Aus dem naturwissenschaftlichen Jahrhundert: Gesammelte Aufsätze [Nach seinem Tode hrsg. Reprint 2018 ed.] 9783111640228, 9783111257594


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German Pages 197 [200] Year 1902

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Table of contents :
Vorwort
Inhalts-Verzeichnis
Louis Pasteur
Hermann von Helmholtz
Rudolf Yirchow
Emil Du Bois-Reymond
Ein Titanen-Jubiläum
Die Medizin bei Ibsen
Die Natur der Gemütsbewegungen
Gemütsbewegungen und Seelenkunde
Pithecanthropus erectus
Bei den Ahnen der Säugetiere
Im Weltteile der lebenden Fossilien
Hundert Jahre Schutzpocken-Impfung
Der Mensch in grossen Höhen
Der Mensch in den grössten Höhen
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Aus dem naturwissenschaftlichen Jahrhundert: Gesammelte Aufsätze [Nach seinem Tode hrsg. Reprint 2018 ed.]
 9783111640228, 9783111257594

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Aus dem

naturwissenschaftlichen Jahrhundert. Gesammelte

Aufsätze

von

Emil Schiff, Med. Dr.

Nach seinem Tode herausgegeben.

Mit einem Vorwort von Professor Dr. Carl P o s n e r .

B e r l i n . Druck und Verlag von Georg R e i m e r . 1902.

V o r w o r t . Als E m i l S c h i f f , dessen Andenken durch den vorliegenden Band geehrt und belebt werden soll, auf seinem Krankenbette lag, ohne freilich zu ahnen, daß es sein Sterbelager werden sollte, ist zu wiederholten Malen zwischen uns die Frage besprochen worden, ob er nicht die unfreiwillige Muße, die sein Leiden ihm gebot, dazu ausnutzen möchte, unter seinen verstreuten Aufsätzen Umschau zu halten und zu einem Sammelwerke zusammenzustellen, was etwa von bleibendem Interesse für weitere Kreise sich erwiese. Insbesondere schien mir, wie wohl vielen anderen seiner Freunde, erwünscht, daß die liebevoll vertieften Charakterzeichnungen hervorragender Naturforscher unserer Zeit, wie er sie bei feierlicher Gelegenheit den Lesern verschiedener großer Journale dargeboten hatte, ihrem Werte und Verdienste gemäß, über diese vergängliche Form der Veröffentlichung herausgehoben und als dauernder Beitrag zur Geschichte der neuesten Naturforschung erhalten würden. S c h i f f war dem Plan nicht abgeneigt; ihn in Angriff' zu nehmen hielt ihn, wie mich dünkt, eine gewisse, bei einem so schwer Leidenden nur zu begreifliche Scheu zurück. Wie furchtbar auch ihn seine unheilbare, aller ärztlichen Kunst spottende Krankheit getroffen hatte, wie schwer er die Unmöglichkeit empfand, am Leben des Tages, mit dem er durch tausend starke Bande sich verknüpft fühlte, eigenen Anteil zu nehmen, — seine geistige Kraft blieb bis zur letzten Stunde ungebrochen; mit nie erlahmendem Interesse verfolgte er alle Ereignisse, von denen ihm Kunde zuging; und- manche schlaflose Nacht wurde mit dem Studium älterer Meister ausgefüllt, deren Werke in ihm wiederum neue Ideen in bunter Fülle wachriefen. Sollte es da nicht, scheinen, als wenn ein Zurück greifen auf seine eigenen, von ihm längst überholten Leistungen gleichbedeutend wäre mit dem Verzicht auf fernere Arbeit? W a r er, der noch jugendliche Mann, dem Leben schon so entrückt, daß er dessen endgültige Summe ziehen, dessen vollen Ertrag als eingeheimst hätte an-

— sehen

sollen?

zunächst

Dieses

trug

IV



mochte eine Aufgabe späterer Jahre bilden,

und hielt

ihn

noch



die Hoffnung auf baldige Wieder-

herstellung, auf baldige Wiederaufnahme seiner schaffenden, fördernden Tätigkeit! Die Hoffnung hat ihn getrogen. er

selbst

die

sichtende

und

Er ist dahingegangen,

ordnende Hand

an

ohne daß

die zahlreichen und

mannigfaltigen Ergebnisse seiner L a u f b a h n hätte anlegen können. Der Plan einer solchen Sichtung und Ordnung aber durfte nicht mit ihm zugleich schwinden.

A l l e , die seine Eigenart als Schriftsteller

verfolgt und begriffen hatten,

in erster Linie seine Gattin und die ihm

beruflich näherstehenden Freunde,

mußten

es als eine A r t von Ver-

mächtnis empfinden, welches dieser Tote hinterlassen hatte: aus seinem Nachlaß

diejenigen Stücke

zusammenzustellen,

die

sein Andenken

in

Ehren wahren,

seinem nur zu kurzen Schaffen dauernde Wirksamkeit

sichern sollten.



Man nehmende

klagt

so

oft

Verflachung

und der

vielfach leider mit Recht, Tagesliteratur.

Unter

der

über die zuNotwendigkeit,

dem Publikum ein schnelles Urteil über alle Ereignisse des Tages mundgerecht

vorzusetzen,

leidet Genauigkeit und Schärfe.

der Sachverständige

zur Hand,

übersehen

Die

vermag.

Nicht immer ist

der die Bedeutung des Neuen sofort zu

landläufige Phrase

eigener Kenntnis der Dinge hinweg,

hilft über den Mangel an

und im schlimmsten Fall tröstet

man sich mit der Überlegung, daß j a doch, was die Zeitung heute bringt, morgen schon wieder vergessen oder durch irgend etwas anderes, „ A k t u e l l e s " in den Hintergrund gerückt sein wird.

mehr

Und doch ist gerade

jetzt die vermittelnde Tätigkeit des Journalisten notwendiger und unentbehrlicher geworden als je zuvor.

Je weniger sich der Einzelne,

lebe

er auch noch so weltabgeschieden, dem Einfluß der großen, in raschem Wechsel sich folgenden Ereignisse auf politischem, künstlerischem, wissenschaftlichem Gebiet zu entziehen vermag, des Helfers, läutern,

der ihm das Bleibende festzuhalten,

scheiden vermag. keit

am

da sie von T a g zu Tage mit immer neuen

und Erfindungen steigenden Einfluß auf unsere

und -Führung gewinnen.

durch dieses Dasein schreitet, nur

über

Echtes und Nichtiges zu

U n d in den Naturwissenschaften tritt diese Notwendig-

stärksten hervor,

Entdeckungen haltung

u m so dringender bedarf er

der ihm mindestens die wesentlichsten Einzelheiten zu er-

Lebens-

W e r überhaupt mit offenen Augen

verlangt dringend nach Belehrung nicht

all die auf Schritt und Tritt sich darbietenden Neuerungen,



Y



mit denen uns Biologie, Mechanik und Elektrizitätslehre täglich beschenken, — auch wer die Männer sind, die auf diesen Gebieten fördernd tätig sind, drängt ihn zu wissen. So wenig wie Dynamomaschinen und Augenspiegel, Zellen und Bakterien ihm leere Worte bleiben sollen, so wenig mag er auch darauf verzichten, von den führenden Geistern selbst und ihrer Tätigkeit zu vernehmen — die Namen eines S i e m e n s und H e l m h o l t z , V i r c h o w und P a s t e u r , jedermann geläufig, sollen ihm Marksteine auf dem Weg der Menschheit zum höchsten Kulturfortschritt bedeuten. Und wie anders als durch die ununterbrochene, nie ermüdende Tätigkeit der Tagespresse kann es gelingen, den breiten Massen wenigstens das Wichtigste über alle diese Dinge, alle diese Männer stets von neuem belehrend mitzuteilen! Daß er diese hohe Aufgabe in nahezu vorbildlicher Weise löste, haben die Leser von E m i l S c h i f f s naturwissenschaftlichen Aufsätzen stets empfunden. Freilich, er brachte auch zu dieser Tätigkeit Vorbedingungen m i t , wie sie sich nur gar selten in einer Person vereint vorfinden! Fleiß, Wissen und Kunst kamen ihm in gleichem Maße hierbei zu gute. Fleiß, — wer hätte ihn mit größerer Energie betätigt als er, der, nachdem er juristische und philosophische Ausbildung genossen, noch im reiferen Alter sich den medizinischen Studien zuwandte und sie in jahrelanger Arbeit, kämpfend mit all den zeitraubenden Ablenkungen, die sein journalistischer Beruf als Berliner Korrespondent der Neuen Freien Presse mit sich brachte, zu rühmlichem Abschluß führte! Wie war sein Wissen tief begründet und durch stetes Studium auch der entlegensten Gebiete immer neu bereichert! Und nicht zuletzt, ging er nicht wie ein Künstler an die Gegenstände seiner Darstellung, betrachtete sein Objekt von allen Seiten, bis er den richtigen Standpunkt gefunden, meißelnd und feilend, bis es die adäquate, dem unmittelbaren Zweck entsprechende Form angenommen hatte ? Nicht oft wird der Tagespresse das Glück, gelehrte Männer zu ihren Mitarbeitern zu zählen, — noch seltener, daß mit der Gelehrsamkeit sich so viel Geschick und Geschmack in der Ausführung verbindet. Darum charakterisieren sich auch seine Arbeiten allerdings weniger als Journalartikel im landläufigen Sinne, — vielmehr fühlt man sich versucht, sie mit den Meisterwerken auf dem Gebiete der Essayliteratur, wie wir sie dem Genius eines S a i n t e - B e u v e verdanken, auf eine Stufe zu stellen. Und wie solche Essays, lange nachdem der augenblickliche Anlaß geschwunden, noch ihren Wert als Beiträge zur Zeitgeschichte behalten,



V i -

so meinen wir, wird man auch heute noch in E m i l S c h i f f s Arbeiten wichtige Bausteine erblicken, die mit dazu beigetragen haben, das Niveau der allgemeinen naturwissenschaftlichen Bildung in Deutschland auf die gegenwärtige Höhe zu heben. Freilich bringt es eben der journalistische Beruf auch mit sich, daß nicht jedem Gegenstande die gleiche liebevolle Sorgfalt in der Ausarbeitung gewidmet werden kann, daß auch dem Besten nicht alle Leistungen gleichmäßig glücken. Es galt daher, als der Plan der Veröffentlichung Gestalt anzunehmen begann, eine sorgsame Auswahl zu treffen — möglichst in dem Sinne, wie der Verstorbene selbst ungefähr gehandelt haben würde. Wir haben aus der ungemein großen Menge einzelner Aufsätze die hier gebotenen ausgesucht; daß unter ihnen die literarischen Porträts den ersten Rang beanspruchen dürften, war ohne weiteres klar, — sie spiegeln seine Eigenart wohl am reinsten wieder. Die übrigen sollen vorwiegend Zeugnis dafür ablegen, in wie hohem Maß S c h i f f es verstand, schwebende wissenschaftliche Probleme zu beleuchten, sie dem allgemeinen Verständnis näher zu bringen. Es sind dabei anthropologische und hygienische, psychologische und physiologische Themata vertreten und auch die spezifisch literarische Saite seines Geistes klingt wenigstens einmal an. Die letzte Arbeit des Unermüdlichen, auf seinem Krankenlager entstanden, beschäftigte sich mit den Fragen der Einwirkung der Höhenluft auf den Organismus — auch sie durfte nicht fehlen; „Der Mensch in den größten Höhen" ist ihr Titel, — uns schien sie symbolisch für sein Bemühen, auch noch als ein schon Sterbender, AVeltentrückter, sich auf der „größten Höhe" moderier Forschung zu halten, — zugleich auf der größten Höhe abgeklärter, philosophischer Ruhe, die er, auch im Leiden, als 'Icecpö? cpdo