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German Pages 365 [368] Year 1887
ELSÀSSISCHE
LITERATURDENKMÄLER AUS DEM
XIV—XVII. JAHRHUNDERT.
HERAUSGEGEBEN
VON
E R N S T M A R T I N UND E R I C H
SCHMIDT.
IV. BAND. A U 8 Q E W Ä H L T E DICHTUNGEN VON WOLFHART BPANOENBERO.
MIT UNTERSTÜTZUNG DER LANDESVERWALTUNG VON ELSA SS-LOTHRINGEN.
STRASS BÜRO. K A R L J. T R Ü B N E R . LONDON. TKÜBNER « COMP. 1597.
AUSGEWÄHLTE DICHTUNGEN VON
WOLFHART SPANGENBERG.
GANSKÖNIG -
SAITL — MAMMONS SOLD —
GLÜCKS WECHSEL.
STRASSBURG. K A R L I.
TKÜBNER
LONDON'. T R Ü B N E K HL rOMI».
G. O t t o ' b
l U ' M î t i - ' h t l r u r k e r p i in D a r r o » t n i t .
VORWORT.
Der
hier
vorliegende IV. Band
der
„Elsässischen
Literaturdenkmäler" hat in dem Herausgeber während seiner Arbeit immer aufs Neue die lebhafteste Erinnerung an den Freund und Fachgenossen hervorgerufen, dem die Sammlung zugeeignet
und
bei
welchem jede
unserer
Publicationen
freundlicher Aufnahme sicher war: an W i l h e l m
Scherer.
Gerade der Dichter, aus dessen Werken hier eine Auswahl geboten wird, ist von ihm mit sichtlicher Yorliebe und ebenso feinsinnig als gründlich behandelt worden. Schon die Geschichte des Elsasses
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317—322, dann die Geschichte der
deutschen Litteratur S. 297. 314 u. a. haben den Humor und die Erfindungsgabe Wolfhart Spangenbergs, seine protestantisch-bürgerliche Richtung, seine nur etwas spiessbürgerlich geratene Nachahmung Fischarts vortrefflich geschildert. Wertvolle Beiträge zu seiner Biographie gab Scherer in den Strassburger Studien 2t 374—378; über seinen späteren Anschluss an die Metrik von Opitz, nachdem er während seiner eigentlich productiven Zeit sich wesentlich mit dem nachlässigen Versbau der Meistersänger begnügt hatte, s. Anz. f. d. Alterthum t, 195. rarische Thätigkeit
Eingehend
sollte Spangenbergs litte-
gewürdigt werden in einer
besonderen
Schrift, für welche Scherer die Dramen selbst bearbeitet, die
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anderen Gedichte Herrn Dr. Otto Pniower überlassen hatt . Im Hinblick auf dies Werk, welches Seherers Mitarbeiter hoffentlich bald veröffentlichen wird, riet Scherer die Einleitung zu dem folgenden Abdruck mehrerer Gedichtc von Spangenberg auf das Notwendigste zu beschränken. Auch die Auswahl dieber Gedichte habe ich noch mit Scherer selbst besprochen. Gern hätte er allerdings den „Eselskönig" abgedruckt gesehen, als dessen Verfasser, nacl d'>n Untersuchungen von Dr. Pniower (a. Gesch. d. Elsasses 3 554), Wolfhart Spangenberg zu gelten hat. Aber es stand der Baum für die zum Abdruck vorbereiteten elsässischen Litteraturdenkmrler überhaupt nur in beschranktem Masse zn Gebote, und so musste dies Prosaseitenstück zum Ganskönig wenigstens vorläufig zurückstehen. Von den Rcimgedichten Spangenbergs, die etwa als lyrisch -didactisch zu bezeichnen wären, ist hier nur der G a n s k ö n i g abgedruckt worden, ein Spiegel der behaglichen Festlust unserer Bürgers« haft vor dem dreissigjährigen Kriege. Freilich mag der Gegenstand, dessen sechs Capitel wohl ebenso viele Feste verherrlicht haben mögen, etwas weit ausgedehnt erscheinen. Aber die Gabe dor Variation tritt unzweifelhaft hervor, der harmlose Scherz mit den Heiligen ist ein protestantisches Gegenstück zu dem mittelalterlichen im Namenbuch Konrnds von Danckrotsheim, dessen Ausgabe in unserem ersten Bändchcn eine Dichterin unserer Zeit zu einer hübschen, auch mit Bildern geschmückten Neubearbeitung Veranlassung gegeben hat (Augsburg bei Huttier o. J., in mehreren Auflagen erschienen). Vom Ganaköaig ist ausser der Strassburger Ausgabe von 160«, welche ich erst im Wolfenbütteler, dann im Göttinger Exemplar benutzte, auch eine, wie mir Herr Dr. Preuss mitteilt, ohne den Namen des Verfassers zu Dantzig, bei Andreas Hünefeit o. J. erschienene auf der Berliner Bibliothek vorhanden.
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üeber das Titelblatt des ,Ganßkönig" bemerkt Herr Schorbach, dessen Abschrift ich dem Druck zu Grunde lege, folgendes: „Das oberste Feld zeigt die YeiSammlung der Vögel nach dem I. Capitel und «he Wahl der (»ans zum König. In der Mitte steht die gekrönte G- ns, über ihr schwebt der Paradiesvogel. In ihrer Umgebung beenden sich ihre Rivalen, links der Pfau, rechts der Hahn und unter ihr der Widehopf. Es folgen nach den Seiten Gruppen von Vögeln der drei Stände. Ganz am Rande, je auf einer Säule, stehen die Wortführer der Vögel, links der Papagei, rechts die „Hätz41 (Kister) und unter ihr der Rabe. Unter diesem Felde, in der Mitte des ganzen Blattes, befindet sich der Titel des Werk«». Rechts davon oben ist in einem Kreise der papierene Himmel angedeutet. Iu der Mitte 3chwebt die siegreiche Gans, welche ihren Platz im Himmel behauptet. Aus den sie umgebenden Wolken ragen die Köpfe der aus dem Kalender vertriebenen Thiers hervor (Cap. III). Darunter steht Frau „Pliantasey", mit dem linken Arin nach oben deutend, in der rechten Hand als Schreibfeder einen Gänsekiel haltend. (Die Pliantasey erscheint in Cap. I. II. IH. u. IV.). Das Postament, welches sie trägt,, zeigt die Buchstaben J. P. K., welche offenbar den Namen des Zeichners andeuten. Links oben votu Titel aus wird in einem Kreise das Firmament abgebildet. Am Rande stehen die Planetenzeichen. Zwischen dem Sternbild des Pegasus und der Leier sieht man die von S. Martin ei gesetzte fliegende Gans (Oap. IV). Unter dem Kreis, als Gegenbild zur Phantasie, steht auf einem Sockel S. Martinus mit seinem Schimmel. Er schneidet mit dem Schwert einen Theil seines Gewandes ab und beschenkt damit einen v( v dem Pferde knioendon Bettler.
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In dem unteren Felde des Titelbildes befinden tich drei ornamentierte Medaillons. Das grössere, mittlere, direct unter der Titeltafel befindlich, zeigt die Feier des Martinsfestes, das Begräbnis und Requiem, Auf der gedeckten Tafel steht die Martinagans. Einer der Festgenossen steht aufrecht und hält einen Pokal in der Hand: er scheint der Gans die Lobrede zu halten. In dem Medaillon links ist dargestel t , wie der Wolf den Gänsen predigt (Cap. IV Schluss). [Vgl. damit die Tafel an dein bekannten Hause in Stra/sbiirg: Wo der Fuchs den Enten predigt, wonach eine Strasse benannt ist]. Das Medaillon rechts zeigt dio Errettung des Oaj itols durch die Gans Die Feinde ersteigen die Festungsinauar auf einer Leiter, die Gans erhebt aus dem Fenster ihr Geschrei. Das Capitol ist *• ls mittel- lterliche Burg dargestellt. Am Ende des Werkes befindet sich eine Verzierung, ein Kopf von Arabesken umgeben, vielleicht das Zeichen des Druckers. Seiteniilerschriften finden sich: über der zweiten Vorrede stets Vorred'; über Cap. I 'Dor Martin Ganß || Königliche Wyrdc'; über Cap. II je einmal 'Der Martins Ganß || Testament', Der AI. G. Anatomierung', Der M. G. Abieiben und Balsamierung', Der M. G. Begräbniß', dann zweimal: 'Der M. G. Bngängnut» und Requiem'; über Cap. I I I 'Der J . G. Tapjiener Himmel'; Cap. IV einmal 'Der M. G. Firmament Stand', sonst 'Der M. G. Gedonck Bildniß'; Cap. V Der Ii. G. Lobspruch ; Cap. VI 'Der M. G, Lob Sermon. Von Spa-igenbergs Trajjoedicu wählten wir den S a u l , dessen poetische Verdienste auchGervinus (Gesch. d. deutschen Dichtung 1LL - 1 •„''*) hervorgehoben hat; er schien uns um so interessanter, als toin IdOß auf dem akademischen Theater zu Stracsbuig aufgeführtes lateinisches Original noch nicht wieder aufgefunden worden ist. Dem der Saul von Michael Virdung,
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auf welchen Gmleke Grundriss ' JI .>5'} vermutui gsweise hindeutet, ist das Original nicht, wie ich aus dem auf der Strassburgcr Landes- und Universitätsbibliothek vorhandenen Exemplar ersehe.
Während Ooedeke S. 14'} eine Sonder-
ausgabe eitiert, welche Tragcedire dum, Saul et Brutus, Jenie 1598 8 enthielt,
ist das Stra&bburger Exemplar
betitelt:
Michaelis Yirdungi Franci Jovcnilia tributa in quaedam avortftnouaru carminum variorum iteiu librum epigrammatum et duas tragußdias: Saul & Bratum Omnia parce & qüasi gustu praebitä. \Noribergi Excudebat Paulus Kaufmann cto. Io. Jiu. Schon das l'ersonalver/eichnis weicht ab von dem Spangenbergs; es erscheinen nur: Alastcr. Chorus. Saül. Doeg. Saga. Samuel. Servus. Jonathan. Nuncins. David.
Auch behandelt
Virduni, wesentlich nur die I efiagung der Hexe von Endor. Zuerst tritt Ala. tor auf und erklärt Saul zur Strafe für dar,, was er gegen göttliches Geheiss und besonders an David gesündigt, zur Hefragnng der Wahrsagerin antreiben hi wollen. Chorgesang.
Saul enthüllt seinen Entschluss vor Doeg, dei
ihm das W f i b vor
Fndor vorbchlägf.
Chor.
Die Wahr-
sagerin eitiert Samuels Geist. Saul fallt liefäibt nuder, \ . t geblich tröstet, ihn ei
Diener.
Chor.
Jonathan wird durch
r
einen Boten zur Schl cht berufen; Saul, dessön Heer flieht, stürzt sich ins Schwert.
Chor.
Ein Bote berichtet David
dass er Saul auf de&sen Bitten v» Uends getötet, und wird dafür von David erschlagen.
Chor.
Von diesen fünf Acten (kaum k a m man sie so nennen, da keiner über 100 Verse hinausgeht i ist der J. :cu \ ergleichen mit Spangeniergs Saul
Act 11, Sc. 2 : doch führt hier Alasto-
ein Gespräch mit zwei andern Teufeln, »vtlches namentlich da komisch wird, als Kaschatob die Gestalt der Amme Sanis annimmt um den böseu Rath zu ge' en. der hier übrigen
erst
Sauls Trübsinn und die Vorfolguug Davids zur Folge hat. Ebens.
stimmt der 1 1. Act Yirdungs. die Wahrsagescere
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einigermassen mit Spangenberg IV '.1, aber wesentlich nur du, wo beide die Bibel benutzen. Ob nun Virdnngs Saul dem Verfasser des Originals der Tragödie Spangenbergs \orgelegen hat, wird schwer zu entscheiden sein, solange dieses Original uns noch entgeht. Der Gegenstand ¡¡>t ja sonst im Volkstheater des XVI. Jahrhunderts beliebt gewesen: ¡>. Wackernagel Literaturgeschichte § Ith), 43 ff. In Strassbnrg war der Kampf Davids mit Goliath durch Bild und Verse an der ehemaligen Ur.tuerei zum Kiesen in der Krutenau verherrlicht, welche einem Voi fahren meiner Kinder gel ort hat. Bemerkenswert erscheint mir noch die Beziehung des von Spangoiiberg übersetzten Öaul auf die politischen Verhältnisse der Zeit: der Eingang erzählt von einem Bauern, der sich über die Mililarlaht beklagt und von Da\id gefragt wird, ob er denn lieber die Graue 1 des Kriegs im Lande sehen wolle? Vicllcicht darf man auch annehmen, daß die Zuschauer Davids Schicksal mit dem König lleiurichs TV. von Frankreich verglichen, für den iiier ein grosses Interesse bestand. Andeiereeiis scheint der Monolog Sauls ( Im Yogel Regiment werd bleiben: Weichs wie ein l'rer Córper ill Olm Haupt vnd Ffiß zu jeder frill. Weitter lbll nun dallelbig Weib Den außgelkrtcn Gánfe Leib Ballamieren mit Speccrej Vnd guter Füllet mancherley / Speck tfchmnlt/. Pfeffer ( uitten vnd Kelten: Yud wie fíe folchs verlieht am bellen. Dich ehe dann lblches gelchicht 270 So foll man auch verhelfen nicht / Daß man die lieb (j.mß ' mit gebühr / Durch die zwey Kleinent auch fuhr. Nämlich loll man Iii erillich fein Mit lauberni Waller wklehon rein Ynd Ii«» in fril'chem Waller baden. Darnach auch / ihrer Ehr tbn Ichaden / An frejen (rilchen Luffl Ii«' hencken: Vnd darbey fleißig auch gedencken. Daß folchs fiirlichtig werd verriebt / 28C Daß jhr die Nnl'chkat/. fehade nicht. WAnn nun die Ganß ill zugericht Vnd es an keinem mangflt nicht: Wie ich jetzt hab gezeiget an: So loll man auch nicht viiderlahn / Damit die Iii be Ganß lo tliewr Komm zum Element bey das Fewr: Vnd dafilbll fein werde gebraten.
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Daß wird jhr dann gar wol gerahten: Dann fo jhr diß allhier gefchicht / 290 So darff fie in das Fegfewr nicht: [C v Ynd] Vnd wird gefreyet vberal Von deß Fegfewrs fchmertzlicher qual. Wann fíe die Hitz hat auß geftanden / So ift nun noch die Erd verhanden. Darein die foll werden begraben. Doch wir diß zu bedencken haben / Weil fíe geführt deß Königs Stand / Daß jhr nit etwann fey ein Schand / Wann fíe nur in ein fchtechte Erden / 300 So fchimpfflich / folt verfcharret werden. So haben wir diñes bedacht: Weil der Menfch ift von Erd gemacht / Der auch zur Erd wider muß werden / Weil fein anfang ift von der Erden. Daher fein Leib auch / zu dem End / Wol billich Irrdifch wird genent. Demnach wir diß befchlofien haben / Daß fíe inn Menfchen werd begraben. Ynd glaub nicht daß ein Menfch fein Magen 310 Den gbraten Gänfen werd abfchlagen / Zu einer Begräbniß fo fein / Daß er jhr ßugbettlein mög fein. Daran ich zwar gnntz zweiffei nit. Doch foll man auch mercken hiemit / Daß man auch halt / bey jhrer Leych / Die Ceremonien zu gleich: Daß Requiem vnd Conduct auch Recht nach Rómifchen alten Brauch. j£He man fíe nun zum Grabe tregt / 320 Soll jhr Córper werden gelegt Inn einen Zinnenen Sarg fein. Der foll rund / wie ein zirckel fein: Ynd hohl / darein man fíe denn fteckt / Ynd mit eim Zinnen teckel deckt: [Daß] Daß fíe alfo befchloffen werd /
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Qleich wie deß Himmels Rund die Erd Vmbfangt / vnd inn lieh fchlieilen thut: Alfo foll der Ganß Cörper g u t Verdeckt werden / mit zweyen Platten / Vnd fein fanfft ruhen in dem lchatten. Ihr Haupt / Hertz / Lung / Leber/ vnd Ffiß Soll man legen in Pfeffer Süß. Inn ein Schwartzen Pfeffer ich mein. Dann diefes ift die deuttung 'fein. Daß nun mehr / in der Vögel Reich / Daß Haupt / das Hertz / ja auch zugleich Die Fuß darauff das Reich beftund / Durch der Oanß Todt / gehe zu grund: Vnd ligt in dunckler Finfterniß: Alfo daß man nit kan gewiß Mehr fehen / wer bey jhnen frey Daß Haubt / Hertz / oder Fülle fey. Vnd auch jhr Regiment / im Land / Nicht leicht mehr haben kan beftand: Inn dem der lieben Ganß Weißheit Inn fchwartz verkehrt ift dider zeit. llArauff foll man zurichten auch / Fein nach Römifchen alten Brauch / Einen Tifch ,/ gleich einem Altar / Mit Weißem Tuch bedecken gar. Durch welche Färb / man bey den Leuten / Ihr reine Vnfchuld mag andeuten: Weil fie ohn Milfethat vnd fchuld Den Todt gelitten / mit geduldt. Zwey Liechter foll man auch / zur frift / (Wie es von Alters bräuchlich ift) Anz&nden / vnd ftellen darbey / Daß folches ein Anzeigung fey. [Wie] Wie fie den Vöglen in gemein Sey vor gangen / mit jhrem fchein: Vnd jhnen gezündet fo gwiß / Gleich wie ein Liecht inn Finfterniß / Vnd weil fie auch / fo manche Nacht / 4
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Für alle Vogel hat gewacht Mit ihrem fleiß / vnd forgfamkeit / W a c k e r gewelen allezeit. Weil fie auch / alle zeit vnd Stund /' Gantz velt gehalten jhren Bund / Den lie mit den Voglen gemacht 370 Vnd jhren Eyd gantz hoch bedacht. So foll manu / j h r zu Ehren frey Geweihet Saltz bringen herbey. Vnd folchs Hellen neben die Leich / Damit bedeuttet werd zu gleich / W i e das Saltz alle ding erhalt / Vnd lält nit leicht verderben baldt: Das ' fo bel'prenget wird damit: Alfo werd der Ganß L o b auch nit Vergehen / weil lie jhren Bund 380 Gehalten / velt / ltat / Iteiff /' vnd Ilund: Denn Saltz vor alters thet bedeutten Ein (liitten Bund / vnter den Leuten. Auch foll Letzlich beyd Brodt vnd Wein Bey der Lcich vnl'ers GänlJlins feyn. Dann weil der Liebe Wein , olm Schertz Erfrewen tliut de Ii Meni'chen Hertz. So ift noth ' ( a s mau jhn fchcnck ein Vnd geb MI trinckcn / in gemein / Denen / l'o mit Klag / vnd zu gleich 390 Vmb den Tifch litzen bey der Leich / Trawrig Stillichweigend / an dem Ort / Vnd redet keiner fchier ein wort; Vnd mit der Ganß mittleidcn tragen: Daß lie darumb nicht gar verzageu / Noch in Betrübniß gar eriticken:
|Und]
Sondern lieh mit dem Trunck / erquicken! Vnd denken / das in Einem Tag / Nach Leyd , wol Frcwde kommen mag. Das lollen üe am 'Veiue mercken. 400 Vnd mit dem Brot jhr Hertze Itercken: Vnd alfo das Lieb Gonlelein /
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Neben gefegnten Brod vnd Wein / Mit rechter Maß / in jhren Magen / Gleichfam zu ruh vnd grabe tragen. Ynd wenn fie dann ligt in der R ü g / So folien fie / mit gutem fug / Den beften Wein lafien Einfchencken / Ynd der Ganß im beften gedencken: Damit jhr nicht vergeflen werd / 410 So lang ein Ganß lebt auff der Erd. \ N d damit jhr wol mög gelingen / Solln fie das Requiem auch fingen / Der Lieben Ganß / fein mit Andacht: Weichs ich jr hab zur Letzt gemacht. 0 Lieber Herr Martine mein: Laflet vns dapffer fchencken Ein / Beyd Roten vnd auch Weyfen Wein. W i r müflen noch baß frólich fein / Bey dem Gebratnen Gánfelein: 420 Das war doch ye gebraten fein. Schaw! wie ift yetzt die Platt fo rein! Schenck vns den Wein nun dapifer Ein. Nun hat das Liebe Gänflein mein Sein Requiem / ohn qual vnd Pein. Inns Fegfewr kommt fie nicht: O Nein / Ihr E h r vnd Ruhm ilt auch nit klein. [ 0 lieber] 0 lieber Herr Martine mein! Seid frólich / laft vns fchenken ein. Verfus. Ihr lieben Geft / trinckt dapifer auß: 430 Der W i r t hat noch viel Wein im Hauß. Eefp'on f . Der Wein ift trefflich gut fürwar. Gott bfcher ein Ganß auch vbers Jahr. Oremu8. (}Ott fey gelobet vnd gepreyft / Der vns fo viel gutthat beweift: Vnd hat vns Sanct Martini T a g / 4*
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Wider erleben lahn / ohn klag. Da wir ein gute Ganß verzehren / Der lieb Gott wöll den W i r f t verehren. Mit gutem gfundem langen leben / 440 Ynd jhm viel Glfick vnd Segen geben. Deßgleichen auch fein Weib vnd Kindt Bewahren / fambt feim Haußgefindt: Ynd geben was jhnen ift nutz / Damit Tie ftets in feinem Schutz / Frey leben / ohn alle Gefahr ,/ Auff daß wir wider vbers Jahr / Alfo mögen kommen zufammen: Solchs verley vns Gott allen Amen. Gloria. Den Herrn Martinum foll man Ehrn: 450 Der vns die Ganß gibt zu verzehrn. Sicut erat &c. Wie er gethan hat manches Jahr: So thut er auch dißmals furwar.
[Collect]
Collect. ¡^Amblet die vbrign Procken fein / Daß nichts umbkomm vom Gänfelein. Dann was wir heut nit mögen Eflen / Daß wölln wir morgen nicht vergeflen. Die Mefier wölln wir liegen lan / Damit wir mögen vrfach han / An diefen Ort wider zukommen / 460 Zu vnferm Herrn Martin dem frommen / Der vns / zu Ehren feinem Namen / Die Ganß gab / Gott vergelts jhm / Amen. \ L f o ift vnfer Gänfelein Beftattet vnd befungen fein. Ynd darff fich nit fürchten dißmal / Daß He leyde deß Fegfewrs Qual. Dieweil fie hie in diel'em Leben Gnugfam hitz auß geftanden eben: So ift auch fchon mit gutem Wein
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Deß Fegfewrs Glut gelefchet fein: Weil jhr zu Ehren nun zu letzt Die Martins Gelt wol han genetzt. Sie ift nun in der Rüg wolan / Kein anfechtung wird fíe mehr han: Aber wie es werd morgen gehn Den Märtins Gaden: wird man fehn. Sie werden wol vom Gänßlein fagen: Doch gewißlich jhre Kópff auch klagen. Aber was geht daflelb vns an / 480 Sie haben jhnen lelbft gethan Weil fie in folchem jhrem Leyd Gar zu viel han gethan Befcheyd.
[Das]
Das Dritte Capitel.
Befchreibung des Papyre-
nen Himels / darein die Königliche Martins Ganß / nach jhrem ableiben körnen. Auch wie iie des Fegfewrs gefreyhet / canonifiret vnnd fflr allen andern Thieren / in gedachten Himmel / allein den Platz erhalten.
/ mit was fchwerem Leyd vnd Klag / Gedenck ich heutte diefen Tag An vnfer Qanß / die vor eim jähr / So plötzlich kam in Tods Gefahr: Vnd war doch fo willig darneben Auff zuopffern jhr Junges Leben: War auch darbey fo wol bedacht / Daß iie jhr Teftament gemacht 80 Freymutig vor jhrem Leyden: 10 Darinn fie Mir auch hat befcheiden / Auß jhrem Rechten Flügel zwar / Den heften Federkiel fürwar: Daß ich jhr Eingedenck folt bleiben / Ynd jhr zu Ehren noch mehr fchreiben. Diß hab ich nun geftern zu Nacht / In höchfter Danckbarkeit betracht / Ynd mir diß gäntzlich vorgefetzt / Daß ich diß Jahr jhr wolt zur Letzt: Schreiben ein Gratulation / 20 Ein Glückwünfchung herrlich vnd fchon.
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La Ii man jhr lob Hots preyfen mag Alle j ä h r auff Sanct Martins tag. Als ich mir dii? fteiff nam in Sinn / Ynd hett mich fchon ge fetzet hinn: Nam den Calender in die Hand ' Damit der Tag mir wind bekand / An welchem der Nam Martin fein Nach diefer Jahrzeit mochte fein. Schawt / da fand ich der Namen zwen HO Schwartz vnd R o t h / bey einander (lehn. Ich dacht (als ich fie beyd thet lefen) W e r find die zwen Martin gewefen: Welcher wird dann der rechte fein? Diewcil (ie beyde in gemein Gleichftimmig einen Namen führen. Dann ob ich fo viel wol kond fpuren Di ß der erit wird Bai il an dem endt / Der ander ein Bifchoff genendt. So wiifen wir doch allelam / 40 Daß Babil vnd Bifchoff fey ein Nam. ^ V n diefe zwevffelhafftig fachen Theten mich Ichier vnlultig machen Weil ich den tag 1b vngwiß h e t t : Daß ich darüber gieng zu Bett Voll vnmuts. Vnd ¡ils ich nun fchlieff / Da dunckt mich Wie mir jemand rieff. Vnd als ich acht hett auff die Stimm Sprach fie. ILor Wartholf mich 'vernim. Schaw ich bin die F r a w l'hantafey 50 Die ich dir offtmals wohne bey . Vnd helff vollbringen manch Gedicht. Ich will dich jetzt auch lalfen nicht [D VndJ Vnd dir dißmal anzeigen frey / Weichs der rechte Martinus fey: Daß du den tag mögft finden jult Vnd etwas dichten f r e y mit luit. Der erft Martin geht dich nicht an ' Denfelben magftu fahren l a b n :
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Ynd dich nur an den andern halten / Der ift der recht / fo bey den Alten Ward celebrirt auff dielen Tag. Wiewol man fie doch nennen mag Mit einem Namen allebeyd: Ynd gibt ein fchlechten vnderfcheyd Ob man fie fchon auff eine Zeit Wolt Feyren / das bringt kleinen ftreit. Dann fo man den erften betracht / So gibt er vns die Martins Nacht: Da man foll .' Sanct Martin zu ehrn / 70 Ein gbratne Ganß fein warm verzehm. Der ander zeigt Sanct Martins Tag / Dem man zu ehren auch wol mag Ein Ganß verzehrn gleicher geftalt / Ift fie nicht warm / fo ift fie kalt. Dann wie das Sprichwort sagen thut: Kalt gbratne Gänfe find auch gut. Alfo m6cht man / mit einem Namen / Die zwen Tag reimen fein zufamen. Ich fprach / es duncket mich nit fein / 80 Das ein Name zweymal foll fein ,' In einem jähr: es ift nicht recht. Vnd möcht ich gleichwol willen fchlecht / Wer doch die Hoylgen hat erdacht / Ynnd alfo in Calender bracht: Auch durch das gantze jähr / fo eben / Jedem tag feinen Namen geben. [Vnd] Ynd fo er das je hett thun wollen Hett er diß. recht bedencken follen: Ynd jedem tag infonderheit / 90 Sein eignen Namen han bereit: Ynd nicht zwen tag / fo hart beyfamen / Genennt haben mit einem namen. Oder hat er zur felben frift / Der namen nicht gnugfam gewift / Vnd den mangel alfo zu buffen Ein namen zweymal fetzen müffen? 60
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Warumb hat er nicht ' folcher maifen / Ein ipacium da bleiben laffen: So het ein gut Gefelle auch 100 Seinen namen nach altem brauch / In den Calender m'gen bringen. Ich wolte daß mir möcht gelingen / Das auch Wartholf der name mein / An die ftett würd gefetzt hinein: Weil er doch ja zu keiner frift / Im Calender zu finden ift: So kam ich auch zu groffen Ehren. Glaub nicht / das mirs jemand wird wehren. 0 nein ,/ fprach bald die Phantafey / 110 Das kan nicht fein: drumb merck mich frey / Was ich dir jetzt davon will fagen: Ynd wie es fich hab zugetragen Daß im Calender diefe namen Gefetzt find worden alle famen. Dann wie wir in der Cronick lefen / Ift ein Concilium gewefen / Inn der Statt Lugdun / in Franckreich: Da die Goiftlichen allzugleich / Der Hey Igen gdächtnuß han bedacht,' 120 Ynd die Ordnung alfo gemacht: [I) ij Daß] Daß man / mit großer andacht zwar / Begehen folt / ein jedes Jahr / Etliche tage ' die da fein Den Heilgen zugeeignet fein. Nämlich der zwolff Apoftel all S. Stephan / auch in gleichem Fall / S. Johann dem Teuffer / nun fchaw / Ynd gleichsfals vnfer lieben Fraw / S. Paulo auch / mit gleichem finn / 130 S. Lorentz / Michael vnd Martin. Babft Bonifatius zuhandt / Den man den vierten hat genant / Hat aller Heyigen Feil zuletzt Diefen Feyrtagen zugefetzt /
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Als er ändert das Pantheon Weichs war zu Rom ein Tempel fron / Von den Heyden geftifftet zwar / Aller Heydnifchen Gotter Schar. Den Weyhet er ' zu cim Exempel / 140 Daß er wer aller Heyigen Tempel. Vnd wardt (damit er iey bekandt) Zur Runden Marien genandt. Hernach die ander Bäbile fein /' Haben mehr Feft gefetzet ein. Dann lo etwan ein Märtrer war Des man gedencken folt im Jahr Des Namen ward Canonicirt; Vnd der Calender mit geziert: Damit all'o der gemeine Mann 1 -SO Von tag zu tag / fein fehen kan Wann er folches Feit toll begehen. Schaw: daher ift endtlich gefohehen ' Daß jeder tag durchs gantze Jahr Sein eignen Namen hat l'o klar ' Von eim Hevlgen / der auch ein Chrift Vnd Märtyrer gewefon iit Oder fonften lleylig vnd Fron Es ley Manns oder Weibs Perion / Doch hat es dar boy diclo wähl ' 160 Daß niemand ley in lolcher zahl Ohn die ' lo Bhbftlieh Hoyligkeit Achtet daß Tie zu diefer zeit Erledigt fein vom Fegfewrs qual ,' Vnd leben in des Hiinels Saal: Zu welchem Babftlicli Majeltat Wie man vermeint den Schlülfel hat. Hieraus verfteheitu nun fein ' Daß nur die Heyligen allein Im Calender ' verzeichnet flehen. 170 Wen du nun wirft darinnen fehen Verzeichnet ; Derfelb ift gewiß Inn des Bablt Himel: Glaub mir diß.
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Ich fprach: Nuhn h6r auch mein bericht: Ioh kan dir difi fchier glauben nicht / Daß nämlich alles das Qefindt / Welches man im Calender findt / Solt Heylig fein: vnd auch fort an Im Himel ftatt / Platz vnd Raum han. Vnd das wirftu / folcher geftalt / Keinen Pauren bereden balt: Dann ich hab offtermals gefehen / Daß in der Pauren Practick flehen So wunderbare Bildniß zwar / Auff etlich tag durchs gantze Jahr. Wann du fie all woltft Heylig machen / So muft ich doch der Heyigen lachen. Ich will dir nur etlich erzehlen; Ynd die bellen heraulfer wehlen. [D iij Dann] Dann lieber Schaw auff die Faßnacht / Hat man ein Narren kopff gemacht: Auff Fronfail lieht ein Yifch gemahlt / Der wird Viermal im Jahr gezalt: S. Qerdrut hat Meufe bey j h r : Der Palmtag aber zeiget mir Einen Laiibaren Efel an: S. Marx der wil ein Löwen han: Ein Lam Johan der Teuffer hat: Ein Hund fitzt an der Hundstag ftatt / Der den anfang ynd End foll machen: S. Margreth hat bey jhr ein Drachen: S. Oßwalt einen lchwartzen Raben: S. Gilg der will ein Hirfchen haben: S. Gall vns einen Beeren weift': S. Lucas einen Ochfen feift: Vnd an S. Martins tag zuletzt. Hat man ein Feifte Ganß geletzt. Wann nun die alle / in gemein / Heylig vnd M&rtrer follen fein / Weil fie in dem Calender flehen / Vnd wie fie nach einander gehen:
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Yifch / Maul? Efel Low ' Lamb ' Hund Drach R a b / Hirfch / Beer / Oclis / Ganß / auch hernach S. Gorgen vnd S. Martins Schimel: Sölten die Thier all feyn im Iiiniel: Des möcht ich wol haben bericht. Sonft dunckt mich konn ichs glauben nicht. ])A fprach die Phantafey zu mir; Wolan / ich will folchs zeigen dir. Doch mus ich zuvor dich berichten / 220 Daß alle dieie Thier mit nichten In dem Iliinel wohnen zur friit / Da die Ewig Selig i f t : [Ynd| Ynd von welchem lehrt Gottes wort. Sondern es ift ein ander o r t / Welcher durch mein eigen Gedicht / Auff iolche weis ift zugericht: Daß die Calenders Heyigen fein / Darin beyfamen follen feyn: Wie du an dem ort felbft wirft fpiiren / 230 Da ich dich jetzundt hin will führen. A L s folches fagt die Phantafey / Da duncket mich im Schlaff fo frcy , Wie ich würd auß dem Bett verruckt. Mir ward gleich als wer ich verzuckt. Ynd duncktc mich fo Eygcndlieh Als wann in Lüfften fchwebte ich. Alfo führt mich die Phantafey ' Vber Land vnd Statt mancherley. Auch vber das Meer vnbekandt: Biß daß wir kamen inn Irrland / 240 Da faheri wir gantz vngehewr / Vor vns S. l a t r i c i Fegfewr: Dardurch fuhren wir fo gefchwind So fchnell vnd eylend / wie der W i n d : Vnd kamen in ein tieffes Thal / Das war gantz kol fchwartz vberal. Vnd als wir des durchgangen hatten /' Kamen wir auff ein fchone Matten:
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Gleichfam als wers das Paradeid. Dann es war hell klar / Hecht vnd weiß / An allen orten vmb vns her: Ich meiqte das der Himel wer / Der Empyreum wird genandt / Dem Ariftotel wol bekandt. Aber mein Gferdt die Phantafey / Berichtet mich alsbalt hierbey: [D iiij Ynd] Vnd fprach / nun fchaw den Himel an / Den du iieheft da vor vns ftahn / Ift Coelum Empyreum nicht: 260 Sondern wird / nach meinem Bericht / Genennet Papyreum frey. In dem fo kamen wir hinbey: Vnd fahen den Himmel geziert / Vnd als ein fchöne Statt formiert. Die war vaft dreymal lang als breit: Vnd / nach des orts gelegenheit / Inn zwölff theil abgetheylet fein. Vnder den theilen in gemein W a r auch ein vnderfcheid gemacht: 270 Der erft / Drit / fünfft / fiebend vnd acht / Der Zehend vnd Zwölfft hatten zwar Ein vnd dreiffig wohnung fürwar. Der Vierdt / Sechft / Neund vnd Elffte fein Hetten dreyflig wohnung allein. Der andertheil het vber all Nur acht vnd Zwantzig an der zal. Auch all difle Wonungen gmein / Hatten jhren vnderfcheid fein: Darbey man kond erkennen frey / 280 Welch ffir andern Heyliger fey. Dann die der Babft hett confecrirt j Die war mit Roter Färb gezierdt. Die andern aber in gemein / Waren nur Schwartz geferbt allein. Sonft waren auch darin desgleichen Wunderlich Character vnd Zeichen
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An die wohnung gemahlt ' mit Ehren: Als wans lauter wirtsheul'er weren. Nämlich / hübfche Sterlein gar eben : Doppel vnd einfach Creutz darneben. | Biß] Bil?weilen ein Qnadranye! fchlecht / Vnd ein Triangel juft vnd recht: Ein Kleblatt: vnd ein Zirckel rund ' Darinen auch ein Creutzlein itund: Ein Schrepffhörnlein vnd Scherlein fein / Ein Miltgabel vnd Mamkändlein / Ein Apoteckers I üxs lo frey / Ein Hut / vnd auch ein Pfeil darbey: Von einem Menfchen Kopff vnd Handt / Hendfchuch vnd eine läre Kandt. Auch fahen wir alda gewii In der Statt Liecht vnd Finfterniß. Dann die Sonn gieng / mit jhrem fchein / Durch alle Wohnungen gemein: Vnd Vifitiert / in einem Jahr ,' Alle diefer Stadt Wohnung zwar. Aber der Mon gefchwinder iit: Dann er laufft /' vait y,u jeder friil / Durch alle wohnung ohn befchwer Zwolff mal in eim Jhar ohngefehr. Alfo die andern Fünff Planeten Ihren gang in der Statt da hetten. Auch fahen wir alda desgleichen Die andern Zwölf Hiinlifche Zeichen J a / da war auch / mit groli'er Ehr / Der Heyligen ein groll es H e e r : Die da hatten verfamlet lieh An diefem Ort Einhelliglich. Ein jeder in l'olcher geltalt / Wie in die Legenda vormalt: Vnd wie man auch fie allzugleich Fürbildet in des Babltes Reich. Die faffen all in einer Sum / Vnd 1 ielten ein (' auch gefallen mir / Daß lie erhaben von der Erd An das (iellirn gefetzet werd. $Anct Martin dancket jhm alsbalt Vnd fragt die Sonn gleicher geftalt. Diefelbig fprach vor jhnen allen: Ey ja ich laß mirs auch gefallen. Die (ianli ift mir auch nicht Vnwerth: Weil' fic dem Men'cliep dort auff Erdt Das jenig leillet bev der Na d e m H a u p t aller V e r l t a n d , Durch j h r F e d e r n verzeichnet fein A kurtz A u f f beyden Seiten machten Zwey
breite R u d e r : die
abgemutzt. lie
gleich
wie
Der Gaule Fülle ,' liurtiglicli Das W a l l e r trieben Iiiuder lieh. A u Flügels llut / damit
»el'ehwiud
Du* GJIIL> licli lichtet nach dem W i n d
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Namen iie Tücher zu der Fahrt. Alfo die Ganß zum Schiff halt ward. Ynd weil jhn wol gerietli die Sach / 520 So haben die Schiffleut demnach Die Ganß für Gliickhafftig crkent: Ynd iie den Glückvogel genent. Yöd auff die weyfe wers gar lein Wann alle Schiffleut in gemein Inn eim augeublick / den Meer Stern / Ynd aucli die Ganß davon nir fern Recht fehen köndten fein liebend An eim Ort an dem Firmament. Weil aueh jlir Feit gemrinigiieh 530 Auff Martins tag anfallet lieh: |Da| Da die Sonne mit jhiem fchein Das Zeichen des Selmt/rn tritt ein: Da man der Ganß feit halten thut: Vnd weil die (»in ß hernach leind gut Nach zween Monat / wie jlir verlieht Nämlich fo lang dir Sonne geht Durch den Steinbock vnd \Vallerinan: Da man noch wol G"nl> braten kan: So fchiokt es lieh fein eben ja 540 Daß lie alle drev Climata Im Schützen / Steinbock Waiierman Mit der Bildnil! bedeckt als dann. ßVm andern iil lie auch wol Werth Daß Pegalus / das fliegend Pferd . An dem Geltirn bey jhr mag Hohn. Dann weil ich bin der (Janß Patron Ein Reutters Mann: der in dem fall Am Parren lielt einen ("aball: So fchickt iichs fein nach meinem Brauch / 550 Sonderlich weil Pegalus aucli Zwen Flügel hat: Iii er gemein Beyd / hall der (ianli / \nd dann halb mein. Die Leyreu auff der ander leyt / Schickt lieh aueh wol zu dieler zeit.
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i)f>
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Dann das foil ein nnzoigung l e \ n D a ß man allweg Seytenipiel fein Soll h a b e n : So man mir /' zu E h r e n Die Martins Granii will recht verzehren Schawt liebe Herren / lagt mir nun 560 Obs diefer Ort nicht fein werd thun Dali man der Ganß Bildniß ' mit zier / An das Geltirne figurier? Sanct Martins Red / in diefein fall Gefiel wol den Planeten a l l : Die l'prachen , lkinbtlich in gemein W i e j h r gelagt lo loll es ieyn: Die Ganß am Firmament hinfort Soll liehen / an demfelben Ort. \ L s die Ganß darzu ward erkohrn .">70 D a fprang herfur ' gleichfam im Zorn , Die Ailronomifch Phantafi y : Ynd prol eil irto mauclierley. Daß diefes alles nicht, kiindi feyn: Weil dieler Platz \ n d Ort allein Am Firmament / nun her viel J a h r
l^Dit»J
Dem Schwan wer zugeeignet zwar. W i e l'olchs bezeugen / in gemein ' Die deli Geltirns erfahren l hocli D a ß tr lolt das Geftirn erreichen. Ovidius fchreibt nit deßgleichen W i e du g e l a g t . Sondern alto Liefet m a n im 0 \ i d i ( . D e r Schwan ( i n fchwehren L e i b hat zwar D r u m b d e n k t er nit in H i m m e l g a r Noch an J o v e m gleicher g e f r a l t : (iöO S o n d e i n lieh in dem See a u f f h a l r V n d inn W e y c r u lebt er vor baß. Dem F e w r a b e r ift er g e h a ß . Das W a l l e r er e r w e h l t zur fril't , W e i l es d e m F e w r zu wider ift / Schaw nun Ovidius dil> I c h r e i b t : D r u m b die G a n f vor d e m S c h w 11 wol bleibt Mit j l i r e m Bild a n dem G e f t i r n . F ü r deiin l ' h a n t a f t i s c h e n G e h i r n . D e n n m a n h a t auch der G a n ß viel m e h r 660 Als deinem S c h w a n / bewiefen E h r . Sie ward offt z u m Opffer g e b r a c h t . J a m a n h a t iic fo hoch geaclit / D a ß m a u vor A l t e r an der ftet Bey jhrem Namen fchwehren thet. W e i c h s alles 11 e wol wyrdig macht. D a ß m a n lie ans G e f t i r n g e b r a c h t : |Da] D a fleht lie noch , vnd foll auch ftehen < B i ß i l i n u n e l vnd E r d e n vergehen Eis. Lit. Denkniuler 1\.
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"VNd hör noch weiter den Sententz ,,' Hinfort wird / durch jhr lnfluentz Manches nutzlich Gewächs und Kraut ' Das man in jhrem Namen bawt Wol gerahten durch ihren ichein. Nämlich die Krauter als da feyn Gänßfüifel vnd auch Gänierich / Gänßdiftel , Ganßzung iicherlicli / Gänßkraut vnd was deßgleichen ift. J a man wird auch zu jeder frilt: So man S. Martins Nacht begeht / 680 Ynd die Ganß frey am Himmel Itelit Yon jhrem lob viel han zu tadern Vnd gleichfam wie die Gänfe fchnadorn ' J a die Weiber / nach jhrem Brauch , Werden den Gänßmarck halten auch: Vnd difputieren , ob fie fein / Warm oder kalt am beften feyn. Man wird weiter von jhrer Ehr / Singen vnd fagen auff dem Meer: Kein Schiff wird leichtlich fahren ab / 690 Das nicht ein Ganß auch mit lieh hab: Kein Schiff wird wider kommen frey , Darinnen nicht ein Ganß auch lby. Damit ein Ganß über Moor fahr , Vnd komm ein Ganß herwider dar. Doch vnfer Martins Ganß allein Soll allezeit in Ehren i'eyn / Vnd platz haben an dem Geftirn. Wem lolchs nicht gefalt in feinem Hirn: Vnd will diß difputieren frey 700 Auß furwitz mit der Phantaiey: [Der] Der mag das Plärr an Augen han / Vnd ein Ganß anfehn für ein Schwan: E r ioll auch nit werth fein geacht / Daß er mit vns halt Martins Nacht. Sanct Martin die Red vollend / Verfchwaiul es alle famt behend : 670
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Vnd war Niemand bey mir fo frey / Als nur allein die Phantafey. Die mich vermahnt diefelbig Nacht / 710 Daß ichs bald auffs Papier gebracht. Damit daifelb kund möchte fein Den Sternenkuckern / in gemein: Daß fie daran irreten nicht / So jhn / zu Nacht / komt ins Geficht Die Newe Conftellation Der Himmelifchen Ganß fo fron. Daher fie etwan mochten meinen / Es wolle ein Comet erscheinen. Sondern daß fie dächten daran / 720 Es fey ein Ganß / vnd nicht der Schwan / Die bey der Nacht / fo klar vnd rein Auff Martins Fell gibt jhren Schein. Ynd fey auch kein böfer Afpect. Dann kein Gefahr dahinder fteokt: Sondern bedeuttet etwas guts: Nämlich / daß man foll gutes Muts Bey einem guten Newen Wein Auff die Martins Nacht frfilich fein / So man Sanct Martino zu ehren / 730 Ein gbratne Ganß Verde verzehren. Wer diß nicht betracht rechter maifen / Der mags wol vnderwegen lafien: Ynd weil er ye ift fo vermeiTen / Für die Ganß einen Schwanen freffen. [G Das]
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Das Fünffte Capitel.
Von der Königlichen Mar-
tins Ganß Löblichen Namen / Tugenden , Nutzbarkeit "vnd Ritterlichen Thaten
fo (io bey H e y d e n vnd Chriiten / in
Frieds vnd Kriegsleuffen / mit londerni Rulim vnd ¡'reift
erwieien.
s Denckwürdige Lob vnd Ehr Der "Martins Ganß • zwingt mich / noch mehr Außzubreiten jhr lob vnnd Preyß Durch ein Lobfpruch mit höchftein floiß. Dann weil lie (wie euch ift bekandt) Durch jhren Königlichen Stand Viel Ehr / Ruhm vnd Preyß hat erworben: Vnd auch gantz Ehrlich ift geftorben: Auch / wie jhr ferner habt vernomen / 10 Inn den Papyrnen Himel komen: Vnd jhr Gedechtniß auch zuletzt: An das Firmament ift gefetzt. So will es lieh gebühren auch / Daß wir jetzt / nach Löblichem Brauch / Ihr zur Gedechtniß an der ftet Halten ein Lobwyrdige Redt. ])Emnach bitt ich euch / gantz dienftlich Daß jhr wolt günftig hören mich: |Vnd| Vnd zuvernehmen feyn bereit 20 Das / fo ich lag / zu dieler zeit.
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Solchen Lobfpruch nun zu crzehlen , "Will ich den Edlen Vogel Wehlen: Welchen vns Sanct Martin verehrt /' Daß er in Frewden werd verzehrt. Ynd weil es iit ein köftlich Speiß Will ich jhn lobn mit gantzem fleiß: Denn er iit aller Ehren werth / Für allen Voglen / auff der Erd. 1 Ie Ganß der befte Vogel iit: 30 An jm ich doch kein mangel wiit. Daher jhr eigner Nahm bedeut ,' Nicht anders / dann Volkomenheit. Dann was Gantz iit / das ift nicht halb Das lolt verltehen doch ein Kalb. Was dann Gantz vnd Volkomen ift / Demfelben gewißlich nichts gebrift. Vnd daß man dilfes recht verfteh / Den andern Nahmen man anfeh / Damit offt mal / in manchem Land 40 Das Männlein Ganßer wird genandt. Wenn man den nahmen recht betracht / Ift er auß zweien Wörtern gmacht ! Als vom wort gantz / vnd vom wort ehr: Ift zuverftehen nit gar Schwer. Vnd fchlcuft fich auß dem Namen fein / Das Gänie gantz voll Ehren fein. Ja voller Tugent auch darneben. Wie folches klärlich Zeugniß geben Viel ftuck ,' fo man an Gänfen ficht. 50 |)Ann lieber läget mir: ift nicht Die Weiße färb ' zu jeder zeit / Der vnfchuld / vnd der Reinigkeit / [G ii Ein] Ein Zeichen gwelfen bey den Alten? Was wölln wir dann von Gänfen halten? Die offtermals find gantz Schneeweiß Weichs die Natur j mit fonderm fleiß / Vns zum Vorbild / allfo gemacht; Damit die Vnfchuld werd betracht /
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Die inn Ganfen volkommen ift; Dann fie ja je mit keiner Lift / Wie ander Yögel / fchaden thun. Wer will die Gänfe fchelten nun? YNd daß ich auch m6g weitter fagen: Die Ganß die hat ein langen kragen. Weichs dann bedeut verfchwiegenheit: Wie im Sprichwort / bey vnfer zeit / Offt wird gefagt / wo jemand hett / Etwann bey nach zuvil geredt. Das er fpricht / das war Gut / daß ich 70 Ein langen Halß het / fonften mich / Mein Sprach bald vbereylet hett / Das ich zuviel allhier gered. Darumb zeigt an der lange Kragen / Daß man nicht alles gleich foll fagen / Was eim einf< / herauß ein* Eyl: * i. in Sonder man nem jhm wol der weyl / Vnd jedes wort vor wol betracht / Ehs durch den kragen werd gebracht: So darff man vbers Maul nicht klagen. 80 Das lehret vns der G&nfe kragen. NOch weitter ich jetzt fagen muß: Die Ganß die hat ein Breitten Fuß. Damit wird eigentlich bedeut Vnwanckelbar Standhafftigkeit: Dann iie fteht offt vnd gar allein / Ein lange zeit / auff einem Bein / [Im] Im Vngewitter / vnd im Regen / Läft fleh kein Starcken Wind bewegen: Feit doch nit vmb: Wancket auch nicht. 90 Weichs bey den Menfchen kaum gefchicht: Da offtmals / wann ein klein vnglfick / Eim menfchen gibt ein böfen Blick. Greifft jhn nur an bey einem Bein / So mag er nicht Beftindig fein. Ja folt er auff ein fuiTe ftohn / Er lieff eh mit Beiden darvon.
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AVch ift diß an den Gänfen fein / Daß fie gern find lauber vnd Rein; Ynd baden fich mit bfonderm fleiß: 100 Damit fie fein gantz hübfch vnd Weiß. YNd ob wol der Gemeine Mann / Von Gänfen fonft nichts fagen kan. Dann daß es fey ein albers Thier; Vnd will es auch verachten fchier: Halt auch auff jhrn Verftand nicht viel. So halt ich doch das Widerfpiel: Ynd iag das vnverholen frey / Daß große Witz in Gänfen fey. Wie folchs auch meldet Plinius. 110 Ynd der Poet Lucretius / Gibt jhnen diefes Zeugniß frey / Daß fonft nicht bald ein Yogel fey / Der mit dem Gruch merck lo bereit / Deß menfchen Gegenwertigkeit. Auch der Poet Ovidius Das Zeugniß jhnen geben muß: Daß jr gemerck viel fchärffer fey / Dann keines Hundes. Wie dann / frey Mit eim Exempel / Livius 120 Beweift: deßgleichen Plutarchus / [G iij Vnd] Vnd ^Elianus davon fagen / Daß iichs zu Rom hab zugetragen: Als Förft Brenno / mit groifer Macht / Den Römern abgewan die Sohlacht; Nicht weit von WalFer Allia / Vnd all jhr Herr* erlegt alda. » l. Heer Alfo daß nun kein Wiederftand Von Römern gfchach. Alsbald zuhand Die Gallier mit hauffen kamen / 30 Vnd Rom die Statt mit Gwalt einnahmen Verftörten alles / umb vnd vmb / Biß auff das Capitolium; Das war ein wol verwart Feftnuß: Darin lag Marcus Manlius /
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Mit etlic.h Bürgern an der Itett Weichs der Feind hart belagert het. Konds aber nicht mit Gwalt gewinnen: Derhalben er fich thet beiinnen / Wie er heimlich darein möcht komen: 140 Het auch durch Kundfchafft war genonien Daß an eim Ort / von Wächtern 1er / Daß Schloß leicht zu erfteigen wer. DalTelbig nam er wol in acht: Vnd kam dahin bey finiter Nacht, b nun gleichwol / zur leiben ftund ! Dahin geordnet warn viel Hund; Zu wachen vnd zumeiden an / So fich jemand wurd vnderltahn Das Schloß dafelbften r uerlteigen: 150 So kund der Feind fie doch bald fchweigen , Warff jhnen Speiß für / vnd viel guts / Das Fraflen fie i'tillfchweigents muts. Da meint der Feind / er het gewonnen: Ynd fteig hinein ' gantz vnbefonnen. [Niemand J Niemand het das genommen acht: So fein war da beftelt die Wacht. Nun het / vor dielfer zeit / ein Man Der Fraw Junoni Lobefan / Ein lobendige Ganlj verehrt, 160 Die man im Tempel da ernehrt / Diefelbig Ganß ,' zu diofer ltund / Witziger dann beyd Menfch vnd Hund / Merckt daß der Feind vorhanden wer; Vnd fieng zu fchreyen an gar lehr. Davon 'uch Manlius erwacht: Ynd alfo bald ein Lärmen macht. Da ward ein eylen vnd ein laufifen: Die Burger kamen da / mit hauffen ,' Dem Feind entgegen an dem Ort 170 Mit gwehrter hand: vnd trungen fort Griffen jhn an gantz Ritterlich: Daß er rauft weichen hinderlich:
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Wurden all« in diefem jagen. Die Feinde meiften theils erfchlagen. Das war ein gantz Blutiger Tantz ' Davzu gepfiffen het die Ganß: Die billich das Lob bracht darvon ' Daß fie hier het das beft gethon / Mit jhrem hellen klaren Gri'ang. Der fich vergleicht Trommeten Klang. Darmit lie anbließ / diefe Nacht / Den Feinden ein Blutige Schlacht. Solchs die Römer / folgender zeit / Erkant haben / mit danckbarkeit; Daß lie dem Feind het lielffen wehren: Drumb lieflen fie der Ganß zu ehren / Ein Bild von Silber machen bald / In gleicher maß I Form znd geftalt [G iiij Wie] Wie diefe Ganß gewefen war / Vnd Ordneten / das alle Jahr ,' Auff ein gewilfen Tag / auffs beft / Der Ganß gehalten ward ein Feft; Da dann diefelb / mit groifer Ehr / Inn Rom geführt ward hin vnd her ,' Durch all gaffen / mit groifem pracht: Trotz der ein Ganß het da veracht. Als dann führt Mann iio wiederumb Hin / auff das Capitolium: Da jhr Reichlich verordnet war / Vom Rath / die Speiß / durchs gantze jar: Welch jhr gereichet ward köftlich / Von Herrn Bawmeiftern Tugentlich. JA auch ' in nachfolgender zeit / Gar viel ftattlicher Burgersleut / Hielten die Gänß fo lieb vnd werth / Das lie derfelbn ein Groffe herd / Mit fonderm fleiß / erzogen haben: Ynd jhn gut Futer vnd Sträw gaben: Gut Bönen / vnd gut Haber Stroh. Das thet der reiche Scipio /
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l()li
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Auch Metellus vud Sejus mild. Da ward der kragen recht gcfült. ¡vVmma die Ganß war / bcv den Alten Alzeit gar hoch vnd werth gehalten: Dann jhnen war nicht vnbekandt Der weyfen Ganß hoher Verftandt. Dali lie gar fein / zur Mitternacht Anmelden ordentlich die Wacht. Nicht fchläffrig fondern wacker lein: 220 Vnd haben das gehör fo rein / Vnd das gemerck fo eigentlich / Daß fie auch leicht veritehn /' wann lieh Ein vnftät Wetter will erheben / Mit jhrem gfthrey ein Zeichen geben: Wann man lie auff die weide treibt. Wie folchs Aratus von jhn fchreibt. ]St diß nicht auch grolfer Verftandt? Daß jhnen ift fo wol bekandt. Was nutzlich / oder fchädlich fey? 230 Weichs lie damit beweifen frey ' Daß fie eilen kein Lorber Blat / Dieweil es jhn am Leben ichad Sie i ß keins , auch in hungers noth / Dieweil es IIt jhr bitter Todt: Behilfft fieh eh mit Ilaberllroh; Hat fie daifelb fo ift iie froh / Vnd lebt gar wol ' in jhrem finn /' Offtmals ein lange zeit dahin. ])Ann wie Albertus Magnus fpricht 240 Vnd felblten vns gibt dtn berieht ' Daß er gefehen hab der geltalt Ein Granß von Sechtzig jähren alt. Das kan ein feines alter fein Vnd ehren würdig! als ich mein. ^VEitter / die Ganß viel Nutzen bringt. Dann ob lie gleich nicht Lieblich fingt: So ift fie doch reichlich von Gaben / Die wir von jhr zu gnießen haben.
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I)imn denckt / was diß für wolthat fey. Das fie erhelt die Schreiberey: Gibt zu Schreibfedern gute kiel / Damit wird außgericht gar viel / Zu Gottes Ehr vnd Gmeinem Nutz: Dem Vatterland zu Hilff vnd Schutz. Wo wolt man fchreiben gute Lehr / Wann nicht die Edle Feder wer ? [G v Die] Die vns zu Nutz / ohn all befchwert / Die hochgelobte Ganß verehrt. Befördert dardurch manche Kunft / 260 Davon wir haben Ehr vnd Gunit. Drumb l'olten wir / auch ohn befchweren Die lieben Gänß herwider Ehren: Von den wir auch / gantz wol bekand / Die von der Feder find genant: Die bellen Leuth auff diefer Erd. Drumb ift die Ganß viel ehren werth. J A wär kein Ganß / man wird wol fpüren Wie manch Menfch als dann muft erfrieIm Winter kalt: wann er nicht het / (ren ! 270 Von Gänß Federn / ein warmes Bett. Das laß mir auch ein gutthat fein / So wir han von der Ganß allein. Die vns gibt jhre Federn weich / Daß wir vns Wärmen: vnd zugleich Fein fanfft fchlaffen: vnd ligen wol Summa die Ganß ift gutthat voll. Die Haut / das Fleifch / das Blut / das Schmaltz. Daß kan der Menfch doch brauchen alß Zur Notturfft / vnd dann auch zur Luft. 280 Weichs Marcus Seftius wol wuft / Der war ein Römifch Edelman; Der feim Maul auch nichts böfes gan. Vnd Scipio Metellus zwar ,/ Der auch ein Burgermeifter war: Das waren feine Männer beid / Vnd achteten zu jeder zeit 250
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Die (i;mB Leber fürs aller bell: Drunib warm lie hetten liebe Gelt Der Ganß Leber vergaß man nicht: Die ward auffs köftlichit zugericht ' Vnd demnach alib gut vnd frifch Mit pracht getragen auff den Tifch. Alib auch noch befchrieben fteht ' Was Meßalinus Cotta thet. Der kund die breite Gimfe ffiß / Wol zubereiten alfo iuß Daß es ein Luit zu elfen war: Wie folchs Plinius fchreibet klar. Haben nicht etlich Völcker auch Inn Gaftereyen dielen Brauch? Daß fie den Gälten mit gebür / Den Gänfe Schnabel legen für: Vnd treiben darmit fondern Pracht; So hoch wird da die Ganß geacht. Zu dem / fo ift der Gänfe Blut ' Zu mancher Artzeney fehr guth. Deßgleichen auch das Gänfe i ch mal tz / Vnd wer kan es erzehlen als? Man läl'e Diofcoridein / Galenum vnd Hyppocratem. Deßgleichen Avicennam auch: Da wird man finden manchen Brauch Der Zung / der Leber / vnd der Gall. Deß Magens / vnd gantz vberall: Ja das auch gantz verächtlich iit ' Zum weniglten der Gänfe Milt: Zur Artzney fehr Nutzlich ift: Wie man das alls in Buchern liit. ALfo lieht man / was bey den Alten Man von den Gänfen hab gehalten: Dann lie hielten gäntzlich darfur: Weil fo viel gutes kam von jhr. Das etwas Göttlichs inn jhr wer / Drumb theten fie jhr an groß Ehr.
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Vnd fehlt nit viel das Tie ohn fpott Aus jhr gemachet gar ein Gott. Wie dann auch wer gel'chehen fchier: Anno Taufent Neuntzig vnd Yier: Als Keyfer Heinrich / den man nant, Den vierdten / fonft gar wol bekant; Damals Romifcher Keyfer war. Yerfamlet fich ein grolfe Schar , Von Furlten / Greven: vnd dergleichen Von Burgers leuten Arm vnd Reichen / Von beyden Gfchlechten Weib vnd Mann Die wolten mit Gewalt daran ,' Vnd ziehen ins Gelobde Landt: Das macht ein Mönch Petrus genant Der het die Leutlein vberredt: Als wem Gott folchs befohlen hett/ Vnd daß ein Stim vom Himel wer Erfchollen / das er folt lolch Heer Veriamlen: vnd mit dißem Gwalt / Gen Jerulalem ziehen bald: Dafelblt die Heyden all erl'chlagen. Da fieng man an von Wunder fagen: Wie Gott vom Himel hab geredt / Vnd diese wort gefprochen hett: Ich wils haben / Ich wil es haben. Andere / für Warheit / außgaben / Wir Keyfer Carl / der groffe Held / Sey wieder komen in die weit / Vnd war von Todten aufferftanden / Auch.felbft Perfonlich nun vorhanden: Der wolt für jhrem Heer hergehn: Vnd würden viel wunder gefchehn. Bapft Vrban halff auch zu dem Spiel Verhieß den Leuthen Ablaß viel: | Wer fich nur fchickt zur Penitentz / Dem gab er vollauff Indulgentz: I och mult auch da fein die Prefentz / Sonft gab es nicht gut Conlequentz.
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Da lieff es als mit hauffen zu Mancher hett weder Raft noch ruh; Biß er zu diefem Hauffen kam. Vom Pflug lo lieff bald der Bawrsinan: Der Hirt der lieff von feiner Herd: Manch Weib von jhrem Kindlein werth / Das lle verließ dort inn der Wiegen: Manch Knecht fein Herren thet betriegeu / Gieng auß dem dienft / vnd thet entrinnen: Die Mägde lieffen weg vom Spinnen: Dem Mönch ward auß dem Clofter gach / Demfelben lieff die Nonne nach: Gleichfam als wer groß Fewres Not / Da kam zu Hauff ein greife Rott / Yon Armen / Reichen / Jung vnd Alt: DaP man jhr Yiertzig Taufcnt Zahlt Auch hett Mönch Peter groifes Gelt / Von Allmoßen / zu Hauff gezehlt: Das folt jhr Vnterhaltung fein / Wenn iie kämen ins Land hinein. Vnd daß fie haben möchten Stärck / Vnd glück zu diefem greifen werck / Damit gerahten möcht die Schantz; So wehlten lie ein Weiße Ganß: Die fie hielten gar Lieb vnd werth: Führten fie mit fich / ohn befchwerth. Der Mönch beredet auch die Leuth / Wie fie den heiigen Geift bedeut: Vnd ward* nach feiner eygenlchafft / * i. werd Ihn allen geben greife Krafft. [Darauff] Darauff verließ fich manch gefeil , Gleich wie die Kinder Ifrael / Auff jhre Bunds laden. Alfo War differ Blinde Hauffen fro: Meineten / diß wer ein gwiß zeichen Das Gott nicht würd von jhnen weichen. Damit man auch dran zweifei nicht / So ward ein Panier auffgericlit:
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Darinnen ftund gemahlt /' mit fleiß ,' Ein fchöne Ganß / von färben Weiß: Die dann der Gmeine man hoch Preifl / Ynd nanten fie den Heilgen Geift. So hoch ward da die Ganß erhoben Daß man fie nicht kund höher Loben Aber fie bleib endtlich im Aich. Ynd kond fo wenig retten fich / Als diefen arm verlohren häuften: 410 Der endtlich mufle gar zerlauffen. Dann Gott flrafft fie / weil fie viel fchand Vnd Lader trieben allefant. Sind alfo meiden theils geftorben / Ynd gantz Ellendiglich verdorben: Haben grob verfehen die Schantz / Vnd fich betrogen mit der Ganß: Die doch Vnfchuldig kam darzu / Wer lieber geweil in guter ruh. Beim Haberftroh / in jhrem Neil: 420 Das wer geweil das aller beil. Die gute Ganß nun tauret mich / Daß fie i(l blieben in dem flieh: Vnd komen in fo groß Gefahr; Die viel eins belfern wyrdig war. Wenn ich fie nicht wolt beffer Ehren / Wolt ich fie lieber gar verzehren / [Mit] Mit guten gfelln inn frölichkeit; Dann fie fuhren in folchs leidt; Da fie hat muffen leyden noth / 430 Vnd endlich ein fchandlichen Todt. Vnd wanns auch gleich noch heut gefchicht / So kan ichs dennoch Loben nicht: Daß man ein Ganß verderben läfl. Viel beffer ifls / daß man fie mäfl. Ein feifte Ganß / die ift wol Werth / Das fie viel beffer werd verehrt. Vnd ob fie muß das Leben laffen / So foll doch folchs gefchehn dermaffen.
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Das Ehrlich Leuth zugegen feyn ' Die neben einem guten Wein / Ein frölich Mufic darbey haben / Ynd fie als dann Ehrlich begraben: Ynd fingen jhr das Requiem / Das ift doch Ehrlich vnd bequem / Ynd auch der Oanfi / ohn allen Spott / Ehrlich / ynd Rühmlich nach dem Todt. Sie fey gekocht oder gebraten / So ift es doch alls wol gerahten: Wenn vber Tifch rfihmen die Geft / 450 Das die Oanß fey das aller beft: Hab jn gfchmftckt wol auB dermaffen. Das muß man dann Paffieren lalfeu: Wie es dann billich auch fein (eil. Ynd Gfalt Sanct Martin leyden wol ' Wann man fein Vogel alfo ehrt / Vnd jhn inn frölichkeit verzehrt. Ynd wann jhm folchs gefchicht zu Ehren ,' Wird er vns gewißlich auch befchehren Ein feifte Ganß / vber das Jahr / 460 Ift gwiß vnd fehlt nit vmb ein Har. [Das] 440
Das Seehfte Capitel
Ein Lehrhaffter Sermon von dem Spruch / daß der Wolff den Gänfen predige. Auch vom vnderlclieid der Fromen vnd Bdl'en GAnle: vnd was ffir Spräohwörter von denfelben gebreuohlioh.
GEIiebte im Herrn Martin fein / Vnnd Andächtige Gunß gemein: Ewr Liebe weiß / daß heut zur Frift / Ein Hochfeyrliches jähr feil ift. Welches wir celebriren auch Nach alt wol hergebrachtem Brauch. Solchs hat Sanct Martin haben wollen /' Daß wir zufamen komen Tollen: Das Feft zu feyren / der geftalt. 10 Doch daß wir auch nioht alfo bald / Ohne Troft / von ein ander gehen: So hats Sanct Martin auch vorfehen / Vnd vns ein feifte Qanß gebracht: Die zum Brand Opffer werd gefohlacht / Daß wir diefelbig / jhm zu Ehren / Inn andacht / recht follen verzehren. ^ V n het ich auch / mit fonderm fleiß / Der Martins Oanß zu Lob vnd Preiß / [Mio Ii] Mich dahin refolviret fchon / 20 Euch zu thun ein fch&nen Sermon: Auff diei'es heutig Feit fo frey. EU. L i l . Deukmäler.
IV.
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Ynd ein Lehrhafften Text darbey / Zu demfelben End / außerwehlt: Den vns beschreibet vnd eraehlt' - Der Süßredent / von Worten rein / Claudius jEWmm fein / In feinem Loblichen Tractat / Den er von Thieren bichrieben hat Im Siebenden Buch / ohne Mittel / 30 Am Ein vnd Yiertzigften Capitel: Da wir lefen / am felben ort , Hiftorifcher weiß folgend wort. J)Ie Liebe Ganß / fo weiß vnd Frum / Ilet den l'eripateticuni Laciden / fehr lieb auß. dermaßen: Daß (ie ihn gar nicht wolt veilttHeu. Sondern denfelben hochlich ehrt: Dieweil er fie erhielt vnd nelirt, Wo er hingieng / da gieng fie mit : 40 Stund er / To wolt iie fitzen nit: Saß er / fo laß fie gleicher weiß: Was er thet ' das thet fie mit Heiß: Sie gab jhm (tätig das (ieleit / Ynd weich von jhm zu keiner zeit. Lacides nam folchs wol in acht / Vnd diß mit Danckbarkeit betracht. Dann als die Ganß mit Tod ging ab ' Beftatt er fie ehrlich zum Grab: Ynd ließ jhr ein Begräbniß machen 50 Samt allen was ghort zu den fachen: Er trawrte umb fie / alfo fehr / Als wens lein Sohn vnd Bruder wer. [H Auß] A.Vß dielen Worten /' klar vnd rein Hat ewr Lieb ein Exenipel fein: Wie die Ganß das Menfchlich üelchlecht Ehret vnd Liebt / von Hertzen recht. Darumb wir billich / \y|ederumb / Lieb loilen haben die Ganß Frum: Damit alfo zu beyder feit /
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Geübt werde die Danckbarkeit: Gleich wie Lacides der (ie nehrt / Ynd die Ganß die Laciden ehrt. ^ V n het ich mir zwar vorgenom men /
Auff dili Feit ' dieleu Text euch Fronien Viel weitleufiigcr zuerklelneu: Vpd was darauf) fiir leine Lelireu Den iiaiiiiio ü a n ß e u ie n zumercken ' Den Mii Glauben dadurch zustercken , Als ich nun folchs im Sinne het 70 Zu Nacht da ich l'chon lag im Uett , Vnd fleug da an zu meditireu W i e icii lolchen Sermon mociit zieren: Als bald ,' iu lolchem Ticiiten tieft' Gleich als 111 eim Traum / ich enU'chlieft'. Ynd ob es wol war Finlter Quellt: So duiickt mich doch u;n ii.il) gen acht. Kan aber lolchs gewiß nit lagen. Allein diu hat lieh zugetragen. Mich duncket f n derfelbeu itett 80 Als wenn da bald kam für mein Belt Auff einem Gaul, ein Kitti r Iteift / Der mich da bey dem Arm ergreift': Ynd i|irach: VYolauft' mit mir ilarvon. Du mul ein andern weg jetzt, gohn. Ich lach in an / wer er moc.iit luyn! Da koiul ich jlin erkemieu fein: | Da | Daß er het auff der Einen feit , Am Mantel , nur ein halbes klcid. Das ander theil war abgol'chnitten: 90 Im halben Kock kam er geritten: Vnd führt ein ledig Pferd mit lieh /' Darauff muit ich bald fetzen mich: Vnd mit. ihm reitteu der geltalt i> K fliet ich / da kameu wir bald / Auff der Polt alle b e j d zu gleich Inn die Statt Wien in ( 1tereich: Dalelblt fuhrt er mich in ein galfen ' 3*
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Nicht weit vom Landhauß an der fl raffen , Im Winekel zu der Rechten hand / Zu eim Hauß / da ftund an der wand Gemahlet fein; wie an der ftett Der Wulff den Gilnfen Predgen thet: Mit färben wars Illuminiert Das Ilauß den Kähmen darvon fuhrt. Sieh da (fprach Sanct Maitin) fchaw an: • Was haltu vor eim J ahr gethan? Da du den Giinl'en Predig! t fein / Wie He fo frome Vogel l'eyn / Was vor nutzen daß Menichlich gfchlecht / Von jhnen her / das kontilu recht/ Ynd fein / von Stück zu Stück , eizelilen: Sie folten dich zum Predg r Wehlen. Du könteft jhn viel lob nach lagen, Von Fuß auff / 'biß an langen Kragen. Dein Predigt lieh zwar wol anfieng: Aber da es ans treffen gieng: Da hetftu alles Lob vergeii'en / Ynd halffit gebratne Gänße frelien. Da haftu dein Maul nicht gefpart / Drumb magltu wol lein Wolffes art. 11 [ i j Wie] Wie auch der Wolff / au diel'eni Ort Den Gäulen gibt fo gute wort. O het er eyne boy dem Kragen Ein andern Text wurd t>r jr fageti: Ein folclie Ablolution / Daß lie gwiß nit weit wurde golin. Alfo thut jhr den Gänieu zwar Ynd lobet lie ein gantzes jähr: Wenn aber mein Feit komt 1 erbey / So ift kein arme Ganß mehr frey: Da hilfft kein bitten / flehen / klagen: Sie komt vmb Leib / Ehr Gut vund Kragen. Kein Guthat mag jhr mehr gerahten: Sie wird ermordt / vnd dann gebraten Das zeigt dir dilfea bild hie an:
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Das du d i Gehest vor dir ftahn. [Ch antwort jhm verftcli micl recht. Diß Gmäld ilt nieht gefielt ' fo fchlecht, Nur auff die Gänße eullerlioh. Es hat ein anders hinder fich. Die Gknfe ' die da fiehn gemalt Bedeuten Layen ,' in eiufalt: Die wie die Armen (i&nPe fchlecht. Hin gehn vnd nichts betrachten recht: Hören die Predigt jnnner fort: Wenn nur fein lieblich feyn die wort. Der Wolff aber bedeut hierbcv / Einen Falfchen Propheten frev. Die gmeinlieh leind folche gefellen: Daß iie fich from vnd Erbar Hellen Predgen fein fanfft: vnd machen» Gut ' Wies dem alten alten Adam wolthut. Von außen fie wio Schaff fich Hellen. [Rpcht] Aber Inwendig find die Gfellen: Recht reißende Wölffe ffirwar. Das zeiget diß Bild offenbar. Vnd hat alfo deß Malers Hand Abcontrafeyt Geyftlichen Stand. Wie er jetznnd fiift wird genent / An fruchten aber man lie kent. Wann folche die GA.nß nemen in acht: Wurden fie nicht in Gfahr gebracht: Vnd fich lalfen alfo bethSren Daß fie deß Wolffes plaudern hören. Dardurch lie k< men in Gefahr Daran fie felbft find fchnldig zwar. ¡^Anct Martin fprach / wie komen nu Mein arme G&nß aber hie zuP Die diße fach nicht fo verftehn. Sondern in Einfalt einher gehn. Wie können fie vrtheilen frey / Was Geiftlich Hecht vnd vnrecht fey? JjArauff gab ich jhm antwort do
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Das lull» jetzt \crllehn ' allo: Die G&nfc find nicht oinerlcj. Du» kauf Iii wol niorckcn hierbey. Wenn du mich wirlt verliehen recht. So find es M* nclierley Gelchlccht. Ein theil find Wild ' ein theil find Zahm: Etlicl haben \om Schnee ilen Nahm: Die Hagel vnd die Loffelg-uilS Gehört auch her an diifen Tuitz. Ein Baumganß auß ll\bcrnia Ein Liecht Ganß lindt man auch alda Sanct Burckarts Ganß m-ichen -iuch mit Der Martins Ganß vergilt man nit. ]£ln Wilde GanL* vnbändig frey . Acht nicht was für ein Predigt ley. 111 iij Der] Der Schnee Ganß ift das hert/. erkalt. Daß fie nichts auff die Predigt halt. Die Hagel Ganß \oll vngeitnm Acht kein Straff Predigt wnb vnd \mb. Dio Löffel Ganß in Wollult fchwebt / Ynd nur in Venus Tempel lebt. Ein Baum Ganß in der Luft gebühren Iii klug hclt andre nur fiir thoren: Die Liecht Ganß hat ein eulfern Ichein . Heuchle^ macht jlir das hertz \nrein. Die Burckarts Ganß in wollult lebt Zu hoff in Gwalt vnd Ehren lcl webt. Die Martins Ganß lebt llcts im lauß Schwencket die Kandt vnd Pechcr auß. Wie nun ein jed Ganß ilt gefint / Allo lio auch ein Predgcr lind. Vnd mag die Zahme G-inß allein , In dieler fach die belte lein. Ob lic lehon nicht gar ilt To Weiß, So hütet fie iieh doch mit Heiß / Daß fie dem Wollf nit kom zu nah Vnd Iteh an leiner Predigt da: Sondern fie bleibt an jhrem Ort.
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Fein einfaltig ' bev Gottes wort. |)Er Ganß wir l'olten folgen fein: Vnd mit jhr gehn in Saal hinein. Zn Gottes Herren Abentmahi ' Daß iit der rechte frewdcn S; al Das er vns felbft hat zu gorich t / Wie Lucas au vierzehnden fpricht. AI er wir lalfen vns gar Ivld 220 Darvon verhindern ' der geftalt: Daß wir einr andern Ganß nachgehn ' Die vor vnfer Haußthiir thut ltehn |Vnd] Vnd vns verführet in dem fahl / Daß wir nicht gehn zum Abentmahi. Wie folcha gar fein erkläret hat. Vor Jahrn / zu Straßburg, in der Statt / Doctor Johann Geyler bekand/ Der auch Kayferfperg ward genant; Am andern Sonrag nls gewelen Trinitatis , wie mins kan lefen / In feiner Poftill nllo ftaht 230 Pein am ffinff vnd viertzigften B l a t ; D a er vber folch Gänße klagt. Ynd vaft mit diefen worten fagt: Die gladen find / die komen nicht ' Fra^ftu warumb folches gefchicht? Drumb ' weil Drev Gknß vor dem Thor ftahn ,' trrn daß du nicht herauß kanft gahn. Die Erlte ift ein Grawe Ganß Die bringt den Hoffart an den Tantz: Die fuhrt die Leuth entlich dahin 210 Daß beid jhr Hertz vnd auch jhr Sinn / Nur auff daß zeitlich ilt Bericht. Gottes wort achtet Tie gar nicht. Drumb Tie nit zum Abcntmal gahn: Daß Weltlich ligt jr vil mehr an. Daß fclb gibt jhr lb vil zu fehaifen / Daß fie die Predigt muß verfchlaffen: Ynd oiftmals fchlagen in die fchantz.
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D a ß iit rin Graw ' Groß Grobe Ganß. Oraw iit Tic / weil lie gomeinlich Ein Grawes Alter bringt mit fich. W o l Sechtzig oder Siebntzig Jahr Darauff verlallen iie lieh zwar: Sprechen ich bin To lang gcfcllon Oben an. Daß macht iie venuelTen: | II iiij Dal.!] Daß iie nichts anders meinen Tchlccht W a s iie thun / das lcy alles liecht. Auch iit Groß diele Ganß von art / Dann iie vor Ehrgeitz vntl Hoffart / Sich felbften ^.ir Groß Tchiitzen k a n : Vnd will daß auch ein jederman Sie hoch ibll haiton vber mal.': W a n n s fchon vnrecht was acht iie das? Yntugend iit bey jhr kein fchand / W a s iie thut lobt das gantze L a n d k Ein folcher auff geblaßner l l a n ß W i r d wol genant ein Grobe Ganß. Der lloltz Toll vnd Grob ill beydTarnen Ynd macht der grawen Ganß den Nahmen. Der hindert viel leuth ohne zahl Daß Iie nicht gehn zum Abendmahl. l)Ie ander Ganß ill auch bekand. Und wird die fv-hwartze Ganß geuaud. Mit W u l l behengt vnd auch befehillen ' Die nichts dann nur vom Geitz will willen. Darumb iie auch be\ Tag vnd Nacht Nach dem Gewinn \ n d Nutzen tracht. Vnd dille Ganß ill wol bekand Im Gciitlich , vnd Weltlichen Stand. Ober \ n d vnder iit alls Toll: Niemand k a n jetzt mehr werden Voll Sie han ge fetzet all jhr Sinn Inn das Tchwartz Erdreich nach Gewinn. Durch graben vnd durch wühlen das • W i e ein Maulwertf / ohn vnterlaß. W e n n iie Tolln an der Predigt itahn /
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So U O L L N f 10 der X a h t u n g I I . I < L'.gahn. Eii J'lappert liebt jhn an dein End Muhl- denn das heilic; S,'Ci:"ii.-;if. [Das] Das Golt klingt \iel baß an dein Ort 290 Dann fo man Iii»t von GOTtes wort. Die fiinff joch Ochlen Tie mit f u g it.ild f p m n e n an dos Geyfzes iMlug; Das itl / mit allen j h r fünft' Sinnen Thun iie nicht dann geitzen b e g i n n e n : Vnd dencken mir ' w i s (ie ' n a g b i t t e n / W a n n (ie hau vil Acker vnd Matten. Vnd wann dann auiffchlegt Korn vnd W e i n Da dunckt es (ie gerahten lein Fiir fie ill es ein lliindlein ließ 1500 Vnd lanffen mit dem .ludenipieß. ]Sur weit \on Gott ins Teuli'els Saal: Vnd körnen nicht zns Herren Mal. Schawt dal.i ill auch die Schwarlze Gaul.! Deren volgr bald in gleichem T,.nt/.. W e i ß e Ganß mit jhrcni Kragen Davi.n man tliut im Sprichwort lagen: W a n n einen nach HulfohafFf verlangt , Vnd an eim J u n g e n M.iigdlin ha ' g t Vnd ill lliils IHM jhr ii dem l l a u i j 310 -Vnd richlet lein HmilV ihdit auß : So fag( m a n : E s lieh \ o r der T h ü r Ein •\\e\l.!o Ganß die foy dar für Daß er nicht kan herauf Ter gahn i So l a n g die W e i ß e G a n ß bleibt Hahn. Bey dießer Weißen Ganß ii;crck rc< In Solt j h r das G a n t / Weiblich Gcfch'eeht Vnd alle J u n g e Maigdlein verllahn D i e ' g e r n in W e y ß e n Schlevern g a h n Vnd nichts dann nur von liulichafft t a d c n i 320 Vnd wie die G a n ß vnnufzlich lchnadern Die (ran 1.1 jrret auch manchen Mann. D a ß er zur Kirch nicht komen k a n . [il.v W a n n ] W a n n j h m nicht and erfl ill bewult
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Dann nur Geyll eit vnd Fleilrhos Lufl. Vnd fpricht: ich hab ein Weil) genomen: Drurnb kan ich nicht zur Predigt komon. Ich muß bev mcinoin Weibelein Daß jlir nichts g ich eh / da heimen feyn: Komt er etwann zur 1'redigt dar So lieht er wie eiu ander .Narr. . Vnd floht nur nach der "Weyll'en Ganß Ob j h m goratheu mocht die Schantz. E r achtet j a viel mehr den Schleper Denn des Xontags C'hrillliche Foyer. [)As ilt der dreyer Gimße Werck Von welchem Doctor Kayferfperg Zu Straßburg /' felbft gepredigt hat Das wird auch hie in dißer Statt ' In der Figur vnd Furgebild Daß es bcdcui daß Vnkraut wild: Welches / vnier der Saat doß Herrn Gar offt zu wachfen pflegt gar gern ' Neben dem rechten GAnße Kraut. Aber es i(l deß Teufels Braut: Genßdifteln die nur Neydilch ltcchcui/ Van dem man kan kein Feigen brechen Vnd diclelb haltt.n viel \ o n lieh Vnd wollen hoilfon Giinlorich. J a iie wollen Ganßleutle feyn Leben doch wie die Sew vnd Schwein. Man find l e v alten und bey Jungen Auch ein Kraut I welchs heift Gänßezange Oder Gknß Pappeln , gleicher m a ß : W e n n fio begoffon l u n die N a ß , ' So kon fie vom Glauben viel fagen. Thun doch nichts Guts jhu all jhrn tagen: Vnd bleiben all ein rechts Vnkraut Sind Schklck vnd Buben in der l l a u t . Wollen allzeit am Ganß niarck ilahn / Vnd fahn viel difputierens a n : Schnadern wölln klug lein / wie ein Ganß
Vnd bleibet doch cii grober Hanl! Geht wo] offt in die Kirch zum Schein ' Lehrnt. doch nichts darauß in gemein. Gleich wie ein Gunß Hcugt vber Rein Konit ein Gaggag wider allein. Setzt fürs Ewig das zeitlich f r o y : Vnd Trachtet nach eim l l ä u n e u E y : Lall dargegen das Ganß Ey fahren. i70 Vernieinl E r woll die F r o i n k j i t Iparen Biß er alt wird wie eil Schneeganß. Verlpielt Endlichen gantz die lchantz. W e n n E s wol geht fo iil jhm do Gleich wie der Ganß im I l a b e r l t r o : Solt er an der Bekandnuß Tantz / So wanket er gleich wie ein G a n ß ; Von einer leit zur andern bald. Vnd forcht fich fiir der Menlchcn G w a l t : Vnd ficht nur auff den Großen Ilauffen J.SO Denfelbigen thut er nach Lauften. Feilt der Gantz Hauff ' lb feit er auch: Vnd helts gleich mit dem Gmeinen Brauch Trinckt ein Ganß fo trincken fie a l l : Daran!'. komt dann der groß Abfall. Zu letzt fich endlichen befind Die Hirten wie die Ganfi find. Solch Loffe Gftnf auff diefer Erd Sind auch nicht rechter Predger werth. Solt man Gotts W o r t ' als Perlein Rein ' UM) Hinwerffen für die Sewl Ach Nein! Das Gmeine Sprichwort laut a l f o : Den Genien gehört Haberltro. Ein W o l ff ift jhr zum Predger eben. B r i r g t lie zu letzlt vmb Leib vnd Leben. |*As hat der Mahler ' folcher gftalt / In dil.tem Bild ' vns fiir gemahlt. W i e ich dich jetzund hab bericht. Vnd hat tlife Meinung gar nicht / W i e du Herr Martin deutit auff mich:
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Darumb daß vor cim J a h r hui) ich Die Ganß gelobt \ b e r die Maß: Vnd doch diclelb gebraten aß. W i e du mir jetzund wüiffeil für. Dnrautf antwort ich nach gebiii': W a s ich für etlich jähren gthan / Das laß ich in ioiiti werth bellahn. i > 1
Vnd bin derfelben Meinung nc cb Daß ich die Rechte Gaul' halt hoch. Die Rechten Gimß Merck mich h i e b e y 410 Davon ich ein Poeterey l l a b vor etlich j.ihren gemacht Diofelben laß ich vnveraclit. Ein gute Ganß ' ill Löbens werth. J a ich wolt auch ' uliti all befchwerth Einer guten feilten Ganß auch Nicht mißgönnen mein eignen Bauch: Dal) fie darinnen würd begraben. Was. wiltu weitters von mir haben ? Denn ich j r gönn ¡nein eignen Magen 420 Zur Begrabmß Yas wiltu lapei 'i Ich hab gelapi in ineiin Gedicht Weichs zu der Ganß Lob war gericht ' Daß an der Ganß nichts ley fo l'c.hlecht. E s nutzt dem Menicliliclu ii Geieliloclit. E s dien alles zur Artzeno) W a s nur an der Gnnß immer low W e n n man es braucht zu rechter zeit / So dien es gv.iß zu der Glundheit /> Vnd damit lolrhs glaul jederman: 430 H a b ich gleich wie ein \ r t / t g e t h a n : W e n n derfelb leine Art/enev Den Krancken lobt: Ib muß er frey Selbft koflen ' vnd verl'uehen das: Dann glaubt j h m der Kranck defto baß Nämlich dal' iolchc Artzeney Ihm auch gewiß nicht ichadüeh fey. Ali'o weil ich hoch Lobt die G a n ß :
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So fpricht etwann oin grober IlanL: Du fagit an der Gunlj t'ey viel guts / Vnd halt doch felbft nicht fo viel Muths / I as du ein Ganß helffeit verzehren. Da muit ich Ketten meine E h r e n : Und meinen Worten geben kraff't Da'ß in der Gaul' fei Ivrafft vnd Safft. Vnd hab lio auch helffen verzehren; Hrcht j h r zu fchand / fondern zu ehren: Daß ich mocht bclliitigui fiey / Daß gut vnd gfund daß Ganß fleifch l'cy: Damit ein jeder Menfch / auff Rrd , Die Gänfe halte lieb vnd werth. Vnd fag ich auch / zu dilfer frift ' Wie daß nocl diß mein Meinung iit: Das ich dir S. Martin zu ehren / Wol mocht ein gute Ganß verzehren Nicht auß H a ß / Nevd vnd Peindfchafft zwar ' Gegen der Ganß / lag ich für wahr. Denn ich trag folche lieb vnd Guult / Zum Gitnßlein: gleich wie nicht vinb funll | D Daß Sprichwort lautet nach gebühr: Vor lieb mocht ich jlm treffen fcliier. Al>li Hauet Martin hört den Bericht Kont er mir wider fprechen nicht: Vnd gab mir Recht in difem allen: Vnd fprach / ich laß mirs auch gefallen: Weil du mein Vogel auß erkohren / Auch jetzt Lobeft gleich wie zu vorn. So fag ich dir / olin allen fchertz ' Glaub du mir / vnd hab ein gut H e r t z : Du folt auch diß J a h r ' mir zu ehren / Ein gute Peilte Ganß verzehren, lliemit gieng die Poll wieder an / Vnd führet mich derfelbig Mann Wider zu Iiaui. nach meinem Siun: Da ich doch fpat hin körnen bin. Deuck lelbft der weg itt zinilich weit:
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Das macht auch daß i< Ii wenig zeit Kond haben ' daß ich auffs Papier Schreib / was jetzt war begegnet mir. YNd fo viel hab ich euch / jetzund 480 Wölln fürtragen zu vieler Stund. D a r a u ß follet jlir ieri en f e i n ; D a ß jhr ftets folt gefliffen i e y n : Damit j h r auch / nfielt rechter W a h l ' Bleibt in der Fronien (ianll.' zahl. D a ß j h r auch mögt inn Himmel konion W i e jhr die Lehren habt vernoiiien: Mit aller Froinen (¡finße Hauffen. Wolan die Stund iil aulSgelanffen / D a r u m b fo nnillcn v i r befehlielien. 490 Ich bitt lallet euch liit verdrielien Die zeit / die j h r ,' an (liefern Kndt Mich zuhören h a b * angewendt. |(iott| ' 1. habt (¡Ott gel) euch feinen Segen ' Arien. Ynd lallet \ns auch alle famen i:
«AUL. Ein
K l
Trayoodia lofen
Könige,
e t l i c h e / vom
Saul
fohreekliehcn Erft
ncYvlich
in
Gott-
/ vnd
leinern
vntergang.
Lateinifclier
l'prnoli
be loh rieben / viul zu S t r a ß b u r g im Thon tr«> A c a d e m i c o A n n o 1 6 0 6 . im Monat Julio ugiert. Allen
der
Lateiniiehei:
Sprach
vne^i'alir-
nen zu L i e b / a u ß o b g e d a e h t e m E x e m p l a r / ohnpelejir in vnl'or Mutter Sprnvh vertiert vnd verteutlinhet.
/Hihi:
weibliche!• (huins, in tief Hechten eine in jeh balt g e g e n abend 2120
Sein werde
einer Toden
gleich Leioh.
A b e r was ill das? was Ich i c h ? Wen Wen
fchlept
iVhlcitl't
Ihr da Ihr IJoIew ich ?
Ihr da?
A c h liebe* Hertz Seh Ich nicht
lall jlni balt gehen. ihn ich dich lohen?
den begehrt mein
Hertz?
D.I'miI Ja
du liehll mich voll l e v d vnd Schmertz. Jliclial
Teil ich dich /.war Kleiul im Doch f r e w t mich
Leben:
' daß du lebil
hiernoben
Dann in gar g r e l l e r Sorg Hund jeh • 2130
Meins Vattern Zorn würd todten dich E h dann jeh dich noch loh zur letzt. Wolan
Euch l e y die W a h l geletzt /
O b jhr Da\id loß lallet mir
|Mifthall
— Daß Oder
Er
durch
/ ob jhr
die
woll
D e s gwillen
204 Flucbl
lieh
tlcrbcn
hult
Todes
mit
f,tl\in-
Gewalt.
Der l > f l Tr.ibant Wir
milden
Vnfcr
\errichten
Ambt
mit
vleili
nachs K ö n i g s
(JeheiH.
Micha) Zu 2140
viel vleiifig lein in den Die
Sachen
eim hernach das B c w c n
Ift eim B u b e n
Stuck
imlich
machen
fchier.
D e r Andel- Trabitnt Nicht Ob
recht i d s
des K ö n i g s
das m a n difputier .
m e i n u n g recht
lev.
-Mi.-Iiiil Ich
will nicht deputieren
t'rey
M i t E u c h : d r u m b wehlet an dem Vnder
beyden
W o l t jhr Oder
' mit
wenig
erhalten jetzt e w r
Euch
in den T o d t
ort
Wort: Leben
fVe\
1
geben.
| F ."> |
Dpi- Ki-Il Trubamlt Es 2150
h a t j a nichtb lieblicheis I er M e n f e h
eben
a l s clifi ' » i t H c h e
1jcI»mk
D e r Ander Trabant Hoffnung
d e * l i e b e n - , bei Ter l l l '
Als guldnc
Berg
/ u j e d e r t Vi Ii. Micha]
So So
merckt
Ein
Kjd
W o r d jhr
mir
David
folls E u c h Ohn
Sagt
Ich wer jeh lalfen
hierbe\
t'iey
d u r c h die» l l i i l f f e
mein
fchaden v n d vnltrkfflieh
fevn ,
' jhr
habt jhn
nirgend
gefehen.
'
2or>
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K e i u A n k l a g knn Euch wied< 1 f l e h e n : W e i l j h r beyd Z e u g e n leid allein j 2100 V n d könd d e r Sach \ er Ichwiegen lein. Ilergegen werd j h r j h n nicht bloß / Von ewrer H a n d / mir g e b e n loL': S o will jcli E u c h v e r f o l g e n eben / S o l a u g j c h werd haben d a s L e h e n . Mein Y a t t e r n will jch wol erbittet : Mein Mutter mit klaglichen litten D a ß iie den K ö n i g reitze ahn / D a ß E r euch beyd muß todten Inn. Ich will bitten mein .Bruder g u t 2170 Zu rächen dil'> vniehuldig B l u t . J a meinen B r u d e r J o n a t h a n Will jch v m b Hiiltf auch ruffen an. O folt E r d a lein / kein G e w a l t W ü r d E u c h vor j h m e fchntzen b a l t . D a habt die W a h l / ob j h r wolt fterben: Oder L e b e n s Hoffnung erwerben. Oi r p.rlt Trabant O Unädigil
I'Yewlcin
die Schuld zwar
Iiis K ö n i g s / \lid nicht mein / f ü r w a r ' Miclitil 2180
WohlUu den T( d für« L e l x n dein S o wird die Schuld dein eigen l e y n : S o nieins V a f i e r s Zorn lein E n d hat / Vnd jhn gerewel dieler T h a l S o bilhi des T o d t s dann ¡illo balt Wirltu verurtheylt mit G e w a l t : D a s andre an Euch lernen IVey ,'
D i u nicht gleich zuvolbi-ingen ley W a s man im Giini befohlen hai. W a s mnch jch l a n g ? an diefei Hat i l a b t j h r ein f r e y e Wahl 1 g a n t z eben 2190 Beide>> 711 ( t e i l e n vud /'i leben
[("
Solt]
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Der Ander Trabant
Nun jch will jhn frey laffen gern / O Gnädigs Frewlein ./ doch fo fern / Die Sacli bleib in Verschwiegenheit: Michftl
Solches verfprech jch Euch / mit eiin Eyd! Ynd will Euch auch verehren frey. Der Erit Trabant
Wolan / fo geh / vnd ledig fey: Vnd durch die Flucht verbirg dich balt: Das du nicht komft in grßflern Gwalt. David
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Ach meines Lebens Erhalterin Wie kan jch dir ! nacli meinem Sinn Gnug dancken / vnd dich loben ebeu Nach der Gebfir / folt jch gleich leben So viel Jahr / als Mathufalem ' Wers doch zum Lob noch vnbequom. Miohai
Ach liebe Seel / Ach ITertze mein / Mein Zierd vnd Hoffnung bift allein. David
Bewahr dich Gott zu jeder Stund. Michal
Ach Gott lpar dich allzeit geaund. Eyl vnd errett vom Todt dein Loben. 2210 Ach lieber Gott / du wolleit geben , Das Er mög lauften / wie der Wind / Ynd wie die Morgen Rôt geschwind. Daß jhn der Feind ja nicht ereyl: Ein Nebel jhn bedeck die weil / Das jhu die Feind nicht fehen fort /
[Und]
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207
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Biß Er kom an ein fichern ort. 0 Gott ./ für Vnglück jhn bewahr: Was wirds mit mir nun werden zwar? Deß Vatters Zorn wird grimmiglich 2220 Nun gantz hefftig fetzen an mich: [Und] Ynd Bach vben an mein Blut eben. Wolan jch hab mein Freund beim Leben Erhalten: vnd rewet mich nicht: Was mir gleich nun weiter geschieht. Ilett jch jhn nicht errett zur Zeit / Boy To guter Gelegenheit / Wer Ich doch Gottlos vnd Elend. Aber nun hab jch / an dem End / Mich vor der Schand gehütet fein: 2230 Gilt gleich ob jch muß Elend seyn. Doch was hilfft mich hie viel mein klagen: Ich will Gott Lob Ehr / vnd Dank sagen / Daß Er / au Li fo großer Gefahr / Den hat erret / der jhm lieb war. J a den David welcher mit ISoth Albereit war mitten im Todt: Vnd hett auch nicht mehr können leben /' Wann Gott nicht in des Todts Hund eben Ihm / nach feim allein weyfen Rath / 2240 Geholffeu hette / mit der Tliat. J a / llarcker liott / du halt allein Tod vnd Leben in Händen dein. Ohn deinen Willen feilt fürwar Von vnserm Haupt auch nicht ein Har. J a / es ftirbt auch kein Spätzlein klein / Ohn den Gottlichen Willen fein. Ich befehl mich nun giiutzlich dir Schutz vnd Schirm wolft verleyhen mir. [Seena]
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208
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Seena III. Zwen Botten / Mlchal. Der 1. ilott
Dem Yolck Ifrael / diefer Zeit / 2250 Verkündig Ich ein Schweres Leid. Ifrael hör auff Jubilieren / Laß ab von deinem Müficieren / Singen vnd Reygen ftelle ein Der Chor der Keuschen Jungfrewlein. Harpffen / Cittern vnd Lauten all Legt hin: vnd nemt im gleichen Fall Von ewerem Haupt die kräntzlein fein: Zieht auß die Kleider zart vnd rein / Von Gold vnd Purpur fchon geflickt: 2260 Zum Gmeincn leyd lieh iolchs nicht fchickt. Michal
Was bringitu vns für fchweie Klag? Der Erlt Bott
Das hertz Ifrael hat den Tag / In die nacht / vns verkehret frey. Michal
Du faglt wie Jemand gftorben iey. Mit deirn wort erfchreckftu mich fehr. Der Eril Hott
Ach / vnler Aug leucht uuu nichts mehr Michal
Wer ift's? Ach / mich nit lang auffhalt. Wer i(t geilorben der geftalt? Etwan David der newlich hat 2270 Mit Sieg erlegt den Goliath ? Der Erll Bott
Ach / Samuel der Prophet eben / Hat geendet feiu z e i t l i c h Lebeu.
[Etwan]
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20!)
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Miclml.
0 grolfes Lcyd / mit Bitterm klagcu! Bejdes zuhören vnd zu fagen! Diß ift nun gwiifor Yorbott, D' ß mit vns gar lehr turnet Gott. Gott hat vns den Propheten lein Genehmen / Goit uimt jlin allein Den ]\ichter nacli Gotts willen zwar 2280 Der Gottes wort außleger klar Ynd dem Volk auch weitlagtc froy. Schaw! wer hiuffr fo cylend herbe) ? Warlich / fo viel mier ligt mein hertz So bringt E r boß Bottfchafft mit lchmertz. Der Ander JJott.
Beim Konig muß ich eilend iein: Dann die Phililler allgemein Vndcrftchcn lieh jetzt gar bald , Ins Land zufallen mit Gewalt; Plötzlich werden lie f u r c h t jeh feint 2290 Yberfallcn vnfer Kriegs ]Ieer. Das läger laufft voll Kriegsleut nu / Sprechen einander dapffer / u : Wunfchen einander Glück vnd Segen. Die llauptleut haben auch deswegen Dem Yolck lallen gebieten all Das fie nach der Tromineteii Schall Sollen geriiltot fein bequem. Ynd ligt allein jetzt nur an d e m , Daß man in llreit wird ziehn der mallen 2300 So balt man nur wird lermen blaien.
|I)em|
Mich.il
Gott fclintz vns durch dein liimlilch ITeer: Des Yngliieks wird je mehr \nd mehr. ITie wird ineins bleibens nicht mehr fein Da niehls dann Trnblal ift allein Eli. Lit. Denkmäler. IV.
14
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210
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Der Ander Bott Damit jch nun dem König balt Anzeigen mSg / des Feinds Gewalt / So lauff jch jetzt fo gfchwind herbey / Auß der Philifter Läger frey. Der Erft Bott Wir werden beyd dem E6nig zwar / 2310 Bófe Bottfchafft bringen ffirwar. Der Ander Bott Was mach jch! Ich muß bey jhm fein: Ich will zu jhm ins Zelt hinnein. Der Grit Bott Wer Bottfchaft bringt von grofler Gfahr / Derfelbig foll eylen für war. Wer aber trawrig Bottfchafft hat Ob er fchon meint Er komt zu fpat: So komt Er doch nur gar zu balt: Ynd nicht wie man wfinfcht der geftalt.
[ChorJ
Chorus 2320
2330
I. O Menfch der du begehrlt zum Schutz / fo lehre Das Himmlifch Heere: Daß fíe treiben zurficke Des Teuffels Lift ynd T&cke. Sohaw daß dein Leben fich pur rein befinde / Ohn alle Sfinde. II. Dann wie in Qott all Tugend ilt verfallet. Der das B6ß hallet : Alfo die Engel reine / Nach Gottes willen alleine / Verladen die / welche mit Lader oben So fchandlich Leben. III. Frommen gfalt Fromkeyt: Drumb nach gutom ringet Das Recht vollbringet: So wird der Engel Scharen / So die Frommen bewahren Auch mit Euch / als Ihren Freunden / gern Leben /' Vnd vmb Euch fchweben.
Der Vierte Act Seena I. Saul
Mein Seel / wofür endfetztu dich? Mein Hertz / wie fo gar ängftiglich Wüteftu in meim Leib ' fo fehr / Gleich wie das vnrüwge Meer ? Saul! in was zweyfel fteheftu? Wiltu dich jetzt endfetzen nuh Vor der Sund / die du ohne fchertzen / Schon haft befchloiTen in deim Hertzen Vergeben fürchftu zuvollbringen Das fo dein Hertz in folchen dingen Vor wol bedacht: was hindert dich? 2350 Solt Schuld vnd Sund abhalten mich? Da mich doch der Sünden theylhafft macht Das / fo meins Hertzen grund erdacht. Solch grewliche Sünde / wolan / Wird nicht abwäfchen der Jordan. Solt dann die Straff abwenden mich Vor Straff hüt ich mich vergeblich: Weils Hertz die That fchon hat volbracht. Der Will des Menfchen wird geacht Im Sündgen fürs vornembft zur ftund / 2360 Vnd des Hertzens verborgner Mund. Drumb werden iie empfangen auch Die gröfte ftraff / nach rechtein Brauch. So dann die ltraff erfchrecket dich:
2340
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2370
2380
2390
2400
212
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Doch vergeblich bekehr Ich mich. Dann mich verfolgt doch Gottes Räch: Vnd fchlegt auff mich, laft auch nit nach. Drumb fahr fort: geh den weg zur frift / Den du fchon angetreten bift. Gott hat doch fchon geftürtzet dich / "Wer kan von dem Fall retten mich. Kein Außgefpant fegel fftrwar / Noch der Ruderknecht ftercke zwar Kann das Schilf erhalten zur ftund; Wanns das Wilde Meer reift zu grund. Wer kan fich auch hüten zugleich / Für dem grewlichen Tonnerftreich / Der in den Wolcken / die da faufen / Vber das Haupt her fehrt mit praulen. Zum ftreych ftreck nur frey her den hals. Vergebens fürchftu dich des Falls. [Mein| Mein Liebe Seel / was plagftu dich / Mit folcher klag / fo vergeblich: Die zeit leids nicht daß du mit Gott Wolft bochen: daß Er dir zum Spott Nicht Antwort gibt / auff den* Rath fragen: » i. dein Vnd auch durch Träwn dir nichts will fage: * /. Tr&wm Noch durch das Liecht / fo klar vnd rein Ins Hohenpriefters Ambt fchildlein. Noch auch durch der Propheten Mund. Wolan weil dann Gott / zu der ftund / Mein Gbet Ihm nicht will gfallen lahn / Noch auch mein Opffer nehmen an: So bin jch zu fchlecht in den dingen , Daß jch Ihn darzu köndte zwingen. Den Er thut nach leim Willn allein. Wen Er will muß verftoflen fein. Er acht auch keins verdienftes nicht Als nach feim Freyen willn gefchicht. Sein zorn kein Tugend wenden kan; Werftu gleich der Heyligfte mann Wenn Er dich wirdig acht ein mahl
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213
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Seiner Lieb: So kanits auß der Wahl Nicht mehr fallen / wann du gleich bift Voller lunde / fchand / Trug vnd Lift. So iich dann Gott abgwendet hat / Was furchftu dann / daß du fein Gnad Yerliehreft: dern du keine haft? Oder / fo Er dich liebet vaft / Was ffirchftu zu vertieren* dann • l. verlieren 2410 Das, fo niemand verliehren kann? [G 2] Ja / diß zum Trol't betracht bey dir Weichs die Sach gut kan machen mir. Daß Gott zu erft Mich, hat verlaffen / Vnd fein Gficht von mir gwend dermaffen / Daß er mich nit anfah / ob Ich Ihm gleich Flehet demütiglich / So bindet mich auch nicht zuletzt. Der Fluch in Gottes Gbott gefetzt. Weichs allein denen ift gegeben / 2420 Die Gottes nicht achten im Leben: Vnd fich zu den Warfagera machen / Brauchen jhrs Raths / in Zweifels Sache. Denn wer ftracks dem Warfager Geiit Nachgeht: vnd Gott kein Ehr beweift / Derfelb folche Wahrfager acht Vil höher / als Göttliche Macht. Weil jhm Gott fein Genad vorftellt: Vnd Er fie doch verächtlich helt. Wann aber Gott felbft fchweiget ftill / 2430 Vnd einen nicht erhören will: Vnd Er als dann hingehet frey / Vnd fragt die Warfager hierbey: Vnd rfifft den Todten auß dem Grab: Derfelb gleichfam Erlaubniß hab Von Gott / daß Er folches vornehm: Vnd ift zu entfchuldigen in dem. J a weil auch Gott jhnen thut gönnen / Daß fie fo frey Warfagen können: So kans jhm nicht zuwider fein /
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214
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2440
Das mann fie auch Rathsfrage fein [Solche] Solch8 betracht wol / mein Seel / ohn Schertze: Vnd fchlag die angfthafft Sorg von HertzS. Wie! mein Seol / haftu noch kein Bug? Wiederraths du mirs noch mit fugP Ey / du bift gar zu Forchtfam zwar. Die fach hat nicht Furcht noch Qefahr. Vergebens gebeuteft du mir / Daß Ich nit foll gehen zu Ihr. Binn ich doch fchon beim hauß alda / 2450 Ynd an der Thür, hie wohnet ja Die Fraw mit dem Wahrfager Geift: Sofern man mich recht hat geweift /
Seena II. Saul / Waraagerin. Diß ift die Thür / da in der Statt / Die Weife Fraw jhr wohnung hat. Macht auff. Hola / wer machet mir Die Thür auff? Fraw / Glück fei mit dir. Warfagerin Mein Freund / Glftck fey mit dir allzeit. Was treibt dich für Gelegenheit / Daß du an meiner Thür klopffft an? 2460 Dann fonft in diß Hauß kompt kein Mann: Weil ich in dem Hauß wohn allein / Als ein Arm Altes Mutterlein. Ich weiß nicht / wo ich finden folt Jemand / der zu mir kommen wolt / Vnd mich tröften zu diefer frift: Weil bey mir nichts zu Erben ift. So viel jeh auch wol fpuren kan / So biftu gwiö ein Reicher mann: Vnd haft gefehlet / ohn gefehrt /
[G 3]
— 215 — 2470
Das Hauß / darein du hart begehrt. Doch / lag mir / wen du fucheft je / So will jeh dir8 Hauß zeygen hie. Saal
Ich geh nicht Irr mein Mntterlein: Ich acht / diß werd das recht Hauß feyn. Allein / was jeh jetzt von dir bitt / Das wolftu mir abfchlagen nit. Warfagerin
Ach mein Freund / da jrreftu weit / Wann du was bittelt diefer Zeit / Von mir Alten Weiblein: vorab 2480 Weil jeh kaum mehr den Athem hab. Du folteft dich vielmehr vmbfchawen Nach einer wolhabenden Frawen Dich dich in jhrem Teftament Bedencken könd / vor jhrem End / Wer bey Armen hilff fucht / fürwar Der fchlegt ein Bloßen / fag jeh zwar. Saul
Mich treibt viel ein andere fach / Daß jeh dir jetzund frage nach Wann du wilt / kanftu helffen mir. Warfagerin
2490
Ach / wo mit folt jeh helffen dir! Du fiehft / jeh bin ein armes Weib / Bekleid mit Lumpen an meim Leib. Saul
Du haft aber hohen Veritand / Viel Hilff fleht auch in deiner Hand. Wolftu nur Gehör geben mir. Du weift wol / daß man iagt von dir / Du habft einen Warfager Geift.
[Wolftu]
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21«
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Warfagerin
Was Cshmach wird mir von dir beweift! Wolft mich für ein Ynhold anfehen? 2500 Ey all Vnglück muß dich angehen! Saul
Ffirwar / dafür halte jch dich. Warfagerin
Palfchlioh du jetzt befchuldigft mich: Dann jch der Künfte keine kann. 0 / folt jch noch mein Kräfte hau / Ja I wer jch nit ein Ichwaches Weib / Ich wolt anklagen deinen Leib: Weil du den Warfagern nachgehft / Vnd jhres Raths dich vnderftehft. Saul
2510
Ey hör O Fraw Warfagerin / Zum nicht fo fehr in deinem Sinn. Warfagerin
Ich feh wol was du l'uchft hierbey: Du wolft mich gern außforfchen frey Vnd mich für ein Ynhold angeben Troll dich / vnd wart des deinen eben , Du halt nichft zu fchaffen mit mir. Saul
0 Weib / dein Meinung fehlet dir. Warfagerin
Fehlt mir es dann / iu meinem Sinn / So bin jch kein Warfagerin Saul
2520
Wolan / die höchfte Noth Zwingt mich: Daß ich vmb hülff muß bitten dich.
[G 4]
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217
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Warfagerin
Ich hör dich nicht / das wiß gar eben. Saul
Wie! wolftu mir kein glauben geben? Ich fchwere dir beim hSchften Gott / Bey allen Engeln ohne Spot / Bey des Geftirnten Himmels Heer / Kein Trug ift bey mir. Ja viel mehr Die grolle Angft meins Hertzens macht ' Daß jch deine Kunlt / hochgeacht / Muß fuchen / beyd zu Rath vnd That. Warfagerin
2530
Du weilt / daß vnier Konig hat Mit Ernlt Außgerott , bey den Leutten , Die Warfagen vnd zeychen deuten / Auß Ifraelitifchem Land. Saul
Furcht dich nur nicht: Dir Toll zu band / Meinthalbeu 1 diß kein Gfahr nicht geben? Ich brächte mich doch felbft vmbs Leben. Warfagerin
Du l'ichil nichts auß weil du zur zeit Mir nicht thuft gnugfam Sicherheyt. Saul
2540
Was foll Ich dir zum Pfand dann geben? Ich verpf&nd dir mein Leib vnd Leben / Alfo / daß du mit beyden nun / Nach deim Freyen willen / mögft thun. So ich fölfchlich betriege dich ,/ So fturtze da mich grimmiglich Zur Hellen / mit dem Donnerftreich / Den du in deiner Hand fuhrft gleich.
[Soj
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218
—
Warfageria Wotan / was wiltu dann deßwegen: Dann jch kan gar viel Wunder Segen Durch welche jch / nach der Gebfir / 2550 Die fchwartzen Qeifter bring herf&r: Der Sonnen nehm jch jhren Schein / Ynd mach das finfter hell muß feyn. Ich kan verwirrn die Element / Fließend Wafler ftill jch behendt: Das Gftirn kan jch ziehen zu ruck / Den Mon vom Himmel jch entzück. Wiltu daß jch / mit Hagelftem / Verderb deins Nechften Acker fein? Soll ein Hauß anzünden der Stral ? 2560 Oder die Beben allzumal / Vom Reyff vnd Brenner gar verderben? Oder begehrftu ein Viehfterben? Soll jch dein Feind / nach meinem Sinn / Durch fchwere Krankheit richten hinn? Begehr nur etwas. Vnd fchaw dann / Was jch mit meinem Segen kann. Saul
Ich begehr deren keins von dir / Warfagerin
Was forderftu dann fonft von Mir? 8aul 2570
Erweck vom Tod auß dem Grab feyn Den Propheten Samuel fein. Warfagerin
Ja den / fo in Ifrael war Das Haupt in der Propheten Schar? Saal
Ja / nach jhm jch verlangen hab.
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219
—
War («gerin
Ich will jhn dir auß feinem Grab Hieher ftellen. Wart nur eyn weyl / Biß jch wieder kom fchnell in eyl. Saul
Mein Hertz fchier ein Endfetzen hett / Vor der alten Zaubrerin Redt. Wer folte auch fchier meinen frey / 2580 Daß folch Krafft hab die Zauberey! Doch jch will hie ftillfchweigend flehen: Dann mich dunckt jch hör jemand gehen.
Seena
III.
Wartagerin / Saul / Geist / Abner. Warfagcrin
Folg mir nach. Ynd red j a kein Wort. Dann wo du redlt an diefem Ort / Vngeheiffen / ein Wörtlein klein / So iits gefchehn vmbs Leben dein. Saul
Ich will dein Worten kommen nach. Warfagerin
Steh (tili: biß jch den Anfang mach. 0 du fftrft der Tieften Hellen abfohewlich / Vnd du Regiererin das Abgrunds grewlich / Auoh Ihr ftrengen Richter / die Ihr dein * Seelen * {. den Habt Zugebieten / die Ihr aueh könd quelen: Laßt Ewr Geyften Ynd Dr&wen vnder wegen Hört mioh gadig * / wann Ich fpreoh meine Segen * gnädig Auff mein fordern / lallet mir ytzt erfeheinen Glftokliche Qeifter. Aber Ihr Ynreinen / Ewere Schar foll ytz weit yon hinnen weiohen Auch nioht in den Cirokel komen des gleichen
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2600
220
—
Jetzt tritt in den R i n g fein Auffrccht. V n d fchaw g e g e n Niedergang fchlecht. O Helle Sonn / die du mit klarem Scheine Den Tag bringelt durch die Morgen Kot reine': Laß den himlilchen Glantz anlehn dißmale Den / der da komt aus Kiniterm Thaio. Freund wend dich zur Seit vnd hab acht D a s du fehft g e g e n Mitternacht.
2610
O Jupiter / du biit deß Donners mächtig: Vnd fchleglt mit deim Stral die Berge fo prachtig Laß den himlischen Glantz anfehn dißmale Den / der da komt auß Todes finltcrm Thale. Jetzt g e g e n Auffgang wende dich / D a Morgen B o t erzeiget iich. O Juno / Königin ins Himmels ßeiclie: Du bift Jovis Schweiler vnd Weib zugleiche: Die du regiereft die Wolcken fein eben Vnd auch den Lufft / darinn die "Wolcken fehweben: Laß den himlilchen Glantz anlehn dißmale Den / der da kompt auß Todes finilerm Thale.
2620
Jetzt wende dich g e g e n Mittag: Sey Hill / vnd j a kein Wörtlcin lag. O Siebengltirn des Nachts ein Zierde iclione / Wann die finlter Nacht nicht leuchtct vom Mono: Deine lchön klar vnd hell leuchtende Sterne Läit du der gantzen Welt lchoinon gar gerne. Laß den himlilchen Glantz anlehn dißmale Den / der da komt auß Todes finltcrm Thale.
N u n l e g dich auff dan* Rucken balt / Vnd rege dich keiner gftalt. Förcht dich nicht für dem Donneritral / 2630 W a n n fchon der Plitz leucht vberal. 0 hellifcher Abgrund vnder der Erden: Dir ruff Ich zu / vnd Dianen der Werthen: Vnd Proferpin Drcyköpffig von geltalte / Die du Segnerey regiereft mit gwalte: Vnd jhr hellifche geilter voller Schlangen Schließ mir die Erden auff / nach meim verlangen: Schickt mir balt hielier Samuel den Frommen: J a Samuel / lall wider an Tag kommen. Solche gbiet Ich euch / bey der Hellen vngnade /
* l. den
[Und]
201 2640
—
Duroh Plutons Soepter loh euoh diß aufflade / Schiokt mir balt hieher Samuel den Frommen. Was verzieht jhr mein Gebott naoh zu kommen: Schickt mir balt hieher Samuel den Frommen / Ja Samuel laft wieder an Tag kommen.
Weh mir! Weh mir! Ich geh zu Grund. Ich bin betrogen zu der Stund / Du bift felbft König Saul / fürwar Als ich wol feh: was foll Ich zwar Nun fangen anP warumb hart mich 2650 Betrogen: vnd verleugnet dich? Vnd mir gethan ein falfchen Eydt? Ich bin verrathen diefer zeit: Mit mir ift es gefchehen nun. Ich bin des Todts: was mach Ich nun? Ach K6nig verfchon mein / Ich bitt: Yerfchon vnd laß mich tödten nit. Was denckftu nun? Ach fag mirs balt. Saul
Es hat kein Gfahr mit dir / der Gftalt. Darumb foltu dich furchten nicht. 2660 Fahr fort / vnd dein Gefchäfft verricht / Ynd fag mir / was haftu gefehen? Warlagerin Ich fehe Götter herfür gehen / Die auß der tieften Erden fteigen. Saul
In was gftalt thun lie fich erzeigen? Warfagerin
Ein alt Erbarer Mann von Art / Mit einem langen grawen Bart / In rechter Läng / wie fonft ein Mann. Saul
Was hat Er für Kleidung anP
[Warfa-]
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222
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Warfagerin
2670
Ein längs Kleid: kom j fchaw ' ob ers fey / Den du begehret hart hierbey. Saul Warlich / Er ift es ohne Fahl. O Samuel! 0 Samuel! Geilt
Warumb forderft du mich zu dir? Vnd warumb machftu Vnrug mir? Saul Ach / es ängftigt Mttig mein Hertz Groß Angft vnd Not / mit groflpm fclunertz. Dann die Philifter abermal Ihr Kriegsvolck / in grofi'or Anzahl Wieder mich jetzt führen zum Streit. 2680 Ynd dräwen auch zu diefer Zeit Gantz Ifrael zu rotten auß. In dem Elend vnd wilden Strauß Hat mich auch Gott gäntzlich verlalfen: Ynd hört mein Gbett nicht gleicher mafl'en: Gibt auch durch Träwme nicht Bericht. Ja Er gibt auch kein Antwort nicht. Durch das Ambtfchildlein hell vnd klar Auffs Hohen Prielters Bruft fürwar. Durch keinen Propheten Er auch 2690 Sich hören läft / wie fonft fein Brauch. | Darum] Darumb hab jeh dich folcher matten / Auß deinem Grab / her ruffen laden: Damit du mir anzeigten frey / Was mir zu thun doch endlich fey. fteiit
Yergeblich fuchftu Rath bey mir. Vnd was foll Ich guts rathen dir ,
— 223 — Weil Gott von dir gewichen ift / Mit feiner Gnad / zu diier frift / Gott wird vollbringen mit der That / 2700 Was Er dir langft gedräwet hat Durch Mich. Er wird den Scepter fein Dir reiften auß den Händen dein: Vnd deinem Nechften geben fchon / Nemlich David Ifai fohn / Den du feundlich verfolget haft / Ynd mit Neyd vndertrucket vaft. Frag nur nicht viel / Warumb dich Gott Jetzund verftoffen hab / mit Spott. Du weift / daß du nicht haft vollbracht 2710 Gottes Befehl / als du mit Macht Amaleck foltft außrotten gar .' Menfchen vnd Vieh die gantze Schar Mit dem Schwerd / daß durch folche macht Gottes Zorn vnd ßach wird vollbracht. Solchs haftu fch&ndlich vnderlallen / Darumb ift nun endbrand dermaßen Gottes zorn / vber dich mit Räch : Ifrael wird ' mit großer Schmach / Gefchlagen werden in der Schlacht: 2720 Vnd wird auch der Philifter macht (Deinl Dein ganzes Läger nehmen ein. Vnd du wirft / fambt den Söhnen dein / Zu mir in des Todes Kfile Erden Durch Schwerdtes fch&rff gefchicket werde. Das hab von mir. mehr fag jch nicht. Saul
Weh mir! weh! mir groß leyd gefohicht. Ach / wie ligt mir jetzt auff dem Halß So fchweres Creutz. Ja diefes falls Begehr Ich nit zuleben mehr / Warfagerin
2730
Ey / was ift das für vngl&ck fchwerP
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224 —
O Ich Elendes weib! Ffirwar Ein hochbetrfibt Weib bin jch zwar. Der König ligt / gleich Er tod fey. 0 Ihr m&nner laufft balt herbey: Ach jhr m&nner komt ohn befchwerden / Hebt den König auff von der Erden. Sani Was macht Ihr. Lailt zu Frieden mich. Abner
Mein König / fteh auff / jch bitt dich / Steh auff: dann du wirft diefe Sachen 2740 Mit klag vnd Layd nicht befler machen. Der König hab hertzhafften mut / Ein Hertz das nicht verzagen thut / Vnd das in allem vnglfick frey Getroft vnd vnuerzaget fey / Das vnerfchrocken allen L a ß Zu tragen / fleh nit wegere vaft / Fiel gleich die gantz Welt ein mit macht. Viel mehr in deinem Hertzen tracht Nach gutem Rath / wie man abwend / 2750 Oder linder / diß groß Elend. Du haft doch ein verft&ndig Hertz / Brauch doch feines Raths ohne Schertz. Saal Ach / laß mich ligen der geftalt. Ach I laft mich nur fterben alsbalt. Warfagerin Mein Herr König / Ich bitte dich / Laß dich doch jetzt erbitten mich: Steh auff: Such Rath in diefer Sachen. Ein Mann foll fleh nicht zaghafft machen Vor Vnglfick / das noch künfftig ififc.
[Nach]
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225
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Baal 2760
L a d mich mit R a h zu diefer frift. Abner
W a s folls fein / daß ein Geift fälfchlich Mit der Bottfchaft erfchrecket dich! Saul
Ach / h6rt auf.
Mich nit weiter plagt. Warfagerin
Mein Konig / Schaw! Ich deine Magd / Hab dein Bitt dir vollbracht fürwar: Ynd mein Leben gefetzt in Gfahr / Damit ich erfult dein Begehren. Meiner Bitt woll'tu mich gewehren: Lieber nim doch ein biffen Brot ,/ 2770 Dich zu erquicken in der Not: Daß du vollbringen mögft dein Reyß. Sani
Kein Brößlein Brots / noch andre Speyß Soll mir kommen durch meinen Halß.
[Abner]
Abner
Wiltu dann verderben dißfalls Dich vnd die deinen mit dem Trutz / W o h du vns nicht / mit Rath vnd Schutz / Ynd mit fonderm vleiß / wirft vorftehen: So ift es mit dem Volck gefchehen. Du wirft dich vnd vns all zugrund 2780 Verderben / mit eim vnglfick rund: Da du doch wol / mit Glück vnd Heyl / Erhalten köntft den mehrerntheyl Geiftlich vnd Weltlichs Regiment Wird mit dir zu grund gehn behend. E s wird auch kommen Weib vnd Kind Inn der Philifter Händ gefchwind / E l c . LJt. Denkm«ler I V .
|5
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226
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Darob diefe dein Nachl&ffigkeyt. Ja viifre Nachkomne / zur zeit / Werden dich anklagen gemein / 2790. Daß Tie durch dich verrathen fein. Führ doch zu hertzen diefes mahl Dein vorige Tugend ohn zahl. Ynd muntere dich auff / diler frift: Hilff / weil die Not am gröften ift. Kan man das Boß nicht als abwenden / So fetz doch zu gewiiTen Enden: Daß es nicht vber ziel vnd Maß Oehen muß. Es ift je vorbas Ein kleiner Scllad gleich eim Gewinn. Saul
2800
Ihr macht mich gar Irr in meim Sinn. Abner
Der gmeine Nutz folte dich doch Bewegen / daß du folgert noch Denen / die recht erinnern dich
[H]
Saul
Ich will folgen: dieweil doch Ich Durch kein ander Mittel fo bloß Itzund ewrer kan werden loß / Chorus 0 Herr Zebaoth / du Göttliches wefen / fo hoch geehret: Wir ruffen dich demfttig an / die wir find hoch befchweret. Hilff dem Volck Ifrael / daß lie der Philiiler heer fchlagcn: 2810 Vnd alio ihre feinde trennen vnd in die Flucht jagen. O Gott fo du vns Frölichen Bieg vnd Triumph wirft geben So wollen wir dir Ewiges Lob fingen / weil wir leben
Der funffte Act. Seena 1 Jonathan / Saul / Abner. Jonathan.
E y ! der feind fuhrt fchon albereit / Sein Yolck / zur fchlachtordnung in ftreit.. Was Vnglück macht vns dann fo laß Vnd faul: wolln wir warten vorbaß / Biß der Feind vns vmb ringe zwar / Ynd vns endlich vmbbringe gar. Wo ift doch nur der Konig heut? 2820 0 Vatter vnd Konig! Gebeut Daß man die Schlacht Ordnung mach balt: Vnd wiederfteh des Feinds Gewalt. Hie ift fürwar nicht feyrens Zeit Der Feind ift fchon gerüft zum Streit Der Feind / mit feim Kriegsvolck / mit Gwalt / Begert vnfers Lägers gleicher Gftalt. [Saul] Saul
Sey nur zufrieden / lieber Sohn / Dem A.bner ifts befohlen fchon: Der wird folchs alles rechter weiß 2830 Yerfehn / mit feiner Trew vnd Yleiß. Jonathan
In vnferm Läger feh jeh nicht ; Daß iich jemand zum ftreitten rieht / 15*
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228
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Man hört doch gar kein Trummel rühren: Kein Trommeten Schall thut man fp&ren Kein Scharmitzeln gefchicht auch fchlecht. Aber fchaw / da kompt eben recht / Eylend der Feld Hauptman daher / Warumb fuhrftu nicht / O Abner / Das Kriegsvolck auß dem Läger balt / 2840 Ins frey Feld / wieders Feinds Gewalt? Abner
Was foll jch Tagen zu der frift: Das gantz Läger auffrührilch ift: Niemand will mehr gehorfam feyn. Groß Klag ift im Läger gemein. Die Bfelchshaber find gantz verzagt / Kein furnehmer Kriegsheld fleh wagt. Die alten vnd verfuchten Knecht Sitzen alda / vnd dencken fchlecht Wie iie vor jhrem letzten Endt 2850 Möchten machen jhr Teftament. Vnd verforgen jhr Weib vnd Kinder. Einer den Andern kuft nicht minder Zum Valet / Andre aber nur Pochen / vnd machen viel Auffruhr: Sagen / man hab zum Fried kein Luft / Vnd verurfacht viel Krieg vmbfuft: Mit Vntrew / vnd reitze die Feind / Die doch friedliche Leut l'onlt feind. Vnder deß muffen fie alsbalt / 2860 Vmbs Königs willn leiden Gewalt: Man hab bißher wol durch jhr Blut Sieg erlangt / vnd darbey viel gut: Aber man wiß doch gar nicht fchlecht / Wie man deß Siegs füll brauchen recht. Jonathan
Was ift diß für ein Auffruhr frey Der Knecht vnd Hauptleut Meutere)'?
[H 2]
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229
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Abner
Nun weiß jch nicht waß jch foll machen / In diefen gantz gfährlichen Sachen. Der Ednig vns Rath geben woll. Saal Ich weiß nicht / was jch rathen foll. Ich hab mir gäntzlich vorgenommen / 2870 Ich woll heut in Streit gar nicht kommen. Du Abner hab gut Sorge eben. Ich bin dem blinden Gluck ergeben ./ Sambt allem mein Gut in gemein. Jonathan
Ey Vatter! was foll das nun leyni' Daß du in der Schlacht nicht wilt flehen . Noch wieder den Feind in Streit gehen? Saul
Laß dich iolchs nicht bekümmern hart. Jonathan
Die Noth fordert dein Gegenwart. Saul
2880
Ich forg das heut auff diefen Tag / Die Schlacht abgeh mit grolfier Klag / Ich fey gleich darbey oder nicht: Doch mir ein groß Yngluck gefchicht. Jonathan
Gutes Propheceyilu dir nicht. Abner
Mit Worten ifts nicht außgericht: Hieher gehöret Rath vnd That. Saul Bey mir ift gantz vnd gar kein Rath. Macht jhre / wie es euch felbft gefalt.
[SaulJ
—
230
-
Jonathan
Wolan Abner / fo laß vns balt Die Schlacht Ordnung anrichten fein. 2890 Dann jch will in dem Streit felbft feyn / Zugleich Soldat vnd auch Hauptman. Saul
Was? Solt jch dich / 0 Jonathan! Heut in die fchlacht lan kommen eben / Vnd dem Feind gleichfam vbergeben. Ja du / noch auch die Brüder dein Sollen heut im fcharmützel feyn: Nein / das will jch gar nicht zulaflen. Jonathan
Was ifts Vatter? das du dermalen Dich in ftreit fo gar nicht wilt wagen. 2900 Wiltu fo gar ohn Troft verzagen? Saul
Frag nichts: vnd folg deins Yatters Rath. Abner
So hilfft man der sach mit der That Gar wenig. Wolan eylt alsbalt. Jonathan
Ich folge dir Gleicher geftalt: Saul
Fahr nur fort / Ich will bey dir fein. Ich laß dich nit in Streit hinnein. Jonathan
Vatter / was hinderftu mich doch: Die fach leidet kein Verzug noch. Saul
Auch Saul» fach gar gefährlich fteht. 2910 Groß Forcht vnd Grawen mich angeht. Wann jch denck an die heutig fchlacht.
[Abner]
— 231 — Jonathan
Der Feind dich jetzund zaghafft macht Den wir offt in die Flucht gefchlagen / Vnd abß feim Vortheil theten jagen. J a den jch / mit Gotts huHF / allein Nur mit dem Waffenträger mein / Angegriffen / vnd grolle fchlacht Gthan / vnd Tie in die Flucht gebracht. Saul
Mein btriibtes Hertz mir nichts guts lagt: 2920 Ynd von Elender fchlacht nur klagt. Jonathan
Gott foll man befehlen zur frift Das Jenig fo zukünfftig ift: Vnder des foll man brauchen fein Deren ding fo zugegen feyn. In Gfahr foll man nicht gar verzagen: Im Glück fich nit fo gar frech wagen. Zur fchlacht reitzt man vns jetzt zur frift Laß vns thun was vnfer Ampt ift. Solln wir von vnferm Beruff weichen 2930 Vnd fo verzagt fterben deßgleichen. Saul
O Sohn: da fagft von Ehren zwar ./ Darbey doch ift trawrig Gefahr. Jonathan
Was ehrliche Tugend heift fein / Darbey kan nichts Elendes feyn. Saul
Ach / fterben iit ein groffe Peyn. Jonathan
J a / doch den verzagten allein / Vnd die Gottlofe Weichling bleiben;
—
2i2
—
Die der vnfinn in Krieg thut treiben. Yna aber ft&rckt Gottfeligkeit / 2940 Dieweil wir jetzt je führen Streit Wieder die abgöttifchen Rott / Welche gantz grávlich fchánden Gott. Die wieder vns ftreitten der maßen / Dieweil fíe Gottfeligkeit halfen. Wir ftreitten für das Vatter Land / Weichs vns Gott Gab in vnfre Hand. Sie ftreitten nur mit folchen Sinnen / Frembdes Königreich Zugewinnen. Warumb fürchten wir dann hernach 2950 B&fen Außgang in guter fach? Saul
Ein gute fach wird offt zur ftunden Von einer Bófen vberwunden. Jonathan
Des ftreits End fey in Gottes Hand: Wir folien vnverzagt allfand / Gott vnd dem Vatterland gern fterben. Dann diejenigen auch nicht verderben Die der geftalt Bitterlich ftreiten. Wir haben auch zu beyden feiten Zum ftreit genugfam vrfach fchon: 2960 Nämlich Recht vnd Religion Darumb jch fterben gar nichts acht. Saul
Von mir foltu nicht haben macht / Das du dich wagit in ftreit hinncin. Jonathan
Wo werden meine Bruder feyn Abinadab vnd MalohifvaP
[H 4j
—
233
—
Sau]
J a recht, du mahnlt mich gar fein da. Dann jch will fie aucli / gleicher mallen /' In den ftreit heut nicht kommen laifen.
Seena II. Jonathan.
Soldaten.
Jonathan
Was mags doch nur für Vrl'ach feyn Das fich entlctzt der Yatter mein Vor der Ichlacht / wieder feinen Brauch Ynd wider fein Majeftat auch. Ich weiß nicht ob Er hat gefehen / Darvon jhm das Hertz thut entgehen. Oder ob jhn Göttliche macht So gar hat vom vcrllaud gebracht. Dem l'ey nun wie jhm wöll / die Not Erfordert jetzt / daß man ohn fpot i Den plötzlichen Schrecken Hill balt; 2980 Vnd das Kriegsvolck gleicher geltalt Zufamen bring / in Ordnung recht. Was itehn wir hie / liebe Landsknecht / Greifft zur wehr / vnd mit mir es wagt. Greifft den Feind an gantz vnverzagt. Edler Fondrich dein Feholein fchwing / Vnd die Kriegsleut zufamen bring. Schlag auff Trümmenfchlager lchlag auff / Lärma Lärma nun laufft zu Hauff: Blaft auff alfo liebe Landsknecht 2990 Herbey / vnd greifft zur wehre recht. Hort jhr lieben boldaton all Was Forcht vnnd Schrecken komt dilJmal Euch an: wo ift ewr vorig macht. Da Ihr den Sieg zuwege bracht Vnd die Philifter offt gefchlagen / Die Ihr balt in die Flucht kont Jagen? 2970
[lchj
—
234
-
Ach / lail euch die Schand nicht nachfagen. Was thun wir? wollen wir gar verzagen? Sind dann die Philifter gemein 3000 Stercker / als fie gcwefen l'ein? Ja ,' fie find ictz, viel mehr verzagt: Vnd weil wir fie offt han geiagt ' So treibt (ie folchcr Spott zur Wehr: Nicht auß manheyt fondern viel mehr / Daß mann fie nicht foll wehrloß achten. Vnd weil der Außgang in den Schlachtcn Zweiffelhafftig offt ift zu letzt: So haben fies dahin gefetzt / Ob vnfere nachläifigkcyt 8010 Ihn den Sieg bringen mocht / im ilreit. Derhalben / fo wir werden fein
|H 5]
Wie wir allzeit geweft gemein > Vorfichtig vnd manhafft darbey: So wollen wir nicht zweifflcn t'rey Gott wird vns bei liehen zur frill. Wir bfchutzen das / fo vnfer i(l 1 Vnd was vns Gott auch thut befcheren Durch fchweiß vnd Arbeyt recht in Ehren. Sie aber fallen vns ins Land: 3020 Ja / vns / als Gottes volck genand Wolln fio auß (1er «unt/.on weit jagen: Vnd den Gottesdienst von hinnen tragen ' Auch denfelben aul.irotten eben: Daß man Ihm Gottern platz foll geben / Die von Stein / Iloltz vnd wachs gemacht. Ja vnfre Grechte fach betracht Die wiird außfiihren Gottes hand'. Vnd wer wolt bey Gottes beyitand Verzagen vnd Kleinmütig fein. 3030 Ihr folt fpuren die hulffe mein. Ich will als eyn Fürlt vorher gehen , Vnd zu erft gegen den Feind liehen. | Ich] Ich will nicht / wann die Schlacht geht au Fluchtig fein / eyn verzagter in an.
-
2'iö
—
Nein das iil nicht mein Brauch. Ich will Als ein Kriegshelt frey liehen Hill: Ynd Leib Ehr vnd Blut bey euch lalfen: Das Ich wer jeh Euch bey Gott dermallcn. Ich bleib bei Euch: der Erlt jeh binn: 3040 Ich weich nicht ' biß jeh nach meim finn Dem fluchtigen Feind Jage nach. Mein vnd Ewr fei gemeine fach / So lang diß mein Haupt lleth auffreeht, So furcht Euch nit: lieht manlich lchlecht: Braucht die faull / hawt ' Hecht werfft vnfchlagt. Soldat
Wolan : lo lall vns vuverzagt Den Feind angreiften mit begir. Jonathan
So recht ' gantz Hertzhaff't folget mir. Sold-1
3050
Füril Jonathan / wir folgen all Dir jetzt. Wie auch das Gluck gleich fall. Jonathan
Ihr lieben Bruder fehawet dort Der meid hauff zeucht vor vns / fchon fort: Folgt bald vnd lall eylen ! mit macht Gantz manlich tretten in die fchlacht.
Seena
III
Saul
Nun ich niergends gefehen hab / Melchißva noch Abinadab: Sie werden auß dem Läger fein ' Ynd mit dem Feind Ichlagen gemein W o ift Jonathan nun hinkommen?
[SieJ
3060
236
—
Gewiß hat Er jhm vorgenommen / Ach vnglfick! mit dem Feind zu fcblagen. Soll Ich drey Sohn zugleich mit klagen In folcher gfahr wiffen? O weh! Rathloß vnd Hülffloß Ich da fleh: Vnd kan mein kindern Rathen nicht / Daß fie des Feinds Schwerd nit hinricht. Was fang Ich an? was foll ich thun? Bey mir ift keyn Rath noch That nun. Soll jch frey an den Feind mich wagen / 3070 Vnd mit mein Söhnen fein erfchlagenP Oder foll Ich erhalten eben / Durch meiner föhne Tod / mein Leben? Vnd durch die Flucht fuchen mein Heyl: Was fpott / Schmach / hon / wird mir dieweil Begegnen / wann die Söhne mein / Durch meine iiind vmbkommen fein. Im schlaff / vnd wann Ich gdenck an iie / So werden jhre Geifter je Blutrullig mir erfcheinen balt: 3080 Wer mag anfehen folch geilalt. Ich will mir vornehmen viel mehr Sie abzuführen auß dem lleer: Auch mit meins Lebens größer Gfahr. Kann jch dann nichts außrichten zwar / Dafür mir grawt / fo will Ich doch Endlich Ritterlich Herben noch. [Schlag] Schlag auff Trumfchläger / daß fich balt Verfamle des Königs Gewalt. Fendrich die HoffFahn fliegen laß. 3090 Ihr Soldaten laß gehn vorbaß. Wir wolln in ftreitt jetzt gehen nuhn: Vnd vnfern Brüdern hiilffe thun. Dann das wer vns groß fchand dermaffen Sölten wir in Gefahr iie laiien: Mit gmeiner Macht wollen wir fteeiten : Das Glück kom gleich zu welcher feiten Wir wollen heut den fieg erwerben:
—
3100
3110
3120
3130
237
-
Oder allfamt Ritterlich fterben.* [Otiaiht Lücke f j Er hat erlangt Scepter vnd Krön / Ynd auch erftlich beweifet fchon Seins Gmüts viel Heroifche stück. Hernach / da Er mißbraucht das Glück: Vergaß fein ielbft Tnd Gottes auch: Ynd hielt nach hochmütigem brauch Viel von fich felbft / auß vbermut: Verachtet Gottes gbott To gut: Vnd w»lt es alles befler machen / Vnd hluger fein in allen fachen Als Gott felbft / nach feim eygne finn: Da ift Er gerathen dahinn / Daß Er die haft / welch waren Gut: Ihn dürft nach vnfchuldigem Blut. Ward meyneydig: vnd ließ fich auch Nicht abmahnen vom Bofen brauch. Fuhr fort in funden jederzeit / Vnd hette niemals Rew vnd Leyd. [Thet] Thet Gott in demuth kein Fußfall: Sondern verteydigt fein Sfind all / Als hett ers gar wol außgericht / Gott hielt er für fein Richter nicht: Vnd wolt mit jhm noch rechten fehr / Als wann er gantz vnfchuldig wer. Damit er alfo mochte fein Befchönen all die Lal'ter fein. Ihr habt jetzt auch gehöret zwar "Wie er Gott hat verleugnet gar: Vnd gefchmäht fein Barmherzigkeit: Der Gnad Hoffnung weggworffen weit Vnd (ich dem Sathan gantz ergeben Rath vnd Hülff bey jhm gefucht eben. Daß er fterb als ein Gottes Feind. Daher mein gftalt fo Elend fcheind. Aber jtzt wird jhn ftraffen Gott: Vnd wird geftürtzt werden / mit fpott / Ewig tieff in der Hellen Grund.
—
238
-
Gott hat durch feine Räch jtznnd Erhebt / im Grimm die Recht Ilaud frey: Die nicht mehr zu verfuhnen ley. Hort nur / wie fehon die 1 iarnifch krachen / 3140 Ynd die Gewehr ein l'raßlen machen /' Der GottloP Saul / wird viel zumahl Mit hinreiifen durch leinen Falle So viel jtzt hinrieht von der Erd Der J'hilifter Blutiges Ichwerd. Das Blut wird auch flicilen hernach Mit vngefüm ,' gleich wie ein Bach. Die Todten Corper werden doeli / Ligen gleich wie die Berge hoch Denn allen Ilebreern gemein 31 i>0 Wird diß ein betrübter Tag lein.
tireuu
I'.
Juden / Philister / Jonathan. Jilililrlipi- Soldat Flieht / flieht, jhr Gfelln / wir lind gelchlagcn. Ein andrr Ynfer Ilcyl in der Flucht wir li:ii>0)i. Der Dritt Wir gehn zu grund. Ach Ifrael / Ach Jacobs Ehr vergehet ichnell. Ilauptleut vnd Knecht fallen ohn zal Kin andor Weicht vnd gebt die Flucht nllzumnl: Selig ift der wol lauffen kan. Ein ander Es fleucht beifer ein Wehrloß man: Dann daß er ftirbt in feiner Wohl.
[Die]
—
239
—
Ein ander
3160
Die Raben freflen den viel mehr Der vmbkomt: wer aber bey zeit Außreift / der koint wider in ftreit. Phililter
Flieht nur fo faft jhr könd: jedoch Werd jhr nicht all endfliehen noch. Jödiloher Soldat
Erbarm dich mein / o trewer Gott. Phililter
Allhie muftu mir liegen todt. Jfidil'cher Soldat
Weh meines Lebens! o weh mir! Philifter
Was lieh flu in der Flucht guts dir? Vergebens fleuchftu: es hilfft nicht. Ein ander
3170
Halt jetzt biitu auch hingericht. Erlauften haltu lchon dein Ziel. Ein ander
Dein lauffen hilfft dich hie nicht viel. Jonathan
Ey / jhr Flüchtigen / halt den ftand: Wolt jhr gar lauffen auß dem L a n d ? Steht doch manhafft / liebe Laiidaknecht: Setzt in den feind hertzhafft vnd recht: Streitet neben mir Ritterlich. Niemand der iterck beraub felbft fich. Zugleich mit mir den feind greifft an .
[Phililter]
— 3180
240
—
Für Weib vnd Kind ftreit Jederman. W e r hie ftirbt / der wird Ehrlich fterben: Wer fleucht / wird fpott vnd fchand erwerben. J&dil'cher Soldat
Wir folgen dir frey nach / Wolan. Jonathan
Das gbürt fich eim redlichen Man. Stecht / hawt vnd ichlagt nur hertzhafft drein. O Gott errett die Ehre dein! Ynd fteh vns in dem droit jetzt bei. Eins Königs Sohn foll ftehend frey Sterben: O Gott / dich zu mir wend: 3190 Nim meine Seel in deine Hend. [Seena]
Seena
VI.
Saul / Waffenträger / Philister. Saal
Kond auch zu meinem Vngluck fchwer Jetzund ein Trübfal kommen mehr? O Ynfall! Jetzt geh jeh zu grund: W o foll jeh hin zu difer ftund? W o foll jeh hinfliehen vnd gehen? Ach es ift gar vmb mich gefchehen. O das mich jetzt verfchluckt die E r d : Oder vom Stral erfchlagen werd. Das fich doch end mein fchmertz fo fehr. Waffenträger
3200
O Herr es ift kein Hoffnung mehr. Niemand vns jetzt mehr helffen kann. Hie ligt gantz tod auch Jonathan. Saul
Ach
du tödfl mich jetzt mit dem Wort.
-
241
-
O wie kann jch nun leben fort. 0 Jonathan / mein lieber Sohn / All meiner Kinder edleft Krön. W e r hat fo grewlich dich ermordt: W e r hat dich verwund an dem Ort? H a ! Saul was klagft vnd fragftu viel: 3210 Gib deini Leben fein letztes ziel. Dann Gott vnd Menfchen halfen dich: Du / j a du haft meyneyd ¡glich Dein eignen Sohn hie vmbgebracht: E r iit vmbkoinmen in der Schlacht Von wegen deiner fchweren Sunden. Dann jhn wird man vnfchuldig finden. Ach Jonathan! Ich will alsbalt Mich felbft hie ftraffen mit Gewalt.
[J]
Waffenträger
8220
O König: der Philifter Heer Tringt all auff vns. Vns wirdts zu l'chwer. Balt in die flucht begib nur dich. Saul
Mit deim Schwerd mich alsbalt orllich. Durchilich mein Hertz: Ich halt dir gern. Waffontrüger
0 Nein / das fey von mir j a fern: Solt jch den Gfalbten Gottes lbhlagen? Saul
Ach hörftu nicht / was jch thu fagen. Erftich mich: das nicht nach meim Todt / Ein ander fich des rühm mit Spott. "Waffenträger
Solt jch den König ichlagen eben. 3230 Eh bring jch mich folbÜ vmb mein Loben. £18. U t . Denkmäler.
IV.
10
—
212
—
Saal Ach
/
wolftu
Den Doch
was
jeh
Vnd O
ein
fein
ein ein
waruinli
wol
recht
bringilu
durch
mir V Gott
vnd
mm
kan
werth
Sehwerd.
ni;
dein
thini.
Hand
ii-hartfe.s
vmb
dein.
Andern
lelbllen
darinnen
Sani
Weh
doch
nit uneli
Selbil
vollbringen
l M ' - h l »leb K ö n i g s
lieiß j e h
Das jeh Hab
nicht
letzten
dicli
lehwerd
Menl'ehen
grimiglifh
mich
hüllen.
Wulfontr.'ijjci3240
Wie
nun?
Leben Tod Im
was?
/' w e i l ift:
Krieg
doch
dem jeh durch
Solt jcli j h n Mein
Seel
der
nun
Koni»
gefolget
lieh
zwar?
nicht
entfetzl
/
Von allen Menfchen jcli zur letzt Dein* Abfcheid nehni / vnd mich dem Todt Auftbpffer in der letzten Not. IMiiliitcr Der 3250
König
Vnd Juch
Saul
Jonathan
/
Juch
/
g; ntz T o d lein
macht
Sohn ein
ligt /
da:
fcliawt
frölich
ja!
(ielchrey
"Vnd fallt in deß Feinds Liigor frey. Wils ein Jeder erlanget heut / Das liab Er jhm zum Raub vnd Beut. Doch hebt die Todtcn Cßrper auff: Ynd traget lie alsbalt zu häuft: Das wir iie morgen nach gebühren Mit Vnd 3260
vns fie
Auf!
/
zu
endlich vnfre
eim
Triumph
auffhencken
Mawrui
zu
[Leben|
(«efahr?
\erlalfen
Tod
d( r i n a l l c n mein
fein
111: n c l i e r l e y
Tod
vom
lult jcli
' vnibführen. dann
Bethfan.
* /. Den
—
243
—
Chor O Gk>tt / wie verl< du vns jetzt: Der Feind vns auff dem Hälfe fitzt / Du gibft dem "Wolff vns deine Herd Als ein zorniger Hirt auff Erd. 2 Ach / fey vns wieder gönllig fchon: Befuch mit Onad den Berg Sion / Den du dir zum Sitz halt orwchlt: Ynd jhn mit Recht dir zugezehlt. 3 3270
Erhör diß Qebett gnftdiglich: Ynd laß doch jetzt erweichen dich. Dei holdl'eligen Fried darb y Zu dieler zeit vns auch verleyh. E N D E .
16*
Teudtfche
ARGUMENTA oder Inhalt der T r a g o e d i e n /' genandt
Sambt E y n e m P r o l o g o oder YorKed ! darauß der Hiftorien Inhalt / vnd eynem Epilogo oder BefclilußRed / darinnen die Lehren diefer Action kürtzlich Begriffen: G e h a l t e n auff d e m T h e a t r o der A c a demien zu Straßburg.
[Bild:
dasselbe wie auf dem
Getruckt zu Straßburg
HaupttUel.]
bey Conrad
Scher am Staden. In Verlegung Pauli Ledertz.
P R O L O G US oder Vorred.
Dvrehlcuehtig / Hoch vnd Wolgeboren: Gitreng / Edel / Ehrnveft außerkohren:
10
20
Fürfichtig / Weife / Gnädig Herrn / Die wir recht Vnderthänig E h m . Deßgleichen auch gantz Ehrenhafft Diefer Statt Loblich Burgerfchafft Vnd frembde Herren in gemein So viel Ewr hie zu gegen fein. Tugendfam frawen vnd zugleich Ihr Jungfräwlein gantz Ehrenreich. ¡Sanct Paulus der Apoftel Frum Schreibet recht / an Timotheum ' In der andern Epiftel fein / An dem dritten Capitel fein: Alle Schrifft / von Gott eingegeben / Iii nutz / zur Lehr / Straff / vnd darneben Zur Beßrung / Züchtigung allzeit / In der wahren Gerechtigkeyt. Vnd diß ift auch gewißlich war / Wie folchs allein bezeugen klar Die Hiftorifchen Bücher fein / So der Schrifft einverleibet fein: Die V08 fchone Exempel geben /
—
30
40
50
60
248
—
Recht anzuftellen vnfer L e b e n : Darzu fie Lehren vnd vermahnen / Beyd Oberkeyt vnd Vnderthaneu: [ ):( 2] Geiftlich vnd Weltlich /' Fraw vnd Man Sein Leben darnach richten kan. Ein Jeden Stand Hellen fie für / W a s Ihm in feim Beruff gebür. Darunib l'oll man fie nicht verachten Sondern lie allzeit wol betrachten. Nun / nach folchem Chriftlichen Brauch ; Haben wir angeftellet auch Gegenwertige Action: Die Jedermann wird geben fchon / Viel Lehren / zum Chriftlichen Leben / Ynd auch Ernftlich ftraffen darneben Daß / fo billich zu ftraffen ift. Ynd damit Ihr ordentlich wil't W a s diß Ynfers Spiels Inhalt fej Will jeh Euch des berichten frej. Konig Saul führte auff cyn Zeit Wider die Philifter ' ein Streit: Vnd ftellet fich zur Gegenwehr. D a trat auß der Philifter Heer Ein Rife / der hieß Goliath: Derfelb das Volck erfchrccket hat / Daß Niemand mit Ihm dorffte ftreiten: Mann Höh wann Er nur kam von weiten. Endlich David / der Jüngeling ,' Mit einer Schleuder zu Ihm g i e u g : Vnd warff jhu mit eim fchlechteu Stein Daß E r balt niuft des Todes lein. Darob daß Volck erfrewt ward fehr: Vnd fungen / Ihm zu L o b vnd Ehr / Saul fchlug zwar Taufent Man im H e e r : [Aber| Aber David Zehn Taufend mehr. Nach dem Sieg hat lieh balt zur ftunden Jonathan mit David verbunden / In trewer Lieb vnd Freundfchafft fein:
—
70
HO
DO
249
—
D a ß beyder Hertz Ein Hertz folt fein. Aber der Satan feyret nicht Sondern eyn new Vngltick anrieht: Verreitst den Saul daß E r vermeint ' Der fromme David fey fein feind / V n d tracht nach Königlicher K r ö n : Niemand kan jhn von iolcheni W o h n A b w e n d e n : in folchem Ynfinn ' Schiert E r eyn Spieß nach David hinn: Vnd vermeint jhn dadurch zu todten. Doch hilfft Gott dem David auß N6ten. J o n a t h a n bitt f ü r David fein / Vnd Micha! auch die Schweiler fein Bey j h r e m Vattor Saul der fehr Er/firnet wird vnd tobt noch m e h r : Die Philider kommen zuhand / Vnd fallen wider in das L a n d . Solclis macht den König Saul verzagt: Vnd weil Ihm Uott kein A n t w o r t fagt / Laufft Er auß verzweifflung dahin / Zu eyner Alton Zftuberin: Diefelbe j h m eyn falfchen Geilt ' Inn der gltalt Samuelis weift. Derfelbig gibt I h m den Bericht E r werd den Sieg erhalten n i c h t : Sondern in der Schlacht balt vmbkommen. Als Saul nun folches hett vernommen Zeucht E r voll vnmuta / in den Krieg. Der Feind aber erhelt den S i e g : Ifrael wird gelchlagen b a l t : Saul verzweiffelt / folcher gertalt / Daß E r feit in fein eigen Schwerd. Vnd ligt alfo T o d t zu der E r d . Diß fo Ich Summarifcher weiß Jetzt hab erzehlt , wird man mit vleiß In diefer Action / a g i e r e n : Vnd auch mit mehr V m b f t ä n d e n zieren: Ich bitt euch alllam in gemein /
| ):( 31
10Ü
250
Ihr wollt rüwig vnd ftille fein: So werdet Ihr vernehmen fchon / Was reden wird jede Perfon.
I n h a l t des Erilen Acts Im Erften Act ,' werdet Ihr fehen ; Wie David will ins Läger gehen. Derfelb Red mit Ihm felbft vnd fagt / Wie fein Gefehrte hab geklagt Vber Konig Saals Tyrannej: Ynd wie das Yolck befchweret iej. David doch folchs beffer betracht: 110 Vnd für eyn grolle Gnade acht ,' Daß der Gottsdienft vnd Gmeine Nutz Fried kan han / vnders Königs Schutz. Vnd fagt Gott Lob vnd Danck darneben / Daß Er Ihm die Genad gegeben / Daß Er könn vndeiicheiden frej / Was jhm Nutz oder Schädlich fej. In dem Er fich zum Läger macht / | ExaminirtJ Examinirt Ihn die Schildwacht. Er gibt guten Befcheid dermalfen / 120 Daß Er ins Lager wird geladen. Als Er komt ins Läger hinein , Find Er / vnd gruft / die Bruder fein: Thut Ihnen Proviant darreichen / Vnd de Hauptman ein Gfchenk deßgleiche. Vnd als man Ihm gefaget hat / Vom groffen Ryfen Goliath / Vnd Er Ihn felbften hat gefehen Vnd ghort / wie Er das Volck thet fchmähe: Will Er kempffen mit jhm allein. 130 Doch wehren jhm die Bruder fein. Er aber geht zum König hin / Vnd fagt jhm / was Er hab im Sinn. Saul bewilligt was David will han:
—
140
2">1
-
Kalt log! m.tn jlini du Uiulung ¡in: Die ift Ihm aber hinderlich ' Daß Er nicht knn rccht regen lieh. Drumb logt Ers i b vnd nimt allein Zu fich ' lein Stab / Schleuder vnd Stein: Darmit geht E r zum Goliath Vnd trifft denl'elben an der llatt / Daß Er feit nieder zu der Eni : Darnach nimt Er lein eigen Schwenl llawt Ihm ihn Köpft' ab grimniiglich Vnd bringt Ihn ins Lüg, er mit lieh. Das Volck wird drob erfrewet lehr Erzeigen j h n viel Lob vnd E h r : Vnd jhiu auch ein T-iumphliiei Singen ' Vnd jlini viel Ehren K räntzlein bringen
Inhalt des Andern
130
160
Acts.
I'CB Konig Sauls Sohn Jonatin n Mimt lieh vnib D.nid hert/lieh an Vnd verbind lieh mit j1 in ohn Schert/en: Dal» Er fein freund woll lein von ITertzen. Vnd zum Zeichen der Liebe rein Zcucht Er jlnn :in die Kleider lein. David mit .lonnthan lieh tlmt Verbinden bo\d mit Leib vnd (Int. Die bol'en (¡eitler grimmiglieh K( nimm vnd beratlifelilngen fleh : Wie lio doch David mochten feiiaden Vnd Feindfchafft auff feinen Ilalli laden. Endlich wird von jhnen befchlollen / Daß Rafchatos ' gantz vnverdrolfen • An fich foll nehmen alfo balt Des Königs Sauls Ammen gcflalt. Das thut Er auch alb'oalt zur frill: Vnd beredt Saul mit Trug vnd Lift ' (¡Icichlani ils Hellte D.-md eben
| ):( 41
-
170
180
190
252
-
Dem König nach leim Reich vnd Leben. Ynd damit Scheinbar fey die Redt / Spricht E r : Samuel der Prophet Hab David fchon gefalbet fein Daß Er deß Volcks Konig loll lein. Dem Yolek fey auch gar wol darbey: Drum hetten fie gelungen frey Saul hat gefchlagen Taufend Mann: David zehn Taufend fchlagen kann. Damit alfo dem David mehr ' Als Saul / werd zugeleget Ehr. Darauff wird Saul alfo ergritnt" / Daß Er jhm gantz vnd gar vornimt / Den David vmbzubringen gar / Durch viel Marter ' Angft vnd Gefahr: Ynd treibt ' bey feiner Tyrannej Viel Wunderbare Phantafej. Biß Er mit Leibs vnd Seelengfahr Endlich auch komt von Sinnen gar. Der Chor beklaget / an dem End ' Des Königs Zuiland vnd Elend: Vnd bitt daß Gottes Heylfam Hand Dem König helft zu feim veritand.
I n h a l t des D r i t t e n
200
Acts.
Der Dritte Act berichtet fein Wie fich Saul vfi der Krankheyt fein Ermuntert: doch nicht gehen kann; Drumb hilfft Ihm fein Sohn Jonathan ' Rieht jhn auflf ' erlabt Ihm fein Hertz. Saul aber ilt nicht gar ohn Schertz: Dann David ligt ihm llets im Sinn. Als nuhn derfelb auch komt dahin Fehrt Er jhn an mit Worten rauh ! Will kein Entfchuldgung hören auch: Sondern fchieil eynen Spieß alabalt
[Als]
—
253
—
Nach David. Welcher der geftalt Ihm endweicht, der Fromm Jonathan Nimt fich des Davids hertzlich an: Ynd will retten feine Ynfchuld. Darfiber Saul init Yngeduld Jonathans feins Sohns auch nicht acht / Ynd hett jhn felblt fchier vmbgebracht. Befiehlt darauf? / mit wenig wort 210 Daß David foll werden ermordt. Alsbalt rufft man auß in der Stat / Des Koniges Ernftlich Mandat: Darinnen Er thut in die Acht / Den David / daß Er werd vmbbracht. Indem man außrufft lolchs Edict , Michal Sauls Tochter fehl- erfchrickt / Dann fie den David liebte fehr. Darumb geht fie auch hin viel mehr: Ynd bey dem Konig für jhn bitt 220 Der Konig will fie bgnaden nit. Endlich / des Königs Diener koiiien Bringen gfänglich David den Fromon Michal erlöft Ihn / an der ftett Ynd Ihn all'o vom Tod onett. Darauff wird vnder diefen beyden Liebhabenden / ein Trawrigs Scheidon. Zwen Botten kommen balt herbey Die bringen gar eyn Boß Gefchrey: Der Erit von Samuelis Todt. 230 Der ander fagt von grolfer Not / Wie die Philifler all gemein Mit Ileereskrafft im Lande fein.
I n h a l t des V i e r d t e n
| ):( 5]
Acts.
Im Vierten Act / bekninert fich Der Konig Saul / gantz ängitiglich: Als Er fleht der Tliililler Heer
[Und]
—
240
250
260
270
2M
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Vnd Ihm Gott nicht antwortet mehr ' Weder durch Träum / noch durchs Liecht rein / Noch auch durch die Propheten fein. Darob fein Hertz an Gott verzagt: Vnd Er eyn groife Thorheyt wagt: Alfo / daß Er jhm fucheu heift Ein weib / mit eym Warfager Geylt. Vnd als Er zu derfelbcii kam Vnd folche Zauberey fürnam; Vnder einer frembden geltalt: Da erkennt Ihn das Weib doch balt: Vnd bringt / durch ihre Zauberey / Ihm eynen Falfchen Geyft herbey: Gleich als wenn es Samuel wer. Darob lie auch crichruckcn fehr. Saul fragt Ihn / wie es werd ergehen? Vnd ob Er werd iui Streit beliehen ? Der Geyft gibt jhm die antwort balt: Gott werd Ihn itraffen- der geltalt / Wie Ihm offt fey gepropheeeyt: Auch werd Er vmbkoimnen im Streit. Vnd werde Ifrael mit Scliand / Kommen in der Phililter Hand. Solchs den Saul dermalfen erfchreckt Daß Er zur Erden feilt geftreckt / In Ohnmacht Ivrafftloß / Schwach vn mat: All Hoffnung Ihn verlalfen hat. Doch Ihm das weib freundlich zul'pricht : E r aber will keyn fpeife nicht Annehmen: biß der Hauptmann fein / Abner / Ihm ernitlich redet ein. [Alfo] Allo wird Er wider erquickt: Damit fein Hertz nicht gar erltickr. Doch bleibt bei Ihm heymlich der Schniortz Vnd hat eyn gantz verzagtes Hertz.
— Inhalt
255
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des fünfften
Acts.
I m fünfften Act / des Feindes macht Sich (teilt in Orduilg zu der Schlacht: Darüber fich entfetzet lehr Das gantz Ifraelitifch Heer. Der Konig Saul thut gar verzagen: W i l l fich felbft in die Schlacht nit wagen / W e i l E r ficht feines Lebens ziel. Doch JoQathan bemüht fich viel / Dein Feinde zu begegnen frey. 280 Der Feldhauptmann komt auch herbey: Zeigt an wie das gantze Kriegs Heer / Zu itroiten ' hab keyn llortz nicht mehr; Daß es l'chier anzufeilen fey / Alß wöll es werden Meuteiey. D a r o b lieh Saul noch mehr endfetzt. Jonathan / gantz Ilertzhafft zuletzt Führet das Kriegsvolck auß ; zur Schlacht Gegen den Feind / vnd Ordnung macht. Saul aber / voll Vnmut vnd Schmertzen ' 290 Ilt gantz verzagt in feinem Ilertzen: W e i l Ihn fein B o ß Gewiffen plagt. Doch endlich j auß Vninuth / fich wagt: Komt in die Schlacht / bernüth lieh fehr. Das Gewiifen jhn plaget noch mehr: Weichs dann da erfcheinet balt / [Im] In gantz Trübfeliger Geltalt Vnd rühret jhm mit grolfem Schmertz Durch verzweifflung fein bliides Hertz. Daß E r Endlich in foleher Not / 300 Mit feim Schwerd / ficli felbft / lticht. zu Todt. Jonathan wird vom Feind erfchlugen. Die Philifter dem Volck nachjagen. Allo diefe Tragoedj fich Enden thut gantz Erbärmiglich.
EPILOGUS oder Beichlußred. W e i l dann nuhn diß Tragcedj Spiel Erreichet hat fein End vnd Ziel / So Tollen wir / als Chriften / auch Weiter / nach Gottfeligem Brauch / Auß der Action mercken fein /' Lehr / Troil vnd Warnung in gemein. Darvon will jch Euch allen nuhn Jetzt eyn kurtz Erinnerung thun. Am David lernen wir / wie Gott 10 Die Demütigen liebt ohn fpott / Vnd braucht fie offt zu groifen dingen , Dadurch zu gröfier Ehr zu bringen. Vnd tröftet vns auch gleicher mafTen / Daß Er in keyner Gfahr wöll laifen Den / der Gott furcht von Hertzen rein : Er fchützt Ihn vor den Feinden fein. Wie Er David vorm Goliath / Vnd vor dem Saul / befchützet hat. Obfchon vnfre Mächtige Feind 20 Starck / Liftig vnd auch trotzig feind. Doch Gott hergegen jeder Frift / Viel ftärcker vnd Mächtiger ift: Der durch gering Mittel j als dann / Der Feind Macht zu nicht machen kann. Dann feine Krafft / zu jeder Frift / Auch in der* Schwachen Mächtig ift. Auch Lehret vns Jonathan frey /
[Vnd]
« /. den
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30
40
50
60
257
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Was rechte Lieb vnd Freund fchaff fey. Weil Er fich aniiimt hertziglich Des Davids. Der hergegen fich Ohn falfch dem Jonathan erzeigt ,' W i e E r fey gegen jhm geneigt. Alfo folten wir in gemein / Auch Brüderlich gefinnet fein. Nicht nur in Gluck alleine Zwar / Sondern auch in Trübfal vnd Gfahr / Einander Trewlich ftehen bey. Ynd alfo recht beweifen frey Ynfern Chriftlichen Glauben fein / Durch die Hertzliche Liebe rein. Sonderlich folten all Eheleut Ihnen Chriftlich einbilden heut Wie die Trewhertzige Michal / David liebt als j h m Ehgemahl / Ynd Ihn erlöfet vor dem Todt: Vnd bitt für Ihn in feiner Noth. Dann ja nichts Holdfeligers ift / Als wann Eheleuth zu jeder Frift Sich recht lieben ohn falfche Tück Beydes in Glück vnd auch Vnglück. Vnd da ift Gottes legen auch. Hergegen woh man hat im Brauch / Wie Hund vnd Katz im Zanck zu leben: Was folt Gott da für fegen geben. Am Saul fiht man auch ohne fchertz / Wie eyn Rachgirig / Neidifch Hertz / Vom Teuffei balt wird eingenommen / Daß es verfolgen thut die Frommen Es glaubet der verleumbdung balt: Vnd wird verftockt folcher geftalt / Daß Es verleurt vernunfft vnd Sinn: Vnd geräth endlich auch dahinn / Daß Es Gottes gar thut vergeifen; Vnd wird endlich auch fo vermeifen / Daß Es den Teuffei fragt vnd* R a t h :
E l l . L i t . Deuklnülrr IV.
[Sich]
* i. 17
um
b
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258
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Vnd bezeugt alfo mit der That / Wie Es an Gott verzweiffeit fey: Vnd wann mehr Vnglück komt herbey / Ynd jhm der Menfch kein Troft kan geben 70 So bringt Er fich felbft vmb fein Leben: Ynd fich der feligkeyt beraubt / Dieweil E r nicht an Chriftum glaubt. Drumb ioll vns allen in Gemein / Dife in* Ernftliche Warnung fein: * /. Dis ein Damit wir ja nicht Sicher leben / Noch vnferm Fleifch zuviel nachgeben. Sondern Gott förchten allezeit / Ynd im Glauben flehen bereit / Auch mit Andacht anhalten iteht [liey] 80 Bey Gott / durch Glaubiges Gebett Daß Er vns j a verlaiTe nicht / Wann vns der Bofe Geift anficht. Sondern daß Er vns itehe bey: Vnd von dem Böfen machen frey: So Lang wir feind in difer Zeit Biß wir kommen zur Seligkeit Die vns Jefus Chriftus erworben / In dem E r für vns ift geftorben: Darzu helffe vna allenfamen 90 Die Heylig Drey Eynigkeyt Amen. E N D E
MAMMONS
SOLD
Ein Tragoediiche Vorbildung / daiinenn zu l'ehen
wie
Weltkinderu
der
Abgott Mammon
den
d i e j l m i e in d e r g e i t z i g e n
Gelt-
liebe vnil Wollust dienen / pflege zu lohnen vnd abzudancken.
Allen Standen dieier W e l t zur Lehr vnd
Warnung
Spielweiß
gedicMet
1
Durch
Lycoftheneui Pfeil ionoros Andropediacum.
[Holzschnitt: Geizhals Gehl prüfend, dun T. in Säcken ror ihm auf dem Tisch steht, neben ihm links ein Teufel, rechts ein Fenster, vor welchem Lerchen fliegen.]
Nürnberg / Bey vnd in Verlegung Georg Leopold Fahrmanns / Im Jahr 1613. [Das fett
gedeckte
ist im Original
rot.]
Personen dieses Spiels. Satan. Veit / der Landsknecht. Beichart / der Wucherer. Lentz / der Bawr. Nees / des Landsknechts Fraw. Anna / deß Wucherers Fraw. Qreth / deß Bawren Fraw. Fraw Armut / mit jhren Kindern. Todt.
Der erfte Act Satan.
H o l a ! Hill / ftill / fey jedermann: Vnd feht / was ich werd fangen an. Dann ich werd jetzt da haben Gäit, Vnd fie tractieren auff das beft. Darnach werd ich mit folchen Gfellen Ein kurtzweiligs jagen anltcllen. E y ! Ich muß doch mein felbiten lachen: Daß ich io gut Arbeit kan machen. Mit meinem Gleißuerifchen liegen / 10 Vnd die Leut artig kan betriogen. Wer mich änficht, der meinet fein / Ich fey ein guter Engel rein: Wer aber meinen Gang betracht / Vnd hat mir auff die Fülle acht. Der mercket bald / nach weillem Sinn / W a s ich recht für ein Vogel bin. Ich hab erft newlich jhrer drey / Mit Betrug / angefuhret frey: Die haben hie inn diefer Welt / 20 Getrachtet nur nach Gut vnd Gelt / Wie fie Reichthumb möchten bekommen. Als ich folch jhr Meinung vernommen / Hab ich mich bald zu ihnen gfchlagen: Vnd mein Dienft jhnen angetragen: Vnd jhnen geben folchen Rath / Der fie Reich machet in der That.
[A ij Hab]
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262
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Als Tie mein Rath hetten verftanden. Hey! wie war da ein Frewd vorhanden? Wie waren fie fo bald bereit 30 Mir zu dienen / zu jederzeit: Nur vmb deß Geitz vnd Geldes willen. Ich lachte bey mir in der Hillen: Vnd gdacht: wart / wart / am End dort hindcn Da werdet jhr die Bone finden. Doch ftellt ich mich gantz Geidlich auch / Mit Gleißnerey (wie dann der Brauch) Vnd fagt eim jeden der geftalt / "Wie er mir dienen folt alsbald: Vnd fo ers würd außrichten eben 40 So wolt ich jhnen gwißlich geben Reichthums genug / ja Gelt vnd Gut 1 Damit fie hetten guten Mut. Nun hab ich iie zu diefer Stund, All für mich befcheiden jetzund: Daß fie mir thun Relation I Was fie verrichtet haben fchon. Schaw! da kommen fie eben fein Alle drey: jetzt zu mir herein. 0 ich muß meine Ffiß verftecken: 50 Vnd jetzt mein Kleid darüber deckcn. Nun wolan, jhr Brüder / herboy, herbey! Was habet jhr verricht all drey? [Veit] Veit.
Glück zu du weifer kluger Mann: Wo ill Fraw Reichthumb? wirdt fie dann Nicht fchier einmal / auff diefer Erden / Vns endlich übergeben werden? Satan.
Ey wart, ein wenig. Thu gemach: Bericht zuvor / wie du dein Sach Verrichtet habft, nach meinem Sinn.
— 2H3 — Veit
60
Dcim Befehl ich nachkommen bin. Ith hab mit Mord / Schwerd / Fewr vnd Brand Verderbet Stätte ' Leut vnd Land: Geplündert vnd geraubet auch: Wie dann in Kriegen ift der Brauch. Ich hab gemacht viel armer Leut: Nur daß ich erlang reiche Beut. Kein Kauifman auff der Straffen zwar Niemals auch für mir ilcher war. Dann ich allzeit nach deinem Sinn 70 Ein Freybeuter gewefen bin. Ich hab geplackt / geraubt / genommen / W ich nur etwas hab bekommen. Ich meint / es wer nun recht vnd eben / Daß mir Fraw Reichthumb würd gegeben. Satan.
Das wer rccht. Sie wirdt leyn nicht ferr. Nun fagt mir auch / mein Alter Herr! [Aiij Wie] Wie habt jhr meinen Rath verricht? Reichhart.
0 wol. Dann ich fchcwc mich nicht. Jiitlifch zu nehmen Zinß von Zinß / «SO Damit mirs trag großen Gewinß. Ich hab mich ftets befieift darbey / Daß ich recht lernt Finantzerey: Mit Gelt verfälfehen: Müntz befchneiden. Ich hab mit niemand ein mitleiden. Falfch Wahr i für gut zu verpartiren: Vnd fonft im Handel zu falliren, Das findt mir jetzt nit newo Sachcn. Ich kan auch falfch Wexelbrieff machen. Der Vorkauff mit Getraid vnd Wein, 90 Dalfelbig ift mir gar gemein. Ich frag nichts nach deß Armen Nott Ich geb jhm lieber Stein für Brot.
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264
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Dann fchinden fchaben Trug vnd Lift Ohn Gwilfen, jetzt mein Handwerck ift. J a / folte ieh in diefem Fall / Mein Practiken erzeblen all / Ich brauch darzu wol Jahr vnd Tag. Satan.
Ich lob dich. Nun du Bäwrlein l a g : Wie bift du meim Rath kommen nach? L e ntz.
100
Es war mir efil ein fchwere Sach / Eh ich die Grifflein lernt« recht. Ich war der Sachen fchier zu l'chlecht. [Doch] Doch da der Schalck mir hindern Ohren Warm ward vnd fein war auffget'rohren, Da lernet ich auch zu der zeit / Daß nicht thun wurd fchwere Arbeit. Die Arbeit wolt mir nicht gelingen: Ich könnt kein Gelt zu wegen bringen. Da fiel mir ein / was du lehrts mich / 110 Ein Roßteufcher folt werden ich. Da lernt ich wunderbare llenck. Mich dunckt / wann ich noch dran gedenck , So lacht mir gleich mein Hertz im Leib. Ey wie halff mir fo fein mein Weib. Wir zogen beyd an einer Schnur. J a was hab icli getrieben nur, Für Betrug beyd mit Frucht vnnd Wein / Man glaubt kaum / das mfiglich könnt feyn: Daß Bawren auch die Leut betriogon. 120 J a wol / man lehr vns Bawren liegen, Es muß ein gefchwinder Lehnherr feyn / Den ich nicht wolt betriegen fein. Mit dem Gfiltgut, ja Zinß vnd Rennt. Der ift gefchickt / der Bawren kennt. Mein Fraw / wann fie zu Marek zog frey / So wuft fie viel Betriegerey
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130
265
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Zutreiben mit Milch ' Butter Eyer. J a / da ich nun erft ward ein Meyer, Lernt ich auch die Marckftein verfetzen, Vnd meines Nechften Gut verletzen, Dadurch wurden mein äcker zwar, [A iiij SuminaJ Breiter vnd lenger alle Jahr. Summa, ich hab To viel getrieben, Wann es alles folt feyn befchrieben, Es gieng au ff keine Kühhaut nicht. Satan. So recht. Nuu liab ich gnug Bericht. Setzt euch, es foll euch fein gelingen. Ich will euch jetzt Fraw lieichtliunib bringen. Daß jhr ewr Lebtag gnug lblt hau. Leu t ü.
140
So wollu wir vns letzen: Wulan. Veit. Holu! l?awr ey du grober Bech Wie biit fo vnverfchamt vnd frech: Mull du der erfto beym Tifch leyn? L i' n t z. I l o h ! Ich fitz hie wol / als ich mein. Voit. Der ilerre woll fich fetzen auch. Reichhart. Nein Junker. Nein das ift nit der Brauch. Der Junker fetz fich vor / viel mehr. Veit. Ich thu es nicht bey meiner Ehr.
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266
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R e i c h hart.
So thu ich» auch nicht /' mit eini wort. Veit. 150
Mein Herr ich bitt / der Herr geh fort. Dann man foll ja das Alter ehren. Reichhart. Wolan / fo will ich mich nicht wehren. Lentz.
Sieh da! was kommt vns da herein? W i e ! lolte diß Fraw Reichthumb feyn? Reichhart. Es ift ein Arms Weib / als ich fchaw. Veit.
W o ift das Weib? was wolt j h r ? Fraw. ' A r m u t.
160
Ach zürnt nicht Junker in ewreni Sinn, Dann ich ein arme Wittfraw bin. Vnd komm mit meinen Kinderlein Die arm verlalfne Weißlein feyn. Vnd bitt gnatz demütig hierbey / Vmb ein Almofen euch alle drey. Ii e i c Ii h n r t W i e ! habt jhr keine Nahrung dann? Wie lang ifts daö jhr habt kein Mann? Armut. Ach / es ift nun wol dritthalb Jahr. Mein Mann feiig / wolhabend war. So hett ich auoh viel Gut ererbt. Aber der Krieg hat vns verderbt. Man hat vns geplündert vnd verbrannd:
[Lentz|
'2'r, 170
Endiii h gejagt gar ,uiü dem Land Da zogen wir m iloin Elend, Inn meines Mannes Ileymat bellend , I)a lieft mein Mi im ein Gültgut zwar Einem Bawren iclion etlich Jalir [AvYerlie-| Verliehen: das folre 111111 fein Vnfer ZuHucht gewelen t'eyn. Aber es war derfelbig I5awr, Nichts wertli. Dann da '1er lufe Ij.uir Vuler grelles Elend thet fehen: ISO Da weit er vus gar nichts geliehen. Ynd thet mit Lift vns widcrfcchten . Da muften wir wol mit ihm rechten. Weil aber niemand inn der W e l t Kail rechten ,' E r halt dann gnug Gelt. So liett ich noch ein Schwager zwar / Der gar ein reicher Bürger w a r : Der liett zwey taufend Gulden fein Wittumbsweil» ' von der Schweiler mein Zugniellen. den baten wir doch 190 Daß er vns Gelt furftrecket noch: Vmb billichen Zinß nach gebühren Dali wir das Hecht ¡lull mochten fuhren. Aber a c h ! ach! der »rollen ,\oth ' Mein Mann Harb: MUI da er war todt Da kam mein Ichoiier Schwager bald ! Macht mir ein Rechnung der geftalt, Daß Zinß wider Zinß hett getragen: E r rechnets gnaw boy allen Tagen. J a es war auch kein Stund nicht frev 200 Es trug jlim alles Zins herbey. W i e dann jetzt ill der W u c h r e r Brauch. So kam ich vmb den W i t t u m b auch. Ynd hab nichts darvon ich moeht leben. Dann was mir fromme L e u t e geben. | Ach /] Ach j h r lieben Herren alldrey ' Steht mir vmb G O T T E S willen be>.
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268
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Stewret ein klein Almofen doch Mir vnd mein armen Weißlein noch. Reich hart. 210
Den Pfenning geb ich dir wol eben: Kanft mir aber herauß auch geben. Dann ich hab jetzt kein Heller nicht. Armut. Ach H e r r ! mirs gleichfalls auch gefchicht. Dann ich hub nicht ein Heller zwar. Ach Herr! gebt mir den Pfenning g a r ! R c i o Ii h a r t.
220
Wie! wollt du erlt noch geitzig foynr' Wers nicht gnug an eim Hellerlein 'i Ich geb doch all Sontag gemein / Nicht mehr ins Almol'en Säcklein, ü / ich kan noch wol / (ohn vexieren; Mit dem zwen Bettler außltaficren. Ein Treck lolt man geben euch Armen. Armut. Ach! nun l'o muß es GOTT erbarmen! L e n tz. Fraw jhr rieht nichts an dielem ort: Darumb f;ig ich / tiolt euch bald fort Mit ewren Kindern den Rotzaffen: Wir haben hie anders zu l'chaft'en. Armut. Ach! bedenckt wol was jhr hie thut Veracht nicht fo gar die Armut: Sonderlich arm Wittwen vnd Waifen.
[Sonder-j
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269
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Veit.
230
W e r will ein jeden Bettler fpeifen? Wann man die Waifen thet auffhencken: Ynd die Armen Wittwen ertrencken: So hett man ruh für jhnen zwar. Armut.
0 Juncker! Ich fag euch / für war: GOTT wirdt euch ftraffen. Denckt an mich. Veit.
Troll dich geichwind: oder ich haw dich / Ynd deine Banckart neben dir / Daß jhr geftreckt da ligt für mir: Armut. 240
O laß vns fliehen gefchwind vnd bald / Damit vns nicht gefcheh Gewalt. Yoit.
Alfo fchick ich die Bettler fort Was darff es liior viel guter Wort. Rciclihart.
Der Juncker hat mit folcher art Mir jetzt ein Hellcrlcin crfpart. Das hett ich in der Narrenweiß Hingeben. Ich bedanck mich mit fleiß. Lentz.
250
Ihr Herren ea fällt mir jetzt ein, Es wirdt ein feltzams Eilen feyn: [Wann] Wann nun Fraw Reichthumb kommt herbey So feynd nun gleichwol vnler drey: Welcher wirdt vnter vns vorauß / Sie mit jhm führen heim zu Ilauß Dann man machs wie man wöll: wolan So kan lie je nur einer hau.
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270
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Drumb wer mein Rath, wir fpielten fein Mit einander: weß fie folt feyn, Weil wir doch ohn das muffen warten. Geliebt es euch. Da ift die Karten. Wers Gluck hat der fuhrt heim die Braut. Keichharh 260
270
J a mein Herr Meyer / lieber, feliawt! Weil jhr ein guter Spieler feyd. 0 nein / hört ein andern Befcheid. Wir wollen darumb nicht laug karten. Sondern deß Rechtens drob erwarten: Vnd wers mit Recht wol auß kan fuhren, Dein ioll Fraw Reichthunib auch gebühren Es muß gehen Schrifft wider Schlifft. Vnd welchen nun das Yrtheil trifft Ynd mit Liften das Recht erhelt: Demfelben Fraw Reichthumb zufällt. Veit.
280
Das werd ich nicht eingehen bald / Ich brauch eh all meinen Gewalt. Ich kan die Sach in folchen dingen Beffer außfuhren mit der Klingen. Der Schreiberey ich wenig acht / Ich kana wol außbringen mit Macht. Wann ich mit Roter Dint werd fchreiben: Will euch das Rechten wol vertreiben. Da hab dir die Kart an dein Kopff / Du heillofer verfpielter Tropff. L e n t z.
Du Schnarchhans / wollt du mich erft pochen? Veit.
Weich bald.
Oder du wirft erftochen.
[Der]
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271 — L e u t z.
Ich hab des Krauts gleicher geilalt. Veit.
Verfchon meiner.
Ach Bawr / halt / halt!
Beichharfc E y ! was wolt jhr euch jetzt da ichlagen Wir wolln vns vmb lie wol vertragen. Darumb fo fuyd zufrieden wider. Mein lieber Juncker Veit , lit/.t nieder. Komm Lentz. Es ilt doch fchon gefeilen Lentz.
290
Ich furcht nicht / daß er mich werd frellen. Er thut / wie man von Hunden fpricht: Die viel bellen die beiiien nicht Veit.
Fraw lleichthumb kommt. Laft vns auffftehen: Vnd jhr alsbald entgegen gehen. [Der]
Der Ander Act. Satan. Seht d a ! j e t z t ich euch prüfender, Mein F r a w R e i c h t h u m b die E d l e Zier. Veit. W i l l k o m m du E d l e Keyferin, D i e du regierft / nach deinem Sinn / Durch deine Macht in G u t vnd Gelt /' 300
J e t z i g e r zeit die gantze
Welt:
V m b deinet willen hab ich eben / Offtmals gewagt mein L e i b vnd Leben Inn Kriegsleufften / ohne verdrietien: J e t z t laß mich meines Dienita geniellen. R o i c 1\ Ii a r t. Ach / du holdfeligs freundlich» Bild, Meins Hertzens einig F r e w d e mild. A c h / wie h a b ich fo manche Nacht ' Y i n b deinen L i e b willen gewacht. Ich hab deiner auff diefer E r d 310
Mehr als deß Himmelreichs begehrt, Trewlich hab ich gedienet d i r : Das wollft du j e t z t vergelten mir. L 0 11 t 7.. Gnad F r a w , ich heiß dich Willkomm f e y n : Dann ich bin auch der Diener dein.
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273
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Ach fchöns Bild, du bift mir / nun fchaw / Yicl lieber ,' als mein eigne Fraw: [Dann] Dann ich hab dir auch nachgetracht Mit trug vnd lift zu Tag vnd Nacht. Jetzt wirft du / durch den Reichthumb dein / 320 Alles Leids mich ergötzen fein. S a t a 11. Wolan / Fraw Reichthumb litzet nieder. Vnd jlir drey fetzet euch auch wieder. L 0 II t 7,.
Ey i das ill nichts gemacht Wolan: Muli ich immer dahinden llahn ? So werd ich jlir wonig ¿»enieHen. Das wirdt zu letzt mich : ucli verdrielfen ' Daß jlir mich gar Ii.-1( l'iir ein -Narren. Satan. Ey kanft du nicht ein wenig harren ' Verzeuch doch nur ein kleine weil: 350 Du wirft noch wol kriegci deii Theil. Wolan ! fo will ich jetzt nun liout Euch außtheilen ein reiche Beut. Vnd erlllich du Streitbarer Hold, Weil mir dein Mannheit wolgefallt: So zier ich dich jetzt all'o fchon, Mit deß Tleiclithumbs Sceptcr vnd Krön. Dich aber / O du alter (»reiß, Du bift verltiindig / klug vnd weiß / So viel Wucher vnd Geitz anlangt: 340 Inn der Ketten dein ßeichthumb prangt: Die ich dir heng an deinen Hals / Vnd dicfcr King auch gleiches falls: Steck ich jetzt an die Finger dein / Geitz vnd Wucher dein Troft foll fein. Vnd für folchs dein fchinden vnd fchnben / Solt du jetzt diele Zierde haben. Eis. Lit. Denkmäler.
IV.
[Steck]
18
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274
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D a aber nun / mein lieber Bawr / Weil es dir auch ift worden fawr Biß daß du gelernt haft zur frift / 350 Was fich gehört zu Trug vnd Lift: So fchenck ich dir den Sack voll Gelt: Der fey dein Troll in diefer Welt. Jetzt kanft du Spielen / frefien / fauffien. Vor Schulden darffft du nicht entlauffen. Lentz. Solt diß nun fchon gnug feyn? Wolan / Wer foll aber die Frawe han? Satan. Ey / verzieht noch ein kleine weil / Sie wirdt euch allen noch zu theil. Dann fie / mit alle jhrem Gut / 360 Sich gäntzlich euch ergeben thut. Veit. Selig ift die Stund / Tag vnd Zeit / Da ich das erftmal zog in Streit. Vnd gab mich in Freybeuter Orden: Mein Rauben / Stehlen vnd mein Morden / Wirdt mir reichlich vergolten je Auch kan ich noch lang leben hie. Dieweil ich noch bin jung von Jahren Ey nun will ich auch nichts mehr fparen: [B Sondern! Sondern / micli auff Wolluft begeben, 370 Vnd alle Tag gantz herrlich leben: Ynd mich üben in meinen Tagen Mit Tantzen / Thumiren vnd Jagen /' Vnd auff Wolluft mein Datum ietzen. Satan.
Ich will dich recht jagen vnd hetzen. Reichhart. O! wie ift das inn der Welt eben, So ein lieblich glückieiches Leben.
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275
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Da man hat Gut vnd Gelt genug. Gilt gleich ob ichs fchon mit Betrug Ynd Wucher alls zufammen kratz: 380 So ift es doch mein liebfter Schatz. Mein Troft vnd Hulff in diefem Leben / Darauff ich mich verlade eben. Nun werd ich in dem Alter mein / Ein recht gluckfeliger Mann feyn. L e n t z.
Wolauff du liebe Seele mein Jetzt folt du ohne Sorge feyn. Du hart ein grollen Vorrath zwar, An Wein vnd Frucht. / nun auff viel Jahr. Mein Stadel will ich groifer bawen: 390 Den Keller auch. Ich will vertrawen. Auff mein groß Gut. Liebe Seel nu. Gib dich zufrieden, vnd hab R u h : Iß vnd trinck / vnd hab guten Mut. Kein End nimmt diefes grolle Gut. [Dann] Dann ich furwar nach meinem Sinu Der glückfeligfte Bawr jetzt bin. Satan.
Weil euch dann nun lb viel Woltiiat Fraw Reichthuinb jetzt erzeiget hat: Ynd gibt fich auch euch gantz zu eigen. 400 Wie wolt jhr euch danckbar erzeigen: Wolt jhr euch auch mit Leib vnd Leben / Diefer Fraw Reichthumb gantz ergeben ? Veit.
O J a : Ich geh mich der geftalt, Gantz vnd gar in jhren Gewalt. Heichhart.
Ich geb mich gantz zu eigen jhr, Wie fies macht fo gefällt es mir. 18«
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276
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Lentz.
Ich will gantz jhr leibeigen feyn / Mit dem Leib vnd dem Leben mein. Satan. 410
Wolan: Reichthumb / du fcböne Fraw: Jetzand auff deine Scbantze fchaw. Ich will dich anderft jetzt nicht nennen / Gib dich jhnen recht zu erkennen.
Hie f ä l l t der F r a w R e i c h t n m b alle H a u p t zier vom K o p f f / d i e E r m c l von A r m e n / die J u n g f r a w S c h o n b a r t v o m G e f i c h t / d i e K l e i d e r vom L e i b / v n d e r f c h e i n t in g e f t a l t d e ß T o d e a m i t P f e i l vnd Bogen. [Bij Veit] Veit.
Ey! was iit das für teuffels Glind. Reichhart.
O weh / für fchrecken mir gefchwirrd. Lentz. Ey! was erfchreckt mich da fo fchnell / Ey behut mich Sanct Peternell! Todt w a r erft b e k l e i d e t wie ein f c h o n e s Weibsbild. Jetzt will ich euch die Zech erft machen / Daß jhrs gewißlich nicht werd lachen. Satan.
420
Thu du nur dapffer inn fie fetzen: Ich will fie dir ins Garen hetzen. Todt.
Du Eifenbeifler / hola! hieher! Das ding gefchicht nicht ohngefehr,
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277
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Du hart felber verfpielt die Schantz: Du muft zu erft an Todtentantz. Veit.
Höh! Ich geb mich drumb nicht fo bald, Ich wehr mich deiner mit Gewalt. Ich bin wol mehr darbey gewefen. Todt. Nein / Nein: du kanft jetzt nicht genefen, Dann ich will dich mit diefem Pfeil 430 Bald hinrichten / in fchneller eyl. Biit du doch i'chier Blind vnd Taub, Ynd zitterft wie ein äfpen Laub. Veit.
Ach! Ich weiß nicht wie mir gefchicht, Daß ich mich jetzt kan wehren nicht! Mein gantzer Leib erzittert gar / Ynd fteigt zu Berge all mein Har. Ich werd ichwach: vnd kan auch nicht mehr In meiner Fauft halten diß Wehr. Todt. 440
Wart! ich will dir bald helffen ab Daß du zu Ruh kommlt inn das Grab Seh da! jetzund halt du dein Theil. Satan. Was ilehit du lang? Hey! geh vnd eyl Jetzunder ich dein Jaghund bin. Todt.
Ey wo ift nun der Alte hinP Wo ift dailelb alte Wildpret. Satan.
Dort auff dem Bett iitzt er vnd bett.
[VeitJ
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278
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Todt.
Zu lang geharrt / mit deinem beten: Du muft an Todten Tantz jetzt tretten Satan. 450
Halt! Ich will jhn dir fein auffhetzen. Lug nur / daß du jhn recht mögft letzen. Huy! alter Beer, alter Wolff anfif! Der grimmige Todt kommt: lauff / lauff! Reiohhart. Ach mein Gebet hat keine Krafft: Das Buch mir wenig nutzen fchafft. [B iij 0 Todt] O Todt / möcht ich dein Gunft erwerben, Ich kan vnd mag fflrwar nicht fterben, Ach / fchon doch meim Alter zu Ehren. Todt.
Höh! Ich will dich wol fterben lehren. Die Sterbkunft will ich dir bald zeigen: 460 Du muft auch mit an Todten Reygen. Jetzt bift du auch fchon hingericht. Satan. Deß Bawren muil vergelten nicht. Lentz. Wie ftehts jhr Leut. Ach / fagt mir ja, Ift Streckebeinlein auch noch da? Todt. Ja recht / das dritte war ein Bawr. Wo fteckt er jetzt der lofe Lawr? Satan. Du blinder Gauch / iiehft du nit jetzt, Daß er dort vnterm Tifche fitzt.
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279
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L e n t i. Ich bin vemihtcn, 0 weil mir! yrtt a Ii. -170
Den Fuchs will ich zuhetzen dir. IJ
111 /..
Ach i> nadigor H e r r / Toilt! ich bilt. Ihr wollet mich jetzt todien nit. Ach lehenket mir doch jot/.t mein Leben. Ich will euch alles wider geben. T o d t. Du thawrit mich J'chier du a r m e r Tropff. W o l a n bett ,' was kratzt dich im K o p f ? L o n t z. J a wol ! Ich kan nicht beten mehr. Darzu i(t mir mein zung lo Ich wer, DalS ich fchier nicht mehr reden kan. T •> il t. 480
Ey warumb verzieh ich jetzt dann Seh d a ! verfuch mir dielen Pfeil. Stirb jetzt ' vnd nimb dir wol der weil. Sa t im. Wolan, weil Tie gellorben f e \ n , So bin ich j h r E r b e allein. Das Gut nehm ich wider zu mir Vnd theil es dann hernach mit dir.
[Todt]
]> ich dich erft auff'mutzen?
810
Liendl. Ey Agnesle! liebes Agneslein! Du mult drumb nit fo ztruig leyn. Herr Hanl, vnd 1 huder Veit / ich geh / Vnd zieh darvon, Ade! Ade!
[Herr]
Agnesle. 830
Ey zeuch nur hin« / was darffs viel wort. Geh es ill zeit: wann gehft du fort! Liendl. Noch ein trunck / lirudcr Yeit
E i s . Lit. Denkmäler.
IV.
Herr Iianß. 22
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338
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Agnesle. E y geh / vnd hab dir Sant Yeitz Tantz. Herr Hanß. J a lieber Liendle zeuch nur hia: Du bringft darvon fchlechten Gewinn. Du läft bey vns den Reichthumb dein / Vnd trägft mit dir davon die Stein. Veit. Herr Hanß / wir wollen nun mehr eylen / Deß Bawren Gelt vntcr vns tlicilen / Das wir jhm heimlich haben »noinmen: 840 Ich furcht er möcht bald widerkoinmen: Wann er der fachen vvirdt gewihr. So kommen wir gwiß in Gefahr. Herr Hanl). J a Bruder Veit gefeliwind vnd rilch Schüttet dns Golt nur auft' den Tikli Veit. Wie ift die Bul»' fo leicht vnd ring y Botz Flamm! was ift das für ein ding! Das ii't die Bulge mit den Steinen. Herr Hanß. Ey!
Bruder Veit / du wirft es meinen? Veit.
Was meinen, Sieh! da liegt es gar: [Ciij Kanft] 850 Kanft du / fo zehl das Gelt fo par: 0 Agnesle! du lofer Palck: Du ftehft jetzt bey dem argen Schalck. Sie hat durch jhre Lift allein / Die Bulgen verwechßlet fo fein. Damit fie das Gelt davon brächt.
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H e r r Hanß. Gefchicht vns aber auch vnrechtP Haft du gelefen nie die SchrifFt? Vnglfick* fein eignen Herren trifft. W i r wolten jbn triegen. Wolan! 860 So haben wirs vns felbft gethan.
• i. üntrew P
Veit. Botz Kraut! es darff hie nicht viel wort. Komm her! laß vns bald eylen fort / Ob wir iie noch mochten ereylen / Sie feynd noch nicht gangen ein Meylen: Treff ich iie an / auff freyer Straffen / So mfiffen fie mir beyd har lalfcn. H e r r Hanß. Ey kondten wir ertappen nur Das Agnesle / die lofe H u r : Ich wolte fie zu boden fchlagcn / 870 Daß fies keim Pfaffen mehr folt klagen. Veit. Herr Hanß, Eylt! geht fort! Es ift nicht Hit Worten nun mehr außgcricht.
Der fttnffte Act. Kätt / die Bawren Magd. Liendl der Bawrenknecht. Agnesle die Hur. Kätt.
/ daß dir nimmer gut gcfcheh! Nimbft du mich alfo zu der Eh? Du argliftiger böler Schalck. Was foll ich thun? Ich armer Balck! Er hat mich vmb mein Ehr gebracht/ Ynd mich nun gar zu fohftnden gmacht. Jetzund zeucht er alfo darvon / 880 Den großen Bauch hab ich zu lohn. Er hat mich ja fchändlich betrogen. Wer weiß wo er ift hinn gezogen? Ich muß doch diefe Leute fragen / Ob fie mirs etwan köndten fagen. Ihr Leut / habt jhr nicht gefehen Ein Bawrenknecht ffirüber gehen? Er hat ein weiden Kittel an / Ynd forn ein Boten Neftel dran: Auff dem Kopff ein zottechten Hut 890 Die Scheid am Dägen ift nicht gut: Er ift Jung / hat fchier kein Bart nicht: Der Schalck jhm auß den Augen ficht. Ich bitt berichtet mich doch frey / Ob er ffir&ber gangen fey? Ach! Ach! fie fchweigen alle ftill. Gwiß keiner jhn verrahten will.
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Wolan! Ich will auff jene Straß / Den andern Fußfteig gehn fürbaß. Ich weiß / ich will den lofen Lappen: Noch endlich hie im Land ertappen. Liendl. Mein Agneale! fag / wie ift dir? 900 Daß du fo offt blcibft hinder mir? Bift müd? Oder geh ich zu fehr? Oder ift dir das Gelt KU fchwer? Wann dirs zu fchwer ift / thu mirs Tagen So will ichs auch ein wenig tragen. Agncsle. 0 nein: das Gelt ift nit zu fchwer / Ich wolte daß es wer noch mehr / Ich hab deßhalbcn nichts zu klagen / Ich kan dire noch weit gnug wegtragen. Liendl. 910
Ein willigs Roßlein (lagt man zwar) Soll man nit ubertreiben gar. Agncsle. Hab nur kein iorg : vnd geh du fort. Liendl. Botz Yeltes leyden! wer kommt dort? Agnesle geh auff jenen Steg: Das hie ift nicht der rechte W e g : Schlag dich hinn auff die Lincke feit: Ich will von dir jetzt nicht feyn weit. Kätt. Kombft du? du Schandvogel, wolan! Treffen wir hie einander an? Agnesle. Liendle hörft ,/ was die Magd thut fagen
— 342 — Liendl. 920 Ey! du darffft nach der Magd nichts fragen. Diefe Magd geht vna gar nichts an. Kätt. Ich werd mich nit abweifen lahn: Du haft mich vmb mein Ehr gebracht. Weiftus noch? An Sant Endrcs Nacht? Gelt! jetzund wolft du gern außreiflen. Nein / nein / es wirdt nicht alfo heitren. Es heift mach mir den willen drumb. Du muft mich ehren widerumb. Halt! Liendlc, das ift nit der Weg. 930 Du muit jetzt au ff ein andern Steg. Die Eh haft du mir augefagt: Jetzt hengft dich an ein andre Magd. Ffuy! fcham dich / in dein hertz hinein. Wie magft ein folcher Lecker fein. Agnesle. Liendle / den Yogel laß dir fingen Noch mehr / von folchen fchönen dingen. Liendl. Ey Kätt! wie thuft? wie ftellft du dich? Warum fchilteft vnd fchmäheft mich? Ich will dir doch Gelt geben drumb / 940 Funfftzig Gulden in einer Summ: Damit fey du zu frieden fein. Der Schad wirdt nicht fo gfärlich feyn: Agnesle. Was! woltft du dem Balg noch darneben / Yon meim Gelt / funfftzig Gulden geben? Ich thu es nicht? Ich thue es nicht! Mit meim Willen es nicht gefchicht / Kätt. Ey! ich begehr kein Gelt nit mehr. Du haft geraubet mir mein Ehr /
[Gelt!]
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Diefelb muft du mir wider geben / Oder nit ficher vor mir leben.
Liendl. Ey Kätt! daß dich das Mäußlein beiß / Wie fuhreft du auch gleich ein weiß: Vnd machft ein folches groß Gefchrey / Als wer dir Arm vnd Bein entzwey. Der Schad ift je auch nicht fo groß. Sey nit fo zornig. Lieber los! Merck doch vor meine Meinung eben: Ich will dir funfftzig Gulden geben / Jetzt alfo par / inn einer Summ ,/ 960 Für allen Schaden vmb vnd vmb. K&tt. Ach! du gibit wie ein ander Laur. Agnesle. Hola! gemach mein lieber Bawr! Ich hab das Gelt in meiner Hand. Liendl.
Mein Agnesle! mach mioh nit zu Schand. Agnesle. Bawr, ich geb dirs Gelt nit fo bald. Liendl. So nehm ich dir es / mit Gewalt. Ich laß mich auch von dir nicht pochen. Agnesle. So laß ichs auch nicht ohngerochen: Das Gelt ift fo wol mein als dein / 970 Wann ich hinfort dein Weib foll feyn. Liendl. E y ! daffelb hat ein ander gftalt. Gib! oder ich nehms mit Gewalt.
[CvEy]
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Agnesle. Ich geb dirs nit
das Gelt iit mein.
[Wie!]
Liendl. W i e ! \v 11t du gar ein Mcifter fevn? H u y ! Gib mirs hei-. Du loi'er Sack. Jetzt troll dich vnd gefcliwind dich pack. Woltft du mein Gelt behalten hau? Ich wolt mirs nicht nachfagen lau. J a / liebe Iviitt i komm her zu mir: 980 Ich will das Gelt par zahlen dir /' Fünfftzig Gülden / auffs aller bel't: Als dann du mich zu frieden lei't. Agnesle. Nicht Ivätt! Nicht thu es alio bald. W i r beyd wollen jhm mit Gewalt Das Gelt wol alles nehmen froy / Komm Kätt, vnd fteli mir redlich boy. Liendl. Ey Agnesle! E y K s t t ! Ey halt! W a s übet jhr da für Gewalt? lviilt. Hey! du halt auch Gewalt geübt. Liendl. 990 Ey K ä t t ! wie bift'du fo verbübt? Amnesie. W a r t ! Ich will jhm recht kommen bo^. Gfchwind ' Kiitt , ühneid jluns (¡urtel ent/wey. Jetzt, Liendle /' lieil'ts Gell oder Blut. Liendl.
Auweh! wo ift mein Wehr vnd Hut.? Agnesle / ich 1 itt flieh mich nicht.
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Agne«le. Gelt oder Blut, du Bofe wicht. K&tt halt jhn, halt! laß jhn nicht gohn. Kiitt. Ach, er reilt auJ.l: er ift darvon. Agncsie, W o ift er hinkommen io bald? 1000 Das Of!t f'ii: u n w mit Gewalt. Ich meint es lult iejn mein Gewinn / So fuhrts der Teuffei auch fchon hinn. Aber gleich wie ichs hett gewunnen: So ift es auch wider zerrannen. Kiitt.
Ach! was toll ich nun fangen an? Den Spott muß ich zum Schaden han. Agnesle. Ey K ä t t ! ley nit lb vngemut. Seh hin! Auff dein Haupt fetz den Hut. Nimb die .Mußketgabel zu d i r : 1010 Hab nur ein Hertz! vnd folge mir. Du halt doch nui verfchertzt dein Ehr / Solei s gfchicht wol andern Töchtern mehr. Zeug du mit mir in Krieg fortan / Ich will dir wol geben ein Man / Der dich wider zu Ehren bring. W a s fagft? das ift ein fchlechtes ding. W a s hilfft dich wol das Bawren Leben: Ich wolt dir nit ein !Nuß drumb geben. W a s machft! werd auch ein Kriegers Hur 1020 Wie ich bin. J a / belih mich nur. Bin ich nicht wacker außftaffiert ? Beffer als kein Bäwrin geziert. Ich bin fein Hofmännifch bekleidt. Komm her! vnd laß vns gehen allbeyd.
[Ach]
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Kätf. Ach / ich weiß nit der Landsknecht brauch: Bin darzu nit gewandert auch. Ich weiß nicht was bey euch ift Sitt. Agnesle. Daramb darffft du dich kummern nit. Du bift jung / ftarck vnd hübfeh von Leib / 1030 Du wirft noch eines Hauptmanns Weib. Du kriegft noch heut ein Mann •' hab acht! Ohn zweifel, eh dann es wirdt Nacht. Das kan ich dir bey Trewen lagen. Kätt. Wolan! fo will ichs mit dir wagen. Es geh mir Gleich wie das Glück will. Agnesle. Ach liebe Kätt! fchweig du nur ltill. Vnd geh mit mir fein licherlich: Ich will recht vnterrichten dich Vnd dir gar gute Lehre geben/ 1040 Wie du bey Kriegsleuten folt leben / K&tt. Wolan! was mein ift , das ift dein. Wir wollen gute Schweftern feyn. Agnesle. J a recht. Darzu bin ich bereit. Komm / laß vns gehen es iit zeit. Liendl. Daß dich botz Veltes leyden fcliend! Wie war das Hürle fo behend! Wer ich fo fchnell nit außgeriifen 1 Der Tcuffcl hett mich recht befcliilien:
[Bin]
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Sie hott mich bey eim Haar crftochen. 1050 Kein, nein / ich will kein Weib mehr pochen. Will mich auch nit mehr fehreiben lan: Ich ließ es eh Bant Velten han. Nein, nein / in Krieg begehr ich nicht / Weil mir ein folcher Poß gefchicht Vom Agnesle 1 welches doch nur Schlecht iit ein kleine Kriegershur. Thun das die Weiber? was wird dann Im Krieg gegen mir thun ein Mann; Der gwißlich hat noch fo viel Starck. 1060 Mit meinem Schaden ich erll merck , Daß mir der Krieg nit wol fchlegt an Drumb will ichs vnterwegen lahn. Vnd mich hinfort ins ßawren Leben Widerumb auff gut Gl&ek begeben. Ich will mir kauffen ein Land Gut. E y ! ey! hett ich doch nur mein Hut. Ich hab mein Hut vnd Wehr verlohren. Botz Rafper! Ich hett fchier gefchworen. E y Liendle du vergeßner Tropff! 1070 Wo haft du dein Sinn? Wo liail dein Ivopff? Weift du nicht / daß du noch Gelt h: i\ Bey dir / zwei hundert Gulden f a l l ? E y : bin ich nicht ein grolfer Thor! Die Bulg ift fchwerer als zuvor Wer hat die Bulg fo fchwer gemacht? Ich hab fein nicht genommen acht. Das macht / daß ich fo zornig war: Vnd fo erschrocken in der Gfahr. Ich will fuchen par Gelt fo gut 1080 Vnd mir kauffcu ein hubfcheu Hut. Botz Wurft! botz Kraut! Was foll das feyn? Ift dann auch diß die Bulge mein? Schaw! wie hat fich mein Gelt vermehrt! Juch! d ' s Gluck hat mir Gelt befchert. Juch! Juch! Juch! Frewd in allem Land. Hop! hopas! par Gelt in der Hand.
[Ich]
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Ich hett zwey hundert Gulden zwar, Jetzund feynd es füiiff hundert par. Ey / ey / wie mag das feyn gefchehen? 1090 Ich merck fchier / wie es werd zugehen: Deß Landsknechts vnd deß Pfaffen Gelt III auch darbey, Botz alle Welt! Das feynd mir doch fchwäbifche polien. Ich hab jhn geben ohnverdroffen / Auff jhr begehr / fünff Gulden Zinß: Vnd hab zwei hundert zu gewinß. Ich frag: Obs nicht ein Wuc er fey? Ja wol. Ich furcht mir fchier darbey. Aber wer weiß / wies ift gelpitzt. 1000 Es gilt gleich: Ich hab das Gelt jetzt. Ynd auch darbey ein gut Gewiifen / Daß ich niemand hab drumb befchiffen. Haben fie die Schantz überfehen: So muß ichs auch lallen gefcheheu. Sie ban ftudiert, vnd als ich mein / Sölten fie ja witziger feyn Als ich. Hah! hah! ich muß doch lachen. Es geht mir eben in der Sachen / Wers Glück hat, vnd es auch drauff wagt Der führt die Braut heim / wie man fagt: Wolan! Pfaff Hanß vnd Bruder Veit Die waren mir fchier zu gefcheid: Aber das Agnesle ift doch Mit Arglift viel gefcheider noch. Ich bin froh daß ich von jhr binn / Die Kätt / die K&tt / ligt mir im Sinn: Inn eim fall tawrt fie mich gar fehr, Ich wolt daß fie jetzt bey mir war: Ich wolt jhr für den Schaden eben 1120 Gar gerne hundert Gulden geben: Aber fie hats zu grob gemacht / Vnd mich fchier auch vmbs Leben bracht. Sie wolt gar zu grob mit mir fchertzen. Hey! auß den Augen / auß dem Hertzen.
1110
[Die]
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Solt ich jhr noch Gelt darzu fchencken. Ich will nicht mehr an fíe gedencken. Ich hab mich gnug erboten zwar. Sie hat felbft nicht gewolt fürwar. So fahr lie gleich hin an Geißgalgen: 1130 Ich will mit jhr darumb uit palgen. Ich bin gnugfam entfchuldigt nun Ich weiß wol / was ich jetzt will thun: Weil ich par Gelt hab inn der Hand / Will ich ziehn inn ein ein ander L a n d . Dann jenfeid deß Bachs (als ich mein) D a werden j a auch Bawren feyn. Ich will gehen / weil es ift zeit. Dann ich furcht mich für Bruder Yeit / Ynd auch für Herr Hänfen den Pfaffen 1140 Dann fie möchten mir leicht die Affen Außnehmen: wann fie mich ertappen O nein: Ich erwart nicht der Schlappen. E s iii rahtiam / daß ich bald g e h : Die zeit hatt Ehr / hiemit Ade. E N D E .