Athen: Der archäologische Führer 9783805345187

Athen, die »Wiege der Demokratie«, damals wie heute eine lebendige, pulsierende Stadt. Über Jahrhunderte hinweg war Athe

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German Pages 122 [140] Year 2014

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Titel
Impressum
Inhalt
Vorwort
Einführung
Geografische Lage
Geschichtlicher Überblick
Baudenkmäler und Funde
Die Infrastruktur Athens
Die Akropolis – das kulturelle Zentrum Athens
Rings um die Akropolis – der Peripatos
Andere archäologische Funde am Fuß der Akropolis
Die Hügel Athens – Areopag, Pnyxhügel, Musen- und Nymphenhügel
Denkmäler entlang der Odos Apostolou Pavlou
Die Griechische Agora
Die Römische Agora und das Areal um den Turm der Winde
Die Bibliothek Hadrians
Kleinere Denkmäler in der Altstadt
Die archäologische Zone um das Olympieion
Weitere Ausgrabungen am Olympieion
Der Kerameikos
Einzelne Denkmäler im Stadtgebiet
Grundsätzliche Anmerkungen zu Museen in Athen
Glossar
Literatur
Abbildungsnachweis
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Athen: Der archäologische Führer
 9783805345187

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Wolfram Letzner

ATHEN

Der archäologische Führer

Herausgegeben von Holger Sonnabend und Christian Winkle

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.

© 2012 Verlag Philipp von Zabern, Darmstadt/Mainz ISBN: 978-3-8053-4456-2 Gestaltung und Umschlaggestaltung: Jutta Schneider, Frankfurt am Main Satz: Vollnhals Fotosatz, Neustadt a. d. Donau Druck: Beltz Druckpartner GmbH Co. KG, Hemsbach Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf foto­mechanischem Wege (Fotokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen oder unter Verwendung elektronischer Systeme zu verarbeiten und zu verbreiten. Printed on fade resistant and archival quality paper (PH 7 neutral) · tcf Weitere Publikationen aus unserem Programm finden Sie unter: www.zabern.de Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich: eBook (PDF): 978-3-8053-4518-7 eBook (epub): 978-3-8053-4519-4

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Inhalt

Vorwort

5

Einführung 5 Geografische Lage

6

Geschichtlicher Überblick

8

Baudenkmäler und Funde

24



Die Infrastruktur Athens

24



Die Akropolis – das kulturelle Zentrum Athens

34



Rings um die Akropolis – der Peripatos

52



Andere archäologische Funde am Fuß der Akropolis

64



Die Hügel Athens – Areopag, Pnyxhügel, Musen- und

Nymphenhügel 66

Denkmäler entlang der Odos Apostolou Pavlou

70 71



Die Griechische Agora



Die Römische Agora und das Areal um den Turm der Winde 90



Die Bibliothek Hadrians

93



Kleinere Denkmäler in der Altstadt

96



Die archäologische Zone um das Olympieion

100



Weitere Ausgrabungen am Olympieion

103



Der Kerameikos

104



Einzelne Denkmäler im Stadtgebiet

114

Grundsätzliche Anmerkungen zu Museen in Athen

118

Glossar 119 Literatur 121 Abbildungsnachweis 122

Einführung

Vorwort In dem vorliegenden Führer wird versucht, die wichtigsten archäologischen Denkmäler Athens in ihrem Kontext darzustellen. Viele Bauwerke, die aus den antiken Quellen bekannt sind, liegen noch heute unter der modernen Stadt oder sind in den vergangenen Jahrhunderten zerstört worden. Dies sollte sich der Besucher immer vor Augen führen, wenn er nicht von der Stadt enttäuscht werden will. Man kann Athen nicht mit einer Ausgrabungsstätte vergleichen, die großflächig untersucht werden kann. Auch war Athen die meiste Zeit seiner Geschichte nicht die Metropole, deren Bedeutung sich in großen Bevölkerungszahlen und unzähligen monumentalen Bauten spiegelte. Ihre Bedeutung lag unzweifelhaft in den kulturellen und geistigen Strömungen, die hier ihren Ursprung hatten, so im Bereich des Staatswesens (Demokratie), der Philosophie (z. B. Sokrates oder Platon) oder der ­Künste (z. B. Theater).

Einführung Denkt man heute an Athen, seit 1834 die Hauptstadt des modernen Griechenlands, so treten uns zwei sehr unterschiedliche Ansichten vor Augen. Einmal sieht man das klassische Athen, den Hort und die Quelle abendländischer Bildung, zum anderen die moderne Stadt mit ihrem pulsierenden Leben und allen Nachteilen einer Metropole mit fast drei Millionen Einwohnern. Für den Gegenstand unserer Betrachtung bereitet der Charakter der Metropole erhebliche Probleme: sie überlagert nicht nur die antike Stadt, sondern greift weit über deren Fläche hinaus. Daher ist vieles, das aus den Quellen bekannt ist, zerstört oder lässt sich aufgrund der modernen Überbauung nicht erforschen. Streift man aber durch Athen, so finden sich immer wieder überraschende Einblicke in die Geschichte. Einerseits bleiben sie oft dem Betrachter in ihrer Bedeutung verschlossen, während andererseits Informationstafeln Auskunft geben. Will man die Stadt Athen in ihrer Geschichte mit ihren Denkmälern verstehen, muss man einen Blick auf die umgebende Landschaft werfen. Ohne Attika gäbe es kein Athen.

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Geografische Lage Attika ist die östlichste Landschaft Mittelgriechenlands. Sie springt als Halbinsel in der Form eines Dreiecks nach Südosten in das Euböische Meer und den Saronischen Golf vor. Die Gesamtfläche Attikas beträgt rund 6400 km², von denen etwa 2530 km² von Gebirgen eingenommen werden, die heute nur noch eine spärliche Vegetation aufweisen. Die restliche Fläche verteilt sich auf vier kleinere Beckenlandschaften, die für Siedlungsaktivitäten und landwirtschaftliche Nutzung bevorzugt werden. Die Besiedlung hat das Erscheinungsbild des Landes im Laufe der Jahrtausende massiv verändert. Die zunehmende Bevölkerung musste Land kultivieren, um sich ernähren zu können. Wälder mussten abgeholzt werden, um Holz für Bauten und Schiffe zu gewinnen. Das Streben nach eigenen Rohstoffquellen führte zu intensivem Bergbau mit den ihm eigenen Auswirkungen auf die Umwelt. Athen selbst liegt in einer weiten Ebene mit einer Fläche von 383 km², die von einer Reihe von Bergen begrenzt wird. Dabei handelt es sich im Osten um den Hymettos mit einer Höhe von 1026 m, dem Pentelikon (1109 m hoch) und dem Parnes (1413 m hoch) im Norden. Nach Westen hin schließt der Aigaleo mit nur 468 m die Ebene ab. Die Ebene öffnet sich nach Südwesten zum Saronischen Golf hin. „Nicht ohne Grund darf man glauben, daß die Stadt ungefähr in der Mitte Griechenlands, ja der ganzen bewohnten Welt (oikumene) gelegen ist. Je weiter man sich nämlich von ihr entfernt, desto lästiger ist die Kälte oder Hitze, die einen umfängt. Und wer immer von einem Ende Griechenlands zum andern ­gelangen will, der muß an Athen wie an dem Mittelpunkt eines Kreises vorbeisegeln oder vorbeikommen.“ Xenophon, Poroi 1, 6; Übers.: G. v. Reutern Xenophon (430–354 v. Chr.) stammte aus einer aristokratischen Familie Athens und betätigte sich als Schriftsteller. Dabei verfasste er historiographische, politisch-didaktische und philosophische Schriften. Die Poroi (Über die Staatseinkünfte) zählen zu den politisch-didaktischen Werken. In ihnen macht der Autor Vorschläge zur Finanzierung der athenischen Demokratie nach dem Zusammenbruch des 2. Attischen Seebundes 355 v. Chr.

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Geografie

Man darf sich diese Ebene aber nicht wie eine flache Tafel vorstellen. Dies gilt vor allem auch für Athen selbst. Es ist umso mehr von Interesse, weil die Hügel Athens in der Antike wichtige Funktionen besaßen und auch heute noch das Stadtbild prägen. Ordnet man die Hügel bezogen auf das antike Stadtgebiet nach Anreise Die meisten Athenbesucher werden die ihrer Höhe, so ist die Akropolis Stadt mit dem Flugzeug erreichen. Der Internatiomit 156 m die höchste Erhenale ­Flughafen Eleftherios Venizelos liegt etwa bung. Deutlich niedriger sind 27 km ­östlich des Stadtzentrums. der Musenhügel (147 m), der Verkehrsanbindung: Areopag (115 m) (Abb. 1), der Metro Richtung Egaleo (bis Syntagma); Vorortzug; Pnyxhügel (109 m) und der Bus Linie 95; Taxi. Die Fahrzeit mit der Metro dauert Nymphenhügel (104 m). Das ca. 40 Minuten und die Kosten eines Einzeltickets Schlusslicht unter den bedeu­liegen bei 8,00 €; bei mehreren Personen werden ­vergünstigte Tickets angeboten. Sie können an tenden Hügeln im Stadtgebiet Automaten gezogen werden. Die Busfahrkarte ist der Agorahügel (Kolonos kostet 5,00 €, das Taxi 40,00 €. Agoraios) mit seinen 68 m. Bevor man Athen mit dem Flugzeug wieder verlässt, Nicht mehr unmittelbar auf das lohnt sich vielleicht noch ein Blick in das 2003 ein­ antike Stadtgebiet bezogen ist gerichtete kleine Museum mit 172 archäologischen der Adrettos im Südosten mit Funden vom Flughafengebiet (Hauptterminal, 133 m. Der Lykabettos, der sich ­Abflugbereich, Eingang 3, Obergeschoss) zu werfen. heute deutlich aus den HäuserDie Funde reichen vom Neolithikum (ca. 3000 v. Chr.) bis in das 18. Jh. massen Athens abzeichnet, geÖffnungszeiten: 06:00–23:00 Uhr hörte nicht mehr zum ummauerten Stadtgebiet der Antike. Für die Entstehung und das Gedeihen der Stadt waren sicher drei Flüsse bedeutend: im Norden der vom Hymettos kommende Eridanos, im Süden der Ilissos und schließlich der Kephissos (h. Kifisos), der im Pentelikongebirge entspringt und westlich der Stadt das Wasser der beiden anderen Flüsse aufnahm. Im Stadtbild fallen die Flüsse heute nicht mehr auf. Der Eridanos verlief bereits in der Antike weitgehend unterirdisch. Erst mit Passieren der Stadtmauer im Kerameikos kam er wieder zutage. Bei den Bauarbeiten für die neue Untergrundbahn in den 90er Jahren des vergangenen Jhs. sollte der Fluss, dessen innerstädtischer Verlauf nicht mehr bekannt war, für erhebliche Komplikationen sorgen. Der Ilissos ist durch mehrere Straßen überbaut. Das gleiche Schicksal teilt der Kephissos, der von der Leoforos Kifisou, einem Teil der Nationalstraße 1, überlagert wird.



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Geschichtlicher Überblick Die Geschichte Athens umfasst einen Zeitraum von mittlerweile wohl mehr als 5000 Jahren. Viele kleine und große Ereignisse haben sie geprägt, doch lassen sich diese kaum vollständig darstellen. Am Anfang der Stadtgeschichte standen Ansiedlungen an den Hängen des Akropolishügels, die um 3000 v. Chr. datiert werden. Im Akropolismuseum ausgestellte Funde zeugen davon. Die attische Überlieferung bezeichnete die Ureinwohner als Pelasger. Um 2000 v. Chr. kam es zur schleichenden Landnahme durch Siedler indoeuropäischer Herkunft, die ein frühes Griechisch sprachen und die man dem mykenischen Kulturkreis zuordnen kann. Um den Akropolishügel herum entwickelte sich in mykenischer Zeit ein städtisches Zentrum, dessen Entstehen mit dem Zusammenschluss verschiedener Gemeinden (synoikismos) zu erklären ist. Als Hinweis auf diesen Prozess mag man den Mythos des Theseus heranziehen, der davon berichtet.

Mykene Als mykenische Kultur bezeichnet man eine spätbronzezeitliche Kultur (16.–11. Jh. v. Chr.) auf dem griechischen Festland. Die bekanntesten Zentren sind das namensgebende Mykene und ­Tiryns in der Landschaft Argolis auf der Peloponnes mit ihren gewaltigen Burganlagen. In der Forschung wird der mykenischen Kultur eine übergeordnete Bedeutung zugewiesen, weil durch sie ein Kulturraum ­entstand. In diesem wurden die elementaren Grundlagen der griechischen und damit europäischen Kultur geschaffen. Im europäischen Gedächtnis ist die mykenische Kultur über Jahrtausende hinweg durch die Werke Homers verankert worden. Homers Schaffenszeit wird in die 2. Hälfte des 8. Jhs. v. Chr. datiert. Er gilt als erster Dichter der europäischen Kultur. In seinen Werken, der „Ilias“ und der „Odyssee“, griff er ­mythologische und vielleicht historische Stoffe auf, die aus ­mykenischer Zeit stammen. Im 13. Jh. v. Chr. wurde der Akropolishügel zu einer Festung ausgebaut. Spuren eines Palastes und Reste der mykenischen Befestigungsmauern konnten auf der Akropolis nachgewiesen werden. Um sich der

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Geschichte

Bedeutung des mykenischen Burgberges klar zu werden, ist ein Vergleich mit anderen mykenischen Akropolen angebracht: Mykene wies eine Fläche von 30000 m² auf, Tiryns 20000 m², während die athenische Akropolis 35000 m² maß. Passend zu dem neuen Charakter des Akropolishügels wurde eine Wasserquelle erschlossen. „Sprach sie und eilte hinweg, die helläugige Göttin Athene, Über das wüste Meer aus Scherias lieblichen Auen, Bis nach Marathon und bis Athens weiträumige Straßen, Trat dann ins prächtige Haus des Erechtheus.“ Homer, Odyssee 7, 78–81 Die Stelle aus der „Odyssee“ weist auf den aufwendigen Palastbau auf der Akropolis hin. Mit Erechtheus wird einer der mythischen – vielleicht auch einer der historischen Könige mykenischer Zeit – erwähnt. Das durch die „Dorische Wanderung“ eingeleitete Ende der mykenischen Welt um 1200 v. Chr. traf auch Athen, das allerdings als g ­ rößte Siedlung Attikas überleben konnte. Die Zeit nach dem Untergang der mykenischen Welt wird „Dunkles Zeitalter“ (aus dem engl. Dark Ages) genannt. Auch wenn die einst damit verbundene Vorstellung eines Was ist die „Dorische Wanderung“? umfassenden kulturellen und ziviliIn der Geschichtsforschung be­ satorischen Verfalls durch die Forgründet man das Ende der mykenischen Welt mit der „Dorischen Wanderung“. schung inzwischen relativiert wird, Was darunter zu verstehen ist, wird recht verbindet sich mit dieser Epochenbekontrovers diskutiert. Man geht davon aus, zeichnung doch das Fehlen schriftlidass Bevölkerungsgruppen aus Nordwestcher Zeugnisse. und Mittelgriechenland in den mykeni-



schen Raum langsam einwanderten. Die Chronologie dieser Landnahme ist in Teilen Für die Geschichte Athens in den folungesichert und kann auch archäologisch genden Jahrhunderten sind wir auf nicht erfasst werden. archäologische Befunde und Funde angewiesen. Sie belegen für die Zeit vom 10.–8. Jh. v. Chr. einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufstieg. Parallel mit dieser Entwicklung bildete sich eine aristokratische Herrschaft heraus. Als Ausdruck dieser Gesellschaftsform mag man das im Jahr 683/2 v. Chr. eingeführte Amt des Archon (des höchsten Verwaltungsbeamten für ein Jahr) anführen.

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Wie in allen Gesellschaftsformen gab es auch in der Athens Einzelne oder Gruppen, die versuchten, die Macht an sich zu reißen. Im Jahr 632 v. Chr. wollte Kylon, der 640 v. Chr. in Olympia gesiegt hatte, eine Tyrannis (die Herrschaft eines Einzelnen ohne Rechtsgrundlage) errichten, ganz nach dem Vorbild seines Schwiegervaters, Theagenes von Megara. Jedoch scheiterte sein Versuch: er musste mit seinen Anhängern auf die Akropolis fliehen und die Asylie in Anspruch nehmen. Es fiel dem Archon Megakles aus der Familie der Alkmaioniden zu, das Problem zu lösen, indem er die Aufrührer töten ließ. Dabei verletzte er die Asylie und die Familie wurde deshalb verflucht und verbannt. „[…] da war vor Zeiten ein Athener Kylon gewesen, ein Olympiasieger, adlig und mächtig, […] und da er das Orakel in Delphi befragte, lautete der Wahrspruch des Gottes, am Hochfest des Zeus solle er die Akropolis besetzen. […] Als es aber die Athener merkten, rückten sie mit dem ganzen Aufgebot von den Dörfern her gegen sie und legten sich um die Burg, sie einzuschließen. Auf die Dauer war freilich den meisten die Belagerung zu aufreibend; sie zogen ab und gaben den neun Archonten Auftrag und Vollmacht, die Bewachung und alles nach bester Einsicht zu ordnen. […] und da einige der Belagerten schon an Hunger starben, setzten sie sich als Schutzflehende an den Altar auf der Akropolis. Als die mit der Wache beauftragten Athener sie im Heiligtum dahinsterben sahen, hießen sie sie aufstehen, sie würden ihnen nichts tun; dann führten sie sie ab und töteten sie. Einige hatten sich auch beim Vorüberzug an die Altäre der Ehrwürdigen gesetzt und wurden dort nieder­ gemetzelt. Seither hießen die Schuldigen Frevler und Verfluchte der Göttin.“ Thukydides, Geschichte des Peloponnesischen Krieges 1, 126; Übers.: G. P. Landmann Thukydides (vor 454–spätestens 396 v. Chr.) stammte aus einer aristokratischen Familie Athens, war aktiver Teilnehmer am Peloponnesischen Krieg (431–404 v. Chr.), der großen Auseinandersetzung zwischen Athen und Sparta um die Vorherrschaft in Griechenland. Er wurde 424 v. Chr. aufgrund einer militärischen Niederlage aus Athen verbannt. Aus diesen Erfahrungen

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Geschichte

heraus verfasste Thukydides eine ausführliche Darstellung des Krieges und seiner Vorgeschichte. Der Grad der historischen Reflexion lässt seine Geschichte des Peloponnesischen Krieges zu einer Quelle ersten Ranges werden, die bis heute Maßstäbe gesetzt hat. Vielleicht auch als Reaktion auf die eben beschriebenen Geschehnisse kam es zu den Gesetzgebungsverfahren Drakons (2. Hälfte 7. Jh. v. Chr.) und Solons (um 640–560/59 v. Chr.). Drakon kümmerte sich u. a. um die Strafgesetzgebung. So spricht man noch heute von drakonischen Strafen. Wichtig für eine geordnete Gesellschaft war aber, dass er die Blutrache verbot, die auch heute noch in vielen Kulturen vorkommt und einen Aufbau bürgerlicher Strukturen verhindert. Als Archont des Jahres 594 v. Chr., und zudem von seinen adligen Standesgenossen mit außerordentlichen Kompetenzen ausgestattet, gab Solon dem Staat die Verfassung, die einen sozialen Ausgleich innerhalb der athenischen Bevölkerung ermöglichte.

Das Grab des Solon auf dem Kerameikos-Friedhof? Aufgrund schriftlicher Quellen wusste die Forschung, dass Solon seine letzte Ruhestätte auf dem Kerameikos-Friedhof in der Nähe des Tritopatreion gefunden hatte. Während der Ausgrabungen stieß man auf eine heute im Kerameikos-Museum befindliche Grabstele aus Poros, die einen unbekleideten Mann mit Schwert und Gehstock zeigt. Überlegungen zur Ikonographie dieser Stele und die Verbindung mit den Informationen der schriftlichen Quellen haben bei Teilen der Forschung die Vermutung aufkommen lassen, diese Stele mit dem Solongrab in Verbindung zu bringen. Ein Porträt darf man allerdings nicht darin sehen. Wohl die wichtigsten von Solon durchgesetzten Maßnahmen betrafen finanzielle Aspekte. Mit der Einführung der Geldwirtschaft ab etwa 650 v. Chr. war es zu Verwerfungen in der athenischen Gesellschaft gekommen. Vor allem Kleinbauern und kleine Handwerker waren in die Schuldenfalle geraten. Es entstand ein Abhängigkeitsverhältnis zu den aristokratischen Familien, das man als Leibeigenschaft oder Schuldsklaverei bezeichnen kann. Solche Verhältnisse bargen ein gewaltiges Potential für soziale Unruhen in sich. Solon hob daher die Schuldsklaverei auf.

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Durchaus ähnlich zu verstehen ist auch die Unterteilung der Bevölkerung in Vermögensklassen, sodass jeder athenische Bürger nach seiner Leistungsfähigkeit belastet wurde. Zugleich war diese Einteilung die Grundlage für die Wehrverfassung. Neben dem Areopag, der Versammlung der ehemaligen Archonten, führte er den „Rat der 400“ ein. Dieser wurde aus dem Kreis der waffenfähigen Bürger gewählt. Die gesetzlichen Maßnahmen reichten aber nicht aus, um den sozialen Frieden in Athen dauerhaft zu gewährleisten. Dem aus aristokratischen Hause stammenden Peisistratos gelang es 561/60 v. Chr., gestützt auf Handwerker und Kleinbauern, eine Tyrannis zu errichten, die seine Söhne in Folge bis 510 v. Chr. aufrecht erhielten. Die Tyrannis der Peisistratiden darf nicht zu kritisch gesehen werden, weil in dieser Periode die Stadt eine Blütezeit durchlebte. In dieser Zeit entstanden erstmals viele jener Bauwerke, die einen städtischen Charakter ausmachten. Noch vor dem Entstehen der Tyrannis war im Jahr 566/5 v. Chr. ein wichtiges religiöses Ereignis in kanonisierte Form gebracht worden: die Großen Panathenäen. Dabei handelte es sich um eine Kultfeier zu Ehren der Athena mit gymnischen, hippischen (Pferdesport) und musischen Wettkämpfen. 514 v. Chr. wurde Hipparchus, einer der Söhne des Peisitratos, von den Athenern Harmodios und Aristogeiton wohl aus persönlichen Gründen ermordet. Unter seinem Bruder Hippias entwickelte sich aus der gemäßigten Tyrannis eine reine Gewaltherrschaft. Der athenische Politiker Kleisthenes (spätes 6. Jh. v. Chr.) beendete in Verbindung mit dem spartanischen König Kleomenes I. (reg. ca. 520– 488 [?] v. Chr.) die Peisistratidenherrschaft. Im folgenden Jahrzehnt führte er eine umfassende Verfassungsreform durch und legte damit die Grundlagen für die klassische athenische Demokratie. Die wichtigste Maßnahme war die Schaffung von zehn Phylen (Verwaltungseinheiten eines griechischen Stadtstaates), die sich gleichmäßig auf die Stadt, das Land und die Küste verteilten. Aus den Phylen wurden jeweils 50 Abgeordnete in den neu geschaffenen „Rat der 500“ geschickt, aus dem heraus die allgemeine Verwaltung (prytaneia) geschöpft wurde. Zugleich bildeten die Phylen den Rahmen für eine neue Wehrverfassung. Ebenfalls von Bedeutung war die Schaffung des Scherbengerichtes (ostrakismos). Dieses kann man als Regulativ gegen potentielle Verwerfungen im Staatswesen auffassen.

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Geschichte

„Nach diesen Vorgängen wurde die Verfassung viel demokratischer als die Solons; denn wie es sich so ergab, verloren die Solonischen Gesetze ihre Wirkung, da sie nicht angewendet wurden, während Kleisthenes mit Blick auf die Gunst des Volkes, andere, neue gab, darunter auch das Gesetz über des Scherbengericht.“ Aristoteles, Der Staat der Athener 22, 1; Übers.: P. Dams Eine weltgeschichtlich bedeutende Rolle sollte Athen aber im 5. Jh. v. Chr. spielen. Im Laufe des 6. Jhs. v. Chr. hatten die Perser ein Reich aufgebaut, das auch die griechischen Siedlungsgebiete in Ionien (heute Der Name „Scherbengericht“ leitet sich von óstrakon (gr. Scherbe) ab, Westtürkei) umfasste. Die Unzufrieweil die Namen derjenigen, die verbannt denheit der dortigen Griechen mit der werden sollten, auf Tonscherben eingeritzt neuen politischen Situation führte wurden. Beispiele von solchen Scherben zum Ionischen Aufstand (499–494 sind heute im Agora-Museum oder auch im v. Chr.), der mit der Niederlage der Kerameikos-Museum ausgestellt. Es tauchen Ionier endete. Die Perser nahmen den dabei Namen wie der des Kimon oder des Themistokles auf. Umstand, dass der Aufstand aus dem Das Scherbengericht ermöglichte es den griechischen Mutterland unterstützt athenischen Bürgern, einflussreiche Mitbürwurde, zum Anlass, die Eroberung ger für zehn Jahre aus der Stadt zu verbanGriechenlands ins Auge zu fassen. Im nen. Sie waren damit von politischen EntJahre 490 v. Chr. konnten jedoch athescheidungen ausgeschlossen. Ein Vergehen war nicht die Voraussetzung für die Verbannische Hopliten (schwerbewaffnete nung. Das Vermögen der Exilierten blieb Krieger) unter der Führung des Miltiunangetastet. Was zunächst als Mittel zur ades (ca. 555–nach 489 v. Chr.) die Abwehr einer neuen Tyrannis gedacht war, Perser bei Marathon schlagen. sollte später zum Instrument der atheniIn den Jahren nach 490 v. Chr. strahlschen Innenpolitik werden. te ein neuer Stern am politischen Himmel Athens: Themistokles (525–459 v. Chr.). Dieser setzte ein großes Flottenbauprogramm durch, weil er die Zukunft seiner Heimatstadt auf dem Meer sah. Der persische Großkönig Xerxes I. (reg. 486–465 v. Chr.) unternahm in den Jahren 480/79 v. Chr. einen neuen Eroberungsversuch. Dieser scheiterte mit dem athenischen Seesieg von Salamis und der Feldschlacht von Plataiai in Böotien.



„Nun baute er (Themistokles) den Peiraieus aus, weil er die günstige Lage der Häfen erkannt hatte, und machte so aus

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Athen eine wirkliche Seestadt, obwohl er damit den Grundsätzen der alten attischen Könige zuwiderhandelte. Diese ­hatten sich nämlich, so heißt es, alle Mühe gegeben, das ­Augenmerk der Bewohner vom Meer fort auf die Ausnutzung des Bodens zu lenken und sie an ein Leben ohne Schiffahrt zu gewöhnen.“ Plutarch, Themistokles 19; Übers.: W. Ax Offenbar gehörte es zur Strategie des Themistokles, den Persern den Eindruck zu vermitteln, man erwarte eine Niederlage und würde deshalb Athen räumen. Die persischen Landstreitkräfte besetzten daher die verlassene Stadt, plünderten und zerstörten sie weitgehend. Als die athenischen Bürger in ihre Heimat zurückkamen, fanden sie nur noch Schutt und Asche vor. Viele Kunstdenkmäler aus früheren Zeiten wurden wegen ihrer Beschädigungen abgeräumt. ThemistokHeroisierte Tyrannenmörder – Erinnerungsorte der athenischen Demokratie les, der dem Erfolg nicht so recht Zu den Denkmälern, die von den Persern vertrauen mochte, ging daran, die zerschleppt wurden, gehörte die Statuengruppe störte Heimat nicht nur aufzubaudes Harmodios und Aristogeiton, den Tyrannenen, sondern umfassende Befestimördern. Die Bronzegruppe war 510 v. Chr. vom gungsanlagen zu errichten, so auch athenischen Bildhauer Antenor geschaffen wordie Langen Mauern, die die Stadt den und sollte als Staatsdenkmal ein Zeugnis der neuen Freiheit nach dem Sturz der PeisistraAthen mit dem Hafen Piräus vertiden sein. Nicht nur die Heroisierung der beibanden. den Attentäter, sondern auch der AufstellungsAber auch politisch sollten sich die ort der Gruppe auf der Agora verdeutlicht dies. Verhältnisse in Griechenland änUmso schmerzhafter war für die Athener deren dern. Mit dem Sieg über die Perser Verschleppung. Schon 477/76 v. Chr. entstand eine neue Bronzegruppe durch Kritios und Nehatte Athen die Führungsrolle ersiotes (zwei athenische Bronzebildner), deren langt und Sparta verdrängt. Damit Aussehen durch römische Marmorkopien (heute war die Grundlage für weitere in Neapel, Museo Archeologico) überliefert ist. Konflikte in der griechischen Welt Nachdem Alexander der Große Persien besiegt entstanden. Als Instrument der hatte, sorgte er aus politischen Erwägungen heraus für die Rückführung der Gruppe. So stanneuen Machtpolitik schuf man im den schließlich zwei Tyrannenmördergruppen Jahre 477 v. Chr. den Delisch-Attiauf der Agora. schen Seebund, der die Aufgabe hatte, finanzielle und militärische Mittel für die Abwehr eines erneuten persischen Angriffes bereit zu stellen. In ihm waren die ionischen Städte und Athen vereinigt, denen später weitere Städte zwangsweise angegliedert wurden.



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Geschichte

Zunächst war die Insel Delos als Bundessitz vorgesehen. Im Jahre 454 v. Chr. verlegte man die Institutionen des Bundes einschließlich der Kasse nach Athen. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte sich das Personalkarussell dort mehrfach gedreht. Themistokles war 471/70 v. Chr. durch das Scherbengericht zunächst verbannt und dann sogar wegen Hochverrats zum Tode verurteilt worden, hatte sich aber in den persischen Hoheitsbereich retten können. Sein Gegenspieler Kimon (ca. 510–450 v. Chr.), der Sohn des Miltiades, wurde 462 v. Chr. auf Betreiben des Ephialtes (1. Hälfte des 5. Jhs. v. Chr.) verbannt. Eine stabilere innenpolitische Lage entstand, als 460 v. Chr. Perikles (495/490–429 v. Chr.) zur führenden Persönlichkeit im Staate wurde. Außenpolitisch und für Athen selbst bedeutend war der „Kalliasfrieden“ im Jahre 448 v. Chr., der formell den Krieg zwischen dem Seebund und Persien beendete. Mit Sicherheit kann man das Zeitalter des Perikles als Blütezeit Athens bezeichnen. Etwa 100000 Menschen lebten hier. Ausdruck dieser kulturellen und politischen Hochzeit war das Bauprogramm, das ab 448 v. Chr. einsetzte. Es lohnt sich, einen Blick auf die ökonomischen Grundlagen zu werfen, die dies erst ermöglichten. „Zusammenfassend sage ich, daß insgesamt unsre Stadt die Schule von Hellas sei, und im einzelnen, wie mich dünkt, derselbe Mensch bei uns wohl am vielseitigsten mit Anmut und gewandt sich am ehesten in jeder Lage selbst genügen kann.“ Thukydides, Geschichte des Peloponnesischen Krieges 2, 41, 1; Übers.: G. P. Landmann Der Auszug aus der berühmten Leichenrede des Perikles für die Gefallenen aus dem ersten Kriegsjahr 431 verdeutlicht, auch wenn die Rede in starkem Maße von Thukydides gestaltet und keinesfalls eine wörtliche Wiedergabe ist, dass Athen sich als Zentrum der griechischen Welt verstand. Dieses Bild sollte die Jahrhunderte überdauern. Bei deren Betrachtung wird man sicher mehrere Bereiche unterscheiden müssen. Die Landwirtschaft bildete die wirtschaftliche Grundlage Athens, auch wenn die Anbauflächen nicht ausreichten, um die attische Bevölkerung aus eigener Kraft zu ernähren. Dazu musste Getreide importiert werden. Auf der anderen Seite war man so klug, hochwer-

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tige Produkte anzubauen und zu kultivieren wie etwa Olivenbäume, deren Öl auf den Märkten der damaligen Welt gut absetzbar war. Ein anderer Faktor im Wirtschaftsleben Athens war der Bergbau im Lauriongebirge. Silber und Blei wurden hier gefördert. Von Bedeutung waren auch die Einnahmen des Delisch-Attischen Seebundes. Einen guten Teil davon verwandte man für die Bauprojekte, ohne sich wirklich Gedanken über die Konsequenzen zu machen, wie etwa über die zunehmende Unzufriedenheit der Bundesgenossen mit den hegemonialen Allüren Athens. Durch die so finanzierten Bauprojekte konnten in Athen Handel und Handwerk gedeihen. Im Zusammenspiel all dieser Faktoren gelang es Athen, zur dominierenden Wirtschaftsmacht des 5. Jhs. v. Chr. aufsteigen. „Unter den Griechen und Barbaren sind allein sie [die Athener] in der Lage, Reichtum [aus dem Seehandel] zu besitzen. Denn wenn irgendeine Stadt reich an Holz für den Schiffsbau ist, wo wird sie es verkaufen, wenn es dem Herrscher über das Meer nicht gefällt? Was aber, wenn eine Stadt reich an Eisen oder Kupfer oder Flachs ist, wo wird sie einen geeigneten Markt finden, wenn sie nicht die Zustimmung des Beherrschers der See hat?“ Pseudo-Xenophon, Der Staat der Athener 2, 11; Übers. zit. nach R. Flacelière, Griechenland (1977) 194 Zwangsmaßnahmen gegen Bundesmitglieder und das Eingehen von Bündnissen gegen Sparta führten schließlich 432 v. Chr. zur Kriegs­ erklärung Spartas an Athen. Perikles setzte daraufhin seine Kriegsstrategie um: er ließ das attische Land räumen, evakuierte die athenische Bevölkerung hinter die Langen Mauern und setzte voll auf den Seekrieg. Diese Strategie ging aber nicht auf, weil es bereits 429 v. Chr. zum Ausbruch einer Epidemie im übervölkerten Athen kam und die eindringenden Spartaner, die ungehindert das Umland plündern konnten, dessen wirtschaftliche Grundlagen zerstörten. Nach wechselhafter Kriegsführung und Ausdehnung des Kriegsgeschehens bis nach Sizilien und der Niederlage von Aigos potamoi (Ort auf der h. Halbinsel Gallipoli) musste Athen im Jahre 404 v. Chr. kapitulieren. Perikles, dessen Politik mit zu dem Krieg geführt hatte, erlebte das Ende des Konfliktes nicht mehr; er war bereits 430 v. Chr. entmachtet und im folgenden Jahr verstorben.

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Geschichte

Nach der Niederlage im Peloponnesischen Krieg verlor Athen seine Befestigungen und musste das von Sparta aufgezwungene politische System der 30 Tyrannen akzeptieren. Das Terrorregime ließ schnell Widerstand in der Stadt aufkommen. Verbannte und Emigranten unter der Führung des Feldherrn und Politikers Thrasybulos (spätes 5.–4. Jh. v. Chr.) gingen militärisch gegen den verhassten Gegner und damit auch gegen die Spartaner vor. Letztendlich brachte der spartanische Einsatz einen Ausgleich zwischen den Konfliktparteien, der 403 v. Chr. zur Wiedereinführung der Demokratie führte. Die im Konflikt gefallenen Spartaner sollten ihre Grabstätte auf dem Kerameikos finden. Wie tief aber die Wunden waren, welche die Herrschaft der 30 hinterlassen hatte, zeigt der Fall „Sokrates“. Hatte man noch 404/3 v. Chr. eine Amnestie versprochen, wurde der Philosoph Sokrates, den man im Umfeld der Tyrannen gesehen hatte, 399 v. Chr. angeklagt und zum Tode verurteilt. Athen mochte zwar den Krieg verloren haben, jedoch konnte man schon bald die Befestigungen wieder herstellen. Allerdings unterstützte der alte Erzfeind Persien die Athener, weil man die Macht Spartas beschneiden wollte. In verschiedenen kriegerischen Auseinandersetzungen gelang es Athen, die Spartaner zu besiegen. Als Resultat entstand 377 v. Chr. der zweite Delisch-Attische Seebund, der Athen aber nicht mehr den Einfluss zubilligte als im ersten Seebund. Mit der verringerten militärischen und politischen Macht im 4. Jh. v. Chr. ging eine andere Entwicklung einher. Athen entwickelte sich zu einem der bedeutendsten kulturellen Zentren, vor allem der Philosophie mit Vertretern wie Platon, Aristoteles, Epikur und Zenon oder der Rhetorik mit Demosthenes, Aischines oder Isokrates. Während sich Athen im neuen Glanz sonnte, veränderte sich die politische Landkarte Griechenlands massiv. Makedonien hatte unter seinem König Philipp II. (reg. 359–336 v. Chr.) seinen Einfluss ausgedehnt und nach der Schlacht von Chaironeia alle griechischen Staaten – so auch Athen – mit Ausnahme Spartas in den Korinthischen Bund gezwungen, den Philipp II. als Bundesfeldherr dominierte. Ziel des Bundes war der „Allgemeine Friede“ und die künftige Durchsetzung makedonischer Interessen in Griechenland. Versuche Athens, sich davon zu lösen, scheiterten. Nach dem Tode Philipps versuchte man erneut den Aufstand gegen Makedonien, doch warf Alexander der Große (König 336–323 v. Chr.) diesen ebenfalls nieder.

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Nach dem Tod Alexanders in Babylon wurde Athen zum Spielball seiner unmittelbaren Nachfolger, den Diadochen. Aus dem Riesenreich Alexanders entstanden große Territorialstaaten, deren Herrscher in der Folgezeit um die Gunst der mutterländischen Griechen wetteiferten. Zudem sorgten die Makedonen 322 v. Chr. für das definitive Ende der demokratischen Ordnung in Athen. In das Blickfeld der hellenistischen Herrscher war Athen gerückt, weil es sich in den Jahrhunderten zuvor als das kulturelle Zentrum der griechischen Welt etabliert hatte. Durch große Bauprojekte versuchten die hellenistischen Könige hier miteinander zu konkurrieren. Heute ist die Attalos-Stoa auf der Griechischen Agora (s. u.), die der pergamenische König Attalos II. (reg. 159–138 v. Chr.) errichten ließ, das prägnanteste Beispiel für diesen Wettkampf. „König Attalos, Sohn des Königs Attalos und der Königin Apollonis, baute die Stoa […] für den Demos der Athener.“ Widmungsinschrift auf der Attalos-Stoa; Agora Inschriften I 6135 Das 2. Jh. v. Chr. sollte für Athen neben den Geschehnissen im griechischen Umfeld noch andere nachhaltige Veränderungen mit sich bringen. Rom hatte seine Macht auf weite Teile Griechenlands ausgedehnt und dabei auch Einfluss in Athen ausgeübt, wenngleich die Stadt frei blieb.



Um die Geschichte Athens in römischer Zeit umfassend zu beschreiben, fehlen die Quellen. Dies liegt daran, dass die schriftlichen Quellen vor allem Kaiserbesuche erwähnen und Athen als Kulturstadt sowie Ausbildungsstätte der römischen Oberschicht darstellen. Auch die archäologischen Quellen schweigen weitgehend, weil besonders die Gebiete, die für diese Zeit von Bedeutung sind, noch heute unter einer dichten Bebauung liegen. Punktuell sind wir aber über das Aussehen der Stadt im 2. Jh. durch die Beschreibungen des Pausanias informiert, der allerdings Bauten und andere Denkmäler nur dem Namen nach oder in ihrer Lage zueinander erwähnt.

Besonders bezeichnend für das Verhältnis zwischen Athen und Rom mag aber der Besuch des Lucius Aemilius Paullus, des Siegers von Pydna und Bezwinger Makedoniens im Jahre 167 v. Chr. gewesen sein. Obwohl es sich sicherlich um einen Aufenthalt mit diploma­ tischem Hintergrund handelte, ­zeigte er großes Interesse an den Sehenswürdigkeiten der Stadt, die auch später von Besuchern aus Rom besichtigt wurden.

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Geschichte

Lucius Aemilius Paullus – Feldherr und Griechenfreund „Von dort [Oropos] ging er nach Athen, das zwar auch voll ist von seinem alten Ruhm, aber auch viel Sehenswertes besitzt: die Burg, die Häfen, die Mauern, die Piräus mit der Stadt verbinden, die Werften, die Denkmäler seiner großen Feldherren, die Bildnisse von Göttern und Menschen, ausgezeichnet durch jede Art von Material und künstlerische Fertigkeit.“ Livius, Ab urbe condita 45, 27, 11; Übers.: H. J. Hillen L. Aemilius Paullus (ca. 228–160 v. Chr.) war Angehöriger der römischen Aristokratie und durchlief die übliche Ämterlaufbahn. Aufgrund seiner persönlichen Integrität und seiner Fähigkeiten war er zweimal Konsul (182 und 168 v. Chr.). Im zweiten Konsulat führte er erfolgreich den Oberbefehl im Dritten Makedonischen Krieg (171–168 v. Chr.). Er besaß eine Neigung zur griechischen Kultur, doch er war kein politischer Philhellene, d. h., dass er bei seinen Entscheidungen immer das Wohl Roms im Auge behielt und sich von seinen privaten Interessen nicht ablenken ließ. Eine Zäsur in der Geschichte Athens stellten sicher die Ereignisse des Ersten Mithridatischen Krieges (89–85 v. Chr.) dar. Mithridates VI. von Pontos (König 120–63 v. Chr.) hatte seit dem späten 2. Jh. v. Chr. immer wieder versucht, sein Reich auszudehnen. Dabei wurde er aber auf Bitte der Bedrängten von Rom in seine Schranken verwiesen. Als Italien durch den Bundesgenossenkrieg (91–87 v. Chr.) – es ging im Wesentlichen darum, dass die italischen Bundesgenossen die gleichen Rechte wie die Römer haben wollten – ins Chaos stürzte, glaubte er, dies sei seine Stunde und überrannte die römische Provinz Asia. Diesmal hatte er seine Pläne größer dimensioniert und u. a. Athen in ein Bündnis eingebunden. Rom, gelähmt vom Bundesgenossenkrieg und innenpolitischen Auseinandersetzungen, musste zunächst den Verlust Griechenlands und der Provinz Asia hinnehmen. Nachdem L. Cornelius Sulla (138–78 v. Chr.) in Rom für Ordnung gesorgt hatte, eröffnete er den Krieg gegen Mithridates und seine Verbündeten. Im Sommer 87 v. Chr. begann die römische Belagerung Athens und des Piräus. Sie zog sich bis zum 1. März 86 v. Chr. hin. Aufgrund der langen Belagerung und des Spottes, den die Athener mit Sulla getrieben hatten,

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war allen klar, was auf Athen zukam. Die Stadt musste einen hohen Blutzoll zahlen und erfuhr erhebliche Zerstörungen. Darüber hinaus wurde die Stadt gründlich geplündert. „Da sie (die athenischen Unterhändler) aber, anstatt annehmbarer Vorschläge zu machen, nur mit Theseus, Eumolpos und den Perserkriegen herumprahlten, gab ihnen Sulla den Bescheid: ,Geht nach Hause, ihr Glücklichen, und nehmt eure schönen Reden nur wieder mit. Die Römer haben mich nicht nach Athen geschickt, um Geschichte zu studieren, sondern um Abtrünnige wieder zum Gehorsam zu bringen.‘“ Plutarch, Sulla 13; Übers.: W. Ax „Was die besten Bürger zu Furcht und Verzweiflung trieb, war der Gedanke, daß sie von Sulla weder Menschlichkeit noch Mäßigung zu erwarten hatten. Endlich baten zwei verbannte Athener, Meidias und Kalliphon, ihn fußfällig um Gnade; auch alle Senatoren, die den Feldzug mitmachten, legten ein Wort für die Stadt ein und Sulla selbst hatte seinen Rachedurst gestillt. Da stimmte er ein Loblied auf die Athener der alten Zeiten an und versprach, vielen um weniger willen und den Lebenden um der Toten willen zu verzeihen.“ Plutarch, Sulla 14; Übers.: W. Ax Plutarch (45–vor 125) stammte aus einer wohlhabenden Familie in Chaironeia. Er verfasste zahlreiche Schriften unterschiedlicher Art, von denen die Parallelbiographien wohl die bekanntesten sind. In ihnen wollte er keine Geschichte schreiben, sondern Charakterbilder berühmter Persönlichkeiten vor dem Hintergrund philosophischer Überlegungen darstellen. Dabei stellte er je einen Griechen und einen Römer gegenüber. Trotz dieser Intention sind die Biographien als Quelle für die moderne ­Historiographie sehr wichtig. Diese Behandlung Athens sollte sich als innenpolitischer Fehler erweisen, weil das ein Verhalten war, das man einer Stadt wie Athen nicht entgegenbrachte. Als Sulla im Jahre 84 v. Chr. nach Athen zurückkehrte, zeigte er sich als Philhellene. Die wichtigste Entscheidung, die er traf, war die Gewährung des Status als freie und verbündete Stadt.

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Geschichte

Aber all dies änderte nichts daran, dass Athen politisch endgültig an Bedeutung verlor. Um die Mitte des 1. Jhs. v. Chr. schien eine neue Epoche für Athen zu beginnen. Im Jahre 51 v. Chr. gelang es den Athenern, für den Bau einer neuen Agora die Unterstützung C. Julius Caesars (100–44 v. Chr.) zu gewinnen, der seit der Eroberung Galliens zu einer der beherrschenden Gestalten Roms geworden war. Caesars Politik rief in Rom aber schnell seine politischen Gegner auf den Plan, sodass ein Bürgerkrieg (49–48 v. Chr.) unausweichlich wurde. Caesars wichtigster Gegenspieler war dabei der römische Feldherr und Politiker Cn. Pompeius Magnus (106–48 v. Chr.). Statt sich ruhig zu verhalten, schlug sich Athen auf die Seite des späteren Verlierers Pompeius; im Jahre 44 v. Chr. ehrte es sogar die Mörder Caesars durch Statuen auf der Agora. Damit war klar: Octavian, der Großneffe und Adoptivsohn Caesars, der spätere Augustus (reg. 27 v. Chr.–14 n. Chr.), würde Athen nicht mit Wohltaten überschütten. Erst im Jahre 19 v. Chr. besuchte der Kaiser die Stadt. In der Folgezeit wurde eine Reihe von Bauprojekten durchgeführt, die z. T. von Augustus selbst oder seinen Freunden und Familienangehörigen initiiert wurden. Die Rolle als Ort der philosophisch-rhetorischen Ausbildung für die römische Oberschicht verfestigte sich während der Kaiserzeit und das Interesse für griechische Kultur spiegelte sich in der Regierungszeit Hadrians (Kaiser 117–138) in umfassenden Bauprogrammen wider. Das deutlichste Zeugnis für das Selbstverständnis des Kaisers sollte das Hadrianstor am Olympieion (s. u.) sein, von dessen zwei Inschriften eine Hadrian als Neugründer Athens darstellt. Es wurde in der Forschung auch schon einmal die Meinung vertreten, Hadrian habe mit all seinen Baumaßnahmen den Grundstein dafür legen wollen, Athen vom kulturellen zum politischen Zentrum der östlichen Reichshälfte aufzuwerten. Dazu sollte es allerdings nicht kommen. Der Niedergang der Stadt wurde durch verschiedene Faktoren herbeigeführt. Mit der allgemeinen Schwäche des Römischen Reiches gelang es Feinden zunehmend, in dieses einzudringen. So wurde Athen im Jahr 267 durch die Heruler, einen germanischen Volksstamm, geplündert. Eine weitere Plünderung erfolgte durch die Westgoten unter Alarich im Jahr 395. Später suchten Piraten, Araber, Bulgaren und Slawen die Stadt heim.

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Das Byzantinische und Christliche Museum Die Transformation von der klassischen Antike hin zum byzantinischen Mittelalter lässt sich im Byzantinischen Museum nachvollziehen. In modern gestalteten Räumen finden sich insgesamt fünf Abteilungen, von denen vier historische Themen und ihre materiellen Hinterlassenschaften aufgreifen. Die ausgestellten Objekte stammen aus ganz Griechenland. Doch finden sich hier selbstverständlich auch solche aus Athen. Zu den wichtigsten Ausstellungsstücken zählen etwa christliche Bauplastiken von der Akropolis oder Wandmalereien, die während des Baus der Metro gefunden wurden. Eingang: Odos Vass. Sophias 22 Gravierender als diese Plünderungen waren aber staatliche Maßnahmen zur Durchsetzung des Christentums. Athen hatte trotz aller Wirrnisse der Zeit seine Rolle als Hort antiker Gelehrsamkeit bewahren können und wies daher ein Umfeld auf, in dem das Christentum nicht so recht gedeihen konnte. Als Theodosius II. (Kaiser 408–450) im Jahr 429 alle Tempel, so auch jene in Athen, schließen ließ und Justinian (Kaiser 527–565) 529 die Einstellung des Lehrbetriebs in der Akademie Platons befahl, verlor sie ihre kulturelle Bedeutung. Andere antike Metropolen, die sich schon früher dem Christentum geöffnet hatten, konnten diese Verluste kompensieren, weil sie zu kirchlichen Zentren mit Bischofssitz wurden. Athen erreichte dies erst im 9. Jh. Als Bischofs­ kirche diente der Tempel der Athena Parthenos auf der Akropolis. Aber zu diesem Zeitpunkt war der Glanz Athens längst verblichen. Michael Akominatos von Chonai, Erzbischof von Athen, schrieb um das Jahr 1185, die Stadt sei eine Ruine und ihre Bevölkerung Barbaren. Auch die nachfolgenden Wechselfälle der Geschichte sollten an diesem Zustand bis zur Staatswerdung des modernen Griechenlands nicht viel verändern.

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Geschichte

Athen – ein Abgesang „O Stadt Athen, du Mutter der Weisheit, bis zu welchem Grade der Unwissenheit bist du herabgesunken! Als ich neulich meine Antrittsrede hielt, die so einfach, kunstlos und anspruchslos war, kam ich mir dennoch vor wie einer, der Unverständliches und in fremder Sprache wie persisch oder skythisch redete.“ Michael Akominatos, Erzbischof von Athen, zit. nach F. Gregorovius, Geschichte der Stadt Athen im Mittelalter (ND 1980) 154–155 Die Familie Akominatos stammte aus Chonai (Kolossai) in Phrygien (Türkei). Michael (ca. 1140–1222) und sein Bruder Niketas (später Historiker) erfuhren in Konstantinopel eine umfassende klassische Ausbildung. So lässt sich auch die Kritik am Athen des 12. und frühen 13. Jhs. erklären. Manches an seinen Feststellungen mag aber auch überzogen sein. Nachdem im Jahr 1204 die Kreuzritter auf Betreiben der Venezianer Konstantinopel erobert hatten und das Lateinische Kaiserreich von Konstantinopel entstanden war, veränderten sich auch die Herrschaftsstrukturen in Griechenland. Es entstanden kleine Kreuzfahrerstaaten, von denen Athen einer war, ohne allerdings zur Residenz zu werden. Die fränkischen Herzöge zogen Theben vor. In den nachfolgenden Jahrhunderten gaben sich die unterschiedlichsten Herrscher die Klinke in die Hand, bis schließlich die Osmanen unter Mehmed II. Fatih (Sultan 1451–1481) im Jahre 1456 die Stadt eroberten. Deren Herrschaft dauerte fast 400 Jahre. Auch verschiedene Versuche europäischer Mächte, wie etwa der Republik Venedig im Jahr 1687, die Stadt zu erobern, scheiterten.

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Baudenkmäler und Funde Die Infrastruktur Athens Als Grundvoraussetzung für das Gedeihen einer Stadt muss eine entsprechende Infrastruktur vorhanden sein. Dazu zählen sehr unterschiedliche Dinge wie der Stadtentwurf, die Verteidigungsanlagen und die Wasserversorgung. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass eine wirkliche Stadtentwicklung erst im 6. Jh. v. Chr. unter den Peisistratiden einsetzte und dann fortgeschrieben wurde. Nachhaltig sollte sich das Gesicht der Stadt aber erst in der römischen Kaiserzeit verändern. Hier sind vor allem die Maßnahmen Hadrians (Kaiser 117–138) zu nennen.

Die Straßen Ausgehend von der Akropolis entstand bereits in neolithischer Zeit ein Wegenetz, bei dem topographische Faktoren ausschlaggebend waren. Die Straßen, an denen prähistorische Siedlungen und Bestattungen nachgewiesen werden konnten, orientierten sich an den Pässen, über die man die die Ebene umschließenden Berge durchqueren konnte. Innerhalb der Stadt folgten die Wege keinem geordneten System. Dies wirkt sich im innerstädtischen Bereich bis in die Gegenwart aus. So wies Herakleides Kretikos bereits in hellenistischer Zeit auf das unschöne Stadtbild hin. Die „Plaka“ genannte Altstadt, soweit sie erhalten ist, wird in ihrem Erscheinungsbild noch heute von kleinen, unregelmäßig verlaufenden Straßenzügen geprägt. Namentlich ist eine Reihe von Straßen bekannt und archäologisch auch nachgewiesen. Jedoch lassen sich typische antike Straßen im Stadtgebiet nur an wenigen Stellen beobachten. Recht eindrucksvoll ist dabei ein Abschnitt der Straße nach Acharnai auf dem KlavdmonisPlatz mit den dabei liegenden Gräbern. Der Straßenzug und die zugehörige Torsituation wurden großflächig freigelegt. Besser belegt ist dagegen der Panathenäenweg, der schon in prähistorischer Zeit bestand. Er begann im Nordwesten beim Pompeion am Dipylon-Tor und führte dann weitgehend ohne große Richtungswechsel bis zur Akropolis. Entlang der Trasse entstanden zahlreiche wichtige politische und religiöse Bauten.

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Baudenkmäler und Funde

Zur Straße selbst lässt sich sagen, dass sie rund einen Kilometer lang und nie mehr als 10 m breit war. Die Straßenoberfläche bestand zumeist aus Splitt; Teilabschnitte waren gepflastert. Die Topographie barg aber auch einige Schwierigkeiten: große Höhenunterschiede mussten überwunden werden, weil der Eingang zur Akropolis 94 m höher lag als der Bereich um das Dipylon-Tor. Dabei stieg das Gelände unterschiedlich stark an, am stärksten wohl am Ende des Weges. Neben seiner Funktion als Verkehrsweg spielte die Straße auch eine große Rolle im Kult. Hier fanden nämlich die Umzüge, besonders die Panathenäen, und zugehörige Wettbewerbe statt.

Die Panathenäen – ein staatstragendes Fest Die Panathenäen waren ein Fest, das im Hekatombaion, dem ersten Monat des attischen Jahres – das entspricht etwa Juli/August unseres Kalenders – stattfand. Es wurde über mehrere Tage gefeiert. Gegründet worden sein soll das Fest durch Erichthonios, einem mythischen König. Im 6. Jh. v. Chr. entstand die Form, die uns heute bekannt ist. Dabei kam es zu einer Unterscheidung zwischen den Großen und den Kleinen Panathenäen. Der wichtigste Unterschied zwischen beiden Formen liegt darin, dass die Großen Panathenäen nur alle vier Jahre stattfanden, während die Kleinen Panathenäen jeweils jährlich zwischen zwei Großen Panathenäen stattfanden. Bei den Großen Panathenäen wurden Wettkämpfe musischer und sportlicher Natur durchgeführt. Außerdem waren Teilnehmer aus ganz Griechenland zugelassen. Für die Gewinner der Wettkämpfe gab es die sog. Panathenäischen Preisamphoren, die mit Olivenöl gefüllt waren. Gewisse Wettkämpfe fanden aber auch bei den kleineren Varianten statt. Sowohl den Kleinen als auch den Großen Panathenäen war die Prozession gemeinsam. Sie führte vom Kerameikos über die Agora hinauf zur Akropolis und dort zum Tempel der Athena Polias. Am Altar der Göttin fanden u. a. Opfer und Fleischverteilungen statt. Innerhalb der Prozession waren alle gesellschaftlich relevanten Gruppen vertreten. Aufgabe der Prozession – zumindest bei den Großen Panathenäen – war es, der Athena ein neues Gewand zu bringen. Dieses war im 5. Jh. v. Chr. schon so groß, dass es wie ein Segel auf einem Schiff auf Rädern mitgeführt wurde.

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Plan 1 Athen. Übersichtsplan. Der Mauerring Athens ist im Stadtbild nur punktuell zu sehen. Der Plan gibt aber den Eindruck der Ausdehnung der antiken Stadt wider (A). Gleiches gilt für die Langen Mauern (B). 1 Akropolis; 2 Areopag; 3 Pnyx;

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4 Musen-/Nymphenhügel; 5 Griechische Agora; 6 Römische Agora und Areal am Turm der Winde; 7 Hadriansbiliothek; 8 Archäologische Zone am Olympieion; 9 Kerameikos; 10 Stadion; 11 Basilika am Ilissos.

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Das aufwendige Gewand war mit Szenen aus der Götterwelt dekoriert. Neuere Forschungsansichten gehen davon aus, es sei auch bei den Kleinen Panathenäen ein Gewand mitgeführt worden, doch sei dies kleiner und einfacher gewesen. Eine andere wichtige Straße im innerstädtischen Bereich war die Tripodenstraße. Ihren Namen hatte sie dadurch erhalten, dass die Sieger der Theateraufführungen zu den Dionysien (s. u.) hier ihre Siegesmonumente errichteten. Dabei handelte es sich um Dreifüße, die man auf Sockel stellte. Von den zahlreichen Denkmälern hat sich nur das des Lysikrates gut erhalten (s. u.). Sie begann auf der Agora am Prytaneion und führte von dort am Fuß des Akropolishügels entlang bis zum Heiligtum des Dionysos in der Nähe des Theaters und des perikleischen Odeions.

Die Befestigungen Besser als über das Straßennetz sind wir über die Befestigungen Athens informiert. Wie der griechische Historiker Thukydides (1, 89, 3) berichtet, bestand bereits in der zweiten Hälfte des 6. Jh. v. Chr. eine Stadtmauer. Deren Verlauf ist unklar, dürfte sich aber an topographischen Vorgaben orientiert haben. Diese Mauer wurde in den Perserkriegen zerstört. Auf Betreiben des Themistokles entstand ab 479 v. Chr. eine neue Mauer, die nach einem Jahr Bauzeit vollendet war. Dafür wurden Materialien verwendet, die von Gebäuden stammten, welche die Perser zerstört hatten. Der Verlauf dieser Mauern ist gesichert, jedoch ergraben sind nur Teile im Kerameikos, am Olympieion, am Klavdmonos-Platz, am Eleutheria-Platz sowie an der Odos Aiolou. Gleichzeitig wurde der Ausbau der Befestigungen des Piräus vorangetrieben. Einem neuen strategischen Konzept folgend wurden die Langen Mauern, zwei parallel laufende Mauern, zwischen Athen und dem Piräus errichtet. Im Jahre 445 v. Chr. komplettierte eine weitere Mauer diese Befestigung. Nach der athenischen Niederlage im Peloponnesischen Krieg wurden die Befestigungen zerstört, doch schon 394 v. Chr. entstand unter Konon eine neue Mauer, deren Verlauf ebenfalls bekannt ist. In hellenistischer Zeit wurden diese Verteidigungsanlagen immer wieder modifiziert.

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Baudenkmäler und Funde

Bis zu 15 Toranlagen konnten für die Stadtmauern nachgewiesen werden. Das bedeutendste Stadttor ist das Dipylon-Tor auf dem Kerameikos. Daneben lassen sich Torsituationen auf dem Gelände des Olympieions und an der Odos Aiolou beobachten (s. u.) Am besten erkennbar sind die Verteidigungsanlagen im Bereich des Kerameikos. Dies liegt an der großflächigen Freilegung der Befunde. Nachdem Sulla 86 v. Chr. die Stadt erobert hatte, wurde die Mauer zerstört und Athen blieb bis in die Regierungszeit Valerians (253–260) ohne Befestigung. Dieser Umstand begünstigte die Stadtentwicklung, weil keine Begrenzung vorhanden war. Die Valerianische Mauer konnte aber nicht die Eroberung Athens durch die Heruler 267 verhindern. Die Mauern wurden stark beschädigt, sodass im letzten Viertel des 3. Jhs. der alte Mauerverlauf aufgegeben wurde und eine neue Mauer, die „Spätrömische“, entstand.

Die Wasserversorgung In frühen Siedlungen wurde die Bevölkerung häufig durch Oberflächengewässer, Quellen und Zisternen versorgt. Dies können wir auch für das frühe Athen annehmen. Grundsätzlich scheint aber Athen ein Problem mit der Wasserversorgung gehabt zu haben, wie bereits die Gesetzgebung Solons andeutet. Seit der Mitte des 6. Jhs. v. Chr. ging man dazu über, das Dargebot an Wasser durch Sickerstollen zu vergrößern und gegen Ende des 6. Jhs. entstanden die ersten Wasserleitungen mit Tonrohren, die nach und nach ein komplexes Netz bildeten.

Einblicke in die Antike Einen Einblick in die Wasserversorgung des frühen Athen bietet sich, wenn man in die Unterwelt der Stadt hinabsteigt. Beim Bau der Metro wurden zahlreiche archäologische Befunde beobachtet, sodass man sich entschloss, diese in ihrem Kontext darzustellen. So entstanden Ausstellungen in den verschiedenen innerstädtischen Metro-Stationen wie z. B. Akropolis oder Syntagma. Im hinteren Teil der letztgenannten Metro-Station präparierte man auf der Eingangsebene einen Schnitt durch die archäologischen Schichten, die heute hinter einer Glasscheibe zu betrachten sind. Man sieht Reste des peisistratidischen Leitungssystems, Reste von Brunnen und Gräbern. Ergänzt wird die Präsentation durch mehrere Vitrinen, in denen Funde ausgestellt sind, die beim Bau der Station gemacht wurden.

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Im 5. Jh. v. Chr. war die Wasserversorgung Athens verbesserungsbedürftig. Aus den Quellen wissen wir, dass Kimon zwischen 475–450 v. Chr. eine mehrfach im Stadtgebiet nachgewiesene Leitung anlegen ließ, über die er die Akademie mit Wasser versorgte. „Er war auch der erste, der die Stadt mit den vornehmen und schönen Erholungsorten schmückte, die wenig später sich so großer Beliebtheit erfreuten. […] und verwandelte die Akademie aus einem wasserlosen und dürren Stück Land in einen wohl­ bewässerten Hain […]“ Plutarch, Kimon 13; Übers.: K. Ziegler Eine deutliche Verbesserung des Dargebots an Wasser erfolgte im 2. Jh. n. Chr. mit der Errichtung eines leistungsstarken Aquäduktes, der Wasser vom Parnass heranführte und den Betrieb von Thermen und des Nymphäums auf der Agora ermöglichte. Im Nordosten der Stadt lassen sich Reste der Leitung noch im Gelände finden. Von der verbesserten Wasserversorgung zeugte auch ein reich dekorierter Brunnen, der in der Nähe der Kirche Agios Demetrios Katephoris in der Plaka gefunden wurde. Die Reste seiner Statuenausstattung – eine kaiserzeitliche Kopie einer Statuengruppe des Myron, deren Original auf der Akropolis stand und den Kampf des Theseus mit dem Minotauros zeigte – finden sich heute im Archäologischen Nationalmuseum (Inv. 1664–1664a).

Die Heiligtümer In der Entwicklung der antiken Stadt nehmen Heiligtümer eine zentrale Rolle ein. Sie lieferten häufig Vorgaben für die Stadtplanung, weil sie oft am Anfang einer Siedlung standen und aus kultischen Gründen nicht beliebig versetzt werden konnten. In Athen fallen zwei große religiöse Baukomplexe auf. Dabei handelt es sich einmal um die Bauten auf der Akropolis, nachdem der Befestigungscharakter sekundär wurde, und um das Olympieion. Daneben gab es in Athen viele Heiligtümer, die über die ganze Stadt verteilt waren. Dabei handelte es sich oft nicht um spektakuläre Bauten, sondern um kleinere Kultstätten. Deren Größe hat aber nichts mit ihrer Bedeutung für Athen zu tun, wie man etwa an den Kultstätten auf der Griechischen Agora sehen kann.

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Baudenkmäler und Funde

Die Bäder Ein wichtiger Faktor der Infrastruktur einer antiken Stadt sind die Bäder. Diese heben sich noch heute häufig markant im Stadtbild ab. Wer dies für Athen erwartet, wird enttäuscht. Was Bäder in klassischer Zeit betrifft, muss man sich weitgehend auf schriftliche Quellen verlassen. Einige wenige konnten nachgewiesen werden, so auf dem Kerameikos außerhalb des Dipylon-Tores. Deutlich besser stellt sich die Situation in der römischen Kaiserzeit dar. Hier konnten mehr als zwanzig Bäder archäologisch dokumentiert werden. In der Forschung wurde darauf hingewiesen, die Bäder stünden oft in Verbindung mit anderen Gebäuden. Diese könnten aber nicht immer identifiziert werden, weil sie bei Bauarbeiten angeschnitten wurden. Besonders im 2. Jh. kam es zum vermehrten Bau von Thermen. Dies liegt an der verbesserten Wasserversorgung der Stadt durch Hadrian. Die kaiserzeitlichen Bäder sind alle recht klein, aber dafür sehr aufwendig ausgestattet. Einen Abglanz kann man noch im römischen Bad am Olympieion (s. u.) wahrnehmen. Während des Herulersturms 267 wurde ein Teil der Bäder zerstört. Jedoch ließen sich teilweise Reparaturen und sogar einige Neubauten nachweisen, sodass man von einer Badekultur bis in das 6. Jh. hinein ausgehen kann.

Die Gymnasien Zu den unabdingbaren Einrichtungen einer griechischen Stadt zählt auch das Gymnasion. Es ist nicht allein als Sportstätte und Ort vormilitärischer Ausbildung zu verstehen, sondern auch als Bildungseinrichtung. Für die Stadt Athen sind mindestens sechs Gymnasien belegt, die unterschiedliche Zeitstellungen aufweisen. Die erhalten Reste stammen überwiegend aus römischer Zeit und sind recht gering oder ihre genaue Lage ist ungeklärt. Für das Gymnasion des Ptolemaios und das Diogeneion wird vermutet, dass sie in der Nähe der Römischen Agora lagen. Aufgrund der dichten Bebauung durch die Plaka wird man hier langfristig keine größeren Untersuchungen durchführen können. Eine gewisse Vorstellung eines Gymnasions klassischer Zeit vermag vielleicht das Pompeion im Kerameikos vermitteln, das neueren Forschungen zufolge nicht nur Ausgangspunkt des Panathenäischen ­Festzuges, sondern auch als Gymnasion genutzt wurde (s. u.).

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Zu den bedeutenden Gymnasien Athens gehören die Akademie, das Lykeion und jenes des Kynosarges, die bereits im 6. Jh. v. Chr. außerhalb des Stadtgebietes angelegt wurden. Nicht unbedingt wegen ihrer Rolle als Sportstätte sind sie hervorzuheben, vielmehr als Orte, an denen die großen Philosophen ihre Schulen einrichteten. Mit dem ­Lykeion etwa verbinden sich Namen wie Aristoteles und Theophrast; Platon lehrte in der Akademie.

Die öffentlichen Plätze Zum Bestand einer antiken Stadt gehören Platzanlagen. Sie dienen dem Handel, der Politik und oft auch der Religion. Daher werden sie oft auch als Gedächtnis der Stadt bezeichnet. In Athen sind zwei große Platzanlagen, die Griechische und die Römische Agora, vorhanden. Dabei wurde die Römische Agora ausschließlich für den Handel ­genutzt.

Die Häuser Die Wohnbebauung Athens lässt sich heute nur schwer im Gelände nachvollziehen, weil die moderne Stadt immer nur kleine Einblicke, oft Zufallsfunde, erlaubt. In klassischer, aber auch in hellenistischer Zeit müssen wir von überwiegend einfachen Gebäuden ausgehen, die nicht auf eine Spezifikation schließen lassen. Aus den Quellen ist bekannt, dass die Tätigkeit ihrer Bewohner den Charakter des Hauses bestimmte. „Wenn mehrere Mieter sich eine Wohnstätte teilen, nennen wir diese eine Synoikie […], wo dagegen nur einer wohnt, sprechen wir von einer oika. Wenn nun etwa in einem der zur Straße hin liegenden Läden ein Arzt einzieht, wird dieser das ,Haus des Arztes‘ genannt. Wenn dieser jedoch auszieht und in demselben Haus ein Schmied seine Werkstatt einrichtet, wird es Schmiede genannt, wenn ein Walker, dann heißt es Walkerei, wenn Zimmermann, dann Zimmermannswerkstatt, und wenn ein Hurenwirt mit seinen Damen nachfolgt, nennt man es sogleich dem Gewerbe entsprechend ein Bordell.“ Aischines, Gegen Timarchos 124; Übers.: zit. nach R. Flacelière, Griechenland (1977) 31.

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Baudenkmäler und Funde

Es zeigt sich, dass in dieser Zeit die Athener nicht wirklich komfortabel lebten. Vom Grundriss her entwickelten sich die Häuser um einen kleinen Innenhof. Im unteren Bereich bestanden die Wände aus Steinmaterial, während die aufgehenden Mauern nur aus luftgetrockneten Lehmziegeln errichtet waren. Man kann aber davon ausgehen, dass viele der Häuser über ein oberes Stockwerk verfügten. Ein Beispiel dafür ist das sog. Gefängnis des Sokrates, bei dem es sich um das Untergeschoss eines klassischen Wohnhauses handelt (Abb. 2). Nach den archäologischen Befunden zu urteilen, waren diese Häuser nur spärlich geschmückt. Man kann also durchaus die Beschreibung des Herakleides über die Wohnsituation in Athen als nicht übertrieben bezeichnen. „Die Stadt ist trocken, gar nicht gut mit Wasser versehen, von winkligen Straßen unschön durchschnitten … Die meisten Häuser sind geringwertig, nur wenigen höheren Anforderungen entsprechend; kaum dürfte ein Fremder beim ersten Anblick glauben, dass dies ,die Stadt der Athener‘ sei …“ Herakleides; Übers. zit. nach F. Lang in: Antikensammlung Berlin – Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz (Hrsg.), Die griechische Klassik. Idee oder Wirklichkeit (2002) 439 Herakleides Kretikos war ein griechischer Reisender des 3. Jhs. v. Chr. Er verfasste eine Schrift mit dem Titel „Über die Städte in Griechenland“, in der er Städte in Mittel- und Nordgriechenland nach einem bestimmten Schema behandelte. Erhalten geblieben sind Auszüge zu Attika, Böotien, Euböa und Thessalien. Seine Schrift wurde lange Zeit dem Aristotelesschüler Dikaiarchos (geb. um 375 v. Chr.) zugeschrieben. Während der römischen Kaiserzeit entstanden natürlich aufwendigere Häuser, die dem üblichen Standard im römischen Reich angepasst waren. Einblicke in die Wohnbebauung findet man etwa an der Odos Apostolou Pavlou oder in der archäologischen Zone unter dem neuen Akropolismuseum (s. u.).

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Die Akropolis – das kulturelle Zentrum Athens



Die Akropolis bildet heute den Anziehungspunkt für jeden Besucher Athens und wird damit auch jener Rolle gerecht, die sie seit der Frühzeit für die Stadt gespielt hat. Allerdings ist vieles, was einst auf dem Burgberg zu sehen war, oft nur noch in Spuren zu beobachten oder Eingang: Odos Dionisiou Aeropagitou ist gänzlich verschwunden. Der Zugang zur Akropolis ist über zwei

Eingänge an der Odos Dionisiou Aeropagitou möglich. Ein Eingang liegt am Fuß des Akropolishügels und führt durch eine archäologische Zone, beginnend am Dionysos-Theater, hinauf zur Akropolis. Der andere Eingang lenkt den Besucher direkt zur Akropolis. Die Beschreibung der Denkmäler auf der Akropolis geht davon aus, dass der direkte Zugang gewählt wird.

Das Beulésche Tor

Das erste Denkmal, auf dem Weg zur Akropolis und zu dieser gehörig, ist das Beulésche Tor. Dessen Name leitet sich von dem des ersten Ausgräbers, Charles Beulé (1826– 1874), her. Die Toranlage mit ihrem einfachen Durchgang gehörte nicht zum ursprünglichen Konzept der Akropolisbefestigung. Es entstand um die Mitte des 3. Jhs. n. Chr., als sich der Einfall der Heruler abzeichnete. Wie bei vielen der Befestigungsbauten dieser Zeit nutzte man Steinmaterial aus älteren Bauten, wie etwa vom choregischen Denkmal des Nikias aus dem Jahr 320/19 v. Chr. am Fuß des Akropolishügels (s. u.).

Das Agrippa-Monument An der Nordseite des Aufgangs, vor Erreichen der Propyläen, des eigentlichen Zugangs zur Akropolis, befindet sich ein hoher Sockelbau. (Abb. 4) Ursprünglich hatte hier die Quadriga des pergamenischen Königs Eumenes II. (reg. 197–159 v. Chr.) im Jahr 178 v. Chr. als Siegesmonument ihre Aufstellung gefunden. Dieser Denkmaltypus war im 2. Jh. v. Chr. aufgekommen, weil die nunmehr bevorzugten Reiter- und Wagengruppen nach einem deutlich größeren Unterbau verlangten. Das Denkmal wurde dann durch M. Agrippa (64/3–12 v. Chr., Freund und Schwiegersohn des Kaisers Augustus) im letzten Viertel des 1. Jhs. v. Chr. übernommen. Auch er ließ sich in einer Quadriga darstellen. „Das Volk (ehrt) Marcus Agrippa, Sohn des Lucius, zum zweiten Mal Konsul, als seinen Wohltäter.“ IG II² 4122; Übers.: H. R. Goette – J. Hammerstaedt, Das antike Athen (2004) 85

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Plan 2 Übersichtsplan der Akropolis in der römischen Kaiserzeit: 1 Panathenäenweg; 2 Beulé-Tor; 3 Agrippa-Monument; 4 Tempel der Athena Nike; 5 Propyläen; 6 Haus der Arrephoren; 7 Athena Promachos; 8 Artemis Brauronia; 9 Chalkothek; 10 Pandroseion; 11 Erechtheion; 12 Tempel der Athena Parthenos (Parthenon); 13 Altar der Athena; 14 Heiligtum des Zeus Polieus; 15 Tempel der Roma und des Augustus; 16 Sog. Ergasterion; 17 Odeion des Perikles; 18 Dionysos-Theater; 19 Thrasyllos-Denkmal; 20 Dionysos-Tempel; 21 Nikias-Denkmal; 22 Stoa des Eumenes; 23 Askleipios-Heiligtum; 24 Ionische Stoa; 25 Odeion des Herodes Atticus; 26 Klepsydra; 27 Apollon Hypoakraios; 28 Höhle des Pan; 29 Höhle der Aglauros; 30 Heiligtum des Eros und der Aphrodite; 31 Peripatos-Inschrift.

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Die Propyläen Die Propyläen haben eine lange Baugeschichte. In ihrem Ursprung gehen sie auf das Burgtor der mykenischen Zeit zurück. Dieses wurde im Laufe der Zeit modifiziert. Ein wirklicher Vorgängerbau entstand im späten 6. Jh. v. Chr., der gegenüber der heute existierenden Achse schräg zu dieser angelegt war. Es folgten um 490 v. Chr. die sog. Alten Propyläen, die durch die Perser bereits 10 Jahre später vernichtet wurden. Im Zuge der Baumaßnahmen von 490 v. Chr. wurde auch der Zugangsweg begradigt und als Rampe ausgebaut, die nötig war, weil bei den Panathenäen schließlich auch Opfertiere auf den Burgberg gebracht werden mussten. Der Zustand, wie er sich heute darstellt, geht auf das perikleische Bauprogramm zurück.



(Abb. 5) Im Zuge der Neugestaltung der Akropolis wurde der Architekt Mnesikles mit der Errichtung der Propyläen beauftragt. Die Entstehungszeit fällt in die Jahre 437–432 v. Chr. Dabei nahm Mnesikles die alte Rampenachse wieder auf, die am Kreuzungspunkt von Panathenäischem Weg und Peripatos, einem um die Akropolis verlaufenden Weg, ansetzte. Diese Rampe blieb bis 52 n. Chr. in ihrer Form bestehen, wurde dann im Torbereich durch eine Freitreppe ersetzt. Im Gegensatz zum Vorgängerbau wurde die Breite des Gebäudes verdoppelt und mit Flügeln versehen, sodass ein symmetrisches Bild entstand. Im nördlichen Flügel richtete man die Pinakothek ein, während der Südflügel rudimentär blieb und den Zugang zum Tempel der Athena Nike ermöglichte. Die Pinakothek wies neben zahlreichen Bildern mit mythologischem Hintergrund auch Darstellungen auf, die der Selbstdarstellung athenischer Bürger dienten. Auch die Maler, die hier tätig waren, gehörten zur künstlerischen Elite ihrer Zeit, so Polygnot, dessen Schaffenszeit zwischen 480–440 v. Chr. lag. Er war mit zwei Bildern vertreten. Eine zusätzliche Nutzung als Speiseraum wird angenommen. Dem etwa 20 m breiten Mittelteil waren zu beiden Seiten jeweils sechs Säulen dorischer Ordnung vorgelegt. Sie trugen Gebälk, Metopenfries und Giebel. Eine Entsprechung gab es auf der anderen Seite. Entlang

Ein teurer Neubau Für den Neubau der Propyläen sind die Bauabrechnungen erhalten geblieben. Danach kostete der Bau 2012 Talente (52 t Silber). Dies entspricht nach heutiger Berechnung – folgt man G. Gruben – 1,2 Milliarden Euro. Als Vergleich bietet sich der Apollon-Tempel in Delphi an, der nur 300 Talente kostete.

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des zentralen Durchgangs – es gab insgesamt fünf Türen – entwickelte sich eine Vorhalle, die von zwei Säulenreihen ionischer Ordnung durchzogen war.

Restaurierungen auf der Akropolis Als Athen zur Hauptstadt des modernen Griechenlands wurde, erwies sich die Akropolis als Indikator des nationalen Selbstverständnisses. Daher fanden seit dem 19. Jh. Ausgrabungen und Restaurierungen jeweils nach dem damaligen Wissenstand statt. Dies führte dazu, dass viele der Maßnahmen sich heute als fehlerhaft erweisen und rückgängig gemacht werden müssen. Die aktuellen Baumaßnahmen, die in den 1980er Jahren begonnen wurden, gehen dahin, fehlende Bauglieder in größerem Umfang durch neue zu ersetzen. Diese setzen sich im Befund deutlich ab, was nicht jedem Besucher gefallen wird. Besonders augenfällig wird dies bei den Propyläen und dem Tempel der Athena Parthenos.

Der Tempel der Athena Nike Nähert man sich heute der Akropolis, so fällt unmittelbar südlich der Propyläen ein kleiner Tempel auf. Aus den Quellen wissen wir, dass er der Athena Nike geweiht war. (Abb. 6) Der Tempel war bis 1778 gut erhalten. Erst dann wurde er als Steinbruch für eine Bastion genutzt. Ein besonderer Verdienst der frühen archäologischen Forschung war es, beim Abtrag der Befestigung das Material des Tempels zu identifizieren und zwischen 1835–1836 eine Wiederherstellung durchzuführen. Bauliche Mängel machten jedoch eine vollständig neue Rekonstruktion zwischen 1935–1940 nötig. Zugleich bot die Maßnahme die Möglichkeit, die Baugeschichte des ganzen Bereiches zu klären. Danach bestand hier in mykenischer Zeit eine Bastion, auf der schon 566 v. Chr. ein Kult der Athena Nike existierte und wohl im Zusammenhang mit der Einführung der Großen Panathenäen gesehen werden muss. Außerdem waren in diesem Bereich noch andere Kulte angesiedelt, so ein Heiligtum der Grazien und der Artemis Epipyrgidia. Die älteren Bauten – für Athena hatte ein kleiner Kultbau aus Poros bestanden – wurden durch die Perser zerstört und nur notdürftig repariert. Im Jahr 448 v. Chr. fiel die Entscheidung, diesen Bau durch einen Marmortempel zu ersetzen. Allerdings sollte es bis 425/24 v. Chr. dauern, bis der Tempel fertig gestellt war. Als Architekt des neuen

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Tempels ist Kallikrates überliefert, der sich beim Entwurf am Tempel der Artemis Agrotera, einem heute zerstörten Tempel am Ilissos, orientierte. Es entstand ein ionischer Tempel mit vier Säulen an Vor- und Rückseite aus weißem Marmor, die 4,05 m hoch sind. Aufgrund der topographischen Situation weist der Bau nur eine geringe Tiefe auf. Die Cella etwa ist 4,14 m breit und 3,78 m tief. Es wird überlegt, ob nicht eine Planänderung erfolgte, die sich aus der Neugestaltung der Propyläen ergab. Die übliche Vor- und Rückhalle fehlten. Außerdem war seine Eingangsseite nicht geschlossen. Vom Baudekor hat sich lediglich der Fries erhalten, der Kämpfe zwischen Griechen und Orientalen zeigt. Eine konkrete Schlacht wird allerdings nicht abgebildet. An der Ostseite des Baus war eine Götterversammlung dargestellt.

Kallikrates – ein Gestalter Athens Die genaue Lebenszeit des Kallikrates ist nicht bekannt. Sicher ist, dass er im 5. Jh. v. Chr. als Architekt und vielleicht auch als Bauunternehmer tätig war. Aufgrund der Quellen lässt sich seine Tätigkeit gut verfolgen: Neben dem Niketempel war Das Akropolis-Museum er beteiligt am Bau der LanSchon im Jahre 1865 entstand auf der Akropolis gen Mauern und an Ausbessüdöstlich des Parthenon-Tempels ein Museumsbau, um die dort gemachten Funde aufzunehmen. Weder serungsarbeiten auf der Akwar der Platz geeignet, noch reichte der Bau aus, um für ropolis. Belegt ist ebenfalls die Exponate einen angemessenen Rahmen zu schafeine Tätigkeit am Parthenon, fen. Auch verschiedene Erweiterungsbauten konnten wobei allerdings nicht gekeine Abhilfe schaffen. klärt ist, ob sich diese auf Im Jahr 2001 wurde schließlich ein Architektenwettbedas Vorparthenon oder den werb ausgeschrieben, der zur Errichtung eines Museumsneubaus unterhalb der Akropolis führte. Erst 2009 perikleischen Bau bezieht. konnte der eindrucksvolle Neubau der Öffentlichkeit Durch stilistische Vergleiche übergeben werden, da – wie nicht anders zu erwarten werden noch das Ereichthei– auf dem Baugrund zahlreiche archäologische Befunon, das Hephaisteion und de gemacht wurden. Heute kann man diese durch die ein Artemistempel in Athen Glasböden im Erdgeschoss des Museums und im Außenbereich betrachten. Im Museum werden auf vier sowie der Poseidontempel Ausstellungsebenen Funde vom Neolithikum (ca. 3000 auf Kap Sunion, der Tempel v. Chr.) bis in das 6. Jh. n. Chr. nach modernen museder Nemesis von Rhamnus umsdidaktischen Prinzipien ausgestellt. und der Tempel der Athener Eingang: Odos Dionysiou Areopagitou 15 auf Delos ihm bzw. seinem Atelier zugeschrieben.



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In den Kontext des Tempels gehört noch die Nike-Balustrade, deren Reste sich heute im Akropolismuseum befinden. Sie entstand im Jahr 410 v. Chr. und umschloss den Kultbezirk. Auf der Balustrade fanden sich unterschiedliche Darstellungen der Athena und der Nike. Anlass für dieses Denkmal war der Seesieg des fähigen, aber äußerst widersprüchlichen Feldherrn und Politikers Alkibiades (450–404/3 v. Chr.) über eine spartanische Flotte bei Kyzikos am Marmarameer.

Der Bezirk der Artemis von Brauron Das Heiligtum, durch Inschriften als Brauronion identifiziert, liegt südöstlich der Propyläen. Um die Anlage zu errichten, wurde der anstehende Felsen in größerem Maße abgearbeitet. Allerdings wird der Bereich – ebenso wie jener der Chalkothek – z. Zt. als Steinlager für die Baumaßnahmen am Parthenon genutzt. Bei dem Heiligtum selbst handelte es sich nicht um einen klassischen Tempel. Bestimmend war vielmehr eine Halle, die sich an die Südmauer der Akropolis anlehnte und die sich nach Norden mit zehn dorischen Säulen öffnete. Im Westen und Osten fand sich jeweils ein 10 x 7 m großer rechteckiger Raum. Zu betreten waren diese von Norden. Hinsichtlich ihrer Nutzung kann angenommen werden, dass hier Weihgeschenke aufbewahrt wurden. Eine bauliche Veränderung erfolgte, als man dem östlichen Raum eine weitere, sich nach Westen hin öffnende Halle mit fünf Säulen zufügte. Ein Korridor trennte beide Räume voneinander, weil der alte Zugang erhalten bleiben sollte. Der ohnehin spärliche, sichtbare Befund gibt bei weitem nicht das antike Bild wieder. Aufgrund der zahlreichen Einlassspuren im ­Hofbereich müssen wir uns diesen mit einer reichen Ausstattung mit Weihgeschenken (Statuen und Stelen) vorstellen. Pausanias berichtet, das Kultbild der Artemis Brauronia sei von Praxiteles, einem der führenden Bildhauer seiner Zeit, geschaffen worden (1, 23, 7). Daneben gab es wohl ein älteres Kultbild, welches entsprechend der Mythologie von Iphigenie nach Brauron gebracht worden sei.

Pausanias – ein Reiseschriftsteller der Antike Über den Menschen „Pausanias“ ist wenig bekannt. Er wurde vielleicht um 125 in Magnesia am Sipylos (h. Manisa,Türkei) geboren. Sein Sterbedatum ist unbekannt. Das Werk, das ihn berühmt gemacht hat, ist seine ab 155 entstandene „Beschreibung

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Griechenlands“ in zehn Büchern. Athen und Attika finden sich im ersten Buch. Bei der Auswahl der beschriebenen Denkmäler konzentrierte er sich auf solche, die vor dem 2. Jh. v. Chr. entstanden sind, gibt aber auch Informationen zu späteren. Weil er selbst Griechenland bereist hatte, werden seine Angaben heute als insgesamt zuverlässig gewertet.

Artemis Brauronia Der Kult der Artemis Brauronia entstand in Brauron, einem Ort in Attika südöstlich von Athen, bereits in vorgeschichtlicher Zeit. Vermutlich wurde der Kult in Athen durch die aus Brauron stammenden Peisistratiden im 6. Jh. v. Chr. eingeführt. Nach den Perserkriegen wurde der Kult durch Kimon gefördert, der ebenfalls aus Brauron kam. Artemis selbst weist sehr viele unterschiedliche Eigenschaften auf. Hier auf der Akropolis kam ihr vor allem die Rolle als Göttin der Frauen zu. Unsere Quellen berichten, dass Frauen nach der glücklich überstandenen Geburt der Göttin ein Gewand weihten. Darüber hinaus übergaben athenische Bürger für eine gewisse Zeit ihre kleinen Töchter der Obhut der Göttin. Die Mädchen wurden als Bärinnen – abgeleitet von einem der heiligen Tiere der Göttin – bezeichnet.

Die Chalkothek Nur noch in geringen Fundamentresten erhalten ist eine zumindest in Teilen im 5. Jh. v. Chr. errichtete Halle, die als Chalkothek bezeichnet wird. Soweit rekonstruierbar, handelt es sich dabei um einen Säulengang, hinter dem sich ein tiefer, langgestreckter Raum befand, der durch Säulen in zwei Schiffe untergliedert war. In der Halle waren Weihungen aus Metall aufgestellt, woraus sich auch der Name erklärt. Einen Überblick des Inventars gibt eine Inschrift (s. IG II2 120).

Der Tempel der Athena Parthenos Der heute auffälligste Bau auf der Akropolis ist der Tempel der Athena, der Parthenon. Im Gegensatz zu den meisten anderen Bauten auf dem Burgberg tritt er im Panorama der Stadt prägnant hervor. Damit bietet er heute eine andere Ansicht als zu seiner Entstehungszeit, weil die anderen Bauwerke der Akropolis die Sicht auf ihn teilweise verstellten.

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Da die Akropolis schon immer das religiöse Zentrum Athens war, stellt sich die Frage, inwieweit der Parthenon Vorgängerbauten besaß. Eine Inschrift, die sog. Hekatompedon-Inschrift (IG I3 4B, 10-11), die noch in das 6. Jh. v. Chr. datiert wird, nennt u. a. den Tempel – damit muss der Alte Athena-Tempel gemeint sein – und den Hekatompedon (gr. Hundertfüßler). Die Forschung vermutet teilweise eine Gleichsetzung von Parthenon und Hekatompedon. Begründet wird dies vor allem mit dem Umstand, dass im perikleischen Parthenon ein Bereich als „Hekatompedon“ bezeichnet wird. Ein entsprechender Bau konnte aber bisher nicht nachgewiesen werden. Im Gegensatz zum ,Urparthenon‘ stehen wir mit dem ,Vorparthenon‘ hinsichtlich seiner Gestalt auf der sicheren Seite, weil seine Fundamente erhalten sind. Kontrovers ist eher die Frage, wann dieser Bau errichtet wurde. Die Kernfrage ist dabei, ob der Tempel vor oder nach der Zerstörung der Akropolis durch die Perser entstand. Für eine vorpersische Entstehungszeit sprechen etwa Brandspuren an Architekturteilen, die diesem Bau zugeordnet werden können. Eine Datierung vor 480 v. Chr. birgt aber durchaus Probleme. Vorzugsweise stellt sich die Frage, wie man das Fehlen eines Tempels bis zur Errichtung des perikleischen Baus erklären soll. Bei einer Datierung nach 480 v. Chr. verweist die Forschung gerne auf den Umstand, dass in der Zeit von 480–450 v. Chr. eine Reihe von Bauprojekten in Athen nicht vollendet wurde, der Vorparthenon also hier einzuordnen sei. Als Grund müsse man mangelhafte Baumaterialien anführen, die sich auch archäologisch belegen lassen. Für das Vorparthenon musste man auf der Akropolis einen Unterbau errichten, der im Osten 22 Quaderschichten aufwies, im Westen jedoch nur 15. Auf dem Unterbau entstand ein langgestreckter Tempel mit einer Ringhalle, bestehend aus 6 x 15 Säulen. Sowohl das Format als auch unterschiedliche Jochweiten werden der archaischen Architektur zugeschrieben, für die es im 5. Jh. v. Chr. keine weiteren Beispiele geben soll. Die Cella war vermutlich zweigeteilt und daher von beiden Seiten zugänglich. Versehen war der Bau auch mit einer prostylen Halle an jeder Seite, d. h. vor den Schmalseiten der Cella waren jeweils vier Säulen aufgestellt. Der östliche Raum war langgestreckt und vermutlich durch zwei Säulenreihen gegliedert. Der westliche Raum war hingegen quadratisch und wies vier Säulen auf. Als Baumaterial ist Marmor sicher belegt. Teile davon konnten im perikleischen Parthenon wiederverwendet werden.

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Im Rahmen eines groß angelegten Bauprogramms erfolgte im Jahre 448/7 v. Chr. der Beschluss, der jungfräulichen Athena einen neuen, prächtigen Tempel zu errichten. (Abb. 7) Der Aufwand, den man für den Tempelbau betrieb, spiegelt sich in den Baumaterialien wider. Statt des bis dahin überwiegend genutzten lokalen Kalksteins schaffte man nun feinen Marmor aus den neu erschlossenen Steinbrüchen des Pentelikon herbei. So schuf man einen reinen Marmorbau, der – wie aus Inschriften bekannt ist – 200 Talente in Silber (das entspricht heute 5 t) kostete. Bereits wenige Jahre später, im Jahre 443/2 v. Chr., war der Tempel in Rekordzeit vollendet. Möglich geworden war diese Leistung sicherlich auch, weil man auf Teile und Baumaterialien des Vorgängerbaus zurückgreifen konnte. Wie sein unmittelbarer Vorgänger handelte es sich um einen Amphiprostylos mit Peristasis, d. h. der Tempel war insgesamt von einem umlaufenden Säulenkranz umgeben und wies zusätzlich an seinen Schmalseiten jeweils eine weitere Säulenreihe auf. Jedoch gibt es einige gravierende Abweichungen zum Vorgänger. Auffällig ist, dass die Zahl der Frontsäulen auf acht erweitert wurde, mit der entsprechenden Konsequenz, auch die Zahl der Säulen an den Langseiten zu erhöhen. Trotz dieser Maßnahme sollten die seitlichen Umgänge recht eng ausfallen. An der Peristasis misst der Bau 30,88 x 69,50 m. Die Säulenhöhe beträgt 10,43 m. Durch die Verbreiterung des gesamten Tempels konnte natürlich auch die Cella breiter (19 m) angelegt werden. Für diese Veränderung möchte man als Argument die Größe des phidiasischen Bildnisses der Athena Parthenos, dessen Größe nach Auskunft des Plinius (nat. 36,18 f.) bei 25 Ellen (ca. 11,50 m) gelegen hat, anführen. Damit wäre der Bau dem Bild untergeordnet und schon bei der Planung hätte man konkrete Wer war der Architekt des Parthenon? Vorstellung des Athenabildnisses In den antiken Quellen werden als Archigehabt. tekten des Parthenon im Regelfall Iktinos und Kallikrates genannt. Vitruv (7 praef. 12) nennt Die Cella des Neubaus war wie neben Iktinos noch Karpion als Architekten, die beim Vorgänger zweigeteilt. Im zusammen ein Buch über den Tempel der AtheOsten befand sich der größere na Parthenos verfasst hätten. Die neuere ForRaum mit dem Kultbild, im Westen schung geht mittlerweile davon aus, Iktinos und der kleinere. Karpion seien für den Vorparthenon verantwortlich gewesen, während Kallikrates für den perikDer östliche Raum, der wohl als leischen Bau zuständig war. ,naos hekatompedos‘ bezeichnet wurde, weist eine zweigeschossige



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Säulenarchitektur auf, die in U-Form angelegt war. Bei den Säulen bediente man sich der dorischen Ordnung. In der Achse des Eingangs, vor der abschließenden Säulenordnung befand sich das Bild der Athena Parthenos. Die Materialien, aus denen das Standbild gefertigt worden war (Gold und Elfenbein), verlangten nach einer Besonderheit. Aus den Quellen wissen wir, dass vor dem Standbild ein flaches Wasserbecken angelegt war. Es erfüllte zwei Funktionen: Einmal wirkte es wie eine Klimaanlage, die das Austrocken des Elfenbeins verhinderte, und zum anderen wurde durch das Wasser das durch Tür und Fenster eindringende Licht reflektiert.

Athena Parthenos – Kultbild oder Bundeskasse? „Das Kultbild selbst ist aus Gold und Elfenbein gemacht. Mitten auf dem Helm sitzt die Figur einer Sphinx; […] beiderseits an dem Helm aber sind Greifen angebracht […]. Das Kultbild der Athena ist aufrecht stehend mit einem Chiton bis zu den Füßen, und an ihrer Brust ist das Medusenhaupt aus Elfenbein angebracht. Und eine Siegesgöttin gegen vier Ellen hoch hat sie in der Hand und eine Lanze, und zu ihren Füßen steht der Schild, und neben der Lanze befindet sich eine Schlange, und diese Schlange mag wohl Erichthonios darstellen. An der Basis des Kultbildes ist die Geburt der Pandora dargestellt.“ Pausanias, Beschreibung Griechenlands 1, 24, 5; Übers.: E. Meyer Von der Statue der Athena Parthenos hat sich nichts erhalten, was teils in ihrem Material begründet ist, teils aber auf die historischen Umstände zurückzuführen ist. Wahrscheinlich wurde sie nach Konstantinopel verbracht und ist dort vielleicht bei Aufständen oder Brandkatastrophen untergangen. Jedoch haben sich aus römischer Zeit Kopien erhalten. Sicher ist als eindrucksvollste Kopie die aus dem 2. Jh. stammende Varvakion-Athena anzuführen (Nationalmuseum Athen, Inv. 129). Trotz ihrer im Vergleich zum Original geringen Größe mit ca. 1,05 m gibt sie doch ein anschauliches Bild der berühmten Darstellung der Athena. Bei der Athena des Phidias stellt sich auch die Frage, ob man diese als Kunstwerk verstehen muss oder künstlerisch gefasste

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Variante der Bundeskasse, aus deren Mitteln sie geschaffen wurde. Aufgrund der technischen Umsetzung – das Gold und das Elfenbein konnten von dem Statuenkern gelöst werden – konnte das kostbare Material dem eigentlichen Zweck wieder zugeführt werden. Jedoch war das nie der Fall.

Phidias – Schöpfer eines der Sieben Weltwunder der Antike Wer war Phidias wirklich? Diese Frage muss man sich angesichts der Quellenlage stellen, weil antike Texte, die sich mit ihm beschäftigen, ausführlich mit Skandalgeschichten angereichert sind. Unumstritten ist, dass Phidias Athener und Sohn des Charmides war. Seine Schaffenszeit fällt in die Jahre von ca. 460–430 v. Chr. Sein Wirken in Athen wurde durch die enge Verbindung mit Perikles gefördert. Gelegentlich hat ihn die Literatur als dessen künstlerischen Berater bezeichnet. Aufgrund der Beziehung zu Perikles wurde er in die innenpolitischen Konflikte hineingezogen. Daraus resultierte etwa eine Anklage zwischen 438/7 und 433/2 v. Chr. wegen Unterschlagung. Man warf ihm vor, Gold vom Kultbild der Athena Parthenos, entstanden zwischen 447 und 438 v. Chr., abgezweigt zu haben. Neben dem Kultbild der Athena Parthenos schuf Phidias in Athen noch die Statue der Athena Lemnia (später Promachos), der Meter Theon (Kybele) und der Aphrodite Urania. Sein bekanntestes Werk aber ist die Gold-Elfenbeinstatue des Zeus in Olympia, die zu den Sieben Weltwundern der Antike gerechnet wird. Im Westen befand sich ein rechteckiger, 13,36 m tiefer Raum, in den vier Säulen eingestellt waren, die eine Kassettendecke aus Holz trugen. Aufgrund des Erhaltungszustandes – im Grunde ist vom Raum nur der Boden erhalten – lässt sich nicht sagen, ob es sich dabei um Säulen ionischer oder korinthischer Ordnung gehandelt hat. Sicher ausschließen kann man nur dorische Säulen, deren Proportionen für den Raum ungeeignet waren. Welche Funktion der Raum ursprünglich hatte, ist unbekannt. Wohl seit dem 4. Jh. v. Chr. diente er zusammen mit dem Opisthodom, dessen Säulenzwischenräume mit Holzgittern verschlossen wurden, als Lagerraum für die Schätze und das Festgerät der Athena.

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Die beste Übersicht zur Bauplastik – die Parthenon-Galerie im Akropolismuseum Im Akropolismuseum hat man dem Baudekor des Parthenons einen großen Raum – die sog. Parthenon-Galerie – eingeräumt, der sicherlich auch von der politischen Forderung nach der Rückgabe der in London befindlichen Teile des Bauschmuckes bestimmt ist. Unabhängig von dieser Zielsetzung bietet die Aufstellung die Möglichkeit, Metopen, Fries und Giebelskulpturen in der Abfolge zu betrachten. Die nicht mehr erhaltenen oder nicht in Athen vorhandenen Elemente sind mittels Fotografien und Gipsen eingefügt. Darüber hinaus sind alle Teile des Bauschmuckes kurz beschrieben. Diese Aufstellung wird aber wohl bald ergänzt werden können. Anfang März 2011 ging die Mitteilung durch die Presse, bei Bauuntersuchungen an der Südmauer der Akropolis seien hier fünf, zum Fries gehörige Marmorblöcke entdeckt worden. Bislang war man der Ansicht gewesen, diese seien 1687 bei der Explosion des Tempels zerstört worden. Sie sollen nun geborgen und in das Museum verbracht werden. Ein zentraler Bestandteil des Parthenons ist die Bauplastik, die wieder unterschiedliche Elemente in sich vereinigt. Dem dorischen Tempel verpflichtet ist unzweifelhaft der Metopen-Triglyphenfries, der sich an der Außenseite des Tempels entlang zieht. Der Fries entstand zwischen 447 und 440 v. Chr. Insgesamt gab es 92 Metopen, von denen jeweils 32 auf die Langseiten und je 14 auf die Schmalseiten entfielen. Die Metopen greifen unterschiedliche Themen auf. Die Ostmetopen thematisieren den Kampf der Götter gegen die Giganten. Die Komposition ist genau durchdacht: die wichtigen Götter, Zeus und Athena, sowie Herakles, der im Mythos eine entscheidende Rolle einnimmt, sind an prominenter Stelle dargestellt. Die anderen Götter sind ihnen in der Positionierung untergeordnet. Man wird sich fragen, warum der Kampf zwischen Göttern und Giganten an diesem Tempel dargestellt wurde. Die Erklärung findet sich darin, dass auf dem Peplos, der aus Anlass der Panathenäen gewebt wurde, dies ebenfalls dargestellt wurde. Die Südmetopen sind zu einem großen Teil zerstört. Eine Metope befindet sich im Bauverbund. Drei weitere Metopen sowie Fragmen-

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te sind im Akropolismuseum und eine Reihe dieser Platten in London. Man kann davon ausgehen, dass eine Kentauromachie dargestellt war, die einen Bezug zur attischen Urgeschichte hatte. Im zerstörten mittleren Teil des Metopenfrieses scheint eine andere Geschichte dargestellt zu sein, die aber in der Forschung sehr unterschiedlich gedeutet wird. Die Westmetopen, die heute noch im Bauverbund zu sehen sind, zeigen den Kampf der Griechen gegen die Amazonen. Letztere sind in orientalischer Tracht dargestellt, sodass man hier eine Reflexion des siegreichen Kampfes der Athener gegen die Perser sehen kann. Auf der letzten verbleibenden Seite des Tempels zeigt der MetopenTriglyphenfries, von dem noch elf Metopen am Bau erhalten sind, Motive des Kampfes der Griechen gegen die Troianer. Die Deutung einzelner Platten ist nach wie vor umstritten. Dem dorischen Tempel ebenfalls verbunden sind die Giebelskulpturen, die etwa doppelte Lebensgröße besaßen. Für jeden Giebel werden rund 20 Figuren angenommen. Aufgrund der Beschreibung des Pausanias (1, 24, 5) kennen wir die Thematik der Giebelplastiken: im Osten war die Geburt der Athena dargestellt, während im Westen der Kampf zwischen Athena und Poseidon um das attische Land thematisiert war. Einen Bruch mit dem dorischen Tempel bildet der 160 m lange Von der Akropolis aus hat man einen herFries an der Cella des Baus. Seine vorragenden Überblick über das Stadtgebiet Athens. Man sollte sich daher die Zeit Höhe beträgt 1,00 m. Dargestellt nehmen, nicht nur die Denkmäler auf dem Burgist das Ereignis im attischen Leben: hügel selbst zu besichtigen, sondern auch das der Festzug der Panathenäen. Stadtpanorama zu genießen. Schaut man etwa Der Festzug beginnt an der Südnach Südosten, so fällt eine große, freie Fläche westecke der Cella, teilt sich in auf, die von den 16 aufrecht stehenden Säulen des Olympieions dominiert wird (s. u.). Nach zwei Gruppen, die entlang der Norden hin zeichnet sich im Stadtbild deutlich Längsseiten nach Osten hingeführt die Römische Agora und der Turm der Winde im werden. Am Anfang der ProzessiHäusermeer des modernen Athens ab (s. u.). on und damit des Frieses stehen die Vorbereitungen der Reiter, die einen wichtigen Bestandteil des Festzuges bilden. Sowohl im Süden als auch im Norden entwickelt sich die Prozession mit ihren unterschiedlichen Teilnehmern und den Opfertieren. Es finden sich etwa Gruppendarstellungen von Männern und Frauen, Musikern und Leuten, die u. a. Gefäße tragen. Man kann von einem



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Querschnitt der attischen Bevölkerung sprechen. Selbstverständlich ergänzen Reiter und Wagen diese Friesabschnitte. Der Ostfries bildet eine Sonderstellung, weil hier eine Götterversammlung, gerahmt von Menschen, abgebildet ist. Zentraler Punkt ist dabei die Übergabe des Peplos an Athena.

Unscheinbar, aber doch bedeutend – der Tempel der Roma und des Augustus Östlich des Parthenon befinden sich die unscheinbaren Reste eines kleinen Monopteros mit einem Durchmesser von 8,60 m. Allein durch seine Bauinschrift (IG II3 3173) ist er als Tempel der Roma und des Augustus zu identifizieren. Er ist der einzige römische Tempel auf der Akropolis. Die Bauinschrift gibt aber auch den Hinweis auf die Entstehung, nämlich nach 27 v. Chr. Der Ehrentitel Augustus wurde ­Octavian, dem Großneffen und Adoptivsohn des C. Iulius Caesar, erst am 16. Januar 27 v. Chr. durch den Senat verliehen. „Augustus“ wurde somit künftig neben den eigentlichen Namensbestandteilen und Bezeichnungen für die Vollmachten und Ehrentitel der römischen Kaiser fester Bestandteil der Titulatur. Trotz des geringen erhaltenen Materials lässt sich der Bau rekonstruieren. Er bestand aus einem quadratischen Fundament, auf dem neun Säulen ionischer Ordnung ihre Aufstellung gefunden hatten. Auf den Säulen ruhte ein Architrav. Nach oben hin abgeschlossen wurde der Bau durch ein stark geneigtes kegelförmiges Dach aus Marmor. Eine geschlossene Cella gab es nicht. Die Statuen des ­Augustus und der Roma waren also durch die Säulen hindurch für jeden sichtbar.

Der Bezirk des Pandion Unweit des alten Akropolismuseums wird der Bezirk des Pandion, eines mythischen attischen Königs, lokalisiert. Er war namensgebender Heros für eine attische Phyle. Sein Mythos ist mehrfach verändert worden.

Der Bezirk des Zeus Polieus Auf dem höchsten Punkt der Akropolis lag das Heiligtum des Zeus Polieus, des Stadtbeschirmers. Von der aufgehenden Architektur hat sich nichts erhalten. Abarbeitungen im Felsen, die als Fundamente dienten, erlauben eine Rekonstruktion. Das Heiligtum bestand aus

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einem abgegrenzten Bezirk (temenos) mit einem kleinen Antentempel, der seinen Zugang von Norden hatte. Im Hof befand sich eine Opfergrube (bothros). Zum Kult wird überliefert, dass im Heiligtum Stieropfer stattfanden.

Der Altar der Athena Polias Der monumentale Altar war der Endpunkt des Panathenäischen Festzuges. Er lag an der Ostseite des Alten Athena-Tempels etwa in dessen Achse. Auch nach Aufgabe des alten Tempels blieb er an dieser Stelle bestehen, verlor aber den unmittelbaren Bezug zum neuen Kultbau für Athena, dem Erechtheion (s. u.).

Der Alte Athena-Tempel Zwischen dem Parthenon und dem Erechtheion liegen die Fundamente eines großen dorischen Ringhallentempels. Diese Reste werden dem Alten Athena-Tempel zugeschrieben, der nach gängiger Meinung 529– 521 v. Chr. unter den Peisistratiden errichtet wurde. Es ist aber zu vermuten, dass an gleicher Stelle Vorgängerbauten standen, von denen sich keine Reste erhalten haben. Der peisistratidische Bau wurde von den Persern zerstört und nur notdürftig wiederhergestellt. Genutzt wurde der westliche Teil der Cella bis in das 4. Jh. v. Chr. als Schatzhaus. Die Ringhalle des Tempels existierte zu dem Zeitpunkt aber nicht mehr. Aussagen über das Aussehen des Tempels sind möglich, weil Baumaterial in den Perserschutt gelangte bzw. in anderen Bauwerken wiederverwendet wurde. Danach wurde für den Bau fast ausschließlich Poros verwendet. Beim Stylobat kam Kara-Kalkstein (ein Gestein vom Hymettos) zur Anwendung. Besondere Sorgfalt ließ man den Schräggeisa der Giebel, den Metopen und Simen, den Dachziegeln und den Giebelskulpturen zukommen. Sie bestanden aus Inselmarmor. Aufgrund der Skulpturenfragmente lässt sich festhalten, dass die Giebelskulpturen im Osten einen Kampf zwischen Göttern und Giganten zeigen, während im Westen ein Tierkampf dargestellt wurde. Zum Grundriss konnten folgende Beobachtungen getroffen werden: Die Ringhalle wies an den Langseiten zwölf Säulen auf und an den Schmalseiten sechs. Am Stylobat gemessen war der Tempel 43,44 m x 21,34 m groß. Zu beiden Seiten befanden sich kurze Vorhallen mit jeweils zwei eingestellten Säulen. Der Kernbau war stark gegliedert. Im Osten lag ein rechteckiger Raum, der durch zwei Säulenreihen mit

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je drei Säulen gegliedert war. Im Westen hingegen bestand ein langrechteckiger Raum, dem zwei kleinere Räume folgten. Dies kann möglicherweise damit zusammenhängen, dass hier eine Kultgemeinschaft mehrerer Götter bestand, wie sie sich später auch im Erechtheion zeigen sollte.

Das Erechtheion Einer der komplexesten Bauten auf der Akropolis ist das Erechtheion (Abb. 8). Dies betrifft nicht seine Baugeschichte, sondern seine architektonische Gestalt. Die Bezeichnung des Baus als Erechtheion (Heiligtum oder Stätte des Erechtheus) wird in den antiken Quellen nur zweimal in der römischen Kaiserzeit genutzt (Paus. 1, 26, 5; Pseudo-Plutarch, Decem Oratorum Vitae 843E). Sonst wird der Bau als „Tempel auf der Akropolis mit der alten Statue“ oder als „Tempel der Polias“ benannt. Jedoch scheint eine Kultgemeinschaft zwischen Athena und Erechtheus auf der Akropolis schon sehr früh bestanden zu haben. Belege dazu finden sich in der „Ilias“ und der „Odyssee“ des Homer. Insofern ist das Erechtheion als Endpunkt einer langen Kult- und Bautradition auf dem Burgberg zu sehen, der etwa auch der 480/79 v. Chr. zerstörte Athena-Tempel zugerechnet werden muss. Die Athena Polias besaß also lange Zeit keine würdige Kultstätte. Daher entstand zwischen 421–406 v. Chr. der hier zu besprechende Bau. Er wurde gegenüber dem Alten Athena-Tempel leicht nach Norden versetzt. Man darf dies aber nicht ausschließlich auf den perikleischen Gesamtplan zur Neugestaltung der Akropolis zurückführen. Vielmehr galt es in dieser wirtschaftlich und politisch schwierigen Zeit, verschiedene Kulte in einem Bau zusammenzufassen. Die Zuordnung der verschiedenen Kulte zu den Räumlichkeiten scheint aufgrund der Beschreibung des Pausanias (1, 26, 5) relativ einfach zu sein. Dies trifft jedoch nicht zu und hat in der Forschung zu zwei sehr gegensätzlichen Theorien zur Verteilung der Kulte geführt. In der gängigen Ansicht ist der Kult der Athena Polias im Ostteil angesiedelt, während sich im Westteil alle anderen Kulte befanden. Ein gewichtiges Argument dafür findet sich im Altar der Göttin, der vor dem Osteingang lokalisiert wurde. Einzelfragen zur baulichen Gestaltung wird man letztendlich nicht klären können, weil der Bau im Laufe der Zeit einige Veränderungen erfahren hat. Schon 377/6 v. Chr. musste er erstmals renoviert werden.

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Eine erste Umbauphase fand im Jahre 27 v. Chr. statt. Massive Eingriffe in die Bausubstanz erfolgten dann im 7. Jh., als man hier eine der Gottesmutter Maria geweihten Kirche einrichtete, der schließlich eine Umwandlung in den Harem des türkischen Festungskommandanten folgen sollte. Schauen wir nun auf den Bau selbst, der sich in zwei Bereiche gliedern lässt: einmal den östlichen Teil und zum anderen den westlichen. Beginnen wir mit dem östlichen Teil, der 11,63 x 22,76 m groß ist. Die Ostfront wird durch eine Reihe von sechs sehr schlanken ionischen Säulen mit einer Höhe von 5,61 m gebildet. Diese trugen das Gebälk, einen Fries und den Giebel. Die dahinter liegende Wand wurde durch eine mittig angelegte Tür und zwei flankierende Fenster gegliedert. Neben der Tür stand der Altar des Zeus HypaVon der reichen Ausgestaltung des Heitos (des Höchsten). In diesem ligtums haben sich am Bau selbst kaum Reste erhalten. Besonders reich waren die Friese fast quadratischen Raum wurde gestaltet und in ihrer Ausführung außergedas Kultbild der Athena aus Ölwöhnlich. Die Hintergrundplatten bestehen baumholz, das xoanon, aufbenämlich aus einem dunklen, aus Eleusis stamwahrt, das eine größere religiöse menden Stein, während die Skulpturen aus weiBedeutung hatte als die phidiasißem pentelischen Marmor gearbeitet sind. Diese waren einzeln mit Stiften – wie man den Bohsche Parthenos. rungen an den Trägerplatten entnehmen kann Der westliche Teil des Baus, auf – dort befestigt. einem 3,24 m tieferen Niveau lieDie Friese hatten wahrscheinlich den Erechtgend, war zugänglich durch die heusmythos und andere Themen der attischen nördliche Vorhalle, die aus insgeUrgeschichte zum Gegenstand. Erhalten haben sich rund 120 Figuren, die im Akropolismuseum samt sechs ionische Säulen beausgestellt sind. steht, von denen vier die Front bilden. Die Säulenhöhe beträgt 7,64 m. Aus den Bauinschriften ist bekannt, dass die Volutenaugen dieser Säulenkapitelle mit Blattgold überzogen waren und heute sichtbare Bohrungen im Flechtband zwischen den Voluten mit farbigem Glas ausgefüllt waren. Im 19. Jh. konnten Reisende noch das Glas beobachten. Gerade diese Gestaltungsweise hat die Vermutung aufkommen lassen, hier eine Reminiszenz an mykenische Palastbauten anzunehmen, bedenkt man doch, dass hier auch der mykenische Palast lag und so eine Verbindung zum mythischen König Erechtheus hergestellt werden konnte. Vergleichbar mit der Ostfront wies auch dieser Eingang eine Giebelarchitektur auf. Die Halle war mit einer Kassettendecke versehen, die



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eine kultisch begründete Aussparung aufwies: Hier sollte der Dreizack des Poseidon im Wettstreit mit Athena in den Felsen gefahren sein. In der Südwand der Nordhalle befinden sich zwei Türen, von denen die westliche zu einem offenen Bereich führt, der gelegentlich als Garten bezeichnet, aber in der Regel unter dem Namen Pandroseion geführt wird. In ihm konnten ein Kultschrein, ein Altar und der Olivenbaum der Athena nachgewiesen werden. Die östliche Tür hingegen führt zum westlichen Kultbereich des ­Erechtheions, dessen westliche Seite als Fensterfront mit vorgestellten Halbsäulen gestaltet war. Aufgrund des Erhaltungszustandes ist es schwierig, über die innere Gliederung des Raumes Auskunft zu geben. Es spricht vieles dafür, dass der Raum untergliedert war. Im östlichen Teil waren wohl Trennmauern eingezogen, die so zwei Kulträume ausbildeten. Diese sind daher dem Poseidon und Hephaistos zuzuweisen. Der nach Westen vorgelegte Teil hätte dann im Wesentlichen dem Zugang zu den Kulträumen und zur Korenhalle gedient. Daneben war aber auch Platz für andere Kulte. Die Korenhalle, sicherlich das bekannteste Element des Erechtheions, liegt im Süden des Komplexes und überlagert geringfügig den alten Athena-Tempel. Sechs Koren, Stützfiguren in der Form junger Frauen, hier im Peplos gekleidet und auf einer Brüstung stehend, bilden eine Art Balkon aus. Man möchte die Korenhalle als Denkmal für das Grab des mythischen attischen Königs Kekrops verstanden wissen, welches von der Halle teilweise überlagert wird (Abb. 9). Seit der letzten Restaurierung im Jahre 1988/89 sind alle Koren durch Kopien ersetzt. Die Originale wurden in das Akropolismuseum verbracht und z. Zt. restauriert.

Der Olivenbaum der Athena „Auf der Akropolis steht auch ein Tempel des Erechtheus, […]. Darin befindet sich ein Ölbaum und ein Brunnen mit Meerwasser. Davon erzählen die Athener, Poseidon und Athena hätten sie beim Streit um dieses Land aufgestellt. Den Ölbaum nun hatte das Schicksal des übrigen Heiligtums getroffen; er wurde von den Barbaren verbrannt. Am zweiten Tag nach dem Brand aber, als die Athener auf das Angebot des Königs zum Opfer in die heilige Stätte hinanschritten, sahen sie, daß der Stumpf schon wieder einen etwa ellenlangen Schoß getrieben hatte.“ Herodot, Historien 8, 55; Übers.: J. Feix

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Bei der Umwandlung des Baus zur Kirche wurde die nördliche Vorhalle zum Eingang, die in den neuen Narthex führte. Die Korenhalle selbst wurde nach außen hin geschlossen. Das Innere des Heiligtums wurde entkernt und durch zwei Säulenreihen in einen dreischiffigen Raum umgewandelt. Nach Osten hin entstand eine Apsis, die den Zugang zum östlichen Teil des Baus zusetzte.

Haus der Arrephoren Aus den Quellen wissen wir, dass vier Mädchen aus guter Familie im Alter von 7 bis 11 Jahren, die Arrephoren genannt wurden, ein Jahr im Dienst der Athena standen und auf dem Burgberg wohnten. Dieses Quartier wird zwischen dem Erechtheion und den Propyläen lokalisiert. Zu den Aufgaben der Arrephoren gehörte es, zusammen mit den Priesterinnen der Athena den Peplos zu weben, der bei den Panathenäen der Göttin dargebracht wurde. Eine andere Aufgabe, die sich auch im Namen spiegelt, bestand darin, dass sie am Ende ihres Dienstjahres durch einen unterirdischen Gang zum Aphrodite-Heiligtum hinab stiegen und dabei etwas in abgedeckten Körben oder Kisten dorthin brachten und dafür auf dem Rückweg andere Behältnisse auf die Akropolis brachten. Was in den Behältnissen transportiert wurde, ist unbekannt.

Die Statue der Athena Promachos Ein anderes, heute gänzlich verschwundenes Denkmal, das in der Antike das Bild des Burgberges bestimmte, war die Statue der Athena Promachos, der Vorkämpferin. Sie wurde von Phidias um das Jahr 460 v. Chr. geschaffen. Durch ihre Monumentalität – die maximale Höhe des Bildnisses wird mit 10 m angegeben – war sie bereits von See aus zu sehen (Pausanias 1, 28, 2).

Rings um die Akropolis – der Peripatos Am Fuß des Akropolishügels entstand in der Antike eine Reihe repräsentativer Bauten. Erschlossen wurden sie durch den Peripatos, einen um den gesamten Hügel laufenden Weg, der rund 1100 m lang war. In hellenistischer und römischer Zeit wurde er als Grenze des sakralen Bezirks „Akropolis“ verstanden.

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Die archäologischen Stätten am Im Rahmen der Zusammenführung der Peripatos, die sich überwiegend archäologischen Stätten Athens hat man an der Südseite der Arkopolis kondamit begonnen, den Peripatos wieder zu erzentrieren, waren sowohl in ihrer schließen. Teile des Weges sind bereits zugängForm als auch ihrer Funktion sehr lich gemacht. Im Rahmen dieser Arbeiten hat man etwa Funde (Steindenkmäler) an mehreren verschieden. Außerdem spiegeln Plätzen zusammengestellt und mit Schutzdäsie in gleicher Weise die veränderchern versehen. te Nutzung des Areals wider. Die Beschreibung der Denkmäler erfolgt von der Keinem sakralen Zweck zugeordAkropolis aus. Der Start auf dem Burghügel ist net werden können die Reste einer sinnvoll, weil man sich von hier aus einen Überblick verschaffen kann, zumal einige Denkmäler Bronzewerkstatt oder einer byaufgrund von Restaurierungsarbeiten nur bezantinischen Zisterne, eines kleigrenzt zugänglich sind. nen überwölbten Ziegelbaus. DaEingang: Odos Dionisiou Aeropagitou (am neben existieren einige Reste kleiFuß der Akropolis) oder über die Akropolis nerer Bauten, so jene des Heiligtums der Aphrodite Pandemos unterhalb des Niketempels oder eine Gruppe von Tempelbauten unmittelbar westlich des Asklepieions.



Das Odeion des Herodes Atticus Sicher das auffälligste Gebäude in diesem Kontext ist am Südwestfuß das massiv restaurierte Odeion des Herodes Atticus. (Abb. 10) Das Gebäude entstand zwischen 160 und 174, um an die verstorbene Ehefrau des Stifters, Regilla, zu erinnern. Mit seinem Zuschauerraum, der einen Radius von 38 m aufweist, lehnt es sich an den Akropolishügel an. Etwa 5000 Zuschauer fanden hier Platz. Nach Süden hin schließt die noch heute exisitierende Fassade mit einer Höhe von 28 m den Bau ab. Diese Mauer besteht aus einer Mauerschale aus Poros und einem Kern aus opus caementicium (römischer Gussbeton). Die Wände waren mit Marmorplatten verkleidet und wiesen im Inneren eine reiche Gliederung mit Säulen und Nischen auf, in denen sich Statuen befanden.

Herodes Atticus – Multimillionär, Karrierebeamter und Wohltäter „Herodes stiftete den Athenern auch das Theater der Regilla, dessen Dach aus Zedernholz zusammengefügt (war), einem auch für die Verfertigung von Götterstatuen trefflichen Material […]“ Philostratos, Sophisten 2, 1, 5; Übers.: H. R. Goette – Hammerstaedt, Das antike Athen (2004) 248

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Herodes Atticus (mit vollem Namen L. Vibullius Hipparchus Ti. Claudius Atticus Herodes) (ca. 101/103–177) war ein überaus wohlhabender athenischer Bürger. Über sein Leben und Wirken sind wir vor allem durch die Philosophenbiographien des um 170 geborenen Philostratos – selbst Philosoph und Beamter – unterrichtet. Danach übte Atticus schon sehr früh verschiedene politische Funktionen aus, die sich zunächst auf Athen beschränkten. In kaiserlichem Auftrag war er später in verschiedenen Provinzen des Reiches (Asia und Achaia) in hervorgehobener Funktion tätig und hielt sich in Rom auf. Neben dieser politischen Tätigkeit war der anerkannte Philosoph und Rhetor auch der Lehrer der Adoptivsöhne des Antoninus Pius (Kaiser 138–161): Marcus Aurelius und Lucius Verus. Wie auch heute gab es Neider und politische Gegner, die Atticus zu schaden suchten. Der Höhepunkt einer solchen Kampagne war im Jahre 174 ein vor Marcus Aurelius (Kaiser 161– 180) geführter Prozess athenischer Bürger gegen ihn. Zunächst sah sich der Kaiser gezwungen, Atticus in das epirotische Orikon zu verbannen, doch führte er einen Ausgleich zwischen den Parteien herbei, sodass Atticus 175 nach Athen zurückkehren konnte. Seine Stiftungen, die sich vor allem in großen Bauprojekten niederschlugen, fanden sich nicht nur in Athen, sondern ebenso in anderen Orten wie Delphi, Olympia und Korinth. Aber auch der Provinz Asia ließ er seine Wohltaten zukommen, so etwa in der Stadt Alexandria Troas. Die oberen Ränge waren durch Treppenhäuser zu erreichen. In deren Vorräumen wurden Mosaiken beobachtet. Sicher das eindrucksvollste Element des Odeions war dessen Dach. In antiken Quellen wird diese mehrfach hervorgehoben, weil hier ein gewaltiger Innenraum überspannt werden musste. Sie überliefern auch, dass hier Zedernholz zum Einsatz kam. Als man im 19. Jh. das Gebäude ausgrub, stellte man tatsächlich eine dicke Ascheschicht mit Dachziegeln fest, die nur von einer Dachkonstruktion stammen konnte. Das Odeion wurde beim Angriff der Heruler im Jahr 267 zerstört.

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„Auch im übrigen ist das Odeion (in Patrai) am bemerkens­ wertesten von denen in Griechenland außer dem in Athen ­ausgestattet; dieses nämlich ragt durch seine Größe und seine ganze Ausstattung hervor …“ Pausanias, Beschreibung Griechenlands 7, 20, 6; Übers.: E. Meyer Pausanias muss von dem Gebäude in Athen so beeindruckt gewesen sein, weil er die Gelegenheit nutzt, bei der Beschreibung des Baus in Patrai auf die Großartigkeit des athenischen Baus zu verweisen und gleichsam sich dafür entschuldigt, ihn nicht in der Beschreibung Athens berücksichtigt zu haben, weil der Bau noch nicht ausgeführt war.

Das Asklepieion Während der Peloponnesische Krieg in Griechenland wütete, sollte sich der Kult des Askleipios in Athen nachhaltig etablieren. Bereits Sophokles (um 496–406) hatte ihn eingeführt, jedoch erst ein gewisEinen sehr guten Blick auf das Odeion ser Telemachos ließ im Jahr 419/8 des Atticus hat man vom Akropolishügel. Von der Straße aus versperrt das Bühnengebäuv. Chr. am Hang der Akropolis ein de den Blick auf das Innere des Bauwerks weitentsprechendes Heiligtum errichgehend. Jedoch bieten sich interessante Durchten. Der Notlage der Zeit folgend blicke. Ein Zugang ist außerhalb von Veranstalwaren die ersten Gebäude für den tungen nicht möglich. Kult des Heilgottes aus Holz erSeine Funktion hat das Odeion heute wieder gewonnen. In den Sommermonaten werden hier richtet. Das Heiligtum war von nämlich Konzerte, antike Dramen und andere Anfang an mit einer Umfriedung Veranstaltungen durchgeführt. versehen. Im 4. Jh. v. Chr. wurden diese hölzernen Bauwerke durch Steinbauten ersetzt. Dabei handelte es sich um ein einfaches Propylon an der Westseite des Bezirks, den Tempel des Askleipios und Hygieia, den Altar und eine zweistöckige, 50 m lange dorische Halle, die den heiligen Bothros und die heilige Quelle in einer Höhle barg (Abb. 11). Zeitgleich mit diesem Kernheiligtum entstand westlich davon eine Halle, die als Ionische Halle bezeichnet wird. Sie wies vier quadratische Räume auf, die als Banketträume gedeutet werden können. In ihnen hatten jeweils elf Klinen Platz. Bei ihnen handelt es sich um Räume, die für Heiligtümer des Askleipios kanonisch sind.



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Blicken wir auf die einzelnen Bauelemente: Von dem ursprünglichen Proyplon hat sich nichts erhalten. An gleicher Stelle entstand in augusteischer Zeit ein Torbau in korinthischer Ordnung. Im westlichen Teil des gepflasterten Hofes stand der Tempel, ein prostyler Bau, der Askleipios und seiner Tochter Hygieia geweiht war. Nach Osten hin – und nicht in der Achse des Tempels – befand sich der Altar. Für die Therapie weitaus wichtiger sind die Bauten an der Nordseite: die dorische Halle, von der aus der Zugang zur heiligen Quelle erfolgte, und deren Anbau, in dem sich der Bothros (gr. Grube, Vertiefung) befindet. Aufgrund der Architekturreste eines Baldachins, der sich über Grube befand, wird diese Grube mit einem Heroenkult in Verbindung gebracht. Die Halle selbst wird als Abaton (gr. geweihter Ort) oder als Inkubationsraum (lat. incubare, im Tempel eines Gottes schlafen, um auf dem Fell eines Opfertieres liegend göttliche Offenbarungen zu erhalten) bezeichnet. Dort erfuhr der Gesundheitssuchende im Schlaf seine Therapie. Diese wurde dann mit Hilfe des Wassers ausgeführt.

Kuren – nichts für Kranke? „Es war Frühlings-Tag- und Nachtgleiche, die Zeit, zu der die heiligen Schlammeinreibungen stattfinden; mir war es unmöglich, mich dazu zu begeben, falls der Gott mir nicht ein besonderes Zeichen gab. […] Wenige Tage darauf kam Sturm, der Nordwind erschütterte den ganzen Himmel und unaufhörlich ballten sich schwarze Wolken, und darauf toste wieder der Sturm. Bei diesem Wetter befahl Asklepios mir, mich mit dem Schlamm aus dem heiligen Brunnen einzureiben und mich ebendort abzuwaschen. Ich bot auch bei dieser Gelegenheit ein wahres Schauspiel. Die Kälte des Schlammes und der Luft war so groß, daß ich es für ein Glück hielt zum Brunnen zu laufen und daß mir das Wasser geradezu zur Erwärmung diente. Das war das Erste an diesem Wunder. In der folgenden Nacht trug er mir auf, mich wiederum mit dem Schlamm in derselben Weise einzureiben und dreimal im Kreis um die Tempel herumzulaufen. Nun war der Nordsturm unbeschreiblich, und die Kälte hatte sich noch gesteigert. Du hättest kein Gewand gefunden, dicht genug, um Dich davor zu schützen, sondern er fuhr hindurch und sauste auf deinen Körper wie ein Geschoß. Einige meiner Gefährten […] beschlossen bei mir auszuharren. Ich rieb mich also ein und

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lief herum, indem ich mich dem Sturm zum Zerzausen darbot, und als ich fertig war, ging ich zum Brunnen und wusch mich. Von den Freunden begab sich einer sofort weg, ein anderer bekam einen Krampf und wurde eiligst ins Bad gebracht und mit vieler Mühe durchwärmt. […] Ein andermal aber zur Winterzeit bei Frost und eiskaltem Wind befiehlt er mir, Schlamm zu nehmen, mich damit zu übergießen und mich so, indem ich Zeus als höchsten und besten der Götter anrufe, in die Halle des heiligen Gymnasiums hinzusetzen. Auch das geschah unter dem Beisein von vielen Zuschauern.“ Aelius Aristides, hier. log. B 74 ff.; Übers. zit. nach O. Deubner, Das Asklepieion von Pergamon (1938) 9 f. P. Aelius Aristides (117–nach 176) stammte aus einer einflussreichen Familie aus Hadriani in Mysien (Türkei). Eine gründliche Ausbildung erfuhr er in Smyrna, Pergamon und Athen. Dort studierte er bei Herodes Atticus. Auf einer seiner vielen Reisen erkrankte er wohl ernsthaft, sodass er in den Jahren 145–147 Heilung im Asklepieion von Pergamon suchte. Seine Erfahrungen hat er ausführlich dargestellt und sie erlauben gewisse Rückschlüsse auf die in Asklepieia insgesamt durchgeführte Therapien, bei denen der Gott den Hilfesuchenden im Traum die Behandlungsmethoden offenbarte. Wie man der Schilderung entnehmen kann, gehörten Behandlungen nach dem Kneipschen Prinzip in den Kanon. Eine wichtige Veränderung des Heiligtums erfolgte in der römischen Kaiserzeit. An der Südseite des Bezirks entstand eine weitere Halle, deren Funktion nicht geklärt ist. Schwere Schäden am Heiligtum sollten durch den Herulereinfall im Jahr 267 entstehen, sodass im 4. Jh. eine umfassende Wiederherstellung erfolgen musste. Diese wird mit den Aktivitäten des Julian Apostata in Verbindung gebracht. Die alte dorische Halle wurde dabei mit einem leicht veränderten Grundriss wieder aufgebaut. Anfang des 6. Jhs. sollte das Heiligtum aufhören zu bestehen. Es wurde zerstört und auf seinen Fundamenten errichtete man eine dreischiffige, frühchristliche Kirche. Diese trug den Namen Agioi Anagyroi (Heilige Ärzte).

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Das choregische Monument des Thrasyllos und andere Denkmäler Als Lykurg mit dem Neubau des Dionysos-Theaters (s. u.) begann, ließ er dafür die dahinter liegende Felswand abarbeiten. Dabei kamen verschiedene Höhlen zum Vorschein, von denen eine Reihe als choregische Siegesmonumente genutzt wurde. Diese Lage oberhalb des Dionysos-Theaters war besonders beliebt, weil man einmal die Denkmäler bereits aus der Ferne sah, und zum anderen waren sie über das Theater des Dionysos (s. u.), durch das der Peripatos auf niedrigerem Niveau verlief, erschlossen. Eindrucksvoll und gut rekonstruierbar ist die Höhle, die in das Monument des Thrasyllos umgewandelt wurde, der 320/19 v. Chr. die choregischen Wettbewerbe gewann (Abb. 12). Dazu ließ er vor der Höhle eine Fassade mit Pfeilern anlegen, über der ein Dreifuß als Kennzeichen seines Sieges stand. 271/70 v. Chr. erweiterte sein Sohn Thrasykles das väterliche Denkmal um zwei von ihm selbst gewonnene Dreifüße. In späterer Zeit kam es zu Veränderungen: Statuen – so eine heute in London befindliche Statue des Dionysos – kamen hinzu, während die Dreifüße verschwanden. In christlicher Zeit wurde hier eine Kapelle eingerichtet. Dabei wurde vermutlich die Fassade teilweise zugesetzt. In diesem Zustand überdauerte das Denkmal bis 1827, wurde dann aber bei der türkischen Belagerung der Akropolis zerstört. Das Thrasyllos-Monument kann nicht als einzelnes Denkmal gesehen werden. So konnten die Fundamente eines weiteren größeren Baus als Gegenstück zum Thrasyllos-Monument beobachtet werden. Daneben waren hier zahlreiche Dreifüße als choregische Denkmäler aufgestellt, wie Abarbeitungsspuren im anstehenden Fels belegen. Heute noch gut sichtbar ist ein weiteres choregisches Denkmal oberhalb des Thrasyllos-Monumentes. Dabei handelt es sich um zwei korinthische Säulen, die ebenfalls Dreifüße als Siegeszeichen trugen. Sie gehören in römische Zeit.

Die Stoa des Eumenes Westlich des Dionysos-Theaters und unmittelbar an das Odeion des Herodes Atticus anschließend finden sich die Reste der Stoa, die vom pergamenischen König Eumenes II. (reg. 197–159 v. Chr.) gestiftet wurde. Unmittelbar oberhalb der Halle verläuft der Peripatos. Durch

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ein Treppenhaus des Hallenbaus konnten die Besucher des DionysosTheaters über diesen Weg die Halle erreichen. Die Halle wies zwei Stockwerke auf und ähnelte der Attalos-Stoa auf der Agora (s. u.). Der Unterschied zwischen beiden Hallen besteht darin, dass die Stoa des Eumenes keine Räume aufwies; dies liegt in ihrer Funktion begründet. Hier sollten die Theaterbesucher bei schlechtem Wetter Schutz finden und die Halle diente als Lagerraum für Theaterkulissen. Heute ist von der Halle im Wesentlichen eine rückwärtige Stützmauer mit Pfeilern und Arkaden sichtbar (Abb. 13). Dies liegt vor allem daran, dass das Gebäude im 3. Jh. zur Gewinnung von Baumaterialien für die Valerianische Stadtmauer abgetragen wurde.

Das Dionysos-Theater Das Dionysos-Theater liegt am Hang des Akropolishügels und geht bis in das 6. Jh. v. Chr. zurück (Abb. 14). Frühere Theateraufführungen fanden auf der Agora statt. Die Schauspielstätte darf aber nicht isoliert gesehen werden, sondern muss in einen größeren Kontext eingeordnet werden, weil seine Ursprünge eng mit dem Kult des Dionysos verknüpft sind. Bereits im 6. Jh. v. Chr. entstand hier ein entsprechender Tempel. Ein Nachfolgebau wurde im 4. Jh. v. Chr. errichtet. Von beiden Tempeln haben sich nur spärliche Reste erhalten. Als Theater genutzt wurde der Bau bis in das 5. Jh. n. Chr. Endgültig ging der Bau aber erst im 11. Jh. unter. Diese lange Nutzungsgeschichte spiegelt sich auch in den baulichen Befunden wider. Ursprünglich bestand das Theater aus einer ebenen Fläche (Orchestra), auf der die Schauspiele aufgeführt wurden, und dem Abhang, auf dem die Zuschauer Platz fanden. Weder die Orchestra noch der Bereich für die Zuschauer waren architektonisch gestaltet. Bald jedoch errichtete man Tribünen aus Holz. Diese brachen während einer Aufführung zusammen, sodass sie darauf in Stein neu ausgeführt wurden. Von diesem Bauzustand haben sich keine Reste erhalten. Der aktuelle Zustand des Theaters geht auf einen Neubau des Redners Lykurg (vor 383–324 v. Chr.) zurück. Es entstand ein Bau, der mit 78 Sitzreihen Platz für etwa 20000 Zuschauer geboten haben dürfte. Dabei wurde die Cavea in drei Ränge gegliedert. Die erste Sitzreihe war den Priestern und Beamten der Stadt vorbehalten und in der Mitte war der Sitz des Dionysospriesters besonders hervorgehoben.

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Hinter dem Sitz des Letztgenannten entstand im 2. Jh. n. Chr. die kaiserliche Loge für Hadrian. Diese Position drückte aber nicht die Missachtung gegenüber dem Kaiser aus, sondern war vielmehr den veränderten Sehgewohnheiten geschuldet. Mittlerweile nämlich hatte sich die Aufführung der Schauspiele von der Orchestra auf die Bühne verlagert, sodass man von einer erhöhten Position eine weitaus bessere Sicht hatte als von der ersten Reihe. Bei dem Neubau des Lykurg wurde die Orchestra nach Süden hin mit einem Bühnengebäude abgeschlossen. Diese erhielt in hellenistischer Zeit eine Säulenarchitektur. Die Außenwand des Bühnengebäudes wurde außerdem als Rückwand einer Halle genutzt, die sich nach Süden hin öffnete. Starke Beschädigungen erfuhr das Theater bei der Eroberung der Stadt durch Sulla im Jahre 86 v. Chr. Renovierungsmaßnahmen sind für das Jahr 61/62 n. Chr. belegt. Die Bühnenarchitektur wurde erneuert und dem Dionysos und Nero geweiht.

Staatsaufgabe Theater Am Anfang des griechischen Theaters standen Tänze, die zu ­Ehren des Dionysos mit maskierten Chören aufgeführt wurden. In der 2. Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. entwickelten sich in Athen ­daraus die Tragödie, die Komödie und das Satyrspiel, wobei die Tragödie einen Schwerpunkt bildete. Das Theater war im öffentlichen Leben mit Sicherheit nicht ­vorrangig zur Unterhaltung gedacht, sondern ihm kam eine besondere Rolle zu, weil hier neben dem kultischen Aspekt auch aktuelle Themen aus dem städtischen Leben aufgegriffen wurden. Daher fiel die Organisation der Dionysia in die Zuständigkeit der Archonten, der höchsten Staatsbeamten. Wohl unmittelbar nach deren Wahl im Juli ging es sofort an die Vorbereitungen. Die Neugewählten bestellten die Choregen, wohlhabende Bürger, die nun als Pflichtaufgabe für die Durchführung der Veranstaltung verantwortlich waren. Ihre vordringlichste Aufgabe bestand darin, die Dichter und die Chöre auszuwählen. Besonders bei den Mitgliedern der Chöre zeigte sich, wie wichtig die Aufführungen für die Polis waren; sie waren während der Vorbereitung vom Kriegsdienst befreit. Das Theater erfuhr im Laufe der Zeit natürlich Veränderungen. In seiner Frühzeit gab es neben dem Chor nur einen Schauspie-

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ler, der zugleich auch der Autor des Stückes war und obendrein noch die Regie führte. Später traten weitere Schauspieler hinzu und die Autoren verzichteten zunehmend auf eine aktive Teilnahme auf der Bühne. Parallel dazu entwickelte sich eine Professionalisierung der Regie. Im zeitlichen Ablauf der Dionysia kam es ab 444 v. Chr. im Odeion des Perikles (s. u.) zwei Tage vor Festbeginn zum sog. Proagon, bei dem die Chöre und die Schauspieler ohne Masken, die einen wichtigen Bestandteil des Schauspiels ausmachten, ­sowie die Autoren auftraten, um bei dieser Gelegenheit ihre ­Stücke vorzustellen. Am Anfang der Dionysia stand eine Prozession mit Opfern. ­Danach folgte für die Zuschauer ein Aufführungsmarathon, weil Stücke unterschiedlicher Gattungen in einem Block aufgeführt wurden. Der Theaterbesuch dauerte daher vom Morgen bis zum Abend. In Anbetracht der großen Bedeutung, die die Aufführungen für die athenischen Bürger hatten, ist es aber etwas verwunderlich, dass bis in das 4. Jh. v. Chr. ein Eintrittsgeld erhoben wurde. Grundsätzlich gab es aber sonst wohl keine Einschränkungen beim Theaterbesuch; auch Frauen war der Besuch gestattet, doch dürfte dieser eher die Ausnahme gewesen sein. Insgesamt gesehen war das athenische Publikum wohl recht kritisch, weil ein Großteil der Bevölkerung selbst schon einmal bei Aufführungen mitgewirkt hatte. Verbinden wir heute mit Theateraufführungen, besonders mit der Tragödien, eher ein gesittetes Publikums, so gingen bei antiken Aufführungen durchaus die Emotionen hoch. Gelegentlich mussten sogar Ordner mit Schlagstöcken die Ruhe wieder herstellen. Da die Aufführungen mit einem Wettbewerb verbunden waren, wurden die Preisrichter ausgelost. Dies galt ebenso für die ­Abfolge der Aufführungen.

Das Nikias-Monument Unweit des Dionysos-Theaters befinden sich die Reste eines weiteren choregischen Denkmals, das des Nikias. Dabei handelte es sich um einen Bau in der Gestalt eines kleinen prostylen Tempels.

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Das Odeion des Perikles Unmittelbar östlich des Dionysos-Theaters und in dessen Zuschauerraum eingreifend schließt sich das Odeion des Perikles an, von dem bisher nur ein Teil untersucht wurde und nicht viel mehr als Grundmauern sichtbar sind. Nach heutigen Erkenntnissen handelt es sich dabei um den ältesten Bau dieser Art – also als Konzertsaal und Ort für Lesungen – in Athen. Der Bau des Perikles war fast quadratisch und maß 62,40 x 68,80 m. Um diesen gewaltigen Baukomplex zu überdachen, errichte man im Inneren 90 Säulen, die die Dachkonstruktion trugen. Aus den Quellen wissen wir, dass es sich dabei um ein pyramidenförmiges Dach gehandelt hat. Dieses soll als Vorbild das Zelt des Xerxes gehabt haben. Im Inneren sind Sitzgelegenheiten überliefert (Plutarch Perikles 13, 9). Der Bau des Perikles hatte bis in das Jahr 86 v. Chr. Bestand. Dann wurde er von den Athenern selbst in Brand gesteckt, damit das dort verbaute Holz nicht von Sulla für Belagerungszwecke genutzt werden konnte. Aber rund 20 Jahre später entstand an gleicher Stelle und dem ursprünglichen Baukonzept folgend ein Neubau, dessen Auftraggeber der kappadokische König Ariobarzanes Philopator (reg. 63/2–52 v. Chr.) war. Im Zusammenhang mit dieser Baumaßnahme sind zwei Inschriften überliefert. Eine Inschrift wurde dem Stifter durch das Volk der Athener geweiht (IG II2 3427), die andere von den Architekten Gaius und Marcus Stallius sowie Melanippos (IG II2 3426). Dieser Neubau sollte relativ lange Bestand haben. Er wurde vermutlich erst durch den Herulereinfall des Jahres 267 zerstört. Ein Mauerzug, der das Areal des Odeions durchschneidet, steht nicht mit irgendwelchen späteren antiken Baumaßnahmen in Verbindung. Vielmehr handelt es sich hier um einen Abschnitt der mittelalterlichen Befestigung (11. Jh.), die den Fuß des Akropolishügels umschloss. „Das Odeion soll ein Abbild und eine Nachahmung des persischen Königszeltes gewesen sein. Es enthielt im Inneren eine große Zahl von Sitzen und viele Säulen, während sich das Dach, von einer Spitze ausgehend, in ringsum gleichmäßiger Neigung herabsenkte. Auch dieser Bau entstand unter der Aufsicht des Perikles, […].“ Plutarch, Perikles 13, 9; Übers.: W. Wuhrmann

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Geht man davon aus, dass sich in der Architektur des persischen Königszeltes die zeitgenössische Palastarchitektur widerspiegelt, kann man auf die großen, vielsäuligen Festsäle etwa in Persepolis hinweisen. Eine Aufnahme dieser Bauform durch die Athener könnte vielleicht dahin gehend interpretiert werden, dass man einen vergleichbaren Machtanspruch wie die persischen Großkönige vertrat. Anderseits lässt sich die Bauform auch anders begründen: Große Innenräume ließen sich zu der Zeit nur mit Hilfe eingestellter Säulen oder Pfeifer überdecken, wobei der Abstand der Säulen von der Länge und Qualität des Bauholzes bestimmt war. Kehrt man zum Ausgangspunkt des Peripatos zurück und wendet sich dem Wegabschnitt am Nordabhang zu, findet man mehrere interessante Denkmäler, die von einer Quellgrotte bis hin zu Grottenheiligtümern reichen.

Die Klepsydra Ein wichtiges Denkmal am Nordabhang der Akropolis ist die Klepsydra-Quelle, die unterhalb des Nordflügels der Propyläen liegt. Die Quelle wurde schon in neolithischer Zeit genutzt. Zwischen 470–460 v. Chr. wurde die Quellgrotte in ein Brunnenhaus umgebaut. Nachgewiesen sind Schöpfbecken und ein Vorhof. Obwohl sich in römischer Zeit die Wasserversorgung der Stadt deutlich verbesserte, wurde die Quelle weiter genutzt. Allerdings wurde der Komplex dabei durch mehrfache Felsstürze verändert. Spätestens im 3. Jh. kam es zu einer erneuten massiven Umgestaltung: ein überwölbter Gang verband sie mit der Akropolis. Während der fränkischen Zeit wurde die Quelle weiter genutzt. Vergessen wurde diese erst in der türkischen Besatzungszeit. Im Jahr 1822 wurde sie wiederentdeckt.

Die Grotte des Olympischen Zeus und des Pan Die Grotte war wohl ursprünglich dem Olympischen Zeus heilig. Nach der Schlacht von Marathon (490 v. Chr.) wurde der Kult des Pan in Athen eingeführt. Folgt man der Darstellung des Herodot, soll der Gott den Athenern im Kampf beigestanden haben.

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Die Grotte des Apollon Die Wände der Höhle, die dem Apollon als Heiligtum diente, waren mit Nischen versehen. Bei den Ausgrabungen fand man hier Votivplatten für den Apollon Hypoakraios (den Apoll unter dem langen Felsen oder Apoll unter den Höhen).

Die Grotte der Nymphe Aglauros In der Grotte befand sich eine Quelle, die bereits in mykenischer Zeit genutzt wurde. Der Zugang vom Burgberg aus erfolgte über eine Treppe. In klassischer Zeit war diese Quelle nicht mehr nutzbar. Als eine Reminiszenz hat sich aber der Nymphenkult gehalten, der später noch mit einer Tochter des mythischen Königs Kekrops verbunden wurde. Eine besondere Rolle kam diesem Heiligtum zu, weil hier die attischen Jungmänner feierlich vereidigt wurden.

Der Fahneneid – gestern wie heute „Nicht werde ich die heiligen Waffen, die ich trage, entehren. Meine Kampfgenossen werde ich nie im Stich lassen, wo auch immer ich stehe. Auch werde ich die Heiligtümer und unverletzlichen Orte schützen und das Vaterland der Nachwelt nicht ­geringer übergeben, sondern größer und stärker, soweit es mit ­Hilfe aller in meinen Kräften steht. Ich werde immer rechtmäßig gewählten Beamten gehorchen, ebenso den Gesetzen, den schon erlassenen wie den in Zukunft rechtens erlassenen, und wenn ­jemand von ihnen abgehen will, werde ich es nach Kräften und mit der Hilfe aller nicht zulassen. Desgleichen werde ich die ­religiösen Ordnungen der Väter in Ehren halten. […]“ L. Robert, Études épigraphiques et philologiques (1938) 296–307; Übers. zit. nach R. Flacelière, Griechenland (1977) 337

Andere archäologische Befunde am Fuß der Akropolis Neben den beschrieben Denkmälern auf der Akropolis und entlang des Peripatos haben archäologische Untersuchungen an der Odos ­Dionysiou Aeropagitou zu einer Reihe von wichtigen Entdeckungen geführt.

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Abb. 1: Areopag. Blick von der Akropolis.

Abb. 2: Westliche Verlängerung der Odos Rovertou Galli. Untergeschoss eines klassischen Wohnhauses (sog. Gefängnis des Sokrates).

Abb. 3: Blick von Südwesten auf die Akropolis.

Abb. 4: Akropolis. Monument des Agrippa.

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Abb. 5: Akropolis. Nördlicher Flügel (Pinakothek) der Propyläen.

Abb. 6: Akropolis. Tempel der ­Athena Nike aus nördlicher ­Richtung.

Abb. 7: Akropolis. Tempel der Athena Parthenos aus östlicher Richtung.

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Abb. 8: Akropolis. Erechtheion. Korenhalle und Fundamente des ­alten Athena-Tempels. Blick von Osten.

Abb. 9: Akropolis. Erechtheion. Korenhalle.

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Abb. 11: Akropolis. Asklepieion am Perpipatos.

Abb. 10: Odeion des Herodes Atticus. Blick von der Akropolis auf Orchestra und Bühnengebäude.

Abb. 12: Akropolis. Blick vom Dionysos-Theater auf das choregische Denkmal des Thrasyllos, darüber Denkmäler aus römischer Zeit.

Abb. 13: Stoa des Eumenes am Peripatos. Abb. 14: Dionysos-Theater. Blick von der Akropolis.

Abb. 15: Odos Dionysiou Aeropagitou. Blick in die Ausgrabungen unterhalb des Akropolismuseums.

Abb. 16: Grabmal des Philipappos.

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Abb. 17: Odos Apostolou Pavlou. Heiligtum des Zeus und im Hintergrund die Agia Marina.

Abb. 18: Griechische Agora. Hephaisteion und Westseite der Agora. Blick von S­ üden.

Abb. 19: Griechische Agora. Blick von der Agora aus auf das Hephaisteion.

Abb. 20: Griechische Agora. Hephaisteion. Blick aus südwestlicher Richtung.

Abb. 21: Griechische Agora. Denkmal der Eponymen Heroen.

Abb. 22: Griechische Agora. Attalos-Stoa. Blick von Süden.

Abb. 23: Griechische Agora. Die Wasseruhr (Klepsydra) vor der Heliaia.

Kolumnentitel

Abb. 24: Griechische Agora. Gymnasium der Giganten. Die Giganten stammen vom Odeion des Agrippa.

Abb. 25: Römische Agora. Propylon der Athena Archegetis.

Abb. 26: Römische Agora. Blick von Westen. Im ­Hintergrund sind der sog. Turm der Winde und das sog. Agoranomion zu sehen.

Abb. 27: Hadrians­ bibliothek. Blick auf die Fassade und das Propylon.

Abb. 28: Hadriansbibliothek. Blick von der Odos Dexipou auf den Trikonchenbau.

Abb. 29: Platea Lysikratous. Choregisches Denkmal des Lysikrates und Fundamentreste weiterer Denkmäler.

Abb. 30: Hadriansbogen. Blick von Osten.

Abb. 31: Olympieion. Abb. 32: Kerameikos. Blick auf die Stadtbefestigung aus nördlicher Richtung.

Abb. 33: Kerameikos. Eridanos-Durchlass.

Abb. 34: Kerameikos. Pompeion aus südlicher Richtung.

Abb. 35: Kerameikos. Blick von der Odos Ermou auf die ­Wohnbebauung des Inneren Kerameikos.

0 10 20

50 m

Plan 7 Kerameikos. Übersichtsplan: 1 Stadtmauer; 2 Proteichisma (Vormauer); 3 Graben; 4 Heiliges Tor; 5 Flusstor und Eridanos; 6 Dipylon-Tor; 7 Basis für ein Denkmal Hadrians am äußeren Dipylon; 8 Brunnenhaus; 9 Pompeion (Schwarz: Bauphase I; Grün: Bauphase II; Gelb: Bauphase III); 10 Wohnbebauung; 11 Dromos; 12 Gräber unterschiedlicher Zeit; 13 Grab der Lakedaimonier; 14 Badeanlage; 15 Grabtumuli; 16 Heilige Straße; 17 Lehmziegelbau; 18 Grabbezirk der Thoriker mit dem Dexipos-Monument; 19 Grabbezirk des Koroibos von Melite; 20 Grabbezirk des Dionysos aus dem Demos Kollytos; 21 Tritopatreion; 22 Museum

Rings um die Akropolis

Schon etwas länger bekannt ist etwa ein repräsentatives römisches Wohnhaus. Da dieses in der Flucht der Straße gefunden wurde, entschloss man sich, hier den Grundriss in der Straßenoberfläche darzustellen. Gut erkennbar ist etwa ein großer apsidialer Raum. Man möchte dieses Gebäude mit dem Philosophen Proklos (412–485) in Verbindung bringen, der ab 438 für 50 Jahre bis zu seinem Tod die Leitung der Akademie Platons innehatte. Weitaus wichtiger und künftig für den Besucher auch interessanter ist der große archäologische Komplex, der beim Bau des neuen Akropolismuseums freigelegt wurde. Datiert werden diese Bauwerke vom 5. Jh. v. Chr. bis in das 9. Jh. n. Chr. Bislang kann man um das Museum herum und im Museum selbst durch einen Glasboden die frei­ gelegten Befunde sehen. Es sind z. Zt. jedoch Vorarbeiten im Gange, um den Bereich für Besucher begeh- und erlebbar zu machen. Was man sehen kann, wird durch die zuständigen Dienststellen der Antikenverwaltung beschrieben mit Straßen, Häusern, Bädern und Werkstätten. Ein größerer Ausschnitt findet sich unter dem Vordach des neuen Akropolismuseums (Abb. 15). Hier sind die Reste eines großen Gebäudes aus dem 7. Jh. zu sehen. Dieses muss als repräsentativ bezeichnet werden. Es lassen sich ein kreisrunder Raum, ein Speisesaal mit drei Nischen, eine Empfangshalle, private Bäder, Quellen und Zisternen sowie andere Zweckräume beobachten. Seine Fortsetzung findet das byzantinische Haus an der Nordseite des Museums und ihn ihm selbst. Hier lassen sich unter Glasböden weitere Räume besichtigen. Dazu konnten im Museumsbereich auch ältere Gebäude freigelegt werden. Ebenfalls z. Zt. nur durch den Glasboden innerhalb des Museums zu sehen ist ein Haus, das in das 5. Jh. v. Chr. datiert wird. Hervorzu­heben ist hier ein Raum, der als repräsentativer Empfangsraum (andron) bezeichnet wird und der einen Mosaikboden aufweist. Weiter nach Norden schließt sich ein kleineres Bad an. Dieses wird in das 2.–3. Jh. datiert.

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Die Hügel Athens – Areopag, der Pnyxhügel, Musen- und Nymphenhügel In der topografischen Übersicht Athens war kurz darauf hingewiesen worden, das Stadtgebiet sei durch verschiedene Hügel bestimmt und noch heute würden diese das Bild der Stadt prägen. Während der Akropolishügel mit seiner Bebauung eine in sich geschlossene archäologische Zone darstellt und dieses z. T. auch für den Areopag gilt, lassen sich die anderen Hügel – der Musen- und der Nymphenhügel sowie der Pnyxhügel – teilweise nur schwer mit ihren archäologischen Befunden darstellen, weil diese in eine Parklandschaft umgewandelt worden sind und die Grenzen verschwimmen. Es ist sicher für den Besucher am bequemsten, wenn er die dortigen Denkmäler über die als Fußgängerzone gestaltete Odos Apostolou Pavlou und ihre Abzweigungen für sich erschließt. Den Beginn sollte man sicher mit dem Areopag machen, der westlich der Akropolis liegt und von dem aus man eine eindrucksvolle Sicht auf den Burgberg hat.

Der Areopag Am Übergang der Odos Dionysiou Aeropagitou zur Odos Apostolou Pavlou führt der Weg nach Norden zum Areopag (vgl. Abb. 1). Der Hügel, benannt nach dem Kriegsgott Ares, stellt sich heute als karge Felskuppe dar. Ohne hier auf Mythologisches verweisen zu wollen, spielte der Hügel in der athenischen Geschichte mehrfach eine wichtige Rolle. So trugen die Perser im Jahr 480 v. Chr. vom Areopag ihren Angriff Die antike Treppe ist begehbar, auf die Akropolis vor, der schließlich doch sollte der Besucher aus Sichermit deren Einnahme endete. Daneben heitsgründen die moderne Treppenanlage linker Hand benutzen. Auf dem Hügel hatte sich auf dem Hügel schon früh die selbst sollte man ebenfalls Acht geben, Versammlung der Archonten und Teile weil der Untergrund sehr uneben ist und des Gerichtswesens etabliert. bei Feuchtigkeit rutschig sein kann. Die Befunde, die man hier beobachten konnte, lassen hingegen dessen Bedeutung kaum erahnen. Kommt man zum Areopag, so bestimmt vor allem ein steiler, in den Felsen geschlagener antiker Treppenaufgang den ersten Eindruck. Bei manchem Besucher wird diese Treppe Emotionen auslösen, liegt doch der Gedanke nahe, dass der Apostel Paulus diese benutzte, als er während seiner zweiten Missionsreise im Jahr 51 die Gelegenheit erhielt, den neuen Glauben hier vorzustellen. Seine Rede zeigte aber



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Areopag

nur wenig Wirkung; lediglich Dionysos, der Areopagit, und eine Frau namens Damaris werden in der Apostelgeschichte als Bekehrte namentlich genannt. Eine Bronzetafel neben dem Treppenaufgang gibt die entsprechende Passage der Apostelgeschichte (17,18–34) wieder. Hat man den Hügel erklommen, so lassen sich diverse Felsabarbeitungen beobachten. Sie werden z. T. mit den schriftlich überlieferten Gerichten in Verbindung gebracht. Etwas reichhaltiger sind hingegen an der Nordseite des Hügels die Fundamentreste einer Kirche, die dem bereits genannten Areopagiten Dionysos geweiht war. Dieses Bauwerk markiert vielleicht aber auch den Versammlungsort des Areopag. Darüber hinaus wissen wir um die verschiedenen Kulte, die sich im Bereich dieses Hügels befunden haben. So liegt etwa an dessen Nordseite eine Grotte, die den Erinnyen, den Rachegeistern zugeschrieben wurde. Sie verfolgten jene, die eine Blutschuld auf sich geladen hatten. Interessanterweise ergab sich aber bei ihnen ein inhaltlicher Wechsel. Bei Aischylos (525/4–456 v. Chr.), einem der großen Verfasser griechischer Tragödien, wurden aus den Rächenden die Wohlmeinenden, deren Heiligtum Mördern und entlaufenen Sklaven Asyl bot. Der Musenhügel Kehrt man nun zur Odos Apostolou Pavlou zurück, bietet es sich vielleicht an, einen Schwenk zum 147 m hohen Musenhügel zu machen, der heute auch als Philopapposhügel bezeichnet wird, dessen Name sich vom Grab des Philopappos als dominierendem Denkmal herleitet. In klassischer und hellenistischer Zeit kam dem Hügel strategische Ein schwieriger Weg Bedeutung zu. Es konnten Reste der Die als Park gestalteten Hügel im Südwesten der Akropolis besitzen zahlreiche Wethemistokleischen Stadtmauer und ge, doch fällt es oft schwer, zwischen offizieleine Befestigung festgestellt werlen und inoffiziellen zu unterscheiden. Um zu den, die im Jahr 294 v. Chr. durch den Denkmälern zu gelangen, ist es manchmal den makedonischen König De­ einfacher, auf Sicht zu gehen als möglichen metrios Poliorketes (reg. 294–287 Wegweisern zu folgen. Je nach Jahreszeit gibt es allerdings nur wenige Besucher, sodass man v. Chr.) angelegt wurde.



auf den Wegen gut Acht geben sollte.

Das Grabmal des Philopappos stellt eine besondere Auszeichnung für den Bestatteten dar, weil es zwischen 114–116 innerhalb des Stadtgebietes angelegt und nicht der Grabherr selbst, sondern die Bürger Athens dies errichten ließen (Abb. 16). Phi-

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lopappos hatte nämlich der Stadt viele Wohltaten erwiesen. Bis zur Mitte des 15. Jhs. war das Monument weitgehend unbeschädigt, während heute nur noch dessen Nordseite aufrecht steht. Bei dem Grab handelt es sich im Wesentlichen um einen rechteckigen Bau auf einem Sockel mit einer Seitenlänge von fast 10 m und einer Höhe von etwa 14 m. Das verwendete Material ist weißer pentelischer Marmor. Das Innere barg die von Süden aus zugängliche Grabkammer mit dem Sarkophag und darüber eine Ädikula, in der eine Porträtstatue des Verstorbenen ihre Aufstellung gefunden hatte. Die heute erhaltene Fassade, die sich über dem Sockel erhebt, ist leicht konkav eingezogen. Im unteren Bereich befindet sich ein Fries, welcher den Verstorbenen in seiner Funktion als römischer Konsul auf einer Quadriga beim Einzug in eine Stadt zeigt. Die darüber liegende Zone, in Nischen gegliedert, zeigte ursprünglich drei Statuen: den Grabherrn im Kreis seiner wichtigsten Ahnen, seines Großvaters Wer war Philopappos? C. Julius Antiochos Epiphanes Philopappos war Antiochos IV. von Kommageder Enkel des letzten Königs von Kommagene, eines ne (König 38–72) und des BeStaates im Osten der heutigen Türkei. Diese Dynastie gründers der Dynastie, Seleuführte sich zurück auf Seleukos I., dessen Reich weite kos I. Nikator (König 304– Teile der Türkei und Syriens umfasste. 281 v. Chr.). Die zuletzt geKommagene war um die Mitte des 2. Jhs. v. Chr. entstanden und ging im Jahr 72 endgültig an Rom. Das Schicknannte Statue einschließlich sal meinte es mit der königlichen Familie aber gut, weil der Inschrift ist heute zerstört.



Vespasian (Kaiser 69–79) ihr in Rom eine standesgemäße Behandlung zukommen ließ. Philopappos hielt sich in Athen auf und wurde dort auch Bürger. Hier nahm er verschiedene Ämter wahr, so das Amt des Archonten im Jahr 95/96. Den Kontakt zu Rom verlor er aber nie. Er übte dort politische und religiöse Ämter aus. So sehr er sich auch als römischer Bürger verstanden haben mochte, so blieb er doch seinen Wurzeln treu: auf seinem Grab führte er kühn den Titel eines Königs.

Verlässt man den Musenhügel wieder und folgt der Verlängerung der Odos Rovertou Galli, kommt man zu einigen kleineren Denkmälern. Prominent ausgeschildert ist dabei das „Gefängnis des Sokrates“, das aber tatsächlich auf der Griechischen Agora angesiedelt werden muss. Bei dem Komplex handelt es sich um eine Raumgruppe, die in den anstehenden Felsen eingearbeitet ist und das Untergeschoss eines Wohnhauses aus klassischer Zeit war (vgl. Abb. 2). Die Räume können nicht begangen werden, doch steht ein Grundriss zur Verfügung und die Absperrgitter erlauben einen Einblick in die Räume. Folgt man der Straße weiter stößt, man auf Höhe der Kirche Agios Dimitrios Lombardiaris, einer einschiffigen Basilika aus osmanischer

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Pnyxhügel

Zeit, auf die spärlichen Reste einer Toranlage aus dem 4. Jh. v. Chr., die durch eine Inschrift als „Dipylon über den Toren“ bezeichnet wird. Geht man noch ein Stück weiter, so gelangt man zu einer kleineren Grabanlage, die der lokalen Tradition folgend als „Grab des Kimon“ bezeichnet wird. Jedoch stammt das Grab aus dem 3. Jh.

Der Pnyxhügel Ein wichtiger Punkt auf den Hügeln Athens ist die Pnyx, die sich Nordwesten hin an den Musenhügel anschließt. Mit der zunehmenden Demokratisierung Athens im 6. Jh. v. Chr. war es notwendig geworden, für die Volksversammlung (ekklesia) einen geeigneten Platz zu finden. Hier gab es ein Gelände, das den Ansprüchen genügte und mit verhältnismäßig geringem baulichen Aufwand für diese Nutzung hergerichtet werden konnte. Es handelte sich dabei um eine natürliche Hanglage – durchaus mit dem Zuschauerraum eines Theaters vergleichbar –, die es den Teilnehmern an der Volksversammlung erlaubte, das Geschehen auf einer Art Tribüne zu verfolgen. Für diese Tribüne wurde eine Stützmauer mit Erdhinterfüllung errichtet. Die Teilnahme an den Versammlungen war allerdings nicht sehr bequem: man musste stundenlanges Stehen oder Sitzen auf dem harten Felsen bei jeder Witterung in Kauf nehmen. Bequeme Sitze sollte es auf der Pnyx auch nie geben. Allein der Blick über die Stadt vermochte es, Ablenkung zu schaffen, wenn die Politiker sich produzierten. Gegen Ende des 5. Jhs. v. Chr. reichte die ursprüngliche Anlage den Bedürfnissen der Athener nicht mehr. Bei einer grundlegenden Umgestaltung wurde die Orientierung um 180 Grad gedreht. Die Bürger saßen nun mit dem Rücken zur Stadt. Dazu errichtete man im Norden eine hohe, halbkreisförmige Stützmauer, die Erdaufschüttungen abfing, die ein Gefälle nach Süden erhielten. Zwei Treppen mit einer Breite von 3,90 m ermöglichten den Zugang zum Versammlungsplatz. Die letzte Phase der Pnyx, die ziemlich genau in die Jahre von 330–326 v. Chr. datiert werden kann, war im Wesentlichen von einer massiven Erweiterung zu allen Seiten hin bestimmt. Rund 6000 athenische Bürger fanden nun hier Platz. Auch die Zugangssituation veränderte sich leicht. Statt der zwei schmaleren Treppen wurde nun eine Treppe mit 12 m Breite angelegt. Auch der Komfort sollte gesteigert werden. Hinter der Tribüne waren zwei große Hallen als Schutzbauten für die Besucher und ein neuer monumentaler Zugang geplant. Aufgrund der politischen Verhältnis-

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se wurden diese Pläne aber nicht mehr ausgeführt. Stattdessen entstand hier ein neuer Abschnitt der Stadtbefestigung, das Diateichisma, mit dem der Mauerverlauf gekürzt werden sollte. In römischer Zeit ging die Bedeutung des Versammlungsplatzes ver­ loren. Man wich auf das Dionysos-Theater aus, das ausreichend Platz und mehr Bequemlichkeiten bot.

Der Nymphenhügel Dieser Hügel bildet den Abschluss der Hügelreihe nach Nordwesten hin. Benannt ist er nach einem Heiligtum der Nymphen und des Demos, das vom 8.–4. Jh. v. Chr. Bestand hatte. Heute wird der Hügel vom Observatorium bestimmt. Die wichtigsten Denkmäler lassen sich von der Odos Apostolou Pavlou erschließen.

Denkmäler entlang der Odos Apostolou Pavlou Geht man heute die Straße entlang, so muss man sich immer vor ­Augen führen, dass nur ein Bruchteil der antiken Bauten zu sehen ist, die hier einst gestanden haben. Sie können daher auch nur punktuell dargestellt werden.

Häuser aus klassischer Zeit und ein Heiligtum des Zeus Unterhalb der Kirche Agia Marina sieht man eine zur Straße hin abfallende Felsfläche aus grauem Kalkstein (Abb. 17). Erst bei näherem Hinsehen erkennt man Felsabarbeitungen, die sich zum Teil nicht von selbst erklären. Es handelt sich dabei um Fundamente für Häuser aus klassischer Zeit. Daneben konnte inzwischen überzeugend nachgewiesen werden, dass sich hier ein Heiligtum des Zeus befand.

Nicht mehr erhalten, aber trotzdem interessant – der Tempel der Artemis Aristoboule Aus den Quellen ist bekannt, dass Themistokles nach den Perserkriegen einen Tempel für Artemis errichten ließ. Im Jahr 1958 stieß man an der Ecke Odos Nileos/Odos Iraklion auf diesen Bau. In römischer Zeit verschob sich seine Bedeutung etwas, weil hier der Henker die Kleidung und die Schlingen der Erhängten ausstellte.

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Agora

Jenseits der Antike – die Kirche Agia Marina Bei der Lokalisierung des Zeus-Heiligtums war die Kirche Agia Marina erwähnt worden. Der monumentale Kirchenbau ist neuzeitlich. Wesentlich interessanter ist hingegen eine kleinere, im 11. Jh. entstandene Kirche nordöstlich der großen. Sie ist aus dem Fels geschlagen und der gleichen Heiligen gewidmet. In ihr hatten sich Wandmalereien aus dem 13., 17. und 19. Jh. erhalten, die zum Teil entfernt und in die neue Kirche eingebaut wurden. In der Forschung wird darauf hingewiesen, der Ort sei eng mit Kultpraktiken zu Geburt und Gesundheit der Kinder verbunden gewesen. So wird etwa überliefert, dass Schwangere einen abschüssigen Felsen herabgerutscht seien, um so die Erfüllung ­ihrer Wünsche herbeizuführen.

Wohnhäuser unterschiedlicher Zeit In einer abgeschlossenen archäologischen Zone, die wohl früher einmal für Besucher zugänglich war, finden sich überwiegend Reste von Wohnbebauung. Diese datiert von der klassischen Zeit bis sicher in die römischer Kaiserzeit. Von der Straße aus lässt sich etwa ein Haus beobachten, dass einst über eine etwas aufwendigere Ausstattung verfügte, wie etwa ein Bodenmosaik belegt.

Weitere Befunde Läuft man die Straße entlang, so stößt man etwa auf eine Brunnenanlage, die den Namen Kallirhoë (die Schönfließende) trägt. Sie ist nicht zugänglich. Dagegen lassen sich die Reste eines Pan-Heiligtums in einem eingezäunten Bereich recht gut besichtigen. In der Kaiserzeit okkupierte ein römisches Haus das Heiligtum zumindest teilweise.

Die Griechische Agora Der Bereich, der heute als Griechische Agora bezeichnet wird, war schon in der Bronzezeit (3000–1100 v. Chr.) von Menschen als Friedhof genutzt worden. In der darauf folgenden Eingang: Odos Adrianou 24 Eisenzeit (1100–700 v. Chr.) teilten sich die Lebenden und Toten dieses Areal.

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Plan 3 Griechische Agora. Zustand des 2. Jhs. mit Nachtrag. Übersichtsplan: 1 Hephaisteion; 2 Arsenal (?); 3 Neues Bouleuterion; 4 Metroon; 5 Tholos (Prytaneion); 6 Denkmal der Eponymen Heroen; 7 Tempel des Apollon Patroos; 8 Schrein des Zeus Phratrios und der Athena Phratria; 9 Stoa des Zeus Eleutherios; 10 Stoa Basileios; 11 Basilika; 12 Häuser und Geschäfte; 13 Attalos-Stoa; 14 Bema; 15 Pantainos-Bibliothek; 16 Nymphäum; 17 Münze; 18 Brunnenhaus (Enneakrounos); 19 Stoai I/II; 20 Mittelstoa; 21 Ostgebäude; 22 Heliaia; 23 Wasseruhr (Klep­sydra); 24 Brunnenhaus; 25 Odeion des Agrippa; 26 Gymnasion der Giganten (Nach­ folgebau von 25): 27 Tempel des Ares; 28 Altar der 12 Götter; 29 Südwesttempel; 30 Südosttempel; 31 Stoa Poikile; 32 Altar der Aphrodite Urania

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Agora

Das politische und religiöse Leben wie auch das alltägliche Geschehen hatte jedoch seinen Platz zunächst weiter südlich gefunden. Mit den Reformen des Solon (s. o.) verlagerte sich das Geschehen auf die ­Fläche der heutigen Agora. Mitbestimmend für die Verlegung dürften aber auch die wichtigen Straßen in diesem Bereich gewesen sein, so etwa der Panathenäenweg, der auf die Akropolis hinaufführte. Peisistratos, dem wir schon mehrfach begegnet sind, begann mit einem systematischen Ausbau. Aber auch demokratische Kräfte wie Kleisthenes entwickelten den Platz. Als die Perser im Jahre 480 v. Chr. Athen eroberten und verwüsteten, ging auch die Bebauung der Agora unter, sodass ein Neuanfang gemacht werden konnte. In den folgenden Jahrhunderten sollten immer wieder neue Bauten entstehen, die sich auf die Randbereiche des Platzes konzentrierten. Die Bauten waren nach funktionalen Gegeben­ heiten zusammengefasst: Verwaltung, Handel und Handwerk hatten ihre bestimmten Bereiche. Die Mitte des Platzes sollte hingegen als Freifläche erhalten bleiben, um als Veranstaltungsort für politische, kultische und kulturelle Geschehnisse zu dienen. Allerdings darf man sich die Platzmitte nicht leer vorstellen. Statuen und kleinere Denkmäler standen hier und sicher fanden dort auch Marktstände ihren Standort. Heute nimmt man im Wesentlichen den Zustand der Kaiserzeit wahr. Das Zentrum des Platzes wurde nun z. T. als Baugrund für öffentliche Gebäude genutzt. Begünstigt wurde dieser Prozess durch die Errichtung der Römischen Agora (s. u.), die für den Handel geschaffen wurde.

Auf der Agora „Meine Ankläger behaupten, daß sich bei mir viele schlechte Leute herumtreiben, die ihr Vermögen verschleudert haben und denen nachstellen, die es bewahrt haben. Ihr aber merkt euch alle, daß, wer solches sagt, mich nicht nur mehr anschuldigt als die anderen, soweit sie ein Handwerk ausüben, und meine Kunden nicht mehr als diejenigen, die bei den anderen Handwerkern verkehren. Jeder von euch ist es doch gewohnt, sie häufig aufzusuchen, der eine den Salben- und Parfümladen, der andere die Barbierstube, ein dritter die Schuhmacherwerkstatt, ein anderer wonach ihm gerade der Sinn steht, und die anderen gehen zu denen, die sich am nächsten bei der Agora eingerich-

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tet haben, die wenigsten zu denen, die am weitesten von ihr entfernt stehen.“ Lysias, Für den Invaliden 19–20; Übers. zit. nach R. Flacelière, Griechenland (1977) 20 f. Die zitierte Rede wirft ein bezeichnendes Licht auf das spät­ klassische Leben auf der Agora und ihrer Umgebung. Sie macht deutlich, dass der Platz nicht unbedingt ein würdevoller Ort ­gewesen sein muss. Die Familie des Lysias (um 445 – um 380 v. Chr.) kam aus ­Sizilien nach Athen und gehörte zu den politisch Verfolgten der Dreißig Tyrannen. Als Entschädigung bot man ihm nach deren Sturz die Vollbürgerschaft Athens an, die aus formalen Gründen scheiterte. In der Folge war Lysias als Redenschreiber (logographos) tätig. Erhalten haben sich 34 Reden, so auch die oben ­zitierte. Als Meisterwerke der Sprache wurden seine Reden von Cicero bezeichnet und zum Stilideal erklärt.

Der Tempel des Hephaistos und der Athena (Hephaisteion) Kommt man heute auf die Agora, so fällt im Westen an einer erhöhten Position, dem Kolonos Agoraios, ein Tempel auf, der heute dem Hephaistos und der Athena zugeschrieben wird und als besterhaltener antiker Tempel Griechenlands gilt (Abb. 18. 19). Für diese Die Besichtigung der Agora gestaltet sich ­etwas schwieriger, weil der Erhaltungszustand Deutung sprechen eine Ervieler Gebäude nicht besonders gut ist. Daher empwähnung bei Pausanias (1,14, fiehlt es sich, zunächst auf den Kolonos Agoraios, also 6), Bauinschriften und der hinauf zum Tempel des Hephaistos, zu steigen und Umstand, dass im Umfeld von dort einen Überblick zu gewinnen. Genauso Werkstätten von Kunstschwierig ist es, für die Agora einen Rundgang zu empfehlen, weil verschiedene Zugangssituationen schmieden und Bronzegießern existieren. Im Folgenden werden die Denkmäler dabeobachtet werden konnten. her zunächst entlang des Platzrandes beschrieben; es Eine monumentale Treppenfolgt das Zentrum der Agora. Einige Denkmäler weranlage führte direkt von der den hier bewusst an das Ende des Abschnittes geAgora aus hinauf zu dem Temstellt, weil sie durch die Odos Adrianou vom eigent­ lichen Ausgrabungsbereich abgetrennt sind. pel, bei dem es sich um einen dorischen Peripteros mit je sechs Säulen mit einer Höhe von 5,61 m an den Schmalseiten und dreizehn an den Längsseiten handelt (Abb. 20). Das Heiligtum entstand in den Jahren zwischen 449–444 v. Chr. Die unterste Stufe des



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Agora

Unterbaus besteht aus einfachem Kalkstein, während die darauf folgenden sowie die aufgehende Architektur aus pentelischem Marmor errichtet wurden. Für den Skulpturenschmuck und die Kassettendecke des Umgangs nutzte man parischen Marmor. An der Ostseite finden sich zehn Metopen mit Darstellungen von ­Taten des Herakles. Ihnen schließen sich dann an den Längsseiten je vier Metopen mit denen des Theseus an, die mit für Deutung als Theseion verantwortlich waren. Die Giebelskulpturen sind nur Hephaistos, der verkrüppelte Sohn der Hera, stellt unter den Göttern des Olymp eine Ausnahteilweise erhalten. Im Ostme dar, weil er als Gott des Feuers, der Schmiede und giebel wurde das Thema Handwerker hart arbeitet. In dieser Rolle fand sein Kult der Kentauromachie, des weite Verbreitung. Die Überlieferung zu seinem Kult in Kampfes zwischen den LapiAthen ist recht gut, zumal er hier mit der Stadtgöttin eithen und Kentauren, auf­ ne enge Bindung einging. Neben dem hier beschriebenen Tempel wurden dem Hephaistos und der Athena gegriffen. Der Westgiebel auch verschiedene Feste geweiht: 429/28 v. Chr. die Hezeigte einen mythologischen phaisteia, die alle vier Jahre durchgeführt wurden, den Kampf, der vielleicht mit der Chalkeia (Schmiedefest) und schließlich den Apaturia, Eroberung Trojas in Verbinderen Ritual daran erinnern sollte, dass Hephaistos verdung steht. suchte, der Athena Gewalt anzutun. Dabei sei sein Sperma auf die Erde gefallen und daraus sei Erichthonios, Die Friese sind im Pronaos der mythologische Urahn der Athener, entstanden. und im Opisthodom erhalten. Der des Pronaos zeigt eine Kampfszene mit Göttern, während jener des Opisthodom das Thema der Kentauromachie nochmals aufgreift. Der Eingang zur Cella erfolgte von Osten her. Das Innere des Tempels war durch eine zweigeschossige, dorische Säulenarchitektur in U-Form bestimmt. Dabei war die obere Säulenstellung niedriger. Um Platz für die Kultbilder zu schaffen, mussten die Säulen, von denen sich heute nichts mehr finden lässt, nahe an die Wände der Cella gerückt werden. Die Basis für die Kultbilder befand sich im westlichen Teil der Cella. Darauf standen monumentale Statuen des Hephaistos und der Athena aus Bronze, die dem Alkamenes zugeschrieben und in die Jahre zwischen 421–415 v. Chr. datiert werden. Zur Ausstattung des Tempels gehörte sehr wahrscheinlich auch Malerei. Darauf deutet die raue Oberfläche des Mauerwerks hin, die nötig war, um einen passenden Maluntergrund anzubringen.



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Alkamenes – ein Künstler des 5. Jhs. v. Chr. Der vielleicht auf Lemnos geborene Alkamenes war ein Schüler des Phidias. Seine genauen Lebensdaten sind unbekannt, doch scheint er noch im Jahre 403 v. Chr. in Theben tätig gewesen zu sein. Besonders in Athen schuf er zahlreiche Kultbilder. Verschiedene Werke sind in Kopien erhalten geblieben. Daher kann man sich ein Bild von seinem Schaffen machen. Im 3. Jh. v. Chr. wurde der Tempelbezirk durch eine Mauer eingefasst, die den Blick auf den Tempel von der Agora aus eingeschränkt haben dürfte. Zugleich entstand hier eine Besonderheit, die dem heutigen Besucher nicht so einfach auffällt: ein Garten, für den man Pflanzgruben in den anstehenden Felsen schlug. Wohl bis in das 1. Jh. n. Chr. wurde dieser Garten beibehalten. In nachantiker Zeit sollte der Bau einige Veränderungen erfahren. Zu einem nicht näher bestimmten Zeitpunkt wurden die Säulen des Innenraums entfernt. Als man hier im 7. Jh. eine dem heiligen Georg geweihte Kirche einrichtete, verlegte man den Eingang nach Westen und schuf im Osten eine Apsis. Dafür wurde der alte Pronaos zerstört. Die ursprüngliche Abdeckung des Innenraums, eine flache Decke, wurde von einem Tonnengewölbe ersetzt. Außerdem wurden im gesamten Bereich des Tempelgebäudes Gräber angelegt.

Das Bouleuterion In der Forschung wird unterschieden zwischen dem Alten und dem Neuen Bouleuterion. Vom Alten Bouleuterion, um 500 v. Chr. errichtet, hat sich kaum etwas erhalten. Fest steht wohl nur, dass es sich dabei um einen rechteckigen Raum mit Vorraum gehandelt hat. Von seinen Funktionen her war das Bouleuterion der Versammlungsort des Stadtrates (boule), der hier täglich zusammentrat. In den Jahren um 415–406 v. Chr. wurde das Neue Bouleuterion unmittelbar westlich des Vorgängers errichtet. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um einen rechteckigen 16 x 22 m großen Bau mit Vorhalle, von dem heute ebenfalls kaum etwas erhalten ist. Die Ratsherren saßen anfangs wahrscheinlich auf hölzernen Bänken, deren Anordnung man in Analogie zu späteren Bouleuteria in U-Form rekonstruieren möchte. Bei einem Umbau um 300 v. Chr. wurden steinerne Sitzbänke installiert. Nähere Angaben zur Innenausstattung des Gebäudes überliefert Pausanias; hier seien ein hölzernes Standbild des

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Agora

Zeus Boulaios, ein Bildnis des Apoll und die Darstellung eines Demos neben Bildern zu historischen Themen vorhanden gewesen.

Das Metroon Aus dem Alten Bouleuterion, das weiterhin als Staatsarchiv diente, sollte nach dem Umzug das Metroon entstehen. Der Kult der Rhea, der Mutter der olympischen Götter, war auf der Agora Das Amt – Last oder Ehre? Die Angehörigen der Boule waren ein ganzes schon länger vertreten geweJahr im Amt. Während dieser Zeit konnten sie sich nur sen und in einem kleinen arsehr bedingt um ihre Privatangelegenheiten kümmern. chaischen Tempel beheimaDaher ging man dazu über, den einfachen Angehörigen tet, der durch die Perser zerder Boule ein Tagegeld von fünf Obolen und den Prytastört worden war. Da der nen von sechs Obolen – das entspricht einer Drachme – zu zahlen. Das war recht wenig, wenn man bedenkt, Tempel nie wieder aufgedass ein qualifizierter Arbeiter zwei Drachmen am Tag baut wurde, verlagerte man verdienen konnte. den Kult in das Alte BouleuMan darf davon ausgehen, dass in klassischer Zeit wohl terion. jeder Bürger einmal in die Pflicht genommen wurde,­ Was vielleicht wie ein Provi­zumal es die gesetzliche Beschränkung gab, man dürfe sorium aussieht, war sicher nur zweimal im Leben das Amt ausüben. nicht so gedacht. Das Kultbild der Rhea, das Pausanias (1, 3, 5) ausführlich beschreibt, war aus Gold und Elfenbein und stammte entweder von Phidias oder von seinem Schüler Agorakritos. Das Metroon erfuhr um 140 v. Chr. einen vollständigen Neubau, der sich über die Fläche des alten Baus und jene des alten Tempels erstreckte. Aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes lässt sich nur festhalten, dass es sich hier um drei geschlossene, aneinander gereihte Räume und einen Peristylhof gehandelt hat. Die Funktionen blieben aber gleich. Um eine einheitliche Gestaltung zur Platzseite hin zu erreichen, wurde eine Halle vorgelegt.



Die Tholos (Prytaneion) Unmittelbar neben dem Bouleuterion liegt das Prytaneion. Dabei handelt es sich um einen ungewöhnlichen Bau: eine Tholos. Dieses um 470 v. Chr. entstandene Gebäude überlagert ein Privathaus des 6. Jhs. v. Chr., bei dem es sich möglicherweise um den „Palast“ der Peisistratiden handelte und das nach deren Vertreibung von den neuen demokratischen Institutionen – wohlwissend um den Symbolwert – genutzt wurde.

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Anfangs bestand die Tholos aus einem Rundbau, dessen Wände sicher Fenster aufwiesen und der nach Norden hin um zwei kleinere Räume erweitert war. Der Hauptraum besaß innere Stützen, die für die Dachkonstruktion erforderlich waren. Die Tholos wurde im Laufe der Zeit mehrfach erneuert und ergänzt. So entstand in der Regierungszeit des Augustus (27 v. Chr. – 14 n. Chr.) eine Vorhalle. Eine weitere Umbauphase gehört nach Ansicht der Forschung in die Regierungszeit Hadrians (117–138). Untergegangen ist das Prytaneion im Jahr 267 während des Herulereinfalls. Haben wir bislang auf die Bauform geachtet, so gilt es nun, einen Blick auf die Funktion zu werfen. Weil die Prytanen während ihrer Dienstzeit eine Präsenzpflicht hatten, mussten sie auch mit Nahrung versorgt werden. Aus den Quellen wissen wir, dass diese in ihrem Amtsgebäude speisten. Darüber hinaus war das Prytaneion auch der Ort, an dem Staatsbankette stattfanden. Aus diesem Kontext heraus erklären sich die beiden oben erwähnten rechteckigen Räume. Sie werden als Küche und Lager für das volkseigene Geschirr und anderes Tafelgerät gedeutet. Allerdings ergibt sich aus Bauform und Nutzung ein Problem. In der Antike pflegte man im Regelfall im Liegen zu speisen. Für die benötigten Speisesofas (Klinen) – mindestens 50 für die Prytanen und bei Empfängen wohl für noch mehr Gäste – war der Raum zu klein. Das Problem ließ sich nur lösen, wenn die Mahlzeiten im Sitzen eingenommen worden sind. Dies ist durchaus möglich, weil in vielen Heiligtümern Ritualmahlzeiten in der gleichen Position eingenommen wurden. „Der Ort, an dem die Prytanen essen, heißt Tholos, andere ­nennen ihn Skias, weil er in diesem Stil gebaut ist, rund wie ein Sonnenhut.“ Ammonios überl. bei Harpokration (tholos); Übers. zit. nach J. M. Camp, Die Agora von Athen (1989) 105

Das Denkmal der Eponymen Heroen Ein Zeugnis der attischen Demokratie ist das Monument der Eponymen Heroen (Abb. 21). Es spiegelt die Reformen des Kleisthenes aus dem Jahr 508/7 v. Chr. wider. Die frühesten Hinweise auf dieses Denkmal finden sich bei Aristophanes, also in den Jahren vor 420 v. Chr. Unklar ist aber, wo dieses Bauwerk stand.

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Was wir heute als Denkmal der Eponymen Heroen bezeichnen, entstand im Kern in den Jahren um 330 v. Chr. und lässt sich mit den politischen Reformen des Lykurg verbinden. Dieses Denkmal des 4. Jhs. v. Chr. bestand aus einem langrechteckigen Postament (ca. 16,64 x 1,87 m), auf dem zehn Bronzestatuen der namensgebenden Heroen standen. An den Enden der Basis waren Dreifüße aufgestellt. Umgeben war das Monument von einer Einzäunung, bestehend aus steinernen Pfeilern und Querhölzern. Recht schnell nach der Errichtung des Denkmals, im Jahr 307/6 v. Chr., wurde die Zahl der Phylen erweitert. Daher musste die alte Basis nach Norden hin erweitert werden. Am Ende des 3. Jhs. v. Chr. wurde das Monument erneut umgebaut, weil zwei weitere Phylen entstanden waren. Diese zeigen deutlich, dass sich die Verhältnisse verändert hatten. Namensgebend waren hier die Ptolemaier (Ptolemais) und die Attaliden (Attalis), die sich als Wohltäter Athens gezeigt hatten. Eine weitere Umbauphase fällt in das Jahr 125. Für die Statue des Kaisers Hadrian, nach dem man eine neue Phyle benannt hatte, musste man im Süden die Basis völlig verändern. Neben dem Symbolcharakter des Denkmals gab es aber auch praktischen Nutzen. Hier wurden nämlich Nachrichten aller Art unter den Darstellungen der jeweiligen Phyle veröffentlicht. So konnte jeder Bürger über die wichtigen Dinge des öffentlichen Lebens informiert werden.

Stoa des Zeus Eleutherios Die Stoa des Zeus Eleutherios, im Norden gelegen, weist eine lange Tradition auf. Der älteste Vorgängerbau stammte aus dem 6. Jh. v. Chr. und ging 480/79 v. Chr. bei der persischen Eroberung unter. Ein Neubau entstand erst 430 v. Chr. Das Bild des Zeus war vermutlich in der Mitte der Halle aufgestellt. Als Baumaterial diente Marmor. Im 1. Jh. n. Chr. erfuhr die Stoa einen Umbau. In der Mitte der Rückwand entstanden Anbauten, die für den Kaiserkult genutzt wurden.

Der Tempel des Apollon Patroos Der Tempel des Apollon Patroos erfuhr während der persischen Eroberung das gleiche Schicksal wie die übrigen Bauten auf der Agora: Er wurde zerstört. Erst im 4. Jh. v. Chr. entstand ein Neubau, der aus einer rechteckigen Cella mit einer tiefen Vorhalle bestand. Rechts an die Cella schloss sich ein kleiner Raum an.

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Die statuarische Ausstattung des Tempels war beachtlich. Vor dem Eingang standen wahrscheinlich Statuen des Gottes, die von Leochares und Kalamis geschaffen worden waren. Das Kultbild selbst war ein Werk des Euphranor. Ein großes Statuenfragment, heute im AgoraMuseum, wird als Rest des Kultbildes angesprochen. Welche Rolle aber spielte der Tempel in der athenischen Gesellschaft? Die Familie, die Sippe (gr. phratria), bildete ein zentrales Element im privaten und politischen Leben. Um die Familie nach außen hin darzustellen, wurden hier die Kinder als neue Familienangehörige der Öffentlichkeit vorgeführt.

Der Schrein des Zeus Phratrios und der Athena Phratria Die schon angesprochene Rolle der Familie spiegelt sich auch in dem in unmittelbarer Nähe zum Tempel des Apollon Patroos gelegenen Schreins wider. Dabei handelt es sich um einen kleinen Raum, der erst im 2. Jh. v. Chr. mit einer Säulenhalle erweitert wurde. Der heute hier noch erhaltene Fußboden stammt aus römischer Zeit.

Stoa Basileios In der Nordwestecke der Agora stand die Stoa Basileios (Königshalle), die aus dem 6. Jh. v. Chr. stammt (Pausanias 1, 3, 1). Sie war der Amtssitz des Archon Basileios, der für kultische Fragen zuständig war. Daneben diente die Halle aber auch als Gerichtsort (Platon, Theaitetos 210 d, Euthyphron 2 a) und hier wurden Gesetze inschriftlich fixiert (Aelian, Varia Historia C, 1; IG I2 115 Z. 4–8). Wohl der berühmteste Prozess, der hier stattfand, war jener gegen Sokrates im Jahr 399 v. Chr. Man warf ihm den Tatbestand der Gottlosigkeit (asebeia) und andere Vergehen vor.

Der Prozess des Sokrates – tödliches Versagen eines großen Philosophen Die Griechen kannten kein schriftlich festgehaltenes Strafrecht. Daher waren für viele Vergehen auch die Strafen nicht geregelt, während bei anderen das Strafmaß festgesetzt war. Um nun ein einigermaßen faires Verfahren durchzuführen, war der Prozessablauf in zwei Phasen gegliedert. Im ersten Teil ging es darum, dass Anklage und Verteidigung ihre Standpunkte darlegten. Sollte das Gericht die Schuld des Angeklagten feststellen, so wurde im zweiten Teil des Verfahrens darüber entschieden,

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ob man dem Strafantrag der Anklage oder dem der Verteidigung folgen wollte. Eine eigenständige Strafzumessung war nicht möglich. Sokrates, der wegen Religionsfrevels angeklagt war, hatte seine Verteidigung selbst übernommen und war in der ersten Abstimmung für schuldig befunden worden. Die Stimmung vor Gericht vielleicht missdeutend oder sich seiner Bedeutung zu gewiss, setzte er für sein angebliches Vergehen eine geringe Geldbuße als Strafmaß an, während der Ankläger die Todesstrafe forderte. Durch sein Auftreten stieß Sokrates jedenfalls die Geschworenen vor den Kopf und wurde daher zum Tode verurteilt. Ursprünglich handelte es sich um eine nach Osten hin geöffnete Stoa mit einer Stützenreihe im Inneren. Im 4. Jh. v. Chr. erhielt sie zwei Flügelbauten. Vor dem Gebäude konnte eine Statuenbasis nachgewiesen werden, auf der wohl die Statue der Themis, der Göttin des Gesetzes, aufgestellt war. Außerdem befand sich in die Eingangsstufen integriert ein Felsblock, auf dem der Archon seinen Amtseid ablegte (Aristoteles, Athen. Pol. 7, 1; Pollux 8, 86). Zerstört wurde der Bau 267.

Die Basilika Ein Neubau entstand in römischer Zeit an der Nordseite des Platzes nach Osten hin. Dabei handelte es sich um eine große dreischiffige Halle, die als Basilika bezeichnet wird. Von dem Gebäude ist nur der südliche Teil ausgegraben, während der nördliche von der Odos Adrianou und den zugehörigen Häusern überlagert wird. Die wenigen vorhandenen Reste erlauben es, eine klassische römische Basilika mit zwei Geschossen anzunehmen. Interessant ist der in der 1. Hälfte des 2. Jhs. entstandene Bau vor allem deshalb, weil sich in ihm die Durchdringung politischer und juristischer Traditionen Athens durch römische Elemente dokumentiert.

Häuser und Geschäfte Unmittelbar östlich der Basilika konnten die Reste von Wohnbebauung festgestellt werden, die im 2. Jh. bestand. Teilweise ist diese durch die Odos Adrianou überlagert. Soweit erkennbar, öffneten sich Läden zur Agora, während dahinter ein Peristylhof nachgewiesen werden konnte.

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Stoa des Attalos Sicherlich eines der interessantesten Bauwerke auf der Agora liegt an der Ostseite des Platzes (Abb. 22). Es handelt sich um die Stoa des Attalos (IG II2 3171), einmal, weil sie heute durch ihre Rekonstruktion das Bild der Agora bestimmt, zum anderen, weil sie das Agora-Museum aufnimmt. Errichtet wurde die Halle durch den pergamenischen König Attalos II. (reg. 159–138 v. Chr.). Als Motive für diese Stiftung lassen sich zwei Gründe anführen. Einmal hatte Attalos hier in Athen studiert, zum anderen galt die Stadt als Mittelpunkt griechischen Geisteslebens und griechischer Kultur. Wohltaten traten in unmittelbare Konkurrenz zu denen anderer hellenistischer Herrscher, die ebenfalls vom Ruhm der Stadt profitieren wollten. Ursprünglich war die Halle bedeutend kleiner geplant gewesen. Noch während der Baumaßnahmen entschloss man sich mehrfach, die Anlage zu vergrößern: Von bescheidenen 78,64 m Länge wuchs sie auf fast 112 m und eine Höhe von 11,42 m. Entsprechend entwickelte sich auch ihre Raumtiefe. Vor der Halle musste eine Terrasse angelegt werden, weil es Höhenunterschiede auf dem damaligen Laufniveau der Agora gab. Vom Konzept her besteht die Stoa aus zwei Geschossen. In der Forschung wurde darauf hingewiesen, dass diese Halle mit einem Obergeschoss in Griechenland ein seltenes Beispiel sei. Im Erdgeschoss finden wir eine zweischiffige Halle in dorischer Ordnung, während die Entsprechung im Obergeschoss eine ionische besitzt. Hinter dieser offenen Halle lag ursprünglich eine Reihe von quadratischen Räumen, die sich alle zur Halle hin öffneten. Heute gibt es diese Zwischenwände allerdings nicht mehr, was mit der Nutzung als Museum zu erklären ist. Der Zugang zum Obergeschoss erfolgte über Treppenanlagen an den Enden der Halle. Diese wurden im Laufe der Zeit umgestaltet. Am Südende der Halle musste eine neue Treppenanlage errichtet werden, weil hier die Pantainos-Bibliothek entstand. Mit der Halle hatte Attalos einen Schwerpunkt auf der Agora gesetzt. Davon zeugen Inschriften von zahlreichen Denkmälern, die an dieser prominenten Stelle errichtet wurden. Den Anfang machte dabei ein Pfeilermonument des Attalos, genau in der Achse der Halle, das den Stifter in einem von vier Pferden gezogenen Wagen zeigte. Dieses ­Monument wurde später von Tiberius (Kaiser 14–37) übernommen, der die Statue und Inschrift des Stifters durch seine ersetzen ließ.

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Darüber hinaus muss die Halle einen hervorragenden Überblick über das Geschehen auf der Agora geboten haben. Dies galt sowohl für die Terrasse als auch für das Obergeschoss des Baus.

Das Bema Die Rolle der Attalosstoa wird noch durch ein anderes Denkmal verdeutlicht. Vor dem Bau befindet sich das Bema, eine Rednertribüne, die nur wenige Jahre nach der Errichtung der Halle entstand.

Die Bibliothek des Pantainos In den 1930er Jahren stieß man südlich der Attalos-Stoa auf einen Baukomplex, der sich aufgrund einer Inschrift als Bibliothek zu erkennen gab. Diese nennt einen Titus Flavius Pantainos, dessen Sohn und Tochter, welche die äußeren Stoen, das Peristyl und die BiDas Agora-Museum bliothek mit ihren Büchern Als man in den 50er Jahren des letzten Jhs. die Stoa rekonstruierte, stand natürlich auch die Frage gestiftet hätten. Gleichzeitig der Nutzung im Raum. Als Ergebnis kam eine Nutmachte die Inschrift aber auch zung als Museum heraus, in dem die Funde von der deutlich, dass die Bibliothek Agora ausgestellt werden sollten. Dazu wurden soder Athena Polias, dem Kaiser wohl die Säulenhalle als auch die Läden genutzt. DaTraian und der Stadt geweiht bei entstand ein Bild der Agora, das von vorgeschichtwar (Agora I 848). Mit Erwählicher bis hin zur osmanischen Zeit reicht. Unterschiedlichste Funde – Statuen, Grabstelen, Inschriften, nung des Kaisers lässt sich das Architekturteile und auch Kleinfunde – fanden hier Entstehungsdatum des Baues ­ihre Heimat. Geschichte wird etwa erlebbar, wenn bald nach 100 festsetzen. man vor einer Vitrine steht, in der Scherben des OstraDie äußeren Hallen – d. h. zur kismos gegen Themistokles ausgestellt werden. Agora hin – haben sich recht gut erhalten. Hier befanden sich Läden, die vielleicht zur Finanzierung der Bibliothek vermietet wurden. Weitere Nachforschungen dokumentierten auch den Peristylhof, der östlich lag.



Keine Bibliothek ohne Nutzungsregeln „… Bücher sollen aus der Bibliothek nicht entnommen werden, und sie soll von der ersten bis zur sechsten Stunde offen sein.“ Bei der Ausgrabung wurde ein heute im Agora-Museum befindliches Inschriftenfragment (Inv. I 2729) gefunden, das die Nutzungsregeln der Bibliothek festlegt. Es wirft schlaglichtartig

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e­ inen Blick auf das antike Bibliothekswesen: einmal handelte es sich um eine Präsenzbibliothek und zum anderen zeigt sie, dass die Einrichtung ganztägig geöffnet war.

Das Nymphäum Eine größere Baumaßnahme auf der Agora stellte das Nymphäum dar, eine monumentale Brunnenanlage an der Südostecke der Agora. Dabei handelt es sich um eine halbrunde Anlage, deren Becken von einer mit Nischen versehenen Wand eingefasst war. Hier fanden sich wohl Statuen. Die Wasserversorgung erfolgte über eine Leitung, die von den Vorgebirgen des Pentelikon kam. Durch die Widmungsinschrift lässt sich der Baubeginn der Leitung in die Regierungszeit Kaiser Hadrians (117–138) datieren; die Fertigstellung erfolgte aber erst im Jahr 140 unter seinem Nachfolger Antoninus Pius (138–161). Daher ergibt sich für den Brunnen auch erst eine Datierung in diese Zeit.

Die Münze In unmittelbarer Nähe der Südstoa und hinter dem Nymphäum befinden sich geringe Reste eines aus dem 5. Jh. v. Chr. stammenden Gebäudes, das als Münze gedeutet wird. Diese Deutung kann als gesichert angesehen werden, weil man hier bei den Ausgrabungen Münzroh­linge fand. Seit der hellenistischen Zeit wurden aber nur noch Bronzemünzen geprägt.

Die attische Drachme – eine Leitwährung der Antike Unter dem Begriff Drachme versteht man eine Münze, die in ganz Griechenland geprägt wurde. An den einzelnen Prägeorten hatte sie aber unterschiedliche Qualität. Ab dem 6. Jh. v. Chr. bis zum Ende des 4. Jhs. v. Chr. war die athenische Tetradrachme, ein Großsilber, mit einem Gewicht von ca. 17 g als Leitwährung weit verbreitet. In hellenistischer Zeit verlor die Drachme an Bedeutung. Die Tetradrachme sollte aufgrund ihres Bildes auf der Rückseite sprichwörtlich zur Eule werden. Der griechische Komödien­ dichter Aristophanes (ca. 445–386 v. Chr.), schrieb um das Jahr 414 v. Chr. in seinem Stück „Die Vögel“, dass „Eulen in den Geldbeuteln der Athener nisten und dort Junge ausbrüten“ (1106). Noch heute findet sich die Eule auf der griechischen 1-Euro-Münze.

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Die Enneakrounos Unmittelbar neben der Kirche Ag. Apostoloi liegt eine Brunnenanlage aus dem letzten Drittel des 6. Jhs. v. Chr. Es handelt sich dabei um die Enneakrounos, die von den Peisistratiden errichtet wurde. Der Brunnen wies einen rechteckigen Grundriss auf und wurde von Norden betreten. Im Inneren befanden sich Wasserspeicher, aus deren Überläufen das Wasser abgegeben wurde. Gegenüber anderen Brunnenanlagen in der Stadt diente die Enneakrounos nicht explizit der Wasserversorgung, sondern wurde für religiöse Waschungen und rituelle Bäder vor der Hochzeit genutzt.

Wasserholen am öffentlichen Brunnen – nicht unbedingt etwas für zarte Gemüter? „[…] das war schon ein Kunststück, bis ich zuwege brachte, meine Hydria [ein spezielles Gefäß zum Wasserholen] in der Morgenfrühe am Brunnen an den Hängen zu füllen; da klapperten die Kannen, da lärmte die Menge, die Sklaven stießen, schnappten sich die gefüllten […].“ Aristophanes, Lysistrata 327 ff.; Übers. zit. nach J. M. Camp, Die Agora von Athen (1989) 50 f.

Südstoa I/II Die Hallen bildeten den südlichen Abschluss des Platzes. Die Südstoa I wurde zwischen 425–400 v. Chr. errichtet. Es handelte sich um einen zweischiffigen Säulengang, an den sich im Süden 16 kleinere Räume anschlossen, die vielleicht für Gelage genutzt wurden. Außerdem belegt eine Inschrift, dass das Eichamt bzw. dessen Mitarbeiter, die metronomoi, hier ihren Amtssitz hatten. Im späten 2. Jh. v. Chr. entstand der Nachfolgebau, die Südstoa II. Diese war nur einschiffig konzipiert und wurde im Jahr 86 v. Chr. beschädigt. Gegenüber ihrem Vorgängerbau war sie genau in Ost-WestRichtung ausgerichtet. Unter Hadrian wurde sie restauriert.

Die Mittelstoa Der hellenistische Bau aus dem 2. Jh. v. Chr. weist eine Länge von 146 m auf und stellt insofern eine Besonderheit dar, weil er keine geschlossene Rückwand besaß; er wies an allen vier Seiten eine dorische Säulenstellung auf. Das Innere der Halle war durch eine ionische Säulenreihe in zwei Schiffe gegliedert.

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Nicht nur die Form, sondern auch ihre Lage ist ungewöhnlich. Findet man Hallen sonst überwiegend als Platzrandbebauung oder an Straßen, bildet diese einen Riegel, der nach Süden hin einen kleinen Teil der Agora abtrennte.

Der Ostbau Die bauliche Situation von Südstoa und Mittelstoa löste man, indem an der Ostseite ein verbindender Bau entstand. Dieser bestand aus verschiedenen Räumen und Hallen.

Heliaia (Gerichtsgebäude) Ein wichtiges Element eines gerechten Staates ist ein funktionierendes Rechtswesen. In Athen lag der wichtigste Gerichtshof, die Heliaia, auf der Agora. Die Ursprünge dieses Baus reichen zurück bis zum Beginn des 5. Jhs. v. Chr. Allerdings wurde er schnell modifiziert. Der Zugang zum Gerichtsgebäude erfolgte von Norden. Das zentrale Element war ein Säulenhof, an den sich im Westen vier kleinere Räume anschlossen. Im 2. Jh. v. Chr. erweiterte man den Bau. Bei der Eroberung Athens durch Sulla im Jahre 86 v. Chr. wurde der Bau beschädigt und scheint – wenn überhaupt – nur noch begrenzt genutzt worden zu sein. Als Beleg dafür kann man anführen, dass sich hier während der Kaiserzeit kleine Handwerksbetriebe angesiedelt hatten. Erst unter Hadrian erfolgte eine teilweise Restaurierung. Endgültig untergangen ist er im Jahr 267.

Die Wasseruhr und das Brunnenhaus In der zweiten Hälfte des 4. Jhs. v. Chr. errichtete man eine Wasseruhr (klepsydra) vor der Heliaia (Abb. 23). Die Wasserversorgung erfolgte vom anschließenden Brunnenhaus. Das Wasser wurde in einem 1000 l fassenden Tank gespeichert. Durch einen bronzenen Auslass entleerte sich der Tank in etwa 17 Stunden. Ein heute verlorener Schwimmer, der eine Zeitskala trug, senkte sich so ab und zeigte die abgelaufene Zeit an. Mit Hilfe der Uhr ließen sich sowohl für allgemeine Ereig­nisse auf der Agora als auch für die Gerichtsverhandlungen in der Heliaia Zeitabläufe terminieren. Unmittelbar an die Heliaia anschließend findet sich ein Brunnenhaus. Dieses nimmt Bezug auf eine antike Wegführung.

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Das Odeion des Agrippa Ein ganz wichtiges Denkmal auf der Agora war das Odeion des Agrippa, des Schwiegersohns des Augustus. Es ist wohl auch als Ausdruck der Annäherung der kaiserlichen Familie an die Stadt Athen, die sich aufgrund ihres Verhaltens bis dahin nicht des Wohlwollens erfreuen konnte, zu verstehen. Der Bau, von dem nicht viel mehr als die Fundamente erhalten sind, wurde um das Jahr 15 v. Chr. in der Mitte des Agoraplatzes errichtet. Dabei handelte es sich um ein rechteckiges Gebäude, das 51,38 x 43,20 m groß war. Im Inneren fand sich ein Zuschauerraum mit 19 Sitzreihen, die rund 1000 Menschen Platz boten. Das Gebäude zeigte einen farbenprächtigen Anblick, da hier die unterschiedlichsten Marmorsorten verbaut wurden. Vor dem Odeion standen zahlreiche Statuen, wie wir aus einer Stelle bei Pausanias (1, 8, 6) wissen. Zum Bauschmuck des Odeions zählten Statuen von Giganten und Tritonen. Um 150 brach wohl das Dach des Gebäudes ein, wurde aber schnell wieder hergerichtet. Allerdings diente es dann nicht mehr als Odeion und wurde umgebaut. Dabei reduzierte man die Sitzplätze auf 500. Überwiegend wurde das Gebäude als Vortragssaal für Philosophen genutzt. Der Bau ging endgültig im Jahre 267 unter. An seiner Stelle entstand das Gymnasium der Giganten.

Das Gymnasium der Giganten Das Gymnasium der Giganten, benannt nach den wieder verwendeten Statuen des alten Odeions, wurde um 400 errichtet (Abb. 24). Dieser Komplex nahm eine weit größere Fläche ein als das Odeion, was ­natürlich vom Bautyp her nicht anders zu erwarten war. Säulenhöfe, zahlreiche Räume und Bäder bestimmten das Gebäude. Nicht oder nur beschränkt vorhanden waren hingegen Sportanlagen. Daher muss man dem Gymnasium die Rolle einer Schule oder Universität zuweisen und in die Nähe der anderen Gymnasien wie der Akademie oder des Lykeions rücken.

Altar für die 12 Olympischen Götter Dieser Kultbezirk stellte mit seinem Altar den Mittelpunkt Athens und Attikas dar, weil sich hier die Hauptverkehrsadern trafen und von hier aus die Wegstrecken gemessen wurden (Herodot 2,7). Daneben fiel dem Bereich noch eine andere Funktion zu: Er bot Asyl, sodass man

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gegen Ende des 5. Jhs. v. Chr. noch den Kult des Eleos, des Gottes des Mitleids, den zwölf olympischen Göttern zuordnete. Der erste Bezirk und sein Kult entstanden 522/21 v. Chr. unter den Peisistratiden. Eingefasst wurde der Bereich durch einen steinernen Zaun mit reliefierten Schrankenplatten. Der Zugang erfolgte von Osten und Westen; der Altar stand in der Mitte. Im Jahr 480/79 v. Chr. wurde der Bereich von der Persern zerstört. Erst 425 v. Chr. errichte man ihn neu. Grundriss und Dimensionen blieben dabei erhalten.

Tempel des Ares – Kostenersparnis oder Respekt? Nördlich des Gymnasiums der Giganten lassen sich heute die Fundamente eines dorischen Tempels beobachten, der dem Kriegsgott Ares zugeschrieben wird. Dieser Bau ist vom Entwurf her vergleichbar mit dem des Hephaistos und Athena auf dem Kolonos Agoraios. Sogar das KultModerne und Antike – ein bild hatte den gleichen Urheber, den schwieriges Verhältnis Bildhauer Alkamenes. Als jüngst Bauarbeiten an der Bahnlinie Piräus-Kifissias durchgeführt wurden, Als man die Fundamente freilegte, zeigkonnten weitere Teile des Altars freigelegt te sich ein deutlicher Widerspruch, wawerden. Sowohl Bahngesellschaft als auch ren diese doch eindeutig römisch, wähRegierung planen, die neuen Befunde rend die Bauteile, die zugeordnet werwieder abzudecken und so unzugänglich den konnten, sehr genau in die Jahre zu machen. Diese Haltung löste heftige Proteste aus. Es wird abzuwarten sein, ob zwischen 440–436 v. Chr. zu datieren man den Altar der Olympischen Götter in waren. Schnell zeigte sich, dass dieser Zukunft richtig sehen werden kann. Tempel ursprünglich an einer anderen Stelle gestanden haben musste und nach allen Regeln der Kunst versetzt worden war. Wie war das zu erklären? Die Forschung glaubt, dass zahlreiche berühmte Heiligtümer in Attika nach den Verwüstungen des Ersten Mithridatischen Krieges aufge­ geben worden seien. Im späten 1. Jh. v. Chr. habe man dann begonnen, diese Tempel dorthin umzusetzen, wo sie und ihre Kulte gepflegt werden konnten. Für den Ares-Tempel wird als ursprünglicher Standort Acharnai, eine vermögende attische Landstadt, angenommen. Bei dem Altar, der östlich des Tempels angelegt war, handelte es sich ebenfalls um ein umgesetztes Element.



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Kultur oder Politik? Das Umsetzen von Tempeln gegen Ende des 1. Jhs. v. Chr. ist keine singuläre Erscheinung für Athen. Vielmehr war Augustus bestrebt, im ganzen Reich alte Kulte wiederzubeleben. Erreichen wollte er damit eine moralische Erneuerung, die eine Zäsur zu den politischen Verhaltensmustern des römischen Bürgerkrieges und der kulturellen des Hellenismus bilden sollte. Ein anderes Beispiel einer Tempelumsetzung ist der sog. Südosttempel auf der Agora, der aus Thorikos stammte.

Stoa Poikile (Bunte Halle) Jenseits der Odos Adrianou wurden Baureste freigelegt, die mit der Stoa Poikile identifiziert werden können, die ursprünglich als Peisianakteios Stoa bezeichnet wurde. Der Name rührt vom Gründer, einem Verwandten des Kimon her, der Peisianax hieß. Damit dürfte das Bauwerk in das politische Programm Kimons eingebunden gewesen sein. Die im 3. Viertel des 5. Jhs. v. Chr. entstandene Halle diente unterschiedlichen Zwecken. Sie war Gerichtsstätte, Versammlungsort jener Athener, die sich in die Eleusinischen Mysterien einweihen ließen, und ein beliebter Aufenthaltsort. Nicht zuletzt hat die philosophische Richtung der Stoa ihren Namen von dieser Halle hergeleitet. Berühmt war die Halle aber vor allem deshalb, weil in ihr zahlreiche Gemälde mit mythologischem Inhalt oder historischen Schlachten aufbewahrt wurden (Pausanias 1, 15, 1–3).

Der Altar der Aphrodite Urania Ebenfalls jenseits der Odos Adrianou liegt der Altar der Aphrodite Urania, der um 500 v. Chr. geweiht wurde. Er besteht aus Inselmarmor und ist mit giebelartigen Wangen bekrönt. Unweit des Altars konnten Fundamente angeschnitten werden, die zu einem entsprechenden Tempel gehört haben könnten.

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Die Römische Agora und das Areal um den Turm der Winde Heute sichtbar im Stadtbild ist die Römische Agora (Plan 4). Sie wird so bezeichnet, um eine Unterscheidung zur Griechischen Agora zu treffen, mit der sie durch eine Säulenstraße verbunden war. In ihrer Funktion war die Römische Agora ein Ort des Handels, was sich auch in der baulichen Gestaltung auswirkte. Datiert wird die Anlage in die Regierungszeit des Augustus, wohl in die Jahre um 11/10 v. Chr., wie eine Dedikationsinschrift belegt (IG II2 3175). Bei der Anlage handelt es sich um einen 111 m langen und 98 m breiten Komplex, der sich um einen rechteckigen Hof entwickelt. Der Zugang erfolgte über zwei Propyläen. Eindrucksvoll erhebt sich noch heute das westliche, in dorischer Ordnung errichtete Propylon, das der Athena Archegetis geweiht war (Abb. 25). Der östliche Zugang hingegen war in ionischer Ordnung angelegt. An allen Seiten war der Platz von Säulenhallen eingefasst, hinter denen sich Ladenlokale befanden (Abb. 26). In der Mitte der Südhalle befindet sich ein kleines Brunnenhaus und unmittelbar daneben eine Treppe, die auf das höher gelegene antike Straßenniveau führte. Renovierungen wurden in der Regierungszeit Kaiser Hadrians (117– 138) ausgeführt. Diese betrafen vor allem die Pflasterung des Hofes mit Marmor. Dabei kamen auch Spolien zu Verwendung. Als man 1966 im Rahmen archäologischer Untersuchungen die Pflasterung aufnahm, fand man nämlich auf der Unterseite zweier Pflastersteine Inschriften, die in das 2. Jh. gehörten. Nach den Zerstörungen des 3. Jhs. konzentrierte sich das Geschäftsleben auf den Bereich der Römischen Agora. Diese Funktion sollte bis in das 19. Jh. erhalten bleiben. Die antiken Bauten wurden durch byzantinische Häuser und Kirchen überlagert und schließlich entstand hier die Fethiye Çami im Jahr 1456.

Eingang: Odos Pelopida, Plaka

Unmittelbar östlich an die Römische Agora anschließend und durch deren östlichen Propylon erreichbar, befindet sich ein weiterer Komplex mit antiken Bauten, die einen sehr unterschiedlichen Charakter aufweisen. Innerhalb des Bereiches, der nach Travlos zu einer grö­ ßeren Platzanlage gehörte, fällt besonders ein Denkmal auf: der Turm der Winde.

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Die Römische Agora

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100 m

Plan 4 Römische Agora und Areal am Turm der Winde. 1 Eingang; 2 Propylon der Athena ­Archegetis; 3 Agora mit angrenzenden Hallen; 4 Brunnenanlage; 5 Fethiye Çami; 6 Propylon; 7 Latrine; 8 „Turm der Winde“ (Horologion des Andronikos); 9 Öffentliches Gebäude.

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Der Turm der Winde – Kompass, Uhr und Planetarium Dieses ausgesprochen gut erhaltene Gebäude wurde durch Andronikos von Kyrrhos zu Beginn der zweiten Hälfte des 1. Jhs. v. Chr. errichtet. Es handelt sich im einen achteckigen Bau aus weißem pentelischen Marmor, der auf einem dreistufigen Unterbau ruht und in einem ­kegelförmigen Dach endet. Hier stand ursprünglich die Statue eines Tritons mit Zeigestab als Wetterfahne (Vitruv 1, 6, 4). „Auf diesen Turm stellte er [Andronikos aus Kyrrhos] eine kegelförmige Säulenspitze mit einem bronzenen Triton auf, der mit der rechten Hand einen Stab vorstreckt und so konstruiert ist, daß er durch den Wind umgedreht wurde, sich immer gegen den Wind stellte und den Stab über die Darstellung (des Windes) hielt als Anzeiger, woher der Wind weht.“ Vitruv, De architectura libri decem 1, 6, 4; Übers. C. Fensterbusch Das Oktogon ist nach Süden durch einen etwa hufeisenförmigen Anbau erweitert. Der Zugang zum Inneren erfolgt durch zwei Türen, die mit vorgelegten Ädikulen betont waren, von denen heute Reste der Säulen vorhanden sind. Der Name des Baus leitet sich von acht Reliefs mit den allegorischen Darstellungen der Winde ab, die aus den unterschiedlichen Himmelsrichtungen kamen. Ergänzt wurden diese Darstellungen durch die Beischriften ihrer Namen – der Nordwind Boreas, der Nordwestwind Skiron, der Westwind Zephyros, der Südwestwind Lips, der Südwind Notos, der Südostwind Euros, der Ostwind Apeliotes und schließlich den Nordostwind Kaikias. Insgesamt entstand so eine Art Kompass. Neben dieser Funktion erfüllte der Bau eine weitere: an allen acht Seiten fanden sich ursprünglich unterhalb des Frieses Sonnenuhren, deren Stundenlinien noch erkennbar sind. Die wichtigste Funktion, die heute nicht mehr vorhanden ist, verbarg sich allerdings im Innenraum: hier war eine Wasseruhr installiert, die Tag und Nacht die Zeit anzeigte. Es wird sogar vermutet, dass der Raum ein von Wasser angetriebenes Planetarium aufnahm. Das nötige Wasser wurde in dem oben genannten Anbau vorgehalten. Über die inneren Strukturen lässt sich heute nichts mehr sagen, weil das Gebäude in nachantiker Zeit in ein Baptisterium (Taufkapelle) umgewandelt und in osmanischer Zeit durch einen Derwisch-Orden genutzt wurde.

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Bibliothek Hadrians

Das öffentliche Bedürfnis – die Latrine Im Gegensatz zum Turm der Winde sind die Reste einer Latrine aus dem 1. Jh. nur noch gering erhalten. Bei der Latrine handelte es sich im Wesentlichen um einen rechteckigen, in der Mitte nicht überdeckten Raum, dem nach Osten ein schmaler Raum vorgelegt war. Entlang der Wände waren die Sitze angebracht, von denen man zwei zur Veranschaulichung wieder installiert hat. Heute erkennbar sind noch der Marmorboden und der umlaufende Kanal, der die Fäkalien aufnahm und ständig gespült wurde, wie es in römischen Latrinen üblich war.

Das sog. Agoranomion – tatsächlich ein Monumentalbau mit einer Weihung an die Athena Archegetis und die vergöttlichten Kaiser Unmittelbar südlich des Turms der Winde und mit einem deutlichen Bezug zum östlichen Propylon der Römischen Agora befinden sich die Reste eines repräsentativen Gebäudes, das früher als Gebäude der Marktaufsicht (agoranomion) gedeutet und in der Mitte des 1. Jhs. errichtet wurde. Unzweifelhaft war es ein wichtiger Bau, der mehr als 4 m über dem Bodenniveau der Agora bzw. des Platzes um den Turm der vier Winde lag. Eine breite Freitreppe diente zur Überbrückung des Höhenunterschiedes. Der Eingang zu dem Bau wurde durch drei jeweils aus einem Steinblock gearbeitete halbkreisförmige Bögen gebildet, von denen heute noch zwei im Bauverbund erhalten sind, wenngleich auch zugesetzt. Das Mauerwerk selbst bestand aus Porosquadern, während für Schwellen, Anten und die Bögen hymettischer Marmor genutzt wurde und weißer pentelischer für das Gebälk. Aufgrund einer Inschrift wird der Bau heute in Verbindung gesetzt mit der Athena Archegetis und den vergöttlichten Kaisern.

Die Bibliothek Hadrians Ein Glanzlicht unter den hadrianischen Bauten in Eingang: Odos Areou 3 Athen stellt dessen Bibliothek dar. Der auch heute noch eindrucksvolle Komplex bot in der Antike einen überaus prachtvollen Anblick, wie man bei Pausanias nachlesen kann.

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„[…] das Großartigste aber sind hundert Säulen aus prhygischem Marmor, und die Wände sind ebenso gebaut wie die Säulenhallen. Und hier sind Gebäude mit vergoldetem Dach und aus Alabaster und dazu mit Statuen und Gemälden geschmückt, in denen Bücher aufbewahrt werden.“ Pausanias, Beschreibung Griechenlands 1, 18, 9; Übers.: E. Meyer Für dieses Bauprojekt musste Hadrian sehr viel Geld ausgeben, weil das Gebiet ursprünglich mit großen Privathäusern bebaut war. Die bebaute Fläche war 87 m breit und 120 m tief, also 10440 m² groß und entspricht somit etwa einem Fußballplatz. Dazu gehörte noch ein Vorplatz. Die Eingangsseite war durch vorgestellte Säulen dekoriert (Abb. 27). In der Mitte befand sich ein mit Säulen geschmücktes Propylon, das über mehrere Stufen zu reichen war. Es schloss sich der riesige Hof an, der an allen Seiten von Säulenhallen gerahmt war. Zu beiden Seiten hin waren die Säulenhallen um jeweils drei Exedren – eine rechteckige zwischen zwei halbrunden – erweitert. Sie boten genug Raum, um etwa 100 Menschen einen Sitzplatz zu bieten. In der Achse des Eingangs durchzog ein großes Wasserbecken den Hof. Am Ostende des Komplexes befanden sich die eigentlichen Bibliotheksräume. Der zentrale Bibliothekssaal war mehr als 20 m breit und besaß an drei Seiten über mehrere Geschosse hinweg Büchernischen, die durch Säulenstellungen betont waren. Um diese erreichen zu können, waren Treppenhäuser nötig. Direkt an den großen Bibliothekssaal schlossen sich rechteckige Räume an, die vielleicht als Banketträume dienten. Ganz am Ende fanden sich jeweils große Vortragssäle mit stark ansteigenden Sitzreihen. In der Forschung ist angeregt worden, die Bibliothek als Neuschöpfung der Akademie Platons zu deuten, die in ihrer Gestalt und Funktion dem Original entsprach, dieses aber an Größe übertraf. Schaut man heute in die Hofanlage hinein, so fallen die Reste eines großen Gebäudes mit vier Konchen auf, die das Becken überlagern (Abb. 28). Die Deutung reichen von einer Palastanlage oder einem Kirchenbau des 4. Jhs., doch wahrscheinlicher dürfte es sein, dass der Konchenbau die alten Bibliotheksräume ersetzte, die zugunsten des Mauerneubaus im späten 3. Jh. abgerissen wurden. Im 7. Jh. entstand hier eine dreischiffige Basilika, die um 1100 durch die Kirche der

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Bibliothek Hadrians

Plan 5 Hadriansbibliothek. Rekonstruierter Grundriss. 1 Proplon; 2 Hof; 3 Säulenhallen; 4 Exedren; 5 Wasserbecken; 6 zentraler Bibliotheksraum; 7 Banketträume; 8 Hörsäle; 9 Trikonchenbau (Bau des 5. Jhs.), das Wasserbecken (5) überlagernd.

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­ egali Panagia ersetzt wurde. Diese schließlich wurde zugunsten der M archäologischen Forschungen abgetragen.

Kleinere Denkmäler in der Altstadt In der Plaka liegen verschiedene Denkmäler verstreut, die sehr unterschiedlicher Natur sind. Dabei handelt es sich um Reste von Großbauten (Pantheon/Panhellenion), choregische Denkmäler (Abschnitt der Tripodenstraße mit dem Denkmal des Lysikrates) oder einer frühchristlichen Kirche.

Pantheon oder Panhellenion? An der Odos Adrianou, gegenüber dem Haus Nr. 59, konnten auf einer kleinen Fläche geringe Reste einer dreischiffigen Basilika freigelegt werden. Der Gesamtkomplex maß 85 x 40 m. Dies wird durch andere Befunde gestützt. Seitens der zuständigen Ephorie möchte man den Gesamtbefund als Pantheon oder Panhellenion deuten. Zeitlich gehört der Komplex unzweifelhaft in hadrianische Zeit. Der Verfall des Baus begann im 3. Jh., als seine Nordseite in die Befestigungsanlagen eingebaut wurde.

Die Tripodenstraße und das Lysikrates-Denkmal In der Altstadt konnte ein etwa 110 m langes Teilstück der Tripodenstraße in mehreren Ausgrabungen untersucht werden. Es zeigte sich dabei, dass die Straße eine Breite von 6 m besaß. Die choregischen Denkmäler befanden sich wohl alle an einer Straßenseite, während die gegenüberliegende Seite Wohnbebauung aufwies. Das bedeutendste und besterhaltene choregische Denkmal ist das des Lysikrates (Abb. 29). Dabei handelt es sich um einen Bau, der heute als Denkmaltyp isoliert dasteht, in der Antike aber in einen größeren Kontext eingeordnet war. Es war üblich, dass reiche Bürger Athens unterschiedliche Pflichtaufgaben, sog. Leiturgien, mehr oder weniger freiwillig übernahmen. Dies galt auch für die Durchführung der Schauspielaufführungen im Dionysostheater, die als Wettkämpfe betrachtet wurden. Dem Sieger wurde erlaubt, in der Stadt an der Tripoden­straße sein Siegesdenkmal aufzustellen. So müssen einst mehrere hundert Siegeszeichen dort aufgestellt gewesen sein.

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Kleinere Denkmäler in der Altstadt

Im späten 4. Jh. v. Chr. setzte hier eine Monumentalisierung ein, deren deutlichster erhaltener Ausdruck das Lysikrates-Denkmal ist. Aufgrund der erhaltenen Inschrift lässt sich dieses Denkmal in das Jahr 335/4 v. Chr. datieren. „Lysikrates, Sohn des Lysitheides, aus dem Demos Kikynna, war Chorege, der Bezirk Akamantis siegte beim Wettstreit der Knaben. […]“ Dittenberger, Sylloge III 241 Nr. 1087; Übers. zit. nach R. Flacelière, Griechenland (1977) 143 Das Gebäude ruht auf einem quadratischen Sockel aus Poros, der seinerseits einen Unterbau mit drei Stufen aufweist. Der Sockelbau endet mit einem Gebälk aus hymettischem Marmor. Der darauf folgende Rundbau besteht aus pentelischem Marmor. Dieser ist geprägt von einem Kranz aus Halbsäulen, die in korinthischen Kapitellen enden und Im Mittelalter war die Funktion des deren Zwischenräume mit Wänden geBaus unbekannt und wurde als Leuchte des Demosthenes oder Laterne schlossen sind. Im oberen Bereich der des Diogenes bezeichnet. Der Erhaltung Wandabschnitte findet sich ein Fries, des Denkmals war es sehr zuträglich, dass der ausschließlich Dreifüße zeigt. Über im Jahre 1669 hier ein Kapuzinerkloster einem Gebälk folgt ein weiterer Fries entstand, dessen Bewohner das Denkmal mit der Darstellung eines Abenteuers als Lesesaal oder Bibliothek nutzten. Wähdes Dionysos. Dabei verwandelt der rend des griechischen Unabhängigkeitskrieges brannte das Kloster nieder. Das Gott Piraten in Delfine. Das Motiv Denkmal aber wurde durch französische wird wohl in enger Verbindung zu dem Archäologen und Architekten im 19. Jh. in Theaterstück stehen, für das Lysikrates den heute vorhandenen Zustand versetzt. geehrt wurde. Die leicht vorkragende Dacharchitektur aus Marmor trug das eigentliche Denkmal, den großen, bronzenen Dreifuß. Heute wirkt eine bekrönende Kapitellstruktur wie der eigentliche Abschluss, doch erklärt sie sich ausschließlich aus statischen Gründen.



Nichts als Kosten Ein Wesensmerkmal der athenischen Demokratie war es, dass die reichen Bürger mit ihrem Privatvermögen zahlreiche Aufgaben übernahmen, die sehr unterschiedlicher Natur sein konnten. Dies reichte von der Bereitstellung eines Kriegsschiffes bis hin

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zu der Kostenübernahme bei Theaterveranstaltungen. Wer reich war, konnte sich dieser Pflicht nicht entziehen. Allerdings durften Archonten und Ratsmitglieder in ihrem Amtsjahr nicht dazu herangezogen und Wohltäter (Euergeten) konnten im Einzelfall von dieser Pflicht befreit werden. Andererseits hatte man auch die Gefahren erkannt und festgelegt, dass nur eine bestimmte, genau klassifizierte Anzahl von Leiturgien in einem gewissen Zeitraum verpflichtend waren. Das Streben der athenischen Oberschicht nach Anerkennung und politischem Einfluss führte zu einer Kostenexplosion. So war im 4. Jh. v. Chr. kaum mehr jemand in der Lage, den Pflichtaufgaben nachzukommen. Umso höher ist also die ­Leiturgie des Lysikrates zu bewerten. Will man die Kosten in Relation setzen, so muss man etwa 2000 Drachmen für dessen ­Theatersponsoring ansetzen. Ein Kriegsschiff kostete wohl gut das Doppelte.

Eine frühchristliche Basilika Unweit des Lysikrates-Denkmals, am südlichen Ende der Odos Adrianou, liegt die Kirche Agia Aikaterini, die im zweiten Viertel des 11. Jhs. entstand. Ursprünglich lag hier eine frühchristliche Basilika, von der einige Säulen mit zugehörigem Architrav des Atriums, des Vor­hofes, erhalten sind. Zum aktuellen Kirchenbau lässt sich noch ausführen, dass er im späten 19. Jh. erweitert und 1927 nochmals restauriert wurde. In ihm werden Reliquien aufbewahrt, die von griechischen Flüchtlingen aus Kleinasien im Jahr 1922 mitgebracht worden sind.

Das Ende einer langen Beziehung Als das Osmanischen Reich nach dem Ersten Weltkrieg zusammenbrach, versuchte Griechenland Teile der Westtürkei in den eigenen Staat einzugliedern. Dieser Versuch scheiterte aber. Daraufhin wurde vertraglich vereinbart, dass die griechischstämmige Bevölkerung die Türkei verlassen müsse und die türkischstämmige Griechenland. Dieser Vorgang wurde euphemistisch als Bevölkerungsaustausch bezeichnet, doch war dies wohl von beiden Seiten her eher eine Vertreibung.

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Kleinere Denkmäler in der Altstadt

Plan 6 Archäologische Zone am Olympieion: 1 Heiligtum des Olympischen Zeus; 2 Hadrianstor; 3 Römische Thermen; 4 Häuser; 5 Kirchenbau; 6 Tor und Mauerabschnitt der themistokleischen Stadtmauer; 7 Gerichtshof am Delphinion; 8 Felsen der Olympischen Gaia; 9 Gebäude; 10 Tempel des Apollon Delphinios; 11 byzantinische Häuser; 12 byzantinische Gerberei; 13 Tempel des Kronos und der Rhea; 14 Heiligtum des Panhellenischen Zeus; 15 Valerianische Stadtmauer; 16 Gräber; 17 Stadttor.

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Die archäologische Zone um das Olympieion Um den Tempel des Olympischen Zeus herum ist heute eine archäologische Zone entstanden, die sehr unterschiedliche Funde vereinigt. Sicher die eindrucksvollsten Denkmäler sind hier der Hadriansbogen und die Reste des Olympieions. Nicht minder interessant sind aber auch die anderen Denkmäler.

Eingang: Odos Vass. Olga

Der Hadriansbogen Eines der eindrucksvollsten Denkmäler Athens ist aufgrund des hervorragenden Erhaltungszustandes der Hadriansbogen, ein reiner Fassadenbau (Abb. 30). Errichtet wurde dieser Bogen im Jahre 131/2 anlässlich der Einweihung des Olympieions, an der Hadrian selbst teilnahm. Unabhängig davon kommt ihm auch eine besondere Rolle zu, weil er die Grenze zwischen der Altstadt und den unter Hadrian neu entstehenden Stadtteilen bildete. Dies machen vor allem die Inschriften des Bogens deutlich (IG II2 5185). An der Westseite findet sich der Text: „Das ist Athen, die alte Stadt des Theseus“. Auf der Ostseite heißt es: „Das ist die Stadt des Hadrian und nicht des T ­ heseus.“ Diese Inschriften wurden vermutlich durch entsprechende Statuen des Theseus und des Hadrian unterstrichen. Der Bau selbst ist 13 m breit und 18 m hoch und als zweigeschossige Architektur gestaltet. Der untere Teil nimmt den Durchgang auf. Ihm sind Säulen vorgeblendet, sodass man Parallelen zu römischen Ehrenbögen ziehen kann. Das zweite Geschoss besteht aus einer Mauer in der Mitte, die von einer Säulenarchitektur flankiert wird, während im Zentrum eine von einem Giebel bekrönte Ädikula ausgebildet ist. Dem Obergeschoss wird eine griechische Bautradition zugewiesen: es soll eine Anlehnung an die Bauform des Propylons geben. In nachantiker Zeit erfuhr der Bogen ein wechselhaftes Schicksal. Er soll u. a. Bestandteil einer Kirche gewesen sein. Sicher war er aber Teil der türkischen Stadtbefestigungen im 18. Jh.

Das Olympieion – die ewige Baustelle Der Tempel war dem olympischen Zeus geweiht. Aus unseren Quellen (Thukydides 2, 15; Pausanias 1, 18, 8) wissen wir, dass hier schon sehr früh ein Kult angesiedelt war. Folgen wir der Darstellung des Pausanias, so kommen wir in den Bereich des Mythos. Er benennt nämlich Deukalion als Architekten des ältesten Tempels.

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Olympieion

„Das ursprüngliche Heiligtum des olympischen Zeus soll Deukalion gebaut haben, und als Beweis dafür, daß Deukalion in Athen gewohnt habe, zeigt man sein Grab nicht weit vom jetzigen Tempel entfernt.“ Pausanias, Beschreibung Griechenlands 1, 18, 8; Übers. E. Meyer In der griechischen Mythologie gilt Deukalion als Sohn des Prometheus, während als Mutter verschiedene Frauen genannt werden. Als wichtigster Zug in der Gestalt des Deukalion muss seine Funktion als Heros einer Flutkatastrophe genannt werden. Der Name selbst verweist darüber hinaus ebenfalls auf ein hohes Alter. Auf Schrifttafeln in Linear B – einer sehr frühen Schriftform, die in mykenischer Zeit genutzt wurde – erscheint der Name als Deukariojo. Während der Ausgrabungen stieß man auf einen durchaus monumentalen Bau, der etwa 30 m breit und 60 m lang gewesen sein muss. Aber dieser Tempel scheint den Repräsentationsansprüchen des jüngeren Peisistratos um das Jahr 515 v. Chr. herum nicht mehr genügt zu haben, zumal in dieser Zeit gewaltige Tempelbauten entstanden. Hier sei etwa an den Tempel der Hera auf Samos und das Artemision in Ephesos erinnert. Er beauftragte daher vier Architekten mit der Planung und Errichtung eines Dipteros, der 60 m breit und 120 m lang werden sollte. Dem Bau war aber kein gutes Schicksal bestimmt. Mit der Vertreibung der Peisistratiden im Jahre 510 v. Chr. kam es zunächst zum Baustillstand und als Themistokles seine Stadtmauer errichten ließ, wurden Bauteile des Tempels hier verbaut. Möglicherweise begann man im 4. Jh. v. Chr. mit der Errichtung eines monumentalen Marmortempels. Fortschritte am Bau sollten aber erst im Jahr 175 v. Chr. gemacht werden, als Antioches IV. Epiphanes (König 176–165 v. Chr.) den Tempel vollenden wollte. Es entstand nun ein Dipteros korinthischer Ordnung, für den der römische Architekt Cossutius verantwortlich zeichnete (Vitruv 7 Einleitung 15 und 17, IG II2 4099). Der Bau war etwa zur Hälfte vollendet, als Antiochos starb. Es kam erneut zum Baustillstand. Als Sulla im Jahre 86 v. Chr. Athen plündern ließ, sollen einige Säulen des Tempels nach Rom gebracht worden sein. Eine Wiederaufnahme des Baubetriebs war unter Augustus geplant, ist aber wohl nie erfolgt.

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Als Hadrian (Kaiser 117–138) im Jahre 124/125 zum ersten Mal in Athen war, befahl er die Vollendung des Tempels, die nur wenige Jahre später – 131/132 – erreicht war (Cassius Dio 69, 16, 1). Der Tempel, wie er sich schließlich in hadrianischer Zeit darstellte, war gigantisch (Abb. 31). Er maß 110,35 x 43,68 m und wies an seinen Langseiten je zwei Säulenreihen mit 20 Säulen auf. An den Schmalseiten standen je drei Reihen Säulen. Außerdem war eine Hofanlage, ein Temenos, mit einer Umfassungsmauer entstanden. Der Zugang erfolgte über ein Propylon im Norden. Der größte Tempel, der jemals für den olympischen Zeus errichtet worden war, erhielt ein Kultbild aus Gold und Elfenbein (Pausanias 1, 18, 6). Im Hof fanden zahlreiche Statuen des Hadrian ihre Aufstellung, die von den griechischen Städten geweiht wurden. Dem Heiligtum war aber kein gutes Schicksal bescheiden. Bereits in der Regierungszeit Kaiser Valerians (reg. 253–260) wurde die Umfassungsmauer abgetragen, um das Steinmaterial in der neuen Stadtmauer zu verbauen. Der eigentliche Tempel scheint bis in das 5./6. Jh. hinein bestanden zu haben. Eine Kirche in der Nähe des Heiligtums nutzte dann dessen Material.

Die römischen Thermen Nördlich des Olympieions, am Rand der archäologischen Zone finden sich die Reste einer römischen Thermenanlage, die zwischen 124–131 datiert wird. Mag auch vom aufgehenden Ziegelmauerwerk nicht mehr so viel stehen, verdeutlichen die Reste schon den Grundriss. Vor allem sind hier aber exzellente Bodenmosaiken und Marmorböden freigelegt worden, von denen Teile zu sehen sind. Auch die Wände wiesen eine Marmorverkleidung auf, wie man etwa am Nymphäum im Osten der Anlage nachvollziehen kann. Der Bau wurde bis in das 7. Jh. hinein genutzt, erfuhr dabei aber eine Nutzungsänderung. Das alte oktogonale Frigidarium, der Kaltbaderaum, wurde zu einem Baptisterium (Taufkapelle) einer Kirche umgebaut, die im 5. Jh. in der Nähe des Propylons entstanden war.

Die Thermen – ein Lebensgefühl „Die Bäder, die Weine, die Liebe, sie ruinieren unsern Körper. Aber sie machen das Leben aus: die Bäder, die Weine, die Liebe.“ CIL VI 15258

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Kerameikos

Die hier wiedergegebene Grabinschrift vermittelt in überaus prägnanter Art das Lebensgefühl, das sich mit einem Thermenbesuch in römischer Zeit verbindet. Zwar mag sich dies besonders auf die großen Kaiserthermen beziehen, doch auch in kleineren Anlagen wird man dieses gefunden haben, besonders dann, wenn sie so prächtig ausgestattet waren wie das Bad am Olympieion.

Weitere Ausgrabungen am Olympieion Eine Zone südlich des Olympieions verweist wieder in die mythologische Vorzeit Athens, auch wenn die ältesten Bauten erst um 500 v. Chr. entstanden. Dazu zählt eine Hofanlage mit drei Räumen, von denen man glaubt, es handele sich um den Gerichtshof am Delphinion. Hier habe sich Theseus wegen der Tötung des Pallas, seines Onkels väterlicherseits, und seiner Söhne verantworten müssen. Außerdem entgeht Theseus hier einem Mordanschlag seiner Stiefmutter Medea. Um 450 v. Chr. entstand dann ein großer Peripteros dorischer Ordnung, der dem Apollon Delphinios geweiht war. Auch dieses Gebäude lässt sich mehrfach mit dem Theseus-Mythos verknüpfen. Theseus, der unerkannt nach Athen gekommen war, sei aufgrund seiner Kleidung – er trug einen lagen Chiton – und seines langen Haares verspottet worden und habe hier durch einen Kraftakt seine Männlichkeit unter Beweis gestellt. Später habe Theseus an dieser Stelle Apollon in seiner Eigenschaft als Schutzgottheit für lange Seefahrten um eine gute Reise nach Kreta gebeten. In der Regierungszeit Hadrians wurden weitere Bauten auf dem Gelände errichtet. Dazu gehörte ein großer Tempel dorischer Ordnung mit eingefasstem Hof, der wahrscheinlich Kronos und Rhea geweiht war. Dem Tempel muss noch ein Altar zugerechnet werden. Ebenfalls in hadrianischer Zeit entstand ein Peristylbau, der als Panhellenion interpretiert wird. Hadrian hatte 131/32 eine Organisation griechischer Gemeinwesen geschaffen. Deren Aktivitäten konzentrierten sich auf religiöse und zeremonielle Bereiche. Die beteiligten Städte schickten ihre Vertreter (Panhellenes) zu einer Bundesversammlung, die in Athen tagte. Neben einer Reminiszenz an klassische Vorbilder waren die Panhellenes auch Priester des Kaiserkultes.

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Das Areal diente aber nicht nur kultischen Zwecken. So konnte etwa ein größeres römisches Haus beobachtet werden. Eine Wohntradition sollte bis in das 12. Jh. hinein andauern. Markant ist auch noch die Valerianische Stadtmauer des 3. Jhs. Diese erstreckte sich, soweit heute feststellbar, von der Umfassungsmauer des Olympieions im Norden bis zum Panhellenion. Außerhalb der Mauer konnten schließlich Gräber nachgewiesen werden.

Der Kerameikos Eingang: Odos Ermou 148 Unmittelbar am Eingang zur Ausgrabungszone befindet sich das im 1937 errichtete und in den 1960er Jahren erweiterte Kerameikos-Museum. Aus Anlass der Olympischen Spiele in Athen 2004 erfolgte eine Neugestaltung der Ausstellung, welche die aktuellen Forschungsergebnisse berücksichtigt. Der Besuch des Museums ist aus vielen Gründen sinnvoll: Hier finden sich die Funde, die eine Vorstellung vom Kerameikos in dessen Frühzeit vermitteln. Darüber hinaus werden die Originale jener Grabdenkmäler, die in Kopie in der Ausgrabung zu sehen sind, präsentiert. Die Beschriftungen der Ausstellungsobjekte sind übersichtlich angebracht und in Griechisch sowie in Englisch verfasst. Die Präsentation wird ergänzt durch Informationstafeln, die neben den schon genannten Sprachen auch in Deutsch gehalten sind. S. Plan 7

Spricht man heute vom Kerameikos, so meint man im Wesentlichen das Ausgrabungsgelände im Nordwesten der antiken Stadt an der Odos Ermou. In der Antike war der Begriff viel weiter gefasst: es handelte sich um eine eigenständige Gemeinde (demos), die sich von der Agora bis zur Akademeia erstreckte und vom Eridanos durchzogen war. Thukydides beschrieb den Kerameikos als den „schönsten Vorort Athens“ (2, 34, 5).

Der Name selbst scheint uns vertraut, verbirgt sich doch der Begriff Keramik darin. Entstanden sei er – so Pausanias (1, 3, 1) – aus dem Umstand, hier hätten seit etwa 600 v. Chr. die Töpfer, die vorher im Bereich der Agora angesiedelt waren, die perfekten Voraussetzungen für ihr Handwerk gefunden. Deren Heros war Keramos, Sohn des Dionysos und der Ariadne. Die Ausgrabungsstätte, die ab den 60er Jahren des 19. Jhs. zunächst durch die Griechische Archäologische Gesellschaft und ab 1913 durch das Deutsche Archäologische Institut untersucht wird, gilt heute als grüne Oase Athens. Das antike Niveau liegt 10 m unter dem heutigen. Innerhalb des Kerameikos findet sich eine Gliederung in einen inneren und einen äußeren Bereich. Die Teilung findet eine Erklärung durch die Stadtmauer (s. u.).

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Kerameikos

Bezogen auf den gesamten Kerameikos muss gesagt werden, dass hier bereits im Neolithikum eine Siedlung existierte, deren Nekropole nachgewiesen werden konnte. Während der mykenischen Zeit gab es allerDie Akademeia war ursprünglich ein dings keine Bestattungen. Erst seit Gebiet, das von Gärten und Hainen umgeben und dem Heros Akademos sowie andedem 11. Jh. v. Chr. wurde hier wieder ren Göttern geweiht war. Platon errichtete hier bestattet. Die Grabausstattung wurde im Jahre 388 v. Chr. seine berühmte Schule. reicher: Steindenkmäler und große Gefäße, die für den Totenkult bestimmt waren, schmückten nun die Gräber. Im 7. und 6. Jh. v. Chr. erfolgte eine Monumentalisierung der Grabanlagen mit Grabhügeln (s. u.). Für die Nekropole am Eridanos sollte die Verwüstung Athens durch die Perser im Jahr 479 v. Chr. nicht ohne Folgen bleiben. Vorrangige Aufgabe war es, die Stadt mit einer neuen Befestigung zu versehen. Aufgrund des Zeitdrucks verbaute man zum einen die Grabdenkmäler des Friedhofs und zum anderen änderte man den Verlauf der Mauer. Ein Teil des Nekropolenareals wurde nun in das Stadtgebiet einbezogen. So müssen wir aufgrund dieser neuen Stadtmauer von einem inneren und einem äußeren Kerameikos sprechen.



Die Baumaßnahme – eine politische Provokation? Über Grabmäler steht nichts bei Solon als: „Niemand soll sie zerstören, noch einen fremden Toten hineinbringen“, und eine Strafe wird festgesetzt, „wenn jemand“ so sagt er, „einen Grabhügel […] oder ein Grabdenkmal oder eine Säule beschädigt oder umwirft oder zerbricht“. Cicero, Über die Gesetze 2, 64; Übers.: K. Ziegler Unbestritten ist die Tatsache, dass Athen nach der Katastrophe von 479 v. Chr. eine neue Stadtbefestigung benötigte. Auch war es durchaus üblich, Steinmaterial aus älteren Bauten zu gewinnen. Allerdings barg die Aktion des Themistokles, dem man eine radikal demokratische Einstellung zuschreibt, einen gehörigen Sprengsatz in sich: In der Nekropole des Kerameikos hatten vorrangig die großen aristokratischen Familien ihre Gräber. Diese waren ein Zeugnis ihres Selbstverständnisses. Damit wäre die Verwendung und Zerstörung der alten Gräber nicht das Produkt der Notwendigkeit, sondern Ausdruck eines bestimmten innenpolitischen Ansatzes.

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Die Trennlinie zwischen innerem und äußeren Kerameikos: die Stadtmauer mit dem Heiligen Tor und dem Dipylon Die Stadtmauer im Bereich des Kerameikos gehört zu den besterhaltenen Abschnitten der Befestigungsanlagen des antiken Athen. Zusammen mit dem Heiligen Tor und dem Dipylon-Tor bilden sie ein eindrucksvolles Zeugnis der Stadtbefestigung.

Das Mauersystem Aufgrund der langen Nutzungsdauer der Mauern sind fünf Bauphasen belegt. In der ersten Phase, also der themistokleischen, bestanden sie aus einem Mauerring, der im unteren Bereich einen Steinsockel aufwies (Abb. 32). Dieser war 2,50 m breit und rund 1 m hoch. Außen wies er sorgfältiges Schalenmauerwerk auf, während im Inneren kleineres Steinmaterial verbaut war. Darüber erhob sich eine etwa 8 m hohe, verputzte Lehmziegelarchitektur. Um das Jahr 420 v. Chr. wurde die Verteidigungsanlage erweitert: Man legte eine Vormauer, das Proteichisma, und einen Graben an. Die Vormauer war deutlich niedriger als die Hauptmauer und der heute zugeschüttete Graben war mit Wasser gefüllt. Zeitgleich mit dem Proteichisma entstand ein befahrbarer Weg zwischen den Mauern, der aber gegen Ende des 4. Jhs. v. Chr. aufgegeben wurde. Die Mauer war in allen Phasen mit Türmen verstärkt. Die zweite Bauphase der athenischen Stadtbefestigung fällt in das Jahr 394 v. Chr. und war Ersatz für die nach dem Peloponnesischen Krieg zerstörten Anlage. Von der Dimensionierung her war die Mauer vergleichbar mit ihrem Vorgänger, bestand aber im Sockel aus polygonalen Kalksteinquadern. Das Aufgehende war wiederum aus Lehmziegeln. Die dritte Bauphase der Stadtmauer ist nicht sicher datiert. Sie gehört entweder in Jahr 338 v. Chr. nach der Schlacht von Chaironea oder in die Zeit zwischen 307–304 v. Chr. Im letzten Fall dürfte es sich um eine planmäßige Wiederherstellung gehandelt haben. In den Jahren um 260 wurde die Mauer durch Kaiser Valerian erneuert. Konstruktive Veränderungen gab es nicht. Die letzte Bauphase der antiken Stadtmauer gehört in die Regierungszeit Kaiser Justinians (reg. 527–565).

Das Heilige Tor Das Heilige Tor entstand im Zuge des Themistokleischen Mauerbaus und liegt an der tiefsten Stelle des Stadtgebietes. Es bildete den Durchgang für die Heilige Straße und für den Eridanos (Abb. 33). Zwei

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Kerameikos

Bauphasen sind in den Jahren 478 und 420 v. Chr. zu beobachten. Von der Konstruktion her bildete es einen um 18 m rückspringenden Torhof aus, der an seiner Front durch Türme abgesichert war. Nach dem Ende des Peloponnesischen Krieges wurde der Torbau zerstört. Im Jahr 394 v. Chr. – mit dem Wiedererstarken Athens – erneuerte man das Tor. Diese Bauphase lässt sich an den sorgfältig gearbeiteten, bläulichen Kalksteinblöcken erkennen. Nach der Niederlage Athens und seiner Verbündeten in der Schlacht von Chaironea gegen ein makedonisches Heer unter der Führung des damals 18-jährigen Alexanders als Stellvertreter seines Vaters Philipp II. (König 359–336 v. Chr.) wurden am Heiligen Tor eilige Baumaßnahmen durchgeführt. Wenige Jahrzehnte später (304–307 v. Chr.) erfolgten am Tor die letzten Baumaßnahmen bis zum 3. Jh. n. Chr. Grund dafür waren die enormen Fortschritte in der Kriegstechnik (Poliorketik), die in hellenistischer Zeit einen Höhepunkt erleben sollte. Der Durchlass des Eridanos, den man auch zum Heiligen Tor rechnen darf, wurde hingegen noch mehrfach verändert. Das Flusstor, die Ufereinfassung und die Heilige Straße wurden vom frühen 3. Jh. v. Chr. bis in das 6. Jh. n. Chr. hinein modifiziert. Vermutlich in der Regierungszeit Kaiser Justinians entstand die Überwölbung des Flusstores mit dem Ziegelgewölbe und der Marmorbogen, der zur Aufnahme des Torsicherung diente. Aber schon am Ende des 6. Jhs. wurde der Bereich um das Heilige Tor zugeschüttet.

Das Dipylon-Tor Unter den Stadttoren Athens nimmt das Dipylon-Tor eine herausragende Stellung ein. Es gilt als eines der größten Stadttore der antiken Welt überhaupt; es bedeckte eine Fläche von 1800 m². Das Tor, von dem drei der wichtigsten Straßenverbindungen ausgingen, trug im Laufe seiner Geschichte mehrere Namen. Die älteste Bezeichnung war „Thriasisches Tor“ und ist seit dem 5. Jh. v. Chr. – also mit dem Entstehen des Torbaus in themistokleischer Zeit – belegt. Daneben existierte auch der Name „Kerameikos-Tor“. Der Name „Dipylon-Tor“, wie er heute üblich ist, findet sich erstmals in einer Inschrift, die in das Jahr 278/77 v. Chr. datiert wird (IG II2 673). Typologisch gesehen handelt es sich bei dem Dipylon-Tor um ein Hoftor, vergleichbar mit dem Heiligen Tor. Es lässt sich ein Mauerrücksprung erkennen, der zur Stadtseite hin mit einer Mauer abschloss, die den eigentlichen Tordurchgang aufnahm. In der themistokleischen

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Phase gab es hier nur einen Durchgang, der zweite wurde gegen Ende des 4. Jhs. v. Chr. geschaffen. Sowohl an der Front als auch an der Tormauer war die Anlage durch rechteckige Türme gesichert, von denen einer deutlich vorsprang. Erklärt wird dies mit der Begründung, es sei befestigungstechnisch notwendig gewesen. Welche Dimensionen der Torbau aufwies, verdeutlichen auch die Mauern des Hofes: sie waren rund 9 m hoch und 4 m breit. Als oberer Abschluss werden Zinnen angenommen. Das von ihnen umschlossene Areal – der Torhof – war 41,6 m lang und 22 m breit. Die Straße, mit Schotter angelegt, wies eine Breite von gut 13 m auf. Die größte konzeptionelle Veränderung erfuhr das Tor bald vor 86 v. Chr. wohl unter dem Eindruck des drohenden Angriffs römischer Truppen unter Sulla (s. o.). Der Torhof wurde an der Frontseite geschlossen und wies zwei Tordurchgänge auf. Allerdings war diese Baumaßnahme nicht sonderlich nützlich. Im 2. Jh. n. Chr. errichtete man vor der Außenmauer ein Denkmal. Auf der erhaltenen quadratischen Basis erhob sich wahrscheinlich ein hoher Sockel, der eine Statue Kaiser Hadrians trug. Als Parallele für dieses Denkmal wird etwa das Agrippa-Monument auf der Akropolis angeführt. Stadtseitig muss noch auf die Reste eines Brunnenhauses hingewiesen werden. Dieses ist in das 3. Viertel des 4. Jhs. v. Chr. zu datieren, besaß aber einen Vorgängerbau aus themistokleischer Zeit.

Der innere Kerameikos Vom inneren Bereich des Kerameikos ist bislang nur wenig erforscht, weil die moderne Bebauung hier Grenzen setzt. Weitere Ergebnisse wird man wohl erwarten dürfen, wenn neue Flächen aufgekauft und so der Forschung zugänglich gemacht werden können.

Das Pompeion „Am Eingang in die Stadt steht ein Gebäude zur Herrichtung der Festzüge, die teils jedes Jahr, teils in Zwischenräumen veranstalten, […].„ Pausanias, Beschreibung Griechenlands 1, 2, 4; Übers.: E. Meyer

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Kerameikos

Das Pompeion liegt zwischen dem Dipylon- und dem Heiligen Tor. Lange verstand man den Baukomplex als Ausgangspunkt des Panathenäenfestzuges (pompe = Prozession) (Abb. 34). Jedoch bedarf dies einer Neubewertung, weil man bei Ausgrabungen eindeutig feststellen konnte, dass der Bau in die Jahre um 400 v. Chr. zu datieren ist. Daher sei es in Anbetracht der desaströsen Lage Athens nach dem verlorenen Peloponnesischen Krieg wohl nicht anzunehmen, er sei ausschließlich für die wenigen Tage der Panathenäen errichtet worden. Vielmehr geht man heute davon aus, hier ein Gymnasion zu sehen, in dem die jungen Männer zwischen 18 und 20 eine umfassende Bildung (Sport, Philosophie, Rhetorik, Musik u. a.) bekamen. In seiner ursprünglichen Form war der Bau von Osten her über ein aufwendiger gestaltetes Propylon aus Marmor zugänglich. Man betrat einen großen Hof, der an allen vier Seiten von Säulenhallen (6 x 13 Säulen ionischer Ordnung) eingefasst war. Deren Säulen waren nicht kanneliert und trugen ein hölzernes Gebälk. Diesen Hof kann man wohl zu Recht als Palästra und die Hallen als Unterrichts- und Wandelräume bezeichnen. Im Westen lagen hinter der Halle vier Banketträume und im Norden zwei weitere. In einem kleinen, später angebauten Raum an der Nordseite könnte sich eine Bibliothek befunden haben. Bei den Banketträumen ließen sich am Boden stärke Nutzungsspuren beobachten. Daher muss man hier von einer zusätzlichen Nutzung ausgehen. Ein wichtiges Element, das zum Gymnasion gehört, lässt sich allerdings hier innerhalb des Baus nicht beobachten: die Laufbahn. Es gibt aber schlüssige Überlegungen, die vom Dipylon zur Akademie führende Straße, der Dromos, habe für das Lauftraining gedient. Wie auch andere öffentliche Bauten war das Pompeion ausgeschmückt. Die Quellen berichten von einer Bronzestatue des Sokrates, bei der es sich um ein Werk des Lysipp gehandelt habe, und von Wandmalereien, die Isokrates und attische Komödiendichter darstellten. Dem Pompeion wird eine Ausnahmestelle in der Architekturgeschichte zugebilligt, weil es als Vorläufer moderner Bildungseinrichtungen gilt und auch Vorbild für die Akademie des Platon ist. Der um 400 v. Chr. entstandene Bau wurde im Jahre 86 v. Chr. durch die römischen Truppen unter Sulla zerstört. Erst in der Regierungszeit des Antoninus Pius (138–161 n. Chr.) entstand ein Neubau, der sich sowohl in seiner Gestalt wie auch seiner Nutzung vom alten Pompeion unterschied.

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Es handelte sich um ein dreischiffiges Gebäude mit einer Breite von gut 18 m. Das Mittelschiff war 8 m breit und die Seitenschiffe jeweils 5 m. Aufgrund von stärkeren Fundamentresten und Pfeilern ist ge­ sichert, dass der Bau zwei Geschosse aufwies. An der nördlichen ­Außenwand fanden sich die Treppenhäuser. Zu betreten war der Bau von Osten. In seiner Nutzung hatte der Bau keinen Bezug mehr zu den Panathenäen. Er wird in der Forschung als Magazinbau bezeichnet, der dann 267 während des Herulereinfalls zerstört wurde. Wohl in der Regierungszeit Julians (361–363) entstand nochmals ein Neubau, der offenbar keine Rücksicht mehr nehmen musste auf ältere Bauten in diesem Bereich. Der Neubau wich massiv von den Formen der Vorgängerbauten ab. Es entstanden zwei lange Hallen, die durch eine Straße getrennt waren. In den Hallen waren vermutlich Läden eingerichtet. Am östlichen Ende befand sich ein monumentales Tor mit drei Durchgängen. Besonders das monumentale Tor verweist noch auf die Tradition der Panathenäen, während die möglichen Läden doch eher einen profanen Charakter besaßen.

Julian Apostata – eine schillernde Figur der Spätantike Julian Apostata – eigentlich Flavius Claudius Julianus – wurde 331/2 in Mailand geboren. Sein Vater war ein Halbbruder Konstantins des Großen (Kaiser 306–337). Säuberungsaktionen nach dem Tode Konstantins überlebte er. Aus den Quellen ist bekannt, dass er in seiner Jugend eine christliche Erziehung erfuhr, aber zugleich auch umfassende Kenntnisse in der klassischen Philosophie erwerben konnte. Im Jahre 354 weilte er kurzfristig in Mailand, um dann in Athen seine Studien fortzusetzen. Nach dem Tode des Constantius (Kaiser 350–361) trat Julian dessen Nachfolge an: Mit der Thronbesteigung bekannte er sich zum alten Glauben, den er nach Selbstzeugnissen bereits als 20-jähriger im Geheimen wieder angenommen hatte. In seiner kurzen Regierungszeit unternahm Julian zahlreiche Versuche (sowohl durch die Gesetzgebung als auch durch ­religiös-politische Propaganda) das Christentum zurückzu­ drängen. Dazu gehörten auch Bauprogramme, denen man wohl auch den Neubau des Pompeions zurechnen muss.

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Kerameikos

Im Jahr 363 begann Julian einen Krieg gegen die Perser, der nicht von Erfolg gekrönt war. Bei einem Rückzugsgefecht wurde er von einem Speer getroffen und starb kurz darauf. Die Umstände seines Todes ließen schnell den Verdacht aufkommen, der Speer sei nicht vom Feind gekommen, sondern aus den eigenen Reihen. Aufgrund dieser Umstände wurde Julian im 4. und 5. Jh. zu einer Symbolfigur für den Kampf zwischen „Heiden“ und „Christen“.

Wohnbebauung des inneren Kerameikos Bei der Betrachtung des Kerameikos darf man sich nicht nur auf die öffentlichen Bauten konzentrieren. Hier haben auch Menschen gelebt, doch dürfte es sich zeitweise nicht um ein besonders gutes Wohnquartier gehandelt haben, wenn man einem Hinweis des alexandrinischen Lexikographen Hesychios aus dem 5. Jh. folgen will. „Kerameikos: ein Ort in Athen, an dem Prostituierte stehen.“ Hesychios κ 2267; Übers.: H. R. Goette – J. Hammerstaedt, Das antike Athen (2004) 248 Südlich des Heiligen Tores konnten drei Gebäude ausgegraben werden, die sich teilweise bis unter die Odos Ermou erstrecken. Von hier ist auch die beste Übersicht gegeben. Die Häuser wurden in der Zeit vom späten 5. bis zum späten 1. Jh. v. Chr. genutzt (Abb. 35).

Der äußere Kerameikos Besichtigt man das Ausgrabungsgelände, so muss man sich darüber im Klaren sein, dass hier eine lange, wechselvolle Geschichte vorliegt. Nicht alles, was man sieht, stammt aus derselben Zeit. Auch gilt es, sich zu vergegenwärtigen: Neben Gräbern gab es in diesem Bereich Heiligtümer. Durch seine Lage außerhalb der Stadtmauern sollte sich der äußere Kerameikos zu einem bedeutenden Friedhof entwickeln. Von den beiden Toren aus entwickelten sich mehrere Überlandstraßen. Vom Heiligen Tor aus führte eine Straße, die sog. Gräberstraße, nach Piräus. Die zweite Straße, die Heilige Straße, führte westwärts bis zum Heiligtum der Demeter nach Eleusis. Vom Dipylon-Tor aus führte eine schnurgerade Straße, der Dromos, zur Akademeia.

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Entsprechend antiker Bestattungssitten wurden Gräber entlang dieser Ausfallstraßen angelegt. Und je näher ein Grab an der Stadt lag, umso bedeutender war es. So verwundert es auch nicht, dass im Ausgrabungsbereich des Kerameikos und darüber hinaus aus den schriftlichen Quellen Gräber bedeutender Persönlichkeiten bekannt sind. Am Dromos etwa wurden Perikles und Thrasybulos beigesetzt (Pausanias 1, 29, 3). Darüber hinaus lag hier das demosion sema, eine Grabstätte, in der alle Athener, die für das Vaterland gefallen waren, bestattet und in großen Reden gepriesen wurden. Sicherlich das eindrucksvollste Zeugnis einer solchen Rede ist die von Thukydides literarisch gestaltete des Perikles, die er im Jahre 431/30 v. Chr. hier hielt (Thukydides 2, 35–46). An der Heiligen Straße fand sich etwa das Grab des Anthemokritos, eines Herolds, der kurz vor Ausbruch des Peloponnesischen Krieges in Megara ermordet wurde. Aus dem 4. Jh. v. Chr. ist das Grab des Molossos, eines athenischen Feldherrn, überliefert (Pausanias 1, 36, 3–37, 1). Nicht nur die Athener schätzten eine Bestattung an der Heiligen Straße. Im Jahre 403 v. Chr. setzten die Spartaner hier ihre Gefallenen bei (Xenophon, Hellenika 2, 4, 33). Von diesen prominenten Gräbern ist nur das Spartanergrab sicher identifiziert. Vielleicht zuordnen lassen sich die Gräber des Anthemokritos und des Molossos. Dieses Defizit wirkt sich aber auf einen Besuch des Kerameikos nicht aus, weil man heute verschiedene bedeutende Privatgräber des späten 5. und 4. Jhs. v. Chr. sehen kann. Blicken wir aber zunächst auf jene Denkmäler, die in archaischer Zeit – im 7. und 6. Jh. v. Chr. – entstanden sind. Es handelt sich dabei um vier erhaltene Grabhügel: der sog. Rundbau am Eridanos, der sog. Südhügel, der Tumulus beim Heiligtum der Tritopatres und schließlich der Grabhügel am Dromos. Die Form des Grabhügels weist über die normale Bestattung hinaus. Im klassischen Griechenland deutete man nämlich prähistorische Grabhügel als Gräber der Heroen. So kann man für die hier Bestatteten den Anspruch voraussetzen, sich von der übrigen Bevölkerung weit abzusetzen. Für den Rundbau am Eridanos glaubt man, die bestattende Familie identifizieren zu können, nämlich das Geschlecht der Kerykes aus Eleusis. Dieser Hügel ist insofern noch interessant, weil er im 4. Jh. v. Chr. eine Quadereinfassung erhielt.

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Kerameikos

An alle Grabhügel schlossen sich kleine Grabbauten an, die aus stuckierten Lehmziegeln bestanden. Bekrönt wurden die Hügel zunächst mit Gefäßen oder Steinmalen. Der monumentalste Ausdruck dieser Grabmale sollten aber ab dem späten 7. Jh. v. Chr. überlebensgroße Statuen (kuroi) werden. Monumentale Gräber sollten auf dem Kerameikos erst wieder im fortgeschrittenen 5. Jh. v. Chr. entstehen, was offenbar der politischen Grundhaltung jener Jahre geschuldet war. Dabei handelte es sich um Grabbezirke einzelner Familien, die auf sockelartigen Terrassen angelegt wurden. Kennzeichnend für diese Gräber war eine Anhäufung von einzelnen Grabdenkmälern. Diese tragen Reliefdarstellungen der Verstorbenen. Oft handelt es sich dabei um Frauenbildnisse in verschiedenen Kontexten. Aber nicht die Bildnisse waren für die Familien das wichtigste: Es waren vielmehr die Inschriften, die durch die Nennung des männlichen Familienstammes für den Nachruhm der Familie sorgen sollten. Hervorheben kann man die Grabanlage der Familie des Lysianis aus dem demos Thorikos. Zu ihr gehört die bekannte Grabstele des Dexileos, der im Jahre 394 v. Chr. bei einem Gefecht gegen Korinth sein Leben ließ. Ein anderes Familiengrab gehört dem Koroibos aus Mi­lete. Hier findet sich das Denkmal der Hegeso. Gegen Ende des 4. Jhs. v. Chr. sollten die Grabanlagen wieder bescheidener werden. Demetrios von Phaleron (ca. 360–280 v. Chr.) erließ nämlich während seiner Amtszeit als Archon (317–307 v. Chr.) ein Gesetz gegen Grabluxus, daneben aber auch gegen Luxus bei Hochzeiten oder Gastmählern.

Sterben in Athen Wie in vielen Gesellschaften war der Tod auch in Athen mit einer kultischen Unreinheit verbunden, die sowohl das Haus des Verstorbenen als auch die Hinterbliebenen betraf. Um die kultische Reinheit wieder herzustellen, mussten bestimmte Riten durchgeführt werden, die aber auch praktischen Nutzen besaßen. Am Anfang standen die Waschung und die Herrichtung des Verstorbenen. Es folgte die Aufbahrung im Hause, die mit der Totenklage verbunden war. Besonders in der Aufbahrung des Verstorbenen spiegelt sich eine Urangst des Menschen wider, nämlich lebendig begraben zu werden, wie man einer Stelle in den Gesetzen des Platon entnehmen kann.

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Vor Sonnenaufgang des dritten Tages nach dem Ableben wurde der Verstorbene in einer Prozession zum Begräbnisplatz gebracht. In klassischer Zeit durfte diese nur über Nebenstraßen verlaufen und laute Totenklagen waren verboten. Nach der Grablegung – in Athen gab es Körper- und Brandbestattungen nebeneinander – folgten Gebete und Opfer, außerdem eine Reinigungszeremonie. Der unmittelbare Abschluss der Totenfeier war ein Festmahl im Hause des Verstorbenen. Später gab es noch verschiedene Gedenkveranstaltungen. Neben den Gräbern fanden sich im Bereich des äußeren Kerameikos auch mehrere Heiligtümer. Es ist schwierig, diesen einem Kult zuzuweisen. Auch ein Komplex, der inschriftlich als Tritopatreion bezeichnet wird und bis in das 6. Jh. v. Chr. zurück datiert werden kann, entzieht sich einer endgültigen Deutung. Einer neuen Ansicht zufolge könnte es sich um die Stätte eines Ahnenkultes handeln, die mit einem Grabhügel westlich des Kultbezirks in Verbindung zu bringen ist. Sicher und vom Kult her zu identifizieren ist dagegen das Heiligtum der Hekate, das in römischer Zeit auf der Südterrasse angelegt wurde und diese dominierte.

Einzelne Denkmäler im Stadtgebiet Im Stadtgebiet existiert eine Reihe von Denkmälern, die isoliert in der modernen Bebauung stehen. Dabei handelt es sich um durchaus wichtige Bauwerke, die nicht unberücksichtigt bleiben sollen.

Bauten des Herodes Atticus Südlich des Ilissos befand sich außerhalb des antiken Stadtgebietes ein Komplex, der heute teilweise nicht mehr vorhanden ist. Die Bauten lassen sich wohl alle mit Herodes Atticus verbinden. Gänzlich verschwunden ist eine dreibogige Brücke, die über den Ilissos führte und in der Achse des Stadions lag. Der interessanteste Bau ist das Stadion selbst, weil es nach antikem Vorbild rekonstruiert wurde. Auf dem Adrettos-Hügel – steht man vor dem Stadion rechter Hand – lag der Tempel der Tyche mit einer Gold-Elfenbeinstatue der Göttin. Auf dem gegenüber liegenden Hügel befand sich, wie aus den Quellen bekannt

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Denkmäler im Stadtgebiet

ist, das Grab des Atticus. Man neigt heute dazu, die Ruinen eines Baus als solches zu interpretieren.

Das Stadion – auferstandene Antike Besucht man heute Athen, so fällt das monuEingang: Odos Vas. Konstantinou mentale Stadion auf, das in seiner Erscheinungsform ganz modernen Vorstellungen zu entsprechen scheint. Tatsache ist auch, dass diese Anlage ein Neubau für die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit im Jahre 1896 war. Aber bei diesem Stadion handelt es sich um eine archäologische Rekonstruktion eines Vorgängerbaus, den Herodes Atticus zwischen 139/140 und 143/144 errichten ließ. Allerdings hatte auch dieser Bau hier Es lohnt sich, bis auf den obersten Vorgänger. Anfangs handelte es sich Rang des Stadions zu steigen. Von hier hat man eine vorzügliche Übersicht über die um eine rechteckige Fläche, die eine Gesamtanlage und kann sich ein Bild davon Länge von einem Stadion (185 m) machen, wie etwa die gestalterische Verbinbesaß. An den Hängen waren wohl dung zur Brücke über den Ilissos war. einige Steinbänke aufgestellt. AufEine gewisse Vorsicht ist geboten, wenn man grund einer Inschrift (IG II² 351) vom Diazoma aus den zweiten Rang erreichen will. Die Treppen sind sehr steil und lässt sich das Entstehungsdatum im können bei Feuchtigkeit leicht rutschig werJahr 330/329 v. Chr. festmachen. In den, da sie auch aus Marmor sind. ihr wird einem Eudemos aus Plataiai für die Bereitstellung von 1000 Ochsengespannen für die Baumaßnahme gedankt. Ebenfalls aus Inschriften wissen wir von Reparaturarbeiten an dem Gebäude. Als Herodes den Neubau beauftragte, wurde im Osten die heute so typische U-Form angelegt. Der Zuschauerraum erfuhr eine Gliederung in zwei Ränge. Insgesamt konnten rund 60000 Menschen den Wettkämpfen zuschauen. Aber noch zu Lebzeiten des Atticus sollte sich das Veranstaltungsprogramm im Stadion ändern. Hadrian (Kaiser 117–138) ließ hier eine Großjagd auf wilde Tiere durchführen. Zu einem späteren Zeitpunkt hatte sich der Geschmack der Athener wohl noch mehr geändert. Im Osten der Arena wurde eine halbkreisförmige Mauer eingezogen, sodass ein für Gladiatorenkämpfe taugliches Amphitheater entstand. Mit diesem Umbau war die ursprüngliche Nutzung nur noch eingeschränkt möglich.



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„Beim Hören nicht so eindrucksvoll, aber ein Wunder anzuschauen ist das Stadion aus Marmor. Seine Größe kann man etwa an folgendem ermessen. Darüber ist nämlich ein Berg über dem Ilisos, der mondförmig beginnt und dann beiderseits gerade zu Flußufer hinzieht. Dieses Stadion hat der Athener Herodes gebaut und dafür die Steinbrüche des Pentelikon größtenteils aufgebraucht.“ Pausanias, Beschreibung Griechenlands 1, 19, 6; Übers.: E. Meyer

Das Lykeion – die Schule des Aristoteles Im Jahr 1996 fand man in der Nähe des Konservatoriums und des Byzantinischen Museums die Reste eines antiken Gymnasions. Dessen ältere Phase stammte aus dem 4. Jh. v. Chr., die jüngere aus hellenistischer oder römischer Zeit. Die Befunde legten die Schlussfolgerung nahe, hier handele es sich um das Lykeion des Aristoteles. Das Gymnasion weist eine Größe von 48 x 50 m auf. Kleine rechteckige Räume sind um einen Hof (23 x 23 m) angeordnet. Im Nordwesten und Nordosten des Komplexes wurden die Reste von Hypokaustenheizungen beobachtet, die mit einem Bad in Verbindung gesetzt werden, das jenes des 4. Jhs. v. Chr. ersetzte. An der Nordseite des Gebäudes verlief eine Säulenhalle. Die Situation im Süden kann nicht geklärt werden, da hier die Fundamente des Konservatoriums die Befunde überlagern. Die Ausgrabungen sind noch nicht abgeschlossen. Daher ist der Komplex noch nicht zugänglich.

Auf den Spuren des Christentums – die Basilika am Ilissos Südlich des Olympieions befindet sich eines der bedeutendsten frühchristlichen Denkmäler Athens, eine Basilika. Die Ausgrabungsstätte liegt an der Odos Adrittou und ist mit einem Zaun eingefasst. Von der Straße aus lassen sich die stark überwachsenen Baureste noch erkennen. Die dreischiffige Basilika wird in die erste Hälfte des 5. Jhs. datiert und mit der Kaiserin Athenais-Eudokia in Verbindung gebracht. Die Kirche folgt dem klassischen Schema jener Zeit mit Atrium, Narthex und Hauptkirche mit Querschiff. Die Apsis, im Osten gelegen, war mit einer Halbkuppel versehen.

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Denkmäler im Stadtgebiet

Die Funde befinden sich heute im Christlich-Byzantinischen Museum. Es scheint auch geklärt, wem diese Kirche geweiht war. Michael Akominatos, der uns schon mit seiner Klage über den Zustand Athens begegnet ist, erwähnt eine Kirche, in der die Reliquien des athenischen Bischofs Leonides und von sieben Jungfrauen aufbewahrt würden, die um 250 in Korinth den Märtyrertod erlitten hätten.

Die Akademie des Platon Im Süden der Stadt, in der Nähe des Kephissos, lag die Akademie des Platon, die im Jahr 387 v. Chr. gegründet wurde. Im 6. Jh. v. Chr. entstand hier ein Gymnasion, dem später Kimon einen Hain zufügen ließ. Von der Stadt aus war diese Einrichtung durch eine Straße vom Dipylon-Tor her zu erreichen. Während der Ausgrabungen kamen hier Funde und Befunde zutage, die eine Besiedlung seit etwa 3000 v. Chr. belegen. Von Interesse sind hier hingegen die Überreste zweier Bauten. Einmal handelt es sich um ein Gymnasion aus dem 1. Jh. n. Chr., das annähernd quadratisch ist und über einen inneren Säulengang verfügt. Zum anderen gibt es ein Gebäude, das in das 4. Jh. v. Chr. datiert werden kann und dessen Deutung als Gymnasion gesichert ist. Zeit, Ort und Bauform lassen kaum Zweifel aufkommen, hier die Akademie des Platon zu sehen. Der Komplex liegt heute in einem großen Park.

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Grundsätzliche Anmerkungen zu Museen in Athen Die Stadt Athen verfügt über ein reiches Spektrum von Museen, welches hier nicht vorgestellt werden kann. Die unterschiedlichsten Sammlungsgebiete sind vertreten, sei es von der Vor- und Frühgeschichte bis hin zur modernen Kunst. Im vorliegenden Band wird ausführlicher Bezug genommen auf Museen, die mit der Archäologie der Stadt in Verbindung stehen. Spezialmuseen müssen aber ausklammert werden, weil sie für einen breiteren Interessentenkreis wenig Anreize zum Besuch bieten. Ein Museumsbesuch will sorgfältig geplant sein, weil die Öffnungszeiten nicht immer besucherfreundlich sind. Zwischen November und März muss man davon ausgehen, dass die meisten Museen und Ausgrabungsstätten nur von 8:30 – 15:00 Uhr geöffnet sind. Eine Ausnahme ist etwa das neue Akropolismuseum mit deutlich verlängerten Öffnungszeiten. Für das restliche Jahr schwanken sie von Haus zu Haus. In Anbetracht der allgemeinen Lage sollte man die Öffnungszeiten vor Ort nochmals prüfen. In den Hotels liegt häufig Informationsmaterial aus oder es gibt Aushänge, denen man fast tagesaktuell die Öffnungszeiten entnehmen kann. Nützlich ist auch eine Internetseite der griechischen Regierung (http://odysseus.culture.gr), über die man Informationen über Museen und Ausgrabungen in ganz Griechenland erschließen kann. Auf ein weiteres Problem muss hingewiesen werden: Durch die Finanzkrise sind einige Museen gezwungen, Ausstellungsräume zu schließen, weil dafür kein Wachpersonal vorhanden ist, so etwa im Archäologischen Nationalmuseum. Es wird jedoch versucht, die Räume zugänglich zu halten, in denen die wichtigsten Exponate ausgestellt sind. Auf die genaue Angabe von Eintrittspreisen wird generell verzichtet, weil es z. Zt. je nach Besucher (Studenten, Senioren usw.) unterschiedliche Tarife gibt. Auf eine sehr nützliche Sache für Intensivnutzer sei aber hingewiesen. Es handelt sich dabei um das Akropolis-Ticket, das für 12 Euro regulär erworben werden kann. Es gilt für eine Reihe von Ausgrabungsstätten (Akropolis, Kerameikos, Olympieion, Griechische und Römische Agora, Hadriansbibliothek). Jedoch besteht die Möglichkeit, auch einzelne Eintrittskarten zu lösen.

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Glossar

Glossar Ädikula

Rahmung einer Nische, einer Öffnung oder eines Durchgangs mit zwei Säulen, die ein Gebälk und einen Giebel tragen Agora Versammlungs- oder Marktplatz, griechisches Äquivalent zum Begriff Forum Ante Pfeilerartige Stirnseite einer Wand Umkleideraum in Thermen Apodyterium Apsis Große Nische mit halbrundem Grundriss, die von einer Halbkuppel abgedeckt ist Architrav Gebälk (aus Stein oder Holz), das auf den Säulen, Pfeilern oder Bogenstellungen aufliegt Asylie s. Tempelasylie Raum eines römischen Hauses, dessen mittlerer Atrium Teil nicht mit einem Dach versehen ist und zur ­Erschließung des Gebäudes dient. Im frühchrist­ lichen Kirchenbau bezeichnet das Atrium eine ­Hofanlage. Bema Allgemein Rednertribüne, später in der frühchristlichen Kirche entweder die Vorstufe einer Kanzel oder Sitzstufe für die Priester Rat der Stadt Boule Bouleuterion Rathaus Heißbaderaum in römischen Thermen Caldarium Cella Hauptraum eines Tempels gr. Volksversammlung Ekklesia Exedra Große, häufig rechteckige Nische, mit Sitzgelegenheiten Frigidarium Kaltbaderaum in römischen Thermen Heros Mythologischer Held oder reale Persönlichkeit, die aufgrund einer Leistung besonders verehrt wird Monopteros Rundbau, der nur aus einem Säulenkranz mit ­Gebälk und Dach besteht Naos Kernbau beim griechischen Tempel Narthex Vorhalle in frühchristlichen und byzantinischen Kirchen, zwischen dem Atrium und dem eigent­ lichen Kirchenraum gelegen Nymphäum Monumentale Brunnenanlage, ursprünglich mit ­einem Kult versehen Odeion Kleines, gedecktes Theater für Lesungen oder ­musikalische Veranstaltungen Odos (fem.) gr. der Weg, die Straße Opisthodom Rückwärtige Halle des griechischenTempels Opus caementitium Römischer Gussbeton Palästra Übungsplatz in Gymnasien Peristyl Säulenhof

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Poros Pronaos Propylon (Pl. Propyläen) Prytaneion Stylobat Tempelasylie Tepidarium Tholos Tyrannis

Ein lokaler Kalkstein Vorhalle des griechischen Tempels Torbau Sitz der Prytanen Im griechischen Tempelbau die Fläche, auf der Säulen und aufgehendes Mauerwerk errichtet sind Garantiertes Recht, bedrohten Menschen innerhalb eines Heiligtums Schutz vor Verfolgung zu geben Baderaum mittlerer Temperatur in römischen Thermen Rundbau, der einen Säulenkranz haben kann, aber im Gegensatz zum Monopteros über einen geschlossenen Innenraum verfügt Alleinherrschaft ohne Gesetzesgrundlage

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Literatur

Literatur Die hier zusammengestellte Literatur kann nur eine Auswahl sein. Die ausgewählten Titel ermöglichen den Zugang zu einschlägigen Publikationen. Gelegentlich genutzte Abkürzungen entsprechen den Richtlinien des Deutschen Archäologischen Instituts (Archäologischer Anzeiger 2005/2, 329–363). Antikensammlung Berlin – Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz (Hrsg.), Die griechische Klassik. Idee oder Wirklichkeit. Eine Ausstellung im MartinGropius-Bau, Berlin 1. März–2. Juni 2002 und in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn 12. Juni–13. Oktober 2002 (2002) (zahlreiche Einzelbeiträge für Athen) L. Ficuciello, Le strade di Atene (2008) R. Flacelière, Griechenland. Leben und Kultur in klassischer Zeit (1977) K. Gallas, Athen und Attika. Zentrum der antiken Welt (2004) H. R. Goette, Athen, Attika, Megaris (1993) H. R. Goette – J. Hammerstaedt, Das antike Athen. Ein literarischer Stadtführer (2004) G. Gruben, Griechische Tempel und Heiligtümer (52001) 160–253 W. Hoepfner, Eine würdige Nachfolgerin. Die Erneuerung der Akademie in Athen unter Kaiser Hadrian im 2. Jh. n. Chr., in: W. Hoepfner (Hrsg.), Antike Bibliotheken. Sonderbände der Antiken Welt (2002) 63–66 B. Holtzmann, L’ Acropole d’Athénes (2003) H. Kienast, Athen, in: Frontinus-Gesellschaft e. V. (Hrsg.), Die Wasserversorgung antiker Städte, Geschichte der Wasserversorgung II (1987) 167–171 H. Knell, Athen im 4. Jahrhundert v. Chr. – eine Stadt verändert sich (2000) Ders., Bauprogramme römischer Kaiser. Sonderbände der Antiken Welt (2004) 92–103 Ders., Des Kaisers neue Bauten. Hadrians Architektur in Rom, Athen und Tivoli, Sonderbände der Antiken Welt (2008) 59–78 J. M. Camp II – C. A. Mauzy (Hrsg.), Die Agora von Athen. Neue Perspektiven für eine archäologische Stätte. Sonderbände der Antiken Welt (2009) J. M. Camp, Die Agora von Athen. Ausgrabungen im Herzen des klassischen Athen (1989) Chr. Meier, Athen. Ein Neubeginn der Weltgeschichte (1993) A. Müller, Athen, Attica und benachbarte Inseln (2004) W.-D. Niemeier, Der Kuros vom Heiligen Tor. Sonderbände der Antiken Welt (2002) R. Schulz, Die Schule von Hellas. Athen: Handelszentrum, Kriegsherrin, Kulturmetropole, in: W. Ameling – H.-J. Gehrke – F. Kolb – H. Leppin – R. Schulz – M. P. Streck – J. Wiesehöfer – G. Wilhelm (Hrsg.), Antike Metropolen (2006) 53–68 U. Sinn, Athen. Geschichte und Archäologie (2004) E. Spathari, Kerameikos. Führer zu den Monumenten und durch das Museum (2009) Stadt Athen (Hrsg.), Wandern durch Athen. Von der Antike in die Gegenwart – Geschichte, Archäologie, Architektur, Museen (2004) J. Travlos, Bildlexikon zur Topographie des antiken Athen (1971)

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Abbildungsnachweis Abb. 2, 7–8, 12, 14, 16, 18, 21, 26, 27, 32: Ch. Fron. Plan 1: Peter Palm, Berlin Plan 2: Umzeichnung nach J. Travlos, Bildlexikon zur Topographie des antiken Athen (1971) 71 Abb. 91 Plan 3: Umzeichnung nach J. M. Camp, Die Agora von Athen (1989) 207 Abb. 153 Plan 4: Umzeichnung nach J. Travlos, Bildlexikon zur Topographie des antiken Athen (1971) 31 Abb. 39 Plan 5: Umzeichnung nach J. Travlos, Bildlexikon zur Topographie des antiken Athen (1971) 246 Abb. 316 und 251 Abb. 323 Plan 6: Umzeichnung nach J. Travlos, Bildlexikon zur Topographie des antiken Athen (1971) 292 Abb. 380 Plan 7: Umzeichnung nach E. Spathari, Kerameikos. Führer zu den Monumenten und durch das Museum (2009) Gesamtplan. Alle übrigen Aufnahmen stammen vom Verfasser.

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Informationen Zum Autor Dr. Wolfram Letzner studierte Klassische Archäologie, Alte Geschichte sowie Ur- und Frühgeschichte. Heute ist er als Autor und Reiseleiter tätig – Spezialgebiet römische Architektur, Urbanistik und antike Wasserwirtschaft.