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German Pages 166 [168] Year 1881
Aus
Westminster-Ab Lei.
Aus
Westminster-Abtei von
Friedrich Wilhelm Nogge.
Fünfte Auflage,
reich vermehrt und verschönert.
Stuttgart. G. I. Göschen'sche Vcrlagshandlung. 1880.
Arber setzungsrecht bleibt Vorbehalten.
Druck von G- Lemppenau in Stuttgart.
An
AteXanöerr von Kumboköt.
Zueignung. Weil Du's gewollt, so mag es denn geschehn, Gehst Du voran, wer könnte dann erlahmen;
Ich lasse von Westminsters Thürmen wehn Als Banner heute Deinen stolzen Namen! Wie lang hab' ich, der Deines Ruhmes voll,
Deu Tag ersehut, Dir huldigend zu nahen, So oft ein Lied mir aus dem Herzen quoll,
Gedacht' ich Deiu, des Größten, den wir sahen!
Du warst im Dienst der Menschheit ewig wach,
Dir glänzten Sonn' und Mond auf allen Meeren Dein Name klingt noch im Altai nach,
Das Echo trägt ihn in den Cordilleren! Und wieder warst Du stets der Mann der Zeit, Der vor der Freiheit leuchtend hergeschritten,
Du trugst nicht still uud stumm Dein Priesterkleid, Du hast das Unrecht nirgends je gelitten! Nun hab' ich Dich, nun bist.Du ewig mein,
Mit Melodien halt' ich Dich umschlungen, Und führe so Dich in Westminster ein,
Da weilen wir, bis einst mein Lied verklungen! Du bist der Meister, ich der Jünger nur,
Die heil'ge Gluth von Dir im Busen nährend,
Dein Name ruht hinfort auf mir verklärend, Geh Du Vorau, ich folge Deiner Spur!
Schwerin, den 14. September 1858.
1857 — 1879.
Slater wird die Welt und stündlich
Selbst der Sterne Plan und Lauf;
Doch ein Räthsel, unergründlich,
Giebt das Grab dem Menschen auf. Der nur wird den Tod besiegen. Der dem Tode nimmt sein Graun,
Welten, die dahinter liegen, Läßt mit offnen Augen schaun.
Wer mag berechnen das Gespinst der Parze? Kometenbahnen wandelt das Geschick!
Kaiser Heinrich IV.
fjier in Westminster's altehrwürdigen Bau, Des Todes und zugleich des Lebens Hallen,
Tret' ich betrachtend ein zur Todtenschan Von Heldenmännern, Königen und Vasallen. Hier ward dem Tod erbaut ein Haus voll Glanz;
Alt-England! klingt's ans diesen Sarkophagen, Um die des Ruhmes Hand aus Lied und Sagen Geflochten seinen ewiggrünen Kranz!
12
Nicht euch, ihr Dichter, ist mein Lied geweiht,
Noch euch, ihr Denker, und ihr edlen Weisen, Von denen Bild und Denkmal hier gereiht, Und die voll Dank noch spät die Enkel preisen; Ihr seid ein friedlich Völkchen dieser Welt,
Unblutig siud die Kränze, die euch schmücken, Ihr suchtet nur die Menschheit zu beglücken,
Was that für sie der König und der Held?
Da ruhn sie nun, so einsam und allein, Nach Saus und Braus und Jubel und Gepränge,
Und denen einst ein Königreich zu klein, Blieb kaum der Raum von ihres Leibes Länge!
Wie sind wir Alle doch einander gleich:
Den Ein- und Ausgang bilden Weh' und Jammer, Und wenn der Tod anpocht mit ehrnem Hammer,
Theilt Jrns mit dem Krösus Kron' und Reich!
13
Könnt' ich sie sehen, stolz und hoch zu Roß, In Wehr und Waffen allgebictend prangen;
Wie Hermelin und Purpur sie umfloß, Des Volkes Rufe jubelnd sie umklangen!
O, wie viel Hoheit, Majestät und Kraft Erhübe sich um mich aus diesen Grüften:
Seht das Gewühl, die Banner in den Lüften, Und Azincourt's und Crecy's Ritterschaft!
Dahin, dahin! Verklungen ist das Spiel,
Und Sehnsucht ruft die Todten stets vergebens; Rach dieses Erdenschauspiels Schluß und Ziel Steigt anderswo der Vorhang ew'gen Lebens! Ach, nimmer wird den Glanz, den Blüthenflor,
Den Lenz von England's idealen Frauen Ein sterblich Aug' entzückt hier wieder schauen,
Der in die Nacht der Grüfte sich verlor!
14
Im Liede nur, da duftet, weht uud blüht Entgegen uns, was groß und schön im Leben, Was längst verrauscht, verronnen und verglüht, Muß neu vor unsren Augen sich begeben. Der Gott Apollon sprengt des Todes Thor Mit seiner Leier allgewaltigen Tönen; Die Welt der Thaten und die Welt des Schönen, Sie folgt der Musen veilchenduft'gem Chor! —
Hier in St. Benedicts glanzvollem Raum Schläft Lionell von Middlesex in Frieden, Ein Siebziger, dem von des Lebens Baum Die schönste Frucht des Lebens ward beschieden. Ein Freund des Königs und des Landes Hort; Doch als der Neid ihm Schlingen wollte stellen, Da ließ er seines Schiffes Segel schwellen Und warf den Anker in des Himmels Port.
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O Mensch, du Staub Dom Staub, nein, mehr, als dies, Du Sohn des Himmels auf der schöneu Erde, Die Welt, sie wär' ein ewig Paradies, Entstellten nicht die göttliche Geberde Des Lasters Narben und der Sünde Maal; Und die geboren all ans einem Triebe, Die alle Kinder einer ew'gen Liebe, Sie machen Gottes Welt zum Jammerthal! —
Glückselig, wem vergönnt ward vom Geschick, Die Asche der Geliebten noch zu krönen, Und das, woran einst trunken hing der Blick, Im Tode noch verklärend zu verschönen! So that auch hier manch edles Liebespaar, Die heimgefordert längst die Elemente: Wer setzte nicht die Welt zum Monumente Dem, was einst Inhalt seines Herzens war! —
16
Der Jugend Traum, der Kindheit Paradies,
Der Schönheit Licht, als Wonneblick des Lebens, Was Hoffnung je der Sehnsucht nur verhieß, Es sträubte sich der Einkehr hier vergebens. Doch ob der Leib sich auch als morsch erweist,
Was ihn beseelt, bleibt ewig unverloren, Mit allem Schönen zu des Himmels Thoren
Geht durch des Grabes Pforten ein der Geist!
So hofft der Glaube, der an Gräbern steht, Und selig Alle, die ans ihm geboren,
Die, wenn die See des Lebens stürmisch geht, Die Richtung nach den Sternen nicht verloren! Thor, wer da wähnt, ihm ward es anders kund! Er, der nicht seines eignen Leibes Meister,
Weist aus dem All hinweg die Welt der Geister, Als säß' er an des Daseins Quell und Grund.
17
O, seht die Sehnsucht hier, in Erz und Stein Verkörpert, noch empor die Blicke richten; Fest hält das Herz an dem, was einmal sein, Und selbst der Tod zwingt es nicht zum Verzichten. Was hätte Liebe nicht gewagt, gethan! Sie sucht im Weltraum auf, was sie verloren, Und haucht unsterblich an, was sie erkoren, Was sie besaß, gehört ihr ewig an!
Ja, hochentzückt hält dich im Arm dereinst Dein Herzenscherub huldreich, liebegnädig, Und die du hier so heiß beklagst, beweinst, Sie harren beut, bis du des Kummers ledig! Der Geist der Liebe wacht und steht bereit, Zu retten dort in Eden's Duft und Blüthen, Die sich geliebt, die für einander glühten — Und reicht den Trank uns der Unsterblichkeit! — Rogge, Aus Wcstminstcr-Abtci. 2
18
Hier ruht er selber, der gebaut dies Haus,
Ein Heiliger in der sündigen Gemeine; Hier ging die Schuld einst reuig ein und aus,
Und holte Trost sich aus Sanct Edwards Schreine. Des Heil'gen Nähe wirkte wundersam; Der Lahme ging, der Blinde lernte sehen,
Wer zählt die Wunder all, die hier geschehen?
Leicht zog dahin, wer schwerbeladen kam.
Du warst ein König in des Himmels Sold,
Sie hießen drum dich Edward den Bekenner;
Dein Sinn stand nicht nach Erdentand und Gold; Du rittest nie des Ruhmes wilden Nenner!
Dein Herz war nur auf Menschengluck bedacht, Es war dein Wort ein Fels des Rechts im Leben,
Du nahmst nicht, was du eben erst gegeben: Mit Treu' und Glauben spielte stets die Macht!
19
Treulose Dienerin des ew'gen Herrn,
Den sie mit Weihrauchdüften wähnt zn ehren! Wie Nero bläs't ihr Hauch der Weisheit Stern
Vom Himmel fort, sammt all d^r Tugend Lehren!
Verständnißlos von Schlangentrug umwebt; Weh dem, der je sie näher lernte kennen, Und wie des Undanks Wundenmaale brennen;
Doch glücklich, wer fern von Palästen lebt!
Dem sonn'gen Maitag deines Königthums
Folgt Sturm und Wetter, als des Lenzes Erben; Die wilde Jagd normännischen Heldenthums
Schlug eine Welt titanenhaft in Scherben!
Da saß die Nemesis an deinem Sarg Als Hüterin all ihrer Hoheitsrechte,
Bis sie von dem unseligen Geschlechte In Nacht und Graun den letzten Sprößling barg!
20
Nun steht dem Schrein öb’ und verlassen hier,
Kein Sünder flüchtet mehr zu deinem Grabe; Wir lächeln deiner Einfalt gar, die wir
Den Flng des Aars vertauschten mit dem Stabe.
Wer bringt zurück uns jenen sel'gen Traum, Den Muttermund ließ durch die Kindheit wehen, Den frommen Glauben und der Inbrunst Flehen?
Für Heil'ge fehlt hienieden jetzt der Raum! —
Was ist doch all die Herrlichkeit der Welt,
Wenn sie zu Staub und Asche muß vermodern!
Hier schläft ein Paar, hier ruht ein Mann und Held,
Um den die Fackeln ewigen Ruhmes lodern! Wem fiel nicht, wie Musik, in's Ohr der Klang
Von König Edward's und Philippa's Namen, Wer sah ein schöneres Bild im Lebensrahmen Von Lieb' und Schönheit, Kraft und Heldendrang!
21
In Frankreich ihm, und ihr bei Neville's Croß,
Wie beiden da das Aug" im Kampfe glühte!
Die deutsche Frau bestieg zur Schlacht das Roß,
Und gab den Schwertern preis der Schönheit Blüthe! O deutsche Frauu, glicht ihr Philippa doch, Ihr brächtet uns wohl andre Knabensaaten,
Statt schlaffer Träumer Männer stolzer Thaten,
Und trügt noch einmal Deutschlands Banner hoch!
Nun schlummern sie vereint in einer Gruft,
Die sich einander liebend hingegeben,
Tie Poesie mit ihrem Zauberduft
Umweht sie noch im Tode, wie im Leben!
O Liebestraum, der noch im Grabe währt, Wie klingst du wonnig doch im Herzen wieder, Wie durch den Lenz die Nachtigallenlieder,
Von Blüthenduft und Sonnenglanz verklärt!
22
Sein Heldenbild schwellt stolz uns noch die Brust, Wenn wir begleiten ihn auf seinen Wegen;
Wie König Murat war's ihm Wonn' und Lust,
Zu messen sich mit jedem kühnen Degen!
Auf Höhen nicht, unnahbar dem Geschoß, Wie unsre Helden Schlachten jetzt gewinnen,
Er war, ein ganzer Mann, stets mitten drinnen, Er lenkte nicht den Siegern nach sein Roß.
Und doch, bedenk' ich, welch ein End' er nahm, Dem Sieg und Ruhm gebaut einst Weihaltäre,
So tritt mir in die Wange noch die Scham Um seines letzten Stündleins schnöde Mähre!
So flieht dahin des Lebens Schmuck und Zier, Und Elegie und Threnodie, sie werden Beklagen und beweinen stets auf Erden
Den kurzen Traum von allem Schönen hier!
23
Ja, Rauch und Schatten sind wir allzumal, Und was wir bann, verweht in alle Lüfte, Sicht Wunderwerk beschien der Sonne Strahl,
Das nicht getheilt das Loos im Schoojz. der Grüfte!
Wollt ihr den Wandel alles Irdischen sehn? Schaut hier, im Nebelreiche der Barbaren, Ein Pfand der Liebe nach zweitausend Jahren —
Den Löwen des Mausolus Wache stehn! —
Und weiter wandernd mit gedämpftem Schritt Hin über manches Todtenhanses Schwelle,
Trat ich zn Einer, die unsäglich litt, Und in St. Edmund's schweigender Kapelle
Von ihren Leiden die Erlösung fand: Die Witwe Gloueester's im Gewand der Trauer,
Umlagert von des Mords geheimem Schauer, Der den Gemahl entrafft an Frankreichs Straich.
24
Und doch beklag ich, Gloucester, nicht dein Loos, Du durftest nicht der Nemesis entfliehen, Du ließest nicht umsonst erbarmungslos
Die Tochter eines Kaisers vor dir knien; Die Unschuld und die Treue ließest du Den grausen Tod der Hochverräther sterben,
Was Wunder, wenn dich packte das Verderben, Und wenn die Rache brachte dich zur Ruh!
Nun weilt ihr friedlich unter einem Dach,
Oheim und Neffen birgt derselbe Hafen;
Doch Schmach und Ruhm sitzt, nimmermüde, wach, Ob auch die Schläfer beide längst verschlafen!
Schlecht macht den Menschen der Besitz der Macht, Nicht Unsersgleichen wähnt sich der Gekrönte, Zum Gotte träumt sich der vom Glück Verwöhnte,
Und alle Laster machen auf ihn Jagd!
25
Die Thorheit nennt beneidenswerth allein Die Großen dieser Welt und ihr Gepränge, Weisheit belächelt all den müß'gen Schein, Den hohlen Pomp, der Huldigung Geklänge. Die uns verliehen hat des Lebens Hauch,
Dieselbe Mutter ist's, die ewig eine;
Fremd ist Natur dem gleißnerischen Scheinen
Die Gleichheit Aller ist ihr ew'ger Brauch!
Und Alte, die von ihr sich abgewandt Und sich entwunden ihrer: Mutterarmen,
Wirft das Verderben jäh' an Klipp' und Strand, Erbarmunglos, die selber ohn' Erbarmen.
Wie grausenreich ist dieses Dreireichs Schooß,
Vom Urbild aller Frau'n, dem Liedverklärten, Dem süßen Kinde Lear's, des Gramgenährten,
Pis zu der Welfin jammervollem Loos! —
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Und kaum setz' ich den Fusz hinweg von hier, Abschied von dieser Greuelwelt zn nehmen, So tritt ein Frauenbild entgegen mir, Und hinter ihr ein thräuenwerthcr Schemen! Ich kenne dich von meiner Jugend her,
Du bist es, Strafford, du, für deu ich schwärmte,
Um deu mein Auge sich iu Thränen härmte, Und Jugendliebe altert nimmermehr!
Mich mahnt au dich fast gleichen Namens Klang, Ein edler Greis, der gleichem Loos verfallen,
Ihr beide hattet einst denselben Gang Verhängnisvoll nach Towerhill zu wallen, Zwei Opferlämmer einer blinden Wuth: Vor euch des Hochgerichtes Graungepränge,
Und um euch her ein wogendes Gedränge Von Menschen, deren Wonne Word und Blut!
27
Zwar hattest du dich nach Despotenart Am grünen Erin frevelhaft vergangen, Seit mit der Huld der Majestät gepaart Der Macht Sirenenlante dir erklangen; Dein König war dein Glanz und all dein Nnhm, Dn wardst ein Fremdling an des Volkes Herde; Doch ach, es fegt vom Angesicht der Erde Der Stnrm der Freiheit bald dein Königthnm!
Du warst ein treuer Diener deines Herrn, Ja, bei den Göttern, wenn er dir geglichen, Zn Whitehall wäre nimmermehr sein Stern So blutig und so grausenhaft erblichen! Wer herrschen will, der sei ein Mann der That! Doch weh dem Tag, da du, dem Königsworte Vertrauend, entgingst dnrch Westminster's Pforte, Und deine Treue ward zum Hochverrath!
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Da sitzen sie voll schauerlicher Lust, Die alten Freunde, feindlich umgcwandelt;
O, seht sie an, in ihrer ehrnen Brust Ward längst der künft'ge §lönigsmord verhandelt!
Weil du dich selbst verbannt aus ihrem Nath, Vasall des Throns, der jüngst noch Volksvertreter, So sieht ihr Aug' in dir nur den Verräther,
Und doppelt sündigt stets der Apostat.
Ja, Strafford, wenn dich frisch, wie Alpenschnee, Der Unschuld Mantel blendend auch umwehte,
Es gleicht ihr Herz der stürmeschwaugren See, Das selbst des Säuglings Lächeln nicht erflehte!
Und sprächest du mit Eugclszuugen auch, Du hoffst umsonst, daß dir ihr Mitleid lauschte;
Ter Haß, der iu der Freiheit sich berauschte,
Bleibt unberührt selbst von des Lenzes Hauch!
Und der noch jungst geschworen, ihm kein Haar Von seinen Feinden krümmen hier zu lassen, Läßt treulos unter Henkershänden gar Tas Haupt des stolzen Lieblings jetzt erblassen! Weh, wer da traut und baut auf Fürstenwort! Ja, weine nur, zum Zeichen deiner Schwäche, Des Jammers und der Nene Thränenbäche, O König Carl, um deiues Lieblings Mord!
Unseliger, du hast ihn selbst genährt, Statt wettergleich den Aufruhr zu zerschellen; Ein kühner Griff hat sich noch stets bewährt Im Kampfe mit Verräthern und Rebellen. Wer herrschen will, der sitze stolz zu Rost; Ob auch der Nenner schnaubend dampf und qualme, Was unter ihm des Hufes Schlag zermalme: Was kümmert ihn der namenlose Troß!
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Doch ach, die Königssonne neigt sich schon,
Vernunft und Recht beginnen sich zu regen, Und du, du wirst All ihrem hehren Thron Mit deinem Haupt den ersten Grundstein legen!
Und die zum Opfer machen dich des Beils, Tollhäuslerisch erscheint ihr Thun und Wesen;
Den tief’rcu Sinn wird nur der Weise lesen, Wenn blutgetränkt sich zeigt der Pfad des Heils!
Wer bringt je Licht in's Dunkel dieser Welt, Wo Mord und Tod bestellt zum Gleichgewichte,
Und wo, damit das Dunkel nichts erhellt,
Ein ew'ger Schleier weht vor dem Gesichte! Ja, wähnt euch nnr in eurer Götter Hut! Mir aber scheint, ihr konntet längst cs lernen,
Daß sich kein Gott befaszt in jenen Fernen Mit dieser unglückseligen Menschenbrut!
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Geh hin und fucf) den eis'gen Norden auf, Der keinen Wunsch in dir vermag zu wecken,
Und Bär und Wolf umkreisen deinen Lauf Und mahnen dich an ihres Rachens Schrecken.
Natur gönnt nichts dem friedlichen Genuß; Selbst in des Südens wonnigen Gefilden
Muß Löw' und Tiger dein Gefolge bilden,
Und Schlangenbrut umstricken dir den Fuß!
Du, der da drobeu thront in Glanz und Licht, Du thatest wohl, um uns dich nicht zn quälen,
Wir schlügen doch die Weisheit iu's Gesicht, Zur Führerin die Thorheit uns zu wählen!
Ein wüst Geschlecht, voll Bosheit, Lug und Trug! Wie oft dir sonst auf deinem Wolkensitze In deiner Hand wohl zuckten deine Blitze,
Säh'st du das Laster stolz im Siegeszug! —
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Allüberall hier in Westminster's Bau
Sind ihres Wandels Spuren noch zu schauen, Die Heil'gen Cromwell's faßte bei der Schau
Der Liebesmal' ein ketzerisches Grauen! Der Beter haßt ja Schönheit, Kunst und Ruhm; Wie wunderbar, daß sie vergönnt den Särgen,
In diesen Räumen ungestört zu bergen Des Staubes Mahnung au das Königthum!
Wie anders, wie ganz anders machten's die, Die blutig dann den zweiten Grundstein legten,
Und in dem Tempelhaus von St. Denis Die Schmach der Väter aus den Grüften fegten!
Zwiefach erprobt hat sich dieselbe Kraft, Und zwiefach folgt der Gegenschlag dem Schlage;
Ob ungelöst auch heute noch die Frage, Was kommen wird, wem wär' es zweifelhaft!
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Glückselig, wer dereinst den Tag erlebt, Den großen Kampf der Menschheit auszufechteu, Der alle Welt verjüngt und neu belebt,
Den Kranz der Freiheit sich nm's Haupt zu flechten!
Wie seligsüß ist Lieb' und Freundschaftstausch, Mit ew'gcm Zauber haftend im Gemüthe,
Doch süßer noch, als aller Wonnen Blüthe,
Ist eines Volkes hehrer Freiheitsrausch!
Dann wirst auch du, mein deutsches Vaterland, Ein lang gehöhnter Löwe, dich erheben,
Und wenn dein Ruf ergeht von Land zu Land, Wird Millionen froh das Herz erbeben! Wir freuen uns in unsern Gräbern noch, Wenn's über uns erschallt in Nacheklängen,
Wenn du gebäudigt hältst in deinen Fängen Die dich, den Löwen, schmiedeten in's Joch! — R v g g e, Aus Wcstnünstcr-Abtei.
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Doch, Stafford, fast vergessen hätt" ich teilt,
Der du für deinen Glauben mußtest büßen, Die Unschuld selbst muß Königsmörder sein,
Um ihr das Haupt zu legen zu teil Füßeu. Einst ging von Bethlehem und Nazareth
Die Gnadenbotschaft ans in alle Lande, Die um die Menschheit schlang der Liebe Bande, Des Himmels Pforten öffnend dem Gebet.
Doch Tyrannei und Priesterschaft erlas Das Heil'ge stets sich zu gemeinen Zwecken, Der Glaube ward Gebot, und in sein Maß
Mußt" Anathem und Flammentod uns schrecken. Haß und Verfolgung war die schnöde Frucht, Die eingeimpft dem grünen Baum des Lebens,
Herrschaft und Knechtschaft Doppelziel des Strebens,
Das sie noch heute zu erringen sucht.
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Ja, immer noch, wie hell am Himmel auch Die Sonne des Gedankens flammt und leuchtet, Hält fest der alte Geist am alten Brauch Und sähe gern mit Purpur neu befeuchtet Die Saat des Heiles und des Glaubens Feld! Wir kennen ihn, er hat das Spiel verloren, Umsonst den alten Wahn heraufbeschworen — Es geht ein andrer Geist jetzt durch die Welt! —
Nun fahre fort, dn lebensmüder Greis, Dein Erdenweh im Tode zu verschlafen; Die dich geopfert einst, wer weiß, wer weiß, Wie schwer ihr Schlummer in des Schlummers Hafen! Die Nemesis kredenzt des Frevels Wein Dem eignen Schenken selber ohne Gnade, Und flöh' er bis an's fernste Weltgestade, Sie fängt ihn dennoch unbarmherzig ein!
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Ihr Thoren, die ihr wähnt, es decke zu, Was ihr gesündigt, einst die ew'ge Liede,
Und daß, mit eurem Staub gebracht zur Nuh, Die Saat der Frevel auch begraben bliebe!
Sie keimt, sie sproßt, sie wächst zum Himmel auf, Und säßt ihr auch umringt von Engelschaaren,
Sie wird allüberall euch offenbaren,
Wohin ihr lenkt auch euren Weltenlauf!
Ihr Schläfer in der Hoheit Pomp und Zier! Ihr hattet das Gesetz und die Propheten, So spricht der Herr, was sott die Buße mir, Des Weihrauchs Duft und eurer Priester Beten!
Erkennt und schaut die Opfer eurer Schuld,
Die fühllos ihr gemordet, wie die Tiger, Ich bin der Herr, der aller Sieger Sieger,
Hinweg mit euch! Hier endet die Geduld! —
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Einst gingst auch du gebrochen hier zur Nuh, Held Oliver, du heiliger Zionsstreiter,
Sie deckten dich mit Pomp und Ehren zu, Tunbar's und Worcester's graunumwehten Reiter!
Weil du den Tod in mancher heißen Schlacht Mit blut'gen Hekatomben hochgefeiert,
So hat er sanft das Auge dir verschleiert,
Und dein als Freund zu rechter Zeit gedacht.
Tu botest einst ein seltsam Schauspiel dar,
Auf Znng' und Lippen stets den Gott der Liebe,
Indeß dein Hirn die blnt'ge That gebar, Die an der Freiheit machte dich zum Diebe!
Du hast umsonst auf Preis und Ruhm gezählt,
Recht und Gesetz verwünscht dich als Vertreter,
Weg mit dem Gott, der dich als deine Beter Zn seinem Rüstzeug hätte sich erwählt.
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Sie sahn dich als den Mann der Freiheit an,
Und als den Träger gottgeweihten Ruhmes, Der du mit Freuden hättest angethan
Den Purpur des verhaßten Königthumes!
Du gingst mit deinem König zu Gericht, Ein herz- und seelenloser Missethäter, Du frommer, psalmodirender Verräther,
Die Freiheit lieb' ich, doch die bellte nicht!
Wer nie gesehn, wie in der Menscheubrust Im wilden Taumel Gott und Thier sich scheidet, Der ahnet nicht die schauerliche Lust,
Mit der sein Ang' an fremder Qual sich weidet.
Vor Whitehall hat es grausig sich erfüllt; Ja, wenn der Wahnsinn hält ein Volk in Stricken, So wird die Welt erleben und erblicken
Wovor die Sonne schaudernd sich verhüllt!
39
O Cromwell, wenn dir wer verkündigt hätte,
Als dn von Worcester siegreich heimgekehrt: Du wirst dereinst auf Tybnrn's Schädelstätte
Im Tode von dem Henker noch entehrt!
Ungläubig hätte sicherlich dein Mund
Gelächelt und sich auf den Herrn berufen, Der dich hinangeführt die Herrscherstufen,
Cr gäbe sich durch deine Siege kund!
Ja, wandle nur im blinden Wahn dahin,
Als ein Bewohner glänzender Paläste, Wer Blut gesä't, sieht nie des Heils Gewinn,
Noch Lieb' und Glück um sich als traute Gäste! Wie bald, wie bald zerfällt dein stolzer Bau!
Sie schlagen deinen Siegsruhm in die Lüfte, Sie holen hier dich ans dem Reich der Grüfte,
Und stellen noch dein modernd Haupt zur Schau!
40
Ihr, die ihr auf des Lebens Warte steht,
Als Hüter von der Menschheit heiligen Rechten, O, flieht den Weg, der hin nach Whitehall geht,
Mißtraut den Söldnern, die für euch nur fechten! Weh dem, der mit dem Rechte spielt und dingt,
Bis ihn des Aufruhrs wilde Mächte packen, Und tigergleich die Nach' ihm in den Nacken,
Wie hier dem Herrscher dreier Reiche, springt! —
Und in St. Nicolas' geweihtem Raum
Schritt ich vorbei an Allen, die dort ruhen; Heil denen, die umweht der Unschuld Traum
In ihren öden, wonnelosen Truhen! Ans dem Palast hinein in's enge Hans —
Entrolle, wann er will, der Tod die Fahne,
Ja, ja, dn hattest Recht, des Nords Vrahmane, So dnmm läuft es am Ende doch hinaus!
41
Jüngst sah ich selber deinem Schlummer zu,
Das Ohr gelegt an deines Sarges Wände, Ob drinnen nichts, als lautlos stumme Nah,
Vom alten Troubadour kein Lied sich fände. Umsonst, du machst cs, wie die Andern auch;
Apoll an Schönheit und an Wohllautsfülle, Da liegt sie nun, von einem Gott die Hülle,
Noch auf bcn Lippen Lied und Liebeshauch!
Wer dachte wohl, daß Cäsar sterblich sei, Als er voranflog all den Legionen, Wem fiel cs wohl auf Wagram's Ebene bei,
Als er den Kaiser sah siegathmeud thronen: Dn gehst dahin, wohin wir Alle gehn!
So gingst auch du, kehrst nimmer, nimmer wieder,
Du stolzer Mann, du süßer Mund der Lieder,
Und was du sangst, das ist dir nun geschehn!
42
Ob tigergleich uns die Natur verspeis't, Und aus dem Leben foltert uns mit Qualen, Ob sie des Herzens Kleinod uns entreißt Und uns für Wonnen läßt mit Thränen zahlen: Ich bleibe doch der trotzige Titan In meines Geistes diamantnem Kerne; Ans Staub und Asche steigt der Sohu der Sterne Und wandelt mit den Sternen seine Bahn!
O, zweifelt nicht, cs herrscht im Ein Grundgesetz, unwandelbar für Alle: Die Seelenblüthe hier am Lebensbanm, Sie wird zur Himmelsfrucht bei ihrem Falle. Heim zn der Mutter jauchzend kehrt das Kind! Die Welt der Geister in des Lichtes Zonen, Die dort urcwig, wie die Gottheit, thronen — Sie waren einst, was wir noch heute sind!
43
Wer sieht dem Rosenstrauch im Winter an, Daß in ihm schläft die Königin der Fluren? Wer ahnet unter schneebedecktem Plan Des Lenzes duft- und wonnereiche Spuren? Vor keinem Räthsel tritt zurück der Mann, Kleinmüthig mögen Schwächlinge verzagen, Wenn sich von selbst nicht lösen große Fragen: Ein Thor verlacht, was er nicht fassen kann!
Doch sei's. Mich kränzt noch Lebensfüll' und Kraft, Und läßt um's Haupt mir blond die Locken wehen, Rings um mich -her hier eine Ritterschaft, Wie Sonn' und Mond sie stolzer nicht gesehen! Wie herrlich sie, wie glänzend hier gereiht! Rur königliches Blut kennt diese Schwelle, Des ersten Tndor's prangende Kapelle, Laßt sehn, ob sie den Glücklichen geweiht!
44
Wer bist denn du in diesem Sarkophag, Schwarz, wie die Nacht, besäht mit Silbersternen?
Sang dir die Nachtigall im grünen Hag Nur Lieb' und Wonne, las; mich's kennen lernen!
Ihr wart des Glücks verzogne Kinder ja, Die weich sein Arm gewiegt und hold umfangen,
Es fächelte sein Hauch euch Stiru und Waugeu,
Und euer war, was nur das Auge sah!
Doch wie ich näher trete, weht mich's an, Wie Hauch des Fluchs und kalte Dodcsschaucr!
Wer bist du denn, das; mich beschleichen kann Solch banges Weh, so seelentiefe Trauer? O Bild des Jammers! Ja, sie ist cs, sie,
Im Doppelreiz vou Anmuth und von Granen! Die Schönste, die Unseligste der Frauen!
Wer sucht von Fotheringhay hier Marie!
45
Wär' ich frein Sohn gewesen, wie der frort, Bei Gott! Es hätt' ihr noch in ihrem Grabe Das Haupt vom Nnmpf getrennt mein Königswort, Ter meiner Matter Blnt einst säße Labe! Sei's immerhin den Frommen nicht genehm: Ein Schwächling mag vergessen unfr vergeben, Die Mörderin int Tode noch erheben — Mein ist die Rache des Neoptolem!
Ich sehe dich im vollsten Schönheitsglanz, Im Wcihranchfraft nm dich frei* Kirche Väter, . Die Nacht frei* Locken deckt der Hochzeitskranz, So glanzdnrchwebt, wie aber'm Lenz frei* Acther! Wie sonnenhell war deines Glücks Beginn, Vom Lied getragen unfr vom Festgeläute, Du Blühendste, du Seligste frei* Bräute, Des schönen Frankreich's schöne Königin!
46
O Erdenglück, wärst du denn minder schön, Wenn dn das falsche nicht, das wandelbare?
Den Abgrund öffnend hinter sonn'gcn Höh'n,
Dicht an das Brautbett rücktest Sarg und Bahre? Geh', falsches Glück, ich lach' und, spotte dein! Wer nicht die Schönheit achtet, Ruhm und Ehre,
Sei mir verhaßt, wie Klipp' und Riff im Meere:
Nicht meine Göttin sollst du jemals sein!
Wie selten that dem Menschen Güte gut; Undank, du marmorherzig Ungeheuer,
Du brachst ein Herz voll heißer Liebesgluth, Das Himmelsschönheit, ach, gebüßt so theuer!
Weh, wer wie Darnley lohnt der Frauenhuld! Als ob verschollen in der Erde Tiefen Die Rachegötter uuerwccklich schliefen:
Sie wachen, und Blut zahlt mit Blut die Schuld!
47
Wenn Kleb’ im Lenz zum Fluch der Liebe wird,
Nicht grauser konnt’ es dann sich offenbaren, Und das Gespann, vom Unheil aufgeschirrt, Dem Abgrund blinder nicht entgegenfahren,
Denn Bothwell, als er mit hochfährt'gem Sinn In Holyrood’s uralten Königshallen,
Im holden Mai, beim Lied der Nachtigallen Jn’s Brautbett stieg mit Schottland’s Königin!
Longwood und Tutbury, o, wie viel Schmach Auf England’s Wappen diese Namen laden,
Und ewig hält sie das Gedächtniß wach, So lang die Woge rollt an Kent’s Gestaden!
Wär’ ich ein Grieche, mich erfaßte Graun,
Im Reich der Frevel länger hier zu weilen, Ich fürchtete, mit seinen Donnerkeilen
Stets über mir Zeus Xenios zu schann!
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O, geht, ja, geht mit eurer Königin, Der Wölfin, die so gern als Lamm sich kleidet,
Und an der armen, holden Dulderin Den Zauber ihrer Schönheit nur beneidet!
Da liegt sie nun, unweiblich Herz und Sinn; Wie sich ihr Namen auch der Schmach erwehre,
Maria Stuart nahm ihr Nuhm und Ehre, Wer kennt sie nicht als ihre Mörderin!
So klug, so groß, dämonisch, — wunderbar!
Und doch in ihrem Hasse so befangen;
Ein Blick von ihr, und kühner Männer Schaar Macht dieser Blick verhängnißvoll erbangen!
Das ist der Zauber, der die Macht umweht,
Tie an sich selber glaubt, wie an die Sterne; Wer herrschen will, der merke wohl und lerne
Verstehn von England die Elisabeth!
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Ihr ew'gen Götter, wenn ich scheiden muß,
Laßt mich, wie ein Gedanke, gehn von hinnen,
Still und geräuschlos sei mein Lebensschluh, Still und geräuschlos, wie einst sein Beginnen!
Ich preise nicht beneidenswerth das Loos
Der Schläferin, vor der mein Fuß hier rastet, Es kommt der Tag, der jeden Kiel entmastet, Wie stolz ihn auch gewiegt des Meeres Schooß!
Schaut hin, und seht sie starren Angesichts
Ans des Gemachs Getäfel hingekanert,
Im Ohre schon die Stimme des Gerichts, Das immer näher ihr entgegenschauert!
Nicht wagt ihr Mnnd den Anblick kund zu thun,
Der sie nicht will in ihrem Bette lassen: Sah sie vielleicht den bittend — blntigblassen, Den schönen Essex ihr im Arme ruhn? Rogge, Aus WcstminsNr-Abtei.
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Ja, ja, sie folgte gern der Leidenschaft, Und klugem Rath als des Erbarmens Meister; Nun steigen, wie vor Macbeth, gransenhaft Vor ihren Blicken auf die Rachegeister! Die Schatten derer, die sie einst gebracht Um Glnck und Ehr' und all des Lebens Wonnen, Run hält der hehre Reigen sie umsponnen Der Eumeuideu aus dem Schooß der Nacht! —
Ade, Marie! Und daß vor deinem Blick Äonenlang die Welt des Fluchs entweiche! Genug, das; wir deiu blutiges Geschick Stets neu beweiueu, o du Schmerzeusreiche! Ja, wenn's deu Sel'gen tröstend noch erscheint, Dann stieg hinauf zu dir manch heißes Sehnen, Um keine Sterbliche sind so viel Thränen Auf Erden jemals, als um dich geweint! —
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Wer denkt nicht, wenn er hier betrachtend steht, An jenen König in dem Reich des Schönen, Wer fühlt hier nicht melodisch sich umweht
Von seines Liedes zanbervollen Tönen!
Des deutschen Barden von dem Neckarstrand, Sein denk' ich hier in liebender Bewährung, Er warf den Lichtglanz ewiger Verklärung Hin über all das Weh, das sie empfand!
Er selbst ein Kind der Armuth und der Noth, Und doch ein König in dem Reich der Geister, Mit Sorgen aß er nur sein Erdenbrot —
Was soll der Lorberkranz dem todten Meister!
O Welt! O Deutschland, hör' herab mich flehn Der Schmach Gedächtniß über all die Deinen, Die einen solchen Seraph sahn erscheinen,
Und ihn im Elend ließen uutergehn!
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Nun prunkt und prahlt mit dem Hellenenthurn, Das solche Früchte trägt im eignen Lande!
Schulmeisternd seid ihr voll von Hellas" Ruhm, Und der Barbar steckt doch in dem Gewände! Habt ihr in Hellas das gelernt, gesehn!
Saß Pindar nicht in Delphi's Heiligthume Als Gast des Gottes da in seinem Ruhme, Und war er nicht der Gastfreund von Athen!
Erz und Granit, sie schmücken nun zuletzt
Dem Himmelsboten noch die Schmerzensstätte, Dem doch der Werth von dem, was werthlos jetzt,
Zum Paradies die Welt verwandelt hätte! Du Stern des Lichts, der hier die Nacht erhellt,
Du Priester aus dem Reich der Ideale, Du lächelst wohl des Prunks im Jlmenthale,
Und hast genug von dieser schönen Welt! —
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Dort aber ruht ein andres Frauenbild, Die Himmelskönigin trägt ihren Namen; O Fraucnherz, so süß, so sanft, so mild,
So reich an Huld und jeder Tugend Samen!
Doch dieses da, o Weib, o Jungfrau, flieh! Kein Engel wird aus dieser Gruft dich grüßen, Graun und Entsetzen starrt zu meinen Füßen, Denn vor mir liegt die blutige Marie!
Voll Sorg' und Angst um ihrer Seelen Heil, Ten Himmel wonnereich sich zu bereiten,
Ließ sie die Unschuld bluten unterm Beit, Den Scheiterhaufen Hunderte beschreiten.
Blödsinn und Wahn war, was ihr Mund gebot; Auf Smithfield's grausig lodernden Altären
Sehn wir den Blick der Dulder sich verklären, Sie gehn frohlockend in den Märtyrtod!
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Stumpfsinn'ge Macht, wie bist du fürchterlich,
Wenn deiner Hand vertraut die höchsten Güter;
Als Wüste läßt der Wahnsinn hinter sich Ein Paradies, dem er bestellt znm Hüter!
Sie war ein dreimal würdig Ehgemahl Von jenem Dämon, den die Welt verfluchte,
An dem selbst das Gewürm zu rächen suchte, Daß Millionen er gelebt zur Qual!
Was Dichtermund von Höllenqualen sang, Willkommen wär's um solcher Frevler willen;
Die Ewigkeit, sie wäre nicht zu lang,
Den Rachedurst von einer Welt zu stillen! Wahnsinniger Beter im Escurial,
Wenn dein und deines Hauses wir gedenken, So könnten wir sie meerestief versenken,
Die Welt der Könige, die Welt der Qnal!
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O Menschenkind, bn Schattenbild des Traums, Wann wird es Tag in deinem Hirne werden! So viel dir auch des lichterfülltcn Raums Sendboten noch erschienen hier auf Erden: Gesunder Sinn blieb selten, wie er war! Und edle Menschlichkeit hier zu erlernen, Rollt durch deu Raum mit Sonue, Mond und Sternen Der Mensch vielleicht vergebens immerdar.
Doch mahnt ein Ruf: O, grollt nicht auf die Welt, Weil Keinem ihr Verständniß noch gelungen, Wenn unter Gottes sonn'gem Himmelszelt Kein ewig Wonnclicd euch wird gesungen! Wie oft verlegt der Mensch sich selbst die Bahn; Unschuldig büßt das Kind die Schuld der Väter; Doch für uns Alle wohnt ein Arzt im Aether; Wer faßte hier des Alls Idee U"d Plan!
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Wohl ist die Welt ein ewig Einerlei, Ein lautes Kommen und ein stummes Gehen; Entzückend schön ist nur des Lebens Mai, Der uns mit Dust und Blüthen läßt umwehen: Das Ange klar, die Wangen nnverhärmt; Der Tag des Wehs in ungcmess'ner Ferne; Der Himmel ewig voll der Hoffnung Sterne, Und unter ihm, seht, wie die Liebe schwärmt!
Wir alle sitzen zu des Lebeus Mahl Mit gleichem Rechte flüchtig hier zu Gaste, Die Meisten speisen ohne Will' und Wahl, Und selten Einer in des Glücks Palaste; Und dennoch, wenn es heißt: Hinaus! hinaus! Znr Fahrt bereit, die Anker sind gelichtet! Wer war zur Reise jemals eingerichtet, Wer hielte lieber nicht hier ewig Hans?
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Geht nur von Grab zu Grab, ob jung, ob alt, Nur Wenige sind's, die freudig hier geschieden; Tie Welt da droben ließ sie lühl und kalt, Sie suchten nur das Paradies hieuicden. Und doch, wenn das Gewölk zerriss' ein Blitz, Hub schaun uns ließe, was uns noch verborgen, Wer weiß, ob wir nicht jnbclnd, statt voll Sorgen, Ade! znriefen diesem Erdensitz!
Ach, granncrrcgcnd war ja stets die Macht Des Unbekannten und der Blick in's Leere, So wie den Seemann schreckt in schwarzer Nacht Das „Wohinaus?" auf stnrmgepeitschtem Meere! Doch nie verzagt der Weltentdcckcr „Geist", Ob auch noch ohne Leitgcstirn am Pole, Und hnlftos ohne Senkblei und Boussote Tie Hoffnung bloß mit ihm das All durchkreis't! —
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O Spanne Zeit, die zugewiesen ward Den Erdcnkindern, um sich zu begrüßen, Wie bist du klein, wenn so der Gegenwart Jahrhunderte sich lagern zu den Füßen! Mit wenig Schritten mess' ich ans den Raum Von drei Geschlechtern, die sich hier gebettet, Die stolzen Tudors, die sich hier gerettet Von Macht und Glanz im Tode noch den Traum!
Der Kleinste derer, die hier noch im Schooß Der cw'gen Nacht der Macht Symbole halten, Gr hatte mir beneidenswerth mein Loos Mit einem Wort vermocht einst zu gestalten. Könnt' ich euch folgen auf der dunklen Spur! Ob ich in jenen unentdeckten Zonen Euch wohl als Kön'ge wieder sähe thronen, Ob Alles hier ein Spiel des Zufalls nur?
59
Wenn das Geschick uns nicht zu Staub zerreibt, Wenn drunten in den sternenlosen Räumen Vom Schiffbruch der Pilot am Leben bleibt, Deut Wrack entspringt mit allen seinen Träumen: Ihr dächtet wohl mit Gram, daß ihr vermocht Zn schaffen hier ein Paradies des Schonen, Indeß ihr lauschtet den Sirenentönen Des Ruhmes nur, der Völker unterjocht!
O blöde Welt, die keine Weisheit heilt, Die stets dem Abgrund zugeht, wie ein Blinder, Und die des Lorbers Kränze dem ertheilt, Der, wie Saturn, verschlingt die eignen Kinder! Wer weiß, wie man dereinst uns noch belehrt, Ob nicht den Mann der zwei und sechzig Schlachten Die Welt der Geister wird so tief verachten, Als ihn die Welt hienieden hoch geehrt!
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So gern ich auch in diesem Heiligthum Nur einen Einigen möchte mir erlesen,
Ich finde Keinen, dessen Stolz und Ruhm
Des Friedens holde Künste je gewesen.
Ich weiß von Einem, der gethan weit mehr Still und geräuschlos auf dem kleinen Throne,
Denn Alle, die hier um mich her die Krone
Von England einst getragen hoch und hehr!
O Max, du edler Sproß von Wittelsbach,
Sei mir gegrüßt auf meines Liedes Pfaden! Heerschau und Tanz und Jagd und Lustgelag,
Der Lebensinhalt der von Gottes Gnaden,
Sie füllten deine Seele nimmer aus; Ter du zum Hochaltar in deinem Busen Tein königliches Herz geweiht den Musen:
Nun schmücken sie dir festlich auch dein Haus!
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Ich sah dich einst, es hielt mit dir zugleich
Derselbe Raum mich mondenlanq umfangen,
Wie war dein Aug' an Glanz und Leben reich, Wie rosig lag der Lenz auf deinen Wangen! Die Lein-Augusta hat in dir geliebt
Den Vater, der mit Hellas eng verwoben,
Und der Athen aus Schutt und Staub erhoben, Den Perikleisch Ruhm und Glanz umgiebt!
Du gingst in Allem leuchtend stets voran
Den Purpurträgern, die in Deutschland walten, Doch ihrer Keiner hat dir's nachgethan,
Es lebt sich so gemüthlich fort beim Alten!
Wie herrlich steht dein Nam' im Lebensbnch, Und huldreich werden mit des Heils Geschenken
Die Götter deiner Krone stets gedenken, Die nur dein Haupt zu ihren Ehren trug! —
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So sang ich einst, der Jugend eingedenk,
Und heute klag' ich schon an deinem Grabe;
Tu gabst dahin das herrlichste Geschenk, Mit Glanz und Macht der Schönheit Wonn' und Labe! Und was empfingst du wohl dafür zurück? Wallst du, ein Sel'ger, durch des Weltalls Räume?
Schläfst du den Schlaf, ans dem uns keine Träume,
Und keine Sehnsucht weckt nach Wonn' und Glück?
Den Blick nach Westen brach in dir das Herz, Tie Schmach am Belt schlug dir die Todcswunde
Selbst aus Egcria's Armen rief der Schmerz Um uns dich heim zur unglücksel'gen Stunde! Ann ruhst du hier bei deinen Vätern ans,
Und weißt bereits, was wir erst müssen lernen;
Wir aber denken dein, dort in den Sternen — Und hier in deinem kleinen, engen Hans!
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Sei's, wie es mag! Mit gleichem Maße mißt Uns ein Gesetz beim Kommen, wie beim Gehen. Was hinter diesem Erdenräthsel ist, Wir werden's sehen, wenn wir's werden sehen! Dn gingst uns mit ein Kleines nur vorauf, Der dn mit deinen Dichtern, deinen Weisen Dich oft begeben ans Entdeckungsreisen: So, oder so, wir folgen deinem Lauf! —
Ach, nicht bloß Hero's und Leandros' Loos, Um die noch Sestos und Abydos klagen, Noch auch bloß Jnlia's und Nomeo's Verhängniß wird vom Hauch des Lieds getragen: Hier ruht ein Herz, das heiß, wie sie, geglüht, Das mehr gewagt, geduldet uud gelitten, Und doch das Paradies sich nicht erstritten, In dem der Baum der Himmelswonnen blüht!
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Jung Seymour kommt, fleht um der Liebe Huld, Vor Lady Arabella hiugesunken; Ach, Jugeud hört nicht auf deu Nnf — Geduld! Und gleich zur Flamme wird der Liebe Funken. Und Kus; um Kuß besiegelt ihren Bund, Den im Geheimen weiht des Priesters Segen; Toch, Weh! ihr wart vermessen und verwegen, Des Hochverraths zeiht euch des Königs Mund!
Wen rührte nicht der Kelch der Bitternis;, Deu Arabella Stuart einst getrunken, GH' tu des Grabes öde Finsternis; Gebrochneu Herzens sie hinabgesunken! Fluch jener Hand, die sie des Glucks beraubt, Entrissen sie des Heißgeliebten Armen! Der Mörder Raleigh's kannte kein Erbarmen, Ob auch das Beit gefällt der Mutter Haupt.
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Schwachmi'lthig sah bcu Thron bedroht er gar, Wenn Arabella Seymour's Gattin bliebe; Der blöde Schwätzer, jedes Hochsinns baar, Der nie gekannt den Himmelscherub „Liebe!" Ob auch ihr Ange stets in Thränen thaut, Das an des Lenzes duft'ge Veilchen mahnte, Kein Hülferuf, kein Flehn, kein Mitleid bahnte Den Pfad zur Freiheit der gefangnen Braut!
Gram brach dell Geist und endlos Weh das Herz, Und sang- und klanglos ward sie hier gebettet; Es mahnt kein Denkmal in Granit und Erz, Wie sich die Liebe himmelan gerettet! Umsonst umweht sie klagendes Getön; Doch nach dem Kelch des Wehs im Erdenthale Blühn himmlisch ihr im Reich der Ideale Der Liebe Rosen unvergänglich schön! N o g g e, AuS Wcstnünster-Abtei.
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Wie Lcnzeshauch und aller Blüthen Dust,
Wie Feld und Flur und Nachtigallenkosen,
Wenn aus dem Waldesgrün die Sehnsucht ruft, Der Falter schmiegt sich an die Brust den Rosen:
So labt der Jugend Zauber uns das Herz,
Wenn wir uns in ihr Paradies versenken,
Der Wonnen all und ach, der Liebe denken, Die noch im Tod verklärt den tiefsten Schmerz!--------
Wer einst bei Erecy, wer bei Poitiers Gewagt, dem Schwarzen Prinzen kund zu geben,
Wie es um seiues Hauses Schicksal steh', Um seiner Augen Wonn' und süßes Leben:
Bei allen Göttern! Jeder Hauch und Laut
Wär' jach erstickt von des Propheten Stimme Vor dieses Löwen Majestät und Grimme,
Auf den mit ew'gcm Stolz Alt-England schaut!
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Noch immer wirkt der Zauber mährchenhaft, Der dich umweht, du Steru des Ritterthumes,
Der in der Brust den Muth, im Arm die Kraft, Ein Königssohn, erklomm die Höhn des Ruhmes!
Unsterblich lebt im Liede deine Zeit,
Wo Frauenschönheit war der Helden Sonne, Zu der empor sie sahn, wie zur Madonne, Und deren Huld zum Kampfe sie gefeit!
Nichts, so verlockend, hat die Welt geschaut,
Als jenes Tags, wo sie durch diese Hallen
„Die schöne Maid von Kent," im Schmuck der Braut, Sah zum Altar mit ihrem Ritter wallen.
Ja, himmlisch ist des Lebens Blüthezeit, Wenn Kraft und Schönheit mit dem Glück im Bunde; Vou feinem Wandel nimmt die Jugend Kunde,
Ihr Paradies grenzt an die Ewigkeit!
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Heil uns, daß sich vor unserm Blicke barg Die Schau der Tinge jenseit unsrer Grüfte!
So schlug zu Canterbury um Edward's Sarg Umsonst des Aufruhrs Fittig wild die Lüfte.
O, eine Stunde nur des Ruhms, des Glücks,
Du Schwarzer Prinz, von Crecy's Ehrentage! Doch ach, nun sang dein Mund vielleicht die Klage
Von Peleus* Sohn am heldenreichen Styx!
Ohnmächtig ist die Welt der Geister hier;
Beim großen Karl! Wie würden sonst wir sehen So manch Geschlecht, voll stolzer Heldenzier, In seinen Enkeln kläglich untergehen!
Es greift kein Geist in diese Welt zurück. Durch keine Macht im Himmel und auf Erden
Kann das Naturgesetz umgangen werden, Wenn eingeurnt die Hoffnung und das Glück! —
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So viel ich auch geforscht und selbst geschaut
Von dem, was jetzt, und dem, was einst geschehen,
Nie hab' ich noch, ans Freveln auferbaut, Ein Haus voll Heil und Segen je gesehen!
Wie drückt der Krone Last den Träger schwer; Allnächtlich hin durch des Palastes Räume Zieht Richard bleich durch König Heinrich's Träume, Und ständ' am Eingang auch ein ganzes Heer! —
Tu heitrer Mann, so königlich, so groß, Sei mir gegrüßt, du aller Ritter Blüthe! Bist du vom Baum des Frevels gleich ein Sproß, Du trägst den Adel doch in dem Gemüthe!
Du Held von Azincourt! O Siegsgetön! Nach so viel Schlachten, die dein Arm geschlagen,
Harrt dein die Braut zu kurzen Wonnetagen, Jung, wie der Lenz, wie Aphrodite schön!
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Einst sangst du selbst hier in Westminsters Bau Das Sühnelied an König Richard's Bette,
In Thränen schwamm dein Auge bei der Schau
Des düstren Pomps an dieser Friedensstätte. Ich glaub' es wohl, du hochgesinnter Mann! Du hättest gern für König Richard's Leben
Den Hermelin der Herrschaft hingcgeben,
Womit dich fremder Frevel angethan.
Wie rauh dich auch umstürmten Wog' und Wind, Du trugst im Busen stets ein höh'res Sehnen,
Von Allen, die hier Deinesgleichen sind, Trägst du allein den Stempel der Hellenen! Wer nährt sie jetzt, die du entflammt, die Glnth,
Mit deinem edlen, schwärmerischen Herzen, Wo sind an Richard's Grabe jetzt die Kerzen,
Gebet und Lied, als ew'ge Leichenhut?
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Verweht, verstummt, du königliches Herz!
Und Andre werden bald nach dir erscheinen, Die, um den Busen her dreifaches Erz,
Dem Unglück niemals eine Thräne weinen! Doch, nein! Sie glühn noch, wie am ersten Tag,
Noch trägt das Echo deine Tranerklage,
Und wie du hießest, bis am Schluß der Tage Hält Lied und Sage deine Kerzen wach!
Und nun dein Grab verstümmelt und beraubt? Des siegsgcwalt'gen Herrschers zweier Reiche?
Dein eigen Bild, da liegt es ohne Haupt,
Im Tode noch entehrt die Königsleiche! O Zeus Kronion, als noch dein die Welt, Wie sah sie deine Blitze niederfahren
Auf jene Rotte punischer Barbaren
Auf Agrigent's entweihtem Leichcnfeld! —
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Und sie, die einst der Schönheit Wunder war, Die Lenzgestalt aus Lilien und ans Rosen, Die gleich der Göttin, die das Meer gebar,
Verstummen ließ der Stürme wildes Tosen: Hier lag sie einst, all ihres Zaubers baar, Wie ein Gebild des hundertthor'gen Theben,
Gcweissagt hättet ihr ein ewig Leben
Dem Wonneglanz in ihrem Augenpaar!
O Jüngling, der du jubelnd dein genannt Das Urbild von Praxiteles' Cythere, Heil dir, wenn du den Wandel nicht gekannt
Und nach dem Rausche nicht des Herzens Leere;
Wenn deine Göttin, unvergänglich schön, Vor deines Geistes Auge stets gestanden,
Und du gerettet aus des Lebens Banden Die Schönheit auf des Ideales Höhn!
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Ich sah die Rose, sonnig angehaucht, Als Königin im Reich des Lenzes prangen, Indessen Wald und Flur in Duft getaucht, Und Nachtigallen ihr das Brautlied sangen! Ich sah sie wieder, wen'ge Tage drauf, Zum Tode welk im duftiggrünen Hage, Und hörte bang der Nachtigallen Klage — Das ist des Irdischen ewiger Schicksatslauf! —
Wie wunderbar: zwei Helden, riesengroß, Und doch in ihren Erben so geschändet, Verstrickt vom Schicksal in dasselbe Loos, Um Kron' und Scepter schmählich ausgepfändct! Wie einst zu Pontefract in schnöder Haft Der zweite Richard aus der Welt gegangen, So ward der sechste Heinrich eingefangen, Vom stummen Morde so dahingerafft! —
74
O, mm genug des Spiels von Zahn nm Zahn,
Und laßt hinfort die Nachegötter schlafen!
Doch, nein, o nein! Wann gingen Schuld uud Wahu Jemals vor Auker in des Friedens Hafen!
Wohlan, es sei! So spielt denn wett um wett! Edward von Uork, du magst das Unglück höhnen,
Mit Blut und Schmach zu Tewksbury dich krönen, Doch rachelos fällt kein Plantagenet!
Ihr seid und bleibt euch all einander gleich,
Noch heute steigt das Graun aus euren Grüften, Und macht den Wandrer vor Entsetzen bleich, Als lag' hier Seelenaussatz in den Lüften!
Leiht euch vom Tiger Tatzen und Gebiß,
Unmenschliche, blutdürstige Barbaren,
Vom Ebenbilde Gottes kann gewahren In euch das Ange keinen Schattenriß!
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Horch, wie der Sturm die Themse fegt und schlägt, Und wie er rüttelt an dem alten Tower, Der schou so viel' im finstern Schooße trägt Und auf die alten häuft stets neue Schauer! Schaut hin und seht vollziehu am eignen Blut Tie Bruderhand von Tewksbury die Rache, Wie das Entsetzen hält die stumme Wache Nm Bette, drinnen süß die Unschuld ruht! —
Auf Bosworth's Schlachtgefild, da ward gemäht Tie letzte Saat von Euglaud's Tautalideu, Was sie des blut'geu Frevels ausgesä't, Ward heimgesucht ein ihnen schon hieuiedeu! O Nemesis, du Marathonische Frau, Dich bet' ich au, du ewig Allgerechte, Hoch über allem göttlichen Geschlechte, Dich seh' ich hier, wohin ich tret' und schau!
76
Da liegt er nun, der von dem Erntefeld
Als Schnitter einst den Segen heimgetragen, Ter sich fein Haus so glänzend hat bestellt,
Und hier sein Schlummerbett sich aufgeschlagcn! Er sah den Tod mit Grausen ihm sich nahn: So lang das Fleisch noch willig ist 3111* Sünde,
Da meßt ihr aus des Lasters offne Schlunde,
Und lebt dahin in dem getonten Wahn!
Doch, wenn das Schicksal tritt an euch hinan, Da sendet ihr nach Priestern und Propheten,
Als ob der Tod, der ehrne Schreckensmann,
Gewichen je vor Opfern und Gebeten. Unkäuflich sind da droben Gnad' und Huld:
Der da ließ sich zehntausend Messen lesen; Doch keine Seele wird jemals genesen Durch fremdes Flehn von ihrer eignen Schuld! —
77
Der Reigen schließt, so Vielen hier auch noch Das Haupt umfließt der Zauberglanz der Krone,
So Viel' auch ihrer herrlich einst und hoch Das Scepter noch geführt auf England's Throne. Des Lebens Strom rollt zwischen Wieg' und Grab,
Und Glück und Unglück spiegeln seine Wogen; Wie Sonn' und Mond am ehrnen Himmelsbogen,
So lösen Wonn' und Weh sich ewig ab!
Rur du noch, du, voll hehrer Majestät,
Oranien, komm', und lichte Nacht und Nebel, Du machst das Glück auf diesen Inseln stät,
Und wardst der Freiheit königlicher Hebel! Durch dich ward England erst beneidenswerth, Schreckbild der Kön'ge, wie der Völker Wonne,
Allüberall im weiten Reich der Sonne, Zu Land und Meer gefürchtet und geehrt!
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Und schlägt der Enkel aus der Väter Art, So mag der Kleinmulh hoffnungslos verzagen,
Als ob Trafalgar nie geschlagen ward: Der Ruhm zählt nicht nach Stunden und nach Tagen.
Derselbe Geist, der durch Westminster weht,
Er zeigt sich erst im Drang von Sturm und Klippen, Das »Rule Britannia!« geht von seinen Lippen,
Ein Sieg und Ruhm verkündender Prophet! —
Ach, stets der Heimath denk' ich hier voll Weh,
Du Volk der Reben und du Volk der Eichen!
Wenn ich dich so geknickt, gebrochen seh', Statt kühn zu greifen in des Schicksals Speichen!
Und doch, und doch, ich seh's im Geiste wehn, Das siegumjauchzte Banner der Ottonen,
Wenn unter deinen vierzig Millionen Ter erste Mann dereinst wird auferstehn!
79
O Tag des Ruhms, da Kaiser Heiurich's Braut Antwerpen einst als deutsche Stadt gesehen,
Und Englands Tochter unter Jubellaut Hier sah das Banner der drei Farben wehen!
O Schmach und Scham! Wärt ihr nicht stark genug,
Um einer Welt in Waffen zu entringen Des Reichs Juwel, Burgund und Lothariugeu, Und was einst Deutschlands stolzen Namen trug!
Könnt' ich im Dome zu Palermo dich,
Den wilden Sprößling Barbarossa's wecken, Bor dem der Leu von England einst erblich,
Als er geschaut in drittes Auges Schrecken! Du wärst der Mann, den wir so heiß begehrt! Wagt Keiner denn von all den großen Deinen
Noch einmal hier auf Erden zu erscheinen, Liegt euch so fern, was euch doch einst so werth?
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Wie weltgebictcnd sah uns einst die Welt,
Und auf des Sieges blitzgefeiten Flügels Flog Deutschlands Name von dem eis'gen Belt,
Bis wo der Ruhm sich sonnt auf sieben Hügeln!
Und nun zersplittert, wie ein Diamant,
Das wundervolle Kleinod der Cäsaren,
Und nun gehöhnt, zerrissen und zerfahren, Mein heißgeliebtes, deutsches Vaterland!
O, einen Mann erweckt uns, einen Mann, Der Licht und Ordnung in dies Chaos brächte,
Der Beides, wollen und vollbringen kann, Der euren Stempel trägt, ihr ew'gen Mächte!
Von Oben kommt der Netter in der Noth; Das Göttliche geschieht ja nur auf Erden,
Wenn sich ein Gott erbarmet, Mensch zu werden Und es zum Siege führt durch Blut und Tod! —
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Ist beim im ganzen deutschen Reiche nicht Ein Wilhelm von Dramen zn finden, Der durch die Nebel des Novembers bricht Und wagt den Wnrf, trotz Wogendrang und Winden! Und käm' er als der Hort der goldnen An, Sein Manifest gewaltig zu verkünden, Er würde sich in deutschen Herzen gründen Ein schöneres Grab, als in Westminster's Bau!
Trüg' Einer nur ein stolzes Heldenherz, Wie's einst in seiner Väter Brust geschlagen, Um seinen Schlummer brächt' ihn all der Schmerz, Den wir um Deutschland tief im Busen tragen; Von Berg und Thal zog' ihn der Widerhall Des Rufs herbei mit ahnungsbangen Mienen, Wie Kaiser Karl mit seinen Paladinen Des Hornes Klang im Thal von Roncevall! R o g g e, AuS Wcstmiustcr-Abtei.
6
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O, lasst bc:ii Knaben an der Mutterbrnst Als Wiegenlied den Ruhm der Väter singen, Durch seinen Schlummer, ob auch unbewußt,
Des Vaterlandes Größe widerklingen!
Ihr, die voll Selbstsucht ihr beständig zagt Vor eures eignen Volkes Macht und Größe:
Es kommt der Tag, der euch in nackter Blöße In Sturm und Wetter einst von hinnen jagt!
Und fehlt daheim, was Mänuerbrust erwärmt, In England's Ruhm dann will ich mich berauschen,
Verwünscht das Herz, das sich in Thränen härmt, Statt sich des Lebens Güter einzutauschen, Und wär's im Kampf auf Leben und auf Tod! Glaubt ihr, die Freiheit pflückt sich, wie ein Veilchen?
Seht euch in England um nur auf ein Weilchen,
Sie trägt den Mantel blutig, purpurroth!
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Geflüchtet übcr'n deutschen Ocean Hat sich was groß in Griechenland geschehen,
Was Nom mit cw'ger Jugend angethan, Ist leuchtend an der Themse noch zu sehen! Ihr wägt jedwede Tugend voll und rein, Ihr krönt den Feldherrn und ihr kränzt den Dichter, Ihr seid kein Volk gemeiner Splitterrichter,
Und euer wird die Welt noch lange sein!
Wie lieb' ich euch, ihr Männer kühn und groß,
So keck, so frei im wilden Reich der Wogen,
Es hat euch in der Elemente Schooß Die Windsbraut und das Wetter groß gezogen!
Drum ist die Welt euer ew'ger Widerhall,
Ihr war't das einzig Große lang' auf Erden,
Und fallt auch ihr, o Tag des Wehs! so werden
Die Götter selbst beweinen euren Fall! —
84
Doch fei gedenk voll Hoheit und voll Dank, Tu Brudervolk, du kannst es ohn' Erröthen,
Wie oft der Deutsche kämpfend für dich sank, Ein treuer Freund dir in Gefahr und Nöthen! Ein Fürst, ein Marschall waren's, deutschen Bluts,
Die dir die Burg der Freiheit auferbauten, Und deinen Händen gläubig anvertrauten
Das heil'ge Pfand des höchsten Erdenguts!
Sie ließen's stehlen an der Seine sich, Am Belt, am Main und auf den sieben Hügeln,
Und blicken nun so sehnsuchtsvoll auf dich, Statt, daß die Scham empor sie sollte flügeln!
Ist aus der Welt verschwunden denn so ganz Werth und Bewußtsein stolzer Männerwürde?
Des Reiches Schmach selbst wird zur Ritterbürde, Und Alles adelt einer Krone Glanz! —
85
Zu Malmö ward gehaun der Leichenstein, Darunter sie die Macht zu Grade trugen,
Mit der euch Deutschland einst berief zum Main,
Als hoch die Flammen der Begeistrung schlugen. Fluch ist der Halbheit Ausgang und Beginn!
Ihr endigtet am Dingen und am Handeln: Wer Großes will, muß, wie die Sonne, wandeln
Hoch über Wetter und Erdbeben hin!
Und nun, schlaft wohl, schlaft wohl, auf Wiedersehn,
Ihr stolzen Todten, hier in diesen Räumen! Oft wird nach euch zurück mein Sehnen stehn, Die ich gehegt in meinen Jugendträumeu.
Ein Deutscher sang ich Englands Heldenthum;
Einst kommt der Tag, da werden Andre singen, Dciß Berg' und Thäler jubelnd widerkliugen, VonDeutschlaud's neucrblühtem Glanz und Ruhm! —
86
Doch, nein, er kam, eh noch dies Lied verklang, Ter Tag, der Deutschland mächtig ließ erstehen,
Und allvereint den grünen Rhein entlang, Bis zum Montmartre sah sein Banner wehen! Ten Kühnen ward, was ihrem Muth gebührt; Unsterblich grünen ihre Lorberkronen,
Und glänzender, als unter den Ottoncn, Hat bis an's Weltmeer sie der Sieg geführt!
Wie König Richard schwer gebüßt es hat,
Daß Deutschlands Fürsten er gewagt zu höhnen, So wurde Frankreich für dieselbe That
Entsetzlich heimgesucht von Deutschland's Söhnen. Des Frevels Bau zerfällt, wie er begann.
Der Mann der That, der Mann von Blut und Eisen,
Mit Blitz und Donner kam er, zu beweisen, Was Deutschland ist und was es will und kann!
87
Wer priese nicht den wundervollen Mann, Der des Kyffhäuser's Pforten anfgerissen,
Und dann gelöst des langen Zaubers Bann, Der dort umwob des Kaisers Schlummerkissen! Nicht, wie der Meuschcu, ist der Götter Pfad,
Sie wandeln stolz in Wettern und Orkanen Des cw'gen Ruhmes, wie des Segens Bahnen: Ein ehruer Arm lenkt des Geschickes Rad!
Der ist der Mann, bei dem sich Wort und That,
Wie Blitz und Schlag im Flammenkuß begegnen! Der des Entschlusses Kind, ans weisen: Rath Erzeugt, auch weist ins Leben einzuscgnen.
Preis sei dem Tag, der uns den Mann gebar, Den Geist der Geister mit der Hoheit Stempel,
Der ewig sich erschlost des Ruhmes Tempel, Denn ewig lebt, was groß im Leben war!
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Wie viel an Ruhm, an Siegen ohne Zahl Das blonde Volk der Deutschen auch erfochten, Nie schuf es sich solch leuchtend Heldenmal, Klein schönerer Kranz hat je sein Haupt umflochten. Nichts Größeres hat die Welt gesehn, gehört, Noch war's dem großen Meister selbst beschieden, Dem niemals noch im Dom der Invaliden Sein Heldenschlummer ward so laut gestört!
Wohl klagen sie, wohl trauern tief und schwer Viel tausend Mütter, Gattincn und Bräute; Wohl wird manch Auge nimmer thränenleer Trotz all dem Jubel, Siegs- und Festgeläutc! Doch selig Alle, die das Schwert entrafft, Von Dentschland's Ruhm, vonDeutschland's Größe trunken, Tie jung und schön im Siegesrausch gesunken: Süß macht den Tod bi? Waffenbrüderschaft!
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O Sohn Luisen's, Hohenzollcrn"s Haupt,
Zwei Lustra sind's, ich sah im Geist geschehen, Was Niemand einem Scher selbst geglaubt,
Und was die Sonne nun mit angesehen. Nur zagend that ich kund dir meine Schau;
Doch wie dem Zeus Pallas Athen" entsprungen,
So hatte deinem Haupt sich längst entrungen Von Deutschland's Größe, Macht und Ruhm der Bau!
Wie lange doch hat schon der Dichter Mund
In Lied und Mährchcn deinen Thron gegründet, Ter donnernd nun dem ganzen Erdenrund
Durch mehr, als hundert Siege ward verkündet!
Dem folgt die Braut, der wagend um sie minut; Die Pracht des Lenzes harrt der Sonnenwende; Tas Reich der Träume naht sich seinem Ende, Ter Tag bricht an, die Wirklichkeit beginnt!
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Ich sehe dich im wilden Hceresdrang, Und Sturm und Wetter dir das Haupt nmnachtcn;
Bei Mars-la-Tour, bei Gravelotte erklang Dein Feldhcrrnrnf in dem Orkan der Schlachten!
Dein Anblick hob dem Kühnsten noch die Brust:
Wo Könige voran das Banner tragen, Da läßt Begeistrung jede Großthat wagen,
Und mit dem Tode spielt die Lebenslust!
Wie flog der Ruf nun über Berg und Thal
Der Fürsten all und ihrer Bolkerschaaren, Der Schicksalsrnf von deiner Kaiserwahl,
Du Heldcnmann, trotz deinen Silberhaarcn! Wie jubelt Deutschland seinem Kaiser zu,
An Glück so reich, wie jener der Ottonen,
Der siegesmüd', im Glanz all seiner Kronen Im Dom zu Magdeburg einging zur Ruh!
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Die Nemesis, wie lang sie säumen mag,
Sie kommt, sie naht, sie bringt das Recht zu Ehren, Für jeden Frevel hat sie einen Tag,
Ihr ewiges Gesetz die Welt zu lehren!
Was Frankreich arg an uns gesündigt hat, Jahrhundertlang, wir haben's ihm vergolten,
Ob wir darum Barbaren auch gescholten: Doch Zahn um Zahn, so will's die Frevelthat!
Ein Mann, ein Tag, des langen Ringens Preis — Dank sei den Göttern heut für beider Sendung!
Wofür die Väter einst gekämpft so heiß, Auf ihren Gräbern reift es zur Vollendung: Ein einig Deutschland, wie sie's kaum gedacht,
Das Haupt bekräuzt mit ew'gen Ruhmes Blüthe, Indeß voll Ehrfurcht Gallier unh Scythe Die Hände küssen dem Koloss an Macht!
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O, nun begicb dich in der Freiheit Hut,
Und länger will ich England nicht beneiden! Der Pfad des Heils war oft ein Pfad voll Blut,
An Werth gewinnt ein Gut, erkauft durch Leiden.
Glückselig, wer des frischen Lebens Gast, Mein Vaterland, verjüngt dich heute schaute,
Wie Heldeukraft und Weisheit dich erbaute: Dein ist die Welt, nun halte, was du hast!
Doch nur die Freiheit ist der stolze Bau, Der eure Schöpfung wahrt vor dem Verderben;
Weh euch, wenn ihr die Selbstsucht stellt zur Schau,
Statt hoch zu halten Barbarossas Erben,
Dem freudig wir geopfert Gut und Blut! Frei herrscht der Geist im Reiche der Gedanken, O, hütet euch vor dieses Löwen Pranken — Die Freiheit bleibt stets unser höchstes Gut!
An
Alexander von Humboldt.
1858.
Hoch einen Grub, Du wunderbarer Greis, Nus ich Dir zu in Deine Sternennächte, Wenn Du mit Jugendsinn, des Weisen Fleiß Die Räthsel deutest urgeheimer Mächte!
Glückselig, wer zu Deinen Füßen saß, Und Weisheit trank von Deinem Sehermnndc! Dn bist der Arzt, durch den vielleicht genas
Manch krank Gemüth von seines Zweifels Wunde.
94 Du, der mehr weiß, als Menschen je gewußt,
Ter weiser uoch, als Rom's und Hella's Weisen:
Tein Anblick hebt uns wunderbar die Brust, Wir folgen Dir auf ungebahnten Gleisen. Sag, weißt Du mehr, als jener arme Manu, Ter mit dem Pflug den harten Boden spaltet,
Und so der Erde mühsam abgewann, Was ihm sein Loos erträglich hier gestaltet? Ich frage Dich, was wir umsonst gefragt
Die unerbittlich ewig stummen Mächte,
Woran so mancher Geist sich hat gewagt, Ob er vielleicht des Räthsels Lösung brächte:
Was unsres Wesens Kern und Inhalt sei? Dir ist vielleicht im Urwald es erklungen, Wo mit des Beuterufes wildem Schrei
Der Jaguar Dich in den Schlaf gesungen!
Sag' au, o Greis, weißt Tn, wie's um uns steht? Kennst Du den Strand, wo wir die Anker lichten? Weißt Du, von wem der Ruf an uns ergeht? Wohin wir einst die Fahrt von neuem richten? Trat ich hier ein als Gast aus freier Wahl, Und kehr' ich, gleich den Vögeln in den Lüften,
95 Wenn rauh der Wald und wonnelos das Thal,
Und wenn die Nose starb an ihren Duftend Wied Oder bin ich gar, wie Pflanz' und Thier, Ein Spielzeug in der Hand der Elemente d
Dien' ich vielleicht der Schöpfung nur zur Zier?
Prangt meine Heimath nicht am Firmamente? Hast Du Beweis, gieb dem ihn, der Dich fleht,
Der stoisch nicht betrachtet Welt und Leben: Ob nicht mit unsrem letzten Hauch verweht, Was wir für göttlich, ewig ausgegeben? Warum ward ich so hoch begnadigt hier,
Am Baume der Erkenntniß mich zu laben?
Da Millionen doch, verdammt zum Thier,
Jahrtausende verträumt, verloren haben!
Deut' ich Dich recht, wenn ich betrachtend steh' In Deines Weltgebäudes stolzen Hallen,
So ließest Du vor tiefgeheimem Weh Oft eine Thräne stiller Weh.nuth falten 1 Doch, nein! Wie oft hab' ich Dir nicht gesagt,
Du sei'st der wandellosen Geister einer,
Vor drren Blick cs unaufhörlich tagt,
Und deren Himmel stets ein wolkenreincr?
96 Sang auch Dein Mund das wundervolle Lied,
Das um Kolonos' Hügel einst erklungen? „Glückselig, wer die schöne Welt hier mied,
Und wem die Flucht hinweg aus ihr gelungen! —"
Du, dessen Namen Nord- und Südpol nennt, O, zürne nicht den ungestümen Fragen,
Dir, dessen Güte keine Grenzen kennt, Dir könnt' ich das Geheimste kindlich klagen! Und giebt Dein Mund auch niemals Antwort mir,
Wirst Du mich auch als Seher nie belehren, So hält mein Herz doch ewig Dich in Ehren,
Und sendet diesen Gruß im Liede Dir!
Götterdämmerung als
Kpitog. „Wir sind die Pilger in des Weltalls Räumen,
Unendlicher und göttlicher Natur; Wir sehn der Schöpfung Wogen branden, schäumen
Frei, wie die See die Mewen im Azur;
Und ob der Geist sich auch in Formen hülle, Er bleibt bewußt sich seiner Hoheit Fülle,
Und nie verliert er seines Wesens Spur!" — Ich kenne dich, du Ruf aus jenen Sphären, Aus denen ich herab zur Erde stieg; Du möchtest Leid und Noth und Gram und Weh verklären,
Im Reich des Lichts harr' unser ja der Sieg: — Umsonst, es bleibt die Losung doch: Entsagen, Und schicksalskundig jene Fesseln tragen,
Durch die dem Geist der Stoff erklärt den Krieg. Nogge, Aus Westminster-Abtei.
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98 Wohl wähnten wir, daß siegrcich-stets das Schone, Sobald es nur entfalte sein Panier;
Daß nie das Haupt des Edlen kränz' und kröne Ein Dorngeflecht, als Preis und Kampfeszier;
Doch Alles, was Gestalt annimmt hienieden, Es wagt des Jenseits ewig heitren Frieden,
Unkenntlich wird der Gott im Menschen hier!
Wohl zog uns an die Lichtgestalt der Erde, Mit Hochentzücken ihrer Lenze Pracht! Die Unschuld mit der kindlichen Geberde,
In der das Leben himmlisch hier erwacht!
Tie Schönheit, von der Jugend Glanz umwoben, Der Seelentausch, das Götterkind von droben,
Die Liebe, der allein die Wonne lacht!
So lange rosigfrisch der Wangen Blüthe, Und noch kein Seufzer sich der Brust entrang,
Snßtrunkner Wahn noch herrscht in dem Gemüthe, Der Mund nichts kennt, als Lächeln und Gesang:
Wer ließ nicht von dem Bilde sich bethören, Von seinen Zaubern fesseln und beschwören — ? Die Sehnsucht ist der Geister Baun und Zwang!
99 Doch ach, es kommt der Tag, wo nichtig eitel Der Erde Treiben vor die Seele tritt,
Eh' silbern noch umlockt sich Stirn und Scheitel, Heran noch finster das Verhängnis schritt!
Es sah die Welt, wie der Genojz der Götter Zum Frevler ward, zum Lästerer und Spötter,
Wenn Tugend um des Sieges Palme stritt! O, weg, hinweg! ihr Geister jener Zonen, Wagt nicht der Freiheit heiliges Unterpfand!
Dies ist kein Reich für euch, darin zu thronen,
Wo Fluch und Segen wandeln Hand in Hand.
Wollt ihr euch sehn als bettelnde Gestalten, Als Sklaven von tyrannischen Gewalten —
So werft von euch das göttliche Gewand!
Doch selig Alle, die hieher verschlagen, Tie sich verirrten an den öden Strand, Wenn sie die Ahnung mit sich fortgetragen Von ihrem ewigschönen Heimathland!
Wenn es beginnt zu dämmern und zu tagen
Von all den Räthseln und den Göttersagen, An die uns knüpft ein weltenaltes Band!
100 Und was wir Großes denken und vollbringen, Nagt aus der Welt von drüben hier herein;
Es sucht der Geist die Erde zn durchdringen
Und haucht dem Steiue selbst die Schönheit ein! Die Kunst mit ihrem Himmel von Gebilden,
Sie zog uns nach aus lichteren Gefilden Als die Erinnrung an ein schöneres Sein.
O, wie der Knechtschaft Tage bang sich dehnen, Die Seele schmachtet in der Erde Bann!
Das Heimweh nach den Göttern und das Sehnen,
Es steigt als Hymnus flehend himmelan!
Ihr Geister droben, o, gehorcht den Tönen,
Und führt zurück mich in die Welt des Schönen Auf des Gedankens leuchtendem Gespann!
"Anmerkungen.
Westminster-Abtei. Die Gründung bei Abtei verliert sich in die fernsten Zeiten des christlicheil Alterthums und ist in Dichtung
und Sage gehüllt. Selbst die Erzählungen der Ge schichtschreiber sind von Sir Christopher Wrcn, der den Auftrag hatte, das gegenwärtige Gebäude zu über wachen, in Zweifel gezogen worden, und er fand bei der genauesten Untersuchung nichts, was dem allge
meinen Glauben hätte zum Halt dienen können, das; die Abtei auf deu Trümmern eiues heidnischen Tempels errichtet wäre. Keine Fragmente von römischer Arbeit wurden in irgend einem Theile des Gebäudes entdeckt,
von denen sich doch ganz unzweifelhaft viele nut dem Material vermischt hätten finden müssen, wenn früher ein römischer Tempel an derselben Stelle gestanden hätte. Auch die Einweihung der Abtei ist nicht minder, als die Gründung derselben, in ein geheimnißvolles Dunkel gehüllt. Die Legende sagt, daß Sebert, König der OstSachsen, der im Jahre 616 starb, den Bischof Melitus
von London beauftragt habe, die Ceremonie zu ver richten, daß aber St. Peter selber in der Ngcht vor
104 dem Einweihnngstage diese heilige Handlung vorge nommen habe, begleitet von Engeln und umgeben voll der himmlischen Erscheinung brennender Lichter. Daß der Glaube an diese Legende sich noch erhielt, als das Gebäude selbst langst zerstört war, erhellt aus einer Urkunde oder ans einem Gnadenbricfe, dessen wir später zil erwähnen Gelegenheit haben werden, und obwohl alls diesen Dichtungen nichts mit Sicherheit geschlossen werden kann, so läßt sich doch daraus entnehmen, daß sowohl die St. Paul in London, als auch die St. Peter in Westlninster geheiligte Kirche zu den frühsten Werkel: der ersten Bekenner des Christenthums in Britannien gehörten. An diese Legende anlehnend haben die Geschicht schreiber die erste Abtei in das sechste Jahrhundert gesetzt und dem Könige Sebert die Ehre zngcschrieben, das Werk geleitet und wenigstens den Theil vollendet zu haben, der gegenwärtig den östlichen Flügel bildet, uild der wahrscheinlich Alles war, was der ursprüng liche Plan enthielt. Die Söhne des frommen Königs fielen wieder in das Heidenthlnn zurück und verödeten die Kirche, die ihr Vater mit heiligem Eifer errichtet und ansgestattet hatte, gänzlich, und nicht lange llachher verwüsteten die Dänen, was die Sachsen verachtet und vernachlässigt hatten. Von dieser Periode an, bis zu der Negierung Edward's des Bekenners blieb die erste Abtei ein Denkmal
105 der kirchenschänderischen Wuth jener Zeiten; da aber der Einfluß des Ehristenthums unter seiner Negierung
sich mehr und mehr ausbreitete, so wurden die Trümmer des alten Gebäudes hinweggcränmt und ein für jene Zeiten sehr prachtvoller Bau an ihrer Stelle aufgeführt. Die Kirche ist in Krcnzform erbaut, und diese Gestalt wurde später das Vorbild zu allen Kirchenbanten im Königreiche. Um sich der Geistlichkeit angenchnl 311 machen, hatte jener staatsklnge Fürst nicht bloß alle früheren Schenkungen bestätigt, sondern er stellte auch
einen Gnadenbrief (charter) ans, in welchem er der Einweihung St. Peter's und der Verwüstungen der
Dänen gedachte und die Gründe anführte, welche ihn veranlaßt, das heilige Gebäude in seinem ehemaligen
Glanze wiederherznstellen, und es noch reicher mit Gütern und Privilegien auszustatten. Diese Urkunde schloß mit feierlichen Verwünschungen gegen alle die jenigen, die es in künftigen Zeiten wagen sollten, irgend einen Theil des Gebäudes zu entstellen, oder zu zer stören, oder sich Eingriffe in die Rechte der Geistlichkeit
zu erlauben. Heinrich 111. 1216—1271 ließ nicht bloß diese alte Abtei abtragen und ihren Plan erweitern, sondern er
fügte noch eine Kapelle hinzu, die der heiligen Jung frau Maria geweiht sein sollte; aber erst unter der
Regierung Heinrichs VII. wurde jene stattliche und prachtvolle Kapelle, die jetzt unter seinem Namen be kannt ist, entworfen und ausgeführt. Die Kapelle Hein-
106 rich's VII. wurde von dem Florentiner Pietro Torregiano in einem reichen fast überladenen Stile erbaut, und der Grundstein den 24. Januar 1502 mit großem
Pompe gelegt. Sie ist äußerlich mit sechzehn gothischen Thürmen versehen, die mit außerordentlicher Kunst ge arbeitet sind, ein wunderbares architektonisches Schnitz
werk. Leland nennt sie Orbis miraculum und nach Hollinshed' kostete der Bau 200,000