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German Pages 432 Year 2023
Christian Brockmann / Daniel Deckers / Stefano Valente (Hrsg.) Aristoteles-Kommentare und ihre Überlieferung
Philosophie der Antike Veröffentlichungen der Karl und Gertrud Abel-Stiftung Herausgegeben von Jochen Althoff, Sabine Föllinger und Georg Wöhrle Band 44
De Gruyter
Christian Brockmann / Daniel Deckers / Stefano Valente (Hrsg.)
Aristoteles-Kommentare und ihre Überlieferung Wichtige Etappen von der Antike bis in die frühe Neuzeit Akten der 20. Tagung der Karl und Gertrud Abel-Stiftung vom 26. bis 28. Oktober 2017 in Hamburg
De Gruyter
ISBN 978-3-11-124437-2 e-ISBN (PDF) 978-3-11-129510-7 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-129574-9 ISSN 0943-5921 Library of Congress Control Number: 2023939412 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2024 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: Meta Systems Publishing & Printservices GmbH, Wustermark Druck und Bindung: Beltz Grafische Betriebe GmbH, Bad Langensalza www.degruyter.com
Inhaltsverzeichnis
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-ElementenLehre: Metaph. A 6 und die Kommentatoren Asklepios, Proklos und Aspasios . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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OLIVER PRIMAVESI
Du critère temporel de la privation: Metaph. Δ 22.1022 b 27– 31 et son interprétation par Alexandre d’Aphrodise . . . . . . . . 101 MARWAN RASHED
Die Psychologisierung von De anima. Vermutungen über die Ursachen der Auffassung späterer Aristoteles-Kommentatoren von Aristoteles’ Wissenschaft vom Lebendigen . . . . . . . . . . . . . 131 KLAuS CORCILIuS
Programmatische Anfangssätze in Aristotelischen Pragmatien und ihre Auslegung durch die spätantiken Kommentatoren . . . 163 GYBuRG UHLMANN
Aristoteles-Kommentare als Editionsquellen: Der Fall des Simplikios-Kommentars zur aristotelischen Schrift De caelo . . 191 MAI-LAN BOuREAu
The Text Tradition of the Commentary On the Soul Attributed to Simplicius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 CARLOS STEEL
Simplicius’ Categorial Analysis of differentiae . . . . . . . . . . . . . 269 MAREIKE HAuER
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Inhaltsverzeichnis
Eustratius of Nicaea on Analysis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293 KATERINA IERODIAKONOu
Der Kommentar des Leon Magentinos zum ersten Buch der Analytica posteriora: Beobachtungen zum Prooimion . . . . . . . 313 STEFANO VALENTE
A Little-Known Corpus of Scholia on Aristotle’s Categories in the MSS Laur. Plut. 59, 17 and Bodl. Barocci 87 and its Link to George-Gennadius Scholarius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339 JOSÉ MAKSIMCZuK
Griechischer Aristotelismus im 16. Jh.: Das Beispiel des Theophanes Eleavourkos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375 NIKOS AGIOTIS
Index locorum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 407 Index codicum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 421
Vorwort Von der Antike und der Spätantike bis ins Mittelalter und in die Neuzeit stellt die Kommentierung der aristotelischen Schriften eine der fundamentalen Formen philosophischer Tätigkeit dar: „Commentary writing was one of the ways of doing philosophy“.1 Dieser Einsicht entsprechend, rücken seit einigen Jahren die Analyse und Interpretation der Kommentartexte sowie die Untersuchung ihrer handschriftlichen und kulturgeschichtlichen Überlieferung immer stärker ins Zentrum des Interesses und sind inzwischen als grundlegende Aufgaben der aktuellen Forschung anerkannt. Der vorliegende Band vereinigt Studien, die sich exemplarisch mit wesentlichen Etappen der griechischsprachigen Aristoteles-Tradition und -Kommentierung beschäftigen. Die Autorinnen und Autoren haben sich dabei nicht nur mit den Manuskripten und der Überlieferung einzelner Schriften beschäftigt, sondern auch die Rezeption, die Diskussion, Adaption und Weiterentwicklung der Aristotelischen Philosophie genau in den Blick genommen. Die hier versammelten Beiträge gehen mit einer Ausnahme auf Vorträge zurück, die auf der dreitägigen internationalen Konferenz „Aristoteles-Kommentare und ihre Überlieferung in Spätantike, Mittelalter und Renaissance“ (26.–28. 10. 2017) an der Universität Hamburg im Centre for the Study of Manuscript Cultures (CSMC) gehalten wurden. Dass wir die Tagung planen und veranstalten konnten, verdanken wir der Karl und Gertrud Abel-Stiftung. Unser herzlicher Dank für die finanzielle und logistische Unterstützung der Tagung gilt der Stiftung sowie der Universität Hamburg und ihrem CSMC. Auch allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Tagung sei vielmals gedankt. Ohne die Förderung der Karl und Gertrud Abel-Stiftung hätte auch dieses Buch nicht entstehen können. Für die Aufnahme des Bandes in die Reihe „Philosophie der Antike“ sowie für die Unterstützung bei seiner Herstellung danken wir Jochen Althoff, Wolfgang Kullmann (†) und Georg Wöhrle herzlich. Bei der abschließenden redaktionellen Arbeit, bei der Erstellung der Register sowie beim Lesen der Korrekturen haben wir wertvolle Unterstützung von den studentischen Hilfskräften Annika Dahlke, Beatrice Cutolo, Lennard Kamischke und Christian Weiß erfahren; ihnen sei ebenfalls vielmals ge-
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Richard Sorabji, The Ancient Commentators on Aristotle, in: ders. (Hg.), Aristotle Transformed. The Ancient Commentators and Their Influence, New York 1990, 24 (= London/ New York 22016, 26).
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Vorwort
dankt. Schließlich möchten wir auch dem Verlag Walter de Gruyter für die Begleitung bei der Drucklegung des Bandes danken. Hamburg, im Oktober 2022
Christian Brockmann, Daniel Deckers, Stefano Valente
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre: Metaph. A 6 und die Kommentatoren Asklepios, Proklos und Aspasios Oliver Primavesi Aristotle was not the pure blunderer that Prof. Cherniss makes him out to have been. Sir David Ross 1951
Einleitung: Ein dreifaches Beweisziel Die drei Kapitel der folgenden Studie1 gelten der ältesten Überlieferung der Platonischen Lehre, dass die Ideen auf die ‚Eins‘ und ‚das Große-und-Kleine‘ zurückzuführen seien. Diese Lehre pflegt man, im Anschluss an einen Aristotelischen Terminus, als ‚Lehre von den Prinzipien (ἀρχαί)‘ zu bezeichnen; doch sollte man sich der Tatsache bewusst sein, dass die Bezeichnung ‚Lehre von den beiden E l e m e n t e n (στοιχεῖα)‘ der Ideen, bzw. kurz: ‚Zwei-Elementen-Lehre‘, durch die Überlieferung mindestens ebenso gut legitimiert ist: Die Erwartung, die beiden Elemente müssten in den einschlägigen Texten stets und ausnahmslos als ἀρχαί firmieren, hat das Verständnis wichtiger Zeugnisse stark behindert.2 1
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Das 1. Kapitel wurde im Juni 2020 im Dienstagskolloquium der Munich School of Ancient Philosophy vorgetragen, das 2. Kapitel im Mai 2021 auf Einladung von Thomas Slabon auf der Fourth Annual Stanford Ancient Philosophy Conference, das 3. Kapitel im Dezember 2012 auf Einladung von Paul Kalligas auf der Athener Konferenz „Plato and the Academy: A survey of the Evidence“ und im Oktober 2017 auf Einladung von Christian Brockmann auf der Hamburger Tagung „Aristoteles-Kommentare und ihre Überlieferung in Spätantike, Mittelalter und Renaissance“. Von den bei diesen und anderen Gelegenheiten geführten Diskussionen hat der Verfasser viel profitiert, für förderliche Kritik dankt er besonders Peter Adamson (1. Kapitel), David Sedley und Alan Code (2. Kapitel) sowie Carlos Steel, Marwan Rashed, Michael Neidhart und Justin Winzenrieth (3. Kapitel). Zur Terminologie vgl. Schmitz 1985, 137: „Die Akademiker vor und neben Aristoteles scheinen ihre Prinzipien aber nicht oder selten ‚Prinzip‘ (ἀρχή) genannt zu haben, sondern eher ‚Element‘ (στοιχεῖον)“ mit Hinweis auf u. a. Arist. Metaph. A 6.987 b 18–21: ἐπεὶ δ’
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Oliver Primavesi
Platons Zwei-Elementen-Lehre lässt sich, im Gegensatz zu seiner Ideenlehre, nicht ohne weiteres aus dem uns vollständig erhaltenen Dialogwerk Platons entnehmen; sie ist aber durch das neue Speusipp-Fragment, das nunmehr, wie wir zeigen wollen, am Beginn unserer indirekten Platon-Überlieferung steht, sowie durch die Referate des Aristoteles und anderer Autoren überliefert und müsste demnach, wenn diese Referate zutreffen, von Platon mündlich mitgeteilt worden sein, sei es in den schulinternen Diskussionen der Akademie, sei es in einer für ihn bezeugten öffentlichen Vorlesung (Über das Gute). Zu den Aristotelischen Berichten sind in der Forschung bekanntlich weitreichende und stark divergierende Thesen vertreten worden,3 seitdem Harold Cherniss (1904‒1987) die Glaubwürdigkeit des Aristoteles mittels eines groß angelegten Unternehmens zu erschüttern suchte, welches auf die Diskreditierung der Aristotelischen Berichte über seine Vorgänger im Ganzen zielte. Er legte zunächst, im Jahre 1935, eine ebenso minutiöse wie radikale Kritik der Aristotelischen Darstellung der vorsokratischen Philosophie vor4 und ließ dann 1944 den ersten Band einer auf zwei Bände angelegten, vergleichbar minutiösen und radikalen Kritik der Aristotelischen Darstellung der Philosophie Platons und der Älteren Akademie folgen,5 während er sich die Erreichung seines eigentlichen Ziels, nämlich die Unterminierung des Aristotelischen Referats der akademischen Zahlen- bzw. Ideenzahlentheorie, für den zweiten Band vorbehielt.6 Indessen ist dieser zweite Band nie erschienen, und die 1945 erfolgte Veröffentlichung dreier Vorträge, die Cherniss über das gleiche Thema bereits 1942 in Berkeley gehalten hatte, bot dafür nur einen spärlichen Ersatz.7 Da Cherniss’ in späteren Jahren durch Krankheit geminderte Schaffenskraft bis zum Ende der fünfziger Jahre noch durchaus ungebrochen blieb, wie sein monumentaler, 632 Seiten umfassender Bericht über
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αἴτια τὰ εἴδη τοῖς ἄλλοις, τἀκείνων σ τ ο ι χ ε ῖ α πάντων ὠιήθη τῶν ὄντων εἶναι σ τ ο ι χ ε ῖ α . ὡς μὲν οὖν ὕλην τὸ μέγα καὶ τὸ μικρὸν εἶναι ἀρχάς, ὡς δ’ οὐσίαν τὸ ἕν, sowie ebd. 988 a 14 f.: ἔτι δὲ τὴν τοῦ εὖ καὶ τοῦ κακῶς αἰτίαν τ ο ῖ ς σ τ ο ι χ ε ί ο ι ς ἀπέδωκεν ἑ κ α τ έ ρ ο ι ς ἑκατέραν. Vgl. zum Folgenden den von Wolfgang-Rainer Mann 2006 vorgelegten kritischen Überblick über die Positionen von H.-J. Krämer, K. Gaiser, Th. A. Szlezák und C. Schefer: Dieser Überblick zeichnet sich ungeachtet Manns ablehnender Grundhaltung zur ‚Tübinger Schule‘ der Platoninterpretation durch eine intensive Bemühung um das Wahrheitsmoment aus, das den kritisierten Positionen gleichwohl innewohnen könnte. Cherniss 1935. Cherniss 1944. Cherniss 1944, XXIV: „The question of these number-theories as such will not be considered in this work until the second volume, although in the first there will necessarily be incidental references to it and discussion of some points which will later be seen to have an important bearing upon its solution“. Cherniss 1945.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre
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die Platonforschung von 1950 bis 1957 zeigt,8 ist es umso bedauerlicher, dass er seine abschließende Monographie über Aristoteles’ Darstellung von Platons ‚ungeschriebener Lehre‘ nicht abschloss bzw. veröffentlichte, sodass das große Unternehmen seines Forscherlebens nur als Torso vorliegt. Doch schon mit diesem Torso hat Cherniss die Diskussion über die indirekte Platonüberlieferung neu belebt: Hat Aristoteles die Zwei-ElementenLehre und inbesondere das ‚Große-und-Kleine‘ bzw. die ‚unbestimmte Zweiheit‘ als stoffliches Element willkürlich aus bestimmten Stellen der Dialoge h e r a u s g e s p o n n e n (wie Cherniss selbst behauptete9 – nicht ohne damit alsbald auf den ‒ bei aller Anerkennung seiner stupenden Belesenheit ‒ entschiedenen Widerstand von Cornelia J. de Vogel 10 und Sir David Ross11 zu stoßen)? Handelt es sich bei der von Aristoteles bezeugten Zwei-ElementenLehre um e i n G e d a n k e n - E x p e r i m e n t , das Platon erst im vorgerückten Alter unternahm (wie z. B. Walter Bröcker schrieb)?12 Oder haben wir in den beiden Elementen mit Hans Joachim Krämer die „Hauptstücke seiner Philosophie“ zu sehen,13 die in kritischer Wendung gegen die von Schleiermacher durchgesetzte Verabsolutierung der Dialoge14 wieder ins Zentrum einer systematischen Platondeutung zu stellen sind 15 und von denen aus bzw. auf die 8 9
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Cherniss 1960–1961. Cherniss 1945, 25: „So the clue of Aristotle’s one specific reference to Plato’s ‘unwritten opinions’ leads away from that systematic philosophy which Plato is supposed to have taught orally in the Academy; it leads instead to the conclusion that one of the two ultimate principles of that hypothetical system was derived by Aristotle directly from the dialogues and by means of his own polemical interpretation“. De Vogel 1949. Ross 1951, 142–153 (Kapitel IX). Bröcker 1964, 9: „Der Zweck des Buches bringt es mit sich, daß sich der Verfasser an den neuerdings beliebten Mutmaßungen über den esoterischen Dogmatiker Plato nicht beteiligt hat. Nur soviel sei an dieser Stelle angemerkt: Man sollte sich doch davor hüten, ein Gedanken-Experiment des alten Plato für das Fundament seiner ganzen Philosophie zu halten“. Krämer 1966, 33 (= 35): „Die Aussagen Platons im Phaidros und im 7. Brief lassen erkennen, daß Platon die Hauptstücke seiner Philosophie dem mündlichen Unterricht in der Akademie vorbehalten hat“. Vgl. die ausführliche Begründung im IV. Teil („Das Problem des esoterischen Platon“) von Krämers Dissertation (Krämer 1959, 380–486). Schleiermacher 1804, 11–16. Dagegen Krämer 1959, 17–39 und Szlezák 1985, 331–375. Die Grundgedanken der von Krämer und Szlezák aufgenommenen und weitergeführten Schleiermacher-Kritik gehen auf das 19. Jahrhundert zurück und sind z. B. von Friedrich Nietzsche in seiner in den siebziger Jahren jenes Jahrhunderts wiederholt gehaltenen Basler Vorlesung )Einleitung in das Studium der Platonischen Dialoge* vorgetragen worden; vgl. Nietzsche 1995, 9–13. Gaiser 1963, 8: „Der Unterschied zwischen der schriftlichen Darstellung in den Dialogen und den Untersuchungen innerhalb der Schule liegt […] darin, daß die esoterische Behandlung stärker systematisch und in höherem Maße wissenschaftlich-exakt war, und das Wesentliche der mündlichen Lehre Platons ist somit darin zu sehen, daß sie in dem Streben der Zusammenfassung des Einzelnen und Vielfältigen zum Ganzen und Einheitlichen über die
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Oliver Primavesi
hin auch Platons Dialoge allererst zu verstehen sind – wenn nicht alle, so doch die späteren?16 Oder sollte am Ende auch die ‚Tübinger Schule‘ mit ihrer Betonung der Zentralität der zwar ungeschriebenen, aber mündlich doch immerhin mitgeteilten Elementenlehre Platons noch zu kurz gegriffen haben, insofern das wahre Zentrum, zu dem hin die schriftlich publizierten Dialoge wie die mündlich mitgeteilte Elementenlehre gravitieren, eine religiöse Erfahrung ist, die sich nicht nur der schriftlichen, sondern auch der mündlichen Versprachlichung entzieht, nämlich eine Epiphanie des Apollon, wie Christina Schefer meint?17 Indessen sind die ältesten Zeugnisse für die Platonische Elementenlehre in exegetischer wie in text- und echtheitskritischer Hinsicht bisher nicht mit der philologischen Sorgfalt untersucht worden, die angesichts ihrer philosophiegeschichtlichen Bedeutung zu wünschen wäre. Zur Behebung dieses Desiderats soll mit den folgenden Ausführungen ein Beitrag geleistet werden: Unter Rückgriff auf die Kommentatoren Asklepios, Proklos und Aspasios ist – ohne Vorab-Festlegung auf eine bestimmte Meistererzählung zur Platonischen Philosophie – dreierlei klarzustellen: 1.) Im Platonkapitel Metaph. A 6 gibt Aristoteles zwar einen Überblick über die Stellung der beiden Elemente, sowie der Ideen, der mathematischen Gegenstände und der Sinnendinge in Platons System, aber er expliziert hier ‒ entgegen der von Alexander v. Aphrodisias begründeten communis opinio und im Unterschied zu Metaph. A 9, M und N ‒ noch nicht die Platonische Gleichsetzung der Ideen als solcher mit bestimmten, nicht-mathematischen Zahlen (‚Ideen-Zahlen‘). Die für die Diskussion dieser Frage entscheidende, aber textkritisch problematische Textstelle ist vielmehr auf die Zwischenstellung der mathematischen Zahlen zwischen den Ideen und den Sinnendingen bezogen. Die Stelle kann sprachlich wie inhaltlich einwandfrei hergestellt
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Darstellung in den Dialogen hinausging und zu einer systematischen Verbindung aller Einzelerkenntnisse anleitete“. Szlezák 2004, VIII: „so wahr die frühen Dialoge auf die Politeia vorausweisen und die Lösung der meisten ihrer Probleme in diesem Hauptwerk der mittleren Periode finden, so sicher weisen die Politeia selbst und alle auf sie folgenden Dialoge auf etwas anderes voraus – auf eine mündliche Philosophie, die die allenthalben aufscheinende Frage nach den Prinzipien in Angriff nehmen wird“. Schefer 2001, 60: „Eine Analyse der Aporien des Tübinger-Paradigmas hat ergeben, dass Platons Ungeschriebene Lehre nichts Letztes sein kann, sondern als beschränkt und vorläufig betrachtet werden muss […] Selbst das Herzstück der mündlichen Lehre, die beiden gegensätzlichen Prinzipien, weist über sich hinaus […]: Da der Prinzipien-Gegensatz mit dem Logos zwar noch thematisiert, aber streng genommen weder gesagt noch gedacht werden kann, führt das Tübinger-Paradigma – konsequent zu Ende gedacht – in eine Sackgasse, aus der man sich nur durch Tieferlegung des Fundaments befreien kann. Dieses tiefere Fundament […] bildet die unsagbare Erfahrung eines lebendigen Gottes“.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre
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werden, wenn man, einer Anregung von Philip Merlan (1964) folgend, eine bereits von Plotin vorausgesetzte und von Asklepios wörtlich zitierte Lesart in den Text aufnimmt. 2.) Die Hauptthese von Cherniss 1945, dass Aristoteles die von ihm als Platons stoffliches Element präsentierten Begriffe des ‚Großen-und-Kleinen‘ (Metaph. A 6) bzw. der ‚unbestimmten Zweiheit‘ (Metaph. M und N) in polemischer Absicht selbst konstruiert habe, wurde nach allem Anschein durch die 1953 erschienene Editio princeps des Schlussteils von Proklos’ Parmenides-Kommentar18 widerlegt, da Proklos hier eine Erwähnung der ‚unbestimmten Zweiheit‘ als ‚zweites Element‘ durch Platons Neffen und Nachfolger Speusippos zitiert. Cherniss kannte diese Publikation,19 hat aber den zweiten Band seiner Kritik an den Aristotelischen Berichten über Platon und seine Schüler, in dem er zu dem neuen Speusipp-Fragment hätte Stellung nehmen müssen, nicht vollendet. Dafür zogen und ziehen seine Anhänger die Echtheit des Fragments bis heute in Zweifel, ohne zunächst einmal unvoreingenommen nach der Möglichkeit zu fragen, den Text des Fragments in einer sprachlich und inhaltlich zum historischen Speusipp stimmenden Weise zu interpretieren. Eine solche Interpretation ist möglich und geboten: Sie ergibt, dass Speusipp in der Platonischen Zwei-Elementen-Lehre eine Korrektur der P a r m e n i d e i s c h e n Behandlung des Einen als bloßes Attribut des Seienden sieht und dass er diese Korrektur in noch höherem Maße als Aristoteles auf die älteren P y t h a g o r e e r zurückführt. 3.) Eudoros von Alexandria wollte mit seinem von Aspasios bezeugten Eingriff in den Text von Metaph. A 6 mitnichten die (von ihm an anderer Stelle als ‚pythagoreisch‘ referierte) m o n i s t i s c h e Ü b e r f o r m u n g der Platonischen Zwei-Elementen-Lehre in den Aristotelischen Bericht hineintragen. Vielmehr verfolgte er umgekehrt das Ziel, eine Formulierung des Aristoteles, die in Ermangelung einer Parenthesenabgrenzung in eben jenem monistischen Sinne missverstanden werden kann, durch eine Umformulierung zu disambiguieren und damit den dualistischen Sinn der Aristotelischen Originalformulierung gegen das Missverständnis zu sichern. D i e s e Eudorische Umformulierung (Alexander 59, 7 H.: α ὕ τ η scil. ἡ γραφή), die zugleich die Aristotelische Bezeugung von Platons stofflichem Element noch einmal besonders hervorhebt, liegt in unserem Vulgatatext von Metaph. A 6 vor, während j e n e r Aristotelische Originalwortlaut (Alexander 59, 6 f. H.: ἐ κ ε ί ν η ἡ γραφή) aus der von Aspasios übermittelten Variante wiederzugewinnen ist.
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Klibansky / Labowsky 1953. Cherniss 1960–1961, 61 (Nr. 280).
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Oliver Primavesi
1. Elemente, Ideen, Zahlen, Dinge: Zum Text von 987 b 21 f. 1.1. Das Problem: ‚Ideen-Zahlen‘ schon in Metaph. A 6.987 b 21 f.? In dem Abschnitt 987 b 10–29 vertieft Aristoteles seinen Bericht über die schon zuvor (987 a 32–b 10) resümierte Platonische Ideenlehre, indem er zwei Platonische Präzisierungen dieser Lehre beschreibt, die zum einen das Verhältnis der m a t h e m a t i s c h e n G e g e n s t ä n d e zu den Ideen und zum andern die E l e m e n t e der Ideen betreffen. Erst an der so präzisierten Form der Ideenlehre, die wir im Folgenden zur Unterscheidung von der einfachen Grundgestalt als ‚erweiterte Ideenlehre‘ bezeichnen werden, zeigt sich die Nähe der Platonischen Philosophie zur Z a h l e n p h i l o s o p h i e d e r P y t h a g o r e e r, 20 die Aristoteles schon einleitend angekündigt hat:21 Die von Platon eingeführte Annahme einer ‚Teilhabe‘-Beziehung (μέθεξις) zwischen Sinnendingen und I d e e n laufe auf eine bloße Umbenennung der von den Pythagoreern (nach Metaph. A 5) behaupteten ‚Nachahmungs‘-Beziehung (μίμησις) zwischen Dingen und Z a h l e n 22 hinaus. Diese Behauptung ist angesichts des Unterschiedes zwischen den Platonischen Ideen einerseits und den mathematischen Gegenständen der Pythagoreer andererseits entschieden begründungsbedürftig, und sie ist es umso mehr, als die Pythagoreer bzw. Platon nach Aristoteles die Frage nach dem Wesen dieser ‚Nachahmung‘ bzw. ‚Teilhabe‘ dahingestellt sein ließen. Um eine solche Begründung zu liefern, referiert Aristoteles zunächst (987 b 14–21) die beiden Charakteristika der erweiterten Ideenlehre, nämlich (i) die Verhältnisbestimmung zwischen Sinnendingen, mathematischen Gegenständen und Ideen und (ii) die Zurückführung der Ideen auf zwei Elemente (das Große-und-Kleine und das Eine). Be20
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Die Aristotelische Darstellung und Kritik der pythagoreischen Zahlenphilosophie in Metaph. A und in seiner nur fragmentarisch erhaltenen Pythagoreerschrift haben wir in Primavesi 2014 (zu Metaph. A 5.985 b 23–986 a 3 und zu den ergänzenden Erläuterungen in der Pythagoreerschrift) und in Primavesi 2012a, 249–263 (zu Metaph. A 8.989 b 21–990 a 32) analysiert. Arist. Metaph. A 6.987 b 10–14: τὴν δὲ μέθεξιν τοὔνομα μόνον μετέβαλεν. οἱ μὲν γὰρ Πυθαγόρειοι μιμήσει τὰ ὄντα φασὶν εἶναι τῶν ἀριθμῶν, Πλάτων δὲ μεθέξει […]. τὴν μέντοι γε μέθεξιν ἢ τὴν μίμησιν ἥτις ἂν εἴη τῶν εἰδῶν ἀφεῖσαν ἐν κοινῶι ζητεῖν. Nach LSJ s. v. κοινός B.III.3 bedeutet ἀφεῖσαν ἐν κοινῶι ζητεῖν an unserer Aristotelesstelle soviel wie Lat. in medio reliquerunt, d. h. ‚sie ließen es unentschieden‘, ‚sie ließen es dahingestellt sein‘. Vgl. Cicero, Pro M. Caelio 48: mulierem nullam nominabo; tantum in medio relinquam. Burkert 1962, 41 mit Anm. 158 verweist dafür auf 985 b 27 f.: ἐν δὲ τοῖς ἀριθμοῖς ἐδόκουν θεωρεῖν ὁ μ ο ι ώ μ α τ α πολλὰ τοῖς οὖσι καὶ γιγνομένοις. Zudem sagt Aristoteles gleich darauf, in 985 b 32 f.: ἐπεὶ δὴ τὰ μὲν ἄλλα τοῖς ἀριθμοῖς ἐφαίνετο τὴν φύσιν ἀ φ ω μ ο ι ῶ σ θ α ι πᾶσαν. Zahlreiche Beispiele für diese Nachahmungsbeziehung teilte Aristoteles in seiner Spezialabhandlung über die Pythagoreer mit, wie das große Exzerpt Alexanders von Aphrodisias zeigt; vgl. hierzu ausführlich Primavesi 2014, 236‒246.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre
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vor er sodann (987 b 22–29) den für sein Beweisziel entscheidenden Vergleich zwischen der erweiterten Ideenlehre und der Pythagoreischen Zahlenphilosophie durchführt, schließt er den ersten, referierenden Teil mit der Feststellung ab (987 b 21 f.):23 |21|
ἐξ ἐκείνων γὰρ κατὰ μέθεξιν τοῦ
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ἑνὸς †τὰ εἴδη εἶναι τοὺς ἀριθμούς†.
τοὺς ἀριθμούς ω Al.c 53,5–6 et 9–10 : καὶ τοὺς ἀριθμούς Ascl.c 48,15 (cf. Plotin. V 4, 2, 7–8 ἐκ τῆς ἀορίστου δυάδος καὶ τοῦ ἑνὸς τὰ εἴδη καὶ οἱ ἀριθμοί) : om. Arn
Denn aus jenen (d. h. dem Großen-und-Kleinen) bestünden gemäß ihrer Teilhabe am Einen †die Ideen die Zahlen†. Die letzten Worte dieser Feststellung sind nun textkritisch problematisch.24 Die Schwierigkeit des durch alle unabhängigen griechischen Aristoteleshandschriften (ω) überlieferten und von Alexander zitierten Wortlauts liegt im Nebeneinander von τὰ εἴδη und τοὺς ἀριθμούς. Alexander fasst τοὺς ἀριθμούς syntaktisch als ‚Apposition‘ (προσθήκη) zu τὰ εἴδη auf,25 und er sieht darin die I d e n t i f i k a t i o n der Ideen mit Zahlen ausgesprochen,26 die in der Schule Platons durch die Bezeichnung εἰδητικοὶ ἀριθμοί angezeigt werde.27 Nach Alexander würde Aristoteles also bereits an dieser Stelle mitteilen, dass Platon die Ideen selbst als eine bestimmte Art von ‚Zahlen‘ bestimmt hat. An Alexanders Deutung des an unserer Stelle überlieferten Wortlauts ist soviel richtig, dass Aristoteles Platons Lehre von den nicht-mathematischen Ideen-Zahlen bereits im II. Buch von Περὶ φιλοσοφίας erwähnt (und kritisiert) hat,28 und dass er vor allem in den Büchern M und N der Metaphysik bezeu-
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Die direkte wie die indirekte Überlieferung von Metaph. A haben wir in unserer kritischen Ausgabe dieses Buches (Primavesi 2012b) dokumentiert, deren Siglen wir im Folgenden verwenden werden. Vgl. den Überblick über einige der hierzu gemachten Lösungsvorschläge bei Steel 2012, 186–188. Al. 53, 9 f. (zu 987 b 22): εἰπὼν δὲ ‚τὰ εἴδη‘ προσέθηκε ‚τοὺς ἀριθμούς‘. τὰ γὰρ ὡς ἀριθμοὶ εἴδη αἱ ἰδέαι. Nach Alexander wird hier also der allgemeine Begriff τὰ εἴδη (= ‚Formen‘) durch die Apposition τοὺς ἀριθμούς auf die Spezialbedeutung ‚Platonische Ideen‘ festgelegt. Zu dieser semantischen Funktion der Apposition vgl. allgemein Kühner / Gerth 1898, 281 (§406/1): „Die Apposition drückt einen substantivischen Begriff als identisch mit dem näher zu bestimmenden aus und tritt als ein B e s o n d e r e s zu einem A l l g e m e i n e n “ . Der Deutung Alexanders hat sich Brandis 1828, 562 angeschlossen; auch ihm zufolge wäre das überlieferte τοὺς ἀριθμοὺς „dem Zusammenhange und anderen Andeutungen nach […] als Apposition zu fassen, die Ideen als Zahlen“. So explizit Al. 53, 8 f. (zu 987 b 22 ‚τὰ εἴδη εἶναι‘): τουτέστι τὰς ἰδέας, α ἵ τ ι ν ε ς κ α ὶ α ὐ τ α ὶ ἀριθμοί εἰσιν. Al. 53, 9: ε ἰ δ η τ ι κ ο ὺ ς γ ὰ ρ ἀ ρ ι θ μ ο ὺ ς τὰς ἰδέας λέγουσιν. Aristoteles Fr. 9 Rose (1886, 27) = Fr. 11 Ross (1955a, 78) = Testimonia Platonica 58 Gaiser (1963, 539).
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Oliver Primavesi
gen wird, Platon habe die Ideen unter Titeln wie εἰδητικοὶ ἀριθμοί und οἱ τῶν εἰδῶν ἀριθμοί als eine besondere, nicht-mathematische Art von Zahlen (im Folgenden: ‚Ideen-Zahlen‘)29 bestimmt, die er von den gewöhnlichen, ‚mathematischen Zahlen‘ (μαθηματικοὶ ἀριθμοί) unterschied. So differenziert Aristoteles in Metaph. M 9 zwischen den von Platons Nachfolgern Speusipp und Xenokrates zu den ‚Ideen-Zahlen‘ vertretenen Ansichten einerseits und Platons eigener Lehre andererseits:30 Der (i) S t r e i c h u n g der ‚Ideen-Zahlen‘ (wohl durch Speusipp) und der (ii) G l e i c h s e t z u n g der ‚Ideen-Zahlen‘ mit den mathematischen Zahlen (wohl durch Xenokrates)31 stellt Aristoteles dort die (iii) S o n d e r u n g der ‚Ideen-Zahlen‘ von den mathematischen Zahlen (bei Annahme b e i d e r Zahlenarten) gegenüber, die von dem Begründer der Ideenlehre, d. h. von Platon, gelehrt worden sei.32 Damit ist aber noch längst nicht ausgemacht, dass Aristoteles das Platonische Lehrstück von den ‚Ideen-Zahlen‘ an unserer Stelle auch expliziert hat, 29
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Zum deutschen Terminus ‚Ideen-Zahlen‘ vgl. Krämer 1959, 245: „Idealzahlen, also Ideen von Zahlen, sind zu unterscheiden von Ideen, die als solche wesenhaft Zahlen sind: IdeenZahlen.“ Eine Stelle wie Phaidon 101 c, an der Sokrates am Beispiel der Zweiheit die Ideen von Zahlen einführt, sollte jedenfalls von der durch Aristoteles bezeugten Lehre unterschieden werden, der zufolge die Ideen, als solche, Zahlen sind, und es empfiehlt sich nicht, in beiden Fällen mit Steel 2012, 188 mit Anm. 60 gleichermaßen von „ideal numbers“ zu sprechen. Metaph. M 9.1086 a 2–13 (Testimonia Platonica 57 Gaiser): (i) (Speusippus Fr. 42e Lang = 77 Isnardi Parente = F 35 Tarán) οἱ μὲν γὰρ τὰ μαθηματικὰ μόνον ποιοῦντες παρὰ τὰ αἰσθητὰ […] ἀπέστησαν ἀπὸ τοῦ ε ἰ δ η τ ι κ ο ῦ ἀ ρ ι θ μ ο ῦ καὶ τὸν μ α θ η μ α τ ι κ ὸ ν ἐποίησαν. (ii) (Xenokrates Fr. 34(h) Heinze = 110 Isnardi Parente) οἱ δὲ τὰ εἴδη βουλόμενοι ἅμα καὶ ἀριθμοὺς ποιεῖν […] τὸν αὐτὸν ε ἰ δ η τ ι κ ὸ ν καὶ μ α θ η μ α τ ι κ ὸ ν ἐποίησαν ἀ ρ ι θ μ ὸ ν τῶι λόγωι, ἐπεὶ ἔργωι γε ἀνήιρηται ὁ μ α θ η μ α τ ι κ ό ς […]. (iii) ὁ δὲ πρῶτος θέμενος τὰ εἴδη εἶναι καὶ ἀριθμοὺς τὰ εἴδη καὶ τὰ μαθηματικὰ εἶναι εὐλόγως ἐχώρισεν. In dem Résumé der Platonischen Position (iii) in Metaph. N 3.1090 b 32 f. (οἱ δὲ πρῶτοι δύο τοὺς ἀριθμοὺς ποιήσαντες, τόν τε τῶν εἰδῶν καὶ τὸν μαθηματικόν κτλ.) nennt Aristoteles die von der mathematischen Zahl gesonderte ‚Ideen-Zahl‘ ὁ τῶν εἰδῶν ἀριθμός. Dass Xenokrates überhaupt nur die ‚Ideen-Zahlen‘ in Betracht gezogen hätte, wie Steel 2012, 188 meint, trifft nicht zu. Während Aristoteles die (i) Sonderung der ‚Ideen-Zahlen‘ von den mathematischen Zahlen durch die Charakterisierung ihres Autors als ὁ πρῶτος θέμενος τὰ εἴδη εἶναι (1086 a 11 f.) als Platonisch markiert, bleiben die Vertreter der (ii) Streichung der Ideen bzw. ‚IdeenZahlen‘ und der (iii) Gleichsetzung beider Arten von Zahlen, bei ihm hier wie sonst anonym, und auch seine antiken Ausleger konnten in dieser Frage offenbar nicht mehr auf von Aristoteles unabhängige Quellen zurückgreifen. In der Zuordnung von (ii) an Speusipp und von (iii) an Xenokrates folgen wir der von Ravaisson 1838, 28‒35 (Kapitel VII) begründeten communis opinio (vgl. die angeführten Fragmentsammlungen sowie Ross 1951, 151– 153 und Burkert 1962, 21), die sich insbesondere auf Metaph. Z 2.1028 b 18‒27 stützen kann, wo die Annahme einer Wesensgleichheit von Ideen und (mathematischen) Zahlen von den Positionen Platons und Speusipps abgehoben wird, so dass hierfür nur Xenokrates verbleibt. Die vollständigste Behandlung der Frage bietet Zeller 1889a, 1003‒1005 Anm. 1 zu S. 1003 (zu Speusipp) und 1015 f. Anm. 2 zu S. 1015 (zu Xenokrates).
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre
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statt sich im vorliegenden Zusammenhang auf die von Platon angenommene Beziehung der Ideen zu den beiden Elementen und zu den mathematischen Zahlen zu konzentrieren. Die Entscheidung über die damit gegebene Alternative hängt an der Frage, wie plausibel die von Alexander dem hier überlieferten Wortlaut entnommene Gleichsetzung von Ideen mit nicht-mathematischen Zahlen zum einen (a) in s p r a c h l i c h e r H i n s i c h t und zum andern (b) hinsichtlich des g e d a n k l i c h e n Z u s a m m e n h a n g s ist. Zu (a): Für Alexanders syntaktische Deutung des überlieferten τοὺς ἀριθμούς als Apposition spricht die Tatsache, dass der Infinitiv εἶναι syntaktisch bereits dadurch konsumiert ist, dass er in Verbindung mit den beiden Adverbialia ἐξ ἐκείνων und κατὰ μέθεξιν τοῦ ἑνός ‒ und mithin als Vo l l v e r b ‒ vom Subjektsakkusativ τὰ εἴδη aussagt, dass ‚die Ideen gemäß ihrer Teilhabe am Einen aus jener Zweiheit b e s t e h e n ‘ .33 Deshalb kann εἶναι nicht zugleich, als Copula, τὰ εἴδη mit einem Prädikatsnomen verbinden,34 so dass als syntaktische Deutungsmöglichkeit für das überlieferte τοὺς ἀριθμούς in der Tat nur die Annahme einer Apposition verbleiben würde: ἐξ ἐκείνων
κατὰ μέθεξιν τοῦ ἑνὸς
τὰ εἴδη εἶναι, τοὺς ἀριθμούς
Zu (b): Doch die Annahme, dass Aristoteles sich so lakonisch ausgedrückt haben könnte, um z u m e r s t e n M a l in Metaph. A ein so schwieriges und umstrittenes Lehrstück einzuführen wie die Platonische Gleichsetzung der Ideen mit einer besonderen, nicht-mathematischen Art von Zahlen, erscheint 33
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Zur Verbindung des als Vollverb fungierenden εἶναι mit Adverbien vgl. Kühner / Gerth 1898, 38 (§ 353/4) und 43 (§ 355 Anm. 1); zu der von εἶναι mit ἐξ + Gen. (= ‚erzeugt sein von‘) vgl. ibid. 374 (§ 418 Anm. 3). Zeller 1839, 235 f. Anm. 2 zu S. 235 sucht das Problem zu verdecken, indem er dem Infinitiv εἶναι sprachwidrig die Konstruktion ‚aus etwas zu etwas w e r d e n ‘ zumutet: „Wörtlich ist zu erklären: denn aus jenen (dem Grossen und Kleinen) werden die Ideen zu Zahlen durch die Theilnahme (des Grossen und Kleinen) an dem Eins.“ Ebenso wenig kann die Paraphrase von Cherniss 1944, 182 Anm. 104 (Forts.) überzeugen, der zufolge hier das Große-und-Kleine, auf das mit ἐξ ἐκείνων verwiesen wird, in offenem Widerspruch zu der 987 b 20 f. angekündigten These nicht als Stoffursache der Ideen aufgefasst würde, sondern als ein ‒ nach seiner Wirkungsweise ganz unbestimmt bleibender ‒ G r u n d , v o n d e m h e r Ideen und Zahlen identisch sind: „since it is f r o m the great and the small by participation in the one that the ideas are the numbers“. Auch der Versuch von Crubellier 2012, 305, die Auffassung von τοὺς ἀριθμούς als Prädikatsnomen zu τὰ εἴδη zu retten, geht fehl, da sein Deutungsvorschlag der Sache nach darauf hinausläuft, den Satz schlankweg so zu übersetzen, als ob da stünde: ἐξ ἐκείνων γὰρ κατὰ μέθεξιν τοῦ ἑνὸς ) ὄ ν τ α * τὰ εἴδη εἶναι τοὺς ἀριθμούς.
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als durchaus unplausibel. Insbesondere würde dabei nicht der geringste Hinweis auf die differentia specifica der Platonischen Position gegenüber derjenigen des Xenokrates (Gleichsetzung der ‚Ideen-Zahlen‘ mit den mathematischen Zahlen) gegeben, d. h. auf die nicht-mathematische S o n d e r a r t der ‚Ideen-Zahlen‘. Mehr noch: Dieser Mangel an Präzision würde die von Alexander angenommene Apposition gerade im gedanklichen Zusammenhang unserer Stelle zur Unverständlichkeit verurteilen. Aristoteles hat nämlich in 987 b 14–18 berichtet, dass Platon die mathematischen Gegenstände, also auch die mathematischen Zahlen, z w i s c h e n den Sinnendingen und den Ideen, d. h. u n t e r h a l b der Ideen angesiedelt hat,35 und in 987 b 27–29 wird er diese Zwischenstellung noch einmal als Eigentümlichkeit Platons gegenüber den Pythagoreern hervorheben.36 Deshalb wäre es äußerst verwirrend, wenn er dem Platon in 987 b 21 f. auf einmal eine G l e i c h s e t z u n g der Ideen mit ‚den Zahlen‘ zuschriebe, ohne ausdrücklich klarzustellen, dass hierunter jetzt spezielle, nicht den mathematischen Gegenständen angehörende Zahlen zu verstehen sind. Da der durch Alexanders Zitate und den Archetypus ω überlieferte Wortlaut eine solche Klarstellung klarerweise nicht enthält, ist er, so scheint es, zu verwerfen. Daraus ergeben sich drei Optionen: (1) Annahme der von Asklepios zitierten Alternativ-Lesart,37 in der zwischen τὰ εἴδη εἶναι und τοὺς ἀριθμούς ein καί tritt: Das Gewicht dieser auf den ersten Blick isolierten Lesart wird dadurch erheblich gestärkt, dass sie bereits Plotin vorlag.38 (2) Auslassung von τοὺς ἀριθμούς in Übereinstimmung mit der arabischen Übersetzung des Naz īf ibn Yumn (Arn, 2. Hälfte 10. Jahrhundert). (3) Konjekturale Emendation der Stelle ‒ wozu mehrere Vorschläge vorliegen:
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Arist. Metaph. A 6.987 b 14–18: ἔτι δὲ παρὰ τὰ αἰσθητὰ καὶ τὰ εἴδη τὰ μαθηματικὰ τῶν πραγμάτων εἶναί φησι μεταξύ, διαφέροντα τῶν μὲν αἰσθητῶν τῶι ἀΐδια καὶ ἀκίνητα εἶναι, τῶν δὲ εἰδῶν τῶι τὰ μὲν πολλάττα ὅμοια εἶναι τὸ δὲ εἶδος αὐτὸ ἓν ἕκαστον μόνον. Zur Schreibung πολλάττα [< πολλά ττα] vgl. Wackernagel 1887, 121: „Die alte pluralform von τι [...] muste homerisch σσα lauten; ig. *kya : σσα = ig. *kyu : σσεύαιτο. So als encliticum sowohl hinter ἅ, als an der einzigen stelle, wo es hinter einem andern worte steht: τ 218 εἰπέ μοι, ὁπποῖά σσα περὶ χροῒ ϝείματα ϝέστο. Attisch musste ττα, τα entstehen.“ Arist. Metaph. A 6.987 b 27–29: καὶ ἔτι ὁ μὲν τοὺς ἀριθμοὺς παρὰ τὰ αἰσθητά, οἱ δ’ἀριθμοὺς εἶναί φασιν αὐτὰ τὰ πράγματα, καὶ τὰ μαθηματικὰ μεταξὺ τούτων οὐ τιθέασιν. Asclepius 48, 15 Hayduck: τὰ εἴδη εἶναι κ α ὶ τοὺς ἀριθμούς. Plotin Enn. V 4, 2, 7 f.; Henry / Schwyzer 1977, 236: ἐκ τῆς ἀορίστου δυάδος καὶ τοῦ ἑνὸς τ ὰ ε ἴ δ η κ α ὶ ο ἱ ἀ ρ ι θ μ ο ί . Auf die Plotinstelle hat Eduard Zeller in seiner Besprechung von v. Christs Metaphysik-Edition hingewiesen, vgl. Zeller 1889b, 262: „Die einfache Auskunft, mit Asklepius (und vielleicht schon Plotin V, 4, 2. 518 A) τὰ εἴδη καὶ τοὺς ἀριθμοὺς zu lesen, verschmäht Chr. mit Recht“; danach dann Merlan 1964.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 11 ὡς μὲν οὖν ὕλην τὸ μέγα καὶ τὸ μικρὸν εἶναι |21| ἀρχάς, ὡς δ’ οὐσίαν τὸ ἕν· ἐξ ἐκείνων γὰρ κατὰ μέθεξιν τοῦ |22| ἑνὸς †τὰ εἴδη εἶναι τοὺς ἀριθμούς†. |987 b 20|
22 τὰ εἴδη deleverunt Zeller 1889a, 750 n. 1 et 1889b, 261–262, Gillespie 1915, 152–154, Ross 1924 et 1951, 176 || τοὺς ἀριθμούς ω Al.c 53,5–6 et 9–10 : καὶ τοὺς ἀριθμούς Ascl.c 48,15 (cf. Plot. V 4, 2, 7–8: ἐκ τῆς ἀορίστου δυάδος καὶ τοῦ ἑνὸς τὰ εἴδη καὶ οἱ ἀριθμοί) : om. Arn, del. v. Christ 1886, Jaeger 1957, Primavesi 2012b : ἀριθμούς Schwegler 1847b, 63 : ὡς ἀριθμούς Ueberweg 1863 : del. (§ 5) et post b 21 τὸ ἕν inseruit καὶ τοὺς ἀριθμούς Jackson 1882, 287 et 293 : τὰ ὡς ἀριθμούς Jackson 1898, 10 (et Jackson 1915) cl. Al. 53,10 (τὰ γὰρ ὡς ἀριθμοὶ εἴδη αἱ ἰδέαι)
Prinzipien im Sinne des Stoffes seien das Große-und-Kleine, im Sinne von Substanz das Eine. Denn aus jenen (d. h. dem Großen-und-Kleinen) bestünden gemäß ihrer Teilhabe am Einen †die Ideen, die Zahlen†. Indessen muss eine begründete Entscheidung für eine dieser drei Optionen ‒ und bei Annahme von Option (3) für eine bestimmte Emendation ‒ selbstverständlich der Stellung des problematischen Satzes in seinem a r g u m e n t a t i v e n K o n t e x t gerecht werden. Insbesondere die von Jackson 1898 vorgeschlagene Emendation von τὰ εἴδη … τ ο ὺ ς ἀριθμούς zu τὰ εἴδη … τ ὰ ὡ ς ἀριθμούς, die (unter Änderung von nur zwei Buchstaben und mittels einer von Alexander in seiner Paraphrase verwendeten Fügung) die problematische Apposition durch ein nachgestelltes Attribut ersetzt,39 könnte ja für sich betrachtet durchaus als Bezeichnung der ‚Ideen-Zahlen‘ akzeptiert werden. Durch diese Emendation wird also die grundsätzliche Frage aufgeworfen, ob die Erwähnung der Lehre von den ‚Ideen-Zahlen‘ im vorliegenden gedanklichen Zusammenhang nicht vielleicht aus sachlichen Gründen unabdingbar ist, so dass die defiziente Überlieferung unserer Stelle mit Jackson zu emendieren wäre. Nach einer von Julius Stenzel (1924) angedeuteten und von Harold Cherniss (1944) begründeten These würde der auf den problematischen Satz 987 b 21 f. folgende Vergleich der Pythagoreer mit Platon in der Tat keinen Zweifel daran lassen, dass Aristoteles in jenem problematischen Satz, wie bereits von Alexander behauptet, die ‚Gleichsetzung von Ideen mit Zahlen‘ (Stenzel) und damit, genauer, das spezifisch Platonische Lehrstück von den ‚IdeenZahlen‘ formuliert haben m ü s s e . 40 Denn, so Cherniss, die im Zuge des Ver39 40
Jacksons Vorschlag wird von Steel 2012, 186 f. gar nicht erwähnt. Stenzel 1924, 6 Anm. 2 (zu 987 b 21 f.): „Die kritisch unsichere Stelle stellt offenbar die Zahlen neben die Ideen; sicher unzulässig ist es, mit Christ τοὺς ἀριθμούς wegzulassen, da zwei Zeilen später sichtlich dieses Wort nicht zum ersten Male angewandt wird; in jedem Falle ist die Gleichsetzung von Ideen und Zahlen Tatsache“. Dagegen Jaeger 1957, 19 ad loc.: „Stenzel τοὺς ἀριθμούς defendit, ut habeas quo referantur verba 24 τὸ τοὺς ἀριθμοὺς αἰτίους εἶναι, et pro appositione ad τὰ εἴδη accipi vult, sed utrumque dubium“.
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gleichs in 987 b 24 f. als gemeinsame Annahme Platons und der Pythagoreer charakterisierte Ursachenfunktion der Z a h l e n (τὸ τοὺς ἀριθμοὺς αἰτίους εἶναι τοῖς ἄλλοις τῆς οὐσίας) sei mit der in 987 b 18 f. referierten Ursachenfunktion der Platonischen I d e e n (ἐπεὶ δ’ αἴτια τὰ εἴδη τοῖς ἄλλοις) nicht anders zu vereinbaren als unter Voraussetzung einer G l e i c h s e t z u n g von Ideen und Zahlen („the necessary identification“), die bereits v o r 987 b 24 ausdrücklich vorgenommen worden sein müsse, wofür dann nur der umstrittene Satz 987 b 21 f. in Frage komme.41 Zur Entscheidung der Frage, welche Option bei der Textgestaltung von 987 b 21 f. den Vorzug verdient, muss also zunächst die Vorfrage geklärt werden, ob der auf diesen Satz folgende Vergleich tatsächlich, wie von Cherniss behauptet, in seinem gesamten Kontext keine hinreichende Stütze findet, solange nicht in 987 b 21 f. das Lehrstück von den ‚Ideen-Zahlen‘ formuliert wird. Da Cherniss’ Behauptung das Verhältnis betrifft, das zwischen dem auf den problematischen Satz f o l g e n d e n Vergleich der Ideenlehre und der Pythagoreischen Zahlenphilosophie (987 b 22–29) und dem diesem Satz v o r a n g e h e n d e n Referat der erweiterten Ideenlehre (987 b 14–21) besteht, sind beide Textabschnitte zu prüfen. Diese Prüfung wird zeigen, dass Aristoteles (pace Cherniss) hier nicht die von Platon angenommenen, nicht-mathematischen ‚Ideen-Zahlen‘ mit den mathematischen Zahlen der Pythagoreer vergleicht, sondern vielmehr die Platonische Auffassung der m a t h e m a t i s c h e n Z a h l e n mit der Pythagoreischen Auffassung der m a t h e m a t i s c h e n Z a h l e n . Demgemäß besteht die Hauptstütze für die in 987 b 24 f. aufgestellte Behauptung, dass Platon mit den Pythagoreern hinsichtlich der Ursachenfunktion der Zahlen übereinstimme, in der bereits 987 b 14–18 referierten Verortung der mathematischen Gegenstände zwischen Ideen und Sinnendingen, wohingegen das Platonische Lehrstück von den ‚Ideen-Zahlen‘ für dieses Argument keine Rolle spielt und deshalb dem Wortlaut von 987 b 21 f. weder durch sprachwidrige Analyse seiner Syntax noch durch konjekturale Eingriffe implantiert werden darf.
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Cherniss 1944, 180 f. Anm. 104: „τὰ εἴδη and τοὺς ἀριθμούς are both required here, for in line 24 Aristotle says that τὸ τοὺς ἀριθμοὺς αἰτίους εἶναι τοῖς ἄλλοις τῆς οὐσίας is a feature of Plato’s theory which agrees with that of the Pythagoreans, although no such doctrine has been assigned to Plato before 987 B 18 where it is τὰ εἴδη which are αἴτια τοῖς ἄλλοις. Nor is there any hint before line 24 that τὰ εἴδη are numbers in any sense unless it be in the sentence under discussion. The necessary identification can come only here“.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 13 1.2. Vo r 987 b 21 f.: das Referat der erweiterten Ideenlehre (987 b 14–21)
1.2.1. Die Zwischenstellung der mathematischen Gegenstände Aristoteles leitet sein Referat der erweiterten Ideenlehre mit der Feststellung ein, dass Platon die mathematischen Gegenstände ‚dazwischen‘ (μεταξύ) angesiedelt habe: ἔτι δὲ παρὰ τὰ αἰσθητὰ |15| καὶ τὰ εἴδη τὰ μαθηματικὰ τ ῶ ν π ρ α γ μ ά τ ω ν εἶναί φησι |16| μ ε τ α ξ ύ , διαφέροντα τῶν μὲν αἰσθητῶν τῶι ἀΐδια καὶ ἀκί–|17|νητα εἶναι, τῶν δὲ εἰδῶν τῶι τὰ μὲν πολλάττα42 ὅμοια εἶναι |18| τὸ δὲ εἶδος αὐτὸ ἓν ἕκαστον μόνον. |987 b 14|
Und ferner sagt er, dass sich die mathematischen Gegenstände, geschieden vom sinnlich Wahrnehmbaren wie von den Ideen, ‚ z w i s c h e n ‘ d e n D i n g e n (?) befänden, und dass sie vom sinnlich Wahrnehmbaren durch ihr ewiges Dasein und ihre Unveränderlichkeit geschieden seien, von den Ideen aber dadurch, dass es vielerlei gleiche mathematische Gegenstände gebe, während jede einzelne Idee nur eine einzige sei. Die mathematischen Gegenstände werden hier als etwas sowohl vom sinnlich Wahrnehmbaren als auch von den Ideen Gesondertes charakterisiert (987 b 14 f. παρὰ τὰ αἰσθητὰ καὶ τὰ εἴδη). Zudem referiert Aristoteles gleich darauf in 987 b 16 f., dass die mathematischen Gegenstände zwar durch ihre Unvergänglichkeit und Unveränderlichkeit die sinnlich wahrnehmbaren Dinge übertreffen, hingegen aufgrund der Tatsache, dass es jeweils viele genau gleiche mathematische Objekte gibt, hinter der Einheit einer jeden Idee zurückbleiben. Nimmt man beides zusammen, dann liegt die Vermutung auf der Hand, dass die ‚Zwischenstellung‘ der mathematischen Gegenstände der Sache nach als Z w i s c h e n s t e l l u n g z w i s c h e n d e m s i n n l i c h Wa h r n e h m b a r e n u n d d e n I d e e n aufzufassen ist. Doch wie sind die Worte, die diesen vom Kontext nahegelegten Sachverhalt an unserer Stelle offenbar zum Ausdruck bringen sollen (987 b 15 f.: τὰ μαθηματικὰ τ ῶ ν π ρ α γ μ ά τ ω ν εἶναί φησι μ ε τ α ξ ύ ) , s p r a c h l i c h zu verstehen? Auszugehen ist von der Einsicht, dass der Genetiv τῶν πραγμάτων jedenfalls nicht, als partitiver Genetiv, von τὰ μαθηματικά abhängig gemacht werden kann. Eine solche Bezeichnung der mathematischen Gegenstände als ‚die mathematischen unter den Dingen‘ (τὰ μαθηματικὰ τῶν πραγμάτων) wäre
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Zur Schreibung vgl. oben Anm. 35.
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nicht nur singulär,43 sondern in unserem Zusammenhange geradezu irreführend, da Aristoteles es im Folgenden (987 b 27 f.) als Besonderheit der Pythagoreer bezeichnen wird, dass sie, i m G e g e n s a t z zu Platon, die Dinge selbst (αὐτὰ τὰ πράγματα) für Zahlen gehalten haben: Wie könnte Aristoteles vor dem Hintergrund dieser Differenz schon in seinem Platon-Referat die mathematischen Gegenstände als Teilmenge der πράγματα präsentieren? Mithin muss man τῶν πραγμάτων mit Lattmann 2019 von dem dann als Präposition verwendeten und postpositiv gestellten μεταξύ abhängen lassen.44 Indessen ist damit noch nicht geklärt, wie an unserer Stelle der knappe Ausdruck τῶν πραγμάτων … μεταξύ die hier vom Kontext nahegelegte Bedeutung ‚zwischen den sinnlich wahrnehmbaren Dingen u n d d e n I d e e n ‘ haben könnte.45 Nach Lattmann wären mit πράγματα die sinnlich wahrnehmbaren Dinge u n d die Ideen zugleich gemeint.46 Damit aber wäre gegenüber der auch von Lattmann mit Recht abgelehnten Verbindung von τῶν πραγμάτων mit τὰ μαθηματικά nichts gewonnen: Aristoteles die Behauptung zu unterstellen, dass Platon die sinnlich wahrnehmbaren Dinge und die I d e e n zu einem einheitlichen Pragmata-Bereich zusammengefasst und diesen dann den mathematischen Gegenständen gegenübergestellt habe, wäre keinen Deut plausibler als die Annahme, dass Aristoteles für Platon eine Klassifikation der mathematischen Gegenstände als Teilmenge der Pragmata bezeuge. Überdies wird die Platon hier zugeschriebene metaxy-Theorie wenige Zeilen später (in 987 b 28 f.) unter Verwendung derselben Formulierungen den Pythagoreern a b g e s p r o c h e n : καὶ τὰ μαθηματικὰ μεταξὺ τούτων (sc. τῶν πραγμάτων) οὐ τιθέασιν. Da
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Hierauf hat Horky 2013, 33 aufmerksam gemacht: „Part of the problem here is that the term τὰ μαθηματικὰ τῶν πραγμάτων […] is an Aristotelian construction that cannot be found anywhere in ancient philosophy outside Aristotle and his immediate associates. It is not clear from this passage whether Aristotle would consider τὰ μαθηματικὰ τῶν πραγμάτων to be distinguished from other terms he uses to describe the objects of mathematics, especially the relatively common simple formulation τὰ μαθηματικά, which he uses often in reference to the ontological theories of Plato, Speusippus, and Xenocrates.“ Beachtenswert ist der von Horky 2013, 31 f. gegebene Hinweis auf die Formulierung τὰ μαθήματα τῶν πραγμάτων bei Iamblich, De communi mathematica scientia c. 25; 78,22 Festa: Auch wenn diese Formulierung pace Horky gerade nicht mehr zu dem Abschnitt des Iamblich-Kapitels gehört, den Burkert 1962, 42 Forts. v. Anm. 164 (zu S. 41) auf Aristoteles zurückgeführt hat (78, 8–21 Festa), dürfte sie doch den Einfluss unserer Stelle verraten. Lattmann 2019, 310 f. Anm. 58, unter Hinweis auf Anal. post. 84 b 11 f.: ὥστε δ υ ὸ ὅ ρ ω ν μ ε τ α ξ ὺ ἄπειροι ἂν ἐμπίπτοιεν ὅροι. Vgl. LSJ s. v. μεταξύ a. E.: „as a Prep., it may either precede or follow its case, but more freq. precedes“. Steel 2012, 183 bringt das Problem zum Verschwinden, indem er τῶν πραγμάτων … μεταξύ einfach mit „between them“ übersetzt. Lattmann 2019, 311, Forts. von Anm. 58: „Inhaltlicher Bezug des Wortes πράγματα sind vielmehr die durch τὰ αἰσθητά einerseits und τὰ εἴδη andererseits bezeichneten Gegenstandsklassen“.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 15 es nun aber bei den Pythagoreern keine ‚Ideen‘ gibt, können jedenfalls in dieser Wiederaufnahme der μεταξύ-Formel mit den πράγματα nur die sinnlich wahrnehmbaren Dinge gemeint sein. Dann aber spricht alles dafür, τῶν πραγμάτων an unserer Stelle ebenso zu verstehen. So verbleibt zur sinnvollen Erklärung der μεταξύ-Formel in 987 b 15 f. (ebenso wie ihrer Wiederaufnahme in 987 b 28 f.) einzig und allein die Annahme, dass πραγμάτων … μεταξύ hier gemäß der b r a c h y l o g i s c h e n Verwendung von μεταξύ + Gen. konstruiert ist,47 bei der von den b e i d e n Extremen, die das ‚Dazwischen‘ (μεταξύ) begrenzen, nur e i n e s genannt wird (hier: die sinnlich wahrnehmbaren Pragmata), während das andere (in 987 b 15 f.: die zuletzt genannten εἴδη) aus dem Zusammenhange zu ergänzen ist: τῶν πραγμάτων … μεταξύ (‚zwischen den Dingen‘) bedeutet hier soviel wie ‚zwischen (den Ideen und) den Dingen‘. Diese Brachylogie ist nun nicht nur bei den attischen Klassikern Aristophanes,48 Thukydides,49 Sophokles50 und Demosthenes51 gut belegt; sie ist vielmehr vom späten Sir David Ross überzeu47 48
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Vgl. LSJ s. v. μεταξύ II.1.a): „sts. one of the extremes is omitted“. Ar. Ach. 432–434: ὦ παῖ, δὸς αὐτῶι Τηλέφου ῥακώματα. / κεῖται δ’ ἄνωθεν τῶν Θυεστείων ῥακῶν / μ ε τ α ξ ὺ τ ῶ ν Ἰ ν ο ῦ ς (‚Die Lumpengewänder des Telephos liegen auf denen des Thyestes, zwischen [diesen und] denen der Ino‘), nach van Leeuwen 1901, 77: „eleganti quadam brevitate haec sunt dicta, significant enim inter hos Inusque pannos.“ Dieselbe syntaktische Konstruktion nimmt auch Olson 2002, 188 an, auch wenn er sie inhaltlich anders wendet: „between those belonging to Ino [and here]“. Thuc. III 51, 3 (Sommer 427 v. Chr.): ἑλὼν οὖν […] πρῶτον δύο πύργω προύχοντε […] κ α ὶ τ ὸ ν ἔ σ π λ ο υ ν ἐ ς τ ὸ μ ε τ α ξ ὺ τ ῆ ς ν ή σ ο υ ἐ λ ε υ θ ε ρ ώ σ α ς ἀπετείχιζε καὶ τὸ ἐκ τῆς ἠπείρου (‚Nachdem Nikias [auf der Insel Minoa] zunächst zwei am Ufer gelegene Türme […] in seine Gewalt gebracht und die Einfahrt in den Zwischenraum zwischen [dem megarischen Festland und] der Insel (gegen feindliches Eindringen) gesichert hatte, riegelte er auch den vom Festland ausgehenden Zugang ab‘). Dazu Gomme 1956, 334: „ἐς τὸ μεταξὺ τῆς νήσου: i.e. according to most, ‘into the space between the island [and the main] […], i.e. the harbour of Nisaia’“. Soph. OC 288–291: ὅταν δ’ ὁ κύριος / παρῆι τις, ὑμῶν ὅστις ἐστὶν ἡγεμών, / τότ’ εἰσακούων πάντ’ ἐπιστήσηι· τ ὰ δ ὲ / μ ε τ α ξ ὺ τ ο ύ τ ο υ μηδαμῶς γίγνου κακός, welche Zeitbestimmung Kamerbeek 1984, 61 ad loc. wie folgt paraphrasiert: „during the interval between [the present time and] that event (the King’s arrival)“. Dem. 18 (De corona) § 26 (I 218, 19–21 Dilts): Φιλίππωι μὲν ἦν συμφέρον ὡς πλεῖστον τὸν μ ε τ α ξ ὺ χρόνον γενέσθαι τ ῶ ν ὅ ρ κ ω ν (‚Für Philipp war es von Vorteil, wenn sich die Zeitspanne zwischen [dem Friedensschluss und] seinem Eid möglichst in die Länge zog‘); dazu Blass 1890, 36: „μεταξὺ χρόνον γενέσθαι τῶν ὅρκων, genauer μεταξὺ τῆς εἰρήνης καὶ τῶν ὅρκων“; und Wankel 1976, 247 f. „an unserer Stelle ist τῶν ὅρκων nicht auf die Eide beider Parteien […] zu beziehen sondern nur auf die Verpflichtung Philipps, wie der Zusammenhang und die Formulierungen zeigen […] Bei μεταξύ ist, wie öfter, der terminus a quo weggelassen.“ – Ebenso Demosthenes 19 (De falsa legatione) § 164 (II 53, 9–12 Dilts): ὅτι τότε μὲν τὸ τὴν εἰρήνην ὡς τάχιστα γενέσθαι, τοῦτ’ ἦν ὑπὲρ Φιλίππου, νῦν δὲ τὸ ὡς πλεῖστον τὸν μ ε τ α ξ ὺ χρόνον διατριφθῆναι τ ο ῦ τ ο ὺ ς ὅ ρ κ ο υ ς ἀ π ο λ α β ε ῖ ν , und dazu die Teilübersetzung bei Shilleto 1853, 100: „that the intermediate time consumed between [their setting out and] their exacting the oaths might be as long as possible“.
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gend auch an einer Stelle der Aristotelischen Parva Naturalia diagnostiziert worden.52 Daraufhin hat David M. Balme an zwei Stellen der Aristotelischen Historia Animalium die dort ebenfalls einhellig überlieferten brachylogischen μεταξύ-Konstruktionen, die zuvor durch verfehlte Texteingriffe aus der Welt geschafft worden waren, wieder in den Text gesetzt, nämlich sowohl im zweiten Buch53 als auch im dritten.54 Da hiermit die brachylogische Konstruktion von μεταξύ + Gen. als sicher Aristotelisch erwiesen ist, darf diese Konstruktion ohne weiteres auch für unsere Metaphysik-Stelle in Anspruch genommen werden:55 ἔτι δὲ παρὰ τὰ αἰσθητὰ |15| καὶ τὰ εἴδη τὰ μαθηματικὰ τ ῶ ν π ρ α γ μ ά τ ω ν ε ἶ ν α ί φησι |16| μ ε τ α ξ ύ .
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Und ferner, sagt er, vom sinnlich Wahrnehmbaren wie von den Ideen gesondert befänden sich die mathematischen Gegenstände zwischen [den Ideen und] den Dingen.
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Arist. De sens. 6.447 a 8 f.: εὐλόγως δὴ ὧν ἐστι μεταξὺ τοῦ αἰσθητηρίου, οὐχ ἅμα πάντα πάσχει. Ross 1955b, 224 paraphrasiert: „of the things at points between [the source and] the senseorgan not all are affected at the same time“, und fügt ausdrücklich hinzu: „For the use of μεταξύ without mention of one of the extremes cf. L. and S. s. v. μεταξύ II a“. Arist. Hist. an. II 12.503 b 35–504 a 3: ἔτι δὲ τὸ ἰσχίον ὅμοιον μηρῶι μακρὸν καὶ προσπεφυκὸς μέχρι ὑπὸ μέσην τὴν γαστέρα, ὥστε δοκεῖν διαιρούμενον μηρὸν εἶναι, τὸν δὲ μηρὸν μ ε τ α ξ ὺ τ ῆ ς κ ν ή μ η ς ἕτερόν τι μέρος (‚Ferner [scil. haben die Vögel] ein dem Oberschenkelknochen ähnliches Sitzbein, welches lang ist und sich bis unter die Mitte des Bauches erstreckt, so dass es, aus seiner Verbindung gelöst, so aussieht wie ein Oberschenkelknochen, wohingegen der wirkliche, zwischen [jenem Sitzbein und] dem Schienbein liegende Oberschenkelknochen ein anderer Teil zu sein scheint‘). Aubert / Wimmer 1868, 275 Anm. zu II Kap. 12 § 45 Forts. haben die Möglichkeit dieser Konstruktion zu Unrecht angezweifelt („Ob der Ausdruck μεταξὺ τὴς κνήμης so viel heissen könne als μεταξὺ ἐκείνου (τοῦ ἰσχίου) καὶ τὴς κνήμης, bezweifeln wir) und deshalb eine Konjektur vorgeschlagen („und möchten daher ohne Bedenken μέχρι τῆς κνήμης schreiben“), die dann von Dittmeyer 1907, 50 und Peck 1965, 112 in den Text aufgenommen wurde, wohingegen Balme 2002, 105 zum überlieferten Wortlaut zurückgekehrt ist. Arist. Hist. an. III 1.509 b 32–35: οἱ δὲ πόροι καὶ τοῖς ἰχθύσι καὶ τούτοις προσπεφύκασι πρὸς τῆι ὀσφύϊ ὑποκάτω τῆς κοιλίας καὶ τῶν ἐντέρων, μ ε τ α ξ ὺ τ ῆ ς μ ε γ ά λ η ς φ λ ε β ό ς , ἀφ’ ἧς τείνουσι πόροι εἰς ἑκάτερον τῶν ὄρχεων (‚Die Samengänge aber sind sowohl bei den Fischen, als auch bei ihnen [scil. den Vögeln] an der Hüfte unterhalb des Magens und den Eingeweiden befestigt, zwischen [diesen Eingeweiden und] der großen Ader, von welcher aus Kanäle in jeden der beiden Hoden gehen‘). Aubert / Wimmer 1868, 303 Anm. zu III Kap. 1 § 5 haben die Konstruktion des μεταξύ nicht verstanden („Es fehlt also ein Zweites, zwischen dem und der grossen Ader die Kanäle der Hoden liegen“) und deshalb eine Konjektur vorgeschlagen („Am leichtesten würde durch eine kleine Versetzung abgeholfen, indem man schriebe ὑποκάτω τῆς κοιλίας, μεταξὺ τῶν ἐντέρων καὶ τῆς μεγάλης φλεβός“), die auch hier wieder von Dittmeyer 1907, 67 und Peck 1965, 152 in den Text aufgenommen wurde, während Balme 2002, 122 zum überlieferten Wortlaut zurückgekehrt ist. Arist. Metaph. A 6.987 b 14–16.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 17 1.2.2. Die beiden Elemente der Ideen Als zweites Bestimmungsstück der erweiterten Ideenlehre teilt Aristoteles mit, dass Platon die Ideen selbst und damit auch alle übrigen, von den Ideen verursachten Dinge, auf zwei Elemente zurückgeführt habe: auf die als Materialursache betrachtete Zweiheit des ‚Großen-und-Kleinen‘ und auf das als Formursache betrachtete ‚Eine‘.56 Verbindet man dies mit dem PythagoreerReferat im ersten Teil von Metaph. A 5, dann zeichnet sich die folgende S t r u k t u r a n a l o g i e zwischen Platonischer ‚Teilhabe‘ und Pythagoreischer ‚Nachahmung‘ ab:57 Wie Platon aus der Verursachung der Sinnendinge durch die Ideen gefolgert hat, dass die E l e m e n t e d e r I d e e n – d. h. das Großeund-Kleine und das Eine – zugleich ‚die Elemente aller seienden Dinge‘ seien, so haben die Pythagoreer, dem ersten Teil von Metaph. A 5 zufolge, aus der Verursachung aller übrigen Dinge durch die Zahlen geschlossen, dass die E l e m e n t e d e r Z a h l e n – d. h. das Gerade (Unbegrenzte) und das Ungerade (Begrenzte) – zugleich ‚die Elemente aller seienden Dinge seien‘, wobei Gerade und Ungerade zunächst die Eins hervorbringen und die Eins dann die Zahlen.58 Im Anschluss an die Nennung der beiden Platonischen Elemente – des Großen-und-Kleinen und des Einen – referiert Aristoteles dann im problematischen Satz 987 b 21 f. zunächst die wichtige, dem Vorigen nicht zu entnehmende Differenzierung, dass die Ideen a u s dem (als Stoffprinzip betrachteten) Großen-und-Kleinen b e s t e h e n , hingegen a n dem (als Formprinzip betrachteten) Einen t e i l h a b e n ; abschließend werden dann offenbar, in einem nach wie vor klärungsbedürftigen Sinne, ‚die Zahlen‘ erwähnt. 1.3. N a c h 987 b 21 f.: der Vergleich zwischen Platon und den Pythagoreern (987 b 22–29) Im Anschluss an die Darstellung der erweiterten Ideenlehre und insbesondere unmittelbar nach dem problematischen Satz 987 b 21 f. kommt Aristoteles
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Arist. Metaph. A 6.987 b 18–21: ἐπεὶ δ’ αἴτια τὰ εἴδη τοῖς ἄλλοις, τἀκείνων στοιχεῖα πάντων ὠιήθη τῶν ὄντων εἶναι στοιχεῖα. ὡς μὲν οὖν ὕλην τὸ μέγα καὶ τὸ μικρὸν εἶναι ἀρχάς, ὡς δ’ οὐσίαν τὸ ἕν. Zu dieser Analogie vgl. Bonitz 1849, 92: „Quā ratiocinatione Pythagoreos dixit usos esse ad suam doctrinam comprobandam, 5. 986a 1, eādem Platonem adductum esse censet, ut idearum elementa eadem omnium rerum elementa esse statueret“. Arist. Metaph. A 5.985 b 32–986 a 2: ἐπεὶ δὴ τὰ μὲν ἄλλα τοῖς ἀριθμοῖς ἐφαίνετο τὴν φύσιν ἀφωμοιῶσθαι πᾶσαν, οἱ δ’ ἀριθμοὶ πάσης τῆς φύσεως πρῶτοι, τὰ τῶν ἀριθμῶν στοιχεῖα τῶν ὄντων στοιχεῖα πάντων εἶναι ὑπέλαβον. A 5.986 a 17–21: τοῦ δὲ ἀριθμοῦ στοιχεῖα τὸ ἄρτιον καὶ τὸ περιττόν, τούτων δὲ τὸ μὲν πεπερασμένον τὸ δὲ ἄπειρον, τὸ δ’ ἓν ἐξ ἀμφοτέρων εἶναι τούτων {καὶ γὰρ ἄρτιον εἶναι καὶ περιττόν hic inser. α}, τὸν δ’ ἀριθμὸν ἐκ τοῦ ἑνός.
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nunmehr auch ausdrücklich auf sein eigentliches Beweisziel zurück, d. h. auf die in 987 b 10–12 behauptete Entsprechung von Platonischer ‚Teilhabe‘ und Pythagoreischer ‚Nachahmung‘. Zu diesem Zweck vergleicht er die Ideenlehre Platons mit der im ersten Teil von Metaph. A 5 dargestellten Pythagoreischen Zahlenphilosophie.59 Als G e m e i n s a m k e i t e n nennt er: 1.3.1) W i e d i e P y t h a g o r e e r b e t r a c h t e t a u c h P l a t o n d a s E i n e a l s s e l b s t ä n d i g e S u b s t a n z (|987 b 22| τὸ μέντοι γε ἓν οὐσίαν εἶναι, |23| καὶ μὴ ἕτερόν γέ τι ὂν λέγεσθαι ἕν, παραπλησίως τοῖς Πυ-|24|θαγορείοις ἔλεγε). Zwar sehen die Pythagoreer in dem Einen das erste Produkt ihrer beiden Elemente, Platon hingegen eines seiner beiden Elemente selbst; doch unbeschadet dessen gilt das Eine weder hier noch dort als bloßes Prädikat anderer seiender Dinge. 1.3.2) P l a t o n h ä l t g e n a u w i e d i e P y t h a g o r e e r d i e Z a h l e n f ü r d i e U r s a c h e n d e r ü b r i g e n D i n g e (|987 b 24| καὶ τὸ τ ο ὺ ς ἀ ρ ι θ μ ο ὺ ς αἰτίους εἶναι τοῖς ἄλλοις |25| τῆς οὐσίας ὡσαύτως ἐκείνοις). Demgegenüber sieht Aristoteles folgende U n t e r s c h i e d e : 1.3.3) P l a t o n e r s e t z t d a s e i n e U n b e g r e n z t e (a p e i r o n ) d e r P y thagoreer durch die unbegrenzte Zweiheit des Großen-undK l e i n e n (|987 b 25| τὸ δὲ ἀντὶ τοῦ ἀπείρου ὡς ἑνὸς |26| δυάδα ποιῆσαι {…}, τοῦτ’ ἴδιον).60 1.3.4) M i t d e r U n t e r b r i n g u n g d e r m a t h e m a t i s c h e n Z a h l e n i n einem Zwischenbereich weicht Platon von der pythagoreis c h e n P o s i t i o n i e r u n g d i e s e r Z a h l e n a b (|987 b 27| καὶ ἔτι ὁ μὲν [scil. ὁ Πλάτων] τ ο ὺ ς ἀ ρ ι θ μ ο ὺ ς παρὰ τὰ αἰσθητά, οἱ δ’ [scil. οἱ Πυθαγόρειοι] |28| ἀ ρ ι θ μ ο ὺ ς εἶναί φασιν αὐτὰ τὰ πράγματα, καὶ τὰ μαθημα-|29| τικὰ μεταξὺ τούτων [scil. τῶν πραγμάτων] οὐ τιθέασιν). Aristoteles nimmt in 987 b 29 die zuvor in 987 b 15 f. eingeführte brachylogische μεταξύ-Formel wieder auf: Während P l a t o n die mathematischen Gegenstände in einen Zwischenbereich zwischen [den Ideen als den maßgeblichen Objekten der Teilhabe und] den Dingen verlegt, setzen die Pythagoreer die mathematischen Gegenstände n i c h t in einen Zwischenbereich zwischen [den maßgeblichen Objekten der Nachahmung und] den Dingen. 59 60
Arist. Metaph. A 6.987 b 22–29. Im Anschluss an τὸ δὲ ἀντὶ τοῦ ἀπείρου ὡς ἑνὸς δυάδα ποιῆσαι (25 f.) überliefern die Nachfahren des Hyparchetypus α und das Lemma bei Alexander 54, 1 f. die Dublette τὸ δ’ ἄπειρον ἐκ μεγάλου καὶ μικροῦ, die der Hyparchetypus β zu καὶ τὸ ἄπειρον κτλ. zu glätten gesucht hat: Diese Worte sind als in den Text eingedrungene Randglosse zu streichen.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 19 Die Stellen 1.3.2) und 1.3.4) hat Cherniss 1944 dahingehend gedeutet, dass Aristoteles in 987 b 24 und b 27 mit τοὺς ἀριθμούς jeweils die nicht-mathematischen Platonischen ‚Ideen-Zahlen‘ („Platonic numbers“) meine.61 Demnach hat Cherniss den gesamten Pythagoreer-Platon-Vergleich so verstanden, als ob Aristoteles hier Äpfel mit Birnen vergliche, nämlich die Pythagoreische Auffassung der m a t h e m a t i s c h e n Zahlen mit einer Platonischen Lehre von n i c h t - m a t h e m a t i s c h e n ‚Ideen-Zahlen‘. Nun kann man zwar prinzipiell alles mit allem vergleichen, doch im vorliegenden Fall stellt sich bei genauerer Prüfung schnell heraus, dass Aristoteles auf beiden Seiten des Pythagoreer-Platon-Vergleichs unter ‚Zahlen‘ ein und dieselbe Art von Zahlen versteht. An der ersten der beiden Stellen (1.3.2) liefert der Zahlbegriff geradezu das tertium comparationis zwischen Platon und den Pythagoreern: Platon halte g e n a u s o w i e d i e P y t h a g o r e e r (ὡσαύτως ἐκείνοις) die Zahlen (τοὺς ἀριθμούς) für die Wesensursache der übrigen Dinge (987 b 24 f.: καὶ τὸ τοὺς ἀριθμοὺς αἰτίους εἶναι τοῖς ἄλλοις τῆς οὐσίας ὡσαύτως ἐκείνοις). Dies spricht klar gegen Cherniss’ Deutung von τοὺς ἀριθμούς an der vorliegenden Stelle. Nach Cherniss wäre hier nämlich, was Platon betrifft, mit der Ursachenfunktion der Zahlen genau dasselbe gemeint wie mit der in 987 b 18 f. erwähnten Ursachenfunktion der Platonischen I d e e n (ἐπεὶ δ’ αἴτια τὰ εἴδη τοῖς ἄλλοις); und daraus wiederum folgert Cherniss, wie wir sahen, dass in 987 b 24 f. eine G l e i c h s e t z u n g der hier genannten Zahlen mit den Ideen vorausgesetzt sei (die dann nur in 987 b 21 f. erfolgt sein könne). Doch wenn dies zuträfe, würde Aristoteles in Bezug auf Platon τοὺς ἀριθμούς in einer Bedeutung (‚Ideen-Zahlen‘) verwenden, welche den alten Pythagoreern fraglos ganz unbekannt waren. Dies stimmt aber denkbar schlecht dazu, dass dem Verfahren der Pythagoreer dasjenige Platons doch hinsichtlich der Behandlung der ἀριθμοί ausdrücklich gleichgesetzt werden soll. Da Aristoteles hier von einer G e m e i n s a m k e i t von Platon und den Pythagoreern spricht, kann er mit τοὺς ἀριθμούς nur eine Art von Zahlen meinen, die beiden gleichermaßen bekannt war, und das können nur die mathematischen Zahlen sein.
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Cherniss 1944, 182 Anm. 105: „Standing alone τοὺς ἀριθμούς in lines 24 and 27 would be vague enough so that it could be taken to refer to mathematical numbers; but τὰ μαθηματικὰ μεταξὺ τούτων οὐ τιθέασιν (987 B 28–29) shows that Aristotle in lines 24 and 27 is referring to Platonic numbers that do not fall into the class of the intermediate mathematicals.“ Cherniss scheint anzunehmen, dass Aristoteles nur deshalb, weil er in 987 b 28 f. bezüglich des μεταξύ-Bereichs den Gattungsbegriff τὰ μαθηματικά wiederaufnimmt, zuvor in 987 b 24 und in 987 b 27 mit τοὺς ἀριθμούς die ‚Ideen-Zahlen‘ meinen müsse – und dies, obwohl in 987 b 28 mit ἀριθμούς ohnehin nur die mathematischen Zahlen der Pythagoreer gemeint sein können.
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Entsprechendes gilt für den Zahlbegriff an der zweiten Stelle (1.3.4), an der Aristoteles berichtet, dass Platon die Zahlen (τοὺς ἀριθμούς) in einem Bereich παρὰ τὰ αἰσθητά ansiedelt (987 b 27). Es gibt nicht den geringsten Grund dafür, dass mit der Wiederaufnahme der Formel παρὰ τὰ αἰσθητά, mit der Aristoteles in 987 b 14 die Stellung der von Platon in einem Zwischenbereich angesiedelten m a t h e m a t i s c h e n G e g e n s t ä n d e charakterisiert hatte, mehr gemeint sein müsste als an jener früheren Stelle. Vielmehr liegt es nahe, die Formel auch in 987 b 27 auf die Zwischenstellung der mathematischen Zahlen zu beziehen; und die von Cherniss behauptete Beziehung auf die Stellung der ‚Ideen-Zahlen‘ ist keineswegs zwingend. Der folgende Satz stellt dann vollends außer Zweifel, dass Aristoteles mit der Wiederaufnahme der Formel παρὰ τὰ αἰσθητά für die Position der Zahlen auf den Kontrast zielt, der darin liegt, dass die m a t h e m a t i s c h e n Zahlen von Platon im Z w i s c h e n b e r e i c h zwischen Sinnendingen und den von ihm als maßgebliche Objekte der Teilhabe betrachteten Ideen angesiedelt werden, während sie von den Pythagoreern jedenfalls nicht in einen solchen Zwischenbereich gesetzt wurden, sondern (nach 987 b 27 f.) unmittelbar mit den Dingen gleichgesetzt bzw. (nach 987 b 10–12) selbst schon als maßgebliche Objekte der Nachahmung betrachtet wurden.62 Dieser Kontrast würde sogleich zergehen, wenn Aristoteles mit Bezug auf Platon nicht von denselben Zahlen spräche wie mit Bezug auf die Pythagoreer, sondern von den nicht-mathematischen ‚Ideen-Zahlen‘, da die letzteren ja auch von Platon selbst nicht in einen Zwischenbereich zwischen den Dingen und ihren Nachahmungs- bzw. Teilhabeobjekten gesetzt werden. Wie man sieht, setzt der Aristotelische Vergleich zwischen Platon und den Pythagoreern und damit seine Begründung für die Gleichsetzung von pythagoreischer Mimesis und Platonischer Methexis voraus, dass in Bezug auf Platon durchweg von denselben Zahlen die Rede ist wie in Bezug auf die Pythagoreer, d. h. von den mathematischen Zahlen, nicht etwa von den ‚Ideen-Zahlen‘. Somit hat Cherniss zwar zu Recht gefordert, dass die nach 987 b 24 f. von Platon wie von den Pythagoreern gelehrte Ursachenfunktion der Z a h l e n mit der nach 987 b 18 f. von Platon angenommenen Ursachenfunktion der I d e e n vereinbar sein muss. Aber diese Vereinbarkeit darf man
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Das Nebeneinander von Gleichsetzung und Nachahmung erklärt sich daraus, dass Aristoteles einerseits in den altpythagoreischen Akusmata rätselhafte Gleichsetzungen von Zahlen mit Dingen vorfand ‒ „Die erste Quadratzahl, d. h. 4 bzw. 9 i s t die Gerechtigkeit“, „Die 7 i s t der Kairos“, „Die 5 i s t die Hochzeit“ ‒, diese aber andererseits in der Sache darauf zurückführte, dass die Pythagoreer „Anähnlichungen“ (ὁμοιώματα) der Dinge an die Zahlen beobachteten, d. h. Strukturanalogien: Dies zeigt sein Abriss der pythagoreischen Zahlenphilosophie im ersten Teil von Metaph. A 5 in Verbindung mit Alexanders Zitaten aus seiner Spezialabhandlung über die Lehrmeinungen der Pythagoreer; vgl. dazu Primavesi 2014.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 21 nach dem Gesagten nicht in der Weise sichern wollen, dass man unserer Stelle die von Aristoteles in Metaph. M bezeugte Platonische Gleichsetzung der Ideen mit nicht-mathematischen Zahlen einpflanzt. Vielmehr beruht diese Vereinbarkeit allein auf der 987 b 14‒18 für Platon bezeugten Zwischenstellung des M a t h e m a t i s c h e n . Aus dieser Zwischenstellung ergibt sich nämlich, bei Einbeziehung der jeweils übergeordneten Elemente bzw. Prinzipien, die folgende Gegenüberstellung der pythagoreischen Zahlenphilosophie und der Platonischen Ideenlehre:
Die Pythagoreer Gerade (Unbegrenzt)
Ungerade (Begrenzt)
Platon Großes-und-Kleines
das Eine
das Eine
Ideen
mathematische Zahlen
mathematische Zahlen, Flächen, Körper
Dinge
Sinnendinge
Bei den Pythagoreern verursachen die Zahlen die Dinge; bei Platon verursachen die Ideen die (mathematischen) Zahlen und diese ihrerseits verursachen dann die Sinnendinge. Die pythagoreische Nachahmungsbeziehung der Dinge zu den Zahlen ist eine unmittelbare, während die Platonische Teilhabebeziehung der Sinnendinge zu den Ideen durch die Zwischeninstanz dessen vermittelt ist, was an den Sinnendingen m a t h e m a t i s c h ist, d. h. durch ihre Geometrie und ihre Maße. Doch aufgrund der Tr a n s i t i v i t ä t der Verursachungsbeziehung (wenn A Ursache von B ist, und B Ursache von C, dann ist A Ursache von C) kann Aristoteles widerspruchsfrei sowohl behaupten, dass bei Platon die I d e e n die Sinnendinge verursachen (987 b 18 f. ἐπεὶ δ’ αἴτια τὰ εἴδη τοῖς ἄλλοις), als auch, dass Platon mit den Pythagoreern die Annahme teilt, dass die (mathematischen) Z a h l e n die Dinge verursachen (987 b 24 f. καὶ τὸ τοὺς ἀριθμοὺς αἰτίους εἶναι τοῖς ἄλλοις τῆς οὐσίας ὡσαύτως ἐκείνοις), da die u n m i t t e l b a r e Strukturierung der Dinge hier wie dort durch das Mathematische erfolgt. 1.4. Ergebnis: der Text von Metaph. A 6.987 b 21 f. nach Asklepios Es hat sich gezeigt, dass es für das Argument, mit dem Aristoteles seine Behauptung einer sachlichen Identität von pythagoreischer Mimesis und Platonischer Methexis begründet, entscheidend auf die U n t e r o r d n u n g der mathematischen Zahlen unter die Platonischen Ideen ankommt, die sich aus der
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in 987 b 14–18 referierten Platonischen Zwischenstellung des Mathematischen ergibt. Hierbei spielt die Platonische Bestimmung der Ideen als nichtmathematische Zahlen für diesen Vergleich keine Rolle. Wenn aber in dem problematischen Satz 987 b 21 f., von dem wir ausgingen, eine Erwähnung der Platonischen ‚Ideen-Zahlen‘ für die Aristotelische Argumentation gar nicht benötigt wird (anders als Stenzel und Cherniss meinten), dann hat ein konjekturaler Texteingriff zum Zweck einer sprachlich akzeptablen Formulierung einer solchen Erwähnung keine Berechtigung, selbst wenn die Konjektur, für sich betrachtet, so brillant ist wie das von Jackson 1898 vorgeschlagene τὰ ὡς ἀριθμούς. Vielmehr ist der Vergleich zwischen den Pythagoreern und Platon durch das Referat der Zwischenstellung der mathematischen Gegenstände (987 b 14–18) schon so weit vorbereitet, dass man in 987 b 22 den sprachlich schwierigen Zusatz τοὺς ἀριθμούς in Anlehnung an die arabische Übersetzung des Naz īf ibn Yumn (Arn) bzw. deren griechische Vorlage zur Not einfach streichen könnte.63 Andererseits aber expliziert diese Erwähnung der Zahlen in 987 b 22, sobald man ihren bereits Plotin vorliegenden und von Asklepios zitierten Wortlaut in den Aristoteles-Text aufnimmt, einen für die Ursachenfunktion der Ideen und der Zahlen wichtigen Punkt, der sonst implizit bliebe: Die Zwischenstellung des Mathematischen lässt sich auch als ein A b l e i t u n g s z u s a m m e n h a n g aufzufassen, insofern aus dem Großenund-Kleinen und dem Einen nach den Ideen z u d e m a u c h die (scil. eine Ableitungsstufe weiter unten verorteten) mathematischen Gegenstände hervorgehen. Deshalb nehmen wir mit Merlan 1964 an, dass Asklepios die korrekte Lesart dieser Stelle bewahrt hat: ὡς μὲν οὖν ὕλην τὸ μέγα καὶ τὸ μικρὸν εἶναι |21| ἀρχάς, ὡς δ’ οὐσίαν τὸ ἕν· ἐξ ἐκείνων γὰρ κατὰ μέθεξιν τοῦ |22| ἑνὸς τὰ εἴδη εἶναι κ α ὶ τοὺς ἀριθμούς.
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22 καὶ τοὺς ἀριθμούς Ascl.c 48,15 (cf. Plotin V 4, 2, 7–8 ἐκ τῆς ἀορίστου δυάδος καὶ τοῦ ἑνὸς τὰ εἴδη καὶ οἱ ἀριθμοί) : τοὺς ἀριθμούς ω Al.c 53,5–6 et 9–10 : om. Arn
Prinzipien im Sinne des Stoffes seien das Große-und-Kleine, im Sinne von Substanz das Eine. Denn aus jenen (d. h. dem Großen-und-Kleinen) bestünden gemäß ihrer Teilhabe am Einen die Ideen u n d die mathematischen Zahlen. Dass es sich dabei um eine von Asklepios selbst stammende Alexander-Paraphrase handeln könnte, wie Cherniss meinte,64 ist dadurch ausgeschlossen, 63 64
In 987 b 22 haben v. Christ 1886, Jaeger 1957 und Primavesi 2012b τοὺς ἀριθμούς (als vermeintliche Glosse zu τὰ εἴδη) gestrichen. Cherniss 1944, 180 f. Anm. 104: „Asclepius (Metaph., p. 48, 14–15) has τὰ εἴδη εἶναι καὶ τοὺς ἀριθμούς; but, since his commentary here is almost word for word that of Alexander
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 23 dass die von ihm zitierte Lesart bereits Plotin vorlag. Dagegen erscheint es als plausibel, dass die auch schon Plotin vorliegende Lesart im α-Zweig der Metaphysik-Überlieferung zunächst am Rande vermerkt war und in einem Teil der α-Überlieferung ‒ spätestens in dem von Asklepios selbst benutzten α-Exemplar ‒ in den Text aufgenommen wurde.65 Der vorhergehende, fehlerhafte Ausfall des καὶ im Archetypus ω der uns vorliegenden Überlieferung von 987 b 22 dürfte weniger auf einen mechanischen Grund ‒ Vereinfachung von ΕΙΝΑΙΚΑΙ zu ΕΙΝΑΙ ‒ zurückzuführen sein als vielmehr auf das Bestreben, das nach Metaph. M 9 spezifisch Platonische Lehrstück von den nicht-mathematischen ‚Ideen-Zahlen‘ (εἰδητικοὶ ἀριθμοί)66 bereits im Platon-Bericht von Metaph. A 6 erwähnt zu finden. Als unproblematisch erscheint auch die Annahme, dass Plotin im Zuge seiner intensiven Auseinandersetzung mit der Metaphysik, die Porphyrios in seiner Plotin-Vita bezeugt,67 auf einen Text des Werkes stieß, der von diesem in unserem Archetypus ω und bei Alexander vorliegenden Fehler frei war.
2. Vom Attribut zum Element: Speusipps Geschichte des Einen 2.1. Einführung Im Jahre 1953 wurde eine von Proklos zitierte doxographische Mitteilung des Speusippos von Athen (ca. 410‒339/338 v. Chr.) bekannt, des Sohnes von Platons Schwester Potonē, der nach Platons Tod die Leitung der Akademie übernahm. Das Zitat findet sich in Proklos’ Kommentar zum ersten Teil und zur ersten Hypothesis des zweiten Teils von Platons Parmenides, genauer: im Schlussabschnitt dieses Kommentars, der im griechischen Original verloren, doch – wie Raymond Klibansky 1929 entdeckt hatte – in der mittellateinischen Übersetzung Wilhelms von Moerbeke erhalten ist,68 und der von Kli-
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without Alexander’s sentence explaining the appositional construction of τοὺς ἀριθμούς, his καί (= i.e.) may be merely a compression of Alexander’s explanation“. Zu den teilweise neopythagoreisch inspirierten bzw. platonisierenden ‚α-Supplementen‘ in Metaph. A vgl. Primavesi 2012b, 439–456. Al. 53, 9 (εἰδητικοὺς γὰρ ἀριθμοὺς τὰς ἰδέας λέγουσιν), bereits zitiert. Porph. Plot. 14; Henry / Schwyzer 1964, 17: ἐμμέμικται δ’ ἐν τοῖς συγγράμμασι καὶ τὰ Στωικὰ λανθάνοντα δόγματα καὶ τὰ Περιπατητικά· καταπεπύκνωται δὲ ἡ μετὰ τὰ φυσικὰ τοῦ Ἀριστοτέλους πραγματεία. Klibansky 1929, 3: „Wir glauben, diese Frage nach der ursprünglichen Gestalt des P a r m e n i d e s - Kommentars zu einem sicheren Entscheide zu bringen, indem wir zugleich das bisher zum Abschluß fehlende Stück in einer l a t e i n i s c h e n Übersetzung des Mittelalters aufweisen können“.
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bansky gemeinsam mit Lotte Labowsky 1953 erstmals ediert wurde.69 Diesem neuen doxographischen Zeugnis des Speusipp70 bzw. dem Zitatkontext bei Proklos entnahm Walter Burkert 1962 eine Zuschreibung der beiden ‒ nach Aristoteles von Platon eingeführten ‒ Elemente Eins und unbestimmte Zweiheit an ‚die Alten‘ (οἱ παλαιοί); hierbei könne Speusipp mit ‚den Alten‘ jedenfalls keine Zeitgenossen und nach aller Wahrscheinlichkeit nur die Pythagoreer gemeint haben71 ‒ in Übereinstimmung mit der von Burkert für Platons ältere Schüler erschlossenen Tendenz, die Nähe der Platonischen Elementenlehre zum älteren Pythagoreismus noch stärker zu betonen als Aristoteles.72 Ganz unabhängig von Art und Ausmaß dieser Rückprojektion auf den älteren Pythagoreismus sah Burkert durch das neue Fragment die zentrale These von Harold Cherniss widerlegt:73 Bei dem Begriff der unbestimmten Zweiheit könne es sich nicht, wie von Cherniss behauptet, um ein polemisches Konstrukt des Aristoteles handeln,74 da schon Platons Neffe und Nachfolger Speusipp auf diesen Begriff verwiesen habe. Deshalb kam es nicht überraschend, dass Cherniss’ italienische Anhängerin Margherita Isnardi Parente einerseits75 und Cherniss’ Schüler Leonardo Tarán andererseits76 miteinander darum wetteiferten, wer als erste(r) ein durchschlagendes Argument gegen die Echtheit des Speusipp-Fragments auffinden und es damit als unabhängiges Zeugnis für die Platonische Zwei-Elementen-Lehre ausschalten würde. Dieses Bestreben legen sie bereits in den von ihnen jeweils vorgelegten
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Klibansky / Labowsky 1953, 25–77. Speusipp Fr. 62 Isnardi Parente bzw. Fr. 48 Tarán. Burkert 1962, 56 f.: „er kann aber auch Platon, den er nur um acht Jahre überlebte, nicht als οἱ παλαιοί bezeichnen, ganz abgesehen von der Pluralform. Also hat Speusipp von den Pythagoreern gesprochen […] Platons Neffe und Nachfolger hat die Grundlagen der platonischen Ideenzahlenlehre als pythagoreisch ausgegeben.“ Burkert 1962, 46–73. Burkert 1962, 19 Anm. 33. Cherniss’ entsprechende Behauptung haben wir oben in Anm. 9 bereits zitiert. Im Résumé des ersten Bandes ihrer Testimonia Platonica hat sich Isnardi Parente 1997, 373 rückhaltlos zu Cherniss’ Aristoteles-kritischer Hauptthese bekannt: „L’analyse des témoignages d’Aristote révèle déjà d’elle-même le caractère hypothétique et parfois contradictoire de cet ensemble; le manque de cohérence des références de la Métaphysique, de la Physique, des Éthiques ne permet pas d’entrevoir un système de Platon qui serait différent des théories exposées dans les dialogues“. Zu ihrer persönlichen Beziehung zu Cherniss vgl. das Kapitel „IX) Ricordo di Harold Cherniss“ in ihrem Buch I miei maestri (Isnardi Parente 2003, 119–132). Leonardo Tarán, der Schüler von Cherniss und Herausgeber von dessen Selected Papers, hat bei der Erarbeitung seiner Speusipp-Ausgabe (1981) nach eigenem Bekunden auf den Arbeiten von Cherniss aufgebaut (Tarán 1991, 202): „H. Cherniss, on whose work […] I have built“.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 25 kommentierten Sammlungen der Speusipp-Fragmente an den Tag77 und im Anschluss daran auch auf Aufsatzebene;78 und Isnardi Parente hat das Speusipp-Fragment in ihrer zweiteiligen Testimoniensammlung zu Platons ungeschriebenen Lehren stillschweigend übergangen.79 Doch wird die Überzeugungskraft dieser Bemühungen dadurch stark gemindert, dass die Deutungen des Fragments, mittels deren seine Unechtheit erwiesen werden soll, ganz unabhängig von der Echtheitsfrage manifest unplausibel sind. Eine erneute Prüfung des Falles wird zeigen, dass Burkerts Position in der Hauptsache den Argumenten seiner Kritiker auch nach 60 Jahren noch überlegen ist: Das Speusipp-Fragment bezeugt, recht verstanden, eben dasjenige Paar (Eins und unbestimmte Zwei) als die beiden Elemente (στοιχεῖα) des Seienden, das Aristoteles (Metaph. A 6) als die beiden Elemente (στοιχεῖα) der Ideen präsentiert (Formprinzip und Stoffprinzip), die Platon zur sekundären Untermauerung seiner Ideenlehre herangezogen habe. 2.2. Der Text des Speusipp-Fragments bei Proklos Die philosophiegeschichtliche Auswertung des nur in Wilhelms von Moerbeke mittellateinischer Übersetzung erhaltenen Speusipp-Fragments wird dadurch erschwert, dass man mit den griechisch-lateinischen Äquivalenten in Wilhelms scholastischem Latein genau vertraut sein muss, bevor man seiner lateinischen Version eines so kurzen und so inhaltsschweren Textstücks gerecht werden kann, wie es im Speusipp-Fragment vorliegt. Deshalb hat Carlos Steel der Proklos- wie der Speusipp-Forschung einen außerordentlichen Dienst erwiesen, als er im Jahre 2009 nach langjährigen Vorarbeiten eine gründlich revidierte Retroversion des gesamten nur mittellateinisch erhaltenen Schlussabschnitts von Proklos’ Parmenides-Kommentar ins Griechische veröffentlichte.80 Allerdings muss man eine solche Retroversion auch zu nutzen wissen, wie sogleich an dem für das Folgende entscheidenden Beispiel gezeigt sei: In Wilhelms Übersetzung des Speusipp-Fragments findet sich die Fügung ‚se77 78 79 80
Isnardi Parente 1980 (Fr. 62; Text: S. 91 f.; Übersetzung: S. 158; Kommentar: S. 283‒285); Tarán 1981 (Fr. 48; Text: S. 152; Kommentar S. 350‒356). Vgl. Isnardi Parente 1984 und Tarán 1987. Vgl. Isnardi Parente 1997 und Isnardi Parente 1998. Im III. Band seiner Oxforder Gesamt-Edition des Kommentars hat Steel 2009 auf den Seiten 279–355 dem mittellateinischen Text von Wilhelms Übersetzung des Schlussabschnitts jeweils den korrespondierenden Abschnitt seiner revidierten, vielfach durch die Vorschläge von Strobel 2006 geförderten Retroversion ins Griechische gegenübergestellt. Eine erste griechische Retroversion von Wilhelms Übersetzung hatte Steel in Zusammenarbeit mit Friedrich Rumbach bereits 1997 vorgelegt.
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cundum principium‘, in der secundum als Präposition mit Akkusativ fungiert (= ‚gemäß dem principium‘). Die korrekte Retroversion dieser Fügung zum griechischen Präpositionalausdruck ‚κατ᾽ ἀρχήν‘ ist nun aber erst dann von Nutzen, wenn der gelehrte Leser dieser Retroversion sich auch in seiner D e u t u n g des wiedergewonnenen Ausdrucks ‚κατ᾽ ἀρχήν‘ nicht mehr von Wilhelms ‚secundum principium‘ gängeln lässt, sondern vielmehr sieht, dass im Griechischen mit ‚κατ᾽ ἀρχήν‘ statt ‚gemäß dem Prinzip‘ auch einfach nur ‚zu Anfang‘ gemeint sein kann, da das Bedeutungsspektrum des griechischen κατά ungleich weiter ist als das des lateinischen secundum, und da ἀρχή im Griechischen zunächst und zumeist einfach ‚Anfang‘ bedeutet, während es sich bei ‚Anfangsgrund, Prinzip‘ um abgeleitete Bedeutungen handelt. Jedenfalls ist mit Steels Retroversion des Schlussabschnitts von Proklos’ Kommentar eine völlig neue Grundlage geschaffen, die auch Concetta Luna ‒ mit leichten Modifikationen ‒ in den abschließenden siebten Band ihrer Budé-Ausgabe des Parmenides-Kommentars übernommen hat, die sie einst gemeinsam mit Alain-Philippe Segonds und Carlos Steel begonnen hatte.81 Insbesondere hinsichtlich des Speusipp-Fragments halten wir Steels griechische Retroversion ohne Einschränkung für gelungen und werden sie unserer Behandlung des Fragments telle quelle zugrundelegen. Indessen unterscheiden wir uns von Steel in der I n t e r p r e t a t i o n seiner Retroversion: Wir wollen den von Steel hergestellten griechischen Wortlaut konsequent so auffassen, wie es durch die für Speusipp anzunehmende Sprachform nahegelegt wird, d. h. durch den attischen Sprachgebrauch des 5. bis 4. vorchristlichen Jahrhunderts. Hieraus ergibt sich gegenüber der bisherigen communis opinio und auch gegenüber Steel selbst insbesondere ein neues Verständnis des soeben schon erwähnten, für die Gesamtdeutung ausschlaggebenden Präpositionalausdrucks κατ᾽ ἀρχήν (501, 5). Im Folgenden zitieren wir zunächst den Wortlaut des Speusipp-Fragments in Wilhelms lateinischer Übersetzung82 und dann Steels Retroversion ins Griechische83 – unter Angabe der dazu von Concetta Luna in Luna / Segonds 2021 vorgeschlagenen Modifikationen;
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Vgl. Luna / Segonds 2021, 186 (französische Übersetzung und lateinischer Text) und 232 (modifizierte Wiedergabe von Steels griechischer Retroversion des Fragments). Wir zitieren den lateinischen Text des Speusipp-Fragments nach dem zweiten Band der Steelschen Gesamt-Edition von Wilhelms lateinischer Proklos-Übersetzung: Steel 1985, Seite 501, Zeilen 61–69. In dieser Edition sind die Zeilen unabhängig von den Seiten stets wieder von neuem von 1–100 durchgezählt. Wir zitieren Steels griechische Retroversion des Speusipp-Fragments nach Steel 2009, Seiten 289 und 291, und übernehmen dabei auch Steels Zeilenzählung, die auf den Seitenzahlen seiner Gesamt-Edition von Wilhelms lateinischer Übersetzung (1985) basiert, auf dieser Grundlage aber den jeweiligen Zeilenumbruch des griechischen Textes abbildet.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 27 schließlich dokumentieren wir unser Verständnis des Fragments mittels einer Übersetzung von Steels Retroversion ins Deutsche:84 hoc; et ut Speusippus |62| narrans tamquam placentia antiquis audi quid dicit: Le unum enim |63| melius ente putantes et a quo le ens et ab ea que secundum principium |64| habitudine ipsum liberauerunt; existimantes autem quod, si quis le unum |65| ipsum seorsum et solum meditatum sine aliis secundum se ipsum suadere, |66| nullum alterum elementum ipsi apponens, nichil utique fiet aliorum, |67| interminabilem dualitatem entium principium inducens. Quare testatur et |68| iste hanc esse antiquorum opinionem de uno, quod ultra ens sursumrap-|69| tum est, et quod post unum interminabilis dualitas. |501, 61|
Ταῦτα85 καλῶς86 ὁ Σπεύσιππος ἱστορῶν ὡς ἀρέσκοντα τοῖς |4| παλαιοῖς, ἄκουε τ ί φ η σ ι · 88 „ τ ὸ γ ὰ ρ ἓ ν κ ρ ε ῖ τ τ ο ν τ ο ῦ ὄ ν τ ο ς |5| ἡ γ ο ύ μ ε ν ο ι κ α ὶ ἀ φ ᾽ ο ὗ τ ὸ ὄ ν , κ α ὶ τ ῆ ς κ α τ ᾽ ἀ ρ χ ὴ ν 89 |6| σ χ έ σ ε ω ς α ὐ τ ὸ 90 ἀ π ή λ λ α ξ α ν · ὑ π ο λ α μ β ά ν ο ν τ ε ς δ ὲ |7| ὅ τ ι , ε ἴ τ ι ς τ ὸ ἓ ν |501, 3|
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Da wir aus dem einleitend genannten methodischen Grund natürlich nicht Wilhelms Latein, sondern Steels griechische Retroversion übersetzen, fügen wir unserer Übersetzung nur die Zeilenzahlen der Retroversion bei. An dieser Stelle steht bei Wilhelm ein hoc (bzw., mehrheitlich überliefert, hec) als Objekt zu dem im Text v o r a n g e h e n d e n , von uns hier nicht wiedergegebenen transitiven Partizip (substituens), dem im Griechischen z. B. das transitive Aoristpartizip ὑποστῆσαν entsprechen könnte. Strobel 2006, 101–103 hat nun vorgeschlagen, für das griechische Original ein intransitives Aoristpartizip (ὑποστάν) anzusetzen, wodurch das dem hoc / hec entsprechende griechische Demonstrativum – nach Strobel: pluralisches ταῦτα – für die Funktion eines Objekts zum folgenden narrans / ἱστορῶν frei wird. Steel 2009 hat Strobels Vorschlag unter Ersetzung des intr. Aoristpartizips durch ein intr. Perfektpartizip (statt ‚ὑποστάν. Ταῦτα‘ liest er ‚ὑφεστώς. Ταῦτα‘) übernommen; Luna kehrt zu Strobels Aoristpartizip zurück. Hier hat Wilhelm et ut, so dass für seine griechische Vorlage καὶ ὡς anzunehmen ist. Nachdem Strobel 2006, 101–103 die Athetese des ὡς vorgeschlagen hatte (Ταῦτα καὶ {ὡς} ὁ Σπεύσιππος), emendierte Steel das zu erschließende καὶ ὡς in der Retroversion zu καλῶς, was die in der Tat ganz leichte Verlesung von ursprünglichem ΚΑΛΩΣ zu ΚΑΙΩΣ voraussetzt. Luna kehrt zu Strobels καὶ {ὡς} zurück. Mit ἄκουε übersetzt Steel die im Codex Cusanus 186 (C) von der Hand des Johannes Andreas Bussius (Cc) supra lineam angebrachte Korrektur audi (statt des überlieferten audit); die Übernahme dieser Korrektur hat Strobel 2006, 102–104 vorgeschlagen. Anstelle von Steels φησι hatten Steel / Rumbach Wilhelms dicit mit λέγει wiedergegeben, was Luna vorzieht. Mit κατ᾽ ἀρχήν hatten bereits Klibansky / Labowsky secundum principium wiedergegeben; Luna zieht κατὰ τ ὴ ν ἀρχήν vor. Beides ist zwar für sich betrachtet legitim, da Wilhelm den bestimmten Artikel des Griechischen nicht immer umschreibt, sondern ihn auch einfach unübersetzt lassen kann. Doch ist dieser Eingriff aus unserer Sicht überflüssig, da die gut attische reine Zeitbestimmung κατ᾽ ἀρχήν (‚anfänglich‘) an unserer Stelle auch vom Gedanken gefordert ist. αὐτὸ] τοῦτο Isnardi Parente 1984, 298 f.
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α ὐ τ ὸ χ ω ρ ὶ ς κ α ὶ μ ό ν ο ν δ ι α ν ο ο ύ -|8| μ ε ν ο ς 91 ἄ ν ε υ τ ῶ ν ἄ λ λ ω ν κ α θ ᾽ α ὑ τ ὸ τ ι θ ε ί η , 92 μ η δ ὲ ν 93 |9| ἕ τ ε ρ ο ν σ τ ο ι χ ε ῖ ο ν α ὐ τ ῶ ι π ρ ο σ θ ε ί ς , ο ὐ δ ὲ ν ἂ ν |10| γ έ ν ο ι τ ο τ ῶ ν ἄ λ λ ω ν , τ ὴ ν ἀ ό ρ ι σ τ ο ν 94 δ υ ά δ α τ ῶ ν |11| ὄ ν τ ω ν ἀ ρ χ ὴ ν ε ἰ σ ή γ α γ ο ν . “ 95 ὥστε μαρτυρεῖ καὶ οὗτος |12| ταύτην εἶναι τὴν τῶν παλαιῶν δόξαν περὶ τοῦ ἑνός, ὅτι τοῦ |13| ὄντος ὑπερήρπασται καὶ ὅτι μετὰ τὸ ἓν ἡ ἀόριστος96 δυάς. Höre, mit welchen Worten Speusipp diese Positionen treffend als Lehrmeinungen der |4| Alten referiert: „ D a s i e d a s E i n e f ü r s t ä r k e r a l s d a s S e i e n d e |5| h i e l t e n u n d f ü r d a s j e n i g e , a u s d e m das Seiende entspringt, haben sie es [d. h. das Eine] auch a u s s e i n e m a n f ä n g l i c h e n |6| S t a t u s b e f r e i t . D o c h d a s i e a n n a h m e n , |7| d a s s d a n n , w e n n m a n s i c h d a s E i n e s e l b s t g e t r e n n t u n d e i n z e l n d ä c h -|8| t e , u n d e s m i t h i n o h n e d i e ü b r i g e n D i n g e f ü r s i c h s t e l l t e u n d i h m k e i n |9| z w e i t e s E l e m e n t h i n z u f ü g t e , w o h l k e i n e s |10| d e r ü b r i g e n D i n g e entstehen könnte, ‒ deshalb also haben sie die unbeg r e n z t e Z w e i h e i t e i n g e f ü h r t , u m m i t d e n |11| s e i e n d e n D i n g e n e i n e n A n f a n g z u m a c h e n . “ Demnach bezeugt auch dieser Autor, |12| dass dies die Lehrmeinung der Alten über das Eine ist: Dass es über das |13| Seiende hinausgetragen ist und dass nach dem Einen die unbegrenzte Zweiheit kommt. |501, 3|
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Steel schreibt in der Retroversion διανοούμενος anstelle des bei Wilhelm überlieferten meditatum, womit er anzeigt, dass er dieses meditatum für eine Verschreibung des aktivischen Partizips meditatus hält. Wilhelms hier überliefertes suadere zeigt an, dass in seiner griechischen Vorlage πείθειν stand, dieses aber haben bereits Klibansky / Labowsky 1953, 40 überzeugend als Verschreibung von ursprünglichem ΤΙΘΕΙΗ zu ΠΕΙΘΕΙΝ erklärt, was eine Verlesung von Τ als Π, die itazistische Wiedergabe von Ι durch ΕΙ und eine Verlesung von Η als Ν voraussetzt. Eine entsprechende Verwechslung in umgekehrter Richtung, von ΠΕΙΘ- zu ΤΙΘ-, liegt bei Ar. Metaph. A 2.982 a 19 vor, wo das korrekte πείθεσθαι im α-Zweig der Überlieferung bewahrt blieb, während es im β-Zweig zu τίθεσθαι verderbt wurde. Wilhelms an dieser Stelle innerhalb der Partizipialkonstruktion überliefertes nullum hatte man seit Klibansky / Labowsky sprachgemäß mit μηδέν wiedergegeben, Luna aber zieht merkwürdigerweise οὐδέν vor, obwohl die Partizipialkonstruktion eindeutig dem vorangehenden Kondizionalsatz untergeordnet ist und dessen Sinn erläutert: Wie die Kondizionalsätze mit μή verneint werden (Kühner / Gerth 1904, 184 [§ 510/4/b]), so auch die Partizipialkonstruktionen mit kondizionalem Sinn (Kühner / Gerth 1904, 198‒199 [§ 513/1 f.]). ἀόριστον wollte Tarán 1987, 234 streichen; vgl. schon Tarán 1981, 354 f. An dieser Stelle zeigt Wilhelms inducens, dass in seiner griechischen Vorlage ein (fehlerhaftes) Partizip stand ‒ Klibansky / Labowsky 1953, 40 dachten an εἰσαγαγών, Steel an εἰσάγον ‒, doch dem griechischen Original haben bereits Klibansky / Labowsky den korrekten Indikativ εἰσήγαγον vindiziert. Auch ἀόριστος wolle Tarán 1987, 234 streichen; vgl. wieder Tarán 1981, 354 f.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 29 2.3. Zur Erklärung des Fragments: Die Befreiung des Einen aus seinem anfänglichen Status In dem Fragment wird zunächst d a s E i n e (Zeile 501, 4 der griechischen Retroversion: τὸ ἕν) erwähnt, sodann, als ein z w e i t e s E l e m e n t (510, 9: ἕτερον στοιχεῖον), d i e u n b e g r e n z t e Z w e i h e i t (510, 10: ἀόριστος δυάς), mit deren Einführung die Unproduktivität des auf sich gestellten Einen behoben und ‚ein Anfang der seienden Dinge‘ gemacht werden sollte (510, 10 f.: τῶν ὄντων ἀρχή).97 Diese Zwei-Elementen-Lehre entspricht nach Burkert der Sache nach dem, was Aristoteles als Platonische Lehre von den beiden Elementen ‚das Eine‘ und ‚die unbegrenzte Zweiheit‘ präsentiert.98 Dagegen hat Leonardo Tarán eingewendet, dass im Fragment nicht nur berichtet werde, dass bestimmte Denker das Eine für stärker als das Seiende (510, 4: κρεῖττον τοῦ ὄντος) und für den Ursprung des Seienden hielten (510, 5: ἀφ᾽ οὗ τὸ ὄν), sondern auch, dass sie ‚es‘ (510, 6: αὐτό) a u s s e i n e r P r i n z i p i e n s t e l l u n g b e f r e i t h ä t t e n (510, 5 f.: καὶ τῆς κατ᾽ ἀρχὴν σχέσεως αὐτὸ ἀπήλλαξαν). Mit dieser B e f r e i u n g des Einen aus seiner Prinzipienstellung könne nun aber, so Tarán, unmöglich die Etablierung der von Aristoteles und anderen als Platonisch bezeugten Lehre gemeint sein, derzufolge das Eine als eines von zwei Elementen bzw. Prinzipien mit dem Großenund-Kleinen koordiniert sei. Vielmehr sei hier von einem transzendenten Einen die Rede, das noch ü b e r dem – jedenfalls nach dem Zeugnis des Aristoteles – von Platon gelehrten Elementen- bzw. Prinzipienpaare ‚das Eine‘ / ‚die unbegrenzte Zweiheit‘ stehe. Da die Einführung eines solchen transzendenten Einen aber erst neo-Pythagoreisch bzw. neuplatonisch sei, könne das Fragment in seiner vorliegenden Form nicht authentisch sein, sondern zeige, wie schon von Klibansky/Labowsky vermutet, Spuren einer Bearbeitung bzw. Verfälschung.99 Damit sei Burkert widerlegt. 97
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Der Begriff ἀρχή in 501, 11 kann nach dem gedanklichen Zusammenhang nicht etwa, in der Bedeutung ‚Prinzip‘, mit dem Begriff στοιχεῖον konkurrieren; er muss vielmehr einfach ‚Anfang‘ bedeuten. Das Richtige bei Schmitz 1985, 137 f.: „Mit dem Einen allein fängt nichts an; damit es nicht ganz steril bleibe, haben ihm die Alten nach Speusipp als zweites Element (Prinzip im Sinne des Aristoteles) die indefinite Zwei hinzugefügt, die ‚principium entium‘ oder ‚ἀρχὴ τῶν ὄντων‘ um ihrer Auslöserrolle willen heißt, weil erst durch ihren Hinzutritt zum Einen eine Folge stattfindet.“ Burkert 1962, 19 Anm. 33: „Ob der Terminus ἀόριστος δυάς auf Platon zurückgehe, konnte man bezweifeln […], bis er in dem neugefundenen Speusippfragment […] auftauchte: da Speusipp selbst dem ἕν als zweites Prinzip das πλῆθος entgegensetzte, jener Ausdruck also nicht von ihm stammt, muß er doch wohl Platon angehören.“ Schon Klibansky / Labowsky 1953, 86 hatten den überlieferten Wortlaut des Fragments auf eine neopythagoreische Bearbeitung durch Nikomachos von Gerasa zurückgeführt und dafür auf Proklos, In Tim. I 176 D (προηγεῖται γὰρ τὸ ἓν ἁπάσης ἐναντιώσεως, ὡς καὶ οἱ Πυθαγόρειοί φασιν) verwiesen, und auch Isnardi Parente hatte in ihrem ersten Interpretati-
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Taráns Deutung basiert auf zwei Voraussetzungen: Zum einen geht Tarán mit der bisherigen communis opinio ohne weiteres davon aus, dass der Ausdruck ab ea que s e c u n d u m p r i n c i p i u m habitudine ipsum liberauerunt (< τῆς κ α τ ᾽ ἀ ρ χ ὴ ν σχέσεως αὐτὸ ἀπήλλαξαν) bedeuten müsse ‚sie befreiten es von seinem Status a l s P r i n z i p ‘ .100 Zum andern liegt es in der Tat auf der Hand, dass das unbetonte Personalpronomen ‚es‘ (αὐτὸ < ipsum) auf das Eine zurückzubeziehen ist: Zwar ist das Eine nicht das buchstäblich zuletzt genannte Substantiv – das ist vielmehr τ ὸ ὄ ν (> le ens); wohl aber dient die gesamte vorangehende Partizipialkonstruktion (τὸ γὰρ ἓν κρεῖττον τοῦ ὄντος ἡγούμενοι καὶ ἀφ᾽ οὗ τὸ ὄν) der Charakterisierung des Einen (als dem Seienden überlegen und als sein Ursprung); deshalb liefert das Eine ‒ pace Isnardi Parente101 ‒ auch den natürlichen Bezugspunkt für das auf diese Partizipialkonstruktion folgende αὐτό. Verbindet man nun aber diese plausible Beziehung des Personalpronomens (αὐτὸ > ipsum) auf das Eine mit der für die bisherige communis opinio charakteristischen Annahme, dass ἀρχήν in dem Ausdruck κατ᾽ ἀρχήν (501, 5) soviel bedeutet wie ‚Prinzip‘ – dann muss der erste Satz des Fragments wohl oder übel besagen, dass die alten Denker aus der Bestimmung des Einen als Ursprung des Seienden die Konsequenz gezogen hätten, das Eine aus seinem Status als P r i n z i p ‚zu befreien‘. Diese Deutung des ersten Satzes aber führt auf offensichtlich absurde Konsequenzen, deren Absurdität auch keineswegs durch die inzwischen grassierende Hypothese gemindert wird, dass das Fragment nicht von Speusipp, sondern von einem viel späteren Platoniker stamme:
onsversuch (1980, 284) von einer Färbung des Fragments durch den monismo „trascendentistico neopitagorico“ gesprochen. 100 Klibansky / Labowsky 1953, 41: „and they delivered it even from the status o f a p r i n c i p l e . “ Merlan 1955, 147: „discharged it even from the function o f a p r i n c i p l e “ . Isnardi Parente 1980, 158: „resero questo libero dalla condizione propria d i u n p r i n c i p i o “ . Tarán 1987, 233: „delivered it even from the status o f a p r i n c i p l e “ . Halfwassen 1992, 282: „und sie haben es (sc. das Eine) sogar von der Bestimmung als P r i n z i p befreit“. Steel 2002, 471: „they delivered it even from the relation a p r i n c i p l e has“. Metry 2002, 139: „und sie haben es selbst [sogar] von der ihm gemässen P r i n z i p i e n f u n k t i o n befreit“. Luna in Luna / Segonds 2021, 186: „Ils l’ont délivré même de la relation d e p r i n cipe“. 101 Nach Isnardi Parente 1984, 297–299 wäre das, was nach 510, 5 f. aus seiner ‚Prinzipienstellung‘ entfernt wurde, nicht das Eine, sondern das Seiende. Demgemäß übersetzt sie S. 301 den Satz τὸ γὰρ ἓν κρεῖττον τοῦ ὄντος ἡγούμενοι καὶ ἀφ᾽ οὗ τὸ ὄν, καὶ τῆς κατ᾽ ἀρχὴν σχέσεως αὐτὸ [scil. τὸ ὂν] ἀπήλλαξαν· wie folgt: „ritenendo che l’uno sia superiore all’essere e causa dell’essere, essi liberarono questo [= l’essere] da ogni attitudine di principio.“ Doch das Thema der gesamten, vorangehenden Partizipialkonstruktion ist, wie gesagt, das Eine. Isnardi Parente ist sich der syntaktischen Schwäche ihrer Deutung wohl bewusst und schlägt deshalb vor, αὐτὸ zu τοῦτο zu emendieren, was aber den Bezug auf das Eine auch nicht zu blockieren vermöchte.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 31 a) Aus der einleitenden Partizipialkonstruktion (501, 4 f.), mit der doch allererst die A u f w e r t u n g des Einen gegenüber dem Seienden bzw. seine Emanzipation vom Seienden referiert wird, könnte nie und nimmer unmittelbar gefolgert werden, dass die alten Denker das Eine ‚aus seinem Status als Prinzip befreiten‘. Dem steht nämlich nicht etwa nur entgegen, dass als nächstliegende Konsequenz aus der Aufwertung des Einen gegenüber dem Seienden und aus der Erkenntnis seiner Ursprungsfunktion für das Seiende zunächst einmal die E i n s e t z u n g des Einen als Prinzip des Seienden zu erwarten wäre,102 oder dass das überseiende Eine auch im späteren Platonismus stets als P r i n z i p gegolten hat.103 Vielmehr liegt die durch solche Erwägungen bisher ungebührlich verdeckte Hauptschwierigkeit für die communis opinio einfach darin, dass das Eine aus seinem Status als Prinzip natürlich nur dann befreit werden konnte, wenn es sich zuvor in einem solchen Status befand. Eben diese Bedingung ist klarerweise nicht erfüllt: Insofern das Eine bis zu seiner soeben erst vorgenommenen Aufwertung als gegenüber dem Seienden geringerwertig galt bzw. noch nicht als dessen Ursprung erkannt war, konnte es jedenfalls bis zu dieser Aufwertung in keinem Sinne als Element bzw. Prinzip gelten, so dass aus seiner Aufwertung niemals die unmittelbare Konsequenz gezogen werden konnte, das Eine aus dem Status eines Prinzips zu ‚befreien‘. b) Der zweite Teil des Fragments (501, 6‒11), dem zufolge die Unproduktivität des auf sich gestellten Einen die Einführung der unbegrenzten 102 Diese Erwartung sucht Tarán 1987, 233 Anm. 22 dadurch zu neutralisieren, dass er zwischen der einleitend getroffenen Bestimmung des Einen als Ursprung des Seienden (510, 5: ἀφ᾽ οὗ τὸ ὄν) und der gleich darauf vermeintlich erwähnten Prinzipienstellung, aus der das Eine entfernt worden sei, eine Differenz installieren möchte, indem er ersteres auf die Vorstellung eines unverursachten, rein räumlich oder zeitlich zu denkenden ‚Hervorgehens‘ (πρόοδος) des Seienden aus dem Einen reduziert: „Cf. ‘et a quo (i.e. from the One) le ens.’ This probably implies that being comes from the One as a ‘procession’, for the One is said to be beyond being and not to be a principle ‘a quo’ = ἀφ᾽ οὗ or ἐξ οὗ, and designates order in a series.“ Zu dieser Volte hat Schmitz 1985, 136 das Nötige gesagt. 103 Proklos selbst will mit der Anführung des Speusipp-Zitats gerade die Ursachenfunktion des Einen für das Seiende illustrieren, vgl. die Retroversion bei Steel 2009, 289: εἰ δὲ τὸ ἓν πρότερον καὶ α ἴ τ ι ο ν τ ο ῦ ὄ ν τ ο ς αὐτὸ ἄρα κατὰ τὴν ἑαυτοῦ ὕπαρξιν οὐκ ἔστιν ὄν, ὑποστῆσαν τὸ ὄν, οὐδὲ μετέχει τοῦ ὄντος, ὅπερ ἦν τὸ ζητούμενον, bzw. Wilhelms Text bei Steel 1985, 500: Si autem le unum prius et c a u s a e n t i s , ipsum ergo secundum suam existentiam non est ens, substituens le ens, neque participat ente. Quod quidem erat quesitum. Auch Plotin apostrophiert in seiner Abhandlung Über das Gute bzw. Eine dieses Eine u. a. als ‚Prinzip des Seienden‘ (Enn. VI 9, 9 ἀρχὴ ὄντος), und nur unter dieser Voraussetzung hat er an der von Steel 2002, 473 Anm. 12 in echtheitskritischer Absicht ins Feld geführten Stelle Enn. VI 8, 8 die weitergehende Spekulation angestellt, dass der Gott angesichts seiner überragenden Erhabenheit nur in einer bestimmten Hinsicht ein Prinzip des Seienden sei, und in einer anderen Hinsicht nicht: τούτων γὰρ αὐτὸς ἀρχή· καίτοι ἄλλον τρόπον οὐκ ἀρχή.
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Zweiheit veranlasste, wird mit den einleitenden Worten ‚ d o c h da sie annahmen‘ (501, 6 ὑπολαμβάνοντες δ έ ) in einen Gegensatz zum ersten Teil gestellt, in dem nach der communis opinio von der Beendigung des Status des Einen als ‚Prinzip‘ die Rede sein müsste.104 In einem solchen Gegensatz aber könnte die Unproduktivität des Einen allenfalls zu seiner E i n s e t z u n g als Prinzip stehen, nicht hingegen zu der von der communis opinio angenommenen B e e n d i g u n g seines Status als ‚Prinzip‘, so dass in Wahrheit von jener Beendigung zuvor nicht die Rede gewesen sein kann. Unübertrefflich deutlich wurde dieses Dilemma schon an der Übersetzung des Fragments ins Englische bei Klibansky / Labowsky 1953, in der der störende Gegensatz schlankerhand durch ein Begründungsverhältnis ersetzt ist:105 Die Worte existimantes autem (Wilhelm 501, 64; in Steels Retroversion 501, 6: ὑπολαμβάνοντες δέ) werden sprachwidrig mit „For they held“ übersetzt, was Philip Merlan in seiner Rezension denn auch sogleich gerügt hat.106 c) Dem zweiten Teil des Fragments (501, 6‒11) zufolge wurde die unbegrenzte Zweiheit deshalb eingeführt, weil das auf sich gestellte Eine ohne Hinzufügung eines ‚ z w e i t e n Elements‘ (501, 9 ἕτερον στοιχεῖον) nichts hervorbringen kann. Daraus folgt, dass das einzige Eine, von dem hier überhaupt die Rede ist, als ‚ e r s t e s Element‘ gezählt wird, so dass dieses Eine und jene unbegrenzte Zweiheit als miteinander koordinierte Elemente betrachtet werden. Wie könnte dann aber das Eine zuvor aus seinem Status als ‚Prinzip‘ entfernt worden sein?107 d) Angenommen, nicht zugegeben, dass im ersten Teil des Fragments wirklich von der E n t f e r n u n g des Einen aus seinem Status als ‚Prinzip‘ die Rede wäre, dann könnte dieses Eine jedenfalls nicht mit Platons zweitem
104 Wir zitieren hier noch einmal unsere Übersetzung der Zeilen 501, 6–11 von Steels Retroversion: „Doch da sie annahmen, dass dann, wenn man sich das Eine selbst getrennt und einzeln dächte, und es mithin ohne die übrigen Dinge für sich stellte und ihm kein zweites Element hinzufügte, wohl keines der übrigen Dinge entstehen könnte, ‒ deshalb also haben sie die unbegrenzte Zweiheit eingeführt, um die Entstehung der seienden Dinge in Gang zu bringen.“ 105 Klibansky / Labowsky 1953, 41: „For they held that the One is higher than being and is the source of being; and they delivered it even from the status of a principle. F o r t h e y h e l d that given the One, in itself, conceived as separate and alone, without the other things, with no additional element, nothing else would come into existence. And so they introduced the indefinite duality as the principle of beings“ (Sperrung von uns). 106 Merlan 1955, 147 Anm. 2: „Should we render ›estimantes autem’ (p. 40, l. 2) by ›for they held’ (instead of ›but as they held,’ with a considerable difference for the chain of thought)?“ 107 Vgl. Isnardi Parente 1984, 301.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 33 Element, der unbegrenzten Zweiheit, koordiniert sein;108 d. h. es könnte sich dabei n i c h t um das erste Element der Platonischen Zwei-ElementenLehre handeln. Eben darauf stützte Tarán, wie wir sahen, seine Behauptung, dass es sich bei diesem Einen um ein transzendentes Eines handeln müsse, das dem Platonischen Elementenpaar Eins / Unbegrenzte Zweiheit noch übergeordnet wäre. Nun fand zwar der Akademiker Eudoros von Alexandria (letztes Drittel des 1. Jh. v. Chr. bzw. Anfang des 1. Jh. n. Chr.)109 bei den ‚Pythagoreern‘ seiner Zeit neben der dualistischen Elementenlehre auch eine monistische Prinzipienlehre vertreten, und er verband beides in der Weise, dass die ‚Pythagoreer‘ ü b e r das Elementenpaar (Eins/Unbegrenzte Zweiheit) noch ein erstes Eines als gemeinsamen Ursprung von allem stellen.110 Aber auch hierbei wird das erste Eine nicht etwa ‚aus seiner Prinzipienstellung entfernt‘, sondern vielmehr in einem noch stärkeren und umfassenderen Sinne zum Prinzip gemacht als die beiden ihm nachgeordneten Elemente Eins und unbegrenzte Zweiheit, nämlich zum Prinzip von Form und Materie zugleich.111 Dasselbe gilt insbesondere auch für diejenige Gestalt dieser zuerst von Eudoros bezeugten Lehre, die Proklos selbst zu seiner neuplatonischen Umdeutung des von ihm zitierten Speusipp-Fragments herangezogen hat.112 Aus diesem Grund war es äußerst riskant, dass Tarán jene neupythagoreische Lehre auch schon in dem Speusipp-Fragment selbst finden wollte (um damit dessen Echtheit zu unterminieren): In dem Fragment steht ja unter dem überseienden Einen gerade nicht noch einmal das vollständige Platonische Elementenpaar des Einen und der unbegrenzten Zweiheit, sondern
108 Tarán 1987, 233: „the fragment itself states the ancients held that the One is higher than Being, that it is the source of being, and that they ‘delivered it even from the status of a principle’ […] Hence, the fragment itself shows that the One cannot be the coordinate, even though superior, element that together with the Indefinite Dyad would produce all the other entities.“ 109 Moraux 1984, 509–527. 110 Eudoros bei Simplikios, In Phys. 181, 17–30 (mit Auslassungen) ≈ Eudoros Fr. 3–5 Mazzarelli ≈ Baltes 1996, Platonische Physik (im antiken Verständnis), Baustein 122.1, S. 174– 177 (Text und Übersetzung) und S. 473–477 (Kommentar): διό, φησί, καὶ κατ’ ἄλλον τρόπον ἀρχὴν ἔφασαν |18| εἶναι τῶν πάντων τὸ ἕν, ὡς ἂν καὶ τῆς ὕλης καὶ τῶν ὄντων πάντων ἐξ αὐτοῦ γεγενημένων. τοῦτο δὲ εἶναι καὶ τὸν ὑπεράνω θεόν […] ὥστε ὡς μὲν ἀρχὴ τὸ ἕν, ὡς δὲ στοιχεῖα τὸ ἓν καὶ ἡ ἀόριστος δυάς, ἀρχαὶ ἄμφω ἕν)α* ὄντα πάλιν. καὶ δῆλον ὅτι ἄλλο μέν ἐστιν ἓν ἡ ἀρχὴ τῶν πάντων, ἄλλο δὲ ἓν τὸ τῆι δυάδι ἀντικείμενον, ὃ καὶ μονάδα καλοῦσιν. Wir werden auf dieses Eudoros-Fragment unter Punkt 3.5.2 des vorliegenden Aufsatzes ausführlich zurückkommen. 111 Dies hat Isnardi Parente 1984, 302 mit vollem Recht betont. 112 Wir zitieren nochmals die von Proklos im Anschluss an das Speusipp-Zitat vorgetragene Interpretation (Steel 2009, 291): κἀνταῦθα τοίνυν ὁ Πλάτων τοῦτο δείκνυσι τὸ ἓν ἐπέκεινα τοῦ ὄντος καὶ τοῦ ἐν αὐτῶι ἑνὸς καὶ ὅλου τοῦ ἑνὸς ὄντος.
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Oliver Primavesi einzig und allein die unbegrenzte Zweiheit; diese aber könnte, auf sich allein gestellt, gar nichts bewirken und insbesondere nicht die Entstehung der seienden Dinge in Gang setzen.113 Eben deshalb sah sich Tarán denn auch zu einem außergewöhnlich gewaltsamen Eingriff in den Text des Fragments gezwungen: Seiner Deutung zuliebe musste er wohl oder übel die entscheidende, im Text z w e i m a l bezeugte differentia specifica der unbegrenzten Zweiheit, nämlich ‚unbegrenzt‘ (ἀόριστος), an beiden Stellen s t r e i c h e n , sowohl im Speusipp-Fragment selbst (501, 10), als auch in der Interpretation des Fragments durch Proklos (501, 13), so dass hier wie dort nicht mehr von einer ‚unbegrenzten Zweiheit‘ (ἡ ἀόριστος δυάς), d. h. von Platons zweitem Element die Rede wäre, sondern nurmehr von einer ‚Zweiheit‘ (ἡ δυάς). Diese von ihm im Text des Fragments hergestellte ‚Zweiheit‘ konnte Tarán dann als Platons vollständiges E l e m e n t e n p a a r (Eins u n d unbegrenzte Zweiheit) deuten.114
Nach dem Gesagten kann weder Taráns Bestreitung der Echtheit des Fragments überzeugen noch seine Streichung des entscheidenden Wortes ἀόριστος im Fragment (501, 10) und in dessen Deutung durch Proklos (501, 13). Beides beruht nämlich auf der Prämisse, dass der Ausdruck κατ᾽ ἀρχήν (501, 5) soviel bedeuten müsse wie ‚gemäß dem P r i n z i p ‘ , und eben diese Prämisse ist aus den drei von uns unter a) ‒ c) vorgetragenen Gründen mit einer konsistenten Deutung des Speusipp-Fragments schlechthin unvereinbar. Darüber hinaus muss diese Fehldeutung von κατ᾽ ἀρχήν als das πρῶτον ψεῦδος der bisherigen Forschung gelten, mit dessen Aufdeckung und Widerlegung sich auch noch weitere in der Forschung vertretene Positionen erübrigen. So wäre einerseits Jens Halfwassen ohne die selbstverständliche Übernahme der Fehldeutung schwerlich jemals zu dem Schluss gekommen, dass das Speusipp-Fragment, an dessen Echtheit er gar nicht zweifelte,115 bereits 113 Tarán 1987, 234: „In the Speusippean text, however, it is the Indefinite Dyad itself that is said to be the principle of beings; and yet the Indefinite Dyad, precisely because it is indefinite, cannot be a principle without an additional formal principle or element.“ 114 Tarán 1987, 234: „There is not enough evidence to solve this problem with certainty. I still believe, however, my suggestion likely that, both in the ‘Speusippean’ text itself and in the comment by Proclus which comes immediately afterwards we should excise the word ‘interminabilis’ (Indefinite).“ Dazu Metry 2002, 141: „Überdies verleiht die von Tarán vorgenommene Expungierung des angeblich interpolierten ‚interminabilis‘ seiner Interpretation nicht gerade grössere Glaubwürdigkeit“. 115 Halfwassen 1992, 282 Anm. 50 beruft sich darauf, dass Taráns Einwände gegen die Authentizität des Fragments u. a. von Isnardi Parente 1984 „bündig widerlegt“ worden seien. Doch geht er dabei sorglos darüber hinweg, dass das zentrale von Isnardi Parente 1984 gegen Tarán ins Feld geführte Argument, nämlich die vermeintliche Möglichkeit, das αὐτό (510, 6) auf das Seiende und nicht auf das Eine zu beziehen, von ihm selbst, Halfwassen, gar nicht geteilt wird. Ebensowenig lässt er sich davon irritieren, dass die Cherniss-Anhängerin Isnardi Parente das Speusipp-Fragment natürlich auch ihrerseits für unecht hielt.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 35 für den historischen Speusipp eine m e t a p h y s i s c h e Deutung des zweiten Teils des Platonischen Parmenides belege, wie sie später im Neuplatonismus vertreten wurde:116 Speusipp wurde ihm zum Neuplatoniker avant la lettre. Andererseits konnte sich Carlos Steel, da er die Fehldeutung von κατ᾽ ἀρχήν auch seinerseits nicht in Frage stellte, des Schlusses nicht erwehren, dass Halfwassens ‚neuplatonischer Speusipp‘ auf keine andere Weise aus der Welt zu schaffen sei als durch die Athetese des Fragments.117 Wenn aber der Präpositionalausdruck κατ᾽ ἀρχήν im gedanklichen Zusammenhang unserer Stelle (501, 5) in Wahrheit durchaus nicht ‚gemäß dem P r i n z i p ‘ bedeuten kann ‒ was bedeutet er dann? Bei der Beantwortung dieser Frage werden wir, wie bereits angekündigt, zunächst prüfen, welche Bedeutung dieser Ausdruck in der für Speusipp anzunehmenden Sprachform hat, d. h. im attischen Sprachgebrauch des 5. bis 4. vorchristlichen Jahrhunderts. Nur dann, wenn dies nicht zu einem sinnvollen Ergebnis führte, würde man nach unserer Überzeugung zu dem Versuch berechtigt sein, den Text versuchsweise als eine spätere Fälschung zu behandeln und ihn nach dem Sprachgebrauch späterer Jahrhunderte zu erklären. Eine Prüfung der im genannten Sinne einschlägigen Belege für κατ᾽ ἀρχήν führt auf zwei einfache Resultate: (a) Der singularische Ausdruck κατ᾽ ἀρχήν wird von attischen Autoren des 5.‒4. Jahrhunderts v. Chr. äußerst selten verwendet und insbesondere weit seltener als seine geläufige pluralische Entsprechung κατ᾽ ἀρχάς. (b) An den drei Stellen aber, an denen in unseren Ausgaben attischer Texte des 5.‒4. Jahrhunderts v. Chr. singularisches κατ᾽ ἀρχήν vorkommt, hat es die rein temporale Bedeutung ‚ a m A n f a n g ‘ , ‚ a n f ä n g l i c h ‘ . An zwei dieser Stellen, im Sophokleischen Philoktet und in der Aristotelischen Politik, ist κατ᾽ ἀρχήν nach den kritischen Apparaten unserer Ausgaben einhellig überliefert:
116 Halfwassen 1993, 367, bemerkt zum Speusipp-Fragment: „Denn dem überseienden Einen muß in seiner reinen Transzendenz auch die Bestimmung als Prinzip abgesprochen werden“. Nach Halfwassen 1992, 285 beweist das Zeugnis Speusipps in Verbindung mit der ersten Hypothesis des Dialogs Parmenides, dass das Eine selbst „rein als solches ohne jede Zweiheit angesetzt werden muß, als reine Transzendenz, aber dann auch nicht als Prinzip für Anderes.“ Szlezák 1997, 591 hält Halfwassens Argumentation in diesem Punkt einfach für zirkulär, weil er das Speusipp-Fragment von vornherein im neuplatonischen Sinne ausgelegt habe, doch in den von uns soeben zitierten Deutungen Halfwassens ist der Einfluss der Fehldeutung von κατ᾽ ἀρχήν mit Händen zu greifen. 117 Steel 2002, 469 f.
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(i) Sophokles Philoktet 245‒248118 NEOPTOLEMOS: ἐξ Ἰλίου τοι δὴ τανῦν γε ναυστολῶ. PHILOKTET: πῶς εἶπας; οὐ γὰρ δὴ σύ γ’ ἦσθα ναυβάτης ἡμῖν κ α τ ’ ἀ ρ χ ὴ ν τοῦ πρὸς Ἴλιον στόλου. NEOPTOLEMOS: ἦ γὰρ μετέσχες καὶ σὺ τοῦδε τοῦ πόνου; N.: PH.: N.:
Von Ilion her bin ich jetzt auf der Fahrt. Was sagt du da? Du warst doch nicht an Bord mit uns z u A n f a n g 119 bei dem Zug nach Troja? Nahmst denn auch Du an dieser Mühsal teil?
(ii) Aristoteles, Politik IV 8, 1293 b 22–27120 [b 22] λοιπὸν δ’ ἐστὶν ἡμῖν περί τε τῆς ὀνομαζομένης πολιτείας [b 23] εἰπεῖν καὶ περὶ τυραννίδος. ἐτάξαμεν δ᾽ οὕτως οὐκ οὖσαν οὔτε [b 24] ταύτην παρέκβασιν οὔτε τὰς ἄρτι ῥηθείσας ἀριστοκρατίας, ὅτι [b 25] τὸ μέν ἀληθὲς πᾶσαι διημαρτήκασι τῆς ὀρθοτάτης πολι-[b 26] τείας, ἔπειτα καταριθμοῦνται μετὰ τούτων, εἰσί τ’ αὐτῶν [b 27] αὗται παρεκβάσεις, ὥσπερ ἐ ν τ ο ῖ ς κ α τ ’ ἀ ρ χ ὴ ν εἴπομεν. Es steht noch aus, über die sogenannte Politie zu sprechen und über Tyrannis. Wir haben sie [die Politie], obwohl sie ebensowenig wie die gerade genannten Aristokratien eine Entartung darstellt, dennoch hier eingeordnet, weil a) in Wahrheit auch sie die richtigste Verfassung sämtlich verfehlen, weil b) sie demgemäß von uns gemeinsam mit jenen Entartungen [nämlich Demokratie und Oligarchie] aufgeführt werden, und weil c) es sich bei jenen um ihre Entartungen handelt, wie wir i n u n s e r e n a n f ä n g l i c h e n E r ö r t e r u n g e n dargelegt haben. (iii) (Ps.-)Aristoteles [Mech.] 3.850 a 30–33:121 [850 a 30] Διὰ τί κινοῦσι μεγάλα βάρη μικραὶ δυνάμεις τῶι μο-[a 31]χλῶι, ὥσπερ ἐλέχθη καὶ κ α τ ’ ἀ ρ χ ά ς , προσλαβόντι βάρος [a 32] ἔτι τὸ τοῦ μοχλοῦ; ῥᾶιον δὲ τὸ ἔλαττόν ἐστι κινῆσαι βάρος, [a 33] ἔλαττον δέ ἐστιν ἄνευ τοῦ μοχλοῦ. 31 ἀρχὰς α(L[αὐχὰς Ha]) β(P) γ(WaV1V2) : ἀρχὴν Thomæus > Aldina > V3
118 Text: Lloyd-Jones / Wilson 1990, 305, Übersetzung: Wolfgang Schadewaldt in Schadewaldt / Flashar 1999, 22. 119 Über die syntaktische Funktion von κατ᾽ ἀρχήν vgl. Jebb 1898, 49 zu Vers 246 f.: „The order of the words almost compels us to join κατ’ ἀρχὴν τοῦ … στόλου: cp. Plat. Legg. 664 E κατ᾽ ἀρχὰς τῶν λόγων. Then ἦσθα ναυβάτης (cp. 1027) ἡμῖν (dat. of interest) = ‘sailedst in our fleet.’ But it would also be possible to join ναυβάτης with τοῦ στόλου (partitive gen., cp. 73), taking κατ’ ἀρχήν as = ‘originally’.“ 120 Text: Dreizehnter 1970, 105; Übersetzung: Eckart Schütrumpf in Schütrumpf / Gehrke 1996, 25 (modifiziert); zur Deutung vgl. ebd. 331–333. 121 Die Lesarten der nach van Leeuwen 2016 unabhängigen α-Abkömmlinge Marcianus gr. 214 (Ha: αὐχὰς) und Vat. gr. 253 (L: ἀρχὰς) haben wir Bottecchia 1982, 44 entnommen. Als
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 37 Wie kommt es, dass geringe Kräfte große Massen mittels eines Hebels bewegen können ‒ w i e a u c h a m A n f a n g g e s a g t w u r d e ‒, wenn man noch das Eigengewicht des Hebels hinzunimmt? Denn das geringere Gewicht ist ja offenkundig leichter zu bewegen, und das Gewicht ohne Hebel ist in der Tat geringer. Wie man sieht, liegt in (iii) ein bloßer Scheinbeleg vor: Zwar hat sich das von der Aldina (Bd. IV, 1497) gelesene singularische κατ᾽ ἀρχήν auch in den Ausgaben von Bekker 1831 und Bottecchia 1982 im Text gehalten, doch ohne handschriftliche Grundlage,122 da alle drei Hyparchetypi α, β und γ, aus deren Lesungen nach van Leeuwen 2016123 der Archetypus zu erschließen ist, das pluralische κατ’ ἀρχὰς boten. Demgegenüber handelt es sich bei der Lesung κατ᾽ ἀρχὴν um eine Konjektur des Thomæus (Niccolò Leonico Tomeo: 1456–1531)124 in dem von ihm geschriebenen Codex Bernensis 402 (Be),125 aus dem sie in die Aldina126
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unabhängigen β-Nachfahren haben wir den Vat. gr. 1339 (P) überprüft und auf f. 284v über dem χ von ἀρχ- die Abkürzung für -ὰς gefunden (vgl. Zereteli 1896, Tab. 4), nicht die für -ὴν (vgl. ebd., Tab. 10). Von den unabhängigen γ-Nachfahren haben wir den Vat. Urbinas gr. 44 (Wa) überprüft: Auf f. 71r steht ἀρχὰς; dieselbe Lesart hat Christina Prapa auch in zwei weiteren unabhängigen γ-Nachfahren ermittelt: Vat. gr. 905 (V1: f. 39v) und Vat. gr. 2231 (V2: f. 276v). Bekker, der seinen Text der Mechanica auf dem Vaticanus gr. 1339 (P) und dem Vaticanus Urbinas gr. 44 (Wa) als ständigen Zeugen aufbaut, gibt im (negativen) Apparat zu κατ᾽ ἀρχήν als abweichende Lesart des Urbinas Wa κατ᾽ ἀρχάς an. Dies lässt für den Vaticanus P κατ᾽ ἀρχήν erwarten, doch in Wahrheit liest P, wie wir sahen, ebenfalls κατ᾽ ἀρχὰς. In dieselbe Richtung weist Bottecchias Apparat zu unserer Stelle 850 a 31 ‒ „ἀρχήν] αὐχάς Marc. Ha, ἀρχάς cett.“ ‒, auf den aber wegen seiner Inkonsistenz nicht viel zu geben ist: Wenn die cett. (= ceteri, d. h. alle nicht gesondert angeführten Handschriften) tatsächlich ausnahmlos ἀρχάς hätten, dann wäre die vor der eckigen Klammer vermerkte Aldina-Lesart ἀρχήν gar nicht überliefert und müsste als Konjektur der Aldina gekennzeichnet werden. Van Leeuwen 2016, 68. Durch ihr Stemma ist dasjenige von Bottecchia 1982, 88 f. überholt, zumal van Leeuwen die Korrekturen berücksichtigen konnte, die bereits Sicherl 1997, 95– 97 an Bottecchias Stemma vorgenommen hatte. Vgl. zu ihm auch Andrist 2007, 88 mit Anm. 109. Diese Handschrift, ein Nachfahre des des β-Codex Vaticanus P, ist von Andrist 2007, 188– 196 beschrieben worden. Auf f. 102v sub fin. dieser Handschrift haben wir die Lesung κατ’ ἀρχὴν ermittelt. Nach der gesonderten Foliierung der Mechanica findet sich unsere Stelle auf f. 3v, dort steht κατ’ ἀρχὴν. Als Hauptvorlage des Aldina-Textes der Mechanica hat Sicherl 1997, 94–98 den Bernensis identifiziert. Zwar wurde nach Sicherl 1997, 85 f. daneben auch der Codex Mutinensis gr. 76 herangezogen, der die Mechanica in der Paraphrase des Pachymeres enthält, doch aus dem Mutinensis kann das κατ᾽ ἀρχήν der Aldina nicht stammen, da Pachymeres in seiner sonst ungewöhnlich textnahen Paraphrase den von Aristoteles in 850 a 31 eingeschobenen Nebensatz ὥσπερ ἐλέχθη καὶ κατ’ ἀρχάς ausgelassen hat, wie Christina Prapa bei der Überprüfung seines Autographs (Codex Hamilton 512 = Berolinensis gr. 496) auf f. 227r (erste Zeile) festgestellt hat.
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und aus dieser schließlich in den Vaticanus Barberinianus gr. 22 (V3) gelangte.127 Nach dem Gesagten ist die Frage nach der Bedeutung, die der von Klibansky / Labowsky 1953 wie von Steel 2009 im Speusipp-Fragment hergestellte singularische Präpositionalausdruck κατ᾽ ἀρχήν im Attischen zu Lebzeiten Speusipps (ca. 410‒339/338 v. Chr.) hatte, allein aufgrund des Sophokleischen Philoktet (aufgeführt 409 v. Chr.) und der Politik des Aristoteles (384–322 v. Chr.) zu beantworten: Als für diese Zeit bezeugt kann nur die rein temporale Bedeutung ‚ a m A n f a n g ‘ , ‚ a n f ä n g l i c h ‘ gelten. Angesichts dieser Tatsache würde die Hartnäckigkeit, mit der man die im Speusipp-Zitat (501, 5 f.) erwähnte κατ᾽ ἀρχὴν σχέσις in der bisherigen Forschung von Anfang an und nahezu konstant auf einen Status als P r i n z i p festgelegt hat, einigermaßen unbegreiflich sein ‒ wenn man nicht den unreflektierten Einfluss von Wilhelms ‚secundum principium‘ in Rechnung zu stellen hätte. Doch sobald man die einzige für singularisches κατ᾽ ἀρχήν im Attischen des 5.‒4. Jahrhunderts v. Chr. bezeugte Bedeutung (‚am Anfang‘) mit der bereits dokumentierten Aporie zusammennimmt, in die das i n h a l t l i c h e Verständnis des Speusipp-Zitats durch die Fehlübersetzung von κατ᾽ ἀρχήν (‚gemäß dem Prinzip‘) geraten ist, führt kein Weg mehr an unserer Neuübersetzung dieses Satzes vorbei, die darum noch einmal angeführt sei (501, 4–6): τὸ γὰρ ἓν κρεῖττον τοῦ ὄντος ἡγούμενοι καὶ ἀφ᾽ οὗ τὸ ὄν, καὶ τῆς κατ᾽ ἀρχὴν σχέσεως αὐτὸ ἀπήλλαξαν. Da sie das Eine für stärker als das Seiende hielten und für dasjenige, aus dem das Seiende entspringt, haben sie es (scil. das Eine) auch aus seinem a n f ä n g l i c h e n Status befreit. Über die Frage aber, worum es sich bei dem ‚anfänglichen Status des Einen‘ handeln könnte, aus dem es im Zuge seiner Erhebung zum ersten Element ‚befreit‘ wurde – über diese Frage müssen wir uns gerade im Kontext eines Kommentars zum Platonischen Dialog Parmenides nicht lange den Kopf zerbrechen: Es kann sich nur um den abhängigen Status des Einen als eines der charakteristischen Attribute (‚Wahrzeichen‘) des Alls bzw. des Seienden im Ganzen handeln, wie er ‒ philosophiegeschichtlich gesehen i n d e r A n f a n g s p h a s e der Reflexion über das Eine ‒ vom historischen Parmenides gelehrt und im Einleitungsgespräch des Platonischen Parmenides von ‚Sokrates‘ zitiert worden ist:
127 Auf f. 7r des Barberinianus V3, den Sicherl 1997, 95 f. gegen Bottecchia nicht als Vorlage, sondern als Abschrift der Aldina bestimmt hat, haben wir die Lesung κατ’ ἀρχὴν ermittelt.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 39 (iv) Platon, Parmenides 128 a 4–b 3128 Μανθάνω, εἰπεῖν τὸν Σωκράτη, ὦ Παρμενίδη, ὅτι Ζήνων ὅδε οὐ μόνον τῆι ἄλληι σοι129 φιλίαι βούλεται ὠικειῶσθαι, ἀλλὰ καὶ τῶι συγγράμματι. ταὐτὸν γὰρ γέγραφε τρόπον τινὰ ὅπερ σύ, μεταβάλλων δὲ ἡμᾶς πειρᾶται ἐξαπατᾶν ὡς ἕτερόν τι λέγων. σ ὺ μ ὲ ν γ ὰ ρ ἐ ν τ ο ῖ ς π ο ι ή μ α σ ι ν ἓ ν φ ὴ ι ς ε ἶ ν α ι τ ὸ π ᾶ ν καὶ τούτων τεκμήρια παρέχηι καλῶς τε καὶ εὖ· ὅδε δὲ αὖ οὐ πολλά φησιν εἶναι, τεκμήρια δὲ καὶ αὐτὸς πάμπολλα καὶ παμμεγέθη παρέχεται. Ich merke wohl, habe da Sokrates zu Parmenides gesagt, dass Zenon dir nicht nur durch eure sonstige Freundschaft verbunden sein will, sondern besonders auch durch diese Schrift. Denn er hat darin gewissermaßen dasselbe behauptet wie du, doch indem er der Sache eine andere Wendung gibt, versucht er uns zu täuschen, als sagte er damit etwas anderes. Du nämlich behauptest in deinem Gedicht, das All sei E i n s , und bringst dafür schöne und treffende Belege bei. Dieser aber sagt, das Viele sei nicht, und bringt auch seinerseits dafür eine Fülle kräftiger Belege bei. Sokrates bezieht sich hier auf folgende Stelle des Parmenideischen Lehrgedichts: (v) Parmenides B 8, 1–6 Diels130 μοῦνος δ᾽ ἔτι μῦθος ὁδοῖο λείπεται ὡς ἔστιν· ταύτηι δ᾽ ἐπὶ σήματ᾽ ἔασι πολλὰ μάλ᾽, ὡς ἀγένητον ἐὸν καὶ ἀνώλεθρόν ἐστιν, οὖλον, μοῦνογενές τε καὶ ἀτρεμὲς ἠδ᾽ ἀτέλεστον· οὐδέ ποτ᾽ ἦν οὐδ᾽ ἔσται, ἐπεὶ νῦν ἔστιν ὁμοῦ πᾶν, ἕ ν , συνεχές· Einzig also noch übrig bleibt die Beschreibung des Weges, dass es ist. Auf diesem Weg gibt es sehr viele Zeichen: dass Seiendes nicht hervorgebracht und unzerstörbar ist, ein heiles, einzigartig, unerschütterlich und ohne Ende; weder war es, noch wird es einmal sein, da es jetzt in seiner Ganzheit beisammen ist, e i n s , zusammengeschlossen. Demnach hat Speusipp in dem von Proklos zitierten Textabschnitt berichtet, dass bestimmte Denker das Eine zum ersten Element des Seienden erhoben und es damit aus dem Status als bloßes Attribut des Seienden befreit haben,
128 Text: Burnet 1901 (modifiziert); Übersetzung: Apelt 1919, 53 (modifiziert). 129 σοι Heindorf : σου die Überlieferung. 130 Text: Diels 1901, 65; Übersetzung: Jaap Mansfeld, in: Mansfeld / Primavesi 2021, 325 (modifiziert). Zu dieser Stelle des Lehrgedichts bemerkt Coxon 1986, 196 mit Recht: „This is the only place in his argument about Being where P. uses the word ‘one’.“
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der dem Einen a m A n f a n g des Nachdenkens über das Eine (nämlich vom historischen Parmenides) zunächst zugewiesen worden war. Die Entstehung der seienden Dinge selbst aber konnten diese Denker nur in der Weise in Gang bringen, dass sie dem Einen noch ein zweites Element, nämlich die unbestimmte Zweiheit, hinzufügten. Das von uns mit ‚Status‘ übersetzte Wort σχέσις bezieht sich bei Speusipp nur der Sache nach auf eine ‚Relation‘, nämlich auf die (von Parmenides angenommene) Relation des Einen zum Seienden, aus der die Pythagoreer bzw. Platon das Eine befreit haben. Hingegen kann an unserer Stelle keine Rede davon sein, dass σχέσις den Begriff der ‚Relation‘ auch schon d e n o t i e r t e , wie es dies im späteren Griechisch tun wird. Im Gegenteil: Speusipps Verwendung von σχέσις im Sinne von ‚Status‘ ist noch ganz nahe dem ältestbezeugten attischen Sprachgebrauch bei Aischylos, wo σχέσις den Wa r t u n g s z u s t a n d einer militärischen Ausrüstung bezeichnet.131 Der Übergang zur Bedeutung ‚Relation‘ kündigt sich an in Exzerpten bzw. Zitaten aus Eudoxos v. Knidos und Aristoteles, in denen σχέσις durch einen Präpositionalausdruck mit πρός näher bestimmt wird, um auf ein räumliches bzw. begriffliches Verhältnis zu verweisen: In dem großen Simplikianischen Exzerpt aus dem Werk Περὶ ταχῶν des Eudoxos von Knidos werden die verschiedenen Stellungen, die ein Planet bezüglich der Sonne einnehmen kann, als πρὸς ἥλιον σ χ έ σ ε ι ς bezeichnet,132 und in Alexanders Auszug aus Aristoteles’ Περὶ ἰδεῶν wird ausdrücklich festgestellt, ‚dass die Relativa ihr Sein darin haben, wie sie zueinander stehen‘ (τὰ δὲ πρός τι ἐν τῆι πρὸς ἄλληλα σ χ έ σ ε ι τὸ εἶναι ἔχειν):133 Wenn dies nicht pleonastisch sein soll, kann σχέσις hier noch nicht dasselbe denotieren wie πρός τι, gerade weil es zur umgangssprachlichen Umschreibung eben dieses Begriffes verwendet wird. Theophrast scheint der Denotation des Begriff der ‚Relation‘ mittels des Wortes σχέσις schon näher gekommen zu sein, wenn er, an einer von Priskian von Lydien offenbar wörtlich zitierten Stelle seiner Abhandlung über die Seele, der Mischung verschiedener Bestandteile (μῖξις) die zwischen ihnen bestehende Relation (σχέσις) gegenüberstellt:134 πῶς οὖν ὁ λόγος τῆς αἰσθήσεως αἴτιος; ὁ γὰρ λόγος ἐν τῆι τῶν πλειόνων μ ί ξ ε ι καὶ ἐν τῆι πρὸς ἄλληλα σ χ έ σ ε ι .
131 Aischylos Septem 507 f.: οὔτ᾽ εἶδος οὔτε θυμὸν οὐδ᾽ ὅπλων σχέσιν / μωμητός (Hyperbios ist ‚weder hinsichtlich seiner Gestalt, noch seines Kampfgeistes noch des Zustandes seiner Rüstung zu tadeln‘). Ähnlich Platon Timaios 24 b. 132 Eudoxos F 124 Lasserre (1966, 72, 3 f. = Simpl. in Cael. 496, 3 Heiberg). 133 Aristoteles Περὶ ἰδεῶν Harlfinger (1975, 28 = Al. in Metaph. 83, 25 f. Hayduck). 134 Theophrast fr. 282 § 45 Fortenbaugh et al. (1992, II 28, 30 f. = Prisciani Lydi Metaphrasis in Theophrastum, Supplementum Aristotelicum I 2, 21, 4–6 Bywater).
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 41 In welcher Weise liegt im Zahlenverhältnis (logos) die Ursache der Sinneswahrnehmung? Denn das Zahlenverhältnis beruht hier ja auf der Mischung verschiedener Bestandteile und auf ihrer R e l a t i o n zueinander. Speusipp selbst kann schon deshalb nicht als Vertreter der Lehre gelten, die er an der von Proklos zitierten Stelle referiert, weil er zwar einerseits, nach Aristoteles, das Eine selbst (τὸ ἓν αὐτό) gleichfalls nicht als etwas Seiendes betrachtet hat,135 doch andererseits als zweites Element ‒ anstelle der in unserem Fragment erwähnten ἀόριστος δυάς ‒ das πλῆθος eingeführt hat.136 Vielmehr entsprechen die beiden Elemente (στοιχεῖα) des Seienden, nämlich die Eins und die unbestimmte Zweiheit, klarerweise den beiden Elementen, deren Einführung Aristoteles in Metaph. A 6 für Platon bezeugt; denn es kann kein vernünftiger Zweifel daran bestehen, dass die dort als spezifisch Platonisches Äquivalent des Pythagoreischen Unbegrenzten (ἄπειρον) charakterisierte Zweiheit 137 mit der von Aristoteles in Metaph. M‒N als zweites Element der Zahl erwähnten unbestimmten Zweiheit (ἀόριστος δυάς) identisch ist.138 Mehr noch: Auch die Abkehr von der Parmenideischen Bindung des Einen an das Seiende, aus der nach Speusipp ‒ gemäß unserer Deutung ‒ die von ihm referierte Einführung eines überseienden Einen erwachsen ist, darf der Sache nach wohl als Platonisch gelten. Sie entspricht nämlich dem Verhältnis, in dem die überseiende Stellung des Guten im Sonnengleichnis des VI. Buchs der Platonischen Politeia (ἐπέκεινα τῆς οὐσίας)139 zum Eleatismus steht ‒ sofern denn in diesem berühmten Gleichnis, nach Hans Joachim Krämers Deutung, mit dem überseienden Guten (τὸ ἀγαθόν) das Eine als erstes Element der Platonischen Zwei-Elementen-Lehre gemeint ist, dessen überseiende Stellung aus Platons Auseinandersetzung mit dem Eleatismus hervorgegangen sei:140 Bei Zenon war das Seiende Eines, die vielen Dinge dagegen nichtseiend. Bei Platon sind umgekehrt die vielen Dinge, und das Seiende ist nicht 135 Speusipp Fr. 34 e Lang = Fr. 68 Isnardi Parente = Fr. 43 Tarán. 136 Speusipp Fr. 35 a Lang = Fr. 64 Isnardi Parente = Fr. 45a Tarán; vgl. Tarán 1981, 33 und 38 ff. Vgl. Burkert 1962, 56: „Speusipp legt nicht sein eigenes System dar, in dem die ἀόριστος δυάς durch den Begriff des πλῆθος ersetzt ist und auch sonst Modifikationen durchgeführt sind“. 137 Metaph. A 6.987 b 25 f.: τὸ δὲ ἀντὶ τοῦ ἀπείρου ὡς ἑνὸς δυάδα ποιῆσαι {…}, τοῦτ’ ἴδιον. 138 Vgl. insbesondere Metaph. M 7.1081 a 14‒16: ὁ γὰρ ἀριθμός ἐστιν ἐκ τοῦ ἑνὸς καὶ τῆς δυάδος τῆς ἀορίστου, καὶ αἱ ἀρχαὶ καὶ τὰ στοιχεῖα λέγονται τοῦ ἀριθμοῦ εἶναι. 139 Platon Politeia ϛ, 509 b 1–9 (p. 255 Slings): Τὸν ἥλιον τοῖς ὁρωμένοις οὐ μόνον, οἶμαι, τὴν τοῦ ὁρᾶσθαι δύναμιν παρέχειν φήσεις, ἀλλὰ καὶ τὴν γένεσιν καὶ αὔξην καὶ τροφήν, οὐ γένεσιν αὐτὸν ὄντα. — Πῶς γάρ; — Καὶ τοῖς γιγνωσκομένοις τοίνυν μὴ μόνον τὸ γιγνώσκεσθαι φάναι ὑπὸ τοῦ ἀγαθοῦ παρεῖναι, ἀλλὰ καὶ τὸ εἶναί τε καὶ τὴν οὐσίαν ὑπ᾽ ἐκεῖνου αὐτοῖς προσεῖναι, οὐκ οὐσίας ὄντος τοῦ ἀγαθοῦ, ἀλλ᾽ ἔτι ἐπέκεινα τῆς οὐσίας πρεσβείαι καὶ δυνάμει ὑπερέχοντος. 140 Krämer 1969, 10 (= 130).
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mehr Eines, sondern Vieles […] Der Gegensatz zwischen ἕν und πολλά bleibt jedoch bei Platon nach wie vor bestehen. Da aber die πολλά jetzt ὄντα geworden sind, tritt das ἕ ν zwangsläufig auch in Gegenstellung zu den ὄ ν τ α . Das ἕν ist daher kein ὄν mehr, sondern eher ein Nichtseiendes. Da aber die πολλά = ὄντα am ἕν teilhaben und vermöge dieser Teilhabe überhaupt erst sein können, erscheint das ἕν nicht nur als Nichtseiendes sondern eher als Überseiendes.
2.4. Das Speusipp-Fragment als doxographisches Zeugnis Bei der vorgetragenen Interpretation des Speusipp-Fragments blieb noch die Frage offen, warum in diesem Fragment nicht von Platon, sondern, im Plural, von mehreren Denkern die Rede ist. Aufschluss hierüber versprechen die beiden Sätze, mit denen Proklos sein Speusipp-Zitat einführt bzw. resümiert (501, 3 f. und 11‒13): Ταῦτα καλῶς ὁ Σπεύσιππος ἱστορῶν ὡς ἀρέσκοντα τοῖς |4| παλαιοῖς, ἄκουε τί φησι· [τὸ γὰρ ἓν―εἰσήγαγον.] ὥστε μαρτυρεῖ καὶ οὗτος |12| ταύτην εἶναι τὴν τῶν παλαιῶν δόξαν περὶ τοῦ ἑνός, ὅτι τοῦ |13| ὄντος ὑπερήρπασται καὶ ὅτι μετὰ τὸ ἓν ἡ ἀόριστος δυάς. |501, 3|
Höre, mit welchen Worten Speusipp diese Positionen treffend als Lehrmeinungen der Alten referiert: [ZITAT]. Demnach bezeugt auch dieser Autor, dass dies die Lehrmeinung der Alten über das Eine ist: dass es über das Seiende hinaus getragen ist und dass nach dem Einen die unbegrenzte Zweiheit kommt. Bei der Interpretation dieser Sätze sehen wir von den vermeintlichen Deutungsproblemen, die sich in der Forschungsgeschichte auch hier aus der – im vorigen Abschnitt widerlegten – Fehldeutung der im Fragment referierten Position ergeben haben, von vornherein ab. Vielmehr setzen wir unser Ergebnis, dem zufolge im Fragment von der Einführung der Platonischen ZweiElementen-Lehre als Antwort auf die (Parmenideische) Lehre von einer bloßen Attributsfunktion des Einen die Rede ist, bereits voraus. Die zitierten Sätze des Proklos lassen keinen Zweifel daran, dass er das Speusipp-Fragment als w ö r t l i c h e s Z i t a t einführt (501, 4 ἄκουε τί φησι) und dass er sein Zitat, einleitend wie abschließend, als eine von Speusipp r e f e r i e r t e ‚Lehrmeinung der Alten‘ präsentiert. Dieser d o x o g r a p h i s c h e Charakter der zitierten Speusipp-Stelle ergibt sich aus drei sprachlichen Indizien, die in Steels Retroversion plastisch hervortreten:
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 43 – Die von Proklos für den Sprechakt des Speusipp verwendeten Verben ἱστορεῖν (narrare) und μαρτυρεῖν (testari) bezeichnen nicht das ‚Formulieren einer eigenen Position‘, sondern das ‚Berichten‘ bzw. ‚Bezeugen‘; – den Inhalt des Berichteten charakterisiert Proklos mittels der eindeutig d o x o g r a p h i s c h e n Termini ἀρέσκοντα (placentia) und δόξα (opinio) als ‚Lehrmeinung Dritter‘; – die von Proklos einleitend zur Einführung des Partizips ἀρέσκοντα (placentia) gewählte Konstruktion mit ὡς stellt ebenso wie die abschließende Infinitivkonstruktion141 außer Zweifel, dass Proklos die Charakterisierung des Zitatinhalts als ‚Lehrmeinung der Alten‘ nicht in eigenem Namen vorträgt, sondern als a u s d e m S i n n e d e s S p e u s i p p o s gesprochen. Die Tatsache aber, dass Speusipp (ca. 410‒340/339 v. Chr.) die Platonische Zwei-Elementen-Lehre, nach dem Bericht des Proklos, als eine Lehrmeinung d e r A l t e n vorgestellt hat und nicht als eine Lehrmeinung seines Oheims Platon (428/427‒348/347 v. Chr.), den er ja nur um acht Jahre überlebte, hat schon Walter Burkert, wie erwähnt, als Rückprojektion der Platonischen Elementenlehre auf d i e ä l t e r e n P y t h a g o r e e r erklärt.142 Burkerts Erklärung lässt sich jetzt, gegen den von Steel dagegen erhobenen Einspruch,143 zur Gewissheit erheben. Denn gerade die Befreiung des Einen aus seiner anfänglichen Stellung als bloßes Attribut des Seienden, die den K e r n p u n k t unserer Neudeutung des Speusipp-Fragments darstellt, geht auch nach Aristoteles (Metaph. A 6) auf die Pythagoreer zurück: Aristoteles stellt fest, dass Platon hinsichtlich der Einstufung des Einen als selbstän-
141 Steel 2009, 291 (501, 3): ταύτην εἶναι τὴν τῶν παλαιῶν δόξαν περὶ τοῦ ἑνός (= Steel 1985, 501, 68: hanc esse antiquorum opinionem de uno). 142 Vgl. hierzu im Allgemeinen Burkert 1962, 46–73, speziell zu unserer Stelle ebd., 56 f.: „er kann aber auch Platon, den er nur um acht Jahre überlebte, nicht als οἱ παλαιοί bezeichnen, ganz abgesehen von der Pluralform. Also hat Speusipp von den Pythagoreern gesprochen […] Platons Neffe und Nachfolger hat die Grundlagen der platonischen Ideenzahlenlehre als pythagoreisch ausgegeben.“ 143 Steel / Rumbach 1997, 224 Anm. 18: „nota quod textus εἴ τις τὸ ἓν αὐτὸ χωρὶς καὶ μόνον ἐπινοούμενον ἄνευ τῶν ἄλλων καθ’ αὑτὸ τιθείη imitatur Platonis Parm. 143 A 6–8 αὐτὸ τὸ ἓν ἐὰν αὐτὸ τῆι διανοίαι μόνον καθ’ αὑτὸ λάβωμεν ἄνευ τούτων … , quae imitatio demonstrat quod non est opinio ‚veterum‘ et quod non recte Speusippo attribuitur.“ Doch angesichts der von Burkert 1962, 56 gegebenen Deutung war diese Athetese überflüssig: In der von Steel / Rumbach angeführten Stelle aus Platons Parmenides liegt weder ein Einwand gegen die Deutung des Fragments i m G a n z e n als ein Résumé von Platons Zwei-ElementenLehre, noch dagegen, dass das Résumé, wie von Proklos angegeben, von Speusipp stammt, geschweige dagegen, dass Speusipp die hier resümierte Platonische Lehre auf aus seiner Sicht ältere Denker zurückprojiziert, wofür dann der Sache nach nur die Pythagoreer in Frage kommen.
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dige Substanz und nicht als bloßes Prädikat von etwas, das etwas anderes ist (τὸ μέντοι γε ἓν οὐσίαν εἶναι, καὶ μὴ ἕτερόν γέ τι ὂν λέγεσθαι ἕν) mit den Pythagoreern übereinstimme.144 Demnach war die Übereinstimmung, die zwischen der Platonischen Elementenlehre und den älteren Pythagoreern hinsichtlich der Befreiung des Einen aus seiner anfänglichen Stellung als bloßes Attribut bestand, zwischen Speusipp und Aristoteles gänzlich unkontrovers. Ansonsten aber bleibt der bereits von Burkert festgestellte Unterschied zwischen der Speusippischen und der Aristotelischen Beurteilung des Pythagoreischen in Platons Elementenlehre natürlich bestehen: Aristoteles insistiert darauf, dass Platon sich eben dadurch von den Pythagoreern abhebe, dass er an die Stelle des Pythagoreischen Unbegrenzten (ἄπειρον) die unbegrenzte Zweiheit des Großen-und-Kleinen gesetzt habe (vgl. oben 1.3.3), während Speusipp seinen ‚alten Denkern‘ gerade auch diese unbestimmte Zweiheit zuschreibt.145 Umso aufschlussreicher ist für uns das in diesem Zusammenhang bereits von Burkert angeführte Zeugnis von Aristoteles’ Schüler Theophrast. Auch dieser charakterisiert nämlich die Lehre vom Einen und der unbegrenzten Zweiheit als ein nicht nur von Platon, sondern auch schon von den Pythagoreern vertretenes Lehrstück,146 was einerseits den Angaben des Aristoteles klar widerspricht und andererseits genau zu der Zuschreibung dieser Lehre an die ‚alten Denker‘ stimmt, die Speusipp in unserem Fragment vornimmt. Diese Abweichung Theophrasts von der Aristotelischen Darstellung ist nun aber entschieden erklärungsbedürftig. Als der sorgfältige Doxograph, der er ist, widerspricht Theophrast den Berichten seines Lehrers Aristoteles dann und nur dann, wenn er sich dafür auf verlässliches Quellenmaterial stützen kann.147 Doch gerade zu den Lehrmeinungen der älteren Pythagoreer 144 Aristoteles Metaph. A 6.987 b 22‒24 τὸ μέντοι γε ἓν οὐσίαν εἶναι, καὶ μὴ ἕτερόν γέ τι ὂν λέγεσθαι ἕν, παραπλησίως τοῖς Πυθαγορείοις ἔλεγε. Vgl. dazu oben Punkt 1.3.1. 145 Metaph. A 6.987 b 25 f.: τὸ δὲ ἀντὶ τοῦ ἀπείρου ὡς ἑνὸς δυάδα ποιῆσαι {…}, τοῦτ’ ἴδιον. 146 Gegen Ende seiner sogenannten Metaphysik setzt Theophrast den Gegensatz zwischen Gut und Schlecht mit dem Gegensatz zwischen dem Einen und der unbestimmten Zweiheit gleich und präsentiert diesen Gegensatz als ein von Platon und von den Pythagoreern gemeinsam vertretenes Lehrstück; vgl. Theophrast, Metaph. 11 a 27–b 6: Πλάτων δὲ καὶ οἱ Πυθαγόρειοι μακρὰν τὴν ἀπόστασιν (scil. τοῦ τε καὶ ἀγαθοῦ καὶ τοῦ κακοῦ εἶναι λέγουσιν), ἐπιμιμεῖσθαι δ’ ἐθέλειν ἅπαντα. καίτοι καθάπερ ἀντίθεσίν τινα π ο ι ο ῦ σ ι ν (Plural!) τῆς ἀορίστου δυάδος καὶ τοῦ ἑνός, ἐν ἧι καὶ τὸ ἄπειρον καὶ τὸ ἄτακτον καὶ πᾶσα ὡς εἰπεῖν ἀμορφία καθ’ αὑτήν, ὅλως οὐχ οἷόν τε ἄνευ ταύτης τὴν τοῦ ὅλου φύσιν. Zu Text und Deutung vgl. van Raalte 1993, 563‒572. 147 Ein schönes Beispiel dafür liefert die implizite Präzisierung der aporetischen, zu einseitig auf das Laternengleichnis gegründeten Darstellung der Empedokleischen Theorie des Sehvorgangs bei Aristoteles Sens. 2, 437 b 10–438 a 5 durch die umfassende Analyse der Theorie bei Theophrast Sens., Kapitel 7–8 (Doxographi 500, 23–501, 11 Diels); vgl. hierzu Primavesi 2022, 443–459.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 45 und zu Platons Zwei-Elementen-Lehre, die den publizierten Dialogen so nicht zu entnehmen war, nimmt Aristoteles in der Metaphysik ausführlich Stellung; zudem hat er zu beiden Themen eigene Spezialabhandlungen – De bono und die Pythagoreerschrift – verfasst. Deshalb stellt sich die Frage, auf welche Quelle Theophrast in dieser Frage zurückgreifen konnte, deren Autorität die des Aristoteles nach Theophrasts Meinung noch übertraf und deshalb einen Widerspruch gegen seinen Lehrer stützen konnte. Als eine solche Stütze kommt wohl nur das unzweideutige Zeugnis eines der älteren Platonschüler in Betracht. Mithin vermag das Speusippfragment, bei richtiger Deutung, eine überzeugende Erklärung für das sonst nicht leicht verständliche TheophrastZeugnis zu liefern. Aufs Ganze gesehen gewinnt man den Eindruck, dass Speusipp und Theophrast gerade hinsichtlich der Elementenlehre eher die Gemeinsamkeit zwischen Platon und den Pythagoreern betonten – den Dualismus, in dem sich Bestimmtes und Unbestimmtes gegenüberstehen –, während Aristoteles gerade in diesem Punkt das Trennende hervorhob: Die Eins, die bei den Pythagoreern das erste Produkt des Begrenzt-Begrenzenden und des Unbegrenzten ist,148 wird bei Platon selbst zum Prinzip, und das bei den Pythagoreern dem Begrenzt-Begrenzenden gegenüberstehende undifferenzierte Unbegrenzte wird bei Platon zur unbestimmten Zweiheit konkretisiert.
3. Gegen ein monistisches Platonbild: Der Eudorische und der Aristotelische Wortlaut von 988 a 8‒14 3.1. Unsere These Nachdem wir in den beiden ersten Teilen der vorliegenden Studie den Wortlaut, den sachlichen Gehalt und die Zuverlässigkeit des Aristotelischen PlatonR e f e r a t s in Metaph. A 6.987 b 14–29 untersucht haben, wollen wir uns nun noch der Platon- K r i t i k zuwenden, die Aristoteles in Metaph. A 6.988 a 8‒14 vorträgt. Von dieser Kritik lag dem Peripatetiker Aspasios neben dem in unseren Aristoteles-Handschriften einhellig überlieferten Wortlaut (im Folgenden auch: Vulgata-Text bzw. Metaphysik-Vulgata) noch ein Alternativ-
148 Aristoteles Metaph. A 5.986 a 15‒20: φαίνονται δὴ καὶ οὗτοι τὸν ἀριθμὸν νομίζοντες ἀρχὴν εἶναι καὶ ὡς ὕλην τοῖς οὖσι καὶ ὡς πάθη τε καὶ ἕξεις, τ ο ῦ δ ὲ ἀ ρ ι θ μ ο ῦ σ τ ο ι χ ε ῖ α τ ὸ ἄ ρ τ ι ο ν καὶ τὸ περιττόν, τούτων δὲ τὸ μὲν πεπερασμένον τὸ δὲ ἄπειρον, τὸ δ’ ἓν ἐξ ἀ μ φ ο τ έ ρ ω ν ε ἶ ν α ι τ ο ύ τ ω ν , τὸν δ’ ἀριθμὸν ἐκ τοῦ ἑνός, ἀριθμοὺς δέ, καθάπερ εἴρηται, τὸν ὅλον οὐρανόν. Dazu Burkert 1962, 33 f.
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wortlaut vor.149 Eine der beiden Fassungen geht nach Aspasios auf einen Eingriff des Akademikers Eudoros von Alexandria zurück, dessen Bericht über einen ‚pythagoreischen‘ Prinzipienmonismus wir bereits zitiert haben.150 Paul Moraux hat 1969 gegen ältere Meinung gezeigt, dass unser Vulgata-Text der Aristotelischen Platon-Kritik das Ergebnis des von Eudoros vorgenommenen Eingriffs darstellt, wohingegen es sich bei dem von Aspasios bezeugten Alternativwortlaut um die vor-Eudorische Fassung der Stelle handelt. Doch während Moraux annahm, dass Eudoros mit seinem Eingriff in erster Linie einen punktuellen S c h r e i b f e h l e r (im Umfang e i n e s Buchstabens) der vor-Eudorischen Fassung beseitigt und damit den orginalen Aristotelestext wiederhergestellt habe, werden wir im Folgenden zeigen, dass der von Eudoros hergestellte Vulgata-Text von der bei Aspasios überlieferten vor-Eudorischen Fassung ungleich stärker abweicht als von Moraux angenommen, und dass die Aspasios-Variante kraft dieser starken Abweichung von der Vulgata den ursprünglichen und unverderbten Wortlaut von Metaph. A 6.988 a 10‒ 12 bewahrt hat: Der vermeintliche, punktuelle Schreibfehler im Alternativwortlaut, den Eudoros nach Moraux’ Ansicht korrigieren wollte, ist in dem von Alexander aus Aspasios geschöpften Zitat dieses Wortlauts gar nicht überliefert, und die Funktion der von Eudoros vorgenommenen Textänderung besteht in Wahrheit in etwas ganz anderem, nämlich darin, die Aristoteles-Stelle durch Vereindeutigung der Grenzen einer Parenthese g e g e n e i n e m o n i s t i s c h e F e h l d e u t u n g z u s i c h e r n und zugleich die Platonische Bestimmung des Stoffprinzips als Dyade des Großen-und-Kleinen stärker herauszustellen. Doch der Preis, den Eudoros für seinen Eingriff gezahlt hat, ist hoch: Während in dem als Alternativwortlaut überlieferten Aristotelischen Orginaltext ein vollkommenes syntaktisches Gleichgewicht zwischen den beiden von Platon berücksichtigten Ursachenarten Form und Stoff besteht, ist dieses Gleichgewicht in der von Eudoros hergestellten Fassung, die bereits im Archetypus der Metaphysik-Vulgata zur Alleinherrschaft gelangt war, zerstört. 3.2. Aristoteles über die Platonischen Ursachen Im Sinne des in Metaph. A 3.983 a 24–b 6 aufgestellten Programms misst Aristoteles die Platonische Ideenlehre in erweiterter, d. h. elemententheoretisch untermauerter Gestalt, wie er sie in 987 b 20–22 resümiert hat, am Maßstab seines Schemas der vier Ursachenarten. Nachdem er, wie wir sahen, in 987 b 20‒22 festgestellt hat, dass in der erweiterten Gestalt der Platoni-
149 Alexander in Metaph. 58,24‒59,8 Hayduck. 150 Vgl. oben Abschnitt 2.3 (unter d) Anm. 110.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 47 schen Ideenlehre die Ideen, ebenso wie die ihnen nachgeordneten mathematischen Zahlen, kraft ihrer Teilhabe an dem als formales Element aufgefassten Einen aus der als stoffliches Element aufgefassten Dyade des Großen-undKleinen bestehen,151 trifft Aristoteles in 988 a 8‒14 die kritische Feststellung, dass diese Platonische Theorie von vier möglichen und zu fordernden Ursachenarten nur zwei berücksichtigt, nämlich den Stoff und die Form. Der Inhalt dieses Textabschnitts sei zunächst (3.2.1) systematisch rekonstruiert, indem wir für jede dieser beiden Ursachenarten die sachlich zugehörige Aristotelische Explikation heranziehen; hingegen werden wir auf den Umstand, dass dieser sachliche Zusammenhang durch die überlieferte D i s p o s i t i o n des Arguments verdeckt ist, erst im nächsten Unterabschnitt (3.2.2) eingehen. 3.2.1. Systematische Rekonstruktion Um zu zeigen, dass auch in der erweiterten Gestalt der Ideenlehre von den vier Aristotelischen Ursachenarten allein die Form- und die Stoffursache eine Stelle finden (988 a 8–10: φανερὸν δ’ ἐκ τῶν εἰρημένων ὅτι δυοῖν αἰτίαιν ἐστὶ μόνον κεχρημένος, τῆι τε τοῦ τί ἐστι καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην), weist Aristoteles nach, dass alle drei von ihm zuvor in 987 b 20–22 referierten Platonischen Ursachen – die Ideen, das Große-und-Kleine, das Eine – den beiden Ursachenarten Stoff und Form zu subsumieren sind. Als F o r m u r s a c h e n , d. h. als Ursachen des Wesens, behandle Platon nämlich sowohl die Ideen als auch das Eine, da er die Ideen als Wesensursachen der Sinnendinge betrachte, während Wesensursache der Ideen das Eine sei (988 a 10 f.: τὰ γὰρ εἴδη τοῦ τί ἐστιν αἴτια τοῖς ἄλλοις, τοῖς δ’ εἴδεσι τὸ ἕν). Die Platonische S t o f f u r s a c h e hingegen, d. h. das Große-und-Kleine, fungiere als solche sowohl bei den Sinnendingen als auch bei den Ideen, denn von ihr würden bei den Sinnendingen die Ideen prädiziert, bei den Ideen selbst hingegen das Eine (988 a 12 f.: καθ’ ἧς τὰ εἴδη μὲν ἐπὶ τῶν αἰσθητῶν τὸ δ’ ἓν ἐν τοῖς εἴδεσι λέγεται). Mithin ist es die Z w e i - E b e n e n - S t r u k t u r des Platonischen Systems, die eine restlose Subsumption der d r e i Platonischen Ursachen unter bloß z w e i der vier Aristotelischen Ursachenarten ermöglicht. Auf der Ebene der Ideen fungiert das Eine als Formursache und das Große-und-Kleine als Stoffursache, auf der Ebene der Sinnendinge fungieren die Ideen als Formursache und abermals das Große-und-Kleine als Stoffursache:
151 Metaph. A 6.987 b 20–22, nach dem oben im ersten Kapitel begründeten Wortlaut: ὡς μὲν οὖν ὕλην τὸ μέγα καὶ τὸ μικρὸν εἶναι ἀρχάς, ὡς δ’ οὐσίαν τὸ ἕν· ἐξ ἐκείνων γὰρ κατὰ μέθεξιν τοῦ ἑνὸς τὰ εἴδη εἶναι κ α ὶ τοὺς ἀριθμούς.
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Formursache
Stoffursache
Compositum
Das Eine Die Ideen
Das Große-und-Kleine Das Große-und-Kleine
Die Ideen Die Sinnendinge
In dem so rekonstruierten System Platons kommen neben der Formursache und der Stoffursache keine weiteren Ursachenarten ins Spiel, so dass er, gemessen am Aristotelischen Viererschema, die W i r k u r s a c h e und die F i n a l u r s a c h e nicht berücksichtigt hat: Ὅπερ ἔδει δεῖξαι. 3.2.2. Die konfuse Disposition der Aristoteles-Vulgata und ihre hypothetische Korrektur Zur systematischen Klarheit dieses Ergebnisses steht nun aber die v e r w o r r e n e D i s p o s i t i o n seiner Begründung (988 a 8–14) in einem auffälligen Gegensatz ‒ jedenfalls nach dem Vulgata-Text, den die bisherigen Editoren aufgrund der beiden Handschriftenfamilien α und β konstituiert haben:152 φανερὸν δ’ |9| ἐκ τῶν εἰρημένων – a) ὅτι δυοῖν αἰτίαιν ἐστὶ μόνον κεχρημένος, b) τῆι τε |10| τοῦ τί ἐστι c) καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην d d) τὰ γὰρ εἴδη τοῦ τί ἐστιν |11| αἴτια τοῖς ἄλλοις, τοῖς δ’ εἴδεσι τὸ ἕν d, – e) καὶ τίς ἡ ὕλη ἡ |12| ὑποκειμένη f) καθ’ ἧς τὰ εἴδη μὲν ἐπὶ τῶν αἰσθητῶν τὸ δ’ |13| ἓν ἐν τοῖς εἴδεσι λέγεται, g) ὅτι αὕτη δυάς ἐστι, τὸ μέγα καὶ |14| τὸ μικρόν. |988 a 8|
9 ἐστὶ μόνον κεχρημένος α Al.c 58,27 Bonitz 1848, 21 : μόνον κέχρηται β (ex Al.p 58,28 et 59,10), edd. plerique || 12 τὰ εἴδη μὲν β Al.γρ 59,23, edd. : τὰ εἴδη τὰ μὲν α Al.c 59,16 || 12– 13 τὸ δ’ ἓν ἐν ω, cf. Al.γρ 59,24 : τὰ δὲ ἐπὶ Al.c 59,17 || 13–14 ὅτι αὕτη δυάς ἐστι, τὸ μέγα καὶ τὸ μικρόν α Arn Al.p 59,20–23 (qui addit διὰ τῆς προσθήκης ἐδήλωσεν), edd. : non habet β
Aus dem Gesagten wird klar, – a) dass er nur von zwei Ursachenarten Gebrauch macht, b) nämlich von derjenigen des Wesens c) und von derjenigen gemäß dem Stoff d d) denn die Ideen sind Wesensursachen von allen übrigen Dingen, doch von den Ideen ist es das Eine d, – e) und was der zugrundeliegende Stoff ist, f) von dem die Ideen bei den Sinnendingen prädiziert werden und das Eine bei den Ideen, g) nämlich dass dieser eine Zweiheit ist, d. h. das Große-und-Kleine.
152 Aristoteles, Metaph. A 6.988 a 8–14. Zum Text und seiner zweispaltigen direkten Überlieferung vgl. Primavesi 2012b.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 49 Zunächst spricht Aristoteles, als Folgerung aus dem zuvor gegebenen Referat, in allgemeiner Form das Ergebnis a) aus, auf das es für ihn im Zusammenhang von Metaph. A 3‒7 einzig und allein ankommt: Platon mache lediglich von zwei Ursachenarten Gebrauch (988 a 8 f.: φανερὸν δ’ ἐκ τῶν εἰρημένων ὅτι δυοῖν αἰτίαιν ἐστὶ μόνον κεχρημένος). Im Text der Vulgata werden gleich darauf und unmittelbar hintereinander b e i d e Ursachenarten genannt: Platon mache sowohl b) von der Ursache des Wesens Gebrauch, d. h. von der Formursache (988 a 9 f.: τῆι τε τοῦ τί ἐστι) als auch c) von der Stoffursache (988 a 10: καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην). Hieran wird eine begründende Parenthese d) angeschlossen, die indessen auf die Stoffursache c) mit keinem Wort eingeht, sondern einzig und allein den Zweck verfolgt, zwei der drei Platonischen Ursachen, die Ideen und das Eine, unter die Formursache b) zu subsumieren (988 a 10 f.: τὰ γὰρ εἴδη τοῦ τί ἐστιν αἴτια τοῖς ἄλλοις, τοῖς δ’ εἴδεσι τὸ ἕν). Im Hinblick auf diese strenge inhaltliche Beschränkung der begründenden Parenthese d) auf die Formursache b) ist es mehr als ungeschickt, dass sich bereits unmittelbar v o r dieser Parenthese, gleich nach der Erwähnung der Formursache b) (988 a 9 f.), auch die Erwähnung der Stoffursache c) (988 a 10) eingeschaltet findet: Hierdurch wird die Anführung der Formursache b) (988 a 9 f.) von der nur sie begründenden Parenthese d) (988 a 10 f.) getrennt, und der Geltungsbereich des in der Parenthese d) erhobenen Begründungsanspruchs (988 a 10 γὰρ) formal auch auf die Stoffursache c) ausgedehnt, obwohl von ihr in der Parenthese gar keine Rede ist. Dieser Übelstand kann, da die Parenthese selbst für das Aristotelische Argument schlechthin unentbehrlich ist, nur in der Weise behoben werden, dass man die Erwähnung der Stoffursache c) (καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην) von ihrer überlieferten Position (988 a 10) v o r der Parenthese d) (988 a 10 f.) an die sachlich angemessene Position n a c h der Parenthese d) versetzt, so dass sie angemessenerweise erst n a c h der Subsumption d) der Ideen und des Einen unter die Formursache b) erfolgt. Des weiteren bietet die Vulgata in 988 a 11 f., d. h. unmittelbar im Anschluss an die Parenthese zur Formursache, dreierlei: Zunächst wird, in Form eines indirekten Fragesatzes e), noch einmal die bereits einleitend in 987 b 20 f. geklärte Frage nach der I d e n t i t ä t der Platonischen Stoffursache aufgenommen (988 a 11 f. καὶ τίς ἡ ὕλη ἡ ὑποκειμένη). Hieran wird zunächst ein Relativsatz f) angeschlossen, aus dem sich die doppelte Funktion der Stoffursache in Platons Elementenlehre ergibt: Von der in Rede stehenden Platonischen Stoffursache werden b e i d e P l a t o n i s c h e n F o r m u r s a c h e n prädiziert, nämlich die Ideen auf der Ebene der Sinnendinge, und das Eine auf der Ebene der Ideen (988 a 12 f.: καθ’ ἧς τὰ εἴδη μὲν ἐπὶ τῶν αἰσθητῶν τὸ δ’ ἓν ἐν τοῖς εἴδεσι λέγεται). Den Beschluss macht dann ein bereits Alexander als ‚Zusatz‘ (59, 21 H.: προσθήκη) bekannter Satz g), der innerhalb der direkten
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Überlieferung nur in den Text des α-Zweiges (einschließlich der arabischen Übersetzung) aufgenommen wurde (deshalb im Folgenden: ‚α-Supplement‘). Dieser Satz beantwortet die in 988 a 11 f. aufgenommene Frage e) nach der Bestimmung der Platonischen Stoffursache: Sie ist eine Zweiheit, nämlich das Große-und-Kleine (988 a 13 f.: ὅτι αὕτη δυάς ἐστι, τὸ μέγα καὶ τὸ μικρόν). Die drei letztgenannten Bestandteile sind von höchst unterschiedlichem Wert. Unentbehrlich ist der Relativsatz f): Wie schon unsere systematische Interpretation gezeigt hat, vervollständigt er nach der Seite der Stoffursache den mit der Parenthese d) (988 a 10 f.) begonnenen Nachweis, dass die drei Platonischen Ursachen in Platons System in einer Weise interagieren, aus der sich die Beschränkung dieses Systems auf die beiden Ursachenarten Stoff und Form ergibt. Der dem Relativsatz f) vorangestellte indirekte Fragesatz e) hingegen ist höchst problematisch: Die hier als zweites Hauptresultat präsentierte Bestimmung der Platonischen Stoffursache, die doch in Wahrheit bereits in 987 b 20 f. und damit in dem von uns oben im ersten Kapitel des vorliegenden Aufsatzes behandelten Platon-Referat vorgenommen wurde, entspricht durchaus nicht dem an unserer Stelle erreichten Stand des Arguments. Es geht jetzt nicht darum, einzelne Bestimmungen aus dem einleitenden Referat (987 b 14–22) zu rekapitulieren, sondern vielmehr darum, aus diesem Referat als ganzem die k r i t i s c h e K o n s e q u e n z zu ziehen. Mehr noch: Der überlieferte, sachlich subalterne indirekte Fragesatz e) suggeriert durch seine unmittelbare Abhängigkeit vom einleitenden Hauptsatz (988 a 8: φανερόν scil. ἐστι), dass im vorliegenden Argument die bereits seit langem geklärte Bestimmung der Platonischen Stoffursache sogar auf gleicher Stufe stehe wie das ebenfalls direkt vom einleitenden Hauptsatz abhängende H a u p t e r g e b n i s a), dem zufolge Platon von vier möglichen und zu fordernden Ursachenarten lediglich zwei verwendet hat (988 a 8 f.: ὅτι δυοῖν αἰτίαιν ἐστὶ μόνον κεχρημένος). Dem Text der Vulgata liegt nämlich an unserer Stelle die folgende syntaktische Gliederung zugrunde: Aus dem Gesagten wird klar, – (a) dass Platon nur von zwei Ursachenarten Gebrauch macht … – (e) und was der zugrundeliegende Stoff ist … . Durch diese Gliederung wird die argumentative Struktur der Aristotelischen Kritik an Platons Ursachenlehre verzerrt: In Wahrheit ist die Bestimmung der Platonischen Stoffursache – gleich der Bestimmung des Einen und der Ideen als Formursache – als eine untergeordnete, schon im einleitenden Referat (987 b 14–21) bereitgestellte Vo r a u s s e t z u n g des Aristotelischen Hauptergebnisses zu werten, und es ist deshalb ganz irreführend, die Bestimmung der Stoffursache dem sie voraussetzenden Hauptergebnis gleichrangig zur
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 51 Seite zu stellen. Demnach unterliegt die Authentizität des indirekten Fragesatzes e) (988 a 11 f. καὶ τίς ἡ ὕλη ἡ ὑποκειμένη) stärksten Bedenken. Dieses Ergebnis ist nun aber noch mit unserer bereits zuvor vorgetragenen Beobachtung zu verbinden, der zufolge die Erwähnung der Stoffursache c) (καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην), die im überlieferten Text in störender Weise bereits in 988 a 10 und damit schon v o r der allein der Formursache geltenden Parenthese d) (988 a 10 f.) eingeschaltet wurde, in Wahrheit erst n a c h dieser Parenthese am rechten Platz steht. Wenn man beides zusammennimmt, dann ergibt sich als textkritische Konsequenz zum einen, dass die Erwähnung der Stoffursache c) (καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην) von ihrer überlieferten Position v o r der Parenthese d) (988 a 10) an die sachlich allein angemessene Position n a c h der Parenthese zu versetzen ist, so dass sie in 988 a 11 f. zu stehen kommt, und zum andern, dass dafür der dort überlieferte indirekte Fragesatz e) (καὶ τίς ἡ ὕλη ἡ ὑποκειμένη) zu s t r e i c h e n ist. Letzteres empfiehlt sich umso mehr, seit Marwan Rashed und Thomas Auffret darauf aufmerksam gemacht haben, dass Aristoteles sonst niemals ἡ ὕλη ἡ ὑποκειμένη sagt, sondern stets ἡ ὑποκειμένη ὕλη.153 Der unentbehrliche Relativsatz f) schließt dann als Relativsatz m i t k a u s a l e m N e b e n s i n n vorzüglich an die Erwähnung der Stoffursache c) (καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην) an. Der Relativsatz f) leistet nämlich im Bereich der Stoffursache c) genau das, was die Parenthese d) (988 a 10 f.) im Bereich der Formursache b) leistete: Mit seiner Beschreibung der doppelten Funktion der Platonischen Stoffursache vollendet der Relativsatz f) den in der Parenthese d) begonnenen Nachweis der Abgeschlossenheit der Platonischen Ursachenlehre, aus der sich aus Aristotelischer Sicht ohne weiteres die Unvollständigkeit der von Platon verwendeten Ursachenarten ergibt. Was nun noch die in 988 a 13 f. nur im α-Zweig überlieferte Antwort g) (ὅτι αὕτη δυάς ἐστι, τὸ μέγα καὶ τὸ μικρόν) auf die indirekte Frage e) (καὶ τίς ἡ ὕλη ἡ ὑποκειμένη) betrifft, so zieht die Streichung dieser Frage e) ohne weiteres die Streichung jener Antwort g) nach sich; als bloße Wiederholung von längst Gesagtem ist das bereits Alexander als Zusatz (προσθήκη) bekannte α-Supplement g) denn auch sehr leicht zu entbehren. Abschließend stellen wir dem Vulgata-Text eine hypothetische Idealfassung gegenüber, die die vom Gedankengang der Stelle geforderte Disposition bietet:
153 Rashed / Auffret 2014, 69: „Un balayage exhaustif du corpus montre qu’Aristote utilise toujours la forme ἡ ὑποκειμένη ὕλη et jamais, à l’exception du passage de la Métaphysique qui nous occupe, la forme ἡ ὕλη ἡ ὑποκειμένη.“
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Oliver Primavesi Der Vulgata-Text von Metaph. A 6.988 a 8–14
φανερὸν δ’ |9| ἐκ τῶν εἰρημένων, a) ὅτι δυοῖν αἰτίαιν ἐστὶ μόνον κεχρημένος, b) τῆι τε |10| τοῦ τί ἐστι c) καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην d d) τὰ γὰρ εἴδη τοῦ τί ἐστιν |11| αἴτια τοῖς ἄλλοις, τοῖς δ’ εἴδεσι τὸ ἕν d,
Hypothetische Idealfassung: Die vom Gedanken geforderte Disposition φανερὸν δ’ ἐκ τῶν εἰρημένων, a) ὅτι δυοῖν αἰτίαιν ἐστὶ μόνον κεχρημένος, b) τῆι τε τοῦ τί ἐστι d d) τὰ γὰρ εἴδη τοῦ τί ἐστιν αἴτια τοῖς ἄλλοις, τοῖς δ’ εἴδεσι τὸ ἕν d c) καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην,
e) καὶ τίς ἡ ὕλη ἡ |12| ὑποκειμένη f) καθ’ ἧς τὰ εἴδη μὲν ἐπὶ τῶν αἰσθη- f) καθ’ ἧς τὰ εἴδη μὲν ἐπὶ τῶν αἰσθητῶν τὸ δ’ |13| ἓν ἐν τοῖς εἴδεσι λέγεται, τῶν τὸ δ’ ἓν ἐν τοῖς εἴδεσι λέγεται. g) (α–Supplement) ὅτι αὕτη δυάς ἐστι, τὸ μέγα καὶ |14| τὸ μικρόν. Aus dem Gesagten wird klar, a) dass er nur von zwei Ursachenarten Gebrauch macht, b) nämlich von derjenigen des Wesens c) und von derjenigen gemäß dem Stoff d d) denn die Ideen sind Wesensursachen von allen übrigen Dingen, doch von den Ideen ist es das Eine d,
Aus dem Gesagten wird klar, a) dass er nur von zwei Ursachenarten Gebrauch macht, b) nämlich von derjenigen des Wesens
d d) denn die Ideen sind Wesensursachen von allen übrigen Dingen, doch von den Ideen ist es das Eine d c) und von derjenigen gemäß dem Stoff,
e) und was der zugrundeliegende Stoff ist, f) von dem die Ideen bei den Sinnen- f) von dem die Ideen bei den Sinnendingen prädiziert werden und das dingen prädiziert werden und das Eine bei den Ideen, Eine bei den Ideen. g) (α-Supplement) nämlich dass dieser eine Zweiheit ist, d. h. das Große-und-Kleine.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 53 Indessen könnte man gegen unsere in der rechten Spalte postulierte Idealfassung einen Einwand erheben, der, obwohl hypothetisch, genaueste Beachtung verdient, weil er für das Verständnis des an unserer Stelle vorliegenden Ü b e r l i e f e r u n g s p r o b l e m s , auf das wir im Folgenden zu sprechen kommen werden, von grundlegender Bedeutung ist. Der hypothetische Einwand besagt, dass die Parenthese d), wenn sie nicht als solche m a r k i e r t wird – und eine solche Markierung war ja in antiken Handschriften nicht üblich –, in unserer Idealfassung mit einer A m b i g u i t ä t belastet ist: Ohne Markierung der Parenthese könnte der bei uns auf die Parenthese erst folgende dativische Ausdruck c) καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην (bzw. der entsprechende deutsche Präpositionalausdruck ‚und v o n derjenigen gemäß dem Stoff‘) auch als eine i n t e r n e E r w e i t e r u n g der Parenthese d) verstanden werden, da ja nicht nur v o r, sondern auch i n n e r h a l b dieser Parenthese vergleichbare dativische Ausdrücke (bzw. deutsche Präpositionalausdrücke mit ‚von‘) vorhanden sind. Bei fehlender Parenthesenmarkierung könnte man also den Anknüpfungspunkt für den femininen Dativ sg. c) καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην (‚und v o n derjenigen gemäß dem Stoff‘) entweder vor der Parenthese oder innerhalb der Parenthese suchen. Die letztgenannte Auffassung aber würde die Bedeutung der Parenthese radikal verändern, und zwar dahin, dass das Eine als Wesensursache nicht nur der Ideen, sondern auch der Stoffursache erschiene:154 d τὰ γὰρ εἴδη τοῦ τί ἐστιν αἰτία τ ο ῖ ς ἄλλοις, τ ο ῖ ς δ’ εἴδεσι τὸ ἓν καὶ τ ῆ ι κατὰ τὴν ὕλην d d denn die Ideen sind Ursache des Wesens v o n allen übrigen Dingen, doch v o n den Ideen ist es das Eine und v o n derjenigen gemäß dem Stoff d. Indessen erweist sich die damit ins Spiel gebrachte Einbeziehung des in unserer Idealfassung auf die Parenthese d) folgenden Dativs c) (καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην) i n jene Parenthese bei näherem Hinsehen als sprachlich wie sachlich abwegig. Bei dieser Konstruktion würde nämlich nach der einleitend als Hauptergebnis a) eingeführten Beschränkung der Platonischen Ursachenarten auf z w e i (988 a 8 f.: φανερὸν δ’ ἐκ τῶν εἰρημένων ὅτι δ υ ο ῖ ν αἰτίαιν ἐστὶ μόνον κεχρημένος) nur die – sprachlich als erste der beiden Ursachen markierte – Formursache (988 a 9 f. τῆι τ ε τοῦ τί ἐστι) eigenständig behandelt, während die Stoffursache – und zwar nicht nur ihre Erwähnung c), sondern auch
154 Diese verfehlte Einbeziehung von καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην in die Parenthese d) würde allerdings voraussetzen, dass man zuvor nur αἰτία (fem. sg.) statt αἴτια (neutr. pl.) akzentuiert, um innerhalb der Parenthese eine feminine Stütze für den elliptischen Ausdruck τῆι κατὰ τὴν ὕλην (scil. αἰτίαι) zu gewinnen.
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ihre funktionale Bestimmung f) – jener Formursache bzw. dem Einen u n t e r g e o r d n e t würde. Dies wäre insbesondere auch unvereinbar mit der von Aristoteles für Platon bezeugten Annahme zweier auf gleicher Stufe stehender Prinzipien, des Großen-und-Kleinen als Stoffprinzip und des Einen als Formprinzip in den Zeilen 987 b 20–22, die wir im ersten Teil unseres Aufsatzes bereits behandelt haben: ὡς μὲν οὖν ὕλην τὸ μέγα καὶ τὸ μικρὸν εἶναι |21| ἀρχάς, ὡς δ’ οὐσίαν τὸ ἕν· ἐξ ἐκείνων γὰρ κατὰ μέθεξιν τοῦ |22| ἑνὸς τὰ εἴδη εἶναι καὶ τοὺς ἀριθμούς.
|987 b 20|
22 καὶ τοὺς ἀριθμούς Ascl.c 48,15 (cf. Plotin V 4, 2, 7–8) : τοὺς ἀριθμούς ω Al.c 53,5–6 et 9–10
Prinzipien im Sinne des Stoffes seien das Große-und-Kleine, im Sinne von Substanz das Eine. Denn aus jenen bestünden gemäß ihrer Teilhabe am Einen die Ideen und die (mathematischen) Zahlen. Damit ist gezeigt, dass unsere Idealfassung von 988 a 8–14 bei angemessener Berücksichtigung sowohl des größeren gedanklichen Zusammenhangs als auch insbesondere der auf ein gleichberechtigtes zweites Glied vorausweisenden Partikel τε (988 a 9) nicht ernsthaft als doppeldeutig gewertet werden kann, und dass demzufolge für den sachverständigen Leser unserer Idealfassung auch bei fehlender Parenthesenmarkierung nur die Auffassung in Betracht kommen würde, dass die Parenthese d) bereits v o r der Nennung c) und näheren Bestimmung f) der Stoffursache zu schließen ist: φανερὸν δ’ ἐκ τῶν εἰρημένων, a) ὅτι δυοῖν αἰτίαιν ἐστὶ μόνον κεχρημένος, b) τῆι τε τοῦ τί ἐστι d d) τὰ γὰρ εἴδη τοῦ τί ἐστιν αἴτια τοῖς ἄλλοις, τοῖς δ’ εἴδεσι τὸ ἕν d c) καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην, f) καθ’ ἧς τὰ εἴδη μὲν ἐπὶ τῶν αἰσθητῶν τὸ δ’ ἓν ἐν τοῖς εἴδεσι λέγεται. Aus dem Gesagten wird klar, a) dass er nur von zwei Ursachenarten Gebrauch macht, b) nämlich von derjenigen des Wesens d d) denn die Ideen sind Wesensursachen von allen übrigen Dingen, doch von den Ideen ist es das Eine d c) und von derjenigen gemäß dem Stoff, f) von dem die Ideen bei den Sinnendingen prädiziert werden und das Eine bei den Ideen. Überdies enthält unser Corpus Aristotelicum bekanntlich nicht die bereits zu Lebzeiten des Aristoteles durch den Buchhandel verbreiteten literarischen Werke des Philosophen, sondern es geht vielmehr auf seine schulinternen Vorlesungsmanuskripte zurück.155 Unsere Idealfassung ist also durchaus nicht 155 Jaeger 1912, 147: „Man wird also die Lehrschriften des Aristoteles als die wissenschaftliche Literatur der Schule für die Schule bezeichnen, deren Publikation nach altjonischer Weise
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 55 nach dem Kriterium zu beurteilen, ob sie im späteren Altertum für einen inkompetenten bzw. flüchtigen Leser bei rein visueller Aufnahme in Ermangelung einer Parenthesenmarkierung womöglich doppeldeutig gewesen wäre, sondern allein nach dem Kriterium, ob es für Aristoteles möglich war, die unmarkierte Parenthese seines Manuskripts beim mündlichen Vortrag durch entsprechende Pausen sachgemäß zu disambiguieren – woran ja wohl kein Zweifel sein kann. Damit hat unsere hypothetische Idealfassung ihren Zweck bereits erfüllt: Wir haben sie nämlich nicht etwa in der Absicht vorgelegt und diskutiert, den überlieferten Wortlaut konjektural zu ändern, sondern allein zu dem Zweck, an ihr die Gesichtspunkte zu entwickeln, die für die angemessene Beurteilung einer an unserer Stelle überlieferten und in der Forschung bisher nicht verstandenen Variante benötigt werden. 3.3. Eine von Aspasios bezeugte Variante und ihre Entstellung durch eine frühneuzeitliche Konjektur Alexander von Aphrodisias fasst den dargestellten Gedanken in seinem Kommentar zu Metaph. A 6.988 a 8‒11156 zunächst wie folgt zusammen:157 Tῶν τεσσάρων αἰτίων ὧν ἐξέθετο οὗτος τοῖς δύο φησὶ κεχρῆσθαι Πλάτωνα, τῆι τε ὑλικῆι καὶ τῆι κατὰ τὸ εἶδος· τὰ γὰρ εἴδη καὶ αἱ ἰδέαι αὐτῶι τοῦ εἴδους εἰσὶ παρεκτικαὶ αἰτίαι, ὥσπερ οὖν καὶ αὐτοῖς πάλιν τοῖς εἴδεσι καὶ ταῖς ἰδέαις τὸ ἓν αἴτιον τοῦ εἴδους· ἡ γὰρ δυὰς ὕλης ἐν αὐτοῖς ἐπέχει λόγον. Von den vier Ursachen, die Aristoteles aufgeführt hat, mache Platon, so sagt er, nur von zweien Gebrauch, nämlich von der stofflichen Ursache und von der Ursache gemäß der Form. Denn die Formen bzw. Ideen seien nach Platons Ansicht Ursachen, die die Form weitergeben können, ganz so, wie für die Formen bzw. Ideen selbst das Eine die Ursache der Form ist. Denn bei den Ideen hat die Dyade die Funktion des Stoffes. Sodann teilt er mit, dass zu dem soeben resümierten Aristoteles-Abschnitt (genauer: zu 988 a 8‒12) in einigen Handschriften eine Va r i a n t e (γραφή) überliefert sei. Dem Zitat dieser Variante, ihrer Bedeutung und Qualität sowie
durch Vorlesung geschieht. Nur, was für den alten Zenon oder Anaxagoras ein loserer Hörerkreis war, ist hier Verband, Organisation geworden. Auch Verbreitung und Aufbewahrung dieser Literatur vollzog sich innerhalb der Schule“. 156 Alexander in Metaph. 58, 27–59, 8 Hayduck; im Folgenden zitiert nach Cod. Laur. plut. 85, 1 (O) und Cod. Par. gr. 1876 (A), deren Lesarten wir dem Apparat von Golitsis 2022, 48 verdanken. 157 S. 58, 27–31 Hayduck.
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ihrer historischen Verortung widmet Alexander eine kurze Besprechung,158 an deren Ende er, als seine Quelle, A s p a s i o s nennt (1. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr.); damit bezieht er sich nach aller Wahrscheinlichkeit auf den uns nicht erhaltenen Metaphysik-Kommentar des Aspasios.159 Aus Alexanders Quellenangabe ergibt sich, dass er mindestens den Wortlaut und die historische Verortung der Variante aus Aspasios bezogen hat; ob dies auch für die von Alexander vorgetragene Interpretation und Bewertung der Variante zutrifft, wird sich erst im Licht einer inhaltlichen Prüfung des Abschnitts entscheiden lassen. Deshalb sprechen wir insoweit bis auf weiteres von ‚Alexander/Aspasios‘. Das Zitat der Variante selbst ist in den beiden einzigen nach Harlfinger 1975 unabhängigen griechischen Alexander-Handschriften Cod. Laur. plut. 85, 1 (O) und Cod. Par. gr. 1876 (A) (im Folgenden auch einfach O bzw. A) übereinstimmend in folgender Form überliefert:160 φέρεται ἔν τισι |59, 1| γραφὴ τοιαύτη τ ὰ γ ὰ ρ ε ἴ δ η τ ο ῦ τ ί ἐ σ τ ι ν α ἴ τ ι α τ ο ῖ ς ἄ λ λ ο ι ς , τ ο ῖ ς δ ὲ ε ἴ δ ε σ ι |2| τ ὸ ἕ ν / κ α ὶ τ ῆ ι ὕ λ η ι .
|58, 31|
59,1 εἴδεσι OA : εἰδόσι Eb in marg. (> scientibus Sepúlveda 1527 > εἰδόσι Bonitz 1847, 44) || 59,2 καὶ τῆ ὕλη OA : εἴδει Eb in marg. ante (sive pro) ὕλη (> & f o r m æ materia Sepúlveda 1527) : „fort. καὶ ἡ ὕλη“ Hayduck in adnot.
In einigen Handschriften wird folgende Lesart überliefert: D e n n v o n d e n ü b r i g e n ( s c i l . D i n g e n ) s i n d d i e I d e e n We s e n s u r s a chen, von den Ideen aber ist es das Eine / und von dem Stoff. An dieser Variante springt sogleich die Merkwürdigkeit ins Auge, dass von den insgesamt 17 Worten der Variante die 14 ersten Worte, d. h. die Parenthese d) (τὰ γὰρ εἴδη τοῦ τί ἐστιν αἴτια τοῖς ἄλλοις, τοῖς δὲ εἴδεσι τὸ ἕν), genauso auch schon in der Aristoteles-Vulgata stehen, während eine Differenz erst in der Hinzufügung der drei letzten Worte (καὶ τῆι ὕληι) liegt: Man fragt sich, ob zur Kennzeichnung der Variante nicht die Zitation dieser drei zusätzlichen Worte (natürlich unter knapper Bezeichnung der Einfügungsstelle) genügt hätte.
158 S. 58, 31‒59, 8 Hayduck. 159 Zu Aspasios im Allgemeinen vgl. Moraux 1984, 226–293, Becchi 1994 und Barnes 1999. Speziell zur Benutzung seines Metaphysik-Kommentars durch Alexander vgl. Moraux ebd., 246–249, Barnes ebd., 11 f. sowie Kotwick 2016, 60–65. 160 Alexander in Metaph. 58,31–59,2 Hayduck. Die handschriftlichen Lesarten entnehmen wir wieder dem Apparat von Golitsis 2022, 48.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 57 Nun hat Juan Ginés de Sepúlveda (1490‒1573) in seiner lateinischen Übersetzung des Alexander-Kommentars,161 die nach seinem eigenen Bekunden auf vier griechischen Handschriften basiert, als zwölftes Wort der Variante nicht das von OA (am Ende von Z. 59, 1 H.) überlieferte εἴδεσι übersetzt, wofür formis zu erwarten wäre, sondern vielmehr, wie seine Übersetzung scientibus zeigt, das maskuline Partizip εἰδόσι (‚für die Wissenden‘). Die Aufnahme dieses Partizips in den Text, die auch die Umdeutung des vorangehenden Dativs τοῖς ἄλλοις zum Maskulinum (‚für die übrigen Menschen‘) nach sich zöge, würde den Text der Variante w e i t d e u t l i c h e r vom VulgataText abheben und zugleich auf die Andeutung eines n u r i n d e n A u g e n d e r K e n n e r vorhandenen, d. h. e s o t e r i s c h e n Prinzipienmonismus hinauslaufen; der Dativ in τοῖς ἄλλοις und τοῖς εἰδόσι würde hier offensichtlich als Dativ des Urteils (dativus iudicantis)162 zu verstehen sein: τὰ γὰρ εἴδη τοῦ τί ἐστιν αἴτια τοῖς ἄλλοις, τοῖς δὲ ε ἰ δ ό σ ι τὸ ἓν καὶ τῆι ὕληι. Denn aus der Sicht der Übrigen sind die Ideen die Wesensursachen, aus der Sicht der K e n n e r aber ist es das Eine, und zwar auch von dem Stoff. Dass Sepúlvedas Lesart auf unabhängige Überlieferung zurückgehen könnte, war bis zur erst kürzlich erfolgten Klärung der Überlieferungsverhältnisse nicht auszuschließen. Im Jahre 2016 aber konnte Pantelis Golitsis die vier von Sepúlveda nur summarisch erwähnten, aber nicht spezifizierten griechischen Vorlagen der Übersetzung identifizieren.163 Seither steht fest, dass das von Sepúlveda wiedergegebene εἰδόσι nicht auf unabhängige Überlieferung zurückgeht, sondern auf eine Konjektur, die am Rand des zur Deszendenz des Par. gr. 1876 (A) gehörenden, frühbarocken Codex Mutinensis gr. 214 (Eb, geschrieben um 1515) vermerkt ist.164 Mithin gilt für die Textgestalt der Variante Otto Kellers Wort 165 „es fragt sich also zunächst, nicht welche von zwei handschriftlich bezeugten Lesarten wir wählen wollen, sondern ob die einzige Lesart des Archetyps gehalten
161 Sepúlveda 1527. Zu den Aristoteles- und Alexanderübersetzungen des Sepúlveda im Allgemeinen vgl. Coroleu 1996. 162 Dazu Schwyzer / Debrunner 1950, 151 (δ). 163 Nach Golitsis 2016, 77 f. befinden sich die vier von Sepúlveda benutzten Handschriften heute teils in der Biblioteca Estense Universitaria zu Modena: Codices Mutinenses gr. 208 (Ea) und 214 (Eb); teils in der Biblioteca Angelica zu Rom: Cod. Angelicus gr. 102 (R); teils in der Biblioteca Nazionale di Napoli ‘Vittorio Emanuele III’: Cod. Neapolitanus III.D.35 (Nd). 164 Vgl. das Stemma codicum bei Golitsis 2022, CXLIII. 165 Keller 1880, 356, zu Hor. Epod. I, 26.
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werden kann oder nicht.“ Mit anderen Worten: Es würde verfehlt sein, die allein überlieferte Lesart τοῖς εἴδεσι und die frühneuzeitliche Konjektur τοῖς εἰδόσι so gegeneinander abzuwägen, als ob hier zwei g l e i c h b e r e c h t i g t e Lesarten gegeneinander stünden. Wohl aber ist es angesichts des Missverhältnisses zwischen Umfang (17 Worte) und Innovationsgehalt (3 Worte), mit dem die (von OA) überlieferte Gestalt der Variante behaftet scheint, eine legitime Frage, ob die von der Vulgata stärker abweichende Formulierung der Variante, die durch die Aufnahme der (nunmehr auf den Mutinensis Eb zurückgeführten) Konjektur εἰδόσι produziert wird, nicht eine plausible E m e n d a t i o n darstellt. Forscher wie Hermann Bonitz, Heinrich Dörrie und Paul Moraux haben diese Frage bejaht, und um ihr Argument dafür zu verstehen und zu beurteilen, muss man die im Alexandertext ü b e r l i e f e r t e Gestalt der Variante ihrer dort mitgeteilten I n t e r p r e t a t i o n gegenüberstellen:166 Variante (nach OA)
Interpretation (nach OA) (übersetzt im Sinne der bisherigen Forschung)
τὰ γὰρ εἴδη τοῦ τί ἐστιν αἴτια τοῖς ἄλλοις, τ ο ῖ ς δ ὲ ε ἴ δ ε σ ι |2| τ ὸ ἕ ν κ α ὶ τ ῆ ι ὕληι
καὶ εἴη ἂν δι᾽ αὐτῆς λεγόμενον ἔτι τ ο ῖ ς ο ὐ κ ε ἰ δ ό σ ι |3| τὴν Πλάτωνος δόξαν τὴν περὶ τῶν ἀρχῶν ὅτι τὸ ἓν καὶ ἡ ὑποκειμένη ὕλη |4| ἀρχαὶ κ α ὶ ὅ τ ι τ ὸ ἓν †καὶ τῆι ἰδέαι† αἴτιον τοῦ τί ἐστιν. Und mit dieser Variante dürfte d e n e n , d i e Platons Prinzipienlehre n i c h t k e n n e n , zusätzlich mitgeteilt werden, dass das Eine und der zugrundeliegende Stoff Prinzipien sind und dass das Eine †auch von d e r I d e e † We s e n s u r s a c h e i s t .
|59, 1|
Denn die Ideen sind Wesensursachen von den übrigen (Dingen), v o n d e n Ideen aber ist es das Eine und von dem Stoff.
|59, 2|
Beim Vergleich der Variante mit ihrer anschließend mitgeteilten Interpretation fällt zweierlei auf: 1.) Die Variante wird in der Interpretation ‒ jedenfalls nach bisheriger Forschungsmeinung ‒ als Mitteilung für diejenigen bestimmt, die Platons Prinzipienlehre n i c h t kennen (59, 2 f. τ ο ῖ ς ο ὐ κ ε ἰ δ ό σ ι τὴν Πλάτωνος δόξαν τὴν περὶ τῶν ἀρχῶν). 2.) In Zeile 59, 4 der Interpretation
166 Alexander in Metaph. 59, 1–4 Hayduck; die Lesarten von OA wieder nach dem Apparat von Golitsis 2022, 48.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 59 findet der für die Variante charakteristische Zusatz „und von dem Stoff“ (Zeile 59, 2 καὶ τῆι ὕληι) ‒ bzw. die damit womöglich ausgesagte Stellung des Einen als Wesensursache „von dem Stoff“ ‒ gar keine Erwähnung. Wir diskutieren zunächst Punkt 1.): Aus der Erwähnung der N i c h t K e n n e r (τοῖς οὐκ εἰδόσι) in der Interpretation hat Hermann Bonitz gefolgert, dass in der Variante selbst von den K e n n e r n ( τ ο ῖ ς ε ἰ δ ό σ ι ) im Unterschied von den a n d e r e n P h i l o s o p h e n (τοῖς ἄλλοις scil. φιλοσόφοις) die Rede sein müsse; deshalb änderte er das dort überlieferte εἴδεσι zu εἰδόσι.167 Nach Heinrich Dörrie würde die Erwähnung der N i c h t - K e n n e r in der Interpretation sogar regelrecht unverständlich bleiben, wenn in der Variante selbst nicht (nach Änderung von εἴδεσι zu εἰδόσι) von den K e n n e r n die Rede wäre.168 Dieses Argument ist nun aber offensichtlich untriftig; denn die Verständlichkeit der Interpretation würde durch die Aufnahme der Konjektur εἰδόσι in den Wortlaut der Variante mitnichten gefördert: Zwar könnte die so umgestaltete Variante in der Tat dahin gedeutet werden, dass das Wissen um die Funktion des Einen als einer Ursache ‚auch von dem Stoff‘ nach Aristoteles auf die K e n n e r beschränkt war; doch wie man allein hieraus schließen könnte, dass Aristoteles dieses Wissen speziell den N i c h t - K e n n e r n mitteilen wollte (etwa um das von ihm vermeintlich bezeugte Geheimnis nunmehr an die Allgemeinheit zu verraten?), bliebe rätselhaft. Mehr noch: Durch die Aufnahme der Konjektur εἰδόσι in den Text der Variante würde die von uns als Punkt 2.) erwähnte Schwierigkeit, dass in der überlieferten Gestalt der Interpretation der eigentümliche Zusatz der Variante („und von dem S t o f f “ ) gar nicht berücksichtigt wird, noch dadurch verschärft, dass infolge der Verdrängung von εἴδεσι durch εἰδόσι nunmehr umgekehrt ein wichtiges Element der Interpretation in der Variante keine
167 Bonitz 1847, S. 44, Z. 18 setzte im Alexandertext (59, 1 Hayduck) ohne Kenntnis der marginalen Konjektur εἰδόσι im Cod. Mutinensis gr. 214, aber ausgehend von ihrer Übersetzung bei Sepúlveda (scientibus) das εἰδόσι als eigene Konjektur in den Text, und zwar unter Hinweis auf das bei Alexander (S. 59, 2 Hayduck) gleich folgende οὐκ εἰδόσι: „εἰδόσι] εἴδεσι A Br(andis), scientibus S; inde scripsi εἰδόσι propter ea quae sequuntur.“ 168 Dörrie 1944, 39: „einen schweren (scil. Anstoß bildet) das nun folgende ‚damit wäre auch den nicht Wissenden gesagt … daß‘. Diese Anspielung auf die, welche Platons Prinzipienlehre nicht wissen, hängt in der Luft und bleibt unverständlich. Folgt man Bonitz, so ergibt sich: ‚Die Ideen sind die Ursache des Seins für gewöhnliche Sterbliche (τοῖς ἄλλοις), für die Wissenden ist das Eine Ursache auch für die Materie.‘ Glatt schließt Alexanders Bemerkung an: ‚Damit wäre auch denen, die Platons Prinzipienlehre nicht wissen, gesagt, daß das Eine und die Materie ἀρχαί sind, und daß das Eine auch für die Materie Ursache des Seins ist‘.“ Hinsichtlich der Konjektur εἰδόσι bleibt selbst Moraux 1969, 496 der von ihm ansonsten erfolgreich angefochtenen Deutung von Dörrie verhaftet: „Wie Bonitz richtig erkannt hat, setzt dieser Satz voraus, dass in der Fassung des unmittelbar zuvor zitierten AristotelesTextes von den εἰδόσι die Rede war.“
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Stütze fände, nämlich die Verursachung der I d e e durch das Eine. Demnach würde die Verständlichkeit von Alexanders Interpretation der Variante durch die Aufnahme der Konjektur εἰδόσι in den Text der Variante nicht nur nicht gefördert, sondern, im Gegenteil, noch weiter erschwert. Folglich muss das Verständnis der Interpretation auf einem anderen Wege gesucht werden. Alexander/Aspasios ist erklärtermaßen der Auffassung, dass unser Vulgatatext des Aristotelischen Platon-Referats (Metaph. A 6.988 a 8‒ 11) dem daneben überlieferten Alternativwortlaut überlegen ist.169 Daraus folgt, dass nach Meinung von Alexander/Aspasios nicht dieser Wortlaut, sondern jener Vulgatatext der allgemeinen Tendenz der Aristotelischen Berichte über die Platonische Elementenlehre entspricht;170 Alexander jedenfalls kennt solche Berichte ja bekanntlich nicht nur aus Metaphysik M–N,171 sondern unabhängig davon auch aus einigen uns nur noch fragmentarisch erhaltenen Aristotelesschriften – De philosophia172 und De bono173 –, worauf besonders Paul Wilpert aufmerksam gemacht hat.174 Unbeschadet dessen aber besteht natürlich die Möglichkeit, dass es daneben auch eine dem Aristotelischen Bild der Platonischen Elementenlehre zuwiderlaufende Auffassung dieser Lehre gab, in die sich der hier angenommene Wortsinn der Variante sinnvoll einfügt. Und eben dieser Sachverhalt könnte bei Alexander/Aspasios dann ebenso knapp wie treffend dadurch zum Ausdruck gebracht werden, dass die
169 Alexander in Metaph. 59, 4–6 Hayduck: ἀμείνων μέντοι ἡ πρώτη γραφὴ ἡ δηλοῦσα ὅτι τὰ μὲν εἴδη τοῖς ἄλλοις τοῦ τί ἐστιν αἴτιον, τοῖς δὲ εἴδεσι τὸ ἕν. Vgl. unten 3.5.1 und 3.7. 170 Vgl. dazu Alexander in Metaph. 58, 27–31 Hayduck; von uns zu Beginn des gegenwärtigen Abschnitts 3.3 bereits zitiert. 171 Dies ergibt sich insbesondere aus der Verwendung des bei Aristoteles erst in Metaphysik M auftretenden terminus technicus εἰδητικὸς ἀριθμός in Alexanders oben unter 1.1 behandelter Interpretation von Metaph. A 6.987 b 21 f. 172 Alexander in Metaph. 117,23–118,1 entspricht Περὶ φιλοσοφίας Fr. 11(ii) Ross (= Testimonia Platonica 26 B Gaiser). 173 Alexander in Metaph. 55,20–56,35 H., Al. ap. Simpl. In Ph. 454,19–455,14 D. und Al. in Metaph. 85, 16–18 entsprechen Περὶ τἀγαθοῦ Fr. 2(i), (iv) und (v) Ross (= Testimonia Platonica 22 B + 23 B [a. E.] + 48 B [a. Anf.] Gaiser), Al. in Metaph. 59,28–60,2 H. entspricht Fr. 4 Ross (= Test. Pl. 22 B# Gaiser) und Al. in Metaph. 250, 17–20 und 262, 18 f. entspricht Fr. 5 Ross (= Test. Pl. 39 B + 40 B Gaiser). 174 Wilpert 1940 hat eine gegenüber der Aristoteles-Fragmentsammlung von Rose 1886 in ihrem Umfang stark erweiterte Abgrenzung der aus Alexanders Kommentar zu Metaph. A zu gewinnenden Reste von Περὶ τῶν Πυθαγορείων, Περὶ τἀγαθοῦ, Περὶ ἰδεῶν und Περὶ φιλοσοφίας vorgeschlagen, und Wilpert 1941 hat aus anderen Autoren neue Fragmente zu Περὶ τἀγαθοῦ beigebracht; beides wurde in der Fragmentauswahl von Ross 1955a berücksichtigt, die deshalb hinsichtlich der Aristotelischen Darstellung und Kritik der Platonischen Prinzipien- und Ideenlehre weit vollständiger ist als Rose 1886. Wilpert 1949 hat schließlich den Gehalt von Περὶ τἀγαθοῦ und Περὶ ἰδεῶν systematisch zu erschließen versucht; vgl. dazu die Rezensionen von Werner Jaeger (1951) und John Ackrill (1952). Die Methode der Quellenkritik der indirekten Platonüberlieferung ist vor allem durch Gaiser 1968 gefördert worden.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 61 Variante ausdrücklich nur i m H o r i z o n t e i n e r b e s t i m m t e n G r u p p e v o n P h i l o s o p h e n interpretiert wird, die die authentische (d. h. dem Aristotelischen Bild entsprechende) Gestalt von Platons Elementenlehre n i c h t v e r s t e h e n . Dann würde der Dativ τοῖς οὐκ εἰδόσι in seiner Erwähnung der Nicht-Kenner der Prinzipienlehre (59, 2 f. H.: τοῖς οὐκ εἰδόσι τὴν Πλάτωνος δόξαν τὴν περὶ τῶν ἀρχῶν) als dativus iudicantis175 zu verstehen sein. So würde bei Alexander/Aspasios eine mögliche Bedeutung des Wortsinns der Variante expliziert und zugleich von deren Übernahme abgeraten. Damit ist eine Möglichkeit skizziert, den Dativ τοῖς οὐκ εἰδόσι zu verstehen, ohne dafür auf die Konjektur εἰδόσι im Text der Variante angewiesen zu sein:176 Variante
Interpretation (mit neuer Übersetzung)
τὰ γὰρ εἴδη τοῦ τί ἐστιν αἴτια τοῖς ἄλλοις, τοῖς δὲ εἴδεσι |2| τὸ ἕν / καὶ τῆι ὕληι
|59, 2| καὶ εἴη ἂν δι᾽ αὐτῆς λεγόμενον ἔτι τ ο ῖ ς ο ὐ κ ε ἰ δ ό σ ι |3| τ ὴ ν Π λ ά τ ω ν ο ς δ ό ξα ν τ ὴ ν π ε ρ ὶ τ ῶ ν ἀ ρ χ ῶ ν ὅτι τὸ ἓν καὶ ἡ ὑποκειμένη ὕλη |4| ἀρχαὶ καὶ ὅτι τὸ ἓν †καὶ τῆι ἰδέαι† αἴτιον τοῦ τί ἐστιν. Und mit dieser Variante dürfte a u s d e r S i c h t d e r e r, d i e P l a t o n s Prinzipienlehre nicht versteh e n , zusätzlich gemeint sein, dass das Eine und der zugrundeliegende Stoff Prinzipien sind und dass das Eine †auch von der Idee† Wesensursache ist.
|59, 1|
Denn die Ideen sind Wesensursachen von den übrigen (Dingen), von den Ideen aber ist es das Eine / und von dem Stoff.
175 Der Terminus nach Schwyzer / Debrunner 1950, 151 (δ); vgl. Kühner / Gerth 1898, 421 (§ 423/18b): „Der Dativ lässt sich oft durch ‚ n a c h d e m U r t e i l e , i n d e n A u g e n j e m a n d e s ‘ übersetzen“. 176 Alexander in Metaph. 59, 1–4 Hayduck. Vgl. Calvetti 1977, 13: „Tale congettura [d. h. εἰδόσι] non è tuttavia necessaria, a nostro giudizio, se si legge nell’accenno di Alessandro a ‘quelli che non conoscono …’ una sorta di polemica e di critica nei confronti di Eudoro, la cui manipolazione del testo aristotelico non sarebbe sfuggita ad Alessandro. Tale manipolazione, pare dire quest’ultimo, consistente nell’aver attribuito ad Aristotele una interpretazione monistica della dottrina dei principi di Platone, è destinata, per essere troppo manifesta, ad ingannare soltanto quanti non conoscono la genuina dottrina di Platone stesso“. Hieran ist zwar die Zuweisung der Variante an Eudoros verfehlt, wie wir noch sehen werden (unten Abschnitt 3.7), aber die Annahme, dass Alexander die Variante als eine Verfälschung der genuinen Elementenlehre Platons betrachtet, von der sich nur Nicht-Kenner dieser Lehre täuschen lassen, geht in die richtige Richtung.
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Die Plausibilität dieser Deutung steht und fällt mit der Frage, ob die beiden folgenden Bedingungen erfüllt sind: a) Einerseits muss sich bei Alexander/ Aspasios ein Verständnis der Variante nachweisen lassen, dem zufolge sie mit dem Aristotelischen Bild von Platons Elementenlehre u n v e r e i n b a r ist; b) andererseits darf der bei Alexander/Aspasios angenommene Wortsinn der Variante nicht schlechthin abwegig sein, sondern er muss zu einer dem Aristotelischen Bild der Platonischen Elementenlehre widersprechenden Auffassung dieser Lehre stimmen, die Alexander (um 200 n. Chr.) bzw. seiner Quelle Aspasios (1. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr.) nachweislich bereits vorgelegen haben kann. Zur Vorbereitung der Entscheidung darüber, ob die beiden genannten Bedingungen a) und b) erfüllt sind, müssen wir uns zunächst der oben unter Punkt 2.) angeführten Schwierigkeit zuwenden, dass nach der bei Alexander/ Aspasios angenommenen Konstruktion der Variante das Eine als Wesensursache von den Ideen ‚und von dem Stoff‘ bestimmt wird, während in der dort vorliegenden Interpretation das Eine nur als Wesensursache der Idee erscheint. Es fragt sich nun, ob diese Diskrepanz der Überlieferung der Variante oder der Überlieferung ihrer Interpretation anzulasten ist. Zur Beantwortung dieser Frage wollen wir zunächst zeigen, dass sich die überlieferte Gestalt der Variante aufgrund eines externen Kriteriums als authentisch erweisen lässt, nämlich anhand der Frage, wie sich die Variante im A r i s t o t e l i s c h e n K o n t e x t ausnimmt. Die Prüfung dieser Frage wird ergeben, dass d i e Va r i a n t e , und zwar in ihrer bei Alexander überlieferten Gestalt, Aristotelisch ist; zugleich wird dabei an den Tag kommen, dass der Eindruck, zwischen dem großen Umfang und dem geringen Innovationsgehalt der Variante bestehe ein Missverhältnis, in die Irre führt.
3.4. Die überlieferte Gestalt der Variante als Aristotelische Originalformulierung Vor dem Hintergrund der hypothetischen Idealfassung von Metaph. A 6.988 a 8–14, die wir oben unter 3.2.2 in Auseinandersetzung mit der konfusen Vulgata-Fassung entwickelt haben, lässt sich die inzwischen (unter 3.3) als allein überliefert erwiesene Gestalt der Variante ohne weiteres so beschreiben, dass sie zunächst o h n e j e d e A b w e i c h u n g die begründende Parenthese d) bringt, in der die Ideen und das Eine der Platonischen F o r m u r s a c h e subsumiert werden, und dass sie, wie unsere hypothetische Idealfassung, erst n a c h S c h l i e ß u n g der Parenthese d) die Zuschreibung der Stoffursache c) an Platon vornimmt, wenn auch in der knapperen AlternativForm c#) (καὶ τῆι ὕληι):
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 63 Aristoteles-Vulgata von Metaph. A 6.988 a 8–14 φανερὸν δ’ |9| ἐκ τῶν εἰρημένων a) ὅτι δυοῖν αἰτίαιν ἐστὶ μόνον κεχρημένος, b) τῆι τε |10| τοῦ τί ἐστι c) καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην d d) τὰ γὰρ εἴδη τοῦ τί ἐστιν |11| αἴτια τοῖς ἄλλοις, τοῖς δ’ εἴδεσι τὸ ἕν d
Überlieferte Gestalt der Variante
d d) τὰ γὰρ εἴδη τοῦ τί ἐστιν αἴτια τοῖς ἄλλοις, τοῖς δὲ εἴδεσι τὸ ἕν d c#) καὶ τῆι ὕληι
e) καὶ τίς ἡ ὕλη ἡ |12| ὑποκειμένη, f) καθ’ ἧς τὰ εἴδη μὲν ἐπὶ τῶν αἰσθητῶν τὸ δ’ |13| ἓν ἐν τοῖς εἴδεσι λέγεται, g) (α-Supplement) ὅτι αὕτη δυάς ἐστι, τὸ μέγα καὶ |14| τὸ μικρόν. Zwar wird bei Alexander/Aspasios mit keinem Wort mitgeteilt, z u w e l c h e m A b s c h n i t t der Vulgata die Variante eigentlich ein Äquivalent bieten soll. Doch im Hinblick auf unsere hypothetische Idealfassung von 988 a 8– 14 liegt die Antwort auf der Hand: Die in der Vulgata an die falsche Stelle, nämlich v o r die Parenthese d), gestellte Zuschreibung c) der Stoffursache an Platon (καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην) ist bei Annahme der Variante zu streichen, da in der Variante die sachlich äquivalente Zuschreibung c#) der Stoffursache (καὶ τῆι ὕληι) n a c h der Parenthese und damit an der korrekten Stelle steht. Soweit hat bereits Paul Moraux das Richtige gesehen.177 Doch wie schon in unserer Idealfassung ist bei Annahme der Variante auch der von Rashed / Auffret 2014178 als sprachlich suspekt und von uns als unmotivierter gedanklicher Rückschritt erwiesene indirekte Fragesatz e) (988 a 11 f. καὶ τίς ἡ ὕλη ἡ ὑποκειμένη) zu streichen, da der unentbehrliche Relativsatz f) über die Doppelfunktion der Stoffursache (καθ’ ἧς τὰ εἴδη μὲν ἐπὶ τῶν αἰσθητῶν τὸ δ’ ἓν ἐν τοῖς εἴδεσι λέγεται) nunmehr ohne Schwierigkeit direkt an die Alternativ-Form c#) der Zuschreibung der Stoffursache (καὶ τῆι ὕληι) anschließen kann.179 Aus dem bisher Gesagten folgt, dass die Variante d–c#), wenn man sie denn bevor177 Moraux 1969, 499: „Nun genügt es, die parenthetische Erklärung dahin zu versetzen, wo sie sinngemäß hingehört, d. h. hinter die Erwähnung der formalen Ursache, um die Entstehung der rätselhaften Worte καὶ τῆι ὕληι sofort zu verstehen: sie sind nichts anderes als eine Variante für die Worte καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην der Vulgata.“ 178 Rashed / Auffret 2014, 69, bereits zitiert. 179 In Anbetracht der evidenten Verbesserung, die die Ersetzung des verfehlten indirekten Fragesatzes e) (καὶ τίς ἡ ὕλη ἡ ὑποκειμένη) durch c#) (καὶ τῆι ὕληι) bewirkt, nimmt es Wunder, dass Iaksetich 1983, 29 die in der Variante bewahrte Fügung c#) (καὶ τῆι ὕληι) dort ausge-
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zugt, an die Stelle des Abschnitts c–d–e) der Vulgata treten soll. Darüber hinaus fällt mit der Streichung der indirekten Frage e) natürlich auch wieder das ihrer Beantwortung dienende, schon Alexander/Aspasios als Zusatz (προσθήκη) bekannte α-Supplement g). Aus unserer Abgrenzung des a u s z u t a u s c h e n d e n Textstücks aber ergibt sich unmittelbar eine pragmatische Erklärung für die bereits erwähnte Merkwürdigkeit, dass Aspasios als Variante ein 17 Worte umfassendes Textstück d–c#) angab, dessen Löwenanteil, d. h. die 14 Worte umfassende Parenthese d), sich genau so bereits in dem auszutauschenden Abschnitt c–d–e der Vulgata findet. Um nämlich ausgehend von der Vulgata die von der Variante angezeigte Alternativfassung des Ganzen wiederzugewinnen, sind insgesamt drei Änderungen vorzunehmen: Unmittelbar v o r der Parenthese d) ist c) (καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην) zu streichen, unmittelbar n a c h der Parenthese d) ist der indirekte Fragesatz e (καὶ τίς ἡ ὕλη ἡ ὑποκειμένη) durch c#) (καὶ τῆι ὕληι) zu ersetzen, und am Schluss ist das α-Supplement g) zu streichen. Um die beiden ersten Änderungen zweckmäßigerweise zu einer einzigen E r s e t z u n g s a n w e i s u n g zusammenzufassen, ist a m R a n d des Vulgata-Textes als Variante das gesamte Textstück d–c#) zu notieren, und i m Vulgata-Text das zu ersetzende Stück c–d–e) (καὶ τῆι κατὰ―ἡ ὑποκειμένη) in geeigneter Weise zu markieren (z. B. durch Unterpunktung); gerade diese, entscheidend wichtige Markierung ist bei Alexander/Aspasios unter den Tisch gefallen. Demnach ist die S t r e i c h u n g s - u n d E r s e t z u n g s a n w e i s u n g , nach der sich aus der Vulgata-Fassung die von der Variante angezeigte Alternativfassung wiedergewinnen lässt, wie folgt zu rekonstruieren: 988 a 8–14: Von der VulgataFassung …
zur Alternativfassung
φανερὸν δ’ ἐκ τῶν εἰρημένων a) ὅτι δυοῖν αἰτίαιν ἐστὶ μόνον κεχρημένος, b) τῆι τε τοῦ τί ἐστι c) καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην d d) τὰ γὰρ εἴδη τοῦ τί ἐστιν αἴτια τοῖς ἄλλοις, τοῖς δ’ εἴδεσι τὸ ἕν d
φανερὸν δ’ ἐκ τῶν εἰρημένων a) ὅτι δυοῖν αἰτίαιν ἐστὶ μόνον κεχρημένος, b) τῆι τε τοῦ τί ἐστι d d) τὰ γὰρ εἴδη τοῦ τί ἐστιν αἴτια τοῖς ἄλλοις, τοῖς δὲ εἴδεσι τὸ ἕν d c#) καὶ τῆι ὕληι,
e) καὶ τίς ἡ ὕλη ἡ ὑποκειμένη
rechnet als Verschreibung von vermeintlich ursprünglichem e) (καὶ τίς ἡ ὕλη ἡ ὑποκειμένη) aus der Welt schaffen wollte.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 65 f) καθ’ ἧς τὰ εἴδη μὲν ἐπὶ τῶν αἰσθητῶν τὸ δ’ ἓν ἐν τοῖς εἴδεσι λέγεται, g) (α–Supplement) ὅτι αὕτη δυάς ἐστι, τὸ μέγα καὶ τὸ μικρόν.
f) καθ’ ἧς τὰ εἴδη μὲν ἐπὶ τῶν αἰσθητῶν τὸ δ’ ἓν ἐν τοῖς εἴδεσι λέγεται.
Wie man sieht, liefert die korrekte Einsetzung der überlieferten Variante in den Aristotelischen Zusammenhang – in Verbindung mit der Streichung des α-Supplements g) – einen Text (nämlich die hier rechts wiedergegebene Alternativfassung), der strukturell genau unserer vom Gedankengang geforderten, hypothetischen Idealfassung entspricht (vgl. oben unter 3.2.2). Der verworrenen Vulgata-Fassung ist die von der Variante angezeigte Alternativfassung so eindeutig überlegen, dass wir nicht anstehen, die letztere mit dem Aristotelischen Originalwortlaut gleichzusetzen. Damit ist klar, dass die Variante einwandfrei überliefert ist, so dass die inakzeptable Diskrepanz, die im überlieferten Alexandertext hinsichtlich des durch das Eine Verursachten zwischen der Variante und ihrer Interpretation besteht, nicht durch eine Emendation der Variante, sondern durch eine Emendation der Interpretation behoben werden muss. Dieser Aufgabe wenden wir uns jetzt zu. 3.5. Die ‚Variante‘ aus Sicht von Alexander/Aspasios 3.5.1. Die syntaktische Fehlkonstruktion der Variante bei Alexander/Aspasios Die Emendation des Wortlautes der Interpretation wird man nicht aufs Geratewohl unternehmen, sondern vielmehr zunächst versuchen, den bei Alexander/Aspasios angenommenen Wortsinn der Variante anderweitig zu ermitteln. Die Möglichkeit dazu bietet die unmittelbar im Anschluss an die Interpretation vorgenommene vergleichende B e w e r t u n g der Variante und des Vulgatatextes. Eine Analyse dieser Bewertung wird zeigen, dass bei Alexander/Aspasios die Variante gerade nicht in dem Sinne verstanden wird, den wir soeben unter 3.4 als Aristotelisch erwiesen haben, so dass die von uns jetzt zu emendierende Interpretation einer P s e u d o v a r i a n t e gilt (im Folgenden auch: ‚Variante‘). Bei Alexander/Aspasios wird erklärt, dass die Vulgata-Fassung b e s s e r sei als die ‚Variante‘; dies wird wie folgt begründet:180
180 Alexander in Metaph. 59, 4–6 Hayduck.
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|59, 4| ἀμείνων μέντοι ἡ |5| πρώτη γραφὴ ἡ δηλοῦσα ὅτι τὰ μὲν εἴδη τοῖς ἄλλοις τοῦ τί ἐστιν αἴτιον, |6| τοῖς δὲ εἴδεσι τὸ ἕν.
Besser aber ist die erste Lesart, die klarstellt, dass die Ideen von den übrigen Dingen die Wesensursachen sind, von den Ideen aber das Eine.
Demnach würde die Überlegenheit der Vulgata auf der von ihr gelieferten Klarstellung des Sachverhalts beruhen, dass die Ideen für die übrigen Dinge die Wesensursache sind, während die Wesensursache für die Ideen selbst das Eine ist. Zum einen wird hier die Bevorzugung der Vulgata also i n h a l t l i c h begründet; d. h. es wird verkannt, dass die Vulgata eine konfuse und die Variante eine klare Formulierung e i n u n d d e s s e l b e n I n h a l t s bieten, wie wir in den Abschnitten 3.2.2 und 3.4 gezeigt haben. Zum andern wird als der vermeintlich überlegene Inhalt der Vulgata ausgerechnet die Parenthese d) zitiert, für die doch in Vulgata und Variante exakt der gleiche Wortlaut überliefert ist. Nimmt man beide Beobachtungen zusammen, kann kein Zweifel daran bestehen, dass die bei Alexander/Aspasios vorliegende Interpretation der Variante auf eben dem Missverständnis beruht, von dem wir oben (3.2.2) festgestellt haben, dass es in Ermangelung einer Parenthesenmarkierung bei flüchtiger, lesender Rezeption unserer Idealfassung leicht unterlaufen kann. Wie unsere Idealfassung lässt sich nämlich auch der ihr strukturell entsprechende, von der Variante angezeigte Alternativtext keineswegs nur in der Weise konstruieren (im Folgenden: ‚Konstruktion I‘), die uns im vorigen Abschnitt 3.4, unter Streichung mehrerer sekundärer Zusätze im Vulgata-Text, auf den der Vulgata überlegenen Aristotelischen Originalwortlaut geführt hat:181 I.
Die n a c h der ‒ unverändert mit τοῖς δ’ εἴδεσι τὸ ἕν schließenden ‒ Parenthese d) eingefügte Bestimmung c# (καὶ τῆι ὕληι) ist als ein Ersatz für die in der Vulgata fälschlich v o r der Parenthese einfügte Zuschreibung der Stoffursache c) (καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην) aufzufassen, ein Ersatz, dessen Einfügung auch die in der Vulgata n a c h der Parenthese d) stehende indirekte Frage e) sowie ihre Beantwortung g) überflüssig macht.
Vielmehr liegt es in Ermangelung einer graphischen Abgrenzung der Parenthese für den, der vom Vulgata-Text ausgeht, ungleich näher, den Alternativtext einfach in der Weise zu konstruieren (im Folgenden: ‚Konstruktion II‘), dass sich das Parenthesen-Ende v e r s c h i e b t : II. Die Bestimmung c#) (καὶ τῆι ὕληι) wird als sinnverändernde i n t e r n e E r w e i t e r u n g der Parenthese d) aufgefasst, die in der Parenthese mit 181 Vgl. insoweit schon Moraux 1969, 499 f., in dessen Rekonstruktion die von Aspasios bezeugte Alternativfassung allerdings durch die durch Sepúlveda 1527 verbreitete Konjektur εἰδόσι entstellt war.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 67 dem Dativ τοῖς … εἴδεσι koordiniert ist, während die in der Vulgata vor der Parenthese d) stehende Zuschreibung der Stoffursache c) (καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην) von der Variante ebensowenig betroffen ist wie die in der Vulgata nach der Parenthese d) stehende indirekte Frage e) und ihre Beantwortung g). Mithin würde sich der von der Variante angezeigte Alternativtext bei Anwendung von Konstruktion II einzig und allein darin vom Vulgata-Text unterscheiden, dass die Parenthese d) intern um den Zusatz c#) erweitert wird: |988 a 8| φανερὸν δ’ |9| ἐκ τῶν εἰρημένων a) ὅτι δυοῖν αἰτίαιν ἐστὶ μόνον κεχρημένος, b) τῆι τε |10| τοῦ τί ἐστι c) καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην
— d + c#) τὰ γὰρ εἴδη τοῦ τί ἐστιν |11| αἴτια τοῖς ἄλλοις, τοῖς δὲ εἴδεσι τὸ ἓν κ α ὶ τ ῆ ι ὕ λ η ι —, e) καὶ τίς ἡ ὕλη ἡ
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ὑποκειμένη
f) καθ’ ἧς τὰ εἴδη μὲν ἐπὶ τῶν αἰσθητῶν τὸ δ’ |13| ἓν ἐν τοῖς εἴδεσι λέγεται, g) (α-Supplement) ὅτι αὕτη δυάς ἐστι, τὸ μέγα καὶ |14| τὸ μικρόν.
Aus dem Gesagten wird klar, a) dass er nur von zwei Ursachenarten Gebrauch macht, b) nämlich von derjenigen des Wesens c) und von derjenigen gemäß dem Stoff — d + c#) denn die Ideen sind Wesensursachen von allen übrigen Dingen, doch von den Ideen ist es das Eine u n d v o n d e m S t o f f —, e) und was der zugrundeliegende Stoff ist, f) von dem die Ideen bei den Sinnendingen prädiziert werden und das Eine bei den Ideen, g) nämlich dass dieser eine Zweiheit ist, d. h. das Große-und-Kleine.
Der gemäß der Konstruktion II hergestellte Alternativtext würde besagen, dass Platon dem Einen die b e i d e n Funktionen zuschrieb, zum einen für die Ideen Wesensursache zu sein, und zum andern auch für den Stoff. Nun hat zwar schon Moraux treffend auf die Erschwernis hingewiesen, die das Fehlen einer graphischen Parenthesen-Markierung für die Interpretation der Variante mit sich bringt. Aber er sah durch die Schwierigkeit nur die n e u z e i t l i c h e I n t e r p r e t a t i o n von Alexanders Mitteilung dieser Variante behindert,182 während er die Möglichkeit übersah, dass auch der Autor der bei Alexander/Aspasios vorliegenden Deutung der Variante selbst schon an der fehlenden Markierung gescheitert sein könnte; vielmehr hat Moraux
182 Moraux 1969, 500: „mangels eines entwickelten Interpunktionssystems hatte der Benutzer seines Textes kaum eine Möglichkeit, die richtigen Zusammenhänge zu erkennen.“
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seine entscheidende Einsicht, dass die Parenthese a u c h i n d e r Va r i a n t e unverändert bereits nach τὸ ἕν schließt, unbesehen auch schon Alexander zugeschrieben, der dies nur nicht deutlich genug mitgeteilt habe.183 In Wahrheit aber liegt offen zutage, dass bei Alexander/Aspasios der von der Variante angezeigte Alternativwortlaut tatsächlich gemäß Konstruktion II verstanden wird – d. h. m i s s v e r s t a n d e n wird. Mehr noch: Dieses Missverständnis liegt für den, der faute de mieux vom Vulgata-Text ausgeht, sogar sehr nahe, da ja die Erwähnung der Stoffursache als der zweiten von Platon angenommenen Ursachenart im Vulgata-Text bereits vor der Parenthese erfolgt ist. Alexander/Aspasios geht denn auch S. 59, 4‒6 H., wie wir sahen, eindeutig davon aus, dass die Annahme dieser Variante die Bedeutung der Parenthese d) v e r ä n d e r t . Dies aber tut sie überhaupt nur bei Anwendung von Konstruktion II,184 da mit der frühneuzeitlichen Konjektur εἰδόσι insoweit nicht mehr operiert werden darf (vgl. oben, Abschnitt 3.3 und 3.4). Demnach ist bei der Rekonstruktion der bei Alexander/Aspasios vorliegenden Auffassung der Variante davon auszugehen, dass sie sich auf die gemäß Konstruktion II erweiterte und als ein einheitlicher Satz d + c#) verkannte Form der Parenthese bezieht: — τὰ γὰρ εἴδη τοῦ τί ἐστιν αἴτια τοῖς ἄλλοις, τοῖς δὲ εἴδεσι τὸ ἓν κ α ὶ τ ῆ ι ὕ λ η ι —. 3.5.2. Die philosophiegeschichtliche Einordnung der Variante bei Alexander/Aspasios Wir haben (unter 3.3) bereits auf die Möglichkeit hingewiesen, die bei Alexander/Aspasios vorliegende Interpretation der Variante so zu verstehen, dass diese Variante nur in den Augen derer sinnvoll ist, die von der authentischen Gestalt der Platonischen Prinzipienlehre nichts wissen. Zudem haben wir festgestellt, dass diese Einschränkung im Hinblick auf den allein überlieferten und von uns inzwischen (unter 3.4) als Aristotelisch erwiesenen Wortlaut der Variante genau dann p l a u s i b e l ist, wenn zwei Bedingungen erfüllt sind: a) Einerseits muss sich bei Alexander/Aspasios ein Verständnis der Variante nachweisen lassen, dem zufolge diese mit dem Aristotelischen Bild von Platons Elementenlehre u n v e r e i n b a r ist; b) andererseits muss der in der Interpretation explizierte Wortsinn der Variante zu einer dem Aristotelischen
183 Moraux 1969, 499 f. 184 In der Tat ließ sich ja der große Umfang der Variante d–c#), die nur in ihren letzten drei Worten (c#: καὶ τῆι ὕληι) etwas Neues bringt, noch am ehesten mit der Annahme erklären, dass mit der Hinzufügung von c#) die Bedeutung von d) geändert werden sollte ‒ solange man die von uns in Abschnitt 3.4 aufgewiesene wahre Funktion des Variantenumfangs (d. h. die Formulierung einer einzigen, komplexen Ersetzungsanweisung) nicht verstand.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 69 Bild der Platonischen Elementenlehre widersprechenden Auffassung dieser Lehre stimmen, die Alexander bzw. Aspasios nachweislich bereits vorgelegen haben kann. Zu a): Nach dem bisher Gesagten lässt sich rasch zeigen, dass der bei Alexander/Aspasios angenommene Wortsinn der Variante mit dem sonst bezeugten Aristotelischen Bild der Platonischen Elementenlehre unvereinbar ist. Dieses Aristotelische Bild lässt sich durch folgendes Schema veranschaulichen:185 Das Große-und-Kleine
Das Eine Die Ideen
Die Sinnendinge
Nach diesem Schema findet eine Verursachung überhaupt erst auf der Ebene der Ideen statt, während keine Rede davon sein kann, dass das stoffliche Element, d. h. das Große-und-Kleine, selbst schon das Ergebnis einer Verursachung wäre; vielmehr wird hier das Vorhandensein der Materie selbst einfach vorausgesetzt. Und das Eine tritt hier nur in der einzigen Hinsicht unmittelbar als Formelement auf, dass es gemeinsam mit dem stofflichen Element des Großen-und-Kleinen die Ideen hervorbringt und so zu deren Wesensursache wird. Infolgedessen ist im Aristotelischen Bild der Platonischen Elementenlehre ersichtlich kein Platz für das, was in der missdeuteten ‚Variante‘ ausgesagt wird, d. h. für die Funktion des Einen als Wesensursache ‚auch für den Stoff‘. Nach den Berichten des Aristoteles ist in Platons Zwei-ElementenLehre das Formelement (Eins) mit dem stofflichen Element (Unbegrenzte Zweiheit) k o o r d i n i e r t und kann deshalb nicht U r s a c h e des Stoffes sein, geschweige denn seine We s e n s u r s a c h e : Der Stoff, als das Unbegrenzt-Ungeformte, hat nach dieser Auffassung der Platonischen Lehre kein Wesen und mithin auch keine We s e n s u r s a c h e . 186 Zu b): Die bei Alexander/Aspasios der Variante entnommene Ursachenfunktion des Einen ‚auch für den Stoff‘ würde vielmehr eine E r w e i t e r u n g des Aristotelischen Bildes erfordern. Da die Verursachung des Stoffes klarer185 Vgl. auch die Schemata, die wir oben unter 1.3 und unter 3.2.1 vorgelegt haben. 186 Diese notwendige Differenzierung ist Moraux 1969, 497 zu verdanken: „In dem Satz [scil. in der durch καὶ τῆι ὕληι erweiterten Parenthese] heißt es aber, daß das Eine Ursache nicht etwa der Materie, sondern der wesentlichen Bestimmung der Materie ist; der fragliche Satz scheint also auf der Annahme zu beruhen, daß die Materie selbst aus Form und Materie besteht und daß sie ihre Form, ihre Wesenheit als Materie, von dem Einen erhält. Die Absurdität dieser Annahme, die einen regressus ad infinitum mit sich bringen würde, zeigt schon, daß in unserem Satz irgend etwas nicht in Ordnung ist.“
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weise nicht erst auf der Stufe angesiedelt werden kann, auf der das Eine und der Stoff, d. h. das Große-und-Kleine, gemeinsam die Ideen hervorbringen, hätte man oberhalb dieser Stufe wohl oder übel noch ein oberstes Eines anzunehmen (im Folgenden: das ‚Ur-Eine‘ bzw. Gott), das zunächst auch den Stoff selbst hervorbringt, d. h. das Große-und-Kleine. Dies aber würde unweigerlich auf einen Prinzipienmonismus von der Art hinauslaufen, wie ihn, wie oben (unter 2.3) bereits erwähnt, schon Eudoros von Alexandria als „pythagoreisch“ referiert hatte:187 (181, 10–13) γράφει δὲ περὶ τούτων ὁ Εὔδωρος τάδε· κατὰ τὸν ἀνωτάτω λόγον φατέον τοὺς Πυθαγορικοὺς τὸ ἓν ἀρχὴν τῶν πάντων λέγειν, κατὰ δὲ τὸν δεύτερον λόγον δύο ἀρχὰς τῶν ἀποτελουμένων εἶναι, τό τε ἓν καὶ τὴν ἐναντίαν τούτωι φύσιν. Über diese Dinge (scil. über Pythagoreische Prinzipen und Elemente) schreibt E u d o r o s folgendes: Man muss sagen, dass die Pythagoreer, nach ihrer höchsten Erklärung, das Eine als Prinzip aller Dinge bezeichnen, nach ihrer zweiten Erklärung hingegen, dass es zwei Prinzipien der entstehenden Dinge gibt, das Eine und die ihm entgegengesetzte Natur. (181, 17–19) διό, φησί, καὶ κατ’ ἄλλον τρόπον ἀρχὴν ἔφασαν εἶναι τῶν πάντων τὸ ἕν, ὡς ἂν καὶ τῆς ὕλης καὶ τῶν ὄντων πάντων ἐξ αὐτοῦ γεγενημένων. τοῦτο δὲ εἶναι καὶ τὸν ὑπεράνω θεόν. Daher lehrten sie, wie er sagt, auch auf eine andere Weise, dass das Eine Prinzip aller Dinge sei, nämlich insofern, als sowohl die Materie als auch alles Seiende aus ihm entstammen. Dieses sei auch der höchste Gott. (181, 27–30) ὥστε ὡς μὲν ἀρχὴ τὸ ἕν, ὡς δὲ στοιχεῖα τὸ ἓν καὶ ἡ ἀόριστος δυάς, ἀρχαὶ ἄμφω ἕν)α*188 ὄντα πάλιν. καὶ δῆλον ὅτι ἄλλο μέν ἐστιν ἓν ἡ ἀρχὴ τῶν πάντων, ἄλλο δὲ ἓν τὸ τῆι δυάδι ἀντικείμενον, ὃ καὶ μονάδα καλοῦσιν. Folglich gilt das Eine als Prinzip, das Eine und die begrenzte Zweiheit als Elemente, und die beiden Einen wiederum als Prinzipien. Und es ist 187 Text nach Simplikios, In Phys. 181, 10–13, 17–19, 27–30 Diels ≈ Eudoros Fr. 3–5 Mazzarelli. Übersetzung nach Baltes 1996, Baustein 122.1, S. 174–177 (Text und Übersetzung) und S. 473–477 (Kommentar). Vgl. Baltes 1996, 473: „Die beiden Versionen pythagoreischer Prinzipienlehre – die dualistische und die monistische – waren offenbar schon im 1. Jh. v. Chr. geläufig; denn der Akademiker Eudoros – oder ein Pythagoreer dem er folgt – ist in unserem Zeugnis ganz offensichtlich um einen Ausgleich zwischen beiden widerstrebenden Lehren bemüht“, sowie Bonazzi 2005, 119–127. 188 Zur Ergänzung des in Z. 28 überlieferten ἕν zu pluralischem ἕν)α* vgl. die Übersetzung von Baltes 1996, 177, sowie insbesondere die von Baltussen 2012, 19, der den Plural korrekt als konjekturalen Zusatz markiert: „both One[s] being alike principles“.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 71 klar, dass das Prinzip aller Dinge ein anderes Eines ist als das Eine, das der Zweiheit entgegengesetzt ist, welches sie auch Einheit nennen. In dem hier von Eudoros bezeugten ‚pythagoreischen‘ System war der von Aristoteles bezeugten Platonischen Zwei-Elementen-Lehre noch eine monistische Spitze aufgesetzt, das auch als Gott bezeichnete Ur-Eine, das neben dem mit dem Stoff koordinierten ‚zweiten Einen‘, der Monade ‒ a u c h d e n S t o f f s e l b s t hervorbringt, d. h. das Große-und-Kleine: Das Ur-Eine (= Gott) Das Große-und-Kleine Das zweite Eine (= Monade) Die Ideen Die Sinnendinge
So liegt bei Alexander/Aspasios offenbar ein Verständnis der Variante vor, dem zufolge es sich bei ihr um die Skizze des von Eudoros an anderer Stelle referierten, „pythagoreischen“ Prinzipienmonismus handelt ‒ eine Skizze, die nur noch durch die Unterscheidung zwischen dem übergeordneten Ur-Einen und dem koordinierten zweiten Einen präzisiert werden müsste: Ein solcher neupythagoreischer Prinzipienmonismus schwebt offensichtlich vor, wenn die ‚Variante‘ bei Alexander/Aspasios ausdrücklich im Horizont bestimmter Philosophen interpretiert wird, die Platons Prinzipienlehre (in ihrer a u t h e n t i s c h e n Gestalt) nicht verstehen (τοῖς οὐκ εἰδόσι).189 Damit ist gezeigt, das beide Bedingungen dafür erfüllt sind, dass der in der Interpretation der Variante verwendete Dativ τοῖς οὐκ εἰδόσι einen guten Sinn ergibt, ohne dass man dafür auf die Eb-Konjektur εἰδόσι im Text der Variante angewiesen wäre: a) Einerseits liegt bei Alexander/Aspasios ein Verständnis der Variante vor, dem zufolge diese mit dem dualistischen Bild, das Aristoteles sonst von Platons Elementenlehre zeichnet, u n v e r e i n b a r ist; b) andererseits stimmt dieser vermeintliche Wortsinn der Variante zu einer dem Aristotelischen Bild der Platonischen Elementenlehre widersprechenden, monistischen Auffassung dieser Lehre, die schon von Eudoros (bei Simplikios) referiert wurde, also schon zur Zeit von Aspasios und Alexander (d. h. im 2. Jahrhundert n. Chr.) vorgelegen haben muss.
189 Vgl. noch einmal Calvetti 1977, 13: „Tale manipolazione, pare dire quest’ultimo, consistente nell’aver attribuito ad Aristotele una interpretazione monistica della dottrina dei principi di Platone, è destinata, per essere troppo manifesta, ad ingannare soltanto quanti non conoscono la genuina dottrina di Platone stesso.“
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Oliver Primavesi 3.5.3. Emendation des bei Alexander überlieferten Wortlauts der Interpretation
Vor dem Hintergrund des damit umrissenen, bei Alexander/Aspasios vorliegenden Verständnishorizonts kommen wir nun zur Emendation des bei Alexander überlieferten Wortlauts der Interpretation; diese Emendation ist, wie wir sahen, deshalb unausweichlich, weil der für die Variante charakteristische Zusatz ‚und von dem Stoff‘ (καὶ τῆι ὕληι) im überlieferten Wortlaut ihrer Interpretation keinerlei Erwähnung findet:190 καὶ εἴη ἂν δι᾽ αὐτῆς λεγόμενον ἔ τ ι τοῖς οὐκ εἰδόσι |3| τὴν Πλάτωνος δόξαν τὴν περὶ τῶν ἀρχῶν ὅτι τὸ ἓν καὶ ἡ ὑποκειμένη ὕλη |4| ἀρχαὶ καὶ ὅτι τὸ ἓν †καὶ τῆι ἰδέαι† αἴτιον τοῦ τί ἐστιν. |59, 2|
Und mit dieser Variante könnte aus der Sicht der Philosophen, die Platons Prinzipienlehre nicht kennen, zusätzlich gemeint sein, dass das Eine und der zugrundeliegende Stoff Prinzipien sind und dass das Eine †auch von der Idee† die Wesensursache ist.
Nach diesem Wortlaut dürften diejenigen Philosophen, die von Platons Prinzipienlehre in ihrer authentischen Gestalt nichts verstehen, der ‚Variante‘ z u s ä t z l i c h (59, 2 ἔτι), d. h. über die allgemein bekannte Platonische Ideenlehre hinaus, eine Bedeutung beimessen, die sich in den folgenden beiden Punkten zusammenfassen lässt: (i) Eine Bestimmung der beiden Platonischen Prinzipien: diese sind das Eine und der zugrundeliegende Stoff. (ii) Eine Funktionsbestimmung des Einen: es ist Wesensursache a u c h (?) von der Idee. Hier muss deshalb ein Überlieferungsfehler vorliegen, weil der ‚Variante‘ mit dieser Interpretation nichts entnommen würde, was nicht auch schon im Vulgatatext unserer Stelle mitgeteilt wird: Der Punkt (i), die bloße Nennung der beiden Platonischen Prinzipien, erfolgt im Vulgatatext unmittelbar v o r der Parenthese,191 und der Punkt (ii), die Bestimmung des Einen als Wesensursache für die Idee, erfolgt auch dort schon i n der Parenthese.192 Dafür, dass an dieser Stelle der Interpretation ein Textausfall vorliegt, spricht neben der inakzeptablen Nicht-Erwähnung der drei charakteristischen, die Variante beschließenden Worte καὶ τῆι ὕληι auch das καὶ vor τῆι ἰδέαι: Die Feststellung, 190 Alexander in Metaph. 59, 2–4 Hayduck. 191 Metaph. A 6.988 a 8‒10: φανερὸν δ’ ἐκ τῶν εἰρημένων, ὅτι δυοῖν αἰτίαιν ἐστὶ μόνον κεχρημένος, τῆι τε τοῦ τί ἐστι καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην. 192 Metaph. A 6.988 a 11.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 73 dass das Eine der ‚Variante‘ zufolge in den Augen der Nicht-Kenner ‚ a u c h für die Idee‘ die Wesensursache ist,193 impliziert, dass das Eine dort noch als Wesensursache für etwas anderes betrachtet wird, und dieses andere kann, nach der bei Alexander/Aspasios vorausgesetzten Konstruktion der ‚Variante‘, nur der Stoff sein. Daraus ergibt sich, dass in der Interpretation der ‚Variante‘ im Horizont der Nicht-Kenner der Platonischen Prinzipienlehre das Eine nicht erst bezüglich der Idee, sondern auch schon bezüglich des Stoffprinzips als Wesensursache genannt werden muss. Als Konsequenz aus der vorstehenden Analyse der Sachlage hat Marwan Rashed uns den überzeugenden Vorschlag gemacht, die entscheidenden drei Worte καὶ τῆι ὕληι der ‚Variante‘, die in der Interpretation offensichtlich fehlen, nicht (mit Albert Schwegler 1847 und Heinrich Dörrie 1944) a n s t e l l e von καὶ τῆι ἰδέαι in den Text zu setzen,194 sondern vielmehr anzunehmen, dass diese Worte bei Alexander z u s ä t z l i c h im Text der Interpretation standen und dort an einem bestimmten Punkt der Überlieferung ausgefallen sind. Das Zustandekommen eines solchen Ausfalls von καὶ τῆι ὕληι würde sich nun aber am plausibelsten dann erklären lassen, wenn diese Worte bei Alexander v o r καὶ τῆι ἰδέαι standen: καὶ τῆι ὕληι καὶ τῆι ἰδέαι. Denn einem Schreiber, der dies vor sich hatte und der das erste καὶ τῆι bereits geschrieben hatte, konnte es leicht unterlaufen, versehentlich erst nach dem zweiten καὶ τῆι wieder einzusetzen und infolgedessen die Worte ὕληι καὶ τῆι auszulassen (saut du même au même); zu edieren ist demnach καὶ τῆι )ὕληι καὶ τῆι* ἰδέαι. Neben diesem paläographischen Grund spricht auch eine inhaltliche Erwägung für die Annahme, dass die Interpretation der ‚Variante‘ von deren Wortlaut darin abwich, dass sie das Stoffprinzip an erster Stelle nannte. Wenn
193 Rashed / Auffret 2014, 66: „Pourquoi insister sur le fait que l’Un est cause de quiddité aussi pour l’Idée? Il va de soi que l’Un est cause de quiddité surtout pour l’Idée, qu’il contribue à fixer en jouant le rôle d’un principe de détermination s’exerçant sur un spectre indéterminé.“ 194 Schwegler 1847a, 23, im Apparat zu τοῖς δὲ εἴδεσι τὸ ἓν (988 a 11), zitiert Al. 58,31–59,4 H. (φέρεται ἔν τισι γραφὴ τοιαύτη „τὰ γὰρ εἴδη τοῦ τί ἐστιν αἴτια τοῖς ἄλλοις, τοῖς δὲ εἴδεσι τὸ ἕν κ α ὶ τ ῆ ι ὕ λ η ι “ . καὶ εἴη ἂν δι᾽ αὐτῆς λεγόμενον ἔτι τοῖς οὐκ εἰδόσι τὴν Πλάτωνος δόξαν τὴν περὶ τῶν ἀρχῶν ὅτι τὸ ἓν καὶ ἡ ὑποκειμένη ὕλη ἀρχαὶ καὶ ὅτι τὸ ἓν καὶ τῆι ἰδέαι αἴτιον τοῦ τί ἐστιν) und bemerkt dazu: „Haec verba adeo non cadunt in contextum reliquae orationis, ut corruptelam in iis latere existimandum sit: legendum, si quid video, τῆι ὕληι pro τῆι ἰδέαι.“ Dörrie 1944, 39 hat diese Konjektur zunächst von neuem vorgetragen, um dann aber im Wiederabdruck seines Aufsatzes (Dörrie 1976, 297–309, hier: 309) unter dem Eindruck von Moraux 1969 wieder davon abzurücken – letzteres übrigens sehr zu Unrecht: Zwar war Moraux’ syntaktisches Verständnis des der Variante eigentümlichen Zusatzes καὶ τῆι ὕληι dem von Dörrie klar überlegen, aber Moraux wiederum hat nicht sehen wollen, dass Alexander diesen Zusatz syntaktisch nicht so verstanden hat wie er, Moraux, selbst, sondern dass Alexander den Zusatz, wie Dörrie, zu Unrecht als Erweiterung der Parenthese aufgefasst hat.
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man nämlich überhaupt das Stoffprinzip (d. h. die Dyade des Großen-undKleinen) auch seinerseits schon als Ergebnis einer Verursachung betrachtet (im Gegensatz zu den sonstigen Aristotelischen Berichten über Platons Prinzipienlehre), dann muss man es als eines der beiden den Ideen vorgeordneten Prinzipien natürlich v o r den (aus dem Einen und dem Stoff gebildeten) Ideen verursacht sein lassen. Demnach erfolgte die Erwähnung des Stoffprinzips (καὶ τῆι ὕληι), die im Wortlaut der ‚Variante‘, nach der bei Alexander/Aspasios vorliegenden Fehlkonstruktion, als Zusatz nachklappert, in der Interpretation sachgemäß vor der Erwähnung der Ideen. Aus dem Gesagten ergibt sich insgesamt folgende Textgestaltung von Zitat und Interpretation:195 Variante (bei Alexander/Aspasios als interne Erweiterung der Parenthese fehlkonstruiert)
Interpretation der Variante durch Alexander/Aspasios (emendiert)
τὰ γὰρ εἴδη τοῦ τί ἐστιν αἴτια τοῖς ἄλλοις, τ ο ῖ ς δὲ ε ἴ δ ε σ ι |2| τὸ ἓν κ α ὶ τῆι ὕληι
|59, 2| καὶ εἴη ἂν δι᾽ αὐτῆς λεγόμενον ἔτι τοῖς οὐκ εἰδόσι |3| τὴν Πλάτωνος δόξαν τὴν περὶ τῶν ἀρχῶν, ὅτι τὸ ἓν καὶ ἡ ὑποκειμένη ὕλη |4| ἀρχαὶ καὶ ὅτι τὸ ἓν κ α ὶ τ ῆ ι ) ὕ λ η ι κ α ὶ τ ῆ ι * ἰ δ έ α ι αἴτιον τοῦ τί ἐστιν. Und mit dieser Variante dürfte aus der Sicht der Philosophen, die Platons Prinzipienlehre nicht kennen, zusätzlich gemeint sein, dass das Eine und der zugrundeliegende Stoff Prinzipien sind und dass das Eine ) s o w o h l von dem Stoff* als auch von d e r I d e e Wesensursache ist.
|59, 1|
Denn die Ideen sind Wesensursachen von den übrigen Dingen, v o n d e n I d e e n aber ist es das Eine u n d von dem Stoff.
59,4 καὶ τῆι )ὕληι καὶ τῆι* ἰδέαι Rashed per litteras : καὶ τῆι ἰδέαι OA
Das bei Alexander/Asklepios vorliegende Missverständnis aber, demzufolge die Variante eine i n n e r e E r w e i t e r u n g der Parenthese d) anzeigen würde, ist für die Aufhellung der Textgeschichte unseres Aristoteles-Abschnitts von größtem Wert. Es macht nämlich deutlich, dass der oben in Abschnitt 3.4 aus der Variante erschlossene Aristotelische Originalwortlaut in Ermangelung einer Parenthesenmarkierung b e i l e s e n d e r R e z e p t i o n mit einer selbst von antiken Aristoteles-Kommentatoren nicht durchschauten Ambigui-
195 Alexander in Metaph. 59, 1–4 Hayduck; die Lesarten von OA wieder nach dem Apparat von Golitsis 2022, 48.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 75 tät behaftet war. Gerade aufgrund dieser Ambiguität werden wir im Folgenden die ‒ auf den ersten Blick schlechterdings unbegreifliche ‒ Einführung der verworrenen Fassung unserer Vulgata am Ende doch noch verständlich machen, nämlich als den Versuch einer D i s a m b i g u i e r u n g . 3.6. Warum wurde der Originalwortlaut durch die Vulgata verdrängt? Der im originalen Wortlaut nach Schließung der Parenthese d) (τὰ γὰρ εἴδη τοῦ τί ἐστιν αἴτια τοῖς ἄλλοις, τοῖς δὲ εἴδεσι τὸ ἓν) eingefügte Dativ c#) (καὶ τῆι ὕληι) war, wie wir unter Punkt 3.5.1 gezeigt haben, für einen antiken Leser insofern doppeldeutig, als er diesen Dativ in Ermangelung einer graphischen Parenthesenmarkierung sowohl mit dem v o r der Parenthese d) stehenden Dativ b) (τῆι τε τοῦ τί ἐστι) koordinieren konnte (Konstruktion I) als auch mit dem i n der Parenthese d) stehenden Dativ τοῖς δὲ εἴδεσι (Konstruktion II): Letzteres führte dann auf die bei Alexander/Aspasios vorliegende ‚Variante‘. Aristoteles selbst konnte die Parenthese beim mündlichen Vortrag, für den sein Manuskript ursprünglich bestimmt gewesen sein dürfte, durch entsprechende Pausen mühelos vom umgebenden Text abheben, doch spätere antike L e s e r dieses Textes liefen, wie das bei Alexander/Aspasios vorliegende Missverständnis beweist, mangels entsprechender Hilfszeichen Gefahr, die Abgrenzung der Parenthese zu verkennen. Die Abänderung des Originalwortlauts von 988 a 8‒13 zu der schon von Alexander gelesenen Fassung unserer Vulgata ‒ unter Einschluss des α-Supplements g) ‒ lässt sich nun Schritt für Schritt aus dem Versuch ableiten, diese Ambiguität auszuräumen und zugleich die Platonische Bestimmung der Stoffursache stärker hervorzuheben als Aristoteles es tat: Von der Originalfassung…
zur von Alexander gelesenen Vulgata-Fassung
φανερὸν δ’ ἐκ τῶν εἰρημένων a) ὅτι δυοῖν αἰτίαιν ἐστὶ μόνον κεχρημένος, b) τῆι τε τοῦ τί ἐστι
φανερὸν δ’ ἐκ τῶν εἰρημένων a) ὅτι δυοῖν αἰτίαιν ἐστὶ μόνον κεχρημένος, b) τῆι τε τοῦ τί ἐστι c) καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην d d) τὰ γὰρ εἴδη τοῦ τί ἐστιν αἴτια τοῖς ἄλλοις, τοῖς δ’ εἴδεσι τὸ ἕν d,
d d) τὰ γὰρ εἴδη τοῦ τί ἐστιν αἴτια τοῖς ἄλλοις, τοῖς δὲ εἴδεσι τὸ ἕν d c#) καὶ τῆι ὕληι f) καθ’ ἧς τὰ εἴδη μὲν ἐπὶ τῶν αἰσθητῶν τὸ δ’ ἓν ἐν τοῖς εἴδεσι λέγεται.
e) καὶ τίς ἡ ὕλη ἡ ὑποκειμένη f) καθ’ ἧς τὰ εἴδη μὲν ἐπὶ τῶν αἰσθητῶν τὸ δ’ ἓν ἐν τοῖς εἴδεσι λέγεται, g) (α-Supplement) ὅτι αὕτη δυάς ἐστι, τὸ μέγα καὶ τὸ μικρόν.
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I.) In einem e r s t e n Schritt versetzte der Bearbeiter die Angabe der Stoffursache c#) καὶ τῆι ὕληι aus ihrer – ohne graphische Abgrenzung der Parenthese – für flüchtige Leser doppeldeutigen Position n a c h der Parenthese d) in eine insoweit eindeutige Position v o r dieser Parenthese, und änderte sie dabei zur präpositionalen Umschreibung c) (καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην scil. α ἰ τ ί α ι ) ab, um außer Zweifel zu stellen, dass es sich beim Stoff selbst schon um eine primäre U r s a c h e handelt, die nicht ihrerseits noch auf eine andere Ursache zurückgeführt werden darf. II.) Durch die Entfernung der Angabe c#) aus ihrer ursprünglichen Position war aber der daran anschließende, auf die Stoffursache bezogene Relativsatz f) (καθ’ ἧς τὰ εἴδη μὲν ἐπὶ τῶν αἰσθητῶν τὸ δ’ ἓν ἐν τοῖς εἴδεσι λέγεται) seines Beziehungswortes beraubt. Dies musste der Bearbeiter in einem z w e i t e n Schritt ausgleichen, indem er nach der Parenthese d) eine neue syntaktische Verankerung für die Beschreibung f) der Stoffursache als Prädikationssubjekt herstellte. Dies hätte sich theoretisch ganz einfach bewerkstelligen lassen, z. B. durch Umformung des Relativsatzes f) zu einem zweiten ὅτι-Satz f#), wie folgt: Nicht realisierte einfache Umformulierung von 988 a 8‒13 φανερὸν δ’ ἐκ τῶν εἰρημένων a) ὅ τ ι δυοῖν αἰτίαιν ἐστὶ μόνον κεχρημένος, […] f#) κ α ὶ ὅ τ ι τὰ μὲν εἴδη ἐπὶ τῶν αἰσθητῶν τὸ δ’ ἓν ἐν τοῖς εἴδεσι λέγεται κατὰ τῆς ὕλης.
Aus dem Gesagten wird klar, a) d a s s er nur von zwei Ursachenarten Gebrauch macht, […] f#) u n d d a s s die Ideen bei den Sinnendingen, das Eine hingegen bei den Ideen v o m S t o f f prädiziert werden.
Doch der Bearbeiter legte den syntaktischen Ersatz für die von ihm nach oben versetzte Erwähnung c) der Stoffursache so an, dass er bei dieser Gelegenheit noch einmal auf die von Aristoteles einleitend referierte Platonische B e s t i m m u n g dieser Stoffursache zurückkommen konnte. Als neue syntaktische Stütze für den Relativsatz f) fügte er nämlich die indirekte Frage e) ein: καὶ τίς ἡ ὕλη ἡ ὑποκειμένη (‚und was der zugrundeliegende Stoff ist‘), an die der Relativsatz f) dann anschließen kann.196 Über diese unabdingbare syntaktische Neu-Verankerung des Relativsatzes f), die, wie wir sahen, auch einfacher erreichbar gewesen wäre, geht nun die Leistung des indirekten Fragesatzes e) deutlich hinaus: Zum einen wird damit, wie wir in Abschnitt 3.2.2 gezeigt haben, die bloße I d e n t i f i k a t i o n des Platonischen Stoffprinzips 196 Wie bereits bemerkt, verrät sich der sekundäre Ursprung dieses Fragesatzes nach Rashed / Auffret 2014, 69 auch dadurch, dass Aristoteles sonst nie ἡ ὕλη ἡ ὑποκειμένη, sondern stets ἡ ὑποκειμένη ὕλη schreibt.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 77 zum z w e i t e n H a u p t r e s u l t a t d e r A r i s t o t e l i s c h e n P l a t o n - K r i t i k aufgewertet, obwohl diese Identifikation bereits in dem einleitenden Platon-Referat (987 b 14–22) vorgenommen wurde. Zum andern wird damit syntaktisch die Möglichkeit geschaffen, auch die A n t w o r t auf die indirekte Frage nach dem Platonischen Stoffprinzip noch einmal zu explizieren. III.) Die durch Schritt II eröffnete Beantwortungsoption wurde in einem dritten Schritt durch Einfügung des α-Supplements g) realisiert, in dem die Platonische Stoffursache mittels der von Aristoteles längst eingeführten Begriffe der Dyade197 bzw. des Großen-und-Kleinen198 abschließend noch einmal bestimmt wird. Durch die Einführung der indirekten Frage e) (d. h. Schritt II), wurde nun aber deren Beantwortung mittels des α-Supplements g) (d. h. Schritt III) nicht nur in syntaktischer Hinsicht ermöglicht: Vielmehr zeigt Schritt II auch in der Sache schon dieselbe Tendenz wie Schritt III, nämlich ein vom Argumentationsziel des Aristoteles losgelöstes Streben nach e i n e r b e s o n d e r e n Hervorhebung der Platonischen Bestimmung der Stoffur s a c h e . Deshalb scheint es uns auf der Hand zu liegen, dass derjenige Bearbeiter, der die indirekte Frage e) einfügte, dies schon i m H i n b l i c k auf ihre Beantwortung durch das Supplement g) tat. Unbeschadet der bereits erwähnten Tatsache, dass dieses schon Alexander/Aspasios als Zusatz bekannte Supplement in unserer direkten Überlieferung nur durch die Nachkommenschaft des Hyparchetypus α bezeugt wird, sind demnach alle drei Neuerungen c), e) und g) der Alexander vorliegenden Vulgata-Lesart e i n u n d d e m s e l b e n Bearbeiter zuzuweisen: φανερὸν δ’ ἐκ τῶν εἰρημένων a) ὅ τ ι δυοῖν αἰτίαιν ἐστὶ μόνον κεχρημένος,
Aus dem Gesagten wird klar, a) d a s s er nur von zwei Ursachenarten Gebrauch macht,
b) τῆι τε |10| τοῦ τί ἐστι c) καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην […], e) καὶ τίς ἡ ὕλη ἡ |12| ὑποκειμένη
b) nämlich von derjenigen des Wesens c) und von derjenigen gemäß dem Stoff […], e) und was der zugrundeliegende Stoff ist, f) von dem die Ideen bei den Sinnendingen prädiziert werden und das Eine bei den Ideen, g) nämlich dass dieser eine Dyade ist, d. h. das Große-und-Kleine.
f) καθ’ ἧς τὰ εἴδη μὲν ἐπὶ τῶν αἰσθητῶν τὸ δ’ |13| ἓν ἐν τοῖς εἴδεσι λέγεται, g) (α-Supplement) ὅτι αὕτη δυάς ἐστι, τὸ μέγα καὶ |14| τὸ μικρόν.
197 Vgl. 987 b 25‒27 τὸ δὲ ἀντὶ τοῦ ἀπείρου ὡς ἑνὸς δ υ ά δ α ποιῆσαι {…}, τοῦτ’ ἴδιον. 198 Vgl. 987 b 20 f. ὡς μὲν οὖν ὕλην τ ὸ μ έ γ α κ α ὶ τ ὸ μ ι κ ρ ὸ ν εἶναι ἀρχάς.
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Der Originalwortlaut aber, den wir oben in Abschnitt 3.4 am Leitfaden der Variante freigelegt haben, war im m ü n d l i c h e n Vo r t r a g des Aristoteles gewiss ebenso frei von jeder Ambiguität hinsichtlich der Parenthesengrenzen wie in unserem heutigen, mit Gedankenstrichen oder Klammern ausstaffierten Layout, während dies für d i e a n t i k e n A b s c h r i f t e n , wie wir sahen, gerade nicht gilt. Deshalb kann man von der eindeutigen Überlegenheit der straffen Gedankenführung des Originalwortlautes überzeugt sein und doch zugleich die, wenn auch zeitgebundene, Berechtigung der von dem späteren Bearbeiter zielsicher vorgenommenen Änderung dieses Wortlautes zu unserer Vulgata-Fassung anerkennen: Das bei Alexander/Aspasios vorliegende Missverständnis der ‚Variante‘ zeigt uns ja, welche Schwierigkeiten beim Lesen einer antiken Handschrift die korrekte Abgrenzung einer komplexen Parenthese bereiten konnte. Ähnliches gilt für die vom Bearbeiter mit seinem Eingriff zugleich erzielte nachdrückliche Hervorhebung der Platonischen Stoffursache: Während der Kreis von Akademiemitgliedern, an den Aristoteles sich im ersten Buch der Metaphysik wendet und dem er sich dort sogar selbst zurechnet,199 mit dem von Platon als Stoffprinzip angenommenen Großen-und-Kleinen zweifellos genau vertraut war, trifft dies für das Milieu des späteren Bearbeiters womöglich nicht zu, da Platon die Bestimmung des Stoffprinzips als das Großeund-Kleine in seinem veröffentlichten Dialogwerk nirgends expliziert hatte. Unbeschadet der Tatsache, dass Platons zweites Prinzip von seinem Neffen Speusipp unter dem Titel πλῆθος aufgenommen und in der Folgezeit bis zur πρώτη ἄποιος ὕλη der stoischen Physik weiter entwickelt worden war,200 und dass sich ein (uns aus Simplikios bekanntes) Zeugnis des Platon-Schülers Hermodoros zum Platonischen Stoffprinzip erhalten hatte,201 mochte doch die eindeutige Bezeugung der ursprünglich Platonischen Bestimmung des Stoffprinzips durch die Autorität der seit der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. wieder allgemein zugänglichen Aristotelischen Metaphysik202 aus Sicht des späteren Bearbeiters eine besondere Hervorhebung verdienen. Doch wer war der erstaunliche Gelehrte, der das von Aristoteles an unserer Stelle gegebene dualistische Résumé der Platonischen Elementenlehre nicht nur selbst richtig verstand, sondern auch das – bei bestimmten Zeitgenossen vorliegende – monistische Missverständnis dieses Résumés, nachdem er es korrekt auf die Ambiguität des unmarkierten Parenthesenschlusses 199 Vgl. hierzu Primavesi 2012b, 412‒420. 200 Vgl. hierzu den Abschnitt „Zur Vorgeschichte der stoischen Prinzipienlehre“ bei Krämer 1971, 108–131. 201 Hermodoros Fr. 7 Isnardi Parente (1982, 158 f. = Testimonia Platonica 31 Gaiser = Simplikios In Phys. 247,30–248,15 Diels). 202 Vgl. hierzu Primavesi 2007.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 79 zurückgeführt hatte, durch eine chirurgisch präzise Text-Transposition nachhaltig verunmöglichte (wenn auch unter Inkaufnahme einer minder klaren Disposition)? Auch auf diese Frage liefert Alexanders Kommentar eine eindeutige Antwort. 3.7. Zur Zuweisung unserer Vulgata an Eudoros Bei Alexander/Aspasios wird nämlich abschließend noch mitgeteilt, dass von den beiden Lesarten unserer Stelle j e n e die ältere sei, während d i e s e , als die jüngere, auf eine von E u d o r o s v o n A l e x a n d r i a vorgenommene Umformulierung zurückgehe:203 ἱστορεῖ δὲ Ἀσπάσιος ὡς ἐκείνης μὲν ἀρχαιοτέρας |7| οὔσης τῆς γραφῆς, μεταγραφείσης δὲ ταύτης ὕστερον ὑπὸ Εὐδώρου καὶ |8| εὐαρμόστως.
Aspasios aber bezeugt, dass j e n e Lesart älter ist, während d i e s e eine später von Eudoros vorgenommene ‒ und zwar auf passende Art und Weise vorgenommene ‒ Umformulierung darstellt.
59,7–8 ἱστορεῖ … ὡς ἐκείνης μὲν ἀρχαιοτέρας οὔσης] cf. Kühner/Gerth 1904, 93 (§ 488/b/β) || Εὐδώρου καὶ εὐαρμόστως dedi : εὐδώρου καὶ εὐαρμόστου O (cf. Moraux 1969, 493–494: εὐαρμόστου scil. οὔσης) : εὐδώρου καὶ ἁρμόστου A : Εὐδώρου )οὐ*κ ἀναρμόστως Rashed/Auffret 2014
Indessen wird aus dem Wortlaut dieses Zeugnisses nicht unmittelbar deutlich, mit welcher der beiden hier mit ‚jene‘ (ἐκείνη) und ‚diese‘ (αὕτη) voneinander abgehobenen Fassungen die Variante gemeint ist und mit welcher die Vulgata-Lesart. Nur eine der beiden möglichen Antworten auf diese Frage ist nun aber mit unserer einleitend (unter 3.1) angekündigten These vereinbar, der zufolge die Variante den Aristotelischen Original-Wortlaut wiedergibt (vgl. hierzu oben 3.4), während die Fassung unserer Vulgata das Ergebnis einer aus nachvollziehbaren Gründen erfolgten Umarbeitung von späterer
203 Alexander in Metaph. 59, 6–8 Hayduck, nach Laur. plut. 85, 1 (O) und Par. gr. 1876 (A). Das abschließende Εὐδώρου καὶ εὐαρμόστως haben wir ausgehend von der Lesart εὐδώρου καὶ εὐαρμόστου konjiziert (angeregt durch Moraux 1969, 493 f.: εὐαρμόστου scil. οὔσης), bei der es sich nicht, wie Rashed / Auffret 2014, 67 meinten, um eine „correction arbitraire“ handelt, sondern um die Lesart des Cod. Laur. 85, 1 (O), also einer der beiden nach D. Harlfinger 1975 unabhängigen Handschriften des Alexanderkommentars. Rashed / Auffret 2014 selbst legen die Lesart εὐδώρου καὶ ἁρμόστου des Cod. Par. gr. 1876 (A), also der anderen unabhängigen Handschrift, zugrunde und konjizieren Εὐδώρου )οὐ*κ ἀναρμόστως. Inhaltlich besteht nahezu kein Unterschied.
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Hand darstellt (vgl. hierzu oben 3.6): Die Wahrheit dieser These steht unter der notwendigen Bedingung, dass diejenige Lesart, die bei Alexander/Aspasios als ä l t e r bezeichnet und auf die dort mit ἐκείνης verwiesen wird, die Va r i a n t e ist, und dass diejenige Lesart, die hier als Resultat einer U m a r b e i t u n g (durch Eudoros) bezeichnet und auf die mit ταύτης verwiesen wird, die Vu l g a t a - L e s a r t ist. Dass diese notwendige Bedingung erfüllt ist, versteht sich keineswegs von selbst. Sie entspricht zwar grundsätzlich der von Moraux 1969 vorgelegten und begründeten Deutung.204 Doch Moraux seinerseits stellte sich damit gegen die einflussreiche, insbesondere von Eduard Zeller vertretene These, derzufolge es die Va r i a n t e ist, die den von Alexander mit ταύτης aufgenommenen, von Eudoros geänderten Wortlaut bietet: Eudoros habe Platon damit die Zurückführung der beiden Prinzipien Eins und Materie auf das Eine bzw. die Gottheit als ihren einheitlichen Grund ‚untergeschoben‘.205 Zellers These war in der Folgezeit – angereichert durch die Aufnahme des fatalen εἰδόσι in den Text der Variante – zur communis opinio geworden, wofür beispielhaft nur Eric Robertson Dodds206 und Heinrich Dörrie207 angeführt seien.208 Methodisch ist zu dieser communis opinio anzumerken, dass ihre Vertreter den entscheidenden Punkt, die Zuordnung von ἐκείνης und von ταύτης, in aller Regel gar nicht problematisiert und deshalb auch kein eigenständiges
204 Moraux 1969, 503, Punkt 3: „Diese varia lectio […] stellt den voreudorischen Zustand des Textes dar.“ Unsere grundsätzliche Übereinstimmung mit Moraux in diesem Punkt ist ganz unabhängig von seiner von uns für falsch gehaltenen Meinung, dass die von Eudoros vorgenommene Umformulierung nur mit der Annahme eines veritablen Überlieferungsfehlers in der dem Eudoros vorliegenden älteren Textform motiviert werden könne und dass allein zu diesem Zweck das εἰδόσι (das Moraux im Grunde für ebenso verfehlt hielt wie wir; vgl. oben 3.4) in den Text der Variante zu setzen sei; vgl. ebd. Punkt 2: „In der varia lectio, die Alexander 59, 1–2 zitiert, ist τοῖς δὲ εἰδόσι unbedingt zu restituieren.“ Dagegen haben wir bereits gezeigt, dass nicht ein F e h l e r in der älteren Überlieferung des originalen Wortlauts, sondern dessen durch fehlende Parenthesen-Markierung bewirkte A m b i g u i t ä t die Umformulierung veranlasste (oben 3.6). 205 Zeller 1880, 612 Anm. 1: „Die gleiche Ansicht unterschob aber Eudorus auch Plato, wenn er nach ALEX. zu Metaph. I, 6, 988, a, 10 den Worten: τὰ γὰρ εἴδη τοῦ τί ἐστιν αἴτια τοῖς ἄλλοις, τοῖς δὲ εἴδεσι τὸ ἕν beifügte: καὶ τῆι ὕληι, so dass demnach […] auch die ὕλη ihrem Wesen nach aus der Gottheit oder dem Ur-Einen entsprungen sein sollte.“ 206 Dodds 1928, 139 Anm. 3: „Alexander (in Metaph. 58. 31–59. 8, Hayduck) tells us, on the authority of Aspasius, that Eudorus and Euarmostus read here τοῖς δὲ ε ἰ δ ό σ ι τὸ ἕν, κ α ὶ τ ῆ ι ὕ λ η ι : and he had himself found this reading in some copies. The effect of the alteration […] was to introduce into Aristotle’s account of Plato’s system the Neopythagorean and Neoplatonic monism.“ 207 Dörrie 1944, 35: „Glücklicherweise überliefert er [scil. Alexander], seinem Vorgänger folgend, von wem der Text so geändert [scil. zur Variante umformuliert] ist: von einem nicht weiter bekannten Euharmostos und von Eudoros!“ 208 Eine Übersicht bietet Moraux 1969, 502 f. Anm. 26.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 81 Argument dazu entwickelt haben. Vielmehr gingen sie, als verstünde sich das von selbst, ohne weiteres davon aus, dass die Textänderung des Eudoros nur die Variante betroffen haben könnte, nicht die Aristoteles-Vulgata. Zu fern lag wohl die Vorstellung, dass unser Vulgata-Text, dessen von uns oben unter 3.2.2 aufgewiesene konfuse Disposition niemandem auffiel, nicht von Aristoteles, sondern erst von Eudoros formuliert sein könnte. Anders Moraux 1969: Er beanspruchte, seine der communis opinio entgegengesetzte Zuordnung von ἐκείνης und von ταύτης auf ein g r a m m a t i s c h e s Argument stützen zu können. Doch auch nach dem Erscheinen von Moraux’ Aufsatz wurde die von ihm vorgeschlagene Beziehung von ἐκείνης auf die Variante und von ταύτης auf die Vulgata-Lesart selbst von solchen Forschern, die seinen Aufsatz immerhin zur Kenntnis nahmen,209 vielfach übersehen.210 Deshalb erscheint es als dringend geboten, das von Moraux 1969 skizzierte grammatische Argument im Folgenden einmal in systematischer Form zu explizieren; dabei werden wir es zugleich gegen einen 1977 von Gianmaria Calvetti vorgebrachten Einwand sichern. Für das korrekte Verständnis einer Entgegensetzung von οὗτος und ἐκεῖνος kommt es generell auf zwei Kriterien an, die wir als A b s t a n d s d i f f e r e n z und als R e l e v a n z g e f ä l l e bezeichnen wollen: οὗτος bezeichnet denjenigen von zwei Gegenständen, dessen letzte Erwähnung weniger weit zurückliegt (Abstandsdifferenz) oder der dem Redenden der Sache nach wichtiger ist (Relevanzgefälle), ἐκεῖνος hingegen denjenigen, dessen letzte Erwäh-
209 Anders John Dillon: Er geht in seiner Behandlung des Eudoros (Dillon 1977, 115–135) auf Moraux 1969 gar nicht ein und nennt ihn auch nicht in seiner Bibliographie; so wiederholt er einfach die Interpretation von Zeller 1880; vgl. Dillon 1977, 116: „We have a curious notice, in Alexander of Aphrodisias’ commentary on the Metaphysics (p. 59, 1 ff.), of an emendation which Eudorus made to the text of Metaph. I 6, 999a7, in the interest of ‘proving’ the assertion that Plato believed that Matter is a creation of the One.“ Ebenso Dillon 1977, 128 Anm. 1. Im Nachwort des Nachdrucks seines Buches lobt Dillon (1996, 429) zwar das Eudoros-Kapitel von Moraux 1984, 509–527, geht aber auf die dort S. 511 Anm. 6 resümierten Thesen von Moraux 1969 abermals nicht ein. 210 Noch Rashed / Auffret 2014, 72 f. präsentieren die Lesarten der Vulgatafassung (mit Ausnahme des problematischen Zusatzes ἡ ὑποκειμένη in 988 a 11 f.) als den o r i g i n a l e n A r i s t o t e l i s c h e n Wo r t l a u t und die tatsächlichen oder vermeintlichen Lesarten der Variante – d. h. sowohl den überlieferten Zusatz καὶ τῆι ὕληι als auch die Konjektur εἰδόσι – als I n n o v a t i o n d e s E u d o r o s , und sie tun dies, ohne auf Moraux’ entgegenstehende Argumentation einzugehen. Folgerichtig interpretieren sie auch die Intention, die Eudoros mit seiner Intervention verfolgt habe, ganz im Sinne der älteren communis opinio als eine inhaltlich motivierte Verfälschung des Aristotelischen Berichts (Rashed / Auffret 2014, 78): „La correction d’Eudore rapportée par Alexandre visait à affirmer la subordination de la matière à la transcendance absolue de l’Un“. Anders Iaksetich 1983, 30, der Moraux’ Argument korrekt referiert und übernimmt.
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nung weiter zurückliegt (Abstandsdifferenz) oder der dem Redenden der Sache nach weniger wichtig ist (Relevanzgefälle).211 Am Leitfaden dieser beiden Kriterien sind nun die Bezugspunkte für die Pronomina ἐκείνης und ταύτης zu ermitteln. Zu diesem Zweck müssen wir den Text des gesamten Schlussabschnitts in der Form, den wir im Vorigen schrittweise (unter 3.3, unter 3.5.3 und zu Beginn von 3.7) konstituiert haben, noch einmal im Zusammenhang zitieren:212 [DIE VARIANTE] |58, 31| φέρεται ἔν τισι |59, 1| γραφὴ τοιαύτη· „ τ ὰ γ ὰ ρ ε ἴ δ η τοῦ τί ἐστιν αἴτια τοῖς ἄλλοις, τ ο ῖ ς δ ὲ ε ἴ δ ε σ ι |2| τ ὸ ἕ ν , κ α ὶ τ ῆ ι ὕ λ η ι “ . καὶ εἴη ἂν δι᾽ αὐτῆς λεγόμενον ἔτι τοῖς οὐκ εἰδόσι |3| τὴν Πλάτωνος δόξαν τὴν περὶ τῶν ἀρχῶν, ὅτι τὸ ἓν καὶ ἡ ὑποκειμένη ὕλη |4| ἀρχαὶ καὶ ὅτι τὸ ἓν καὶ τῆι )ὕληι καὶ τῆι* ἰδέαι αἴτιον τοῦ τί ἐστιν.
In einigen Handschriften wird folgende Lesart überliefert: „ D e n n v o n den übrigen Dingen sind die I d e e n We s e n s u r s a c h e n , v o n den Ideen aber ist es das Eine, u n d v o n d e m S t o f f . “ Und mit dieser Variante könnte aus der Sicht der Philosophen, die Platons Prinzipienlehre nicht kennen, zusätzlich gemeint sein, dass das Eine und der zugrundeliegende Stoff Prinzipien sind und dass das Eine sowohl )von dem Stoff als auch* von der Idee die Wesensursache ist. [DIE VULGATA-LESART] ἀμείνων Besser aber ist die erste Lesart: Sie μέντοι ἡ |5| πρώτη γραφὴ ἡ δηλοῦσα ὅτι stellt klar, dass die Ideen von den übriτὰ μὲν εἴδη τοῖς ἄλλοις τοῦ τί ἐστιν gen Dingen die Wesensursache sind, αἴτιον, |6| τοῖς δὲ εἴδεσι τὸ ἕν. von den Ideen aber das Eine. [HISTORISCHE EINORDNUNG BEIDER Aspasios aber bezeugt, dass j e n e LESARTEN] ἱστορεῖ δὲ Ἀσπάσιος ὡς Lesart älter ist, während d i e s e eine ἐ κ ε ί ν η ς μὲν ἀρχαιοτέρας |7| οὔσης später von Eudoros vorgenommene ‒ τῆς γραφῆς, μεταγραφείσης δὲ τ α ύ - und zwar auf passende Art und Weise τ η ς ὕστερον ὑπὸ Εὐδώρου καὶ |8| εὐαρ- vorgenommene ‒ Umformulierung μόστως. darstellt.
211 Kühner / Gerth 1898, 648 f. (§ 467/11): „Das Pronomen ἐ κ ε ῖ ν ο ς bildet […] einen Gegensatz zu ὅδε und οὗτος. Während diese einen Gegenstand bezeichnen, der in dem Bereiche des Redenden liegt, also einen dem Redenden im Raume oder in der Zeit oder in der Vorstellung näheren Gegenstand, bezeichnet ἐ κ ε ῖ ν ο ς einen dem Redenden entfernteren. Da aber die Demonstrativpronomen häufig eine rein geistige Beziehung ausdrücken, so wird in Gegensätzen nicht selten durch ο ὗ τ ο ς nicht der grammatisch nähere, sondern der wichtigere Gegenstand, um den es dem Redenden besonders zu thun ist, und durch ἐ κ ε ῖ ν ο ς nicht der entferntere, sondern der minder wichtige bezeichnet.“ 212 Alexander in Metaph. 58,31–59,8 Hayduck.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 83 Wie man sieht, wird bei Alexander/Aspasios z u n ä c h s t (58,31–59,4 H.), d. h. in g r ö ß e r e m Abstand von der abschließenden historischen Einordnung der beiden Lesarten (59, 6–8 H.), die Va r i a n t e vorgelegt und interpretiert, um s o d a n n (59, 4–6 H.), d. h. in g e r i n g e r e m Abstand von der abschließenden historischen Einordnung, die Überlegenheit der Vu l g a t a L e s a r t festzustellen. Demnach spricht jedenfalls die Abstandsdifferenz eindeutig dafür, dass sich dann in der abschließenden historischen Einordnung selbst das Pronomen ἐκείνης auf (die weiter zurückliegende) Behandlung der Variante bezieht, und das Pronomen ταύτης auf das (weniger weit zurückliegende) Lob der Vu l g a t a - L e s a r t ‒ auch wenn dies vor Moraux 1969 niemandem aufgefallen zu sein scheint.213 Darüber hinaus hat Moraux 1969 hier aber auch ein R e l e v a n z g e f ä l l e diagnostiziert, das auf dasselbe Ergebnis führe. Bei Alexander/Aspasios wird nämlich die Vulgata-Lesart ausdrücklich als die bessere bestimmt (und demnach die Variante als die schlechtere). Mithin, so Moraux, sei die Vulgata-Lesart hier die wichtigere, auf der schließlich auch Alexanders Gesamtinterpretation der Aristotelischen Kritik an Platons Ursachenlehre aufgebaut sei.214 Somit weise das hier vorliegende Relevanzgefälle genau in dieselbe Richtung wie schon die Abstandsdifferenz: Beides lege die Erwartung nahe, dass in der historischen Einordnung mit ταύτης auf die Vu l g a t a - L e s a r t und mit ἐκείνης auf die Va r i a n t e verwiesen wird. Zwar hat Calvetti 1977 dagegen eingewendet, dass das Relevanzgefälle hier in genau entgegengesetzter Richtung verlaufe: Für Alexander sei die Variante, obwohl er sie für schlechter hält, dennoch in dem Sinne die wichtigere, dass sie im vorliegenden Zusammenhang der G e g e n s t a n d d e r D i s k u s s i o n sei und deshalb „die Aufmerksamkeit Alexanders und des Lesers in sämtlichen folgenden Zeilen [sic!] monopolisiert“.215 Doch diese Behauptung Calvettis geht nicht nur an
213 Moraux 1969, 501: „Es ist nicht einzusehen, warum hier die beiden Pronomina nicht einfach nach dem normalen Sprachgebrauch verstanden werden könnten. Mit οὗτος wird der grammatisch näher liegende, der zuletzt genannte Gegenstand, mit ἐκεῖνος der entferntere, früher genannte bezeichnet. Die Lesart, auf die im Satz über Aspasios mit ταύτης verwiesen wird, muß also diejenige sein, die Alexander unmittelbar davor erwähnt […] Die entferntere, mit ἐκείνης bezeichnete, kann demnach nur die andere sein, d. h. diejenige, die Alexander 58,31–59,4 zitiert und kurz kritisiert. So überraschend dies auch erscheinen mag, es folgt daraus, daß der Text unserer Vulgata […] der eudorische ist, während die abweichende Fassung […] einen älteren Zustand des Textes darstellt.“ 214 Moraux 1969, 501: „Hier kann man aber nicht sagen, daß die Vulgata Alexander weniger wichtig erscheint als die andere, ἔν τισι begegnende Fassung […]: gerade die Vulgata hält Alexander für besser (ἀμείνων), und auf sie gründet er seine Interpretation.“ 215 Calvetti 1977, 17: „E a noi pare che, in questo contesto, la lezione più importante sia proprio la varia lectio. È vero che Alessandro dice migliore l’altra, ma è la nostra variante che ha dato luogo alla discussione, è essa che ha monopolizzato l’attenzione di Alessandro
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dem Kriterium der Abstandsdifferenz vorbei, sie lässt vor allem jegliche Differenzierung zwischen den einzelnen S c h r i t t e n der Darlegung vermissen. In Wahrheit steht die Variante nur im ersten Abschnitt (S. 58,31–59,4 H.) im Zentrum der Aufmerksamkeit, insofern sie dort vorgelegt und mehr schlecht als recht gedeutet wird. Doch schon in den Zeilen 4 f. wird die (unter Voraussetzung des Missverständnisses der Variante) nachvollziehbare Feststellung getroffen, dass die Vulgata-Lesart die bessere sei. Bereits mit dieser vergleichenden Bewertung ist wieder die Vulgata-Lesart in den Fokus gerückt, da die Bewertung ja nicht als Tadel der Variante, sondern als Lob der Vulgata formuliert wird. Und im Folgenden b l e i b t die Vulgata-Lesart im Fokus, da sie in den Zeilen 5 f. gleich noch einmal resümiert wird. Warum d a n a c h , d. h. in der Zeile 7, auf einmal wieder die Variante als die wichtigere Lesart betrachtet und als solche (der Abstandsdifferenz zuwider) mittels des Pronomens ταύτης markiert werden sollte (wie von Calvetti behauptet), ist schlechterdings nicht nachzuvollziehen,216 zumal sich das in den Zeilen 7 f. abschließend ausgesprochene L o b der von Eudoros vorgenommenen, hier mit dem Pronomen ταύτης eingeführten Umformulierung217 schwerlich auf eine andere Textform beziehen kann als auf die in den Zeilen 4–6 als überlegen gelobte Vulgata-Lesart. Demnach behält Moraux 1969 gegen seinen Kritiker Calvetti Recht damit, dass in der historischen Einordnung (59, 6–8 H.) nach beiden hier einschlägigen Kriterien mit ἐκείνης auf die Variante und mit ταύτης auf die Vulgata-Lesart verwiesen wird. Daraus ergibt sich zwanglos die folgende Interpretation:218 ἱστορεῖ δὲ Ἀσπάσιος ὡς ἐκείνης μὲν ἀρχαιοτέρας |7| οὔσης τῆς γραφῆς, μεταγραφείσης δὲ ταύτης ὕστερον ὑπὸ Εὐδώρου καὶ |8| εὐαρμόστως.
Aspasios aber bezeugt, dass j e n e Lesart ( d . h . d i e v o n i h m m i t g e t e i l t e Va r i a n t e ) älter ist, während d i e s e (d. h. d i e Vu l g a t a - L e s a r t ) eine später von Eudoros vorgenommene ‒ und zwar auf passende Art und Weise vorgenommene ‒ Umformulierung darstellt.
e del lettore per tutte le righe sequenti, sia pure per essere additata come errata e addirittura falsificata da Eudoro, come fra breve si dirà.“ 216 Insoweit teilen wir Pierluigi Doninis Urteil über Calvettis Moraux-Kritik (Donini 1982, 149 Anm. 6): „la cui critica a Moraux e le cui conclusioni non credo di poter condividere.“ 217 Alexander in Metaph. 59, 7 f. Hayduck: μεταγραφείσης δὲ ταύτης ὕστερον ὑπὸ Εὐδώρου καὶ εὐαρμόστως. 218 Alexander in Metaph. 59, 6–8 H.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 85 Dieses Resultat liefert in zweifacher Hinsicht eine unabhängige Bestätigung für unsere These. Zum einen ist die Variante, die wir in ihrer wahren, d. h. nach Konstruktion I gegliederten Gestalt als Aristotelischen Originalwortlaut bestimmt haben, auch nach Alexander/Aspasios jedenfalls die ä l t e r e der beiden Lesarten ‒ womit eine für diesen Teil unserer These n o t w e n d i g e Bedingung erfüllt ist. Zum andern geht die von uns nur allgemein als eine nacharistotelische Umformulierung bestimmte Vulgata-Lesart nach Alexander/ Aspasios erst auf eine Textänderung des Eudoros von Alexandria zurück ‒ womit für diesen Teil unserer These sogar eine h i n r e i c h e n d e Bedingung erfüllt ist. 3.8. Textkritische Konsequenzen für den Aristoteles-Text Unbeschadet der Tatsache, dass die vorstehende Argumentation dem bahnbrechenden Aufsatz von Moraux 1969 grundlegende Beobachtungen und Einsichten verdankt, ist unser t e x t k r i t i s c h e s E n d e r g e b n i s dem von Moraux diametral entgegengesetzt. In dem von Alexander zitierten Text der Variante wurde die Konjektur εἰδόσι, die seit Dodds 1928 als ein von Eudoros eingeschmuggelter Hinweis auf einen esoterischen Prinzipienmonismus betrachtet worden war, auch von Moraux für unabdingbar gehalten, aber aus einem ungleich prosaischeren Grund: Er postulierte vollkommen zu Recht, dass es in der voreudorischen Textstufe irgendeinen Anstoß gegeben haben müsse, durch dessen Behebung sich dann die von Eudoros hergestellte Vulgata-Fassung von dem voreudorischen Text abhob. Allerdings glaubte Moraux, dass man der voreudorischen Variante den benötigten Anstoß nur mittels der Konjektur εἰδόσι verschaffen könne, gerade w e g e n ihrer evidenten Fehlerhaftigkeit: Zur Korrektur dieses Fehlers habe Eudoros die Vulgata-Lesart geschaffen.219 Wir hingegen sind zwar mit Moraux davon überzeugt, dass die VulgataFassung unserer Stelle von Eudoros stammt. Aber wir meinen, dass die frühneuzeitliche Konjektur εἰδόσι im Text der Variante deren ursprünglichen Wortlaut nicht nur verfehlt, sondern für die Sache selbst, d. h. für das Verhältnis zwischen Vulgata und Variante und für Alexanders Fehlkonstruktion der letzteren, vollständig irrelevant ist ‒ auch wenn die Forschung sich von dieser Konjektur bis in die jüngste Zeit in erstaunlichem Maße dominieren ließ. Wir meinen weiter, dass Eudoros mit der Vulgata-Fassung nicht etwa 219 Moraux 1969, 503 f.: „In Wirklichkeit hat er [scil. Eudoros] sich rein philologisch um den Text der Metaphysik verdient gemacht. Durch eine einfache, einleuchtende Korrektur hat er einen offenkundigen Schreibfehler beseitigt. Seine vortreffliche Emendation fand ziemlich allgemeine Anerkennung.“
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den originalen Text w i e d e r h e r g e s t e l l t hat (wie Moraux annahm), sondern dass er den vorzüglichen, von der Variante bezeugten originalen Text zur konfusen Vulgata v e r s c h l i m m b e s s e r t hat. Andererseits aber erkennen wir an, dass Eudoros mit seinem Eingriff die A m b i g u i t ä t beseitigt hat, die der originalen Textform solange anhaftet, wie die Parenthesengrenzen nicht unzweideutig markiert werden, sei es mündlich (durch Vortragspausen) oder schriftlich (durch geeignete Sonderzeichen). Deshalb würdigen wir den von der Vulgata bewahrten Eingriff des Eudoros zwar als eine unter den Verhältnissen des antiken Schriftwesens hilfreiche Disambiguierung, sprechen ihm aber jede darüber hinausgehende Berechtigung ab. Und so kommen wir gegen Moraux zu dem Schluss, dass der Aristotelische Satz Metaph. A 6.88 a 8–13 unter Wiedereinsetzung des von Aspasios bewahrten Originalwortlauts und unter Streichung des α-Supplements in a 13 f., das mit der Eudorischen Umformulierung steht und fällt, wie folgt zu edieren ist: φανερὸν δ’ |9| ἐκ τῶν εἰρημένων, ὅτι δυοῖν αἰτίαιν ἐστὶ μόνον κεχρημένος, τῆι τε |10| τοῦ τί ἐστι (τὰ γὰρ εἴδη τοῦ τί ἐστιν |11| αἴτια τοῖς ἄλλοις, τοῖς δ’ εἴδεσι τὸ ἕν) καὶ τῆι ὕληι, |12| καθ’ ἧς τὰ εἴδη μὲν ἐπὶ τῶν αἰσθητῶν τὸ δ’ |13| ἓν ἐν τοῖς εἴδεσι λέγεται.
|988 a 8|
9 ἐστὶ μόνον κεχρημένος α Al.c 58,27 Bonitz 1848, 21 : μόνον κέχρηται β (ex Al.p 58,28 et 59,10), edd. plerique || 10–11 (τὰ γὰρ—εἴδεσι τὸ ἕν) καὶ τῆι ὕληι Al.γρ 59,1–2, quae lectio sec. Aspasium (ap. Al. 59,6–7) vetustior est : καὶ τῆι κατὰ τὴν ὕλην (τὰ γὰρ—εἴδεσι τὸ ἕν) καὶ τίς ἡ ὕλη ἡ ὑποκειμένη ω, quae lectio sec. Aspasium (ap. Al. 59,7–8) ab Eudoro confecta est || 12 τὰ εἴδη μὲν β, edd. : τὰ εἴδη τὰ μὲν α || 13 post λέγεται inseruerunt ὅτι αὕτη δυάς ἐστι, τὸ μέγα καὶ τὸ μικρόν α Arn Al.p 59,20–23 (qui addit διὰ τῆς προσθήκης ἐδήλωσεν), edd.
Aus dem Gesagten wird klar, dass er nur von zwei Ursachenarten Gebrauch macht, nämlich von derjenigen des Wesens (denn die Ideen sind Wesensursachen von allen übrigen Dingen, doch von den Ideen ist es das Eine) und von dem Stoff, von dem die Ideen bei den Sinnendingen prädiziert werden und das Eine bei den Ideen. 3.9. Quellenkritische und philosophiegeschichtliche Folgerungen Wie wir sahen, kann der von uns aus dem Aspasios-Zeugnis wiedergewonnene ursprüngliche Wortlaut von Metaph. A 6.988 a 8–13 bei fehlender oder falscher Parenthesenabgrenzung in einem Sinne missverstanden werden – das Eine auch als Ursache des S t o f f e s –, der in der Sache genau dem Prinzipienmonismus entspricht, den Eudoros in seinem von Simplikios bewahrten Referat, das wir oben unter 3.5.2 vorgelegt haben, bestimmten ‚Pythagoreern‘ zuschreibt. Andererseits haben wir gezeigt, dass Eudoros mit seiner Ä n d e r u n g des Textes von Metaph. A 6 gerade nicht die ihm von der älteren communis opi-
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 87 nio zugeschriebene Absicht verfolgte, jenen Prinzipienmonismus der Aristotelischen Platon-Darstellung unterzuschieben.220 Im Gegenteil: Er schreckte nicht vor einem Eingriff in den Aristotelischen Wortlaut der Stelle zurück und er nahm dabei sogar die partiell konfuse Umdisposition der Gedankenfolge in Kauf, die in unserer Vulgata vorliegt, nur um sicher die Möglichkeit a u s z u s c h l i e ß e n , Aristoteles im Sinne jener monistischen Umdeutung misszuverstehen.221 Dieser energische und für unsere Aristoteles-Vulgata prägende Einsatz des Eudoros für die unverfälschte Bewahrung von Aristoteles’ d u a l i s t i s c h e m Bild der Platonischen Elementenlehre würde als einigermaßen unmotiviert erscheinen, wenn er die von ihm (bei Simplikios) als ‚pythagoreisch‘ referierte m o n i s t i s c h e Prinzipienlehre a u c h s e l b s t vertreten hätte, wie in der bisherigen Forschung vermutet;222 diese Vermutung wird auch durch die ausgesprochen doxographisch-trockene Stilisierung seines von Simplikios zitierten Referats durchaus nicht nahegelegt. Ungleich näher scheint uns die Folgerung zu liegen, dass Eudoros sein von dem Neuplatoniker Simplikios zitiertes Referat der monistischen Position der ‚Pythagoreer‘ von Hause aus d i s t a n z i e r e n d - k r i t i s c h gemeint hat: Die Aristotelische Platon-Darstellung in Metaph. A 6, die um 50 v. Chr. dank der Neuedition des Corpus Aristotelicum durch Andronikos wieder neu ins Bewusstsein gerückt war, hatten offenbar bereits A n d e r e – nämlich eben die von Eudoros (bei Simplikios) erwähnten ‚Pythagoreer‘ – im prinzipienmonistischen Sinne missverstanden, wohingegen Eudoros ein dualistisches und damit der Gesamttendenz der Aristotelischen Darstellung entsprechendes Bild der Platonischen Elementen-Lehre auch selbst vertrat. Nur wenn man das bei
220 Zeller 1880, 612 Anm. 1: „Die gleiche Ansicht unterschob aber Eudorus auch Plato“ (bereits ausführlicher in Anm. 205 zitiert). Krämer 1964, 253 Anm. 223: „E(udoros) referiert zwar lediglich Arist. Metaph. A 6 988 a 10 ff. und sucht dem Text durch eine sinnentstellende Konjektur einen esoterischen Nebensinn abzugewinnen, setzt aber dabei offensichtlich eine anderweitig, nämlich eben esoterisch überlieferte Eins-Lehre voraus.“ Dagegen schon Moraux 1969, 503: „Eudoros hat nicht skrupellos und aus unlauteren Gründen die Angaben des Aristoteles über Platon im Sinne seines eigenen pythagoreisierenden Mittelplatonismus gefälscht.“ 221 Durch dieses Ergebnis wird die von Bonazzi 2005, 149 vorgetragene Beschreibung der Einstellung des Eudoros zu Aristoteles nachträglich bestätigt und präzisiert: „Totalmente opposte le conclusioni che si ricavano invece dalla ricostruzione di Moraux: la capacità di Eudoro d’intervenire sul testo implica di necessità una lettura attenta delle sue tesi e delle sue argomentazioni. Non si tratta dunque di una singola frase, ma dei ragionamenti di Aristotele. E questo induce a ritenere, contro lo stesso Moraux, che sarebbe riduttivo giudicare l’atteggiamento di Eudoro nei confronti di Aristotele come soltanto polemico.“ 222 Vgl. Baltes 1996, 473 Anm. 2: „Anders als Rist, The Neoplatonic One 391 ff. halte ich es für unmöglich, die Interpretation des Eudoros von den Lehren der zeitgenössischen Pythagoreer, die er referiert, sauber zu unterscheiden; Referat und Interpretation durchdringen einander.“
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Simplikios zitierte Referat des Eudoros als integrierenden Bestandteil einer K r i t i k der gemessen an Metaph. A 6 verfehlten, ‚pythagoreischen‘ Deutung der Platonischen Elementenlehre versteht, stimmt dieses Referat zu dem Eudorischen, der Bekämpfung eben dieser Fehldeutung dienenden Eingriff in den Text von Metaph. A 6. Jedenfalls hat Eudoros offensichtlich schon aus eben dem Grund in den ursprünglichen Text von Metaph. A 6 eingegriffen, der nach unserer Auffassung auch bei Alexander/Aspasios für die Überlegenheit der Vulgata-Fassung unserer Stelle ins Feld geführt wird: Gegenüber der älteren Formulierung (‚Variante‘), die von bestimmten Philosophen für eine monistische Überformung des Platonischen Systems missbraucht wird,223 stellt bei fehlender Parenthesenmarkierung nur die von Eudoros hergestellte Vulgata-Fassung die korrekte Abgrenzung der Parenthese d) (Metaph. A 6.988 a 10 f.) und damit die korrekte Bestimmung der Ursachenfunktion des Einen sicher.224 Dies spricht dafür, dass bei Alexander nicht nur das Zitat der Variante und die Bestimmung des historischen Verhältnisses zwischen beiden Lesarten auf Aspasios zurückgeht, sondern auch die Interpretation der Variante im Horizont der Nichtkenner von Platons Prinzipienlehre und die Begründung für die Überlegenheit der in unserer Vulgata vorliegenden Umformulierung: Nach seinem positiven Gehalt hin betrachtet ist der ganze Abschnitt 225 aus einem Guss. Andererseits erscheint bei Alexander/Aspasios die Präsentation der ursprünglichen Lesart (‚Variante‘) als u n v o l l s t ä n d i g und s e k u n d ä r, und deren Interpretation als u n t e r k o m p l e x . Die Präsentation der ‚Variante‘ ist darin u n v o l l s t ä n d i g , dass ihr keine Streichungs- und Ersetzungsanweisung beigegeben ist, der zu entnehmen wäre, wie man ausgehend vom Vulgatatext zu jener älteren, von der ‚Variante‘ angezeigten Textform gelangen kann; und sie ist darin s e k u n d ä r, dass sie als Bezugspunkt bereits die Textform der Vulgata voraussetzt, während Eudoros ja von der älteren ‚Variante‘, d. h. von der originalen Textform ausgegangen sein muss, die erst er selbst, aus nachvollziehbaren Gründen, zur späteren Vulgata-Fassung umformte. U n t e r k o m p l e x ist schließlich die Interpretation der ursprünglichen Textform bei Alexander/Aspasios: Dort wird als mögliche Bedeutung dieser ‚Variante‘ einzig und allein ihre monistische Fehldeutung in Betracht gezogen; Eudoros selbst aber hätte den von Aristoteles intendierten, d. h. dualistischen Sinn der originalen Textform niemals durch deren zielgenaue Umformulierung gegen 223 Alexander in Metaph. 59, 2–4 Hayduck: καὶ εἴη ἂν δι᾽ αὐτῆς λεγόμενον ἔτι τοῖς οὐκ εἰδόσι τὴν Πλάτωνος δόξαν τὴν περὶ τῶν ἀρχῶν, ὅτι τὸ ἓν καὶ ἡ ὑποκειμένη ὕλη ἀρχαὶ καὶ ὅτι τὸ ἓν καὶ τῆι )ὕληι καὶ τῆι* ἰδέαι αἴτιον τοῦ τί ἐστιν. 224 Alexander in Metaph. 59, 4–6 Hayduck: ἀμείνων μέντοι ἡ πρώτη γραφὴ ἡ δηλοῦσα ὅτι τὰ μὲν εἴδη τοῖς ἄλλοις τοῦ τί ἐστιν αἴτιον, τοῖς δὲ εἴδεσι τὸ ἕν. 225 Alexander in Metaph. 58,31–59,8 Hayduck.
Aristoteles und Speusipp über die Platonische Zwei-Elementen-Lehre 89 die monistische Fehldeutung sichern können, wenn er nicht sowohl jenen originalen Sinn verstanden als auch den syntaktischen Grund der Missdeutung durchschaut hätte. Demnach muss Eudoros seine Textänderung auch subjektiv lediglich als die D i s a m b i g u i e r u n g aufgefasst haben, die sie objektiv betrachtet ist, während sein komplexer Verständnishorizont bei Alexander/Aspasios verkürzt ist, ohne dass wir noch abgrenzen könnten, in welchem Ausmaß Aspasios und Alexander jeweils für diese Verkürzung verantwortlich sind. Wenn aber das von Simplikios zitierte Referat nicht länger als Zeugnis für die e i g e n e philosophische Position des Eudoros in Anspruch genommen werden kann, dürfte auch die Begründung zu revidieren sein, auf die Rashed / Auffret 2014 ihre ansprechende These gestützt haben, der zufolge die anonymen Supplemente im α-Zweig der Überlieferung von Metaph. A,226 die vielfach der Erläuterung und Präzisierung der Aristotelischen Darstellung von Pythagoreismus und Platonismus dienen, mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls von Eudoros stammen. Auch in dieser Frage lässt sich nämlich nach dem Gesagten nicht mehr mit der traditionellen Auffassung operieren, dass Eudoros an der von Simplikios zitierten Stelle die ‚pythagoreische‘ Unterordnung der unbestimmten Zweiheit Platons unter ein transzendentales Eines als eigene Lehre vortrage, und dass er dieser eigenen Lehre auch mit seiner Korrektur des Textes von Metaph. A 6 Geltung verschaffen wolle.227 Unbeschadet dessen ergibt sich aus der vorstehenden Behandlung von Metaph. A 6.988 a 8–13 ein gewichtiges n e u e s Argument für die These von Rashed / Auffret 2014: Die unserer Analyse zufolge erst von Eudoros in 988 a 11 eingefügte indirekte F r a g e e) καὶ τίς ἡ ὕλη ἡ ὑποκειμένη (‚und was der zugrundeliegende Stoff ist‘) wird in 988 a 13 f. nur im α-Zweig unserer Überlieferung mit dem abschließenden Satz g) ὅτι αὕτη δυάς ἐστι, τὸ μέγα καὶ τὸ μικρόν (‚nämlich dass dieser eine Dyade ist, d. h. das Große-und-Kleine‘) b e a n t w o r t e t , den wir deshalb als ‚α-Supplement‘ bezeichnet haben, und der als „Zusatz“, wie wir sahen, bereits Alexander/Aspasios vorlag. Wenn nun zwei nur durch anderthalb Bekkerzeilen voneinander getrennte Zusätze
226 Eine zusammenfassende Behandlung dieser ‚α-Supplemente‘ haben wir in der Einleitung in unserer Edition von Metaph. A vorgelegt (Primavesi 2012b, 439–456). 227 So Rashed / Auffret 2014, 78 f.: „La correction d’Eudore rapportée par Alexandre visait à affirmer la subordination de la matière à la transcendance absolue de l’Un, conçu comme cause des prédéterminations formelles de la dyade matérielle; trois ajouts présents dans la famille textuelle α, tous connus d’Alexandre, concernent également des précisions relatives à l’Un et à l’architectonique complexe du système le reliant d’une part au couple élémentaire de l’Un et de la dyade, et d’autre part au principe des nombres. Ce système est celui d’Eudore, tel que restitué par Simplicius. Ces quatre irréguliarités textuelles sont donc caractérisées par une forte unité doctrinale qui rend probable leur origine commune.“
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zur ursprünglichen Textform zueinander stehen wie Frage und Antwort, und wenn beide Zusätze gleichermaßen die Tendenz verraten, die Platonische Stoffursache, d. h. das Große-und-Kleine herauszustellen, dann verdient ceteris paribus doch wohl die Annahme den Vorzug, dass beide Zusätze auf ein und denselben Texteingriff zurückgehen. Da nun die indirekte Frage e) in 988 a 11 sicher von Eudoros eingefügt wurde, stammt nach aller Wahrscheinlichkeit auch die Beantwortung g) dieser Frage, d. h. das α-Supplement in 988 a 13 f., von ihm. Mithin ist neben dem bereits in unseren MetaphysikArchetypus eingedrungenen K e r n b e s t a n d der Eudorischen Umformulierung ein weiteres, schon Alexander vorliegendes Element dieser Umformulierung ‒ nämlich der Satz g) ‒ innerhalb der direkten handschriftlichen Überlieferung nur im α-Zweig bewahrt geblieben. Damit aber ist die Autorschaft des Eudoros auch an den übrigen ‚α-Supplementen‘ in Metaph. A erneut ernsthaft in Betracht zu ziehen.228 Je intensiver und umfassender aber die philologische Bearbeitung von Metaph. A durch Eudoros ausfiel, desto weniger können wir uns der bereits angedeuteten Annahme erwehren, dass Eudoros in diesem Aristotelischen Text in der Tat ein, wenn nicht d a s Schlüsseldokument gesehen hat, von dessen korrekter Deutung es vor allem abhing, in welche Richtung die sich abzeichnende Erneuerung eines systematischen Platonismus gehen würde: Bewahrung der authentischen, von Speusipp und insbesondere von Aristoteles bezeugten Zwei-Elementenlehre oder deren monistische Überformung. Angesichts der philosophischen Tragweite dieser Alternative könnte Eudoros es als seine Aufgabe gesehen haben, die Darstellung der dualistischen Elementenlehre Platons wie ihrer Pythagoreischen Voraussetzungen in Metaph. A nicht etwa monistisch zu verfälschen, sondern sie umfassend zu verdeutlichen und vor Missverständnissen zu schützen.
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Du critère temporel de la privation: Metaph. Δ 22.1022 b 27–31 et son interprétation par Alexandre d’Aphrodise * Marwan Rashed
Je voudrais, dans les pages qui suivent, restituer un passage de la Métaphysique d’Aristote qui semble mal compris par les savants du XXe siècle et, à l’exception possible de W. Christ, par ceux du XIXe siècle. Il s’agit de quelques lignes difficiles du chapitre Δ 22 où Aristote, au cours de son traitement de la privation (στέρησις), évoque un critère temporel, lié à l’âge (ἡλικία) du vivant considéré. À ce critère temporel, Aristote ajoute une série d’autres critères, dans une phrase malheureusement peu claire et au statut argumentatif indécis. L’objectif est d’élucider le texte et le sens de cette série, pour aboutir à mieux comprendre le rôle du critère temporel lui-même dans la doctrine aristotélicienne de la privation – et, in fine, cette doctrine dans sa genèse historique.
1. La privation en Metaph. Δ 22 : στέρησις et πεφυκέναι Le chapitre sur la privation (Δ 22) débute par un mouvement de restriction croissante. La plante (φυτόν) privée d’yeux marque une extension générique maximale, tandis que la taupe (ἀσπάλαξ) privée de la vue correspond à l’espèce de la taxinomie ordinaire et l’homme (ἄνθρωπος) aveugle est un individu. On se retrouve donc, en surface au moins, avec quelque chose comme l’arbre de Porphyre : une hiérarchie genre, espèce, individu. Si bien que l’on « pourrait dire que la plante présente une privation générique de la vue, la taupe une privation spécifique et l’homme une privation individuelle ».1 *
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Les propositions textuelles de cet article, tant pour ce qui concerne Aristote qu’Alexandre d’Aphrodise, sont le fruit d’un travail commun avec Oliver Primavesi, entrepris dans le cadre de notre édition en cours de la Métaphysique d’Aristote. Je le remercie de m’avoir libéralement permis de publier seul ce qui, pour l’essentiel, est une recherche partagée. Je remercie aussi Christian Brockmann pour sa confiance. Cf. Duminil / Jaulin 1991, 264s.
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Lorsque l’on regarde les choses de plus près, on s’aperçoit cependant que cette progression s’accomplit au prix de quelque violence au niveau du « genre » et de l’« espèce »; que, autrement dit, l’intention véritable d’Aristote n’est pas de classer des « types » de privation, mais de repérer, à quelque niveau de généralité que l’on voudra, une caractéristique définitoire, ou quasi définitoire, commune. En effet, à tous les niveaux (celui du genre, de l’espèce ou de l’individu), la privation se comprend en rapport non pas simplement à une « possession » (ἔχειν, ἕξις), mais, plus profondément, à un πεφυκέναι. Normalement, ce πεφυκέναι porte sur le sujet de la privation : alors que ce sujet est de nature à posséder un certain attribut, il ne le possède pas. Le cas le plus générique, cependant, constitue d’emblée une entorse difficile à cette règle : le sujet n’est pas de nature à posséder l’attribut dont il est dit « privé». Mais Aristote est si attaché à son schème qu’il transfère alors le πεφυκέναι sur l’attribut, affirmant que le sujet ne possède pas un attribut qu’il n’a pas la nature de posséder mais qui est de nature à être possédé : On dit privation, d’une première manière, si l’on n’a pas une certaine chose d’entre celles auxquelles il est naturel d’être possédées, même si l’on n’est pas soi-même de nature à la posséder. Par exemple, on dit qu’une plante est privée d’yeux.2 L’interprétation la plus ancienne voit ici une assimilation de la privation à une négation pure et simple. C’est la thèse d’Alexandre, qui pense qu’Aristote pourrait aussi bien parler ici d’un « mur » (τοῖχος) : On dit en effet que sont en privation les choses qui ne possèdent pas quelque chose dont c’est la nature d’être possédé, même si elles-mêmes ne sont pas de nature à posséder ces choses-là. En ce sens, on dit que le mur (ὁ τοῖχος) est privé de la vue, ainsi que les plantes. Et une telle privation pourrait bien être identique à la négation quand, des choses qui sont de nature à appartenir à certaines choses purement et simplement, les choses auxquelles elles ne sont pas de nature à appartenir sont privées.3
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Arist. Metaph. Δ 22.1022 b 22–24 στέρησις λέγεται ἕνα μὲν τρόπον ἂν μὴ ἔχῃ τι τῶν [23] πεφυκότων ἔχεσθαι, κἂν μὴ αὐτὸ ᾖ πεφυκὸς ἔχειν, οἷον [24] φυτὸν ὀμμάτων ἐστερῆσθαι λέγεται. Alex. In Metaph. 418, 34–419, 1 λέγεται γὰρ ἐν στερήσει εἶναι τά τε μὴ ἔχοντά τι τῶν πεφυκότων ἔχεσθαι, κἂν αὐτὰ μὴ ᾖ πεφυκότα ἔχειν αὐτά. οὕτως ὁ τοῖχος ὄψεως ἐστερῆσθαι λέγεται καὶ τὰ φυτά. καὶ εἴη ἂν ἡ τοιαύτη στέρησις ἀποφάσει ἴση, ὅταν τῶν ὑπάρχειν ὅλως τισὶ πεφυκότων λέγηται τούτων τὰ οἷς οὐ πέφυκεν ὑπάρχειν ἐστερῆσθαι.
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Une interprétation similaire est exposée par Asclépius : Et il dit que la privation se dit « d’une première manière, si l’on n’a pas une certaine chose d’entre celles auxquelles il est naturel d’être possédées, même si l’on n’est pas soi-même de nature à la posséder, à la façon dont on dit que la plante est privée d’yeux. Mais au sens propre, il ne s’agit pas là de privation, mais plutôt de négation, du fait que la privation a aussi l’état contraire (τὴν ἐναντίαν ἕξιν). Les plantes, en revanche, sont seulement dites ne pas avoir d’yeux. De sorte qu’au sens propre, il s’agit de négation.4 Asclépius affine l’interprétation d’Alexandre : la ligne de partage entre privation et négation est fournie par la possibilité de considérer la privation comme un état de la chose privée. Il ne faut pas comprendre le terme ἕξις, ici, comme « possession », mais bien dans son sens aristotélicien classique d’habitus. Selon Asclépius, pour que la négation (ἀπόφασις) puisse être tenue pour une privation (στέρησις), il faut pouvoir la formaliser comme l’état contraire à celui de possession.5 La plante qui n’a pas d’yeux n’est pas privée d’yeux, pour la raison qu’on ne saurait lui attribuer l’état de cécité. Façon somme tout élégante de rendre compte de la clause du πεφυκὸς ἔχεσθαι. La négation est un état (et donc une privation) à condition que l’attribution de l’état positif contraire soit conforme au monde extérieur. Un homme sans ailes n’est pas privé d’ailes parce qu’aucun homme n’a d’ailes, tandis qu’un homme sans dents est privé de dents parce que les hommes ont généralement des dents. Il n’empêche que d’un point de vue exégétique, nous avons affaire à une capitulation sans condition : au pire, Aristote confondrait privation et négation, au mieux il ferait référence, sans forcément le reprendre à son propre compte, à usage impropre du terme στέρησις. Chez les modernes, E. Zeller a lui aussi défendu l’assimilation de ce premier sens de la privation à une négation.6 Une analogie de structure, à pre-
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Ascl. In Metaph. 347, 24–30 καί φησιν ὅτι στέρησις λέγεται καθ’ ἕ ν α μ ὲ ν τ ρ ό π ο ν , ἐ ὰ ν μ ὴ ἔ χ ῃ τ ι τ ῶ ν π ε φ υ κ ό τ ω ν ἔ χ ε σ θ α ι , κ ἂ ν μ ὴ α ὐ τ ὸ ὑ π ά ρ χ ῃ π ε φ υ κ ὸ ς ἔ χ ε ι ν , οἷον λέγεται τὸ φυτὸν ὀμμάτων ἐστερῆσθαι. κυρίως δὲ τὸ τοιοῦτον οὐκ ἔστι στέρησις, ἀλλὰ μᾶλλον ἀπόφασις, ἐπειδὴ ἡ στέρησις ἔχει καὶ τὴν ἐναντίαν ἕξιν· ἀλλὰ μόνον λέγεται μὴ ἔχειν ὀφθαλμούς· ὥστε κυρίως ἀπόφασίς ἐστι τὸ τοιοῦτον. C’est ce qu’expriment bien, à leur manière, Bodéüs / Stevens 2014, 184 : « Chez la plante, naturellement privée d’yeux, la privation en cause ne correspond en effet à rien qui permettrait de la ranger positivement dans une classe quelconque et signifie plutôt, négativement, la non appartenance à la classe des êtres pourvus d’yeux » (je souligne). Les deux auteurs ne soulèvent cependant pas la question de l’assimilation d’une telle privation à la négation et passent sous silence la clause τῶν πεφυκότων ἔχεσθαι. Cette double omission les conduit à admettre tacitement, ou à leur insu, l’assimilation de la privation à la négation. Zeller 1879, 216 n. 7.
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mière vue, corrobore cette interprétation. Dans les passages de Θ 1 et de I 4 où Aristote rappelle les différents sens de la privation, et qui peuvent être considérés comme de lointains parallèles de notre texte, mention est d’abord faite d’une privation indéterminée, avant que de passer à une évocation en termes d’aptitude naturelle non satisfaite. Le passage de Θ 1 débute ainsi : ἡ δὲ [a 32] στέρησις λέγεται πολλαχῶς· καὶ γὰρ τὸ μὴ ἔχον καὶ τὸ [a 33] πεφυκὸς ἂν μὴ ἔχηι7, et celui de I 4 de la manière suivante : ἡ δὲ στέ-[b 4]ρησις ἀντίφασίς τίς ἐστιν· ἢ γὰρ τὸ ἀδύνατον ὅλως ἔχειν [b 5] ἢ ὃ ἂν πεφυκὸς ἔχειν μὴ ἔχηι, ἐστέρηται8. Si l’on prête une cohérence minimale à Aristote, la phrase de Δ 22 que nous sommes en train de discuter correspond donc à la première séquence de ces deux textes, qui fait simplement référence, dans le premier cas, à « ce qui ne possède pas » et, dans le second, à « ce à quoi il est complètement impossible de posséder ». Dans un cas comme dans l’autre, il est difficile de distinguer une telle description d’une pure et simple négation. Si l’on veut pouvoir espérer le faire, c’est donc plutôt notre phrase de Δ, plus développée, qui pourrait nous en fournir l’occasion. Ross attire de fait l’attention sur la clause « d’entre celles auxquelles il est naturel d’être possédées » (τῶν πεφυκότων ἔχεσθαι), qui n’a pas d’équivalent en Θ 1 et I 4.9 Selon lui, cette précision vise à exclure, du champ des privations, les attributs « absurdes et contradictoires ».10 Ross en donne comme exemple l’infini actuel, qui n’est pas de nature à appartenir à quoi que ce soit. Contrairement aux interprètes qui postulent une négation dès lors qu’il n’y a pas d’habitus correspondant chez le sujet considéré (à la façon dont, pour la non-vue de la plante, il n’y a pas de cécité correspondante), qui donc ne reconnaissent dans l’exemple de la plante qui n’a pas d’yeux qu’une négation improprement appelée « privation », Ross évoque un attribut, l’infini actuel, qui sera nié de tout porteur mais dont aucun porteur ne peut être dit privé. Grâce à cette solution, la « privation » n’est plus une appellation impropre de la négation, c’est simplement un cas extrême de privation. On pourrait se demander si l’on ne pourrait pas trouver des objets moins exotiques que l’infini actuel, et plus dans le goût habituel d’Aristote, satisfaisant au critère de la négation et non à celui de la privation. Faut-il ajouter aux prédicats « meinongiens » les prédicats désignant des artefacts au motif que l’on ne saurait dire qu’ils sont possédés par nature (le toit est possédé
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Metaph. Θ 1.1046 a 31–33. Metaph. I 4.1055 b 3–5. Ross 1924, I, 337. Ross 1924 ibid. : « This sense of privation […] distinguishes privation from negation in general only by barring absurd and self-contradictory predicates ».
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par la maison, mais il n’est pas possédé par nature par la maison)? Cela paraît trop intransigeant. Il est plus raisonnable de prêter à Aristote la thèse suivante : la clause τῶν πεφυκότων ἔχεσθαι renvoie préférentiellement au domaine de la φύσις, mais elle est transférable au domaine des artefacts (qui notoirement, d’après Aristote, imitent la nature). Il y a donc, plutôt que des frontières tranchées, un dégradé : monde des êtres vivants, monde des êtres naturels inanimés, monde des artefacts. La clause se comprend primordialement en référence au vivant; mais elle aura encore un sens plein dans le cas de la nature inanimée et un sens d’emprunt acceptable dans celui des artefacts. C’est seulement dans le cas de l’impossible que l’on devra nier de tels prédicats du sujet (« A n’est pas infini en acte »), sans les considérer comme une privation de ce sujet. Ross, qui connaissait assurément la polémique engagée par Russell contre Meinong, a donc ici raison contre Alexandre : Aristote fait passer la limite de la privation et de la négation entre les objets impossibles et les objets possibles au sens aristotélicien. Il est étrange qu’il n’ait pas été suivi par les commentateurs du XXe siècle. L’exemple choisi par Aristote, une plante (φυτόν), demande explication. En Hist. an. I 9.491 b 26s., Aristote dit que « tous les autres genres d’animaux, à part des animaux à coquille et tout autre genre d’animaux imparfaits qu’il peut y avoir, ont des yeux ».11 Il était donc aisé pour lui, et davantage d’ailleurs dans l’esprit de sa biologie, qui ne transgresse à peu près jamais la frontière entre zoologie et botanique, de débuter Δ 22 avec les ὀστρακόδερμα plutôt qu’avec les plantes. Pourquoi ne l’a-t-il pas fait? Peut-être, tout d’abord, parce que ce lexique technique serait quelque peu déplacé dans la Métaphysique. Mais il se peut aussi que, dans l’esprit de Θ 1 et de I 4, il ne voulait pas fournir d’exemple qui puisse laisser ouverte, même minimalement, la possibilité que le sujet en question ait ce dont il est privé. Or, les ὀστρακόδερμα étant des animaux dotés d’une âme perceptive, on pourrait à la rigueur soutenir qu’en un certain sens, ils sont de nature à voir. Une autre raison au choix d’Aristote pourrait aussi être, plus simplement, la parenté étymologique de la plante (φυτόν) et du « par nature » (πεφυκέναι). La plante, en vertu d’une évidence quasi étymologique, est le parangon des êtres naturels, donc des êtres dont les prédicats sont naturels (ce qui n’est bien sûr pas le cas du mur d’Alexandre).12 Passons à la taupe : 11 12
τὰ μὲν οὖν ἄλλα γένη πάντα τῶν ζῴων πλὴν τῶν [27] ὀστρακοδέρμων καὶ εἴ τι ἄλλο ἀτελές, ἔχει ὀφθαλμούς. L’exemple de la plante présente un avantage supplémentaire. Le lexique botanique grec connu de l’école d’Aristote employait l’adjectif « aveugle » (τυφλός) pour caractériser des branches sans bourgeon ou stériles (cf. LSJ s. v. τυφλός, II.2) : voir Thphr. HP I 8, 4, 5 εἰσὶ δὲ τῶν ὄζων οἱ μὲν τυφλοί, οἱ δὲ γόνιμοι; CP ΙΙΙ 5, 1, 7 τυφλοῖς ὄζοις; III 2, 8, 9 πολλὰ τυφλὰ
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Marwan Rashed D’une autre manière, si, [b 25] alors qu’ou bien soi-même ou bien son genre est de nature à posséder, on ne possède pas. Par exemple, c’est en un sens différent qu’un homme (celui qui est aveugle) ou une taupe est privé de la vue : celle-ci l’est en vertu de son genre, celui-là de lui-même.13
Les taupes représentent le cas exceptionnel, et problématique pour le finalisme aristotélicien, où l’imperfection affecte l’espèce tout entière, en raison des particularités de son développement organique. La taupe est ainsi le seul être vivant connu d’Aristote qui possède un organe perceptif ne fonctionnant pas. Comme le montre en effet la dissection anatomique, la nature a donné des petits yeux à la taupe mais a recouvert ceux-ci d’une peau qui empêche la vision.14 Cette spécificité suffit à parler de privation. La taupe peut être reconnue comme privée de vue par une simple étude de la conformation et disposition de ses yeux. Nous n’avons nul besoin, pour aboutir à cette conclusion, de considérer la taupe en tant qu’espèce, c’est-à-dire en rapport à un genre biologique plus vaste qui l’engloberait et où l’on pourrait vérifier que toutes les espèces, à part bien sûr celle de la taupe, seraient dotées de la vue. Contrairement à ce que font la plupart des commentateurs,15 il ne faut donc pas, pour rendre compte de l’exemple de la taupe, s’appuyer sur la
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τίκτειν τῶν βλαστημάτων. En recourant à l’exemple de la plante, Aristote évacuait donc du même coup les usages métaphoriques de la privation, c’est-à-dire invitait implicitement à ne pas comprendre son extension maximale avec son extension métaphorique. Arist. Metaph. Δ 22.1022 b 24–27 ἕνα δὲ ἂν πεφυκὸς [25] ἔχειν, ἢ αὐτὸ ἢ τὸ γένος, μὴ ἔχῃ, οἷον ἄλλως ἄνθρωπος ὁ [26] τυφλὸς ὄψεως ἐστέρηται καὶ ἀσπάλαξ, τὸ μὲν κατὰ τὸ [27] γένος τὸ δὲ καθ’ αὑτό. Cf. Hist. an. IV 8.532 b 33–534 a 15. A. Jaulin, in Duminil / Jaulin 1991, 264s., le dit en toutes lettres, de même Kirwan 1971, 172 : «[…] sight is characteristic of the genus within which moles are a species ». Cette lecture prend sa source dans l’Antiquité. Alexandre introduit en effet l’idée qu’il est question, dans le texte d’Aristote, d’un genre subsumant la taupe et, sans grande conviction, l’identifie au « terrestre et quadrupède » (In Metaph. 419, 4s. … ἀλλὰ τῷ τὸ γένος ἐν ᾧ καὶ αὐτός [sc. ὁ ἀσπάλαξ] ἐστι πεφυκέναι ὄψιν ἔχειν· τοιοῦτον γὰρ τὸ πεζὸν καὶ τὸ τετράπουν). Ross 1924, I, 337, lui emboîte le pas : « The mole may be said to be not merely not-seeing, but deprived of sight, or blind, because its genus, animal, naturally has sight ». Cette lecture conditionne à son tour – peut-être via son écho chez Kirwan – l’analyse que propose A. Gotthelf du passage. Celui-ci remarque que dans la biologie aristotélicienne, « deformity is relative to a wider kind » (cf. Gotthelf 1985, 39). Il s’appuie en particulier sur notre passage et écrit : « The mole […] is defective relative to other eye-possessors (HA i 491b26–34 ; iv 532b30–533a15 : cf. the explicit κατὰ τὸ γένος at Meta. 1022b26–27)» (ibid.). La lecture de Gotthelf semble ainsi postuler qu’il y a du sens à attribuer à une catégorie biologique abstraite subsumant le genre de la taupe – celui des « eye-possessors » – des caractéristiques, dont la vue. En retour, cette existence d’un « genre » invite à interpréter le genre de la taupe comme une espèce porphyrienne.
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structure logique de la spécificité, mais, encore une fois, y reconnaître la prégnance du schème du πεφυκέναι. Alors que la tradition a fait comme si τὸ μὲν κατὰ τὸ γένος renvoyait ici à un genre subsumant l’espèce de la taupe, la lecture plus rigoureuse du grec de Δ 22 ne présuppose en revanche rien de tel : l’expression τὸ μὲν κατὰ τὸ γένος, comme le prouve le τὸ δὲ καθ᾿ αὑτό qui suit (et l’alternative ἢ αὐτὸ ἢ τὸ γένος qui précède, l. 25), désigne non pas un genre animal subsumant celui de la taupe, mais le genre même de la taupe. Aristote ne dit pas qu’alors qu’il est naturel aux animaux (ou aux quadrupèdes, aux mammifères, etc.) de voir, les taupes ne voient pas. Il se contente de dire que les taupes sont génériquement privées de la vue. De fait, c’est bien le genre des taupes qui, d’après Hist. an. IV 8.533 a 2s., est frappé de ce handicap (πλὴν εἴ τι πεπήρωται γένος ἕν, οἷον τὸ τῶν ἀσπαλάκων).16 La juste compréhension de l’importance du πεφυκέναι ἔχειν permet de dissiper une aporie que Kirwan formule ainsi : « When he [sc. Aristotle] says […] that sight is characteristic of the genus within which moles are a species, does he mean that most members of the genus see or that all members of the genus have the apparatus for seeing, even if not in working order?».17 Lorsque l’on interprète correctement le passage, c’est la seconde branche de l’alternative qui est la seule correcte, précisément parce qu’Aristote s’est bien gardé de mentionner la question de savoir si le genre abstrait possédait la vue. C’est avec l’homme que la privation accidentelle retrouve enfin l’individuel, que donc l’on se retrouve en terrain aristotélicien balisé. Ce sera un homme, mais non pas l’homme en général, qui sera aveugle : αὐτό (l. 25) et καθ᾿ αὑτό (l. 27) désignent l’homme individuel. La privation est ici due à une malformation individuelle de l’œil, non à une malformation frappant l’ensemble du genre. C’est sans doute pour cette raison que c’est seulement dans ce cas que l’on parle de « cécité», et non, simplement, de privation de la vue. Dans ce cas, la règle du πεφυκέναι va de soi : alors qu’il est de nature à posséder la vue, l’aveugle ne la possède pas. Avant de passer au critère temporel, résumons les résultats auxquels nous sommes parvenus. Le début de Δ 22 adopte un mouvement de restriction croissante, du grand genre de la plante au genre spécifique de la taupe, à
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C’est d’ailleurs pour cette raison qu’il serait sans doute quelque peu métaphorique de dire des taupes, avec leurs yeux atrophiés, qu’elles sont « aveugles ». Aristote se borne à les décrire comme « privées de la vue » : Hist. an. IV 8.533 a 3 (ὄψιν οὐκ ἔχει); cf. Hist. an. I 9.491 b 26–34 et De an. III 1.425 a 11. Kirwan 1971, 172. Gotthelf 1985, 39, pressentant le danger exprimé par l’aporie de Kirwan, invente le genre des « eye-possessors » qui lui permet de gagner sur les deux tableaux : avec les «œillés », on a à la fois les avantages de la subsomption extensive et de la détermination intensive interne à l’espèce.
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l’homme individuel. Ce faisant, il pourrait donner l’impression de vouloir classer les types de privation : privation générique, privation spécifique, privation individuelle. Mais derrière les apparences, il s’agit d’autre chose. La privation générique est une reformulation en termes de πεφυκέναι de la privation générale et indifférenciée de Θ 1 et I 4. La privation spécifique ne se définit pas relativement à un genre, mais par rapport à des spécificités de l’esprit même, que la dissection, en découvrant les yeux atrophiés des taupes, permet là encore de reconduire à un πεφυκέναι. Le cas de la taupe confirme ainsi ce que l’on observe sans effort dans le cas de l’aveugle : la présence d’yeux qui ne voient pas. L’aveugle, de fait, n’est pas le monstre que serait un homme sans yeux, mais un homme parfaitement homme frappé d’un handicap. Nous pouvons maintenant en venir à l’introduction par Aristote du critère temporel : De plus si, étant de nature à posséder et au moment où on est de nature à le faire, on ne possède pas. La cécité est en effet une certaine privation, or l’on n’est pas aveugle à tout âge, mais à celui où il est naturel de posséder, quand il se trouve qu’on ne possède pas.18 Dans la première partie du chapitre, le terme de στέρησις avait été appliqué à des cas où le vivant ne possédait pas la vue. La plante était privée d’yeux (et, en conséquence implicite, de vue), la taupe était privée de vue parce que ses yeux étaient recouverts de peau, un homme aveugle était accidentellement privé de vue en raison d’une malformation ou d’un dommage. Aristote introduit maintenant le cas d’animaux qui ne voient pas à un certain moment de leur développement. Supposons, avec les commentateurs anciens, qu’il fasse ainsi en particulier référence aux premiers jours de la vie des chiots : durant quelques jours consécutifs à sa naissance, le chiot ne voit pas; puis, il se met à voir. Aristote affirme que l’on ne peut dire que le jeune chiot est privé de vue, ni a fortiori aveugle. Pourtant, dans le passage de l’Histoire des Animaux où il traite de la question, Aristote caractérisent les jeunes chiots (σκυλάκια), à trois reprises, comme « aveugles » (τυφλά). Voici ses mots :19 Les chiots qu’a ‹ la chienne de Laconie › sont, lorsqu’ils viennent au monde, aveugles (τυφλά) pendant douze jours. Après avoir mis bas, elle peut être couverte au bout de six mois, pas avant. Certaines portent pendant le cinquième de l’année (c’est-à-dire soixante-douze jours) et les petits de ces chiennes sont aveugles (τυφλά) pendant quatorze jours. 18 19
Metaph. Δ 22.1022 b 27–29 ἔτι ἂν πεφυκὸς καὶ ὅτε πέφυκεν [28] ἔχειν μὴ ἔχῃ· ἡ γὰρ τυφλότης στέρησίς τις, τυφλὸς δ’ οὐ [29] κατὰ πᾶσαν ἡλικίαν, ἀλλ’ ἐν ᾗ πέφυκεν ἔχειν, ἂν μὴ ἔχῃ. Hist. an. VI 20.574 a 23–30 (trad. P. Louis).
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Quelques unes portent pendant un quart d’année (c’est-à-dire trois mois pleins) et leurs chiots sont aveugles (τυφλά) pendant dix-sept jours. Sur ce point aussi, Δ 22 n’est que superficiellement conforme à la biologie du Stagirite et l’on aurait tort de lire le passage sur le critère temporel de la privation comme la formulation plate d’une règle biologique fondée sur la cécité des chiens. Mais alors, quelle interprétation en adopter? Reconnaître, sans doute, dans le critère temporel, la poursuite du mouvement de particularisation de la στέρησις, c’est-à-dire rapporter le distinguo de l’âge à l’accident de l’homme aveugle plutôt que d’en faire l’énoncé d’une règle biologique en soi.20 Aristote affronterait le cas où il est normal de ne pas posséder un certain attribut dans les premiers âges et anormal de ne pas le posséder ensuite. Supposons que le nourrisson humain ne voit pas durant un bref laps de temps postérieur à l’enfantement. Alors, suggérerait Aristote, de même qu’on ne dirait pas d’un nourrisson qu’il est édenté, de même on ne pourrait dire d’Homère qu’il était aveugle à ce moment-là.21 Dans ce contexte plus métaphysique que biologique, fût-il nourri des connaissances biologiques aristotéliciennes, il est permis d’identifier privation de la vue et cécité (alors qu’ailleurs, on ferait plutôt de la cécité définie temporellement une sous-classe de la privation de la vue en général). Car la logique de la restriction qui est celle d’Aristote depuis le début du chapitre justifie que l’absence de la vue, qui n’est pas une cécité, ne soit même pas une privation, au sens où elle n’est pas cette privation qui est la cécité. Du cas le plus général – les plantes – au cas le plus particulier – Homère à l’âge où il peut vraiment être dit aveugle –, c’est donc l’exhibition des appartenances naturelles qui sert de fil directeur à Aristote et qu’il cherche à retrouver à tout les niveaux envisageables de généralité. Il a lui-même fourni la clé de sa position dans les Topiques, dans un passage consacré aux lieux d’excès d’extension dans les définitions :22 De même encore pour tous ceux qui disent que le refroidissement est une privation du chaud par nature; car toute privation est privation de ce qui est le cas par nature, de sorte qu’il est superflu d’ajouter « par nature » :
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Cf. Bodéüs / Stevens 2014, 185. Ceci est confirmé par Cat. 10.12 a 31–34 : « En effet, nous disons édenté, non pas le sujet qui n’aurait pas de dents, ou aveugle, non pas le sujet qui n’aurait pas la vue, mais celui qui n’a pas cela au moment où il est naturel de l’avoir. Car certains à la naissance n’ont ni la vue, ni des dents, mais on ne les dit ni édentés, ni aveugles ». Arist. Top. VI 3.141 a 9–14 ὁμοίως δὲ καὶ ὅσοι τὴν κατάψυξιν στέρησιν τοῦ κατὰ φύσιν θερμοῦ φασιν εἶναι· πᾶσα γὰρ στέρησίς ἐστι τοῦ κατὰ φύσιν ὑπάρχοντος, ὥστε περίεργον τὸ προσθεῖναι τοῦ κατὰ φύσιν, ἀλλ’ ἱκανὸν ἦν εἰπεῖν στέρησιν θερμοῦ, ἐπειδὴ αὐτὴ ἡ στέρησις γνώριμον ποιεῖ ὅτι τοῦ κατὰ φύσιν λέγεται. Je cite la traduction de Brunschwig 2007, 48.
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Marwan Rashed il suffisait de dire « privation du chaud », puisque le mot même de « privation » fait savoir qu’il est dit de ce qui est par nature.
La première moitié de Δ 22, qui décline cette thèse à différents niveaux de généralité, en atteste ainsi l’importance. Le passage des Topiques, à rebours, confirme qu’il ne faut pas banaliser la référence permanente au verbe πεφυκέναι en Δ 22 : c’est bien de nature, φύσις, et non des « caractéristiques » de la philosophie du langage ordinaire, qu’il est question pour Aristote. Et c’est pour éviter tout malentendu quant à cette thèse philosophique – à savoir, encore une fois, celle de la polarité de la privation et du πεφυκέναι ἔχειν plutôt que du simple ἔχειν –, qu’Aristote a été d’une systématicité admirable dans l’expression syntaxique de la relation qui la constitue. La possession naturelle est toujours du côté du fait : il est naturel de posséder un certain organe ou une certaine fonction naturelle. La privation, en revanche, est du côté de l’éventualité : il se peut faire, il sera éventuellement le cas, qu’un certain être ne possède pas cet organe ou cette fonction naturelle. Ainsi : (i)
Étant entendu qu’il est naturel aux yeux d’être possédés, s’il se trouve que les plantes n’en possèdent pas, elles en sont privées; (ii) Étant entendu qu’il naturel au genre de la taupe de posséder la vue, s’il se trouve que ce genre ne la possède pas, il en est privé; (iii) Étant entendu qu’il est naturel à Homère de posséder la vue, s’il se trouve qu’il ne la possède pas, il en est privé. Grammaticalement parlant, ces trois exemples déploient une distinction régulière entre formes affirmatives réelles du participe parfait (ll. 22s. τῶν πεφυκότων ἔχεσθαι, l. 23 πεφυκὸς ἔχειν, ll. 24s. πεφυκὸς ἔχειν) et formes négatives conditionnelles du subjonctif de l’éventuel (l. 22 ἂν μὴ ἔχῃ, ll. 24s. ἂν … μὴ ἔχῃ). Et ce schème est si fonctionnel à la notion qu’il exprime qu’il se reproduit à l’identique dans le passage de Θ 1.1046 a 32s. τὸ πεφυκὸς ἂν μὴ ἔχῃ et 34s. ἂν πεφυκότα ἔχειν μὴ ἔχῃ23 et dans celui de I 4.1055 b 5 ὃ ἂν πεφυκὸς ἔχειν μὴ ἔχῃ.24
2. Une conjecture problématique de W. Jaeger (1917) Forts de ces constatations, nous pouvons nous tourner vers le passage qui va maintenant nous occuper. Le voici, en grec, dans l’édition de Jaeger (1957) 23 24
Cf. supra, n. 3. On comparera aussi la formulation très proche de Cat. 10.12 a 29–31 ἐστερῆσθαι δὲ τότε λέγομεν ἕκαστον τῶν τῆς ἕξεως δεκτικῶν, ὅταν ἐν ᾧ πέφυκεν ὑπάρχειν καὶ ὅτε πέφυκεν ἔχειν μηδαμῶς ὑπάρχῃ.
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et dans celle de Ross (1924) (nous expliquerons dans un instant pourquoi nous inversons ici l’ordre chronologique) : ὁμοίως δὲ καὶ ἐν ᾧ ἂν ᾖ )πεφυκὸς* καὶ καθ’ ὃ καὶ πρὸς ὃ καὶ ὥς, [31] ἂν μὴ ἔχῃ {πεφυκός}. Ce que l’on peut traduire ainsi : et semblablement, à l’endroit éventuel où on a la nature )de la posséder*, en fonction )éventuelle* de quoi )on a la nature de la posséder*, en rapport )éventuel* à quoi )on a la nature de la posséder*, de la façon )éventuelle* dont )on a la nature de la posséder*, si éventuellement on ne )la* possède pas. Ce texte ne correspond à aucune version transmise mais résulte comme on le voit du déplacement du mot πεφυκός de la l. 31 à la l. 30. Ce déplacement fut suggéré pour la première fois par Jaeger en 191725 et adopté quelques années plus tard par Ross dans son édition de la Métaphysique. Nous reviendrons plus bas sur ce qui a dû motiver Jaeger à accomplir cette transposition.26 Pour le moment, intéressons-nous au texte ainsi produit. L’on peut tout d’abord s’interroger sur le rapport exact qui le rattache au début de Δ 22. Le mouvement de particularisation, des plantes aux taupes jusqu’à l’homme individuel et, de manière encore plus restreinte, à l’homme individuel à un certain âge de sa vie, [i] se poursuit-il avec les quatre spécifications introduites par ὁμοίως, « semblablement »? Dans ce cas, l’endroit (ἐν ᾧ), la fonction (καθ᾿ ὅ), le rapport (πρὸς ὅ), la façon (ὡς), restreindraient encore le champ de validité de l’application de la privation qu’est la cécité. Ou alors, [ii] avons-nous affaire à quatre critères sur un même pied que le critère temporel, c’est-à-dire, au bout du compte, à un ensemble de cinq spécifications de l’aveugle accidentel? Et dans ce second cas, faut-il comprendre les cinq spécifications comme absolument équivalentes ? Ou [iii] doit-on, comme l’écriture d’Aristote nous y invite d’ailleurs, distinguer le critère temporel des quatre autres même si on les maintient sur un même niveau de la particularisation? Tout cela, on le voit, se résume à interpréter correctement l’adverbe ὁμοίως. Dans les cas [ii] et [iii], ce qui est semblable, c’est le mouvement de particularisation supplémentaire, qu’il obéisse ou non lui-même à un principe de hiérarchisation. Dans le cas [ii], c’est le mouvement de particularisation croissante. Pour pouvoir trancher entre ces trois lectures, il faut approfondir le texte grec proposé par Jaeger. Si on l’adopte, la cohérence grammaticale stricte-
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Cf. Jaeger 1917, 503s. Cf. infra, pp. 111 f.
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ment maintenue depuis le début du chapitre de l’éventuel et du réel se défait. Car bien qu’il conserve la clause ἂν μὴ ἔχῃ pour désigner la privation, le domaine de définition cesse d’être exprimé à un mode réel (indicatif ou participe) mais passe lui aussi, de manière fâcheuse, au subjonctif de l’éventuel. Aristote évoquerait dorénavant « l’endroit éventuel », « l’organe éventuel », etc. où la possession de la vue se réalise. La privation deviendrait ainsi une absence éventuelle selon un critère naturel positif éventuel. Au vu de l’importance théorique de ce que véhicule ici la syntaxe – importance théorique que nous avons établie dans la première partie de cette contribution – cela n’est guère satisfaisant. Loin de nous, évidemment, l’idée qu’Aristote doive coûte que coûte s’en tenir au principe de répartition des instances de l’éventuel et du réel à l’œuvre depuis le début du chapitre. On aurait donc pu, dans un premier temps, chercher à justifier la correction de Jaeger en introduisant un décalage entre deux plans de l’éventuel : celui de la privation (ἂν μὴ ἔχῃ) et celui du discours aristotélicien, qui chercherait à atténuer l’assurance de l’indicatif. Interrogeons-nous alors sur le sujet sous-entendu de la clause introduite par ὁμοίως. Nous pouvons exclure qu’il s’agisse de la privation (στέρησις) en général, qu’il n’y aurait aucun sens à qualifier de manière aussi précise. Il s’agit bien plutôt de la cécité (τυφλότης) et les quatre critères doivent renvoyer à des aspects précis du processus de la vision. Alexandre écrit ainsi27 : « En fonction de quoi » signifie le fait de ne pas posséder ce dans quoi on est de nature à posséder. En effet, ce « en fonction de quoi » signifie la partie. Car c’est en fonction de la partie selon laquelle on possède naturellement que, si l’on ne possède pas, on est privé. De fait, ce n’est pas celui qui ne voit pas par les oreilles qui est privé, mais celui qui ne voit pas par les yeux. « En rapport à quoi », si l’on ne voit pas cela même que la vue est de nature à voir. Ce n’est pas en effet celui qui ne voit pas la voix qui est aveugle. Quant à « et de la façon dont », cela signifie le fait que l’on est aveugle et privé lorsque l’on ne voit pas quelque chose de la façon dont on est de nature à voir cela. Personne en effet ne dira que l’homme est aveugle parce qu’il ne voit pas les choses derrière lui ou les choses à grande distance. Et même «à l’endroit où»28 pourrait bien être une qualification circonstancielle désignant ce à travers quoi. Est en effet aveugle non pas celui qui ne voit pas dans la nuit, mais celui qui ne voit pas dans la lumière.
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Alex. Aphr. in Metaph. 419, 11–20 Hayduck. Je discuterai ce passage infra, pp. 118–121, plus en détail. Je m’expliquerai plus bas sur ces mots.
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Ross reprend tacitement à Alexandre son interprétation : « A man is also called blind if he has not sight in that medium in which, and in respect of the organ in respect of which, and with reference to the object with reference to which, and in the circumstances in which, he would naturally have it ».29 Celle-ci, de fait, nous paraît confirmée par une lecture de De an. II 7, chapitre consacré à la vision. Aristote affirme à plusieurs reprises que la vision a lieu ἐν φωτί, « dans la lumière »,30 soit l’expression même qu’Alexandre reprend en 419, 20. La lumière est le milieu nécessaire dans lequel la vision s’accomplit et l’on ne tiendra personne pour aveugle sous prétexte qu’il ne voit pas la nuit. Il semble également qu’Aristote fasse référence au visible, c’est-à-dire à la couleur par soi, en évoquant le πρὸς ὅ. Car le chapitre II 7 s’ouvre sur la déclaration (418 a 26–29) οὗ μὲν οὖν ἐστιν ἡ ὄψις, τοῦτ᾿ ἔστιν ὁρατόν, ce qu’Aristote commente : ὁρατὸν δ᾿ ἐστὶ χρῶμα μέν, καὶ ὃ λόγῳ μὲν ἔστιν εἰπεῖν, ἀνώνυμον δὲ τυγχάνει ὄν … τὸ γὰρ ὁρατόν ἐστι χρῶμα. L’objet de la vue est donc le visible et celui-ci est primordialement la couleur par soi, c’est-à-dire celle qui se trouve à la surface des objets naturellement colorés. Nul ne sera dit aveugle s’il ne voit pas des objets non colorés par soi. On peut davantage hésiter au sujet du καθ᾿ ὅ. Alexandre, suivi par Ross, l’interprète comme l’organe (μόριον), à savoir l’œil. Même si cela n’est pas impossible, nous suggérons plutôt d’y reconnaître une mention du diaphane (διαφανές). La vue est en effet fonction du diaphane, qui la permet (cf. 418 b 4–6 ἔστι δέ τι διαφανές. διαφανὲς δὲ λέγω ὅ ἐστι μὲν ὁρατόν, οὐ καθ᾿ αὑτὸ δὲ ὡς ἁπλῶς εἰπεῖν, ἀλλὰ δι᾿ ἀλλότριον χρῶμα). Le diaphane est « une certaine nature » (τις φύσις, 418 b 8) qui existe à l’identique dans l’eau, l’air et le corps céleste. D’ailleurs, discutant de la constitution de l’œil en Parties des animaux II 10.656 b 1s., Aristote affirme que la vue est « de l’eau par nature » (ὕδωρ τὴν φύσιν) parce que l’eau est, des corps diaphanes, celui qui se conserve le mieux (τοῦτο γὰρ τῶν διαφανῶν εὐφυλακτότατόν ἐστιν). Cette suggestion évite la thèse quelque peu primitive selon laquelle la vue est « en fonction des yeux et non des oreilles », tout en tenant compte des yeux dans l’explication. On ne peut être tenu pour aveugle si l’on ne voit pas au travers des murs. Reste la « façon dont » (ὡς). Parce que cette qualification est la plus indéterminée des quatre (Ross, ibid., parle de « circumstances »), elle est aussi la plus difficile à élucider. Bien qu’Alexandre soit peut-être simpliste en glosant que l’on voit ce qui se trouve devant et non derrière et ce qui n’est pas à une trop grande distance, il se pourrait qu’il ait raison, au fond, de revenir aux
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Ross 1924, I, 337s. Cf. 418 b 3, 419 a 1, 419 a 8, 419 a 22.
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modalités internes au sens de la vue, c’est-à-dire à la vue comme une capacité du corps organique à accomplir une certaine opération. De ce point de vue, on peut remarquer que la manière selon laquelle la vision s’accomplit n’est que l’application à la vision de la doctrine générale de la sensation d’Aristote, à savoir (en bref) : la capacité à recevoir les formes des sensibles sans leur matière.31 Ce principe, ajoute Aristote, explique pourquoi les sensibles doivent être d’une intensité moyenne – ni trop faible ni trop forte.32 Aristote n’avait pas besoin d’être l’élève de Platon pour savoir que regarder le soleil en face rend aveugle.33 Alors que les trois premiers critères ont exposé les réquisits externes de la vision (actualisation, par la couleur du visible par soi [πρὸς ὅ], du diaphane [καθ᾿ ὅ] éclairé [ἐν ᾧ] par une source lumineuse), le quatrième fait référence au réquisit interne, si l’on peut dire, du processus, soit la capacité de l’âme sensitive à recueillir la seule forme de l’objet visible. Nul ne sera dit aveugle, en conséquence, sous prétexte que la vision ne s’opérerait pas en lui de cette manière – sous prétexte, en particulier, qu’il ne voit pas dans certaines conditions d’intensité lumineuse excessive. Les considérations précédentes confirment, nous semble-t-il, que c’est la cécité et non la privation qui est le sujet de la phrase problématique. La question est donc désormais de savoir si Aristote peut présenter les critères de la cécité à l’éventuel. Cela, dûment paraphrasé, donnerait : « et semblablement, dans le milieu dans lequel éventuellement on possède la vue par nature (entendez : la lumière), en fonction du medium en fonction duquel éventuellement on possède la vue par nature (entendez : le diaphane), en rapport à l’objet en rapport auquel éventuellement on possède la vue par nature (entendez : le visible, i.e. la couleur), dans les conditions dans lesquelles éventuellement on possède la vue par nature (entendez : l’excitation convenable du sensorium), si éventuellement on ne possède pas la vue ». Une telle manière de présenter les choses, on en conviendra, serait fort maladroite. Mais il ne s’agit pas seulement d’élégance : cette conjecture trahit aussi une mécompréhension du critère temporel tout juste évoqué, et de la façon dont il s’inscrit dans le moule syntaxique rigide de la privation : tant que l’on n’entend pas dans toute sa radicalité le critère temporel, mais que l’on conserve par devers soi un faible pour le monde de l’Histoire des Animaux où les chiots sont aveugles, on ne saisit pas qu’Aristote ne fait qu’égrener, à partir du ἔτι de 1022 b 27, les critères de cette privation très exigeante qu’est la cécité au sens le plus restreint. Celle-ci ne peut être tenue pour telle que si les cinq critères sont vérifiés. Il est donc judicieux de pas accuser la différence
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Cf. De an. II 12.424 a 17s. ἡ … αἴσθησίς ἐστι τὸ δεκτικὸν τῶν αἰσθητῶν εἰδῶν ἄνευ τῆς ὕλης. Cf. 424 a 28–424 b 3. Cf. Phd. 99 d–e.
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entre le critère de temporalité et les quatre autres, c’est-à-dire de ne pas briser la répartition des formes verbales qui a cours depuis le début du chapitre et qu’Aristote a encore scrupuleusement respectée lors de l’introduction du critère temporel. On aura tout intérêt, en conclusion, à abandonner la conjecture de Jaeger et à revenir à la tradition manuscrite, pour tenter d’y retrouver la répartition attendue du réel et de l’éventuel, seule garante de la bonne compréhension du critère temporel lui-même. Une fois ce programme achevé, nous pourrons trancher entre la première et la troisième option – la deuxième nous paraissant désormais hors de course.
3. Retour aux manuscrits… et aux éditions du XIXe siècle Commençons par quelques considérations textuelles. Le texte du livre Δ de la Métaphysique peut être reconstitué à partir des deux familles (α et β) dont se compose la tradition directe, ainsi que du commentaire d’Alexandre qui est indépendant de l’archétype ω à la source de ces deux familles.34 La famille α transmet ὁμοίως δὲ καὶ ἐν ὧι ἂν ἦι καὶ καθ᾿ ὃ καὶ πρὸς ὃ καὶ ὡς ἂν μὴ ἔχηι πεφυκός, tandis que la famille β a : ὁμοίως δὲ καὶ ἐὰν καθ᾿ ὃ καὶ πρὸς ὃ καὶ ὥς μὴ ἔχηι πεφυκός.35 Puisque tous les éditeurs modernes ont travaillé à partir du texte de la famille α, portons tout d’abord notre attention sur celui-ci. Bekker l’imprime tel quel et, pour justifier la coexistence des deux subjonctifs, place une virgule inefficace après πρὸς ὅ. Comme ses successeurs s’en sont rendu compte, ce texte est problématique. Bonitz, dans son commentaire, envisage soit de supprimer ᾖ, soit de le changer en ἤ.36 Toutefois, dans son texte grec,37 il maintient la lettre de Bekker (sans la virgule, toutefois).
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Pour une présentation de la situation éditoriale, voir Primavesi / Rashed 2019, 15–17. Les témoins que nous avons retenus pour l’édition de ce passage du livre Δ sont, pour la famille α, les suivants : Parisinus gr. 1853 (ms. E, Xe s.), Vindobonensis phil. gr. 100 (ms. J, IXe s.), Vaticanus gr. 255 (ms. Vd, début du XIVe s.), Escorialensis Y III 18 (ms. Es, première moitié du XIIIe s.), Vindobonensis phil. gr. 66 (ms. Jb, troisième quart du XVe s.), Laurentianus plut. 87, 19 (ms. Lc, seconde moitié du XVe s.). Ceux que nous avons retenus pour la famille β sont les suivants : Laurentianus plut. 87, 12 (ms. Ab, XIIe s.), Ambrosianus F 113 sup. (ms. M, milieu du XIVe s.), Taurinensis B VII 23 (ms. C, troisième quart du XVe s.). Pour leur relation stemmatique, voir Harlfinger 1979. Pour l’édition du texte, voir infra, pp. 122 f. Cf. Bouyges 1942, 643.5s. : wa-mitla hādā wa-in kāna bi-dāti-hi aw yudø āfu ilā šay’in wain kāna laysa fi tøab‘i-hi an yakūna la-hu. Cf. Bonitz 1849, 270 : « Longe facilior erit totius enunciati conformatio, si v. ᾖ, ad quod supplendum est πεφυκὸς ἔχειν, vel omiserimus vel mutaverimus in part. ἤ ». Cf. Bonitz 1848, 106.
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D’entre ces trois options laissées ouvertes par Bonitz, le maintien du texte transmis paraît cependant impossible, car rien ne nous invite, dans le présent contexte, à sous-entendre πεφυκὸς ἔχειν comme le demande Bonitz : tout d’abord, parce que πεφυκός apparaît en fin de phrase, ce qui produit un redoublement intolérable; ensuite, comme on l’a vu dans la section précédente, parce que cela soumettrait le πεφυκέναι au régime de l’éventualité, alors que depuis le début du chapitre, il est du côté du fait dont on envisage l’éventualité qu’il se trouve non vérifié, induisant ainsi la privation. C’est la première impossibilité, soulignons-le à présent, qui a très probablement conduit Jaeger à sauter le pas et à proposer la conjecture que nous venons de révoquer.38 Des deux conjectures envisagées par Bonitz, la seconde (la seule mentionnée dans son apparat critique) est intenable, car le groupe ἢ καί n’est jamais suivi d’une séquence de plusieurs καί sur le même plan.39 Il faudrait donc supposer une sorte de parenthèse visant à gloser ἐν ᾧ par καθ᾿ ὅ, ce à quoi rien n’invite et que même tout déconseille. La première solution de Bonitz, en revanche, qui consiste à supprimer ᾖ, offre un texte convenable. Elle produit quatre subordonnées relatives à l’éventuel, possédant le même verbe μὴ ἔχῃ, dont seules la première (ἐν ᾧ ἂν …) et la quatrième (ὡς ἂν μὴ ἔχῃ) sont pourvues de la particule de l’éventuel ἄν. Il n’y a de fait aucune nécessité d’ajouter cette particule après καθ᾿ ὅ et πρὸς ὅ, suffisamment encadrés par ἐν ᾧ ἄν et ὡς ἄν.40 À date ancienne – sans doute dès le stade de l’hyparchétype α, voire de l’archétype ω – un lecteur aurait ajouté ᾖ après le premier ἄν dont il ne comprenait pas la fonction et qui lui paraissait dépourvu de verbe. À la différence du supplément implicite de πεφυκὸς ἔχειν, l’athétèse du ᾖ a l’avantage de laisser l’idée de « par nature » du côté du fait, sans la faire verser dans le champ de l’éventuel. S’il est vrai que cette conjecture n’a rallié aucun suffrage, il faut néanmoins préciser que celle que propose Christ quelques décennies après Bonitz lui est identique dans son principe.41 Christ, en effet, supprime les deux mots
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Réagissant à l’absence de fonction du πεφυκός en fin de phrase dans la construction implicite du texte de la famille α, Jaeger a en effet finalement déplacé ce terme une ligne plus haut. Cette conjecture a néanmoins deux défauts, l’un relatif et l’autre absolu. Le premier est que la faute présupposée (chute du πεφυκός et réintégration au mauvais endroit de la phrase) est relativement coûteuse. Le second défaut est celui que Jaeger hérite, si l’on peut dire, de la compréhension par Bonitz du texte transmis et de sa mauvaise distribution des instances du factuel et de l’éventuel. Cf. Denniston 21954, 306s. Sur la « Weglassung des ἄν» dans les phrases de ce type, voir Kühner / Gerth 1898, 248, § 398s. Cf. Christ 1906, 117.
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ἂν ᾖ, ce qui, du point de vue du sens, produit le même résultat que l’omission du seul ᾖ suggérée par Bonitz. Dans son apparat critique, Christ affirme suivre Alexandre.42 On verra plus bas que, bien que ce verdict soit en définitive correct, les choses ne sont pas si simples et demandent une restitution philologique du texte du commentateur.43 Avec le texte tel qu’édité par Christ, chacune des quatre déterminations se rapporte dorénavant au ἂν μὴ ἔχῃ final en facteur commun. À l’issue de cet examen, nous pouvons conclure que dans l’univers textuel de la famille α, c’est la première conjecture envisagée par Bonitz (suppression du ᾖ) ou la conjecture de Christ qu’il conviendrait d’adopter. Pour le sens, ces deux conjectures sont strictement équivalentes. Reste cependant, avant de passer aux commentateurs, à peser les mérites respectifs de ce texte restitué et de la version transmise par la famille β (ὁμοίως δὲ καὶ ἐὰν καθ᾿ ὃ καὶ πρὸς ὃ καὶ ὥς μὴ ἔχηι πεφυκός). Celle-ci se distingue à trois égards de celle de la famille α : (1) ἐν ᾧ ἂν ᾖ devient la conjonction de subordination ἐάν; (2) καθ᾿ ὅ, πρὸς ὅ et ὡς supposent implicitement un πέφυκεν; (3) le ἄν avant μὴ ἔχῃ tombe puisque la proposition à l’éventuel est désormais introduite par ἐάν et que la grammaire grecque posthomérique interdit alors de redoubler le ἄν de l’éventuel.44 À ce texte, on peut cependant faire une objection similaire à celle que nous venons de soulever contre le texte « implicite » de Bonitz : il requiert de sousentendre πέφυκεν, ce qui, concevable en soi, se heurte irrémédiablement à la présence de πεφυκός en fin de phrase. Même si le texte de la famille β ne peut pas avoir été écrit par Aristote, se pourrait-il qu’il reflète mieux que celui de la famille α la leçon originelle de l’archétype ω? Le moyen de le savoir est de comparer maintenant le texte d’Alexandre à celui des deux familles de la tradition directe. Certes, si Alexandre s’accorde davantage avec la famille β, cela peut être autant le signe de la leçon originelle que d’une contamination de la famille β.45 En revanche, si Alexandre s’accorde avec la famille α – qui ne trahit presque aucune trace de contamination à partir de son commentaire – c’est une instigation forte à considérer que nous avons affaire à la leçon de l’archétype de toute la tradition. Et cela sera d’autant plus vrai qu’Alexandre, comme l’avait aperçu Christ, nous permettra de comprendre quelle légère corruption a affecté le texte de la famille α. 42 43 44 45
Ibid. : «ἂν ᾖ seclusi Alex. secutus ». Cf. infra, pp. 121 f. Cf. Kühner / Gerth 1898, 246–248. Cf. Kotwick 2016 et Primavesi / Rashed 2019, 17.
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4. Le commentaire d’Alexandre d’Aphrodise à Metaph. Δ 22.1022 b 27–31 Que lisait donc Alexandre? Pour répondre à cette question, il faut commencer par exposer brièvement l’histoire des éditions modernes de son commentaire à la Métaphysique. Fait curieux, celui-ci n’a pas été édité dans la langue originale à la Renaissance, mais a dû attendre Christian August Brandis, en 1836, pour voir son texte imprimé.46 Brandis, et Bonitz après lui,47 se fondent sur deux manuscrits représentant chacune des deux familles textuelles, soit l’hyparchétype Parisinus gr. 1876 (ms. A) et le Monacensis gr. 81 (ms. M), lui-même descendant de l’hyparchétype Laurentianus plut. 85, 1 (ms. O, Oceanus) négligé par les éditeurs.48 Ce faisant, Brandis et Bonitz disposaient d’à peu près tout ce qu’il fallait savoir sur la tradition du texte pour en reconstituer correctement la lettre. En revanche, le texte édité par Hayduck dans la collection des Commentaria in Aristotelem Graeca ne se fonde plus que sur l’une des deux branches de la tradition de l’In Metaphysicam.49 Si en effet Hayduck conserve le ms. A comme témoin de référence, il ne recourt plus qu’aléatoirement au ms. M et ne le remplace ni par O, ni par un descendant de O. À cette première faute, Hayduck en ajoute une seconde : il substitue, au recours à un témoin de la seconde famille, un usage incontrôlé d’une réélaboration anonyme du commentaire transmise par les manuscrits Laurentianus plut. 87, 12 (ms. L) et Ambrosianus F 113 sup. (ms. F).50 Ces choix éditoriaux aberrants font des ravages dans notre passage, In Metaph. 419, 5–20, où Hayduck combine des leçons propres à F et à L au texte de A défiguré par deux homéotéleutes et à un usage sporadique du ms. M. Voici ce que donne la comparaison entre le texte authentique d’Alexandre et l’édition Hayduck :51
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Cf. Brandis 1836. Cf. Bonitz 1847. On doit la découverte de l’Oceanus comme témoin indépendant et principal du texte d’Alexandre à Harlfinger 1975, voir en particulier p. 19s. La question du texte d’Alexandre a suscité un regain d’intérêt ces dernières années. Outre l’ouvrage de Kotwick 2016 voir Golitsis 2016 et les remarques de Calvié 2016. Cf. Hayduck 1891. Sur ce point, voir Golitsis 2014. J’ai contrôlé l’édition Brandis sur le ms. O, fol. 736r et sur le ms. A, fol. 133v. Je note en gras, dans le texte de Brandis, les deux passages omis par homéotéleute dans le ms. A. Je joins l’apparat critique de Hayduck pour que le lecteur puisse se faire un idée du degré d’artificialité du texte ainsi produit.
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Alex Aphr. In Metaph. 725 a 17–31 ed. Brandis
Alex. Aphr. In Metaph. 419, 7–20 ed. Hayduck
ἄλλως ἐστερῆσθαι λέγεται τὸ μὴ ἔχον τι τότε ὅτε [18] πέφυκεν ἔχειν· οὐ γὰρ κατὰ πᾶσαν ἡλικίαν τυφλὸν λέγεται, ἀλλ’ ὅτε [19] πεφυκὸς ἔχειν μὴ ἔχει. ἡ δὲ τυφλότης στέρησίς ἐστι, καὶ τὸ [20] τυφλὸν τότε ἐστέρηται, ἐν ᾧ ἂν ᾖ καὶ καθ’ ὃ καὶ πρὸς ὃ καὶ ὡς ἂν μὴ [21] ἔχηι πεφυκός. τὸ δὲ ἐ ν ᾧ κ α ὶ κ α θ ’ ὃ κ α ὶ π ρ ὸ ς ὃ κ α ὶ ὡ ς ἂ ν προσκεί[22]μενον, τὸ μὲν κ α θ ’ ὃ δηλωτικόν ἐστι τοῦ μὴ ἔχειν ὃ πέφυκεν ἔχειν ἐν [23] ᾧ· τὸ γὰρ καθ’ ὃ τοῦ μορίου δηλωτικόν ἐστιν. καθ’ ὃ γὰρ μόριον πέ[24]φυκεν ἔχειν, ἂν μὴ ἔχῃ, ἐστέρηται· οὐ γὰρ ὁ μὴ βλέπων τοῖς ὠσὶν [25] ἐστέρηται, ἀλλ’ ὁ τοῖς ὀφθαλμοῖς. π ρ ὸ ς ὃ δέ, ἂν ὅπερ πέφυκεν ἡ [26] ὄψις ὁρᾶν μὴ βλέπῃ· οὐ γὰρ ὁ τὴν φωνὴν μὴ βλέπων τυφλός. τὸ [27] δὲ κ α ὶ ὡ ς δηλωτικόν ἐστι τοῦ τυφλὸν τότε καὶ ἐστερημένον εἶναι, ἂν [28] ὡς πέφυκέ τι ὁρᾶν μὴ βλέπῃ· οὐδεὶς γὰρ τὸν ἄνθρωπον τυφλὸν ἐρεῖ, [29] ὅτι τὰ ὄπισθεν οὐ βλέπει ἢ τὰ ἐκ πολλοῦ διαστήματος. καὶ τὸ ἐ ν ᾧ [30] δ ὲ ἂ ν ᾖ προσκείμενον εἴη ἂν τοῦ δι’ οὗ δηλωτικόν· οὐ γὰρ τυφλὸς ὁ [31] ἐν νυκτὶ μὴ ὁρῶν ἀλλ’ ὁ ἐν φωτί.
ἄλλως ἐστερῆσθαι λέγεται τὸ μὴ ἔχον τι τότε ὅτε πέφυκεν [8] ἔχειν· οὐ γὰρ κατὰ πᾶσαν ἡλικίαν τυφλὸν λέγεται, ἀλλ’ ὅτε πεφυκὸς ἔχειν [9] μὴ ἔχει. εἰ δὲ ἡ τυφλότης στέρησις ὄψεώς ἐστιν, ὅτε τυφλόν ἐστι, τότε [10] ἐστέρηται. τὰ δὲ προσκείμενα ἐ ν ᾧ ἂ ν ᾖ κ α ὶ κ α θ ’ ὃ κ α ὶ π ρ ὸ ς ὃ κ α ὶ [ 1 1 ] ὡ ς ἂ ν τὸ μὲν κ α θ ’ ὃ δηλωτικόν ἐστι τοῦ μὴ ἔχειν ὃ πέφυκεν ἔχειν [12] ἐν ᾧ· τὸ γὰρ καθ’ ὃ τοῦ μορίου δηλωτικόν ἐστιν. καθ’ ὃ γὰρ μόριον [13] πέφυκεν ἔχειν, ἂν μὴ ἔχῃ, ἐστέρηται· οὐ γὰρ ὁ μὴ βλέπων τοῖς ὠσὶν [14] ἐστέρηται, ἀλλ’ ὁ τοῖς ὀφθαλμοῖς. π ρ ὸ ς ὃ δέ, ἂν ὅπερ πέφυκεν ἡ ὄψις [15] ὁρᾶν μὴ βλέπῃ· οὐ γὰρ ὁ τὴν φωνὴν μὴ βλέπων τυφλός. τὸ δὲ κ α ὶ ὡ ς [16] δηλωτικόν ἐστι τοῦ τυφλὸν τότε καὶ ἐστερημένον εἶναι, ἂν ὡς πέφυκέ τι [17] ὁρᾶν μὴ βλέπῃ· οὐδεὶς γὰρ τὸν ἄνθρωπον τυφλὸν ἐρεῖ, ὅτι τὰ ὄπισθεν οὐ [18] βλέπει ἢ τὰ ἐκ πολλοῦ διαστήματος. καὶ τὸ ἐ ν ᾧ δ ὲ ἂ ν ᾖ προσκείμενον [19] εἴη ἂν τοῦ δι’ οὗ δηλωτικόν· οὐ γὰρ τυφλὸς ὁ ἐν νυκτὶ μὴ ὁρῶν ἀλλ’ ὁ [20] ἐν φωτί.
8 ἡλικίαν τυφλὸν τὸ πεφυκὸς ἔχειν LF || 9 εἰ LF : ἡ A || ἡ τυφλότης — τυφλόν ἐστι LF : τυφλότης στέρησίς ἐστι, καὶ τὸ τυφλὸν A || 10 τὰ δὲ προσκείμενα LF : om. A, qui post ὡς ἂν (11) add. προσκείμενον || 10–11 ἐν ᾧ — ὡς ἂν om. LF || 11–12 δηλωτικόν ἐστι τοῦ τὸν μὴ ἔχοντα ὅτε πέφυκεν ἔχειν· τὸ δὲ ἐν ᾧ τοῦ καθὸ τοῦ μορίου LF || 12 ἐν — ἔχειν (13) M : om. A || ἐν ᾧ] qua parte habere debet S ; inde ἐν ᾧ μορίῳ πέφυκεν ἔχειν coni. Bonitz
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Christ, on le voit désormais, faisait preuve d’une certaine divination en attribuant l’omission de ἂν ᾖ à Alexandre.52 Car dès lors que l’on travaille sur le texte correct de Brandis (repris à l’identique par Bonitz), on se trouve en présence de pas moins de trois candidats au titre de citation de 1022 b 30 : (1) ἐν ᾧ ἂν ᾖ καὶ καθ’ ὃ καὶ πρὸς ὃ καὶ ὡς ἂν μὴ ἔχηι πεφυκός (20s. Brandis) (2) ἐν ᾧ καὶ καθ’ ὃ καὶ πρὸς ὃ καὶ ὡς ἂν (21 Brandis) (3) ἐν ᾧ δὲ ἂν ᾖ (29s. Brandis) Alexandre considère-t-il qu’Aristote a écrit (2) ἐν ᾧ, (1) ἐν ᾧ ἂν ᾖ ou bien (3) ἐν ᾧ δὲ ἂν ᾖ? Les deux candidats les plus sérieux sont (2) et (3), puisque ce sont ceux qu’Alexandre introduit avec l’article τό de la citation, qui interdit d’y voir une simple paraphrase d’Aristote. Commençons donc par (3), ἐν ᾧ δὲ ἂν ᾖ. La phrase d’Alexandre où cette citation apparaît est la suivante : καὶ τὸ ἐ ν ᾧ δ ὲ ἂ ν ᾖ προσκείμενον εἴη ἂν τοῦ δι’ οὗ δηλωτικόν. Le δέ ne saurait, étant donné sa place, être interprété comme un élément de syntaxe nécessité par la phrase d’Alexandre. S’il est authentique, il appartient, du moins dans la phrase telle qu’elle est transmise, à la citation d’Aristote. Mais une telle hypothèse est bien trop coûteuse. Elle nous demanderait de supprimer le ὁμοίως δὲ καί unanimement transmis par les manuscrits d’Aristote – ce qui serait insatisfaisant quant au sens, et méthodologiquement ruineux (la tradition directe doit, autant que possible, avoir la préséance). Nous avons donc deux solutions : supprimer le δέ, ou intervenir pour en faire un élément de la syntaxe d’Alexandre et non pas, comme c’est le cas dans O et A et même chez l’Anonyme, un élément de la citation d’Aristote chez Alexandre. Tandis que la suppression paraît assez gratuite, l’autre piste est prometteuse. Car, pour que δέ devienne un élément de syntaxe de la phrase d’Alexandre, il suffit précisément de supprimer les deux mots ἂν ᾖ, qui ont fort bien pu être ajoutés par un lecteur disposant du texte de la famille α d’Aristote. La phrase originelle d’Alexandre aurait été : καὶ τὸ ἐ ν ᾧ δὲ προσκείμενον εἴη ἂν τοῦ δι’ οὗ δηλωτικόν, soit : « Et même “à l’endroit où” pourrait bien être une qualification circonstancielle, désignant ce à travers quoi ». Le sens précis de cette phrase ressort d’une comparaison avec le passage sur la στέρησις des Catégories. Dans cette œuvre, comme nous l’avons vu, le critère temporel apparaît étroitement lié à un critère local : ἐστερῆσθαι δὲ τότε λέγομεν ἕκαστον τῶν τῆς ἕξεως δεκτικῶν, ὅταν ἐν ᾧ πέφυκεν ὑπάρχειν καὶ ὅτε πέφυκεν ἔχειν μηδαμῶς ὑπάρχῃ.53 Il ne fait aucun doute que dans ce contexte, Aristote renvoie au substrat, au réceptacle, de la possession et de la privation. Dans le cas de la cécité et de la vue, il s’agirait alors évidemment de l’œil. L’argument sous-
52 53
Cf. supra, pp. 116 f. Cat. 10.12 a 29–31. Cf. supra, n. 24.
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jacent au « et même “à l’endroit où”» de l’In Metaph. se réfère implicitement à cette évidence : on aurait pu penser que le critère du ἐν ᾧ désignait le sujet de la vue. Mais en réalité, même lui apparaît comme un critère de la vision, comme une condition que vérifie ce sujet non pas pour simplement exister, mais pour vérifier la description que l’on en donne eu égard à la possession et à la privation d’une certaine fonction. Si le lecteur à l’origine de la faute a péché une fois – et nous en avons, grâce à l’analyse de la syntaxe, une quasi preuve –, il a pu pécher deux fois. Insistons sur le fait qu’il ne s’agit pas là d’une pétition de principe causée par notre conviction préalable (que par ailleurs nous assumons, bien évidemment) qu’il faut supprimer les mots ἂν ᾖ. Nous nous bornons à soutenir que, pour des raisons de grec, des deux séquences de lettres δέ et ἂν ᾖ, l’une est de trop. Comme il est impensable qu’un érudit tardo-antique ou byzantin, qui connaissait son grec, ait inséré un δέ sans intérêt et rompant la structure syntaxique de la citation, mais que la raison d’une insertion de ἂν ᾖ est historiquement évidente dès lors qu’elle correspond au texte de la famille α d’Aristote, nous concluons, indépendamment de nos préférences, que c’est la séquence ἂν ᾖ qu’il faut condamner. Nous restituons donc le texte d’Alexandre ainsi :54 ἄλλως ἐστερῆσθαι λέγεται τὸ μὴ ἔχον τι τότε ὅτε [18] πέφυκεν ἔχειν· οὐ γὰρ κατὰ πᾶσαν ἡλικίαν τυφλὸν λέγεται, ἀλλ’ ὅτε [19] πεφυκὸς ἔχειν μὴ ἔχει. ἡ δὲ τυφλότης στέρησίς ἐστι, καὶ τὸ [20] τυφλὸν τότε ἐστέρηται ἐν ᾧ καὶ καθ’ ὃ καὶ πρὸς ὃ καὶ ὡς ἂν μὴ [21] ἔχηι πεφυκός. τὸ δὲ ››ἐν ᾧ καὶ καθ’ ὃ καὶ πρὸς ὃ καὶ ὡς ἂν” προσκεί[22]μενον· τὸ μὲν ››καθ’ ὃ” δηλωτικόν ἐστι τοῦ μὴ ἔχειν ὃ πέφυκεν ἔχειν ἐν [23] ᾧ· τὸ γὰρ καθ’ ὃ τοῦ μορίου δηλωτικόν ἐστιν. καθ’ ὃ γὰρ μόριον πέ[24]φυκεν ἔχειν, ἂν μὴ ἔχῃ, ἐστέρηται· οὐ γὰρ ὁ μὴ βλέπων τοῖς ὠσὶν [25] ἐστέρηται, ἀλλ’ ὁ τοῖς ὀφθαλμοῖς. ››πρὸς ὃ” δέ, ἂν ὅπερ πέφυκεν ἡ [26] ὄψις ὁρᾶν μὴ βλέπῃ· οὐ γὰρ ὁ τὴν φωνὴν μὴ βλέπων τυφλός. τὸ [27] δὲ ››καὶ ὡς” δηλωτικόν ἐστι τοῦ 54
J’indique les lignes de l’édition Brandis.
D’une autre manière, on dit qu’est privé ce qui ne possède pas une chose au moment où il est de nature à la posséder : ce n’est pas en effet à tout âge qu’on est dit aveugle, mais quand, alors qu’on est de nature à posséder, on ne possède pas. À ce moment, en effet, la cécité est une privation et l’aveugle subit une privation, à l’endroit où, en fonction de quoi, par rapport à quoi, de la manière où éventuellement il ne la possède pas, alors qu’il en a la nature. «À l’endroit où, en fonction de quoi, en rapport à quoi, de la manière où éventuellement » est une qualification circonstancielle. « En fonction de quoi » signifie le fait de ne pas posséder ce qu’on est de nature à
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τυφλὸν τότε καὶ ἐστερημένον εἶναι, ἂν [28] ὡς πέφυκέ τι ὁρᾶν μὴ βλέπῃ· οὐδεὶς γὰρ τὸν ἄνθρωπον τυφλὸν ἐρεῖ, [29] ὅτι τὰ ὄπισθεν οὐ βλέπει ἢ τὰ ἐκ πολλοῦ διαστήματος. καὶ τὸ ››ἐν ᾧ” [30] δὲ προσκείμενον εἴη ἂν τοῦ δι’ οὗ δηλωτικόν· οὐ γὰρ τυφλὸς ὁ [31] ἐν νυκτὶ μὴ ὁρῶν ἀλλ’ ὁ ἐν φωτί.
posséder dans quoi. En effet, ce « en fonction de quoi » signifie la partie. Car c’est en fonction de la partie selon laquelle on est de nature à posséder que, si l’on ne possède pas, on est privé. De fait, ce n’est pas celui qui ne voit pas par les oreilles qui est privé, mais celui qui ne voit pas par les yeux. « En rapport à quoi », si l’on ne voit pas cela même que la vue est de nature à voir. Ce n’est pas en effet celui qui ne voit pas la voix qui est aveugle. Quant à « et de la façon dont », cela signifie le fait que l’on est aveugle et privé lorsque l’on ne voit pas quelque chose de la façon dont on est de nature à voir cela. Personne en effet ne dira que l’homme est aveugle parce qu’il ne voit pas les choses derrière lui ou les choses à grande distance. Et même «à l’endroit où» pourrait bien être une qualification circonstancielle, désignant ce à travers quoi. Est en effet aveugle non pas celui qui ne voit pas dans la nuit, mais celui qui ne voit pas dans la lumière.
La restitution du texte lu par Alexandre nous permet dorénavant d’éditer Aristote en connaissance de cause. Il faut donner la préférence à la conjecture de Christ sur la première proposition de Bonitz parce qu’elle est confirmée par la citation (2) d’Alexandre ainsi que par les citations (1) et (3) une fois qu’on leur a apporté les corrections philologiquement nécessaires. Nous suggérons donc d’éditer les lignes 1022 b 27–31 d’Aristote ainsi : ἔτι ἂν πεφυκὸς καὶ ὅτε πέφυκεν |28| ἔχειν μὴ ἔχηι· ἡ γὰρ τυφλότης στέρησίς τις, τυφλὸς δ᾽ οὐ |29| κατὰ πᾶσαν ἡλικίαν, ἀλλ᾽ ἐν ἧι πέφυκεν ἔχειν, ἂν μὴ ἔχηι, |30| ὁμοίως δὲ καὶ ἐν ὧι καὶ καθ᾽ ὃ καὶ πρὸς ὃ καὶ ὡς ἂν |31| μὴ ἔχηι πεφυκός.
De plus si, étant de nature à posséder et au moment où on est de nature à le faire, on ne possède pas. La cécité est en effet une certaine privation, or l’on n’est pas aveugle à tout âge, mais à celui où il est naturel de posséder, quand il se trouve qu’on ne pos-
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sède pas; et elle se dit semblablement à l’endroit où, en fonction de quoi, par rapport à quoi, selon la façon dont éventuellement on ne possède pas, alors qu’on est de nature à le faire. Al. 725a Brandis ad loc. cuius textus cum cod. Laur. 85.1 (O), f. 736r ad verbum congruit. (i) 725 a 17–21 Brandis (cf. 419.7–11 Hayduck) : ἄλλως ἐστερῆσθαι λέγεται τὸ μὴ ἔχον τι τότε ὅτε |18| πέφυκεν ἔχειν· οὐ γὰρ κατὰ πᾶσαν ἡλικίαν τυφλὸν λέγεται, ἀλλ’ ὅτε |19| πεφυκὸς ἔχειν μὴ ἔχει. ἡ δὲ τυφλότης στέρησίς ἐστιν, καὶ τὸ |20| τυφλὸν τότε ἐστέρηται ἐν ὧι {ἂν ἦι} καὶ καθ’ ὃ καὶ πρὸς ὃ καὶ ὡς ἂν μὴ |21| ἔχηι πεφυκός, τὸ δὲ ‘ἐν ὧι καὶ καθ’ ὃ καὶ πρὸς ὃ καὶ ὡς ἂν προσκεί-|22|μενον. – (ii) 725 a 29–30 Brandis (cf. 419.18 Hayduck) : καὶ τὸ „ἐν ὧι“ |30| δὲ {ἂν ἦι} προσκείμενον ἂν εἴη τοῦ δι’ οὗ δηλωτικόν. 27 καὶ α(EJδ) β(AbΜC) : om. Ascl.c 347.34 || 29 ἔχειν α(EJδ) : om. β(AbΜ) || 30 ἐν ὧι καὶ καθ᾽ ὃ καὶ πρὸς ὃ καὶ ὡς ἂν Al.c 725 a 21 Brandis : ἐν ὧι ἂ ν ἦ ι καὶ καθ’ ὃ καὶ πρὸς ὃ καὶ ὡς ἂν α(EJδ)C, unde ἂν ἦι in Al. bis (725 a 20 Brandis et 725 a 30 Brandis) insertum est : ἐὰν καθ᾽ ὃ καὶ πρὸς ὃ καὶ ὥς β(AbΜ) cf. Aru(|| )وإن ﻛﺎن ﺑﺬاﺗﻪ أو ﻳﻀﺎف إﱃ ﳾء
Nous nous étions demandé quel sens conférer à l’adverbe ὁμοίως à la l. 30. Une fois le texte restitué, il nous semble possible de répondre à cette question de la manière suivante. Aristote n’introduit, avec les quatre critères de la vision, aucun niveau de particularisation croissante. Il se contente d’affirmer que le critère temporel n’est pas l’unique critère à prendre en compte pour pouvoir affirmer qu’un non-voyant est aveugle, mais qu’il faut lui ajouter quatre critères supplémentaires tirés d’une analyse scientifique adéquate du processus visuel. Quelqu’un qui ne comprendrait pas la logique profonde du passage aurait tendance à opposer la nature en quelque sorte « synthétique » du critère de l’âge de la cécité à la nature « analytique » des quatre autres critères. Ce n’est bien sûr pas faux, au sens où jamais l’analyse de la vision (celle du De anima par exemple) ne prendra en compte le fait qu’elle a lieu au bon âge. Mais la tendance profonde du passage de la Métaphysique est au contraire de dire qu’en un certain sens, le critère temporel de l’âge est tout aussi intrinsèque à la caractérisation de la cécité que les quatre autres. Aristote a donc situé sur un même pied les cinq critères, au sens où il n’a pas subordonné les quatre critères « analytiques » au critère « synthétique » de l’âge, mais il a quand même ménagé une certaine distinction entre les deux groupes pour pouvoir, précisément, exprimer cette vérité quelque peu paradoxale que dans le sens ici décrit, il est intrinsèquement nécessaire à la définition de la cécité de prendre l’âge en compte – que cela lui est aussi intrinsèquement nécessaire que de prendre en compte les quatre critères entrant en
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jeu dans l’analyse scientifique du processus visuel. À sa manière, Alexandre a compris la relation entre les deux groupes. En désignant le second du terme de προσκείμενον, il a vu que nous restions dans le périmètre du critère temporel, que donc la logique profonde du texte consistait à désamorcer autant que possible la charge synthétique du critère temporel, pour l’aligner sur les quatre critères « analytiques », de la cécité.
Conclusion Une fois le texte transmis d’Aristote corrigé et édité – ce qui a nécessité un détour par l’édition (et la correction!) du commentaire d’Alexandre à ce passage –, l’on peut revenir au sens philosophique du passage dont nous étions partis. Nous avons établi que la clause du πεφυκὸς ἂν μὴ ἔχῃ se retrouvait jusque dans la phrase problématique d’où la tradition manuscrite, puis la fausse bonne correction de Jaeger, l’avait chassée. Cela veut dire que durant la première moitié de Δ 22, Aristote travaille avec une définition de la privation comme fait de ne pas posséder tout en étant de nature à posséder, c’està-dire oppose la privation au fait non pas de posséder, mais de réaliser sa nature de possédant en possédant effectivement. Toute la difficulté est pour lui d’intégrer, dans ce schéma, des cas-limites. À un extrême, la privation qui, en Θ 1 et I 4, était définie hors de toute référence au πεφυκὸς ἔχειν l’intègre en Δ 22 de manière paradoxale (comme un πεφυκὸς ἔχεσθαι du possédé). À l’autre extrême, la volonté d’Aristote d’assigner un critère temporel à la privation tout en lui conservant sa définition et sa syntaxe πεφυκὸς ἂν μὴ ἔχῃ aboutit à un autre paradoxe : que l’absence naturelle ne vérifiant pas le critère temporel n’est même plus tenue pour une privation. L’analyse présentée jette quelque lumière sur l’usage proprement aristotélicien, et assurément le plus fameux, de la notion de privation : la στέρησις opposée à l’εἶδος, en Phys. I en particulier. Curieusement, les aristotéliciens ne s’interrogent jamais sur le rapport – ou plutôt sur l’absence de rapport apparent – entre la privation de Phys. I et les sens de la privation recensés en Δ 22. Or non seulement Δ 22 ne prend pas en compte la privation telle qu’opposée à la forme, mais la privation selon le temps paraît même contradictoire avec la privation de la forme. Car la privation selon le temps exclut, nous l’avons vu, que l’on considère l’état primordial de non-possession comme une privation. Le chiot qui ne voit pas n’était pas privé de la vue. Mais que dire alors de l’enfant, qui n’a pas encore la forme achevée de l’adulte, et en particulier la capacité de se reproduire, caractéristique s’il en est de la substance animale complète? Alors que la non-vue du chiot, opposée à la vue du chien, n’est pas une privation, l’absence de capacité reproductive
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du chiot, opposée à la capacité reproductive du chien, a tout l’air d’une privation en attente de l’εἶδος achevé. Cette tension exégétique est si forte qu’elle a induit Asclépius à interpréter l’exemple du chiot, dans son commentaire à Δ 22, à l’opposé de son sens obvie. Il écrit :55 De plus, on dit que subit une privation ce qui n’est pas de nature à avoir à ce moment, à la façon dont cela a été dit dans les Catégories : la cécité est en effet une certaine privation, mais on n’est pas aveugle à tout âge, mais seulement au moment de la naissance, durant quelques jours. Si Asclépius fait ici un tel contresens, c’est bien sûr parce qu’il subit l’influence de la privation de la Physique, qui n’est certes pas définie selon un critère temporel, mais qui tout de même présuppose une succession selon le temps de la forme et de la privation. Sans inscription temporelle, le jeu matière-forme-privation n’a aucune raison d’être. La privation de la Physique, c’est l’état imparfait de la matière avant (ou, de manière moins intéressante, après) la réception de la forme, qui est un accomplissement. Jacques Brunschwig disait : « Aristote a été le Bonitz de la langue de son temps (Métaphysique Δ), il n’a pas été son propre Bonitz ».56 Cette formule expliquerait-elle l’incongruité à laquelle Asclépius a été inconsciemment sensible? Qu’Aristote, en Δ 22, n’ait pas mentionné « son » sens de la privation, à savoir la privation comme opposée à la forme et distincte de la matière, ne fait aucun doute. Mais la privation dont il est question en Δ 22 est-elle vraiment attribuable à d’autres philosophes? Les choses ne sont pas si simples. Un mot, tout d’abord, sur la seconde moitié du chapitre Δ 22, dont nous n’avons pas encore parlé.57 Les commentateurs la caractérisent souvent comme une étude des modalités linguistiques de la privation, en tant que cette dernière est naturellement exprimée, en grec, à l’aide d’un alpha privatif. Autrement dit, il y a une liaison incontestable, dans l’esprit d’Aristote, entre la notion qu’il a examinée dans la première moitié de Δ 22 et la tournure de l’alpha privatif. Or, s’il est un domaine philosophique où l’alpha privatif est roi, c’est bien celui des divisions (διαιρέσεις), en particulier des divisions dichotomiques, où l’on recourt nécessairement (mais non bien sûr exclusivement), à l’opposition d’une notion pleine et de sa négation/privation.58 Dans
55
56 57 58
Ascl. In Metaph. 344, 19–22 πάλιν δὲ ἐστερῆσθαι λέγεται καὶ τὸ μὴ πεφυκὸς ἔχειν κατ’ ἐκεῖνον τὸν χρόνον, ὥσπερ ἐπὶ τοῦ σκυλακίου εἴρηται ἐν Κατηγορίαις· ἡ γὰρ τυφλότης στέρησίς τίς ἐστιν, ἀλλὰ τυφλὸς οὐ κατὰ πᾶσαν ἡλικίαν, ἀλλ’ ἡνίκα τεχθῇ, ἐπὶ ὀλίγας ἡμέρας. Brunschwig 1979, 162. Arist. Metaph. Δ 22.1022 b 32–1023 a 7. Sur la question de la nécessité du recours à la privation, et de la contradiction à laquelle l’admission de la privation conduit les divisions dichotomiques de l’Académie, voir Balme 1972, 108s. et Lennox 2001, 155ss.
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un premier temps, cette constatation paraîtrait donner raison à J. Brunschwig : Aristote exposerait en Δ 22 la doctrine de la différence privative de l’Académie. Mais on peut se demander si Aristote n’a pas glissé, dans cet exposé, de subtils éléments de critique qui empêchent d’y voir une simple doxographie. Voici par exemple, en suivant une reconstruction de H. Krämer,59 à quoi pourrait ressembler une division dichotomique recourant à deux critères privatifs, avec des pieds/sans pieds et avec des ailes/sans ailes, ceux-ci apparaissant de fait ensemble au début du chapitre 3 du premier livre des Parties des animaux :60 ζῷον
ὑπόπουν
ἄπουν
δίπουν
πολύπουν
... ἄπτερον
τετράπουν
πτερωτόν
ἄνθρωπος
De part. an. I 3 exprime des réserves explicites à l’encontre de l’idée que l’on puisse diviser le genre « sans pieds » en espèces successives et ne reconnaît évidemment pas la possibilité que l’on puisse tenir « sans aile » pour la différence constitutive de l’espèce indivisible « homme ». Relisons la première moitié de Δ 22 à cette lumière. Alexandre, en attribuant à la taupe le genre « terrestre et quadrupède » (In Metaph. 419, 5), avait bien saisi le contexte du passage. Si en effet nous plaçons les trois items de Δ 22 sur la dichotomie précédente, nous obtenons le nouveau schéma suivant :
59 60
Voir Krämer 1968 (= Krämer 2014, 312). Cf. Arist. De part. an. I 3.642 b 21–24 : « De plus, il faudra nécessairement diviser en procédant par privation, et c’est ainsi que divisent ceux qui pratiquent la dichotomie. Or, la privation, en tant qu’elle est privation, ne présente pas de différence spécifique : car il est impossible que le non-être ait des espèces, par exemple que l’absence de pieds ou d’ailes en ait comme en a la présence des pieds ou des ailes » (ἔτι στερήσει μὲν ἀναγκαῖον διαιρεῖν, καὶ διαιροῦσιν οἱ διχοτομοῦντες. οὐκ ἔστι δὲ διαφορὰ στερήσεως ᾗ στέρησις· ἀδύνατον γὰρ εἴδη εἶναι τοῦ μὴ ὄντος, οἷον τῆς ἀποδίας ἢ τοῦ ἀπτέρου ὥσπερ πτερώσεως καὶ ποδῶν).
Du critère temporel de la privation ζῷον
ὑπόπουν πολύπουν
…
ἄνθρωπος
φυτόν
ἄπουν
δίπουν
ἄπτερον
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τετράπουν
πτερωτόν
…
ἀσπάλαξ
Ὅμηρος
Aucune de nos trois instances (plante, taupe, Homère) ne peut être considérée comme constituée par la différence « privée de vue ». Bien qu’elles aient des positions structurellement différentes sur le schéma, elles ne résultent pas de la spécification d’un genre supérieur par une διαφορά. La plante se trouve en dehors de la dichotomie et n’entretient pas avec l’animal une relation de privation. La taupe, qui est assurément une espèce indivisible, n’est pas constituée par sa privation, puisque celle-ci est un accident – comme le prouve la présence d’yeux chez cet animal. Homère, enfin, est extérieur à la classification puisque tout individu est inclassable. Δ 22 contient donc une critique implicite de la doctrine de la dichotomie, que l’on peut formuler ainsi : tout terme privatif, en raison de la prégnance du πεφυκέναι dont les collègues académiciens n’ont pas su prendre la mesure, lui sera soit extérieur (à la façon de la plante), soit inférieur (à la façon d’Homère), soit interne, mais seulement par accident superposable à telle ou telle infima species (à la façon de la taupe). Notre chapitre n’est donc ni une doxographie d’usages antérieurs ou concurrents du terme στέρησις, ni l’exposé d’une doctrine exclusivement aristotélicienne : c’est plutôt la rectification aristotélicienne, par recours au schème du πεφυκέναι, d’une notion qui demeure foncièrement académique. La στέρησις temporelle de Δ 22 confirme cette analyse : elle conserve du terreau académique originel quelque chose de statique qui la distingue de la privation hylémorphique, mais qu’elle transforme par un recours presque brutal au πεφυκέναι. Aristote lui-même, d’ailleurs, en fait la remarque en passant, au détour d’une discussion de Δ 12 sur la notion d’« impuissance »
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(ἀδυναμία). « L’impuissance », dit-il, « est une privation de puissance […] soit complètement, soit pour celui dont il entre dans la nature de la posséder, soit aussi en un temps où il entre déjà dans sa nature de la posséder (on ne dira pas de la même manière, en effet, qu’un enfant ou un adulte eunuque est impuissant à engendrer)».61 Les deux exemples d’Aristote, l’enfant immature et l’adulte castré, renvoient aux derniers cas de la tripartition : l’enfant a la nature de posséder la puissance d’engendrer, l’homme (mûr) eunuque a la nature de posséder la puissance d’engendrer et l’âge où elle se devrait d’être présente. Ce n’est donc pas de la même manière qu’on parlera, dans un cas et dans l’autre, d’impuissance. En recourant au lexique classique de la privation (verbe πεφυκέναι), Aristote a ainsi opposé la στέρησις temporelle de Δ 22 et quelque chose qui s’apparente à la στέρησις hylémorphique classique, qu’il ne théorise pas en Δ 22 et qui n’est pas non plus sans rapport avec le temps. Cette brève remarque montre, si besoin en était, qu’il n’y a ni erreur ni oubli en Δ 22. Tout ce matériau s’inscrit dans le contexte dialectique des Topiques, c’est-à-dire de cette période où Aristote, probablement dans le cadre de discussions avec Xénocrate, accumule les arguments logiques contre la διαίρεσις.62 Il appartiendra aux exégètes de la Physique de tirer toutes les conséquences d’un tel fait. Pour le moment, bornons-nous à souligner que la στέρησις « dynamique » de la Physique, qui marque le début d’un processus temporel dont la forme (εἶδος) est l’aboutissement, est aussi éloignée de la στέρησις des dichotomies académiques que l’est la forme aristotélicienne de l’espèce (εἶδος) académique. Ce n’est certainement pas un hasard si les notions physiques les plus proprement aristotéliciennes – ἐνέργεια, ἐντελέχεια, κίνησις, μεταβολή, et surtout εἶδος – ne font l’objet d’aucun chapitre à part en Metaph. Δ. L’absence, en Δ 22, de la στέρησις hylémorphique va dans la même direction. Tout se passe comme si Aristote avait non pas simplement rappelé, mais aussi rectifié, l’héritage philosophique commun aux membres de l’Académie, pour pouvoir fonder sur ce socle plus ou moins partagé sa propre philosophie. Que cette rectification soit grosse des grands thèmes de l’hylémorphisme – ici : le πεφυκέναι – ne doit bien sûr pas nous surprendre outre mesure.
61
62
Cf. Metaph. Δ 12.1019 b 15–19 ἀδυνα-[16]μία δὲ ἐστὶ στέρησις δυνάμεως καὶ τῆς τοιαύτης ἀρχῆς [17] οἵα εἴρηται, ἢ ὅλως ἢ τῷ πεφυκότι ἔχειν, ἢ καὶ ὅτε [18] πέφυκεν ἤδη ἔχειν· οὐ γὰρ ὁμοίως ἂν φαῖεν ἀδύνατον εἶναι [19] γεννᾶν παῖδα καὶ ἄνδρα εὐνουχίαν. En 1019 b 19, nous lisons ἄνδρα εὐνουχίαν, avec la famille α, contre le ἄνδρα καὶ εὐνοῦχον de la famille β, de la traduction arabe (580.9 : wa-h˚ asøiy), de la paraphrase d’Alexandre, 393, 14, et des éditeurs modernes unanimes (Bekker, Bonitz, Christ, Ross, Jaeger). Cf. Solmsen 1929, 177–195.
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Die Psychologisierung von De anima. Vermutungen über die Ursachen der Auffassung späterer Aristoteles-Kommentatoren von Aristoteles’ Wissenschaft vom Lebendigen * Klaus Corcilius
1. Aristoteles’ Wissenschaft vom Lebendigen Aristoteles, so sagt man, ist der Begründer, sogar der „Erfinder“ der Biologie.1 Wer dies sagt, meint damit für gewöhnlich, dass Aristoteles der Begründer der Biologie als Wissenschaft war, was heißt, dass er als erster systematisch und umfassend Daten über alles Lebendige gesammelt hat und diese Daten dann unter Verwendung transparenter wissenschaftlicher Methoden einer Erklärung zuführen wollte. Denn ein Interesse an den Phänomenen des Lebendigen hat es seitens der Philosophen immer schon gegeben, auch lange vor Aristoteles. Viele von Aristoteles’ philosophischen Vorgängern haben ganz so wie er versucht, die Phänomene des Lebendigen zu erklären, und sie haben auch versucht, sie auf Prinzipien zurückzuführen. Dies beginnt mit den hylozoistischen Ansätzen der milesischen „materialistischen Monisten“ und reicht über Empedokles’ evolutionäre Naturgeschichte bis hin zu Platon, der mit dem Timaios eine naturphilosophische Erklärung des gesamten Kosmos versucht hat, die den Begriff des Lebendigen ins Zentrum rückt. Sie alle hatten ein besonderes Interesse an den Phänomenen des Lebendigen und sie alle haben versucht, diese mit mal mehr, mal weniger methodologischer Selbstreflexion einer Erklärung zuzuführen. Der Unterschied zu Aristoteles liegt in der geringeren Systematizität in der Sammlung der entsprechenden Phänomene und in der geringeren Durchschlagskraft ihrer Erklärungsmethoden.2 Aris*
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Ich bedanke mich bei allen Teilnehmern der Tagung für deren Fragen und Anregungen, besonders aber bei Christian Brockmann. Besonderen Dank schulde ich auch Andrea Falcon und Katja Fluegel. Vgl. Störig 1965, Grene / Depew 2004, Leroi 2015, Meyer 2015, Althoff 2018. Zu vor-Aristotelischen Sammlungen zoologischer Daten vgl. Harig / Kollesch 1982. Zu einigen metaphysischen Voraussetzungen des wissenschaftlichen Charakters der Aristotelischen Biologie im Gegensatz zu den Vorsokratikern und Platon vgl. Corcilius 2020. Zum Unterschied zwischen Platons Timaios und Aristoteles s. Kullmann 2014. Kullmann merkt
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toteles war sich der wissenschaftlichen Überlegenheit seiner Biologie im Vergleich zu seinen Vorgängern bewusst. Seine Ausführungen im ersten Buch der Teile der Tiere legen deutlich Zeugnis von seinem Bewusstsein ab, einen sehr großen und bisher der wissenschaftlichen Behandlung nicht zugänglichen Bereich der Realität für die Wissenschaft erschlossen zu haben.3 Im Proömium seiner Meteorologie stellt er die Wissenschaft vom Lebendigen zudem als Krönung des gesamten Kursus physikalischer Studien dar4 und auch in seiner Metaphysik scheint die Bedeutung, die die Wissenschaft des Lebendigen für ihn gehabt hat, in Form zahlreicher biologischer Beispiele durch. Die besondere Rolle und Bedeutung dieser Wissenschaft schlägt sich auch quantitativ nieder. In dem uns erhaltenen Œuvre des Aristoteles machen die biologischen Schriften die größte einer einzelnen Wissenschaft gewidmeten Masse aus. Die Wissenschaft lebendiger Dinge war ohne Zweifel eine von Aristoteles’ zentralen Bemühungen. Im Unterschied zur wissenschaftlichen Biologie unserer Tage handelt es sich dabei um eine ausgesprochen philosophische Bemühung. Aristoteles versteht die Wissenschaft lebendiger Dinge als Teil der Philosophie, wenn auch nur der zweiten Philosophie (physikê), die es mit dem wissenschaftlichen Erfassen der Welt, insofern sie bewegt ist, zu tun hat. Der Grund für die Zuteilung dieser Wissenschaft zur Naturphilosophie liegt dabei aber nicht nur in dem historischen Umstand, dass es damals noch keine selbstständigen empirischen Einzelwissenschaften gegeben hat. So richtig die Tatsache für sich genommen sein mag, so würde sie als Begründung doch den Hauptgrund verfehlen, aus dem von seiner Wissenschaft lebendiger Dinge als von einer philosophischen Disziplin gesprochen werden muss. Der Grund ist, dass diese Wissenschaft gleichsam um nach heutigen Maßstäben als ‚metaphysisch‘ zu bezeichnende Begriffsdefinitionen herumgebaut ist: Sie basiert nicht nur auf Begriffsdefinitionen als ihren fundamentalen Sätzen, sondern ist auch bis in die Einzelheiten hinein durch Begriffsdefinitionen strukturiert. Aristoteles trennt nicht nur nicht empirische Wissenschaft von Begriffsanalyse, wie wir es heute tun, sondern vertritt ganz im Gegenteil eine Auffassung von wissenschaftlicher Erklärung, der zufolge die Fakten und empirischen Daten eines Wissenschaftsbereichs durch die metaphysische Definition seines Wesens zu erklären sind. In seiner Wissenschaftstheorie vertritt er diese Auffassung auch
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auch an, dass die Vorgänger des Aristoteles bei ihren Naturforschungen, im Unterschied zu Aristoteles, kein enzyklopädisches Interesse verfolgten. Sie hätten die biologischen Phänomene nicht wie dieser um ihrer selbst willen studiert, sondern um den jeweils von ihnen angenommenen Grundprinzipien „zum Siege zu verhelfen“ (2007, 130). Zum Aristotelischen Programm der Biologie als Wissenschaft s. auch Gotthelf 2012, 371–398. S. De part. an. I 5.644 b 22–645 a 36. Meteor. I 1, insbesondere 339 a 5–10; vgl. Burnyeat 2004, Falcon 2005 und 2020.
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offensiv. Wissenschaft soll so verfahren, dass sie die jeweils einschlägigen Fakten und Daten aus der Wesensdefinition des betreffenden Sachbereichs ableitet, ja im Kern besteht sie in gar nichts anderem als in einer Form der Ableitung von Daten – empirische oder andere – aus den Wesensdefinitionen ihrer jeweiligen Gegenstandsbereiche.5 Aristoteles ist explanatorischer Essentialist. Was das heißt, ist, dass er die essentialistische These vertritt, derzufolge den Dingen in der Welt ein immanenter Wesenskern – eine Essenz – zugrunde liegt, als er auch die weitergehende These vertritt, dass dieser Wesenskern die sonstigen wissenschaftlich relevanten Eigenschaften der Dinge erklärt bzw. erklären können muss.6 Seine Wissenschaftstheorie lehrt, dass die richtig aufgefasste Definition des Wesens eines wissenschaftlichen Gegenstandsbereichs (einer Domäne oder wissenschaftlichen Gattung) die übrigen allgemeinen und notwendigen, aber nicht-essentiellen Eigenschaften, die dieser Domäne als solcher zukommen, als deren erstes Prinzip und Fundament erklärt. Zu diesen notwendigen und allgemeinen, aber nicht essentiellen Eigenschaften gehören auch die empirischen Daten. Die Erklärung empirischer Fakten ist in Aristotelischen Wissenschaften also philosophisch stark aufgeladen, weil sich daran ein metaphysischer Wesensbegriff als deren erster Sach- und Erklärungsgrund erweisen soll. Diese essentialistische Auffassung von wissenschaftlicher Erklärung äußert sich in Aristoteles’ methodologischer Terminologie deutlich genug. Er bezeichnet die allgemeinen und notwendigen, aber nicht-essentiellen Eigenschaften, die einem Gegenstandsbereich als solchem zukommen und die es durch die Definition seines Wesens abzuleiten gilt, als ‚an sich hinzukommende Eigenschaften‘ (καθ’ αὑτὰ συμβεβηκότα), wobei unter demjenigen, dem diese Eigenschaften hinzukommen, eben das Wesen des Gegenstandsbereichs zu verstehen ist. Aristoteles macht also das Wesen eines wissenschaftlichen Gegenstandsbereichs zum Subjekt der zu diesem Bereich zugehörigen Daten, Phänomene oder Fakten. Diese Fakten werden dann vom Wesen als dessen Eigenschaften ausgesagt. Alle Aussagen der Wissenschaft sind so gewissermaßen um das Wesen der wissenschaftlichen Gattung angeordnet bzw. ‚herumgebaut‘. 5
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Diese Form der Ableitung ist natürlich keine Ableitung der Phänomene empirischer Eigenschaften aus der Wesensdefinition a priori, sondern Aristoteles’ Wissenschaft vom Lebendigen ist in dem Sinne auch nach heutigen Maßstäben empirisch, dass die Erkenntnis der Fakten der Wesensbestimmung vorauszugehen hat und dieser auch entsprechende Restriktionen auferlegt: Eine Wesensbestimmung kann nur so gut sein, wie sie in der Lage ist, die bestehenden Phänomene als deren erstes Prinzip zu erklären (De an. I 1.402 b 16–403 a 2). Ferner heißt „erklären“ dabei nicht, dass die Phänomene alle in der Wesensdefinition des Sachbereichs enthalten sind, sondern nur, dass diese für sie fundamental sind. Deswegen ist es ganz richtig, Aristoteles als Vorläufer der heutigen Biologie anzusehen. S. die konzise Übersicht über die Struktur aristotelischer Wissenschaften in Kullmann 2007, 156 ff.
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Aus dem explanatorischen Essentialismus und der damit einhergehenden methodischen Trennung vom Wesen eines Gegenstandsbereichs (explanans) und seiner an sich hinzukommenden Eigenschaften, den Fakten, empirischen Daten oder Phänomenen (explanandum), ergibt sich die Arbeitsteiligkeit Aristotelischer Wissenschaften. Zum einen gibt es die bekannte Zweiteilung der wissenschaftlichen Arbeit in (möglichst vollständige) Fakten- oder Datensammlungen einerseits, den sog. „Phänomenen“ oder dem „Dass“ einer Wissenschaft, und deren wissenschaftlicher Erklärung, dem „Warum“, andererseits (wobei erstere letzterer vorauszugehen hat).7 Im Falle der Zoologie findet sich die Zweiteilung in der arbeitsteiligen Trennung der in der Historia animalium vorgenommenen Faktensammlung und der wissenschaftlichen Erklärung dieser Fakten in den sog. aitiologischen Schriften (von denen uns De part. an. II–IV, De inc. an., Parv. nat., De mot. an., De gen. an. erhalten sind). Diese Zweiteilung verläuft entlang der Unterscheidung von explanandum (Hist. an.) und explanatio (aitiologische Schriften).8 Die Erklärung der Fakten in der explanatio erfolgt aber auf der Grundlage der Definition des Wesens des betreffenden Sachbereichs. Die Wesensdefinition selbst wird allerdings innerhalb der explanatio nicht geleistet und kann auch nicht darin geleistet werden. Es muss daher eine Untersuchung jenseits der Faktensammlung (explanandum) und ihrer Erklärung (explanatio) geben, die der Definition des Wesens des betreffenden Sachbereichs und damit der Bestimmung des ersten und fundamentalen explanans der Wissenschaft gewidmet ist. Aristoteles’ Wissenschaft vom Lebendigen verfügt über eine eigens dieser Untersuchung gewidmete Abhandlung. Es ist De anima, die Schrift, die der Definition der Seele als des Wesens der wissenschaftlichen Gattung „lebendige Wesen“ gewidmet ist.9 Man könnte insofern also von einer Dreiteilung der wissenschaftlichen Arbeit bei Aristoteles sprechen: Die Definition des Wesens der Gattung (explanatorisches erstes Prinzip der Wissenschaft: explanans), die Faktensammlung (explanandum) und die wissenschaftliche Erklärung der Fakten mit Ausgang vom Prinzip (explanatio). Allerdings scheint
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Anal. pr. I 30.46 a 3–30. Die Zweiteilung geht auf die antike astronomische Praxis und wahrscheinlich insbesondere auf Eudoxos von Knidos zurück. Vgl. Kullmann 2007, 162, insbesondere auch mit Blick auf die Anwendung in der Wissenschaft vom Lebendigen mit den dortigen Literaturangaben. Um Missverständnisse zu vermeiden, sei hier darauf hingewiesen, dass die obige Reihenfolge der Schriften der systematischen Ordnung der Exposition der Wissenschaft von den Tieren entspricht, nicht aber deren Entdeckungszusammenhang. Es ist eine nicht geklärte Frage, ob De anima nicht vielleicht mehr leisten soll als nur die Definition des ersten Prinzips einer Aristotelischen Wissenschaft vom Lebendigen. Ich kann darauf hier nicht eingehen und gehe davon aus, dass De anima jedenfalls auch das erste Prinzip einer Aristotelischen Wissenschaft von lebendigen Dingen definiert.
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klar, dass Aristoteles die Suche nach den Prinzipien einer Wissenschaft als nicht im eigentlichen Sinn zu dieser Wissenschaft gehörig angesehen hat.10 Er spricht jedenfalls nirgends von einer Dreiteilung der Wissenschaft, und es ist eine interessante Frage, wie genau er über die disziplinäre Zugehörigkeit der den wissenschaftlichen Prinzipien gewidmeten Schriften wie De anima und etwa auch Physik I–IV gedacht hat. Wahrscheinlich ist, dass er sie nicht als im eigentlichen Sinne zur Wissenschaft gehörig angesehen hat, weil in ihnen die Prinzipien, die ja erst die Identität einer Wissenschaft festlegen, noch nicht zugrunde liegen, sondern eben erst eruiert werden. Dessen ungeachtet kann man aber sagen, dass es in der Aristotelischen Wissenschaft vom Lebendigen so etwas wie einen Dreiklang von Definition des Wesens des Lebendigen als Prinzip (i), Sammlung der Fakten (Phänomene) des Lebendigen (ii) und deren Erklärung mit Ausgang vom Prinzip (iii) gibt, die zusammengenommen die im Rahmen dieser Wissenschaft anfallende Arbeitsleistung ausmachen, wenn auch (i) nicht eigentlicher Teil der Wissenschaft ist. Dies zeigt sich schon an den zahlreichen Verweisen auf die in De anima vorgenommenen Definitionen, die sich in den biologischen Werken des Aristoteles finden. Soweit wir über entsprechende Schriften verfügen, lässt sich sagen, dass De anima zu (i), Historia animalium zu (ii) und der in den aitiologischen Schriften erhaltene Rest zu (iii) gehört. (i) definiert das Wesen der zugrunde liegenden Gattung ‚lebendiges Wesen‘, die Seele, (ii) bietet die Sammlung der Fakten oder Phänomene der Tiere (eine entsprechende Sammlung zu Gewächsen ist nicht erhalten), und (iii) erklärt die Fakten (wenn die Sammlung der uns erhaltenen aitiologischen Schriften auch nicht vollständig ist). Aristoteles’ Wissenschaft vom Lebendigen ist ohne die Definition des explanans in De anima also gar nicht zu denken. Und dies gilt, wie wir gleich noch sehen werden, auch umgekehrt: Die Definition der Seele in De anima wird bereits mit Blick auf die Wissenschaft lebendiger Dinge insgesamt geleistet. Die Schrift versteht sich ganz ausdrücklich als Grundlagenschrift für die Auffindung des Prinzips der Wissenschaft vom Lebendigen überhaupt.11
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Metaph. E 1.1025 b 5–13, cp. Phys. I 2.184 b 25–185 a 5, vgl. Top. I 2.101 a 36–b 4. Der Grundgedanke ist dabei der, dass Wissenschaften teilweise durch ihre Prinzipien zu individuieren sind. Es sind Beobachtungen, Sätze und Beweisgefüge, die auf bestimmten, ihnen eigenen Prinzipien beruhen. Nun kann die Suche nach solchen Prinzipien nicht schon ihrerseits auf diesen Prinzipien beruhen. Also ist die Suche nach den Prinzipien nicht eigentlicher Teil der Wissenschaften, wenn die Wissenschaften auch ohne diese Prinzipien nicht denkbar sind. Und dies, obgleich sie nicht eigentlicher Teil dieser Wissenschaft ist, s. o. S. 134.
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2. Das weitere Schicksal der Aristotelischen Biologie in der Antike Was wurde in der Folgezeit aus Aristoteles’ Wissenschaft vom Lebendigen? Während der hellenistischen Zeit scheint das Interesse an der wissenschaftlichen Biologie mehr oder weniger ganz zum Erliegen gekommen zu sein. James Lennox hat in einem 1994 publizierten Aufsatz versucht, diesem Erliegen auf die Spur zu kommen, wobei er sich auf die im engeren Sinne biologischen Schriften des Aristoteles beschränkt, also nur explanandum (ii) und explanatio (iii), nicht aber das explanans (i) in Betracht gezogen hat.12 Er kann zeigen, dass das Verschwinden des Interesses an Aristoteles’ wissenschaftlicher Biologie aller Wahrscheinlichkeit nach wohl keine trivialen äußerlichen Ursachen hat: Die aus hellenistischer Zeit bekannten Werkverzeichnisse machen klar, dass man zumindest die Werktitel der zoologischen Schriften kannte, während es ein mangelndes Interesse an empirischen Disziplinen als solchen auch nicht gewesen sein kann, da Schriften wie die Meteorologie in der späteren Antike ja durchaus kommentiert wurden; es muss daher, so vermutet Lennox, einen tieferen Grund für das Desinteresse gegeben haben, nämlich, wie er meint, die damals mangelnde Überzeugung, dass ein so „unordentlicher“, kontingenter Gegenstand, wie es die lebendige Welt ist, wissenschaftlicher Behandlung zugänglich bzw. würdig sei. In gewisser Weise, so deutet Lennox an, sei die hellenistische Rezeption damit auf einen Standpunkt zurückgefallen, der bereits von Aristoteles selbst, im fünften Kapitel des ersten Buches seiner Schrift von den Teilen der Tiere, im Zuge seiner Verteidigung der Naturforschung gegen den Vorwurf der mangelnden Würdigkeit ihres Gegenstandes angegriffen worden war.13 Lennox’ These erstreckt sich aber nicht nur auf den Hellenismus, sondern auch auf Galen und die späteren antiken Aristoteles-Kommentatoren. Auch sie hätten nicht nur kein Interesse, sondern auch mehr oder weniger keine Ahnung von den Zielen, dem Aufbau und den Methoden von Aristoteles’ wissenschaftlicher Biologie gehabt. Ihr Desinteresse äußert sich dabei unmittelbar schon darin, dass die frühesten Kommentare zu den im engeren Sinne biologischen Schriften, von denen wir wissen, erst aus byzantinischer Zeit stammen,14 dann aber auch darin, dass auch bei diesen Kommentaren nur wenig Anzeichen für ein wirkliches Verständnis von Aristoteles’ wissen-
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Lennox 1994. Lennox 1994, 22 f. Explizit gegen die Auffassung, dass es sich bei dem Verschwinden des Interesses an der Aristotelischen Biologie um ein Mysterium handelt, argumentieren Falcon / Cerami 2014. Beginnend mit Michaels von Ephesos Kommentaren aus dem 12. Jahrhundert.
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schaftlicher Biologie zu finden sind. In seinem Artikel macht Lennox dabei das Verständnis der oben erwähnten arbeitsteiligen Struktur der Wissenschaft vom Lebendigen, soweit (ii) und (iii) davon betroffen sind, zum Minimalkriterium der Kenntnis oder Unkenntnis dieser Wissenschaft. Zu recht. Wer diese für den Aufbau der Zoologie grundlegende Arbeitsteilung nicht versteht, wird auch den Rest nicht verstehen. Lennox stellt dann fest, dass man in der Zeit nach Theophrast die Arbeitsteilung zwischen (ii) und (iii) offenbar nicht mehr verstanden habe. Es gab in der späteren Antike demnach also weder Kenntnis vom methodischen Aufbau der Aristotelischen Biologie, noch gab es entsprechende Kommentare. Dies habe sich erst wieder im Mittelalter geändert.15 Andrea Falcon, der ebenfalls das Schicksal des Interesses an Aristoteles’ Biologie in der späteren Antike bespricht, liefert noch eine andere, diesmal aber positive Begründung, die das mangelnde Interesse der spätantiken Kommentatoren aus ihrer philosophischen Motivation heraus erklärt. Demnach war in dem philosophischen Projekt der spätantiken Kommentatoren schlicht und einfach kein Platz für wissenschaftliche Biologie: Es ist zu betonen, dass nicht nur die Logik, sondern auch Ethik, Politik bis hin zur Physik des Aristoteles im Dienste eines philosophischen Projekts standen, das substantiell theologischer Natur war: Es ging um eine Deutung des Aristoteles, die ganz anders war, als das, was man bisher kannte, und bei der ganze Bereiche der Aristotelischen Philosophie unter den Tisch fielen. Dies betraf vor allem die Biologie. (Falcon 2017, 91) Zwar habe Aristoteles die Naturphilosophie um die Biologie erweitert, doch sei dies in den Augen der platonisch gesinnten spätantiken Kommentatoren keineswegs eine „glückliche“ Erweiterung gewesen, da sie von dem eigentlichen Zweck der Naturphilosophie abgelenkt habe. Dieser Zweck besteht darin, eine Vorbereitung auf die höheren Weihen der Philosophie Platons zu sein.16 Auch Falcon beschränkt sich dabei auf die Rezeption der Aristotelischen Biologie im engeren Sinne, d. h. auf (ii) und (iii). Die beiden Erklärungen für das Erlöschen des Interesses an Aristoteles’ Wissenschaft lebendiger Dinge sind bestens miteinander vereinbar. Aus der Perspektive der Aristotelischen Biologie ist das sich ergebende Bild dafür aber umso ernüchternder. Nicht nur scheint es Zweifel an der Möglichkeit gegeben zu haben, den im Vergleich zu ewigen Dingen unschönen und unregelmä-
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Mit Albert dem Großen. Zur Wirkungsgeschichte der Aristotelischen Biologie vgl. auch Kullmann 2007, 210–216. Eine detailliertere Studie zur Rezeption von Aristoteles’ Zoologie inklusive der arabischen Quellen Alberts des Großen, s. Falcon / Cerami 2014, speziell 56. Falcon 2017, 95 f., 118–121.
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ßigen Phänomenen lebendiger Dinge eine wahrhaft wissenschaftliche Behandlung angedeihen zu lassen (Lennox), sondern es gab darüber hinaus bei den spätantiken Kommentatoren auch so etwas wie eine instrumentalistische Auffassung vom Zweck und Wert der Seelenlehre als Mittel zum Zweck höherer Philosophie (Falcon).17 Beide Faktoren waren einem Interesse an Aristoteles’ Biologie entgegengesetzt.
3. Die spätantiken Kommentatoren und Aristoteles’ Wissenschaft vom Lebendigen Den Befunden von Lennox und Falcon soll hier nicht weiter nachgespürt werden. Vielmehr soll nur ein Schlaglicht auf die Interpretation einer einzigen Passage aus dem hier um (i) erweiterten Kontext der Aristotelischen Wissenschaft vom Lebendigen geworfen werden. Die Passage ist vielleicht geeignet, das von Lennox und Falcon gezeichnete Bild zu ergänzen. Sie hat nämlich die Eigenschaft, zwei Merkmale miteinander zu verbinden, die weitergehenden Aufschluss über die Interessenlage der spätantiken Kommentatoren versprechen: Sie spricht die hier skizzierte methodische Struktur der Wissenschaft vom Lebendigen direkt an und sie wurde von spätantiken Kommentatoren kommentiert. Es handelt sich um die programmatische Passage ganz am Anfang von De anima, in I 1.402 a 6–10, in der Aristoteles uns nach seiner vorläufigen Charakterisierung der Seele als „Prinzip der Lebewesen“ den Zweck der Untersuchung im Kontext seiner Wissenschaft lebendiger Dinge darlegt: ἔστι (scil. ἡ ψυχή) γὰρ οἷον ἀρχὴ τῶν ζῴων. ἐπιζητοῦμεν δὲ θεωρῆσαι καὶ γνῶναι τήν τε φύσιν αὐτῆς καὶ τὴν οὐσίαν, εἶθ᾽ ὅσα συμβέβηκε περὶ αὐτήν· ὧν τὰ μὲν ἴδια πάθη τῆς ψυχῆς εἶναι δοκεῖ, τὰ δὲ δι᾽ ἐκείνην καὶ τοῖς ζῴοις ὑπάρχειν. (De an. I 1.402 a 6–10) Denn sie (scil. die Seele) ist wie ein Prinzip der Lebewesen. Wir stellen uns die Aufgabe, ihre Natur und ihr Wesen zu betrachten und zu erkennen, ferner alle ihre hinzukommenden Eigenschaften. Davon scheinen die einen der Seele eigentu¨mliche Widerfahrnisse zu sein, die anderen aber durch sie auch den Lebewesen zuzukommen. 17
Eine instrumentalistische Auffassung der zweiten Philosophie (Naturphilosophie) ist Aristoteles ebenso wie der bereits in De part. an. I 5 bekämpfte Unglaube an die Möglichkeit einer wissenschaftlichen Behandlung von sublunaren Lebewesen fremd. Metaph. Γ 1 sagt zwar, dass unter den theoretischen Wissenschaften die theologikē wählenswerter sei als die physikē, impliziert damit jedoch keineswegs, dass diese nicht um ihrer selbst willen wählenswert wäre (vgl. Metaph. A 1).
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Aristoteles sagt hier, dass die Untersuchung18 in De anima sowohl der Bestimmung des Wesens, d. h. der Definition, der Seele gewidmet ist, als darüber hinaus auch der Betrachtung der ihr an sich hinzukommenden Eigenschaften. Damit verweist er deutlich genug auf die Unterscheidung zwischen der Definition des ersten explanatorischen Prinzips einer Wissenschaft und der durch dieses Prinzip zu erklärenden, an sich hinzukommenden Eigenschaften. Klar ist auch, dass diese methodologische Unterscheidung sich hier auf die Definition der Seele als explanatorisches Prinzip einerseits sowie die durch die Seele zu erklärenden Eigenschaften lebendiger Wesen andererseits bezieht. Damit ist ausgesprochen, dass die Seele das erste Prinzip einer Aristotelischen Wissenschaft vom Lebendigen ist. Obige Passage teilt die hinzukommenden Eigenschaften der Seele weiter in der Seele eigentümliche Widerfahrnisse und übrige hinzukommende Eigenschaften ein. Was die Einteilung betrifft, so ist es wichtig, sich klarzumachen, dass damit zwischen körperlosen und körperlichen explananda der Seele unterschieden wird, also eine Binnenunterscheidung innerhalb von (ii) getroffen wird, bei der die eigentümlichen Widerfahrnisse der Seele allen anderen explananda gegenübergestellt werden. Von ersteren wird sich in der späteren Diskussion herausstellen, dass ihre Existenz problematisch ist. Aristoteles wird lediglich dem theoretischen nous zugestehen, Kandidat für ein eigentümliches Widerfahrnis der Seele zu sein. Die übrigen an sich hinzukommenden Eigenschaften der Seele sind damit allesamt Fakten über körperlich existierende lebendige Dinge, die ihnen in der einen oder anderen Weise aufgrund der Tatsache zukommen, dass sie über eine Seele verfügen. Damit ist die dreiteilige Struktur der Wissenschaft vom Lebendigen plus Prinzipienfindung schon ganz am Anfang von De anima deutlich angesprochen. Insbesondere findet sich eine Unterscheidung zwischen Wesen und an sich hinzukommenden Eigenschaften im Kontext einer Wissenschaft vom Lebendigen. Weitere Passagen in De anima, in denen Aristoteles die Seele als explanatorisches Prinzip den Phänomenen bzw. den Fakten des Lebendigen als den ihr an sich hinzukommenden Eigenschaften gegenüberstellt, sind De an. I 1.402 b 16–403 a 2 (ohne Beispiele) und I 5.409 b 13–17.19
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Aristoteles spricht hier nur von Lebewesen (zōia), ohne deutlich zu machen, dass nach seinem Verständnis die Seele Prinzip aller lebendigen Dinge, also auch von Pflanzen und anderen Gewächsen, ist. Dies wird jedoch in der späteren Diskussion korrigiert (De an. II 1 ff.). Grund für die Zurückhaltung am Anfang der Untersuchung ist wohl, dass die nicht allgemein geteilte Auffassung von der Beseeltheit von Pflanzen und Gewächsen erst noch etabliert werden muss. Aber auch außerhalb von De anima, vgl. etwa De part. an. I 1.641 a 21–31, 639 a 15–22, I 5.645 a 1–6. Für einen ausführlichen Nachweis, dass Aristoteles innerhalb und außerhalb von De anima unter den an sich hinzukommenden Eigenschaften der Seele nicht nur psycho-
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Meine Fragen lauten daher wie folgt: Wie verstehen die spätantiken Autoren die in diesen Passagen gemachten Unterscheidungen? Warum verstehen sie die Passagen nicht in der von Aristoteles intendierten Weise als Einordnungen der Untersuchung von De anima im Kontext des Gesamtprojekts einer Wissenschaft lebendiger Dinge? Welche Auffassung von dem in De anima verfolgten Projekt haben sie? 3.1. Themistios Beginnen wir mit der gerade zitierten programmatischen Passage. In seiner Paraphrase sagt Themistios dazu folgendes: Dass die Betrachtung [scil. der Seele] notwendig und mühsam ist, sei so soweit gesagt. Wir wollen anschließend aber sagen, was von demjenigen, der in methodischer Weise über die Seele forscht, alles definiert werden muss. Zuerst dürfte wohl die Natur (φύσις) und das Wesen (οὐσία) zu erfassen sein, dann alles das, was ihr hinzukommt, wovon das eine eigentümliche Affektionen der Seele zu sein scheint, das andere aber aufgrund ihrer auch den Lebewesen zuzukommen scheint. Eigentümlich [scheint]: Denken im Sinne von Betrachten; durch die Seele [scheint] auch den Lebewesen hinzuzukommen: Lust und Leid und Wahrnehmung und Vorstellung. Da es zweierlei Dinge sind, die hinsichtlich der Seele erforscht werden, nämlich das Wesen und die hinzukommenden Eigenschaften, ist zuerst alles das zu erfassen, was in Bezug auf das Wesen [der Seele] nützlich ist. Nützlich ist zunächst, die höchste der in den Kategorien eingeteilten Gattung herauszufinden, in welche die Seele einzuordnen ist, ob es in die Substanz oder in das Quantum oder in das Quale gehört (…). (2, 26–38, Heinze) Es gibt keinen Grund, Themistios hier ein falsches Verständnis der generellen wissenschaftstheoretischen Unterscheidung von Wesen und an sich hinzukommenden Eigenschaften zu unterstellen. Dies gilt auch für seine Paraphrase von 402 b 16–403 a 2, wo es heißt, dass nicht nur die Kenntnis des Wesens (Essenz) für das Erkennen der der Substanz an sich hinzukommenden Eigenschaften nützlich ist, sondern auch umgekehrt die Kenntnis der an sich hinzukommenden Eigenschaften ebenfalls einen großen Anteil zur Betrachtung der Ursachen der den Substanzen hinzukommenden Eigenschaften beiträgt. Auch in dieser Passage scheint Themistios das Verhältnis zwischen dem Wesen als
logische Vorkommnisse, sondern alle Fakten und Phänomene seiner Wissenschaft vom Lebendigen versteht, siehe Corcilius 2021.
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zugrunde liegendem Subjekt einer Wissenschaft und den ihm hinzukommenden Eigenschaften zutreffend aufzufassen.20 Es scheint ihm dabei aber nicht in den Sinn zu kommen, dass Aristoteles hier alle notwendigen und allgemeinen Eigenschaften beseelter Wesen meint, die durch die Seele als deren erstes Prinzip zu erklären sind, und nicht nur die von ihm im Beispiel erwähnten psychologischen Folgeerscheinungen, die das Haben einer Seele in einem Lebewesen nach sich zieht, wie Lust und Leid, Wahrnehmung und Vorstellung, sondern auch nicht im engeren Sinne psychische Eigenschaften, wie Körperteile, die den Tieren eigenen Tätigkeiten, Charaktere und Lebensweisen (Hist. an. I 1–5.487 a 11–490 b 6), die von Aristoteles anderswo als durch wissenschaftliche Demonstration zu erklärende Phänomene der Tiere bezeichnet werden (Hist. an. I 6.491 a 6–14).21 Sein Verständnis der „Wesen/an sich hinzukommenden Eigenschaften“-Distinktion ist also zwar wohl im Sinne von explanans vs. explanandum demonstrativer Wissenschaft, jedoch derart, dass er dabei keinen informativen Bezug zur Biologie als Ganzer herstellt. Der von ihm genannte explizite informative Bezug besteht in der Aussage, dass der Besitz der Seele als Wesen erklärt, warum den Lebewesen Lust und Leid, Wahrnehmung und Vorstellung zukommt. Dies deutet darauf, dass er die „Wesen/an sich hinzukommende Eigenschaften“-Unterscheidung als Verhältnis von explanans vs. explanandum deutet, dies allerdings nur im Sinne eines Spezialfalls von dem, was Aristoteles damit intendiert, nämlich im ontologischen Sinne von ‚Seele ohne Körper‘ vs. ‚seelische bzw. psychische Leistungen mit Körper‘. Die an sich hinzukommenden Eigenschaften werden von ihm dementsprechend als psychische Vorkommnisse gefasst, die sich im Lebewesen als Körper-Seele-Kompositum zutragen. Dieser Eindruck wird durch seine Erklärung von De an. I 1.403 a 16 ff., bestätigt (6, 34 ff.). Dort heißt es, dass die Betrachtung all derjeniger Affekte der Seele (πάθη τῆς ψυχῆς) Sache des Naturphilosophen sei, zu deren Ausübung die betreffende Seele Materie „mit sich schleppt“ (συνεφέλκεται). Dies ist insoweit ganz richtig, als Aristoteles die Affekte der Seele als an sich hinzukommende Eigenschaften der Seele bezeichnet (De an. I 5.409 b 13–17). Nur beschränkt er sich nicht darauf. Die Affekte der Seele sind nur eine unter einer ganzen Reihe von an sich hinzukommenden Eigenschaften der Seele. Themistios sieht also nicht, dass die Wissenschaft vom Lebendigen eine umfassend auf die wissenschaftli-
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Vgl. auch seine Wiedergabe der Unterscheidung in Anal. post. I 4, in Anal. post. 10, 30 ff. (Wallies). Er geht in der Wahl seiner Beispiele aber nicht über die ganz abstrakten mathematischen Beispiele des Aristoteles hinaus. Vor allem stellt er keinen Bezug zur Biologie her (5, 3–9, 20–26). Es scheint bei Themistios keine Hinweise auf eine Kenntnis von Hist. an. oder auch De part. an. zu geben, wo neben Körperteilen auch Wachstum, Paarung und Fortbewegungsarten als durch die Seele zu erklärend bezeichnet werden (De part. an. I 1.5).
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che Erklärung aller Phänomene des Lebendigen angelegte Wissenschaft ist. Er fasst die Seele in De anima zwar als belebendes Prinzip des Körpers, jedoch nicht in einer Weise, die die Seele als explanans allen Phänomenen des Lebendigen gegenüberstellt. De anima scheint bei Themistios eine von der Biologie unabhängige, selbständige Untersuchung seelischer Leistungen zu sein. Der Unterscheid zu Aristoteles’ Auffassung besteht also nicht etwa darin, dass nicht alle Seelenteile von ihm berücksichtigt werden würden, sondern darin, dass der Skopus der explanatorischen Kraft der Seele enger gefasst wird und sich nicht mehr auf alle explananda der Wissenschaft vom Lebendigen überhaupt, sondern lediglich auf seelische Vorkommnisse und deren unmittelbare körperliche Voraussetzungen bezieht. Themistios, so könnte man sagen, geht es in De anima eher um eine ‚Wissenschaft von der Seele‘22 als um die Definition der Seele als Prinzip der Wissenschaft vom Lebendigen. Er spricht ganz so, als würde er explanans und explanandum der Wissenschaft auf die Seele als Wesen und die Affekte und Tätigkeiten der Seele mit ihren körperlichen Voraussetzungen als zu erklärende Eigenschaften verteilen. In diesem Sinne würde er De anima als Psychologie verstehen.23 Aber dies stellt wahrscheinlich bereits eine Überinterpretation dar. Es macht nicht den Eindruck, als habe Themistios seine Auffassung vom methodischen Aufbau der Wissenschaft von der Seele reflektiert. Vielmehr macht es den Eindruck, als sei sein Eingehen auf die Unterscheidung zwischen Wesen und an sich hinzukommende Eigenschaften ein bloßes Lippenbekenntnis. Die Frage, warum Themistios De anima in dieser Weise auffasst, lässt sich hier nur ansatzweise beantworten. Da ist zunächst die logische Schwierigkeit, die daraus entsteht, dass es darum geht, eine Abwesenheit, ein Nichtvorhandensein, zu erklären. Wir wollen aber trotzdem einen Blick auf seine Erklärungen über seinen Zugang zu De anima am Anfang seiner Schrift werfen. Hier fällt auf, dass er alles Mögliche darüber zu sagen hat, warum sich das Studium der Schrift lohnt, nur eben nicht, dass De anima den Grundstein für die Wissenschaft vom Lebendigen legt, wie es an der oben zitierten Aristoteles-Stelle mehr oder weniger klar gesagt wird (1, 20–3, 7). So meint er, das
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Vgl. den ersten Satz in 1, 1 f.: „Über die Seele, soweit es möglich ist, etwas darüber durch Wissenschaft zu erfassen, wollen wir, indem wir Aristoteles folgen, es in dieser Abhandlung versuchen, unsere Erklärungen zu geben …“. Genau genommen sind erste Prinzipien zwar Teile, und zwar sogar die wichtigsten Teile von Wissenschaften. Doch Wissenschaft gibt es nicht von den Prinzipien, sondern nur von den Demonstrationen, die mit Ausgang von den Prinzipien erstellt werden. Um es noch einmal zu betonen, „Psychologie“ meint hier ‚sich auf die Seele und ihre Tätigkeiten als explanans und explanandum beziehend‘; nicht aber bzw. nicht nur ‚Psychologie‘ im Sinne einer Lehre von subjektiv präsenten mentalen Zuständen. Der vegetative Seelenteil gehört auch dazu.
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Studium der Seele sei einzigartig, nicht nur weil es in gewisser Weise ein Studium aller Dinge sei (dadurch, dass es das Studium der kognitiven Vermögen der Seele beinhaltet, die ja wiederum alle Dinge kognitiv erfassen soll, so dass man dadurch also irgendwie auch alle Dinge studiere), sondern auch, weil es zum Studium aller übrigen Dinge stimuliere (ὁρμητήριον) und dafür nützlich (ἐφόδιον) sei – soweit ein Gedankengang, der durch die im Proömium von De an. I 1.402 a 4–7 gemachte Aussage, dass das Studium der Seele zur „Wahrheit insgesamt Großes“ beizutragen scheint, gedeckt ist. Themistios fährt aber fort und fügt hinzu, dass das Studium des Wesens der Seele auch den praktischen Nutzen hat, uns zum Tugenderwerb zu verhelfen (2, 1–3). Davon findet sich bei Aristoteles nichts. In der Nikomachischen Ethik heißt es im Gegenteil, dass das wissenschaftliche Verständnis der Seele für die Belange des Tugenderwerbs nur bis zu einem gewissen Grade und nicht im vollen Umfang erforderlich ist (E. N. I 13.1102 a 18–26). Themistios versteht De anima also moralpsychologisch und damit gewissermaßen gegen den Strich. Dass das Studium der Seele besonders die Naturerkenntnis fördere, weil sie, wie es in De anima heißt, „wie ein Prinzip der Lebewesen“ sei, deutet Themistios dann auch nicht im Sinne eines Prinzips der Wissenschaft, sondern als Bewegungsprinzip: Die Seele sei erster Ursprung aller Bewegung in der Natur, besonders aber der Bewegungen der Pflanzen und Tiere. Die in seinem ersten Argument bereits erwähnte selbstreferenzielle Qualität des Seelenstudiums stellt er dabei besonders heraus: Indem sie also sich selbst erkennt, ist sie auch in Bezug auf [die Erkenntnis] der übrigen Dinge glaubwürdig, wenn sie sich aber über sich selbst täuscht, mit Bezug auf welchen anderen Gegenstand würde sie für glaubhaft gehalten? Von solchem Nutzen ist die vorliegende Betrachtung. (4, 2–7) Dies ist ein interessantes, und vielleicht nur protreptisch intendiertes Argument. Man kann aber nicht sagen, dass sich davon etwas in Aristoteles’ Proömium fände. Themistios argumentiert, dass die Einsicht in die Natur der Seele, wie sie in De anima angestrebt wird, Selbsterkenntnis ist und aus diesem Grund herausragenden epistemischen Status genießt. Man kann das Argument folgendermaßen konstruieren: [(P 1) Die Seele ist das Subjekt der Erkenntnis.] (P 2) De anima ist der Erkenntnis der Seele gewidmet. (K 1) Also: De anima ist der Erkenntnis der Seele von sich selbst gewidmet. [(P 3) Selbsterkenntnis ist epistemisch der Erkenntnis anderer Dinge vorgängig.]
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Klaus Corcilius (K 2) Also: Mit der Erkenntnis der Seele in De anima steht und fällt die Glaubwürdigkeit aller übrigen Erkenntnis: Erkennt die Seele sich selbst, ist auch ihre Erkenntnis mit Bezug auf andere Dinge glaubhaft; erkennt sie sich jedoch nicht und täuscht sich über sich selbst, dann ist auch alle ihre andere Erkenntnis nicht glaubwürdig.
Themistios sagt hier, dass die Selbsterkenntnis der Seele, wie sie seiner Meinung nach in De anima geleistet wird, entweder eine notwendige Bedingung für die Glaubwürdigkeit des Wissens von allen anderen Dingen oder doch wenigstens eine Art Prüfstein für den Erkenntnisanspruch aller anderen Dinge sei und dass die Untersuchung in De anima aus diesem Grund von besonderer Wichtigkeit sei. Dieses Motiv, das, wie gesagt, bei Aristoteles nicht anklingt, wird uns in zugespitzter Form auch bei den späteren Kommentatoren begegnen. Bemerkenswert ist (P 1), das von Themistios zwar nicht ausgesprochen, dafür aber umso entschiedener schweigende Voraussetzung des Arguments ist. (P 1) ist vor allem deswegen interessant, weil Aristoteles in De anima an keiner Stelle wirklich eindeutig von der Seele als von einem Subjekt der Erkenntnis spricht.24 Dies sagt uns also etwas über Themistios’ eigenen Zugang zur kognitiven Seele. Es hat hier den starken Anschein, als lege er einen Begriff der kognitiven Seele zugrunde, demzufolge sie Subjekt mentaler Episoden ist. Themistios arbeitet mit einem in diesem Sinne „psychologischen“ Begriff wenigstens der rationalen Seele, den er in seiner Paraphrase auch nicht weiter reflektiert oder rechtfertigt. Dies könnte auch erklären, warum er die an sich hinzukommenden Eigenschaften der Seele als psychische Episoden zu verstehen scheint, ohne die übrigen explananda der Seele (Körperteile usw.) aus Aristoteles’ Wissenschaft lebendiger Dinge in Betracht zu ziehen: Die Seele wird von ihm als explanans nur von mentalen bzw. für den Fall der vegetativen Seele psychischen Episoden verstanden. Das Resultat wäre dann so etwas wie eine ‚Wissenschaft von der Seele‘ als eigenständige Wissenschaft. Die ebenfalls nicht explizit gemachte Prämisse (P 3) ist gleichermaßen ohne direkte Aristotelische Vorlage. Die These, dass Selbsterkenntnis epistemisch der Erkenntnis anderer Dinge in der einen oder ande-
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De anima spricht zweimal davon, dass Vorstellungen und Gedanken bzw. die wahrnehmbare und die denkbare Form (εἶδος) „in der Seele“ seien (III 7.431 b 6 f.; III 8.431 b 29 f.). Was immer die Formulierung „in der Seele“, die auch außerhalb von De anima gelegentlich auftaucht (etwa De int. 1.16 a 9 f.), genau bedeutet, es ist durchaus nicht klar, dass dies die Seele zum Subjekt der entsprechenden kognitiven Gehalte macht. Im Gegenteil. Aristoteles argumentiert wiederholt, dass die Seele nicht das Subjekt mentaler Episoden ist, erwähnt allerdings das theoretische Denken abgetrennter Substanzen als mögliche Ausnahme (408 a 34 ff., vgl. De an. III 4 f. und III 7.431 b 12–19). Subjekt aller menschlichen Erkenntnis sind bei Aristoteles nicht die Vermögen, sondern die Menschen, die über diese Vermögen verfügen.
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ren Weise vorgängig ist, findet sich bei Aristoteles in dieser Form nicht. Dies alles legt den Schluss nahe, dass das psychologische Verständnis der rationalen Seele als Subjekt der Erkenntnis Themistios so selbstverständlich ist, dass ihm anderes gar nicht in den Sinn kommt. Halten wir also fest: Themistios versteht De anima als eine methodisch in keinem erkennbaren Zusammenhang mit den biologischen Schriften stehende, unabhängige Schrift, die einer ‚Wissenschaft von der Seele‘ gewidmet ist. Sein Verständnis von der rationalen Seele ist in dem Sinne ‚psychologisch‘, dass er sie als Subjekt von Erkenntnis konzipiert. Ob er Ähnliches auch von der Wahrnehmungsseele annimmt, ist nicht restlos klar.25 Er stellt das Studium der Seele in einen moralpsychologischen Zusammenhang. 3.2. Philoponos’ Aufzeichnungen von Ammonius’ Erklärungen zu De anima Etwas ausführlicher erklärt sich Philoponos zu diesen Fragen – freilich nur im Namen seines Lehrers Ammonios. Er sei der Einfachheit halber im Folgenden aber gleichwohl Philoponos genannt. Zunächst ist zu erwähnen, dass Philoponos als deren Kommentator nicht nur mit der Wissenschaftstheorie der Zweiten Analytiken bestens bekannt ist, sondern immerhin auch in seinem De anima-Kommentar die Zweiteilung der Wissenschaft in Phänomene oder Fakten, dem „Dass“ einer Wissenschaft, und deren Erklärung im „Warum“ erwähnt. Er tut dies allerdings nicht im Zusammenhang mit der Seele als dem Prinzip des „Warum“, sondern lediglich, um damit diskursives Denken (διάνοια) als kognitives Vermögen zum Erkennen des „Warum“ vom Erkennen des „Dass“ abzusetzen (in De an. 1, 19 ff., 4, 5). Für unseren Zusammenhang interessant ist, dass er einen engen Zusammenhang zwischen De anima und den Teilen der Tiere sieht. Er bezieht sich damit aber nur auf De part. an. I, von dem er sagt, dass es als Schrift De an. unmittelbar vorausgeht (προσεχῶς πρὸ ταύτης ἐστὶ τῆς πραγματείας, 10, 11 f.26). Dann behauptet er unter Berufung auf De part. an. I 1.641 a 14–24, dass die Teile der Tiere durch deren lebendige Wirklichkeit zu bestimmen seien und sagt unter Aufgreifen von Aristoteles’ Formulierung, dass diese lebendige Wirklichkeit (ζω-
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Themistios scheint die Tätigkeit der Wahrnehmungsseele mindestens als direkt von körperlicher Affektion und Organen abhängig betrachtet zu haben (55, 1 f.). Es hat aber den Anschein, dass er die eigentliche Wahrnehmungsleistung des Unterscheidens (κρίνειν) der Seele als solcher zusprechen wollte (27, 24 ff.). Damit wäre die Wahrnehmungsseele bei ihm Subjekt von Erkenntnisleistungen, nicht aber von Affekten. Vgl. auch De inc. an. 19.714 b 20–23, wo allerdings die Vorgängigkeit von De part. an. insgesamt und im Verein mit De inc. an. behauptet wird.
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τικὴ ἐνέργεια) entweder Seele oder Teil der Seele oder doch wenigstens „nicht ohne Seele“ zu untersuchen sei (10, 11–15). Diese ganz treffende Einsicht muss uns hier deswegen besonders interessieren, weil sie für sich allein genommen hinreichen würde, De anima als Grundlegung einer umfassenden Aristotelischen Wissenschaft vom Lebendigen anzusehen. Es ist ja die in De anima definierte Seele, welche es ermöglichen soll, die Teile der Tiere zu bestimmen. Aber auch bei Philoponos kommt es nicht zu einer Anwendung des Apparats der Aristotelischen Wissenschaftstheorie auf die Seelenlehre.27 Hier sein Kommentar zu unserer Passage in De an. 402 a 7 f.: ) Wir stellen uns die Aufgabe, ihre Natur und ihr Wesen zu betrachten und zu erkennen …. * Das „Betrachten“ dürfte wohl das mehr im Ganzen darauf Achthaben, das „Erkennen“ dagegen das auf genaue Weise Untersuchen bedeuten. Denn wir sagen immer dann, dass wir dieses Bestimmte betrachten, wenn wir ohne weitere Qualifikation darauf achthaben, während wir immer dann sagen, dass wir es erkennen, wenn wir auch die Dinge, die der Sache zukommen, kennenlernen. Unter „Natur“ und „Wesen“ ist entweder sich entsprechend das Gleiche zu verstehen, damit das Erstere das Letztere auslege, „Natur“ sage ich statt „Wesen“, oder unter „Natur“ ist die Gattung der Seele selbst, unter „Wesen“ dagegen ihre Definition zu verstehen. Etwa: unter welche Gattung ist sie zu bringen, ob unter die Substanz, das Quantum, das Quale? Diejenigen, die behaupten, sie sei eine Mischung, dürften wohl sagen, dass sie unter das Quale zu bringen ist, die aber, die behaupten, sie sei eine Proportion, unter das Quantum. Dann, nachdem man ihre Gattung erkannt hat, gilt es, die sie konstituierenden Unterschiede kennenzulernen und so die Definition zu erstellen. Die Definition bezeichnet die Wesen der Dinge. ) … ferner alle ihre hinzukommenden Eigenschaften.* Er sagt nicht in dem Sinne, dass man die der Seele hinzukommenden Eigenschaften untersuchen soll, wie das Weiße dem Körper zukommt, sondern wie die Dinge, die gemäß dem Wesen folgen. Wir wollen „hinzukommende“ also so verstehen, wie auch in der Definition des Syllogismos die Konklusion [als hinzukommend bezeichnet wird]. Er sagt: „Ein Syllogismos ist nämlich eine Rede, in der, wenn bestimmte Dinge gesetzt
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Vielleicht spielt es eine Rolle, dass Philoponos in seiner Diskussion von De part. an. I 1, die Passage in 641 a 24 f., in der Aristoteles sagt, dass auch über die hinzukommenden Eigenschaften der Seele zu sprechen sei (περὶ τῶν συμβεβηκότων κατὰ τὴν τοιαύτην αὐτῆς οὐσίαν), nicht erwähnt. Pseudo-Simplikios zitiert dagegen den gesamten Abschnitt 641 a 17–b 10.
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sind, ein von den gesetzten Verschiedenes sich mit Notwendigkeit ergibt“. So wie er hier nun nicht sagt, dass die Konklusion den Prämissen akzidentell zukommt, sondern der Ausdruck das bezeichnet, was an sich aus Notwendigkeit folgt, so ist es auch hier zu nehmen. (in De an. 26, 13–34) So wie bei Themistios auch haben wir es hier mit Worterklärungen zu tun, die das Verhältnis zwischen Wesen und hinzukommenden Eigenschaften zutreffend darstellen, um dann zur Frage nach der Kategorie der Seele überzuleiten, dies alles aber ohne die Seele als erstes explanans den Phänomenen beseelter Dinge als explanandum einer umfassenden Aristotelischen Wissenschaft vom Lebendigen gegenüberzustellen. Philoponos stimmt auch darin mit Themistios überein, dass er den folgenden Satz in 402 a 9 in der Weise deutet, dass er von den an sich hinzukommenden Eigenschaften der Seele die einen, nämlich die Affekte, die der Seele eigentümlich sind, als νόησις der rationalen Seele zuschlägt und die anderen – ebenfalls als Affekte – dem Körper-Seele-Kompositum. Dabei wählt er zwar leicht andere Beispiele (Wahrnehmen, Vorstellungen haben, Zürnen, Begehren), bleibt aber, so wie Themistios vor ihm, im Bereich des Psychischen, ohne biologische Eigenschaften im engeren Sinne miteinzubegreifen (27, 1–1228). Auch Philoponos scheint die Einteilung der an sich hinzukommenden Eigenschaften der Seele also in ‚psychologischer‘ Weise als Unterscheidung von körperlosen und mit dem Körper verbundenen mentalen Episoden zu verstehen (theoretisches Denken vs. materiebehaftete Emotionen, Wahrnehmung, Vorstellung usw.). Dies ist angesichts der Tatsache, dass er, im Unterschied zu Themistios, die Seele in ganz ähnlicher Weise auch dem Körper gegenüberstellen wird, vielleicht nicht ganz unproblematisch. In seinem Kommentar zu De an. III 10.433 b 19, wo Aristoteles nach der Diskussion des für die Ortsbewegung der Lebewesen zuständigen Teils der Seele auf die „für Körper und Seele gemeinsamen Leistungen“ verweist, sagt er dies: Er [Aristoteles] meint, dass man in Betreff der zur Ortsbewegung [der Lebewesen] beitragenden [Körperteile] in die für Körper und Seele gemeinsamen Leistungen schauen soll, was heißt: in die Historia animalium. Denn das Lebewesen ist ein Gemeinsames aus Körper und Seele. Die Ortsbewegung dürfte aber weder der Seele allein zukommen (sie ist 28
Vgl. auch den Kommentar zu De an. I 5.409 b 13, wo auch nur psychologische Beispiele für an sich hinzukommende Eigenschaften der Seele genannt werden. Allerdings scheint Aristoteles nicht ganz unschuldig an dieser, auf psychische Episoden eingeengten Interpretation, da er nur psychologische Beispiele anführt (was aber wiederum seinen Grund darin zu haben scheint, dass er sich an dieser Stelle als Beispiele von hinzukommenden Eigenschaften der Seele τὰ ἔργα καὶ τὰ πάθη τῆς ψυχῆς herausgegriffen hat).
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Klaus Corcilius nämlich unbewegt) noch dem Körper alleine. Die Untersuchung jetzt handelt aber allein von der Seele. (591, 22–26)
Wir verstehen darunter heute einen Hinweis auf die Untersuchung in De motu animalium, doch kommt es auf die Zuordnung hier nicht so sehr an. Wie es scheint, fasst Philoponos die Arbeitsteilung zwischen De an. und den Historia animalium so, dass Ersteres die Seele für sich behandelt, während Letzteres es mit den aus Seele und Körper zusammengesetzten lebendigen Wesen zu tun hat. Dies ist insofern interessant, als es eine Verbindung und sogar Zugehörigkeit von De an. mit den im engeren Sinne biologischen Werken zur Voraussetzung zu machen scheint, wobei erstere Schrift dann ja wohl explanatorischen Vorrang vor letzterer haben dürfte. Wie aber versteht Philoponos die Natur der Arbeitsteilung zwischen diesen beiden Werken bzw. Werkgruppen? Und wie versteht er in diesem Zusammenhang die übrigen zum Korpus zoologischer Schriften gehörenden Werke? Es deutet alles darauf, dass er sie nicht anhand der wissenschaftstheoretischen Unterscheidung zwischen definitorischem Wesen und an sich hinzukommenden Eigenschaften, sondern anhand der ontologischen Unterscheidung von ‚Seele ohne Körper‘ vs. ‚seelische bzw. psychische Leistungen mit Körper‘ verstanden hat, wie wir es auch schon bei Themistios vermutet haben. In diese Richtung deutet möglicherwiese auch seine aus der Perspektive einer Wissenschaft lebendiger Dinge leicht verstörend wirkende Bemerkung, dass das unmittelbar für die Lebewesen relevante Prinzip nicht deren Seele, sondern die Natur sei: Er hat das „wie“ [bei „die Seele ist wie – οἷον – ein Prinzip der Lebewesen“, KC] hinzugefügt, weil das unmittelbar anschließende (προσεχής) Prinzip der Lebewesen die Natur ist, nicht die Seele. (26, 11 f.) Sollte Philoponos (bzw. Ammonios) nämlich tatsächlich der Meinung sein, dass die Natur und nicht die Seele das unmittelbar relevante Prinzip beseelter Körper ist, so wäre es nicht weiter verwunderlich, wenn er die Definition der Seele nicht als erstes explanans des Lebendigen überhaupt angesehen hätte.29 Nun zeigt aber sein Kommentar zu De an. II 4.415 b 7, wo Aristoteles die Seele als Prinzip des lebendigen Körpers bezeichnet, dass er schon auch meint, dass die Seele Natur und Prinzip des lebendigen Körpers ist (271, 10– 273, 34). Die Bemerkung zur Natur als unmittelbares Prinzip der Lebewesen ist aus ihrem Kontext daher nicht gut erklärlich.30 Es entsteht daher der Ein29
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Er könnte vielleicht durch De an. II 2.412 b 16 f. darauf gekommen sein (vgl. auch Plotin, IV 7, 8, 1–6). Die Unterscheidung zwischen Natur – als Weltseele aufgefasst – und Individualseele war im Mittelplatonismus verbreitet (s. Boys-Stones 2017, 251 ff.). S. folgende Anm. Eine Begründung für diese These finden wir möglicherweise bei Pseudo-Simplikios, der sagt, dass die formgebende Ursache der Körper deren Natur sei, nicht die Seele (4, 15 f.), und
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druck, dass Philoponos sich, so wie auch schon Themistios, keine oder nur sehr wenige systematische Gedanken zum methodischen Aufbau der ‚Wissenschaft von der Seele‘ gemacht hat. Wir müssen uns also auch hier fragen, aus welchem Grund Philoponos die Möglichkeit einer umfassenden Aristotelischen Wissenschaft vom Lebendigen, deren erstes Prinzip in De anima definiert wird, nicht in Betracht zieht, obwohl ihm doch alle Bestandsstücke, die diese Möglichkeit ausmachen, gegenwärtig waren und dies offenbar sogar in höherem Maße als Themistios.31 Mangels einer entsprechenden Selbsterklärung des Autors können wir wiederum nur indirekt antworten, indem wir uns die Zielvorstellungen vergegenwärtigen, die er bei der Kommentierung in Anschlag bringt. Allerdings hält sich Philoponos diesbezüglich bedeckter als sonst bei den spätantiken Kommentatoren üblich. Sein Proömium diskutiert nämlich nicht, wie sonst üblich, Ziel, Nutzen usw. der zu kommentierenden Schrift,32 sondern geht unvermittelt in medias res. Dies beginnt mit einer Übersicht über die Seelenvermögen und deren Einheit (1–9, 2), gefolgt von einer doxographischen Übersicht über die verschiedenen Positionen hinsichtlich der Natur der Seele, wobei die Frage nach ihrer Körperlichkeit oder Unkörperlichkeit im Mittelpunkt steht (9, 3–21). Dies wird weiter eingegrenzt auf die Frage, ob bei denen, die die Seele als unkörperlich auffassten, diese als vom Körper abtrennbar oder nicht abtrennbar angesehen wurde, was dann wiederum schnell auf die von Aristote-
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hinzufügt, dass die Seele formgebende Ursache nur des lebendigen Werkzeugs, also des lebendigen und funktional einsatzbereiten Körpers, sei (vgl. 52, 26 f., s. die Diskussion dieses Punktes bei Blumenthal 1996, 94). Die Unterscheidung bezieht sich demnach auf den Körper als lebendigen und leblosen. Es ist allerdings fraglich, ob dies auch für Philoponos gilt, der an der oben zitierten Stelle die Natur ja nicht zum Prinzip der Körper, sondern der Lebewesen macht. Es liegt hier jedenfalls eine Unklarheit vor. So verweist Philoponos an anderer Stelle auf De mot. an. 11 (575, 15 f.) und er ist sich, wie wir gerade gesehen haben, auch über den in De an. III 10.433 b 19 erwähnten Zusammenhang zwischen De anima und den Körper und Seele gemeinsamen Leistungen im Klaren, wenn er diese auch als Gegenstand der Historia animalium bezeichnet. In Hist. an. geht es nicht in herausgehobener Weise um die Leistungen (ἔργα) der Tiere und schon gar nicht um deren Erklärung. Genau eine solche Erklärung der Selbstbewegung der Tiere wird in De an. III 10.433 b 19 ff. aber angesprochen. Obwohl er De mot. an. also kennt, scheint Philoponos die Arbeitsteilung zwischen De an. und De mot. an. nicht richtig einzuschätzen. Die arbeitsteilige Verbindung mit De sens. erwähnt er nur kurz und geht dabei nicht über das hinaus, was Aristoteles dort selbst sagt (321, 35 f.). Es ist bei dem Ganzen jedoch einschränkend darauf aufmerksam zu machen, dass, wie Hayduck in seinem Index zeigt, Philoponos’ Verweise auf Aristotelische Werke in den uns erhaltenen Manuskripten des Kommentars nicht selten grob fehlerhaft sind. Es ist also vielleicht nicht ganz auszuschließen, dass der Verweis auf Hist. an. sich auf De mot. an. bezieht (wie durch die Charakterisierung des Inhalts dieser Schrift durch Aristoteles selbst in 433 b 21–27 ja auch nahegelegt wird). S. van der Eijk 2005, 8 f.
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les und Platon geteilte Auffassung führt, der zufolge einige Teile der Seele nicht vom Körper abtrennbar, andere aber abtrennbar seien. Hier gibt sich Philoponos besondere Mühe, Textbelege und Argumente im Sinne einer doktrinalen Übereinstimmung mit Platon zusammenzutragen (9, 21–12, 9). Ausgehend von der Übereinstimmung beider Philosophen, geht Philoponos dann zu einer, wie man heute sagen würde, ‚systematischen‘ Beweisführung für die Richtigkeit der von beiden Philosophen geteilten Position über. Sie wird ihn bis zum Ende seines Proömiums beschäftigen. Er leitet die Beweisführung mit folgenden, für uns aufschlussreichen Worten ein: Dass also Platon und Aristoteles der Meinung sind, dass weder die ganze Seele vom Körper abtrennbar ist, noch dass sie als ganze abtrennbar ist, sondern die vernünftige Seele abtrennbar, die übrige Seele aber nicht abtrennbar ist, ist klar. Man soll sich aber nicht mit den Aussprüchen der Alten begnügen, sondern von allen Dingen die Beweise beibringen; denn diese Meinungen betreffen unser gesamtes Leben, zumal: was könnte uns mehr zugehörig sein (οἰκειότερον) als die Erkenntnis unserer selbst? (12, 10–15) Auch Philoponos geht also davon aus, dass die Erkenntnis der Seele Selbsterkenntnis ist, und verknüpft diesen Gedanken mit dem moralpsychologischen Interesse an unserem eigenen Schicksal.33 Dies ist der einzige ausdrückliche Hinweis auf die Zwecksetzung des Kommentars, den ich finden konnte. Dass es ihm ernst damit ist, zeigt folgende recht emphatische Passage aus einem seiner Argumente für die Unkörperlichkeit der Seele: Kein Körper erkennt sich selbst und kehrt sich auch nicht zu sich selbst um. Die Hand weiß nämlich nichts von sich selbst und auch keiner der übrigen Körper. Aber nicht einmal die vernunftlosen Vermögen der Seele, obgleich sie unkörperlich sind, wissen von sich selbst: das Hörvermögen weiß nichts von sich oder das Gehör oder schlechthin die Wahrnehmung, noch auch untersucht sie, welcher Natur sie ist, sondern die Vernunft ist es, die über sich selbst forscht. Denn die vernünftige Seele erkennt allerdings sich selbst; sie ist es ja, die untersucht, sie ist die untersuchte, sie ist die findende, sie die gefundene, die erkennend ist und erkannt wird; es ist also klar bewiesen, dass die Seele unkörperlich ist. (14, 31–38) Es ergibt sich eine ähnliche Diagnose wie bei Themistios. Philoponos versteht die Vernunft hier als die eigentliche Seele, wodurch sich dann auch erklärt, 33
Dies wird eindrucksvoll untermauert durch die soteriologische Geschichte vom Abfall der körperlosen Seele in die Körperlichkeit sowie ihrer Reinigung und Wiederaufstieg, deren physikalische Möglichkeit Philoponos sich bemüht aufzuweisen, s. 17, 26 ff.
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dass er die „Seele“ zum Träger mentaler Episoden und zum Subjekt und Objekt von Selbsterkenntnis machen kann.34 Die Wahrnehmung schließt er dabei explizit aus, während ihn die vegetativen Seelenfunktionen hier gar nicht zu interessieren scheinen. Auf dieser Grundlage kann er dann auch das Studium der Seele als moralpsychologische Übung in Selbsterkenntnis fassen. Wie schon Themistios versteht auch Philoponos die an sich hinzukommenden Eigenschaften der Seele als psychische Zustände, ohne sie im umfassend biologischen Sinne als die Phänomene des Lebendigen aufzufassen, obwohl er, wie wir oben gesehen haben, die Aussagen über die Rolle der Seele als vornehmliches explanans der Körperteile in De part. an. I in diesem Sinne verstanden zu haben scheint. Es scheint, als sei die platonisch-moralpsychologische Auffassung der Seele35 bei ihm so dominant, dass es gar nicht erst zur wirklichen Registrierung oder gar Würdigung der wissenschaftlichen Zwecksetzung der Aristotelischen Seelenlehre kommt – obwohl ihm, wie wir auch gesehen haben, alle dafür erforderlichen Informationen vorliegen. Dazu passt sein Kommentar zu De an. 402 a 4, wo er sagt, dass das Studium der Seele zur Moralphilosophie beitrage (τὴν ἠθικὴν scil. φιλοσοφίαν), da das Ordnen (κατακοσμῆσαι) der Seele ohne Betrachtung der Seelenvermögen unmöglich sei (25, 2–8). Von beidem, Selbsterkenntnis und Moralphilosophie, ist in De anima nicht, oder doch jedenfalls nicht in der von Philoponos intendierten Weise die Rede, und schon gar nicht davon, dass das wissenschaftliche Studium der Seele Voraussetzung zur moralpsychologischen Ordnung der Seele ist.36 Es entsteht der Eindruck, dass Philoponos/Ammonios sich nur wenig Gedanken zur Rolle von De anima im Rahmen von Aristoteles’ Wissenschaft vom Lebendigen gemacht hat. Zwar registriert er die dementsprechenden Aussagen, er fragt sich jedoch nicht, wie die wissenschaftliche Zwecksetzung mit dem von ihm behaupteten moralpsychologischen Zweck von De anima zusammenpasst. So wie schon bei Themistios, scheinen sich auch bei ihm Selbsterkenntnis und Moralpsychologie thematisch so in den Vordergrund zu
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In einem stärkeren Maße als Themistios dies getan zu haben scheint. Über die Entwicklungen und die Unterschiede in dieser Hinsicht bei den Kommentatoren seit Alexander, s. Sorabji 1991. Mit dem entsprechend platonisch-kosmologischen Einschlag. Vgl. S. 6, 20 f.: „Da uns die Vorsehung nämlich hierher geschickt hat, die hiesigen Angelegenheiten zu ordnen (κατακοσμήσοντας), hat sie uns dasjenige Los anvertraut, von dem sie will, dass wir es bewahren“. S. die Bemerkungen oben zu Themistios, S. 150. Von Moralpsychologie ist in De an. nicht die Rede. Selbsterkenntnis spielt beim νοῦς eine wichtige Rolle, wird in De an. aber gar nicht als moralpsychologische Angelegenheit behandelt. De an. III 6.430 b 34 f., spricht von einer Ursache ohne Gegenteil, die sich selber erkennt. Damit bezieht sich Aristoteles auf die Vernunft als solche, nicht aber auf „uns“ in einem moralpsychologischen oder lebensweltlichen Sinne. Ebenso in III 4.429 b 9 f., 30–430 a 8 und III 5. Für eine interessante neuere Deutung, s. Lewis 1996.
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drängen, dass es zu einer methodischen Reflexion gar nicht erst kommt. Auch Philoponos begnügt sich mit einer „Wissenschaft von der Seele“ und damit mit einer psychologischen Auffassung von De anima. 3.3. Der De anima-Kommentar von Pseudo-Simplikios Pseudo-Simplikios37 spricht im Zusammenhang der Behandlung der Seele durch Aristoteles sogar von beweisender Wissenschaft (ἀποδεικτικὴ ἐπιστήμη, 4, 37), bezieht sich damit aber, wie zu erwarten war, nicht auf eine beweisende Wissenschaft vom Lebendigen überhaupt, sondern auf das methodische Erfordernis, sowohl die gemeinsamen Eigenschaften als auch die spezifischen Unterschiede des in Rede stehenden Sachbereichs zu behandeln. Damit meint er wohl Aristoteles’ Vorgehen in De anima, zuerst eine „gemeinsamste Definition“ der Seele vorzulegen (II 1), um dann zur Definition der verschiedenen Vermögen der Seele überzugehen (II 2 ff.), d. h. den Fortgang vom Allgemeinen zum Spezifischeren. Die Extension des Studiums der Seele scheint Pseudo-Simplikios einige Schwierigkeiten zu bereiten. Er diskutiert in diesem Zusammenhang die in De part. an. I 1 besprochene Frage, ob das Studium der Seele ganz der Naturwissenschaft zuzuschlagen sei oder nicht (1, 22 ff.), und kommt zu dem Schluss, dass der Fokus der Schrift auf der sterblichen Seele der körperlichen Wesenheiten liege, also auch der νοῦς nur soweit behandelt wird, wie es die Menschen betrifft (3, 29 ff., vgl. 82, 11 f.), wenn Aristoteles auch die Abtrennbarkeit der vernünftigen Seele angenommen habe (4, 8 f.). Dies, so meint er, sei wahrscheinlich auch der Grund, weshalb Aristoteles in De anima nicht auf die Seelen der supralunaren Wesenheiten eingegangen sei (3, 20 ff.). Schließlich notiert er noch, dass es in De anima auch nicht um (die von ihm gleichfalls platonisch aufgefasste) Moralpsychologie, d. h. um die Schicksale der menschlichen Seele sowie die Wahl von Lebensweisen geht. Er begründet dies aber nicht durch die naheliegende Erwägung, dass diese und derartige Themen nicht in die Wissenschaft vom Lebendigen gehören, sondern damit, dass Aristoteles in De anima Moralpsychologisches lediglich deswegen nicht bespricht, weil es von Platon bereits in ausreichender Weise besprochen wurde (4, 7 f.). Pseudo-Simplikios scheint also der Ansicht zu sein, dass die Lehre von der Seele an sich moralpsychologisch zu sein und im platonischen Sinn sogar auch Eschatologisches zu behandeln habe.38 37 38
Zur diskutierten Autorenschaft des Kommentars seit Bossier / Steel 1972 brauche ich hier nichts zu sagen. Eine neue Übersicht über die Diskussion bietet Helmig 2020. Was methodisch gut zu seiner – vermutlich auf Jamblich zurückgehenden – Ansicht passt, dass sich auch das Studium der Seele in der Mitte zwischen Metaphysik und Naturwissenschaft befindet (3, 14–21, zur Bedeutung der These von der Seele als Mitte bei Jamblich, vgl. Dillon / Finamore 2002, 14–16).
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Pseudo-Simplikios’ Kommentar zur Aussage, dass die Seele „wie ein Prinzip der Lebewesen“ sei (402 a 6 f.), geht auf wissenschaftstheoretische Verständnisweisen von „Prinzip“ denn auch gar nicht weiter ein, sondern betont den gegenüber den rein intelligiblen Entitäten defizienten ontologischen Status der Seele: Er setzt das „wie“ hinzu, weil die Form und die intelligible und unteilbare Wesenheit wahrhaft Prinzip ist, die Seele dagegen ist gegenüber der unteilbaren reinen Wesenheit defizient und bleibt dahinter zurück, wahrhaftes Prinzip zu sein. Das formgebende Prinzip ist nämlich unteilbar. (8, 17) Methodisch fasst er die Aufgabe von De anima folgendermaßen: )Wir stellen uns die Aufgabe, ihre Natur und ihr Wesen zu betrachten und zu erkennen …* Mit diesen Worten legt er die Absicht der Schrift deutlicher aus, das seelische Wesen und die ihr an sich hinzukommenden Eigenschaften sowohl der Seele selbst als auch die Eigenschaften, die durch sie den Lebewesen zukommen, zu betrachten und zu erkennen. Die Betrachtung zeigt den Aufstieg aus der Anschaulichkeit der durch die Wahrnehmung erscheinenden Dinge zu der Wahrheit über diese Dinge an; das Erkennen [zeigt] das der Begründung entsprechende wissenschaftliche Erfassen [an]. „Natur“ scheint mir weder die Gattung aufzuzeigen (denn dieser Wortgebrauch entspricht nicht der Gewohnheit), noch meint es der Entsprechung nach dasselbe wie das Wesen, sondern erstere [d. h. Natur] macht klar, inwieweit sie zu den auf natürliche Weise seienden Dingen neigt, das Wesen aber das, was den intelligiblen Dingen verwandt und abtrennbar ist. (8, 23–33) Pseudo-Simplikios’ ontologisches Interesse bringt ihn zu der originellen These, in dem Aristotelischen Ausdruck „Natur und Wesen“ eine Formulierung für die unmittelbar vorher von ihm behauptete ontologische Janusköpfigkeit der Seele als eine Art Mittelglied zwischen materiellen und intelligiblen Dingen zu sehen. )ferner alle ihre hinzukommenden Eigenschaften.* Dies meint offenkundig die an sich [hinzukommenden Eigenschaften], nämlich die, die sie als Seele hat. Und da gemäß dem Erkennen aus Ursachen als eines wissenschaftlichen das Erkennen des Wesens gegenüber dem der hinzukommenden Eigenschaften Vorrang hat, und da wir Wissende werden wollen, ist es begreiflich, dass wir zuerst das Wesen zu erkennen suchen und „erst darauf alles das, was hinzukommt“. Da das Lernen für uns aber von dem, was uns bekannter ist, zu dem fortschrei-
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Klaus Corcilius tet, was der Natur der Sache nach bekannter ist, erfasst man beim Lernen das Wesen notwendigerweise mit Ausgang von den hinzukommenden Eigenschaften, von denen die einen „eigentümliche Widerfahrnisse der Seele zu sein scheinen“, wobei er mit Widerfahrnissen nicht beliebige ihr zukommende Widerfahrnisse meint (nicht nämlich die beständigen, das Denken betreffenden Wirklichkeiten), sondern alle diejenigen, durch welche der Seele ein Erleiden zuteilwird, wie ihre Neigung zum Körper und überhaupt ihr Leben gemäß der Vorstellung (προβολή). Denn dieses Widerfahrnis ist gewissermaßen in dem Abfall [der Seele] von sich selbst gelegen, da die beständige Wirklichkeit [der Seele] mit dem Wesen identisch und kein Hinzukommendes ist. Von den hinzukommenden Eigenschaften, die er hier Widerfahrnisse nennt, sind die einen der Seele eigentümlich, wie etwa das theoretische Erkennen der Seele in keiner Weise Wahrnehmung oder phantasia oder überhaupt den Körper benutzt. Soweit sie wahrnehmungsmäßig ist, der phantasia entspricht und das diese [Vermögen] benutzende praktische Erkennen ist, ist sie auch den anderen Lebewesen gemeinsam. Und sie kommen nicht nur den Lebewesen zu, die [aus Körper und Seele] zusammengesetzt sind, sondern auch der Seele selbst. So wie Aristoteles sagt, sie [die Widerfahrnisse] werden entweder mit ihr beginnen oder sie werden bei ihr aufhören.
Wir haben es hier wieder mit einer prononciert im obigen Sinne ‚psychologischen‘ Auffassung von Wesen vs. hinzukommende Eigenschaften der Seele zu tun. Pseudo-Simplikios deutet Aristoteles’ Sprache einer aus Definitionen von Essenzen beweisenden Wissenschaft im Sinne eines ontologisch gefärbten platonischen Bildes der Seele. Als eigentliches Wesen der Seele versteht er den νοῦς. Die hinzukommenden Eigenschaften deutet er demgegenüber, so wie Themistios und Philoponos/Ammonios auch, als Affekte der Seele (Widerfahrnisse, πάθη), von denen er dann aber noch weiter behauptet, dass sie aus dem νοῦς hervorgegangen und vom νοῦς abgefallene inferiore Zustände seien.39 Die Einzelheiten seiner Deutung brauchen uns hier nicht zu interessieren, doch zeichnet sich klar ab, dass er unter „Widerfahrnisse der Seele“ ausschließlich mentale Episoden verstanden wissen möchte, d. h. psychische Vorgänge mit Prozessstruktur (mit Anfang und Ende). Damit schließt er nicht nur – implizit – alle nicht-psychischen explananda der Seele in Aristoteles’ Wissenschaft lebendiger Dinge aus (Körperteile, biologische Prozesse, Lebensweisen, Charaktere usw.), sondern explizit auch alle nicht episodenhaft verfassten Aktivitäten des νοῦς. Mit letzteren scheint er sich auf unausgesetzte
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Vom νοῦς als Ursprung unserer seelischen Existenz hatte auch Philoponos in seiner Einleitung gesprochen (18, 1–19).
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noetische Wirklichkeiten zu beziehen, Denkvorgänge also, die keine Prozessstruktur haben. Es ergibt sich ein ganz ähnliches Bild wie zuvor. Auch Pseudo-Simplikios versteht die Unterscheidung zwischen dem Wesen der Seele und den ihr hinzukommenden Eigenschaften als Unterscheidung zwischen explanans und explanandum der Seelenlehre,40 fasst die Extension dieser Lehre jedoch in einer Weise, die alle nicht unmittelbar psychischen biologischen Phänomene außer Acht lässt und sich allein auf mentale Episoden als explananda beschränkt. Die Gründe, die diese Sichtweise motivieren, soweit sie sich aus dem Text erschließen lassen, scheinen wiederum ganz ähnlich zu sein. Auch PseudoSimplikios scheint die Seelenlehre als eine Übung in Selbsterkenntnis aufzufassen (1, 2 f.), wenngleich seine kurze Anmerkung zum Thema zu kurz ist, um eine Theorie dahinter auszumachen. Seine Absicht, die Auslegung von Aristoteles’ De anima in Übereinstimmung mit den Lehren des Jamblich vorzunehmen (1, 18–20), lässt aber Entsprechendes vermuten.41
4. Die Psychologisierung von De anima Die hier diskutierten Autoren verstehen Aristoteles’ Seelenlehre in De anima in einer Weise, die sie tendenziell auf die Erklärung psychischer Episoden einschränkt. Andere explananda, wie Körperteile usw., werden zwar nicht explizit ausgeschlossen, aber auch nicht erwähnt. Damit bleibt zwar die Auffassung von De anima als Teil einer Aristotelischen Wissenschaft erhalten, doch der Bezug zu den im engeren Sinne biologischen Schriften geht verloren. Wenn die Seelenlehre in den Augen dieser Autoren aber nur der wissenschaftlichen Erklärung psychischer Episoden dient (im engeren Sinne mentale Leistungen plus die Leistungen der vegetativen Seele), könnte man also zwar von einer Aristotelischen ‚Wissenschaft von der Seele‘ sprechen, doch nicht mehr von einer umfassenden Wissenschaft des Lebendigen. Wenn man ihre Erklärungen zu den hier diskutierten De anima-Stellen liest, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, unsere Autoren würden eine aus der Definition des Wesens der Seele und dem Beweis der ihr an sich hinzukommenden Eigenschaften aus dem Wesen der Seele bestehende Wissenschaft anvisieren, in der die an sich hinzukommenden Eigenschaften in psychischen Episoden,
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Dies wird besonders klar in seinem Kommentar zu 402 b 16 und b 25, wo er die Grundidee von Aristoteles’ explanatorischem Essentialismus darlegt (14, 25–15, 17). Blumenthal geht so weit zu sagen, dass „(…) De anima was pronounced to be a treatise about the rational soul (…)“ (1996, 168), was dann ganz richtig ist, wenn wir die nichtrationalen Teile der Seele als defiziente Formen des Abfalls der rationalen Seele betrachten.
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nicht aber in Körperteilen, Charakteren usw. bestehen. Nur steht zu befürchten, dass auch dies bereits eine starke theoretische Überfrachtung ihrer Ansichten darstellt: Es scheint vielmehr so, dass diese Autoren sich nicht wirklich systematisch Gedanken um den methodischen Aufbau von Aristoteles’ Wissenschaft vom Lebendigen beziehungsweise um die von ihnen implizit geltend gemachte ‚Wissenschaft von der Seele‘ gemacht haben. Abgesehen von den Wortbekenntnissen in den Kommentaren zu den Passagen in De anima, die auf den Aufbau der Wissenschaft vom Lebendigen verweisen – und mehr als Wortbekenntnisse sind es nicht –, finden sich keine Anzeichen dafür, dass es ihnen mit dem Verständnis dieser Wissenschaft ernst gewesen wäre.42 Entweder fehlte ihnen also das Interesse oder sie waren durch ihre moralpsychologische Auffassung der Seele sozusagen ‚betriebsblind‘ für die textliche Evidenz für die Existenz einer umfassenden Wissenschaft vom Lebendigen. Angesichts der Tatsache, dass Aristoteles seine Seelenlehre vielfach und so betont in den Zusammenhang seiner Wissenschaft vom Lebendigen stellt, bedarf dies der Erklärung. Wie kommt es zu dieser merkwürdigen Übereinstimmung in Betreff der von Aristoteles’ eigenen Absichten doch immerhin stark abweichenden Auffassung von der Extension der Wissenschaft vom Lebendigen? Die oben erwähnten Gründe – nachlassendes Interesse und Verlust des Glaubens an die Möglichkeit einer Wissenschaft von so niedrigen Gegenständen, wie Tiere und Pflanzen es sind (Lennox), sowie das moralpsychologischtheologisch motivierte Erziehungsprogramm im neuplatonischen Curriculum (Falcon) – finden sich durch die obige Diskussion bestätigt. Man kann die hier skizzierte Haltung der De anima-Kommentatoren zu Aristoteles’ Wissenschaft vom Lebendigen ohne Weiteres aus ihren platonistischen Ansichten über die Natur im Allgemeinen und ihren moralpsychologisch-ontologischen Interessen an De anima im Speziellen ableiten. Es handelt sich dabei in der Mehrzahl um Autoren, die in einer mehr oder weniger direkten Linie mit Philosophen wie Jamblich stehen. Sie waren diejenigen, an denen Blumenthal die von ihm als „Neoplatonization of Aristotle“ bezeichnete Entwicklung nachgewiesen hat.43 Es scheint, dass hier aber noch etwas anderes eine Rolle spielt als Schulzugehörigkeit. Vielleicht führt sich die Verkennung der biologisch-wissenschaftlichen Dimension von De anima ja nicht primär auf die philosophischen An- und Absichten der Kommentatoren zurück, sondern auf ein
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Philoponos, In Cat. 23, 1–15 will immerhin ein Beispiel geben, wie die Seele als ihr Wesen mentale Phänomene erklärt. Es geht dies aber nicht über das hinaus, was wir oben schon gesehen haben. Blumenthal 1996, 171. S. auch Steel 1978 und Perkams 2008.
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gemeinsames literarisches Vorbild? Alexanders von Aphrodisias De animaKommentar, der in dieser Hinsicht wohl besonders Schule gemacht hat, ist zwar nicht erhalten, aber in seinem systematisch angelegten Traktat Über die Seele, der sich der Sache nach eng sowohl an seine Auffassung des Aristoteles als auch an seinen De anima-Kommentar anlehnen dürfte,44 finden wir bereits eine ganz ähnliche Herangehensweise an Aristoteles’ Wissenschaft vom Lebendigen. Alexander beginnt die Abhandlung mit folgenden Worten: Es ist unser Vorsatz, über die Seele des im Entstehen und Vergehen begriffenen Körpers zu sprechen, nämlich sowohl welches ihr Wesen ist als auch welches und wie viele ihre Vermögen sind und welches die Unterschiede sind, die diese im Verhältnis zueinander haben. Da man nämlich vor allen anderen Dingen den Vorschriften der Götter gehorchen soll – und das „Erkenne dich selbst“ von der Pythia vorgeschrieben und öffentlich verkündigt wird, und dies nicht nur als von einer Gottheit, sondern auch von einer Gottheit, von der man glaubt, sie habe Wissen von dem, was in der Zukunft geschieht, die voraus- und weissagt, dass durch die Selbsterkenntnis einem jedem das naturgemäße Leben zuteilwerde, dass die Selbsterkenntnis in der Erkenntnis dessen besteht, kraft dessen man man selbst ist, und dass der Mensch kraft seiner Seele Mensch ist –, [deshalb] ist es notwendig, dass, wer der Gottheit gehorchen und das ihm naturgemäße Leben leben will, zuerst seine Einteilungen über die Seele gemacht haben muss und erkannt haben muss, was sie sei. (1, 1–2, 4) Hier begegnen uns bereits eine ganze Reihe von Hauptmotiven, die wir auch bei den späteren Kommentatoren gefunden haben: Die Auffassung des Studiums der Seele als einer Übung in Selbsterkenntnis und die Indienststellung des Studiums der Seele für einen ethisch-moralischen Zweck („naturgemäßes Leben zuteilwerde“ 45), bei gleichzeitiger, völliger Ausblendung des Gedankens einer umfassenden demonstrativen Wissenschaft vom Lebendigen. Alexanders Desinteresse für den wissenschaftlichen Zusammenhang von De anima mit den Werken der Biologie zeigt sich nämlich nicht nur hier im Proömium, das ja nicht mit dem Anspruch auftritt, Aristoteles’ De anima zu kommentieren, sondern auch in seinem Kommentar zu De sensu, wo er vergleichsweise ausführlich auf die Arbeitsteilung zwischen De anima und den Parva naturalia
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De An. 2, 4–9. Das Argument geht letztendlich auf den ersten Alkibiades zurück (128 e–135 b, insbesondere 133 d–134 b). Es steht exemplarisch für die moralpsychologische Auffassung des Studiums der Seele als des eigentlichen Selbst. Interessanterweise klingt Themistios’ Version (s. oben S. 150) fast wörtlich bei Plotin an (Enn. V 3, 1): „so wäre dies völlig absurd, wenn der νοῦς von anderen Dingen Kenntnis hätte, zu einer Erkenntnis und einem Wissen seiner selbst jedoch nicht imstande wäre“ (Übers. nach Beierwaltes 1991).
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zu sprechen kommt. Er deutet diese aber ausschließlich entlang der Unterscheidung zwischen ‚Seele selbst‘ und ‚Seele und Körper gemeinsam‘, ohne den Zusammenhang mit der Wissenschaft vom Lebendigen zu sehen.46 Im Unterschied zu den oben diskutierten Kommentatoren will Alexander natürlich ausgesprochener Aristoteliker und sogar Naturalist sein. Er situiert die Seelenlehre zur Gänze in der Naturphilosophie und betont den psychophysischen Charakter der meisten seelischen Leistungen (in Sens. 5, 18 f.). Alexander ist mit Sicherheit kein reiner Vertreter der von den übrigen Kommentatoren geteilten psychisch-moralpsychologischen Auffassung der Seele. Doch sein Ansatz, De anima als ein von dem Rest der Biologie unabhängiges Studium der Seele zu interpretieren und dieses Studium außerdem in einen moralpsychologischen Kontext zu stellen, kommt den platonistischen Anliegen der Kommentatoren mindestens auf halbem Wege entgegen. Alexander hat es ihnen jedenfalls leicht werden lassen, Aristoteles’ Aussagen über das explanatorische Prinzip der Wissenschaft vom Lebendigen als Aussagen über psychische Episoden zu verstehen und den mit Blick auf die Biologie bestimmten Seelenbegriff in De anima damit zu psychologisieren. Warum sollten sie sich auch die Mühe machen, die wissenschaftliche Struktur bloßzulegen, für die De anima das erste Prinzip liefern will, wenn schon hartgesottene Naturalisten vom Schlage Alexanders dies nicht taten? Der Neuplatonisierung von De anima scheint so deren Psychologisierung voranzugehen. Schon Plotin jedenfalls greift Alexanders Worte aus seinem Proömium auf: (…) Denn da so viel verhandelt und untersucht wird, wobei könnte man mit besserem Grund verweilen als bei der Seele? Aus vielen anderen Gründen und vor allem deshalb, weil sie nach beiden Seiten Erkenntnis gewährt, sowohl über die Dinge, deren Urgrund sie ist, wie über diejenigen, von denen sie entstammt. Auch folgen wir wohl, wenn wir darüber,
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Dies zeigt sich vor allem in seiner Deutung des Wortes πράξεις in De sens. 1.436 a 4 ff., das er nicht als eine der an sich hinzukommenden Eigenschaften der Seele deutet – zusammen, zumindest soweit die Tiere davon betroffen sind, mit Körperteilen, Lebensweise und Charaktereigenschaften (s. Hist. an. I 1.487 a 11 ff., s. Corcilius 2023) –, sondern im Sinne von ‚Wirklichkeit‘ der Seele im Körper: „Die Bezeichnung der Tätigkeit verwendet er [scil. Aristoteles] hier, so wie er es auch woanders gewohnt ist, in einem weiteren Sinne anstatt der Bezeichnung der Wirklichkeit“ (κοινότερον ἀντὶ τοῦ τῆς ἐνεργείας )ὀνόματι* κέχρηται, in Sens. 4, 3–5). Es ist zwar ganz richtig, dass die Tätigkeiten der Lebewesen ἐνέργειαι ihrer Seelen sind, sie jedoch nur als solche zu verstehen, anstatt sie konkret auf die Phänomene der Wissenschaft vom Lebendigen zu beziehen, lässt den Zusammenhang der Schrift mit den anderen biologischen Werken außer Acht. Alexander merkt an einer Stelle seines De sensu-Kommentars sogar an, dass Hist. an. ja untersuche, ob es nicht auch eine Art Fische gibt, die nicht schlafen (in Sens. 6, 20–22). Auf den hier wirklich mit Händen zu greifenden Schluss, dass das Kapitel in Hist. an. IV 10, auf das er sich damit bezieht, genau die Phänomene liefert, deren Ursachen in De somno gegeben werden, kommt er dabei nicht.
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was die Seele ist, unsere Prüfung anstellen, dem Gebot des Gottes, welcher gebietet, uns selber zu erkennen. Und wenn wir alles andere erforschen und ausfindig machen wollen, so ist es doch nur recht und billig, danach zu forschen, was denn dies Forschende ist (…)“ (IV 3, 1, 4–11, übersetzt von Harder). Dies hat seine Wirkung auf nachfolgende Platoniker offenbar nicht verfehlt. Es lässt sich also eine Tradition der inhaltlichen Aneignung von De anima durch die Kommentatoren feststellen, die Aristoteles’ Seelenlehre aus ihrem biologischen Kontext herauslöst und bis zu einem gewissen Grad verselbstständigt. Weitere Merkmale dieser Tradition sind es, dass sie das Seelenstudium in einen moralpsychologischen, auf die Erkenntnis des eigenen Selbst abzielenden Zusammenhang rückt. Dieser Tradition gehören sowohl Peripatetiker als auch Platoniker an. Die spätantiken Kommentatoren werden ihren Zugang zu De anima daher mit einiger Wahrscheinlichkeit entweder von Alexander übernommen haben oder sie werden sich überhaupt erst nur für Alexanders Ansatz interessiert haben, weil sie in seiner Behandlung des Gegenstands einen kongenialen Zugang zum Studium der Seele sahen. Historisch geht der Platonisierung von Aristoteles’ Seelenlehre ihre Entwissenschaftlichung und die Psychologisierung ihres Inhalts voraus. Dies ist eine Entwicklung, die sich bis auf Alexander von Aphrodisias zurückverfolgen lässt. Die Frage ist, wie Alexander dazu kam, Aristoteles’ Seelenlehre aus ihrem biologischen Kontext herauszulösen. Die Antwort auf diese Frage liegt im Dunkeln unserer Unkenntnis der philosophischen Diskussionen zu hellenistischer und imperialer Zeit. Es ist aber unverkennbar, dass Alexanders Werke auf die damalige, stark durch die Philosophie der Stoa geprägte Diskussion reagieren.47 Dass sie dies tun, heißt, dass sie die Fragen dieser Diskussion als legitime Ausgangspunkte ihrer eigenen Argumentation und Interpretation angesehen haben.48 Die Verquickung und Abhängigkeit von Alexanders Denken über die Seele mit stoischen Begrifflichkeiten geht aber tiefer, als es der Gedanke einer bloßen Auseinandersetzung mit ihren Positionen vielleicht nahelegt. Alexander scheint in einigen seiner Grundansichten von dem damaligen, wesentlich durch die Stoiker geprägten state of the art in der Philosophie in einem Maße beeinflusst,49 dass er sie sich offenbar unbewusst bis zu einem gewissen Grad zu Eigen gemacht hat. Dies gilt insbesondere für Schlüsselterme der stoischen Psychologie wie ἡγούμενον, aber auch συνκατάθεσις, deren
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So wie ja auch wenig später Plotins Argumente für die Unkörperlichkeit der Seele in Enn. IV 7. S. Boys-Stones 2017, 250 ff. Über das Phänomen äußert sich Moraux 1984, 268 f.
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Konzeptionen bei Alexander stoischen Einfluss verraten (vgl. de An. 78, 13– 21). Vielleicht mag auch eine Beeinflussung Alexanders durch mittelplatonische Denker eine Rolle gespielt haben. Aber dies liegt, wie gesagt, im Dunkeln. Die moralpsychologische, auf psychische Episoden als hauptsächliches explanandum der Seelenlehre abzielende Auffassung von Aristoteles’ De anima – das, was ich hier ‚Psychologisierung‘ genannt habe – ist jedenfalls im Ansatz bei Alexander belegbar und sie ist mit der biologischen Auffassung der Seele als Prinzip einer umfassenden Wissenschaft vom Lebendigen nicht kompatibel. Es könnte also durchaus sein, dass die Ausblendung der wissenschaftlichen Dimension von De anima durch die spätantiken Kommentatoren nicht so sehr eine Folge ihrer Überzeugungen und Interessen als ein Nebenprodukt ihrer Orientierung am großen Kommentator Alexander von Aphrodisias war.
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Programmatische Anfangssätze in Aristotelischen Pragmatien und ihre Auslegung durch die spätantiken Kommentatoren Gyburg Uhlmann
1. Einleitung Wie die überlieferten Schriften des Aristoteles insgesamt, so haben auch die Anfangssätze dieser Texte sehr unterschiedlichen Charakter sowie unterschiedliche Adressaten und Rezeptionskontexte. Bereits bei einer noch ganz oberflächlichen Betrachtung lassen sich solche Anfänge unterscheiden, in denen Inhalte der folgenden Schrift aufgezählt werden, von solchen Anfangssätzen, die ein einzelnes Sachproblem oder eine Definitionsnotwendigkeit aufgreifen, von solchen, die – in unterschiedlicher Weise – allgemeinen Charakter besitzen und über Ziel und Gegenstand der vorliegenden Schrift hinausgreifen oder hinauszugreifen scheinen. Wir werden dafür einige Beispiele betrachten. Wenn wir uns nun vorläufig auf die dritte Art konzentrieren, dann finden wir hier Beispiele, die man als programmatisch bezeichnen kann oder in der Forschung so bezeichnet hat. Dazu zählen z. B. die Metaphysik, die Nikomachische Ethik und die Zweiten Analytiken. Doch was besagt der Begriff ‚programmatisch‘ eigentlich? Obwohl der Ausdruck gängig ist, hat er bisher keine spezifische Prägung erhalten. Als Substantiv wird der Begriff vor allem für Gruppierungen verwendet, und dort zumeist für politische Gruppierungen. Für diese werden unter dem Begriff der Programmatik das Regelwerk und die Praktiken zusammengefasst, durch die die kollektive Identität der Gruppierung konstituiert wird und die die Kriterien bilden, mittels derer sich eine Mitgliedschaft in einer solchen Gruppierung definiert.1 Das Adjektiv ‚programmatisch‘ bezieht sich zumeist auf sprachliche Handlungen und bezeichnet Propositionen, die richtungsweisend sind und/ oder Grundsätze für etwas formulieren und zusammenfassen. Auch in der Aristotelesforschung wird das Wort oft recht unbestimmt verwendet, um eine
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Vgl. Lijphart 1990, bes. 253 f.; Ju 2005, 20 f.
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zentrale Aussage zu markieren, deren Bedeutung über den einzelnen Kontext hinausgeht und für die Disziplin insgesamt oder für Aristoteles’ Philosophie oder Teile von ihr Gültigkeit und Wichtigkeit besitzt. Der Zusammenhang zur substantivischen Verbindung ist gleichwohl leicht sichtbar: auch adjektivisch verwendet bezieht sich der Begriff auf identitätsbildende Praktiken, die für eine Gruppe und/oder Institution konstitutiv und handlungsleitend sind. Im Fall der programmatischen Aussage liegt es zudem nahe, die Identitätsstiftung nicht nur oder nicht primär auf den Autor der Aussage, sondern (vor allem) auf die Rezipienten und Adressaten zu beziehen. Sie gewinnen durch die Sätze Orientierung mit Blick auf etwas Gesagtes oder einen zu bestimmenden Gegenstand. Mit anderen Worten: der Ausdruck ‚programmatisch‘ ist ein nützlicher Terminus für eine praxeologische Analyse von Texten.2 Das heißt, für einen Zugriff auf die Texte, der aus einer Kulturtheorie schöpft, die die historischen Akteure in den Vordergrund ihrer Betrachtung stellt und den konkreten historischen Handlungen und ihren strukturellen gesellschaftlich-kulturellen Grundlagen nachspürt. Das schließt die Frage mit ein, wie sich das Zusammenspiel zwischen Autor bzw. Lehrer und Zuhörerschaften ableiten lässt. Der Terminus ‚Programm‘ ist vom griechischen προγράφω bzw. πρόγραμμα abgeleitet. Das Verb προγράφω bedeutet „etwas vorschreiben“ oder „öffentlich bekannt machen“. Das Nomen πρόγραμμα meint in der griechischen Antike eine öffentliche Bekanntmachung und wird auch für die Bekanntmachung eines Gesetzes verwendet. Die oben beschriebene Bedeutung hat in Antike und Spätantike kein Pendant. Das Wort selbst ist also in der Antike und Spätantike zwar belegt, ist aber kein zentraler Terminus und besitzt dort nicht in der gleichen Weise die Bedeutung einer inhaltlich richtungsweisenden Aussage, vielmehr ist das semantische Spektrum eher formal konnotiert und umfasst Bedeutungen wie ‚Titel‘, ‚Anrede‘, ‚Tagesordnung‘ (also, das, was für den Tag vorgesehen ist), ‚Vorschrift‘, ‚Verfügung‘ u. Ä.3 Freilich lassen sich inhaltliche Aspekte nicht vollständig davon trennen. Ein interessantes Beispiel für diese Tendenz stammt aus dem anonymen, unter Philoponos’ Namen überlieferten Kommentar zum dritten Buch von Aristoteles’ De anima: Τὸ τὰ δ’ ἐ ν ἀ φ α ι ρ έ σ ε ι ο ἱ ο ν ε ὶ πρόγραμμά ἐστι τοῦ λόγου, ὥσπερ καὶ ἐν τοῖς Ἱπποκρατείοις εὑρίσκομεν, οἷον ἐν τοῖς γυναικείοις, πρόλογον “τὰ δὲ
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Impulsgebend für solche Analysen ist Bourdieu 2009; s. auch Reckwitz 2003. Interessante – über den Skopos des gegenwärtigen Papiers hinausgehende – Erkenntnisse ließen sich hierfür insbesondere durch eine eingehende Analyse der Stellen im Korpus Galens sowie bei den griechischen Kirchenvätern gewinnen.
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ἀμφὶ γυναικείων νούσων”. οὕτως οὖν καὶ ἐνταῦθα λέγει τ ὰ δ ὲ ἐ ν ἀ φ α ι ρ έ σ ε ι . βουλόμενος δεῖξαι πῶς νοοῦνται τὰ ἐν ἀφαιρέσει, ἐπάγει· νοεῖ, φησίν, ὥσπερ σιμόν. τὸ γὰρ σιμὸν μεθ’ ὕλης νοεῖται, τὸ δὲ καμπύλον ἄνευ ὕλης. τὰ οὖν μαθήματα, ἃ λέγει ἐν ἀφαιρέσει, τῷ καμπύλῳ ἀναλογεῖ· τὸ γὰρ καμπύλον ὡς ἄυλον γίνεται, ἐν ἀφαιρέσει ὄν. οὕτω τὰ μαθηματικὰ οὐ κεχωρισμένα ὡς κεχωρισμένα νοεῖ. βούλεται διὰ τούτων τὴν φύσιν τῶν μαθημάτων εἰπεῖν, ὅτι ταῦτα κεχωρισμένα νοοῦνται, ἀλλ’ οὐχ ὡς κεχωρισμένα τῇ ἐνεργείᾳ ἀλλὰ μόνον τῇ ἐπινοίᾳ. (Ps.-Phlp. in de an. 566, 9–18) Der Ausdruck ‚das, was durch Abstraktion ausgesagt wird‘ ist gleichsam eine Ankündigung des Arguments, so wie wir auch in den Hippokratischen Schriften, wie z. B. in den gynäkologischen, als Ankündigung ‚das, was Frauenleiden betrifft‘ finden. Ebenso verwendet er auch hier die Formel ‚das, was durch Abstraktion ausgesagt wird‘. Weil er zeigen will, wie das, was abstrahiert ist, gedacht wird, führt er so heran: man denkt )es* so wie das Stupsige. Denn das Stupsige wird zusammen mit der Materie gedacht, das Gebogene aber ohne Materie. Die mathematischen Gegenstände, die er meint mit dem Ausdruck ‚in Abstraktion‘, entsprechen dem Gebogenen. Denn das Gebogene entsteht gleichsam materielos, wobei es in Abstraktion/abstrahiert ist. Ebenso denkt er auch die mathematischen Gegenstände, die nicht abgetrennt sind, so als wären sie abgetrennt. Auf diese Weise will er das Wesen der mathematischen Gegenstände beschreiben, nämlich dass sie als abgetrennte gedacht werden, aber nicht als abgetrennt der Wirklichkeit nach, sondern nur dem gedanklichen Zugriff nach. τὰ δὲ ἐν ἀφαιρέσει stehe, so der Kommentator, sozusagen als Ankündigung für den folgenden Gegenstandsbereich. Der Mathematiker betrachte seine Gegenstände nicht als wirklich von einer Materie getrennte, sondern trenne die Materie nur in seinem gedanklichen Zugriff von den eidetischen Aspekten der Gegenstände ab. Der Ausdruck τὰ δὲ ἐν ἀφαιρέσει fasse den Kerngedanken dieser spezifischen Betrachtungsweise zusammen und fungiere so als eine Art Platzhalter. Ein zweites Beispiel stammt aus der Athenaion Politeia. Aristoteles beschreibt hier die Aufgaben und Pflichten der Prytanen. καὶ ἐπειδὰν συναγάγωσιν οἱ πρυτάνεις τὴν βουλὴν ἢ τὸν δῆμον, οὗτος κληροῖ προέδρους ἐννέα, ἕνα ἐκ τῆς φυλῆς ἑκάστης πλὴν τῆς πρυτανευούσης, καὶ πάλιν ἐκ τούτων ἐπιστάτην ἕνα, καὶ παραδίδωσι τὸ πρόγραμμα αὐτοῖς· οἱ δὲ παραλαβόντες τῆς τ’ εὐκοσμίας ἐπιμελοῦνται κτλ. (Ath. Pol. 44, 2 f.) Immer wenn die Prytanen den Rat oder die Volksversammlung zusammenrufen, wählt er [sc. der Direktor der Prytanen] neun Prohedren durch das Los, einen aus jeder Pyle außer aus derjenigen, die zu dieser Zeit das
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Gyburg Uhlmann Amt der Prytanen innehat, und wiederum aus diesen auf dieselbe Weise einen Vorsteher, und übergibt diesen die Tagesordnung (πρόγραμμα). Diese nehmen sie an sich und sorgen für die Aufrechterhaltung der Ordnung, […].
πρόγραμμα ist hier im Sinne von ‚Tagesordnung‘ verwendet und Teil der Beschreibung des formalen Prozederes. Die formale Bedeutung steht damit ganz im Vordergrund, allerdings auch hier in einer Weise, die sich auf institutionelle Dynamiken zwischen Protagonisten bezieht. Das soll für unsere hiesigen Zwecke genügen. Wenn man ‚programmatisch‘ oder ‚Programmatik‘ bei Aristoteles zur Unterscheidung unterschiedlicher Konzepte für den Beginn einer Schrift ansetzen will, kann man also nicht allein von antiken Verwendungen ausgehen, sondern muss – an antike Verwendungen anknüpfend – auf dem modernen Begriffsgebrauch einer richtungsweisenden kommunikativen Praxis, die identitätsstiftend und orientierend für eine Gruppe ist, aufbauen. Identitätsstiftend aber sind für Gruppen und Institutionen, die philosophisch oder wissenschaftlich in dem Sinne sind, dass in ihnen das Streben nach bestimmten Erkenntnissen und Wissensbeständen im Zentrum steht, bestimmte Formen von über das Einzelne hinausweisenden Einsichten und von auf etwas Allgemeines bezogenem Wissen. Damit ist ein Anfang gemacht, aber noch nicht das Ziel erreicht, eine hinreichende Ordnungskategorie zu gewinnen, die den spezifischen Charakter unterschiedlicher Anfänge von Pragmatien bezeichnet. Ein zweiter Begriff und seine Funktionsbestimmung in der Antike können uns weitere Anhaltspunkte liefern: Ich meine die Kategorie ‚Proömium‘, die den Anfangsabschnitt einer Rede benennt. Aristoteles erörtert die Funktion von Proömien in seiner Rhetorik und weist ihnen gegenüber der Darstellung des Sachverhalts und der Argumentation (πίστις) untergeordneten Rang zu (Rhet. III 13.1414 a 30 ff. und 14.1414 b 20 ff.). Aristoteles sagt in Rhetorik III 13 f., dass das Proömium (einer Gerichtsrede) einen Hinweis auf den folgenden Inhalt geben soll, damit die Hörer vorher wissen, was sie erwartet und ihre Gedanken nicht in der Luft hängen. Denn das Undefinierbare, sagt Aristoteles, führt die Gedanken auf Irrwege. ἐν δὲ προλόγοις καὶ ἔπεσι δεῖγμά ἐστιν τοῦ λόγου, ἵνα προειδῶσι περὶ οὗ [ᾖ] ὁ λόγος καὶ μὴ κρέμηται ἡ διάνοια· τὸ γὰρ ἀόριστον πλανᾷ· ὁ δοὺς οὖν ὥσπερ εἰς τὴν χεῖρα τὴν ἀρχὴν ποιεῖ ἐχόμενον ἀκολουθεῖν τῷ λόγῳ. (Rhet. 1415 a 11–14) In den Reden und Epen gibt es [sc. das Proömium] einen Hinweis auf die )folgende* Rede, damit die Zuhörer vorher wissen, worüber die Rede
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ist und das Denken nicht in der Luft hängt. Denn das, was unbestimmt ist, führt die Gedanken in die Irre. Wer nun den Anfang dem Zuhörer gleichsam in die Hand gibt, bewirkt, dass er der Rede folgen wird, indem er sich daran festhält. Als Beispiele verweist Aristoteles auf Ilias und Odyssee sowie auf die Tragiker und formuliert dann für Dichtungs- und Prosarede das gemeinsame Spezifikum des Proömiums: τὸ μὲν οὖν ἀναγκαιότατον ἔργον τοῦ προοιμίου καὶ ἴδιον τοῦτο, δηλῶσαι τί ἐστιν τὸ τέλος οὗ ἕνεκα ὁ λόγος (διόπερ ἂν δῆλον ᾖ καὶ μικρὸν τὸ πρᾶγμα, οὐ χρηστέον προοιμίῳ)· [...] (Rhet. 1415 a 22–25) Die notwendigste Funktion des Proömiums und für dieses spezifisch ist es, aufzuzeigen, was das Ziel, woraufhin die Rede geht, ist. Deshalb braucht man, wenn die Sache klar und unbedeutend ist, auch kein Proömium zu verwenden. Der letzte Satz macht bereits die Skepsis, die Aristoteles diesem Redeteil entgegenbringt, und die relativ geringe Bedeutung, die er ihm zuweist, deutlich. Denn viele der dem Proömium traditionell zugewiesenen Funktionen sind nach Aristoteles sachfremd und tragen dazu bei, dass die Redekunst in den Ruf gerät, die Zuhörerinnen und Zuhörer zu verwirren und einzulullen, anstatt sie auf das Überzeugende, das im Sachverhalt liegt, hinzuweisen.4 Aristoteles erörtert daher ausführlich, warum und inwiefern die von anderen Rednern vertretene Ansicht, das Proömium diene dazu, die Aufmerksamkeit der Hörer zu erwecken oder zu beeinflussen, zu verwerfen sei. Vielmehr müsse der Beginn der Rede lediglich kurz Orientierung geben und auf den spezifischen Sachverhalt hinführen. Alles andere sei nur Konzession an ein schlechtes Publikum, das zu einer reinen Sachdiskussion nicht oder nicht durchgängig in der Lage ist. δεῖ δὲ μὴ λανθάνειν ὅτι πάντα ἔξω τοῦ λόγου τὰ τοιαῦτα· πρὸς φαῦλον γὰρ ἀκροατὴν καὶ τὰ ἔξω τοῦ πράγματος ἀκούοντα· ἐπεὶ ἂν μὴ τοιοῦτος ᾖ, οὐθὲν δεῖ προοιμίου, ἀλλ’ ἢ ὅσον τὸ πρᾶγμα εἰπεῖν κεφαλαιωδῶς, ἵνα ἔχῃ ὥσπερ σῶμα κεφαλήν. (Rhet. 1415 b 4–9) Man darf nicht unbeachtet lassen, dass all dies nicht zur Argumentation gehört. Denn es ist auf einen schlechten Zuhörer, der auch auf das hört, was nicht zur Sache gehört, zugeschnitten. Denn wenn es solche nicht gäbe, wären auch keine Proömien notwendig, sondern man müsste nur
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Zum Konzept der Rhetorik bei Aristoteles s. Uhlmann 2019a, 139–148.
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Gyburg Uhlmann die Sache in ihren Hauptpunkten benennen, damit sozusagen der Körper )der Rede* einen Kopf hat.
Daher müssen wir fragen, inwiefern die Anfangssätze der Aristotelischen Pragmatien in gerade diesem Sinne Sachorientierung erzeugen und auf welche Art von Publikum sie abzielen.
2. Aristoteles und die Programmatik von Anfangssätzen – eine pragmatische Perspektive Als Leithypothese für meine Interpretation der Anfänge Aristotelischer Pragmatien lege ich, den modernen Begriffsgebrauch und den genannten antiken Zugang aufgreifend, zugrunde, dass die Anfangssätze die Schrift in unterschiedlicher Weise in den Lehr- und Forschungspraktiken des Aristoteles kontextualisieren und ihr bestimmte Funktionen zuweisen. Sie fungieren damit als Ordnungsgeber und geben so Orientierung für die weitere Lektüre und den Horizont, in den sie zu stellen ist. Das geschieht auf unterschiedliche Weisen und hängt von dem angesprochenen Publikum bzw. den angesprochenen Studenten, aber auch von der Verortung der Disziplin im Kosmos der Aristotelischen Wissenschaften ab. Dabei ist diese Verortung nicht als etwas Statisches zu sehen, sondern als etwas, das durch die Impulse und Aussagen zu Beginn der Schrift gelenkt und beeinflusst wird.5 (Als Beispiele hierfür können die Schrift De partibus animalium sowie andere biologische Schriften dienen, bei denen die Suche nach dem richtigen Ort und Kontext von Sachgegenstand und Disziplin zur wissenschaftlichen Praxis selbst gehört.) Ich unterscheide – wiederum als Anfangshypothese – zwischen den folgenden Orientierungsstrategien der Pragmatien(anfänge): 1. programmatische Sätze, die Erkenntnisse formulieren, deren Einsicht richtungsweisend und identitätsstiftend für das angesprochene Publikum ist und die daher oftmals eine neue Richtung innerhalb einer Wissenschaft vorgeben und bei einem Publikum einführen wollen; 2. die Pragmatie wissenschaftssystematisch oder historisch/wissenschaftsgeschichtlich verortende Sätze
5
Zur Adressatenorientierung in Aristoteles’ Argumentationspraxis habe ich gerade eine Monographie in Arbeit. S. auch Uhlmann 2017a; Uhlmann 2019b.
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3. Sätze, die den Inhalt und die inhaltliche Struktur der Schrift benennen oder andeuten – dazu gehört die Sonderform von Sätzen, die die Reihenfolge der zu behandelnden Themen ankündigen 4. Skopos-Sätze, die angeben, welcher Gegenstand verhandelt werden wird (im Unterschied zu solchen, die die Wissenschaft von diesem Gegenstand und ihre Ordnung adressieren) 5. den Sonderfall von Schriften, in denen ein Satz, der als Einleitung aufgefasst werden kann, fehlt oder bei denen es Schwierigkeiten bereitet, dem ersten Satz eine für die Lektüre richtungsweisende Funktion zuzuweisen. Dazu gehören z. B. – Sätze, die notwendige Sachdefinitionen einführen – Sätze, die auf die Schwierigkeit der Behandlung des Gegenstands hinweisen (die freilich enge Verbindung mit kontextualisierenden Sätzen und mit Skopos-Sätzen haben können). Selbstverständlich finden wir diese Strategien nicht immer in Reinform, sondern häufig in Kombination und einander überschneidend sowie ineinandergreifend. Schauen wir beispielhaft auf den Beginn von De partibus animalium, der freilich als Proömium unmittelbar nur die Kapitel des ersten Buches eröffnet.6 Mittelbar kann es jedoch auch als Folie und Orientierung für die nachfolgenden Bücher gelesen werden, nicht weil die Texte ursprünglich oder zu irgendeinem Zeitpunkt während der Lebenszeit des Aristoteles zu einer Schrift verbunden worden sind, sondern weil sie alle Studien mit biologischen Themen sind, deren Disposition und Präsentation bestimmt ist und/oder reflektiert wird in methodischen Partien wie der uns hier vorliegenden. Aristoteles greift auf solche Grundlagen in unterschiedlicher Häufigkeit und Intensität dort zurück, wo es der Argumentationskontext verlangt und von den adressierten Leserinnen und Lesern oder Zuhörerinnen und Zuhörern verstanden werden kann. Περὶ πᾶσαν θεωρίαν τε καὶ μέθοδον, ὁμοίως ταπεινοτέραν τε καὶ τιμιωτέραν, δύο φαίνονται τρόποι τῆς ἕξεως εἶναι, ὧν τὴν μὲν ἐπιστήμην τοῦ πράγματος καλῶς ἔχει προσαγορεύειν, τὴν δ’ οἷον παιδείαν τινά. πεπαιδευμένου γάρ ἐστι κατὰ τρόπον τὸ δύνασθαι κρῖναι εὐστόχως τί καλῶς ἢ μὴ καλῶς ἀποδίδωσιν ὁ λέγων. τοιοῦτον γὰρ δή τινα καὶ τὸν ὅλως πεπαιδευμένον οἰόμεθ’ εἶναι, καὶ τὸ πεπαιδεῦσθαι τὸ δύνασθαι ποιεῖν τὸ εἰρημένον. (De part. an. 639 a 1–8) In Bezug auf jede Wissenschaft und Methode, über eine niedrigere ebenso wie in Bezug auf eine bedeutendere, scheinen es zwei Arten von Erkennt-
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Zur Buchgestalt und Genese der Schrift s. Balme 1972, 69.
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Gyburg Uhlmann nishaltungen zu geben, von der man die eine zu Recht als Wissen von der Sache ansprechen darf, die andere aber als eine gewisse Gebildetheit. Denn es ist Sache eines Gebildeten, auf vernünftige Weise beurteilen zu können, ob der Forscher gut oder nicht gut gesprochen hat. Von solcher Art meinen wir, dass der universell Gebildete ist, und dass Gebildetsein bedeutet, gerade das tun zu können.
Aristoteles unterscheidet zu Beginn der Schrift zwischen zwei verschiedenen Grundlagen der Urteilsfähigkeit. Die eine nennt er Wissen (ἐπιστήμη) von der Sache, die andere „eine bestimmte Gebildetheit/Bildung“ (παιδεία). Beide beziehen sich auf die Beurteilung der Richtigkeit oder Falschheit von Argumenten (sc. in Bezug auf eine bestimmte Sache). Bei dieser Evaluation geht es jedoch um etwas Spezifischeres, als es zunächst den Anschein haben könnte. Denn Aristoteles führt weiter aus, dass es ganz unterschiedliche Herangehensweisen an die Erkenntnis eines Sachverhalts oder Zusammenhangs geben kann, die jeweils Vorteile und Nachteile aufgrund ihrer Allgemeinheit resp. Partikularität besitzen. Wie Balme, Kullmann und Gotthelf herausgearbeitet haben, setzt Aristoteles in De partibus animalium seine Wissenschaftstheorie und Methodenlehre der Zweiten Analytiken voraus oder legt sie jedenfalls mehr oder weniger implizit zugrunde.7 Er macht hier zu Beginn der Schrift deutlich, dass die Anforderung für den Leser oder Hörer biologischer Erörterungen wie dieser nicht die Fähigkeit ist, selbst die notwendigen und hinreichenden Ursachen zu ermitteln, sondern die Fähigkeit, eine vorliegende Ursachenerklärung nachzuvollziehen und kritisch zu bewerten. Damit eröffnen sich vielfältige Bezüge zu den Analytiken, aber noch viel mehr wird auf diese Weise eine recht konkrete Charakterisierung des adressierten Publikums und eine Kontextualisierung der biologischen Erkenntnisse und Diskussionen in einen öffentlichen Raum begründet, der gemeinsam von allgemein Gebildeten, und mehr oder weniger spezifisch fachlich Gelehrten besetzt wird oder besser: besetzt werden soll. Denn Aristoteles unternimmt eben mit dieser Schrift und ihrem Beginn die Etablierung eines solchen Diskussionsraums und Themenkreises. Ganz ähnlich argumentiert Aristoteles auch in der Nikomachischen Ethik, in der ebenfalls der πεπαιδευμένος, der sowohl mit Bezug auf etwas Bestimmtes als auch allgemein Gebildete, und seine Urteilsfähigkeit angesprochen wird. Die Stelle (1094 b 27–1095 a 1) findet sich bekanntlich im dritten Kapitel des ersten Buches, das einen methodischen Exkurs bietet, ehe zu Beginn des vierten Kapitels der Anfangssatz („Jede Kunst und jede Metho-
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S. z. B. Balme 1987; Gotthelf 1987; Kullmann 1974.
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de, genauso auch jede Handlung und Handlungsentscheidung scheint nach einem bestimmten Guten zu streben“) wieder aufgegriffen wird und Aristoteles das Thema noch einmal neu beginnt. Dort in der Ethik diskutiert Aristoteles den bestimmten Gegenstandsbereich der Ethik, in der keine vollständige rationale Genauigkeit (ἀκρίβεια) erzielt werden könne, sondern stattdessen mit Häufigkeiten und dem Normalfall argumentiert werden müsse (ὡς ἐπὶ τὸ πολύ: E. N. 1094 b 21). Dadurch, dass nach unserer Stelle der ‚programmatische‘ – ich verwende diesen Ausdruck in dem oben beschriebenen Sinn – Anfangssatz wieder aufgegriffen und damit ein Neuanfang gesetzt wird, erhält diese Charakterisierung und Etablierung einer Zuhörerschaft besonderes Gewicht. In diesem Neuanfang wendet sich Aristoteles dann ganz ausdrücklich an ein so qualifiziertes Publikum und fordert seine Zuhörer damit heraus, eben diesen Ansprüchen zu genügen. Beide Texte sind nicht ohne die Folie der Attacke in Isokrates’ Antidosis zu denken. Wie der Protreptikos, so sind auch diese methodischen Anfangssätze und Exkurse für Aristoteles ein Instrument der Auseinandersetzung mit dem rhetorisch dominierten Philosophiekonzept des Isokrates, für den jede Art der Beschäftigung mit Wissen im Sinne des Aristoteles, also mit der Erkenntnis bestimmter Sachgründe, bloß spielerisches Training für junge Leute, aber keine ernsthafte Beschäftigung für Erwachsene sein kann.8 Aristoteles hebt mit dem Anfang von De partibus animalium und mit seinen Äußerungen in der Nikomachischen Ethik die von Isokrates insinuierte Dichotomie zwischen politisch konkret Nutzbarem und überflüssigem Zeitvertreib auf und etabliert weitere Formen wissenschaftlicher Erkenntnis als wichtige und ehrenwerte Betätigungen und Interessen, die in öffentlichen Räumen eine Stimme verdienen. Mit dem Beginn von De partibus animalium unternimmt Aristoteles zweierlei: Er setzt die Biologie in den Kontext einer Vielzahl von anderen Wissenschaften, die neben der praktischen Philosophie Aufmerksamkeit und Beschäftigung mit ihnen verdienen; und er wendet sich an bestimmte (mögliche oder aktuelle) Zuhörerinnen und Zuhörer sowie Leserinnen und Leser, die für eine solche Beschäftigung interessiert und gewonnen werden sollen. Wenn er das tut, hat das noch eine besondere Bewandtnis: Denn zugleich mit dem apologetischen Bekenntnis zur Bedeutung von Wissensdiskursen, die über reine Fachkreise hinausreichen, etabliert Aristoteles damit die von ihm neu begründete Disziplin der Biologie, also der Beschäftigung mit Pflanzen
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S. Uhlmann 2019a, 133–137. Zu den Bezugnahmen zwischen Platon und Isokrates s. Roth 2003, 93–97; Ries 1959; Eucken 1983; Wareh 2012; s. zu den diskursiven Verflechtungen im 4. Jh. auch Uhlmann 2017b.
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und Tieren. Er motiviert und interessiert seine Adressatinnen und Adressaten/ Rezipientinnen und Rezipienten somit erstmals für die Wissenschaft der Biologie. Eine mögliche negative oder skeptische Voreinstellung wird gleich zu Beginn mit dem Hinweis auf „geringere oder weniger ehrwürdige“ Betrachtungen adressiert und damit eingefangen.9 Er gibt damit in doppelter Weise Orientierung (mit Blick auf den Gegenstand und mit Blick auf dessen Verortung im Kontext anderer Wissenschaften), und zwar in einer Weise, die ganz und gar adressatenorientiert ist, sich also primär darauf ausrichtet, ein Publikum zu erreichen oder es überhaupt erst zu konstituieren. Diese Orientierung besteht damit besonders auch darin, den anvisierten Gegenstand als veritablen Gegenstand eines gebildeten Interesses zu konsolidieren. Aristoteles kündigt also eine bestimmte Beschäftigung/Form der Auseinandersetzung nicht nur an, er konnotiert sie zugleich auch auf bestimmte, werbende Weise, die mögliche Einwände aufgreift und die bevorstehende Praxis im Umfeld bekannter Wissenschaften kontextualisiert. Als zweites Beispiel für den Beginn einer Schrift werfen wir einen Blick auf die Kategorienschrift. Sie beginnt bekanntlich auf den ersten Blick wenig programmatisch mit einer Begriffsklärung. Ὁμώνυμα λέγεται ὧν ὄνομα μόνον κοινόν, ὁ δὲ κατὰ τοὔνομα λόγος τῆς οὐσίας ἕτερος, οἷον ζῷον ὅ τε ἄνθρωπος καὶ τὸ γεγραμμένον· τούτων γὰρ ὄνομα μόνον κοινόν, ὁ δὲ κατὰ τοὔνομα λόγος τῆς οὐσίας ἕτερος· ἐὰν γὰρ ἀποδιδῷ τις τί ἐστιν αὐτῶν ἑκατέρῳ τὸ ζῴῳ εἶναι, ἴδιον ἑκατέρου λόγον ἀποδώσει. (Cat. 1 a 1–6) Homonym wird etwas genannt, was nur den Namen gemeinsam hat, bei dem aber der Inhalt des Begriffs, der zu dem Namen gehört, verschieden ist, wie z. B. Lebewesen sowohl von dem Menschen als auch von dem gemalten Menschen ausgesagt wird. Beide haben nur den Namen gemeinsam, der Inhalt des Begriffs aber, der zu dem Namen gehört, ist verschieden. Denn wenn man angeben will, was bei einem jeden von ihnen das Lebewesen-Sein ist, dann wird man einen eigenen Inhalt für einen jeden von ihnen angeben. Der Charakter dieser Schrift ist ein vollständig anderer als bei unserem ersten Beispiel. Ihr Aufbau und die Zusammengehörigkeit ihrer Teile zu einer/m
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S. Balme 1987, 9–20; Föllinger 2012.
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kompositorischen Einheit/Ganzen wurden in der Forschung zu Recht immer wieder in Frage gestellt.10 Der Aufbau ist wie folgt: c. 1: Homonym, Synonym, Paronym (Begriffsklärungen) c. 2–8: Hauptteil der Kategorienschrift c. 2 Einteilungsprinzipien c. 3 Abstraktheit der Arten und Gattungen c. 4 Kategorienkatalog c. 5–8 Die wichtigsten Kategorien *c. 5 Substanz (οὐσία, substantia) *c. 6 Quantität (ποσόν, quantum) *c. 7 Relation (πρός τι, ad aliquid) *c. 8 Qualität (ποιόν, quale) c. 9 Eine nachträglich hergestellte Übergangspassage, die einem Herausgeber zu verdanken ist. c. 10–15: Postprädikamente Sowohl Kapitel 9 als auch die sog. Postprädikamente scheinen nicht unmittelbar mit dem Kern der Kategorienschrift verbunden zu sein. Doch auch wenn man von diesem Teil absieht und ihn für einen späteren Zusatz hält, bleibt auch für die Kernschrift der Eindruck erhalten, dass sie skizzenhaft oder wie ein Vorlesungsskript gestaltet sind. Dafür spricht nicht zuletzt das Fehlen einer den Inhalt ankündigenden Einleitung sowie weiterer gliedernder Elemente. Die Begriffserklärungen zur Homonymie, Synonymie und Paronymie besitzen einen Bezug zu den Kategorien und leisten deshalb einen wichtigen Dienst für den Inhalt der Schrift, weil sie mit der abgrenzenden Spezifizierung der Homonymie eine wichtige Fehlerquelle in unseren alltäglichen Arten des Prädizierens aufzeigen. Insofern die Kategorienschrift überhaupt eine Analyse unserer Art und Weise, mit Worten etwas zu bezeichnen, vorlegt, erschließt sich sofort die Notwendigkeit, auch von homonymen Prädikationen zu sprechen. Trotzdem bleibt der uns überlieferte Text eine explizite Benennung dieses Zusammenhangs und der Funktion des ersten Kapitels schuldig. Das weist darauf hin, dass die Kategorienschrift mehr als andere Pragmatien (wie z. B. De partibus animalium) im schulischen Kontext einer Ausbildung in der basalen Logik gedacht werden muss. Die Erfordernisse für ein den Unterricht begleitendes Lehrwerk und das ihn verwendende Studentenpublikum sind andere als diejenigen eines interessierten Laienpublikums, das für eine bestimmte Wissenschaft wie z. B. die Biologie erst gewonnen werden soll. 10
S. Cook Wilson 1880, bes. 465–469; Thiel 2004.
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Auch darf man die Bedeutung der mündlichen Lehrpraktiken nicht unterschätzen. Wenn wir uns die Kategorienschrift als ein Vorlesungsskript vorstellen, dann impliziert dies, dass Aristoteles die schriftlichen Notizen ergänzt und erweitert hat, was auch explizite Kontextualisierungen der Lehrstücke einschließt. Die genannten begrifflichen Klärungen bieten also durchaus Orientierung, bedürfen dazu aber der begleitenden Erläuterung im mündlichen Unterricht. Wieder anders ist die Lage zu Beginn der Schrift De anima. Τῶν καλῶν καὶ τιμίων τὴν εἴδησιν ὑπολαμβάνοντες, μᾶλλον δ’ ἑτέραν ἑτέρας ἢ κατ’ ἀκρίβειαν ἢ τῷ βελτιόνων τε καὶ θαυμασιωτέρων εἶναι, δι’ ἀμφότερα ταῦτα τὴν περὶ τῆς ψυχῆς ἱστορίαν εὐλόγως ἂν ἐν πρώτοις τιθείημεν. δοκεῖ δὲ καὶ πρὸς ἀλήθειαν ἅπασαν ἡ γνῶσις αὐτῆς μεγάλα συμβάλλεσθαι, μάλιστα δὲ πρὸς τὴν φύσιν· ἔστι γὰρ οἷον ἀρχὴ τῶν ζῴων. ἐπιζητοῦμεν δὲ θεωρῆσαι καὶ γνῶναι τήν τε φύσιν αὐτῆς καὶ τὴν οὐσίαν, εἶθ’ ὅσα συμβέβηκε περὶ αὐτήν· [...] (De an. 402 a 1–8) Weil wir das Wissen zu den schönen und ehrwürdigen Dingen zählen, und zwar mehr das eine Wissen als das andere, entweder gemäß der Genauigkeit oder weil es Wissen von besseren und bewundernswerteren Gegenständen ist, so werden wir aus beiden Gründen die Erforschung der Seele zu Recht an die erste Stelle setzen. Die Erkenntnis von ihr scheint auch für die Wahrheit insgesamt Wichtiges beizutragen, am besten aber für die der Natur; denn sie ist gleichsam das Prinzip der Lebewesen. Wir unternehmen es, ihre Natur und ihr Wesen zu betrachten und zu erkennen, außerdem ihre Eigenschaften. Aristoteles’ Psychologie beginnt mit einer Werbung für die Bedeutung des Gegenstands. Damit kontextualisiert Aristoteles seine Schrift in den Überlegungen anderer Theoretiker und begründet die Notwendigkeit, eine philosophische Analyse der φύσις und der οὐσία der Seele sowie ihrer substantiellen Qualitäten vorzulegen. Die Orientierungsfunktion dieses Anfangs kommt damit sehr deutlich zum Ausdruck: Das Publikum wird direkt/unmittelbar einbezogen und auf einen bedeutenden Gegenstand eingestimmt. Das fördert das Interesse an den Ausführungen, kann zudem aber auch die Funktion übernehmen, für die Zuhörerinnen und Zuhörer bzw. Leserinnen und Leser eine Identität als Gruppe, die sich zur Aristotelischen Konzeption von Psychologie zugehörig fühlt, zu schaffen oder zu vertiefen, und somit helfen, die folgenden Argumentationen im Ganzen der Wissenschaftssystematik zu lokalisieren.
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3. Antike Kommentatoren und der Anfang der Kategorienschrift Die antiken Kommentatoren bieten auf den ersten Blick keine unmittelbar für uns anschlussfähigen Zugriffe auf die Anfangssätze der Aristotelischen Pragmatien. Sie weisen diesen Sätzen zumeist keine gesonderte Stellung zu und richten ihre Aufmerksamkeit meist nicht in herausragender Weise auf sie. Trotzdem kann es lohnenswert sein, ihre Interpretationsstrategien zu betrachten. Denn sie bieten uns oftmals integrative Lesarten, die die aufgezeigten Aspekte der identitätsstiftenden und der adressierenden Funktion der Sätze als Qualität bestimmter Erkenntnisweisen und der behandelten Inhalte neu formulieren und neu kontextualisieren. Damit soll nicht die These aufgestellt werden, dass wir es bei den Lektüren der Kommentatoren mit Internalisierungen der historischen Kontexte und ihrer Transformation in konzeptionelle oder begriffliche Differenzierungen zu tun haben. Die Auslegungen der Kommentatoren sind selbst in analoger, wenn auch spezifisch verschiedener Weise in ihren eigenen Lehr- und Forschungskontexten verortet und in diesen und aus diesen heraus zu denken. Doch in Bezug auf die von Aristoteles differenzierten Zuhörerschaften und Leserpublika verfolgen die Kommentatoren – in unterschiedlicher Weise – Strategien, die dazu geeignet sind, die Bindung an diese bestimmten historischen Kontexte in allgemeine hermeneutische Strategien sowie in die Begründung und Etablierung von Lektürekanones und die Kontextualisierung einer einzelnen Schrift im Rahmen des in der Auslegungstradition zugrundeliegenden Wissensbestands oder Textkorpus zu übersetzen. Eine zentrale Rolle bei diesen integrativen Lesarten spielt das Streben nach σαφήνεια, die der Aristotelischen Schrift durch den Kommentar hinzugefügt werden soll. Ich möchte dazu wiederum einige Beispiele anführen und skizzenhaft diskutieren, und dies jeweils unter Berücksichtigung der (soweit wir darüber Kenntnis haben) sehr unterschiedlichen Lehr- und Schreibkontexte der jeweiligen Autoren. 3.1. Simplikios’ Lektüre des Beginns der Kategorienschrift Um diese Modellerklärung zu testen, beginne ich mit einem Blick auf Simplikios’ Auslegung der Eingangspassagen der Kategorienschrift. Simplikios’ Kommentare zeichnen sich, wie Han Baltussen in seinem die Methoden dieses Kommentators charakterisierenden Buch gezeigt hat,11 durch einen hohen 11
Baltussen 2008.
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Grad an Reflexivität und ein ebenso hohes Maß an Bewusstsein von und Interesse an der Deutungsgeschichte oder -vorgeschichte der von ihm kommentierten Texte aus. Auch sein Ansatz der Interpretation des Anfangssatzes der Kategorienschrift mit seinen begrifflichen Vorklärungen greift in diesem Sinn Diskussionen der Kommentierungstradition auf und ist mit diesem starken wissenschaftlichen oder fachgeschichtlichen Zugriff wohl nicht in einem elementaren Schulkontext denkbar. Bekanntlich ist ein solcher für die Zeit, in der Simplikios seine Kommentare schreibt, auch unsicher und sein Vorhandensein eher unwahrscheinlich.12 Ἀποροῦσιν οἱ περὶ τὸν Νικόστρατον, τί δήποτε περὶ τῶν κατηγοριῶν εἰπεῖν προθέμενος οὐ περὶ αὐτῶν εὐθύς, ἀλλὰ περὶ τῶν ἄλλων διδάσκει τῶν τε ὁμωνύμων καὶ συνωνύμων καὶ παρωνύμων. πρὸς οὓς καλῶς ὑπήντησεν ὁ Πορφύριος, ὅτι καθ’ ἑκάστην σχεδὸν θεωρητικὴν πραγματείαν προγράφεταί τινα πρὸς σαφήνειαν τείνοντα τῶν ἑξῆς, ὡς ἐν γεωμετρίᾳ οἱ ὅροι καὶ τὰ ἀξιώματα καὶ τὰ αἰτήματα· καὶ ἐνταῦθα οὖν, ἐπειδὴ περὶ τῶν πρώτων λέξεων πρόκειται λέγειν, αἵτινές εἰσιν τῶν πρώτων καὶ ἁπλῶν πραγμάτων δηλωτικαί, ὑφ’ ἃς ἔδει καὶ τὰ ἄλλα πάντα ἀνάγεσθαι, εἰ μὲν ἑκάστου πράγματος ἓν ἦν ὄνομα ἴδιον, ὑπὸ μίαν ἕκαστον ἀνήγετο κατηγορίαν· εἰ δὲ τὸ αὐτὸ ὄνομα πλειόνων ἐστὶ πραγμάτων καὶ κατ’ οὐσίαν διαφερόντων, διακρίσεως ἔδει, πότε μὲν δῆλον ὅτι ὑπὸ τὴν αὐτὴν ἀνάγεται κατηγορίαν, πότε δὲ οὔ. (Simp. in Cat. 21, 2–13) Nikostrat und seine Schüler haben das folgende Problem aufgeworfen: Warum lehrt Aristoteles, nachdem er angekündigt hat, über die Kategorien zu sprechen, über diese nicht sofort, sondern )zunächst* über die anderen Dinge, über Homonymes, Synonymes und Paronymes? Darauf hat Porphyrios eine gute Antwort gegeben, indem er sagte, dass in beinahe jeder theoretischen Wissenschaft Dinge vorher aufgeschrieben werden, die auf die Luzidität dessen zielen, was danach folgt, wie z. B. in der Geometrie die Definitionen, Axiome und Postulate. Simplikios verweist auf den Basiskommentar seiner Auslegungen, den uns nicht erhaltenen großen Kommentar des Porphyrios an Gedalios, und dessen Diskussion der Aporien, die von einem gewissen Nikostrat aufgestellt worden waren. Bei diesem Nikostrat handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Mittelplatoniker, der in einem delphischen Ehrendekret aus dem Jahr 163 n. Chr. erwähnt wird. Die Schrift des Nikostrat bzw. des Lukios, der von Simplikios/Porphyrios in einem Atemzug in Bezug auf die Apori-
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Thiel 1999; Baltussen 2000.
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en genannt wird, hatte scharfe Angriffe gegen die Kategorienschrift geritten, und bietet für unseren Kommentator damit vielfach die Vorlage für seine Erklärungen. Zunächst gibt uns Simplikios also Porphyrios’ Begründung: Dieser habe auf das Ziel der Deutlichkeit, der σαφήνεια, hingewiesen und bemerkt, dass in beinahe jeder theoretischen wissenschaftlichen Abhandlung zunächst etwas, das der Klarheit dient, vorangestellt werde. Wodurch aber erreiche dies das erste Kapitel konkret? Die Antwort lautet: Weil die Worte nicht alle nur jeweils in einer Kategorie ausgesagt werden können, sondern in mehreren, müsse zuvor klar unterschieden werden, ob bei einer Aussage eine bloße Homonymie vorliege oder ihr Gegenstand tatsächlich unter dasselbe subsumiert werden könne. Das Beispiel ist ein Mensch und ein gemalter Mensch, von denen der eine in der Kategorie der Substanz ausgesagt wird und von dem Lebewesen ausgesagt werden kann, während das andere in der Kategorie der Qualität ausgesagt wird, weil es sich um Farbe an einer Oberfläche oder eine bestimmte zweidimensionale Figur auf einer Oberfläche handele. Die Struktur der Prädikation („Das ist ein Mensch“) sieht zwar gleich aus. Man unterliegt aber der Täuschung einer Homonymie, wenn man das, was damit bezeichnet wird, für gleich hält: In dem einen Fall wird eine Substanz bezeichnet, im anderen eben eine Qualität. Mit diesem Argument schlägt Porphyrios bzw. Simplikios implizit bereits den Bogen zum eigentlichen Skopos der Kategorienschrift. Denn die Funktion, die dem ersten Kapitel damit zugesprochen wird, beruht auf der Annahme, dass es in der Kategorienschrift um Worte, insofern sie bedeutungstragend sind (καθὸ σημαντικαί), bzw. Wörter gehe, insofern sie vermittels unserer Vorstellungen auf Sachunterschiede verweisen.13 In eine ähnliche Richtung führt das nächste Argument, das Simplikios mit Verweis auf Andronikos einführt und für das er die Argumentation des Iamblich übernimmt: Die Homonymie-Unterscheidung sei die Basis dafür, um zu sehen, dass die Kategorien nicht ontologisch auf einer Stufe stehen, sondern der Begriff ‚Kategorie‘ selbst von ihnen homonym ausgesagt werde. Denn sie unterschieden sich in ihren Genera, und in Bezug auf die Sachunterschiede, die sie bezeichneten. Nur den Namen hätten sie gemein.14 Simplikios berichtet uns in seinem Kommentar ausführlich von einer innerwissenschaftlichen Auseinandersetzung darüber, ob es eine höchste Kate-
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S. die Analyse dieser Diskussion bei Thiel 2004, 11–27. Zur Funktion der Unterscheidung homonymer Aussagen in Aristoteles’ Methode der Erkenntnisgewinnung s. Uhlmann 2014.
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gorie jenseits der zehn Kategorien geben könne.15 Die bloße Namensgleichheit der Kategorien schließe das aus. εἰ τοίνυν οὐκ ἔνεστιν οὐδὲ αὐτὸ τοῦτο τὸ ἰδίωμα τῆς κατηγορίας συνιέναι οὐδὲ ὅπως κοινῇ κατὰ πλειόνων ὑπάρχει καὶ πρὸς πάντα τὰ ὄντα σχέσιν ἔχει δυνατὸν ἀνευρεῖν, εἰ μή τις τὰ ὁμώνυμα ἀφορίσαιτο, εἰκότως ἐν ἀρχῇ τὸν περὶ αὐτῶν ποιεῖται λόγον. (Simp. in Cat. 22, 6–9) Wenn es nun nicht möglich ist – es sei denn man definiert Homonyme –, die spezifische Qualität der Kategorie zu verstehen und auch nicht herauszufinden, wie es möglich ist, dass )die Kategorie* gemeinsam vielem zugehört und zu allem Seienden eine Relation hat, dann führt Aristoteles zurecht am Anfang die Diskussion darüber. Auch von Olympiodor und von Elias (Elias in Cat. 135, 3–6) wird dieses Argument verwendet: Während die Kategorien synonym von den unter sie geordneten Species ausgesagt würden, werde das Seiende von den Kategorien homonym ausgesagt (Olymp. in Cat. 27, 36–39). Olympiodor bezieht sich damit auf diese Diskussionen der Kommentatoren, tut dies aber ohne Nennung der Namen und konkreten Interpretationen. Interessant ist hier auch, dass Olympiodor auf die Disziplinen Rhetorik und Topik (und andere Pragmateiai) hinweist, in denen die Unterscheidung von Heteronymen und Polyonymen relevant werde,16 während Homonyme von Synonymen zu unterscheiden eher für die Sachunterscheidungen und damit auch die Sachwissenschaften wichtig sei. Der Eingangssatz wird somit von Simplikios für die Klärung zweier innerwissenschaftlicher Diskussionen innerhalb der Kommentartradition herangezogen und damit erklärt, dass Aristoteles so für zwei zentrale Fragen bzw. Probleme von Anfang an die Lösung anbiete. Auch wenn damit freilich potentiell jedem Leser Orientierung gegeben wird, so kontextualisiert Simplikios die Interpretation explizit fachwissenschaftlich, und tut dies auch durch die Nennung der Namen der Protagonisten der Kommentartradition. 3.2. Andere Kommentierungen des Beginns der Kategorienschrift Schauen wir zum Vergleich noch auf die anderen erhaltenen Kategorienkommentare, deren Charakter insgesamt einführender und weniger von Fachdis15 16
Zur Frage, warum es nach den Kommentatoren keine Gattung der Kategorien geben könne, s. Thiel 2004, 6 f. Olymp. in Cat. 27, 39–28, 7 ἐν δὲ ῥητορικαῖς τέχναις καὶ ἄλλαις πραγματείαις παραπλησίως πολυωνύμων καὶ ἑτερωνύμων ἐδεήθη, ἐπειδὴ πῇ μὲν διδάσκει ὅτι τὸ αὐτὸ πολλαχῶς ἔστιν εἰπεῖν, ὅπερ οἰκεῖον πολυωνύμων, πῇ δὲ ὅτι δι’ ἑτέρων ὀνομάτων τὰ ἕτερα ἔστι δηλῶσαι διὰ τὸ ἀσύγχυ-
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kussionen bestimmt ist. Auch in Porphyrios’ Frage-und-Antwort-Kommentar (Porph. in Cat. 59, 34–60, 10) und in Philoponos’ Lemma-Kommentar (der ἀπὸ φωνῆς des Ammonios ist, also auf eine Vorlesung des Ammonios zurückgeht 17), ist das genannte Argument mit dem Verweis auf die Geometrie als Beispiel für andere Disziplinen, in denen es am Anfang begriffliche Vorklärungen geben müsse, vorhanden (Phlp. in Cat. 14, 25 f.). Dexippos betont die Notwendigkeit/Unabdingbarkeit einer Vorbereitung für die Erzielung von Deutlichkeit und formuliert dies mit explizitem Bezug auf die Rezipienten: ὥστε τὰ οἰκείως προτετάχθαι ὀφείλοντα πρῶτον παραδίδωσι τοῖς μέλλουσιν ἀκριβῶς τὰς κατηγορικὰς λέξεις γνώσεσθαι (Dexipp. in Cat. 16, 26 f.). Genau verstehe man die kategorischen Ausdrücke eben nur dann, wenn man das Verhältnis zwischen Bezeichnung und Sache bzw. mehreren Sachen richtig erfasse und differenziere. Ammonios befasst sich mit dem Problem in seinem Kommentar nicht.18 Interessant ist, dass Philoponos am Ende seines Lemmas zu Cat. 1 a 1 eine Wortexegese vorlegt, die eher den Charakter einer Eselsbrücke besitzt. Ἰστέον δὲ ὅτι εὐθὺς ἐκ προοιμίων τὸν σκοπὸν τοῦ βιβλίου ἀνακηρύττει· φησὶ γὰρ ὁ μ ώ ν υ μ α λ έ γ ε τ α ι · τῷ μὲν γὰρ εἰπεῖν ὁμώνυμα σημαίνει τὰ πράγματα, τῷ δὲ λέγεται τὰς φωνάς· θεωροῦνται δὲ ἐξ ἡμῶν τὰ πράγματα διὰ μέσων τῶν νοημάτων. (Phlp. in Cat. 16, 15–18) Man muss aber wissen, dass er direkt von der Einleitung an die Zielsetzung der Schrift verkündet. Denn er sagt ‚Homonym wird genannt …‘. Dadurch dass er ‚homonym‘ sagt, bezeichnet er die Sachen; dadurch dass er ‚ausgesagt wird‘ sagt, bezeichnet er die Worte. Denn von uns werden die Dinge vermittels der Gedanken betrachtet. ἀνακηρύττει, proklamieren, verkünden, ist ein starkes Wort, das im 5. und 6. Jahrhundert christliche oder doch religiöse Konnotationen besitzt. Es ist bei den paganen Kommentatoren selten; Ammonios, Philoponos’ Lehrer, verwendet es gar nicht. Das Wort ist hingegen bei den Kirchenvätern in vielen Verwendungsweisen und mit einem recht breiten semantischen Horizont belegt. Johannes Chrysostomus verwendet es 294-mal.
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τον καὶ διηρθρωμένον τῆς διδασκαλίας. ἔτι δὲ τοῦτο ἀναπέφανται ἡμῖν ὅτι πρὸς διαλεκτικὴν μᾶλλον προπαρασκευὴν ὁρᾷ ταῦτα ἢ πρὸς τὴν φύσιν, τὰ δὲ ὁμώνυμα καὶ συνώνυμα πραγματειώδη πρὸς ἄλληλα διαφορὰν ἔχει, ἣν καὶ προτίθεται ὁ φιλόσοφος διδάξαι. Richard 1950. Moraux (1984, 532) nennt Ammon. in Cat. 16, 19–24 als Diskussion unseres Problems. Tatsächlich behandelt Ammonios dort aber nur die Priorität unter den Begriffen Homonym und Synonym.
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Philoponos benutzt es hier für die Verlautbarung oder Bekanntmachung des Skopos der Schrift.19 Das ist überraschend, zumal Aristoteles eben gerade nicht explizit einen Zusammenhang zum Kernteil der Kategorienschrift herstellt oder ihn gar gleich zu Anfang verkündet. Jedenfalls tut er dies nicht in der schriftlichen Fassung, die gerade an solchen potentiellen Verknüpfungspunkten Leerstellen besitzt. Dass das Wort „homonym“ auf die Sachen, das Wort λέγεται aber auf die sprachlichen Bezeichnungen verweise und dass sich darin in nuce der wahre Skopos (sprachliche Bezeichnungen, mit denen wir mittels von Noemata auf Sachen zugreifen) verstecke, ist wegen der bloß assoziativen Verbindung wenig plausibel und kann nur als Merkhilfe betrachtet werden. Noch in einem weiteren Kommentar verwendet Philoponos das Verb ἀνακηρύττειν genau für den gleichen Sachverhalt, nämlich für die Sichtbarmachung des Skopos durch das Proömium der Schrift: in seinem Kommentar zu den Ersten Analytiken. τὸν δὲ σκοπὸν ἐκ προοιμίων ἀνακηρύττει τοῦ βιβλίου, ἀπόδειξιν αὐτῷ παραδοῦναι τὸ προκείμενον εἶναι λέγων. εἰ δέ τις εἴποι ὅτι ὁ Ἀριστοτέλης οὐ δεόντως οὐδὲ ἀκολούθως ἀνεκήρυξε τὸν σκοπόν (οὐ γὰρ διαλέγεται ἐν τῷ πρώτῳ βιβλίῳ οὐδὲ ἐν τῷ δευτέρῳ περὶ τοῦ ἀποδεικτικοῦ συλλογισμοῦ· αὐτὸς δὲ ὡς εὐθὺς περὶ αὐτοῦ διαλεξόμενος, οὕτως ἐποιήσατο τὴν ἀρχὴν εἰρηκὼς ὅτι π ε ρ ὶ ἀ π ό δ ε ι ξ ι ν κ α ὶ ἐ π ι σ τ ή μ η ς ἀ π ο δ ε ι κ τ ι κ ῆ ς ), ἐροῦμεν πρὸς αὐτὸν ὅτι ὁ κυρίως σκοπὸς τοῦ Ἀριστοτέλους οὗτός ἐστι, τὸ διαλαβεῖν περὶ τοῦ ἀποδεικτικοῦ συλλογισμοῦ· ἀλλ’ ἐπειδὴ ἀδύνατον ἦν διαλαβεῖν περὶ αὐτοῦ πρὶν ἢ παραδοῦναι τὸν ἁπλῶς συλλογισμόν, τούτου χάριν πρῶτον περὶ τούτου ποιεῖται τὴν διδασκαλίαν. ἐπεὶ οὖν καὶ ἡ περὶ τοῦ ἁπλῶς συλλογισμοῦ διδασκαλία σκοπὸν ἔχει τὴν ἀπόδειξιν, εἰκότως καὶ τὴν προκειμένην πραγματείαν ὡς πρὸς τὸν σκοπὸν ἀναφέρων εἶπεν εἶναι αὐτὴν περὶ ἀποδείξεως, ὥσπερ ἂν εἰ καὶ γεωργὸς λέγοι σκοπὸν εἶναι αὐτῷ τῆς γεωργίας τὴν ἀρτοποιίαν καὶ δρυοτόμος τὴν ναυπηγίαν. ἄλλως τε μιᾶς οὔσης τῆς ἀναλυτικῆς πραγματείας ἐν μὲν τοῖς πρώτοις περὶ τῶν πρὸς τὴν ἀπόδειξιν συμβαλλομένων διδάξει οἱονεὶ τὴν ὕλην τῆς ἀποδείξεως καὶ τὸ γένος παραδιδούς, ἐν δὲ τοῖς τελευταίοις περὶ αὐτῆς τῆς ἀποδείξεως· πάντα δὲ τὰ πρὸ τοῦ τέλους πρὸς τὸ τέλος ἀναφέρεται. ἀμέλει καὶ αὐτὸς ἐν τῷ τέλει τῆς Ἀποδεικτικῆς, λέγω δὴ τῶν Ὑστέρων ἀναλυτικῶν, ὡς δὴ τέλος λαβούσης τῆς ἐξ ἀρχῆς προτεθείσης πραγματείας, ἣν προανεφώνησεν ἐν τῷ παρόντι προοιμίῳ, εἶπεν, οὗπερ ἤδη ἀρτίως ἐμνήσθημεν,
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Es wäre interessant und Gegenstand eines eigenen Aufsatzes, die Bezüge zu christlichem Vokabular bei Philoponos von unserem Beispiel ausgehend weiter zu verfolgen.
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„περὶ μὲν οὖν συλλογισμοῦ καὶ ἀποδείξεως“ καὶ τὰ ἑξῆς, συμπεραινόμενος ἐκεῖ τὰ ἐνταῦθα προβληθέντα. (Phlp. in Anal pr. 10, 3–25)20 Das Problem ist hier anders gelagert: Aristoteles kündigt offen ein Thema an, nämlich den Beweis und den wissenschaftlichen Syllogismus. Dieser aber ist nicht selbst Gegenstand der Ersten Analytiken, sondern wird erst in den Zweiten Analytiken behandelt. Inwiefern also ist Aristoteles – unter der Voraussetzung, dass er die beiden Analytiken als separate Schriften denkt 21 – berechtigt, im ersten Satz ein Thema anzukündigen, das er in dieser Schrift selbst gar nicht behandelt? Die Antwort, die Philoponos gibt, fällt analog aus zu derjenigen auf die Frage, inwiefern es Sinn macht, die Kategorienschrift mit der HomonymieDefinition zu beginnen: Aristoteles gebe durch diese Bestimmung den Zuhörerinnen und Zuhörern oder Leserinnen und Lesern Orientierung, indem er auf das eigentliche Ziel seiner Syllogistik hinweist, also auf die besondere Form des wissenschaftlichen Syllogismus, und damit auf etwas, das als Lektüre- bzw. Argumentationsziel außerhalb der gerade verhandelten Problematik liegt. Das trägt zur Kanonbildung der logischen Schriften in der Spätantike bei. Dieses Verfahren, das Philoponos in den genannten Fällen anwendet, ist für meine Analysen in zweifacher Weise besonders einschlägig: Denn erstens
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„Die Zielsetzung der Schrift kündigt er direkt vom Proömium beginnend an, indem er sagt, dass sie die Aufgabe habe, den Beweis zu vermitteln. Wenn aber jemand einwendet, dass Aristoteles die Zielsetzung nicht richtig und nicht folgerichtig ankündigt (denn er handelt weder im ersten noch im zweiten Buch der Ersten Analytiken von dem wissenschaftlich beweisenden Syllogismus, er hat aber den Anfang so gestaltet, als wolle er direkt über diesen diskutieren, indem er sagte, dass das Thema der Beweis und die beweisende Wissenschaft sei), dann wollen wir ihm sagen, dass die eigentliche Zielsetzung des Aristoteles diese ist, Untersuchungen über den beweisenden Syllogismus anzustellen, dass er aber, weil es unmöglich wäre, ihn zu untersuchen, ohne zuvor den Syllogismus überhaupt zu erklären, aus diesem Grund zuerst über diesen unterrichtet. Weil also auch der Unterricht über den Syllogismus überhaupt den Beweis zum Ziel hat, deshalb sagt er zurecht, dass auch die vorliegende Pragmatie vom Beweis handele, weil sie zu dem Beweis hinführe. Das ist wie wenn auch der Bauer sagte, das Ziel seiner Landwirtschaft sei das Bäckerhandwerk, und der Tischler die Seefahrerei. Ja, weil die Schrift über die Analytik eine einzige ist, lehrt er in den Ersten )Analytiken* das, was die für den Beweis notwendigen Bedingungen sind, indem er sozusagen die Materie und die Gattung des Beweises vermittelt; in den Zweiten )Analytiken* aber )handelt* er von dem Beweis, indem er alles das, was zu dem Ziel beiträgt, zum Ziel hinzubringt. Tatsächlich sagt er, wie wir schon vor kurzem erinnert haben, am Ende der Apodeiktik, ich meine der Zweiten Analytiken, weil die von Beginn an in Angriff genommene Pragmatie, die wir schon einmal in dem hiesigen Proömium angesprochen haben, das Ziel erreicht hat: „also über den Syllogismos und den Beweis“ usw.; und führt dort zu einem Schluss, was hier dargelegt worden war.“ Zu dieser Frage s. Striker 2009, XI–XVIII.
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begreift Philoponos die Anfangssätze als etwas, das den Leserinnen und Lesern und Zuhörerinnen und Zuhörern Orientierung gibt, und zwar eine Orientierung, die über die einzelne Schrift bzw. das einzelne Argument und den einzelnen Theorieteil hinausweist. Insofern es spezifisch für die Aristotelische Wissenschaftstheorie ist, den in den Zweiten Analytiken zugrundegelegten und begründeten Wissensbegriff zu etablieren, bezieht Philoponos seine Interpretation des Anfangssatzes der Ersten Analytiken auf dieses für die Aristoteliker spezifische Projekt und trägt damit dazu bei, dass die Lektüre dieser Schrift – und analog auch anderer Schriften des Organon – für die Ausbildung einer Gruppenidentität und eines Traditionsbewusstseins als bedeutsam empfunden wird. Damit wird zweitens ein Zusammenhang zwischen Texten hergestellt, die als Grundlage für die Ausbildung und für die Institution der philosophischen Schule betrachtet werden. Somit wird der Anfangssatz der Ersten Analytiken, der dem Wortlaut nach eine Ankündigung des Themas ist, mittels der Interpretation des Philoponos in einen programmatischen Anfang in dem Sinn transformiert, wie ich es am Anfang als Leithypothese entwickelt habe.
4. Programmatisches am Anfang der Metaphysik und seine antiken Kommentierungen Wir haben festgestellt, dass die wenigsten der Anfangssätze im Corpus Aristotelicum programmatisch sind im spezifischen Sinn der Entfaltung einer auf die Sache bezogenen übergreifenden Erkenntnis, die identitätsstiftend für die Gruppe der Leserinnen und Leser bzw. Zuhörerinnen und Zuhörer fungieren und als solche gesucht werden kann. Die Metaphysik, genauer: Metaphysik Buch I, aber gehört zu diesen seltenen Texten. Πάντες ἄνθρωποι τοῦ εἰδέναι ὀρέγονται φύσει. (Metaph. 980 a 21) Alle Menschen streben von Natur aus nach Wissen. – Mit diesem kulturoptimistischen Satz beginnt Aristoteles das erste Buch seiner Vorlesungen, die später unter dem Namen Metaphysik tradiert wurden. Begründet wird diese Behauptung mit der für jeden nachvollziehbaren Beobachtung, dass Menschen es lieben, Wahrnehmungen zu machen und besonders solche mit dem Sehsinn, und zwar auch unabhängig von der Nützlichkeit oder dem Zweck der Wahrnehmungen. Der Grund dafür aber ist, dass wir mit dem Sehsinn mehr erkennen können, mehr Unterschiede erfassen und so mehr Wissen hinzuerwerben können.
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αἴτιον δ’ ὅτι μάλιστα ποιεῖ γνωρίζειν ἡμᾶς αὕτη τῶν αἰσθήσεων καὶ πολλὰς δηλοῖ διαφοράς. (Metaph. 980 a 26 f.) Der Grund dafür ist, dass dieser Wahrnehmungssinn uns am meisten erkennen macht und viele Unterschiede zeigt. Am Ende des Kapitels steht dann ein Satz, der nicht ebenso unmittelbar einleuchtet – nämlich der Satz, dass Weisheit (σοφία) das Wissen von den bestimmten Ursachen und Prinzipien ist. Aristoteles bereitet es jedoch schrittweise vor, dass auch er am Ende plausibel wirkt. Er ist damit der erste Schritt, mit dem die von Aristoteles in der Metaphysik entworfene Erste Philosophie begründet wird. Giuseppe Cambiano hat in einem Aufsatz22 aufbauend auf Überlegungen Hermann Bonitz’ betont, dass Aristoteles hier am Anfang noch keinen konkreten philosophischen Wortsinn von εἰδέναι voraussetzt. Dem ist vollkommen zuzustimmen, nämlich in dem Sinn, dass Aristoteles mit einem recht einfachen, leicht verständlichen und alltagsnahen Wortsinn beginnt. Der Satz besitzt damit in hohem Maße die Funktion einer programmatischen Formulierung in dem oben hergeleiteten Sinn. Er weist über das unmittelbar vorliegende Thema hinaus, begründet dessen Bedeutung und lenkt die Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit, einen bestimmten Begriff von Wissen zu erarbeiten und im Bereich dessen, was gewusst wird und wie Wissen erworben wird, Differenzierungen einzuziehen.23 Er lenkt die Aufmerksamkeit auf die im eigentlichen Sinn philosophische Praxis: das Auffinden von Wissenslücken und das Streben danach, diese zu schließen. Dies wird in den ersten beiden Kapiteln hergeleitet und bekräftigt. Der Satz formuliert weder eine allgemein akzeptierte Meinung noch etwas, das von sich selbst her als evident erscheinen müsste. Aristoteles führt den allgemeinen Satz daher auch zusammen mit einer Begründung ein, die wiederum keinen beweisenden Charakter hat, sondern hinführend und plausibilisierend ist. Denn er benennt direkt im Anschluss ein Indiz, an dem es möglich ist, abzulesen, dass jeder Mensch nach Wissen strebt. Alexander von Aphrodisias widmet sich dem Anfangssatz in seinem Kommentar nur kurz und ohne das Konzept einer programmatischen Einführung zu entwickeln oder die Berechtigung dieses ersten Satzes ernsthaft in Frage zu stellen. Doch, was er tut, ist mit seinem ersten Satz eine paraphrasierende Erklärung vorzulegen, aus der sichtbar wird, warum er die allgemeine Eingangsformulierung für richtungsweisend hält:
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Cambiano 2012. Diese Erkenntnismethode wurde von Wolfgang Wieland (1962) sprachanalytisch ausgelegt; s. für eine kritische Auseinandersetzung damit Uhlmann 2024.
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Gyburg Uhlmann Ἐπειδὴ ἡ γνῶσις τελειότης ἐστὶ τῆς ψυχῆς, καθόλου μὲν τῆς ἁπλῶς γιγνωσκούσης, μᾶλλον δὲ τῆς λογικῆς, καὶ ταύτης ἔτι μᾶλλον ἧς θεωρία τὸ τέλος, πᾶσα δὲ τελειότης ἑκάστου τὸ ἑκάστου ἀγαθόν ἐστιν, ἐν δὲ τῷ ἀγαθῷ ἕκαστον ἔχει τὸ εἶναί τε καὶ σώζεσθαι, διὰ τοῦτο καθόλου ἐπήγαγεν ὅτι πάντες ἄνθρωποι τοῦ εἰδέναι ὀρέγονται φύσει, τουτέστιν αὐτοφυῶς ἐρῶσι τῆς γνώσεως ὡς ταύτης τελειότητος οὔσης αὐτῶν. σημεῖον δὲ τούτου παρέθετο ἐναργέστατον τὴν πρὸς τὰς αἰσθήσεις φιλίαν· [...] (Alex. Aphr. in Metaph. 1, 4–10) Weil die Erkenntnis die Vollendung der Seele ist, im allgemeinen der Seele, die überhaupt erkennt, mehr aber noch der rationalen Seele, und noch mehr von dem Teil der rationalen Seele, deren Ziel die begriffliche Betrachtung ist, )und weil* jede Vollendung einer jeden Sache ihr jeweiliges Gut ist, )und * in dem Gut ein jedes sein Sein und seine Bewahrung hat, deshalb leitet er allgemein her, dass alle Menschen von Natur aus nach Wissen streben, das heißt, sie lieben von sich selbst her die Erkenntnis, weil sie die Vollendung ihrer selbst ist. Als deutliches Zeichen dafür hat er die Liebe zu den Sinneserkenntnissen angeführt.
Alexander macht den (von ihm rekonstruierten) theoretischen Rahmen von Aristoteles’ allgemeinem Anfangssatz explizit. Dazu gehört auch, dass er anders als Aristoteles selbst neben der hinführenden allgemeinen Bestimmung seelischer Aktivität hier bereits auf das Ziel und den Höhepunkt aller dem Menschen möglichen Erkenntnispraktiken hinweist, nämlich auf die Vollendung der Rationalität in der begrifflichen Betrachtung. Alexander postuliert damit nicht, dass Aristoteles diese konkrete Bedeutung an dieser einführenden Stelle bereits verwendet. Denn er betont auch, dass eine Vollendung welcher Art auch immer ihr jeweils spezifisches Gut habe und dass in diesem spezifischen Gut jeweils das Sein und das Bewahrtwerden eines jeden liege. Diese Generalität begründet dann für ihn auch, dass dem Satz „alle Menschen streben nach einem Guten“ zugestimmt werden kann.24 So macht Alexander lediglich den Rahmen auf, in dem die von Alexander im folgenden weiter entfaltete anagogische Methode des Aristoteles zu verorten ist. Diese Strategie gehört zu den auch von den späteren Kommentatoren des 5. und 6. Jahrhunderts vielfach angewendeten Interpretationspraktiken, die das Potential von Sätzen und Begriffen ausloten, die zu Beginn einer Schrift oder Argumentation von Aristoteles noch ganz unbestimmt eingeführt und erst später präzisiert und differenziert werden.
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Cambiano (2012, 3) hingegen kritisiert Alexander dafür, dass er in den ersten Satz eine Spezifizierung des Wissensbegriffs hineinlese.
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Für unsere Fragestellung ist dieses Verfahren von großem Interesse: Alexander weist dem Eingangssatz insofern implizit eine programmatische Funktion zu, als er den Skopos der Aristotelischen Ersten Philosophie darin erkennt, den Primat der rationalen Seele und das Ziel, diese zu vollenden, hinreichend zu begründen. Diese Analyse der Verfahrensweise wird auch durch den Abschluss des Lemmas in Alexanders Kommentar bestätigt. Hier wird das Argument, dass wir das Sehen nicht deshalb lieben, um etwas zu tun, sondern um seiner selbst willen, von ihm dazu verwendet, um den Vorrang des Erkennens vor dem Handeln zu begründen. εἰ δὲ καὶ ἐν τοῖς πρακτοῖς αὐτοῖς ἡ γνῶσις τῆς πράξεως πλέον φέρεται, δῆλον ὡς τιμιώτατον τὸ μάλιστα εἰδέναι· ὅπερ ἡ τῶν ἀρχῶν γνῶσις παρέχεται μάλιστα, ἣ καὶ σοφία καλεῖται· τιμιωτάτη ἄρα αὕτη. (Alex. Aphr. in Metaph. 2, 19–21) Wenn aber auch im Bereich des Praktischen selbst die Erkenntnis der Handlung überlegen ist, ist es offensichtlich, dass das vollkommene Wissen am ehrwürdigsten ist. Und genau das bringt am meisten die Erkenntnis der Prinzipien hervor, die auch Weisheit (σοφία) genannt wird. Sie ist also die ehrwürdigste. Auch hier wird der weitere Rahmen explizit gemacht. Die σοφία als eigentliche Form der ἐπιστήμη, die ein Wissen um die bestimmten Gründe einer Sache ist, ist nicht nur der Zielpunkt der Argumentationen im ersten Kapitel und ihre Einführung schließt nicht nur die mit dem programmatischen Anfangssatz begonnene anagogisch einführende Argumentation ab, sondern steht im Zentrum der Ersten Philosophie insgesamt. Denn die Erste Philosophie hat es mit der Erkenntnis der Prinzipien und Ursachen und des Seienden, insofern es Seiendes ist, zu tun, und eben dies leistet die σοφία. Alexander arbeitet durch seine Interpretation des Eingangssatzes also heraus, dass und in welchem Sinn dieser Anfangssatz Orientierung für die weitere Lektüre bietet – auch wenn er hinführend und daher selbst noch ganz abstrakt ist. Werfen wir abschließend noch einen kurzen Blick auf die Auslegungsstrategie desselben Satzes bei Asklepios: Dieser bestimmt den Skopos der Metaphysik bekanntlich als γνῶσις τῶν θείων, also als Theologie. Auf dieser Prämisse aufbauend greift Asklepios Alexanders Erläuterung, dass die Erkenntnis eine Vollendung der Seele ist, auf und fokussiert – Alexanders Ansatz weiterdenkend und neu kontextualisierend – auf die intellektive Erkenntnis (der göttlichen Dinge). In diesen Kontext bettet er seine Interpretation des Anfangssatzes ein und betrachtet ihn als „außerordentlich schön“ 25, 25
διὸ παγκάλως φησὶν ὁ Ἀριστοτέλης πάντες ἄνθρωποι τοῦ εἰδέναι ὀρέγονται φύσει, ἐπειδὴ ἡ γνῶσις τελειότης ἐστίν (Ascl. in Metaph. 6, 1 f.).
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d. h. konsequent. Denn die Hinführung von der Liebe zum Sehen um seiner selbst willen, lasse sich, so Asklepios, mit einem Verweis auf eine Stelle verknüpfen, die Asklepios im Platonischen Phaidon verortet, die aber tatsächlich im Timaios zu finden ist, wo Timaios den Sehsinn als Bedingung der Möglichkeit für die Betrachtung der Gestirne und ihrer Bewegungen bestimmt (Tim. 47 a 1–5). Das ist deshalb für Asklepios’ Interpretation einschlägig, weil er seine Auslegung mit der Kontextualisierung der Metaphysik nach der Betrachtung des Sublunaren und der Meteora beginnt und diesen Bezug zwischen der Theoria des Göttlichen und den anagogischen Vorstufen dieser Betrachtungen auch in der weiteren Auslegung beibehält. Auch hier also erfolgt die Interpretation des programmatischen Anfangssatzes mehr dadurch, dass implizit eine Erschließung der Orientierung gebenden Funktion des ersten Satzes stattfindet, und weniger durch eine explizit die Funktion des ersten Satzes reflektierende Einordnung.
5. Conclusio In diesem Beitrag wurde eine Begrifflichkeit entwickelt, die es erlaubt, in den Aristotelischen Pragmatien die unterschiedlichen Funktionen der Anfangssätze unter Berücksichtigung ihrer unterschiedlichen didaktischen und institutionellen Verortung und insbesondere mit Blick auf die unterschiedlichen Zuhörer- und Leserschaften zu bestimmen. Der moderne Begriff der Programmatik hat sich dafür als ein hilfreiches heuristisches Instrument erwiesen. Das gilt für die Aristotelischen Pragmatien selbst, für die mittels einer historischen Kontextualisierung die Strategie des Anfangssatzes oder der Anfangspassage jeweils spezifisch bestimmt werden kann. Zentral ist dafür die Differenzierung der intendierten und aktualen zeitgenössischen Zuhörer- und Leserschaften. Denn Aristoteles richtet die Art und Weise, wie er der Schrift durch den Anfang einen Kontext gibt, auf seine Zuhörerinnen und Zuhörer bzw. Leserinnen und Leser aus. Die antiken Kommentatoren verfolgen in ihren Exegesen der Anfangssätze unterschiedliche Strategien. Sie bieten kein heuristisches Instrumentarium für die Analyse dieser Anfänge. Trotzdem zeigt sich in der Analyse ihrer Auslegungspraktiken, dass sie jeweils in unterschiedlicher Weise die orientierende Funktion der Anfangssätze herauszuarbeiten suchen. Einen besonderen Stellenwert scheint hierfür die Etablierung eines Textcorpus als Referenznetzwerk zu besitzen. Die Ergebnisse der Analyse ausgewählter Anfangssätze Aristotelischer Pragmatien haben sich damit als Paradigmata einer Analysemethode erwiesen, die es erlauben, Bausteine für eine historische Kontextualisierung der
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Aristotelischen Pragmatien ebenso wie der spätantiken Aristoteles-Kommentartradition zu identifizieren.
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Aristoteles-Kommentare als Editionsquellen: Der Fall des Simplikios-Kommentars zur aristotelischen Schrift De caelo * Mai-Lan Boureau
Die größte Schwierigkeit eines Herausgebers von altgriechischen Texten besteht bekanntlich darin, dass die zur Verfügung stehenden Handschriften der direkten Tradition meistens erst nach dem mittelalterlichen Transliterationsvorgang angefertigt wurden und deshalb nur eine geringe Auswahl der antiken Lesarten bieten. Es ist angesichts der Entwicklung der aristotelischen Studien eine interessante Frage, wie weit alte Kommentare dazu beitragen können, uns Einsicht in den Zustand der Texttradition vor der Transliteration zu gewähren. Diese Bedeutung der Nebenüberlieferung wurde bereits wiederholt betont: zunächst im Rahmen von Hermann Diels’ Versuch nachzuweisen, dass alle vorhandenen Handschriften der aristotelischen Physik nur auf einen einzigen (jungen) Archetypus zurückgehen,1 während der Simplikios-Kommentar zur Physik zahlreiche ältere, sonst nirgendwo bezeugte Lesarten bietet.2 Seit diesem klassischen Beitrag wurden antike Kommentare immer häufiger zu Rate gezogen, nicht nur um einzelne Lesarten lokal zu bestätigen bzw. zu verwerfen, sondern systematischer um die Grundzüge der Handschriftenfamilien genau zu beschreiben. Für manche Texte scheint das Studium der Nebenüberlieferung sogar noch entscheidender zu sein als für die Physik: Jüngere Studien haben z. B. gezeigt, dass die Familie b der Metaphysik möglicherweise aus einer Neubearbeitung des aristotelischen Textes auf der Grundlage von Alexanders Kommentar besteht.3 *
1
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Meinem Doktorvater, Prof. Marwan Rashed, danke ich herzlich für seine ständige Unterstützung und die zahlreichen Gespräche, die diese Arbeit inspiriert haben. Dank Dr. François Ottmann hat der vorliegende Aufsatz viel an Klarheit und Verständlichkeit gewonnen. Diels 1882b, 6 f.: „Wenn soviele lückenhafte oder fehlerhafte Stellen in unseren Hdss. gefunden werden, welche in den Exemplaren der Interpreten des 2–6. Jahrh. noch intact gelesen wurden, so ergiebt sich der Schluss, dass alle unsere Hdss. aus einem mangelhaften Archetypus abstammen. (…) Also ist der Archetypus zwischen 600 und 800 zu setzen“. Diels 1882b, 24 f.: „Gegenüber der Diffusion der handschriftlichen Texte stellt sich die indirecte Überlieferung im Ganzen einheitlicher und correcter, mit einem Wort authentischer dar“. Siehe Primavesi 2012, 388 f. und Kotwick 2016.
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Im vorliegenden Aufsatz wird auf diese Frage spezifisch im Hinblick auf die Textkonstituierung der aristotelischen Schrift De caelo eingegangen. Auch in diesem Fall verfügen wir über keine bedeutenden Quellen vor der Transliteration. Das einzig erhaltene Papyrusblatt ist ein sehr bescheidener Textzeuge: Der Papyrus Vindobonensis Barbara 22 enthält nur wenige Buchstaben von der Textstelle 270 b 31–33.4 Versucht man diesen Mangel durch den Rekurs auf die Nebenüberlieferung zu beheben, dann kann man sich dabei allerdings nur noch des Simplikios-Kommentars bedienen. Er ist nämlich der einzige auf Griechisch erhaltene Kommentar der Antike5 zu De caelo6 und wurde von Paul Moraux mit der direkten Tradition ausführlich verglichen. Moraux glaubte entgegen den oben genannten Ergebnissen von Hermann Diels beweisen zu können, dass die zwei Familien der De caelo-Überlieferung bereits bei Simplikios bezeugt sind. Genauer gesagt: Dass man an einigen Stellen dieses Kommentars schon Spuren desjenigen klassischen byzantinischen Zweifamilien-Rahmens identifizieren kann, der bisher überwiegend als Auswirkung der Transliteration betrachtet wurde. Die Auseinandersetzung mit Moraux’ These setzt u. a. voraus, dass man den von Moraux bemühten Begriff von „variantes anciennes“ 7 im spezifischen Kontext des Simplikios-Kommentars zu De caelo hinterfragt. Dies geschieht im Rahmen des vorliegenden Beitrags dadurch, dass folgende Fragen gestellt werden: a) Wie viel darf man bei der Rekonstruktion der direkten Überlieferung von Simplikios’ Kommentar erwarten?, und b) wie genau kann die Nebenüberlieferungsgeschichte überhaupt etwas zur Herstellung einer kritischen Edition des aristotelischen Textes beitragen? Um diese zwei Fragen zu beantworten, ist es zuerst notwendig, die Texttradition des Simplikios-Kommentars zu De caelo und insbesondere die Bedingungen, unter denen der Kommentar uns überliefert wurde, zu umreißen. 4 5 6
7
Papathomas 2003, 97 ff. Siehe dazu die Zusammenfassung von Rescigno 2008, 66 ff. Anm. 41. Es ist anzunehmen, dass der Kommentar Alexanders von Aphrodisias, von dem wir nur indirekte Spuren haben – siehe dazu Rescigno 2004 und Rescigno 2008 – schon früh verlorengegangen war. Die arabischen Gelehrten kannten offensichtlich nur noch Fragmente von ihm (siehe dazu den Kitāb al-Fihrist, vol. I, 250, 28–251. von G. Flügel herausgegeben). Die griechische Paraphrase des Themistios und der Kommentar des Philoponos sind ebenfalls verlorengegangen. Eine kritische Edition des hebräischen Textes von Themistios mit italienischer Übersetzung bereitet Elisa Coda vor. Bisher war nur die hebräisch-lateinische Edition von Landauer (CAG V/4) vorhanden. Marwan Rashed konnte höchstbedeutende Randnotizen im Laur. plut. 87, 20 identifizieren, die verwandt, aber nicht identisch mit den Scholien des Par. Coislin. 166 sind: s. Rashed 2007, 266 und Rescigno 2013, 479 ff. Diese auf einen alexandrinischen Kommentar zurückgehenden Scholien sind Gegenstand eines vom Fonds voor Wetenschappelijk Onderzoek – Vlaanderen (FWO) geförderten Forschungsprojektes, in dessen Rahmen ich sie edieren, übersetzen und erläutern werde. Sie können allerdings nur stellenweise zur Herstellung des Texts beitragen. Zu diesem Begriff siehe Moraux 1954, 151.
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Danach wird die seit Diels herrschende Unterscheidung zwischen Lemmata, Zitaten und Paraphrase in Frage gestellt. Es muss nämlich zunächst festgestellt werden, wie Simplikios’ eigenartige Referenzpraxis zu beurteilen ist und d. h. vor allem, ob gewisse Kommentar-Passagen tatsächlich als Aristoteles-Zitate zu gelten haben und und ob diese Passagen überhaupt als solche (und zwar implizit) ausgezeichnet wurden. Es können vorausschickend folgende Hauptergebnisse der Untersuchung formuliert werden: 1) Die sog. alten Varianten sind nur selten eindeutig zu identifizieren. 2) Auch dort, wo diese Identifikation möglich erscheint und die Varianten der direkten und indirekten Überlieferung z. T. übereinstimmen, kann man nicht allgemein ausschließen, dass es sich hierbei um eine Kontamination der direkten Überlieferung durch die indirekte handelt. 3) Es ist aus diesen Gründen schwierig, Simplikios’ Vorlage8 mit Sicherheit im Rahmen der direkten Tradition einzuordnen. 4) Dennoch ist der Simplikios-Kommentar in Bezug auf eine kritische Edition nicht selten entscheidend.
1. Zur Überlieferungsgeschichte von Simplikios’ De caelo-Kommentar Die grundlegende Arbeit Heibergs zur Textgeschichte des Simplikios-Kommentars zu De caelo9 wurde durch die Untersuchungen von Philippe Hoffmann10 und Fernand Bossier11 vervollständigt. Der griechische Text des Kommentars wird durch 39 Handschriften überliefert.12 Über die ca. 30 von Heiberg studierten Handschriften hinaus berücksichtigte Hoffmann noch 10 weitere Handschriften.13 Ferner korrigierte er die Datierung, ergänzte die Beschreibung einiger Handschriften14 und prüfte die genealogischen Beziehungen der Haupt8
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14
Dieser Ausdruck wird im Rahmen des vorliegenden Aufsatzes bloß aus darstellungsstechnischen Zwecken verwendet. Dies soll nicht suggerieren, dass Simplikios eine einzige identifizierbare Handschrift bei seiner Arbeit vorlag. In diesem Sinne handelt sich bei diesem Ausdruck um eine heuristische Fiktion. Heiberg 1892, 59 ff. und Heiberg 1894. Hoffmann 1981, I (Text) und II (Anmerkungen). Bossier 1992, 361 ff. und Bossier 2004. Siehe Hoffmann 1981, I 10 ff. Siehe Hoffmann 1981, I 28. Die von Heiberg unberücksichtigten Handschriften sind: der Hauniensis GKS 210, der Vossianus Miscellaneus 5, der Matritensis 4616, der Ambrosianus G 115 inf, der Mutinensis Archiv. II 2, der Oxoniensis Bodleianus Ms. Gr. Class. c. 13, der Pragensis Raudnicensis 3 und die Marciani graeci Z. 210, 211 und 523. Siehe dazu Hoffmann 1981, I 34 ff. Siehe z. B. die Angaben zum Coislin. 166 (Hoffmann 1981, 175), der kein Bombyzin ist (vgl. Heiberg 1894, VI), sondern auf italienischem Papier im 3. Viertel des 14. Jahrhunderts abge-
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handschriftengruppen. Für seine 1894 veröffentlichte Edition zog Heiberg vor allem folgende Handschriften in Betracht:15 Mutinensis III E 8 = α. M. 5. 25 (Puntoni 161) (XIII–XIV saec.) = A Vaticanus Ottobonianus gr. 83 (XV saec.) = B Parisinus Coislinianus 169 (ca. 1330) = C Parisinus Coislinianus 166 (ca. 1360) = D Marcianus gr. Z. 491 (XIII saec.) = E Marcianus gr. Z. 228 (II–IV) (XIV saec.) = F (für die Bücher II–IV) Neapolitanus III D 13 (XV med.–ex. saec.) = G Neapolitanus III D 10 (XV ex.–XVI in. saec.) = H Taurinensis C I 13 (XV saec.) = J Marcianus gr. Z. 22116 (XV saec.) = K Heibergs stemmatische Ergebnisse (mit den Ergänzungen von Philippe Hoffmann) lauten wie folgt:17 A, B, J und F gehen auf dieselbe Vorlage zurück. D und E sind aus einem gemeinsamen Exemplar geflossen,18 das anscheinend stark korrigiert wurde. C hat die Besonderheit an sich, an manchen Stellen Lesarten zu überliefern, die sonst nicht bezeugt sind. Das erste Buch von K wurde aus D (mit Korrekturen von Bessarion) abgeschrieben, die drei letzten Bücher hingegen aus F. G und H wurden aus A abgeschrieben. J ist aller Wahrscheinlichkeit nach keine Kopie von B (wie es Heiberg vermutete),19 sondern ein unabhängiger Textzeuge, der auf dieselbe Vorlage zurückgeht.20 Da Heibergs Edition auf A, B, C, D, E und F beruht, scheint sie in der Regel zuverlässig zu sein, obwohl J offenbar mehr Aufmerksamkeit hätte verdienen sollen. Auch die lateinischen Übersetzungen von Grosseteste und Moerbeke hätten ausführlicher berücksichtigt werden sollen:21 Die von Heiberg angewendete editio princeps (= b) der lateinischen Übersetzung ist kein zuverlässiger Textzeuge, denn sie wurde vielfältig kontaminiert.22 Grossetestes Übersetzung des
15 16 17 18
19 20 21 22
schrieben wurde. Die neapolitanischen Handschriften werden im neu erschienenen Katalog der Biblioteca nazionale di Napoli ausführlich beschrieben (siehe Formentin et al. 2015, 130 ff.). Siehe Heiberg 1894, VIff. In seinem ersten Beitrag hatte Heiberg den Marcianus gr. Z. 221 zunächst F genannt (siehe Heiberg 1892, 60). Siehe Heiberg 1894, VIff. und Hoffmann 1981, I 26 ff. Siehe Heiberg 1892, 72: „D und E sind einander eng verwandt. Nicht nur stimmen die Lesarten meist sehr genau, sondern sie haben auch gemeinsame größere Lücken (…). Zusammen bieten DE nicht selten besseres als A“. Heiberg 1894, VIII. Hoffmann 1981, I 240. Bossier 2004, XXff. Siehe dazu Bossier 2004, CIVff., bes. CIX, CXIV und CXVI.
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zweiten Buches und das von Bossier entdeckte Fragmentum Toletanum23 waren ferner Heiberg unbekannt. Im Hinblick auf die Edition der De caelo-Schrift gilt ferner zu beachten, dass in den verschiedenen Handschriften des Simplikios-Kommentars jeweils anders auf den aristotelischen Text Bezug genommen wird. Die verschiedenen Bezugsmodi kommen in Hoffmanns Dissertation in Form einer Typologie der Handschriften besonders klar zum Ausdruck. Er schlug nämlich vor, die Gesamtheit der Handschriften in sechs Typen zu gliedern je nach der Weise, wie der aristotelische Text im Kommentar zitiert wird.24 Da diese Frage im weiteren Verlauf des vorliegenden Aufsatzes von großer Bedeutung sein wird, sei an diese Typologie hier kurz erinnert: 1) Handschriften des ersten Typus wie der Vat. gr. 499 und der Voss. Misc. 5 überliefern nur eine kurze Zusammenfassung des Proömiums von Simplikios unter folgendem Titel: „Damascius’ Prolegomena zum ersten Buch des Aristoteles „über den Himmel““ (Δαμασκίου προλεγόμενα εἰς τὸ πρῶτον Ἀριστοτέλους περὶ οὐρανοῦ). 2) Handschriften des zweiten Typus (wie der Marcianus gr. Z. 257) werden als Parecbolae bezeichnet (παρεκβολαὶ ἀπὸ τοῦ Δαμασκίου εἰς τὸ πρῶτον περὶ οὐρανοῦ). Der Kommentar wird wie bei den Handschriften vom ersten Typus Damascius zugeschrieben. Im Übrigen wird das erste Buch auch im zum Typus 5 gehörigen Mutinensis (A) (im Gegensatz zu den restlichen Büchern) Damascius zugeschrieben. Die Parecbolae fangen typischerweise mit ὅτι an und bestehen wahrscheinlich aus Exzerpten aus dem ersten Buch von Simplikios’ Kommentar.25 3) In den Handschriften des dritten Typus befinden sich auf Simplikios zurückgehende Scholien (sowohl Exzerpte als auch Bearbeitungen), die um den aristotelischen Text herum geschrieben wurden. Zu diesem Typus gehören z. B. der Coislin. 169, der Marc. 210 und der Marc. 211. 4) Auch in den Handschriften des vierten Typus wird der aristotelische Text vollständig überliefert, während der Kommentar am Rand geschrieben wurde. Im Gegensatz zum Typus 3) ist der Kommentar nicht in Form von Scholien, sondern als fortlaufender Text zu finden. Der Coislin. 166 folgt diesem Muster, allerdings nicht im zweiten Buch.26 Der Kommentar wird
23
24 25 26
Es handelt sich um Moerbekes frühe Übersetzung eines Teiles des zweiten Buches (492, 25– 504, 32) anhand einer anderen Vorlage (siehe dazu Bossiers ausführliche Darstellung: Bossier 2004, XXIIff.). Hoffmann 1981, I 18 ff. Siehe Hoffmann 1981, I 107. Siehe z. B. Simp. in Cael. 463, 14. Die Fragmente des zweiten Buches wurden von Devreesse genau identifiziert: s. Devreesse, 1945, 148.
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durch Lemmata (zumeist unter der Formel ἕως τοῦ)27 gegliedert, die nur die ersten und letzten Wörter der jeweils kommentierten Passage wiedergeben. 5) In den Handschriften des fünften Typus ist der Simplikios-Kommentar als eigenständiger Text vorhanden. Der Mutinensis III E 8 (A) und alle mit ihm verwandten Handschriften gehören zu diesem Typus. Der Kommentar wird auch durch ἕως τοῦ-Lemmata eingeführt. 6) In Handschriften des letzten Typus ist ebenfalls der Kommentar als eigenständiger Text vorhanden. Anstatt der ἕως τοῦ-Lemmata wurde allerdings der ungekürzte aristotelische Text abwechselnd mit dem Kommentar geschrieben. Der Marc. 491, der Marc. 221, der Bodleianus Misc. 237 und der Paris. gr. 1910 gehören zu diesem Typus.28 Die meisten Handschriften der lateinischen Übersetzung Moerbekes folgen diesem Muster: Denn obwohl Wilhelm von Moerbeke die ἕως τοῦ-Lemmata seiner griechischen Vorlage ins Lateinische übersetzte, sind die ursprünglichen lateinischen Lemmata nur in einer einzigen Handschrift z. T. vorhanden.29 In allen anderen Textzeugen wurde der Lemmata-Text anhand einer lateinischen Übersetzung des Aristoteles ergänzt.30 Einige Handschriften wie der Laurentianus plut. 85, 27, der Vaticanus gr. 254, der Ambrosianus G 115 inf. und der Laur. plut. 85, 27 geben bald Lemmata, bald den ungekürzten aristotelischen Text wieder. Aus dieser Skizze ergibt sich, dass wir über verschiedene unabhängige, aber junge,31 fehlerhafte und lückenhafte Textzeugen des Simplikios-Kommentars verfügen.32 Die Bedeutung, die man dem Kommentar für eine kritische Edition des aristotelischen Textes zuschreiben muss, hängt also letztlich von der genauen Bestimmung der exegetischen Methode des Simplikios ab. In der Regel beachtet 27
28
29 30
31 32
Manchmal wird nur ein einziger Satz angegeben (ähnlich wie im Kommentar des Alexander). Siehe z. B. Simp. in Cael. 53, 19; 55, 1 f.; 59, 24–26; 91, 21 f.; 117, 20; 144, 5 f.; 216, 1 f. usw. Bossier, der sich auf Heibergs Edition stützte, gab folgende Statistik an (siehe Bossier 1992, 370): Unter den 301 Lemmata haben 277 die ἕως τοῦ-Form, während 24 den ersten Satz des Textes zitieren (davon 21 im ersten Buch und hier vor allem die Kapitel 2– 4). Ähnliche Lemmata sind auch im Simplikios-Kommentar zur aristotelischen Physik zu finden (siehe z. B. Simp. in Ph. 164, 10; 309, 1; 753, 1; 1125, 1). Der aristotelische Text entspricht nicht immer den ersten und letzten Worten der Lemmata, auch wenn der Kommentar ähnlich gegliedert ist. Vgl. z. B. Simp. in Cael. 8, 9 und Marc. gr. Z. 491, f. 53v; 9, 30 und f. 54r; 307, 12 und f. 167v; 316, 11 und f. 170v). Manchmal wird auch die Gliederung des Textes leicht geändert (siehe z. B. Simp. in Cael. 11, 31 und Marc. gr. Z. 491, f. 55r; 330, 19 und ff. 175v–176r). Es handelt sich um den Oxoniensis Coll. Balliol. 99. Ursprüngliche lateinische Lemmata findet man in den folgenden Textteilen: I 5–12, III und IV (siehe Bossier 2004, LXXX). Siehe Bossier 1992, 370 und Bossier 2004, LXXX ff. Bossier konnte durch eine gründliche Untersuchung der ungekürzten Lemmata sogar zwischen drei verschiedenen Übersetzungsstufen im aristotelischen Text unterscheiden. Siehe Heiberg 1892, 71 ff. Vor allem im Vergleich zum Physik-Kommentar, dessen ältester Textzeuge (der Marcianus gr. Z. 226) aus dem 9. Jahrhundert stammt und der zur „Philosophischen Sammlung“ gehört (siehe dazu Allen 1893, 48 ff.).
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Simplikios sorgfältig die Reihenfolge des aristotelischen Textes, dessen genauen Wortlaut er kommentiert. Dabei werden im Text nur ausnahmsweise Änderungen vorgenommen, wie es Hermann Diels bereits in seinem oben genannten Beitrag betonte: „(…) ihn hat ein gewisses konservatives Taktgefühl von manchen Fehlgriffen des Themistius oder unnützen Änderungen des Porphyrios und des Alexander bewahrt“.33 Für Diels war dieser exegetische Konservatismus ein zusätzliches Argument dafür, sich bei der Textkonstituierung der aristotelischen Physik auf den Simplikios-Kommentar zu stützen. In dieser Hinsicht weicht Alexanders Editionspraxis stark derjenigen Simplikios’ ab, wie sich am folgenden Beispiel zeigen lässt: Am Ende des zweiten Kapitels des dritten Buches behauptet Aristoteles, es sei klar, dass jeder Körper leicht bzw. schwer ist und wie die naturwidrigen Bewegungen bei diesen Körpern ablaufen. An dieser Stelle weist Simplikios auf Alexander hin und nimmt an, dass dessen Kommentar sich auf einen anderen aristotelischen Text bezieht:34 Der aristotelische Text, wie er nach den heute vorhandenen Handschriften überliefert ist (De cael. III 2.301 b 30–33)
Der aristotelische Text, wie er nach Simplikios’ Vermutung von Alexander gelesen und korrigiert wurde (Simp. in Cael. 597, 13–22)
Ὅτι μὲν οὖν ἅπαν ἢ κοῦφον ἢ βαρύ, καὶ πῶς αἱ παρὰ φύσιν κινήσεις ἔχουσι ἐν τούτοις, φανερόν. Ὅτι δ’ οὔτε πάντων ἐστὶ γένεσις οὔθ’ ἁπλῶς οὐθενός, δῆλον ἐκ τῶν προειρημένων·
Ὅτι μὲν οὖν ἅπαν ἢ κοῦφον ἢ βαρύ, καὶ πῶς αἱ παρὰ φύσιν κινήσεις ἔχουσι ἐν τούτοις )καὶ προείρηται*. Φανερὸν δ’ ὅτι οὔτε πάντων ἐστὶ γένεσις οὔθ’ ἁπλῶς οὐθενός, ὡς δῆλον ἐκ τῶν εἰρημένων·
κινήσεις ἔχουσι JVKF HXYZ : ἔχουσι κινήσεις ELΓ || ἐν τούτοις JVKF HE2 marg γρXYZ Sl : ἐκ τούτων ΕLΓ(ex hiis) F2 sl γρ || προειρημένων ΕLΓ(praedictis) : εἰρημένων JVFK HΕ2XYZ35 33
34
35
Diels 1882b, 30. Siehe dazu ferner im selben Beitrag auf S. 25: „Er huldigt im Ganzen einer sehr conservativen Kritik auch Alexander gegenüber und nimmt auch die offenbarste Verderbnis (…) in Schutz“. Simp. in Cael. 597, 13–22: ὁ δὲ Ἀλέξανδρος ἐλλειπτικῶς ἔχειν κατὰ τὴν λέξιν νομίζει τὸ ἐν τούτοις· λείπειν γὰρ τὸ καὶ προείρηται ἢ ὡς ἂν εἰ ἔλεγεν ἐν τούτοις εἴρηται, ἵνα μηκέτι ἀκούωμεν ἐν τούτοις τοῖς βάρος ἢ κουφότητα ἔχουσιν, ἀλλ’ ἐν τούτοις τοῖς λόγοις· τοῦτο δὲ πέπονθε τὸ φανερὸν τῷ ἐφεξῆς συντάξας καὶ οὕτω γράψας “φανερὸν δέ, ὅτι οὔτε πάντων ἔστι γένεσις.” ἐγὼ μέντοι τὸ μὲν φανερὸν ὡς τέλος εὑρίσκω τοῦ προτέρου λόγου χωρὶς τοῦ δὲ συνδέσμου γεγραμμένον, τὸ δὲ ἑξῆς οὕτως ἔχον· „ὅτι δὲ οὔτε πάντων ἔστι γένεσις οὔτε ἁπλῶς οὐδενός, δῆλον ἐκ τῶν προειρημένων“. ὁ δὲ Ἀλέξανδρος, ὡς ἔοικεν, ἔν τισιν ἀντιγράφοις εὑρὼν ὡς δῆλον ἐκ τῶν εἰρημένων τὸ φανερὸν ἠναγκάσθη τοῖς ἐφεξῆς συντάξαι. Kursiv wird dasjenige gedruckt, was Heiberg als De caelo-Zitate betrachtete und in seiner Edition gesperrt drucken ließ. Die Handschriften der direkten Überlieferung werden unten (Kap. III) vorgestellt.
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Laut Simplikios wollte Alexander das Wort φανερόν eher mit dem nächsten Satz in Verbindung bringen. Darüber hinaus vermutete er, dass die Wörter καὶ προείρηται fehlten. Der Grund dafür kann allerdings nur ein philosophischer sein. Die aristotelische Schlussfolgerung in dieser Passage ist nämlich sehr elliptisch, vor allem weil sich Aristoteles nicht genau auf den Inhalt des Kapitels bezieht. Dieses Paradox wurde bereits in jüngeren Studien unterstrichen.36 Alexander deutet hingegen ἐν τούτοις als einen Verweis auf die vorausgehenden Argumente des Kapitels, während es üblicherweise als eine Anspielung auf die Körper selbst verstanden wird.37 Simplikios erkennt diese exegetische Verlegenheit Alexanders allerdings nicht. Dies führt ihn zur Annahme, dass Alexander in einer Handschrift die Variante ὡς δῆλον anstatt δῆλον gefunden habe.38 Simplikios war wahrscheinlich selbst dieser Variante in seinem Studium begegnet.39 Seine Deutung zeigt deutlich, wie stark sich die exegetischen Gepflogenheiten beider Kommentatoren hinsichtlich des aristotelischen Texts unterscheiden. Während Alexander ohne Bedenken und manchmal etwas vorschnell zu dem Kalamos greift (zumindest aus philologischer Perspektive), geht Simplikios konservativer mit dem ihm vorliegenden Text um, ohne ihn prinzipiell als elliptisch oder fehlerhaft zu betrachten. In seinem Kommentar zur Physik sagte er bekanntlich (in der Übersetzung von Hermann Diels):40 „Wenn man die dunklen Stellen streichen wollte, so hätte man viel aus Aristoteles zu streichen“.41 Entscheidend ist für uns jedoch vielmehr zu untersuchen, ob sich der von Simplikios gelesene aristotelische Text rekonstruieren lässt.
2. Lemmata, Zitate und Paraphrase Seit Hermann Diels’ Beitrag ist es üblich geworden, auf den Ursprung der aus dem Simplikios-Kommentar stammenden Varianten hinzuweisen und 36 37
38 39
40 41
Siehe z. B. Verdenius 1969, 282 ff. Allan und Longo haben die Lesart ἐν τούτοις nicht übernommen und sich für die Variante der Familie a ἐκ τούτων entschieden (siehe ad locum Allan 1936 und Longo 1962). Vgl. Dalimier / Pellegrin 2004, 446 Anm. 13: „En lisant en 301b31 ἐκ τούτων, comme le ms. E; avec ἐν τούτοις, on aurait ‘comment se produisent les mouvements naturels dans les corps’“. Simp. in Cael. 597, 20–22. Siehe dazu Rescigno 2008, 452. Vgl. Moraux 1965, 115 und Mueller 2009, 132 Anm. 178. Simplikios lässt die Ersetzung von προειρημένων durch εἰρημένων unkommentiert, schreibt aber εἰρημένων zweimal. Da diese Ersetzung für ihn anscheinend unbedeutend ist, ist es anzunehmen, dass Simplikios sie einfach in einer Handschrift gefunden hat, die ebenfalls ὡς δῆλον überlieferte. Diels 1882b, 25 verwies bereits auf diese Passage. Simp. in Ph. 428, 2 f.: εἰ τὰ ἀσαφῆ διαγράψαιμεν, πολλὰ ἂν τῶν Ἀριστοτέλους διαγραφείη κτλ.
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dementsprechend die Lemmata-Varianten mit Sl, die wörtlichen Zitate mit Sc und die paraphrasierenden Textanführungen mit Sp zu bezeichnen.42 Diese Typologie bleibt für das Studium des Verhältnisses zwischen Kommentaren und direkter Überlieferung maßgebend.43 Jeder Herausgeber von De caelo hat sie bisher im Apparatus criticus übernommen44 – eventuell mit leichten Vorbehalten: Paul Moraux bemerkte z. B., dass die Lemmata unter dem Einfluss der direkten Überlieferung stark kontaminiert wurden – vor allem in D, E, und F, während A öfter die ursprüngliche Lesart des Lemmas behalten hat.45 Da einige Handschriften wie E keine Lemmata beinhalten, sondern auf einen stark kontaminierten Zweig der direkten Tradition zurückgeführt werden können, bedarf diese Feststellung einer näheren Untersuchung, der wir uns im Folgenden widmen wollen. 2.a) Das Verhältnis der Lemmata-Varianten zur direkten Überlieferung und zu den Kommentar-Varianten Welcher Gebrauch lässt sich denn von den Lemmata machen? Im Folgenden wird einerseits nachgewiesen, dass es nur wenige zuverlässige Textzeugen der Lemmata gibt und andererseits, dass sie der Kontamination der direkten Familie besonders ausgesetzt sind. Wie schon Moraux bemerkte, kann ferner die Zeit ihrer Einführung in den Kommentar nicht mit Sicherheit bestimmt werden. Deswegen können die Lemmata die Textgeschichte von De caelo nur begrenzt aufklären. Schließlich werden einige Fälle studiert, in denen die Lemmata und der Kommentar verschiedene Fassungen des aristotelischen Textes bieten. Zeigen wir zunächst, dass nicht alle Simplikios-Handschriften für eine Untersuchung der Lemmata relevant sind. In der De caelo-Tradition sind nämlich nur zwei der sechs oben genannten Handschriftentypen (Typus 4 und Typus 5 in der von Philippe Hoffmann entwickelten Typologie) von der Lemmata-Problematik betroffen. Wie gesehen gehört E dagegen zum Typus 6. Das heißt, dass der Marcianus 491 keine ἕως τοῦ-Lemmata, sondern den aristotelischen Text selbst überliefert. Es ist also nicht verwunderlich, dass der Text dieser Handschrift nicht mit den Lemmata der anderen Simplikios-
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Diels 1882b, 4. Siehe dazu Primavesi 2012, Kotwick 2016, Bloch 2003, 21 ff. und Fazzo 2016, 453: „On the whole, I hope to revisit this partition (Al.l vs Al.c vs Al.p) elsewhere. Although it is common in Aristotelian scholarship, it is not entirely free of problems of its own“. Siehe Allan 1936, XII; Longo 1962, LXXII; Moraux 1965, CXCI. Moraux 1954, 153. Siehe auch Hoffmann 1981, II 10 Anm. 13; Bossier 1975, II 24, 206– 225, der mir im Rahmen dieser Arbeit nicht zugänglich war.
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Handschriften, sondern weitgehend mit der Vulgata übereinstimmt. Ich konnte im Rahmen meiner Untersuchungen zur Textgeschichte von De caelo nachweisen, dass der in der Lemmata des Marc. 491 überlieferte aristotelische Text aus einer höchst kontaminierten Vorlage stammt, die (ähnlich wie der Yalensis und der Matritensis) Lesarten aus drei verschiedenen Quellen aufgenommen hatte. Diese „Lemmata“ gehören also im Gegensatz zum restlichen Kommentar zu einer ganz unterschiedlichen Tradition als die ἕως τοῦLemmata. Daher ist die Bezeichnung der Lesarten von E als Sl irreführend, obwohl die Lemmata von D (dem Coislin. 166) und E in vielen Fällen aus anderen Gründen übereinstimmen.46 Es handelt sich dabei nicht um eine Verwandtschaft im klassischen Sinne: D enthält kontaminierte Lemmata, während E die Vulgata-Fassung des aristotelischen Textes wiedergibt. Oben sahen wir, dass die Fragmente des zweiten Buches in D47 nicht anhand der ἕως τοῦ-Lemmata, sondern anhand vollständiger Sätze des aristotelischen Textes gegliedert wurden.48 Der Gewohnheit, statt der Lemmata den aristotelischen Text ganz wiederzugeben, verdanken wir im Übrigen die sonst verloren gegangene lateinische Übersetzung von Robert Grosseteste. Diese Übersetzung wurde nämlich in einer sonst vorwiegend mit usque illudLemmata49 versehenen Handschrift tradiert.50 Auch in diesem Fall stammt der im zweiten Buch ausführlich kopierte aristotelische Text nicht aus derselben Quelle wie die usque illud-Lemmata.51 Daraus wird ersichtlich, dass man sich zum Studium des zweiten Buches keineswegs auf den Coislinianus 166 verlassen kann, da die ungekürzten Lemmata gemäß dieser Gewohnheit aus einer anderen Quelle kopiert wurden.52 Die Lemmata des ersten Buches wer46 47 48 49 50
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Siehe z. B. Simp. in Cael. 322, 1; 480, 24; 491, 12; 556, 1. Diese Übereinstimmungen gegen A und F lassen sich dadurch erklären, dass in diesen Fällen D und E der Vulgata folgen. Der Coislin. enthält nämlich aufgrund einer lückenhaften Vorlage nur 23 der 186 Seiten der Edition Heibergs. Simp. in Cael. 365–369, 32 und 458, 22–475, 73 (siehe Devreesse 1945, 148). Die Wörter usque illud sind eine eindeutige Übersetzung der griechischen Formel ἕως τοῦ. Siehe dazu Allan 1950, 82 ff. Es handelt sich um den Cod. Oxon. Balliol College 99. Zwei Schreiber waren daran beteiligt. Der erste befasste sich mit dem ersten Buch, während der zweite den restlichen Text kopierte (siehe auch nächste Fußnote). Allan 1950, 88: „In Book II, where the second scribe takes up the work, the full text is once more given, and was written out together with the commentary; but in Books III and IV we find once more the shortened “lemmata”, underlined in red and cramped into a rather narrow place. (…) It appears at first sight significant that, while in most respects the instructions given to the two scribes sere clearly the same, the second scribe was allowed (or instructed) to copy the full Aristotelian text of Book II; especially as he gives only the abbreviations in Books III and IV, as his colleague had done in Book I. This impression is fully confirmed on closer inspection. The Aristotelian text quoted in Book II is not, in spite of some external similarity, the “common version”; and it is in every respect identical with the text quoted as “Lincolniensis” by the marginal annotator of the Vatican manuscript”. Vgl. Diels 1882a, XI und Lamberz 1987, 7 ff.
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den ihrerseits nur durch zwei Textzeugen überliefert (den Mutinensis III E 8 und den Coislinianus 166), da der Marcianus 228 erst mit dem zweiten Buch anfängt. Diesen philologischen Hintergrund muss ein Texthistoriker in Betracht ziehen. Er zwingt unter anderem dazu, einige Argumente von Paul Moraux’ oben genanntem Beitrag zu nuancieren. Um die Gegensätze der direkten Tradition (vor allem zwischen den Familien a und b) auch bei Simplikios zu zeigen, rekurriert Moraux auf einige Beispiele, deren Beweiskraft aufgrund der oben skizzierten Phänomene fraglich ist. Wenn eine Lemma-Variante nur in E oder c (die keine Handschrift, sondern Karstens Simplikios-Edition bezeichnet)53 überliefert ist, kann nicht direkt auf die Nebenüberlieferung geschlossen werden.54 Dennoch lässt sich dieser Unterschied zwischen den verschiedenen Textzeugen an manchen Stellen der Lemmata tatsächlich feststellen.55 Diese Gegensätze lassen sich laut Moraux dadurch erklären, dass versucht wurde, die Lemmata mit der Exegese in Einklang zu bringen.56 Obwohl eine Kontamination dieser Art nicht in allen Fällen ausgeschlossen werden kann,57 gibt es keinen zureichenden Grund zu behaupten, dass die Lemmata vor allem von der Exegese beeinflusst wurden. In den meisten Fällen, wo einige Simplikios-Handschriften in den Lemmata mit dem Kommentar übereinstimmen, wurden offenbar diese Textträger eher durch die direkte Tradition kontaminiert, vor allem im Falle von D.58 Paul Moraux hat vermutlich einen zu starken Akzent auf die Kontamination der Lemmata durch den Kommentar gelegt. Die Abhängigkeit der Lemmata von der direkten Überlieferung lässt sich u. E. vielmehr dadurch erklären, dass die Lemmata einer Kontamination 53
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Obwohl Heiberg die von Karsten edierten Lemmata im Apparatus criticus nicht selten wiedergibt, schreibt er in seiner Einleitung, dass er sie nicht berücksichtigen wird. Siehe Heiberg 1894, XIII: „paginas, columnas, versus huius editionis in margine adposui et in apparatum omnes eius scripturas recepi exceptis locis p. 207,11–211,18, p. 216,26–246,4, p. 309,10– 311,13, p. 343,13–345,13, qui per Bessarionem in E suppleti sunt ad interpretationem Guilelmi et inde per codd. K et Parisin. 1910 in editionem Karstenii migraverint. etiam lemmata neglexi“. Der Parisinus gr. 1910, auf den sich Karsten besonders stützte, gehört nämlich, wie gesehen, zum Typus 6: Da der aristotelische Text in dieser Handschrift vollständig kopiert wurde, ist der Parisinus für die Untersuchung der Lemmata nicht relevant. Moraux 1954, 157, 163. Diese Bemerkungen gelten für die Diskussion um 279 b 12, 280 b 29, 283 a 17 und 304 a 21. Siehe auch Lamberz 1987, 11. Siehe bei Moraux 1954, 152 ff.: 271 b 33, 287 b 21, 289 b 27 und 306 b 21, wo A und F (resp. A und D) verschiedene Lesarten überliefern. Siehe Moraux 1954, 152: „Nous constaterons précisément que dans bien des cas, le texte primitif du lemme différait de celui qu’a commenté ou paraphrasé Simplicius. Des lecteurs attentifs durent remarquer cette incohérence et chercher à donner, en corrigeant les lemmes, plus d’unité au texte de Simplicius“. Siehe z. B. 289 b 27 und Moraux 1954, 153. Siehe 271 b 33 und 283 a 17.
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durch die aristotelische Vulgata besonders ausgesetzt waren.59 In Handschriften des 4. Typus (etwa die Bücher I, III und IV von D) ist diese Art von Kontamination üblich. Da solche Handschriften mit Verweiszeichen versehen sind, die eine genaue Textstelle mit den dazugehörigen Scholien deutlich verbinden, kann jeder Leser sofort feststellen, ob das Lemma mit der entsprechenden aristotelischen Textstelle übereinstimmt. Aber auch in Handschriften, die den Kommentar als selbstständigen Text (d. h. ohne aristotelischen Text) überliefern, kommen viele Fälle von Kontamination vor. Da die Lemmata dazu dienen, den langen Kommentar möglichst klar einzuteilen und ihn mit dem aristotelischen Text leicht in Verbindung zu setzen, wurden sie auch graphisch so gestaltet, dass sie schon auf den ersten Blick auffallen. Wenn sie nicht als Überschriften erscheinen, werden sie entweder mit einem großen Buchstaben, einem Farbwechsel, einer leichten Versetzung, einem Abstand bzw. einem Zeichen am Rand 60 gekennzeichnet.61 Wer eine Erläuterung zu einer bestimmten Passage von Aristoteles suchte, konnte daher das Lemma des Kommentars anhand seines eigenen aristotelischen Texts korrigieren. Deshalb sind die Lemmata weniger zuverlässig als die Paraphrase oder die Zitate. Ferner sind die Lemmata im Falle von De caelo Änderungen besonders ausgesetzt, wie es bereits Bossier bemerkte.62 Zum Beispiel lässt der Coislin. 166 in seinen Lemmata wiederholt nach dem τοῦ oder vor und nach ἕως τοῦ ein paar Wörter aus. Wenn also ein Lemma mit der Exegese übereinstimmt, sollte die von ihm bezeugte Lesart lediglich als eine alte Variante betrachtet werden und nicht als ein editorischer Versuch, das Lemma mit dem Kommentar in Einklang zu bringen.
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Dasselbe Phänomen kennzeichnet die Hippokratesüberlieferung: An manchen Stellen wurden die Lemmata des Galen-Kommentars zu De articulis nach Hippokrateshandschriften stark korrigiert. Siehe dazu Kudlien 1960, 57 ff. Ich bedanke mich herzlich für diese bibliographische Angabe bei Christian Brockmann, der mich auch auf diesen Parallelfall aufmerksam gemacht hat. Ein weiteres Beispiel derartiger Kontamination ist bei den ProklosKommentaren zu Platons Alkibiades I und Parmenides zu finden. Siehe dazu Lamberz 1987, 7 ff. Lamberz macht an derselben Stelle eine allgemeinere Behauptung: „Haben die Hypomnemata eine ihnen eigentümliche Form des Lemmas? Die Beantwortung dieser Frage wird dadurch erschwert, daß die Lemmata in besonderem Maße Eingriffen in der Überlieferung ausgesetzt sind, sei es hinsichtlich ihres Wortlauts, sei es hinsichtlich ihrer Form: Der Wortlaut kann durch die direkte Überlieferung des kommentierten Autors beeinflußt oder sogar vollständig aus dieser Überlieferung unter Verdrängung des ursprünglichen Lemmatextes übernommen sein“. Meistens wird das Lemma gleichzeitig auf verschiedene Weisen vermerkt: Im Vat. Ott. gr. 83 werden die Lemmata beispielsweise durch einen großen Buchstaben mit neuer Farbe, eine Versetzung und einen Abstand herausgehoben. Vgl. Bossier 1992, 361. Siehe z. B. Bossier 1992, 362 und Bossier 2004, LXXX.
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Wie schon gesehen weicht aber manchmal das überlieferte Lemma deutlich vom Bezugstext des Kommentars ab, auch wenn alle relevanten Textzeugen miteinander übereinstimmen.63 Dieses Phänomen hat Moraux im Fall von De caelo anhand folgender Beispiele illustriert:64 279 b 12 καλῶς Sl 65 : ἱκανῶς ELHSc(293, 7) : ἱκανόν J 280 b 28 καὶ δυνατὸν HErec.XSl(AD) : ἀδύνατον δὲ LΓSc (318, 16): δυνατὸν δὲ JF : καὶ δυνατὸν δὲ Ε1 283 a 17 ἃ δύνανται E1LΓSl (A) : ἃ δύναται FΗErecSp(348, 29) : ἀδύνατα J 284 b 5 τὰ νῦν JVKFSl : τὸ νῦν EL HXYZSp(382, 20) 287 b 21 στοιχείων LΓJFSl : συστοίχων EXSp(418, 3) 289 b 27 τῆς ψυχῆς Sl(A) : ἀπὸ τύχης FSl(F)Sp(447, 3) : τὸ ἀπὸ τύχης ELJH 300 a 7 ἢ2 codd. Sl : om. Sp(577, 24) 304 a 21 συμφυομένου LΓ JVΚF HE2E4Sl(ADF) : συμφυσωμένου E1 XYZ1 AlpSp(621, 18) 306 b 21 κατὰ τὰ πάθη codd. Sp(658, 13)Sl(D) : κατὰ πάθη E1 (add. E2) Sl(AF) In der Tat ist die Diskrepanz zwischen den Lemmata und der Exegese bei näherer Betrachtung ein interessanter Charakterzug des Kommentars. Moraux’ Liste kann etwa durch folgende Beispiele erweitert werden: τὸ2 om. Sl(ABDΕ66) : habent EJHXSc(675, 11) : τί τὸ L ὥσπερ ELJHSl : ὥσπερ οὖν Sc(87, 14) : ὥσπερ οὖν καὶ F τὸν EJSl : om. LHXSc(216, 13) μὲν οὖν codd. Sl : om. Sc(139, 31) οὔτε φθαρτόν E1L HXYZ Sl(AD) : οὐδὲ φθαρτόν Sc(330, 25)(334, 8) 286 b 9 ἀεί2 EJSl : αἰεὶ H : δεῖ ἀεὶ E2Sc(403, 9)Th : δεῖ αἰεὶ L 298 a 27 ἐπεὶ δὲ codd. Sl(552, 20) : ἐπειδὴ Sc(553, 6) 301 a 11 οὐδὲν γὰρ Sl(AF) : καίτοι οὐδὲν codd. Sc(589, 21) : καίτοι γε οὐδὲν F
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65 66
b 20 b 10 b 27 b 12 a 22
Auch bei Alexander wurden klare Abweichungen zwischen Lemmata und Kommentar ans Licht gebracht. Siehe z. B. Kotwick 2016, 78 ff., über Metaph. Α 1.993 a 29–b 2. In den oben genannten Beispielen bezieht sich das Wort „codd.“ auf die aristotelischen Handschriften. E, L, X, Y, Z, Γ, H, J, V, F, K sind Textzeugen der direkten Tradition, die im dritten Teil des vorliegenden Beitrags ausführlicher vorgestellt werden. Die Variante des Lemma ἱκανῶς von E und c sollte aus oben genanntem Grund nicht berücksichtigt werden. Sufficienter überliefert der Oxoniensis Ball. 99. An dieser Textstelle besteht das Lemma aus einem vollständigen Satz (siehe Simp. in Cael. 61, 1). Im Marc. 491 wird das Lemma nicht deutlich vom Kommentar unterschieden.
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Mai-Lan Boureau 302 a 19 λέγειν codd. Sl : εἶναι Sc(601, 19) 311 b 1 μὴ om. Sl(AF) : habent codd. Sp(709, 14)
Drei Möglichkeiten werden anhand der Beispiele erkennbar: 1) Das Lemma kann die Lesart der meisten Handschriften der direkten Tradition überliefern, wie 279 b 12, 282 a 22 und 298 a 27. In diesem Fall ist kein unmittelbarer Schluss über die Konstitution von Lemmata-Varianten erlaubt. Die Übereinstimmung mit der Vulgata zeugt nämlich vielmehr davon, dass die Lemmata einfach von der direkten Tradition kontaminiert wurden. 2) In anderen Fällen (wie 270 b 10, 284 b 5, 304 a 21) stimmt das Lemma mit einer Gruppe der direkten Tradition überein, während der dem Kommentar zugrundeliegende Text, mit einer anderen Gruppe übereinstimmt. Auch in diesem Fall lässt sich aber der Gegensatz durch Kontamination erklären. 3) Schließlich kann die im Lemma überlieferte Lesart weder in der direkten Tradition noch im restlichen Kommentar vorhanden sein (siehe z. B. 301 a 11 und 286 b 9). In diesen Fällen kann der Gegensatz nicht durch Kontamination erklärt werden. Wenn sich die Lemmata-Varianten weder durch den Einfluss des Kommentars noch durch den Einfluss der direkten Tradition erklären lassen, dann scheint Moraux’ Verdacht bestätigt zu sein, dass die Lemmata auch in ihrer ursprünglichen Form (d. h. vor jeglicher Kontamination) nicht von Simplikios eingeführt wurden und dass sie folglich einer dem Kommentar fremden Tradition angehören müssen.67 Obwohl Moraux diese Ergänzung nicht ausdrücklich datiert,68 ist es anzunehmen, dass er sie als eine sehr frühe betrachtet. Moraux hatte nämlich die Tendenz, die durch Lemmata überlieferten Lesarten – als „variantes anciennes“ – mit den von Simplikios bzw. Alexander erwähnten γράφεται gleichzusetzen.69 Das entscheidende Argument für 67
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Moraux 1954, 153 ff.: „Les lemmes n’ont pas été transcrits par Simplicius lui-même. C’est après coup qu’on les a insérés dans le texte de son savant commentaire. Le personnage qui a exécuté le travail ne s’est guère soucié de savoir quel texte Simplicius adoptait pour son exégèse: il n’avait d’autre but que de diviser le texte fort long du commentaire et d’en faciliter l’utilisation à qui voulait y trouver l’exégèse d’un passage du De caelo. S’il en est ainsi, nous ne sommes pas autorisés à nous fonder sur les lemmes pour affirmer que Simplicius acceptait ou rejetait telle ou telle leçon“. Moraux 1954, 154 Anm. 1: „Je suis malheureusement incapable de dire si les lemmes ont été insérés dans le commentaire à l’époque même de Simplicius, ou beaucoup plus tardivement“. „En revanche, nous disposons, grâce aux lemmes, des leçons d’un texte relativement ancien, et souvent différent de celui de Simplicius; ces leçons intéressent donc la critique textuelle au même titre que les γράφεται de Simplicius ou d’Alexandre“ (Moraux 1954, 154). Vgl. Lamberz 1987, 9: „P. Moraux hat aus ähnlichen Diskrepanzen im Kommentar des Simplikios zu De caelo einen völlig anderen Schluß gezogen: Die Lemmata sind nach seiner Auffassung erst nachträglich in den Kommentar eingefügt worden, und zwar in der Zeit zwischen Simplikios und dem (nicht sicher datierbaren, aber wohl noch in die Spätantike gehörenden) Archetypos der Simplikioshandschriften“.
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eine frühe Datierung liegt offenbar laut Moraux darin, dass die ursprünglichen Lemmata Lesarten bieten, die nicht in der direkten Überlieferung erscheinen und deswegen zu einer älteren Tradition als die Transliteration gehören könnten. Fünf weitere Argumente können für eine frühe Datierung eingebracht werden. 1) Aus stemmatischer Sicht ist es besonders auffällig, dass die Lemmata zum siebten Buch des Physik-Kommentars von Simplikios eindeutig aus der α-Fassung kommen, während die Haupthandschriften der direkten Überlieferung alle die β-Fassung des Textes enthalten. Dies spricht also auch für eine Datierung der Lemmata vor der Transliteration. 2) Ein weiteres Argument betrifft die ἕως τοῦ-Formel der meisten Lemmata. Ἕως τοῦ-Lemmata sind nämlich im schon erwähnten Marcianus 226 bezeugt, der im 9. Jahrhundert angefertigt wurde und daher wesentlich älter ist als alle Textzeugen des Simplikios-Kommentars zu De caelo. 3) Verkürzte Lemmata finden sich ferner in den vorhandenen Handschriften von Aspasios, Ammonios und teilweise von Proklos.70 Allerdings werden diese Texte nur durch jüngere Textzeugen überliefert. Ähnliche Lemmata finden sich aber auch in anderen Kommentaren, die auf Papyrus erhalten sind.71 4) Fernand Bossier hat ferner drei Textstellen hervorgehoben, an denen sich der Kommentar eindeutig auf die Wörter des Lemmas bezieht: Ohne Lemmata wäre der Kommentar-Text ganz unverständlich.72 5) Die schon erwähnte Uneinheitlichkeit der Lemmata-Form (ἕως τοῦ-Sätze einerseits und vollständige Sätze andererseits) ist schließlich ein wichtiges Zeichen dafür, dass die Lemmata nicht systematisch korrigiert wurden.73 Aus all diesen Argumenten ergibt sich, dass die Lemmata aller Wahrscheinlichkeit nach bereits frühzeitig eingeführt wurden. Verschiedene Gründe sprechen ferner dafür, dass die heutige Gliederung des Kommentars so alt ist wie der Kommentar selbst. In seiner heutigen Form setzt nämlich der Kommentar Lemmata bzw. Abschnitte voraus: Diese Abschnitte fangen meistens mit Partizipien wie δείξας, εἰπών, προθέμενος, χρώμενος, προλαβών oder Floskeln wie ἐφεξῆς δείκνυσιν an.74 Diese Wendungen erscheinen allerdings
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Siehe dazu Lamberz 1987. Wie der Kommentar Theons zu Pindar. Siehe Wittwer 1999, bes. 70 ff. Siehe Lamberz 1987, 10: Es handelt sich um Simp. in Cael. 53, 20; 55, 2 und 238, 5. Bossiers’ Dissertation war mir leider unzugänglich (siehe auch Anm. 45). Ich konnte mich also nur auf Lamberz’ Zusammenfassung stützen. Dort wird auf die S. 24, 210 von Bossiers’ Dissertation verwiesen. Dieses Argument ist auch im schon erwähnten Beitrag von Erich Lamberz zu finden. Siehe Lamberz 1987, 8 ff.: „Gerade in dieser differenzierten Lemmagestaltung der beiden Kommentare scheint mir ein Indiz für ihre Ursprünglichkeit zu liegen“. Siehe auch dazu Kotwick 2016, 41 ff.
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nicht nur unmittelbar nach den Lemmata, sondern bisweilen auch ohne direkten Bezug auf die Lemmata. In diesem Fall werden sie mit Bindewörtern eingeführt (etwa δέ, γάρ, usw.), die in der Regel nicht unmittelbar nach den Lemmata stehen.75 Pantelis Golitsis führt sogar die Gliederung des Simplikios-Kommentars auf Alexander zurück und nimmt an, dass Simplikios nicht nur einzelne Argumente, sondern auch die genaue Struktur seines Kommentars von Alexander übernommen hat.76 Diese Beobachtungen dürfen aber nicht zu allgemeinen textgeschichtlichen Schlüssen verleiten. Vorausgesetzt nämlich, dass Simplikios sein Werk selber gegliedert hat, bedeutet es nicht zwingend, dass die ἕως τοῦ-Form von ihm stammt und noch weniger, dass die Lemmata Simplikios’ eigene aristotelische Handschrift wiedergeben. Diese Meinung vertrat Bossier mit der Annahme, dass die ἕως τοῦ-Formel erst durch eine editorische Bearbeitung der ursprünglichen Lemmata entstanden ist.77 In diesem Fall würden nur die 24 Lemmata, die den ersten Satz jedes Passus angeben,78 der authentischen Lemmata-Form entsprechen.79 Die Frage nach der ursprünglichen Form der Lemmata lässt sich nicht mit Sicherheit entscheiden. Beim Vergleich zwischen den Lemmata und dem Kommentar ist stets zu bedenken, wie schwierig die Rekonstruktion von Simplikios’ aristotelischer Handschrift in manchen Fällen ist. Wie nachstehend aufgezeigt wird, liefert die textgeschichtliche Lage keine allgemeine Regel zur Deutung der etwaigen Varianten, sodass jede Variante als Einzelfall behandelt werden soll. Bevor wir auf dieses Thema ausführlicher eingehen, soll aber ein interessantes Beispiel vorgestellt werden, in dem das Lemma offenbar mit der Paraphrase des Simplikios innerhalb seines Kommentartextes gegen die direkte Tradition übereinstimmt. Der aristotelische Text lautet 281 b 18–19: εἰ δέ τι ἄπειρον χρόνον ἔχει πλειόνων δύναμιν, οὐκ ἔστιν ἐν ἄλλῳ χρόνῳ, ἀλλὰ τοῦθ’ ἅμα. ἀλλὰ τοῦθ’ ἅμα vulg. : ἀλλὰ τοῦ ἅμα J : ἀλλὰ τοῦ ἀλλὰ τοῦ ἅμα πάντα πρᾶξαι Sl(D) : ἅμα προάξαι Sl(A)
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Vgl. Wittwer 1999, 67 und Bloch 2003, 24. Golitsis 2008, 59: „Puisque les précisions d’Alexandre sur la lexis du traité sont, elles aussi, regulièrement reprises et discutées, il faut en conclure que c’est de ce Commentaire que provient aussi le découpage du texte en lemmes“. Siehe auch Bloch 2003, 27 über Alexander: „The discrepancies are certainly better explained, if Alexander did not himself write the full lemmata. The missing text might have been inserted later by someone else, who was content to elaborate on Alexander’s abbreviated text and did not consider the surroundings“. Vgl. Diels 1882a, Xff., der die ἕως τοῦ-Form als authentisch betrachtet. Siehe dazu Bossier 1992, 370 und Anm. 27 oben. Diese Zusammenfassung beruht auf Lamberz 1987, 10.
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O. Gigon übersetzt den Passus wie folgt: „Wenn etwas nun in einer unbegrenzten Zeit die Möglichkeit zu mehrerem hat, so gilt dies nicht in verschiedenen Zeiten, sondern zugleich“.80 Der ursprüngliche Text, der auf Handschrift D dem Lemma zugrunde liegt, ist wahrscheinlich: εἰ δέ τι ἄπειρον χρόνον ἔχει πλειόνων δύναμιν, οὐκ ἔστιν ἐν ἄλλῳ χρόνῳ, ἀλλὰ τοῦ ἅμα πάντα πρᾶξαι Dabei ist entscheidend, dass A diesen Text teilweise bezeugt und dass A und D unabhängige Textzeugen sind. Der Kommentar lautet dazu: ἀδύνατον γὰρ ἅμα τὰ πλείονα καὶ ἀντικείμενα πρᾶξαι ἢ παθεῖν.81 Während der Text der direkten Tradition ausschließlich auf die δύναμις hinweist, erwähnt Simplikios’ Paraphrase die Unmöglichkeit, mehrere Einwirkungen zu erfahren oder auszuüben (genauso wie das Lemma) und nicht zugleich über gegensätzliche Fähigkeiten zu verfügen (wie die direkte Tradition). Da die Lemmata jedoch sowohl von der direkten Tradition als auch dem Kommentar beeinflusst zu sein scheinen, besteht eine Möglichkeit, dass die Lemmata z. T. auf Simplikios’ aristotelische Handschrift zurückgehen. Vorsichtshalber sollte jedoch systematisch zwischen den Lemmata und der von Simplikios benutzte Handschrift unterschieden werden, wenn der Kommentar des Simplikios mit der direkten Überlieferung verglichen wird. 2.b) Der Unterschied zwischen Paraphrase und Zitat Widmen wir uns nun der Unterscheidung zwischen Zitaten und Paraphrasen samt den damit zusammenhängenden methodologischen Problemen. Zitate und Paraphrasen sollten prinzipiell für eine Edition des aristotelischen Textes eine sicherere Grundlage als die Lemmata bieten. Es wurde oben bereits auf Simplikios’ Konservatismus hingewiesen. Man könnte nämlich davon ausgehen, dass Simplikios beim Zitieren besonders auf die Genauigkeit des Textes achtet. Jedoch muss hier die Besonderheit der Gattung der Zitate unterstrichen werden. In seinem Beitrag über Simplicius und das Zitat hatte schon Christian Wildberg betont, dass Simplikios – gemäß dem Beispiel der Gelehrten der Antike – „auf die exakte wörtliche Wiedergabe von Zitaten nicht immer allzu großen Wert“ legte.82 Die drei folgenden Beispiele schildern, wie
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Gigon 1950, 93 ff. Simp. in Cael. 325, 27 f. Wildberg 1993, 193 Anm. 20. Eine genauere Angabe zu Simplikios findet man auf derselben Seite: „Im Eifer des philosophischen Gefechts sind seine Zitate offenbar ganz unterschiedlicher Qualität; zuweilen merkt er es ausdrücklich an, daß er einen anderen Autor verbatim wiedergegeben hat, oft genug liefert er aber nur eine skizzenhafte Paraphrase“.
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Simplikios mit dem aristotelischen Text umgeht. In diesen Fällen wird das sogenannte Zitat mit φησί, εἰπών, ἐπήγαγεν usw. eingeführt:83 Simplikios
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ἐπεὶ οὖν οὔτε ἄπειρα, φησίν, οὔτε ἕν, εἶναι δὲ χρὴ πάντως στοιχεῖα, ἀνάγκη πλείονα αὐτὰ εἶναι καὶ πεπερασμένα. (626, 11–13).
ἐπεὶ δὲ οὔτε ἄπειρα οὔτε ἕν, ἀνάγκη πλείω εἶναι καὶ πεπερασμένα (304 b 21–22).
δὲ om. A || στοιχεῖα CDE : στοιχεῖον B ||
ἐπεὶ δὲ ΕLΓ(quoniam autem)ΧYZ : ἐπειδὴ δὲ JVKFH || ἀνάγκη πλείω JVKFHXYZ : πλείω ἀνάγκη ΕLΓ(plura necesse) || πεπερασμένα τὰ στοιχεῖα Η ||
πᾶν δὲ σῶμα γενητὸν ποιεῖν αὐτοὺς εἶπεν ὁ Ἀριστοτέλης (561, 21–22).
εἰσὶ δέ τινες καὶ οἳ πᾶν σῶμα γενητὸν ποιοῦσι (298 b 33–34) 33 οἳ EZ : καὶ οἳ JVKH : οἳ καὶ LΓ(qui et)FXY || 34 σῶμα πᾶν XYZ
ὁ δὲ πρῶτος, φησίν, οὐρανὸς εὐθύς, τουτέστιν ἀμέσως, τυγχάνει τῆς πρώτης ἀρχῆς διὰ μιᾶς τῷ εἴδει κινήσεως (487, 4–5)
ὁ δὲ πρῶτος οὐρανὸς εὐθὺς τυγχάνει διὰ μιᾶς κινήσεως (292 b 22–23).
τυγχάνει – μία bis DE : cor. E2 || post ἀρχῆς del. κατὰ τὰ ἑαυτῶν μέτρα σαφῶς εἶπεν E1
Es handelt sich in diesen Fällen eindeutig nicht um Zitate im strengen Sinne des Wortes, sondern eher um Textbearbeitungen. Die Kommentar-Auszüge sind systematisch länger als der aristotelische Text selbst. Aus diesen Beispielen erhellt schon, dass Simplikios in seinen ‚Zitaten‘ besonders frei mit den Partikeln umgeht: Sie werden nämlich an den neuen Satz angepasst und entsprechen folglich dem aristotelischen Text nicht immer genau.84 Trotz des Verbs φησί wird z. B. im ersten Auszug das im aristotelischen Text stehende
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Fett gedruckt stehen die von Simplikios ersetzten bzw. hinzugefügten Wörter. Wie oben vermerkt (s. Anm. 35), wurden die hier kursiv hervorgehobenen Wörter von Heiberg als De caelo-Zitate betrachtet. Vgl. Fazzo 2016, 454, über Alexander: „An important and common reason for adjustments is the new syntax of the sentence. Under no circumstances should such adjustments be mistaken for variant readings“.
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δὲ zu οὖν. Ebenfalls wird ein δὲ im zweiten Beispiel von Simplikios addiert. Man darf also keinen Schluss aus der Ab- bzw. Anwesenheit der Partikeln bei Simplikios ziehen. Die Tatsache, dass er eine Partikel nicht geschrieben hat, bedeutet nicht, dass er sie in seiner aristotelischen Handschrift nicht las. Simplikios ergänzt ferner regelmäßig den aristotelischen Text, indem er ihn mit Glossen und Erläuterungen versieht (wie τουτέστι ἀμέσως und τῷ εἴδει im letzten Auszug, die die Bedeutung von εὐθύς und μιᾶς jeweils genauer bestimmen sollen). Die zahlreichen Fälle, in denen Simplikios auf denselben aristotelischen Passus nicht mit demselben Wortlaut verweist, verstärken noch den Eindruck seiner ‚Nachlässigkeit‘, vor allem wenn seine Zitierweise mit dem modernen ‚wissenschaftlichen‘ Umgang mit Zitaten verglichen wird: Arist. De cael. 283 b 29
Erstes ‚Zitat‘ des Simplikios (368, 2)
Zweites ‚Zitat‘ des Simplikios (368, 5–7)
ἔχων δὲ καὶ περιέχων ἐν τὸ ἔχων δὲ καὶ περιέχων ἐν τὸ οὖν μήτε προϋπάρχειν αὑτῷ τὸν ἄπειρον χρόνον αὑτῷ τὸν ἄπειρον χρόνον αὐτοῦ χρόνον μήτε μεθυπάρχειν ἐδήλωσε διὰ τοῦ ἔχειν καὶ περιέχειν ἐν αὑτῷ τὸν ἄπειρον χρόνον ἔχων ΑC : ἔχον DE || περιέχων AC : περιέχον DE || αὑτῷ C : ἑαυτῷ DE : αὐτῷ A
αὑτῷ C : αὐτῷ ADE
Aus diesem Beispiel lässt sich entnehmen, dass selbst der Gebrauch des τὸ (d. h. des sogenannten griechischen Anführungszeichens) nicht versichern kann, dass der genaue Wortlaut des aristotelischen Textes wiedergegeben wird. Dieser etwas nachlässige Umgang mit den Zitaten ist charakteristisch für Simplikios etwa im Vergleich zu Alexander von Aphrodisias, wie schon in mehreren aristotelischen Studien beobachtet wurde.85 Im Rahmen des oben genannten Beitrags widmet sich Paul Moraux dem ausführlichen Vergleich zwischen drei Texten, in denen Simplikios jeweils den Anfang von Aristoteles’ De caelo zitiert (I 1.268 a 1–3). Es handelt sich um seinen Kommentar zum ersten (6, 33; 7, 7; 7, 18; 7, 27–28) und zum dritten Buch von De caelo (554, 19–21) und zuletzt um seinen Physik-Kommentar (dort sogar mit den dreimal wiederholten berühmten Zeilen: 230, 20–21; 451, 22–23; 452, 12–13).86 Die ‚Zitate‘ weichen deutlich voneinander ab. In seiner Analyse weist Mo85 86
Siehe z. B. Kotwick 2016, 53. Vgl. Bloch 2003, 27 ff. Moraux 1954, 165 ff.
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raux zugunsten von stilistischen Argumenten sowohl das Argument einer Quellenvielfalt 87 als auch das Argument von Simplikios’ Vergesslichkeit zurück. Laut Moraux möchte Simplikios bewusst eine bestimmte sprachliche Wendung vermeiden,88 was ihn dazu veranlasste, die Partikeln nicht genau wiederzugeben. Diese Ungenauigkeit kontrastiert besonders stark mit der gewissenhaften Sorgfalt von Simplikios, wenn er an anderen Stellen bemüht ist, eine wenig verbreitete Quelle genau wiederaufzugreifen. Ein klares Beispiel dafür gibt der berühmte Passus aus seinem Kategorien-Kommentar, in dem er Archytas ausführlich zitiert, weil dieser Text zu seiner Zeit vermeintlich schwer zugänglich war.89 Es besteht aber keinen Widerspruch in Simplikios’ Zitierpraxis. Bei ihm scheint die Genauigkeit des Zitats weniger davon abzuhängen, wie es eingeführt wird,90 als vom spezifischen Grunde, aus dem er den Text überhaupt bemüht.91 Es ist beispielsweise besonders bezeichnend, dass Simplikios das Verb παραγράφω seiner Auseinandersetzung mit Philoponos92 und dem Zitieren wichtiger Auszüge aus alten Texten vorbehält 93 und nicht besonders in Bezug auf die ipsissima verba des Aristoteles verwendet.94 Obwohl Simplikios oft die ihm bekannten aristotelischen Lesarten zitiert, was für einen Herausgeber des aristotelischen Textes besonders wertvoll ist, behandelt er die aristotelischen Textstellen als Kommentator und nicht als
87
88 89 90
91
92
93 94
Vgl. Diels 1882b, 27: „Solche Discrepanzen erklären sich hinlänglich, wenn man bedenkt, daß Simplicius zu den fleißigsten Compilatoren des Altertums gehört. Wir müssen ihn uns umringt von einem Haufen von Commentaren und Texten arbeitend denken, und so ist es begreiflich, daß er zuweilen zu einem andern Handexemplar beim Citieren gegriffen oder auch ein in seiner Quelle vorgefundenes Citat ohne weitere Prüfung in seinen Commentar hinübergeschrieben hat“. Vgl. Praechter 1905, bes. 519 ff. Φαίνεται + Partizip. Simp. in Cat. 352, 22–24. Siehe dazu Baltussen 2008, 42 ff. Siehe dazu Wildberg 1993, 19, für die Bedeutung der Verben παραγράφειν und παρατίθεσθαι und Baltussen 2008, 45 ff., für die der Wendung ἀκούειν + Partizip im Genitiv. Wildberg befasst sich auch mit den διπλαῖ, die am Rand einiger Handschriften wie der Marc. 226 Zitate auszeichnen. Der Ausdruck γράφει οὕτως scheint ebenfalls ein genaues Zitat anzuführen. Siehe dazu Fazzo 2016, 454: „Details of the text, lexical and syntactical peculiarities, are preserved in quotes insofar as they are relevant, and they are hardly relevant unless the commentator is focussing on them for their own sake (as is the case when they convey some kind of obscurity)“. Siehe z. B. Simp. in Cael. 48, 25; 75, 15; 82, 14; 180, 25. Der von Simplikios wiederholt angegebene Grund lautet, dass er die tiefe Unwissenheit seines Gegners völlig darstellen möchte. Z. B. Simp. in Cael. 295, 1–22 (wo er aus Aristoteles’ verschollenem Buch Über Demokritos zitiert). Siehe Simp. in Cael. 124, 25–125, 20, wo Simplikios einen langen Ausschnitt der aristotelischen Physik ziemlich genau zitiert (188 a 31–b 26). Es soll jedoch angemerkt werden, dass dabei Simplikios nicht aus dem kommentierten Text zitiert (d. h. De caelo), sondern aus einem anderen aristotelischen Werk (der Physik).
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Editor: Ihm geht es darum, den aristotelischen Text zu erläutern und nicht zu verbreiten. Aus diesem Grund sind in diesem Fall Zitate nicht kommentierter Texte (also bloß zur Hilfe herangezogene Zitate) paradoxerweise zuverlässiger als Zitate des kommentierten Textes selbst. Daher ist die angebliche Ungenauigkeit von Simplikios nicht als eine Nachlässigkeit des Kommentators zu betrachten, sondern sie entspricht seiner besonderen und kontextabhängigen exegetischen Praxis. Mit anderen Worten: Simplikios versteht es sehr wohl genau zu zitieren, er macht es aber nur, wenn es ihm sinnvoll erscheint.95 Die Besonderheiten von Simplikios’ exegetischer Kunst machen die Verwendung seiner Kommentare für die Textkonstituierung (und vor allem im Falle von lexikalischen Varianten bzw. Wortfolgefragen) besonders schwierig. Von seinen ‚Zitaten‘ kann nur dann ein philologischer Gebrauch gemacht werden, wenn Simplikios bewusst über den Textbestand reflektiert, d. h. vorwiegend wenn er dem Leser die ihm zur Verfügung stehenden Varianten mitteilt. Auch mit diesen Textstellen muss man jedoch vorsichtig umgehen. Wie gesehen ist es nicht immer einfach nachzuvollziehen, ob Simplikios bei solchen Reflexionen bloße Vermutungen äußert – also im Sinne einer Konjektur – oder tatsächlich die in Frage stehenden Textversionen vor sich liegen hat. Dieses Problem lässt sich besonders deutlich bei einem wichtigen und oft kommentierten Passus beobachten,96 in dem Simplikios das Lemma und den Kommentar Alexanders von Aphrodisias zu vergleichen scheint: Simp. in Cael. 336, 29–337, 1: ὁ μέντοι Ἀλέξανδρος, καίτοι ἐν τῇ τῆς λέξεως ἐκθέσει γράψας ὁμοίως δὲ καὶ εἰ ἄφθαρτον, ὂν δέ, ἐν τῇ ἐξηγήσει ὡς οὕτως ἔχουσαν τὴν γραφὴν ἐξηγεῖται ὁμοίως δὲ καὶ εἰ ἀίδιον, ὂν δέ, καὶ λέγει τὸ ἀγένητον λέγεσθαι καὶ κατὰ τοῦ ὃ ἀδύνατον γενέσθαι· An dieser Stelle des Alexander-Kommentars mag das Lemma wohl die Lesart ἄφθαρτον geboten haben, während sich der Kommentar auf die Variante ἀίδιον bezog. Dabei muss aber offen bleiben, ob Simplikios tatsächlich beide Varianten im Alexander-Kommentar lesen konnte oder ob es sich bei der Variante ἀίδιον um eine Konjektur bzw. eine Kritik von Simplikios an Alexander handelt: Simplikios könnte hier bloß meinen, dass Alexander den Text so kommentiert, als würde er das Wort ἀίδιον lesen.97
95
96 97
Vgl. Whittaker 1987, 63 ff., der sich für absichtliche Abweichungen in der Nebenüberlieferung interessiert. Baltussen 2008, 42 ff. gibt wie Whittaker einen philosophischen Grund für Simplikios’ Umgang mit den Zitaten, indem er ihn auf einen platonischen Einfluss zurückführt. S. z. B. Golitsis 2008, 59 und Kotwick 2016, 41 ff. Vgl. Hankinson 2006, 105 ff. Anm. 343. Vgl. dagegen Wittwer 1999, 54 Anm. 9: „Already Simplicius observed (…) that the text Alexander commented on differed from the text
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Aus dem Gesagten ergibt sich folglich, dass wir nur über wenige zuverlässige Beispiele von „variantes anciennes“ verfügen. Kann man auf dieser Grundlage den von Simplikios benutzten Text trotzdem mit der direkten Überlieferung vergleichen?
3. Die Stelle von Simplikios’ Kommentar in der direkten Überlieferung Um Simplikios’ Kommentar in die Textgeschichte von De caelo einordnen zu können, werde ich meine Untersuchungen zur direkten Tradition dieses Textes kurz zusammenfassen.98 Der oben erwähnte Parisinus 1853 (E), der Vaticanus 253 (L) und Γ (die verlorengegangene Vorlage der lateinischen Übersetzung Wilhelms von Moerbeke)99 gehören zur Familie a der direkten Tradition. Obwohl L und Γ gelegentlich von der Familie b kontaminiert wurden, bieten die drei Textzeugen der Familie a weniger Spuren von Korrekturen bzw. Kontamination als die Familie b. Die Familie b trennt sich in zwei Untergruppen, die ζ und π genannt werden. Die Haupthandschrift des π-Zweiges ist eine alte aber stark korrigierte Handschrift: der Laurentianus plut. 87, 7 (F) aus dem 12. Jahrhundert. Allerdings gibt es nur selten Übereinstimmungen mit der Familie a in dieser Handschrift. Auch im Fall von De caelo scheint der Vindobonensis phil. gr. 100 (J) der zuverlässigste Vertreter der Gruppe ζ zu sein. Der Laurentianus plut. 87, 20 (K) und der Vossianus Q3 (V) sind zwei wertvolle Vertreter der Familie b. K bietet aber neben den Merkmalen des ζ-Zweiges auch einige Züge des π-Zweiges. Der Vaticanus gr. 1027 (H), der Cantabrigiensis 1732 (X), der Alexandrinus 87 (Y) und der Parisinus gr. 2595 (Z) gehören zur Untergruppe ι. Die rekonstruierte Handschrift ι gehört zur Familie a, wurde aber stark von der Familie b kontaminiert. Die Kontamination erfolgte vor der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts, als diese Handschrift von einem Gelehrten benutzt wurde, um den Parisinus 1853 mit in De caelo-Editionen als E2 bezeichneten Varianten zu versehen.
98
99
Simplicius found in the lemma. Simplicius does not at all doubt that both readings go back to Alexander; otherwise he would not have made this remark in the way he does“. Die Erforschung der Überlieferungsgeschichte von De caelo war Gegenstand meiner Dissertation unter der Betreuung von Prof. Marwan Rashed, die am 2. Dezember 2019 an der Sorbonne verteidigt wurde. Wilhelm von Moerbeke hat aber offensichtlich verschiedene griechische Handschriften für seine Übersetzung bzw. Revision benutzt. Siehe dazu Bossier 1992, 386 ff. Bei der Neuarbeitung seiner früheren Übersetzung hat er aller Wahrscheinlichkeit nach J verwendet. Siehe dazu Bossier 1992, 390; Vuillemin-Diem 1987, 434 ff. und Isépy 2016, 4 ff.
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Stemma codicum Ω Ω1
Ω2
900 1000
ζ
α
800
ι
Ј
η
Ε
ρ
*
1100
Η
1200
1300
π
β
Ϝ
V
λ L
Γ
X
Z K
1400
1500
Y
Simplikios’ Kommentar stimmt im Allgemeinen mit der Familie a überein, obwohl nicht alle Textauszüge innerhalb seines Kommentars textkritisch bedeutsam sind. Wie wir im zweiten Teil dieses Beitrags bereits sahen, handelt es sich vor allem um diejenigen Textstellen, die sich auf die Wortfolge oder eine rein lexikalische Variante beschränken. In folgenden Beispielen stimmen der Parisinus 1853 (E) und Simplikios’ Kommentar miteinander überein. Die besonders bedeutenden Textstellen werden mit einem Sternchen bezeichnet: ὃ δύναται ELVHXYZa.c.SpAl(327, 12) : ὃ δύναται μὴ εἶναι ΓJFZp.c. : οὐ δύναται μὴ εἶναι Ka.c. ut vid. : ἃ δύναται μὴ εἶναι Kp.c. 282 a 10* εἰ μὴ ἀεί E1HXZa.c.HSc(332, 18): ἢ μὴ ἀεί Y : μὴ ἀεὶ εἴη LΓF : εἰ μὴ εἴη ἀεί JVE4Zp.c. 100 282 a 10* ὥστε καὶ LΓSp(331, 20) : ὥστ’ εἰ JVHE2XYZ 282 b 4* ἀνάγκη E1Sc(337, 31–338, 1) Ar. : ἀνάγκη ἢ γὰρ φθαρτὸν ἢ ἄφθαρτον vulg. 281 b 22*
100 Diese Passage lässt E aufgrund eines saut du même au même aus.
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284 284 284 292
a 3* a 5* a 25* a7
292 a 24* 292 292 292 292 299
a 29 a 32* b 22 b 23 a 27
300 a 18 301 b 17* 304 304 304 304 304 305 305 307 307
a 11 a 15 a 23* a 26 b 30 a 22* a 24 b 8* b 15
308 a 1 310 b 12*
ἡμῶν ΕLΓXYZa.c.Sc(11, 22) : ἡμῖν JVKFH δὲ ELZa.c.HFSc(11, 24) : μέντοι JVK ἐλάττονος E1,2LXYSp(374, 33) : θάττονος ΓJVFH πάλαι τετηρηκότες ELΓSp(481, 14)] παρατετηρηκότες JVFHX πορρωτέρω ELΓXSp(482, 22) : πορρωτάτω Η : πορρώτατα J lV βαλεῖν E1HSc(483, 12) : βάλλειν JVE2X ἢ ELXSp(483, 15)(483, 20) : καὶ ΓJH : ἢ καὶ V οὗ LΓE2XSc(487, 2) Ar. om. E1 : ὅτου JVH ἐν ELHSc(487, 13) : ἐν τῷ JVX σώματα πάντα Ε1ΓSp(569, 5)(A) : σώματα ἢ πάντα LJKF HE4XYZ Sp(569, 5)(CDEF)Sp(580, 25) σώματα E1Sp(580, 6) : σῶμα LΓ JVKF HE2XYZ Ar. διωρισμένον E1LAlp(594, 16)Sp(594, 27 ; 595, 3)Sl : τὸ διωρισμένον Γut vid.JVKF HE2XYZ ἁπλούστερον ΕLSp(620, 13) : ἁπλουστέρως JVKF HXYZ πυραμίδων ESp(620, 28) : τῶν πυραμίδων JVKF HXYZ ποιοῦσι(ν) ΕLΓSp(622, 1) : ποιήσουσι(ν) JVK HXYZ πόσον Ε1LSp(622, 9) : τὸ πόσον JVKF HE2XYZut vid. μέρων E1LSc(627, 14) : μορίων JVKF HE2 ras.XYZ τινος E1LΓ FΧYZ SlSc(630, 20) : ἑνὸς JVK HE2Sl(D) ἕξει ΕLΓ XYZ1 Sp(630, 29) : ἔχει JVKF HZ2 ἐστὶ(ν) ELΓ XYZSp(668, 12) : εἶναι2 JVKFH recc. καὶ μικρότητι EK Za.c. Sp(670, 9) : σμικρότητι F : μικρότητι vulg. κίνησιν EF1 XYZa.c. Sp(677, 9) : κινήσεως LJVKF2H ἀὴρ πυρί ELΓ Sc(699, 5) Ar. : οὗτος πυρί JVKF ΗBekkerXYZ
Wie bereits von Moraux festgestellt wurde, gibt es in der Spaltung der De caelo-Tradition in zwei Familien erstaunlich wenige Fälle, in denen eine der zwei Familien einen eindeutigen Fehler überliefert.101 Daher ist die Identifizierung von Bindefehlern besonders schwierig. Übereinstimmungen von Simplikios mit der Familie b sind allerdings auch zu finden, obwohl solche Fälle nur selten vorkommen: 101 Moraux 1954, 147: „La tradition directe d’Aristote – dans le De caelo tout au moins – présente une curieuse particularité: en dépit de sa variété, elle est remarquablement correcte; il y a bien des bévues manifestes dans quelques manuscrits isolés, mais les fautes vraiment caractérisées qui ont contaminé des branches entières de la tradition paraissent extrêmement rares: pour nombreuses qu’elles soient, les variantes ont souvent une valeur sensiblement égale, et il est bien difficile de dire laquelle a le plus de chances de remonter au texte de l’auteur“.
Aristoteles-Kommentare als Editionsquellen 281 b 18* 281 b 33* 282 a 30 283 b 33* 298 a 28 302 a 13* 304 b 5 304 b 23 307 b 14* 308 a 3* 313 b 17*
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δέ τι JVF HE2Sp(325, 20) : δή τι Ε1LΓ : δ’ ἔτι Z καὶ ἀεὶ μὴ JVFSc(328, 9; 15)Sl : ἀεὶ μὴ Ja.c. : καὶ μὴ ELΓ HXYZ ἀκολουθεῖ JVFSp(337, 17)Sl : ἀκολουθοῦσι EL HXYZ λέγουσιν VF1Ar. Sc(369, 11) ut videtur : γενέσθαι λέγουσιν ELΓΚ HXYZ εἰσιν JVKF XYZSp(552, 26)(553, 11) : ἐστιν ELH τῶν τοιούτων LJVFHSc(600, 19) : τῶν EΓ XYZ τοῦ πυρὸς μέρος JVK FHXΖ Sp(623, 31) : μέρος τοῦ πυρὸς ELΓ γιγνόμενα JVK E2ΧYZ Sp(626, 19) : γενόμενα Ε1LΗ : γινόμενα FH δὲ ἂν εἴη Sp(670, 7)(bD) : ἂν εἴη Sp(670, 7) (AE) : δὲ ἀεὶ E : δ’ ἀεὶ L : δ’ ἂν εἴη F : δὲ JVKH : δὲ αἰεὶ XYZ οὐ μὴν ΓJVKF HE2XYZ Sp(677, 15) : πλὴν οὐ E1L τὸ μὴ διασπᾶσθαι ΓJVKF2 Sp(731, 12) : τὸ διασπᾶσθαι ELF1 H3XYZ
Es soll jedoch angemerkt werden, dass die bei Simplikios bezeugten Lesarten in den meisten Fällen mit der Mehrheit der Handschriften gegen E und L – vor allem mit den Handschriften X, Y, Z, H und der Vorlage von E2 – übereinstimmen. Die Textstellen 281 b 33, 283 b 33 und 313 b 17 sind dem Anschein nach problematische Ausnahmen, in denen Simplikios mit den wichtigsten Vertretern der Familie b gegen die restliche direkte Tradition übereinstimmt. Betrachtet man aber diese Textstellen genauer, so wird klar, dass man auf dieser Grundlage keine bedeutende Verbindung mit der Familie b nachweisen kann: Es handelt sich jeweils um einen Trennfehler der Familie a. Bei 281 b 33 wurde z. B. das Wort ἀεὶ wahrscheinlich wegen eines saut du même au même in der Vorlage der Familie a ausgelassen. Bei 283 b 33 ist das Wort γενέσθαι ebenfalls in einem Teil der Familie b nicht zu finden (J lässt aufgrund eines saut du même au même den ganzen Satz aus). Wie aber Oddone Longo in seiner Edition vorschlug, wurde γενέσθαι wahrscheinlich in einem Vorgänger der Handschriften der Familie a hinzugesetzt. Die Auslassung des Wortes μὴ in 313 b 17 ist ein weiterer eindeutiger Fehler einiger Handschriften der Familie a. Bisher haben wir aber zwischen Simplikios’ Kommentar und der Familie b keinen einzigen Bindefehler gefunden. Die Tatsache, dass es mehr Übereinstimmungen zwischen Simplikios und der Familie a gibt, darf jedoch nicht zum Schluss verleiten, dass Simplikios ein Vertreter der Familie a sei. Zuvor müsste nämlich bewiesen werden, dass die Anwendung des Zwei-FamilienRahmens schon für die Zeit des Simplikios sinnvoll angewendet werden kann. Aus diesem Grund war Paul Moraux besonders bemüht, nicht einzel-
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ne, sondern Paare von Lesarten (die sog. alten Varianten) in Betracht zu ziehen. Wie Paul Moraux schon feststellte, waren einige von ihm betrachtete gegensätzliche Lesarten in der direkten Tradition nicht bekannt,102 während die eindeutigen Gegensätze zwischen der Familie a und der Familie b nur ausnahmsweise den von Simplikios angegebenen Lesarten entsprechen.103 Dazu sollen noch wichtige Übereinstimmungen mit der Untergruppe ι der direkten Tradition betrachtet werden: 281 b 15 281 b 19* 281 b 20* 292 a 21
292 292 298 302
a 25* b 7* b 34 a 10*
304 b 17 307 b 8 308 a 16
ἑστάναι καὶ καθῆσθαι HXYZSp(325, 10) : καθῆσθαι καὶ ἑστάναι vulg. : καὶ ἑστάναι καὶ καθῆσθαι K ἐν ἄλλῳ χρόνῳ vulg. : ἐν ἄλλῳ καὶ ἄλλῳ χρόνῳ YZSp(325, 13) ὂν hab. LΓV HBekkerE2XYZ Ar. Sl Sp ut vid. (326, 28) : om. E1JFK παράλογον δόξειεν εἶναι Ε2XSp(482, 15) : δόξειεν εἶναι παράλογον Η : παράλογον εἶναι δόξειε JV : δόξει παράλογον εἶναι ΕL ἔχει JHXSp(482, 28) : ἔχειν ΕL καὶ δὴ καὶ τῶν Ε2XSc(484, 16) : τῶν δὲ L ἀναλύοντες XYZSc(561, 3) : διαλύοντες vulg. γένεσις ΗSc(600, 11) : γένεσις σωμάτων ELΓ : σωμάτων γένεσις JVKF XYZ πλεῖον ΓJVKH Sc(625, 25) : πλείω ΕLF XYZ σχῆμα σχήματι F2XYZ Sp(668, 16) : σχήματι EL JVKF2 λέγω ELΓ JVKH : λέγομεν FXYZ Sp(679, 16)
Darf man aber angesichts dieser Übereinstimmungen schlicht annehmen, dass die Textform, die Simplikios nutzte, zur Untergruppe ι gehört? In diesem Fall würde Simplikios weder eine uralte Tradition vertreten (gegen Diels’ Meinung) noch den frühen Gegensatz der zwei Familien a und b bezeugen (gegen Moraux’ Meinung). Diese Übereinstimmung zwingt jedoch nicht zu diesem Schluss und kann durch andere Gründe sogar besser erklärt werden: Obwohl die Nachfahren von ι manchmal Spuren einer alten Tradition bezeugen, die auch bei Simplikios zum Ausdruck kommen, zeigen die meisten Fällen, in denen ι mit Simplikios gegen die restliche Familie a übereinstimmt, dass ι vom Simplikios-Kommentar
102 Siehe Moraux 1954, 154: „Plusieurs des variantes signalées par les commentateurs ne se retrouvent pas dans nos manuscrits d’Aristote. Les commentateurs ont donc eu accès à des branches de la tradition qui n’ont pas laissé de descendants“. 103 Siehe Moraux 1954, 156: „Les cas où des variantes attestées par les commentateurs se trouvent opposer exactement le groupe a au groupe b sont fort rares“.
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wesentlich beeinflusst wurde.104 Da es sich um eine Gelehrtenhandschrift handelt, die folglich verschiedene Texttraditionen bewusst zusammenführte, ist es nicht unwahrscheinlich, dass der Gelehrte, der an der Herstellung der Handschrift ι gearbeitet hat, auch Simplikios’ Kommentar berücksichtigte. Die Textstelle 298 b 34 ist in dieser Hinsicht besonders interessant, da es sich dort eindeutig um eine lectio facilior handelt. Es geht nämlich um Philosophen, die die Entstehung der Körper durch eine Zusammensetzung und das Vergehen durch eine Zerlegung erklären, d. h. Menschen, die die Körper aus etwas zusammensetzen (συντιθέντες) und wieder in etwas zerlegen (διαλύοντες). Ἀναλύοτες ist aber das Schulwort für diesen Begriff und betont die Symmetrie des Verfahrens. Diesen Terminus haben die Hersteller der Handschrift ι wahrscheinlich in dem Simplikios-Kommentar vorgefunden und übernommen. Bei der Untergruppe ι gibt es aber eindeutige Spuren des direkten Einflusses von Simplikios: 313 a 18
ἢ E1L JVK : καὶ Sp (730, 2) : ἢ καὶ FE2XYZ : δὲ ἢ καὶ H3
Die Lesart ἢ καὶ lässt sich vom Kontext her nicht erklären. Der vollständige Satz lautet nämlich: ἀπορεῖται γὰρ νῦν διὰ τί τὰ πλατέα σιδήρια καὶ μόλιβδος ἐπιπλεῖ ἐπὶ τοῦ ὕδατος, ἄλλα δὲ ἐλάττω καὶ ἧττον βαρέα, ἂν ᾖ στρογγύλα ἢ μακρά Die Erklärung für die schlechte Lesart ἢ καὶ liegt auf der Hand, wenn der Kommentar des Simplikios betrachtet wird. Ein Gelehrter hat im Vorfahren der Familie die Lesart von Simplikios über die Zeile geschrieben. In den meisten Nachfahren von ι (d. h. bei X, Y, Z und E2) wurde der Text ἢ καὶ übernommen. Die zahlreichen Übereinstimmungen zwischen ι und dem von Simplikios gelesenen Text lassen sich daher besser durch eine Abhängigkeit der Handschrift ι von Simplikios, als durch die Existenz einer gemeinsamen Quelle erklären. Schließlich soll auf die zahlreichen Fälle hingewiesen werden, in denen Simplikios eine Lesart kommentiert bzw. erwähnt, die in der direkten Tradition nicht bezeugt ist und daher auf eine verlorengegangene Tradition zu beziehen sind: 282 a 15 292 b 6
δὲ codd. : γὰρ Sc(333, 16) ἀεὶ ἐστιν ΕLΓ : ἐστιν ἀεὶ JHX : ἐστὶν αἰεὶ V : ἀεὶ F : om. Sc(484, 10)
104 Vgl. Rashed 2001, 40: „Besonders schwierig ist es in solchen Fällen zu klären, ob die Handschriften eine Lesart unabhängig von Kontaminationsprozeßen bieten oder ob sie dank des Philoponos-Kommentars ‚korrigiert‘ worden sind“.
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298 a 31 306 b 23
313 b 4
μόρια codd. : μέρη Sc(553, 17) τῶν συνεχῶν σωμάτων Ar. Sp(659, 17) : τῶν συνθέτων σωμάτων JVΚF2 ut γρ : σῶμα τῶν συνεχῶν ΕLΓ F1XYZ1 : τῶν σωμάτων Η τὸν – σοῦν2 non legisse videtur Sp(730, 21)
Aus der vorliegenden Untersuchung ergibt sich, dass Simplikios’ aristotelische Handschrift der Familie a näher kommt als der Familie b. Aber ohne klare Bindefehler kann man sie nicht als einen Vertreter der Familie a betrachten.
4. Fazit: Der Beitrag des Kommentars Simplikios’ zur Herstellung einer kritischen Edition Fasst man also die Ergebnisse dieser Untersuchung zusammen, so scheint Diels’ Meinung bestätigt zu werden, dass Simplikios’ Kommentar alte und uns verlorengegangene Lesarten bezeugt. Im vorliegenden Aufsatz wurde allerdings gezeigt, dass die Varianten der Nebenüberlieferung bis auf wenige Ausnahmen schwer zu rekonstruieren sind. Die Lemmata werden nämlich nur in wenigen zuverlässigen Textzeugen überliefert und waren der Kontamination durch die direkte Überlieferung besonders ausgesetzt. Genaue Zitate werden ferner im Kommentar selten eindeutig als solche gekennzeichnet: Abgesehen von einigen Sonderfällen,105 wie die o.g. παραγράφω-Wendung, gibt es kein eindeutiges Mittel, ein Zitat von einer Paraphrase zu unterscheiden. In den meisten Fällen bleibt also nur der Kontext entscheidend, um die Zuverlässigkeit eines ‚Zitates‘ zu beurteilen. Die im Apparatus criticus als Sp bezeichneten Lesarten haben also nicht alle dasselbe Gewicht für die aristotelische Textgeschichte. Auch wenn sich eine Lesart mit befriedigender Sicherheit identifizieren lässt, reicht dies nicht aus, um sie eindeutig im üblichen Rahmen der direkten Tradition zu lokalisieren. Auf dieser Grundlage kann man sowohl textgeschichtliche als auch editorische Schlüsse ziehen und nun die zwei eingangs gestellten und als a) und b) bezeichneten Fragen beantworten. Ad a): Man kann anhand des Simplikios-Kommentars nicht beweisen, dass die zwei zur byzantinischen Zeit vorhandenen Familien schon im 6. Jahrhundert existierten. Die Diels’sche Hypothese, laut deren alle Handschriften der direkten Tradition auf ein gemeinsames und erst nach Simplikios produziertes Manuskript zurückgehen, konnte aber in der vorliegenden Arbeit nicht 105 Siehe dazu die Anm. 90.
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eindeutig bestätigt werden. Es konnte nur gezeigt werden, dass einige Argumente für die gegensätzliche Hypothese nicht völlig überzeugend sind: Es ist durchaus möglich, dass sich der Gegensatz zwischen den Familien a und b schon im 6. Jahrhundert ausgeprägt hat, er aber in Simplikios’ Kommentar dennoch nicht nachgewiesen werden kann. Man kann ferner nicht ausschließen, dass einige Merkmale, die für uns als Grundzüge beider Familien gelten, erst nach Simplikios’ Zeit entstanden sind, selbst wenn sich die zwei Familien bereits im 6. Jahrhundert gebildet hätten.106 Auch wenn es u. E. nicht möglich ist, den von Simplikios benutzten Text als einen Vertreter der Familie a zu betrachten (solange es nicht bewiesen ist, dass sich die byzantinischen Hauptwege der Überlieferung schon zu Simplikios’ Zeit ausgebildet hatten107 und dass in Simplikios’ Handschrift und den Textzeugen der Familie a gemeinsame Fehler zu identifizieren sind) kann man allerdings mit Diels und Moraux feststellen, dass der von Simplikios benutzte Text der Familie a viel näher steht als der Familie b. Dass auch im Fall der aristotelischen Schrift De caelo die Varianten der Familie a im Allgemeinen nicht nur als besser zu beurteilen sind, sondern auch bereits früher vorhanden waren als die der Familie b, ist an sich kein unbedeutendes Ergebnis. Ad b): Es bleibt jedoch der Kommentar des Simplikios für die Textkonstituierung aus folgenden Gründen nicht selten entscheidend: 1) Es wird gewöhnlich angenommen, dass sich die byzantinische Intervention im Text eher durch Hinzufügungen als Auslassungen auszeichnet, sodass einige von Simplikios offenbar nicht gelesene Satzglieder (etwa 292 b 6, 302 a 10, 283 b 33 und 299 a 19) verdächtig erscheinen. Solche Passagen sind wohl Glossen, die erst später im Haupttext ergänzt wurden, um den aristotelischen Text zu verdeutlichen. 2) Wenn eine lectio difficilior bzw. eine Auslassung des Parisinus 1853 auch bei Simplikios zu finden ist, dann darf sie nie ohne weiteres der Nachlässigkeit des Kopisten des Parisinus zugeschrieben werden. Die Möglichkeit einer derartigen Anwendung des Kommentars erkannte bereits Diels. Zur Textkonstituierung der Physik könne der Simplikios-Kommentar durch Bestätigung einiger Lesarten des Parisinus nicht unbeträchtlich beitragen: „Ja der neue Herausgeber hätte sogar unbedenklich noch eine Anzahl von Lesungen aus E aufnehmen können, die durch S geschützt werden“.108 Diese Situation erkennen wir in der Schrift De caelo z. B. an den Textstellen 282 b 4, 300 a 19 und 304 a 15.
106 Siehe Moraux 1954, 181 und Rashed 2005, CCXIII und CCXLIII. 107 Die Gegenthese wäre allerdings genauso schwierig zu beweisen. 108 Diels 1882b, 9.
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3) Allgemein gesagt, kann jede lectio difficilior dann als bestätigt gelten und in den Haupttext aufgenommen werden, wenn sie bei Simplikios erscheint. Seinem berühmten exegetischen Konservatismus zum Trotz entscheidet sich Simplikios bisweilen für die lectio facilior. Ein überzeugendes Beispiel dafür liefert die Textstelle 305 a 12, in der es um das Verhältnis zwischen dem Vergehensprozess und der Größe geht. Aristoteles nimmt folgendes erstaunliches Beispiel: Ein kleines Feuer kann durch ein größeres gelöscht werden. Dieses Beispiel, das in den Parva naturalia und in den Fragmenten der aristotelischen Schrift De igne häufig vorkommt,109 spielt eine wichtige Rolle in Aristoteles’ Philosophie des Lebens.110 Offenbar erkannte Simplikios das Beispiel nicht und dies verleitete ihn zu folgender grober Vereinfachung: Ein kleines Feuer wird vergleichsweise einfacher gelöscht als ein größeres.111 Dies mag erklären, warum im Voss. Q3 das übliche ὑπὸ der direkten Überlieferung ausradiert und durch das Wort μᾶλλον ersetzt wurde. Wenn eine lectio difficilior bei Simplikios bezeugt wird, verfügt man daher über einen zusätzlichen Grund, sich für sie zu entscheiden.
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The Text Tradition of the Commentary On the Soul Attributed to Simplicius Carlos Steel
About fifty years ago I published together with Fernand Bossier an article to demonstrate that the Commentary On the Soul traditionally attributed to Simplicius was not his work, but most probably that of a fellow member of the Athenian Academy, Priscian of Lydia.1 An examination of the text tradition of the commentary did not yield any indications to question the traditional attribution. Nevertheless, arguments based on style, content, self-references are so convincing that it is now commonly accepted that the author of the commentary is not Simplicius.2 The Hamburg colloquium offered me the incentive for a new and comprehensive study of the complicated text tradition of this commentary, which enjoyed an extraordinary fortune in the reception of Aristotle’s treatise On the Soul among Byzantine and Renaissance scholars.3 For practical reasons, I keep using in this contribution the author’s name ‘Simplicius’ as it is known in the tradition but put it between single quotations marks to distinguish him from the real Simplicius.
1. The Berlin edition of Michael Hayduck The edition of Michael Hayduck in the Commentaria in Aristotelem Graeca XI (Berlin 1882)4 has often been criticised.5 It is true that it does not 1 2 3
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Bossier / Steel 1972. For the latest update of the discussion on the attribution see Steel 2013, 1–8; Helmig / Steel 2018. Still defending the traditional attribution is Hadot 2020. For a first survey of the complicated text tradition, see my Philological Appendix in Steel 2013, 149–154. I am grateful to Stefano Martinelli Tempesta who guided me with his expertise through the Aristotelian manuscripts of the Biblioteca Ambrosiana. Many thanks also go to Kent Emery (Notre Dame University), to Julia Schneider, Librarian of the Medieval Institute at Notre Dame University, to Lutz Koch of the Commentaria in Aristotelem Graeca et Byzantina project in Berlin, to Pantelis Golitzis (Thessalonike). I am much indebted to Richard Sorabji (Oxford) and his project of the Ancient Commentators on Aristotle. Hayduck 1882. Thus Blumenthal 2000, 10: “Hayduck does not always seem to have been equal to the task and a new edition would be desirable”.
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correspond to modern standards of a critical edition. The editor only used one manuscript, the Laurentianus plut. 85, 21 (A) and collated it with the Aldina edition of 1527 (a). Notwithstanding its narrow manuscript base, the text in Hayduck’s edition is of good quality.6 Thanks to new digital resources and databanks such as Pinakes, Manus and the Commentaria in Aristotelem Graeca et Byzantina, one can improve Hayduck’ preliminary survey of manuscripts of the commentary (see document A in the Appendix). There are only ten manuscripts of the complete text of the commentary, which is not much if one considers the extraordinary significance ‘Simplicius’ commentary had in the discussion on the unity of the intellect in the Renaissance.7 However, the publication of the Aldina edition in 1527 and of two Latin translations, one by Faseolus (1543) and another by Evangelista Asulanus (1553), made it useless to produce more manuscript copies of the text. The most regrettable absence in Hayduck’s survey is the Marcianus gr. Z. 413, a manuscript copied for Bessarion, with many corrections and additions in his hand. Apart from that Hayduck was basically right: it is possible to make an edition with the Laurentianus, which offers an excellent copy of the text with few mistakes,8 and the Aldina, which, though deriving from A, has integrated corrections from another tradition. However, besides the direct tradition of the commentary, there is a manifold fragmentary transmission through scholia in the margins of Aristotle’s treatise not examined by the editor. In many manuscripts, Aristotle’s De anima is copiously annotated. Most scholia are excerpts from the ancient commentators (Themistius, Philoponus, ‘Simplicius’), later supplemented with Sophonias’ paraphrase. There are also scholia of not yet identified Byzantine scholars. As we shall see, the scholia in the oldest manuscripts may help to correct some errors of the direct tradition.
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Browsing through the edition, I noticed minor errors to correct, such as 137, 12 διὸ] διὰ, 160, 19 μεμερισμένων] μεμαρασμένων (“things rotten, wasting away”), 158, 17 ἑτέροις] ἕτερον, 221, 39 λόγων] λέγων, 319, 8 κόπος] κόπρος. In 251, 14 one should read with A ἡμιν καὶ ἤδη, and not καὶ ἤδη ἡμῖν (the phrase καὶ ἤδη is frequent in ‘Simplicius’: 25 other instances). I found several cases where Hayduck makes a correction (“correxi”) against A when he is in fact adopting a reading of A: see 139, 26 δεχομένῳ correxi = A, 201, 9 κρῖνον, 219, 8 ἀλλ’ οὐ, 247, 18 μὴ, 279, 20 ἀχώριστος. See also the textual emendations proposed by the translators of the Commentary in the Series “The Ancient Commentators on Aristotle”. On the fortune of the ‘Simplicius’ commentary in the Renaissance see the remarkable study by Nardi 1951, which was published again in Nardi 1958. Unfortunately, Hayduck did not always distinguish between the text in the first hand (A) and the text that was the result of a rewriting in the late 16th century (A1).
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2. The Laurentianus plut. 85, 21 (A) The Laurentianus plut. 85, 21 (A in the edition of Hayduck) is dated in the catalogue of Angelo Bandini to the 14th century, but, as recent studies have shown, it must be much older, probably from around 1200.9 It is a beautiful manuscript, not only because of the quality of its writing (‘optime scriptus’, as Hayduck says) but also because of the accuracy of its copy. The scribe copied in the margin annotations that probably were present in the manuscript he used as a model. In a recent study I have edited these scholia and argued that they might come from Michael Psellus.10 Other scholars added annotations in the 14th and 15th century. Thus, one finds marginal notes on the first folia in the hand of the humanist Angelo Poliziano, a friend of Lorenzo de Medici.11 Unfortunately, this manuscript, made of paper of bad quality, suffered from humidity and various deteriorations, in particular at the upper outside corners of the folia in the final part (fols 210r–239v). On fols 210r–224v, a hand of the 15th century attempted to restore those corners. He fixed triangular pieces of paper at the edges of the folia that had crumbled off and rewrote the text on the papers he had attached. David Speranzi identified this hand as Andronicus Callistus, the Byzantine scholar and philosopher, collaborator and friend of Bessarion. However, Andronicus stopped his intervention at fol. 224v, though he had also prepared the following folia and restored the corners with new paper. Those restored corners remained, however, for some time unwritten. In the meantime, the manuscript had entered the Medici collection. Before the new library, built according to a design of Michelangelo, was to open to the public in June 1571, many manuscripts were restored and were given new bindings so that they could be put on a chain in the Library. It is at that time that a copyist was asked to continue the restoration of the ‘Simplicius’ manuscript that had been left unfinished. The copyist responsible for this work was, according to Speranzi, a collaborator of Francesco Zanetti (“il copista epsilon-pi”). He radically restored the whole manuscript: he did not only work on the corners at the end but also restored with new paper the deteriorating pages in the middle sections of the commentary, on fols 45r–v, 57r–v, 62r–63v, 65r–v, 71r–v, 78r–v, 91r–v, 94r–v, 98r–102v, 110r–v,
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Cf. Speranzi 2016, 59 f.: “datato da Angelo Maria Bandini al sec. XIV, per il quale l’editore ottocentesco lasciava poi aperta la possibilità di una collocazione nel XIII. Con ogni verosimiglianza da retrodatare ulteriormente, almeno tra il sec. XII il XIII, se non al XII tout court”. See Steel 2019. See Speranzi 2016.
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167r–v, 192r–v; 238r–239v.12 As we shall see, the copyist used the Aldina for his text corrections. This radical correction makes it almost impossible to retrieve what was the original text of A in these passages. There exists, however, a manuscript that was copied from A before the correction work was done, Bessarion’s exemplar, the Marcianus gr. Z 413 (M). Hayduck did not know this important manuscript but collated some of recent manuscripts deriving from it. Thanks to M one can recover the state of the text in A before the interventions of the two correctors. Another important feature of the Laurentianus is the fact that the prooemium starts abruptly at p. 3, 1, without any title, with the words καὶ τὸν τῶν νοητῶν. One finds the same abrupt opening in the Marcianus gr. Z. 413 and all copies depending on it and in the Aldina edition, where the editor added τοῦ προοιμίου ἡ ἀρχὴ λείπεται to warn the reader of this abrupt beginning. It is unlikely that the actual fol. 1r with no title and a truncated opening of the text without any explanation was the original first folio of this beautiful ‘Simplicius’ codex. The original first folium must have gone lost. Besides, in its actual state, the first quires of the codex are in great disorder. Probably, at some time, the folia of the two first quires had fallen apart, and when the codex was bound, they were no longer in the right order. The correct sequence of the folia is: 1–8, 13, 11–12, 9–10, 14 etc. When Georgios Tribizios made the copy for Bessarion, the folia were already misplaced. When reading, Bessarion noticed the disorder and carefully indicated in the text where the transition to the next section begins. At the abrupt opening (fol. 157r) he noted: Σιμπλικίου φιλοσόφου ἐξήγησις εἰς τὰ περὶ ψυχῆς Ἀριστοτέλους· ἐξήγησις εἰς τὸ α´ τῶν περὶ ψυχῆς· ἐλλείπει μέρος τοῦ προοιμίου.
3. The Aldina edition (1527) and the Ambrosianus A 175 sup. The Aldina edition derives undoubtedly from the Laurentianus, as is evidenced by the mutilated prologue and by the fenestrae in the last section, which can only be explained as originating from the broken corners of the folia in that manuscript. However, as Hayduck had seen, the Aldina has in a few passages a complete text, where A has obvious omissions due to homoioteleuton. The most evident example is the reference to Plutarch’s interpretation on p. 180, 12–15, which is lacking in A. Αὕτη ἡ λέξις φαίνεται μὲν ὡς ἀποδιδομένη πρὸς ἕτερα διὰ τὸν ἂν σύνδεσμον, οὐ μὴν δὲ [perperam del. Hayduck] πρὸς ἅπαντα τὰ προειρημένα· οὐ γὰρ
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I summarize here the findings of Speranzi 2016, 161 with the important n. 38.
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καὶ πρὸς τὰ περὶ τῆς ἁφῆς, ἀλλὰ πρὸς τὴν ἐντεῦθεν ἀρχομένην λέξιν “ὅσα δὲ διὰ τῶν μεταξὺ καὶ μὴ αὐτῶν ἁπτόμενοι”. )καὶ γένοιτ’ ἂν σαφεστέρα ἡ λέξις, εἰ, ὥσπερ ὁ Πλούταρχος ἀξιοῖ, κατὰ κοινοῦ τὸν ὑποθετικὸν σύνδεσμον ἐπὶ πάντων τῶν ἡγουμένων ἐν τῇ λέξει τῇ ῥηθείσῃ προστιθείημεν, ἵνα καὶ ὧδε ἡ λέξις ἔχῃ· εἰ δὲ ὅσα διὰ τῶν μεταξὺ καὶ μὴ αὐτῶν ἁπτόμενοι* δύο μόνα τὰ ἁπλᾶ ἀποστήματα ἀήρ τε καὶ ὕδωρ, τοσαῦτα δὲ καὶ τοιαῦτα καὶ τὰ ἐν ἡμῖν εἶναι δεῖ ἁπλᾶ αἰσθητήρια, ‘λείποιτ’ ἂν μηδὲν εἶναι αἰσθητήριον ἔξω ὕδατος καὶ ἀέρος’, ἁπλοῦν δηλαδή. The long section between brackets, which contains the reference to Plutarch’s interpretation, is lacking in the Laurentianus and all copies depending on it. This part of the text found in the Aldina and in Ambrosianus A 185 sup. (b) is certainly authentic: no scholar could have added by conjecture a reference to Plutarch of Athens. Moreover, as we shall see, the supplementary text is also attested in a scholium.13 Here, the copyist of A made a serious omission. Hayduck rightly uses this example as an argument that the Aldina edition could not have been a copy derived from A: “neque illud verum est […] exemplum Aldinum ad verbum ex Laurentiano transcriptum esse”.14 How, then, should one explain that the Aldina both depends on the Laurentianus and is independent of it? To understand the special position of the Aldina, we must turn to the Ambrosianus A 185 sup. (b), a manuscript that, according to Hayduck “cum Aldina prorsus consentit”.15 This manuscript contains ‘Simplicius’ commentary on the De anima, Philoponus’ commentary on the Prior Analytics, and a compendium on syllogism by the 14th-century theologian Nilus Cabasilas. The two commentaries were copied by a disciple of Andronicus Callistus, the compendium (on fols 214r–218v) by Michael Lygizos. Andronicus added himself some chronological tables on the remaining pages at the end (on fols 228v l. 24–243r).16 The fact that Andronicus used this manuscript for these tables seems to indicate that he once owned it. A collation of the text in b confirms Hayduck’s hypothesis. The Aldina shares indeed with this Ambrosi-
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Other cases are on p. 108, 14 f. (οὔτε ἐν τῷ αἰσθητικῷ τὸ θρεπτικὸν ὡς καθ’ αὑτό om. A); 267, 32 f. (λέγεται, περὶ ἧς καὶ προείρηται. καὶ αὐτῷ δὲ τῷ εἰπεῖν, ὅτι ὡς αἰσθήματα ὑπάρχει τὰ φαντάσματα τῇ διανοητικῇ om. A); 278, 11 (διὸ οὐκ ἄνευ φαντασίας om. A); 18 f. (ὁ δὲ καθ’ αὑτὴν τὴν κοιλότητα νοῶν ὡς κεχωρισμένην ἐπινοεῖ om. A). Hayduck 1882, VII. See Hayduck 1882, VI. Hayduck thought that not only Ambr. A 185 sup., but also Ambr. A 45 inf. presents a text similar to the Aldina: uterque cum Aldina prorsus consentit. However, a collation of Ambr. A 45 inf. disproves this hypothesis: the manuscript is a copy of Marcianus gr. Z 222. On the identification of the hands, see Martinelli Tempesta 2013, 108 f., 136 and Orlandi 2014, 156 n. 3.
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anus an impressive number of particular readings and copy errors. Notable are the numerous omissions they share. See for instance: 129,19–20 οἷον μὴ – τὸ μὲν] om. a b | 133,2 ἐν ᾧ – σκότος] om. a b | 132,13–15 ἐγγινομένη – ἐνιδρυμένη] om. a b (add. mg. p.c. b) | 190,26– 27 τὴν καὶ – φαντασίαν] om. a b | 200,7–8 οὔτε – νόησις] om. a b | 205,18 ἐπειδὴ – φαντασία] om. a b | 205,38 καὶ ὅλως – αἰτία] om. a b | 210,20– 21 ἡ μὲν – γνῶσις] om. a b These are all examples of omissions by homoioteleuton, and there are many more. Moreover, b shares with the Aldina numerous particular readings. In almost all cases where the Aldina is mentioned with a variant reading in Hayduck’s apparatus, this variant is also present in b. Positively, b presents with the Aldina the complete text in these passages where A and the manuscripts depending on it have omissions. Finally, b has as the Aldina the restored texts where A in its original state, before it had been restored, had become illegible. As Hayduck noticed, the Ambrosianus is very close to the Aldina edition. However, it cannot have served as its Vorlage, for it has itself many particular errors and omissions that are not found in the Aldina.17 On the other hand, the Aldina cannot itself be the Vorlage for the Ambrosianus, not only because it is more recent but also because it has its own particularities not found in that copy. Thus, the Aldina editor always makes the abbreviated lemmas complete and sometimes intervenes to adapt the text to the standard Aristotle edition, whereas the copyist of b usually preserves the short version. A complex example is p. 8, 34 where A has the short lemma εἶθ’ ὅσα συμβέβηκε (402 a 8), but the Aldina adds the next line of Aristotle’s text: περὶ αὐτήν· ὧν τὰ μὲν ἴδια πάθη τῆς ψυχῆς εἶναι δοκεῖ, τὰ δὲ δι’ ἐκείνην καὶ τοῖς ζῴοις ὑπάρχειν. In manuscript b one reads as lemma εἶθ’ ὅσα συμβέβηκε ἕως τοῦ τὰ δὲ δι’ἐκείνην καὶ τοῖς ζῴοις ὑπάρχειν. This is certainly an intervention of a corrector, for ‘Simplicius’ never quotes in this commentary abbreviated lemmas with the formula with ἕως τοῦ. Moreover, ‘Simplicius’ quotes the phrase ὧν τὰ μὲν ἴδια πάθη τῆς ψυχῆς εἶναι δοκεῖ further in this section (p. 9, 4 f.) and explains it with an introductory formula πάθη λέγων (scil. Aristotle). Both the Aldina and the Ambrosianus deleted this quote and adapted the introductory formula writing πάθη δὲ λεγει. A nice example of a useless editorial intervention in the text. The obvious conclusion is that both the Aldina (a) and the Ambrosianus (b) derive from a now lost manuscript γ. Whereas the editor of the Aldina made some more adaptations in the text, writing, for instance, the full lem-
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A few examples: 278, 8 f. τὰς τῶν – γραμμὴν] om. b; 323, 28 f. ἀλλ’ – ἔγχυμον1] om. b; 324, 34 f. ὡς μὴ – ἀπροόπτοις] om. b.
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mas, the scribe of the Ambrosianus just made a hasty copy of this lost model, adding many supplementary errors. The Ambrosianus also has some scholia in the same hand as the main text. All these scholia derive from what is found in the margins of A, not only the ancient scholia copied by the first hand, but also some annotations made by later hands. Thus, one finds in the inferior margin of A, fol. 174r, in a later hand, a syllogistic reconstruction of an argument for the immortality of the soul based on De an. III 4.430 a 23– 25. This marginal note is found in the same form in the margin of b. The presence of these scholia in b is again a strong argument that this manuscript depends – through its model γ – on A. That γ is a copy from A is also evidenced by the fact that it did not have the first page of the introduction and could not complete the fenestrae at the end. But, if a and b derive via γ from A, how can we explain that they do not share the omissions we mentioned before? The most plausible explanation is to admit that a scholar intervened in γ and corrected what was first just a copy from A. For this correction, he must have occasionally used a copy of the commentary independent of A. In fact, as we shall see, in the next section, there are partial and fragmentary witnesses of a text tradition independent of A. However, as it will appear, the additional manuscript used by the corrector was not complete – it probably lacked beginning and end. Therefore, the scholar had to make many corrections himself, in particular in the last section of the commentary with the broken edges. There are good reasons to suppose that the intelligent scholar who corrected γ was, in fact, Andronicus Callistus. After having finished his revision of the text (around 1470), Andronicus may have asked an assistant to make a copy of it; this is the actual Ambrosianus A 185 sup. which he owned for some time. Later one, Franciscus Asulanus used manuscript γ as Vorlage for his edition. That this manuscript, once used, disappeared after the publication of the text should not surprise us. This often happened.
4. Witnesses of a text tradition β independent of the Laurentianus plut. 85, 21 a. Hayduck noticed that the MS. Madrid, Bibl. nacional 4684 (D) offers a version of the commentary that is different from the main tradition represented by A: “paulo longius quam reliqui, quos cognovimus, libri a Laurentiano discedit et nonnumquam meliorem lectionem exhibet”.18 Unfortunately, this
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Hayduck 1882, VI.
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14th-century manuscript offers only the general introduction and the commentary on the first book until p. 31, 19. The text stops abruptly on fol. 239v, and the following folia, 240r–253v, remain empty. The primary reason to consider D as independent of A is the fact that it gives the complete introduction, whereas this opening section is lacking in A. This is, however, not in itself a good argument, as D could derive from A before A lost its first folium. A stronger argument is the fact that D, besides its own particular readings and errors, offers in some cases a variant reading that is preferable to that of A.19 One may, therefore, conclude that the Matritensis is a partial copy of a lost manuscript β independent of A. b. Next to D, the most crucial witness of the β tradition is a manuscript not known to Hayduck, the Parisinus gr. 1921 (P). This celebrated Aristotle codex, copied around 1360 by Malachias, offers Aristotle’s De anima encircled with layers of scholia (fols 107r–141v).20 Most obvious is the presence of Sophonias’ paraphrase of which one finds a complete copy around the Aristotelian text (with the list of κεφάλαια preceding it). The Parisinus is one of the essential textual witnesses of this paraphrase. Besides Sophonias, Malachias added extensive scholia from Themistius, Philoponus and ‘Simplicius’. Philoponus is dominant in the first two books but entirely disappears from book III on when ‘Simplicius’ takes the lead. Malachias even notices at the beginning of book III (fol. 129v) next to the title: ἰστέον ὅτι τὰ ἐντὸς τοῦ κειμένου καὶ ἐκτός που τῆς παραφαράσεως (scil. Sophoniae) σχόλια ἀπὸ τοῦ Σιμπλικίου ἐλήφθησαν ὑπομνήματος. Whenever he could find some place inside the Aristotelian text (i.e. inter lineas) or outside in the margin, he inserted scholia from ‘Simplicius’ commentary, copying large extracts literally. Surprisingly, at the very end, on fol. 141r–v, after having concluded his transcription of Sophonias’ paraphrase, the scribe added Simplicius’ introduction to book II (εἰς τὸ β´ τοῦ περὶ ψυχῆς Ἀριστοτέλους: Σιμπλικίου ὑπόθεσις) followed by the introduction to book III (τοῦ αὐτοῦ εἰς τὸ γ´ τοῦ περὶ ψυχῆς ὑπόθεσις). This third introduction is not complete. The scholiast stops at the words γινωσκωμεν (p. 174, 7) and even deletes the last three lines he had copied and adds ζήτει τὰ ἑξῆς ἐν τῇ τοῦ Σιμπλικίου βίβλῳ. He probably stopped writing because he remembered that he had already copied, as scholia, lengthy excerpts from what follows in that introduction. We find indeed excerpts
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Examples are p. 7, 26 (φησὶ D : φυσικὴν A), 15, 13 (κάλλιστα D : μάλιστα A), 16, 35 (περιέλαβε D : παρέλαβε A), 18, 35 (νῦν D : νοῦ A), 29, 23 (ὡς δὲ ἐκ στοιχείων καὶ ἀχωρίστων αἰτίων hab. post αἰτίων D : om. A). B. Mondrain (2004) identified the copyist of this corpus Aristotelicum as Malachias. For recent bibliography see Pinakes. A description of the codex is found on the website of CAGB.
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from 174, 2–26; 174, 33–175, 20 in the form of scholia on fols 129v, 130v, 131r (See further on these introductions to book II and III, p. 237, 265 f.). The Parisinus is by far the most important witness of the independent tradition because it offers besides the two introductions substantial extracts from ‘Simplicius’ commentary, in particular from the third book. If one makes abstraction of occasional errors, shortenings and adaptations, the text of the scholia is very similar to what we read in A. This should not surprise us if we know the excellent quality of the copy in A. Nevertheless, a full collation shows that there are some passages, where the copyist of A, how good he may have been, made by inadvertence omissions, which we can correct thanks to the scholia in P. The most interesting case is the scholium on fol. 130r that gives an excerpt of 180, 8–18, which we discussed earlier. As do the Aldina and b, the Parisinus offers the full text without the omission: )καὶ γένοιτ’ ἂν σαφεστέρα ἡ λέξις, εἰ, ὥσπερ ὁ Πλούταρχος ἀξιοῖ, κατὰ κοινοῦ τὸν ὑποθετικὸν σύνδεσμον ἐπὶ πάντων τῶν ἡγουμένων ἐν τῇ λέξει τῇ ῥηθείσῃ προστιθείημεν, ἵνα καὶ ὧδε ἡ λέξις ἔχῃ· εἰ δὲ ὅσα διὰ τῶν μεταξὺ καὶ μὴ αὐτῶν ἁπτόμενοι*. There is a second example of a more complete text, but this one not confirmed by the Aldina. On fol. 115r one finds in P inter lineas ad De an. 410 b 2 f. the following excerpt from ‘Simplicius’ 70, 14–19: συμβαίνει δὲ τοῖς οὕτω μερίζουσι τὰς ἀρχὰς καὶ διὰ τῆς ὁμοιότητος τὴν γνῶσιν εἰσάγουσιν ἑνὸς μόνου ἀποδιδόναι γνῶσιν ἑκάστῃ ἀρχῇ, τῶν δὲ ἄλλων ἄγνοιαν, τῷ δὲ ἀρχομένῳ καὶ ἐξ αὐτῶν συνθέτῳ τὴν πάντων γνῶσιν πλὴν τοῦ σφαίρου, ὃν Ἐμπεδοκλῆς θεὸν (om. P) ὑμνεῖ. ἐκεῖνος γὰρ μόνος τῶν συνθέτων τὸ νεῖκος οὐκ εἴσεται, ἐπεὶ οὐ συμπληροῦται ἐξ αὐτοῦ. )οὐ γὰρ μετέχει ὁ σφαῖρος τοῦ νείκους· τὰ δὲ σύνθετα πάντων ἕξουσι τὴν γνῶσιν ὡς ἐκ τῶν δ´ στοιχείων, ἔτι δὲ καὶ τοῦ νείκους καὶ τῆς φιλίας κατ᾿ ἐκεῖνον συγκείμενα.* What is between brackets is only found in this scholium. There is no reason to believe that the scribe would have added this conclusion suo ingenio, for he always accurately copies the ‘Simplicius’ text he had. We must, therefore, assume that the scribe of A omitted a section of the text. In this case, however, the Aldina does not confirm the supplementary text. Another compelling case is an interlinear scholium on fol. 115v that gives ‘Simplicius’ 74, 19–24: ἀθανατωτέρα δὲ οὐχ ὡς θνητῆς τῆς |20 ἐν τοῖς ζῴοις οὔσης (τὸ γὰρ ἀθανατώτερον ὡς τὸ λευκότερον λευκοῦ λευ|21κότερον), ἀλλ’ ὡς κατὰ κρείττονα μέτρα ἀθανασίας ἑστώσης τῆς τῶν ὅλων |22 ψυχῆς. διὸ καὶ ὁ Πλάτων ὁμωνύμους τοῖς ἀθανάτοις τὰς ἡμετέρας προσα|23γορεύει ψυχάς, καὶ πολλῷ μᾶλλον αὐτὸ τὸ τῆς ζωῆς εἶδος καὶ τὸν θεὸν |24 εἶναι λέγει ἀθάνατον.
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74,20 οὔσης post θνητῆς P | 20 ὡς τὸ λευκότερον λευκοῦ λευκότερον] ἀθανάτου ἀθανατώτερον P | 21 κρείττονα] κρείττω P | 22 προσαγορεύει] λέγει P | 24 εἶναι om. P
The most important variant reading concerns the meaning of ἀθανατώτερον. Aristotle says that “the soul in the air is more immortal than that in living beings”. ‘Simplicius’ explains in what sense the soul in the air is “more immortal”: not “because the soul in living beings is mortal”, “for what is more immortal is said to be more immortal than the immortal”, as when we say, “whiter”, we make the comparison with “white”, not with something that is not white. The souls of the universal elements (as air) are immortal in a higher degree than the souls of particular animals. Probably the archetype had τὸ γὰρ ἀθανατώτερον ἀθανάτου ἀθανατώτερον, which was explained in the margin with ὡς τὸ λευκότερον λευκοῦ λευκότερον. Whereas P copied the text without the marginal note, A replaced it with that note. Surprisingly, we find this scholium with precisely the same variants in another distinguished Aristotle codex, the Parisinus gr. 1853 in margine on fol. 186r in a hand of the 12th century. And again, with the same variants in Ambr. B 7 inf. (early 13th century). Moreover, as we shall see, the Ambr. H 50 sup. read ‘Simplicius’ text in this form. Besides these three more obvious cases, the scholia in P offer various preferable readings. In some cases, they even confirm small corrections Hayduck introduced in his edition.21 c. Ambrosianus H 50 sup. is a superb Aristotle codex dating from around 1200, that is from the same period when our beautiful ‘Simplicius’ codex A was produced. It contains on fols. 1r–55r De anima surrounded by scholia written by the copyist of the main text.22 The scholar who made the scholia took his main (and sole) inspiration from ‘Simplicius’ commentary, quoting the commentator even twice by name: on fol. 51v ad 433 b 14 δεύτερον δ’ ᾧ κινεῖ] ὡς δὲ ὁ Συμπλίκιος δαιμονίως ἐπιβάλλει καὶ αὐτῆς τῆς τοῦ Ἀριστοτέλους διανοίας κατευστοχῶν; on fol. 52r ad 433 b 19 σωματικόν] τοῦτο δὲ νοητέον κατὰ τὴν τοῦ Συμπλικίου ἐξήγησιν. The scholiast is thus our first witness of the traditional attribution of the commentary to Simplicius. He often takes literal extracts from his source, but expands them and mixes them with his own speculations and observations, using throughout the idiosyncratic terminology of ‘Simplicius’. He must have studied intensively ‘Simplicius’ commentary, as he easily combines phrases he had read on different pages of the commentary. I could find no 21 22
Examples: 268, 3 ὡς add. Hayduck P; 279, 19 χωριστός] ἀχώριστος Hayduck P; 318, 20 ἀπαθῆ] εὐπαθῆ Hayduck P; 325, 7 μέσως] ἀμέσως Hayduck P. On this and its scholia see Koch 2015.
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influences from other ancient commentaries on the De Anima. This exclusive and massive reliance on ‘Simplicius’ is astonishing. Since the scholiast often freely adapts his source, it is not easy to determine whether he used manuscript A, as one might expect because it was produced in the same period. There is, however, enough evidence that he did not take A as his source, but most probably its lost model. Thus, the scholiast reads 74, 19–24 as does the scholiast of P, as is clear from this scholium: fol. 16Αr ad 411 a 13 ἀθανατωτέρα] ἀθανατωτέραν ἐκάλεσε ταύτην, οὐχ ὡς θνητῶν ἀθανατωτέρα, ἀλλ᾿ ὡς ἀθανάτων ἀθανατωτέραν· τοῦτο δὲ ὡς κατὰ κρείττονα μέτρα ζωῆς ἱσταμένην· πᾶσα γὰρ ψυχὴ ζωὴ οὖσα καθ’ ἑαυτὴν ἀθάνατός ἐστιν, ἀλλ’ ἡ [scr. ἢ ] μὲν καθαρωτέραν καὶ εἰλικρινεστέραν ἔχουσα τὴν ζωὴν, ὑπερανέστηκε τῆς ἐκ τῶν θνητῶν δυσχερείας, ἡ δέ πως νεύει πρὸς ταῦτα καὶ ἀναπίμπλαται τοῦ ἐκ τῶν θνητῶν τῶν δυσχερῶν σκεδασμοῦ χαλῶν [an χαλῶσα?] τὴν ἑαυτῆς ζωήν, κἂν ἀθάνατος κατ’ οὐσίαν μένῃ. Moreover, he seems to have known the supplementary text at the end of book II which is lacking in A and its tradition (see below, pp. 241 f.). We have thus to admit what seems at first implausible, that the scholiast of the Ambrosianus did not use the ‘Simplicius’ codex A, which was produced at about the same time at probably at the same place (about 1200). d. A special case are some early 14th century manuscripts, which contain, besides Aristotle’s De anima with scholia, also ‘Simplicius’ introduction to book II and to book III. These manuscripts are Ambrosianus E 118 sup., Vossianus Q 11 (and its copy, Scorialensis Σ.II.15) and Vaticanus gr. 1026. The Ambrosianus E 118 sup. (Aa), copied in the early 14th century, contains in its original state Aristotle’s De anima with scholia (fols 8r–48v) followed by Sophonias’ paraphrase (fols 49r–106r). Two quires between fols 47v and 49r (with the end of De An. and the beginning of Sophonias’ paraphrase) got lost, the end of De An. was added by a later hand (fol. 48). The copyist of the De anima added a long scholium taken from ‘Simplicius’ 6, 21–7, 14. This is the only scholium from ‘Simplicius’: most scholia around the text are taken from the Sophonias paraphrase. The same scribe inserted between De an. I and II Simplicius’ introduction to II (81–82, 12). A later hand (second half of the 14th century) added some more texts on a quire preceding the De anima. On fols 1r–3r one finds a detailed survey of the different κεφάλαια of the De anima, which probably was made by Sophonias,23 23
This list of κεφάλαια is found as introduction to Sophonias’ paraphrase in Laur. plut. 7, 35; 71, 32; 85, 20, Ambr. E 118 sup., Par. gr. 1921, Vind. phil. gr. 30, Monac. gr. 68. A scholar who composed around 1500 the corpus of all Themistius’ paraphrases (Par. gr. 1888) inserted the chapters as introductions to each of the three books of Themistius’ paraphrase De anima: fols 153v–154r, 176r–v, 199v–200r (the same in its copy Par. gr. 1997). It is probably
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followed by a summary on the subjects of the three books.24 On fols 3v–6v follows Simplicius’ general introduction to his commentary with the rubricated title: τοῦ σοφωτάτου Σιμπλικίου εἰς τὸ περὶ ψυχῆς Ἀριστοτέλους. The same scribe, using again red, wrote in the inferior margin of fol. 3v: τὸ ἐπίλοιπον τούτου δεῖ ζητεῖν τὸν ἀναγινώσκοντα ἐν τῷ τέλει τῆς περὶ ψυχῆς Ἀριστοτέλους. This note means that the copyist, who added the introduction before the De anima, had the intention to add after the treatise, the full commentary. However, what we have now in the Ambrosianus is Sophonias’ paraphrase. It is possible, however, that the copyist erroneously attributed the paraphrase to Simplicius.25 One folium of the introduction (fol. 4) got lost and was replaced by a copy of the text in a hand of the early 15th century.26 That same hand also added after Simplicius’ introduction (on fol. 6v second section) some comments on Aristotle’s prologue inspired by his reading of Thomas Aquinas’ introduction to the De anima and ‘Simplicius’ (he refers to 8, 17–22; 27–33; 10, 16–20). For Aquinas’ commentary, he seems to have used an earlier draft of Scholarios’ translation.27 This means that the note must be dated ca. 1435. As the same scholar also copied a part of the prooemium, he must have known a manuscript with the complete prologue of ‘Simplicius’. Unfortunately, one can only compare the Ambrosianus with the Matritensis (D) in the small section they share, i.e., 1–7, 13. However, this is sufficient to see that both manuscripts have particular readings in common against A. Thus, in three cases where A omits a passage (but adds it in the margin), they have omissions.28 Moreover, the Ambrosianus shares in the introduction to book II variant readings with the Vossianus Q 11, which belongs to the same tradition. The Vossianus Q 11 (L) has on fols 1r–38r De anima with scholia, in different hands, from various sources, ‘Simplicius’, Philoponus and Sophoni-
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Sophonias himself who made this list of chapters, as similarities with the structure of the Paraphrasis indicate. The oldest version of this summary (incipit: ἰστέον ὅτι ὁ Ἀριστοτέλης ἐν τρισὶ λόγοις τὸν περὶ ψυχῆς ἐξέθετο λόγον κτλ.) is Par. Coisl. 386 (fols 96r–97v) of the 11th century. Although it is presented as introduction of Themistius’ paraphrase it is not but an excerpt from Philoponus commentary (p. 20, 23–34). One finds it also after the De anima in Vat. gr. 256, fol. 421r. Simplicius is mentioned as the author of the paraphrase in the title (added by second hand) in Laur. plut. 7, 35. The scribe, who made the additions, is Anonymus 11 according to Harlfinger. This identification has been approved by Giacomelli – Speranzi. See the article by Maksimczuk in this same volume, n. 13. I thank John Demetracopoulos for the identification of this note. On Scholarios’ translations of Thomas Aquinas, see Demetracopoulos 2018. See 7, 1 ἢ – εἶναι] om. D Aa mg. A; 7, 3 f. ἢ – ἀστρονομία] om. D Aa mg. A; 4, 29 f. καὶ τὸ ὡς – χρωμένον] om. D (sed non Aa) mg. A.
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as. Moreover, on fol. 10v–11r, between book I and II, one reads the introduction to book II with the title περὶ ψυχῆς δεύτερον and on fol. 24r–v, between II and III, the introduction to book III entitled ἀρχὴ τοῦ τρίτου βιβλίου. The Vat. gr. 1026 (V) has on fols 178r–207r De Anima with scholia from Philoponus, ‘Simplicius’ and Sophonias. After the Aristotelian text follows, on fols 207v–209v, in another hand, the prologue to book III by ‘Simplicius’. The insertion of the ‘Simplicius’ introductions in these manuscripts cannot be a pure coincidence. Somehow, they depend on a common source. I made a collation of the introduction to II in Aa L P, of the introduction to III in L P V (see document C in Appendix). P seems to have used L as his model, as he follows L in all particular variants and adds some more errors not found in L. Moreover, the fact that the scholiast only copies the second and the third introduction (and not the general introduction to book I) points to the particular situation of the Vossianus. Finally, as in L, the scholiast in P concludes the introduction to book II at l. 20 (προσθήσων ἴδια), including what is, in fact, the comment on lemma 412 a 3, and no longer the introduction. In some places, the scholiast in P corrected what he had copied from L, in particular the omission in 81, 11f., using probably the complete copy of the commentary from which derive the ‘Simplicius’ scholia.29 In fact, when one examines the excerpts of the third introduction that are presented as scholia, it is immediately evident that the scholiast did not use the Vossianus. For in these scholia there is much more divergence from the L version. Regarding Aa, it is more difficult to come to a conclusion as the shared text with L is very limited. Yet Aa shares with L and P ante corr. the omission in 81, 11 f. and other particular readings, which indicate that it depends on the same model, a copy of the De anima with ‘Simplicius’ introductions to book II and III. The Vat. gr. 1026 shares with L all readings and has itself almost no particular variants. From the similarities in textual variants between D, Aa, L, P and V we may conclude that all these manuscripts have excerpts from a now lost manuscript of ‘Simplicius’ commentary β, independent of A, which still existed in the middle of the 14th century. There is another indirect witness of this lost manuscript. In his treatise On the Soul, composed at the end of the 13th century, George Pachymeres inserts, without acknowledgement, some excerpts from ‘Simplicius’ commentary. Most interesting are his long quotations from the introduction to III, 4 on the intellect. In this context, Pachymeres quotes the following passage (220, 12–14):
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In this correction, the scholiast in P writes τὴν πραγματείαν ἐνστησάμενος instead of τὴν πραγματείαν ποιησάμενος (81, 12) as has A. The reading ἐνστησάμενος is preferable with τὴν πραγματείαν as object.
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Carlos Steel ὡς μήτε μένειν ἀεὶ ὡσαύτως, ὡς τῷ Πλωτίνῳ [Πλάτωνι Hayduck A a] δοκεῖ, μήτε μὴν οὕτως ἔνδοθεν προϊέναι, ὡς παντελῶς ἑαυτῆς ἐξίστασθαι.
Hayduck edits the texts ὡς τῷ Πλάτωνι δοκεῖ as it is found in the Aldina and A and all other manuscripts deriving from it. Only Pachymeres has the right reading ὡς τῷ Πλωτίνῳ δοκεῖ. ‘Simplicius’ here refers to the thesis of Plotinus on the undescended soul, an argument criticised by Iamblichus.30 It is implausible to assume that Pachymeres in this handbook would have intervened in the text to correct this passage. The thesis of Plotinus was not commonly known among scholars, and the copyist error Πλάτωνι instead of Πλωτίνῳ was quickly made. Most probably Pachymeres had access to the now lost manuscript β where he could still read the correct text. Anyway, the lost manuscript β still existed in the 15th century, as it was used by the anonymous translator known to Nifo and was used by Bessarion and by Andronicus Callistus in corrections. This will become clear in the following sections.
5. A Latin Translation of ‘Simplicius’ used by Agostino Nifo In 1498 Agostino Nifo completed his Collectanea super libros de Anima. This work was first published in 1503 and again in 1522, 1544, and 1555 together with the Commentaria in tres libros de Anima (which he had completed in 1520).31 Nifo often refers to ‘Simplicius’ interpretation both in the Collectanea and in the Commentaria. There are many verbatim quotations from the commentary in a Latin translation, though they are not always acknowledged. The examples I edit in Appendix B show how extremely literal this translation is. At the time Nifo wrote the Collectanea he was not yet capable of reading ‘Simplicius’ in Greek, as he later admits: “animadverte tamen in collectaneis nos dixisse de mente Simplicii (…), cum in graeco eum non viderim tunc. At postquam eum legi in proprio fonte reperi eum opinari, ut dictum est, et non ut in collectaneis dixi” (III 1, fol. 141rb). One can, therefore, exclude that he made himself the translations of the text he quoted. He must have copied them from a now lost Latin translation. But where did he find this translation? It is not a humanistic translation, as a comparison with the elegant translations of Faseolus or Asulanus immediately makes clear, but a translation verbum de verbo, characteristic of translations in the 12th–13th century. Nevertheless, the terminology does not point to any
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See Steel 1978, 39 n. 26. I quote Nifo in the edition of 1544 which gives both the Collectanea and the Commentaria. I also collated the first edition of the Collectanea of 1503: there are only minor differences.
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translator of that time. Moreover, no scholar but Nifo seems to have known this translation, and so far, no manuscript with this translation could be found.32 Whoever he was, the translator was a very talented scholar with excellent knowledge of Greek, for translating ‘Simplicius’ often tortuous Greek is not an easy task. Nifo’s Collectanea do not cover the complete text of the De an., but only I 1; II (full) and III 1–7. The first explicit reference to ‘Simplicius’ commentary is found on fols 24vb–25ra (see ‘Simplicius’ 18, 22–19, 8). It is puzzling why Nifo does not refer to the prooemium of ‘Simplicius’. It might be that the translation he had did not cover the first part of the commentary. The last reference is on fol. 195rb (= ‘Simplicius’ 279). This again may be an indication that his translation did not cover the last part of the commentary. When the quotations are literal, they are surprisingly close to the text in A. Yet, it is excluded that the translator used A as his model. In fact, some references Nifo makes to ‘Simplicius’ cannot be found in the Greek text transmitted by A. One may first think that Nifo reformulated ‘Simplicius’ text in his own way in function of his argument and made more explicit what is only hinted at in the original text. This is indeed often the case. However, there is an extensive section at the end of the second book that Nifo must have read in his translation and is not found in A. For this supplement to the commentary there is a Greek equivalent in an addition Bessarion makes in Marcianus gr. Z. 413 (M) at the end of book II,33 which proofs its authenticity. Let us now examine Nifo’s comments on the lemmas of book II 12. As one can see browsing through to his commentary, Nifo follows ‘Simplicius’ closely in each section. Col. II 121, fol. 128rb (“imaginatur ergo Simplicius”: cf. 166, 21–25); Col. II 122, fol. 128rb (“ut Simplicius innuit”: cf. Simpl. 167, 34–36); Col. II 123, fol. 128va (“ut Simplicius exponit”: cf. Simpl. 168, 18–21); Col. 124, fol. 128vb (“ut Simplicius ait”: cf. Simpl. 168, 25–29); Col. 125, fol. 128vb (“hic Aristoteles, ut ‘Simplicius’ exponit, ad dicta ambigit”: cf. Simpl. 169, 6–8; 37–170, 4). Nifo’s dependence on ‘Simplicius’ is even more evident in the commentary on the next lemma (424 b 9–12), Col. 126, fol. 129rb, which is a literal quotation of Simpl. 170, 9–27, though the name of ‘Simplicius’ is not even mentioned here. In Col. 127, on fol. 129rb–va, which explains the last lemma (424 b 12–16), there are three references: “ut Simplicius’ inquit”,
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Nardi 1951 was the first to notice that Nifo used an unknown Latin translation. For a comparative study of all Latin translations of Simplicius see Bossier 1975. I mean the end of the second book in the Greek tradition. Nifo starts the third book only at chapter III 4, as in the Arabic-Latin tradition.
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“ut ait Simplicius”, “respondet Simplicius”. The third reference saying that “one should interpret the adverb ‘mox’ (ταχέως) not in a temporal sense, but as meaning ‘non per se’” can be related to Simpl. 175, 5 f. Seeing how Nifo manipulated this last reference, one might be inclined to dismiss the two first references to ‘Simplicius’, where no correspondence to the Greek text is found. Could Nifo not have made up these references to give more authority to his own explanation? I discovered, however, a long addition by Bessarion in his copy of the commentary, which corresponds precisely to what we find in Nifo. On the inferior margin of fol. 204r Bessarion adds, after the explanation of lemma 424 b 12 (desinit πρῶτον πάσχοντα τρόπον)34 in his own hand two supplementary commentaries, one on lemma 424 b 14 f. and another on 424 b 16.35 On fol. 204v the commentary on 424 b 16 (τί οὖν ἐστι) resumes as in A. ἆρ’ οὖν κἀκεῖνα ποιεῖ; ἢ οὐ πᾶν σῶμα παθητικὸν ὑπ’ ὀσμῆς καὶ ψόφου. συγχωρήσας διὰ τὴν ἐνέργειαν τὰς ἁπτὰς δρᾶν ποιότητας καὶ τοὺς χυμοὺς κατὰ ἀλλοίωσιν, ζητεῖ εἰ καὶ τὰ λοιπὰ αἰσθητὰ ποιεῖ ἅπερ ἐκεῖνα ἔφη ὡς περὶ φωτὸς καὶ ψόφου καὶ ὀσμῆς ἀπορήσας,· εἶτα τὸ ἀληθὲς σαφέστερον λέγει, ὡς δρᾷ καὶ ταῦτα οὐ μόνον τοῖς ὑποκειμένοις, ὡς ἐπὶ τῇ βροντῇ ἔλεγεν, οὐδὲ ὡς ἀλλοιοῦντα, ὅταν ταῖς παθητικαῖς ἁπταῖς οὔσαις συγχρῆται ποιότησιν, ἀλλὰ καὶ ὡς καθ᾿αὑτὰ ἐνεργοῦντα εἰδητικῶς ἄνευ τροπῆς εἰς τὰ μεταξὺ τὰ τῶν ἐνεργειῶν αὐτῶν διαβιβαστικά, ἅπερ ἀόριστα καλεῖ, ἐπειδὴ τοιαῦτα τὰ μεταξύ· τὸ μὲν διαφανὲς οὐκ ἔχον οἰκεῖον χρῶμα, τὸ δὲ διηχὲς ἀηχὲς ὂν καθ᾿αὑτὸ, ἄνοσμον δὲ ὁμοίως καὶ τὸ δίοσμον, ἅπερ οὐδὲ 34
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Ergone et illa faciunt; et non omne corpus passivum est ab odore et sono. Concedens tactiles agere qualitates et sapores secundum alterationem, querit si et reliqua sensilia agunt in corpora non sentientia. (…) Hec igitur agunt in corpora interminata, que media dicuntur, et hec non solum subiectis ut in tonitru dixit (…) sed per se agentia formaliter (…) sed agunt in patientia indeterminata, idest in media, que ideo indeterminata vocat, quoniam non manent, quoniam, ut ‘SIMPLICIuS’ inquit, eiusmodi media carent propriis sensilibus cum perspicua sint. Medium quidem soni insonorum, medium odoris inodorum, que non permanent in dato actu ut aer, qui maxime et perspicuus
πρῶτον is de facto the last word of fol. 204r, πάσχοντα τρόπον the two beginning words of the next verso, but Bessarion deleted them and wrote them after πρῶτον on fol. 204r to have the full text of the commentary on 424 b 12 on that page. This additional text was integrated in the copy of M, the Marcianus gr. Z 222 and all its later copies. As the addition is difficult to read in M, I used the Monacensis gr. 417, which is an indirect copy of M.
The Text Tradition of ‘Simplicius’ Commentary On the Soul μένει ἐν τῇ δοθείσῃ ἐνεργείᾳ· κατὰ τὴν ἀπόστασιν δὲ τοῦ ἐνεργοῦντος αἰσθητοῦ οἷον ὁ ἀὴρ ὡς μάλιστα διαφανὴς καὶ διηχὴς καὶ δίοσμος. ὄζει γὰρ ὡς παθών τι ἢ ὅτι κινεῖ τὴν ὄσφρησιν ὄζειν λεγόμενος, καὶ οὐ κυρίως, ὅταν καὶ αὐτὸς ὀδωδὼς γένηται ὑπὸ τῆς τοιούτου παραθέσεως· ἀκολουθότερον δὲ οἶμαι ὄζοντα ὡς διαβιβαστικὸν τῆς ὀσμῆς ἀκούειν, ἵνα καὶ μὴ μένῃ ἀποστάντος τοῦ αἰσθητοῦ.
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et sonorus et odorus est, ut ait ‘SIMPLICIuS’.
Olet enim ut patiens aliquid, Idest quoniam aer medium est quod olet tanquam traducens et medium deferens, ut littera nostra habet.
The parallels between the two texts are so evident that they leave no doubt. What Nifo found in his Latin translation corresponds exactly to the supplementary commentary on 424 b 14–16 that Bessarion added in his copy of the text. This supplementary commentary is certainly authentic. What is said “the sensible objects do not only have an effect by their substrates, as he said about thunder” (δρᾷ καὶ ταῦτα οὐ μόνον τοῖς ὑποκειμένοις, ὡς ἐπὶ τῇ βροντῇ ἔλεγεν) makes a clear connexion with the preceding section, where Aristotle said something similar about thunder.36 Moreover, ‘Simplicius’ uses similar vocabulary and phrases elsewhere in this commentary. Thus, the expression τῇ δοθείσῃ ἐνεργείᾳ has a parallel in 131, 28 f.: ὡς καὶ τὸ δεκτικὸν καὶ τὸ δεδεγμένον τῇ ἐνδοθείσῃ ἐνεργείᾳ ὁρίζεσθαι.37 A parallel of ἁπτὰς ποιότητας is found in 328, 2: τὸ δεκτικὸν τῶν ἁπτῶν πασῶν ποιοτήτων. For the expression κατὰ τὴν ἀπόστασιν δὲ τοῦ ἐνεργοῦντος αἰσθητοῦ see 190, 24 ἐμμένει τις καὶ μετὰ τὴν ἀπόστασιν τοῦ αἰσθητοῦ, for ἀποστάντος τοῦ αἰσθητοῦ see 136, 25 f. διὸ καὶ τὸ διαφανὲς ἀποστάντος τοῦ χρώματος οὐκέτι κατ’ ἐκεῖνο κινεῖ τὴν ὄψιν.38 Besides Nifo and Bessarion there is a third witness of the supplementary section at the end of book II, the scholia in Ambr. H 50 superior. On fol. 38r one reads the following scholium related to 424 b 11 f.:
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See 170, 12–14: οὐ δρᾷ τὰ τῶν αἰσθητῶν εἴδη καθ’ αὑτά, ἀλλὰ κατὰ τὰ ὑποκείμενα αὐτοῖς· ὡς ἡ βροντὴ ῥήγνυσι ξύλα. Other uses of ἐνδοθεῖσα are 24, 31; 45, 20; 231, 13; 304, 5. Some indications made me doubt whether Bessarion used a Greek manuscript for the addition. Thus, συγχρῆται is never found in ‘Simplicius’, who always prefers the form without prefix χρῆται (74 instances). Instead of τῇ δοθείσῃ ἐνεργείᾳ ‘Simplicius’ would have written τῇ ἐνδοθείσῃ ἐνεργείᾳ. One cannot exclude that Bessarion made a Greek translation of a section he found in the Latin translation. This may seem a far stretched hypothesis. However, as F. Bossier has shown, Bessarion used Moerbeke’s Latin translation to correct his faulty copy of Simplicius’ In De caelo (see Bossier 2004, XIff.). Unfortunately, the evidence is too limited to come to conclusions in this case.
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Carlos Steel οἷον ἀὴρ] ὅπερ οὐ συνεχώρησε πρότερον, τὸ πάσχειν τὰ ἄψυχα ὑπὸ τῶν αἰσθητῶν, νῦν ἐνέδωκε πρὸς αὐτὸ ὑπὸ τῆς ἐνεργείας τῶν ἁπτῶν καὶ τῶν γευστῶν ὥσπερ δυσωπηθείς· καὶ λέγει ὅτι καὶ τὰ λοιπὰ αἰσθητὰ δρῶσι πρὸς ἃ πέφυκασι δρᾶν οἷον πρὸς τὰ μεταξὺ διαβιβαστικὰ ὄντα τῶν αἰσθητῶν· δέχεται γὰρ ὁ ἀὴρ τὰς ὀσμὰς καὶ τοὺς ψόφους καὶ ἀκοῆς καὶ ὀσφρήσεως μὴ οὔσης· ἀλλὰ πάθος μὲν γίνεται, αἴσθησις δὲ τούτων οὐ γίνεται μὴ ὄντων τῶν δεκτικῶν· διὰ δὲ τὸ ἀόριστον αὐτῶν· οὐδὲ γὰρ πεφύκασι κατέχειν τὰ εἴδη· καὶ διὰ τοῦτο, εἰ καὶ πάσχουσιν, αἴσθησις οὐ γίνεται.
This scholium reformulates what one finds in the supplementary text of Bessarion. As in Bessarion, the scholiast notices that Aristotle at first did not admit that inanimate beings could be affected by sense objects, but then “conceded” it, as it were forced “by the activity of tactile and taste objects” and said that “the other sense objects too may have an effect upon the intermediates that are capable to transport sense objects”. Yet those intermediates are not capable to perceive, because they are “indeterminate”. To be affected is not yet perceiving. The resemblance with the argument in Bessarion’s addition is striking, though there are not many literal parallels (συνεχώρησε, διαβιβαστικά, καὶ τὰ λοιπὰ αἰσθητά). I could not find this argument in ‘Simplicius’ commentary as transmitted in A. The obvious conclusion is that the scholiast read this argument in a ‘Simplicius’ manuscript that was different from A and probably older than A. Having browsed through Nifo’s Collectanea, I could find only a few other passages where he seems to have had in his ‘Simplicius’ translation more text than what is preserved in the direct Greek tradition of the commentary. Alas, Nifo only quotes a limited part of the commentary. But thanks to other additions by Bessarion, we may find more passages that got lost in A.
6. Bessarion’s additions to the text Besides the long supplement at the end of book II, the Marcianus contains many other additions which were not noticed by Hayduck. Most additions are corrections of omissions Georgios Tribizios had made in copying A. To supplement the lacking texts Bessarion could compare this copy with the Laurentianus (A) which he must have had for some time, though he did not own it.39 As we have seen, Bessarion also restored the right sequence of folia
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Thus, he adds in the margin what is lacking on p. 119, 25 f.; 145, 14 f.; 154, 14 f.; 169, 7 f.; 178, 3–5; 182, 34–36; 247, 32; 251, 19; 253, 4; 284, 38; 307, 17 f.; 272, 20 f. ἐπὶ – γινόμενον om. M, mg. add Bess. (qui ὁμοίων pro ἀνομογένων A ὁμογενῶν a scripsit).
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in the first quires. Most interesting, however, are those additions where A could not be used. These are the following: (M fol. 186r) p.106, 2 καὶ γὰρ ἡ γεῦσις] ἁφή τις add. Bess. (M fol. 186v) p. 108, 12–14: οὔτε γὰρ ἐν τῷ τετραγώνῳ τὸ τρίγωνον ἐνεργείᾳ, οἷον ἦν καθ’ αὑτό, )οὔτε ἐν τῷ αἰσθητικῷ τὸ θρεπτικὸν ὡς καθ᾿αὑτό*. The passage between brackets is lacking in A, but present in a and b; Bessarion added it in the margin. Nifo too seems to have read the text with this addition. See Col. II 31, fol. 81vb: “quoniam, ut Simplicius inquit, non eodem modo est in se et in altero: vegetativum enim in se in actu est, in sensitivo autem virtute et potentia, immo, ut Simplicius ait, perfectiori modo”. (M fol. 197r) p. 144, 11: ἀήρ] ψοφητικός add. Bess. (M fol. 197v) p. 146, 18: κύριον τοῦ ἤχου· πάλιν δὲ τὸ ἀφάλλεσθαι )τὴν τῆς πληγῆς καὶ τοῦ ἤχου δηλοῖ ταχεῖαν διάδοσιν*. A reads instead of the text between brackets κύριον τοῦ ἤχου, which is a stupid copyist error repeating the previous κύριον τοῦ ἤχου. Bessarion deleted this redundant κύριον τοῦ ἤχου and added in the margin τὴν τῆς πληγῆς καὶ τοῦ ἤχου δηλοῖ ταχεῖαν διάδοσιν. This corrected text is also found in the Aldina and b. Bessarion’s addition is probably a conjecture inspired by what is said before in l. 11 διάδοσις ταχεῖα τῆς τε πληγῆς καὶ τῆς ἐνεργείας. (M fol. 213v) p. 203, 15–22: Τοῦτο οἱ ὑπομνηματισταὶ ὡς ἄτοπον ἐπιφέρεσθαί φασι τῇ ὑποθέσει. (…) τῷ ὁμοίῳ μὲν τοῦ ὁμοίου ἐπ’ ἀμφοῖν ἐν τῇ ἐπιστημονικῇ θεωρίᾳ, ἀνομοίως δὲ ἐφ’ ἑκατέρου ἐν τῇ ἀπάτῃ. )διὸ οὐκ ἄτοπα, ἀλλ’ ἀκόλουθα τὰ συμβαίνοντα· ἀλλὰ πῶς οἰκειότερον ἐν τοῖς ζῴοις ἡ ἀπάτη ;* ἑνὶ μὲν οὖν ἐπιστῆσαι χρή κτλ. The addition by Bessarion, not present in a b, is required. The first part (διὸ οὐκ ἄτοπα, ἀλλὰ συμβαίνοντα) concludes ‘Simplicius’ discussion of the view of some previous commentators, who said that the issue Aristotle raises is irrelevant to refute the hypothesis that whatever appears is true. ‘Simplicius’ claims that what Aristotle says is relevant. He, then, raises the next question: “why is error more appropriate to animals?” In fact, Aristotle had noticed before that “error is more appropriate to animals (οἰκειότερον τοῖς ζῴοις) and that the soul spends more time in this state” (427 b 1 f.). In what follows ‘Simplicius’ attempts to explain this controversial claim. As he argues, it is not the soul as such that spends more time in a state of error, but the living being, that is the soul connected with the body. ‘Simplicius’ argument makes no sense if one does not
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Carlos Steel read it as an answer to the objection ἀλλὰ πῶς οἰκειότερον ἐν τοῖς ζῴοις ἡ ἀπάτη; The error in the text of A can be explained as an omission by homoioteleuton.40 In this case, again, Bessarion’s addition is confirmed by Nifo’s Latin translation. See Nifo (Col. II 151, fol. 136va): “ergo deceptio non est tactus dissimilis et scientia tactus rei similis, cum scientia sit amborum et deceptio amborum. Sed ambiguunt veteres: quonam pacto magis propria in animalibus deceptio? Vel ipse loquitur de animalibus vel de anima (…) Respondet ‘Simplicius’”. In what follows, Nifo excellently summarises ‘Simplicius’ interpretation. (M fol. 220r) p. 225, 7–9 ἐπεὶ δὲ δευτέρως ἐστὶ νοῦς ὁ προελθὼν τοῦ κατ’ αὐτὴν )τὴν οὐσίαν τῆς ψυχῆς ἑστῶτος νοῦ, δῆλον ὡς τὸ νοούμενον αὐτῷ νοητὸν οὐκ αὐτὸ ἔσται τὸ κατὰ* τὴν πρώτην οὐσίαν, οὐδὲ τὸ ἐκείνῳ τῷ νῷ σύστοιχον, ἀλλ’ ὑφειμένον καὶ τοιοῦτον, ἀλλ’ οὐκ αὐτό. Bessarion’s addition, which formulates the apodosis corresponding to ἐπεὶ, is required. Translate: “Since the intellect that proceeds from the one that stays with the substance of the soul, is intellect in a secondary sense, it is clear that its object of thought will not be the intelligible object corresponding to the first substance [of the intellect] nor what is coordinate with that intellect, but inferior and something of that kind 41, but not the thing itself”. The addition is not found in a or b. The use of the form ἑστῶτος is surprising, for one expects ἱσταμένου as in 258, 20 τοῦ κατ’ αὐτὴν ἱσταμένου νοῦ. (M fol. 222r) p. 231, 14–16 οὐ [γὰρ] καθ’ ἕνωσιν ἐπιβάλλει τοῖς εἴδεσιν, )ἀλλὰ κατὰ διάστασιν ᾗ* [εἰ] καὶ πορρώτερον ἢ [ᾖ A ed.] ἡ ἐν αὑτῇ εἰλικρινῶς μείνασα. Bessarion deletes γὰρ and adds what is between brackets (Tribizios omitted ει). M reads ἢ as A instead of ᾖ (Hayduck).42 I modify Blumenthal’s translation: “it focuses on the forms not through union, but at a distance, insofar as it is also further removed than the soul that stays purely in itself”. It is possible that this is a conjectural correction of Bessarion.
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Because I had read the text without this introductory question, I once proposed to Henry Blumenthal a wrong correction, which he adopted in his translation. See 203, 25 ὅτι ἡ οἰκειότης οὐκ ἐν τῇ ψυχῇ ἀλλ’ ἐν τῷ ζῴῳ εἴρηται, where I proposed to read ἐναντιότης instead of οἰκειότης (with reference to ἐναντίων in the lemma). Blumenthal translates: “that the opposition of which Aristotle speaks belongs not in the soul but in the living being” (Blumenthal 2000, 60, see n. 223 at pp. 132 f.: “I have adopted CS’ suggestion”). The correct translation should be “that the appropriateness of which Aristotle speaks etc.” τοιοῦτον, ἀλλὰ μὴ τοῦτο, as Aristotle says in 429 a 16. Blumenthal 2000 proposes this correction in n. 381.
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However, there seems to be no particular reason to introduce a correction on this spot. (M fol. 230r) p. 255, 29–32: προσθεὶς αὐτὸ δὴ τοῦτο ᾧ νοεῖ καὶ ἐν ᾧ χρόνῳ, ἵνα δηλώσῃ, ὡς ἔφαμεν, ὅτι καὶ διαιρετῷ ὄντι τῆς ψυχῆς τῷ νοοῦντι τὰ τοιαῦτα οὐχ ὡς διαιρετῷ )ἐνεργείᾳ, ἀλλ’ ὡς ἀδιαιρέτῳ καὶ ἐν χρόνῳ διαιρετῷ φύσει ὄντι, οὐχ ὡς ἐν διαιρετῷ* ὄντι ἐνεργεῖ. Bessarion adds the long supplement between brackets: it is not in a and b. The addition is needed as it explains why Aristotle added ᾧ νοεῖ καὶ ἐν ᾧ χρόνῳ and it corresponds to what is said earlier in ll. 14–20. Translation: “he added ‘that with what and and the time in which (it thinks)’ to make clear, as we said, that even if the soul acts with its divisible part in knowing such things, it acts with it as being not divided in act, but as undivided and in a time, which is by nature divided, not a being divided”. (M fol. 233v) p. 267, 32 f.: δῆλον δὲ ὅτι ἡ ψυχὴ νῦν )ἡ διανοητικὴ λέγεται, περὶ ἧς καὶ προείρηται. καὶ αὐτῷ δὲ τῷ εἰπεῖν ὅτι ὡς αἰσθήματα ὑπάρχει τὰ φαντάσματα* τῇ διανοητικῇ ψυχῇ, ἐνεδείξατο. Bessarion added what is between brackets in the margin; the addition is also found in a and b. The expression αὐτῷ δὲ τῷ εἰπεῖν is the only instance in TLG; one expects rather τῷ δὲ εἰπεῖν. Is this another indication that some additions were translated from a Latin version of the commentary (“ipso vero esse”)? See also the rare use of the form ἑστῶτος in the addition at 225, 7–9. (M fol. 237r) p. 278, 10 f.: περὶ δὲ τοῦ συμπλεκομένου αἰσθήσει τε καὶ φαντασίᾳ. )καὶ παθητικοῦ διὰ τοῦτο λεγομένου· διὸ οὐκ ἄνευ φαντασίας* οὐδὲ οὗτος νοεῖ, ὅταν οὕτω νοῇ. Only Bessarion has the full text, which is lacking in A. The Aldina and b have only διὸ οὐκ ἄνευ φαντασίας. (M fol. 237v) p. 278, 17–20: ὁ μὲν οὖν τὸ σιμὸν ᾗ σιμὸν νοῶν οὐ κεχωρισμένην τὴν κοιλότητα νοεῖ· )ὁ δὲ καθ’ ἑαυτὴν γινώσκων τὴν σιμότητα ὡς κεχωρισμένην τὴν οὐ κεχωρισμένην ἐπινοεῖ*. εἰπὼν δὲ ὁ Ἀριστοτέλης τὸ σιμὸν ᾗ σιμὸν οὐ κεχωρισμένως, δέον ἐπαγαγεῖν ᾗ δὲ κοῖλον, ἐπειδὴ κοιλότης ἐν ῥινί. Bessarion added the text between )…* which is lacking in A. One finds a different addition in the Aldina and b (adopted by Hayduck): )ὁ δὲ καθ’ αὑτὴν τὴν κοιλότητα νοῶν ὡς κεχωρισμένην ἐπινοεῖ*. Bessarion also corrects in the superior margin an omission made by Tribizios οὐ κεχωρισμένως, δέον ἐπαγαγεῖν ᾗ δὲ κοῖλον, ἐπειδὴ, but he only added οὐ κεχ-
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Carlos Steel ωρισμένον ᾗ δὲ κοῖλον ἐπειδὴ. The version in a and b seems to be a further improvement of the correction proposed by Bessarion. (M fol. 238v) 281, 34–36: ἀλλ’ ἡ μὲν τελειωτικὴ οὐ διαστρεφομένου ποτὲ τοῦ προϊόντος, )ἀλλὰ καὶ πεδουμένου κατὰ τὸν Πλάτωνα, ἡ δὲ ἑτέρα καὶ ὡς διαστρεφομένου* τοῦ προϊόντος. Bessarion adds the text between brackets in the margin (but without καὶ); it it also found in a and b. The addition is necessary for the understanding of the text (reference to Plato, Tim. 43 d 2, 71 e 5). (M fol. 238v) 282, 16 εἴρηται ὄργανον )ὀργάνων τῶν μὲν ὡς* χρωμένων [ὀργάνων] αὐτῇ, τῶν δὲ ὡς ὑπηρετούντων Βessarion adds the words between brackets super lineam (and deletes ὀργάνων); the addition is not found in a and b. (M fol. 239r) 284, 6–11: τούτων οὖν ἄνευ αἰσθήσεως οὐχ οἷόν τε τὴν ἡμετέραν ψυχὴν )ἀντιλαμβάνεσθαι*, ἅπαξ ὅλην ἔξω ῥυεῖσαν καὶ οὐκέτι ἰσχύουσαν ὡς ἐξ αἰτίας αὐτὰ αἱρεῖν, )ἀλλ’* ἀνάγκη )οὖν* δι’ αἰσθήσεως ἀντιλαμβάνεσθαι,· ὡς, ὅταν ἐλλείπῃ τις αἴσθησις, )ἐλλείπει καὶ τὸ αἰσθητὸν αὐτῇ ἤτοι οὐ γνώσεται τὸ τῇ ἐλλειπούσῃ αἰσθήσει αἰσθητὸν* (οὐ γὰρ παντελῶς ἀναίσθητον ὑποτίθεταί τινα, ἐπεὶ οὐδὲ γινώσκειν ὁ τοιοῦτος οἷός τε, ἀλλὰ τὸν πῇ ἀναίσθητον), οὐδὲ γινώσκειν τι τὸν τοιοῦτον δυνατόν, ὧν ἡ αἴσθησις ἐλλείπει. Bessarion adds s.l. ἀντιλαμβάνεσθαι to have an infinitive verb after οὐχ οἷόν τε construed with τούτων: “our soul is not capable of grasping these objects without sense perception”. This addition may be superfluous as ἀντιλαμβάνεσθαι follows later in the text. There is, however, a problem with the construction of the sentence, as this ἀντιλαμβάνεσθαι depends on ἀνάγκη. The corrector of γ on which depend the Aldina and b (followed by Hayduck) added ἀλλ’. Bessarion opts for another solution. He added οὖν after ἀνάγκη, and thus starts a new sentence. Bessarion further noticed that an apodosis was lacking after the conditional ὅταν ἐλλείπῃ τις αἴσθησις and added )ἐλλείπει καὶ τὸ αἰσθητὸν αὐτῇ ἤτοι οὐ γνώσεται τὸ τῇ ἐλλειπούσῃ αἰσθήσει αἰσθητὸν*. This long addition is not confirmed by a and b. It is superfluous, for the apodosis starts after the parenthesis with οὐδὲ γινώσκειν τι τὸν τοιοῦτον δυνατόν.
What I discussed so far, are only additions in the text. There are, however, also many small corrections in the text, often difficult to distinguish from the first hand. I noticed the following cases, but there must be many more, if it were possible to make a collation of the complete text.
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100, 9 τὸ ἀτελῶς A] τὸ ἀτελές Mc / 108, 17 ἡ τῶν ἄλλων ψυχὴ αἰσθητικῶν A] ἡ τῶν ἀλόγων ψυχὴ αἰσθητική Mc / 109, 30 γνωριζόμενόν τε καὶ ἑρμηνευόμενον A] γνωρίζομεν τε καὶ ἑρμνηεύομεν Mc / 122, 1 ὄψεως A] ἕξεως corr. Hayduck cum Arist. sic Mc / 137, 37 καὶ ὅτε A] εἶτα Mc (needless correction) / 142, 28 λειότητα Α] κοιλότητα (sed contra 141, 13) Mc / 145, 30 ἀλλὰ τῷ ζωτικῷ ἤχω χαρακτηριζόμενος A1] ἀλλ’ὁ τῷ ζωτικῷ ὀργάνῳ χαρακτηριζόμενος (ὀργάνῳ p. corr.) Mc / 155, 29 γεῦσιν A] ὄψιν corr. Hayduck sic Mc / 163, 21 ἔχειν A] ὕδωρ add. Mc / 205, 28 τρόποι Α] τύποι Mc / 298, 35 ἐγνῶσθαι] ἡνῶσθαι Mc / 307, 31 αἰρέσθαι] φέρεσθαι Mc Many corrections are excellent, but they may also be simple conjectures. Some additions too may be conjectural, as we have seen in the last example. If we had not the case of the extraordinary long addition at the end of Book II, which is confirmed by Nifo and by the scholium in Ambr. H 50 sup., one might doubt whether not all are conjectural. Yet, we have found two more cases where Nifo confirms an addition by Bessarion (118, 12–14 and 203, 15–22). This leaves no more doubt. Most additions by Bessarion contain supplementary material that he found in another manuscript of ‘Simplicius’ now lost. As we have seen, the Aldina and b sometimes confirm Bessarion’s additions, sometimes modify them, sometimes ignore them. It seems as if the scholar who produced manuscript γ on which both Aldina and b depend, used the corrections in M selectively. This hypothesis will even become more plausible once we have analysed the corrections in the corners of A.
7. The corrections in the outside corners of A Thanks to the copy Tribizios made for Bessarion, we can know the status of the text in A before it was restored in the outside corners and assess the impact of the corrections. One should notice first that, before the restoration of pages and corners of pages in A, the replaced texts were not completely illegible as one could presume seeing A in its actual state. The Marcianus copy shows that Tribizios could read some texts or parts of texts that are now rewritten in A. When, however, he had difficulties in reading, he skipped the passage and left some space open. After the copy was finished, a later scribe tried under Bessarion’s supervision to fill the open spaces with what was missing. In many cases the corrector has been very successful and could complete the fenestrae. Often the corrector had to write the added words in enlargement because Tribizios had left too much space open. Sometimes the corrector could only partially
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recover the text that had almost faded away and had to leave the spaces empty. Where, then, did Bessarion’s corrector find the text to fill in the spaces that Tribizios had left open? At first one might think that he used the lost manuscript γ, which, as we have seen, represents a tradition independent of A and its deficiencies. However, in such a hypothesis, the correctors should have been capable of completing the full text, what did not happen. It seems that Bessarion’s corrector could only fill the spaces left open by Tribizios because he had a new and more careful look at manuscript A than Tribizios who, as often, copied too rapidly. This second look – and a consideration of the context – made it possible to fill some gaps in the text, not all. Let us now turn to the restoration work of ms. A. Besides the partial corrections in the corners on fols 210r–224v by Andronicus, the major corrections were made about a century later by an assistant of Zanetti. The later corrections are easy to explain: the collaborator of Zanetti just used the Aldina edition to write on the restored folia. He did not only rewrite the text in the outside corners in the last section but also longs sections in the middle of pages that had become illegible: see the restored texts on fols 44r–v, 57r–v, 62r–63v. An interesting example of such a restoration is found on fol. 78r where the corrector copies the full lemma 415 a 25–28: Ἧς ἐστιν ἔργα γεννῆσαι καὶ τροφῇ χρήσασθαι. φυσικώτατον γὰρ τῶν ἐν τοῖς ζῶσιν ἔργων ὅσα τέλεια καὶ μὴ πηρώματα ἢ τὴν γένεσιν αὐτόματον ἔχει, τὸ ποιῆσαι ἕτερον οἷον αὐτό, ζῷον μὲν ζῷον (see Simpl. 110, 11–14). A full lemma of 4 lines is exceptional in this commentary. However, the Marcianus has only a short lemma Ἧς ἐστιν ἔργα γεννῆσαι καὶ τροφῇ χρήσασθαι, and this is also what we find in b. It is the editor of the Aldina who made the lemma complete, as he used to do elsewhere. The fact that the Zanetti copyist has this full lemma indicates that he is merely copying the Aldina text on the restored page in A. The original state of the text in A is what we have in M. But then the problem returns: where did the scholar who produced the model of the Aldina, that is γ, find the supplementary text that was not known to Tribizios when he made the copy for Bessarion? Here again, one might suppose that this scholar used a complementary manuscript that still had the full text, but this hypothesis must be rejected, for an examination of all restored passages in A in comparison with the corresponding passages in M shows that the restoration is the work of an intelligent corrector. In what follows I shall examine some specimina of the text where one can see how the corrector (first Andronicus, then the scholar who made γ) was working. I shall present the text as it is now found in A, respecting the division in lines on each folio. What has been added or corrected by Andronicus (or, for the last folia, by the Zanetti corrector) is put between brackets in italics. What has been added or corrected in M is underlined.
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305, 8–10 (Α fol. 219r) κοῖλον, τοῦτο καὶ κυρτόν ἐστι. κ[ἂν οὖν ἐν γραμμῇ κἂν ἐν ἐπι] φανείᾳ κἂν ἐν σώματι αὐτὸ θεωρ[ῇ τις, ἴσως ὅλον φανήσεται] καὶ κινεῖσθαί πως καὶ ἠρεμεῖν· οὐδέτερον [δὲ καθ’ αὑτό. τὸ γὰρ] καθ’ αὑτὸ καὶ κινεῖσθαι καὶ ἠρεμεῖν σώμασιν, ὡς εἴρηται, προσήκει· Tribizios (Μ, fol. 246r) leaves empty spaces which correspond to [ ] passages. A corrector added later [γραμμῇ κἂν ἐν ἐπι-] [ἴσως ὅλον] [καθ᾿αὑτὸ τὸ γάρ] Thanks to a scholium in Laur. plut. 87, 20, fol. 66v we can recover the authentic text. τοῦτο καὶ κυρτόν ἐστι, κἂν ἐν γραμμῇ κἂν ἐν ἐπιφανείᾳ κἂν ἐν σώματι αὐτὸ θεωρῆται, ὡς ὅλον δι᾿ ὅλου καὶ κινεῖσθαί πως καὶ ἠρεμεῖν· οὐδέτερον δὲ κ[…]· τὸ γὰρ καθ᾿αὑτὸ καὶ κινεῖσθαι καὶ ἡρεμεῖν σώμασι προσήκει. Andronicus must have seen the correction in Μ and tried to complete it but made it only worse. 310, 32–36 (A fol. 223v) ἵνα καὶ ἑκάστη τῶν πλανωμένων ἰδίαν κινῆται κίνησιν καὶ αὐτὴ ἡ ἀπλανὴς / fol. 223v/ [τὴν ἑαυτῆς, καὶ τρίτη ἡ ἀπὸ τῆς ἀ]πλανοῦς ἐνδιδομένη [κρατῇ τῆς δευτέρας. ἐπει]δὴ φύσει, τουτέστιν κατὰ φύσιν [ἡ βούλησις κρείττων κ]αὶ ἀρχικωτέρα, ἅτε καὶ ἀφ’ ἑαυτῆς [ὅλη δυναμένη ἐγείρε]σθαι καὶ ὡς τὸ ἀγαθὸν σκοπὸν τιθεμένη, κατὰ [φύσιν ἂν αὕ]τη κινοίη τὴν δευτέραν In M, (fol. 248r) Tribizios left the fenestrae as they were in A before Andronicus’ intervention. A corrector (maybe Bessarion in this case) added what was missing. However, he left κρατῇ τῆς δευτέρας as fenestra and, in the last line, only added φύσιν omitting ἂν αὕτη. For this section we have a scholium in P (fol. 139r) that covers 310, 22–34. This is the end of the scholium: ἵνα καὶ ἑκάστη τῶν πλανωμένων ἰδίαν κινῆται κίνησιν καὶ αὕτη ἡ ἀπλανὴς τὴν ἑαυτῆς, καὶ ἡ τρίτη ἡ ἀπὸ τῆς ἀπλανοῦς ἐνδιδομένη κρατῇ τῆς δευτέρας. The scholium in P confirms the added text except for κρατῇ τῆς δευτέρας, which has been added by Andronicus but is lacking in M. Here the scholium reads ἐνδιδομένη ταῖς πλανωμέναις. We are fortunate to have found a confirmation of this reading in another long scholium covering 310, 22–311, 6, that the copyist of Vat. gr. 256 adds after the text of the De Anima on fol. 421r. Both scholia help us to restore the correct reading that got lost because of Andronicus’ reckless correction. In fact, it makes no sense to say that “the third movement dominates the second”, i.e., the movement of the fixed sphere. The right interpretation
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Carlos Steel is: “so that each of the planets is moved according to its own movement and the fixed sphere itself according to its own, while the third movement is that which is given from the fixed sphere to the planets”. This example makes clear that Andronicus made an erroneous conjecture, which is not found in Bessarion’s manuscript where the fenestra has been left open. One may further notice that both P, Vat. gr. 256 and M write ἡ τρίτη ἡ, which must have been the original reading of A (Andronicus omitted the first article). 312, 1–9 (A fol. 224v) τὸ δευτερεῦον αὐτῆς ἐνδεικνύμενοι διὰ τῆς τοῦ ἐπιστημονικοῦ τῷ νῷ προσθήκης, τὸ οἷον μεταξὺ δη- /fol. 224v/ [λοῦντος. τοῦ τε μένοντος καὶ τοῦ προϊόντος· τὴν δὲ ἐνέργειαν διὰ καὶ καὶ] τοῦ νοεεροῦ καὶ ἀνελιττομένου τῆς γνώσε]ως εἴδους· τὴν μὲν οὐ[σίαν καὶ μονὴν διὰ ] τοῦ μένοντος καὶ προϊόντος, [τὴν δὲ ἐπιστήμην διὰ τοῦ] νοεροῦ καὶ ἀνελιττομένου τῆς [γνώσεως εἴδους. ἡ] μὲν γὰρ γνῶσις ἐνέργειά τις· μονὴ δὲ [δὲ καὶ πρόοδος] οὐσιώδεις ὑποστάσεις τὴν ἀμέριστον ὁμοῦ καὶ μεριστὴν ἤτοι τὴν μεταξὺ παρὰ τῷ Πλάτωνι ἐμφαίνουσαι ὕπαρ ξιν, ὡς ὁ νοῦς καὶ ἡ ἐπιστήμη δηλοῦσι τὰς παρ’ ἐκείνῳ κατὰ τὸν ταὐτοῦ καὶ θατέρου κύκλον περιφοράς We see in this example Andronicus at work. In l. 1 he seems to have hesitated and first added after προιόντος] τὴν δὲ ἐνέργειαν διὰ καὶ, but he expuncted it, though adding again s.l. καὶ. At the end of 5, there is δὲ in abbreviation, but Andronicus added it again in full at the beginning of l. 6. In l. 6, the scribe of A wrote στάσεις, but another hand (not Andronicus) corrected it adding s.l. ὑπο-. The same corrector seems to have added in the margin before δήλουσι in l. 8 τῷ Ἀριστοτέλει, which was not in the original text. One should also notice that in l. 3 Andronicus did not add enough text to complete the full fenestra in A: he had to leave some space after διὰ. Tribizios copies this passage as follows (M, fol. 248v): τὸ οἷον μεταξὺ δη[λοῦντος ...............................fenestra unius lineae............................................ τὴν μὲν οὐ ..........fenestra............ τοῦ τε [s.l.] μένοντος καὶ τοῦ [add. Mc] προϊόντος ..καὶ..τοῦ.. νοεροῦ καὶ τοῦ ἀνελιττομένου τῆς γνώσεως ..εἴδους·..ἡ μὲν γὰρ γνῶσις ἐνέργειά τις· μονὴ [ἡ post corr. Mc] δὲ πρόοδος, οὐσιώδης ὑπόστασις43 τὴν ἀμέριστον ὁμοῦ
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οὐσιώδης ὑπόστασις is a copy error by Tribizios. A later hand corrected μονὴ δὲ πρόοδος (καὶ is omitted) into ἡ δὲ πρόοδος to make it correpond to this singular form ὑπόστασις.
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καὶ μεριστὴν ἤτοι τὴν μεταξὺ παρὰ τῷ Πλάτωνι ἐμφαίνουσαι ὕπαρξιν, ὡς ὁ νοῦς καὶ ἡ ἐπιστήμη τῷ Ἀριστοτέλει [mg. add. Bes.] δηλοῦσι τὰς παρ’ ἐκείνῳ κατὰ τὸν ταὐτοῦ καὶ θατέρου κύκλον περιφοράς. It is immediately evident that Tribizios did not read the version of the text as corrected by Andronicus. He copied the text as far as he could read it and left larger fenestrae open. Another hand corrected the text and added some words (underlined in the example). Later, Andronicus attempted to supplement the fenestrae without having other resources than his own understanding of the context. Although I admire Andronicus’ conjectures, I believe that, in this case, one could do better. Let us first see what the context is. ‘Simplicius’ wants to explain why Aristotle characterises the agent (or remaining) intellect not as pure intuitive intellect, but as both νοῦς and ἐπιστημονικός. As he explains, by adding ‘scientific’ to ‘intellect’ Aristotle wants to reveal the intermediary status of the soul’s intellect, even in its highest form (the so-called agent intellect). Its intermediary nature is manifest through its cognitive activity, which is both intuitive (intellective) and discursive (developed). From this cognitive activity one may conclude that the soul is also in its being or ὑπόστασις intermediary between the indivisible and divisible as Plato said in Tim. 35 a. What Andronicus writes is a confusion of the whole argument. Thus, it makes no sense to write that “what remains and proceeds” (τὸ μένον καὶ προιόν) indicates “the essence and remaining” (οὐσίαν καὶ μονήν) of the soul, one expects “the remaining and procession” (μονὴν καὶ πρόοδον). Nor does it make sense to affirm that ‘science’ is indicated by the intuitive and the developed. Moreover, with my additions, I can respect the number of characters that have faded away. Thus, I have no longer the problem of an excessive space after διὰ in l. 3. This is my attempt (what is different from Hayduck’s edition is in bold): τὸ οἷον μεταξὺ δη[λοῦντος44 τοῦ τε μένοντος καὶ τοῦ προϊόντος νοῦ διὰ τοῦ νοεροῦ καὶ ἀνελιττομένου τῆς γνώ]σεως εἴδους, τὴν μὲν οὐ[σιώδη μονὴν καὶ πρόοδον διὰ] τοῦ μένοντος καὶ προϊόντος, [τὴν δε ἐνέργειαν διὰ τοῦ νοεροῦ καὶ ἀνελιττομένου τῆς [γνώσεως εἴδους· ἡ] μὲν γὰρ γνῶσις ἐνέργειά τις· μονὴ [δὲ καὶ πρόοδος] οὐσιώδεις ὑποστάσεις. In translation:
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Or maybe δηλούσης if one makes the connection with προσθήκης.
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Carlos Steel The addition of ‘scientific’ to ‘intellect’ reveals through a kind of knowledge that is both intellective and developed what is somehow intermediary between the remaining and the proceeding intellect, indicating its essential permanence and procession through its remaining and proceeding, its activity through the intellective and developed kind of knowledge. For knowledge is an activity, whereas permanence and procession are essential realities, which indicate for Plato the intermediary mode of being that is both ‘indivisible and divisible’, as ‘intellect’ and ‘science’ indicate for Aristotle what are for Plato the circular movement of the ‘circle of the same’ and the ‘circle of the other’. 318, 4–11 (A, fol. 230r) οὐ γὰρ ἁπλῶς πρό[σκειται, ἀλλ’ ἔννοιάν τινα δοκεῖ ἔχειν. μᾶλλον δὲ ὧδε τὸ] ὅλον ῥητὸν σαφηνιστέον. [εἰ δὴ ἔοικε λέγειν νῦν καὶ εἴδη ἄ] ψυχα, εἴ γε εἴη τι ἐν τῷ παντὶ [εἶδος ἄψυχον, ἀλλὰ μὴ] μόνον ἄτομα ὅσα νεκρώματα, [καὶ ἔστι περὶ τῶν αἰσθητι-] κῶν αὐτῷ ὁ λόγος, ἔοικε μηδὲ ἁπλῶς τὰ ἔμψυχα νῦν παραλαμβάνειν. M after correction still has three fenestrae: [σκειται, ἀλλ’ ἔννοιάν τινα δοκεῖ ἔχειν] [καὶ εἴδη] [καὶ ἔστι περὶ τῶν αἰσθητικῶν]. This means that the corrector of A added these passages. The first addition (σκειται, ἀλλ’ ἔννοιάν τινα δοκεῖ ἔχειν. μᾶλλον δὲ ὧδε τὸ) is too long to fit in the corner of fol. 230r. The last phrase μᾶλλον δὲ ὧδε τὸ is confirmed by M. I presume that the corrector added ἀλλ’ ἔννοιάν τινα δοκεῖ ἔχειν suo ingenio. For ‘Simplicius’ does not mean to say that οὔτε “seems to have some meaning”, but that it is added for some reason, namely, to make a connection with a preceding negation (see 23–25). For καὶ εἴδη ἄ]ψυχα M has τὰ + spat. ἄψυχα. Finally, the addition καὶ ἔστι περὶ τῶν αἰσθητι]κῶν seems suspect. I propose to write καὶ ἐπειδὴ περὶ τῶν γνωστι]κῶν. This is my corrected version: οὐ γὰρ ἁπλῶς πρό[σκειται καὶ ἀναιτίως· μᾶλλον δὲ ὧδε τὸ] ὅλον ῥητὸν σαφηνιστέον. [εἴδη ἔοικε λέγειν νῦν τὰ ἄ]ψυχα, εἴ γέ τι εἴη ἐν τῷ παντὶ [εἶδος ἄψυχον, ἀλλὰ μὴ] μόνον ἄτομα ὅσα νεκρώματα, [καὶ ἐπειδὴ περὶ τῶν δεκτι]κῶν αὐτῷ ὁ λόγος, ἔοικε μηδὲ ἁπλῶς τὰ ἔμψυχα νῦν παραλαμβάνειν, ἀλλὰ τὰ καὶ αἰσθητικὰ ἢ κρειττόνως ἔτι γνωστικά. For oute is not simply added and without reason. One may clarify the whole text rather as follows. He now seems to call form the inanimate (if at least there might be in the universe some inanimate form and not only individual things such as corpses), and since his argument is about beings capable of receiving, he does now appar-
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ently not assume simply animate beings, but those that are also capable of perception or even capable of cognition in a superior way.45 320, 1–6 (fol. 231v): [μία μὲν ἡ ἤδη καὶ πολλάκις εἰρημένη ἀφεῖ]ται νῦν αἰτία· [διὰ γὰρ τὸ ἀναγκαῖον εἶναι] τοῖς ζῴοις σύστοιχον [τοῖς γινωσκομένοις ὑπάρ]χειν γνῶσιν. σύστοιχος δὲ [γνῶσιν· σύστοιχος δὲ οὕτως αὐτοῖς τοῖς αἴσθησις], ὡς μηδὲ ἄλλως τῷ ἐν αὐ [τοῖς νῷ ἢ δι’ αἰσθήσεως αὐτ]ὰ γινώσκεσθαι. ἀλλὰ τοῦτο [τοῦτο μέν, ὡς ἔφην, ὡς π]ολλάκις εἰρημένον ἀφῆκεν ὁ Ἀ ριστοτ[έλης]. Here again, the corrector has been creative. Having read what hat is said about Aristotle in l. 6 (ὡς πολλάκις εἰρημένον ἀφῆκεν ὁ Ἀριστοτέλης,), he reconstructed the missing part: μία μὲν ἡ ἤδη καὶ πολλάκις εἰρημένη ἀφεῖ]ται νῦν αἰτία. It is an intelligent attempt, but the Greek construction sounds rather clumsy. If the passive perfect ἀφεῖται is used, it should be construed with a genitive. Moreover, what is added at the end (τοῦτο μέν, ὡς ἔφην, ὡς) betrays the corrector’s intervention, for ‘Simplicius’ never uses the phrase ὡς ἔφην (“as I said before”). Finally, one may notice that the corrector of A made some mistakes that are not in the Aldina or b. He repeats γνῶσιν· σύστοιχος δὲ in l. 4 and τοῦτο in l. 6 (but deletes it). 322, 11–16 (A, fol. 233v) [πᾶν ζώιον σῶμα ἔμψυχόν ἐστι, πᾶν σῶμα ἁπτόν ἐστι, πᾶν ἄρα [ζώιον ἁπτόν ἐστιν, ὁ δὲ οὐ τοῦτο, ἀλλὰ] πᾶν ἄρα ζῷον [ ἁπτικόν ἐστιν, ὅπερ πάντως ἕπεται] τῷ εἶναι πᾶν σῶμα [ἁπτόν· οὐ γὰρ μόνον ἁπτὸν εἶναι δ]εῖ ἀλλὰ καὶ τὸ ἁπτὸν ὁπω [ αὐτῶν σῶμα. διότι] γὰρ ἁπτὰ πάντα, δεῖ ἐξ ἀνάγκης [εἶναι καὶ τὸ κριτικῶς ἐ]φαπτόμενον καὶ μὴ ἁπλῶς κατὰ As one can see, much has been rewritten in this corner. Tribizios had the greatest difficulty in copying the text and left many open spaces. The corrector of M could complete almost all fenestrae, except οὐ γὰρ μόνον ἁπτὸν εἶναι δεῖ and ὁπω[ ] αὐτῶν σῶμα.46 I noticed one remarkable feature. In the two first lines, one finds in the corrected text in A two instances of the form ζώιον with iota adscriptum instead of ζῷον, which is the
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This is a retractatio of my translation (Steel 2013) where I followed the correction of Diels and wrote ἔμψυχα (ον) for ἄψυχα (ον) in 318, 8 f. I now believe that the transmitted text is better. ἀλλὰ καὶ τὸ ἁπτὸν ὁπω αὐτῶν σῶμα] I propose the following correction: ἀλλὰ καὶ τὸ ἁπτικὸν ὁπωσοῦν τῶν σωμάτων.
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Carlos Steel usual form throughout the commentary. The standard form reappears at the end of the second line, where A has kept its original text without any restoration. These two rare instances of ζώιον are also found in the same passage in the Aldina, which should not surprise us as the corrector of A used the Aldina as his model. They are also found in the Ambr. A 185 sup., which derives from the same model γ as the Aldina. Surprisingly, however, these two rare forms are also found in the complements of the fenestrae written by the corrector in M. The most plausible explanation is that the scholar who produced γ, used Bessarion’s manuscript in its corrected form to rewrite the lost passages in the corners. Whatever was lacking in the corrected M, he added by conjecture. 324, 17–21 (A, fol. 235v): [Αἱ δὲ ἄλλαι τοῦ τε εὖ ἕνεκα καὶ γένει: αἱ μὲν εἰ]ρημέναι [πρὸς τὸ εἶναι ὁπωσοῦν ζῷον, καὶ] ὧν ἄνευ οὐ δύναται εἶναι, συντε [λοῦσι· τῶν δὲ τριῶν καὶ] κατὰ φύσιν ἔνια ζῷα ἐστέ [ρηται καὶ παρὰ φύσιν ἄ]λλα στερηθέντα οὐδὲν ἧτ [τον ζῷα ὡ]ς πρὸς τὸ εἶναι αὐτοῖς ὑπαρ [χουσῶν ἀναγκαίων], ἀλλὰ τοῦ εὖ ἕνεκα This example offers some interesting observations. Bessarion’s copy has almost the complete text. However, it does not have καὶ γένει, but probably that was not in the original lemma. Moreover, instead of αἱ μὲν εἰ]ρημέναι it reads αἱ μὲν γὰρ προειρημέναι: this again sounds more like the original text now faded away.47 Finally, instead of οὐδὲν ἧττον ζῷα Tribizios writes (in first hand!) οὐδὲν ἧττων διαμένει ζῷα ὡς οὐ, but οὐδὲν ἧττων has been deleted afterwards. I am convinced that διαμένει belonged to the original text, for (1) it is found in M first hand and (2) it is needed to complete the fenestra in l. 5 and (3) it makes perfect sense here (cf. 329, 26 πρὸς τὸ διαμένειν μᾶλλον τῷ ζώῳ). Μoreover, M has preserved οὐ after ὡς, which has been omitted in A.48 Other examples: 312, 26 ἐπὶ τῆς τῶν ἀμερίστων ἐνεργείας A1 a b fenestra in M: write ἐπὶ τῆς ἀμερίστoυ ἐνεργείας: fits better in the space of the corner of fol. 225r. 315, 19 ταύτην δ’ αὖ εἴληφεν ἀντ’ αὐτῆς A1 a b νῦν ὡς ὁμολογούμενον εἰληφεν M
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As γὰρ is both in the Aldina and in b, its omission is due to the corrector of A. ὡς is written on the border of the corrected text ὡ by the corrector ς by the first hand. This means that the omission of οὐ must have been an error of the first copyist. The Aldina edition and b both have οὐ as does M.
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This is an exceptional case. Tribizios could easily read what was in the corner; the corrector only had to add νῦν. The version in M is authentic and makes more sense than what we read in A corrected. I translate: “he now took as something agreed on that imagination comes from the sense impressions etc.”. 324, 37 f. ἐφανέρωσε δὲ καὶ ὅπως γίνεται ἡ διὰ τοῦ μεταξὺ αἴσθησις, οὐ παρεκβὰς τὰ προκείμενα, ἵνα τὸ ἀπαθέστερον αὐτῶν κτλ. The verb ἐφανέρωσε has been rewritten in A1 (it also found in a and b) but in M there remains a fenestra. Here again we have some help from the scholiast in P who reads ὑπέμνησε, what is undoubtedly the authentic reading lost in A. The verb ἐφανέρωσε is never found in the commentators: it is a specific Christian term, whereas ὑπέμνησε is found 12 times in ‘Simplicius’ commentary. P helps to make another correction: instead of ἵνα τὸ, it reads ἀλλ’ ἵνα τὸ which corresponds much better to the number of characters lost in A and makes better sense here. From all these examples we may come to the following explanation. In restoring the corners in A Andronicus seems to have known the first attempts of corrections in M and supplemented them suo ingenio. His additions are sometimes confirmed by the scholia tradition (when available!), sometimes not. The additions after fol. 324v by Zanetti’s assistant are copied from the Aldina edition. They must have been in manuscript γ because they are also in manuscript b. We have seen that γ offered a version of the text basically deriving from A but corrected with elements from the other tradition β. The scholar who produced this corrected version γ also completed the open spaces corresponding to the corners in A. The supplements in γ corresponding to the corners of fols 210r–224v are identical with the additions Andronicus introduced in A. Most probably it was also Andronicus who added in γ the supplements corresponding to the fenestrae in fols 225r–239v. As we have seen, he had prepared the corners of fols 225r–239v in A to write down his corrections, as he had done on the previous fols, but for some reason he never did, and the Zanetti copyist did the job around 1570, using the Aldina. It is plausible to assume that Andronicus not only added the supplements, but also ‘edited’ the text in γ on which the Aldina was based. The fact that a copy of γ was made for him by one of his assistants, the actual Ambrosianus A 185 sup. (= b), is another indication pointing in his direction. One also notices that he had great difficulties to complete the empty spaces in the very last fols (for example on fols 236r–237v nothing has been added to fill the lacunae). As one can learn from Bessarion’s copy, the damage done to the last quire of A was too great to be repaired by conjecture. But why did the corrector not use manuscript β to repair the corners as he had done to correct
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other omissions made by A? Probably because that manuscript did not have the end of the commentary, as it did not have the beginning.
8. Conclusion As Hayduck already supposed, there must have been a text tradition β of ‘Simplicius’ commentary independent of the Laur. plut. 85, 21 (A). With the help of various representatives of that tradition (scholia, Nifo’s translation, Bessarion’s corrections) one can correct some omissions and errors in A, which, however, remains the essential basis of the edition. Besides A, Hayduck used the Aldina “pro manuscripto”. As we have seen, the Aldina represents (together with ms. b) a corrected version of the text γ. This version too is derived from A (as it lacks the beginning of the proemium and has fenestrae where A in the corners of the last folia could not be read), but a scholar (probably Andronicus Callistus) corrected it by collating it with a manuscript of the β tradition, which was also known to Nifo’s translator and Bessarion. This is the end of a complicated detective story in textual history, which again makes us admire the philological genius of both Bessarion and Andronicus.
9. Appendices 9.A. Manuscripts of the Commentary on De Anima attributed to Simplicius 9.A.1. The Tradition of Laurentianus plut. 85, 21 A (1) Firenze, Biblioteca Medicea Laurenziana, plut. 85, 21, fols 1r–239v, (first folium of the prooemium is lacking, fenestrae in the last section in the upper exterior corners). A1 restoration of the corners on fols 210r–224v by Andronicus Callistus; on fols 225r–239v by a collaborator of Francesco Zanetti (before 1571), who made also other restorations on fols 45r–v, 57r–v, 62r–63v, 65r–v, 71r–v, 78r–v, 91r–v, 94r–v, 98r–102v, 110r–v, 167r–v, 192r–v; around 1200. M (2) Venezia, Biblioteca Nazionale Marciana, gr. Z. 413, fols 157r–254v. Copied from A by Georgios Tribizios: this was Bessarion’s working exemplar with his corrections and numerous annotations; middle 15th century.
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F (3) Venezia, Biblioteca Nazionale Marciana, gr. Z. 222, fols 215r–307v; copy of M, around 1470. Ve (4) Venezia, Biblioteca Nazionale Marciana, gr. IV 19, fols 1r–185v; ca. 1470.49 Copies of (3): (5) Milano, Veneranda Biblioteca Ambrosiana, A 45 inf. (Martini-Bassi 791), fols 1r–212v (in fine mutilum, explicit ἐναργέστερον p. 315, 13), on fols 10 f. first section of prooemium added; late 15th century. (6) Modena, Biblioteca Estense Universitaria, α.V.8.1 (Puntoni 182), fols 4r– 199v, copied by Constantinos Mesobotes, early 16th century. (7) München, Bayerische Staatsbibliothek, gr. 417, fols 1r–194v; ca. 1500. (8) Oxford, New College, 243, fols 108r–327v; 16th century. (9) Roma, Biblioteca Angelica, gr. 105, fols 1r–193r, copied by Constantinos Mesobotes for Cardinal Gilles of Viterbo, contains only book II–III, early 16th century. (10) Wien, Österreichische Nationalbibliothek, phil. gr. 97, fols 1r–194v; ca. 1500. Excerpts: Milano, Veneranda Biblioteca Ambrosiana, D 473 inf. (Martini-Bassi 979), fols 95 f. excerpts from book I; 15–16th century. Napoli, Biblioteca Nazionale ‘Vittorio Emanuele III’, III D 10; late 15th century.50 New Haven (CT), Yale University, Beinecke Rare Book & Ms. Library, ms. 258, fols 47r–48v prologue to book III (expl. ἀρκούντως p. 173, 41), text tradition as in app. 9.C (from the Thomas Phillipps’s collection); late 15th century. Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Ott. gr. 147, 16th–17th century; contains on fols 16v–20v of list of corrections of the Aldina edition (the edition is not mentioned, but folia and line numbers are indicated). The scholar who made this list, used a manuscript from the (3) tradition.
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This ms. belongs to a collection of copies made by John Argyropoulos in Florence between 1460–1470. See Giacomelli 2020, 747 n. 66. The copy reproduces the state of the text in the Laur. plut. 85, 21 before it was radically corrected. Hayduck dates “saeculi XIV”, L. Pernot “fin du 14e siècle” (see Pernot 1979, 492). We have not seen the ms, but the partial collations made by Hayduck show that it depends, as all other mss. in this group, on M. See on this ms. Hadot 1983, 389.
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Carlos Steel 9.A.2. Tradition independent of A
D (11) Madrid, Biblioteca nacional de España, 4684, fols 222r–239v: prooemium and commentary until 31, 19 (fols 240r–253v vacua); 14th century. (12) Madrid, Biblioteca nacional de España, 4571, fols 82r–99v, copy of (11) by Michael Ligyzos; second half 15th century. 9.A.3. Indirect tradition: scholia on De anima The following manuscripts have scholia on De anima that come from the independent tradition. X Milano, Veneranda Biblioteca Ambrosiana, H 50 sup. (Martini–Bassi 435), fols 1r–55r: De an. surrounded with scholia written by the copyist of the main text. The scholiast took his main inspiration from ‘Simplicius’, but rarely quotes him literally; end 12th century. y Paris, Bibliothèque nationale de France, gr. 2034, fols 111r–203v: De an., book I–II surrounded with extensive scholia, most from Philoponus, some from ‘Simplicius’. As far as I could check, I found similarities with the text transmitted in D; 13th century. P Paris, Bibliothèque nationale de France, gr. 1921, fols 107r–141v: De an. surrounded with the complete text of Sophonias and numerous scholia from ‘Simplicius’ (in particular in Book III), Themistius and Philoponus; it also has ‘Simplicius’ introduction to book II and III; ca. 1360. Milano, Veneranda Biblioteca Ambrosiana, B 7 inf. (Martini-Bassi 837), fols 192r–199r: De an. The first two books of Aristotle’s text are written on a small space of each folio to allow a maximum of scholia around the text. The extensive scholia come mostly from Philoponus, but there are also larger extracts from ‘Simplicius’, some from Themistius. On fol.191v, last page of book II surrounded with Philoponus extracts. Book III has been added later by Georgios Scholarios: it has no scholia; book I–II, early 13th century. Aa Milano, Veneranda Biblioteca Ambrosiana, E 118 sup. (Martini-Bassi 318), fols 8v–149v: De an. surrounded with scholia extracted from Sophonias; it has the full text of the prooemium of ‘Simplicius’, a scholium corresponding to 6, 18–7, 13, and the introduction to book II 81–82, 12; early 14th century. Copies were made from the opening page of the prooemium to supply what was lacking in the Aldina edition: Ambr. A 45 inf. (MartiniBassi 791), fols 10r–11r; Ambr. D 473 inf. (Martini-Bassi 979), fols 95r–96r; Ambr. J 4 (a copy written in an exemplar of the Aldina edition); Oxford, Bodleian Library, Saville 6, fols 166r–167r. Venezia, Biblioteca Nazionale Marciana, gr. Z. 228, fol. 304r–v: Arist. De an. I–II with scholia from ‘Simplicius’ and Sophonias, is a copy of Aa before
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the introductory section with ‘Simplicius’ proemium was added; skips the introduction to book II; early 14th century. L Leiden, Bibliotheek der Rijksuniversiteit, Voss. gr. Q° 11, fols 1r–38r: De an. with scholia from ‘Simplicius’, Philoponus and others, fols 10v–11r and 24r–25r ‘Simplicius’ introduction to book II and introduction to book III; early 14th century. El Escorial, Real Biblioteca, Σ.II.15 (Revilla 95), fols 116r–139v: De an. with scholia from ‘Simplicius’ and others and ‘Simplicius’ introduction to book II and III, probably a copy of L; 14th century. Firenze, Biblioteca Medicea Laurenziana, plut. 87, 20, fols. 1r-73v: De an. with scholia from Philoponus (including the lost third book of the In De an.), ‘Simplicius’ and a few from Themistius; early 14th century.51 There are many more codices with scholia around Aristotle’s De anima. However, the evidence is too limited to situate them in a particular tradition of the text. I examined the following codices: Firenze, Biblioteca Medicea Laurenziana, plut. 87, 13, fols 7r–15r: De an. until Ι 5, 411 a 19 with scholia from Philoponus and ‘Simplicius’, 14th century. Oxford, Bodleian Library, Barocci 70, fols 191r–254r: De an. with scholia mostly from ‘Simplicius’, some from Philoponus and Themistius ; at the end fol. 254r–v the introduction of Sophonias; 16th century. London, British Library, Royal 16 C XXV, fols 2r–52v: De an. with scholia, seems to be a copy of the Baroccianus; 16th century. Paris, Bibliothèque nationale de France, supplément grec 314, fols 100r–128r: De an. with scholia, mostly from Themistius and Philoponus; 14th century. V Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, gr. 256, fols 390r–421r De an. with scholia, mostly from Philoponus, some from ‘Simplicius’. At the end the summary of the content of De anima as in Aa, followed by a long extract from ‘Simplicius’, 310, 22–311, 6; 14th century.
9.A.4. The Aldina and a related manuscript a editio Aldina by Franciscus Asulanus, Venezia 1527. b (13) Milano, Veneranda Biblioteca Ambrosiana, A 185 sup. (Martini-Bassi 78), fols 1r–166v, copied by a collaborator of Andronicus Callistus, ca. 1470.
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See Steel 2017.
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Carlos Steel 9.A.5. Latin translations:
Anonymous translation used by Agostono Nifo in his Collectanea super libros de Anima (1503) and Commentaria in tres libros de Anima (1522) Johannes Faseolus, Venezia, apud Octavianum Scotum, 1543, based on the Aldina Evangelista Asulanus, Venezia, apud Hieronymum Scotum, 1553, based on the Aldina 9.B. Excerpts from the Latin translation of ‘Simplicius’ Commentary quoted by Agostino Nifo 52 First reference to ‘Simplicius’: Col. I 14, fols 24vb–25ra: Ex verbis SIMPLICII excipitur questionis solutio: ubi debes scire quod passio anime est duobus modis: una que corpus assequitur, altera que anime inest cooperante corpore. Prima, ut SIMPLICIuS ait, intelligere est; assequitur enim corpus, quoniam non potest anime inesse nisi postquam phantasma presens est nobis, et inquit quod de hac hoc in loco Aristoteles non dignatus est memorari quoniam magis actus quam passio (= Simpl. 18, 22–28). Com. I 38, fol. 36va: SIMPLICIuS ita inquit ad verbum: quod igitur nullo corporeorum secundum se movetur anima, ex loco rememoratum est; quod[que ed.]cumque enim ipsorum motum, vel corpus53 est, vel compositum, ut animal. Hec autem in loco. Et hoc indicat dictos motus esse in loco, ut qui insunt existenti in loco, hoc est alibi proprias habenti partes, ut partibiles existentes partibilis sint actus. Haec SIMPLICIuS ad verbum. (= Simpl. 34, 32– 35, 3). fol. 36vb: Hanc rationem indicat doctus SIMPLICIuS et inquit: anima vero non est in loco; tota enim ubique corpori presens est, ut et ultima ipsius vita docet tactiva tota in una quaque nostrum presens particula. Diversis enim sensibilium partibus incidentium eadem perceptiva et identitatem ipsorum et diversitatem iudicans non secundum partes suas, sed secundum totam seipsam omnium; quam simile, ut si hoc quidem ego, hoc autem tu senseris. Hec SIMPLICIuS (= Simpl. 35, 3–9).
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All references are to the edition of 1544. I do not follow the punctuation system of the edition. Italics correspond literally to ‘Simplicius’ text, underlined quotations come from Aristotle. “vel corpus est” ἢ σῶμα ἁπλοῦν ἐστιν. The translator read the text without ἁπλοῦν, which had been added in the margin of A.
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Col. II 65, fol. 103va: Hoc idem SIMPLICIuS; inquit enim solvens questionem quomodo substantia accidat albo: vel et verius utique hoc: secundum ipsum enim esse et velut esse substantie sortitum album accidit ipsi, substantia vero albo secundum sensibile primarie et per se existenti sensibili, sed quia una cum albo simul existit, et hec [hic ed.] sensibili participat non facta secundario sensibilis, ut sensibilia communia, sed quoniam una cum sensibili existit ratione excitata in opinativam de ea cognitionem. Sic vero et hominem accidere domino in predicamentis dictum est. Simpl. 128, 3–11: ἢ καὶ ἀληθέστερόν γε τοῦτο. κατ’ αὐτὸ γὰρ τὸ εἶναι καὶ ὡς τοῦ εἶναι διὰ τῆς οὐσίας μεταλαγχάνον τὸ λευκὸν συμβέβηκεν αὐτῇ, ἡ δὲ οὐσία τῷ λευκῷ κατὰ τὸ αἰσθητόν, προηγουμένως καὶ καθ’ αὑτὸ ὄντι αἰσθητῷ, τῷ δὲ συνυπάρχειν τῷ λευκῷ καὶ αὐτὴ τοῦ αἰσθητοῦ παραπολαύουσα, οὐ γινομένη δευτέρως αἰσθητὴ ὡς τὰ κοινὰ αἰσθητά, ἀλλὰ διὰ τὸ συνυπάρχειν τῷ αἰσθητῷ τοῦ λόγου ἐγειρομένου εἰς τὴν δοξαστικὴν περὶ αὐτῆς γνῶσιν. οὕτω δὲ καὶ ὁ ἄνθρωπος συμβεβηκέναι τῷ δεσπότῃ ἐν Κατηγορίαις εἴρηται. Col. II 74, fol. 107vb: Ad primam ex verbis SIMPLICII bonum verbum excipitur. Inquit: Movetur quidem a colore perspicuum, ut transmutatum ab ipso actu, et movet sensorium: ut participativum eiusdem actus, sed non ut per se, sine colore agens ac movens visum, quemadmodum calefactum ferrum et non presente adhuc calefaciente igne movet, sed ut traducente54 actum coloris, quemadmodum sera lapidem a manu mota; propter quod et perspicuum recedente colore non item secundum illum movet visum; si vero per se moveret visu perspicuum, ipsius oporteret esse sensum, et non colorati. Nunc vero et id et intermedium spatium percipimus, ac planius mihi hec in compendio Theofrasti physicorum determinata sunt. Simpl. 136, 20–29: Κινεῖται μὲν ὑπὸ τοῦ χρώματος τὸ διαφανὲς ὡς μεταλαμβάνον τῆς ἀπ’ αὐτοῦ ἐνεργείας, καὶ κινεῖ τὸ αἰσθητήριον ὡς μεταδοτικὸν τῆς αὐτῆς ἐνεργείας, ἀλλ’ οὐχ ὡς καθ’ αὑτὸ ἄνευ τοῦ χρώματος ἐνεργοῦν καὶ κινοῦν τὴν ὄψιν, καθάπερ ὁ θερμανθεὶς σίδηρος καὶ μὴ παρόντος ἔτι τοῦ θερμάναντος πυρός, ἀλλ’ ὡς διαβιβάζον τὴν ἐνέργειαν τοῦ χρώματος καθάπερ ὁ μοχλὸς τὸν λίθον ὑπὸ τῆς χειρὸς κινούμενος. διὸ καὶ τὸ διαφανὲς ἀποστάντος τοῦ χρώματος οὐκέτι κατ’ ἐκεῖνο κινεῖ τὴν ὄψιν. εἰ δὲ καθ’ αὑτὸ ἐκίνει τὴν ὄψιν τὸ διαφανές, αὐτοῦ ἐχρῆν εἶναι τὴν αἴσθησιν ἀλλ’ οὐ τοῦ κεχρωσμένου. νῦν δὲ ἐκείνου καὶ τοῦ μεταξὺ διαστήματος ἀντιλαμβανόμεθα. καὶ σαφέστερόν μοι ταῦτα ἐν τῇ ἐπιτομῇ τῶν Θεοφράστου Φυσικῶν διώρισται. Col. II 77, fol. 108vb: Solvit SIMPLICIuS suis verbis dicens: potestate autem et actu, quandoque quidem ad esse subiectorum dicitur, quandoque vero non
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The translator reads διαβιβαζόντος and not Hayduck’s correction: διαβιβάζον.
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ut existentium, sed ut sensibilium; iam enim alba cera actu existens alba potestate est [scripsi et] quandoque visibilis,)…* existens vero alba et visa secundum ambo est actu. Sic iam et sonus aliquis quidem potestate est et ipsum hoc sonus, quando sint solida et levia subiecta et )…* personent, )…*ille vero actu qui iam fit, quamvis nemo audiat, sonus existens actu (= Simpl. 139, 13–20). Col. II 78, fol. 109va: Propterea SIMPLICIuS vir sane literatissimus visus est sentire sonum subito multiplicari per primam partem spatii sicut per remotam quemadmodum lumen. Imaginatur nanque totum aerem sphere sonore scilicet pati a percussione. Inquit enim: et totus quidem aer passus est, inquantum et actio se extendit, et manens et unus et continuus et infractus, sed non secundum totum seipsum principaliter, secundum vero ad solidam ipsius particulam, reliquis vero ut compatiens, magis quidem ac prius propinquis primo patientis particule, minus autem et posteriorantibus )…*; secundum enim mensuras passionis [passionis] et vehementia et velocitas et contraria diffiniuntur; non igitur percutiuntur figuranturve due particule a prioribus, sed compatiuntur et una specificantur a percutiente ab initio et agente, propter partibilitatem patientium corporum existentium partibiliter passione distributa etcetera. Simpl. 142, 5–15 καὶ ὅλος μὲν ὁ ἀὴρ πέπονθεν, ἐφ’ ὅσον καὶ ἡ ἐνέργεια διατείνει, ὁ καὶ μείνας εἷς τε καὶ συνεχὴς καὶ ἄθρυπτος, ἀλλ’ οὐ καθ’ ὅλον ἑαυτὸν προηγουμένως, κατὰ δὲ τὸ πρὸς τῷ στερεῷ ἑαυτοῦ μόριον, τοῖς δὲ λοιποῖς οἷον συμπάσχων, μᾶλλον μὲν καὶ πρότερον τοῖς προσεχέσι τοῦ πρωτοπαθοῦς μορίου, ἧττον δὲ καὶ ὑστερίζουσι τοῖς ἀπωτέρω. [διὸ καὶ μᾶλλον καὶ θᾶττον οἱ ἐγγυτέρω ἀκούουσι τῶν ἀπωτέρω]· κατὰ γὰρ τὰ μέτρα τῆς πάθης καὶ τὸ σφοδρὸν καὶ ἡ ταχυτὴς καὶ τὰ ἐναντία ὁρίζεται. οὐχὶ οὖν πλήττεται ἢ σχηματίζεται τὰ δεύτερα μόρια ὑπὸ τῶν προτέρων, ἀλλὰ συμπάσχει καὶ συνειδοποιεῖται ὑπὸ τοῦ ἐξ ἀρχῆς πλήξαντός τε καὶ ἐνεργήσαντος, διὰ τὸ μεριστὸν τῶν πασχόντων σωμάτων ὄντων μεριστῶς τῆς πάθης διαδιδομένης, (om. homoioteleuton 10 f. διὸ – ἀπωτέρω). Col. II 86, fol. 112rb: Nam ab actione (inquit Plato) facultates et essentias rerum cognoscimus. Quemadmodum ergo quod sonant ex sono, sic et quod taliter ex tali sono cognoscimus. Sicut enim. Ostendit et id per exemplum, et inquit: sicut enim non videntur colores sine lumine, sic sine sono non audiuntur acutum et grave, non dicens acutum et grave ipsos sonos, sed sonativa acuti vel gravis, ut consequentia sint predicto. Sed ambigunt, quoniam procul dubio non videtur exemplum hoc ad propositum. Respondent veteres dicentes: resonantiva vero dicta sunt, ut quemadmodum lumen aliud a coloribus, ita et sonus ab acuto corpore ac gravi, nisi quod lumen causa coloribus quod videntur, ut efficiens, sonus vero quod cognoscantur acutum et grave, ut ef-
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fectus ipsorum significativus. Et hoc modo SIMPLICIuS exposuit hunc locum et hanc difficultatem persolvit (= Simpl. 146, 22–31). Col. II 93, fols 114vb–115ra: Exemplum inducit non exquisiti sensorii et utitur duritie oculi pro exemplo, nam in his que duriorum oculorum, ut cancro, visibile sensorium eget maiori ac vehementiori passione. (= Simpl. 152, 29– 31). Col. II 147, fol. 135ra: Hunc locum SIMPLICIuS sic interpretatur: cum ostendit quod unum iudicans plura, non secundum aliam et aliam partem, sed ut indiuisibile et simul quando inter se ipsorum discernat differentiam, idcirco consequenter ostensis, quod non passio, nec motus sensuum iudicium, sed actus et perfectio intrinsecus excitata demonstrat. Sillogizatur autem Aristoteles hanc conclusionem hoc pacto: pati contrarias passiones vel transmutari in opposita simul impossibile, quoniam, ut Simplicius inquit, repugnans et impeditiva et corruptiva qualitas [ἐναντίωσις ed. contrareitas] in passionibus ac transmutationibus, et sic patet hec propositio. Tunc accipitur secunda: iudicare (ἐνεργεῖν) simul a se ipso secundum differentes rationes in seipso contraria non impossibile, quoniam (ut SIMPLICIuS inquit) non est repugnans eiusmodo qualitas [ἐναντίωσις], quando circa differentia suscipientia contrarias actiones fiat, ut ignis simul quidem indurat cenum et emollit ceram, et sensus simul album charte, et nigrum litterarum iudicat. His sequitur in secunda figura quod istud iudicium sensuum neque motus, neque passio vel forinsecus admissio. Huius accepit maiorem primo (…) SIMPLICIuS, ut supra sequens expositionem suam, inquit: cum putavit idem manens indivisibile nunquam moveri contrariis motibus vel pati oppositas passiones, dubitat nunc: posito quod iudicium sit passio et motus, utrum quod iudicat simul quidem et numero indivisibile et inseparabile secundum esse, idest ratione separatum. Est igitur Hic respondet: quamvis igitur passio motus iudicium sit, non impedietur iudicans simul contraria iudicare, quoniam ratione erat divisibile existens. Et hec est SIMPLICII huius capituli commentatio, ut vides (= Simpl. 198, 31–199, 8; 17–19; 21; 23–25). The end of Nifo’s commentary on book II Col. II 126, fol. 129ra: Simul autem. Et argumentum hoc ab exemplo potius acceptum in idem tendit sicut prefatum, quod scilicet in corpora ut corpora non agunt sensibilium forme per se, sed subiecta ipsorum, ut tonitrus rumpit ligna interdum non ut resonans, sed quia aer deferens sonum vehementer motus incidit in ligna (ξύλον) et sic in aliis, ut dixi in capitulo precedenti. Sed tangibilia. Videtur contrario assentiri quod scilicet agunt sensilia et in non
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sensitiva utroque scilicet modo et secundum formam (εἴδη) sui ipsarum et secundum sibi ipsis subiecta uel coexistentia. Quod enim agant ex tangibilibus maxime manifestum est et ex saporibus. Etenim calefaciunt et inanimata et dulcia efficiuntur et salsa permutata. Sed Averroys movet……vult dicere quod quomodocumque sit sapor, agit prout est species tactibilis (= Simpl. 170, 11–15; 20–27). Col. 127, fol. 129rb–va55: Utrum ergo et illa agunt. Concedens tactiles agere qualitates et sapores secundum alterationem, querit si et reliqua sensilia agunt in corpora non sentientia. Cui respondet dicens vel non omne corpus patibile ab odore et sono. Est ergo solutio quod bene agunt in corpora insensitiva, sed differenter (ut AVERROES inquit) ab actione tactilium, quoniam non omne corpus est passivum ab odore et sono, sed agunt in patientia indeterminata, idest in media, que ideo indeterminata vocat, quoniam non manent, quoniam, ut SIMPLICIuS inquit, eiusmodi media carent propriis sensilibus cum perspicua sint. Medium quidem soni insonorum, medium odoris inodorum, que non permanent in dato actu ut aer, qui maxime et perspicuus et sonorus et odorus est, ut ait SIMPLICIuS. Hec igitur agunt in corpora interminata, que media dicuntur, et hec non solum subiectis ut in tonitru dixit, sed per se agentia formaliter. Et reddit Aristoteli rationem. Olet enim ut patiens aliquid, idest quoniam aer medium est quod olet tanquam traducens et medium deferens, ut litera nostra habet. Quid igitur est odorare. Ad dicta querit: cum enim concessisset “odorem agere in medium”, posset quis petere “igitur medium odorat”, ideo petit quid igitur est odorare preter pati aliquid odoris quasi dicat nihil. Respondet aut odorare sentire est, idest recipi in sensorio cum stabilitate et permanenter. Aer autem patiens hoc mox, idest statim, sensibilis fit, idest receptivus sensilis fit. Aer ergo recipit sensile in transitu, sensorium tanquam finis, et hoc est sentire recipere scilicet sensile tanquam finis et propter ipsum en non tanquam traducens et medium. Sed dices forte quod in visione aer mox fit sensilis, non tamen in sono et odore. Respondet SIMPLICIuS quod uerbum Aristotelis mox fieri sensile nihil aliud vult nisi ut fiat mox, idest non per se, sed ut traducens et medium in quod non terminatur visibile vel audibile. Debes scire ut ex veteribus elicitur medium et sensorium convenire; utrumque enim suscipit speciem sine materia, et ideo sensilia possunt agere per se in illa utraque, quoniam non egent dispositione previa pro receptione illorum; differunt autem quoniam sensorium, cum sit vivens, et sensitivam habeat animam, retinet speciem tanquam terminus, eo fit (ut THEMISTIuS sentit
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Text in bold corresponds to Bessarion’s addition: see above, pp. 239 f.
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hic56) quod sensorium sentiat; medium autem, cum non sit vivum, non est terminus sensilis, sed est traducens tamen, et in aliud ordinatum, et ideo non sentit. Quapropter omne sentiens recipit speciem et tamen sentiens non dicitur. 9.C. The Introduction to book II and book III I collated Hayduck’s edition with P, L, and Aa (for II until 82, 12), adding V for Introduction III Introduction II: titulus: Σιμπλικίου φιλοσόφου Αa περὶ ψυχῆς δεύτερος L εἰς τὸ β´ τoῦ περὶ ψυχῆς Ἀριστοτέλους Σιμπλικίου ὑπόθεσις P 81,6 μηδὲ ὡς Αa : ὡς μηδὲ L : μηδὲ P | 7 καὶ ὅτι] ὅτι καὶ Aa L : ὅτι P | 10 ἑκάστῷ + ζώῳ AaLP | 11 f. καὶ περὶ – ποιησάμενος om. AaLP sed mg. add. P, ἐνστησάμενος mg. P | 17 ἰδίως post πλείους AaLP | 24 ἔχει] ἔχη a.c. LP | 27 ἑλεῖν LP : νοεῖν Aa | 82,1 τι – θεωρεῖ] τι κοινὸν ὅρα πρότερον AaLP | 8 ἀρνεῖσθαι LP : ἀρκεῖσθαι Aa | 12 λογικὴ + ἡ LP + καὶ Aa | 13 δὴ] οὖν LP | ὑπὸ] παρὰ LP | παραδεδομένα] εἰρημένα P | 15 τὸ – τὸ] τοῦ – τοῦ P Introduction III: titulus: ἀρχὴ τοῦ τρίτου βιβλίου LV τοῦ αὐτοῦ εἰς τὸ γ᾿ τοῦ περὶ ψυχῆς ὑπόθεσις P 7 ἴσως s.l. P / 9 καὶ] ἐν P / 10 τρίτῳ + ὡς εἴρηται LPV / 13 γε] τε V | 13 εἰς] πρὸς LVP / 18 οὔσης ἡμιν inv. LPV / 20 τὸ om. V / 21 εἶναι om. ALPV / 22 τὸ s.l. P / συναισθάνεται LPV | 22 πρώτως] πρῶτος LPV / 23 το γνωστόν] καὶ αἰσθητόν LPV / 24 ἐπεὶ] ἐπειδὴ LPV / 24 μηδὲ… μηδὲ AaLPV / 24 τις om. P / 25 εἶναι] ὑπάρχειν LPV / 173.1 μόνως] μόνος LPV / 173.1 τῇ] τὴν LPV / 2 αἰσθήσει om. P / 2 γνωριστικὸν LP Hayduck : γνωριστὸν AaV / ἑαυτῆς] ἑαυτοῦ P / 6 εἰ καὶ inv. LPV / 8 τῶν + ἐν LV / 11 λέγεται εἶναι inv. LPV / 11 ὄσφρησις] αἴσθησις LV et a.c. P / 13 γῆς] τῆς γῆς LVP / 13 οὐ γὰρ – ἀφῇ om. P / 13 καὶ² om. LV / 15 τὸ + τὴν LVP / 16 αἱ om. LVP / 17 ἐν ἡμῖν om. LVP / 21 πάσας ante τοῖς τοιούτοις P / 23 περι ἧς + ἡμῖν νῦν P + νῦν LV / 25 ὡς om. LVP / 29 προστασσόμενα LVP / 30 ἴσχουσιν LVP / ἡ primum om. LVP / πάντη] πάντα P / ἱκάνη… λογικῇ] ἑαυτής τῇ λογικῇ ἱκάνη συμφύεσθαι LVP / 32 ἥδε] ἤδη LV a.c. P / εἴδη (ἤδη LV a.c. P) post αἰσθήσεων LVP / 32 οὐ] εἰ LVP / 37 γαρ] δὲ LVP / 37 τὸ] καὶ τὸ LVP / 41 ἡ ante αἴσθησις LVP / δια τούτων om. P / 174.3–4 ζητητέον… ἁπλᾶ om. P (sed non in scholiis!) /
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Cf. 79, 29–32 ed. Heinze 1899.
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174.2 abhinc collatio fit cum scholiis in P (deest 174.26 πῶς … 33 οὐδενός) 15 ὅμοιον ante τὸ μέσον LVP / 17 ὡς om. LV / 17 ἐπιφάνειαν] ἀφὴν LVP / 26 καὶ add. Hayduck LVP / 26 μικτὸν + οὖν LV (deest P) / 28 ἐνεργείας αἰσθητὰς inv. LV (deest P) / 28 ζωτικὸν] praem. τὸ LV (deest P) / 28 ἐν ἡμῖν om. LV (deest P) / 31ὡς om. LV / 32 ὂν] ἢ LV / 34 στοιχειῶδες + πῦρ LPV / 35 δὲ om. LV / 36 τῶν om. P / 41 ὁ om. V | 175.1 μὴ] μηδ’ LV / 175.4 ἀφ’] ἐφ’ LV / 5 καὶ om. P / 6 ταύταις ἐκείνην] ἐκείναις P / 7 ἐν ἡμῖν αἴσθησιν]αἴσθησιν τὴν ἐν ἡμιν LP / -τεταγμένην] -μεμιγμένην LV / 8 γε om. LPV / 11 οὐρανίων] ἐπουρανίων LP (V illeg.) Stemma codicum [∑] 1200
[β]
A
Schol. X Schol. y 1300 D Schol. P translatio a Nipho citata 1400 M
Ve c
M
[γ]
F b 1500 recentiores
Sigla A = Laur. plut. 85, 21 a = ed. Aldina (a. 1527) b = Ambr. gr. 185 sup. D = Matrit. gr. 4684
Aldina
F = Marc. gr. Z 222 M = Marc. gr. Z 413 Mc = corr. Bessarion P = Par. gr. 1921
Ve = Marc. gr. IV 19 X = Ambr. gr. H 50 sup. y = Par. gr. 2034
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Bibliography Primary Literature Nifo’s edition from 1544 = Augustini Niphi Medices Suessani philosophi tempestate nostra primarii subtilissima collectanea commentariaque in libros Aristotelis de anima: nuper accuratissima diligentia recognita, Venetiis apud Iuntas MDXLIIII. Blumenthal 2000 = H. Blumenthal, Simplicius. On Aristotle. On the Soul 3.1–5, London 2000. Bossier 2004 = F. Bossier (ed.), Commentaire sur le traité du Ciel d’Aristote. Traduction de Guillaume de Moerbeke, I, Leuven 2004. Hayduck 1882 = M. Hayduck (ed.), Simplicii in libros Aristotelis de anima commentaria, (Commentaria in Aristotelem Graeca XI), Berlin 1882. Heinze 1899 = R. Heinze (ed.), Themistii in libros Aristotelis de anima paraphrasis (Commentaria in Aristotelem Graeca V/3), Berlin 1899. Steel 2013 = C. Steel (trans.), ‘Simplicius’. On Aristotle. On the Soul 3.6– 13H, London 2013 (Ancient Commentators on Aristotle). Secondary Literature Bossier / Steel 1972 = F. Bossier and C. Steel, Priscianus Lydus en de In De Anima van Pseudo(?)-Simplicius, Tijdschrift voor Filosofie 34 (1972) 761–822. Bossier 1975 = F. Bossier, Filologisch-historische navorsingen over de Middeleeuwse en humanistische latijnse vertalingen van de commentaren van Simplicius, Diss. Leuven 1975. Demetracopoulos 2018 = J. Demetracopoulos, George Scholarios’ Abridgment of the Parva naturalia: Its Place in His Œuvre and in the History of Byzantine Aristotelianism, in B. Bydén and F. Radovic (eds), The Parva Naturalia in Greek, Arabic and Latin Aristotelianism. Supplementing the science of the Soul, Cham 2018, 233–316. Giacomelli 2020 = C. Giacomelli, Dal Manoscritto alla stampa. Codici Veneziani e editiones principes di Aristotele e i suoi commentatori, in: M. Cronier et B. Mondrain (eds), Le livre manuscrit grec: écritures, matériaux, histoire, Paris 2020, 723–753. Hadot 1983 = I. Hadot, La tradition manuscrite du commentaire de Simplicius sur le Manuel d’Épictète. Addenda et Corrigenda, Revue d’Histoire des Textes 11 (1983) 387–395. Hadot 2020 = I. Hadot, Simplicius the Neoplatonist in Light of Contemporary Research. A Critical Review, Baden-Baden 2020.
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Carlos Steel
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Simplicius’ Categorial Analysis of differentiae* Mareike Hauer
This contribution deals with Simplicius’ discussion of the categorial status of differentiae (διαφοραί) in his Commentary on Aristotle’s Categories.1 The question about the place of the differentiae in Aristotle’s categorial scheme was provoked by Aristotle’s seemingly conflicting remarks on this issue. In his Categories, Aristotle seems to distinguish the differentiae both from substances and from entities belonging to any of the nine non-substance categories. Following his predecessors, Simplicius interprets Aristotle’s remarks as distinguishing differentiae from both substances and accidents.2 Moreover, he conceives of Aristotle’s categorial scheme as being complete and exhaustive. Since a conception of differentiae as neither substances nor accidents would jeopardize the completeness and exhaustiveness of Aristotle’s categorial scheme, Simplicius, again following his predecessors, tries to find a way to integrate differentiae into this scheme. The categorial status of differentiae had already been a subject of debate among both Platonist and Peripatetic philosophers before Simplicius.3 There are traces of this debate in Simplicius’ commentary. Simplicius’ main source in discussing this issue appears to be Iamblichus.4 As John Dillon, Frans de Haas *
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This contribution was completed during my affiliation with the project ‘Not another history of Platonism’, that has received funding from the European Research Council (ERC) under the European Union’s Horizon 2020 research and innovation programme (grant agreement No. 885273). Greek ed.: Kalbfleisch 1907. Although Aristotle neither uses the term συμβεβηκότα in chapter two nor introduces any of the items belonging to the non-substance categories by means of this or similar terms, it was not uncommon among Neoplatonists to assume that Aristotle’s distinction in chapter two is analogous to the distinction between substances and accidents. Simplicius’ comments on the differentiae include explicit mentioning of Boethus, see Simpl. in Cat. 97, 28–34 (cf. Dex. in Cat. 48, 1–6). For a discussion of this passage, see, for example, Rashed 2007, 24–26 and Chiaradonna / Rashed 2020, 175–178. On Alexander of Aphrodisias, see, for example, Rashed 2007, esp. 53–81 and 141–143, and Guyomarc’h 2015, esp. 249–251 and 264. For an overview on the debate, see de Haas 1997, 180–250; Barnes 2003, 350–356; Sorabji 2004, 111–120; Luna 2001, 233–256. Of all the previous Neoplatonic commentators on Aristotle’s Categories, Simplicius praises Porphyry and, even more, Iamblichus (see Simpl. in Cat. 2, 5–13). Simplicius claims that
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Mareike Hauer
and Concetta Luna point out, Simplicius’ discussion of the categorial status of the differentiae in his comments on chapter five – which includes explicit mentioning of Iamblichus – bears a striking similarity to Dexippus’ discussion, which suggest that Dexippus and Simplicius were working with the same source, namely Iamblichus.5 There are two main positions in the Neoplatonic debate on the status of differentiae. One position is the interpretation of differentiae as substances, adopted for example by Ammonius and Philoponus. The other position is the interpretation of differentiae as intermediaries between substance and accident, adopted for example by Porphyry, Iamblichus and Dexippus. The conception of differentiae as intermediaries is ambiguous and allows for at least two interpretations: 1) the differentiae as intermediaries combine features of both substances and accidents and, thus, belong to a certain extent to both or 2) the differentiae as intermediaries do not belong to either of them and rather constitute a group of their own. There is disagreement among scholars who have examined Simplicius’ commentary as to which of the two main positions Simplicius adopts, i.e. whether Simplicius conceives of differentiae as substances or as intermediaries. Simplicius deals with differentiae at different places in his Commentary on Aristotle’s Categories. His main discussion of their categorial status can be found in his comments on chapter five. Based on a passage in Simplicius’ commentary on that chapter, Frans de Haas has argued that Simplicius belongs to those Neoplatonists who conceive of the differentiae as intermediaries.6 Four years later, Concetta Luna has argued, based on the same passage, that Simplicius belongs to those commentators who conceive of the differentiae as substances.7 Simplicius’ discussion of the differentiae indeed appears to account for core elements of both the interpretation of differentiae as substances and the interpretation of differentiae as intermediaries between substance and accident. In what follows, I want to reexamine Simplicius’ position on the categorial status of differentiae by taking into account not only his comments in chapter five, but also relevant passages in other chapters of his commentary. I will argue, in line with de Haas, that Simplicius follows the general
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he closely follows Iamblichus’ commentary and that Iamblichus, in turn, was highly influenced by Porphyry’s long commentary on the Categories (see Simpl. in Cat. 2, 9–15; 3, 2– 4). Neither Iamblichus’ commentary nor Porphyry’s long commentary are still extant (except for fragments). It is, therefore, difficult to determine whether Simplicius had direct access to Porphyry’s long commentary or whether his knowledge of Porphyry’s text ultimately stems from Iamblichus. See Dillon 1990, 89 n. 46 and n. 49–52; Luna 2001, 237–241; de Haas 1997, 225 f. See de Haas 1997, 180–237. See Luna 2001, 225–256.
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interpretation of his main source, Iamblichus, and thus conceives of differentiae as intermediaries. Yet, I agree with Luna that Simplicius modifies Iamblichus’ account. However, contrary to Luna, I do not think that this modification commits Simplicius to the assumption that differentiae are substances. My contribution is divided into three parts: The first part focusses on the problem of integrating the differentiae into Aristotle’s categorial scheme; the second part deals with Simplicius’ discussion of the categorial status of differentiae; and the third part deals with Simplicius’ modification and its implication.
1. The problem of the categorial status of differentiae In chapter two of his Categories, Aristotle introduces his fourfold distinction of things which are (τὰ ὄντα). He distinguishes between: 1. that which is said of a subject but is not in a subject, i.e. species and genera in the category of substance, 2. that which is in a subject but not said of a subject, i.e. individual non-substances, 3. that which is in a subject and said of a subject, i.e. species and genera in the non-substance categories, and 4. that which is neither in a subject nor said of a subject, i.e. individual substances.8 Although Aristotle does not explicitly denote non-substances as accidents, Simplicius, as already commentators before him, interprets them as such.9 Hence, according to Simplicius, the distinction ‘not in a subject/in a subject’ distinguishes substances from accidents. While no substances, neither universal, or secondary, substances nor individual, or primary, substances, are in a subject, all accidents, both universal accidents and individual accidents, are in a subject. The distinction ‘said of a subject/not said of a subject’ distinguishes universals – that which Aristotle calls genera and species in the Categories – from individuals. While all universals, both universal substances and universal accidents, are said of a subject, no individuals, neither individual substances nor individual accidents, are said of a subject. In chapter four of his Categories, Aristotle then introduces his ten categories:10 one category of substance, comprising both universal substances and individual substances, and nine non-substance categories, each comprising universal accidents and individual accidents. As said above, Simplicius conceives of this categorial scheme in general and the distinction between substances and accidents in particular as being complete and exhaustive. 8 9 10
See Arist. Cat. 1 a 20–1 b 9. See, for example, Simpl. in Cat. 44, 11–45, 27; see also above, n. 2. See Arist. Cat. 1 b 25–2 a 4.
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Aristotle introduces, though neither defines or explains, differentiae in chapter three of his Categories. Simplicius’ commentary on this chapter neither includes a discussion of the categorial status of the differentiae nor an indication that it might be a problematic question. The main discussion of this question can be found in his commentary on chapter five.11 However, it will become apparent that Simplicius’ remarks in his commentary on chapter three are compatible with his comments on chapter five and subsequent chapters. The question of the categorial status of the differentiae arises from the following assessment that Aristotle presents in chapter five: In the course of his discussion of the ἴδιον, the proprium or distinctive feature, of substance, Aristotle discards ‘not being in a subject’ as a possible candidate, because “this [i.e. ‘not being in a subject’] is not […] peculiar to substance; the differentia also is not in a subject. For footed and two-footed are said of man as subject but are not in a subject”.12 The difficulty with this statement is that Aristotle, on the one hand, seems to distinguish differentiae from substances when he discards ‘not being in a subject’ as the distinctive feature of substances because it also applies to differentiae. On the other hand, Aristotle seems to distinguish differentiae from non-substances when he characterizes differentiae as ‘not being in a subject’. Moreover, his description of the differentia as that which is said of a subject but is not in a subject is reminiscent of Aristotle’s description of secondary substances, i.e. genera and species in the category of substance, and thus suggests that differentiae are substances. This apparent ambiguity, together with the common assumption among Neoplatonic commentators that Aristotle’s categorial scheme is com-
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Two reasons for this, among others, may be the following: As I said above, Simplicius states that his main source in writing his commentary was Iamblichus’ commentary and that Iamblichus, in turn, was influenced by Porphyry’s long commentary on the Categories (above, n. 4). In his short commentary, Porphyry does not address the question of the categorial status of the differentiae in his commentary on chapter three either, but he does so in his comments on chapter five. If we assume that Porphyry applies the same general structure to both of his commentaries, it might be plausible to suppose that he proceeded similarly in his long commentary. Dexippus’ discussion is also part of his comments on chapter five. The similarity between Simplicius’ and Dexippus’ discussions suggests not only that they were working with a common source, i.e. Iamblichus (see above, n. 5), but also that their source addressed the question in his comments on chapter five as well. Another, complementary, reason might be Simplicius’ way of proceeding in his commentary. Simplicius closely follows Aristotle’s text and is thus text-oriented rather than topic-oriented. The question of the categorial status of the differentiae becomes more pertinent in chapter five. Arist. Cat. 3 a 21–24 οὐκ ἴδιον δὲ οὐσίας τοῦτο, ἀλλὰ καὶ ἡ διαφορὰ τῶν μὴ ἐν ὑποκειμένῳ ἐστίν· τὸ γὰρ πεζὸν καὶ τὸ δίπουν καθ’ ὑποκειμένου μὲν λέγεται τοῦ ἀνθρώπου, ἐν ὑποκειμένῳ δὲ οὐκ ἔστιν. Transl.: Ackrill 2002.
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plete and exhaustive, has urged the commentators to clarify the categorial status of differentiae.13
2. Simplicius’ discussion of the categorial status of differentiae Simplicius begins his discussion of the status of differentiae in his commentary on chapter five by distinguishing differentiae from genera and species in the category of substance, i.e. secondary substances. Simplicius acknowledges that the differentia completes substances, but he claims that it does so differently than genera and species. Simplicius argues that the differentia completes substances in a simpler way; for instance, ‘rational’, compared to the secondary substance ‘animal’, only completes ‘human being’ “as a simple quality (ἁπλῆ ποιότης)”.14 The fact that Simplicius conceives of the differentia ‘rational’ as being completive of the substance ‘human being’ strongly suggests that he does not understand ‘rational’ as a quality in the sense of accident. Rather, his point appears to be that it completes the subject in a qualitative way, in contrast to ‘animal’ which completes the subject essentially. Moreover, the differentia ‘rational’ is not itself subject for other things, whereas the substance ‘animal’ is. Simplicius extends this analysis to all differentiae and concludes, accordingly, that “species and genera are called secondary substances because they are subjects, whereas differentiae are said of a subject, but they are not substances, for they do not contribute to being but to being such”.15 Interestingly, Simplicius also begins his commentary on chapter three by distinguishing differentiae from secondary substances. He first quotes Por-
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See Simpl. in Cat. 98, 19–22; Porph. in Cat. 95, 10–16; Dex. in Cat. 48, 20–24; Amm. in Cat. 45, 7–16; Phlp. in Cat. 64, 9–15; Olymp. in Cat. 67, 18–25; David/Elias in Cat. 173, 6–12. Simpl. in Cat. 98, 1–4. Compare with Simpl. in Cat. 55, 5–9 quoted below. Note the fine distinction between ‘being a simple quality (ἁπλῆ ποιότης)’ and ‘simply being a quality (ἁπλῶς ποιότης)’. Simpl. in Cat. 98, 6–9 διὸ τὰ μὲν εἴδη καὶ τὰ γένη ὡς ὑποκείμενα δεύτεραι οὐσίαι λέγονται, αἱ δὲ διαφοραὶ καθ’ ὑποκειμένου μὲν λέγονται, οὐ μήν εἰσιν οὐσίαι· οὐ γὰρ εἰς τὸ εἶναι, ἀλλ’ εἰς τὸ τοιόνδε εἶναι συμβάλλονται. Transl.: de Haas / Fleet 2001. It is worth quoting the parallel passage in Dexippus’ Commentary on Aristotle’s Categories that runs very similarly: “For a differentia is a quality completive of essence and it is not on the one hand in a subject, because it contributes to the essence of those things which it specifies, but it is not on the other hand a substance, because it does not contribute to being but to being such (ἔστι γὰρ ἡ διαφορὰ ποιότης συμπληρωτικὴ οὐσίας, καὶ οὐκ ἔστι μὲν ἐν ὑποκειμένῳ, ὅτι συμβάλλεται εἰς οὐσίαν τούτοις ἅπερ εἰδοποιεῖ, οὐκ ἔστι δὲ οὐσία, ὅτι οὐκ εἰς τὸ εἶναι ἀλλ’ εἰς τὸ τοιόνδε εἶναι συμβάλλεται.)”, Dex. in Cat. 48, 6–9 (Dillon 1990, slightly modified).
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phyry’s Isagoge and emphasizes that secondary substances are predicated essentially whereas differentiae are predicated qualitatively: the genus is “that which is predicated essentially of many things which differ in species”16 and the species is “that which is predicated essentially of several things differing in number”17 but the differentia is “that which is predicated qualitatively of several things which differ in species”.18 Simplicius explains Porphyry’s formulations as follows: “‘Is predicated essentially (ἐν τῷ τί ἐστιν)’: that which is included in the account stating the essence (τὸ τί ἦν εἶναι), and indicates what is essential and common in the thing. ‘Is predicated qualitatively (ἐν τῷ ὁποῖόν τί ἐστιν)’: that which takes what is essential together with the quality: for ‘rational’ is not simply a quality, but it is an animal-like quality”.19 The differentia, i.e. that which is predicated qualitatively, is always linked to a subject’s essential predicate. Based on Simplicius’ example, the differentia ‘rational’ is linked to the genus ‘animal’ which, in turn, is essentially predicated of each of its subordinated species. The differentia entails the qualification which is added to that which is predicated essentially. It entails, however, a substantial qualification and not an accidental qualification. It is worth noting that Simplicius states explicitly that the differentia ‘rational’ is not simply a quality, i.e. it is not a quality qua accident, but that it is an animal-like, i.e. substance-like, quality. This likeness to the essential predicate appears to be extendable to all differentiae and is probably the reason why the differentia really can differentiate. As Simplicius states right after his explanation, “the differentia must separate essentially and in accordance with being, and not in accordance with some accident”.20 It appears to be in virtue of its likeness 16
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Simpl. in Cat. 54, 26 f. γένος ἐστὶν τὸ κατὰ πλειόνων καὶ διαφερόντων τῷ εἴδει ἐν τῷ τί ἐστι κατηγορούμενον. Transl.: Chase 2003. Cf. Porph. Isag. 2, 15 f. See also Porph. in Cat. 82, 6–9. Simpl. in Cat. 54, 27–55, 1 εἶδος δὲ τὸ κατὰ πλειόνων καὶ διαφερόντων τῷ ἀριθμῷ ἐν τῷ τί ἐστιν κατηγορούμενον. Transl.: Chase 2003. Cf. Porph. Isag. 4, 11 f. See also Porph. in Cat. 82, 10–13. Simpl. in Cat. 55, 1 f. διαφορὰ δὲ ἡ κατὰ πλειόνων καὶ διαφερόντων τῷ εἴδει ἐν τῷ ποιὸν εἶναι κατηγορουμένη. Transl.: Chase 2003. Cf. Porph. Isag. 11, 7 f. See also Porph. in Cat. 82, 14–21. Porphyry already mentions this difference as a difference between genera and differentiae in Isag. 3, 5–20. Simplicius repeats this distinction between secondary substances and differentiae in in Cat. 104, 2 f. Simpl. in Cat. 55, 5–9 καὶ ἐν μὲν τῷ τί ἐστιν κατηγορεῖται, ὅσα ἐν τῷ λόγῳ τῷ τὸ τί ἦν εἶναι λέγοντι περιέχεται, τὸ οὐσιῶδες καὶ κοινὸν ἐν τῷ πράγματι δηλοῦντα· ἐν δὲ τῷ ὁποῖόν τί ἐστιν, ὅσα τὸ οὐσιῶδες μετὰ τῆς ποιότητος συνείληφεν· τὸ γὰρ λογικὸν οὐχ ἁπλῶς ποιότης ἐστίν, ἀλλὰ ζῳώδης ποιότης. Transl.: Chase 2003, slightly modified. For an analysis of essential predication and the first part of this passage, see Hauer 2015. Simpl. in Cat. 55, 9 f. καὶ δεῖ τὴν διαφορὰν οὐσιωδῶς καὶ κατὰ τὸ εἶναι χωρίζειν, ἀλλ’ οὐ κατά τι συμβεβηκός. Transl.: Chase 2003. See Porphyry’s presentation of the different meanings of differentia in his Isagoge, especially his use of the example ‘rational’ both in the context of the distinction between differentiae that make something “other” (ἄλλο) and those that
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to the essential predicate that the differentia separates essentially, i.e. differentiates, and not in virtue of its qualitativeness. Although the differentia undoubtedly bears a certain qualitativeness, this qualitativeness differs from the qualitativeness of that which Aristotle commonly denotes as qualities in the Categories in that it is directly linked to a subject’s essential predicate. 21 It is constitutive of a subject. The qualification by the differentia is thus ontologically prior to the qualification by the qualities qua accidents in so far as the former is involved in the formation of that which represents the subject for the latter. Simplicius stresses the two aspects of the differentia, i.e. a qualitative and a substantial aspect, again in the concluding remarks concerning his understanding of ‘predicate’ in his comments on chapter five: “[I]t is in virtue of its being substantial that the differentia too is completive of substance and becomes a part of substance, because when regarded as a quality, e.g. rationality, the differentia too shall be in a subject”.22 Besides the emphasis of the differentia’s similarities to both substances and accidents, there are two more aspects of this statement that are worth noting: First, Simplicius states that the differentia becomes a part of substance, and, secondly, in the subsequent sentence, Simplicius refers explicitly to his more elaborate discussion of differentiae (including their categorial status) later in chapter five. Moreover, the conclusion of that more elaborate discussion bears a striking similarity to the passage just quoted. Before we turn to his conclusion, it is, however, worth having a closer look at the second part of his more elaborate discussion in his comments on chapter five. After Simplicius distinguishes differentiae from secondary substances, he states that differentiae are not accidents either: However, they are not accidents either, since they contribute to the essence of the things they characterize. For this reason, then, they are not in a subject either, for that which is in a subject is also separated without
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make something “otherlike” (ἀλλοῖον) (Isag. 8, 21–9, 6; transl.: Barnes 2003) and in the context of the distinction between inseparable differentiae “in their own right” (καθ’ αὑτό) and those “by accident” (κατὰ συμβεβηκός) (Isag. 9, 10–16; transl.: Barnes 2003). Aristotle, however, includes the differentiae in his presentation of the different meanings of quality in Metaph. Δ 14.1020 a 33–b 25. Aristotle’s remarks have possibly influenced Simplicius’ discussion. See the third part of this paper for Simplicius’ remarkable integration of elements of Aristotle’s Metaphysics into his commentary on the Categories. Simpl. in Cat. 80, 10–13 ἡ διαφορὰ κατὰ τὸ οὐσιῶδες συμπληρωτικὴ τῆς οὐσίας ἐστὶν καὶ μέρος οὐσίας γίνεται, ἐπεὶ ὡς ποιότης θεωρουμένη, οἷον ὡς λογικότης, ὡς ἐν ὑποκειμένῳ καὶ αὐτὴ ἔσται. Transl.: de Haas / Fleet 2001, slightly modified.
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Mareike Hauer the corruption of its subject, whereas the such-and-such of the differentia is not separated without corruption.23
Simplicius bases his rejection of understanding differentiae as accidents on those aspects of the differentiae that he had already mentioned in his comments on chapter three and previous passages of chapter five. He stresses, once more, that the differentia completes its subject and thus contributes to the subject’s essence. While this aspect represented a seemingly problematic similarity between differentiae and secondary substances (and thus urged Simplicius to clarify the differences between them), it now serves as a major difference and thus as an objection to the interpretation of differentiae as accidents. Simplicius argues that, since differentiae contribute to the essence of the subject, they cannot be separated from the subject without affecting the subject’s essence. It is, however, a feature of accidents, or adventitious attributes, to be separable from the subject without thereby affecting the subject’s essence.24 The presence or absence of an adventitious attribute does not affect the subject’s essence, so that the subject can successively possess it and lose it without undergoing any substantial change. The absence of a differentia, on the contrary, leads to the subject undergoing substantial change, namely to the corruption of the subject. Hence, since differentiae are not in a subject but contribute to the essence of the subject and are thus not separable from the subject without entailing the corruption of the subject, they are not accidents. It is worth noting that none of the extant Neoplatonic commentaries on Aristotle’s Categories advocates the interpretation of differentiae solely as accidents. Interestingly, the characteristic of inseparability leads Simplicius to the rejection of another possible interpretation of differentiae. After he distinguishes differentiae from both substances and separable accidents, Simplicius distinguishes differentiae from inseparable accidents: But, someone might say, the inseparable accident is not separated without corruption either. Yes, but even if it is not separated, one sees remission and intension with respect to )the inseparable accident*, e.g. with respect to the black of the Ethiopian when he moves to another region,
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Simpl. in Cat. 98, 9–12 οὐ μέντοι οὔτε συμβεβηκότα εἰσίν, ὅτι συμβάλλονται εἰς οὐσίαν τούτων, ἅπερ εἰδοποιοῦσιν. διὰ τοῦτο οὖν οὐδὲ ἐν ὑποκειμένῳ· τὸ γὰρ ἐν ὑποκειμένῳ καὶ χωρίζεται ἄνευ τῆς τοῦ ὑποκειμένου φθορᾶς, τὸ δὲ τῆς διαφορᾶς τοιόνδε ἄνευ φθορᾶς οὐ χωρίζεται. Transl.: de Haas / Fleet 2001. See, e.g., Simpl. in Cat. 46, 27 f. and 48, 16–26 (quotation Porphyry). It is of course not separable in the sense that it could be separated from its subject without ceasing to exist. For, as Aristotle specifies in chapter two of his Categories, that which is in a subject cannot exist independently from a subject.
Simplicius’ Categorial Analysis of differentiae
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and the whiteness of milk is less )intense*, whereas the whiteness of snow is more )intense*, and similarly with all inseparable accidents. But there is no more and less with regard to the differentia, not in several species or individuals nor in the same.25 Simplicius introduces the ‘inseparable accident’ in this paragraph.26 The reason for this introduction is probably that one could object to Simplicius’ reasoning behind the rejection of the interpretation of differentiae as accidents that even if differentiae are inseparable from their subject, they could still be accidents, or that differentiae are in fact to be identified with inseparable accidents. Simplicius acknowledges that inseparable accidents cannot be separated from the subject and, thus, that differentiae and inseparable accidents have this characteristic in common. However, Simplicius distinguishes differentiae from inseparable accidents by means of another characteristic, namely the admission of a more and a less, or of intension and remission.27 He thereby focusses on one of the two characteristics that Aristotle discusses with regard to each of the first four categories, i.e. whether the items admit of a more and a less and whether they admit of contraries. By means of two examples, Simplicius distinguishes between two ways in which instantiated inseparable accidents can undergo intension and remission. The first example 25
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Simpl. in Cat. 98, 13–19 ἀλλ’ οὐδὲ τὸ ἀχώριστον συμβεβηκός, φαίη ἄν τις, χωρίζεται ἄνευ φθορᾶς. ἀλλὰ κἂν μὴ χωρίζηται τοῦτο, ἄνεσις ὅμως καὶ ἐπίτασις περὶ αὐτὸ θεωρεῖται, ὥσπερ περὶ τὸ μέλαν τοῦ Αἰθίοπος εἰς ἄλλους τόπους μεταστάντος, καὶ ἡ τοῦ γάλακτος δὲ λευκότης ἧττόν ἐστι, μᾶλλον δὲ ἡ τῆς χιόνος, καὶ ἐπὶ τῶν ἄλλων ἀχωρίστων συμβεβηκότων ὡσαύτως· ἐπὶ δὲ τῆς διαφορᾶς τὸ μᾶλλον καὶ ἧττον οὐκ ἔστιν, οὔτε ἐν πλείοσιν εἴδεσιν ἢ ἀτόμοις οὔτε ἐν τῷ αὐτῷ. Transl.: de Haas / Fleet 2001. Porphyry discusses inseparable accidents in his Isagoge. He mentions two examples, namely the black of ravens and Ethiopians, cf. Porph. Isag. 12, 24–13, 8. It is worth noting that Simplicius does not mention another argument suggested by Porphyry in the Isagoge. Porphyry states that “it is possible to think of a white raven and an Ethiopian losing his skin-colour without the destruction of the subjects (δύναται δὲ ἐπινοηθῆναι καὶ κόραξ λευκὸς καὶ Αἰθίοψ ἀποβαλὼν τὴν χροιὰν χωρὶς φθορᾶς τοῦ ὑποκειμένου)”, Porph. Isag. 13, 1–3 (transl.: Barnes 2003). This statement has been interpreted as Porphyry arguing that inseparable accidents are still accidents because even if they are not separable in reality, they are separable in thought (see the presentation of the traditional interpretation of Porphyry’s statement and the analysis in Barnes 2003, 226–228). Hence, it would be possible to think of an inseparable accident being separated from its subject without leading to the corruption of this subject. Porphyry’s strategy consists in differentiating ‘separable’ into ‘separable in reality’ and ‘separable in thought’. Although Simplicius also uses the black of the Ethiopian as an example of an inseparable accident, he does not refer to this argument. Perhaps this is due to the fact that Simplicius is not primarily concerned with the status of inseparable accidents but with the status of differentiae in this passage. Given that the parallel passage in Dexippus’ commentary (in Cat. 48, 11–19) is very similar and does not include a reference to this argument either, it is likely that there was no reference to it in their common source.
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is the black of the Ethiopian which undergoes intension or remission when the Ethiopian moves to another region. It is thus in comparison with itself over time that the black of the Ethiopian undergoes intension and remission. The second example is the whiteness of milk which is less intense than the whiteness of snow. It is thus in comparison with something else that the whiteness of milk is less intense. While the former includes a comparison of an entity with itself at another point in time, the latter includes the comparison between two different entities.28 It appears that all inseparable accidents admit of a more and a less in one of these ways. No differentia, however, undergoes any intension or remission.29 After these remarks on what the differentiae are not, Simplicius faces the question of what differentiae actually are. Both Simplicius and Dexippus, in the parallel passage in his commentary, list different positions of which Dexippus says that these are “the solutions of the philosophers of old”.30 Simplicius presents the different positions as follows: It is necessary then that the differentia is a substantial quality completing substance, or intermediate between quality and substance, connecting in common substances with accidents, and accidents with substances. For nature does not like to proceed from one opposite to another immediately, as it does not proceed from animals to plants )immediately* either but established an intermediate nature in between, the zoophytes, which brings both extremes together and completes or connects them to each
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Dexippus uses the same examples (in Cat. 48, 11–19), which suggests that they stem from their common source. However, in the context of Simplicius’ commentary, the examples are rather problematic. While the first example of the black of the Ethiopian has not been used by Simplicius in previous chapters, both the example of the whiteness of snow and the example of the whiteness of milk are frequently used by Simplicius. Unfortunately, they are not always indicated by the same name or described in the same way though. In his comments on chapter two, the whiteness of snow figures as an example of completive attributes (τὰ συμπληρωτικὰ; see Simpl. in Cat. 48, 1–49, 9). Simplicius, there, quotes a passage from Porphyry in which the whiteness of snow figures as a completive attribute along with the hotness of fire (see Simpl. in Cat. 48, 11–33). In his comments on chapter eight, Simplicius refers to both the whiteness of snow and the whiteness of milk as an essential quality (ποιότης οὐσιώδης) (see, e.g., Simpl. in Cat. 209, 7–10; 255, 21–26). Porphyry points to this difference in the course of his distinction between accidents and differentiae: “Differences are unaugmentable and undiminishable, whereas accidents admit the more and the less (ἡ μὲν διαφορὰ ἀνεπίτατος καὶ ἀνάνετος, τὰ δὲ συμβεβηκότα τὸ μᾶλλον καὶ τὸ ἧττον ἐπιδέχεται.)”, Porph. Isag. 20, 3–5 (transl.: Barnes 2003). In this respect, differentiae are again more similar to substances. Aristotle discusses the question whether substances admit of a more and a less in Cat. 3 b 33–4 a 9. Dex. in Cat. 49, 8–10 ἐπειδὴ τοίνυν ταῦτα προειλήφαμεν, ἀναλάβωμεν τὰς λύσεις τῶν παλαιῶν φιλοσόφων περὶ τῆς διαφορᾶς. For the presentation of the different positions in Dexippus, see Dex. in Cat. 49, 8–25.
Simplicius’ Categorial Analysis of differentiae
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other. In this case then it established the differentia as an intermediate, according to some separately from either one, according to others as participating in both. There can be another opinion of people saying that the differentia is not only constitutive of substance but also part of it, either, that is, considered with the inclusion of the subject, or being a part of the formal substance, or as changing along with its relations to the subject, so as to be itself in a way differently disposed about it as well.31 Simplicius distinguishes between three main positions that can partly be further subdivided: 1) the interpretation of the differentia as an essential quality (ποιότης οὐσιώδης), 2) the interpretation of the differentia as an intermediate between substance and quality, and 3) the interpretation of the differentia as not only being completive of substance but also as being a part of substance. It will become apparent that this distinction is less clear than it may seem at first sight. Position 1) is briefly mentioned by Simplicius. He only states that it consists in the interpretation of the differentia as a ποιότης οὐσιώδης, but he does not elaborate on its meaning. The formulation of the first position in Dexippus’ commentary is slightly different. Dexippus says that the first position consists in the assumption “that the differentia is a quality, but a quality which is essential and constitutive of substance”.32 The interpretation of the first position, and especially the question whether or not it represents Porphyry’s position, has been a subject of scholarly debate. While Dillon and Luna ascribe it to Porphyry, de Haas explicitly argues against this ascription.33 He leaves open to whom it may apply. Simplicius’ use of the term ποιότης οὐσιώδης in his presentation is indeed reminiscent of Porphyry’s designation of the differentia. In his short commentary on the Categories, Porphyry argues that the differentia is neither a mere ποιότης nor a mere οὐσία 31
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Simpl. in Cat. 98, 22–35 ἀνάγκη οὖν ποιότητα οὐσιώδη τὴν διαφορὰν εἶναι συμπληρωτικὴν τῆς οὐσίας, ἢ μέσην ποιότητος καὶ οὐσίας, κοινόν τινα σύνδεσμον παρεχομένην ταῖς μὲν οὐσίαις πρὸς τὰ συμβεβηκότα, τοῖς δὲ συμβεβηκόσιν πρὸς τὰς οὐσίας. ἡ γὰρ φύσις οὐκ ἀμέσως ἀπὸ τῶν ἐναντίων εἰς τὰ ἐναντία μεταβαίνειν φιλεῖ, ὥσπερ οὐδὲ ἀπὸ τῶν ζῴων εἰς τὰ φυτά, ἀλλὰ μεταξύ τινα φύσιν τὴν τῶν ζῳοφύτων ὑπέστησεν, συναγωγὸν ἀμφοτέρων τῶν ἄκρων καὶ συμπληρωτικὴν ἢ συνδετικὴν αὐτῶν πρὸς ἄλληλα· καὶ ἐνταῦθα τοίνυν μέσην ὑπέστησεν τὴν διαφοράν, κατὰ μέν τινας ὡς κεχωρισμένην ἀμφοῖν, κατ’ ἄλλους δὲ ὡς ἀμφοτέρων μετέχουσαν. ἄλλη δὲ ἂν γένοιτο δόξα τῶν λεγόντων μὴ μόνον συμπληρωτικὴν εἶναι τῆς οὐσίας τὴν διαφοράν, ἀλλὰ καὶ μέρος αὐτῆς, ἤτοι κατὰ τὴν ἐμπερίληψιν τοῦ ὑποκειμένου θεωρουμένην ἢ μέρος οὖσαν τῆς κατὰ τὸ εἶδος οὐσίας ἢ συναλλοιουμένην ταῖς πρὸς τὸ ὑποκείμενον σχέσεσιν, ὡς περὶ αὐτό πως αὐτὴν καὶ διατίθεσθαι διαφόρως. Transl.: de Haas / Fleet 2001. Dex. in Cat. 49, 10 f. μία μὲν δόξα γένοιτ’ ἂν ἡ ποιότητα τιθεμένη τὴν διαφοράν, ποιότητα δὲ οὐσιώδη καὶ συμπληρωτικὴν τῆς οὐσίας. Transl.: Dillon 1990. See Dillon 1990, 89 n. 50; Luna 2001, 240 f.; de Haas 1997, 224 n. 190.
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but a ποιότης οὐσιώδης34 – it is completive and cannot be separated from its subject without the corruption of the subject. According to de Haas, Dexippus’ formulation indicates that position 1) consists in the assumption “that the differentia is a quality, though an essential one which is constitutive of substance, but without being intermediate and without implying that it is a part of substance and therefore substance”35. Since this view, as de Haas argues, does not apply to Porphyry, position 1) does not correspond to Porphyry’s position. If we assume that Dexippus and Simplicius were working with the same source and rephrasing the same passage in their source, then Simplicius and Dexippus refer to the same position, even if their formulations of this position are not alike. Hence, if de Haas is correct, position 1) in Simplicius’ presentation does not refer to Porphyry either.36 Position 2) consists in the interpretation of the differentia as an intermediate between substance and quality. In this way, it represents the connecting link between two very different entities (“opposites” [τὰ ἐναντία], “extremes” [τὰ ἄκρα]), i.e. substances and accidents. Simplicius informs us that this interpretation of the differentia can be further subdivided. He distinguishes between the following two conceptions: 2.1) The differentia is an intermediate that is different and separated from both substances and qualities and thus constitutes a class on its own. 2.2) The differentia is an intermediate that consists of aspects that belong to substances or qualities. The second position is similarly described by Dexippus. In his translation of Dexippus’ commentary, J. Dillon ascribes the position to Plotinus.37 Simplicius will later explicitly ascribe it to Iamblichus. Position 3) consists in the assumption that the differentia is not only completive of substance but also a part of substance. In comparison with the first and second position, the formulation of the third position suggests that while proponents of the third position conceive of the differentia as being both completive and a part of substance, proponents of the first and second position conceive of the differentia as being completive but not necessarily a part of substance. Both Simplicius and Dexippus inform us that the third position can be further subdivided. The differentia is conceived of as being completive and a part, 3.1) “considered with the inclusion of the subject” (κατὰ τὴν ἐμπερίληψιν τοῦ ὑποκειμένου θεωρουμένην) or 3.2) “being a part of
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See Porph. in Cat. 95, 17–19; also 95, 28 f. De Haas 1997, 224 n. 190. De Haas stresses that the differentia, according to this position, is neither an intermediate nor a substance, because these interpretations constitute the second and third position respectively. For discussions of Porphyry’s position, see also Evangeliou 1988, esp. 69; Strange 1987; Morrison 1993. See Dillon 1990, 89 n. 50. Dillon refers to Plot. Enn. VI 3 [44] 5, 25–27.
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the formal substance” (μέρος οὖσαν τῆς κατὰ τὸ εἶδος οὐσίας) or 3.3) “as changing along with its relations to the subject” (συναλλοιουμένην ταῖς πρὸς τὸ ὑποκείμενον σχέσεσιν). In the corresponding note to his translation of Simplicius’ commentary on the category of substance, de Haas interprets the three subdivisions of the differentia as a part as follows: the differentia is 3.1) a “part of the composite of matter and form” or 3.2) a “part of the form, i.e. excluding the matter”, or 3.3) a part that is “itself changing (not just establishing difference) in virtue of the relations to the subject”.38 Simplicius’ assessment of the best position then runs as follows: Inquiry about them [i.e. differentiae] is useful for the teaching of the categories as a whole, for there are differentiae in all categories. But it is worth investigating which is the best opinion about the differentia among the ones mentioned. Well, )the best opinion is* that it occupies an intermediate position between quality and substance, on account of which it contributes to )something’s* being of a certain quality and is said to determine the quality concerning substance and not as being in a subject.39 Simplicius presents the second position as the best interpretation. It is worth noting that his presentation includes aspects of differentiae that he has already mentioned in his comments on chapter three and at the beginning of his analysis of differentiae in his comments on chapter five. On the one hand, Simplicius repeats that the differentia contributes to a subject’s being of a certain quality (and, as one may add, not to a subject’s being per se), which seems to appeal to its qualitative aspect. On the other hand, he states once more that the differentia is not in a subject, which seems to appeal to the substantial aspect of the differentia. The fact that Simplicius mentions these characteristics in this passage suggests that he would rather adopt the interpretation of the differentia as an intermediate that participates in both substance and quality. Dexippus, who, in his commentary, first expresses his opinion and then presents the three positions regarding the interpretation of the differentia, adopts the interpretation of the differentia as an intermediate as well.40 Interestingly, both Dexippus and Simplicius report on an addition
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De Haas / Fleet 2001, 74 n. 125; cf. also de Haas 1997, 229. See also the analysis in Rashed 2007, 141–143. Simpl. in Cat. 99, 1–6 χρησίμη δέ ἐστιν ἡ περὶ αὐτῶν θεωρία πρὸς ὅλην τὴν τῶν κατηγοριῶν διδασκαλίαν·ἐν πάσαις γάρ εἰσι ταῖς κατηγορίαις αἱ διαφοραί. ἀλλὰ τίς ἡ βελτίων δόξα περὶ τῆς διαφορᾶς ἐν ταῖς εἰρημέναις, σκοπεῖν ἄξιον. ἢ ὅτι τὸ μέσον ἕξει ποιότητος καὶ οὐσίας, διὸ καὶ συντελεῖ εἰς τὸ ποιὸν εἶναι καὶ λέγεται περὶ οὐσίαν τὸ ποιὸν ἀφορίζειν καὶ οὐχ ὡς ἐν ὑποκειμένῳ. Transl.: de Haas / Fleet 2001. See Dex. in Cat. 48, 25–49, 6.
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to Aristotle’s specification of ‘being in a subject’ that this interpretation would entail. The reports are again very similar, but while Dexippus remains silent about the source, Simplicius states explicitly that it stems from Iamblichus. He says: Therefore, Iamblichus says, one should add to the definition of what is in a subject ‘without contributing anything to the being of the subject’. For the differentia too completes the species.41 According to Simplicius, Iamblichus argued for an adjustment of Aristotle’s specification of ‘being in a subject’ – i.e. “[b]y ‘in a subject’ I mean what is in something, not as a part, and cannot exist separately from what it is in”42 – in order to account for the interpretation that the differentia is an intermediate between substance and quality, i.e. between substance and accident. The reasoning behind this addition seems to be that since the differentia contributes to the being of the subject, and thus completes the subject, it is not in a subject, for that which is in a subject is in a subject without contributing anything to the being of the subject. Iamblichus’ addition appears to imply that Aristotle’s specification as such does not explain why differentiae are not in a subject. In other words, according to Iamblichus, Aristotle’s criteria of ‘not as a part’ and ‘not being able to exist separately from its subject’ appear to apply to the differentia.
3. Simplicius’ modification and its implication While Dexippus accepts both the idea that an addition is needed and Iamblichus’ addition itself, Simplicius discusses the addition and, as the following passage shows, deviates from Iamblichus in suggesting that the addition might not be needed. He says: “But perhaps the addition of ‘not as a part’ to the definition suffices, for the differentia becomes a part just like the genus”.43 As in his concluding remarks to his interpretation of ‘predicate’,44
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Simpl. in Cat. 99, 6–9 διὸ δεῖ, φησὶν Ἰάμβλιχος, προστιθέναι εἰς τὸν ὅρον τοῦ ἐν ὑποκειμένῳ τὸ ‘οὐδὲν συντελοῦντος εἰς τὴν οὐσίαν τοῦ ὑποκειμένου’· τὸ γὰρ εἶδος συντελεῖ καὶ ἡ διαφορά. Transl.: de Haas / Fleet 2001. Compare with Dex. in Cat. 49, 6–8 διὸ δεῖ προστιθέναι εἰς τὸν ὅρον τοῦ ἐν ὑποκειμένῳ τὸ οὐδὲν συντελοῦντος εἰς τὴν οὐσίαν τοῦ ὑποκειμένου· τὸ γὰρ εἶδος συντελεῖ τι καὶ ἡ διαφορά. Arist. Cat. 1 a 24 f. ἐν ὑποκειμένῳ δὲ λέγω ὃ ἔν τινι μὴ ὡς μέρος ὑπάρχον ἀδύνατον χωρὶς εἶναι τοῦ ἐν ᾧ ἐστίν. Transl.: Ackrill 2002. Simpl. in Cat. 99, 9 f. μήποτε δὲ ἀρκεῖ προσκείμενον τῷ ὁρισμῷ τὸ “μὴ ὡς μέρος”· ἡ γὰρ διαφορὰ μέρος γίνεται ὥσπερ καὶ τὸ γένος. Transl.: de Haas / Fleet 2001. See Simpl. in Cat. 80, 10–13 (see above, n. 22).
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Simplicius states once more that the differentia becomes a part. As has been shown above, however, Aristotle specifies that by ‘being in a subject’ he refers to that which is in something but not as a part. If the differentia becomes a part, it is not in a subject according to Aristotle’s specification. Hence, Aristotle’s specification of ‘being in a subject’ suffices, as it is, in order to rule out differentiae and does not need the addition suggested by Iamblichus. It is worth noting that Simplicius focusses on the proposed addition but does not draw any conclusions from it concerning his general assessment of the categorial status of the differentiae. In her discussion of this passage, Luna argues that although Simplicius considers Iamblichus’ interpretation, i.e. the interpretation of the differentia as an intermediate between substance and quality, as being the most likely one (“plus vraisemblable”) of the three positions, he does not adopt it.45 According to Luna, Simplicius’ rejection of Iamblichus’ position starts with Simplicius’ judgment of Iamblichus’ addition as not being necessary and continues with the subsequent passage in which Simplicius repeats that the differentia divides the genus and contributes to the species.46 Luna interprets the latter passage as Simplicius’ attempt to closely connect the differentia with the genus and the species. According to Luna, these passages indicate that Simplicius neglects the differentia’s qualitative character and turns it into something that is similar to the nature of the genus.47 Luna acknowledges that Simplicius does not elaborate on the relation between the differentia, on the one hand, and the genus and species, on the other, in this passage. However, she concludes that Simplicius finally rejects the interpretation of the differentia as an intermediate and adopts the interpretation that the differentia is a substance.48 According to Luna, this interpretation, in turn, would be in line with Simplicius’ understanding of completive attributes in his comments on chapter two. Luna rightly points to the similarity between Simplicius’ discussion of the status of the differentia and his discussion of completive attributes in his commentary on chapter two.49 Simplicius conceives of both the completive attribute and the differentia as being completive and a part of their subject.
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49
See Luna 2001, 240. See Luna 2001, 242. See Luna 2001, 242. See Luna 2001, 242: “Il semble toutefois confirmer son hostilité à la thèse d’une réalité intermédiaire entre l’essence et l’accident et son penchant pour une interprétation essentielle de la différence, sur la même ligne de l’interprétation des propriétés constitutives de l’essence, qu’il avait proposée dans son commentaire au deuxième chapitre”. Luna repeats that Simplicius conceives of the differentia as substance on p. 243. See Simpl. in Cat. 48, 1–49, 9.
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What is problematic about Simplicius’ comments on chapter two is that they appear to suggest that Simplicius conceives of completive attributes as substances.50 The most problematic sentence is the following: “Or perhaps we should say that those qualities which are not adventitious, but rather are completers of substance, being parts of substance, are themselves also substances and are included together with substance; for according to Aristotle, the parts of substance are themselves substances”.51 Luna’s conclusion regarding Simplicius’ discussion of completive attributes is in fact that he conceives of them as substances.52 Given the similar characterization of completive attributes and differentiae, it is very plausible to assign the same categorial status to them. According to Luna’s interpretation, they would indeed have the same categorial status, as they would both be substances. However, it will become apparent that Simplicius’ remarks on differentiae do not warrant the interpretation of differentiae as substances. I agree with de Haas that Simplicius adopts the second position of his threefold distinction and conceives of them as intermediates.53 Although the interpretation of the differentia as a part is an element of the third position of the three main positions presented by Simplicius, Simplicius clearly states that the interpretation of differentiae as intermediates is the best interpretation. If the third position does indeed consist in assigning the differentia to the category of substance, as de Haas suggests,54 then it 50 51
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See, in particular, Simpl. in Cat. 48, 33–49, 9. Simpl. in Cat. 49, 5–8 ἢ χρὴ λέγειν ὅτι αἱ μὴ ἐπείσακτοι ποιότητες, ἀλλὰ συμπληρωτικαὶ τῆς οὐσίας, μέρη τῆς οὐσίας οὖσαι, καὶ αὐταὶ οὐσίαι εἰσὶν καὶ τῇ οὐσίᾳ συμπεριλαμβάνονται· τὰ γὰρ μέρη τῆς οὐσίας οὐσίαι κατὰ τὸν Ἀριστοτέλη. Transl.: Chase 2003. Although Simplicius’ comments on chapter two and in particular the sentence just quoted support Luna’s interpretation of completive attributes as substances, many passages in subsequent parts of the commentary (especially in Simplicius’ comments on chapter five and eight) strongly suggest that his comments on chapter two do not include his final words on the issue, and that he, eventually, does not conceive of them as substances tout court. I will try to show this in another paper. “Simplicius rejects the third option, and follows Iamblichus and Dexippus in choosing the second, because the differentia also contributes to something’s being of a certain sort, and determines the quality concerning substance. These arguments, together with the fact that Aristotle opposes differentiae to substances in the lemma under discussion, still suffice to deter Simplicius from assigning the differentia to the category of Substance” (de Haas 1997, 229). De Haas discusses Simplicius’ comments on completive attributes as well. He draws the same conclusion that Luna will later suggest, namely that Simplicius conceives of completive attributes as substances. He also points to the similarity between Simplicius’ characterization of completive attributes and his description of differentiae. He even states that Simplicius’ comments on completive attributes would suggest that he conceived of differentiae as substances. However, he argues explicitly against this interpretation and eventually accepts the divergence. See de Haas 1997, 227.
Simplicius’ Categorial Analysis of differentiae
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would be much more plausible for Simplicius to adopt the third position. However, his assumption that the differentia becomes a part does apparently not lead him to adopt the third position or to discard the second. His discussion rather suggests that Simplicius considers the assumption that the differentia becomes a part to be compatible with the interpretation of the differentia as an intermediate. Simplicius does not explicitly connect the third and the second position, so that one might wonder whether Simplicius adopts one of the three different ways in which proponents of the third position conceive of the differentia as a part or whether his understanding differs from the three ways. It is worth remembering that one of the three sub-interpretations consists in the assumption that the differentia is “a part of the formal substance” (μέρος οὖσαν τῆς κατὰ τὸ εἶδος οὐσίας). As it is well known, the word εἶδος is ambiguous as it can be translated as ‘species’ or as ‘form’. This ambiguity is not only included in Simplicius’ discussion of the Categories but also strengthened by Simplicius’ integration of Aristotle’s hylomorphism into his analysis of the Categories. The conception of the differentia as a part of the εἶδος is not limited to one of the two meanings of εἶδος either. When Simplicius says, as quoted above, that the differentia becomes a part just like the genus, he appears to refer to εἶδος as species, thus remaining in the terminological framework of the Categories. However, a few passages later, Simplicius talks about the differentia in the context of a hylomorphic conception of the subject. He thereby conflates the terminological frameworks of the Categories and the Metaphysics. He says: “it [i.e. the differentia] is a substantial quality and does not exist in a subject nor as a part of the composite or material substance, but is completive of the εἶδος”.55 In following his predecessors, Simplicius applies Aristotle’s hylomorphic analysis to the Categories and conceives of individual substances as matter-form compounds. In the present passage, Simplicius states that the differentia is neither a part of the material substrate nor a part of the matter-form compound but that it completes the form. The differentia is a part of, or rather belongs to, the form. The assumption that, within a hylomorphic analysis of the subject, the differentia belongs to the form (rather than to the matter or the matter-form compound) is corroborated by passages in Simplicius’ Commentary on Aristotle’s Physics and his Commentary on Aristotle’s De Caelo.56 Besides Simplicius’ integra-
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Simpl. in Cat. 101, 16 f. […] οὐσιώδης ποιότης καὶ οὔτε ἐν ὑποκειμένῳ οὔτε μέρος οὐσίας τῆς συνθέτου ἢ τῆς ὑλικῆς, ἀλλὰ τοῦ εἴδους συμπληρωτικὴ […]. Transl.: de Haas / Fleet 2001. See, e.g., Simpl. in Phys. 230, 9–12; 282, 14–29; 1081, 17–19 (see also Hagen 1994, 116 n. 232); in De cael. 166, 33–167, 5; 167, 31–35; 169, 23 f. (quotation Iamblichus) (see also Mueller 2011, 160 f. n. 351).
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tion of the differentia into a hylomorphic context in this passage, it is also worth noting that he denotes the differentia as a ποιότης οὐσιώδης. Simplicius uses this term in his presentation of the first of the three main positions concerning the interpretation of the differentiae. This integration of elements that belong to the first or third position into his own description of differentiae suggests that Simplicius might have thought that it was possible to synthesize aspects of the three positions. Moreover, the description of differentiae that accompany Simplicius’ assessment of the second position as the best interpretation includes features that Simplicius also mentions and explains at the beginning of his commentary on the question of the categorial status of differentia in chapter five. Simplicius’ remarks include no rejection of the interpretation of the differentia as an intermediate. His remarks on the closeness of the differentia to the species and genus not only have been put forward by Simplicius earlier in his commentary (for instance, in order to distinguish differentiae from qualities qua accidents), but they are also compatible with the interpretation of the differentia as an intermediate. Furthermore, Simplicius continues in subsequent passages to also emphasize the differences between differentiae and genera or species.57 It is also worth noting that Simplicius’ remarks on contraries in his comments on chapter five and eight suggest that he retains the qualitative aspect of the differentiae. Besides the admission of a more and a less, Aristotle discusses the admission of contraries with regard to each of the first four categories. In his discussion of this characteristic with regard to substance, Aristotle argues that there is nothing contrary to substance.58 Simplicius elaborates on the assumption that this characteristic, even if it is not a proprium of substances, belongs to all substances: While contraries are constituted by a relation of contrariety and thus are always related to one another and refer to one another, substances are unrelated and can exist independently from and without implying another entity.59 Consequently, he
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See, e.g., Simpl. in Cat. 100, 10–12; 102, 6–10; 102, 13 f.; 103, 31–104, 6. See Arist. Cat. 3 b 24–27. See Simpl. in Cat. 105, 27–106, 2 τὰ ἐναντία ὑφ’ ἓν γένος ἀεὶ ὑποτάττεται, ἡ δὲ οὐσία οὐδὲν ἔχει ἀνωτέρω γένος ἐν ᾧ ὑποταχθήσεται· καὶ τὰ μὲν ἐναντία σχέσιν ἔχει πρὸς ἄλληλα, ἡ δὲ οὐσία ἄσχετός ἐστιν καὶ οὐδὲν προσδεῖται τῆς κατὰ τὴν ἐναντίωσιν σχέσεως· ἔτι τὰ μὲν ἐναντία πρὸς ἄλληλα ἀπονεύει, ἡ δὲ οὐσία καθ’ ἑαυτὴν ὥρισται. In his Commentary on Aristotle’s De Caelo, Simplicius presents the passage as a quotation from Iamblichus’ Commentary on Aristotle’s Categories. The two passages are almost identical, see Simpl. in De cael. 169, 2–9: ἀλλὰ καὶ ὁ θεῖος Ἰάμβλιχος ἐν τῷ εἰς τὰς Κατηγορίας ὑπομνήματι τάδε γέγραφεν· ὑπάρχει μὲν οὖν ταῖς οὐσίαις τὸ μηδὲν ἐναντίον αὐταῖς εἶναι· τὰ μὲν γὰρ ἐναντία ὑφ’ ἓν γένος ἀεὶ ὑποτάττεται, ἡ δὲ οὐσία οὐδὲν ἔχει ἀνωτέρω γένος ἕν, ὑφ’ ὃ ταχθήσεται, καὶ τὰ μὲν ἐναντία σχέσιν ἔχει πρὸς ἄλληλα, ἡ δὲ οὐσία ἄσχετός ἐστι καὶ οὐδὲν προσδεῖται τῆς κατὰ τὴν ἐναντίωσιν σχέσεως. ἔτι τὰ μὲν ἐναντία πρὸς ἄλληλα ἀπονεύει, ἡ δὲ οὐσία καθ’ ἑαυτὴν ὥρισται”.
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says: “given that to exist in itself is essential to substance, ‘not to have a contrary’ will also belong to it essentially and in this way it will be true of each and every substance”.60 Simplicius argues that, if someone were to say that there appears to be contrariety in substance, this appearance is due to the subjects’ differentiae and qualities. He says explicitly that “all contrarieties are observed in connection with differentiae and qualities”61 and emphasizes that “substances taken as a whole are not contrary to )substances* taken as a whole”.62 In his Commentary on Aristotle’s Physics and his Commentary on Aristotle’s De Caelo, Simplicius frequently repeats the claim that even if the differentiae and qualities of a substance admit of contraries, the substance as a whole does not.63 Simplicius also argues in chapter eight of his Categories commentary that contrariety is linked to quality and he even states that “in the other categories contraries seem to occur because of the qualitative in each of them”.64 If we now take into account that “all contrarieties are observed in connection with differentiae and qualities” and that, as Simplicius states in the course of his discussion of the best interpretation of the differentia, “there are differentiae in all categories”,65 the qualitative in each of the categories in connection with which contraries in each of the categories occur could in fact be the differentia. Simplicius does not problematize the assumption that the differentia admits of contrariety and he remains silent about the fact that he thus ascribes a feature to it that, as he repeatedly states, does not belong to any substance. Given that this characteristic is difficult to accommodate within an interpretation of differentiae as substances, one would expect an explanation from Simplicius, if he really were to interpret them as such. Finally, it is worth noting that, if Simplicius were to conceive of differentiae as substances, he would remove himself from the line of thought of Porphyry and especially Iamblichus on such an important top-
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Simpl. in Cat. 109, 2–4 καὶ τῇ οὐσίᾳ τοίνυν εἴπερ τὸ καθ’ αὑτὴν εἶναι οὐσιῶδες ὑπάρχει, καὶ τὸ μηδεμίαν ἔχειν ἐναντίωσιν ἐν αὐτῇ κατ’ οὐσίαν ὑπάρξει καὶ οὕτως τὸ ἐπὶ τινὸς καὶ ἐπὶ πάσης οὐσίας ἀληθὲς ἔσται. Transl.: de Haas / Fleet 2001. Simpl. in Cat. 107, 24 f. αἱ ἐναντιώσεις πᾶσαι περὶ τὰς διαφορὰς καὶ τὰς ποιότητας ὁρῶνται. Transl.: de Haas / Fleet 2001. This and the following quote are again parts of a quotation ascribed to Iamblichus in Simplicius’ Commentary on Aristotle’s De Caelo, see Simpl. in De cael. 169, 22–29. Simpl. in Cat. 107, 30 αἱ δὲ ὅλαι οὐσίαι πρὸς τὰς ὅλας οὐκ ἔχουσιν ἐναντίωσιν. Transl.: de Haas / Fleet 2001. See also Simpl. in Cat. 106, 30 (this time, Simplicius makes explicit that it stems from Iamblichus): διαφορὰ πρὸς διαφορὰν ἐναντιοῦται, τὸ δὲ ὅλον οὐκ ἔστιν ἐναντίον. See, e.g., Simpl. in Phys. 223, 32; in De cael. 166, 21–33; 167, 5–10; 167, 14–24; 169, 2– 9 (quotation Iamblichus); 169, 22–27 (quotation Iamblichus); 170, 4–7. Simpl. in Cat. 280, 14 f. καὶ γὰρ ἐν ταῖς ἄλλαις κατηγορίαις ἐναντία κατὰ τὸ ἐν ἑκάστῃ ποιὸν ἐγγίνεσθαι δοκεῖ. Transl.: Fleet 2002. Simpl. in Cat. 99, 3 ἐν πάσαις γάρ εἰσι ταῖς κατηγορίαις αἱ διαφοραί.
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ic. This seems to be rather unlikely. As Simplicius says himself, he was closely working with Iamblichus’ commentary.66 Moreover, as already said, at the beginning of his commentary, Simplicius denotes both Porphyry and Iamblichus as authorities on the interpretation of Aristotle’s Categories and refers to their commentaries as models for his own.67
4. Concluding remarks In this contribution, I have argued, in line with de Haas, that Simplicius’ main discussion of the categorial status of the differentia in his comments on chapter five suggests that Simplicius conceives of the differentia as an intermediate between substance and quality. This interpretation could be strengthened by Simplicius’ comments on other passages in chapter five as well as his comments on chapter three and eight. Simplicius ascribes both a substantial aspect and a qualitative aspect to the differentia and stresses, depending on the context, the former or the latter. As his main discussion of the categorial status of the differentia indicates, Simplicius’ main source, Iamblichus, opted for the interpretation of the differentia as an intermediate as well. Based on Simplicius’ presentation, the difference between Iamblichus’ interpretation and Simplicius’ view appears to be that while Iamblichus’ thinks that this interpretation requires an addition to Aristotle’s specification of ‘being in a subject’, Simplicius does not think so. Simplicius presents the interpretation of the differentia as an intermediate, i.e. Iamblichus’ position, as the best position, and he depicts this difference not as a deviation from, or even rejection of, Iamblichus’ position but rather as a modification of what Iamblichus holds to be one of its implications. However, if the analysis presented above is correct, then this modification entails a more crucial difference, namely the difference in conceiving of the differentia as a part or not. Iamblichus’ addition suggests that he does not conceive of the differentia as a part, otherwise the addition would not be necessary.68 Simplicius, on the contrary, describes the differentia as a part. This description of the differentia as a part, however, seems to bring Simplicius much closer to the interpretation of differentiae as substances, for not only is there a passage in Simplicius’ comments on chapter two in which he appears to state that parts of substances are substances but also is this assumption put forward by pro-
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See Simpl. in Cat. 2, 30–3, 4; see above, n. 4. See Simpl. in Cat. 2, 5–3, 17; see above, n. 4. This has already been pointed out by de Haas 1997, 209. See also the end of the second part of this paper.
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ponents of the interpretation of differentiae as substances, such as Ammonius and Philoponus.69 Interestingly, as indicated by his comments on subsequent passages of chapter five and his comments on chapter eight, Simplicius appears to adhere to the intermediary character of the differentia. It is worth noting that Porphyry’s remarks on the status of the differentia in his short commentary on the Categories appear to include the two assumptions as well.70 As also the terminology suggests, Simplicius might have thought that it was possible to synthesize elements of Iamblichus’ and Porphyry’s remarks on differentiae.71 If the analysis above is correct, the assumption that the differentia is part of, or belongs to, the εἶδος does not necessarily imply that it is a substance. Given that the differentia includes a substantial aspect, it is, though not substance, still substantial. This assumption, in turn, would suggest that Simplicius makes a distinction between that which is a substance and that which is substantial. Interestingly, such a distinction has been drawn, for example, by Proclus in his Commentary on Plato’s Timaeus.72
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See, e.g., Amm. in Cat. 46, 21–47, 13; Phlp. in Cat. 66, 16–20; 68, 32–69, 11. See Porph. in Cat. 95, 17–96, 1. As mentioned above, Porphyry, first, argues that the differentia is neither a mere ποιότης nor a mere οὐσία but a ποιότης οὐσιώδης. He then elaborates on the nature of the ποιότης οὐσιώδης. He characterizes it as a completer of substance and appears to claim that completers of substance are substances. Finally, however, Porphyry returns to and concludes with the statement that ‘not being in a subject’ is not only a property of substances, but also of differentiae (in Cat. 95, 36–96, 1: τὸ μὲν οὖν μὴ εἶναι ἐν ὑποκειμένῳ προσὸν πάσαις ταῖς οὐσίαις οὐ μόναις προσῆν, ἀλλὰ καὶ ταῖς διαφοραῖς.). It is also possible that Simplicius wanted to take Ammonius’ remarks into account. See Procl. in Tim. III 2, 25, 1–23. Remember that Simplicius knew of this commentary.
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Eustratius of Nicaea on Analysis Katerina Ierodiakonou In the six pages of the proemium to his commentary on the second book of Aristotle’s Posterior Analytics, the twelfth century Byzantine scholar Eustratius of Nicaea1 raises two questions that we often encounter at the beginning of the surviving ancient commentaries on Aristotle’s Organon; namely, the question concerning the purpose (σκοπός) of the Aristotelian treatise under discussion, and the question concerning its title (ἐπιγραφή).2 In the proemium to this commentary, in particular, Eustratius raises the following two questions: 1. Which is the purpose of the second book of Aristotle’s Posterior Analytics? 2. Why is this logical treatise called ‘Posterior Analytics’ (Ἀναλυτικὰ ὕστερα)? In his attempt to settle these issues, Eustratius gives a rather detailed account of the notion of analysis (ἀνάλυσις) and expresses intriguing views that are not to be found in the ancient commentary tradition or in the works of previous Byzantine scholars. Given the scarcity of our textual evidence, it is of course difficult to be certain whether Eustratius expresses here his own views or whether he depends heavily on some lost ancient or Byzantine source. Interestingly enough, he himself presents some of his claims about analysis as his own contribution to the understanding of this notion; and it is worth noting that these same claims seem to become standard in the relevant writings of the next generation of Byzantine commentators. In this paper I want to study Eustratius’ account of analysis and to examine, first, whether or not it is original and, second, whether or not it is of some historical and philosophical interest.
Eustratius’ proemium Let me start with a summary of Eustratius’ proemium (in Anal. post. 1, 4– 6, 36). Right at the beginning, Eustratius mentions Alexander of Aphrodisias’ 1 2
On Eustratius of Nicaea’s life and works, cf. Ierodiakonou 2011, 337–339. Cf. Cacouros 1998, 247–269.
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view, according to which the second book of Aristotle’s Posterior Analytics concerns definition (in Anal. post. 1, 4–10). Since we acquire scientific knowledge through demonstration and definition, Alexander is said to have argued, and since Aristotle discussed demonstration in the first book, the second book is rightly dedicated to definition. In addition, Eustratius refers next to some unnamed later commentators who claimed, too, that this book concerns the formulation of definitions. But Eustratius finds such an explanation of the purpose of the second book of Posterior Analytics problematic (in Anal. post. 1, 10–2, 1). If Aristotle’s intention were to talk about definition in general, Eustratius comments, he would have called this treatise ‘On Definition’ (Ὁριστικά) and he would not have included it in the Analytics (Ἀναλυτικά), given that analysis (ἀναλυτική) and definition (ὁριστική) are different from each other. It is also not adequate, Eustratius continues, to explain the purpose of the second book of Posterior Analytics by saying that this book deals with definition not simpliciter (ἁπλῶς), but only insofar as this is useful to demonstration. For it would then be necessary to clarify in which particular way definition is useful to demonstration; and even if definition is dealt with only insofar as this is useful to analysis, there are many treatises whose topics contribute to other disciplines, but they do not borrow their titles from those other disciplines. Eustratius thinks that what Alexander had actually in mind is this further qualified explanation of the purpose of the second book of Posterior Analytics, i.e. that it concerns definition only insofar as this is useful to demonstration. Most importantly, Eustratius himself undertakes to clarify the particular way in which definition is useful to demonstration (in Anal. post. 2, 1–33).3 Briefly stated, his view is that the purpose of the second book of 3
τί οὖν ἐροῦμεν; ἢ ὅτι ἐπειδὴ περὶ ἀποδείξεως καὶ ἐπιστήμης ἀποδεικτικῆς ἐν τοῖς Ὑστέροις Ἀναλυτικοῖς ἡ πρόθεσις ἦν, ἐν μὲν τῷ πρὸ τούτου βιβλίῳ τό τε εἶναι ἀπόδειξιν καὶ τί εἶναι ἀπόδειξιν παραδέδωκεν, ἔτι τε διὰ τίνων γίνεται καὶ τί τῶν ἄλλων διαφέρει συλλογισμῶν, καὶ ὅτι ἐν μὲν τοῖς ἄλλοις συλλογισμοῖς ὁ μέσος τοῦ συμπεράσματος αἴτιος, οὐχὶ καὶ τοῦ πράγματος, ἐν δὲ τῷ ἀποδεικτικῷ συλλογισμῷ δεῖ τὸν μέσον καὶ τοῦ πράγματος εἶναι αἴτιον καὶ μὴ μόνον τοῦ συμπεράσματος, ἔδει δὲ ἐξ ἀνάγκης καὶ περὶ τοῦ μέσου διδάξαι καὶ γνωρίσαι ὁποῖος οὗτος εἶναι ὀφείλει καὶ πῶς καὶ τοῦ πράγματος αἴτιός ἐστι, διὰ τοῦτο ἐν τῷ παρόντι βιβλίῳ ἰδίαν διδασκαλίαν περὶ τοῦ μέσου ποιεῖται, δεικνὺς εὐθὺς ἐξ ἀρχῆς τοῦ βιβλίου ὅτι ἀναγκαῖον περὶ τοῦ κατὰ τὴν ἀπόδειξιν μέσου εἰπεῖν. ὁ γὰρ περὶ τῶν τεσσάρων ζητημάτων λόγος ὃν τοῦ βιβλίου ἀρχόμενος εὐθὺς ποιεῖται, οὐδὲν ἄλλο ἐστὶν ἢ κατασκευὴ τοῦ δεῖν περὶ τοῦ μέσου ζητῆσαι καὶ ἐξετάσαι ὡς ἂν μετ’ ἐπιστήμης καὶ οὗτος ἐν τῇ ἀποδείξει παραλαμβάνηται. τεσσάρων γὰρ ὄντων καθόλου τῶν ζητουμένων ἐν ἑκάστῳ τούτων, ὡς αὐτὸς παραδίδωσι, περὶ τοῦ μέσου ἐστὶν ἡ ζήτησις. καὶ ἐπεὶ οὕτως ἀναγκαῖός ἐστιν ὁ μέσος, ὡς ἐν παντὶ ζητήματι τούτου εἶναι τὴν ζήτησιν, ἔδει περὶ αὐτοῦ οὐ κατὰ πάρεργον εἰπεῖν, ἀλλ’ ἰδίαν πραγματείαν συστήσασθαι. παραδίδωσι μὲν οὖν περὶ ὅρου, ἀλλὰ κατὰ συμβεβηκός· οὐ γὰρ ᾗ ὅρος, ἀλλ’ ᾗ μέσος τῆς ἀποδείξεως. περὶ μὲν γὰρ ὅρου ᾗ ὅρος ἐν τῷ Ζ τῆς Μετὰ τὰ φυσικὰ πραγματείας διδάσκει, ἐνταῦθα δὲ οὐχ ᾗ ὅρος, ἀλλ’ ᾗ αἴτιος καὶ μέσος ἐν τῇ ἀποδείξει ἐστίν, ὡς δὴ καὶ περὶ τῶν λοιπῶν αἰτίων, τοῦ ποιητικοῦ λέγω, τοῦ
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Posterior Analytics is not definition simpliciter, but definition per accidens (κατὰ συμβεβηκός). That is to say, he argues that Aristotle discussed definition simpliciter in book Z of his Metaphysics, whereas in the second book of Posterior Analytics he dealt with definition only insofar as this is useful to demonstration, i.e. only insofar as this contributes to the discovery of the middle term of a demonstration. For since the middle term of a demonstration constitutes the cause both of its conclusion and of the subject of its conclusion, it is by defining the subject that we may determine its cause, and thus the middle term of a demonstration.4 So, Eustratius concludes, discussing definition in the logical treatise dedicated to demonstrative knowledge, that is, in the Posterior Analytics, proves to be of crucial importance and should not be treated as a side issue.5 Having clarified that the purpose of the second book of Posterior Analytics is to discuss definition only insofar as this contributes to the discovery of the middle term of a demonstration, Eustratius now asks why such a book is included in a treatise with the title ‘Analytics’ and, more generally, why the whole of this treatise is called ‘Posterior Analytics’ (in Anal. post. 2, 34–
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ὑλικοῦ καὶ τοῦ τελικοῦ· περὶ τούτων γὰρ οὐχ ἁπλῶς, ἀλλ’ ᾗ μέσοι ἐν ἀποδείξει παραλαμβάνονται, διδάσκει ἐνταυθοῖ. ἐπεὶ οὖν περὶ τοῦ ἐν τῷ ἀναλυτικῷ συλλογισμῷ μέσου ἐνταῦθα παραδίδοται, μέρος δὲ καὶ αὕτη ἡ διδασκαλία τῆς ἀναλυτικῆς, διὰ τοῦτο καὶ προσφυῶς Ἀναλυτικὰ ἐπιγέγραπται. ἐντεῦθεν δὲ δῆλον καὶ τὸ παρὰ Ἀλεξάνδρου λεγόμενον τὸ τοσοῦτον διδάσκειν περὶ τοῦ ὅρου ὅσον ἀνήκει τῇ ἀποδεικτικῇ. ἐπεὶ γὰρ ὡς περὶ μέσου ἐν τῇ ἀποδείξει λαμβανομένου καθ’ αὑτὸ ἐνταῦθα παραδίδοται, οἰκείως αὐτῇ παραδίδοται καὶ ἐφ’ ὅσον ταύτῃ δεῖ, κἂν τρόπον ἢ καὶ τρόπους τῆς αὐτοῦ τούτου κατασκευῆς παραδίδωσι, τούτου ἕνεκα τοῦτο ποιεῖ, ἵνα ἔχωμεν τὸ ἀποδεικτικὸν μέσον ἐπιστημονικῶς εὑρημένον καὶ ἀναμφίβολον. Eustratius does not provide us here with an example, but the following might help to better understand his view. Consider the standard demonstration: All human beings are animals. All animals are mortal. Therefore, all human beings are mortal. According to Eustratius, the middle term, namely ‘animals’, is treated as the cause of the conclusion of this demonstration, but also as the cause of the subject of its conclusion, namely ‘human beings’. Thus, the middle term of the demonstration, namely ‘animals’, can be determined by defining the subject of its conclusion, namely ‘human beings’. Later on in his proemium, Eustratius specifies that in most cases it is the formal cause of the subject of the conclusion that constitutes the middle term of a demonstration (in Anal. post. 4, 24–33): τεσσάρων δὲ ὄντων αἰτίων κατὰ Ἀριστοτέλην περὶ τοῦ εἰδικοῦ ὁ πλεῖστος λόγος αὐτῷ ἐνταυθοῖ, διότι καὶ τοῦτο ἐν ταῖς ἀποδείξεσι μέσον ὡς ἐπὶ τὸ πλεῖστον παραλαμβάνεται. τὸ μὲν γὰρ ὑλικὸν χεῖρον τῶν αἰτίων, καὶ ἡ ἐκ τούτου γνῶσις ἀμαυροτέρα, συμπαρομαρτοῦν ἔχουσα τὸ τῆς τοιαύτης αἰτίας ἀχλυῶδές τε καὶ ἀβέβαιον. τὸ δέ γε ποιητικὸν καὶ τὸ τελικὸν ἢ ἄμφω ἐξῄρηται τοῦ οὗ ἐστιν αἴτια, ἢ εἴ ποτε τούτων θάτερον ἔχεται, ταὐτὸν τῷ εἴδει ἔστι· τοῦτο δέ ἐστι τὸ τέλος. μόνον δὲ τὸ εἶδος ἀεί τε οἰκεῖον καὶ τελειωτικὸν τῆς οὐσίας τοῦ πράγματος καὶ τὴν γνῶσιν αὐτοῦ καθαρὰν παρεχόμενον· διὰ τοῦτο καὶ αἱ πλείους τῶν ἀποδείξεων τοῦτο μέσον παραλαμβάνουσι.
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3, 4).6 Indeed, Eustratius stresses that previous commentators did not embark on answering this question, although they rightly claimed that the Prior Analytics is given the title ‘Analytics’, because it deals with the analysis of syllogisms to their appropriate figures; but this is obviously not the purpose of the Posterior Analytics. Moreover, it cannot be the case that the Posterior Analytics assumes its title from the Prior Analytics, since Aristotle explicitly said right at the beginning of the Prior Analytics that his ultimate aim was to give an account of demonstration, and thus the Prior Analytics should be considered as subordinate to the Posterior Analytics. So, why is this logical treatise called ‘Posterior Analytics’? To answer this question, Eustratius gives an explanation of the generic concept of analysis to begin with (in Anal. post. 3, 4–10). He claims that, as the Greek term ἀνάλυσις itself indicates, analysis is an upward heuristic procedure from the effects that are posterior to the principles and causes that are prior. And he also remarks that this is the metaphorical use of the term ‘ἀνάλυσις’, which literally denotes the return to one’s country. In what follows, Eustratius distinguishes and lists four different senses of analysis (in Anal. post. 3, 10–4, 10): 1. Analysis from what is composite to its simple elements or constitutive principles. 2. Analysis of syllogisms (i) to their figures, and (ii) to their propositions and terms. This is, according to Eustratius, the sense of analysis used in the title of the Prior Analytics, since the most important part of this treatise is the part dealing with such an analysis (cf. also in Anal. post. 70, 24–27). 3. Analysis from particulars to universals, i.e. from the individuals to their species and subsequently to their genera. This is, according to Eustratius, the sense of analysis used in the title of the second book of Posterior Analytics, since analysis here aims at discovering the definition of a species, by finding out what is common among the individuals of that species, or the definition of a genus, by finding out what is common among the species of that genus. Analysis in this sense, Eustratius claims, is more
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Ἐπεὶ δὲ καὶ τοῦτο τοῖς παλαιοῖς ἐξηγηταῖς παραλέλειπται, τίνος ἕνεκεν Ἀναλυτικὰ ἡ Ἀποδεικτικὴ ὀνομάζεται, χρὴ καὶ περὶ τούτου προσθεῖναι· ἡ γὰρ ἐν τοῖς Προτέροις ἀναλυτικοῖς παρὰ τοῖς ἐξηγηταῖς κειμένη ἀπόδοσις ἐκείνοις μὲν ἴσως ἁρμόσει, τῇ δέ γε Ἀποδεικτικῇ οὐδαμῶς. οὐ γὰρ ἡ ἀποδεικτικὴ ἐπιστήμη ἀτελεστέρα τῆς εἰς τὰ σχήματα ἀναγούσης τῶν συλλογισμῶν ἕκαστον, ἵν’ ἐξ ἐκείνης καὶ αὐτὴ ὀνομάζηται, εἴ γε καὶ τέλος ἡ ἀπόδειξις τῶν πρὸ αὐτῆς ἐστι πασῶν περὶ τῶν συλλογισμῶν παραδόσεων· καὶ τοῦτο καὶ αὐτὸς ὁ Ἀριστοτέλης μαρτυρεῖ ἐκ πρώτης αὐτῆς ἀρχῆς κοινῶς τὴν σκέψιν εἰπὼν περί τε ἀποδείξεως καταγίνεσθαι, καὶ ἐπιστήμης εἶναι σκέψιν ἀποδεικτικῆς.
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certain and precise than division for discovering the middle term of a demonstration, since it is easier to start from what is known to us and proceed to what is prior by nature. Indeed, Eustratius repeats this comparison between analysis and division three times in his proemium (in Anal. post. 3, 22–24; 4, 20–23; 5, 13–18) and many times later on in the main corpus of his commentary (in Anal. post. 213, 17–23; 215, 23–25; 216, 4–10; 219, 25–36), making it also clear that he disagrees in this respect with the Platonists. 4. Finally, analysis from what is known to us to what is known by nature, or from what is caused to its causes. This is, according to Eustratius, the sense of analysis implied in the title of the first book of Posterior Analytics that deals with demonstration. For the method of demonstration, Eustratius claims, is in a way the same as analysis, since it presupposes it, and for this reason demonstrative syllogisms are called ‘analytical’ (ἀναλυτικοί). In fact, Eustratius talks about analytical syllogisms twice in his proemium (in Anal. post. 2, 25 f.; 3, 29), and then once again in his comments on chapter nine (in Anal. post. 130, 1 f.).7 In other words, Eustratius believes that Aristotle used different senses of analysis in the Prior and in the Posterior Analytics, and also different senses in the first and in the second book of Posterior Analytics. To use his own summary on this issue (in Anal. post. 4, 11–20),8 Eustratius claims that in the case of the Prior Analytics, the term ‘ἀνάλυσις’ denotes the analysis of
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It is worth noting that apart from Eustratius, it is only a Byzantine author of the fourteenth century, namely Joseph Kalothetos, an adherent of Gregory Palamas’ hesychasm, who talks about analytical syllogisms in an oration against Nikephoros Gregoras. Joseph Kalothetos, Orationes antirrheticae contra Acindynum et Barlaam, orat. 9, lines 136–143: Ὁ τῆς ἐπιστήμης τῶν λόγων ἀνεπάσκητος, ὡς καὶ αὐτὸς ἂν συνείποις, οὐκ ἀποδεικτικαῖς μεθόδοις χρῆται οὐδ’ ἀναλυτικοῖς συλλογισμοῖς, οὐδὲ διαλεκτικῶς συμπεραίνει οὐδὲ θεωρεῖ κατὰ νοῦν αὔξων τὰ τῆς ἀληθείας θεωρήματα, οὐδ’ ἁπλῶς ἐπιβολαῖς ἐπιβάλλει τοῖς θείοις οὐδ’ ἐνεργείᾳ νοῦς γίνεται, οὐδὲ δημηγορεῖ ἐπ’ ἐκκλησίας καὶ ῥητορεύει οὐδὲ γεωμετρικαῖς ἀποδείξεσι κέχρηται· ὅτῳ δὲ ταῦτα πάντα περιττῶς πρόσεστι, πῶς ἄν τις γράψαιτ’ αὐτὸν ἀμαθίας καὶ ἔξω πάσης ἡστινοσοῦν ἐπιστήμης; Cf. also Phlp. in Anal. post. 256, 26–29 ἀναλυτικὰς δὲ καλεῖ τὰς τοιαύτας δείξεις ἀντὶ τοῦ ‘ἀποδεικτικάς’, διότι ὁ σκοπὸς πάσης τῆς ἀναλυτικῆς πραγματείας ἡ ἀπόδειξίς ἐστιν· οὕτω γοῦν καὶ τὴν ἀρχὴν τῶν Ἀναλυτικῶν ἐποιήσατο· ‘πρῶτον εἰπεῖν περὶ τί καὶ τίνος ἐστὶν ἡ σκέψις, ὅτι περὶ ἀπόδειξιν καὶ ἐπιστήμης ἀποδεικτικῆς’. Εἴποι δ’ ἄν τις καὶ οὕτως ὡς τὰ μὲν Πρότερα Ἀναλυτικὰ διὰ τὴν προτέραν αἰτίαν οὕτως ὠνόμασται, ὡς τελεωτέρας οὔσης παρ’ αὐτῆς θεωρίας τῆς εἰς τὰ σχήματα τῶν συλλογισμῶν ἀναλύσεως, τὸ δὲ πρὸ τούτου βιβλίον διὰ τὴν δευτέραν, ὡς ἐξ ἀναλύσεως τῶν ἀρχῶν εὑρισκομένων τῆς ἀποδείξεως, καθὼς εἴρηται. τὸ προκείμενον δὲ βιβλίον οὑτωσὶ ἐπιγέγραπται, ἐπειδὴ περὶ τοῦ μέσου μὲν διδάσκει ἀποδείξεως, ὅστις ὁ τοῦ τί ἦν εἶναι λόγος ἐστίν, οὗτος δὲ διὰ τῆς ἀπὸ τῶν περιεχομένων ἐπὶ τὰ περιέχοντα ἀνόδου εὑρίσκεται, ὡς δὴ προϊὼν Ἀριστοτέλης ἐρεῖ, τοῦτο δέ ἐστι τρόπος ἀναλύσεως. καὶ οὕτως ἑκάστῳ τῶν βιβλίων τουτωνὶ οἰκεία αἰτία τῆς ἐπιγραφῆς ἀποδίδοται.
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syllogisms to their figures; in the case of the first book of Posterior Analytics, it denotes their analysis to the principles of demonstration; and finally, in the case of the second book of Posterior Analytics, it denotes the discovery of the middle term of a demonstration by the upward path or the ascent from the individuals to their species and genera. Having so far argued that Aristotle’s main reason for devoting the second book of Posterior Analytics to definition is that demonstration presupposes the definition of the subject of its conclusion, which is reached by analysis rather than by division, Eustratius now considers it appropriate to introduce and to give a brief account of what he refers to as the four methods of teaching and learning: definition, demonstration, division and analysis (in Anal. post. 4, 34–5, 13).9 All these methods, Eustratius points out, are meant to assist the human intellect, so that it manages to acquire scientific knowledge; definition reveals the essence of things (οὐσία), demonstration proves their per se attributes (καθ᾽αὑτὸ συμβεβηκότα), division distinguishes in a systematic way the species and infimae species within a genus, and finally analysis starts from the individuals and ascends to their species and then to their genera. Eustratius also discusses the hierarchical relations between these four methods, and examines whether analysis and division should be considered as superior or as inferior to definition and demonstration (in Anal. post. 5, 19–6, 14; cf. also 64, 19–21). His view is that the method of definition is the most important, since it reveals the essence of things and stands on its own, while the method of demonstration occupies the second rank, since it proves the per se attributes of things and presupposes definition. As to the other two methods, namely analysis and division, they are, according to Eustratius, the handmaidens and servants (ὑπουργοί, ὑπηρέτιδες) of the methods of definition and demonstration, since they facilitate the construction of definitions, and thus of demonstrations; but if this function is taken away from them, analysis and division are of no or little use. 9
Τεσσάρων δὲ καὶ τῶν μεθόδων οὐσῶν κατὰ γένος, δι’ ὧν πᾶσα διδασκαλία καὶ μάθησις ἐπιστημονικὴ περιγίνεται, ὁριστικῆς τε καὶ ἀποδεικτικῆς διαιρετικῆς τε καὶ ἀναλυτικῆς, οὐκ ἂν δικαίως περιττὸν δόξαι, ἐν τῷ περὶ ἀποδείξεως λόγῳ καὶ ὁρισμοῦ εἰπεῖν ἁπλῶς περὶ τῶν τεσσάρων τί τέ εἰσι καὶ διὰ τί, τί τε τὸ ἔργον ἑκάστῳ καὶ πῶς πρὸς ἀλλήλας ἔχουσιν. ἀτάρ τοι μέθοδοι μέν εἰσιν ἐννοηματικαί, δι’ ὧν ὁ ἀνθρώπινος νοῦς τὰ οἰκεῖα καταλαμβάνει ζητήματα· εὕρηνται δέ, ἵν’ ὦσιν ὁδοὶ τῷ νῷ τῷ ἀνθρωπίνῳ πρὸς τὴν τῶν ἀφανῶν εὕρεσιν. ἔργον δέ ἐστι τῆς μὲν ὁριστικῆς τὸ τὴν ἰδίαν οὐσίαν τοῦ προκειμένου δηλοῦν, τῆς δὲ ἀποδεικτικῆς τὸ δεικνύειν τὰ καθ’ αὑτὸ συμβεβηκότα διὰ μέσων τῶν αἰτίων τοῖς οἰκείοις ὑποκειμένοις ὑπάρχοντα, τῆς δέ γε διαιρετικῆς τὸ τὰ γένη τῶν εἰδῶν εἴτε τῶν ὑπαλλήλων εἴτε τῶν εἰδικωτάτων λαμβάνειν καὶ διαιρεῖν αὐτὰ ταῖς εἰδοποιοῖς διαφοραῖς, μηδὲν ὑπερβαίνουσαν μεταξύ· τῆς δὲ ἀναλυτικῆς τὸ ἐκ τῶν ἀτόμων τε καὶ καθ’ ἕκαστον ἀνιέναι ἐπὶ τὰ εἰδικώτατα καὶ ἀπὸ τῶν εἰδικωτάτων ἐπὶ τὰ ὑπάλληλα, καὶ ἁπλῶς ἀπὸ τῶν ὑστέρων τε καὶ ὑποκειμένων ἐπὶ τὰ πρότερα καὶ κατηγορούμενα.
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Towards the end of his proemium (in Anal. post. 6, 15–35), Eustratius also finds it opportune to justify why there are just these four methods of teaching and learning, and why the second book of Posterior Analytics is useful. However, what he says on these issues is nothing but a reiteration of his earlier arguments. The methods of teaching and learning are just these four, because with the method of definition we come to know the essence of things and with that of demonstration what follows from it, while division and analysis provide the other methods with their necessary material, since they assist in the formulation of definitions. As to the usefulness of the second book of Posterior Analytics, it is none other than the previously mentioned fact that definitions are necessary for demonstrations, and it is on demonstrations that the rational human soul depends for its perfection. Finally, Eustratius closes his proemium by stating that there is no reason to talk about the obvious authenticity of this book (in Anal. post. 6, 35 f.).
Are Eustratius’ comments original? Briefly, this is Eustratius’ proemium to the second book of Posterior Analytics, in which he discusses the notion of analysis in some detail. The issue that immediately arises, of course, is whether we can detect any trace of originality among Eustratius’ claims. And the obvious place to search for Eustratius’ possible ancestors, with regard to this issue, is the ancient commentaries on the Prior and the Posterior Analytics, but also other philosophical texts in which the notion of analysis is given special attention. To facilitate and systematize this search, let me focus on three topics that clearly stand out in Eustratius’ proemium: 1. The purpose of the second book of Posterior Analytics. 2. The different senses of analysis in the titles of the Prior and the Posterior Analytics. 3. The inclusion of analysis among the four methods of teaching and learning. As it has been remarked, in discussing the purpose of the second book of Posterior Analytics, Eustratius refers explicitly to Alexander’s explanation. In fact, Alexander is the only ancient commentator whom Eustratius mentions in this commentary,10 apart from a single reference to Themistius (in
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Eustrat. in Anal. post. 1, 5; 2, 28; 19, 1; 44, 5; 61, 21; 63, 31; 69, 18; 107, 22; 113, 21; 123, 24 f.; 125, 17; 126, 19.
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Anal. post. 11, 5 f.). It seems that at the time Eustratius writes his own commentary, the only available ancient works commenting on the second book of Posterior Analytics are Alexander’s, or at least extracts from Alexander’s commentary,11 and Themistius’ paraphrase. I intend to return to this issue shortly, but for the time being let me point out that, since Alexander’s commentary on the Posterior Analytics is lost and most of the fragments of his comments on the second book are preserved in Eustratius’ commentary,12 it is difficult to check Eustratius’ reliability as a source. In particular, with respect to Alexander’s explanation of the purpose of the second book, our only other source is a scholium attributed to the twelfth century Byzantine scholar Leo Magentenus.13 In Magentenus’ scholium, as Paul Moraux (1979, 83 f.),14 the editor of Alexander’s fragments, has indicated, Alexander’s view about the purpose of the second book is less nuanced than it is presented in Eustratius’ proemium. Although Eustratius suggests that Alexander claimed that the purpose of the second book concerned definition only insofar as this is useful to demonstration, according to Magentenus Alexander claimed, and supported his claim by referring to Theophrastus’ authority, that Aristotle’s intention was to talk about definition in general and not about definition only insofar as this is useful to demonstration. But whether we go along with Magentenus’ or with Eustratius’ account of this topic, it seems that Eustratius rightly credits himself for being the only commentator who further specifies the purpose of the second book as being about definition only insofar as this contributes to the discovery of the middle term of a demonstration. For there is no other surviving textual evidence, as far as I know, which allows us to doubt him on this point. But more about Eustratius’ possible sources in a moment. Turning next to Eustratius’ suggestion that Aristotle used different senses of analysis in the Prior and the Posterior Analytics, it should be noted that the ancient commentators, too, distinguished different senses of analysis used by Aristotle, when they tried to explain the title of the Prior Analytics.15 11 12 13 14
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Sten Ebbesen (2012, 361; 2015, 12) doubts Paul Moraux’s claim that Eustratius had access to the complete text of Alexander’s commentary. Cf. Moraux 1979, 81–129. On Leo Magentenos’ life and works, cf. Bydén 2011, 684 f. ἐπεὶ οὐκ ἔφθη ὅλως ἐν αὐτῷ περὶ τοῦ μέσου μνησθῆναι ὅρου, νῦν ἐν τῷ δευτέρῳ βιβλίῳ τῆς Ἀποδεικτικῆς ἥκει καὶ περὶ τοῦ μέσου διαληψόμενος· τὸ γὰρ κῦρος ἐν συλλογισμῷ τὸ μέσον ἐστἰν. ἐπεὶ δὲ τὸ μέσον ἐν ἀποδείξει κυριώτερον τὸ εἰδικόν ἐστιν αἴτιον. εἰδικὸν δὲ αἴτιον ὁ ὁρισμός, ζητεῖ περὶ ὁρισμοῦ οὐ κατὰ προηγούμενον λόγον, ὡς Ἀλεξάνδρῳ δοκεῖ τῷ Ἀφροδισιεῖ, ὃς καὶ τὸν Θεόφραστον αὐτὸν ἐπιφέρεται μάρτυρα, ἀλλὰ κατὰ δεύτερον λόγον καὶ κατὰ συμβεβηκὸς ζητεῖ περὶ ὁρισμοῦ. For a more detailed presentation and comparison of the ancient commentators’ accounts of the different senses of analysis, cf. Goldin 2009b, 127–147; Ierodiakonou / Agiotis 2019, 131–149.
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More specifically, in the proemium to his commentary on the Prior Analytics, Alexander defined analysis as the reduction of any compound to the things from which it is compounded, and compared the method of analysis to that of synthesis (σύνθεσις): synthesis is a route from the principles to what depends on them, whereas analysis is a return route from the end up to the principles. He also mentioned geometrical analysis as a typical case of such a method, and listed five further senses of analysis (in Anal. pr. 7, 11–29): 1. Analysis of composite to simple bodies, and of simple bodies to their form and matter. 2. Analysis of speech to its parts, and of each part of speech to its syllables and letters. 3. Analysis of composite to simple syllogisms and of simple syllogisms to their propositions. 4. Analysis of imperfect to perfect syllogisms. 5. Analysis of syllogisms to their appropriate figures. Alexander proposed that it is mainly due to this last sense of analysis, i.e. the analysis of syllogisms to their appropriate figures, that the Prior Analytics deserves its title. Moreover, Alexander made an attempt to explain why the treatise on syllogisms is called ‘Prior Analytics’, whereas the treatise on demonstrations ‘Posterior Analytics’ (in Anal. pr. 6, 32–7, 11). In fact, although the division of Aristotle’s Analytics into two treatises with the titles ‘Prior’ and ‘Posterior’ seems to have been in use long before Alexander, perhaps since the end of the third century BCE,16 this is the first surviving source commenting on this issue. Briefly stated, Alexander claimed that the treatise on syllogisms is justifiably entitled ‘Prior Analytics’, in contrast to ‘Posterior Analytics’, because syllogisms are the genus of demonstrations and, according to Aristotle’s Categories, the genus is by nature prior to the species. Turning next to Ammonius of Hermias, both in his commentary on Porphyry’s Isagoge (36, 1–9) and in his commentary on the Prior Analytics (5,
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There are two lists registering the works of Aristotle, which both confirm the division of the Analytics: the first list is preserved by Diogenes Laertius, whereas the second one by Hesychius. Contemporary scholars used to be in favour of the opinion that the list of Diogenes rested on the authority of Hermippus of Smyrna, a Peripatetic philosopher and pupil of Callimachus around the middle of the third century BCE. According to Paul Moraux (1951, 221 ff. and 312), the two inventories must have had a common source, which seems to have derived from the Peripatetic School and cannot have been written later than the second century BCE; a candidate for the authorship is Ariston of Ceos, who probably served as head of the School in Athens after the death of his predecessor Lycon around 225 BCE.
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10–6, 11), Ammonius listed most of Alexander’s senses of the notion of analysis classified under the different disciplines that make use of it: 1. Analysis of the grammarians, i.e. analysis of speech to its parts, and of each part of speech to its syllables and letters. 2. Analysis of the natural philosophers, i.e. analysis of composite to simple bodies; for instance, analysis of human bodies to the four humours, or to their parts, and of these to the four elements, and of the four elements to their form and matter. 3. Analysis of the geometers; for this, Ammonius cites Geminus’ definition of analysis as ‘the discovery of a demonstration’. 4. Analysis of syllogisms to their appropriate figures. Alexander’s senses of analysis that are not included in Ammonius’ list are those connected with certain logical uses, that is, the analysis of composite to simple syllogisms, and of simple syllogisms to their propositions, as well as the analysis of imperfect to perfect syllogisms. On the other hand, Ammonius added two more senses of analysis: 1. Analysis of the astronomers, about which he gives no further information. 2. Analysis of the philosophers, i.e. the ascent from the sensibles to the intelligibles; for instance, the ascent from the sensible to the intelligible beauty. Concerning the title of the Prior Analytics, Ammonius agreed with Alexander that this treatise is called ‘Analytics’ due to the sense of analysis of syllogisms to their appropriate figures (in Anal. pr. 6, 11–30). But Ammonius also added that the Prior Analytics are not called ‘On Synthesis’ (Συνθετικά) or ‘On Discovery’ (Εὑρετικά), because the method of analysis is more valuable than the method of synthesis. For the one who knows how to analyse, Ammonius pointed out, also knows how to compound or synthesize, but not the other way round; for instance, builders who know how to analyse houses to their basic materials are the ones who also know how to build houses (in Anal. pr. 6, 30–7, 6). Finally, in his concluding comments on the title of the Prior Analytics, Ammonius claimed that it was Aristotle who first discovered the three figures to which all arguments may be analysed, whereas Plato and the other philosophers simply used arguments, just like all laymen do in their everyday affairs. Aristotle was, therefore, rightly proud of his innovation and, as a result, used the title ‘Analytics’ both for the Prior Analytics and for the Posterior Analytics (in Anal. pr. 7, 6–19). As to the difference between the titles of these two logical treatises, Ammonius agreed with Alexander that the Prior Analytics is thus called because it deals with syllogisms in general, whereas
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Posterior Analytics deals only with demonstrative syllogisms, and it is more appropriate to teach what is common to all syllogisms prior to what is characteristic only of some of them; but Ammonius makes no general claim as to the natural priority of genera over species (in Anal. pr. 7, 19–25). And there is no doubt that Ammonius’ account of the different senses of analysis as well as his explanation of the title of the Prior Analytics influenced both his student John Philoponus (in Anal. pr. 5, 15–6, 1) as well as the late sixth century commentator David (in Isag. 103, 7–12; 103, 23–104, 23).17 It seems, therefore, that Eustratius is justified to stress that he follows no other commentator in his explanation of the title of the Posterior Analytics, both in connection with the first and in connection with the second book, although he clearly adopts the explanation of the title of the Prior Analytics offered by the previous commentators. But Eustratius does not slavishly copy their lists of the different senses of analysis. For in Eustratius’ proemium, apart from the analysis of composite to simple bodies and the analysis of syllogisms, both of which we also find in Alexander, there are two more senses of analysis; namely, the analysis from particulars to universals, and the analysis from what is caused to its causes. If we look now at the senses of analysis listed by Ammonius, these two senses of analysis could be compared with what Ammonius referred to as the analysis of the philosophers, namely the ascent from the sensibles to the intelligibles. And it seems that Ammonius inherited this sense of analysis from previous Platonists; Alcinous, in particular, recognized three senses of analysis (Didaskalikos 5, 4 f.): 1. Analysis as ascent from the sensibles to the intelligibles. 2. Analysis as ascent from what can be demonstrated to indemonstrable propositions. 3. Analysis as ascent from hypotheses to their non–hypothetical first principles. In fact, Ammonius even borrowed Alcinous’ example of his first sense of analysis, namely the ascent from the beauty of sensible things to the beauty of the intelligibles. Furthermore, there should be no doubt that Eustratius closely follows a Platonist tradition when he discusses analysis as one of the four methods of
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There is also a seventh or eighth century anonymous commentary on the Prior Analytics (cf. Brandis 1836, 140 a 14–45), which begins with a list of the logical senses of analysis, i.e. analysis of composite to simple syllogisms, of simple syllogisms to their propositions, of imperfect to perfect syllogisms, of syllogisms to their appropriate figures, as well as with an explanation of the title of the Prior Analytics as due to the analysis of syllogisms to their appropriate figures.
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teaching and learning together with definition, demonstration and division.18 Alexander said nothing about these four methods in his proemium to the Prior Analytics, whereas Ammonius presented them as the four methods of dialectic both in his commentary on the Isagoge (36, 9–37, 5) and in his commentary on the Prior Analytics (7, 26–8, 14). And in having done so, Ammonius aligned himself again with Alcinous (Didaskalikos 5, 1), but also with Proclus as well as with other later Neoplatonic commentators,19 who all talked about analysis as one of the four methods of Plato’s dialectic, without being particularly interested in its logical senses. But Ammonius combined analysis as a method of dialectic with the analysis of syllogisms, although he recognized at the same time that Plato’s four methods of dialectic should be distinguished from the dialectic of Aristotle’s Topics (in Isag. 34, 17–25). Hence, by discussing analysis as one of the four methods of teaching and learning, Eustratius brings together the Aristotelian and Platonist notion of analysis in a way previously introduced by Ammonius. This is part of Eustratius’ Platonist inheritance; but in this regard, too, he does not follow his predecessors slavishly. To start with, Eustratius never talks of the four methods of dialectic, but rather of the methods of teaching and learning, or of the methods of inquiry (in Anal. post. 83, 29–33 τρόποι ζητήσεως), or of the logical methods (in Anal. post. 250, 8–17: λογικαὶ μέθοδοι). His reluctance to regard them as dialectical perhaps indicates that Eustratius tries to avoid the conflict with the Aristotelian notion of dialectic, and such a practice may be regarded as testimony to his loyalty to Aristotle. Also, when it comes to his hierarchy of the four methods, Eustratius’ divergence from his Platonist inheritance becomes more noticeable. For as it has been said, Eustratius thinks that the method of definition is the most important, since it reveals the essence of things and stands on its own, the method of demonstration occupies the second rank, while analysis and division simply serve the other two methods. And he stresses, in addition, that analysis is more certain and precise than division, a point on which he explicitly says that he disagrees with the Platonists.20 Indeed, Damascius (in Phil. 68 f.) argued that division is more important than analysis, because it starts from the causes, proceeds from upwards and does not have any need of the sensibles. Also, Ammonius ranked division
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On the Platonists’ division of dialectic into four methods, and in particular on their notion of analysis, cf. Lloyd 1990, 8–11; Dillon 1993, 72–77; Schrenk 1994, 101–106. E.g. Procl. in Euc. 42, 12–43, 1; in Crat. 3, 1–8; Damascius, in Phil. 52 f.; Olymp., in Gorg. 3, 1, 10–26; Phlp. in Anal. pr. 307, 6–8; David, in Isag. 88, 2–12; 90, 4–22; Elias, in Isag. 37, 9–38, 15. Cf. Phlp. in Anal. pr. 306, 31–307, 6.
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as the most important of all four methods (in Isag. 35, 26–36, 10),21 because definition depends on division, demonstration depends on definition, while analysis is contrary to all the other three (in Isag. 36, 15–38, 4; in Anal. pr. 7, 34–8, 14).22 But before we agree to credit Eustratius with some degree of originality in his account of analysis, it still remains to be seen whether or not he may be influenced by previous Byzantine scholars. I think it would not be an exaggeration to say that there is no interesting comment on analysis in any of the Byzantine logical works before Eustratius. It is only in John of Damascus’ Dialectica (66, 34–58)23 that we find a brief note on the four methods of dialectic and a rather conventional division of analysis into physical, syllogistic and mathematical. Otherwise, there is nothing in the Quadrivium produced in the eleventh century by an author known among contemporary scholars as the Anonymus Heiberg, nothing in Michael Psellos’ unedited paraphrase of Aristotle’s Prior Analytics, nothing in John Italos’ Quaestiones quodlibetales.
Were Eustratius’ comments influential? There are good reasons, on the other hand, to look more closely at another commentary, whose authorship is still disputed and whose similarities with Eustratius’ commentary are many and noticeable; this is the commentary on 21 22 23
Cf. also Procl. in Parm. 982, 11–15; Elias, in Isag. 37, 35–38, 1. Cf. also Damascius, in Phil. 53; David, in Isag. 90, 4–22; Elias, in Isag. 37, 16–23. Ἰστέον, ὡς τέσσαρές εἰσιν αἱ διαλεκτικαὶ μέθοδοι ἤγουν λογικαί· αʹ διαιρετική, ἥτις διαιρεῖ τὸ γένος εἰς εἴδη διὰ μέσων τῶν διαφορῶν· βʹ ὁριστική, ἥτις ἀπὸ τοῦ γένους καὶ τῶν διαφορῶν, ὧν διεῖλεν ἡ διαιρετική, ὁρίζει τὸ ὑποκείμενον· γʹ ἀναλυτικὴ ἡ τὸ συνθετικώτερον ἀναλύουσα εἰς τὰ ἁπλούστερα, τουτέστι τὸ σῶμα εἰς τοὺς χυμούς, τοὺς χυμοὺς εἰς τοὺς καρπούς, τοὺς καρποὺς εἰς τὰ τέσσαρα στοιχεῖα, τὰ στοιχεῖα εἰς ὕλην καὶ εἶδος· δʹ ἀποδεικτικὴ ἡ διὰ μέσου τινὸς δεικνύουσα τὸ προκείμενον· οἷον πρόκειταί μοι δεῖξαι, ὅτι ἡ ψυχὴ ἀθάνατός ἐστι· λαμβάνω τι μέσον, τὸ ἀεικίνητον, καὶ συλλογίζομαι οὕτως· Ἡ ψυχὴ ἀεικίνητός ἐστι· τὸ ἀεικίνητον ἀθάνατον· ἡ ψυχὴ ἄρα ἀθάνατος. Ἰστέον δέ, ὡς οἱ συλλογισμοὶ τῆς ἀποδεικτικῆς εἰσι. Δεῖ δὲ γινώσκειν, ὅτι ἡ ἀναλυτικὴ τρισσή τίς ἐστιν· ἔστι γὰρ φυσικὴ ὡς ἡ προλεχθεῖσα· ἔστι δὲ καὶ λογικὴ ἀνάλυσις, ὅταν τὸν προτεθέντα συλλογισμὸν ἀναλύσωμεν εἰς τὸ οἰκεῖον σχῆμα· ἔστι δὲ καὶ μαθηματική, ὅταν λάβωμεν τὸ ζητούμενον ὡς ὁμολογούμενον καὶ καταντήσωμεν εἴς τι ὁμολογούμενον, ὅθεν ἀγρεύεται τὸ προκείμενον. Οἷον ἔστω τὸ ζητούμενον· Εἰ ἀθάνατος ἡ ψυχή. Τοῦτο τὸ ζητούμενον λαμβάνω ὡς ὁμολογούμενον καὶ λέγω· Ἐπειδὴ ἀθάνατος ἡ ψυχή, εἰσὶν ἀμοιβαὶ τῶν φαύλων καὶ ἀγαθῶν πράξεων· εἰ δέ εἰσιν ἀμοιβαί, ἔστι τὸ δικαζόμενον καὶ δικάζον· εἰ δέ ἐστι τὸ δικαζόμενον καὶ δικάζον, ἔστι προνοητὴς καὶ πρόνοια. Κατηντήσαμεν τοίνυν εἰς τὴν πρόνοιαν, ἥτις παρὰ πᾶσιν ὁμολογεῖται. Ἔνθεν λοιπὸν κατὰ σύνθεσιν λέγω· Ἐπειδὴ ἔστι πρόνοια καὶ δικαστής, εἰσὶν ἀμοιβαί· ἐπειδὴ εἰσὶν ἀμοιβαί, ἔστι τὸ κρινόμενον· εἰ δὲ ἔστι τὸ κρινόμενον, ἀθάνατος ἄρα ἡ ψυχή.
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the second book of Posterior Analytics edited by Maximilian Wallies and attributed to John Philoponus, although Wallies himself admits in the preface to his edition that this attribution is not well grounded (1909, v–vi).24 Sten Ebbesen (2012, 363 f.; 2015, 13 f.) has recently proposed that the author of this commentary is Leo Magentenus. His arguments are based, first, on stylistic details; second, on the fact that the manuscript Vaticanus graecus 244 that contains this commentary also contains a complete set of Magentenus’ commentaries on the Organon, all of which but two either carry an attribution to Magentenus or are known from other sources to be his; and third, on one manuscript in which Cardinal Bessarion marked the excerpts from this commentary as being by Magentenus. I have no additional argument to defend Ebbesen’s attribution of this commentary to Magentenus, but Eustratius’ account of analysis suggests, I think, that this commentary is written by an author later than Eustratius, to whom I henceforth refer as Pseudo-Philoponus. Let me study closer the similarities between Eustratius’ proemium to his commentary on the second book of Posterior Analytics and the much shorter proemium in Pseudo-Philoponus’ commentary (in Anal. post. 334, 2–336, 2). Pseudo-Philoponus, just like Eustratius and unlike all other earlier commentators, claims that: 1. Aristotle’s purpose in the second book of Posterior Analytics was not to talk about definition simpliciter, like he did in book Z of his Metaphysics, but to talk about definition only insofar as this contributes to the discovery of the middle term of a demonstration that constitutes its cause (in Anal. post. 334, 16–19).25 2. Aristotle had different senses of analysis in mind when he gave the Prior and the Posterior Analytics their respective titles; in the case of the Prior Analytics, he thought of syllogistic analysis as the most important part of this logical treatise, whereas in the case of the Posterior Analytics he thought of analysis as the best way to discover the middle term of a demonstration (in Anal. post. 334, 22–335, 26).26 24
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Sten Ebbesen (2012, 363) is perfectly justified to correct my oversight on this point in my paper on Eustratius’ comments on Posterior Analytics II.19 (Ierodiakonou 2010, 55–71). On the authorship of the commentary on the second book of Posterior Analytics attributed to Philoponus, cf. also: Goldin 2009a, 1–4; 2010, 156 n. 1; Sorabji 2010, 13; Lautner 2017, 174 n. 5. Ἐπεὶ δὲ ὁ μέσος ὅρος ἐν τῇ ἀποδείξει ὁρισμός ἐστι, κατὰ συμβεβηκὸς διδάσκει καὶ περὶ ὅρου. κυρίως γὰρ διδάσκει περὶ ὁρισμοῦ ἐν τῷ ἑβδόμῳ τῆς Μετὰ τὰ φυσικὰ πραγματείας· ἐνταῦθα δὲ οὐχ ὡς περὶ ὅρου διδάσκει ἀλλ’ ὡς περὶ αἰτίου καὶ μέσου. Ἐπεὶ δὲ ἡ ἀπόδειξις ἀνάλυσις λέγεται, μέρος δὲ τῆς ἀποδείξεως καὶ ἡ παροῦσα πραγματεία ὡς περὶ τοῦ μέσου τοῦ ἐν αὐτῇ διδάσκουσα, διὰ τοῦτο καὶ ἡ παροῦσα πραγματεία Ἀναλυτικὰ ἐπιγέγραπται. ἐπιγέγραπται δὲ Ἀναλυτικὰ τὸ πρῶτον βιβλίον τῆς ἀποδεικτικῆς οὐχ ὡς τὰ πρὸ αὐτῆς· ταῦτα γὰρ Ἀναλυτικὰ ἐπεγράφησαν ἀπὸ τοῦ τιμιωτέρου μέρους τῆς συλλογιστικῆς με-
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3. Demonstration is in a way the same as analysis, because it presupposes it (in Anal. post. 334, 20–22; 335, 6–9). 4. The literal sense of the Greek term ‘ἀνάλυσις’ denotes the return to one’s country (in Anal. post. 335, 32–34).27 In fact, the only other text, apart from Eustratius’ and Pseudo-Philoponus’ commentaries that refers to this meaning of ‘ἀνάλυσις’ is the fourteenth century Lexicon Vindobonense (α 185 Nauck).28 These four similarities between Eustratius’ and Pseudo-Philoponus’ commentaries on the second book of Posterior Analytics are indeed striking. Nevertheless, these two texts differ in some regard that is particularly significant; although Eustratius often stresses his own contribution to the understanding of Aristotle’s notion of analysis (e.g. in Anal. post. 2, 1; 34–37; 3, 4), PseudoPhiloponus does not claim any originality. I suggest, therefore, that PseudoPhiloponus was most probably influenced by Eustratius’ much more detailed and systematic commentary, rather than the other way round; and hence, the
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θόδου. τιμιώτερον δὲ μέρος αὐτῆς τὸ σύνταγμα τὸ διδάσκον περὶ τῆς ἀναλύσεως τῶν συλλογισμῶν εἰς τὰ σχήματα· ἀναλύομεν γὰρ τὸν συλλογισμὸν εἰς τὰς προτάσεις καὶ ταύτας εἰς τοὺς ὅρους, καὶ λαμβάνομεν τὸν μέσον καὶ ἐντεῦθεν εὑρίσκομεν ἐν ποίῳ σχήματι συλλελόγισται. εἰ γὰρ ἐκεῖνα χάριν τῆς ἀποδεικτικῆς, ὡς καὶ ἐκεῖνος ἐν ἀρχῇ τῶν τριῶν σχημάτων εἴρηκεν, ὡς ἡ σκέψις περὶ ἀπόδειξίν ἐστι, τὸ δὲ οὗ ἕνεκα τιμιώτερον τῶν ἕνεκά του, τιμιωτέρα ἄρα ἡ ἀπόδειξις τῶν πρὸ αὐτῆς. ἀλλ’ ἐπειδὴ εἶδος ἔστιν ἀναλύσεως, καθ’ ὃ τὸ γνωστὸν ἀναλύομεν εἰς τὰς ἀρχὰς καὶ τὰ αἴτια ἐξ ὧν τὸ εἶναι ἔχει καὶ τὸ γινώσκεσθαι, καθ’ ὃ εἶδος τῆς ἀναλύσεως ἡ ἀποδεικτικὴ ἀναλυτικὴ ὀνομάζεται (ἐξ ἀναλύσεως γὰρ ἡμῖν αἱ ἀρχαὶ ταύτης εὑρίσκονται ἀπὸ τῶν ἡμῖν προτέρων αἰτιατῶν ἀνιοῦσιν ἐπὶ τὰ τῇ φύσει πρότερα, ἤγουν τὰ αἴτια. πρῶτον γὰρ γνωρίζομεν τῇ αἰσθήσει ὡς ἡ σελήνη ἐκλείπει· ἡ δὲ διάνοια ὕστερον ἀναψηλαφήσασα εὑρίσκει τὴν αἰτίαν· φησὶ γὰρ ‘ἡ σελήνη ἐκλείπει, τὸ ἐκλεῖπον ἀντιφράττεται, ἡ σελήνη ἄρα ἀντιφράττεται’. τοῦτο ἀνάλυσις ἐκ τῶν αἰτιατῶν ἰοῦσα ἐπὶ τὰ αἴτια. εἶτα ἡ ἀπόδειξις ἐκ τῶν αἰτίων ἐπὶ τὰ αἰτιατὰ κάτεισιν· ‘ἡ σελήνη ἀντιφράττεται, τὸ ἀντιφραττόμενον ἐκλείπει, ἡ σελήνη ἄρα ἐκλείπει’. καὶ πάλιν ὁρῶμεν τὴν γῆν σειομένην, καὶ φαμὲν ‘ἡ γῆ σείεται, σειομένης δὲ πνεῦμα ἐν τοῖς κοιλώμασιν καὶ σήραγξιν αὐτῆς ἀποκλείεται, ἐν τῇ γῇ πνεῦμα ἀποκλείεται’· τοῦτο ἡ ἀνάλυσις. εἶτα ἡ ἀπόδειξις· ‘ἐν τῇ γῇ πνεῦμα ἀποκλείεται, πνεύματος ἀποκλειομένου σεισμὸς γίνεται, ἐν τῇ γῇ ἄρα σεισμὸς γίνεται’), ἢ γοῦν διὰ ταύτην τὴν αἰτίαν ἐπιγέγραπται Ἀναλυτικά, ἢ διότι ἐν τῇ ἀποδείξει ὁ μέσος ὅρος τὸ κῦρος ἔχει, οὗτος δὲ ὁ μέσος ὁρισμός ἐστι τοῦ πράγματος, ὁ δὲ ὁρισμὸς ἐξ ἀναλύσεως εὑρίσκεται. ὁρῶν γὰρ τὸν ἄνθρωπον ἀναλύω τοῦτον εἰς τὰ ἐξ ὧν ἡ φύσις αὐτοῦ συνίσταται, ἤγουν τὸ λογικόν, τὸ θνητόν, τὸ νοῦ καὶ ἐπιστήμης δεκτικόν, καὶ οὕτως λαμβάνων συνίστημι τὸν ὁρισμόν. It should be noted, though, that these lines belong to the last part of the proemium (in Anal. post. 335, 26–336, 2), which Wallies excises without giving any reason. ἀναλύει ἀντὶ τοῦ συμπλοκάς τινων πραγμάτων ἐξ ἀρχῆς διαλύει. ὅθεν καὶ ἀναλυτικὰ παρὰ Ἀριστοτέλει. καὶ ἀναλύει ἀντὶ τοῦ ἐπανέρχεται. Συνέσιος· κἂν αἰσχρῶς ἀνέλυσεν ἐπὶ Κιλικίας Ἀλέξανδρος. καὶ ἀνέλυσεν ἀντὶ τοῦ ἀνέπτυξε. Προκόπιος· ὡς δὲ τὴν ἐπιστολὴν ἀναλύσας ἐσκόπουν. It could also be argued, however, that the same meaning of ‘ἀνάλυσις’ is implied in the characterization of analysis as ‘ἐπάνοδος’; cf. Alex. Aphr. in Anal. pr. 7, 15 ἡ δὲ ἀνάλυσις ἐπάνοδός ἐστιν ἀπὸ τοῦ τέλους ἐπὶ τὰς ἀρχάς.
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author of this commentary seems to have been later than Eustratius, or at least his near-contemporary. Besides, since at Eustratius’ time there was probably no extant commentary on the second book of Posterior Analytics, he took it upon him to produce one; and his commentary seems to have become the standard commentary on this Aristotelian logical treatise. For, apart from Pseudo-Philoponus’ commentary, there is another commentary on the second book of Posterior Analytics that exhibits clear marks of Eustratius’ influence; it is written by a near–contemporary of his, namely Theodore Prodromus,29 and follows Eustratius’ commentary in many respects, and especially with regard to its proemium in which the purpose and the title of the second book of Posterior Analytics are discussed (in Anal. post. 168, 19–170, 59).30 For instance, it claims that the second book of Posterior Analytics is not about definition in general, but only insofar as this contributes to the discovery of the middle term of a demonstration; it suggests that there are different explanations why the Prior and the Posterior Analytics are given their respective titles; it compares analysis with division, and defends the view that analysis is more important for the discovery of definitions, since it is easier to start from the individuals in order to find what is common in the species, and then what is common in the genus (in Anal. post. 170, 44–59).31 It could be argued, therefore, that Eustratius’ account of the notion of analysis is of some historical importance. But is it of philosophical interest? Sophisticated though they may be, the different senses of analysis that Eustratius detects in the titles of the Prior and the Posterior Analytics, and especially in the case of the two books of the Posterior Analytics, are rather confusing and imply a perplexing practice on the part of Aristotle. For it would be reasonable to expect that a single work in two parts, namely Aristotle’s Analytics, uses the same sense of analysis in the titles of its two parts, namely the Prior and the Posterior Analytics, as well as in their subparts, namely in
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On Theodore Prodromus’ life and works, cf. Golitsis 2011, 1269 f. Cf. Cacouros 1992, 503–507; 544–561; 1994–1995, 335. Δευτέρων Ἀναλυτικῶν ὕστερον ἐπιγέγραπται τὸ βιβλίον, οὐ μὰ τόν, ὡς ἐνίοις τῶν ἐξηγητῶν συνδοκεῖ, ἐκ τοῦ Περὶ ἀναλύσεως συλλογισμῶν τὴν κλῆσιν λαχόν. Ἐπὶ μὲν γὰρ τῶν ἄλλων, ἔστω τοῦτο καὶ δεδόσθω ἐάν τις βούλοιτο· τὸν δὲ ὁρισμὸν οὐκ ἂν ἐγὼ πειθοίμην, οὐδ᾽ ἂν ὑπερδιατείνοντό τινες, ὑπὸ τὴν Εἰς τὰ σχήματα ἀνάλυσιν τάττεσθαι, ἀρχοειδέστατόν τε ὄντα καὶ αὐτῆς τῆς ἀποδείξεως, ὡς δειχθήσεται, τὸ κορυφαιότατον, κἂν καὶ μὴ ὡς ὁρισμὸς ἐνταῦθα λαμβάνηται, ἀλλ’ ὡς μέσος καὶ αἴτιος. Τί τοίνυν ἐροῦμεν καὶ πῶς τὴν ἐπιγραφὴν ἑρμηνεύσομεν, ἢ ἐπειδὴ δύο μεθόδους ἐνταῦθα ἡμῖν παραδίδωσι δι’ ὧν οἱ ὁρισμοὶ θηραθήσονται τὴν διαιρετικὴν καὶ τὴν ἀναλυτικήν, πολὺ δὲ τῆς διαιρετικῆς ὑπερκεῖσθαι λέγει τὴν ἀναλυτικήν (ὡς ῥᾷον εἶναι καὶ εὐοδώτερον ἀπὸ τῶν καθ’ ἕκαστα ἀνιόντας τὸ κοινὸν τοῦ εἴδους ἑλεῖν καὶ ἀπὸ τῶν εἰδῶν τὸ τοῦ γένους), διὰ τοῦτο καὶ Ἀναλυτικὰ τὴν πραγματείαν ὠνόμασεν.
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the first and the second book of the Posterior Analytics.32 On the other hand, it is true that, before Eustratius, no other Aristotelian commentator attempted to give a single explanation concerning the use of ‘ἀνάλυσις’ in the title of both the Prior and the Posterior Analytics, or concerning the inclusion of the first and second book of the Posterior Analytics in a treatise with the title ‘Ἀναλυτικά’. To conclude, let me quote some lines from Antony Lloyd’s fierce criticism of the Neoplatonists’ treatment of analysis as one of the four methods of dialectic in the context of Aristotelian logic. Lloyd (1990, 9) asks: How can it be relevant? It isn’t. It does nothing but illustrate how the well-oiled cogs of the genre ‘commentary’ turn out material from a stockpile while the author, if such he can be called, has no means of stopping the machinery. So, does Eustratius’ account of analysis deserve a similar criticism? Perhaps it does. Nevertheless, just like Lloyd’s critical attitude has not deterred him from studying the Neoplatonic texts on analysis, my assessment of the philosophical contribution of Eustratius’ comments on the notion of analysis has not prevented me from studying them closely in order to detect their historical significance.
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32
For a criticism and appraisal of Pseudo-Philoponus’ (or, for that matter, Eustratius’) views on the equivocity of the title ‘Analytics’, cf. Goldin 2009b, 142–144.
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Katerina Ierodiakonou
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Der Kommentar des Leon Magentinos zum ersten Buch der Analytica posteriora: Beobachtungen zum Prooimion* Stefano Valente
Im Kontext des byzantinischen Aristotelismus ist das Studium der logischen Schriften des Stagiriten ein substantieller Teil der intellektuellen Ausbildung im Rahmen des Triviums, wie Christophe Erismann treffend resümiert: Logic was a part of the general education – the enkyklios paideia – and also a topic of scientific inquiry. Logic, the most important philosophical component of the trivium, was studied for itself, but also within the teaching of rhetoric. However, the Byzantine history of logic is not limited to the field of philosophy. Logic was also used in theology, in particular during the Iconoclast crisis, and in medical and legal texts. The validity and relevance of using logic in theology was a constant topic of polemical discussions.1 Der bedeutende Einfluss der Logik lässt sich besonders gut in der byzantinischen Philosophie ab dem 11. Jh. erkennen, als sich einflussreiche Gelehrte wie u. a. Michael Psellos, Johannes Italos und Eustratios von Nikaia mit den Traktaten des Aristotelischen Organon auseinandergesetzt haben.2 Ihre Abhandlungen und Kommentare dazu deuten auf ein zunehmendes Interesse an der Logik und auf ein entsprechend steigendes Bedürfnis nach einer akkuraten Auslegung der Aristotelischen Schriften, auch in Bezug auf die Lehrpraxis. *
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Dieser Aufsatz entstand im Rahmen des Forschungsprojekts Griechische Aristoteles-Manuskripte in Unterricht und Auslegungspraxis (Leitung: Chr. Brockmann) am Sonderforschungsbereich 950 – Manuscriptkulturen in Asien, Afrika und Europa an der Universität Hamburg / Centre for the Studies of Manuscript Cultures (CSMC). Wo nicht anders angegeben, sind die Übersetzungen der zitierten griechischen Texte mir zuzuschreiben. Erismann 2017, 362. Der Kürze halber wird für eine umfassende Einführung in das Thema auf diesen Aufsatz mit seinen ausführlichen Literaturangaben verwiesen. Erismann 2017, 373–377. Zu diesen Autoren siehe auch die bibliographischen Angaben bei Benakis 1987, 371–373; Ierodiakonou / Bydén 2018. Aus der Literatur zu den genannten byzantinischen Autoren sei hier besonders auf die folgenden (grundlegenden) Arbeiten verwiesen: Ierodiakonou 2012; Kotzabassi 1999, 27 mit Anm. 1 für weitere Bibliographie; Lloyd 1987, bes. 341; Cacouros 2000.
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Stefano Valente
Dieser Trend setzt sich dann auch im 12. Jh. mit Leon Magentinos fort. Der Metropolit von Mytilene ist fast ausschließlich für seine Tätigkeit als Kommentator der Traktate des Organon bekannt.3 In den Handschriften werden seine Kommentare zu den sechs Aristotelischen logischen Schriften sowie zur Eisagoge des Porphyrios, die als Einführung vorangestellt wird, teils unter seinem Namen, teils anonym überliefert. In der Palaiologenzeit und in der Renaissance erfreuten sich seine exegetischen Schriften einer breiten Zirkulation, wie Sten Ebbesen betont hat.4 Bisher sind die Kommentare des Magentinos nur teilweise ediert worden.5 Bezüglich der Analytica posteriora ist nur der Text des Kommentars zum zweiten Buch vollständig ediert, jedoch nicht unter dem Namen seines Autors, sondern unter demjenigen des Philoponos. In der 1909 veröffentlichten Ausgabe des Philoponoskommentars zu diesem Traktat, die als Band XIII/3 der Reihe der Commentaria in Aristotelem Graeca erschien, äußerte sich schon der Herausgeber Maximilian Wallies gegen die Zuschreibung des zweiten Buches an den Alexandrinischen Kommentator.6 Diese Zurückweisung hat kürzlich Sten Ebbesen als korrekt bestätigt und darauf hingewiesen, dass dieser Text aus der Feder des Magentinos stammen dürfte;7 Notizen, die sich in weiteren Manuskripten aufgefunden haben, konnten diese Auffassung nun bestätigen.8 Dagegen bleibt der Kommentar zum ersten Buch immer noch fast vollständig ungedruckt, mit Ausnahe eines partiellen, anonym tradierten und mit Interpolationen versehenen Abschnitts mit Einleitung und Kommentierung
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Der aktuellste status quaestionis zur Vita des Magentinos (PLP 16027) wird von Agiotis 2021, XXVII–XXXVIII vorgelegt. Wie er überzeugend demonstrieren konnte, lässt sich die Tätigkeit des Magentinos ins 12. Jh. setzen. S. auch Brockmann 2019, 220. Ebbesen 1981, I 302. Benakis 1987, 358 für die alten Editionen einiger Schriften des Magentinos. Zu den neuesten Ausgaben zählen Ebbesen 1981, I 304–313 sowie Bülow-Jacobsen / Ebbesen 1982, bes. 55–116 (Soph. el.); Kotzabassi 1999, 111–152 (Top.); Agiotis 2021 (Anal. pr. II). Wallies 1909, Vf. Ebbesen 2012, 363 f.; Ebbesen 2015, 13 mit Anm. 4; Brockmann 2019, 221 f.; Valente 2021, 198; s. auch Goldin 2009, 1–4. S. Valente 2020, 851 Anm. 64. U. a. belegen zwei Manuskripte diese Auffassung: Im Cod. 173 der Princeton University Library erweiterte Johannes Chortasmenos den alten Scholienbestand durch Exzerpte aus dem Kommentar des Magentinos, die er auch namentlich zitiert. Explizite Zuweisungen an Magentinos hat Chortasmenos auch in den KommentarAuszügen im heutigen Cod. FDWM 1 der KU Leuven Libraries (Special Collections) angefügt. Die noch erhaltenen Manuskriptteile wurden von Chortasmenos selbst geschrieben und sind mit dem Manuskript aus Princeton in Verbindung zu setzen: s. dazu Agiotis 2016, 436–439; Valente 2021.
Leon Magentinos zum ersten Buch der Analytica posteriora
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bis zur Textstelle Anal. post. I 2.71 b 25.9 Diesen bisher anonymen Text 10 veröffentlichte Michael Hayduck 1907 im Supplementum praefationis zu seiner Edition des Kommentars des Eustratios zum zweiten Buch der Analytica posteriora: Die handschriftliche Quelle war ein Manuskript aus der Mitte des 16. Jh., der Scorialensis Φ.Ι.14 (ff. 1r–9v).11 Diesem Kodex lassen sich heute drei weitere hinzufügen, die denselben Auszug überliefern: der Utinensis gr. 256 in seinem ersten Teil sowie die Monacenses gr. 29 und 75: Beide Monacenses wurden um das Jahr 1550 in Venedig kopiert, wie aller Wahrscheinlichkeit nach auch der Scorialensis selbst. Was das Kommentar-Exzerpt angeht, stammen diese drei Kodizes aus dem etwas älteren Utinensis aus dem letzten Viertel des 15. Jh. Darüber hinaus lässt sich der Text dieses Auszugs auf den Cod. Vaticanus gr. 244 (12. Jh., Ende) zurückführen, eine der Haupthandschriften für Kommentare des Leon Magentinos zu den Schriften des Organon.12 In diesem Manuskript hat der Haupttschreiber die Kommentare an den Rändern niedergeschrieben; zu späteren Zeitpunkten hat er selbst Auszüge aus anderen Kommentatoren an den betreffenden Stellen hinzugefügt.13 Eben diese Zusätze kann man in den jeweiligen Abschriften wiederfinden, wobei sie allerdings auf unterschiedliche Weise in den Text des Magentinos eingearbeitet wurden. Dies lässt sich auch mit Blick auf den von Hayduck publizierten Auszug erkennen, in dem der ursprüngliche Text durch diese Zusätze zum Teil unverständlich geworden ist. Als Beispiel dafür sei an dieser Stelle nur der letzte Kommentar angeführt, der zum Anfang des Kapitels 2 gehört, wo Aristoteles sich mit dem Begriff ‚Wissen‘ im Sinne von ‚begründetem Wissen‘ sowie mit dessen Prämissen befasst.14 In der Edition von Hayduck sowie in den Manuskripten, die vom Utinensis abstammen, endet der Kommentar abrupt nach einer knappen Erläuterung des folgenden aristotelischen Satzes (71 b 25 f.):
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Für die Überlieferungsgeschichte dieses Exzerpts sowie die stemmatischen Verhältnisse zwischen den unten genannten Handschriften sei an dieser Stelle auf Valente 2020, 842–851 hingewiesen. In dem vorliegenden Beitrag werden nur die wichtigsten Punkte dazu resümiert. Der Versuch von Dedes (1981, 78–81), diesen Auszug dem Gelehrten Georgios Gemistos Plethon zuzuschreiben, ist aufgrund der Überlieferungsgeschichte zurückzuweisen: s. unten S. 314–316 sowie ausführlicher Valente 2020, 487. Hayduck 1907, VI. Der genannte Text befindet sich auf den S. VII–XVIII. Zum Vaticanus als Quelle für Magentinos-Schriften s. auch u. a. Ebbesen 1981, I 315, III 70–81; Kotzabassi 1999, 50–57; Brockmann 2019, 212, 219–222; Agiotis 2021, XXXIV, XXXVIII, LV–XXXVIII. S. Ebbesen 1981, I 314 f.; Valente 2022, 88–90. S. Ross 1949, 507–512; Barnes 1993, 89–103; Detel 1993, II 37–85; Mignucci 2007, 151– 158.
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Stefano Valente ἀληθῆ μὲν οὖν δεῖ εἶναι, ὅτι οὐκ ἔστι τὸ μὴ ὂν ἐπίστασθαι, οἷον ὅτι ἡ διάμετρος σύμμετρος. Wahr nun also müssen sie (sc. die Prämissen) sein, weil es nicht möglich ist, das Nichtseiende zu wissen, wie etwa daß die Diagonale kommensurabel ist.15
Bei Hayduck lautet der Kommentar zu dieser Stelle wie folgt (S. XVIII, 26– 28): Ἀ λ η θ ε ῖ ς μ ὲ ν ο ὖ ν δ ε ῖ ε ἶ ν α ι τ ὰ ς π ρ ο τ ά σ ε ι ς . ‘Ἀληθῆ μὲν οὖν δεῖ’ φησὶν ἐπεξηγούμενος ἕκαστον τῶν ἀπηριθμημένων, ‘διότι οὐκ ἔσται ἡμῖν ἐπίστασθαι καὶ ἀποδεῖξαι εἰ μὴ ἐξ ἀληθῶν, ἀλλὰ λαβοῦσι τὸ μὴ ὂν. ‚Wahr nun also müssen die Prämissen sein‘. ‚Wahr müssen sie (sein)‘ sagt er (sc. Aristoteles), wobei er als Erklärung zu jedem der aufgezählten Dinge hinzufügt, ‚weil es für uns nicht möglich sein wird, zu wissen und zu demonstrieren, wenn (wir) nicht aus wahren Prämissen (folgern), sondern wenn wir das Nichtseiende annehmen. Um diese syntaktisch und inhaltlich schwierige Erklärung deuten zu können, ist es notwendig, den Vaticanus zu berücksichtigen. Der betreffende Passus befindet sich auf f. 305r. Mit dem Zahlwort ις΄ im Text wird auf den Randkommentar am oberen Rand des Folios verwiesen. Der Anfang dieser ausführlichen Erklärung lautet folgendermaßen:16 ις΄:– ἀληθεῖς μὲν οὖν17 δεῖ εἶναι τὰς προτάσεις· διότι οὐκ ἔσται ἡμῖν ἐπίστασθαι καὶ ἀποδεῖξαι, λαβοῦσι τὸ μὴ ὂν ἢ18 ψευδεῖς προτάσεις· ἔστι γὰρ καὶ ἐκ ψευδῶν προτάσεων ἀληθὲς συνάξαι συμπέρασμα, ἀλλ’ ἀπόδειξις τοῦτο οὐκ ἔσται· οἷον ὁ ἄνθρωπος λίθος, ὁ λίθος ζῶον, ὁ ἄνθρωπος ἄρα ζῶον.19 εἰς παράδειγμα δὲ τοῦ ψεύδους ἔλαβε τὸ τὴν διάμετρον σύμμετρον εἶναι τῇ πλευρᾷ· ἡ γὰρ ἀλήθεια ἔχει ὅτι ἀσύμμετρός ἐστι· καὶ δῆλον ἐντεῦθεν ὅτι καὶ τὸ τετράγωνον τὸ ἀπὸ τῆς διαμέτρου ἀναγραφόμενον διπλάσιόν ἐστι τοῦ τετραγώνου οὗ ἐστιν ἡ διάμετρος· τὸ δὲ ἀπὸ τῆς πλευρᾶς ἀναγραφόμενον τετράγωνον ἴσον ἐστὶ τῷ τετραγώνῳ οὗ ἐστιν ἡ διάμετρος κτλ. 16: ‚Wahr also müssen die Prämissen sein‘. Denn es wird für uns nicht möglich sein, zu wissen und zu demonstrieren, wenn wir das Nichtseien15 16
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Übers. Detel 1993, I 19. Diesen Text liest man auch in dem Abkömmling Par. Coisl. 167, f. 183v sowie als Hinzufügung von späterer Hand im Vat. Urb. gr. 35, f. 198v, jedoch in einer stark verkürzten Fassung. Zu diesen Manuskripten s. Agiotis 2021, LVIII–LIX; Valente 2020, 851 Anm. 64; 2022, 99 f. mit Literatur. Die Partikel hat der Kopist des Vat. gr. 244 in scribendo supra lineam hinzugefügt. ἤγουν Par. Coisl. 167. Dieser Gedanke kommt wohl aus Phlp. in Anal. post. 24, 1–5. Von dieser Philoponosstelle stammt auch Pedias. in Anal. post. I 2.71 b 20 (S. 92, 12–17 De Falco).
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de, d. h. falsche Prämissen zugrunde legen. Denn es ist möglich, aus falschen Prämissen eine wahre Konklusion zu ziehen, aber dies wird keine Demonstration sein: wie z. B. „der Mensch ist ein Stein, der Stein ist ein Lebewesen, also ist der Mensch ein Lebewesen“. Als Beispiel für die Lüge hat er angenommen, dass die Diagonale zu der Seite kommensurabel sei: denn die Wahrheit besagt, dass sie nicht kommensurabel ist. Und es wird daraus klar, dass auch das über die Diagonale gezeichnete Quadrat doppelt so groß ist wie das Quadrat, wovon es die Diagonale ist. Das über die Seite gezeichnete Quadrat ist genau so groß wie das Quadrat, dessen Diagonale es ist [usw.]. Nach der bereits erwähnten Arbeitsmethode des gelehrten Schreibers des Vaticanus wurde der Anfang des Textes dieses Kommentars an einigen Stellen erweitert. Die Zusätze werden hier in doppelte spitze Klammer gesetzt: ἀληθεῖς μὲν οὖν δεῖ εἶναι τὰς προτάσεις. ))ἐπεξηγεῖται ἕκαστον τῶν ἀπηριθμημένων· καὶ φησὶ** διότι οὐκ ἔσται ἡμῖν ἐπίστασθαι καὶ ἀποδεῖξαι ))εἰ μὴ ἐξ ἀληθῶν ἀλλὰ** λαβοῦσι τὸ μὴ ὂν ἤγουν ψευδεῖς προτάσεις· ))ἀντὶ γὰρ τοῦ ψευδοῦς τὸ μὴ ὂν παρέλαβεν**· ἔστι γὰρ κτλ. ‚Wahr also müssen die Prämissen sein‘. ))Er erklärt jeden der aufgezählten Begriffe und sagt,** weshalb es für uns nicht möglich sein wird, zu wissen und zu demonstrieren, ))wenn nicht aus wahren Prinzipien, sondern** wenn wir das Nichtseiende, d. h. falsche Prämissen nehmen: ))denn er nahm ‚das Nichtseiende‘ für ‚das Falsche‘**. Denn es ist möglich [usw.]. In der durch den Utinensis und folglich den Scorialensis sowie die zwei Monacenses überlieferten Textfassung des Kommentar-Exzerpts wurden diese Zusätze nicht wortwörtlich übernommen,20 sondern auf eine leicht angepasste Weise in den Text eingeführt; der Vaticanus samt Nachträgen ist schließlich als Vorlage für den Text dieser Handschriftenfamilie vorauszusetzen. Zu dieser Textstelle im Kommentar ist noch anzumerken, dass die Quelle sowohl für den Kommentar des Magentinos als auch für die Nachträge Philoponos ist (die Modellformulierungen für die Nachträge sind unterstrichen): Phlp. in Anal. post. 26, 18–27, 3 ἐπεξηγεῖται ἕκαστον τῶν ἀπηριθμημένων. διὰ τοῦτο, φησίν, εἴπομεν δεῖν ἐξ ἀληθῶν εἶναι τὴν ἀπόδειξιν, ὅτι, ε ἰ μ ὴ
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Vgl. z. B. die vom Vat. gr. 244 abhängigen Manuskripten Vaticanus Reg. gr. 107 (f. 213v) und Parisinus gr. 1972 (f. 326r): Die beiden Kodizes bilden nach den stemmatischen Untersuchungen von Ebbesen und Kotzabassi die Familie ‚p‘, die über eine Zwischenquelle vom Vat. gr. 244 abstammen: s. Ebbesen 1981, I 315, III 70–81; Kotzabassi 1999, 50–57. Zum Reginensis s. zuletzt Brockmann / Maksimczuk 2023.
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Stefano Valente ε ἴ η ἐ ξ ἀ λ η θ ῶ ν , οὐδὲ ἐπιστήμην γενέσθαι ἐνδέχεται· οὐ γὰρ ἔστι τοῦ μὴ ὄντος ἐπιστήμη, τουτέστι τοῦ ψεύδους· τ ὸ γ ὰ ρ μ ὴ ὂ ν ἀντὶ τοῦ ψεύδους παρέλαβεν. εἰ δέ τις εἴποι ὅτι τί οὖν; οὐκ ἔστιν ἐπιστήμη τοῦ μὴ ὄντος ὅτι μὴ ὄν; ἀλλ’ οὐ τοῦτό φησιν, ἀλλ’ ὅτι οὐκ ἔστι τὸ μὴ ὂν ἐπίστασθαι ὡς ὄν· τὸ γὰρ μὴ ὂν ἐπίστασθαι ὅτι οὐκ ἔστιν ἐπιστήμη ἐστί. καὶ ὅτι οὐ τοῦτό φησιν, ἐδήλωσεν ἐν τῷ παραδείγματι· φησὶ γὰρ ὅτι ἡ δ ι ά μ ε τ ρ ο ς σ ύ μ μ ε τ ρ ο ς , ὅπερ ἐστὶ ψεῦδος, τοῦ τετραγώνου τὴν διάμετρον σύμμετρον εἶναι τῇ πλευρᾷ. εἰ γὰρ δέδεικται ἡμῖν ἀνωτέρω ὅτι τὸ ἀπὸ τῆς διαμέτρου διπλάσιόν ἐστι τοῦ ἀπὸ τῆς πλευρᾶς, εἴπερ τὸ ἀπὸ τῆς πλευρᾶς σύμμετρόν ἐστιν ἑνὶ τῶν τριγώνων τῶν ἐκ τῆς πλευρᾶς, ἀνάγκη τὸ ἀπὸ τῆς διαμέτρου ἀσύμμετρον εἶναι κτλ. Er (sc. Aristoteles) erklärt jeden der aufgezählten (Begriffe). Deswegen – fährt er fort – haben wir gesagt, dass die Demonstration aus wahren (Prämissen) erfolgt, weil auch begründetes Wissen nicht entstehen kann, wenn nicht aus wahren (Prämissen). Denn es gibt kein begründetes Wissen des Nichtseienden, d. h. der Lüge. Denn er benutzt ‚Nichtseiend‘ im Sinne von ‚Lüge‘. Einer könnte sagen: „Warum? Gibt es kein begründetes Wissen des Nichtseienden, dass es es nicht gibt?“ Aber dies sagt er nicht, sondern dass es nicht möglich ist, das Nichtseiende als bestehend zu wissen. Denn das Nichtseiende als nicht bestehend zu wissen, ist begründetes Wissen. Dass er nicht ersteres meint, hat er durch das Beispiel gezeigt: Denn er sagt, dass die Diagonale kommensurabel sei, sei gelogen, (nämlich) dass die Diagonale eines Quadrats kommensurabel zu einer Seite sei. Denn wenn wir vorher gezeigt haben, dass das (Quadrat) über der Diagonalen doppelt so groß ist wie das (Quadrat) über der Seite, und wenn das (Quadrat) über der Seite kommensurabel zu einem der Dreiecke aus der Seite ist, muss notwendigerweise das (Quadrat) über der Diagonalen inkommensurabel sein (usw.).21
Anhand dieser Stelle lässt sich bereits eine Eigenschaft des Magentinos-Kommentars zur Zweiten Analytik hervorheben, und zwar die starke Abhängigkeit des Kommentators von dessen Quellen. Dieser Aspekt wird in der modernen Kritik oft als Schwäche bemängelt. Sten Ebbesen hält zum Beispiel Leon Magentinos für „no philosopher of distinction. He quarried the works of early commentators and did not always understand them“.22 Dabei stützt er sich auf einige Bemerkungen von Alfred Busse, der die Abhängigkeit der Kommentare des Magentinos von der Eisagoge des Porphyrios und von den
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Für meine Übersetzung habe ich diejenige von M. McKirahan (2008, 37) berücksichtigt. Ebbesen 1981, I 303.
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De Interpretatione-Kommentaren seiner Vorgänger bemerkte.23 Vergleicht man den Anfangssatz des Magentinos-Kommentars zur Eisagoge des Porphyrios, in dem der byzantinische Kommentator die acht üblichen Fragestellungen für jede Pragmatia aufzählt, mit demjenigen von David, wird ein solches Verhältnis offenkundig:24 Vat. gr. 244, f. 3r25: Ζητητέον τὰ ὀκτὼ κεφάλαια τὰ εἰωθότα ζητεῖσθαι ἐπὶ πάσης πραγματείας· ἤγουν26 τὸν σκοπόν, τὸ χρήσιμον, τὸ γνήσιον, τὴν αἰτίαν τῆς ἐπιγραφῆς, τὴν εἰς τὰ κεφάλαια διαίρεσιν, τὸν διδασκαλικὸν τρόπον, τὴν τῆς ἀναγνώσεως τάξιν καὶ τὴν ὑπό τι μέρος ἀναφοράν κτλ. Man muss die acht Hauptpunkte untersuchen, die bei jedem Traktat gewöhnlich untersucht werden, und zwar das Ziel, den Nutzen, die Echtheit, die Ursache des Titels, die Gliederung in Kapitel, die didaktische Art und Weise, die Stelle innerhalb der Lektüre-Reihenfolge und den Bezug zu einem bestimmten Teil (d. h. dem theoretischen oder praktischen Teil der Philosophie). David. in Isag. 80, 5 f. u. 11–14 Μέλλοντες σὺν θεῷ ἄρχεσθαι τοῦ παρόντος συγγράμματος τὰ εἰωθότα ὑπὸ τῶν ἐξηγητῶν ζητεῖσθαι κεφάλαια, ὀκτὼ τὸν ἀριθμὸν ὄντα, ζητήσωμεν. ... εἰσὶ δέ, ὡς εἴρηται, τὰ ὀκτὼ τὸν ἀριθμὸν κεφάλαια ταῦτα· οἷον ὁ σκοπός, τὸ χρήσιμον, τὸ γνήσιον, ἡ αἰτία τῆς ἐπιγραφῆς, ἡ εἰς τὰ κεφάλαια διαίρεσις, ἡ τάξις, ὁ διδασκαλικὸς τρόπος καὶ ἡ ὑπὸ τί μέρος ἀναφορά.27 Da wir mit Gottes Segen den vorliegenden Traktat beginnen wollen, wollen wir die von den Kommentatoren gewöhnlich untersuchten Haupt-
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Busse 1887, XLV; Busse 1897, XXXVI; s. Ebbesen 1981, I 303 und 312 Anm. 13 f. S. dazu Plezia 1949, 9–30, bes. 12 (Nr. 13), 13, (Nr. 15), 13 f. (Nr. 21), 15 (Nr. 28), 15 (Nr. 30. 32. 34), 16 f., 59–69; Mansfeld 1994, 52–54. Der Titel lautet: Σύντομος ἐξήγησις τῶν πέντε φωνῶν γενομένη παρὰ τοῦ ἱερωτάτου μητροπολίτου Μιτυλήνης (sic) κυροῦ Λέοντος τοῦ Μαγεντηνοῦ. S. auch Busse 1887, XLIV (aus dem Par. Coisl. 167, f. 165r). Zum Adverb ἤγουν als Spezifikum für den Stil des Magentinos s. Wallies 1909, V Anm. 2; Ebbesen 2015, 13 mit Anm. 4. Diese Stelle diente möglicherweise als Vorlage sowohl für Areth. in Isag. 1, 1–5 Share (vgl. auch den apparatus testimoniorum z. St., in dem auch Elias in Isag. CAG XVIII/1 35, 2– 14 und [Elias] in Isag. κδ´ 49, 1–51, 23 Westerink angeführt werden), als auch für Johannes Doxapatres, Prol. in Aphth. progymn. Rhet. Gr. XIV 73, 11–74, 8 Rabe (zum Verhältnis zwischen Doxapatres und den Aristotelischen Kommentatoren s. u. a. Hunger 1978, 79, 84; Alpers 2013, 16 mit Anm. 32). Zur Präsenz aristotelischer Ansätze in den rhetorischen Traktaten, die von den neoplatonischen Kommentatoren stammen, s. u. a. Plezia 1949, 46– 59; MacDougall 2017, bes. 721–723 mit weiteren Literaturangaben. Vgl. z. B. auch Phlp. in Anal. pr. 1, 5–9.
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Stefano Valente punkte, die acht an der Zahl sind, untersuchen. [...] Wie gesagt, sind diese Hauptpunkte acht an der Zahl: nämlich das Ziel, der Nutzen, die Echtheit, die Ursache des Titels, die Gliederung in Kapitel, die Reihenfolge, die didaktische Art und Weise, der Bezug zu einem bestimmten Teil (d. h. zum theoretischen oder zum praktischen).
Die geänderte Reihenfolge der Fragestellungen ὁ διδασκαλικὸς τρόπος und ἡ τῆς ἀναγνώσεως τάξις bei Magentinos lässt sich wohl auf seine Feder zurückführen; die Erweiterung des Begriffes ἡ τάξις durch den Genetiv τῆς ἀναγνώσεως kann er wiederum aus einem Manuskript mit einer solchen Lesart entnommen haben, denn wie dem kritischen Apparat zur Stelle in der Ausgabe von Busse zu entnehmen ist, bietet das Manuskript V (Vat. gr. 1470, 10./ 11. Jh.) des David-Kommentars eben die Lesart ἡ τάξις τῆς ἀναγνώσεως. Jedenfalls zeigt sich Magentinos gegenüber der konsolidierten aristotelischen Tradition sehr treu. Dieser Aspekt ist wohl im Allgemeinen bei der Auswertung seiner gelehrten Tätigkeit stärker zu berücksichtigen. In Bezug auf den Kommentar zur Topik hat sich Sofia Kotzabassi etwas milder als Ebbesen geäußert: „Leon tritt mit seinem Kommentar zwar nicht als ein hervorragender Philosoph hervor, vermittelt jedoch seinem Leser die Nützlichkeit des Aristotelischen Traktats für die Lösung der dialektischen Probleme“.28 Eben diese Nützlichkeit wurde von den Byzantinern gepriesen.29 Bei der Evaluierung der Auslegungspraxis von Magentinos ist noch eine Gattungseigenschaft mit einzubeziehen. Die exegetische Tätigkeit bei den Byzantinern – sogar schon in der Spätantike und noch früher – basiert in der Regel auf vorhandenen Schriften, die als Vorlage für neue Traktate dienten. Der Text der Quellen wurde stillschweigend teils wortwörtlich übernommen, teils überarbeitet und umformuliert. Ziel eines Kommentars war meistens nicht die Originalität an sich, sondern der Nutzen für die Leser, indem ein Referenztext – wie hier ein Traktat des Aristoteles – möglichst genau ausgelegt wurde.30 Im Fall der Schriften des Organon ist das Übernehmen von Materialien aus den einem Gelehrten zur Verfügung stehenden Kommentaren sowie deren Anpassung durch Verkürzungen, Erweiterungen und Umschreibungen gang und gäbe. Der Kommentar des Leon zur Zweiten Analytik fügt sich selbstverständlich in diese Tradition ein. Sein Wert sollte deshalb nach diesen Maßstäben evaluiert werden. 28 29
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Kotzabassi 1999, 47. Beispielweise kann man auf die lobenden Worte von Johannes Chortasmenos über den Kommentar des Magentinos zum zweiten Buch der Analytica posteriora in seinem Manuskript, dem Princeton U. L. 173 hinweisen: s. oben, Anm. 7 f. und Valente 2021, 202. S. z. B. Lloyd 1987, 342: „no one acquainted with late Byzantine Aristotle commentators will look for originality in their suggestions: such originality as there may be will be found in their style of exposition and their selection from traditional points of view“.
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Ein weiteres wesentliches Merkmal der gelehrten Tätigkeit des Magentinos wird besonders deutlich erkennbar, wenn man die Kommentarsammlung im Vaticanus gr. 244 berücksichtigt: In dieser Handschrift sind alle Kommentare des Magentinos gesammelt worden.31 Dass sein Vorhaben darin bestand, das gesamte Korpus der Schriften des Organon durchgehend und in einheitlichem Zugriff zu erläutern, legen die Prooimia nahe, in denen Magentinos versucht, einen strukturierten und teleologischen Zusammenhang zwischen den kommentierten Traktaten herzustellen. Dass sie auf den Kommentaren seiner Vorgänger fußen, ist oben am Beispiel des Prooimions zu Porphyrios’ Eisagoge gezeigt worden.32 Unter den dort erwähnten acht Fragestellungen, die man bei jeder Schrift des Organon erörtern soll, gibt es auch diejenige bezüglich der Reihenfolge, in der die Traktate studiert werden sollen. Diese Frage wird gleich am Anfang der Einleitung zu De interpretatione aufgegriffen: Vat. gr. 244, f. 91r:33 Μέλλων διδάξαι ἐν τῇ συλλογιστικῇ μεθόδῳ αὐτοῦ περὶ τοῦ ἀποδεικτικοῦ συλλογισμοῦ, οὐκ εὐθὺς εἰσβάλλει εἰς τὴν διδασκαλίαν αὐτοῦ, ἀλλὰ πρῶτον διδάσκει περὶ τοῦ ἁπλῶς συλλογισμοῦ· ὡς γὰρ ἀδύνατόν ἐστι μαθεῖν τὸ ἐπιστημόνως ἀναγινώσκειν, εἰ μὴ πρῶτον μάθῃ34 τις τὸ ἁπλῶς ἀναγινώσκειν, ἀλλ’ οὐδὲ τὸ καλλιγραφεῖν μάθῃ τις εἰ μὴ τὸ ἁπλῶς γράφειν ἐκπαιδευθείη, οὕτως οὐδὲ ἐπιστημονικῶς καὶ ἀποδεικτικῶς ἐστί τινα συλλογίσασθαι, εἰ μὴ πρῶτον μάθῃ35 ἁπλῶς συλλογίζεσθαι. ἐπεὶ δὲ ὁ συλλογισμὸς συλλογὴ προτάσεών ἐστιν, ἀναγκαῖον ἦν πρότερον περὶ τῶν προτάσεων διελθεῖν· ἐπεὶ δὲ ἡ πρότασις ἐξ ἁπλῶν φωνῶν, ἔδει λοιπὸν πρῶτον περὶ ἁπλῶν φωνῶν διαλαβεῖν κτλ. Er (sc. Aristoteles) beabsichtigt in seiner syllogistischen Methode den demonstrativen Syllogismus zu lehren, beginnt aber nicht direkt mit der Unterweisung in dieses Thema, sondern lehrt zunächst den Syllogismus schlechthin. Denn wie es unmöglich ist zu lernen, sachkundig zu lesen, wenn man nicht zunächst das Lesen schlechthin gelernt hat, aber man auch nicht lernen könnte, kalligraphisch zu schreiben, wenn man nicht das Schreiben an sich gründlich gelernt hätte, so ist es ebenfalls nicht möglich, auf wissenschaftliche und demonstrative Weise einen Syllogismus zu bilden, wenn man nicht zunächst gelernt hat, einen Syllogismus schlechthin zu bilden. Da ein Syllogismus eine Zusammenstellung von 31 32 33 34 35
Dies ist auch der Fall für die in seiner Deszendenz stehenden Handschriften, wie Par. Coisl. 167 und 170: s. dazu Valente 2022, 101. S. oben S. 317. S. Busse 1897, XXXVf. mit einem kurzen Auszug aus dem Par. Coisl. 167, f. 229r. μάθοι Par. Coisl. 170. -η Vat. gr. 244 p. c. : μάθοι Vat. gr. 244 a. c., Par. Coisl. 170.
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Stefano Valente Prämissen ist, wäre es notwendig, zuerst die Prämissen zu erklären; da aber die Prämisse aus einfachen Wörtern besteht, wäre es freilich notwendig, zunächst die einfachen Wörter zu erklären.
Der Kommentator legt dar, dass Aristoteles nicht den demonstrativen Syllogismus als erstes behandelt, was Thema der Analytica posteriora sein wird, sondern zuvor die Syllogismen schlechthin und ihre Analyse, und davor noch das Studium der einzelnen Teile, die einen logischen Satz bilden, bis zur Erklärung der einfachen Wörter. Die Reihenfolge der Traktate des Organon wird deshalb retrospektiv betrachtet: von der Analytik – d. h. von den Analytica posteriora über die Analytica priora – kehrt die Rede zurück über De interpretatione bis zu den Kategorien. Die Unterweisung soll nämlich in stetig steigendem Schwierigkeitsgrad erfolgen. Dies wird durch zwei Gleichnisse erläutert: Das eine betrifft das Erwerben einer sachverständigen Fähigkeit zu lesen (ἐπιστημόνως ἀναγινώσκειν), welches erst dann erfolgen kann, wenn man zunächst das Lesen an sich gelernt hat;36 das andere die Schriftkunst. Denn wer die Kalligraphie lernen wolle, müsse ebenfalls als erstes gründlich lernen zu schreiben; so verhalte es sich auch mit den logischen Schriften des Aristoteles. Auch für diesen Gedankengang hat sich Magentinos aristotelischer Kommentare bedient. Ein ähnliches Gleichnis benutzt z. B. Philoponos im Prooimion zum ersten Buch der Analytica posteriora: Phlp. in Anal. post. 1, 11–15 καὶ πάνυ γε εἰκότως τοῦτο πεποίηκεν· ὥσπερ γὰρ οὐ δυνατὸν γνῶναι τὴν Λύδιον ἢ τὴν Δώριον ἁρμονίαν τὸν μὴ ἁπλῶς εἰδότα κιθαρίζειν, οὔτε δὲ πάλιν, εἰ τύχοι, τὸν ὀξύρυγχον τύπον γράφειν τὸν μὴ ἁπλῶς εἰδότα γράφειν, οὕτως ἀδύνατον γνῶναι τὸν ἀποδεικτικὸν συλλογισμὸν πρὸ τοῦ μαθεῖν τὸν ἁπλῶς συλλογισμόν Und er hat dies durchaus aus gutem Grund getan: Denn wie derjenige, der zuvor das Kithara-Spiel schlechthin nicht gelernt hat, die lydische
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Für den Begriff ἐπιστημόνως ἀναγινώσκειν sei auf eine Stelle in der Vita B des Athanasios Athonites hingewiesen (Kap. 17, 14–50: bes. 26–30 und 34–40), in der der Heilige zunächst simuliert, nur rudimentär den Psalter lesen zu können, danach aber seine Lesekunst zum Vorschein bringt: ἀνίσταται μὲν καὶ ποιεῖ τὸ ἐπίταγμα, ἀνεγίνωσκε δὲ ὡς παιδίον ἀρχὴν ἔχον τοῦ συλλαβίζειν· κατὰ μίαν γὰρ συλλαβὴν τὴν φωνὴν ἐπέκοπτε καὶ τὴν λέξιν εἰς πολλὰ κατέτεμνεν. (…) τότε δὴ ἡ εὔλαλος ἐκείνη γλῶσσα, ἡ δεσμουμένη πρότερον τῷ ἐπιτιμίῳ τῆς ταπεινώσεως ἐλύετο καὶ ἐδείκνυ τὴν τέχνην αὐτῆς καὶ τὸ κάλλος τῆς σοφίας καὶ τῆς ἀρετῆς αὐτοῦ τὸ μέγεθος. καὶ ὁ μὲν χορὸς ἅπας τῶν γερόντων ὁρῶντες αὐτὸν ἐπιστημόνως ἀναγινώσκοντα, ἐξίσταντο καὶ ἐθαύμαζον, πρᾶγμα ὁρῶντες οἷον οὐδέποτε εἶδον οὔτε ἤκουσαν κτλ. Es ist noch anzumerken, dass die Abfassung dieser Vita vom letzten Herausgeber Jacques Noret in das Athoskloster der Megisti Lavra in den Zeitraum zwischen 1050 und 1150 gesetzt wurde, d. h. teilweise in die Lebenszeit des Magentinos selbst (s. Noret 1982, CXXVIII).
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oder dorische Harmonie nicht kennen kann, und wiederum, wenn man ein weiteres Beispiel nennen möchte, wie derjenige, der zunächst das Schreiben schlechthin nicht gelernt hat, die spitze Schriftart nicht schreiben kann, so ist es unmöglich, den demonstrativen Syllogismus zu kennen, bevor man den Syllogismus schlechthin erlernt hat.37 Dabei ist auch eine weitere Philoponos-Stelle aus dem Prooimion zum ersten Buch der Analytica priora anzuführen, in dem ein ähnliches Gleichnis eingeführt wird: Phlp. in Anal. pr. 5, 4–10 ἐπειδὴ δέ, ὡς ἔφαμεν, τρεῖς εἰσι τῶν συλλογισμῶν αἱ διαφοραί, δεῖ τὸν μέλλοντα τούτων τινὰ μαθεῖν εἰδέναι πρότερον τί ποτέ ἐστιν ὁ ἁπλῶς συλλογισμὸς καὶ τίνα τρόπον συντιθέμενοι οἱ ἁπλοῖ λόγοι, τουτέστιν αἱ προτάσεις, ποιοῦσι συλλογισμόν, καθάπερ καὶ τὸν μέλλοντα μαθεῖν τὴν Δώριον ἢ τὴν Λύδιον ἁρμονίαν δεῖ πρότερον μαθεῖν τὸ ἁπλῶς κιθαρίζειν καὶ τί δήποτε ὅλως ἐστὶν ἁρμονία, καὶ τὸν βουλόμενον εἰδέναι γράφειν ὀξύρυγχον ἢ στρογγύλον χαρακτῆρα πρότερον εἰδέναι τὸ ἁπλῶς γράφειν.38 Da es drei unterschiedliche Arten von Syllogismen gibt, wie wir bereits gesagt haben, muss derjenige, der eine davon lernen will, vorher wissen, was überhaupt der Syllogismus schlechthin ist und auf welche Art und Weise zusammengestellt die einfachen Sätze, d. h. die Prämissen, einen Syllogismus bilden, genauso wie derjenige, der die dorische oder die lydische Harmonie lernen will, zuvor das Kithara-Spiel schlechthin lernen muss und, was eine Harmonie im Allgemeinen ist, und derjenige, der wissen will, wie man eine spitze oder eine runde Schriftart schreiben kann, zunächst überhaupt schreiben gelernt haben muss. In den beiden Philoponos-Passagen geht es um eine spitze (ὀξύρυγχος χαρακτήρ oder τύπος)39 oder runde Schriftart (στρογγύλος χαρακτήρ). Alle drei herangezogenen Philoponos-Stellen nehmen entweder Bezug auf verschiedene Arten von kalligraphischer Schrift 40 oder auf die Opposition zwischen kalligraphischer und kursiver Majuskelschrift. Der Wortlaut der Magentinos-Stelle scheint aber aus einem anderen Kommentar des Philoponos übernommen worden zu sein, und zwar aus demjenigen zu den Kategorien:
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Dieser Übersetzung liegt die englische von McKirahan (2008, 15) zugrunde. Vgl. auch Phlp. in De an. 227, 14–22. S. LSJ9 s. v. ὀξύ(ρ)ρυγχος (A): „sharp-snouted: metaph., sharp-pointed (…); ὁ ὀ. χαρακτήρ, name of a style of handwriting [usw.]“ mit Zitaten aus den angegebenen Philoponosstellen; GE s. v. ὀξύ(ρ)ρυγχος: „(…) angular, of writing Pall. L. 30.10 etc. [usw.]“. An dieser Stelle könne man an die Gegenüberstellung der zwei Varianten der spitzbogigen Majuskel („maiuscola ogivale inclinata“ und „maiuscola ogivale diritta“) bzw. an die Opposition von biblischer und spitzbogiger Majuskel denken.
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Stefano Valente Phlp. in Cat. 10, 28–11, 5 ἀλλ’ ἐπειδήπερ οὐκ ἠδύνατο διδάξαι περὶ ἀποδείξεως μὴ πρότερον διδάξας τί ἐστιν ὁ ἁπλῶς συλλογισμός, ὥσπερ οὐδὲ γράφειν δύναιτ’ ἄν τις τὸν ὀρθὸν ἢ τὸν κλιτὸν τύπον μὴ πρότερον ἁπλῶς γράφειν μαθών, τὸν δὲ ἁπλῶς συλλογισμὸν πάλιν ἄνευ τῶν προτάσεων ἀδύνατον ἦν παραδοῦναι (ἐκ τούτων γὰρ ὁ συλλογισμὸς σύγκειται, συλλογή τις ὢν πλειόνων λόγων, ὡς καὶ τὸ ὄνομα δηλοῖ), τὰς δὲ προτάσεις ἄνευ τῶν ὀνομάτων καὶ τῶν ῥημάτων (ἐκ τούτων γὰρ σύγκεινται), τὰ δὲ ὀνόματα καὶ τὰ ῥήματα ἄνευ τῶν ἁπλῶν φωνῶν (καὶ γὰρ καὶ τὸ ὄνομα καὶ τὸ ῥῆμα φωνή ἐστι σημαντική), εἰκότως πρότερον περὶ τῶν ἁπλῶν διαλέγεται φωνῶν. Da er (sc. Aristoteles) aber nicht die Demonstration lehren konnte, bevor er den Syllogismus schlechthin gelehrt hatte, genauso wie es unmöglich ist, dass man gerade oder geneigte Buchstaben schreibt, bevor man zuerst das Schreiben schlechthin gelernt hat,41 es aber wiederum unmöglich wäre, den Syllogismus schlechthin ohne Prämissen zu lehren (denn daraus besteht ein Syllogismus, der eine Zusammenstellung mehrerer Wortkombinationen ist, wie auch sein Name zeigt), ebensowenig die Prämissen ohne Subjekt und Prädikat (denn daraus bestehen sie) sowie Subjekt und Prädikat ohne die einfachen Wörter (denn Subjekt und Prädikat sind Wörter, die eine Bedeutung haben), behandelt er aus gutem Grund zuerst die einfachen Wörter.
Was aber Magentinos angeht, so hat er sich des Philoponoskommentars zu den Kategorien bedient: Er hat seine Vorlage genau gelesen und in seinem Kommentar verständlicher wiedergegeben, indem er einen vielleicht nicht mehr so klaren Begriff aus dem Bereich der Schriftkunst erklärt hat.42 Außerdem hat er sie durch einen weiteren Vergleich erweitert. 41
42
Die Wörter ‚τὸν ὀρθὸν ἢ τὸν κλιτὸν τύπον‘ wurden in der Übersetzung von Sirkel et al. (2015, 48f). im grammatikalischen Sinn verstanden („just as one could not write a nominative or an inflected form“). Aufgrund der vorherigen Parallelstellen dürfte sie aber falsch sein. Es bleibt die Frage offen, ob das Adjektiv κλιτός korrupt ist, denn die Wörterbücher geben dafür die Bedeutung „mutable“ (Lampe) oder „flektiert“ (Lexikon der byzantinischen Gräzität, s. v., mit Verweis auf diese Philoponos-Stelle). Nach einem Eintrag des sogenannten Zonaras-Lexikons (13. Jh.) kann das Adjektiv im Sinne von κλινόμενος verstanden werden: [Zon.] 1216, 21 f. T. κλειτός· ὁ ἔνδοξος. κλητὸς δὲ ὁ καλούμενος, η. κλιτὸς δὲ ὁ κλινόμενος, ι. Übers. Sirkel et al. 2015, 48 f. Vgl. auch Simpl. in Cat. 14, 34–15, 8 πῶς δὲ ἂν μάθοιμεν τὸν ἀποδεικτικὸν συλλογισμὸν μὴ τὸν ἁπλῶς συλλογισμὸν προμαθόντες; οὐδὲ γὰρ γράφειν τόνδε τὸν τύπον ἢ τόνδε δυνησόμεθα μὴ ἁπλῶς γράφειν μαθόντες. τὸν δὲ ἁπλῶς συλλογισμὸν πῶς ἔστιν μαθεῖν, εἰ μὴ τὰ ἐξ ὧν συνέστηκεν μάθοιμεν; αὗται δέ εἰσιν αἱ προτάσεις. ἀλλὰ καὶ αὗται ἐξ ὀνομάτων εἰσὶ καὶ ῥημάτων, τῶν μὲν ὑποκειμένων, τῶν δὲ κατηγορουμένων. δεῖ οὖν καὶ τῆς τούτων γνώσεως. καὶ οὐδὲ μέχρι τούτων ἔχει τέλος ἡ ἀνάλυσις· προηγεῖται γὰρ καὶ τούτων ἡ τῶν ἁπλῶν φωνῶν θεωρία, καθ’ ἣν πάντα ὀνόματά ἐστιν, διότι ἡ πρώτη θέσις τῶν φωνῶν ὡς ὀνομάτων ἐστίν. S. die Übersetzung von Chase (2003, 30) (auch in diesem Fall ist die Übersetzung der unterstrichenen Wörter „For we shall not be able to write this or that particular
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Ein vergleichbares Prozedere von Magentinos bei der Abfassung eines neuen Kommentarabschnitts lässt sich auch in der Einleitung zum ersten Buch der Zweiten Analytik erkennen. Dabei wird deutlich, dass ebendieser Text die prominenteste Rolle aller derjenigen aus dem Organon spielt, da die Lehren aus den vorangehenden Traktaten als Voraussetzung zur Erklärung des Hauptthemas, also des demonstrativen Wissens, dienen. An dieser Stelle – und im Allgemeinen in dem gesamten Kommentar zum ersten Buch der Analytica posteriora – ist der Kommentar des Philoponos die Hauptquelle, die Magentinos als Grundlage für seine eigene Darstellung nimmt.43 Philoponos ist aber nicht als die einzige Quelle zu betrachten, wie in den folgenden Bemerkungen gezeigt wird. Zu Beginn bespricht Magentinos die erste der acht Fragestellungen, und zwar das Ziel des Traktats (σκοπός): Vat. gr. 244, f. 303r Σκοπός ἐστιν ἐνταῦθα τῷ Ἀριστοτέλει περὶ τοῦ ἀποδεικτικοῦ καὶ ἐπιστημονικοῦ διδάξαι συλλογισμοῦ, οὗ χάριν καὶ τὰ πρὸ αὐτοῦ πάντα ἐδίδαξε. Ziel ist es hier für Aristoteles, über den demonstrativen und wissenschaftlichen Syllogismus zu unterrichten, weswegen er auch alle vorherigen Lehrinhalte unterrichtet hat.44 Dieses Incipit spiegelt dasjenige des Philoponos wider, in dem man das traditionelle Argument liest, dass die Zweite Analytik den Höhepunkt des Organon darstellt, auch wenn diesem noch die Topik und die Sophistischen Widerlegungen folgen: Phlp. in Anal. post. I Prooemium, 1, 5–10 Τοῦτο τέλος ἐστὶ τῆς λογικῆς πραγματείας, φημὶ δὴ ὁ λόγος ὁ περὶ ἀποδείξεως· τὰ γὰρ ἄλλα λογικὰ συγγράμματα διὰ τὴν ἀπόδειξιν ἡμῖν παρέδωκεν ὁ Ἀριστοτέλης, λέγω δὴ τήν τε περὶ τῶν ἁπλῶν φωνῶν διδασκαλίαν ἐν Κατηγορίαις καὶ τὴν περὶ τῶν προτάσεων ἐν τῷ Περὶ ἑρμηνείας καὶ τὴν περὶ τῶν συλλογισμῶν ἐν τοῖς Προτέροις ἀναλυτικοῖς, ἵν’ οὕτω δι’ ἐκείνων ὁδῷ καὶ ἐπὶ ταύτην ὡς τέλος τῶν ἄλλων βαδίσωμεν.
43 44
grammatical form (tupos) unless we have previously learned simply to write“ möglicherweise falsch: s. oben S. 322 Anm. 41). S. auch Valente 2022, 90–98 bezüglich des Kommentars zu Anal. post. I 3. Der Text des Scorialensis, den Hayduck druckt, ist außer einem Zusatz – hier unterstrichen – identisch mit demjenigen des Vaticanus: Σκοπός ἐστιν ἐνταῦθα τῷ Ἀριστοτέλει περὶ τοῦ ἀποδεικτικοῦ καὶ ἐπιστημονικοῦ διδάξαι συλλογισμοῦ, οὗ χάριν καὶ τέλους ὄντος πάσης τῆς λογικῆς πραγματείας καὶ τὰ πρὸ αὐτοῦ πάντα ἐδίδαξε. Ebendiese Wörter wurden im Vaticanus zwischen den Zeilen nachgetragen. Die Quelle ist ebenfalls die zitierte Stelle aus Philoponos (in Anal. post. 1, 5).
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Stefano Valente Dies ist das Ziel der logischen Abhandlung: nämlich die Schrift zur Demonstration. Denn alle weiteren logischen Traktate hat uns Aristoteles um der Demonstration willen gegeben, d. h. die Lehre der einfachen Wörter in den Kategorien, der Aussagen (bzw. Prämissen) in De interpretatione und der Syllogismen in den Analytica priora, damit wir so vermittels jener Lehren den Weg auch zu dieser als Vollendung der anderen gehen werden.45
Darüber hinaus kommt eine weitere Philoponosstelle als parallele Inspirationsquelle infrage: Phlp. in Anal. pr. 10, 9–12 u. 20 (…) ἐροῦμεν πρὸς αὐτὸν ὅτι ὁ κυρίως σκοπὸς τοῦ Ἀριστοτέλους οὗτός ἐστι, τὸ διαλαβεῖν περὶ τοῦ ἀποδεικτικοῦ συλλογισμοῦ· ἀλλ’ ἐπειδὴ ἀδύνατον ἦν διαλαβεῖν περὶ αὐτοῦ πρὶν ἢ παραδοῦναι τὸν ἁπλῶς συλλογισμόν, τούτου χάριν πρῶτον περὶ τούτου ποιεῖται τὴν διδασκαλίαν. (…) πάντα δὲ τὰ πρὸ τοῦ τέλους πρὸς τὸ τέλος ἀναφέρεται. (…) zu ihm werden wir sagen, dass das eigentliche Ziel des Aristoteles dies ist, den demonstrativen Syllogismus zu erklären. Da es aber unmöglich wäre, ihn zu erklären, bevor er den Syllogismus schlechthin vermittelt hätte, deswegen gibt er zuerst die Unterweisung über dieses Thema. (…) Alles, was vor dem Ziel liegt, wird auf das Ziel bezogen. Mit dem traditionellen Argument, dass die Zweite Analytik den Höhepunkt des Organon darstellt, auch wenn diesem noch die Topik und die Sophistischen Widerlegungen folgen, beginnt Magentinos die Einleitung zum ersten Buch. Dadurch führt Magentinos die Erklärung der Reihenfolge dieser Schrift innerhalb des Organon ein: προετάγη δὲ ἡ παροῦσα πραγματεία τῆς διαλεκτικῆς, διότι αὕτη μὲν περὶ τὸ ἀναγκαῖον καταγίνεται, ἐκείνη δὲ περὶ τὸ πιθανόν· αἱ γὰρ προτάσεις αἱ παρ’ αὐτῆς λαμβανόμεναι ἔνδοξοι καὶ πιθαναί εἰσι· τὸ δὲ πιθανὸν καὶ ἀληθείας μετέχει καὶ ψεύδους· οἷον ἡ ὑγεία ὅτι46 ἀγαθόν ἐστιν ἔνδοξός ἐστι· δοκεῖ μὲν γὰρ οὐκ ἀγαθὴ47 διὰ τὸ ἐξεῖναι χρᾶσθαι48 αὐτῇ καὶ εὖ καὶ κακῶς ὡς καὶ τῷ πλούτῳ. τὸ δ’ ἀναγκαῖον ἀεὶ ἀληθές ἐστιν·49 τιμιώτερον δὲ τὸ ἀεὶ ὂν ἀληθὲς τοῦ ποτὲ μὲν δοκοῦντος τοιούτου, ποτὲ δὲ μή. Die vorliegende Abhandlung wurde vor die dialektische Abhandlung [d. h. die Topik und die Sophistischen Widerlegungen] gestellt, weil sich 45 46 47 48 49
Auch für diese Übersetzung wurde diejenige von McKirahan (2008, 15) berücksichtigt. οἷον ὅτι ἡ ὑγεία Hayduck. ἀγαθὸν Hayduck, ft. recte. χρῆσθαι Hayduck. An dieser Stelle liest man im Vat. gr. 244 den Nachtrag ὡς καὶ τὸ αὐτόπιστον ἔχον.
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diese mit dem Notwendigen, jene mit dem Überzeugenden befasst. Denn die in der Dialektik angenommenen Prämissen sind anerkannt und überzeugend; das Überzeugende hat Anteil an Wahrheit und Lüge: z. B. von der Gesundheit ist anerkannt, dass sie etwas Gutes ist. Denn sie scheint nicht gut zu sein, weil es möglich ist, von ihr sowohl in positiver als auch in negativer Weise Gebrauch zu machen, wie es auch für den Reichtum der Fall ist. Das Notwendige ist aber immer wahr. Das, was immer wahr ist, ist wertvoller als das, was mal so beschaffen zu sein scheint, mal aber nicht. Bei der Erörterung der Fragestellung zur Frage ἡ τῆς ἀναγνώσεως τάξις lässt sich Magentinos hauptsächlich von dem Prooimion von Philoponos inspierieren (in Anal. post. 2, 1–22; 3, 2–13). Dann wird die Fragestellung bezüglich des Titels erörtert (ἡ αἰτία τῆς ἐπιγραφῆς), und zwar warum diese Schrift einen gemeinsamen Titel mit den Analytica priora teilt, was auch bei anderen Kommentatoren an anderen Stellen besprochen wird;50 außerdem wird wohl der διδασκαλικὸς τρόπος der Zweiten Analytik am Ende dieses Abschnitts besprochen: καὶ ἡ μὲν πραγματεία ἡ περὶ τῆς συλλογιστικῆς μεθόδου διαλαμβάνουσα, ἣ καὶ εἰς τρία τμήματα διῄρηται, εἰς Τὰ τρία σχήματα, εἰς τὸ Περὶ εὐπορίας προτάσεων καὶ εἰς τὸ Περὶ ἀναλύσεως συλλογισμῶν, ἐπιγέγραπται Ἀναλυτικὰ ἐκ τοῦ τιμιωτέρου μέρους· εἰώθαμεν γὰρ πολλάκις τὸ ὅλον ἀπὸ τοῦ τιμιωτέρου μέρους ἐπονομάζειν ὡς τὸ ‘Τεῦκρε, φίλη κεφαλή’· τιμιώτερον γάρ ἐστι τὸ ἀναλύειν τοῦ συντιθέναι, καθόσον καὶ οἱ χυδαῖοι51 συντιθέντες προτάσεις συλλογίζονται, ἀναλύειν δὲ τὸν συλλογισμὸν οὐ δύνανται· τοῦ γὰρ ἐπιστήμονος τοῦτο.52 καὶ ἐν μὲν Τοῖς τρισὶ σχήμασι διδάσκει, πῶς δεῖ συντιθέναι τὰς προτάσεις καὶ ποιεῖν συλλογισμόν, ἐν δὲ τῷ περὶ ἀναλύσεως, πῶς δεῖ ἀναλύειν τὸν συλλογισμὸν καὶ τὸν μέσον εὑρίσκειν. So trägt auch die Abhandlung, die die syllogistische Verfahrensweise darlegt (sc. die Analytica priora), welche auch in drei Abschnitte gegliedert worden ist – und zwar „Die drei Figuren“, „Die Auffindung der Prämissen“ und „Die Analyse der Syllogismen“ –, den Titel „Analytik“, abgeleitet von ihrem wichtigeren Teil. Denn in der Regel benennen wir oft das Ganze nach seinem wichtigeren Teil, wie z. B. (in der Ilias) „Teukros,
50 51 52
Vgl. z. B. Alex. Aphr. in Anal. pr. 6, 28–34, 7, 9–8, 2; Ammon. in Anal. pr. 5, 5–7, 25; Phlp. in Anal. pr. 5, 15–6, 6; Eustr. in Anal. post. 4, 11–23. Das Wort χυδαῖος benutzt Magentinos z. B. auch in der Einleitung zu SE I: s. Kotzabassi 1999, 112, 38 u. 40. Codd., iam ci. Hayduck : ταυτό E.
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Stefano Valente liebes Haupt“ (Il. 8, 281).53 Denn verdienstvoller ist das Analysieren als das Zusammenstellen, insofern auch die unkundigen Leute Schlussfolgerungen ziehen, indem sie Prämissen zusammenstellen, aber nicht in der Lage sind, einen Syllogismus zu analysieren: Dies ist nämlich Aufgabe des Wissenden. Und in dem Abschnitt „Die drei Figuren“ lehrt Aristoteles, wie man die Prämissen zusammensetzen und einen Syllogismus aufbauen soll; in dem Abschnitt „Über Analytik“ andererseits, wie man den Syllogismus analysieren und den Mittelbegriff finden soll.
Genauso, wie der Titel der Analytica priora metonymisch aus dem wichtigsten der Teile übertragen wird, verhält es sich auch für die Zweite Analytik, in der die Analyse nach Magentinos die entscheidende Rolle spielt.54 Dann wird das Thema rekapituliert und die Erklärung für den Titel gegeben: καὶ ταῦτα μὲν οὕτως Ἀναλυτικὰ ἐπιγέγραπται· ἡ δὲ ἀποδεικτικὴ ἐπιγέγραπται Ἀναλυτικὰ οὐχ οὕτως· οὐδὲν γὰρ τῶν πρὸ αὐτῆς τιμιώτερον ταύτης· ἀλλ’ ἐπιγέγραπται οὕτως αὕτη, καθόσον καὶ ὁ μέσος ὅρος ἐν αὐτῇ εὑρίσκεται ἀπὸ ἀναλύσεως.55 53
54
55
Vgl. Elias in Isag. 81, 28–32 πλὴν πᾶσαι καὶ αἱ διαιρετικαὶ καὶ συστατικαὶ [scil. διαφοραὶ] εἰδοποιοὶ καλοῦνται, ἐπειδὴ κρεῖττον τὸ συνιστᾶν τοῦ διαιρεῖν, ὅσῳ κρεῖττον τὸ σώζειν τοῦ φθείρειν· ἀπὸ οὖν τοῦ τιμιωτέρου οὕτω καλείσθωσαν, ὡς τὸ „Τεῦκρε, φίλη κεφαλή“. Es lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen, ob Magentinos diesen Passus als direkte Inspirationsquelle herangezogen hat: Die Formulierung, mit der das Ilias-Zitat eingeführt wird, ist zwar der besprochenen Stelle sehr ähnlich, aber Elias hebt das Gegenteil des Analysierens, nämlich das Zusammenführen, hervor. Darüber hinaus soll auch ein Passus des Odyssekommentars von Eustathios (zu Od. I 343 f.) berücksichtigt werden, in dem eine ebenfalls vergleichbare Formulierung zu lesen ist (1421, 42: S. 286–289 Cullhed): κεφαλὴν δὲ ἢ τὸν ἄνδρα φησίν, ἤτοι τὸν ἄνθρωπον, ἀπὸ τοῦ τιμιωτάτου μέρους, ὡς καὶ ἐν Ἰλιάδι· „Τεῦκρε φίλη κεφαλή“, κτλ. (vgl. sch. [V] Od. I 343a1 Pontani). Die Verwendung des Hemistichion scheint deshalb üblich gewesen zu sein, um eine Bezeichnung nach dem ehrenvollsten Teil einzuführen. Vgl. auch [David/Elias] in Isag. 13, 36–37; Phlp. in An. 583, 26–28. Einen ähnlichen Gedankengang entwickelt Magentinos auch im ungedruckten Prooimion zu Anal. pr. I: s. Ierodiakonou / Agiotis 2019, 138 in der Einleitung zum zweiten Buch der Analytica posteriora (334, 20–335, 9): s. dazu auch Goldin 2009, 15 f. (Übersetzung) mit Anm. 12–18 auf S. 144. Vgl. auch die Einleitung zu Buch 2: [Phlp.] in Anal. post. 335, 21–23 mit Goldin 2009, 16. – Im Vat. gr. 244 liest man an dieser Stelle den folgenden Nachtrag, der auch von den Apographa aufgenommen wurde und sich somit bis in die Edition von Hayduck erhalten hat: ἢ (ἢ om. Hayduck) καὶ αἱ ἀρχαὶ αὐτῆς καὶ αἱ ἄμεσοι προτάσεις. ἢ Ἀναλυτικὰ ἐπιγέγραπται ἀπὸ τοῦ ἀνέρχεσθαι ἡμᾶς δι’ ἀναλύσεως ἀπὸ τῶν αἰτιατῶν ἐπὶ τὰ αἴτια, ἐξ ὧν ἐστι τῷ αἰτιατῷ (τοῖς αἰτιατοῖς Hayduck) καὶ τὸ εἶναι καὶ τὸ γινώσκεσθαι, οἷον ἡ σελήνη ἐκλείπει, τὸ ἐκλεῖπον ἀντιφράττεται, ἡ σελήνη ἄρα ἀντιφράττεται· τοῦτο ἀνάλυσις ἀπὸ τοῦ αἰτιατοῦ, ἤτοι (ἤγουν Hayduck) τῆς ἐκλείψεως, εἰς τὸ αἴτιον, ἤτοι (ἤγουν Hayduck) τὴν ἀντίφραξιν. εἶτα ἡ ἀπόδειξις ἡ ἀπὸ τοῦ αἰτίου κατιοῦσα ἐπὶ τὸ αἰτιατὸν καὶ (ἐπὶ τὸ αἰτιατὸν καὶ om. Hayduck) οὕτω πως συνείρουσα (ἀνείρουσα Hayduck)· ἡ σελήνη ἀντιφράττεται, τὸ ἀντιφραττόμενον ἐκλείπει· ἡ σελήνη ἄρα ἐκλείπει (Hayduck).
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Und auf diese Weise tragen diese Teile den Titel „Analytik“. Aber die demonstrative Wissenschaft trägt den Titel „Analytik“ nicht auf diese Weise, weil keine der Abhandlungen vor dieser hochrangiger ist als diese, sondern sie trägt diesen Titel insofern, als auch der Mittelbegriff in ihr auf Grund von Analyse gefunden wird. Es folgt die Erklärung, dass das demonstrative Wissen ein ὄργανον, ein Werkzeug, sei, weshalb der Begriff ‚Organon‘ metonymisch für die gesamte Sammlung benutzt wurde. Dabei wird die Fragestellung bezüglich der Zuordnung zu einem Teil der Philosophie (ἡ ὑπό τι μέρος ἀναφορά) behandelt: λέγεται δὲ ἡ ἀποδεικτικὴ ἐπιστήμη ὄργανον, ἐξ ἧς καὶ τὸ ὅλον βιβλίον Ὄργανον ἐκλήθη. τῆς γὰρ φιλοσοφίας μέρη εἰσὶ τὸ θεωρητικὸν καὶ τὸ πρακτικόν, καὶ τοῦ μὲν θεωρητικοῦ τέλος τὸ ἀληθές, ᾧ τὸ ψεῦδος ἀντίκειται, τοῦ δὲ πρακτικοῦ τὸ ἀγαθόν, ᾧ τὸ κακὸν ἀντίκειται. καὶ εἰ μὲν ἡ ψυχὴ ἦν ἐκτὸς σώματος, οὐκ ἄν ποτε περὶ ταῦτα πεπλάνηται· οὖσα δὲ ἐν σώματι καὶ ὑπὸ τούτου βαρουμένη καὶ τῶν τούτου κακῶν κατὰ σκότον ἠλάσκεται καὶ οἴεται πολλάκις τὸ κακὸν ἀγαθὸν καὶ τὴν ἡδονὴν ἐπιζητεῖ ὡς ἀκρότατον ἀγαθόν. ὡσαύτως καὶ τὸ ψεῦδος οἴεται ἀληθές· δοξάζουσα γὰρ τὸν Θεὸν πάντα δύνασθαι, οἴεται καὶ τὰ κακὰ δύνασθαι ποιεῖν (ὃ μὴ γένοιτο). τὰ γὰρ κακὰ οὐ δυνάμεις λέγονται, ἀλλὰ ἀδυναμίαι· μὴ γὰρ δυνάμενοι ἐμμένειν ἐν τοῖς ἀγαθοῖς καὶ προκόπτειν ἐν αὐτοῖς, ἐκπίπτοντες τῆς εἰς τὸ ἀγαθὸν προκοπῆς ἐμμένομεν τοῖς φαύλοις. Das demonstrative Wissen wird Werkzeug genannt: Aufgrund dessen wurde auch das gesamte Buch ‚Organon‘ (Werkzeug) benannt. Denn die Philosophie lässt sich in die theoretische und praktische Philosophie aufteilen. Ziel der Theoretischen ist die Wahrheit, zu der die Lüge in konträrem Gegensatz steht, Ziel der Praktischen ist das Gute, zu dem das Böse in konträrem Gegensatz steht. Und wenn die Seele außerhalb des Körpers wäre, würde sie nie diesbezüglich in die Irre geführt. Da sie aber im Körper ist und durch diesen niedergedrückt wird, irrt sie in dem Schatten seiner Übel umher und sie hält oft das Böse für etwas Gutes und strebt nach der Lust, als sei sie das höchste Gut. Auf die gleiche Weise hält sie das Falsche für das Wahre. Denn da sie der Ansicht ist, dass Gott alles kann, glaubt sie, dass er sogar das Böse tun kann – was nicht geschehen möge! Denn das Böse wird nicht als Vermögen, sondern als Unvermögen bezeichnet. Da wir nicht in der Lage sind, bei dem Guten zu bleiben und dabei voranzuschreiten, getrieben aus dem Fortschritt zum Guten, bleiben wir bei dem Schlechten. Den Anlass für diesen Gedankengang hat Magentinos bei Philoponos gefunden:
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Stefano Valente Phlp. in Anal. post. 2, 23–25 ὅτι μὲν οὖν τέλος τῆς λογικῆς πραγματείας ἡ ἀπόδειξις, δῆλον γέγονε. τῆς δὲ ἀποδείξεως ἐδεήθησαν οἱ φιλόσοφοι ὡς ὀργάνου πρὸς κατόρθωσιν τῶν τῆς φιλοσοφίας μερῶν, τοῦ θεωρητικοῦ φημι καὶ τοῦ πρακτικοῦ. Dass also die Demonstration Ziel der logischen Abhandlung ist, ist klar geworden. Die Philosophen bedurften der Demonstration als Werkzeug zur korrekten Beschäftigung mit den Teilen der Philosophie, d. h. dem theoretischen und dem praktischen Teil.56
Wie Magentinos andeutet, nimmt die Logik eine entscheidende Rolle als Hilfe für die menschliche Seele insofern ein, als sie ihr hilft, zwischen Gutem und Bösem, zwischen Wahrheit und Lüge besonders in Hinblick auf theologische Fragestellungen und auf das christliche Leben zu entscheiden.57 Der Grundgedanke kommt aus einer Passage aus dem Kommentar Alexanders von Aphrodisias zu den Topica; dieser fügt Magentinos eine moralische bzw. theologische Prägung hinzu:58 Alex. Aphr. in Top. 348, 31–349, 159 δύναμιν μὲν γὰρ καὶ οἱ ἀγαθοὶ ἔχουσι τοῦ τ ὰ φ α ῦ λ α δ ρ ᾶ ν , ἀλλ’ οὐ δρῶσιν αὐτὰ τῷ μὴ προαιρεῖσθαι. κοινότερον δὲ εἶπε καὶ τοὺς θεοὺς τὰ κακὰ δύνασθαι. Denn auch die guten Menschen haben das Vermögen, schlechte Taten zu begehen, aber sie begehen sie nicht, weil sie sich nicht dazu entscheiden. Etwas allgemeiner hat er (sc. Aristoteles) gesagt, dass auch die Götter das Böse zu tun vermögen. Dieser Gedanke wird dann fortgesetzt, und Magentinos arbeitet den Nutzen des Traktats (τὸ χρήσιμον) in folgender Weise heraus: 56 57
58
59
S. auch die englische Übersetzung von McKirahan (2008, 16). Zu dieser Stelle s. auch unten S. 329. Vgl. dazu auch Sapientia Salomonis 9, 15 φθαρτὸν γὰρ σῶμα βαρύνει ψυχήν, καὶ βρίθει τὸ γεῶδες σκῆνος νοῦν πολυφρόντιδα sowie David. Prol. phil. 77, 14–19 ἡ δὲ φιλοσοφία περὶ τὴν ψυχὴν ἐνεργεῖ· καὶ γὰρ τὸ τῆς ψυχῆς ὄμμα ὑπὸ τῶν σωματικῶν ἡδυπαθειῶν ἀμβλυῶττον καὶ ἐπισκοτιζόμενον διὰ τῆς φιλοσοφίας ἐγείρεσθαι καὶ φωτίζεσθαι πέφυκεν. αὕτη δὲ ἡ περὶ τὴν ψυχὴν ἐνέργεια ἀναγκαιοτέρα τῶν ἐνεργειῶν ἐστι τῶν περὶ τὸ σῶμα καὶ τὰ ἐκτὸς καταγινομένων, ὅσον ἐστὶ ψυχὴ σώματος καὶ τῶν ἐκτὸς ἀναγκαιοτέρα. ὥστε οὖν κυρίως μόνη ἡ φιλοσοφία πρακτικὴ λέγεται. Ähnliche Ansätze lassen sich auch bei anderen byzantinischen Autoren wiederfinden, wie z. B. bei Nikephoros Blemmydes. Am Anfang des Prooimions seines logischen Kompendiums erklärt er, dass „das logische Wissen einen nicht kleinen Nutzen für die Interpretation der Heiligen Schrift und für alle Wörter der Wahrheit bringt“ (Nic. Blemm. Epitome logica, PG 142, 688 c 2–4 ἐπειδήπερ ἡ λογικὴ ἐπιστήμη πρὸς ἱερὰν Γραφὴν καὶ πάντας τοὺς τῆς ἀληθείας λόγους οὐκ ὀλίγον φέρει τὸ χρήσιμον κτλ.): s. dazu Valente 2018, 149 f. mit Anm. 7; s. auch Golitsis 2012, 121 f. Vgl. Ar. Top. IV 5, 126 a 30–b 3.
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ἵνα γοῦν μὴ περιπλανᾶται ἡ ψυχὴ περὶ τὴν κρίσιν τοῦ ἀγαθοῦ καὶ τοῦ κακοῦ, καὶ τῆς ἀληθείας καὶ τοῦ ψεύδους, παρέδωκεν ἡμῖν ὡς ὄργανον τὴν ἀπόδειξιν, δι’ ἧς διακρίνομεν τὸ ἀγαθὸν ἀπὸ τοῦ κακοῦ καὶ τὴν ἀλήθειαν τοῦ ψεύδους, ὥσπερ καὶ ὁ ἀρτοποιὸς χρᾶται ὡς ὀργάνῳ τῷ κοσκίνῳ καὶ διακρίνει τὸν σῖτον τῆς αἴρας καὶ τῆς κριθῆς, καὶ ὁ τέκτων χρᾶται τῇ στάθμῃ τῶν τε καμπύλων ξύλων καὶ τῶν ὀρθῶν εἰς διάκρισιν, καὶ ὁ οἰκοδόμος τῇ καθέτῳ εἰς διάκρισιν τῶν ὀρθῶν τοίχων καὶ τῶν μὴ τοιούτων. Damit sich also die Seele in Bezug auf die Entscheidung zwischen Gutem und Bösem und zwischen Wahrheit und Lüge nicht irrt, hat Aristoteles uns als Werkzeug die Demonstration hinterlassen, durch die wir das Gute vom Bösen und die Wahrheit von der Lüge unterscheiden. So benutzt auch der Bäcker das Sieb als Werkzeug und so trennt er den Weizen vom Lolch und von der Gerste, und der Zimmermann benutzt die Richtschnur zur Unterscheidung zwischen krummen und geraden Balken, und der Baumeister das Senkblei zur Unterscheidung zwischen geraden Wänden und nicht so beschaffenen. Der Kommentator illustriert seine These durch drei Beispiele, die aus dem Alltagsleben entnommen sind. Die beiden letzten Beispiele hat Magentinos zunächst in einer bereits herangezogenen Stelle des Philoponoskommentars zur Zweiten Analytik gefunden: Phlp. in Anal. post. 2, 23–3, 1 ὅτι μὲν οὖν τέλος τῆς λογικῆς πραγματείας ἡ ἀπόδειξις, δῆλον γέγονε. τῆς δὲ ἀποδείξεως ἐδεήθησαν οἱ φιλόσοφοι ὡς ὀργάνου πρὸς κατόρθωσιν τῶν τῆς φιλοσοφίας μερῶν, τοῦ θεωρητικοῦ φημι καὶ τοῦ πρακτικοῦ· ὥσπερ γὰρ ὁ τέκτων διακρίνει τὸ εὐθὺ ξύλον ἀπὸ τοῦ καμπύλου τῇ στάθμῃ κεχρημένος καὶ ὁ οἰκοδόμος τὸν ἴσον τοῖχον ἀπὸ τοῦ κεκλικότος τῇ καθέτῳ, οὕτω καὶ ὁ φιλόσοφος τῷ ἀποδεικτικῷ κανόνι διακρίνει κατὰ μὲν τὴν θεωρίαν τὸ ἀληθὲς ἀπὸ τοῦ ψεύδους, κατὰ δὲ τὴν πρᾶξιν τὸ ἀγαθὸν ἀπὸ τοῦ κακοῦ. Dass also die Demonstration Ziel der logischen Abhandlung ist, ist klar geworden. Die Philosophen bedurften der Demonstration als Werkzeug zur korrekten Beschäftigung mit den Teilen der Philosophie, d. h. dem theoretischen und dem praktischen Teil. Denn genauso wie der Zimmermann den geraden Balken vom krummen anhand der Richtschnur und der Baumeister die gerade Wand von der schiefen anhand des Senkbleis unterscheidet, so unterscheidet auch der Philosoph anhand der demonstrativen Regel in der theoretischen Philosophie die Wahrheit von der Lüge, in der praktischen das Gute vom Bösen.60
60
S. auch die Übersetzung von McKirahan 2008, 16. Zu dieser Stelle s. auch oben S. 328.
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Dabei hat sich aber Magentinos wohl an eine Parallelstelle im Kommentar des Philoponos zu den Kategorien erinnert, wo ein ähnlicher, etwas ausführlicherer Gedankengang entwickelt wird: Phlp. in Cat. 4, 23–35 διαιροῦνται δὲ τὰ αὐτοπρόσωπα εἴς τε τὰ θεωρητικὰ καὶ τὰ πρακτικὰ καὶ τὰ ὀργανικά, ὅτι καὶ ἡ φιλοσοφία εἰς δύο ταῦτα διῄρηται, εἴς τε τὸ θεωρητικὸν καὶ τὸ πρακτικόν, καὶ θεωρητικὰ μέν εἰσιν ἐν οἷς ἐπισκέπτεται περὶ τῆς ἀληθείας καὶ τοῦ ψεύδους, πρακτικὰ δὲ ἐν οἷς ἐπισκοπεῖ περὶ τοῦ ἀγαθοῦ καὶ τοῦ κακοῦ· ἐπεὶ δὲ πολλή τίς ἐστιν ἀμφισβήτησις τοῖς ἀνθρώποις περί τε τοῦ ἀγαθοῦ καὶ τοῦ κακοῦ καὶ τῆς ἀληθείας καὶ τοῦ ψεύδους, καὶ ἄλλοι ἄλλο οἴονται ἀγαθὸν καὶ κακὸν καὶ ἀληθὲς καὶ ψευδὲς εἶναι, ἐδέησεν αὐτῷ ὀργάνου διακριτικοῦ τούτων, ὅπερ ἐστὶν ἡ ἀπόδειξις. ἡ δὲ ἀπόδειξις οὐδὲν ἄλλο ἐστὶν ἢ συλλογισμὸς ἀποδεικτικός· ὡς γὰρ ὁ τέκτων τῇ στάθμῃ κέχρηται ὀργάνῳ πρὸς διάκρισιν τῶν τε καμπύλων καὶ τῶν ὀρθῶν ξύλων, ὁμοίως καὶ ὁ οἰκοδόμος τῇ καθέτῳ διακρινούσῃ τούς τε ὀρθοὺς καὶ τοὺς μὴ τοιούτους τῶν τοίχων, οὕτω καὶ οἱ φιλόσοφοι τὴν ἀπόδειξιν ἔχουσι κανόνα ἄπταιστον τῆς τῶν ὄντων διακρίσεως.61 Die Abhandlungen in erster Person lassen sich in theoretische, praktische und instrumentale unterteilen, so wie auch die Philosophie in zwei davon, nämlich theoretische und praktische, unterteilt wird. Die theoretischen Abhandlungen sind diejenigen, in denen Wahrheit und Lüge untersucht werden; die praktischen diejenigen, in denen Gut und Böse untersucht werden. Da es aber große Uneinigkeit unter den Menschen über das Gute und das Böse und über die Wahrheit und die Lüge gibt, und die einen dies für gut, böse, wahr und falsch halten, die anderen etwas anderes, bedurfte er eines Werkzeugs zu ihrer Unterscheidung: Dies ist eben die Demonstration. Die Demonstration ist nichts anderes als ein demonstrativer Syllogismus. Denn genauso wie der Zimmermann die Richtschnur zur Unterscheidung zwischen krummen und geraden Balken benutzt, und ebenso der Baumeister mittels des Senkbleis die geraden unter den Wänden von den nicht so beschaffenen unterscheidet, so haben die Philosophen die Demonstration als nicht fehlgehende Regel zur Unterscheidung der seienden Dinge.62 Eben diese letzte Stelle scheint aufgrund der fast wortwörtlichen Textübernahmen die direkte Quelle für Magentinos gewesen zu sein. Das κόσκινονBeispiel bei Magentinos kommt jedoch wohl aus einer anderen Quelle, wahrscheinlich aus der Exegese des Neuen Testaments bezüglich der Interpretation 61 62
Vgl. auch z. B. Phlp. in Mete. 1, 16, in Phys. 905, 23; Elias in Cat. 117, 9; David Prol. 41, 16. Meine Übersetzung berücksichtigt diejenige von Sirkel et al. 2015, 42.
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des Matthäus-Gleichnisses vom Unkraut unter dem Weizen (Mt 13, 24–30). Dies könnte wohl aus der Feder des Metropoliten von Mytilene stammen, der die Aristotelische Logik als christliches Werkzeug versteht und die traditionellen erläuternden Vergleiche um einen ihm besonders vertrauten erweitert. Die Einleitung endet dann mit einer knappen Darstellung der Hauptthemen beider Bücher der Zweiten Analytik: Ὕστερα δὲ λέγονται63 αἱ δύο πραγματεῖαι τῆς ἀποδεικτικῆς διὰ τὸ ταχθῆναι ὕστερα τῶν εἰς τὴν64 διδασκαλίαν αὐτῆς χρησιμευόντων. πρῶτον δὲ ἐτάχθη ἡ παροῦσα πραγματεία, διότι αὕτη μὲν διδάσκει περὶ προτάσεων, ἐκείνη δὲ ποταπὸν δεῖ εἶναι τὸν μέσον ὅρον ἐν τῇ ἀποδείξει,65 ὃ66 καὶ δυσχερεστέραν ἔχει τὴν ζήτησιν· τὰ δὲ ἁπλούστερα ἀεὶ τῶν δυσχερεστέρων προτάττονται.67 Die beiden Abhandlungen der demonstrativen Wissenschaft werden „Spätere“ genannt, weil sie hinter die anderen gestellt wurden, die für die Unterweisung in diese nützlich sind. An den Anfang wurde die vorliegende Abhandlung gestellt, weil sie über die Prämissen belehrt, jene andere wiederum, wie beschaffen die mittlere Definition in der Demonstration sein soll, deren Erforschung noch schwieriger ist. Die einfacheren Dinge werden immer den schwierigeren vorangestellt. Mit diesem Absatz behandelt Magentinos wohl einen weiteren Punkt der oben besprochenen acht Fragestellungen, und zwar die innere Partition des Traktats (ἡ εἰς τὰ κεφάλαια διαίρεσις). In diesem Fall scheinen die κεφάλαια den jeweiligen zwei Büchern der Analytica posteriora zu entsprechen. Übrig bleibt nur eine von den acht Fragestellungen – die Echtheit des Traktats (τὸ γνήσιον): Wahrscheinlich wird sie nicht angesprochen, weil die Authentizität als vorausgesetzt betrachtet wird, genauso wie für alle Schriften des Organon. So endet die Einleitung zu dem ersten Buch der Analytica posteriora. Anhand der oben besprochenen Textstellen aus Magentinos-Proömia zu den Schriften des Aristotelischen Organon, und insbesondere aus demjenigen zum ersten Buch der Analytica posteriora lässt sich feststellen, dass er mit seiner exegetischen Tätigkeit das Ziel verfolgte, eine systematische, nach einheitlichem Ansatz verfasste Kommentierung zu den einzelnen Traktaten vorzulegen. Wie es in der Aristotelischen Auslegungspraxis oft der Fall ist, zeigen auch seine Schriften einen engen Bezug zu den ihm zugänglichen Quellen, die
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λέγτ U35. om. U35. ἀποδείξει Hayduck : ἀποδεικτικῇ V244 C167 U35. om. U35. προτάττεται Hayduck.
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er teils unkritisch übernahm, teilweise aber überarbeitete, kombinierte und erweiterte. Die Tätigkeit des Magentinos scheint außerdem durch eine christliche Interpretation der Rolle der Logik geprägt zu sein. Aus einer modernen Perspektive mag das Urteil von Sten Ebbesen, dass Magentinos kein hervorragender Philosoph gewesen sei, vielleicht gerechtfertigt sein. Jedoch sollte seine Tätigkeit in dem Kontext, in dem er lebte, untersucht und an den zu seiner Zeit geltenden Standards gemessen werden. Um die Stellung des Magentinos innerhalb der byzantinischen Gelehrsamkeit genauer festzustellen, ist es aber zunächst notwendig, seine Schriften vollständig herauszugeben und sie genau mit den Quellen zu vergleichen. Erst danach kann sein intellektueller Beitrag im Bereich des Aristotelismus adäquat evaluiert werden.
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A Little-Known Corpus of Scholia on Aristotle’s Categories in the MSS Laur. Plut. 59, 17 and Bodl. Barocci 87 and its Link to George-Gennadius Scholarius * José Maksimczuk
1. Introduction Aristotle’s philosophical works were read and studied continuously throughout the Late Antiquity and the Byzantine era. The numerous Greek manuscripts containing his works that have come down to us – around 1000 ‒ bear witness to the significant role the philosopher of Stagira played in the Byzantine culture.1 His Organon, the collection of six treatises on logic, was an essential course component of the Byzantine school curriculum, and many other works of the Corpus Aristotelicum attracted scholarly attention as early as the first century B.C.2 In the second century A.D., a Greek Aristotelian scholarship was established, which under different forms was to last until the very end of the Byzantine Empire and beyond.3 Its most tangible surviving legacy is a bulk of exegetic works, which cover a substantial portion of the Corpus Aristotelicum and materialized in a strikingly wide range of genres: paraphrases, epitomai,
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I thank Christian Brockmann, Basile Markesinis, Tomás Fernández, and Stefano Valente for their useful and insightful remarks. I also owe gratitude to Eugenia Antonucci who provided me with excellent images of the manuscript Firenze, Biblioteca Medicea Laurenziana, Plut. 59, 17. The research for this paper was funded by the Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG, German Research Foundation) under Germany’s Excellence Strategy – EXC 2176 ‘Understanding Written Artefacts: Material, Interaction and Transmission in Manuscript Cultures’, project no. 390893796. The research was conducted within the scope of the Centre for the Study of Manuscript Cultures (CSMC) at Universität Hamburg. Harlfinger 1971, 40. For the central place of Aristotle’s Organon in the Byzantine education, see Cacouros 2006 and Erismann 2017, 362–380. For the scholarly research on Aristotle in the first century B.C., consult Griffin 2015 and Gottschalk 2016. For an overview of the late-antique scholarship on Aristotle, see Sorabji 2016. Regarding the study of Aristotle’s works in Byzantium, cf. Oehler 1964, Trizio 2017, and Knežević 2020.
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long-running commentaries, dialogues.4 The output of Aristotelian scholars also survives in less systematized literary forms such as compilations of notes and collection of fragments from Aristotle’s treatises.5 Among these almost “ephemeral” scholarly manifestations, the most common types are arguably the explicative annotations found in the margins and between the lines of numerous manuscripts, namely the scholia.6 For all their lack of physical autonomy, such scholia stemmed from the same intellectual outlook on Aristotle’s philosophy as the self-standing exegetic works. In fact, as it will become clear later, scholia, paraphrases, long-running commentaries, and similar compositions are parts of a much larger whole, whose differences reside more in the form in which they present the content rather than in the content itself. The object of this paper is one anonymous corpus of marginal and interlinear scholia on Aristotle’s Cat. (hereafter CS). The CS is transmitted in two main witnesses from the fifteenth century, namely, the manuscripts Firenze, Biblioteca Medicea Laurenziana, Plut. 59, 17 and Oxford, Bodleian Library, Barocci 87.7 The corpus counts around 150 marginal notes and numerous shorter notes positioned inter lineas. Most of these texts can be regarded as (more or less reworked) quotations from extant commentaries on the Cat. In the following, I offer a first preliminary assessment of the chief features of the CS and its manuscript tradition. I i) postulate that Laur. Plut. 59, 17 and Bodl. Barocc. 87 are brothers that descend from a model that is lost today, ii) propose that the corpus reached its final form, i.e. as it stands in Laur. Plut. 59, 17 and Bodl. Barocc. 87, sometime between 1427 and 1434, iii) describe the nature of the contents of its scholia, iv) explore the way the CS recycled material from late-antique commentaries, and v) argue that certain connections exist between the CS and George-Gennadius Scholarius’ philosophical teaching and research on Aristotle’s Organon by the late 1420s and early 1430s.
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Trizio 2017, 405–411. An example of this kind of scholarly production is the “Exzerpt-Manuskript’’ Paris, Bibliothèque nationale de France, grec 2042 (Harlfinger 1971, 409 and Brockmann / Lorusso 2014, 87 f. and 92–103). Latest developments in Manuscriptology identify scholia as a form of paracontent that comments on a core content, cf. Ciotti et al. 2018. To my knowledge, this is the first time that some link between Laur. Plut. 59, 17 and Bodl. Barocc. 87 is perceived. A third witness of the CS is the codex Genova, Biblioteca Universitaria, F.VI.9 (ca. 1550). Since the latter is a direct copy of Bodl. Barocc. 87, I do not include it in this study (see Maksimczuk 2022, 340–343).
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2. Manuscript witnesses Codex Laur. Plut. 59, 17 is a composite, paper manuscript.8 It counts III + 184 + III folios (212 × 140 mm), copied by nine scribes in the course of the fifteenth century.9 The contents of the codicological units that form Laur. Plut. 59, 17 are disparate: religion, law, grammar, philosophy.10 The Organon section is limited to folios 161r–181v,11 which contain Porphyry’s Isagoge (ff. 162r–169v),12 Cat. (ff. 170v–181v), and introductions to those two treatises (ff. 161r–v and 170r respectively). Those folios, as well as other portions of Laur. Plut. 59, 17, were copied by an anonymous scribe referred to as Anonymus 11 by Harlfinger.13 According to the watermarks, Anonymus 11 would have produced folios 161–181 sometime between 1426 and 1434.14 Anonymus 11 distributed the text of the Cat. in 32–42 lines per folio and left blank spaces to insert notes in the four margins. Interestingly, spaces between the core-text lines that (were expected to) have interlinear annotations inserted are larger than those that were not to host notes, which is an indication that Anonymous 11 knew where he would write the interlinear notes while copying the core content of Laur. Plut. 59, 17 (most likely because his model already contained them). Anonymus 11 copied numerous scholia in the inner margins; accordingly, it is most likely that the CS was copied before folios 161r–181v were bound. In Laur. Plut. 59, 17, it is often hard to distinguish the boundary between the core text and the marginal
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A reproduction of the manuscript can be consulted online: http://mss.bmlonline.it/Catalogo.aspx?Shelfmark=Plut.59, 17 (last accessed on 01/02/2022). A description is offered in Bandini 1764, 529–535. The information of the catalogue must be complemented with Nickel’s description in Moraux et al. 1976, 212–214 and the entry in Commentaria in Aristotelem Graeca et Byzantina (https://cagb-digital.de/handschriften/diktyon-16468, last accessed 01/02/2022). For the size of the manuscript and the scribes who copied it, see Moraux et al. 1976, 213. The actual reason why the units were bound together remains unknown. However, the fact that all of them date to the 15th century indicates that a chronological principle played a role in this combination. After a mistaken numeration, folios 157r–176v in Bandini 1764. The text of the Isagoge is accompanied by a large exegetic apparatus of marginal and interlinear scholia, which is also found in manuscript Bodl. Barocc. 87. Harlfinger 1971, 418. Harlfinger identified the hand of Anonymus 11 in Firenze, Biblioteca Medicea Laurenziana, Plut. 7, 35; Milano, Biblioteca Ambrosiana, E 118 sup.; Paris, Bibliothèque nationale de France, grec 1874; Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, gr. 1021. Recently, Giacomelli and Speranzi supplemented this list with Firenze, Biblioteca Medicea Laurenziana, Plut. 9, 32 and Plut. 74, 13; Milano, Biblioteca Ambrosiana, C 222 inf. and L 38 sup.; Paris, Bibliothèque nationale de France, grec 1270 and grec 1061 (Giacomelli / Speranzi 2019, 136 f.). Moraux et al. 1976, 213.
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annotations (cf. Plate 1). The same can be said of the different notes in the CS, for on certain occasions it is not clear where one scholium ends and a new one starts (cf. plate 2, which reproduces the overlapping of two interlinear notes on f. 172r l. 3). The small care the scribe paid to formatting the manuscript and its dense mise en page suggest that Anonymus 11 made Laur. Plut. 59, 17’s ff. 161r–181v for his personal use. Anonymus 11 linked the marginal scholia to the core text by signs that appear at the beginning of a pericope and again at the beginning of the scholium that comments on it. At some time, the upper, lower, and outer margins of ff. 161–181 were trimmed, causing the loss of substantial portions of scholia.15 Manuscript Bodl. Barocc. 87 is a composite, paper codex.16 It counts V + 356 folios (210/216 × 135/140 mm).17 It contains the Organon in its entirety: Cat. (ff. 35r–57r), De int. (ff. 59r–[78r]), Anal. pr. (ff. [78v]–169r), Anal. post. (ff. 169v–220v), Top. (ff. 221r–319r), and Soph. el. (ff. 319v–351r). As often, Porphyry’s Isagoge (ff. 18r–29v),18 a life of Aristotle (ff. 30r–31r),19 and different introductions to, and short commentaries on, Aristotle’s logic (ff. 1r–13v and 31r–32r),20 precede the Organon. Bodl. Barocc. 87 consists of three codicological units that were assembled in one volume by the Byzantine physician Demetrius Angelus in the second half of the fifteenth century.21 Angelus copied the largest portion of the manuscript (ff. 95–351r),22 which he combined with two other codicological units made by two other individuals: the physician Theodore Laskaris (ff. 1–57)23 and an anonymous scribe (ff. 59–94). Watermarks suggest that Laskaris and the anonymous scribe made their re-
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Compare with nn. 47, 67, 71 f., 87–89. Online reproduction: https://digital.bodleian.ox.ac.uk/objects/8c7d3bda-4d58-4d66-b8abd583a8c3931f/ (last accessed 01/02/2022). A brief description of Bodl. Barocc. 87 is offered in Coxe 1853, 151 f. That entry must be supplemented with the observations in Hutter 1978, 85 f. and Maksimczuk 2022, 322–326. Bodl. Barocc. 87’s folio numbering is defective: ff. 34 and 58 are missing or never existed; in addition, between ff. 83 and 84 there is a mutilated folio that was left unnumbered. I quote the size of the folios from Hutter 1978, 85. Cf. n. 12. Bodl. Barocc. 87 is not part of Düring’s study of Aristotle’s ancient vitae. My collation of the first lines of the vita in the manuscript shows that it preserves the so-called Vita vulgata. Specifically, Bodl. Barocc. 87’s text appears to relate to the family d of the Vita vulgata (Düring 1957, 120–139). On f. 33v, Bodl. Barocc. 87 contains a miniature that has been regarded as the earliest known portrait of the 15th-century Byzantine teacher John Argyropoulus. See my thoughts on this issue and the pertinent bibliographical references below in n. 78. I delineate the complex formation of Bodl. Barocc. 87 in Maksimczuk 2022. Identification in Mondrain 2000a, 223–250. Laskaris’ hand in Bodl. Barocc. 87 was identified by Ciro Giacomelli, see Maksimczuk 2022, 323.
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spective portions around 1449, whereas Angelus would have copied ff. 95– 351 some time between 1454 and 1480.24 The CS is transmitted in the margins and between the lines of Bodl. Barocc. 87’s folios 35r–57r, i.e. the portion of the codex made by Laskaris. The scribe copied the Cat. and the CS within the same production process. In each folio, Laskaris made only 19–20 lines of the text of the Cat., leaving large marginal and interlinear spaces, which allowed him to neatly copy the CS. However, he was not particularly careful regarding the scholia references, and he left numerous marginal notes without signs to link them with the pertinent pericope in the core text. Many folios in the first unit of Bodl. Barocc. 87 suffered material damage in the inner lower corner. As a result, portions of scholia are lost.25 2.1. Laur. Plut. 59, 17 and Bodl. Barocc. 87: stemmatic relationship Collation of the totality of the marginal and some interlinear scholia in Laur. Plut. 59, 17 and Bodl. Barocc. 87 and a comparison with the commentaries from which a number of them derive26 allow us to fathom the relationship between the two main witnesses of the CS.27 Being younger than Laur. Plut. 59, 17, Bodl. Barocc. 87 could not be its model. Furthermore, the latter’s text of the CS contains mistaken readings that are not attested in Laur. Plut. 59, 17. The list below offers some examples of such cases in marginal scholia (among many others):28 – – –
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on Cat. 1.1 a 3: Ἀπορία Σχολαρίου Laur. Plut. 59, 17 (recte)] om. Bodl. Barocc. 8729 on Cat. 4.1 b 25: οὐσίας Laur. Plut. 59, 17 (cum fonte)] om. Bodl. Barocc. 8730 on Cat. 5.2 b 23: ὁμοίως Laur. Plut. 59, 17 (cum fonte)] om. Bodl. Barocc. 8731 Hutter 1978, 85. See the cases reported in nn. 50 f., 102, 105–107. The CS quotes mainly from the commentary on the Cat. by John Philoponus (see n. 62). Unfortunately, a comparison proved impossible at several points of the CS, as many notes (especially in Laur. Plut. 59, 17) are severely mutilated. Further inferior variants only transmitted in Bodl. Barocc. 87 are reported in nn. 94 f., 97, 125, 127 f. See transcription of the scholium and discussion on its attribution below (p. 364–366). Laur. Plut. 59, 17 f. 171r; Bodl. Barocc. 87 f. 36r. The source is Ammonius’ in Cat., p. 33, 22–34, 10 (here cf. p. 34, 3–5). Laur. Plut. 59, 17 f. 171v; Bodl. Barocc. 87 f. 37r. The source is Philoponus’ in Cat., p. 61, 13–15 (here cf. l. 15).
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José Maksimczuk on Cat. 6.5 a 38: ὑποβεβλημένα Laur. Plut. 59, 17 (cum fonte)] ὑποβεβηκότα Bodl. Barocc. 8732 on Cat. 6.5 b 26: καθ᾿αὑτὸ Laur. Plut. 59, 17 (cum fonte)] οὐ praem. Bodl. Barocc. 8733 on Cat. 7.8 a 28–29: ἡ Laur. Plut. 59, 17 (cum fonte)] μὴ Bodl. Barocc. 8734 on Cat. 8.11 a 36: ἔχει Laur. Plut. 59, 17 (cum fonte)] ἔστι Bodl. Barocc. 8735
Laur. Plut. 59, 17 is older than Bodl. Barocc. 87 and preserves a sounder version of the CS. However, it yields some inferior variants vis-à-vis Bodl. Barocc. 87 to reject the hypothesis that Laur. Plut. 59, 17 could be the model of Bodl. Barocc. 87. Compare the following examples found in marginal scholia:36 – – –
on Cat. 5.3 b 10: οὐσίαν Bodl. Barocc. 87 (cum fonte)] πρώτην praem. Laur. Plut. 59, 1737 on Cat. 6.5 b 12: ὅλως Bodl. Barocc. 87 (cum fonte)] om. Laur. Plut. 59, 1738 on Cat. 14.15 a 13: ὁδὸς ἐστὶν Bodl. Barocc. 87 (cum fonte)] om. Laur. Plut. 59, 1739
Important shortcomings of Laur. Plut. 59, 17 regarding Bodl. Barocc. 87 emerge from the analysis of the interlinear scholia. A group of notes on Cat. 5.2 b 7–3 a 5 show that the CS reflects the same understanding of that locus as most commentators.40 On two occasions, Bodl. Barocc. 87 is closer 32 33 34 35 36 37 38 39 40
Laur. Plut. 59, 17 f. 173v; Bodl. Barocc. 87 f. 41r. The source is Philoponus’ in Cat., p. 92, 11–19 (here cf. l. 11). Laur. Plut. 59, 17 f. 174r; Bodl. Barocc. 87 f. 41v. The source is Elias’ in Cat., p. 196, 20– 27 (here cf. l. 23). Laur. Plut. 59, 17 f. 176r; Bodl. Barocc. 87 f. 45v. The source is Elias’ in Cat., p. 217, 9–18 (here cf. l. 13). Laur. Plut. 59, 17 f. 178r; Bodl. Barocc. 87 f. 50r. The source is Ammonius’ in Cat., p. 91, 28–92, 2 (here cf. p. 92, 1). See further examples of Laur. Plut. 59, 17’s inferior readings in nn. 65, 96, and 108. Laur. Plut. 59, 17 f. 172r; Bodl. Barocc. 87 f. 38v. The source is Philoponus’ in Cat., p. 73, 24–34 (here cf. l. 24). Laur. Plut. 59, 17 f. 174r; Bodl. Barocc. 87 f. 42r. The source is Philoponus’ in Cat., p. 99, 19–23 (here cf. l. 19). Laur. Plut. 59, 17 f. 181r; Bodl. Barocc. 87 f. 56r. The source is Philoponus’ in Cat., p. 199, 9–24 (here cf. l. 18). In that portion of the Cat., Aristotle puts forward two arguments to back up the view that species are more substance than genera: one is by closeness to the first substance, the other by analogy (see, inter alia, Ammonius, in Cat., p. 41, 19–24; Philoponus, in Cat., p. 59, 5– 9; Simplicius, in Cat., p. 89, 1–22; Scholarius, Com.Cat. 6, p. 144, 17–19).
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to the commentaries than Laur. Plut. 59, 17. The first case is at 2 b 14, above the words ἀποδιδοὺς ἢ φυτόν in the core text. Here, Bodl. Barocc. 87 alone yields the note τὸ γὰρ φυτὸν καὶ κατὰ βοτάνης καὶ θάμνου λέγεται (f. 37r l. 7), which parallels Scholarius’ Com.Cat. 6.41 The second case is at 2 b 15, above the words ἔτι αἱ πρῶται οὐσίαι in the core text. Here, Bodl. Barocc. 87 alone features the note β´ ἐπιχείρημα ἐκ τῆς ἀναλογίας (f. 37r l. 7), which has counterparts in several commentaries.42 The above analysis suggests that for the text of the CS Laur. Plut. 59, 17 and Bodl. Barocc. 87 are brothers that descend independently from the same model, which remains unidentified.
3. The CS pristine form and dating Since the exemplar of the CS is lost, it is impossible to fathom whether the corpus is the result of the work of one single scholar who compiled and edited all its material, or whether it grew gradually over time as various independent users aggregated different layers of exegetic notes in the margins and between lines of the model of Laur. Plut. 59, 17 and Bodl. Barocc. 87.43 That a big portion of the notes in the corpus depend on Philoponus’ in Cat. may be considered a factor that unifies a large part of the CS. In addition, there is coherence in the way the marginal scholia must have been formatted (without attributions or lemmata) and linked to the core text in the exemplar (through signs that appear at the beginning of a pericope and are repeated at the beginning of the pertinent scholium). Lastly, the fact that Laur. Plut. 59, 17 and Bodl. Barocc. 87 transmit virtually the same form of the CS may indicate that the exemplar presented the corpus as a homogeneous unit. Although these characteristics would be more likely in a work created by one single person rather than in one with multiple contributors, they do not constitute decisive argument.
41
42 43
Scholarius’ Com.Cat. 6, p. 144, 35 f. reads τὸ δὲ φυτὸν κοινότερον, καὶ κατὰ βοτάνης καὶ κατὰ θάμνου λεγόμενον καὶ δένδρου. The model of Laur. Plut. 59, 17 must have had the scholium in question at Cat. 5.2 b 14 and Anonymus 11 failed to copy it, for Laur. Plut. 59, 17 yields a large interlinear space between the core text lines at that point in the manuscript, namely f. 171v l. 14 (cf. Plate 3 and compare with Laur. Plut. 59, 17’s description above). Compare with the references in n. 40. More examples of CS interlinear notes missing from Laur. Plut. 59, 17 are reported in n. 59. Numerous Aristotelian manuscripts contain sets of glosses and scholia that grew over decades or centuries (cf. Brockmann / Lorusso 2014, 111, Valente 2018, 121 f., and Kotzabassi 2002, 54–59).
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The loss of the model of Laur. Plut. 59, 17 and Bodl. Barocc. 87 also prevents us from dating the corpus with accuracy. However, quite sure termini post and ante quem for its final form can be proposed. Given that the corpus features four scholia attributed to George-Gennadius Scholarius (ca. 1400 – ca. 1472),44 a reasonable terminus post quem would be the year 1427, namely, the lowest proposed date for Scholarius’ teaching and research on Aristotelian logic.45 In turn, the terminus ante quem can be set at the year 1434, the highest date proposed for Laur. Plut. 59, 17. Accordingly, the CS, as it stands in Laur. Plut. 59, 17 and Bodl. Barocc. 87, must have been completed sometime between 1427 and 1434.
4. The CS contents 4.1. Marginal scholia Some scholia of the corpus are short notes covering few lines in the margins of Laur. Plut. 59, 17 and Bodl. Barocc. 87. Others are more extensive and may occupy the whole upper or lower margin plus part of the outer margins. They mainly account for the arrangement of different sections of the Cat., interpretations of difficult passages, explanation of technical terminology, and – less frequently – textual criticism. In the following, I illustrate each type with representative cases. a) Scholia on the arrangement of the Cat. Commentators have divided the Cat. into three main sections: εἰς τὰ πρὸ τῶν κατηγοριῶν, εἰς τὰς κατηγορίας αὐτάς, εἰς τὰ μετὰ τὰς κατηγορίας.46 Within these main sections different thematic sub-sections were distinguished, and some scholia in the CS point to such sub-divisions. The following example consists of a scholium on Cat. 7.6 a 36 that announces the treatment of a new topic in the core text, i.e. the category of relatives (τῶν πρός τι). Moreover, the scholium explains why Aristotle places the discussion of this category after that of the quantity: 44 45 46
For Scholarius’ biography, see Tinnefeld 2002 and Blanchet 2008. As for the scholia attributed to Scholarius in the corpus, cf. nn. 82 f. below. Turner 1969, 425 and Barbour 1993, 53. See, for instance, Ammonius, in Cat., p. 14, 3 f.; Philoponus, in Cat., p. 13, 6 f.; Scholarius, Com.Cat. 2, p. 119, 35 f.
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Ἥρμοττε περὶ ποιότητα πρῶτον διαλαβεῖν· ἀλλ᾿ἐπεὶ λέγων47 περὶ ποσοῦ ἐμνήσθη τῶν πρός τι (ἐν οἷς ἔλεγε τὸ μέγα καὶ τὸ μικρὸν εἶναι τῶν πρός τι), διὰ τοῦτο περὶ τῶν πρός τι πρὸ τῆς ποιότητος λέγει· ὃ δὴ καὶ ἐπὶ τῆς οὐσίας καὶ τοῦ ποσοῦ πεποίηκεν48 (Laur. Plut. 59, 17 f. 174v; Bodl. Barocc. 87 f. 42v). It would have been convenient to treat quality first. But since [Aristotle] mentioned the relatives while speaking about quantity (where he said that large and small are relatives)49, he speaks about [the category] of relatives prior to quality. He did the same with substance and quantity. b) Interpretation of passages of the Cat. Most of the scholia in the corpus aim to shed light on difficult loci of the Cat. In Cat. 9.11 b 1 f., Aristotle argues that action (τὸ ποιεῖν) and affection (τὸ πάσχειν) admit contraries as well as more (μᾶλλον) and less (ἧττον). A scholium on this locus explains why: εἰκότως50 ἐπιδέχεται ταῦτα [scil. τὸ ποιεῖν καὶ τὸ πάσχειν] τὸ μᾶλλον καὶ ἧττον, ἐπεὶ ταῦτα μὲν ἐκ τῆς συμπλοκῆς τῆς οὐσίας πρὸς τὴν ποιότητα γίνεται, ἡ δὲ51 ποιότης τοῦ μᾶλλον καὶ ἧττον ἐστὶν ἐπιδεκτική.52 (Reasonably, [action and affection] admit more and less, because those result from the combination of the substance with the quality, and the quality is capable of admitting more and less.) c) Explanation of terminology In this group I place scholia whose goal is to explain the meaning with which Aristotle uses a given term. A scholium on Cat. 1.1 a 1 fulfils such a function, for it makes plain the meaning of the word ὄνομα in the treatise. The scholium in question reads Ὄνομα δέ φησι ἐνταῦθα, οὐ τὸ ἀντιδιαστελλόμενον πρὸς τὸ ῥῆμα, ἀλλὰ τὴν σημαντικὴν φωνήν, ὁποῖα ποτ᾿ἂν εἴη.53 ([The term] “name’’
47 48
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Ἥρμοττε – λέγων is illegible in Laur. Plut. 59, 17 (due to mutilation). Cf. Ammonius, in Cat., p. 66, 7–14 and Philoponus, in Cat., p. 102, 16–29. For all the scholia from the CS quoted in this article, I followed (whenever it was possible) the accentuation of the manuscripts. Cf. Cat. 6.5 b 27 f. The word εἰκότως is illegible in Bodl. Barocc. 87 (due to mutilation). ἡ δὲ is illegible in Bodl. Barocc. 87 (due to mutilation). Laur. Plut. 59, 17 f. 178r; Bodl. Barocc. 87 f. 50r. Cf. Philoponus, in Cat., p. 166, 33–167, 3. Laur. Plut. 59, 17 f. 170v; Bodl. Barocc. 87 f. 35r. Cf. Ammonius, in Cat., p. 18, 21 f. and Philoponus, in Cat., p. 18, 10 f.
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[Aristotle] uses here, not [to refer to] what is contrasted with the verb, but the significant expression of whatever kind it might be.) d) Text-critical remarks A few scholia indicate that some manuscripts yield variants for certain readings in the core text of Laur. Plut. 59, 17 and Bodl. Barocc. 87.54 A scholium on Cat. 4.2 a 6 is an example of such type. In 2 a 4–10, Aristotle argues that things said without combination do not imply an affirmation or negation. A scholium informs that in some manuscripts the reference to negation is omitted: Ἔν τισι τῶν βιβλίων λείπει τὸ ἢ ἀποφάσει· καὶ δοκεῖ αὐτάρκως ἔχειν· εἰ γὰρ κατάφασιν οὐδεμία τῶν κατηγοριῶν σημαίνει, πολλῷ μᾶλλον οὐδ᾿ἀπόφασιν.55 (In some manuscripts the [phrase] “or by negation’’ is missing. And [their text] seems to be sufficient, for if none of the categories signify affirmation, much more shall they not signify negation.). 4.2. Interlinear scholia The interlinear scholia seldom cover more than one manuscript line and their main functions are similar to those of the marginal scholia, i.e., to provide examples, interpretations, and remarks on the arrangement and content of the Cat. This suggests that the difference between the marginal and interlinear notes resides mainly in their extension and position in the manuscripts rather than in the exegetical function each type of scholia is expected to fulfil. a) Examples Many interlinear scholia offer examples to illustrate the topic discussed in the core text. In arguing that genera, species, and attributes are predicated of the first substance in the same way as attributes are predicated of genera and species, Aristotle exemplifies this with the quality γραμματικός. He states that one says τὸν τινὰ ἄνθρωπον γραμματικόν as well as τὸν γραμματικὸν ἄνθρωπον and τὸ γραμματικὸν ζῷον (Cat. 5.3 a 1–5). To indicate that the same occurs with other attributes, Aristotle adds ὡσαύτως δὲ καὶ ἐπὶ τῶν ἄλλων
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In both manuscripts, this function is mainly fulfilled by critical notes headed by γρ· and found between the lines of the core text (see, for instance, Laur. Plut. 59, 17 ff. 171r l. 3, 171v l. 3, 176v l. 16 = Bodl. Barocc. 87 ff. 35v l. 19, 36v l. 14, 46v l. 15). Laur. Plut. 59, 17 f. 171r; Bodl. Barocc. 87 f. 35v. Cf. Philoponus, in Cat. p. 46, 8–11.
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(Cat. 5.3 a 5 f.). The CS yields a note above those words which reads οἷον λογικὸν καὶ λευκόν.56 The intention of the scholium is manifest: giving two more examples of accidents that may be imputed of first and second substances.
b) Interpretation Providing an interpretation of certain passages in the core text is a function common to marginal and interlinear scholia. A scholium on Cat. 12.14 b 7 exemplifies this well. In Cat. 12.14 a 26–14 b 23, Aristotle describes the five ways in which one thing may be prior to another. He illustrates the fourth (14 b 4–7) with the common statement that those whom one loves come before others (εἰώθασι δὲ καὶ οἱ πολλοὶ τοὺς ἐντιμοτέρους καὶ μᾶλλον ἀγαπωμένους ὑπ᾿αὐτῶν προτέρους φάσκειν παρ᾿αὐτοῖς εἶναι). According to Aristotle, this type of priority is the strangest (ἀλλοτριώτατος) and an interlinear scholium of the CS accounts for that observation: ἐκ τῆς ἡμετέρας γὰρ προαιρέσεως τέθειται καὶ οὐκ ἐκ τῆς φύσεως τῶν πραγμάτων (For it has been established by our choice and not by the nature of the things).57
c) Remarks on the structure of the Cat. As with marginal scholia, interlinear scholia give account of different subsections and internal divisions inside the Cat. Let us exemplify this with a group of interlinear notes on Cat. 11.13 b 36–14 a 25. Philoponus argued that in that portion of the treatise Aristotle provides four discrete observations (θεωρήματα) on the contraries. According to Philoponus, each θεώρημα starts at 13 b 36, 14 a 7, 14 a 15 and 14 a 19 respectively.58 The CS reflects the same understanding of Cat. 11.13 b 36–14 a 25, for it has four notes reading α´ θεώρημα, β´ θεώρημα, γ´, and δ´ on 13 b 36, 14 a 7, 14 a 15, and 14 a 19 respectively.59
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Laur. Plut. 59, 17 f. 172r l. 3; Bodl. Barocc. 87 f. 37v l. 9. Laur. Plut. 59, 17 f. 180v l. 14 f.; Bodl. Barocc. 87 f. 55r l. 13. The scholium was most probably borrowed from Ammonius’ in Cat. (p. 103, 23 f.). With minimal changes, I quoted the English translation of Ammonius’ work in Cohen / Matthews 1991, 126. Philoponus, in Cat., p. 187–191. The four notes are transmitted only in Bodl. Barocc. 87 (ff. 54r l. 13, f. 54v l. 1, l. 7, and l. 10). In turn, Laur. Plut. 59, 17 only contains references to the first and second θεωρήματα (f. 180 l. 20 and l. 25).
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5. The CS and the late-antique commentaries Numerous scholia preserved in the margins and between the lines of Aristotelian manuscripts consist of passages borrowed from self-standing commentaries.60 As it was marked above, a great deal of, but not all, the notes in the CS can be ultimately traced back to late-antique commentaries on the Cat. However, the derivative nature of the corpus is not manifest, as almost all the scholia were left unattributed.61 Among the late-antique commentators, one features prominently in the CS, namely, John Philoponus.62 To a lesser extent, the CS benefited from the exegetical treatises by Ammonius and Elias.63 The CS displays the material borrowed from self-standing commentaries in two ways: i) either it quotes it (more or less) verbatim or ii) it offers reworked versions. I will illustrate with concrete examples how the CS recycled its sources. a) (Almost) word for word quotations A comparison of the CS and the late-antique exegeses of the Cat. unveils that several of the marginal notes in Laur. Plut. 59, 17 and Bodl. Barocc. 87 are near verbatim citations of those works. A case in point is the scholium on Cat. 9.11 a 32, which was excerpted from Ammonius’ in Cat. Compare:64
60 61
62 63 64
Cf. Valente 2018, 112–114 and 120–122. Four scholia in the CS are attributed to Scholarius (cf. nn. 82 f.). Moreover, Bodl. Barocc. 87 contains two scholia featuring wrong attributions (mutilations in Laur. Plut. 59, 17 prevent us from a direct comparison between the two manuscripts at these points of the CS): a scholium in Bodl. Barocc. 87 f. 37r has the attribution Ἀμωνί (sic), whereas it quotes an extract from Philoponus’ in Cat., p. 61, 13–16; on f. 49v, there is a scholium with the attribution Φιλίππου, but it is followed by an excerpt from Philoponus’ in Cat., p. 159, 17– 24. The second case is intriguing, and it is likely that the model of Bodl. Barocc. 87 contained a correct attribution for the scholium in question, i.e. Philoponus, which Laskaris misread when he copied Bodl. Barocc. 87. From Philoponus’ commentary, were taken, inter alia, the scholia on Cat. 1.1 a 1, 3.1 b 10 f., 3.1 b 16, 5.2 b 7 f., 5.2 b 27 f., 5.3 a 22, 5.3 b 10, 5.3 b 20, 5.3 b 25, 5.3 b 33. From Ammonius’ in Cat. are the scholia on Cat. 1.1 a 2, 1.1 a 13, 4.1 b 25, 4.2 a 5 f., 6.4 b 32; from Elias’ in Cat., the scholia on Cat. 6.5 b 26, 7.8 a 28 f., 9.11 b 1 f.. Here and in the following examples, I make bold the coincidences between the self-standing commentaries and the scholia.
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Laur. Plut. 59, 17 f. 178r; Bodl. Barocc. 87 f. 50r
Ammonius, in Cat., p. 91, 28–92, 2
Ἄλλως τε οὐδὲν ἄτοπον τινὰ τῶν ἀναφερομένων ἐπὶ ἑτέραν κατηγορίαν ἀναφέρεσθαι καὶ ὑπὸ τὰ πρός τι, μᾶλλον δὲ πᾶσα ἀνάγκη τὰ πρός τι ἀνάγεσθαι καὶ ὑπ᾿ἄλλην τινὰ κατηγορίαν· εἴρηται γὰρ65 ὅτι ἴδια πράγματα οὐκ ἔχει66 τὰ πρός τι, ἀλλ᾿ἐν ταῖς ἄλλαις67 κατηγορίαις θεωρεῖται.68
Ἄλλως τε οὐδὲν ἄτοπον τινὰ τῶν ἀναφερομένων ἐπὶ ἑτέραν κατηγορίαν ἀναφέρεσθαι καὶ ὑπὸ τὰ πρός τι, μᾶλλον δὲ πᾶσα ἀνάγκη τὰ πρός τι ἀναγόμενα ἀνάγεσθαι καὶ ὑπ᾿ ἄλλην τινὰ κατηγορίαν· εἴρηται γὰρ ὅτι ἴδια πράγματα οὐκ ἔχει τὰ πρός τι, ἀλλ᾿ ἐν ταῖς ἄλλαις κατηγορίαις θεωρεῖται.
b) Reduction Several scholia can be regarded as abridgements of long passages in the old commentaries. This is the case with a marginal scholium on Cat. 6.4 b 20, whose ultimate source is Philoponus’ in Cat. Besides offering the same fourfold explanation about why Aristotle treats quantity immediately after substance, the scholium and the commentary show much verbal coincidence (which ensures their being related). Compare: Laur. Plut. 59, 17 f. 173r; Bodl. Barocc. 87 f. 40r
Ἑπομένως τῇ οὐσίᾳ τίθεται τὸ ποσόν, ὅτι καὶ ἐν τῷ περὶ τῆς οὐσίας λόγῳ ἐμνήσθη αὐτοῦ·
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Philoponus, in Cat., p. 83, 7–84, 2 Τίνος μὲν ἕνεκα ἡ οὐσία πασῶν τῶν κατηγοριῶν προτέτακται, ἤδη φθάσαντες ἀποδεδώκαμεν, δευτέραν δὲ ἔχει τάξιν ἐν ταῖς κατηγορίαις τὸ ποσὸν δι’ αἰτίας πλείους, καὶ πρῶτον μέν, ὅτι ἐν τῷ περὶ τῆς οὐσίας λόγῳ ἐμνήσθη τοῦ ποσοῦ, ἔνθα ἔλεγεν οὐκ ἴδιον τῆς οὐσίας εἶναι τὸ μηδὲν ἐναντίον εἶναι αὐτῇ, ἐπειδὴ
Laur. Plut. 59, 17 reads μὲν γὰρ. Bodl. Barocc. 87 reads ἔστι instead of ἔχει. ἄλλαις is illegible in Laur. Plut. 59, 17 (due to mutilation). My translation of the scholium is based on the translation of Ammonius’ treatise offered in Cohen / Matthews 1991, 112: But above all, there is no paradox when some things classified under another category are also classified under relatives. Rather it is altogether necessary that all relatives be classified under some other category as well; for it has been pointed out that [the category of] relatives does not contain things that are peculiar [to it]; rather [its members] are observed in other categories.
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καὶ ἔδει προσεχῶς περὶ τούτου εἰπεῖν, καὶ ὅτι ἐν τῇ φύσει τῶν πραγμάτων δευτέραν τάξιν ἔχει τὸ ποσόν· ἡ γὰρ πρώτη καὶ ἀσώματος ὕλη καὶ ἀνείδεος πρότερον ἐξογκωθεῖσα τὰς τρεῖς δέχεται διαστάσεις,
εἴθ᾿οὕτως τὰς ποιότητας, ὥστε τὸ ποιόν τρίτην ἔχει τάξιν.
ἄλλως τε ἡ μὲν οὐσία διῃρεῖτο εἰς πρώτην καὶ δευτέραν, τὸ δὲ πρῶτον καὶ δεύτερον τοῦ ποσοῦ.
καὶ τὸ ζητεῖν δὲ πότερον τὸ ποσὸν ἢ ποιὸν ἔδει κεῖσθαι μετὰ τὴν οὐσίαν, τοῦτο αὐτὸ τοῦ ποσοῦ ἐστίν.69
καὶ τοῦ ποσοῦ (ἵνα οὖν μὴ ἐπὶ πολὺ ἐάσῃ ἡμᾶς ἀγνοοῦντας τὴν τοῦ ποσοῦ φύσιν, ἐπίτηδες εὐθὺς μετὰ τὴν οὐσίαν τὸν περὶ τούτου λόγον ποιεῖται), δεύτερον δέ, ὅτι καὶ ἐν τῇ φύσει τῶν πραγμάτων δευτέραν ἔχει τάξιν τὸ ποσόν· ἡ γὰρ πρώτη ὕλη, ὡς πολλάκις εἴρηται, ἀσώματος οὖσα καὶ ἀνείδεος καὶ ἀσχημάτιστος πρότερον ἐξογκωθεῖσα τὰς τρεῖς διαστάσεις δέχεται καὶ γίνεται τριχῇ διαστατόν, ὅ φησιν ὁ Ἀριστοτέλης δεύτερον ὑποκείμενον, εἶθ’ οὕτως δέχεται τὰς ποιότητας καὶ ποιεῖ τὰ στοιχεῖα, ὥστε τρίτην τὸ ποιὸν ἐν τοῖς οὖσιν ἔχει τάξιν, τετάρτην δὲ τὰ πρός τι· τὰ γὰρ πρός τι σχέσις τίς ἐστιν ἑτέρων κατηγοριῶν, ὁ δὲ τόπος καὶ ὁ χρόνος καὶ τὰ λοιπὰ ἀπὸ τούτων σεσύληται. τρίτη δὲ αἰτία, ὅτι ἐπειδὴ διῃρεῖτο ἡ οὐσία εἰς τὴν πρώτην καὶ δευτέραν, τὸ δὲ πρῶτον καὶ δεύτερόν ἐστι τοῦ ἀριθμοῦ, ὁ δὲ ἀριθμὸς τοῦ ποσοῦ, εἰκότως μετὰ τὴν οὐσίαν τέτακται τὸ ποσόν. καὶ ἄλλως αὐτὸ τὸ ζητεῖν ποτέραν δεῖ τῶν κατηγοριῶν προτέραν τετάχθαι ἢ δευτέραν τοῦ ποσοῦ ἐστι.
The modifications the scholium has vis-à-vis the source text are meant to condense the essentials of the commentary in few words.70 In this sense, the 69
70
My translation of the scholium is based on Share 2019, 5: Next to substance [Aristotle] puts quantity because he also mentioned it in the section on substance. And he needed to speak about this immediately, also because quantity occupies second place in the nature of things. For the prime and incorporeal and formless matter first acquires extension [and] receives the three dimensions, then the qualities (and so qualification occupies third place). And besides, the substance was divided into first and second: first and second [are instances] of quantity. And the act of asking whether quantity or quality needed to be placed after substance, is [an instance] of quantity. The scholium offers a text that is not paralleled in any of the manuscripts used in the CAG edition of Philoponus’ in Cat., namely Firenze, Biblioteca Medicea Laurenziana, Plut. 10, 26 and Plut. 71, 3 and the editio princeps of the commentary. Neither I found the text of the scholium in other manuscripts of the in Cat. that I could inspect (i.e. Firenze, Biblioteca Medicea Laurenziana, Plut. 71, 23 and Plut. 72, 1; Paris, Bibliothèque nationale de France,
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scholium removed portions of the commentary that were not relevant for the immediate understanding of Cat. 6.4 b 20 (Τίνος – ἀποδεδώκαμεν, ἔνθα – ποιεῖται, and τετάρτην – σεσύληται). Moreover, it offers the explanations without numbering them (cf. πρῶτον, δεύτερον, τρίτη αἰτία in the commentary). c) Amplification Some scholia in the CS represent an amplification of a certain source text. In this group falls a marginal scholium on Cat. 4.2 b 7 f. that discusses why Aristotle calls both species and genus second substance and not second and third substances respectively. As the following comparison proves, the main portion of that scholium goes back to Philoponus’ in Cat.: Laur. Plut. 59, 17 f. 171v; Bodl. Barocc. 87 f. 37r
Philoponus, in Cat., p. 60, 14–19
Πῶς οὖν οὐκ ἐκάλεσε τὸ εἶδος δευτέραν οὐσίαν καὶ τὸ γένος τρίτην; Ἢ71 διότι γένος καὶ εἶδος τῶν πρός τι εἰσὶ καὶ ἀντιστρέφει· διὰ γοῦν τὴν σχέσιν οὐκ ἠδύνατο χωρίσαι αὐτὰ ἀλλήλων· ἢ διότι διὰ μίαν καὶ τὴν αὐτὴν αἰτίαν καλέσας ταύτας δευτέρας οὐσίας, λέγω δὲ διὰ τὸ δεῖσθαι τῆς πρώτης πρὸς κατηγορίαν, οὐκ ἠβουλήθη τούτων ἐπιδιαίρεσιν ποιήσασθαι, ἀλλ᾿ἠρκέσθη σύγκρισιν μόνον αὐτῶν ποιῆσαι καὶ τὴν72 μὲν εἰπεῖν μᾶλλον τὴν δὲ ἧττον οὐσίαν.73
ἀπορήσειε δ’ ἄν τις διὰ τί τὸ εἶδος οὐκ εἶπε δευτέραν οὐσίαν, τρίτην δὲ τὸ γένος.
λέγομεν ὅτι διὰ μίαν καὶ τὴν αὐτὴν αἰτίαν καλέσας ταύτας δευτέρας οὐσίας, λέγω δὴ διὰ τὸ δέεσθαι τῆς πρώτης πρὸς κατηγορίαν, οὐκ ἠβουλήθη τούτων ἐπιδιαίρεσιν ποιήσασθαι, ἀλλ’ ἠρκέσθη σύγκρισιν μόνον αὐτῶν ποιῆσαι καὶ τὴν μὲν εἰπεῖν μᾶλλον τὴν δὲ ἧττον οὐσίαν.
The scholium relies on Philoponus’ commentary for the opening question and the second explanation. In turn, the first explanation (Ἢ διότι – αὐτὰ
71 72 73
grec 2019 and grec 2051; Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Vat. gr. 246; Venezia, Biblioteca Nazionale Marciana, gr. Z 202). Ἢ is illegible in Laur. Plut. 59, 17 (due to mutilation). τὴν is illegible in Laur. Plut. 59, 17 (due to mutilation). My translation of the scholium is based on Sirkel et al. 2015: How did [Aristotle] not call species a second substance and genus a third? Either because genus and species are relatives and their relationship is reciprocal – on account of this relationship, then, he could not separate one from another; or because having called them second substrances for one and the same reason, I mean on account of their needing primary substance for predication, he
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ἀλλήλων) is missing from Philoponus’ exegesis and it is most probably an addition by the scholiast himself.74 It is possible that the passage was shaped on the basis of a locus from Ps.-Elias’ in Is., in which the anonymous author explains that Porphyry describes genus and species together because they are relatives and their relationship is reciprocal: ἐπειδὴ τὸ γένος καὶ τὸ εἶδος τῶν πρός τί εἰσι (τὸ γὰρ γένος εἴδους γένος ἐστὶ καὶ πάλιν τὸ εἶδος γένους εἶδός ἐστιν), οὐκ ἠδύνατο δὲ ταῦτα δὶς λέγειν, ἀλλ’ὡς προσαλλήλων αὐτῶν ὄντων ἅμα ποιεῖται καὶ τὸν περὶ αὐτῶν λόγον.75
6. The CS and two Aristotelian scholars from the 15th century 6.1. The hypothesis of Argyropoulus’ authorship In the past it was argued that Bodl. Barocc. 87’s scholia on the Cat. were transcripts from oral lessons of the teacher John Argyropoulus (1393/4– 1487; PLP 1267). They would have been taken by an anonymous student some time between 1448/49 and 1453 at the xenon of the Kral (ξενὼν τοῦ Κράλη) in Constantinople.76 This hypothesis, which does not take into consideration that Laur. Plut. 59, 17 contains the same corpus of scholia on the Cat. as Bodl. Barocc. 87, was cautiously posited by Coxe, and was later accepted by Legrand, Lambros, and Wiesner.77 On each occasion, the said hypothesis was formulated in a rather aphoristic way and founded on a miniature bearing a problematic multi-layered attribution with the name of John Argyropoulus and a reference to the latter’s teaching at the xenon. The minia-
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77
did not want to make a further division of them. Rather, he was satisfied to make a comparison of them and say that one is more and the other less a substance. I did not find the passage in question in any of the witnesses of Philoponus’ in Cat. I inspected (cf. n. 70 above). Ps.-Elias, in Is., p. 63, 35–38. As for Argyropoulus’ date of birth, cf. Ganchou 2008, 110 f. and n.16 (with further bibliographical references). For his teaching at the xenon of the Kral, see Cacouros 2006, 46–49. The most comprehensive studies on Argyropoulus’ life and career are Lambros 1910 and Cammelli 1941 (see also Geanakoplos 1989, 91–113 and Wilson 2017, 99–103). Analysis of works consisting in transcripts of oral lessons in the late antiquity and the Byzantine era is offered in Richard 1950 (with focus on Aristotelian scholarship on pages 192–196). An example of this type of production in the 15th century is Theodorus Gaza’s Solutiones (see introduction and critical edition in Brockmann et al. 2017). Coxe 1853, 152, Legrand 1903, 166b, Lambros 1910, κγ´, and Moraux et al. 1976, 365.
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ture is found on f. 33v of Bodl. Barocc. 87, i.e., the page that immediately precedes the beginning of the Cat. in the manuscript.78 The study of the CS in Bodl. Barocc. 87 (and Laur. Plut. 59, 17) does not produce any piece of evidence to support the hypothesis of Argyropoulus’ authorship. None of the notes commenting on the Cat. are attributed to Argyropoulus nor found among his extant works; neither can the scribe who copied the CS in Bodl. Barocc. 87, namely Theodore Laskaris, be reckoned among the known pupils of Argyropoulus at the Kral’s xenon.79 Furthermore, none of the scholia in the corpus features attributions of the type ἀπὸ φωνῆς, which are typical of pieces consisting of transcriptions of oral lessons.80 Most importantly, Laur. Plut. 59, 17, which preserves the CS in a better version than its brother Bodl. Barocc. 87, shows no relationship whatsoever to Argyropoulus and was produced around fifteen or twenty years prior to Argyropoulus’ teaching at the xenon. In sum, internal and external evidence indicates that there is no reason to think that the CS originated as transcripts of Argyropoulus’ lessons around 1450. 6.2. The CS and George-Gennadius Scholarius The rejection of Argyropoulus’ authorship left an unanswered question: if not Argyropoulus, who did compose the CS? As pointed out above, one cannot be sure how the CS originated and it is hard to guess whether it is the product of one person or a multi-layer set of exegetic strata added by various scribes over time, which were later neatly merged in Laur. Plut. 59, 17 and Bodl.
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In Bodl. Barocc. 87, the Cat. starts on f. 35r, whereas f. 34 is missing or never existed. The miniature on f. 33v shows a a man seated in front of a building with an open book in front of him. The image has been reproduced in numerous publications (see Hutter 1978, 302 [nº 10 – 647, with transcription of the texts that accompany the image on p. 86], Mondrain 2000a, 233, and Spatharakis 1976, fig. 182). The link between the miniature and the other sections of Bodl. Barocc. 87 is far from fool proof as it is preserved in a folio (without watermarks) that was inserted in the middle of the codicological unit copied by Laskaris (Hutter 1978, 86). Most importantly, the miniature is actually accompanied by two attributions. One reads ὁ Ἀριστοτέλης (presently crossed out), the other Ἰωάννης διδάσκαλος ὁ Ἀργυρόπουλος. The Aristotle attribution is most likely the original; the reference to Argyropoulus, in turn, must be a later addion by Demetrius Angelus, who owned that part of Bodl. Barocc. 87 and followed Argyropoulus’ lessons at the Kral’s xenon. Mutatis mutandis, this is the theory put forward in Spatharakis 1976, 258 f. Cf. also Hutter 1978, 86, where a different account for the multi-layered attribution is offered. A (partial?) list of Argyropoulus’ students at the xenon is preserved in Bodl. Barocc. 87 f. 33v. See discussion in Lambros 1910, κε´–κϚ´ and Mondrain 2000a, 223–250. Richard 1950 and Brockmann et al. 2017.
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Barocc. 87.81 Consequently, speaking of an “author”, “compiler”, or “producer” in the case of the CS might be inaccurate. However, at least some sections in the corpus can be related to a 15th-century leading Aristotelian scholar, George-Gennadius Scholarius. In this paragraph, I will adduce evidence suggesting that an unpublished and lost document used (and most likely prepared) by Scholarius played a central role in the formation of the CS. The corpus contains four scholia attributed to Scholarius (under the attributions Σχολαρίου and Ἀπορία Σχολαρίου, respectively): one such scholium mirrors a passage from Scholarius’ long commentary on the Cat., namely Com.Cat. 18;82 the others are not preserved among Scholarius’ extant works.83 A close reading of other scholia in the corpus unveils further parallels with Scholarius’ Com.Cat. See the following list:84 – on Cat. 4.1 b 25: Καὶ ἡ κίνησις καὶ ἡ μεταβολὴ… καὶ τὰς ἄλλας εἰς ἄλλας (Laur. Plut. 59, 17 f. 171r; Bodl. Barocc. 87 f. 36r = Com.Cat. 4, p. 136, 23–30). – on Cat. 5.2 b 29: Νῦν τὴν αἰτίαν λέγει… καὶ ἐξ ἀναλογίας (Laur. Plut. 59, 17 f. 171v; Bodl. Barocc. 87 f. 37r = Com.Cat. 6, p. 145, 24–28). – on Cat. 8.10 b 6: Ἐνίοτε δὲ καὶ ὁμωνύμως… ἀπὸ τῆς μουσικῆς ἡ μουσική (Laur. Plut. 59, 17 177v; Bodl. Barocc. 87 f. 48v = Com.Cat. 15, p. 209, 14–16). – on Cat. 8.10 b 13: Ἰστέον ὅτι τοῖς ἄλλοις… τὴν ποιότητα πρόσεστιν (Laur. Plut. 59, 17 177v; Bodl. Barocc. 87 f. 49r = Com.Cat. 15, p. 209, 30). – on Cat. 11.14 a 24: ὁ Ἀριστοτέλης κατὰ τὴν τῶν Πυθαγορείων… κακοῦ λόγον ἔχει (Laur. Plut. 59, 17 f. 180r; Bodl. Barocc. 87 f. 54v = Com.Cat. 18, p. 230, 11–25). – on Cat. 15.15 b 17: Οὐ περὶ τοῦ ἔχειν… περὶ οὐσίαν περίθεσις (Laur. Plut. 59, 17 f. 181r; Bodl. Barocc. 87 f. 56v = Com.Cat. 18, p. 237, 4–17). – on Cat. 15.15 b 21: Ὁ γ´ καὶ ὁ δ´ τρόπος… περὶ τὸν δάκτυλον (Laur. Plut. 59, 17 f. 181r; Bodl. Barocc. 87 f. 57r = Com.Cat. 18, p. 237, 18– 21).
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Cf. p. 345–346 above. This is the scholium on Cat. 15.15 b 17 (cf. the list that follows in the body of the paper). They are the scholia on Cat. 1.1 a 3 (Laur. Plut. 59, 17 170v; Bodl. Barocc. 87 f. 35r); Cat. 5.2 a 12 (Laur. Plut. 59, 17 171r; Bodl. Barocc. 87 f. 36r); Cat. 5.4 a 10 (Laur. Plut. 59, 17 172v; Bodl. Barocc. 87 f. 39r). Manuscript Bodl. Barocc. 87 lacks the attribution for the scholia on 1 a 3 and 2 a 12; instead, the attribution is missing from Laur. Plut. 59, 17 in the case of the scholium on 4 a 10. A transcription and analysis of the scholium on Cat 1.1 a 3 is offered below, on p. 364–366. The table that follows can be complemented with some scholia that mirror Com.Cat. only partially. Cf. n. 119.
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Unlike the case with the late-antique commentaries, the nature of the relation between the CS and Com.Cat. is not obvious, for they are roughly contemporary.85 As Scholarius admits (and scholarly research corroborated), his exegetical treatises on the Isagoge, the Cat., and the De int. rely heavily on preexisting Greek and Latin works.86 Accordingly, a comparison between the CS, its counterparts in Com.Cat., and the possible sources could hold the key to understanding aright the link between the CS and Scholarius. The CS scholium on Cat. 5.2 b 29 discusses why Aristotle calls species and genera second substances but does not call accidents a third one. This marginal note is almost identical to a passage from Scholarius’ Com.Cat. 6., as the following table shows: Laur. Plut. 59, 17 f. 171v; Bodl. Barocc. 87 f. 37r
Scholarius, Com.Cat. 6, p. 145, 24–28
Νῦν τὴν αἰτίαν λέγει δι᾿ἣν τὰ87 μὲν γένη καὶ τὰ εἴδη, κατηγορούμενα τῶν πρώτων οὐσιῶν, οὐσίαι δεύτεραι λέγονται, τὰ δὲ συμβεβηκότα, κατηγορούμενα καὶ αὐτὰ τούτων τῶν πρώτων οὐσιῶν, οὐ λέγονται τρίται οὐσίαι. Κατασκευάζει δὲ καὶ ταῦτα διχῶς· καὶ88 ἀπὸ τῆς πρὸς τὰς πρώτας οὐσίας89 σχέσεως καὶ ἐξ ἀναλογίας.90
Νῦν τὴν αἰτίαν λέγει δι’ ἣν τὰ μὲν γένη καὶ τὰ εἴδη, κατηγορούμενα τῶν πρώτων οὐσιῶν, οὐσίαι δεύτεραι λέγονται, τὰ δὲ συμβεβηκότα, καίτοι κατηγορούμενα καὶ αὐτὰ τῶν πρώτων οὐσιῶν, οὐ λέγονται δεύτεραι οὐσίαι. Κατασκευάζει δὲ καὶ τοῦτο διχῶς, ἀπό τε τῆς σχέσεως τῆς πρὸς τὰς πρώτας οὐσίας καὶ ἐκ τῆς ἀναλογίας.
The ultimate source of both texts is Philoponus’ in Cat. The relevant passage is found on p. 61, 20–23 and runs as follows:91
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The composition of Scholarius’ commentaries on the Organon is dated to around 1432/33– 1435 (Jugie et al. 1936, ii and Demetracopoulos 2018a, 241 table 1.2). See Scholarius’ prefatory letter to Constantine XI Palaeologus (Jugie et al. 1936, 1–6, esp. 3.4–30 and 5.26–32). On this preface, cf. Ierodiakonou 2012, 206–209. Research on the sources of Scholarius’ treatises on the Isagoge, the Cat., and the De int. are available in Ebbesen / Pinborg 1981–1982, 267–269 and Balcoyiannopoulou 2018, 93–113. τὰ is illegible in Laur. Plut. 59, 17 (due to mutilation). καὶ is illegible in Laur. Plut. 59, 17 (due to mutilation). οὐσίας is illegible in Laur. Plut. 59, 17 (due to mutilation). Translation of the scholium: Now [Aristotle] states the reason why the genera and the species, being predicated of the first substances, are called second substances, but the accidents, also being predicated of these first substances, are not called third substances. He also establishes this in two ways: by the relationship to the first substances and by analogy. Here and in the following quotations of the source texts, I make bold words common to the CS, the Com.Cat., and the sources.
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Νῦν τὴν αἰτίαν λέγει δι᾿ἣν τὰ μὲν γένη καὶ τὰ εἴδη δεύτεραι οὐσίαι λέγονται, οὐκέτι δὲ τρίτας οὐσίας λέγει τὰ συμβεβηκότα. τοῦτο δὲ πάλιν κατασκευάζει διχῶς, ἔκ τε τῆς σχέσεως τῆς πρὸς τὰς πρώτας οὐσίας καὶ ἐκ τῆς ἀναλογίας. Conceptual and verbal coincidences among the three texts are manifest. A close link between the CS and the Com.Cat. is, furthermore, proven by the fact that they agree on several meaningful readings absent from Philoponus. Here I mention only some examples of variants solely shared by the CS and the Com.Cat.:92 – – – – –
εἴδη in Cat.] κατηγορούμενα – οὐσιῶν add. CS Com.Cat. δεύτεραι οὐσίαι in Cat.] trsp. CS Com.Cat. οὐκέτι in Cat.] οὐ CS Com.Cat. συμβεβηκότα in Cat.] καίτοι (non hab. CS) – οὐσιῶν add. CS Com.Cat. ἔκ in Cat.] ἀπὸ CS Com.Cat.
Lastly, let us point out that the CS and the Com.Cat. disagree on two significant variants: i) in the middle of the excerpt, the CS features τρίται οὐσίαι (with the source), whereas the Com.Cat. has δεύτεραι οὐσίαι;93 ii) at the end of the passage, the CS has τῆς πρὸς τὰς πρώτας οὐσίας σχέσεως, whereas the Com.Cat. reads τε τῆς σχέσεως τῆς πρὸς τὰς πρώτας οὐσίας (with the source). A most interesting parallel with the Com.Cat. is the CS note on Cat. 4.1 b 25. Compare: Laur. Plut. 59, 17 f. 171r; Bodl. Barocc. 87 f. 36r
Scholarius, Com.Cat. 4, p. 136, 23–30
Καὶ ἡ κίνησις καὶ ἡ94 μεταβολὴ ὑπ᾿οὐδεμίαν κατηγορίαν ἀνάγεται, ὁδοὶ οὖσαι ἐπὶ τὸ εἶδος καὶ τὸ ὄν, οὐκ αὐτὰ ὄντα. ἢ ἔστιν ἀναγαγεῖν ἐν πλείοσι· τὸ μὲν κινεῖν καὶ95 ὅλως τὸ96 μεταβάλλειν ὑπὸ τὸ ποιεῖν, τὸ δὲ κινεῖσθαι ὑπὸ τὸ
Ὡσαύτως δὲ καὶ περὶ τῆς κινήσεως οἳ μέν φασιν, ὅτι ἐν πλείοσι κατηγορίαις ἀνάγεται· τὸ μὲν γὰρ κινεῖν καὶ ὅλως τὸ μεταβάλλειν ὑπὸ τὸ ποιεῖν, τὸ δὲ κινεῖσθαι ὑπὸ τὸ πάσχειν· καὶ πάλιν ἡ μὲν ἐν γενέσει κίνησις εἰς τὴν
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The variants that follow are not attested in the manuscripts of Philoponus’ in Cat. that I examined (cf. n. 70 above). This is the reading in the main witnesses of the Com.Cat., namely, Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Vat. gr. 2223 and Barb. gr. 124; Paris, Bibliothèque nationale de France, grec 1941; Modena, Biblioteca Estense universitaria, α.Τ.9.13 (Puntoni 50). All those manuscripts are autographs of Scholarius. The article ἡ is omitted in Bodl. Barocc. 87. Instead of καὶ, Bodl. Barocc. 87 has ἢ. Laur. Plut. 59, 17 omits the article τὸ.
A Little-Known Corpus of Scholia on Aristotle’s Categories πάσχειν· καὶ πάλιν τὴν μὲν ἐν γενέσει κίνησιν εἰς οὐσίαν, τὴν δὲ ἐν αὐξήσει εἰς τὸ ποσόν97, καὶ τὰς ἄλλας εἰς ἄλλας.98
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οὐσίαν, ἡ δὲ ἐν αὐξήσει εἰς τὸ ποσόν, καὶ ἐπὶ τῶν ἄλλων ὁμοίως. Ἕτεροι δέ φασιν, ὅτι ὑπ’ οὐδεμίαν μὲν κατηγορίαν ἀνάγεται ἡ μεταβολὴ καὶ ἡ κίνησις, ἀλλ’ ἀπὸ τούτων οὐδεμία ἐστὶν ἔνστασις, διότι οὐκ εἰσὶν ὄντα, ἀλλὰ ὁδοί τινες ἐπὶ τὸ εἶδος καὶ τὸ ὄν, ἢ ἁπλῶς, ἢ τόδε.
The above texts can also be traced back to Philoponus’ in Cat. (p. 48, 14– 27). It is worth quoting the source extensively to appreciate to what extent the CS and the Com.Cat. offer the same much-reworked abridgement of Philoponus:99 πάλιν ζητοῦσι τὰς κινήσεις καὶ τὰς μεταβολὰς ὑπὸ ποίαν ἀνάγειν δεῖ κατηγορίαν. καί φημι ὑπ’ οὐδεμίαν· ὑφεστώτων γὰρ καὶ τὸ ἑαυτῶν εἶδος τελείως ἀπειληφότων αἱ κατηγορίαι, πᾶσα δὲ μεταβολὴ ἀτελές τί ἐστιν· ὁδὸς γάρ ἐστιν ἐπὶ τὸ εἶδος καὶ τὸ ὂν ἡ μεταβολή, οὐκ αὐτὸ ὄν. ἄλλως τε οὐδὲ οἷόν τέ ἐστιν ὑπὸ μίαν κατηγορίαν πᾶσαν μεταβολὴν ἀνάγειν· ἐν πλείοσι γὰρ θεωροῦνται, ὡς αὐτὸς διδάξει· καὶ γὰρ ἐν οὐσίᾳ ὡς γένεσις καὶ φθορὰ καὶ ἐν ποσῷ ὡς αὔξησις καὶ φθίσις καὶ ἐν ποιῷ ὡς λεύκανσις καὶ μέλανσις καὶ ἐν τῷ ποῦ ὡς ἀνάβασις καὶ κατάβασις δίνησις· ὥστε ὁδοί εἰσιν αἱ μεταβολαὶ ἐπὶ τὰς κατηγορίας ἄγουσαι, ἄλλη ἐπὶ ἄλλην, καὶ οὐκ αὐταὶ συμπληροῦσι κατηγορίαν· τὸ μὲν γὰρ κινεῖν καὶ ὅλως τὸ μεταβάλλειν ὑπὸ τὸ ποιεῖν ἀναχθήσεται, τὸ δὲ κινεῖσθαι καὶ ὅλως μεταβάλλεσθαι ὑπὸ τὸ πάσχειν· αὐταὶ δὲ αἱ κινήσεις καὶ αἱ μεταβολαὶ ὁδοὶ οὖσαι καὶ γενέσεις τινὲς ἐπὶ τὰς κατηγορίας τὰς εἰρημένας εἰς αὐτὰς οὐδένα ἀναχθήσονται τρόπον. The ultimate dependence of the CS and the Com.Cat. on Philoponus’ in Cat. is proven by two facts: i) the former condense the essential ideas of Philoponus’ exegesis; ii) the verbal coincidence is again undeniable: mutatis mutandis all the words (with exception of two terms) in the text of the CS are somewhat found in Philoponus’ commentary.
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Bodl. Barocc. 87 has ποιὸν instead of ποσὸν. Translation: Motion and change are not placed under any category, as they are passages toward the form and the being, not beings themselves. Or it is possible to place them under many [categories]: motion and change in general under action, being moved under affection. And again, generation under substance, increasing under the quantity, and the others under other [categories]. The reworked version of Philoponus offered in the CS and the Com.Cat. is not found in any of the manuscripts of Philoponus’ in Cat. that I examined (see n. 70 above).
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The text of the CS is the closest to the source: on the one hand, the Com.Cat. alone features some additional readings (e.g., Ὡσαύτως – ὅτι, Ἕτεροι – ὅτι, ἀλλ’ – ἔνστασις, ἢ ἁπλῶς ἢ τόδε), and, on the other, it features a transposition of the explanations vis-à-vis Philoponus and the CS (to wit: whereas Philoponus and the CS place first the view that motion and change are not to be placed under any of the categories, the Com.Cat. transposes this to the end of the explanation and opens the exegesis with the idea that change and motion may be placed under many categories).100 Let us see a last example of a parallel in the CS and Scholarius’ Com.Cat. A scholium on Cat. 11.14 a 24 discusses Aristotle’s consideration of good and evil as genera. This marginal note has a counterpart in Com.Cat. 18: Laur. Plut. 59, 17 f. 180r; Bodl. Barocc. 87 f. 54v
Scholarius, Com.Cat. 18, p. 230, 11–25
ὁ Ἀριστοτέλης κατὰ τὴν τῶν Πυθαγορείων δόξαν ἐνταῦθα διαλέγεται, οἵτινες τὸ κακὸν φύσιν τινὰ ὑπελάμβανον, καὶ διὰ τοῦτο γένη ὑπετίθεντο τὸ ἀγαθὸν καὶ τὸ κακόν· εἴωθε γὰρ Ἀριστοτέλης ἐν τοῖς λογικοῖς τῶν βιβλίων παραδείγματα τιθέναι ἐκ τῶν δοκούντων ἐνδόξων ἐπὶ τῶν χρόνων αὐτοῦ. ἢ101 ῥητέον, ὥσπερ λέγεται ἐν τῷ δ´102 τῶν Μετὰ τὰ φυσικά, ὅτι ἡ στέρησις καὶ ἡ ἕξις103 ἐστὶν ἡ πρώτη ἐναντιότης, ἐπεὶ104 δηλονότι ἐν πᾶσι τοῖς ἐναντίοις ἀεὶ θάτερον105 τῶν ἐναντίων ἀτελὲς ἐστὶ τῇ πρὸς τὸ λοιπὸν παραθέσει, ὥσπερ τὸ μέλαν ὡς πρὸς τὸ λευκὸν καὶ τὸ πικρὸν πρὸς τὸ106 γλυκύ. καὶ κατὰ τοῦτο καὶ τὸ ἀγαθὸν καὶ τὸ κακὸν λέγονται γένη οὐχ᾿ἁπλῶς, ἀλλὰ τῶν
ὡς γὰρ λέγεται ἐν τετάρτῳ τῶν Μετὰ τὰ φυσικά, ἡ στέρησις καὶ ἡ ἕξις ἐστὶν ἡ πρώτη ἐναντιότης, ἐπεὶ δηλονότι ἐν πᾶσι τοῖς ἐναντίοις ἀεὶ θάτερον τῶν ἐναντίων ἀτελές ἐστι τῇ πρὸς τὸ λοιπὸν παραθέσει, ὥσπερ τὸ μέλαν πρὸς τὸ λευκὸν καὶ τὸ πικρὸν πρὸς τὸ γλυκύ· διὸ καὶ φησὶν ὁ Φιλόσοφος ἀεὶ θάτερον εἶναι μέρος τῆς ἐναντιότητος αἱρετόν, θάτερον δὲ φευκτόν. Κατὰ τοῦτο τοίνυν τὸ ἀγαθὸν καὶ τὸ κακὸν λέγονται γένη οὐχ᾿ ἁπλῶς, ἀλλὰ τῶν ἐναντίων, ἐπεὶ ὥσπερ πᾶν εἶδος ἀγαθοῦ λόγον ἔχει, οὕτω καὶ πᾶσα στέρησις καθὸ τοιαύτη κακοῦ λόγον ἔχει· εἰσὶ μέντοι γε αὐτὰ ἐν τῷ γένει τῆς ποιότητος, ὡς προείρηται. Ἄλλοι δὲ εἶπον, ὅτι ὁ Φιλόσοφος ἐνταῦθα κατὰ
100 All the reported variants are found in the witnesses of the Com.Cat. that I studied (cf. n. 93 above). 101 Bodl. Barocc. 87 has ῍ instead of ἢ (due to negligentia rubricatoris). 102 δ´ is illegible in Bodl. Barocc. 87 (due to mutilation). 103 Bodl. Barocc. 87 yields ἡ ἕξις καὶ στέρησις instead of ἡ στέρησις καὶ ἡ ἕξις, which is the reading of Laur. Plut. 59, 17 and the Com.Cat. 104 Laur. Plut. 59, 17 has ἐπειδὴ instead of ἐπεὶ. 105 In Bodl. Barocc. 87, θάτερον is illegible (due to mutilation). 106 τὸ is illegible in Bodl. Barocc. 87 (due to mutilation).
A Little-Known Corpus of Scholia on Aristotle’s Categories ἐναντίων, ἐπεὶ ὥσπερ πᾶν107 εἶδος ἀγαθοῦ λόγον ἔχει, οὕτω καὶ πᾶσα στέρησις καθὸ τοιαύτη κακοῦ λόγον ἔχει.108
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τὴν τῶν Πυθαγορείων δόξαν διαλέγεται, οἵτινες τὸ κακὸν φύσιν τινὰ ὑπελαμβάνον, καὶ διὰ τοῦτο γένη ὑπετίθεντο τὸ ἀγαθὸν καὶ τὸ κακόν· εἴωθε γὰρ Ἀριστοτέλης ἐν τοῖς λογικοῖς τῶν βιβλίων παραδείγματα τιθέναι ἐκ τῶν δοκούντων ἐνδόξων ἐπὶ τῶν χρόνων αὐτοῦ.
The ultimate source for the scholium and the Com.Cat. is the Greek translation of Aquinas’ Summa theologiae made by Demetrius Cydones (ca. 1324– 1397; PLP 13876) in the middle of the fourteenth century (hereafter STGr).109 Since the pertinent section of the STGr remains unpublished, I quote it from the codex Hagion Oros, Monê Batopediou 255 f. 193r, which belonged to Scholarius:110 Πρὸς τὸ πρῶτον τοίνυν λεκτέον ὅτι ὁ Ἀριστοτέλης κατὰ τὴν τῶν Πυθαγορείων δόξαν ἐκεῖ διαλέγεται, οἵτινες τὸ κακὸν φύσιν τινὰ ὑπελάμβανον, καὶ διατοῦτο γένη ὑπετίθεντο τὸ ἀγαθὸν καὶ τὸ κακόν· εἴωθε γὰρ Ἀριστοτέλης ἐν τοῖς λογικοῖς τῶν βιβλίων παραδείγματα τιθέναι ἐκ τῶν δοκούντων ἐνδόξων ἐπὶ τῶν χρόνων αὐτοῦ. ἢ ῥητέον, ὥσπερ λέγεται ἐν τῷ τετάρτῳ τῶν Μετὰ τὰ φυσικά, ὅτι ἡ ἕξις καὶ ἡ στέρησις ἐστὶν ἡ πρώτη ἐναντιότης, ἐπεὶ δηλονότι ἐν πᾶσι τοῖς ἐναντίοις ἀεὶ θάτερον τῶν ἐναντίων ἀτελές ἐστι τῇ πρὸς τὸ λοιπὸν παραθέσει, ὥσπερ τὸ μέλαν ὡς πρὸς τὸ λευκὸν καὶ τὸ πικρὸν πρὸς τὸ γλυκύ. καὶ κατὰ τοῦτο καὶ τὸ ἀγαθὸν καὶ τὸ κακὸν λέγονται γένη οὐχ᾿ἁπλῶς, ἀλλὰ τῶν ἐναντίων, ἐπεὶ ὥσπερ πᾶν
107 ὥσπερ πᾶν is illegible in Bodl. Barocc. 87 (due to mutilation). 108 Laur. Plut. 59, 17 reads λόγου ἔχον instead of λόγον ἔχει. Τranslation: Here, Aristotle speaks according to the opinion of the Pythagoreans, who thought that evil was a sort of nature, and for this reason assumed that good and evil were genera. For in the books on logic, Aristotle usually put forward examples from those who were held in high esteem in his time. Or one must say, as it is stated in Metaphysics IV [cf. Metaph. I 4.1055 a 33], that the privation and the having are the first type of contrariety, because it is evident that in all the contraries always one of the contraries is imperfect in comparison to the other – as the black in relation to the white and the bitter in relation to the sweet. And in this way good and evil are said genera as well not simply, but of the contraries, because, as every form has the meaning of good, so also every privation, as such, has the meaning of evil. 109 For Demetrius Cydones as a translator of Aquinas, see Kianka 1982 and Glycofrydi-Leontsini 2003. 110 This Vatopedinus contains the first part of the STGr and was copied by Gregory the monk for Scholarius in 1431/1432 (cf. Demetracopoulos 2018b, 151 f.). To my knowledge, this is the first time that Com.Cat. 18, p. 230, 11–25 is put in relationship with the STGr.
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José Maksimczuk εἶδος ἀγαθοῦ λόγον ἔχει, οὕτω πᾶσα στέρησις καθὸ τοιαύτη κακοῦ λόγον ἔχει (STGr I q. 48 a. 1 ad 1).
A comparative analysis of the three texts shows that the CS preserves the version of the source more faithfully than the Com.Cat. The following table, which is not exhaustive, reports the most significative deviations of the Com.Cat. vis-à-vis the text of the STGr and the CS:111 – – – – – –
ὁ Ἀριστοτέλης STGr CS] ὁ Φιλόσοφος Com.Cat.112 ἢ ῥητέον ὥσπερ STGr CS] ὡς γὰρ Com.Cat.113 ὅτι STGr CS] om. Com.Cat.114 γλυκύ STGr CS] διὸ – φευκτόν add. Com.Cat.115 Καὶ κατὰ τοῦτο καὶ STg CS] Κατὰ τοῦτο τοίνυν Com.Cat.116 ἔχει STGr CS] εἰσὶ – προείρηται add. Com.Cat.117
Moreover, in Com.Cat. Scholarius transposed the order of the paragraphs, whereas the CS shows an arrangement identical to that in the STGr (and the Latin source).118 The analysis of the three scholia on Cat. 4.1 b 25, 5.2 b 29, and 11.14 a 24 proves the existence of a link between the CS and the Com.Cat. The fact that the CS (as we can reconstruct it from Laur. Plut. 59, 17 and Bodl. Barocc. 87) and the Com.Cat. have individual errores separativi gives credence to the view that they are independent from one another. A hypothesis that would account for the relation between them is that they both drew on a common, intermediary source containing (reworked) excerpts from lateantique commentaries and the STGr. As it transpires from our examination, the CS would preserve the text of that source more faithfully, whereas Scholarius altered it further in his Com.Cat.119 Since Scholarius used this source 111 The Com.Cat.’s readings that I discuss here are attested in all the witnesses of Scholarius’ work that I studied (cf. n. 93). 112 The Latin source reads Aristoteles. 113 The Latin source reads Vel dicendum, sicut. 114 The Latin source reads quod. 115 The Latin source does not have the addition made in the Com.Cat. 116 The Latin source reads Et pro tanto. 117 The Latin source does not have the addition made in the Com.Cat. 118 I found a further quotation from the STGr I q. 48 in the CS, namely, a scholium on Cat. 11.14 a 10, which cites the q. 48 a. 1 ad 3 and has no parallel in the Com.Cat. Here I quote incipit and desinit of that scholium: Ἰστέον οὖν ὅτι ὅταν ὁ Φιλόσοφος λέγῃ τὸ ἀγαθὸν καὶ τὸ κακὸν … κακοῦ τῆς τυφλότητος ὄντος (Laur. Plut. 59, 17 f. 180r; Bodl. Barocc. 87 f. 54r). 119 The “indirect relationship” between the CS and the Com.Cat. casts new light on other scholia of the corpus. The following marginal notes show significant textual links with the Com.Cat.: on Cat. 7.7 b 24 (Laur. Plut. 59, 17 f. 175v; Bodl. Barocc. 87 f. 44v); on Cat. 7.8 b 21–23 (Laur. Plut. 59, 17 176r; Bodl. Barocc. 87 f. 46r); Cat. 8.8 b 26 (Laur. Plut. 59,
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for his long commentary on the Cat., it is tempting to hypothesize that he himself could prepare at least part of it. That the intermediary source quoted excerpts from the STGr could be also a pointer as Scholarius considered the use of Latin sources the signature feature of his commentaries on the Organon.120 Another important fact that strongly links the CS to Scholarius is the corpus’ inclusion of three scholia (on Cat. 1.1 a 3, 2.2 a 12, and 5.4 a 10) attributed to Scholarius and not found in the latter’s preserved works. This would suggest that the CS somehow benefited from Scholarius’ private notes on the Organon, supporting the hypothesis that a document prepared by Scholarius could be the source for at least some portions of the CS.121 However, as pointed out above, the attributions in those three scholia are problematic.122 Since it is relevant for the argument, I will try to prove the authenticity of the attribution of one of those scholia. I will do so by linking that explanatory note to Scholarius on the basis of i) content, and ii) (possible) ultimate source. Aristotle opens the Cat. with a definition of things said equivocally (ὁμώνυμα): equivocals are things whose name (ὄνομα) is the same whereas their account (λόγος τῆς οὐσίας)123 is different (Cat. 1.1 a 1 f.). He illustrates this point with the word animal (τὸ ζῷον) which may be predicated of the human being (ὁ ἄνθρωπος) as well as of its portrait (τὸ γεγραμμένον) (1.1 a 3). A scholium in the CS, which Laur. Plut. 59, 17 attributes to Scholarius but
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17 f. 176v; Bodl. Barocc. 87 f. 46v); Cat. 8.10 a 18 (Laur. Plut. 59, 17 f. 177v; Bodl. Barocc. 87 f. 48v); Cat. 10.12 b 25 (Laur. Plut. 59, 17 f. 179r; Bodl. Barocc. 87 f. 52v). Jugie et al. 1936, 1–6 and Ierodiakonou 2012, 207 f. For the relevant role of Aquinas in Scholarius’ works, see among other contributions: Podskalsky 1974, Demetracopoulos 2002, Demetracopoulos 2007, Athanasopoulos 2021, and Golitsis 2021. Importantly, palaeography may also help connect the CS to Scholarius’ circle, as Anonymus 11, the scribe who copied the CS in Laur. Plut. 59, 17, appears to have had access to a dossier of private documents from Scholarius’ early period as a teacher of philosophy (ca. 1430–1440). First, numerous letters that Scholarius sent to his students were copied by Anonymus 11 in the current manuscript Firenze, Biblioteca Medicea Laurenziana, Plut. 74, 13 (cf. Jugie et al. 1935, XXVII). Second, Steel has proposed that Anonymus 11’s annotations in Milano, Biblioteca Ambrosiana, E 118 sup. f. 6v are excerpts from drafts or a preliminary version of Scholarius’ translation of Thomas Aquinas’ introduction to the De anima (cf. Steel’s article in this volume, p. 236). Cf. n. 83. Claiming authorship of marginal notes in private or semi-private documents was not an infrequent practice among Palaeologan scholars. Scholarius did so in Paris, Bibliothèque nationale de France, grec 1928 (reported in Mondrain 2000b, 17). The 14thcentury scholar Isaac Argyros wrote his name next to exegetical notes that he copied in his exemplar of Aristotle’s Organon, namely, Napoli, Biblioteca Nazionale Vittorio Emanuele III, III D 37 (cf. ff. 54v and 108v–109r). See the analysis of this thorny passage in Oehler 2006, 202–206.
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Bodl. Barocc. 87 passes as anonymous, counters that example and argues that it does not fit in the category of equivocity, but rather that of analogy. See: Ἀπορία Σχολαρίου·124 Πῶς ἐν τῇ125 Μετὰ τὰ φυσικὰ τὸ τοῦ ζῴου παράδειγμα126 ὑπὸ τὴν ἀναλογικὴν τίθησι κατηγορίαν, ἐνταῦθα δὲ ὑπὸ τὴν ὁμώνυμον; καὶ φαμὲν ὅτι ἀληθῶς τὸ ζῷον κατηγορεῖται κατὰ τοῦ ἀνθρώπου καὶ τοῦ γεγραμμένου ἀνθρώπου127 ἀναλογικῶς, ὃν τρόπον ἐν τῇ128 Μετὰ τὰ φυσικὰ λέγεται· διότι οὐ κατὰ τὸν αὐτὸν τρόπον λέγεται οὐδὲ ἄσχετά εἰσι πρὸς ἀλλήλους ὁ ζῶν ἄνθρωπος καὶ ὁ γεγραμμένος, ἀλλ᾿ἔχουσι τὴν τῆς εἰκόνος καὶ τοῦ παραδείγματος ἀναφοράν. ἐνταῦθα μέντοι ἁπλῶς παράδειγμα τῆς ὁμωνυμίας τὸ ζῷον λαμβάνει, ὅσον μόνον πρὸς ἀντιδιαστολὴν τῆς συνωνύμου κατηγορίας· εἴωθε γὰρ ἐν τοῖς λογικοῖς ὁ φιλόσοφος οὐ πάνυ τῆς τῶν παραδειγμάτων ἀκριβείας φροντίζειν (Laur. Plut. 59, 17 f. 170v; Bodl. Barocc. 87 f. 35r). Scholarius’ aporia: Why does [Aristotle] place the example of the animal under the category of analogy in the Metaphysics,129 but here [in the Cat.] under the [category of] equivocity? And we state that the animal is truly predicated of the man and the man’s portrait analogically, as it is said in the Metaphysics, because the living and the painted man are not said in the same way nor are unrelated, but have the rapport of pattern and copy. However, here [Aristotle] construes the animal simply as an example of equivocity, only to contrast it with the category of univocity. For in the writings of logic, the philosopher usually does not ponder much on the accuracy of the examples. Although the scholium, as it stands, does not appear in any edited work of Scholarius, it has similarities with a passage in the Against the Difficulties Raised by Plethon Concerning Aristotle (hereafter A.Diff.).130 In that work,
124 As pointed out, Bodl. Barocc. 87 omits the attribution Ἀπορία Σχολαρίου (see further discussion). 125 The words ἐν τῇ are omitted in Bodl. Barocc. 87. 126 Bodl. Barocc. 87 yields παρά() instead of παράδειγμα. 127 Bodl. Barocc. 87 has τοῦ γεγραμμένου ἀνθρώπου καὶ τοῦ ἀνθρώπου instead of τοῦ ἀνθρώπου καὶ τοῦ γεγραμμένου ἀνθρώπου. 128 Bodl. Barocc. 87 omits ἐν τῇ. 129 Scholarius could be referring to Metaph. Δ 6.1016 b 31–1017 a 2, where Aristotle describes the four modes of unity, among which he places analogy. 130 Scholarius examined the example of Cat. 1.1 a 3 also in Com.Cat. 2 (p. 123, 10–21), where he offers an analysis different from the one in the CS scholium. In Com.Cat., he considered the example to be a case of equivocity by similarity (καθ᾿ὁμοιότητα). Interestingly, Scholarius
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Scholarius addressed the example of Cat. 1.1 a 3 while discussing Plethon’s (mis)understanding of the Aristotelian doctrine of univocity and equivocity as applied to the being (τὸ ὄν). Scholarius asserts that philosophers prior to Aristotle imputed everything as either said univocally or equivocally (οἱ μὲν ἄλλοι πρὸ Ἀριστοτέλους πάντα συνωνύμως ἢ ὁμωνύμως κατηγόρουν). Aristotle, in turn, correctly added a third category between those two (μεταξὺ τούτων), i.e. the analogy (τὴν ἀναλογικὴν [κατηγορίαν] προσέθηκεν) (A.Diff., p. 45, 4–8). However, Scholarius continues, Aristotle often uses the term equivocal in a wide way (καταχρηστικῶς) to refer to things that are said analogically (A.Diff., p. 45, 15 f.). The main difference between equivocity and analogy is that for things said analogically the account is the same but with some difference (ὁ αὐτός ἐστι λόγος πλὴν μετά τινος διαφορᾶς), whereas in the case of equivocals their accounts are totally different (πάντη διενηνοχότα) (A.Diff., p. 45, 10). The example Scholarius puts forward to illustrate a case of an analogy construed as an equivocal is that of Cat. 1.1 a 3: τὸ ζῷον ἐν Kατηγορίαις ὁμωνύμως κατηγορεῖσθαι λέγει κατά τε τοῦ ἀληθοῦς καὶ τοῦ γεγραμμένου, καίτοι γε ἀναλογικῶς κατηγορούμενον (In the Categories, [Aristotle] states that the animal is equivocally predicated of both the real and the portraited [animal], and yet it is analogically predicated) (A.Diff., p. 45, 16–18). Moreover, A.Diff. and the CS offer the same explanation as to why Aristotle strangely used an analogy to illustrate equivocity: in as much as both analogy and equivocity are different from univocity.131 Conceptual similarities between the scholium and A.Diff. lend credence to the attribution to Scholarius featured in Laur. Plut. 59, 17. Scholarius’ anti-Plethonic treatise cannot have been the source for the scholium, as the former is around ten years older than the later.132 It is likely, however, that Scholarius made up the scholium on the basis of a source that he consulted while studying the Organon and revisited for his A.Diff. around one decade later.133 The source common to the scholium and A.Diff. could be the STGr,134 for the former’s view on Cat. 1 a 3 is similar to the discussion of the
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en passant points out that such equivocals are also called analogies (p. 123, 33 f. and p. 124, 16 f.), but he does not develop the concept in depth. A.Diff., p. 45, 18–21: λαμβάνει γὰρ τότε τὸ ὁμώνυμον κατὰ τὴν ἀντίθεσιν ἁπλῶς, ἣν ἔχει πρὸς τὸ συνωνύμως λεγόμενον, οὐ κατὰ τὸν τρόπον τῆς ἀντιθέσεως· καὶ ὡς ἄν τις εἴποι σαφέστερον, ὡς τοῦ συνωνύμου ἀπόφασιν. A.Diff. was finished sometime between 1443–1445 (Jugie et al. 1935, IV and Demetracopoulos 2018a, 257 table 1.35). The opposite scenario, i.e. that A.Diff. relies on the scholium, is most unlikely, for the discussion conducted in A.Diff. exceeds the ideas exposed in the short marginal note (see further). In A.Diff., Scholarius recycled arguments that he had used in his commentary on the De Int. (Balcoyiannopoulou 2018, 110 f.). As it was pointed out above, Scholarius was familiar with the STGr as early as 1431/32 and he quoted it in his works already in 1431/32–35 (see above n. 110). It is a fact that he
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Aristotelian example in the STGr I q. 13 a. 10 ad 4. Here, I quote the pertinent locus from the manuscript Hagion Oros, Monê Batopediou 255 f. 60v:135 Τὸ ζῷον κατὰ τοῦ ἀληθοῦς ζῴου καὶ τοῦ γεγραμμένου κατηγορούμενον οὐχ’ὁμωνύμως λέγεται καθαρῶς· ἀλλὰ καταχρηστικῶς ὁ Φιλόσοφος τὰ ὁμώνυμα λαμβάνει καὶ ἐπὶ τῶν ἑαυτοῖς τὰ ἀνάλογα περιεχόντων· ἐπεὶ καὶ τὸ ὂν ἀναλογικῶς λεγόμενον λέγεται ἐνίοτε καὶ ὁμωνύμως κατηγορεῖσθαι τῶν διαφόρων γενῶν. The analysis above shows that the scholium on Cat. 1.1 a 3 matches Scholarius’ conceptions on that locus as he exposed them in A.Diff. In addition, the scholium (as well as the pertinent passage in A.Diff.) was probably redacted on the basis of a work that features prominently in Scholarius’ treatises, namely, the Greek translation of Aquinas’ Summa theologiae made by Demetrius Cydones. Accordingly, there is no reason to doubt the attribution to Scholarius contained in Laur. Plut. 59, 17. This scholium constitutes, thus, compelling evidence in favour that the CS drew on a document containing Scholarius’ private (or semi-private) notes on the Cat.
7. Concluding remarks This study argued that the CS was composed or at least reached its final form sometime between 1427 and 1434. It also demonstrated that the two main witnesses to the corpus, Laur. Plut. 59, 17 and Bodl. Barocc. 87, are brothers that descend from the same model, which remains unidentified. Most of the scholia in the corpus are (reworked) quotations from late-antique commentaries and on two detected occasions the CS quotes from Cydones’ translation of Aquinas’ Summa theologiae. At least some notes in the CS can be traced back to a manuscript containing excerpts from the latter works and some unpublished notes on the Cat. composed by George-Gennadius Scholarius. That now-lost manuscript could be prepared by Scholarius himself, who could use it as part of his preparation for classes and the composition of his long commentary on the Cat. around 1431/2–1434. The main features of that lost manuscript remain unclear. One may guess that it included at least all the scholia listed on page 360, nn. 118 f., and the scholia on Cat. 1a 3, 2a 12, and 4a 10 that the corpus attributes to Scholarius. Guessing on the form of the document is even murkier. It is likely that it consisted in
would keep exploiting the STGr for several decades: his epitome of the Summa theologiae (post 1458) is actually based on Cydones’ translation of Aquinas’ work (see Demetracopoulos 2018b, 154). For Scholarius’ use of the STGr in A.Diff., see Demetracopoulos 2018a, 254, table 1.35 and Cattaneo 2019. 135 For this manuscript cf. n. 110 above.
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a manuscript containing the Cat. as its core text and the CS in the margins and between the lines of it, as Laur. Plut. 59, 17 and Bodl. Barocc. 87 do.136
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Plates
Plate 1: Laur. Plut. 59, 17 f. 170v (detail) – © Florence, Biblioteca Medicea Laurenziana. Reproduced with permission of MiBACT. Further reproduction by any means is prohibited.
Plate 2: Laur. Plut. 59, 17 f. 172r (lines 1–5) – © Florence, Biblioteca Medicea Laurenziana. Reproduced with permission of MiBACT. Further reproduction by any means is prohibited.
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Plate 3: Laur. Plut. 59, 17 f. 171v (lines 8–18) – © Florence, Biblioteca Medicea Laurenziana. Reproduced with permission of MiBACT. Further reproduction by any means is prohibited.
Griechischer Aristotelismus im 16. Jh.: Das Beispiel des Theophanes Eleavourkos Nikos Agiotis
Obwohl die aristotelischen Studien einen wichtigen Aspekt des philosophischen Denkens und der Schullehre der Griechen im 16. Jh. darstellen, bleiben die Vertreter dieser intellektuellen Bewegung immer noch unerforscht.1 Die Gründe dafür sind längst bekannt und leider zu einer Art von locus communis in der einschlägigen Literatur geworden: unzugängliche Bibliotheken, defiziente Heuristik, fehlende kritische Editionen. Insbesondere im Hinblick auf die Erscheinungsform der griechischen, aristotelischen Kommentare dieser Periode ist noch zu berücksichtigen, dass im Osmanischen Reich bis ins 19. Jh. das Manuskript das beliebteste Buch-Format ist.2 Um einige der bekannten Anhänger dieser Tradition bzw. die aristotelischen Kommentatoren des 16. Jh. zu nennen, deren Traktate überliefert sind, seien Christophoros Kontoleon (15. Jh. Ende – 16. Jh. 1. H.),3 Michael Sophianos († 1565),4 Theodosios Zygomalas (1544–1607),5 Maximos Margounios (1549–1602),6 Emmanouel
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Zum Thema des griechischen Aristotelismus vom 16. bis 18. Jh. s. Papadopoulos 1988; Psimmenos 1988; Karanasios 1993; Mpenakis 2001; Karamanolis 2003; Petsios 2003, 37– 229; Patiniotis 2004; Leontsini 2008; Steiris 2009; Agiotis 2019; Agiotis 2020; Agiotis 2021; Gruppe Commentatores Postbyzantini im Personenregister der Commentaria in Aristotelem Graeca et Byzantina: . Haniog˘lu 2010, 38–40; Moennig 2016. Im Vat. gr. 2141 gibt es die folgenden, unedierten aristotelischen Texte von Christophoros: Σχόλια εἰς τὰς δέκα κατηγορίας συνοπτικῶς (S. 80–214), Λύσις τῶν εἰς τὰς Ἀριστοτέλους καταγορίας ζητημάτων (S. 225–243), Περὶ ὕλης καὶ εἴδους (S. 269–286), eine Synopse der Schrift De int. (S. 303–312), Εἰσαγωγὴ συνοπτικὴ εἰς τὰς πέντε φωνάς (S. 437–481). Unedierte Scholien zu Top. in Ambr. B 136 sup., ff. 1r–17r; sie sollen eine abgekürzte Fassung des entsprechenden Kommentars des Alexander v. Aphrodisias sein; s. Meschini 1981, 44. Unedierte Ἐρωτήματα καὶ ζητήματα zu Cat. sowie Anal. pr. im griechischen Manuskript des Ivan-Dujcˇev-Zentrums für slavobyzantinische Studien D353, ff. 39r–44v, 51v bzw. 50v–51r; s. Katsaros 2009, 217–221. Seine unedierten Kommentare zu Porph. Intr., Cat., De int. und Anal. pr. werden in Par. Suppl. gr. 525, ff. 259r–294r, 295r–357r, 385r–415r überliefert; vgl. auch Athen. EBE, ΜΠΤ 551, ff. 148r–214v in Pinakes (Diktyon 6948).
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Moschiotes (1565/70–1630)7 und Georgios Koressios (ca. 1570–1659/60)8 erwähnt. Neben diesen Gelehrten gibt es jedoch andere, die – soweit uns bekannt – keine Kommentare verfasst haben, aber im Rahmen der Schulpraxis ein lebendiges Interesse für die Philosophie des Stagiriten aufwiesen. Ihre aristotelische Lehraktivität (Anfertigen von Handschriften, Erstellung von Scholienoder Kommentar-Sammlungen, Erläuterung von schwierigen Textstellen mit Hilfe von Glossen und Diagrammen) bezieht sich auf die Einrichtung eines Lehrplans für die fortgeschrittenen Schüler, der im 16. Jh. stark von den persönlichen Neigungen sowie Präferenzen des Lehrers geprägt ist und fast ausschließlich die Schule des Patriarchats in Konstantinopel betrifft.9 Im Folgenden soll ein Lehrer dieses Typus im Mittelpunkt stehen, und zwar Theophanes Eleavourkos. Der erste Teil der vorliegenden Arbeit ist biographischen Präzisierungen gewidmet; im zweiten Teil befassen wir uns mit den aristotelica der Bibliothek von Eleavourkos.10
1. Bemerkungen zum Leben des Theophanes 1.1. Der Χρονογράφος Viele der Informationen über Eleavourkos stammen aus einem beliebten Buch der griechischen volksprachlichen Literatur, das angeblich von einem Metropoliten von Monemvasia namens Dorotheos geschrieben worden ist und unter dem Titel Βιβλίον ἱστορικόν in Venedig zum ersten Mal 1631 erschien; diese Chronik bezieht sich auf die Ereignisse ἀπὸ κτίσεως Kόσμου bis zum Jahre 1589 und ist unter dem Titel ihrer späteren Editionen als Χρο-
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Unedierter Kommentar zu De int. in Athen EBE, ΜΠΤ 551, ff. 1r–43r; zu Anal. pr. in Alexandrien, Βιβλιοθήκη τοῦ Πατριαρχείου, 73, ff. 69r–176v. Ein Προοίμιον τῆς Λογικῆς des Moschiotes soll in Sankt Petersburg, Bibliothek der Akademie, Q n. 6, ff. 184r–192r enthalten sein; s. Pinakes (Diktyon 56848). Unedierte Traktate: Λογικὴ θεωρία oder πραγματεία, Ἐπιτομή der aristotelischen Logik, Kommentare zu Metaph., Phys. (2 Werke), De cael., De gen. et corr. (2 Werke), Mete. (2 Werke), Probl., De an. (2 Werke); für die handschriftliche Überlieferung dieser Werke vgl. Stoupakis 1992, 332–346, 355–380. Der Kommentar des Koressios zu Int. erschien kürzlich; s. Stavelas 2017, 193–240. Skarveli-Nikolopoulou 1994, 187–189. Zu diesem Werk s. Moustoxydis 1853, 617–623; Sathas 1868, 144 f.; Gedeon 1893, 45– 50; Gritsopoulos 1966, 91–94; Kermelis 1980; Mpompou-Stamati 1981–1982; Mladenova 2019. Ich bin Prof. Mladenova sehr dankbar für die Zusendung eines ersten Entwurfs ihres Aufsatzes.
Griechischer Aristotelismus im 16. Jh.: Theophanes Eleavourkos
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νογράφος bekannt.11 Die Erzählung bezüglich Theophanes Eleavourkos lässt sich wie folgt zusammenfassen:12 Sein Vater Nikolaos stammte aus Korone auf der Peloponnes.13 Nach der Eroberung der Stadt durch Bayezid den II. 1500 ist Nikolaos nach Veroia verbannt worden und übernahm später als Mönch den Namen Neilos. Der Sohn ist dem Beispiel des Vaters gefolgt, indem er im Iviron-Kloster Mönch geworden ist und den Namen Theophanes annahm. Er wurde in Konstantinopel zum Μέγας Ρήτωρ des Patriarchats ernannt 14 und unterrichtete einen breiten Kreis von Schülern an der Schule der Chrysopege-Kirche in Galata in Konstantinopel. Da er sich an einer Bewegung gegen den Patriarchen Dionysios II. beteiligt hatte, verbot ihm die Synode die Predigt. Theophanes traf dann die Entscheidung, auf den Athos zurückzukehren bzw. zum Iviron-Kloster, dem er seine Bibliothek hinterlassen hat; später ist er nach Veroia, der Heimatstadt seiner Mutter, umgezogen.15 Dort starb er kurz vor dem Tod des Patriarchen Dionysios. Diese Informationen über Eleavourkos lassen sich nachweisen sowie vervollständigen. Als erstes ist zu bemerken, dass der Taufname fehlt; ‚Theophanes‘ wird als Mönchsname erwähnt. Im Manuskript Athen. EBE, ΜΠΤ 145, ff. 568– 609 (16. Jh.) wird eine Gruppe von Diagrammen unter dem Titel Διαιρέσεις μετὰ συλλογισμῶν θεολογικῶν, κατὰ τὴν θεοπαράδοτον ἡμῶν θεοσοφίαν τῆς πίστεως, καθώσπερ οἱ τῆς ἡμετέρας16 ἐκκλησίας πνευματοφόροι διδάσκαλοι
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Ps.-Dorotheos 1631. Das Buch ist von 1631 bis 1818 ca. dreißigmal in Venedig nachgedruckt worden; s. Legrand 1894, 290–299 (Nr. 211). Zur Thematik der Textgeschichte und den Quellen des Χρονογράφος, s. Preger 1902; Loenertz 1946, 274, 296–301; Zachariadou 1962; Sklavenitis 1980–1982. Ps.-Dorotheos 1631, φπζ΄–φπη΄. Der Kopist des Par. gr. 2577A Νικόλαος Ἐλιαβοῦρκος ist wohl mit dem Vater von Theophanes zu identifizieren; s. Lambros 1897, 349 f.; Mpompou-Stamati 1981–1982, 24 Anm. 1; Gamillscheg / Harlfinger 1989, Nr. 426. Der Schreiber versuchte die Zwölfsilber seiner Subskription auf f. 98v des Parisinus zu bearbeiten; folgender Eingriff ist besonders zu beachten: νικολάου πέλοντος νίσου ἐλιαβούρκου πεφυκῶς ändert sich in νικολάου πέλοντος πελοπονίσου ὃς λιαβουρκίδης πεφυκῶς. Die Zwölfsilber publiziert Lambros nach Mitteilung von H. Omont, aber ohne Hinweis auf die späteren Bearbeitungen. Als Τζάσης τοῦ Μορέως und Anhänger der Opposition auf Peloponnes gegen den Kaiser Manouel II. Palaiologos wird im Jahre 1415 ein gewisser Ἐλλεαβοῦρκος oder Ἐλιαβοῦρκος erwähnt; s. Barry et al. 1975, 84.12; Schirò 1975, vv. 2149, 3509. Für eine mögliche Beziehung der volkstümlichen Nachnamenvariante λιαβουρκίδης zu den Λιαβοῦρκοι oder Λιαοῦρκοι der griechischen Gemeinde in Venedig im 16. Jh., die wiederum aus Peloponnes sowie Korfu stammten, s. Mpompou-Stamati 1981–1982, 25. Zur Datierung dieses Ereignisses s. Kermelis 1980, 17 f.; Mpompou-Stamati 1981–1982, 30 f. Die Information des Bibliothekars des Iviron-Klosters, dass Eleavourkos den Athos nach 1560 verlassen hatte, um nach Veroia umzuziehen, konnte ich nicht verifizieren; vgl. Theologos Iviritis 2015. ἡμετέρας über der Zeile.
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παρέδωκαν συντεθέντα παρὰ θωμᾶ τοῦ ἐλεαβούρκου τοῦ νοταρᾶ17 zusammengefasst. Dieses Werk überliefern zwei weitere Handschriften: Mosq. 420 (244/ CCCXCIII), f. 13 (16. Jh.)18 und Institut Français d’Études Byzantines, gr. 2, S. 577–598 (17. Jh. 2. H.)19. Die Moskauer Handschrift wird auch in der zweiten Edition der Bibliotheca graeca erwähnt,20 die wiederum Konstantinos Sathas als Quelle benutzte, um Thomas Eleavourkos mit Theophanes Eleavoulkos zu identifizieren.21 Die Wahrscheinlichkeit dieser Hypothese ist hoch: Zum einen handelt es sich um eine Tradition der Orthodoxen Kirche, bei der Tonsur einen neuen Namen anzunehmen, der den gleichen Anfangsbuchstaben wie der Laienname hat; zum anderen ist die Schrift des ΜΠΤ 145 sehr ähnlich, wenn nicht identisch mit der Schrift im athonitischen Manuskript Ἱερᾶς Μονῆς Ἰβήρων 388,22 das laut Mpompou-Stamati größtenteils ein Autograph des Theophanes ist.23 Das Manuskript Bukarest, BAR Ms. gr. 452 (15./16. Jh.) ist zum größten Teil auch von demselben Thomas geschrieben;24 er wäre allerdings nicht der einzige gemeinsame Schreiber des Bucurestensis und des Athous. Der Kopist der ff. 760–765, 801–805 des Iviron-Manuskripts ist identisch mit einem der Schreiber im Bucurestensis; eine besondere paläographische Charakteristik der Schrift sind die Ligaturen -εσθαι- und -εσ-.25 Der Name von Theophanes Eleavourkos ist am oberen Rand der S. 538 im Bucurestensis, und zwar über zwei Disticha ergänzt: θωμᾶ ἐλεαβούρκου εἰς τὴν αὐτὴν βίβλον („)Verse* des Thomas Eleavourkos zum selben Buch“) und εἰς τὸν κυρ(ὸν) ἀντών(ιον) τὸν δόντα μοι τὴν βίβλον („)Verse* auf Antonios, der mir das Buch überreicht hat“). Das erste Gedicht ist dem vorhergehenden Werk des Georgios Gennadios Scholarios gewidmet;26 die Verse im zweiten Distichon betreffen einen Gelehrten namens Antonios, der wahrscheinlich Thomas den Text von Schol-
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Zu diesem Werk s. Mladenova 2019. Die drei Signaturen entsprechen den jeweiligen Katalogen von: Vladimir 1894; Savvas 1858; Matthaei 1805. Binggeli et al. 2014, 22. Fabricius / Harles 1808, 719. Sathas 1868, 145. Vgl. unten II.1. Die erste Signatur entspricht dem Eintrag im Katalog von Spiridon Lambros. Während eines Aufenthaltes auf dem Athos im Oktober 2016 hatte ich die Gelegenheit, viele der im Aufsatz erwähnten Zimelien des Iviron-Klosters zu prüfen und zu fotografieren. Besonders dankbar bin ich dem Bibliothekar des Klosters, Vater Theologos, nicht nur für die Fotos, die ich aufnehmen und dadurch hier publizieren durfte, sondern auch für die Bereitstellung eines Farbdigitalisates des Iviron-Manuskripts. Mpompou-Stamati 1981–1982, 27. Moraux et al. 1976, 90–97. Vgl. unten II.2. Abb. 1. Vgl. unten II.2.
Griechischer Aristotelismus im 16. Jh.: Theophanes Eleavourkos
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arios oder sogar die Vorlage des Bucurestensis gegeben hat.27 Die bislang bekannten Autographen des Theophanes enthalten nur abgekürzte Versionen seines Nachnamens bzw. die Buchstaben λ und α sowie entsprechende Deklinationsendungen; wenn Thomas mit Theophanes zu identifizieren ist, dann stellt Ἐλεαβοῦρκος die ursprüngliche bzw. vom Gelehrten selbst genutzte Variante dar.28 Über den zweiten Nachnamen im Manuskript des Panagios Taphos in Athen bzw. über eine mögliche Beziehung des Theophanes zu Zweigen der Νοταρᾶς-Familie im 16. Jh. lässt sich nur spekulieren. Die Quellen, die eine Beziehung mit der konstantinopolitanischen Notaras-Familie des 15. Jh. favorisieren, sind nicht zuverlässig. Es handelt sich dabei um die unbegründete Theorie, dass der fiktive Stammvater der Notarades von der Peloponnes, Aggelos Notaras, ein Bruder des Loukas Notaras (1402–1453) gewesen sei; Aggelos sei nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen auf die Peloponnes entflohen und der Urgroßvater von Eleavourkos gewesen.29 Der Urquell dieser fiktiven Erzählung, die im Laufe der Zeit den vermeintlichen Nachwuchs des nie existierenden Aggelos vermehrt hat,30 befindet sich im Werk des A. Goudas.31 Im Zusammenhang mit der Lehre des Eleavourkos an der Schule der Chrysopege-Kirche in Galata verweist Mpompou-Stamati auf den Kodex Alexandrien, Βιβλιοθήκη τοῦ Πατριαρχείου, Alex. 304, der das Autograph eines Kurses von Theophanes in dieser Kirche sein soll.32 Diese Handschrift sowie die schon erwähnten ΜΠΤ 145 und Mosq. 420, der vom Patriarchen von Jerusalem Dositheos II. (1641–1707) nach Moskau geschickt wurde,33 deuten möglicherweise auf eine Verbindung zwischen dem Patriarchat und Eleavourkos hin. Eine Zäsur im Leben und in der Karriere von Theophanes stellt der Konflikt mit dem Patriarchen Dionysios II dar. Anlass dafür war der Besuch des Metropoliten von Kaisareia Metrophanes als Exarch des Patriarchen in Venedig und Rom 1546–1547; laut den Gegnern des Patriarchen habe Metropha-
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Über die Identität von Antonios s. die Hypothese von D. Harlfinger in Moraux et al. 1976, 97. Vgl. den Eintrag ‚βοῦρκος‘ in Kriaras 1975, 177 sowie die Anm. 13 oben. Koutivas 1968, 71–75; Kermelis (1980) benutzt dieses Buch ausführlich. Stathis 1999, 50. Goudas 1875, 247. Moschonas 1965, 193; auf f. 29r des Manuskripts findet sich die folgende Notiz: „ἡ δεδηλωμένη ἄνωθεν διδαχή, ἐρρέθη ἐκ τοῦ γαλατᾶ τῆς χρυσοπηγῆς ναῷ παρὰ κὺρ θεοφάνους μοναχοῦ μεγάλου ῥήτορος τῆς μεγάλης ἐκκλησίας“; s. auch Mpompou-Stamati 1981–1982, 27. Matthaei 1805, 248 f.: „Mosquam missus est a Dositheo patriarcha Hierosolymitano“.
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nes unter Anleitung von Dionysios die Unterwerfung der Orthodoxen Kirche unter den Papst zum Ziel gehabt. Der darauf folgende Aufruhr in Konstantinopel führte zunächst zur provisorischen Exkommunikation von beiden Prälaten im November 1547 und dann zum Mordversuch an Dionysios. 1548 wurde der Letztere auf dem patriarchalen Thron restituiert.34 Nach dem Χρονογράφος fanden diese Ereignisse während der Regierung von Süleyman I. (1520–1566) statt, wobei Theophanes als wichtige Figur der Opposition geschildert wird; seine endgültige Rückkehr auf den Athos signalisiert das Ende seiner Karriere in Konstantinopel sowie des Konflikts mit Dionysios.35 Laut einer anderen, genaueren Fassung des Ps.-Dorotheos soll die heftige Unruhe gegen den Patriarchen während des Feldzugs des Sultans in Persien bzw. erst nach März 1548 aufgekommen sein; darüber hinaus wird der Metropolit von Nauplion Dorotheos als Anstifter der Bewegung gegen Dionysios und Metrophanes erwähnt.36 Die Handschrift Ἱερᾶς Μονῆς Ἰβήρων 388 enthält eine Information, die eventuell auf eine Beziehung zwischen Dorotheos und Theophanes hinweist. Im Athos-Handschriftenkatalog von S. Lambros wird ein προοίμιον πράξεως· θ(εο)φάν(ους) auf f. 95r des Iviron-Manuskripts dem Patriarchen Theophanes I. zugeschrieben,37 der aber nur für wenige Monate 1597 als Patriarch tätig war. B. Psephtogas nimmt an, dass dieser Text zu einem späteren Zeitpunkt ergänzt wurde.38 Diese Erklärung muss ausgeschlossen werden: Zum einen wurde die Akte bestimmt früher als 1597 abgeschrieben, da Eleavourkos der Kopist des Proömions ist;39 zum anderen betrifft das Dokument die in das Jahr 1541 fallende Rekonstitution der seit dem 13. Jh. nicht besetzten Metropole von Argos und Nauplion, die vom Patriarchen Ieremias I. erteilt worden war und mit dem oben genannten Metropoliten Dorotheos besetzt wurde.40 Daraus ergibt sich aber die Frage, wer der Theophanes im Titel ist. Anscheinend geht es um Eleavourkos selbst, der 1541 schon seinen Mönchsnamen erhalten hatte41 und als Großer Rhetor des Patriarchats in Konstantinopel die Vorbereitung der Akte im Auftrag des Ieremias I. unternommen hatte; im Gegensatz zu seinem Nachfolger Dionysios II. schätzte Ieremias den Großen Rhetor ohnehin sehr.42 Dennoch hat Dorotheos laut der zweiten Fassung des 34 35 36 37 38 39 40 41 42
Zachariadou 1962, 156–159; auf S. 157 Anm. 1 die Bibliographie zum Thema. Ps.-Dorotheos 1631, φπδ΄–φπη΄. Zachariadou 1962, 159 f. Lambros 1900, 124. Psephtogas 1981, 141. Abb. 2. Ausgabe des Textes nach einer anderen Handschrift in Zerlentis 1915, 202. Vgl. Kermelis 1980, 15; die Meinung des Autors, dass Theophanes eher früh Mönch geworden sei, ist unbegründet. Mpompou-Stamati 1981–1982, 31.
Griechischer Aristotelismus im 16. Jh.: Theophanes Eleavourkos
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Χρονογράφος die Bewegung gegen den Patriarchen Dionysios verursacht und dadurch wäre es in diesem Fall durchaus möglich, dass er Eleavourkos persönlich kannte.43 Auch eine Beziehung von Dorotheos zum Berg Athos bzw. die Schenkung von Büchern und Ikonen an das Iviron-Kloster wird von derselben Chronik bestätigt.44 Weiterhin ist in Bezug auf die Informationen des Ps.-Dorotheos die Urkunde Nr. 57 des Koutloumousiou-Klosters zu erwähnen.45 Es handelt sich um eine Vereinbarung zwischen dem Kloster und dem Mönch Arsenios, die am 7. August 1555 von Theophanes geschrieben und unterschrieben wurde.46 Ähnlich hatte er seinen Namen auch auf dem oberen Rand des f. 131r des Ἱερᾶς Μονῆς Ἰβήρων 388 ergänzt;47 die Unterschrift auf der Koutloumousiou-Urkunde stellt den letzten datierten Auftritt von Theophanes dar.48 Das Datum passt zu der von der modernen Forschung vernachlässigten Auskunft des Ps.-Dorotheos, dass Eleavourkos kurz vor Dionysios II. gestorben sei; der Tod des Patriarchen ist auf Juli 1556 datiert.49 Für die Zuverlässigkeit der Chronik des Ps.-Dorotheos spricht dennoch die Bibliothek, die Theophanes auf dem Athos hinterlassen hat. Den Nachlass bestätigt ein Exemplar der Basler Aristoteles-Gesamtausgabe (1531),50 die heute im Museum des Iviron-Klosters ausgestellt ist. Auf der letzten Seite gibt es die folgende Notiz:51 Ταύτην τὴν βίβλον, τὴν περιέχουσαν πᾶσαν τὴν ἀριστοτελικὴν πραγματείαν, ἴδιον οὖσαν κτῆμα |2 ἐμοῦ Θεοφάνους (Ἐ)λ(ε)α(βούρκ)ου, ἀφιερῶ ἤδη αὐτὴν
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Dieses Buch, das sämtliche Werke des Aristoteles umfasst und Eigentum von mir, Theophanes Eleavourkos ist, widme ich unverzüglich zu-
Zachariadou 1962, 159 f. Zachariadou 1962, 150. Abb. 3. Sehr dankbar bin ich dem Bibliothekar des Klosters, Vater Christophoros, der mir ein Digitalisat der Urkunde hat zukommen lassen. Abb. 4; Lemerle 1988, Nr. 57. Die Vereinbarung betrifft das κάθισμα bzw. den ‚Sitz‘ des St. Chrysostomos, in den der Mönch Arsenios einziehen möchte. Die ‚καθίσματα‘ sind kleine Gebäude, die sich nah an dem Kloster, zu dem sie gehören, befinden. Sie werden für eine bestimmte Zeit einem Mönch gewährt, der vom Kloster durch die Zahlung einer kleinen Geldsumme Nahrungsmittel und – falls notwendig – Pflege erhält. Abb. 5. Mpompou-Stamati 1981–1982, 28. Mertzios 1951, 3. Aus einem „Thema“ bzw. einer Griechisch-Übung des Iakobos Diassorinos, der 1563 gestorben ist, erhalten wir Nachrichten über die ehemalige Lehrtätigkeit des schon „verstorbenen“ Eleavourkos als Grammatiker auf Chios; Mantouvalou 1973, 592. Das Todesjahr von Diassorinos soll laut Kermelis als terminus ante quem für den Tod des Eleavourkos gelten; Kermelis 1980, 20. Über Diassorinos s. García Bueno 2017. Cranz / Schmitt 1984, 27. Abb. 6.
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τῇ σεβασμίᾳ, θείᾳ, ἱερᾷ καὶ βασιλικῇ μονῇ τῶν Ἰβήρων |3 μετὰ καὶ τῶν λοιπῶν μου πασῶν βίβλων, ὧν συνεκομισάμην ἐν αὐτῇ˙ ἔχειν μὲν τὴν μονὴν ἐπ’ αὐτὰς |4 τὴν δεσποτείαν πᾶσαν καὶ κυριότητα, ἐμὲ δὲ τὴν χρῆσιν ἕως ἐφ’ ὅρου ζωῆς μου, ὅπου ἂν ὦ. ὅστις δὲ τολμήσει |5 ὑποσυλῆσαι καὶ ἀλλοτριῶσαι ἢ ταύτην ἢ ἐκ τῶν ἑτέρων τινὰ βίβλον ἀπὸ τῆς μονῆς ταύτης, |6 ἔστω ὑπόδικος τῷ αἰωνίῳ ἀναθέματι ὡς ἱερόσυλος.
sammen mit allen meinen übrigen Büchern, die ich mitgebracht habe, dem ehrwürdigen, göttlichen, heiligen und königlichen Iviron-Kloster. Das Kloster möge alle Autorität sowie Herrschaft über sie haben, wobei ich das Nutzungsrecht bis zum Ende meines Lebens (wo auch immer ich sei) behalten soll. Und wer es wagen sollte, dem Kloster dieses Buch oder eines der anderen heimlich wegzunehmen oder zu entziehen, falle als Tempelräuber der ewigen Verdammnis anheim.
Die Phrase ὅπου ἂν ὧ („wo auch immer ich sei“) deutet womöglich die im Χρονογράφος erwähnte Rückreise nach Veroia an. Ähnlich wie im letzteren Fall gibt es noch eine handschriftliche Warnung von Eleavourkos selbst in Ἱερᾶς Μονῆς Ἰβήρων 388, f. 2r:52 Τῇ μονῇ τῆς Πορταϊτίσσης Θεοτόκου ἀφιέρωτο καὶ τὸ παρὸν βιβλίον, καὶ ὁ ὑστερήσας εὐθύναις Θεῷ θήσεται ταῖς τῶν ἱεροσύλων
Auch das vorliegende Buch wurde dem Kloster der Gottesmutter Portaïtissa geweiht und wer es wegnimmt, wird mit den Strafen der Tempelräuber vor Gott gestellt werden
Theophanes machte sich anscheinend große Sorgen um seine Bücher – und wohl zu Recht. Arseni Suchanov (ca. 1600–1668) und Porphyrius Uspenski (1804–1885) sind zwei Kleriker, die zum Erwerb von Handschriften auf den Athos gereist sind; Suchanov hat 1654 das Iviron-Kloster besucht;53 Uspenski wurde 1845 als Gast dreimal im Iviron-Kloster aufgenommen.54 Eine Signatur auf den Blättern eines Manuskriptes war wahrscheinlich die übliche Methode, jene Manuskripte zu bezeichnen, die die zwei Prälaten (zum Teil oder vollständig) nach Russland mitnehmen wollten. Tatsächlich lässt sich in Ἱερᾶς Μονῆς Ἰβήρων 388, f. 2r noch feststellen, dass die Handschrift das Interesse von Suchanov sowie von Uspenski geweckt hat.
52 53 54
Abb. 7. Über die Aktivitäten Suchanovs auf dem Athos s. Belokurov 1891, 326–377; Fonkicˇ 2003, 115–150. Papoulidis 2005, 41.
Griechischer Aristotelismus im 16. Jh.: Theophanes Eleavourkos
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Daraus ergibt sich allerdings die Frage, wo sich die übrige Bibliothek von Theophanes befindet. Außer der Basler Edition soll es in der IvironKlosterbibliothek noch 23 Druckausgaben von Theophanes mit philosophischem, rhetorischem, poetischem und medizinischem Inhalt geben.55 Die Handschrift New Haven, Beinecke Library 532 war nach einem Vermerk auch im Besitz von Eleavourkos.56 Zu den Autographen von Theophanes zählen vielleicht die ff. 2r–11v des Manuskripts Ἱερᾶς Μονῆς Ἰβήρων 511.57 Im Zusammenhang mit dem Interesse Uspenskis an Ἱερᾶς Μονῆς Ἰβήρων 388 lässt sich das griechische Manuskript 490 der Nationalen Bibliothek Russlands (Sankt Petersburg) erwähnen, dessen fünf Folien eigentlich ein Fragment der athonitischen Handschrift darstellen.58 Die Handschriften, die Suchanov im 17. Jh. vom Berg Athos nach Russland mitgebracht hatte, sind Teil der ehemaligen Sammlung der Synodalbibliothek geworden. 20 dieser Manuskripte wurden im Ganzen oder zum Teil von einem Kopisten abgeschrieben, der im Katalog von Fonkicˇ und Poliakov über die griechischen Handschriften der Synodalbibliothek als ‚anonymer Iviriter‘ bezeichnet wird; nach mündlicher Mitteilung von Prof. D. Harlfinger ist dieser mit Theophanes zu identifizieren:59 zehn Manuskripte umfassen religiöse Texte;60 sechs enthalten aristotelische Werke und Kommentare;61 vier sind philologischen bzw. grammatischen sowie rhetorischen Inhalts62. Auf eine gemeinsame Herkunft bzw. auf die Identität des Besitzers weist ein sehr interessantes Monokondylion in der Basler Ausgabe (α8r)63 sowie in den Mosquenses 444 (f. 22r) und 459 hin.64 Außer einzelnen Buchstaben ist es mir nicht gelungen, das Monokondylion zu entziffern, aber es muss vor dem Besuch von Suchanov 1654 im Iviron-Kloster bzw. vor dem Transfer der Mosquenses nach Moskau auf den drei Dokumenten ergänzt worden sein. Darüber hinaus ist der zweite 55 56 57 58
59 60 61 62 63 64
Theologos Iviritis 2015, 4. Zisis Melissakis bereitet einen Katalog der Altausgaben im Besitz des Iviron-Klosters vor. Stefec 2010, 131. Abb. 8 und Lambros 1900, 160. Es geht um die fehlenden ff. 151–155 der alten Foliierung bzw. um den verschollenen Text zwischen den ff. 152–153 der jüngeren Foliierung. Vgl. Fonkicˇ 2003, 146 Anm. 6, 150 Anm. 9; Lebedeva et al. 2014, 174. Fonkicˇ / Poliakov 1993, 192. Mosq. 178, 247, 259, 277, 309, 318, 414, 428, 434, 440; s. die entsprechenden Einträge in Fonkicˇ / Poliakov 1993. Vgl. unten II.3. Mosq. 461, 470, 480, 492; die entsprechenden Einträge im Katalog Fonkicˇ / Poliakov 1993. Abb. 9. Unpublizierte Beschreibung des Mosq. 444 (zugänglich im Aristoteles-Archiv) von D. Harlfinger, die Informationen über dasselbe Monokondylion im Mosq. 459 umfasst. Prof. Harlfinger bin ich dankbar für den Hinweis auf gewisse Ähnlichkeiten zwischen dem Monokondylion und der Gestalt der Tughra; mehr zum Thema s. Oikonomidès 2000, 55–57.
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Kopist im Mosq. 44465 mit dem Schreiber eines Teils des f. 119v von Ἱερᾶς Μονῆς Ἰβήρων 388 zu identifizieren.66 1.2. Der Konflikt mit Ermodoros Listarchos Der Briefwechsel bzw. die heftige Auseinandersetzung mit Ermodoros Listarchos ist die zweite wichtige Quelle zum Leben des Theophanes.67 Ermodoros ist auf Zakynthos geboren. Er hatte am Griechischen Gymnasium in Rom sowie an der Universität von Ferrara studiert und lehrte in den Jahren 1533– 1543 auf Chios.68 Der Konflikt mit Theophanes, der auch zu etwa derselben Zeit auf Chios unterrichtete, fand während dieses Aufenthaltes statt, und zwar zwischen 1539 und 1542.69 Der Streit zwischen den zwei Gelehrten lässt sich in folgenden Punkten zusammenfassen: – Ermodoros hatte an Theophanes einen beleidigenden Brief geschrieben;70 der Text ist uns leider nicht überliefert. – Eleavourkos antwortete in bissigem Ton mit zwei Widerlegungen (Ἔλεγχοι). Die erste Widerlegung71 ist von besonderem Wert, da in ihr die philosophischen Kenntnisse von Listarchos negativ dargestellt werden: es wird ironisch gesagt, dass Ermodoros angeblich alles besser als Aristoteles oder Platon wisse; Listarchos setze allerdings Zitate aus dem Werk der zwei Philosophen völlig unangemessen und rücksichtlos gegen sie ein.72 Was das logische Werk insbesondere von Aristoteles angeht, ist Theophanes bereit, sofort die Weisheit seines Gegners anzuerkennen, falls es dem Listarchos möglich sei, die Traktate des Organon zu nennen sowie die Bedeutung ihrer Titel zu erklären.73 Die zweite Widerlegung74 enthält Hinweise auf 65 66 67
68 69 70 71 72 73 74
Es handelt sich um den Kopisten ‚I‘ in Fonkicˇ / Poliakov 1993, 147 f. Abb. 10. Mpompou-Stamati 1981–1982, 25–40. Die Information, dass Theophanes und Ermodoros in derselben Periode an der Patriarchatsschule unterrichtet haben sollen, konnte ich nicht verifizieren; s. Gedeon 1893, 45, 55. Über den Briefwechsel des Theophanes mit anderen Gelehrten s. Mladenova 2019. Vgl. Bouboulidis 1959, 9–23. Mpompou-Stamati 1981–1982, 29. Pontani 1963, 431.42–47. Ediert in Mpompou-Stamati 1981–1982, 33–40. Mpompou-Stamati 1981–1982, 33.28–31. Mpompou-Stamati 1981–1982, 34.63–68. Editio princeps in Lamius 1744, 188–195. Den Brief hat Moustoxydis nochmal (nach einer anderen – nicht erwähnten – Handschrift und parallel nach dem Text von Lamius) ediert; s. Moustoxydis 1853, 605–615. Eine dritte, vielleicht spätere Fassung wird im Ἱερᾶς Μονῆς Ἰβήρων 388 überliefert; s. Mpompou-Stamati 1981–1982, 27.
Griechischer Aristotelismus im 16. Jh.: Theophanes Eleavourkos
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die negative Einschätzung des Listarchos bezüglich der grammatischen sowie der rhetorischen Traktate des Theophanes.75 – Auf die zweite Widerlegung hat Listarchos mit einem Brief reagiert, der besonders wichtige Auskünfte über das Leben von Theophanes überliefert:76 Eleavourkos lebte in Thessaloniki, als er den niederträchtigen Brief des Ermodoros bekam. Er hatte auf Korfu bei dem Mitarbeiter von Aldus Manutius Ioustinos Dekadyos († nach 1526) sowie bei dem Lehrer des letzteren Dimitrios Moschos (16. Jh.) studiert und ist kurz danach nach Kreta gezogen. Die Informationen zum Studium des Theophanes hat Ermodoros auf Korfu von Antonios Eparchos (ca. 1491 – † nach 1568) und Nikolaos Sofianos (16. Jh.) erfahren. Da sich Eparchos bis 1537 auf der Insel befand, hat aller Wahrscheinlichkeit nach das Studium des Theophanes auf Korfu vor diesem Zeitpunkt stattgefunden.77 Eleavourkos hat außerdem auch auf Chios gelebt.78
2. Aristotelisches Werk Die folgenden Einträge bieten eine Übersicht des aristotelischen Inhalts von Büchern, die dem Theophanes gehörten. 2.1. Athos, Ἱερὰ Μονὴ Ἰβήρων Die Basler Aristoteles-Gesamtausgabe Die ff. α2–α8 der Ausgabe bzw. die Widmung von Erasmus an John More und die Aristotelis vita des Guarino Veronese (mit Ausnahme der letzten
75 76 77 78
Moustoxydis 1853, 609; vgl. Pontani 1963, 445.435–444. Pontani 1963, 431.44–45; 438.257–439.269; 446.468. Mpompou-Stamati 1981–1982, 28 Anm. 4. In Bezug auf den Aufenthalt auf Korfu, Kreta und Chios vertritt Kermelis folgende zu weit gehende Annahmen: der Vater von Theophanes „fut déporté à Veria de Macédoine pour passer ensuite à Zante et peut-être aussi à Corfou et même enfin à Gortyne“; „LISTARCHOS aussi, dans sa lettre fait allusion à cela“ [= die Ernennung von Theophanes zum Mönch]; „ce qui fait penser qu’ELEAVOULCOS était laïque à Chios“; s. Kermelis 1980, 14 bzw. 15 Anm. 3; vgl. Pontani 1963, 439.268–269 bzw. 441.332–343. Der Aufenthalt des Eleavourkos auf Chios wird auch von anderen Quellen bestätigt; vgl. oben Anm. 49. Darüber hinaus erinnert eine Notiz auf dem f. 62r des Mosq. 455, der dem Theophanes gehörte, an das Erdbeben vom 18. August 1533 auf der Insel; s. Fonkicˇ / Poliakov 1953, 151.
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Seite) sind aus dem Buch gerissen worden. Die wichtige Rolle, welche dieses Buch für die aristotelische Kommentierung des Theophanes gespielt hat, lässt sich aus den von ihm hinzugefügten Randscholien und zahlreichen Diagrammen herleiten. Fünf der Organon-Traktate sind die Hauptempfänger dieses Materials, das u. a. aus den Kommentaren von Simplikios (zu Cat., ff. 4v–5r), Leon Magentenos (zu Anal. pr., f. 14r),79 Themistios sowie Ioannes Philoponos (zu Anal. post., f. 36r), Alexander von Aphrodisias sowie Theophrast (zu Top., f. 48v) stammt, aber auch aus theologischen Werken von Verfassern wie Neophytos Prodromenos (Auszug aus den Orationes contra Barlaam et Acindynum als Scholion zu De int., f. 10v:). Theophanes hat keine Scholien zu den Soph. el. eingetragen. Der ‚Ozean‘ Es handelt sich dabei um den schon erwähnten Kodex Ἱερᾶς Μονῆς Ἰβήρων 388 und damit um die beeindruckendste Handschrift des Theophanes Eleavourkos.80 Ihre 981 Folien umfassen die verschiedensten Texte sowie eine Fülle von Diagrammen und stellen dadurch eine Art von Nachschlagewerk dar, das Theophanes wahrscheinlich für seine Lektionen benutzte. Auf dem unteren Schnitt lässt sich die Bezeichnung ΩΚΕΑΝΟΣ lesen, aber es ist unklar, ob dieser Vermerk von Eleavourkos selbst oder von einem anderen (zeitgenössischen oder späteren) Mönch des Klosters geschrieben wurde. Auf dem Einband gab es nach S. Lambros einen jüngeren, aber nicht mehr vorhandenen Zettel mit der Notiz:81 Ὠκεανός, ἤτοι σύνοψις διαφόρων μαθημάτων γραμματικῶν φυσικῶν γεωμετρικῶν καὶ ἐξήγησις τῶν ἐν τῇ Γραφῇ εὑρισκομένων ἑβραϊκῶν ὀνομάτων· κτλπ.
79
80 81
Ozean, d. h. Übersicht von verschiedenen Grammatik-, Physik-, Geometrie-Lektionen und Auslegung der in der Bibel anzutreffenden hebräischen Namen; usw.
Abb. 11. Nach einer Probekollation einiger Scholien lässt sich feststellen, dass die Erstausgabe des Kommentars von Vittorio Trincavelli (Venedig 1536) die Vorlage des Eleavourkos war. In der Bibliothek des Iviron-Klosters gibt es heute ein Exemplar dieser Ausgabe; eventuell lassen sich dort Spuren der exegetischen Tätigkeit von Theophanes entdecken. Abb. 12 und Lambros 1900, 122–138; Psephtogas 1981; Mpompou-Stamati 1981–1982, 26 f.; Alexandru 2014, 185–192. Lambros 1900, 138. Der Aufenthalt von S. Lambros auf dem Athos, bei dem die handschriftliche Fassung seines Kataloges entstand, fand 1880 statt; Papadopoulos-Kerameus, der 1895 sowie 1910 im Iviron-Kloster den Kodex Ἱερᾶς Μονῆς Ἰβήρων 388 geprüft hatte, erwähnt nichts von diesem Zettel; vgl. unten „Notiz über die ‚Ozean‘-Manuskripte“.
Griechischer Aristotelismus im 16. Jh.: Theophanes Eleavourkos
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Was den aristotelischen Bestand der Handschrift betrifft, überliefern ff. 44r, 45v–46r paraphrasierte Textstellen von Metaph. Λ, Γ, Δ und Μ sowie einschlägige kurze Scholien.82 Zu den Ergebnissen von Alexandru lassen sich auf dem f. 44r noch paraphrasierte Textschnipsel und Auszüge aus De sens. (Z. 4–6: 1, 436 a 7–15; Z. 11–12: 5, 444 a 10–15), De anima (Z. 8–9: II 7, 419 a 27 – b 1; Z. 10: II 12, 424 a 28–31), De insomn. (Z. 18–20: 2, 459 b 27–460 a 7), )De part. an.* (Z. 21–24: I 1, 639 a 1–8) und )Alex. Aphr. in Metaph.* (Z. 24–25: 815, 27–28) ergänzen. Der ‚Ozean‘ enthält weiterhin die folgenden Texte: – – – –
(f. 175rv) anon., Περὶ ψυχικῶν δυνάμεων (f. 176v) Diagramm und kurzer Text über die aristotelische Naturwissenschaft (f. 177r) )Simp. in Ph.* 1, 3–3, 10; 3.15–17 (ff. 531r–532r) )Jo. Gramm. in de An.* 553, 21–556, 31; 517, 5–25. Notiz über die ‚Ozean‘-Manuskripte
Neben dem ‚Ozean‘ des Theophanes gibt es Informationen zu drei weiteren Manuskripten, die gleiche oder ähnliche Bezeichnungen tragen. Der berühmte Laur. plut. 85, 1 (13.–14. Jh.) enthält Kommentare zum aristotelischen Korpus;83 auf dem Vorderdeckel des jüngeren (16. Jh.), rotfarbenen Ledereinbandes der Biblioteca Laurenziana lässt sich auf Griechisch sowie auf Latein die Bezeichnung ΩΚΕΑΝΟΣ bzw. OCEANVS lesen.84 Ein weiterer ‚Ozean‘ wird in einem Handschrifteninventar der Biblioteca Apostolica Vaticana erwähnt. Der Nachtrag vom 8. April 1551 im Vat. lat. 13236 enthält eine Liste von 52 Kodizes, die Antonios Eparchos der Vatikanischen Bibliothek verkauft hatte; unter der Nummer 197 wird auf einen heute verschollenen Oceanus medicine liber optimus, et max(imu)s verwiesen.85 Ein besonderer Fall ist der Vind. Hist. gr. 98, der zwischen den Jahren 1565 und 1571 von Ioannes Malaxos geschrieben wurde.86 Das Manuskript enthält einen Kommentar zu sieben Inskriptionen sowie die Handschriftenregister von sieben
82 83
84 85 86
Alexandru 2014, 185, 188, 190 f. Beschreibung des Manuskripts in Moraux et al. 1976, 275 f.; Webseite der Commentaria in Aristotelem Graeca et Byzantina ; Golitsis 2021, XCIV–XCV; für weitere Literatur s. Pinakes (Diktyon 16761). Farbdigitalisat der Biblioteca Medicea Laurenziana: . Devreesse 1965, 421. Hunger 1961, 107; Papazoglou 1983, 63–114, 159–213; De Gregorio 1991; Lauxtermann 2013.
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privaten konstantinopolitanischen Bibliotheken, die zum ersten Mal von R. Förster herausgegeben wurden: im Handschriftenregister, das die Bibliothek von Raidestos betrifft, gibt es einen Verweis auf ein „βιβλίον μέγα τὸ καλούμενον ὠκεανός“ („großes Buch namens Ozean“).87 Durch einen Zettel, den A. Papadopoulos-Kerameus im ‚Ozean‘ des Iviron-Klosters hinterlassen hat (1. Juni 1910), erfahren wir, dass er sich an die Publikation von Förster erinnerte; er dachte, das Manuskript von Eleavourkos sei eigentlich die Raidestos-Handschrift gewesen;88 derselben Meinung war M. Gedeon 20 Jahre zuvor.89 In einem kürzlich erschienenen Artikel hat M. Lauxtermann – genau wie K. Krumbacher und P. Maas vor ihm –90 überzeugend auf die Unechtheit aller Register im Vindobonensis hingewiesen.91 G. Papazoglou behauptet allerdings, obwohl er die Unechtheit des Raidestos-Registers prinzipiell akzeptiert, es wäre möglich, einige der Handschriften auf der Liste zu identifizieren; laut ihm ist der ‚Ozean‘ des Iviron-Klosters der angebliche ‚Ozean‘ von Raidestos.92 Dies kann jedoch nicht der Fall sein: Theophanes hatte sein Manuskript nach dem Aufstand gegen Dionysios II. bzw. ca. 1548/9 auf den Athos mitgebracht (s. oben 2.1) und Malaxos erstellte die Handschriftenliste von Raidestos zumindest 16 Jahre später bzw. zwischen 1565 und 1571.93 Ungeachtet davon, ob der ‚Ozean‘ von Raidestos existiert hat oder nicht, und unter der Voraussetzung, dass die betreffende Bezeichnung auf dem Schnitt der Iviron-Handschrift von Eleavourkos selbst oder von einem Zeitgenossen ergänzt wurde, lässt sich in allen vier Fällen (Laur. plut. 85, 1; verschollenes Buch des Antonios Eparchos; Manuskript des Iviron-Klosters; verschollene (?) Handschrift von Raidestos) wohl annehmen, dass es im 16. Jh. den Trend gab, besonders umfassende Manuskripte als ‚Ozean‘ zu benennen.94
87 88
89 90 91 92 93 94
Förster 1877, 30. Für die Transkription der Notiz s. Psephtogas 1981, 136 f. Laut dem Zettel war es nicht das erste Mal, dass Papadopoulos-Kerameus den Kodex sah; er hatte an der Handschrift auch im Juni 1895 gearbeitet. Gedeon 1890 [es handelt sich dabei um eine Bemerkung von M. Gedeon zum im Band vorhergehenden Aufsatz von A. Alexoudis]. Krumbacher 1897, 509; Maas 1938, 411 f. Lauxtermann 2013, insbesondere 277–281. Papazoglou 1983, 161–180, 181 f. Die Identifikation von Gedeon akzeptiert auch Psephtogas 1981, 141 f. Lauxtermann 2013, 274. Ὠκεανός ist auch der Titel einer verschollenen Homilie eines sonst unbekannten Patrikios Araraios. Die Quelle dieser Information ist das Synodicon vetus (terminus post quem 886/ 7) bzw. der Titel eines Kapitels dieses Werkes, den die Editoren tilgen: Πατρικίου †Ἀραραίου† τοῦ μάκαρος ἐκ τοῦ λόγου αὐτοῦ τοῦ ἐπιλεγομένου Ὠκεανοῦ; s. Duffy / Parker 1979, 24, insbesondere 25 Anm. 31, wo die Editoren Folgendes vermerken: „This most puzzling title may have made its way into the text from the margin; though, even as a marginal comment, it is difficult to understand, since most of the material in the chapter is clearly taken from
Griechischer Aristotelismus im 16. Jh.: Theophanes Eleavourkos
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2.2. Bukarest, Biblioteca Academiei Române Bucur. 452, 15. Jh. M. (S. 33–54, 763–1001), 16. Jh. 1. H. (S. 1–32, 55–762, 1002–1041) Das Manuskript der Akademie von Bukarest wurde zum größten Teil von Theophanes geschrieben und umfasst prinzipiell Werke des Georgios Gennadios Scholarios (ca. 1400 – nach 1472). Traktate von aristotelischem Interesse sind: – – –
(S. 63–143) Rhet. Al. [Kopist: Mitarbeiter des Eleavourkos] (S. 282–300) De mund. [Kopist: Eleavourkos] (S. 303–336) Georgios Gennadios Scholarios, Translatio Thomae Aquinae De ente et essentia [Kopist: Eleavourkos] (S. 343–537) Georgios Gennadios Scholarios, Commentarium Thomae Aquinae De ente et essentia [Kopist: Eleavourkos bis S. 535 Z. 3] (S. 607–614) Georgios Gennadios Scholarios, Contra Plethonis ignorationem de Aristotele [Kopist: Eleavourkos]
– –
2.3. Moskau, Gosudarstvennyj Istoricˇeskij Muzej: Die Aristoteles-Handschriften von Theophanes in der Synodalbibliothek Es wurde bereits erwähnt, dass 6 Manuskripte mit aristotelischem Inhalt aus der Sammlung der Synodalbibliothek stammen. Dies sind die folgenden Mosquenses (olim Μονῆς Ἰβήρων): Mosq. 444 (324/CCCXI), 16. Jh., IV + 404 ff. Die Handschrift wurde von Theophanes und zwei seiner Mitarbeiter geschrieben.95 – – –
95 96
(ff. 106r–107r) Symeon Seth, Conspectus rerum naturalium [Kopist: Eleavourkos] (ff. 157r–165v) )Manouel Holobolos*, Translatio Boethii De topicis differentiis [Exzerpte geschrieben vom Mitarbeiter ‚I‘96 des Eleavourkos] (ff. 166r–169r) Manouel Holobolos, De topicis differentiis [Kopist: Mitarbeiter ‚I‘ des Eleavourkos]
Theodoret and Epit.Th.A“. Die erwähnten Quellen sind Parmentier 1911 bzw. Hansen 1971. S. Fonkicˇ / Poliakov 1993, 147 f. S. Anm. 65.
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– –
– – –
(ff. 169v–171v) Virt. [Kopist: Mitarbeiter ‚I‘ des Eleavourkos] (ff. 190v–196v, 313r–344v) )Georgios Gennadios Scholarios, Translatio Petri Hispani Summulae logicae* [Exzerpte; der erste Teil wurde vom Kopisten ‚I‘ geschrieben, der zweite dagegen von Eleavourkos] (ff. 197r–283v) Nikephoros Blemmydes, Epitome logica [Kopist ‚I‘ bis f. 273r und dann Eleavourkos] (ff. 290r–312r) )Manouel Holobolos, Translatio Petri Hispani Summulae logicae* [Exzerpte; Kopist: Eleavourkos] (ff. 385r–403r) )Theophanes Eleavourkos*, Diagramme bzw. Dihäresen [Kopist: Eleavourkos]
Mosq. 452 (318/CCCV), 16. Jh., 191 ff. Das Manuskript wurde im Ganzen von dem ‚anonymen Iviriten‘ bzw. von Eleavourkos geschrieben.97 – – –
(ff. 2r–92r) Anal. pr. (ff. 92v–191r) Phys. I–IV, V (ff. 141v–143r) Virt. Mosq. 455 (326/CCCXIII), 13. Jh. (ff. 1r–272v) / 16. Jh. (ff. 273r–400v), 411 ff.
Diese Handschrift besteht aus zwei Teilen: ff. 1r–272v werden in das 13. Jh. datiert; ff. 273r–400v wurden von Theophanes und seinen Mitarbeitern abgeschrieben. Theophanes hat auch den ersten Teil mit Randscholien versehen.98 26v–27r) anon. Kommentar zu De an. 52r–131r) Ammon. in Int. 131r–132r) Porph. in Cat. [Teil] 132r–157v) anon. Kommentar zu De int. [Teil] 233r–272v) anon. Kommentar zu Anal. pr. II 273r–290v) Michael Psellos, Paraphrase von De int. 290v–344r) Michael Psellos, Paraphrase von Anal. pr. I 344r–395r) Jo. Gramm. in APr. 395v–400v) Mich. Eph. in SE
– – – – – – – – –
(ff. (ff. (ff. (ff. (ff. (ff. (ff. (ff. (ff.
97 98
Fonkicˇ / Poliakov 1993, 150. Fonkicˇ / Poliakov 1993, 151.
Griechischer Aristotelismus im 16. Jh.: Theophanes Eleavourkos
391
Mosq. 459 (316/CCCIII), 14. Jh., 508 ff. Die ff. 508v, 510v enthalten Notizen des Eleavourkos.99 –
(ff. 266rv, 269v) Hist. an. [Exzerpte; anon. Kopist] Mosq. 460 (203/CCIV), 16. Jh., 415 ff.
Der Codex wurde im Ganzen von Theophanes geschrieben.100 –
– –
(ff. 51v–54v) )Michael Psellos*, Διδασκαλία σύντομος καὶ σαφεστάτη περὶ τῶν δέκα κατηγοριῶν καὶ τῶν προτάσεων καὶ τῶν συλλογισμῶν, περὶ ὧν τις προδιδαχθεὶς εἰς πᾶσαν μὲν καὶ ἄλλην ἐπιστήμην καὶ τέχνην, ἐξαιρέτως δὲ εἰς τὴν ῥητορείαν εὐκόλως ἐκπορεύσεται (ff. 187r–239v) anon. Kommentar zu Cat. (f. 402rv) Virt. Mosq. 497 (495/ t. II. XXV, qu.)
Abgesehen von f. 46r wurde auch diese Handschrift im Ganzen von Eleavourkos kopiert.101 – –
(ff. 1r–114r) Nikephoros Blemmydes, Epitome logica (ff. 114v–124v) anon. De syllogismis102
3. Ergebnis Der griechische Aristotelismus des 16. Jh. bleibt noch immer ein weitgehend unerforschtes Thema. Den Hauptgrund dafür stellen meistens unbefriedigende (bisweilen aber auch irreführende) Heuristik sowie die Unzugänglichkeit der Quellen dar. Im Falle von Theophanes sind seine aristotelischen frühen Druckausgaben sowie Handschriften schwierig, kaum oder überhaupt nicht
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Fonkicˇ / Poliakov 1993, 152. Fonkicˇ / Poliakov 1993, 152. Fonkicˇ / Poliakov 1993, 159. Der Mosquensis umfasst die dritte von insgesamt fünf überlieferten Versionen dieses Traktats. Ich bereite die kritische Edition der letzten Fassung dieses Textes vor. Eine unvollständige Liste der Textzeuge, welche das Werk überliefern, wurde in Moore 2005, 248 f. (PHI.20) publiziert; dazu s. auch Maksimczuk 2023, 7.
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Nikos Agiotis
zugänglich. Eleavourkos hat einen großen Teil seiner aristotelischen Sammlung, die vor allem die logischen Traktate von Aristoteles betrifft, höchstwahrscheinlich während seiner Tätigkeit als Lehrer in Konstantinopel angelegt. Die Philosophie des Stagiriten scheint ebenso eine Rolle in der Auseinandersetzung mit Ermodoros Listarchos gespielt zu haben. Für die Auslegung des Textes greift er prinzipiell auf die Kommentatoren der Spätantike zurück, wobei die Diagramme seine bevorzugte Erklärungsmethode darstellen; die Byzantiner – Philosophen sowie Theologen (insbesondere Georgios Gennadios Scholarios) – werden aber nicht ausgeschlossen. Soweit bekannt, schrieb Theophanes keinen neuen Kommentar, wenn er auch häufig eigene Scholien am Rand oder zwischen den Zeilen des aristotelischen Primärtextes hinzufügte.
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Abbildungen
Abb. 1: Mitarbeiter von Theophanes Eleavourkos bzw. gemeinsamer Kopist von Bucur. 452 und ᾿Ιερᾶς Μονῆς ᾽Ιβήρων 388; Detail des f. 804v des athonitischen Manuskripts [Foto: Mönch Theologos Iviritis].
Griechischer Aristotelismus im 16. Jh.: Theophanes Eleavourkos
Abb. 2: ᾿Ιερᾶς Μονῆς ᾽Ιβήρων 388, f. 93r [Foto: Mönch Theologos Iviritis].
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Nikos Agiotis
Abb. 3: ᾿Ιερᾶς Μονῆς Κουτλουμουσίου, Urkunde Nr. 57 [Foto: Mönch Christophoros Koutloumousiotis].
Abb. 4: Detail von ᾿Ιερᾶς Μονῆς Κουτλουμουσίου, Urkunde Nr. 57 [Foto: Mönch Christophoros Koutloumousiotis].
Griechischer Aristotelismus im 16. Jh.: Theophanes Eleavourkos
Abb. 5: Detail von ᾿Ιερᾶς Μονῆς ᾽Ιβήρων 388, f. 131r [Foto: Mönch Theologos Iviritis].
Abb. 6: Autographe Subskription von Theophanes Eleavourkos im Exemplar der Basler Aristoteles-Gesamtausgabe des Iviron-Klosters (1531), Bd. II, 253v.
Abb. 7: Detail von ᾿Ιερᾶς Μονῆς ᾽Ιβήρων 388, f. 2r [Foto: Mönch Theologos Iviritis].
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Nikos Agiotis
Abb. 8: ᾿Ιερᾶς Μονῆς ᾽Ιβήρων 511, f. 5r.
Griechischer Aristotelismus im 16. Jh.: Theophanes Eleavourkos
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Abb. 9: Monokondylion der Basler Aristoteles-Gesamtausgabe im Iviron-Kloster (1531), Bd. I, f. a8r.
Abb. 10: Gemeinsamer Kopist von Mosq. 444 und Ι.Μ. ᾽Ιβήρων 388; Detail des f. 119 v des athonitischen Manuskripts [Foto: Mönch Theologos Iviritis].
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Abb. 11: Anfang von Analytica priora I im Exemplar der Basler Aristoteles-Gesamtausgabe des Iviron-Klosters (1531), Bd. I, f. 14r.
Griechischer Aristotelismus im 16. Jh.: Theophanes Eleavourkos
Abb. 12: Der ‚Ozean‘ des Iviron-Klosters [= ᾿Ιερᾶς Μονῆς ᾽Ιβήρων 38].
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Index locorum Alcinous Epitome doctrinae Platonicae sive Διδασκαλικός 5, 1 304 5, 4–5 303 Alexander Aphrodisiensis de An. 1, 1–2, 4 157 2, 4–9 15744 78, 13–21 160 in 6, 6, 7, 7, 7,
Anal. pr. 28–34 32750 32–7, 11 301 9–8, 2 32750 11–29 301 15 30728
in Metaph. (Brandis) 725 a 17–21 123 725 a 17–31 119 725 a 20 123 725 a 21 123 725 a 29–30 123 725 a 30 123 in Metaph. (Hayduck) 1, 4–10 184 2, 19–21 185 53, 5–6 7, 11, 22, 54 53, 8–9 726 53, 9 727, 2366 53, 9–10 725, 11, 22, 54 53, 10 11 54, 1–2 1860 58, 24–59, 8 46149 58, 27 48, 86 58, 27–31 55157, 60170 58, 27–59, 8 55156 58, 28 48, 86 58, 31–59, 8 82212, 88225 58, 31–59, 2 56160 58, 31–59, 4 73194, 83, 84 59, 1 56, 57, 59167 59, 1–2 80204, 81209, 86 59, 1–4 58166, 61176, 74195 59, 2 56, 59167, 72 59, 2–3 58, 61
59, 2–4 58, 61, 72190, 74, 88223 59, 4 58, 74 59, 4–6 60169, 65180, 66, 68, 83, 88224 59, 6–7 5 59, 6–8 79203, 83, 84218 59, 7 5 59, 7–8 84217, 79, 86 59, 20–23 48, 86 59, 21 49 393, 14 12861 418, 34–419, 1 1023 419, 4–5 10615 419, 5 126 419, 5–20 118 419, 7–20 119 419, 11–20 11227 419, 20 113 815, 27–28 387 in 4, 5, 6,
Sens. 3–5 15846 18–19 158 20–22 15846
in Top. 348, 31–349, 1
330
Ammonius in Anal. pr. 5, 5–7, 25 32750 5, 10–6, 11 301, 302 6, 11–30 302 6, 30–7, 6 302 7, 6–19 302 7, 19–25 303 7, 26–8, 14 304 7, 34–8, 14 305 in Cat. 18, 21–22 34753 33, 22–34, 10 34330 41, 19–24 34440 45, 7–16 27313 46, 21–47, 13 28969 66, 7–14 34748 91, 28–92, 2 34435, 351 103, 23–24 34957 in Isag. 34, 17–25
304
408
35, 36, 36, 36,
26–36, 10 305 1–9 301 9–37, 5 304 15–38, 4 305
Index locorum
Cat. 1 a 1 179, 347 1 a 1–2 363 1 a 1–6 172 1 a 3 363, 364130, 365 1 a 20–1 b 9 2718 1 a 24–25 28242 1 b 25–2 a 4 27110 2 a 4–10 348 2 b 7–8 vd. schol. in Ar. Cat. 3 a 1–5 348 3 a 21–24 27212 3 b 24–27 28658 5 b 27–28 34749 12 a 29–31 11024, 12053 12 a 31–34 10921 14 a 26–14 b 23 349 14 b 4–7 349
402 402 402 402 402 402 402 402 403 408 409 409 410 411 411 412 412 415 415 418 418 418 418 419 419 419 419 424 424 424 424 424 424 424 424 424 425 427 429 429 429 430 430 431 431 431 433 433 433 433
De an. 402 a 1–8 174 402 a 4 151 402 a 4–7 143
De cael. 268 a 1–3 210 269 b 20 203 270 b 10 203, 204
Andreas Lopadiotes vd. Lexicon Vindobonense Anonymus Vita B sancti Athanasii Athonitae 17, 14–50 32236 Arethas in Isag. 1, 1–5 31927 Aristophanes Ach. 432–434 1548 Aristoteles Anal. pr. 46 a 3–30 1347 Anal. post. 71 b 25 315 71 b 25–26 315 84 b 11–12 1444 Ath. Pol. 44, 2–3 165
a 6–7 153 a 6–10 138 a 7–8 146 a 8 230 a 9 147 b 16 15540 b 16–403 a 2 1335, 139, 140 b 25 15540 a 16 ff. 141 a 34 ff. 14424 b 13 14728 b 13–17 139, 141 b 2–3 233 a 13 235 a 19 259 a 3 237 b 16–17 14829 b 7 148 a 25–28 248 a 26–29 113 b 3 11330 b 4–6 113 b 8 113 a 1 11330 a 8 11330 a 22 11330 a 27–b 1 387 a 17–18 11431 a 28–31 387 a 28–424 b 3 11432 b 9–12 239 b 11–12 241 b 12 24034 b 12–16 239 b 14–16 241 b 16 240 a 11 10716 b 1–2 243 a 16 24441 b 9–10 15136 b 30–430 a 8 15136 a 23–25 231 b 34–35 15136 b 6–7 14424 b 12–19 14424 b 29–30 14424 b 14 234 b 19 147, 14931, 234 b 19 ff. 14931 b 21–27 14931
Index locorum 270 270 271 279 280 280 281 281 281 281 281 281 281 282 282 282 282 282 283 283 283 284 284 284 284 286 287 289 292 292 292 292 292 292 292 292 292 292 292 298 298 298 298 299 299 300 300 300 301 301 301 301 302 302 302
b 27 203 b 31–33 192 b 33 20155, 20258 b 12 20154, 203, 204 b 28 203 b 29 20154 b 15 216 b 18 215 b 18–19 207 b 19 216 b 20 216 b 22 214 b 33 215 a 10 214 a 15 217 a 22 204 a 30 215 b 4 214, 220 a 17 20154, 20258, 203 b 29 209 b 33 215, 219 a 3 214 a 5 214 a 25 214 b 5 203, 204 b 9 204 b 21 20155, 203 b 27 20155, 20157, 203 a 7 214 a 21 216 a 24 214 a 25 216 a 29 214 a 32 214 b 6 217, 219 b 7 216 b 22 214 b 22–23 208 b 23 214 a 27 204 a 28 215 a 31 218 b 34 216, 217 a 19 219 a 27 214 a 7 203 a 18 214 a 19 220 a 11 204 b 17 214 b 30–33 197 b 31 19837 a 10 216, 219 a 13 215 a 19 204
304 304 304 304 304 304 304 304 304 305 305 305 306 306 307 307 307 308 308 308 310 311 313 313 313
a 11 a 15 a 21 a 23 a 26 b5 b 17 b 23 b 30 a 12 a 22 a 24 b 21 b 23 b8 b 14 b 15 a1 a3 a 16 b 12 b1 a 18 b4 b 17
409
214 214, 220 20154, 203, 204 214 214 215 216 215 214 220 214 214 20155, 203 218 214, 216 215 214 214 215 216 214 204 217 218 215
De inc. an. 714 b 20–23
14526
De insomn. 459 b 27–460 a 7 De int. 16 a 9–10
387
14424
De part. An. 639 a 1–8 169, 387 639 a 15–22 13919 641 a 14–24 145 641 a 17–b 10 14627 641 a 21–31 139 641 a 24–25 14627 642 b 21–24 12660 644 b 22–645 a 36 1323 645 a 1–6 13919 656 b 1–2 113 De sens. 436 a 4 ff. 15846 436 a 7–15 387 437 b 10–438 a 5 44147 444 a 10–15 387 447 a 8–9 1652 E. N. 1094 b 21
171
Index locorum
410
1094 b 27–1095 a 1 1102 a 18–26 143
170
Hist. an. 487 a 11–490 b 6 141 487 a 11 ff. 15846 491 a 6–14 141 491 b 26–27 105 491 b 26–34 10716 503 b 35–504 a 3 1653 509 b 32–35 1654 532 b 30–533 a 15 10615 532 b 33–534 a 15 10614 533 a 2–3 107 533 a 3 10716 574 a 23–30 10819 Metaph. 980 a 21 182 980 a 26–27 183 982 a 19 2892 983 a 24–b 6 46 985 b 23–986 a 3 620 985 b 27–28 622 985 b 32–33 622 985 b 32–986 a 2 1758 986 a 1 1757 986 a 17–21 1758 987 a 32–b 10 6 987 b 10–12 18, 20 987 b 10–29 6 987 b 14 20 987 b 14–15 13 987 b 14–16 1655 987 b 14–18 1035, 12, 13, 22 987 b 14–21 6, 12, 13, 50 987 b 14–22 50, 77 987 b 15–16 13, 15, 18 987 b 16–17 13 987 b 18 1241 987 b 18–19 12, 19, 21 987 b 18–21 12, 1756 987 b 20–21 934, 49, 50, 77198, 987 b 20–22 11, 22, 46, 47151, 54 987 b 21–22 6, 7, 10, 1140, 12, 13, 17, 19, 21, 22, 60171 987 b 22 725, 26, 2263, 23 987 b 22–24 44144 987 b 22–29 7, 12, 17, 1859 987 b 24 1961 987 b 24–25 12, 19, 21 987 b 25–26 41137, 44145 987 b 25–27 77197 987 b 27 1961, 20 987 b 27–28 14, 20
987 b 27–29 1036 987 b 28 1961 987 b 28–29 14, 15, 1961 988 a 8 50 988 a 8–9 49, 50, 53 988 a 8–10 47 988 a 8–13 75, 76, 86, 89 988 a 8–14 48152, 52, 54, 62, 63, 64, 67 988 a 9 54 988 a 9–10 49, 53 988 a 10 49, 51, 80205 988 a 10–11 47, 49, 50, 51, 88 988 a 10–12 46, 87220 988 a 11 72192, 73194, 89, 90 988 a 11–12 49, 50, 51, 63, 81210 988 a 12–13 47, 49 988 a 13–14 50, 51, 89, 90 989 b 21–990 a 32 620 993 a 29–b 2 20363 1016 b 31–1017 a 2 362129 1019 b 15–19 12861 1019 b 19 12861 1020 a 33–b 25 27521 1022 b 22–24 1022 1022 b 24–27 10613 1022 b 26–27 10615 1022 b 27 114 1022 b 27–29 10818, 1022 b 27–31 101, 118, 122 1022 b 30 120 1022 b 32–1023 a 7 12557 1025 b 5–13 13510 1046 a 31–33 1047 1046 a 32–33 110 1055 a 33 361108 1055 b 3–5 1048 1055 b 5 110 Meteor. 339 a 5–10
1324
Phys. 184 b 25–185 a 5 13510 188 a 31–b 26 21194 Rhet. 1414 a 30 ff. 166 1414 b 20 ff. 166 1415 a 11–14 166 1415 a 22–25 167 1415 b 4–9 167 Top. 101 a 36–b 4 13510 126 a 30–b 3 33059 141 a 9–14 10922
Index locorum Asclepius in Metaph. 6, 1–2 18525 48, 14–15 2364 48, 15 1037 344, 19–22 12555 347, 24–30 1034 347, 34 123 Cicero Cael. 48 621 Damascius in Phil. 52–53 30419 53 30522 68–69 304 David in Isag. 80, 5–6 319 80, 11–14 319 88, 2–12 30419 90, 4–22 30419, 30522 103, 7–12 303 103, 23–104, 23 303 Prol. phil. 41, 16 33261 77, 14–19 33057 Demetrius Cydones Paraphrasis questionum summae theologicae Thomae Aquinae I q. 13 a. 10 ad 4 366 I q. 48 a. 1 ad 1 362 I q. 48 a. 1 ad 3 362118 Demosthenes 18, 26 (I 218, 19–21 Dilts) 1551 19, 164 (II 53, 9–12 Dilts) 1551 Dexippus in Cat. 16, 26–27 179 48, 6–9 27315 48, 20–24 27313 48, 25–49, 6 28140 49, 6–8 28214 49, 8–25 27830 49, 10–11 27932 Elias in Cat. 117, 9 33261
135, 173, 196, 217,
411
3–6 178 6–12 27313 20–27 34433 9–18 34434
in Isag. 35, 2–14 31927 37, 9–38, 15 30419 37, 16–23 30522 37, 35–38, 1 30521 81, 28–32 32853 [Elias] in Isag. 13, 36–37 32853 49, 1–51, 23 31927 63, 35–38 35475 Eudoros fr. 3–5 Mazzarelli Eustathius in Od. 1421, 42 32853 Eustratius in Anal. post. 1, 4–6, 36 293 1, 4–10 294 1, 5 29910 1, 10–2, 1 294 2, 1 307 2, 1–33 2943 2, 25–26 297 2, 28 29910 2, 34–37 307 2, 34–3, 4 2966 3, 4 307 3, 4–10 296 3, 10–4, 10 296 3, 22–24 297 3, 29 297 4, 11–20 2978 4, 11–23 32750 4, 20–23 297 4, 24–33 2955 4, 34–5, 13 2989 5, 13–18 297 5, 19–6, 14 298 6, 15–35 299 6, 35–36 299 11, 5–6 300 19, 1 29910 44, 5 29910 61, 21 29910
33110, 70187
Index locorum
412 63, 31 29910 64, 19–21 298 69, 18 29910 70, 24–27 296 83, 29–33 304 107, 22 29910 113, 21 29910 123, 24–25 29910 125, 17 29910 126, 19 29910 130, 1–2 297 213, 17–23 297 215, 23–25 297 216, 4–10 297 219, 25–36 297 250, 8–17 304
Gennadius Scholarius Com. Cat. (ed. Petit / Sideridès / Jugie) 2, 119, 35–36 34646 2, 123, 10–21 364130 2, 123, 33–34 364130 2, 124, 16–17 364130 4, 136, 23–30 356, 358 6, 144, 17–19 34440 6, 144, 35–36 34541 6, 145, 24–28 356, 357 15, 209, 14–16 356 15, 209, 30 356 18, 230, 11–25 356, 361110 18, 237, 4–17 356 18, 237, 18–21 356 Contra Plethonis ignorationem de Aristotele (ed. Petit / Sideridès / Jugie) 45, 4–8 365 45, 10 365 45, 15–16 365 45, 16–18 365 45, 18–21 365131 Homerus Il. 8, 281 328 Od. 1, 343–344
32853
Q. Horatius Flaccus epod. 1, 26 57165 Ibn Al-Nadim Kitāb al-Fihrist ( 1, 250, 28–251 1926
)ﻛﺘﺎب اﻟﻔﻬ ﺮﺳﺖ
Joannes Damascenus Dialectica 66, 34–58 30523 Joannes Doxapatres Prol. in Aphth. progymn. (Rabe) 73, 11–74, 8 31927 Joannes Pediasimus in Anal. post. (De Falco) 92, 12–17 31619 Joannes Philoponus in Anal. post. 1, 5 32544 1, 5–10 325 1, 11–15 322 2, 1–22 327 2, 23–25 330 2, 23–3, 1 331 3, 2–13 327 24, 1–5 31619 26, 18–27, 3 317 334, 20–335, 9 32854 334, 2–336, 2 306 334, 16–19 30625 334, 20–22 307 334, 22–335, 26 30626 335, 6–9 307 335, 21–23 32855 335, 26–336, 2 30727 335, 32–34 307 in Anal. pr. 1, 5–9 31927 5, 4–10 323 5, 15–6, 1 303 10, 3–25 180, 18120 10, 9–12 326 10, 20 326 306, 31–307, 6 30420 307, 6–8 30419 in Cat. 4, 23–35 332 10, 28–11, 5 324 13, 6–7 34646 14, 25–26 179 16, 15–18 179 18, 10–11 34753 23, 1–15 156 46, 8–11 34855 48, 14–27 359 59, 5–9 34440 60, 14–19 353
Index locorum 61, 13–15 34331 61, 13–16 35061 61, 20–23 357 64, 9–15 27313 66, 16–20 28969 68, 32–69, 11 28969 73, 24–34 34437 83, 7–84, 2 351 92, 11–19 34432 99, 19–23 34438 102, 16–29 34748 159, 17–24 35061 166, 33–167, 3 34752 187–191 34958 199, 9–24 34439 in De an. 1–9, 2 149 1, 19 ff. 145 4, 5 145 6, 20–21 15135 9, 3–21 149 9, 21–12, 9 150 10, 11–12 145 10, 11–15 146 12, 10–15 150 14, 31–38 150 17, 26 ff. 15033 18, 1–19 15439 20, 23–34 23624 25, 2–8 151 26, 11–12 148 26, 13–34 147 27, 1–12 147 227, 14–22 32338 271, 10–273, 34 148 321, 35–36 14931 517, 5–25 387 553, 21–556, 31 387 566, 9–18 165 575, 15–16 14931 583, 26–28 32853 591, 22–26 148 in Mete. 1, 16 33261 in Phys. 905, 23 33261 Josephus Calothetes Orationes antirrheticae contra Acindynum et Barlaam 9, 136–143 2977
413
Lexicon Vindobonense (Nauck) α 185 30728 Nifo, Agostino Collectanea super libros de Anima I 14, foll. 24vb–25ra 260 I 38, fol. 36va 260 I 38, fol. 36vb 260 II 31, fol. 81vb 243 II 65, fol. 103va 261 II 74, fol. 107vb 261 II 77, fol. 108vb 261 II 78, fol. 109va 262 II 86, fol. 112rb 262 II 93, foll. 114vb–115ra 263 II 122, fol. 128rb 239 II 123, fol. 128va 239 II 124, fol. 128vb 239 II 125, fol. 128vb 239 II 126, fol. 129ra 263 II 126, fol. 129rb 239 II 127, fol. 129rb–va 264 II 147, fol. 135ra 263 II 151, fol. 136va 244 III 1, fol. 141rb 238 Nicephorus Blemmydes Epitome logica 688 c 2–4 33058 Novum Testamentum Mt 13, 24–30 333 Olympiodorus in Cat. 27, 36–39 178 27, 39–28, 7 17816 67, 18–25 27313 in Gorg. 3, 1, 10–26
30419
Plato Alc. I 128 e–135 b 15745 133 d–134 b 15745 Parm. 128 a 4–b 3 39 143 a 6–8 43143 Phd. 99 d–e 11433 101 c 829
Index locorum
414
Tim. 35 a 251 47 a 1–5 186 Plotinus Enn. IV 3, 1, 4–11 159 IV 7 15947 IV 7, 8, 1–6 14829 V 3, 1 15745 V 4, 2, 518 A 3810 V 4, 2, 7–8 7, 11, 22, 3810, 54 VI 3 [44] 5, 25–27 28037 VI 9, 9 31103 Pophyrius in Cat. 59, 34–60, 10 179 82, 6–9 27416 82, 10–13 27417 82, 14–21 27418 95, 10–16 27313 95, 17–19 28034 95, 17–96, 1 28970 95, 28–29 28034 Isag. 2, 15–16 3, 5–20 4, 11–12 11, 7–8 13, 1–3 20, 3–5
27416 27418 27417 27418 27727 27829
Plot. 14 2367 Proclus in Crat. 3, 1–8 30419 in Eucl. 42, 12–43, 1 in Parm. 982, 11–15
30419 30521
in Tim. I 176 D 2999 III 2, 25, 1–23 28972 scholia schol. in Ar. Cat. 1 a 1 347, 35062 1 a 2 35063
1 a 3 343, 35683, 363, 366 1 a 13 35063 2 a 12 35683, 363 1 b 10–11 35062 1 b 16 35062 1 b 25 343, 35063, 356, 358, 362 2 a 5–6 35063 2 a 6 348 2 a 12 35683, 363 2 b 7–8 35062, 353 2 b 7–3 a 5 344 2 b 14 34541 2 b 15 345 2 b 23 343 2 b 27–28 35062 2 b 29 356, 357, 362 3 a 5–6 349 3 a 22 35062 3 b 10 344, 35062 3 b 20 35062 3 b 25 35062 3 b 33 35062 4 a 10 35683, 363 4 b 20 351–353 4 b 32 35063 5 a 38 344 5 b 12 344 5 b 26 344, 35063 6 a 36 346 7 b 24 362119 8 a 28–29 344, 35063 8 b 21–23 362119 8 b 26 362119 10 a 18 362119 10 b 6 356 10 b 13 356 11 a 32 350 11 a 36 344 11 b 1–2 35063 12 b 25 362119 13 b 36–14 a 25 349 14 a 10 362118 14 a 24 356, 360, 362 14 b 7 349 15 a 13 344 15 b 17 356 15 b 21 356 schol. in Hom. Od. 1, 343a1 (Pontani) 32853 Septuaginta Sapientia Salomonis 9, 15 33057
Index locorum Simplicius in De an. 1–7, 13 236 3, 1 228 4, 29–30 23628 6, 18–7, 13 258 6, 21–7, 14 235 7, 1 23628 7, 3–4 23628 7, 26 23219 8, 34 230 9, 4–5 230 15, 13 23219 16, 35 23219 18, 22–28 260 18, 22–19, 8 239 18, 35 23219 24, 31 24137 31, 19 232, 258 34, 32–35, 3 260 35, 3–9 260 37–170, 4 239 45, 20 24137 70, 14–19 233 74, 19–24 233, 235 81, 6 265 81, 7 265 81, 10 265 81, 11–12 237, 265 81, 17 265 81, 24 265 81, 27 265 81–82, 12 235, 258 82, 1 265 82, 8 265 82, 12 265 82, 13 265 82, 15 265 100, 9 247 106, 2 243 108, 12–14 243 108, 14–15 22913 108, 17 247 109, 30 247 110, 11–14 248 118, 12–14 247 119, 25–26 24239 122, 1 247 128, 3–11 261 129, 19–20 230 131, 28–29 241 132, 13–15 230 133, 2 230 136, 20–29 261 137, 12 2266
137, 139, 139, 141, 142, 142, 144, 145, 145, 146, 146, 152, 154, 155, 158, 160, 163, 166, 167, 168, 168, 169, 169, 170, 170, 170, 170, 173, 173, 173, 173, 173, 173, 173, 173, 173, 173, 173, 173, 173, 173, 173, 173, 173, 174, 174, 174, 174, 174, 174, 174, 174, 174, 174, 174,
37 247 13–20 262 26 2266 13 247 5–15 262 28 247 11 243 14–15 24239 30 247 18 243 22–31 263 29–31 263 14–15 24239 29 247 17 2266 19 2266 21 247 21–25 239 34–36 239 18–21 239 25–29 239 6–8 239 7–8 24239 9–27 239 11–15 264 12–14 24136 20–27 264 1 265 2 265 6 265 8 265 11 265 13 265 15 265 16 265 17 265 21 265 23 265 25 265 29 265 30 265 32 265 37 265 41 257, 265 2–26 233 2 266 2–26 233 3–4 265 7 232 15 265 17 265 26 265 26–33 266 28 265 31 265
415
Index locorum
416
174, 174, 174, 174, 174, 174, 175, 175, 175, 175, 175, 175, 175, 175, 178, 180, 180, 182, 190, 190, 198, 200, 201, 203, 203, 205, 205, 205, 210, 219, 220, 221, 225, 231, 231, 247, 247, 251, 251, 253, 255, 258, 267, 268, 272, 278, 278, 278, 278, 279, 279, 281, 282, 284, 284,
32 265 33–175, 20 233 34 265 35 265 36 265 41 265 1 266 4 266 5–6 240 5 266 6 266 7 266 8 266 11 266 3–5 24239 8–18 233 12–15 228 34–36 24239 24 241 26–27 230 31–199, 8 263 7–8 230 9 2266 15–22 243, 247 25 244 18 230 28 247 38 230 20–21 230 8 2266 12–14 237 39 2266 7–9 244, 245 13 24137 14–16 244 18 2266 32 24239 14 2266 19 24239 4 24239 29–32 245 20 244 32–33 22913, 245 3 23421 20–21 24239 8–9 23017 10–11 245 11 22913 17–20 245 19 23421 20 2266 34–36 246 16 246 6–11 246 38 24239
298, 304, 305, 307, 307, 310, 310, 310, 312, 312, 315, 315, 318, 318, 318, 319, 320, 322, 323, 324, 324, 324, 325, 328, 329,
35 247 5 24137 8–10 249 17–18 24239 31 247 22–311, 6 249, 259 22–34 249 32–36 249 1–9 250 26 254 13 257 19 254 4–11 252 8–9 25345 20 23421 8 2266 1–6 253 11–16 253 28–29 23017 17–21 254 34–35 23017 37–38 255 7 23421 2 241 26 254
in De cael. 6, 33 209 7, 7 209 7, 18 209 7, 27–28 209 8, 9 19628 9, 30 19628 11, 22 214 11, 24 214 11, 31 19628 48, 25 21092 53, 19 19627 53, 20 20572 55, 1–2 19627 55, 2 20572 59, 24–26 19627 61, 1 20366 75, 15 21092 82, 14 21092 87, 14 203 91, 21–22 19627 117, 20 19627 124, 25–125, 20 21094 139, 31 203 144, 5–6 19627 166, 21–33 28763 166, 33–167, 5 28556 167, 5–10 28763 167, 14–24 28763
Index locorum 167, 31–35 28556 169, 2–9 28659, 28763 169, 22–27 28763 169, 22–29 28761 169, 23–24 28556 170, 4–7 28763 180, 25 21092, 216, 1–2 19627 216, 13 203 238, 5 20572 293, 7 203 295, 1–22 21093 307, 12 19628 316, 11 19628 318, 16 203 322, 1 20046 325, 10 216 325, 13 216 325, 20 215 325, 27–28 20781 326, 28 216 327, 12 213 328, 9 215 328, 15 215 330, 19 19628 330, 25 203 331, 20 213 332, 18 213 333, 16 217 334, 8 203 336, 29–337, 1 211 337, 17 215 337, 31–338, 1 213 348, 29 203 365–369, 32 20048 368, 2 209 368, 5–7 209 369, 11 215 374, 33 214 382, 20 203 403, 9 203 418, 3 203 447, 3 203 458, 22–475, 73 20048 463, 14 19526 480, 24 20046 481, 14 214 482, 15 216 482, 22 214 482, 28 216 483, 12 214 483, 15 214 483, 20 214 484, 10 217 484, 16 216
487, 487, 487, 491, 552, 552, 553, 553, 553, 554, 556, 561, 561, 569, 577, 580, 580, 589, 594, 594, 595, 597, 597, 600, 600, 601, 620, 620, 621, 622, 622, 623, 625, 626, 626, 627, 628, 630, 630, 658, 659, 668, 668, 670, 670, 675, 677, 677, 679, 699, 709, 730, 730, 731,
2 214 4–5 208 13 214 12 20046 20 203 26 215 6 203 11 215 17 218 19–21 209 1 20046 3 216 21–22 208 5 214 24 203 6 214 25 214 21 203 16 214 27 214 3 214 13–22 19734 20–22 19838 11 216 19 215 19 204 13 214 28 214 18 203 1 214 9 214 31 215 25 216 11–13 208 19 215 14 214 22–29 220111 20 214 29 214 13 203 17 218 12 214 16 216 9 214 7 215 11 203 9 214 15 215 16 216 5 214 14 204 2 217 21 218 12 215
417
418
in Cat. 2, 5–13 2694 2, 5–3, 17 28867 2, 9–15 2694 2, 30–3, 4 28866 3, 2–4 2694 14, 34–15, 8 32442 21, 2–13 176 22, 6–9 178 44, 11–45, 27 2719 46, 27–28 27624 48, 1–49, 9 27828, 28349 48, 11–33 27828 48, 16–26 27624 48, 33–49, 9 28450 49, 5–8 28451 54, 26–27 27416 54, 27–55, 1 27417 55, 1–2 27418 55, 5–9 27314, 27419 55, 9–10 27420 80, 10–13 27522, 28244 89, 1–22 34440 98, 1–4 27314 98, 6–9 27315 98, 9–12 27623 98, 13–19 27725 98, 19–22 27313 98, 22–35 27931 99, 3 28765 99, 6–9 28241 99, 9–10 28243 100, 10–12 28657 101, 16–17 28555 102, 6–10 28657 102, 13–14 28657 103, 31–104, 6 28657 104, 2–3 27418 105, 27–106, 2 28659 106, 30 28762 107, 24–25 28761 107, 30 28762 109, 2–4 28760 209, 7–10 27828 255, 21–26 27828 280, 14–15 28764 352, 22–24 21089 in Phys. 1, 3–3, 10 387 3, 15–17 387 164, 10 19627 181, 10–13 70187 181, 17–19 70187 181, 17–30 33110
Index locorum 181, 27–30 70187 223, 32 28763 230, 9–12 28556 230, 20–21 209 282, 14–29 28556 309, 1 19627 428, 2–3 19841 451, 22–23 209 452, 12–13 209 753, 1 19627 1081, 17–19 28556 1125, 1 19627 [Simplicius] in De an. 1, 2–3 155 1, 18–20 155 1, 22 ff. 152 3, 14–21 15238 3, 20 ff. 152 3, 29 ff. 152 4, 7–8 152 4, 8–9 152 4, 15–16 14830 4, 37 152 8, 17 153 8, 23–33 153 14, 25–15, 17 15540 52, 26–27 14830 82, 11–12 152 Sophocles OC 288–291 1550 Speusippus 501, 3 43141i 501, 3–4 42 501, 3–13 27, 28 501, 4 29, 42 501, 4–5 31 501, 4–6 38 501, 5 26, 30, 34, 35 501, 5–6 38 501, 6 32 501, 6–11 31, 32104 501, 9 32 501, 10 34 501, 10–11 501, 11–13 42 501, 13 34 501, 61 27 501, 64 32 501, 68 43141 fr. 43 Tarán = fr. 68 Isnardi Parente = fr. 34e Lang 41135
Index locorum
419
fr. 45a Tarán = fr. 35a Lang = fr. 64 Isnardi Parente 41136 fr. 48 Tarán = fr. 62 Isnardi Parente 2470, 2577
Theophrastus CP III 2, 8, 9 10512 III 5, 1, 7 10512
Themistius in Anal. Post. 10, 30 ff. 14120
HP I 8, 4, 5 10512
in De an. 1, 1–2 14222 1, 20–3, 7 142 2, 1–3 143 2, 26–38 140 4, 2–7 143 5, 3–9 14120 5, 20–26 14120 6, 34 ff. 141 27, 24 ff. 14525 55, 1–2 14525 79, 29–32 26556 Theodorus Prodromus in Anal. post. 168, 19–170, 59 308 170, 44–59 30831
Metaph. 11 a 27–b 6
44146
Sens. 7–8 (Doxographi 500, 23–501, 11 Diels) 44147 Thucydides 3, 51, 3 1549 [Zonaras] Lexicon 1216, 21–22
32441
Index codicum Alexandrien Πατριαρχική Βιβλιοθήκη 73 3767 87 212, 213, 215, 217 304 379 Athen Εθνική Βιβλιοθήκη της Ελλάδος Μετόχιον του Παναγίου Τάφου 145 377–379 551 3756, 3767 Athos Μονή Βατοπεδίου 255 361, 366 Μονή Ιβήρων 388 378, 380–384, 386, 398–399, 401, 403 511 383, 402 Bernkastel-Kues Bibliothek des St. Nikolaus-Hospitals 186 2787 Bukarest Biblioteca Academiei Române 452 378, 389, 398 Cambridge University Library Add. 1732 212, 213, 215, 217 El Escorial Real Biblioteca del Monasterio Σ.II.15 235, 259 Y.III.18 11534 Φ.I.14 315, 317, 32544 Florenz Biblioteca Medicea Laurenziana plut. 7, 35 23523, 23625, 34113 9, 32 34113 10, 26 35270 59, 17 339–348, 34956, 57, 59, 350–351, 353–358, 360, 361108, 362–367 71, 3 35270 71, 23 35270
71, 32 23523 72, 1 35270 74, 13 34113, 363121 85, 1 55156, 56, 79203, 118, 120, 387–388 85, 20 23523 85, 21 226–240, 242–245, 247–250, 252– 256, 26053 85, 27 196 87, 7 212 87, 12 11534, 118 87, 13 259 87, 19 11534, 87, 20 1926, 212–213, 249, 259 Genua Biblioteca Universitaria F.VI.9 3407 Kopenhagen Det Kongelige Bibliotek GKS 210 19313 Leiden Bibliotheek der Rijksuniversiteit Voss. gr. Q 3 212–213, 220 Q 11 235–237, 259, 265 Voss. Misc. 5 19313, 195 Leuven KU Leuven Libraries Special Collections FDWM 1 3148 London British Library Royal 16 C XXV 259 Madrid Biblioteca nacional de España 4571 258 4616 19313 4684 231–232, 236–237, 258 Mailand Veneranda Biblioteca Ambrosiana A 45 inf. 22915, 257–258
422
Index codicum
A 185 sup. 229–231, 233, 243–248, 253– 256, 259 B 7 inf. 234, 258 B 136 sup. 2734 C 222 inf. 34113 D 473 inf. 257–258 E 118 sup. 235, 237, 258–259, 265, 34113, 363121 F 113 sup. 11534, 118 G 115 inf. 19313, 196 H 50 sup. 234, 247, 258 J 4 258 L 38 sup. 34113 Modena Biblioteca Estense α.M.5.25 (161) 194–196, 199, 20046, 201, 207 α.T.9.13 (50) 35893 α.V.6.14 (208) 57163 α.V.8.1 (182) 257 α.W.2.11 (214) 57–58, 59167, 71 Archivio di Stato II 2 19313 Moskau Gosudarstvennyj Istoricˇeskij Muzej Synod. gr. 178 38360 203 391 244 378–379 247 38360 259 38360 277 38360 309 38360 316 383, 391 318 38360, 390 324 383, 389, 403 326 38578, 390 414 38360 428 38360 434 38360 440 38360 461 38362 470 38362 480 38362 492 38362 495 391 München Bayerische Staatsbibliothek gr. 29 315 68 23523
75 315 81 118 417 24035, 257 Neapel Biblioteca Nazionale “Vittorio Emanuele III” III.D.10 194, 257 III.D.13 194 III.D.35 57163 III.D.37 363122 Nelahozeves Zamek. Roudnická Lobkowiczká knihovna VI Fc 3 19313 New Haven Yale University Beinecke 258 257 Oxford Balliol College 99 19629, 20050, 20365 Bodleian Library Auct. T.3.20 (Misc. 237)
196
Barocci 70 259 87 339–367 Gr. class. c. 13 19313 New College 243 257 Paris Institut Français d’Études Byzantines gr. 2 378 Bibliothèque nationale de France Coisl. 166 1926, 19314, 194–195, 199–203, 207 167 31616, 18, 31925, 32131, 33 169 194–195 170 32131, 34–35 386 23624 Par. gr. 1061 34113 1270 34113
Index codicum 1289 367136 1853 11534, 212–215, 219, 234 1868 367136 1874 34113 1876 55156, 56–57, 79203, 118 1888 23523 1910 196, 20153 1921 232–235, 237, 249–250, 255, 258, 265–266 1928 363122 1941 35893 1972 31720 1997 23523 2019 352–35370 2034 258 2042 3405 2051 35370 2577A 37713 2595 212–213, 215, 217 suppl. gr. 314 259 525 3736 Princeton University Library 173 3148, 32029 Rom Biblioteca Angelica gr. 102 57163 105 257 Sankt Petersburg Rossijskaja Akademija Nauk. Biblioteka Inostrannych rukopisej Q N° 6 3767 Rossijskaja Nacional’naja Biblioteka Ф. № 906 (Gr.) 490 383 Sofia Naucˇen Cent’r za slavjano-vizantijski proucˇvanija “Prof. Ivan Dujcˇev” k’m Sofijskija Universitet “St. Kliment Ohridski” D. gr. 353 3755 Turin Biblioteca Nazionale Universitaria B VII 23 11534 C I 13 194
423
Udine Biblioteca Arcivescovile 256 315 Vatikanstadt Biblioteca Apostolica Vaticana Barb. gr. 124 35893 Ott. gr. 83 194 147 257 Reg. gr. 107 31720 Urb. gr. 35 31616 44 37121, 122 Vat. gr. 244 306, 315, 31617, 31720, 319, 321, 325, 32649, 32855 246 35370 253 36121, 212–213, 215 254 196 255 11534 256 23624, 249–250, 259 499 195 1021 33913 1026 235, 237 1027 212–213, 215 1470 320 2141 3753 2223 35893 Vat. lat. 13236 387 Venedig Biblioteca Nazionale Marciana gr. IV.19 257 XI.18 367136 gr. Z. 202 35370 210 19313, 195 211 19313, 195 221 19416, 196 222 22915, 24035, 257 226 19632, 205, 21090 228 194, 201, 258–259 257 195 413 226, 228, 239, 256
Index codicum
424
491 523
194, 196, 199–200, 20366 19313
Wien Österreichische Nationalbibliothek hist. gr. 98 387–388
phil. gr. 30 23523 66 11534 97 257 100 11534, 212–213, 215