den Beiträgen von Cusset 2012. 10 In einem Poseidippos-Epigramm [Q09-18] wird der Krieg durchaus kritisch gesehen und als „verderblich“ bezeichnet, aber nichtsdestotrotz als ein unabänderlicher Teil menschlicher und somit auch monarchischer Lebensrealität vorausgesetzt, zumal die Aussage auf die Mantik zielt; vgl. allerdings Baumbach in: Seidensticker u. a. 2015, 137: „Wichtig erscheint, dass der Krieg nicht generell abgelehnt oder kritisch als ein Ort negativer Erfahrung gesehen wird: Timoleon soll vielmehr in einen anderen Krieg ziehen bzw. auf bessere Vorzeichen warten.“ 11 Die damit verbundene Botschaft erscheint eindeutig: Jeder Aggressor sollte erst einmal darüber nachdenken, den König herauszufordern. In Q09-09 wird dies explizit formuliert (Barbantani 2010, 242 f.; Barbantani 2011, 189–193; Stephens 2015, 85–87; Brumbaugh 2019, 141 f. und 157 f.), während Theokrit in Q09-05 Zeus [ist hier der König gemeint? – in 09-05 kommt Zeus nicht vor] durchaus stark präsent sein lässt (Heerink 2010, 394–399, dessen ägyptisierender
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militärischem Kontext [Q09-19], etwa die plötzliche Bewegung einer Athena-Statue als Prodigium bei Poseidippos,12 oder auch in einem Epigramm des Kallimachos der Verweis auf Artemis, die einen Waffenstillstand bewirkt hat [Q0911]. Im Falle von Epigrammen zu königlichen Waffenweihungen in Heiligtümern lässt sich nicht sicher sagen, ob sie fiktiv waren oder nicht:13 Sie können durchaus Ruhe herbeisehnen und liegen – aus der Feder von Mnasalkes von Sikyon (um 250 v. Chr.) und Leonidas von Tarent (3. Jh. v. Chr.)14 – nur für Alexander den Großen, Kleitos und Pyrrhos, d.h. für den frühen Hellenismus, vor [Q09-21 bis Q09-23]. Gerade Leonidas’ Epigramm für eine Waffenweihung des Pyrrhos anlässlich eines Sieges über Antigonos Gonatas im Jahre 273 v. Chr. [Q09-23] macht den Siegeskontext konkret und spricht von Schilden der Galater (bzw. Kelten), die damals als Schreckbild der Bedrohung für die gesamte hellenistische Staatenwelt angesehen wurden.15 In anderem Kontext, aber mit ähnlicher Stoßrichtung steht ein Epigramm des Arkesilaos aus Pitane in der mysischen Aiolis (ca. 316/15–244/40 v. Chr.), der mit den Attaliden – vermutlich Philetairos und Attalos I. – in Kontakt
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Ansatz von diversen problematischen Voraussetzungen, etwa Datierungen von Gedichten, ausgeht), aber eher in einer Vergleichsfunktion bzw. mit klarer Unterordnung unter den höchsten Gott, was auch im letzten Vers (17,137: „Du aber erbitte von Zeus Dir Vollendung“) deutlich wird. Der Kernbegriff ἀρετή verweist dabei auf einen Kernbegriff der griechischen Adelsethik. Vermutlich handelt es sich um Vorzeichen, „die einer Reihe von makedonischen Königen erschienen sind“, und beziehen sich nicht auf einen spezifischen ptolemäischen Sieg oder einen der Syrischen Kriege, dazu Baumbach in: Seidensticker u. a. 2015, 142 mit Anm. 35; ein weiterer mantischer Bezug in militärischem Kontext besteht in Q09-18 und in Ep. 32 und 35. Stephens 2018, 36 f., versteht hingegen die Erwähnung der Argeaden positiv für die nicht genannten Ptolemäer, „insofar as war brings trouble to the ordinary citizen“. Zur langen Tradition der Waffenweihungen in griechischen Heiligtümern: Baitinger 2016. Nach dem 5. Jh. nahm die Zahl der realen Weihungen drastisch ab, so dass sich fast nur noch alte Waffen in den Tempeln befanden. Demgegenüber entwickelte sich gerade im Hellenismus eine beachtliche Praxis von Epigrammen zu derartigen Weihungen bei Autoren wie Kallimachos, dazu Kofler 2016. Allerdings sind in der Lindischen Anagraphe (FGrHist 532) durchaus Waffenweihungen hellenistischer Könige genannt (Alexander der Große, Ptolemaios I./II., Pyrrhos, Hieron und Philipp V.), dazu Higbie 2003, 40–43: Im Falle von Pyrrhos (XL 114–121) und Hieron II. (XLI 122–126) wird dabei ausdrücklich betont (Z. 114 f. und 122), dass sie die von ihnen selbst benutzte Rüstung und keine Beutewaffen gestiftet hatten (Higbie 2003, 138 f.). Auch von Mithradates VI. (App. Mithr. 112,549) sind solche Weihungen bezeugt (Hinweis Andreas Hartmann). Zu Mnasalkes und seinen 18 erhaltenen Epigrammen: Seelbach 1964, 7–64; Gow/Page 1965, I 140–144 und II 400–413. Zu Leonidas, von dem nicht weniger als 100 Epigramme überliefert sind, der aber offenkundig nie am Ptolemäerhof in Alexandreia weilte: Meyer in: Zimmermann/Rengakos 2014, 253–256, dort (254) auch zur Unsicherheit der Zuschreibung; Solitario 2015, 1–7. Im Werk des Leonidas lassen sich weitere Bezugspunkte zu den Molossern finden; zur Rekonstruktion der biographischen Stationen aus den Epigrammen: Klooster 2019, 303– 305 und 311 f. Dazu mit Blick auf die Dichtung Barbantani 2001, 188–224; Barbantani 2010, 243–245; Barbantani 2011, 180 f. und 197 f.; Strootman 2014b, 327 f.
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stand und der Jüngeren Akademie angehörte [Q09-25]:16 Der Krieg, hier mit dem konkreten Hintergrund: gegen die Galater, galt als eine Realität, die mit Ruhm verbunden war. 3. BESCHREIBUNGEN DES FRIEDENSZUSTANDS Weitaus seltener geht es um den Frieden als ausdrückliche Konsequenz aus diesem Aspekt: Eine einzige explizite Nennung bei Kallimachos dürfte sicher kein Zufall sein!17 Die Formulierungen erfolgen auch aus der Perspektive von Regierten und Bündnispartnern, also ‚Nutznießern‘ des entsprechenden Zustands. Häufiger hingegen wird der Friedenszustand, d.h. Glück, Wohlstand oder ein ruhiges Leben ohne Gefährdungen von außen, evoziert und als Folge königlicher Politik angesehen. Bei Hero(n)das [Q09-01] wird von einem Söldner berichtet, der in Ägypten unter Ptolemaios II. offenkundig das Paradies gefunden hat und voraussichtlich nicht zu seiner Lebensgefährtin zurückkehren wird. Die relevanten Begriffe „Macht“ und „Frieden“, δύναμι[ς] und εὐδίη, sind bei der Beschreibung der Vorzüge des Landes direkt nebeneinander platziert.18 Theokrit [Q09-02] stellt Ptolemaios II. – ebenfalls im Kontext einer Söldnerepisode19 – als großzügigen Herrscher dar, der keine Bitte abschlägt; an anderer Stelle [Q09-03] verweist er auf Reichtum, Großzügigkeit und Glück, die aus einem Friedenszustand resultierten.20
16 Zum Biographischen Diog. Laert. 4,6 samt seiner Einführung zum Epigramm; die Protektion des Heimatortes durch die Attaliden ist auch inschriftlich überliefert: von der Mühll 1955, 718– 720; Gigante 1970, 433–435, dort auch zu Datierungsüberlegungen, außerdem Erler in: Zimmermann/Rengakos 2014, 356 f. Hier geht es wieder um die Siege im Wagenrennen, die Poseidippos für die Ptolemäer behandelt hat (oben Anm. 1). 17 Bei Kallimachos finden sich insgesamt kaum Bezugspunkte zum Frieden – nur eine explizite Passage (zu Theokrit unten Anm. 19) –, wohl aber, vor allem in den Hymnen, zu den mächtigen Ptolemäern und deren positiven Eigenschaften. Weil gerade die Aitien und Iamben lediglich stark fragmentarisch erhalten sind, lässt sich nicht sagen, inwiefern mit den zahlreichen mythologischen Sujets Anspielungen auf Friedens- und Kriegszustände dieser Zeit verbunden sind; es gibt auch Überlegungen, die in den Aitia aufscheinende geographische Reichweite im Sinne ptolemäischer Ansprüche und einer ‚ptolemäischen Kulturpolitik‘, wie immer man sich eine solche vorstellen mag, zu deuten, dazu Harder 2010, 95. 18 Hier wird allerdings nicht, was zu erwarten wäre, εἰρήνη gebraucht, sondern εὐδίη: Dieser Terminus trägt zwar die Bedeutung im Sinne eines guten Klimas in sich, die politische Implikation liegt aber vom Kontext her nahe. 19 Allerdings spielt der militärische Kontext bei dieser Charakterisierung des Königs offenkundig nur eine untergeordnete Rolle (zum Kontext Chaniotis 2005, 80–82; Marquaille 2008, 49 f.). Hervorzuheben ist noch, dass Theokrit in seinem gesamten Oeuvre keine Passage formuliert, in der dezidiert von εἰρήνη die Rede ist. 20 Dies ist zwar auf Herrscher und Dynastie bezogen, aber durchaus mit Ausstrahlung auf die Gemeinschaft, hier mit dem Adonis-Fest von Arsinoë II., die dadurch eine besondere Charakterisierung erfährt (Rémond 2020, 87 f.).– Die Kategorie des Glücks, die mit dem König verbunden wird, findet sich sowohl in der Tradition griechischer als auch ägyptischer Herrschaftskonzeptionen. Für den ptolemäischen Kontext braucht man deshalb keine Herkunft aus dem
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Und Ptolemaios wird vom Dichter dafür gelobt, dass er – zumindest in der Perspektive der Protagonistinnen – die innere Ordnung Ägyptens beträchtlich verbessert habe [Q09-04]. Am deutlichsten kommt die Thematik in der Kernstelle, Theokrits 17. Gedicht [Q09-05], zum Ausdruck: Ptolemaios II. wird als König dargestellt, der die Grenzen seines Landes gegen Angriffe von außen zu verteidigen vermochte,21 das heißt, er erfüllt defensiv alle Erwartungen – aber als ein „Kundiger, den Speer zu schwingen“, ist er ein Krieger, der nicht nur „alles vom Vater Ererbte bewahrte“, sondern „anderes selbst noch hinzuerwirbt“, das heißt Angriffe erfolgreich und dauerhaft abzuschließen versucht.22 Von einem weitergehenden Herrschaftsanspruch, geschweige denn in der Konkretion eines Gebietes, das anzugreifen wäre, oder einer expliziten Nennung konkurrierender Könige, ist allerdings nicht die Rede.23 Dies gilt im Übrigen auch für Kallimachos, wenn er im Delos-Hymnos [Q0910] von der akzeptierten ptolemäischen Herrschaft über die beiden Länder – Oberund Unterägypten – und die Ägäis bis zum äußersten Rand des Meeres spricht, ohne dass dies eine genaue Bestimmung erfährt. Und wenn die Kriegstaten in einem Sieg über ‚ein paar keltische Söldner‘ im Nildelta bestehen, tut sich hier zwischen Anspruch und Wirklichkeit eher ein Widerspruch auf.24 Poseidippos [Q09-17] spricht hingegen in einem Epigramm ähnlich vage vom „Land des Ptolemaios mit seinen Inseln“, das von Poseidon Schutz für den König erbittet.25 An anderer Stelle [Q0920] nimmt Poseidippos Arsinoë II. als „Garantin der kriegerischen Überlegenheit und Sieghaftigkeit der Dynastie sowie der militärischen Sicherung neuerrungener Territorien“ in den Blick; konkrete Kriegstaten oder ein bestimmter Anlass lassen sich nicht bestimmen, aber eine kriegerische Arsinoë passt bestens zu dem, was
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ägyptischen Kontext zu postulieren; allerdings haben zumindest teilweise kongruente Vorstellungen zweifellos die Akzeptanz des Königtums auf beiden Seiten erleichtert. In 17,86–94 werden die äußeren Besitzungen und das Militärpotential des zweiten Ptolemäers detailliert beschrieben, dazu Marquaille 2008, 51–56; Rémond 2020, 90–92. Meyer 2012 stellt die Passage in den „Zusammenhang von mythischer Geographie und Herrschaft“ (53). Bei dem Hinzuerworbenen ist sicherlich neues Territorium gemeint. Dazu Chaniotis 2005, 57 f. und 71; Heerink 2010, 390 f., mit weiterer Literatur. Strootman 2014b, 328, betont „Ptolemy’s prowess as a heroic spear-fighter“. In den beiden letztgenannten Theokrit-Gedichten 15 und 17 wird durchaus auch eine emotionale Seite bemüht, insofern dem König gegenüber Dankbarkeit für die als verändert empfundene innere Sicherheit geäußert und die in allen Bereichen gedeihliche ökonomische Situation betont wird. Damit liegt die für die Zeit nach der Mitte des 3. Jhs. bekannte Widerständigkeit der indigenen Bevölkerung in weiter Ferne, aber gerade diese dürfte der Dichter auch nicht im Blick gehabt haben, sondern die in Ägypten lebenden Zuwanderer aus der gesamten griechischen Welt. Über Konflikte, soziale Probleme oder Unruhen erfahren wir für die erste Hälfte des 3. Jhs. erstaunlicherweise nichts, auch eine Durchsicht der an König oder Königin gerichteten wenigen ἐντεύξεις aus dieser Zeit ergab keine allgemeine Konfliktlage jenseits individueller Befindlichkeiten (Baetens 2020). Dazu Barbantani 2011, 193 f. und 199 f.; Strootman 2014b, 328; Stephens 2015, 207–211; Brumbaugh 2019, 170–176, mit einer strikt politischen Interpretation und dem Versuch, die Verse des Hymnos mit der ptolemäischen Thalassokratie zu verbinden, bei der Delos im Zentrum stand. Es handelt sich auch um den einzigen Sieg, auf den Kallimachos in seinem gesamten Werk verweist, zu den Einzelheiten Brumbaugh 2019, 177–182. Zur Stelle Stephens 2018, 34.
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sonst von der Königin bekannt ist.26 Vielleicht darf man aber einen Bezugspunkt zum Ersten oder Zweiten Syrischen Krieg herstellen, wie Peter Franz Mittag es für die Füllhörner in Erwägung zieht.27 Hieron II. wiederum wird von Archimelos „Beherrscher Siziliens“ genannt [Q09-30], der gewaltige Getreidemengen in einem riesigen Transportschiff nach Griechenland samt seinen Inseln sandte, ohne dass damit ausdrücklich ein faktischer Herrschaftsanspruch verbunden war: Er repräsentiert den Typus des großzügigen, weithin herrschenden und für Innovationen offenen Königs. Im Zeus-Hymnos [Q09-08] wertet Kallimachos die Schutzfunktion, die der König für die Städte ausübt, und den Reichtum, der damit verbunden ist, offenkundig höher als den Krieg,28 mehr noch: In der Schlusspassage seines Demeter-Hymnos [Q09-12] stellt er – wohlgemerkt bezogen auf eine Polis, aber doch mit ptolemäischem Hintergrund – eine explizite Verbindung zwischen Frieden und landwirtschaftlichem Wohlstand her, während der militärische Aspekt, bzw. wie es zu diesem Friedenszustand kommen konnte, ausgeblendet wird.29 In den Argonautika des Apollonios Rhodios spielt all dies durchaus eine Rolle, nicht zuletzt in mythologischer Umsetzung [Q09-13 bis Q09-16], aber die relevanten Passagen behandeln das Themenfeld doch eher en passant.30
26 Wessels/Stähli in: Seidensticker u. a. 2015, 157–160 (das Zitat 160), deren Vorstellungen von einer „propagandistischen Rolle Arsinoes“ freilich der Präzisierung bedürfen; außerdem Stephens 2005, 246–253. 27 S. oben S. 168–171. Füllhörner sind in der hellenistischen Dichtung äußerst selten; dieser Befund steht in diametralem Gegensatz zu anderen Quellengattungen (Bemmann 1994, 82–149): Bekannt ist ein Epigramm des Hedylos (4 GP), in dem ein Weihegeschenk beschrieben ist – ein goldenes Rhython in Gestalt des Gottes Bes, ein mechanisches Kunstwerk des Ktesibios (Weber 1993, 259 mit Anm. 3; Floridi 2020, 97–112, bes. 105 und 109 zum weiteren Kontext). 28 Zur Schutzfunktion: Barbantani 2010, 238–242; Strootman 2014b, 330; Stephens 2015, 68–71; Brumbaugh 2019, 65–68, 75 f. und 91 f. Barbantani 2011, 182–189, hebt unter Verweis auf Stephens 2015 auch konzeptionell ägyptische Elemente der hellenistischen Monarchie hervor, die sich in den kallimacheischen Hymnen zeigen würden (ähnlich für Theokr. 17 Heerink 2010, demzufolge [385] „the Egyptian dimension is essential for understanding the poem“). Hierzu vgl. aber die stichhaltigen Gegenargumente bei Asper 2004, 14–23. Um Reichtum geht es nicht nur an dieser Stelle – materieller Wohlstand, erworben durch Arbeit und nicht als Beute gedacht, erscheint als eminent wichtige Konsequenz aus dem Friedenszustand! 29 Die Passage ist insofern prominent, als sie die Schlusspassage des Hymnos bildet (Stephens 2015, 296 f.); zu den ptolemäischen Implikationen: Brumbaugh 2019, 232–234, der über den Begriff der ὁμονοία den stärksten Bezug zu „Ptolemaic ideology and international affairs during the reign of Philadelphos“ (233) hergestellt sieht, aber dem Polis-Kontext zu wenig Aufmerksamkeit schenkt. 30 Die Breite des Vokabulars zu ‚Kampf und Krieg‘ bei Apollonios hat Serafimidis 2016 eingehend untersucht, auch wenn der Aspekt gegenüber dem Hauptthema der Kolchis-Expedition deutlich zurücktritt.
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4. EIN ‚EPIGRAMM-DISPUT‘ ZWISCHEN PHILIPP V. UND ALKAIOS VON MESSENE Nicht auf positiv verstandene Weltherrschaftsambitionen Philipps V. (immerhin anonym als Κοίρανος Εὐρώπας bezeichnet: Q09-29) beziehen wird man das Epigramm des Alkaios von Messene, der sich in etlichen Gedichten geradezu einen literarischen Schlagabtausch mit dem Antigoniden lieferte:31 Alkaios arbeitet mit zahlreichen Homer-Reminiszenzen32 und stellt Philipp als feigen und verantwortungslosen Feldherrn dar, der flüchtet und seine Soldaten unbestattet auf dem Schlachtfeld zurücklässt [Q09-26],33 als so vermessen, dass nur noch der Olymp einer Erstürmung harrt, nachdem er Erde und Meer bereits bezwungen hatte [Q0927],34 oder als Trunkenbold vor Gräueltaten wie Giftmorden, auch an den eigenen Leuten, nicht zurückschreckt [Q09-28]: „Thus Alcaeus effectively undermines the Macedonian claims of being Greek and turns the war against them into a war against a tyrannical external enemy.“35
31 Zum biographischen Kontext: Meyer in: Zimmermann/Rengakos 2014, 266–268; Harder 2019, 382–384. 32 Homer-Bezüge gibt es in der hellenistischen Dichtung – wie auch schon zuvor in anderen Gattungen – vielfach. Dass sie in militärischem Kontext des troianischen Krieges und zur Charakterisierung der Helden in den homerischen Epen zentral sind, ist unbestritten, sie wurden aber gerade von Epigrammatikern, etwa in Grabgedichten, gerne verwendet. Für den vorliegenden Zusammenhang vgl. die Literatur in den folgenden Anmerkungen. 33 Dazu Walbank 1943, 1–3. Mit folgendem Zweizeiler (FGE I) reagierte Philipp V. nach Plut. Tit. Flam. 9 auf dieses Epigramm: „Sauber geschält und entblättert, o Wanderer, ragt auf dem Hügel hoch in die Lüfte das Kreuz für den Alkaios empor“ (Ἄφλοιος καὶ ἄφυλλος ὁδοιπόρε τῷδ’ ἐπὶ νώτῳ / σταυρὸς πήγνυται ἠλίβατος). Zu beiden Epigrammen: Meyer/Wirbelauer 2007, 328 f. und Text 4, die darauf verweisen, dass Plutarch zufolge das Epigramm von Mund zu Mund gegangen sei; die 30.000 Gefallenen stellen zweifellos eine Übertreibung dar, während man aus der Replik des Königs nicht schließen darf, dass Alkaios tatsächlich gekreuzigt worden ist. Coleman 2019, 65, bezieht das Epigramm auf die Zeit nach der makedonischen Niederlage bei Kynoskephalai 197 v. Chr. 34 Dazu Walbank 1942, 134–137; Coleman 2019, 66. Das Epigramm könnte man auch als Schmeichelei verstehen, aber die klare Aussageintention der anderen Gedichte spricht dagegen (eine ausführliche Diskussion der Forschungspositionen bei Jones 2014, zudem Edson 1948). Mehr noch, Harder 2019, 383 f., sieht gerade mit Blick auf Makedonien einen Kontrast zu den Dichtern am Ptolemäerhof, die sich auf Herakles beziehen bzw. die Könige mit ihm eng verbinden (Strootman 2014b, 330 f.) – und Herakles wurde tatsächlich in den Olymp aufgenommen. In diesen Kontext passt auch die Diskussion um AP 6,171 von einem unbekannten Autor: Darin geht es um die Errichtung des Kolosses von Rhodos, nachdem die Polis „die Flut des Krieges eingedämmt“ hatte, d.h. die Belagerung durch Antigonos und Demetrios, und – überaus bemerkenswert – um die Herrschaft „über das Land und die See“. Indem die Rhodier als „vom Geschlechte des Herakles“ abstammend bezeichnet werden, erfolgt eine dezidierte Abgrenzung von den Antigoniden, dazu Jones 2014, 151, der das Epigramm zeitlich nach AP 9,518 [Q09-27] datiert und mit aktuellen rhodischen Erfolgen zusammenbringt. 35 So Harder 2019, 383, die auch noch auf weitere, Philipp diskreditierende Gedichte (Ep. 3 und 5 GP) verweist, die jedoch nicht in militärischem Kontext stehen. Außerdem Walbank 1943, 3–7, dort (7–13) auch zur Einbettung des Alkaios in die politische Agitation und Praxis auf der
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5. FRIEDEN ALS ERWARTUNG AN EINEN KÖNIG AUS DER PERSPEKTIVE DER POLEIS Auch wenn diese Art der Dichtung nicht mit normativen Texten wie den Traktaten Περὶ βασιλείας oder Passagen aus Historiographie und Biographie vergleichbar ist, kam ihr doch, gerade wenn sie sich zwar auf einen König bezog, aber dem Polisumfeld entstammte, eine nicht unerhebliche Reichweite zu:36 Etwa im athenischen Ithyphallikos für Demetrios Poliorketes [Q09-31] ließ sich neben allem Lobpreis auf den neuerlichen Stadtherrn deutlich machen, worin die Erwartung bestand: „Zunächst schaffe Frieden, liebster, der Herr bist ja Du!“. Hier ist auch explicite der Friedensaspekt hervorgehoben, was freilich genauso dezidiert die (persönliche) Herrschaft und ausdrückliche Dominanz voraussetzt – Demetrios, der als einer der kriegsgewaltigsten hellenistischen Könige gelten darf, dürfte dies sicherlich gerne gehört haben.37 Oder wie Theokrit es im Enkomion für Hieron II. [Q09-06] formuliert: „Über die Waffen sollen Spinnen ihre feinen Netze hinziehen, und von Kriegsgeschrei soll es nicht einmal mehr den Namen geben.“38 Für die hellenistische Zeit sah die Realität jedoch vielfach deutlich anders aus. Dies lässt sich nicht zum wenigsten daran ersehen, dass jenseits der Beziehung zwischen König und Polis auch innerhalb einer Stadt Frieden essentiell, aber alles andere als selbstverständlich war.39 So enthält der inschriftlich überlieferte Paian des Isyllos aus dem Asklepieion von Epidauros an Apollon und Asklepios [Q09-32] im dritten Abschnitt, der in daktylischen Hexametern formuliert ist, Ratschläge für die Mitbürger, genauer: die Aristokratie, wie sie sich des Wohlwollens von Asklepios versichern können40
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Peloponnes (Edson 1948); hier spielt die Involvierung des Siegers von 197, C. Flamininus, in die Epigramm-Kommunikation eine wichtige Rolle, die aber nicht näher behandelt wird, dazu Meyer/Wirbelauer 2007, 329. Generell zur Aufführung von Hymnen für Könige in städtischem Rahmen: Caneva/Lorenzon 2020. Der Hymnos wurde anlässlich des erneuten Einzugs von Demetrios in Athen (291/90 v. Chr.) aufgeführt, dazu umfassend Wheatley/Dunn 2020, 274 und 345–358; zu inhaltlichen Aspekten: Chaniotis 2005, 72 f., und 2011. Nach Strootman 2014b symbolisieren sämtliche Stellen der hellenistischen Dichtung, die für Bukolik, Hirtenleben oder Genre-Szenen stehen, „the peaceful life“ (323). Dies soll nicht in Abrede gestellt werden, aber es ist keinesfalls zwingend, hinter jeder Beschreibung eine Anspielung auf einen König als Garanten des Friedens zu sehen (zutreffend ist es aber sicher für die Passage in Theokr. 16 [Q09-06] und 17,75–80 [Strootman 214b, 324 f.; Stephens 2018, 80– 82]). In diesen Kontext gehören auch die zahlreichen Anspielungen auf Dionysos in der Literatur, der als siegreicher Gott und damit Sinnbild für die ptolemäische Herrschaft angesehen wird (Strootman 2014b, 332–334); der Gott verkörpert freilich aufgrund seines Facettenreichtums eine starke Ambivalenz und steht auch für Assoziationen, die nicht passend waren. Zur Relevanz des Phänomens an sich und zu seiner Verbreitung: Börm 2019. Zu Isyllos aus Epidauros, dessen Lebenszeit in das spätere 4. oder beginnende 3. Jh. v. Chr. gesetzt wird: Furley/Bremer 2001, I 208 f. und 227–240, II 180–192; Meyer in: Zimmermann/Rengakos 2014, 183–185; außerdem Fantuzzi 2010, 183–189, dort auch zu Komposition, Sprache und weiteren inhaltlichen Aspekten. Zur Stelle detailliert Kolde 2003, 88–106; Sheppard 2018, 304–307. Die Hilfe des Asklepios wurde historisiert und mit konkreten
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– erbeten werden im Rahmen einer Prozession ὑγίεια, εὐνομία, εἰράνα, πλοῦτος ἀμεμφής und καλοκαγαθία.41 Hier finden sich beinahe dieselben Begriffe wieder, die auch für das Verhältnis zu den Königen einschlägig waren und jenseits des Friedenszustands an sich dessen positive Auswirkungen beschreiben. 6. ZUSAMMENFASSUNG Ausdrückliche Verweise auf konkrete Friedensschlüsse finden sich zumindest im erhaltenen Material nicht, und auch explizite Verbindungen mit ganz bestimmten militärischen Erfolgen einzelner Könige werden in der Regel – zumindest für uns erkennbar – nicht hergestellt. Der bereits erwähnte ‚Sieg‘ von Ptolemaios II. über die keltischen Söldner oder der Odrysen-Sieg Philipps V. scheinen Ausnahmen gewesen zu sein, wobei in dem fragmentarisch erhaltenen oder resümierenden Material durchaus weitere Belege, etwa für die Galatersiege der Attaliden, versteckt sein können.42 Allerdings könnten auch gattungsspezifische Gründe eine Rolle gespielt
Beispielen aus der Zeit eines Philipp – nach manchen Philipp II., nach anderen III. oder V. (Schröder 2007, 103 f.) – in Auseinandersetzung mit Sparta belegt (Furley/Bremer 2001, I 18 f.). 41 Kolde 2003, 104–106, versteht Eunomia und Eirene als zwei der drei Horen, zu denen πλοῦτος ἀμεμφής als Dike konstruiert wird, mehr noch: „Da Sparta nicht in erster Linie als friedfertig bekannt ist, soll man bei der Nennung des Friedens an die ἐλευθερία als seine Voraussetzung denken, als deren Vorkämpferin Sparta sehr wohl hervorgetreten sei“, so Schröder 2007, 103, der kritisiert, dass vielfach von unhaltbaren Anspielungen ausgegangen wird. Sheppard 2018, 306, weist zu Recht darauf hin, dass gerade die Bitte um Gesundheit und Prosperität zum Abschluss von Kulthymnen gehört. 42 Es liegen diverse Hinweise auf Gedichte für Herrscher, zumal in kriegerischem Kontext, vor: Es handelt sich zum einen um Textfragmente: Simonides von Magnesia (SH 723) mit einem epischen Gedicht (vgl. die folgende Anmerkung) auf den Galatersieg von Antiochos I. (Chaniotis 2005, 191); SH 922: ein speerhaltender Laagos; SH 958: ein nicht benannter König kämpft mit den Galatern und SH 969: Kämpfe (ἐμ πολέμοιο) in Ägypten (Barbantani 2001); SH 1188, 5: ε[ἰ]ρήνην, aufgrund der Nennung von Aphrodite und Dionysos wohl in mythologischem Kontext); Kall. Fr. 122–127 Asper (= 110 Pf.): Coma Berenikes mit einer Anspielung auf den Dritten Syrischen Krieg; Kall. Fr. 360 Asper (= 384,23 f. Pf.): Der Sieg des Sosibios (Barbantani 2011, 180 f.); vermutlich nicht-militärisch ist der Rahmen von SH 978 und 979 (Weber 1993, 118 f. und passim; Petrovic 2019, 45–49). Zum anderen finden sich knappste Notizen in der lexikalischen Literatur: Alexinos von Elis (SH 40) mit einem Paian auf Krateros, Arrianos (SH 210) mit einem Lobgedicht auf einen Attalos, dann Hermodotos (SH 491–493) mit einem Enkomion und Paianen auf Antigonos Monophthalmos und Demetrios Poliorketes (Fantuzzi 2010, 182), und Musaios von Ephesos (SH 561) mit Gedichten auf Attalos und Eumenes. Zu erwähnen ist noch der anonyme, inschriftlich erhaltene Paian auf Seleukos I. aus Erythrai (Käppel 1992, 374, Nr. 28 = I. Erythrai 205 / LSAM 24; Schröder 1999, 40), von dem nur die ersten zweieinhalb Zeilen erhalten sind – freilich ohne Erwähnung der Friedensthematik, doch lässt sich doch eine ungefähre Vorstellung vom Duktus gewinnen, der von dem der Verträge oder Königsbriefe signifikant abweicht.
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haben.43 Dass kaum Grenzen oder konkrete Siege genannt wurden, hängt vielleicht damit zusammen, dass man Kriegsglück doch als reichlich wankelmütig ansah – der Sieger von heute konnte morgen oder übermorgen schon der Verlierer sein. Zu diskutieren wäre deshalb, ob der Verzicht auf eine solche Kommemoration nicht gerade dafür spräche, diesen Bereich als prekär anzusehen und genau hierin seine Bedeutung festzumachen: Wenn ein hochgerühmter Sieger die nächste Schlacht verlor, konnte der Lobpreis geradezu als Karikatur wirken. Festhalten lässt sich, dass verschiedene Formen der Konzeptionalisierung von Frieden vorzufinden sind. Eine zeitliche Entwicklung oder Prävalenz einer bestimmten Ausprägung ist auf Anhieb nicht erkennbar, vielleicht ein Nachlassen militärischer Bezüge, was aber auch dem fragmentarischen Zustand einzelner Texte, etwa von Kallimachos [Q0907], und der Überlieferung insgesamt geschuldet sein kann und zumindest nicht durch die Friedensthematik ausgeglichen oder gar überholt wurde. QUELLEN 09-01. Im Werk des Hero(n)das (1,26–34) findet sich eine thematisch einschlägige Passage: κεῖ δ’ ἐστὶν οἶκος τῆς θεοῦ τὰ γ̣ὰρ πάντα, / ὄσσ’ ἔστι κου καὶ γίνετ’, ἔστ’ ἐν Αἰγύπτωι·/ πλοῦτος, παλαίστρη, δύναμι[ς], εὐδίη, δόξα, / θέαι, φιλόσοφοι, χρυσίον, νεηνίσκοι, / θεῶν ἀδελφῶν τέμενος, ὀ βασιλεὺς χρηστός, / Μουσῆιον, οἶνος, ἀγαθὰ πάντ’ ὄσ’ ἂν χρήιζηι, / γ̣υναῖκες, ὀκ̣όσους οὐ μὰ τὴν Ἄ̣ιδεω Κούρην / ἀ̣σ̣τέ̣ ̣ρας ἐνεγκεῖν οὐραν[ὸ]ς κεκαύχηται, / τ̣ὴ̣ν̣ δ̣’ ὄψιν̣ οἴαι πρὸς Πάρι[ν] κοτ’ ὤρμησαν. Dort aber ist der Göttin Haus, denn alles, was irgend auf der Erde ist und wird, ist in Ägypten: Reichtum, Ringschulen, Macht, Frieden, Ruhm, Schaustellungen, Philosophen, Goldgeschmeide, junge Männer, der Geschwistergötter Tempel, der brave König, das Museion, Wein – kurz, alles Gute, was man nur wünschen mag, und Frauen erst, so viel, dass selbst der Himmel – bei der Hadesbraut! – so vieler Sterne sich nicht rühmen kann, und hold von Ansehen, wie die Göttinnen, die einst im Wettstreit um den Schönheitspreis zu Paris zogen (Ü: B. Effe).
09-02. Theokrit (14,57–68) beschreibt Ptolemaios II. als attraktiv für Söldner: {ΘΥ.} ὤφελε μὲν χωρεῖν κατὰ νῶν τεὸν ὧν ἐπεθύμεις, / Αἰσχίνα. Εἰ δ’ οὕτως ἄρα τοι δοκεῖ ὥστ’ ἀποδαμεῖν, / μισθοδότας Πτολεμαῖος ἐλευθέρῳ οἷος ἄριστος. / {ΑΙ.} τἆλλα δ’ ἀνὴρ ποῖός τις; {ΘΥ.} … τοισιν ἄριστος· / εὐγνώμων, φιλόμουσος, ἐρωτικός, εἰς ἄκρον ἁδύς, / εἰδὼς τὸν φιλέοντα, τὸν οὐ φιλέοντ’ ἔτι μᾶλλον, / πολλοῖς πολλὰ διδούς, αἰτεύμενος οὐκ
43 Wichtig sind immer noch die Überlegungen bei Ziegler ²1966, 15–23, demzufolge die Überlieferung für Epen an den Königshöfen und im Umfeld der Bundesstaaten weitaus größer gewesen sein muss, als das vorhandene Material vermuten lässt. Ziegler sieht in den Annales des Ennius gewissermaßen ein Relikt dieser Tradition. Allerdings wird man mit Blick auf Auftragsdichtung, die spezifische Inhalte vorgegeben bekam, festhalten müssen, dass etwa bereits „das vielfältige Themenangebot unter Alexander d. Gr. … nicht angenommen [wurde], qualitativ hochstehende Dichtung im Umkreis des Herrschers verschwindet (Weber 1992, 27).
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ἀνανεύων, / οἷα χρὴ βασιλῆ’· αἰτεῖν δὲ δεῖ οὐκ ἐπὶ παντί, / Αἰσχίνα. ὥστ’ εἴ τοι κατὰ δεξιὸν ὦμον ἀρέσκει / λῶπος ἄκρον περονᾶσθαι, ἐπ’ ἀμφοτέροις δὲ βεβακώς / τολμασεῖς ἐπιόντα μένειν θρασὺν ἀσπιδιώταν, / ᾇ τάχος εἰς Αἴγυπτον. Thyonichos: Ich wollte, es wäre nach deinem Sinn gelaufen, was du wünschtest, Aischinas. Doch wenn du wirklich so entschieden bist, dass du außer Landes gehen willst: Der beste Soldgeber für einen Freien ist Ptolemaios. Aischinas: Und was für ein Mann ist er ansonsten? Thyonichos: Der Beste: gütig, Freund der Musen, in der Liebe versiert, höchst angenehm; er kennt den Freund, den Nicht-Freund noch besser, vielen gibt er vieles, eine Bitte schlägt er nicht ab – wie es sich für einen König gehört. Doch bitten darf man ihn nicht bei jeder Gelegenheit, Aischinas. Deshalb: wenn es dir zusagt, an der rechten Schulter das Mantelende mit der Spange festzuklammern, und du es wagen willst, fest auf beiden Füßen stehend dem Angriff eines kühnen Schildträgers standzuhalten, dann schleunigst auf nach Ägypten (Ü: B. Effe).
09-03. Theokrit (15,21–24) verweist auf den Friedenszustand: {ΓΟ.} ἀλλ’ ἴθι, τὠμπέχονον καὶ τὰν περονατρίδα λάζευ. / βᾶμες τῶ βασιλῆος ἐς ἀφνειῶ Πτολεμαίω / θασόμεναι τὸν Ἄδωνιν· ἀκούω χρῆμα καλόν τι / κοσμεῖν τὰν βασίλισσαν. {ΠΡ.} ἐν ὀλβίῳ ὄλβια πάντα. Gorgo: Aber komm, nimm dir den Mantel und das Kleid. Wir wollen in den Palast des Königs, des reichen Ptolemaios, gehen, um uns den Adonis anzusehen, wie ich höre, bereitet die Königin was Schönes vor. Praxinoa: Im Haus des Glücklichen ist alles glücklich (Ü: B. Effe).
09-04. Theokrit (15,46–50) erwähnt den Zustand der öffentlichen Ordnung in Ägypten: {ΠΡ.} πολλά τοι, ὦ Πτολεμαῖε, πεποίηται καλὰ ἔργα, / ἐξ ὧ ἐν ἀθανάτοις ὁ τεκών· οὐδεὶς κακοεργός / δαλεῖται τὸν ἰόντα παρέρπων Αἰγυπτιστί, / οἷα πρὶν ἐξ ἀπάτας κεκροτημένοι ἄνδρες ἔπαισδον, / ἀλλάλοις ὁμαλοί, κακὰ παίχνια, πάντες ἀραῖοι. Praxinoa: Viele herrliche Taten, Ptolemaios, hast du vollbracht, seit dein Vater unter den Unsterblichen ist. Kein Halunke schleicht sich mehr nach ägyptischer Art an den Passanten heran und setzt ihm zu, wie früher Männer, aus Trug geschmiedet, ihr Spielchen treiben: einer wie der andere, üble Taschenspieler, verfluchtes Pack sie alle (Ü: B. Effe).
09-05. Theokrit (17,95–105) skizziert den Friedenszustand im Land unter Verweis auf die militärische Stärke: Ὄλβῳ μὲν πάντας κε καταβρίθοι βασιλῆας / τόσσον ἐπ’ ἆμαρ ἕκαστον ἐς ἀφνεὸν ἔρχεται οἶκον / πάντοθε. λαοὶ δ’ ἔργα περιστέλλουσιν ἕκηλοι· / οὐ γάρ τις δηίων πολυκήτεα Νεῖλον ὑπερβάς / πεζὸς ἐν ἀλλοτρίαισι βοὰν ἐστάσατο κώμαις, / οὐδέ τις αἰγιαλόνδε θοᾶς ἐξήλατο ναός / θωρηχθεὶς ἐπὶ βουσὶν ἀνάρσιος Αἰγυπτίῃσιν· / τοῖος ἀνὴρ πλατέεσσιν ἐνίδρυται πεδίοισι / ξανθοκόμας Πτολεμαῖος, ἐπιστάμενος δόρυ πάλλειν, / ᾧ ἐπίπαγχυ μέλει πατρώια πάντα φυλάσσειν / οἷ’ ἀγαθῷ βασιλῆι, τὰ δὲ κτεατίζεται αὐτός. An Glückssegen drückt er wohl alle Könige nieder: So viel kommt jeden Tag in sein reiches Haus von überall her. Die Völker betreiben in Ruhe ihre Werke. Denn keiner von den Feinden hat den fischreichen Nil zu Fuß überschritten und in fremden Dörfern das Kriegsgeschrei erhoben, und keiner ist aus dem schnellen Schiff gepanzert auf den Strand
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gesprungen, in feindseliger Absicht gegen die ägyptischen Rinder: Ein solcher Mann sitzt fest auf den breiten Ebenen, der blondhaarige Ptolemaios, kundig, den Speer zu schwingen, dem sehr stark am Herzen liegt, alles vom Vater Ererbte zu bewahren, wie es bei einem guten König sein soll, und anderes erwirbt er selbst noch hinzu (Ü: B. Effe).
09-06. Theokrit (16,76–104) bezieht sich auf den Wohlstand in Friedenszeiten, die sich an den Krieg mit Karthago anschließen:44 ἤδη νῦν Φοίνικες ὑπ’ ἠελίῳ δύνοντι οἰκεῦντες Λιβύας ἄκρον σφυρὸν ἐρρίγασιν· ἤδη βαστάζουσι Συρακόσιοι μέσα δοῦρα, ἀχθόμενοι σακέεσσι βραχίονας ἰτεΐνοισιν· 80 ἐν δ’ αὐτοῖς Ἱέρων προτέροις ἴσος ἡρώεσσι ζώννυται, ἵππειαι δὲ κόρυν σκιάουσιν ἔθειραι. αἲ γάρ, Ζεῦ κύδιστε πάτερ καὶ πότνι’ Ἀθάνα κούρη θ’ ἣ σὺν μητρὶ πολυκλήρων Ἐφυραίων εἴληχας μέγα ἄστυ παρ’ ὕδασι Λυσιμελείας, 85 ἐχθροὺς ἐκ νάσοιο κακαὶ πέμψειαν ἀνάγκαι Σαρδόνιον κατὰ κῦμα φίλων μόρον ἀγγέλλοντας τέκνοις ἠδ’ ἀλόχοισιν, ἀριθμητοὺς ἀπὸ πολλῶν. ἄστεα δὲ προτέροισι πάλιν ναίοιτο πολίταις, 90 δυσμενέων ὅσα χεῖρες ἐλωβήσαντο κατ’ ἄκρας· ἀγροὺς δ’ ἐργάζοιντο τεθαλότας· αἱ δ’ ἀνάριθμοι μήλων χιλιάδες βοτάνᾳ διαπιανθεῖσαι ἂμ πεδίον βληχῷντο, βόες δ’ ἀγεληδὸν ἐς αὖλιν ἐρχόμεναι σκνιφαῖον ἐπισπεύδοιεν ὁδίταν· 95 νειοὶ δ’ ἐκπονέοιντο ποτὶ σπόρον, ἁνίκα τέττιξ ποιμένας ἐνδίους πεφυλαγμένος ὑψόθι δένδρων ἀχεῖ ἐν ἀκρεμόνεσσιν· ἀράχνια δ’ εἰς ὅπλ’ ἀράχναι λεπτὰ διαστήσαιντο, βοᾶς δ’ ἔτι μηδ’ ὄνομ’ εἴη. ὑψηλὸν δ’ Ἱέρωνι κλέος φορέοιεν ἀοιδοί 100 καὶ πόντου Σκυθικοῖο πέραν καὶ ὅθι πλατὺ τεῖχος ἀσφάλτῳ δήσασα Σεμίραμις ἐμβασίλευεν. εἷς μὲν ἐγώ, πολλοὺς δὲ Διὸς φιλέοντι καὶ ἄλλους θυγατέρες, τοῖς πᾶσι μέλοι Σικελὴν Ἀρέθοισαν ὑμνεῖν σὺν λαοῖσι καὶ αἰχμητὴν Ἱέρωνα. Schon jetzt sind die Phoiniker, die unter der untergehenden Sonne den äußersten Saum Libyens bewohnen, in Furcht erstarrt; schon halten die Syrakusaner ihre Lanzen in der Mitte, die Arme belastet mit Schilden aus Weidenruten; und unter ihnen gürtet sich Hieron, früheren Helden gleich, und Rosshaare beschatten seinen Helm. Wenn doch, Zeus, erhabenster Vater, und Herrin Athene und du, Mädchen, dem zusammen mit der Mutter die große Stadt der reichbegüterten Ephyraier zugefallen ist an den Wassern von Lysimeleia, 44 Wie sich dieses Eidyllion zeitlich zu Theokrits vermutetem Aufenthalt in Alexandreia verhält, ist unklar (Gutzwiller 2007, 85; Stephens 2018, 79). Die Karthager stehen hier, ähnlich wie die Kelten, für „the barbaric foes of civilization“ (Strootman 2014b, 327).
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die Gegner schlimme Not von der Insel vertriebe über das sardonische Meer, dass sie Kindern und Ehefrauen Nachricht bringen vom Tod ihrer Lieben, eine kleine Zahl von vielen! Die Städte sollen wieder von ihren früheren Bürgern bewohnt werden, so viele die Hände der Feinde aufs schlimmste verwüstet haben. Üppige Äcker sollen sie bestellen. Zahllose Tausende von Schafen sollen, auf der Weide fett geworden, in der Ebene blöken, und Rinder, in Herden zum Stall ziehend, sollen einen Wanderer in der Dämmerung zur Eile mahnen. Brachland soll zur Aussaat bearbeitet werden, wenn die Zikade, die Hirten in der Mittagssonne beobachtend, hoch oben auf den Astspitzen der Bäume zirpt. Doch über die Waffen sollen Spinnen ihre feinen Netze hinziehen, und von Kriegsgeschrei soll es nicht einmal mehr den Namen geben. Hohen Ruhm sollen dem Hieron die Sänger tragen bis jenseits des skythischen Meeres und wo Semiramis die breite Mauer mit Asphalt gebunden hat und Königin war. Einer bin ich, doch haben die Töchter des Zeus auch viele andere lieb; ihnen allen soll es am Herzen liegen, die sizilische Arethusa zu preisen mit den Mannen und den Lanzenkämpfer Hieron (Ü: B. Effe).
09-07. Unklar bleibt der Kontext von Kallimachos Fr. 370 Asper (= 477 Pf.): οὐχ ὧδ’ ἐμόγησαν / ἐλπίδες ὥστ’ ἐχθρῶν συμμαχίην καλέσαι. […] nicht so schlecht standen die Hoffnungen, dass man die Feinde zum Bündnis gerufen hätte […] (Ü: M. Asper).
09-08. Kallimachos im Hymnos auf Zeus (1,70–87 und 95–96) zur Schutzfunktion:45 70
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εἵλεο δ’ αἰζηῶν ὅ τι φέρτατον· οὐ σύ γε νηῶν ἐμπεράμους, οὐκ ἄνδρα σακέσπαλον, οὐ μὲν ἀοιδόν· ἀλλὰ τὰ μὲν μακάρεσσιν ὀλίζοσιν αὖθι παρῆκας ἄλλα μέλειν ἑτέροισι, σὺ δ’ ἐξέλεο πτολιάρχους αὐτούς, ὧν ὑπὸ χεῖρα γεωμόρος, ὧν ἴδρις αἰχμῆς, ὧν ἐρέτης, ὧν πάντα· τί δ’ οὐ κρατέοντος ὑπ’ ἰσχύν; αὐτίκα χαλκῆας μὲν ὑδείομεν Ἡφαίστοιο, τευχηστὰς δ’ Ἄρηος, ἐπακτῆρας δὲ Χιτώνης Ἀρτέμιδος, Φοίβου δὲ λύρης εὖ εἰδότας οἴμους· ’ἐκ δὲ Διὸς βασιλῆες’, ἐπεὶ Διὸς οὐδὲν ἀνάκτων θειότερον· τῷ καί σφε τεὴν ἐκρίναο λάξιν. δῶκας δὲ πτολίεθρα φυλασσέμεν, ἵζεο δ’ αὐτός ἄκρῃσ’ ἐν πολίεσσιν, ἐπόψιος οἵ τε δίκῃσι λαὸν ὑπὸ σκολιῇσ’ οἵ τ’ ἔμπαλιν ἰθύνουσιν· ἐν δὲ ῥυηφενίην ἔβαλές σφισιν, ἐν δ’ ἅλις ὄλβον· πᾶσι μέν, οὐ μάλα δ’ ἶσον. ἔοικε δὲ τεκμήρασθαι ἡμετέρῳ μεδέοντι· περιπρὸ γὰρ εὐρὺ βέβηκεν. ἑσπέριος κεῖνός γε τελεῖ τά κεν ἦρι νοήσῃ· … οὔτ’ ἀρετῆς ἄτερ ὄλβος ἐπίσταται ἄνδρας ἀέξειν οὔτ’ ἀρετὴ ἀφένοιο· δίδου δ’ ἀρετήν τε καὶ ὄλβον.
45 Zur hergestellten Verbindung zu den aktuellen Herrschern: Stephens 2015, 51.
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Du hast der Menschen Bestes unter deine Obhut genommen: nicht die, die sich mit Schiffen auskennen, nicht den Krieger, der den Schild schüttelt, auch nicht den Sänger; sondern dies andere hast du den übrigen, geringeren Unsterblichen zur Fürsorge anvertraut, du aber hast dir die Städtelenker selbst ausgesucht, unter deren Hand der Landbesitzer, unter deren Hand der Lanzenkundige, unter der auch der Ruderer, unter der alles steht. Denn was ist nicht der Stärke des Mächtigen unterworfen? Sogleich nennen wir die Schmiede des Hephaistos, die Krieger des Ares, die Jäger der Artemis Chitone, schließlich, wer Weisen der Leier gut kennt, des Phoibos. „Von Zeus sind die Könige!“, denn als die Herrscher des Zeus ist nichts göttlicher. Deswegen hast du die dir auch als Los erkoren. Du hast es ihnen gegeben, die Städte zu hüten, du sitzt ja selbst auf den Stadtburgen und wachst über die, die ihr Volk unter verdrehtem Recht, und die, die es anders regieren. Denen hast Du Reichtum im Überfluss zukommen lassen, üppigen Segen: zwar allen, doch keineswegs in gleichem Maße. Das lässt sich am besten an unserem Herrscher erweisen: Weit voraus nämlich ist er den anderen. Abends schon verwirklicht er, was er in der Frühe ersonnen. … Nicht weiß gesegneter Reichtum nämlich ohne Vortrefflichkeit die Männer groß zu machen, noch weiß das Vortrefflichkeit ohne Reichtum: Gib also Vortrefflichkeit und gesegneten Reichtum (Ü: M. Asper).
09-09. Kallimachos im Hymnos auf Apollon (2,25–29) zur Verbindung zwischen Königen und Göttern: (25) ἱὴ ἱὴ φθέγγεσθε· κακὸν μακάρεσσιν ἐρίζειν. / ὃς μάχεται μακάρεσσιν, ἐμῷ βασιλῆι μάχοιτο· / ὅστις ἐμῷ βασιλῆι, καὶ Ἀπόλλωνι μάχοιτο. / τὸν χορὸν ὡπόλλων, ὅ τι οἱ κατὰ θυμὸν ἀείδει, / τιμήσει· δύναται γάρ, ἐπεὶ Διὶ δεξιὸς ἧσται. Ruft „hié, hié“! Schlecht ist es, mit den seligen Göttern zu streiten. Wer gegen Götter kämpft, soll der doch gegen meinen König kämpfen! Wer aber gegen meinen König, der kämpfe auch gegen Apollon! Diesen Chor wird Apollon ehren, weil der ihm nach seinem Sinn singt; er hat ja die Macht dazu, denn er sitzt Zeus zur Rechten (Ü: M. Asper).
09-10. Kallimachos nimmt im Hymnos auf die Insel Delos (4,165–176, 185–188) prophetisch ein kriegerisches Ereignis in den Blick:46 165
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ἀλλά οἱ ἐκ Μοιρέων τις ὀφειλόμενος θεὸς ἄλλος ἐστί, Σαωτήρων ὕπατον γένος· ᾧ ὑπὸ μίτρην ἵξεται οὐκ ἀέκουσα Μακηδόνι κοιρανέεσθαι ἀμφοτέρη μεσόγεια καὶ αἳ πελάγεσσι κάθηνται, μέχρις ὅπου περάτη τε καὶ ὁππόθεν ὠκέες ἵπποι Ἠέλιον φορέουσιν· ὁ δ’ εἴσεται ἤθεα πατρός. καί νύ ποτε ξυνός τις ἐλεύσεται ἄμμιν ἄεθλος ὕστερον, ὁππόταν οἱ μὲν ἐφ’ Ἑλλήνεσσι μάχαιραν βαρβαρικὴν καὶ Κελτὸν ἀναστήσαντες Ἄρηα ὀψίγονοι Τιτῆνες ἀφ’ ἑσπέρου ἐσχατόωντος
46 Zu einem daraus resultierenden Friedenszustand werden keine Aussagen getroffen, der Kontext stellt aber den Sieg in den Dienst eines höheren Ziels. Direkt angesprochen wird hier – Apollon spricht zu seiner Mutter Leto – der Modus der Herrschaft, der sich die Untertanen gerne beugen, weil sie als gut eingeschätzt wird.
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ῥώσωνται νιφάδεσσιν ἐοικότες ἢ ἰσάριθμοι τείρεσιν, ἡνίκα πλεῖστα κατ’ ἠέρα βουκολέονται, … 185 τέων αἱ μὲν ἐμοὶ γέρας, αἱ δ’ ἐπὶ Νείλῳ ἐν πυρὶ τοὺς φορέοντας ἀποπνεύσαντας ἰδοῦσαι κείσονται βασιλῆος ἀέθλια πολλὰ καμόντος. ἐσσόμενε Πτολεμαῖε, τά τοι μαντήια Φοίβου. Aber ihr [sc. der Insel Delos] schulden die Moiren einen anderen Gott, das hochgeborene Kind der rettenden Götter. Unter dessen, eines Makedonen, Krone werden Platz nehmen, gern bereit, von ihm regiert zu werden, beide Länder und die im Meer liegenden Inseln, bis dorthin, wo der äußerste Rand ist und woher die schnellen Pferde den Helios heranbringen. Der aber wird das Wesen seines Vaters erkennen lassen. Und auf uns beide wird einst in der Zukunft ein harter Kampf zukommen, wenn gegen Griechen ihr Barbarenschwert zücken und den keltischen Ares aufstacheln, werden die spätgeborenen Titanen, die aus dem äußersten Westen heranstürmen, Schneeflocken gleich oder ebenso zahlreich wie Sterne, wenn sie in größerer Zahl am Himmel weiden. … Von diesen Schilden werden die einen meine Ehrengabe sein, die anderen aber, die sahen, wie am Nil ihre Träger im Feuer den letzten Atemzug taten, werden daliegen als Kampfpreis der großen Mühen des Königs. Künftiger Ptolemaios, dies sind die Orakel des Phoibos für dich (Ü: M. Asper).
09-11. Auch in Ep. 61 Asper = 62 Pf. bezieht sich Kallimachos auf Delos:47 Κυνθιάδες, θαρσεῖτε, τὰ γὰρ τοῦ Κρητὸς Ἐχέμμα / κεῖται ἐν Ὀρτυγίῃ τόξα παρ’ Ἀρτέμιδι, / οἷς ὑμέων ἐκένωσεν ὄρος μέγα, νῦν δὲ πέπαυται, / αἶγες, ἐπεὶ σπονδὰς ἡ θεὸς εἰργάσατο. Nur Mut, ihr vom Berg Kynthos! Der Bogen des Kreters Echemas liegt nämlich auf Ortygia bei Artemis, mit denen er den großen Berg von euch geleert hat. Jetzt aber hat er damit aufgehört, ihr Ziegen, denn einen Waffenstillstand hat die Göttin erwirkt (Ü: M. Asper).
09-12. Kallimachos (6,134–138) verbindet Frieden und landwirtschaftlichen Wohlstand: χαῖρε, θεά, καὶ τάνδε σάω πόλιν ἔν θ’ ὁμονοίᾳ / (135) ἔν τ’ εὐηπελίᾳ, φέρε δ’ ἀγρόθι νόστιμα πάντα· / φέρβε βόας, φέρε μᾶλα, φέρε στάχυν, οἶσε θερισμόν, / φέρβε καὶ εἰράναν, ἵν’ ὃς ἄροσε τῆνος ἀμάσῃ. / ἵλαθί μοι, τρίλλιστε, μέγα κρείοισα θεάων. Sei gegrüßt, Göttin, und bewahre diese Stadt ebenso in Eintracht wie in Reichtum! Und bring’ alle Erträge vom Felde nach Hause! Weide die Rinder, schenk’ Äpfel, schenk’ Garben, bring’ Ernte! Lass’ auch Frieden wachsen, damit, wer gepflügt hat, der auch Ernte einbringe! Sei mir gnädig, dreifach Angeflehte, du großmächtige unter den Göttinnen (Ü: M. Asper).
09-13. Apollonios Rhodios (1,172–175) zielt auf den Reichtum des Augeias: Βῆ δὲ καὶ Αὐγείης, ὃν δὴ φάτις Ἠελίοιο / ἔμμεναι, Ἠλείοισι δ’ ὅγ’ ἀνδράσιν ἐμβασίλευεν / ὄλβῳ κυδιόων· μέγα δ’ ἵετο Κολχίδα γαῖαν / (175) αὐτόν τ’ Αἰήτην ἰδέειν σημάντορα Κόλχων.
47 Der Dichter spielt auf – von Artemis eingerichtete – Verträge bzw. einen Waffenstillstand an, ohne jedoch einen König oder politische Ereignisse zu erwähnen.
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Und es schritt auch Augeias los, von dem bekanntlich die Kunde geht, er stamme von Helios, Und über elische Männer herrschte dieser als König, in Fülle prangend. Und gewaltig strebte er danach, das kolchische Land und Aietes selbst zu sehen, den Gebieter der Kolcher (Ü: P. Dräger).
09-14. Apollonios (1,968–971) spricht den richtigen Umgang des Königs mit fremden Heroen an: δῶκεν δ’ αὐτὸς ἄναξ λαρὸν μέθυ δευομένοισιν / μῆλά θ’ ὁμοῦ. δὴ γάρ οἱ ἔην φάτις, εὖτ’ ἂν ἵκωνται / (970) ἀνδρῶν ἡρώων θεῖος στόλος, αὐτίκα τοῖσγε / μείλιχον ἀντιάαν μηδὲ πτολέμοιο μέλεσθαι. Und der Herrscher selbst gab ihnen, da sie Mangel hatten, süßen Rauschtrunk und Schafe zugleich. Denn er hatte ja den Orakelspruch, er solle, wenn ein göttlicher Zug von heldischen Männern käme, diesem sogleich freundlich entgegengehen und sich nicht um Krieg kümmern (Ü: P. Dräger).
09-15. Apollonios (2,138–140) blendet Plünderung und Zerstörung, hier des Landes der Bebryker, keineswegs aus:48 … πέρθοντο γὰρ ἠμὲν ἀλωαί / ἠδ’ οἶαι τῆμος δῄῳ ὑπὸ δουρὶ Λύκοιο / καὶ Μαριανδυνῶν ἀνδρῶν, ἀπεόντος ἄνακτος / (140) αἰεὶ γὰρ μάρναντο σιδηροφόρου περὶ γαίης. … Denn zerstört wurden zu der Zeit ihre Obstgärten und auch ihre Dörfer unter dem feindlichen Speer des Lykos und der Mariandyner-Männer, in Abwesenheit ihres Herrschers (Ü: P. Dräger).
09-16. Apollonios (4,996–1010) zur Streitschlichtung durch Alkinoos trotz der Möglichkeit des Kampfes: καὶ δ’ αὐτοὶ ἥρωες ἀνὰ πληθὺν κεχάροντο τῷ ἴκελοι οἷόν τε μεσαιτάτῃ ἐμβεβαῶτες Αἱμονίῃ. μέλλον δὲ βοῇ ἔπι θωρήξεσθαι· ὧδε μάλ’ ἀγχίμολον στρατὸς ἄσπετος ἐξεφαάνθη 1000 Κόλχων, οἳ Πόντοιο κατὰ στόμα καὶ διὰ πέτρας Κυανέας μαστῆρες ἀριστήων ἐπέρησαν, Μήδειαν δ’ ἔξαιτον ἑοῦ ἐς πατρὸς ἄγεσθαι ἵεντ’ ἀπροφάτως, ἠὲ στονόεσσαν ἀυτὴν νωμήσειν χαλεπῇσιν ὁμόκλεον ἀτροπίῃσιν 1005 αὖθί τε καὶ μετέπειτα σὺν Αἰήταο †κελεύθῳ· ἀλλά σφεας κατέρυκεν ἐπειγομένους πολέμοιο κρείων Ἀλκίνοος, λελίητο γὰρ ἀμφοτέροισιν δηιοτῆτος ἄνευθεν ὑπέρβια νείκεα λῦσαι. Und auch die Helden selbst freuten sich in der Menge, gleich als ob sie ganz inmitten von Haimonien an Land gestiegen wären. Sie sollten sich aber zum Kampfruf rüsten: So unmittelbar dicht darauf erschien das riesige Heer der Kolcher, die entlang der Mündung des Pontos und durch die Kyanischen Felsen, die Helden suchend, gefahren
48 Vgl. Serafimidis 2016, 68 und 114 f., zur Bedeutung der Formulierung ὑπὸ δουρί.
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waren. Und sie verlangten unumwunden, Medeia nach ihrer Auslieferung zu ihrem Vater zu bringen, oder sie würden, so drohten sie in harter Unerbittlichkeit, seufzerreichen Kriegslärm erheben, auf der Stelle und danach beim Feldzug des Aietes. Doch es hielt sie, die auf Krieg drangen, der Herrscher Alkinoos zurück. Denn er wünschte, beiden ohne Kampf den übergewaltigen Streit zu schlichten (Ü: P. Dräger).
09-17. Poseidippos Ep. 20 (Lithika) bemüht Poseidon für den Schutz ptolemäischen Territoriums: ὡ̣ς πάλαι ὑψηλὴν Ἑλίκην ἑνὶ κύματι παίσας / π̣ᾶσαν ἅμα κρημνοῖς ἤγαγες εἰς ἄμαθον, / ὥς κ’ [ἐ]π’ Ἐλευσῖνα πρηστὴρ ἑκατόγγυος ἤρθης / εἰ̣ μ̣ὴ Δη̣μήτηρ σὴν ἐκύν̣ησ ̣ ε χέρα·/ (5) νῦν δέ, Γ̣εραίστι’ ἄναξ, νή̣ϲσων μέτα τὴν Πτολεμαίου / γαῖαν̣ ἀκ̣ινήτην ἴσχε καὶ αἰγιαλούς. Wie du vor langer Zeit die hochragende Helike mit einer einzigen Welle schlugst und sie vollständig mit ihren Klippen in den Sand stürztest, so hättest du dich (gegen) Eleusis als hundert Klafter hohe Wasserhose erhoben, wenn nicht Demeter deine Hand geküsst hätte. Nun aber, Herrscher von Geraistos, lasse das Land des Ptolemaios mit seinen Inseln unerschüttert und die Küsten (Ü: A.-M. Gasser in: B. Seidensticker u. a.).
09-18. Poseidippos Ep. 28 (Oionoskopika) bezieht sich allgemein auf den Krieg: ἢν ἀνδρὸς μέλλοντος ἐπ’ Ἄρεα δήϊον ἕρπειν / ἀντήση‹ι› κλαίων πρέσβυς ἐπὶ τριόδου, / οὐκέτι νοστήσει κεῖνος βροτός· ἀλλ’ ἀναθέσθω / τὴν τόθ’ ὁδοιπορίην εἰς ἕτερον πόλεμον·/ (5) καὶ γὰρ Τιμολέων κεκλαυμένος ἦλθεν ὁ Φωκεὺς / ἐ̣κ πολέμου τούτωι σήματι μεμψάμενος. Wenn einem Mann, der sich anschickt, in einen verderblichen Krieg zu ziehen, ein weinender alter Mann an einem Dreiweg begegnet, dann wird jeder Sterbliche nicht mehr nach Hause zurückkehren. Vielmehr soll er seinen Marsch auf einen anderen Krieg verschieben. Denn auch Timoleon, der Phoker, kam beweint zurück aus dem Krieg, weil er dieses Zeichen missachtet hatte (Ü: M. Baumbach in: B. Seidensticker u. a.).
09-19. Poseidippos Ep. 31 (Oionoskopika) enthält ein Prodigium: ἀετὸς ἐκ νε[φέω]ν καὶ ἅμα στεροπὴ καταβᾶ[σα / νίκης οἰων[οὶ δε]ξιοὶ ἐς πόλεμον / Ἀργ‹ε›άδα‹ι›ς βα̣[σιλε]ῦσιν, Ἀθηναίη‹ς› δὲ πρὸ ναο[ῦ] / ἴχνος κινη[θὲν δε]ξιὸν ἐ‹κ› μολύβου·/ (5) οἷον Ἀλεξά[νδρ]ω̣ι ἐφάνη τέρας, ἡνίκα Περϲ̣[ῶν / ταῖς ἀν̣α̣ρ[̣ ιθμ]ή̣τοις πῦρ ἐκύει στρατιαῖ̣[ς. Ein Adler, der aus den Wolken kommt, und ein zugleich niedergehender Blitz waren günstige Siegeszeichen mit Blick auf den Krieg für die argeadischen Könige. Aber Athenas rechter Fuß, der sich vor dem Tempel aus dem Blei heraus bewegte, erschien allein Alexander als Zeichen, als er für die unzähligen Armeen der Perser Feuer ersann (Ü: M. Baumbach in: B. Seidensticker u. a.).
09-20. Poseidippos Ep. 36 (Anathematika) handelt von der Weihung eines Leinentuchs an Arsinoë II.: Ἀρσινόη, σοὶ τοῦτο διὰ στολίδων ἀνεμοῦσθαι / βύσσινον ἄγκειται βρέγμ’ ἀπὸ Ναυκράτιος, / ὧι σύ, φίλη, κατ’ ὄνειρον ὀμόρξασθαι γλυκὺν ἱδρῶ / ἤθελες, ὀτρηρῶν παυσαμένη καμάτων·/ (5) ὣς ἐφάνη‹ς›, Φιλάδελφε, καὶ ἐν χερὶ δούρατος αἰχμήν, / πότνα, καὶ ἐν πήχει
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κοῖλον ἔχουσα σάκος·/ ἡ δὲ σοὶ αἰτηθεῖσα τὸ λευ‹χ›έανον κανόνισμα / παρθένος Ἡγησὼ θῆκε γένος Μακέ̣[τη. Arsinoë, dir ist, vom Wind durchweht zu werden durch die Falten hindurch, dies linnene Kopftuch aus Naukratis geweiht worden, mit dem du, meine mir freundlich Gesinnte, im Traum den süßen Schweiß abwischen, wolltest, nachdem du die schnellen Anstrengungen beendet hattest. So erschienst du, Bruderliebende: in der Hand den spitzen Speer, Herrin, und in der Armbeuge den hohlen Schild haltend. Die aber, die Du gebeten hast, hat dir dieses Stück weißen Stoffs dargebracht, Hegeso, ein junges Mädchen makedonischer Abkunft (Ü: A. Wessels/A. Stähli in: B. Seidensticker u. a.).
09-21. Mnasalkes bezieht sich auf den Schild eines gewissen Kleitos (AP 6,125 = Ep. 4 GP):49 Ἤδη τᾷδε μένω πολέμου δίχα, καλὸν ἄνακτος / στέρνον ἐμῷ νώτῳ πολλάκι ῥυσαμένα. / καίπερ τηλεβόλους ἰοὺς καὶ χερμάδι’ αἰνὰ / μυρία καὶ δολιχὰς δεξαμένα κάμακας, / (5) οὐδέποτε Κλείτοιο λιπεῖν περιμάκεα πᾶχυν / φαμὶ κατὰ βλοσυρὸν φλοῖσβον Ἐνυαλίου. Endlich wird Ruhe mir hier vom Krieg; oft hab’ ich mit meinem Rücken die herrliche Brust meines Gebieters geschützt. Zahllos schwirrten von fern die Pfeile und furchtbaren Steine und die schmetternde Wucht mächtiger Speere auf mich. Aber glaubt mir, ich ließ in der grausigen Feldschlacht des Ares niemals den sehnigen Arm Kleitos’ erbärmlich im Stich (Ü: D. Ebener).
09-22. Mnasalkes (AP 6,128 = Ep. 5 GP) verweist auf den – mit militärischem Erfolg gesegneten – Schild Alexanders:50 Ἧσο κατ’ ἠγάθεον τόδ’ ἀνάκτορον, ἀσπὶ φαεννά, / ἄνθεμα Λατῴᾳ δήιον Ἀρτέμιδι / πολλάκι γὰρ κατὰ δῆριν Ἀλεξάνδρου μετὰ χερσὶν / μαρναμένα χρυσέαν οὐκ ἐκόνισσας ἴτυν. Ruhe, du schimmernder Schild, als Gabe vom Kriege im heil’gen Tempel der Artemis hier, Tochter der Leto, nun aus. Oftmals strittest du wohl am Arm Alexanders in Schlachten, doch deinen goldenen Rand hast du mit Staub nicht befleckt (Ü: D. Ebener).
09-23. Leonidas (AP 6,130 = 95 GP) formuliert eine Weihung erbeuteter Schilde durch Pyrrhos:51 Τοὺς θυρεοὺς ὁ Μολοσσὸς Ἰτωνίδι δῶρον Ἀθάνᾳ / Πύρρος ἀπὸ θρασέων ἐκρέμασεν Γαλατᾶν, / πάντα τὸν Ἀντιγόνου καθελὼν στρατόν· οὐ μέγα θαῦμα / αἰχμηταὶ καὶ νῦν καὶ πάρος Αἰακίδαι. 49 Ob es sich bei Kleitos um einen der Helfer Alexanders des Großen handelt, ist umstritten: Kofler 2016, 156 f., hält es für plausibel, zumal mit Verweis auf Q09-22; nichts dazu bei Seelbach 1964, 17–19, und Gow/Page 1965, II 403. 50 Kofler 2016, 156, verweist zunächst auf Gow/Page 1965, II 403, die einen Bezug auf Alexander den Großen für unwahrscheinlich halten, wobei Seelbach 1964, 13, Hinweise auf reale Weihungen Alexanders zusammengestellt hatte. Kofler nimmt beide Epigramme des Mnasalkes zusammen als Teil einer quasi musealen Inszenierung und Umakzentuierung des Verhältnisses zwischen Alexander und Kleitos. Ein weiteres Epigramm (AP 6,264 = Ep. 6 GP), die Weihung eines Schilds durch einen Alexander, dürfte sich auf eine andere Person dieses Namens beziehen (Seelbach 1964, 13 f.). 51 Um welches Heiligtum der Athena Itonia es gehandelt hat, lässt sich nicht genau bestimmen.
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Trotziger Galater Schilde! Erbeutet! Sie hängt der Molosser Pyrrhos als Weihegeschenk, Pallas Itonis, dir auf, da er Antigonos’ Heer nun völlig vernichtet. Kein Wunder! Heute noch schwingen den Speer Aiakos’ Enkel wie einst (Ü: D. Ebener).
09-24. Ein anonymer Autor (AP 16,122) bezieht sich ebenfalls auf Alexander:52 Τοῦτον Ἀλέξανδρον, μεγαλήτορος υἷα Φιλίππου, / δέρκεαι ἀρτιλόχευτον, Ὀλυμπιὰς ὅν ποτε μήτηρ / καρτερόθυμον ἔτικτεν· ἀπ’ ὠδίνων δέ μιν Ἄρης / ἔργα μόθων ἐδίδασκε, Τύχη δ’ ἐκέλευσεν ἀνάσσειν. Sieh Alexander dahier, den Sohn des kühnen Philippos, eben geboren, so wie ihn, den Mutigen, Mutter Olympias einst dem Leben geschenkt. Von Kind auf lehrte ihn Ares, Schlachtenwerke zu tun, und Tyche gebot ihm zu herrschen (Ü: D. Ebener).
09-25. Für Arkesilaos (FGE 1 = SH 121) war der Krieg eine Realität, mit Ruhm verbunden: … ἥπτετο καὶ ποιητικῆς. καὶ αὐτοῦ φέρεται ἐπίγραμμα εἰς Ἄτταλον ἔχον οὕτω. Πέργαμος οὐχ ὅπλοις κλεινὴ μόνον, ἀλλὰ καὶ ἵπποις / πολλάκις αὐδᾶται Πῖσαν ἀνὰ ζαθέην. / εἰ δὲ τὸν ἐκ Διόθεν θεμιτὸν θνατῶι νόον εἰπεῖν, / ἔσσεται εἰσαῦτις πολλὸν ἀοιδοτέρη. … befasste er sich auch mit Poesie. So ist folgendes Epigramm von ihm auf Attalos in weiteren Kreisen bekannt: ‚Pergamos glänzt durch Waffen nicht nur; auch seinen Gespannen tönet nicht selten der Preis auf der Olympischen Bahn. Darf man sich aber getrauen, die Pläne der Gottheit zu deuten, dann gibt Pergamos einst Stoff zu noch größerem Ruhm‘ (Ü: D. Ebener).
09-26. Alkaios (AP 7,247 = Ep. 4 GP) über Philipp V. von Makedonien: Ἄκλαυστοι καὶ ἄθαπτοι, ὁδοιπόρε, τῷδ’ ὲπὶ τύμβῳ / Θεσσαλίας τρισσαί κείμεθα μυριάδες, / Ἠμαθίτῃ μέγα πῆμα· τὸ δὲ θρασὺ κεῖνο Φιλίππτου / πνεῦμα θοῶν ἐλάφων ᾤχετ’ ἐλαφρότερον. Ohne Tränen und Grab, mein fahrender Wanderer, liegen dreißigtausend wir hier auf der thessalischen Höh. Für Emathia waren’s unendliche Schmerzen, doch Philipps freches Geprahle entschwand rasch wie der rascheste Hirsch (Ü: D. Ebener).
09-27. Alkaios (AP 9,518 = Ep. 1 GP) stellt Philipp V. als grenzenlosen Eroberer dar: Μακύνου τείχη, Ζεῦ Ὀλύμπιε. πάντα Φιλίππῳ / ἀμβατά χαλκείας κλεῖε πύλας μακάρων. / χθὼν μὲν δὴ καὶ πόντος ὑπὸ σκήπτροισι Φιλίππου / δέδμηται, λοιπὰ δ’ ἁ πρὸς Ὄλυμπον ὁδός. Schirm’ deine Mauern, Kronion! Für Philipp ist alles ersteigbar. Schließ das eherne Tor bei den Unsterblichen zu! Schon sind Erde und Meer von Philipps Szepter bezwungen, übrig bleibt ihm allein noch zum Olympos der Weg (Ü: D. Ebener).
52 Relevant für unsere Fragestellung könnte die Unterscheidung der letzten beiden Zeilen in eine kriegerische Sphäre des Ares und eine der Tyche sein, die scheinbar die Herrschaft zugeordnet ist.
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09-28. Alkaios (AP 9,519 = Ep. 2 GP) wird an anderer Stelle persönlich: Πίομαι, ὦ Ληναῖε, πολὺ πλέον, ἢ πίε Κύκλωψ / νηδὺν ἀνδρομέων πλησάμενος κρεάων / πίομαι. ὡς ὄφελόν γε καὶ ἔγκαρον ἐχθροῦ ἀράξας / βρέγμα Φιλππτείης ἐξέπιον κεφαλῆς, / (5) ὅσπερ ἑταιρείοιο παρὰ κρητῆρι φόνοιο / γεύσατ’ ἐν ἀκρήτῳ φάρμακα χευάμενος. Trinken will ich, Lenaios, wie selbst der Kyklop nicht getrunken, als er mit Menschenfleisch scheußlich den Bauch sich gefüllt. Trinken will ich! – O könnte ich Philipps Schädel zerschmettern und aus zerschlagenem Kopf schlürfen sein ruchloses Hirn, ihm, der beim Becher das Blut des eignen Gefährten gekostet und in den heiligen Wein mordend den Gifttrank getropft (Ü: D. Ebener).
09-29. Das Epigramm eines anonymen Verfassers für Philipp V. (AP 16,6): Κοίρανος Εὐρώπας, ὁ καὶ εἰν ἁλὶ καὶ κατὰ χέρσον / τόσσον ἄναξ θνατῶν, Ζεὺς ὅσον ἀθανάτων, / Εἰνοδίᾳ τὰ λάφυρ’ Ἑκάτᾳ θρασέος Κιροάδα / καὶ τέκνων καὶ ὅλας γᾶς ἔθετ’ Ὀδρυσίδος, / (5) υἱὸς ἐυμμελία Δαματρίου· ἁ δὲ Φιλίππου / δόξα πάλιν θείων ἄγχι βέβακε θρόνων. Der ob Europa regiert, der weit auf den Landen und Meeren über die Menschen, wie Zeus über die Götter, gebeut, weihte der Herrin der Wege, der Hekate, was er vom kecken Kiroadas nebst Brut rings bei Odrysen erjagt, er, der Sohn des Helden Demetrios. Wieder erhob sich Philipps gewaltiger Ruhm bis zu der Ewigen Thron (Ü: D. Ebner).
09-30. Archimelos (Moschion bei Athen. 5,209b–c = SH/SSH 202 = FGE S. 26– 29) bezieht sich auf Hieron II.:53 ὁ δ’ Ἱέρων καὶ Ἀρχίμηλον τὸν τῶν ἐπιγραμμάτων ποιητὴν γράψαντα εἰς τὴν ναῦν ἐπίγραμμα χιλίοις πυρῶν μεδίμνοις, οὓς καὶ παρέπεμψεν ἰδίοις δαπανήμασιν εἰς τὸν Πειραιᾶ, ἐτίμησεν. ἔχει δ’ οὕτως τὸ ἐπίγραμμα· τίς τόδε σέλμα πέλωρον ἐπὶ χθονὸς εἵσατο; ποῖος κοίρανος ἀκαμάτοις πείσμασιν ἠγάγετο; πῶς δὲ κατὰ δρυόχων ἐπάγη σανίς, ἢ τίνι γόμφοι τμηθέντες πελέκει τοῦτ’ ἔκαμον τὸ κύτος, 5 ἢ κορυφαῖς Αἴτνας παρισούμενον ἤ τινι νάσων ἃς Αἰγαῖον ὕδωρ Κυκλάδας ἐνδέδεται, τοίχοις ἀμφοτέρωθεν ἰσοπλατές. ἦ ῥα Γίγαντες τοῦτο πρὸς οὐρανίας ἔξεσαν ἀτραπιτούς. ἄστρων γὰρ ψαύει καρχήσια καὶ τριελίκτους 10 θώρακας μεγάλων ἐντὸς ἔχει νεφέων. πείσμασι δ’ ἀγκύρας ἀπερείδεται οἷσιν Ἀβύδου Ξέρξης καὶ Σηστοῦ δισςὸν ἔδησε πόρον. μανύει στιβαρᾶς κατ᾿ ἐπωμίδος ἀρτιχάρακτον γράμμα, τίς ἐκ χέρσου τάνδ’ ἐκύλισε τρόπιν· 15 φατὶ γὰρ ὡς Ἱέρων Ἱεροκλέος Ἑλλάδι πάσᾳ καὶ νάσοις καρπὸν πίονα δωροφορῶν,
53 Dem Epigramm wird keine große Kunstfertigkeit zugebilligt (Page, FGE, 26–29; Gutzwiller 2007, 93).
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Σικελίας σκαπτοῦχος ὁ Δωρικός. ἀλλά, Πόσειδον, σῷζε διὰ γλαυκῶν σέλμα τόδε ῥοθίων. Hieron ehrte auch Archimelos, den Dichter von Epigrammen, der auf das Schiff ein Epigramm verfasst hatte, mit 1.000 Medimnen Getreide, die (der König) auch noch auf eigene Kosten zum Piräus transportieren ließ. Das Epigramm hat folgenden Wortlaut: „Wer hat das gewaltige Schiff auf Kiel gelegt? Welcher Herrscher hat es mit unermüdlichen Tauen umgeben? Wie ist das Verdeck auf den Eichenstützen befestigt worden und von welcher Axt sind die Planken geschnitten, die den Schiffsleib spannen? Den Gipfel des Ätna erreicht er, und die Wände auf beiden Seiten gleichen der Breite einer Kykladeninsel, die das Ägäische Meer umgibt. Wirklich, die Giganten haben dies Schiff bis ans Himmelszelt getürmt. Die Masten berühren die Sterne, und der dreistöckige Aufbau reicht in die großen (Wolken). Mit solchen Ankertauen ist es vertäut, womit einst Xerxes die doppelte Bahn zwischen Abydos und Sestos verband. Vom starken Bug künden frisch eingekerbte Lettern, wer von trockenem Land dies Schiff (in die Flut) ziehen ließ. Sie künden, dass Hieron, der Sohn des Hierokles, dem ganzen Hellas und den Inseln üppige Frucht als Gabe sendet, der Beherrscher Siziliens, der Dorer. Doch du, Poseidon, bewahre das Schiff auf den blauen Wogen“ (Ü: B. Effe).
09-31. Duris FGrHist/BNJ 76 F 13: athenischer Hymnos auf Demetrios Poliorketes, wahrscheinlich von Hermokles (?) von Kyzikos, der dezidiert die Polisperspektive einnimmt:
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ὡς οἱ μέγιστοι τῶν θεῶν καὶ φίλτατοι τῇ πόλει πάρεισιν ἐνταῦθα γὰρ Δήμητρα καὶ Δημήτριον ἅμα παρῆγʼ ὁ καιρός. χἠ μὲν τὰ σεμνὰ τῆς Κόρης μυστήρια ἔρχεθʼ ἵνα ποιήσῃ, ὁ δʼ ἱλαρός, ὥσπερ τὸν θεὸν δεῖ, καὶ καλὸς καὶ γελῶν πάρεστι. σεμνόν τι φαίνεθʼ, οἱ φίλοι πάντες κύκλῳ, ἐν μέσοισι δʼ αὐτός, ὅμοιον ὥσπερ οἱ φίλοι μὲν ἀστέρες, ἥλιος δʼ ἐκεῖνος. ὦ τοῦ κρατίστου παῖ Ποσειδῶνος θεοῦ, χαῖρε, κἀφροδίτης. ἄλλοι μὲν ἢ μακρὰν γὰρ ἀπέχουσιν θεοὶ, ἢ οὐκ ἔχουσιν ὦτα, ἢ οὐκ εἰσὶν ἢ οὐ προσέχουσιν ἡμῖν οὐδὲ ἕν, σὲ δὲ παρόνθʼ ὁρῶμεν, οὐ ξύλινον οὐδὲ λίθινον, ἀλλʼ ἀληθινόν. εὐχόμεσθα δή σοι πρῶτον μὲν εἰρήνην ποίησον, φίλτατε, κύριος γὰρ εἶ σύ. τὴν δʼ οὐχὶ Θηβῶν, ἀλλʼ ὅλης τῆς Ἑλλάδος Σφίγγα περικρατοῦσαν,
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(Αἰτωλὸς ὅστις ἐπὶ πέτρας καθήμενος, ὥσπερ ἡ παλαιά, τὰ σώμαθʼ ἡμῶν πάντʼ ἀναρπάσας φέρει, κοὐκ ἔχω μάχεσθαι Αἰτωλικὸν γὰρ ἁρπάσαι τὰ τῶν πέλας, 30 νῦν δὲ καὶ τὰ πόρρω) μάλιστα μὲν δὴ σχόλασον αὐτός· εἰ δὲ μή, Οἰδίπουν τινʼ εὑρέ, τὴν Σφίγγα ταύτην ὅστις ἢ κατακρημνιεῖ) ἢ σπίνον ποιήσει. Wie sind die größten unter den Göttern und die liebsten in der Stadt gegenwärtig! Denn hierher führte Demeter und Demetrios zusammen der glückliche Augenblick. Und sie kommt, um die erhabenen Mysterien der Kore zu feiern, er aber ist heiter, wie es der Gott sein muss, schön und lachend gegenwärtig. Etwas Erhabenes bringt ihr zur Erscheinung, die Freunde alle im Kreis, in der Mitte er selbst, ähnlich als wären die Freunde die Sterne, die Sonne aber jener. O du, des stärksten Gottes Poseidon Sohn und der Aphrodite, sei gegrüßt! Andere Götter sind nämlich entweder weit entfernt oder haben keine Ohren oder existieren nicht oder achten nicht auf uns, auch nicht ein einziges Mal; dich aber sehen wir gegenwärtig anwesend, nicht aus Holz, auch nicht aus Stein, sondern echt. So beten wir denn zu dir: Zunächst schaffe Frieden, liebster, der Herr bist ja Du; aber die nicht nur über Theben, sondern über ganz Griechenland herrschende Sphinx (ein Aitoler, der, auf dem Felsen sitzend wie die Uralte, alle unsere Leiber raubt und fortträgt, und ich vermag nicht zu kämpfen; denn Aitolerart ist es, den Besitz der Nachbarn zu rauben, jetzt aber auch das Fernliegende): am besten züchtige sie selbst; andernfalls finde einen Ödipus, der diese Sphinx entweder zu Tode stürzen oder zu einem Finken machen kann (Ü: B. Effe).
09-32. Aus dem Hymnos des Isyllos (CA p. 132–136 = IG IV, 1² 128,21–24 = Pai. 40 Käppel): ... καὶ ἐπεύχεσθαι πολιάταις / πᾶσιν ἀεὶ διδόμεν τέκνοις τʼ ἐρατὰν ὑγίειαν, / εὐνομίαν τε καὶ εἰράναν καὶ πλοῦτον ἀμεμφῆ, / τὰν καλοκαγαθίαν τʼ Ἐπιδαυροῖ ἀεὶ ῥέπεν ἀνδρῶν.54 ... und zu beten (zu diesen Göttern), allen Bürgern und deren Kindern immerwährende gute Gesundheit zu geben, dazu eine gute Verfassung, Frieden und ungetrübten Wohlstand, und dass sich edle Gesinnung stets den Männern in Epidauros zuneige (Ü: G. Weber).
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54 Z. 24 ist in kleineren Buchstaben nachgetragen worden, wobei nicht zu entscheiden ist, ob es sich um ein Versehen handelt, das auf den Steinmetz zurück geht, oder um eine Hinzufügung durch Isyllos. Die Zeile selbst wird in manchen Ausgaben auch mit der vorausgehenden vertauscht (Kolbe 2003, 88 f.).
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PROF. DR. GREGOR WEBER Universität Augsburg, Lehrstuhl für Alte Geschichte, Universitätsstraße 10, D86159 Augsburg, [email protected]
DIE GROSSE PROZESSION VON PTOLEMAIOS II. PHILADELPHOS Wie das Ptolemäische Reich als Zeitalter von ewigem, weltweitem Frieden präsentiert wird Rolf Strootman Welche Rolle spielte der Frieden in den Ideologien der hellenistischen Reiche des Nahen Ostens? Um diese Frage zu beantworten, wird sich dieser Beitrag mit der sogenannten Großen Prozession der Geschwisterherrscher Ptolemaios II. und Arsinoe II. während der ersten Feier der alle vier Jahre veranstalteten Ptolemaia in Alexandreia befassen,1 die zwischen ca. 280 und 260 v. Chr. stattfand.2 Kallixeinos von Rhodos schrieb einen ausführlichen Bericht über dieses Fest, wovon in den Deipnosophistai des Athenaios ein langer Auszug überliefert ist [Q10-01].3 In seinem Werk über das ptolemäische Alexandreia, das wahrscheinlich aus dem 2. Jh. v. Chr. stammt, berichtet Kallixeinos über die höfische Prachtentfaltung zur Zeit des Philadelphos. Für seine Schilderung der Prozession verwendete er offizielle Beschreibungen, die nach der Veranstaltung der πομπή vom ptolemäischen Hof veröffentlicht wurden.4 Kallixeinos’ Bericht über die Große Prozession kann mit Polybios’ Beschreibung (fragmentarisch erhalten in Athenaios und Diodoros) der Feierlichkeiten 1
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Es liegt relativ viel Literatur zu den Ptolemaia von Ptolemaios II. und Arsinoe II. vor. Rice 1983 bietet einen ausführlichen Kommentar, in dem u. a. die Verbindungen der Ptolemäer mit den Poleis des ägäischen Nesiotenbundes hervorgehoben werden; Versnel 1970, 250–254, unterstreicht die Bedeutung des Motives des siegreichen Dionysos als Friedens- und Glücksbringer; Köhler 1996, 111 f., verbindet Dionysos mit Alexander; auch Bell 2004, 119–138, diskutiert das Bild Alexanders des Großen in der Pompē; Thompson 2000 diskutiert die ägyptische Elemente; Strootman 2014a, 254–261, betont die universalistische Imperiums- und Friedensideologie, die sich in den Bildern des Festzugs ausdrückt; Mittag 2015 zeigt wie der König sich gegenüber der griechischen Poleis als Beschützer ihrer Interessen präsentierte. Das frühestmögliche Datum ist die feierliche Einsetzung von Ptolemaios Philadelphos als König im Jahre 283 v. Chr.; der späteste Termin wurde von Hazzard 2000 vorgeschlagen: 262. Fraser 1972, I 513 und II 738, datiert das Fest in den Winter 271/70 und Thompson 2000, 381– 388, auf 179/78. Auf Grund astronomischer Berechnungen legte jedoch Foertmeyer 1988 das Datum auf den Winter 275/74 fest. Kürzlich brachte Johstono 2018 das von Kallixeinos beschriebene Fest mit dem Galatersieg von Ptolemaios II. in Verbindung und datierte es auf 274/73. Kallixeinos, Alexandria, Buch IV = BNJ 627 F 2 ap. Athen. 5,196–203. Über diese sog. γραφαὶ τῶν πεντετηρίδων (Athen. 5,197d: „Beschreibungen des in jedem fünften Jahr (d.h. alle vier Jahre) stattfindenden Festes“) als Quelle für Kallixeinos, s. Moevs 1993.
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verglichen werden, die um 166 v. Chr. von dem Seleukidenherrscher Antiochos IV. Epiphanes in Daphne und Antiocheia organisiert wurden [Q10-02].5 Da dies die beiden einzigen erhaltenen detaillierten Berichte über königliche Prozessionen sind, werden sie oft zusammen besprochen, obgleich mehr als ein Jahrhundert zwischen ihnen liegt.6 Die beiden Prozessionen haben jedoch viel gemeinsam. Beide verwenden Symbole, die die imaginäre Ausdehnung der Reiche symbolisieren, die sich angeblich bis an die Ränder der Erde erstrecken. Beide verwenden dionysische Bilder, um den König mit dem siegreichen Dionysos zu assoziieren, der aus dem Osten zurückkehrt, um den Menschen Freude zu bereiten und den Anfang eines Goldenen Zeitalters des Friedens und Überflusses zu markieren.7 Eine weitere auffällige Ähnlichkeit ist die Anwesenheit der königlichen Armee in voller Stärke an der Spitze der Prozession. Königliche Prozessionen der makedonischen Dynastien der hellenistischen Zeit präsentieren das Reich als ewiges ‚Goldenes Zeitalter‘ des Friedens und des Überflusses. Notwendig für diesen Zustand ist die Schaffung von Ordnung durch Eroberung und militärischen Sieg – eine Idee, die auch in der ptolemäischen Hofdichtung bezeugt ist. Sowohl in der ptolemäischen als auch in der seleukidischen königlichen Ideologie ragt die Figur des triumphierenden Dionysos heraus.8 Die hellenistischen Könige sahen kein Problem darin, als kriegerisch angesehen zu werden. In ihrer Selbstdarstellung waren sie kriegerischer als ihre achaimenidischen Vorgänger, wenn auch in ihrem ideologischen Konzept des Imperiums sicherlich nicht weniger friedlich.9 Wie diese beiden Formen imperialer Ideologie von Zeitgenossen wahrgenommen wurden, lässt sich an den Ahnenstelen des sich auf seleukidische Vorfahren berufenden Antiochos von Kommagene auf dem Berg Nemrut Dağı ablesen: Seine persischen Vorfahren werden ohne auffällige militärische Symbolik dargestellt, während seine makedonischen Vorfahren als Krieger Militärrüstung tragen.10 Der Hauptgrund für die Diskrepanz ist die Tatsache, dass das Achaimenidenreich ein Reich ohne Rivalen war. Die hellenistischen Reiche hingegen agierten in einem Kontext permanenter, gewalttätiger Rivalität. Die Hauptdynamik der ‚internationalen‘ Beziehungen in der hellenistischen Welt war der zentrale seleukidischptolemäische Konflikt – eine Fortsetzung der Diadochenkriege –, eine ständige Auseinandersetzung, die ab der zweiten Generation der hellenistischen Dynastien nach jedem Herrschaftswechsel wieder aufgenommen wurde. Diese Kriege werden 5
Polyb. 30,2 f. in Athen. 5,194 f.; Diod. 31,16. Zu dieser Prozession und ihren historischen Problemen s. etwa Bunge 1976; Mittag 2006, 282–295; Iossif 2011; Strootman 2014a, 251–253, und 2019; Mari 2017 und 2020. 6 Vgl. etwa Walbank 1996; Bell 2004, 119–138; Erskine 2013; Mittag 2015; Strootman 2014a, 248–263. 7 Boardman 2014. Es scheint mir unwahrscheinlich, dass sich Dionysos hier auf Alexander bezieht. 8 Pace Rice 1983, 67, die Dionysos als Anspielung auf Alexander versteht. 9 Zur Selbstdarstellung der seleukidischen und ptolemäischen Könige als Bringer des Friedens durch den Sieg, s. Strootman 2014a, 247–265; 2017a, 127–130. 10 Zum Seleukiden-Element in der Selbstdarstellung des Antiochos I. s. Strootman 2021b.
10 Die große Prozession von Ptolemaios II. Philadelphos
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als ‚Syrische Kriege‘ bezeichnet; dabei stand aber viel mehr auf dem Spiel als nur die Kontrolle über Koile Syrien – und das Hauptschlachtfeld war oft die Ägäis und nicht die Levante. Deshalb schienen die Achaimeniden vor allem eine Selbstdarstellung als Friedensstifter zu bevorzugen, die Makedonen dagegen die als sieghafte Krieger, die Frieden schaffen. Sie waren ständig bemüht, die militärische und finanzielle Unterstützung von Städten zu gewinnen, insbesondere von Mittelmeerstädten und ägäischen Poleis. Die Allgegenwärtigkeit des Krieges erklärt teilweise, warum Frieden ein so zentrales Element der imperialen Ideologie war. Frieden zu schaffen war genau das, was hellenistische Herrscher in Wirklichkeit nicht taten. Frieden war dennoch von zentraler Bedeutung für hellenistische imperiale Ideologien, und oft wurde Frieden als ein ewiges Goldenes Zeitalter des Überflusses vorgestellt, wie wir sehen werden.11 Für den Moment genügt es zu sagen, dass es eine starke Korrelation zwischen der Ideologie des Friedens und der Praxis des Krieges gab. Die eigentlichen kriegerischen Grundlagen des hellenistischen Königtums wurden nicht verschwiegen – im Gegenteil, das Bild des siegreichen Königs wurde mit allen möglichen textlichen, ikonographischen und rituellen Mitteln zelebriert.12 Die Idee des grenzenlosen und friedlichen Reiches war im Alten Orient weit verbreitet, weshalb es nicht verwundert, dass wir sie auch im Nahen Osten während der hellenistischen Zeit antreffen.13 Wichtige zeitgenössische Quellen für diese Ideologien sind die von den imperialen Höfen organisierten Prozessionen und Paraden, insbesondere die Beschreibung der Großen Prozession des Ptolemaios Philadelphos von Kallixeinos [Q10-01]. Weitere Quellen aus dem ptolemäischen Ägypten zeigen, wie Frieden und Bilder des Goldenen Zeitalters von den Ptolemäern verbreitet wurden in einer Vielzahl von kulturellen Genres und Medien, vor allem die Hofdichtung, aber auch offizielle Erlasse wie das Kanopos-Dekret [Q10-03].14 Ich habe sie nicht als Beweis für den griechischen Einfluss auf die ägyptische politische Ideologie aufgenommen, auch nicht als Beweis für den ägyptischen Einfluss auf die ptolemäische Ideologie, sondern, um zu zeigen, wie man ähnliche Bilder, die vom Hof vermittelt wurden, in verschiedene kulturelle Sphären übersetzt hat – seien es Inschriften in ägäischen Städten oder Stelen, die von den ägyptischen Priestern errichtet wurden. Bevor wir uns diesen Texten zuwenden, sei angemerkt, dass im Allgemeinen (auch in der Hofdichtung, in Inschriften und auf Münzen) drei Ideale in der Selbstdarstellung hellenistischer Könige immer wiederkehren. Diese sind: 1. In einem räumlichen Sinne die Idee, dass das Reich weltumfassend ist oder weltumfassend sein sollte – von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, wie Kallimachos über das Reich von Ptolemaios Philadelphos sagt.15 11 Van Wees 2016 behauptet, dass die Ideologie des Weltfriedens für alle Weltreiche charakteristisch ist. 12 Siehe Gropp 1984, der einen achaimenidischen Hintergrund für das heroische Ethos des frühen hellenistischen Königtums annimmt. 13 Strootman 2014b. 14 Zu den Quellen für das ptolemäische Bild des Reiches als friedliches Goldenes Zeitalter, siehe Strootman 2014c. 15 Kall. H. Delos 169–170
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2. Im zeitlichen Sinne die Idee, dass das Reich ewig ist – ausgedrückt zum Beispiel in der unendlichen Seleukidenära oder der Verwendung eines einzigen Thronnamens (Ptolemaios) durch alle ptolemäischen Könige.16 3. In einem qualitativen Sinne die Idee, dass das Imperium friedlich und wohlhabend ist. Zusammen stellen diese drei Elemente das Imperium als eine Situation des weltweiten, ewigen Friedens vor. Die Konzeptualisierung des Friedens geht Hand in Hand mit dem Bild eines Goldenen Zeitalters oder besser gesagt: der Rückkehr eines mythischen Goldenen Zeitalters.17 Frieden war ein zentrales Element in den Verhandlungen zwischen Städten und Imperien. Die Legitimation der imperialen Hegemonie wird in griechischen Inschriften in den Kontext der religiösen Pflicht der Könige gestellt, nämlich die göttlich verordnete Situation des Friedens und der Ordnung zu wahren. Sowohl in königlichen Briefen als auch in Ehrendekreten für hellenistische Könige ist die Terminologie des Friedens und der Ordnung allgegenwärtig: Beendigung der inneren Stasis, Befreiung von Tyrannei, Wiederherstellung ‚traditioneller‘ Gesetze und mehr allgemein die Schaffung eines allgemeinen Friedens.18 Ein weiteres rhetorisches Motiv, das in städtischen Inschriften verwendet wird, ist der Begriff der Freude. Zum Beispiel heißt es in der bekannten Inschrift von Skepsis aus dem Jahr 311 v. Chr. in Dankbarkeit für die Proklamation der Freiheit aller Griechen durch Antigonos Monophthalmos [Q07-01] – an sich ein Akt des universalistischen Imperialismus –, dass die Griechen „sich darüber freuen, dass sie, da sie frei und autonom sind, weiterhin in Frieden existieren werden“.19 Das Bild des Königs als jemand, der Frieden für die Städte schafft und verspricht, ihre Autonomie zu schützen, hat ein achaimenidisches Vorbild – nicht weil die Antigoniden, Ptolemäer und Seleukiden einfach das achaimenidische Beispiel nachahmten, sondern weil sie, um die Poleis für sich zu gewinnen, sich daran orientieren mussten, was die Poleis von einem König erwarteten, insbesondere im westlichen Kleinasien, wo die Städte gewohnt waren, mit Vertreter des Perserreiches über den Schutz ihrer Unabhängigkeit zu verhandeln. Da es jetzt aber verschiedene Dynastien gab, an die sich die Poleis wenden konnten, nahm ihre Autonomie tatsächlich zu: Von rivalisierenden Königen konnte man erhebliche Zugeständnisse erwarten. Um die Städte auf ihre Seite zu ziehen, waren die Könige bereit, Schutz anzubieten und Privilegien zu gewähren. Die Große Prozession des Ptolemaios Philadelphos kann als internationales, imperiales Ereignis verstanden werden, nicht als etwas Lokales oder spezifisch Ägyptisches oder Griechisches. Dass Kallixeinos ein sehr griechisch wirkendes Spektakel schildert, mag zum Teildarauf beruhen, dass er eine illustrierte, griechischsprachige Quelle verwendete, die am königlichen Hof verfasst wurde und
16 17 18 19
Zur Seleukidenära und ihrer Konnotation eines unendlichen Reiches, siehe Strootman 2015. Strootman 2014c. Für eine Diskussion der relevanten Quellen, siehe Strootman 2021a; siehe auch Bang 2016. OGIS 6,10–13.
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sich an die Poleis der Ägäis richtete.20 Wiederkehrende Elemente in der dionysischen πομπή, die sicherlich der wichtigste Teil der verschiedenen Prozessionen des Ptolemaia-Festes war, sind das Bild des Anfangs eines Goldenen Zeitalters des Überflusses und des Friedens. Dionysos verbindet Sieg und Eroberung auf der einen Seite mit Frieden und Wohlstand auf der anderen.21 Auch die Anwesenheit der Armee deutet auf diese Verbindung hin. Vermutlich gab es nicht einen bestimmten Sieg, den die Feste in Alexandreia und Daphne/Antiocheia feiern, wie manchmal gedacht wurde: Der König ist siegreich, weil er König ist. Ähnlich wie Dionysos bringt er Freude und gute Nachrichten.22 Ein weiteres wichtiges Element ist die Verwendung von universalistischer Symbolik in der Prozession. In Alexandreia wurde die ganze Welt auf eine Bühne gestellt wie in den kolonialen Ausstellungen des 19. Jhs. Verschiedene Arten von ‚exotischen‘ Tieren wurden beim Umzug mitgeführt, vor allem aus Äthiopien und Indien, Ländern am Rande der damals bekannten Welt. In der Prozession gab es wertvolle Materialien und sogar Gefangene aus der ganzen Welt. Wir erfahren keine vergleichbaren Details für das Fest des Antiochos Epiphanes, aber Diodor berichtet, dass Antiochos in Daphne sein ganzes Reich auf eine Bühne gestellt habe.23 Dabei werden die seleukidischen Ansprüche auf Indien durch Elefanten und Elfenbein repräsentiert. Ebenfalls repräsentierten die Tiere und Gegenstände in der Prozession in Alexandreia die planmäßige Ausdehnung der ptolemäischen Reichsansprüche: weitgehend ein imaginäres Weltreich, aber auch nicht völlig unrealistisch. Das Ptolemäerreich erstreckte sich über das Rote Meer nach Äthiopien und unterhielt maritime Verbindungen zu Indien. Dass die Ptolemäer Indien nicht tatsächlich kontrollierten, hinderte sie nicht daran, es zu beanspruchen, wie die Prozession von Ptolemaios II. zeigt.24 Bei den Bildern, die mit Griechenland und der Ägäis in der Großen Prozession in Verbindung gebracht wurden, war es vielleicht anders. Die Ptolemäer erhoben nicht den Anspruch, Griechenland zu regieren, sondern die Freiheit der Griechen zu wahren.25 Ihre afrikanischen und sogar asiatischen Reichtümer wurden in das Blickfeld der Poleis gesetzt, um sich selbst als diejenigen zu präsentieren, die besser in der Lage waren, die Griechen zu schützen, als ihre Rivalen.26 Der Sieg erscheint als göttliche Kraft in der Großen Prozession des Ptolemaios [Q10-01]. Auf den Sieg folgt Überfluss. In Paragraf 27 lesen wir, dass in Purpur gekleidete Satyrn und Silenen „Statuen der Siegesgöttin Nike [trugen], mit goldenen Flügeln und in ihren Händen Weihrauchbrenner [...] geschmückt mit Zweigen aus Efeuholz und Gold“. Dahinter kamen Statuen, die ein ewiges Goldenes Zeitalter symbolisierten. Das Element Zeit ist auffällig präsent, denn nach einer Statue, die das Jahr darstellte, folgte „eine Frau von großer Schönheit [...] geschmückt mit viel 20 21 22 23 24 25 26
Moevs 1993. Csapo 2013. Versnel 1970, 235–254. Diod. 31,16,1. Siehe Strootman 2014a; für die seleukidischen Ansprüche auf Indien, siehe Kosmin 2013. Strootman 2021a. Mittag 2015.
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Gold und einem herrlichen Kleid; in einer ihrer Hände trug sie eine Girlande aus Pfirsichblüten und in der anderen Hand einen Palmzweig. Und sie wurde Penteteris genannt. Und ihr folgten die Vier Jahreszeiten [...], von denen jede die ihr entsprechenden Früchte trug.“ Anschließend wurden Früchte und Trauben, Milch und Wein gezeigt. Angesichts der zentralen Rolle des Sieges im Bildprogramm des Umzugs verwundert es nicht, dass auch die königliche Armee eine zentrale Stellung einnahm. Auch in der Prozession in Daphne hatte das Heer einen Ehrenplatz. Die Armee zeigte die Macht des Königs, auch seinen Reichtum, aber vor allem seine Fähigkeit, diejenigen Völker und Städte zu schützen, die seine Oberherrschaft akzeptierten.27 In Daphne repräsentierte die Armee außerdem die vielen Völker des Seleukidenreiches.28 Die Armeen von Ptolemaios Philadelphos und Antiochos Epiphanes waren nicht nur sehr sichtbar, sie waren die Hauptteilnehmer der Umzüge. Prozessionen sind Instrumente, um gesellschaftliche Gruppen zu organisieren und zu hierarchisieren. Die Soldaten waren nicht einfach Schauspieler, die für ein Publikum paradierten. Sie waren die Hauptteilnehmer an einer in jeder Hinsicht religiösen Feier. Das Ziel war unter anderem, starke Loyalitätsbande zwischen der Dynastie und der Armee zu schaffen, neben der Gewinnung der Loyalität eines breiteren Publikums, insbesondere der ägäischen Poleis. An den Umzug schlossen sich Opferrituale und gemeinsame Mahlzeiten an, bei denen das Opferfleisch unter den Teilnehmern verteilt und von ihnen gemeinsam verzehrt wurde.29 Diese Teilnehmer bestanden aus Soldaten, Höflingen, Bürgern von Alexandreia und ausländischen Gästen des Königs (vor allem Botschafter der Poleis). Im Falle von Antiochos IV. sind wir gut informiert über die Anzahl der Opfertiere, nämlich mehr als 1.000 Rinder.30 Wenn alle Rinder geschlachtet wurden, gab es genug Fleisch, um 200.000 bis 300.000 Menschen zu versorgen.31 Das reichte aus, um die gesamte Armee und daneben alle Gäste wie vielleicht auch die Bürgerfamilien von Antiocheia und Seleukeia in Pieria zu ernähren. Der König zeigte damit, dass er wie ein idealer König nicht nur die Armee, sondern die gesamte Bevölkerung Syriens versorgen konnte, und machte sich als Wohltäter bekannt.32 Der wichtigste Aspekt für das Thema des ‚Basileus Eirenophylax‘ ist die Bildsprache des Goldenen Zeitalters. So stellt man sich Frieden in der imperialen Ideologie als Krieg = Frieden vor, wobei Frieden Wohlstand und Überfluss 27 Mittag 2015, 94. Zu Imperium und Gewalt in der Daphne Prozession s. Portier-Young 2011, 162–168. 28 Iossif 2011. 29 Zur rituellen und gesellschaftlichen Bedeutung der Fleischverteilung und des gemeinsamen Essens in der griechischen Welt s. Ekroth 2011; McInerney 2010, 173–195; Van den Eijnde 2017. 30 Pol. 30,25,12 = Athen. 5,195a [Q10-02]. 31 McInerney 2010, 175 f.; Naiden 2012, 65 f. 32 Siehe Strootman 2019, 196 f., mit genaueren Berechnungen der minimalen und maximalen Anzahl von Fleischportionen.
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bedeutet. Bilder des Goldenen Zeitalters sind vor allem in der Großen Prozession reichlich vorhanden. Die dionysischen Bilder des Goldenen Zeitalters sind in der Prozession in Daphne vielleicht nicht direkt sichtbar, aber sie sind im Verhalten des Königs, der den Gott Dionysos personifiziert haben könnte, vorhanden, ebenso in der Tatsache, dass in Daphne wahrscheinlich ein Neujahrsfest gefeiert wurde, zu dem nicht nur Theoroi aus den Städten der Levante und der Ägäis, sondern auch alle Götter eingeladen wurden.33 Nach der Ideologie der hellenistischen Reiche war es die Pflicht des Königs, das Territorium des Reiches zu erhalten und zu erweitern und Frieden zu schaffen. Nicht nur in den argeadischen und seleukidischen Imperien – beide Nachfolger des Achaimenidenreiches –, sondern sogar im ptolemäischen Reich sollte der König das Reich bis an die Grenzen der bekannten Welt ausdehnen. Beispiele hellenistischer Herrscher, die in ihrer Propaganda behaupteten, die Eroberung der Welt tatsächlich erreicht zu haben, sind Alexander III., Seleukos I., Ptolemaios II., Ptolemaios III. und Antiochos III.34 Noch in der zweiten Hälfte des 1. Jhs. v. Chr. beanspruchte Kleopatra VII. die Herrschaft über ein Reich, das sich bis nach Indien, d. h. bis an die Grenzen der bekannten Erde, erstreckte.35 Die ptolemäische Ideologie der universellen Herrschaft und die damit einhergehende Bildsprache des Goldenen Zeitalters wurde von römischen Feldherren und Herrschern übernommen, um eine Vorstellung von Weltfrieden für das Römische Reich zu schaffen. Der Einfluss hellenistischer Königsprozessionen auf den späteren republikanischen römischen Triumph wurde 1970 von Versnel festgestellt.36 Die auffälligste Übernahme der hellenistischen Praxis durch die Römer war die Präsentation des Imperiums durch eine „Inszenierung der Welt“, um Ida Östenbergs Terminologie zu verwenden.37 Es gibt mehrere römische Aneignungen hellenistischer Ideologie, zum Beispiel die Darstellung des Ziels des Reiches als Schaffung von weltweitem Frieden durch Eroberung und die Andeutung eines imperialen Goldenen Zeitalters durch die Darstellung von Vegetation wie auf der Ara Pacis in Rom [Q16-05]. Eines scheint jedoch anders zu sein: die Präsentation von Beute und Gefangenen, die uns vom Ritual des Triumphs gut bekannt sind. Obwohl Polybios berichtet, dass Antiochos Epiphanes das Daphne-Fest aus der Beute seiner ägyptischen Kampagne bezahlte,38 lässt sich dies nicht wirklich in der Beschreibung der Prozession festmachen. In Paragraf 32 des Berichtes über die Große Prozession lesen wir über Wagen, die „Frauen aus Indien und anderen Ländern, die als 33 Strootman 2019, 192–195. 34 Daneben auch Augustus, der in vielerlei Hinsicht, vor allem seiner Reichsideologie, als hellenistischer Herrscher verstanden werden kann. Alexanders Universalismus wurde von vielen Quellen bestätigt: für seine Selbstdarstellung als Welteroberer siehe zuletzt Degen 2021, Rollinger/Degen 2021, Strootman 2022. Für die späteren Herrscher vergleiche etwa App. Syr. 55 (Seleukos I.), Theokr. Id. 17, 94–102 (Ptolemaios II.), OGIS 54 = Austin 221 (Ptolemaios III.), App., Syr. 3,15 (Antiochos III.). 35 Dio Cass. 49,40,2–41,3; vgl. Plut. Ant. 54,3–6. 36 Versnel 1970, 250–254, 384–396. 37 Östenberg 2009. 38 Pol. 30,26,9; s. auch Porph. In Dan. 11,21–24 = FGrH 260 F 49a.
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Gefangene verkleidet sind“ trugen – sie waren allerdings nicht die wirklichen Gefangenen eines von den Ptolemäern in Indien geführten Krieges, sondern Symbole der imaginären Ausdehnung des Reiches sowie Verweise auf Dionysos’ Eroberung Indiens. Die Ptolemäer unterhielten direkte Seeverbindungen mit dem indischen Subkontinent.39 Vielleicht verhinderte die zentrale Bedeutung des Friedens in der hellenistischen imperialen Ideologie die Zurschaustellung von Beute und Gefangenen aus Regionen, die die Ptolemäer und Seleukiden durch die Anziehungskraft ihrer spektakulären und integrativen Feste freiwillig auf ihre Seite zu ziehen hofften. Wie auch in früheren nahöstlichen Reichen wurde Frieden in den hellenistischen Reichen des Nahen Osten als Grundzug des Imperiums verstanden oder besser: Das Imperium wurde als ewiger Weltfrieden begriffen. QUELLEN 10-01. Fest des Ptolemaios II. Philadelphos: die dionysische Prozession (Kallixeinos, BNJ 627 F 2 ap. Athen. 5,197c–202a): (27) ‘Hμεῖς δὲ ἐπειδὴ τὰ κατὰ τὴν σκηνὴν διεληλύθαμεν, ποιησόμεθα καὶ τὴν τῆς πομπῆς ἐξήγησιν. ἤγετο γὰρ διὰ τοῦ κατὰ τὴν πόλιν σταδίου. πρώτη δ᾽ ἐβάδιζεν ἡ Ἑωσφόρου: καὶ γὰρ ἀρχὴν εἶχεν ἡ πομπὴ καθ᾽ ὃν ὁ προειρημένος ἀστήρ φαίνεται χρόνον. ἔπειθ᾽ ἡ τοῖς τῶν βασιλέων γονεῦσι κατωνομασμένη. μετὰ δὲ ταύτας αἱ τῶν θεῶν ἁπάντων, οἰκείαν ἔχουσαι τῆς περὶ ἕκαστον αὐτῶν ἱστορίας διασκευήν. τὴν δὲ τελευταίαν Ἑσπέρου συνέβαινεν εἶναι, τῆς ὥρας εἰς τοῦτο συναγούσης τὸν καιρόν, τὰ δὲ κατά μέρος αὐτῶν εἴ τις εἰδέναι βούλεται, τὰς τῶν πεντετηρίδων γραφὰς λαμβάνων ἐπισκοπείτω. τῆς δὲ Διονυσιακῆς πομπῆς πρῶτοι μὲν προῄεσαν οἱ τὸν ὄχλον ἀνείργοντες Σιληνοί, πορφυρᾶς χλαμύδας, οἱ δὲ φοινικίδας ἠμφιεσμένοι. τούτοις δ᾽ ἐπηκολούθουν Σάτυροι καθ᾽ ἕκαστον τοῦ σταδίου μέρος εἴκοσι, λαμπάδας φέροντες κισσίνας διαχρύσους. μεθ᾽ οὓς Νῖκαι χρυσᾶς ἔχουσαι πτέρυγας, ἔφερον δ᾽ αὗται θυμιατήρια ἑξαπήχη κισσίνοις διαχρύσοις κλωσὶ διακεκοσμημένα, ζῳωτοὺς ἐνδεδυκυῖαι χιτῶνας, αὐταὶ δὲ πολὺν κόσμον χρυσοῦν περικείμεναι. μετὰ δὲ ταύτας εἵπετο βωμὸς ἑξάπηχυς διπλοῦς κισσίνῃ φυλλάδι διαχρύσῳ πεπυκασμένος, ἔχων ἀμπέλινον χρυσοῦν στέφανον μεσολεύκοις μίτραις διειλημμένον. ἐπηκολούθουν δ᾽ αὐτῷ παῖδες ἐν χιτῶσι πορφυροῖς, λιβανωτὸν καὶ σμύρναν, ἔτι δὲ κρόκον ἐπὶ χρυσῶν μαζονόμων φέροντες ἑκατὸν εἴκοσι, μεθ᾽ οὓς Σάτυροι τεσσαράκοντα ἐστεφανωμένοι κισσίνοις χρυσοῖς στεφάνοις: τὰ δὲ σώματα οἱ μὲν ἐκέχριντο ὀστρείῳ, τινὲς δὲ μίλτῳ καὶ χρώμασιν ἑτέροις. ἔφερον δὲ καὶ οὗτοι στέφανον χρυσοῦν ἐξ ἀμπέλου καὶ κισσοῦ εἰργασμένον. μεθ᾽ οὓς Σιληνοὶ δύο ἐν πορφυραῖς χλαμύσι καὶ κρηπῖσι λευκαῖς, εἶχε δ᾽ αὐτῶν ὁ μὲν πέτασον καὶ κηρύκειον χρυσοῦν, ὁ δὲ σάλπιγγα. μέσος δὲ τούτων ἐβάδιζεν ἀνὴρ μείζων ἢ τετράπηχυς ἐν τραγικῇ διαθέσει καὶ προσώπῳ, φέρων χρυσοῦν Ἀμαλθείας κέρας: ὃς προσηγορεύετο Ἐνιαυτός. ᾧ γυνὴ περικαλλεστάτη καὶ ἴση κατὰ τὸ μέγεθος εἵπετο πολλῷ χρυσῷ καὶ διαπρεπεῖ χιτῶνι κεκοσμημένη, φέρουσα τῇ μὲν μιᾷ τῶν χειρῶν στέφανον περσέας, τῇ δ᾽ ἑτέρᾳ ῥάβδον φοίνικος: ἐκαλεῖτο δὲ αὕτη Πεντετηρίς. ταύτῃ δ᾽ ἐπηκολούθουν Ὧραι αἱ τέσσαρες διεσκευασμέναι καὶ ἑκάστη φέρουσα τοὺς ἰδίους καρπούς, ἐχόμενα τούτων θυμια39 Sidebotham 2012, 1042 f.; Habicht 2013; Seland 2016.
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τήρια δύο κίσσινα ἐκ χρυσοῦ ἑξαπήχη καὶ βωμὸς ἀνὰ μέσον τούτων τετράγωνος χρυσοῦ. καὶ πάλιν Σάτυροι στεφάνους ἔχοντες κισσίνους χρυσοῦς, φοινικίδας περιβεβλημένοι: ἔφερον δ᾽ οἱ μὲν οἰνοχόην χρυσῆν, οἱ δὲ καρχήσιον. μεθ᾽ οὓς ἐπορεύετο Φιλίσκος ὁ ποιητὴς ἱερεὺς ὢν Διονύσου καὶ πάντες οἱ περὶ τὸν Διόνυσον τεχνῖται. τούτων δ᾽ ἐφεξῆς ἐφέροντο Δελφικοὶ τρίποδες, ἆθλα τοῖς τῶν ἀθλητῶν χορηγοῖς, ὁ μὲν παιδικὸς ἐννέα πηχῶν τὸ ὕψος, ὁ δὲ πηχῶν δώδεκα ὁ τῶν ἀνδρῶν. (28) μετὰ τούτους τετράκυκλος πηχῶν τεσσαρεσ-καίδεκα, ὀκτὼ δὲ τὸ πλάτος, ἤγετο ὑπὸ ἀνδρῶν ὀγδοήκοντα καὶ ἑκατόν, ἐπὶ δὲ ταύτης ἐπῆν ἄγαλμα Διονύσου δεκάπηχυ σπένδον ἐκ καρχησίου χρυσοῦ, χιτῶνα πορφυροῦν ἔχον διάπεζον καὶ ἐπ᾽ αὐτοῦ κροκωτὸν διαφανῆ: περιεβέβλητο δὲ ἱμάτιον πορφυροῦν χρυσοποίκιλον. προέκειτο δὲ αὐτοῦ κρατὴρ Λακωνικὸς χρυσοῦς μετρητῶν δεκαπέντε καὶ τρίπους χρυσοῦς, ἐφ᾽ οὗ θυμιατήριον χρυσοῦν καὶ φιάλαι δύο χρυσαῖ , κασίας μεσταὶ καὶ κρόκου, περιέκειτο δ᾽ αὐτῷ καὶ σκιὰς ἐκ κισσοῦ καὶ ἀμπέλου καὶ τῆς λοιπῆς ὀπώρας κεκοσμημένη, προσήρτηντο δὲ καὶ στέφανοι καὶ ταινίαι καὶ θύρσοι καὶ τύμπανα καὶ μίτραι πρόσωπά τε σατυρικὰ καὶ κωμικὰ καὶ τραγικά. τῇ δὲ τετρακύκλῳ ... ἱερεῖς καὶ ἱέρειαι καὶ ἱεροστολισταὶ καὶ θίασοι παντοδαποὶ καὶ τὰ λῖκνα φέρουσαι. μετὰ δὲ ταῦτα Μακέται αἱ καλούμεναι Μιμαλλόνες καὶ Βασσάραι καὶ Λυδαί, κατακεχυμέναι τὰς τρίχας καὶ ἐστεφανωμέναι τινὲς μὲν ὄφεσιν, αἱ δὲ μίλακι καὶ ἀμπέλῳ καὶ κισσῷ κατεῖχον δὲ ταῖς χερσὶν αἱ μὲν ἐγχειρίδια, αἱ δὲ ὄφεις. μετὰ δὲ ταύτας ἤγετο τετράκυκλος πηχῶν ὀκτὼ πλάτος ὑπὸ ἀνδρῶν ἑξήκοντα, ἐφ᾽ ἧς ἄγαλμα Νύσης ὀκτάπηχυ καθήμενον, ἐνδεδυκὸς μὲν θάψινον χιτῶνα χρυσοποίκιλον, ἱμάτιον δὲ ἠμφίεστο Λακωνικόν. ἀνίστατο δὲ τοῦτο μηχανικῶς οὐδενὸς τὰς χεῖρας προσάγοντος καὶ σπεῖσαν ἐκ χρυσῆς φιάλης γάλα πάλιν ἐκάθητο. εἶχε δὲ ἐν τῇ ἀριστερᾷ θύρσον ἐστεμμένον μίτραις. αὕτη δ᾽ ἐστεφάνωτο κισσίνῳ χρυσῷ καὶ βότρυσι διαλίθοις πολυτελέσιν. εἶχε δὲ σκιάδα καὶ ἐπὶ τῶν γωνιῶν τῆς τετρακύκλου κατεπεπήγεσαν λαμπάδες διάχρυσοι τέτταρες. ἑξῆς εἵλκετο ἄλλη τετράκυκλος μῆκος πηχῶν εἴκοσι, πλάτος ἑκκαίδεκα, ὑπὸ ἀνδρῶν τριακοσίων ἐφ᾽ ἧς κατεσκεύαστο ληνὸς πηχῶν εἴκοσι τεσσάρων, πλάτος πεντεκαίδεκα, πλήρης σταφυλῆς, ἐπάτουν δὲ ἑξήκοντα Σάτυροι πρὸς αὐλὸν ᾁδοντες μέλος ἐπιλήνιον, ἐφειστήκει δ᾽ αὐταῖς Σιληνός. καὶ δι᾽ ὅλης τῆς ὁδοῦ τὸ γλεῦκος ἔρρει. ἑξῆς ἐφέρετο τετράκυκλος μῆκος πηχῶν εἴκοσι πέντε, πλάτος τεσσαρεσκαίδεκα, ἤγετο δὲ ὑπὸ ἀνδρῶν ἑξακοσίων ἐφ᾽ ἧς ἦν ἀσκὸς τρισχιλίους ἔχων μετρητάς, ἐκ παρδαλῶν ἐρραμμένος: ἔρρει δὲ καὶ οὗτος κατὰ μικρὸν ἀνιέμενος κατὰ πᾶσαν τὴν ὁδόν. ἠκολούθουν δ᾽ αὐτῷ Σάτυροι καὶ Σιληνοὶ ἑκατὸν εἴκοσι ἐστεφανωμένοι, φέροντες οἱ μὲν οἰνοχόας, οἱ δὲ φιάλας, οἱ δὲ θηρικλείους μεγάλας, πάντα χρυσᾶ. (29) ἐχόμενος ἤγετο κρατὴρ ἀργυροῦς ἑξακοσίους χωρῶν μετρητὰς ἐπὶ τετρακύκλου ἑλκομένης ὑπὸ ἀνδρῶν ἑξακοσίων, εἶχε δὲ ὑπὸ τὰ χείλη καὶ τὰ ὦτα καὶ ὑπὸ τὴν βάσιν ζῷα τετορευμένα καὶ διὰ μέσου ἐστεφάνωτο στεφάνῳ χρυσῷ διαλίθῳ. ἑξῆς ἐφέρετο κυλικεῖα ἀργυρᾶ δωδεκαπήχη δύο, ὕψος πηχῶν ἕξ: ταῦτα δ᾽ εἶχεν ἄνω τε ἀκρωτήρια καὶ ἐν ταῖς γάστραις κύκλῳ καὶ ἐπὶ τῶν ποδῶν ζῷα τριημιπήχη καὶ πηχυαῖα πλήθει πολλά, καὶ λουτῆρες μεγάλοι δέκα καὶ κρατῆρες ἑκκαίδεκα, ὧν οἱ μείζους ἐχώρουν μετρητὰς τριάκοντα, οἱ δ᾽ ἐλάχιστοι πέντε, εἶτα λέβητες βαλανωτοὶ εἴκοσι τέσσαρες ἐπ᾽ ἐγγυθήκαις πάντες καὶ ληνοὶ ἀργυραῖ δύο, ἐφ᾽ ὧν ἦσαν βῖκοι εἴκοσι τέσσαρες, τράπεζά τε ὁλάργυρος δωδεκάπηχυς καὶ ἄλλαι ἑξαπήχεις τριάκοντα, πρὸς δὲ τούτοις τρίποδες τέσσαρες, ὧν εἷς μὲν εἶχε τὴν περίμετρον πηχῶν ἑκκαίδεκα, κατάργυρος ὢν ὅλος, οἱ δὲ τρεῖς ἐλάττονες ὄντες διάλιθοι κατὰ μέσον ὑπῆρχον. μετὰ τούτους ἐφέροντο Δελφικοὶ τρίποδες ἀργυροῖ ὀγδοήκοντα τὸν ἀριθμόν, ἐλάττους τῶν προειρημένων, ὧν αἱ γωνίαι ..., τετραμέτρητοι: ὑδρίαι εἴκοσι
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καὶ ἕξ, ἀμφορεῖς Παναθηναικοὶ δεκαέξ, ψυκτῆρες ἑκατὸν ἑξήκοντα: τούτων ὁ μέγιστος ἦν μετρητῶν ἕξ, ὁ δὲ ἐλάχιστος δύο. ταῦτα μὲν οὖν ἦν ἅπαντα ἀργυρᾶ. (30) ἐχόμενοι δὲ τούτων ἐπόμπευον οἱ τὰ χρυσώματα φέροντες, κρατῆρας Λακωνικοὺς τέτταρας ἔχοντας στεφάνους ἀμπελίνους ... τετραμέτρητοι ἕτεροι, Κορινθιουργεῖς δύο— οὗτοι δ᾽ εἶχον ἄνωθεν καθήμενα περιφανῆ τετορευμένα ζῷα καὶ ἐν τῷ τραχήλῳ καὶ ἐν ταῖς γάστραις πρόστυπα ἐπιμελῶς πεποιημένα ἐχώρει δὲ ἕκαστος μετρητὰς ὀκτὼ ἐπ᾽ ἐγγυθήκαις. καὶ ληνός, ἐν ᾗ ἦσαν βῖκοι δέκα, ὁλκεῖα δύο, ἑκάτερον χωροῦν μετρητὰς πέντε, κώθωνες διμέτρητοι δύο, ψυκτῆρες εἴκοσι δύο, ὧν ὁ μέγιστος ἐχώρει μετρητὰς τριάκοντα, ὁ δὲ ἐλάχιστος μετρητήν. ἐπόμπευσαν δὲ τρίποδες χρυσοῖ μεγάλοι τέτταρες: καὶ χρυσωματοθήκη χρυσῆ διάλιθος πηχῶν δέκα ὕψος, ἔχουσα βασμοὺς ἕξ, ἐν οἷς καὶ ζῷα τετραπάλαιστα ἐπιμελῶς πεποιημένα, πολλὰ τὸν ἀριθμὸν καὶ κυλικεῖα δύο καὶ ὑάλινα διάχρυσα δύο: ἐγγυθῆκαι χρυσαῖ τετραπήχεις δύο, ἄλλαι ἐλάττους τρεῖς, ὑδρίαι δέκα, βωμὸς τρίπηχυς, μαζονόμια εἴκοσι πέντε, μετὰ δὲ ταῦτα ἐπορεύοντο παῖδες χίλιοι καὶ ἑξακόσιοι ἐνδεδυκότες χιτῶνας λευκούς, ἐστεφανωμένοι οἱ μὲν κισσῷ, οἱ δὲ πίτυι ὧν διακόσιοι μὲν καὶ πεντήκοντα χοεῖς εἶχον χρυσοῦς, τετρακόσιοι δὲ ἀργυροῦς, ἕτεροι δὲ τριακόσιοι καὶ εἴκοσι ψυκτήρια ἔφερον χρυσᾶ, οἱ δὲ ἀργυρᾶ. μεθ᾽ οὓς ἄλλοι παῖδες ἔφερον κεράμια πρὸς τὴν τοῦ γλυκισμοῦ χρείαν, ὧν εἴκοσι μὲν ἦν χρυσᾶ, πεντήκοντα δὲ ἀργυρᾶ, τριακόσια δὲ κεκηρογραφημένα χρώμασι παντοίοις. καὶ κερασθέντων ἐν ταῖς ὑδρίαις καὶ πίθοις πάντες κοσμίως ἐγλυκάν-θησαν οἱ ἐν τῷ σταδίῳ. (31) ἑξῆς τούτοις καταλέγει τετραπήχεις τραπέζας ἐφ᾽ ὧν πολλὰ θέας ἄξια πολυτελῶς κατεσκευασμένα περιήγετο θεάματα, ἐν οἷς καὶ ὁ τῆς Σεμέλης θάλαμος, ἐν ᾧ ἔχουσι χιτῶνας τινὲς διαχρύσους καὶ λιθοκολλήτους τῶν πολυτιμήτων, οὐκ ἄξιον δ᾽ ἦν παραλιπεῖν τήνδε τὴν τετράκυκλον, μῆκος οὖσαν πηχῶν εἴκοσι δύο, πλάτος δεκατεσσάρων, ὑπὸ ἀνδρῶν ἑλκομένην πεντακοσίων ἐφ᾽ ἧς ἄντρον ἦν βαθὺ καθ᾽ ὑπερβολὴν κισσῷ καὶ μίλῳ. ἐκ τούτου περιστεραὶ καὶ φάσσαι καὶ τρυγόνες καθ᾽ ὅλην ἐξίπταντο τὴν ὁδόν, λημνίσκοις τοὺς πόδας δεδεμέναι πρὸς τὸ ῥᾳδίως ὑπὸ τῶν θεωμένων ἁρπάζεσθαι. ἀνέβλυζον δὲ ἐξ αὐτοῦ καὶ κρουνοὶ δύο, ὁ μὲν γάλακτος, ὁ δὲ οἴνου, πᾶσαι δ᾽ αἱ περὶ αὐτὸν Νύμφαι στεφάνους εἶχον χρυσοῦς, ὁ δὲ Ἑρμῆς καὶ κηρύκειον χρυσοῦν, ἐσθῆτας δὲ πολυτελεῖς, ἐπὶ δὲ ἄλλης τετρακύκλου, ἣ περιεῖχε τὴν ἐξ Ἰνδῶν κάθοδον Διονύσου, Διόνυσος ἦν δωδεκάπηχυς ἐπ᾽ ἐλέφαντος κατακείμενος, ἠμφιεσμένος πορφυρίδα καὶ στέφανον κισσοῦ καὶ ἀμπέλου χρυσοῦν ἔχων εἶχε δ᾽ ἐν ταῖς χερσὶ θυρσόλογχον χρυσοῦν, ὑπεδέδετο δ᾽ ἐμβάδας χρυσορραφεῖς. προεκάθητο δ᾽ αὐτοῦ ἐπὶ τῷ τραχήλῳ τοῦ ἐλέφαντος Σατυρίσκος πεντάπηχυς ἐστεφανωμένος πίτυος στεφάνῳ χρυσῷ, τῇ δεξιᾷ χειρὶ αἰγείῳ κέρατι χρυσῷ σημαίνων, ὁ δὲ ἐλέφας σκευὴν εἶχε χρυσῆν καὶ περὶ τῷ τραχήλῳ κίσσινον χρυσοῦν στέφανον. ἠκολούθουν δὲ τούτῳ παιδίσκαι πεντακόσιαι κεκοσμημέναι χιτῶσι πορφυροῖς, χρυσῷ διεζωσμέναι. ἐστεφάνωντο δὲ αἱ μὲν ἡγούμεναι ἑκατὸν εἴκοσι χρυσοῖς πιτυίνοις στεφάνοις, ἠκολούθουν δ᾽ αὐταῖς Σάτυροι ἑκατὸν εἴκοσι, πανοπλίας οἱ μὲν χρυσᾶς, οἱ δὲ ἀργυρᾶς, οἱ δὲ χαλκᾶς ἔχοντες, μετὰ δὲ τούτους ἐπορεύοντο ὄνων ἶλαι πέντε, ἐφ᾽ ὧν ἦσαν Σιληνοὶ καὶ Σάτυροι ἐστεφανωμένοι. τῶν δὲ ὄνων οἱ μὲν χρυσᾶς, οἱ δὲ ἀργυρᾶς προμετωπίδας καὶ σκευασίας εἶχον. (32) μετὰ δὲ τούτους ἐλεφάντων ἅρματα ἀφείθη εἴκοσι τέτταρα καὶ συνωρίδες τράγων ἑξήκοντα, κόλων δεκαδύο, ὀρύγων ἑπτά, βουβάλων δεκαπέντε, στρουθῶν συνωρίδες ὀκτώ, ὀνελάφων ἑπτά, καὶ συνωρίδες δ᾽ ὄνων ἀγρίων, ἅρματα τέσσαρα, ἐπὶ δὲ πάντων τούτων ἀνεβεβήκει παιδάρια χιτῶνας ἔχοντα ἡνιοχικοὺς καὶ πετάσους, παρανεβεβήκει δὲ παιδισκάρια διεσκευασμένα πελταρίοις καὶ θυρσολόγχοις, κεκοσμημένα ἱματίοις καὶ χρυσίοις.
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ἐστεφάνωτο δὲ τὰ μὲν ἡνιοχοῦντα παιδάρια πίτυι, τὰ δὲ παιδισκάρια κισσῷ. ἐπῇσαν δὲ καὶ συνωρίδες καμήλων ἕξ, ἐξ ἑκατέρου μέρους τρεῖς : αἷς ἐπηκολούθουν ἀπῆναι ὑφ᾽ ἡμιόνων ἀγόμεναι. αὗται δ᾽ εἶχον σκηνὰς βαρβαρικάς, ὑφ᾽ ὧν ἐκάθηντο γυναῖκες Ἰνδαὶ καὶ ἕτεραι κεκοσμημέναι ὡς αἰχμάλωτοι, κάμηλοι δ᾽ αἱ μὲν ἔφερον λιβανωτοῦ μνᾶς τριακοσίας, σμύρνης τριακοσίας, κρόκου καὶ κασίας καὶ κινναμώμου καὶ ἴριδος καὶ τῶν λοιπῶν ἀρωμάτων διακοσίας. ἐχόμενοι τούτων ἦσαν Αἰθίοπες δωροφόροι, ὧν οἱ μὲν ἔφερον ὀδόντας ἑξακοσίους, ἕτεροι δὲ ἐβένου κορμοὺς δισχιλίους, ἄλλοι χρυσίου καὶ ἀργυρίου κρατῆρας ἑξήκοντα καὶ ψήγματα χρυσοῦ. μεθ᾽ οὓς ἐπόμπευσαν κυνηγοὶ β᾽ ἔχοντες σιβύνας ἐπιχρύσους, ἤγοντο δὲ καὶ κύνες δισχίλιοι τετρακόσιοι, οἱ μὲν Ἰνδοί, οἱ λοιποὶ δὲ Ὑρκανοὶ καὶ Μολοσσοὶ καὶ ἑτέρων γενῶν. ἑξῆς ἄνδρες ἑκατὸν πεντήκοντα φέροντες δένδρα, ἐξ ὧν ἀνήρτητο θηρία παντοδαπὰ καὶ ὄρνεα. εἶτ᾽ ἐφέροντο ἐν ἀγγείοις ψιττακοὶ καὶ ταῲ καὶ μελεαγρίδες καὶ φασιανοὶ ὄρνιθες καὶ ἄλλοι Αἰθιοπικοί: πλήθει πολλοί.’ εἰπὼν δὲ καὶ ἄλλα πλεῖστα καὶ καταλέξας ζῴων ἀγέλας ἐπιφέρει: ‘πρόβατα Αἰθιοπικὰ ἑκατὸν τριάκοντα, Ἀράβια τριακόσια, Εὐβοικὰ εἴκοσι, καὶ ὁλόλευκοι βόες Ἰνδικοὶ εἴκοσι ἕξ, Αἰθιοπικοὶ ὀκτώ, ἄρκτος λευκὴ μεγάλη μία, παρδάλεις ιδ᾽, πάνθηροι ισ᾽, λυγκία δ᾽, ἄρκηλοι γ᾽, καμηλοπάρδαλις μία, ῥινόκερως Αἰθιοπικὸς α᾽. (33) ἑξῆς ἐπὶ τετρακύκλου Διόνυσος ἐπὶ τὸν τῆς Ῥέας βωμὸν καταπεφευγὼς ὅτε ὑπὸ Ἥρας ἐδιώκετο, στέφανον ἔχων χρυσοῦν, Πριάπου αὐτῷ παρεστῶτος ἐστεφανωμένου χρυσῷ κισσίνῳ. τὸ δὲ τῆς Ἥρας ἄγαλμα στεφάνην εἶχε χρυσῆν. Ἀλεξάνδρου δὲ καὶ Πτολεμαίου ἀγάλματα ἐστεφανωμένα στεφάνοις κισσίνοις ἐκ χρυσοῦ, τὸ δὲ τῆς Ἀρετῆς ἄγαλμα τὸ παρεστὸς τῷ Πτολεμαίῳ στέφανον εἶχεν ἐλαίας χρυσοῦν. καὶ Πρίαπος δ᾽ αὐτοῖς συμπαρῆν ἔχων στέφανον κίσσινον ἐκ χρυσοῦ. Κόρινθος δ᾽ ἡ πόλις παρεστῶσα τῷ Πτολεμαίῳ ἐστεφάνωτο διαδήματι χρυσῷ. παρέκειντο δὲ πᾶσι τούτοις κυλικεῖον μεστὸν χρυσωμάτων κρατήρ τε χρυσοῦς μετρητῶν πέντε. τῇ δὲ τετρακύκλῳ ταύτῃ ἠκολούθουν γυναῖκες ἔχουσαι ἱμάτια πολυτελῆ καὶ κόσμον προσηγορεύοντο δὲ πόλεις, αἵ τε ἀπ᾽ Ἰωνίας καὶ αἱ λοιπαὶ Ἑλληνίδες ὅσαι τὴν Ἀσίαν καὶ τὰς νήσους κατοικοῦσαι ὑπὸ τοὺς Πέρσας ἐτάχθησαν ἐφόρουν δὲ πᾶσαι στεφάνους χρυσοῦς, ἐφέρετο καὶ ἐπ᾽ ἄλλων τετρακύκλων θύρσος ἐνενηκοντάπηχυς χρυσοῦς καὶ λόγχη ἀργυρᾶ ἑξηκοντάπηχυς καὶ ἐν ἄλλῃ φαλλὸς χρυσοῦς πηχῶν ρκ᾽ διαγεγραμμένος καὶ διαδεδεμένος στέμμασι διαχρύσοις, ἔχων ἐπ᾽ ἄκρου ἀστέρα χρυσοῦν, οὗ ἦν ἡ περίμετρος πηχῶν σ᾽. πομπαῖς ταύταις μόνα ἐξελεξάμεθα ἐν οἷς ἦν χρυσὸς καὶ ἄργυρος, καὶ γὰρ διαθέσεις πολλαὶ ἀκοῆς ἦσαν ἄξιαι καὶ θηρίων πλήθη καὶ ἵππων καὶ λέοντες παμμεγέθεις εἴκοσι καὶ τέσσαρες. ‘ ἦσαν δὲ καὶ ἄλλαι τετράκυκλοι οὐ μόνον εἰκόνας βασιλέων φέρουσαι, ἀλλὰ καὶ θεῶν πολλαί. μεθ᾽ ἃς χορὸς ἐπόμπευσεν ἀνδρῶν ἑξακοσίων ἐν οἷς κιθαρισταὶ συνεφώνουν τριακόσιοι, ἐπιχρύσους ἔχοντες ὅλας κιθάρας καὶ στεφάνους χρυσοῦς, μεθ᾽ οὓς ταῦροι διῆλθον δισχίλιοι ὁμοιοχρώματοι χρυσόκερῳ, προμετωπίδας χρυσᾶς καὶ ἀνὰ μέσον στεφάνους ὅρμους τε καὶ αἰγίδας πρὸ τῶν στηθῶν ἔχοντες: ἦν δ᾽ ἅπαντα ταῦτα χρυσᾶ. (27) Nachdem wir die Ausstattung des Zeltes dargelegt haben, wollen wir auch eine Beschreibung des Festzuges geben. Er wurde nämlich im Stadion der Stadt veranstaltet. Zuerst schritt die ,Abteilung des Morgensterns‘. Denn der Zug nahm seinen Anfang zu der Zeit, da der erwähnte Stern aufgeht. Dann folgte die Abteilung, die nach den Eltern des Königspaares genannt ist, anschließend die Abteilungen aller Götter mit einer eigenen Darstellung der Geschichte für jeden einzelnen von ihnen. Den Abschluss bildete die ,Abteilung des Abendsterns‘, da die Jahreszeit den Zug zu dessen Aufgang enden ließ. Wenn einer die Einzelheiten wissen will, soll er die Aufzeichnungen der alle vier Jahre stattfindenden Feste hernehmen und betrachten! Die Spitze des dionysischen Zugteils bildeten die
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Silenen, die das Volk zur Seite drängten, gekleidet in purpurne Mäntel, einige in rote. Diesen folgten Satyrn, für jeden Teil des Stadions 20. Sie trugen Fackeln mit golddurchwirktem Efeu. Nach ihnen kamen Niken mit goldenen Flügeln. Diese trugen Weihrauchfässer von sechs Ellen Höhe, geschmückt mit golddurchwirkten Efeu-Zweigen und waren selbst bekleidet mit Gewändern, die mit Figuren bestickt waren, und trugen an sich viel goldenen Schmuck. Auf diese folgte ein Doppelaltar von sechs Ellen, der mit golddurchwirktem Efeulaub reich bedeckt war, mit einem goldenen Weinlaub-Kranz, der mit weißgestreiften Bändern umwickelt war. Diesem schlossen sich 120 Knaben in Purpurgewändern an, die Weihrauch, Myrrhe und Safran auf goldenen Tabletts trugen. Nach ihnen kamen 40 Satyrn, die mit goldenen Efeukränzen geschmückt waren. Ihre Körper waren teils mit Purpurfarbe, teils mit Zinnober und anderen Farben eingerieben. Auch diese trugen goldene Kränze, die aus Weinlaub und Efeu gewunden waren. (198) Nach ihnen kamen zwei Silenen in Purpurmänteln und weißen Stiefeln. Der eine von ihnen trug einen Hut mit breiter Krempe und einen goldenen Heroldstab, der andere eine Trompete. Zwischen diesen schritt ein Mann, der größer als vier Ellen war, in der Erscheinung und der Maske eines tragischen Schauspielers; er trug ein goldenes Horn der Amaltheia. Dieser wurde mit Eniautos (,Jahr‘) bezeichnet. Ihm folgte eine in ihrer Stattlichkeit besonders schöne Frau mit viel Gold und glänzendem … geschmückt. Sie trug in der einen Hand einen ,perséa‘-Kranz, in der anderen einen Palmenwedel. Sie hieß Penteteris (,Jahrfünft‘). Dieser folgten die vier Jahreszeiten. Sie waren unterschiedlich gekleidet, und jede trug ihre spezifischen Früchte. Daran schlossen sich zwei Weihrauchbecken mit Efeuzweigen aus Gold an, sechs Ellen hoch, und zwischen diesen ein goldener viereckiger Altar. Dann wiederum Satyrn mit goldenen Efeukränzen und in rote Gewänder gehüllt. Die einen trugen eine goldene Weinkanne, die anderen einen Trinkbecher. Hinter diesen schritten der Dichter Philiskos (er war Priester des Dionysos) und alle Diener des Dionysos-Kultes. Der Reihe nach folgend wurden delphische Dreifüße getragen – Preise für die Betreuer der Wettkämpfe; der für den Betreuer der Knaben neun Ellen, der für den Betreuer der Männer zwölf Ellen hoch. (28) Nach diesen kam ein vierrädriger Wagen von 14 Ellen Länge und acht Ellen Breite. Er wurde von 180 Männern gezogen. Auf diesem stand eine Statue des Dionysos von zehn Ellen, die aus einem goldenen Becher ein Trankopfer darbrachte. Sie trug einen Purpurumhang, der bis zu den Füßen reichte, und darüber einen durchsichtigen safranfarbigen Mantel, und darauf hatte sie ein goldbesticktes Purpurgewand. Vor ihr stand ein goldener lakonischer Weinkrug von 15 Metreten und ein goldener Dreifuß, auf dem ein goldenes Weihrauchfass und zwei goldene Schalen, gefüllt mit Efeu und Safran, standen. Darüber befand sich ein Baldachin, der mit Efeu, Weinlaub und dem, was sonst die Erntezeit hervorbringt, bestückt war; an ihm hingen Kränze, Girlanden, Thyrsoi, Tympana, Bänder und Masken aus Satyrspielen, Komödien und Tragödien. Aber dem Wagen … Priester, Priesterinnen, Verwalter der Kultgewänder, dionysische Gilden aller Art und Frauen, die dionysische Fächer trugen. Nach diesen kamen makedonische Dionysos-Anhänger, und zwar die sogenannten Mimallones, Bassarai und Lydai mit aufgelösten Haaren und einige mit Schlangen im Haar, die anderen mit Eibe, Weinlaub und Efeu. In den Händen hielten die einen kleine Dolche, die anderen Schlangen. Nach diesen wurde von 60 Männern ein vierrädriger Wagen von acht Ellen Breite gezogen, auf dem ein Bild der Nysa von acht Ellen Höhe stand. Sie trug ein gelbes, goldbesticktes Gewand und war mit einem lakonischen Umhang bekleidet. Diese Statue stand mit Hilfe einer mechanischen Einrichtung auf, ohne dass einer Hand anlegte, und nachdem sie aus einer goldenen Schale Milch als Trankopfer ausgegossen hatte, setzte sie sich wieder hin. In der Linken hatte sie einen Thyrsos, der mit Bändern geschmückt war. Sie selbst trug einen Kranz von goldenem Efeu und Trauben aus
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Edelsteinen. Sie hielt einen Baldachin, und an den Ecken des Wagens waren vier Fackeln mit Goldverzierung angebracht. (199) Nach diesem wurde von 300 Männern ein weiterer vierrädriger Wagen von 20 Ellen Länge und 16 Ellen Breite gezogen; auf diesem befand sich eine Weinpresse, 24 Ellen hoch und 15 breit, voll von Weintrauben. Diese traten 16 Satyrn, die zum Aulos ein Weinleselied sangen. Ein Silen hatte die Aufsicht über sie. Auf dem ganzen Weg sprudelte Most hervor. Dahinter fuhr ein vierrädriger Wagen mit einer Länge von 25 und einer Breite von 14 Ellen. Er wurde von 600 Männern gezogen. Auf diesem lag ein Schlauch, der 3.000 Metreten fasste und aus Leopardenhäuten zusammengenäht war. Auch aus diesem sprudelte es auf der gesamten Wegstrecke, da er ein wenig offen gelassen wurde. Ihm folgten 120 bekränzte Satyrn und Silenen. Sie trugen zum einen Weinkannen, zum anderen Trinkschalen, einige aber auch große Becher, alles aus reinem Gold. (29) Anschließend sah man einen silbernen Mischkrug, der 600 Metreten fasste, auf einem Wagen, der von 600 Männern gezogen wurde. Er hatte unterhalb des Randes, der Henkel und am Fuß eingravierte Figuren und war um die Mitte mit einem goldenen und edelsteinbesetzten Kranz geschmückt. Als nächstes wurden zwei silberne Gefäßständer von zwölf Ellen Länge und sechs Ellen Höhe getragen. Diese hatten oben Akrotere und am mittleren Teil rundherum und an den Füßen eine Menge figürlicher Darstellungen von dreieinhalb Ellen und auch einer Elle. Ferner zehn große Wannen und 16 Mischkrüge, von denen die größeren 30g Metreten fassten, die kleinsten fünf Metreten. Dann kamen 24 Kessel mit Metallbuckeln, alle auf Ständern, und zwei silberne Weinpressen, auf denen sich 24 Krüge befanden, ein zwölf Ellen langer Tisch aus reinem Silber und weitere 30 von sechs Ellen Länge. Außerdem vier Dreifüße, von denen einer einen Umfang von 16 Ellen hatte, ganz versilbert. Die drei kleineren waren in der Mitte mit Edelsteinen besetzt. Hinter diesen trug man 80 silberne delphische Dreifüße, kleiner als die vorher beschriebenen, deren Ecken … mit vier Metreten Fassungsvermögen. 26 Wasserkessel, 16 panathenäische Amphoren und 160 Kühlgefäße. Das größte von diesen fasste sechs Metreten, das kleinste zwei. Diese alle waren aus Silber. (30) Anschließend an diese zogen diejenigen, die Goldgegenstände trugen; vier lakonische Mischgefäße mit Kränzen aus Weinlaub … andere von vier Metreten, zwei aus korinthischen Werkstätten – diese hatten oben wunderbar ausgearbeitete Figuren in sitzender Stellung und am Hals und am Bauch sorgfältig gestochene Reliefs. Jedes fasste acht Metreten – auf Ständern. Eine Weinpresse, in der zehn Krüge, zwei Schüsseln, jede mit einem Fassungsvermögen von fünf Metreten, zwei Trinkbecher von zwei Metreten, 22 Kühlgefäße, von denen das größte 30 Metreten, das kleinste eine Metrete fassten. Es zogen vier große goldene Dreifüße mit, eine goldene Truhe für Goldgefäße, die mit Edelsteinen besetzt war und eine Höhe von zehn Ellen hatte, mit sechs Fächern, in denen sich auch Figuren – vier Spannen groß – in reichlicher Menge befanden, die sorgfältig ausgearbeitet waren. Zwei Becher-Regale und zwei vergoldete Glasgefäße, zwei goldene Gefäßständer von vier Ellen, (200) andere kleinere von drei, zehn Wasserkrüge, ein Altar von drei Ellen, 25 Kuchenbretter. Danach schritten 1.600 Knaben, in weiße Gewänder gekleidet, die einen mit Efeu bekränzt, die anderen mit Pinienzweigen. 250g von diesen hatten goldene Kannen, 400 hatten silberne, weitere 320 brachten goldene Kühlgefäße, andere wiederum silberne. Hinter diesen trugen weitere Knaben Krüge für Süßigkeiten, von denen 20 aus Gold, 50 aus Silber und 300 in allen möglichen Farben mit Wachszeichnungen überzogen waren. Die Leute im Stadion ergriff alle ein Wohlgefühl, da in den Wasserkesseln und Fässern der Wein gemischt worden war.‘ (31) In der weiteren Abfolge zählt er Tische von vier Ellen Länge auf …; auf denen waren viele sehenswerte und prächtig ausgearbeitete Szenen dargestellt. Darunter auch das Brautzimmer der Semele, in dem sich einige Frauen befanden, die golddurchwirkte und mit
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wertvollsten Edelsteinen besetzte Gewänder trugen. Es wäre nicht recht, wenn man das folgende überginge, ‚den vierrädrigen Wagen mit einer Länge von 22 und einer Breite von 14 Ellen, der von 500 Männern gezogen wurde. Auf diesem befand sich eine tiefe Höhle, die in Überfülle mit Efeu und Eibe überwuchert war. Aus dieser flogen Haus- und Ringel- sowie Turteltauben während des ganzen Weges heraus, die mit Wollbändern an den Füßen gefesselt waren, damit sie leicht von den Zuschauern eingefangen werden konnten. Aus ihr sprudelten auch zwei Brunnen hervor, der eine mit Milch, der andere mit Wein. Alle Nymphen um ihn herum trugen goldene Kränze, Hermes aber zusätzlich einen goldenen Heroldstab und wertvolle Kleider. Auf einem anderen Transportwagen, der die Rückkehr des Dionysos aus dem Lande der Inder darstellte, saß Dionysos auf einem Elefanten, in einer Größe von zwölf Ellen und in Purpur gekleidet mit einem goldenen Kranz von Efeu und Weinlaub. Er hielt in den Händen eine goldene Thyrsos-Lanze und hatte an den Füßen Schuhe mit goldenen Bändern. Vor ihm saß auf dem Nacken des Elefanten ein junger Satyr von fünf Ellen, mit einem Kranz von goldenen Pinienzweigen geschmückt. Er gab mit einem goldenen Ziegenhorn in der rechten Hand Zeichen. Der Elefant hatte goldenes Zaumzeug und um den Hals einen Kranz von goldenem Efeu-Laub. Diesem folgten 500 Mädchen, die mit Purpurgewändern geschmückt und mit goldenen Bändern gegürtet waren. 120, die an der Spitze gingen, waren mit goldenen Pinienkränzen geschmückt; ihnen folgten aber 120 Satyrn, teils mit silbernen, teils mit ehernen Rüstungen. Nach diesen kamen fünf Abteilungen Esel, auf denen bekränzte Silene und Satyrn saßen. Von den Eseln hatten die einen goldene, die anderen silberne Stirnplatten und Zaumzeug. (32) Nach diesen wurden 24 Streitwagen mit Elefanten und 60 Bocksgespanne losgeschickt, zwölf mit Renntieren, sieben mit Gazellen, 15 mit Antilopen, acht Gespanne mit Straußen, sieben mit Säbelantilopen, vier mit Wildeseln und vier Streitwagen. Auf all diesen saßen Knaben in Kutscherkleidung und mit breitkrempigen Hüten; daneben standen Mädchen, die mit kleinen Schilden und ThyrsosLanzen ausgerüstet und Gewändern und Goldstücken geschmückt waren. Die Kutscherjungen trugen Kränze aus Pinienzweigen, die Mädchen Efeu-Kränze. Dazu kamen noch sechs Kamelgespanne, drei an jeder Seite. Auf diese folgten Wagen, die von Mauleseln gezogen wurden. Sie hatten fremdländische Zelte, (201) in denen indische und andere Frauen in Kriegsgefangenenkleidung saßen. Kamele trugen zum Teil 300 Minen Weihrauch, 300 Minen Myrrhe, 200 Minen Safran, Kassiarinde, Zimt, Iris und andere Gewürze. Diesen schlossen sich Aithioper als Überbringer von Abgaben an, von denen die einen 600 Stoßzähne, die anderen 2.000 Stämme von Ebenholz, wieder andere 60 Gefäße mit Gold- und Silbermünzen sowie Goldstaub trugen. Hinter diesen zogen zwei Jäger mit vergoldeten Jagdspießen. Es wurden auch 2.400 Hunde mitgeführt: Indische, im übrigen hyrkanische, molossische und andere Arten. Es reihten sich 150 Männer an, die Bäume trugen, an denen wilde Tiere und alle möglichen Vögel hingen. Ferner wurden in Käfigen Papageien, Pfauen, Perlhühner, Fasanen und andere aithiopische Vögel in großer Menge mitgeführt.‘ Nachdem er noch sehr viel anderes berichtet und Tierherden aufgezählt hat, fährt er fort: ‚130 aithiopische Schafe, 300 arabische, 20 euboiische, 26 weiße indische Rinder, acht aithiopische, ein riesiger weißer Bär, 14 Leoparden, 16 Panther, vier Luchse, drei junge Panther, eine Giraffe und ein aithiopisches Nashorn. (33) Anschließend kam auf einem Wagen Dionysos, wie er an einem Altar der Rhea Zuflucht suchte, als er von Hera verfolgt wurde. Er trug einen goldenen Kranz, neben ihm stand Priapos und war mit goldenem Efeulaub bekränzt. Das Standbild der Hera hatte einen goldenen Reif. Die Statuen von Alexandros und Ptolemaios waren mit Efeukränzen aus Gold geschmückt. Das Standbild der Arete, das sich neben Ptolemaios befand, hatte einen Kranz von goldenen
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Olivenzweigen. Priapos war unter ihnen mit einem Efeu-Kranz aus Gold. Die Stadt Korinthos stand neben Ptolemaios und war mit einem goldenen Diadem geschmückt. Neben all diesem befand sich ein Regal für Becher voll goldener Gefäße und ein goldenes Mischgefäß von fünf Metreten. Diesem Wagen folgten Frauen in wertvollen Kleidern und Schmuck. Es wurden die Namen von Städten gezeigt, sowohl von ionischem Gebiet wie auch von den übrigen griechischen Siedlungen, soweit sie Kleinasien und die Inseln bewohnten und unter die Herrschaft der Perser gekommen waren. Sie alle trugen goldene Kränze. Auf anderen Wagen wurden ein goldener Thyrsos von 90 Ellen Höhe, eine silberne Lanze von 60 Ellen und auf einem weiteren ein goldener Phallos von 120 Ellen Länge mitgeführt, der mit Bildern bemalt und mit vergoldeten Bändern umwickelt war. An der Spitze hatte er einen goldenen Stern, dessen Umfang sechs Ellen betrug. Von der bunten Fülle dessen, was in diesen Festzügen beschrieben ist, haben wir nur das ausgewählt, wo Gold und Silber vorkamen. Es waren ja viele Einzelheiten bemerkenswert, sowohl die Mengen von wilden Tieren und Pferden wie auch 24 riesige Löwen. Es gab aber auch noch andere Wagen, nicht nur solche, die Bilder von Königen trugen, sondern auch viele mit Götterbildern. Nach diesen zog ein Chor von 600 Männern. Unter diesen spielten 300 auf der Kithara. Ihre Instrumente waren ganz und gar vergoldet, und sie trugen goldene Kränze. (202) Hinter ihnen zogen 2.000 Stiere in gleicher Farbe und mit vergoldeten Hörnern, goldenen Stirnplatten und Kränzen zwischen den Hörnern sowie Ketten und Metall-Platten vor der Brust. All das aber war aus Gold (Ü: C. Friedrich).
10-02. Fest von Antiochos IV. Epiphanes in Daphne, um 166 v. Chr. (Pol. 30, 25,12–19 ap. Athen. 5,195a–c): Τὴν δ᾽ ἄλλην πομπὴν λέγειν ἐστὶ δυσέφικτον, ὡς ἐν κεφαλαίῳ δὲ λεκτέον. ἔφηβοι μὲν γὰρ ἐπόμπευσαν εἰς ὀκτακοσίους, χρυσοῦς ἔχοντες στεφάνους, βόες δ᾽ εὐτραφεῖς περὶ χιλίους, θεωρίδες δὲ βραχὺ λείπουσαι τριακοσίων, ἐλεφάντων δὲ ὀδόντες ὀκτακόσιοι, τὸ δὲ τῶν ἀγαλμάτων πλῆθος οὐ δυνατὸν ἐξηγήσασθαι: πάντων γὰρ τῶν παρ᾽ ἀνθρώποις λεγομένων ἢ νομιζομένων θεῶν ἢ δαιμόνων, προσέτι δὲ ἡρώων εἴδωλα διήγετο, τὰ μὲν κεχρυσωμένα, τὰ δ᾽ ἠμφιεσμένα στολαῖς διαχρύσοις. καὶ πᾶσι τούτοις οἱ προσήκοντες μῦθοι κατὰ τὰς παραδεδομένας ἱστορίας ἐν διασκευαῖς πολυτελέσι παρέκειντο. εἵπετο δ᾽ αὐτοῖς καὶ Νυκτὸς εἴδωλον καὶ Ἡμέρας, Γῆς τε καὶ Οὐρανοῦ, καὶ Ἠοῦς καὶ Μεσημβρίας, τε δὲ τῶν χρυσωμάτων καὶ ἀργυρωμάτων πλῆθος οὕτως ἄν τις ὑπονοήσειεν ὅσον ἦν ἑνὸς γὰρ τῶν φίλων Διονυσίου τοῦ ἐπιστολιαγράφου χίλιοι παῖδες ἐπόμπευσαν ἀργυρώματα ἔχοντες, ὧν οὐδὲν ἐλάττον᾽ ὁλκὴν εἶχεν δραχμῶν χιλίων, βασιλικοὶ δὲ παῖδες παρῆλθον ἑξακόσιοι χρυσώματα ἔχοντες, ἔπειτα γυναῖκες ἐκ χρυσῶν καλπίδων μύροις ἔρραινον εἰς διακοσίας. ταύταις δ᾽ ἑξῆς ἐπόμπευον ἐν χρυσόποσι μὲν φορείοις ὀγδοήκοντα γυναῖκες, ἐν ἀργυρόποσι δὲ πεντακόσιαι καθήμεναι, πολυτελῶς διεσκευασμέναι. καὶ τῆς μὲν πομπῆς τὰ ἐπιφανέστατα ταῦτα ἦν. Den übrigen Zug zu schildern ist eine schwere Aufgabe; ich will mich auf die Hauptsachen beschränken. Da zogen vorüber gegen 800 Epheben mit goldenen Kränzen, etwa 1.000 gemästete Rinder, Festgesandtschaften (?) aus aller Welt, kaum weniger als 300, 800 Elefantenzähne. Die Zahl der Götterbilder anzugeben ist unmöglich. Denn von allen Göttern, Dämonen, Heroen, von denen die Menschen wissen und an die sie glauben, wurden Bilder im Zuge aufgeführt, vergoldet oder mit golddurchwirkten Gewändern angetan. Und neben einem jeden waren in kostbarem Material kunstvoll die Mythen dargestellt, die die fromme Überlieferung von ihnen berichtet. Auf sie folgte ein Bild der Nacht und des Tages, der Erde und des Himmels, der Morgenröte, des Mittags.
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Von der Menge der goldenen und silbernen Gerätschaften kann man sich auf folgende Weise eine Vorstellung machen: Von einem der Freunde, dem Privatsekretär Dionysios, gingen 1.000 Diener mit im Zug, jeder Silbergeräte in den Händen, von denen keins weniger wog als 1.000 Drachmen. Diener des Königs kamen 600 vorüber, die Goldgeräte trugen. Dann gegen 200 Frauen, welche die Zuschauer aus goldenen Gefäßen mit Wohlgerüchen besprengten. Auf diese folgten 80 Frauen in Sänften mit goldenen, 500 in solchen mit silbernen Füßen, prachtvoll gekleidet. Das waren die eindrucksvollsten Teile des Festzugs (Ü: H. Drexler).
10-03. Kanopos-Dekret für Ptolemaios III. und Berenike II., 238 v. Chr. (Cairo CG 22187; OGIS 56 (Griechisch).) Dreisprachige Inschrift (Griechisch, Alt-Ägyptisch, Demotisch), in mehreren Kopien:40
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βασιλεύοντος Πτολεμαίου τοῦ Πτολεμαίου καὶ Ἀρσινόης, θεῶν Ἀδελφῶν ἔτους ἐνάτου, ἐφ’ ἱερέως Ἀπολλωνίδου τοῦ Μοσχίωνος Ἀλεξάνδρου, καὶ θεῶν Ἀδελφῶν καὶ θεῶν Εὐεργετῶν, κανηφόρου Ἀρσινόη̣[ς] Φιλαδέλφο̣υ̣ Μενεκρατείας τῆς Φιλάμμονος, μηνὸς Ἀπελλαίου ἑβδόμηι, Αἰγυπτίων δὲ Τυβὶ ἑπτακαιδεκάτηι·ψήφισμα· οἱ ἀρχιερεῖς καὶ προφῆται καὶ οἱ εἰς τὸ ἄδυτον εἰσπορευόμενοι πρὸς τὸν στολισμὸν τῶν θεῶν καὶ πτεροφόραι καὶ ἱερογραμματεῖς καὶ οἱ ἄλλοι ἱερεῖς οἱ συναντήσαντες ἐκ τῶν κατὰ τὴν χώραν ἱερῶν εἰς τὴν πέμ̣[π̣]τ̣η̣ν̣ τοῦ Δίου, ἐν ἧι ἄγεται τὰ γενέθλια τοῦ βασιλέως, καὶ εἰς τὴν πέμπτην καὶ εἰκάδα τοῦ αὐτοῦ μηνός, ἐν ἧι παρέλαβεν τ̣ὴν̣ ̣ β̣[α]σιλείαν παρὰ τοῦ πατρός, συνεδρεύσαντες ταύτηι τῆι ἡμέραι ἐν τῶι ἐν Κανώπωι ἱερῶι τῶν Εὐεργετῶν θεῶν εἶπαν·ἐπειδὴ [βασ]ιλ̣εὺς Πτολεμαῖος Πτολεμαίου καὶ Ἀρσινόης, θεῶν Ἀδελφῶν, καὶ βασίλισσα Βερενίκη ἡ ἀδελφὴ αὐτοῦ καὶ γυνή, θεοὶ Εὐεργέται, διατελοῦσιν πολλ̣[ὰ κ]αὶ μεγάλα εὐεργετοῦντες τὰ κατὰ τὴν χώραν ἱερὰ καὶ τὰς τιμὰς τῶν θεῶν ἐπὶ πλέον αὔξοντες, τοῦ τε Ἄπιος καὶ τοῦ Μνήυιος κα[ὶ τ]ῶν λοιπῶν ἐνλογίμων ἱερῶν ζώιων τῶν ἐν τῆι χώραι τὴν ἐπιμέλειαν διὰ παντὸς ποιοῦνται μετὰ μεγάλης δαπάνης κ̣α̣ὶ̣ χ̣ο̣ρ̣ηγ̣ ίας, καὶ τὰ ἐξενεγχθέντα ἐκ τῆς χώρας ἱερὰ ἀγάλματα ὑπὸ τῶν Περσῶν ἐξστρατεύσας ὁ βασιλεὺς ἀνέσωισεν εἰς Αἴγ̣[υπτο]ν̣ καὶ ἀπέδωκεν εἰς τὰ ἱερά, ὅθεν ἕκαστον ἐξ ἀρχῆς ἐξήχθη, τήν τε χώραν ἐν εἰρήνηι διατετήρηκεν προπολεμῶν ὑπὲρ αὐτῆ[ς π]ρ̣ὸς πολλὰ ἔθνη καὶ τοὺς ἐν αὐτοῖς δυναστεύοντας, καὶ τοῖς ἐν τῆι χώραι πᾶσιν καὶ τοῖς ἄλλοις τοῖς ὑπὸ τὴν αὐτῶν βασιλείαν τασσομένοις τὴν εὐνομίαν παρέχουσιν, τοῦ τε ποταμοῦ ποτε ἐλλιπέστερον ἀναβάντος καὶ πάντων τῶν ἐν τῆι χώραι καταπεπληγμένων ἐπὶ τῶι συμβεβηκότι καὶ ἐνθυμουμένων τὴν γεγενημένην καταφθορὰν ἐπί τινων τῶν πρότερον βεβασιλευκότων, ἐφ’ ὧν συνέβη ἀβροχίαις περιπεπτωκέναι τοὺς τὴν χώραν κατοικοῦντας, προστάντες κηδεμο-
40 Siehe Pfeiffer 2004. Das Dekret enthält Beschlüsse, die von den ägyptischen Priestern in Kanopos bei Alexandreia angenommen wurden.
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νικῶς τῶν τε ἐν τοῖς ἱεροῖς καὶ τῶν ἄλλων τῶν τὴν χώραν κατοικούντων, πολλὰ μὲν προνοηθέντες, οὐκ ὀλίγα δὲ τῶν προσόδων ὑπεριδόντες ἕνεκα τῆς τῶν ἀνθρώπων̣ [σ]ωτηρίας, ἔκ τε Συρίας καὶ Φοινίκης καὶ Κύπρου καὶ ἐξ ἄλλων πλειόνων ων σῖτον μεταπεμψάμενοι εἰς τὴν χώραν τιμῶν μ̣ε̣ι̣ζό̣ νων διέσωισαν τοὺς τὴν Αἴγυπτον κατοικοῦντας, ἀθάνατον εὐεργεσίαν καὶ τῆς αὐτῶν ἀρετῆς μέγιστον ὑπόμνημα καταλείποντες τοῖς τε νῦν οὖσιν καὶ τοῖς ἐπιγινομένοις. ἁνθ’ ὧν οἱ θεοὶ δεδώκασιν αὐτοῖς εὐσταθοῦσαν τὴν βασιλείαν καὶ δώσουσιν τἆλ̣[λ]’ ἀ̣γ̣αθὰ πάντα εἰς τὸν ἀεὶ χρόνον. ἀγαθῆι τύχηι, δεδόχθαι τοῖς κατὰ τὴν χώραν ἱερεῦσιν τάς τε προϋπαρχούσας τιμὰς ἐν τοῖς ἱεροῖς βασιλεῖ Πτολεμαίωι καὶ βασιλίσσηι Βερενίκηι, θεοῖς Εὐεργέταις, καὶ τοῖς γονεῦσιν αὐτῶν θεοῖς Ἀδελφοῖς καὶ τοῖς προγόνοις θεοῖς Σω̣[τῆρ]σ̣ιν αὔξειν, καὶ τοὺς ἱερεῖς τοὺς ἐν ἑκάστωι τῶν κατὰ τὴν χώραν ἱερῶν προσονομάζεσθαι ἱερεῖς καὶ τῶν Εὐεργετῶν θεῶν καὶ ἐνγράφεσθαι [ἐν π]ᾶ̣σιν τοῖς χρηματισμοῖς καὶ ἐν τοῖς δακτυλίοις, οἷς φορούσιν προσεγκολάπτεσθαι καὶ τὴν ἱερωσύνην τῶν Εὐεργετῶν θεῶν· προσαποδειχθῆν̣α̣[ι] δὲ πρὸς ταῖς νῦν ὑπαρχούσαις τέσσαρσι φυλαῖς τοῦ πλήθους τῶν ἱερέων τῶν ἐν ἑκάστωι ἱερῶι καὶ ἄλλην, ἣ προσονομασθήησεται πέμπτη φυλὴ τῶν Εὐεργετῶν θεῶν ἐπεὶ καὶ σὺν τῆι ἀγαθῆι τύχηι καὶ τὴν γένεσιν βασιλέως Πτολεμαίου τοῦ τῶν θεῶν Ἀδελφῶν συμβέβηκεν γενέσθαι τῆι πέμπτηι τοῦ Δίου, ἣ καὶ πολλῶν ἀγαθῶν ἀρχὴ γέγονεν πᾶσιν ἀνθρώποις· εἰς δὲ τὴν φυλὴν ταύτην καταλεχθῆναι τοὺς ἀπὸ τοῦ πρώτου ἔτους γεγενημένους ἱερεῖς καὶ τοὺς προσκαταταγησομένους ἕως μηνὸς Μεσορὴ τοῦ ἐν τῶι ἐνάτωι ἔτει, καὶ τοὺς τούτων ἐκγόνους εἰς τὸν ἀεὶ χρόνον· τοὺς δὲ προϋπάρχοντας ἱερεῖς ἕως τοῦ πρώτου ἔτους εἶναι ὡσαύτως ἐν ταῖς αὐταῖς φυλαῖς, ἐν αἷς πρότερον ἦσαν· ὁμοίως δὲ καὶ τοὺς ἐκγόνους αὐτῶν ἀπὸ τοῦ νῦν καταχωρίζεσθαι εἰς τὰς αὐτὰς φυλάς, ἐν αἷς οἱ πατέρες εἰσίν. ἀντὶ δὲ τῶν εἴκοσι βουλευτῶν ἱερέων τῶν αἱρουμένων κατ’ ἐνιαυτὸν ἐκ τῶν προϋπαρχουσῶν τεσσάρων φυλῶν, ἐξ ὧν πέντε ἀφ’ κάστης φυλῆς αμβάνονται, εἴκοσι καὶ πέντε τοὺς βουλευτὰς ἱερεῖς εἶναι, προσλαμβανομένων ἐκ τῆς πέμπτης φυλῆς τῶν Εὐεργετῶν θεῶν ἄλλων πέντε. μετέχειν δὲ καὶ τοὺς ἐκ τῆς πέμπτης φυλῆς τῶν Εὐεργετῶν θεῶν τῶν ἁγνειῶν καὶ τῶν ἄλλων ἁπάντων τῶν ἐν τοῖς ἱεροῖς, καὶ φύλαρχον αὐτῆς εἶναι, καθὰ καὶ ἐπὶ τῶν ἄλλων τεσσάρων φυλῶν ὑπάρχει. καὶ ἐπειδὴ καθ’ ἕκαστον μῆνα ἄγονται ἐν τοῖς ἱεροῖς ἑορταὶ τῶν Εὐεργετῶν θεῶν κατὰ τὸ πρότερον γραφὲν ψήφισμα ἥ τε πέμπτη καὶ ἡ ἐνάτ καὶ ἡ πέμπτη ἐπ’ εἰκάδι, τοῖς τε ἄλλοις μεγίστοις θεοῖς κατ’ ἐνιαυτὸν συντελοῦνται ἑορταὶ καὶ πανηγύρεις δημοτελεῖς, ἄγεσθαι κατ’ ἐνιαυτὸν πανήγυριν δημοτελῆ ἔν τε τοῖς ἱεροῖς καὶ καθ’ ὅλην τὴν {τὴν} χώραν βασιλεῖ Πτολεμαίωι καὶ βασιλίσσηι Βερενίκηι, θεοῖς Εὐεργέταις τῆι ἡμέραι, ἐν ἧι ἐπιτέλλεται τὸ ἄστρον τὸ τῆς Ἴσιος, ἣ νομίζεται διὰ τῶν ἱερῶν γραμμάτων νέον ἔτος εἶναι, ἄγεται δὲ νῦν ἐν τῶι ἐνάτωι ἔτει νουμηνίαι τοῦ Παῦνι μηνός, ἐν ὧι καὶ τὰ μικρὰ Βουβάστια καὶ τὰ μεγάλα Βουβάστια ἄγεται καὶ ἡ συναγωγὴ τῶν καρπῶν καὶ ἡ τοῦ
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ποταμοῦ ἀνάβασις γίνεται. ἐὰν δὲ καὶ συμβαίνηι τὴν ἐπιτολὴν τοῦ στρου μεταβαίνειν εἰς ἑτέραν ἡμέραν διὰ τεσσάρων ἐτῶν, μὴ μετατίθεσθαι τὴν πανήγυριν, ἀλλὰ ἄγεσθαι τῆι νουμηνίαι τοῦ Παυνί, ἐν ἧι καὶ ἐξ ἀρχῆς ἤχθη ἐν τῶι ἐνάτωι ἔτει, καὶ συντελεῖν αὐτὴν ἐπὶ ἡμέρας 40 πέντε μετὰ στεφανηφορίας καὶ θυσιῶν καὶ σπονδῶν καὶ τῶν ἄλλων τῶν προσηκόντων. ὅπως δὲ καὶ αἱ ὧραι τὸ καθῆκον ποιῶσιν διὰ παντὸς κατὰ τὴν νῦν οὖσαν κατάσ{τασ}τασιν {κατάστασιν} τοῦ κόσμου, καὶ μὴ συμβαίνηι τινὰς τῶν δημοτελῶν ἑορτῶν τῶν ἀγομένων ἐν τῶι χειμῶνι ἄγεσθαί ποτε ἐν τῶι θέρει, τοῦ ἄστρου μεταβαίνοντος μίαν ἡμέραν διὰ τεσσάρω ἐτῶν, ἑτέρας δὲ τῶν νῦν ἀγομένων ἐν τῶι θέρει ἄγεσθαι ἐν τῶι χειμῶνι, ἐν τοῖς μετὰ ταῦτα καιροῖς καθάπερ πρότερόν τε συμβέβηκεν γενέσθαι κα νῦν ἂν ἐγίνετο τῆς συντάξεως τοῦ ἐνιαυτοῦ ἐνιαυτοῦ ενούσης ἐκ τῶν τριακοσίων καὶ ἑξήκοντα ἡμερῶν καὶ τῶν ὕστερον προσνομισθεισῶν ἐπάγεσθαι πέντε ἡμερῶν, ἀπὸ τοῦ νῦν μίαν ἡμέραν ἑορτὴν τῶν Εὐεργετῶν θεῶν ἐπάγεσθαι διὰ τεσσάρων ἐτῶν ἐπὶ ταῖς πέντε ταῖς 45 ἐπαγομέναις πρὸ τοῦ νέου ἔτους, ὅπως ἅπαντες εἰδῶσιν διότι τὸ ἐλλεῖπον πρότερον περὶ τὴν σύνταξιν τῶν ὡρῶν καὶ τοῦ ἐνιαυτοῦ καὶ τῶν νομιζομένων περὶ τὴν ὅλην διακόσμησιν τοῦ πόου διωρθῶσθαι καὶ ἀναπεπληρῶσθαι συμβέβηκεν διὰ τῶν Εὐεργετῶν θεῶν. καὶ ἐπειδὴ τὴν ἐγ βασιλέως Πτολεμαίου καὶ βασιλίσσης Βερενίκης, θεῶν Εὐεργετῶν, γεγενημένην θυγατέρα καὶ ὀνομασθεῖσαν Βερενίκην, ἣ καὶ βασίλισσα εὐθέως ἀπεδείχθη, συνέβη ταύτην παρθένον οὖσαν ἐξαίφνης μετελθεῖν εἰς τὸν ἀέναον κόσμον ἔτι ἐνδημούντων παρὰ τῶι βασιλεῖ τῶν ἐκ τῆς χώρας παραγινομένων πρὸς αὐτὸν κατ’ ἐνιαυτὸν ἱερέων, οἳ μέγα μὲν πένθος ἐπὶ τῶι συμβεβηκότι εὐθέως συνετέλεσαν, ἀξιώσαντες δὲ τὸν βασιλέα καὶ τὴν βασίλισσαν ἔπεισαν, καθιδρῦσαι τὴν θεὰν μετὰ τοῦ Ὀσίριος ἐν τῶι 50 ἐν̣ Κ̣α̣[ν]ώ̣πωι ἱερῶι, ὃ οὐ μόνον ἐν τοῖς πρώτοις εροῖς ἐστιν, ἀλλὰ καὶ ὑπὸ τοῦ βασιλέως καὶ τῶν κατὰ τὴν χώραν πάντων ἐν τοῖς μάλιστα τιμωμένοις ὑπάρχει, Unter der Königsherrschaft des Ptolemaios, des Sohnes des Ptolemaios und der Arsinoe, der Geschwistergötter, im neunten Regierungsjahr, als Apollonides, Sohn des Moschion, Priester des Alexander und der Geschwistergötter und der Wohltätergötter war, als Kanephore der Arsinoe Philadelphos Menekrateia, die Tochter des Philammon war, am siebten Apellaios, am siebzehnten Tybi der Ägypter. Beschluss: Die Oberpriester und Propheten und die ins Allerheiligste zur Bekleidung der Götter hineingehenden (Priester) und die Federträger und die Tempelschreiber und (5) die anderen Priester, die aus den Heiligtümern im Lande zusammengekommen sind am fünften Dios, an dem der Geburtstag des Königs gefeiert wird, und am fünfundzwanzigsten desselben Monats, an dem er von seinem Vater die Königsherrschaft übernommen hat, haben an diesem Tag, nachdem sie zusammen Rat gehalten hatten, im Heiligtum der Wohltätergötter in Kanopos den Antrag gestellt: Da der König Ptolemaios, der Sohn des Ptolemaios und der Arsinoe, der Geschwistergötter, und die Königin Berenike, seine Schwester und Gemahlin, die Wohltätergötter, fortwährend viele große Wohltaten den Heiligtümern im Lande erweisen und die Ehren der Götter in weiterem Umfang vermehren, und dem Apis(stier), dem Mnevis(stier) und den anderen
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angesehenen heiligen Tieren im Lande (10) in jeder Hinsicht ihre Sorge zukommen lassen mit hohen Kosten und Aufwand; und da der König die von den Persern aus dem Land geraubten heiligen Götterbilder nach seinem Feldzug glücklich nach Ägypten zurückgeführt und in die Heiligtümer zurückgegeben hat, von wo ein jedes ursprünglich herausgeraubt worden war; und da er ferner das Land in Frieden bewahrte, indem er für es gegen viele Völkerschaften und die bei ihnen Herrschenden Krieg führte, und da sie (sc. Ptolemaios und Berenike) allen im Lande und den anderen, die ihrer Königsherrschaft untertan sind, die gute gesetzliche Ordnung gewähren; und da sie, als der Fluss einmal nur ungenügend anstieg und alle im Lande wegen dieses Ereignisses niedergeschmettert waren und an die vergangene Vernichtung dachten (15) unter einigen, die früher König waren, unter denen es sich ereignete, dass die Einwohner des Landes von einer Dürre heimgesucht wurden, fürsorglich für die in den Heiligtümern und die anderen Einwohner des Landes eintraten, indem sie für vieles im Voraus Sorge trugen und einen großen Teil der Steuereinkünfte erließen um der Errettung der Menschen willen, indem sie aus Syrien und Phönizien und Zypern und aus mehreren anderen Gegenden Getreide zu hohen Preisen in das Land herbeiholen ließen, haben sie die in Ägypten Lebenden bewahrt, wodurch sie eine ewige Wohltat und ein sehr großes Denkmal ihrer Vortrefflichkeit denen hinterlassen, die jetzt leben, wie auch den Nachkommen; hierfür haben die Götter ihnen ihr Königtum in gut gefestigtem Zustand gegeben, (20) und sie werden ihnen alle anderen guten Dinge bis in Ewigkeit geben. Mit gutem Glück! Es sei beschlossen durch die Priester im Lande, dass die früheren Ehrungen in den Tempeln für den König Ptolemaios und die Königin Berenike, die Wohltätergötter, und deren Eltern, die Geschwistergötter, und deren Vorfahren, die Rettergötter, vermehrt werden; und die Priester in jedem der Heiligtümer im Lande sollen Priester auch der Wohltätergötter genannt werden, und es soll auch die Priesterschaft der Wohltätergötter auf allen Urkunden verzeichnet werden und zusätzlich in die Siegelringe, die sie tragen, eingraviert werden; es soll zu den jetzt existierenden vier Phylen der Körperschaft der Priester, die in jedem Tempel sind, noch zusätzlich eine weitere eingerichtet werden, die (25) ‚Fünfte Phyle der Wohltätergötter‘ genannt werden soll. Und da mit gutem Glück auch die Geburt des Königs Ptolemaios, des Sohnes der Geschwistergötter, sich am fünften Dios ereignete, der auch der Anfang von vielen guten Dingen für alle Menschen geworden ist, sollen diejenigen für diese Phyle ausgewählt werden, die seit dem ersten Jahr (scil. des Königs) Priester geworden sind, und diejenigen, die außerdem noch bis zum Monat Mesore im neunten Jahr eingesetzt werden, und deren Nachkommen für alle Zeit; diejenigen aber, die zuvor Priester waren bis zum ersten Regierungsjahr, sollen in gleicher Weise in denselben Phylen sein, in denen sie vorher waren; ebenso sollen auch ihre Nachfahren von jetzt an den gleichen Phylen zugeteilt werden, in denen ihre Väter sind; anstelle der zwanzig Ratspriester, (30) die jedes Jahr gewählt werden aus den früheren vier Phylen, von denen fünf aus jeder Phyle genommen werden, sollen es fünfundzwanzig Ratspriester sein, indem aus der fünften Phyle der Wohltätergötter weitere fünf hinzugenommen werden. Es sollen auch die aus der fünften Phyle der Wohltätergötter an den Reinigungen und allen anderen Dingen in den Heiligtümem teilhaben, und sie (scil. die Phyle) soll einen Phylarchen haben, wie es auch bei den anderen vier Phylen der Fall ist. Und da in jedem Monat am fünften und neunten und am fünfundzwanzigsten Tag Feste der Wohltätergötter gefeiert werden in den Tempeln gemäß des früher gefassten Beschlusses und da für die übrigen
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höchsten Götter jedes Jahr Feste gefeiert werden und öffentliche Prozessionen, (35) soll jedes Jahr eine öffentliche Prozession in den Heiligtümern und im ganzen Land für König Ptolemaios und Königin Berenike, die Wohltätergötter, an dem Tag durchgeführt werden, an dem der Stern der Isis erscheint, der in den heiligen Schriften als Neujahr betrachtet wird; er wird jetzt aber im neunten Jahr, am ersten Tag des Monats Payni gefeiert, in dem auch die kleinen Feste der Göttin Bubastis und die großen Feste der Göttin Bubastis begangen werden und die Sammlung der Ernte und die Flussschwelle geschehen; immer wenn es sich nun ereignet, dass das Erscheinen des (Sothis)Sternes im Verlauf von vier Jahren auf einen anderen Tag hinübergeht, dann soll die Prozession nicht verschoben werden, sondern sie soll am Neumond des Payni vollzogen werden, an dem sie ursprünglich im neunten Jahr durchgeführt wurde, und sie soll fünf Tage (40) lang unter Bekränzungen und Rauchopfern und Trankspenden und den anderen erforderlichen Dingen vollzogen werden; damit aber auch die Jahreszeiten jederzeit das Gehörige gemäß der jetzigen Beschaffenheit des Kosmos machen und es nicht geschieht, dass einige der öffentlichen Feste, die im Winter gefeiert werden, jemals im Sommer gefeiert werden, weil sich der Stern während vier Jahren um einen Tag verschiebt; dass aber andere, jetzt im Sommer gefeierte (Feste) im Winter gefeiert werden in den Zeiten danach, entsprechend dem, was sich früher ereignet hat und jetzt wieder geschehen würde, wenn die Zusammenstellung des Jahres aus dreihundertsechzig Tagen und den nach späterer Praxis hinzugeschalteten fünf Tagen bestehen bliebe, so soll von jetzt an ein Tag als Fest der Wohltätergötter hinzugeschaltet werden nach vier Jahren zu den fünf, (45) die vor dem neuen Jahr eingeschaltet sind, damit alle wissen, dass die Ordnung und Auffüllung des früheren Rückstandes in Bezug auf die Zusammenstellung der Jahreszeiten und des Jahres und der Gesetzmäßigkeiten in Bezug auf die gesamte geregelte Bewegung der Himmelsachse durch die Wohltätergötter vorgenommen worden ist. Und da es geschah, dass die dem König Ptolemaios und der Königin Berenike, den Wohltätergöttern, geborene und Berenike genannte Tochter, die auch sofort als Königin ausgerufen worden war, noch als Jungfrau plötzlich in den ewigen Kosmos hinüberging, während die aus dem gesamten Land jedes Jahr zu ihm herbeikommenden Priester noch beim König weilten, die sofort eine große Trauerfeier wegen des Ereignisses durchführten, bewogen sie mit ihren Bitten den König und die Königin, die Göttin zusammen mit dem Osiris (50) in dem kanopischen Heiligtum zu weihen (i.e. ihre Statue aufzustellen), das nicht nur zu den ersten Heiligtümern gehört, sondern auch zu den vom König und von allen im Lande lebenden Menschen zu den am meisten verehrten zählt … (Ü: St. Pfeiffer).
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PROF. DR. ROLF STROOTMAN Utrecht University, Department of History and Art History, Drift 6, NL-3512 BS Utrecht, The Netherlands, [email protected].
DIE DARSTELLUNG DER LAGIDEN ALS SIEGREICHE KÖNIGE, FRIEDENSSTIFTER UND WOHLTÄTER Untersuchungen anhand der Groß- und Kleinplastik aus ptolemäischer Zeit Estelle Galbois
EINFÜHRUNG In der hellenistischen Zeit, in einer Welt, die sich ständig im Krieg befand, bezeichneten die Städte die Könige als „Retter“, „Wohltäter“ und „Friedensstifter“. Diese Epitheta fanden ihren Widerhall in den königlichen Titulaturen, welche die „qualités salvifiques, de victoire ou d’opulence matérielle, la justesse des actions bienfaisantes et la protection des sujets (qui forment) l’essence de la monarchie“ betonten, wie JOSE DAS CANDEIAS SALES schreibt.1 Gleichzeitig werden in den Epigrammen der Hofdichter genau diese Tugenden gepriesen.2 Von daher stellt sich die Frage, wie diese Qualitäten von zeitgenössischen Künstlern in Bildern wiedergegeben werden. Die Personifikationen des Guten Glücks,3 des Sieges4 und des Friedens in Verbindung mit Reichtum5 werden in der griechischen Skulptur mit Attributen und Darstellungscodes inszeniert, die es ermöglichen, sie leicht zu identifizieren. Welche Strategien wurden in der königlichen Bildsprache eingesetzt, um zu zeigen, dass der König sein Königreich zu schützen und zu verteidigen vermag und außerdem den Wohlstand und das Wohlergehen seiner Untertanen garantiert? Als echter Stellvertreter für die Person des Königs ist das königliche Porträt die Verkörperung des Königs und muss als solches als Mittel zur Vermittlung des monarchischen Ideals verstanden werden. In der Tat stellen die
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Das Candeias Sales 2010, 214. Siehe insbesondere die poetischen Werke von Poseidippos von Pella, Theokrit und Kallimachos; dazu siehe den Beitrag von G. Weber in diesem Band. Tyche, die Personifikation des Glücks oder der Fortuna, die im Hellenismus immer beliebter wurde, erscheint mit einem Füllhorn oder einem Steuerruder und trägt manchmal eine Zinnenkrone. Sie steht über dem Schicksal der Menschen und beeinflusst den Lauf der Ereignisse. Als geflügelte Göttin, die sich mit hoher Geschwindigkeit fortbewegen kann, verkörpert Nike den Sieg und erfreut sich auch in der hellenistischen Zeit großer Beliebtheit, wie ihre zahlreichen Bilder belegen. Eirene, die allegorische Figur des Friedens, ist in der griechischen Kunst kaum vertreten. Der Bildhauer Kephisodot porträtierte sie um 370 v. Chr. als stehende junge Frau in einem Peplos mit ἀπόπτυγμα, deren langes Haar von einer ταινία zurückgehalten wird, und die auf ihrem linken Arm das Kind Ploutos trägt, das den Reichtum symbolisiert.
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Bildnisse der Herrscher eine visuelle und individualisierte Form dar, die einen Menschen, insbesondere einen König, repräsentiert. Auch wenn die königlichen Porträts physiognomische Merkmale des Herrschers aufgreifen, um seine Identifikation durch sein Volk und die Bevölkerung der griechischen Städte oder anderer hellenistischer Königreiche zu ermöglichen, folgen sie doch auch Konventionen, die auf die außergewöhnliche Natur der Könige und manchmal auch auf die göttliche Natur des Individuums hinweisen, da die Herrscher vergöttlicht wurden und Gegenstand von Kulten waren. Das königliche Bild muss daher als eine geschickte Konstruktion verstanden werden, die individuelle und ideologische Elemente miteinander verbindet. Dieser Beitrag fokussiert auf die Porträts der Lagiden, da diese Dynastie, die am längsten regierende der hellenistischen Dynastien, die meisten bildlichen Zeugnisse hinterlassen hat. Anhand ikonografischer Typen der Groß- und vor allem der Kleinplastik im griechischen Stil werden wir versuchen, die Strategien zu ermitteln, die von den ‚Bildermachern‘ entwickelt wurden, um die Könige als Sieger und Garanten des Friedens und der daraus resultierenden Wohltaten zu inszenieren.6 Diese Untersuchung knüpft an eine im Jahre 2013 durchgeführte und veröffentlichte Studie an, die sich umfassender mit hellenistischen Königsbildern befasste, die sowohl νικηφόρος als auch τρύφων waren.7 In dieser Analyse wurden nur einige ikonografische Typen behandelt. Daher möchten wir im vorliegenden Beitrag auf diese Aspekte näher eingehen. Bevor wir zum Kern des Themas kommen, ist es jedoch wichtig, kurz auf die Bilder von Alexander dem Großen einzugehen, die den hellenistischen Herrschern, nicht nur den Lagiden, als dauerhaftes Vorbild dienten, um ihre Macht zu legitimieren und zu festigen.
1. DIE PORTRÄTS ALEXANDERS DES GROßEN: VORBILDER FÜR DIE DARSTELLUNG DER LAGIDEN Die Züge des Makedonen sind hauptsächlich aus Textquellen und aus posthumen Porträts oder römischen Kopien von Bildnissen bekannt, die zu seinen Lebzeiten hergestellt wurden.8 Von den entwickelten ikonographischen Typen sollen im Rahmen dieser Studie zwei besonders beachtet werden: der ‚Alexander Aichmephoros‘ und der ‚Alexander als Reiter‘.
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Die Befunde würden bei einer Untersuchung der ‚ägyptischen‘ Herrscherporträts u.U. anders ausfallen, auch wenn der Pharao der Garant für den Wohlstand Ägyptens ebenso wie für das Gleichgewicht der Welt war. In dieser Eigenschaft war er ein siegreicher Kämpfer und Friedensstifter. Galbois 2013. Siehe die wertvolle Zusammenfassung von Stewart 1993.
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1.1 Alexander Aichmephoros Lysippos, der berühmte Bildhauer und offizielle Porträtist Alexanders des Großen, schuf ein Porträt, das während der gesamten Antike einen fantastischen Ruf genoss. Es handelt sich um den Alexander Aichmephoros, der allgemein als ‚Alexander mit dem Speer‘ bekannt ist. Nach den Texten und Kopien, die von dieser Porträtstatue angefertigt wurden, wurde der makedonische Eroberer in heroischer Nacktheit stehend dargestellt, wobei er sich auf einen in die Erde gesteckten Speer stützte, den er in der rechten Hand hielt, während sich die linke Hand um ein Attribut, wahrscheinlich ein Schwert, schloss. Die Lanze verdeutlicht auf dieser Darstellung den militärischen Aspekt des makedonischen Königtums und bezeichnet speziell das Eroberungsrecht.9 Diese Statue, die heute verschollen ist, wird von Plutarch in seinem Leben Alexanders (4,1–3) und in Über das Glück oder die Tapferkeit Alexanders des Großen (2,2) erwähnt. Zwei Kopien, die in Paris im Musée du Louvre aufbewahrt werden, ermöglichen es uns, uns eine ziemlich genaue Vorstellung von der Physiognomie und Haltung des Makedonen zu machen. Die erste ist eine Büste auf einer Hermensäule, die als Alexander des AzaraTypus10 bekannt ist, die zweite eine kleine Bronze aus Ägypten [Q11-1, Abb. 1]. Während sich das Bildnis im ersten Fall auf die Gesichtszüge des Königs konzentriert, ist das zweite Porträt für unsere Zwecke interessanter, da es die Haltung und Gestik des Makedonen zeigt – Lanze und Schwert sind verschwunden. Der Vergleich mit einer gemalten Darstellung der Statue im Hintergrund eines Doppelporträts aus dem Fayum, dem sogenannten ‚Tondo der beiden Brüder‘, bestätigt die Identifizierung der Darstellung als Hinweis auf Lysippos’ ‚Alexander mit der Lanze‘.11 Die Statue des ‚Alexander mit der Lanze‘ inspirierte auch Handwerker, die Terrakottafiguren (oder Koroplathen) herstellten, wie die Statuette aus Alexandria aus der Hadra-Nekropole (Inv. 22437), auf der derselbe pathetische Ausdruck und das feurige Haar mit den weichen Strähnen des makedonischen Eroberers zu sehen sind.12 Dieses Kunstwerk hinterließ zweifellos einen bleibenden Eindruck. Eine Passage bei Plutarch ist in dieser Hinsicht sehr aufschlussreich: „Als Lysippos seinen ersten Alexander gemeißelt hatte, der mit dem Gesicht zum Himmel aufblickte – Alexander selbst pflegte so zu blicken, den Hals sanft zur Seite geneigt –, schrieb
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Außerdem ist der Speer eines der Themen der höfischen Dichtung in der hellenistischen Zeit: Barbantani 2010, 234–236. 10 Siehe insbesondere Smith 1988, 155, Nr. 1; Stewart 1993, 165–171, 423; Rolley 1999, 352– 354. 11 Rolley 1999, 353, Abb. 366. Auf dem gemalten Porträt ist Alexander mit einer ägyptischen Krone geschmückt, wahrscheinlich dem Hemhem oder der Atef-Krone, die auf dem ursprünglichen Kunstwerk nicht zu sehen war. Alexander muss auch auf der Bronzestatuette mit dieser Krone geschmückt gewesen sein, wie die Vertiefung im Scheitelpunkt des Kopfes andeutet. Diese Krone deutet auf den Wunsch hin, die Alexanderbilder in einem ägyptischen Kontext zu verankern. Für eine Interpretation zugunsten des hemhem: Reinsberg 2004, 334, Abb. 22 f.; für die atef-Krone: Notiz von Descamps-Lequime 2011, 644 f., n°410. 12 Breccia 1930, 60, Nr. 305, Taf. XXVI, Abb. 2; siehe auch Galbois 2020, 39–43.
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Estelle Galbois jemand nicht ohne Wahrscheinlichkeit: ‚Die Bronze scheint Zeus anzuschauen und zu sagen: Die Erde ist mir untertan; du, Zeus, halte den Olymp!“. 13
Die Statue wurde als Bestätigung der unbestrittenen Herrschaft des Königs nach der Eroberung der bekannten Welt verstanden. Die Bildhauer, die in Ägypten tätig waren, ließen sich von dieser berühmten Porträtstatue inspirieren und schufen einen eigenen ikonografischen Typus, der Alexander darstellte. Diese Bildnisse sind vom Typ ‚αἰγίοχος‘ (oder: Ägis-Träger),14 ein ikonographischer Typ, der nach dem Tod des Makedonen festgelegt wurde und nur im Lagidenreich zu finden war. Mehrere Exemplare des ‚Alexander αἰγίοχος‘ wurden aus verschiedenen Materialien hergestellt15 und zeigen den Herrscher immer auf folgende Weise: Er steht mit erhobenem rechten Arm, die rechte Hand schließt sich um eine Lanze, und trägt die mit einem γοργόνειον verzierte Ägis, die er wie eine makedonische Chlamys angelegt hat.16 Eines der am besten erhaltenen Exemplare stammt aus der Stadt Ptolemais, die in Oberägypten etwa 120 km flussabwärts von Theben liegt [Q11-2]. Diese Statuen wurden vermutlich als Teil eines posthumen Kults für den Herrscher verwendet und belegen die starken Spuren, die er im Königreich der Zwei Länder hinterließ. Dies überrascht nicht, wenn man bedenkt, dass es für die Lagiden ein hervorragendes Mittel war, ihre Macht in Ägypten zu legitimieren, indem sie die Figur Alexanders heraufbeschworen und sich mit denselben Codes darstellen ließen.
1.2 Alexander als Reiter Die Reiterporträts Alexanders dienten ebenfalls als Vorbilder für Darstellungen der ptolemäischen Könige. Wir greifen hier zwei Beispiele heraus: Lysippos’ Gruppe der Schlacht am Granikos, die im Heiligtum von Dion in Makedonien stand, und die Statue des Alexander κτίστης, die in Alexandreia aufgestellt wurde. Alexander hatte nämlich eine Gruppe in Auftrag gegeben, die seine gefallenen Mitstreiter in der Schlacht am Granikos im Mai 334 v. Chr. ehren sollte. Das Gefecht wird von Plutarch in seinem Leben Alexanders (16,2 f.) geschildert. Diese Gruppe, die heute verloren ist, ist durch eine Beschreibung von Arrian bekannt: 13 Plut. Über das Glück oder die Tapferkeit Alexanders des Großen 2,2 (335a12–b5): Λυσίππου δὲ τὸ πρῶτον Ἀλέξανδρον πλάσαντος ἄνω βλέποντα τῷ προσώπῳ πρὸς τὸν οὐρανὸν (ὥσπερ αὐτὸς εἰώθει βλέπειν Ἀλέξανδρος ἡσυχῆ παρεγκλίνων τὸν τράχηλον) ἐπέγραψέ τις οὐκ ἀπιθάνως ‚αὐδασοῦντι δ’ ἔοικεν ὁ χάλκεος εἰς Δία λεύσσων·Γᾶν ὑπ’ ἐμοὶ τίθεμαι· Ζεῦ, σὺ δ’ Ὄλυμπον ἔχε‘. 14 Breccia 1930, 80. Zum ikonografischen Typus des ‚Alexander αἰγίοχος‘: Stewart 1993, 246, Abb. 83; Parlasca 2004. 15 Von den 19 Porträts dieser Art, die von Parlasca 2004, 354–359, erfasst wurden, sind zehn aus Kalkstein, drei aus Marmor, drei aus Bronze, zwei aus Kalzit und eines, dessen Material nicht erwähnt wird. Es ist anzumerken, dass in diesem Inventar kein Porträt aus Terrakotta aufgeführt ist. Stewart 1993, 422, Nr. 15, erwähnt auch einen Torso aus Elfenbein, der in Moskau in der ehemaligen Golenichev-Sammlung aufbewahrt wird. 16 Parlasca 2004, 348.
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„Etwa fünfundzwanzig Gefährten wurden beim ersten Angriff getötet: Ihre Bronzestatuen stehen in Dion; Alexander hatte sie bei Lysippos, seinem einzigen festen Porträtisten, in Auftrag gegeben.“17 Eine Bronzekopie, die in Herculaneum entdeckt wurde und in Neapel aufbewahrt wird, wurde als eine verkleinerte Version der Statue Alexanders verstanden, der inmitten seiner Soldaten dargestellt wurde. Gepanzert und mit einer Lanze in der linken Hand reitet er auf seinem treuen, sich aufbäumenden Pferd Bukephalos [Q11-3]. Wir können auch eine andere verlorene Statue von Alexander erwähnen, die ihn als κτίστης darstellt, d. h. als Gründer der gleichnamigen Stadt Alexandreia. Diese Skulptur wird in einem späten literarischen Zeugnis erwähnt, das auf das Ende des 4. Jhs. n. Chr. datiert wird. Der Text des Pseudo-Libanios (Nikolaos, der Rhetor) berichtet uns, dass eine Bronzestatue des Makedonen mit unbedecktem Kopf, wehendem Haar, gepanzert, eine Hand erhoben, auf Bukephalos reitend, in der Nähe des Meeres in Alexandreia stand (Progymnasmata 27).18 Dieser Beschreibung zufolge wurde die Statue bereits bei der Gründung der Stadt errichtet, als der Sohn Philipps II. noch lebte. Durch die gewählte Darstellungsweise wurde dieser als Gründerheros verewigt.19 Eine Reiterstatuette, die in Begrâm, 60 km nördlich von Kabul, gefunden wurde, könnte von dieser Statue inspiriert worden sein [Q11-4]. Alexander erscheint als Reiter (sein Pferd ist nicht erhalten) in einem griechischen Brustpanzer, über dem eine Chlamys befestigt ist, deren eine Seite vom Wind bewegt wird. Ursprünglich hielt er in der rechten Hand eine Lanze und in der linken Hand die Zügel. Diese Statuette gehört zu einer Reihe ähnlicher kleiner Bronzefiguren, die den Makedonen als Reiter mit verschiedenen Varianten in der Tracht und/oder Gestik darstellen. Dieses ikonografische Schema, bei dem der siegreiche Reiter den zu Boden gefallenen, flehenden Feind zertrampelt, leitet sich von griechischen Statuen der klassischen Zeit ab.20 Im Folgenden soll gezeigt werden, dass die Statuen von Alexander mit dem Speer und Alexander als Reiter die lagidischen Könige stark inspirierten. Diese verstanden es jedoch, diese Bilder so anzupassen, dass sie den Botschaften entsprachen, die sie ihren Untertanen vermitteln wollten. So schlugen sie originelle Formeln vor, die Erkennungszeichen der Macht mit göttlichen Attributen verbanden.
17 Arr. An. 1,16,4: Μακεδόνων δὲ τῶν μὲν ἑταίρων ἀμφὶ τοὺς εἴκοσι καὶ πέντε ἐν τῇ πρώτῃ προσβολῇ ἀπέθανον· καὶ τούτων χαλκαῖ εἰκόνες ἐν Δίῳ ἑστᾶσιν, Ἀλεξάνδρου κελεύσαντος Λύσιππον ποιῆσαι, ὅσπερ καὶ Ἀλέξανδρον μόνος προκριθεὶς ἐποίει. 18 Vgl. Stewart 1993, 40, 172 f., 243–252 und 397–400 (S. 18 und T 126). Die Statue stand möglicherweise in der Nähe des Sema (Stewart 1993, 243 und 246; Rolley 1999, 356). 19 Es ist möglich, dass dieser Kult bereits zu Lebzeiten des Makedoniers gegründet wurde: Rolley 1999, 356. 20 Siehe insbesondere die Grabstele von Dexileos, der 394/393 starb, wie aus der Inschrift hervorgeht, die die Skulptur begleitet. Athen, Keramikmuseum. Der junge Mann erschlägt von seinem Pferd aus einen zu Boden gestürzten Feind, der vergeblich versucht, sich zu schützen. Der Verstorbene hielt in seiner rechten Hand eine Lanze und in der linken Hand die Zügel. Diese nicht erhaltenen Elemente waren aus Bronze. Rolley 1999, 161 f., Abb. 145 f.
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2. DIE PORTRÄTS DER LAGIDEN ALS SIEGREICHE KRIEGSHERREN Ein Großteil der Regierungszeit der hellenistischen Könige war dem Krieg und damit dem Agieren auf dem Schlachtfeld gewidmet. Polybios zufolge war der Sieg, der aus zwei untrennbaren Faktoren resultierte – der Fürsorge der Götter, die den Sieg ermöglichte, und dem persönlichen Charakter des Monarchen, der an der Schlacht teilnahm – ein Zeichen für die königliche Natur des Herrschers.21 Wie Alexander wurden die Diadochen, zu denen auch Ptolemaios, der Gründer der Lagidendynastie, gehörte, durch die Anerkennung ihrer militärischen Fähigkeiten, die sie zum Sieg geführt hatten, zu Königen.22 Es war in der Tat nach einem militärischen Erfolg, dass Alexanders Generäle, unterstützt von ihrer Armee, den Königstitel annahmen und das Diadem zu tragen begannen. Diese relativ unauffällige Insignie besteht aus einem dünnen, flachen, im Nacken gebundenen Stoffband und wurde zum Symbol des Sieges schlechthin und zum Erkennungszeichen der Macht.23 So nahm Ptolemaios, der Sohn des Lagos, 305/04 v. Chr. den Königstitel an, um seine Herrschaft über Ägypten, das damals ein Objekt der Begierde war, zu bekräftigen. Er war ein Waffengefährte Alexanders und ließ als erster Münzen mit seinem Bildnis prägen. Auf der Vorderseite der Münzen, auf denen die Gesichtszüge normalerweise immer betont werden, erscheint ein Mann mittleren Alters mit üppigem, unordentlichem Haar und einem Diadem.24 Diese Insignie ist als ein Mittel des Königs zu verstehen, dem Hof und seinen Untertanen zu zeigen, dass er den königlichen Titel und das königliche Amt annimmt. Das Diadem und die Chlamys, ein kurzer Wollumhang, der mit einer Fibel über einer Schulter oder vor dem Hals befestigt wird, bilden die Tracht des βασιλεύς, die von allen Herrschern der Lagidendynastie von Ptolemaios I. bis Ptolemaios XV. übernommen wurde und sich in allen Medien des königlichen Bildes wiederfindet (Münzen, Groß- und Kleinplastik, Miniaturbilder25). Auf diesen offiziellen Bildern stellen sich die Lagiden selbst als ‚Kriegskönige‘ dar, die in der Lage sind, die Grenzen ihres Reiches zu verteidigen oder sogar zurückzuschlagen und die Völker und Städte, denen sie helfen, zu schützen.
21 Pol. 11,34. 22 In ihrer Kindheit erhielten die Prinzen eine Erziehung, die sie auf die Kriegskunst vorbereitete, und nahmen an den königlichen Jagden teil, da die jagdlichen Leistungen laut Polybios (20,3) ihre zukünftigen Siege ankündigten. 23 Siehe die verschiedenen Beiträge in Lichtenberger et al. 2012. 24 Picard 2012. 25 Eine Zusammenfassung findet sich in Galbois 2018.
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2.1 In den Fußstapfen Alexanders des Großen: Die Lagiden mit dem Speer In einigen plastischen Zeugnissen erscheinen die Lagiden in der Art des makedonischen Eroberers mit einem in die Erde gesteckten Speer, der als Stütze für die in voller Größe dargestellten Herrscher dient.26
Ptolemaios II. Aichmephoros mit Elefantenskalp und Keule Eine Bronzestatuette aus dem British Museum zeigt Ptolemaios II., den Sohn und Nachfolger von Ptolemaios I., nackt und auf eine Lanze gestützt mit einem Elefantenskalp und mit Stiefeln gekleidet [Q11-5]. Sein kurzes Haar mit den charakteristischen kleinen flachen Strähnen auf der Stirn und an den Schläfen ist mit dem königlichen Stirnband umgürtet. In der linken Hand hält er eine Keule mit knorrigem Griff. Während der Bezug auf die Statue des Lysippos explizit ist, ist das Bild hingegen komplex, da es nicht nur auf den Makedonen, sondern auch auf die göttlichen Vorfahren (oder Archegeten) der lagidischen Dynastie verweist: Dionysos und Herakles. Darüber hinaus können die Elefantenexuvien auch als Symbol für einen Sieg interpretiert werden.27 Bei Gaugamela im Jahr 331 v. Chr. trafen die makedonischen Armeen zum ersten Mal auf Kriegselefanten. Auf der Vorderseite der Silbertetradrachmen, die 319 v. Chr.28 von Ptolemaios geprägt wurden, wurde das Profil Alexanders mit einem Elefantenskalp als Kopfschmuck eingeprägt, der in der gleichen Weise wie das Löwenfell getragen wurde. Die Exuvien auf dem Porträt von Ptolemaios II. könnten an Alexanders Eroberung Indiens erinnern.29 Daher kann das Tragen des Elefantenskalps durch Alexanders Nachfolger als Symbol der Heroisierung und Legitimierung der Macht angesehen werden. Dieser Statuette, die eher wegen ihrer Ikonographie als wegen ihrer plastischen Qualität interessant ist, kann eine Passage aus Theokrits Eidyllion 17 gegenübergestellt werden, die auf die göttliche Abstammung des Philadelphos und seine mit der Lanzenspitze errungenen militärischen Eroberungen anspielt. Darüber hinaus erscheint es wesentlich, hier die ebenfalls aus Bronze gefertigte Statuette von Arsinoe II. zu erwähnen, die mit dem Bildnis ihres Bruder-Ehemanns verbunden war und auf die wir noch zurückkommen werden [Q11-19]. Die Königin wird mit einem doppelten Füllhorn (oder δίκερας) dargestellt, einem Symbol für Reichtum und Wohlstand. So sind diese beiden Statuetten, die ein Paar bilden, als ein kohärentes ikonographisches Programm zu verstehen: Aus dem königlichen militärischen Sieg resultieren Frieden und Reichtum für das Königreich.
26 Die Lagiden waren nicht die einzigen, die sich nach Art Alexanders darstellen ließen: Siehe zum Beispiel die berühmte Bronzestatue des ‚Thermenherrschers‘, die von Queyrel 2003a, 200–234, Attalos II. zugeschrieben wird. 27 Svenson 1995, 106. 28 Lorber 2005, 62. 29 Stewart 1993, 233, Anm. 13.
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Diese beiden Bilder können mit einem Ereignis in Verbindung gebracht werden, das die Herrschaft von Ptolemaios II. stark beeinflusste: die berühmte πομπή, die 280/79 v. Chr. in Alexandreia abgehalten wurde. Die Πτολεμαῖα, eine wahre Demonstration der militärischen Macht und des Reichtums des ägyptischen Königreichs, hinterließen zweifellos einen bleibenden Eindruck.30 Der Typus des ‚Alexander mit der Lanze‘ fand in der Bilderwelt der Lagiden ein dauerhaftes Echo. Davon zeugt eine Kalksteinstatue aus lokaler Produktion, die als Porträt eines der letzten Könige der Dynastie identifiziert wurde [Q11-6]. Das alexandrinische Modell verbreitete sich also über einen langen Zeitraum und im gesamten Königreich, nicht nur in der ptolemäischen Hauptstadt und der weitgehend hellenisierten Delta-Region.
Ptolemaios X. Alexander I. Aichmephoros mit der Ägis In Aphroditopolis, südlich von Memphis, wurde 1911 eine kolossale Statue gefunden, die einen der letzten Ptolemäer in heroischer, athletischer Nacktheit stehend darstellt, mit erhobenem linkem Arm und bekleidet mit der Ägis [Q11-6]. Es könnte sich um Ptolemaios X. Alexander I. handeln, wie aus der vergleichenden Analyse mit einem Siegelporträt aus Edfu hervorgeht, das einen König mit Helm, bekleidet mit der Ägis und bewaffnet mit Speer und Schild zeigt.31 Der linke Arm der Statue ist erhoben und die Hand umschloss ein verschwundenes Element, wahrscheinlich einen Speer. Das Bildnis ist offensichtlich von den Statuen ‚Alexanders mit dem Speer‘ inspiriert, stellt aber gleichzeitig eine Variante des Typs ‚αἰγίοχος‘ dar. Diese Skulptur ist eher von mittelmäßiger Machart, stellt aber dennoch ein Unikum in der sehr lückenhaften Überlieferung hellenistischer Plastik dar. Auf diesen Bildern wie auch auf denen von Alexander dient die überentwickelte Muskulatur der Herrscher dazu, ihren außergewöhnlichen, ja übermenschlichen Charakter zu betonen und sie von ihren Untertanen zu unterscheiden.32 Ebenso werden die Könige alle auf die gleiche Weise dargestellt – die Körper durch den Kontrapost belebt und das Becken nach vorne geschoben, sodass sie leicht gewölbt sind.33 Diese Haltung wird von Spezialisten für nonverbale Sprache als Symbol für entspannte Stimmung angesehen: Eine solche Haltung scheint häufig vorzukommen, wenn eine Person in einer dominanten Position ist. Darüber hinaus unterstreichen der Kontrapost und die Wölbung der Figur, die den Beckenbereich betonen, zusätzlich die Männlichkeit des Herrschers. Diese letztlich entspannte Haltung des Königs würde Vertrauen erwecken, da er den verletzlichsten Teil seines Körpers dem Blick der Öffentlichkeit aussetzt. Die Anwesenheit des Speers verdeutlicht gleichzeitig den dominanten Status des Herrschers, der hier in 30 31 32 33
Siehe in diesem Band den Beitrag von R. Strootman. Kyrieleis 1975, 66 f. Masséglia 2015, 23. Masséglia 2015, 25 f.
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majestätischer Pose dargestellt wird – eine Haltung, die seit der klassischen Zeit für Götter und Helden typisch ist.34 Hinter dem scheinbaren Widerspruch zwischen entspannter und majestätischer Haltung verbirgt sich in Wirklichkeit ein kohärenter Diskurs, der darauf abzielt, die Bevölkerung zu beruhigen. Während Statuen und Statuetten den Herrscher in Ruhe zeigen, inszeniert ihn eine Reihe von Kleinbronzen beim Kampf mit einem Feind in einer dynamischen Komposition.
2.2 Ptolemaios II. Reiter mit Elefantenhaut und Speer Eine Bronzestatue aus New York zeigt Ptolemaios II. als Reiter, der in seiner rechten Hand wahrscheinlich eine Lanze hält [Q11-7]. Er ist nackt dargestellt, lediglich mit Schnürstiefeln bekleidet und mit einem Elefantenskalp versehen. Diese Statuette greift in gewisser Weise das oben erwähnte Thema des reitenden Alexander auf, der die makedonische Lanze schwingt. Ein Vergleich mit der Bronzestatuette aus Begrâm [Q11-4] zeigt eine große Nähe in der Wahl der Pose zwischen den beiden Bildnissen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der König auf einem sich aufbäumenden Pferd ritt, wenn man den Statuen des reitenden Alexanders vertraut.35 Im Gegensatz zu der Statuette im British Museum [Q11-5], die ihn in majestätischer Pose zeigt, ist er hier in voller Aktion auf dem Schlachtfeld erfasst. Der Feind wird zwar nicht physisch dargestellt, ist jedoch implizit präsent. Dieses dynamische Bild unterstreicht noch einmal den kriegerischen Wert des Monarchen, der am Kampf teilnimmt und seinen Gegner mit seiner ganzen Höhe überragt.36
2.3 Kleinplastik aus Bronze und allegorischer Sieg: Ptolemäer im Kampf gegen einen Feind des Königreichs Ägypten Darüber hinaus zeigen mehrere Kleinbronzen auf originelle Weise Lagiden, die über Feinde Ägyptens, seleukidische Könige oder galatische Barbaren, triumphieren.37 Diese kleinplastischen Zeugnisse, die die Könige manchmal mit den Attributen des Hermes (Flügel und Stirnspitze) zeigen, könnten in allegorischer Form an verschiedene Siege der Lagiden erinnern38 und monumentalen Werken nach34 35 36 37
Masséglia 2015, 31 f. Masséglia 2015, 41. Masséglia 2015, 43. Während Galaterbilder in der hellenistischen Zeit vor allem durch die von den Attaliden in Auftrag gegebenen Votivgaben bekannt sind, waren sie in Ägypten auch in der großen und kleinen Plastik vertreten: ein Marmorkopf des sogenannten Galliers von Gizeh (Kairo, Ägyptisches Museum, CG 27475), der Teil eines Denkmals gewesen sein soll, das an den Sieg von Ptolemaios II. über die galatischen Söldner im Jahr 275 v. Chr. erinnerte; eine Statuette aus Blei (Alexandria, Museum der Bibliotheca Alexandrina, Inv. 25733). 38 Queyrel 2020a, 194.
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empfunden sein, die heute nicht mehr existieren. So soll laut WOLF-DIETER HEILMEYER ein Bronzeporträt mit der Bezeichnung ‚Ptolemaios III. Murray‘ [Q11-8] von einem Monument abzuleiten sein, das den Sieg von 241 v. Chr. feierte, der das Ende des Dritten Syrischen Krieges markierte.39 Auf einem Porträt im Archäologischen Nationalmuseum in Athen überragt ein nackter, athletischer Herrscher mit Diadem einen zu Boden gestürzten Feind [Q11-9].40 Der Lagide verdreht ihm energisch den rechten Arm, während er gleichzeitig kräftig auf seinen Kopf drückt. Diese Szene erinnert an das Pankration, einen griechischen Kampfsport, der in der Palaistra ausgeübt wurde. Der Ausgang des Kampfes wird durch die pyramidenförmige Komposition der Gruppe angedeutet. Ptolemaios II. oder Ptolemaios III. mit ebenfalls halblangem Haar ist auf dem Exemplar in Istanbul [Q11-10] in der gleichen Haltung abgebildet. Die Statuette in Baltimore folgt demselben ikonografischen Muster und zeigt einen mit dem Diadem gekrönten Herrscher mit langem Haar, was für die Bilderwelt der Lagiden ungewöhnlich ist, und kleinen flachen Strähnen, die um das Gesicht strahlen, das durch ein spitzes Kinn gekennzeichnet ist [Q11-11, Abb. 3]. Diese physiognomischen Merkmale könnten auf Ptolemaios V. hinweisen.41 Ptolemaios III. wird auf die gleiche Weise dargestellt wie auf den anderen erwähnten Bildern, nur dass er zwei Flügel und einen blattförmigen Apex hat wie der ‚Ptolemaios III. Murray‘ [Q11-8]. Das Vorhandensein dieser Attribute führte zu einer Verbindung mit dem Gott Hermes Ἐναγώνιος, dem Beschützer der Gymnasien.42 Einige Kommentatoren wollten im Apex ein Lotusblatt sehen und stellten eine Verbindung zu Hermes-Thôt her, der Seth, den Gott des Bösen, niederschlägt.43 Die Gleichsetzung mit Hermes ist unbestreitbar,44 jedoch gilt dies nicht für Thôt. PAUL PERDRIZET ist zwar von der Gleichsetzung des ägyptischen Gottes Thot mit dem griechischen Gott Hermes überzeugt, kann aber in den uns erhaltenen Bronzestatuetten nichts Ägyptisches finden.45 FRANÇOIS CHAMOUX hält diesen Apex für ein Blatt, aber nicht für ein Lotusblatt.46 Das Bild des triumphierenden Königs, der die Feinde des Königreichs Ägypten vernichtet, ist auf den Reliefs der königlichen Gebäude und Tempel in pharaonischer Tradition weit verbreitet, so dass man davon ausging, dass der Archetyp 39 Heilmeyer 1997, 21 f. 40 Zur Körperhaltung siehe die Anmerkungen von Wild 2017 zu einer Bronzestatuette mit einem Pankratiasten im Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz, Inv. O.11832. 41 Queyrel 2020a, 194, schlug vor, Ptolemaios VI. anzuerkennen. 42 Lehmann 1988, 292. 43 Queyrel 2020a, 194. 44 Siehe insbesondere Perdrizet 1911, 27 f.; Charbonneaux 1953, 115–118. 45 Perdrizet 1911, Nr. 40–45. 46 Chamoux 2000, 98: „Il n’y a pas lieu de croire que l’adjonction de cette feuille ait une signification particulière. Elle est portée par des athlètes en pleine action, tantôt par des éphèbes au repos, voire un pédotribe. En tout cas cet agencement capillaire était d’usage courant dans les gymnases. […] Comme ces petits bronzes viennent pour la plupart d’Égypte, on a interprété la feuille frontale comme une feuille de lotus, ce qui n’est pas le cas pour l’Hermès de Marathon ni pour les monnaies de Cyrène: l’ornement végétal ajouté au bandeau palestrique pouvait naturellement varier selon les lieux.“
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dieser Gruppe aus pharaonenzeitlichen Lokaltraditionen stammen könnte.47 Jedoch packt der Pharao auf den Reliefs die Haare seiner Feinde und erschlägt sie mit seiner Keule, was auf den ägyptischen Bronzen mit den Gesichtszügen der Lagiden nicht dargestellt wird. Auch die naturalistische Behandlung der Körper zeugt zweifellos von einem griechischen Einfluss. Diese Serie würde eher auf die Gestik des Herakles, eines der Archetypen der Ptolemäerdynastie, verweisen, so eine bestechende Interpretation von BRITTA RABE.48 Der Archetyp dieser Bronzen könnte eine Kolossalstatue sein, die den mythischen Kampf von Herakles und Antaios darstellt und wahrscheinlich in Alexandreia stand.49 Außerdem könnte eine Reihe von Kleinbronzen, die hauptsächlich aus Unterägypten stammen, diese Skulptur in Miniaturformat nachbilden.50 Dieses ikonografisch äußerst interessante Ensemble, das Bilder aus dem Gymnasium mit martialischen Bildern vermischt, betont den (fast) mühelosen Sieg des Herrschers über seinen Feind, den er dank seiner überlegenen Kampftechnik beherrscht.51 Zwar ließen sich die Könige nach Art Alexanders in majestätischer Pose mit dem Speer oder als Reiter auf dem Schlachtfeld abbilden, wodurch sie das Erbe des Makedonen für sich beanspruchen und sich als Garanten der von den Göttern geschaffenen Ordnung und Beschützer des lagidischen Königreichs und ihrer Untertanen vor den sie bedrohenden Gefahren darstellen konnten, doch entwickelten sie auch eine eigene Ikonografie, die im weiteren Sinne die Verbindung zwischen militärischem Sieg/Frieden und dem Wohlstand des Königreichs betonte.
2.4 Die Lagiden als Sieger und Wohltäter: Das Beispiel von Ptolemaios III. mit Bogen, Köcher und Füllhorn Die Verbindung von Friedenssicherung und Überfluss lässt sich an einer Bronzestatuette aus dem British Museum ablesen, deren ikonographischer Typus ein Unikum ist [Q11-12, Abb. 4]. Der Herrscher, dessen königlicher Status durch das im Haar sichtbare Diadem angezeigt wird, ist auch hier in heroischer Nacktheit dargestellt. Die Wahl der Pose, der polykletische Kontrapost, und der athletische Körperbau, der von überentwickelten Muskeln geprägt ist, unterstreichen die Allmacht des Herrschers. Auf dieser kleinen Bronze wird der König mit Herakles assoziiert, wie das Löwenfell auf der linken Schulter andeutet, und mit Apollon, durch den Köcher, dessen Riemen über die Brust verläuft, und den Bogen in der linken Hand. Diese Attribute betonen die göttliche Natur des Lagiden und weisen in Verbindung mit dem königlichen Stirnband auf seine militärischen Qualitäten
47 Dies gilt insbesondere für Charbonneaux 1953, 116–118, der in diesen Statuetten einen direkten Einfluss der Bildersprache der pharaonischen Tradition sehen wollte. 48 Rabe 2010, 58 f. 49 Rabe 2010, 58. 50 Rabe 2010, 58 f. 51 Lehmann 1988, 296.
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und Erfolge hin. Die Bewegung des Kopfes des Königs, der auf das Attribut in seiner rechten Hand gerichtet ist, hebt dieses jedoch hervor, wahrscheinlich um die Aufmerksamkeit des Betrachters zu erregen. Es handelt sich um das mit Früchten gefüllte Füllhorn (oder κέρας), das die Fruchtbarkeit des Königreichs Ägypten symbolisiert. Dieses Attribut, das zu einem wesentlichen Bestandteil des lagidischen Diskurses geworden ist, wird nur selten mit Herrschern in Verbindung gebracht,52 außer auf Münzen, die seit der Regierungszeit von Ptolemaios IV. geprägt wurden und auf denen das Profil von Ptolemaios III. auf der Vorderseite abgebildet ist.53 Letzterer trug den Beinamen „Wohltäter“; das Füllhorn, das dem Betrachter entgegengestreckt wird, könnte einer der Schlüssel zur Identifizierung des Porträts sein. Die vergleichende Analyse der Gesichtszüge des Monarchen mit Porträts des Euergetes durch DONALD M. BAILEY scheint in diese Richtung zu weisen.54 Daher ist dieses kleine Porträt nicht uninteressant, da es zeigt, dass der Herrscher, der auch ein Gott ist, sowohl der Garant für den Frieden seines Reiches als auch ein Spender von Reichtum ist.
3. DIE LAGIDEN: GARANTEN FÜR DEN WOHLSTAND DES KÖNIGREICHS UND DAS WOHLERGEHEN IHRER UNTERTANEN Während der Krieg für den Herrscher ein Mittel ist, seine militärischen Fähigkeiten zu testen, indem er die Grenzen seines Reiches verteidigt und sogar ausdehnt, ist er auch eine Quelle der Bereicherung,55 da die Beute, die er den Feinden abnahm, den königlichen Schatz vergrößert. Der Herrscher, der den Frieden wiederherstellt, demonstriert seine Macht durch Wohltaten, die ihm im Gegenzug Ehre und Anerkennung seitens seiner Untertanen und der Bevölkerung der griechischen Städte, die davon profitieren, einbringen. Das Konzept der Opulenz in Verbindung mit dem Euergetismus trägt zur Aura des Königs bei, der zu Großzügigkeit gegenüber den Göttern, seinem Volk und den griechischen Städten fähig ist. Diese Opulenz definiert außerdem den außergewöhnlichen Lebensstil, der dem Herrscher zukommt, d. h. die τρυφή, deren Konzept eng mit Dionysos verbunden ist.56 Daher sollten die königlichen Geschenke nicht als bloße euergetische Handlungen betrachtet werden, sondern als wahrhaft konstitutiv für die Person des Königs, dessen unerhörter Reichtum ihn über gewöhnliche Menschen erhebt. Seine Großherzigkeit ebenso wie sein kriegerischer Wert legitimieren seine Macht. In den Bildern zeigt sich die Verschwendungssucht in den fleischigen Gesichtszügen, der Angleichung an Götter oder auch in der Präsenz spezifischer Attribute wie dem Füllhorn. 52 Füllhörner werden häufiger mit Herrschern in Verbindung gebracht, wie weiter unten gezeigt wird. 53 Queyrel 2003c, 5–7. 54 Bailey 1990, 109. 55 Der Krieg hatte aber auch seinen Preis, da unter anderem der Sold für Reiter, Infanteristen und Söldner finanziert werden musste. 56 Zum Konzept der τρυφή siehe Tondriau 1948 und Gouëssan 2013.
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3.1 Fette und dicke Lagiden oder das Körperideal der τρυφή Auf vielen Porträts ist in der Tat zu erkennen, dass hellenistische Herrscher ein pralles Gesicht haben. Diese Fülle, die auf den offiziellen Porträts der Könige durchaus vorhanden ist, ist die plastische Übersetzung der τρυφή.57 Diese weichen Gesichtszüge sollen keineswegs das ausschweifende Leben der Herrscher hervorheben, wie es die Autoren der hellenistischen und römischen Epoche (Poseidonios, Polybios, Sueton, Aelian oder Athenaios, die alle lipophob sind) suggerieren. Im Gegenteil, fette Gesichter verweisen auf die Darstellung eines Ideals von körperlichem Wohlstand; der fette König verkörpert buchstäblich den Wohlstand des gesamten Königreichs.58 Dieser Darstellungscode taucht in der lagidischen Porträtmalerei schon recht früh auf, ab der Regierungszeit von Ptolemaios II. Er findet sich in den Münzporträts von Ptolemaios III., Ptolemaios IV. und Ptolemaios VIII. sowie den sigillographischen Bildnissen von Ptolemaios IX. und Ptolemaios X. (107–88 v. Chr.), für die keine Porträts auf Münzen vorliegen.59 Es beeinflusst auch, und vielleicht sogar in noch auffälligerer Weise, die plastischen Porträts. Auf den Porträts von Ptolemaios II. [Q11-13] und Ptolemaios III. [Q1114], die in Paris im Musée du Louvre aufbewahrt werden, ist die Dickleibigkeit des Gesichts deutlich zu erkennen. Dieses noch stärkere Übergewicht findet sich auch auf einem Porträt, das Ptolemaios VIII. zugeschrieben wird und in der William Kelly Simpson Collection in New York aufbewahrt wird [Q11-15]. Die sigillographischen Porträts von Ptolemaios IX. und Ptolemaios X. bestätigen diese Tendenz zur Aufblähung des königlichen Gesichts. Diese Art der Darstellung erinnert an die Bilder des Dionysos.60 Dieses Körperideal findet sich auch auf den Porträts der Herrscherinnen, die ein fettes Gesicht und ‚Venusfalten‘ am Hals haben. Ein gutes Beispiel dafür ist das Porträt von Berenike II. als Isis aus der Porträtgalerie, die in Tell Timai (Ägypten) entdeckt wurde und die durch ein fleischiges Gesicht (pralle Wangen und ein fettes Kinn) auffällt [Q11-16]. Diese Porträts stellen eine Synthese aus göttlicher und königlicher Bildsprache dar und überbringen der Bevölkerung des Lagidenreichs eine wirkungsvolle Botschaft.
3.2. Ptolemaios III. als Hermes-Triptolemos Das Thema des euergetischen Königs findet eine weitere Illustration in zwei kleinen Bronzen, von denen eine im Calouste Gulbenkian Museum in Lissabon [Q1117] und die andere im Museum in Bonn [Q11-18] aufbewahrt wird. Sie zeigen 57 Zur τρυφή der Lagiden und den Interpretationen, die daraus gemacht werden konnten, siehe Gouëssan 2013 und Galbois 2017. 58 Dieses Konzept ist keine Besonderheit der Lagiden, denn auch die Attaliden hatten ein fettes Gesicht; dazu Queyrel 2003b, 74–78, Pl. 6, fig. 1–4, A2. 59 Kyrieleis 2015. 60 Ein Beispiel dafür ist der Dionysos auf dem Mosaik des Hauses des Dionysos auf Delos aus der Zeit um 140 v. Chr., dessen Gesicht durch eine gewisse Schwere und Weichheit der Züge auffällt, um das körperliche Wohlergehen der Gottheit zu betonen.
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beide einen stehenden, halbnackten Herrscher, dessen Kopf mit einem Diadem versehen und mit zwei Flügeln und einem Stirnapfel geschmückt ist. Sie sind mit der Chlamys bekleidet, die nicht wie üblich am Körper herunterhängt, da der König einen Zipfel seines Umhangs zurückhält.61 Die Knöchel sind mit je einem Paar Flügel versehen. In seiner rechten Hand scheint der Herrscher ein Füllhorn zu halten, wenn man dem besser erhaltenen Exemplar aus Lissabon Glauben schenken darf. Diese beiden Statuetten, die nach dem Vergleich mit den Münzporträts zweifellos Ptolemaios III. darstellen, basieren offensichtlich auf demselben Modell. Nach einer neueren Analyse von CECILIA BENAVENTE VICENTE, die die Studien von PAUL PERDRIZET und HANS PETER LAUBSCHER aufgreift, wird Ptolemaios III. hier als Hermes-Triptolemos dargestellt. Triptolemos, der durch die Welt reist und überall Weizenkörner sät, ist auch auf der berühmten ‚Tazza Farnese‘ des Archäologischen Museums in Neapel zu sehen.62 Auf der Statuette würde die durchaus wahrscheinliche Assoziation des Königs mit Triptolemos zu diesem Zeitpunkt auf den Euergetismus von Ptolemaios III. verweisen. In einer anregenden Perspektive verbindet CECILIA BENAVENTE VICENTE diesen Bildtyp mit dem Dekret von Kanopos (238 v. Chr.) [Q10-03], in dem festgelegt wurde, dass Ptolemaios III. und Berenike II. nach einer unzureichenden Nilschwemme auf die Erhebung von Steuern verzichteten und insbesondere aus Syrien, Phönizien und Zypern Getreide heranschafften, um die angekündigte Hungersnot zu verhindern.63 Im Lichte dieser offiziellen Texte wird die Bedeutung dieser Bilder deutlich, die den vergöttlichten König zu einem wichtigen Akteur machen, der in Zeiten einer Hungerkrise den Wohlstand seines Volkes aufrechterhält, indem er für Überfluss und Wohlstand sorgt und den Frieden bewahrt.
3.3 Königinnen, die mit dem Füllhorn ausgestattet sind, einfach oder doppelt Während die lagidischen Könige in der Groß- und Kleinplastik vielfach porträtiert werden, gibt es auch Darstellungen von Königinnen. Da sie eine wesentliche Rolle für das Wohlergehen ihres Volkes spielen, fungieren sie als Wohltäterinnen und werden oft in humanitären Angelegenheiten um Hilfe gebeten.
61 Diese Geste ist auf den Bildern der Lagiden recht ungewöhnlich; normalerweise fällt der Umhang locker am Körper des Königs entlang. 62 Zuletzt siehe Strano/Moreno 2016 (non vidi) und für eine außergewöhnliche fotografische Behandlung Sampaolo/Spina 2018. Auf diesem komplexen Bild trägt der Halbgott, dessen körperliche Merkmale denen eines Galaters entsprechen, einen kleinen Beutel mit Samen und hält ein Schwert: Seine Anwesenheit erinnert daran, dass die Galater, die 275 v. Chr. von Ptolemaios II. besiegt wurden, sich in der reichen landwirtschaftlichen Region Fayum niedergelassen hatten. 63 Pfeiffer 2004.
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3.3.1. Arsinoe II. mit dem δικέρας und einem Zepter oder einer Lanze Eine Statuette aus dem British Museum, die ein Paar mit der oben erwähnten Statuette von Ptolemaios II. bildet [Q11-5], zeigt Arsinoe II. in griechischer Kleidung und mit der στεφάνη gekrönt, stehend und in der linken Hand das doppelte Füllhorn tragend [Q11-19, Abb. 2]. Ihr rechter Arm ist erhoben und die Finger ihrer Hand schließen sich um einen zerstörten Gegenstand, der als Zepter oder Speer interpretiert wird. Arsinoe II. wird in der gleichen Haltung wie Ptolemaios II. dargestellt, nur dass ihr Körper nicht nach vorne gewölbt ist. Das δικέρας, dieselbe, die auf den Rückseiten der Münzen mit dem Profil der Königin abgebildet ist,64 kann als eine unerschöpfliche Quelle von Wohltaten verstanden werden.
3.3.2. Die Porträts der ersten lagidischen Königinnen auf Oinochoen Erwähnenswert ist auch eine einheitliche Serie von Fayencegefäßen, die sogenannten ‚Ptolemäerkannen‘, auf denen Herrscherinnen mit einem oder zwei Füllhörnern dargestellt werden. Diese Objekte wurden von LOUIS ROBERT mit den sogenannten ‚Hörneraltären‘ in Verbindung gebracht, die insbesondere im Rahmen der Ἀρσινόεια auf den Straßen errichtet wurden. „Le culte domestique d’Arsinoé rend compte (…) de l’usage de ces vases. Chaque maison zélée, qui a devant sa porte un autel d’Arsinoé Philadelphe et plus tard de Bérénice, possède le matériel de culte. L’oenochoé servait aux libations sur l’autel devant la maison aux jours de fêtes (…).“65 Fast alle dieser Vasen wurden in Alexandreia gefunden, was darauf hinzudeuten scheint, dass sie speziell in der ptolemäischen Hauptstadt verwendet wurden.66 Auf dem Bauch dieser blaugrünen Weinkannen wiederholt sich stets die gleiche Szene.67 Dort sieht man eine lagidische Königin mit einem Füllhorn wie sie auf einem Hörneraltar ein Trankopfer darbringt. Arsinoe II. trägt das doppelte Füllhorn (δίκερας) [Q11-20, Abb. 5],68 während Berenike II. [Q11-21] und Arsinoe III. [Q11-22] ein einfaches Füllhorn halten. Die lagidischen Herrscherinnen erscheinen mit Diadem, verschleiert oder gekrönt mit einer sehr hohen στεφάνη. SALLY-ANN ASHTON zufolge wurden die mit Diadem dargestellten Königinnen zu ihren Lebzeiten porträtiert, während die mit στεφάνη abgebildeten Königinnen vergöttlicht wurden: In diesem Fall handelt es sich um posthume Porträts.69 Um die Handlung in einem städtischen Raum zu verankern, stellten die Künstler eine mit Girlanden geschmückte Apollon-Säule dar. Über dem gehörnten Altar sind der Name der Königin und die Erwähnung des „Guten Glücks“, der 64 Kyrieleis 1975, Taf. 70, Fig. 3. 65 Robert 1966, 209 f. Siehe auch die Anmerkungen von Burr Thompson 1973, 71–75. 66 Burr Thompson 1973, 8: 90% der 269 Gefäße stammen aus Alexandreia. Nur ein Dutzend Gefäße wurden außerhalb des lagidischen Königreichs entdeckt: in Xanthos (1), Kourion (1), Canossa (1), Athen (5), in Korinth (1) und auf Kreta (1). 67 Burr Thompson 1973, 23–41. 68 Nur Arsinoe II. und Kleopatra VII. sind mit dem doppelten Füllhorn ausgestattet. 69 Burr Thompson 1973, 334.
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ἀγαθὴ τύχη [Q11-22], verzeichnet.70 Diese Darstellungen greifen ein aus der klassischen Zeit bekanntes Muster auf, bei dem Bürgerinnen, Priesterinnen und Gottheiten beim Trankopfer dargestellt werden. Die Libation steht übrigens im Mittelpunkt des Bildes, da die hervorgehobene Phiale dazu dient, die εὐσέβεια der Herrscherin zu betonen. Die ‚visuelle Standardisierung‘, die die Darstellung prägt, ermöglichte den Zuschauern, die mit dieser Art von Bildern vertraut waren, eine unmittelbare Lesbarkeit. Dadurch erschien die mit der Göttin assoziierte Königin, die als Mittlerin zwischen Göttern und Menschen fungierte, als Spenderin von Wohltaten.
ABSCHLIESSENDE BEMERKUNGEN Am Ende dieser Untersuchung der Groß- und Kleinplastik aus ptolemäischer Zeit zeigt sich, dass die lagidischen Könige sich weitgehend an der AlexanderIkonografie orientierten, um sich als siegreiche Heerführer darstellen zu lassen, die die Grenzen ihres Reiches und ihre Untertanen schützten. Sie waren jedoch keineswegs bloße Nachahmer des makedonischen Eroberers, sondern schufen neue ikonografische Formeln, indem sie sich beispielsweise triumphierend über ihren besiegten, zu Boden gestürzten Feind zeigten. Um ihre Legitimität zu untermauern, übernahmen sie außerdem die Attribute von Gottheiten wie Dionysos und Herakles, den Vorfahren des Lagidenhauses, oder auch Hermes. Neben diesen Bildnissen, die die Rolle als siegreicher Heerführer und Garant des Friedens betonen, finden sich Porträts, die besonders den Euergetismus der Könige herausstellen. Das pralle Gesicht, eine Bildkonvention, die auf die τρυφή der Lagiden verweist,71 die Assoziation des Königs mit Hermes-Triptolemos oder das Vorhandensein des Füllhorns, einfach oder doppelt, das offensichtlich den unbegrenzten Wohlstand des Königreichs symbolisiert, sind die wichtigsten ikonografischen Elemente, die auf die königliche Wohltätigkeit hinweisen. Besonders interessant ist ein Porträt [Q11-12], das die beiden wichtigsten Aufgaben des Königs, die Wiederherstellung des Friedens (Bogen und Köcher) und die Wohlfahrt (Füllhorn), in einer einzigen Darstellung vereint. Diese Porträts dienten zweifellos der Beruhigung des Volkes und trugen gleichzeitig dazu bei, die Herrscher aufzuwerten, indem sie sie als Urheber des Friedens und des Reichtums des Ptolemäerreichs darstellten. Die von den Bildermachern entwickelte Ikonografie deckt sich mit der königlichen Ideologie, denn der Begriff τρυφή führte zu dem Beinamen Τρύφων, den mehrere lagidische Könige und Königinnen trugen.72 Außerdem fällt auf, dass in diesen Bildern nur die Rolle der Herrscherinnen als Wohltäterinnen hervorgehoben wird, obwohl einige von ihnen, wie aus den Quellen bekannt ist, durchaus die Sicherung ihres Königreichs betrieben, indem 70 Burr Thompson 1973, 9–20. 71 Beachten Sie, dass dieses Körperideal nicht nur für die Lagiden typisch ist, siehe insbesondere Galbois 2013 und 2017. 72 Tondriau 1948, 51.
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sie militärisch aktiv wurden. Sie beteiligten sich an der Rekrutierung von Soldaten (Kleopatra II., Kleopatra III., Arsinoe IV. und Kleopatra VII.), zeichneten sich in der strategischen und taktischen Führung aus (Arsinoe III., Kleopatra III., Kleopatra IV., Arsinoe IV., Kleopatra VII.) und waren auf dem Schlachtfeld anwesend (Arsinoe III., Kleopatra III. und Kleopatra VII.).73 Zudem bieten die ‚Porträtmedaillons‘ eine ikonografische Vielfalt, die in der Groß- und Kleinplastik nicht zu finden ist. Auf den Miniaturbildnissen erscheinen die Königinnen abwechselnd als Aphrodite, Ariadne, Artemis, Athene, Demeter, Hera oder auch Isis.74 Um die Herrscherinnen in der Plastik darzustellen, trafen die Bilderhauer also eine Auswahl. Diese Bilder erwiesen sich bei der Verbreitung der königlichen Ideologie als besonders wirksam. Die erhaltenen Bildnisse, die aus wertvollen Materialien (Brone und Fayence) gefertigt wurden, richteten sich an die privilegierten sozialen Schichten, die wahrscheinlich aus dem griechischen Teil der Bevölkerung stammten und mit der griechischen Ikonografie vertraut waren – es gibt keine ägyptischen Elemente auf diesen Objekten. Die Bilder reproduzieren ikonografische Muster, die aus der klassischen Epoche übernommen wurden, und finden darüber hinaus ihren Widerhall in der höfischen Poesie des goldenen alexandrinischen Zeitalters, die sich an die Eliten im Umkreis des Königshofes richtete. Leider ist der Kontext, in dem diese Porträts gefunden wurden, meist unbekannt, wodurch uns Informationen über ihre Auftraggeber und ihre Funktionen fehlen. Wir wissen nur, dass einige von ihnen in Alexandreia und im Delta gefunden wurden. Eine Ausnahme bildet die Kolossalstatue aus Aphroditopolis [Q116], die im öffentlichen Raum aufgestellt werden sollte, während die Bronzestatuetten und Fayence-Oinochoen wahrscheinlich in einem, wenn nicht häuslichen, so doch zumindest privaten Kontext verwendet wurden.75 Diese Bildnisse zeigen schließlich, dass es keine ‚offiziellen‘ Typen für die Darstellung der Lagiden als Könige oder Königinnen gab und dass es je nach Bildträger eine große Vielfalt an Darstellungen gab,76 was einen deutlichen Unterschied zur römischen Welt darstellt. Ab den 40er Jahren v. Chr. beschloss Octavian nämlich die Schaffung eines einheitlichen Porträttyps, der den Skulpturenwerkstätten zur Verfügung stand.77 Die Vereinheitlichung der Größe, der Kopfbewegung, der Gesichtszüge und der Frisur war ein wirksames Mittel zur Legitimierung der Macht, das von allen seinen Nachfolgern eingesetzt wurde. Die Verbreitung dieser Bildnisse führte dazu, dass sie zum wichtigsten Instrument der kaiserlichen Selbstdarstellung wurden.
73 Pillonel 2008. 74 Für eine zusammenfassende Sicht siehe Übersichtstabelle Nr. 2, 266 in Galbois 2018. 75 Zu der Schwierigkeit, diese Miniaturporträts mit kultischen Praktiken in Verbindung zu bringen: siehe Aneziri 2005. 76 Porträts in Form von Miniaturmedaillons bieten zum Beispiel einen größeren ikonografischen Reichtum als plastische Porträts: Aneziri 2005. 77 Boschung 1993, 11–26 und 51–65; Boschung 2017, 445.
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QUELLEN78 11-01. Alexander mit dem Speer Bronze; H. 15,5 cm; Entstehungsort und Herkunft: Unterägypten; 4. Viertel des 4. bis 3. Jh. v. Chr. (?) Paris, Musée du Louvre, Br 370. Bibliographie: Rolley 1999, 352–354; Hinweise darauf bei S. Descamps-Lequime, in: Descamps-Lequime 2011, 644 f., Nr. 410.
11-02. Alexander αἰγίοχος Kalkstein; H. 59,3 cm; Herkunft: Ptolemais; um 100 v. Chr. Cambridge, Fitzwilliam Museum, GR 69.1970 Bibliographie: Vassilika 1998, 70 f.; Parlasca 2004, 356, Nr. 7.
11-03. Alexander, nach der Statue der Granikos-Gruppe des Lysippos Bronze (das Ruder, das das Pferd stützt, ist modern); H. 50 cm; Herkunft: Herculaneum Neapel, Archäologisches Nationalmuseum, 4996 Bibliographie: Rolley 1999, 341 f., Abb. 355.
11-04. Alexander als Reiter Bronze; Herkunft: Begrâm; späthellenistisch/frühe Kaiserzeit Kabul, Nationalmuseum, 04.1.28 78 Die im Katalog genannten Referenzen sind Richtwerte und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
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Bibliographie: Stewart 1993, 172 f.; von den Hoff 2013, 86 und 87, Abb. 5.
11-05. Ptolemaios II. Aichmephoros mit Elefantenskalp und Keule Bronze; H. 39 cm; Herkunft: Ägypten; 3.–2. Jh. v. Chr. London, British Museum, EA38442 Bibliographie: Kyrieleis 1975, 166, B1, Taf. 8, Abb. 5 f. und Taf. 9; Svenson 1995, Nr. 87, Taf. 54; Queyrel 2009, 30, Nr. 25.
11-06. Ptolemaios X. Alexander I. Kalkstein; H. ohne Sockelleiste: 2,05 m; Herkunft: Aphroditopolis, moderner Atfih; Herrschaft von Ptolemaios X. (140–88 v. Chr.) Kairo, Ägyptisches Nationalmuseum, JE 42891 Bibliographie: Kyrieleis 1975, 70 f., 175, H. 3, Taf. 59, Fig. 3 f.; Smith 1988, 30, 84, 97, 124, 168, Nr. 61, Taf. 41, Abb. 1–3; Stanwick 1992, 137, Abb. 6 a–b; Svenson 1995, 201 f., Taf. 4, Abb. 20; Kovacs 2016, 218–221, Abb. 11, 13 f.; Queyrel 2020b, 193 f., Abb. 251.
11-07. Ptolemaios II. als Reiter mit Elefantenhaut und Speer Bronze; H. 25 cm; Herkunft: Ägypten, Athribis (Delta) ?; 3. Jh. v. Chr. New York, Metropolitan Museum of Art, 55.11.11 Bibliographie: Kyrieleis 1975, B2, 166, Taf. 10, Fig. 1–3; Smith 1988, 33, 41, 153, Nr. 4, Pl. 70, 2; Himmelmann 1989, 231 f., Nr. 18, Abb. 18; Laubscher 1991, 223–238, Taf. 49; Moreno 1994, 324, Abb. 407; Svenson 1995, 222, Nr. 75, Taf. 52; Queyrel 2002, 19 und 31, Abb. 67 f.
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11-08. ‚Ptolemaios III. Murray‘ Bronze; H. 32,7 cm; Herkunft: 1892 von Murray in Alexandria erworben; 3. Viertel des 3. Jhs. v. Chr. Berlin, Staatliche Museen, 1993.3 Bibliographie: Heilmeyer 1997; Queyrel 2002, 37 f. und 73, Abb. 28
11-09. Ptolemaios II. siegt im Pankration Bronze; H. 21 cm; Herkunft: Ägypten. Ehemalige Sammlung Dimitriou Athen, Archäologisches Nationalmuseum, 2547 Bibliographie: Kyrieleis 1975, 173, E 6, Pl. 43, Fig. 1 und 3 f.; Queyrel 2020a, 194 f., Abb. 254.
11-10. Ptolemaios III. als Hermes-Thôt, der im Pankration siegt Bronze; H. 24 cm; Herkunft: Antakya (?); 3. Viertel des 3. Jhs. v. Chr. Istanbul, Archäologisches Museum, 190 Bibliographie: Kyrieleis 1975, 170, C14, Taf. 19, Fig. 3 f.; Queyrel 2002, 37 und 72, Abb. 26 f.
11-11. Ptolemaios V. (?) als Hermes-Thôt, der im Pankration siegt Bronze; H. 19,9 cm; Anfang des 2. Jhs. v. Chr. (?); Herkunft: Gharbeya (Delta) Baltimore, Walters Art Museum, 54.1050 Bibliographie: Kyrieleis 1975, 173, E 7, Taf. 53, Fig. 2 und 5; Rabe 2010, 51, Taf. 9, Fig. 1–3.
11-12. Ptolemaios III. mit Köcher, Löwenfell und Füllhorn Bronze; H. 29,9 cm; Herkunft unbekannt (ehemalige Sammlung von Richard Payne Knight; der Kauf erfolgte in Italien [?]); hellenistische Epoche
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London, British Museum, GR 1824,0446.13 Bibliographie: Bailey 1990; Hinweis bei P. Higgs, in: Walker/Higgs 2001, 46 f., Nr. 9; Queyrel 2002, 73.
11-13. Ptolemaios II. Kalkstein; H. 27,2 cm Paris, Musée du Louvre, Ma 4709 Bibliographie: Linfert 1987, 279–282, Taf. 22, Fig. 1–4; Hamiaux 1998, 72 f., Nr. 75; Queyrel 2009, 15–17, 27, Nr. 13, und 45, Abb. 34–37; Queyrel 2020a, 190, Abb. 239.
11-14. Ptolemaios III. mit der Mitra Marmor; H. 28 cm; 4. Viertel des 3. Jhs. v. Chr. Paris, Louvre-Museum, 4164 Bibliographie: Queyrel 1985; Hamiaux 1998, 74 f., Nr. 76; Queyrel 2002, 57, Abb. 67–70 und S. 69, Nr. 11; Queyrel 2020a, 202 f., Abb. 267.
11-15. Ptolemaios VIII. Marmor; H. 25 cm; Herkunft unbekannt; Mitte bis Ende des 2. Jhs. v. Chr. New York, Metropolitan Museum of Art, L1992.27 (Sammlung W. Kelly Simpson) Bibliographie: Stanwick 2002, 229, Abb. 258.
11-16. Berenike II. als Isis Marmor; H. 19 cm; Herkunft: Tell Timai (antikes Thmouis, Delta); 2. Jh. v. Chr. Kairo, Ägyptisches Museum, JE 39517, in Alexandria hinterlegt
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Bibliographie: Lembke 2000, 141 und 122 f., Abb. 11–14; Queyrel 2002, 488, Nr. 5 und 494, Abb. 9 f.; Queyrel 2021, 32 f.
11-17. Ptolemaios III.-Triptolemos Bronze; H. 29 cm; Herkunft: Tell Moqdam; 3. Jh. v. Chr. (?) Lissabon, Calouste Gulbenkian Museum, 45 Bibliographie: Perdrizet 1911, 30 f., Nr. 40, Pl. XVII; Benavente Vicente 2021.
11-18. Ptolemaios III.-Triptolemos Bronze; H. 22 cm; Herkunft: Ägypten Bonn, Akademisches Kunstmuseum, C 301 Bibliographie: Kyrieleis 1975, 170, C 15, Taf. 26, Abb. 6–8 und 27, Abb. 1–4; Queyrel 2002, 72, Nr. 25.
11-19. Oinochoe mit einem Porträt von Arsinoe II. Fayence; H. 30,48 cm; Herkunft: Canosa (?); um 270–240 v. Chr. London, British Museum, 1873,0820.389 Bibliographie: Burr Thompson 1973, Nr. 1; Hinweis bei P. Higgs, in: Walker/Higgs 2001, 69, Nr. 48.
11-20. Oinochoe mit einem Porträt von Berenike II. Fayence; H. 31,5 cm; Herkunft: Benghazi; zwischen 225 und 200 v. Chr. Paris, Cabinet des médailles et antiques de la Bibliothèque nationale de France, De Ridder.1027 Bibliographie: Burr Thompson 1973, 134, Nr. 29; Hinweis in: Restini 2014, 173, Nr. 104.
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11-21. Fragment einer Oinochoe mit dem Bildnis von Arsinoe III.? Fayence; H. 10,2 cm; B. 4,8 cm; H. des Gesichts: 1,7 cm; Herkunft: ‚Alexandria; Beginn der Herrschaft von Ptolemaios IV.? Paris, Musée du Louvre, AM 1847 Bibliographie: Burr Thompson 1973, 135, Nr. 30, Taf. XII (Arsinoe III); Hinweis bei Nenna in: Caubet/Pierrat-Bonnefois 2005, 168, Nr. 440 (Arsinoé III).
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Liste der Abbildungen: Abb. 1: Alexander Aichmephoros, Paris, Musée du Louvre © 2011 RMN-Grand Palais (Musée du Louvre) / Stéphane Maréchalle Abb. 2: Ptolemaios II. Aichmephoros mit Elefantenskalp und Keule und Arsinoe II. mit dem doppelten Füllhorn, London, British Museum © The Trustees of the British Museum Abb. 3: Ptolemaios V. (?) im Kampf gegen einen Feind, Baltimore, Walters Art Museum © Creative Commons License Abb. 4 Ptolemaios III. mit Bogen, Köcher und Füllhorn, London, British Museum © The Trustees of the British Museum Abb. 5: Oinochoe der Königinnen mit dem Bildnis von Arsinoe II., London, British Museum © The Trustees of the British Museum
DR. ESTELLE GALBOIS Université Toulouse – Jean Jaurès, 5, allée Antonio Machado, F-31058 Toulouse, [email protected]
RÖMISCHES KAISERTUM VON AUGUSTUS BIS DIOKLETIAN
SIEGREICHE KAISER? Zur Genese einer prekären Konstellation* Ulrich Gotter
Auf den ersten Blick ist den Zusammenhang von Kaiser und Sieg im römischen Imperium zu beschreiben eine durchaus langweilige Aufgabe, die nicht viel mehr als die Zusammenfassung von Altbekanntem zuzulassen scheint. Schließlich wissen wir doch alle, dass die Sieghaftigkeit des römischen Prinzeps der rocher de bronze war, auf dem seine Macht ruhte.1 Er war, und damit begann sein Prinzipat zuallererst, der Oberbefehlshaber der römischen Heere von ca. 300.000 Mann, er hieß seit 27 v. Chr. mit erstem Namen „Imperator“.2 Die Erinnerungen an die Siege des Augustus und seiner Nachfolger überzogen das Reich und die Hauptstadt, überall fanden sich Spuren vergangener und gegenwärtiger Triumphe, standen Länderpersonifikationen, die durch die Waffen des Kaisers capta waren, oft neben den Bildern finster und entschlossen blickender römischer Soldaten. Sklaven aller Herren Länder bevölkerten die Hauptstadt und Italien, exotische Tiere in Gärten und Arenen kündeten von der Weite des römischen Speerwurfs. Kurzum: Der Kaiser war der Chef des potentesten und stabilsten Imperiums der westlichen Welt, und in dessen Glacis wandelten Gestalten, denen der Imperator Befehle erteilte, und wenn sie denen nicht gehorchten: Lektionen. Also bliebe im Kontext des vorliegenden Bandes eigentlich nur die Frage nach der medialen Organisation der Siegeszeichen – dafür sind die folgenden Beiträge einschlägig – und vielleicht die Frage, ob der römische Kaiser als Figuration stärker Sieger war als der hellenistische König. Wenn ich nun, gewissermaßen auf den zweiten Blick, aus dem Verhältnis zwischen Sieg und Legitimität in der römischen Kultur dennoch eine Problemgeschichte machen werde, geht es mir nicht um Einzelaspekte, die entglorifiziert werden sollen, sondern um die Geschichte einer Konstellation. Diese ließ sich nicht auf die Kaiserzeit beschränken, da die problematischen Aspekte von Kaiser und Sieg sich ohne das ideologische Gepäck der Republik nur unvollkommen verstehen lassen.
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Ich danke Werner Eck für seine gründliche Kommentierung meines Textes. Auch wenn ich seinen Hinweisen und Anregungen nicht immer gefolgt bin, haben seine Anmerkungen doch das Argument geschärft. Für die orthodoxe Position jetzt Brandt 2021, 10. Zum praenomen imperatoris s. Havener 2016a, 10–16.
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1. DER REPUBLIKANISCHE MASCHINENRAUM DER MACHT UND DER AUGUSTEISCHE TRIUMPHALISMUS Das Ende eines Zeitalters und der Beginn eines neuen wurde in Rom auf scheinbar sehr traditionelle Weise gefeiert. Nach dem finalen Sieg über Marcus Antonius und Kleopatra war Oktavian im Sommer 29 v. Chr. nach Rom zurückgekehrt, und schickte sich an, ein alles bisherige übertreffendes Triumphfest zu inszenieren. Er triumphierte drei Tage lang, wie das bereits T. Flamininus 194 v. Chr., L. Aemilius Paullus 167 v. Chr., Cn. Pompeius 62 v. Chr. und Caesar 45 v. Chr. vor ihm getan hatten. Der dreitägige Triumph hatte sich in den letzten zwei Jahrhunderten der Republik gewissermaßen als der Goldstandard einer exzeptionellen Siegesfeier etabliert. Anders als seine Vorgänger und das war Oktavians Differenzmarker, etikettierte er den dreitägigen Triumph allerdings nicht als dreitägige Feier des einen errungenen Sieges, sondern als drei eintägige Feiern: gefeiert wurde nämlich erstens der Sieg über Dalmatien, zweitens der über die Gegner im Bürgerkrieg bei Actium und drittens der über Ägypten.3 Wie bedeutsam die Massierung der Siege für die Semantik des Ereignisses war, zeigt sich daran, dass der künftige primus inter pares Caesars Transgression von 45 v. Chr., nämlich über Mitbürger zu triumphieren, wiederholte,4 selbst wenn er sie zwischen zwei ordentliche Triumphe einklemmte. Offensichtlich brauchte Oktavian alles, was er an Triumph nur bekommen konnte. Und das ist kein Wunder: denn er wollte ja die Macht, die er aktuell hatte, nicht wieder abgeben. Man kann nur spekulieren, was es für die römische Maschinerie des Sieges bedeutet hätte, wenn sich die cäsarische Version der Alleinherrschaft, aufpoliert durch einen finalen Parthersieg, durchgesetzt hätte. Womöglich würden wir dann hier die zweite Folge von HANS-JOACHIM GEHRKEs „Siegreichem König“5 diskutieren. Gewiss ist allerdings auch, dass der Regimewechsel mithilfe des Rahmenwerks der Republik die Sache der Sieghaftigkeit nicht weniger virulent machte. Denn es gab wohl nur wenige politische und gesellschaftliche Systeme der Weltgeschichte, für die der Sieg so elementar war wie für die römische Republik. Auf den Punkt gebracht war die Kategorie des militärischen Erfolges die zentrale Quelle von Zusammenhalt einerseits und Akzeptanz von Differenz andererseits, und zwar über die gesamte gesellschaftliche Textur hinweg. Nicht nur, dass die militärischen Dividenden die finanziellen Spielräume des Staates für soziale beneficia überhaupt erst möglich machten. Der Sieg installierte zudem die Beutegemeinschaft zwischen Aristokratie und Mittelschicht, die für die Stabilität der Republik unverzichtbar war. Das regelhafte Plündern im Feldzugskalender schweißte Feldherrn und Soldaten zusammen, stellte den Kitt zwischen Rom und seinen Bundesgenossen her und bot auch dem einfacheren Mann vielfältige Aufstiegschancen.6 Und schließlich 3 4 5 6
Vgl. Havener 2016a, 87–120. S. dazu Havener 2014; Havener 2016b. Gehrke 1982. Zur schichtenübergreifenden positiven Haltung zur Expansion in Rom vgl. Harris 1979, bes. 11–53.
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wurde der Sieg zum Schlüssel für die Reintegration der römischen Oberschicht nach den Ständekämpfen, indem er einen allgemein akzeptierten Hierarchiemarker bereitstellte, der die Idee von Meritokratie mit ganz konkreten Inhalten füllte.7 Siege für die Republik waren die neben den Ämtern wichtigste Quelle der Meriten des Einzelnen. Im Triumphzug fand diese Verbindung ihre ästhetisch beeindruckendste Übersetzung.8 Bei dieser Feier durfte der Einzelne, ephemer zum Gott erhoben, den politischen Raum dazu nutzen, um seine eigene Person in die öffentliche Erinnerung einzuschreiben und alle damit verbundenen Profite abzuschöpfen. Der Sieg katapultierte ihn in der Senatshierarchie um die entscheidende Leistungskategorie nach oben9 und das gleiche galt für seine Positionierung im Rahmen der eigenen gens.10 Kein Wunder also, dass der römische Aristokrat wie niemand sonst nach der Chance zum militärischen Sieg griff. In diesem Sinne war die römische Nobilität wie ein Wolfsrudel, das nur zu bereit war, sich auf fiktive oder wirkliche Gegner im räumlichen Umfeld zu stürzen und diese publikumswirksam niederzuwerfen. Mit dem Zuwachs an Macht, den die Republik dabei erlebte, zeigte sich allerdings auch der Grenznutzen dieser Disposition. Sie war, wiederum kurz gesagt, nur so lange funktional, wie die Kriege im näheren Umfeld Roms stattfanden, die militärischen Operationen von regelhaft wechselnden Amtsträgern ausgefochten wurden und die Beute überschaubar war. Viele Triumphatoren, am besten im Jahresabstand, hielten die Ordnung in der Balance.11 Dass die Übereignung des Sieges auch die Übereignung der Beute mit sich brachte, war dabei sicherlich die schwerste Hypothek für die Zukunft des politischen Systems. Denn als Rom nach Zama im Grunde unbesiegbar geworden war und man dies dort wahrscheinlich bereits 196, ganz sicher aber 189 v. Chr. auch begriffen hatte,12 waren militärische Konflikte nichts mehr als immer lukrativere Inkassounternehmungen, die einzelne Mitglieder der Führungsschicht disproportional bereicherten und mit zunehmend nicht mehr kompensierbaren innenpolitischen Renditen ausstatteten. Es spricht für die kollektive Hellsichtigkeit der römischen Oberschicht, dass man diesen Prozess rasch und genau analysierte;13 es spricht andererseits für die elementare ideologische Gewalt des Sieges in der politischen Kultur Rom, dass man keine klaren und systemischen Lösungen für das Problem finden konnte. Was letztlich blieb, war die Disposition des Senats, Kriege tendenziell verhindern zu wollen, und die Entwicklung von neuen diskursiven Techniken, dafür Argumente zu finden, ohne den Sieg an sich oder das Beutemachen grundsätzlich zu delegitimieren. Ich würde die Merkwürdigkeit eines
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S. dazu Hölkeskamp 2011, bes. 236–240. Zu den verschiedenen Aspekten des römischen Triumphes zwischen Religion und Politik s. Versnel 1970; Künzl 1988; Beard 2007. Zur Senatshierarchie Meier 1984. Zur pompa funebris: Flaig 1995; Flower 1996, 91–126. Für die enorme Triumphfrequenz der mittleren Republik vgl. Itgenshorst 2005 mit der einschlägigen Liste. S. dazu Gotter 2001, Kap. 6. S. dazu die Untersuchung von Stolle 1999; jetzt auch Gehrmann 2022.
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inhaltlich beschriebenen „gerechten Krieges“ (bellum iustum) als eine solche Technik begreifen wollen.14 Cicero hat darüber hinaus das Problem des militärischen Ruhms durch seine Infragestellung des traditionellen gloria-Konzepts explizit, grundsätzlich und auf der normativen Ebene adressiert.15 Unter diesen Umständen wurde die Außenpolitik Roms der letzten beiden vorchristlichen Jahrhunderte ein verdecktes, aber erbittertes Tauziehen zwischen denjenigen, die den römischen Staat aus durchaus persönlichen Interessen in einen Krieg treiben wollten bzw. in den Provinzen buchstäblich Kriege vom Zaun brachen, und der zahlenmäßig wesentlich größeren, aber rangmäßig weniger potenten Gruppe derjenigen, die beuteaffine Kriege mehr oder weniger grundsätzlich verhindern wollten. Beispiele für beides gibt es, wenn man nur danach sucht, in Hülle und Fülle.16 Wie nach dem Verschwinden konkurrierender Groß- oder Mittelmächte nach jedem Strohhalm gegriffen wurde, zeigen die brachialen Versuche einzelner Provinzgouverneure, sich – und Rom – in einen militärischen Konflikt, zu katapultieren: Sulla in Kappadokien, 95 v. Chr., (nicht erfolgreich),17 M’. Aquillius in Asia, 89 v. Chr. (erfolgreich, aber für ihn tödlich),18 Caesar in Spanien, 62 v. Chr. (sehr erfolgreich und ungemein bereichernd).19 Und wenn alle Stricke rissen, konnte man immer noch in der Po-Ebene Ligurer massakrieren. Nicht einmal der eingeschworene Zivilist Cicero konnte sich letztendlich vom Diktat der Triumphgier freimachen: Er versuchte, während seines kilikischen Prokonsulats mit allen Kräften, die benötigten 5.000 Toten im Amanusgebirge zusammenzukratzen.20 Andererseits: Dass das ptolemäische Ägypten weder im zweiten noch im ersten Jahrhundert (jedenfalls nicht vor Actium) abgeschafft wurde, war allein der Tatsache geschuldet, dass die Ausplünderung Ägyptens durch einen einzelnen für die römische Oberschicht ein kollektiver Alptraum war. Akzeptabel war allenfalls die Annexion Zyperns.21 Die Kriege, die im Senat nicht mehrheitsfähig waren, aber in den Volksversammlungen durchgesetzt wurden,22 bereiteten dann die Bühne für die Bürgerkriege, in denen die Siege das faktische Ende der Republik bedeuteten.
14 Cic. Rep. 3,34 f.; Cic. off. 1,36 und 2,26. Dass in beiden Schriften die prozeduralen bzw. formalen Anforderungen an einen Krieg (Rechtmäßigkeit) mit den inhaltlichen Bedingungen (Gerechtigkeit) systemisch nicht zusammenpassen, ist nur schwer zu übersehen. 15 Da uns die ciceronische Schrift De gloria nicht erhalten ist, muss man auf das 6. Buch von De re publica zurückgreifen, in dem Cicero ausgerechnet Scipio Africanus Maior dezidiert gegen den klassischen militärischen Ruhm der Republik als Statusmarker Stellung nehmen lässt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in dieser Stoßrichtung kategoriale Unterschiede zwischen den beiden Werken gegeben hat; s. überdies die negative Charakterisierung von gloria in De officiis (1,65). 16 Dazu jetzt grundlegend Gehrmann 2022. 17 Glew 1977, 388–390; McGing 1986, 78 f; Keaveney 2005, 30–32. 18 McGing 1986, 79–88 und 108–113. 19 Gelzer 1960, 55 f. 20 Cic. Att. 7,1,7; Cic. fam. 15,10,2 und 15,13; vgl. Gelzer 1969, 230–232. 21 Vgl. Badian 1965. 22 Es ist bezeichnend, dass nach Sulla nahezu alle großen (also profitablen und mehrjährigen) Kommanden durch Volksbeschlüsse installiert wurden. Insofern war die Retablierung des
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Dieser semantischen Bürde des Sieges konnte sich Caesars Sohn, nachdem er der einzige Verbliebene der Protagonisten der ersten Reihe war, nur schwer entziehen, obwohl oder vielleicht gerade, weil er das vollständige Gegenbild zu seinem Adoptivvater in Sachen militärischer Begeisterung und Expertise war. Im Lager und im Krieg hatte er sich stets unwohl gefühlt und dass er allzu oft krank war, wenn es in die Schlacht ging, war nicht nur böswillige Propaganda seiner etwas maskulineren Gegner.23 So musste er wohl, und das orchestrierte sein Triumph, jetzt unbedingt der Sieger aller Sieger sein. Doch damit war es nicht getan, denn die Mechanik des republikanischen Sieges war auf Dynamik und Fluidität angelegt, auf das Einholen und Überholen, auf das Überschreiben der Siege der Vergangenheit durch diejenigen der Gegenwart. Wie imminent diese Vorstellung auch unmittelbar nach Oktavians gigantischen Feiern war, zeigte bereits die Licinius CrassusAffäre im Jahr 28 v. Chr. Licinius hatte im Rahmen seines makedonischen Kommandos eine bedeutende Schlacht gegen die Bastarner gewonnen und bei der Gelegenheit auch den gegnerischen Oberbefehlshaber mit eigener Hand getötet. In der Folge war er unsensibel genug, nicht nur einen Triumph zu fordern, sondern auch die spolia opima weihen zu wollen, was vor ihm nur drei Römern, und davon zweien aus der mythischen Vergangenheit, vergönnt war. Dies konnte insbesondere im Angesicht eines Machthabers, der vom Vorwurf der Feigheit schwer gezeichnet war, nicht gut gehen. Licinius verschwand dann auch sang- und klanglos von der politischen Bildfläche.24 Mindestens ebenso sprechend war, dass M. Agrippa, immerhin fraglos der beste und treuste Freund des Augustus und überdies der mächtigste Mann nach dem Herrscher, im Jahre 19 v. Chr. seinen ihm vom Senat bewilligten Triumph für den Sieg im Kantabrischen Krieg demonstrativ ausschlug.25 Dramatischer noch, vielleicht, war die Ablehnung der vom Senat für Drusus und Tiberius im Jahre 12 n. Chr. bewilligten Triumphe durch Augustus selbst.26 Der Sieg, jedenfalls im Aggregatszustand des Triumphes, sollte offensichtlich zur Verfügungsmasse des Prinzeps werden. Und so kann es gut sein, dass Augustus, der nach seinem Kantabrischen Krieg explizit nicht triumphieren wollte, den Triumph selbst als Siegesritual beerdigen wollte, wie HARRIET FLOWER kürzlich argumentiert hat.27 Wie schwer das im römischen Kontext war, zeigte sich allerdings bereits im Jahre 7 v. Chr., als Tiberius nicht dem Beispiel des Agrippa folgte und den ihm vom Senat übertragenen Triumph annahm.28 Dieser Bruch des neuen Triumphregimes hallte allerdings nach und wurde semantisch durch Tiberius’ zweiten
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Volkstribunats 70 v. Chr. nicht nur in innenpolitischer Hinsicht der Bankrott der sullanischen Ordnung, sondern auch in außenpolitischer. Denn die sullanische Provinzverfassung, die durch die extraordinären Kommanden ausgehebelt wurde, ermöglichte ja nur sehr gebremste Optionen für eine erfolgreiche Durchführung von expansiven Feldzügen; s. dazu Hantos 1988, 114. Suet. Aug. 10,4, 13,1, 16,1 f., 68,1, 91,1; vgl. Wallmann 1989, 337. Vgl. Havener 2016a, 301–311; zu den noch folgenden Triumphen der Zeit bis 19 v. Chr. (L. Cornelius Balbus) s. Itgenshorst 2008, 29 f. Vgl. Havener 2016a, 328–335. Vgl. Havener 2016a, 335–338; Itgenshorst 2017, 69 f. Flower 2020. Zum wenigen, was wir über diesen Triumph wissen, vgl. Itgenshorst 2008, 31.
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Triumph gewissermaßen konterkariert, der 12 n. Chr. für seine militärischen Erfolge in Illyrien und Pannonien gefeiert wurde, zehn Jahre nach seiner Rückkehr aus dem Exil und acht Jahre nach seiner Adoption durch Augustus. Dabei kam es zu einer ebenso programmatischen wie für den republikgeschulten Betrachter exotischen, ja geradezu transgressiven Szene. „Bevor er zum Kapitol einbog“, berichtet Sueton, „stieg er vom Wagen und fiel vor seinem Vater, der bei diesem Festakt den Vorsitz innehatte, auf die Knie“.29 Die Selbstdemütigung des Gottgewandeten war die semantische Verkehrung des Triumphes und die Enteignung des Siegers durch den Inhaber uneinholbarer Autorität.
2. DIE RÖMISCHE MONOKRATIE UND DIE QUADRATUR DES SIEGES So konnte es für einen Moment scheinen, als sei das Problem des Sieges durch die neue Ordnung neutralisiert worden. Im Grunde hatte Augustus allerdings nur eine prekäre und eigentlich inkohärente Balance hergestellt. Einerseits hatte er Eroberungszüge von erheblicher Dimension autorisiert, andererseits den einzigen Krieg, den die römische Öffentlichkeit wirklich von ihm verlangte, nämlich den gegen die Parther, nicht geführt, wohl deswegen, weil er ihn, anders als sein Adoptivvater, um keinen Preis in eigener Person führen wollte.30 Einerseits ließ er sich 21-mal zum Imperator akklamieren,31 andererseits triumphierte er selbst nach 29 v. Chr. nicht mehr und versuchte, auch alle anderen Triumphfeiern zu unterbinden bzw. zu delegitimieren. Das wurde in den allermeisten Fällen bereits durch die spezifische Konstruktion seines imperium proconsulare (maius) erreicht, wonach die lokalen Kommandeure der Truppen, die legati Augusti, ohnehin nicht triumphieren durften, da sie kein eigenständiges Imperium besaßen. Diese staatsrechtliche Kautel verschleiert aber nur unvollkommen, dass das Problem nicht der Triumph, sondern der Sieg an sich war. Trotzdem bildet der Triumph einen guten Ausgangspunkt für einen Survey des kaiserlichen Umgangs mit dem Sieg. War der Triumph unter republikanischer Regie für die Hauptstadtbewohner eine quasi regelmäßige Inszenierung gewesen, gewissermaßen der Basso Continuo römischer Dominanz über die Welt, wurde er für den kaiserzeitlichen Betrachter ein ziemlich rares Spektakel. Dass das augusteische Triumph-Moratorium nicht konsequent umgesetzt wurde, zeigte bereits der Triumph des Germanicus 17 n. Chr. Weder Tiberius (als Kaiser) noch Caligula feierten allerdings selbst Triumphe, Claudius hingegen schon und mit großem Aplomb (43 n. Chr.), Nero die Travestie eines Triumphes 66, Vespasian und Titus die außerordentliche Merkwürdigkeit eines gemeinsamen Triumphes (71). Domitian feierte sogar drei Triumphe (83, 85, 89), Nerva keinen, Trajan war zweimal Triumphator (102 und 107), ein weiterer Triumphzug für ihn wurde post mortem gefeiert. Hadrian und Antoninus Pius 29 Suet. Tib. 20: ac priusquam in Capitolinum flecteret, descendit e curru seque praesidenti patri ad genua summisit (Ü: O. Wittstock). 30 Vgl. Havener 2016a, 253–275. 31 Kienast/Eck/Heil 2017, 58.
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wiederum feierten keinen Triumph, L. Verus und M. Aurelius triumphierten 166 über die Parther, M. Aurelius und Commodus 176 über Germanen und Sarmaten und schließlich Commodus alleine über die Germanen (180).32 An diesem kurzen Survey zeigt sich zunächst einmal eines, und genau das war es wohl, weshalb Augustus den Triumph als kontraproduktiv erachtete: Anders als für die Imperatorakklamation, die es auch für einen Herrscher geben konnte, der weit entfernt in der Hauptstadt weilte, war dies für den Triumph offenbar nicht möglich. Wollte der Herrscher triumphieren, musste er auf dem Schlachtfeld gewesen sein, wenn der Sieg errungen wurde. Deswegen gab es so wenig Triumphe, und deswegen musste im Extremfall eine geradezu absurde Infrastruktur des Sieges aufgebaut werden, wenn etwa für Kaiser Claudius’ gewünschte Anwesenheit in Britannien der Feldzug in eine Warteschleife ging, bis die Majestät aus Rom angekommen war und die Entscheidungsschlacht kommandieren konnte. Danach reiste Claudius übrigens umgehend wieder nach Rom zurück.33 Der einzige Kaiser, der ohne persönliches Engagement zu einem Auftritt auf dem Triumphwagen kam, war Mark Aurel. Ihn am Parthertriumph von 166 zu beteiligen, hatte L. Verus selbst im Senat beantragt. Hierbei handelte es sich allerdings wohl um die ultima ratio in einer Situation prekären Equilibres innerhalb einer ohnehin sensiblen Samtherrschaft. Wie transgressiv der Akt war, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass Marcus alle Siegesnamen aus dem Partherkrieg unmittelbar nach Verus’ Tod wieder ablegte.34 Dass die tatsächliche Anwesenheit des Kaisers auf dem Schlachtfeld für den Triumphzug unabdingbar war, vermittelt allerdings noch etwas anderes. Es zeigt, dass sich der Sieg auch im kaiserzeitlichen Kontext nicht wirklich übertragen ließ, sondern letztlich an der Realpräsenz des Kommandeurs haftete. Damit aber blieb der in Abwesenheit zum Imperator ausgerufene Herrscher ein prekärer Sieger, neben dem der Schatten des realen Kommandeurs aufragte, gleichgültig ob dieser ein eigenes Imperium besaß oder nicht. Und in diesem Punkt tritt das Grundproblem des kaiserzeitlichen Sieges scharf zutage: Wenn man die endemische Hyperstasierung des Sieges in der römischen Kultur ernst nimmt, entsteht unweigerlich eine legitimatorische Zwickmühle; denn zum Risiko werden unter diesen Umständen sowohl der nichtsiegende Kaiser als auch der siegende Nichtkaiser. In einem mindestens deklaratorisch meritokratischen System ist die Membran, die (militärische) Nicht-Leistung imprägnierte, ziemlich dünn und auf der anderen Seite die Kreditierung großer Erfolge potenziell radikal. Für diese Zusammenhänge ist übrigens die Referenz auf die WEBER’sche Grammatik des Charismas m. E. immer noch produktiv.35
32 Zu den Triumphen der frühen und hohen Kaiserzeit sowie des 3. Jhs. vgl. Goldbeck 2017; Michels 2017; Haake 2017. 33 Vgl. Levick 1990, 141–143; zur Bedeutung dieses Triumphes für Claudius’ Kaisertum: Levick 1990, 148; s. auch Osgood 2011, 87–91. 34 Vgl. zu diesem Komplex jetzt Wendler 2021. 35 S. Gotter 2008, 176–186.
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Was wir im ersten und zweiten nachchristlichen Jahrhundert sehen, orchestriert jedenfalls die Theorie. Die Angst vor einem (anderen) Sieger als dem Prinzeps ist in der Hauptstadt durchgängig präsent. Das beginnt bereits mit der Frage nach den Absichten von Germanicus nach Augustus’ Tod; Spekulationen über einen Putsch wurden endgültig erst durch seine Abberufung aus Germanien im Jahre 17 zerstreut.36 Als Corbulo 47 n. Chr. sehr erfolgreich in Untergermanien kämpfte, unterband Claudius größere Anschlussoperationen auf dem rechten Rheinufer, wie Tacitus schreibt, aus Angst vor durchschlagenden Ergebnissen.37 Später wurden Corbulo seine Siege im Osten zum Verhängnis, obwohl er einer der loyalsten Generäle der römischen Armee gewesen zu sein scheint. Er wurde nach der erfolgreichen Beilegung der Konflikte in Armenien und Syrien nicht nur nicht mit der Niederwerfung des jüdischen Aufstandes betraut, sondern nach Griechenland zurückbeordert und durch ein kaiserliches Schreiben zum Selbstmord gezwungen.38 Wie heikel der Sieg eines Nichtkaisers noch ein Jahrhundert nach der Errichtung des Prinzipats war, zeigt sich sogar angesichts der stabilsten dynastischen Achse der gesamten Prinzipatsgeschichte: der zwischen Vespasian und seinem (leiblichen) Sohn Titus. Nach der Machtergreifung des Vaters und dem finalen Sieg des Sohnes stellte sich offenbar in der Hauptstadt die drängende Frage nach dem Umgang mit ihren Leistungen. Ein alleiniger Triumph des Titus kam aus offensichtlichen Gründen nicht infrage, aber auch zwei getrennte Triumphe nacheinander, einer für Vespasian, einer für Titus, was sicherlich die rituell sauberste Lösung gewesen wäre, die bezeichnenderweise der Senat massiv präferierte, fand keine Gnade vor den Augen des Prinzeps.39 Es musste unbedingt ein im Lichte von Tradition und religiöser Ordnung transgressiver Doppeltriumph sein, m. E. allein deshalb, um bloß keinen regelgerecht triumphierenden Feldherrn zu sehen, der nicht der Herrscher selbst war. Denn Sieger in Rom waren Alternativen zum aktuellen Regime. Wie wenig Status, Herkunft und Institutionalität gegen den militärischen Sieg vermochten, zeigt nicht zuletzt die Causa des Avidius Cassius, der wohl überhaupt nur wegen seiner sozialen Insignifikanz Rector Orientis werden konnte.40 Dass dann aber selbst so jemand, jedem hauptstädtischen Protokoll und allen Verfügungen Mark Aurels die Nachfolge betreffend zum Trotz, zum Kaiser ausgerufen werden konnte,41 bestätigt den Befund. Unter diesen Umständen blieb dem Prinzeps in Sachen Krieg eigentlich nur die Wahl zwischen möglichst weitgehender Enthaltsamkeit oder dem eigenen, sehr 36 Tac. Ann. 2,5.41.43 f.; pace Schrömbges (1986, 163), der die Abberufung des Germanicus und seine Transferierung in den Osten als Teil des politischen Aufbauprogramms des präsumtiven Nachfolgers Germanicus durch Tiberius sieht. 37 Tac. Ann. 11,19 f.; s. dazu Mehl 1979. 38 Dio 62,6,4, 62,17,5; vgl. Syme 1970, 27; Champlin 2003, 216 f., 221 f.; Wheeler 1997. 39 Jos. bell. 7,122: „Nur wenige Tage vergingen, da faßten sie den Beschluß, nur einen einzigen gemeinsamen Triumph zu feiern, obwohl der Senat einem jedem der beiden einen eigenen Triumph zugebilligt hatte“ (Ü: O. Michel/O. Bauernfeind). 40 Avidius führte sein Geschlecht wohl auf noble Vorfahren des griechischen Ostens zurück, gelangte aber erst unter Antoninus Pius in den Senat; vgl. Birley 2000, 130 und Anm. 39. 41 Dio 72,22 f.; s. auch Spieß 1975; Birley 2000, 184–188.
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persönlichen Engagement. Einen großen Krieg mit der Aussicht auf einen großen Sieg durch jemand anderen führen zu lassen, der womöglich noch nicht einmal eng verwandt war, bedeutete ein erhebliches Risiko und war, wenn der Kaiser selbst über keine ausgeprägte militärische persona verfügte, ein Akt von tendenziell suizidaler Qualität. Dieser sicherlich in das Bewusstsein der Prinzipes gesickerte Grundsatz erklärt, meine ich, ziemlich gut die Dynamiken der römischen Außenpolitik der ersten drei Jahrhunderte unserer Zeitrechnung (und vielleicht darüber hinaus). Was insgesamt auffällig ist, ist der geringe Grad an institutioneller Aggressivität, mit der auf außenpolitische Herausforderungen seitens des Prinzeps reagiert wurde. Die republikanische Aristokratie jedenfalls hätte sich für die Chancen bedankt, die ihnen Überfälle von außen für ein weitreichendes Kommando geboten hätten. Abgewogene Antworten darauf, wie sie etwa im Osten von Tiberius42 und von Nero43 gegeben wurden, wären für diese Leute nicht die erste Wahl gewesen. Damit soll, nota bene, nicht gesagt sein, dass wir es hier mit einer grundsätzlich friedlicheren Disposition zu tun haben, einer normativ begründeten pax Romana etwa: Entscheidend war vielmehr die Frage, ob der Prinzeps für sich als Herrscher eine militärische Rolle (persona) aktivieren wollte oder nicht. Und dies hing nicht primär an der außenpolitischen, sondern an der innenpolitischen Konstellation. Konsequenterweise dämpfte Tiberius, der sich offenbar entschlossen hatte, seinen in der Tat exorbitanten Lorbeeren keine weiteren Reiser hinzuzufügen, den außenpolitischen Erregungszustand, indem er möglichst wenig junges und gieriges Personal in die militärischen Kommanden brachte44 und mit den Parthern rasch eine militärisch defensiv gestützte Verhandlungslösung anstrebte. Auch Caligula und Nero bewiesen wenig Drang zur forcierten militärischen Bewährung und stellten den gesamten Bereich daher nach Kräften ruhig. Claudius hingegen, nicht zuletzt weil er innerfamiliär als behindert und für jedes öffentliche Amt ungeeignet diskriminiert worden war,45 investierte erhebliche Planung und Infrastruktur in seine militärische persona, die bekanntlich durch mehr Imperatorakklamationen glänzte als diejenige des Dynastiegründers Augustus.46 In ähnlicher Weise sahen wohl auch die Flavier, und zwar alle drei, den militärischen Sektor als unverzichtbar für ihr dynastisch und rangmäßig unterbelichtetes Profil an.47 Und in jeder Hinsicht transgressiv war Trajan, der nicht nur, wie Claudius, die Siegoption propagandistisch ausschlachtete, sondern die militärische Performanz geradezu inkorporierte. Nach seiner Akklamation in Rom eineinhalb Jahre lang nicht in die Hauptstadt zu kommen, sondern in Germanien und an der Donau Kriege zu organisieren,48 war nicht imperialen Sachzwängen geschuldet, sondern allein seiner Entscheidung, dass sein Prinzipat den Stempel triumphaler Siege tragen sollte. Wohin dies konsequenter-
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S. Levick 1999a, 113. Vgl. Champlin 2003, 2016 f., 221–223. Levick 1999a, 97–115. Suet. Claud. 2–5. Claudius erhielt 27 Akklamationen; s. Kienast/Eck/Heil 2017, 83. Vgl. Levick, 1999b, 205 f. Bennett 1997, IX, 52 f.
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weise führte, zeigen der Triumphzug post mortem und seine von langer Hand geplante Bestattung innerhalb des Pomeriums.49 Hadrians markante Delegitimierung trajanischer Sieghaftigkeit wiederum,50 seine Verweigerung einer sinnvollen Expansion auf dem Balkan (ich nenne hier nur das Theißtal), ja sogar sein gestischer Verzicht auf Imperatorakklamationen, die es in Judäa gegeben hatte,51 spiegeln ebenso wenig kalte Sacherwägungen wider wie die radikal anderen Antworten seines Vorgängers: Es ging, hier wie dort, um die differenzbildende Selbstdarstellung des ersten Mannes in einem prekären legitimatorischen Kontext.52 Man könnte den Durchgang durch die Kaisergalerie des zweiten und frühen dritten Jahrhunderts fortführen; da aber mein Punkt auch mit dieser gewissermaßen aphoristischen Evidenz klar geworden sein sollte, will ich ihn im Folgenden zu einigen allgemeineren Schlussfolgerungen verdichten: 1. Wenn es stimmt, dass die Disposition zum Krieg von dem durchaus unterschiedlichen Bedürfnis der einzelnen Kaiser nach militärischem self-fashioning abhängt, muss man akzeptieren, dass die imperiale Außenpolitik Roms etwas sehr Kontingentes bekommt. Das wäre dann eine Logik, die nicht nur dem genialen und einflussreichen 5. Band der Römischen Geschichte MOMMSENs entgegensteht, die die individuellen Entscheidungsspielräume der einzelnen Kaiser gegenüber der Mechanik des Imperiums radikal abwertete; sie würde vor allem bedeuten, dass die römische Reaktion auf das externe Geschehen für die anderen eine veritable black box gewesen wäre, die die Berechenbarkeit des Imperiums nach außen sehr erschwerte. Ob ein Einrücken der Parther nach Armenien oder die Ersetzung des dortigen Königs mit einem lokal begrenzten taktischen Geschiebe beantwortet werden würde (modo Tiberio) oder durch einen Kraftakt, der auf eine finale Lösung des parthischen Problems insgesamt abzielte (modo Traiano), war schlichtweg nicht abzusehen. Das gilt ebenso für die Einziehung von Territorien, die von Klientelkönigen moderiert wurden. Es ist daher gewiss kein Zufall, dass die Reorganisation von Kleinasien und die Schübe der dortigen Provinzialisierung von Claudius und Vespasian vorangetrieben wurden,53 für die die Demonstration kaiserlicher Sieghaftigkeit ein elementarer Baustein ihrer Legitimationsstrategie war. 2. Wenn man an der Prekarität des Sieges für den Habitus des Prinzeps ansetzt, eröffnet sich eine leicht verschobene Interpretationsoption für die Monarchiekrise des 3. Jhs.,54 die die endogenen und exogenen Faktoren womöglich etwas eleganter verblenden kann. Denn eigentlich waren die militärischen 49 50 51 52 53
S. dazu jetzt Seebacher 2020, 38–43. Vgl. Seebacher, 2020, 173–175. Vgl. Eck 2014, 240. Vgl. Seebacher 2020, bes. 394–412. Claudius liquidierte unter anderem den lykischen Bund (vgl. Levick 1990, 133, 150 f., 165– 167) und Vespasian wickelte die verbliebenen Klientelherrscher in Pontos und Kilikien ab (vgl. Gotter 2001, 313 f.; auch Levick 1999b, 165–169 betont die Radikalität des vespasianischen Zugriffs auf Kleinasien). 54 S. dazu grundsätzlich Hartmann 1982; Strobel 1993; Witschel 1998; Ando 2012; jetzt Haake 2019.
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Herausforderungen für das Reich im 3. Jh. nichts prinzipiell anderes, als was man bereits früher in Germanien und auf dem Balkan erlebt hatte – und gewiss nichts, was die infrastrukturellen, monetären oder militärischen Kapazitäten des Imperiums an sich überfordert hätte. Was aber die Vermehrung der Kriegsschauplätze mit sich brachte, war eine unvermeidliche und radikale Abnahme der Souveränität des Kaisers über die Ressource Sieg. Die regional weit auseinandergezogenen Kriegstheater machten eine Monopolisierung militärischen Erfolgs durch den Herrscher immer schwieriger; die Siege regionaler Kommandeure waren nicht zu verhindern und das, was sie unter dem Beifall von ortsgebundenen Truppen und lokaler Provinzialbevölkerung damit anfingen, kaum noch zu kontrollieren. Dass unter diesen Umständen die Imperatorakklamationen locker saßen, die wiederum zwangsläufig den Bürgerkrieg herbeiführten,55 nimmt angesichts des ungebrochen elementaren Charmes der Sieghaftigkeit kaum wunder. Daraus entstand dann der circulus vitiosus, in dem sich die Ressourcen des Reiches sinnfrei verbrauchten. Kausal dafür waren in letzter Instanz immer wieder die vielen Gelegenheiten zu Siegen, die durch die neuen außenpolitischen Dynamiken bereitgestellt wurden. Die Zahl der möglichen Sieger institutionell zu vervierfachen – wie dies Diokletian getan hat –,56 war insofern ein adäquater Lösungsansatz. 3. Vor dem Hintergrund des Gesagten kann man durchaus versucht sein, auch die neue Heeresverfassung der Kaiserzeit selbst mit der strukturell unlösbaren Siegesproblematik unter römischen Auspizien in Verbindung zu bringen. Natürlich zielte der Deal von 27 v. Chr., der Augustus die wichtigsten Provinzen dauerhaft übertrug, auf seine faktische Übernahme des Oberbefehls über die römischen Truppen. Die Verwandlung des Milizheers in eine stehende Armee erlaubte es dem Prinzeps zudem, dieses Verhältnis zu verstetigen und zu überhöhen.57 Dies alles muss nicht in Frage gestellt werden. Es sollte darüber hinaus m. E. nur etwas stärker der Blick auf die dadurch veränderte Militärdoktrin gerichtet werden, die durchaus Auswirkungen auf die Siegeskultur der res publica restituta hatte. Auch hier lohnt der kurze Blick zurück auf die republikanischen Praktiken. Wie wir alle wissen, war die alternativlose strategische Option der Republik die massive Vergeltung. Wurde eine Aggression konstatiert, provoziert oder erfolgreich fingiert, stellte der beauftragte Feldherr eine Armee zusammen, die die Situation nach Kräften ausreizte. Wenn er im Vorfeld gut verhandelte und zusätzlich, ausgestattet mit reichlich Renommée, Aushebungen veranstalten oder regionalen Sukkurs mobilisieren konnte (wie etwa Caesar vor und während der Gallieneroberung58 oder wie Pompeius im Osten59), kam dabei durchaus eine erhebliche Streitmacht zusammen, mit der sich Kriegsziele während der Operationen nach oben hin anpassen ließen. Interventionen 55 56 57 58 59
S. dazu Haake 2019, der diese Konflikte in den Mittelpunkt des Zeitalters stellt. Vgl. Kolb 1987, 177–179. Vgl. Kienast 2009, 320–323; Eck 2016. Vgl. Gelzer 1960, 93 f., 103, 112, 113 f., 130, 141. Vgl. Gelzer 1959, 82.
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konnten auf diese Weise erhebliche Fahrt aufnehmen, ein siegreicher Feldzug sich verselbständigen. Die Errichtung einer veritablen, tiefen Militärgrenze mit stehenden Truppen setzte dagegen grundsätzliche andere Rahmenbedingungen. Eine Armee, die mehr bewirken konnte als das Ausbügeln von feindlichen Einbrüchen oder regionale Vergeltungsoperationen, musste erst durch aufwendige Vexillationen kreiert werden und im Prinzip durch und eine breit angelegte Reorganisation der Verbände an den Grenzen abgesichert werden. Für die Vorbereitung des Dakienfeldzugs benötigte Trajan immerhin mehrere Jahre und blieb doch zunächst einmal stecken;60 der große Ostfeldzug überforderte sogar seine organisatorischen Kapazitäten.61 Und selbst diese durch extreme Anstrengungen erkauften trajanischen Transgressionen können nicht verdecken, dass das dezentrale Grenzregime der Kaiserzeit eine im Grunde defensive Militärorganisation abbildete und die Dimensionen von Siegen an sich limitierte. Dazu trug sicherlich auch bei, dass, zumindest dem imperialen Skript entsprechend, die senatorische Kommandoebene in vergleichsweiser rascher Folge rotierte und insgesamt amateurhaft blieb.62 Was passieren konnte, wenn von diesem Skript abgewichen wurde, zeigte sich, als Tiberius Kommanden erheblich prologierte. Cornelius Gaetulicus, der seit 29 n. Chr. Statthalter von Obergermanien war, konnte 10 Jahre später nur mit knapper Not und durch eine kaiserliche Nachtund Nebelaktion von regimefeindlichem Handeln abgehalten werden.63 Wie dem auch sei: Dass die augusteische Militärreform nicht auf eine Bearbeitung der Gefahr durch aristokratische Sieger gezielt haben sollte, erscheint mir unwahrscheinlich.
3. REPRÄSENTANZ UND KOMPENSATION Wenn die kaiserzeitliche Quadratur des Sieges darin bestand, dass der Herrscher einerseits das Feld des militärischen Erfolges besetzen musste, er großmaßstäbliche Militäroperationen aber nicht delegieren konnte und zugleich die potenziellen Kriege meist nicht selbst führen wollte: was war dann die Lösung? Die erste Antwort auf die Frage muss wahrscheinlich lauten, dass es keine echte Lösung für dieses Problem gab. Aber es entwickelte sich immerhin eine ziemlich erfolgreiche, wenn auch nicht ganz billige Strategie, damit umzugehen. Diese zweitbeste Option war eine enorme mediale Offensive, eine Investition ins militarisierte Herrscherbild, wie es sie unter vormodernen Verhältnissen vielleicht kein zweites Mal gegeben hat. Da diese medialen Manifestationen in den folgenden Beiträgen in den Mittelpunkt gestellt werden, kann ich mich hier skizzenhaft kurzfassen und nur den für mich zentralen Punkt herausstellen: Die kaiserzeitlichen 60 61 62 63
Vgl. Bennett 1997, 87–105. Vgl. Bennett 1997, 194–205. Flaig 1992, 144–152. So die Interpretation Winterlings (2003, 103–106) von Caligulas überstürzter Abreise nach Germanien im Jahre 39 n. Chr.
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Darstellungen von Krieg und Frieden waren ebenso opulent wie ubiquitär. Das gilt insbesondere für die Bilder des Kaisers als Sieger, die nicht nur über das ganze Reich diffundierten, sondern auch eine enorme Breite an Genres umfassten. Hier wäre zunächst das Feld der Texte zu nennen, die selbst wiederum ganz vielfältig sind: Sie reichen von inschriftlichen Manifestationen, die immer wieder den Imperatorentitel bzw. -namen sowie die Zahl der Imperatorakklamationen in die Welt posaunten, über artifiziellere Texte für ein kleineres Publikum wie Memoiren und Commentarii (Augustus, Trajan) bis zu den Res Gestae, die, gewissermaßen ein Triumphaltext in Überlänge,64 den schriftkundigen Betrachtern die Leitlinien römischer Weltsicht einhämmerten. Der Tenor, der sich durch den augusteischen Text zieht, setzt in der Tat die Idee der Weltherrschaft ein, um die Figur des Herrschers als semper victor und gleichzeitig als Architekt und Garant der Friedensordnung zu profilieren.65 Krieg habe er nämlich immer nur dann führen müssen, schreibt Augustus, wenn die Fremdvölker und peripheren Machthaber seinem autoritativen Wort nicht Folge geleistet hätten.66 Und genau dies war der überall propagierte Kern der pax Romana. Inwiefern Tiberius diesen Text mit einer weiteren Bedeutungsebene versah, indem er ihn ins Reich hinein exportierte, ist m. E. in der Forschung noch nicht präzise genug erfasst. Der vermeintlich stabile Zusammenhang von Weltreich, Imperator, Sieg und Frieden wurde den imperialen Subjekten jedenfalls in einer Vielfalt von Bildern und in endlosen Wiederholungsschleifen vor die Augen gestellt. In Rom sind das etwa die Kaiserforen mit Reiterstatuen, Schlachtenfriesen und Bildsäulen und die Ehrenbögen mit den fixierten Bildern der Triumphe, die viele nicht mehr in Bewegung erleben konnten. Als aristokratisches Pendant dazu könnte man die Errichtung einer statua triumphalis auf dem Augustusforum und die Verleihung der ornamenta triumphalia anführen, die dem senatorischen Feldherrn statt der großen städtischen Bühne immerhin die Ausstellung der Insignien im eigenen Haus, gegenüber Besuchern und Klienten, ermöglichte.67 In den Siegesreigen gehören weiterhin thematische Bauten wie die Ara Pacis oder das Templum Pacis. Dazu zählen aber auch Monumente, die Sieg und Reich in komplexerer Machart verblenden, wie etwa besonders eindrucksvoll das flavische Amphitheater, das dem Besucher auf der Außenseite seine Entstehung aus der Siegesbeute verkündete,68 und ihm im Innern, durch die Auswahl der kämpfenden Tiere und Menschen, die Reichweite des Imperiums unmittelbar erfahrbar machte. All dies fand allerdings auch reichsweite Verbreitung, und dies ist vielleicht das eigentlich erstaunliche. Triumph- und Ehrenbögen mit der kaiserlichen Titulatur und oftmals mit Siegesbeinamen (Parthicus, Armenicus, Sarmaticus, Germa nicus), garniert mit gebeugten Kriegsgefangenen, standen unvermeidlich in den
64 Zum Genre der Res gestae herrscht wenig Einigkeit. Entscheidend für meinen Vorschlag ist die hohe Quote der Ich-Botschaften im Text sowie der Zahlenfetischismus, der die Leistungsschau durch quantitative Informationen orchestriert; als Vergleich s. Diod. 40,4 (zu Pompeius). 65 Zur Adoption der Weltreichsidee im augusteischen Staat s. Gotter 2019. 66 Res gestae 26 f. 67 Vgl. Eck 1999. 68 So die Rekonstruktion von Alföldy 1995.
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Koloniestädten, aber auch in vielen anderen Gemeinden des Reiches, die Münzen der Zentrale und der Kommunen zeigten siegreiche Herrscher und unterworfene Völker in Bild und Wort (capta-Aufschriften!). Und es gab schließlich das Kaiserbild selbst, das die genannten Aspekte auf geradezu ingeniöse Weise zusammenbrachte; ingeniös deswegen, weil es die intendierte Botschaft auf mehreren Registern entfaltete: die Individuation des Herrschers im präzise zuweisbaren Porträt einerseits, das sich durch normative Botschaften aufladen ließ, und andererseits seine unwandelbare Rolle als Sieger durch einen Statuentyp, der im ersten nachchristlichen Jahrhundert reichsweit zum kaiserlichen Monopol wurde.69 Wo immer das Fragment eines männlich gepanzerten Körpers der imperialen Zeitstufe auftaucht, wissen wir, dass hier mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Kaiserbild gestanden hat. Die Frequenz der Korrelation von Kaiser und Panzerstatue erscheint mir, zumindest ex post, aber weniger die Selbstverständlichkeit des siegreichen Kaisers zu bezeugen als seine Prekarität.
4. FAZIT Weder in der römischen Republik noch in der Kaiserzeit gelang es, das Kapital des Sieges wirksam zu entschärfen. Der Sieg blieb in beiden politischen Ordnungen eine gleichsam anarchische Ressource, die erhebliche zentrifugale Wirkungen entfaltete. Für die Republik bedeutete dies die Zerlegung der Führungsschicht in den dramatischen Konkurrenzkämpfen um Beute und militärische Meriten, die in die großen Bürgerkriege mündeten. Doch auch die monokratisch-meritokratische Renovierung des römischen Kosmos unter Augustus und seinen Nachfolgern bekam den Sieg nur sehr bedingt in den Griff. Denn da er sich nicht restlos monopolisieren ließ, hatte die militärische Bewährung stets eine dissoziative Potenz, die die herrscherliche Legitimation bedrohte. Ohne eine stabile, und das heißt erfolgsunabhängige, Nachfolge konnte es keinen erfolgreichen, aber letztlich für das Regime harmlosen General (à la Turenne) geben, und so eröffnete sich immer wieder der Zusammenhang zwischen Sieg und Bürgerkrieg. Die prinzipiell defensive Militärdoktrin an den römischen Grenzen und die dezidierte Zurückhaltung vieler Kaiser, die eigene militärische persona durch die gewaltsame Expansion des Reiches zu dramatisieren, mochte die obsessive Nutzung des militärischen Feldes reduzieren. Doch immer, wenn Kriege ohne eigenes Zutun auf die kaiserliche Agenda zurückkehrten,
69 Zur Häufigkeit des Typus für den Gebrauch durch die kaiserliche Familie s. Wohlmayr 2003; Koch 1995. Stemmer 1978, bes. 147 f., versucht auf der Basis seines Kataloges die Ergebnisse folgendermaßen zu systematisieren: „Keineswegs waren Panzerstatuen, wie es oft stillschweigend als selbstverständlich vorausgesetzt wird, Kaisern oder der kaiserlichen Familie vorbehalten. (…) Man wird jedoch annehmen müssen, daß jene Privatpersonen immer Inhaber eines öffentlichen Amtes waren und sich mit dem Reliefschmuck ihres Panzers als Träger einer verbindlichen Staatsideologie bekundeten.“ Und Stemmer 1978, 166: [Panzerstatuen] „sind allegorischer Ausdruck der victoria und aeternitas des sich im Kaiser offenbarenden imperium Romanum.“
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stellte sich das alte Problem aufs Neue. Vor diesem Hintergrund ist die Frage umso drängender, wie sich das hauptstädtische Kaisertum des 5. und 6. nachchristlichen Jahrhunderts als stabile Größe entfalten und zumindest übergangsweise ohne persönliche Siege auskommen konnte.
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PROF. DR. ULRICH GOTTER Universität Konstanz, Professur für Alte Geschichte, D-78457 Konstanz, [email protected]
DER KAISER, DER SIEG UND DER FRIEDEN Die epigraphischen Zeugnisse Werner Eck Inschriften sind zweifellos neben den Münzen das wichtigste ‚Massenmedium‘ der römischen Kaiserzeit gewesen. Das gilt insbesondere bei der Frage, mit welchen Charakteristika in Wort und Zeichen der römische Kaiser in der Öffentlichkeit präsent war, wie er selbst sich dort präsentierte oder wie sein Handeln von anderen dargestellt wurde. Zumindest in den Zentralorten der Gemeinden, aber auch in Dörfern und Heiligtümern trafen diejenigen, die lesen konnten, aber auch diejenigen, die mehr oder weniger Analphabeten waren, auf das Bild des Kaisers, wie es durch epigraphische Texte und die Monumente, mit denen diese Texte verbunden waren, gestaltet wurde. Ganz entziehen konnte man sich diesen Monumenten nicht, und damit auch nicht dem, was sie vermittelten. Wenn man freilich den modernen Begriff ‚Massenmedien‘ unter dem Aspekt benutzt, wie Öffentlichkeit beeindruckt oder vielleicht auch beeinflusst werden konnte, dann besteht ein grundsätzlicher Unterschied zwischen Münzen und Inschriften. Münzen, zumal die Reichsmünzen, gingen, wenn man von den frühen Prägungen der triumviri monetales einmal absieht, auf einen einheitlichen Willen zurück. Diese Aussage gilt grundsätzlich, unabhängig davon, wie man sich die Gestaltung von Bild und Text bei den einzelnen Prägungen vorstellt oder wie detailliert die einzelnen Kaiser in die Planung eingebunden waren und über die Gestaltung entschieden haben. Etwas, was der herrschende Kaiser nicht wollte, erschien notwendigerweise weder als Bild noch als Wort auf den Münzen – im Gegenteil: es erschien wohl stets das, was der Kaiser sagen und vermitteln wollte, und zwar mit Nachdruck. Inschriften aber gehen grundsätzlich auf viele Urheber zurück, sie enthalten, wenn man von gestempelten oder gegossenen kurzen Inschriften absieht, fast stets individuell formulierte inhaltliche Aussagen, auch wenn von einzelnen Texten mehrere gleich oder fast gleich lautende Kopien hergestellt wurden, wie es etwa bei Grenzsteinen am Tiberufer in Rom der Fall ist, bei manchen senatus consulta, bei kaiserlichen Edikten wie dem diokletianischen Höchstpreisedikt, das an vielen Stellen auf Stein veröffentlicht wurde, den Bürgerrechtskonstitutionen für Soldaten des römischen Heeres oder schließlich bei den langen Serien von Meilensteinen, deren Texte – abgesehen von Versehen der Steinmetzen – nur in der Meilenzahl variierten. Die Masse der Inschriften besteht aus Originalen, in denen sich das ausdrückt, was eine oder mehrere Personen oder vielleicht auch Korporationen wie collegia, Dekurionenräte oder die Bürger einer Gemeinde sagen und inschriftlich festhalten
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wollten. Freilich heißt das nicht, dass bei jedem epigraphischen Dokument alle Worte neu erdacht und als eigene formuliert wurden; denn es gab einen reichen Formelschatz, der über lange Zeit aus unterschiedlichen Quellen entstanden war und dessen sich viele Auftraggeber bedienten, wenn Formeln dem entsprachen, was sie ausdrücken wollten, wozu unter anderem das Heer reichsweit beigetragen hat.1 Unter diesen Voraussetzungen soll gefragt werden, welches Bild des Kaisers als Bringer des Friedens oder als dessen dauerhafter Hüter sich für uns aus den Inschriften ermitteln lässt, wobei der jeweilige Textträger nicht vergessen werden darf; denn dieser vermittelt nicht selten die eigentliche Aussage weit mehr als die Inschrift. Vor allem ist zu fragen, ob die epigraphischen Monumente ein Bild zeichnen, das inhaltlich einheitlich ist oder deutliche Differenzen zeigt. Entwickelt oder verschiebt sich dieses Bild im Laufe der Jahrhunderte im Kontext der gewandelten politischen Situation im Reich? Zudem ist im Grundsatz auch zu fragen, ob sich individuelle Züge in den Aussagen erkennen lassen, die auf die Persönlichkeit einzelner Kaiser zurückgehen oder eben derjenigen, die ein Monument errichteten, seien es Privatpersonen oder Amtsträger des Kaisers oder einzelne Gemeinden. Am Anfang steht Augustus, der in seiner mehr als 40 Jahre dauernden Herrschaftszeit das Bild des römischen Princeps entscheidend geprägt hat. Das geschah mit einer derartigen Intensität, dass es in den nachfolgenden Jahrhunderten kontinuierlich Wirkung ausübte, auch darauf, wie das Bild des Kaisers als Herr über Krieg und Frieden sich in der Öffentlichkeit zeigte. Unmittelbar aus der Zeit, als die Bürgerkriege beendet waren und Octavian sich im internen Machtkampf eben durchgesetzt hatte, ist seit einiger Zeit ein Monument bekannt, das symptomatisch die römische Sicht auf die Bedeutung des Friedens und die Rolle, die Augustus als Machthaber dabei einnahm, erkennen lässt. Es ist die Inschrift, die an dem gewaltigen Siegesmonument für Actium angebracht war, das sich in der dort neu gegründeten Stadt Nicopolis befand, die über ihren Namen an den Sieg des Jahres 31 v. Chr. erinnerte [Q13-01]. Das Monument ist den beiden Göttern geweiht, die zu Wasser und zu Land Octavian den Sieg gewährt hatten, Neptun und Mars. Der Imperator Caesar weiht das Monument, das mit den rostra auf die Flotte verweist, die den Sieg errungen und auf diese Weise den Frieden zu Wasser und zu Land gesichert hatte. Friede erscheint als Folge des Krieges, der mit den sprechenden Zeichen der Schiffsschnäbel gegenwärtig bleibt. Der Sieg bedingt den Frieden. Wenige Jahre vorher war bereits ein ähnliches Monument in Rom selbst errichtet worden, nachdem Octavian aus dem Krieg gegen Lepidus auf Sizilien siegreich zurückgekehrt war. Auf einen Senatsbeschluss hin wurde eine Siegessäule mit der Statue Octavians errichtet, die mit den Schiffsschnäbeln der erbeuteten Schiffe geschmückt war, eine columna rostrata wie nach dem Sieg des C. Duilius über die Karthager im Jahr 260 v. Chr. vor Mylae.2 Nach Appian stand auf dem Sockel der Säule eine Dedikationsinschrift, deren Schluss Octavian für die Wiederherstellung
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Speidel 2007, 173–194. CIL I 25 = VI 1300 = 31591 = 37040 = Inscr. Italiae XIII 3, 69 = ILLRP 319.
13 Der Kaiser, der Sieg und der Frieden
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des „Frieden[s], der lange Zeit gestört worden war“, belobigte [Q13-02]. Im nicht zitierten Teil der Inschrift kann nur über den Sieg gesprochen worden sein, den Octavian damals errungen hatte, wie der Eintrag zu seiner Ovatio in den Fasti triumphales zum Jahr 36 v. Chr. zeigt [Q13-03].3 Diese Verbindung von Sieg und Friede wird von Augustus selbst in den Res gestae [Q13-04] mit Nachdruck hervorgehoben.4 In allen relevanten Passagen steht der Sieg im Vordergrund, der die Voraussetzungen geschaffen hatte, um Frieden zu ermöglichen; allerdings betont Augustus mit Nachdruck, dass unter ihm der Ianustempel dreimal geschlossen worden sei, also auch dreimal Friede erreicht war. Dies aber ist ein durchgehender Zug in den epigraphischen Dokumenten mindestens der ersten drei Jahrhunderte der Kaiserzeit, dass bellum und pax engstens miteinander verbunden sind, dass von pax fast ausschließlich gesprochen wird im Kontext von Krieg und insbesondere der Siege, die vom Kaiser oder den von ihm Beauftragten errungen wurden. Der Sieg steht in fast allen Aussagen im Mittelpunkt, der Friede ist die Folge. Besonders klar tritt dies in einer Ehrung für C. Vallius Maximianus [Q13-05], den Prokurator der Provinz Mauretania Tingitana, durch die Stadt Italica hervor; die Stadt begründet die Errichtung einer Ehrenstatue für den Statthalter: ob merita et quot provinciam Baetic(am) caesis hostibus paci pristinae restituerit, eine Aktion, die er in kaiserlichem Auftrag durchführte, weil er ohne dessen Zustimmung in der Provinz Baetica nicht hätte tätig werden können. Er hatte die Provinz in die Normalität des Friedens, wie er zuvor bestand, zurückgeführt. Diese Sichtweise, der Friede als Folge von Krieg, wird sehr deutlich, wenn man sich mit den Dedikationen befasst, die beide Phänomene unmittelbar mit den römischen Kaisern verbinden, durch die Formulierungen Victoria Augusta sowie Pax Augusta. Inschriften, die mit Monumenten allein für die kaiserliche Siegesgöttin verbunden sind, finden sich zahlreich im lateinischen epigraphischen Material [Q13-06 bis Q13-21];5 der Text in diesen Dokumenten lautet meistens: Victoriae Augustae/Augusti, manchmal mit nachfolgendem sacrum,6 manchmal auch Victoriae Augustorum.7 Entweder handelt es sich dabei um Dedikationen der Statuen der 3 4
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Siehe unten Anm. 61. Siehe den Kommentar von Scheid 2007, 48. Manche der Siege des Augustus wurden noch nach vielen Jahren gefeiert; siehe Fasti Praenestini: Inscr. Italiae XIII 2, 17; Feriale Cumanum: CIL X 3682 = CIL X 8375. Soweit das griechische Inschriftenmaterial in der Datenbank des Packard Humanities Institute zugänglich ist, findet sich das Äquivalent zu Victoria Augusta bzw. Pax Augusta nur sehr selten in griechischen Inschriften. Es wird deshalb hier im Detail nicht eingeschlossen. Beispiele etwa in IGR III 1376; IV 739. 1173; OGIS 663. IGR III 1376 und BASOR 45, 1932, 6,3 stammen aus Gerasa: ὑπὲρ [τῆ]ς Σεβαστῆς Εἰρήνης aus dem Jahr 66/67; vielleicht sind die Weihungen mit der Reise Neros nach Griechenland zu verbinden. Ferner Blümel 2019, Nr. 418: Εἰρήνηι διαμόνωι Σεβαστῆι. Vgl. CIL III 321 = 6983 = Dessau 5883 = IGR III 83. Ob man von Victoriae Augustae, also der überindividuellen Gottheit, oder von Victoriae Augusti eines speziellen Augustus sprechen muss, wird nicht immer klar, da meist die Abkürzung Aug. in den Inschriften steht. Z. B. CIL VIII 2351. 4582. 9024 aus Numidia und Mauretania, aber auch aus Ostia (CIL XIV 68) oder aus Bedriacum (CIL V 4089 = AE 2004, 615: Inschrift auf einem Globus, auf dem
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Göttin, die im öffentlichen Raum aufgestellt wurden oder es sind Altäre, die ihr geweiht sind; zweimal wird auch ein templum Victori(a)e Aug(us)torum genannt, das in zwei Städten in Africa errichtet wurde.8 Zusammen sind das weit mehr als 150 einzelne Monumente; hinzu kommen weitere, die auf einen konkreten kaiserlichen Sieg verweisen. Ein Zeugnis aus dem etrurischen Rusellae zeigt, dass ein Teilnehmer an dem Britannienfeldzug des Claudius ein votum gegenüber der Victoria Britannica erfüllte,9 in Africa errichtete unter Marc Aurel und Verus die civitas Siagitana einen Altar Victoriae Armeniacae, Pa[r]thicae, Medicae Augustorum sacrum,10 ebenso unter Caracalla die Stadt Uchi Maius eine Statue der Victoria Parthica, [Br]itannica, Germanica Maxima Augusta, also analog zu den Siegerbeinamen, die Caracalla seit dem Jahr 213 n. Chr. trug, während andere Gemeinden einzelne Siege der severischen Kaiser in Britannien oder Germanien durch Dedikationen hervorheben.11 Die Monumente für die Victoria Augusta stammen aus sehr vielen Provinzen des Imperiums und gehen auf Personen aus allen gesellschaftlichen Gruppen zurück,12 von privaten Freigelassenen13 über seviri Augustales,14 Kolonen auf kaiserlichen Gütern,15 städtische Magistrate,16 Militärs17 bis zu Mitgliedern des equester ordo und ordo senatorius.18 Von Seiten der Kaiser findet die eigene Sieghaftigkeit zunächst keinen eigenen spezifischen Ausdruck. Zwar führen Caligula, Claudius und Nero in ihrer Nomenklatur den Siegernamen Germanicus, der Drusus d. Ä. im Jahr 9 v. Chr. verliehen worden war, doch kennzeichnet dieser Name den genealogischen Zusammenhang und verweist nicht auf einen Sieg, der von diesen Kaisern errungen wurde. Erst mit
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eine Victoria steht). Besonders bezeichnend eine Inschrift, die in eine Felswand im Feindesland bei Laugaricio gemeißelt wurde [Q13-10]. Dessau 8914; ILAfr 527 = AE 2005, 1686. In Korinth wird sogar ein eigener sacerdos Victoriae Britannicae eingesetzt: Corinth VIII 2,86– 90; 3,158–163. CIL VIII 965 = Dessau 365. CIL VIII 11018. 26242. 27773; ILAfr 527; AE 1913, 46. Die folgenden Dedikationen sagen entweder überhaupt nicht, auf wen sie zurückgehen, oder die Namen lassen nichts Näheres erkennen: CIL II 1345. 3410; III 1442. 5612. 5615. 11744/5. 11760; V 5070. 6959. 6960. 7831; VIII 1822. 1890. 4200/1. 4290. 4514. 6967. 8454. 14350. 25995. 27829; IX 3336; X 2. 5822; XII 162. 1537; XIII 5941; XIV 2585. 5321; AE 1960, 118; 1968, 598; 1992, 1313; 1995, 1202. 1999, 1206; 2009, 1674; 2014, 703; EE 9,572; BCTH 1902, 316; 1955/56, 204; ILAlg II 3, 7754; AIJ 163; EDCS-46300200. CIL II 982. 2327; V 4986; VI 791; VIII 18898; XI 3780; ILLPRON 1007; ILAlg II 2, 4651b. CIL II 3002. 3249; III 1442; V 5025; VIII 5695; X 1237. 1887; ILAlg II 2, 4650. AE 1999, 1771. EDCS-73400454; CIL II 1967; II 5, 367; II 14, 864; III 4813. 4814; VIII 303. 863. 2353. 5306. 6046. 7983. 9288. 12265. 12382. 15258. 17838. 18241. 19849. 20148. 20748; XI 3780; XII 3134; AE 1911, 105; 1924, 31; 1950, 164; 1952, 133; 1972, 314; 1997, 1734; 1982, 521 = AE 1983, 521 = AE 2001, 1185; 1990, 762; ILAlg II 2, 4652/3. 3, 7757; BCTH 1893, 162. Militär CIL III 4811. 4812. 5300; V 7833; VII 394. 395; VIII 9961. 16873. 17976; XIII 8035; AE 1902, 4; 1916, 22; 1949, 134; 1960, 106; 1974, 500; 1985, 735; ILJug I 340. So z. B. AE 1961, 107: Victoriae Au[gu]stae P Cornelius Dolabella cos., VIIvir ep[ul.], soda[li]s [Ti]t[ius], procos. occiso T[acfa]rinate po[suit]; CIL III 1416. 4811. 5565; VII 480 = RIB 1138; VIII 9025; XII 8035; Tituli Aquincenses I 198; AE 1982, 157; IAM II 1,55; II 2,841.
13 Der Kaiser, der Sieg und der Frieden
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Domitian ändert sich dies, als er 83 n. Chr. nach seinen Erfolgen gegen die germanischen Chatten als Ausweis seines Sieges die Bezeichnung Germanicus in seinen Namen aufnehmen lässt, die von da an kontinuierlich vor den einzelnen Kompetenzen seiner eigentlichen Titulatur erscheint [Q13-22]. Die schnelle Annahme des gleichen Siegerbeinamens durch Nerva und Traian – auf der Basis eines für uns wenig konkreten Sieges – verfestigte sodann diese Tendenz, die Sieghaftigkeit schon im Namen erkennbar zu machen, was Traian durch seine drei Siegerbeinamen Germanicus, Dacicus, Parthicus sogleich zu einem Höhepunkt führte [Q1323], was aber, gerade wegen des hochproblematischen Parthicus-Titels – ein Siegerbeiname, der eine militärische Katastrophe im Osten abschloss und gnädig verhüllte – eine Gegenreaktion bei Hadrian und Antoninus Pius hervorrief. Das aber blieb ein Intermezzo. Denn ab Lucius Verus, dem Marc Aurel und Commodus folgen, tragen fast alle Kaiser, die länger regierten, Beinamen, die auf ihre Siege verweisen,19 bis unter Valerian und Gallienus die ersten Beispiele erscheinen, dass diese Namen iteriert werden [Q13-24], etwa als Germanicus maximus III oder V.20 Zumindest anfänglich war dies eine Folge der ununterbrochenen Angriffe an den langgestreckten Grenzen des Reiches und der zahlreichen Abwehrsiege der kaiserlichen Truppen [Q13-25]. Doch bereits vom Beginn des Prinzipates an konnten Siege gezählt werden, wenn ein siegreiches Heer seinen Feldherrn als imperator akklamierte. Augustus führte am Ende imp. XXI in seiner Titulatur. Das steigerte Claudius zu imp. XXVII und Domitian immerhin noch zu imp. XXII; bei ihnen wird das Bestreben deutlich, die militärische Sieghaftigkeit der Öffentlichkeit mit Nachdruck vor Augen zu führen, was auch durch entsprechende Siegesmonumente unterstrichen wurde. Für Claudius ließen Senat und Volk von Rom in Gesoriacum an der Kanalküste einen Siegesbogen errichten, ebenso in Rom selbst über der via lata [Q13-26];21 in Rom sollen nach Sueton für Domitian in den städtischen Regionen ianos arcusque cum quadrigis et insignibus triumphorum aufgestellt worden sein sowie der gewaltige Equus auf dem Forum Romanum.22 Das Forum Traians war ein einziges Siegesmonument, einschließlich eines monumentalen Triumphtors; auch Inschriften verschiedener Art trugen dazu bei, alle aber verbunden mit dem Krieg selbst. Unter anderem wurden die Namen der Legionen – vermutlich unter deren bildlichen Darstellungen – angeführt, die an dem siegreichen Feldzug beteiligt waren.23 Noch zu Beginn des 5. Jhs. wurde in Rom ein Triumphbogen errichtet [Q13-27]. Die Inschriften sprachen in diesen Fällen noch lauter durch den Eindruck, den die Monumente erregten, auf denen die Texte standen. Fast bis zum Ende des 4. Jhs. blieben
19 Besonders auffallend ist das Fehlen jeglicher Siegerbeinamen während der langen Regierungszeit von Severus Alexander, was aber damit übereinstimmt, dass für ihn im Gegensatz zu fast allen anderen Kaisern, selbst Hadrian und Antoninus Pius, auch keine Imperatorakklamationen bezeugt sind. 20 Siehe Kienast/Eck/Heil 62017, 206. 210. 21 Cass. Dio 60,22,1. 22 Sueton, Dom. 13; Statius, Silvae 1,1. 23 CIL VI 3493, cfr. p. 3396; 32902.
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die Imperatorakklamationen ein deutliches Zeichen für den Anspruch der Kaiser, die Sieghaftigkeit des Reiches zu gewährleisten [Q13-28 bis Q13-29b]. Zahllose epigraphische Dokumente bezeugen dies, bis Theodosius I. auf diese Selbstcharakterisierung verzichtete; er ließ sich zwar noch fundator aeternae pacis nennen,24 aber dazu musste nicht mehr auf einen konkreten Sieg verwiesen werden. Dieser Betonung der Sieghaftigkeit der Kaiser und der Erfolge, die durch ihre Siege für das Imperium möglich waren, entsprechen die fast zahllosen Verweise meist auf den Grabdenkmälern von Angehörigen des Heeres, die an siegreichen Kriegen teilgenommen hatten und von den Kaisern deswegen belohnt worden waren [Q13-30 bis Q13-34]. Manche lassen die Belohnungen, ohne sie direkt in Worte umzusetzen, lediglich auf ihrem Grabstein abbilden, entweder unter der Inschrift in der Form der einzelnen Abzeichen25 oder auf dem Panzer, wenn der Verstorbene selbst abgebildet wird.26 Meist aber wird zusätzlich in Worten beschrieben, von wem in welchem Krieg die dona militaria verliehen worden waren. So steht in der Grabinschrift des M. Cornelius Nigrinus Curiatius Maternus in Liria Edetanorum in der Tarraconensis, der verstorbene Senator habe seine zahlreichen militärischen Auszeichnungen als Legat der Provinz Moesia im Krieg gegen die Daker erworben [Q13-30] – der Name Domitians konnte hier nicht genannt werden. Eine Grabstele aus Ariminum führt gleich mehrfache dona militaria an, die M. Vettius Valens, der als Prätorianersoldat seine Laufbahn begann, erhalten hatte [Q13-31]. Von einem Bürger aus dem ligurischen Libarna wird unter einer Ehrenstatue gerühmt: er sei als tribunus militum der Legio I Adiutrix im Krieg gegen die Sueben von Nerva mit einer corona aurea ausgezeichnet worden [Q13-32]. Und eine stadtrömische Inschrift, die unter einer statua armata des Prätorianerpräfekten Bassaeus Rufus auf dem Forum Traiani stand, berichtet, der Ritter sei wegen des Sieges des Marcus Aurelius und des Commodus gegen Germanen und Sarmaten von den Kaisern corona [m]urali, vallari, aurea, hastis puris IIII [to]tidemque vexillis obsidionalibus ausgezeichnet worden [Q13-33].27 Schließlich verweisen Senatoren mit den ornamenta triumphalia als höchster Anerkennung auf einen Sieg, der für einen Kaiser Anlass für einen Triumphzug in Rom war oder hätte sein können, entweder mit den schlichten, aber dennoch inhaltsschweren Worten ornamentis triumphalibus innerhalb ihres cursus honorum28oder eingebettet in den historischen Kontext wie bei M. Plautius Silvanus, dem die ornamenta triumphalia wegen seiner Leistungen im Krieg gegen die Illyrer verliehen wurden,29 oder noch weiter ausgeführt unter einer Ehrenstatue in Burnum für Sex. Iulius Severus, der im Bar-Kochba-Aufstand gekämpft hatte [Q13-34].
24 25 26 27
AE 1986, 631. Wie auf dem Grabstein des C. Allius C. f. Pom. Oriens in CIL XIII 5206 aus Vindonissa. CIL XIII 8648 Marcus Caelius aus Vetera. Hinzu kamen als weitere Ehrungen zwei weitere Statuen: aliam civili amictu in templo [divi Pii et] tertiam loricatam in tem[plo --]. 28 E. gr. CIL XI 5743 für M. Cocceius Nerva oder Dessau 8970 = AE 1999, 1576 M. Ulpius Traianus pater. 29 CIL XIV 3605/6: huic senatus triumphalia ornamenta decrevit ob res in Il(l)yrico bene gestas.
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Diese Verweise auf siegreich bestandene Kriege einzelner Soldaten finden sich von Germania inferior im Norden bis Aegyptus im Süden und von Lusitania im Westen bis Cappadocia im Osten. Der Sieg der römischen Waffen ist allgegenwärtig. Stets ist der Kaiser derjenige, dem der Sieg zugeschrieben wird. Dass der Kaiser den Sieg garantiert, dass er sieghaft ist, muss gar nicht eigens gesagt werden. Umso mehr fällt auf, dass ab der Spätzeit von Commodus die Epiklese invictus in die kaiserliche Nomenklatur aufgenommen und bald stereotyp bei fast allen Kaisern angeführt wurde.30 Hat sich Entscheidendes verändert, dass dies nun eigens durch eine allgegenwärtige Epiklese betont werden musste? Schließlich aber scheint selbst diese Aussage nicht mehr ausreichend gewesen zu sein, sodass den Herrschern ab der 2. Hälfte des 3. Jhs. zunehmend der Superlativ victoriosissimus als Kennzeichen beigelegt wird [Q13-28].31 Je unsicherer die Lage des Reiches wurde und je weniger die Kaiser die ihnen zugeschriebene Siegerqualität konkret erfüllen konnten, desto mehr wurde sie betont, gerade auch von denen, die die eigentlichen Garanten der kaiserlichen Sieghaftigkeit waren, ihre Vertreter in den Provinzen und beim Militär. Jeder Kaiser des späten 3. oder des 4. Jhs. wird in dieser Weise herausgehoben, wie es der Statthalter der Provinz Syria Palaestina Acilius Cleobulus von Kaiser Probus mit der Formulierung Omnium principum vere victoriosissimus ac felicissimus indulgentissimusque Caesar zum Ausdruck brachte [Q13-28] oder der von Isauria, wenn er Constantinus und Maximinus Daia jeweils als clementissimus et victoriosissimus Caesar beschreibt. Epigraphische Monumente der bisher besprochenen Art waren überall zu sehen, sie standen auf den Fora oder in den Tempeln der Städte, viele auch an den Gräbern, die sich entlang der Ausfallstraßen der Gemeinden oder der großen Militärlager reihten. Immer geht es direkt oder indirekt um den militärischen Erfolg der Kaiser und derer, die in ihrem Dienst gestanden hatten; Senatoren, Ritter und Soldaten waren stolz auf die Auszeichnungen, die sie während der siegreichen Feldzüge oder der Abwehrkämpfe gegen Feinde des Reiches der Kaiser erhalten hatten. Die Bürger, Magistrate und Stadträte der Gemeinden brachten vota aus für die Kaiser, die Feldzüge gegen Feinde leiteten, und feierten vor allem die Siege, durch die die Sicherheit des Reiches gewährleistet wurde. Doch wo bleibt der Friede, den die Kaiser durch ihre Siege möglich gemacht hatten? Ist die Pax Augusta so selbstverständlich in die Sieghaftigkeit eingeschlossen, dass man sich nicht die Mühe machen musste, diese Göttin besonders herauszustellen, für sie Monumente oder Altäre zu errichten, wie das bei der Victoria Augusta geschah? Es gibt solche epigraphischen Zeugnisse für Pax Augusta, doch schon der rein numerische Gegensatz zu den weit mehr als 120 Zeugnissen für Victoria Augusta ist – wenn die Recherche nichts übersehen hat – frappant. Denn bis heute sind nicht einmal zehn lateinisch formulierte Monumente entdeckt worden, in denen speziell und eigens die Pax Augusta als Ziel von Ehrung oder Verehrung
30 Beispielsweise in IAM II 2, 363 oder in AE 1957, 50; dazu auch Weinstock 1957, 242–246. 31 Außerdem CIL XI 3090a und AE 1982, 272 für Gallienus; CIL VIII 10217 = Dessau 578 für Aurelian.
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erscheint [Tabelle Q13-35 bis Q13-41].32 Die Dokumente verteilen sich über die ersten zwei Jahrhunderte. Der Altar aus der römischen Kolonie Antiochia sollte kaum nach der 1. Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. entstanden sein, da der aedilis noch kein Cognomen trägt; auch der Altar aus Praeneste dürfte in derselben Zeit entstanden sein. Der Altar in Rom wurde wohl im Jahr 70 von den Leitern der tribus Sucussana errichtet, zusammen mit einer Kolossalstatue der Pax aeterna der domus Flavia.33 Das Heiligtum, zu dem das Inschriftenfragment aus Thuburbo Maius gehört, stammt am ehesten aus der Zeit der Samtherrschaft Marc Aurels, entweder zusammen mit Lucius Verus oder mit dem Sohn Commodus. Die Dedikanten sind ausnahmslos römische Bürger; einer besitzt ritterlichen Rang, andere gehören zur munizipalen Führungsschicht; auch ein sevir Augustalis ist vertreten. Konkrete Anlässe, die die jeweiligen Dedikationen ausgelöst haben könnten, sind nicht erkennbar, außer im Fall der curatores der tribus Succusana, die wohl Ende des Jahres 70 n. Chr.34 mit dem Altar die Wiederherstellung des inneren Friedens, auch in der Hauptstadt selbst, herausstellen wollten. Gelegentlich erscheint Pax auch im Verbund mit anderen Gottheiten [Q13-42 bis Q13-43]. Der tribunus einer Auxiliareinheit dedizierte im britannischen Bremenium einen Altar Victoriae et Paci gemeinsam; die Vermutung, dass diese Verbindung durch ein konkretes militärisches Ereignis ausgelöst wurde, liegt nahe. Ähnlich vereinigte der niedergermanische Legat Q. Antistius Adventus um das Jahr 171/72 beide Gottheiten auf einem Altar im Auxiliarlager Fectio, jedoch im größeren Verbund mit anderen Göttern: Iovi O(ptimo) M(aximo) Summo Exsuperantissimo, Soli Invicto, Apollini, Lunae, Dianae, Fortunae, Marti, Victoriae, Paci; weshalb er seinen Altar für diese weite Götterversammlung errichtete, lässt sich nicht erkennen. Einige Male wird die Pax durch den Zusatz aeterna oder perpetua näher beschrieben [Q13-44 bis Q13-47]; man wusste, wie fragil der Friede sein konnte. Aus Cuicul in Numidia ist ein Fragment mit Paci aeternae Augggg(ustorum) nnnn(ostrorum) erhalten, vermutlich aus der Zeit der ersten Tetrarchie.35 Besonders aufschlussreich sind zwei fast gleichlautende Texte aus dem Südteil der Provinz Palaestina, die um das Jahr 303 n. Chr., also fast gleichzeitig mit dem zuvor angeführten Text aus Cuicul, an den Toren von neuen castra eingemeißelt wurden. Die Kaiser gewährleisten, indem sie diese Anlagen für einzelne Heereseinheiten errichten, eben die perpetua Pax, in Verbindung mit der providentia des praeses provinciae Aufidius Priscus: Perpetuae Paci Diocletianus Augus(tus) et [[Maximianus August(us)]] Constantius et Maximianus nobilissimi Caesar(e)s alam Costia constituerunt per providentia(m) Prisci pr(a)esidis [[provinciae Syriae Palaestinae(?)]]. Gleiches besagt eine Bauinschrift aus Mauretania Caesariensis, nach der im Jahr
32 Aus Petra stammt eine Altarweihung pro salute von Septimius Severus und Caracalla; auf einer Nebenseite des Altars steht Paci, AE 1968, 520 = Inscr. Jordanie IV 3; ob beide Seiten zusammengehören, muss offenbleiben, zumal der Text auf der anderen Seite der Basis verloren ist. 33 Siehe dazu im Folgenden. 34 Siehe dazu weiter unten. 35 ILAlg II 3, 7687 (Cuicul).
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201 n. Chr. die Kaiser hiberna alae Piae Geminae Seba[s]tenae pro pace in provincia constituerunt.36 Ohne militärischen Schutz konnte der Friede nicht dauerhaft gesichert werden.37 Das kann sich in den beiden Inschriften durchaus auf die Bedrohung von außen richten, gegen die die kaiserlichen Maßnahmen schützen sollen. Doch in einigen wenigen Zeugnissen scheint der Zusammenhang am ehesten auf einen vorausgegangenen Bürgerkrieg zu verweisen. So dedizieren die Iuniores der stadtrömischen tribus Succusana am 18. November des Jahres 70 n. Chr., am Geburtstag Vespasians, der Pax aeterna ein gewaltiges Monument [Q13-44]. Vermutlich hatten nicht wenige der Mitglieder der Tribus die heftigen Kämpfe zwischen den Truppen des Vitellius und denen Vespasians selbst miterlebt. Ebenso könnte der Text mit Erwähnung der Pax perpetua und der Concordia Augusta auf einer Basis aus Ossigi in der Baetica von den Erfahrungen des Bürgerkriegs der Jahre 68/69 n. Chr. verursacht worden sein [Q13-45], wenn er nicht sogar in augusteische Zeit zu datieren ist.38 Eine weitere Dedikation, die ebenfalls die Baetica betrifft [Q13-48], gehört sicher in augusteische Zeit; sie bleibt freilich enigmatisch. Die Provinz stellte in Rom ein goldenes Abbild von Augustus mit einem Gewicht von 100 Pfund Gold auf, vermutlich auf dem Forum Augusti. Der Text der zugehörenden Inschrift lautet: Imp(eratori) Caesari Augusto p(atri) p(atriae) Hispania Ulterior Baetica quod beneficio eius et perpetua cura provincia pacata est. Auri p(ondo) C. Errichtet wurde sie nicht vor dem Jahr 2 v. Chr., da Augustus bereits pater patriae ist. Doch in welcher Hinsicht wurde damals die Provinz durch das Bemühen des Augustus pacata? Oder hat die Ehrung gar keinen aktuellen Bezug, ist Augustus als Friedensbringer allgemein bezeichnet? Aber warum dann die Betonung der Provinz? Dass pacare unter Augustus gerade auch auf den Frieden verweist, der durch Siege errungen wurde, ergibt sich gerade aus seinen Res gestae [Q13-49]. Dort sagt er von sich selbst in cap. 25, er habe das Meer befriedet durch einen Krieg gegen Sklaven, die ihren Herren entlaufen waren und Waffen gegen den Staat ergriffen hatten (pacavi = [εἰ]ρήνευσα). Noch deutlicher wird das im cap. 26, wo er von der „Befriedung“ der gallischen und spanischen Provinzen sowie Germaniens bis zur Elbemündung berichtet (pacavi = ἐν εἰρήνηι καθέστησα); ebenso habe er die Alpen befriedet ([pacari fec]i = εἰρηνεύεσθαι πεπόηκα), wobei er mit keinem Volk einen unrechtmäßigen Krieg geführt habe. Natürlich geht es hier um die kriegerische Unterwerfung und die Eingliederung in das Imperium.39 Doch solche Umstände 36 AE 1954, 143 b. 37 Nicht beantwortbar ist die Frage, weshalb gerade Kaiser Titus in einer Inschrift aus Valentia in der Hispania Tarraconensis als conser[v]ator pacis Aug(ustae) charakterisiert wird (CIL II/14, 13). 38 Weinstock 1960, 50, Anm. 64 meint, der Text sei, wenn er in flavische Zeit gehöre, eine „copy of an Augustan original“. 39 Siehe die Bemerkung von Weinstock 1960, 46: „Foreign countries had long since ceased to be the equals of Rome; pax was no longer a pact among equals or peace but submission to Rome, just as pacare began to refer to conquest. But submission guaranteed peaceful life and the Romans liked to stress this point.”
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können, soweit wir jedenfalls über die Geschehnisse auf der iberischen Halbinsel Bescheid wissen, nicht als Motiv hinter der Formulierung der Dedikation der Provinz Baetica stehen. Und von all den kriegerischen Verwicklungen der Jahre nach 2 v. Chr. in anderen Provinzen kann die Baetica nicht berührt worden sein. Bezieht sich also pacare auch auf nicht-kriegerische Maßnahmen, wofür auch der Hinweis auf die perpetua cura sprechen könnte? Trägt die kontinuierliche Sorge des Princeps um die Provinzen dazu bei, dass dort Friede herrscht? Pacare behält offensichtlich eine ambivalente Bedeutung und bezeichnet ein Handeln, das nach außen, aber auch nach innen wirken kann.40 Der Inhalt von pacare lässt sich in dem Wort pacator konkretisieren und auf den Kaiser als direkt für den Frieden Handelnden anwenden; doch das ist eine relativ späte Erscheinung und sie scheint nie unmittelbar von der kaiserlichen Zentrale ausgegangen zu sein. Unter Commodus ist dieses Wort als Epiklese für den Kaiser bezeugt, vielleicht im Kontext mit der Benennung Romanus Hercules.41 Die Bezeichnung pacator orbis wird Commodus in einer Weihung in Dura Europos gegeben [Q13-50], aber auch in Treba in Latium [Q13-51]. Doch auf den Münzen des Commodus wird zwar die Pax aeterna betont und Commodus als Hercules Romanus herausgestellt; doch pacator fehlt auf den Münzen. Auch andere Herrscher nach ihm werden in epigraphischen Zeugnissen so benannt, doch beschränken sich diese Zeugnisse auf bestimmte Kaiser und auf einzelne Provinzen. Symptomatisch sind dafür sieben Weihungen aus der Baetica für Septimius Severus und Caracalla, in denen diese Kaiser als pacator orbis beschrieben werden.42 Dass dieser Befund allein die Baetica betrifft, lässt darauf schließen, dass die Benennung auf eine regionale Entscheidung zurückgeht; denkbar wäre ein Schreiben des damaligen Prokonsuls der Baetica, in dem er diese Eigenschaft des Kaisers mit Nachdruck herausgestellt hatte, denkbar aber wäre auch, dass die Benennung in einen Beschluss des concilium provinciae Eingang fand und Gemeinden der Baetica dies übernommen haben. Dass dies eine regionale Erscheinung war, wird auch noch dadurch unterstrichen, dass das einzige Beispiel außerhalb der Baetica sich in der Mauretania Caesariensis findet, an der Gegenküste zur Baetica.43 Zwischen beiden Regionen gab es regen Austausch.
40 Durchaus im militärischen Sinn, aber im Innern des Reiches wird das Wort in der sogenannten laudatio Turiae verwendet: CIL VI 41062, II 36 f.: Pacato orbe terrarum res[titut]a re publica quieta deinde n[obis et felicia] tempora contingerunt = „Nachdem der Erdkreis befriedet, die res publica wiederhergestellt war, waren uns ruhige und glückliche Zeiten vergönnt“ (modifizierte Übersetzung von D. Flach). In einem doppelten Sinn könnte das Wort in der Grabinschrift des Q. Veranius verwendet worden sein: CIL VI 41075: [… restit]utionem moenium remissam et interceptam [huius civitatis complevit et regionis oppi]d[a(?)] pacavit … 41 Der auch als Hercules paciferus angesprochen werden kann: CIL X 5385 = IG XIV 904 = Dessau 3436. Das Epitheton findet sich aber auch für Mars: CIL IX 5060, oder für Apollo: CIL VI 37 = Dessau 3223. Allgemein Mastino/Ibba 2012, 139–212. 42 CIL II 1969; II/5, 74–77. 1028; II/7, 60. Für Septimius Severus finde sich aber auch pacis publicae restitutor in Thagaste in Numidien: CIL VIII 17214 = Dessau 443. 43 CIL VIII 21613.
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Eine ähnliche Entscheidung durch Statthalter könnte man auch für die Germania superior und die Belgica voraussetzen, denn in beiden wird Caracalla im Jahr 213 n. Chr. auf Meilensteinen in dieser Weise herausgestellt, während er von Rätien aus seinen Feldzug gegen Germanen jenseits des Limes durchführte; das Formular lautet stets: fortissimus felici[s]s[i]musq(ue) ma[g]nus [princ(eps)], pacator orbis [Q13-52]. Dass diese Formel gleichzeitig auch Militärs in Mainz in einen Text unter der Statue des Kaisers aufnahmen,44 zeigt, dass diese Bezeichnung damals am Sitz des Statthalters der Provinz bekannt war. Doch dass die Legaten dieser zwei benachbarten Provinzen ein sonst nicht bekanntes Formular entwickelten, ist nicht wahrscheinlich; eher darf man auf eine gemeinsame Quelle schließen, die man entweder in der kaiserlichen Kanzlei vermuten könnte, als von dort die Reise des Herrschers in den Norden angekündigt wurde oder vielleicht aus dem Büro des procurator Belgicae et duarum Germaniarum, der vermutlich mit der Reisevorbereitung befasst war.45 Eine regionale Formulierung liegt erneut weit später in der Africa proconsularis vor, wo auf mindestens sechs Meilensteinen der kurzlebige Kaiser Claudius Tacitus 275/76 n. Chr. als fortissimus imperator et pacator orbis erscheint [Q13-53]. Der Charakterisierung als pacator entspricht fundator pacis oder pacis aeternae,46 oder auch pacis aeternae propagator bzw. conservator oder defensor pacis, 47 was sich bei einzelnen Kaisern im 4. Jh. findet. Es ist evident, dass solche Bezeichnungen keine Hinweise auf konkrete Willensäußerungen der verschiedenen Kaiser sind, sondern auf das Bemühen von Statthaltern, manchmal vielleicht auch von Gemeinden oder Einzelpersonen, etwas Charakteristisches über einen Herrscher auszusagen; ein konkreter Befund musste dem nicht zugrunde liegen. Dies kann kaum etwas deutlicher machen als die Formel dominus orbis et pacis, die die Gemeinde Vesunna in der Aquitania auf einen Meilenstein von Kaiser Florianus setzte [Q13-54]. Er wurde im Juli des Jahres 276 n. Chr. in Kleinasien akklamiert, wurde aber bereits nach 88 Tagen Herrschaft in Tarsus in Kilikien ermordet. Vermutlich war er bereits tot, als die Inschrift eingemeißelt wurde. Mit der Realität haben solche Worte nichts zu tun, sie zeigen aber deutlich, was die Bevölkerung im Reich wollte und von den Kaisern erwartete: Sorge um den Frieden. Gerade wenn die Kaiser siegreich waren, konnte diese Erwartung real werden. Der Sieg über äußere – und manchmal über innere48 – Feinde verbürgte die Sicherheit der Men-
44 CIL XVI 6803. 45 Auch auf zwei Meilensteinen aus der Narbonensis erscheint ein gleichartiges Formular für Kaiser Aurelian: pacator et restitutor orbis, CIL XVII/2, 160. 172. 46 Für Diocletianus CIL III 5810; AE 1987, 896 = AE 1990, 865; 2008, 1569; für Constantinus: CIL VI 1145. 1146. 40764; VIII 7008; AE 2015, 1838. Zuletzt für Theodosius: Corinth VIII 3, 506 = AE 1986, 63. 47 CIL XI 6625. 6632; AE 1934, 7. 8; 1980, 380. 48 Siehe die Einträge in den Fasti Capitolini zum Jahr 40: M(arcus) Antonius M(arci) f(ilius), M(arci) n(epos), IIIvir r(ei) p(ublicae) c(onstituendae) ovan[s an(no) DCCXIII], quod pacem cum Imp(eratore) Caesare feci[t] (Inscr. Italiae XIII 1, 1 b) und Im[p(erator) Caesar] ovans, quod pace(m) cum / [M(arco) Antoni]o fecit, palmam dedit / [M(arcus) Antonius] ovans, quod pacem cum / [Imp(eratore) Caesare fecit, palmam ded]it (Inscr Italiae XIII 1, 36).
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schen,49 eben über die Virtus Augusta, die gelegentlich in Monumenten erscheint.50 Geradezu symptomatisch wird dies in einer Bauinschrift des Jahres 290 n. Chr. aus Auzia in Mauretania Caesariensis gezeigt [Q13-55]. Das Bemühen der Kaiser und ihrer Amtsträger in den Provinzen kann aber auch dazu beitragen, militärische Konflikte zu vermeiden, wie es die zahlreichen Altäre in Volubilis zeigen, die aufgestellt wurden, nachdem der jeweilige Statthalter der Provinz erfolgreiche Gespräche mit den Anführern des Stammes der Baquaten geführt hatte [Q13-56].51 Die Dedikationen aus den Jahrzehnten zwischen Severus Alexander und Diocletianus galten stets I(ovi) O(ptimo) M(aximo) dis deabusqu[e immor]/talibus et Genio Imp(eratoris) … ob diutina(m) pace(m) serva[ta(m)] … confirmata pace. Diese Gespräche wurden immer wieder pacis firmandae gratia geführt.52 Es ist vor allem Iupiter Optimus Maximus, der angerufen wird, … pro salute dominorum nostrorum und … pro pace provinciae, wie der inschriftliche Text besagt, den der Statthalter M. Aurelius Cletus nach erfolgreichen Verhandlungen auf den Altar schreiben ließ.53 Fast alle Inschriften, in denen Pax als Idee oder als Göttin eine Rolle spielt, stammen aus den Provinzen. Rom selbst, das Zentrum, liefert dafür nur wenige Beispiele, wenn man von den Epiklesen für einzelne Kaiser absieht und von der Ara pacis, die dort 13 v. Chr. beschlossen und 9 v. Chr. geweiht wurde.54 Der Altar wird nur in den inschriftlich publizierten Kalendern der frühen Prinzipatszeit erwähnt,55 sowie in den Arvalakten, weil dort die Arvalen gelegentlich Opfer darbrachten.56 Zwei einzelne, schon erwähnte Weihungen an Pax stammen aus dem ersten Jahr der flavischen Herrschaft, als die Bürgerkriege noch in der Erinnerung der Menschen präsent war. Auffallend ist vor allem, dass in den Arvalakten, in denen so viele Opfer für die verschiedensten Gottheiten zu besonderen Gelegenheiten verzeichnet sind, für Pax nur ein einziges Mal einmal ein eigenes genannt wird [Q1357], im Jahr 66 n. Chr., als ob laurum [Imperatoris Neronis Claudi Caes(aris) Aug(usti) Germ(anici) Opfer an viele Götter durchgeführt werden. Dieses eine Opfer Paci vacc(am) aber erfolgt ante arcum [Iani Gemini(?)]; wenn tatsächlich der 49 Dieses Schlagwort findet sich vor allem im 4. Jh., e. gr. CIL III 12043: consulentes securitati provinciarum nostrarum; CIL III 13734: Romanae securitatis libertatisq(ue) vindicibus. Unter Valentinian und Valens werden in Rusicade ad securitatem populi Romani pariter ac provincialium neue horrea erbaut [Q13-15]. Unter König Theoderich geht es um die securitas viantium (CIL X 6850–52). Der Begriff erscheint somit in vielfältigen Zusammenhängen. In einer Petition von Dorfbewohnern in Kleinasien wird von der Gerechtigkeit der Kaiser gesprochen, die Frieden schafft: τὴν εἰρηνικὴ[ν ὑμῶ]ν περὶ πάντας δικαιοσύνην (TAM V 3, 1417, 11–12; Georg Petzl danke ich für den Hinweis). 50 CIL VIII 302. 16528; ILAlg I 1241; CIL II 1062; VII 397; ILLPRON 482. 51 Altäre ohne Hinweis, dass der Friede durch die Gespräche mit den Baquatenfürsten gestärkt worden sei, finden sich schon seit der Zeit von Marc Aurel und Commodus: IAM II 2, 348.349. 52 IAM II 2, 356–361. 53 AE 1991, 1746. 54 Torelli, LTUR IV 70. 55 Inscr. Italiae XIII 1, 30. 31; XIII 2, 8. 17. 18. 22. 25. 56 CFA 12. 15: Taurus Statilius Corvinus promagister collegii fratrum Arvalium nomine in campo ad aram Pacis Augustae vaccam inmolavit.
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arcus der des Ianus Geminus ist, würde das auch besagen, dass die Tore des Heiligtums damals geschlossen wurden, nachdem ein diplomatischer Sieg im Osten errungen worden war. Tatsächlich erscheint Victoria an dieser Stelle in den Akten nicht. Anders ist das in der neronischen Münzprägung dieser Jahre: Victoria ist hier vereint mit Pax.57 Der diplomatische Erfolg gegenüber dem Partherkönig Tiridates wird als Sieg proklamiert, nicht anders als dies Augustus 20 v. Chr. dem römischen Publikum verkündet hatte. Wohl aber erhält Victoria bei späteren Versammlungen der Arvalen einige Male ein Opfer [Q13-58 bis Q13-60]. Zum ersten Mal geschieht dies im Jahr 69 n. Chr. am 28. Februar, nach dem Umsturz von Galba zu Otho ob comit(ia) trib(uniciae) pot(estatis) Imp(eratoris); folgende Opfer werden vollzogen: Iovi b(ovem) m(arem), Iunoni vacc(am), Minervae vacc(am), Saluti vacc(am), Victoriae vacc(am), Genio p(opuli) R(omani) taur(um), Gen(io) ips(ius) taur(um). Einen Tag später wird ob laurum positam denselben Göttern nochmals geopfert. Erneut wird sie im Jahr 89 n. Chr. in die Opfer eingeschlossen, mit dem Namen Victoria Redux, als Domitian wegen des Aufstandes des Antonius Saturninus die Stadt verlassen hatte.58 Auch als Traian zum 1. Dakerkrieg aufbricht, werden vota u. a. für Victoria ausgesprochen.59 Als im Sommer 118 n. Chr. Hadrian nach Rom zurückkehrt, erscheint erneut Victoria im Kreis der Götter am 9. und nochmals am 14. Juli mit dem Opfer einer vacca. Zum letzten Mal wird Victoria in den Akten im Jahr 213 n. Chr. angeführt, als ihr zusammen mit zahlreichen anderen Göttern geopfert wurde.
QUELLEN Wie während der Kaiserzeit der Herrscher als Garant des Friedens erscheint, dafür ist das Handeln von Augustus das große Beispiel, der wiederum republikanische Vorstellungen aufnimmt. Wesentliche Aussagen dazu finden sich mit reichsweiter Wirkung noch heute nachvollziehbar auf den Münzen, ebenso auf den Inschriften. Dabei besteht ein grundsätzlicher Unterschied darin, dass die Aussagen auf den (Reichs-)Münzen direkt oder indirekt die Sichtweise der Kaiser spiegeln, was bei der Masse der Inschriften nicht der Fall ist. Die meisten Inschriften sind individuelle Äußerungen. Deshalb kann man bei diesem Medium mit einer größeren Variabilität rechnen.
57 RIC I 421. 438. 439. 468. 469. 471. 511. 539. 583–585: pace terra marique; RIC I 409–413 und andere. 58 CIL VI 2066 = 32369 = CFA 57. 59 CIL VI 2074 = 32371 = CFA 62a–b1.
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Zeugnisse für Victoria 13-01. Für Augustus kann man von dem Siegesmonument in Nicopolis ausgehen (M. Šašel Kos, Inscriptiones Latinae in Graecia repertae. Additamenta ad CIL III, Faenza 1979, Nr. 158 = AE 1992, 1534 = 1999, 1448): [Nep]tuno [et Ma]rt[i Imp(erator) Caesa]r div[i Iuli] f(ilius) vict[oriam ma]rit[imam consecutus bell]o, quod pro [re pu]blic[a] ges[si]t in hac region[e, c]astra [ex] quibu[s ad hostem in]seq[uendum egr]essu[s est, spoli]is [ornat]a [dedicavit cons]ul [quintum, i]mperat[or se]ptimum pace [-] parta terra [marique]. Dem Neptun und dem Mars weihte Imperator Caesar, Sohn des vergöttlichten Iulius, nachdem er in dem Krieg, den er für die römische Gemeinde in dieser Gegend führte, zur See den Sieg errungen hatte, das Lager, von dem er aufgebrochen war, um den Feind zu verfolgen, mit Beutestücken geschmückt, als er fünfmaliger Konsul war und die siebte imperatorische Akklamation erhalten hatte und zu Lande und zu Wasser Frieden geschaffen war.
13-02. Appian, bell. civ. 5,13,130: τὴν εἰρήνην ἐστασιασμένην ἐκ πολλοῦ συνέστησε κατά τε γῆν καὶ θάλασσαν. Der zugrundeliegende lateinische Text könnte gelautet haben: Pacem longe disturbatam terra marique restituit. Er stellte den Frieden, der lange Zeit gestört worden war, zu Lande und zu Wasser wieder her.
13-03. Inscr. Italiae XIII 1, 1b (fasti triumphales) zum Jahr 36 v. Chr.: Imp(erator) Caesar …. IIIvir r(ei) p(ublicae) c(onstituendae) II a(nno) DCCXVII ovans ex Sicilia Idibus Novembr(ibus) Imperator Caesar … zum zweiten Mal Mitglied des Dreimännerkollegiums zur Neuordnung des Staates, feierte zum zweiten Mal im Jahr 717 nach Gründung der Stadt an den Iden des November eine Ovatio für seinen Sieg über Sizilien.
13-04. RGDA 13: [Ianum] Quirin[um, quem cl]aussum esse [maiores nostri voluer]unt, cum per totum i[mperium po]puli Roman[i terra marique es]set parta victoriis pax, cum, pri[usquam] nascerer, a [condita] u[rb]e bis omnino clausum [f]uisse prodatur m[emori]ae, ter me princi[pe senat]us claudendum esse censuit.60 Der Tempel des Janus Quirinus, der nach dem Wunsch unserer Vorväter geschlossen sein sollte, wenn im gesamten römischen Reichsgebiet zu Wasser und zu Lande durch Siege errungener Friede herrschte – dies soll, so wird überliefert, vor meiner Geburt seit Gründung der Stadt überhaupt erst zweimal geschehen sein –, dieser Tempel wurde, während ich der erste Mann des Staates war, auf Anordnung des Senats dreimal geschlossen (Ü: M. Giebel).
60 Der Sieg steht im Vordergrund, er ist die Voraussetzung für den Frieden.
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13-05. CIL II 1120 = Dessau 1354, Italica (Baetica): C(aio) Vallio / Maximiano / proc(uratori) provinciar(um) / Macedoniae Lusi/taniae Mauretan(iae) / Tingitanae fortis/simo duci / res p(ublica) Italicens(ium) ob / merita et quot / provinciam Baetic(am) / caesis hostibus / paci pristinae / restituerit Dedicata anno / Licini Victoris et / Fabi Aeliani IIviror(um) / pr(idie) Kal(endas) Ianuar(ias). Für Gaius Vallius Maximianus, der als Prokurator die Provinzen Macedonia, Lusitania und Mauretania Tingitana leitete, dem äußerst kampfkräftigen Befehlshaber (errichtete) das Gemeinwesen der Bürger von Italica wegen seiner Verdienste und weil er die Provinz Baetica durch die Vernichtung der Feinde in ihren früheren friedlichen Zustand zurückführte, (eine Statue). Dediziert im Jahr, als Licinius Victor und Fabius Aelianus das Kollegium der Zweimänner bildeten, am Tag vor den Kalenden des Januars (= 31. Dezember).
Zeugnisse für Victoria Augusta Zu fragen ist, wie sich die beiden Elemente Victoria und Pax, verbunden mit dem Kaiser, jeweils in den Inschriften spiegeln. Dabei wird ein massiver Unterschied erkennbar, wenn man nach Zeugnissen für Victoria Augusta/Augusti, manchmal auch Victoria Augustorum und umgekehrt für Pax Augusta/Augusti/Augustorum sucht. Für Victoria Aug. finden sich in unterschiedlicher Form mehr als 150 Zeugnisse; exemplarisch seien hier angeführt: 13-06. CIL VI 791, Roma: Victoriae Au[g(ustae)] / sacrum conduct[ores] / flaturae argen[tar(iae)] / monetae Caes[aris] / Claudiu[s ---] / Ulpiu[s ---] / Ulpiu[s ---] / Ulpiu[s ---] / Ulpiu[s ---] / s(ua) p(ecunia) d(onum) [d(ederunt)]. / Dedicata [est] / L(ucio) Vipstano Mess[alla] / M(arco) Vergiliano Pedon[e co(n)s(ulibus)] (= 115 n. Chr.).
13-07. CIL VI 31403. 31404, Roma: Victoriae Augustae, comiti dominorum principumq(ue) nostror(um) s(enatus) p(opulus)q(ue) R(omanus) curante e[t] dedicante L(ucio) Aur(elio) Avianio Symmacho v(iro) c(larissimo), ex praefectis urbi.
13-08. CIL II/5, 367, Iponoba (Baetica): Signum Victoriae / Aug(ustae) / M(arcus) Fabius Livianus pont(ifex) / mu[n]icipi(i) Sosonti/gitani ex [--].
13-09. CIL VII 394 = RIB I 842, Alauna (Britannien): Victoriae Aug(ustae) / coh(ors) I Baeta/siorum c(ivium) R(omanorum) / cui praeest / T(itus) Attius Tutor / praefec(tus) / v(otum) s(olvit) l(aeta) l(ibens) m(erito).
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13-10. CIL III 13439, Laugaricio (nördlich der Donau): Victoriae Augustoru(m) exercitus, cui (= qui) Laugaricione sedit, mil(ites) l(egionis) II DCCCLV; [M(arcus) Val(erius) Maximi]anus leg(atus) leg(ionis) II Ad(iutricis) cur(avit).
13-11. AE 1985, 735, Novae (Moesia inferior): Pro salute I[mp(eratoris)] / Victoriae Aug(ustae) / Pantheae Sanctis/simae L(ucius) Maximius / L(uci) f(ilius) Voltinia Gaetu/licus Viennae, quod / tiro aput leg(ionem) XX V(aleriam) V(ictricem) / voveram, nunc / p(rimus) p(ilus) leg(ionis) I Ital(icae) stip(endiorum) / LVII v(otum) s(olvi) / Marullo et Aeliano co(n)[s(ulibus)] (= 184 n. Chr.).
13-12. CIL III 5565 = 11771 = Dessau 664, Bedaium (Noricum): Victoriae / Augustae / [sac]rum pro salute / [dd(ominorum)] nn(ostrorum) Maximini et / [Con]stantini et Licini / [se]mper Augg(ustorum) Aur(elius) Senecio / [v(ir) p(erfectissimus)], dux templum Numini / eius ex voto a novo fieri iussit / per instantiam Val(eri) Sam/barrae, p(rae)p(ositi) eqq(uitum) Dalm(atarum) Aq/u(a)esianis comit(atensium), l(ibens) l(aetus) m(erito) / ob victoria(m) facta(m). V K(alendas) Iulias / Andronico et Probo co(n)s(ulibus) (= 310 n. Chr.).
13-13. CIL III 5615, Rotthof (Raetia): Victoriae / Aug(ustae) / L(ucius) Vedius / Optatus / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito).
13-14. AE 1961, 107, Lepcis Magna: Victoriae / Au[gu]stae / P(ublius) Cornelius / Dolabella co(n)s(ul), / VIIvir ep[ul(onum)], so/da[li]s [Ti]t[ius], pro/co(n)s(ul) occiso T[acfa]/rinate po[suit].
13-15. CIL VIII 797 = 12265 = Dessau 6798, Avitta Bibba (Africa Proconsularis): Victori/ae Aug(ustae) / civitas Avit/tensis Bibba / d(ecreto) d(ecurionum) p(ecunia) p(ublica) / Manlius / Honoratus / et Iuli(u)s Metel/lus sufetes / faciundam / curaverunt
13-16. CIL VIII 15258 = ILTun 1334, Thibursicum Bure (Numidia): Victoriae Augustae / Imperatorum et Caesarum / nostro[r]u[m colonia] / Thubursicu[m] devota.
13-17. IAM II 1, 55, Tamuda (Mauretania Tingitana): [--]g() / [stati]m, u[t] provinci/[am in]troivit, barbaros, / [qui T]amudam inrupe/ [rant], fugavit et in pacem / [re]stituit. / Vic(toriae) Aug(ustae) sacr(um). … sogleich, als er die Provinz betrat, verjagte er die Barbaren, die in das Gebiet von Tamuda eingefallen waren, und stellte den Frieden wieder her. Der kaiserlichen Siegesgöttin geweiht.
13-18. ILAlg II 3,7756, Cuicul (Numidia): Victoriae / Aug(ustae) sacr(um) / L(ucius) Claudius Ti(beri) / fil(ius) Papir(ia) Brut/to aed(ilis), praef(ectus) pro / IIvir(is), IIvir, augur / ob honorem / augurat(us) sui ex statu/is duabus Victoriae et / Mercuri, quas super le/gitimam ex HS X mil(ibus) pro/misit, ampliata pecu/nia cum basib(us) suis / posuit id(emque) dedicavit.
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13-19. CIL VIII 18898 = Dessau 1091ª, Thibilis (Numidia): Victoriae / Aug(ustae) sacr(um) / pro salute / Antistior(um) Ad/venti et Bur/ri et liberoru(m) / eorum Agatho/pus lib(ertus) d(e)d(icavit).
13-20. AE 1980, 457, Rusellae (Etruria): Voto [s]uscepto [p]ro salute et reditu et victoria Britannica Ti(beri) Claudi Caesaris Aug(usti) Germanici pont(ificis) max(imi), tr(ibunicia) pot(estate) V, imp(eratoris) X, p(atris) p(atriae), co(n)s(ulis) des(ignati) IIII A(ulus) Vicirius Proculus flamen Aug(ustalis), tr(ibunus) mil(itum) Victoriae Britannicae votum solvit. Das Gelübde, das Aulius Vicirius Proculus, Flamen Augustalis und Militätribun, für das Heil und die Rückkehr und den britannischen Sieg des Tiberius Claudius Caesar Augustus Germanicus, des Obersten Priesters, im fünften Jahr Inhaber der tribunizischen Amtsgewalt, zehnmal zum Imperator ausgerufen, des Vaters des Vaterlandes, zum vierten Mal zum Konsul bestimmt, abgelegt hatte, löste er gegenüber der Göttin des britannischen Sieges ein.
13-21. CIL VIII 26243, Uchi Maius (Africa proconsularis): Victoriae Parthicae, / [Br]itannicae, Germani/cae Maximae Augustae / [I]mp(eratoris) Caes(aris) divi Septimi Severi / Pii Arabici, Adiabenici, Parthici / maximi, Britannici maximi fili(i), / divi M(arci) Antonini Pii Germanici Sarma/tici nepotis, divi Antonini Pii pronepotis / M(arci) Aureli Severi Antonini Pii Felicis Aug(usti) / Parthici maximi, Britannici maxi/mi, Germanici maximi, pontificis / maximi, tribuniciae pot(estatis) XVII, / imperatoris II, co(n)s(ulis) IIII, p(atris) p(atriae) / pecunia publica Uchitanorum Ma/iorum d(ecreto) d(ecurionum).
Siegerbeinamen 13-22. CIL II 4721 = CIL II/7, p. 66 n. 30, Corduba (Baetica): Imperator Caesar / divi Vespasiani f(ilius) / Domitianus Aug(ustus) / Germanicus pontifex / maxumus, tribuniciae / potestatis VIIII, imp(erator) XXI, / co(n)s(ul) XV, censor / perpetuus, p(ater) p(atriae) ab arcu / unde incipit Baetica / (10) viam Aug(ustam) [restituit]. … Sieger über die Germanen … zum 21. Mal zum Imperator ausgerufen …
13-23. CIL XVI 62, Aquae Mattiacorum (Germania superior): Imp(erator) Caesar divi Nervae f(ilius) Nerva Traianus Optim(us) / Aug(ustus) Germ(anicus), Dacic(us), Parthic(us) pontif(ex) max(imus), trib(unicia) po/testat(e) XX, imp(erator) XIII, proco(n)s(ul), co(n)s(ul) VI, p(ater) p(atriae) … (= 116 n. Chr.). … Sieger über die Germanen, Sieger über die Daker, Sieger über die Parther … zum 23. Mal zum Imperator ausgerufen …
13-24. CIL XVI 122 (Aegyptus): [Imp(erator) Caes(ar) Marcus Aurelius Antoninus Aug(ustus) Armeniacus pont(ifex) max(imus), trib(unicia) pot(estate) XX, imp(erator) III, co(n)s(ul) III, et Imp(erator)
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Caes(ar) Lucius Aurelius Verus Aug(ustus) Armeniac(us) Parthicus max(imus) trib(unicia) pot(estate) VI, imp(erator) III, co(n)s(ul) II, proc(onsul) --- (= 166 n. Chr.). … Sieger über die Armenier … zum dritten Mal zum Imperator ausgerufen … Sieger über die Armenier, größter Sieger über die Parther …
13-25. IAphrodisias 230 = AE 2015, 1500, Aphrodisias Cariae: B(ona) F(ortuna) // Imperator Caesar Cai(us) Aur(elius) Val(erius) Diocletianus P(ius) F(elix) Aug(ustus) p[ont(ifex) m(aximus), Germ(anicus) m(aximus) VI, Sarm(aticus) max(imus)] / IIII, Pers(icus) m(aximus) II, Brit(annicus) m(aximus), Carp(icus) m(aximus), Ar{a}m(eniacus) m(aximus), Med(icus) m(aximus), Adiab(enicus) m(aximus), trib(unicia) [pot(estate) XV, co(n)s(ul) VII, p(ater) p(atriae), proco(n)s(ul) et] / Imperator Caesar M(arcus) Aur(elius) Val(erius) Maximianus P(ius) F(elix) Aug(ustus) pont(ifex) m(aximus), [Germ(anicus) m(aximus) V, Sarm(aticus) m(aximus) III, Pers(icus) m(aximus) II, Brit(annicus) m(aximus)], / Part(hicus) m(aximus), Arab(icus) m(aximus), tri[b(unicia) pot(estate)] , [co]ns(ul) VI, [p(ater) p(atriae), proco(n)s(ul) et] / Flabius Valerius Constantius [et Gal(erius) Valerius Ma]ximi[anu]s Ger[mm(anici), Sarmm(atici), Perss(ici), Brit]t(annici), C[arpp(ici), Ar]mm[(eniaci)], / Medd(ici), Adiabb(enici), III conss(ules), no[bb(ilissimi) Caess(ares) dicunt]. … sechsmal größter Sieger über die Germanen, viermal größter Sieger über die Sarmaten, zweimal größter Sieger über die Perser, größter Sieger über die Britannier, größter Sieger über die Karpen, größter Sieger über die Armenier, größter Sieger über die Meder, größter Sieger über die Adiabener … fünfmal größter Sieger über die Germanen, dreimal größter Sieger über die Sarmaten, zweimal größter Sieger über die Perser, größter Sieger über die Britannier, größter Sieger über die Parther, größter Sieger über die Araber Sieger über die Germanen, Sarmaten, Perser, Britannier, Karpen, Armenier, Meder und Adiabener, Konsuln zum dritten Mal …
Siegesdenkmäler für Kaiser und Sieghaftigkeit in Ehrenmonumenten für Kaiser 13-26. CIL VI 40416, Roma: Ti(berio) Clau[dio Drusi f(ilio) Cae]sari / Augu[sto Germani]co / pontific[i maxim(o), trib(unicia) potes]tat(e) XI, / co(n)s(uli) V, im[p(eratori) XXII?, cens(ori), patri pa]triae / senatus po[pulusque] Ro[manus, q]uod / reges Brit[annorum] XI d[evictos sine] / ulla iactur[a in deditionem acceperit] / gentesque b[arbaras trans Oceanum] / primus in dici[onem populi Romani redegerit]. Dem Tiberius Claudius Caesar Augustus Germanicus, dem Sohn des Drusus, dem Obersten Priester, zum 11. Mal Inhaber der tribunizischen Amtsgewalt, dem fünfmaligen Konsul, zum 22. (?) Mal zum Imperator ausgerufen, dem Zensor, dem Vater des Vaterlandes (widmeten) Senat und Volk von Rom (diesen Ehrenbogen), weil er von elf britischen Königen, nachdem er sie ohne eine einzige eigene Niederlage besiegt hatte, ihre Kapitulation erhielt und weil er die Barbarenstämme jenseits des Meeres als erster der Herrschaftsgewalt des römischen Volkes unterwarf.
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13-27. CIL VI 1196 = Dessau 798, Roma: Imppp. clementissimis felicissimis, toto orbe victoribus, ddd. nn[n.] / Arcadio, Honorio, Theodosio Auggg., ad perenne indicium triumpho[rum], / quod Getarum nationem in omne aevum doc[u]ere exti[ngui], / arcum simulacris eorum tropaeisq(ue) decora[tum], / S(enatus) p(opulus)q(ue) R(omanus), totius operis splendore [---]. Den allergütigsten, in höchstem Maß vom Glück begünstigten und auf dem ganzen Erdkreis siegreichen Kaisern, unseren Herren Arcadius Augustus, Honorius Augustus, Theodosius Augustus. Zum ewigen Zeugnis ihrer Triumphe, weil sie das Volk der Geten ein für allemal vernichteten, (errichtete für sie) der Senat und das Volk von Rom den Ehrenbogen, der mit den Abbildern (der Geten) und den Zeichen des Sieges (über sie) geschmückt ist, wobei durch den Glanz des ganzen Bauwerks …
13-28. CIIP II 1270, Caesarea Maritima (Syria Palaestina): Omni[[[um principum]]] / vere victorio[[siss(imo)]]] / ac feliciss(imo) indu[[lgent(issimo)q(ue)]] / Caes(ari) n(ostro) M(arco) Aur(elio) Pr[[obo ---]] invict(o) Aug(usto) ... Acilius Cleobu[[lus v(ir) c(larissimus)]] / praes(es) prov(inciae) Syr(iae) P[[al(aestinae)]] ... Unserem Caesar Marcus Aurelius Probus, dem unter allen Kaisern wahrhaft sieghaftesten und am meisten vom Glück begünstigten und in höchstem Maße nachsichtigen unbesiegten Augustus hat Acilius Cleobulus, mit senatorischem Rang, Statthalter der Provinz Syria Palaestina … (diese Statue errichtet).
13-29a. AE 1978, 814, Seleucia ad Calycadnum (Cilicia): Bono Romani imperii / procreato domino / nostro Flavio Valerio / Constantino clemen/tissimo et victoriosissimo / Caesari Lucilius / Crispus v(ir) p(erfectissimus) praeses / prov(inciae) Isauriae d(evotus) n(umini) m(aiestati)q(ue) eius
13-29b. AE 1978, 815, Seleucia ad Calycadnum (Cilicia): Bono Romani imperii / procreato domino nostro / [[[Gal(erio) Val(erio) Maximino]]] / clementissimo et / victoriosissimo Caes(ari) / Lucilius Crispus v(ir) p(erfectissimus) praeses / prov(inciae) Isauriae d(evotus) n(umini) m(aiestati)q(ue) / eius.
Verweise auf militärische Auszeichnungen bei Senatoren, Rittern und einfachen Soldaten 13-30. CIL II 3788 = CIL II/14, 124 = CIL II/14, p. 1001, Liria Edetanorum (Hispania Tarraconensis): [M(arco) Cornelio] M(arci) f(ilio) Ga[l(eria) Nigrino] / [Curiatio Ma]terno co(n)[s(uli)], --- leg(ato) pro pr(aetore) M[oesiae, donato bello Da]/cico co[ro]nis mura[l]ibus duabus et [coronis vallaribus du]/abus e[t coro]nis classic[is] duabus et coro[nis aureis duabus, hastis] / [puris octo, vexillis oc]to, leg(ato) Aug(usti) pro [pr(aetore) provinc(iae) Syriae]. ... im dakischen Krieg ausgezeichnet mit zwei Kränzen für die Ersteigung einer Stadtmauer, zwei Kränzen für die Ersteigung eines Lagerwalls, zwei Kränzen für das Entern eines Schiffes, zwei Kränzen in Gold, acht Ehrenlanzen aus Silber und acht Ehrenbannern ...
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13-31. CIL XI 395 = Dessau 2648, Ariminum: M(arco) Vettio M(arci) f(ilio) Ani(ensi) / Valenti / mil(iti) coh(ortis) VIII pr(aetoriae), benef(iciario) praef(ecti) pr(aetorio), / donis donato bello Britan(nico) / torquibus, armillis, phaleris, / evoc(ato) Aug(usti) corona aurea donat(o) / --- [p(rimo) p(ilo)] leg(ionis) VI / Victr(icis), donis donato ob res prosper(e) / gest(as) contra Astures torq(uibus), phaler(is), arm(illis), / trib(uno) coh(ortis) V vig(ilum)--… im britannischen Krieg ausgezeichnet mit Hals- und Armreifen sowie mit Phalerae (Metallscheiben zum Tragen auf der Brust) … ausgezeichnet mit einem Kranz in Gold … wegen seiner ausgezeichneten Leistungen im Krieg gegen die Asturer ausgezeichnet mit Halsreifen, Phalerae und Armreifen …
13-32. CIL V 7425 = Dessau 2720, Serravalle Scrivia/Libarna: … donis donato ab Imp(eratore) Nerva Caesare Aug(usto) Germ(anico) bello Suebic(o) coron(a) aurea, hasta pura, vexill(is)…. … im suebischen Krieg (von Kaiser Nerva) ausgezeichnet mit einem Kranz in Gold, einer Ehrenlanze aus Silber und Ehrenbannern.
13-33. CIL VI 41141 = Dessau 1326, Roma: … ob victoriam Germanicam et Sarmatic(am) [A]ntonini et Commodi Augg(ustorum) corona [m]urali, vallari, aurea, hastis puris IIII [to]tidemque vexillis obsidionalibus [ab iisdem] donatus…. … wegen des Sieges der beiden Augusti Antoninus und Commodus über Germanen und Sarmaten wurde er von diesen mit einem Kranz für die Ersteigung einer Stadtmauer, mit einem Kranz für die Ersteigung eines Lagerwalls, sowie einem Kranz aus Gold, mit vier Ehrenlanzen aus Silber und ebenso vielen Ehrenbannern wegen des Durchbrechens einer Belagerung ausgezeichnet… .
13-34. CIL III 2830 = 9891 = Dessau 1056, Burnum (Dalmatia): [Cn(aeo)] Minicio Faustino / [Sex(to)] I[uli]o [C(ai?) f]il(io) Serg(ia) Severo / [se]v[iro] t[u]rma[e] V eq[uitum] [R(omanorum)], --- leg(ato) pr(o) pr(aetore) / [pr]ovinciae Iud(a)eae, [le]g(ato) pr(o) pr(aetore) / [provi]nciae Suriae. Huic / [senatus a]uctore [Imp(eratore)] Caes(are) / [Tra]iano Hadriano [Au]g(usto) / ornamenta triu[mp]halia / decrevit ob res in [Iu]d(a)ea / prospere ge[st]as. / [D(ecreto)] d(ecurionum). ... Diesem erkannte der Senat auf Antrag des Imperator Caesar Traianus Hadrianus Augustus die Triumphalabzeichen zu wegen seiner erfolgreichen Kämpfe in Judäa.
Zeugnisse für die Pax Augusta Ort (Provinz)
Monu-
Dedikant
Beleg
L. Licinius Crescentis lib. Hermes VIvir Augustalis
CIL II 1061
menttyp 13-35. Arva (Baetica)
Altar
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13 Der Kaiser, der Sieg und der Frieden
13-36. Antiochia Pisidiae (Galatia)
Altar
C. Pepius M. f. aed(ilis)
AE 1926, 76
13-37. Narbo (Gallia Narbonensis)
Altar
T. Domitius Romulus votum posuit, CIL XII 4335 = Dessau 3789 quod fidecommissum Phoebum liberu(m) recepit
13-38. Rom
Altar
curatores trib(us) Suc(cusanae) iunior(um)
CIL VI 199 = 30712d = 36747d = Dessau 6050
13-39. Praeneste
Altar
decuriones populusque coloniae Praenestin(ae)
CIL XIV 2898 = Dessau 3787
13-40. Cirta (Numidia)
Statue
P. Gavi[us -- Pala]tina(?) I[--] equo p[ublico exorn(ato)], aedilis [q(uaestoriae?) potesta]tis, pr[aef(ectus) pro IIIviris?]
CIL VIII 6957
13-41. Thuburbo Maius (Numidia)
Heiligtum
Paci Augg. nn. [---]
ILAfr 252
Pax in Verbindung mit anderen Gottheiten 13-42. AE 1982, 654 = RIB I 1273, Bremenium (Britannia): Victoriae / et Paci Iul(ius) / Melanio tr[i]b(unus) / [[[I]mp(eratore) Volusiano]] et / Publicola(!) co(n)s(ulibus) / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito). Den Göttinnen des Sieges und des Friedens…
13-43. CIL XIII 8812 = Dessau 3094, Fectio (Germania inferior): Iovi O(ptimo) M(aximo) Summo / Exsuperantissimo, / Soli Invicto, Apollini, / Lunae, Dianae, Fortunae, / Marti, Victoriae, Paci / Q(uintus) Antistius Adventus / [l]eg(atus) Aug(usti) pr(o) pr(aetore) / dat. Dem Jupiter Optimus Maximus, dem höchsten und alles überragenden, dem unbesiegten Sonnengott, dem Apollo, der Mondgöttin, der Diana, der Glücksgöttin, dem Mars, der Göttin des Sieges, der Göttin des Friedens…
Pax aeterna – perpetua (Göttin des ewigen Friedens) 13-44. CIL VI 200 = 30712e = 36747e, Roma: Paci Aeternae / domus / Imp(eratoris) Vespasiani / Caesaris Aug(usti) / liberorumq(ue) eius / sacrum / trib(us) Suc(cusana) iunior(um). // Dedic(ata) XV K(alendas) Dec(embres) / L(ucio) Annio Basso, / C(aio) Caecina Paeto co(n)s(ulibus) –
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13-45. CIL II/7, 3 = Dessau 3786, Ossigi (Baetica): Augusto / Paci perpetuae et Concordiae / Augustae / Q(uintus) Vibius Felicio sevir et / Vibia Felicula ministra Tutelae / Augustae / d(e) s(ua) p(ecunia) d(ederunt) d(edicaverunt)
13-46. AE 2015, 1691, Arindela (Palaestina): Perpetuae Paci / Diocletianus et [[[Maximianus] Augg(usti)]] / Constantius et Maximianus Caess(ares) / cohortem secundam Galatarum / constituerunt per providentia(m) / Prisci praesidis [[p[rovinciae]]] / [[Syriae Palaestinae(?)]] // Mul(tis) X(decennalibus) // Mul(tis) XX(vicennalibus).
13-47. AE 1986, 699 = 1992, 1714, Yotvata (Palaestina): Perpetuae Paci / Diocletianus Augus(tus) et / [[Maximianus August(us)]] / Constantius et Maximianus / nobilissimi Caesar(e)s / alam Costia constituerunt / per providentia(m) Prisci pr(a)esidis [[provinciae]] / [[Syriae Palaestinae(?)]] // mul(tis) XX(vicennalibus) // mul(tis) XL
Pacare (befrieden) 13-48. CIL VI 31267 = Dessau 103, Roma: Imp(eratori) Caesari / Augusto p(atri) p(atriae) / Hispania Ulterior / Baetica, quod / beneficio eius et / perpetua cura / provincia pacata / est auri / p(ondo) C. Dem Imperator Caesar Augustus, dem Vater des Vaterlandes, (widmete) die Provinz Hispania Ulterior Baetica dieses 100 Pfund Gold (schwere Denkmal), weil durch seine Großzügigkeit und seine unablässige Sorge die Provinz in friedvollem Zustand erhalten wurde.
13-49. RGDA 25 und 26: mare pacavi a praedonibus eo bello servorum, qui fugierunt a dominis suis et arma contra rem publicam ceperant. … Gallias et Hispanias provincias, i[tem Germaniam, qua inclu]dit oceanus a Gadibus ad ostium Albis flumin[is, pacavi (= ἐν εἰρήνηι καθέστησα); Alpes a re]gione ea, quae proxima est Hadriano mari [ad Tuscum pacari fec]i (= εἰρηνεύεσθαι πεπόηκα) nulli genti bello per iniuriam inlato. Auf dem Meer habe ich Ruhe vor den Seeräubern geschaffen in dem Krieg der Sklaven, die ihren Herren entlaufen waren und Waffen gegen den Staat ergriffen hatten, […]. […] Die Provinzen Galliens und Spaniens, ebenso Germanien habe ich befriedet, ein Gebiet, das der Ozean von Gades bis zur Mündung der Eibe umschließt. Die Alpen habe ich von der Region, die der Adria zunächst liegt, bis zum Tyrrhenischen Meer befrieden, wobei mit keinem Volk widerrechtlich Krieg geführt wurde (Ü: M. Giebel mit Korrekturen).
Als Bezeichnung für den Kaiser findet sich dann auch pacator seit Commodus 13-50. AE 1928, 86 = AE 2002, 1501, Dura Europos: Pro salute Com(modi) Aug(usti) Pii F(elicis) et Victoria{m} d(omini) n(ostri) Imp(eratoris) pac(atoris) orb(is) Invict(i) Rom(ani) Her[c(ulis)]… … des Befrieders des Erdkreises …
13 Der Kaiser, der Sieg und der Frieden
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13-51. CIL XIV 3449 = Dessau 400, Treba (Latium): Imp(eratori) Caes(ari) L(ucio) Aelio Aurelio Commodo Aug(usto), / Sa[rmatico], Germanico maximo, Brit{t}annico, / [p]aca[t]or[i] orbis Felici Invicto Romano Herculi / pontifici maximo, tribuniciae potest(atis) X[V]III, / imp(eratori) VIII, co(n)s(uli) VII, patri patriae, / omnium virtutum exsuperant(issimo) / ordo decurionum Commodianor(um) … … dem Befrieder des Erdkreises …
13-52. CIL XVII/2, 126. 160. 172. 501. 666; AE 1996, 1141 für Germania superior, für die Belgica CIL XVII/2, 51361 und 548: Imp(erator) Caes(ar) M(arcus) Aur(elius) A[ntoni]/nus Pius Felix [Au]g(ustus) P[arth(icus)] / max(imus), Britannic(us) [ma]x(imus), [pont(ifex)] / max(imus), trib(unicia) pot(estate) XVI, imp(erator) I[I, co(n)s(ul) IIII, / proco(n)s(ul), fort(issimus) feliciss(imus), [magnus] / pr(inceps), pac(ator) orb(is), vias et pont(es) v[etust(ate)] / colla[psos res]tituit. … der Tapferste… der Befrieder des Erdkreises …
13-53. CIL VIII 10072. 22083. 22106. 22122; AE 2012, 1898 (Africa proconsularis): Fortissimo / Imp(eratore) et Paca/tor┌e┐ ┌o┐rbis / M(arco) Claudio / Tacito Pio / (5) Felice Aug(usto) / n(ostro) / LXXXVIIII Unter dem tapfersten Imperator und Befrieder des Erdkreises (wurde der Meilenstein aufgestellt). (Meile) 89.
13-54. CIL XVII/2, 369 = CIL XIII 8895, Vesunna (Aquitani[c]a): Domino orbis / et pacis Imp(eratori) C(aesari) / M(arco) Annio Flo/riano P(io) F(elici) / (5) Inv(icto) Aug(usto) p(ontifici) m(aximo), / t(ribunicia) p(otestate), p(atri) p(atriae), proco(n)s(uli) / c(ivitas) P(etrucoriorum) l(ibera) Dem Herrn des Erdkreises und des Friedens…(hat) die freie Gemeinde der Petrucorii (diese Statue errichtet).
13-55. CIL VIII 9041 = Dessau 627, Auzia (Mauretania Caesariensis): [Iub]ente divina ma[ie]state Diocletiani [[[et Maxi]miani]] Aug[[g(ustorum)]] pontem belli saevitia destructum nunc reddita pace per Aurelium Lituam v(irum) p(erfectissimum) p(raesidem) n(ostrum) restitutum… Auf Befehl der göttlichen Majestät des Diocletianus Augustus und des Maximianus Augustus ist (…) die durch die Raserei des Krieges zerstörte Brücke, nachdem nun der Friede wiederhergestellt ist, durch unseren Statthalter Aurelius Litua, den allertüchtigsten Mann, wieder aufgebaut worden…
61 Dass in diesem Text der Kaiser noch als [pr]in[c(eps) iuv]en[t(utis)] bezeichnet worden sein soll, ist mehr als unwahrscheinlich.
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Altäre nach Verhandlungen mit Anführern der Baquaten im westlichen Nordafrika 13-56. IAM II 2, 353.356–361, Volubilis (Mauretania Tingitana): I(ovi) O(ptimo) M(aximo) diis deabusqu[e immor]/talibus et Genio Imp(eratoris) Cae[s(aris)] / [[M(arci) Aureli [Probi Ae]]]terni A[ug(usti) n(ostri)] / ob diutina(m) pace(m) serva[ta(m) cum] / Iulio Nuffusi et nunc co┌l┐lo/quio habito cum Iul(io) Mirzi / fratre ei{i}usdem Nuffusis p(rincipis) g(entis) / Baquatium / Clem┌e┐nt(ius) Val(erius) Marcellin[us] / v(ir) p(erfectissimus) p(raeses) p(rovinciae) M(auretaniae) T(ingitanae) confirmata pac[e ara] / m posuit et dedicavit Idibus Apri[li(bus)] / Messala et Grato co(n)s(ulibus). Dem Jupiter Optimus Maximus, den unsterblichen Göttern und Göttinnen und dem Genius des Imperator Caesar Marcus Aurelius Probus, unseres ewigen Augustus hat Clementius Valerius Marcellinus, der allertüchtigste Mann, der Statthalter der Provinz Mauretania Tingitana, nachdem er den langandauernden Frieden mit Iulius Nuffuz bewahren konnte , indem er auch jetzt eine Unterredung62 mit Iulius Mirzi hatte, dem Bruder eben dieses Nuffuz, des Fürsten des Stammes der Baquaten, nachdem der Friede bekräftigt war, diesen Altar aufgestellt und ihn an den Iden des April, als Messala und Gratus Konsuln waren (= 280 n. Chr.), geweiht.
Befund in den Arvalakten 13-57. CIL VI 2044 = 32355 = CFA 30, Roma (im Jahr 66): […m]agisterio Imperatoris / [Neronis Claudi Caes(aris) Aug(usti) II, patris patriae collegium fratrum Arvalium manda]vit L(ucio) Salvio Othoni Titian(o), / [ut vice promagistri M(arci) Aponi Saturnini collegi(i) fratrum Arvalium nomine immolaret i]n Capitolio ob laurum / [Imperatoris Neronis Claudi Caes(aris) Aug(usti) Germ(anici) Iovi b(ovem) m(arem), Iunoni va]cc(am), Minervae vacc(am), Iovi / [victori b(ovem) m(arem), --] vacc(am), Paci vacc(am) ante arcum / [Iani Gemini(?)] … wegen der Niederlegung des Lorbeers (d.h. nach einem militärischen Sieg) … der Friedensgöttin eine Kuh vor dem Bogen des Janus Geminus.
13-58. CIL VI 2051 = 32359 = CFA 40, Roma (im Jahr 69): K(alendis) Mart(iis) mag(isterio) / Imp(eratoris) M(arci) Otho[n]is Caesaris Aug(usti) II, promag(istro) L(ucio) Salvio Othone Titiano colleg(ii) frat(rum) / Arval(ium) nomine immol(avit) in Capitolio ob laurum positam Iovi b(ovem) m(arem), Iunoni vacc(am), / Minervae vacc(am), Salut[i] vacc(am), Victoriae vacc(am), Marti taur(um), Gen(io) ips(ius) taur(um). In colleg(io) adf(uerunt) Otho Titianus, Maecius Postumus, Valer(ius) Marin(us), [[L(ucius) Vitellius]]. / L(ucio) Verginio Rufo II L(ucio) Pompeio Vopisco co(n)s(ulibus) K(alendis) Mart(iis) mag(isterio) / Imp(eratoris) M(arci) Otho[n]is
62 In anderen Texten aus Volubilis wird von diesen Unterredungen gesagt, sie seien zur Sicherung des Friedens (pacis firmandae gratia) durchgeführt worden.
13 Der Kaiser, der Sieg und der Frieden
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Caesaris Aug(usti) II, promag(istro) L(ucio) Salvio Othone Titiano colleg(ii) frat(rum) / Arval(ium) nomine immol(avit) in Capitolio ob laurum positam Iovi b(ovem) m(arem), Iunoni vacc(am), / Minervae vacc(am), Salut[i] vacc(am), Victoriae vacc(am), Marti taur(um), Gen(io) ips(ius) taur(um) in coll(egio) adf(uerunt)… … wegen der Niederlegung des Lorbeers (d.h. nach einem militärischen Sieg) … der Siegesgöttin eine Kuh …
13-59. CIL VI 2078 = 32374 = CFA 68, Roma (im Jahr 118): VII I[d(us) Iul(ias)] / in C[apitol]io ob adventum I[mp(eratoris) Caes(aris) Traiani Had]riani Aug(usti) fratres / [Arvales] convenerunt ib[i]que [Trebicius Decia]nus mag(ister) ob adven/[tum faustum eiusdem n]omine colle[gi(i) fratr]um Arvalium Iovi O(ptimo) M(aximo) / [bovem marem, Iuno]ni Reginae v[ac]cam, Minervae vaccam, Saluti / [publicae p(opuli) R(omani) Q(uiritium)] vaccam, Mar[ti] ultori ta[urum], Victoriae vaccam, / [Genio ipsius taurum i]mmola[vit. Adf]uer[unt in collegio Imp(erator) Caesar] / [Traianus Hadri]anus Aug(ustus)… … der Siegesgöttin eine Kuh …
13-60. CIL VI 2086 = 32380 = CFA 99a, Roma: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) b(ovem) m(arem) a(uratum), Iunoni Reg(inae) b(ovem) f(eminam) a(uratam), Minervae b(ovem) f(eminam) a(uratam), Saluti publ(icae) b(ovem) f(eminam) a(uratam), Marti Ultori taurum a(uratum), Iovi Victori b(ovem) m(arem) a(uratum), et Victoriae b(ovem) f(eminam) a(uratam), Laribus militaribus taurum album, Fortunae Reduci b(ovem) f(eminam) a(uratam), Genio Imp(eratoris) Antonini Aug(usti) n(ostri) taurum album, Iunoni Iuliae Piae matris Antonini Aug(usti) n(ostri) senat(us) castror(um) et patr(iae) b(ovem) f(eminam) a(uratam)…. … der Siegesgöttin eine Kuh mit vergoldeten Hörnern …
LITERATURVERZEICHNIS Blümel, W., 2019, Inschriften von Tralleis und Nysa, Bonn. Brants, P., 1927, Description of Ancient Sculpture in the Museum of Archaeology of Leiden, Bd. 2, Dordecht. Kienast, D./Eck, W./Heil, M., 62017, Römische Kaisertabelle, Grundzüge einer römischen Kaiserchronologie, Darmstadt. Mastino, A/Ibba, A, 2012, Pacator orbis, in: Cassia, M./Giuffrida, C./Molè, C./Pinzone, A. (Hrsg.), Pignora amicitiae. Scritti di storia antica e storiografia offerti a Mario Mazza, Rom, 139–212. Murray, W. M./Petsas, P. M., 1989, Octavian’s Campsite Memoria for the Action War, Philadelphia. Scheid, J., 2007, Res gestae divi Augusti, Paris. Speidel, M. A., 2007, Einheit und Vielfalt in der römischen Heeresverwaltung, in: Haensch, R./ Heinrichs, J. (Hrsg.), Herrschen und Verwalten. Der Alltag der römischen Administration in der Hohen Kaiserzeit, Köln, 173–194. Weinstock, S., 1957, Victor and Invictus, HThR 50, 211–247. Weinstock, S., 1960, Pax and the „Ara Pacis”, JRS 50, 44–58.
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Werner Eck
Verwendete Übersetzung: Giebel, M., 1986, Augustus. Res gestae / Tatenbericht. Lateinisch/Griechisch/Deutsch, Stuttgart.
PROF. DR. DR. H. C. MULT. WERNER ECK Universität zu Köln, Historisches Institut/Alte Geschichte, D-50923 Köln, [email protected]
PAX AND PACIFICATION IN THE ROMAN EMPIRE Carlos Noreña
This chapter examines official representations and discourses of ‘peace’ in the monarchic ideology of the first two centuries CE – the early and high Roman Empire – with a focus on the numismatic evidence in general, and on the significance of coin types advertising the personification Pax in particular. The argument employs a quantitative analysis of coin types produced by the central mint, located initially in Lugdunum, in Gaul, and then transferred to Rome (probably during the reign of Nero), and builds on some of my earlier work on related topics.1 The empirical part of the argument rests upon three key methodological propositions. The first proposition is that fluctuations in the frequency with which different imperial coin types were minted – that is, their relative commonness or rarity with respect to all other coin types – can be measured, in proportional rather than total terms, through a quantification of surviving specimens, especially those found in coin hoards.2 The second proposition is that these fluctuations in the frequency with which different coin types were minted were neither random nor accidental, but instead reflect – whether directly or indirectly – different degrees of official emphasis on the ideals and values represented by those types, regardless of which officials at the mint or which figures at the imperial court, including the emperor himself, were responsible for choosing the types.3 The third and final proposition is that fluctuations in the frequency with which Pax types were minted provide unparalleled, empirical insight into the ideological significance of this value and its changing function(s) in the monarchic ideology of the Roman emperor during the period under investigation. My central thesis is that coin types advertising pax on the Roman imperial coinage of the early and high empire were primarily militaristic and imperialist in nature, and did not, in general, celebrate peaceful conditions, prosperity, and the absence of war and violence, but rather served to commemorate the conquest, subjugation, and pacification of defeated enemies. The chapter begins with the numismatic evidence itself. First, I present some global figures, measuring the changing 1
2 3
Noreña 2001, 2003, 2011a, 2011b, 2018. Central minting at Lugdunum: Strabo 4.3.2. For the transfer of the mint from Lugdunum to Rome, see Metcalf 1989, with Wolters 1999, 45–61, for difficulties in identifying where any one coin was minted. Volk 1987; Hobley 1998; Noreña 2001, 148–52, 2011b, 28–37; Manders 2012, 9–62; Rowan 2012, 1–6. Noreña 2003, 2011b, 37–177, and 2018; Manders 2012; Rowan 2012, 2013. For the problem of type selection, see Claes 2014, with earlier bibliography, arguing for the central role of the equestrian secretary a rationibus.
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frequency (and, as I argue, ideological significance) of Pax types over time. These long-term patterns in the minting of Pax types indicate that pax was not an ‘universal’ value in the early and high empire, nor one that was even very consistently advertised, but was rather a theme that resonated with greater or lesser intensity at different periods and in different contexts. Following a brief analysis of these longterm patterns, I offer two more focused case studies, the first on the reign of Vespasian, and the second on the reign of Trajan and its aftermath. From these case studies I hope to show how the Pax type served to commemorate militaristic values above all. From the quantitative evidence I turn to a brief analysis of the numismatic iconography of Pax types, arguing that while the visual representation of the ideal on imperial coinage does not itself promote martial themes, the quantifiable patterns with which these types were minted nevertheless support a militaristic interpretation. I then conclude with some general comments on what light the numismatic evidence sheds on the broader problems of peace, warfare, and monarchic ideology in the early and high Roman empire. One way to assess the meaning and significance of pax on the Roman imperial coinage of the first two centuries CE is to measure the relative frequency of Pax types over the long term. For the purposes of this quantification, I focus on denarii, the denomination minted in the largest numbers and with the widest circulation. It is true, of course, that Pax types were also minted on other denominations, both gold and base-metal coinages, and that different patterns emerge in the gold, silver, and bronze denominations. As a vehicle for official communications, though, the silver coinage is the most important because of the large numbers in which it was produced and disseminated.4 The quantifications that follow are based on a hybrid method: for all emperors from Augustus through Vitellius (27 BCE–69 CE), the calculations are based on the number of different reverse types recorded in the first volume of the Roman Imperial Coinage (second edition).5 For all emperors from Vespasian through Commodus (69–192 CE), by contrast, the calculations are based on surviving specimens in coin hoards.6 Because the aim of such calculations is not to measure total output, but rather to establish the broad proportions of given types with respect to other types, and because such calculations can only ever serve as rough estimates rather than precise figures, it is, I suggest, methodologically defensible to combine these two approaches and to “stitch together” the results in a single table or graph. Figure 1 represents the relative frequency of all Pax types on denarii produced by the central mint, expressed as a percentage of all personification types, from the reign of Augustus through that of Commodus. It should be noted, first, that personifications were not the only category of reverse types on the Roman imperial 4
5
6
According to Duncan-Jones (1994, 163–168, with Tables 11.1 f.), the central mint at Rome produced, on average, 15,000,000 denarii per year over the course of the second century CE, and as many as 443,000,000 under Antoninus Pius and 532,000,000 under Septimius Severus. For the method, see Manders 2012, 9 f., showing that the proportions of different types presented in the major coin catalogs can serve as a sort of “rough-and-ready” way of reconstructing patterns of mint output. For the method and source base, Noreña 2001, 148–152, 2011b, 28–37, 326–331.
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coinage (other major categories include deities; depictions of the emperor and members of the imperial family; and objects of various sorts), but personifications were always the most common, especially from the reign of Nero on.7 70 60 50 40 30 20 10 0
Figure 1: Relative Frequency of PAX Types on Denarii, Expressed as a Percentage of all Personification Types, Augustus through Commodus (31 BCE–192 CE).
The first obvious point to note is that the frequency of Pax types on the silver coinage fluctuated very dramatically over time. Pax was not one of the ‘core’ imperial coin types, that is, such as Victoria, the single most common reverse type.8 Indeed, the personification of pax did not appear at all on the silver coinage of Tiberius, Gaius, Nero, Galba, Vitellius, Titus, Domitian, or Nerva.9 By contrast, it appeared very prominently under two emperors in particular, Claudius and Vespasian, and was also emphasized, if a little less strikingly, under Augustus, Otho, and Trajan, after which it settled into a more stable pattern (from Hadrian through Commodus). If we believe that the frequency of types on the imperial coinage is a useful index of the ideological significance of the ideals and values they expressed, then from this chart we may conclude either that pax was not by itself an important imperial ideal, or that the central state possessed other ways to convey it. In terms of the fluctuations represented in Figure 1, it is not difficult to correlate the visible spikes in the production of the Pax type with different historical contexts in which armed conflicts and their outcome(s) must have been especially resonant. Moving chronologically, we might associate the incidence of Pax types under Augustus with that emperor’s claims of having established peace throughout the 7 8 9
Documentation in Noreña 2011b, Appendix 3, 334–339. Ibid. For visual representations of Victoria, Hölscher 1967 is still fundamental. It should be noted that Pax types were indeed minted on the bronze coinages of some of these emperors—and that such low-level denominations could also serve to communicate imperial ideals—but again, the production of silver coins was on a much higher scale (see above, n. 4).
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orbis terrarum (including in civil war) or with his celebration of world conquest, both of which are commemorated in two of the most prominent monuments of his reign, the Ara Pacis Augustae and the Res Gestae.10 Claudius’ invasion of Britain, the first aggressive expansion into an external territory in many years, might have been motivated less by strategic considerations than by the desire to engage in conquest for its own sake.11 On this reading, the pronounced emphasis on Pax types on the coinage of Claudius would reflect part of a concerted effort to burnish the military credentials of an otherwise unwarlike ruler.12 The assertion of pax under Otho seems more hopeful and prescriptive than declarative, and can only be understood in the context of the civil wars and widespread violence and dislocation of 69 CE.13 The even more conspicuous profusion of Pax types under Vespasian, when they reached their absolute peak during our whole period, can either be seen as a continuation of Otho’s message about the end of civil war or as the commemoration of Flavian military victory in what was being advertised as ‘foreign’ war in Judaea, or both (see below). The return of the Pax type on the silver coinage of the emperor Trajan – after three successive reigns in which the type had not appeared at all on denarii – seems closely connected with Trajanic militarism and the conquest of Dacia and the campaigns in the East (see below). For the rest of the Antonine period, Pax types were duly minted, but in relatively small numbers – reduced, it appears, to a routine monarchic claim, not promoted with any particular emphasis nor responding to any particular ideological imperative. At a minimum, then, we might conclude from the data presented in Figure 1 that Pax types and militarized outcomes of various sorts went together, at least on the high-volume silver coinage. Nothing in the numismatic evidence presented thus far is probative, of course, but the correlations between increased production of the Pax type, on the one hand, and important incidents of militarized conflict, on the other, is at least suggestive. But this brings us to the fundamental problem of what sort of pax these types were meant to advertise. Was this a pax that denoted the idealized condition of peace and the absence of war and violence – indeed, did such a value even exist in the Roman world? – or did it celebrate instead the violent pacification of defeated enemies? Perhaps these conditions were not contradictory in the thought world of the early Roman empire. When we consider the variable frequency of Pax types over the span of two centuries, it is impossible to answer the question conclusively. Indeed, the patterns charted in Figure 1 could be used to support either interpretation. And in light of the complexity of pax as a concept, it is likely that both senses of this value were always in play (see below). If we focus more closely on a few specific moments and episodes, however, we can gain greater insight into how the Pax types might have been intended and understood. Let us
10 In general on the wider claims of Augustan imperialism, see (e.g.) Nicolet [1989] 1991; Brunt [1978] 1990, 288–323 and 1990, 433–480; Gruen 1996; Eck 2006, 89–98. For the language of Pax specifically, Cornwell 2017. 11 See discussion in Osgood 2011, 84–106. 12 So Cornwell 2017, 188 f. 13 On the Rome mint under Otho, see Muona 2014.
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first consider the reign of Vespasian and then turn to the Trajanic period and its aftermath. Pax was a central concept in Vespasian’s public image, communicated through various media of official communication.14 The imperial coinage was no exception. As we have seen, in the first two centuries, the reign of Vespasian was the high point in the frequency of the Pax type when measured on a reign-by-reign basis. When we zero in on the reign itself, an important pattern in the minting of the type emerges. Figure 2 represents the relative frequency of Pax types on a year-by-year basis.15 We see, first, that the frequency of the type fluctuated sharply from year to year on denarii. Though it was by far the most common Vespasianic reverse type overall – and this is true of the other denominations as well, not just denarii – it was not minted consistently from 69 to 79. The prominence of the type at the beginning of the reign must surely reflect the new regime’s efforts to promote an ideology of peace in the wake of the large-scale civil war of 69. The type then drops off and even disappears until the year 75, when it was minted once again and with even greater frequency than before. This was also the year in which the Templum Pacis was formally dedicated.16 This can hardly be coincidental. Surely the heavy minting of the Pax type was meant to commemorate the dedication of the Templum Pacis – an excellent example, then, of centralized coordination across official media of imperial communications. 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0
AD 69-70
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AD 79
Pax
Figure 2: Relative Frequency of Pax Types on Denarii, Expressed as a Percentage of all Reverse Types, 69–79 CE.
If the spike in the frequency of the Pax type in 75 is not merely incidental, but is to be associated with the dedication of the Templum Pacis in that year, then the monumental complex itself can shed invaluable light on how the type was intended and understood. In my article on the Templum Pacis from 2003, I argued in opposition to the former communis opinio that the Templum Pacis did not celebrate peace as 14 For a fuller account, see Noreña 2003, on which the following discussion draws. 15 For the chronology of Vespasian’s titulature, which secures the dating of the types, see Buttrey 1980, 8–17. 16 Dio 65.15.1, assigning the dedication to Vespasian’s sixth consulship and Titus’ fourth.
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an idealized condition, but rather stood as a monument to military conquest in general, and to the suppression of the revolt in Judaea in particular.17 The complex was initiated after the ‘conquest’ of Judaea in 71 and – more significant – housed the spoils taken from Jerusalem and displayed in the joint triumph of Vespasian and Titus.18 It was a monument to the subjugation of a foreign enemy (with a rather different emphasis, of course, from something like Trajan’s Column). Other indications of the Flavian celebration of military victory in Rome’s cityscape include the dedication of the Amphitheatrum Flavium as a manubial monument; the extension of the city’s pomerium, justified by an expansion of Rome’s imperium; triumphal arches voted to Vespasian and Titus after the capture of Jerusalem; and the closing of the Temple of Janus, which one late source, Orosius (5th century CE), associates not with the extinction of the civil war of 69, but with the conquest of Jerusalem.19 All of the contextual signs from Flavianic publicity in the city of Rome point to the Templum Pacis as a war monument, then, and the heavy minting of the Pax type in the year of its formal dedication should be seen, accordingly, as a celebration of military victory and the pacification that comes with it. The second of our two case studies concerns the reign of Trajan and its aftermath. As noted above (Fig. 1), the Pax type returned to the imperial silver coinage under Trajan after three successive reigns in which it had not appeared at all. Regardless of who made the decision to produce this type, and in significant numbers – whether the emperor, a trusted member of his inner circle, or a low-level mint official – it must represent a conscious choice to promote this specific value.20 That the ideals of conquest and victory were central in Trajan’s public image is clear. He spearheaded the most ambitious program of imperial expansion since Augustus, with conquests and annexations in Dacia and along the eastern frontier, campaigning with his troops as a soldier-emperor. He held a triumph for the conquest of Dacia (and was voted a posthumous triumph for the victories in the east); assumed the honorific titles “Dacicus” and “Parthicus;” minted a number of coins highlighting martial themes, depicting, for example, military standards, trophies, war captives, or the emperor himself in a wide range of military postures; and monumentalized his military achievements in the city of Rome by means of the Forum Traianum, whose physical holdings (including war spoils taken from Dacia, following the model of the Templum Pacis), visual language, and sculptural pro-
17 See Cornwell 2017, 189–194, mostly in agreement; see now Moormann 2022, emphasizing artistic display. 18 Initiation after suppression of Jewish revolt, reframed as the ‘conquest’ of Judaea: Joseph. BJ 7.158. Jerusalem spoils: Joseph. BJ 7.162. 19 Amphitheatrum Flavium as manubial monument: Alföldi 1995. Extension of pomerium: CIL 6.31538a–c (auctis p(opuli) R(omani) finibus | pomerium ampliaverunt | terminaveruntque), with Tac. Ann. 12.23. Triumphal arches: Dio 65.7.2 (still unidentified). Closing of temple: Orosius 7.3.8 (credit given to Titus), 7.9.9, 7.19.4. 20 See above, n. 3, for the problem of type selection.
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gram – crowned, of course, by the Column of Trajan – all transmitted a consistent message of victory over foreign enemies.21 All of this is well known, of course. Whether Pax types on the imperial coinage under Trajan were part of this coordinated effort is less obvious, but there are two indications that they did indeed serve to communicate a message of military victory and conquest. The first is the sharp drop in the frequency of the Pax type under Trajan’s successor (Fig. 1). Hadrian’s renunciation of Trajan’s eastern conquests and his systematic implementation of a new frontier policy, based on the consoledation of existing territories and an end to further expansion, represented a sharp repudiation of Trajanic imperialism.22 Reduced emphasis on pax on the imperial coinage would be consistent with this program – but only if, that is, the Pax types were understood as conveying a mostly martial message, as I believe they were. That Pax types in this period were indeed meant to celebrate conquest and pacification (and not peace as an idealized condition) can be inferred from how fluctuations in the production of the type related to the most manifestly militaristic of all imperial coin types, Victoria.23 Figure 3 represents the relative frequency of both Pax types and Victoria types on denarii, each expressed as a percentage of all other personification types, from Nerva to Commodus (96–192 CE). What the data reveal is that the two types fluctuated more or less in unison – indeed, the positive correlation in the relative frequencies of the two types is nearly perfect (r = .93). This correlation – over the course of the long Antonine Age – leaves little doubt, I argue, that the two types, and the ideals they represented, went together in both discursive and ideological terms. Indeed, the linkage between the two ideals was effectively canonized in Augustus’ boast in the Res Gestae that “pax was established through victories.”24 In my view, the close correlation between Victoria and Pax types in the 2nd century CE clinches the argument that the latter were intended, and probably seen, as primarily militaristic in nature.
21 Military standards: e.g., RIC 2, Trajan 228. Trophies: e.g., RIC 2, Trajan 225–227. War captives: e.g., RIC 2, Trajan 88 f. The emperor in military postures: e.g., RIC 2, Trajan 69, 137–141, 208, 212–214, 323, etc. Architecture and celebration of conquest: Gros 2000. 22 The best discussion is still Syme 1984, 1436–1446. 23 Noreña 2011b, 146–165. 24 RG 13: parta victoriis pax.
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COMM
Victoria
Figure 3: Relative Frequencies of PAX and VICTORIA Types on Denarii, Expressed as a Percentage of all Personification Types, Nerva through Commodus (96–192 CE).
So what can the numismatic evidence from the early and high Roman empire tell us about the broader themes of Friedenskultur(en) und monarchische Repräsentation in the ancient world? Recent work on the concept of pax in the Roman political lexicon and social imaginary has stressed the term’s multivalence and polysemy and its changing meaning(s) over time.25 It has been claimed that beginning with Augustus, the term became monopolized by the emperor (in effect) and that pax Augusta represented an overarching ideological claim of world peace as the framework for the spread of civilization and as a moral justification for empire.26 On this reading, pax was far more than merely military pacification. As LAVAN concludes, “The language of peace animated a much more ambitious vision of the imperial project than that implied by contemporary tropes of pacification. Construing or translating pacare and pacatus as ‘pacify’ or ‘pacified’ obscures the colossal ambition and confidence of an imperial culture committed to making the world peaceful through conquest” (2017, 112).
That pax could denote this wider constellation of idealized conditions – including the absence of state-level violence and that flourishing of social and cultural life which the Romans thought of as humanitas – is obvious and, I take it, uncontroversial. Whether Pax types on the imperial coinage of the first two centuries CE were intended to convey that particular set of messages and ideological associations is of course less clear. In this chapter I have argued that patterns in the production of Pax types reveal a broadly militaristic conception of the ideal of pax on the imperial coinage. It is important to stress that in making this argument, I am relying neither on numismatic iconography nor on any claims about the circulation of the coins themselves or their intended ‘audiences’ – two of the most common forms of numismatic research into imperial ideology and communications. Let us briefly consider both topics. It must be conceded that the numismatic iconography of pax does not support the militaristic interpretation of the type. On the coinage, pax was represented as a 25 Cornwell 2017; Lavan 2017; Ando 2017; Eberle 2018, 180–185. 26 For pax as framework for the spread of Roman ‘civilization’, see Woolf 1993. Pax as moral justification is emphasized by Cornwell 2017 and Lavan 2017.
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female personification, like the majority of the divinized qualities that adorned the reverse sides of imperial coins.27 The most common attribute was the olive branch, the main symbol of peace in the Roman visual vocabulary. Pax with olive branch, whether standing or seated, appears on imperial coins from the time of Augustus [Q14-01] through the Flavians [Q14-02 and Q14-06] and under Trajan [Q14-03], Hadrian [Q14-04], and the Antonines [Q14-05]. Other frequent attributes include the cornucopia, emblem of abundance [Q14-03 and Q14-04], and the caduceus, which evoked the world of commerce and exchange [Q14-06]. On some types, pax is depicted together with symbols from the military sphere, such as a statuette of Victory [Q14-07] or in scenes with clear martial imagery, such as that of a defeated Dacian kneeling before an enthroned Pax [Q14-08]. But these are the exceptions that prove the rule. In general, there was very little in the way of militarism or conquest in the official iconography of pax, and indeed, most of the attributes that pax shares with other personifications, such as the scepter [Q14-05], which also appears on coins advertising securitas [Q14-09] and tranquillitas [Q14-10], transmit messages from the non-military sphere. Circulation patterns in the surviving coins do not shed much light on the message, intended or understood, of the Pax type. It is often claimed that imperial coins were ‘targeted’ at specific groups, especially the soldiers, but the operations of the imperial mint – insofar as these can be reconstructed – rule out this model, at least on a regular basis.28 Detailed studies of mint output and state expenditure have demonstrated that most coins used in state payments to various recipients (including but not limited to soldiers) were old coins that were recycled and redistributed. Indeed, it seems that no more than about 25% of normal state expenditures in the early and high empire were made up of newly minted coins.29 Considering the mechanics of state expenditure, then, it is difficult to argue that any specific types were regularly employed to convey short-term, topical messages to specific groups. Such targeted issues might have been attempted from time to time, but their effectiveness is impossible to gauge. As a result, we probably should not imagine communications between emperors and soldiers as a specific framework through which to interpret the meaning and message of the Pax type. Eschewing both iconographic analysis and ‘audience targeting’, then, the argument of this chapter has relied almost entirely on quantifiable patterns in the minting of the Pax type on silver coins, which reveal, so I have attempted to show, a mostly militaristic conception of this monarchic value (and this despite the decidedly nonmilitary shading of the iconography itself) – or rather, and perhaps better, a conception that emphasized the process of pacification. The idealized condition of peace and the absence of warfare was probably the salient meaning of Pax types minted under Otho, and perhaps under Hadrian, but in every other case we have 27 Use of personifications for ideals and values in Roman (and Greek) art: Hölscher 1980, 273– 279. For divinized qualities in general, with emphasis on their historical development (under Hellenistic influence) and cult characteristics, Clark 2007. 28 For detailed analysis of what little we know about mint operations, see Wolters 1999, 85–99. 29 See Duncan-Jones 1994, 46, 111 f.; Wolters 2006, 47–49; Kemmers 2009, 152–155; Noreña 2011a, 264, and 2011b, 193–197.
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good reason to believe that the type was instead intended to signal the pacification that results from the violent defeat of foreign enemies. There were many other ways to convey that message on the imperial coinage, of course, including depictions of Victoria or Mars, or through legends declaring that this or that people or place had been ‘captured’ (capta). In light of the long-term centrality of military victory as a monarchic ideal in the ancient Mediterranean world (stretching back, in fact, to the early territorial states of West Asia), the continued resonance of this ideology in the Roman imperial period is unsurprising. But it was not only the fact of military victory, and not just the representation of the emperor as pacator orbis, that found expression in the media of official communications.30 It was also the resulting condition of pacification – as enabled through conquest and embodying a different form of state-level violence through other, non-militarized means – that occupied a secondary but still important place in Roman imperial “representation.”31 A closer look at patterns in the production of Pax types on the imperial coinage suggests that it was this particular strand of monarchic ideology, and not the idealized condition of peace, that was most often expressed through the elastic concept of pax.
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30 Emperor as pacator orbis: Mastino/Ibba 2012. 31 For non-militarized forms of domination, as expressed by pax, see discussion in Ando 2017. I use “representation” here in the sense employed by Veyne 1990, referring to the symbolic expression of monarchic essence, without reference to any one, specific achievement or quality.
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PROF. CARLOS F. NOREÑA University of California, Department of History, Mario Del Chiaro Center for the Study of Ancient Italy, Berkeley, 3229 Dwinelle Hall, Berkeley, CA 94720-2550, [email protected]
PEACE IN THE LATIN POETRY OF THE LATE REPUBLIC AND EARLY EMPIRE Damien Nelis When Lucretius starts his De rerum natura with a hymn to Venus, the opening two words of the poem, Aeneadum genetrix (“mother of Aeneas and his race”), immediately place the goddess in a Roman setting. At the outset, the emphasis is on creation, vitality, and joy in the heavens, on sea, and on land. The sky is referred to three times in the opening nine lines, which can be taken as the poem’s first sentence, culminating in its description as ‘peaceful’: in the third verse the influence of Venus is felt “beneath the smooth-moving heavenly signs” (caeli subter labentia signa); in line six, “the clouds of heaven” (nubila caeli) flee at the arrival of the goddess; in line nine, for her “the heaven grown peaceful glows with outpoured light” (placatumque nitet diffuso lumine caelum). Very quickly, however, the tone changes. At line twenty-nine, Lucretius invokes Venus to put a stop to ‘the savage works of war’ [Q15-05]. The opposition between war and peace in these lines speaks to both eternal realities and a specific temporal setting. Venus and Mars represent permanent aspects of human life, but the poet is also situating the composition of his work at a troubled time in Rome’s history. The mention of ‘the noble scion of the Memmii’ in line forty-two has been taken as a precise reference to the praetorship of C. Memmius in 58 BCE. More generally, it has been said of the DRN that it is “a poem that conveys a strong sense of political crisis and was composed as the events that would lead to the ‘Roman revolution’ of Augustus were gathering to a head.”1 Roughly three quarters of a century later, another poet, Manilius, writing a work that is very close to that of Lucretius in terms of genre and style, explicitly connects in the prologue to the first book of his didactic epic [Q15-06] the composition of his poem to the period of peace in which he writes.2 The shift from the troubled times (hoc patriai tempore iniquo) of Lucretius in the middle of the first century BCE to the peaceful time (sub pace) of Manilius in the early years of the first century CE illustrates the way in which late Republican and early Imperial Latin poetry frequently reflects contemporary history and its discourses. If we want to construct 1
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Gillespie and Hardie 2007, 10. For down-dating of the DRN to the early 40s BCE see Hutchinson 2001, but note the responses by Volk 2010 and Krebs 2013. One can compare Catullus 64.397–408, a passage that also surely reflects contemporary troubles in Roman society. Catullus 64 has also been down-dated in order to locate it in a civil war context; see Ambühl 2016, 2 n. 8. On Manilius’ direct allusion to Lucretius’ prayer to Venus for peace see Wilson 1986, 287 f.
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a fuller narrative in order to fill in the gaps between such an apparently straightforward shift from war to peace, the fourth poem of Vergil’s Bucolics [Q15-07] seems like a good starting point. In that poem, a prophecy of a new golden age gives voice to the belief that the consulship of Pollio (40 BCE) will see the inauguration of a new age of peace. The hopeful vision even goes so far as to imagine the whole world pacified, (Bucolics 4.17: pacatumque reget patriis virtutibus orbem).3 Another pastoral poet, probably writing about a hundred years later, can confidently use the present tense to proclaim that the Vergilian prophecy has indeed come to pass: aurea secura cum pace renascitur aetas [Q15-28].4 These texts written over a period of roughly a century reflect historical events and contemporary discourses about Rome’s shift from the chaos of seemingly endless civil strife to a sense of imperial order and security, the so-called pax Romana. One can easily extend the narrative a few decades farther and take it down to Juvenal, for example. For him the idea of Roman peace is so well established that it and the monuments that celebrate it can become the source of humour [Q15-39], or even become a source of excessive luxury and moral decline (Q15-40; cf. for this idea Vergil, Georgics 1.121–124) where Jupiter puts an end to the golden age because it encourages sloth (cf. Sallust, Bellum Catilinae 37.7 for otium and moral decline). It should be obvious, however, that this apparently straightforward tale of poetry reflecting historical events and political change raises many questions. For some readers, as we have seen with the case of Lucretius and Calpurnius, uncertainty shrouds the dates of publication and first circulation of some texts, thus making it hazardous to draw precise conclusions about the relationship between text and context. We must also be aware of the dangers of hindsight: Vergil [Q15-07] predicts an age of peace in the fourth poem of a collection published around the mid-thirties BCE. That peace is soon presented as having been achieved soon afterwards after the victory at Naulochus [Q15-01], and then again just a few years later in another text, this time one inscribed on stone, of 29 BCE [Q15-02] after the battle of Actium. But what if the victory at Actium in 31 BCE had not brought civil strife to an end? In that case, how would we read the fourth Bucolic? In light of the failure of Naulochus to bring the civil wars to an end? There would certainly be no question of worrying about whether the poem in question can fairly or usefully be described as an Augustan or proto-Augustan text. Nor must it be forgotten than even as he emphasized peace, Augustus also fought wars and extended the boundaries of the Roman commonwealth, and that he also faced internal opposition to his rule.5 As has been pointed out frequently, peace in the Augustan age often means only the end of civil war, and the totalizing rhetoric of ‘Augustan peace’ was a carefully
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On golden age motifs see Gatz 1964; for the Augustan golden age see Galinsky 1996, 90–121. For the Neronian dating of Calpurnius see most recently Nauta 2021. See Gruen 1996; see Lindheim 2021, 74–79 for application of this aspect of Augustus’ rule to the interpretation of Latin elegy. On opposition to Augustus see Raaflaub and Samons 1990.
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constructed and managed part of a broader political discourse that also rewrote history, celebrated military power, victory, and empire-building.6 In addition to these difficulties involved in relating poetry to precise historical events and reading it in light of them, further methodological concerns abound. Generic conventions and constraints should always be taken into account, or we will fail to appreciate that the literary dynamics at work in a didactic epic are not the same as those at work in a bucolic, an elegy, an epigram, or a satire. Related to this point is the wider question of literary history and intertextuality. Even while they apparently write most directly about recent and contemporary historical events, Roman poets consistently look to earlier literary models for inspiration: how relevant is it to our understanding of Vergil’s use of the golden age in the political context of the early 30s that in doing so he is consistently drawing on Hesiod and Aratus, and that the fourth Bucolic is also deeply indebted to Catullus 64?7 In addition, it is always necessary to pay careful attention to intratextuality and the unity and thematic coherence of poetic collections. Poets sometimes return to the topic of peace in light of their earlier treatments of the same or closely related topics: what difference does it make to note the fact that when readers come to the fourth poem of Vergil’s Bucolics, they will have read the opening poem of the collection, in which one character can express his amazement that a neighbour seems to be able to enjoy peace and quiet while he is surrounded by disorder, (Vergil, Buc. 1.11 f.: non equidem invideo, miror magis; undique totis / usque adeo turbatur agris), returning to the same idea soon after, to lament the ambient chaos (Buc. 1.71 f.: en quo discordia civis / produxit miseros). This point helps to draw attention to a further problem, that of terminology. A lexical approach that looks only for uses of pax and its derivatives, will fail to do justice to the complexities of the poets’ language and techniques. In the Latin poetry from the period that concerns us in this survey (from the middle of the first century BCE to the early decades of the second century CE) peace can be presented in many different ways, and closely related concepts are often employed, such as concord and harmony, or safety and the absence of war because potential enemies have all been defeated or no longer pose a meaningful threat [e. g. Q15-10, Q15-19, Q1520]. Also, while it is obvious that Octavian/Augustus was extremely keen to promote an image of himself as restorer of order, securing peace after the chaotic violence of civil strife, and that he did so by means of what has been called a “programme of renewal” that drew on various kinds of media, from literature and epigraphy to art and architecture, we fail to do justice to the poetry of the period if we read it only as brilliant panegyric, faithfully and sturdily representing an official Augustan message that is in any simple sense a true reflection of straightforwardly recoverable historical facts. We find such an Augustan political message, among 6 7
From a massive amount of recent work on Augustus, associated with the bimillennium of 2014; see for example, Cooley 2019; Gildenhard/Gotter/Havener/Hodgson 2019. On the Roman reception of Hesiod see Rosati 2009; for a proper appreciation of why Aratus is important see Schiesaro 1996 and on Hellenistic poetry generally see Weber in this volume; on Bucolics 4 and Catullus 64 see Trimble 2013.
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others, transmitted, for example, on the inscription of the Actium monument [Q1502], in parts of the Res Gestae [Q15-03], in the Ianus Quirinus (reflected in Q1514, Q15-20), and on the Ara Pacis (reflected in Q15-25). But it is no easy task to unpick the relationship between these famous monuments and contemporary poetry. Take, for example, the case of Q15-14, Jupiter’s remarkable description of enchained Furor at Aeneid 1.293–296. The passage clearly has to be read in relation to Augustus’ boast about his closing of the gates of war as a symbol of his role as bringer of peace. But is Vergil’s Furor definitively defeated or merely temporarily restrained? Does imperium sine fine mean pax sine fine? Some scholars still see the poets straightforwardly as mouthpieces of the régime, celebrating the Augustan peace in direct alignment with the claim at Res Gestae 13 [Q15-03] and the celebratory survey of Velleius Paterculus [Q15-04]; many prefer to see the poets as writing in ways that set them in some kind of opposition to the imperial discourse; others try in various ways to formulate a position in between the extremes of subservience and resistance.8 When one begins to collect passages that refer explicitly to pax, the closely related concepts that often accompany and fill out the picture, such as concord, harmony, love, triumph, defeated enemies, and so on, both enrich and complicate the process of trying to understand what the poets have to say about peace. In the end, it becomes clear that peace cannot be treated in isolation as a stable phenomenon in its own right. It is often connected to other states or virtues, such as Salus, Pietas, and so on [Q15-17, Q15-26, Q15-39]. It is consistently presented as the direct result of victory in war, and thus inevitably associated with triumph, dominance, and power [Q15-10, Q15-15, Q15-35].9 This can go hand in hand with the adoption of golden age imagery, as we have already seen [Q15-07]. In turn, this recurrent feature, raises the question of spatial aspects, with peace presented as particularly associated with Italy (Q15-16, where the picture of the past surely reflects discourses about the present) or with the whole world [Q15-15]. Following hard behind spatial distributions come temporal perspectives. Peace can be set firmly in the past or aspired to in the future. When presented as already present, its durability can be brought into question [Q15-14, depicting Furor restrained but still potentially frightening].10 Peace can also be considered in relation to thinking about forms of political power, and so the ideal of the ‘good king’ has been seen as operative in key texts, and not only because the ideal ruler should be a lover of peace and harmony.11 However we define it and whatever the difficulties involved in analyzing it, the sheer number of references to peace in the Latin poetry that concerns us here shows that it was a theme of major interest to the poets. That is undoubtedly the case because peace was important to everyone in a society that had suffered so much from civil strife for decades. That may also be the case at least in part because peace was 8
For ways into these debates see Woodman and West 1984; Powell 1992; White 1993; Le Doze 2014; Roman 2014; Farrell 2021. 9 See W. Eck in this volume. 10 See DeBrohun 2007, 265. 11 See Cairns 1989, 21 and Farrell 2021.
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already as a poetic subject was already important to Homer, in his description of a city at peace on the shield of Achilles in Iliad 18. By taking both these aspects into account we can begin to appreciate how the brilliantly original Latin poets of the Triumviral period and its immediate aftermath adapted earlier poetic traditions to their desire to write about the troubled times through which they were living and how they saw the future that awaited them in a time of political upheaval. Every text in the selection below would ideally receive detailed commentary, but considerations of space make that impossible. Alternatively, one way of approaching the collection would be to look at it from a thematic point of view. This would involve bringing together all the passages that deal with the idea of the golden age, or of the relationship between victory, triumph, and peace, or those that list defeated enemies, or those that celebrate peace in relation to love and the life of leisure, or those that mention monuments and topographical aspects, and so on. This method has its obvious attractions, because it would bring to the fore the variety of ways in which the poets write about the general theme of peace. But a chronological approach has advantages, because in that way it will still be possible to show the variety of themes while also providing an overall picture of the ways in which individual poets react both to evolving political situations and to their literary predecessors. On one level, it seems easy enough to build a clear trajectory. In the opening lines of Lucretius, as we have already seen, and also, for example, in the closing lines of Catullus 64, we find reflections of turbulent, violent times. In Vergil’s Bucolics 4, as in Horace’s Epode 16, we encounter the formulation of images of hope for a better future. In the elegists we seem to see the life of love at least in part as the result of better times. As Stephen Harrison has written of the love poetry of the age: “Most extant love elegy derives from the post-civil-war period. The disappearance of vicious internecine strife after Actium may well have stimulated a climate where ‘peaceful’ poetry such as love elegy could flourish …”.12 At the end of the Aeneid we seem to come close on some level to the celebration of peace achieved. In Ovid we have the work of a poet whose whole adult life and writing career took place after Actium and for whom civil war could seem to be a thing of the past. And in the post-Augustan poets the imperial peace quickly becomes an accepted state of affairs. But every text has its own dynamic, and a closer look can help to reveal a complex picture. In the space available we will only be able to look at a few texts in detail. The last section of the final poem in Tibullus’ first book contains an extraordinary concentration on the theme of peace, with Pax named no less than five times within the closing twenty-four lines [Q15-09]. Based on a dialogue between war and peace, the tenth poem presents a poet who is being forced off to war and so launches into praise of rustic life and its traditional associations with piety and safety. It contains clear echoes of the opening poem, and so brings the collection to a close with a strong emphasis on the thematic cohesion of the book. Peace is associated with farming (lines 47 f.) in a subtle play of distinct temporalities. The 12 Harrison 2013, 134.
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interea at the opening of line 47 must be understood in relation to the previous lines. There Tibullus first describes a man going off to war (31b–34), before asking what madness it is that summons men to risk death in battle. In the underworld, he says, there are no cornfields, no vines (37). Preferable is the life of the man who lives to an old age with his family (41–46). When the next line (47) begins with “Meanwhile, may Peace be tilling the fields!” the point at first seems to be that Peace will take care of the old farmer’s fields in his old age, to some extent helping him out just as his son and wife help him in lines forty-three and forty-four. But line fortyseven, having begun with interea, ends with a second temporal adverb, primum. Now the point is that it was Peace who first led oxen out to plough the earth. This being the case, the reader must establish a connection between the interea and the primum, the point being that right from the beginning of time the agricultural life has been associated with peace, and it is that tranquil continuity that the poet aspires to, both in relation to an apparently pressing call to arms (13: nunc ad bella trahor, 31: alius sit fortis in armis) and to the future peaceful old age he hopes for (45: sic ego sim). Beyond the unpicking of the passage’s coherence, wider interpretive strategies also come into operation. As so often, the apparently simple language of Tibullus merits deeper reflection. In lines 51 f., the tristia … arma have been seen as evoking specifically civil war. If this is indeed the case, in the opposition he constructs between war and the life of the lover, the praise of peace in the poem includes freedom from civil war, thus referring, without naming him, to Augustus’ achievement in restoring ancestral peace and security to Italy, despite the fact that wars are still being fought abroad.13 In intratextual terms, in addition to the glances back to the opening poem’s depiction of pious rustic life in opposition to a military career, Tibullus refers back to the seventh poem. There, in lines twenty-nine to thirty-eight we encounter the figure of Osiris, and he bears a striking resemblance to Peace. In particular, 1.10.45 f. (Pax candida primum / duxit araturos sub iuga curva boves), recalls 1.7.29 f. (primus aratra manu sollerti fecit Osiris / et teneram ferro sollicitavit humum). Both apparently take over the role traditionally allotted to Triptolemus as inventor of the plough, but the connection Tibullus seems to be at pains to make in this agricultural setting is that between Peace and Ceres, a typically Augustan association.14 More broadly, poem 1.7 celebrates the victories of Messalla and his subsequent triumphal procession on 25 September 27 BCE. In addition, the section of the poem about the Nile and Osiris cannot be dissociated from the Roman takeover of Egypt in 30 BCE, again ensuring the poem’s relevance to contemporary politics. The Tibullan world of rustic peace is indissociable from the political context of the early 20s.15 13 Cf. Ovid, Fasti 1.704, Pax Cererem nutrit, Pacis alumna Ceres, and see Cairns 1979, 103 f.; Maltby 2002, 352; note also Cornwell 2017, 125 n. 11 and 168 n. 31. The personified Pax of Tibullus looks forward to the ara pacis Augustae; for a cult of Pax under Julius Caesar see Weinstock 1960, 46 f. and in general Cornwell 2017, 35. Cornwell’s fine study, equipped with an excellent bibliography, will be the starting point for all future work on peace in the late Republic and early Empire. Since the publication of her book see Rüpke 2019. 14 See Maltby 2002, 351 f. 15 See Keith 2014; Lindheim 2021, chap. 5.
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Peace is the first word of the fifth elegy of Propertius’ third book, a collection published in the late 20s BCE [Q15-11]. The first two verses, apparently simple enough on the surface of their commonplace, elegiac opposition between love (Amor, amantes) and war (proelia), require considerable unpacking, both in its own right and as the opening lines of a poem that follows a poem whose first word is Arma (3.4.1) and will itself end with arms and the standards of Crassus (3.5.47 f.: arma /… Crassi signa…).16 The love/war contrast obviously puts the former on the side of peace, and we have already seen the way in which scholars frequently connect the writing of Latin love poetry to the period of post-Actian peace. Lovers venerate peace, says the poet. But they also fight wars, and the proelia dura of the second line activate an association with the topos of militia amoris, which allows the poet to depict his life of love as an alternative to a career of public service involving military service, or even in direct opposition to it, depending on how far one wants to push the ‘anti-establishment’ posture of the elegiac lover. At the same time, the reference to the domina activates the servitium amoris topos, which functions at least in part on similar lines. However, as the reader proceeds to line three and following it becomes clear that line two is in fact to be understood more in relation to what follows it than to the opening line. In their commentary on lines 2–6, Heyworth and Morwood catch the point: “The sequence of thought is a complex one, not least because the pentameter moves away from the sense of the hexameter (already repeated) and introduces a strikingly new thought: P. grants in 2 that he regularly has epic battles with his mistress; but (tamen) he goes on to claim in 3–6 that he is neither avaricious nor wealthy. Verse 2 establishes a paradox: the peace of Amor involves battles; 3 f. show that it avoids greed and luxury. Thus, a redefinition of pax is achieved.“
And they go on to conclude that the overall effect, once the dialogue between 3.4 and 3.5 is appreciated is to dissociate Augustus from Pax. As often, any individual Propertian poems gains extra meaning when read in dialogue with its neighbours. Of course, one should not always expect consistency. Following the interaction between Arma as the first word of 3.4 and Pax as the first word of 3.5, the same two words appear again in close proximity at 3.8.33 f. [Q15-12]. This couplet provides an excellent example of the ways in which a strikingly placed mention of Peace can stand as a signal that prompts readers to be attentive to possible thematic connections with other poems in the same poetry book. The arma on this occasion are not those of Caesar but of the lover who, unlike the amantes of 3.5.1, has no interest in peace, at least in as far as his relationship with his beloved is concerned. It is perhaps this example of very precise verbal repetition between poems that may alert the reader to the fact that peace is a recurring theme in the third book. At 3.1.17 the book as a whole is presented as a work to be read ‘in peace’ (quod pace legas) while others celebrate Rome’s victories at the edges of empire (finem imperii). The ablative here must be taken to mean “in time of peace” rather than something like “at your ease”. Here as elsewhere we begin to see the developing appreciation of a
16 On the insistence of the poets on war with Parthia see Cornwell 2017, 127–130.
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balance between internal, Roman or Italian peace and distant campaigns overseas.17 Later, at 3.9.19, in a passage that alludes to the priamel of Horace’s first ode we are told that hic satus ad pacem, hic castrensibus utilis armis. Noting the effect of the elision of the last syllable of the word pacem and the resultant delay of the main caesura, Heyworth and Morwood neatly comment: “As so often in Roman life, war impinges on peace.”18 The elegiac lover desires and constructs a world of peace in which he can live his life devoted to love, often in a specifically Roman context, as frequently underlined by verbal play on the amor-Roma palindrome, but the world of war on distant frontiers is a recurring theme in elegy, as also in Horatian lyric. In the eleventh poem of book three we encounter peace on a mythological level, when in line 19 we hear of the Pillars of Hercules, set up to mark his pacification of the hero’s pacification of world, ut qui pacato statuisset in orbe columnas. There is surely reference here back to both the mention of the edge of empire at 3.1.18 and to Vergil, Bucolics 4.17 (pacatam…orbem).19 Subsequently, at 3.13.25 we encounter the peaceful youth of the countryside as a feature of a golden age for lovers, when girls were content with simple gifts (agrestium…pacata iuventus). As the poem develops, this ideal sits in stark contrast with a troubled Rome that is being destroyed by its wealth, frangitur ipsa suis Roma superba bonis (3.13.60). Finally, at 3.17.1 f. it is the poet himself who seeks peace, as he prays to Bacchus for release from emotional turmoil [Q15-13]. Implicitly here Propertius expresses a desire to be free of the battles of the life of love mentioned explicitly at 3.5.2. He may indeed aspire to be peace of the rustic youth of 3.13.25. At the same time, in line 5, per te iunguntur, per te solvuntur amantes, we seem to have an allusion back to the amantes of 3.5.1. It would seem that lovers live their lives in relation to Bacchus as well as Peace. But here poetic symbols dominate as the emotional calm will enable the poet to embark on a voyage towards different poetic themes, culminating in evocation of tragedy and Pindaric lyric at the poem’s close (3.17.39 f.). Somewhat ironically, along the way we learn that Propertius will also be able to sing of Indica…arma (3.17.22) as peace takes him away from elegy. Horace’s final ode is a poem that has been given the title “The blessings of the Pax Augusta” [Q15-20], but it is one in which the word pax does not appear.20 We find in it so many common motifs that it can function as a kind of guide to the key topics to be mentioned by anyone wishing to encapsulate Augustus’ achievement. Hardly surprising, therefore, that it stands as the final poem of the fourth book (but cf. especially Q15-19). It begins with a recusatio, the frequently recurring and highly adaptable ploy used by the poets to dramatize their inability, their desire, or their decision following divine intervention to avoid singing about war (4.15.1: proelia). Figured as a journey in a small boat that must avoid the high seas, another common topos (4.15.3 f.: parva…vela; cf. the vela at Propertius 3.17.2), the poem evokes how Augustus has restored rich harvests and the standards of Crassus (lines 17 18 19 20
See Lindheim 2021, 23 f. Heyworth and Morwood 2013, 188. See Clausen 1994, 122 on this expression and its reception. Rudd 2004, 259; cf. Thomas 2011, 259, for this poem as ‘the finale, the arrival of pax Augusta’.
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4–8), closed the gates of war (8 f.), and restored the traditional morality and piety by means of which Rome extended her power to the edges of the world (9–16). Caesar has become the guarantor of peace (otium, 18), and foreign powers will obey him. Then, in the final section of the poem (25–32), this context of political and military security becomes the context within which the poet will compose poetry celebrating Rome’s history and its great men going back to its Trojan origins. Throughout the poem alludes to Vergil presenting as now securely achieved, by means of striking usage of six verbs in the perfect tense, things only predicted in the Aeneid. Some scholars see formulaic cliché, others heartfelt praise. For our purposes what is most striking is the accumulation of detail, amounting as amounting to a kind of run through, in a poem probably published in 13 BCE, a series of motifs that had come over the previous two decades or so to be seen as the standard elements for equating an Augustan age (4 f.: tua, Caesar, aetas fruges et agris retullit uberes, this being the earliest reference to an Augustan ‘age’) with Roman peace (17 f.: custode rerum Caesare non furor / civilis aut vis exiget otium).21 The similarities with Velleius Paterculus [Q15-04] are very striking. What Caesar has restored and achieved can no longer be threatened. The ode certainly seems to suggest that by 13 BCE it was realistic and meaningful to think in terms of an Augustan age of peace threatened neither by civil strife nor by foreign enemies. Even if Horace is in any way trying to distance himself from or undermine praise of such an achievement, any prevarications would only make sense if the ideas he is tackling are accepted by many. It is precisely this enduring image, as represented both in the poetry written and by means of the temples built and the other monuments erected during the Augustan age that later poets look back to and work with. In some ways, of course, Vespasian was able to present himself as a second Augustus, as the savior of Rome from the chaos of civil war. The Flavian Temple of Peace could thus function in the same way as the Altar of Peace, and its position beside the Forum of Augustus could convey a message combining both continuity and renewal.22 But in the surviving poetry of the Flavian age, we do not find the same density and complexity of engagement with the subject of peace as we find in Augustan poetry. Clearly, the great Augustan poets now enjoy the status of classic models, but the political situation had changed, the forms of imperial rule were now firmly entrenched, and the troubled year of 69 did not really produce a trauma as profound and enduring as that suffered by those who had lived through most of the first century BCE. Statius seems to be particularly influenced by Horace when he praises both the official, imperial peace ensured by Domitian and celebrated in the Forum Romanum [Q1535] and also by the Temple of Peace [Q15-37] and the private leisure enjoyed by some of his friends in their remarkable houses or in a civilized city like Naples [Q15-36]. And our story can be brought to an end with the biting wit of Juvenal, as he wonders why there is no temple to Cash when there is one for Peace [Q15-39], or whether there is any such temple where one cannot find prostitutes [Q15-42]. 21 For otium meaning peace see OLD s.v. 4a. 22 On the Temple of Pease see the massive study of Tucci 2017; also Baumer 2020.
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SOURCES 15-01. Appian, Civil Wars 5.13.130 (540–542): κατήγγελλέ τε εἰρήνην καὶ εὐθυμίαν, ἐς τέλος τῶν ἐμφυλίων ἀνῃρημένων, καὶ τῶν εἰσφορῶν τοὺς ἔτι ὀφείλοντας ἀπέλυε καὶ φόρων τελώνας τε καὶ τοὺς τὰ μισθώματα ἔχοντας ὧν ἔτι ὀφείλοιεν. ἐκ δὲ τῶν ἐψηφισμένων τιμῶν ἐδέχετο πομπήν, ἐτήσιόν τε ἱερομηνίαν εἶναι, καθ᾿ ἃς ἡμέρας ἐνίκα, καὶ ἐπὶ κίονος ἐν ἀγορᾷ χρύσεος ἑστάναι μετὰ σχήματος οὗπερ ἔχων εἰσῆλθε, περικειμένων τῷ κίονι νεῶν ἐμβόλων. καὶ ἕστηκεν ἡ εἰκών, ἐπιγραφὴν ἔχουσα, ὅτι “Τὴν εἰρήνην ἐστασιασμένην ἐκ πολλοῦ συνέστησε κατά τε γῆν καὶ θάλασσαν.” He proclaimed Peace and Contentment, now that the civil wars had finally been brought to an end, and remitted special taxes for those who still owed them, and regular taxes still not paid by the tax collectors and those holding the public contracts. Of the honors voted to him, he accepted an ovation, and annual festival on the anniversary of his victory, and the erection on a column in the Forum of a gilded statue of him in the clothes he wore when he entered the city, with the rams of ships positioned around the column. And the statue was put up, bearing the inscription: “Peace long disturbed by civil discord he restored both on land and sea.” (Tr: B. McGing).
15-02. Inscription of the Actian Monument: ILGR 158: vacat [Imp · Caesa]r · Div[i · Iuli · ] f · vict[oriam · consecutus · bell]o · quod · pro [· r]e[· p] ublic[a] · ges[si]t · in · hac · region[e · cons]ul [· quintum · i]mperat[or · se]ptimum · pace [·] parta · terra [· marique · Nep]tuno [· et Ma]rt[i · c]astra [· ex ·] quibu[s · ad · hostem in]seq- [uendum egr]essu[s · est · navalibus · spoli]is · [exorna]ta · c[onsacravit] vacat Imperator Caesar, son of the divine Julius, following the victory in the war which he waged on behalf of the Republic in this region when he was consul for the fifth time and commander-in-chief for the seventh time, after peace he had secured on land and sea, consecrated to Neptune and Mars the camp from which he set forth to attack the enemy, which is now ornamented with naval spoils (Text and tr: K. Zachos).
15-03. Res Gestae Divi Augusti 13: Ianum Quirinum, quem claussum esse maiores nostri voluerunt, cum per totum imperium populi Romani terra marique esset parta victoriis pax, cum, priusquam nascerer, a condita urbe bis omnino clausum fuisse prodatur memoriae, ter me principe senatus claudendum esse censuit. Our ancestors wanted Ianus Quirinus to be closed when peace had been achieved by victories on land and sea throughout the whole empire of the Roman people; whereas, before I was born, it is recorded as having been closed twice in all from the foundation of the city, the senate decreed it should be closed three times when I was leader (Tr: A. E. Cooley).
15-04. Velleius Paterculus 2.89.3: Finita vicesimo anno bella civilia, sepulta externa, revocata pax, sopitus ubique armorum furor, restituta vis legibus, iudiciis auctoritas, senatui maiestas, imperium magistratuum
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ad pristinum redactum modum, tantummodo octo praetoribus adlecti duo. Prisca illa et antiqua rei publicae forma revocata. The civil wars were ended after twenty years, foreign wars suppressed, peace restored, the frenzy of arms everywhere lulled to rest; validity was restored to the laws, authority to the courts, and dignity to the senate; the power of the magistrates was reduced to its former limits, with the sole exception that two were added to the eight existing praetors. The old traditional form of the republic was restored. (Tr: F. W. Shipley).
15-05. Lucretius, De rerum natura 1.31–43: nam tu sola potes tranquilla pace iuvare mortalis, quoniam belli fera moenera Mavors armipotens regit, in gremium qui saepe tuum se reiicit aeterno devictus vulnere amoris, 35 atque ita suspiciens tereti cervice reposta pascit amore avidos inhians in te, dea, visus eque tuo pendet resupini spiritus ore. hunc tu, diva, tuo recubantem corpore sancto circum fusa super, suavis ex ore loquellas 40 funde petens placidam Romanis, incluta, pacem; nam neque nos agere hoc patriai tempore iniquo possumus aequo animo nec Memmi clara propago talibus in rebus communi desse saluti. omnis enim per se divom natura necessest 45 inmortali aevo summa cum pace fruatur semota ab nostris rebus seiunctaque longe; nam privata dolore omni, privata periclis, ipsa suis pollens opibus, nil indiga nostri, nec bene promeritis capitur neque tangitur ira. For you alone can delight mortals with quiet peace, since Mars mighty in battle rules the savage works of war, who often casts himself upon your lap wholly vanquished by the everliving wound of love, and thus looking upward, with shapely neck thrown back, feeds his eager eyes with love, gaping upon you, goddess, and, as he lies back, his breath hangs upon your lips. There as he reclines, goddess, upon your sacred body, do you, bending around him from above, pour from your lips sweet coaxings, and for your Romans, illustrious one, crave quiet peace. For in this time of our country’s troubles neither can I do my part with untroubled mind, nor can the noble scion of the Memmii at such a season be wanting to the common weal. [I pray to you for peace,] for the very nature of divinity must necessarily enjoy immortal life in the deepest peace, far removed and separated from our affairs; for without any pain, without danger, itself mighty by its own resources, needing us not at all, it is neither propitiated with services nor touched by wrath (Tr: W. Rouse/M. F. Smith).
15-06. Manilius, Astronomica 1.7–13: hunc mihi tu, Caesar, patriae princepsque paterque, / qui regis augustis parentem legibus orbem / concessumque patri mundum deus ipse mereris, / (10) das animum viresque facis
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ad tanta canenda. / iam propiusque favet mundus scrutantibus ipsum / et cupit aetherios per carmina pandere census. / hoc sub pace vacat tantum; You, Caesar, First Citizen and Father of your Country, who rule a world obedient to your august laws and merit the heaven granted to your sire, yourself a god, are the one who inspires this purpose and gives me strength for such lofty themes. Now is heaven the readier to favour those who search out its secrets, eager to display through a poet’s song the riches of the sky. Only in time of peace is there leisure for this task (Tr: G. Goold).
15-07. Vergil, Bucolics 4.11–17: teque adeo decus hoc aevi, te consule, inibit, / Pollio, et incipient magni procedere menses; / te duce, si qua manent sceleris vestigia nostri, / inrita perpetua solvent formidine terras. / (15) ille deum vitam accipiet divisque videbit / permixtos heroas et ipse videbitur illis / pacatumque reget patriis virtutibus orbem. And in your consulship, Pollio, yes, yours, shall this glorious age begin, and the mighty months commence their march; under your sway any lingering traces of our guilt shall become void and release the earth from its continual dread. He shall have the gift of divine life, shall see heroes mingled with gods, and shall himself be seen by them, and shall rule the world to which his father’s prowess brought peace (Tr: H. R. Fairclough/G. Goold).
15-08. Vergil, Georgics 2.420–425: (420) Contra non ulla est oleis cultura, neque illae / procuruam exspectant falcem rastrosque tenacis, / cum semel haeserunt aruis aurasque tulerunt; / ipsa satis tellus, cum dente recluditur unco, / sufficit umorem et grauidas, cum uomere, fruges. / (425) hoc pinguem et placitam Paci nutritor oliuam. Olives, on the other hand, need no tending; they look not for the crooked knife or gripping mattock, when once they have laid hold of the fields and braved the breeze. Earth of herself, when opened with the hoe’s curved fang, yields moisture enough for the plants, and teeming fruits, when opened by the plough. After this mode nurture the plump olive, favoured of Peace (Tr: H. R. Fairclough/G. Goold).
15-09. Tibullus 1.10.45–50, 67–68: (45) interea Pax arua colat. Pax candida primum / duxit araturos sub iuga curua boues. / Pax aluit uites et sucos condidit uuae, / funderet ut nato testa paterna merum. / Pace bidens uomerque nitent, at tristia duri / (50) militis in tenebris occupat arma situs. / […] / at nobis, Pax alma, ueni spicamque teneto, / perfluat et pomis candidus ante sinus. Meanwhile, may Peace be tilling fields! Pure Peace first led the oxen to the plough beneath curved yokes. Peace nourished vines and stored grape juice to ensure the father’s jug could pour wine for his son. With Peace the hoe and ploughshare glitter, while in gloom rust fills the hardened soldiers’ mournful weapons. […] So come to us while holding cornstalks, fertile Peace, and may fruit spring from your resplendent breast (Tr: R. Maltby)!
15-10. Horace, Odes 3.8.13–24:
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sume, Maecenas, cyathos amici sospitis centum et vigiles lucernas perfer in lucem; procul omnis esto
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clamor et ira. mitte civilis super urbe curas. occidit Daci Cotisonis agmen, Medus infestus sibi luctuosis 20 dissidet armis, servit Hispanae vetus hostis orae Cantaber sera domitus catena, iam Scythae laxo meditantur arcu cedere campis. Drink a hundred ladles, Maecenas, to the escape of your friend and keep the lamps awake till the light of dawn. Here let there be no shouting or anger. Lay aside your cares for the city and the citizens, the army of Cotiso the Dacian is wiped out, the Medes are their own enemies, divided in a bloody civil war, the Cantabrian, our ancient foe on the Spanish shore, is subdued and in chains at last, the Scythians have now unstrung their bows and are preparing to leave their plains (Tr: D. West).
15-11. Propertius 3.5.1 f.: Pacis Amor deus est; pacem veneramur amantes. / stant mihi cum domina proelia dura mea; Love is a god of peace; we lovers venerate peace. I Regularly have harsh battles with my mistress (Tr: S. Heyworth).
15-12. Propertius 3.8.33 f.: aut tecum aut pro te mihi cum rivalibus arma / semper erunt ; in te pax mihi nulla placet. I shall always have fights either with you or over you, with rivals: in your case no peace satisfies me (Tr: S. Heyworth).
15-13. Propertius 3.17.1 f.: Nunc, o Bacche, tuis humiles advolvimur aris: / da mihi pacato vela secunda, pater. Now, Bacchus, we prostrate ourselves humbly at your altar: make me calm and give me sails set fair, father (Tr: S. Heyworth.).
15-14: Vergil, Aeneid 1.289–296: hunc tu olim caelo, spoliis Orientis onustum, / (290) accipies secura; vocabitur hic quoque votis. / aspera tum positis mitescent saecula bellis; / cana Fides, et Vesta, Remo cum fratre Quirinus, / iura dabunt; dirae ferro et compagibus artis / claudentur Belli portae; Furor impius intus, / (295) saeva sedens super arma, et centum vinctus aenis / post tergum nodis, fremet horridus ore cruento. Him, in days to come, shall you, anxious no more, welcome to heaven, laden with Eastern spoils; he, too, shall be invoked in vows. Then wars shall cease and savage ages soften; hoary Faith and Vesta, Quirinus with his brother Remus, shall give laws. The gates of war, grim with iron and close-fitting bars, shall be closed; within, impious Rage, sitting on savage arms, his hands fast bound behind with a hundred brazen knots, shall roar in the ghastliness of blood-stained lips (Tr: H. R. Fairclough/G. Goold).
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15-15. Vergil, Aeneid 6.791–805, 847–853:23 hic vir, hic est, tibi quem promitti saepius audis, Augustus Caesar, divi genus, aurea condet saecula qui rursus Latio regnata per arva Saturno quondam, super et Garamantas et Indos 795 proferet imperium; iacet extra sidera tellus, extra anni solisque vias, ubi caelifer Atlas axem umero torquet stellis ardentibus aptum. huius in adventum iam nunc et Caspia regna responsis horrent divum et Maeotia tellus, 800 et septemgemini turbant trepida ostia Nili. nec vero Alcides tantum telluris obivit, fixerit aeripedem cervam licet, aut Erymanthi pacarit nemora et Lernam tremefecerit arcu; nec qui pampineis victor iuga flectit habenis 805 Liber, agens celso Nysae de vertice tigris. […] excudent alii spirantia mollius aera (credo equidem), vivos ducent de marmore vultus, orabunt causas melius, caelique meatus 850 describent radio et surgentia sidera dicent: tu regere imperio populos, Romane, memento (hae tibi erunt artes), pacique imponere morem, parcere subiectis et debellare superbos. And this in truth is he whom you so often hear promised you, Augustus Caesar, son of a god, who will again establish a golden age in Latium amid fields once ruled by Saturn; he will advance his empire beyond the Garamants and Indians to a land which lies beyond our stars, beyond the path of year and sun, where sky-bearing Atlas wheels on his shoulders the blazing star-studded sphere. Against his coming both Caspian realms and the Maeotic land even now shudder at the oracles of their gods, and the mouths of sevenfold Nile quiver in alarm. Not even Hercules traversed so much of earth’s extent, though he pierced the stag of brazen foot, quieted the woods of Erymanthus, and made Lerna tremble at his bow; nor he either, who guides his car with vine-leaf reins, triumphant Bacchus, driving his tigers down from Nysa’s lofty peak. […] Others, I doubt not, shall with softer mould beat out the breathing bronze, coax from the marble features to the life, plead cases with greater eloquence and with a pointer trace heaven’s motions and predict the risings of the stars: you, Roman, be sure to rule the world (be these your arts), to crown peace with justice, to spare the vanquished and to crush the proud (Tr: H. R. Fairclough/G. Goold).
15-16. Vergil, Aeneid 8.314–327: 315
haec nemora indigenae Fauni Nymphaeque tenebant gensque virum truncis et duro robore nata,
23 See DeBrohun 2007.
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quis neque mos neque cultus erat, nec iungere tauros aut componere opes norant aut parcere parto, sed rami atque asper victu venatus alebat. primus ab aetherio venit Saturnus Olympo 320 arma Iovis fugiens et regnis exsul ademptis. is genus indocile ac dispersum montibus altis composuit legesque dedit, Latiumque vocari maluit, his quoniam latuisset tutus in oris. aurea quae perhibent illo sub rege fuere 325 saecula: sic placida populos in pace regebat, deterior donec paulatim ac decolor aetas et belli rabies et amor successit habendi. In these woodlands the native Fauns and Nymphs once dwelt, and a race of men sprung from trunks of trees and hardy oak, who had no rule or art of life, and knew not how to yoke the ox or to lay up stores, or to husband their gains; but tree branches nurtured them and the huntsman’s savage fare. First from heavenly Olympus came Saturn, fleeing from the weapons of Jove and exiled from his lost realm. He gathered together the unruly race, scattered over mountain heights, and gave them laws, and chose that the land be called Latium, since in these borders he had found a safe hiding place. Under his reign were the golden ages men tell of: in such perfect peace he ruled the nations; till little by little there crept in a race of worse sort and duller hue, the frenzy of war, and the passion for gain (Tr: H. R. Fairclough/G. Goold).
15-17. Horace, Carmen saeculare 53–60: iam mari terraque manus potentis / Medus Albanasque timet securis, / (55) iam Scythae responsa petunt superbi / nuper et Indi. / iam Fides et Pax et Honos Pudorque / priscus et neglecta redire Virtus / audet, apparetque beata pleno / (60) Copia cornu. By land and sea the Mede now fears Rome’s mighty hands and the Alban axes, Proud Scythians and Indians have just now come to crave audience. There is Trust now, and Peace, Honour and Chastity; ancient Virtue, long neglected, dares to return, and rich Abundance is amongst us with full horn (Tr: D. West).
15-18. Propertius 4.6.69–86: 70
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bella satis cecini: citharam iam poscit Apollo uictor et ad placidos exuit arma choros. candida nunc molli subeant conuiuia luco, blandae utrimque fluant per mea colla rosae, uinaque fundantur prelis elisa Falernis, perluat et nostras spica Cilissa comas. ingenium potis irritet Musa poetis: Bacche, soles Phoebo fertilis esse tuo. ille paludosos memoret seruire Sygambros; Cepheam hic Meroën fuscaque regna canat; hic referat sero confectum foedere Parthum: “reddit signa Remi, mox dabit ipse sua;
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siue aequus pharetris Augustus parcet Eois, differat in pueros ista tropaea suos. gaude, Crasse, nigras si quid sapis inter harenas: ire per Euphraten ad tua busta licet.” 85 sic noctem patera, sic ducam carmine, donec iniciat radios in mea uina dies. I have sung enough of war: victorious Apollo now demands his lyre and removes his armour ready for peaceful dances. Now let white-clothed parties go beneath the pleasant grove, and delightful roses flow on either side down my neck, and let wine crushed in Falernian presses be served, and Cilician saffron drench our hair. Let the Muse provoke the wit of drunken poets: Bacchus, you are usually a fertile source for your brother Phoebus. One may recall the servitude of the marsh-dwelling Sygambri; another can sing the swarthy kingdom of Cephean Meroe; let a third tell of the Parthian pacified by a late treaty; “he returns the standards of Remus; in time to come he will yield his own; or if Augustus shows clemency and spares the eastern quivers, let him postpone those trophies for his boys. Rejoice, Crassus, if you have any sensation amidst the black sand: it is possible to travel down the Euphrates to your tomb.” That is how I shall spend the night with cup and with song, until day casts its rays into my wine (Tr: S. Heyworth).
15-19. Horace, Odes 4.5.17–28: tutus bos etenim rura perambulat, nutrit rura Ceres almaque Faustitas, pacatum uolitant per mare nauitae, 20 culpari metuit fides, nullis polluitur casta domus stupris, mos et lex maculosum edomuit nefas, laudantur simili prole puerperae, culpam poena premit comes. 25 quis Parthum paueat, quis gelidum Scythen, quis Germania quos horrida parturit fetus incolumi Caesare? quis ferae bellum curet Hiberiae? The ox now wanders the fields in perfect safety. The fields are fed by Ceres and the kindly god of Plenty. Sailors fly across the peaceful sea. Truth shrinks from the shame of untruth. The chaste home is unsullied by debauchery. Law written and unwritten has subdued wickedness. Mothers are praised for bearing true sons of their fathers. The presence of punishment prevents sin. Who could tremble at the Parthian? At the chilly Scythian? At the shaggy brood that Germany produces, while Caesar is safe? Who could think of war with the savages of Spain? (Tr: D. West)
15-20. Horace, Odes 4.15.1–32: Phoebus volentem proelia me loqui victas et urbis increpuit lyra, ne parva Tyrrhenum per aequor vela darem. Tua, Caesar, aetas
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fruges et agris rettulit uberes et signa nostro restituit Iovi derepta Parthorum superbis postibus et vacuum duellis Ianum Quirini clausit et ordinem 10 rectum evaganti frena licentiae iniecit emovitque culpas et veteres revocavit artes per quas Latinum nomen et Italae crevere vires famaque et imperi 15 porrecta maiestas ad ortus solis ab Hesperio cubili. Custode rerum Caesare non furor civilis aut vis exiget otium, non ira, quae procudit enses 20 et miseras inimicat urbes. Non qui profundum Danuvium bibunt edicta rumpent Iulia, non Getae, non Seres infidique Persae, non Tanain prope flumen orti. 25 Nosque et profestis lucibus et sacris inter iocosi munera Liberi cum prole matronisque nostris rite deos prius adprecati, virtute functos more patrum duces 30 Lydis remixto carmine tibiis Troiamque et Anchisen et almae progeniem Veneris canemus. I was eager to sing of battles and defeated cities, but Phoebus struck his lyre and forbade me to sail my little boat across the Tyrrhenian sea. Your Augustan age, Caesar, has given rich crops back to our fields, has brought the standards back to our Jupiter, tearing them from the proud door-posts of the Parthians, has cleared War out of the Gate of Janus Quirinus and closed it, has forced a bridle on Licence as it wandered off the straight path, has driven off our wickedness and summoned back the ancient arts by which once grew the people of Latium and the might of Italy, and by which the fame and majesty of empire were extended to the rising of the sun from his bed in the West. While Caesar is guardian of the state, neither civil war nor civil madness will drive away our peace, nor will anger beat out its swords and set city against unhappy city, nor will those who drink the deep waters of the Danube break the Julian edicts, nor will Getae, nor Chinese, nor treacherous Persians, nor men born on the banks of the Don; and on ordinary days as on holy days, among the gifts of cheerful Bacchus, let us first with our children and our wives offer due prayers to the gods and sing a song to the Lydian pipe in praise of leaders who have shown the virtues of their fathers, in praise of Troy, Anchises, and the offspring of life-giving Venus (Tr: D. West).
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15-21. Ovid, Amores 1.2.19–38: En ego confiteor! tua sum nova praeda, Cupido; porrigimus victas ad tua iura manus. nil opus est bello – veniam pacemque rogamus; nec tibi laus armis victus inermis ero. necte comam myrto, maternas iunge columbas; qui deceat, currum vitricus ipse dabit, 25 inque dato curru, populo clamante triumphum, stabis et adiunctas arte movebis aves. ducentur capti iuvenes captaeque puellae; haec tibi magnificus pompa triumphus erit. ipse ego, praeda recens, factum modo vulnus habebo 30 et nova captiva vincula mente feram. Mens Bona ducetur manibus post terga retortis, et Pudor, et castris quidquid Amoris obest. omnia te metuent; ad te sua bracchia tendens vulgus “io” magna voce “triumphe!” canet. 35 blanditiae comites tibi erunt Errorque Furorque, adsidue partes turba secuta tuas. his tu militibus superas hominesque deosque; haec tibi si demas commoda, nudus eris. Look, I confess! I am new prey of thine, O Cupid; I stretch forth my hands to be bound, submissive to thy laws. There is no need of war – pardon and peace is my prayer; nor will it be praise for thine arms to vanquish me unarmed. Bind thy locks with the myrtle, yoke thy mother’s doves; thy stepsire himself shall give thee fitting car, and in the car he gives shalt thou stand, while the people cry thy triumph, and shalt guide with skill the yoked birds. In thy train shall be captive youths and captive maids; such a pomp will be for thee a stately triumph. Myself, a recent spoil, shall be there with wound all freshly dealt, and bear my new bonds with unresisting heart. Conscience shall be led along, with hands tied fast behind her back, and Modesty, and all who are foes to the camp of Love. Before thee all shall tremble; the crowd, stretching forth their hands to thee, shall chant with loud voice: “Ho Triumph!” Caresses shall be at thy side, and Error, and Madness –a rout that ever follows in thy train. With soldiers like these dost thou vanquish men and gods; strip from thee aids like these, thou wilt be weaponless (Tr: G. Showerman). 20
15-22. Ovid, Metamorphoses 1.21–31:
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Hanc deus et melior litem natura diremit. nam caelo terras et terris abscidit undas et liquidum spisso secrevit ab aere caelum. quae postquam evolvit caecoque exemit acervo, dissociata locis concordi pace ligavit: ignea convexi vis et sine pondere caeli emicuit summaque locum sibi fecit in arce; proximus est aer illi levitate locoque; densior his tellus elementaque grandia traxit
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et pressa est gravitate sua; circumfluus umor ultima possedit solidumque coercuit orbem. God – or kindlier Nature – composed this strife; for he rent asunder land from sky, and sea from land, and separated the ethereal heavens from the dense atmosphere. When thus he had released these elements and freed them from the blind heap of things, he set them each in its own place and bound them fast in harmony. The fiery weightless element that forms heaven’s vault leaped up and made place for itself upon the topmost height. Next came the air in lightness and in place. The earth was heavier than these, and, drawing with it the grosser elements, sank to the bottom by its own weight. The streaming water took the last place of all, and held the solid land confined in its embrace (Tr: F. J. Miller/G. Goold).
15-23. Ovid, Metamorphoses 15.818–842: ut deus accedat caelo templisque colatur, tu facies natusque suus, qui nominis heres 820 inpositum feret unus onus caesique parentis nos in bella suos fortissimus ultor habebit. illius auspiciis obsessae moenia pacem victa petent Mutinae, Pharsalia sentiet illum, Emathiique iterum madefient caede Philippi, 825 et magnum Siculis nomen superabitur undis, Romanique ducis coniunx Aegyptia taedae non bene fisa cadet, frustraque erit illa minata, servitura suo Capitolia nostra Canopo. quid tibi barbariam gentesque ab utroque iacentes 830 oceano numerem? quodcunque habitabile tellus sustinet, huius erit: pontus quoque serviet illi! “Pace data terris animum ad civilia vertet iura suum legesque feret iustissimus auctor exemploque suo mores reget inque futuri 835 temporis aetatem venturorumque nepotum prospiciens prolem sancta de coniuge natam ferre simul nomenque suum curasque iubebit, nec nisi cum senior meritis aequaverit annos, aetherias sedes cognataque sidera tanget. 840 hanc animam interea caeso de corpore raptam fac iubar, ut semper Capitolia nostra forumque divus ab excelsa prospectet Iulius aede!” That as a god he may enter heaven and have his place in temples on the earth, thou shalt accomplish, thou and his son. He as successor to the name shall bear alone the burden placed on him, and, as the most valiant avenger of his father’s murder, he shall have us as ally for his wars. Under his command the conquered walls of leaguered Mutina shall sue for peace; Pharsalia shall feel his power; Emathian Philippi shall reek again with blood; and he of the great name shall be overcome on Sicilian waters. A Roman general’s Egyptian mistress, who did not well to rely upon the union, shall fall before him, and in vain shall she have threatened that our Capitol shall bow to her Canopus. But why should I recall
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barbaric lands to you and nations lying on. either ocean-shore? Nay, whatsoever habitable land the earth contains shall be his, and the sea also shall come beneath his sway! “When peace has been bestowed upon all lands he shall turn his mind to the rights of citizens, and as a most righteous jurist promote the laws. By his own good example shall he direct the ways of men, and, looking forward to future time and coming generations, he shall bid the son,1 born of his chaste wife, to bear his name and the burden of his cares; and not till old age, when his years have equaled his benefactions, shall he attain the heavenly seats and his related stars. Meanwhile do thou catch up this soul from the slain body and make him a star in order that ever it may be the divine Julius who looks forth upon our Capitol and Forum from his lofty temple.” (Tr: F. J. Miller/G. Goold).
15-24. Ovid, Fasti 1.247–254, 283–294: tunc ego regnabam, patiens cum terra deorum esset, et humanis numina mixta locis. nondum Iustitiam facinus mortale fugarat 250 (ultima de superis illa reliquit humum), proque metu populum sine vi pudor ipse regebat; nullus erat iustis reddere iura labor. nil mihi cum bello: pacem postesque tuebar, et", clavem ostendens, ‚haec "ait ‚arma gero." […] dixit, et attollens oculos diversa videntes aspexit toto quicquid in orbe fuit: 285 pax erat, et vestri, Germanice, causa triumphi, tradiderat famulas iam tibi Rhenus aquas. Iane, fac aeternos pacem pacisque ministros, neve suum praesta deserat auctor opus. Quod tamen ex ipsis licuit mihi discere fastis, 290 sacravere patres hac duo templa die. accepit Phoebo nymphaque Coronide natum insula, dividua quam premit amnis aqua. Iuppiter in parte est: cepit locus unus utrumque iunctaque sunt magno templa nepotis avo. I was the ruler at that time, when earth received gods and divine powers mingled in the places of men. “Not yet had mortal crime put Justice to flight (she was the last of the deities to leave the earth), and instead of fear the proper sense of decency guided the People without force. It was no hardship to deliver justice to the just. I had nothing to do with war; I guarded peace and doorways, and these,” says he, showing the key, “are the arms I carry.” […] He spoke, and raising his eyes that saw in opposite directions, he looked on all there was in the whole world. There was peace, Germanicus, and the Rhine, the reason for your triumph, had already surrendered its waters to serve you. Janus, make peace, and the ministers of peace, eternal! Grant that he who brings it about may not desert his task! However - something I’ve been allowed to discover from the calendar itself - on this day the Fathers dedicated two temples. The island that the river hems in with divided waters received the son of Phoebus and the nymph Coronis. Jupiter has a share: one place took them both, and
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the temple of the grandson is joined to that of his mighty grandfather (Tr: T. P. Wiseman/A. Wiseman).
15-25. Ovid, Fasti 1.709–724:24 Ipsum nos carmen deduxit Pacis ad aram: haec erit a mensis fine secunda dies. frondibus Actiacis comptos redimita capillos, Pax, ades et toto mitis in orbe mane. dum desint hostes, desit quoque causa triumphi: tu ducibus bello gloria maior eris. 715 sola gerat miles, quibus arma coerceat, arma, canteturque fera nil nisi pompa tuba. horreat Aeneadas et primus et ultimus orbis: siqua parum Romam terra timebat, amet. tura, sacerdotes, Pacalibus addite flammis, 720 albaque perfusa victima fronte cadat; utque domus, quae praestat eam, cum pace perennet ad pia propensos vota rogate deos. Sed iam prima mei pars est exacta laboris, cumque suo finem mense libellus habet. The song itself has brought me to the altar of Peace. This will be the second day from the end of the month. Be present, Peace, your neat hair wreathed with branches from Actium, and remain gentle in all the world. Provided enemies are missing, let the reason for a triumph be missing too. You will be for our leaders a glory greater than war. May the soldier bear weapons only to keep weapons in check, and may nothing but a procession be sounded by the fierce trumpet. Both nearest and furthest, let the world dread Aeneas’ descendants; may Rome be loved by any land that feared her not enough. You priests, add incense to the flames at the rites of Peace, and let the white victim fall, its brow well soaked. Ask the gods, who incline towards pious prayers, that the house which guarantees her may last long years with Peace. But now the first part of my work is finished, and with its month my little book finds its end (Tr: T. P. Wiseman, A. Wiseman). 710
15-26. Ovid, Fasti 3.886–890: Inde quater pastor saturos ubi clauserit haedos, / canuerint herbae rore recente quater, Ianus adorandus cumque hoc Concordia mitis / (890) et Romana Salus Araque Pacis erit. When four times from then the herdsman has penned his well-fed kids, and four times the grass has whitened with fresh dew, it will be time to worship Janus, and with him gentle Concord and Roman Safety and the altar of Peace (Tr: T. P. Wiseman/A. Wiseman).
15-27. Ovid, Fasti 4.393–408:
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Hinc Cereris ludi: non est opus indice causae; sponte deae munus promeritumque patet. panis erat primis virides mortalibus herbae,
24 See Cornwell 2017, chap. 5.
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quas tellus nullo sollicitante dabat; et modo carpebant vivax e caespite gramen, nunc epulae tenera fronde cacumen erant. postmodo glans nota est: bene erat iam glande reperta, 400 duraque magnificas quercus habebat opes. prima Ceres homine ad meliora alimenta vocato mutavit glandes utiliore cibo. illa iugo tauros collum praebere coegit: tum primum soles eruta vidit humus. 405 aes erat in pretio, Chalybeia massa latebat: eheu, perpetuo debuit illa tegi. pace Ceres laeta est; et vos orate, coloni, perpetuam pacem pacificumque ducem. Next, the games of Ceres. There’s no need to point out the reason: the bounty and merit of the goddess are self-evident. For the first mortals, bread was the green plants that the earth gave without anyone’s stimulus. Sometimes they gathered living grass from the turf, at times their feast was a treetop with tender leaves. Later the acorn became known; they were well off now with the acorn discovered, and the hard oak held sumptuous wealth. Having called man to better nourishment, Ceres was first to change acorns for more beneficial food. She compelled bulls to offer their neck to the yoke; then for the first time the upturned soil saw the sun. Bronze was valued; the Chalybean ore lay hidden. Alas, it should have been concealed for ever! Ceres delights in peace – and you farmers, pray for perpetual peace and a leader who brings it (Tr: T. P. Wiseman/A. Wiseman).
15-28. Calpurnius Siculus, Bucolics 1.42–68:
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aurea secura cum pace renascitur aetas et redit ad terras tandem squalore situque alma Themis positi iuuenemque beata sequuntur saecula, maternis causam qui uicit Iulis. dum populos deus ipse reget, dabit impia uictas post tergum Bellona manus spoliataque telis in sua uesanos torquebit uiscera morsus et, modo quae toto ciuilia distulit orbe, secum bella geret : nullos iam Roma Philippos deflebit, nullos ducet captiua triumphos; omnia Tartareo subigentur carcere bella immergentque caput tenebris lucemque timebunt. candida pax aderit; nec solum candida uultu, qualis saepe fuit quae libera Marte professo, quae domito procul hoste tamen grassantibus armis publica diffudit tacito discordia ferro: omne procul uitium simulatae cedere pacis iussit et insanos Clementia contudit enses. nulla catenati feralis pompa senatus carnificum lassabit opus, nec carcere pleno
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infelix raros numerabit Curia patres. plena quies aderit, quae stricti nescia ferri altera Saturni referet Latialia regna, 65 altera regna Numae, qui primus ouantia caede agmina, Romuleis et adhuc ardentia castris pacis opus docuit iussitque silentibus armis inter sacra tubas, non inter bella, sonare. Amid untroubled peace, the Golden Age springs to a second birth; at last kindly Themis, throwing off the gathered dust of her mourning, returns to the earth; blissful ages attend the youthful prince who pleaded a successful case for the Iuli of the mother town (of Troy). While he, a very God, shall rule the nations, the unholy War-Goddess shall yield and have her vanquished hands bound behind her back, and, stripped of weapons, turn her furious teeth into her own entrails; upon herself shall she wage the civil wars which of late she spread o’er all the world: no battles like Philippi shall Rome lament henceforth: no triumph o’er her captive self shall she celebrate. All wars shall be quelled in Tartarean durance: they shall plunge the head in darkness, and dread the light. Fair peace shall come, fair not in visage alone – such as she often was when, though free from open war, and with distant foe subdued, she yet ’mid the riot of arms spread national strife with secret steel. Clemency has commanded every vice that wears the disguise of peace to betake itself afar: she has broken every maddened sword-blade. No more shall the funereal procession of a fettered senate weary the headsman at his task; no more will crowded prison leave only a senator here and there for the unhappy Curia to count. Peace in her fullness shall come; knowing not the drawn sword, she shall renew once more the reign of Saturn in Latium, once more the reign of Numa who first taught the tasks of peace to armies that rejoiced in slaughter and still drew from Romulus’ camp their fiery spirit – Numa who first hushed the clash of arms and bade the trumpet sound ’mid holy rites instead of war. (Tr: J. W. Duff/A. M. Duff).
15-29. Lucan, Bellum civile 1.67–69: fert animus causas tantarum expromere rerum, / inmensumque aperitur opus, quid in arma furentem / inpulerit populum, quid pacem excusserit orbi. My spirit leads me to reveal the causes of such great events, and an immense task is opened up – to tell what drove a maddened people to war, to tell what cast out peace from the world (Tr: S. Braund).
15-30. Martial, Epigrams 1.2: Qui tecum cupis esse meos ubicumque libellos / et comites longae quaeris habere uiae, / hos eme, quos artat breuibus membrana tabellis: / scrinia da magnis, me manus una capit. / (5) ne tamen ignores ubi sim uenalis et erres / urbe uagus tota, me duce certus eris: / libertum docti Lucensis quaere Secundum / limina post Pacis Palladiumque forum. You who want my little books to keep you company wherever you may be and desire their companionship on a long journey, buy these, that parchment compresses in small pages. Give book boxes to the great, one hand grasps me. But in case you don’t know where I am on sale and stray wandering all over town, you will be sure of your way under my guidance.
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Look for Secundus, freedman of lettered Lucensis, behind Peace’s entrance and Pallas’ Forum (Tr: D. Shackleton Bailey).
15-31. Martial, Epigrams 7.80: Quatenus Odrysios iam pax Romana triones / temperat et tetricae conticuere tubae, / hunc Marcellino poteris, Faustine, libellum / mittere: iam chartis, iam vacat ille iocis. Since the Roman Peace now governs the Odrysian Bears and the harsh trumpets have fallen mute, you will be able, Faustinus, to send this little book to Marcellinus; he has time for reading now, and for jests (Tr: D. Shackleton Bailey).
15-32. Martial, Epigrams 9.99: Marcus amat nostras Antonius, Attice, Musas, / charta salutatrix si modo vera refert: / Marcus Palladiae non infitianda Tolosae / gloria, quem genuit Pacis alumna Quies / (5) tu qui longa potes dispendia ferre viarum, / i, liber, absentis pignus amicitiae. / vilis eras, fateor, si te nunc mitteret emptor; / grande tui pretium muneris auctor erit: / multum, crede mihi, refert a fonte bibatur / (10) quae fluit an pigro quae stupet unda lacu. Marcus Antonius loves my Muses, Atticus, if only his letter of greeting says true; Marcus, glory undeniable of Palladian Tolosa, child of tranquility the nursling of Peace. Book, who can bear long stretches of travel, go, pledge of absent friendship. You would have been worth little, I grant, if a buyer were now sending you; the author of the gift will make you precious. There’s a great difference, believe me, between drinking water from a flowing stream and water stagnating in an idle pond (Tr: D. Shackleton Bailey).
15-33. Martial, Epigrams 12.9: Palma regit nostros, mitissime Caesar, Hiberos, / et placido fruitur pax peregrina iugo. / ergo agimus laeti tanto pro munere grates: / misisti mores in loca nostra tuos. Caesar most mild, Palma governs our Iberians and Peace overseas enjoys his gentle sway. Therefore we happily thank you for so great a boon. You have sent your manners to our land (Tr: D. Shackleton Bailey).
15-34. Martial, Epigrams 14.34: Pax me certa ducis placidos curvavit in usus. / agricolae nunc sum, militis ante fui. Our Leader’s assured peace curved me for quiet employments. I am now the farmer’s, I used to be the soldier’s (Tr: D. Shackleton Bailey).
15-35. Statius, Silvae 1.1.1–16:
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Quae superimposito moles geminata colosso stat Latium complexa forum? caelone peractum fluxit opus? Siculis an conformata caminis effigies lassum Steropem Brontemque reliquit? an te Palladiae talem, Germanice, nobis effecere manus, qualem modo frena tenentem Rhenus et attoniti vidit domus ardua Daci? nunc age Fama prior notum per saecula nomen Dardanii miretur equi cui vertice sacro
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Dindymon et caesis decrevit frondibus Ide: hunc neque discissis cepissent Pergama muris, nec grege permixto pueri innuptaeque puellae ipse nec Aeneas nec magnus duceret Hector. adde quod ille nocens saevosque amplexus Achivos, 15 hunc mitis commendat eques: iuvat ora tueri mixta notis belli placidamque gerentia pacem. What is this mass that stands embracing the Latian Forum, doubled by the colossus on its back? Did it glide from the sky, a finished work? Or did the effigy, molded in Sicilian furnaces, leave Steropes and Brontes weary? Or did Pallas’ hands fashion you for us, Germanicus, in such guise as the Rhine of late and the lofty home of the astounded Dacian saw you holding your reins? Come now, let an earlier fame wonder at the renown of the Dardanian horse, known through the ages, for whom Dindymon’s sacred peak and Ida were diminished, their leafage felled. This horse Pergamus would not have contained, though her walls were riven asunder, nor would the mingled throng of boys and unwed girls have drawn him, nor yet Aeneas himself nor great Hector. Besides, that horse was baneful, enfolding cruel Achaeans; this one his gentle rider commends, on whose face it is pleasant to gaze, where marks are mingled; war it bears and gentle peace (Tr: D. Shackleton Bailey).
15-36. Statius, Silvae 3.5.81–88: Has ego te sedes (nam nec mihi barbara Thrace / nec Libye natale solum) transferre laboro, / quas et mollis hiems et frigida temperat aestas, / quas imbelle fretum torpentibus adluit undis. / (85) pax secura locis et desidis otia vitae, / et numquam turbata quies somnique peracti. / nulla foro rabies aut strictae in iurgia leges: / morum iura viris solum et sine fascibus aequum. This is the dwelling place (for I was not born in barbarous Thrace or Libya) to which I am trying to bring you, tempered by mild winter and cool summer, washed by the lazy waves of an unwarlike sea. Peace secure is there, the leisure of a quiet life, tranquility undisturbed, sleep that runs its course. No madness in the Forum, no laws unsheathed for brawling. Our men are ruled only by manners and right that needs no rods (Tr: D. Shackleton Bailey).
15-37. Statius, Silvae 4.1.1–15:
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Laeta bis octonis accedit purpura fastis Caesaris insignemque aperit Germanicus annum, atque oritur cum sole novo, cum grandibus astris clarius ipse nitens et primo maior Eoo. exsultent leges Latiae, gaudete, curules, et septemgemino iactantior aethera pulset Roma iugo, plusque ante alias Evandrius arces collis ovet: subiere novi Palatia fasces et requiem bis sextus honos precibusque receptis curia Caesareum gaudet vicisse pudorem. ipse etiam immensi reparator maximus aevi attollit vultus et utroque a limine grates Ianus agit, quem tu vicina Pace ligatum
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omnia iussisti componere bella novique 15 in leges iurare fori. Joyfully does Caesar’s purple join the twice eight entries in the Calendar and Germanicus inaugurate a banner year. He rises with the new sun and the stars in their grandeur, himself shining more brilliantly than they, greater than Eous. Let Latium’s laws exult, rejoice, ye curule chairs, and more proudly let Rome knock at the sky with her Seven Hills; above all the other summits let Evander’s hill triumph. New rods have entered the Palace, and see, the twelvefold honor returns. Its prayers heard, the Senate House rejoices to have vanquished Caesar’s modesty. Janus himself, greatest renewer of measureless time, raises his head and gives thanks from either threshold; you have tied his hands with his neighbor Peace and bidden him lay aside all warfare and swear fealty to the laws of the new Forum (Tr: D. Shackleton Bailey).
15-38. Statius, Silvae 5.3.185–194: (185) Et nunc ex illo forsan grege gentibus alter / iura dat Eois, alter compescit Hiberas, / alter Achaemenium secludit Zeumate Persen, / hi dites Asiae populos, hi Pontica frenant, / hi fora pacificis emendant fascibus, illi / (190) castra pia statione tenent: tu laudis origo. / non tibi certassent iuvenilia fingere corda / Nestor et indomiti Phoenix moderator alumni, / quique tubas acres lituosque audire volentem / Aeaciden alio frangebat carmine Chiron. And now one of that company perhaps gives laws to eastern nations, another holds down Iberians, another with Zeugma keeps off the Achaemenian Persian. These bridle the rich peoples of Asia, those the Pontic territories, these as magistrates of peace correct our courts, these hold armies in loyal station. Their glory began with you. Mentor would not have vied with you in molding youthful hearts, nor Phoenix, guide of a tameless foster son, nor Chiron, who softened Aeacides with a different tune when he would fain have heard shrill trumpets and clarions (Tr: D. Shackleton Bailey).
15-39. Juvenal, Satires 1.109–124: 110
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expectent ergo tribuni, uincant diuitiae, sacro ne cedat honori nuper in hanc urbem pedibus qui uenerat albis, quandoquidem inter nos sanctissima diuitiarum maiestas, etsi funesta Pecunia templo nondum habitat, nullas nummorum ereximus aras, ut colitur Pax atque Fides, Victoria, Virtus quaeque salutato crepitat Concordia nido. sed cum summus honor finito conputet anno, sportula quid referat, quantum rationibus addat, quid facient comites quibus hinc toga, calceus hinc est et panis fumusque domi? densissima centum quadrantes lectica petit, sequiturque maritum languida uel praegnas et circumducitur uxor. hic petit absenti nota iam callidus arte ostendens uacuam et clausam pro coniuge sellam.
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So let the tribunes wait, let money rule supreme! The man who’s just arrived in our city with whitened feet shouldn’t have to give way to sacrosanct office! After all, we revere the majesty of riches more than any god, even though deadly Money does not yet have a temple to live in and we have not yet set up any altars to Cash, as we now worship Peace and Loyalty, Victory, Valour, and Concord who clatters when her nest is hailed. But when the highest official at the end of the year computes the income from the handout, the increment to his accounts, what will the dependants do when that same handout has to buy their togas and shoes and bread and smoke at home? Jam-packed litters come seeking the hundred coin handout. Behind her husband trails a wife who’s ill or pregnant, going the rounds. Another man, an old hand at a familiar trick, claims for his wife in her absence, pointing in her stead to an empty, curtained sedan chair (Tr: S. Braund).
15-40. Juvenal, Satires 6.286–297: unde haec monstra tamen uel quo de fonte requiris? praestabat castas humilis fortuna Latinas quondam, nec uitiis contingi parua sinebant tecta labor somnique breues et uellere Tusco 290 uexatae duraeque manus ac proximus urbi Hannibal et stantes Collina turre mariti. nunc patimur longae pacis mala, saeuior armis luxuria incubuit uictumque ulciscitur orbem. nullum crimen abest facinusque libidinis ex quo 295 paupertas Romana perit. hinc fluxit ad istos et Sybaris colles, hinc et Rhodos et Miletos atque coronatum et petulans madidumque Tarentum. But where do these monstrosities come from, you’re asking, what’s their source? In the old days it was their lowly position that kept Latin women pure. What kept the contamination of vice from their tiny homes was hard work, short sleep, hands chafed and hardened from handling Tuscan fleeces, Hannibal close to Rome, and their husbands manning the Colline tower. These days, we are suffering the calamities of long peace. Luxury has settled down on us, crueller than fighting, avenging the world we’ve conquered. From the moment Roman poverty disappeared, no crime or act of lust has been missing: Corinth and Sybaris and Rhodes and Miletus have poured into Rome, along with Tarentum, garlanded, insolent and sozzled (Tr: S. Braund).
15-41. Juvenal, Satires 8.105–110: (105) inde Dolabella †atque hinc† Antonius, inde / sacrilegus Verres referebant nauibus altis / occulta spolia et plures de pace triumphos. / nunc sociis iuga pauca boum, grex parvus equarum, / et pater armenti capto eripietur agello, / (110) ipsi deinde Lares, si quod spectabile signum. From there, Dolabella, * * * Antonius, from there that villain Verres kept bringing home secret loot in their tall ship – more triumphs in peacetime than in war. These days, when a little farmstead is seized, the provincials have only a few yoke of oxen and a tiny herd of mares, but these will be kidnapped, even the stallion of the herd, along with the household gods themselves, if there are any decent statues (Tr: S. Braund).
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15-42. Juvenal, Satires 9.22–26: nuper enim, ut repeto, fanum Isidis et Ganymedem / Pacis et aduectae secreta Palatia matris / et Cererem (nam quo non prostat femina templo?) / (25) notior Aufidio moechus celebrare solebas, / quodque taces, ipsos etiam inclinare maritos. After all, it’s not so long ago, as I recall, that you were often to be found at the shrine of Isis and at the Ganymede in the temple of Peace and at the secret Palace of the imported Mother and at Ceres (is there, then, any temple where women don’t prostitute themselves?), a lover more notorious than Aufidius, and (something you keep quiet about) laying their husbands too (Tr: S. Braund).
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PROF. DR. DAMIEN NELIS Département des Sciences de l’Antiquité, Faculté des Lettres, 5 rue De-Candolle, CH-1211 Genève 4, [email protected]
DAS TEMPLUM PACIS Bedeutungsebenen des Friedens im kaiserzeitlichen Rom* Stephan Faust
Dem Zeugnis des Flavius Josephus zufolge stiftete Kaiser Vespasian das Templum Pacis nach dem Triumph, den er 71 n. Chr. in Rom gemeinsam mit seinem Sohn Titus aus Anlass der Niederschlagung des jüdischen Aufstands und der Einnahme Jerusalems feierte.1 Die so eindrückliche wie ausführliche Schilderung dieses Ereignisses geht der Passage über das „Temenos der Eirene“ unmittelbar voran.2 Als weiteren Anlass für die Stiftung stellt der Historiker die vollständige Wiederherstellung der römischen Oberherrschaft heraus. Über die zügige Vollendung des Komplexes hinaus betont er den Aufwand der Architektur sowie der Ausstattung mit berühmten Kunstwerken, die hier als einmaliges Ensemble bewundert werden konnten. Des Weiteren seien die goldenen Kultgeräte aus dem Jerusalemer Tempel hier aufgestellt worden, wohingegen der Kaiser die Tora und die purpurnen Vorhänge als weitere Beutestücke im kaiserlichen Palast auf dem Palatin habe verwahren lassen. Somit schreibt Flavius Josephus dem Templum Pacis eine dreifache Bedeutung – als sakralen Ort, als Kulturstätte und als Siegesdenkmal – zu. Darüber hinaus zählt Plinius d. Ä. die Anlage neben der Basilica Aemilia und dem Augustusforum zu den „schönsten Werken, die die Welt jemals gesehen hat“3 [Q16-01]. Und schließlich beherbergte der Bezirk eine berühmte Bibliothek, die bibliotheca Pacis,4 die am Ende des 2. Jhs. wiederum mit der berühmten medizinischen Schule um Galen von Pergamon verbunden war.5 Die offizielle Bezeichnung für den Komplex lautete vermutlich templum, da dieser Ausdruck in den lateinischen Schriftquellen zuerst begegnet; spätere Autoren sprechen von einer aedes oder von einem forum.6 In der griechischen Literatur * 1
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Für die Möglichkeit, zu dem vorliegenden Band einen Aufsatz beizutragen, für wichtige Hinweise und nicht zuletzt für große Geduld danke ich den Herausgebern. Ios. bell. Iud. 7,158–162; vgl. Suet. Vesp. 9,1; Plin. nat. 36,102; Cass. Dio 65,15,1; Aur. Vict. 9,7. Zum historischen Entstehungskontext und der weiteren Geschichte des Templum Pacis vgl. Rea 2014; Meneghini 2015, 49 f.; Tucci 2017, 3–11. Ios. bell. Iud. 7,123–157. Plin. nat. 36,102; vgl. Herodian. 1,14,2. Vgl. Neudecker 2013, 323–329; Tucci 2013; Meneghini 2015, 62–65. 67; Tucci 2017, 174– 193. Vgl. Tucci 2008; Galli 2017, 100–104; Tucci 2017, 193–215. Templum: Suet. Vesp. 9,1; Plin. nat. 36,102; aedes: Aur. Vict. 9,7; forum: Amm. 16,10,14; Symm. epist. 10,78 (Forum Vespasiani); vgl. Prok. BG 4,21,11 (Φόρον Εἰρήνης). Zu den Be-
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ist die Benennung als τέμενος (entsprechend zu templum im Sinne eines heiligen Bezirks), ἱερóν, Εἰρεναῖον oder νεώς belegt.7 Die originäre Bezeichnung als templum mag ein Indiz dafür sein, dass der Komplex zumindest in Teilen andere Funktionen besaß als die bereits bestehenden und späteren ‚kaiserlichen‘ fora.8 Offenbar spielten über die Verehrung der Pax hinaus Kultur und Bildung eine besondere Rolle, während es für Rechtsprechung oder administrative Zwecke keine direkten Belege gibt.9 Der Komplex wurde 75 n. Chr. nach einer Bauzeit von vier Jahren eingeweiht. Er lag östlich des Forum Romanum und südlich des Augustusforums sowie des Argiletum in einem Bereich, in dem sich zuvor ein Macellum aus republikanischer Zeit befunden hatte.10 An der Rückseite, im Südosten, verlief der von tabernae gesäumte clivus ad Carinas, der wohl unter Vespasian neu angelegt wurde, als man die in diesem Areal anstehende Velia teilweise abtrug.11 Nachdem das Templum Pacis 192 n. Chr., gegen Ende der Herrschaft des Commodus, durch einen Brand in einem offenbar nicht unerheblichen Maße zerstört worden war, ließ der neue Kaiser Septimius Severus es wiedererrichten.12 Zum archäologischen Befund des Templum Pacis gehören Strukturen, die unter Papst Felix IV. (526–530) in die Kirche und das Kloster der Heiligen Cosmas und Damian (im Süden der Anlage) bzw. in den mittelalterlichen Turm der Conti (Torre dei Conti, im Norden) integriert wurden.13 Weitere Teilbereiche wurden im
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griffen in der antiken Literatur vgl. Coarelli 1999, 67; Noreña 2003, 25 f.; Rea 2014, 244; Tucci 2017, 12. Τέμενος: Ios. bell. Iud. 7,158; Gal. De compositione medicamentorum per genera 1,1 (ed. Kühn XIII, 362); Gal. De libris propriis 2 (ed. Kühn XIX, 19); Gal. De antidotis libri duo 1,23 (ed. Kühn XIV, 66); Cass. Dio 65,15,1; Herodian. 1,14,2; ἱερóν: Paus. 6,9,3; Εἰρεναῖον: Cass. Dio 73,24,1; νεώς: Prok. BG 4,21,11–14 (bezogen auf den Kultsaal). Vgl. Meneghini 2015, 49 f. In der Spätantike wurde das Templum Pacis offenbar als Bank benutzt, vgl. Herodian. 1,14,2–3. Vgl. Tucci 2017, 15, dem zufolge das Areal nach dem Brand von 64 n. Chr. zur Domus Aurea Neros gehört haben könnte, auch wenn es hier bis 71 n. Chr. keine Bauaktivitäten gegeben zu haben scheint. Anders als bei den Fora Caesars und Augustus’ gibt es auch keine Nachrichten darüber, ob Vespasian für das Projekt zusätzlich Grundstücke in Privatbesitz erwerben musste, vgl. Tucci 2017, 20. Zu den archäologisch nachgewiesenen vorflavischen Strukturen im Bereich des Templum Pacis (darunter ein Abschnitt der Cloaca Maxima, spätrepublikanische Mosaikböden und Mauern in opus incertum, die zum Macellum gehört haben könnten) vgl. Tucci 2017, 15–19 Abb. 4. 5. Vgl. Tucci 2017, 14. 21 f. CIL VI 935a; Gal. De compositione medicamentorum per genera 1,1 (ed. Kühn XIII, 362); Gal. De libris propriis 2 (ed. Kühn XIX, 19); Gal. De antidotis libri duo 1,23 (ed. Kühn XIV, 66); Cass. Dio 73,24,1 f.; Herodian. 1,14,2; vgl. Tucci 2009; Lichtenberger 2011, 293–301; Baumer 2020, 50. – Zu den spät- und nachantiken Bau- bzw. Nutzungsphasen, die hier nicht behandelt werden können, vgl. Rea 2014, 244. 246 f.; Corsaro 2014, 261; Tucci 2017 (Bd. 2). Zum Folgenden vgl. Colini 1937; Coarelli 1999; La Rocca 2001, 195 f.; Rizzo 2001, 234– 243; Knell 2004, 126–129; Meneghini 2007, 61–70; Meneghini 2009, 79–97; Pinna Caboni
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Zuge italienischer Ausgrabungen im 19. Jh., in faschistischer Zeit, 1955/56 sowie zuletzt zwischen 1998 und 2013 freigelegt,14 doch bedingt durch die moderne Bebauung und Straßenführung in dem Areal konnte man bis heute nur etwa die Hälfte des Komplexes archäologisch untersuchen. Sein Grundriss ist zudem in Teilen auf vier Fragmenten der severischen Forma Urbis Romae erhalten [Q16-02], die bekanntlich aus einem der Säle der Anlage selbst stammt.15 Den Befunden und der Darstellung des Marmorplans nach zu urteilen war die gesamte Anlage in flavischer wie in severischer Zeit außen von einer Umfassungsmauer umgeben [Q16-03]. Im Innern befand sich ein annähernd quadratischer Platz unter freiem Himmel, der an drei Seiten – im Nordosten, Südosten und Südwesten – von Portiken gesäumt wurde, während eine Kolonnade mit 20 oder 22 Säulen korinthischer Ordnung die vierte, nordwestliche Seite begrenzte.16 Deren Gebälk war mit der dahinter aufragenden Mauer verkröpft, die von sieben Eingängen durchbrochen wurde, wobei der mittlere Eingang axial auf den Kultraum an der gegenüberliegenden Seite des Platzes ausgerichtet gewesen sein dürfte. Die Säulen bestanden aus lukullischem Marmor (Africano) mit glatten Schäften und besaßen einen unteren Durchmesser von ca. 1,3 m.17 Die gesamte Ordnung war ca. 15,40 m hoch und könnte von Statuen bekrönt gewesen sein. Die dahinter liegende Wand war aus Gussbeton mit Ziegelverblendung errichtet und grenzte unmittelbar an die Quadermauer des benachbarten Forum Transitorium an, das ja eine ähnliche Säulenstellung aufwies, wie die erhaltenen ‚Colonnacce‘ bezeugen.18 Die beiden Strukturen wurden auf einem massiven Fundament aus opus caementicium errichtet. Die an die Mauer des Forum Transitorium anstoßende Einfassung des Templum Pacis entstand allerdings erst in einer spätflavischen Bauphase; ursprünglich, unter Vespasian, lag sie an dieser Seite nämlich einige Meter weiter im Nordwesten, wo die Reste eines weiteren Fundaments nachge-
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2014a; Meneghini 2015, 49–67; Tucci 2017; Meneghini 2018, 158–166; Baumer 2020, 49– 52. Zur Ausgrabungsgeschichte vgl. (jeweils mit weiteren Literaturhinweisen) Colini 1937, 14– 21; Montalbano 2014 (Ausgrabungen des 19. Jahrhunderts); Colini 1937 (Ausgrabungen der 1930er Jahre); Castagnoli/Cozza 1956–1958 (Ausgrabungen der 1950er Jahre); Corsaro 2014a; Meneghini/Santangeli Valenziani 2014; Scaroina 2014 (Ausgrabungen zwischen 1998 und 2013). Es handelt sich um die Fragmente 15 a–c und 16 a, vgl. Hockmann 2018. Zur Forma Urbis Romae vgl. Carettoni u. a. 1960; Rodríguez Almeida 1981; Meneghini/Santangeli Veneziani 2006; Lichtenberger 2011, 301–310; Meneghini 2014b; Meneghini 2015, 61 f.; Tucci 2017, 126–154; Meneghini 2018, 166–168; https://formaurbis.stanford.edu/ (04.06.2022); s. auch die folgenden Ausführungen. Tucci 2017, 56–58 rekonstruiert eine Gesamt- und Idealzahl von 100 Säulen an den vier Seiten des Platzes. Laut Tucci 2019, 30 f., könnten die vor Ort entdeckten Buntmarmorschäfte bereits in die flavische Zeit zu datieren sein. Vgl. Meneghini 2015, 74–77 Abb. 85–89.
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wiesen sind.19 Infolge der unter Domitian begonnenen Errichtung der benachbarten Platzanlage (die ja eine ähnliche Säulenstellung aufwies) wurde der ursprünglich wohl quadratische Komplex also verkleinert, so dass er nun ca. 135 m zu 145 m maß, wobei die Seitenlängen des zentralen, nach oben hin offenen Bereiches ca. 110 m zu 105 m betrugen. Die gegenüberliegende südöstliche Halle wies einen durch zweimal sechs höhere Säulen hervorgehobenen Mittelteil auf. Dahinter lag die Cella mit dem Kultbild der Pax. Beiderseits schlossen sich weitere Säle an, von denen aber nur die im Süden gelegenen archäologisch nachgewiesen sind (s. u.). Die im rechten Winkel zu dieser Hauptseite gelegenen Portiken wurden an der Rückseite wahrscheinlich durch insgesamt vier rechteckige Exedren erweitert, deren Öffnung durch je zwei Säulen gegliedert waren. Der nördliche dieser Räume steckt im mittelalterlichen Turm der Conti, während die Exedra im Westen bei den jüngeren Untersuchungen dokumentiert wurde.20 Die Nischen könnten zur Aufstellung von Bildwerken genutzt worden sein oder andere Zwecke – nach einer Deutung als auditoria – erfüllt haben.21 Die drei Säulenhallen selbst wiesen zunächst kannelierte und aus Trommeln gefügte Schäfte aus gelbem Marmor (Giallo Antico) und nach der severischen Erneuerung rosafarbene, glatte Granitschäfte sowie korinthische Kapitelle und Basen, jeweils aus weißem Marmor gefertigt, auf. Ihre Gesamthöhe betrug ca. 8,5 m, das Interkolumnium ca. 5 m; die Hallen waren ca. 13 m tief. Den Dächern der Portiken lassen sich Bruchstücke von Ziegeln aus lunensischem Marmor zuweisen. Nachdem in der Forschung zumeist angenommen worden war, das von den Säulen getragene Gebälk hätte Pultdächer getragen,22 postulierte P. L. TUCCI zuletzt, in Analogie zu den Portiken des Augustusforums, die Existenz einer Attika, auf der ein Giebeldach ruhte.23 Sollte seine Rekonstruktion zutreffen, könnten die
19 Vgl. Meneghini 2009, 80 f. Abb. 85; Corsaro 2014a, 262–266, die für die erste Phase auf dieser Seite ein architektonisch hervorgehobenes Propylon und flankierende Arkaden postuliert. Letzteren weist die Autorin einen fragmentarischen Schlussstein aus dem Areal zu, auf dem ein Eros erscheint, welcher einen Korb mit Mohnkapseln trägt. Vgl. dagegen Tucci 2017, 26 f. 29, der annimmt, unter Vespasian sei auch diese Seite von einer Portikus gesäumt gewesen. 20 Die internen Maße der Exedra im Torre dei Conti betragen 9,72 m in der Breite und 6,11 m in der Tiefe; vgl. Colini 1937, 23–27 Abb. 12–16; Corsaro 2014a, 259. 261 Abb. 2; Meneghini 2014a, 289; Scaroina 2014 mit Abb. 1. 3; Meneghini 2015, 53 f. Abb. 2; Tucci 2017, 23 (mit zusätzlichen Hinweisen auf die 1985 entdeckten Reste eines Marmorfußbodens, die vielleicht auf die östliche Exedra zu beziehen sind). 21 Als mögliche Gemäldegalerien deutet Bravi 2014, 206 Abb. 17 die Exedren. Demgegenüber präferiert Meneghini 2014a, 289, die Interpretation als auditoria, welche mit hölzernen Sitzstufen ausgestattet gewesen seien; vgl. Baumer 2020, 51. 53. 22 Vgl. z. B. Colini 1937, Taf. 4; Meneghini 2015, 51 Abb. 55; 54. 23 Tucci 2009, 158. 162; Tucci 2017, 89–101 Abb. 32. 33, der vor allem statische Erwägungen und ein hochliegendes Balkenloch in der Rückwand der Südostportikus als Indizien anführt. Wiederum in Analogie zum Augustusforum zeigt Tuccis zeichnerische Rekonstruktion eine mit Karyatiden und Schilden verzierte Attika (Tucci 2017, 84 Abb. 29). Allerdings wurde der
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Hallen im Innern ein hölzernes Gewölbe besessen haben. Ferner dürften die Rückwände der Portiken architektonisch gegliedert bzw. mit Marmor verkleidet gewesen sein.24 Der Boden der Portiken lag etwa 1,5 m über dem Platzniveau und war über fünf Stufen, die spätestens in der severischen Phase aus prokonnesischem Marmor bestanden, zu erreichen. Ebenfalls seit dieser Zeit dürfte der Bodenbelag der Portiken entsprechend zur Cella (s. u.) in opus sectile-Technik ausgeführt gewesen sein. Ferner wurden jüngst Reste von senkrecht eingelassenen, dünnen CipollinoPlatten gefunden, die nach den Ausgräbern auf eine niedrige transenna (Schranke) hindeuten könnte, welche die Säulenhallen mittig teilte.25 Doch P. L. TUCCI zufolge lag das Marmorpaviment der Portiken höher als angenommen, was die angeblichen Schranken auf einen kaum hervortretenden Bodenstreifen reduzieren würde.26 In diesem Zusammenhang ist umstritten, ob es sich bei dem in einzelnen Hallenabschnitten dokumentierten opus signinum- bzw. Cocciopesto-Belag um eine Bettungsschicht der verlorenen Marmorpavimente oder einen spätantiken Boden handelt.27 Der zentrale, mit einer Apsis an der Rückwand ausgestattete Saal auf der südöstlichen Seite diente als Cella für das Kultbild der Pax.28 Er war 28 m tief und 38 m breit, sprang auf der Rückseite etwas vor und besaß eine Vorhalle aus zwei Reihen von je sechs Säulen, die in die vorgelagerte Portikus integriert, aber deutlich höher als die beiderseits anschließende Ordnung war. Somit scheint der Saal mit seinem Kultbild von außen gut einsehbar gewesen zu sein (und nicht, wie sonst üblich, nur durch eine Tür, sofern diese offenstand).29 Zum Platz hin dürfte der hexastyle Eingang durch einen Giebel oder eine Attika zusätzlich hervorgehoben gewesen sein. Die Säulen waren vermutlich 14,78 m (50 römische Fuß) hoch und wiesen seit der severischen Erneuerung monolithische Schäfte aus rosafarbenem Granit auf, während sie in der ersten Phase offenbar aus weißen Marmortrommeln zusammengesetzt waren.30 Ebenfalls severisch zu datieren sind die Res-
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betreffende Mauerteil anscheinend erst nach dem Brand von 192 n. Chr. errichtet, so dass es strenggenommen keinen archäologischen Beleg für die Dachkonstruktion in flavischer Zeit gibt. Es haben sich Reste kannelierter Lisenen aus Giallo Antico gefunden, die axial auf die Säulen der Portiken ausgerichtet gewesen sein dürften, vgl. Rizzo 2001, 237; Tucci 2017, 329–346. Corsaro 2014a, 259; Meneghini 2015, 52. Tucci 2017, 38–40, der allerdings keine überzeugende Erklärung für die Funktion des ‚Streifens‘ vorbringt. Vgl. Corsaro 2014a, 261; Meneghini 2015, 52 (spätantike Datierung); anders Tucci 2017, 37 f. (kaiserzeitliche Datierung). Vgl. Fogagnolo/Mocchegiani Carpano 2009; Montanella 2014; Meneghini 2015, 56 f.; Tucci 2017, 116–125. Nichtsdestoweniger hätte der Blick auf das Kultbild, falls gewünscht, durch Vorhänge oder andere bewegliche Raumteiler zeitweise versperrt werden können. Vgl. Meneghini 2015, 56; anders Tucci 2017, 77 f. der von einer (mit den Säulen des MarsUltor-Tempels auf dem Augustusforum vergleichbaren) Gesamthöhe von 17,82 m (60 Fuß) ausgeht.
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te des opus sectile-Bodens in diesem Bereich. Dessen Muster dominieren Kreisplatten in unterschiedlichen Marmorsorten, deren Durchmesser 2,54 m betragen und die eine schmale runde Einfassung aus Porphyr (bzw. in einem Fall aus Pavonazetto) aufweisen. Sie werden von quadratischen Feldern aus numidischem Marmor sowie Pavonazetto-Streifen eingefasst. Im Zuge der jüngeren Ausgrabungen wurde im Bereich der rückwärtigen Apsis außerdem die Kultbildbasis freigelegt. Der aus Ziegeln gefügte und einst mit Marmor verkleidete Sockel ist 3,83 m hoch und steht selbst auf einem größeren, querrechteckigen Podium mit zentralem Vorsprung und einer Reihe eingelassener Becken. Letztere kamen möglicherweise bei Reinigungsriten zum Einsatz. Zwischen der Cella und den angrenzenden Säulen verliefen ferner zwei schmale Korridore, bei denen es sich um Treppenhäuser gehandelt haben könnte. Der rechts anschließende, 18 m tiefe und 24 m breite Saal war von der Portikus aus durch eine Säulenstellung zu betreten. Die Wand an der südwestlichen Schmalseite, die seit dem 6. Jh. zur Außenmauer des Klosters und der Basilika der Hl. Cosmas und Damian gehört, war seit severischer Zeit mit 150 Platten aus prokonnesischem Marmor verkleidet, wie Klammerlöcher und zahlreiche Fragmente aus dem Umfeld bezeugen. Auf einer Fläche von 18 m zu 13 m, oberhalb eines Sockels, war auf diesen Platten die Forma Urbis Romae, der bereits erwähnte Stadtplan, im Maßstab 1:240 verzeichnet.31 Vermutlich besaß der Plan in seiner Anbringung eher eine repräsentative denn eine praktische Funktion, indem er Größe Roms und rezente kaiserliche Bauprojekte bzw. eventuell die Effizienz der Stadtverwaltung vor Augen führte32. Möglicherweise entsprach ihm auf der gegenüberliegenden Wand eine Karte Italiens.33 Ferner könnte es einen flavischen Vorläufer des Stadtplans gegeben haben.34 Das bis zu einer Höhe von 17 m erhaltene Quadermauerwerk der äußersten Halle auf dieser Seite, im Süden des Komplexes, wurde ebenfalls in den christlichen Bau inkorporiert. Dieser Saal war zwischen 15,80 m und 20,70 m breit und erstreckte sich etwa 37 m in südliche Richtung. Er war von der Portikus sowie (zumindest ursprünglich) von der Straße hinter dem Templum Pacis aus zu betreten und könnte im Innern durch eine oder zwei Quermauern in kleinere Räume gegliedert gewesen sein. Im Süden ragte er über die Außenmauer der südöstlichen Portikus deutlich hinaus und endete hier wohl in einer flachen Apsis. Aufgrund bautechnischer Beobachtungen spricht sich P. L. Tucci für einen weitgehenden Neubau dieses Bereichs bereits unter Domitian aus, den er als den Begründer der berühmten bibliotheca Pacis ansieht.35 31 Zur Forma Urbis Romae s. o. Anm. 15. 32 Vgl. Neudecker 2013, 326, mit Ablehnung des in der älteren Forschung gelegentlich vertretenen Ansatzes, in dem Saal mit der Forma Urbis sei eine Art Katasteramt des praefectus urbi untergebracht gewesen. 33 Vgl. Meneghini 2015, 58, mit Verweis auf eventuell zugehörige Bruchstücke aus den Grabungen der 1950er Jahre. 34 Vgl. La Rocca 2001, 206; Meneghini 2015, 61; Neudecker 2013, 21; Liverani 2020, 16. 24. 35 Tucci 2017, 101–115. Das von dem Autor in diesem Zusammenhang betonten Verbindungen zwischen der Bibliothek im Templum Pacis und der Apollonbibliothek auf dem Palatin kön-
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Die Raumfolge auf der anderen Seite des Kultsaals dürfte symmetrisch angelegt gewesen sein, doch ist ihr Grundriss weder auf den Fragmenten der Forma Urbis erhalten noch wurden ihre Reste bisher ausgegraben, da sie unter der Via dei Fori Imperiali bzw. unter modernen Gebäuden liegen. Was die Platzgestaltung betrifft, so erstreckte sich vor der Säulenstellung im Nordwesten ein 14,8 m breiter Streifen aus weißen (lunensischen) Marmorplatten, während der übrige Teil des Platzes offenbar nicht gepflastert war. Vielmehr besaß er den Charakter einer Parkanlage. Den Fragmenten der Forma Urbis zufolge durchzogen mehrere langgestreckte, parallel angeordnete Strukturen den Platz, wobei sie zwei Dreiergruppen im Südwest- bzw. im Nordostbereich des Hofes bildeten. Eine dieser Gruppen wurde in jüngerer Zeit im Westen des Komplexes teilweise freigelegt.36 Demnach handelte es sich um 4,7 m breite, einst vielleicht 1 bis 1,5 m hohe Sockel, die aus Ziegel- und Gussbetonschalen mit Erdverfüllung errichtet wurden und ursprünglich mit Marmorplatten verkleidet gewesen sein könnten. Nach dem antiken Stadtplan wiesen sie Einziehungen in regelmäßiger Abfolge auf, deren Existenz auch archäologisch nachweisbar zu sein scheint.37 Die Ausgräber deuten die Sockel als Überreste von Kanälen (euripi), da sich am Fuße dieser Strukturen marmorne, 0,6 m breite Abflussrinnen fanden, über die oben überfließendes Wasser abgeleitet wurde [Q16-01].38 Die Interpretation des Befundes ist jedoch auch in Frage gestellt worden; vielleicht handelte es sich eher um Beete, die ebenfalls mit einem Bewässerungssystem ausgestattet gewesen sein könnten.39 Darüber hinaus fanden sich entlang dieser Anlagen 31 in den Boden eingelassene Tongefäße, die archäobotanischen Untersuchungen zufolge mit Essigrosen (rosae gallicae) bepflanzt waren.40 Im Zusammenhang mit den Wasserinstallationen des Komplexes ist schließlich ein bruchstückhaft erhaltenes, wohl der severischen Phase zuzuweisendes Porphyrbecken (labrum) zu erwähnen, das einen Durchmesser von etwa 3,5 m besaß und außen mit Schlangenleibern sowie am Rand mit einem ionischen Kyma verziert ist.41 Im zentralen Bereich des Platzes, vor dem Eingang in die Cella, ist auf einem Bruchstück der Forma Urbis schließlich die Ecke einer Struktur zu erkennen.
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nen in diesem Zusammenhang nicht näher untersucht werden. – Laut Meneghini 2015, 60, wurde im Zuge des severischen Wiederaufbaus vor der nördlichen Wand eine Ziegelmauer mit integrierten Nischen errichtet, die möglicherweise zur Aufbewahrung von Buchrollen dienten. Vgl. La Rocca 2001, 195 f.; Rizzo 2001, 238–240; Corsaro 2014a, 259 f.; Meneghini 2015, 54 f. Vgl. Rizzo 2001, 238; Corsaro 2014a, 259 f. Laut Rizzo 2001, 238 f., Corsaro 2014a, 260 und Meneghini 2015, 55, haben sich Hinweise auf Bleirohre gefunden, durch die die mutmaßlichen Kanäle gespeist worden seien. Vgl. Tucci 2017, 58–62, mit Darlegung der Unklarheiten des Befundes. Vgl. Rizzo 2001, 239; Celant 2005; Corsaro 2014a, 260. Vgl. Ambrogi 1998 mit Abb. 31–44; Meneghini 2015, 54 Abb. 59; vgl. auch Rizzo 2001, 240 f. (alternative Zuweisung zu einem spätflavischen Nymphäum mit Apsis zwischen dem Templum Pacis und Basilica Aemilia, das vermutlich von dem zuletzt genannten Bauwerk aus zu betreten war).
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Wahrscheinlich gehört sie zum Altar der Pax, auch wenn alternativ eine Deutung als Becken erwogen wurde.42 Westlich des mutmaßlichen Altars fanden sich die Reste von fünf länglichen (Statuen-)Sockeln aus marmorverkleidetem Ziegelwerk, parallel zu dem inneren Kanal oder Beet auf dieser Seite und wohl in hadrianischer Zeit errichtet.43 Ihnen könnte eine entsprechende Anzahl von Basen auf der gegenüberliegenden Seite entsprochen haben. Das Templum Pacis war in der römischen Kaiserzeit für seine reiche Ausstattung mit Bildwerken bekannt.44 An erster Stelle ist natürlich das Kultbild der Friedensgöttin zu nennen, der die Anlage geweiht war. Wie oben dargelegt, war ihre Statue im mittleren Saal auf der Südostseite auf einem hohen Postament vor der rückwärtigen Nische aufgestellt. Vermutlich handelte es sich um einen kolossalen Akrolith, dem hypothetisch das Bruchstück einer rechten Marmorhand zugewiesen wurde, welches bei den jüngeren Grabungen im nördlichen Bereich des Templum Pacis zutage trat.45 Auf der Innenseite ist zu erkennen, dass die Hand einst einen stabförmigen, separat eingesetzten und vermutlich aus Bronze gefertigten Gegenstand umfasste. Darüber hinaus hat die Forschung des Öfteren versucht, flavische und spätere Münzdarstellungen aus der Reichsprägung mit dem Kultbild zu verbinden, wobei vor allem der Typ der nach links thronenden Personifikation mit Zweig in der vorgestreckten Rechten und unterschiedlichen Attributen in der anderen Hand (caduceus, Zepter, Füllhorn) bzw. der Linken auf der Lehne als möglicher Reflex gilt.46 Doch kam dieser Typ bereits unter Galba auf, in dessen Herrschaftszeit Pax überhaupt zum ersten Mal durch entsprechende Legenden auf den Münzen eindeutig identifiziert wurde.47 Ob speziell die Attributkombination aus Zweig und Füllhorn auf das Erscheinungsbild des Kultbilds zu beziehen ist, wie ACHIM LICHTENBERGER meint, da sie 75 n. Chr., also im Einweihungsjahr des Komplexes, sowie im zeitlichen Umfeld der severischen Renovierung in den Münzbildern belegt vorkommt, ist in diesem Zusammenhang
42 Vgl. Meneghini 2014a, 285 f. (Becken; ebenso Baumer 2020, 52); anders Tucci 2017, 19 f. (Altar), der die von den Ausgräbern angeführten Hinweise auf ein Wasserleitungssystem in diesem Areal in Frage stellt. 43 Vgl. Rizzo 2001, 241; Meneghini u. a. 2009, 190; Corsaro 2014a, 261 (mit Angabe einer Länge von 4,7 m bis 5,7 m und einer Breite von 1,2 m); Meneghini 2014a, 285; Tucci 2017, 61; Baumer 2020, 51. 44 Ios. bell. Iud. 7,158–163; vgl. allgemein La Rocca 2001, 196–201; Knell 2004, 128; Bravi 2009; Bravi 2010; Bravi 2014, 203–226; Corsaro 2014b; Meneghini 2015, 62–67; Tucci 2017, 216–258; Baumer 2020. 45 Vgl. Pinna Carboni 2014, 313 f. Abb. 1a–b, der zufolge das Bruchstück in neuzeitlichen Schichten im nördlichen Teil der Anlage gefunden wurde. 46 Vgl. Collini 1937, 7 f. Abb. 1; Simon 1994, 209 Nr. 48 mit Abb.; Coarelli 1999, 69; Fogagnolo/Mocchegiani Carpano 2009, 184; Lichtenberger 2011, 295–297 Abb. 250. 251; Pinna Caboni 2014b Abb. 2; Rea 2014, 244; Meneghini 2015, 57; Lichtenberger u. a. 2018, 121. 47 Vgl. Simon 1994, 209 Nr. 48; Schmidt-Dick 2002, 82. 85 f. Kat Nr. PAX f5A/04. PAX f5A/06.
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schwer zu sagen.48 Letztlich ist nicht einmal auszuschließen, dass die verlorene Statue die Göttin gar nicht sitzend, sondern stehend zeigte. Außerdem könnte Statius’ Aussage, Domitian habe Pax in ihrem eigenen Haus (wieder) aufgestellt, als dichterische Anspielung darauf zu verstehen sein, dass das Kultbild erst unter ebendiesem Kaiser fertiggestellt wurde.49 Ebenso unklar bleibt, ob es bei dem Brand von 192 n. Chr. zerstört und danach vielleicht restauriert oder ob es ersetzt wurde. Darüber hinaus schmückte eine Reihe von Kunstwerken das Templum Pacis im Laufe der Zeit. Der literarischen Überlieferung zufolge befanden sich unter den plastischen Denkmälern die Statue des Olympiasiegers Cheimon (eine ursprünglich in Argos aufgestellte Arbeit des klassischen Bildhauers Naukydes), ferner eine Darstellung der Venus, ein aus Basanit geschaffenes Bild des Nil mit sechszehn Eroten und ein Ganymed,50 nämlich gemäß des Leochares der im Folgenden behandelten Sockelinschrift. Weil die Schriftzeugnisse zu diesen Skulpturen sämtlich vor dem Wiederaufbau durch Septimius Severus entstanden sind, liegt eine Zuweisung der Statuen zur ersten Ausstattungsphase nahe, auch wenn zwischenzeitliche Erweiterungen des Bestands auch vor der Brandkatastrophe von 192 n. Chr. nicht auszuschließen sind.51 Jedenfalls berichtet Plinius der Ältere, dass Vespasian die Statuen, die unter Nero aus Griechenland herbeigeschafft und in der Domus Aurea aufgestellt worden waren, in das Templum Pacis, aber auch in andere von ihm errichtete Bauten verbringen ließ und sie auf diese Weise der Öffentlichkeit übergab.52 In Anbetracht dessen ist nicht sicher zu entscheiden, wohin genau die pergamenischen Galliergruppen und der Ganswürger des Boëthos gelangten, die der Autor in diesem Zusammenhang als vom Transfer betroffene Werke nennt.53 Im mittleren 6. Jh. n. Chr. erwähnt Prokop schließlich die Kuh des Myron sowie ein bronzenes, dem Phidias oder Lysipp zuzuschreibendes Rind nebst weiteren Werken dieser Künstler.54 Auch diese Werke lassen sich nur hypothetisch mit der ersten Ausstattungsphase verbinden.
48 Lichtenberger 2011, 295 f. Abb. 250 (Denar des Septimius Severus), mit zusätzlichem Hinweis auf eine entsprechende Prägung des Jahres 71 n. Chr. (Baubeginn des Templum Pacis), die nur in der ersten Auflage des betreffenden RIC-Bands, die der Autor zitiert (RIC II1 69 Nr. 436), aber nicht mehr in der zweiten Auflage erscheint. Warum der Typ mit Zweig und Füllhorn zudem unter Commodus vorkommt (vgl. Schmidt-Dick 2002, 86 Kat. Nr. PAX f5A/05; Lichtenberger 2011, 296), bleibt in diesem Zusammenhang offen. – Nach Noreña 2003, 40, sollten die 75 n. Chr. in der Münzprägung gehäuft auftretenden Pax-Typen nicht das Kultbild zeigen, sondern die flavische Friedensideologie selbst verbreiten. 49 Stat. silv. 4,3,17 (et Pacem propria domum reponit, vgl. auch Stat. silv. 4,1,13); vgl. Coarelli 199, 69; Noreña 2003, 40; Baumer 2020, 57. 50 Cheimon: Paus. 6,9,3; Venus: Plin. nat. 36,27; Nil: Plin. nat. 36,58; Ganymed: Juv. 3,9,22 f. 51 Zur Datierung der Schriftzeugnisse vgl. Baumer 2020, 58 f. Abb. 2. 52 Plin. nat. 34,84. 53 Bravi 2014, 209–211, geht von einer Aufstellung im Templum Pacis aus; vgl. Baumer 2020, 54, der die Unbestimmtheit der Passage in Plinius’ Naturgeschichte herausstellt. 54 Prok. BG 4,21,11–14; zu den zahlreichen literarischen Reflexen dieser berühmten (Bronze-) Skulptur Myrons vgl. DNO II, 751–816.
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Ebenfalls literarisch bezeugt sind vier Gemälde griechischer Künstler, welche alle bereits unter Vespasian ins Templum Pacis verbracht worden sein dürften. Diese Bilder stellten den mythischen Jägers Ialysos (von der Hand des Protogenes), Skylla (von Nikomachos) und einen Heros (von Timanthes) sowie die Alexanderschlacht bei Issos, gemalt von Helena, der Tochter des Timon, dar.55. Der Ausstattung der Platzanlage sind außerdem mindestens fünf, mehr oder weniger bruchstückhaft erhaltene Statuenbasen zuzuweisen, die wahrscheinlich erst im Zuge der severischen Wiederherstellung errichtet wurden, wie aus der Buchstabenform ihrer griechischen Inschriften geschlossen werden kann.56 Einer dieser Sockel wurde im Jahre 1891 bei der Anlage eines Kanals in dem Areal gefunden. Laut seiner griechischen Inschrift trug er das Bild des elischen Fünfkämpfers Pythokles, ein Werk des Polyklet aus Argos, des herausragenden Bronzebildhauers der Hochklassik [Q16-04].57 In diesem Fall ist nicht nur der letzte, sondern auch der erste Aufstellungskontext bekannt. So hat sich im Zeusheiligtum von Olympia die originale Basis gefunden, an der zwei Inschriften – die ursprüngliche des 5. Jhs. v. Chr. und eine sekundäre vom Ende des 2. oder aus dem 1. Jh. v. Chr. – sowie die Standspuren zweier Bronzestatuen erhalten blieben.58 Allem Anschein nach wurde die ursprüngliche Statue durch ein zweites Bildwerk mit verändertem Standmotiv ersetzt, nachdem es zwecks Überführung nach Rom abgenommen worden war. Ob dies in republikanischer Zeit, also vielleicht zeitgleich mit der Hinzufügung einer neuen Inschrift, unter Nero, unter Vespasian oder noch später geschah, lässt sich nicht mehr zweifelsfrei klären. Jedenfalls sah Pausanias bei seinem Besuch des Heiligtums nach der Mitte des 2. Jhs. n. Chr. eine in seinen Augen offenbar vollständige Version des Denkmals.59 Im Hinblick auf das Kopfprofil, die Gestalt der Buchstaben und das Inschriftenformular – bestehend aus der Benennung der Statue und des Künstlers mit seinem Ethnikon – lässt sich der kaiserzeitliche Sockel der polykletischen Statue mit einer zweiten Basis vergleichen, die sich heute in Florenz befindet und den Ganymed des Leochares aus Athen trug.60 Es liegt nahe, dieses Werk mit der oben aufgeführten mythologischen Skulptur zu verbinden, die der Satiriker Juvenal im frühen 2. Jh. n. Chr. erwähnt.61 Dass sich spätestens in severischer Zeit im Temp-
55 Ialysos: Plin. nat. 35,102; Skylla: Plin. nat. 35,109; Heros: Plin. nat. 36,74; Issos: Ptolemaios Chennos in Phot. 149b. 56 Vgl. La Rocca 2001, 196–201 Abb. 17–19; Meneghini 2009, 92 f. Abb. 108; Meneghini u. a. 2009, 196; Corsaro 2014b, 320 f. 324 Abb. 3. 7; Meneghini 2015, 66 f. Abb. 75; Tucci 2017, 222 f. Abb. 63; 234–237; Baumer 2020, 54 f. 57 f. 57 Rom, Kapitolinische Museen (oder Depot der Grabung am Largo Argentina), prokonnesischer(?) Marmor, Maße: 105 x 80 x 80 cm; vgl. La Rocca 2001, 196 f. Abb. 18; DNO II; 1232. 1233. 58 Vgl. DNO II, 1232. 1233; Klauser 2016 mit Abb. 1; Krumeich 2019, 242–244 Abb. 79 f. 59 Paus. 6,7,7. 60 Florenz, Museo Archeologico, attischer(?) Marmor, Maße: 125 x 64 x 64 cm; vgl. La Rocca 2001, 196 f. Abb. 17; DNO III, 2045. 61 Juv. 3,9,22 f.
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lum Pacis eine Marmorkopie und nicht (mehr?) die originale Bronzestatue befand, legen PIRRO LIGORIOs wenig beachtete Angaben zur Auffindung des Sockels im 16. Jh. nahe.62 Demnach wurde der Sockel im Umfeld des Forum Transitorium zusammen mit dem „torso“ eines Jünglings mit Adler entdeckt. Gerade weil LIGORIO zum Material der verschollenen Skulptur schweigt, dürfte sie aus Marmor gefertigt gewesen sein. Folglich stand im Templum Pacis ab einem bestimmten Zeitpunkt eine Kopie, denn Leochares arbeitete als Bronzebildhauer.63 Ein zweites Werk des Künstlers ist in Rom übrigens durch eine Basis aus dem Bereich der Titusthermen nachgewiesen.64 Sie trug eine Porträtstatue des Priesters Charmides und zeichnet sich durch eine gleichartige Gestaltung aus wie das Gegenstück mit dem Ganymed, so dass sich die Frage stellt, ob das darauf aufgestellte Bildnis für eine gewisse Zeit ebenfalls das Templum Pacis schmückte. Bei den jüngeren Ausgrabungen im Bereich der Platzanlage traten die Fragmente von drei weiteren vergleichbaren Sockeln zutage. Eines könnte, wie wenige erhaltene Buchstaben nahelegen, einer Basis für ein Werk des prominenten spätklassischen Bildhauers Praxiteles aus Athen zuzuschreiben sein.65 Auf weiteren Bruchstücken ist der Name des Parthenokles, eines attischen Künstlers des 3. Jhs. v. Chr., erhalten.66 Ein weiteres Fragment mit Inschriftenrest, das allerdings von einem kleineren Sockel stammen muss, dürfte schließlich auf ein Werk des Kephisodot (des Vaters oder des Sohns des Praxiteles) zu beziehen sein.67 Man
62 Zitiert bei Lanciani 1900, 202 f. (bereits mit korrekter Schlussfolgerung, die in der nachfolgenden Forschung unberücksichtigt blieb); Tucci 2017, 222 f. Allgemein weist auch La Rocca 2001, 200, auf die Möglichkeit hin, dass bestimmte Originalwerke beim Brand zerstört und durch Kopien ersetzt wurden. 63 Mangels publizierter Abbildungen oder Zeichnungen könnte nur eine Autopsie klären, ob sich an der Oberseite der Basis Einlassspuren erhalten haben, die einen Hinweis auf das Material der Statue liefern könnten. Ebenso wäre die kaiserzeitliche Sockelung der Statue des Pythokles einmal zu überprüfen, da die Zapfenlöcher einer Bronzestatue, die auf der Basis erhalten sind, laut Petersen 1891, 305 f. (ohne Abb.), nicht zu den Standspuren auf der originalen Basis in Olympia passen. 64 DNO III, 2066. 65 Rom, Museo dei Mercati di Traiano Inv. FP 133, prokonnesischer Marmor, Maße: 147 x 58 x 51 cm; vgl. La Rocca 2001, 197–199 Abb. 19c; DNO III, 1990. Der Name des Werkes enthielt ein „m“, weshalb La Rocca insbesondere eine Identifikation mit einem Hermes oder der Aphrodite Pselioumene des Praxiteles erwägt (Plin. nat. 34,69), zumal die zuletzt genannte Statue von Tatianus, Oratio ad Graecos 34, in direkter Verbindung mit dem Ganymed des Leochares genannt wird, der ebenfalls im Templum Pacis stand (s. o.; vgl. auch Plin. nat. 36,27 zu einer von Vespasian in dem Komplex aufgestellten Venusstatue, allerdings mit der Information, dass deren Schöpfer nicht mehr benennbar sei, was eher gegen eine Identifizierung mit dem an anderer Stelle erwähnten berühmten Werk des Praxiteles spräche). 66 Rom, Museo dei Mercati Imperiali Inv. FP 129–131, prokonnesischer Marmor, Maße: 92,5 x 88 x 51 cm; vgl. La Rocca 2001, 198–200 Abb. 19c; DNO IV, 3110. Anders als bei den zwei zuvor genannten muss die (verlorene) Werksbezeichnung hier an zweiter und nicht an erster Stelle gestanden haben. 67 Rom, Museo dei Mercati di Traiano Inv. FP 132, prokonnesischer Marmor, Maße: 49 x 23 x 39 cm; vgl. La Rocca 2001, 198 f. Abb. 19b; DNO III, 1848.
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wüsste gerne, ob die fragliche Basis möglicherweise die berühmte, einst auf der Athener Agora stehende Friedensgöttin Eirene (bzw. eine Kopie derselben) trug, welche der ältere Kephisodot um 375–371 v. Chr. geschaffen hatte.68 Die erhaltenen Inschriften lassen für sich genommen eine Bevorzugung von Werken attischer Bildhauer vermuten,69 doch gilt das nicht für die literarisch überlieferten Skulpturen und Gemälde, weil ihre Schöpfer zum großen Teil aus anderen Gegenden beheimatet waren. Dass die Angaben auf den Sockeln in griechischer Sprache verfasst waren, unterstrich allerdings die Herkunft der Statuen und dürfte zur Atmosphäre eines ‚idealen‘ Friedens beigetragen haben (s. u.). Zusätzlich zu all diesen verlorenen Kunstwerken, die nur literarisch oder epigraphisch bezeugt sind, gibt es eine Reihe von Skulpturen, darunter Ideal-, aber auch Porträtplastik, die in der Neuzeit im Heiligtum der Pax oder in seinem Umfeld entdeckt wurden, wobei die tatsächliche Zugehörigkeit zur Ausstattung des Komplexes in der Regel nur vermutet werden kann.70 Ein interessantes Beispiel stellt die Amazone Mattei dar, die laut lateinischer Inschrift auf der Plinthenoberseite in der schola medicorum, also der berühmten, mutmaßlich im Templum Pacis zu lokalierenden Medizinschule (s. o.), stand.71 Als Kopie einer hochklassischen Skulptur erweiterte sie das Spektrum von Werken griechischer Bildhauerkunst im Kontext der kaiserlichen Platzanlage. Bei den jüngeren Ausgrabungen wurden außerdem eine 14,5 cm hohe Miniaturbüste des stoischen Philosophen Chrysipp und eine 25 cm hohe, als Oberkörperfragment erhaltene Elfenbeinstatuette gefunden, und zwar in einer mittelalterlichen Schicht der südwestlichen Portikus bzw. im Bereich der Cella.72 Die zuletzt genannte Statuette zeigt eine eventuell thronende, männliche Gestalt in kontabulierter Toga, mit langem Bart und wulstartiger Binde im Haar. Der Dargestellte, von den Ausgräbern als Septimius Severus gedeutet,73 hat seine rechte Hand im Redegestus erhoben. Den beiden Stücken sind offenbar noch weitere, bislang un-
68 Vgl. (mit weiteren Literaturangaben) Faust 2022, 64–69 Abb. 8 und Abb. 64. Eine entsprechende Rekonstruktion des Monuments suggeriert Tucci 2017, 223 Abb. 63, unter Heranziehung der Kopie in der Münchner Glyptothek. 69 Vgl. La Rocca 2001, 200. 70 Vgl. die Aufzählung bei Corsaro 2014b, 321, insbesondere von Stücken, die zwischen 1776 und 1779 im Bereich des benachbarten Conservatorio delle Mendicanti geborgen wurden. 71 Rom/Vatikan, Vatikanische Museen, Galleria delle Statue Inv. 748, Inschrift: CIL VI 29805; vgl. Bol 1998, 208 Kat. Nr. III.3 Taf. 110 f.; Corsaro 2014b, 321. Zur Medizinschule des Galen s. Anm. 5. 72 Miniaturbüste des Chrysipp: Papini 2005 mit Abb. 1–4; Lang 2012, 132. 180 Kat. Nr. S Chry5; Meneghini 2009, 89–91 Abb. 104; Meneghini 2015, 62 f.; 65 Abb. 69; Tucci 2017, 188 Abb. 61; 237 f.; Baumer 2020, 55; Elfenbeinstatuette eines Togatus („Septimius Severus“): Meneghini 2009, 89–91 Abb. 105; Meneghini 2015, 64 f. Abb. 71; Tucci 2017, 238 Abb. 64; Baumer 2020, 55. 73 Die typologische Einordnung zwecks Verifizierung der Benennung steht noch aus; auch die Wulstbinde ist erklärungsbedürftig. Die Zuweisung zum Serapis-Typus durch Meneghini 2009, 89, trifft in Anbetracht der Stirnhaarfrisur eher nicht zu, da die charakteristischen Korkenzieherlocken den Fotografien nach zu urteilen fehlen.
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publizierte Elfenbeinfiguren vom demselben Fundplatz an die Seite zu stellen.74 Angesichts ihres geringen Formats könnten sie zum Bildschmuck der Bibliothek gehört haben, in die vor allem die Chrysipp-Büste thematisch gut passen würde, doch auch eine Funktion als Weihgeschenk erscheint denkbar.75 Zu den rezenten Entdeckungen im Templum Pacis gehören schließlich das Fragment einer kolossalen Panzerstatue aus lunensischem Marmor, das in dem Bereich der nordwestlichen Umfassungsmauer geborgen wurde,76 sowie das überlebensgroße Kopffragment einer weiblichen Gestalt mit Mittelscheitelfrisur und Diadem und eine kleinformatige Herme mit Hermeskopf.77 Wo die einzelnen Bildwerke innerhalb des Komplexes aufgestellt waren, lässt sich nicht mehr genau sagen. Grundsätzlich kämen die Ränder der mutmaßlichen euripi ebenso in Frage wie die Portiken und die vier Exedren hinter den seitlichen Säulengängen im Südosten und Nordwesten.78 Dass dabei die oben erwähnte ‚Schranke‘ aus Cipollino-Marmor, die die Portiken angeblich teilte, als Absperrung zum Schutz der womöglich an den Rückwänden aufgereihten Statuen diente, erscheint unwahrscheinlich.79 Was genau die genannten Basen trugen, die vermutlich unter Hadrian in der Platzmitte errichtet wurden, bleibt ungewiss. Auch eine Aufstellung auf Sockeln innerhalb der länglichen Becken wäre denkbar,80 zumal Prokop das Bronzerind des Phidias oder des Lysipp (s. o.) im mittleren 6. Jh. n. Chr. angeblich auf einem alten Becken stehen sah.81 Mit der Frage, welche Aussagen die Skulpturen und Gemälde im Templum Pacis vermittelten, hat sich in jüngerer Zeit ALESSANDRA BRAVI ausführlich auseinandergesetzt.82 Dafür nimmt sie in erster Linie die literarisch überlieferten Werke in den Blick, die sie mit der ersten Ausstattungsphase verbindet. Ihrer Ansicht nach verdeutlichten die betreffenden Werke unterschiedliche ideologische Aspekte der Pax Flavia, indem sie bestimmte kulturelle Werte, Urteile und Haltungen der römischen Gesellschaft – etwa im Hinblick auf die Darstellungen von Fremdvölkern oder griechischen Athleten – reflektierten. In ihrer Analyse unter-
74 Dazu zählt eine Statuette mit angeblichem Porträt des Julian Apostata, vgl. Tucci 2017, 238; Corsaro 2014b, 321. Tucci 2017, 238, erwähnt außerdem eine Pferdefigur. 75 Die Existenz einer Votivpraxis für Pax ist belegt durch Plin. nat. 12,94. Ihm zufolge stiftete Vespasian vergoldete Kränze aus Zimtholz in das Heiligtum. 76 Rom, Museo dei Mercati di Traiano Inv. FP 375, lunensischer(?) Marmor, Höhe: 105 cm; vgl. Corsaro 2009 mit Abb. 447 (mit Datierung ans Ende des 1. oder ins frühe 2. Jh. n. Chr. und Deutung als Porträtstatue des Domitian, Nerva oder Trajan); Meneghini 2009, 80 f. Abb. 86; Meneghini 2015, 56, der eine Datierung ins 1. bis 2. Jh. n. Chr. vorschlägt und mutmaßt, das Werk könnte – wie auch der angeblich im Umfeld gefundene ‚Mars Capitolinus‘ (Musei Capitolini) – zum Skulpturenschmuck der Begrenzungsmauer gehört haben. 77 Kopffragment: Rom, Museo dei Mercati di Traiano Inv. FP 128, lunensischer Marmor, Höhe 40 cm; zu beiden Objekten vgl. Corsaro 2014b, 321. 325 Abb. 8. 78 S. Anm. 25. 26; vgl. auch Corsaro 2014, 321. 325 f. 79 So aber Corsaro 2014b, 325 f.; vgl. Tucci 2017, 38–40. 80 Vgl. La Rocca 2001, 201; Rizzo 2001, 240. 81 Prok. BG 4, 21, 11–14. 82 Bravi 2014, 203–226; vgl. Bravi 2009; Bravi 2010.
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sucht BRAVI folglich das „Beziehungssystem“ bzw. den „Sinnzusammenhang“ der Bilder,83 soweit sich die zeitgenössische Wahrnehmung ihrer Themen aus der allgemeinen Überlieferung erschließen lässt. Auch wenn sie auf diese Weise die Angemessenheit (decorum) der Statuen und Gemälde in ihrem Kontext allgemein herausstellt,84 muss sie die Frage, ob die Kunstwerke sich zudem durch optische oder ikonographische Bezüge innerhalb des Komplexes zu einem regelrechten Bildprogramm zusammenfügten, angesichts der schwierigen Überlieferungslage allerdings weitgehend ausblenden.85 Nach BRAVIs Deutungsmodell sollte der Bildschmuck des Templum Pacis im Wesentlichen die neue flavische „Weltordnung“, errichtet mittels Wiederherstellung des inneren und äußeren Friedens, zum Ausdruck bringen.86 Ausgehend von den Beobachtungen und Deutungen der Autorin zu den einzelnen Ausstattungselementen lassen sich drei Perspektiven identifizieren, aus denen das Thema Frieden in dem Komplex medial verhandelt wurde: Zum einen konnte eine Reihe von Werken vom zeitgenössischen Publikum mit Überlegenheit, Sieghaftigkeit und Leistungsfähigkeit der griechisch-römischen Zivilisation, besonders im Verhältnis zur Gegenwelt der Barbaren, assoziiert werden.87 Dazu trugen die pergamenischen Galliergruppen (sofern sie wirklich zur Ausstattung des Templum Pacis gehörten, s. o.), da sie stereotyp den barbarischen furor sowie zugleich dessen Bezwingung verkörperten,88 ebenso bei wie das Issos-Gemälde mit Alexander dem Großen, dessen östlichen Siege vom römischen Publikum vielleicht mit den militärischen Leistungen der Flavier im Jüdischen Krieg verglichen werden sollten. Außerdem ließen sich die Statuen der siegreichen Athleten wie auch des mythischen Jägers Ialysos mit dem traditionellen Leitbild der für militärische Erfolge grundlegenden virtus verbinden. Zum anderen evozierten mehrere Werke das Wohlwollen der Götter, begründet in pietas und ausgedrückt durch Themen, die der Sakralität eines templum angemessen waren.89 Neben dem Weihgeschenkcharakter der Bilder selbst verdeutlichten dies die Darstellung der Venus und des Ganymed, dem durch die Entführung durch den Adler Jupiters göttliche Gunst zuteilwurde. In diesem Zusammenhang stand der Nil womöglich nicht nur für Fruchtbarkeit und Gedeihen (s. u.), sondern auch für die besondere Religiosität und Heiligkeit, welche die
83 Bravi 2014, 204. 84 Bravi 2014, 204. 226. 85 Nichtsdestoweniger legt Bravi 2014, 206 Abb. 17, einen rekonstruierten Grundriss des Templum Pacis vor, in dem die Rückwand der Portiken und die Exedren hypothetisch als Aufstellungsorte für die Statuen bzw. die Gemälde bezeichnet sind; vgl. Baumer 2020, 52 f., mit Hinweis auf die hadrianischen Basen (s. Anm. 43) als früheste archäologische Zeugnisse einer Statuenaufstellung im Bereich des Hofes. 86 Bravi 2014, 203–209. 87 Vgl. Bravi 2014, 209–211. 213 f. 218 f. 220–222. 88 Ähnlich könnte die vielleicht aus dem Heiligtum der Pax stammende verwundete Amazone im Typus Mattei verstanden worden sein (s. o., anders Corsaro 2014b, 321, die eine Funktion als anatomisches Anschauungsobjekt in der Medizinschule anzunehmen scheint). 89 Vgl. Bravi 2014, 211–213. 223–225.
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Römer laut BRAVI den Ägyptern und ihrem Land zuschrieben90. In Alexandria war Vespasian seinerzeit, am 1. Juli 69, von den Soldaten in Abwesenheit zum Kaiser akklamiert worden; hier soll er in Form einer Vision und von Heilungswundern, das er verrichtete, die unmittelbare Unterstützung des Gottes Serapis erfahren haben91. Und schließlich erwies sich der Frieden in seinem Bezirk laut BRAVI als gezähmte, ja im Dienste der Menschen stehende Natur92 und somit als ein zivilisierter Zustand allgemeinen Glücks, eine Botschaft, die durch die Rosenhecken und mutmaßlichen Kanäle im Hof noch unterstrichen worden sein dürfte. Insbesondere der Nil mit seinen 16 Eroten, deren Zahl wohl auf den Höchststand des Flusswassers (16 Ellen) verwies, stand für Wiederherstellung, Fruchtbarkeit und Wachstum und ließ sich nach Beendigung der inneren Auseinandersetzungen und der Sicherung des Römischen Reiches gewiss als Allegorie flavischer Friedenspolitik auffassen. Demgegenüber dürfte das Skylla-Gemälde im Templum Pacis präsentiert worden sein, weil das Monster – entsprechend seiner Bedeutung in unterschiedlichen Medien seit dem Ende der Republik – die Herrschaft über das Meer versinnbildlichte.93 Außerdem ließ sich Ialysos, der Jäger, als Bezwinger der wilden Natur auffassen, und die Kuh des Myron sollte möglicherweise sogar die Vorstellung einer besonders ‚friedfertigen‘ (da laut BRAVI „domestizierten“) Natur hervorrufen.94 An dieser Stelle ist einschränkend darauf hinzuweisen, dass sich im überlieferten Bildschmuck des Templum Pacis zwar unterschiedlichen Perspektiven auf das Thema ‚Frieden‘ abzeichnen, dass in Anbetracht der Zeitstellung der betreffenden Zeugnisse aber nur ein Teil der Werke mit Sicherheit der ersten Ausstattungsphase zugewiesen werden kann, weshalb spätere Erweiterungen keineswegs auszuschließen, ja sogar wahrscheinlich sind, wie zuletzt LORENZ E. BAUMER zu Recht betont hat.95 Das betrifft vor allem die hadrianische Zeit, als man im Hofareal offenbar eine größere Zahl von Basen zur Aufstellung von Statuen errichtete, und den severischen Wiederaufbau (s. o.). Nichtsdestoweniger legt Flavius Josephus’ Nachricht, Vespasian habe den Komplex mit alten und aus der ge90 Gewiss ist das Ägyptenbild in der römischen Literatur komplex und nicht immer vorbehaltlos positiv. Jedenfalls spiegelt sich die besondere Verbundenheit des Vespasian speziell mit Isis und Serapis in dem Umstand, dass der Kaiser und sein Sohn Titus die Nacht vor dem Jüdischen Triumph beim oder im Iseum auf dem Marsfeld, wo auch Serapis verehrt wurde, verbrachten (Ios. bell. Iud. 7,123), vgl. Weber 2000, 385 f. 91 Vision im Serapisheiligtum: Tac. hist. 4, 82; Suet. Vesp. 7, 1; vgl. Weber 2000, 194–197. Wunder: Tac. hist. 81,1–3; Suet. Vesp. 7, 2–3; Cass. Dio. 6,8,1; vgl. Weber 2000, 382–385. 92 Vgl. Bravi 2014, 215–220. 93 Zur symbolischen Bedeutung der Skylla am Ende der Republik und in der frühen Kaiserzeit vgl. Schäfer 2017. 94 Eine alternative Deutung entwickelt Baumer 2020, 59–61, der Myrons Tierplastik im Vergleich zur Figur einer ruhenden Kuh auf dem Tellus-Relief der Ara Pacis als Sinnbild für das Goldene Zeitalter deutet. 95 Vgl. Baumer 2020, 57–59 mit Abb. 2, dem zufolge für folgende Werke eine Aufstellung unter Vespasian wahrscheinlich ist: Kuh des Myron, Ganymed des Leochares, Aphrodite, Nil, Ialysos des Protogenes, Skylla des Nikomachos, Heros des Timanthes.
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samten Oikumene stammenden Gemälden und Skulpturen ausstatten lassen,96 zumindest die Vermutung nahe, dass die beschriebenen Assoziationsangebote bereits damals durch die Auswahl und Aufstellung der Bilder angelegt wurden. Die Erschließung der möglichen Bedeutungsebenen des Bildschmucks führt zu der übergeordneten Frage, welche Art von Frieden in Vespasians Templum Pacis verehrt wurde. Damit zusammenhängend ist zu klären, welche expliziten oder auch impliziten Botschaften die Architektur und die Ausstattung der Platzanlage dem zeitgenössischen Publikum vermittelten. Diese Fragen lassen sich einerseits synchron behandeln, und zwar im Hinblick auf die flavische Friedenspolitik, soweit sie in der Baupolitik und anderen Medien zum Ausdruck kam. Zum anderen erscheint der Blick zurück auf die Prinzipatszeit des Augustus sinnvoll, da sie in mancherlei Hinsicht vorbildhaft für die Etablierung einer neuen Friedensherrschaft bzw. einer neuen Dynastie durch Vespasian war,97 und insbesondere weil im Kontext der Ara Pacis Augustae auf dem Marsfeld der Frieden erstmals in der römischen Geschichte als Gottheit kultische Ehrung erhielt. Wie CARLOS F. NOREÑA anhand von Denaren aus Hortfunden überzeugend dargelegt hat, spielte Pax eine wichtige Rolle in der Münzprägung Vespasians.98 Bezeichnenderweise wurden die Pax-Typen offenbar zu Beginn seiner Herrschaft, als der neue Kaiser den Bürger- und den Jüdischen Krieg beendete (69–71 n. Chr.), und in noch größerer Zahl 75/76 n. Chr., mithin im Einweihungsjahr des Templum Pacis, ausgegeben. Darüber hinaus lässt sich die Bedeutung der mit dem Kaiserhaus verbundenen Friedensgöttin epigraphisch fassen. So erfolgten Weihungen stadtrömischer Gruppen an die Pax Aeterna (70 n. Chr.) bzw. die Pax Augusta (vermutlich 75 n. Chr.), und Titus wurde zwischen 69 und 79 n. Chr. im spanischen Valentia als conservator pacis Augustae geehrt.99 In die Anfangsphase der Regierung Vespasians fiel zudem die mit der Eroberung Judäas begründete Schließung der Türen des Janustempels, der unweit des Templum Pacis gelegen haben muss.100 Damit folgte der neue Kaiser offenkundig dem Vorbild des Augustus, der für sich in Anspruch nahm, diese Maßnahme dreifach vollzogen zu haben, um den allgemeinen Frieden im Römischen Reich anzuzeigen.101 Einen weiteren Beleg für die Rolle der Friedensidee in der flavischen Politik auch außerhalb Roms stellt die – erneut in der Tradition des Augustus stehende – Gründung der colonia Flavia Pacis Deultensium und des vicus Pacis beim belgischen Divodorum dar.102 Nach Einschätzung NOREÑAS war es weniger die pax civilis, also der innenpolitische Frieden, als vielmehr die parta victoriis pax, die im Templum Pacis 96 97 98 99 100 101
Ios. bell. Iud. 7,159 f. Vgl. die Diskussion bei Leithoff 2014, 176–205. Noreña 2003, 19–31. 38–40 Abb. 2. Vgl. Noreña 2003, 32–34. Vgl. Noreña 2003, 31 f. R. Gest. div. Aug. 13; dazu Faust 2018, 138; vgl. auch die späte Beschreibung des Heiligtums bei Prok. BG 5, 25 und neronische Münzdarstellungen: Erhardt/Hockmann 2018 mit Abb. 102 Vgl. Noreña 2003, 32.
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verehrt wurde, weshalb er „the triumphal and imperialist essence“ des Bezirks herauszuarbeiten versucht.103 In der Tat wurde die Anlage im historischen Zusammenhang mit einem militärischen Sieg im Jüdischen Krieg und dem anschließenden Triumph gestiftet. In gleicher Weise wurde das Kolosseum, dem zweiten großen flavischen Bauprojekt in der Hauptstadt, laut rekonstruierter Inschrift ex manubiis errichtet.104 Außerdem wurden zentrale Kultgegenstände aus dem Jerusalemer Tempel im stadtrömischen Heiligtum als Beutestücke präsentiert, und zweifellos legitimierte sich die flavische Dynastie nicht zuletzt durch die Zurschaustellung militärischer Qualitäten wie konkreter Erfolge, wie die Triumphreliefs am Titusbogen noch zur Regierungszeit des Domitian belegen.105 Im gleichen Jahr wie die Einweihung des Templum Pacis (75 n. Chr.) wurde ferner das pomerium der Stadt erweitert, was die Ausdehnung des römischen Herrschaftsbereiches zur Voraussetzung hatte.106 Vor diesem Hintergrund erscheint die These NOREÑAs plausibel, dass die gleichzeitige Hervorhebung der Friedensgöttin auf den Münzen, die Eröffnung ihres Heiligtums und die Erweiterung der Stadtgrenze als koordinierte Aktionen des Herrscherhauses und seiner Organe zu deuten sind.107 Zu überdenken ist demgegenüber die Vermutung, eine Erinnerung an die Bürgerkriege im Jahr 68/69 n. Chr. und deren Überwindung wäre politisch nicht opportun gewesen.108 So wies der benachbarte Mars-Ultor-Tempel auf dem Augustusforum im Hinblick auf den Anlass seiner Weihung bei der Schlacht bei Philippi (42 v. Chr.) auch einen Bezug zu inneren Konflikten auf, ungeachtet der Tatsache, dass er als Aufbewahrungsort der 20 v. Chr. zurückgewonnenen Feldzeichen insbesondere an den ‚Parthersieg‘ des Augustus und damit an einen außenpolitischen Erfolg erinnerte109. Zudem lässt die Analyse der Architektur und Ausstattung des Templum Pacis selbst über die von NOREÑA betonte Repräsentation der militärischen Voraussetzungen des Friedens hinaus auf zusätzliche Bedeutungsebenen schließen, auf denen weitere Aspekte des unter Vespasian erreichten Friedens angedeutet wurden. Bereits Flavius Josephus stellt ja heraus, dass am Tag des Jüdischen Triumphes, den der Historiker mit der Stiftung des Templum Pacis unmittelbar verknüpft, neben dem Sieg über die Feinde ebenso das Ende der inneren Auseinandersetzungen gefeiert wurde.110 Dementsprechend
103 Noreña 2003, 25 (wörtliches Zitat). 34–41. 104 Vgl. Noreña 2003, 36 f. 105 Vgl. Pfanner 1988, 44–76 Taf. 45. 54. Zwei weitere Ehrenbögen wurden für Vespasian und Titus bereits nach der Einnahme Jerusalems errichtet, vgl. Noreña 2003, 37 f. 106 Liverani 2020, 17–24; Noreña 2003, 37. 107 Noreña 2003, 41. 108 Noreña 2003, 36 f. 109 Weihung im Bürgerkrieg: Suet. Aug. 29, 2; Aufbewahrung der signa recepta: R. Gest. div. Aug. 29. 110 Ios. bell. Iud. 7,157: Ταύτην γὰρ τὴν ἡμέραν ἡ Ῥωμαίων πόλις ἑώρταζεν ἐπινίκιον μὲν τῆς κατὰ τῶν πολεμίων στρατιᾶς, πέρας δέ τῶν ἐμφυλίων κακῶν ἀρχὴν, δὲ τῶν ὑπὲρ τῆς εὐδαιμονίας ἐλπίδων („Denn diesen Tag feierte die Stadt Rom als Siegeszug gegen die Feinde,
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evozierte die Anlage selbst unterschiedliche Assoziationen. So konnte man sie einerseits, im Hinblick auf ihre kultische Funktion und die Verwendung bzw. Präsentation von Beutegut, als traditionelle römische Feldherrnstiftung wahrnehmen.111 Andererseits erinnerte sie mit ihren Beeten, Wasserinstallationen und Kunstwerken sowie ihrer Bibliothek an die Annehmlichkeiten einer Villenanlage. Dass sie für das otium der Allgemeinheit zur Verfügung stand, bedeutete einen innenpolitischen Fortschritt nicht nur im Vergleich zum Bürgerkrieg, sondern auch im Vergleich zur Zeit Neros, dessen Domus Aurea im Zentrum Roms vielen Zeitgenossen als ein höchst egoistisches Bauvorhaben erschienen sein dürfte (auch wenn damit andere Botschaften intendiert waren). Dieser Palast wurde regelrecht in das laut Münzlegenden wiedererstandene Rom der Flavier112 inkorporiert, indem seine Kunstwerke in das öffentliche Heiligtum des Friedens überführt113 und an der Stelle seines künstlichen Sees das betont volkstümliche Kolosseum errichtet wurde. Dass im Templum Pacis ein umfassender, d. h. auf äußere wie innere Verhältnisse bezogener Frieden zum Ausdruck kam, lehrt der Vergleich mit der Ara Pacis Augustae [Q16-05], mit der die kultische Verehrung der Pax in Rom begründet wurde.114 Dieses Monument wurde auf Senatsbeschluss am 4. Juli 13 v. Chr. auf dem Marsfeld an der Via Flaminia (bzw. Via Lata) errichtet und 9 v. Chr. eingeweiht. Die offizielle Begründung für die Stiftung war die siegreiche Rückkehr des Augustus von Feldzügen in Spanien und Gallien. Dessen Res Gestae zufolge sollten die römischen Magistrate, Priester und Vestalinnen jedes Jahr ein Opfer an der Ara Pacis verrichten115. Die im Grundriss annähernd quadratische Architektur bestand aus einem zentralen Altar auf einem Stufenunterbau und einer Umfassungsmauer mit Eingängen im Westen und Osten. Sowohl der eigentliche Altar
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darüber hinaus als Ende ihrer inneren Wirren und als Anfang der Hoffnungen, die man auf eine glückliche Zukunft setzte.” Übersetzung O. Michel/O. Bauernfeind). Unmittelbar im Anschluss folgt der Abschnitt über die Stiftung und Ausführung des Templum Pacis (Ios. bell. Iud. 7,158–162). Beispielsweise sei auf das Theater des Pompeius auf dem Marsfeld (eingeweiht 55 v. Chr.) hingewiesen, das wohl anlässlich des dreifachen Triumphs des Stifters (61 v. Chr.) einschließlich Tempel der Venus Victrix und von Portiken umstandener Parkanlage errichtet wurde, vgl. Albers 2013, 88–92. – Im vorliegenden Beitrag können bautypologische Verbindungen zu Platzanlagen im östlichen Mittelmeerraum und in Rom – darunter die vielleicht nach dem Vorbild des Templum Pacis entworfene sog. Hadriansbibliothek zu Athen – nicht näher untersucht werden, vgl. dazu La Rocca 2011, 203–206. Vgl. Bravi 2014, 204, mit Verweis auf den Aureus mit der Legende „Roma resurgens“ und der Darstellung der Personifikation der Hauptstadt, die vom Kaiser wieder aufgerichtet wird (RIC II 1, Vespasian 1360; 69/70 n. Chr.). Plin. nat. 34,84. Zur Ara Pacis vgl. Borbein 1975; Koeppel 1987; Koeppel 1988; Settis 1988; Torelli 1999; Albers 2013, 112–116. 227 f.; Cornwell 2017, 155–186; Faust 2018 (jeweils mit Quellen- und weiterführenden Literaturangaben). Zur Bedeutung der Pax von der Republik bis zur Prinzipatszeit vgl. Cornwell 2017. R. Gest. div Aug. 12.
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wie auch die umgebenden Wände waren bekanntlich reich mit figürlichem und ornamentalem Schmuck versehen, der sich zum Teil erhalten hat und heute am rekonstruierten Bau zwischen dem Tiber und dem Augustusmausoleum angebracht ist. So unterschiedlich die beiden Kultplätze für Pax auf den ersten Blick auch gestaltet gewesen zu sein scheinen, gibt es doch eine Reihe von konzeptionellen Gemeinsamkeiten, die in flavischer Zeit durchaus bewusst angelegt worden sein können. Beide Bauvorhaben waren durch kaiserliche Erfolge im Kampf gegen aufsässige Gegner an den Reichsgrenzen veranlasst. Topographisch wurde der Zusammenhang von Krieg und Frieden jeweils durch einen Bezug zum römischen Kriegsgott – einmal durch die Lage auf dem Campus Martius und einmal durch die Nähe zum Tempel des Mars Ultor auf dem Augustusforum – unterstrichen. Zugleich verfolgten Augustus wie Vespasian eine Politik der Erneuerung Roms nach blutigen inneren Auseinandersetzungen; der Beginn eines neuen Friedenszeitalters wurde medial inszeniert. Zu diesem Zweck kam unter dem Begründer des Prinzipats eine klassizistische Bildsprache zum Einsatz, die dem Publikum gewissermaßen ‚die beste aller möglichen Welten‘ vor Augen führte, wie etwa an Stil und Komposition der langen Prozessionsfriese, die die nördlichen und südlichen Außenwände der Ara Pacis zierten, abzulesen ist [Q16-06].116 Der Formgebung am Altargebäude entsprach in gewisser Weise die Aufstellung klassischer Bildwerke im flavischen Bezirk, indem sie ebenfalls einen über die unmittelbare Gegenwart oder konkrete zeitgeschichtliche Ereignisse hinausgehenden, idealen Zustand evozierten. Allerdings ist jeweils ein thematischer Rückbezug auf eine exemplarische Vor-Vergangenheit fassbar, nur dass es sich im Falle des älteren Denkmals um römische Frühgeschichte (Romulus und Remus, Äneas) und in der jüngeren Anlage um griechische Siege (Issos-Gemälde der Helena und pergamenische Galatergruppen) handelte. Ebenfalls vergleichbar ist die Rolle der Natur, die zum Wohle der Menschen wächst und erblüht und dadurch die Segnungen des Friedens versinnbildlicht, und zwar gleichermaßen in ‚gebändigter‘ und in ‚wilder‘ Darstellungsform am Altargebäude (im Hinblick auf die Rankenfriese bzw. das Tellus-Relief, Q16-06 unten, Q16-07) sowie gärtnerisch gestaltet und von bronzenen Rindern bevölkert im Templum Pacis. Schon im Bildschmuck der Ara Pacis lassen sich mehrere, über den eigentlichen Stiftungsanlass hinausgehende Bedeutungsebenen des Friedens fassen, die auch Ovid prinzipiell erkannte.117 Denn zusätzlich zu dem unmittelbaren Zusammenhang mit vorangehenden militärischen Siegen wird Frieden eng mit der augusteischen Erneuerung der althergebrachten Religion der Römer verbunden; göttliches Wohlwollen erweist sich damit als Grundlage des Friedens. Ausgedrückt wird dies durch das Relief, das Äneas beim Opfer der Lavinischen Sau zeigt [Q16-05 oben rechts], durch die Prozessions- und Opferfriese [Q16-06 oben] an den Außenwänden bzw. innen am Altar und schließlich durch den Dekor der Innenseite der Umfassungsmauer, bestehend aus dem ‚Lattenzaun‘ eines ländli116 Vgl. Borbein 1975, 252–269. 117 Ov. fast. 1,709–724; zum Folgenden vgl. Faust 2018.
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chen Heiligtums, Bukranien, Girlanden und Opferschalen [Q16-05]. Des Weiteren deuten die Prozessionsbilder, die Angehörige des Kaiserhauses und weitere Vertreter der römischen Elite, besonders die wichtigsten Priester, darstellen, die Relevanz familiärer Eintracht (concordia) und politisch-gesellschaftlichen Friedens an [Q16-06]. Die Prinzipatsherrschaft, so wie sie in diesen Friesen vorgeführt wird, beruht auf Konsens, und deshalb waren es auch die römischen Senatoren, die diesen Altar für die Pax des Augustus offiziell stifteten. Ob speziell der dynastische Anspruch im Templum Pacis durch entsprechende Porträtgruppen der Flavier oder Kaiserreliefs mit dem Gedanken allgemeinen Friedens verknüpft war, lässt sich mangels archäologischer oder epigraphischer Belege nicht beweisen, erscheint aber durchaus möglich. In jedem Fall haben Vespasian und seine Umgebung bei der Konzeption eines neuen Heiligtums für den Frieden das Vorbild das Ara Pacis allem Anschein nach in Bezug auf ihre Kernbotschaften durchaus adaptiert,118 wählten jedoch im Anschluss an die bereits bestehenden Fora des Caesar und des Augustus die architektonische Gestalt des Kaiserforums, weshalb der neue Kaiser entsprechend der Praxis seiner Vorgänger die Errichtung für sich selbst in Anspruch nahm. Der Anspruch auf Frieden im Sinne des politisch-gesellschaftlichen Zusammenhalts wurde also nicht über einen Verweis auf SPQR als stiftende Instanz, sondern durch die Gestaltung als angenehmen Aufenthaltsort und die Umwandlung des Erbes Neros vermittelt. Septimius Severus, der sich wie Augustus und Vespasian in einem blutigen Bürgerkrieg gegen seine Konkurrenten durchzusetzen vermochte und eine eigene Dynastie begründete, orientierte sich in seinem Repräsentationsverhalten wiederum an beiden Kaisern, indem er das Forum Pacis erneuern (und übrigens auch die Säkularspiele wiederaufleben) ließ.119
118 Vielleicht wurde die Ara Pacis infolge der flavischen Erweiterung des Pomerium sogar bewusst in das Stadtgebiet einbezogen, vgl. Liverani 2020, 24. 119 Vgl. Lichtenberger 2011, 271–276. 293–310, der die Forma Urbis Romae im Templum Pacis als Monument der Wiederherstellung Roms durch Septimius Severus nach dem Ende der Bürgerkriege deutet. Eine analoge Deutung schlägt Liverani 2020, 16. 24 f., für einen postulierten Vorgängerplan aus flavischer Zeit vor.
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QUELLEN 16-01. Rekonstruierte Ansicht des Templum Pacis (© R. Meneghini/Inklink, Florenz, nach Galli 2017, 101, Abb. 8).
16-02. Umzeichnung der Fragmente 15 und 16 der Forma Urbis Romae mit dem Grundriss des Templum Pacis (nach Colini 1937, Taf. 3).
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16-03. Rekonstruierter Grundriss des Templum Pacis (nach Galli 2017, 102 Abb. 9).
16-04. Sockel der Statue des Pythokles aus dem Templum Pacis (nach BCom 1891, Taf. 10,1) = IGUR IV 1580.
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16-05. Ara Pacis (Westseite) (© Wikimedia Commons).
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16-06. Prozessions- und Rankenfries der Ara Pacis (Südseite) (nach G. Moretti, L’Ara Pacis Augustae [Rom 1948] Taf. 12).
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16-07: Tellus-Relief der Ara Pacis (Ostseite) (Fotothek Klassische Archäologie Halle).
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Stephan Faust
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DR. STEPHAN FAUST Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Seminar für Klassische Archäologie und Archäologisches Museum, Universitätsplatz 12, D-06108 Halle (Saale), [email protected]
SPÄTANTIKE UND FRÜHES MITTELALTER, FORTLEBEN UND REZEPTION
KRIEGSHERR ODER FRIEDENSSTIFTER? Der römische Kaiser in der Spätantike* Stefan Rebenich
Für Walter Ameling zum 31. März 2023
Zu Beginn des Jahres 370 n. Chr. hielt der Philosoph und Redner Themistios im Senat von Konstantinopel eine Rede über den Frieden. Er adressierte Kaiser Valens, der persönlich anwesend war, und feierte den Vertrag, den der römische Herrscher nach einem dreijährigen Krieg mit den terwingischen Goten unter ihrem Anführer Athanarich geschlossen hatte. Mitten auf der Donau bei der Festung Noviodunum (dem heutigen Isaccea in Rumänien) hatten sich Athanarich und Valens getroffen, um auf einem Schiff den Frieden zu besiegeln.1 Es gab auf keiner Seite Grund zum Feiern. Der römische Kaiser musste sich kompromissbereit zeigen, da seine Gegenwart im Osten des Reiches notwendig war, wo Schapur den Druck auf die Grenze massiv erhöht hatte. Athanarichs Handlungsspielraum wiederum war eingeschränkt, weil seine Leute unter der schlechten Versorgungslage litten, die Folge des Krieges war. Also verzichtete er in Zukunft auf die jährlichen Zahlungen aus dem Imperium und stellte Geiseln. Auch wenn die spätantiken Historiker davon sprechen, dass damals die als „Barbaren“ charakterisierten Terwingen „demütig“ (supplices) um „Verzeihung und Frieden nachgesucht“ hätten (venialem poscerent pacem) und der Vertrag folglich „dem Ansehen Roms keine Schande bereitet“ habe (σπονδαὶ μὴ καταισχύνουσαι τὴν Ῥωμαίων ἀξίωσιν),2 ist offenkundig, dass das foedus auf einen Wechsel in der kaiserlichen Politik verwies: Valens setzte nicht weiter auf militärische Eskalation, sondern auf diplomatische Verhandlungen, obschon die Hoffnung auf einen eindeutigen Sieg groß gewesen war, da die Goten unter Athanarich den Usurpator Procopius unterstützt hatten, der 365 n. Chr. nach dem Purpur gegriffen hatte.3 Spätestens als der Kaiser 367 das Heer gegen die Goten in Bewegung setzte, erwartete
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Ich danke den Herausgebern des Bandes für ihre außerordentliche Geduld, zahlreiche weiterführende Anmerkungen und hilfreiche Kritik. Der Friedensschluss, der in der 10. Rede des Themistius und bei Amm. Marc. 27,5,7–10 und Zos. 4,11,3 f. erwähnt wird, ist Gegenstand zahlreicher Darstellungen und kontroverser Diskussionen; vgl. etwa Heather 1991, 115–117; Heather 2007, 96–100; Heather/Matthews 1991, 13–50; Lenski 2002, 116–147; Vanderspoel 1995, 155–186 sowie 251; Wanke 1990, 84–110. Amm. Marc. 27,57; Zos. 4,11,4. Zu Procopius vgl. Ehling 2018.
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die Öffentlichkeit einen Sieg.4 Aber durchschlagende Erfolge auf dem Schlachtfeld blieben aus. Auf diesen Umstand musste Themistios reagieren, als er im Senat das Wort ergriff. Er war ohne Zweifel der richtige Mann, dies zu tun, da er als Gesandter des Senats an den Verhandlungen mit Athanarich teilgenommen hatte.5 Der Philosoph dissoziierte in seiner rhetorisch brillanten Rede militärischen Sieg und politischen Erfolg. Valens triumphierte nicht als Kriegsherr, sondern als Friedensbringer, der den einstigen Feind schonte: πολέμου γὰρ ἆθλον εἰρήνη – der Siegespreis eines Krieges bestehe, so der Redner, im Frieden. Mit Platon charakterisierte Themistios denjenigen als idealen Herrscher, der sein Amt nur dann vollständig wahrnehme, wenn er nicht nur Krieg führen, sondern auch Frieden schließen könne.6 Wer die „rücksichtslosen Barbaren“ (ἀπαυθαδιασάμενοι βάρβαροι) in die Schranken weise, werde gewiss zum Herrscher über die Römer, „wer aber als Herrscher sie doch schont, weiß, dass er selbst Herrscher aller Menschen ist“.7 Der universale Herrschaftsanspruch transzendierte folglich ein Imperium und ein Volk. Denn nur der Herrscher eifere Zeus, dem „Vater der Götter und Menschen“,8 wirklich nach, der „ganz und gar ein φιλάνθρωπος, ein Freund der Menschen sei“.9 Daraus folgere, dass nur derjenige „Menschenfreund (φιλάνθρωπος) und Herrscher (βασιλεύς)“ genannt werden könne, „der keinen Mensch als gänzlich fremd seiner Fürsorge“ betrachte.10 Die herrscherliche πρόνοια erstrecke sich auf alle Untertanen. Ausdrücklich betont Themistios, er habe durch ὑπὲρ φιλανθρωπίας λόγοι, durch Reden über die Philanthropie, den Kaiser im Felde überredet, einen Friedensschluss zu akzeptieren; denn er habe Valens darlegen können, „dass die Retter Gott eher näherkämen als die Zerstörer“.11 Themistios Ausführungen lesen sich wie eine Explikation von Vergils programmatischer Aussage über die Aufgaben Roms: parcere subiectis et debellare superbos,12 betonen aber eindeutig den Aspekt der kaiserlichen φιλανθρωπία und ἐπιείκεια, lateinisch gesprochen der humanitas und clementia. So schließt die Rede mit der prinzipiellen Unterscheidung von στρατηγία und βασιλεία, d. h. dem Amt des Heerführers und dem Amt des Königs: „Der Feldherr ist zu loben für die Unterwerfung der Feinde, der König aber für das Wohlergehen der Untertanen.“13
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Zur Bedeutung der militärischen Sieghaftigkeit in der Spätantike vgl. noch immer die klassische Studie von McCormick 1986 sowie zum 4. Jh. n. Chr. Maier 2019 (mit Rebenich 2021, 177–179). Als herausragende Studie zu einem Herrscher sei genannt Wienand 2012. Vgl. Them. Or. 10,133a. Them. Or. 10,131a–b. Vgl. Plat. Nom. 626e. Them. Or. 10,131d–132a: ὅστις μὲν ἀχρείως ἐπέξεισιν ἀπαυθαδιασαμένοις τοῖς βαρβάροις, οὗτος Ῥωμαίων μόνων ἑαυτὸν βασιλέα ποιεῖ, ὅστις δὲ κρατεῖ μέν, φείδεται δέ, οἶδεν ἑαυτὸν βασιλέα πάντων ἀνθρώπων. Vgl. etwa Hom. Il. 1,544. Them. Or. 10,132b. Them. Or. 10,132c: […] μηδένα ἀνθρώπων ὅλως ἀλλότριον τῆς ἑαυτοῦ προνοίας ποιεῖται. Them. Or. 10,133b: [...] ὅτι μᾶλλον θεῷ παραπλήσιοι τῶν ἀναιρούντων οἱ σῴζοντες. Verg. Aen. 6,853. Them. Or. 10, 141c: ἔστι δὲ στρατηγίας μὲν ἔπαινος ἡ τῶν πολεμίων καταστροφή, βασιλείας δὲ ἡ τῶν ὑπηκόων εὐδαιμονία.
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Man kann die Rede rasch als propagandistischen Kunstgriff abtun, den Themistios anwandte, um dem Senat in Konstantinopel ein für Rom wenig glanzvollen Kompromissfrieden als Erfolg zu verkaufen. Doch diese Perspektive greift zu kurz. Was wir hier fassen, ist der Versuch eines heidnischen Philosophen und Redners, vor dem Hintergrund eines konkreten Ereignisses, die Bedeutung des Kaisers als eines Friedensstifters zu akzentuieren und seine Herrschaft als Teil einer immanenten Friedensordnung zu konzeptualisieren. Damit sind wir bei unserem Thema: Der Frage nach der Bedeutung des Friedens für die monarchische Herrschaft in der Spätantike, d. h. in dem Zeitraum – grob gesprochen – vom 4. bis ins 6. Jh. n. Chr. Dabei gilt das Augenmerk sowohl den Friedensschlüssen mit nichtrömischen Völkerschaften und Großgruppen als auch dem inneren Frieden, den seit der sogenannten Konstantinischen Wende nicht mehr allein durch Usurpationen, sondern durch religiöse Spannungen und Konflikte bedrohten. Dieses Thema wurde zu einem beliebten Gegenstand heidnisch-christlicher Polemiken. Sieg und Frieden entschieden nicht mehr nur über die politische und militärische, sondern auch die religiöse Qualität des jeweiligen Herrschers. Ich entwickle meine Argumentation in mehreren Schritten. Ich kläre zunächst kurz die mit Blick auf das spätantike Kaisertum erkenntnisleitenden Begriffe: Monarchie, Herrschaft und Christentum (1), um mich im Anschluss dem Verhältnis von monarchischer Herrschaft und innerer sowie äußerer Friedensordnung zuzuwenden – von der Errichtung einer christlichen Vorstellungen verpflichteten Monarchie durch Konstantin dem Großen (2) und der Herrschertheologie des Eusebios von Kaisareia (3) über die weitere Entwicklung im Osten und Westen des Imperium Romanum (4) bis zu dem einflussreichen christlichen Ordnungs- und Friedenskonzept, das Augustinus erarbeitete (5), und den Versuchen des Kaisers, innerkirchlichen Frieden auf Konzilien herzustellen (6). Auf dieser Grundlage versuche ich, die Grenzen monarchischer Herrschaft angesichts der manifesten politischen und theologischen Friedlosigkeit dieser Epoche zu vermessen (7). So hoffe ich, einen Beitrag zum Verhältnis von Christentum und Kaisertum in der Spätantike zu leisten, d. h. zu zwei historischen Größen, die für den Frieden im Imperium und in der Kirche gleichermaßen Verantwortung trugen – und gleichermaßen nur bedingt erfolgreich waren. 1. ZU DEN ERKENNTNISLEITENDEN BEGRIFFEN: MONARCHIE, HERRSCHAFT UND CHRISTENTUM Unter Monarchie wird im Folgenden die Herrschaft eines Einzelnen über unterschiedliche politische Einheiten verstanden:14 über Stämme, Städte, Regionen und Territorialreiche. Eingeschlossen sind Formen einer Doppel- oder Samtherrschaft, die zwar durch Aufgabenteilung die individuelle Macht beschränken, nicht aber die monarchische Herrschaft als solche in Frage stellen. Dabei ist zu betonen, dass eine
14 Vgl. zum Folgenden Rebenich 2012 sowie Rebenich/Wienand 2017.
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solchermaßen definierte Monarchie keinen Sonder-, sondern den Regelfall von Herrschaft nicht nur in der Spätantike, sondern überhaupt im Altertum darstellt.15 Um die Monarchie als soziales Phänomen und den Monarchen als ihren fokalen Punkt erfassen zu können, sollten wir auf einen Begriff rekurrieren, der bereits gefallen ist: Herrschaft. Allerdings ist ein klares Verständnis davon nötig, was wir eigentlich meinen, wenn wir von monarchischer Herrschaft sprechen. Als überaus hilfreich hat sich ein begriffliches Modell erwiesen, das auf die Soziologie MAX WEBERS zurückgeht. Unter Herrschaft verstand WEBER den ‚Tatbestand‘, „daß ein bekundeter Wille (‚Befehl‘) des oder der ‚Herrschenden‘ das Handeln anderer (des oder der ‚Beherrschten‘) beeinflussen will und tatsächlich in der Art beeinflußt, daß dies Handeln, in einem sozial relevanten Grade, so abläuft, als ob die Beherrschten den Inhalt des Befehls, um seiner selbst willen, zur Maxime ihres Handelns gemacht hätten (‚Gehorsam‘)“.16 ‚Herrschaft‘ ist folglich eindeutig von der Ausübung von Macht geschieden, denn ‚Macht‘ ist für WEBER „jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht“.17 WEBERS begriffliches Modell wurde in den letzten Jahrzehnten gerade auch für die Altertumswissenschaften weiterentwickelt und an die disziplinären Voraussetzungen ebenso angepasst wie an die Spezifika der empirischen Befunde zur vorneuzeitlichen Monarchie. Entscheidend bleibt, dass nach WEBER Herrschaft auf eine gesellschaftliche Ordnung verweist, die durch Akzeptanz fundiert ist,18 und in diesem Sinne als legitim angesprochen werden kann – konzeptionell weitestgehend unabhängig von staatsrechtlichen Fragen ihrer Legalität. Herrschaft kann demnach nicht exklusiv rechtlich beschrieben werden, sondern ist immer auch als soziales Phänomen zu betrachten. WEBERS ‚bottom-up-Modell’ fragt nach den Bedingungen der Möglichkeit von kulturell-gesellschaftlicher Integration und richtet die Aufmerksamkeit damit auf die Formen der Akzeptanzgewinnung innerhalb komplexer sozialer Organisationen und institutioneller Ordnungen. Hier wird zu zeigen sein, dass in Spätantike der Anspruch des Kaisers, Frieden: εἰρήνη / pax gestiftet oder bewahrt zu haben, darauf zielte, Akzeptanz in der Gesellschaft (oder zumindest in Teilen) zu gewinnen; dazu diente auch die Kommunikation weiterer Zustandsbeschreibungen wie γαλήνη / tranquillitas, ἡσυχία / quies und ὁμόνοια / concordia, die auf ruhige, friedvolle und einträchtige Koexistenz unterschiedlicher Gruppen verwiesen. Kommen wir zum Christentum, oder genauer: zum (spät-)antiken Christentum. Die frohe Botschaft, die im Römischen Reich verkündet wurde, war durch ein hohes Maß an Flexibilität und Adaptabilität charakterisiert. Ihre Inhalte unterschieden sich je nach Zeitpunkt, Region und Adressatenkreis.19 HARTMUT LEPPIN hat deshalb konsequent von „Christianisierungen im Römischen Reich“ und „Christentümern“ 15 16 17 18
Dazu siehe auch die Einleitung in diesem Band. Weber 2005, 135. Weber 2001, 252. Zur Weiterentwicklung des von Flaig 22019 entwickelten Akzeptanzmodells für die Spätantike vgl. bes. Diefenbach 1996, Diefenbach 2002 sowie Pfeilschifter 2013. 19 Vgl. etwa Kinzig/Wallraff 2002 und Leppin 2018.
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gesprochen.20 Die seit dem ausgehenden vierten Jahrhundert deutlich fassbare Verdrängung des Heidentums aus dem öffentlichen Raum und die schließlich unter Justinian greifbare christliche Totalisierung sozialer Praktiken und Diskurse führten keineswegs zu einer Homogenisierung der religiösen Landschaft; im Gegenteil: „Die Vielfalt der Christentümer“ verschwand nicht. „Gerade der prononcierte christliche Wahrheitsanspruch brachte es mit sich, dass anderswo Unwahrheit entdeckt werden musste, so dass die Spaltung dieser Lehre inhärent war. Denn zwischen denjenigen, die christlich argumentierten, blieb strittig, was denn christlich sei.“21 Damit war die innerweltliche Friedensordnung im Imperium Christianum eine der zentralen politischen Herausforderungen, die neben die Verteidigung des Reiches gegen äußere Feinde trat. 2. HERRSCHER ÜBER DEN FRIEDEN: KONSTANTIN DER GROSSE Die mit Konstantin einsetzende Christianisierung des spätantiken Staates setzte die theologische Begründung der Tetrarchie fort. Die beiden Augusti hatten göttliche Beinamen geführt: Diocletian Iovius und Maximian Herculius, die zugleich eine minimale hierarchische Differenzierung implizierten. Die Caesares waren in die elaborierte Herrschertheologie der Iovii und Herculii integriert. Jupiter und Hercules galten als die Ahnherren der Dynastien; als di praesentes waren sie für den erfolgreichen Erhalt der monarchischen Herrschaft verantwortlich.22 In seinem Panegyricus aus dem Jahre 289 n. Chr. verglich der Rhetor Mamertinus Diokletian mit Jupiter und Maximian mit Hercules; während Diokletian als rector caeli gepriesen wurde, war Maximian in der Nachfolge des Halbgottes pacator terrarum.23 Mit Verweis auf Hercules hatten sich schon Kaiser vor Maximian als „Friedensbringer“ stilisiert.24 Dieser Anspruch wurde von Maximian keineswegs monopolisiert, wie sowohl die epigraphische wie die numismatische Evidenz für die tetrarchische Zeit belegt: pacator gentium und fundator pacis sind für die kaiserliche Repräsentation insgesamt belegt und unterstreichen die Bedeutung des Friedens für die Gewinnung von Akzeptanz.25 Auch Konstantin trug – wie seine christlichen Nachfolger – auf Inschriften und Münzen den Titel fundator pacis.26 Doch der Friedensstifter war nun Teil einer christlichen Monarchie, die im Vergleich sowohl zum Prinzipat als auch zum tetrarchischen System den Abstand des Kaisers zu seinen Untertanen keineswegs
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Leppin 2012. Leppin 2012, 276. Vgl. Kolb 1987, 25–58. Pan.Lat. 10(2),11,6. Vgl. Berlinger 1935, 55–67, sowie Bönisch-Meyer 2021, 618 f., s.vv. pacator orbis und εἰρηνοποιός. 25 Vgl. dazu die Nachweise in Mastino/Ibba 2012, 197 f. 26 Vgl. zu Konstantin etwa CIL 6,1145 (p. 3071, 4329) und RIC 7,169, Nr. 61 (Trier); 297 Nr. 12 (Rom); weitere Belege für das 4. und 5. Jh. bei Mastino/Ibba 2012, 199–212.
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verkleinerte, sondern vielmehr vergrößerte.27 Die christliche Herrschertheologie ließ den Kaiser (neuplatonisch formuliert) als unbewegten Beweger erscheinen, und seine einzigartige Stellung erlaubte es ihm, dass er – darin Gott ähnlich – allgegenwärtig war.28 Zwar war der Herrscher nun nicht mehr Gott, d. h. in hellenistischer Tradition ἐπιφανὴς θεός, aber er war, wie Ambrosiaster formulierte,29 Gottes Stellvertreter (vicarius Christi), und damit ein wesentlicher Faktor der christlichen Heilsgeschichte. Dieser anonyme Theologe aus dem vierten Jahrhundert leitete in seinem Pauluskommentar aus Röm. 13 ab, dass der Herrscher angebetet werden müsse, weil er imago dei sei und als solcher das principium unitatis auf Erden repräsentiere.30 Folglich bestand seine gottgegebene Aufgabe darin, die Ordnung in der Welt aufrechtzuerhalten und Frieden zu stiften. Auf den Aversporträts der konstantinischen Prägungen wich nun der kriegerische Helm dem Diadem, das den Weltherrscher schmückte, „der mit Güte und Gerechtigkeit über ein friedlich geeintes Reich“ regierte.31 Konstantin wurde spätestens nach seinem Sieg über Licinius nicht müde zu betonen, mit der Hilfe des Christengottes die Zeiten der Polyarchie überwunden zu haben, die zunächst mit der diokletianischen Tetrarchie ihren Anfang genommen und ihn zuletzt in das dyarchische Herrschaftssystem mit Licinius eingebunden hatte.32 Nach 324 n. Chr. war er der Alleinherrscher. Ein neues saeculum schien angebrochen zu sein, das reichsweiten Frieden nach innen und außen versprach.33 Konstantins Ziel lautete, den Glauben an den einen Gott allen Völkern zu bringen34 und die irdische Herrschaft als Monarchie nach dem Vorbild des kosmischen Regimentes des christlichen Gottes zu gestalten.35 Allerdings setzte Konstantin, wie auch seine Selbstzeugnisse zeigen, seine Vorstellungen monarchischer Herrschaft äußerst vorsichtig um; dabei übernahm er Elemente der vorangehenden, vor allem der tetrarchischen Herrschaftsideologie, und nutzte die Licht- und Sonnensymbolik, um sowohl Christen wie Polytheisten unter dem Dach einer integrierenden Kaiserideologie zu versammeln.36 Wie sich Diokletian mit Jupiter und Maximian mit Hercules identifiziert hatten,37 so identifizierte er sich mit seinem Schutzgott, der sein Helfer war, ihm zum Sieg verholfen hatte und als dessen Werkzeug er sich sah: dem Christengott.38 Doch damit wurde er nicht zu einem einfachen Christenmenschen, sondern er blieb in der Tradition der früheren Herrscher der Heil und Frieden 27 28 29 30
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Vgl. schon Treitinger 31969, 58. Vgl. Martin 1984, 126–129. Vgl. Affeldt 1969, 62–85. Ambrosiast. Quaest. 91,8: rex enim adoratur in terris quasi vicarius dei, Christus autem post vicariam impleta dispensatione adoratur in caelis et in terra. Vgl. Lunn-Rockliffe 2007, 132– 134. Wienand 2012, 379. Vgl. etwa Girardet 2010, 134–137. Vgl. Wienand 2012, 377 f. Eus. Vit. Const. 2,65,1 und 4,9 f. Const. Orat. Ad sanct. Coet. 3. Vgl. hierzu v.a. Wallraff 2001. Vgl. Kolb 1987, 59–89. Eus. Vit. Const. 1,27,1–3.
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bringende Mittler zwischen Himmel und Erde. Als ἰσόχριστος ließ er sich in der Apostelkirche bestatten.39 Für Konstantin, der die Einheit von römischem Kaisertum und christlicher Kirche herbeigeführt hatte, waren die theologischen Konflikte eine schwere Belastung. Frieden und Eintracht sollten hergestellt werden. Aber nicht nur die (recht)gläubigen Christen sollten in den Genuss von Frieden und Ruhe ohne innere Kriege kommen, sondern auch die „Irrenden“ (πλανώμενοι).40 Der Anspruch auf einen universalen Frieden wurde folglich auch in der innenpolitischen Krise aufrechterhalten. Im Zusammenhang mit dogmatischen Auseinandersetzungen – wie der arianischen Kontroverse und dem Ersten Ökumenischen Konzil von Nicäa – appellierte der Kaiser ausdrücklich sowohl an die Bischöfe als auch an alle Christen, ὁμόνοια, ἁρμονία und συμφωνία herbeizuführen.41 Die Bewahrung der Eintracht und die Herstellung des Friedens in der Kirche waren mithin bereits bei Konstantin entscheidende Faktoren des politischen Handelns des christlichen Kaisers. Spaltung und Aufruhr, χωρισμός und στάσις waren zu bekämpfen; also agierte er „gleichsam als Herrscher über den Frieden (εἰρήνης πρύτανις) mitten im Streit“.42 Seine Sorge galt der εἰρήνη τῆς ἐκκλησίας τοῦ θεοῦ, dem Frieden der Kirche Gottes.43 3. HERRSCHERTHEOLOGIE: EUSEBIOS’ FRIEDENSKAISER Nachdem Konstantin 324 n. Chr. seinen innenpolitischen Rivalen Licinius besiegt hatte, glaubte sein Lobredner und späterer Biograph, der Bischof Eusebios von Kaisareia, die politische Monarchie sei restituiert und die göttliche Monarchie gesichert. Der erste christliche Kaiser auf dem römischen Thron vollendete in Eusebios’ Augen das, was mit der Errichtung des römischen Prinzipates unter Augustus grundgelegt war. Mehrfach hob Eusebios den providentiellen Zusammenhang zwischen der pax Augusta und der incarnatio Christi hervor. Die πολυαρχία der Römer verschwand, „als Augustus gerade während der Erscheinung unseres Retters allein herrschte“.44 Die römische Monarchie und die christliche Lehre garantierten, dass Versöhnung und Freundschaft in die Welt kommen konnten.45 Das augusteische Reich überwand zugleich den „Polisaberglauben“ (τῶν κατὰ πόλεις δεισιδαιμόνιων)46 und verwirklichte den von den Propheten verheißenen universalen
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Rebenich 2000; vgl. jetzt auch Becker 2022, 274–280. Eus. Vit. Const. 2,56,1. Vgl. etwa Eus. Vit. Const. 2,42; 3,17,2; 3,18,3; 3,20,2; 3,60,9; 4,42,1 sowie 3,13,2 und 3,66,3. Ebd. 2,68,2. Ebd. 2,71,5; 2,73,1; vgl. 3,59,3. 3,59,5; 3,63,1. Eus. Pr. Ev. 1,4,4: Αὐγούστου κατὰ τὸ αὐτὸ τῇ τοῦ σωτῆρος ἡμῶν ἐπιφανείᾳ μοναρχήσαντος. Vgl. ebd. 5,1,5; Dem. Ev. 3,7,30; Hist. Eccl. 1,2,23; Laud. Const. 16,4 und 16,6. 45 Eus. Laud. Const. 16,5. 46 Eus. Dem. Ev. 3,7,33.
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Frieden.47 Pax Augusta und pax Christiana fanden unter Konstantin zusammen und folglich herrschten Gerechtigkeit und Frieden auf dem Erdkreis.48 Doch Eusebios verknüpfte nicht nur das Römische Reich und das Christentum, sondern betonte auch die Analogie zwischen irdischer und göttlicher Monarchie.49 In der Person Konstantins konvergierten die siegreiche Ausbreitung des christlichen Monotheismus und die erfolgreiche Aufrichtung einer Monarchie.50 Während der Polytheismus zum Signum einer politisch fragmentierten Welt und eines vergangenen Äons erklärt wurde, machte Eusebios die universale und gerechte Herrschaft des einen Gottes zum Kennzeichen der universalen und gerechten Monarchie des einen Kaisers.51 Damit war die bestehende politische Ordnung theologisch begründet. Die triumphalistische Botschaft verlegte die eschatologische Verheißung in die Gegenwart des Autors und war selbstredend Reflex des Endes der Verfolgungen und der manifesten Förderung des Christentums durch den ersten christlichen Kaiser Konstantin. Zeitgeschichte wurde zur Heilsgeschichte.52 Jetzt war die τῆς εἰρήνης μετουσία allen möglich, jeder konnte an dem vom christlichen Herrscher garantierten Frieden teilhaben.53 Die Konstruktion einer Analogie zwischen Monotheismus und Monarchie ist ein Spezifikum der eusebianischen Herrschertheologie, die einherging mit dem eindeutigen Bekenntnis zur Monarchie als einziger gottgewollter Regierungsform und der platonisierenden Identifikation des einen βασιλεύς mit dem λόγος und dem νόμος βασιλικός.54 Doch Eusebios stellte den Kaiser Konstantin – ähnlich wie Moses55 – nicht nur als einzigartigen Akteur im heilsgeschichtlichen Geschehen dar, sondern auch als das Instrument, mit dem der göttliche Logos in die Geschichte eingriff, um in der Welt zu wirken und Frieden zu stiften.56 Auf diese Konzeption reagierten direkt oder indirekt heidnische Philosophen wie Themistios, der die Philanthropie in das Zentrum seiner politischen Philosophie stellte, welche die väterliche Fürsorge des Kaisers um die Bewohner des Erdkreises und den – inneren wie äußeren – Frieden in der Welt bedingte. Die Liebe, die sich auf alle Untertanen erstreckte, machte diese φιλανθρωπία, die platonische und stoische Traditionen amalgamierte, zu einem paganen Äquivalent der christlichen Feindesliebe, die auf dem Gebot der ἀγάπη basierte. Sie monarchische Philanthropie imitierte wie ihr christliches Gegenstück die göttliche Philanthropie.57 Ziel war die ὁμοίωσις θεῷ.
47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57
Eus. Dem. Ev. 8,3,13–15. Eus. Laud. Const. 17,12. Eus. Vit. Const. 2,19,1 f. Vgl. Kinzig 1994, 547. Vgl. Eus. Vit. Const. 3,5 f. Vgl. Egger 1939. Vgl. Eus. Vit. Const. 3,6,2. Vgl. Eus. Laud. Const. 3,6. Vgl. Eus. Vit. Const. 1,12,20 und 38; 2,11 f. Vgl. Ruhbach 1976, 249. Vgl. Schramm 2013, 211–244.
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Auch das Reformprogramm eines theurgisch und philosophisch legitimierten Herrschertums, das Julian Apostata initiierte, suchte nach einer Antwort auf das eusebianische Konzept eines christlichen Herrschers. Der ideale Kaiser war ein Nachkomme und ein Abbild Gottes, dem die Aufgabe zukam, den Frieden und die Ordnung im Imperium zu sichern. Julian aktualisierte in seinem zweiten Panegyrikus auf Constantius das Paradigma eines Herrschers, der König, Prophet und Diener des höchsten Gottes ist; seine μίμησις θεοῦ ist die Voraussetzung für die ethische Perfektion der Untergebenen, die den Herrscher imitieren, der sie durch seine φιλία auch an seiner ἀρετή teilhaben lässt, der keinen Gefallen am Krieg findet und Bürgerkriege hasst (πολέμῳ δὲ ἥκιστα χαίρων καὶ στάσιν ἐμφύλιον ἀπεχθαίρων).58 Der neuplatonische Philosoph und spätere christliche Bischof Synesius betonte, dass die militärische Qualität nur eine Aufgabe sei, die der Herrscher zu erfüllen habe. Er habe sich durch die μίμησις θεοῦ, die Nachahmung Gottes, und durch spezifische Tugenden wie Selbstbeherrschung und Maßhalten auszuzeichnen; Demonstrationen militärischer Stärke verfolgen das Ziel, auf Erden Frieden zu schaffen – mit Waffen.59 Doch die von Eusebios akzentuierte friedensstiftende Qualität des Herrschers resultierte in christlicher Lesart aus seiner Sieghaftigkeit, die wiederum ein Zeichen dafür war, dass Gott ihn auserwählt hatte und ihm gnädig war. Der Kaiser wurde damit zum εἰρηνοποιός bzw. pacificus und pacator,60 d. h. zum Friedensstifter, der sich mit diesem Anspruch nicht nur in die Nachfolge weltlicher Herrscher seit Alexander dem Großen, Caesar und Commodus stellte, sondern Christus selbst imitierte, der nach der neutestamentlichen Botschaft die ganze Ökumene zu einem Friedensreich vereinigte.61 Die Vorstellung, der Herrscher sei Friedensbringer, ist keine christliche Erfindung, sondern fußt auf der jüdischen Tradition: Einer der vier Thronnamen, die das von Jesaja angekündigte königliche Kind trägt, lautete „Fürst des Friedens“ ()שַׂ ר־שָׁ לוֹם, oder in Luthers Übersetzung: „Friedefürst“.62 Frieden zu schaffen und Frieden zu bewahren war folglich nach jüdisch-christlicher Tradition eine wesentliche Eigenschaft Gottes oder seines Sohnes, dem der irdische Herrscher als sein Abbild nachzueifern hatte, indem er die göttliche Weltordnung schützte, die auf Gerechtigkeit, Wohlergehen und Frieden beruhte. Also wurde auch der byzantinische Kaiser noch als εἰρηνοποιός akklamiert.63
58 59 60 61 62
Vgl. Jul. Or. 3,68b, 86b–c, 90a–c, dazu Schramm 2013, 359–375. Syn. De regno 22. Dazu siehe den Beitrag von Andreas Hartmann. Vgl. die Nachweise bei Mastino/Ibba 2012, 206–209. Hierfür immer noch einschlägig Windisch 1925. Jes. 9,5. Vgl. Franz Josef Stendebach, s.v. שָׁ לוֹם, in: Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament 8, 1995, 12–46, hier 31. 63 Vgl. Const. Porph. Caer. 1,63 und 77; 2,43 und 47 sowie Treitinger ³1969, 230 f.
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4. ZUR WEITEREN ENTWICKLUNG: DER RECHTE GLAUBE ALS VORAUSSETZUNG DES FRIEDENS Die besondere Nähe des „allerchristlichsten Kaisers (imperator Christianissimus)“64 zum christlichen Gott sicherte seit dem vierten Jahrhundert den Fortbestand des Reiches und die Sieghaftigkeit der Heere über die zahlreichen äußeren Feinde. Dadurch war der Kaiser gleichzeitig der Friedensbringer, der alle Völker zur φιλία, zur Freundschaft versöhnte und garantierte, dass in der Ökumene Frieden herrschte.65 Doch das charismatische Kaisertum der Prinzipatszeit verwandelte sich in ein Kaisertum von Gottes Gnaden, das bis weit in die Neuzeit hinein Bestand hatte. War der Kaiser in vorchristlicher Zeit deus praesens, so wurde er in den tempora Christiana zu einem Alleinherrscher dei gratia. STEFAN WEINFURTER hat in diesem Kontext von „gratialer Herrschaft“ gesprochen, die dann zu einem Kernelement frühmittelalterlicher Kaiserherrschaft wurde.66 Gott herrschte durch den Kaiser, der seine Herrschaft mit den ihm von Gott verliehenen Fähigkeiten zum Wohle aller ausüben und den Menschen Frieden bringen musste. Irdische Friedlosigkeit konnte genauso wie fehlender militärischer Erfolg nun Zeichen der Gottesferne oder gar der Gottverlassenheit des Herrschers sein.67 Diese Entwicklung nahm ihren Ausgang mit Konstantin. Der erste christliche Kaiser hatte politische Herrschaft und religiöse Ordnung, hatte Monarchie und Heil in ein neues Verhältnis zueinander gesetzt, das sich rasch als spannungsreich erwies. Seinen Legitimitätsanspruch musste er jetzt auch innerhalb der christlichen Kirche durchsetzen. Der quasi-göttliche Monarch wurde, salopp formuliert, zu einem Objekt theologischer Evaluation: Nun musste er sich im dogmatischen Sinne als rechtgläubig erweisen und in der Nachfolge des Moses und des Königs David seine christlichen virtutes unter Beweis stellen. Nur so bestand aus christlicher Sicht die Möglichkeit, über die äußeren Feinde zu triumphieren und im Inneren Frieden zu stiften. Augustinus hat in seinem „Fürstenspiegel“ in De civitate dei 5,24 den idealen Herrscher aus christlicher Perspektive charakterisiert: Er ist gerecht, gottesfürchtig und demütig, fördert den christlichen Glauben, zügelt seine Begierden, verzichtet auf Rache und zeichnet sich durch Milde aus. Auch wenn er ein dominus temporalis ist, ist ihm zu gehorchen; nur wenn er die Christen zur Verehrung falscher Götter zwingt, besteht das Recht auf Widerstand.68 Der Kaiser war verpflichtet, Gott und Christus nachzueifern und seine Herrschaft durch die μίμησις θεοῦ bzw. die imitatio Christi zu begründen.69 Seit Theodosius I. war es deshalb Teil der monarchischen Selbstdarstellung, demonstrativ Demut (ταπεινοφροσύνη / humilitas) zur Schau zu stellen – auch gegenüber den 64 65 66 67 68 69
Bellen 1994. Vgl. Eus. Laud. Const. 16,5. Weinfurter 2005. Vgl. hierzu den Beitrag von Mischa Meier im vorliegenden Band. Vgl. Szidat 2010b. Vgl. schon Eus. Vit. Const. 1,6; 2,5; 7,2.
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Amtsträgern der Kirche.70 Theodosius I. etwa konnte durch den öffentlichen Bußakt von Mailand, den er auf Veranlassung des Bischofs Ambrosius vollzog, und durch den damit erbrachten Beweis seiner humilitas neue Handlungsoptionen gewinnen und den innenpolitischen Frieden garantieren.71 Die Akzeptanz des Kaisers beruhte im Westen wie im Osten des Imperium Romanum – und hier besonders in der neuen christlichen Hauptstadt Konstantinopel – auf der überzeugenden Darstellung herrscherlicher Frömmigkeit (εὐσέβεια / pietas) und Rechtgläubigkeit (recta fides), an der auch die Frauen des Kaiserhauses teilhatten.72 MISCHA MEIER spricht pointiert von einer Hypersakralisierung des christlichen Kaisers gerade in Zeiten der Krise.73 Der spätantike Herrscher bestätigte seinen Status als optimus princeps im performativen Vollzug der christlichen Orthodoxie: 491 n. Chr. rief das Volk im Hippodrom Ariadne, der Witwe des Kaisers Zenon, zu: πολλὰ τὰ ἔτη τῆς Αὐγούστης. ὀρθόδοξον βασιλέα τῇ οἰκουμένῃ („Die Kaiserin möge viele Jahre leben. [Wir wollen] einen rechtgläubigen Herrscher für den Erdkreis“).74 Die christlichen Konzeptionen des Kaisertums griffen auf alttestamentliche Vorbilder und christologische Aussagen zurück, um den christlichen Monarchen als heiligen Mann zu inszenieren.75 Die paulinische Aussage, dass alle ἐξουσία / potestas von Gott komme,76 konnte wie bei Ambrosiaster soteriologisch gedeutet oder wie bei Augustin eschatologisch interpretiert werden;77 aber in beiden Fällen wurde die Position des Kaisers theologisch begründet. Abbild des himmlischen Königs Christus war der irdische Herrscher.78 Doch nur der gottfällige und rechtgläubige Kaiser vermochte Christus nachzuahmen und aufgrund seiner Nähe zu dem christlichen Gott erfolgreich Kriege zu führen und Frieden zu stiften. Der Übergang vom Residenzkaisertum zum Palastkaisertum seit dem ausgehenden vierten Jahrhundert bedingte, dass zumindest im Osten des Reiches der Kaiser nicht mehr als βασιλεὺς πολεμικός auf dem Schlachtfeld triumphieren konnte, sondern das Imperium aus dem Inneren des Palastes regierte und von dort aus den Frieden sichern musste. Die klare Scheidung der „Räume des politischen und militärischen Handelns“79 entlasteten indes den Druck auf den Kaiser nicht: Er musste sich als orthodoxer Herrscher in der Nachfolge Christi bewähren und durch seine öffentlich inszenierte Frömmigkeit und Demut profilieren – und darauf vertrauen, dass seine Heere militärische Siege erfochten und in der Heimat Frieden herrschte. Denn „wer siegte und besiegt wurde, stand im Belieben Gottes“.80 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80
Vgl. Meier 2003, 140–148; Meier 2007. Leppin 2003, 153–167. Vgl. Holum 1982; Busch 2015. Meier 2017, 529–538. Const. Porph. caerem. 1,92; vgl. dazu Meier 2009, 76 f. Vgl. Isele 2007 und Leppin 2013. Vgl. Röm. 13,1. Vgl. etwa Affeldt 1969, 53–95. Vgl. Athan. c. gent. 42. Maier 2019, 11. Schreiner 2000, 55.
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5. DER FRIEDE ALLER DINGE LIEGT IN DER RUHE DER ORDNUNG: AUGUSTINS ORDNUNGS- UND FRIEDENSKONZEPT Ordnung verweist zunächst auf den institutionellen Charakter der Monarchie, lateinisch gesprochen auf das Amt, die potestas des Herrschers. Der WEBERsche Herrschaftsbegriff wiederum fokussiert auf die gesellschaftliche Ordnung, die durch Akzeptanz begründet ist. Doch wie wird der Ordnungsbegriff in den tempora Christiana verwandt? Und welche Verbindung hat er mit Friedenskonzepten? Beginnen wir mit der Ordnung: Über christliche Ordnungskonzepte zu sprechen, heißt, über Cicero zu sprechen. Cicero definierte in Anschluss an stoische Vorstellungen in De officiis „ordo“ als compositio rerum aptis et accomodatis locis, also als „Anordnung von Dingen an passenden und ihnen zukommenden Stellen“.81 Die Definition verweist auf ein normatives Ordnungskonzept, das vielschichtig anwendbar ist – in der Rhetorik ebenso wie in der Jurisprudenz, in der Gesellschaft ebenso wie in der Politik. Die berühmte Definition von ordo, die Augustinus in seinem „Gottesstaat“ gab, schließt an Cicero an: ordo est parium dispariumque sua cuique tribuens loca dispositio – „ordo ist die Verteilung gleicher und ungleicher Dinge, die einem jeden seinen ihm gebührenden Ort zuweist.“82 Wie für Cicero ist auch für Augustinus ordo „ein Schlüsselbegriff seiner Weltsicht“, der „jetzt aber vom gänzlich personal verstandenen christlichen Gottesbild her begründet und gedeutet“ wird.83 Der durch Gottes Wirken auf Erden geschaffene ordo manifestiert sich auch darin, dass jedes Geschöpf a summa usque ad infimam, von der höchsten bis zur untersten, gradibus iustis, eine gerechte Stufenfolge durchläuft,84 den Einzelnen aber auch befähigt, durch sittliches Verhalten zu Gott geführt zu werden.85 Diese Ordnung schließt auch das Böse auf Erden ein, das weder auf Gott zurückgeht noch von ihm gewollt wird und die von Gott gesetzte Ordnung auch nicht zu stören vermag.86 Der ordo-Begriff, den Augustin verwendet, impliziert eine Stratifikation der Gesellschaft, da es die von ihm postulierte Über- und Unterordnung nicht nur im Jenseits, sondern auch im Diesseits gibt. Die kosmische Seinsordnung hat folglich ihre innerweltliche Entsprechung, wie die Existenz unterschiedlicher ordines im kirchlichen wie im weltlichen Kontext ebenso bestätigt wie die regia potestas, die Augustinus auch als ordo bezeichnet.87
81 82 83 84 85
Cic. off. 1,40,142. Aug. civ. 19,13. Meinhardt 1984, 1253. Aug. lib. arb. 3,9,24. Aug. ord. 1,27: ordo est, quem si tenuerimus in vita, perducet ad deum, et quem nisi tenuerimus in vita, non perveniemus ad deum. 86 Vgl. Aug. Conf. 7,9,13–15; ord. 1,6,18. 87 Vgl. Aug. bon. coniug. 16.
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Doch wie verhält sich Ordnung zum Frieden? Auch darauf gab Augustinus in seinem „Gottesstaat“ eine Antwort, die frühere Positionen revidierte88 und eine zumindest für die westliche Tradition grundlegende Neubewertung des Verhältnisses von Frieden und Ordnung unternahm.89 Der Bischof von Hippo verabschiedete sich von dem eusebianischen Fortschrittsoptimismus. Das Ende des Imperium Romanum bedeutete nicht das Ende der christlichen Kirche. An die Stelle der providentiellen Interpretation der Koinzidenz der pax Augusta und der incarnatio Christi setzte Augustinus nach dem Fall Roms 410 n. Chr. in apologetischer Absicht die Disjunktion von christlicher Universalität und Imperium Romanum: Das Reich Gottes konnte nicht in der Geschichte verwirklicht werden.90 Vor dem Hintergrund des kollabierenden Imperiums begründete Augustin die irdische Herrschaft als notwendig Größe für die Ordnung des menschlichen Zusammenlebens und für die Bewahrung des Friedens in der civitas terrena. Diese ist im Vergleich zur civitas dei schon allein deswegen notwendigerweise unvollkommen, weil die libido dominandi der Herrschenden den friedlosen Zustand bedingt, mithin für Kriege gegen äußere Feinde und socialia et civilia bella im Inneren verantwortlich ist.91 Folglich besteht im irdischen Staat immer nur ein relativer Friede, die pax terrena. Dennoch sind die Herrscher verpflichtet, diese zu bewahren, und dürfen zu diesem Zwecke auch Kriege führen – allerdings besser mit dem Wort als mit dem Schwert. Augustins Ideal lautet hier, den Frieden nicht durch Krieg, sondern durch Frieden (pacem pace non bello) zu erreichen und zu erhalten.92 Es ist allein die Ungerechtigkeit der gegnerischen Seite, die gerechte Kriege notwendig macht, die aber Folge der Erbsünde sind und daher nicht als solche gut sein können und auf bestehendes Unrecht reagieren.93 So heißt es denn auch in einem Brief an den späteren comes Africae Bonifatius aus dem Jahr 418: Der Wille muss den Frieden im Auge haben, der Krieg darf nur eine Folge der Notwendigkeit sein. Dann wird Gott uns von der Not befreien und uns im Frieden bewahren. Denn man sucht nicht den Frieden, damit Krieg entstehe, sondern man führt Krieg, damit der Friede erreicht wird.94
88 Vgl. hier insbesondere seinen Kommentar zur Bergpredigt und der Seligpreisung der Friedfertigen (pacifici), Aug. serm. dom. mont. 1,2,9 und 1,4,12, sowie seine Distanzierung zu dem Kommentar in Retract. 1,19. 89 Die Literatur zu diesem Thema, das zugleich Augustins Verhältnis zum Imperium Romanum und zur Geschichte betrifft, ist kaum mehr zu überschauen. Ich verweise hier nur auf Budzik 1988; Fuchs 21965; Fuhrer 2011; Geerlings 1997; Geerlings 2010a; Höffe 1997; Maier 1965; Kamlah 21951; McLynn 1999; Markus 1988; Müller 1993; Marrou 1978; Szidat 2010c; Thraede 1977; Wachtel 1960; Weissenberg 2005. 90 Vgl. Aug. civ. 19,17. 91 Aug. civ. 14,28; 19,7. 92 Aug. ep. 229: sed maioris est gloriae ipsa bella verbo occidere quam homines ferro; et acquirere vel obtinere pacem pace non bello. 93 Aug. civ. 19,7. 94 Aug. ep. 189,6: pacem habere debet voluntas, bellum necessitas, ut liberet Deus a necessitate, et conservet in pace. non enim pax quaeritur, ut bellum excitetur, sed bellum geritur, ut pax acquiratur. Übersetzung nach Geerlings 1997, 218.
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Krieg ist die Wiederherstellung der natürlichen Ordnung, die auf Frieden beruht, der wiederum Voraussetzung für concordia und unitas ist.95 Auch wenn der Frieden aller Dinge in der Ruhe der Ordnung (pax omnium rerum tranquillitas ordinis) besteht und folglich nicht von dieser Welt ist, so verweist die pax terrena auf die universale pax caelestis.96 Die Stiftung und Bewahrung des Friedens ist Teil der politischen und sozialen Ordnung, denn „der Friede ist ein solch großes Gut, dass man auch im Bereich der irdischen und vergänglichen Dinge nichts lieber hört, nichts sehnlicher begehrt und endlich nichts Besseres gefunden werden kann.“97 Augustinus spricht in diesem Zusammenhang von einer ordinata imperandi oboediendique concordia, einer geordneten Eintracht im Befehlen und Gehorchen sowohl innerhalb der Familie als auch innerhalb des Staates.98 Gewalt und Krieg stören folglich den weltlichen ordo, den zu garantieren in der domus Aufgabe des pater familias, in der civitas der Kaiser ist. Augustinus sah keine Alternative zu einem monarchisch verfassten Reich; denn nur dieses garantierte den Frieden. Die Institution der Monarchie verwies aber auf die Person des Monarchen, der in Krieg und Frieden von Gottes Gnade abhing. 6. KAISER UND KONZIL: DAS SCHEITERN DER BEMÜHUNGEN UM INNEREN FRIEDEN Für Augustinus hatten die Herrscher trotz des Gebots der Friedensstiftung durchaus die Pflicht, sich für die Verteidigung der recta fides einzusetzen; dazu gehörte die Unterdrückung von Häresien und die Zerstörung heidnischer Kulte.99 So begrüßte er im Donatistenstreit ausdrücklich die kaiserlichen Maßnahmen gegen die vermeintlichen Schismatiker und zugunsten der katholischen Kirche.100 Vorbild für den Krieg gegen Abtrünnige war Konstantins Vorgehen gegen die Donatisten; die kaiserlichen Gesetze dienten der Wiederherstellung der kirchlichen Einheit.101 non est fortior miles quam imperator: Es gibt keinen tapfereren Soldaten als den Kaiser – im Kampf gegen den Unglauben, stellte der Kirchenvater fest.102 Doch die besondere Nähe des Kaisers zum christlichen Gott hatte weitreichende Folgen, weil sie implizierte, dass er angesichts der „Vielfalt der Christentümer“ eine eindeutige Position beziehen und diese durchsetzen musste. Denn im Zuge der staatlichen Privilegierung des Christentums und seiner Institutionen gewannen innerkirchliche Konflikte durch neue Dynamiken an Bedeutung und 95 Vgl. Aug. civ. 19,11 f. sowie c. Faust. 22,74–79. 96 Aug. c. Faust. 19,17. 97 Aug. c. Faust. 19,11: tantum est enim pacis bonum, ut etiam in rebus terrenis atque mortalibus nihil gratius soleat audiri, nihil desiderabilius concupisci, nihil postremo possit melius inveniri. Siehe zur Wertschätzung des Friedens den Beitrag von Andreas Hartmann. 98 Aug. c. Faust. 19,16. 99 Vgl. Aug. civ. 5,24; 5,26 und ep. 204,4. 100 Vgl. Geerlings 2010b, 263. 101 Vgl. z.B. Aug. Ep. 87,7; 93,16 f.; 97,2. 102 Aug. En. Ps. 21,2,4.
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Reichweite. Hintergrund der theologischen Konflikte war die Tolerierung des Christentums zu Beginn des 4. Jh.s, durch die die Kirchen zu einem politisch relevanten Faktor mit zunehmendem Einfluss auf die Gesellschaft wurden. Gleichzeitig kam es in der Folge zu internen Auseinandersetzungen, welche wiederum den innerchristlichen Pluralismus intensivierten und die daraus entstehenden Konflikte verschärften. Aus Sicht der Kaiser wurde die bestehende innerchristliche Vielfalt in dem Moment problematisch, als die Religionsgemeinschaft gleichzeitig die staatliche Einheit konstituieren und garantieren sollte. Zentrale Orte der Manifestation des theologischen Dissenses waren die christlichen Konzilien der Spätantike. Das ursprünglich für die innerkirchliche Verständigung entwickelte Instrument der Konzilien wurde nun zu einem politischen Instrument der Streitbewältigung mit dem Ziel, innerkirchlichen Frieden in ‚der‘ Kirche oder genauer: in den Kirchen herbeizuführen. Auf Konzilien wurden Fragen der theologischen Lehre und der institutionellen Organisation des Christentums thematisiert und zwischen orthodoxen und heterodoxen Positionen unterschieden. Konzilien waren folglich problemorientierte Institutionen der Konfliktbewältigung, in denen theologischer Dissens durch die Integration und die Konfrontation von Parteien in einem kontrollierten und regulierten Rahmen identifiziert, inszeniert und dokumentiert werden sollte.103 Aber die Konzilien des 4. und 5. Jh.s n. Chr. schufen immer neue Konkurrenzund Konfliktkonstellationen, die die Parteien nicht erfolgreich integrierten, sondern zu Spaltung, Radikalisierung und gewalttätigen Auseinandersetzungen führten. Die Paradoxie konziliarer Prozesse lag darin, dass auf der einen Seite kirchlicher Frieden und Eindeutigkeit („Orthodoxie“) hergestellt werden sollte, dies auf der anderen Seite notwendigerweise zur Identifikation devianter Positionen und Gruppen („Häretiker“) führte, welche die postulierte Eindeutigkeit umgehend in Frage stellten. Mit TOBIAS WERRON gesprochen, der GEORG SIMMELs Soziologie des Streites104 fortentwickelt hat, lösten die Konzilien das „Versprechen zur Überwindung der Gewaltaffinität von Konflikten“ nicht ein.105 Sie waren daher keine erfolgreichen Instrumente der Friedensstiftung, wie der Donatistenstreit in Nordafrika ebenso wie die sieben Ökumenischen Konzilien von Nicaea (325 und 787), Konstantinopel (380, 553 und 680), Ephesus (431), Chalcedon (451) bestätigen. Damit auf Konzilien die Positionen aller Gruppen theologisch hätten produktiv miteinander konkurrieren können, hätte es eines neutralen Dritten bedurft. Aber ebendiese Rolle konnte der Kaiser nicht einnehmen, weil er jeweils Teil einer Konfliktpartei wurde. In der Folge erließen die Herrscher in innerkirchlichen Auseinandersetzungen Versammlungsverbote, konfiszierten Immobilien, verbannten Bischöfe und Kleriker und verordneten Bücherverbrennungen. Gewalthandlungen106 103 Vgl. hierzu beispielhaft Marti 2022 sowie allgemein Rebenich 2017. 104 Simmel 1995; Simmel 1992. Vgl. darüber hinaus Müller/Reitz 2018, darin bes. Lessenich 2018 und Werron 2018. 105 Werron 2010, 303; vgl. auch Werron 2011. 106 Das Thema ist inzwischen auch für den spätantiken Kontext intensiv erforscht, vgl. etwa Drake 2006; Gaddis 2005; Geljon/Roukema 2014; Hahn 2004; Hahn 2011; Kötter 2013; McLynn 1992 (= McLynn 2009, Chapter II); Shaw 2011; Watts 2010.
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waren das Ergebnis einer kaiserlichen Interventionspolitik, genauer: der „Verbindung von Herrschaft und Bekenntnis“ und der sukzessiven „imperialen Normierung des christlichen Glaubens in der Spätantike“.107 Der Kaiser agierte zunehmend aktiver und machte seit dem ausgehenden 4. Jh. n. Chr. inhaltliche Vorgaben, um schließlich (seit dem Henotikon Kaiser Zenons aus dem Jahr 482 n. Chr.) das eigene Bekenntnis absolut zu setzen. Auf den Konzilien agierte Markian als ἱερεύς, Priester, und Theodosius II. als ἀρχιερεύς, Oberpriester.108 Der Repräsentant gratialer Herrschaft hatte weder subjektiv noch objektiv eine Alternative: Als im dogmatischen Sinne rechtgläubiger Kaiser musste er sich zur Sicherung der monarchischen Herrschaft anschicken, mit all seinen Möglichkeiten die Vielfalt der Christentümer zu liquidieren, die theologisch wünschenswert und vielleicht auch notwendig gewesen wäre. Ein konstruktives Zusammenspiel der widerstreitenden Akteure mit dem Kaiser und untereinander wurde verunmöglicht, und damit rückte der innerkirchliche und der innenpolitische Frieden in weite Ferne. 7. THEOLOGISCHER PLURALISMUS, FRIEDLOSIGKEIT DER WELT UND DIE GRENZEN MONARCHISCHER HERRSCHAFT Was Christentum ist, wurde und wird stets neu verhandelt.109 Erst der christliche Diskurs über die eigene Lehre konstruierte das wohlfeile Modell von der Priorität der Orthodoxie und deren nachträglicher Depravation durch die Häresie. Ein anachronistischer Orthodoxiebegriff war ein theologisch probates und rhetorisch wirksames Instrument, um bestimmte exegetische, dogmatische, sozialethische oder kirchenpolitische Optionen in den Auseinandersetzungen um die recta fides zu legitimieren – oder zu delegitimieren.110 Die Ursache für die Adaptabilität des frühen Christentums in sozialer, kultureller, theologischer und weltanschaulicher Hinsicht waren spezifische Formen des Konfliktaustrags über unterschiedliche Richtungen, Positionen, Denk- und Lebensformen, die zur Pluralisierung der christlichen Lehre und des christlichen Lebens beitrugen. Der Pluralismus des Christentums, oder anders: die Vielfalt der Christentümer konnte erst dann radikal in Frage gestellt und drastisch vermindert werden, als dank der weltlichen Machtmittel, vor allem der sukzessiven kaiserlichen Politisierung und Personalisierung des innerkirchlichen Dissenses die direkten Konflikte eskalierten.111 Die spätere Entwicklung ist folglich dadurch gekennzeichnet, dass die Offenheit der christlichen Gesellschaft für konstruktive Konkurrenz und damit für die Neu- oder Re-interpretation von theologischen Positionen abnahm. Zugleich mussten die Herrscher im Westen wie im Osten
107 108 109 110 111
Kinzig 2016. ACO II 1,2, ed. E. Schwartz, p. 157,29 und ACO II 1,1, ed. E. Schwartz, p. 138,28. Vgl. Leppin 2012, 276. Vgl. v.a. Bauer 1963; Le Boulluec 1985 sowie Brox 1986. Vgl. hierzu Diefenbach 2012.
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des Imperium Romanum sich nicht mehr nur äußerer und innerer Feinde erwehren, sondern auch Frieden innerhalb der Kirche zu stiften versuchen.112 Der christliche Kaiser als Repräsentant eines gratialen Kaisertums hatte – mit Augustin gesprochen: in der civitas terrena – ein Bekenntnis durchzusetzen; deshalb scheiterten alle Maßnahmen, durch imperiale Intervention längerfristig die innerchristliche Situation zu befrieden. Ohne an dieser Stelle die alte These vom politischen Sündenfall der Konstantinischen Wende wiederbeleben zu wollen, kann doch festgehalten werden, dass die bekenntnisorientierte Politik des Kaisers die produktive Konkurrenz vielfältiger Christentümer um das Verständnis des christlichen Glaubens begrenzte – und die Friedlosigkeit in der Kirche fortschrieb. Auf der Grundlage dieser Erkenntnis können wir die Frage stellen, ob die Repräsentation des Kaisers als Friedensstifter in den tempora Christiana die weltliche Herrschaft stabilisierte und zur Akzeptanzgewinnung des Kaisers beitrug. Gewiss, Konstantins Alleinherrschaft markierte in der christlichen Tradition nicht allein den Sieg des Christentums, sondern ging mit der Errichtung eines Friedens über die Ökumene einher, wie im Anschluss an Eusebios spätere Autoren wie Theophanes noch herausstellten.113 Aber die Situation an den Grenzen änderte sich rasch. Der militär- und außenpolitische Erfolg des Kriegsherrn war nun gefragt – und sein Sieg war ein Zeichen, dass der Herrscher vom christlichen Gott auserwählt war. Blieb der Erfolg auf dem Schlachtfeld aus, war dies auch ein iudicium dei.114 Denn den christlichen Kaisern wurden nicht mehr wie den hellenistischen Königen und römischen Principes aufgrund besonderer Leistungen und großer Siege göttliches Charisma zugebilligt, sondern sie leiten aus ihrer besonderen Nahbeziehung zu Gott ihre herausragende Stellung ab.115 Und wie sah es im Inneren des Reiches aus? Dort waren nicht nur allfällige Usurpationen eine Herausforderung.116 Die Spannungen zwischen der politischen und religiösen Stellung des Herrschers, die nicht überwunden werden konnten,117 beschädigten wie Niederlagen auf dem Schlachtfeld den Kaiser als die politische Zentralfigur monarchischer Herrschaft. Da es nämlich nach dem Eingreifen des Kaisers in die dynamischen Diskussionen um die recta fides nicht nur Gewinner, sprich Rechtgläubige, gab, sondern immer auch Verlierer, sprich Häretiker, war der jeweilige Herrscher grundsätzlich der Kritik ausgesetzt. Nichts etablierte sich nach der Konstantinischen Wende rascher in der christlichen Kirche als die Polemik gegen den vermeintlich häretischen Kaiser.118 Auch wenn die monarchische Ordnung nicht in Frage gestellt wurde, so trafen die Angriffe sehr wohl den Kaiser als Person, 112 So betont Gregor von Nazianz ausdrücklich (or. 6,12), dass die συμφονία in theologischen Fragen zur ὁμόνοια unter den Gläubigen führe, während διαφωνία notwendigerweise διάστασις zur Folge habe. 113 Theoph. Chron. p. 16,21 f. de Boor: εἰρήνη βαθεῖα καὶ γαλήνη κατέσχε τὴν οἰκουμένην. Schon Eus. Dem. Ev. 3,8,14 hatte von der βαθυτάτη εἰρήνη gesprochen. 114 Vgl. Scheibelreiter 1999, 333–337. 115 Vgl. dazu Diefenbach 1996; Martin 1984. 116 Vgl. dazu Szidat 2010a. 117 Vgl. Leppin 2017. 118 Vgl. Girardet 1977 (= Girardet 2009, 295–333).
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der nun nicht nur als Kriegsherr auf dem Schlachtfeld, sondern auch als Friedensbringer in der Kirche scheitern konnte. Denn der häretische Kaiser vermochte aus der Sicht der jeweiligen Orthodoxie keinen ‚katholischen‘, d. h. allgemein verbindlichen Frieden zu stiften. Die Versuche der christlichen Kaiser, die kirchlichen Konflikte zu begrenzen, stellten folglich für ihre Herrschaft keine geringere Herausforderung dar, als die Aufgabe, die äußeren Grenzen gegen fremde Völker zu verteidigen. LITERATURVERZEICHNIS Affeldt, W., 1969, Die weltliche Gewalt in der Paulus-Exegese. Röm. 13,1–7 in den Römerbriefkommentaren der lateinischen Kirche bis zum Ende des 13. Jahrhunderts, Göttingen. Bauer, W., ²1963, Rechtgläubigkeit und Ketzerei im ältesten Christentum, Tübingen. Becker, A., 2022, Dieu, le souverain et la cour. Stratégies et rituels de légitimation du pouvoir impérial et royal dans l’Antiquité tardive et au haut Moyen Âge, Bordeaux. Bellen, H., 1994, Imperator Christianissimus. Zur Christianisierung der römischen Kaiserideologie von Constantin bis zu Theodosius, in: Günther, R./Rebenich, S. (Hrsg.), E fontibus haurire. Beiträge zur römischen Geschichte und zu ihren Hilfswissenschaften, Paderborn u.a., 3–19. Berlinger, L., 1935, Beiträge zur inoffiziellen Titulatur der römischen Kaiser. Eine Untersuchung ihres ideengeschichtlichen Gehaltes und ihrer Entwicklung, Diss. Breslau. Bönisch-Meyer, S., 2021, Dialogangebote. Die Anrede des Kaisers jenseits der offiziellen Titulatur, Leiden/Boston. Brox, N., 1986, Art. „Häresie“, in: RAC 13, 248–297. Budzik, S., 1988, Doctor pacis. Theologie des Friedens bei Augustinus, Innsbruck/Wien. Busch, A., 2015, Die Frauen der theodosianischen Dynastie. Macht und Repräsentation kaiserlicher Frauen im 5. Jahrhundert, Stuttgart. Diefenbach, S., 1996, Frömmigkeit und Kaiserakzeptanz im frühen Byzanz, in: Saeculum 47, 35– 66. Diefenbach, S., 2002, Zwischen Liturgie und civilitas. Konstantinopel im 5. Jahrhundert und die Etablierung eines städtischen Kaisertums, in: Warland, R. (Hrsg.), Bildlichkeit und Bildort von Liturgie, Wiesbaden, 21–49. Diefenbach, S., 2012, Constantius II. und die „Reichskirche“ – ein Beitrag zum Verhältnis von kaiserlicher Kirchenpolitik und politischer Integration im 4. Jh., in: Millennium-Jahrbuch 9, 59– 122. Drake, H. A. (Hrsg.), 2006, Violence in Late Antiquity. Perceptions and Practices, Aldershot. Egger, H., 1939, Kaiser und Kirche in der Geschichtstheologie Eusebs von Caesarea, in: Zeitschrift für neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 38, 97–115. Ehling, K., 2018, s.v. Procopius (Gegenkaiser), in RAC 28, 186–198. Flaig, E., 22019, Den Kaiser herausfordern. Die Usurpation im Römischen Reich, Frankfurt a. M. Fuchs, H., ²1965, Augustinus und der antike Friedensgedanke. Untersuchungen zum neunzehnten Buch der Civitas Dei, Berlin. Fuhrer, T., 2011, Krieg und (Un-)Gerechtigkeit. Augustin zu Ursache und Sinn von Kriegen, in: Formisano, M./Böhme, H. (Hrsg.), War in Words. Transformations of War from Antiquity to Clausewitz, Berlin/New York, 23–36. Gaddis, M., 2005, There Is No Crime for Those Who Have Christ. Religious Violence in the Christian Roman Empire, Berkeley. Geerlings, W., 1997, De civitate dei XIX als Buch der Augustinischen Friedenslehre, in: Horn, C. (Hrsg.), Augustinus, De civitate die, Berlin, 211–234.
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PROF. DR. STEFAN REBENICH Universität Bern, Professur für Alte Geschichte und Rezeptionsgeschichte der Antike, Länggassstraße 49, CH-3012 Bern, [email protected]
„DAS WORT ANSTELLE DER WAFFEN“ Die Auseinandersetzung um den besten Kaiser in der Panegyrik des 4. Jahrhunderts n. Chr. Felix K. Maier Zu Beginn des erhaltenden Teils seiner Res Gestae beschreibt der spätantike Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus ausführlich einen Feldzug des Kaisers Constantius II. gegen die Alamannen im Jahr 354. Auffallend ist an Ammians Berichterstattung, dass die gesamte Expedition eigentlich – nach traditionellen Maßstäben – wenig Berichtenswertes bot, weil es kurz vor dem entscheidenden Aufeinandertreffen der Hauptkontingente zu einem Friedensschluss kam. Ammian geht in seiner Erzählung jedoch nicht sofort zu den nächsten Ereignissen weiter, sondern fügt eine längere Rede des Kaisers an seine Truppen ein. In dieser rechtfertigt die literarische Figur des Constantius fast schon flehentlich vor den Soldaten ihre Entscheidung, den Feldzug nicht militärisch, sondern diplomatisch beendet zu haben [Q18-01]. Ein wesentlicher Grund für die augenfällige Ausgestaltung dieser Episode liegt meiner Meinung nach darin, dass Ammian auf ein symptomatisches Dilemma aufmerksam machen wollte; denn zu der Zeit, als Ammian seine Res Gestae schrieb – um 390 n. Chr. – fand gerade eine der wichtigsten Transformationen des römischen Kaisertums statt: der Wechsel vom Feld- bzw. Residenzkaisertum des 3. und 4. Jhs. zum Palastkaisertum unter Theodosius d. Gr.1 Die Abkehr vom Residenz- und Feldkaisertum des 3. und beginnenden 4. Jhs. und der Wechsel zum Palastkaisertum waren vor dem Hintergrund bestimmter außenpolitischer wie innenpolitischer Entwicklungen, wie gleich noch ausgeführt wird, eine gleichzeitig risikomindernde wie riskante Maßnahme: Einerseits befreiten sie den Kaiser in einer außenpolitisch immer prekärer werdenden Konstellation von der Notwendigkeit, sich dem Bewertungskriterium der kriegerischen Fähigkeit auszusetzen, und sie entschärfte somit heikle Gefahrensituationen wie 363 oder 378, als Julian beziehungsweise Valens während einer Schlacht starben und das Reich in eine problematische Lage stürzten. Andererseits brach sie mit einem inzwischen etablierten Ideal, da die Erwartungshaltung an den Kaiser als erfolgreichen Kriegshelden immer noch sehr präsent war.2 Gerade in politischen Debatten 1
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Bis zur Regierungszeit von Kaiser Herakleios (610–641) zogen die römischen Kaiser seit Theodosius – von wenigen Ausnahmen wie Majorian oder Maurikios abgesehen – nicht mehr persönlich in den Krieg, als Überblick geeignet: Elton 2018, Lee 2007. Maier 2019b, 1–14; Hebblewhite 2017; Campbell 1984.
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konnte dieser Umstand als polemische Kritik eingesetzt werden, um die Position eines ,zu weichen‘ und ,unrömischen‘ Kaisers anzugreifen. Einen instruktiven Einblick in die dabei verwendeten Argumentationen vermag ein Pamphlet zu geben, das der griechische Schriftsteller und spätere Bischof von Ptolemais Synesios gegen den Nachfolger und Sohn des Theodosius im Osten des Reiches, Arcadius, verfasst hatte [Q18-02]. Meiner Meinung nach rekurrierte Ammian in der oben erwähnten Passage auf jenes strukturelle Dilemma, dessen Auswirkung auch in zahlreichen zeitgenössischen Debatte Niederschlag fand; denn der Übergang zum Palastkaisertum war in keiner Weise ein Selbstläufer und es bedurfte verschiedener Anstrengungen und subtiler Strategien auf unterschiedlichen Kanälen, um bei den wichtigsten Akzeptanzgruppen der römischen Kaiserherrschaft – den militärischen und sozialen Eliten – ein Umdenken hinsichtlich der etablierten Bewertungsmaßstäbe einzuleiten.3 In meinem Beitrag, der sich mit der Panegyrik als einem jener Kanäle beschäftigen soll, wird diese Umbruchszeit im Mittelpunkt stehen; denn sie erlaubt angesichts der für die Zeit nach Constantin d. Gr. sehr günstigen Überlieferungslage instruktive Einblicke in die jeweiligen Aushandlungsprozesse zwischen dem Kaiser, den hohen Militärs sowie den sozialen Eliten und veranschaulicht symptomatisch, welche Herausforderung es darstellte, alternative Legitimitätsbeweise abseits des Ideals des im Kriege erfolgreichen Kaisers zu entwickeln. Anders gesagt: Wie gelang es dem spätantiken Kaiser, sich als ,wahrer‘ Kaiser zu stilisieren, wenn der Friede nicht mit Krieg und vor allem nicht mit persönlicher Teilnahme am Krieg ermöglicht worden war? Und welche inhaltlichen Umdeutungen traditioneller Erwartungshaltungen an einen Kaiser waren nötig, um den βασιλεὺς εἰρηνοφύλαξ zu legitimieren? 1. HISTORISCHER KONTEXT Obwohl sich der Tagungsband aufgrund seines methodischen und inhaltlichen Konzepts vor allem auf die Inszenierung von Krieg und Frieden, auf normative Diskurse und auf Argumentationsweisen konzentriert, müssen einige Bemerkungen zur innen- und außenpolitischen Situation vorausgeschickt werden. Erst vor diesem Hintergrund wird sichtbar, wie der konkrete Handlungsspielraum der Kaiser dimensioniert war und welche Argumentation man bemühen musste, um bestimmte Friedenslösungen auch als tragfähigeres Vorgehen darzustellen. Das oben erwähnte Ideal des Kaisers als eines erfolgreichen, auch an der Front selbst aktiven Feldherrn leitete sich aus einer in der Römischen Republik prominenten Legitimation ab.4 Während aber im 1. Jh. und im 2. Jh. diese Erwartungshaltung noch gewissen Schwankungen unterlag – man denke an die völlig 3
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Zu den Akzeptanzgruppen des Militärs, der sozialen Eliten, der Geistlichkeit und des Volkes siehe Pfeilschifter 2013, 411–510, zur gesamten Entwicklung des Wechsels zum Palastkaisertum Maier 2019b. Rich 1993, für die frühe Kaiserzeit Campbell 1984.
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unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen der Kaiser Trajan, Hadrian oder Antoninus Pius –, verstärkte sich diese Erwartungshaltung seit der Mitte des 2., vor allem aber dann im 3. Jh., aus einer externen wie internen Entwicklung heraus.5 An den Grenzen des Reiches formierten sich neue Großgruppen mächtiger und bestens ausgerüsteter Gegner wie der Perser oder der Goten. Diese Entwicklung veränderte wiederum Auswahlkriterien und Aktionsradien der Kaiser: Da oftmals parallel einsetzende Invasionen und Gefahrenherde die unmittelbare Präsenz des Kaisers in den jeweiligen Bedrohungsregionen notwendig machten, regierten die Kaiser seit der zweiten Hälfte des 2. Jhs. vornehmlich nicht mehr von Rom aus, sondern leiteten die Feldzüge als Oberbefehlshaber direkt an den Brandherden der Grenzverteidigung.6 Im dritten Jh. waren Kaiser wie Claudius Gothicus, Aurelianus und Probus, die ursprünglich aus dem Balkan stammten, Repräsentanten der sogenannten ,Soldatenkaiser‘, die sich nicht mehr aus der Senatorenschicht rekrutierten, sondern zumeist aus bescheideneren Verhältnissen kamen und die Karriereleiter im Heer bis an die Spitze der römischen Armee emporstiegen, dadurch in den Ritterstand gelangten und schließlich aufgrund ihrer militärischen Erfahrung zum Kaiser wurden; sie verlegten ihren eigenen Betätigungsbereich an die Grenzen des imperium Romanum, wo sie militärische Operationen an der Front persönlich leiteten.7 Das vormals hauptstädtische Kaisertum des 1. und beginnenden 2. Jhs. war in ein Feldkaisertum übergegangen.8 Diese beiden Entwicklungen – die militärische Ausbildung der Kaiser sowie ihre nun fast permanente Präsenz bei Feldzügen – zementierten die Vorstellung vom Kaiser als Kriegsherr und verknüpften die Ausübung kaiserlicher Tätigkeit immer stärker mit Motiven und Semantiken eines Feldherrn.9 Das bedeutete nicht, dass diplomatisch errungene Siege oder Aktivitäten des Kaisers abseits des Schlachtfeldes gänzlich aus der kaiserlichen Selbstdarstellung verschwanden. Jedoch fanden der Krieg und vor allem die militärische Bezwingung der Gegner des Reiches einen stark akzentuierten Niederschlag auf verschiedenen Medien, welche 5
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Hebblewhite 2017; Mattern 1999; Lee 2007; Ferris 2000. Schmitt 1997; Malone 2009 führt dies sehr anschaulich anhand der Motivik auf der römischen Münzprägung vom 1. bis ins 4. Jh. vor, zur Monumentalarchitektur grundlegend Mayer 2002. In der Zeit von 193–235 (42 Jahre) verbrachten die Kaiser ungefähr die Hälfte ihrer Regierungszeit in Rom (22 Jahre), während in dem Zeitraum von 235–337 (102 Jahre) nur noch ein gutes Drittel der Zeit in der Hauptstadt residiert wurde (38 Jahre), Lee 2007, 25. Traditionelle Distinktionsmerkmale wie dynastische Verbindungen, aristokratische Herkunft oder politische Erfahrung im Senat traten immer mehr in den Hintergrund, Hebblewhite 2017, 1; Le Bohec 2014, 231–245; Johne/Hartmann/Gerhardt 2011, 1027. Symptomatisch ist die Aussage Aurelius Victors (Caes. 39,26), der aus der Retrospektive über die sogenannten Soldatenkaiser formulierte: „Sie eigneten sich, mit Bildung zwar wenig, mit den Drangsalen der Landwirtschaft und des Kriegsdienstes aber hinlänglich vertraut, vorzüglich für die Staatsverwaltung“ (qui, quamquam humanitatis parum, ruris tamen ac militiae miseriis imbuti satis optimi rei publicae fuere). Zum gesamten Prozess vgl. Maier 2019b, 15–24; Hebblewhite 2017, 1–20; Manders 2012, 69; Sommer 2009, 251; Lee 2007; Mattern 1999, 211; Wendt 2009; Schmitt 1997, 35. Wichtige Ausnahmen wie Hadrian seien hier als Bestätigung der Regel angesehen. McEvoy 2010; Whittaker 2004; Williams/Friell 1994, 72–76.
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die Selbstrepräsentation des Kaisers widerspiegelten. Gerade die numismatischen Quellen verzeichnen für das 2. und 3. Jh. einen signifikanten Anstieg von textlichen und motivischen Anspielungen auf den ,Kaiser im Krieg‘, vor allem im Verhältnis zu Motiven, welche seine ,zivilen‘ Tätigkeiten hervorhoben.10 Im Hinblick auf andere Medien findet sich ein ähnlicher Befund. In der monumentalen Ikonographie wurde beispielsweise das Bild des Kaisers als embedded warrior immer häufiger betont, also eines Kaisers, der wie schon Caesar mit seinen Soldaten marschiert, kämpft, Gefahren besteht und die Gegner des Reiches durch einen Krieg in die Schranken weist, entwickelte sich immer mehr zur Versinnbildlichung kaiserlicher Legitimation.11 Diese Stilisierung des Kaisers zum erfolgreichen Kriegsherrn stand jedoch bereits im 3. Jh., besonders aber auch im 4. Jh. in einem verzerrten Verhältnis zur Realität: Die zentrifugalen Tendenzen des 3. Jhs., die sich beispielsweise in den zahlreichen Usurpationen konkretisierten, und welche durch die Tetrarchie Diokletians mitunter befördert, durch die Herrschaft Konstantins d. Gr. nur zeitweilig überdeckt wurden, führten für Rom zu einem strategischen Truppenmangel. Es waren zwar weiterhin große Heere mobilisierbar, wie beispielsweise die Schlacht bei Mursa 351 zeigt, aber es galt nun noch mehr als früher, die Truppen sparsam einzusetzen, weil man sich in dem permanenten Risikozustand befand, bestimmte Grenzregionen des römischen Reiches für einen zu langen Zeitraum zu entblößen und feindlichen Invasionen preiszugeben.12 Der kaiserliche Handlungsspielraum, triumphale Feldzüge zu führen, war damit eingeschränkt. An offensive Militäraktionen wie im 1. Jh., bei denen das Reich territorial erweitert werden und der Kaiser sich als ,Mehrer des Reiches‘ (propagator imperii) hätte inszenieren können, war angesichts der Vielzahl an externen wie auch internen Bedrohungslagen kaum zu denken – oder sie führten zu Katastrophen wie beim Perserfeldzug Julians 363.13 Aus diesem Grund waren andere Wege effektiver und wirkungsvoller: diplomatische Verhandlungen, Tributzahlungen oder strategische Rückzüge. Eine solche Vorgehensweise stand jedoch wiederum im Kontrast zur Erwartungshaltung des im Feld siegenden Kaisers.14 Diese Konstellation mündete in ein Spannungsverhältnis, das ich in einem anderen Zusammenhang einmal als ‚imperator-Dilemma‘ bezeichnete:15 Sofern ein Kaiser bestrebt war, sein Prestige mit militärischen Operationen gegen römische Feinde aufzuwerten, ging er ein hohes Risiko ein, weil kriegerische Feldzüge bei 10 Manders 2012; Hekster 2007. 11 Der Friede wird dabei vor allem mit einer zuvor erfolgten kriegerischen Erzwingung dieses Zustandes konnotiert, vgl. beispielsweise den Galeriusbogen in Thessaloniki, aber auch schon zuvor die Traians- oder Marcussäule, dazu Mayer 2002. Schulz 2013, 336–339, hat in Bezug auf beide Monumente die These aufgestellt: Je größer die Gefahren für Rom wurden und je weniger die römischen Kaiser diese Invasionen erfolgreich zurückschlagen konnten, desto höher ist der Grad kaiserlicher Brutalität in der Ikonographie 12 Elton 1996, 265–268. 13 Lee 2007, 23; Le Bohec 2017, 503–531. 14 Elton 2018, 86–119, Lee 2007, 120. 15 Maier 2019b.
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einem Scheitern die Sicherheit anderer Reichsteile signifikant gefährden konnten. Versuchte ein Kaiser hingegen, durch eine nicht-militärische Realpolitik, welche friedliche Lösungen bevorzugte, ans Ziel zu gelangen, riskierte er damit, dass andere Potentaten im Reich dies ausschlachteten, das ,unrömische‘ Vorgehen im außenpolitischen Bereich zur Diskreditierung des Kaisers nutzten oder als Vorwand für eine Usurpation instrumentalisierten.16 Wie aber konnte dieses Dilemma gelöst werden? Gerade bei den Nachfolgern Konstantins d. Gr. lässt sich beobachten, wie sie auf unterschiedliche Weise dem imperator-Dilemma zu entgehen versuchten, indem sie entweder friedliche Lösungen als angemessene und adäquate Vorgehensweise zu etablieren oder durch eine Inszenierung der eigenen kriegerischen Leistungen – selbst wenn es diese kaum gab – die traditionellen Beurteilungskategorien zu erfüllen versuchten. Erst bei Theodosius aber wird der Bruch endgültig vollzogen – durch die Verlegung der kaiserlichen Macht in den Palast. Angesichts der Probleme seiner Vorgänger dürfte Theodosius realisiert haben, dass er langfristig das imperator-Dilemma angesichts der oben skizzierten Konstellation nicht würde lösen können und immer wieder mit prekären Situationen konfrontiert werden würde. Er brauchte einen archimedischen Punkt, der außerhalb des traditionellen kaiserlichen Legitimationssystems stand und mit dem er seine Herrschaft auf andere Weise als durch die persönliche Teilnahme am Krieg rechtfertigen konnte. Diesen fand Theodosius im Palast. Die damit verbundene neue räumliche Verortung kaiserlicher Gewalt entkoppelte die militärische Betätigung vom kaiserlichen Tätigkeitsspektrum und emanzipierte Theodosius᾽ Legitimation von der Bewertungskategorie als erfolgreicher Feldherr. Jedoch war – wie bereits angedeutet – dieser Rückzug in den Palast eine teilweise risikomindernde, gleichzeitig aber auch riskante Entscheidung: Konservative Kreise unter den Eliten, die sich immer noch an dem Ideal des Kaisers als ,kriegerischer Herrscher‘ (βασιλεὺς πολεμικός, siehe [Q18-02]) orientierten, stieß diese Entscheidung vor den Kopf.17 Und wenn jenen Akzeptanzgruppen die reduzierte Betätigung von Theodosius im Feld grundsätzlich egal war, konnte dies jedoch als politisches Argument gegen den Kaiser verwendet werden. Theodosius war sich dieser Konsequenzen sicherlich bewusst. Da er aber dieses Risiko einging, zeigt, dass er die Kritik am Palastkaisertum und die daraus resultierenden Gefahren als weniger kritisch einstufte als dem Erfüllungsdruck ausgeliefert zu sein, sich unter schwierigen politisch-militärischen Voraussetzungen als ein erfolgreicher βασιλεὺς πολεμικός beweisen zu müssen.18
16 Z. B. Julian gegen Constantius II. (ep. ad Athen. 279d–280c) oder einige Jahre zuvor der Usurpator Magnentius gegen Constantius II., RIC 8,158 (Aquileia), 8,149 (Arelate), 8,115 (Lugdunum), 8,209 (Roma), vgl. Maier 2019b, 186–206 und 148–155; Tougher 2012; Seiler 1997. 17 Pfeilschifter 2013, 452–473; Maier 2021. 18 Es stellt sich die Frage, inwiefern potentielle Invasionen von Goten oder Persern dieses Konzept in Frage gestellt hätten. Manche Anzeichen deuten jedoch darauf hin, dass Theodosius in diesem Fall sich ebenfalls einer persönlichen Beteiligung enthalten hätte, siehe Maier 2021, 309.
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2. PANEGYRISCHE ARGUMENTATIONEN Wie wurde aber nun in der Panegyrik, der sich dieser Aufsatz widmet, die Diskussion um den ,richtigen‘ Kaiser verhandelt? Und inwiefern lässt sich aus den panegyrischen Quellen die zeitgenössische Debatte ablesen, die oben skizziert wurde? Der Wechsel vom Residenz- bzw. Feldkaisertum zum Palastkaisertum war ein längerfristiger Prozess, bei dem sich verschiedene Entwicklungsstufen erkennen lassen. Ich beginne bei Constantius II. An dessen Hof griff der Lobredner Themistios in zahlreichen Reden den Aspekt des friedvollen Kaisers auf, welcher nicht immer und überall ein „Kriegskönig“ (βασιλεὺς πολεμικός) sein müsse, und versuchte, eine neue Akzentuierung in der kaiserlichen Leistungsbemessung gegenüber den Senatoren und den Offizieren im Militär zu etablieren.19 Symptomatisch ist vor allem seine zweite Rede, gehalten 355 vor dem Senat in Constantinopel [Q18-03], in der er eine dezidierte Umcodierung konventioneller Erwartungshaltungen anstrebt und mit mehreren Beispielen traditionelle Leistungsbemessungen unterminiert:20 So verweist er darauf, dass nicht Berge an getöteten Gegnern gut für das Reich seien, sondern ein ziviles Umgehen mit dem Feind. Ebenso betont er, dass Constantius – selbst wenn er nicht kämpfe – viel für das Reicht tun könne. Und zum Schluss bringt Themistios sein Werben für unkriegerisches Handeln auf eine einprägsame Formel und den Slogan: „Vieles vermag das Wort (λόγος), so viel wie das Wort der Feinde“.21 Das Bild, das Themistios von Constantius entwarf, konnte aber auch gegen den Kaiser verwendet werden. Julian, ein Verwandter von Constantius und seit 355 auch Mitregent, wurde von seinen Soldaten im Februar 360 zum Gegenkaiser erhoben. Während des direkten Konfliktes mit Constantius inszenierte sich Julian als Gegenbild zu Constantius II., indem er sich als wahren Kaiser nach traditionellem Profil inszenierte und auf seine Auffassung vom Kaiser als ,Kriegsherr‘, als βασιλεὺς πολεμικός, verwies.22 Der Redner Libanios, eine der schillerndsten Personen jener Zeit und enger Vertrauter von Julian, brachte den Unterschied zwischen Julian und Constantius II. pointiert auf den Punkt, indem er in einer Grabesrede auf Julian formulierte: Julian habe Waffen, nicht Worte sprechen lassen [Q18-04].23 Das imperator-Dilemma blieb auch nach dem Tod Julians, der bei seinem Perserfeldzug, auf dem er wohl seine Kriegsfähigkeit unter Beweis stellen wollte, ums Leben kam, und seines nur kurz regierenden Nachfolgers Jovian überaus virulent: Nach seiner Erhebung zum Kaiser 364 und vor allem nach der wohl eigenmächtigen 19 Vanderspoel 1995, Heather/Moncur 2001. 20 Maier 2019b, 130–134. 21 Obwohl diese Texte von vielen Gemeinplätzen durchdrungen sind und überaus vorsichtig ausgewertet werden müssen, finden sich deutliche Rekurse auf tagesaktuelle Diskussionen und damit Einblicke in verschiedene politische Aushandlungsprozesse, dazu Wiemer 1995. 22 In einem Pamphlet gegen Constantius II., einem öffentlichen Brief Julians an die Bürger von Athen, betont Julian beispielsweise, dass er und nicht sein Verwandter die wahren Ideale des alten Kaisertums verkörpere, vgl. Julian, ad Ath. 280. 23 Interessant ist dabei, dass diese Formulierung wohl auf den oben angesprochenen ,Slogan‘ von Themistios rekurriert und jenen zu einer ,richtigen‘ Vorgehensweise umdeutet.
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Ernennung seines Bruders Valens – gegen eine nicht unwesentliche Opposition im Heer – zum Mitkaiser schien auch Valentinian den Drang zu verspüren, sich vor den militärischen Eliten beweisen zu müssen. Drei Jahre lang versuchte Valentinian mit Invasionen ins Gebiet der Alamannen und Franken auf traditionelle Art einen Sieg im Krieg zu erringen. Die Feinde liefen ihm aber buchstäblich davon und verlegten sich auf einen Guerilla-Krieg. Valentinian entschloss sich deshalb zu einem Paradigmenwechsel und führte kaum mehr militärische Operationen ins feindliche Land durch, sondern verstärkte stattdessen die Defensive an Rhein und Donau.24 Welche Irritationen er damit bei bestimmten Akzeptanzgruppen provozierte, erkennt man daran, dass sich Ammian [Q18-05] in seinem Nekrolog auf den Kaiser bemüßigt fühlte, die wohl für viele paradoxe Haltung zu rechtfertigen. Das passive Abwehren (regendis barbaris) galt Ammian dabei als effektivere Methode als das erfolglose Nachjagen (pellendis). Welch vielfacher Überzeugungsarbeit dieser Strategiewechsel Valentinians aber gerade auch bei den sozialen Eliten bedurfte, wird an Symmachus’ zweiter Rede, gehalten am 1. Januar 370, deutlich, die kurz nach diesen Maßnahmen wohl in Trier vorgetragen wurde [Q18-06].25 Symmachus betont hier, dass es „keinen Spaß mehr“ mache, die Barbaren zu erschlagen: lieber solle man diesen entspannt aus der Ferne bei ihrem Treiben zuschauen. Eine höchst bemerkenswerte Kehrtwende, nachdem Symmachus in seiner ersten Rede, welche wohl 368 oder 369 gehalten wurde, noch die aktive Verdrängung der Barbaren als ein wesentliches Merkmal der Regierung von Valentinian hervorgehoben hatte.26 Bei Valens, dem jüngeren Bruder Valentinians, der als Herrscher über den östlichen Teil des Reiches fungierte, lassen sich ähnliche Argumentationsmuster in der Panegyrik erkennen. Als Valens keinen durschlagenden Erfolg mit seinen Kampagnen gegen die Goten zu Beginn seiner Regierung verbuchen konnte, versuchte Themistios, mit einer neuen Konzeption die traditionelle Erwartungshaltung an einen Kaiser zu verändern. Seine Rhetorik kulminiert in der Feststellung, es sei ehrenvoller, den Sieg hintanzusetzen, als zu siegen [Q18-07]. Unter Theodosius fährt Themistios mit seinem Kurs fort, die Erwartungshaltung an den Kaiser umzulenken und die Semantik kaiserlicher Legitimation neu zu deuten. In dieser Rede, gehalten im Januar 381,27 geht Themistios zunächst auf die wahre Betätigung des Kaisers ein – das Reich zusammen zu halten und nicht erfolgreich Kriege zu führen [Q18-08]. Ebenso definierte Themistios beispielsweise die Gesetzgebung und nicht das militärische Engagement als den ureigensten Tätigkeitsbereich der Kaiser und verwies konsequenterweise darauf, dass „alle Beinamen [wie] Retter, Stadtbeschützer, Gastfreund, Empfänger der Schutzflehenden … erhabenere Bezeichnungen als Germanicus oder Sarmaticus“ seien. Damit nahm Themistios direkten Bezug auf die bereits oben erwähnte Maßnahme, dass Theodosius sich nicht mit traditionellen, auf militärische Siege verweisenden Beinamen 24 25 26 27
Drinkwater 2007, 267 f.; Lorenz 1997. Lorenz 1997, 118–122; Matthews 1975, 32–34; Pabst 1989, 15. Maier 2019b, 289–294. Heather/Moncur 2001, 230; Vanderspoel 1995, 199 f.
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schmückte. Gleichzeitig verdeutlicht diese Rechtfertigungsargumentation des Themistios aber auch, dass die Entscheidung des Kaisers eine umstrittene Handlung war, die einer Rechtfertigung bedurfte. All diese gedanklichen Verhandlungen um das ,richtige‘ Ideal eines Kaisers spielten sich dabei nicht in einem Parallelraum ab, der nichts mit der Wirklichkeit zu tun hatte. Themistios, Libanios, Symmachus und ihre Kollegen nahmen auf zeitgenössische Debatten Bezug, welche die Transformation zum Palastkaisertum begleiteten. Dies kann man illustrativ an einigen ausgewählten nicht-panegyrischen Quellen nachverfolgen, auf die nur kurz eingegangen werden soll: Während beispielsweise die Vorgänger von Theodosius auf den Münzprägungen oft dezidierte Darstellungen ihrer militärischen Tätigkeit abbilden ließen, die den Kaiser als kämpfenden Sieger über fremde Völker und Helden in der Schlacht abbildeten, verzichtete Theodosius im Zusammenhang mit Kriegen gegen auswärtige Gegner zumeist auf eine illustrative Darstellung der eigenen physischen Teilnahme am Kampf. Stattdessen betonte der Kaiser auf hohen Nominalen, also Gold- und Silbermünzen, die sich vor allem an die militärischen und administrativen Eliten des Reiches wandten, die ,zivilen‘ Tätigkeiten seiner Regierung in vagen und abstrakten Herrschaftsdarstellungen.28 In der Monumentalarchitektur zeigt sich ein ganz ähnlicher Befund. Theodosius war sieghaft, ohne dass er in die Schlacht zog, ohne dass er seine Gegner – zumindest in der Ikonographie – eigenhändig niederstreckte.29 Auch von einer anderen Tradition, welche die kriegerische Tätigkeit des Kaisers direkt mit seinem Machtanspruch verknüpfte, setzte sich Theodosius ganz ab: Auf Inschriften führte er keine Siegerbeinamen in seiner Titulatur mehr und verzichtete damit auf die traditionelle Betonung der eigenen Leistungen als Feldherr, also auf Titel wie Gothicus oder Sarmaticus – ganz entsprechend zur oben genannten Rede des Themistios. Theodosius demonstrierte damit, dass er seine Legitimation nicht mehr an militärische Erfolge band.30
28 Siehe beispielsweise RIC 9,34 (Mediolanum) nach dem Sieg im Bürgerkrieg gegen Eugenius, oder RIC 9,52.53, (Thessalonica), RIC 9,34a (Thessalonica), dazu Maier 2019b, 423–435; Ernesti 1998, 111. Interessant ist, dass Theodosius auf niedrigeren Nominalen, also Münzen, mit denen man in eine direkte Kommunikation mit den unteren sozialen Schichten trat, die eigene aktive Feldherrntätigkeit zumindest manchmal noch betonte. Gegenüber dieser Akzeptanzgruppe wollte sich Theodosius noch bisweilen als militärischer Kaiser präsentieren, Olbrich 2011. 29 Mayer 2002, 115–127. 30 Die unmittelbar zuvor regierenden Kaiser Constantius II., Valentinian und Valens führten noch fünf beziehungsweise vier Zusätze, die dem Leser einer Inschrift die militärische Sieghaftigkeit vor Augen führen sollten, in ihrem Titel, so Kneissl 1969, 241. Auch wenn Nixon/Rodgers 1994, 454, darauf verweisen, dass Theodosius „little to advertise“ hatte, bedeutet das nicht, dass Theodosius aus diesem Grund auf Siegesbeinamen verzichtete. Zum einen hätte er sich aufgrund der Ereignisse von 381, als er persönlich die Aufgebote der Hunnen, Skiren und Karpodaker zurückwerfen konnte (Leppin 2003, 47), durchaus einen Siegerbeinamen zulegen können, zum anderen war es auch schon unter seinen Vorgängern üblich, dass man sich Siegerbeinamen auch bei weniger erfolgreichen militärischen Kampagnen zulegte.
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Unabhängig von diesen Programmatiken und Botschaften, die im Umfeld des Hofes entstanden und die das Tätigkeitsfeld des Kaisers in neue Kontexte rückten, leisteten auch andere Entwicklungen unvorhergesehene Schützenhilfe für Theodosius.31 In demselben zeitlichen Rahmen formulierte der Mailänder Bischof Ambrosius das christliche Ideal der victoria incruenta: Die damit verbundene Vorstellung ging davon aus, dass ein guter Kaiser vor allem durch seine Treue und seinen Glauben zu Gott (fides) den Sieg seiner Truppen sicherstelle, nicht durch seine persönliche Teilnahme an der Schlacht. Daraus leitete sich ab, dass Theodosius, in der christlichen Deutung, nicht durch seinen Oberbefehl vor Ort, sondern vielmehr durch sein Beten – wo auch immer er mit Gott in Kontakt trat – den Erfolg seiner Truppen am besten unterstützte. Und da Theodosius dies auch im Palast erfüllen konnte, bot die victoria incruenta die Möglichkeit, die aktive kriegerische Betätigung des Kaisers gegenüber der christlichen Akzeptanzgruppe als nicht mehr notwendig erscheinen zu lassen.32 3. EREIGNISOFFENE ENTWICKLUNG Durch eine geschickte Inszenierung, nicht nur auf der panegyrischen Ebene, sondern auch auf anderen Kanälen der Selbstrepräsentation, gelang es Theodosius, das Palastkaisertum zu etablieren und den internen Widerstand, der sich gegen die Transformation der kaiserlichen Macht gewehrt oder diesen als Vorwurf gegen Theodosius instrumentalisiert hatte, in Schach zu halten. Die zwei Usurpationen des Magnus Maximus und des Eugenius, die beide wohl nicht durch das neue Palastkaisertum motiviert waren, konnten erfolgreich niedergeschlagen werden. Gleichzeitig waren diese zwei Ereignisse auch die wichtigsten Ausnahmen von Theodosius᾽ permanentem Aufenthalt im Palast, die dadurch begründet waren, dass es sich hierbei um Angriffe handelte, die auf die individuelle Person des Kaisers und dessen Absetzung abzielten und damit in Kontrast zu den Invasionen fremder Ethnien standen, welche einen allgemeinen Angriff auf Rom darstellten.33 Man sollte jedoch aus der Rückschau den gesamten Weg hin zum Palastkaisertum nicht als einen direkten, teleologischen Prozess begreifen. In manchen Quellen wird deutlich, dass sich Theodosius und auch seine direkten Nachfolger durchaus auch andere Entwicklungsmöglichkeiten vorstellen konnten oder diese zumindest 31 Daran wird deutlich, dass der Umzug in den Palast und vor allem die Etablierung dieses Umzuges auch von anderen, eher ,zufälligen‘ und nicht immer geplanten Faktoren abhing. 32 Zum Konzept der victoria incruenta Zecchini 1984. Ambros. obit. Theod. 7,2–7, 8,1, 10,1–12, dazu Maier 2019b, 386–394. Gleichwohl bedeutete diese Vorstellung nicht, dass keine Kriege mehr geführt werden sollten; Ambrosius und andere Bischöfe forderten vom Kaiser weiterhin ein unnachgiebiges Verfolgen aller Gegner der Christen. Jedoch ersetzte die höhere Gewalt des Betens die der eigenen Teilnahme in der Schlacht, Ambros. fid. 2,16, off. 1,36. Auch ist nicht davon auszugehen, dass Ambrosius die Vorstellung der victoria incruenta eigens für den Kaiser entwickelte. Es ging Ambrosius um das Primat der göttlichen Hilfe, wodurch er aber – eher unfreiwillig – auch Theodosius bei seinem Palastkaisertum Schützenhilfe bot. 33 Zu Theodosius᾽ Itinerarium Pfeilschifter 2013, 43; Seeck 1919.
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nicht gänzlich beiseite wischen wollte. Beispielsweise diskreditiert Themistios in seiner 16. Rede [Q18-09] wiederum traditionelle Bewertungsmaßstäbe, gleichzeitig bezeichnet er jedoch Theodosius, als dieser den hohen Militär Fl. Saturninus zu Verhandlungen mit den Goten vorschickt, als „Achill“. Mit dieser Konzession an das Konzept des Kaisers als βασιλεὺς πολεμικός im Wartestand scheint Themistios sich vorsichtig gegen Kontingenzen abzusichern, falls die Transformation zum Palastkaisertum wieder rückgängig gemacht werden muss. Nach Theodosius᾽ Tod entstand zwar keine prekäre Vakanz, weil der Kaiser schon früh die Nachfolge seiner beiden Söhne Honorius und Arcadius vorbereitet und in die Wege geleitet hatte.34 Gleichzeitig wird eine gewisse Ereignisoffenheit der Geschichte erkennbar, wenn man auf die panegyrische Literatur der nach-theodosianischen Zeit schaut, die eine mögliche Rückkehr zum Feldkaisertum durchaus thematisierte [Q18-10]. Dabei handelte es sich wohl um eine Reaktion auf eine immer noch weit verbreitete Skepsis, welche Kindkaiser als problematische Regierungskonstellation betrachtete. Obwohl oder gerade weil nämlich die Institutionalisierung mächtiger Berater und Heerführer – Stilicho im Westen und Eutropius im Osten – das Risiko der beiden Kindkaiser neutralisieren sollte, verschärfte sich die Kritik sowohl am Konzept des Palastkaisertums als auch am jungen Alter der principes clausi.35 Die Panegyrik reagierte auf diese Situation. Die Reden und Texte von Claudius Claudianus lassen eine Rückkehr zum früheren Feldkaisertum und durchaus offen und erlauben damit einen Einblick in die rhetorische Strategie der Machtzentrale des Reiches, in der solche Zukunftsmodelle auch allein deshalb entworfen wurden, um traditionelle Kreise zunächst zu beruhigen. Claudian hätte eigentlich mühelos die Argumente, welche die Panegyriker unter Theodosius verwendet hatten, auch dafür einsetzen können, das Palastkaisertum von Honorius zu rechtfertigen. Er tat es aber nicht und schwenkte stattdessen auf eine ganz andere Linie ein, welche ein riskantes Zukunftsversprechen präsentierte: Honorius werde ein prospektiver, traditioneller Soldatenkaiser sein, sobald er das entsprechende Alter erreicht habe; sein Vater habe ihn bereits für die zahlreichen Schlachten in den kommenden Jahren vorbereitet. Erklären lässt sich diese Neuakzentuierung dadurch, dass Claudian auf diesem Wege eine Konzession an jene Kreise machte, die eine Rückkehr zum Feldkaisertum forderten, und er so den Gegnern des Palastkaisertums den Wind aus den 34 An anderer Stelle habe ich gezeigt, dass das Palastkaisertum unter den beiden Söhne des Theodosius, Honorius und Arcadius, die bei ihrem Herrschaftsantritt zehn beziehungsweise 18 Jahre alt waren, eher die Fortführung eines bereits eingeschlagenen Weges und nicht eine improvisierte, dem Alter der Nachfolger geschuldete Notlösung war, dazu Maier 2021. Vieles deutet darauf hin, dass Theodosius, wenn er nicht schon 395 gestorben wäre, für die Nachfolgeherrschaft seiner beiden Söhne dasselbe Herrschaftsmodell vorgesehen hätte: So verzichtete er unter anderem darauf – im Unterschied beispielsweise zu Valentinian –, seine beiden Söhne frühzeitig beim Heer einzuführen und sie als zukünftige Feldherren zu inszenieren. 35 Neben der bereits erwähnten Schrift des Synesios sei auch noch auf die Tacitus-Vita in der Historia Augusta verwiesen, vermutlich ebenfalls geschrieben um 400, in der explizit davor gewarnt wird, Kindkaiser an die Macht kommen zu lassen, und in der zahlreiche damit verbundene Konsequenzen problematisiert werden, SHA Tac. 6,4–7.
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Segeln nehmen wollte.36 Dem dadurch entstehenden Spannungsverhältnis wurde von Claudian insofern zunächst die Sprengkraft genommen, als ein zukünftiger Feldkaiser in Aussicht gestellt und die theodosianische Idee einer Transformation in ein permanentes Palastkaisertum nicht weiter thematisiert wurde. Das ergebnisoffene Jonglieren mit Erwartungshaltungen führte somit zu einer paradoxen Strategie: Um das Palastkaisertum in der aktuellen Situation zu retten, musste man es in Abrede stellen.37 Honorius und Arcadius blieben zeitlebens im Palast, auch als sie ein Alter erreicht hatten, das sie zu einer aktiven Tätigkeit im Feld qualifiziert hätte. Sie blieben Kaiser, die man nicht mehr in die aktive Kriegsführung involviert waren, weil nun andere, wie Stilicho, Constantius III. oder Eutropius mit der Kriegsführung betraut waren.38 Interessant wäre es zu sehen, welche Argumente Claudian angeführt hätte, wenn es darum gegangen wäre, das weiterhin bestehende Palastkaisertum eines nun erwachsenen Honorius zu legitimieren.39 Wahrscheinlich hätte er sich spätestens zu diesen Zeitpunkt der Argumente seiner Vorgänger bedient. Der Rückzug der Kaiser aus der aktiven militärischen Funktion war jedoch nicht, wie oftmals angenommen wurde, eine rein negative Entwicklung, sondern eine geradezu effektive Weiterentwicklung im Kontext der Zeit.40 Dies wird und wurde häufig übersehen, weil effektives, energisches Vorgehen – wie die folgenden Quellen zeigen – oftmals ausschließlich mit einer kriegerischen Tätigkeit verknüpft wurde. Das Palastkaisertum aber konsolidierte gerade im Osten, aber auch im Westen, die Zentralgewalt, weil der Kaiser nun im Hintergrund bleiben und seine mächtigsten Berater ihren Kampf um eine herausragende Stellung ausfechten lassen konnte, ohne selbst einzugreifen.41 Auf diese Weise wurde das imperator-Dilemma
36 Von einem Fürstenspiegel kann nicht ausgegangen werden. Claudian wollte seinen Kaiser weder ,aufrütteln‘, noch ihn als Sprachrohr des Senats oder ziviler Eliten kritisieren, dazu Müller 2011, 19–31. 37 Maier 2021. Gleichzeitig ist auch anzunehmen, dass man sich in der unsicheren Situation der ersten Jahre der Regentschaft von Honorius auch noch die Option zur Rückkehr zum Feldkaisertum offenhalten wollte. 38 Das bedeutete nicht, dass die Selbstrepräsentation gänzlich auf eine militärische Stilisierung verzichtete, wie man beispielsweise auf dem Elfenbeindiptychon des Honorius aus dem Jahr 406 gut erkennen kann. Gleichwohl wurden diese nun seltener werdenden symbolischen Anknüpfungen an alte Traditionen überlagert von dem Bild eines gegenüber den Vorgängern ,passiveren‘ Kaisers, der von der Öffentlichkeit auch als princeps clausus wahrgenommen wurde, vgl. Pfeilschifter 2013, 96 f. 39 Claudian verstarb nach 404, so dass man keine Texte vorliegen hat, die sich der schwierigen Aufgabe gestellt hätten, den Verbleib im Palast angesichts der vorherigen Versprechungen zu rechtfertigen. 40 McEvoy 2013. 41 Nachvollziehbar wird der Verzicht des Honorius und des Arcadius, der wohl wirklich ein Verzicht war und keine politische Indifferenz, vor dem Hintergrund solcher Ereignisse wie dem Massaker von Ticinum oder der Ermordung von Rufinus, siehe Zos. 5,7,3–6, Philost. 11,3 oder auch Ioann. Chr. Eutr. 4, PG 52,395; vgl. Pfeilschifter 2013, 48 sowie Maier 2021. Die Delegierung militärischer Operationen an einen Heermeister durch den Kaiser eröffnete zudem die Möglichkeit, bei negativen Resultaten die Verantwortlichkeit weiterzuschieben, positive
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gelöst, weil nun die Aufrechterhaltung des Reiches und des Friedens nicht mehr primär mit der Erwartungshaltung an den Kaiser als einen βασιλεὺς πολεμικός verknüpft wurde. QUELLEN 18-01. Ammianus Marcellinus 14,10,10–15 (gekürzt): Nemo, quaeso, miretur, si post exsudatos labores itinerum longos congestosque affatim commeatus fiducia vestri ductante barbaricos pagos adventans velut mutato repente consilio ad placidiora deverti. Pro suo enim loco et animo quisque vestrum reputans id inveniet verum, quod miles ubique licet membris vigentibus firmior se solum vitamque propriam circumspicit et defendit, imperator vero † officiorum dum aequis omnibus alienae custos salutis nihil non ad sui spectare tutelam ratio […] et remedia cuncta, quae status negotiorum admittit, arripere debet alacriter secunda numinis voluntate delata. […] Quam ut cunctator et cautus utiliumque monitor, si vestra voluntas adest, tribui debere censeo multa contemplans, primo ut Martis ambigua declinentur, dein ut auxiliatores pro adversariis asciscamus, quod pollicentur, tum autem ut incruenti mitigemus ferociae flatus perniciosos saepe provinciis, postremo id reputantes, quod non ille hostis vincitur solus, qui cadit in acie pondere armorum oppressus et virium, sed multo tutius etiam tuba tacente sub iugum mittitur voluntarius, qui sentit expertus nec fortitudinem in rebelles nec lenitatem in supplices animos abesse [...] In summa tamquam arbitros vos, quid suadetis, opperior ut princeps tranquillus temperanter adhibere modum allapsa felicitate decernens. Non enim inertiae, sed modestiae humanitatique, mihi credite, hoc, quod recte consultum est assignabitur. Niemand soll sich bitte darüber wundern, wenn ich zwar nach langen, mühseligen Märschen und reichlicher Verproviantierung, geleitet vom Vertrauen auf euch, bis zu den Barbarengauen vorstieß, mich nun aber doch zu milderen Entscheidungen entschlossen habe, so als ob mein Plan über Nacht ein anderer geworden wäre! Denn jeder von euch, sofern er nach seiner Lage und Einstellung nachdenkt, wird es richtig finden, dass der Soldat, mag er sich auch überlegener Körperkräfte erfreuen, überall nur sich und sein eigenes Leben im Auge hat und verteidigt. Ein Feldherr hingegen muss, eingedenk seiner Pflichten und allen gegenüber in gleicher Weise um fremdes Wohl besorgt, daran denken, dass dies alles auch seinem eigenen Schutze dient und seine Aufgabe erheischt, sämtliche Hilfsmittel, welche der Stand der Dinge zulässt und die Gunst der Gottheit darbietet, rasch zu ergreifen. […] Nach meiner Art zurückhaltend und vorsichtig und ein Mahner zum Nützlichen, glaube ich, dass wir ihnen [sc. den Alamannen] diese Bitte – euer Einverständnis vorausgesetzt – gewähren müssen. Mehrere Gesichtspunkte bestimmen mich zu dieser Auffassung (dass ein Frieden besser sei): Erstens soll man zweifelhafte Kriegsentscheidungen vermeiden, sodann wollen wir statt Feinden, wie sie versprechen, Bundesgenossen gewinnen, weiterhin ohne Blutvergießen ihren wilden, unseren Provinzen oftmals so verderblichen Ergebnisse hingegen mit der besonderen Frömmigkeit des Kaisers und seiner Verbindung zu Gott zu verknüpfen.
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Wutausbrüche steuern. Schließlich müssen wir auch erwägen, dass nicht allein der Feind, der durch Waffengewalt und Heeresmacht auf dem Schlachtfeld erliegt, besiegt wird; auch weit sicherer geschieht dies mit dem Gegner, der sich ohne den Klang der Kriegstrompete freiwillig unterwirft. Er weiß ja aus Erfahrung, dass es uns weder an Tapferkeit gegen Unruhstifter noch an Milde gegen demütig Flehende gebricht […] Kurz und gut, ich warte darauf, was ihr als Schiedsrichter mir für einen Rat erteilt, da ich ja als friedliebender Kaiser, zumal im Glück, bescheiden maßhalten will. Glaubt mir, man wird einen solchen richtigen Entschluss nicht als Trägheit, sondern als Mäßigung und Menschenfreundlichkeit auslegen (Ü: V. W. Seyfarth)!
18-02. Synesios, der griechische Philosoph, Dichter und spätere Bischof von Ptolemais, schrieb im Jahre 398 eine Rede (de regno 9–16, gekürzt). In diesem Text, der unter dem Titel De regno bekannt ist, wandte er sich an den oströmischen Kaiser Arcadius. Die Rede wurde mit großer Wahrscheinlichkeit nicht öffentlich vorgetragen, sondern diente als Pamphlet gegen den Eunuchen Eutropius und dessen Umfeld am Hof des Kaisers.42 Man kann den Aussagewert von De regno zu Recht in Frage stellen. Allerdings finden sich ähnliche Ansichten auch in anderen Quellen wie beispielsweise der Historia Augusta, so dass es sich hierbei nicht um einen völlig realitätsfremden Topos oder gar ein literarisches Spiel handelt:43 θέα γὰρ δὴ καὶ τόδε. τεχνίτης ἐστὶν ὁ βασιλεὺς πολέμων, ὥσπερ σκυτοτόμος ὑποδημάτων. ἐκεῖνός τε οὖν γελοῖος, ὅταν ἀγνοῇ τῆς τέχνης τὰ ὄργανα, ὅ τε βασιλεὺς πῶς ἐπι ἀγνοῇ τῆς τέχνης τὰ ὄργανα, ὅ τε βασιλεὺς πῶς ἐπιστήσεται χρῆσθαι στρατιώταις ὀργάνοις, ἂν μὴ γινώσκῃ. […] ἀλλ’ ἀρετῆς γε τὸ βάρβαρον οὐ ξυνίησιν. ἀρξάμενοι γὰρ ἐκεῖθεν τὸ μέχρι τοῦδε καταγελῶσιν ἡμῶν, εἰδότες ὧν τε ἦσαν ἄξιοι παρ’ ἡμῶν καὶ ὧν ἠξιώθησαν· τό τε κλέος τοῦτο γείτοσιν αὐτῶν ἤδη τὴν ἐφ’ ἡμᾶς ὡδοποίησεν. καί τινες ἐκφοιτῶσιν ἱπποτοξόται ξένοι παρὰ τοὺς ῥᾳδίους ἀνθρώπους φιλοφροσύνην αἰτοῦντες παράδειγμα ἐκείνους τοὺς χείρους ποιούμενοι· καὶ προβαίνειν ἔοικε τὸ κακὸν εἰς τὴν καλουμένην ὑπὸ τῶν πολλῶν πειθανάγκην. […] θυμοῦ οὖν ἐπὶ τοὺς ἄνδρας, καὶ ἢ γεωργήσουσιν ἐξ ἐπιτάγματος, ὥσπερ πάλαι Λακεδαιμονίοις Μεσσήνιοι τὰ ὅπλα καταβαλόντες εἰλώτευον, ἢ φεύξονται τὴν αὐτὴν ὁδὸν αὖθις, τοῖς πέραν τοῦ ποταμοῦ διαγγέλλοντες, ὡς οὐκ ἐκεῖνα ἔτι παρὰ Ῥωμαίοις τὰ μείλιχα·ἀλλ’ ἐξηγεῖταί τις αὐτῶν νέος τε καὶ γενναῖος, δεινὸς ἀνήρ, τάχα κεν καὶ ἀναίτιον αἰτιόῳτο. […] Εἶεν· αὕτη μέντοι τροφὴ καὶ παιδεία βασιλέως πολεμικοῦ. τὸν δὲ εἰρηνικὸν ἑξῆς πολυπραγμονῶμεν. […] Εἴη μὲν ὁ πολεμικὸς παντὸς μᾶλλον εἰρηνικός· μόνῳ γὰρ ἔξεστιν εἰρήνην ἄγειν τῷ δυναμένῳ τὸν ἀδικοῦντα κακῶσαι, καὶ φαίην ἂν ἐγὼ βασιλέα τοῦτον πάντα ἐκ πάντων τὰ εἰς εἰρήνην συγκεκροτῆσθαι, ὅστις οὐκ ἐθέλων ἀδικεῖν τοῦ μὴ ἀδικεῖσθαι πεπόρισται δύναμιν·πολεμήσεται γὰρ εἰ μὴ πολεμήσει. Observe this also. The king is a craftsman of wars, just as the cobbler is a craftsman of shoes. The latter is laughable when he does not know the tools of his craft; how then shall the king understand how to use his tools, namely soldiers, when he does not know these tools? […] Unfortunately the barbarian does not understand chivalrous conduct. From the very beginning till now these men have treated us with derision, knowing both what they 42 Cameron/Long 1993, 107–126; Brandt 2003; Schmitt 2001; Petkas 2018. 43 Vgl. SHA Aurel. 43,2; SHA Sev. Alex. 66,3.
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deserved at our hands, and what they were assumed to deserve; and this reputation of ours has encouraged their neighbors to make their way hither. Now hordes of foreign mounted archers keep pouring forth seeking out our easy-going people, begging for their indulgence and pointing out the case of these scoundrels as a precedent for it. […] Wrath, therefore, is called for against these men, and they will either till the soil in obedience to orders, even as the Messenians long ago laid down their arms and served the Lacedaemonians, or they will take the same road to flight again, and announce to those beyond the river that their former gentleness no longer survives among the Romans, for that one young and nobly born is their leader ‚A terrible man, who might blame even the blameless.‘ […] So be it. This assuredly is the nurture and training of a king as warrior; we will next turn our full attention to the king in peace. […] (1100) Now the warlike king may be above all a man of peace, for to him alone who is able to inflict injury upon the evildoer is it given to keep the peace. For my own part I should say that the king has, all in all, gained most applause as a peacemaker who, although desiring injustice to none, is nevertheless provided with the power to escape injury at the hands of others; for if he does not war, he will certainly be warred against (Ü: F. Fitzgerald).
18-03. Themistios (or. 2,22, gekürzt) bringt das Werben für unkriegerisches Handeln auf eine einprägsame Formel und den Slogan: das Wort reiche Constantius, Soldaten brauche er nicht: τιάρα δὲ οὐ ποιεῖ βελτίω οὐδὲ κάνδυς οὐδὲ μανδύας οὐδὲ ἀκινάκης χρυσοῦς οὐδὲ στρεπτοί τε καὶ ψέλια οὐδὲ δορυφόροι καὶ ῥαβδοφόροι καὶ μηλοφόροι καί τις ἀθάνατος ἀριθμὸς ἀποθνῃσκόντων στρατιωτῶν. ταῦτα γὰρ ἅπαντα οἶμαι Καμβύσῃ ὑπῆρχε τῷ μαινομένῳ καὶ Ξέρξῃ τῷ ἀλαζόνι, ὃς οὐδὲ πλεῖν οὐδὲ βαδίζειν ἠνείχετο κατὰ ταὐτὰ τοῖς ἄλλοις ἀνθρώποις, ἀλλὰ μετεποίει καὶ ἐνήλλαττε τὴν πορείαν. τοιγαροῦν ἐδίωκον αὐτὸν φυγάδα ἐκ τῆς Ἑλλάδος ἄνδρες πένητες καὶ αὐτουργοὶ μετὰ φρονήσεως μόνης καὶ δικαιοσύνης, Θεμιστοκλῆς ὁ Νεοκλέους καὶ Ἀριστείδης ὁ Λυσιμάχου. ὃν δὲ φιλοσοφία δορυφορεῖ καὶ τιθηνεῖται, τούτου κρατοῦσιν ἐν μὲν θαλάττῃ πλέουσαι νῆες, ἐν δὲ γῇ πεζεύοντες οἱ στρατιῶται· εἴκει δὲ αὐτῷ καὶ δύσβατα ὄρη ἄνευ διωρυχῆς καὶ λειότερα γίνεται ὑπερβαίνοντι τῶν πεδινῶν τε καὶ χθαμαλῶν. ποταμὸς δὲ οὐκ ἐπιλείπει, ἀλλὰ καὶ πλημμυρῶν ὑπεραγωνίζεται καὶ διαμάχεται ὑπὲρ βασιλέως τῷ Ξέρξου ἐκγόνῳ. ἐξαρκεῖ δὲ αὐτῷ πολλάκις ὁ λόγος ἀντὶ τῶν ὅπλων καὶ τῶν στρατιωτῶν, καὶ οἱ μὲν ὁπλῖται ἑστήκασι κεκλιμένοι ἐπὶ τῶν ἀσπίδων, οἱ δὲ ἱππεῖς ἐγκεχαλινωμένοι τοὺς ἵππους, οἱ δὲ τοξόται τὰ τόξα ἀνέντες, οἱ δὲ σφενδονῖται χαλάσαντες τὰς σφενδόνας, βασιλεὺς δὲ μόνος καὶ ἄοπλος, ἄτερ αἰχμῆς, ἄτερ μαχαίρας, μονομαχεῖ ἐπὶ τοῦ βήματος, καὶ οὐδὲ τὼ χεῖρε προσενεγκὼν ἀφαιρεῖται τὴν ἁλουργίδα καὶ ἰδιώτην ἀποφαίνει τὸν ληρήσαντα τὴν βασιλείαν. . ὡς δή τι σοφὸν ἡ τραγῳδία καὶ φθέγγεται ἐπάξια τῆς Μελπομένης πολλὰ ἐξαιρεῖ λόγος, ἃ καὶ σίδηρος πολεμίων δράσειεν ἄν. (22) Eine Tiara macht nicht edler, noch persische Kleider, ein goldener Säbel, Halsketten, Armbänder, Speer- und Stabträger, Apfelträger oder eine ungeheure Zahl hinsterbender Soldaten. Dies alles, meine ich, war beim wahnsinnigen Kambyses gegeben und beim Prahler Xerxes, der es nicht ertrug, zu segeln oder zu laufen wie die anderen Menschen, sondern die Wegstrecke verändern und anders einrichten musste. Deswegen verfolgten ihn auf der Flucht aus Griechenland arme, von ihrer eigenen Arbeit lebende Menschen, gestützt allein auf ihre Klugheit und Gerechtigkeit: Themistokles, der Sohn des Neokles, und Aristides,
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der Sohn des Lysimachos. Wen aber die Philosophie schützt und aufzieht, bei dem behaupten sich auch die Schiffe, die auf dem Meer segeln, und die Soldaten, die zu Lande marschieren. Unzugängliche Berge weichen vor ihm ohne Durchstich und, wenn er sie überquert, werden sie flacher als weite Ebenen, ein Fluss versiegt nicht, sondern überflutend kämpft er für den Kaiser gegen den Nachkommen des Xerxes. Oft aber genügt ihm das Wort anstelle (51) der Waffen und Soldaten, und während sich die Schwerbewaffneten auf ihre Schilde stützen, die Reiter ihre Pferde gezügelt haben, die Bogenschützen ihre Bogen lösen, die Schleuderer ihre Schleudern lockern, ist der Kaiser allein und ohne Bewaffnung, ohne Speer, ohne Schwert. Er kämpft seinen Einzelkampf auf der Rednerbühne; ohne handgreifliche Gewalt anzuwenden, nimmt er dem den Purpur weg und macht den zum Privatmann, der mit dem Reich seinen Spott getrieben hat. Wie die Tragödie ja etwas Weises ist, sagt sie der Melpomene Würdiges: ,Vieles vermag das Wort (Logos), so viel wie das Schwert der Feinde‘ (Ü: H. Leppin/W. Portmann).
18-04. Libanios’ 18. Rede, der „Epitaphios“, wurde zwar nach dem Tod Julians wahrscheinlich im Sommer 365 verfasst, sie stellt aber sozusagen eine Bilanz der Regierung Julians dar (or. 18,81,166), so dass daraus geschlossen werden kann, dass Libanios auf potentielle Kritik vonseiten der Senatoren oder hohen Militärs Bezug nimmt, die er bei einer letzten Verteidigung Julians als wichtigste Gefahrenquelle geltend machte:44 ὥστ’ εἴ τις οἰκιστὴν καλοίη τῶν πόλεων ἐκείνων τὸν ἄνδρα τοῦτον, οὐκ ἂν ἁμαρτάνοι. τὰς μὲν γὰρ ἤγειρεν οἰχομένας, ταῖς δὲ μικροῦ κεκενωμέναις τοὺςοἰκήτορας ἀπέσωσε καὶ τὸ μηκέτι τὸν ἴσον φοβεῖσθαι φόβον ἀπέδωκεν. οὔκουν οὐδεὶς ἔτι βαρβάρων χειμῶνος ἐπελθόντος ἐπὶ τὰς εἰωθυίας λῃστείας ἐξέπλευσεν, ἀλλ’ οἴκοι μένοντες τὰ αὑτῶν ἤσθιον οὐκ αἰδοῖ συνθηκῶν μᾶλλον ἢ φόβῳ πολέμου, ἐπεὶ καὶ τοῖς οὔπω σπονδῶν τετυχηκόσι τὸ προσδοκώμενον δέος ἡσυχάζειν παρῄνει. […] Καὶ ταυτὶ μὲν ἔγνω περὶ τῆς πρεσβείας ὅπλων, οὐ λόγων δεῖσθαι τὰ πεπραγμένα, τῶν δ’ αὖ στρατιωτῶν… Daher würde man kaum fehlgehen, wenn man den jungen Kaiser Gründer jener Städte nennen würde. Denn er ließ die einen, die zerstört waren, wiederaufbauen, den anderen aber, die fast verlassen waren, gab er die Einwohner zurück und befreite sie für die Zukunft von ihrer Furcht. Als nun der Winter kam, wagte keiner der Barbaren den Fluss zu überqueren um der üblichen Überfälle willen, sondern sie saßen friedlich zu Hause und verzehrten die eigenen Vorräte, nicht so sehr aus Respekt vor den Verträgen als vielmehr aus Angst vor dem Krieg, denn auch jenen, die keinen Vertrag geschlossen hatten, ließ die Erwartung einer Strafe es ratsam erscheinen, friedlich zu bleiben. […] So entschied er also bezüglich der Gesandtschaft, dass die Ereignisse der Vergangenheit Waffen [eigentlich: Soldaten] und nicht Gespräche notwendig machten… (Ü: F. Norman).
18-05. Ammianus Marcellinus 29,4,1: Et haec quidem morum eius et propositi cruenti sunt documenta verissima. Sollertiae vero circa rem publicam usquam digredientis nemo eum vel obtrectator pervicax incusabit, illud
44 Dazu siehe Wiemer 1995, 266.
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contemplans, quod maius pretium operae forsitan regendis verius milite barbaris quam pellendis. […] E speculis, siquis hostium se commovisset, desuper visus obruebatur. Dies sind durchaus wahrhafte Beweise für seinen Charakter und seine blutdürstige Neigung. Dass aber andererseits seine Sorge um den Staat jemals mangelhaft gewesen wäre, wird ihm auch ein hartnäckiger Neider nicht vorwerfen können, besonders wenn er bedenkt, dass es ein wertvollerer Dienst war, die Barbaren durch die Grenzverteidigung in Schranken zu halten als sie zu vertreiben. [...] Wenn sich ein Feind in Bewegung setzte, wurde er von den Wachttürmen aus beobachtet und überwältigt (Ü: V. W. Seyfarth).
18-06. Symmachus, or. 2,4–12 (gekürzt): testis est haec ipsa ripa barbariae, cui altitudo nomen inposuit, imis summa cessisse. ascendentem fugere nuper exercitum, qui occurrere per plana potuerunt. et tu quidem bello vincere maluisses. sed gloriosius factum est, ut ferox natio videret Alamannorum... […] His virtutis excursibus non obreptioni via quaeritur nec repentinae caedi insidiarum. haud placet ferire praeventos. exaturatanimum gloriosum fortunata velocitas. abire cum liberis et, quo magis cognoscerent, bella exigi, patiebaris a barbaris arma transferri. nemo vilibus culmis contecta gurgustia internecivo igne populatus est, nec indormientes lectulis feras matres antelucanus raptor extraxit. vix desudata in diem crapula et refrigeratis cubilibus fugam veniae miscuerunt. ut dammis pernicibus campus aperitur, ut agmina ignava cervorum latibulis emota silvestribus in plana coguntur, ita gratius visum est discurrentem barbarum spectarequam caedere. Triumphi speciem vicit inpunitas. si bene aestimo rigid um nationis ingenium, vitam credit infamem, cui contemptus ignoverit. numquam paeniteat pepercisse metuenti. laus certaminum fortuita est, certa clementiae. qui odium hostile non meruit, par esse desivit. alterum necesse est de miserabili populo suspicemur: si adficitur indulgentia tua, mihi crede, punitus est, si gratulatur, obnoxius est. Dicam, quod nulla monumenta testantur. tibi incola vivit Alamanniae. quos ferro subtrahis, addis imperio. sat est, quod mores gentium parcendo mutasti. quid illis remansit inmune, quorum salus mancipata est beneficiis tuis et terra castellis? Iure interim liberi sunt, sed iam pudore captivi. an ad longinqua diffugient, quos non vexilla tantum tua, verum etiam nova oppida persequuntur? Gerade jenes Ufer des Barbarenlandes, dem seine Höhe den Namen gab, ist Zeuge dafür, dass das Oberste dem Untersten wich. Vor einem emporklimmenden Heer flohen unlängst die, die in der Ebene hatten angreifen können. Auch du hättest freilich lieber in einem Krieg gewonnen. Aber es kam noch ruhmreicher, nämlich dass das wilde Volk der Alamannen sah […] Bei diesen mannhaften Feldzügen wird weder ein Weg für einen Überraschungsangriff noch für ein plötzliches tückisches Gemetzel gesucht. Es macht keinen Spaß, die, denen man zuvorgekommen ist, zu erstechen. Den ehrhungrigen Sinn sättigt vollauf die vom Glück begünstigte Schnelligkeit. Du duldetest, dass sie mitsamt den Kindern weggingen, und, damit sie umso mehr erkannten, dass Kriege bis zum Ende geführt werden, ließest du zu, dass die Barbaren ihre Waffen mitnahmen. Niemand zerstörte die mit schäbigem Rohr gedeckten, ärmlichen Hütten durch alles vernichtendes Feuer, und kein Plünderer zerrte vor Sonnenaufgang die auf ihren Lagern schlafenden Barbarenmütter heraus. Eben war bis in den Tag hinein der heftige Rausch ausgeschwitzt und die Ruhestätten erkaltet, da flohen sie mit unserer Erlaubnis. Wie man den behenden Gemsen einen Weg aufs offene Feld freigibt, wie die feigen Rudel der Hirsche, herausgejagt aus ihren Schlupfwinkeln im
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Wald, in die Ebene getrieben werden, so hielt man es für ein dankbareres Geschäft, den auseinanderstiebenden Barbaren zuzusehen, als sie zu erschlagen. Diese Straffreiheit übertraf das prächtige Schauspiel eines Triumphes: Wenn ich den starren Sinn des Volksstammes richtig einschätze, hält er das Leben für entehrt, das Verachtung ihm beließ. Niemals wird es wohl jemanden reuen, einen, der sich fürchtete, geschont zu haben. Der Ruhm aus Schlachten ist vom Zufall abhängig, gewiss ist der der Milde. Wer nicht den Hass seiner Feinde verdient, hat aufgehört, gleichwertig zu sein. Ein zweites müssen wir notwendigerweise bezüglich dieses beklagenswerten Volkes vermuten: Glaub mir: Wenn du ihm Gnade gewährst, ist es bestraft, wenn es dann dafür dankt, ist es schon untertan. Ich werde berichten, was keine Siegesdenkmäler bezeugen: Für dich lebt der Einwohner Alamanniens. Die du dem Schwert entreißt, fügst du der Herrschaft hinzu. Es genügt, dass du den Charakter der Barbarenvölker durch Schonung gewandelt hast. Was gehört noch denen, deren gesamte Existenz durch deine Wohltaten dein Eigentum wurde, wie ihr Land durch deine Kastelle mit Beschlag belegt ist. Rechtlich sind sie vorderhand frei, gefangen aber schon durch Scham- und Ehrgefühl. Oder werden die sich auf der Flucht in entlegene Gegenden zerstreuen, die nicht nur deine Feldzeichen, sondern auch neue Ortschaften verfolgen (Ü: A. Pabst)?
18-07. Themistios hielt seine 10. Rede im Mai 370 (or. 10,3), nachdem Valens von seinem Gotenfeldzug zurückgekehrt war (367–369):45 Πιστοῦται δὲ καὶ τοῦτο ὁ προλαβὼν χρόνος. Εἴτε γὰρ τὸν Ἀλέξανδρον ἐννοήσεις εἴτε τὸν Σεβαστὸν εἴτε τὸν Μάρκον, δι’ οὐδὲν ἄλλο εὑρήσεις εἰς τοσοῦτον δόξης προεληλυθότας ἢ ὅτι τῶν χλαμύδων οὐκ ἀπεσκήνου πολὺ τὰ τριβώνια, οὐδὲ Παρμενίωνος Ἀριστοτέλης ἀτιμότερος ἦν οὐδὲ Ἄρειος Ἀγρίππου. ὅσοι δὲ ἢ φιλόσοφοι γεγόνασι πλέον ἢ φιλοπόλεμοι, καὶ τὸ δοκοῦν ὑπ’ αὐτῶν ἀξιοῦσθαι σπουδῆς μέρος τῷ παροφθέντι συνηφανίσθη. Οὐ γὰρ οἷόν τε ἢ λόγους ἐνδόξους γενέσθαι μὴ τῶν ἔργων αὐτοὺς βεβαιούντων, ἢ τὰ ἔργα πρὸς τὸν χρόνον διαβῆναι τὸν ἐφεξῆς μὴ λόγου τὴν μνήμην αὐτῶν παραπέμποντος. Οἱ μὲν τοίνυν τῶν ποιητῶν λόγοι καὶ οἱ τῶν ῥητόρων ἴσως μὲν ἄλλο τι χρηστὸν ἔχοιεν ἄν, οὗ δὲ μάλιστα ἐχρῆν πεφροντικέναι, τοῦτο παρορῶσι. Τὸ γὰρ μέγεθος ἐν ταῖς πράξεσιν, οὐ τὴν ἀρετήν, ἐπιζητοῦσι, καὶ διὰ τοῦτο τὰς παρατάξεις καὶ τοὺς πολέμους καὶ τῶν νεκρῶν τὸν ἀριθμὸν διατριβὴν ποιοῦνται τοῖς λόγοις, καὶ τὸ πολὺ τῶν ἐγκωμίων αὐτοῖς οἱ φόνοι καὶ αἱ πορθήσεις· εἰρήνην δὲ ἐν καιρῷ γενομένην καὶ μετὰ τοῦ πρέποντος σχήματος οὐδεὶς πώποτε ὑπέλαβε πολλῶν τροπαίων τιμιωτέραν. Τὸ δὲ οὐχ οὕτως ἔχει, ἀλλὰ τοῦ νικῆσαι πολλάκις τὸ τὴν νίκην ὑπεριδεῖν ἐντιμότερον. Ἐμοὶ δὲ τοῦτο ἔσται κεφάλαιον τοῦ παρόντος λόγου. Οὐ γὰρ οὕτως ἀνήκοός εἰμι Πλάτωνος τοῦ θεσπεσίου ὥστε τὰ αὐτοῦ μὴ μανθάνειν, ὅτι κολοβὸς καὶ βασιλεὺς καὶ νομοθέτης, ὃς πολεμεῖν μὲν ἱκανός, εἰρήνην δ’ ἄγειν οὐχ οἷός τε. Ταύτῃ γάρ, οἶμαι, καὶ Λυκοῦργον εὐθύνει τὸν Σπαρτιάτην, ὡς συστησάμενον πολιτείαν στρατευομένοις μὲν ἐπιτήδειον, καταθεμένοις δὲ τὰ ὅπλα δυσμεταχείριστον. Τοῦτο δέ ἐστι τὸ βέλτιον τοῖν μεροῖν παρεορακότος καὶ οὗ χάριν θάτερον ἀναγκαῖον. Πολέμου γὰρ ἆθλον εἰρήνη, καὶ στρατεύοιντο οἷς ἀνάγκη, οὐχ ἵνα διὰ τέλους στρατεύοιντο, ἀλλ’ ἵνα ἀσφαλῶς ἡσυχάσωσιν. ὅστις οὖν πρὸς μὲν ἀσχολίαν παιδεύειν ἱκανός, σχολὴν δὲ οὐχ οἷός τε διατίθεσθαι, τῆς καλλίονος μοίρας ὀλιγωρεῖ.
45 Lenski 2002, 116–136.
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Das bestätigt die Geschichte. Magst du an Alexander denken oder an Augustus oder an Mark Aurel, du wirst finden, dass sie wegen nichts anderem zu einem solchen Ruhm gelangt sind, als weil die Philosophenmäntel nicht weit von den Kriegsmänteln untergebracht waren. Aristoteles genoss keine geringere Würde als Parmenion und Areios keine geringere als Agrippa. Bei denjenigen, die mehr der Liebe zur Weisheit als der Liebe zum Krieg übermäßig zuneigten, erlosch auch der Bereich, den sie scheinbar pflegten, zusammen mit dem, den sie vernachlässigten. Es ist nämlich nicht möglich, dass Ruhmesreden entstehen, ohne dass ihnen Taten zugrunde liegen, noch ist es möglich, dass Taten den Lauf der Zeiten überstehen, wenn nicht eine Rede die Erinnerung an sie vermittelt. Die Worte der Dichter und der Rhetoren mögen vielleicht etwas anderes Nützliches enthalten, das aber, worüber man am meisten nachdenken muss, übersehen sie. Sie suchen nämlich in den Taten die Dimension, nicht die Tugend. Deswegen machen sie Schlachtordnungen, Kriege und die Anzahl der Toten zum Gegenstand ihrer Reden. Morde und Verwüstungen sind die wichtigsten Themen ihrer Lobeshymnen. Noch keiner aber hat jeden zum richtigen Zeitpunkt in einem angemessenen Rahmen geschlossenen Frieden für rühmlicher gehalten als viele Siegesmale. Aber diese Haltung ist falsch; ehrenvoller ist es oft, den Sieg hintanzusetzen als zu siegen. Für mich wird dies der Hauptpunkt der Rede hier sein. Ich kenne nämlich den göttlichen Platon gut genug, um seine Einsicht zu begreifen, wonach ein König und ein Gesetzgeber sein Amt nicht voll ausfüllt, der zwar Krieg führen kann, aber nicht fähig ist, Frieden zu schließen. Damit kritisiert er, meine ich, auch den Spartaner Lykurg, weil er einen Staat einrichtete, der zu Kriegern passte, wenn sie aber die Waffen abgelegt hatten, schwer zu handhaben war. Das ist typisch für denjenigen, der den besseren von beiden Teilen, dessentwegen es den anderen gibt, übersieht: Frieden ist der Kampfespreis für Krieg, und die mögen in den Krieg ziehen, die dazu gezwungen sind, aber nicht damit sie fortwährend kämpfen, sondern um in Sicherheit ein ruhiges Leben führen zu können. Wer zu Unrast erziehen kann, aber nicht fähig ist, Ruhe zu schaffen, missachtet den schöneren Teil (Ü: H. Leppin/W. Portmann).
18-08. Themistios, or. 15,4: Δοκεῖ δέ μοι καὶ ὁ θεσπέσιος Ὅμηρος εἰ καὶ πρὸς τὸν Ἄρην μᾶλλον ἐπικλινής ἐστιν, ἀλλὰ γινώσκων γε ὥσπερ ἡμεῖς ὅτι μᾶλλον μεταποιητέον τῷ βασιλεῖ ᾗ βασιλεὺς τῆς Θέμιδος ἢ τῆς Ἐνυοῦς. καὶ τοῦτο μὲν αὐτοῦ τὸ ἔργον οἰκεῖον καὶ ἐφ’ ᾧ βασιλεὺς ὀνομάζεται ὑπὸ τῶν ἀνθρώπων, ἐκεῖνο δὲ οὐκ εὐκτόν, ἀλλὰ ἀναγκαῖον· ἐπαινῶν γὰρ τὸν Ἀγαμέμνονά φησιν ὅτι κατ’ ἄμφω εὐδόκιμος, βασιλεύς τ’ ἀγαθὸς κρατερός τ’ αἰχμητής, οὕτω δὴ λέγων, διαιρεῖν ἔοικε τὴν βασιλικὴν τέχνην τῆς πολεμικῆς καὶ μὴ ἐν τῷ ἀγαθῷ βασιλεῖ συλλαμβάνειν καὶ τὸν κρατερὸν αἰχμητήν. τὸ γὰρ ἀμφότερον οὐχ ἥρμοττεν αὐτῷ, εἰ μὴ ὡς ἄλλο καὶ ἄλλο τό τε ἄρχειν εὖ καὶ τὸ διαφέρειν ἐν τῇ ὡς ἄλλο καὶ ἄλλο τό τε ἄρχειν εὖ καὶ τὸ διαφέρειν ἐν τῇ αἰχμῇ. ἀλλ’ οὐ γὰρ θάτερον θατέρῳ, ἀλλ’ ἄρχειν μὲν τῷ βασιλεῖ προσήκει καὶ τῶν ὁπλιτῶν καὶ τῶν ἱππέων καὶ τῶν στρατηγῶν καὶ τῶν ταξιαρχῶν, καὶ αὐτοῦ δέ, ἂν οὕτω τύχῃ, καὶ ὁπλιτεύειν καλῶς καὶ ἱππεύειν καὶ τοξεύειν ἐπίσκοπα καὶ ἀκοντίζειν, ὥσπερ σὺ καὶ ὁ σὸς ἀρχηγέτης ἄμφω μὲν ἱππικωτάτω καὶ εὐστοχωτάτω, Ἄμφω δ’ αἰχμητά· τό γε δὴ καὶ ἴδμεν ἅπαντες. ἀλλὰ ταῦτα σφῷν μὲν ἴσως ἐν περιουσίᾳ. […] τοιγαροῦν ὧν τοῖς ὅπλοις οὐκ ἐκρατήσαμεν, τούτους τῇ σῇ πίστει προσηγαγόμεθα αὐτοκλήτους, καὶ ὥσπερ ἡ μαγνῆτις λίθος ἡσυχῆ ἐφέλκεται τὰ σιδήρια, οὕτω καὶ αὐτὸς ἀκονιτὶ ἐφειλκύσω τὸν Γέτην δυνάστην, καὶ ἥκει σοι ἐθελοντὴς ὁ πάλαι σεμνὸς καὶ ὑψηλογνώμων ἱκέτης εἰς τὴν πόλιν
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τὴν βασιλίδα, οὗ τὸν πατέρα ὁ παμμεγέθης Κωνσταντῖνος εἰκόνι ἀπεμειλίσσετο τῇ νῦν ἔτι ἀνακειμένῃ πρὸς τῷ ὀπισθοδόμῳ τοῦ βουλευτηρίου. οὕτω δόξα ἀγαθὴ βασιλεῖ πολλῶν ἀσπίδων δυνατωτέρα καὶ ὑπάγεται ἐθελουσίους τοὺς τῆς ἀνάγκης καταφρονοῦντας, καὶ οὐχ οὕτω σοφὸν βούλευμα τὰς πολλὰς χεῖρας νικᾷ ὡς εὐσέβεια καὶ φιλανθρωπία οὐ μόνον νικᾷ τὰς πολλὰς χεῖρας, ἀλλὰ καὶ σῴζει. […] καὶ πᾶσαι ἔσονταί σοι ἐκεῖθεν αἱ ἐπωνυμίαι, ὁ σωτήρ, ὁ πολιεύς, ὁ ξένιος, ὁ ἱκέσιος, τοῦ Γερμανικοῦ ὑψηλότερα ὀνόματα καὶ τοῦ Σαρματικοῦ. Mir scheint der göttliche Homer, obwohl er eher zu Ares neigt, gleichwohl wie auch wir zu erkennen, dass der König sich um das bemühen soll, wodurch er eher ein König der Themis als der Enyo ist. Jenes ist das ihm eigentümliche Werk, aufgrund dessen er von den Menschen als König bezeichnet wird, dies aber nicht etwas Erwünschtes, sondern etwas Notwendiges. Homer sagt nämlich, als er Agamemnon lobt, dass er in beiderlei Beziehung ruhmvoll sei, „guter König und kräftiger Lanzenkämpfer“. Indem er sich so äußert, scheint er die königliche von der kriegerischen Kunst zu trennen, und man dürfte (demnach) beim guten König nicht den kräftigen Lanzenkämpfer einrechnen. Das „beides“ nämlich wäre für ihn nicht passend gewesen, wenn nicht die gute Herrschaft das eine und die Stärke im Lanzenkampf das andere wären. Es ist aber nicht so, dass das eine ausschließlich dem einen zukäme. Sondern einerseits kommt es dem König zu, über Hopliten, Reiter, Feldherren und Taxiarchen zu herrschen, andererseits kann es auch seine Aufgabe sein, dass er selbst ein guter Hoplit, Reiter, ein zielsicherer Bogenschütze und ein Speerwerfer sein muss, so wie ihr beide, du und dein Archeget, gute Reiter und Schützen seid:, Beide ja tapfere Streiter, das wissen freilich nun alle.‘ Aber dies habt ihr ja wohl im Überfluss. […] Deswegen haben wir jene, die wir mit den Waffen nicht besiegt haben, allein aufgrund ihres Vertrauens zu dir und ohne Aufforderung auf unsere Seite gebracht. So wie der Magnet geräuschlos Eisen an sich zieht, hast du ohne Mühe den gotischen Machthaber zu dir gezogen, und freiwillig kommt er, der früher hochmütig und stolz war, zu dir als Bittsteller in die kaiserliche Stadt, dessen Vater der große Konstantin mit einer Statue milde gestimmt hat, die heute noch bei dem Opisthodom der Kurie steht. Ein guter Ruf ist also für einen Herrscher wirksamer als viele Schilde und bringt als Freiwillige jene in seine Gewalt, die Zwang verachten, und «Ein kluger Kriegsplan übertrifft die vielen Heerscharen» eben nicht in dem Maße, wie Frömmigkeit und Philanthropia die vielen Heerscharen nicht nur besiegen, sondern auch retten können. […] …alle Beinamen, die von dort stammen, werden dir eignen: Retter, Stadtbeschützer, Gastfreund, Empfänger der Schutzflehenden. All dies sind erhabenere Bezeichnungen als „Germanicus“ oder „Sarmaticus“ (Ü: H. Leppin/W. Portmann).
18-09. Die 16. Rede des Themistios wurde am 1. Januar 383 gehalten. Anwesend waren nicht nur der Kaiser, die neuernannten Konsuln und der Hofstaat, sondern auch der Senat. Der Vortragsort war wohl der Hof (or. 16,13 f):46 ἐθάρρησε πρῶτος εἰς νοῦν ἐμβαλέσθαι μὴ κεῖσθαι Ῥωμαίοις τὴν δύναμιν τανῦν ἐν σιδήρῳ μηδὲ ἐν θώραξι καὶ ἀσπίσι, μηδὲ ἐν σώμασιν ἀναριθμήτοις, ἀλλὰ δεῖν γὰρ ἑτέρας δυνάμεως καὶ παρασκευῆς, ἣ τοῖς κατὰ νοῦν τοῦ θεοῦ βασιλεύουσιν ἐκεῖθεν ἀψοφητὶ παραγίνεται, καὶ πάντα μὲν ἔθνη χειροῦται, πάντα δὲ ἥμερα καθίστησιν ἐξ ἀγρίων, εἴκει δὲ αὐτῇ μόνῃ καὶ ὅπλα καὶ τόξα καὶ ἵπποι καὶ αὐθάδεια Σκυθικὴ καὶ τόλμα Ἀλανῶν καὶ ἀπόνοια 46 Maier 2019b, 365; Heather/Moncur 2001, 255–260; Leppin/Portmann 1998, 265–268.
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Μασσαγετῶν, καὶ ταύτην πάλαι καλῶς ποιοῦντας τοὺς ποιητὰς ἐκ μειρακίων ἡμᾶς διδάσκειν, Σοφὸν γὰρ ἓν βούλευμα τὰς πολλὰς χέρας νικᾷ. καὶ Πολλὰ ἐξαίρει λόγος, ὃ καὶ σίδηρος πολεμίων δράσειεν ἄν. καὶ Μήτει τοι δρυτόμος μέγ’ ἀμείνων ἠὲ βίῃφι. καὶ Πάντα ὁ σοφὸς νοῦς ἐξ ἀμηχάνων ἄγει, καὶ πάντα κηλεῖ, κἂν ἀπώμοτός τις ᾖ. πεποίηται δὲ καὶ Αἰσώπῳ τῷ μυθοποιῷ ἅμιλλά τις Πειθοῦς καὶ Βίας, καὶ ἀνύει τι μᾶλλον ἡ Πειθὼ τῆς Βίας ἐν τῷ μύθῳ, καὶ γυμνοῖ πρόσθεν ὁ ἥλιος τῶν λάβρων πνευμάτων. οὕτως δέ φασι καὶ τοὺς γίγαντας ποιηταὶ ἐν τῇ μάχῃ τῇ πρὸς τοὺς θεοὺς τῷ μὲν Ἄρει μέχρι παντὸς ἀντισχεῖν, ὑπὸ δὲ τοῦ Ἑρμοῦ καὶ τῆς ῥάβδου κατακοιμισθῆναι. Ταύτην εὑρίσκων ὁ σοφώτατος βασιλεὺς μόνην περιλείπεσθαι δύναμιν Ῥωμαίοις ἄτρωτον καὶ ἀνέλεγκτον ὑπὸ τῶν βαρβάρων, καὶ γινώσκων ὅτι ὅσῳπερ ἂν μείζονα ἀδικήσωσι, τοσούτῳ μᾶλλον ἂν ἐγνώκασιν ἑαυτοῖς συνοισόμενον, ἔγνω βελτίονα εἶναι τὴν ἐπὶ τοῖς ἡμαρτημένοις σόμενον, ἔγνω βελτίονα εἶναι τὴν ἐπὶ τοῖς ἡμαρτημένοις συγγνώμην τῆς ἄχρι τῶν ἐσχάτων φιλονεικίας. καὶ ζητῶν ὅστις αὐτῷ πρὸς τὴν νίκην ταύτην διακονήσεται καὶ φρονήσει νικῶν καὶ εὐνοίᾳ, οὐκ ἐδεήθη χρόνου πρὸς εὕρεσιν τοῦ μάλιστα ἐπιτηδείου, ἀλλ’ ὃν ᾔδει πάλαι τῶν στρατηγῶν τὰ αὐτὰ φρονοῦντα αὑτῷ καὶ τὰ αὐτὰ ἐζηλωκότα, προχειρίζεται τοῦτον ἐπὶ τὴν πεῖραν ταύτην ἀμελλητί, καὶ πέμπει καθάπερ Ἀχιλλεὺς τὸν ἑταῖρον ἐπ’ ἀμείνοσιν οἰωνοῖς καὶ ἀγαθῇ μὲν τύχῃ τοῦ στείλαντος, ἀγαθῇ δὲ τύχῃ τῶν ὅλων πραγμάτων, οὐ μιᾶς ἄρτι νεὼς Θετταλικῆς ἐμπιπραμένης σβέσοντα τὴν φλόγα, οὐδὲ ἑνὸς προτειχίσματος ἀπειρηκότος, τοὺς πολεμίους ἐκεῖθεν ἀποσοβήσοντα, ἀλλ’ εἴ τι καὶ περιλιπὲς ἦν καὶ τὰς πρότερον ἐπιδρομὰς ἐπεφεύγει, τούτῳ τοῦ βαρβαρικοῦ νέφους ἐγκατασκήψαντος. πέμπει δὲ ὥσπερ ὁ Πηλέως ἐνσκευάσας τοῖς ὅπλοις τοῖς ἑαυτοῦ τοῖς ἀτεχνῶς οὐρανίοις, ἀνεξικακίᾳ, πρᾳότητι, φιλανθρωπίᾳ. τῷ δὲ ἡρμοσμένα πάντα ἀκριβῶς καὶ οὐ τὸ μέν, τὸ δὲ οὔ, καθάπερ ἡ Πηλιὰς τῷ Μενοιτίου. Als erster wagte er [Theodosius] es, sich klar zu machen, dass die Stärke für die Römer jetzt nicht im Schwert, in Panzern oder Schilden liege oder in zahllosen Körpern, sondern dass jene andere Stärke und Rüstung benötigt werde, die denen, die nach dem Sinn des Gottes herrschen, geräuschlos von selber zuteilwird. Sie überwältigt alle Völker und verwandelt all die wilden in sanfte. Nur ihr unterliegen Waffen, Bogen, Pferde, skythischer Hochmut, alanische Kühnheit und der Wahnsinn der Massageten. Zu Recht ist sie uns von Kindheit an von den Dichtern gelehrt worden: „Ein weiser Plan nämlich besiegt die vielen Heerscharen“ und: „Vieles beseitigt der Verstand / was das Schwert der Feinde bewirken könnte“ und: „Durch Klugheit ist der Holzfäller in der Tat viel besser als durch Stärke“ und: „Der weise Sinn löst alle Probleme/ Und besänftigt alles, auch wenn jemand unter Eid schwört, dass dies nicht möglich ist.“ Auch beim Dichter Aesop findet ein Wettkampf zwischen Peitho und Bia statt; die Peitho erreicht in der Erzählung mehr als Bia, und Helios entkleidet die letztere schneller als ein heftiger Wind. Und so sagen auch die Dichter, dass die Giganten im Kampf gegen die Götter dem Ares zwar die ganze Zeit über standhielten, aber durch Hermes und seinen Stab eingeschläfert wurden. Der weiseste Kaiser stellte fest, dass allein dieser Vorteil den Römern von den Barbaren noch unbeschädigt und unangetastet gelassen worden sei, und er wusste, dass ihnen, je größeres Unrecht sie tun würden, umso klarer würde, dass dieses ihnen nützen werde. Deswegen gelangte er zu der Auffassung, dass die Vergebung der Untaten besser sei als der Kampf bis zum letzten. Und als er überlegte, wer ihm bei einem solchen Sieg behilflich sein könne und mit Einsicht und Güte siegen würde, brauchte er den am besten Geeigneten nicht lange zu suchen, sondern jenen Feldherrn, von dem er schon lange wusste, dass er dasselbe wie er selbst dachte und
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erstrebte, beruft er unverzüglich zu diesem Unternehmen und entsendet ihn wie Achill seinen Freund, aber unter besseren Vorzeichen und zum Vorteil nicht nur des Entsenders, sondern der ganzen Unternehmung, und nicht, um den Brand eines einzigen thessalischen Schiffes zu löschen und nicht wegen eines zusammengestürzten Vorwerks, um die Feinde von dort zu verjagen, sondern für den Fall, dass überhaupt noch etwas vorhanden und bei den früheren Überfällen verschont geblieben sei, als der Schwarm der Barbaren sich darauf gestürzt hatte. Er schickt ihn wie der Sohn des Peleus, nachdem er ihn mit den eigenen geradezu himmlischen Waffen versehen hatte: Geduld, Sanftmut, Menschenliebe. Alle diese Dinge passten zu ihm und nicht etwa nur das eine, das andere aber nicht, wie ja die pelische Esche nicht zu dem Sohn des Menoitios passte (Ü: H. Leppin/W. Portmann).
18-10. Claudian, 3 cons. 40–50 Von Claudian sind mehrere Lobreden auf Stilicho und Honorius erhalten, die sich in den Zeitraum von 395 bis 404 datieren lassen.47 Obwohl auch Claudians Ausführungen rhetorisch ausgefeilte Texte waren, in denen sich eine Vielzahl an bekannten Topoi und Motiven üblicher Herrscherpanegyrik finden, fällt auf, wie Claudian auch einen zum Palastkaisertum konträren Parallelentwurf konzipierte, der ergebnisoffene Entwicklungsmöglichkeiten der Herrschaft von Honorius verhandelte und auf traditionelle Erwartungshaltungen rekurrierte. Claudian konfrontierte seine Zuhörer – militärische und zivile Eliten – mit einem großen Versprechen: Honorius werde ein prospektiver, traditioneller Soldatenkaiser sein, sobald er das entsprechende Alter erreicht habe:48 mox, ubi firmasti recto vestigia gressu, non tibi desidias molles nec marcida luxu otia nec somnos genitor permisit inertes, sed nova per duros instruxit membra labores et cruda teneras exercuit indole vires frigora saeva pati, gravibus non cedere nimbis, aestivum tolerare iubar, tranare sonoras torrentum furias, ascensu vincere montes, planitiem cursu, valles et concava saltu, nec non in clipeo vigiles perducere noctes, in galea potare nives, nunc spicula cornu tendere, nunc glandes Baleari spargere funda. Bald, als du deine Schritte mit aufrechtem Gang sicher setzen konntest, erlaubte dir dein Vater keine unmännliche Tatenlosigkeit und keine Freizeit, die dich mit Luxus verwöhnt, auch keine verweichlichende Langschläferei, sondern er formte deinen jungen Körper durch harte Strapazen und trainierte deine zarte Körperkraft in ihrer noch unausgebildeten Anlage darin, schneidende Kälte zu ertragen, schweren Regenfällen standzuhalten, Sommerhitze zu erdulden, der Bergflüsse tosendes Wellenwüten zu durchschwimmen, Berge im Besteigen, Ebenen im Lauf, Täler und Schluchten im Sprung zu überwinden und dazu Nächte auf dem Schild zu durchwachen, Schnee im Helm zu trinken, bald Pfeile mit dem Bogen zu spannen, bald Kugeln mit der balearischen Schleuder zu schießen (Ü: P. Weiß/C. Wiener).
47 Cameron 1970; Schindler 2009. 48 Die jeweiligen Passagen sind zusammengestellt in Maier 2019a.
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PROF. DR. FELIX K. MAIER Universität Zürich, Lehrstuhl für Alte Geschichte, Karl-Schmid-Strasse 4, CH8006 Zürich, [email protected]
HEROISCHE UND GOLDENE ZEITEN IN DER MÜNZPRÄGUNG DER SPÄTANTIKE Fernando López Sánchez 1. SPÄTRÖMISCHE MÜNZEN UND DAS PANEGYRISCHE MILIEU Münzen gelten als eines der Mittel, mit denen während der Zeit des römischen Prinzipats (von Augustus bis Alexander Severus) kaiserliche Botschaften an das Publikum verbreitet wurden. Diese kaiserlichen Botschaften wurden in diesem Zeitraum auf verschiedenen Münztypen dargestellt, die sich ikonografisch in fünf große Kategorien einteilen lassen: (a) Götter; (b) Provinzen, Städte und Flüsse; (c) Personifikationen; (d) unbelebte Gegenstände und andere Szenen; (e) Darstellungen des Kaisers und der kaiserlichen Familie. Nach 324 n. Chr. wird Kategorie (a) jedoch nicht mehr auf Münzen abgebildet, und die Kategorien (b), (c) und (d) verloren seit den 290er Jahren stark an Bedeutung, da zu diesem Zeitpunkt nur noch Reichprägungen und keine Provinzialprägungen mehr erfolgten.1 Nichtsdestotrotz war Punkt (e) zweifellos der wichtigste, da er die erzählerischen Sequenzen fortsetzte, die in der Mitte und am Ende des 3. Jhs. so wichtig waren, allerdings in einer vereinfachten Form. Der Grund dafür ist leicht zu finden: Die Stadt Rom verlor in dieser Zeit an politischer Bedeutung, da die meisten Kaiser in den Provinzen ausgerufen wurden und den Großteil ihrer Regierungszeit mit ihren Armeen an oder nahe den Grenzen verbrachten.2 Diese Untersuchung beginnt mit der ersten Tetrarchie von Diokletian und Maximian und setzt sich über das 4. Jh. und den Beginn des 5. Jhs. fort, wobei sogar einige Ausblicke auf das 6. Jh. erfolgen. In der Studie soll untersucht werden, ob bei der Auswahl von Bildern und Texten für Münzen des Spätrömischen Reiches erwartet werden kann, dass bestimmte Ereignisse und historische Umstände der verschiedenen Kaiserhäuser und Herrscher mit dem klassischen heroischen und goldenen Zeitalter der Mythologie und Literatur in Verbindung gebracht werden.3 Im Folgenden wird die These vertreten, dass die traditionellen griechischrömischen Ansichten über die Bedeutung und Realität des Heroischen und des Goldenen Zeitalters im intellektuellen Milieu der spätrömischen Münzprägung
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Van Heesch 1993, 65. Ausnahmen sind Balbinus, Pupienus und Gordian III., die von den Prätorianern erhoben wurden. Brent 2009, 253.
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überlebten.4 Eine Untersuchung, wie diese mythischen und literarischen Themen in das öffentliche Leben im Römischen Reich dieser Zeit übertragen wurden, eröffnet einen differenzierteren und praktischeren Blick darauf, wie diese Ideen die spätkaiserlichen Münzen sowohl in den Legenden als auch in der Ikonographie beeinflussten. Die verschiedenen Nominale des spätrömischen Reiches wählten grundsätzlich und mit wenigen Ausnahmen dieselben Typen, unabhängig von ihrem Wert und dem Charakter der Benutzer, die die Münzen handhabten. Daher werden Bronze-, Silber- und Goldprägung gleichzeitig betrachtet. Ausgangspunkt dieser Studie ist die Analyse der Ikonographie und der Legenden der Münzen aus der Regierungszeit Diokletians und Maximians, die enge Ähnlichkeiten mit literarischen offiziellen Texten aufweisen. Diese strukturellen Parallelen sind jedoch nicht auf die tetrarchische Zeit beschränkt. Wie von einigen Historikern bereits herausgearbeitet wurde, bestehen ganz im Gegenteil Ähnlichkeiten zwischen Münztypen und offiziellen, kaiserlichen Reden von Eusebius bis Claudian und darüber hinaus. Daher waren die römische Panegyrik und die kaiserliche Münzprägung Teil eines umfassenderen Diskurses des Kaiserlobes und der Kaiserverehrung.5 Wer die Botschaften und Inhalte der kaiserlichen Münzgestaltung konkret initiierte, bleibt eine offene Frage, wobei es zweitrangig ist, ob es sich dabei um Münzmeister, Bürokraten, die Leiter der Münzstätten oder Personen analog zu modernen Finanzministern handelte.6 Ob die Bilder und Texte vom Kaiser selbst oder von einem niederrangigen Bürokraten ausgewählt wurden, hat keinen Einfluss auf den offiziellen Charakter der kaiserlichen Münzen. Schließlich dürfen römische Münzen, ebenso wie römische Reden und römische Panegyrik, nicht als ‚offizielle Propaganda‘ verstanden werden, da dieser Begriff die Notwendigkeit impliziert, die Bevölkerung von etwas zu überzeugen, das in den Bereich der Manipulation fällt.7 Es gibt keine Hinweise darauf, dass die römische Reichsregierung in der frühen oder späteren Kaiserzeit das Bedürfnis verspürte, die Bevölkerung zu ‚manipulieren‘. Vielmehr scheinen die Münzbotschaften die Bevölkerung über die Fortschritte zu informieren, die der Kaiser in seiner Karriere machte, und über den erwarteten Weg des Kaisertums.8 Daher muss der Kaiser als eine der Zielgruppen angesehen werden, an die sich die Münzbilder, Münzlegenden, Panegyriken und Texte richteten.9 Aus diesem Grund sollen im Folgenden 4 5 6 7 8 9
Claudian zum Beispiel machte am Hof des Honorius noch ausgiebig Gebrauch vom Goldenen Zeitalter Vergils, dazu Ware 2012, 171–197; Barker 2015, 167. Davenport 2016, 383; Mayer 2002, 5 f.; 2006, 144; Ando 2000, 109–117 (kaiserliche Briefe und Gesetze), 215–232 (Münzen und Porträts). Noreña 2011, 15 f.; Hekster 2015, 30 f. Elkins 2018–19, 171, für die Zeit Trajans. Elkins Überlegungen gelten aber auch für die spätrömische Zeit. Dazu Hedlung 2008. Grau 2022, 264–265, hat z. B. gezeigt, wie die neronische Münzlegende PACE P(opulo) R(omano) TERRA MARIQ(ue) PARTA IANVM CLVSIT der Passage Res Gestae Divi Augusti 13 nachempfunden ist; vgl. Elkins 2018–19 für die enge Beziehung zwischen Panegyrik und Münzen in trajanischer Zeit, Rees 2002 und Reece 2006 für diese Beziehung in tetrarchischer und spätrömischer Zeit.
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Texte panegyrischer Natur aus dem späten 3. Jh. bis zur Mitte des 6. Jhs. mit den Münzen in Verbindung gebracht werden, um ihre starken Ähnlichkeiten zu erfassen und zu verstehen. 2. HEROISCHE, HARTE ZEITEN In Rom gab es immer den Mythos des ‚Bauernsoldaten‘,10 der besagte, dass Männer vom Land und nicht aus der Stadt die besten Soldaten zur Verteidigung des Staates seien.11 Als die Urbs im Laufe des 3. Jhs. n. Chr. ihre Bedeutung als Hauptaufenthaltsort der römischen, senatorischen Kaiser verlor, die durch Soldatenkaiser vom Lande ersetzt wurden, erwies sich dieser Mythos als Realität.12 Der zunehmende Druck der Kriegführung an mehreren Grenzen führte dazu, dass die Heere der Provinzen begannen, ihre eigenen Kaiser auszurufen, die mit Invasionen in ihren Regionen wirksam umgehen konnten und sich nicht so sehr um die Politik und die Sorgen in Rom kümmerten.13 Daher umfasste das Rollenmodell eines guten Kaisers nicht mehr sowohl zivile als auch militärische Aufgaben (domi militiaeque),14 sondern konzentrierte sich fast ausschließlich auf letztere. Das Amt des Kaisers wurde nun als „harte Arbeit“ (magnus labor, Pan. Lat. 7,11,7) beschrieben, und der Herrscher wurde gelobt, weil er „die Mühen des Feldzugs“ (militiae labor, Pan. Lat. 3,20,1) und „den Staub und die Mühen des Lagers“ (pulvus et labor castrorum, Cod. Theod. 6,36,1) ertrug. Der Herrscher hatte eine ständige „soldatische Energie“ (industria militaris, Lactantius, De mortibus persecutorum 18,10) unter Beweis zu stellen. Daher musste sich der Kaiser in den zahlreichen Krisen des 3. Jhs. von der bisweilen beschaulichen früheren civilitas in Rom abwenden und zu einem Töter der Feinde an den Grenzen werden, die oft mit Ungeheuern gleichgesetzt wurden, wie der tetrarchische Münztyp zeigt, der Jupiter, den Schutzpatron Diokletians,15 als fulgerator („Donnerkeilschleuderer“) beschreibt und ihn zeigt, wie er seinen Blitz auf eine schlangenfüßige Gestalt richtet, auf deren Kopf Jupiter seine Hand legt [Q19-01]. Diese Kreatur bittet Jupiter damit um Gnade, die der Gott offenbar nicht zu gewähren bereit ist. Interessanterweise wird in einer Passage des gallischen Panegyrikos von 291 auf Jupiter (d. h. Diokletian) und seinen Kampf mit diesen Ungeheuern Bezug genommen. Bei der Kreatur handelt es sich um keinen Geringeren als Typhoeus (Typhon), 10 Davenport 2016, 387; Reay 2005. 11 Evans 2008, 176 f.; zur Idealisierung der ländlichen Welt: Spencer 2010, 10–15. Zur Dichotomie zwischen Stadt und Land in der römischen Literatur: Braund 1989 und Connors 1997. 12 Zur Umgestaltung der Militärhierarchie durch Gallienus: Pflaum 1976; Christol 1986, 35–44; Le Bohec 2004. 13 Davenport 2016, 385 f.; die pannonische Herkunft wurde später im 4. Jh. zum Lob des Kaisers Valentinian und von Mitgliedern seiner Familie herangezogen, Lenski 2002, 48. Sehr wichtig auch die Soldaten aus dem römischen Gallien, dazu Drinkwater 1987, 34 f.; Hedlund 2008, 164 f., zur kaiserlichen Ideologie auf spätrömischen Münzen. 14 Wolf 1993, 173. 15 Rees 2005.
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den furchterregendsten Riesen, der von Zeus besiegt wurde, und aufgrund der damaligen Ereignisse kann es sich nur um Carausius, den britischen Usurpator, handeln. Zeus hingegen muss mit dem Kaiser Diokletian [Q19-02] gleichgesetzt werden. Natürlich wusste Diokletian, dass er nicht stark genug war, um alle Feinde des Römischen Reiches zu besiegen. Die Unfähigkeit eines einzelnen Kaisers, seine Herausforderungen zu bewältigen, führte zu kaiserlichen Kollegien, die sich aus mehreren Augusti16 zusammensetzten und es einem Regime ermöglichten, die Anforderungen der einzelnen Regionen zu erfüllen, dass ihre Grenzen von einem Kaiser geschützt würden.17 Die politische Struktur der von Diokletian gegründeten Tetrarchie legte daher den größtmöglichen Wert auf die similitudo der Mitglieder eines militärischen Herrscherkollegiums.18 Aufgrund der herausfordernden Aufgaben dieser Kollegen an verschiedenen Fronten war die Anwesenheit von Kaisern in der Urbs ein seltenes Ereignis, und der römische Senat erschien unterwürfig und spielte eher eine zeremonielle als eine praktische Rolle in der Verwaltung des Staates. Der symbolträchtige Übergang von der curia zu den castra konstruierte den römischen Kaiser nicht nur als aktiven Kaiser, sondern demonstrierte auch seine vollständige Herrschaft über zivile und militärische Angelegenheiten auf Kosten der traditionellen zivilen, senatorischen Klasse. Doch auch wenn tetrarchische Präsenzen in der Urbs selten waren, wurden die Städte des Reiches von den Tetrarchen wegen ihres traditionellen Status respektiert. Ein typischer Münztyp, der diese Art von Botschaften, sowohl militärischer als auch ziviler Art, vermittelte, zeigt die vier Tetrarchen, die wie zivile Ehepaare in der traditionellen Bürgerwelt dargestellt sind. Hier, auf einem der wichtigsten Münztypen dieser Zeit, bringen zwei militärische, aber nicht nur militärische, Paare über einem Dreifuß ein Opfer dar, während sie vor einer isometrischen Ansicht einer mit Zinnen versehenen Stadt stehen. Diese Darstellung wird in den Standardwerken und auch in der Sekundärliteratur durchweg als „Lagertor“ bezeichnet, doch scheint es in den meisten Fällen, in denen er verwendet wurde, besser, ihn als Tor einer Stadt und nicht eines Lagers zu interpretieren.19 Die ersten tetrarchischen ‚Stadttor‘-Ansichtstypen wurden in den kaiserlichen Münzstätten von Kyzikos, Nikomedia und Herakleia um 294–295 n. Chr. geschlagen (zur gleichen Zeit, als Diokletian Nikomedia zu seiner Hauptstadt machte).20 Hier „sorgt“ Providentia für das Wohlergehen (salus) der Augusti: (PROVIDENTIAE AVGG „für die Vorsehung [oder Voraussicht] der Augusti“). Es gibt auch andere ähnliche Legenden, wie VICTORIAE AVGG „für den Sieg der Augusti“, VICTORIAE
16 In Mamertinus’ Pan. Lat. 10,11,1–3 an Maximian erkennt der Panegyriker die concordia zwischen Maximian und Diokletian an, und das Konzept der concordia imperatorum wird geradezu explizit genannt. Pan. Lat. 6,15,5 verdeutlicht die Bedeutung der tetrarchischen Kollegialität. 17 Pan. Lat. 10 (2),1,2–2,1; MacCormack 1981,169 f.; Rees 2002, 42. 18 Rees 1993 und Smith 1997. 19 Woods 2017, 159. 20 Lactantius, De mortibus persecutorum 7,9 f.; Elkins 2013, 286.
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SARMATICAE „für den Sieg über die Sarmaten“ oder VIRTVS MILITVM („die Tapferkeit der Soldaten“) [Q19-03].21 Bei den letzten Exemplaren des Typs ‚Stadt-/Lagertor‘, die von Valentinian III. mit den Legenden CASTRA (Lager) oder CAS(tra) VIC(toriosa) (Siegerlager) geprägt wurden, besteht kein Zweifel, dass dieses Bauwerk tatsächlich als Lagertor gedacht war.22 Die Hauptaussage dieses Münztyps ist jedoch, dass die Kaiser, die wie gute Ehepaare kollegial zusammenarbeiten, in der Lage sind, den Wohlstand der Städte des Reiches zu erhalten. In diesem Zusammenhang kann man eine Passage des gallischen Redners Nazarius aus den Panegyrici Latini [Q19-04] lesen, in der behauptet wird, dass die einträchtig koordinierten Aktivitäten der römischen Kaiser und der römischen Armeen an den Grenzen zum Frieden in den Provinzen führen und die Bedeutung der concordia für das allgemeine Wohlergehen hervorgehoben wird. Tatsächlich war das von Diokletian eingeführte kollegiale, tetrarchische Herrschaftsmodell so effektiv und flexibel, dass es während des gesamten 4. Jhs. nie verblasste. Licinius war bis 324 n. Chr. ein klarer Verfechter dieses Ideals, ebenso wie z. B. Vetranio in der Mitte des Jahrhunderts. Als dieser etwa 60 Jahre alte Feldherr 350 n. Chr. die Macht im Illyricum übernahm, führte er auf einigen seiner mittelgroßen Bronzemünzen (AE 2) einen neuen Revers-Typus ein, der einen stehenden Kaiser zeigt, der in jeder Hand ein labarum (eine Standarte mit dem Chi-Rho-Banner) hält, und über diesem einen Stern, umgeben von der Legende CONCORDIA MILITVM – „die Eintracht der Soldaten“.23 Er schlug diesen Typus sowohl in seinem Namen als auch in dem des östlichen purpurgeborenen Kaisers Constantius II., und es ist klar, dass die Darstellung eines Herrschers, der zwei kaiserliche Standarten hält, bedeuten sollte, dass jeder Kaiser die Legitimität des anderen anerkannte. Der Stern über dem Kopf des Kaisers kann als sidus salutare identifiziert werden.24 Der Gedanke dahinter ist, dass die salus, die der Kaiser der Welt schenkt, in diesem Fall die concordia militum einschließt, da er seine Kollegen als solche anerkennt.25 Das Motiv war bereits zuvor als Solidus im Namen des Constans erschienen und war auch auf der Münze SALVATOR REI PUBLICAE von Vetranio abgebildet, obwohl die Legende – HOC SIGNO VICTOR ERIS – hier neu war.26 Auf jeden Fall war die Hauptbotschaft von Vetranio an die breite Öffentlichkeit,27 dass, so wie Konstantin in der Vergangenheit die tyranni Maxentius und Licinius besiegt hatte, sein Sohn den neuen Tyrannen und Usurpator des Westens, Magnentius, besiegen würde.28 Das Jahr 350 n. Chr. mar21 Woods 2017, 161. 22 Woods 2017, 165. 23 RIC VIII Siscia Nr. 274, 281, 285, 290; Thessaloniki Nr. 132; Hollard/López Sánchez 2014, 97. 24 Woods 2017, 172. 25 Alföldy 1974, 108. 26 Hollard/López Sánchez 2014, 73–78. 27 Grau 2022, 274–280, für die Schichten von Botschaften, die in diesen Münzserien wiedervereint sind. 28 Dearn 2003, 190.
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kiert chronologisch gesehen die Mitte der konstantinischen Dynastie und hätte im Prinzip antitetrarchisch sein müssen. Und doch war es Vetranio, der wichtigste Militär in den wichtigsten Militärregionen überhaupt, Pannonien und Illyricum, der den konstantinischen Thronfolger Constantius II. dazu brachte, sich daran zu erinnern, was ein idealer Kaiser zu tun hatte, nämlich das Lagerleben zu ertragen, das Heer zu führen und für die Verteidigung der Grenzprovinzen zu kämpfen.29 An dieser Art des Handelns hatte sich seit den tetrarchischen Zeiten nichts geändert, und Valentinian und Valens sollten auch als eine Neuauflage der harten, zähen und militärischen collegia betrachtet werden, die sich an den tetrarchischen Idealen orientierten, die seit Diokletian in der römischen Militärpsyche so fest verankert waren. 3. DIE SICHERUNG DES STAATES Alle römischen Kaiser des 4. Jhs., Tetrarchen und Nicht-Tetrarchen, waren in Wirklichkeit römische Offiziere, denen stets Ergebnisse wichtig waren; sie wollten tatkräftig und mutig sein, indem sie ihre persönliche virtus zur Schau stellten.30 Um dies zu erreichen, mussten sie von ihren Offizierskollegen und Untergebenen akzeptiert und ihre Anweisungen befolgt werden. Daher wird auf spätrömischen Münzen wie schon im Prinzipat öfter die Beratung des Kaisers mit seinen Offizieren in der Szene der adlocutio dargestellt. Die adlocutio war eine gängige Münzdarstellung, die einige grundlegende Aspekte der politischen Kommunikation zwischen dem Herrscher und seiner Gefolgschaft hervorhob, vor allem die Qualität der politischen und militärischen Führung des Kaisers, seine persönliche Entschlossenheit, Krieg zu führen, seine Fähigkeit, durch Reden das ideologische Programm der römischen Tugenden zu mobilisieren, und sein großes Vertrauen in seinen militärischen Stab. Der Kaiser, seine Offiziere und Elitesoldaten spielten bei diesem Ereignis eine genau definierte Rolle, indem sie diese ideologischen Konzepte öffentlich verkörperten. Obwohl auf keinem Münztyp des 4. Jhs. in den Legenden eindeutig darauf Bezug genommen wird, muss die Ikonographie mehrerer bekannter Münztypen als eindeutige adlocutio-Szenen betrachtet werden. Dies gilt beispielsweise für das berühmte, in Ticinum geprägte Silbermultiplum,31 das laut NOEL LENSKI im Jahr 321 n. Chr. (oder 315 oder – nach anderen Autoren – 326)32 geprägt wurde und Konstantin mit gefiedertem Helm und dem Chi-Rho-Symbol darauf darstellt, umgeben von abgesessenen Reitern [Q19-05]. Unabhängig von der genauen chronologischen Zuordnung bezieht sich diese adlocutio-Szene zweifellos auf einen der Feldzüge gegen Licinius nach der Ein-
29 Davenport 2016, 389; Syme 1971, 195; Nixon/Saylor Rodgers 1994, 56; Russell 1998, 30; Hedlund 2008, 102. 30 Zu virtus in der imperialen Ideologie: Noreña 2011, 77–82; Abdy 2012. 31 RIC VII, Ticinum, Nr. 36. 32 Lenski 2018; Göbl 1979; Overbeck 2000 und 2005; Wigg-Wolf 2014.
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nahme Roms durch Konstantin im Jahr 312 n. Chr.33 Eusebius, der offizielle Panegyriker Konstantins, verzeichnet keine spezielle adlocutio seines Helden, in der er sich an seine Offiziere gewendet hätte, wohl aber für Licinius, bevor er Konstantin in seiner letzten Schlacht gegenüberstand [Q19-06]. Auf diese Weise kann man sowohl das adlocutio-Bild des Ticinum-Multiplum als auch die angebliche Rede des Licinius an seine Mitstreiter zusammenbringen, um ein kohärentes Bild davon zu erhalten, wie eine militärische Rede eines Kaisers oder Oberfeldherrn im ersten Viertel des 4. Jhs. auszusehen hatte. Eusebius berichtet, dass Licinius, nachdem er das Wort an die Anwesenden gerichtet hatte, seinen Truppen den Befehl gab, mit dem Angriff zu beginnen. Zuvor hatte er die Stadt mit einer perfekt inszenierten Zeremonie verlassen, wie es Kaiser auf Feldzügen immer taten. Diese Zeremonie wurde auf Münzen dargestellt, die traditionellerweise durchgehend den Typ der profectio zeigten; dieser zeigte einen neuen Aufbruch in den Krieg an, freilich nicht immer von der Stadt Rom aus.34 Während der Prinzipatszeit wird dem Kaiser auf diesem Münztyp normalerweise, allerdings nur auf den größeren und schwereren Münzen, eine Personifikation des Sieges vorangestellt, die seine virtus symbolisiert, das Heer gegen den Feind zu führen.35 Häufiger stellt dieser Münztyp nur den einen quer verlaufenden Speer tragenden Kaiser zu Pferd dar, das nach rechts trabt. [Q1907].36 Wie bei der zuvor abgebildeten Münze gibt es auch hier keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen den Rückseitenlegenden der Münztypen nach dem 3. Jh. und dieser speziellen profectio-Legende, aber der Gebrauch genau diesen Typs oder von Teilen davon reicht von den Anfängen des Prinzipats bis in das 6. Jh. Tatsächlich muss ein heute verlorenes Goldmedaillon aus justinianischer Zeit, das den Kaiser zu Pferd zeigte, wie er Victoria folgt und ein Tropaion trägt, als ein typischer profectio-Typus verstanden werden, der den seine Männer in die Schlacht führenden Kaisers zeigt [Q19-08].37 Prokopios von Gaza passte etwa drei Jahrzehnte vor der Prägung dieses justinianischen Multiplum seine Panegyrik auf Kaiser Anastasios den Umständen an und beschrieb die freudige Erwartung der Bürger von Gaza beim Anblick des Herrscherporträts, das für kaiserliche Präsenz stand. In Wirklichkeit handelte es sich um das Bildnis eines Kaisers, der mit einer profectio in den Krieg zog und dessen Abreise seine siegreiche Rückkehr (adventus) mit Trophäen vorwegnahm.38 Nachdem sie so lange auf ihn gewartet hatte, war dem Panegyrikos des Prokopios zufolge die ganze Stadt begierig darauf, ein Bild des siegreichen und zurückkehrenden Kaisers zu sehen [Q19-09].39 33 Hollard/López Sánchez 2014, 53. 34 Manders 2012, 701; Sumi 2005, 35, und MacCormack 1981, 40 f., für eine ausführlichere Diskussion der jeweiligen Zeremonien der profectio und des adventus. 35 Wienand 2012. 36 Euston 2015. 37 Barker 1967, 286 f. 38 MacCormick 1986. 39 MacCormack 1972, 749.
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Die Begeisterung von Gaza für den siegreichen Kaiser stellte jedoch keine Ausnahme, sondern eher die Regel dar. Die oberste Pflicht des Kaisers bestand immer darin, mit seinen Feldzügen die res publica innerhalb ihrer Grenzen zu schützen. Diese Verpflichtung wird in den restitutio-Serien von Theodosius und Gratian nach der Katastrophe von Adrianopel (378 n. Chr.) deutlich zum Ausdruck gebracht. Diese Kaiser richten auf den AE2-Münzserien von 378–383 n. Chr. eine kniende weibliche Figur, die normalerweise für eine Stadt steht, mit einer unmissverständlichen Geste auf.40 Die Botschaft muss nun wie in den vorangegangenen Jahrhunderten auf zwei Ebenen interpretiert werden: Erstens bedeutete dies Frieden und Wiederbevölkerung der verwüsteten Städte mit neuen, zum Teil nicht-römischen Einwohnern; zweitens bedeutete dies die Wiederherstellung der wichtigsten wirtschaftlichen Aktivitäten der betroffenen Städte, insbesondere der Landwirtschaft. Die Schlagworte für beide Aspekte sind die securitas finium, die securitas exercitus und die securitas imperii, während die Anwesenheit des Kaisers an den Grenzen die securitas rei publicae garantiert, die wiederum zu abundantia führt. Diese securitas rei publicae ist genau das, was der pagane Kaiser Julian (360– 363 n. Chr.) mit einer neuen Bronzemünze von 362 n. Chr. darzustellen versuchte, deren Rückseitentypus viele Kontroversen ausgelöst hat und deren korrekte Interpretation weiterhin die Thesenfreudigkeit moderner Gelehrter herausfordert. Dieser Typus stellt einen stehenden Stier dar, der mit aufrechtem Kopf nach rechts blickt. Über dem Tier sind zwei Sterne abgebildet, einer über dem Kopf und einer über dem Rücken des Tieres. Die zugehörige Rückseitenlegende lautet SECVRITAS REI PVB[LICAE], d. h. „die Sicherheit des Staates“ [Q19-10]. Die Verwendung des Stieres in diesem speziellen Typus geht auf die Legende von den Rindern des Helios zurück, wie sie z. B. in der Odyssee überliefert ist (Hom. Od. 12,327–425). Genauer gesagt, wenn man den Mythos von den Rindern des Sol/Helios als Metapher verwendet, symbolisieren die beiden Sterne die schützende Präsenz des Sol, während der Stier den Kaiser und den Staat darstellt.41 Kaiser Julian erschien somit 362/63 n. Chr. wie die Wärme der Sonne, und in seinem Hymnos auf König Helios (132c) stellt er sich selbst als kosmokrator dar, der – wie viele hellenistische Herrscher vor ihm – jeden Winkel des Erdballs, der Erde und des Meeres, terra marique, erreichte [Q19-11].42 Julian gewann keinen Krieg im Osten gegen Persien, und selbst gewonnene Konflikte während des 4. und 5. Jhs. boten keinen Anlass, Bauprojekte auf Münzen abzubilden. In der Tat erscheint Dea Roma in der gesamten Münzprägung des Reiches zwischen 294 und 305 n. Chr. auf keiner einzigen Münzemission, weder auf der Vorder- noch auf der Rückseite, und auch Rom wird in keiner Legende 40 Siehe zum Beispiel RIC IX. Siscia Nr. 26b. 4 für die kniende Stadt Siscia zu dieser Zeit. Der Typus wurde zur Zeit des Sieges von Constantius über Magnentius um 352 n. Chr. übernommen, etwa von der Stadt Aquileia, RIC VIII. Aquileia Nr. 186 mit genau der gleichen Bedeutung der restitutio mehrerer Städte und ihres Hinterlandes, dazu Hollar/López Sánchez 191 f. 41 Hollard/López Sánchez 2014, 77–82. 42 Momigliano 1942.
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ausdrücklich erwähnt.43 Es gibt jedoch Ausnahmen von der Praxis, die Darstellung der Hauptstadt durch römische Kaiser zu vermeiden, wobei die massiven Prägungen des Maxentius mit der Legende CONSERVATORI URBIS SUAE der bekannteste Fall sind. Hier inszenierte sich Maxentius als „Bewahrer seiner Stadt“, als Beschützer des zuvor am Boden befindlichen und nun wieder erstarkten Roms [Q19-12].44 Auf diese Weise reagierte Maxentius auf den Unmut von Volk und Senat über die bisherige Abwesenheit der Kaiser und erfüllte den großen Wunsch nach einer Rückkehr des Kaisers nach Rom.45 Die Legende des Maxentius CONSERVATORI URBIS SUAE unterstreicht darüber hinaus die Botschaft, dass es die rechtmäßige Position der Stadt Rom war, Kaiser zu akzeptieren und zu ‚machen‘, was durch die großen Bauinitiativen in der Hauptstadt, die mit seinem Namen verbunden waren, umso mehr bestätigt wird.46 In Bezug auf diese konstruktive und der urbs gegenüber freundliche Haltung kann man zudem auf eine auf allen Seiten mit einer Inschrift versehenen Statuenbasis aus Marmor verweisen, die 1899 in der Nähe des Lapis Niger auf dem Forum Romanum gefunden wurde und die einen Einblick in das ideologische Programm des Maxentius bietet [Q19-13]. Mit der Einweihung dieser Statue und der Billigung ihrer Botschaft setzte Maxentius ein starkes Zeichen. Ebenso wie auf seinen Münzen stellte er sich in eine Reihe mit Mars und den Gründern Roms und positionierte sich als (Neu-)Gründer Roms, seiner eigenen ewigen Stadt. Diese fürsorgliche Haltung des Maxentius gegenüber der Hauptstadt findet sich erst wieder zur Zeit des Priscus Attalus ein Jahrhundert später.47 Konstantin hingegen gründete viele Städte,48 und vor allem ein Neues Rom am Bosporus, ein klarer Konkurrent zum alten Rom – eine Gelegenheit, seinen Triumph über seine früheren Feinde, die Heiden Maxentius und Licinius, zu feiern. Daher wird die Gründung Konstantinopels in einer Bronzeprägung gefeiert, die fast ‚provinziellen‘ Charakter hat, dem Follis, einer Münze für die städtische Plebs und nicht nur für die Elite – mit der Vorderseitenlegende CONSTANTI-NVS MAX AVG und der Rückseitenlegende SPES PVBLIC/A // CONS type (RIC VII, Nr. 19 und 26), die das labarum darstellt, das eine Schlange durchbohrt [Q19-14]. Diese Münze erklärt sich genau durch dieses labarum, das unter anderem ein deutliches Zeichen für eine in der Stadt stattfindende deductio ist. Das labarum ist außerdem mit drei Medaillons verziert, möglicherweise eine Anspielung auf die drei Söhne Konstantins, aber auch auf die aeternitas der neuen Sonne (Konstantin), die im Reich aufgeht (siehe unten). Die neue Münzstätte in Konstantinopel hatte in ihrer kurzen Geschichte bereits mehrere einzigartige Typen geprägt; was 43 Vermeule 1959, 31–45, zeigt, dass Roma regelmäßig als numismatischer Typus in der Kaiserzeit vom 1. Jh. n. Chr. bis Tacitus (275–276 n. Chr.) und wieder ab 306 n. Chr. vorkommt. 44 Cullhed 1994; Curran 2000. 45 Hill 1984, 215–227. 46 Emissionen von Rom, Ticinum, Ostia und Aquileia: Drost 2013, 236 f., Cullhed 1994, 46 f. 47 RIC X, 138–142, 343–346 und insbesondere auch López Sánchez 2022. 48 Marlowe 2004, 39–57; Marlowe 2010, 215, zu Konstantin, der sich wie Maxentius verhielt; Lenski 2016 für die große Zahl der von Konstantin gegründeten Städte.
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aber den Typ SPES PVBLIC-A betrifft, der das labarum darstellt, das eine Schlange durchbohrt, wäre es durchaus möglich, ihn mit einem starken Bezug auf den Sieg des Christentums über die traditionellen Kulte zu interpretieren, wie es Eusebios in einer bekannten Passage unternimmt [Q19-15].49 Eusebios mag mit seiner Interpretation der Schlange Recht haben, aber abgesehen von seinem Zeugnis betont die Schlange traditionell auch den Besitz des Bodens und das Wohlwollen und den Schutz des Genius einer Stadt, wie es im bekannten Fall von Alexandreia seit seiner Gründung durch Alexander d. Gr. der Fall ist.50 Das labarum-vexillum, das die Schlange durchbohrt, ein Detail, das es auf alexandrinischen Münzen nicht gibt, unterstreicht die deductio und die Ansiedlung von novi cives in einer Stadt, die als Ergebnis eines militärischen Sieges über Licinius in Chrysopolis gegründet wurde. Mit anderen Worten: Diese Münze besitzt das gleiche Potential für eine mehrfache Deutung wie andere bedeutende Münzemissionen.51 Konstantin hatte das Reich wiedervereinigt, und die Aufrechterhaltung seiner Einheit hing von der Vermeidung von Beleidigungen ab, weshalb der eusebianische Text als Interpretation eines christlichen Schriftstellers und Pan–egyrikers betrachtet werden muss, aber wahrscheinlich nicht als Hauptquelle für die primäre Absicht der Schöpfer dieses Münztyps. Klar ist jedoch, dass die Haltung der Maxentianer gegenüber Rom in dieser und vielen anderen Festmünzen ihren Widerhall fand.52 Die enorme Produktion der Konstantinopolis- und Roma-Typenserie in den 330er Jahren verdeutlicht die Verbindung Konstantins und seiner Dynastie mit den beiden nun vorgesehenen Hauptzentren des Reiches: Rom am Tiber und dem Neuen Rom am Bosporus.53 4. GOLDENE, GLÜCKLICHE ZEITEN Nachdem die Kriege54 gewonnen waren und die Sicherheit des Staates hergestellt werden konnte, konnte der Kaiser seinen segensreichen Einfluss auf die Städte und das Gebiet des Reiches, ja sogar auf die Erde ausüben. Mit Konstantin zum Beispiel und zusammen mit den Ideen der Erneuerung und Regeneration in dieser Zeit kamen verschiedene optimistische öffentliche Slogans der Freude und des Wohlstands der Zeit und der freudigen Siege des Kaisers auf, die jetzt auf den Münzen erschienen: GAUDIUM ROMANORUM oder VICTORIAE LAETAE PRINC PERP.55 Während der Osten um 321–323 n. Chr. weiterhin an dem tetrarchischen Paradigma der Macht und Jupiter als oberster Gottheit festhielt, wählten die Münzstätten in Konstantins westlicher Reichshälfte den einzigartigen Typ 49 50 51 52 53 54
Grabar 1936, 43 f. und 130; Abdy/Dowler 2012, 90. López Sánchez 2016, 158. López Sánchez 2016, 155 f. Marlowe, 2004. Toynbee 1947, 142. López Sánchez 2016, 70–72, für ein Christogramm, das vor allem ein mit Konstantin assoziiertes dynastisches Symbol ist, mehr als ein rein christologisches oder militärisches Zeichen. 55 Hollard/López Sánchez 2014, 53; Alten/Zschucke 2004; Woods 1992.
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BEATA TRANQVILLITAS mit drei dargestellten Sternen über einer Weltkugel auf einem Altar.56 Ob in diesem konstantinischen Münztyp nun implizite oder weit verbreitete Bezüge zum Goldenen Zeitalter des Augustus zu erkennen sind, mit ihm wurden apollinische Porträts verbunden.57 Tatsächlich scheint Konstantin mit der erwähnten Münzlegende die Wiederherstellung des berühmten Goldenen Zeitalters heraufzubeschwören, des ursprünglichen, einfachen und pastoralen Lebens, das unter der Herrschaft des Kronos stand, das Zeitalter, in dem der Mensch zu einem früheren Zustand arkadischer Ruhe und Ordnung zurückkehren würde. Das Goldene Zeitalter lässt sich bis zu Hesiod (Werke und Tage 109–126) und seinem Fünf-Zeitalter-Mythos zurückverfolgen. Es ist jedoch sehr bezeichnend, dass die Kaiserzeit nur das Goldene und das Heroische Zeitalter aufnahm, während das Eiserne Zeitalter der einfachen Menschen als unpassend für Superhelden wie die römischen Kaiser angesehen wurde. Dieser Wechsel zwischen heroischen und goldenen Zeitaltern, die in rascher Folge aufeinander folgten, war der Dreh- und Angelpunkt der Imagination des Kaisertums in jener Zeit und nicht die eher modernistische Vorstellung einer Antithese von Krieg und Frieden, die in jener Zeit nicht existierte.58 Frieden war in der Römerzeit immer die Folge eines militärischen Sieges und nicht die völlige Abwesenheit von Krieg.59 In dieser Hinsicht ist bekannt, dass das berühmte augusteische Thema der pax romana für die römischen Historiker vor allem das Desinteresse an der Expansion des Reiches und die Abwesenheit von Bürgerkriegen bedeutete, nicht aber die Abwesenheit von Kämpfen an den Grenzen, Banditentum oder gar Aufständen im großen Stil.60 Auch in der heroischen Tetrarchie wurde das Wirken erfolgreicher jupiterianischer und herculianischer Feldherren (Männern wie Cincinnatus) hervorgehoben, die nach dem Chaos der Bürgerkriege die Wiederherstellung einer heiligen Ordnung verkündeten und das Goldene Zeitalter auf den gepflügten Feldern, die einst von Saturn regiert wurden, wiederherstellten. So prophezeit Vergil in der Aeneis 6,791–794 (ca. 20 v. Chr.) die Begründung eines neuen Goldenen Zeitalters dank der Arbeit des Kaisers. Es ist jedoch logisch, dass das von Konstantin, seiner Familie und seinen Anhängern versprochene Goldene Zeitalter die Spuren der harten, vergangenen tetrarchischen Zeit nie ganz verwischte. Die deutlich heliakischen Züge mit den unnatürlichen, starrenden Augen vieler konstantinischer Emissionen aus der Mitte des 4. Jhs. n. Chr. – vor allem unter Constantius II. und Gallus – scheinen jedoch auch auf eine Versöhnung innerhalb des Regimes mit 56 RIC VII, 110–115, London Nr. 199–288; 131 f., Lyon Nr. 125–208, 190–203 Trier Nr. 303– 334, 341–355, 368–428. 57 Hollard/López Sánchez 2014, 13 f.; Woods 2018. 58 Howard 2000 für das Fehlen von ‚Frieden‘ als Alternative zu einem permanenten Kriegszustand in antiken Gesellschaften. 59 Wolf 1993. 60 Tac. Ann. 4,32 für das Fehlen von ‚Kriegen‘ während der pax romana. Die zahlreichen „paxTypen“ des Carausius am Ende des 3. Jhs. verweisen vor allem auf die mit ehemaligen Gegnern erzielten Einigungen. Dies ist die Hauptbedeutung von pax in den römischen Münzserien: Einigung und gemeinsame Teilhabe am Funktionieren des Reiches.
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einigen pro-licinischen, pro-tetrarchischen Mitgliedern der konstantinischen Familie hinzuweisen, von denen die meisten dem Massaker von 337 n. Chr. zum Opfer fielen.61 Flavius Julius Constantius und sein Sohn, Julian II., gehörten genau dieser pro-licinischen Fraktion julianischer Abstammung an, was viele weitere politische, religiöse und ikonographische Aspekte der Alleinherrschaft Julians erklärt.62 In seiner vierten Ekloge blickt Vergil auf die Ursprünge Roms zurück und prophezeit, dass ein neues Goldenes Zeitalter anbrechen wird, das durch die Geburt eines Kindes eingeläutet wird, das zu Lebzeiten unvergleichlichen Reichtum erleben und das „mit den Göttern verkehren“ (4,15) und „über eine Welt herrschen wird, die die Tugenden seines Vaters zum Frieden gebracht haben“ (4,17).63 Niemand hat dieses Kind überzeugend identifiziert, wenn es denn überhaupt identifiziert werden kann. Aber die alte griechisch-römische Idee einer Rückkehr zu jenen älteren, glücklicheren Zeiten, für die das Goldene Zeitalter Hesiods charakteristisch ist, wird ab Anfang 348 oder sogar noch früher, ab 347 oder sogar 346 n. Chr., in der Münzreihe mit der Legende FEL TEMP REPARATIO (felix temporum reparatio oder felicium temporum reparatio, was üblicherweise als „Die Wiederherstellung glücklicher Zeiten“ übersetzt wird) ausdrücklich beschworen.64 Diese Währungslegende impliziert eine Erneuerung glücklicher früherer Zeiten dank der Maßnahmen des konstantinischen Kaiserkollegiums, das das Reich zu dieser Zeit regierte. Constans und Constantius II. ließen riesige Mengen dieser Bronzemünzen prägen, die anfangs etwa 4,5 Gramm wogen und einen Durchmesser von 19–23 Millimetern hatten. Die komplette FEL TEMP REPARATIOPrägung von 348 n. Chr. umfasste vier Rückseitentypen: „Barbar und Hütte“, „Kaiser auf einer Galeere“, „Soldat, der einen gefallenen Reiter mit dem Speer durchbohrt“ und „Phönix auf einem Scheiterhaufen“.65 Bis zum Jahr 350 n. Chr. wurden diese vier Typen in allen operativen Münzstätten des Reiches, von Trier bis Alexandreia, in großer Zahl geprägt. Nur Herakleia, Konstantinopel und Nikomedia setzten die Ausgabe bis 351 n. Chr. fort; der Typ des „gefallenen Reiters“ wurde bis 357 n. Chr. geprägt und sogar in späteren Nachahmungsserien bis weit über die konstantinische Zeit hinaus weitergeführt. Da diese Rückseitentypen gleichzeitig eingeführt wurden, ging man davon aus, dass die gesamte Serie FEL TEMP REPARATIO zum Gedenken an die elfte Hundertjahrfeier Roms im Jahr 348 n. Chr. geprägt wurde. Dies lässt sich aus antiker römischer Sicht leicht erklä61 Siehe Smith 1997, 172 f. Konstantin scheint von den Porträts des Licinius die großen, unnatürlich starrenden Augen übernommen zu haben. Diese Augen bestimmen die Komposition der gesamten Porträts des Licinius, die sich darunter zu vollen, runden, fast aufgeblähten Gesichtern ausweiten. Massive, aber gleichzeitig heliakische Porträts mit konzentriertem Blick sind charakteristisch für die Licinischen Büsten vor 324 n. Chr. und für die Konstantinischen Porträts nach 324 n. Chr. Vid. infra. 62 Siehe die Dissertation von M. Diaz Bourgeal, die nahelegt, dass Julian II. sich als Fortsetzer der Licinischen Dynastie fühlte und entsprechend handelte. 63 Ec. 4,15–17; Mattingly 1934, 161; Whittaker 2007, 65–86. 64 Hollard/López Sánchez 2014, 148–161. 65 RIC VIII, 34 f.
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ren: Der 1100. Jahrestag Roms, der sich aus zehn etruskischen 110-Jahres-saecula zusammensetzt, war in der römischen Zeitrechnung sehr wichtig.66 Bezüglich der Rückseite mit dem „Barbaren und der Hütte“ [Q19-16] bleiben allerdings noch einige Fragen offen. Handelt es sich bei der kleineren Figur um einen Barbaren? Zieht der Soldat ihn und führt ihn in die romanitas, wie es bei einigen anderen Reverstypen der Fall ist, die nackte Gefangene zeigen [Q19-17]. Ist der Soldat der Kaiser selbst? Hat der Baum eine bestimmte Bedeutung? Welche Beziehung besteht zwischen dieser Szene und der Legende FEL TEMP REPARATIO? Warum wurde dieser Rückseitentyp mit Constans, aber nicht mit Constantius II. in Verbindung gebracht? HAROLD MATTINGLY argumentierte vor vielen Jahren, dass es sich bei der kleineren Figur um das in Vergils vierter Ekloge erwähnte Kind handeln würde,67 aber ANNALINA CALÓ LEVI und KONRAD KRAFT vertraten später die Ansicht, dass der Reverstyp barbarische Siedlungen der Franken im Westen in den 340er Jahren darstelle, insbesondere solche, die mit der Herrschaft von Constans in Verbindung gebracht wurden.68 Zur Untermauerung dieser Ansicht wurde gewöhnlich die Oratio 40 des Rhetors Libanios angeführt, wo behauptet wird, dass dieser Kaiser den Vormarsch der Franken am Rhein ohne Blutvergießen eindämmte. Gegen diese Hypothese lässt sich jedoch anführen, dass Konstantin, Constantius II. und vor allem Constans in den Jahren 330–350 n. Chr. sehr stark an der Donaufront engagiert waren und verschiedene Völker in der Region bekämpften und auch ansiedelten.69 Konstantin hatte bereits 332 n. Chr. einen Vertrag mit Gothia geschlossen,70 und die Donauregion, nicht die Gebiete am Rhein, stellten die Priorität der konstantinischen Dynastie dar.71 Constans II. war von 337 bis 350 n. Chr. zusammen mit seinem Bruder Constantius II. für die Donaugrenze zuständig, aber er widmete sich der Region weit mehr als sein Bruder.72 Auf jeden Fall gibt es einen ausgezeichneten Bericht über die deditio in fidem eines transdanubischen Volkes73 von Ammianus Marcellinus, der die Geschichte in seine Schilderung der Ereignisse von 358 n. Chr. einbezieht, als Constantius II. die Sarmaten und die Quaden an der Donau besiegte, vor allem in der Nähe der Pannonia Valeria und Pannonia secunda, aber auch bei der Pannonia prima und Moesia prima [Q1917]. Eine frühere deditio ähnlicher Art mit Constans in den 340er Jahren könnte 66 67 68 69 70
Kent 1967, 83–90. Mattingly 1947. Richardson 2008, 71; Caló Levi, 1952, 47 f.; Kraft 1958, 173. Doležal 2019. RIC VII, Trier Nr. 531; Lenski 2002, 122 f., mit einem nützlichen Überblick über die wissenschaftliche Diskussion. 71 Hollard/López Sánchez 2014, 154 f. 72 Zum Beispiel hielt sich Constans im Herbst 344 n. Chr. an der Donau auf (Lib. Or. 59,133 [49]), ebenso im März 346 n. Chr. (CTh. 10,10,8). Beide Daten liegen in der Nähe des vermuteten Beginns der FELT TEM REPARATIO-Serie. 73 Das römische Verfahren der deditio in fidem (Pol. 20,9,10–12) definierte, wie ein autonomer Staat nominell zu einer freiwilligen Übergabe der Souveränität an Rom überging, und wurde in diesen Jahren jenseits der Donau sehr häufig praktiziert.
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das Aufkommen dieses Münztyps erklären und auch begründen, warum dieser Rückseitentyp überwiegend im Namen von Constans und nicht von Constantius geprägt wurde. Zu einem weiteren Typ der FEL TEMP REPARATIO lässt sich sagen, dass die Serie „Phönix auf dem Scheiterhaufen“ oder „Phönix auf dem Felshügel“ den Gott Aion darstellen könnte.74 Es gibt kein flammendes Nest in diesem Bild, aber sein leuchtender Kamm wird durch die einfachen, aber klar gezeichneten, strahlenden Lichtkreise angedeutet, die auf vielen der Münzen dieser Serie zu sehen sind. Wie so oft wird der Phönix auf diese Weise mit der Sonne assoziiert, wobei die Bedeutung dieses Typs die aeternitas und die ständige Erneuerung der kaiserlichen Macht impliziert.75 Obwohl diese Serie offenbar keinen Bezug zu Vergil hat, wurde die Botschaft auf der Münze als eine Allegorie, möglicherweise persischen oder ägyptischen Ursprungs, für die Macht der Kaiser identifiziert, die für die Rückkehr zum Goldenen Zeitalter als Mittel der politischen Machtbehauptung verantwortlich sind. Der Typ „Kaiser auf einer Galeere“ unterstreicht ebenfalls die Idee der Ewigkeit des Staates, da auf diesem der Phönix vom Kaiser gehalten wird, der in einem Boot – dem Symbol der res publica – steht und von Victoria geführt wird. Ein Zeitalter ohne Ende, das von den Mitgliedern der konstantinischen Dynastie in der Zukunft regiert werden soll.76 In dieser Hinsicht ist es vielleicht kein Zufall, dass diese ganze Münzserie der Usurpation des Magnentius im Westen (Januar 350 n. Chr.), die die Stabilität der konstantinischen Dynastie gefährdete und einen obskuren, von tetrarchischen Ideen durchdrungenen Feldherrn für drei Jahre zum Kaiser machte (350–353 n. Chr.), zeitlich sehr nahekommt. Im späten 4. und im frühen 5. Jh. n. Chr. erscheint aeternitas, ein Konzept, das sehr gut mit der Rückkehr zu glücklichen Zeiten zusammenpasst, in Verbindung mit Rom in der Legende ROMA AETERNA und ist zu dieser Zeit sowohl auf Münzen als auch in Inschriften sehr verbreitet. Das Motiv der manus Dei ist ebenfalls mit einem Goldenen Zeitalter mit christlicher Prägung verbunden und entfaltete, obwohl es bereits in konstantinischer Zeit vorhanden war, in theodosianischer Zeit eine sehr starke Wirkung.77 Eine bloße manus Victoriae erscheint auf den Münzen von Theodosius und Gratian in Verbindung mit der Legende GLORIA REI PVB in den Jahren 379-383 n. Chr.,78 aber die Bedeutung des echten manus Dei-Motivs, das auf den Solidi weiblicher Angehöriger der theodosianischen Dynastie des 5. Jhs. n. Chr. [Q19-21] so häufig vorkommt, könnte die Betonung der Abwesenheit einer Krise vor der Wiedergeburt gewesen sein und somit auf eine Kontinuität ohne die Notwendigkeit eines heroischen Kampfes zielen. Die erste Bronzeemission von Valentinian I. aus Sirmium beispielsweise, von der nur ein einziges Exemplar in Budapest bekannt ist, zeigt den neuen Kaiser, 74 75 76 77 78
Bijovsky 2007, 150. Hollard/López Sánchez 2014, 187. Hollard/López Sánchez 2014, 19–22. MacIsaac 1975, 323. RIC IX, 179, Nr. 33 und pl. X, 3; Hollard/López Sánchez 2014, 26 und n. 43.
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wie er von der manus Dei einen Schild erhält, auf dem ein Kreuz in Form eines Hakenkreuzes abgebildet ist, wobei das Ganze die Inschrift PERPETUITAS IMPERII trägt, was diese Interpretation zu bestätigen scheint.79 Dieser Münztyp stellt zweifellos eine Überreaktion auf das Ende der Herrschaft des heidnischen Julian dar, indem er auf der Tatsache besteht, dass die kaiserliche Herrschaft ohne größere Krise fortgesetzt wurde und keinen Raum für Zweifel lässt.80 Der Rahmen dieser Münze ähnelt auffallend dem Aureus des Hadrian mit der Legende SAEC(ULUM) AUR(EUM).81 Das Hakenkreuz ersetzt nun den Phönix. Ähnlich verhält es sich bei Gratian, der Stücke aus allen drei Metallen mit der Legende GLORIA NOVI SAECVLI herausgab.82 Die Forschung ist sich einig, dass dieser Typ nicht allgemein ausgegeben wurde, da er weit über die konservative Politik Valentinians in religiösen Angelegenheiten hinausging. Auf jeden Fall ist RESTITUTOR REI PUBLICAE eine sehr häufige Legende bei Valentinian, Valens und Gratian,83 und INVICTA ROMA AETERNA („das unbesiegbare, ewige Rom“),84 wird typisch für den neuen Maxentius, der Priscus Attalus war und der die Stabilität der res publica und der Stadt Rom trotz aller Unruhen betonen wollte. Die Botschaft ist immer dieselbe, wenn auch mit leichten Nuancen: Der Staat (für die ‚tetrarchischen‘ Valentinianer) und die Stadt (für den ‚Maxentianer‘ Priscus Attalus) stehen fest, trotz aller Schwierigkeiten der Zeit. Olybrius wagte es in den 470er Jahren sogar, die Legende SALVS MVNDI in der römischen Münzstätte einzuführen, indem er ein großes Kreuz auf seine Münzen prägen ließ, obwohl er nur eine Regierungszeit von etwa drei Monaten hatte. Die Bedeutung ist wiederum dieselbe: die Wiedergeburt und das Heil des Reiches, nun christlich und weltweit, in seinen Ansprüchen und gesichert durch die kaiserliche Herrschaft.85 5. SOLARE UND CHRISTLICHE AUSSTRAHLUNG Es ist schwierig, den wahren Beginn des christlichen römischen Reiches zu bestimmen, aber zweifellos hat der Sieg Konstantins über Maxentius an der Milvischen Brücke am 28. Oktober 312 n. Chr. viel damit zu tun. In diesem Zusammenhang gibt es zwei verschiedene Versionen von Konstantins Bekehrung zum Christentum. Nach Eusebius (Vita Constantini 1,28 f.) beobachteten Konstantin und sein Heer kurz vor Mittag über der Sonne am Himmel ein Licht in Form eines Kreuzes mit der Aufschrift „Durch dieses siege!“ Am selben Abend hatte Konstantin eine weitere Vision, in der Christus ihm befahl, ein Kreuz zum Schutz gegen seine Feinde zu formen. Am nächsten Morgen wurde eine Standarte aus Gold 79 80 81 82
RIC IX, Sirmium, Nr. 5; Hollard/López Sánchez 2014, 180. MacIsaac 1975, 325. Aureus von Rom, RIC II, Hadrian, Nr. 28; Hollard/López Sánchez 2014, 18 f. Hollard/López Sánchez 2014, 163 f; Lactantius, Divinae Institutiones, 1,11.5,5.7,2; Barker 2015, 167. 83 RIC IX, Index, 320; Hollard/López Sánchez 2014, 165 f., 188 und n. 47. 84 RIC X, Rom, 1412. 85 López Sánchez 2002.
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und Edelsteinen angefertigt: das labarum. Die ältere zweite Version, wie sie von Lactantius (De mortibus persecutorum 44,4 f.) berichtet wird, besagt jedoch, dass Konstantin in der Nacht vor der Schlacht einen Traum hatte, in dem ihm befohlen wurde, ein caeleste signum Dei („himmlisches göttliches Zeichen“) auf die Schilde seiner Soldaten malen zu lassen. Es ist im Übrigen unmöglich, den Wahrheitsgehalt der Behauptung des gallischen Rhetors aus dem Jahr 310 n. Chr. (Pan. Lat. 7,21) in Frage zu stellen, wonach es sich bei dem, was Konstantin im Rahmen eines Traums in einem dem Apollo Grannus geweihten Tempel in Gallien sah, in Wirklichkeit um Kränze handelte, die ihm eine glorreiche dreißigjährige Herrschaft versprachen. Auf vielen spätrömischen Münzen ist tatsächlich die Anzahl der Jahre angegeben, die dem Kaiser im Rahmen offizieller Jahrestage (uota suscepta) gewünscht wurden, wobei die Dauer durch die Anzahl der Buchstaben der Zahl angegeben wurde, in diesem Fall xxx für „dreißig“.86 Wie LARS RAMSKOLD und NOEL LENSKI in Bezug auf den genauen Charakter des ‚Dialogs‘ zwischen Konstantin und dem Himmel, der in dem Zeichen enthalten ist, das Konstantin in der Nacht vom 27. auf den 28. Oktober 312 n. Chr. vom Himmel empfing, darlegen, wurde die Interpretation des Eusebios sicherlich von anderen Christen geteilt.87 Obwohl die Vita Constantini des Eusebios nicht ausreichend als ein Werk untersucht wurde, das sich an den hellenistischen Traditionen der panegyrischen und romanhaften Biographien wie dem Alexanderroman und dem Seleukosroman orientiert, gibt es dennoch gemeinsame Elemente, die den drei Werken gemeinsam sind.88 Diese konzentrieren sich im Wesentlichen auf den allmählichen Aufbau eines Generals/Königs durch eine Abfolge von Omina, der dann dank seiner persönlichen Eigenschaften und seines Dialogs mit dem/den Gott/Göttern zum kosmokrator wird. Es gibt Hinweise darauf, dass Eusebios zur Zeit der Abfassung der Vita Constantini unter Kaiser Constantius II. die lateinische Übersetzung des Alexanderromans von Julius Valerius kannte, die aus der Mitte des 4. Jh. n. Chr. oder früher stammt. Möglicherweise kannte Eusebios auch den Seleukosroman, der für eine Reihe spätrömischer und byzantinischer Autoren, darunter Libanios und Malalas, so wichtig war, und, wie PRIMO betont, lässt all dies vermuten, dass Eusebios Zugang zu hochwertigen Quellen über die syrische (seleukidische) Welt hatte.89 Es scheint auch klar zu sein, dass Konstantins Wiederherstellung mehrerer hellenistischer königlicher Traditionen am besten im Zusammenhang mit seinen anderen Aktionen im griechischsprachigen Osten zu sehen ist. So wurde Konstantin durch seinen Triumph über Licinius zum triumphator oder, im griechischen Sprachgebrauch, zum βασιλεύς.90 Aus diesem Grund erhielt Konstantin bei seinen vicennalia im Jahr 325 n. Chr. ein Diadem, das ihm 86 87 88 89
Hollard/López Sánchez 2014, 45. Ramskold/Lenski 2011, 39. Fraser 1996, 205–226, für den Seleukosroman. Primo 2009, 291; siehe auch Euseb. Chron. 247–261 = Schoene 1875, Chron. 117,1–124,5; Karst 1911; Porphyrios, FGrHist 260 F32. 90 Ramskold/Lenski, 2011, 33 und Anm. 45, für viele hellenistische Merkmale in einigen um 330 n. Chr. geprägten Münzserien und für den sehr hellenistischen Charakter der Gründung Konstantinopels; López Sánchez 2016 zu Konstantin als neuem hellenistischen βασιλεύς.
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als einen wahrhaft hellenistischen βασιλεύς erscheinen ließ.91 Auch die Augen Konstantins weisen viele Elemente auf, die für die tetrarchische und licinische Zeit typisch sind, wie zum Beispiel die Augen, von denen die kaiserlichen Panegyriker sagen, dass sie blitzen und eine physische Intensität und einen brennenden Schimmer haben (fulgor oculorum, Pan. Lat. 1,2; 1,9,6). Konstantins himmelwärts gerichteter Blick mit den großen Augen weist jedoch eine Neuheit auf, die bereits von Eusebios [Q19-19] kommentiert wurde und die es wert ist, hier beschrieben zu werden: Konstantins Augen nehmen nun einen „brennenden Blick“ (fulgor oculorum) an, der in der Vergangenheit vor allem für die Könige des Seleukidenreiches sowie von dessen Rand- und Nachfolgestaaten im Osten typisch war, wenn sie ihre militärischen Gebete an den dynastischen Gott Apollo richteten [Q19-18]. Konstantins fulgor oculorum und seine Verbindung mit Sol erinnerten an sein Gebet zur Zeit des Konflikts mit Maxentius. Viele andere Münztypen, die während seiner Regierungszeit geprägt wurden, deuten jedoch darauf hin, dass Konstantin dank seiner Gebete zu Gott auch über viele andere Feinde triumphierte – zum Beispiel über die Barbaren auf dem Balkan.92 Der gallische Redner von 313 n. Chr. spricht zwar von einer namenlosen höchsten Gottheit, aber diese Gottheit ist Sol, eine Gottheit, die seit hellenistischer Zeit als die Erde und das Meer (terra marique) durchdringend und überall präsent vorgestellt wurde. Diese strahlende Präsenz ist zum Beispiel bereits auf dem berühmten goldenen Multiplum aus dem Schatzfund von Beaurains (Arras) zu sehen, das zur Feier der Rückeroberung Britanniens von dem Usurpator Allectus im Jahr 296 n. Chr. geprägt wurde und auf der Rückseite die Legende REDDITOR LVCIS AETERNAE trägt. Dieselbe Rückseite zeigt einen mit Lorbeer bekränzten Herrscher, höchstwahrscheinlich Constantius Chlorus, der mit dem Speer in der Hand (eher eine profectio-Szene als ein adventus) über einem Truppentransportschiff (vermutlich auf der Themse) reitet, in Richtung einer Frau mit ausgestreckten Händen (die Britannia darstellt), die vor einer befestigten Stadt kniet, unter der die Inschrift LON steht.93 In Eumenius’ Panegyrikos aus dem Jahr 298 n. Chr. heißt es, dass sich Britannia nach dem Sieg des Constantius nun „erhoben“ habe. Außerdem weist das Medaillon auffällige Ähnlichkeiten mit den Panegyrici 9,18; 7,10; 11,13,283 und Carm. 4,5,5: lucem redde tuae, dux bone, patriae auf. Der Kaiser spendet unter göttlicher Führung den Provinzen Licht, wie die Sonne:94 296 n. Chr. in London, wie 352 n. Chr. in Aquileia oder 379 n. Chr. in Siscia (siehe oben).
91 Ein schlichtes Diadem, nur ein Stoffband, und kein perlenbesetztes Diadem, wie es bei römischen Kaiserbüsten späterer Zeiten üblich war, ist auf mehreren Münzemissionen abgebildet, die mit den militärischen Triumphen Konstantins in Chrysopolis in Verbindung stehen und nach 324 n. Chr. eingeführt wurden, dazu Popović 2005; López Sánchez 2016, 148. 92 López Sánchez 2016, 148. 93 Abdy 2006, 52–58. 94 Smith 2000, 477 f.; Rodgers 169, 562.
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6. KONSTANTINOPEL UND ROM: DIE RÜCKKEHR ZUR CIVILITAS Nach einem 4. Jh. n. Chr., in dem die Ruhe von periodischen Kriegen und brutalen Bürgerkriegen unterbrochen wurde, gelang den römischen Kaisern schließlich die Rückkehr zu einer zivileren Lebensweise. Diese Rückkehr war bereits von Maxentius angekündigt worden und bedeutete einen allmählichen Abschied von dem tetrarchischen Patrouillieren des Kaisers an den Grenzen, der schließlich – nicht zufällig – mit der Zweiteilung des Römischen Reiches einherging. Die Einweihung der östlichen Hauptstadt wurde jedenfalls auf den konstantinischen Münzen im Jahr 330 n. Chr. mit sich gegenseitig ergänzenden Darstellungen von Konstantinopel und Victoria selbst beworben.95 So ist auf der ersten massiven Darstellung der Stadt auf der Vorderseite eine behelmte Personifikation der östlichen Hauptstadt mit der Legende CONSTANTINOPOLIS abgebildet. Auf der Rückseite steht Victoria-Nike in militärischer Kleidung mit Speer und Schild. Sie bringt buchstäblich ihre Siege in die Stadt. Auf einer anderen zeitgenössischen Emission sind die beiden zusammen auf der Rückseite abgebildet, wobei Victoria Konstantinopel mit einem Kranz krönt. Außerdem steht sie auf all diesen Münzen auf dem Bug einer Galeere. Dies war eine Anspielung auf den entscheidenden Seesieg über die Flotte des Licinius während des Bürgerkriegs. Vielleicht handelt es sich bei diesem Revers um das Bild des Siegers, der sowohl in militärischer Kleidung als auch am Steuer eines Kriegsschiffs steht.96 Auf jeden Fall zeigen die Solidi, die zwischen 351 und 355 n. Chr. unter Constantius II. zur Zeit der Rückeroberung des Westreiches im Krieg gegen Magnentius geprägt wurden, auf ihren Rückseiten die Personifikationen von Rom und Konstantinopel, die einen zentralen Schild mit Inschrift einrahmen: Rom wird durch die sitzende und behelmte Figur der Roma repräsentiert, während Konstantinopel durch den bekannten turmförmigen Kopfschmuck charakterisiert wird, der typisch für die östliche Tyche ist.97 Nach der konstantinischen und valentinianischen Zeit des Kompromisses mit den tetrarchischen Ideen, als die Förderung des Mittelmeerraums und seiner Städte nach 395 n. Chr. wieder und endgültig absolute Priorität für das theodosianische Kaiserhaus hatte, begann eine neue Ära für die römische Münzprägung. Weder Theodosius noch Honorius noch Valentinian III. führten jemals Truppen in die Schlacht oder teilten das Leben ihrer Soldaten in den Lagern, und so konnten sie auch nicht behaupten, Meister des Sieges im traditionellen Sinne zu sein. Nun waren die Kaiser nicht mehr daran interessiert, die Grenzen selbst zu verteidigen, und die Fortsetzung der schmerzhaften Rituale, die die früheren Soldatenkaiser98 95 Broucke 1994. 96 RIC VII, 336–46 (Rom), Nr. 331–334, 338 f., 342 f., 349, 354–358, 361 f., 370 f., 386 f., 390, 396–398, 406–408 (Constantinopolis), außerdem eine beliebige Anzahl von CONSTANTINOPOLIS- oder VRBS ROMA-Prägungen in RIC VII, z. B. 138, 241 f. 97 Tyche-Darstellungen nach dem Vorbild der Tyche von Antiocheia tauchen schon früher auf Münzen aus anderen seleukidischen Städten auf, dazu Owens 1991, 29; Stansbury-O’Donnell 1994. 98 Heil 2006.
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ausgeführt hatten, wurde für das kaiserliche panegyrische Milieu plötzlich uninteressant oder von geringerer Bedeutung. Infolgedessen wurde die ausführliche Erzählung in den Münztypen überflüssig, und eine monoszenische oder ‚isolierende‘ Methode der erzählerischen Darstellung, die sich auf ein einziges Ereignis konzentriert, erwies sich plötzlich als angemessener für die neue Zeit. Diese Methode wurde als nicht wirklich „historisch erzählend“ abgetan. Die monoszenische Darstellungsweise beruht jedoch auf der Annahme, dass sich die Nebenschauplätze um ein zentrales Ereignis gruppieren, das im Mittelpunkt der Darstellung steht, und setzt die Kenntnis des Betrachters über die dargestellte Szene voraus.99 Auf jeden Fall begannen die Münzgraveure der theodosianischen Zeit, auf wichtige historische und kaiserliche Ereignisse nach diesem Muster der monoszenischen Erzählung anzuspielen.100 Die oben erwähnte monoszenische Erzählung ist in einem ausgezeichneten Beispiel des in der französischen numismatischen Literatur so genannten „IsterTyps“ verdichtet. Es handelt sich dabei um einen Reverstyp, der ab 395 n. Chr. für Honorius sehr wichtig wurde, da er 30 Jahre lang mit den meisten seiner Goldemissionen101 verbunden war. Sie zeigt den Kaiser in militärischer Kleidung nach rechts stehend, den linken Fuß auf dem Rücken oder Hals eines gefesselten Gefangenen, das labarum in der rechten Hand, die Siegesgöttin auf der Weltkugel in der linken. Dieses Bild lässt sich wahrscheinlich am besten als die traditionelle calcatio colli, das rituelle Niedertrampeln von Kriegsgefangenen durch Aufsetzen des Fußes auf Hals oder Rücken, auffassen [Q19-20],102 das mit gebührendem zeremoniellem Rahmen im Hippodrom durchgeführt wurde, wie es von mehreren spätrömischen Panegyrikern beschrieben wurde. Manchmal wird angenommen, dass im Hippodrom angesichts der räumlichen Trennung von Kaiser und Untertan eine calcatio keine angemessene Form der Huldigung war, sondern eine routinemäßige proskynesis genügte. Cassiodor beschreibt jedoch, wie eine echte calcatio im Hippodrom stattfand, bei der ein siegreicher römisch-ostgotischer General über die Rücken der Gefangenen trat (supra dorsa hostium ambulantes) [Q19-20]. Diese Szene war den Römern und Byzantinern vertraut, sie wurde in Kunst und Literatur in standardisierter Form dargestellt und war sowohl in Rom als auch in Konstantinopel häufig zu sehen. Es ist kein Zufall, dass sich der erwähnte „Ister-Typus“ im Laufe des 5. Jhs. n. Chr. ausbreitete, denn sowohl im Zirkus als auch im Feld wurden Generäle und nicht Kaiser mit den Operationen gegen die Feinde der Zivilisation beauftragt. Eine Folge dieser delegierten Siege war jedoch, dass die Städte Rom, Ravenna und Konstantinopel, in denen die Kaiser des 5. Jhs. n. Chr. residierten, sicher waren. Und diese Zentralität und Sicherheit der Macht des alten und des neuen Roms wurde nun seit der Zeit von Theodosius II. (408– 450 n. Chr.) in einem anderen großen monoszenischen Typus gefeiert. Mit ihm spiegelt die kaiserliche Numismatik die offizielle Anerkennung des Kreuzes als 99 100 101 102
Jenkins 1991, 62. Kiilerich 1993. Depeyrot 1986, 234. Caló Levi 1952.
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Symbol des Reiches wider. Dies geschah mit seiner berühmten Goldmünze VOT XX MULT XXX, die zwischen 420 und Anfang 422 n. Chr. von der Münzstätte in Konstantinopel herausgegeben wurde und auf der Victoria mit einem langen, mit Edelsteinen besetzten Kreuz abgebildet ist, das anstelle des Tropaeums, dem Symbol der militärischen Macht des heidnischen Roms, das Emblem des siegreichen Staates darstellt [Q19-21].103 Die Reichsregierung erkannte nun die Angleichung von Tropaion und Kreuz an, die zuvor von christlichen Schriftstellern wie dem heiligen Paulus vorgenommen worden war, der in seinem Brief an die Galater 6,14 feststellte, dass er sich „[nur] des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus rühmen“ solle (ἐμοὶ δὲ μὴ γένοιτο καυχᾶσθαι εἰ μὴ ἐν τῷ σταυρῷ τοῦ κυρίου ἡμῶν Ἰησοῦ Χριστοῦ). Es kann hinzugefügt werden, dass die Transformation von Nike (Victoria) in einen christlichen Engel ein weiterer Schritt war, der auf eine vollständige Assimilation dieses seit der hellenistischen Zeit wichtigsten ikonographischen Zeichens für den Sieg hinauslief. Die gesamte Münzserie stand wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Sieg von Theodosius II. über die Perser und könnte eine Darstellung des großen, mit Juwelen geschmückten Kreuzes gewesen sein, das 420 n. Chr. auf Golgatha in Jerusalem errichtet wurde. Der wichtigste Text, der dies belegt, ist eine Passage von Theophanes dem Bekenner (9. Jh.), in der eine Abfolge von Ereignissen in der Regierungszeit von Theodosius II. und seiner Schwester Pulcheria Augusta beschrieben wird. Der Text bezieht sich auf das Jahr 427/28 n. Chr., aber die Abfolge der Ereignisse entspricht besser dem Jahr 420/21 n. Chr., wie von KENNETH G. HOLUM [Q19-22] nachgewiesen wurde.104 Zum Zeitpunkt der Annahme des Langkreuzes war Konstantinopel nicht nur eine wahrhaft christliche Hauptstadt, sondern auch eine Stadt, die wichtiger war als Rom. Das neue Rom hatte das alte Rom tatsächlich abgelöst. Von dieser Zeit an werden die heroischen, harten Zeiten auf dem beliebtesten byzantinischen Goldmünzen-Avers dargestellt: die behelmte und kürassierte kaiserliche Büste, die nach dreiviertel rechts blickt und Speer und Schild hält, ist auf den meisten Solidi und Multipla des 5. und 6. Jhs. abgebildet [Q19-23]. Diese Büste bezieht sich wahrscheinlich auf die alte profectio des römischen Kaisers (ein Schild, verziert mit einem Reiter, der einen gefallenen Feind durchbohrt, ist auf dieser Vorderseite immer zu sehen), bereit, die Grenzen zu verteidigen, wie auf dem berühmten Medaillon Justinians [Q19-08] dargestellt. Auf der anderen Seite wird die nach links stehende Siegesgöttin, die ein langgestrecktes Kreuz hält, in Konstantinopel jahrhundertelang die bevorzugte monoszenische Rückseite bleiben, die nun aber auf die christliche, goldene, eusebianische und messianische Zeit im byzantinischen Reich anspielt. Somit werden sowohl das heroische als auch das goldene Zeitalter in der wichtigsten Münzsorte der frühbyzantinischen Zeit perfekt wiederaufgenommen. Das ist kein Zufall.
103 Storch 1970, 105–118. 104 Holum 1979, 127 f.
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QUELLEN105 19-01 Diokletian, Aureus, Rom, 287, DIOCLETIA-NVS P F AVG // IOVI FVLGE-RAT-ORI. Jupiter stehend nach links, bereit, einen Blitz zu schleudern; zu seinen Füßen nach rechts, eine schlangenförmige Gestalt. RIC V/2 145, BM-Nr. 659458001. The Trustees of the British Museum:
19-02. Mamertinus, Panegyrikos auf Maximianus, Pan. Lat. 11 (3),4–5: Ille siquidem Diocletiani auctor deus praeter depulsos quondam caeli possessione Titanas et mox biformium bella monstrorum perpeti cura quamuis compositum gubernat imperium, atque hanc tantam molem infatigabili manu uoluit, omniumque rerum ordines ac uices peruigil seruat. Neque enim tune tantummodo commouetur, cum tonitrua incutit et fulmina iacit, sed etiam, si tumultuantia elementorum officia pacauit, nihilominus tamen et fata disponit et ipsas quae tacitae labuntur auras placido sinu fundit, et in aduersa nitentem impetu caeli rapit solem. Denn jener Gott, der Schöpfer-Ahn Diokletians, lenkt – abgesehen davon, dass er einst die Titanen verjagt hat, als sie den Himmel in Besitz nehmen wollten, und dass er bald darauf Kriege gegen die zweigestaltigen Ungeheuer geführt hat – in unaufhörlicher Fürsorge sein Reich, obgleich es schon in Frieden geordnet ist, und diese gewaltige Masse bewegt er in ihrem Umlauf mit unermüdlicher Hand und hütet Ordnung und Wechsel aller Dinge in ständiger Wachsamkeit. Denn er ist nicht nur dann in Bewegung, wenn er Donnerschläge und Blitze schleudert, sondern auch, wenn er den Tumult der Elemente wieder zu ruhiger Pflichterfüllung gestimmt hat, ordnet er doch ebenso die Geschicke, lässt die Lüfte selbst, die dann sanft dahingleiten, seinem friedlichen Busen entströmen und reißt die Sonne, die in Gegenrichtung strebt, mit dem Schwung des Himmels empor (Ü: B. Müller-Rettig).
105 Die Münzabbildung erfolgen aus Gründen der Lesbarkeit alle in derselben Größe, auch wenn diese im Original unterschiedlich sein sollte.
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19-03. Diokletian, Argenteus, Siscia, 294, DIOCLETIANVS AVG // VIRTVS MILITVM, die vier Tetrarchen opfernd über einem Dreifuß vor einem Lager mit sechs Türmen. RIC VI 46a, BM-Nr. 1315898001. The Trustees of the British Museum:
19-04. Nazarius, Panegyrikos auf Konstantin, Pan. Lat. 4 (10),10,1 f.: Sed profecto nulla ui possunt coire quae naturali diuortio dissident, nec ulla tam fidelis est copula quae in diuersum tendentia nexu suo teneat. Perpendit scilicet secum excellens prudentia tua eique semper pietas applicata ornnes concordiae commoditates: illam esse fundamentum ac radicem otii, bonorum ciuilium seminarium, quietis publicae segetem et almam pacis altricem. Doch in Wirklichkeit vermag keine Macht Dinge, die von Natur getrennt im Widerstreit zueinander liegen, zu vereinen, und kein Band ist so zuverlässig sicher, dass es voneinander Strebendes selbst verknüpfen und ihm Halt geben kann. Freilich haben deine herausragende Klugheit und deine Liebe, die ihr stets verbunden ist, sämtliche Vorzüge eines Einvernehmens genau abgewogen: dass eben dies Fundament und Wurzel ruhiger Muße sei, Pflanzstätte für das Wohlergehen der Bürger, Saatfeld der Ruhe, die den Staat im Inneren erhält, und segensreicher Ernährer des Friedens (Ü: B. Müller-Rettig).
19-05. Konstantin I., Medaillon, Ticinum, 315–321, IMP CONSTANT-INVS P F AVG // SALVS REI-PVBLIC-AE. RIC VII Ticinum 36. Numismatica Ars Classica NAC AG. Auktion 106. Los 1051. 09.05.2018:
19-06. Eusebius Vita Constantini 2,5,1–3: Μέλλων δέ γε τοῦ πολέμου κατάρχειν, τῶν ἀμφ’ αὐτὸν ὑπασπιστῶν τῶν τε τετιμημένων φίλων τοὺς ἐγκρίτους εἴς τινα τῶν αὐτοῖς νενομισμένων ἱερῶν συνεκάλει τόπων. .... οἷς κηροὺς ἐξάψας καὶ (2) τὰ συνήθη θυσάμενος, τοιόνδε λόγον ἀποδοῦναι λέγεται. Ἄνδρες
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φίλοι καὶ σύμμαχοι, πάτριοι μὲν οἵδε θεοί, οὓς ἐκ προγόνων τῶν ἀνέκαθεν παρειληφότες σέβειν τιμῶμεν. Da er nun im Begriff stand, den Krieg zu beginnen, berief er die auserlesensten seiner Leibwache und seiner geschätztesten Freunde an einen von jenen Orten, die ihnen für heilig galten […]. Nachdem er diesen Wachskerzen angezündet und die üblichen Opfer dargebracht hatte, soll er folgendermaßen gesprochen haben: „Freunde und Waffengenossen! Das sind unsere väterlichen Götter, die wir ehren, weil wir ihre Verehrung von unseren ältesten Vorfahren übernommen haben […] (Ü: J. M. Pfättisch).
19-07. Severus Alexander, Sesterz, Rom, 231, IMP SEV ALEXANDER AVG // PROFECTIO AVGVSTI / S C. Der Rückseitentyp erinnert an die Abreise des Kaisers zu seinem Persienfeldzug (231). RIC IV/2 596, BM-Nr. 1613376210. The Trustees of the British Museum:
19-08. Multiplum im Wert von 30 Solidi. Galvanoplastische Kopie. Konstantinopel, zeigt auf der Rückseite eine profectio-Szene von Justinian, mit der Legende VICTORIA ROMANORUM, wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Vandalenkrieg. BM-Nr. 12469700. The Trustees of the British Museum:
19-09. Prokopios von Gaza, Panegyrikos auf Kaiser Anastasios I. (Op. XI = Or. 2,1): Ἤδη μέν, ὦ κράτιστε βασιλεῦ, πᾶσα πόλις ἐπὶ σοὶ φρονοῦσα καὶ τοῖς σοῖς τροπαίοις ἁβρυνομένη [...]. ἡ δὲ ἡμετέρα πόλις, διὰ τῆς εἰκόνος αὐτὸν ἀπολαβοῦσα τὸν εὐεργέτην, ὥσπερ τις δεινὸς ἐραστής, ἀνίσταται πρὸς τὴν θέαν καὶ πᾶσαν ἡλικίαν ἐγείρει· καὶ πατὴρ παιδὶ παραστὰς καὶ πρεσβύτης νέῳ ἥκει καὶ δείκνυσι, καὶ σκιρτῶσιν ἅμα τῇ θέᾳ. Schon jetzt, oh mächtiger Kaiser, richtet die ganze Stadt ihre Gedanken auf dich und freut sich über deine kriegerischen Erfolge. [...] Unsere Stadt empfängt durch das Bild ihren
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Wohltäter selbst, wie ein feuriger Liebhaber erhebt sie sich bei seinem Anblick, versammelt Menschen jeden Lebensalters: Der Vater tritt neben den Sohn, der Greis kommt zum jungen Mann, und sie zeigen auf ihn und freuen sich gemeinsam über seinen Anblick.
19-10. Julian II., Doppelmaiorina, Kyzikos, 362/63, D N FL CL IVLI-ANVS P F AVG / SECVRITAS REI PVB, Stier stehend rechts, darüber zwei Sterne; CYZA; RIC VIII 127, Nomos, Auktion 16, Los 228, 10.05.2018:
19-11. Julian, Hymnos an König Helios 132c: Ὁ θεῖος οὗτος καὶ πάγκαλος κόσμος ἀπ’ ἄκρας ἁψῖδος οὐρανοῦ μέχρι γῆς ἐσχάτων ὑπὸ τῆς ἀλύτου συνεχόμενος τοῦ θεοῦ προνοίας ἐξ ἀιδίου γέγονεν ἀγεννήτως ἔς τε τὸν ἐπίλοιπον χρόνον ἀίδιος, οὐχ ὑπ’ ἄλλου του φρουρούμενος ἢ προσεχῶς μὲν ὑπὸ τοῦ πέμπτου σώματος, οὗ τὸ κεφάλαιόν ἐστιν ἀκτὶς ἀελίου, βαθμῷ δὲ ὥσπερ δευτέρῳ τοῦ νοητοῦ κόσμου, πρεσβυτέρως δὲ ἔτι διὰ τὸν πάντων βασιλέα, περὶ ὃν πάντα ἐστίν. Dieses göttliche und gänzlich schöne Universum, die vom höchsten Gewölbe des Himmels bis zur untersten Grenze der Erde durch die ununterbrochene Vorsehung der Gottheit zusammengehalten wird, hat von Ewigkeit her unerschaffen existiert, ist unvergänglich für alle kommenden Zeiten und wird von nichts anderem bewacht als unmittelbar benachbart von dem Fünften Körper, dessen Krönung die Strahlen der Sonne sind; und in der gleichsam zweiten durch die noetische Welt; aber in einem noch erhabeneren Sinne wird sie vom König des ganzen Universums bewacht, der der Mittelpunkt aller Dinge ist.
19-12. Maxentius, Æ Follis, Rom, 307/08, Revers: Roma sitzend mit Blickrichtung, innerhalb eines hexastylen Tempels. RIC VI 210, BM-Nr. 1613288876. The Trustees of the British Museum:
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19-13. CIL VI 33856: Marti Invicto Patri / et Aeternae Urbis Suae / Conditoribus / Dominus Noster / (5) [[Imp(erator) Maxentius P(ius) F(elix)]] / Invictus Aug(ustus) Dem unbesiegten Mars, dem Vater, und den Gründern seiner eigenen ewigen Stadt, (widmete dies) unser Herr Imperator Maxentius Pius Felix, unbesiegter Augustus.
19-14. Konstantin I., Æ Follis, Konstantinopel, 327, Revers: Labarum, mit drei Medaillons auf Draperie und bekrönt von Christogramm, darunter eine vom Labarum aufgespießte Schlange. RIC VII 19, BM-Nr. 1890,0804.11. The Trustees of the British Museum:
19-15. Eusebius, Vita Constantini 3,3,2: διὸ καὶ βασιλεὺς ὑπὸ τοῖς τε καὶ τῶν αὐτοῦ παίδων ποσὶ βέλει πεπαρμένον κατὰ μέσου τοῦ κύτους βυθοῖς τε θαλάττης ἀπερριμμένον διὰ τῆς κηροχύτου γραφῆς ἐδείκνυ τοῖς πᾶσι τὸν δράκοντα, ὧδέ πῃ τὸν ἀφανῆ τοῦ τῶν ἀνθρώπων γένους πολέμιον αἰνιττόμενος, ὃν καὶ δυνάμει τοῦ ὑπὲρ κεφαλῆς ἀνακειμένου σωτηρίου τροπαίου κατὰ βυθῶν ἀπωλείας κεχωρηκέναι ἐδήλου. Darum ließ auch der Kaiser den Drachen zu seinen und seiner Söhne Füßen mitten im Leibe von einem Geschosse durchbohrt und in die Tiefen des Meeres geschleudert in Wachsmalerei darstellen, dass jedermann ihn sehen konnte; denn damit wollte er auf den unsichtbaren Feind des Menschengeschlechtes hinweisen, der, was er ebenfalls durch das Heil bringende Zeichen über seinem Haupte darstellen ließ, durch die Kraft dieses Zeichens in den Abgrund des Verderbens gestürzt worden ist (Ü: J. M. Pfättisch).
19-16. Constans, Solidus, Kyzikos, D N CONSTANS P F AVG / FEL TEMP REPARATIO / SMKA, Revers: nach rechts vorrückender Soldat, Kopf nach links, der einen Speer hält und eine kleine Figur aus einer Hütte unter einem Baum führt; RIC VIII 72, Numismatik, Auktion 11, Los 490, 14.01.2017:
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19-17. Amm. 17,12,13–16: Qui cum reorum ritu oblati, stantes curvatis corporibus, facinora gravia purgare non possent, ultimae sortis infortunia metuentes, dederunt obsides imperatos, numquam antea pignora foederis exhibere compulsi. [...] et pari modo ipsi quoque adepti pacem quam poscebant, accitos ex intimis regni procerum filios obsidatus sorte opinione celerius obtulerunt, itidemque captivos (ut placuerat) nostros, quos haut minore gemitu perdidere quam suos. Sie traten wie Angeklagte auf, standen in gebückter Haltung da, konnten aber ihre schweren Untaten nicht rechtfertigen. Darum befürchteten sie Missgeschick schlimmster Art und stellten Geiseln, wie man ihnen befahl, obwohl sie niemals vorher dazu angehalten worden waren, Unterpfänder für einen Vertrag auszuliefern. […] In gleicher Weise erhielten auch sie den Frieden, denn sie forderten, und lieferten schneller als erwartet die Söhne ihrer Edlen als Geiseln aus, die aus den innersten Gebieten ihres Reichs herbeigeholt worden waren, desgleichen unsere Kriegsgefangenen, wie man übereingekommen war. Diese gaben sie mit kaum geringerem Seufzen auf als ihre eigenen Landsleute (Ü: W. Seyfarth).
19-18. Konstantin I., AV 1½ Solidus-Medaillon, Siscia, 326/27, Brustbild nach rechts, Blick nach oben / GLORIA CONS TANTINI AVG, Konstantin, nach rechts schreitend, Trophäe haltend; einen Gefangenen führend und einen zu Füßen gefesselt, SIS im Abschnitt. RIC VII 206, BM-Nr. 128826001. The Trustees of the British Museum:
19-19. Eusebius, Vita Constantini 4,15,1 f.: Ὅση δ’ αὐτοῦ τῇ ψυχῇ πίστεως ἐνθέου ὑπεστήρικτο δύναμις, μάθοι ἄν τις καὶ ἐκ τοῦδε λογιζόμενος, ὡς ἐν τοῖς χρυσοῖς νομίσμασι τὴν αὐτὸς ὐτοῦ εἰκόνα ὧδε γράφεσθαι διετύπου, ὡς ἄνω βλέπειν δοκεῖν ἀνατεταμένου πρὸς (2) θεὸν τρόπον εὐχομένου. τούτου μὲν οὖν τὰ ἐκτυπώματα καθ’ ὅλης τῆς Ῥωμαίων διέτρεχεν οἰκουμένης. Wie groß aber die Macht des göttlichen Glaubens war, der in seiner Seele festgewurzelt war, kann man auch daraus erschließen, dass er auf den Goldmünzen sein eigenes Bild so darstellen ließ, dass es schien, er blicke nach oben wie einer, der innig zu Gott betet. Münzen mit dieser Prägung nahmen ihren Weg über den ganzen römischen Erdkreis (Ü: J. M. Pfättisch).
19-20. Cassiodorus, Variae 3,51,8: Spina infelicium captiuorum sortem designat, ubi duces Romanorum supra dorsa hostium
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ambulantes laborum suorum gaudia perceperunt. Die spina [die Mittelbarriere des Circus] bezeichnet das Schicksal unglücklicher Gefangener, wo römische Heerführer über die Rücken ihrer Feinde trampelten und so den freudigen Lohn ihrer Mühen erhielten.
19-21. Pulcheria, Solidus, Konstantinopel, 421/22, AEL PVLCHERIA AVG / VOT XX MVLT XXX E / CONOB. Victoria stehend links, hält ein langes Kreuz, darüber ein Stern im Feld. RIC X 220, BM-Nr. 1904,0604.135. The Trustees of the British Museum:
19-22. Theophanes der Bekenner AM 5920, 426/28: Τούτῳ τῷ ἔτει Θεοδόσιος ὁ εὐσεβὴς κατὰ μίμησιν τῆς μακαρίας Πουλχερίας πολλὰ χρήματα τῷ ἀρχιεπισκόπῳ Ἱεροσολύμων ἀπέστειλεν εἰς διάδοσιν τῶν χρείαν ἐχόντων, καὶ σταυρὸν χρυσοῦν διάλιθον πρὸς τὸ παγῆναι ἐν τῷ ἁγίῳ κρανίῳ. ὁ δὲ ἀρχιεπίσκοπος ἀντίδωρον ἀποστέλλει λείψανα τῆς δεξιᾶς χειρὸς τοῦ πρωτομάρτυρος Στεφάνου (30) διὰ τοῦ ἐν ἁγίοις Πασσαρίωνος. In diesem Jahr sandte der fromme Theodosios in Nachahmung der seligen Pulcheria viel Geld an den Erzbischof von Jerusalem zur Verteilung an die Bedürftigen. Er schickte auch ein goldenes, mit Edelsteinen besetztes Kreuz, das an der heiligen Stätte des Kalvarienbergs angebracht werden sollte. Der Erzbischof schickte als Gegengeschenk die Reliquien der rechten Hand des ersten Märtyrers Stephanus durch Passarion, einen der heiligen Männer.
19-23. Anastasius I., Solidus, Konstantinopel, geprägt um 492–507, D N ANASTA SIVS PP AVC, / VICTORI A AVCCCI // CONOB. DOC 3i, BM-Nr. 124699001.The Trustees of the British Museum:
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DR. FERNANDO LÓPEZ SÁNCHEZ Universidad Complutense de Madrid, Departamento de Prehistoria, Historia Antigua y Arqueología, Facultad de Geografía e Historia, E-28040 Madrid, [email protected]
KRIEG UND FRIEDEN IN DER REPRÄSENTATION DER OSTRÖMISCH-BYZANTINISCHEN KAISER (6.–7. JAHRHUNDERT N. CHR.) Mischa Meier Im Folgenden möchte ich Zeugnisse vorstellen, die mir für die Frage nach der Rolle von Krieg und (insbesondere) Frieden in der Repräsentation1 der oströmischen Kaiser des 6.–7. Jhs. zentral erscheinen. Es geht mir dabei weniger um Vollständigkeit als darum, signifikante Entwicklungen aufzuzeigen. Die Eingrenzung des Untersuchungszeitraums ergibt sich aus einer Prämisse, die ich bereits an anderer Stelle erörtert habe:2 Soweit erkennbar, vollziehen sich in der Phase zwischen Justinian I. (527–565) und Herakleios (610–641) grundlegende Veränderungen in der Konstruktion der oströmischen Monarchie und ihrer Präsentation durch die Kaiser. Sie beginnen mit einer Neukonzeption der herrscherlichen imago unter Justinian. Getrieben von einem besonderen Sendungsbewusstsein und den damit kontrastierenden schrecklichen Katastrophen, die das Imperium Romanum im 6. Jahrhundert heimsuchten (s. u.), forcierte dieser Kaiser unter den Vorzeichen der sogenannten Liturgisierung – eines gesamtgesellschaftlichen Neuorientierungs- und Konsolidierungsprozesses, dessen wesentliches Kennzeichen eine nochmalige religiöse Aufladung sämtlicher für uns greifbarer Handlungen und
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Unter ‚Repräsentation‘ verstehe ich die Inhalte sämtlicher direkten und indirekten Zeugnisse, die Auskunft geben über die Art und Weise, wie ein Herrscher sich selbst und seine Herrschaft gegenüber den Mitlebenden präsentiert hat. Diese Zeugnisse ermöglichen Reflexionen darüber, wie die Kaiser wahrgenommen werden wollten und wahrgenommen wurden, und verweisen damit u. a. auf eventuelle aufschlussreiche Differenzen zwischen Intention und Perzeption; sie geben Hinweise auf politische Konzepte sowie auf die jeweils spezifische Konzeption der Monarchie durch ihre einzelnen Inhaber. Angesichts dieser unterschiedlichen Facetten und Bedeutungsebenen erscheint mir der Begriff der ‚Repräsentation‘ angemessener als ‚Selbstdarstellung‘, der lediglich auf die vom Herrscher erhoffte Wirkung und die dafür eingesetzten Mittel zielt. Insbesondere gilt es zudem, ‚Repräsentation‘ von ‚Selbstverständnis‘ abzugrenzen; letzteres lässt sich allenfalls indirekt, angesichts der Quellenlage für (spät-) antike Herrscher in der Regel nur rudimentär erschließen; nichtdestotrotz ermöglicht eine Auseinandersetzung mit der Repräsentation vielfach auch Rückschlüsse auf Aspekte eines möglichen Selbstverständnisses. Aufschlussreiche Überlegungen zur Repräsentation spätantiker Kaiser und der damit zusammenhängenden methodischen Herausforderungen finden sich bei Wienand 2012. Meier 2016; 2017.
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Kommunikationsformen des Alltags darstellte3 – einen (Selbst-)Sakralisierungsprozess, der rasch in eine Hypersakralisierung einmündete. Diese Hypersakralisierung – also eine zunehmende Diskrepanz zwischen den sakralen Ansprüchen des Herrschers und ihrer Plausibilität und Einholbarkeit vor den Mitlebenden4 – erzwang eine abermalige grundlegende Neukonzeption der oströmischbyzantinischen Monarchie, welche mit der Ausbildung eines ‚messianischen‘ Kaisertums unter Herakleios Konturen gewann. Nach dessen Tod im Jahr 641 geriet das Byzantinische Reich in einen bis ca. 750 währenden Dauerkriegszustand, der den Spielraum für Experimente mit Blick auf (die Darstellung von) Krieg und Frieden erheblich einengte (Abwehrkämpfe gegen die muslimischen Araber). Der Quellenauswahl liegt die These zugrunde, dass die angesprochene Neugestaltung der oströmischen Monarchie zwischen Justinian und Herakleios (und namentlich unter diesen beiden Kaisern) sich auf verschiedene Bereiche der herrscherlichen Repräsentation und damit auch auf den Umgang mit und die Darstellung von Krieg und Frieden auswirkte. Insbesondere Frieden gewann im 6.–7. Jahrhundert eine geradezu metaphysische Qualität, sodass seine Propagierung entweder unabhängig vom tatsächlichen Geschehen erfolgen konnte oder gänzlich obsolet erschien, da das Imperium Romanum in zunehmendem Maße als gottbeschirmter Friedensraum konzeptualisiert wurde.5 Die Repräsentation Justinians unterschied sich von Beginn an in einem zentralen Punkt von derjenigen seiner Vorgänger: Der Kaiser führte seine Herrschaft einzig auf Gott zurück6 und kappte damit endgültig die ohnehin nur noch zarten Traditionslinien, die auf den ‚republikanischen‘ Ursprung des Prinzipats verwiesen und den Gedanken einer Bestenauslese aufrechterhalten hatten.7 Dieser Gedanke blieb zwar im 6. Jahrhundert weiterhin präsent, so etwa in den Debatten um die Nachfolge des Anastasios im Jahr 5188 oder im Fragment des Dialogs Περὶ πολιτικῆς ἐπιστήμης.9 Aber der Kaiser sah sich nicht mehr genötigt, sich demonstrativ mit ihm auseinanderzusetzen. Vielmehr ist die Zahl der zeitgenössischen Zeugnisse, in denen die Einsetzung Justinians allein durch Gott hervorgehoben wird, derart hoch, dass wir an dieser Stelle wohl einen Aspekt des kaiserlichen Selbstverständnisses greifen können. Wenn aber der Kaiser sich selbst einzig als von Gott eingesetzt begreift (und auch in dieser Weise präsentiert), dann können auch Krieg und Frieden ausschließlich als Ausdrucksformen bzw. Konsequenzen göttlichen Willens begriffen werden. Damit wiederum verändert sich die Rolle des Herrschers: Er wird vom
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Zur Liturgisierung vgl. Cameron 1979; 1978, 80–82; 107 f.; Meier 2004b; 2004a, 608–614; 2009; 2012; 2016; 2021; Booth 2018. Dazu s. Meier 2016. Vgl. Coripp. Laud. Iust. 3,333. Vgl. dazu im Einzelnen Meier 2004a, 118–136, mit Belegen; Leppin 2011. Vgl. Karayannopulos 1975, 252 f. De caerim 1,93 p. 426,16–18 Reiske = p. 433,14–16 Dagron/Flusin/Feissel. Vgl. dazu Bell 2009.
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(halbwegs) selbständigen Akteur zum Vermittler eben dieses Willens; militärische Erfolge sind Gottesgeschenke, die sich der Kaiser allerdings verdienen muss – durch den Erweis besonderer Frömmigkeit und herausragender Leistungen (worin Justinian seine Vorgänger gescheitert sieht).10 Obwohl gerade Justinian vielfach als letzter großer Visionär und Gestalter auf dem römischen Kaiserthron gilt,11 verengte sich also sein Gestaltungsspielraum nicht zuletzt durch die selbstgewählte Repräsentation; insbesondere die Art und Weise, in der er seine Frömmigkeit als Erweis seiner Eignung für die hohe Position demonstrierte, ließ sich nun noch variieren – ein schwieriges Unterfangen, da vor allem sie in der zeitgenössischen Wahrnehmung als Gradmesser für die Frage gelten musste, ob der Kaiser weiterhin in der Gunst Gottes stand. Dies wiederum machte seine Legitimation anfällig für kontingente Ereignisse, an denen es im 6. Jh. nicht mangelte (s.u.). QUELLEN 20-01. Constitutio Deo auctore, pr. [a. 530] Am 15. Dezember 530 beauftragte Justinian eine Kommission damit, die römische Jurisprudenz aufzuarbeiten; es begann die Arbeit an den späteren Digesten (Pandekten). Die berühmten Einleitungsworte der entsprechenden Inaugurationskonstitution gewinnen ihr Profil durch die markante, geradezu redundante Betonung der Einsetzung des Kaisers durch Gott: Allein im ersten Satz wird zweimal dieser für Justinians Repräsentation zentrale Sachverhalt hervorgehoben (Deo auctore / imperium, quod nobis a caelesti maiestate traditum est). Es folgt direkt – und damit wohl programmatisch – der Hinweis auf das ausgewogene Verhältnis von Krieg und Frieden12 zum Wohle der res publica. Der übergeordnete Gedanke der Einsetzung und wohlwollenden Beschirmung des Kaisers durch Gott bleibt auch im Folgenden präsent, wenn der Krieg generell ganz in die Hände Gottes gelegt wird: Der Kaiser benötige weder Waffen noch Soldaten noch Generäle noch eigene Befähigung, sondern allein Gott – ein Gedanke, der bis in spätjustinianische Zeit präsent bleiben wird13 und auch unter Herakleios noch begegnet: Deo auctore nostrum gubernantes imperium, quod nobis a caelesti maiestate traditum est, et bella feliciter peragimus et pacem decoramus et statum rei publicae sustentamus: et ita nostros animos ad dei omnipotentis erigimus adiutorium, ut neque armis confidamus neque nostris militibus neque bellorum ducibus vel nostro ingenio, sed omnem spem ad solam referamus summae providentiam trinitatis: unde et mundi totius elementa processerunt et eorum dispositio in orbem terrarum producta est.
10 Vgl. etwa Cod. lust. 1,27,1,6 f. [= Q20-02]. 11 So jedenfalls das klassische Bild, vgl. etwa Hunger 1975; Evans 1996; Mazal 2001. Ein Gegenentwurf bei Meier 2004a; vgl. zur Diskussion auch Leppin 2011 sowie den Forschungsüberblick Leppin 2007; ferner Heather 2018 und die Beiträge in Maas 2005. 12 Beachtenswert ist hier die interessante Wortwahl pacem decoramus. 13 Vgl. Q20-07 und Q20-08.
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Von Gott eingesetzt das Reich lenkend, das uns von der himmlischen Hoheit übergeben worden ist, bringen wir Kriege glücklich zu Ende, zieren den Frieden und erhalten den Bestand des Gemeinwesens: Und wir richten unsere Herzen so auf den Beistand des allmächtigen Gottes, dass wir weder Waffen noch unseren Soldaten noch den Generälen noch unserer eigenen Begabung vertrauen müssen, sondern jegliche Hoffnung allein auf die vorsorgende Umsicht der höchsten Trinität setzen: Von ihr her haben sich die Grundbestandteile der gesamten Welt entwickelt und ist ihre Anordnung zum Weltkreis geschaffen worden (Ü: M. Meier).
20-02. Codex Iustinianus 1,27,1,pr.–10 [a.534] Die Verbindung der göttlichen Einsetzung mit einer durch Gott bewirkten günstigen Fügung von Kriegen findet sich auch in jener Konstitution aus dem Jahr 534, in der Justinian die administrative Neuorganisation der unmittelbar zuvor (533/34) von den Vandalen zurückgewonnenen afrikanischen Provinzen vornimmt. Die eindrucksvolle Reihe an Siegertiteln,14 die den Kaiser als erfolgreichen Kriegsherrn präsentieren, mündet direkt zu Beginn in eine gebetsähnliche Formulierung, die auch formal signalisiert, dass sich Justinian trotz seiner überragenden Stellung doch in erster Linie als von Gott Beschenkter betrachtet. Dementsprechend oszilliert der Text auch im Folgenden zwischen Rechtsetzung und Gebet, wobei einmal mehr gezielte Redundanzen die göttliche Urheberschaft der kaiserlichen Erfolge akzentuieren sollen. Trotz des demonstrativen Grundvertrauens, die außergewöhnliche göttliche Gunst tatsächlich auch verdient zu haben (meruimus – im Gegensatz zu seinen Vorgängern im 5. Jahrhundert: non meruerunt), zeigt Justinian sich geradezu überwältigt vom Ausmaß der Beglückungen und stilisiert diese zu einem singulären Ereignis im irdischen Weltverlauf (in saeculo). Diese besondere, wohlverdiente Begünstigung durch Gott möge dem Kaiser, so sein Wunsch, auch für die nun anstehenden Aufgaben erhalten bleiben: die Neuordnung der zurückgewonnenen Provinzen: In nomine domini nostri Ihesu Christi imperator Caesar Flavius Iustinianus Alamannicus Gotthicus Francicus Germanicus Anticus Alanicus Vvandalicus Africanus pius felix inclitus victor ac triumphator semper Augustus Archelao praefecto praetorio Africae. Quas gratias aut quas laudes domino deo nostro Ihesu Christo exhibere debeamus, nec mens nostra potest concipere nec lingua proferre. (1) Multas quidem et antea a deo meruimus largitates et innumerabilia circa nos eius beneficia confitemur, pro quibus nihil dignum nos egisse cognoscimus: prae omnibus tamen hoc, quod nunc deus omnipotens per nos pro sua laude et pro suo nomine demonstrare dignatus est, excedit omnia mirabilia opera, quae in saeculo contigerunt, ut Africa per nos tam brevi tempore reciperet libertatem, ante centum et quinque annos a Vvandalis captivata, qui animarum fuerant simul hostes et corporum. […] (5) Quo ergo sermone aut quibus operibus dignas deo gratias agere valeamus, quod per me, ultimum servum suum, ecclesiae suae iniurias vindicare dignatus est et tantarum provinciarum populos a iugo servitutis eripere? (6) Quod beneficium dei antecessores nostri non meruerunt, quibus non solum Africam liberare non licuit, sed et ipsam Romam viderunt ab eisdem Vvandalis captam et omnia imperialia ornamenta in Africam exinde translata. (7) […]. (8) Ergo post tanta beneficia, quae nobis divinitas
14 Dazu vgl. Hunger 1964; Rösch 1978.
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contulit, hoc de domini dei nostri misericordia postulamus, ut provincias, quas nobis restituere dignatus est, firmas et illaesas custodiat et faciat nos eas secundum suam voluntatem ac placitum gubernare, et universa Africa sentiat omnipotentis dei misericordiam et cognoscant eius habitatores, quam a durissima captivitate et iugo barbarico liberati in quanta libertate sub felicissimo nostro imperio degere meruerunt. (9) Hoc etiam deprecantes exoramus precibus sanctae et gloriosae semper virginis et dei genetricis mariae, ut, quidquid minus est rei publicae nostrae, per nos, ultimos servos suos, restituat in suo nomine deus et dignos nos faciat servitium eius adimplere. (10) Deo itaque auxiliante pro felicitate rei publicae nostrae per hanc divinam legem sancimus, ut omnis Africa, quam deus nobis praestitit, per ipsius misericordiam optimum suscipiat ordinem et propriam habeat praefecturam, ut sicut Oriens atque Illyricum, ita et Africa praetoriana maxima potestate specialiter a nostra clementia decoretur. […] Im Namen unseres Herrn Jesus Christus, der Imperator Caesar Flavius Iustinianus, Sieger über Alemannen, Goten, Franken, Germanen, Anten, Alanen, Vandalen und Afrikaner, der fromme, glückliche und ruhmreiche Sieger und Triumphator, der ewige Augustus, an Archelaos, den praefectus praetorio Africae. Welchen Dank und welchen Lobpreis unserem Herrn und Gott Jesus Christus wir ausdrücken müssen, vermag weder unser Sinn zu erfassen noch unsere Zunge vorzubringen. (1) Freilich haben wir uns bereits früher vieler Geschenke Gottes würdig erwiesen, wir bekennen, dass seine Wohltaten uns gegenüber unermesslich sind, und erkennen, dass wir ihrer in keiner Weise würdig gehandelt haben. Dennoch: Vor allem diesem übersteigt das, was der allmächtige Gott jetzt durch uns zu seinem Preis und seinem Namen zu zeigen geruht hat, alle bewundernswerten Werke, die uns in der irdischen Welt zuteilgeworden sind, dass nämlich Afrika durch uns in so kurzer Zeit seine Freiheit wiedererlangt hat, nachdem es 105 Jahre von den Vandalen gefangen gehalten worden war, die zugleich Feinde der Seele und des Körpers waren. […] (5) Mit welcher Rede und welchen Werken vermöchten wir Gott würdigen Dank abstatten, dass er geruht hat, durch mich, seinen letzten Diener, das Unrecht an seiner Kirche zu rächen und so vieler Provinzen Bevölkerungen dem Joch der Sklaverei zu entreißen? (6) Eine solche Wohltat Gottes haben unsere Vorgänger nicht verdient, denen es nicht nur nicht vergönnt war, Afrika zu befreien, sondern die mit ansahen, wie Rom selbst von eben diesen Vandalen erobert und sämtliche Zierden des Kaisertums alsdann nach Afrika verbracht wurden. (7) […]. (8) Nach so großen Wohltaten also, die uns die Gottheit zugeführt hat, bitten wir die Gnade Gottes unseres Herrn inständig um dieses: Er möge die Provinzen, die uns wiederherzustellen er geruht hat, sicher und unversehrt behüten und dafür sorgen, dass wir diese seinem Willen und Wohlgefallen gemäß lenken; ganz Afrika möge die Gnade des allmächtigen Gottes wahrnehmen und seine Bewohner mögen erkennen, wie sie, von härtester Gefangenschaft und Barbarenjoch befreit, nun in so großer Freiheit unter unserer glücklichsten Herrschaft ihr Leben zu verbringen sich würdig erwiesen haben. (9) Auch darum bitten und flehen wir durch die Gebete der heiligen, ruhmwürdigen, ewigen Jungfrau und Gottesmutter Maria, dass Gott, woran auch immer es unserem Reich mangelt, durch uns, seine letzten Diener, in seinem Namen wiederherstelle und uns würdig mache, seinen Dienst zu erfüllen. (10) Mit Gottes Hilfe ordnen wir daher zum Glück unseres Gemeinwesens durch dieses göttliche Gesetz an, dass ganz Afrika, das Gott uns verliehen hat, durch seine Gnade die beste Ordnung und eine eigene Präfektur erhalten soll, so dass – wie Oriens und Illyricum – so auch Afrika mit der höchsten prätorianischen Gewalt speziell durch unsere Milde geziert werde (Ü: M. Meier).
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20-03. Codex Iustinianus 1,27,2, pr. [a. 534] Dass die erfolgreiche Gestaltung von Krieg und Frieden allein Gott zu verdanken ist, geht auch aus dem Proömium einer weiteren Bestimmung aus dem AfrikaKontext hervor, in dem die sechsmalige (!) Wiederholung der Formel „durch ihn“ (per ipsum) den Rezipienten geradezu einhämmern soll, dass allein Gott für Herrschaft und Erfolge des Kaisers verantwortlich ist. Letztere beziehen sich wiederum explizit auf Krieg und Frieden: den Vertrag mit den Persern (532), die Niederwerfung von Feinden (hostes) sowie die Rückeroberung Nordafrikas. Einmal mehr wird deutlich: Krieg und Frieden sind Werke Gottes, der Kaiser handelt lediglich als dessen Agent: Idem A. Belisario magistro militum per Orientem. In nomine domini nostri Ihesu Christi ad omnia consilia omnesque actus semper progredimur. per ipsum enim imperii iura suscepimus, per ipsum pacem cum Persis in aeternum confirmavimus, per ipsum acerbissimos hostes et fortissimos tyrannos deiecimus, per ipsum multas difficultates superavimus, per ipsum et Africam defendere et sub nostrum imperium redigere nobis concessum est, per ipsum quoque, ut nostro moderamine recte gubernetur et firme custodiatur, confidimus. Derselbe Augustus, an Belisar, den magister militum per Orientem.15 Im Namen unseres Herrn Jesus Christus gehen wir stets alle Pläne und alle Taten an. Durch ihn nämlich haben wir das Recht an der Herrschaft erhalten, durch ihn haben wir den Ewigen Frieden mit den Persern geschlossen,16 durch ihn haben wir die härtesten Feinde und tapfersten Tyrannen niedergeworfen, durch ihn haben wir zahlreiche Schwierigkeiten überwunden, durch ihn wurde uns gestattet, Afrika zu verteidigen und wieder unserer Herrschaft zuzuführen, durch ihn können wir auch darauf vertrauen, dass es unter unserer Führung rechtmäßig gelenkt und sicher behütet wird (Ü: M. Meier).
20-04. Prokop, Kriegsgeschichte 5,5,8 f. Verfolgt man diesen Gedanken konsequent weiter, so würde sich daraus ergeben, dass Angriffskriege keiner elaborierten Begründung mehr bedürfen, denn Gottes Wille lässt sich ebenso wenig hinterfragen wie seine Umsetzung einer Legitimation bedarf. Und in der Tat zeigt sich zumindest am Krieg gegen die Ostgoten (535–552), dass dessen vermeintliche Legitimierung als Feldzug gegen den ‚Arianismus‘ weitaus weniger ausgeprägt war als in der Forschung gerne behauptet.17 In den prinzipiell recht ausführlichen Schriftzeugnissen zur Vorgeschichte des Konflikts ist dieses Motiv kaum präsent. Lediglich in einer Prokop-Passage gewinnt es eine gewisse Prominenz. Zu beachten ist hier jedoch, dass sich der Hinweis auf die Glaubensdifferenzen zwischen Römern und Goten in einem Brief an die Franken findet, die zum gemeinsamen Vorgehen gegen die Goten motiviert werden sollen. Das homöische Bekenntnis der Goten wird dort gezielt als Argu15 Das höchste Feldherrnamt im römischen Osten. Zu Belisar vgl. PLRE IIIA 181–224 (Fl. Belisarius 1). 16 Der sogenannte ‚Ewige Frieden‘ (532) beendete den seit 525/26 andauernden Krieg gegen die Perser, den Justinian von seinem Vorgänger Justin I. geerbt hatte. Der Vertrag wurde 540 von Chosroes I. gebrochen. Vgl. Greatrex 1998, 213–221; 2005, 486–490. 17 Z. B. Mazal 2001, 148.
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ment eingesetzt, um die katholischen Franken für ein Bündnis zu gewinnen, und erscheint zudem nicht exklusiv, sondern innerhalb einer Reihe weiterer Begründungen. Dass Justinian sein Vorgehen gegen die Goten grundsätzlich mit deren Bekenntnis legitimiert haben soll, lässt sich der Passage somit nicht entnehmen:18 Πέμψας δὲ καὶ παρὰ Φράγγων τοὺς ἡγεμόνας ἔγραψε τάδε· „Γότθοι Ἰταλίαν τὴν ἡμετέραν βίᾳ ἑλόντες οὐχ ὅσον αὐτὴν ἀποδιδόναι οὐδαμῆ ἔγνωσαν, ἀλλὰ καὶ προσηδικήκασιν ἡμᾶς οὔτε φορητὰ οὔτε μέτρια. διόπερ ἡμεῖς μὲν στρατεύειν ἐπ’ αὐτοὺς ἠναγκάσμεθα, ὑμᾶς δὲ εἰκὸς ξυνδιαφέρειν ἡμῖν πόλεμον τόνδε, ὃν ἡμῖν κοινὸν εἶναι ποιεῖ δόξα τε ὀρθή, ἀποσειομένη τὴν Ἀρειανῶν γνώμην, καὶ τὸ ἐς Γότθους ἀμφοτέρων ἔχθος“. (8) Justinian ließ auch den fränkischen Herrschern folgendes Schreiben zugehen: „Die Goten haben Italien, unser Eigentum, mit Gewalt an sich genommen und weigern sich nicht nur, das Land herauszugeben, sondern haben uns dazu noch untragbaren und unermesslichen Schaden zugefügt. (9) Daher sehen wir uns zu einem Feldzug gegen sie genötigt. Ihr aber müsst natürlich an diesem Kriege teilnehmen; denn der orthodoxe Glaube, der mit Arianertum nichts zu tun haben will, und unser beider Hass gegen die Goten sind ein einigendes Band“ (Ü: O. Veh).
20-05. Menander Protektor fr. 6,1, Z. 36–39 Blockley Die ausschließliche Rückführung der Herrschaft auf göttliche Einsetzung war nicht ungefährlich. Denn Kriegsniederlagen mussten nunmehr unweigerlich als Strafe Gottes erscheinen und damit die Legitimität des Kaisers gefährden. Zwar ließ sich in gewissen Grenzen die Bevölkerung insgesamt für Misserfolge und Katastrophen verantwortlich machen, doch letztlich musste sich der Herrscher – ganz traditionell – in die Pflicht nehmen lassen. Ein Beispiel für die Kollektivierung von Verantwortung findet sich in den Fragmenten des Historiographen Menander Protektor (spätes 6. Jh.), der im Zusammenhang der Verhandlungen im Vorfeld des 562 mit den Persern geschlossenen Friedensvertrages den römischen Gesandten anmerken lässt, dass allzu großes Glück (und damit verbundener Hochmut) zum Eingreifen Gottes führe: Καὶ μή τις ὑμᾶς ἀπατάτω λογισμὸς ὡς νενικήκατε Ῥωμαίους, ἐπηρμένοι τῷ τὴν Ἀντιόχειαν ἁλῶναι πρὸς ὑμῶν καὶ ἄττα Ῥωμαïκὰ χωρία. τὸ γὰρ ὑπερβάλλον τῆς Ῥωμαïκῆς εὐτυχίας ὁ θεὸς ἐκόλασεν ἐν τούτῳ […]. Und lasst euch nicht täuschen von der Überlegung, dass ihr die Römer besiegt habt, hochfahrend durch eure Einnahme Antiocheias19 und anderer römischer Orte. Denn Gott hat
18 Dies bedeutet nicht, dass unter Justinian keine diplomatischen Verhandlungen über Krieg und Frieden sowie deren Bedingungen mehr stattgefunden hätten – im Gegenteil: Gut bezeugt sind die komplizierten diplomatischen Annäherungen im Vorfeld der römisch-persischen Verträge der Jahre 532 und 562 (vgl. Greatrex/Lieu 2002, 96 f.; 131–134) sowie nicht zuletzt auch die Verhandlungen vor Ausbruch des oströmisch-ostgotischen Krieges (Wiemer 2018, 574–596); all dies entsprach den traditionellen Usancen römischer (Außen-)Politik. In der Repräsentation jedoch ließen sich Krieg und Frieden nunmehr wesentlich leichter als zuvor von Person und Handeln des Kaisers abstrahieren und als göttliche Willensentscheidungen deklarieren – ohne dass dies der imago des Kaisers als Sieger geschadet hätte, wie etwa an der Triumphfeier des Jahres 534 ersichtlich wird (zu diesem s. Börm 2013). 19 Im Jahr 540.
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damit [lediglich] das übersteigerte Ausmaß römischen Glücks gestraft […]20 (Ü: M. Meier).
20-06a. Euagrios, Kirchengeschichte 5,13 Grundsätzlich jedoch erscheint der Kaiser verantwortlich für Kriegsniederlagen, ein Sachverhalt, der sich besonders eindringlich im Nachgang zur persischen Einnahme der wichtigen Grenzfestung Daras21 573 manifestiert; denn nun brach bei Justinians Nachfolger Justin II. eine psychische Krankheit vollends durch, so dass er im Jahr 574 den Offizier (comes excubitorum) Tiberios zum Caesar erhob und damit faktisch abdankte. Die bewegende, angeblich von einem Engel diktierte Rede, die er zu diesem Anlass gehalten haben soll, ist in unterschiedlichen Versionen bei vier Autoren überliefert.22 Alle Varianten zeigen indes, dass der Kaiser sich selbst schwerster Verfehlungen gegenüber Gott anklagte und seine Krankheit als gerechte Strafe Gottes (und damit als Aufforderung zum Rücktritt) akzeptierte – hier illustriert an zwei Auszügen aus den Darstellungen bei Euagrios (spätes 6. Jh.) und Theophylakt (1. Hälfte 7. Jh.): […] τοῦ φιλανθρώπου θεοῦ ἐνδόντος καιρὸν Ἱουστίνῳ τάς τε οἰκείας ἐξειπεῖν ἁμαρτίας τά τε χρηστὰ εἰσηγήσασθαι ὑπὲρ τοῦ τῇ πολιτείᾳ συνοίσοντος. […] da der gütige Gott Justin eine Gelegenheit gab, die eigenen Fehler zu bekennen und nützliche Ratschläge für das künftige Wohl des Staates zu geben (Ü: A. Hübner).
20-06b. Theophylakt Simokatta, Hist. 3,11,8 f.: (8) ἴδε, ὁ θεὸς ὁ ἀγαθύνων σε. τοῦτο τὸ σχῆμα ὁ θεός σοι δίδωσιν, οὐκ ἐγώ. […] (9) ἐγὼ γὰρ ὡς ἄνθρωπος εἰσωδιάσθην (καὶ γὰρ πταιστὸς ἐγενόμην) καὶ ἀπέλαβον κατὰ τὰς ἁμαρτίας μου. (8) Schau, Gott ist es, der dir diese Wohltat erweist. Diese Auszeichnung gibt dir Gott, nicht ich. […] (9) Denn ich erwies mich ganz wie ein Mensch (der Sünde nämlich bin ich verfallen) und ich bekam, ganz meiner Sündhaftigkeit entsprechend, auch den Lohn (Ü: P. Schreiner).
20-07a–b. Reiterstandbild Justinians Es ist nur allzu verständlich, dass die Kaiser bemüht waren, diese Angriffsflächen zu reduzieren, eine Überkompensation, die sich in der besonders eindringlichen Betonung ihrer Sieghaftigkeit spiegelt. In diesem Zusammenhang erscheint mir das Reiterstandbild, das Justinian im Jahr 543/44 – einer Phase also, die von schweren Katastrophen, Kriegsniederlagen und dem Ausbruch der Pest gekenn-
20 Vgl. auch Nov. Iust. 77 [ca. 542–550/51]: „Gottloses Handeln“ (ἀσεβεῖς πράξεις) wird verantwortlich gemacht für Hunger, Erdbeben und Pest, s. Meier 2004a, 591–599. 21 Chron. ad ann. 1234 LXVI p. 161 f. Chabot; Joh. Eph. HE 3,6,5; Theophyl. Sim. Hist. 3,11. 22 Joh. Eph. HE 3,5; Euagr. HE 5,13; Theophyl. Sim. Hist. 3,11,7–13; Theoph. a.m. 6070 p. 248,14–249,11 de Boor. Johannes von Ephesos und Euagrios dürften sich mindestens auf Augenzeugenberichte gestützt haben (Johannes erwähnt ausdrücklich eine Mitschrift der Rede Justins); Theophylakt könnte auf Johannes von Epiphaneia basieren; auf seine Darstellung geht der Bericht in der Theophanes-Chronik zurück. Vgl. Cameron 1976, 162.
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zeichnet war (s.u.) – auf dem Augustaion, dem zentralen Platz der Hauptstadt, errichten ließ, von besonderer Bedeutung.23 Das etwa 7–7,5 Meter hohe Monument (wohl die Wiederverwendung einer Arkadios-Statue vom Forum Tauri)24 ruhte auf einer ca. 30 Meter hohen Säule.25 Es zeigte den Kaiser zu Pferd mit gen Osten (ἐπὶ Πέρσας)26 gerichtetem rechten Arm. Antike [Prokop: Q20-07c] und mittelalterliche27 Beschreibungen sowie eine frühneuzeitliche Zeichnung [Q20-07a] ermöglichen eine annähernde Rekonstruktion des Standbildes [Q20-07b], das von Mehmed II., dem Eroberer Konstantinopels, entfernt wurde. Im Jahr 540 hatten die Perser den ‚Ewigen Frieden‘ gebrochen, waren in römische Gebiete eingefallen und hatten u. a. Antiocheia erobert28 – dies nur eine jener Katastrophen, die das Imperium Romanum in den Jahren 540–542 heimsuchten.29 Das Reiterstandbild auf dem Augustaion sollte vor diesem Hintergrund die kaiserliche Sieghaftigkeit insbesondere mit Blick auf die Sāsāniden in aller Deutlichkeit inszenieren. Die nach Osten gerichtete Geste, mit deren Deutung als Befehl, im eigenen Land zu bleiben, Prokop in den Bauten sicherlich die von Justinian intendierte Lesart vermittelt, stellt indes das einzige dynamische Element an der Kaiserfigur dar; lediglich das ausschreitende, sprungbereite Pferd bietet darüber hinaus noch eine Anmutung von Spannung und Bewegung. Anders als bei dem – ebenfalls nur in literarischen Beschreibungen greifbaren – Reitermonument, das Justinian 530 im Hippodrom errichten ließ, als es tatsächlich militärische Erfolge (gegen Perser und Bulgaren) zu feiern gab,30 präsentiert die Augustaion-Statue einen statischen Herrscher, der zwar im σχῆμα Ἀχίλλειον (d. h. im Umriss des Inbegriffs des kriegerischen Helden) erscheint, seine Autorität jedoch nicht aus eigener Dynamik gewinnt, sondern aus einer immanenten Sieghaftigkeit, die, wie wiederum dem Zeugnis Prokops zu entnehmen ist, aus seiner Begünstigung durch Gott hervorgeht: Einmal mehr nämlich wird betont, das Kaisertum sei allein Gott zu verdanken, und dasselbe gilt für Justinians „Kriegsgewalt“ (τὸ τοῦ πολέμου […] κράτος). Es ist also gerade nicht das σχῆμα des Inbegriffs
23 Zu diesem Standbild s. Stichel 1982, 105–112 Nr. 132; 1988; Mango 1993; Bauer 1996, 158– 162; Meier 2004a, 599-607; Canepa 2009, 115 f.; 133 f.; Effenberger 2008. 24 Malal. p. 408,22–25 Thurn. Effenberger 2008, 273; 278. 25 Vgl. Stichel 1982, 109 f.; Effenberger 2008, 274–278. Unklar ist, ob dabei der Sockel bereits mit eingerechnet ist. 26 Prok. aed. 1,2,10. 27 Georg. Pachym. Ekphr. p. 1217–1220 Schopen PG 144,917B–924A; Nikeph. Gregor. 7,12,4 f. p. 275–277 Schopen PG 148,449A–453A. Weitere Zeugnisse listet Stichel 1982, 105–108, auf. 28 Greatrex/Lieu 2002, 102–108; Leppin 2011, 223–229; Heather 2018, 229–245. 29 Zu dieser Phase s. Meier 2004a, 307–341; 662–664; Leppin 2011, 206–276. 30 Stichel 1982, 104 f., Nr. 129; Croke 1980; Meier 2004a, 151 f.; 602 f.; Leppin 2011, 137 f. Zwei Epigramme erlauben Rückschlüsse auf das Standbild: Anth. Graec. 16,62 f. Zur Lokalisierung im Hippodrom s. Anth. Graec. 16,62 Lemma und Script. Orig. Const. p. I 60,11–13 Preger.
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und Vorbilds antiken kriegerischen Heldentums, Achilleus, sondern das Zeichen des Kreuzes, dem der Kaiser seine Siege schuldet – anders als Achilleus benötigt er daher auch keine Waffen,31 sondern ein simpler Gestus reicht hin, um den Persern zu gebieten. Wir greifen hier bereits jene Entrückung zum transzendenten Herrscher, die kennzeichnend ist für den späten Justinian32 und die sich, wie ein Blick auf die glücklose Kriegführung zu Beginn der 540er Jahre rasch verdeutlicht, von der Realität allmählich zu entkoppeln droht. Krieg und insbesondere Frieden werden nun allmählich zu metaphysischen Größen, die dem tatsächlichen Geschehnisverlauf enthoben sind.
Abb. 1 (links): Renaissancezeitliche Zeichnung, Budapest, Universitätsbibliothek, Cod. Ital. III [ehemals 35], fol. 144v. Abbildung entnommen aus: Effenberger 2008, 266. Abb. 2 (rechts): Schematische Darstellung mit den Maßen nach Nikephoros Gregoras (Variante 1+2). Zeichnung: U. Reuter (Berlin). Abbildung entnommen aus: Effenberger 2008, 275.
20-07c. Prokop, De Aedificiis. 1,2,1–12: (1) Ἀγορά τις πρὸ τοῦ βουλευτηρίου ἐτύγχανεν οὖσα· καλοῦσι δὲ Αὐγουσταῖον τὴν ἀγοράν οἱ Βυζάντιοι. ἐνταῦθα ξυνθῆκαι λίθων οὐχ ἧσσον ἢ ἑπτὰ ἐν τετραγώνῳ πεποίηνται, κατὰ μὲν ἀπόβασιν ξυγκείμεναι πᾶσαι […] (2) ἐν δὲ τῇ τῶν λίθων ὑπερβολῇ κίων ἐπανέστηκεν ἐξαίσιον ὅσον […] (5) ἐν δὲ τοῦ κίονος τῇ κορυφῇ χαλκοῦς ἕστηκεν ὑπερμεγέθης ἵππος, τετραμμένος πρὸς ἕω, θέαμα λόγου πολλοῦ ἄξιον. ἔοικε δὲ βαδιουμένῳ καὶ τοῦ πρόσω λαμπρῶς ἐχομένῳ. (6) ποδῶν τῶν προσθίων ἀμέλει τὸν μὲν ἀριστερὸν μετεωρίζει, ὡς ἐπιβησόμενον τῆς ἐπίπροσθεν γῆς, ὁ δὲ δὴ ἕτερος ἐπὶ τοῦ λίθου ἠρήρεισται, οὐ 31 Derselbe Gedanke findet sich bereits in Q20-01 und später in Q20-08. 32 Vgl. Meier 2016.
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ὕπερθέν ἐστιν, ὡς τὴν βάσιν ἐκδεξόμενος· τοὺς δὲ ὀπισθίους οὕτω ξυνάγει ὡς, ἐπειδὰν τὸ μὴ ἑστήξειν αὐτοῖς ἐπιβάλλοι, ἐν ἑτοίμῳ εἶεν. (7) τούτῳ δὴ τῷ ἵππῳ χαλκῆ ἐπιβέβηκε τοῦ βασιλέως εἰκὼν κολοσςῷ ἐμφερής. ἔσταλται δὲ Ἀχιλλεὺς ἡ εἰκών. οὕτω γὰρ τὸ σχῆμα καλοῦσιν ὅπερ ἀμπέχεται. (8) τάς τε γὰρ ἀρβύλας ὑποδέδεται καὶ τὰ σφυρά ἐστι κνημίδων χωρίς. (9) εἶτα ἡρωïκῶς τεθωράκισται καὶ κράνος αῦτῷ τὴν κεφαλὴν σκέπει δόξαν ὡς κατασείοιτο παρεχόμενον, αἴγλη τέ τις ἐνθένδε αὐτοῦ ἀπαστράπτει. (10) φαίη τις ἂν ποιητικῶς εἶναι τὸν ὀπωρινὸν ἐκεῖνον ἀστέρα. βλέπει δὲ πρὸς ἀνίσχοντά που τὸν ἥλιον, τὴν ἡνιόχησιν ἐπὶ Πέρσας, οἶμαι, ποιοῦμενος. (11) καὶ φέρει μὲν χειρὶ τῇ λαιᾷ πόλον, παραδηλῶν ὁ πλάστης ὅτι γῆ τε αὐτῷ καὶ θάλασσα δεδούλωται πᾶσα, ἔχει δὲ οὔτε ξίφος οὔτε δοράτιον οὔτε ἄλλο τῶν ὅπλων οὐδέν, ἀλλὰ σταυρὸς αὐτῷ ἐπὶ τοῦ πόλου ἐπίκειται, δι’ οὗ δὴ μόνου τήν τε βασιλείαν καὶ τὸ τοῦ πολέμου πεπόρισται κράτος. (12) προτεινόμενος δὲ χεῖρα τὴν δεξιὰν ἐς τὰ πρὸς ἀνίσχοντα ἥλιον καὶ τοὺς δακτύλους διαπετάσας ἐγκελεύεται τοῖς ἐκείνῃ βαρβάροις καθῆσθαι οἴκοι καὶ μὴ πρόσω ἰέναι. […] (1) Vor dem Senatsgebäude dehnte sich ein weiter Platz, der bei den Byzantinern den Namen Augustaion trägt. Dort sind nicht weniger als sieben viereckige Steinpackungen, und zwar alle nach einer Art Treppe, aufeinandergesetzt […]. (2) Auf der obersten Steinlage erhebt sich eine Säule zu gewaltiger Höhe […]. (5) Oben auf der Säule steht ein gewaltiges Pferd aus Erz mit Blick nach Osten, ein sehr beachtliches Kunstwerk. Das Tier macht den Eindruck, als wolle es ausschreiten und mit aller Kraft vorwärtsstürmen. (6) Von den Vorderfüßen hebt es den linken, um ihn vor sich auf die Erde auszusetzen, das rechte Bein stemmt sich auf die steinerne Unterlage und will den nächsten Schritt tun. Die beiden Hinterbeine hingegen zieht das Pferd derart zusammen, dass sie für eine etwaige Bewegung sprungbereit sind. (7) Darauf sitzt die riesenhafte, eherne Gestalt des Kaisers, und zwar ist sie als Achilleus aufgefasst; denn so bezeichnet man die Ausrüstung, die er trägt: (8) An den Füßen hat er Schuhe, an den Unterschenkeln aber keine Beinschienen. (9) Im Übrigen ist er wie ein Kriegsheld gepanzert und sein Haupt von einem Helm bedeckt, der den Eindruck macht, als würde er geschüttelt, und einen gewissen funkelnden Glanz von sich ausgehen lässt. (10) Als Dichter könnte man dabei vom Sirius sprechen. Der Kaiser selbst blickt gegen die aufgehende Sonne und will, wie mir dünkt, sein Ross gegen die Perser führen. (11) In der Linken hält er eine Kugel, womit der Künstler zum Ausdruck bringt, dass alles Land und Meer ihm untertan sind. Sonst trägt die Gestalt weder Schwert noch Lanze oder eine andere Waffe, nur das Kreuz steht auf der Kugel, durch das allein er Kaisertum und oberste Kriegsgewalt erlangt hat. (12) Die rechte Hand aber streckt er mit ausgespreiteten Fingern gen Osten und gebietet den dortigen Barbaren, in ihrem Lande zu bleiben und nicht vorzustoßen […] (Ü: O. Veh).
20-08. Paulos Silentarios, Ekphrasis. 1–65 Die zunehmende Entrückung Justinians, Element eines komplexen, übergreifenden, von allgemeiner religiöser Verinnerlichung und der Intensivierung religiöser Praxis gekennzeichneten Neuordnungsprozesses (sog. Liturgisierung) als Antwort auf Katastrophen, Kaiserkritik und Orientierungslosigkeit (s.o.) spiegelt sich in den Zeugnissen der spätjustinianischen Phase allenthalben.33 Besonders deutlich tritt sie im Justinian-Panegyricus hervor, den Paulos Silentiarios an der Jahreswende 562/63 anlässlich der Wiedererrichtung der eingestürzten Kuppel der Ha-
33 Dazu im Einzelnen: Meier 2004b.
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gia Sophia vorgetragen hat – wie die Bauten Prokops [vgl. Q20-7c] also ein Text, der Aspekte der kaiserlichen Repräsentation in besonderer Verdichtung reflektiert. Justinian erscheint hier bereits als transzendentes Wesen, das zwischen Menschlichkeit und Göttlichkeit oszilliert. Als Mensch ist er einerseits stets durch Attentate gefährdet – der Text bezieht sich konkret auf die gescheiterte Verschwörung des Jahres 562 –, steht andererseits aber unter Gottes Schutz und bedarf daher keiner Waffen.34 Damit wird deutlich, dass die Idee vom gottbeschirmten, jeglicher irdischer Wehr enthobenen Herrscher kontinuierlich von der früh- bis in die spätjustinianische Phase zu finden ist.35 Sie gewinnt in spätjustinianischer Zeit jedoch eine neue Qualität. Denn aufgrund seiner Frömmigkeit36 kann der Kaiser nicht nur in der alltäglichen Herrschaftspraxis – zu der explizit auch die Ausgestaltung von Krieg und Frieden gehört37 – auf Gottes Beistand setzen und erscheint allein deshalb immanent sieghaft,38 sondern er wird nun markant in die Nähe Christi bzw. Gottes gerückt: Gott und Kaiser werden auf gleicher Ebene „verehrt“ (σεμνύνεται);39 Christus erscheint als sein „Mithelfer“ (συνεργός);40 den Kaiser rühren die Vergehen der Menschen zu Tränen, und er blickt, da er selbst bereits die menschliche Natur überwunden hat,41 mit Eigenschaften, die sonst Gott zugeschrieben werden, auf sie herab: Mitleid (οἶκτος), Mitleiden (συπαθῶν) und Erbarmen (ἔλεος);42 Justinian verteilt nun in gleicher Weise Wohltaten (εὐεργετοῦντα),43 wie er sich in seiner frühen Gesetzgebung von Gottes Wohltaten (beneficia) gesegnet zeigte.44 Er ist „der Gottheit gleich“ (ὥσπερ τὸ θεῖον)45 und kann direkt bei Gott Fürsprache für seine Zeitgenossen einlegen.46 Folgerichtig gilt jeglicher Akt, der sich gegen den Kaiser richtet, als Akt gegen Gott:47
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Ἄρ’ ἔστιν εὑρεῖν μείζονα τῆσ νῦν ἡμέρας, ἐν ἧι θεός τε καὶ βασιλεὺς σεμνύνεται; οὐκ ἔστιν εἰπεῖν. Χριστὸν ἴσμεν δεσπότην, ἴσμεν δὲ πάντως· τοῦτο γὰρ τοῖς σοῖς λόγοις ποιεῖς, κράτιστε, γνώριμον καὶ βαρβάροις· ὅθεν συνεργὸν αὐτὸν ἐν ταῖς πράξεσιν ἔχεις παρόντα, νομοθετῶν, κτίζων πόλεις,
34 Paul. Silent. Ekphr. 20 f.; 30 f. 35 Vgl. Q20-01 und Q20-07. 36 Die Frömmigkeit ist die Voraussetzung all der Erfolge Justinians, wie das vierfache ὅθεν (v. 6; 10; 17; 18) verdeutlicht. 37 Vgl. Paul. Silent. Ekphr. 8 f. 38 Paul. Silent. Ekphr. 10 f.; 31 f. 39 Paul. Silent. Ekphr. 2. 40 Paul. Silent. Ekphr. 6. 41 Paul. Silent. Ekphr. 39. 42 Paul. Silent. Ekphr. 38; 40. 43 Paul. Silent. Ekphr. 57. 44 Cod. Iust. 1,27,1,8 [= Q20-02]. 45 Paul. Silent. Ekphr. 47. 46 Paul. Silent. Ekphr. 52 f. 47 Paul. Silent. Ekphr. 54 f.
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νεὼς ἐγείρων, ὅπλα κινῶν εἰ δέοι, σπονδάς τε τάττων καὶ καταστέλλων μάχας, ὅθεν τὸ νικᾶν συμφυὲς τοῖς σοῖς πόνοις ὥσπερ ἐπίσημον· (οὐχὶ πρὸς τὴν ἕσπέραν ὅρος μὲν ἡμῖν ὠκεανὸς τοῦ σοῦ κράτους τὴν γῆν διεκδραμοῦσι; πρὸς δὲ τὴν ἕω οὐ πάντας ἤδη τοὺς μὲν ἐτρέψω μάχαις, τοὺς δὲ πρὶν ἐλθεῖν ἐς τόδε προσλαμβάνεις; Λίβυν δὲ πάντα δοῦλον οὐκ ἔχεις πάλαι;) ὅθεν νόσους μὲν διαδιδράσκεις εὐκόλως, οὐκ ἐλπίσαντος οὐδενός· ὅθεν εἰκότως τοὺς ἐν ἀφανεῖ, κράτιστε, κινδύνους ἀεὶ μαθὼν παρῆλθες, οὐ δόρασιν, οὐκ ἀσπίσιν, αὐτῆι δὲ χειρὶ τοῦ θεοῦ φρουρούμενος. Ἄγαμαί σε, παγκράτιστε, τῆς εὐψυχίας, ἄγαμαί σε τῆς γνώμης τε καὶ τῆς πίστεως. ὁ λόχος συνέστη, καὶ παρεσκευασμένον τὸ ξίφος ὑπῆρχε, καὶ παρῆν ἡ κυρία, καὶ τῶν βασιλείων ἐντὸς οἱ ξυνωμόται ἤδη παρῆλθον, τῆς πύλης τε τῆς ἔσω, μεθ’ ἣν ἔμελλον προσβαλεῖν τοῖς σοῖς θρόνοις, ἥπτοντο. ταῦτα γνοὺς δὲ καὶ μαθὼν πάλαι ἐκαρτέρησας καὶ πεπίστευκας μόνωι τῶι σου προασπίζοντι, τὸν θεὸν λέγω, ὧι πάντα νικᾶις· τοῦ σκοποῦ δ’ οὐκ ἐσφάλης. τί γὰρ ἐπὶ τούτοις; ἔπεσεν αὐτοχειρίαι ὁ τὸν λόχον ἄγων· οὐ γὰρ ἤθελεν ἡ Δίκη αὐτὸν διασώζειν. ἐμφανῶς δ’ ἠπίστατο ἐκ τῶν τυράννων τῶν παθόντων πολλάκις, ὡς, εἴπερ αὐτοῦ ζῶντος ἐγκρατὴς ἔσηι, εἰς οἶκτον εὐθύς, εἰς ἔλεον πάντως τρέπηι κἀνταῦθα νικῶν πᾶσαν ἀνθρώπου φύσιν. ταῖς τοῦ βίου γὰρ συπαθῶν ἁμαρτάσιν ἐπεστέναξας πολλάκις τοῖς πταίσμασιν ἡμῶν, ἄριστε· πολλάκις δὲ δακρύοις τὸ πρᾶον ὄμμα βασιλικῶς ὑποβρέχεις ἀλγῶν ἐφ’ ἡμῖν· πρὸς δὲ τὴν ἀκρασίαν βλέπων μάλιστα, τὴν σύνοικον τῶι βίωι, λύεις ἅπαντας τῶν κακῶν ὀφλημάτων ὥσπερ τὸ θεῖον, πρὸς δὲ συγγνώμην τρέχεις. αἰτεῖς δὲ σαυτόν, ἡνίκα τῶν ἐγκλημάτων τὸ μέγεθος οὐ δίδωσι τῶν δεήσεων ἑτέρους κατάρχειν· καὶ γὰρ οὐκ ἐᾶις ποτὲ ἄλλου γενέσθαι τὸν ἔλεόν σου τὸν πάνυ. ἐξ ὧν δὲ δρῶμεν οὐχ ὁσίων τολμημάτων ἔχεις ἀφορμὰς τῆς ἄνω παρρησίας. Οὐχὶ πρὸς αὐτὸν τὸν θεὸν ἐξοπλίζεται ὁ τὸν βασιλέα τοῦτον οὐ θέλων κρατεῖν, τὸν ἥμερον, τὸν ἡδύν, ἐν τῶι μετρίωι
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εὐεργετοῦντα καὶ φίλους καὶ μὴ φίλους; σώζει σε ταῦτα· ταῦτα τὴν ψυχὴν ποιεῖ τῆς βασιλίδος, κράτιστε, τῆς εὐδαίμονος, 60 τῆς πανταρίστης, τῆς καλῆς καὶ πανσόφου, ἔχειν ὑπὲρ σοῦ πρὸς θεὸν παρρησίαν, ἣν ζῶσαν εἶχες εὐσεβῆ συνεργάτιν, ἐπεὶ δὲ μετῆλθε, παρέσχε τοῖς ὑπηκόοις ὅρκον βοηθόν, ὅρκον ἀρραγέστατον, 65 ὃν οὐ παρῆλθες οὐδ’ ἑκὼν παραδράμοις. Lässt sich ein erhabenerer Tag als der heutige finden, an dem Gott und unser Kaiser verherrlicht werden? Dies kann nicht sein. Christus ist unser Herr, wir wissen es und wir wissen es sicher; denn du, Erhabenster, tust dies in deinen Worten selbst den Barbaren kund (5). Darum darfst du dich auch bei deinen Taten seines gegenwärtigen Beistandes erfreuen, wenn du Gesetze gibst, Städte gründest, Kirchen erbaust, wenn nötig die Waffen erhebst, Verträge bestimmst und Schlachten schlägst, in deren Gefolge der Sieg einem Merkmal gleich deinen Bemühungen anhaftet (10). Ist nicht für uns, wenn wir westwärts die Erde queren, erst der Ozean die Grenze deiner Macht? Gegen Osten zu, hast du nicht alle deine Gegner entweder schon in Schlachten besiegt, oder ziehst sie an dich, ehe es dazu kommt (15)? Hast du nicht ganz Libyen lange bereits unterworfen? So kommt es auch, dass du leicht Krankheiten überstehst, wo keiner mehr zu hoffen wagte,48 und ebenso erkanntest du, Erhabenster, stets die heimlichen Gefahren49 und entgingest ihnen, da du nicht von Speeren, nicht von Schilden (20), nein, von Gottes eigener Hand bewacht wirst. Ich bewundere dich, Allerhabenster, ob deiner Beherztheit, ich bewundere dich ob deiner Klugheit und deines Glaubens; denn schon sammelte sich die Rotte, war das Schwert bereit und der entscheidende Tag gekommen (25),50 schon drangen die Verschwörer in den Palast und durch das Tor, hinter dem sie Hand anlegen wollten an deinen Thron. Doch obwohl du von ihrem Vorhaben schon lange erfahren hattest und wusstest, zeigtest du dich stark und hattest Vertrauen allein (30) zu deinem Schildträger, ich meine Gott, wodurch du alles besiegen kannst; und du verfehltest auch nicht dein Ziel. Denn was geschah? Es fiel von eigener Hand der Anführer jener Rotte; nicht wollte ihn die Gerechtigkeit retten (35). Klar lehrte ihn ja das häufige Schicksal früherer Empörer, dass du dich, wenn er lebend in deine Gewalt geriete, alsbald von Erbarmen und ganz und gar von Mitleid rühren lassen und auch darin alle menschliche Natur überbieten würdest. Denn voll Mitempfinden mit den Schwächen des Lebens (40) seufztest du, Bester, oft über unsere Vergehen, netzest, trauernd über uns, oft aus kaiserlicher Güte dein mildes Auge mit Tränen und lässest angesichts vor allem der Zuchtlosigkeit, wie sie dem Leben beiwohnt (45) der Gottheit gleich allen ihre schlimme Schuld nach und schenkst eilends Verzeihung. Ja du erbittest sie von dir selbst, wenn die Größe der Vergehen die anderen mit ihren Blicken verstummen lässt (50). Denn niemals gestattest du, dass dein erhabenes Mitleid durch einen anderen erzeigt wird. Unser ruchloses Tun veranlasst dich vielmehr, oben im Himmel ein freies Wort der Fürsprache einzulegen. Rüstet sich nicht gegen Gott selbst, (55) wer diesem Kaiser die Herrschaft missgönnt, einem so sanftmütigen, einem so
48 Vermutlich eine Anspielung auf Justinians Pesterkrankung im Jahr 542. 49 Nämlich den Attentatsversuch im Jahr 562. 50 Hintergrund ist die gescheiterte Verschwörung gegen Justinian im Jahr 562, vgl. dazu Meier 2004a, 260–273; Leppin 2011, 281 f. (Artabanes-Verschwörung 549); 328 (Aitherios-Markellos-Verschwörung 562).
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milden Manne, der Freunden und Feinden Wohltaten nach Maß erweist? Dies ist dein Schutz; dies lässt, Erhabenster, der seligen, (60) der allerbesten, der schönen und allweisen Kaiserin Seele für dich bei Gott Fürsprache einlegen. Im Leben hattest du an ihr eine fromme Helferin; nun aber, da sie starb, gab sie deinen Untertanen einen helfenden Eid, einen ganz unzerstörbaren Eid, (65) an dem du bisher nicht vorübergingst und auch niemals freiwillig vorübergehen wirst (Ü: O. Veh).
20-09. Goripp, In Laudem Iustini Augusti Minoris 3,308–401 Als eigene Größe gewinnt Frieden in Justinians Repräsentation kaum Profil; zumeist erscheint er in Verbindung mit (erfolgreich geführtem) Krieg oder wird überhaupt nicht thematisiert. So finden sich etwa in der Weltchronik des Johannes Malalas, die mehrfach explizit an die kaiserliche Repräsentation anknüpft,51 keinerlei Hinweise darauf, ob und wie Justinian den Abschluss des ‚Ewigen Friedens‘ mit den Persern – einen großartigen diplomatischen Durchbruch, der sicherlich die Gelegenheit für spektakuläre Inszenierungen geboten hätte – zelebriert hat.52 Stattdessen wird Frieden als allgemeiner Zustand vorausgesetzt, den Gott und Kaiser gemeinsam über die Menschheit gebracht haben [vgl. Q20-08]. Die Tatsache, dass die Kaiser sich dennoch einer expansiven Außenpolitik rühmten, die offensiv und forsch gegen Barbaren vorgehe, wurde offensichtlich nicht als Widerspruch zur Vorstellung eines allgemeinen Friedens empfunden, wie eine Rede vor den Gesandten der Awaren zeigt, die der Panegyriker Coripp im Jahr 565 Justin II. in den Mund gelegt hat. Das Römische Reich erscheint hier insgesamt als gottbeschirmt, so dass Justinians Gedanke, keiner irdischen Waffen zu bedürfen, noch einmal prägnant aufgegriffen werden kann, ohne mit der Drohung zu kollidieren, gegen aufsässige Gegner mit brutaler Gewalt und ganz irdischen Mitteln (Heerführer, Truppen, Alliierte) vorzugehen. Zumindest in der Repräsentation schließt Gottes Schutz eine aggressive Außenpolitik somit nicht aus:53 308 325
talia iactantem, nulla commotus in ira, tranquillus princeps oculis pietate serenis aspexit iuvenem, placidoque haec edidit ore : […] quod tibi nunc visum est vestro adsignare labori, militibus nostris ludo solet esse diurno: hoc studium dominis, ea sunt sua feria servis, sanctum hoc imperium toto sic floruit orbe, bella gerens pacemque tuens. Nos more parentum
51 Vgl. Scott 1985; 2013. 52 Vgl. Greatrex 1998, 213–221; Meier 2004a, 191–198. Ps.-Zach. HE 9,7. Vorausgegangene militärische Erfolge gegen die Perser waren hingegen noch feierlich begangen worden: Johannes Lydos etwa erhielt den Auftrag, ein panegyrisches Geschichtswerk über den Krieg unter besonderer Berücksichtigung des römischen Sieges bei Dara (530) zu schreiben (vgl. Joh. Lyd. mag. 3,28). Auch das (erste) Reiterstandbild Justinians im Hippodrom (s.o. Anm. 27) dürfte u. a. auf diesen Kontext zu beziehen sein. 53 Anders als Justinian, der die Sicherheit des Reiches vielfach durch hohe Stillhaltegelder erkauft hatte, verfolgte Justin II. eine aggressive Außenpolitik, vgl. Rosen 1999, 789–796.
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pacem diligimus, numquam fera bella timemus. Pax est subiectis, pereunt per bella superbi. Parcimus innocuis, sonti non parcimus ulli. Res Romana dei est, terrenis non eget armis. Iure pio vivit: bellum non ingerit ultro, 335 suscipit inlatum. […] quisquis amat pacem, tutus sub pace manebit. 340 at qui bella volunt, bellorum clade peribunt. […] 355 […] nostris non fidimus armis, quamquam ductores, numeri fortesque tribuni, subiecti reges et gentes rebus abundent, quot caelum guttas mittit, quot litus harenas. Quod super est, unumque meum speciale levamen, 360 imperii deus est virtus et gloria nostri, a quo certa salus, sceptrum datur atque potestas; […] ipsius laudamus opus solumque timemus ; hunc unum colimus, regem dominumque fatemur. Cognoscant Avares quoniam deus omnium hic est. 370 fastus non patimur : gentes servire volentes suscipimus, donisque humiles et honore levamus. […] (308) Der ruhige Kaiser, überhaupt nicht im Zorn erregt, blickte den jungen Mann, der sich derart aufplusterte, mit in Frömmigkeit heiteren Augen an und äußerte dies in friedlicher Rede: „[…] (325) Was dir nun eurer Mühe zuzumessen erschien, pflegt unseren Soldaten zum täglichen Spiel zu gereichen. Dies ist das Bemühen unserer Herrscher, dies der Untertanen Vergnügungen. So erblühte dieses heilige Reich über den ganzen Erdkreis, indem es Kriege führt und den Frieden bewahrt. Nach dem Brauch unserer Väter (330) lieben wir den Frieden, aber niemals fürchten wir wilde Kriege. Frieden gibt es für die Unterworfenen, doch die Hochmütigen gehen im Krieg zugrunde. Wir schonen die Unschuldigen, doch keinen Schuldigen schonen wir. Das Römische Reich ist in Gottes Hand, es bedarf keiner irdischen Waffen. Es lebt in frommem Recht: Es trägt keinen Krieg nach außen, (335) aber wird er ihm aufgezwungen, so nimmt es ihn an. […] (339) Wer den Frieden liebt, wird sicher im Frieden leben. (340) Aber wer Krieg will, wird zugrundegehen in der Kriegskatastrophe. […] (355) Wir setzen das Vertrauen nicht in unsere Waffen, obwohl Heerführer, Einheiten und tapfere Tribunen, unterworfene Könige und Völker so viel für unser Reich vorhanden sind, wie der Himmel Tropfen fallen lässt und der Strand Sandkörner hat. Darüber hinaus, mein einer besonderer Trost: (360) Gott ist die Stärke und der Ruhm unseres Reiches; von ihm werden das sichere Heil, das Szepter und die Macht gegeben. […] (367) Sein Werk preisen wir und ihn allein fürchten wir; ihn verehren wir als einzigen, bekennen uns zu ihm als König und Herrn. Mögen die Awaren erkennen, dass er aller Gott ist. (370) Hochmut dulden wir nicht: Völker, die dienen wollen, nehmen wir auf, und die Demütigen erhöhen wir mit Geschenken und Ehre […]“ (Ü: M. Meier).
20-10. Kosmas Indikopleustes 2,74 f. Trotz dieses unvermeidlichen Vorgehens gegen Barbaren, also der Notwendigkeit des Krieges, herrscht aber letztlich permanenter Frieden, denn das Imperium Romanum hat Anteil am himmlischen Friedensreich, eine Sichtweise, die sich bereits um die Mitte des 6. Jhs. der alexandrinische Kaufmann Kosmas (Indikopleustes) zu eigen gemacht hatte. Die für Zeitgenossen heilsgeschichtlich höchst relevante
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und vielfach diskutierte Koinzidenz der Herrschaft des Augustus und der Inkarnation Christi erfährt bei ihm im Lichte der Daniel-Prophetie eine neue Interpretation, indem sie zur Grundlage für die Teilhabe des Imperium Romanum am himmlischen Friedensreich gemacht wird und damit wiederum einen dauerhaften, metaphysischen und unabhängig von tatsächlichen Ereignissen währenden Friedenszustand garantiert – die explizite Ausbuchstabierung von Ideen, die in der Repräsentation Justinians und seiner Nachfolger anklingen (s.o.), wenn z.B. der Palast des Kaisers, der selbst als ominpotentis imago erscheint, als „zweiter Himmel“ beschrieben wird:54 (74) […] Ἀλλά φησιν· „Ἀναστήσει ὁ Θεὸς τοῦ οὐρανοῦ βασιλείαν, ἥτις εἰς τὸν αἰῶνα οὐ διαφθαρήσεται“. Ἐνταῦθα μὲν λέγων περὶ τοῦ Δεσπότου Χριστοῦ, αἰνιγματωδῶςδὲ συμπεριλαμβάνει καὶ τὸ τῶν Ῥωμαίων βασίλειον συνανατεῖλαν τῷ Δεσπότῃ Χριστῷ. […] Ἐν αὐτῷ γὰρ τῷ καιρῷ καὶ αἰώνιοι Αὔγουστοι προηγορεύθησαν […] (75) Μετέχει οὖν ἡ βασιλεία τῶν Ῥωμαίων τῶν ἀξιωμάτων τῆς βασιλείας τοῦ Δεσπότου Χριστοῦ, πάσας ὑπεραίρουσα ὅσον ἐνδέχεται κατὰ τὸν βίον τοῦτον, ἀήττητος διαμένουσα μέχρι τῆς συντελέιας. „Εἰς τὸν αἰῶνα γάρ,“ φησίν, „οὐ διαφθαρήσεται“. […] ἐπὶ δὲ τῆς Ῥωμαίων βασιλείας, ὡς συνανατειλάσης τῷ Χριστῷ, εἰς τὸν αἰῶνα τοῦτον οὐ διαφθαρήσεται. Θαρρῶν γὰρ ἀποφαίνομαι ὅτι, εἰ καὶ διὰ τῆς ἡμετέρας ἁμαρτίας πρὸς παιδείαν ὀλίγον ἐχθροὶ βάρβαροι τῇ Ῥωμανίᾳ ἐπανίστανται, ἀλλὰ τῇ δυνάμει τοῦ διακρατοῦντος ἀήττητος διαμένει ἡ βασιλεία, ἐπὶ τὸ μὴ στενοῦσθαι τὰ τῶν χριστιανῶν, ἀλλὰ πλατύνεσθαι. Καὶ γὰρ καὶ πρῶτον βασίλειον ἐπίστευσε Χριστῷ παρὰ τὰ λοιπὰ καὶ αὕτη ἡ βασιλεία ὑπηρέτις ἐστὶ τῶν τοῦ Χριστοῦ οἰκονομιῶν, ἣν διὰ ταῦτα φυλάττει ὁ τῶν ὅλων Δεσπότης Θεὸς ἀήττητον μέχρι τῆς συντελείας. (74) […] Doch heißt es: „Gott wird ein Himmelreich erstehen lassen, das in Ewigkeit nicht untergehen wird“.55 Hier spricht er56 über den Herrscher Christus, und in verrätselter Form schließt er auch mit ein, dass das Königreich der Römer zusammen mit dem Herrscher aufgegangen ist. […] Denn zu dieser Zeit wurden auch die Augusti mit ‚ewig‘ tituliert […]. (75) Es hat nun das Königreich der Römer Teil an den Ehren des Königreichs des Herrschers Christus, indem es alle überragt, soweit es in diesem Leben möglich ist, und unbesiegt bleibt bis zur Vollendung. Denn es heißt „In Ewigkeit wird es nicht untergehen“. […] Über die Herrschaft der Römer aber (sagt er damit aus), da sie mit Christus zusammen aufgegangen ist, dass sie in dieser Zeit nicht untergehen wird. Denn zuversichtlich tue ich meine Meinung kund, dass auch wenn sich wegen unserer Sünden manchmal feindliche Barbaren zur Erziehung gegen die Romania erheben, so bleibt das Reich durch die Kraft des Verteidigenden unbesiegt, damit sich die Christenheit nicht zurückzieht, sondern verbreitet. Denn dieses Königtum glaubte zuerst an Christus vor allen anderen und dieses Königreich ist Dienerin der Heilsverfügungen, die Christus betreffen, das deswegen der Herrscher des Universums, Gott, beschützt und unbesiegt lässt bis zur Vollendung (Ü: H. Schneider).
54 Coripp. Laud. Iust. 2,428 (ille est omnipotens, hic omnipotentis imago); 3,244 (et credunt aliud Romana palatia caelum). 55 Vgl. Dan 2,44. 56 Der alttestamentliche Prophet Daniel.
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20-11.Theophylakt Simokatta, Hist. 5,16,1–6,3,8 Nur wenige Dekaden nach dem Tod Justins II. († 578) taumelte Ostrom dem Abgrund entgegen. Die existenzielle Bedrohung, der das Reich in den ersten drei Jahrzehnten des 7. Jhs. ausgesetzt war, kann an dieser Stelle nicht näher dargestellt werden.57 Es mögen daher einige knappe Stichworte genügen, um die katastrophale Situation zu umreißen: Der Krieg mit den Sāsāniden (602–628) führte nach dem Herrschaftsantritt des Herakleios (610–641) zum zeitweiligen Verlust nahezu sämtlicher Provinzen im Osten (Syrien, Palästina, Ägypten), während Awaren und Slawen große Teile der europäischen Territorien besetzten. Herakleios selbst, wie sein Vorgänger Phokas (602–610) durch eine brutale Usurpation auf den Thron gelangt, benötigte mehrere Jahre, um seine Herrschaft gegen innere Widerstände zu konsolidieren.58 Gleichzeitig hatten die seit dem 5. Jh. andauernden religiösen Konflikte seit Mitte des 6. Jhs. einen Prozess der Ausbildung regionaler Sonderidentitäten eingeleitet, denen Herakleios mit entschiedenen Maßnahmen – Stichworte: Monenergismus und Monotheletismus – entgegentrat, die jedoch die Konflikte nicht zu entschärfen vermochten. Ab den 630er Jahren sah sich Ostrom/Byzanz zudem den Angriffen der muslimischen Araber ausgesetzt. Herakleios reagierte auf die desolate Lage im Jahr 622 bzw. 624 mit einem Schritt, der Mitlebenden geradezu revolutionär erscheinen musste: Erstmals seit mehr als 200 Jahren stellte sich in seiner Person wieder ein Kaiser an die Spitze des Heeres und führte dieses persönlich ins Feld.59 Dieser Schritt, erzwungen durch die aktuelle Notlage, stellte strukturell indes lediglich die Konsequenz einer Entwicklung dar, die bereits gegen Ende des 6. Jhs. eingesetzt und nicht zuletzt die Usurpationen des Phokas (602) und Herakleios (610) überhaupt erst ermöglicht hatte: Das sogenannte hauptstädtische Kaisertum als spezifische Ausprägung der römischen Monarchie, zentriert auf Konstantinopel und ganz wesentlich getragen von der dort ansässigen Bevölkerung,60 hatte zu erodieren begonnen. Demonstrative Frömmigkeit und Demut vor Gott, über Jahrhunderte hin die zentrale Legitimationsgrundlage der Kaiser vor der argwöhnischen Einwohnerschaft der Metropole, hatten, nicht zuletzt bedingt durch die unter Justinian betriebene Hypersakralisierung, ihre kohärenzstiftende, Akzeptanz generierende Wirkung verloren; die Erfordernis einer grundsätzlichen Neukonfiguration von Kaisertum und Herrschaft zeichnete sich ab. Die Herrscher reagierten darauf zunächst, indem sie sich erneut der charismatischen Komponente besannen, die der römischen Monarchie stets innegewohnt hatte, in der Phase des ‚hauptstädtischen Kaisertums‘ jedoch in den Hintergrund gedrängt worden war. So unternahm erstmals Maurikios
57 Verwiesen sei auf einschlägige Darstellungen: Haldon 1997; 2016; Lilie 2003, 75–87; 2007, 46–56; Morrisson 2004, 38–45; Schreiner 2008, 15–17; Louth 2008, 226–236; HowardJohnston 2010; 2021; Brandes/Haldon 2016, 63–66; Raum 2021. 58 Zur Herrschaft des Herakleios vgl. neben Reinink/Stolte 2002 und Kaegi 2003 jetzt bes. Raum 2021; Viermann 2021; Howard-Johnston 2021. 59 Raum 2021; Viermann 2021. 60 Zum ‚hauptstädtischen Kaisertum‘ s. Pfeilschifter 2013.
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(582–602) im Jahr 591 einen zaghaften Versuch, den Awaren persönlich an der Spitze seines Heeres entgegenzutreten – ein Unterfangen, das in zeitgenössischer Wahrnehmung geradezu widernatürlich erscheinen musste und deshalb auch zum Scheitern verurteilt war, wie der Bericht des Historiographen Theophylakt aus der 1. Hälfte des 7. Jhs. illustriert. Welche Absurdität allein der Gedanke, der Kaiser werde selbst ins Feld ziehen, für Zeitgenossen bedeutete, zeigen die Beschwörungen, mit denen zunächst angesehene Senatoren, dann der Patriarch und schließlich die kaiserliche Familie Maurikios zur Umkehr zu bewegen versuchen. Nachdem dieser bei seiner Entscheidung bleibt, folgt das Unvermeidliche: Unheilvolle Ereignisse – Unmutsbekundungen eines zürnenden Gottes, die den Kaiser verschiedentlich in Lebensgefahr bringen – reihen sich aneinander und wecken auch bei Maurikios Zweifel am eigenen Tun. Die Ankunft persischer Gesandter in Konstantinopel bietet schließlich eine willkommene Gelegenheit, das unselige Unternehmen ohne Autoritätsverlust abzubrechen: […] (5,16,2–3) οἱ μὲν οὖν ἐντιμότεροι τῶν ἐς συγκλήτου βουλὴν κατελιπάρουν τὸν Καίσαρα χειροτονῆσαι στρατηγὸν τῷ πολέμῳ καὶ ἀναβολὴν τὰ τῆς βασιλικῆς ἐπιβολῆς ἀποφέρεσθαι. ἐπεὶ δὲ οὐκ ἔπειθον, ὁ τῶν ἱερατικῶν ταγμάτων ἡγούμενος ἐδεῖτο τὸν βασιλέα ἀποστράτηγον εἶναι, ἑτέρῳ δὲ τὰ τῆς ἀγωνίας περιβαλεῖν. ἐπεὶ δὲ οὐδὲ οὗτος αἰδέσιμος ἦν ἐξαιτούμενος, ἡ βασίλεια ἅμα τοῖς παισὶ ποτνιωμένη ἠντιβόλει τὸν γαμέτην τὸν Καίσαρα ἐπὶ δευτέρας γενέσθαι φροντίδας. […] (5,16,5) κατ’ ἐκείνην γοῦν τὴν ἡμέραν ἡλίου μεγίστη γέγονεν ἔκλειψις. […] ἐπεγένοντο δὲ καὶ ἐξαισίων πνευμάτων φυσήματα, νότος δὲ βίαιος, ὡς μονονουχὶ καὶ τὴν ἐπιβύθιον ψηφῖδα ἀναρρίπτειν τῷ θολῷ τοῦ σάλου. […] (5,16,12–14) ὑπὸ δὲ δευτέραν ἕω θηρίον παμμέγεθες (ὗς δὲ τοῦτο ἐτύγχανεν ὂν) ἐχώρει κατὰ τοῦ Καίσαρος. Τοῦ τοίνυν βασιλείου ἵππου ὑποταραχθέντος τῇ ἀθρόᾳ τοῦ θηρίου ἀφίξει, τῆς καθέδρας ἀποβαλεῖν τὸν βασιλέα τὸν ἐπιβάτην κατεστασίαζεν. Τοῦ δὲ βασιλέως λίαν ἐπόχως ἐχομένου τοῦ χαλινοῦ, γίνεται ἄκων ὁ ἵππος πειθήνιος, τά τε τῆς ὄψεως ἀποβαλόμενος δείματα καὶ τὴν γνώμην μετέβαλλεν αὖθις ταῖς ἡνίαις οἰκονομούμενος. Τὸ μὲν οὖν θηρίον ὑπὸ μηδενὸς πολεμούμενον ἀνανταγωνίστῳ ἀλκῇ τὴν πάροδον εἶχεν ἀζήμιον. ὁ δὲ αὐτοκράτωρ τοῦ θηρίου ἀφανοῦς γενομένου ἐπὶ τὸ μέτωπον τοῦ σταυροῦ διατυπώσας τὰ σήμαντρα, ὡς ἔθος ἐπὶ τῶν παραδόξων Χριστιανοῖς ἀπεργάζεσθαι, εἴχετο τῆς βαδίσεως ταῦτά που θαυμάζων τὰ τῶν ἐπηκολουθηκότων παράλογα. […] (6,1,2) τοῦ ἀπόπλου τοιγαροῦν ἀπαρχομένου τοῦ αὐτοκράτορος, κατηνέχθη ὕδωρ ἐξαίσιον, ἀνέμων τε ἀκαθέκτων ἐπηκολούθει κινήματα, ὡς τοὺς ἐρέτας τούς τε προσκώπους χαίρειν φράσαντας τῇ κώπῃ ἐρέττειν παύεσθαι, τύχῃ δὲ ἐπιτρέψαι τὰ σκάφη, τὸν δὲ αὐτοκράτορα ἅμα τῇ περὶ αὐτὸν πεντηκοντόρῳ παραδόξῳ σωτηρίᾳ ἐν τῷ Δαονίῳ διασωθῆναι τὴν ναυαγίαν ἐκκλίναντα. […] (6,1,6–7) ἐπεὶ δὲ ἐν τῷ οἰκίσκῳ ἐγίγνετο τήν τε τῆς βοῆς αἰτίαν διεπυνθάνετο, τίκτει τὸ γύναιον. ὁ δὲ τόκος πλημμέλημα φύσεως ἐτύγχανεν ὄν. Παιδίον γὰρ ἦν ὀφθαλμῶν τε καὶ βλεφαρίδων καὶ ὀφρύων ἀμέτοχον, χειρῶν τε καὶ βραχιόνων ἀλλότριόν τε καὶ ἀδιατύπωτον· πρὸς δὲ τῷ ἰσχίῳ ἰχθύος αὐτῷ οὔραιον ἦν προςφυές. […] (6,1,8) ὁ μὲν οὖν αὐτοκράτωρ ἐς θέαν τοῦ τέρατος γεγονώς, καὶ ὅπως τοῦτο ἐπηκολουθήκει τοὺς γονεῖς τοῦ τέρατος ἐξετάσας, μηδέν τι διαγνοὺς ὑπὸ τῶν τεκόντων καταλύει τὸ θέατρον, τὸ δὲ τέρας ἀναιρεῖσθαι κελεύει. […] (6,2,1–2) κατὰ τοῦτον δῆτα τὸν χῶρον ἐκ τῶν βασιλείων ἵππων ὁ ἐπισημότερος, τῷ χρυσέῳ κόσμῳ καταλαμπόμενος, πεςὼν ἀπέσκλη ἀθρόον διαρραγείς. ὁ δὲ βασιλεὺς οἰωνισάμενος ἐπὶ τούτοις πᾶσι τοῖς συμβόλοις ἀπαισίων καὶ λίαν δεινῶν ἐσομένων πραγμάτων αὐτῷ περίλυπος ἦν, δέει τοῦ μέλλοντος ἐπὶ τοῖς παροῦσι προταραττόμενος. […] (6,3,5)
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ποιηςάμενος ἐς τὸ βασίλειον ἄστυ ἐπάνεισιν, ἥκειν ἀκούσας ὑπὸ τοῦ Περσῶν βασλέως ἐς Βυζάντιον πρέσβεις. […] (5,16,2–3) Die angesehensten Senatsmitglieder beschworen den Kaiser, für das Kriegsunternehmen einen Feldherrn zu wählen und den eigenen, kaiserlichen Angriff aufzuschieben. Als sie ihn nicht dazu überreden konnten, bat ihn der Anführer der kirchlichen Hierarchie, nicht das Feldherrnamt zu übernehmen, vielmehr einem anderen die Bürde des Kampfes aufzuerlegen. Als auch dieser ehrwürdige Mann ihn nicht erweichen konnte, flehte die Kaiserin mit den Kindern ihren kaiserlichen Gemahl an und bat ihn, sich die Sache nochmals zu überlegen. […] (5,16,5) An jenem Tag war eine große Sonnenfinsternis. […] Hinzu kam, dass gewaltige Winde wehten und zwar ein starker Südsturm, so dass fast die in der Tiefe liegenden Steine von den aufgewühlten Wogen hochgeworfen wurden. […] (5,16,12–14) Am Morgen des nächsten Tages rannte ein riesengroßes Tier – es war ein Eber – in Richtung auf den Kaiser. Da das kaiserliche Pferd durch das plötzliche Herankommen des wilden Tieres erschrak, bäumte es sich auf, um den Kaiser abzuwerfen. Als der Kaiser aber ganz fest die Zügel hielt, gehorchte das Pferd gleichsam gegen seinen Willen, verlor die schreckerregende Erscheinung aus dem Blickfeld und, durch die Zügel gebändigt, besann es sich wieder. Da sich niemand dem Tier entgegenstellte, konnte es mit unwiderstehlicher Kraft ungestraft davonlaufen. Sobald es verschwunden war, machte der Kaiser auf seiner Stirne das Kreuzzeichen, wie es Christen bei unerwarteten Erscheinungen zu tun pflegen, und zog dann seines Weges weiter, wunderte sich (aber doch) irgendwie über die seltsamen Dinge, die ihm passierten. […] (6,1,2) Als die Abfahrt der kaiserlichen Flotte begann, kam das Wasser in Strömen vom Himmel herab und es folgten nicht zu bändigende Winde, so dass die Ruderer auf ihr Instrument verzichten mussten und aufhörten zu rudern und sie die Schiffe vielmehr ganz dem Zufall anvertrauten; der Kaiser aber mit seinem Fünfzigruderschiff konnte unerwarteterweise dem Schiffbruch entkommen und sich nach Daonion retten. […] (6,1,6–7) Als er gerade zu der Hütte kam und nach dem Grund des Schreiens fragte, brachte die Frau ein Kind zur Welt. Die Frucht ihres Leibes aber war eine Missgeburt der Natur. Das Kind hatte nämlich weder Augen, noch Wimpern, noch Brauen, weder Hände, noch Arme, und war von seltsamer Ungestalt. An den Hüften war ihm ein Fischschwanz angewachsen. […] (6,1,8) Als der Kaiser das Monster gesehen und die Eltern ausgefragt hatte, wie dies vor sich gegangen sei, ließ er, ohne von ihnen etwas erfahren zu haben, von dem Schauspiel ab und gab den Befehl, das Unwesen zu beseitigen. […] (6,2,1–2) Dort stürzte das beste der kaiserlichen Pferde, das mit goldenem Schmuck glänzend ausgerüstet war, zog sich Brüche zu und verendete sogleich. Auf Grund all dieser Vorzeichen ahnte der Kaiser, dass ihm Unheilvolles und Schreckliches bevorstehe, und war daher tiefbetrübt, weil er aus Furcht vor der Zukunft schon vorher auch über das Momentane zitterte. […] (6,3,5) Dann kehrte er in die Kaiserstadt zurück, da er hörte, es seien vom Perserkönig Gesandte nach Byzanz gekommen (Ü: P. Schreiner).
20-12. Nikephoros, Breviarium 2 p. 36–41 Mango Auch Herakleios musste zunächst gegen erbitterte Widerstände ankämpfen, als er selbst die Führung seiner Truppen übernahm. Dies erhellt nicht nur aus den verzweifelten Beschwörungen, umgehend zurückzukehren, die der Dichter und Panegyriker Georgios Pisides im Kontext der awarisch-persischen Belagerung Kon-
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stantinopels 626 an den Kaiser richtete,61sondern wird bereits an einer Episode aus dem Jahr 611 deutlich: Der Versuch des Herakleios, seinen wichtigsten Feldherrn im Osten persönlich aufzusuchen, um gemeinsam über eine Strategie im Kampf gegen die Perser zu beraten, mündet in einen unverhohlenen Machtkampf, in dessen Kontext das Argument, der Kaiser gehöre nicht ins Feldlager, sondern auf den Thron, immerhin noch offen vorgebracht werden konnte; es galt nach zeitgenössischem Verständnis also als valide:62 […] (9) Κρίσπον δὲ στρατηγὸν ἀποστέλλει χειροτονήσας τῶν ἐν Καππαδοκίᾳ ἐκστρατευμάτων. ἐπεὶ δὲ ἡ φήμη διέθεεν ὡς Πέρσαι ἐπὶ Ῥωμαίους στρατεύουσιν, Ἡράκλειος ἐκ Βυζαντίου ἄρας παρὰ Κρίσπον κατὰ τὴν Καίσαρος πόλιν τηνικαῦτα τυγχάνοντα προσπορεύεται ὡς δὴ αὐτῷ [περὶ] τῶν κοινῶν ἕνεκεν βουλευσόμενος. Καὶ ὃς μὲν νοσεῖν προσεποιεῖτο καὶ τὸν βασιλέα συχνῶς παραγινόμενον ἐv (15) σχήματι ἀρρώστου κατακλινόμενος ἀηδῶς καὶ μόλις ἐδέχετο· εἶτα ἠκούετο ὡς καὶ διελοιδορεῖτο αὐτῷ· Ἡράκλειος δὲ τὸ δρᾶμα συνῆκε καὶ τὴν ὕβριν ὅμως ἤνεγκε καὶ ἤδη ἐκαιροφυλάκει. ἀλλ’ ἔδοξε τέως γνησιώτερόν πως διαλέγεσθαι περὶ (20) τοῦ δεῖν πονεῖν ὑπὲρ ἀλλήλων τῆς πολιτείας χάριν. ὁ δὲ οἷα ἐπιτωθάζων οὐκ ἐξὸν βασιλεῖ ἔφασκε καταλιμπάνειν βασίλεια καὶ ταῖς πόρρω ἐπιχωριάζειν δυνάμεσιν. […] (9) And he appointed Krispos commander of the expeditionary forces in Cappadocia and sent him . Since, however, a rumor was afoot that the Persians were mounting an expedition against the Romans, Herakleios went forth from Byzantium to meet Krispos at Caesarea (where he happened to be at the time) so as to take counsel with him concerning public affairs. Krispos (15) pretended to be ill and, lying down in the manner of an invalid, received the emperor, who paid frequent calls on him, with displeasure and unwillingly. lt was also reported that he railed at him. Herakleios understood the plot, but he bore the insult and bade his time. He decided meanwhile to have a more sincere conversation on the (20) necessity of mutual striving on behalf of the state. But the other man, as if in mockery, said it was not proper for an emperor to abandon his palace and to be tarrying among distant armies (Ü: C. Mango).
20-13. Georgios Pisides, Expeditio Persica 1,112–131 [a. 623 (?)]. Trotz derartiger Widerstände stellte sich Herakleios schließlich selbst an die Spitze des römischen Heeres und führte dieses (nach einem schweren Misserfolg 613)63 ab dem Jahr 622 als βασιλεὺς πολεμικὸς persönlich ins Feld. Herakleios‘ Panegyriker Georgios Pisides zeichnet jedenfalls das Bild eines Idealkaisers, der sich – nunmehr als στρατηγὸς – wie jeder einfache Soldat den Mühen und Strapa-
61 Vgl. Georg. Pisid. In Bon. Patr. 49–170. 62 Letztendlich setzte sich Herakleios in diesem Machtkampf allerdings durch: Nachdem die Kontrahenten in Konstantinopel noch einmal zusammengetroffen waren, setzte Herakleios den General ausgerechnet mit dem Argument ab, dass eine Beleidigung des Kaisers eine Beleidigung Gottes, der den Kaiser eingesetzt habe, darstelle. Krispos/Priskos wurde zum Mönch geschoren und in ein Kloster verbannt, wo er im Folgejahr verstarb (Nikeph. Brev. 2 p. 38–40 Mango). Zu seiner Person s. PLRE IIIB 1052–1057 (Priscus 6). Zu der gesamten Affäre vgl. Raum 2021, 117–119; Viermann 2021, 154–156. 63 Herakleios hatte sich persönlich nach Syrien begeben, um dort den Persern entgegenzutreten, wurde aber in zwei Schlachten geschlagen und musste sich zurückziehen, vgl. Ps.-Sebeos 34 p. 68 Thomson.
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zen des Krieges unterwirft,64 dabei aber nicht nur Bewunderung, sondern weiterhin auch Staunen hervorruft: πολλοὶ δὲ βουλὰς καὶ στρατηγίας νόμους αὐτοὶ καθ’ αὑτοὺς ζωγραφοῦντες ἠρέμα ἔφασκον ὡς χρὴ τοῦ βασιλέως τὸ κράτος 115 ἐν ταῖς ἀνάγκαις τῆς μάχης παρεστάναι· ἄλλοι δὲ τούτοις, ὥσπερ ἐκ τοὐναντίου, ἀντεστρατήγουν δυσμαχοῦντες ἐν λόγοις, ἐπισφαλὲς λέγοντες εἶναι τὸ κράτος πρὸς τὰς ἑτοίμους ἐμβαλεῖν περιστάσεις· 120 τινὲς δὲ καὶ σύγκρασιν ἐξ ἀμφοῖν μίαν ἐν ταῖς ἑαυτῶν ἐκτυποῦντες καρδίαις σοφιστικῶς ἔφραζον, ὥστε καὶ μένειν καὶ ταῖς μερίμναις τοῖς ἀγῶσι συντρέχειν. ἀλλ’ ἦν τὰ κοινὰ τῶν λόγων ἀναίτια· 125 οὐ γὰρ πονηρὸν εἶχον αἱ γνῶμαι τρόπον. σὺ δέ, στρατηγέ – καὶ γὰρ ἦσθα τῶν ὅλων – καὶ ταῦτα μᾶλλον αὐτὸς ἠκριβωμένος, πᾶσιν δεδωκὼς τοῦ λαλεῖν ἐξουσίαν, Θεὸν δικαστὴν τῶν ἀδήλων εἰργάσω. 130 ὅπου δὲ πίστις παρθένος προέρχεται, λευκὴν ἐκεῖθεν ἐλπίδα στολίζεται. Viele aber malten selbst für sich die Beschlüsse und Gesetze der Feldherrenschaft und sagten leise, die Macht des Kaisers müsse (115) in den Zwangslagen der Schlacht zugegen sein; andere aber zogen diesen, wie von der Gegenseite, entgegen, indem sie in Reden vergeblich kämpften und vorbrachten, es sei gefährlich die Macht in tatsächliche Gefahren hineinzuwerfen; (120) einige bildeten aber auch eine einzigartige Mischung aus beidem in ihren Herzen, indem sie listig sagten, er [sc. der Kaiser] müsse sowohl bleiben wie auch mit bei den Sorgen im Kampf sein. Indes, insgesamt waren die Reden unschuldig, (125) denn die Meinungen hatten keine böswilligen Züge. Du aber, Feldherr – denn du warst es über alle –, da du selbst dies eindringlich geprüft und allen die Erlaubnis, sich zu äußern gegeben hast, hast Gott zum Richter über die ungewissen Dinge gemacht. (130) Wo aber der Glaube jungfräulich rein voranschreitet, dort wird leuchtende Hoffnung gebildet (Ü: N. Viermann).
20-14. Georgios Pisides, Expeditio Persica 3,93–124 [a. 623 (?)] Der Umstand, dass selbst die Panegyrik mit der neuen Rolle des Kaisers hadert, lässt die Heftigkeit der Diskussionen, die seine Entscheidung ausgelöst haben muss, annähernd erahnen.65 Umso größer erscheint ihre Legitimation, wenn sie schließlich ihrerseits auf Gott zurückgeführt wird, der dem frommen Kaiser den Weg weise. Sie machte ihn freilich zum kämpfenden und leidenden Soldaten. In einem fiktiven Zwiegespräch zweier Soldaten, die den Kaiser bei der Vorbereitung auf den Kampf beobachten, erscheint Herakleios so nahbar wie kaum ein spätantiker römischer Monarch vor ihm. Mehrfach wird betont, wie er den Kaiser64 Zu dieser Thematik s. jetzt Viermann 2021; vgl. auch Raum 2021, 177–186. 65 Vgl. auch Georg. Pisid. Her. 2,122–132, bes. 2,131; dazu Raum 2021, 176.
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ornat gegen die kriegerische Gewandung eintauscht,66 und nicht nur dies: Er trage, so heißt es, den Schild sogar lieber als das Diadem. Als einfacher Kämpfer also setzt sich der Herrscher denselben Drangsalen aus wie seine Soldaten, trägt die schwere Rüstung, erduldet Staub und Hitze und schwitzt – πόνος avanciert denn auch nicht ohne Grund zum Zentralbegriff dieser Passage (und findet sich nicht nur dort).67 Doch πόνος ist ein oszillierender, ambivalenter Begriff, denn er verweist nicht nur auf die Mühsal des Kämpfenden, sondern – wie in der Formulierung τὸ δυσπαθοῦντα νῦν ὁρᾶν τὸν δεσπότην (v. 108) bereits anklingt – auf den Erdulder von Mühen schlechthin: Christus. So menschlich und den Soldaten nah der Kaiser sich also auch inszenierte – gerade in der Selbsterniedrigung blitzt sein Anspruch auf einzigartige Erhöhung in Form von Christusgleichheit auf: 95
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καί πού τις εἶπε προσλαλῶν τῷ συμμάχῳ· „φεῦ τῆς ἀνάγκης· ὁ βασιλεὺς καὶ δεσπότης ὡς εἷς ἀφ’ ἡμῶν πρὸς μάχην ὁπλίζεται – καὶ νῦν σιδηροῦς ἀντὶ πορφύρας χιτὼν σφίγγει τὰ νῶτα καὶ βαρεῖ τὸν αὐχένα, κόνις δὲ πολλὴ συμπλακεῖσα τῂ κόμῃ μορφὴν τοσαύτης συγκαλύπτει τέρψεως –· τὸν καυστικὸν δὲ τοῦτον ἥλιον στέγει ἱδρῶτι θερμῷ πανταχοῦ βεβρεγμένος ὃν ἐξ ἀνάγκης τῶν μελῶν ἐσφιγμένων πόνος βίαιος ἐκφέρει τοῦ σώματος.“ ὡς εἶπεν, ἐστέναξεν ἐκ βάθους μέγα καὶ συγκατέρρει τῷ λόγῳ τὰ δάκρυα. ὁ δὲ πρὸς αὐτὸν εὐθὺς ἀντεφθέγξατο· „ἀλλ’ οὐ τοσοῦτον τὴν ἐμὴν πλήττει φρένα τὸ δυσπαθοῦντα νῦν ὁρᾶν τὸν δεσπότην, ὅσον με ποιεῖ τοῦτο θαυμάζειν, ὅτι πρὸς τὰς ἀνάγκας ἡδέως ἐπείγεται, καὶ τέρψιν εἶναι τοὺς πόνους λογίζεται. κρατῶν γὰρ αἰχμὴν ὡραίζεται πλέον ἤπερ κρατῶν τὰ σκῆπτρα τῆς ἐξουσίας· φέρει δὲ ταύτην εὐμαρῶς τὴν ἀσπίδα ἥδιστα μᾶλλον, ὥς βλέπω, τοῦ στέμματος· καὶ πρὶν δι’ ἡμᾶς τοὺς φόνους κατασβέσας πάλιν δι’ ἡμᾶς πρὸς φόνους ὁπλίζεται. καὶ νῦν μελαμπέδιλον ἐκτείνων πόδα τοῖς μὴ πρέπουσίν ἐστιν εὐπρεπέστερος καὶ τοῖς πενιχροῖς τιμιώτερος μένει· βάψαι γὰρ αὐτὸν τῇ ξένῃ βαφῇ θέλει
66 Von diesem demonstrativen Verhalten weiß nicht nur die Panegyrik zu berichten: Vgl. auch Ps.-Sebeos 38 p. 81 Thomson. 67 Πόνος (‚Anstrengung‘, ‚Mühe‘) stellt einen Zentralbegriff in den Gedichten des Georgios dar, vgl. Georg. Pisid. In Heracl. ex Afr. red. 42; 48; In Bon. Patr. 57; 91 f.; 100 f.; 114 f.; Exped. Pers. 1,46; 1,198; 2,65; 2,104; 3,88; 3,103; 3,111; 3,308; 3,321; 3,332; Bell. Avar. 247; 265; Her. 1,94; 1,137; fr. 13 Pertusi; Theoph. a.m. 6019 p. 327,24–328,2 de Boor.
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ποιῶν ἐρυθρὸν Περσικῶν ἐξ αἱμάτων. ποίας λιθώδεις οὐ μαλάττει καρδίας; ποίας ἀτόλμους οὐ παροξύνει φρένας;“ Und irgendeiner sprach seinen Mitstreiter an: „Oh was für ein Schicksal, der Kaiser und Herr rüstet sich (95) wie einer von uns für den Kampf – und nun umschließt ein Gewand aus Eisen statt aus Purpur seinen Rücken und drückt auf seinen Nacken; viel Staub ist in sein Haar eingeflochten und verhüllt seine derartig vergnügliche Gestalt – (100) und er erträgt diese brennende Sonne, überall durchnässt von warmem Schweiß, den die gewaltsame Mühe zwangsläufig, da seine Gliedmaßen fest (von der Rüstung) umschlossen sind, aus seinem Körper herausträgt“. Das gesagt, stieß er aus der Tiefe einen lauten Seufzer aus (105) und es flossen Tränen zusammen mit den Worten herab. Der andere aber antwortete ihm sofort: „Nicht so sehr trifft es mein Herz, nun den leidenden Herrn zu sehen, wie es mich derart staunend macht, dass er (110) frohen Mutes zu den Zwängen hineilt und die Mühen als Freude begreift. Denn es schmückt ihn mehr, die Lanze festzuhalten, als die Zepter der Macht, mit Geschicklichkeit aber trägt er diesen Schild, (115) sogar wesentlich lieber, wie ich sehe, als die Königsbinde. Und wie er früher die Gemetzel um unsertwillen ausgelöscht hat, rüstet er sich nun von Neuem wegen uns für die Gemetzel. Und den schwarzbeschuhten Fuß jetzt ausstreckend ist er durch die nicht angemessenen Schuhe noch schicklicher (120) und bleibt durch die armseligen noch ehrenhafter. Denn er will ihn (i. e. den Fuß) eintauchen in eine fremde Farbe, ihn rot färbend von dem persischen Blut. Welche steinernen Herzen erweicht dies nicht? Welche mutlosen Seelen werden dadurch nicht angeregt?“ (Ü: N. Viermann)
20-15. Georgios Pisides, Heraclias 1,195–218 [nach 628] Diese Christusgleichheit (mitunter sogar Gottgleichheit) tritt in anderen Zeugnissen noch deutlicher hervor; und tatsächlich hat Herakleios sich in noch weit stärkerem Maße als Justinian68 mit Christus parallelisiert. So berichtet Georgios Pisides etwa über Herakleios‘ Einzug in Konstantinopel im Jahr 629 unter Verweis auf die Strapazen des Kampfes, indem er das Bild des schwitzenden, schlagenden, antreibenden und rennenden Heerführers evoziert. Doch dieser „Feldherr des kosmischen Geburtstages“ (d.h. Inaugurator eines neuen Zeitalters) wird zugleich in Hymnen „im Theater des Lebens“ sowie in Gebeten verehrt. Der Sieg über die Perser entspricht der Erlösung des Kosmos durch Christus. Nicht ohne Grund arbeitet der Dichter mit einem Vokabular, das der Hagiographie entstammt,69 und immer wieder rückt er Herakleios terminologisch oder durch geschickte Allusionen in die Nähe Christi:70 195
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ὦ νῦν ἀληθῆ δεικνύων τὴν πορφύραν – πορφύρεται γὰρ εἰς βαφὴν αἰωνίαν ἱδρῶσι τοῖς σοῖς εὐσεβῶς ᾑμαγμένη· μένει δὲ λευκή, καίπερ οὖσα πορφύρα, καὶ τῇ νέᾳ στίλβουσα καλλιεργίᾳ, ὅσον φορεῖται, μειζόνως λαμπρύνεται – χαῖρε, στρατηγὲ κοσμικοῦ γενεθλίου·
68 Zu Justinians Christus-Parallelisierung in der Repräsentation s. Meier 2016. 69 Vgl. Viermann 2021, 200 f.; 238. 70 Belege dafür finden sich in Meier 2015.
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τὸν σὸν γὰρ ἆθλον πᾶσα χώρα καὶ πόλις ἔμπρακτον οἶδε τοῦ βίου γενέθλιον· τὸν πενταπλοῦν εἰς ἄκρον ἤνυσας δρόμον 205 ἱδρῶν, ἐλαύνων, ἀντεγείρων, συντρέχων ἕως καθεῖλες τὸν παραβάτην Χοσρόην. κατεπλάγησαν οἱ πρὸ σοῦ διφροστάται ἐν τῇ τοσαύτῃ τοῦ δρόμου παρεκτάσει ὁρῶντες ὑμῶν τοὺς τροχοὺς βεβηκότας, 210 καὶ πᾶς ὁ τῆς γῆς δῆμος ἐκ τῶν τεττάρων ὕμνησε πλευρῶν ἐν θεάτρῳ τοῦ βίου· κοσμοῦσι πάντες σοῦ φανέντος τὴν Πόλιν, ἄνθη δὲ συλλέξαντες ἐψυχωμένα στέφουσιν ὑμᾶς ταῖς προσευχαῖς ὡς ῥόδοις· 215 τὰς κοσμικὰς γὰρ ἐξανοίγει σοι θύρας ὁ τῶν ἀγώνων καὶ βραβεὺς καὶ δεσπότης, δι’ ὧν προελθὼν παγγενὴς νικηφόρος ἔχεις ἄχραντον τὴν ἀφ’ ὕψους εἰκόνα. (195) Oh, nun zeigst du den wahren Purpur – denn er wurde zu Purpur gemacht in einer ewigen Färbung, durch deinen Schweiß auf fromme Weise in Blut getränkt. Aber er bleibt ganz hell, obwohl er purpurn ist, und glänzt durch deine neue Wohltat: (200) Je mehr er getragen wird, umso mehr wird er erleuchtet. Heil dir, oh Feldherr des kosmischen Geburtstages; jedes Land und jede Stadt nämlich weiß, dass dein Kampfpreis der tatsächliche Geburtstag des Lebens ist. Du hast den fünffachen Weg bis zum Gipfel vollendet: (205) schwitzend, schlagend, antreibend, rennend, bis du den Übeltäter Chosroes zur Strecke gebracht hast. Die Streitwagenlenker vor dir haben sich erschreckt als sie nach einer derartigen Ausdehnung des Weges deine stehenden Wagenräder sahen; (210) und das gesamte Volk der Erde aus allen vier Himmelsrichtungen sang Hymnen im Theater des Lebens. Bei deinem Anblick schmücken alle die Hauptstadt, lebendige Blüten zusammentragend, und sie krönen dich mit Gebeten wie mit Rosen. (215) Denn die kosmischen Pforten öffnet dir der Richter und zugleich Herr der Wettkämpfe (i. e. Gott); durch diese vorschreitend als Sieger über alle Geschlechter hältst du in der Hand das unbefleckte himmlische Bildnis (Ü: N. Viermann).
20-16. Georgios Pisides, Heraclias 1,69 f. [nach 628] Der Kaiser erscheint nicht zuletzt als kosmorhystes,71 als ‚Erlöser der Welt‘ – eine sprachliche Neuschöpfung des Georgios, in der die Nähe zwischen Kaiser und Christus bzw. Gott deutlich zum Ausdruck kommt: θαύμαζε μᾶλλον ὥς ἐν ἀνθρώποις ἕνα / (70) τὸν κοσμορύστην εὐλόγως Ἡρακλέα. Bewundere lieber den Herakles, der – weil er einzig unter den Menschen ist – mit Recht Erlöser der Welt [genannt wird] (Ü: N. Viermann).
20-17. Theophanes a.m. 6019 p. 327,24–328,2 de Boor [frühes 9. Jh.] Ein Georgios-Fragment, das in der Chronik des Theophanes überliefert ist, artikuliert die Parallelisierung des Kaisers mit Christus und Gott schließlich in aller
71 Herakleios als kosmorhystes: Georg. Pisid. In Bon. Patr. 7; Her. 1,70; Sev. 452; Hex. 1800 (ed. Tartaglia). Vgl. dazu auch Meier 2015.
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Deutlichkeit.72 Damit findet ein Sakralisierungsprozess innerhalb der römischen Monarchie ihren Abschluss, dessen Anfänge bis in das späte 5. Jh. zurückverfolgt werden können. Er gewann unter Justinian schärfere Konturen, als die Überzeugung, allein von Gott zur Herrschaft bestimmt worden und aus diesem Grunde mit besonderen Erfolgen gesegnet zu sein, durch eine Serie nicht enden wollender schwerster Katastrophen infrage gestellt wurde und Immunisierungsstrategien gegenüber zunehmender Kaiserkritik, die gerade auf den möglichen Verlust der göttlichen Legitimation zielte, erforderte. Unter Herakleios wiederum erzwangen neben einmal mehr dramatischen äußeren Umständen die Erosion des ‚hauptstädtischen Kaisertums‘, aber nicht zuletzt auch die Hypersakralisierung, die sich unter Justinian vollzogen hatte, eine grundlegende Neukonzeption des Kaisertums. Dabei kehrte Herakleios gleichsam zu den Anfängen des Prinzipats zurück, indem er die charismatische Komponente der Herrschaft neuerlich betonte und sich nunmehr als kämpfender und leidender Soldat inszenierte. Gleichzeitig trug er den sakralen Anforderungen der spätantiken Monarchie Rechnung, indem er – nunmehr noch offensiver als Justinian – die Parallelen zwischen Kaiser und Christus, ja sogar Gottvater, hervorhob. Eine spezifische Ausprägung, auf die an dieser Stelle nicht eingegangen werden kann, erfuhr dieses neue, ‚messianische‘ Kaisertum durch seine strikte Einbindung in eschatologische Zeitstimmungen und Kontexte: Wie Justinian inaugurierte auch Herakleios ein neues, mit seinem Namen verbundenes Zeitalter, doch dieses war ganz auf das nahende Ende der Welt ausgerichtet:73 ὁ δὲ βασιλεὺς ἐν ἓξ ἔτεσι καταπολεμήσας τὴν Περσίδα, τῷ ζ’ ἔτει εἰρηνεύσας μετὰ χαρᾶς μεγάλης ἐπὶ Κωνσταντινούπολιν ὑπέστρεψε μυστικὴν τινα θεωρίαν ἐν τούτῳ πληρώσας. ἐν γὰρ ἓξ ἡμέραις πᾶσαν τὴν κτίσιν δημιουργήσας ὁ θεὸς τὴν ἑβδόμην ἀναπαύσεως ἡμέραν ἐκάλεσεν· οὕτω καὶ αὐτὸς ἐν τοῖς ἓξ χρόνοις πολλοὺς πόνους διανύσας τῷ ἑβδόμῳ ἔτει μετ’ εἰρήνης καὶ χαρᾶς ἐν τῇ πόλει ὑποστρέψας ἀνεπαύσατο. Nachdem der Kaiser aber in sechs Jahren Persien niedergerungen hatte, schloss er im siebten Jahr Frieden und kehrte unter großem Jubel nach Konstantinopel zurück, wobei er damit eine mystische Schau erfüllte. Denn nachdem Gott in sechs Tagen die gesamte Schöpfung vollbracht hatte, nannte er den siebten ‚Ruhetag‘. So auch der Kaiser: Nachdem er in sechs Jahren viele Mühen auf sich genommen hatte, wandte er sich im siebten Jahr in Frieden und Freude der Hauptstadt zu und ruhte (Ü: M. Meier).
20-18. Theophanes a.m. 6114 p. 307,3–13 de Boor Der skizzierte Sakralisierungsprozess im Kaisertum des 6./7. Jhs. vollzog sich indes nicht selbständig, sondern blieb stets an allgemeine Entwicklungen rückgebunden, ja stellte letztlich nur eine Facette eines übergreifenden Prozesses religiöser Aufladung und Verinnerlichung dar, die in der Forschung als ‚Liturgisierung‘ bezeichnet wird (s.o.).74 Sie schuf den Möglichkeitsraum, innerhalb dessen sich die spätrömische Monarchie allmählich transformierte. Wie gesehen, veränderte 72 Vgl. Georg. Pisid. fr. 54a–b. 73 Dazu vgl. etwa Meier 2015; 2020; 2021, 1033–1048. 74 Zur Liturgisierung s. die Literatur o. S. 458, Anm. 3.
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sich damit auch die Präsentation von Krieg und Frieden – insbesondere letzterer erscheint seit Justinian als dauerhafter Zustand, den Gott und Kaiser über das Reich gebracht haben. Der durch die Liturgisierung eröffnete Möglichkeitsraum bedingte jedoch auch, dass der Krieg spätestens unter Herakleios zum sakralen Akt geriet. Mehrere Textzeugnisse zeigen, dass Herakleios den letzten römischen Krieg gegen die Sāsāniden unter dezidiert religiösen Vorzeichen führen ließ und entsprechend propagierte;75 nicht ohne Grund wurde in der Forschung daher die Frage diskutiert, ob dieser Konflikt als ‚Heiliger Krieg‘ bzw. ‚Religionskrieg‘ konzeptualisiert werden könne.76 Theophanes zufolge, wiederum basierend auf Texten des Zeitgenossen Georgios Pisides, soll Herakleios seine Soldaten mehrfach unter Verweis auf die religiöse Komponente des Krieges zu motivieren versucht haben: ἄνδρες ἀδελφοί μου, λάβωμεν εἰς νοῦν τὸν τοῦ θεοῦ φόβον καὶ ἀγωνισώμεθα τὴν τοῦ θεοῦ ὕβριν ἐκδικῆσαι. στῶμεν γενναίως κατ’ ἐχθρῶν τῶν πολλὰ δεινὰ Χριστιανοῖς ἐργασαμένων. αἰδεσθῶμεν τὸ τῶν Ῥωμαίων αὐτοδέσποτον κράτος, καὶ στῶμεν κατ’ ἐχθρῶν δυσσεβῶς ὡπλισμένων. λάβωμεν πίστιν τῶν φόνων φονεύτριαν. ἀναλογισώμεθα ὅτι ἔνδον ἐσμὲν τῆς τῶν Περσῶν γῆς καὶ μέγαν κίνδυνον φυγὴ φέρει. ἐκδικήσωμεν τὰς φθορὰς τῶν παρθένων, τὰ τετμημένα μέλη τῶν στρατιωτῶν ἡμῶν ὁρῶντες πονήσωμεν τὰς καρδίας. οὐκ ἔστιν ἄμισθος ὁ κίνδυνος, ἀλλ’ αἰωνίου ζωῆς πρόξενος. στῶμεν ἀνδρείως, καὶ κύριος ὁ θεὸς συνεργήσει ἡμῖν, καὶ ὀλέσει τοὺς ἐχθροὺς ἡμῶν. Männer, meine Brüder, behalten wir die Furcht vor Gott im Sinn und kämpfen wir dafür, die Beleidigung Gottes zu rächen! Wir wollen uns tapfer den Feinden entgegenstellen, die den Christen so viele furchtbare Dinge angetan haben! Achten wir voller Scheu das selbstbestimmte Reich der Römer, stellen wir uns den Feinden entgegen, die mit Gottlosigkeit gewappnet sind! Nehmen wir den Glauben als Mörderin der Morde! Bedenken wir, dass wir uns inmitten des Perserlandes befinden und dass Flucht große Gefahr mit sich bringt! Rächen wir die Verschleppungen unserer Jungfrauen und grämen wir uns im Herzen, wenn wir die abgehackten Gliedmaßen unserer Soldaten sehen! Nicht ohne Lohn ist die Gefahr, sondern Gastwirt des ewigen Lebens! Stehen wir tapfer, und Gott unser Herr wird uns beistehen, und er wird unsere Feinde vernichten (Ü: M. Meier)!
20-19. Theophanes a.m. 6115 p. 310,27–311,2 de Boor θύσωμεν οὖν τῷ θεῷ ἑαυτοὺς ὑπὲρ τῆς τῶν ἀδελφῶν ἡμῶν σωτηρίας. λάβωμεν στέφος μαρτύρων, ἵνα καὶ ὁ μέλλων ἡμᾶς χρόνος ἐπαινέσῃ, καὶ ὁ θεὸς τοὺς μισθοὺς ἀποδώσῃ. So wollen wir uns nun Gott opfern für die Rettung unserer Brüder! Greifen wir nach der Märtyrerkrone, auf dass auch die künftige Zeit uns preist und Gott uns den Lohn erstattet (Ü: M. Meier)!
75 Vgl. Meier 2020, 280 f. 76 Zu dieser Diskussion s. etwa Howard-Johnston 2006, 39 f.; Flaig 2007, 294 f.; Louth 2008, 227; Donner 2010, 25; Sarris 2011, 250; Stoyanov 2011, 25–44; Greisiger 2014, 78–85; Hoyland 2015, 12. Zur methodischen Problematik, im Kontext der Spätantike von ‚Religionskriegen‘ zu sprechen, s. Meier 2009, mit detaillierter Begründung, warum die religiöse Aufladung der byzantinischen Kriegführung seit Mitte des 6. Jh. im Kontext der Liturgisierung und damit als Teil eines gesamtgesellschaftlichen Prozesses zu sehen ist. Selbstverständlich waren auch vorher schon alle Kriege Roms religiös konstruiert.
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20-20. Koran, Suren 157 f. Jenseitiger Lohn für eine (kämpferische) Anstrengung auf dem Weg Gottes stellt ein neues Konzept dar, das erstmals unter Herakleios begegnet und der Kriegführung damit ein gänzlich neues Gesicht verleiht.77 Man wird auch diese Neufassung des Krieges als Folge der Liturgisierung und Teil der Transformation der spätrömischen Monarchie betrachten müssen. Die Tatsache, dass sie sich nicht nur im römischen Kontext, sondern auch darüber hinaus findet, verweist darauf, wie weit der durch die Liturgisierung eröffnete Möglichkeitsraum sich letztlich erstreckte. Denn – dies als abschließende Perspektive – auch das gleichzeitig entstandene ğihād-Konzept im Koran dürfte letztlich aus diesem Kontext hervorgegangen sein: (157) Und wenn ihr um Gottes willen getötet werdet oder sterbt, so ist (jedenfalls) Vergebung und Barmherzigkeit von Gott (wie sie dereinst den Gläubigen gewährt wird) besser als (all) das, was man (im Diesseits an Geld und Gut) zusammenbringt. (158) Und wenn ihr sterbet oder getötet werdet, so werdet ihr (jedenfalls dereinst) zu Gott versammelt werden (Ü: R. Paret).
20-21. Koran, Suren 169–172: (169) Und Du darfst ja nicht meinen, dass diejenigen, die um Gottes willen getötet worden sind, (wirklich) tot sind. Nein, (sie sind) lebendig (im Jenseits), und ihnen wird bei ihrem Herrn (himmlische Speise) beschert. (170) Dabei freuen sie sich über das, was Gott ihnen von seiner Huld gegeben hat, und sind froh über diejenigen, die hinter ihnen (nachkommen und) sie (noch) nicht eingeholt haben (in der Gewissheit), dass (auch) sie (wegen des Gerichts) keine Angst zu haben brauchen und (nach der Abrechnung am jüngsten Tag) nicht traurig sein werden. (171) Sie sind froh über Gottes Gnade und Huld und (darüber) dass Gott die Gläubigen nicht um ihren Lohn bringt. (172) Denen, die, nachdem sie die Schlappe erlitten haben, auf Gott und den Gesandten hörten, steht – soweit sie (in ihrem Erdenleben) rechtschaffen und gottesfürchtig waren – (im Jenseits) gewaltiger Lohn zu (Ü: R. Paret).
20-22. Koran, Sure 74: Diejenigen aber, die das diesseitige Leben um den Preis des Jenseits verkaufen, sollen um Gottes willen kämpfen. Und wenn einer um Gottes willen kämpft, und er wird getötet – oder er siegt–, werden wir ihm (im Jenseits) gewaltigen Lohn geben (Ü: R. Paret).
77 So Tesei 2019, 225 f.; 229–231, mit dem Hinweis, dass sich entsprechende Vorstellungen in Byzanz nicht dauerhaft durchsetzen konnten. Einzig in Armenien seien im 5. Jh. ähnliche Ideen greifbar (Tesei 2019, 227–229).
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PROF. DR. MISCHA MEIER Universität Tübingen, Seminar für Alte Geschichte, Wilhelmstr. 36, D-72074 Tübingen, [email protected]
KRIEG, FRIEDEN UND SIEG IM MITTELALTERLICHEN SPANIEN Wolfram Drews
In der Zeit des christlichen Westgotenreiches war die herrscherliche Sieghaftigkeit ein wichtiges Element der Legitimation des Königtums, das sich nicht auf dynastische Kontinuität stützen konnte. Im Widerspruch hierzu steht die Tatsache, dass tatsächlich nur wenige militärische Auseinandersetzungen aus dieser Zeit überliefert sind; zu den wichtigsten zählt die Niederwerfung eines Aufstandes durch König Wamba (672–680) gleich nach seiner Inthronisation und Salbung; dieser Feldzug wird von Julian von Toledo in seiner Historia Wambae in propagandistischer Akzentuierung des rechtgläubigen, sieghaften Königtums geschildert. Eine einzigartige Quelle aus dem 7. Jahrhundert stellt die liturgische Ordnung eines besonderen Gottesdienstes dar, der vor königlichen Feldzügen gefeiert werden sollte. Nach dem Ende des Westgotenreiches sind aus al-Andalus mehrere Quellen überliefert, die die Stellung von Christen innerhalb der von Muslimen beherrschten Ordnung garantieren sollten; die Gesellschaft innerhalb des dār al-Islām wird dabei als Friedenordnung charakterisiert, deren Regeln von nichtmuslimischen Schutzbefohlenen zu beachten sind. Wie sehr die politisch-gesellschaftliche Ordnung nach islamischem Verständnis mit dem durch den Herrscher garantierten Frieden – im Sinne einer umfassenden, religiös begründeten Weltordnung – identifiziert wurde, geht aus den seit dem 8. Jahrhundert üblichen herrscherlichen Thronnamen der Kalifen hervor, die in vielen Fällen mit Begrifflichkeiten des „Friedens“ spielen. Solche Thronnamen waren zwar zunächst nur im abbasidischen Kalifat von Bagdad üblich, seit dem 10. Jahrhundert wurden sie jedoch auch im islamischen Spanien übernommen. Im Spätmittelalter wurde die Ideologie herrscherlicher Sieghaftigkeit, die eng mit theologischen Aussagen und Assoziationen verknüpft war, auch im Baudekor des Herrscherpalastes der Alhambra von Granada in überreicher Fülle zum Ausdruck gebracht; die durch Inschriften proklamierte Sieghaftigkeit Allāhs sollte Legitimität und Machtanspruch der Nasridenemire durch den gleichsam immerwährenden Lobpreis des göttlichen Sieges untermauern.
1. DAS SPANISCHE WESTGOTENREICH Aus westgotischer Zeit ist der sogenannte altspanische Ritus überliefert, bei dem es sich um die althergebrachten, regionalen Formen des lateinischen Gottesdienstes handelt, die von den christlichen Gemeinden Spaniens kontinuierlich tradiert wurden. Dieser Prozess liturgischer Überlieferung setzte sich auch unter islamischer
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Herrschaft fort, als eben diese Form der Liturgie von den in al-Andalus lebenden Christen, den sogenannten Mozarabern, weiter gefeiert wurde. Da diese christlichen Gemeinden auch im hohen Mittelalter noch an diesem Ritus festhielten und den im 11. Jahrhundert in Nordspanien verfügten Wechsel zum römisch-fränkischen Ritus nicht mitvollzogen, wird die altspanische, westgotische Liturgie manchmal auch als mozarabischer Ritus bezeichnet, wobei zu beachten ist, dass es sich um einen Gottesdienst in lateinischer Sprache handelte; die ihn feiernden Christen benutzten nur im Alltag unter Umständen die arabische Sprache, aber nicht für ihre Liturgie. Der im Liber Ordinum des altspanischen Ritus erhaltene Ordo für den Gottesdienst [Q21-01], der vor dem Aufbruch des Königs zum Krieg gefeiert wurde, dürfte auf die westgotische Zeit zurückgehen, da die politischen Bedingungen monarchischer Herrschaft eines Königs klar gegen die Zeit des spätrömischen Reiches sprechen, ebenso wie gegen die Zeit des islamischen al-Andalus. Gefeiert wurde der Ritus vermutlich in Toledo in der Kirche der königlichen Garde, des einzigen stehenden Heeres im Westgotenreich, also in der Basilica praetoriensis, wo zwischen 653 und 702 mindestens sechs Konzilien abgehalten wurden. Bei den Konzilien handelte es sich um gemischte Reichs- und Kirchenversammlungen, sie wurden unter dem Vorsitz des Königs eröffnet, der zu Beginn in einer Thronrede (tomus) das Beratungsprogramm vorgab. Sowohl die politische als auch die kirchliche und die militärische Gemeinschaft der herrschenden Eliten fanden also hier ihren gemeinsamen Ort.1 Auch auf dem dritten Konzil von Mérida vom Jahr 666 wurde die tägliche Fürbitte im Gebet während eines Feldzuges gefordert.2 Im Liber Ordinum sind nach der hier wiedergegebenen Nr. 48 als Nr. 49 Orationes de regressu regis enthalten. Der im Ordo beschriebene liturgische Einzug (adventus) nähert den König und sein Gefolge an den Klerus an und entspricht insoweit auch der Rolle des Herrschers auf den westgotischen Kirchenversammlungen. Zugleich gemahnt der liturgische Einzug auch an das byzantinische (und orientalische) Herrscherzeremoniell, aus dem zahlreiche rituelle Elemente stammen, die in die kirchliche Liturgie übernommen wurden. Schon das einführende Gebet wendet sich an Gott als den Herrn der (himmlischen) Heerscharen, also den alttestamentlich bezeugten „Herrn Zebaoth“. Gott erscheint somit auch als Herr des irdischen Heeres, das vor seinem Aufbruch zu einem Feldzug steht, der im Eingangsgebet als iter salutaris und via pacis apostrophiert wird. Wie bei Julian von Toledo in der Historia Wambae [Q21-02 bis Q2104] (s.u.) wird der König als princeps religiosus gekennzeichnet. Mit göttlicher Hilfe sollen die Feinde überwunden werden (valeat virtute superare adversos). Der Krieg selbst wird nur selten expressis verbis angesprochen; so heißt es im Eingangsgebet, der König solle die acta belli mutig ausführen und über die Feinde als Sieger (triumphator) erscheinen. Der bevorstehende Kriegszug wird in manchen, 1
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Anton 1972, 257–281; Claude 1971; Díaz 1999, 321–356; Letinier 1997, 617–626; Martínez Díez 1971, 119–138; Orlandis 1978, 277–306; Orlandis 1980, 177–187; Schwöbel 1982; Suntrup 2001; Drews (im Erscheinen). Concilio de Mérida. A. 666, in: Vives, J. u. a. 1963, 325–343, hier Nr. 3, 327 f.
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anspielungsreichen Wendungen mit dem rechten Weg christlicher Lebensführung assoziiert; doppeldeutig ist vom rechten Weg (via recta, via salutaris itineris) die Rede. Sichtbares Unterpfand des Sieges, vergleichbar den antiken pignora imperii, ist eine Reliquie des wahren Kreuzes (lignum beate Crucis), die als heil- und siegbringendes Zeichen erscheint, sicher mit Anspielung auf die angebliche Vision Konstantins vor der Schlacht an der Milvischen Brücke (in hoc signo vinces). Die Kreuzesreliquie ist zu Beginn der Messe in einem goldenen Kreuz präsent, das auf dem Altar platziert ist, von wo es vom Diakon emporgehoben wird. Der Bischof überreicht dem König das Kreuz, das den Herrscher in der Folge auf dem Kriegszug begleiten soll (cum rege semper in exercitu properat). Abschließend heißt es, der König gebe das Kreuz an einen Priester oder Diakon weiter, der das Kreuz dem hoch zu Ross reitenden Herrscher während des Feldzuges voranträgt. Der gesamte Kriegszug wird somit im Zeichen der siegbringenden Kreuzesreliquie geführt.3 Ebenso wie der König vom Bischof das Kreuz empfängt, erhält jeder einzelne Kriegsteilnehmer während der Messe vom Bischof ein persönliches Feldzeichen (accedentes unusquisque accipiunt de post altare a sacerdote bandos suos), das die künftigen Krieger beim Auszug aus der Kirche erhoben vor sich hertragen, während die Kleriker das Gloria intonieren. Bemerkenswert ist auch die Identifizierung des exercitus Gotorum mit dem auserwählten Gottesvolk: Benedictus Israhel: quis similis tibi, popule, qui salvaris a Domino? Mit solchen Assoziationen wird auf das Vorbild des in bestimmten alttestamentlichen Berichten aufgerufenen göttlich legitimierten Krieges angespielt, den das auserwählte Gottesvolk auf Befehl Gottes und unter dessen Leitung geführt haben soll (als bellum Deo auctore).4 Verstörend für den modernen Leser kann in diesem Zusammenhang die stereotype Wiederholung ad ultionem wirken, die das Rachemotiv beschwört und womöglich signalisieren soll, dass der Feldzug mit einem gerechten Kriegsgrund (iusta causa) unternommen wird, hier zur Rächung erlittenen Unrechts.5 Ein Indiz hierfür ist vielleicht auch der Hinweis auf die Verteidigung eigenen Besitzes im Eingangsgebet (defendere propria). Die Kreuzreliquie ist somit auch ein scutum equitatis, d.h. sie schützt die Gerechtigkeit. Vor seinem Auszug empfängt der König den Segen des Bischofs. Der Herrscher wird als Sakralherrscher angesprochen (sacrate princeps), auf seinem Weg solle ihm das Kreuz Christi beistehen, durch das (schon) Christus den Sieg errungen habe. Im bischöflichen Gebet erscheint die Kreuzesreliquie durchweg als Zeichen und Unterpfand des zu erwartenden Sieges; die während der Heilsgeschichte bereits errungenen, biblisch bezeugten Siege werden als typologische Vorbilder des neuerlich zu erwartenden Sieges des neuen Gottesvolkes heraufbeschworen.
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Zum königlichen Sieg im westgotischen Spanien McCormick 1987, 297–327. Zum Heiligen Krieg im Alten Testament Schmitt 2011; Bronisch 1998; Gerlitz/Soggin//Hegermann/Schrey 1990. Zum Gerechten Krieg Ziegler 2011; Lenihan 1996; Cavanna/Boockmann 1980.
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Der Auszug des Königs solle sich in pace vollziehen, was sich ausdrücklich im Friedenskuss (osculum pacis) manifestiert, der zugleich als vorausweisendes Zeichen einer glücklicheren, also siegreichen Rückkehr erscheint (felicior reditu in hoc loco cum victoriarum vos laudibus receptemus). Traditionsgemäß entlässt der Diakon die Gemeinde, also den König und das Heer, mit dem Gruß: Ite in pace. Die Goten erscheinen als neues Israel; ihnen zieht das Kreuz voran, das gewissermaßen an die Stelle der alttestamentlichen Bundeslade tritt, die das Volk Israel zumindest zeitweise im Kampf begleitete. Vor diesem Hintergrund ist die unerschütterliche Siegesgewissheit auffällig; die biblisch überlieferten, historischen Niederlagen Israels, bei denen immerhin die Bundeslade zeitweise verloren ging, werden nicht reflektiert. Diese einzigartige Quelle zeigt eine besondere Ausprägung des christlichen Sakralkönigtums, bei der der König als Nachfolger alttestamentlicher Könige als Anführer des neuen Gottesvolkes erscheint. Vom Bischof erhält er die Kreuzesreliquie überreicht, die er dann an andere Kleriker weiterreicht, die dieses Unterpfand des zu erwartenden Sieges während des Feldzuges mit sich führen. Auffallend ist, dass der König hier nicht, anknüpfend an die liturgische Königsweihe durch Herrschersalbung, als Gesalbter des Herrn bezeichnet wird, ebenso wenig wie als neuer David oder neuer Salomo. Allerdings erscheint der gesamte Kriegszug als Fortsetzung des Gottesdienstes; mit erhobenen Bannern ziehen die Soldaten aus der Kirche direkt in den Krieg, wobei ihnen das vom Altar aus empfangene Kreuz vorangetragen wird. Der Aufbruch vollzieht sich unter dem Segen des Bischofs, der Gottes Hilfe für den Feldzug erbittet. Julian von Toledo (Metropolit 680 bis 690) verfasste die Historia Wambae regis vor seiner Zeit als Inhaber des Bischofssitzes von Toledo [Q21-02 bis Q21-04]. Er schildert zunächst die Thronbesteigung und Weihe Wambas [Q21-02]; den Hauptteil bildet der Bericht über einen siegreichen Feldzug des Herrschers kurz nach seinem Regierungsantritt, zunächst gegen die Basken [Q21-03], sodann gegen einen Usurpator, der sich in den gallischen Herrschaftsgebieten des Reiches erhoben hatte [Q21-04]. Wamba erscheint als strenger, frommer, konsequent agierender princeps religiosus, der über seine Feinde triumphiert und siegreich nach Toledo zurückkehrt.6 Die Insultatio, vielleicht eine rhetorische Stilübung, polemisiert gegen das rebellische Gallien, das sich gegen die legitime Herrschaft des gesalbten Gotenkönigs erhoben habe [Q21-05]. In der Insultatio Julians erscheint pax als Attribut der „Spanier“, also der Goten. Diese hätten, so heißt es, sogar die salus, das Heil bzw. die Freiheit, für einen Preis erkauft, damit auch ihre Gegner, die Gallier, Frieden haben könnten. Spanier bzw. Goten erscheinen also als Garanten des Friedens, wobei auffällt, dass Zustände jenseits der Grenzen des eigenen Reiches, anders als in der Historia Wambae, nicht mehr in den Blick geraten. In der Tradition des westgotischen Triumphalismus, der u. a. in der Laus Spaniae und in den Geschichtsdarstellungen Isidors von Sevilla seinen Ausdruck fin-
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Drews 2021, 311–325; Dartmann 2010, 39–58; Jong 1999, 373–402.
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det, identifiziert Julian, der letzte bedeutende Autor des westgotischen Spaniens, den Frieden mit dem ordo, der sich einerseits in der Herrschaft der Goten manifestiert (ausgedrückt beispielsweise durch die Unterwerfung der Basken unter ihre Herrschaft), andererseits aber auch in der ‚rechten Ordnung‘ in Gesellschaft und Heer (hier mit der disciplina gleichgesetzt). Die Aufrechterhaltung dieses ordo garantiert für Julian die göttliche Unterstützung für König, Heer, Volk und Reich der Goten und gewährleistet somit ihren militärischen Sieg, der allein den irdischen Frieden bringen kann. Dies korrespondiert mit der Vorstellung, dass allein die westgotische Kirche der Hort des rechten Glaubens sei, wohingegen der oströmische Kaiser und der zeitweise unter dessen Einfluss stehende Papst (etwa in der Frage des Monotheletismus) heterodoxen Annahmen zuneigen würden.7 Das westgotische Spanien erscheint vor diesem Hintergrund als Hort der Orthodoxie und der überlieferten römischen Kultur sowie als Garant der irdischen Friedensordnung. Die Darstellung der Historia Wambae zeigt, wie der rechtmäßige und rechtgläubige Herrscher durch Härte und Ordnungswillen zum Frieden gelangt, den er seinem Reich zurückbringt; dabei orientiert er sich unter anderem an alttestamentlichen Reinheitsvorstellungen. Frieden ist für Julian das Attribut der „Spanier“, und nicht etwa das ihrer gallischen Gegner. Der Frieden wird identifiziert mit der Herrschaft dieser Spanier, was mit einem Schutz- und Heilsversprechen für die Untertanen des rechtgläubigen Gotenkönigs einhergeht. In der Spätzeit des Westgotenreiches erscheint das ursprünglich ethnisch konstituierte Reich der Goten, die ihre Herrschaft zunächst in Gallien als römische Föderaten begründet hatten, als regionalisierte und romanisierte Form der Machtausübung, die auf dem politischen und religiösen Kapital der katholischen Religion (der Reichskirche) beruhte, die in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts in den Reichskonzilien von Toledo ihren institutionalisierten Ausdruck gefunden hatte; Julian selbst beanspruchte erstmals für seinen Bischofssitz den Primat über die gesamte spanische ‚Landeskirche‘.8 Der rex Gotorum wird bei Julian als (römischer) princeps charakterisiert, der die althergebrachte, zugleich römische, gotische und hispanische Ordnung aufrechterhält. Die politische Herrschaft antiker Prägung wird im frühen Mittelalter in die Bahnen einer ethnisch (hier gotisch) gekennzeichneten Weltordnung gelenkt. Diese ist nicht (mehr) mit einer gesamtmediterranen, ökumenischen Friedensordnung im Sinne einer pax Romana assoziiert, sondern mit einem regionalen Frieden, der von einem Barbarenkönig garantiert wird, der als (römischer) princeps religiosus erscheint. Die Historia Wambae suggeriert, dass der Frieden vom Herrscher ausgeht (ad suam omnes pacem recepit). Der Zustand des Friedens wird mit der Unterwerfung der Feinde (hier der Basken und der gallischen Rebellen) wiederhergestellt (pacemque largiri; pace composita). Somit scheint hier am Ausgang der Spätantike bzw. zu Beginn des Frühmittelalters die antike Maxime auf, dass man durch Krieg zum Frieden gelangen kann, was etwa Octavian mit der Gründung von Nikopolis
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Murphy 1951, 361–373. Kampers 1979, 1–27.
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nach seinem Sieg bei Actium im Jahre 31 v. Chr. betonen wollte und in den Res gestae divi Augusti propagandistisch ausführt.9
2. DAS FRÜHMITTELALTERLICHE AL-ANDALUS Der sogenannte Pakt des ʿUmar [Q21-06] bezieht sich auf die grundlegende Positionsbestimmung im islamischen Recht gegenüber den nichtmuslimischen Schutzbefohlenen, die sich zu einer Buchreligion bekennen. Der Text präsentiert sich in Form einer Vereinbarung zwischen syrischen Christen und dem Kalifen ʿUmar b. al-Ḫaṭṭāb (reg. 634–644). Die Regelungen wurden aber auch auf andere Christen, sowie auf Juden und auch auf Zoroastrier, angewandt. Der Pakt, der für das Leben der Schutzbefohlenen (ḏimmīs) eine nicht zu überschätzende Bedeutung besaß, dürfte tatsächlich kaum bereits aus dem 7. Jahrhundert stammen; er könnte unter dem umayyadischen Kalifen ʿUmar II. (reg. 717–720) entstanden sein, der in der Überlieferung als besonders frommer Herrscher gilt. Die Regelungen des Paktes wurden, mit einigen Varianten, von vielen Autoren aus allen Regionen der arabischislamischen Welt aufgegriffen und wiederholt. Die hier wiedergegebene Version stammt vom andalusischen Juristen al-Ṭurṭūšī (1059–1127). Im Pakt des ʿUmar erscheint Frieden als Schutzversprechen; der entsprechende Begriff amān ist mit dem Wortfeld „treu, zuverlässig sein, sich in Sicherheit befinden“ assoziiert. Das vom islamischen Herrscher gegebene Schutzversprechen für Nichtmuslime garantiert die Herrschaft und die überlegene soziale Stellung einer kleinen Elite, der Muslime, über die ursprünglich große Mehrheit der nichtmuslimischen Schutzbefohlenen, die sich zu einer Religion des Buches (Judentum, Christentum, auch Zoroastrismus) bekannten. Das Dokument spiegelt die Perspektive späterer islamischer Juristen, aus deren Sicht die Ordnung im dār al-Islām auf dem Zusammenleben nicht von Individuen, sondern von religiösen und sozialen Gemeinschaften beruhte. Der Kalif als Stellvertreter Gottes bzw. Nachfolger des Propheten garantiert aus ihrer Sicht ein geordnetes Zusammenleben ungleicher Gruppen, die religiös unterschieden sind, nicht aber ethnisch oder sozial. Auffallend ist, dass in dieser Version die von Nichtmuslimen zu zahlende Sondersteuer, die ğizya, fehlt. Dafür finden sich etliche Regelungen, die auf die Aufrechthaltung der sichtbaren Grenzen zwischen den religiös konstituierten Gemeinschaften abheben; die Einhaltung von Abständen wird eingeschärft, die die Ordnung garantieren können und sollen. Bei Einhaltung dieser Regelungen genießen die nichtmuslimischen Schutzbefohlenen die Sicherheit des Schutzversprechens (ḏimma). Für die Juristen war der dār al-Islām der Bereich des Friedens; die politische Herrschaft der Muslime über die nichtmuslimischen Schutzbefohlenen garantierte aus dieser Perspektive die friedliche Ordnung nach innen. Jenseits der Grenzen der
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Zur Devise des Vegetius, qui desiderat pacem, praeparet bellum, Wallace-Hadrill 1975, 158.
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arabisch-islamischen Welt (Islamicate world)10 lag für die Juristen das „Haus des Krieges“ (dār al-ḥarb). Vom Grundsatz her sollte gegen die dort lebenden, äußeren Feinde Krieg geführt werden, bis auch diese die politische Herrschaft des Islams anerkennen würden. Allerdings entwickelten manche Juristen auch das Konstrukt des zwischen beiden Bereichen liegenden „Hauses des Vertrages“ (dār al-ʿahd), in dem zwischen den muslimischen Herrschern des „Hauses des Friedens“ und ihren Gegnern vertragliche Beziehungen bestanden, die ein friedliches Zusammenleben in einem Zwischenraum gewährleisten konnten.11 Der früheste Bericht über die islamische Eroberung Spaniens findet sich in der lateinischsprachigen, sogenannten Mozarabischen Chronik von 754. Allerdings ist ein früherer, arabischsprachiger Vertragstext überliefert, der aus der Eroberungszeit stammt [Q21-07]. Diese Quelle aus dem Jahr 713, also zwei Jahre nach der entscheidenden Schlacht am Guadalete, enthält einen Friedensvertrag zwischen ʿAbd al-ʿAzīz, dem Sohn von Mūsā b. Nuṣair, und dem westgotischen Magnaten Teudemir (arabisch Tudmīr), dem lokalen Machthaber in Murcia. Während historiographische Quellen häufig das Bild eines raschen Eroberungszuges zeichnen, der der militärischen Entscheidungsschlacht gefolgt sei, vermittelt die dokumentarische Quelle einen anderen Eindruck, der sich mit dem Bild deckt, das auch von den islamischen Eroberungszügen im Orient vertraut ist: Es kam immer wieder zu lokalen Abmachungen mit Machthabern vor Ort, die sich der Oberherrschaft der neuen Autoritäten unterwarfen und dafür in ihren angestammten Positionen verharren durften. Dementsprechend scheint auch die muslimische Eroberung der Iberischen Halbinsel ein längerer, diskontinuierlicher Prozess gewesen zu sein, der sich schrittweise vollzog. Der Kapitulation politischer Zentren vor der militärischen Übermacht der Eroberer, etwa der Hauptstadt Toledo, scheinen vertragliche Vereinbarungen gegenüberzustehen, die mit den Herrschern über kleinere Orte und lokale Zentren geschlossen wurden, womit eine friedliche Übernahme verbunden war. Der Vertrag sichert die Stellung der örtlichen christlichen Bevölkerung als Schutzbefohlene (ḏimmīs), die sich den neuen politischen Machthabern gegenüber loyal verhalten mussten, um weiterhin in Sicherheit leben und bei ihrer angestammten Religion bleiben zu dürfen, wofür eine jährliche Steuer zu entrichten war. In diesem Vertrag erscheint Frieden als Resultat von Vereinbarungen, er ist abhängig vom Wohlverhalten der Vertragspartner der Muslime. Der eigentliche Partner des Vertrages (ʿahd) ist Gott, hilfsweise auch der Prophet; sie erscheinen als Garanten einer im Grunde sakralen Ordnung, aus der der irdische Friede erwächst, der durch diesen Vertrag bestätigt wird. Der Friedenszustand beruht im Alltag auf der Wahrung des Status quo, der sozialen Ordnung der späten Westgotenzeit, die
10 Innerhalb der arabisch-islamischen Welt lebten große Gruppen von Nichtmuslimen, die sich zwar der arabischen Sprache bedienten, sich aber nicht zum Islam bekannten, der gleichwohl die Religion der politischen und militärischen Eliten darstellte. Die Gesellschaft sollte daher nicht als islamisch (Islamic) bezeichnet werden, was mit dem Neologismus Islamicate angedeutet wird. 11 Khadduri 1955; Donner 2006, 297–311; Noth 1995, 277–296.
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auch unter der neuen, islamischen Oberherrschaft im Grunde fortbesteht.12 Ein solches Modell ließ sich mit der später entwickelten juristischen Theorie des dār alIslām gut in Einklang bringen. In diesem Vertrag wird eine jährlich zu entrichtende Steuer erwähnt. Terminologisch wird der Friedenszustand als ṣulḥ bezeichnet, also als „Frieden, Versöhnung, Vergleich“. Formal handelt es sich nicht um einen Vertrag, sondern um einen Brief, dessen Inhalt aber von vier Zeugen garantiert wird. Der westgotische Magnat hat die Friedensbedingungen akzeptiert (genauer: „er hat dem Vergleich nachgegeben“, nazala ʿalā ṣ-ṣulḥ). Bemerkenswert ist, dass schon früh der Terminus ḏimma verwandt wird.
3. ISLAMISCHE THRONNAMEN UND PARALITURGISCHE FORMELN ALS AUSDRUCK HERRSCHERLICHER SIEGHAFTIGKEIT Anknüpfend an die Beobachtung, dass in der Antike Sieg und Frieden als zwei Seiten einer Medaille erscheinen, wobei Frieden die höchste Form des Sieges darstellt, sollen hier einige abschließende Bemerkungen zu den Thronnamen islamischer Kalifen (und in späterer Zeit auch untergeordneter Herrscher) folgen, die den Aspekt der Sieghaftigkeit und des mit Gottes Hilfe errungenen Sieges aufgreifen. Die islamische Expansion war zunächst zumeist ohne direkte Involvierung des Kalifen erfolgt; so wurde die Eroberung Spaniens ohne Auftrag des Kalifen von Damaskus in Angriff genommen. Trotzdem hatte schon der zweite Kalif, Umar I., als gewissermaßen amtliche Bezeichnung den Herrschertitel „Befehlshaber der Gläubigen“ (amīr al-muʾminīn) angenommen, wodurch die Rolle des Kalifen als Befehlshaber der Muslime im militärischen Kampf hervorgehoben wurde. Nach der späteren Deutung der Rechtsgelehrten gewährleistete der Kalif als Stellvertreter Gottes und Nachfolger des Propheten die auf Gottes Willen ruhende Weltordnung, die mit dem inneren Frieden im dār al-Islām gleichgesetzt wurde.13 Der Befehlshaber der Gläubigen garantierte also den Frieden nach innen, und zugleich oblag ihm – und nicht den einzelnen Muslimen – die Führung des ğihād nach außen. Der Sieg war dabei ein Zeichen für Gottes Wohlgefallen; nicht nur beim christlichen König Wamba in Gallien bzw. im Baskenland, sondern auch im Zuge der islamischen Expansion wurden die rasch errungenen Siege mit Gottes Hilfe assoziiert. Diese kausale Attribuierung drückte sich in einer späteren Zeit, nach dem Ende der islamischen Expansion, in den herrscherlichen Thronnamen aus, die den göttlichen Ursprung der kalifalen Herrschaft und deren theokratischen Charakter unterstreichen sollten. In manchen Fällen war dies mit dem Hilfs- und Siegesmotiv verbunden. Die vier ersten, sogenannten rechtgeleiteten Kalifen führten noch keine solchen Thronnamen, ebenso wenig wie die Herrscher der Umayyadendynastie. Ab der Mitte des 8. Jahrhunderts verwandten die Kalifen der zweiten Herrscherdynastie,
12 Vgl. Kershaw 2011, 107 f. 13 Drews 2012, 229–250; Gibb 1962, 151–165.
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der Abbasiden, jedoch von Beginn an solche Thronnamen, die ein theokratisches Herrschaftsverständnis und ein besonderes Nahverhältnis zu Gott ausdrücken sollten. Als die umayyadischen Emire von Córdoba ab 929 ebenfalls den Kalifentitel annahmen, initiierten sie auch in Spanien die Praxis kalifaler Thronnamen. Als Emir ʿAbd al-Raḥmān III. von Córdoba (reg. 912–961) den Kalifentitel annahm, war hiermit die Übernahme der im Kalifat von Bagdad bereits seit über 150 Jahren üblichen Praxis verbunden, einen Herrschernamen zu wählen. Der erste spanische Kalif optierte für einen Namen, der sprachlich mit dem Wortfeld des Sieges bzw. der Hilfe oder des von Gott verliehenen Sieges (Wurzel n - ṣ - r) in Verbindung stand; er regierte fortan als al-Nāṣir li-Dīn Allāh („der der Religion bzw. der Weltordnung Gottes den Sieg verleiht“).14 Sein Sohn und Nachfolger al-Ḥakam II. (reg. 961–976) regierte unter dem Namen al-Mustanṣir bi-llāh („der Gott um Beistand bittet“). Dessen minderjähriger Sohn und Nachfolger Hišām II. (alMuʾaiyad bi-llāh: „der von Gott unterstützt wird / dessen Herrschaft von Gott befürwortet wird“; reg. 976–1013) stand ganz unter dem Einfluss des allmächtigen Kämmerers Abī ʿĀmir, der den unerhörten Schritt unterkam, als oberster Amtsträger und Regent des Reiches, dessen Macht aber gleichwohl vom Kalifen abgeleitet war, selbst einen herrscherlichen Thronnamen anzunehmen, der noch eindeutiger als die umayyadischen Kalifennamen mit der Vorstellung des Sieges assoziiert war: Er nannte sich al-Manṣūr bi-llāh („der mit Gott Siegreiche“), davon leitet sich sein bekannter Name Almanzor ab. Während das Moment des von Gott verliehenen Sieges bei den drei Kalifennamen nur anklingt, findet es sich beim Usurpator voll ausgeprägt; er war zur Rechtfertigung seiner Macht auf ständige sieghafte Performanz angewiesen, so dass seine im Grunde immer instabile Herrschaft mit einem direkten Verweis auf göttliche Sieghaftigkeit gleichsam übertüncht wurde.15 Genau der vom allmächtigen Kämmerer gewählte Herrschername (al-Manṣūr) war bereits der Thronname des zweiten abbasidischen Kalifen von Bagdad gewesen, des eigentlichen Architekten der sogenannten abbasidischen Revolution 749/50. Er hatte 762 die neue Residenzstadt Bagdad gegründet, deren offizieller Name Madīnat al-salām („Stadt des Friedens“) lautete,16 und er nannte sich – wie später der spanische Kämmerer – al-Manṣūr bi-llāh (reg. 754–775), womit er klar zum Ausdruck brachte, dass die Abbasiden behaupteten, als Familie des Propheten die wahre islamische Herrschaft wiederhergestellt zu haben, so dass ihr Sieg über die vermeintlich gottlosen Umayyaden von Damaskus als von Gott verliehener Sieg erschien, der zur Etablierung einer Friedensordnung geführt habe, die in der kreisrunden Idealstadt Bagdad, der Stadt des imperialen Friedens, einen sichtbaren Ausdruck fand. Während alle abbasidischen Kalifen Thronnamen führten, tauchte die auf Sieghaftigkeit anspielende Wurzel n - ṣ - r nur hin und wieder auf, so bei alMuntaṣir bi-llāh („der mit Gottes Hilfe siegreich ist“; reg. 861–862), bei al-Nāṣir li-Dīn Allāh (reg. 1170–1225, der also den Namen des ersten umayyadischen Kalifen von Córdoba auch für die Abbasiden übernahm), und schließlich auch bei al14 Fierro Bello 2005. 15 Echevarría Arsuaga 2011. 16 Haase 2003; Wendell 1971; Wiet 1971; Lassner 1970; Sourdel 1962; Le Strange 1900.
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Mustanṣir bi-llāh (reg. 1226–1242), dem vorletzten Kalifen von Bagdad, der den Namen des zweiten Umayyadenkalifen von Córdoba annahm. Schließlich sei noch auf den berühmten Sultan Saladin (reg. 1171–1193) hingewiesen, dessen Herrschername Ṣalāḥ ad-Dīn „Heil der Religion“ bedeutet; außerdem trug er den Titel al-Malik an-Nāṣir („der siegreiche Herrscher“), womit er klar auf die Wortwurzel n - ṣ - r rekurrierte. Diese Wurzel taucht dann auch im Dynastienamen der letzten islamischen Herrscherdynastie Spaniens auf, bei den Nasriden (Banū Naṣr) von Granada (Emire von 1232–1492).17 Um ihrer Herrschaft über den letzten verbliebenen islamischen Kleinstaat auf der Iberischen Halbinsel ein wenig Legitimität zu verleihen, übernahmen sie die Herrscherdevise der almohadischen Kalifen (die in Spanien von 1148 bis 1235 regiert hatten), wa-lā ġāliba illā llāh: „und es gibt keinen Sieger, als Gott (allein)“. Diese auf Gott als den Ursprung aller Siege verweisende Formel war vom almohadischen Kalifen Yaʿqūb ibn Yūsuf al-Manṣūr (reg. 1184–1199), bei dem wiederum der häufig belegte Herrschername Almanzors und des zweiten Abbasidenkalifen auftaucht, nach seinem Sieg über die Christen bei Alarcos 1195 angenommen und als Aufschrift aller seine Banner gewählt worden.18 Der Begründer der Nasridendynastie von Granada, Mohammed I., soll diese Formel aufgegriffen und sie ausgesprochen haben, wonach er den Beinamen al-Ġālib bi-llāh erhalten habe. Die Formel wa-lā ġāliba illā llāh findet sich als Herrschaftsdevise auf den Wänden aller nasridischen Paläste, vor allem der Alhambra von Granada, deren Wände tausendfach von wappenförmigen Kacheln übersäht sind, über die sich ein Schriftband mit dieser Devise zieht, die ununterbrochen und allgegenwärtig die Sieghaftigkeit Gottes verkündet.19 Die herrscherliche Residenz ist somit von einem geradezu paraliturgischen Lobpreis des göttlichen Siegers durchdrungen, der kalligraphisch omnipräsent ist. Die von den Abbasiden im 8. Jahrhundert begründete Praxis der Thronnamen wurde in späterer Zeit also auch von nichtkalifalen Herrschern nachgeahmt, wenn sie eine besonders starke Stellung erreicht hatten, oder im Gegenteil besonderer Legitimation bedürftig zu sein schienen. Häufig spielte man bei den angenommenen Herrschernamen mit dem Aspekt des herrscherlichen Sieges, der von Gott verliehen wird. Auffallend ist, dass die den Frieden kennzeichnende Wurzel s - l - m in keinem Herrschernamen vorkommt, vielleicht wegen ihrer engen Assoziation mit dem Wort islām; gleichwohl war die neue abbasidische Hauptstadt Bagdad, die imperiale Metropole, die in der Nähe der sasanidischen Residenz Seleukia - Ktesiphon und unter Nutzung dortiger Spolien errichtet worden war, offiziell die „Stadt des Friedens“ (Madīnat al-salām), womit klar auf das Programm einer imperialen Friedensordnung (analog zur pax Augusta) verwiesen wurde. Darüber hinaus taucht, wie gezeigt wurde, die Wurzel ṣ - l - ḥ („gut, richtig, in Ordnung sein“) nicht nur in der Bezeichnung des Friedensvertrages von 713 mit dem Westgoten Teudemir auf (kitāb ṣulḥ), sondern auch im Herrschernamen Saladins. Die monarchische 17 Vgl. Boloix Gallardo 2014. 18 Gómez Marín 2017; Fierro Bello 2012; Muñoz Ruano/Pérez de Tudela Velasco 1996. 19 Fábregas 2020.
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Herrschaft unterschiedlicher Amtsträger wurde mit diesen Titulaturen in eine göttlich legitimierte Weltordnung eingepasst, als deren Garanten sich die solcherart apostrophierten Herrscher inszenierten.
QUELLEN 21-01. Liber Ordinum (7. Jh.): XLVIII. Incipit Ordo Quando Rex Cum Exercitu ad Prelium Egreditur Quando rex ad ostium ecclesie accesserit, duo diacones albis induti regi incensum offerunt. Omnes tamen diacones siue clerus albis induti in choro stabunt, exceptis illis qui cum cruce ante regem precessuri sunt. In primis, cum ingressus fuerit rex in ecclesia et prostratus in orationem, quum ei uisum fuerit ut a terra se ab oratione erigere uelit, inponitur uersus iste: Sit Deus in itinere uestro, et angelus eius comitetur nobiscum. Post hec dicitur hec oratio: Oratio Deus exercituum, fortitudo uirtutum et uirtus potentium, propugnator hostium, uictoria humilium, propagator uictoriarum, sublimitas regum, administrator regnorum: esto presenti religioso principi nostro Illi cum subiectis sibimet populis ductor salutaris itineris, uia pacis, inspiratio bone dispositionis. Habeat, te concedente, Domine, exercitus fortes, / duces fidos, concordes animos, quo ualeat uirtute superare aduersos, ualitudine defendere suos, expugnare aduersa, defendere propria. Da ei, Domine, de spiritu tuo et cogitare que decent, et que conueniunt adimplere: ut manus tue protectione munitus, cum subiectis populis gradiens, et ab hinc de presentia ecclesie apostolorum tuorum Petri et Pauli procedens, ita munitus custodiis angelicis, acta belli ualenter exerceat: ut de hostibus tibi semper inherens triumphator existat, et nobis te precantibus ex hoc remeans cumulum letitie salutaris restituat. - Piissime ... Benedictio Spiritus bonus Dei per diuinitatis ineffabilem gratiam deducat uos in uiam rectam. – Amen. Sit ductor idem uestri itineris, qui uia uoluit esse nostre salutis. – Amen. Vt, qui per fiduciam fidei uestram conscientiam Deo uouistis, eius auxilio protecti uiam salutaris itineris euoluatis. Auxiliante ipsius misericordia Dei nostri, qui in Trini[tate] ... Post hec non statim absoluitur, sed mox accedit diaconus ad altare, et leuat crucem auream, in qua lignum beate Crucis inclusum est, que cum rege semper in exercitu properat, et adducit eam ad episcopum. Tunc episcopus, lotis manibus, tradit eam regi, et ex sacerdoti, qui eam ante se portaturus est. Mox tamen episcopus ut eandem crucem in manu regis tradiderit, inponunt hanc antiphonam, decantando cum uersibus: ANT.: Accipe de manu Domini pro galea iudicium certum, et armetur creatura ad ultionem inimicorum tuorum. VERSVS I. - Sume scutum inexpugnabile equitatis. Ad ultionem.
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II. - Quoniam data est uobis potestas a Domino et uirtus ab Altissimo. Ad ultionem. Hoc secundo uersu explicito, accedentes unusquisque accipiunt de post altare a sacerdote bandos suos; et statim / egrediuntur foras, cantantibus clericis in choro eandem antiphonam cum his uersibus: III. - Benedictus Israhel: quis similis tibi, popule, qui saluaris a Domino? scutum auxilii tui et gladius glorie tue. Ad ultionem. IIII. - Negabunt te inimici tui, et tu eorum colla calcabis. Ad ultionem. V. - Non det in conmotione pedem tuum, neque dormitet qui custodit te. Ad ultionem. VI. - Ecce non dormitabit neque obdormiet qui custodit Israhel. Ad ultionem. VII. - Dominus custodiat te, Dominus protectio tua super manum dextere tue. Ad ultionem. VIII. - Per diem sol non uret te, neque luna per noctem. Ad ultionem. VIIII. - Dominus custodiat te ab omni malo: custodiat animam tuam Dominus. Ad ultionem. X. - Dominus custodiat introitum tuum et exitum tuum. Ad ultionem. Postquam omnes bandos suos leuauerint, et foris ostium ecclesie egressi fuerint, statim Gloria in predicta antiphona inponunt. Nam etiamsi uersi deficiant, tamdiu singulariter ipsa sola cantabitur, quamdiu omnes qui ipsos bandos portant foras egrediantur. Vbi, postquam Gloria fuerit finita, et ipsa antiphona a capite repetita, statim, dicente diacono: Humiliate uos benedictioni, dicitur ab episcopo benedictio ista: Benedictio Signum salutaris claui et ligni, quod deuotis manibus, sacrate princeps, suscepisti, sit tibi ad tutelam salutis et incrementum perpetue benedictionis. Egressum tuum in pace directurum excipiat, et per uiam tuis exercitibus crux Christi semper adsistat. Religiosa uobis consilia referat, et fortia bellice promtionis preparet instrumenta. Lignum quoque hoc, per quod Christus spoliauit principatus et potestates triumphans eos in semetipso, cum fiducia efficiatur uobis ad singularis glorie uictoriam propugnandam. – Amen. Vt per uictoriam sancte Crucis et ceptum abhinc iter feliciter peragatis / et florentes ad nos triumphorum uestrorum titulos reportetis. – Amen. Qualiter in osculo pacis, quo uos abhinc uale facientes deducimus, feliciori reditu in hoc loco cum uictoriarum uos laudibus receptemus. – Amen. Prestante Domino nostro Ihesu Christo. Post hanc benedictionem, absoluit diaconus: In nomine Domini nostri Ihesu Christi, ite in pace. Deo gratias. Et sic rex episcopum uale facit, uel ceteros quos iusserit. Et statim imponitur hec antiphona ab his qui cum illa cruce ante regem ambulant: ANT.: Domine Deus, uirtus salutis mee, obumbra caput meum in die belli. Et cantant eam ante regem euntes, quamdiu rex foras ostium ecclesie egrediatur. Ille tamen sacerdos uel diaconus, qui crucem ipsam a rege acceperit, ante regem semper, quamdiu in equo ascendat, precessurus erit. Sicque ingrediuntur iter (Text: Férotin 1904, 149–153). Wenn der König sich der Kirchentür nähert, bringen die beiden in Alben bekleideten Diakone dem König Weihrauch dar. Alle Diakone oder Geistlichen, in Alben gekleidet, werden im Chor stehen, außer jenen, die mit dem Kreuz vor den König hergehen werden.
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Zuerst, wenn der König die Kirche betreten und sich zum Gebet niedergeworfen hat, wird, sobald er sich von der Erde vom Gebet erheben will, dieser Vers angestimmt: Möge Gott auf deinem Weg sein und sein Engel uns begleiten. Danach wird dieses Gebet gesprochen: Gebet Gott der Heerscharen, du Stärke der Tugenden und Tugend der Mächtigen, du Abwehrer der Feinde, du Sieg der Niedrigen, du Förderer von Siegen, du Erhöhung Könige, du Lenker der Königreiche: Du sollst unserem hier anwesenden gläubigen Fürsten, jenem und zugleich den ihm untertänigen Völkern, ein Führer auf dem heilbringenden Weg sein, eine Straße des Friedens, eine Anregung zu guter Gesinnung. Er möge durch Deine Gnade, Herr, über starke Heere, treue Führer und einträchtige Herzen verfügen, damit es er es vermöge, durch Tapferkeit seine Gegner zu überwinden, durch seine Kraft seine Untertanen verteidigen, Widrigkeiten zu überwinden und sein Eigentum zu verteidigen. Gib ihm, Herr, Anteil an deinem Geist und gib ihm Pläne ein, die anständig sind und die sich nutzbringend verwirklichen lassen, damit er durch den Schutz deiner Hand gesichert, mit den ihm untertänigen Völkern ins Feld ziehend, und von der hiesigen Kirche deiner Apostel Petrus und Paulus aufbrechend, so geschützt durch die Wachen der Engel die Werke des Krieges tapfer ausüben möge; damit er gegenüber den Feinden siegreich bleibe, in dem er stets dir anhänge, und aufgrund unserer an dich gerichteten Gebete zurückkehre und den Gipfelpunkt der heilbringenden Freude wiederherstelle. Allerfrömmster… Segen Möge der gute Geist Gottes Euch durch die unaussprechliche Gnade der Gottheit auf den richtigen Weg führen. – Amen. Es möge auf Eurem Weg Euch derjenige führen, der der Weg zu unserem Heil sein wollte. – Amen. So dass Sie durch das Vertrauen Ihres Glaubens Gott Ihr Gewissen gelobt haben, geschützt durch seine Hilfe, indem Sie den Weg des Heils erweitern. Durch die Hilfe der Barmherzigkeit unseres Gottes, der in der Dreifaltigkeit ist Danach wird er nicht sofort freigesprochen, aber bald nähert sich der Diakon dem Altar und hebt das goldene Kreuz auf, in dem der Baum des seligen Kreuzes eingeschlossen ist, der immer mit dem König im Heer eilt, und führt es zum Bischof. Dann übergibt der Bischof, nachdem er sich die Hände gewaschen hat, es dem König und dem Priester, der es vor ihn bringen soll. Sofort aber legte der Bischof, um dasselbe Kreuz in die Hand des Königs zu bringen, diese Antiphon auf, indem er sie mit den Versen sang: Ant.: Erhalte ein bestimmtes Urteil aus der Hand des Herrn für einen Helm, und lass die Kreatur für die Rache deiner Feinde bewaffnet sein. Vers I. Nimm einen Schild, ein unbesiegbares Pferd. Sich revanchieren. II. Denn Kraft ist dir vom Herrn gegeben und Tugend vom Allerhöchsten. Sich revanchieren. Nachdem sie dies im zweiten Vers erklärt haben, nähern sie sich und empfangen von hinter dem Altar durch den Priester, um sie zu prüfen; und sofort / gehen sie hinaus, während die Geistlichen im Chor dieselbe Antiphon mit diesen Versen singen:
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III. - Gesegnet sei Israel! Wer ist euch gleich, Menschen, die vom Herrn gerettet werden? den Schild deiner Hilfe und das Schwert deiner Herrlichkeit. Sich revanchieren. zum vierten Mal Deine Feinde werden dich verleugnen, und du wirst ihnen auf den Hals treten. Sich revanchieren. V. Lass deinen Fuß nicht wanken, noch schlummere der, der dich behütet. Sich revanchieren. VI. Siehe, wer Israel bewacht, wird nicht schlummern noch einschlafen. Sich revanchieren. VII. Der Herr wird für dich sorgen, der Herr wird deine Verteidigung über deiner rechten Hand sein. Sich revanchieren. VIII. Die Sonne wird dich bei Tag nicht verbrennen, noch der Mond bei Nacht. Sich revanchieren. VIII. Der Herr bewahre dich vor allem Übel, der Herr behüte deine Seele. Sich revanchieren. X. Möge der Herr Ihren Einzug und Ihren Auszug behüten. Sich revanchieren. Nachdem sie alle ihre Männer zur Prüfung ausgehoben hatten und aus der Tür der Kirche hinausgegangen waren, legten sie sofort das Gloria in die oben genannte Antiphon. Denn selbst wenn die Verse versagen, wird es so lange auf einzigartige Weise gesungen, solange alle, die sie tragen, sie prüfen und hinausgehen. Wo, nachdem die Herrlichkeit beendet ist und die Antiphon selbst aus dem Kopf wiederholt wird, sofort, wenn der Diakon sagt: Demütigt euch mit einem Segen, dieser Segen wird vom Bischof gesprochen Segen Das Zeichen der rettenden Stecknadel und des Baumes, das du, heiliger Prinz, mit frommen Händen erhalten hast, möge dir gehören zum Schutz deiner Sicherheit und zum Wachsen eines ewigen Segens. Laßt ihn in Frieden euren Aufbruch walten, und laßt das Kreuz Christi euren Heeren immer im Wege stehen. Lassen Sie sich von ihm religiösen Rat geben und starke Kriegsinstrumente vorbereiten. Auch dieser Baum, durch den Christus seiner Fürstentümer und Gewalten beraubt und in sich selbst über sie triumphiert hat, wird für Sie zu einer Kühnheit, um den Sieg unvergleichlicher Herrlichkeit zu verteidigen. – Amen. Damit Sie uns durch den Sieg des Heiligen Kreuzes und den Weg, den Sie seitdem erfolgreich zurückgelegt haben, die blühenden Titel Ihrer Triumphe erhalten. – Amen. Wie in dem Friedenskuss, mit dem wir dich vom Abschied abführten, werden wir dich an diesem Ort mit dem Lob seiner Siege in einer seligeren Rückkehr empfangen. – Amen. Unser Herr Jesus Christus sorgt dafür. Nach diesem Segen schloss der Diakon ab: Im Namen unseres Herrn Jesus Christus, gehe in Frieden. Gott sei Dank. Und so verabschiedet sich der König vom Bischof oder von den anderen, denen er befehlen soll. Und sofort wird diese Antiphon von denen auferlegt, die mit diesem Kreuz vor dem König gehen: ANT.: Herrgott, du Kraft meines Heils, überschatte mein Haupt am Tag des Krieges. Und sie singen es, wenn sie vor dem König hergehen, solange der König zur Tür der Kirche hinausgeht. Derjenige Priester oder Diakon jedoch, der das Kreuz vom König erhalten hat, wird immer vor dem König hergehen, solange er auf einem Pferd aufsteigt.
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Und so machen sie sich auf die Reise (Ü: G. Kampers).
21-02. Julian von Toledo, Historia Wambae regis 3 (CCSL 115, 219 f.): Quorum non tam precibus quam minis superatus, tandem cessit, regnumque suscipiens, ad suam omnes pacem recepit, et tamen dilato unctionis tempore usque in nono decimo die, ne citra locum sedis antiquae sacraretur in principe. Gerebantur enim ista in uillula, cui antiquitas Gerticos nomen dedit, quae fere centum uiginti milibus ab urbe regia distans in Salamanticensi territorio sita est. Ibi enim uno eodemque die, scilicet in ipsis Kalendis Septembribus, et decidentis regis uitalis terminus fuit et pro subsequentis iam dicti uiri praeelectione illa quam praemisimus populi adclamatio extitit. Nam eundem uirum quamquam diuinitus abinceps et per hanelantia pleuium uota et per eorum obsequentia regali cultu iam circumdederant magna officia, ungi se tamen per sacerdotis manus ante non passus est, quam sedem adiret regiae urbis atque solium peteret paternae antiquitatis, in qua sibi oportunum esset et sacrae unctionis uexilla suscipere et longe positorum Consensus ob praeelectionem sui patientissime sustinere, scilicet ne, citata regni ambitione permotus, usurpasse potius uel furasse quam percepisse a Domino signum tantae gloriae putaretur. Quod tamen prudenti differens grauitate, nono decimo postquam regnum susceperat die Toletanam urbem ingreditur. Defeated by their threats rather than their prayers, he yielded, accepting kingship, and took them all into his favor but postponed the rite of anointment until the nineteenth day from that date, so that he would not be consecrated king outside the ancient seat. These events were taking place in a small estate in the region of Salamanca that from ancient times bore the name of Gérticos, distant some hundred and twenty miles from the royal city. There, in one and the same day, and namely on the kalends of September (September 1), the dying king reached the term of his life and his aforementioned successor was elected by the acclamation described above. Although, chosen by divine inspiration and later by the anxious acclaim and the veneration of the people, this man had already been surrounded by the great pomp of royal ceremony, he would not suffer himself to be anointed by a priest’s hand before he had come to the seat of royal government and had sought the chair of ancestral tradition, at which time only it would be fitting for him to receive the sign of holy unction and to await most patiently the consent to his election of those living far away, so that it would not be thought that, moved by a frenzied desire to reign, he had usurped or stolen rather than obtained from God a sign of such great glory. So, deferring it with cautious gravity, he entered the city of Toledo on the nineteenth day after receiving the kingship (Ü: J. Martinez Pizzaro).
21-03. Julian von Toledo, Historia Wambae regis 10 (CCSL 115, 226 f.): Ad quod dictum incalescunt animi omnium exoptantque fieri quae iubentur. Mox cum omni exercitu Vasconiae partes ingreditur, ubi per septem dies quaqua uersa per patentes campos depraedatio et hostilitas castrorum domorumque incensio tam ualide acta est, ut Vascones ipsi, animorum feritate deposita, datis obsidibus, uitam sibi dari pacemque largiri non tam precibus quam muneribus exoptarent. Vnde, acceptis obsidibus tributisque solutis, pace composita, directum iter in Gallias profecturus accedit, per Calagurrem et Oscam ciuitates transitum faciens.
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Dehinc, electis ducibus, in tres turmas exercitum diuidit, ita ut una pars ad Castrum Libiae, quod est Cirritaniae caput, pertenderet, secunda per Ausonensem ciuitatem Perinei media peteret, tertia per uiam publicam iuxta ora maritima graderetur. Ipse tamen religiosus princeps cum multiplici bellantium manu praecedentes subsequebatur. Sed quia insolens quorundam e nostris motio non solum praedae inhiabat, sed etiam cum incensione domorum adulterii facinus perpetrabat, tanto disciplinae uigore iam dictus princeps in his et talibus patratum uindicabat scelus, ut grauiora in his supplicia illum putares impendere, quam si hostiliter contra illum egissent. Testantur hoc praecisa quorundam adulterorum praeputia, quibus pro fornicatione hanc ultionis inrogabat iacturam. Dicebat enim: ‘Ecce ! iam iudicium imminet belli, et libet animam fornicari ? Et credo, ad examen pugnae acceditis; uidete, ne in uestris sordibus pereatis. Nam ego, si ista non uindico, iam ligatus hinc uado. Ad hoc ergo uadam, ut iusto Dei iudicio capiar, si iniquitatem populi uidens ipse non puniam. Exemplum mihi praebere debet Eli sacerdos ille in diuinis litteris agnitus, qui pro immanitate scelerum filios, quos increpare noluit, in bello concidisse audiuit, ipse quoque filios sequens fractis cerbicibus expirauit. Haec igitur nobis timenda sunt, et ideo, si purgati maneamus a crimine, non dubium erit, quod triumphum capiamus ex hoste’. Sub ista, ut praemissum est, disciplina iam dictus princeps exercitum gloriose producens moresque singulorum sub diuinis regulis tenens, prosperari sibi uidebat per incrementa dierum et dispositum belli et uictoriam proeliandi. At these words, the spirits of all take fire and they long to do as they are commanded. He soon enters the Basque territories with his entire army, and there for seven days in every direction ravaging and carnage in the open fields and burning down of strongholds and houses were inflicted with such energy that the Basques themselves, putting aside the ferocity of their spirits, gave hostages and begged, less by entreaties than by means of gifts, to be granted life and offered peace. Thence, once hostages had been given and tributes paid, peace being restored, he takes the straight path and hastens toward Gallia, making his way through the cities of Calahorra and Huesca. After that, having chosen generals, he breaks the army into three divisions, so that one will go to Llivia, the capital of Cerdagne, the second will advance by way of Vich to the central Pyrenees, and the third will follow the public road along the coast. The pious ruler himself advanced behind them, preceded by a great crowd of warriors. Because the wicked instincts of some of our people not only sought out plunder, but also made them guilty of the crime of rape as well as the burning of houses, the king punished these misdeeds with such hard penalties that one would have thought he inflicted harsher measures on these men than if they had been fighting against him. This is confirmed by the severed foreskins of the rapists, on whom he imposed this mutilation in punishment. He would say: “Behold, the test of combat is already impending, and the soul desires to commit rape? I believe that you are approaching the ordeal of battle: beware, lest you perish in your filth. And I, if I fail to punish these crimes, am already in bonds as I set out. It will come to this for me, that the fair judgment of God will condemn me if, seeing the wickedness of the people, I do not punish it. I must take my example from Eli the priest, noted in holy Scripture, who, not having wanted to rebuke his sons for the vastness of their crimes, heard that they had fallen in battle, and died himself after them, of a broken neck. These are things to be feared by us, therefore if we remain pure of crimes
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there is no doubt that we will seize victory from the enemy.” Leading the army gloriously under this discipline, as we have told, and holding the conduct of the individual warriors to God-given rules, the king saw his plans for warfare and his prospects of victory improve day by day (Ü: J. Martinez Pizzaro).
21-04. Julian von Toledo, Historia Wambae regis 28 (CCSL 115, 242 f.): Vnde comperto princeps, quod Lupum cum ceteris inuenire non posset, placida progressione Narbonam contendens, urbem uictor ingreditur. Ibi disrupta quaeque Narbonensis prouinciae, exessa atque depasta, quae eidem terrae magnis febribus hanelanti depraedatione nostrorum et incursione appulsa sunt, munere placata, dispositione reformat, consiliis instruit; statum quoque rerum mira Pace componit. Lecta illic praesidia bellatorum dimittit, radices ab ea omnis rebellionis detersit, Iudaeos abegit, clementiores urbibus rectores instituit, per quos utique tanti mali placaretur offensa et constuprata tantis sordibus terra, nouo iudiciorum baptismate depurgata, remitteretur ad ueniam. Nam in eo, quod erecta Galliarum terra solito superbiae fastus cuturno sese adtollerat, ita inclementiori depraedatione detrita est et erasa nummis atque depasta substantiis, ut merito per hoc credatur, quidquid rubiginis seu nequitiarum contraxerat, caruisse. The king, once certain that he could not locate Lupus and his men, made an uneventful march to Narbonne and entered the city as a victor. Mitigating with munificence all the losses of the province of Narbona, consumed and devastated, which had been brought upon this land that panted with burning fever by the ravaging and plunder of our armies, he remedies them by decree, provides for them with good counsel, and adjusts the political situation to an admirable peace. He disbands the appointed garrisons, removes all the roots of rebellion, drives away the Jews, gives the cities more compassionate governors through whom the injury of such a crime may be atoned for and the land debauched by so much filth, cleansed in the bath of the king’s recent judgment, may be brought back into favor. For when the land of Gallia raised itself to its usual peak of arrogance, it was so racked by merciless plundering and despoiled of wealth and starved of resources, that it may deservedly be thought to have been purged of any rust of corruption it had acquired (Ü: J. Martinez Pizzaro).
21-05. Julian von Toledo, Insultatio vilis storici in Tyrannidem Galliae 8 (CCSL 115, 248 f.): Sed quid mirum, ut haec tibi non merenti praestiterit, qui pridem tuis periculis socium se semper exhibuit et in tua expugnatione se potius expugnandum immisit ? Admirandusest ergo alternantium iste partium ordo, quanta in te crudelitas, quanta in Spanis pietas fuerit. Illi tibi pacem, tu illis dolos, illi defensionem, tu peremptionem excogitas. Illi semper ad liberationem tui cum armato tibi currebant exercitu; tu ad euersionem illorum gladios incitas externorum. Illi hostem repellendum a te aut ui aut astu definiunt; tu utroque compendio agens, et fraudibus propriis et uiribus alienis contra Spanorum exercitum uenis. Illi semper defensionem tui quamquam periculo sui quaerebant; tu econtra non sine perditione tui euersionis contra illos praeparas munimenta. Illi salutem tuam, et ubi forsam armis non currebant, pretiis emebant; tu necem illorum, quam armis patrare non poteras, muneribus definis comparandam. Quando enim illi aut in tuis plagis alacres facti aut in tuis mortibus aliquando laetati sunt? Quin potius, si perlata nuntiorum fama aut ab hoste obsessam aut
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hostium incursatione te detritam edixit armata illico ad defensationem tui Spanorum manus se citatam exhibuit et propria postponendo pericula cum hostibus tuis confligebat. Nec enim tot interiacentibus terris duros quosque se causabatur pertulisse labores, dummodo tu statum pacis utcumque reciperes. Ecce ! iam notum est, quantus in Spanos affectus pietatis processit, quantus in te crudelitatis turbo efferbuit. Nam Spanos, quos despectui deputabas, et uictores et miseratores tui experta es; fìlii autem tui, qui ex te uiperina natiuitate sunt proditi, quid tibi nisi famem, luem aut gladium adtulerunt ? Hucusque igitur tibi insultasse sit utile, et forsam ad emolumentum salutis tibi proficiet, quidquid asperiori proclamatum est uerbere, ut uerborum ista asperitas correptionis tuae sit potius causa quam desperationis strofa. Yet is it any wonder that he should confer such favors upon you, though you do not merit them, when earlier he always proved your ally in all dangers and, when you were about to be attacked, preferred to risk defeat himself? There is indeed an extraordinary regularity on either side: as much meanness in you as there was kindness in the Spaniards. They bring you peace and you give them deceit; they plan your defence, you their destruction. They would always come riding with an armed force to set you free; you encourage the swords of foreign peoples to bring about their overthrow. They determine that the enemy is to be kept away from you either by force or by cunning; you, making use of both, confront the army of the Spaniards either with tricks of your own or with the strength of others. They always sought to defend you, even with danger to themselves; you, on the other hand, not without bringing about the disaster of your own defeat, raise fortifications against them. When by chance they did not hasten here in arms, they would buy your freedom for a price; you attempted to pay for their destruction with gifts, since you could not bring it about by arms. When did they either rejoice in your suffering or take pleasure in the deaths of your people? Rather, indeed, if the report of messengers proclaimed you to be besieged by enemies or broken down by the violence of armies, the forces of the Spaniards immediately came out armed to defend you and, disregarding their own danger, clashed with your enemies in battle. Nor did they complain, with so much land between you and them, that they had endured heavy labors, as long as you could have peace. Indeed! It is obvious by now how far the feeling of compassion reached among the Spaniards, and to what degree the storm of treachery raged within you. For you have found the Spaniards, whom you held in contempt, to be your conquerors and your commiserators; your own children, however, born of you like serpents, what did they bring you except hunger, misery, and the sword? May my insults to you thus far be useful, and perhaps what is proclaimed with a strong lashing will offer improvement to your health, so that this harshness of words may be the cause of your self-correction rather than an inducement to despair (Ü: J. Martinez Pizzaro).
21-06. Der Pakt des ʿUmar: We heard from ʿAbd al-Raḥmān ibn Ghanam [d. 78/697] as follows: When ʿUmar ibn alKhaṭṭāb, may God be pleased with him, accorded a peace to the Christians of Syria, we wrote to him as follows: In the name of God, the Merciful and Compassionate. This is a letter to the servant of God ʿUmar [ibn al-Khaṭṭāb], Commander of the Faithful, from the Christians of such-and-such a city. When you came against us, we asked you for
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safe-conduct (amān) for ourselves, our descendants, our property, and the people of our community, and we undertook the following obligations toward you: We shall not build, in our cities or in their neighborhood, new monasteries, churches, convents, or monks‘ cells, nor shall we repair, by day or by night, such of them as fall in ruins or are situated in the quarters of the Muslims. We shall keep our gates wide open for passersby and travelers. We shall give board and lodging to all Muslims who pass our way for three days. We shall not give shelter in our churches or in our dwellings to any spy, nor hide him from the Muslims. We shall not teach the Qurʾān to our children. We shall not manifest our religion publicly nor convert anyone to it. We shall not prevent any of our kin from entering Islam if they wish it. We shall show respect toward the Muslims, and we shall rise from our seats when they wish to sit. We shall not seek to resemble the Muslims by imitating any of their garments, the qalansuwa, the turban, footwear, or the parting of the hair. We shall not speak as they do, nor shall we adopt their kunyas. We shall not mount on saddles, nor shall we gird swords nor bear any kind of arms nor carry them on our persons. We shall not engrave Arabic inscriptions on our seals. We shall not sell fermented drinks. We shall clip the fronts of our heads. We shall always dress in the same way wherever we may be, and we shall bind the zunnār round our waists. We shall not display our crosses or our books in the roads or markets of the Muslims. We shall only use clappers in our churches very softly. We shall not raise our voices in our church services or in the presence of Muslims, nor shall we raise our voices when following our dead. We shall not show lights on any of the roads of the Muslims or in their markets. We shall not bury our dead near the Muslims. We shall not take slaves who have been allotted to the Muslims. We shall not build houses overtopping the houses of the Muslims. (When I brought the letter to ʿUmar, may God be pleased with him, he added, „We shall not strike any Muslim.“) We accept these conditions for ourselves and for the people of our community, and in return we receive safe-conduct. If we in any way violate these undertakings for which we ourselves stand surety, we forfeit our covenant (dhimma), and we become liable to the penalties for contumacy and sedition. ʿUmar ibn al-Khaṭṭāb replied: Sign what they ask, but add two clauses and impose them in addition to those which they have undertaken. They are: „They shall not buy anyone made prisoner by the Muslims,“ and „Whoever strikes a Muslim with deliberate intent shall forfeit the protection of this pact.“ (Ü: B. Lewis in Constable 2012)
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21-07. Der Vertrag des Tudmīr (713): Der Friedensvertrag (kitāb ṣulḥ), den ʿAbd al-ʿAziz b. Mūsā b. Nuṣair mit Teudemir schloss, hat folgenden Wortlaut: Im Namen Gottes des Erbarmers des Barmherzigen! Brief von ʿAbd al-ʿAziz b. Mūsā b. Nuṣair an Todmīr (Teudemir) b. ʿAbdūš: Er (Teudemir) akzeptiert den Friedensvertrag (nazala ʿalā ṣ-ṣulḥ), Gottes Pakt (ʿahd) und Schutzbrief (ḏimma) und seines Propheten Schutzbrief folgenden Inhaltes: (1) Weder für ihn noch für einen seiner Leute werden Änderungen (seines jetzigen Status) zu seinen Gunsten oder Ungunsten verfügt. (2) Er wird nicht enteignet. (3) Sie (er und seine Leute) werden weder getötet noch versklavt, noch von ihren Frauen und Kindern getrennt, noch wegen ihrer Religion behelligt. (4) Ihre Kirchen werden nicht verbrannt, Devotionalien nicht daraus geraubt. Das gilt, solange er sich an unsere Vereinbarungen hält. Er genießt den Vertragsschutz: (1) Gegen Überlassung von sieben Städten: (1) Orihuela (Urijūla), (2) Baltana (Baltana), (3) Alicante (Laqant), (4) Mula (Mūla), (5) Villena (Balāna), (6) Lorca (Auraqa) und (7) Ello (Alluh). (2) Er darf keinen Flüchtling von uns aufnehmen, er darf keinen Gegner von uns aufnehmen, er darf keinen Schützling von uns bedrohen. (3) Er darf keine Feindnachricht, die ihm zur Kenntnis gelangt, verheimlichen. (4) Er und seine Leute müssen alljährlich (folgende Abgaben) entrichten: a) Einen dīnār. b) Vier mudd Weizen. c) Vier mudd Gerste. d) Vier qisṭ Most (ṭilāʾ) e) Vier qisṭ Essig. f) Zwei qisṭ Honig. g) Zwei qisṭ Öl. Sklaven entrichten von alledem die Hälfte. Aufgesetzt im raǧab des Jahres 94 der islamischen Zeitrechnung (= April 713). Zeugen: ʿUṯmān b. Abī ʿAbda al-Qurašī; Ḥabīb b. Abĭ ʿUbaida; Idrīs b. Maisara; Abulqāsim al-Huḏalī (Ü: W. Hoenerbach).
LITERATURVERZEICHNIS Anton, H. H., 1972, Der König und die Reichskonzilien im westgotischen Spanien, HJb 92, 257– 281. Boloix Gallardo, B., 2014, The genealogical legitimization of the Nasrid dynasty. The alleged Ansari origins of the banu Nasr, in: Bennison, A. K. (Hrsg.), The articulation of power in medieval Iberia and the Maghrib, Oxford, 61–86. Bronisch, A. P., 1998, Reconquista und Heiliger Krieg. Die Deutung des Krieges im christlichen Spanien von den Westgoten bis ins frühe 12. Jahrhundert, Münster. Cavanna, A./Boockmann, H., 1980, Bellum iustum (gerechter Krieg), LexMa 1, 1849–1851. Claude, D., 1971, Adel, Kirche und Königtum im Westgotenreich, Sigmaringen. Dartmann, C., 2010, Die Sakralisierung König Wambas. Zur Debatte um frühmittelalterliche Sakralherrschaft, FmSt 44, 39–58.
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PROF. DR. WOLFRAM DREWS Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Historisches Seminar, Lehrstuhl für Geschichte des frühen und hohen Mittelalters, Domplatz 20-22, D-48143 Münster, [email protected]
REGISTER QUELLENREGISTER Die Erschließung erfolgt nach den in den Beiträgen zitierten Editionen. Acta conciliorum oecumenicorum (ACO) II 1,1f. ............................................. 394/108 Aelius Aristeides or. 26,69–71 ........................................ 23/64 Ager, Interstate arbitrations 3 ..................................................... 145, 153 Ailianos var. 13,13 ............................................ 85/65 Aischines 2,115 ...................................... 106, 117–118 3,159 ...................................................... 103 Alkaios von Messene AP 7,247 = Ep. 4 GP .............. 183, 188, 200 AP 9,518 = Ep. 1 GP .............. 183, 188, 200 AP 9,519 = Ep. 2 GP .............. 183, 188, 201 AP 11,12 = Ep. 3 GP ......................... 188/35 APl (B) 5 = Ep. 5 GP ........................ 188/35 Ambrosiaster Quaest. 91,8 ...................................... 384/30 Ambrosius von Mailand fid. 2,16 ............................................. 409/32 obit. Theod. 7,2–7,8,1 ....................... 409/32 obit. Theod. 10,1–12 ......................... 409/32 off. 1,36 ............................................. 409/32 Ammianus Marcellinus 14,10,10–15............................ 401, 412–413 16,10,14 .............................................. 349/6 17,12,13–16............................ 437–438, 450 27,5,7–10............................................. 379/1 27,57 ................................................... 379/2 29,4,1 ..................................... 407, 415–416 Andokides 3,1 ....................................................... 75/12 3,6–9 ................................................. 103/15 3,17 ................................................... 105/22
L’Année épigraphique (AE) 1902, 4 .............................................. 280/17 1911, 105 .......................................... 280/16 1913, 46 ............................................ 280/11 1916, 22 ............................................ 280/17 1924, 31 ............................................ 280/16 1926, 76 ......................................... 284, 297 1928, 86 ......................................... 286, 298 1934, 7f. ............................................ 287/47 1949, 134 .......................................... 280/17 1950, 164 .......................................... 280/16 1952, 133 .......................................... 280/16 1954, 143b ........................................ 285/36 1957, 50 ............................................ 283/30 1960, 106 .......................................... 280/17 1960, 118 .......................................... 280/12 1961, 107 ............................... 279–280, 292 1968, 520 .......................................... 284/32 1968, 598 .......................................... 280/12 1972, 314 .......................................... 280/16 1974, 500 .......................................... 280/17 1978, 814f. ..................................... 282, 295 1980, 380........................................... 287/47 1980, 457.................................. 279–80, 293 1982, 157........................................... 280/18 1982, 272........................................... 283/31 1982, 521........................................... 280/16 1982, 654........................................ 284, 297 1983, 521........................................... 280/16 1985, 735................................ 279–280, 292 1986, 63............................................. 287/46 1986, 631................................ 23/61, 282/24 1986, 699................................ 284–285, 298 1990, 762........................................... 280/16 1990, 865........................................... 287/46 1991, 1746 ........................................ 288/53 1992, 1313 ........................................ 280/12 1992, 1534 ..................................... 278, 290 1992, 1714 ............................. 284–285, 298
512
Quellenregister 1995, 1202 ........................................ 280/12 1996, 1141 ..................................... 287, 299 1997, 1734 ........................................ 280/16 1999, 1206 ........................................ 280/12 1999, 1448 ..................................... 278, 290 1999, 1576 = ILS 8970 ..................... 282/28 1999, 1771 ........................................ 280/15 2001, 1185 ........................................ 280/16 2002, 1501 ..................................... 286, 298 2004, 615 ............................................ 279/7 2008, 1569 ........................................ 287/46 2009, 1674 ........................................ 280/12 2012, 1898 ..................................... 287, 299 2014, 703 .......................................... 280/12 2015, 1500 ..................................... 281, 294 2015, 1691 ............................. 284–285, 298 2015, 1838 ........................................ 287/46
Anthologia Graeca (Anth. Gr.) 16,62f. ............................................... 465/30 Anthologia Palatina (AP) 6,171 ................................................. 188/34 6,264 .............................................. 199–200 16,6 ........................................ 183; 188; 201 16,122 .................................................... 200 Antike Inschriften von Jugoslawien (AIJ) 163 .................................................... 280/12 Apollonios Rhodios 1,172–175............................... 187, 196–197 1,968–971....................................... 187, 197 2,138–140....................................... 187, 197 4,996–1010............................. 187, 197–198 Appian civ. 5,13,130 ........... 278–279, 290, 320, 328 Mithr. 112,549................................... 184/13 praef. 7,24–28 ..................................... 23/64 Syr. 3,10–14 ........................................ 82/58 Syr. 3,15 ............................................ 213/34 Syr. 38,194 .......................................... 86/73 Syr. 46f.,236–244 .............................. 141/32 Syr. 55,278–282 ................................ 213/34 Syr. 65,343 ........................................ 163/13 Archimelos SH 202 = FGE S. 26–29 ......... 187, 201–202 Aristeas-Brief 193f. .................................................... 80/54 223 ............................................ 12/4, 73, 81 240 ...................................................... 81/57 257 ...................................................... 85/65 263 ...................................................... 85/65 281 ........................... 12/4, 73, 77, 81, 86/71
291f. ............................... 12/4, 73, 81, 85/66 Aristoteles Eth. Nic. 8,1161a................................... 73/1 fr. 646 Rose ........................................... 73/1 fr. 658 Rose ......................................... 76/20 pol. 1,1252b ........................................ 75/19 pol. 1,1256b ........................................ 88/78 pol. 3,1277a......................................... 76/21 pol. 3,1285b ........................................ 85/69 pol. 5,1313b ....................................... 76, 86 pol. 5,1314b ........................................ 86/72 pol. 7,1325a.................................. 76, 87–88 pol. 7,1333a–1334a ......... 75–76, 88, 102/10 Arkesilaos SH 121 = FGE 1 ............................. 185, 200 Arrian Anab. 1,12,9f. ...................................... 44/13 Anab. 1,16,4 ...................................... 235/17 Arvalakten (CFA) 12 ...................................................... 288/56 15 ................................... 288–289, 300–301 30 ........................................... 288–289, 300 40 ................................................... 289, 300 57 ...................................................... 289/58 62a–b1 ............................................... 289/59 68 ................................................... 289, 301 99a .................................................. 289, 301 Athanasios c. gent. 42 .......................................... 389/78 Athenaios 5,194f. ................................................. 208/5 5,195a–c ......................... 208, 212, 221–222 5,196–203.................................................... . ............ .166/34,207, 209, 212, 214–221 11,497b–c ....................................... 166–167 Augustinus bon. coniug. 16 .................................. 390/87 c. Faust. 19,11 ................................... 392/97 c. Faust. 19,16f. ................................. 392/98 c. Faust 22,74–79 .............................. 392/95 civ. 5,24 ..................................... 388, 392/99 civ. 5,26 ............................................. 392/99 civ. 14,28 ........................................... 391/91 civ. 19,7 ................................ 391/91, 391/93 civ. 19,11f. ........................................ 392/95 civ. 19,13 ........................................... 390/82 civ. 19,17 ........................................... 391/90 conf. 7,9,13–15.................................. 390/86 En. Ps. 21,2,4 .................................. 392/102 epist. 87,7 ........................................ 392/101
Quellenregister
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epist. 93,16f. .................................... 392/101 epist. 97,2 ........................................ 392/101 epist. 189,6 ........................................ 391/94 epist. 204,4 ........................................ 392/99 epist. 229 ........................................... 391/92 lib. arb. 3,9,24 ................................... 390/84 ord. 1,6,18 ......................................... 390/86 ord. 1,27 ............................................ 390/85 retract. 1,19 ....................................... 391/88 serm. dom. Mont. 1,2,9 ..................... 391/88
6,22,1................................................. 281/21 49,40,2–41,3 ...................................... 213/35 62,6,4................................................. 266/38 62,17,5............................................... 266/38 65,7,2................................................. 308/19 65,15,1............................... 307/16, 349–350 69,14,3................................................. 21/56 72,22f. ............................................... 266/41 73,24,1.................................... 350/7, 350/12 75,3,2f. ................................................ 23/65
Aurelius Victor 9,7 ............................................ 349/1, 349/6 39,26 ................................................... 403/7
Catullus 64 ................................................... 321, 323
Baldwins The New York Sale XXVII 4.1.2012 Nr. 304 ................ 161, 175 Berliner Klassikertexte (BKT) 7 p. 7–18 (P. 13045) ........................... 76, 85 Blöbaum, Herrscherlegitimation 366–377 ....................................... 57, 59, 61 378–396 ....................................... 57, 59, 62 405–428 ....................................... 57, 59, 63 Bopearachchi, Monnaies gréco-bactriennes Agathokles Sér 16 ............................. 163/15 Antimachos Sér 10 ............................ 163/15 Diodotos Sér 12A.......................... 174, 178 Euthydemos 1–16..................... ...163/14–16 Euthydemos 25 ................................. 163/15 Peukolaos Sér 1–2 ............................. 174/92 Breyer, Tanutamani Traumstele des Tanutamun ................ 58, 67 Bulletin archéologique du Comité des travaux historiques (BCTH) 1893, 162........................................... 280/16 1902, 316........................................... 280/12 1955/56, 204 ..................................... 280/12 Bulletin of the American Schools of Oriental Research (BASOR) 45, 1932, 6,3........................................ 279/5 Caesar civ. 3,109,6 ................................... 12/7, ,141 Calpurnius Siculus ecl. 1,42–68 ............................ 320, 340–341 Caminos, The Nitocris Adoption Stela 1–4 ............................................... 58, 67–68 Cassiodor var. 3,51,8 .............................. 443, 450–451 Cassius Dio 6,8,1 .................................................. 363/91
Chronicon ad annum 1234 66 p. 161f. Chabot ............................. 464/21 Chrysippos SVF 2,1177 .............................................. 81 Cicero Att. 7,1,7............................................ 262/20 fam. 15,10,2 ...................................... 262/20 fam. 15,13 ......................................... 262/20 off. 1,35 ............................................... 76/23 off. 1,36 ............................................. 262/14 off. 1,40,142 ...................................... 390/81 off. 1,65 ............................................. 262/15 off. 2,26 ............................................. 262/14 phil. 9,4 ............................................. 141/32 rep. 1,54 .............................................. 86/71 rep. 2,47 .............................................. 86/71 rep. 3,34f. ............................... 76/23, 262/14 rep. 6,13 .............................................. 86/71 Claudius Claudianus III cons. 40–50 ....................... 410–411, 421 Codex Iustinianus (Cod. Iust.) 1,27,1, pr.–10 .................... 460–461, 468/44 1,27,2, pr. ............................................... 462 1,27,6f. .............................. 459/10, 460–461 Codex Theodosianus (Cod. Theod.) 6,36,1...................................................... 427 10,10,8............................................... 437/72 Coins of the British Museum (BMC) Kleopatra VII. 2f. .............................. 170/59 Ptolemaios VIII. 132f. ....................... 170/59 Ptolemaios X. 42–48 ......................... 170/59 Coins of the Ptolemaic Empire (CPE) 349 ................................................. 167, 175 742 ................................................. 168, 176 888 ................................................. 169, 176 893 ................................................. 167, 176
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Quellenregister
Constantinus I. Orat. ad sanct. Coet. 3 ....................... 384/35 Constantinus VIII. Porphyrogennetos Caer. 1,63 .......................................... 387/63 Caer. 1,77 .......................................... 387/63 Caer. 1,92 .......................................... 389/74 Caer. 1,93 ............................................ 458/8 Caer. 2,43 .......................................... 387/63 Caer. 2,47 .......................................... 387/63 Constitutio Deo auctore pr. ................................................... 459–460 Corinth VIII 2,86–90 ............................................... 280/9 3,158–163............................................ 280/9 3,506 ................................................. 287/46 Corpus Inscriptionum Iudaeae/Palaestinae (CIIP) II 1270 .................................... 282–283, 295 Corpus Inscriptionum Latinarum (CIL) I 25 = VI 1300 = VI 31591 = VI 37040 = InscrIt. XIII 3,69 = ILLRP 319 .... 278/2 I 2500 = ILGR 152 = I.Delos 1511,18–20 ...................................................... 22/58 II 982 ................................................. 280/13 II 1061 ............................................ 284, 296 II 1062 ............................................... 288/50 II 1120 = ILS 1354 ......................... 279, 291 II 1345 ............................................... 280/12 II 1967 ............................................... 280/16 II 1969 ............................................... 286/42 II 2327 ............................................... 280/13 II 3002 ............................................... 280/14 II 3249 ............................................... 280/14 II 3410 ............................................... 280/12 II 3788 = II2 14, 124 ....................... 282, 295 II 4721 ............................................ 281, 293 II2 5, 74–77........................................ 286/42 II2 5, 367................................. 279–280, 291 II2 7, 3 = ILS 3786 ................ 281, 284–285, 293, 298 II2 14, 864.......................................... 280/16 III 321 = 6983 = ILS 5883 .................. 279/5 III 1416 ............................................. 280/18 III 1442 ................................ 280/12, 280/14 III 2830 = 9891 = ILS 1056 .......... 282–283, 296 III 4811 ....................................... 280/17–18 III 4812 ............................................. 280/17 III 4813 ............................................. 280/16 III 4814 ............................................. 280/16 III 5300 ............................................. 280/17 III 5565 = ILS 664 ................. 279–280, 292
III 5612.............................................. 280/12 III 5615................................... 279–280, 292 III 5810.............................................. 287/46 III 1174/5........................................... 280/12 III 11760............................................ 280/12 III 11771................................. 279–280, 292 III 12043............................................ 288/49 III 13439................................. 279–280, 292 III 13734............................................ 288/49 V 4089 ................................................. 279/7 V 4986 ............................................... 280/13 V 5025 ............................................... 280/14 V 5070 ............................................... 280/12 V 6959 .............................................. 280/12 V 6960 ............................................... 280/12 V 7425 = ILS 2720 ......................... 282, 296 V 7831 ............................................... 280/12 V 7833 ............................................... 280/17 VI 37 = ILS 3223 .............................. 286/41 VI 199 = 30712d = 36747d = ILS 6050 ....... ................................................. 284, 297 VI 200 = 30712e..................... 284–285, 297 VI 791 .................................... 279–280, 291 VI 935a.............................................. 350/12 VI 1139 = 31245 = ILCV 2 ................. 19/46 VI 1145 ............................................. 287/46 VI 1146 ............................................. 287/46 VI 1196 = ILS 798 ......................... 281, 295 VI 2044= CFA 30................... 288–289, 300 VI 2051= 32359 = CFA 40 .... 288–289, 300 VI 2066 = 32369 = CFA 57 .............. 289/58 VI 2074 = 32371 = CFA 62a–b1 ....... 289/59 VI 2078 = 32374 = CFA 68 .. 289, 299, 301 VI 2086 = 32380 = CFA 99a 287, 300–301 VI 3493 ............................................. 281/23 VI 29805 ........................................... 360/71 VI 31267 = ILS 103 ....................... 285, 298 VI 31403 ................................ 279–280, 291 VI 31404 ................................ 279–280, 291 VI 31538a–c ...................................... 308/19 VI 33856 ........................................ 433, 449 VI 40416 ........................................ 281, 294 VI 40764 ........................................... 287/46 VI 40823 ............................................. 23/61 VI 41062, II 36f................................. 286/40 VI 41075 ........................................... 286/40 VI 41141 = ILS 1326 ..................... 282, 296 VII 394 ................................... 279–280, 291 VII 395 .............................................. 280/17 VII 397 .............................................. 288/50 VII 480 .............................................. 280/18 VIII 302 ............................................. 288/50
Quellenregister VIII 303............................................. 280/16 VIII 797 = 12265 = ILS 6798 279–280, 292 VIII 863............................................. 280/16 VIII 965 = ILS 365............................ 280/10 VIII 1822........................................... 280/12 VIII 1890........................................... 280/12 VIII 2351............................................. 279/7 VIII 2353........................................... 280/16 VIII 4200/1........................................ 280/12 VIII 4290........................................... 280/12 VIII 4514........................................... 280/12 VIII 4582............................................. 279/7 VIII 5306........................................... 280/16 VIII 5695........................................... 280/14 VIII 6046........................................... 280/16 VIII 6957........................................ 284, 297 VIII 6967........................................... 280/12 VIII 7008........................................... 287/46 VIII 7983........................................... 280/16 VIII 8454........................................... 280/12 VIII 9024............................................. 279/7 VIII 9025........................................... 280/18 VIII 9041 = ILS 627....................... 288, 299 VIII 9288........................................... 280/16 VIII 9961........................................... 280/17 VIII 10072 ...................................... 287, 299 VIII 10217= ILS 578......................... 283/31 VIII 11018 ......................................... 280/11 VIII 12382 ......................................... 280/16 VIII 14350 ......................................... 280/12 VIII 15258 .............................. 279–280, 292 VIII 16528 ......................................... 288/50 VIII 16873 ......................................... 280/17 VIII 17214 = ILS 443 ...................... 286/42 VIII 17838......................................... 280/16 VIII 17976......................................... 280/17 VIII 18241......................................... 280/16 VIII 18898 = ILS 1091........... 279–280, 293 VIII 19849......................................... 280/16 VIII 20148......................................... 280/16 VIII 20748......................................... 280/16 VIII 21613......................................... 286/43 VIII 22083...................................... 287, 299 VIII 22106...................................... 287, 299 VIII 22122...................................... 287, 299 VIII 25995......................................... 280/12 VIII 26242......................................... 280/11 VIII 26243.............................. 279–280, 293 VIII 27773......................................... 280/11 VIII 27829......................................... 280/12 IX 3336 ............................................. 280/12 IX 5060 ............................................. 286/41
515 X 1237............................................... 280/14 X 1887............................................... 280/14 X 3682 = X 8375 ................................ 279/4 X 5385............................................... 286/41 X 5822............................................... 280/12 X 6850–52......................................... 288/49 X 7284 = ILS 677 ............................... 19/46 XI 9 = ILS 699 .................................... 19/46 XI 395 = ILS 2648 ......................... 282, 296 XI 3090a ........................................... 283/31 XI 3780 ................................ 280/13, 280/16 XI 5743 ............................................. 282/28 XI 6625 ............................................. 287/47 XI 6632 ............................................. 287/47 XII 162 .............................................. 280/12 XII 1537 ............................................ 280/12 XII 3134 ............................................ 280/16 XII 4335 = ILS 3789 ...................... 284, 297 XII 8035 ............................................ 280/18 XIII 5206........................................... 282/25 XIII 5941........................................... 280/12 XIII 8035........................................... 280/17 XIII 8648........................................... 282/26 XIII 8812 = ILS 3094..................... 284, 297 XIV 68 ................................................ 279/7 XIV 2585 .......................................... 280/12 XIV 2898 = ILS 3787 .................... 284, 297 XIV 3449 = ILS 400 ...................... 286, 299 XIV 3605/6 ....................................... 283/29 XIV 5321 .......................................... 280/12 XVI 62 ........................................... 281, 293 XVI 122 ......................................... 281, 293 XVI 6803........................................... 287/44 XVII/2, 126 .................................... 287, 299 XVII/2, 160 ............................... 287/45, 299 XVII/2, 172 ............................... 287/45, 299 XVII/2, 369 = XIII 8895 ................ 287, 299 XVII/2, 501 .................................... 287, 299 XVII/2, 513 .................................... 287, 299 XVII/2, 548 .................................... 287, 299 XVII/2, 666 .................................... 287, 299
Curtius Rufus 7,4,3f. .................................................. 44/13 9,8,23................................................... 85/65 Demetrios von Phaleron (FGrHist/BNJ 228) F 29 .................................................... 75, 83 Demosthenes 18,15.................................................. 109/36 Dexippos (FGrHist/BNJ 100) F 33 ..................................................... 13/12
516
Quellenregister
Diodor 3,68 ................................................... 168/46 15,1–3 .................................. 105/20, 105/21 15,4f. ................................................. 103/16 15,89,1 .............................................. 105/21 16,59–60,4.............................. 106, 116–117 18,56 ................................... 25/71, 109, 122 20,37,1f. ............................................ 109/38 20,102,1 ............................................ 109/34 20,103,3 ............................................ 109/37 31,16 ...................................... 208/5, 211/23 31,40a................................................ 141/32 40,4 ................................................... 271/64 Diogenes Laertios 4,6 ..................................................... 185/16 Dion Chrysostomos 1,27 ........................................... 12/4, 76, 89 1,73–75 ............................................... 76/22 2,54 ..................................................... 76/22 Dionysios von Halikarnassos 3,5,3 .................................................. 103/14 Diotogenes p. 263 f. Hense .................. 76, 80/54, 85–86 p. 265 f. Hense .................................... 77/28 p. 267 Hense........................................ 85/70 Duris von Samos (FGrHist/BNJ 76) F 13 ................. 14/15, 76, 89, 189, 202–203 Ephemeris Epigraphica (EEpigr) 9,137 = CILA 1,30 .............................. 23/61 9,572 ................................................. 280/12
Vit. Const. 1,12,20 ............................ 386/55 Vit. Const. 1,12,38 ............................ 386/55 Vit. Const. 1,27,1–3 .......................... 384/38 Vit. Const. 1,28f. ............................ 439–440 Vit. Const. 2,5 ........... 388/69, 431, 446–447 Vit. Const. 2,11f. ............................... 386/55 Vit. Const. 2,19,1f. ............................ 386/49 Vit. Const. 2,42 ................................. 385/41 Vit. Const. 2,65,1 ........................... 384–385 Vit. Const. 2,68,2 .............................. 385/42 Vit. Const. 2,71,5 .............................. 385/43 Vit. Const. 2,73,1 .............................. 385/43 Vit. Const. 3,3,2 ....................... 433–434449 Vit. Const. 3,5f. .................... 386/51, 386/53 Vit. Const. 3,13,2 .............................. 385/41 Vit. Const. 3,17,2 .............................. 385/41 Vit. Const. 3,18,3 .............................. 385/41 Vit. Const. 3,20,2 .............................. 385/41 Vit. Const. 3,59,3 .............................. 385/43 Vit. Const. 3,59,5 .............................. 385/43 Vit. Const. 3,60,9 .............................. 385/41 Vit. Const. 3,63,1 .............................. 385/43 Vit. Const. 3,66,3 .............................. 385/41 Vit. Const. 4,9f. ................................. 384/34 Vit. Const. 4,15,1f. ......................... 441, 450 Vit. Const. 4,42,1 .............................. 385/41 Vit. Const. 7,2 ................................... 388/69 Eustathios von Thessalonike Hom. Il. 5,890 ................. 12/4, 75/17, 83/62 Florus Epit. 2,34 ............................................. 77/32
Euagrios Scholastikos HE 5,13 .................................................. 464
Gaebler, Münzkunde Makedoniens 33–34................................................. 165/29
Euripides Iph. A. 1400f. ...................................... 75/19
Galen ant. 1,23 .................................. 350/7, 350/12 comp. med. gen. 1,1 ............... 350/7, 350/12 lib. prop. 2 .............................. 350/7, 350/12
Eusebios Chron. 247–261................................. 440/89 Chron. 117,1–124,5 ........................... 440/89 Dem. Ev. 3,7,30 ................................ 385/44 Dem. Ev. 3,7,33 ................................ 385/46 Dem. Ev. 8,3,13–15........................... 386/47 Hist. Eccl. 1,2,23 ............................... 385/44 Laud. Const. 3,6 ................................ 386/53 Laud. Const. 16,4 .............................. 385/44 Laud. Const. 16,5 ................. 385/45, 388/65 Laud. Const. 16,6 .............................. 385/44 Laud. Const. 17,12 ............................ 386/48 Pr. Ev. 1,4,4....................................... 385/44 Pr. Ev. 5,1,5....................................... 385/44 Vit. Const. 1,6 ................................... 388/69
Georgios Pisides Bell. Avar. 247 .................................. 479/67 Bell. Avar. 265 .................................. 479/67 Exped. Pers. 1,46............................... 479/67 Exped. Pers. 1,112–131.................. 477–478 Exped. Pers. 1,198............................. 479/67 Exped. Pers. 2,65............................... 479/67 Exped. Pers. 2,104............................. 479/67 Exped. Pers. 3,88............................... 479/67 Exped. Pers. 3,93–124.................... 478–480 Exped. Pers. 3,308............................. 479/67 Exped. Pers. 3,321............................. 479/67 Exped. Pers. 3,332............................. 479/67 fr. 13 Pertusi ...................................... 479/67
Quellenregister
517
fr. 54a–b ............................................ 482/72 Her. 1,69f. .............................................. 481 Her. 1,94 ........................................... 479/67 Her. 1,137 ......................................... 479/67 Her. 1,195–218 .............................. 480–481 Her. 2,122–132 ................................. 478/65 Hex. 1800 .......................................... 481/71 In Bon. Patr. 7 ................................... 481/71 In Bon. Patr. 49–170 ............ 477/61, 479/67 In Heracl. Ex Afr. Red. 42 ................ 479/67 In Heracl. Ex Afr. Red. 48 ................ 479/67 Sev. 452 ............................................ 481/71
Horaz Carm. 1,17,14–16 .............................. 166/31 Carm. 3,8,13–24 ............. 321–322, 330–331 Carm. 4,5,5............................................. 441 Carm. 4,5,17–28 ..................... 321, 326, 334 Carm. 4,15,1–32 …321–322, 326–327, 334– 335 Carm. saec. 53–60 .......................... 322, 333 Epod. 16 ................................................. 323
Georgius Pachymeres Ekphr. p. 1217–1220 Schopen .......... 465/27
I.Aphrodisias and Rome 18,2–3.................................................. 24/70
Gorippus Laud. Iust. 2,428 ............................... 473/54 Laud. Iust. 3,244 ............................... 473/54 Laud. Iust. 3,308–401.......... 458/5, 471–473
I.Aphrodisias Late Ant. 230 = AE 2015, 1500 ..................... 281, 294
Gregor von Nazianz or. 6,12 ............................................ 395/112 Grimal, Pi(‘ankhy) Siegesstele des Pi(anch)y ... …58–60, 63–64 Hedylos 4 GP .................................................. 187/27 Herodian 1,14,2–3 ......................................... 349–350 Herodot 1,87,4 .................................................. 75/12 2,43 ................................................... 169/54 6,42,1 .................................................. 100/8 7,145 ................................. 100, 106/25, 112 8,3 ....................................................... 75/12 9,100 ................................................. 170/62 Hero(n)das 1,26–34 .......................................... 185, 191 Hesiod erg. 106–200 ................................. 74/6, 435 Hethitervertrag Ramses’ II. ................... 56, 60–61 Historia Augusta (SHA) Aurel. 43,2 ........................................ 413/43 Sev. Alex. 66,3 .................................. 413/43 Tac. 6,4–7.......................................... 410/35 Homer Il. 1,544 ............................................... 380/8 Il. 2,100–108 ..................................... 170/62 Il. 2,284–288 ....................................... 100/7 Il. 5,530f. ............................................... 74/8 Il. 5,761 ................................................. 74/8
Il. 5,890f. ............................................... 74/8 Il. 9,63f. .................................................... 75 Od. 12,327–425 ...................................... 432
I.Delphinion 139,31.................................................. 76/24 I.Égypte métriques 175 III,12–14 ....................................... 20/52 I.Ephesos 4336,4–5.............................................. 24/69 I. Erythrai 205 = LSAM 24 ..................................... 190 I.Iasos 4,41–47..................................... 14/16, 76/24 I.Ilion 32,6–15................................................ 76/24 I.Tralleis 418 ...................................................... 279/5 Inscriptiones Creticae (I.Cret.) IV 176,26–30 = Chaniotis, Verträge 40c ................................................. 145, 155 IV 181,1.5–10 = SEG 23,588 = Chaniotis, Verträge 43 ...................... 145, 154–155 Inscriptiones Graecae (IG) I² 68 = StV 446 ....................... 108, 120–122 II³ 1,318,2–22 ......................................... 118 II³ 1,912 ............................................. 109/38 IV 1²,68 = StV 446 ................. 108, 120–122 IG XII 3,1259 = SIG3 261 = Rhodes/Osborne 82 ........................ 145, 153 XII 7,221b .............................. 145, 153–154 XIV 904 = ILS 3436 ......................... 286/41 Inscriptiones Graecae ad res Romanas pertinentes (IGR) III 83.................................................... 279/5 III 1376................................................ 279/5
518
Quellenregister
Inscriptiones Graecae in Bulgaria repertae (IGBulg) 659,25–29 ........................................... 24/70 Inscriptiones Graecae Urbis Romae (IGUR) IV 1580 .......................................... 358, 370 Inscriptiones Italiae (InscrIt) XIII 1, 1b........................................ 279, 290 XIII 1, 36........................................... 287/48 XIII 2,17.............................................. 279/4 Inscriptiones Latinae in Graecia repertae (ILGR) 158 ......................................... 320, 322, 328 Inscriptiones Latinae quae in Iugoslavia ... repertae et editae sunt (ILJug) I 340 .................................................. 280/17 XIII 1, 30f. ........................................ 288/55 XIII 2, 8............................................. 288/55 XIII 2, 17f. ........................................ 288/55 XIII 2, 22........................................... 288/55 XIII 2, 25........................................... 288/55 Inscriptiones Latinae Selectae (ILS = Dessau) 103 ................................................. 285, 298 400 ................................................. 286, 299 443 .................................................... 286/42 578 .................................................... 283/31 627 ................................................. 288, 299 664 ......................................... 279–280, 292 798 ................................................. 281, 295 1056 ....................................... 282–283, 296 1091 ....................................... 279–280, 293 1326 ............................................... 282, 296 1354 ............................................... 279, 291 2648 ............................................... 282, 296 2720 ............................................... 282, 296 3094 ............................................... 284, 297 3223 .................................................. 286/41 3436 .................................................. 286/41 3786f. ............................. 284–285, 297–298 3789 ............................................... 284, 297 5883 .................................................... 279/5 6050 ............................................... 284, 297 6798 ....................................... 279–280, 292 8914 .................................................... 280/8 8970 .................................................. 282/28 Inscriptions antiques du Maroc II (IAM) 1,55 ........................................ 279–280, 292 2,348f. ............................................... 288/51 2,353 .............................................. 288, 300 2,356–361.................................. 288/52, 300 2,363 ................................................. 283/30 2,841 ................................................. 280/18
Inscriptions de Délos (I.Delos) 1525 = Durrbach 90 ....................... 146, 159 Inscriptions de la Jordanie IV 3 ................................................... 284/32 Inscriptions latines de l’Afrique (ILAfr) 252 ................................................. 284, 297 527 =AE 2005, 1686 .............. 280/8, 280/11 Inscriptions latines de l’Algérie (ILAlg) II 1,1241 ............................................ 288/50 II 2,4650 ............................................ 280/14 II 2,4651b .......................................... 280/13 II 2,4652/3 ......................................... 280/16 II 3,7687 ............................................ 284/35 II 3,7754 ............................................ 280/12 II 3,7756f................................ 279–280, 292 Inscriptions latines de la Tunisie (ILTun) 1334........................................ 279–280, 292 Inscriptionum Lapidarium Latinarum Provinciae Norici (ILLPRON) 482 .................................................... 288/50 1007................................................... 280/13 Ioannes Chrysostomos Eutr. 4, PG 52,395 ............................. 411/41 Ioannis Antiocheni Fragmenta ex Historia Chronica 54 ........................................................... 131 Isokrates Epist. 3,2–6 .................................... 119–120 Or. 2,24–26 .................. 76, 81/56, 86/71, 87 Or. 4,175f. .............................. 23/62, 103/14 Or. 5,14–16 ......... 101/9, 104–105, 114–115 Or. 5,154 ........................................... 104/18 Or. 8,16 ............................................. 103/14 Or. 12,59 ........................................... 103/14 Or. 12,106 ......................................... 103/14 Isyllos CA p. 132–136 = IG IV, I² 128,21–24 ......... ................................................. 189, 203 Iulianos (Kaiser) ep. ad Athen. 279d–280c................... 405/16 Or. 3,68b ........................................... 387/58 Or. 3,86b–c........................................ 387/58 Or. 3,90a–c ........................................ 387/58 Or. 4,132c ...................................... 432, 448 Iustinus 34,4........................................................ 12/8 40,2,2–5.................................... 13/13, 77/29 41,6,5..................................................... 12/8
Quellenregister Iuvenal 1,109–124............... 320, 322, 327, 344–345 3,9,22f. ........................................... 357–358 6,286–297....................................... 320, 345 8,105–110....................................... 345–346 9,22–26 .......................................... 327, 346 Johannes von Ephesos HE 3,5 ............................................... 464/22 HE 3,6,5 ............................................ 464/21 Johannes Lydos mag. 3,28........................................... 471/52 Johannes Malalas p. 408,22–25 Thurn. .......................... 465/24 Flavius Josephus ant. Iud. 4,224 ..................................... 79/49 ant. Iud. 6,343–350 ............................. 78/35 ant. Iud. 6,359 ..................................... 79/49 ant. Iud. 13,35 ................................... 171/71 bell. Iud. 7,122 .................................. 266/39 bell. Iud. 7,123 ....... 349/2, 363/90, 365/110 bell. Iud. 7,158–163 ... 308/18, 349/1, 350/7, 356/44, 364/96, 366/110 Julian von Toledo Historia Wambae regis 3 (CCSL 115, 219f.) ......................................... 490, 492, 503 Historia Wambae regis 10 (CCSL 115, 226f.) ....................... 490, 492, 503–505 Historia Wambae regis 28 (CCSL 115, 242f.)............................... 490, 492, 505 Insultatio vilis storici Galliae 8 (CCSL 115, 248f.) ............................... 492, 505–506 Kallimachos h. 1,70–87....................... 183, 187, 194–195 h. 1,95–96....................... 183, 187, 194–195 h. 2,25–29....................................... 183, 195 h. 4,165–176.............. 186, 195–196, 208/15 h. 6,134–138................................... 187, 196 Ep. 61 Asper (= 62 Pf.) .................. 184, 196 Fr. 122–127 Asper (= 110 Pf.) ......... 169/55, 190/42 Fr. 360 Asper (= 384,23 f. Pf.) .......... 190/42 Fr. 370 Asper (= 477 Pf.) ............... 191, 194 Kallixeinos ........................................ s. Athenaios Koran Suren 74 ................................................. 484 Suren 157f. ............................................. 484 Suren 169–172 ....................................... 484 Kosmas Indikopleustes 2,74f. .............................................. 472–473
519
Lactantius inst. 1,11 ............................................ 439/82 inst. 5,5.............................................. 439/82 inst. 7,2.............................................. 439/82 mort. pers. 7,9f. ................................. 428/20 mort. pers. 18,10 .................................... 427 mort. pers. 44,4f. .................................... 440 Leonidas AP 6,130 = 95 GP .................. 184, 199–200 Libanios or. 18,81,166 .................................. 406, 415 or. 40 ...................................................... 437 or. 59,133 .......................................... 437/71 Liber Jubilaeorum (Buch der Jubiläen) 11,2 ....................................................... 74/6 Liber Ordinum 48 ........................................... 490, 499–502 Lindische Anagraphe (FGrHist/BNJ 532) XL 114–121 ...................................... 184/13 XLI 122–126 ..................................... 184/13 Livius 33,39f. ................................................. 82/58 42,13.................................................... 75/14 Lucanus 1,67–69................................................... 341 10,20–45.............................................. 78/37 Lucretius 1,31–43........................................... 319, 329 Lysias Olymp. 1–9.......................................... 101/9 Macadam, The Temples of Kawa I III, 4–14, Taf. 5f. .......................... 58–59, 65 IV, 14–21, Taf. 7f......................... 58–59, 65 V, 22–32, Taf. 9f. ......................... 58–59, 66 VII 41–44, Taf. 13.................. 58–59, 66–67 Manilius 1,7–13..................................... 319, 329–330 Martial ep. 1,2 ............................................. 341–342 ep. 7,80 ................................................... 342 ep. 9,99 ................................................... 342 ep. 12,9 ................................................... 342 ep. 14,34 ................................................. 342 Memnon (FGrHist/BNJ 434) 5,6f. ....................................................... 12/8 Menander Protektor fr. 6,1,36–39 Blockley .................... 463–464
520
Quellenregister
Menander Rhetor p. 372f. Spengel .................................... 74/9 p. 375 Spengel ..................................... 74/10 Mishnah Sanhedrin 1,5 ....................................................... 94/91 2,4 ....................................................... 94/91 Mnasalkes AP 6,125 = Ep. 4 GP ...................... 184, 199 AP 6,128 = Ep. 5 GP ...................... 184, 199 Nepos Epam. 5,4 ............................................ 89/80 Newell, Demetrios Poliorcetes 14–18 .................................................. 162/8 22–24 .................................................. 162/8 36–38 .................................................. 162/8 70 ........................................................ 162/8 72–76. ................................................. 162/8 95–114 ................................................ 162/8 134–137 .............................................. 162/8 158 ...................................................... 162/8 180 ...................................................... 162/8 Nikephoros Gregoras 7,12,4f. p. 275–277 Schopen............. 465/27 Nikephoros I., Patriarch Brev. 2 p. 36–41 Mango................. 476–477 Novella Iustiniani 77 ...................................................... 464/20 Iulius Obsequens 15 ...................................................... 141/32 Oracula Sibyllina 3,780–382............................................ 49/43 Orientis Graeci Inscriptiones Selectae (OGIS) I 4,8 ..................................................... 76/24 I 4,15 ................................................... 76/24 I 5 = RC 1 = StV III,428 ..................... 17/42 I 6,10–13 ........................................... 210/19 I 54 = Austin 221 .... 168/47, 170/61, 213/34 I 56 = Cairo CG 2218713/11, 144, 149, 209, 222–226 I 199,1–3 = FHN III,234 ..................... 22/58 I 234, 19–22 = FD 3,4,163 .................. 14/16 II 458 = I.Priene 105 = I.Priene B-M 14,36 ...................................................... 279/5 II 763 = I.Milet 1,9,306 = RC 52,8–13......... ...................................................... 14/16 Orosius 7,3,8 .................................................. 308/19 7,9,9 .................................................. 308/19 7,19,4 ................................................ 308/19
Ovid Am. 1,2,19–38 ........................................ 336 Met. 1,21–31 .................................. 336–337 Met. 9,91 ........................................... 166/31 Met. 15,818–842 ............................ 337–338 fast. 1,247–254 ............................... 338–339 fast. 1,283–294 ............................... 338–339 fast. 1,704 .......................................... 324/13 fast. 1,709–724 ................ 322, 339, 367/117 fast. 3,886–890 ............................... 322, 339 fast. 4,393–408 ............................... 339–340 P. Köln 6,247 col. I,18–27 .................... 21/57, 75/15 P. Lond. 6,1912,35–37 = CPJ 2,153 .................. 24/66 Panegyrici Latini 1,2 .......................................................... 441 1,9,6 ....................................................... 441 3,20,1 ..................................................... 427 4,10,1f. ........................................... 429, 446 6,15,5 ................................................ 428/16 7,10 ........................................................ 441 7,11,7 ..................................................... 427 7,21 ........................................................ 440 8,14,2 .................................................. 21/55 9,18 ........................................................ 441 10,1,2–2,1 ......................................... 428/17 10,11,1–3 .......................................... 428/16 11,3,4–5 ......................................... 428–445 11,13,283 ............................................... 441 Parastaseis syntomoi chronikai p. 1,60,11–13 Preger ......................... 465/30 Paulos Silentarios Ekphr. 1–65 .................................... 467–468 Pausanias 6,7,7................................................... 358/59 6,9,3........................................ 350/7, 357/50 9,16,1f. .............................................. 166/32 Philodemos de bono rege col. 24,7–18 ................... 85/65 de bono rege col. 27,13–17… .. 11/4, 75, 83, 90/84 de bono rege col. 27,27–36... .. 75, 83, 90/84 de bono rege col. 29,4–7 .................... 75, 84 de ira col. 28,15 ................................... 83/62 Philon Abr. 27 ................................................ 91/86 Abr. 225 ....................................... 77–78, 90 Conf. 41–43 ......................................... 77/30 dec. 5 ................................................... 91/85
Quellenregister
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dec. 151–153 ....................... 12/4, 77, 90–91 her. 161–163 ....................................... 91/85 Jos. 56f. ............................................... 81/56 leg. alleg. 3,81 ........................... 12/4, 77, 91 leg. alleg. 8 .......................................... 77/32 leg. alleg. 90 ........................................ 77/32 leg. alleg. 102 ...................................... 77/32 leg. alleg. 108 ...................................... 77/32 leg. alleg. 112f..................................... 78/34 leg. alleg. 141–147 .............................. 77/32 leg. alleg. 204 ...................................... 77/32 leg. alleg. 309 ...................................... 77/32 leg. gai. 147 ....................................... 103/14 spec. leg. 2,192.................................... 77/33 spec. leg. 4,221............................. 77, 89–90 spec. leg. 4,224................................... 77, 90 v. Mos. 1,243 ...................................... 77/31
Ant. 54,3–6........................................ 213/35 apophth. reg. 28................................... 85/65 Con. praec. 144b ................................. 101/9 comp. Eum. et Sert. 2,1–5 ..... ..75/17, 83/62, 90/84 De fort Alex. 1,6–8 ................ 76/25, 104/18 De fort. Alex. 2,2 ........................... 233–234 Demetr. 25,3...................................... 109/34 Demetr. 37,1–3...................................... 12/8 Demetr. 40,3–6................... 77/27, 81/57, 89 Perik. 4–6 ............................................ 101/9 Perik. 17,2 ......................................... 105/22 Pyrrh. 8,6f. .......................................... 76/21 Pyrrh. 12,2–4. .................... 21/57, 76, 86–87 Pyrrh. 14,4–14 ..................................... 80/55 Reg. et imp. apophth. 181f. ................. 85/65 Tit. Flam. 9........................................ 188/33
Philostorgios 11,3 ................................................... 411/41
Pollux 1,41 .. 11/4, 75, 77/32, 83–84, 89/79, 103/14
Philostratos soph. 1,9,5 ........................................... 101/9
Polybios 3,2,8..................................................... 21/57 4,24,41................................................. 144/2 4,74,3........................................ 14/18, 75/12 4,77,1–4.............................................. 76, 85 5,11,6..................................................... 73/1 5,67............................................... 14, 75, 82 7,11(12),9 ............................................ 145/4 10,49,7–14........................................... 77/27 11,34....................................... 77/28, 236/21 12,26,4................................................. 75/16 14,4...................................................... 145/4 15,20.................................. 21/57, 75–76, 86 15,25–34......................................... 130–141 18,50–52.............................................. 82/58 20,3.................................................... 236/22 20,9,10–12......................................... 437/73 27,4,1f. ............................................... 75, 82 27,19................................................... 75, 82 28,20.................................................... 82/58 30,2f. ................................................... 208/5 30,25f. .... 17/43, 208, 212, 213/38, 221–222 31,11,1............................................... 141/32 36,2..................................................... 75, 83
Photios I. bibl. 149b .......................................... 358/55 Pithomstele (CGC 22183) 16 ........................................................ 68/49 Platon leg. 1,625c–626b .................... 100, 110–112 leg. 1,626e ........................................... 380/6 leg. 1,628c–e .......................... 100, 110–112 leg. 4,677b........................................... 83/62 leg. 8,829af. ........................................ 88/77 polit. 271c–272b ................................... 74/6 polit. 307e–308a.................................. 87/75 rep. 5,470b–471e................................. 88/78 Plinius der Ältere nat. hist. 12,94 ................................... 361/75 nat. hist. 34,24 ................................... 141/32 nat. hist. 34,69 ................................... 359/65 nat. hist. 34,84 ................................... 357/52 nat. hist. 35,93 ..................................... 76/26 nat. hist. 35,102 ................................. 358/55 nat. hist. 35,109 ................................. 358/55 nat. hist. 36,27 ...................... 357/50, 359/65 nat. hist. 36,58 ................................... 357/50 nat. hist. 36,74 ................................... 358/55 nat. hist. 36,102 ............. 349/1, 349/3, 349/6 Plutarch Alex. 4,1–3............................................. 233 Alex. 16,2f. ............................................ 234 Alex. 34,2.......................................... 103/14
Porphyrios (FGrHist/BNJ 260) F32440/89 F49a................................................... 213/38 Poseidippos Ep. 20 ..................................... 183, 186, 198 Ep. 28 ..................................... 183–184, 198 Ep. 31 ............................................. 184, 198 Ep. 36 ..................................... 186, 198–199
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Quellenregister
Prokopios von Caesarea aed. 1,2,1–12 .................................. 465–467 BG 4,21,11–14 .......... 349/6, 350/7, 357/54, 361/81 BG 5,5,8f........................................ 462–463 BG 5,25 ........................................... 364/101 Prokopios von Gaza Op. XI = Or. 2,1 ..............431–432, 447–448 Propertius 3,1,17 ..................................................... 325 3,1,18 ..................................................... 326 3,4–5 ...................................... 325–326, 331 3,8,33f. ........................................... 325, 331 3,9,19 ..................................................... 326 3,11,19 ................................................... 326 3,13,25 ................................................... 326 3,13,60 ................................................... 326 3,17,1f. ........................................... 326, 331 3,17,22 ................................................... 326 3,17,39f. ................................................. 326 4,6,69–86................................................ 333 Psalmen Salomos 17,21–31.............................................. 79/44 Pseudo-Libanios Progymnasmata 27 ................................. 235 Pseudo-Sebeos 34 p. 68 Thomson.............................. 477/63 Pseudo-Zacharias von Mytilene HE 9,7 ............................................... 471/52 Qumranschriften 4Q246.................................................. 79/45 4Q376.................................................. 93/90 4Q448.................................................. 78/38 4Q524.................................................. 79/47 11QT ........................................ 80/50, 93/88 11QT 56,14–19 .................................. 79, 93 11QT 57,2–11 ..................................... 80/53 11QT 58,3–21 .............................. 79, 93–94 Recueil général des monnaies grecques d’Asie mineure (RG) 13 ...................................................... 309/24 Res gestae divi Augusti (RGDA) 12 .................................................... 366/115 13 .......... 279, 290, 322, 328, 364/101, 426/9 25f. ................................................. 285, 298 29 .................................................... 365/109 Rom, Museo dei Mercati di Traiano Inv. FP 129–132 .......................... 359/66–67
Roman Inscriptions of Britain (RIB) 842 ......................................................... 291 1138................................................... 280/18 Roman Imperial Coinage (RIC) I² Augustus 252 .............................. 311–312 I² Nero 143–150 .................................. 22/59 I² Nero 392f. ........................................ 22/59 I2 Nero 409–413 ................................ 289/57 I2 Nero 421 ........................................ 289/57 I² Nero 432f. ........................................ 22/59 I2 Nero 438–439 ................................ 289/57 I2 Nero 468–469 ................................ 289/57 I2 Nero 471 ........................................ 289/57 I2 Nero 511 ........................................ 289/57 I2 Nero 539 ........................................ 289/57 I2 Nero 583–585 ................................ 289/57 I² Otho 3–6 .......................................... 22/59 I² Otho 13–17 ...................................... 22/59 I² Tiberius 70–83 ............................... 169/57 II Hadrian 28 ..................................... 439/81 II²,3 Hadrian 65 .............................. 311, 313 II²,3 Hadrian 591 ............................ 311, 314 II²,3 Hadrian 965 ............................ 311, 315 II Trajan 56..................................... 311, 313 II Trajan 69........................................ 309/21 II Trajan 88f. ..................................... 309/21 II Trajan 137–141 .............................. 309/21 II Trajan 208...................................... 309/21 II Trajan 212–214 .............................. 309/21 II Trajan 225–228 .............................. 309/21 II Trajan 323...................................... 309/21 II Trajan 513................................... 311, 315 II1 Vespasian 436 .............................. 357/48 II2,1 Vespasian 29 .......................... 311, 314 II2,1 Vespasian 772 ........................ 311, 313 II2,1 Vespasian 1360 ....................... 366/112 III Antoninus Pius 216A ................ 311, 314 III Antoninus Pius 640A ................ 311, 315 IV Philippus Arabs 69 ......................... 22/59 IV Philippus Arabs 72 ......................... 22/59 IV Severus Alexander 596e = BM-Nr. 1613376210 ............................. 431, 447 V Diokletian 146 = BM-Nr. 659458001 ......................................... 427–428, 445 VI Rom 210 = BM-Nr. 1613288876 .... 432– 433, 448 VI Siscia 46a = BM-Nr. 1315898001 .. 428– 429, 446 VII Konstantinopel 19 = BM-Nr. 1890,0804.11 ........................... 433, 449 VII Konstantinopel 26 ............................ 433 VII Konstantinopel 331–334 ............. 442/96
Quellenregister VII Konstantinopel 338f.................... 442/96 VII Konstantinopel 342f.................... 442/96 VII Konstantinopel 349 ..................... 442/96 VII Konstantinopel 354–358 ............. 442/96 VII Konstantinopel 361f.................... 442/96 VII Konstantinopel 370f.................... 442/96 VII Konstantinopel 386f.................... 442/96 VII Konstantinopel 390 ..................... 442/96 VII Konstantinopel 396–398 ............. 442/96 VII Konstantinopel 406–408 ............. 442/96 VII London 199–288 ......................... 435/56 VII London 131f. .............................. 435/56 VII Lyons 125–208 ........................... 435/56 VII Lyons 266–267 ........................... 442/96 VII Rom 336–346 ............................. 442/96 VII Siscia 206 = BM-Nr. 128826001 .... 441, 450 VII Ticinum 36....................... 430–431, 446 VII Trier 303–334 ............................. 435/56 VII Trier 341–355 ............................. 435/56 VII Trier 368–428 ............................. 435/56 VII Trier 531 ..................................... 437/70 VIII Aquileia 186 ................................... 432 VIII Kyzikos 72 ............................ 437, 449 VIII Kyzikos 127 ........................... 432, 448 VIII Siscia 274 .................................. 429/23 VIII Siscia 281 .................................. 429/23 VIII Siscia 285 .................................. 429/23 VIII Siscia 290 .................................. 429/23 VIII Thessaloniki 132 ....................... 429/23 VIII Aquileia 158 .............................. 405/16 VIII Arles 149 ................................... 405/16 VIII Lyons115 ................................... 405/16 VIII Rom 209 .................................... 405/16 IX Mailand 34 ................................... 408/28 IX Thessaloniki 33 ............................ 438/78 IX Thessaloniki 34a .......................... 408/28 IX Thessaloniki 52–53 ...................... 408/28 IX Sirmium 5 .................................... 439/79 IX Siscia 26b 4 .................................. 432/40 X Attalus 1401–1417 ........... 433/47, 439/84 X Theodosius II. 220 = BM-Nr. 1904,0604. 135 ................................... 438, 444, 451 Sallust Cat. 37,7 ................................................. 320 Schmitt, Altpersische Inschriften DPd 12–24 ................................... 41, 47–48 DPe............................................... 41, 45–46 DSe 14–21 .......................................... 46–47 DSe 37–41 .................................... 41, 46–47
523
Scholien bT zur Ilias 9,63f. ............................... 12/4, 75/17, 83/62 Seleucid Coins (SC) 13 ...................................................... 162/11 173–176............................................... 162/5 189 .................................................... 164/21 195–199............................................... 162/5 203 ...................................................... 162/5 226–228............................................... 162/5 233f. .................................................. 173/84 314–317............................................. 164/21 318 .................................................... 163/13 319f. .................................................. 164/21 329 .................................................... 164/21 388–390............................................. 164/21 422 .................................................... 164/21 452–454............................................. 164/21 692 .................................................... 164/21 695 .................................................... 164/21 713–715............................................. 164/21 738 .................................................... 164/21 740 .................................................... 164/21 759 .................................................... 164/21 767f. .................................................. 165/24 769 .................................................... 164/21 776–778............................................. 164/21 785 .................................................... 165/25 795 .................................................... 164/21 797f. .................................................. 164/21 827–829............................................. 164/21 1053................................................... 164/21 1095................................................... 164/21 1100................................................... 164/21 1147f. ................................................ 164/21 1151................................................... 164/21 1171–1173......................................... 164/21 1175................................................... 164/21 1216f. ................................................ 164/21 1240–1242......................................... 164/21 1255–1258......................................... 164/21 1330................................................... 164/21 1336................................................... 164/21 1349................................................... 164/21 1357–1359......................................... 164/21 1394................................................... 163/12 1484................................................... 164/21 1538................................................... 164/21 1554f. ................................................ 164/21 1595–1603......................................... 164/21 1604................................................... 163/18 1608................................................... 164/21 1609–1617......................................... 171/66
524
Quellenregister 1620–1622......................................... 171/66 1623 .................................................. 171/69 1624–1626......................................... 171/66 1627 .................................................. 191/69 1628 ............................................... 171, 177 1628–1641......................................... 171/66 1643 .................................................. 171/66 1649–1653......................................... 171/66 1655–1657......................................... 171/69 1659 .................................................. 171/66 1678 .................................................. 171/66 1681f. ................................................ 171/66 1691 .................................................. 164/21 1694f. ................................................ 171/66 1697 .................................................. 191/66 1698 .................................................. 171/69 1699 .................................................. 171/66 1712 .................................................. 164/21 1716 .................................................. 171/69 1719 .................................................. 171/66 1722f. ................................................ 171/69 1754 .................................................. 171/66 1763 .................................................. 171/66 1840 ............................................... 172, 177 1843 .................................................. 172/74 1844 .................................................. 164/21 1860 .................................................. 164/21 1873 .................................................. 164/21 1911 .................................................. 173/88 1981 .................................................. 164/21 1990f. ................................................ 164/21 1995A................................................ 164/21 2024 .................................................. 164/21 2078 .................................................. 163/18 2080 .................................................. 163/18 2082 .................................................. 163/18 2085 .................................................. 163/18 2087 .................................................. 163/18 2089–2090......................................... 163/18 2093–2095......................................... 163/18 2097 .................................................. 163/18 2108 .................................................. 163/18 2128 .................................................. 163/18 2129f. ................................................ 164/21 2170f. ................................................ 164/21 2208f. ................................................ 173/85 2224 .................................................. 163/18 2227 .................................................. 163/18 2231 .................................................. 164/21 2232 .................................................. 173/85 2258 ............................................... 172, 178 2266 .................................................. 172/79
2270................................................... 172/78 2280–2283......................................... 173/84 2292–2298......................................... 173/84 2299................................................... 173/85 2302................................................... 173/84 2306................................................... 173/87 2311................................................... 163/18 2312f. ................................................ 172/80 2314................................................... 173/85 2321–2324......................................... 173/84 2325................................................ 173, 178 2329f. ................................................ 173/84 2342................................................... 173/84 2370................................................... 173/85 2372................................................... 173/87 2380................................................... 173/85 2382................................................... 163/18 2383................................................... 173/85 2388................................................... 164/21 2397................................................... 164/21 2397A................................................ 163/18 2398................................................... 172/81 2400f. ................................................ 163/18 2406................................................... 173/85 2416–2418......................................... 163/18 2419–2421......................................... 172/82 2422f. ................................................ 173/87 2430................................................... 173/85 2431................................................... 163/18 2433................................................... 164/21 2448................................................... 173/85 2452................................................... 163/18 2454................................................... 164/21 2455f. ................................................ 173/86 2458................................................... 173/86 2473................................................... 173/85 2476................................................... 173/85 2479................................................... 164/21 2480................................................... 173/86 2482................................................... 164/21 2483................................................... 173/86 2484................................................... 164/21 Seneca der Jüngere epist. 94,62f. ........................................ 78/37 Staatsverträge des Altertums (StV) II 104 .............................................. 117–118 II 242 ......................... 103/14, 105, 115–116 II 292 = IG IV 556 ............................ 105/21 II 331 ................................................. 106/24 II 446 ................................................. 109/34 III 403 II ............................................ 108/30 III 507................................................ 109/39
Quellenregister Statius silv. 1,1, ............. 281/22, 322, 327, 342–343 silv. 3,5,81–88 ................................ 327, 343 silv. 4,1,1–15 ............. 327, 343–344, 357/49 silv. 4,3,17 ......................................... 357/49 silv. 5,3,185–194 .................................... 344 Strabon 1,4,9 .................................................. 104/18 3,2,14 ................................................ 166/31 4,3,2 .................................................... 303/1 5,3,5 .................................................. 169/54 14,1,39 ................................................... 146 Suda s.v. basileia ........................................ 79, 84 Sueton Aug. 10,4........................................... 263/23 Aug. 13,1........................................... 263/23 Aug. 16,1f. ........................................ 263/23 Aug. 29,2......................................... 365/109 Aug. 68,1........................................... 263/23 Aug. 91,1........................................... 263/23 Dom. 13 ............................................ 281/22 Tib. 20 ............................................... 264/29 Vesp. 7,1–3 ....................................... 363/91 Vesp. 9,1 .................................. 349/1, 349/6 Supplementum Epigraphicum Graecum (SEG) 4,201 = I.British Mus. 894,8–12 ....... 24/67, 77/32 9,1 = IGCyr 10800,1–52 ........ 144, 150–153 26,1307,50........................................... 76/24 Supplementum Hellenisticum (SH) 40 ...................................................... 190/42 210 .................................................... 190/42 491–493 ............................................ 190/42 561 .................................................... 190/42 723 .................................................... 190/42 922 .................................................... 190/42 958 .................................................... 190/42 978f. .................................................. 190/42 982 = FGE 163 .................................... 24/66 1188 .................................................. 190/42 Svoronos, Nomismata 1257 .................................................. 169/56 1718 .................................................. 170/59 1874 .................................................. 190/59 Sylloge Inscriptionum Graecarum (SIG³/Syll.³) 589 = LSAM 32,26–31 ....................... 76/24 643 = F.Delphes III 4,75 = Sherk, RDGE 40 ...................................................... 75/14 672 = Schenkungen 94 ........... 146, 155–159
525
Sylloge Nummorum Graecorum (SNG) Cop. 1205–1211 ................................ 164/23 Symmachus epist. 10,78 .......................................... 349/6 or. 2,4–12 ............................... 407, 416–417 Synesios de regno 9–16 ................. 402, 405, 413–414 de regno 22 ........................................ 387/59 Syrische Baruch-Apokalypse 72f. ...................................................... 79/44 Tacitus Agr. 30,6 ............................................. 25/72 Agr. 39,3 ............................................. 74/11 ann. 2,5 .............................................. 266/36 ann. 2,41 ............................................ 266/36 ann. 2,43f........................................... 266/36 ann. 4,32 ............................................ 435/60 ann. 11,19f......................................... 266/37 ann. 12,23 .......................................... 308/19 hist. 4,82 ............................................ 363/91 hist. 81,1–3 ........................................ 363/91 Targum Pseudo-Jonathan Gen 49,11 ............................................ 79/44 Tatianus Oratio ad Graecos 34 ......................... 359/65 Testamentum novum Gal 6,14 .................................................. 444 Röm 13 ...................................... 384, 389/76 Röm 14,17 ........................................... 79/43 Testamentum vetus 1 Kön 5,6 ............................................. 93/89 1 Kön 10,26 ......................................... 93/89 1 Makk 1,2f. ....................................... 78, 93 1 Makk 5,60–65 ................................. 78, 91 1 Makk 10,1 ...................................... 171/71 1 Makk 10,69–76 ................................ 78/38 1 Makk 13,27–29 ................................ 92/87 1 Makk 14,29–37 ......................... 78, 91–92 1 Sam 8,20........................................... 78/36 1 Sam 11.............................................. 78/36 1 Sam 18,5–9....................................... 78/36 1 Sam 23,2–12..................................... 94/91 1 Sam 28,3–6....................................... 94/91 1 Sam 30,7................................ 79/49, 94/91 Dan 2,44 ............................................ 473/55 Dtn 17,15............................................ 79, 93 Dtn 20,10–14 ........................... 77, 90/81–82 Dtn 20,16–18 ....................................... 79/41 Ex 15,3 ................................................ 79/42 Ex 28,25–30 ........................................ 94/91
526
Quellenregister Jes 2..................................................... 79/44 Jes 9........................................ 79/44, 387/62 Jes 10,5–13 .......................................... 78/37 Jes 11........................................ 49/44, 79/44 Jes 14,4–21 .......................................... 78/37 Jes 63,1–6............................................ 79/44 Mi 5,3f. ............................................... 79/45 Num 27,21........................................... 94/91 Ps 2........................................... 78/40, 79/44 Ps 18.................................................... 79/42 Ps 20.................................................... 79/42 Ps 46.................................................... 78/40 Ps 72.................................................... 78/40 Ps 110 .................................................. 79/42 Ps 144 .................................................. 79/42 Sach 9 ............................................ 79/44–45
Themistios Or. 2,36c–37b......................... 406, 414–415 Or. 10,130b–133b ......... 380/5–7, 380/9–11, 407, 417–418 Or. 10,141c........................................ 380/13 Or. 15,187b–194a ........... 407–408, 418–419 Or. 16,207b–208d .................. 410, 419–421 Theokrit 14,57–68 ................................ 185, 191–192 15 185, 186/23, 192 16,76–104 .........................76, 186, 193–194 17 .....13/10, 184/11, 186, 192–193, 213/34, 237 Theophanes a.m. 5810 p. 16,21f. de Boor .................. 395 a.m. 5920 p. 86,26–31 de Boor .............. 451 a.m. 6019 p. 327,24–328,2 de Boor ............ .................................... 479/67, 481–482 a.m. 6070 p. 248,14–249,11 de Boor ........... .................................................... 464/22 a.m. 6114 p. 307,3–13 de Boor ...... 482–483 a.m. 6115 p. 310,27–311,2 de Boor ............. ................................................. 483–484 Theophrast von Eresos fr. 600 .................................................... 11/4 Theophylaktos Simokatta Hist. 3,11 ................................................ 464 Hist. 5,16,1–6,3,8 ........................... 474–476 Thukydides 3,70–85 .................................... 91/85, 100/5
Tibullus 1,7,29f. ................................................... 324 1,10,45–50.............................. 323–324, 330 Timaios ap. Pol. 12,26,4.................................... 75/16 Tituli Aquincenses I 198 .................................................. 280/18 Tituli Asiae minoris (TAM) V 3, 1417,11–12 ................................ 288/49 Tudmīr, Vertrag des ................................ 495, 508 ‘Umar, Pakt des............................... 494, 506–508 Vegetius mil. praef. 3 ......................................... 89/80 Velleius Paterculus 2,89,3...................................... 322, 327–329 Vergil Aen. 1,289–296 .............................. 322, 331 Aen. 6,791–805 ...................... 322, 332, 435 Aen. 6,847–853 ...... 17/38, 322, 332, 380/12 Aen. 8,314–327 ...................... 322, 332–333 ecl. 1,11f................................................. 321 ecl. 1,71f................................................. 321 ecl. 4, .................. 320, 322–3, 326, 330, 436 georg. 1,121–124 .................................... 320 georg. 2,420–425 .................................... 330 Vita Aristotelis Marciana 4 ........................................................ 108/31 Welles, Royal Correspodence (RC) 1 = OGIS 5 ............................. 143, 147–149 52,7–13................................... 144, 149–150 Xenophon Hell. 5,1,30f. .......................... 105, 115–116 Kyr. 8,4,7f. ............................................ 73/1 Por. 4,51f. .......................................... 102/10 Por. 5f. ......................... 14/17, 103, 112–114 Zonaras 9,25.................................................... 141/32 Zosimos 4,11,3f. ............................................ 379/1–2 5,7,3–6............................................... 411/41
SACHEN, ORTE, PERSONEN Abbasiden ............................................... 497–498 ʿAbd al-ʿAzīz .......................................... 495, 508 ʿAbd ar-Raḥmān I. ibn Ghanam...................... 506 ʿAbd ar-Raḥmān III. von Córdoba .................. 497 Aberglaube ..................................................... 385 Abgabe........................... 42, 45–46, 117, 220, 508 Abī ʿĀmir ....................................................... 497 Absetzung ....................................................... 409 Achaimeniden 11, 25, 41–51, 73/1, 101, 103–105, 208–210, s.a. Iran, achaimenidischer Achaimenidenreich ............ 41–51, 208, 213 Vorgänger, achaimenidischer................. 208 Achilleus ................................................. 466–467 Acilius Kleoboulos ................................. 283, 295 Actium ................. 24/66, 260, 262, 278, 290, 320, 322–323, 328, 339, 494 Siegesmonument .................................... 278 adlocutio ................................................. 430–431 Adrianopel ...................................................... 432 Adulis .......................................................... 22/58 adventus .......................................... 431, 441, 490 Aelian ............................................. 243, 291–292 L. Aemilius Paullus ........................................ 260 Aeternitas................................... 272/69, 433, 438 Africa proconsularis.................287, 292–293, 299 Afrika............................... 211, 300, 393, 460–462 Ägäis............. 110, 186, 202, 207/1, 209, 211–213 Agathokleia, Konkubine Ptolemaios’ IV. ...... 131, 133–134, 139 Agathokleia, baktrische Königin .................... 163 Agathokles von Syrakus ............ 103/16, 162–163 Agathokles von Samos .................. 131, 133–140, Aggression/Aggressivität ............ 41, 78, 267, 269 M. Agrippa ..................................................... 263 Ägypten ........ 14/17, 18, 20/51, 23, 26, 53–69, 78, 93, 129, 139, 168, 185–186, 190–192, 225, 231–253, 260, 262, 324, 363, 474 Neues Reich ....................................... 53, 55 Oberägypten ....................... 64, 67, 136, 234 ptolemäisches ................................... 18, 209 spätzeitliches ............................................ 57 Unterägypten ......... 64, 67–68, 186, 241, 248 Ägyptisierung ............................ 183–184, 187/28 Aegyptus, Provinz .................................. 283, 293 Aelius Aristeides............................................... 23 Ahuramazdā .................................... 25, 41, 45–48 Aiolis ...................................................... 163, 184 Aion ................................................................ 438
Aischines ........................................ 103, 106, 117 Aitoler ....................................................... 13, 203 Ake-Ptolemaïs ................................ 172, 177–178 Akropolis ........................................................ 106 Akteur .... 34–35, 58–60, 80, 99, 106/23, 131, 135, 138, 140, 244, 386, 394, 459 Akzeptanz .. 12/8, 34–35, 104, 108, 133, 138–139, 260, 382–383, 389–390, 395, 402, 405, 407–409, 433, 474 al-Andalus....................................... 489–490, 494 al-Ḥakam ........................................................ 497 al-Ṭurṭūšī ........................................................ 494 Alabanda ...................................................... 14/16 Alamannen .......................401, 407, 412, 416, 461 Alauna............................................................. 291 Alexander Jannai ......................................... 78/38 Alexander II. .............................. 163–164, 173/85 Alexander III. der Große .... 30, 44, 59, 63, 76, 78, 84, 93, 104/18, 108, 122, 132, 144, 152, 161–162, 175, 184, 191/43, 198–200, 207– 208, 213, 224, 232–238, 241, 246, 248, 288, 362, 387, 418, 434 Alexander Ktistes ................................... 234 Aichmephoros ...... 232–234, 237, s.a. Speer/Lanzenträger Alexander Balas ......................... 164/21, 171–172 Alexanderroman ............................................. 440 Alexanderschlacht........................................... 358 Issos ....................................... 358, 362, 367 Alexanderzug .................................................... 76 Alexandreia.... 12/6, 23–24, 29, 82, 135–139, 146, 157, 159, 175–176, 184, 193/44, 207, 211– 212, 222/40, 233–235, 238–239, 241, 245, 247, 250–251, 253, 363, 434, 436 Thesmophoreion..................................... 138 Dionysos-Theater ................................... 138 Palast ...................................... 131, 136–138 Alhambra von Granada ........................... 489, 498 Alicante........................................................... 508 Alkaios von Messene .............................. 183, 188 Allāh ............................................................... 489 Allectus ........................................................... 441 Allegorie ................................................. 363, 438 Alleinherrschaft ............................. s.a. Herrschaft Allianz ............................................... 102/11, 134 Almanzor ................................................ 497–498
528
Sachen, Orte, Personen
Altar 31, 139, 218–220, 245, 280, 284, 288, 296– 297, 300, 327, 331, 339, 355–356, 366–368, 435, 491–492, 499–501 Altes Testament ................... 79/43, 389, 490–493 Altorientalisch ...................................... 20, 29, 45 Amasis ........................................................ 57, 62 Ambrosiaster........................................... 384, 389 Ambrosius, Bischof ................................ 389, 409 Ammianus Marcellinus.. 401–402, 407, 412, 415– 416, 437 Amphiktyonie, delphische ... 14/16, 27, 100, 105– 106, 116–117 Eid der Amphiktyonen ........................... 106 Amphitheater .................................................. 271 Amphitheatrum Flavium .........271, 308, 365–366, s.a. Kolosseum Amt .......... 58/36, 63, 86, 103, 236, 267, 380, 390, 418, 427, Amtspflicht ........................................ 54, 58 Amtsträger 20, 261, 278, 288, 389, 497, 499 Amun ........... 58–59, 61–66, 68, s.a. Zeus Ammon Anastasios I. ............................431–432, 447, 458 Aeneas .....................................319, 339, 343, 367 Andokides .......................... 101/9, 103/15, 105/22 Andriskos................................................... 141/32 Andros, Seeschlacht bei ................. 163, s.a. Krieg Anordnung ...... 100/8, 103/14, 108, 112, 117, 171, 290, 390, 460 Antaios............................................................ 241 Antalkidas-Frieden ............................................... ..................... 27, 104, 115–116, s.a. Frieden Antigoniden ... 27, 109–110, 144–145, 164, 181/3, 188, 210 Antigonos I. Monophthalmos . 17/42, 75/15, 108– 109, 143, 147, 190/42, 210 Antigonos II. Gonatas .........109/38, 163–165, 184 Antigonos III. Doson .............................. 109, 145 Antimachos ................................................ 163/15 Antiocheia am Orontes .... 19, 208, 211–212, 171– 173, 177–178, 463, 465 Antiochia Pisidiae ................................... 284, 297 Antiochos I. ........................163–164, 190/42, 208 Antiochos II. ................................................... 169 Antiochos III. ... 14/3, 23, 75, 77, 82, 86, 130, 134, 136, 164, 170, 213 Antiochos IV. .... 14, 17/43, 82, 141/32, 145, 162– 164, 173/85, 208, 211–213, 221 Antiochos VI. ............................................ 164/21 Antiochos VII. ........................................ 163–164 Antiochos VIII. ................ 163–164, 172–173, 178 Antiochos IX. .....................163–164, 172, 173/85 Antiochos X. .............................. 163–164, 173/85
Antiochos XII. ................................... 164/21, 173 Antipatros I. ........................................... 12/8, 108 Q. Antistius Adventus ............................. 284, 297 Antonine ......................................... 306, 309, 311 Antoninus Pius .....264–266, 281, 293, 304/4, 311, 314–315, 403 Antonius Saturninus................................ 288–289 Apameia, Frieden von ....................................... 16 Apelles .............................................................. 76 Aphrodisias Cariae.......................................... 294 Aphrodite ........ 190/42, 203, 247, 359/65, 363/95, s.a. Venus Aphroditopolis ................................ 238, 247, 249 Apollo/Apollon ....24/66, 152, 158–159, 163, 171, 183, 189, 195, 241, 286, 297, 333–334, 440–441 Apollonios, seleukidischer Stratege ............. 78/38 Apollonios Rhodios ................................ 187, 196 Appian ...................................... 23, 278, 290, 328 Apries ............................................................... 62 Aquae Mattiacorum ........................................ 293 Aquileia ............................. 405/16, 432–433, 441 M’. Aquillius .................................................. 262 Aquitania ................................................ 287, 299 Ara Pacis ....... 16, 22, 33, 213, 271, 288, 306, 322, 324, 327, 339, 356–357, 363–364, 366–368, 371–373 Araber .................................. 13/13, 294, 458, 474 Aratos ..................................................... 144, 321 Arcadius ...........................295, 402, 410–411, 413 Archaik ........................................................ 17/41 Archimelos...................................... 187, 201–202 Architektur .........................32, 349, 364–366, 408 Ares ...... 24/66, 74, 78/34, 84, 118, 121, 195–195, 199–200, 419–420 Argeaden............12, 57, 109/37, 184/12, 198, 213 Argos ...................................... 107, 153, 357–358 Argumentationsmuster .................................... 407 Ariadne ................................................... 247, 389 Ariminum ............................................... 282, 296 Arindela .......................................................... 298 Aristeasbrief................12/4, 73–74, 77–78, 80–81 Aristokratie ..................................... 189, 260, 267 Aristomenes .................................................... 138 Aristoteles .. 73/1, 76, 88/78, 102/10, 104/18, 108, 418 Arkesilaos aus Pitane .............................. 184, 200 Armee ..... 208, 211–212, 236–237, 266, 269–270, 403, 425, 429 Armenien ...................... 174/90, 266, 268, 484/77 Arrian ................................................. 190/42, 234 Arsames ..................................................... 165/29
Sachen, Orte, Personen Arsinoe II. . 166–171, 175, 185/20, 185–187, 198– 199, 207, 224, 237, 245, 252 Arsinoe III. ...................... 131–141, 245, 247, 253 Arsinoe IV. ..................................................... 247 Arsinoeia ........................................................ 245 Artaxerxes I. ........................................ 62/55, 104 Artaxerxes III.................................................. 110 Artaphernes, persischer Satrap..................... 100/8 Artemis ............ 158–159, 184, 195–196, 199, 247 Arva ................................................................ 296 Arvalakten ...............................288–289, 300–301 Asia/Asien ..... 20/52, 24, 43, 49, 86–87, 115, 119, 262, 344 Asinius Pollio ......................................... 320, 330 Asklepios ........................................................ 189 Assyrer....................... 20/50, 42–43, 75/13, 78/37 Asturer ............................................................ 296 Asylie........................................................... 100/6 Athanarich .............................................. 379–380 Athen ...... 13–14, 27, 99–101, 103–107, 112–116, 143, 146, 161, 166/32, 189/37, 240, 245/66, 250, 358–360, 366, 406/22 Athena .... 121, 161–162, 164–165, 174, 184, 193, 198, 247 Athenaios ........................................ 167, 207, 243 Äthiopien ........................................................ 211 Atlas................................................................ 332 Attaleia ........................................... 146, 158–159 Attaliden ........ 162, 184–185, 190, 239/37, 243/58 Attalos I. ......................................................... 184 Attalos II. ............................145, 155–159, 237/26 Attentat .............................................. 468, 470/49 Attribut, göttliches .... 30, 166–170, 172, 231, 235, 239–242, 246, 311, 356 Aufidius Priscus...................................... 284, 346 Aufstand/Meuterei .... 20–21, 43–44, 59, 283, 289, 435, 489 Aufstand, jüdischer .................. 32, 266, 349 Bar-Kochba-Aufstand ............................ 283 Auge436/61, 441, 470, 472, 476 Augustinus ........... 15, 33, 381, 388, 390–391, 395 Augustus .... 16, 21, 23–24, 30, 32–33, 77/32, 169, 213/34, 247, 259, 263–267, 269, 271–272, 278–279, 281, 285, 289–290, 293–296, 298–300, 304–305, 308–312, 319–322, 324–327, 332, 334–335, 350/10, 364–368, 385, 418, 425, 435, 449, 460–462, 473, 493–494, s.a. Octavian Augustusforum...... 285, 327, 349–350, 352– 353, 365, 367–368, s.a. Forum Aurelianus....................................................... 403 M. Aurelius Kletos ......................................... 288
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Aurelius Litua ................................................. 299 Außenpolitik ....... 19, 23, 31, 35, 44, 102/11, 262– 263, 267–269, 365, 395, 401–402, 405, 471, s.a. Politik auspicia........................................................ 21/55 Auszeichnung ....................45, 282–283, 295, 464 Autonomie .....................26, 44, 46, 104–109, 210 Autorität..... 33, 116, 141, 264, 271, 465, 475, 495 Auzia....................................................... 288, 299 Avidius Cassius .............................................. 266 Avitta Bibba.................................................... 292 Awaren ................................... 471–472, 474–475 Baetica ....... 31, 279, 285–287, 291, 293, 296, 298 Bagdad ............................................ 489, 497–498 Balbinus ....................................................... 425/2 Baltana ............................................................ 508 Baquaten ................................................. 288, 300 Barbaren ........ 14/16, 17/41, 24/70, 75, 88/78, 91, 101, 104, 107, 115, 119–120, 144, 150, 193/44, 196, 239, 292, 294, 337–338, 343, 362, 379–380, 407, 412–413, 415–417, 420–421, 436–437, 441, 461, 467, 470–473, 493 Barmherzigkeit ............................... 484, 501, 508 basileus eirenophylax ...23, 27, 99–122, 130, 212, s.a. Friedensbeschützer, eirenophylax Basken .................................... 492–493, 496, 504 Bassaeus Rufus ............................................... 282 Bedaium .......................................................... 292 Begrâm ........................................... 235, 239, 248 Begründung ...... 26, 28, 77–79, 83, 267, 279, 362, 364, 366–368, 383, 386, 388–391, 409, 435, 438, 462–463, 489, 493, 498 Beinamen ..... 20, 22, 31, 132, 242, 246, 271, 280– 281, 293–294, 383, 407–408, 419, 498 Bekehrung....................................................... 439 Belagerung ..............64, 90, 138, 188/34, 296, 476 Belgica .................................................... 287, 299 Bellona............................................................ 340 bellum iustum........................ s.a. Krieg, gerechter Bereicherung ................................... 242, 261–262 Berenike II. ..... 132, 168–170, 176, 222, 224–226, 243–245, 251 Beschützer . 26, 29, 57, 104, 106, 140, 169, 207/1, 240–241, 407, 419, 433, 473 Beute .......... 17–18, 21–22, 42, 46, 86, 93, 184/13, 187/28, 199–200, 213–214, 242, 261–262, 271–272, 278, 290, 349, 365–366 Bewaffnung ..... 43, 50, 55, 92, 183, 238, 415, 501 Bibel ................................................................. 26 bibliotheca Pacis .................... 349, 354, 361, 366
530
Sachen, Orte, Personen
Bild ............. 22, 29–34, 42–43, 47–50, 54–57, 60, 66–67, 162–163, 167, 174, 182/5, 207–213, 217–218, 220–221, 225, 231–247, 253, 259, 271–272, 277–278, 281–282, 285, 352–358, 362–364, 367, 404, 425–426, 431–432, 438– 439, 442–443 Bildkunst ............................................... 21, 182/5 Bildnis ..... 232–239, 243, 246–247, 253, 359, 431 Bildprogramm............................34, 174, 212, 362 Bildsäule ......................................................... 271 Bildwerk ...................... 32–33, 356, 358, 361, 367 Bischof.... 385, 387, 389, 391, 393, 402, 409, 413, 451, 491–493, 501–502 Bīsutūn.................................................. 41, 43–44 Boëthos ........................................................... 357 Bogenmonument22/59, s.a. Triumph-/Ehren-/Siegesbogen Bonifatius, comes Africae ............................... 391 Böotien ................................................... 102, 105 Botschaft ......24/70, 32, 164, 170/62, 183/11, 212, 235, 243, 271–272, 363–364, 366, 368, 382, 386–387, 409, 425–426, 428–429, 432–433, 438–439 Botschafter........................................... 100/6, 212 Bremenium ............................................. 284, 297 Brief ..... 12/4, 17/42, 21, 54/70, 45, 73–74, 77–78, 80–82, 85, 107, 143, 190/42, 210, 391, 406/22, 426/5, 444, 462, 496, 508 Britannia ................................................. 297, 441 Britannien ......... 23, 265, 280, 284, 291, 293–294, 296–267, 306, 441 Bronze ....... 28, 65, 74/6, 233–235, 237, 239–241, 243, 247–252, 304–305, 332, 340, 356–359, 361, 367, 426, 429, 432–433, 436, 438 Bronzerind ...................................................... 361 Bücherverbrennung ........................................ 393 Bucolica .......................................................... 320 Bukephalos ..................................................... 235 Bundesstaat ...... 100/7, 102, 105, 110, s.a. Koinon Bund, Aitolischer .............................. 169/52 Bund, Achaiischer ............................. 102/11 Bund, Boiotischer ............................. 102/11 Bund, Ionischer ................................... 14/16 Bund, Korinthischer ............................... 118 Bund, Peloponnesischer ...................... 100/7 Bundesgenossenschaft .... 75, 109, 114, 116, 121, 260, 412 Bundesmitglied ...................................... 109 Bundesrat ............................................... 109 Bundesorgan ............................. 102, 105/20 Nesiotenbund .............................. 110, 207/1 Staat, föderaler .................................. 102/11
Bündnis ..... 27, 100–102, 106–110, 118, 121, 194, 463 Bündnis, hegemoniales .... 101–102, 105/20, 110 Bündnissystem ....................................... 105 Bündnisvertrag .................................. 108/31 Hellenenbund .... 100, 106/25,108–109, 112, 120, 144–145 Bürgerkrieg ..... 19, 22, 32, 78, 100, 114, 260, 262, 269, 272, 278, 285, 288, 320, 328, 364–366, 368, 387, 408, 435, 442, s.a. Krieg Burnum ................................................... 283, 296 Bußakt von Mailand ....................................... 389 Byzantinisches Reich/Byzantiner/Byzanz ....... 35, 387, 440, 443–444, 457–484, 490 caduceus ......................................... 311, 314, 356 Caesar ...... 12/7, 24, 141, 260, 262–264, 269, 278, 312, 324–325, 327–330, 334–335, 343–344, 350, 368, 387, 404 Caesarforum ........................ 368, s.a. Forum Caesarea Cappadociae .................................... 477 Caesarea Maritima .................................... 33, 295 Calahorra ........................................................ 504 calcatio colli ................................................... 443 Caligula.................77/32, 264, 267, 270, 280, 305 Calpurnius Siculus .................................. 320, 340 Çan.................................................................... 43 Canossa ...................................................... 245/66 Cappadocia ............................................. 283, 477 Caracalla .........24/70, 280, 284/32, 286–287, 293, 299, 301 Carausius .......................................... 428, 435/60, Cassiodor ................................................ 443, 450 Cassius Dio ................................................. 23–24 Catull ......................................... 319/71, 321, 323 Ceres ....................................... 324, 334, 340, 346 Chaironeia, Sieg bei ........................................ 106 Chalcedon ....................................................... 393 Chaos .... 26, 43, 46, 54–55, 59–60, 320–321, 327, 435 Charakter, institutioneller ............................... 390 Charisma ... 11–12, 20, 77–78, 105, 129–130, 133, 135–136, 138–140, 161, 265, 388, 395, 474, 482 durch Sieg ................................................ 12 Gentilcharisma .....12, 21, 27, 133, 136, 138, 140–141 Charisma, individuelles ............................ 12 Charmides ....................................................... 359 Cheimon ......................................................... 357 Chinesen ......................................................... 335 Chosroes I. ......................................... 462/16, 481
Sachen, Orte, Personen Chremonideischer Krieg ... 109/38, 165, s.a. Krieg Christen/Christentum .. 33–34, 381–396, 409, 434, 438–440, 444, 476, 483, 489–490, 494–495, 498, 506 Pluralismus des .............................. 393–394 Privilegierung......................................... 392 Christianisierung..................................... 382–383 Christus...... 384/30, 387–389, 439, 444, 461–468, 470, 473, 479–482, 491, 500, 502 Chrysermos ............................................. 146, 159 Chrysippos .................................. 74, 81, 360–361 Chrysopolis ........................................ 434, 441/91 Cicero .......................................... 76/23, 262, 390 Cilicia .......................................... 13/13, 295, 334 Cincinnatus ..................................................... 435 Cirta ................................................................ 297 civitas Siagitana .............................................. 280 Claudius Claudianus ....................... 410–411, 426 Claudius ... 23, 264–268, 280–281, 293–294, 305– 306 Claudius Gothicus........................................... 403 Claudius Tacitus ........................ 287, 299, 433/43 clementia ................................................ 380, 416 colonia Flavia Pacis Deultensium ................... 364 Commodus......... 265, 281–284, 286, 288/51, 296, 298–299, 304–305, 309–310, 350, 357, 387 concilium provinciae ...................................... 286 concordia ................ 344–345, 368, 382, 392, 429, s.a. Eintracht conservator pacis.................................... 287, 364 Constans ..................................429, 436–438, 449 Constantin d. Gr. ................. s.a. Konstantin d. Gr. Constantius Chlorus ........................ 284, 298, 441 Constantius II.... 401, 405–406, 408/30, 414, 429– 430, 432/40, 435–438, 440, 442 Constantius III. ............................................... 411 Corbulo ........................................................... 266 Córdoba/Corduba............................ 293, 497–498 Córdoba, Emir von ......................... 497–498 Corippus ......................................................... 471 M. Cornelius Nigrinus Curiatius Maternus .... 282, 295 Cornelius Gaetulicus....................................... 270 Cotiso.............................................................. 331 Crassus............................. 263, 325–326, 334, 365 Cuicul ..................................................... 284, 292 Daker/Dakien ........... 270, 282, 293, 308, 311, 331 Dakerkrieg, erster .......... 270, 289, 295, s.a. Krieg Dalmatia ................................................. 260, 296 Damaskus ....................................... 173, 496–497 Daphitas .......................................................... 146 Daphne, Prozession von....... 17/43, 208, 211–213
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dār al-Islām ..................................................... 489 Dareios I. ................. 25, 41–43, 45–48, 59–60, 62 David ................................................ 78, 388, 492 Dedikation ...... 31, 181/2, 278–280, 284–286, 288 defensor pacis .......... 287, s.a. Friedensbeschützer Dekadenz ........................................................ 345 Delegitimierung ...........13, 77, 261, 264, 268, 394 Delos ................... 146, 159, 186, 195–196, 243/60 Delphi, Heiligtum von .....27, 104–106, 114, 145– 146, 218–219 Demeter ... 137, 139, 169, 187, 198, 203, 244, 247 Demetrios I. v. Syrien ........ 164/21, 171, 174, 177 Demetrios II. v. Syrien ....................... 164/21, 173 Demetrios III. v. Syrien ........ 163/18, 164/21, 173 Demetrios I. Poliorketes ....13, 89, 108–109, 120– 122, 162, 182/4, 188–190, 201–203 Demetrios von Phaleron........................... 74/5, 83 Demosthenes ........................................... 107–108 Demut .............. 379, 388–389, 413, 472, 474, 502 Denar .......... 31–32, 304–307, 309–310, 312–315, 356/48, 364, s.a. Münze Deuteronomistisch ......................... 79, 90/81, 510 Dexileos, Grabstele von ............................. 235/20 Diadem .... 16, 131, 136, 167, 170, 221, 236, 240– 241, 244–245, 361, 384, 440–441, 479 Diadochen ...12, 17/42, 28, 75, 78, 86–87, 109/37, 162–166, 208, 236 diagramma .............................................. 108, 144 Diaspora, jüdische............................................. 77 Dichtung ......... 21, 29, 32, 76, 181–203, 208–209, 233/9, 247, 319–346 Diener ............. 65, 79/44, 218, 222, 387, 461, 473 Diodor .........................105/21, 108, 168, 207, 211 Diokleidas ....................................... 145, 153–154 Diokletian ......... 30, 269, 277, 284, 287–288, 294, 298–300, 383–384, 404, 425–430, 445–446 Diocletian Iovius .................................... 383 Dion, Heiligtum von ............................... 234–235 Dionysios von Syrakus ................................... 104 Dionysos . 168, 207–208, 211, 213–214, 218, 220, 237, 242–243, 246 Dionysos, siegreicher ............................. 208 Dioskuren................................................ 165, 169 Diotogenes .................................... 73/3, 80/54, 85 Diplomatie ...... 12, 14, 21, 44, 100, 104, 134–135, 141, 289, 379, 401, 403–404, 463/18, 471, s.a. Methode, diplomatische Verkehr, diplomatischer ........................... 12 Dividorum....................................................... 364 Dogmatik ........................................ 385, 388, 394 Dokument, diplomatisches.... 104, 494, s.a. Diplomatie
532
Sachen, Orte, Personen
dominus orbis et pacis .................................... 287 Domitian ... 31, 264, 281–282, 289, 293, 305, 327, 343, 352, 354, 357, 361/76, 365 Domus Aurea ............................. 350/10, 357, 366 dona militaria ................................. 282, 295–296 Donatistenstreit ....................................... 392–393 Donau ...................... 267, 292, 335, 379, 407, 437 Doppelfüllhorn (dikeras) .........166–168, 170–172 Dreifuß............................. 164, 218–219, 428, 446 Drusus d. Ä. ............................................ 263, 280 C. Duilius........................................................ 278 Dura Europos .................................. 286, 298–299 Dynastie ...... 12, 27–29, 33, 53–54, 57–58, 61–63, 68–69, 182–183, 186, 266, 364–365, 368, 383, 430, 434, 436–438, 441, 489, 496–498, s.a. Mord, dynastischer Dynastiekult............................................ 133, 182 Ehre ..... 85, 139–140, 166/33, 195–196, 210, 212, 224, 242, 447, 473, 480 Ehrenbogen .......................271, 294–295, 365/105 Ehrendekret......................................... 14, 16, 210 Eid ........ 100/6, 106, 115, 118, 121, 134, 420, 471 Einheit, kirchliche..................................... 33, 392 Einsetzung, göttliche....................... 459–460, 463 Eintracht (concordia) ...24/67, 104, 117, 119, 196, 368, 385, 392, 429, s.a. concordia Eirene........... 19, 21, 28, 31, 116, 161, 166, 182/5, 190/41, 231/5, 349, 360 eirenophylax .... 19, 144, 146, s.a. basileus eirenophylax, Friedensbeschützer Elephantine ....................................................... 67 Eleusis ............................................................ 146 Elite .... 44, 50, 135–136, 140, 247, 368, 402, 405, 407–408, 411/36, 421, 430, 433, 490, 494–495 Ello ................................................................. 508 Elpinike ....................................................... 101/9 Emotion ...................... 133, 138, 140, 186/23, 326 Endkampf ......................................................... 79 Engel............................................... 444, 464, 501 Enkomion ......................................... 13, 189–190 Ennius ........................................................ 191/43 Epidauros .................................109, 189–190, 203 Epigramm ....................20/50, 181–189, 199–202, 231, 465/30 Epigraphik ........ 28, 31, 105/21, 107/27, 143–159, 278–301, 321, 360, 364, 368, 383, s.a. Inschrift Epiklesen ...................................20, 283, 286, 288 Epitheta............................................ 12/4, 58, 231 Ephesos........................................ 24, 464/22, 393 Erbarmen ................................................ 468, 470
Erbsünde ......................................................... 391 Erfolg ..... 13, 18, 31, 35, 42, 44, 54, 75, 77, 81/57, 83, 94, 102, 104, 106, 110, 120–121, 129– 130, 134, 138, 140, 162–163, 165, 170–171, 174, 183, 186, 190, 199, 236, 242, 260, 262–266, 269–270, 272, 281–283, 288–290, 296, 362, 364–367, 380–381, 383, 388–389, 393, 401–402, 404–405, 407–409, 447, 458–460, 462–463, 465, 471, 482, 502 Erlaubnis ............................93, 122, 416, 421, 478 Erlöser............................................................. 481 Erlösung .......................................................... 480 Eroberung .... 23, 29, 64, 75–78, 80/55, 89, 90–91, 93, 108, 170, 173/89, 200, 208, 211, 213– 214, 233–234, 237, 246, 264, 269, 364, 441–442, 461–462, 465, 495–496 Eroberung, speererworbene...................... 75 Eroberungsrecht ..................................... 233 Erwartung ... 19, 29, 33–34, 44, 73, 76–77, 80, 87, 116, 120, 132, 185–186, 189, 210, 287–288, 379, 406, 415, 425, 427, 431, 450, 476, 491–492 Erwartungshaltung ..... 23–24, 26, 31–32, 34, 401– 404, 406–407, 411–412, 421 Erzählung . 35, 58, 78–80, 117, 401, 420, 425, 443 Etruria ............................................................. 293 Euagoras von Zypern ................................ 44, 104 Euagrios .......................................................... 464 Euergetismus, εὐεργέτης.16, 20, 29–30, 146, 183, 242–244, 246, s.a. Stiftungstätigkeit, euergetische; Wohltat, Wohltäter, Wohltäterin Eugenius ................................................. 408–409 Eukratides I. ................................................... 12/8 Eumenes II. .................................. 14/16, 144, 149 Europa.........................20/52, 42, 86–87, 201, 474 Eusebios von Caesarea..... 33, 381, 385–387, 391, 395, 426, 431, 434, 440–441, 449–450 Euthydemos I. ................................................. 163 Eutropius......................................... 410–411, 413 Expansion ...... 23, 30, 33, 78, 81, 260/6, 268, 272, 306, 308–309, 435, 496 Expansion, islamische ...................... 35, 496 Expansionismus ........................... 16, 19, 44 Expansionsstreben .............................. 75, 81 Fasti Praenestini ........................................... 279/4 Fayum ................................................ 233, 244/62 Fectio ...................................................... 284, 297 Feigheit ................................ 90/83, 188, 263, 416 Feind ..... 14, 22, 41, 43–44, 47–48, 50, 55–56, 69, 78, 85, 87–88, 92–93, 99–101, 109, 118, 121–122, 134/21, 136, 165, 168, 171, 192– 194, 197, 235, 239–242, 246, 270, 283, 288,
Sachen, Orte, Personen 290–291, 365, 380, 383, 386, 388, 391, 395, 404, 406–407, 412–413, 415–417, 420–421, 427–428, 431, 433, 440–441, 443–445, 449, 451, 461–462, 471, 473, 483, 490, 492, 494–495, 501–502, 508 Feldherr ...... ..26, 31, 84, 122, 188, 213, 260, 266, 269, 271, 281, 366, 380, 402–403, 405, 408, 410/34, 412, 419–420, 429, 431, 435, 438, 462/15, 476–478, 480–481 Feldkaisertum ............ 34, 401, 403, 406, 410–411 Feriale Cumanum ........................................ 279/4 Fest . 17/43, 24/70, 62, 64–66, 100/6, 109, 138/28, 166/33, 182, 185/20, 207, 211, 213–214, 217, 221, 225–226, 260, 328 Festopfer .................................................. 67 Festumzug ..............29, 207/1, 217, 221–222 C. Flamininus ......................................... 188–189 T. Flamininus.................................................. 260 Flavier...................... 267, 311, 327, 362, 366, 368 Flavius Josephus ..................78–79, 349, 363, 365 Flavius Julius Constantius .............................. 436 Florianus ................................................. 287, 299 Föderalismus, griechischer ................ 102/11, 110 Föderation .................................................. 102/11 Folterung ........................................................ 137 Forderung ........... 11/4, 14, 18, 138, 263, 450, 490 Forma Urbis Romae . 351, 354–355, 368/119, 369 Forschung .......... 11, 15–18, 21/57, 25, 27, 43, 73, 100/5, 181–182, 271, 352, 354/32, 356, 359/62, 439, 462, 482–483 Fortuna..........................231/3, 284, 297, 301, 345 Forum ..... 271, 281–282, 285, 308, 327–328, 338, 341–344, 349–353, 359, 365, 367–368, 433, 465, s.a. Augustusforum, Caesarforum Forum Romanum .... 281, 285, 327, 350, 433 Forum Transitorium ............... 351–352, 359 Franken ............................ 407, 437–438, 461–463 Freigiebigkeit.................................................... 29 Freiheit......... 14/16, 104–105, 107–109, 122, 143, 210–211, 417, 461, 492 Freude ...... 138, 208, 210–211, 434, 480, 482, 501 Freundschaft ...... 87, 109, 112, 121, 140, 385, 388 Frieden . 11–33, 35, 41–50, 53–69, 73–81, 84, 87– 91, 99–122, 143–159, 161–178, 181–203, 207–228, 231–252, 271, 277–301, 345, 349–373, 379–396, 401–424, 429, 432, 435–436, 445–446, 450, 457–484, 489–508 Befriedung ....... 22, 31–32, 61, 64, 122, 285, 298–300, 395 Frieden, allgemeiner ........ 27, 77, 79, 100/7, 117–118, 210, 364, 368, 471
533
Frieden, ewiger ............. 210, 297–298, 462, 465, 471 Frieden, gegenseitiger ............................ 100 Frieden, „gerechter“ ............................ 75/12 Frieden, heiliger .................................. 100/6 Frieden, innerer ....19, 31, 33, 284, 362, 381, 388–389, 392, 394, 496 Frieden, universaler .......................... 24, 385 Friedensbedingung ............ 105/20, 115, 496 Friedensbegriff ................................... 16, 25 Friedensbeschützer/-wächter/-wahrer...... 14, 23, 27, 84, 103–104, 106, 113, 143, 278, 387 s.a. basileus eirenophylax, eirenophylax und defensor pacis Friedensbringer ..........24, 89, 207–208, 278, 285, 380, 383, 387–388, 395–396, s.a. fundator pacis Friedensgarant .. 26, 57, 73/1, 103, 145, 232, 242, 246, 289, 386, 392, 489 Friedensideologie ..... 22, 207/1, 209, 357/48 Friedenskongress.................................... 105 Friedenskultur ............................ 11, 15, 310 Friedenskuss................................... 492, 502 Friedensreich .............. 44, 47, 387, 472–473 Friedensordnung...20, 25, 33, 41–50, 78, 88, 271, 381, 383, 489, 493, 497–498 Friedensschluss ...... 18, 22/59, 33, 168, 190, 380–381, 401, 418 Friedenssicherung ....... 27, 33, 90, 171, 174, 241, 389 Friedensstiftung..........26–29, 33, 49, 55, 57, 59–60, 76–77, 84, 100, 104, 208–209, 231–252, 278, 379–396 Friedensverhandlung ................................ 18 Friedensvertrag ......... 55–56,60–61, 103/14, 107, 115, 143, 463, 495, 498, 508 Friedensvertretung ....................... 41–51, 55 Friedensvorstellung ................ 17, 25, 41–50 Friedewahrung ........................... 73, 81, 392 Friedenswunsch........................................ 99 Friedenszustand......19, 22, 29, 32, 185–187, 190, 192–193, 473, 495–496 koine eirene ...................................... 17, 105 Weltfrieden .............................. 79, 213–214 Friedlosigkeit ...................381, 388, 391, 394–395 Frömmigkeit, eusebeia............. 35, 116, 246, 389, 412/41, 419, 459, 461, 468, 472, 474, 478, 492 Fronto .......................................................... 21/55 Fruchtbarkeit....54, 167/42, 171/65, 242, 362–363 Führer ....................................................... 92, 501
534
Sachen, Orte, Personen
Füllhorn .. 28, 30, 166–174, 187, 231/3, 237, 241– 242, 244–246, 250, 311–312, 356–357, s.a. Horn (κέρας) der Amaltheia fundator pacis 282, 287, 383, s.a. Friedensbringer Furor ................ 322, 327–328, 331, 335–336, 362 Fürsorge ................ 30, 56, 58, 168, 195, 236, 380, 386, 445 Fürstenspiegel .............................. 73, 388, 411/36 Galater ....... 163, 170/62, 184–185, 190, 200, 239, 244/62, 367, 444 Galatia ............................................................ 297 Galba .............................................. 289, 305, 356 Galeere............................................ 436, 438, 442 Galen ................................................. 349, 360/71 Galerius .................................................. 284, 298 Gallia Narbonensis ......................................... 297 Gallien ............... 298, 366, 427/13, 440, 492–493, 496, 505 Gallienus ............................... 281, 283/31, 427/12 Gallier ........................................ 239/37, 492, 504 Galliergruppen, pergamenische..... 357, 362, 367 Gallus.............................................................. 435 Ganswürger..................................................... 357 Ganymed ......................... 346, 357–359, 362–363 Garamanten..................................................... 332 Garantiemacht................................................. 106 Garnison ..................................... 46–47, 108–109 Gaugamela ...................................................... 237 Gaza ................................. 143–144, 431–432, 447 Gebäude .......... 22, 32–33, 65, 240, 271, 295, 350, 354–355, 357, 366–367, 429, 465, 468, Bauprogramm .......................................... 59 Bauprojekt............... 354, 365–367, 432–433 Gebet ....... 76/24, 78/38, 409, 441, 460–461, 480– 481, 490–491, 501 Gefangene ......... 22, 211, 213–214, 220, 271, 417, 437, 443, 450–451, 461, 504 Gegenkaiser .................................................... 406 Gegensatz ......... 13, 19, 23, 33, 41, 44, 54, 74, 80, 90/84, 104/17, 109/37, 161, 187/27, 239, 281/19, 283, 460 Gehorsam ................... 45, 259, 382, 388, 392, 476 Geisel .............................................. 138, 379, 450 Genealogie .......................................... 12, 45, 280 Genius ..................................................... 300, 434 Georgios Pisides ............................. 476–481, 483 Gerechtigkeit .... 16, 18, 25, 35, 41, 54–56, 75–76, 90, 92, 102, 115, 121, 262, 288/49, 384, 386–388, 390–391, 414, 464, 470, 491 Germanen/Germanien .......23, 265–267, 269–270, 280, 282, 285, 287, 293–294, 296, 298, 334
Germania inferior.................................... 283, 297 Germania superior .......................... 287, 293, 299 Germanicus ....... 21, 264, 266, 280–281, 293–294, 296, 338, 343–344, 407, 419, 460–461 Geschenk . 35, 42, 181/2, 187, 200, 242, 361–362, 451, 459, 461, 472 Geschichte .. 15, 26–27, 32, 34, 58, 79, 99/3, 129– 130, 217, 260, 266, 268, 349/1, 351/14, 357/53, 364, 367, 384, 386, 391, 410, 418, 433, 437, 462, 464, 491 Gesetz/dāta ........ 41, 46–47, 63, 76/22, 79, 90, 92, 111, 115, 210, 392, 461, 470, 478 Gesetzgebung ................... 88, 144, 407, 468 Gesoriacum ..................................................... 281 Geten....................................................... 295, 335 Getreide ................... 113, 187, 201–202, 225, 244 Gewalt... 12/7, 16, 26, 43, 49, 54, 59, 76–79, 100– 101, 107, 136, 189, 212/27, 261, 392–393, 405, 409/32, 415, 419, 461, 463, 465, 467, 470–471 Giftmord ......................................................... 188 ğihād ....................................................... 484, 496 Glaube........77/30, 119–120, 133/18, 141/33, 244, 331, 344, 384–385, 388, 392, 394–395 409, 450, 462–463, 470, 478, 483, 493, 501 Glück ......... 29, 46, 53, 87, 112, 173/83, 185–186, 191–192, 225, 231, 233–234, 245, 295, 297, 363, 413, 416, 434, 461, 463–464, 492 Glücksbringer...................................... 207/1 Gold ............. 24/66, 28, 65–66, 93, 166, 211–212, 218–222, 285, 295–296, 298, 301, 349, 414, 440, 443, 476, 491, 501 Golf , Persischer ............................................. 164 Gordian III. ............................................ 24, 425/2 Gorgias ........................................................ 101/9 Gortyn ............................................. 145, 154–155 Goten .. 35, 379, 403, 405/18, 407, 410, 417, 461– 463, 489–490, 492–493, 495, 498 Gott ....... 25–26, 29–33, 35, 41–42, 44–45, 47–48, 53–54, 58–59, 62–69, 74, 77, 79–82, 84, 86, 91, 117–121, 166–171, 182–184, 189–191, 194–197, 201, 203, 211, 213, 217, 221, 224– 226, 236, 239–246, 261, 264, 278–280, 283– 284, 289–290, 292, 297–301, 362–365, 367, 380, 383–395, 409, 412, 420, 425, 427, 434, 436, 438, 440–441, 443–445, 447–448, 450, 458–465, 468, 470–475, 477–478, 481–484, 490–499, 501–502, 508 Gnade Gottes ....33, 388, 392, 427, 461, 484, 501 Hilfe Gottes ... 35, 183, 189/40, 384, 409/32, 461, 490, 492, 496–497, 501–502
Sachen, Orte, Personen Schutz Gottes ... 47, 183, 186, 198, 468, 471, 501–502 Stellvertreter Gottes ..........33, 384, 494, 496 Strafe Gottes .................................. 463–464 Gottesdienst .................................... 489–490, 492 Göttin ........ 31–32, 54, 62, 67, 118, 121, 166, 191, 196, 211, 226, 246, 279–280, 283, 288, 292–293, 297, 300–301, 356–357, 360, 364–365, 443–444 Göttlichkeit ............................................. 183, 468 Grabinschrift ........................ 31, 282, s.a. Inschrift Gräko-Baktrer ........................................... 20, 174 Granada .................................................. 489, 498 Granikos, Schlacht am .................................... 234 Gratian ............................................ 432, 438–439 Grenze 16, 60, 213, 236, 242, 246, 365, 367, 379, 381, 394–396, 403–404, 425, 427–429, 432, 435, 437, 442, 444, 448, 463, 470, 492, 494 Grenzverteidigung.................. 430, 435, 442 Griechen/Griechenland ....... 17/41, 25–27, 43, 82, 101, 104, 108–109, 112–115, 117, 119– 120–122, 138, 170/62, 187, 196, 203, 210–211, 266, 279/5, 357, 414 Großbauten ......................................... 22, s.a. Bau Großkönig .... 23/62, 25, 87/74, 115–116, 120, s.a. König Großmacht ...................................................... 104 Großreich, hellenistisches .......... 14, 45, s.a. Reich Großzügigkeit .................... 42, 185, 187, 242, 298 Gründungsvereinbarung ................................. 109 Guadalete, Schlacht am .................................. 495 Gut .... 14, 44, 75, 81, 83, 113–115, 191, 280, 392, 484 Güte ................................................ 384, 420, 470 Habgier ....................................................... 76, 86 Habitus............................................................ 268 Habsucht ............................................... 77, 86, 90 Hadrian ... 264–265, 267–268, 281, 289, 296, 298, 301, 305, 309, 311, 313–315, 356, 361, 363, 403, 439 Hadriansbibliothek ................................. 366 Hagia Sophia .......................................... 467–468 Hagiographie .................................................. 480 Handeln ...... 11, 14, 16, 19, 26, 32–33, 35, 41, 55, 103, 110, 113, 134, 137, 182, 270, 277, 286, 289, 382–383, 389, 406, 414, 430, 463–464 Handelsbeziehungen .................................. 104/17 Häresie/Häretiker .............................. 33, 392, 394 Harmonie .............................24, 54, 321–322, 337 Harpokrates................................................ 170/60 Hasmonäer ...................................... 78, 80, 91–93 Hass ............. 81, 84, 120, 138, 140, 387, 417, 463
535
Hatti ................................................ 55–56, 60–61 Hattušili III. .................................... 55–56, 60–61 Hauptstadt ......... 34, 135–137, 139–140, 238, 245, 259, 264–267, 284, 365, 389, 403, 428, 433, 442, 444, 465, 474, 481–482, 495, 498 Heer ..... 44, 84, 93, 197, 200, 212, 277–278, 281– 282, 379, 403, 407, 410/34, 416, 430–431, 439, 474–475, 480, 490, 492–493, 501 Heer, römisches...................................... 477 Heerführer ........86, 122, 246, 380, 410, 451, 471–472, 480 Heerführung ........................... 76–77, 81, 85 Heerlager .................................................. 31 Heeresverfassung ................................... 269 Heeresversammlung ............................... 131 Hegemonie .....18, 25, 88/78, 99/3, 101–110, 144– 145, 210 Hegemonialmacht ..75, 82, 101–102, 105/20, 107, 144–145 Heidentum ................................ 92, 381, 383, 433 Heil ......... 293, 384, 388, 439, 449, 472–473, 481, 492–493, 498, 501–502 Heiligtum ....20/50, 67, 92, 102/11, 104–106, 114, 117, 183–185, 199, 224–226, 234, 277, 284, 289, 297, 358, 360–366, 368 Heilsgeschichte ....................... 384, 386, 472, 491 Helena, Tochter des Timon ..................... 358, 367 Helios....... 118, 121, 169, 196–197, 420, 432, 448 Hellenismus .......15/25, 25, 73–94, 129–141, 166, 182/5, 184, 231–253, 440–441, 444 Hera ........................................................ 220, 247 Herakles ...... 158, 163, 188/34, 237, 241, 246, 482 Herakleia................................................. 428, 436 Herakleios ...... 35, 401/1, 457–459, 474, 476–478, 480, 482–484 Herculaneum ........................................... 235, 248 Hercules ...........................286, 299, 332, 383–384 Hercules Romanus ......................... 286, 299 Hercules paciferus ............................. 286/41 Hermes ...... 170/62, 173–174, 220, 239–240, 243– 244, 246, 250, 296, 361, 420 Hermokles (?) von Kyzikos .................... 202–203 Hermopolis Magna ........................................... 64 Herodot ............................................................. 42
ḥeræm ............ s.a. Krieg, Vernichtungskrieg Heroisierung ................................................... 237 Herold .................................... 90, 100/6, 218, 220 Hero(n)das ...................................................... 185 Heros......... 34, 197, 222, 235, 237–238, 326, 330, 358, 363/95, 425–451 Herrschaft ......... 11, 16, 18, 20–21, 25–28, 32–33, 35, 41–47, 50, 54, 59, 77–79, 81, 84–85, 88,
536
Sachen, Orte, Personen
104, 118, 121–122, 129–130, 133, 135–136, 144, 161–163, 166–167, 169, 172, 174, 183, 186–189 195/46, 200/52, 209, 212–213, 224–225, 234, 236, 238, 249, 253, 260, 265, 271, 287, 284, 287–288, 294, 349–350, 356, 363–365, 368, 380–384, 388–391, 394–395, 402, 404–405, 417, 419, 421, 428–429, 435–437, 439–440, 457–458, 461–463, 468, 470, 473–474, 482, 490–499, s.a. Charisma, Kaiser, König, Monarchie Herrschaft, universale 20/52, 75/13, 79, 213, 386 Herrschaftsanspruch .. 25, 162, 186–187, 380 Herrschaftsideologie .................. 46, 59, 384 Herrschaftsrecht, gottgegebenes............... 18 Herrschaftssoziologie ..................... 129–130 Herrscher .... 12–13, 15–16, 18–35, 41–49, 53–69, 73–94, 107, 129–130, 135, 139–140, 144, 162, 186, 190–191, 195, 197–198, 202, 207–209, 213, 232, 234, 236–247, 263, 265–272, 283, 286–287, 289, 365, 380–381, 383–395, 405, 425, 427, 407, 419, 429–432, 441, 457–459, 463, 465–466, 468, 472–465, 479, 489–499, s.a. Charisma, Kaiser, König, Monarchie Fremdherrscher ............................ 57, 59–60 Herrscher, siegreicher ..... 20, 35, 56, 60, 80, 241, 269–270, 272, 489, 496–499 Herrscherideal ....... 26, 73–94, 380, 388, 405 Herrscherkollegium................................ 428 Herrscherkult .............. 76, 166/33, 172, 234 Herrscherlob.............................. s. Panegyrik Herrschername 164–165, 489, 498, 496–499 Herrscherporträt ...... 30, 232/6, 238, 431 s.a. Porträt Herrscherrepräsentation .26–27, 53–69, 458, s.a. Repräsentation Herrschertheologie ...33, 171, 381, 383–387, 386 Herrscherwechsel ............................. 21, 131 Herrscherin ................................30, 243, 245–247 Hesiod ............................................. 321, 435–436 hetep/htp .................. 26, 53–54, 56, 58–59, 64–68 Hierarchie ............................ 35, 261, 427/12, 476 Hieron II. .... 184/31, 187–189, 193–194, 201–202 Hilfe 35, 171, 183, 189/40, 218, 244, 384, 409, 461, 490, 492, 496–497, 501–502 Hippo .............................................................. 391 Hippodrom..........................389, 443, 465, 471/52 Hišām II. ......................................................... 497 Hispania Tarraconensis................... 282, 285, 295
Hof ......... 34, 60/42, 131, 135, 138, 140, 181–183, 207, 209–210, 236, 263, 406, 413, 419, 426/4 Höfling ....................... 12, 27, 130, 136, 212 Hofdichter, Hofdichtung ........ 208–209, 231 Homer, Epen ....... 15/26, 20/49, 74–75, 84, 100/7, 188, 323, 419 homonoia .. 24/67, 103/16, 114, 116, 187/29, 196, 382, 385, 395/112 Honorius ....... 295, 410–411, 421, 426/4, 442–443 Horaz ....................... 323, 326–327, 330, 333–334 Horn (κέρας) der Amaltheia... 146, 166–168, 218, s.a. Füllhorn Horus ............................................ 63–65, 68, 168 Horusname ....................................... 57, 132 Horusthron ......................................... 65, 67 Huesca ............................................................ 504 humilitas ................................................. 388–389 Hundertjahrfeier...........................s.a. Säkularfeier Hybris ......................................................... 86–87 Hydaspes, Schlacht am ................................... 161 Hymnos..... 89, 186–189, 194–195, 202–203, 432, 448 Ialysos ............................................. 358, 362–363 Ianus ........................ 289, 322, 329, 338–339, 344 Ianustempel..... 279, 289–290, 300, 308, 322, 328, 331, 335, 364 Iasos ............................................................. 14/16 Iberer............................................................... 344 Identität ................................................... 153, 474 Ideologie ..... 16, 21–22, 25, 41, 43–47, 50, 59, 78, 110, 168, 187/29, 207–209, 212–214, 246– 247, 261, 305–307, 309–310, 312, 361, 384, 427/13, 430, 433, 489 Ikaros .............................................................. 164 Ikonographie ... 30, 32, 34, 54, 171, 237, 404, 408, 426, 430 Illoyalität................................. 41, 43–44, 47, 136 Illyrer .............................................................. 282 Illyricum ......................................... 429–430, 461 Imagination ... 15, 25, 29, 32, 35, 43–44, 208, 211, 214, 310–311, 320, 435 imitatio Christi................................................ 388 Imperator ...............42, 74/11, 259, 264–265, 271, 404–406, 411–412, 450, 460–461 Imperatorenakklamation ....... 267–269, 271, 281–282 Imperialismus ................................................... 16 Imperium .......................................................... 20 imperium proconsulare (maius) ...................... 264 Imperium Romanum …20, 30–33, 213, 259, 264– 265, 268–269, 271–272, 280, 282, 286, 308,
Sachen, Orte, Personen 322, 332, 379–381, 383, 387, 389, 391, 395, 403, 457–459, 462–463, 472–473, 483 incarnatio Christi ................................... 385, 391 Inder/Indien ...... 46, 168, 211, 213–214, 220, 231, 237, 332 Innovation ................................................. 30, 187 Inschrift 20–22, 25–26, 28, 31, 41–49, 54, 56, 58, 60, 109, 167, 189, 209–210, 271, 277–302, 357–360, 365, 383, 408, 433, 438–439, 441–442, 489, s.a. Epigraphik Instabilität ............... 11, 21, 23, 26–27, 57, 80, 99, 105, 497 Institution.... 27, 30, 100, 102, 107–108, 129–130, 132–133, 140, 144, 266–267, 269, 382, 390–393, 410, 493 Inszenierung ..... 21, 29–30, 34, 56, 131, 136, 168, 182, 199/50, 213, 231–232, 239, 260, 264, 367, 389, 393, 402, 404–406, 409–410, 431, 433, 465, 471, 479, 482, 499 Intertextualität........................................... 32, 321 Intratextualität................................... 32, 321, 324 invictus.................................................... 283, 449 Iponoba ........................................................... 291 Iran, achaimenidischer ......................... 25, 41–50, s.a. Achaimeniden Iseum ......................................................... 363/90 Isfet ............................................26, 54, 59–60, 66 Isidor von Sevilla ............................................ 492 Isidoros, Verf. von Isis-Hymnen.................. 20/52 Isis ... 20/52, 63, 68, 167–168, 170, 226, 243, 247, 251, 346, 363/90 islām ........................................489, 494–496, 498 Islamicate world ............................................. 495 Isokrates. 27, 73/1, 6, 81, 101, 103–107, 110, 114, 119 Israel .......................... 26, 78, 91, 93–94, 492, 502 Isyllos ............................................. 189–190, 203 Italica ...................................................... 279, 291 Italien ........ 23, 171, 250, 259, 322, 324, 326, 335, 351, 354, 463 Itanos .............................................................. 145 Ithyphallikos ............................................. 13, 189 Iulia Mamaea .................................................... 23 Sex. Iulius Severus ................................. 283, 296 „Jahr der Könige“ ........................................... 162 Jerusalem ................... 92, 308, 349, 365, 444, 451 Jihad s.a. ğihād Johannes Malalas ............................................ 471 Jonathan, Makkabäer .................................. 78, 92 Joppe...................................................... 78/38, 92 Josephus............................... s.a. Flavius Josephus Jovian.............................................................. 406
537
Judas Makkabaios ............................................. 91 Juden/Judäa.. 13/13, 18, 78, 90–93, 268, 296, 308, 364, 494, 505 Judentum. 13, 73–74, 78, 494, s.a. Tradition, jüdische Julian....... 335, 387, 401, 404, 406, 415, 432, 436, 439, 448 Julian von Toledo ................... 489–490, 492–493 Julius Valerius ................................................ 440 Jupiter .... 297, 300, 320, 322, 335, 338, 362, 383– 384, 427, 434–435, 445 Jurisprudenz ............................................ 390, 459 Jurist338, 494–496 Justin I. ...................................................... 462/16 Justin II. .......................................... 464, 471, 474 Justinian .... 35, 383, 444, 447, 457–471, 473, 480, 482–483 Juvenal .............................320, 327, 344–346, 358 Kabul ...................................................... 235, 480 Kaisarion.................................................... 170/59 Kaiser/Kaisertum .. 16, 20–24, 30–35, 74, 77, 169, 259–273, 277–301, 349–350, 357, 363–364, 368, 379–396, 401–421, 425–443, 449, 457–484, 493, s.a. Palastkaisertum, Soldatenkaiser Kaiserkritik ............................................ 482 Kaiserverehrung ..................................... 426 Kaiserzeit .......... 17, 24–25, 31–32, 259–273, 277, 279, 289, 319–346, 349–373, 426, 435 Kalif/Kalifat .......................35, 489, 494, 496–498 Kallimachos ..... 181, 184–187, 191, 194–496, 209 Kallinikos ......................................................... 20 Kallipolis ................................................... 169/52 Kallixeinos von Rhodos ...166, 207, 209–210, 214 Kambyses...........................42, 45–46, 59, 62, 414 Kampf ......... 14, 17, 20, 41–43, 48–50, 56, 60, 64, 67, 79, 84–85, 89–92, 116, 119–121, 135– 136, 161, 165, 194–199, 218, 239–241, 261, 266, 271–272, 278, 283, 285, 291, 296, 358, 367, 385, 392, 404, 406, 408, 411, 415, 418–420, 427, 430, 435, 437–438, 458, 476–484, 492, 496 Kämpfer, siegreicher ................... 232/6, 479 Kampfpause ........................................ 100/6 Kanopos-Dekret ........... 13, 170/61, 209, 222, 224 Kantabrer ................................................ 263, 331 Kanzlei, kaiserliche......................................... 287 Kappadokien ...................................... 174/90, 262 Karnak-Tempel .. 55–56, 58/36, 60/42 s.a. Tempel Karthager ....................103/16, 162, 171, 193, 278 Kassandros .............................................. 108, 143 Katholisch ............ 392, 396, 463, 493, s.a. Kirche
538
Sachen, Orte, Personen
Kelten .............................. 164–165, 184, 186, 190 Kephisodot........................... 166, 231/5, 359–360 Kerkyra ........................................................ 100/5 Kerykeion ..................................... 170/62, 174/90 Kilikien ................................... 13/13, 268/53, 287 Kimolos .......................................... 107, 145, 153 Kimon .......................................................... 101/9 Kindkaiser..................................... 410, s.a. Kaiser Kinderkönig .................................... 12, s.a. König Kindertötung ................................................... 135 Kirche ................. 33, 35, 350, 381, 385, 388–389, 391–396, 470, 490–493, 501–502, 508 Klassik ................................................. 17/41, 358 Klazomenai ................................... 43, 49–50, 115 Kleidung .............. 50, 65, 220, 224, 245, 442–443 Kleitos ............................................................ 184 Kleomenes III. ................................................ 109 Kleopatra II. .................................................... 247 Kleopatra III. .................................................. 247 Kleopatra IV. .................................................. 247 Kleopatra VII. 170/59, 213, 245/66, 247, 260, 337 Kleopatra Thea ...................164/21, 172, 177–178 Klerus ............................................................. 490 Klugheit ............. 44, 141, 414, 419–420, 446, 470 Knossos .................................................. 145, 154 Koilesyrien ................................. 14, 82, 170, 209 Koinon ................. 105, 144–145, s.a. Bundesstaat Koinon, Ionischer........ 144, s.a. Bundesstaat Kolosseum 22, 365–366, s.a. Amphitheatrum Flavium Kommagene ....................................... 174/90, 208 Kommandeur ... 27, 135–136, 262–265, 267, 269– 270 Kommunikation ...... 11, 25, 27–28, 110, 130, 135, 137, 138, 164, 182/7, 189/35, 382, 408/28, 430, 458 Konflikt ... 12, 27–29, 33, 56, 88/78, 99–101, 107, 131, 135, 172/72, 186/23, 208, 261–262, 288, 365, 381, 385, 392–396, 406, 432, 441, 462, 474, 483 Konfliktbewältigung/-lösung . 100, 266, 393 Kongress ................................................. 105–106 König/Königreich/Königtum ...11–16, 19–30, 34– 35, 41–49, 53–69, 73–94, 101, 103–110, 115–118, 120–122, 129–141, 143–159, 161, 164–165, 167, 169–171, 173–174, 181–203, 208–213, 217, 221–226, 231–252, 259–260, 268, 289, 294, 380, 387–389, 395, 406, 418–419, 432, 440–441, 448, 472–473, 480, 489–493, 496, 500–502, s.a. basileus eirenophylax Klientelkönig ......................................... 268
König, siegreicher ......11, 19, 26–29, 55–57, 59, 73, 80, 129–141, 209–211, 240, 260, 489, s.a. Sieg Königsideologie ..................... 110, 168, 208 Königsname ............................................. 60 Königsnovelle .................................... 56, 58 Königsprozession ........................... 208, 213 Königstheologie ..................... 26, 56–57, 59 Königstitel ........................................ 57, 236 Königsfrieden von 386........ 103–106, s.a. Frieden Königin .................... 167, 169, 224–226, 244–246 Konkurrenz ... 21, 29–30, 134–135, 186, 261–262, 267, 272, 368, 393–395, 405, 433 Konsequenz ........ 35, 42, 185, 264, 267–268, 382, 405, 458, 462, 474 Konstantin d. Gr............ 33–34, 283, 287/46, 381, 383–389, 392, 395, 402, 404–405, 419, 429–431, 433–437, 439–441, 446, 449–450, 491 Konstantinopel . 34, 379–381, 389, 393, 406, 433– 434, 436, 442–444, 447, 449, 451, 465, 474–477, 480, 482 Konsular ........................................................... 23 Konzil ................ 33, 381, 385, 392–394, 490, 493 Kooperationspolitik ................................... 104/19 Koptos-Stele ..................................... 66, s.a. Stele Koran ...................................................... s. Qur'ān Korinth .... 100, 106, 108–109, 116–118, 219, 221, 245/66, 280/9 Körper ....... 54, 218, 238, 240–241, 243–246, 272, 360, 412, 420–421, 448, 461 Kosmas Indikopleustes ........................... 472–473 Kosmologie....................................................... 26 Kourion ...................................................... 245/66 Krankheit ................... 86, 112, 132, 263, 464, 470 Kranz ... 121, 161–165, 169, 181/1, 218–221, 226, 295–296, 440–442 Krateros ........................................ 109/38, 190/42 Kreta .......................................... 111, 145, 245/66 Kreuz . 188/33, 439, 443–444, 451, 466–467, 476, 491–492, 501–502 Krieg ..... 11/6, 12/4, 13–14, 16–17, 19–22, 31–32, 35, 41, 59–60, 75, 89, 99–106, 134–135, 144–146, 161–162, 171, 181–203, 208–209, 213, 220, 225, 231, 236–272, 278–279, 281–283, 285–286, 288–290, 295–300, 362–368, 379–396, 401–424, 427, 430–435, 442–445, 447, 450, 457–484, 489–508, s.a.
ḥeræm, Vernichtungskrieg Abwesenheit von ................................ 18, 28 Angriffskrieg ...11–12, 14, 20, 74–79, 88/78, 93–94, 462, s.a. Krieg
Sachen, Orte, Personen Guerilla-Krieg ........................................ 407 Korinthischer Krieg ............. 99/4, s.a. Krieg Krieg, gerechter. 16, 76/23, 88/78, 102, 262, 285, 391 Krieg, Jüdischer ..................................... 362 Krieg, Erster Heiliger ........................ 106/25 Krieg, Dritter Heiliger .................... 104–105 Krieg, Erster Syrischer ................... 168, 170 Krieg, Zweiter Syrischer ........................ 168 Krieg, Dritter Syrischer .................. 169, 240 Krieg, Vierter Syrischer ............. 14, 82, 169 Krieg, Fünfter Syrischer......................... 170 Krieg, Sechster Syrischer ......................... 82 Kriege, Syrische ............................. 174, 209 Kriegsbeute .................................... 308, 365 Kriegselefant .......................................... 237 Kriegsgrund/-rechtfertigung.. 20, 75, 82–83, 491, s.a. Krieg, gerechter Kriegsherr ......... 23, 236–242, 380, 396, 403 Kriegsschuldfrage .................................... 14 Kriegstreiber ...................................... 84, 86 Kriegstüchtigkeit .......................... 78, 88, 90 Kriegsverbot........................................... 100 Markomannenkriege ................................ 23 Vernichtungskrieg .................................... 79 Verteidigungskrieg ................. 41, 76, 93–94 Verurteilung des ..................................... 101 Krieg unter Griechen .............................. 101 Krieg gegen Barbaren ............ 101, 104, 107 Krieger ...... 16, 30, 78–79, 89, 186, 195, 208–209, 418, 491 Krispos, oströmischer Feldherr ....................... 477 Kritik ...... 23, 25, 29, 75, 395, 402, 405, 410, 415, 467, 482 ktistes .............................................................. 235 Kuh des Myron ....................................... 357, 363 Kult ....... 16/33, 26, 54, 56, 58, 66, 85, 100/7, 132, 166, 168, 232, 234–235, 392 Kultbild . 32, 66, 166–167, 352–354, 356–357, s.a. Bild Kultur............... 140, 146, 259, 261, 265, 350, 493 Kunstwerk.... 33, 187/27, 233, 349, 357, 360, 362, 366, 467 Kuschiten .................................................... 57, 59 Kyrenaika .................................................. 170/59 Kyrene .................................................... 144, 150 Kyros ............................................ 42, 45–46, 115 Kyzikos........................................... 202, 428, 448 labarum ................... 429, 433–434, 440, 443, 449 Lagerleben ...................................................... 430 Lagertor .................................................. 428–429 Lagiden ............... 29–30, 231–252, s.a. Ptolemäer
539
Land ............. 13, 21/57, 24, 28, 42, 44–45, 47–48, 53–55, 57–63, 66–67, 77, 91–93, 111, 115–118, 121–122, 158, 185–186, 192–194, 196–198, 201–202, 211–212, 220, 224–226, 278, 290, 293, 298, 363, 407, 415–417, 427, 463, 465, 467, 481, 496, 505–506 Land, gelobtes .................................... 77, 79 Landleben....................................... 323–324 Landwirtschaft ........................ 170, 173, 186, 432 Latein ...... 136, 279, 284, 290, 349, 360, 380, 390, 440, 489–490, 495 Latium...... 286, 299, 332–333, 335, 341–342, 344 laudatio Turiae .......................................... 286/40 Laugaricio ............................................ 280/7, 292 Lebedos...................................................... 169/52 Lebensstil, außergewöhnlicher ................. 30, 242 Legitimation/Legitimierung/Legitimität ... 11, 25– 27, 30, 33–35, 45–46, 55, 57–60, 78, 104, 106–107, 108/32, 129, 133, 138–140, 161– 162, 210, 232, 237, 246- 247, 259, 265-266, 268, 272, 382, 387-388, 402, 404–405, 407– 408, 429, 411, 459, 462-463, 474, 478, 482, 489, 498 Leibwachen ................................................. 49, 80 Leistung ...... 23, 27, 30, 34, 42, 54, 74, 77–78, 91, 107, 120, 140/31, 236/22, 261, 266, 282, 296, 362, 395, 405–406, 408, 459 Leochares ................................... 357–359, 363/95 Leonidas von Tarent ............................... 184, 199 Lepcis Magna ................................................. 292 Lepidus ........................................................... 278 Lesekultur ....................................................... 182 Levante ................................................... 209, 213 lex Gabinia Calpurnia de insula Delo ......... 22/58 Libanios ................... 235, 406, 408, 415, 437, 440 Libarna.................................................... 282, 296 Libyen ................................. 42, 65, 134, 193, 470 Lichtkreis ........................................................ 438 Licinius ........... 296, 384–385, 429–431, 433–434, 436/61, 440, 442 Liebe ... 62–63, 192, 194, 325, 331, 336, 358, 386, 418, 446 Liria Edetanorum .................................... 282, 295 Literatur ........ 18, 29, 99, 181, 183, 321, 349, 410, 425–426, 443 Liturgie ........................................... 489–490, 492 Liturgisierung ......................... 457, 467, 482–484 Llívia............................................................... 504 London ............................................................ 441 Lorbeer ................................... 267, 300–301, 441 Lorca ............................................................... 508 Losorakel .................................................... 79, 94
540
Sachen, Orte, Personen
Loyalität/eunoia ................ 28, 42, 44, 46–49, 131, 135–136, 138–139, 141, 212, 495 Lucius Verus................. 281, 284, 294, s.a. Verus, römischer Kaiser Lucretius ..................................319–320, 323, 329 Lucullus ....................................................... 13/13 Lugdunum................................................. 31, 303 Luxor ................................................................ 64 Lysias........................................................... 101/9 Lysimacheia .................................................... 164 Lysimachos .......................12/8, 82, 143, 162, 415 Lysipp ........................ 30, 233–235, 249, 357, 361 Maat 20/51, 26, 54–63, 65–66, 68 Machon ........................................................ 182/4 Macht .... 12, 23, 26, 30, 42–43, 60, 77–78, 87, 89, 99, 101, 104, 106, 115, 120, 144, 169, 185, 191, 195, 212, 232, 236–238, 242, 381–382, 405, 409–410, 429, 434, 438, 443–444, 446, 450, 470, 472, 477–478, 480, 497 Machtstreben ...................................... 75, 87 Maecenas ................................................ 330–331 Magas, Sohn des Ptolemaios III...................... 132 Magistrat ... 19, 152–153, 280, 283, 328–329, 344, 366 Magnentius ................. 429–430, 432/40, 438, 442 Magnus Maximus ........................................... 409 Mainz .............................................................. 287 Majorian ...................................... 158, 311, 401/1 Makedonen/Makedonien .....25, 27, 63, 104, 106– 108, 110, 117–118, 136, 139, 164–165, 188/34, 196, 200, 209, 232–237, 241, 246, 263 Makkabäerbuch ................................................ 78 Malalas ................................................... 440, 471 Mamertinus, Rhetor ................................ 383, 445 Manilius .................................................. 319, 329 Manipulation................................... 105, 131, 426 Marc Aurel...... 265–266, 280–282, 284, 293, 295, 300 Mark Anton .................................... 260, 265, 342 Markian .......................................................... 394 Mars ..... 74, 278, 284, 286/41, 290, 297, 312, 319, 328–329, 361/76, 367, 433, 449 Mars-Ultor-Tempel .................... 353/30, 365, 367 Marsfeld...................................363–364, 366–367 Märtyrer .................................................. 451, 483 Maßhalten ............................................... 387, 413 Massenmedium ............................................... 277 Matâanah-Stele ................................. 66, s.a. Stele Mattei, Amazone ............................... 360, 362/88 Mauretania Caesariensis ..........284, 286–288, 299 Mauretania Tingitana ...............279, 291–292, 300
Maurikios ..................................... 401/1, 474–475 Maxentius . 34, 429–430, 433–434, 439, 441–442, 448–449 Maximian ........ 284, 291, 294, 298–299, 383–384, 425–426, 428/16, 445 Maximian Herculius ............................... 383 Maximinus Daia.............................................. 283 Medes ............................................................. 331 Meer...... 21/57, 24/67, 35, 42, 63, 87, 91–92, 109, 186, 188, 194, 201–202, 209, 211, 235, 285, 294, 298–299, 363, 366/111, 415, 432, 441–442, 449, 467 Meer, Schwarzes ...................................... 42 Meer, Kaspisches ................................... 332 Maiotis ................................................... 332 Megarer...................................................... 102/11 Mehmed II. ..................................................... 465 Melos .............................................. 107, 145, 153 C. Memmius ................................................... 319 Memnon ...................................................... 44–45 Memphis ....................................... 64–65, 67, 238 Menander Protektor ........................................ 463 Menander Rhetor .............................................. 74 Menschenfreund ........ 380, 413, s.a. Philanthropie Menschengeschlecht ....... 21/57, 74/6, 82, 91, 449 Menschenleben ............................. 73, 81, 89, 324 Mérida............................................................. 490 Meroe...................................................... 333–334 Mesopotamien ............................................ 23–24 Messias ................................................ 79/44, 482 Metapher ................................................... 57, 432 Methode, diplomatische ..... 100/6, s.a. Diplomatie Milde................ 388, 413, 417, 419, 461, 470–471 Militär ... 11, 13–45, 18–24, 26–34, 42, 44, 46, 49, 55, 57, 73/1, 77/28, 79–80, 87, 101, 103, 106, 109, 117, 136–137, 139, 161–162, 164–165, 169–171, 183–191, 208–209, 233, 236–238, 241, 243, 247, 259–262–270, 272, 280–289, 301, 303–304, 306, 308–312, 321, 324–327, 362, 365, 367, 379–381, 387–389, 401–411, 415, 421, 427–431, 434, 441–444, 459, 465, 489–490, 493, 495 Militarismus .................................... 304, 306, 311 Milvische Brücke, Schlacht an der ................. 491 Cn. Minicius Faustinus ................................... 296 Minoa (Amorgos) ........................... 145, 153–154 Mischwesen ................................................ 48–49 Misserfolg .................. 21, 31, 35, 77, 83, 463, 477 Mithradates VI. ............................... 161/2, 184/13 Mitleid ............................................ 133, 468, 470 Mittelalter .. 33, 35, 350, 352, 360, 388, 465, 489– 508
Sachen, Orte, Personen Mnasalkes von Sikyon ............................ 184, 199 Moesia inferior ....................................... 282, 292 Mohammed I. ................................................. 498 Moiragenes ..................................................... 137 Molon ............................................................. 163 Monarch........ 12, 19–20, 26–29, 33–34, 107, 110, 236, 239, 242, 382, 392, 478 Monarchie/Alleinherrschaft ..... 11–13, 15, 17–18, 20–21, 27, 33–34, 78, 84, 104, 109–110, 129–142, 161, 172, 183, 231–232, 260, 303, 306, 312, 381–386, 388–390, 392, 394–396, 402, 436, 439, 457–458, 474, 482–484, 489–499 Haltung, antimonarchische..................... 104 Ideal, monarchisches ....26, 73–94, 104, 129, 209, 232, 305, 312, 322–323, 380, 387–388, 401–403, 408–409, 430, 477, s.a. Herrscherideal Monarchie, altorientalische ...................... 20 Monarchie, hellenistische...... 12–13, 18, 21, 27–28, 110, 129–130, 138–139 Monokratie ..........................30, 34, 264–270, 272 Monopolisierung...... 21/55, 23, 30, 269, 272, 310, 383 Monotheismus ..................... 77/30, 386, 474, 493 Monument...... 16–17, 22/59, 26, 53–69, 146, 159, 239–240, 271, 277–285, 288, 290, 294, 296, 306–308, 320, 322–323, 327–328, 360/68, 366, 368/119, 404, 465 Monumentalarchitektur .... 53–69, 56, 403/5, 408 Mord, dynastischer 12/8, 131, 134, 139–140, 163, s.a. Dynastie Moses...................................................... 386, 388 Mouseion ................................................ 146, 159 Mozaraber ............................................... 490, 495 Mula................................................................ 508 Multipolarität ................................ 23, 27, 99, 105 Münze ..... 19/46, 22/59, 28, 34, 87, 161–178, 209, 220, 236, 242–243, 245, 272, 277–315, 356, 365, 383, 404, 408, 425–456 Bronzemünze ... 28, 161, 164–165, 170–174, 178, 429, 432–433, 436, s.a. Münze Goldmünze ....... 28, 161–162, 169–170, 444, 450, s.a. Münze Münze, baktrische .................. 163, 165, 174 Münzbild .........................425–427, 436–437 Münzbotschaft ............................... 426, 428 Münzdarstellung ............................ 356, 430 Münzlegende... 42, 366, 426, 428–430, 432– 436, 438–439, 442–444 Münzmeister .......................................... 426
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Münzporträt.............................. 12, 435–436 Münzprägung . 20–22, 29, 31, 161–162, 166, 171, 174, 289, 357/48, 364, 403/5, 408, 425–456 Silbermünze .....28, 161, 163, 174, 237, 408, 426 Murcia............................................................. 495 Mursa, Schlacht bei .................. 404, s.a. Schlacht Mūsā ibn Nuṣair.............................................. 495 Muslime ...........................474, 489, 494–496, 507 Mutina............................................................. 337 Mylae .............................................................. 278 Mythologie/Mythos ... 29, 74/6, 168, 170/62, 183, 187, 425–427, 432, 435 Nachahmung ....................210, 246, 387, 436, 451 Nachfolge....... 12, 25, 27, 42, 46, 84, 132, 141/33, 174, 213, 237, 247, 259, 266, 272, 278–279, 359/62, 383–384, 387–389, 402–403, 406, 409–410, 441, 458, 464, 473, 492, 494, 496–497, 503 Naher Osten ............................................ 209, 214 Narbonne ................................................ 297, 505 Narmer .............................................................. 69 Narrativ ..................................................... 59, 320 Narrativität ...................................................... 267 Nasriden .................................................. 489, 498 Naukydes ........................................................ 357 Naulochos, Schlacht von................. 320, 328, 337 Nazarius .................................................. 429, 446 Neapel ............................................. 235, 244, 327 Necho I. ............................................................ 62 Nektanebos ....................................................... 63 Neptun ............................................ 278, 290, 328 Nero .. 19/46, 22/59, 264, 267, 279–280, 289, 300, 303, 305, 350/10, 357–358, 364/101, 366, 368, 426/9 Nerva ...... 264, 281–282, 293, 296, 305, 309–310, 361/76 Niederlage.... 23–24, 34, 44, 91, 103, 188/33, 294, 395, 401, 463–464, 492 Niederschlagung ..........19–20, 240, 349, 402–403 Nikaia, Konzil von .................................. 385, 393 Nikator .............................................................. 20 Nike ...... 161–165, 171, 211, 218, 231/4, 442, 444 Nikephoros.........................20, 162, 232, 466, 476 Nikokles, König von Salamis ...................... 87/76 Nikomachos ....................................... 358, 363/95 Nikomedes II., Bithynischer König ............... 12/8 Nikomedia .............................................. 428, 436 Nikolaos von Myra ......................................... 235 Nikopolis ........................................ 278, 290, 493 Nil ......... 24/66, 192, 196, 324, 332, 357, 362–363
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Sachen, Orte, Personen
Nildelta .......................................... 168, 186 Nitokris, Adoptionsstele der ....... 67–68, s.a. Stele Nominal ....................... 171, 408, 426, s.a. Münze Nomos .................................................... 432, 448 Noricum .......................................................... 292 Norm..................................................... 19–20, 23 Normativität.................................... 140, 390, 402 Notwendigkeit ........ 11–12, 14, 19, 26–27, 34, 41, 76, 78, 80, 86, 88/77, 89, 166, 208, 277, 379, 391, 393–394, 401, 409, 415, 417, 419, 426, 438, 472 Novae.............................................................. 292 Noviodunum ................................................... 379 Numidia/Numidien ....... 297/7, 284, 286/42, 292– 293, 297, 354 Numismatik ...... 34, 161, 303–304, 306, 310, 383, 404, 433/43, 443, 446, 449, s.a. Münze Octavian.............................................. s. Augustus Odrysen .......................................... 183, 190, 201 Öffentlichkeit 12/8, 14–15, 24/70, 47, 82–83, 111, 135, 192, 226, 238, 247, 261, 264, 267, 277–278, 280–281, 357, 366, 380, 383, 389, 411/38, 413, 426, 429–430, 434 Oinanthe ................................................. 137, 139 Oinochoe ................. 166–167, 245, 247, 252–253 Olivenzweig .................................... 221, 311–312 Olybrius .......................................................... 439 Olymp ............................................. 188, 234, 333 Olympia .................................................. 357–359 Ökonomie ...................................... 14, 21, 186/23 Ökumene ........................................ 387–388, 395 Oniadendynastie ............................................... 78 Opfer... 53–55, 58, 64–68, 77, 168, 212, 218, 226, 245–246, 288–289, 366–368, 428, 436, 446–447, 483 optimus princeps ............................................. 389 Opulenz ...............................30, 32, 231, 242, 271 Ordnung ....... 16–17, 22, 24/67, 33–35, 54, 59, 78, 105–106, 110, 122, 186, 192, 208, 210, 225–226, 241, 261, 264, 266, 271–272, 351, 353, 362, 381–384, 386–388, 390–392, 418, 435, 445, 461, 489, 493–499 Organisationsform .......................................... 109 Orient ..............................26, 42, 141/33, 209, 495 Orihuela .......................................................... 508 ornamenta triumphalia ............271, 282–283, 296 Orthodoxie ... 259/1, 389, 393–394, 396, 463, 493, s.a. recta fides Osiris ...................... 62, 68, 171/65, 226, 324, 324 Ossigi ...................................................... 285, 298 Ostgoten........................................ 462, s.a. Goten
Ostrom ... 35, 413, 457–484, 493, s.a. Byzanz, s.a. Rom Otho .............. 22/59, 289, 299–301, 305–306, 311 Ovid ........................................ 323, 336–340, 367 Pakt ................................................. 494, 506, 508 Palast...... 43, 64, 131, 136–138, 141/33, 192, 349, 366, 389, 405, 409–411, 470, 473, 489, 498, s.a. Residenz Palastkaisertum .......34, 389, 401–402, 405– 406, 408–411, 421, s.a. Kaisertum, Residenzkaisertum Palästina .......................................... 284, 298, 474 Pan .......................................................... 164–165 Panaitios ...................................................... 76/23 Panegyrik ....... 19, 29, 33–34, 74, 101/9, 103, 120, 387, 401–424, 426–428, 431, 434, 441, 443, 445–447, 471, 476–478 Panhellenismus .........76, 100–110, 114, 119, 146, 181/1 Pankration ............................................... 240, 250 Pannonien ............................................... 264, 430 Panzerstatue .................... 21, 272, 361, s.a. Statue Papst ....................................................... 350, 493 Parade .................................... 209, s.a. Prozession Parthenokles.................................................... 359 Parther.............. 264–268, 289, 293–394, 334–335 Parthersieg...................................... 260, 365 pater familias .................................................. 392 Patraos ....................................................... 165/29 Paulos Silentiarios .......................................... 467 Paulus ............................................. 384, 444, 501 Pausanias ........................................................ 358 Pax .......... 19, 22, 31–32, 279, 284, 288–291, 297, 300, 303–315, 320–326, 328, 330–331, 333, 338–345, 350, 352–353, 355–357, 360–362, 364, 366–368, 382, 391–392, 472, 492 pacare ............... 31, 285–288, 298–300, 310 pacator ............ 286, 298–300, 312, 383, 387 pacator orbis .......................... 286–287, 312 pacis aeternae propagator ..................... 287 Pax Achaemenidica ...................... 25, 41–50 pax aeterna......... 23/61, 284–286, 297–298, 338, 364 Pax Augusta .......31, 42, 279, 283–285, 291, 296–297, 310, 320, 326, 364, 368, 385–386, 391, 498 Pax Christina .......................................... 386 Pax Claudiana ..................................... 24/66 pax orbis terrarum .............................. 22/59 pax Romana .....16, 267, 271, 320, 327, 342, 435, 493
Sachen, Orte, Personen perpetua pax .................................... 31, 285 Pazifismus.... 14, 28, 53, 60, 73, 76–77, 79, 87/75, 90/83, 101, 306–308 Peloponnesischer Krieg ........... 99–101, s.a. Krieg Pelusion .......................................................... 134 Pergamon ......................... 144, 146, 349, 357, 362 Perikles ........................................... 101/9, 105/22 Persepolis.............................................. 41, 45–48 Perser/Persien ....... 18, 25, 41–51, 58–59, 99–101, 103–105, 107–108, 115, 198, 210, 221, 225, 294, 335, 344, 403–405, 432, 444, 447, 462–467, 471, 476–478, 480, 482–483 Perserkrieg ... 87/74, 101, 106, 113, 117, s.a. Krieg Persisch ............................................ 29, 480 Perseus ................................................. 82, 141/32 Personifikation ..32, 76, 109/38, 161, 174/90, 231, 259, 356, 366/112, 425, 431, 442 Pest ................................................................. 464 Peukolaos........................................................ 174 Pferd ........... 48, 93, 111, 117, 139, 161, 165, 196, 220, 235, 239, 248, 360/74, 415, 420, 431, 465, 467, 476, 501–502 Pflicht, religiöse .............................................. 210 Pharao ................... 18, 26, 55, 60, 232/6, 240–241 Phidias .................................................... 357, 361 Philammon...................................... 134, 139, 224 Philanthropie.......... 380, 386, 419, s.a. Menschenfreund Philetairos ............................................... 162, 184 Philipp II. ....... 15/26, 25, 27,101/9, 104–108, 110, 114, 116–119, 189–190, 200, 235 Philipp III. Arrhidaios........ 63, 108, 122, 189–190 Philipp V......... 23, 75, 85–86, 130, 134, 144–145, 183–184, 188–190, 200–201 Philippi, Schlacht bei ..................... 337, 341, 365, s.a. Schlacht Philodem ............................ 11/4, 75, 83/61, 85/65 Philokratesfrieden .................. 106/23, s.a. Frieden Philometor ...................................................... 145 Philon von Alexandria ............... 23, 77–78, 90/81 Philosoph/Philosophie ..... 16, 18–19, 74/5, 88/78, 90/81, 104, 107, 113, 191, 360, 379–381, 386–387, 413, 415 Phokas ............................................................ 474 Phokis ............................................................. 105 Phönix............................................. 436, 438–439 Phönizien ................................................ 225, 244 pyhlax tes eirenes 103/16, s.a. basileus eirenophylax, eirenophylax, defensor pacis Pi(anch)y, kuschitischer Herrscher . 59, 61, 63–65 Pietas ............................... 322, 362, 389, 446, 505
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Plastik .......................... 29, 238, 247, 360, 363/94 Großplastik ............................... 29, 246–248 Kleinplastik .............................. 29, 231–253 Platon ........................... 88/78, 100, 110, 380, 418 Platonismus..................................................... 386 M. Plautius Silvanus ....................................... 282 Ploutos ......................................................... 231/5 Plünderung ....... 25/72, 44, 93, 197, 260, 262, 416, 504–505 Pluralismus, innerchristlicher ................. 393–396 Plutarch ........................... 101/9, 188/33, 233–234 Polis 16–17, 20/50, 24,27, 99–122, 143, 187, 202–203, 211–212 Politik ....... 14, 18–20, 23–24, 31, 33, 35, 44, 101, 103–104, 106, 108/31, 139, 171, 174, 185, 261–262, 267–268, 363–364, 367, 379, 390, 394–395, 405, 427, 439, 463/18, 471 Polizei .................................................... 14/17, 19 Polybios ........14, 73/1, 75, 77, 82–83, 85/68, 130, 133–140, 144–145, 207, 213, 236, 243 Polyklet ................................................... 241, 358 Polyperchon ............................................ 108, 149 Polytheismus................................ 77/30, 384, 386 pomerium ......................... 268, 308, 365, 368/118 pompe ........... 17/43, 29, 207–226, s.a. Prozession Pompeius ........................ 13/13, 260, 269, 271/64 Theater ............................................ 366/111 Pontos ........................................ 197, 268/53, 344 Poroi, Werk des Xenophon.......... 14, 102/10, 143 Poros-Münze................................ 161, s.a. Münze Porträt ......... 12, 30, 165, 169, 171–172, 231–247, 252, 272, 359–361, 368, 384, 426/5, 431, 435–436 Poseidippos .......................... 181–186, 198, 231/2 Poseidon ......... 121, 162–163, 169, 183, 186, 198, 202–203 Poseidonios ..................................................... 243 Praeneste ................................................. 284, 297 Praxiteles ........................................................ 359 Prestige ........................................... 181–182, 404 Priester, ägyptischer ............. 86, 93–94, 209, 218, 222/40, 224–226 Priesterin ...................................... 58/36, 218, 246 Princeps/Prinzipat ..23, 85/65, 259–275, 278, 281, 286, 288–289, 329–330, 364, 366–368, 383–385, 388, 395, 411–412, 425, 430–431, 458, 471, 482, 490–493 Prinzip, dynastisches....................................... 132 Prinzip, göttliches ....................................... 26, 54 Prinzip, kosmisches .......................................... 54 Priscus Attalus ........................................ 433, 439 Priskos ................................................s.a. Krispos
544
Sachen, Orte, Personen
Privileg/Privilegierung .........30, 45, 210, 247, 392 Probus ......................................283, 295, 300, 403 Procopius, Gegenkaiser .................................. 379 procurator Belgicae et duarum Germaniarum ..... ............................................................... 287 profectio...................................431, 441, 444, 447 Prokonsul ........................................ 262, 286–287 Prokopios von Gaza ........................ 431, 447–448 Prokop, Historiker .............. 15/26, 357, 361, 462, 465–466, 468 Propaganda ..... 21, 26–27, 80, 101, 143–144, 146, 187/26, 213, 263, 267, 271, 381, 426, 458, 483, 489, 494 Propertius.................................325–326, 331, 333 Prophet...... 79, 195, 224, 385, 387, 473, 494–497, 508 Prosperität ................ 24/66, 28, 46, 143, 161, 166, 170–174, 190/41, 303 Protogenes ......................................... 358, 363/95 Provinz....... 13/13, 23, 31, 49, 262, 269, 279–280, 282–289, 291–292, 295–300, 346–347, 412, 425, 427, 429–430, 433, 441, 460–461, 474, 505 Provinzialbevölkerung ........................... 269 Provinzialisierung ....................... 13/13, 268 Prozession .. 17, 22, 29, 64, 109/38, 190, 207–226, 367–368, 372, s.a. pompe Prusias II. ....................................................... 12/8 Psalm ................................................................ 78 Psametik I. ............................................ 58, 62, 67 Psametik II. ....................................................... 62 Pseudo-Libanios ............................................. 235 Ptolemaïs (Hermiu)......................................... 132 Ptolemäer:innen ... 17/43, 29, 109–110, 1129, 132, 144–146, 163, 166-168, 171–172, 174, 181, 184–188, 207–226, 234, 238–239, 241, 246, s.a. Lagiden Hof, Ptolemäischer ... 146, 181, 207, s.a. Hof Ptolemaieia ...................... 166–168, 207, 211, 238 Ptolemaios I. .19, 75/15, 85/65, 109/38, 132, 143– 144, 166/33, 170/62, 236–237 Ptolemaios II. ..... 13, 17–18, 29, 109/38, 166, 168, 170/62, 175, 185–186, 190–193, 195–196, 207–226, 237–245, 249–251 Ptolemaios III. .. 13, 131–132, 144, 169, 176, 213, 222–226, 240–244, 250–252 Ptolemaios IV. ... 27, 82, 130–141, 145, 167, 169– 170, 176, 242–243 Ptolemaios V. ... 12, 131, 134, 169–170, 177, 240, 250 Ptolemaios VI. .............................. 12/8, 18/44, 83
Ptolemaios VIII. Physkon . 12/8,145, 170/59, 243, 251 Ptolemaios IX. ................................................ 243 Ptolemaios X...................................... 170/59, 243 Ptolemaios X. Alexander I. ..................... 238, 249 Ptolemaios XV. ............................................... 236 Pulcheria Augusta ................................... 444, 451 Pupienus ...................................................... 425/2 Pydna, Schlacht von........................................ 146 Pyrrhos..... 76/21, 80/55, 145, 153–154, 184, 199– 200 Pythokles ........................................ 358–359, 370 Quaden ............................................................ 437 Quadriga ...................................... 22/59, 163–164 Qualität, militärische............... 241, 365, 387, 430 quies 19, 382, s.a. Ruhe Qumran ....................................................... 79–80 Qur'ān ............................................................. 507 Rache ....... 107–108, 138–140, 388, 483, 491, 501 Ramses II. ............................................. 55–56, 60 Rätien ...................................................... 287, 292 Raphia, Schlacht von ...................... 132, 169–171 Raubvertrag .......................................... 75, 86–87 Raubzug ....................................................... 13/13 Ravenna .......................................................... 443 Re......................................... 57/33, 60–65, 67–68 Recht ....... 18, 41, 54, 75, 82–83, 86–87, 107, 195, 434, 462, 472, 481, 494 Rechtfertigung ... 14, 20, 75, 82, 86/73, 88/78, 90, 405–408, 410–411 Rechtgläubigkeit ................33, 388–389, 394–395 Rechtsetzung ................................................... 460 Rechtsordnung ............................................. 13/13 Rechtsprechung............................. 54, 78, 85, 350 recta fides ..... 389, 392, 394–395, s.a. Orthodoxie Rede 59, 63–64, 66, 74, 90/81, 101/9, 104–105, 108/31, 114–115, 133–134, 379–381, 401, 406–410, 413, 415, 417–421, 426, 430–431, 461, 464, 471–472, 478, 490–491 Reform .............................................. 46, 270, 387 Reich ................ 13/13, 23–24, 29, 41–48, 99, 101, 104–105, 168, 207–226, 236, 259, 269, 271, 278, 287, 364, 382–386, 391–392, 401, 404–407, 415, 426, 433–436, 444–445, 458–461, 471–474, 483, 493 Reichtum.... 11, 19, 115, 143, 185, 187, 191, 195– 197, 211–212, 231, 237–238, 242, 246–247, 436 Reiter .. 30, 50, 232–235, 239, 241, 248–249, 415, 419, 430, 436, 444 Reiterstatue .......235, 271, 464–465, 471/52, s.a. Statue
Sachen, Orte, Personen Relief .... 25, 41–43, 48–49, 68, 166/32, 219, 240– 241, 363/94, 365, 367–368, 373 Religion ............... 100, 261/8, 367, 393, 493–498, 507–508 Buchreligion........................................... 494 Religionskrieg ....................... 483, s.a. Krieg Reliquie .......................................... 451, 491–492 Remus ............................................. 331, 334, 367 Reparationszahlung ..................................... 17/41 Repräsentation ........ 11, 17, 25–27, 31–35, 53–69, 73, 78, 131, 187, 211–212, 232, 270–272, 310, 365, 368, 383–384, 394–395, 403–404, 409, 457–484, s.a. Selbstdarstellung Res gestae . 21, 271, 279, 285, 306, 309, 322, 328, 366, 401, 426/9, 494 res publica ................................................ 34, 459 Residenz ........ 42, 48–50, 65, 497–498, s.a. Palast Residenzkaisertum ..... 34, 389, 401, 406 s.a. Kaisertum, Palastkaisertum Retter ............... 78, 86/71, 91, 225, 231, 380, 385, 407, 419 Reziprozität..................................................... 140 Rhetorik ........ 21–22, 74, 101/9, 103/15, 107, 210, 235, 320, 380, 383, 390, 394, 407, 410, 418, 421, 437, 440, 492 Rhodos ............................ 75/15, 188/34, 207, 345 Risiko... 21, 34, 265, 267, 401, 404–405, 410, 506 Ritterstand....................................................... 403 Ritual .............. 22, 27, 35, 54, 131, 139, 212–213, 263, 442 Ritus, altspanischer ................................. 489–490 Rivalität .......................................... 101, 137, 208 Rom .. 16, 18, 21–24, 31–32, 34, 74, 82, 130, 213, 259–264, 266–267, 271, 277–278,281–285, 288–289, 291, 294–301, 303, 326, 344, 349–373, 379, 381, 383–384, 403–404, 409, 425, 427–428, 430–434, 436–439, 442–445, 447–448, 461 Römer ... 13/13, 17/38, 82–83, 213, 263, 362–363, 367, 380, 385, 420, 443, 462–463, 473, 483, Römische Republik.. 16-17, 30, 32 213, 259–264, 267, 269, 272, 319–346, 350, 358, 363, 402, 458 Römisches Reich ........... s.a. Imperium Romanum Roma, Göttin .................................................. 432 Romulus (Quirinus) .................297, 331, 341, 367 Rotthof ............................................................ 292 Rückzug .................................................. 404–405 Ruhe.......... 34, 41–47, 49, 53, 113, 184, 192, 199, 239, 298, 385, 390–392, 418, 435, 442, 446, s.a. quies
545
Ruhm . 91–92, 117, 120, 183, 185, 191, 194, 200– 201, 262/15, 417–418, 472 Rusellae .................................................. 280, 293 Sakralisierung ..................389, 458, 474, 482–483 Sakralkönigtum ..................... 491–492, s.a. König Säkularfeier..................................................... 436 Salamanca ....................................................... 503 Salamis, Zypern ........................................ 44, 162 Salamis, Schlacht von ...................... 162, s.a. Sieg Salomo ................................................. 93/89, 492 Salus ................ 322, 339, 416, 428–429, 472, 492 Sarapis/Serapis.... 167–168, 170–171, 360/73, 363 Sarmaten .................. 265, 282, 294, 296, 429, 437 Sāsāniden ........................................ 465, 474, 483 Satrap ............................................... 44–45, 100/7 Saturn...............................289, 332–333, 341, 435 Satyr................................................ 211, 218–220 Saul ................................................................... 78 Schabaqo................................................ 57/28, 61 Schapur ........................................................... 379 Schebitqo .................................................... 57, 61 Schiedsgericht................................................. 110 Schiedsrichter ......................................... 103, 413 Schiedsspruch ............................................ 107/27 Schiedsverfahren..................................... 100, 106 Schiff .. 86, 162–163187, 192, 201–202, 379, 438, 441–442 Schild . 193, 195–196, 199–200, 220, 238, 352/23, 415, 419–421, 439–440, 442, 444, 470, 479–480, 501–502 Schild, galatischer ..................... 170/62, 184 Schild, makedonischer ........................... 165 Schismatiker ................................................... 392 Schlacht ...... 43, 86, 132, 161, 164, 191, 236, 263, 365, 401, 404, 408–409, 431, 440, 442, 478, 491, 495 Schlachtfeld......30, 188, 209, 236, 239, 241, 247, 265, 380, 389, 395–396, 403, 413 Schlachtenfries ....................................... 271 Schlachtenhelfer .................. 79, 169, 171/65 Schlange .......... 218, 355, 427, 433–434, 445, 449 Schlichter .................................. 82, 144–145, 198 schola medicorum ........................................... 360 Schonung ............................ 80, 89, 380, 417, 471 Schriftzeichen ................................................... 53 Schutz ......... 13–14, 19, 29, 34–35, 44–47, 55–57, 61, 63, 67–68, 80, 86, 100/6, 106–109, 131, 137–140, 182–187, 194, 198, 210–212, 231, 246, 285, 361, 407, 409, 412, 427–428, 434, 440, 468, 471, 489, 493–494, 501–502 Schutzbefohlene ....................... 35, 494–495 Schutzbrief ............................................. 508
546
Sachen, Orte, Personen
Schutzgottheit .... 29, 182, 198, 384, s.a Gott Schwarzmeergebiet ................... 42, 344, s.a. Meer Schwert ......... 50, 55, 79/44, 93, 196, 233, 244/62, 391, 415, 417, 420, 467, 470, 502 Schwur ............................................................ 106 Seebund, Zweiter Athenischer .. 102/13, s.a. Bund securitas.... 19, 288, 311, 315, 432, s.a. Sicherheit Segen ......................... 35, 195, 491–492, 501–502 Selbstbeschränkung ..................................... 81/56 Selbstdarstellung..... 11, 15–16, 18–20, 22–23, 27, 29–31, 33–34, 73–74, 77, 109, 130, 181– 203, 208–209, 213/34, 247, 268, 270–272, 388, 402–405, 409, 411/38, 425, 457/1, s.a. Repräsentation Selbstmord ...................................................... 266 Selbstverteidigung ...................................... 80, 90 Seleukeia am Kalykadnos ............................... 295 Seleukeia am Tigris ................... 164–165, 171/66 Seleukiden/Seleukidenreich ...... 13/13, 28–29, 75, 163–165, 168–169, 171–174, 208, 210–214, 239, 440–442 Seleukos I. ..........................162, 164/21, 175, 213 Seleukos II. ............................................. 164–165 Seleukos IV. .............................................. 164/21 Seleukos VI. .............................. 163/18, 172–173 Seleukosroman................................................ 440 Semantik ..............................32, 34, 260, 403, 407 Senat/Senator/Senatorenstand ..... 21, 34, 83, 261– 263, 265–266, 270–271, 281–283, 290, 294–296, 328–329, 340–341, 344, 368, 379–381, 403, 406, 415, 419, 427–428, 433, 467, 475–476 Septimius Severus...... 23–24, 284/32, 286, 304/4, 350, 353, 355–358, 360, 363, 368 Serapis ................................................. , s. Sarapis Serravalle Scrivia/Libarna .............................. 296 Seth ................................................................. 240 Severer ............................................................ 280 Severus Alexander ........23, 281/19, 288, 425, 447 Sicherheit . 13, 19, 22–23, 25, 76/24, 80, 103, 105, 111, 139–140, 283, 288, 363, 405, 418, 432, 434, 443, 471/53, 494–495, 502, s.a. securitas Sicherung ..... 13/12, 27–28, 43–44, 49, 78, 90, 92, 168, 171, 174, 186, 241, 246, 300/62, 363, 394, 430–434 Sieg ..... 23, 80, 106, 161–165, 174, 208, 211–212, 231, 236–237, 239–241, 246, 365–367, 379–381, 384–390, 395, 403–404, 407–409, 418–420, 428–429, 431–435, 439–444, 466, 470–471, 480, 489–508 Siegesdarstellung ........................... 163–164
Siegesdenkmal .......281, 290, 294–295, 349, 417–418 Siegesnamen ............... 31, 265, 271, 408/30 Siegesstele des Pi(anch)y ... 59, 63, s.a. Stele Sieghaftigkeit .... 11, 13, 17–21, 23, 28–30, 34–35, 60, 73/1, 76, 78, 80, 129–142, 161–178, 181–203, 259–275, 280–283, 294, 362, 387–388, 408/30, 464–465, 468, 489, 496– 499 Sieger ...... 21–22, 28, 30, 44, 50, 64, 85, 111, 168, 189/35, 191, 232, 241, 259, 263–266, 269– 272, 280–283, 294, 408, 442, 460–461, 469/18, 481, 490, 498 Siegernamen .... 22, 280–281, 293–294, 407– 408 Siegertitel ............................................... 460 Siegelkunst........................................................ 43 Silber....... 60, 65–66, 93, 131, 219–222, 295–296, 430, s.a. Münze Silene .............................................. 211, 218–220 Simon, Hasmonäer ................................ 78, 91–92 Sirmium .......................................................... 438 Siscia.......................................... 432/40, 441, 450 Sizilien .............................187, 202, 278, 290, 337 Skepsis, Troas ...................... 17/42, 143, 147, 210 Sklaven ..............................88, 259, 285, 298, 508 Skylla ...................................................... 358, 363 Skythen ............................................... 41–42, 331 Slawen ............................................................ 474 Sol........................................................... 432, 441 Soldat 20, 22, 27–28, 31, 43, 80, 84, 89, 134–136, 139–140, 161, 164, 168, 188, 212, 235, 247, 259–260, 277, 282–283, 295, 363, 392, 401, 404, 406, 412, 414–415, 427, 429–430, 436–437, 440, 442, 449, 459–460, 472, 477–479, 482–483, 492 Soldatenkaiser ... 23, 403, 410, 421, 427, 442–443, s.a Kaiser Söldner........ 44, 80, 117, 145, 185–186, 190–192, 239/37, 242/55 Solon ................................................................. 15 Sonne .............................................................. 384 Sosibios..................................... 82, 131–135, 139 Soteria ........................................................ 166/33 Souveränität ............................... 107, 269, 437/73 Spanien/Spanier ......... 35, 262, 298, 366, 489–508 Sparta ............ 99, 101, 104–107, 109, 190/40, 418 Spätantike ........ 33–34, 273, 350/9, 353, 379–396, 401–402, 425–451, 457/1, 478, 482–483, 489–508 Speer ....... 13, 30, 50, 75, 161, 165, 186, 193, 197, 199–200, 233, 235, 237–241, 245, 248–249,
Sachen, Orte, Personen 259, 414–415, 419, 431, 436, 441–442, 444, 449, 470 spolia opima ................................................... 263 Staatlichkeit ................................................... 74/6 Staatsrecht............................................... 264, 382 Staatswohl....................................................... 464 Stabilität.... 53, 102–103, 107, 110, 132–133, 260, 438–439 Stadt ............ 11, 14, 22, 27–29, 34, 63–64, 81–82, 91–93, 101–110, 114–119, 121–122, 132, 135–137, 139–140, 144, 172–174, 187, 189, 193–196, 203, 209–210, 212–213, 217, 221, 231–236, 242, 259, 264–268, 271–273, 278–285, 289–290, 295–296, 354–355, 364–366, 381, 389, 403, 415, 419, 425–435, 439, 441–447, 465, 470, 476, 481–482, 495, 497–498, 508 Stadtstaat .................................. 99, 107, s.a. Polis Standarte ......................................... 334, 429, 439 Standbild ............... 167, 220, 464–465, s.a. Statue Stasis..........................................99–100, 112, 210 Statius ............................................. 327, 342–344 Statthalter... 31, 270, 279, 283, 286–288, 295, 300 Statue ... 21, 24/66, 30–31, 59, 159, 162, 166–168, 184, 211, 218, 220, 226, 233–242, 244–245, 247–248, 271–272, 278–280, 282–284, 287, 291, 295, 297, 299, 328, 345, 351, 356–363, 370, 419, 433, 465, s.a. Standbild Stellvertreter ...................... 33, 231, 384, 494, 496 Stern................... 48, 217, 221, 226, 429, 432, 435 Steuer .......................................225, 244, 494–496 Stier ......................... 57, 60–61, 63, 224, 432, 448 Stiftung, euergetische .....16, 28 s.a. Euergetismus Stilicho............................................ 410–411, 421 Stirnband ................................................ 237, 241 Stoa ................................................ 15/26, 74, 386 Stratege/strategos ...78/38, 103/16, 108, 117, 121, 154, 169/52 Streit ......... 77/30, 84, 90, 197–198, 385, 392–394 Streitigkeit ........ 27, 33, 82, 103/16, 106–107, 110 Stylis .................................................. 161, 164/21 Sueben .................................................... 282, 296 Sueton ............................................. 243, 264, 281 Sugambrer....................................................... 334 Sulla ........................................................ 262–263 Sünde ............................... 101, 391, 393, 464, 473 Susa .............................................. 46–47, 59, 175 Symbol..... 28, 30, 55, 109/37, 146, 166, 168–174, 208, 211, 214, 231/5, 236–238, 242, 246, 311, 322, 326, 384, 428, 430–432, 434/54, 438, 444 Symmachus..................................... 407–408, 416
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Sympolitien.................................................. 100/7 Symposion ............................ 73–74, 81, 135, 182 Synesius, Bischof............................................ 387 Syrakus ................................... 103–104, 162, 193 Syria Palaestina....................... 283, 285, 295, 298 Syrien..... 13/13, 82, 171, 212, 225, 244, 266, 474, 477 Tachos............................................................... 63 Tacitus, Historiker .................................... 23, 266 Tacitus, Kaiser ........................ s. Claudius Tacitus Taharqo, Stele des..................... 59, 61, 65–66, 68 Tamuda ........................................................... 292 Tanis-Stele ........................................ 66, s.a. Stele Tanutamun .................................................. 62, 67 Tapferkeit... 57, 76, 78/35, 91, 233–234, 413, 429, 501, s.a. virtus Tarsos ............................................................. 287 Tatarlı ............................................................... 43 Tefnachte .................................................... 64–65 Tempel ... 18/44, 33, 53–56, 64–68, 117, 137–138, 184/13, 191, 198–199, 224–225, 240, 279, 283, 290, 349, 364–367, 440, 448 der Venus Victrix ............................ 366/111 des Chnum-Re .......................................... 67 des Ptah .................................................... 67 von Abydos .............................................. 68 von Edfu ................................................... 55 Tempeldekoration .................................... 55 Tempelszene ............................................ 54 Templum Pacis...32–33, 271, 307–308, 346, 349–370 Tempelrolle........................................ 74/5, 79–80 Terrakottasarkophag ................................... 49–50 Territorium... 14, 23, 43–44, 100/6, 109, 145, 186, 198, 213, 268, 306, 309, 312, 344, 381, 404, 474, 503–504 Terwingen ....................................................... 379 Tetrarchie .......... 34, 284, 383–384, 404, 425–431, 435–436, 438–439, 441–442, 446 Teudemir......................................... 495, 498, 508 Thagaste ..................................................... 286/42 Theben .... 56, 58/36, 61, 64, 89, 105–107, 166/32, 203, 234 Themistios ...... 379–381, 386, 406–408, 410, 414, 417–420 Themistokles............................................. 44, 414 Theoderich ................................................. 288/49 Theodosius d. Gr. ..... 19/46, 34, 282, 287/46, 295, 388–389, 401–402, 405, 407–410, 419–421, 432, 438, 442–443 Theodosius II. ................................. 394, 443–444 Theokratie ............................................... 496–497
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Sachen, Orte, Personen
Theokrit ....... 13, 181, 183/11, 185–186, 188–189, 191–194, 231/2, 237 Theologie ......................... 381, 383–386, 388, 393 Theologisierung ................................. 20, 79 Theophanes der Bekenner....................... 444, 451 Theophylakt Simokatta ........................... 464–475 Theorie, politische ................................. 11, 80/55 Thessalien ....................................................... 102 Thessalonike .................................................. 12/8 Thibilis............................................................ 293 Thibursicum Bure ........................................... 292 Thot ........................................... 170/62, 240, 250 Thronname................. 35, 210, 387, 489, 496–498 Thronwechsel ......................................... 132, 134 Thuburbo Maius ..................................... 284, 297 Thukydides .................................................. 100/5 Thutmosis III. ................................................... 55 Tiberios I. ....................................................... 464 Tiberius.......... 23, 77/32, 169, 263–264, 266–267, 270–271, 293–294, 305 Tibullus........................................... 323–324, 330 Ticinum .................411/41, 430–431, 433/46, 446 Tier .. 211, 220–221, 225, 259, 271, 432, 467, 476 Tierfrieden ............................................ 74/6 Tigranes .......................................... 13/13, 173/89 Timaios ............................................................. 75 Timanthes ............................................... 358, 363 Timarchos ............................................... 163–164 Tiridates .......................................................... 289 Titulatur ....... 26, 31, 57, 59, 62/55, 231, 271, 281, 408, 499 Titus ........... 264, 266, 285/35, 305, 307–308, 349, 363–364 Titusbogen ............................................. 365 Titusthermen .......................................... 359 Tlepolemos ..................................... 134–137, 140 Todmīr ............................................... s. Teudemir Toledo ...................... 489–490, 492–493, 503–505 Tolerierung ..................................................... 393 Tradition ..... 12, 18, 26–28, 30, 35, 42, 47, 55, 74, 83/61, 90/81, 94/91, 129, 131–132, 141, 166/31, 184–185, 191/43, 210, 240–241, 260, 262, 266, 323–324, 327, 329, 362, 364, 366, 384, 386–387, 395, 401–403, 405–411, 421, 425, 428, 431, 434, 440, 442–443, 458, 463, 492, 503 Trajan........ 32, 264, 267–268, 270–271, 281, 289, 293, 304–309, 311, 313, 315, 361/76, 403, 426/7 Trajansforum.......................... 281–282, 308 Trajanssäule ................................... 308–309 Traktate peri basileias ................................ 18, 73
Trankgabe ............................................... 188, 226 tranquillitas ............................ 311, 315, 329, 382 Traum ..................................................... 199, 440 Traumstele ........................................ 67, s.a. Stele Treba ....................................................... 286, 299 Treue ..................................92, 106, 136, 409, 494 tribus Succusana ............................. 284–285, 297 Tribut ......................... 17–18, 41, 45–48, 404, 504 Trier ................................................ 407, 436, 446 Triptolemos...... 169–170, 243–244, 246, 252, 324 Triumph ..... 22, 30, 208, 213, 239–240, 246, 259– 268, 271, 281–283, 295–296, 308, 322–324, 332, 336, 338–341, 344–345, 349, 365–366, 380, 386, 388–389, 404, 416–417, 433, 440–441, 460–461, 502 Triumphbogen ........................ 271, 281, 308 Triumphzug . 17, 30, 261, 264–265, 268, 282 Triumphator ...... 23, 261, 264, 440, 460–461, 490, 499 Troia82, 188/32, 327, 335 Tropaion ...................... 20/50, 162–164, 431, 444 Truppen....... 21, 64, 109, 116, 131, 134–139, 264, 269–270, 281, 285, 401, 404, 409, 431, 441–442, 471, 476 Tryphaina ........................................................ 172 tryphe .............................................. 242–243, 246 Tryphon ............................................ 78, 232, 246 Tugend .... 26–27, 30, 34, 76, 85–86, 88, 231, 387, 418, 430, 436, 501, s.a. virtus Tyche ........... 166–167, 171, 173–174, 182/5, 200, 231/3, 246, 442 Stadttyche............................................... 174 Typhoeus (Typhon) ................................ 427–428 Tyrann/Tyrannei ....... 76–77, 85–86, 91, 104, 107, 162, 188, 210, 429, 462 Tyros ............................................................... 108 Überbevölkerung .................................. 74, 81–82 Überfluss.........11, 19, 24/67, 29, 66, 170/60, 195, 208–209, 211–213, 241, 244, 419 Uchi maius .............................................. 280, 293 M. Ulpius Traianus pater ........................... 282/28 ‘Umar I. .................................. 494, 496, 506–507 Umayyaden ..................................... 494, 496–498 Umzug ................................. 29, 211–212, 409/31 Unfrieden ............................................ 42–43, 171 Ungerechtigkeit......................................... 86, 391 Universalität/Universalismus ......... 20–21, 24, 29, 207/1, 211, 304, 380, 385–387, 391–392 Unrecht ... 54, 86–87, 90, 113–114, 285, 391, 420, 461, 491 Unruhe .. 27, 44, 77/32, 84, 132, 134, 137, 186/23, 413, 439
Sachen, Orte, Personen Unterdrückung ................................................ 392 Unternehmung, militärische............ 26, 28–32, 35 Untertanen ...... 12/8, 19, 21/57, 23, 25–26, 28, 30, 41–48, 66, 80–81, 85–86, 88/78, 90/82, 130, 139–141, 144, 182–183, 195/46, 225, 231, 234–236, 238, 241–242, 246, 380, 383, 386, 417, 443, 467, 471–472, 493, 501 Unzufriedenheit .................................. 47, 58, 137 Ursprung .................. 166, 172, 438, 458, 496, 498 Urzustand....................................................... 74/6 Usurpator/Usurpation . 26, 57, 132, 163, 171, 174, 379, 381, 395, 404–406, 409, 428–429, 438, 441, 474, 492, 497 Valens ..... 282, 379–380, 401, 407–408, 417–418, 430, 439 Valentia ............................................. 285/37, 364 Valentinian I. .............. 407, 408/30, 430, 438–439 Valentinian III................................. 429–430, 442 Valerian .......................................................... 281 M. Valerius Messalla Corvinus....................... 324 C. Vallius Maximianus ........................... 279, 291 Vandalen ......................................... 447, 460–461 Velia ............................................................... 350 Velleius Paterculus ......................... 322, 327–329 Venus .. 319, 329, 335, 357, 359/65, 362, 366/111, s.a. Aphrodite Verbündete 28, 100/5, 108, 114, 144 s.a. Bündnis Verantwortung ... 107/27, 137, 139, 381, 383, 391, 411/41, 438, 462–464 Verbrüderung .............................................. 56, 61 Verdienst, militärisches .................... 31, 113, 291 Vereinigung, religiöse................................ 106/25 Verfassung ..... 28, 99, 102/11, 106–109, 118, 203, 263/22, 269 Verfolgung..........................290, 386, 409/32, 414 Vergeltung .............................42, 48, 77, 269–270 Vergil .. 16–17, 291, 320–323, 326–327, 330–332, 380, 426/4, 435–438 Verhandlung ...... 18, 23, 82, 90/81, 105–106, 145, 210, 267, 288, 300, 379–380, 404, 408, 410, 463 Vernichtungskrieg ........................... 79, s.a. Krieg Versammlung . 107, 109, 116, 121, 131, 135, 138, 262, 284, 289, 393, 490 Verschwörer, Verschwörung .................. 468, 470 Versorgung .............. 44, 46, 53–54, 136, 212, 379 Verteidigung ........... 18, 41, 76–78, 80, 88, 90–93, 102/10, 109, 140/31, 168–169, 171, 186, 231, 236, 242, 383, 392, 396, 403, 415–416, 427, 430, 444, 462, 473, 491, 501–502 Defensivstrategie.................... 403–404, 407 Landesverteidigung ...........78, 168–169, 171
549
Vertrag ...... 53, 55–56, 60–61, 75, 82, 86, 90, 100, 103–109, 115, 118, 122, 190/42, 196/47, 379, 415, 437, 450, 462–463, 470, 495–496, 498, 508 Vertrauen 28, 74/5, 109/37, 135, 238, 389, 403/7, 406, 412, 419, 430, 443, 460, 462, 470, 472, 501 Verus.. 265, 280–281, 284, 294, s.a. Lucius Verus Verwaltung ................ 25, 113, 117, 144, 354, 428 Verwüstung............................... 44, 194, 418, 432 Vespasian . 32, 264, 266, 268, 285, 293, 297, 304– 308, 311, 313–314, 327, 349–370 Vesta ............................................................... 331 Vesunna .................................................. 287, 299 Vetranio .................................................. 429–430 M. Vettius Valens ................................... 282, 295 Via Flaminia ................................................... 366 Victoria ....... 22, 32, 280, 284, 289–290, 296–297, 299–300, 305, 309–312, 344–345, 409, 428, 431, 434, 438, 442–444, 447, 451, 492 Victoria Augusta31, 279–280, 283, 291–293 victoriosissimus ...................................... 283 vicus Pacis ...................................................... 364 Vielfalt ..... 27, 30, 32, 99, 247, 271, 383, 392–394 Vierkaiserjahr ................................... 33, 285, 289 Villena ............................................................ 508 virtus ....... 288, 333, 344–345, 362, 430–431, 472, s.a. Tapferkeit, Tugend virtus Augusta ........................................ 288 Vitellius .................................. 285, 301, 304–305 Volk 13, 41, 46, 78–79, 90–93, 137–138, 140, 195, 218, 232, 242, 281, 285, 294–295, 298, 380, 389, 416, 433, 481, 492–493 Volk, erwähltes ........................................ 79 Völkerrecht ....................................................... 53 Volubilis ................................................. 288, 300 Vorzeichen ......... 23, 183–184, 198, 421, 476, 483 vota ......................................................... 283, 289 Wächter.................... 14, 23, 27, 47, 103, 113, 138 Waffe ...... 33, 41, 46, 49–50, 77, 82, 92, 107, 111, 117–118, 122, 136, 164–165, 174, 189, 194, 200, 236, 259, 283, 285, 298, 387, 401–421, 447, 459–460, 466–472 Waffenweihung .. 20/50, 183–185, 199–200, s.a. Weihung Waffenstillstand ............... 77, 143, 184, 196 Wagenrennen, Sieg im .................................... 182 Wahrheitsanspruch ......................................... 383 Wamba ............................................ 489, 492, 496 Weber, Max ... 11, 29, 129–130, 133, 141/33, 265, 382, 390 Wehrhaftigkeit .............................. 11, 30, 80, 165
550
Sachen, Orte, Personen
Weihung .................. 198–199, 286, 288, 364–365 Welt, arabisch-islamische ....................... 494–495 Weltfrieden ... 79, 209/11, 213–214, 320, 322, s.a. Frieden Weltherrschaft ..... 16, 21, 188, 271, 306, 384, s.a. Herrscher, Herrschaft „zu Land und zu Wasser“ 24, 114–115, 118, 121–122, 278, 290 Weltkugel ............................................... 435, 443 Weltordnung ... 26, 54, 56, 58, 362, 384, 387, 489, 493, 496–497, 499 Weltreich .................. 209/11, 211, 271, s.a. Reich Wende, Konstantinische ......................... 381, 395 Wert, kriegerischer ................................. 239, 242 Westgoten/-reich 35, 496, 489–490, 493, 498, s.a. Goten Widerstand, Recht auf .................................... 388 Wiederherstellung ......24, 44, 49, 59, 103/16, 210, 246, 278, 284, 349, 358, 362–363, 392, 432, 435–436, 440 Willen, göttlicher .......................35, 458, 484, 496 Wirken, friedvolles ............................. 28, 76, 174 Wirtschaft .......................................... 104/17, 432 Wohlergehen... 18, 23–24, 42, 103, 139, 231–246, 380, 387, 428–429, 446, s.a. Wohlstand Wohlfahrt......................................... 14, 73/1, 246 Wohlstand .. 13, 19, 28–29, 102–103, 110, 140/31, 143–144, 166, 168, 170–174, 182, 185–187, 193–194, 196, 203, 210–212, 231, 237, 241–244, 246, 429, 434, s.a. Wohlergehen
Wohltat/Wohltäter:in ....14, 23–24, 29–30, 61–62, 73/1, 80, 108, 110, 122, 167/42, 212, 224– 226, 231–252, 417, 448, 461, 464, 468, 471, 481, s.a. Euergetismus Xanthos ...................................................... 245/66 Xenophon.................................. 14, 102–104, 143 Xerxes I. ................................................ 42, 62/55 Yotvata ........................................................... 298 Zeichen ...... 2 8, 53, 138, 163, 169, 173–174, 198, 220, 236, 277–278, 282, 295, 387–388, 395, 433–434, 440, 449, 466, 491–492, 496, 502 Zeitalter, Goldenes ................. 19, 29, 32, 34, 173, 208–213, 247, 322, 326, 341, 363/94, 425– 426, 435–436, 438 Zenon ........................................... 75/15, 389, 394 Zeremoniell........................64, 428, 431, 443, 490 Zeus ..... 24/66, 118, 121, 162–163, 166, 168–171, 173–174, 183–184, 187, 193–195, 201, 234, 358, 380, 428 Zeus Ammon ............................. 168, 170/59 Zeus Liberator .......................................... 24 Zeus Sosipolis ..................................... 76/24 Zirkus.............................................................. 443 Zivil .... 22, 26–28, 32, 34, 76, 140, 262, 362–363, 404, 406, 408, 411, 421, 427–428, 442–443 Zoroastrier ...................................................... 494 Zufriedenheit/Zufriedensein .... 53–54, 57–58, 61, 64–68 Zusammenschluss, religiöser ..................... 102/11 Zypern........................ 44, 104, 145, 225, 244, 262
Kai Trampedach / Alexander Meeus (ed.)
The Legitimation of Conquest Monarchical Representation and the Art of Government in the Empire of Alexander the Great StudieS in Ancient MonArchieS - vol. 7 2020. 363 pages with 9 b/w illustrations € 68,– 978-3-515-12781-3 hArdcover 978-3-515-12783-7 e-book
Within a single decade (334–325 BC) Alexander III of Macedon conquered much of the known world of his time, creating an empire that stretched from the Balkans to India and southern Egypt. His clear intention of establishing permanent dominion over this huge and culturally diverse territory raises questions about whether and how he tried to legitimate his position and about the reactions of various groups subject to his rule: Macedonians, Greeks, the army, indigenous elites. Starting from Max Weber’s “Herrschaftssoziologie”, the 15 authors discuss Alexander’s strategies of legitimation as well as the motives his subjects may have had for offering him obedience. The analysis of monarchical representation and political communication in these case-studies on symbolic performances and economic, administrative and religious measures sheds new light on the reasons for the swift Macedonian conquest: It appears that Alexander and his staff owed their success not only to their
military talent but also to their communication skills and their capacity to cater to the expectations of their audiences. contributorS Tonio Hölscher, Kai Trampedach, Christian Mann, Matthias Haake, Ralf von den Hoff, Shane Wallace, Wilhelm Köhler, Michael Jursa, Maurizio Giangiulio, Manuela Mari, Maxim M. Kholod, Michele Faraguna, Andrew Monson, Alexander Meeus, Hans-Joachim Gehrke the editorS Kai Trampedach is Professor of Ancient History at the Ruprecht-Karls-University of Heidelberg, Germany. Alexander Meeus is Akademischer Rat in the Ancient History department at the University of Mannheim, Germany.
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Paweł Sawinski / Adam Ziółkowski (Ed.)
Germanicus Caesar History and Memory StudieS in ancient monarchieS – Vol. 8 2023. 170 pages with 4 b/w- and 16 col. figs. + 4 graphics € 46,– 978-3-515-13440-8 hardcoVer 978-3-515-13446-0 e-book
The historical memory of the principate is for obvious reasons dominated by the emperors, with one exception: Germanicus Caesar, who, though not a ruler, appears in the sources as if he had been one. Chosen by Augustus as his ultimate heir, the embodiment of the dynastic principle, yet never the emperor; put at the head of one third of the Roman army to reconquer Germania, but recalled before the task‘s completion; the last to hold an imperium which made him almost a co-regent of the emperor, cut short by his sudden death – he reflects like no one the transition of the principate from the Augustan phase to its mature form. Equally significant is the longevity of the memory of his person and the variety of ways in which it was expressed: the only nonemperor commemorated in the Feriale Duranum, he figures on coins struck long after the end of the Julio-Claudians and an edict of his, quoted in a legal text of the 3rd century, appears in the Digesta. To give justice to his memorability, our
contributions approach him in the perspective of not only history, classical philology, art history/ archaeology and numismatics, but also Egyptology and Roman law. the editorS Paweł Sawinski studied history at the Adam Mickiewicz University in Poznań. 2002 PhD in history and 2016 Habilitation with the „Succession of Imperial Power under the Julio-Claudian Dynasty (30 BCE – 68 CE)“. Appointment as professor of Adam Mickiewicz University in 2017. Adam Ziółkowski studied at the University of Warsaw. M.A. in 1973, Ph.D. in 1981 and Habilitation in 1989. First lectureship at the Catholic University of Lublin and since 1988 at the Institute of History (now Faculty of History) of the University of Warsaw. Still teaching as a professor emeritus on a part-time basis, Roman history and historiography, and Rome’s topography.
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Die militärische Sieghaftigkeit gilt in der gegenwärtigen Forschung als wichtiges Legitimationsmittel der antiken Monarchien. Zwar wird dabei oft eine notwendig bellizistische Ausrichtung monarchischen Handelns a priori gesetzt, doch ist der Aspekt der Sieghaftigkeit im Kontext monarchischer Selbstdarstellung entsprechend zu gewichten. Der Band geht der zentralen Frage nach, ob Krieg vorrangig als Mittel zur Herstellung von Frieden oder als Weg zur Aneignung materieller Ressourcen konzeptualisiert wird. Führende internationale ExpertInnen zur antiken Monarchie betrachten
ISBN 978-3-515-13477-4
9 783515 134774
dafür nicht die politische Praxis selbst, sondern deren Repräsentation und Reflexion in verschiedenen Medien und Texten. In den Blick genommen werden die monarchischen Traditionen des Vorderen Orients, das hellenistische Königtum, das römische Kaisertum sowie die Transformation der Spätantike zum Mittelalter. Neben einem darstellenden sowie analytischen Teil enthalten die Beiträge eine Sammlung von zentralen Quellen, die für die zukünftige Beschäftigung mit dem Thema des Friedens in der Antike eine unerlässliche Grundlage bereitstellen wird.
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