Arigo, der Übersetzer des Decamerone und des Fiore di Virtu: Eine Untersuchung [Reprint 2018 ed.] 9783111630779, 9783111251554


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German Pages 225 [236] Year 1900

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Table of contents :
INHALT
Einleitung
I. ARIGO'S NATIONALITÄT
II. Arigo als Geistlicher
III. Arigo und die Kanzlei
IV. Dialect und Wortschatz. Entstehungsort der Decameroneübersetzung
V. Arigo und Nürnberg
VI. Einzelnes
VII. Heinrich Leubing
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Arigo, der Übersetzer des Decamerone und des Fiore di Virtu: Eine Untersuchung [Reprint 2018 ed.]
 9783111630779, 9783111251554

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QUELLEN UND FORSCHUNGEN" ZUR

SPRACH- UM) CULTURGESCHICHTE DER

GERMANISCHEN VÖLKER.

HERAUSGEGEBEN

VON

ALOIS BRANDL, ERNST MARTIN, ERICH SCHMIDT.

LXXXVI. ARIGO, der Übersetzer des Decamerone und des Fiore di Virtü.

STRASSBURG. KARL

J.

TRÜBNER. 1900.

ARIG-O, DER ÜBERSETZER DES DEOAMERONE UND DES FIORE DI VIRTU.

EINE UNTERSUCHUNG VON

KARL DRESCHER.

STRASSBURG. KARL

J.

TRÜBNER.

1900.

Herrn Geh.-Rat Prof. Dr. HERM. USENER und

Herrn Prof. Dr. ALBERT KÖSTER

herzlichst

dargebracht.

INHALT. Seite

Einleitung 1. Arigos Nationalität

1 . . .



2. Arigo als Geistlicher 3. Arigo und die Kanzlei 4. Dialect und Wortschatz. setzung

3 28 80

Entstehungsort der Decameroneüber111

5. Arigo und Nürnberg

196

6. Einzelnes

204

7. Heinrich Leubing . .

207

Die Beurteilung von A r i g o s Persönlichkeit hat schon ihre Geschichte. Durch J a c o b Grimm wurde ihr zuerst eine bestimmte Bahn gewiesen und lange stand sie unter dem Einfluss seiner Autorität. Im Deutschen Wörterbuch Bd. I S. LXXXVIII citiert er die Stelle aus der Einleitung der Decameroneübersetzung, in welcher A r i g o sich nennt (ed. K e l l e r S. 1730), und fügt zu der Bemerkung „han ich Arigo in das wercke machen und in teutsche zungenn schreibenn wollenhinzu: «Arigo (d. i. H e i n r i c h S t e i n h ö w e l ) Diese Ansicht ist massgebend geblieben bis zu K e l l e r in dessen Ausgabe von A r i g o s Uebersetzung (Bibl. des Litt. Vereins Nr. 51. Stuttgart 1860) und zu G o e d e k e Grundrisz 2 I S. 368. Der erste Zweifel an der Identität von S t e i n h ö w e l und A r i g o wurde von C. S c h r ö d e r in seiner Ausgabe der mitteldeutschen Griseldis (Mitteilungen d. dtsch. Ges. zu Leipzig Bd. V. (1873) 1. Heft S. X) ausgesprochen, und S c h e r e r hat dann in den «Anfängen des deutschen Prosaromans» (QF. Nr. XXIS. 5.12), zumal aber in seiner Literaturgeschichte 3 S. 743 Arigo und S t e i n h ö w e l ausdrücklich getrennt. Endgültig in diesem Sinne entschieden wurde die Frage durch W u n d e r l i c h , der in einer eingehenden syntactischen Untersuchung, einer Heidelberger Habilitationsschrift (gedr. H e r r i g s Archiv Bd. 83 [1889] S. 167—210. Bd. 84 [1890] S. 241—290) die durchgreifende Verschiedenheit von S t e i n h ö w e l s und Arigos Styl nachwies. Somit ist die Dissertation von K. K a r g , Die Sprache H. S t e i n höwels. Heidelberg 1884, wo trotz der weitgehenden Unterschiede zwischen dem Decamerone und den anerkannten QF. LXXXVI.

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Schriften Steinhöwels jenes dennoch systematisch für die S p r a c h e Steinhöwels ausgebeutet ist, wenigstens in diesem wesentlichen Punkte endgültig als wertlos erwiesen. Da nun S t e i n h ö w e l , dessen Autoreneitelkeit dem geheimnisvollen Pseudonym Arigo ohnedies widersprach, nicht der Uebersetzer des Decamerone ist, so ergab sich naturgemäss die Frage: Wer ist denn A r i g o gewesen? Zweifellos ist der Name das Pseudonym für eine bestimmte litterarische Persönlichkeit, und Versuche, wie der W u n d e r lichs a. a. 0. S. 170, A r i g o als Lesefehler aus einem ital. arcalaio oder — mit Annahme einer lateinischen Zwischenbearbeitung — aus einem lat. arrigor anzusehen, sind abzulehnen. Arigos Name erscheint nämlich noch ein zweites Mal in der Litteratur, und zwar in einer handschriftlich auf der Hamburger Stadtbibliothek erhaltenen Uebersetzung des Fiore di virtu ( = FdV), und zwar in einer Fassung, die im Anschluss an verschiedene italienische Redactionen eine Reihe moralisierender Capitel nach A l b e r t a n o v o n B r e s c i a (um 1240) angehängt enthält (vgl. hierüber Näheres D r e s c h e r , Arigos Blumen der Tugend. Ztschr. f. vergleich. Litt.-Gesch. Bd. XIII S. 449 ff.). Die Hamburger Handschrift zeigt am Schlüsse die Jahreszahl 1468, und F. Vogt hat schon im Grundriss f. germ. Phil. II (1893) S. 405. 408 (vgl. auch ZfdA 10, 260 und Gött. Gel. Anz. 1895 I S. 325 ff.) die Behauptung ausgesprochen, dass der A r i g o des Decamerone und der des Fiore identisch sei und in einer eingehenden Abhandlung über «Arigos Blumen der Tugend». Ztschr. f. dtsch. Phil. Bd. 28 (1896) S. 448 ff. (S. 448—70 Textabdruck), nicht nur seine Ansicht völlig einwandfrei bewiesen, sondern auch gezeigt, dass Arigo auch die Handschrift des FdV selbst geschrieben hat. Gleichzeitig etwa mit Vogts Ausführungen erschien eine Leipziger Dissertation von H. Möller, Arigo und seine Decameronübersetzung. Leipzig 1896, deren erste Hälfte sich ebenfalls mit der Persönlichkeit Arigos und der Charakterisierung seiner Uebersetzung beschäftigt.



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Die Arbeit bringt verschiedene durchaus fördernde Wahrnehmungen — so weist sie mit Recht A r i g o s Dialect der Oberpfalz zu, hält sich aber, da das Material nur teilweise durchgearbeitet ist, nicht dauernd auf der Bahn richtiger Resultate. So wird in unhaltbarer Weise A r i g o mit einem, ein paar Mal in jener Zeit auftauchenden A r i g i n u s von der Plassenburg identificiert (Möller S. 14, wo Näheres über diesen A.). Man weiss von diesem A r i g i n u s nicht einmal recht, ob er Italiener oder Deutscher war, auch bei A r i g o ist dies nach M ö l l e r S. 15 unentschieden. V o g t Gött. Gel. a. a. O. Anz. S. 326 sieht mancherley, was für die italienische Herkunft des Verfassers spricht, F. W r e d e in Vortragsweise geäusserten Ansichten weist ihn nach Südtirol. So ist eigentlich nicht einmal die allererste Frage, die nötig ist, um A r i g o kennen zu lernen, die Frage nach seiner Nationalität, die Frage, gehört A r i g o dem Lande an, dem seine Uebersetzungen galten, oder dem, welchem er das Original entnahm, endgültig beantwortet, und die folgende Untersuchung, die sich auf Grund allseitiger Prüfung des Materiales auf festen Boden zu gelangen bemüht, muss sozusagen ab ovo Ledae beginnen.

I. ARIGO'S NATIONALITÄT. 1. Dem unbekannten A r i g o näher zu kommen, ist also der Zweck der nachfolgenden Blätter; seine Persönlichkeit, die ich suche, steht im Mittelpunkt der Betrachtung. Immer enger müssen sich auf dem weit gedehnt vor uns liegenden Gebiete des geistigen Lebens um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts die Grenzen ziehen, bis es hoffentlich gelingt, der Gestalt des Verhüllten uns zu nähern und den Schleier zu lüften. Und da die Frage nach diesem A r i g o sogar in der l*

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Wahl zwischen zwei Nationen schwankt, so müssen wir uns zunächst über die Frage ins Klare setzen, welchem Heimatland Arigo angehört: war er ein Italiener, war er ein Deutscher? Der Fiore di Virtu ( = Fd V) wird, wenn er Belege liefern kann, jederzeit in gleicher Weise wie das Decamerone herangezogen und nach den Blattzahlen der Hamburger Handschrift, ev. auch nach den Textabdrucken von V o g t , Ztschr. f. dtsch. Phil. a. a. 0. und von D r e s c h e r , Ztschr. f. vergleich. Litt.-Gesch. a. a. 0. citiert. Für den italienischen Text des Decamerone ist die fünfbändige Ausgabe «Opere volgari di Giovanni Boccaccio. Bd. I-—V: Decameron. Firenze 1827—1828» benutzt. Wo nicht ausdrücklich Anderes angegeben, bezeichnet die römische Ziffer den Band, die arabische die Seiten; A r i g o s Uebersetzung wird natürlich nach K e l l e r s Ausgabe (Seiten- und Zeilenzahl) citiert. Von J a c o b G r i m m s goldener Lehre: «Uebersetzen ist Uebersetzen» hat auch A r i g o etwas — natürlich im Rahmen seiner Zeit gemessen — geahnt, und je mehr ich mich in die Uebersetzung des D e c a m e r o n e hineinlas, desto mehr stieg die Ueberzeugung empor, dass A r i g o nur ein Deutscher gewesen sein könne. Recht wahrscheinlich schien mir im Grunde die italienische Abkunft von vornherein nicht. Denn man bedenke: In der Zeit, in welcher die Renaissance in Italien schon ihre herrlichsten Blüten trieb, fing man in Deutschland gerade erst an, ihre Werke in Uebersetzungen ebenfalls zu verbreiten. Aus dieser Anfangszeit stammen auch die beiden uns hier vorliegenden, anonymen Uebersetzungen. Was hatte einer der Italiener, die so stolz auf ihre neue Bildung waren, für ein Interesse daran, dem zurückgebliebenen, dem «barbarischen» Deutschland durch eine Uebersetzung, wie die des Decamerone, Jahre seines kostbaren Lebens zu widmen? Bildungselemente, wie die Renaissance, werden nicht gebracht, in mühevoller Arbeit müssen sie geholt werden. Und hätte einer der Italiener, wie sie da waren, in ihrem Autorenstolz und in ihrem Individualitätencultus jemals Grund oder



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Neigung verspürt, in selbstgewählter Anonymität sich dem «Danke» der Zeitgenossen und der Nachwelt zu entziehen? Ein langjähriger Aufenthalt in Deutschland musste zudem vorhergegangen sein, um auch nur das Mindestmass von Vertrautheit mit deutscher Sprache und deutschen Sitten zu erlangen, wie sie die Uebersetzung des Decamerone in der That, wie wir sehen werden, aufweist. Und ein solcher Mann wäre als Italiener der bisherigen Betrachtung doch kaum entgangen. Aber nicht nur ein Mindestmass, sondern volle Deutschheit tritt uns im Decamerone bei Arigo entgegen. Ein populärer, volkstümlicher Zug geht durch das ganze Werk, der es dem deutschen Publikum wohl nahe bringen konnte, und diese Eigenschaft hat sicherlich zu ihrem Teile zu der Wirkung auf volksmässige Dichter wie Hans Sachs u. a. beigetragen. So sucht A r i g o , um mit dem Alleräusserlichsten zu beginnen, seiner Uebersetzung die vielen italienischen Namen, die geographischen Bezeichnungen oder Ortsangaben, wie sie B o c c a c c i o mit zum Teil absichtlicher Umständlichkeit anführt, abzustreifen, da sie einem deutschen Leser, wie er wohl voraussetzen konnte, doch nicht geläufig waren. Er ändert: I 95 Malgherida de' Ghisolini 519 frawe M a r g a r e t a ; I 162 Beritola Caracciola 91 3 genant B e r i t o l a ; I 186 Pericon da Visalgo 10736 genant P e r i c o n ; II 52 la bestia di san Benedetto o vero di Giovan Gualberto 18812 bloss: sant B e n e dicte esel reyte; II 47 Puccio di Binieri 1852 genant P u c c z o ; II 63 Filippel Fighinolfo 19422 genant F i l i p e l l o ; II 74 Filippo di Sanlodeccio faccendosi chiamare 202 24 sich hinfür nennet Filipp; II 217 che Puccino avea nome, ma era chiamato lo Stramba 288 33 bloss: genant P u c i o und dementsprechend II 218 quivi prontando lo Stramba 28922 do P u c i o beweiset; III 148 nette braccia di Lazzarino de 'Guazzagliotri 3 9 4 u genant L a z a r i n o ; III 148 da Rinaldo de 'Pugliesi 39410 genant R i n a l d o : III 42 Gigliuzzo Saullo, uomo plebeio 32736 genant S a u l o P l e b e o ; IV 210 che avea nome Zita Garapresa di Giudice Leo 583 23 genant C h a r a p r e s a .

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Statt der Beinamen setzt A rigo die eigentlichen einfacheren Namen : 1174 la Cavriuolo, [d. i. Beritola] 1003, frawen B e r i t o l a ; I 175 a cui la Cavriuola 1012 die f r a w e dem; II 54 il Zima 1896 ein junge man, II 218 lo Stramba 28922 P u c i o (s. oben). Andere Namen fallen ganz fort: I 169 rimasa vedova d'uno Nicolo da Grignano 9617 ein w itib beleyben waz ; III 298 coppo di Borghese Domenichi 3632ä ein gar e r b e r w ü r d i g m a n ; II 218 quiviprontando lo Stramba [d. i. Pucio] e l'Atticiato e 'l Malagevole, compagni di Pasquino 289 22 bloss: do P u c i o beweiset; II 219 che sotto la testimonianza cadesse dello Stramba e dell' Attkiato e del Malagevole 290 13 also vrsach der f a l s c h e n g e z e u g e n . Gerne wird auch der Eigenname oder die nähere örtliche Bezeichnung durch den geläufigeren Gattungsnamen ersetzt : III 183 un luogo molto bello, che il detto Gianni aveva in Camerata 411, in auf ir d o r f f . . . komen schuffe; III 131 a santa Maria Ughi passarono 383 ä spacziren vnd g e n kir chen ging, doch vii mer zu u n s e r f r a w e n gingen; V 70 gli donò CeffcUu e Calatabellotta, due bonissime terre 62519 m i t c z w e y e n s t e t e n begabten ; IV 7 alla ingorda melanese [d. i. gierige Mailänderin] 469 23 mit d e r s c h ö n e n f r a w e n ; IV 121 verso santa Maria della scala e andando . . . infino presso le donne di Ripoli il condusse 53026 durch die g a s s e n ausz zu d e r stat mauern. Namentlich wird in beachtenswerter Weise F l o r e n z und seine Geographie von der Ausmerzung betroffen: III 183 quando cól muso volto vedesse verso F i r e n z e . . . e quando vedesse il muso del teschio verso F i e s o l e 411 26 wenn der gen d e r s t a t t wercze mit dem maul gekeret wär . . . wär aber der esels schedel g e n d e m perg wercz gekeret; III 187 verso F i e s o l e 413 31 gen dem p e r g e wercz; III 133 ad A r n o 385 2 czu dem b a c h vnd g r o s s e n w a s s e r ; IV 84 e vedeva A r n o , il quäl porgendole desiderio 511, vernarne alleyne d a s l a u f f e n d e w a s s e r rauschen; IV 123 gittato dal ponte in Arno 532, ab der hochen prucken in d a s



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w a s s e r geworffen; IV 175 tutta l'acqua d ' A r n o non ci laverebbe 564j 2 alles daz wasser in d e m J o r d a n ; IV 196 del pesce d'Arno fritto 576 8 etliche kleine pachfischlein; IV 72 sopra la riva d'Arno 503 38 in das f l i e s s e n d w a s s e r gienge; IV 116 andando ad A r n o a lavarsi 528 5 : die ganze Stelle f e h l t bei Arigo. Hätte dies ein Italiener wohl gethan dem F l o r e n z gegenüber, in welchem damals die Mediceer blühten? Im Zusammenhang mit diesen Streichungen der fremden Namen steht die Einführung deutscher Formen, wo solche dem Italienischen entsprechend vorhanden sind: I 165 nel regno di Puglia 93 lä zu P ü l l e n warn; 93 J0 Zusatz: aus P ü l l e n ; IV 170 di tornare a Siena 561 19 er gen der hochen Syn wercze reyte; I 113 verso Verona 5929 gen P e r n ; I 82 in Verona 44, 9 in seiner stat p e r n ; I 78 di san Giovanni 42 14 sant J o h a n s ; I 123 messer Tedaldo 65 36 genant D e b a l d ; I 220 chiamata Luigi 12926 genant L o i s e ; I 141 da Perugia 7816 vonn P a r u s e ; I 142 in Perugia 7828 ze P a r u s z ; II 190 dal re Guglielmo 272 if. Künig W i l h a l m ; V 59 messer Guglielmo 61815 Herr W i l h a l m ; II 176 in su la piazza di san Marco 2643 auff s a n t Marx platz; ebenso: II 177 in su la piazza di san Marco 264 20 auf s a n t Marx placz ; II176 essendo il buono uomo in sul Rialto 263 28 auff s a n t Marx placz auch vernomen het; II164 nella piazza 25627 auf s a n t Marx placz; III 33 (Gior. 5 Nov. 2) passim: Martuccio — Arigo hat vorwiegend Marcino ,und 326 9 her M a r x ; III 159 Guccio Imbratta 40136 in den S c h w e i n e n Göczen nanten; III 77 Pietro 351 3 vnd nant in P e t e r ; III 181 Gianni 4106 J o h a n n e s ; III 183 Federigo di Neri Pegolotti 411 5 F r i e d r i c h P e g o l o t t ; III 76 il buon re Guglielmo 350 20 do Künig Wilhalm IV 44 l'uno avea nome Ribi e l'altro Matteuzzo 487 19 der eyn genant Ribi, der ander M a t h e s ; IV 46 Ma Matteuzzo 488 23 daz M a t h e s ; III 159 l'altro Biagio Pizzini 401 23 Blasi Piczini; III 89 Nastagio 358 13 A n a s t a s y ; ja Arigo geht noch weiter und formt da, wo keine directen Entsprechungen vorhanden sind, sich selbst ähnlich klingende deutsche Namen:



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III 107 Pietro da Vinciolo 3 7 0 n P e t e r F i n c k l e r (3699 Peter Vinchola); III 181 Gianni Lotteringhi 4106 J o h a n n e s L o t r i n g e r ; III 135 Bego della Ratta 38612 Diego von dem R a d e ; I 81 dello abate di Cligni 44 2 den abte von G r ü n i n g , ebenso I 83 dello abate di Cligni 45 22 der abte von Grün i n g e n , dagegen V 17 l'abate di Cligni 590 21 der abt von K l i n g e n ; III 202 frate Rinaldo 422 27 Nun pruder R ü d e l ; IV 104 Ciancianfera di Nornieca 5221S Cienciaferin von N o r b e g e n ; I 209 servito a san Cresci in Val cava (in obscönem Sinne gebraucht, doch gab es in Toscana ein Heiligtum des San Cresci in einem Thal Val cava genant. Anm. in der Ausgabe des Dee. I 209), daraus wird 1232fi dem heiligen sant Cresci in P r a g a . Von diesen Beispielen unterscheiden sich dann wieder diejenigen, in welchen A rigo den italienischen Namen direct zu übersetzen strebt: I 78 di san Giovanni Barbadoro 42 14 sant Johans mit dem guldin m u n d e ; I 139 dell' isola di Gurfo 76 31 in der inseln k r u m vnd lang, dagegen I 141 infino a Gurfo 78, gen K u r f u ; I 208 un luogo chiamata Agua morta 1232 aqua morta In t e u t s c h e g e n a n t das t o d e w a s s e r ; I 144 contra, da chiamata Malpertugio 809 gassen genant zu dem pösen l o c h e ; I 256 vicino a Monte Nero 156j vnter dem s c h w a r c z p e r g e ; II 105 -per lo Veglio della Montagna 2205 genant Veglio von dem p e r g e ; II 112 per la bocca del Ragnolo Braghiello 224 26 wie im der engel Brachael; III 157 ff. fraie Cipolla 399 35 Münch Z w i f e l l , 400 22 genant bruder Czwifell, 402j bruder Z w i f e l l , 402 22 münch Czwifell u. s. f.; III 159 Guccio Imbratta 40136 den S c h w e i n e n Göczen; IV 22 si chiama Bengodi 475 2 in der gegent Lebwol; IV 172 Niccolo Cornacchini 562 19 mit einer Verwechslung: Niccolo R ä b l e i n ; IV 208 Pietro da tre Santi 5837 Peter von allen heyligen; IV 209 donno Gianni in Tresanti 58316 pfaff Gianni czu a l l e n h e i l i g e n ; V 44 una terra chiamata Udine 608 29 eyn stat gelegen ist, mit uns genant zu der w e i d e n ; V 59 a messer Guglielmo della Magna 618 15 auf



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Verwechslung mit Alemania beruhend : Herr Wilhalm, eynem für sten v o n t e u t s c h e n l a n d e n ; V 34 Niccoluccio Caccianimico 602 9 Nicoluezo J a g e n f e i n d ; IV 195 Vieri de'Cerchi 575 29 Vieri R e y f e r . It. cerchio bedeutet Kreis, Reif, die patronymisehe Bildung -er hier erklärt sich durch die Erwägung, dass «Reif» im Mittelalter der deutsche Name für Riva war. Ich habe hier die Ansicht F e r d . W r e d e s zu erwähnen, der in einem Vortrage vor Fachgenossen die Ansicht vertrat, A r i g o sei im Süden Tirols zu suchen (s. oben), und der auf dieses «Reyfer» für seine Anschauung Wert legt. Aber daraus, dass A r i g o mit einem Wortspiele den Namen d e ' C e r c h i geographisch übersetzt, kann man kaum schliessen, dass er selbst in jener Gegend zu suchen, auch die patronymisehe Bildung beweist hier nichts, sie ist nur die Uebersetzung des it. «de». In ähnlicher Weise könnte man auf Grund einer anderen, oben schon angeführten Stelle, wo der Uebersetzer sich die Schnurre macht, G i a n n i L o t t e r i n g h i mit «Johannes Lotringer» zu übersetzen, A r i g o nach Lothringen verpflanzen. Ganz abgesehen davon, dass A r i g o in noch entlegeneren Fällen, wie Riva-Reif die deutschen Bezeichnungen für die südlichen Städte kennt, vgl. Udine-Weiden. Diese Wiedergabe müsste uns dann nach Friaul leiten. An andern Stellen handelt es sich um Namen, die der Volksmund zur Bezeichnung bestimmter Typen braucht, und hier weiss A r i g o trefflich vom Italienischen ins Deutsche hinüberzusetzen. So werden einem dummen Weibe, das sich leichtgläubig von einem Pfaffen verführen lässt (Giorn. IV Nov. 2), in einer der Vorlage entsprechenden Abwechslung, die Namen beigelegt, die das Volk damals für dumme Weiber, Pfaffendirnen u. dgl. bereit hatte: II 170 donna zucca al vento d. i. Kürbisi 259 36 f r a w m e e z e ; II 171 madonna badarla 260 21 fraw Gretell; II 171 donna poco fila 261 2 f r a w e B e r t t a ; II 172 la donna rispose 261 7 f r a w N e s e ; ferner: II246 perciocché fresca e gagliarda era 307) t dann e y n f r i s c h e j u n g e G r e t e w a s ; dazu noch ein Wort-



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spitel zwischen dem ital. Namen Mazzo und dem deutschen «Metz»: IV 8 Bentivenga del Mazzo, la quäl nel vero era pure una.. . foresozza 4 7 0 n Benevenga Maczo, die ein genug freuntlich mäcz war. 1 ) In ähnlicher Weise wird der männliche Namen Götz (s. oben) typisch verwendet: III 124 madonna, costui mi vuol 380ä frau, der götz will mir; IV 210 compar Pietro 58335 der gut compar gevatter götz Peter; IV 196 con sum zanzeri 576 27 dann er will . . . freude mit etlichen seinen göczen haben; IV 197 che zanzeri son questi 57635 was falchen (muss heissen: «Haschen») röten vnd g ö c z e n proten. Diese frühen Belege sind für die Geschichte des Wortes, auch für den Zusammenhang mit dem Wort «oelgötze» heranzuziehen, den z. B. A g r i c o l a , Sprichwörter. Nr. 186 erklärt als «ein bildniss on leben, on seele, darum ein mensch, der nirgend zu nütz ist». Schliesslich bemerke ich noch, dass der Name A r i g o , wo er bei B o c c a c c i o erscheint, beibehalten ist: 1106 (Gior. II Nov. 1) santo Arrigo 54 28 der heilig s a n t A r i g h o ; auch 56 l g ; auch da, wo es ein Deutscher ist, der diesen Namen führt I 106 un Tedesco .. . chiamato Arrigo 552 ein teutscher gen Tervise kam genant Arigo. In gleicher Weise fehlt anderes, was einem deutschen Leser fremd sein musste, A r i g o aber ins deutsche überzusetzen , sich unfähig fühlte, so die grotesken Anspielungen bei der Schilderung des angeblichen Gefolges der fingierten Markgräfin: (Gior. VIII Nov. 9) IV 116 De suoi 1) Es ist die nämliche Art und Weise, wie wir sie bei A. v. E y b in seinen Dramenübertragungen finden ed. H e r r m a n n (Schriften z. germ. Phil. Bd. V) S. 119: «Dise lustig Comedien, genannt Philogenia, von ainer junckfrauen also genannt, die will ich tauften vnd nennen Metz — n a c h d e m i c h a u c h d i e a n d e r n v n g e w o n l i c h e n n a m e n taufen wirde — mag also » Also heisst Philogenia Metz, der Jüngling Petz, der gut gesell Letz, der reiche bauer Götz, der knecht Kleis u. s. w.



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baroni si veggon per tutto assai, sè come è il Tamagnin della porta, don Meta, Manico di scopa, la Squacchera e altri = 528ä fehlt, ebenso die Erwähnung von italienischen Liedstoffen oder -anfängen, die dem deutschen Leser natürlich nicht geläufig waren IV 8 che meglio sapeva sonare il cembalo e cantare: «L'acqua corre alla borrana» e menare la ridda e il ballonchio ( = ländl. Tänze) 470 14 auff der geigen oder fideln s i n g e n kund; II 133 a cantare di messer Guglielmo e della donna de Vergin, hier heisst es bloss 238 38 etliche mit e i n a n d e r s u n g e n ; ferner III 120 Dioneo fu comandato, che cantasse una canzone. Il quale prestamente cominciò: «Monna Aldruda, levate la coda, che buone novelle vi reco-». Lachend verweist ihm die Königin dies Lied und verlangt ein anderes. Er erwidert: madonna, se io avessi cembalo, io direi: «Alzatevi i panni, monna Lapa» o «Sotto l'ulivello è Verbo» o «L'onda del mare mi fan gran male» .. . «Escici fuor, che sia tagliato com' un mio in su la campagna» . . . «Monna Simona imbotta» ... « Questo mio nicchio s'io voi picchio » o « Deh, fa pian, marito mio» o «Io mi comperai un gallo dello lire cento» u. s. f. Für diese ganze Stelle gibt Arigo nur den Text eines einzigen Liedes (oder vielleicht Rätsels?): 377 35 frawe, gefiele euch daz, Mein h a n n e h a t ein r o t e n k a m p , die s c h ö n e n f r e ü l e i n f ü r n in g e r n mit in zu d a n c z e » . Der Text ist jedenfalls vorhandener Tradition entnommen, ohne dass ich diese bisher nachweisen konnte. Aber noch tiefer taucht Arigo seine Uebersetzung in die deutsche Farbe. Auch die Naturanschauung ist gegenüber B o c c a c c i o ins Deutsche hinein verändert. Der «grüne Wald im deutschen Lande», nach dem Graf Karl in A r n i m s «Gräfin Dolores» sich aus Sizilien sehnt, er erscheint auch bei Arigo und zwar im Gegensatz zu der italienischen Vegetation B o c c a c c i o s : I 104 gli uccelli su per li verdi rami 54 7 die vögelein, die in dem g r ü n e m w a l d e singen; einem L'aurora già di vermiglia cominciava (II 13) fügt Arigo noch hinzu 163, Nu der morgenstern ist aufgedrungen [die kleinen w a l t f ö g e l e i n mit frawen nachtigal frölich in der g r ü n e n



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a w e sungen] r ); III 91 infino alla pigneta 3592i in e i n e m grünen w a l t , genant Pingneto; IV 142 per li boschi 543S2 in die g r ü n e n w e i d e ; III 19 da' dolci canti degli uccelli 3107 die k l e v n e n waldvögelein; III 180 cantargli usignuoli e gli altri uccelli 409,6 die kleinen waldvögelein. Die « Linde » steht seiner Vorstellung nahe und ersetzt den «olmo» B o c c a c c i o s : III 180 messe le tavole sotto vivaci arbori 4O920 die tisch vnder den g r ü n e n s c h ö n e n lynden . . . bereyt; IV 8 a pie dell' olmo ricreava i suoi popolani 4705 v n d e r der l i n d e n sein pfarleut enpfieng; IV 53 dinanzi alla chiesa intorno all' olmo 49231 für die kirchen v n d e r die l i n d e n kamen. Ueber die Linde als deutscher Versammlungs- und Gerichtsbaum vgl. G r i m m , Rechtsaltert.4 II, 415. Zu der Linde tritt dann die Tanne: III 232 a piè d'un pino 443 iS in den garten ginge vnd vnder dem t a n n e n p a u m wartet; III 267 tra belli e diritti arbori 4653 etlich vnder den g r ü n e n t a n n e n ; IV 142 che i boschi ne' quali solamente querci veggiamo 54336 mer dann in den weiden vnder den eychen [ v n d t a n n e n j zu suchen. Ferner führe ich an: I 118 tremando forte 6214 zittert als ein e s p e n l a u b e ; IV 120 comincio a tremare 53Oi0 eitern warde als ein espe laub. Zu diesen Stellen halte man dann A r i g o s schaftliche Anschauungen :

landwirt-

IV 19 e tennegli favella insino a vendemmia (d. i. Weinlese) 47323 im bis in den r u b e n herbst die rede verhielt; IV 12 sementa di cavolini 471 u Steckrüben samen zeklauben; III 161 che avrebbe condito il calderon d'Altopascio (die Kessel für die Armensuppen in der Abtei von A. bei Lucca waren sehr gross; calderon d'A. also Bezeichnung für etwas Grosses) 403j die kappen. . . so schmalczig was, sy hat e y n kessel mit ruben gemacht; II 222 fare del pruno un melarancio (Orange) 2922 aus dem schlehendorn eynen a p f e l b a u m ! ) Die eckigen Klammern bezeichnen stets die Zusätze A r i g o s .



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zemachen; I 160 voi non aveste mai ricotto granello di grano 15916 weder korn [ n o c h w e i c z e ] abe geschniten; IV 113 anzi l'apparaste bene in sul mellone Ò211 auf dem langen k ü r b i s das lernen möcht etc. Und nun nehme man dies ganze Bild der Natur zusammen : An die Stelle der Ulme tritt die Linde, neben die Eiche stellt sich die Tanne, der grüne Wald taucht vor unserm Auge auf, dazu die Waldvögelein, draussen im Gelände nicht der Weinstock, sondern die Rübe, Korn und Weizen, der Apfel vertritt die Orange, der Kürbis die Melone — das ist Alles deutsche Natur ! Und dementsprechend finden wir auch deutsches Leben neben dem ursprünglichen italienischen Colorit sich in A r i g o s Uebersetzung widerspiegeln. Zunächst in Maass und Münze, wobei es dem Uebersetzer nicht darauf ankommt, dass der soldo stets dem Schilling, der danaro dem phenning entspricht: III 132 un piccolo orcióletto 38410 ein halbes s e i d l i n ; 1121 ed empiutagli la borsa di denari 6433 auch etlich Schilling in den seckel gäbe; III 245 come egli hanno tre soldi 45034 so sy drey s c h i l i g e n p f e n n i g haben; IV 169 perche non mi vuo'tu migliorar qui tre soldi? Non credi tu che io te gli possa ancor servire ? 56021 Nun warumb wiltu mich fünf s c h i i g e n iczund Verliesen machen, besorgest du, das ich dir [ffinff s c h i i g e n ] abe dienen müge; . . . IV 169 Fa, truova la borsa 56025 vnd gib dem guten gesellen [sein dreyssig s c h i i g e n ] ; IV 169 a dire che io il lasciassi a costui per trentotto soldi 56027 das ich sy im vmb fünfvnddreissig S c h i l l i n g lasse; IV 168 il mio farsetto per trentotto soldi 55935 mein joppen vmb fünif vnd dreissig S c h i l l i n g ; I 114 e lascia correr due soldi per ventiquatro denari 6012 lass c z e h e n p f e n n i n g für v i e r v n d z w a i n z i g h a l l e r gen; V 123 avrebbe dati men di due denari 65718 hatte nicht c z w e n h e l l e r ; IV 109 delle lire presso a cento di bagattini 5253 vii gutz geltes mer dann hundert p f u n t alter a l t e r m ü n c z e ; IV 59 non per vender a minuto 49524 nach dem p f e n n i n g w e r t verkauften; IV 109 io non ti torrò un denaio 525, nicht ein p f e n n i n g von dir ze nemen;



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I 262 le quali non montarono un frullo ('= ein Schwirren d. i. nichts) 160 35 die alle nitt eines helbling wert waren; II 176 cinquanta ducati 263 35 fünfhundert gülden, daneben aber auch der aus dem ital. entlehnte Ducaten I 241 mille ftorìn d'oro 14427 tausent ducaten. Fremdartiges wird in den deutschen Gesichtskreis gerückt, aus dem cembalo wird die Fiedel, aus der cicale der Hahn, aus dem confetto der Zucker, aus den marim conche sogar der dem Binnenländer geläufigere Salat u. s. f. : III 120 se io avessi cembalo 377 34 hett ich ein fidein; IV 8 suonare il cembalo 470 14 auff der g e i g e n oder fidein singen kund; III 54 addormentare al canto delle cicale 336 ä ich sol sy wol pey der hanne gesange (der doch aufweckt !i slaffen machen; II 109più melata che'l confetto 222 l ä liebe und süsse als das z u c k e r ; III 69 marine conche con un coltello dalle pietre spiccando 345 7 spacziren pey dem mere salat i!) ze suchen gangen waz; I 136 un scilocco 74 3g ein starcker g r a u s a m e r w i n t ; IV 73 a tramontana rivolta 504 21 gen m i t t e r n a c h t . Deutsche Lebensweise, deutsche Sitten tauchen auf: III 112 un pezzo di carne salata 373 4 ein gut stück von dem sweinen p a c h e n ; II 48 della Maddalena . . . . A r i g o fügt hinzu 185 19 [das was alles der frawen dinge nicht, sie h e t . . . lieber w ü r s t gessen . . .]; III 26 ma da vegghiare ('= wachen) con una sua vicina 425 23 sie kam von einer irer nachperin do pey sy ¡zu dem rocken] gewesen were; IV 120 una di queste maschere che usare si soleano a certi giuochi, li quali oggi non fanno 529 36 zu haben einen grausamen s c h e n p a r t [ a l s man geren zu den f a s z n a c h t p r a u c h e t j ; II 177 trasse la maschera 264 33 den s c h ö n p a r t von dem gesicht reyss; II 198 come la maschera fu fuori 265j der s c h ö n p a r t , dazu Verstärkungen in der Sprache des Volkes; IV 220 0 disse Calandrino 475, 0, sprach Calandrino [leichnam lieben freund] etc. Absichtlich betrachte ich all diese Beispiele bis jetzt nur im ganzen, eine Schlussfolgerung im einzelnen aus ihnen



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zu ziehen, wäre noch verfrüht. Man beachte aber, dass sie unabhängig von einander und lose durch die ganze Uebersetzung verstreut sind, und darum geben sie ein unbeabsichtigtes, doch darum um so wertvolleres Bild bestimmter Kreise unseres deutschen Lebens, die einem Italiener doch recht ferne gelegen hätten. Weiterhin würde damals ein Ausländer, zumal ein Italiener der deutschen Sprache gegenüber, nur schwer dazu gelangt sein, sich das anzueignen, was für ihn Luxus in dem Gebrauch einer fremden Sprache war, ich meine Reime, alliterierende Bindungen oder gar sprichwörtliche Redensarten und andere volkstümliche Wendungen, denn diese müssen aus der ganzen Denkart des Volkes heraus erfasst werden. All diese Dinge finden wir aber reichlich bei A r i g o : III 209 a modo dell villan matto dopo danno fe patto 4272B er als der eynfeltig pauer thut, thete, der n a c h d e m e m p f a n g e n s c h a d e n den stai z u s p e r t ; III 170 quali beffe le maritate ancora facessero a' maritati 407 31 weliche frauen iren m a n n e n die h ö r n e r machten; III 151 per denari a'lor mariti facesser fallo 3968 vmb gelt i r e n m a n n e n die h ö r n e r m a c h t e n ; III 166 in India pastinaca la dove io vi giuro . . . che i'vidi volare i pennati 404 38 in India Pastinacha, do die g ä n s auf h o l c z s c h u c h gen vnd d i e ä n t e n auf b ä u m e n w a c h s e n ; III 117 voi siete tutte cosi fatte 376ä ir seyt alle ü b e r e i n e n l e y s t e g e m a c h t ; III 126 non hai ancora rasciutti (getrocknet) gli occhi 380 33 vnd dir die m i l c h e n o c h an den l e p s e n h a n g e t ; II 246 attacare l'uncino (coire) 307,, er ir den pelcz e r z i e h e n w o l t ; IV 8 che meglio sapeva sonare il cembalo 470, + auff der geigen oder fidein singen kund [vnd den pflüg czu pete f ü r e n ] ; IV 9 Ma pure sapeva si fare 470 21 den p e r e n in s o l i c h e r masz t r e i b e n k u n d ; IV 168 come egli me ne prestò 560 9 als er mir geliehen hat [dann ich seezet vnd sluge im in die s c h a n c z ] ; IV 195 andava assai sovente 575 24 sich als die k l e t t e a n h i n g e ; IV 18 che canciola (Krebs) te nasca 473 8 das dich der c i p e r l e i n töde;



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IV 65 che mai simile veduta non aveano 499, es möcht eyn h e r t e n s t e y n e r b a r m e t h a b e n (diese Wendung häufig). Hinzugefügt ist die Stelle (II 48) 18519 [das was alles (d. h. beten etc.) der frawen dinge nicht, sie hat zu s o l c h e r zeit l i e b e r w ü r s t g e s s e n d a n n s e i n e m p r e d i g e n zu ze h ö r e n ] u. s. w., u. s. w. Mehrgliedrige Ausdrücke, die durch Reim oder Allitteration gebunden sind, darunter ächtes, altes, deutsches Gut finden wir: IV 137 di starmi qui 540 13 hie h a u s vnd hoff auf ze nemen; II 47 altra famiglia non avea 185 5 er het weder k i n t n o c h k e g e l ; IV 66 andando le volte del leone (sprichwörtlich ital. für hin- und hergehen) 500, frei wiedergegeben : das er do, es wäre im lieb oder leid, beleiben müsst; II 195 a ricevere la battaglia 2764 des s t u r m s vnd s t r e i t t von mir warten; I 165 fa V isola 93, 9 durch die w ü e s t e vnd w a l d e ; I 165 e a casa loro se ne tornavano 93, 6 wider zu hause furn [vnd do r u b t e n vnd r a s t e n ] ; III 111 e altre lor cose assai ancora dicono 37219 noch vii mere vnd erger sy von uns singen, s a g e n vnd s p r e c h e n ; II 198 molto noioso gli fosse 278, 3 in solche s a c h , s c h a n d vnd s c h m a c h e i t vnleidenlich was; II 108 tu se' in purgatorio 221 a , du pist in der p e i n vnd p u r g a t o r e ; II 85 in quella medesima colpa 2082ä der p e i n vnd p u s z ; II 100 più torto essere condannato 21633 were g e p e i n i g e t vnd g e p ü s t worden; IV 159 e liberato la giovane 553 34 aller pusz v n d p e i n erlediget warde; I 170 e cosi fu fatto 9727 also g e s c h a f t vnd g e s c h e h e n ein dinge waz; schliesslich auch I 170 non potendo ciò comportare 9 7 u v e r t r a g e n n o c h v e r h e n g e n ; IV 62 Ahi cativella 49638 eynfältigs weib vnd w i t w i n ; FdV 155 schände vnd schade etc. Reimbindungen: I 178 dove la festa grande era apparecchiata 10317 mit s t e c h e n p r e c h e n vnd turnirn; II 185 far maravigliose cortesie e feste 26915 mit schencken geben, s t e c h e n vnd b r e c h e n ; III 21 nel calvalcare e nelle



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cose belliche 313 36 mit reiten s t e c h e n vnd b r e c h e n ; III 89 netto spendete smisuramente 358 32 mit vnmessigem auszgeben, hoffiren [stechen vnd prechen], welcher Ausdruck also in solchem Zusammenhang als vollständig formelhafte Wendung erscheint; III 98 giostrava, armeggiava, faceva feste e donava 364 4 s t ä c h e vnd p r a c h e , grosses hoffirn ir ze liebe thet; III 35 di necessitä annegasse (ertränken) 322 J 9 s t e r b e n vnd verderben müste; I 221 si come di correre e di saltare 130 21 ringen springen vnd die wette lauffen; II 98 canti e balli e altri sollazzi 215 20 mit singen danczen vnd springen; I 234 che in esilio andato 139 14 in das e[le]nde were gepant vnd gesant worden; I 126jper lo rimanente rimasono in prigione 67 23 ir schuldiger sie fachen, s t o c k e n vnd plöcken Hessen. —• Fd V. 135 (Seitenzahl der Hs.) s t e c h e n vnd prechen etc. Auch im Uebrigen liebt es Arigo, seine Uebersetzung mit Reimen zu durchsetzen, manchmal auch in Nachahmung des Italienischen. Mit sichtlicher Freude schafft er sich etwas, was von ferne wie ein Vers aussieht, ohne es zu sein, oder er bringt Reime, die fast traditionelles Gut zu sein scheinen. (Einzelnes schon bei Möller a. a. 0 . S. 32 f. erwähnt.) Mit der Freude am Reime aber verbindet sich augenscheinliche Unbehilflichkeit im poetischen Ausdruck, wie er denn Verse des Originals, wo er sie überhaupt übersetzt (das Schlusslied von Gior. III [Bd. II 134—6] = 239 14 _ 3ß und das Lied aus Gior. Nov. 7 [V 63—5] = 621 24 —22 9 ) in Prosa wiedergibt. Dagegen ist das Lied am Schlüsse von Gior. V (Bd. III 121): Amor, la vaga luce . . ., wie schon Möller richtig bemerkt, zwar in Prosa geschrieben, aber völlig mit Reimen durchsetzt und hat inhaltlich nicht das Geringste mit der Vorlage zu thun. Es muthet fast an wie ein anderweitiges, hier verstümmelt wiedergegebenes Lied; den Anfang hier und — einzelne der späteren Beispiele — gebe ich abgesetzt wieder: QF. LXXXVI.

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378,_ e : Kein mensche nye b e d a c h t wie krefftig die liebe ist g e m a c h t , sy czwingt alle herczen peyde tag v n d n a c h t , in meinem herczen wirt mir wee wann ich b e d e n c k , frawe, euer lieplich gestalt, das sölt ir, frawe, wissen fürware, darumb sich mein g e m ü t gancz zu euch s e n c k e t . Ich pit euch durch euer g ü t e , halt euch zu mit (mir?) mit stetem mute! des selbenn ich zu euch thue, die liebe, die ich euch t r a g in meinem herczen c z w a r e , waz hilfft mich vii s a g e n , dann es ist sicher w ä r e , das mir in meinem herczen fraw nye lieber ward darumb musz ich stäcz an euch gedencken on alles abelonn." Ferner:

I 129 per

avventura

simile

a pezza

non

mi

a lui

era

tornerà: 69 so : es möcht sich auch wol b e g e b e n es kerne mir nymer so e b e n ; I 130 rispose molto

che,

se questo a

lei piacea,

grado:

7021: 0 werde junckfrawe von hocher art, in stäter elicher treiie on alien w a n c k will ich euch wesen v n t e r t a n ; darumb edele junckfrawe machet es nicht l a n g e , last euren willen pass ver st a n . . .; I 142 chi starebbe meglio di me se quegli danari

fosser

miei? 798 " 0 wem die gülden m e i n , wem möchte mere dann mir pasz g e s e i n ; III 2 6 6 io non posso più esser con teco. A r i g o mit einem gereimten Zusatz : 4ßi9 ich mag nit lenger bei dir sein [bitt g o t t f ü r m i c h , a l s o sol i c h t u n f ü r dich]; IV 12 ma in verità

bene a tuo uopo, se tu stai cheta, e

lascimi

fare: 471S0 es wirt für dich sein, lassest du mich m a c h e n , sol dein hercze lachen;

dir

IV 15 se voi volete andar, si andate, se non, si ve ne durate: 472, domine, w ö l t ir g e e n , so g e e t , w ö l t ir d a n n g e e n , so stet.

nit

— III 111 alle giovani stranguglioni:

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i buoni bocconi e alle vecchie gli

'372 S0 den jungen sol man w o l t h o n vnd die alten g e n l a n n ;

I 212 bocca basciata non perde

ventura:

12519 geküstem m u n d warde nye vngliick k u n t ;

II 60 ornai è ben mio il pallafreno

che fu tuo:

19310 nudalest ist w o l m e i n daz ross das do w a s d e i n ;

III 110 Dio il sa che dolore io sento : 372 a darumb gedenck w a s p e i n mir das m a g s e i n ;

IV 82 che tu . . . il sol sentirai

temperato:

509 8! vnd hast weder hicz n o c h f r o s t , das ist mein rat und dein trost;

IV 164 tu se' guerito senza

fallo:

557 S3 ich s p r i c h e , du pist f r i s c h e , als ein f i s c h e gesunt:

I 1 aver compassione 1 9 die z e c l a g e n vnd den leyte helffen t r a g e n ;

I 8 E s« come le estremità della allegrezza il dolore occupa, così le miserie da sopraveggnente letizia sono terminate 2S1 zu geleicher weisz als traurigkeit alle schöne e n b i c h t , also auch freude vnd lust alle triibsal v e r n i c h t ;

II 197 di mala morte morirono, com' io v' ho detto 277 10 kläglichen t o d e s v e r g i e n g e n vnnd beyde, als ir vernomen habt, schaden e m p f i e n g e n ;

Die Naturschilderungen am Anfang und die Schlussschilderungen am Ende der «Tagereysen» : I 121 poiché ad apparire cominciò l'aurora 6430 dar nach der morgen warde h e r d r i n g e n vnd des tages schein pringen;

II 13 l'aurora già di vermiglia

cominciava

1637 NU der morgenstern ist a u f g e d r u n g e n , die kleinen waltfögelein mit frawen nachtigal frölich in der grünen awe s u n g e n ;

I 104 comandò che ciascuno infino alla seguente s'andasse a riposare . . .

mattina

538S Schluss des ersten Tages: do pisz auf das nachtmale ir zeit vertriben m i t ' d a n c z e n s i n g e n v n d s p r i n g e n n Nachdem das selbig e n p f i n g e n vnd schlaffen g i n g e n ;

2*



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I 2 6 5 Presero . . . in verso un giardinetto la via, e quivi . . . cenarono . . la seguente canzone . . . fu cantata (diese lässt A r i g o aus) . . . ciascuno alla sua camera n' andò 16291 Schluss des zweiten Tages: doch alle in den schönen garten spacziren g i n g e n , darnach zu hant das nachlmale e m pfie[n]gen als der künigin gefallen waz, nachdem anhüben frölichen zu tanczen v n d s i n g e n , auch palde darnach der künigin vrlab vernomen zu pette schlafen g i n g e n ; IV 143 infino all' ora della cena . . . cenarono. la cena cantando e ballando si trastullarono

E dopo

54Ài0 spacziren . . . pisz auff das nachtmale g i n g e n ; nachdem pey dem külen fliesseden prünlein ir essen e m p f i e n g e n vnd frölichen anhüben zu s i n g e n ; . III 179 Finisce comincia la settima

la

sesta

giornata

del

decameron

in-

408sa hye hat die sechste tagreysz ein end, (409) Got vns die sibenden zuo g u o t e m end wend. Am Schlüsse von Gior. II Nov. 4 hat A r i g o den Zusatz: 7814 Also hat Landolffo Ruffolo . . . e i n e n d e Got vns die hernach komen histori auch zu g u t e m e n d e w e n d e . II 5 3 Continuando adunque in così fatta maniera il frate la penitenzia, e la donna con monaco il suo diletto, più volte mottegiando disse con lui: tu fai fare la penitenzia a frate Puccio, per la quale etc. 18830 Also frater Puczo seiner puse mit grosser andacht n a c h kam vnd die frawen mit dem jungen münche ir vii guter n a c h t n a me vnd . . . sprach: du machest pruder Puczen . . . grosse pusz vnd pein t h o n vmb des willen wir das paradeisze gewunnen h a n vnd sich zu guter masse nun daucht wol s t e n , dez münches speyse sich ze b e g e n vnd hinfür lange zeit in geheym mit einander ir freüde h e t t e n , wann frater Puczo ginge gen m e t t e n . . . Auch Wortspiele können hier erwähnt werden: I 8 2 e de' più magnifici signori 4 4 n der sich vnter d e m a d e l nit d e r v n e d e l s t daucht; I 89 vogliono essere gentili uomini . . . sono più tosto da dire asini 48 1 7 die man billiger e s s e l d a n e d e l heissen mocht; III 261 Cosi il misero marito 461 1 9 Also der gut e s e l o d e r e d e l e man etc.



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Ich glaube, die bisher angeführten Beispiele zeigen in ihrer Gesamtheit doch schon zur Genüge, dass ein Italiener, der ein Werk seines Heimatlandes in die Sprache der deutschen Zunge übertrug, sich nur unter ganz besonderen Umständen so tief mit deutschem Volksgeiste hätte durchdringen können, wie wir es hier bei Arigo sehen. Durch diesen so deutlich hervortretenden volkstümlichen Zug der Uebersetzung, auf den ich später noch besonders eingehen muss, wird aber Arigos Arbeit zu einer litterarischen That ersten Ranges; es zeigt sich in seinem Vorgehen eine feine Witterung für den Zug der Zeit. Das d e u t s c h e Dec a r a e r o n e ist der erste Widerhall, den die Satire der italienischen Renaissance, die Grenzen der Nationalität überschreitend, in dem damals ähnlich empfindenden deutschen Volke fand, und in der That ist das Werk in der Folgezeit eine Fundgrube des satirischen Geistes geworden, wie er als eine Seite des grossen Gonfessionskampfes im sechzehnten Jahrhundert auf den Plan trat. — Für die Zweifler nun, die sich durch die bisher beigebrachten inneren Gründe noch nicht überzeugt fühlen, können schliesslich noch eine Reihe weiterer Belege angeführt werden, die auch das letzte Bedenken schwinden lassen dürften. Ari-go sind nämlich auch eine Reihe von Missverständnissen seiner Vorlage passiert, wie sie bei einem Italiener, der seine Muttersprache vor sich hatte, unmöglich gewesen wären. Ich sehe dabei sogar noch ab von den Irrungen bei geographischen oder Eigennamen, wenn A r i g o ein a ( = in, nach), ein ad ( = nach), ein di ( = von) oder ein e ( = und) etc. oder gar den letzten Buchstaben des vorletzten Wortes fälschlich als zu dem Namen gehörig betrachtet: I 135 chiamata Barello 747 genantt A d r a v e l l o ; I 141 infino a B aveUo 1136 pisz gen A d r a v e l l o ; I 200 ad Egina 117 14 sich zu A d e g i n a funden; I 222 pervenuto a Stanforda 13033 in die stat A s t a n f o r t käme; IV 191 Talano di Molese 57316 Talano I m o l e s e ; IV 8 dico adunque che a Varlungo 470 2 in dem dorff. . . genannt A v e r l i n g o ; oder



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wenn es im FdV von einem der beiden Freunde Dämon und Phintias (Ita!.: che avea nome P i t i a vgl. Vogt, Ztschr. f. dtsche. Phil. 28, 449) heisst Vogt S. 449: was genant Ephytica; Dee. I 34 Mista, mia fante, e Licisca (Namen der beiden Mägde) 1437 gepeute meiner meide vnd E l i c i e s c h a , Philomena diern etc. Dagegen können Stellen hierhergehören, in denen er Worte wie « santoccio » ( = Dummkopf) oder « ghiottone » ( = Schurke) für Eigennamen gehalten werden: III 140 che ti par, ghiottone 389 21 Wie dunkt dich, Gioitone; III 201 11 santoccio credendo queste coste 422 20 der schlechte eynfeltig gute man mit namen genant S a n t u c z o ; III 203 11 santoccio fece venire 423 20 S a n t u c z o . . . palde schuffe komenn. Recht deutlich erscheint das Missverständnis in folgendem Beispiel : In der zehnten Novelle des sechsten Tages hat der Knecht des betrügerischen Frate Cipolla (Münch Zwifell) den Namen Guccio (Götz). Zufällig nun beginnt einmal ein Satz mit « Ma » ( = aber), dem dann das Wort Guccio folgt III 161 Ma Guccio . . . là sicalò. An dieser Stelle heisst dann plötzlich der Knecht bei Arigo 402 25 der gute Knecht Magucio. Ebenso versteht A rigo den Ausdruck nicht II 168 fu madonna Lisetta da ca ( = casa) Quirino und übersetzt 258 2ä Liseta von K a c h e rino und die Stadt Argo III 147 In Argo antichissima città d'Acaio wird Nargho (452 10 In der stat Nargho), weil im italienischen Texte ein n vorherging. Im FdV wird gelegentlich das italienische «allegrezza» für den entsprechenden Namen eines Philosophen genommen FdV her. von Gelli S. 19 *) (Volpi S. 36): chi trova la buona femina trove bene e allegrezza e chi scaccia la buona femina, discaccia bene da se Arigo (Hamb. Hs. der «Plumen der tugent» S. 14): der selbig alles gut vint. A l e g r e c z i o spricht, wer vint oder hat die pössen frawen . . . ; F d V 147 ist « cominciamento della

!) Ueber die italienischen Ausgaben des FdV siehe Vogt, Ztschr. f. dtsche. Phil., Bd. 28, S. 470. D r e s c h e r , ib., Bd. 31, S. 336.



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penitenza» in Verwechslung mit « comandamento » sinnwidrig übersetzt mit «ein g e b ö t e der payn». Andere Beispiele sind: I 95 avendo veduto ad una festa una bellissima donna 518 an e i n e m f e n s t e r gesechen het (Verwechslung mit finestra); III 227 vide questa donna ad, una festa 439 2ä an einem i r e n n f e n s t e r sten sache; II 13 veggendo già la Reina in cammino, prestamente fatta ogn' altra cosa caricare, quasi quindi il capo levato 163 n « die künigin sich mit ir gesellschafft auffhube zu geleicher weyse als da sich ein feit auffhebt»; II 218 Pasquino . . . gonfiato come una botte ( = Fass, Tonne) 28 9 30 a l s e y n k r o t e n geschwollen (kröte = botta). Freilich hier könnte auch Einzelnes auf Verderbnis der Vorlage beruhen, ganz gravierend aber ist wieder die Uebersetzung der Stelle III 8 l'uno de' tre ambasciadori, che uomo antico era e di grande autorità, nominato Fineo, gli vide nel petto una gran macchia. A r i g o hält Pronomen und Verb ( = er sah an ihm !) für mit zum Eigennamen gehörig und schreibt 355] «Nun was einer von den dreyen fremden herren, ein alte erber man . . . genant P h i n e o Glivide» (!). Ja es ist direkt zu belegen, dass Arigo sich mit den Deutschen identificiert, wenn er in B o c c a c c i o s berühmter Vorrede zum vierten Tage, worin dieser sich gegen erfolgte Angriffe verteidigt, die Stelle II 137 non solamente in fiorentin volgare e in prosa scritte per me in seiner d e u t s c h e n Uebersetzung mit den Worten wiedergibt 241 J6 « die nicht alleine in v n s e r s p r ä c h e oder czungen durch mich sein geschriben worden ». Da aber, wo es der Gegenstand fordert, tritt ganz folgerichtig das Italienische an seinen Platz II 88 Il peregrino . . . fiorentino parlando 210 2] vnd in T u s c h a n e r s p r a c h . . . Ebenso wird auch V 44 una terra chiamata Udine gegeben durch 608 29 mit uns (d. h. bei uns Deutschen!) genant zu der weiden. Auch in der Uebersetzung V98 per Lombardia cavalcando per passare oltre a'monti 642 24 «in Lombardei bekam in t e u t s c h e l a n t zu reyten» zeigt sich ein gewisses Vorfühlen des Deutschen, da die Reise ja auch nach einem andern Land hätte gehen können. Vielleicht



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kann man auch noch hierher setzen V 129 le nozze belle e grandi e la festamenta non altramenti che se presa avesse la figliuola del re di Francia, wo also der Franzosenkönig als der mächtigste erscheint, und wo Arigo bloss übersetzt 660 3 «als wer Greseida eines grossen fürsten vnd d e s k ü n i g e s tochter gewesen». Sehr schön und charakteristisch ist aber eine andere Stelle, mit der ich dieses Capitel schliessen will : IV 4 Fu adunque già in Melano un Tedesco al sòldo . . . pro' della persona e assai leale a coloro ne 'cui servigia si mettea, il che rade volte (== selten!) suole de' Tedeschi avvenire. In seinem Texte änderte sich « ein einzig Wort», das aber das Ganze gerade ins Gegenteil verkehrt, A r i g o übersetzt 4 6 7 n «als sich dann gar selten in den teutschen a n d e r s erfint». Arigo war also nicht nur ein Deutscher, sondern auch ein Deutscher von nationaler Empfindung ! 2.

Die Ansicht, Arigo sei im Süden Tirols zu suchen, veranlasst mich, das damalige Gebiet deutscher Zunge durch die Trennungslinie der Alpenpässe wiederum in zwei Teile zu zerlegen, und die Frage, ob A r i g o nördlich oder südlich der Alpen zu suchen sei, besonders zu behandeln. Ich verweise nun zunächst auf die schon angeführte Stelle «IV 19 insino alla vendemmia 473 23 bis in den r u b e n herbst», dazu die beiden andern Erwähnungen der Rüben «IV 2 sementa di cavolini 4 7 l u S t e c k r ü b e n s a m e n ze klauben» und «III 161 il calderon 403 2 eyn kessel mit r u b e n » (s. oben). Mehrfach also greift A r i g o auf die Rübe und den Rübenbau als etwas dem Publikum, für das er schreibt, durchaus geläufiges, die Rübenernte, der «ruben herbst», erscheint als ein durchaus bekannter Zeitpunkt des Jahres. Die Rübenernte muss aber, wie das erste Beispiel zeigt, die Weinernte ersetzen, und man sieht ohne weiteres, dass Arigos Aenderung auf eine vollständig veränderte landwirtschaftliche Thätigkeit Rücksicht nimmt.



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Tirol und die Länder südlich der Alpenpässe haben in ganz ausgesprochener Weise den Weinbau, und so zeigt die Stelle, dass Arigo, selbst wenn er ein Tiroler von Geburt gewesen wäre, jedenfalls seine Uebersetzung nicht in Tirol und auch nicht für Tiroler anfertigte. Dagegen war der Rübenbau nördlich der Alpen, zumal im südlichen Teile dieses Gebietes, damals sehr verbreitet (vgl. die Belege G r i m m s DWB 8 Sp. 1331 ff.). Vor dem Laurentiustag, gewöhnlich nach der Getreideernte, wurden die Rüben gesät oder gesteckt (D W B 8 Sp. 1334), im October — also etwa zu gleicher Zeit wie der Wein — geerntet ( S c h m e l l e r , Bayr. WB. II, 11), so dass der von Arigo veränderte Ausdruck für den Herbsttermin für seine rübenbauende Gegend den gleichen Zweck erfüllte, wie B o c c a c c i o s Wendung. Ich verzichte nun aber darauf, jetzt die Gegenden Deutschlands in wein- und rübenbauende zu scheiden, um die ersteren dann auszuschliessen, und wage mich anknüpfend an das zweite Beispiel gleich etwas weiter vor. Hier ist die Geltung der Rübe etwas näher als «Steckrübe» bezeichnet, und ich verweise auf eine Stelle der Chronik des M a t t h i a s von Kemnat (K. liegt östl. v. Bayreuth) Cgm. 1642 (Schmeller II, 11). Hier heisst es: «dem Kunig Laslo wurden (am Tag vor seinem Tode) gesendt b a i e r i s c h e R u e b l e n , die m a n s t e c k r u b e n h e i s t und sind vast süsze und lieblich zu essen . . . » Diese Stelle ist im Auge zu behalten. M a t t h i a s v. K. starb vor dem 9. April 1476. Noch weiter führen uns Stellen, in denen Arigo klimatische Verhältnisse berührt, denn diese haben hier noch den besonderen Vorzug, dass sie nicht, wie seine vorher angeführten Aenderungen, bloss Zugeständnisse an Land und Leute seiner Umgebung zu sein brauchen, sondern dass sie direct Arigos eigene klimatische Gewöhnung zeigen. Etwaige Schlüsse treffen also direct A r i g o s Person. Da heisst es nun Giorn. VIII Nov. 9 ( = IV 39) von einer mit jedem erdenklichen Mangel an Reizen ausgestatteten Magd: «era . . . con un color verde

e giallo,

che parevu

che non a



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Fiesole ma a Sinigaglia avesse fatta la state.». Das sumpfige, in den Maremmen gelegene, daher ungesunde Sinigaglia wird also hier dem hochgelegenen, gesunden Fiesole bei Florenz gegenübergestellt und die grüngelbe Farbe der reizvollen Magd dem Aufenthalt am ersteren Orte zugeschrieben. A r i g o übersetzt 484 12 » ein gelbe böse färb, nit anders dann als sy den sumer ze P o c z e n an der E t s c h e verbracht het». Auf den ersten Anblick könnte man glauben, hier eine Anspielung auf A r i g o s Heimatland zu haben, aber nähere Betrachtung zeigt gerade das Gegenteil. Zunächst eine geographische Unrichtigkeit: Bozen liegt nicht an der Etsch, sondern am Zusammenfluss des Eisack und der kleinen Sarn, erst einige Stunden unterhalb Bozens mündet der Eisack in die Etsch. Hätte nun ein Einheimischer, auch aus der Ferne so geschrieben? Viel wahrscheinlicher scheint mir, dass etwa in der Erinnerung an einen früheren dort gehabten Aufenthalt die berühmtere Etsch den weniger bekannten Eisack verdrängte. Und dann geschieht ja die Erwähnung Bozens — und das scheint mir entscheidend — in einem durchaus a b f ä l l i g e n Zusammenhange, Arigo setzt es dem Sumpfnest Sinigaglia gleich, und da das Sumpfige für Bozen nicht zutrifft, so kann A r i g o s Klage sich nur auf die im Sommer grosse und für den Ungewohnten auch erschöpfende Hitze in Bozen beziehen. Dies träfe aber für einen Einheimischen, der derartiges gewohnt war, wiederum nicht zu. Es wäre zu erwägen, ob Arigo einer solchen Hitze einmal in Bozen ausgesetzt war, d. h. ob ein Aufenthalt in Bozen im Sommer nachzuweisen ist. — Auch sonst zeigt Arigo eine deutliche Gewöhnung an ein gemässigtes Klima. Wir finden verschiedene Stellen, in denen er lobend des Maies und zwar — ohne Anregung der Vorlage — als eines «grünen und k ü h l e n » gedenkt: FdV (Ausg. v. Gelli S. 9; Volpi 25): Ho fatto come colui ch' b in uno grandissimo prato di fiori A r i g o Ms. S. 3 (Vogts Text Ztschr. f. dtsch. Phil. 28, 448): Ich habe getan, als der [in dem c h ü l e n Meyen] In der schönen



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vnd grünen praiten wissen.; FdV (Gelli S. 11; Volpi 27): come fanno gli uccelli alla verdura della sélva Arigo Ms. S. 3 (bei Vogt a. a. 0. nicht abgedr.): «Als [in dem c h ü l e n vnd g r ü n e n Meyen] die deinen waltvögelein mit irem süssen gesange thun.» — Auch die Vorstellung und lobende Erwähnung eines «kühlen» Maies passt nicht auf einen Einheimischen von Südtirol, dessen klimatische Verhältnisse ja bekanntlich den italienischen schon sehr nahe stehn. Ebensowenig knüpft sich in diesen Gegenden die Vorstellung des Frühlings an den Mai, wie dies bei Arigo der Fall ist, wenn er übersetzt III 126 e nella primavera i fiori de'verdi prati 3816 also auch in dem m e y e n die schönen plümlein (vgl. das Neithartlied : «der mayen, der mayen, der pringt vns plüemlein vii etc.), — Auch drei Stellen in der siebenten Novelle des achten Tages sind zu beachten. Hier rächt sich ein Student für den Verrat einer Frau, indem er sie nackt auf einen Turm sperrt und dort der glühenden Sonnenhitze aussetzt. Bei B o c c a c c i o spielt die Handlung im Juli, bei A r i g o steht dafür August. «IV 58 di mezzo luglio 494 31 zu mittem a u g s t e n ; IV 71 ed egli è testé di luglio che sarà il bagnarsi dilettevole 503, 0 so ist es jeczund in dem a u g s t e n vnd ist lustig baden; IV 74 quantunque di luglio sia, mi sono io creduto . .. assiderare 505 38 denn wie wol es in dem a u g s t e n ist, so meynet ich doch in diser nacht also nackend erfrieren.» Diese Aenderung kann man auf doppelte Weise erklären. Möglicherweise liegt ihr die volkstümliche Anschauung zu Grunde, nach welcher, zumal im gemässigteren Klima wie bei uns, der August als der heissere, will sagen der drückendere Monat, empfunden wird, und diese Beobachtung würde zu dem Vorhergehenden stimmen. W e i n h o l d , Die deutschen Monatnamen, Halle 1869. S. 26 führt «Wärmemonat» für Juli, aber «Koch- oder Hitzemonat» für August an. Die zweite Erklärung würde mehr einen örtlichen Hinweis für Arigos Uebersetzung gewähren. Der Juli führt gemeindeutsch die Bezeichnung Heumond, mit am frühesten belegt Oswald



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von W o l k e n s t e i n für Tirol die fremde Reihe Junius, Julius, dann äugst ( W e i n h o l d a. a. 0. S. 13). Nun weist S c h m e l l e r B W 8 I Sp. 54 darauf hin und W e i n h o l d a. a. 0. S. 13 belegt es des weiteren, dass einer bayrischen Kalendergruppe eigentümlich ist, Mai und Juni als «erst und ander mai», Juli und August als «erst und ander äugst» zu bezeichnen (häufiger ist die Doppelsetzung des August für August und September). Hierher gehören die Gesundh.Regeln des Schulmaisters M. H u e b e r von Eggenfelden (südöstlich von Landshut) Ms. von 1477, der also die Reihenfolge hat: Abrill, May, der ander May, Äugst, der ander Äugst etc., H a n s von G m u n d s immerwährender Kalender von 1439 u. A. Da diese Bezeichnung sich als eine bayrische ergibt, so würde uns diese zweite Erklärung ebenfalls nach Bayern weisen.

II.

1. Ich lasse jetzt die Frage nach dem Entstehungsort von A r i g o s Uebersetzung für eine Zeitlang fallen und erörtere zunächst die Frage nach des Uebersetzers Stand und Beruf. Sowie man nun nach dieser Richtung hin Original und Uebersetzung etwas genauer vergleicht, so drängt sich die Ueberzeugung auf, dass wir nach Arigos ganzer Anschauungsund Denkweise, die sich in einer ausserordentlich grossen Zahl von Zusätzen, Weglassungen und Aenderungen zeigt, aus der Art, wie er in dem einem Geistlichen doch recht fernliegenden Stoff durch das ganze Werk hindurch geistliche Lichter aufsetzt, wie er ferner einen ermahnenden, moralisierenden Standpunkt herauskehrt, und aus andern Gesichtspunkten mehr, in unsermUebersetzer einen Geistlichen zu sehen haben. Es sind aber nicht die einzelnen Beispiele — diese finden sich auch bei Anderen —, sondern die Gonsequenz der ganzen Anschauung, die uns den Beweis liefern soll.



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Alles, was sich ereignet, geschieht mit des allmächtigen Gottes Willen, nach seinem Gefallen, unter seinem Schutz, mit seiner und seiner Heiligen Hilfe. In seiner Hand ruht das Geschick der Menschen, ihn ruft man an in allen Lebenslagen. Arigos Zusätze sind auch hier wieder durch eckige Klammern bezeichnet, man wird finden, dass in der erdrückenden Zahl der Fälle die Beziehungen auf Gott, die Heiligen, die Kirche erst durch A rigo hereingebracht sind. a. A n r u f und W u n s c h . I 46 disse il frate, come bene hai fatto 2315 sprach der heilige man, seilig s e i s t u a n sele und l e i b [got dich s t e r c k e also h i n f ü r e zetun]; I 59 e tu va con buona ventura 31g so zeuche in dem namen gotz [got geb Dir g e l ü c k e vnd heile]; I 51 bestemmiano . . . Iddio 26 13 fluchen täglich got [vnd s e i n e n h e i l i g e n ] ; I 218 con grave rispensioni cominciò 12826 des er ir nicht gestatet [vnd s p r a c h dez wolle got nit]; I 219 la ornata maniera del conte 1298 hat nit sein person [vmb gotz willen] stäcz so ornlich; I 151 va in buona ora 85, gee daz dich got b e r a t ; I 171 ahi lasso me 98, Ach [got von himel] awe mir; I 172 s'el vive 98 2 , ist er anders noch pey leben [got wöls]; I 234' voi siate il molto ben venuto 13938 seyt mir [got] wilkomen zu tausent malen ; III 264 tu sia il ben venuto 463 8 Nun bis mir [got] willkomen; IV 196 tu sie 'l ben venuto 576ò dez pisz mir [got] wilkomen; II 90 tu sii ben tornato 210 33 nun pisz mir [got] wilkomen; III 240 voi date i ben venuti 448 33 nun seyt mir [gott] wilkomen; I 245 anzi che tu mi uccida, dimmi 14730 sag mir vor [durch got]; I 252 domandato perdonanza 153,,, [durch got] vergeben vnd ir huld begert; I 261 Deh . . . non dir joiù così 1602 des pit ich dich [durch got], nicht red also; I 261 colla buona ventura 159 2 , im n a m e n gotz; IV 197 bene 5776 das sey [im n a m e n gotz]; III 90 che essi a Bavenna se ne tornassono 359 10 das sie [in dem n a m e n gotz] alle wider heym . . .; IV 39 Or ben, disse la donna io voglio 484 21 [das sey im n a m e n gots] sprach

— 30 — die frawe, das ich von dir haben will; IV 61 or via diamgli . . . 496 32 nun wolan [im n a m e n gotes] geb wir im; II 23 or bene, come faremo 16838 Nun wolan [in dem n a m e n gotz] . . . wie tu wir; I 264 ubbidendo commendato avete 16130 vnd vntertenikeit wir gelobt haben [vnd das fürhin, will es got, thun süllen]; II 167 la penitenza e l'astinenza 2589 penitenz vnd gehorsam [vmb gots willen] zethun; IV 93 piagnendo gl'incominciò a chieder 5162ä vnnd in mit weynenden äugen [vnd d u r c h gots willen] bat; II 190 vi fia manifesto 272 24 als ir [wils got] vernämen wert; III 106 termino gli anni suoi 369, vnd nach disem leben [got wolle] sy besessen haben das ewig leben; I 258 per certo ella è mia moglie 15727 sprach werlich [das ist pey got ges c h w o r e n ] , sy ist . . .; III 34 giurò 32122 er [zu got vnd a l l e n heiligen] schwüre; I 246 io ti giuro 1481+ So wille ich dir [versprechen vnd zu got] schweren; II 247 il che vorrei che così a me avvenisse 3 0 8 u Also ich auch wölte mir geschähe [got geb das es also geschehe]; III 241 La donna rispose: in questa casa non ti coricasti tu 449 25 die frawe spräche [man, got geb dir Vernunft vnd verstentnüsz] ; in disem haus . . .; IV 74 buon di, madonna 505 30 fraw [got geb euch] eyn guten morgen; IV 66 ora andate tosto 499 29 so get nun bald . . . [das euch got gesegen]; IV 42 che dia . . . appresso di mia madre 607 15 bei meiner muter gestanden ist [des nyme ich got vnd alle h e y l i g e n gezeuge]; I 112 in luogo di somma grazia 59 3 In d u r c h g o t t e s vnd d u r c h a l l e r h e i l i g e n willen pat; I 236 am Schlüsse hat Arigo den Zusatz 1 4 1 u [got, die hernach volgen (d. h. histori), auch zu gqtem ende pringe]; V 140 La novella di Dioneo era finita 667 ie Mit dem hat Dioneo history . . . ein ende [got u n s ein kleine nachred auch zu ende p r i n g ] ; II 18 tutti coloro che cosi credono sieno ingannati 16521 got v e r l e i c h e in Vernunft vnd sinne, die solches gelauben; V 58 in così fatta guisa si trattino 617 a , also aussgericht werden [. . . es würd got v n d die W e l t v e r driessen] u. s. w. u. s. w.



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b. Klage, F l e h e n und B i t t e n . III 215 gli si pose a sedere a'piedi 431 4 zu seinen füssen nider sencket [anhube in dem namen gotz ir sünde zu klagen]; IV 73 miseramente cominciò a piagnere e a dolersi 505 7 erbärmglich ze weynen [got vnnd den heyligen ir leyd] ze klagen; IV 163 dolorosamente cominciò a gridare 5 5 6 u kläglichen anhube zu weinenn [vnd sein leyt got vnd allen seinen heiligen zu klagen]; IV 86 credette di sete ispasimare tuttavia piagnendo forte e della sua sciagura dolendosi 512 28 durstes halben meinet bald ir leben enden [mit k l ä g l i c h e r stimm zu gott schrey vnnd sprach 0 a l m ä c h t i g e r got, e r b a r m dich über mich]; V 130 per lo suo esaltamento pregando 660 1 4 ires hochen stant wol ze mute vnd content waren [got s t ä c z für sie paten]; 1 114 orazioni che gli uomini fanno a Dio 60, gepeten . . . die die menschen zu got [vnd den heiligen] tun; I 137 di che i miseri dolenti che sopra quella erana . . . s'incominciarono 7 5 27 do het man . . . jamer gehöret von den armen schifleuten [mit grossem leyde zu got schrien nyemant oder gar wenig die waren die von got e r h ö r t worden]. c. Hilfe, Gnade, Gottes W a l t e n und W i l l e . V 58 aver vinto Manfredi 617 28 als ir küng Manfredi [mit der hilff gots] gesiget; I 176 maravigliandosi, quale spirazione potesse essere che Currado 101 2ä vnd sprachen das b e s u n d e r genade von got w e r e , die den hern . . .; V 113 Sarebbemi stato carissimo 651 25 Nun wer mir das ye ein besunder genad von got g e w e s e n ; I 200 prendere piacere di ciò la fortuna 117 2 4 [aller ding got sein wölt walten lassen] vnd das nemen wie irs das gelücke . . . . Dazu der Gegensatz III 260 sia colla mala ventura 460 3 2 des walte der teufeil; II 128 tu il saprai tosto 235 16 das soltu palde wissen [ist es anders gotz gefallen]; I 167 cosi venuto ü buon tempo 94 2 4 darnach [als got dem a l m e c h tigen gefallen waz]; I 228 quella intendo io di guardare 134 34 Die ich [ist es gotz gefallen] behüten; II 228 ricon-



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fortandole le donne e dicendole che su si levasse alquanto 295 27 vnd sich tröstet [dann das gots gefallen wär den jungen zu im zenämen]; II 230 da lui per perduti lasciati, dazu Arigos Zusatz 136 lg [als gote gefallen waz, zu grossem stant komen waren]; III 65 venendo a morte 3 4 2 u do er [in gotz gewalt vnd] an dem tode lag; III 73 E mentre cosi infitto all'ora 348I 9 In solchem verczihen sich begäbe [als gotz wille vnd der liebe Ordnung was]; III 86 Ma udito il comandamento 356 26 In solchem verczihenn [als gotz wille was] das neue gepot . . .; V 198 e che élla l'attendesse 648 17 vnd das sy sein [wer es anders gotes wilen] in kürcze warten sölt; III 263 bloss avvenne 462 9 Nachdem nit lang vergieng [als gotes gefallen waz], IV 68. Ma ritornato sane 501 3 sein kranckheyt schwär unnd grosz was, doch [do es gotes gefallen waz] er wider zu im selbs kam; IV 164 tu se'guerito senza fallo 557 32 [ich find vnd sich, das vns got . . . palde erhört hat] ich spriche du bist . . . gesunt ; I 203 s'egli avenne cho io muoia 119]9 ist sach, das got über mich gepeut; II 122 essendo voi stata cagione 23 1 20 ir vrsache wert [vnd euch got darumb besundern Ione geben würde]; I 54 bestemmiate Iddio e la Madre 28 t got vnd seiner lieben muter flucht [darum euch got geben wirt den Ione der ewigen pein]; V 44 il più potersi non fia forse malagevole a mostrarsi Arigo frei 608 24 ZU beweisen, das alle ding, wo got verhenget, müglich sein, mir vileicht schwär sein wirt, doch wils got ich mein vermügen tun sol . . . ; III 76 era di figliuòli assai ben fornito 350 23 [von got] mit vii manchem schönen kinde versechen was. d. Barmherzigkeit, Allmacht etc. I 55 nel suo regno il ricette 28 24 in sein [ewiges] reiche [aller freuden] genomen het [daz möchte nun alles sein, dann die parmherczikeit gotz on ende ist]; I 131 Iddio 71 18 doch got [der almechtig, dem alle ding kunt sein vnd] der . . .; I 66 ma chi se l'abbia, come degli anelli,



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ancora ne 'pende la quistione 35 7 Aber welches vnter den dreyen das gerechtest, sey hangen als der ring beleybt [ d a n n a l l e i n e das got w i s s e n t ist]; ferner als Zusatz 13635 [got den a l m e c h t i g e n lobet]; 213, 8 [alle got dem a l m e c h t i g e n danckten; 607 22 [gott dem a l m ä c h t i g e n ] . . . dancket, vgl. auch Abschn. e; I 179 Domeneddio 10327 got [der a l m e c h t i g , d e r a l l e r g ü t e ein ü b e r f l ü s s i g e r g e b e r ist]. e. Lob und Dank. I 166 con paróle s'ingegnò di rivolgerla da proponimento si fiero A r i g o in directer Rede 944 zu ir spräche . . . [geh a b t e u c h wol vnd d a n c k e t got], daz wir euch funden haben vnd lasst fallen eure hertte fürsecz . . . [da sey got vor]; I 167 smontati, alle lor castella ne salirono 9427 [mit f r e u d e n got l o b t e n ] absassen . . . ; III 202 e a render grazie al suo compare 423 3 [got l o b e t vnd] seinem gefattern dancke saget; III 203 11 santoccio . . . fece onore al SÌIO compare 423 20 Santuczo [got d a n c k e t vnd lobet] palde schuffe komenn; V 42 come meglio potè e seppe ringraziò il cavaliere 60722 [gött dem a l m ä c h t i g e n vnd] dem edeln ritter dancket; V 110 lieto d'avere avuto così fatto oste 649 21 das er einen solchen gast in seinem hauss beherbert hette [got vnd a l l e n h e i l i g e n d a n c k e t ] ; V 140 il Re levato il viso verso il cielo . . . cominciò a parlare 66719 der künige sein äugen gen himell hübe [got l o b e t vnd] sprach . . .; I 230 il che forte gli piacque 13635 do von aber fröer dann arm man ye warde [got den a l m e c h t i g e n l o b e t und e r e t ] ; I 234 sentendo che cosi era il vero 13920 die zeit, das ich mich offen mage [got sey g e l o b e t , das er mich solcher zeit pei leben gelassen hat]; II 92 acciocché avvenga in onor di voi 21210 Dovon euch ere vnd lobe [von got vnd der w e i t ] wachse; II 94 e conoscendo . . . ciò essere per opera del peregrino avvenuto 21318 [alle got dem a l m e c h tigen d a n c k t e n vnd l o b t e n ] , do pey dez pilgram nit vergassen, wol erkanten, das es alles . . . ; QF. LXXXVI.

3



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Noch mehr Gewicht gewinnen solche Stellen und Zusätze, wenn man Arigos Uebersetzung etwa mit denen gleichzeitiger anderer Frühhumanisten vergleicht. Bei zwei Novellen sind wir hierzu glücklicherweise im Stande, bei der Geschichte von Guiscardo und Ghismonda (Gior. IV, Nov. 1) und der Griseldisnovelle (Gior. X, Nov. 10). Die erstere wurde von Niclas von W y l e als zweite der Translationen (ed. Keller, Stuttg. Litt. Ver. Nr. 57, S. 79—90) und von A l b r e c h t von Eyb, der sie in sein Ehebüchlein einfügte (Schriften z. Germ. Phil. her. v. Max R o e d i g e r , Bd. IV [1890]: Deutsche Schriften von A l b r e c h t von Eyb, her. von M. H e r r m a n n , Bd. 1: Das Ehebüchlein), die letztere von S t a i n h ö w e l verdeutscht und selbständig gedruckt. Alle drei Uebersetzer aber folgen lateinischen Zwischenstufen, und zwar Wyle und Eyb der Uebersetzung des L e o n a r dus A r e t i n u s (gedr. bei Manni, Istoria del Dec-ameron, S. 247 256), S t a i n h ö w e l 1 ) der lateinischen Uebertragung der Griseldiserzählung durch P e t r a r c h a . 2 ) Bei W y l e liegt für dieses Verhältnis dessen eigenes Zeugnis (a. a. 0. S. 79), bei Eyb der Nachweis von H e r r m a n n (Albrecht von Eyb und die Frühzeit des deutschen Humanismus, S. 287 ff.) vor. Da nun A r e t i n u s sich einerseits sehr treu an das italienische Original hält, andererseits die Vorlage für W y l e und Eyb die nämliche (eben Aretinus) ist, so liegt die Möglichkeit der Vergleichung zunächst zwischen A r i g o und W y l e Eyb hier nicht ungünstig. Auch S t a i n h ö w e l nennt seine Vorlage selbst, doch er bietet im allgemeinen viel weniger Vergleichungsfläche, da P e t r a r c h a stellenweise sehr frei verfährt, im Humanistenstyle ganze Reden einfügt u. dgl. m. Ich stelle im Folgenden stets B o c c a c c i o und Arigo entweder dem Texte bei P e t r a r c h a - S t a i n h ö w e l oder dem 1) Für St.'s Ueberlragung benutze ich einen Einzeldruck der Ulmer Stadtbibliothek, der mir durch die Freundlichkeit des Herrn Bibliothekars Müller überlassen ward. 2 ) Diese wird nach dem Einzeldruck Ulmae impressutn per Johannen Zeiner de Reutlingen anno domini 1473 citiert (Berl. Ex.).



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bei A r e t i n u s und W y l e - E y b gegenüber, damit A r i g o s Art deutlich heraustritt. Bocc. II 150 II quale (d. h. Tancredi) in tutto lo spazio della sua vita non ebbe più che una figliuola. Arigo. 247S0 dem [got] in allen seinen tagen von kinden nye mer dann eyn einige tochter g e b e n

A r e t i n u s (Manni S. 247): Hic toto vitae spatium sobolem nullam suscepit, praeter filiam unicam. W y l e a. a. 0. S. 80: Der selb hatt all sin lebtage kain kind ye gehapt, dann ain ainige tochter.

het. Sogar A l b r e c h t v o n E y b , von dem wir wissen, dass er ein Geistlicher war, begnügt sich zu schreiben (Dtsche. Sehr. ed. H e r r m a n n , S. 53): «genant Tancredus, der h e t t ein einige tochter, Sigismunda genant». Ferner: B o c c . : V 131 ma non lasciar per modo che . . . A r i g o : 661 13 doch bitte ich dich [ d u r c h got] das . . .

P e t r a r c . bl. 6 : unum quaeso, cura ne . . . S t a i n h . bl. 6 a : doch bit ich dich aines, hab sorg . . .

B o c c . : V 135 disse: e tu una camicia ne porta. Arigo:663ssNuwolan[imnamen gotz]sotrageinhemdemitdir.

P e t r a r c . bl. 8: et camiciam tibi unicam habeto. S t a i n h . bl. 10 a : so wol hin, hab dir das einig hemd.

Deutlich, man siehts, steht also bei Arigo Gott hinter all diesen Menschen in ihrer Trübsal und ihrer Freude, in ihrem Glücke und in ihrer Not. Er ist der Mittelpunkt ihres Daseins, mit ihm beginnen sie, ihn rufen sie an, er hilft, er leitet ihr Geschick, er waltet über ihnen und ihm bringen sie ihr Lob und ihren Dank. Und wie hier innerlich, so finden wir Arigo auch in deutlicher Beziehung zu den äusseren Einrichtungen und Formen des kirchlichen Lebens. Alles, was sich auf sie bezieht, gilt ihm heilig und göttlich. 3*



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Namentlich erhält dies letztere Beiwort regelmässig die. Einrichtung der Ehe, ganz der kirchlichen Anschauung jener Zeit entsprechend: I 262 per la sua legittima moglie la sposò 1615 er sie zu der götlichen ee nam; I 176 con lei avesse congiunto 10121 das er die . . . zu der götlichen ee gefüget; I 131 cosa che fosse contra le divine leggi 71 i e übertreten hat das gepot der heiligen [ee vnd] gesecz; I 254 per consumare il matrimonio 15516 der götlich ee ein genügen thet; II 205 marito e moglie segretamente divennero 282 18 sich bey de eynander der götlichen e verbunden; II 224 Io sono . . . maritata 293 23 ich bin . . . verheyret zu der götlichen e; III 40 adunque l'hai tu per marito 326 36 ir habt [vor gote vnd der weit] Marcho . . . für euern mane; III 32 e sposate le donne 320 26 iglicher die seinen zu der götlichen ee namen ; III 40 seconda la nostra legge di sposarla 326 29 nach kristenlichem gelauben zu der götlichen ee nemen; III 51 quivi si sposarono 333 25 zu der götlichen ee gäbe; III 58 sposò 338 27 zu der götlichen ee nam; III 41 la sposò 327 12 nam . . . die . . . zu der götlichen ee; III 88 prende per marito 358.2 zu der götlichen ee nam; III 87 fatta sposare la giovane 357 16 zu der götlichen ee gegeben; III 85 se ella lui vuol per marito 356 8 ob sy sein als er ir zu der götlichen ee beger; III 106 che io marito prenda 368 32 das ich zu der götlichen ee greyff; III 106 lei . . . . gli donarono 369 3 sy . . . zu der götlichen ee gaben; IV 59 mapiu rimaritar non si volle 495 18 vnd keyns mannes z u g ö t l i c h e r e mer begeret; V 67 che voi siate tosto guerita 623 21 gesuntheyt bald wider kom [vnd frölich zu götlicher e greiffen müget]; V 82 E quinci consumato il matrimonio 633 17 den [heyligen] matrimoni [vnd götlicher e] eyn genügen teten; V 70 fece sposare la Lisa 625 ]7 Lisa mächlet [vnd zu der götlichen e nam]; V 111 di maritarsi 650 9 wider zu der götlichen e e zu greyffen; V 78 ma tua moglie verrà nella mia camera 631 j in meiner kamern die ersten blumen der götlichen e mit ir abbrechen solt; V 107 senza rimaritarti



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647 1T vor dem dich keinem manne zu der götlichen ee verpindest. Aus der Griseldisnovelle wäre beizufügen: V 124 ne di prender moglie . . . alcun pensiere avea . . . il pregarono che moglie prendesse. 657 3 a e i n w e y b z e n e m e n n . . . keinen gedanck h e t . . . in patenn das er [zu g ü t l i c h e r ee g r i f f e vnd] ein weyb nem.

P e t r a r c . bl. 2 : ab ipsis quoque coniugii consüiis abhorreret...

V 129 A cui ella rispose: mio, si.

P e t r a r c . bl. 2 : me omnium, quos novissem, liberrimum iugo subiecisse coniugii. S t a i n h . bl. 2»: wann ir hand den aller fryesten d e m i o c h d e r ee vndertenig gemachet . . .

signor

659 3 6 Zusatz A r i g o s : [Aber ich unwirdige euer genaden zu d e r g ö t l i c h e n n e e nicht wirdig pin].

S t a i n h . bl. l b : er besorget sich vor dem band der gemahelschafft v n d d e r ee . . .

P e t r a r c . bl. 3 : delectabar omni modo libertate que in coniugio rara est. S t a i n h . bl. 2a: . . . ganczer fryhait gefröwet, die gar selczen in d e r ee erfunden würt.

Neben den Ausdrücken, in denen die «götliche ee» erscheint, kommen natürlich auch andere bei Arigo vor, wie 666 3ß verheyret, 66 6 3 7 zu einem weybe gab 70 29 sie mächlet, elichet vnd sponsiret etc. doch viel seltener. Ebenso werden kirchliche Einrichtungen oder Persönlichkeiten stets in geistlichem Sinne besonders herausgehoben, ja auch an und für sich ganz weltliche Dinge, z. B. die Wochentage, werden «heilig», wenn sie kirchlichen Zwecken dienen. I 59 al pastor principale 30 37 dem heiligen v a t e r dem pabst; I 130 al papa 70 6 zu dem [heiligen v a t e r dem] pabst, ebenso I 131 = Tlj; I 62 dare il battesimo 32 2 1 die [heiligen] tauffe geben; I 62 ammaestrare nella, nostra fede 32 27 den [heiligen] kristenlichen gelauben enpfing; I 133 il papa . . . gli licenziò 72 2 4 der [heilig v a t e r



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der] pabst . . . in vrlaub gäbe; I 132 il papa si maravigliò 726 auch den [heiligen vater den] pabst frömde daucht. Griseldisnovelle: V 134 per concessioni fattami dal papa. 662 3 , durch gescheffte vnd verhengung [ v n s e r s h e i l i g e n vaters] des pabstes . . .

P e t r a r c . bl. 8 : et Papa consenta. S t a i n h . bl. 9»: vnd d e r P a b s t vrlob gyt.

Ferner: I 264 domane e venerdì e il seguente di sabato 161 34 pisz morgen der [heylige] freitag ist vnd zu hant darnach der samstage volget; I 264 senza che 'l venerdì 1613e sunder den [heiligen] freitage; I 264 E il sabato usanza è . . . di lavarsi la testa 162 4 So ist an dem samstage der frawen gewonheit ire heubter ze waschen • [. . . vnd reyne auf den heiligen sontag ze machen]; I 264 e sogliono digiunare . . . e da indi in avanti per onor della sop-awegnente domenica 162e Auch . . . sein, die an dem [heiligen] samstage . . . fasten, darnach den [heiligen] sonntag . . . ; I 267 aspettarono la domenica 162 34 des [heiligen] sontags warten waren; I 265 quivi quando noi saremo domenica adunati 16219 do wir den heiligen tage . . . vertreiben mügen darnach den montage . . . (der Montag hat also hier nicht die Bezeichnung «heilig»); 1147 andare in paradiso 184 33 in daz [heilig] paradeiz [vnd ewig leben]; III 213 la festa de Natale 430 6 die [heiligen] weynachten; III 213 voleva andar la mattina della Pasqua 430 7 an dem heiligen morgen wölt gen metten gen; III 214 venuta lamattina della Pasqua 430 24 do nun der heilige morgen komen waz; III 109 offenderò le leggi 371 12 die [götlichen] gesetze der ee überginge; III 110 delle piaghe di san Francesco 371 21 der [heiligen] fünf wunden sand Francisco; I 68 il vigor del quale (d. h. des Mönches) 35 35 dem [in seinem heiligen leben] das fasten nicht schedlich gewesen waz; I 264 sostenne passione 16137 tode an dem [heiligen] kreucze enpfinge; V 24 e riconciliato 594 37 der pabst im alles vergab [das er wider die heyligen kirchen



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begangen het] ; I 46 ricomperò col suo prezioso sangue 233 mit seinem heiligen tode [an dem galgen des heiligen kreuczes] gekauft hat. Diesen Zusätzen entsprechend arbeitet Arigo schon vorhandene geistliche Färbungen noch breiter heraus: I 170 Domeneddio abbondantissimo donatore 10327 got [der alméchtig, der aller güte] ein überflüssiger geber ist; I 180 come conoscenti del ricevuto beneficio, amici di messer Domeneddio 104 85 got [den almechtigen mit andacht] stäcz lobten vnd der enpfangen dinst danckten; I 229 ringraziò Iddio 135 26 got dancket [eret vnd lobet]; III 158 vi si guardia de 'buoi etc. 401 5 auch behüte euer vich, kü, kelber . . . vor allem vngelück beware lange zeit auf erden [vnnd nach disem leben ,eu"ch erwerbe das ewig lebenn]; III 106 terminò gli anni suoi 369, lange . . . lebten [vnd nach disem leben got wolle sy besessen haben das ewig leben amen]; II 111 Iddio che vi dm il buon anno e le buone colende oggi e tuttavia 224 g ich got stäcz pite, das er euch gebe, wes ir begert [vnd der heylig sant Benedett s t e r c k e euch in euer heilickeit] vnd verleiche euch vnd mir ein ander fart das ewig leben: III 200 ad insegnare il paternostro 421 n den paternoster [vnd ave Maria] zu lern; V 13 a raccontar deUa magnificenza 587 29 der mächtigen grossen milten herrlicheyt der liebe; I 61 di Cristian farmi 32 19 ein Kriste [vnd nicht mer ein Jude] zesein; I 67 aver l'anima salvata 35 2g sein sele heyle machet [vnd zu einem Kristen machet]; I 61 lo Spirito santo 3215 [got der vater sun vnd] heiliger geist; I 130 nostro signore era effigiato 70 27 vnsers hern marter; V 42 io ti giuro per quello Iddio che forse già di lei innamorar mi fece 6 0 7 u ich schwere euch bei dem der [uns alle geschaffen hat vnd] mich in sy enczündet hat; I 209 servai il lor costumi 12336 ich [iren gelauben vnd] ire gesecze; I 58 e qui vi vedere colui il quale tu di che è vicario di Dìo in terra 30 1S gen Rome den pabst ze sechenn, den du sprichst [er euer got hie auf erden]

— 40 — vnd got [ d e s h e r n ] vicari sey; I 1 7 3 ü nel suo debito luogo riducere 99 2 3 dein gutem vnd frölichem ende pringen [ v n d s e c z e n ] ; I 6 3 si come la sciocchezza ( = 3 3 4 als vnser b ö s e s g e w i s s e n ( ! ) . . .

tuo onore e 'l mio vnd mein ere zu in e w i g e n fride Thorheit) . . . trae nimet.

W i e stark verbreitert tritt ferner das Geistliche heraus in der folgenden Stelle, während die «cosa tediosa» weggeblieben oder vielmehr gerade in ihr Gegenteil verkehrt ist: I 264 venerdì e il seguente dì sabato, Giorni per le vivande, le quali s'usano in quegli, alquanto tediosi alle più genti, senza che 'l venerdì, avendo riguardo, che in esso Colui, che per la nostra vita morì, sostenne passione è degno di reverenza, perche questa cosa . . .

161s4 wie pisz morgen d e r [heilige] freitag ist vnd zu hant dar nach der samstage volget [dise t a g w i r e r e n v n d l o b e n s ü l l e n ] sunder d e n [heiligen] freitage; an dem vmb vnsers heiles willen got [vnser h e r r e v n d s c h ö p f e r m a r t e r vnd] tode [an d e n h e i l i g e n k r e u c z e ] enpfinge; [ d a r u m b s ö l i c h e r t a g e got zu e r e n v n d l o b e a l l e r e r e n w i r d i g i s t , vnd] ich das wol gethun vnd erben schäcz . . .

Ein grösserer Zusatz geistlichen Inhalts steht auch in der Uebersetzung des Fd V. FdV ed. Ulrich, 1890, S. 8: con fo Eva che danpno e con fo la vergine gloriosissima Madonna Santa Maria, 1) che >

A r i g o Ms. S. 15: daz Eva was vnd durch irer sünde willen wir alle tötlich sein [vnd v e r d a m p t [16] In die e w i g e n pein, wan hatte Eva nicht gesundet, wir alle seilig w e r e n pey d e n f ü s s e n v n s e r s hern Jhü xpc vnd vmb der g r o s s e n s ü n d e

1) In der Ausgabe von G e l l i S. 20 steht: cosl fer Santa Maria . . . , in dem Texte abgedr. Ztschr. f. rom. Phil., Bd. 19 (1895) S. 239: la vergine Maria . . . Ueber das Verhältnis dieser Texte untereinander und zu A r i g o vgl. D r e s c h e r , Ztschr. f. dtsche. Phil., Bd. 31 (1899) S. 336 ff.



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— d e r f r a u e n w i l l e n er v n s hat w i d e r c h a u f t mit vergissung seines heyligen p l u t e s an dem galgen des h e y l i g e n creuces].!) Aber auch wir sprechen mügen von der frauen chomen sey vnser heyle, wan er sich selbes in junckfrauen leybe verschlösse.

Wieder mit der aufgezeigten Neigung im Zusammenhange steht es denn auch, wenn Arigo weltliche Ausdrücke, Ausdrücke der Laien durch Wendungen wiedergibt, wie sie dem Geistlichen näher liegen müssen. Solcher Art sind: I 66 che quando a morte venisse 34 19 wen got ü b e r in g e p ü t e vnd zu s e i n e n g e n a d e n n e m ; I 203 s 'egli avvenne che io muoia 119 19 ist sach, das got über m i c h gepeut; I 203 Se di queste due cose voi mi darete intera speranza, senza niun'dubbio n'andrò consolato 119 26 gewert ir mich diser czweyer pete hie auf e r d e n , on czweifel ich frölich zu der a n d e r n w e i t faren; I 181 quello che per noi si faccia 105 lä wes wir uns [in d i s e r w e i t e ] halten süllen; III 108 lasciando il cattivo uomo . . . stare con la sua disonesta 370 7 mit seiner vnzucht [zu der helle] faren lasset; III 99 e morissi 364, g palde zu der a n d e r n w e i t fure; II 177 grandissima noia 264 30 grosse p e i n vnnd m a r t e r ; I 186 non conoscendo o sappiendo dove si fosse 107 25 nicht west, wo sie was [vnter h e y d e n oder c r i s t e n ] u. s. w. i) Der letzte Teil des Zusatzes in dem Fd V stimmt wieder vollständig mit einer schon oben S. 39 citierten Stelle des Decameron überein, nämlich I 46 la quale il mio Salvatore ricomperò col suo prezioso sangue, die A r i g o übersetzt hatte 23a «die mein heiler vnd Schöpfer m i t s e i n e m h e i l i g e n t o d e [an d e m g a l g e n d e s h e i l i g e n k r e u c z e s ] gekauft hat ». Wir haben also wiederum einen Beleg für wörtliche Uebereinstimmungen zwischen Dee. undFdV, wie andere schlagende schon F. Vogt a. a. 0., Ztschr. f. dtsch. Phil., Bd. 28, S. 481 f. nachgewiesen hat. Da die Stelle im Dee. dem Originale gehört, im Fd V aber nur Zusatz ist, so lässt sie sich für die Chronologie beider Uebersetzungen verwerten (s. später).



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Direct in einen geistlichen Gedankenkreis werden wir auch durch die Uebersetzung folgender Beispiele geführt, in denen bei B o c c a c c i o gleichmässig der Arno erscheint: III 133 Adunque disse il famigliare: A cui mi manda? Rispose Cisti: ad Arno, IV 196 del pesce d'Arno fritto und IV 175 tutta l'acqua d'Arno non ci laverebbe. Im ersten Falle wird ein Unbescheidener, der mit einem allzu grossen Gefäss Wein erbittet, auf den Arno verwiesen, wo er sich Wasser holen könne, im zweiten handelt es sich um ein Gericht bei einer einfachen Mahlzeit: gebackene Arnofische, im dritten ist von der Sünde der Buhlerey die Rede : wenn sie offenbar würde, könne das ganze Wasser des Arno das Vergehen nicht wieder wegspülen. Im ersten und zweiten Falle übersetzt Arigo nach seiner Neigung, den Text von italienischen geographischen Bezeichnungen zu entlasten 385j «Nun wo schicket er mich dann hin, sprach der knecht. Dem Cisti bald antwurt vnd sprach: czu dem b a c h vnd g r o s s e n w a s s e r » und 576 8 «nach dem e t l i c h e k l e i n e p a c h f i s c h l e i n » , im dritten Falle aber, wo es sich um eine Sünde handelt, regt sich der Geistliche, der Arno verschwindet zwar auch, aber — der Jordan erscheint: 56412 «alles dasz wasser in dem J o r d a n vns die s ü n d e v n n d s c h ä n d e nicht abe waschen möcht». Ebenso wird die Aufforderung IV 102 io il vi dirò . . . che voi per la croce di Montesone mi giurerete, vielleicht veranlasst durch das Medium des «Schwörens», das ja Arigo gern bei Gott und den Heiligen besorgt, übersetzt mit: 521 12 «pey dem kreucze von m o n t e Syon sweret». Hierher will ich auch die folgenden Beispiele setzen, in welchen der politisch-weltliche Gegensatz von Herren und Unterthanen, Hoch und Niedrig, Hofmännern und Privatpersonen sich in die dem geistlichen Empfinden näher liegende Gegenüberstellung von Reich und Arm verwandelt : I 42 dalle private persone, alle quale assai sovente facea ingiuria, e della; corte, a cui . . . 20 27 die vnrecht, die er verpracht vor gericht w i d e r a r m e leutt.

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Griseldisnovelle : In der Ueberschrift steht V 122 da prieghi de 'suoi homini 6577 von s e i n e r a r m e leut pete; V 124 ai tuoi uomini non piacendo. 657al sunder s e i n arme l e u t e des grossen vnmut hetten.

P e t r a r c . b l . 2 : egre populi ferebant. Steinh. bl. l b : davon s y n v o l k fast betrübet was.

V 130 verso i sudditi del marito 660,j wider ires hern arme leut. V 130 i suoi uomini. 660,6 wie sich seine arme l e u t e ab ir vnd im klagten. V 131 i sudditi. 661, sein armen leute.

V 133 i sudditi. 662 u Auch s e i n arme nicht anders glaubten.

P e t r a r c . bl. 5: at meis nobilibus non ita. S t e i n h . bl. 5»: aber m y n e n e dein nit so lieb . . . P e t r a r c . bl. 5: nobilibus. S t e i n h . hat an diesen Stellen den Begriff «volk» u. dgl.

leut

Petrarc.: — S t e i n h . bl. 8»: sich machet s e i n e n v n d e r t a n e n argwonig.

Wie die Einrichtungen der Kirche und des kirchlichen Lebens sind auch für A r i g o die sittlichen Begriffe Ehre, Recht und Gesetz «heilig» oder «göttlich», und er liebt es, dahingehende Zusätze zu machen. I 173 avvenga che sconvenevole a te a lei, amistà prendesti 99 ää euer peyder liebe vnd freundschaft w i d e r [alle g ö t l i c h e ere und] r e c h t gewesenn ist; I 233 che per lei a gran torto . . . 13832 das grosse [ v n g ö t l i c h ] unrecht; I 131 contra l'onore del real sangue del padre mio 7117 vnd wider daz küniglich plut meines vaters ere [vnd g ö t l i c h e r e c h t ] gethon hette; nach I 234 e vostro padre sono hat Arigo den Zusatz 1393S [damit wir wider in vnserm stant vnd herschaft komen mügen, der i c h . . . w i d e r g o t vnd r e c h t enpfremdt gewesen]; III 50 il lor desiderio è onesto 333 J8 des sie begern ist e r l i c h [vnd götlich]; III 125 quante e quali beffe elle fanno a' mariti 380 20 vnd die irem



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manne [ w i d e r g ö t l i c h e r e v n d r e c h t ] nit was verporgens gethön habe; III 150 che essa solamente le donne tapinette ( = elend) constrigne 395, g die frawen vnd nicht die man dem gesecze sollen verbunden sein [ d a s i s t ye w i d e r g o t v n d r e c h t e ] ; IV 93 hai fatto male 5 1 6 27 du hast sere übel gethon [vnd i s t w i d e r g o t v n d g ö t l i c h r e c h t ] ; V 77 quanto questo gli si sconvenisse 629 2g eyn soliches im nit zustünd zetun [vnd w i d e r a l l e g ö t t l i c h e r e c h t w a r ] etc. Eine ganz besondere Vorliebe zeigt A r i g o ferner für die Ausdrücke «trösten» und «stärken», weit über das hinaus, was ihm etwa der italienische Text mit dem Worte confortare in seinen verschiedenen Anwendungen bot. Trost und Stärkung nennt A r i g o in allen möglichen Situationen, auch Stellen, die mit ihrem Wortlaut eine solche Wiedergabe gar nicht veranlassen, werden unter Zuhilfenahme jener Ausdrücke übersetzt. Trösten und stärken aber — ist gerade die Aufgabe des Geistlichen. confortare : I 206 non vi sconfortate prima che vi bisogni 121J 5 [tröst euch vnd seyt g u t s m u t s ] , nicht entröst euch on note; I 188 confortandole 109 4 p a t t v n d t r ö s t e t ze behalten; I 200 riconfortata 117 22 stäcz g e t r o s t was; II 163 levatosi a suo conforto 256j sy anhub c z e t r ö s t e n ; II 63 fu un dì assai confortato 194 30 daz in etliche s t r a f t e n v n d t r ö s t e n ; II 140 di riconfortarsi alquanto 180 32 gar g r o s s e n t r ö s t e énpfangen; II 107 confortatala 221 5 mit worten s t e r c k e t v n d t r ö s t e t ; II 110 confortati 2 2 3 u gehabe dich w o l v n d t r ö s t e ; II 130confortandolo 236 so in s o l c h e r m a s z t r ö s t e t ; II 225 e confortati 133 13 S c h l a h e v o n d i r alle deine vngemute v n d t r ö s t d i c h ; II 256 confortare 156 27 f r e u n t l i c h e n t r ö s t e t ; II 194 gli confortava 275 2fi des er sy vor getrost hete; III 22 confortava 314 19 in t r ö s t e t v n n d s t e r c k e t ; III 24 non ti sconfortare 315 29 t r ö s t e u c h ; III 149 confortata al negare 394 29 g e t r ö s t e t w a s z e l a u g e n ; III 151 confortandogli il podestà 396 6 d e n r i c h t e r t r ö s t e n , eyn soliches . . . rechte abzenämen; IV 82 confortò 510, g u t e n t r o s t empfieng; V 20 prendetele e confortatevi



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592 2 3 nämet hin, esset vnnd trinckedt, t r ö s t euch und seit guts muts; V 33 confortò 601 ä in t r ö s t e t vnd s t e r c k e t ; V 55 confortandolo a maritarle 616 4 in t r ö s t e t bald männer zegeben; V 73 confortarono 6 2 7 n s t e r c k t e n vnd t r ö s t e n ; dann 108 2 4 ; 112 2 7 ; 115 3 3 ; 156 30 ; 264 3 8 ; 315 3 6 u. s. w. u. s. w. consolare: II 120 e me consolare 230 1 0 helffen vnd t r ö s t e n möcht; V 62 dove egli la credea consolare 620 ] 9 dann t r o s t vnd hilff gab, wo er sy domit t r ö s t e n meynet; V 73 da racconsolarti lor due 627 9 t r ö s t e n vnd sein leyde klagen solte; confermare: II 67 la vi confermò e fece la fede maggiore 197 19 ir meinung t r ö s t e t vnd in irem gelaubenn stäcz s t e r c k e t ; II 41 confermò la divozion di costei 181 ä t r ö s t e t ir guten andechtikeit; commendare: I 188 commendarono 109 8 trösten vnd lobten; II 37 e commendato molto 178 18 anhube die frawen zu t r ö s t e n , lobet vnd s t e r c k e t ir gute meinung; II 126 le commondò la sua buona disposizione 234 2 9 sie ir guten meinung s t e r c k e t vnd t r ö s t e t ; Andere Wendungen; Zusätze Arigos: I 51 A cui il frate disse 26 5 der gute man in t r ö s t e t ze sagen; I 206 di mi alcuna cosa sentita 121 S3 von mir ye vernomen habest [Antiogino sie von neuem s t e r c k e t vnd t r ö s t e t ] ; I 187 riconfortate le donne 108 12 labet [vnd t r ö s t e t ] ; III 257 riconfortato 458 2 4 labet [vnd t r ö s t e t ] ; V 94 ricreatolo 640 2 6 labet [vnnd stercket]-; I 186 quivi tutta sóla si vedeva 107 2ä sich alleine [on alle mans t r o s t ] sache; II 90 che di speranza di futura salute 211 6 als einer der in t r ö s t e n wölt; II 93 di riconciliarsi pienamente col suo Tedaldo 212 S4 sich mit irem Thedaldo t r ö s t e n möchte; I 218 cominciò a morder così folle amore 128 23 ir vnmessige liebe begunde ze straffen [do pey aller zucht vnd eren t r ö s t e n ] ; II 107 per modo di visitazion 221 3 in geleichnüss die frawen zu t r ö s t e n ; II 192 da doversi . . . vedere e toccare 273 S6 sy in kürcze eynander sehen anrüren [vnd sich ir brinnende liebe t r ö s t e n wöltten]; II 228 riconfortandola le donne e dicendole



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che su si levasse alquanto 29526 n a c h l a n g e m t r ö s t e n zu ir sprachen, das sy auff von dem toten stünd [vnd sich t r ö s t e t ] ; III 39 le lodò molto 325 33 [ t r ö s t e t . v n d ] lobet; III 72 la mia speranza 34726 [ t r ö s t e und] hoffnung; III 81 poiché tu così mi prometti 35237 seytmal du [mich e i n s s o l c h e n t r ö s t e s t vnd] mir das versprichest; III 105 costretta a maritarsi 3682ä g e t r o s t (!) warde wider einen man ze nemen; III 29 l'usate forze ripigli 318S3 deinen verloren [ t r o s t v n n d s t e r c k e ] wider enpfahest; III 257 ed essendo . . . visitata 458 30 CZU im . . . gienge [die f r a w e n c z e t r ö s t e n ] ; III 266 11 che udendo, tutto mi rassicurai 464, desselben s e i n e n t r ö s t e n ich grossen t r o s t n a m ; III 204 non solar mente cominciò a commendare, ma a sollicitarlo . . . 42426 [nicht alleine lobet sunder in des tröstet], mit grossem lust offte lobet; V 28 alcuna speranza 597 30 [ t r o s t vnd] hoffnung; V 68 aiutata 624, von einer hoffnung [ g e t r o s t vnd] geholffen was; V 79 udendo così parlare 6315 seinen freund . . . [in seinem t r o s t so züchtigklich] reden vernarne; V 94 ricreatolo 64026 labet [vnnd s t e r c k e t ] ; IV 82 che pure a crudel fine riuscivano le parole 509 33 keynes trostes mer von im hoffet; IV 82 il sol sentirai temperato 50932 vnd hast weder hicz noch frost [das ist mein r a t vnd dein t r o s t ] ; IV 139 abbracciandolo e basciandolo 541 22 in [ t r ö s t e t ] halsset vnd küsset; IV 152 ma da fervente amore aiuto 549 J7 von der vnmessigen liebe [ g e t r o s t vnd] beczwungen; V 63 e appresso commendandoti di si alta impresa 62115 nachdem sy irer hohen liebe [ s t e r c k t ] l o b t [vnd t r ö s t ] ; V 21 si ricreo 5938 sich . . . t r ö s t e n warde; V 115 visitarmi con lettere 6522S mit euren prieffenn t r ö s t e n ; V 111 fu cominciata a sollicitare di maritarsi 650 8 g e t r o s t vnd g e s t e r c k e t warde wider zu der [götlichen] ee zu greyffen; V 66 di questo fu la giovane tanto lieta e tanto contenta 6223ä also g r o s s e n t r o s t enpfìng»; ja wie sehr diese Worte Arigo in Fleisch und Blut übergegangen waren, zeigt die Stelle I 46, wo ein Geistlicher einem Sterbenden die letzte Beichte abnimmt. Von dem, was der Sterbende sagt, heisst es «parvongli



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(d. i. dem Geistlichen) argomento di bene disposta mente ». Arigo macht einen in der vorliegenden Situation ganz unpassenden Zusatz 23 5 «in daucht daz wern alles zeichen gutes vnd seliges menschen [in t r ö s t e t vnd s t e r c k e t also hinfür ze tun]». Nur im Verfolg des bisher umschrittenen Gefühls- und Gedankenkreises ist es dann auch, wenn in deutlich beabsichtigter Weise auch das Moralisierende heraustritt, wenn zur Tugend gemahnt, das Gute gepriesen, das Schlechte verdammt wird. Natürlich ist ein solcher Zug B o c c a c i o gänzlich fremd. Grössere Stellen sind in diesem Sinne von Arigo sogar frei hinzugefügt und in manchen glaubt man direct den Ton eines eindringlichen, entrüsteten Kanzelredners zu spüren. So wenn A r igo ein einfaches I 41 a chiesa non usava giammai drastischer und packender wiedergibt: 2 0 J J «er fioche die kirchen als der teuffei das kreucze, kom gar selten darein oder gar nimer», ebenso I 41 le taverne e gli altri disonesti luoghi visitava volontieri e usavagli 20 18 die tafern waz sein gotzhausz vnd [an] alle andere v n e r s a m e ende sein wonung hat, do kam er selten ausz!», oder wenn er das einfachere I 41 bestemmiale di Dio e di santi era grandissimo mit Ausführungen vermischt, mit denen ein Prediger ängstliche Seelen wohl schrecken konnte 20 13 er was ein grosser schelter vnd flucher gotz, aller seiner heiligen [vnd himlischen here, er were zu tausentmalen des tage dez feuers wirdig gewesen]. Dagegen lobt er die Tugend: V 138 perciocché savia mólto la conoscea [d. i. Griseldis] 66 5 28 an dem als ein wevse fürsichtige frawe thet [Auch wolle erkante (d. h. der Markgraf) ein s o l c h e s an ir von nicht anders bekomen mochte, dan allein von der tugent der gedulte, kein ding sy czwange mitleydig vnd gedultig zu sein, dann alleine ir grosse tugent.] Ebenso von der Vorlage abweichend: I 131 il cui valore son degni di . . . gran donna quantunque forse la nobilità del suo sangue non sia così chiara come è la reale 71 24 «das plute nyemant



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den adel geyt, als i r w o l w i s t ; S u n d e r a l l e i n d i e t u g e n t den geyt Darum er mir für alle andere man liebet.» Besonders wendet er sich gegen den Geiz, der ja schon nach Salomons Weisheit die Wurzel alles Uebels war: I 86 che novità è oggi nett 'anima m' è venuta; che avarizia? 46 29 waz neuen dinges auf disen dage . . . mein gemüte also betrübet helt vnd mich wider disen armen in geitikeit [der t ö t l i c h f e i n t ich alle mein t a g g e w e s e n pin] haltet . . . vnd das meine . . . [der g e i t i k e i t zu l e y d e ] ich mit geteylt hab. Oder I 135 al quale non bastando la sua ricchezza 748 der sich [als der g e y t i g e n g e w o n h e i t ist] an dem, daz im got geben vnd beschert het nicht genügen Hesse » ; in gleichem Sinne gewendet erscheint der Schluss von Giorn. X. Nov. 8 (V 98): Desiderino adunque gli uomini la moltitudine de 'consorti, . . . fratelli . . . figliuoli . . . e non guardino, qualunque s' è l'uno di questi, ogni minimo suo pericolo più temere, che sollicitudine aver di tor via i grandi del padre o del fratello o del signore, dove tutto il contrario far si vede all' amico. Arigo 641 31 : Darumb, ir manne, bedencket volget nach in rechter liebe vnd freuntschafft den czweyen freunden [flicht n e y d e h a s s vnd g e y t i k e i t n e m e t zu e u c h die edeln t u g e n t d e r m i l t i c k e i t ! Als der küng v o n H i s p a n g n a , der m i l t e N a t h a n , der r i t t e r G e n t i l e von Boloni t h a t e n , also a u c h ir t h u t ] . Ebenso: III 34 mentre che di transricchire cercavano 32129. Aber mer dann reichtum suchen ging [vnd im g e s c h ä h e als dem der m e r b e g e r e t d a n n im not ist dem s e l b e n alweg gern e d a n n einem a n d e r n ze r i n t vnnd m y n d e r wirt] . . . Almosengeben und barmherzige Gesinnung werden betont: III 242 una povera femmina . . . a cui la donna voleva gran bene 14518 der erbern frawenn mit irem armen dienst zu liebe warde [darumb sie ir zu zeiten was g ä b e vnd d a s a l m u s e n zu z e y t e n n e n p f i n g e ] ; I 13 le uomini e donne abbandonarono ö 25 der man liesse weybe vnd kinde. Die frawe mann vnd kinder. [Do h a t a l l e l i e b e v n n d



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f r e ü n t s c h a f f t ein e n d e , a l l e b a r m h e r c z i k e i t waz verschwunden]. Ebenso lässt er am Schlüsse des zweiten Tages die Gelegenheit nicht vorübergehen, auf die S o n n t a g s h e i l i g u n g besonders hinzuweisen: I 264 e da indi in avanti per onor della soprawegnente domenica da ciascuna opera riposarsi: per che non potendo così a pieno in quel dì l'ordine da noi preso nel vivere seguitare 162 7 _ lä Darnach d e n [heiligen] s o n t a g e mit grossen ereri vnd reverencz feyern [alle t a g e in dem gocz d i e n s t e a n d e c h t i g s e i n von a l l e n i r e n p ö s e n w e r c k e n l a s s e n vnd sich zu den g u t e n k e r e n , d a n n d e r s e l b i g t a g got dem h e r r e n allein e r d a c h t ist, d a r u m b m a n in p i l l i c h e r e n v n d l o b e n soll], also auch denselben tage wer mein sin vnd meinung wir erten . . . Desgleichen wird G e b e t und G o t t e s v e r e h r u n g e m pfohlen : I 56 così lieta siamo sani e salvi, servati, lodando il suo nome nel quale cominciata l'abbiamo 283ä [ d a r u m w i r zu im r ü f f e n vnd s c h r e y e n s ü l l e n , er u n s s e i n g e n a d e vnd p a r m h e r c z i k e i t m i t t e y l e ] , vns vnsern gesunt verleiche [vnd n a c h d i s e m leben daz ewig l e b e n ] , damit loben des namen, in dem wir her komen sein. Eine Vorbereitung zur Beichte wird in dem FdV breit in einem Zusatz ausgemalt: FdV. ed. Gelli S. 80 ( = ed. Ulrich S. 47; Ztschr. f. rom. Phil. Bd. 19 S. 433) heisst es übereinstimmend mit den andern Texten bloss: ch'avea fatto tutti i mali del mondo si andò a confessarsi da un romito. Arigo Ms. S. 103: man list. . . von einem übeltater, der vii grosser übel vnd pöser wercke- verpracht hatte sein tage [ d a r n a c h doch sich p e d a c h t e wie er w i d e r c h o m e n m ö c h t e zu der g e n a d e des a l m e c h t i g e n s c h ö p f e r s , ] Er zu einem eysidel chome, [der wol pey d r e y s s i g j a r e n In dem h e y ligen l e b e n g e w e s e n w a s e vnd] dem er peichtet [vnd sein s ü n d e o f f e n w a r e t . . .] QF. LXXXVI.

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W a h r h e i t s l i e b e wird eingeschärft: IV 171 perciocché il partirsi dalla verità delle cose state nel novellare è gran diminuire di diletto negl'intendenti 562 J5 aber von der [ r e c h t e n ] warheit abe zesten der geschehen dinge [ w e d e r v o r got n o c h der w e i t e wol g e t u n ist] den weysen ir freude mindert [ w i d e r alle g e r e c h t i k e i t ist]. — Aber noch von einer ganz anderen Seite her kommen wir ebenfalls auf einen geistlichen Uebersetzer. Giorn. III Nov. 2 wird eine schlüpfrige Geschichte von der Königin Theodolinde von der Lombardei erzählt. It. II, 27: « Agilulf, re de' Longobardi, sì come i suoi precedessori in Pavia, città dì Lombardia, avevan fatto . . . avendo presa per moglie Teudelinga, rimasa vedova d'Autari, re stato similmente de' Longobardi . . . » Arigo übersetzt 171 30 : «Es was ein künige in L a m p a r t e n g e n a n t G u l f r e d e [vgl. it. (A)G(il)ulf, re de'], des fordern iren stant vnnd regiment in der s t a t P a v i a gefürt hetten; der h e t eines a n d e r n k ü n i g e s t o c h t e r zu e i n e m w e y b e , ein schöne wolgeczirte frawe . . . » Während er also den Namen des Königs und seines Reiches deutlich erkennen lässt, wird hier und weiterhin jede Nennung Theodolindes eliminirt. Warum die verschiedene Behandlung? Nun, Theodolinde von der Lombardei ist eine Frau von hervorragender Frömmigkeit gewesen, in der Geschichte der Ausbreitung des Katholicismus in Italien spielte sie zu ihrer Zeit eine hervorragende Rolle. Ein Kalendertag ist ihrem Andenken gewidmet, in Rad er s «Bavaria sancta et pia» wird sie mit aufgeführt. S t a d l e r i. s. Heiligenlexikon gibt an, dass sie von Einigen mit dem Titel «selig» beehrt werde. J o c h a m (Bavaria sancta, Leben der Heiligen und Seligen des Bayernlandes. München 1861) I, 95 bezeugt auch für Oberitalien ihre allgemeine Verehrung. Da aber eine kirchliche Heiligsprechung nicht stattgefunden zu haben scheint, so setzten die Bollandisten (Acta Sanct. Boll. II, 388) sie unterm 22. Januar wenigstens zu den «Uebergangenen». Bei dieser Sachlage ist die Entfernung von Theodolindens Namen hier begreiflich, der geistliche Uebersetzer nahm bei dem kirchlichen Rufe dieser



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Fürstin Anstoss, diese in einem solchen Zusammenhang, wie ihn B o c c a c c i o vorführt, zu nennen. Im Gegensatz hierzu hat ein anderer Dichter, dem solche geistlichen Rücksichten sich nicht aufdrängten, Hans S a c h s , den Namen der Königin in einer ähnlichen sagenhaften Erzählung ruhig stehen lassen (vgl. hierüber und über den Zusammenhang beider Ueberlieferungen Drescher, Hans Sachs und die Heldensage, S. 60 ff.: Die Sage von der Königin Theodolinde). Nun aber war Theodolinde eine bayrische Prinzessin, und die kirchliche Erinnerung an sie beschränkt sich für Deutschland auf Bayern. War also A r i g o , wie oben gezeigt ist, ein Deutscher, dann weist uns die Wiedergabe dieser Stelle wiederum für seine Uebersetzung nach Bayern (s. oben S. 27 f.). Eine andere Wahrnehmung sei angeschlossen, die eigentlich von unserm Thema etwas abführt, die aber doch interessant genug ist, um hier angemerkt zu werden, da sie Fragen zur Stylgeschichte der vorlutherischen und der lutherischen Bibelübersetzung anregt. Es kommen bei Arigo, so seltsam es vielleicht im ersten Augenblick für eine Dekameroneübersetzung klingen mag, verschiedene Wendungen vor, die augenscheinlich deutschen Bibelübersetzungen angehören, und die sich dann auch in L u t h e r s Bibelübersetzung finden. Ihr Vorkommen im deutschen Dekamerone würde sich aus Arigos geistlichem Charakter wohl erklären. Aus dem Umstände aber, dass sie auch bei Luther so erscheinen, darf man, in Anbetracht der Verschiedenheit des Ortes und der Zeit für Arigo und L u t h e r , vor allem aber aus der so gründlichen Verschiedenheit des Charakters beider Uebersetzungen, den Schluss ziehen, dass sie in der Geschichte der Bibelübersetzungen schon vor L u t h e r feststehende oder geradezu formelhafte Wendungen waren. Dies wird weiter bestätigt durch eine Vergleichung mit den ersten deutschen Bibeldrucken; aus deutschen Bibelübersetzungen des fünfzehnten Jahrhunderts hat dann A r i g o zweifellos jene Wendungen überkommen.



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Da ist zunächst das beteuernde «warlich» = àutiv [Xé-fw ù|iìv], sowohl allein oder auch in der für das Johannesevangelium charakteristischen Doppelung «warlich, warlich» = duf|v, dui^v X^yuj ùuw\ B o c c a c c i o gibt zu dieser Art von Beteuerung nicht den geringsten Anlass. III 112 Pietro rispose: non l'àbbiam noi assaggiata 373 2S Er ir antwort und sprach: w e r lieh, weybe, wir haben sein nit pissen versucht; III 138 Chichibio le rispose cantando e disse: voi non l'avrì da mi 388 5 Chichibio ir antwurt und spräche, W ä r l i c h des thu ich nicht; III 109 Questo non èdasofferire 371 3 W e r l i c h , w e r l i c h , ich sol im das nitt lenger vertragen; III 245 ma alla fè di Dio, se me ne fosse creduto . . . 451 6 "werlich, w e r l i c h , gelaubet man mir, man gebe im . . .; IV 51 disse Calandrino: egli è come io ti dico. Deh, disse Bruno, può egli essere? Per certo, disse Calandrino 491 16 Calandrin sprach: im ist w ä r l i c h als ich dir sage. Do sprach Bruno, mag es gesein? W ä r l i c h , w ä r l i c h sprach Calandrino, ja es ist leyder war . . .; IV 176 per lo corpo di Dio, se tu ci rechi la ribeba . . . 564 37 w e r l i c h , ich sprich und swer pey demleichnam gotz . . .; IV 177 per lo verace corpo di Cristo, che io le farò giuoco 565 i 5 w e r l i c h , w e r l i c h , das ist geschworenn, ich sol ir ein dinge ein tun. i ' L u t h e r : Marc. 14, 18 w a r l i c h ich sage euch; Joh. 16, 20 w a r l i c h , w a r l i c h ich sage euch; Joh. 5, 19 u. s. w.) In den vorlutherischen gedruckten Bibeln erscheint der Gebrauch wie folgt. Ich gebe die einzelnen Drucke nach den Bezeichnungen von W a l t h e r (Die deutsche Bibelübersetzung des Mittelalters. Braunschweig 1889 S. 114 ff.)1) und hebe zunächst Stellen aus dem Ev. Johannis heraus. 1) Herr Archivrat Dr. J a c o b s in Wernigerode, wo sich ja die alten Bibeldrucke in seltener Vollständigkeit finden, hat mit grösster Zuvorkommenheit und Liebenswürdigkeit den Wortlaut der einzelnen Stellen ausgezogen. Ich spreche ihm auch an dieser Stelle wärmsten Dank aus.



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1. B i b e l (Strassburg-Mentel 1466): 5 , 1 9 : g e w e r l i c h , g e w e r l i c h , sag ichs euch; 5, 2 4 ; 8, 5 1 : g e w e r l i c h , g e w e r l i c h , sag ichs euch; 21, 1 8 : g e w e r l i c h , g e w e r l i c h sag ichs Dir. 2. S t r a s s b u r g - E g g e s t e i n ca. 1 4 7 0 : 5, 1 9 : g e w e r l i c h , g e w e r l i c h sag ichs euch etc., wie in 1. 3. A u g s b u r g - P f l a n z m a n n ca. 1 4 7 3 : 5, 19: g e w e r l i c h , g e w e r l i c h sag ich euch etc., wie 1. 4. (nach W a l t h e r S. 97 ff., früher als 5. gezählt) A u g s b u r g - Z a i n e r ca. 1 4 7 3 : 5, 1 9 : w e r l i c h , w e r l i c h sag ich euch; 21, 18 w ä r l i c h , w ä r l i c h sag ich dir. 5. (früher 4 ; nach Walther Schweizer B., nach andern Sensenschmidt und Frissner. Nürnberg): 5, 1 9 : w ä r l i c h , w ä r l i c h sag ich euch; 5, 2 4 : w a r l i c h , w a r l i c h sag ich euch u. s. f. Diese Form bleibt jetzt in allen folgenden 6. Augsburg-Zainer 1 4 7 7 ; 7. Augsburg-Sorg 1477; 8. Augsburg-Sorg 1 4 8 0 ; 9. Nürnberg-Koburger 1 4 8 3 etc. — Als zweites gehört hierher die Wendung «antwortete und sprach» mit ihren temporalen Modificationen, die dem griech. ¿uroxpied? eurev (Matth. 12, 19; 2 0 , 3 ; 2 0 , 2 2 ; 21, 2 1 ; 22, 1; Marc. 6, 3 7 ; Luc. 7, 2 2 ; 9 , 4 1 ; dnttKpieriaav Xirouaai (Matth. 25, 9); diroxpieek (Marc. 8, 29); duoxpiö 1*1 (Jeron X^tujv (Math. 25, 4 5 ) ; besonders aber dem ditEXPIORI KCUETITEV bei Johannes entspricht (12, 3 0 ; 3, 3 ; 13, 7 ; 14, 2 3 ; 6, 29 u. s. f.). Diese Wendung erscheint von Anfang an in ausserordentlich grosser Häufigkeit in den deutschen Bibelübersetzungen. 1. B i b e l ( M e n t e l ) : er antwurt und sprach (Matth. 12, 3 9 ; Marc. 10, 2 0 : Iq^ aimi,; Luc. 20, 3 ; Joh. 8, 14 Jhesus antwurt und sprach zu im etc. etc.). 2. S t r a s s b u r g ( E g g e s t e i n ) : Er antwurt und sprach (Math. 12, 3 9 ; Luc. 20, 3); Jhesus antwurt und sprach (Marc. 10, 2 9 ; Joh. 3, 3) etc. etc. — Noch weitere Beispiele anzuführen, ist nicht nöthig, es geht so fort durch alle Bibeln hindurch. Die gleiche Wendung ist nun aber



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auch Arigo ganz geläufig und zwar ohne einen ähnlichen Doppelausdruck der italienischen Vorlage: I 61 il giudeo pestamente rispose 32 2 Dem der Jude palde antwürt und sprach; I 175 Giuffredi rispose 10119 Ginfredi dem heren antwürt und sprach; III 208 la donna cominciò piangendo a dire 426 29 den die frawe weinent antwort und sprach; I 194 il premo rispose 11238 der fürst antwürt und sprach: IV 161 Calandrino gli rispose che Iddio 555 2 Calandrin im antwort und sprach, so geb dir got . . .; I 64 e disse signor mio 33 37 dem Soldan antwürt und sprach: Genediger herre . . .; I 71 il monaco rispose . . . messere 38 21 der jung im antwürt und sprach: herre; I 74 la donna . . . rispose 4O10 die . . . margrafin dem poten antwürtt und sprach; I 76 rispose: Monsignor 41 10 im (dem König) ernstlich antwürt und sprach; I 78 disse 4 2 u der gut inquisitor . . . antwürt und sprach; I 85 II famigliare rispose: messer, no 46 ]8 der im zu antwürt prachte und sprach; IV 6 Perchè ella disse 468 31 die fraw . . . im antwürt und spräche; V 27 Al quale Natan rispose 597 26 dem Nathan antwürt und sprach; V 98 ma rispose egli 643 ]9 in antwortt und sprach: Lieben herren u. s. w. Und man kann deutlich bemerken, wie diese Doppeleinleitung der Rede Schmuck und höheres Gewicht verleihen soll. Während sie bei gewöhnlichen Gesprächen zu fehlen pflegt, erscheint sie vorzüglich da, wo die Rede der Situation nach mehr heraustritt, z. 6 . bei bestimmten Antworten Untergebener an ihre Herren, bei Reden hochgestellter Personen, bei Antworten an Boten u. s. w. — Auch eine Stelle aus Albrecht v. Eyb, dem geistlichen Juristen, mag noch Platz finden (Ehebüchlein ed. Herrmann) S. 5: «Antwürt der meister und sprach zu im» etc. Auffallend ist ferner die Wiedergabe folgender Stelle: V 20 ninna medicina al mal dello stomaco esser miglior che quella, che egli vi farà, della quale queste cose, che io vi reco, sono il cominciamento e perciò prendetele e confortatevi



55 —

592 20 keyn erczney dem magen besser sey, dann die er euch thun wille, und dise ding, die ich euch von seinen wegen bring, die sollen der anfang zu eüer gesunthevt sein, darumb n ä m e t h i n , e s s e t vnnd t r i n c k e d t , t r ö s t euch und seit g u t s mutes. Es sind das die Worte, mit denen der Ritter Ghino den gefangenen Abt, der ins Wildbad reisen wollte, auffordern lässt, die Kur zu beginnen, die er selbst ihm verordnen wolle. Die Worte Arigos erinnern an die Worte der Abendmahlseinsetzung, wie sie uns geläufig, und die Speisen, die Chino dem Abt sendet, sind Brot und Wein (59'217 czwu schniten geröstes brot und eyn grosz glas mit Vernaczawein >. Im griechischen Text und in den ältesten gedruckten deutschen Bibeln lautet die Stelle: M a t h ä u s 26, 26.

M a r c u s 14, 22.

'

L u c a s 22,19.

I. K o r . 11, 24.

Kai b o ö c ; . . . e i u e v : Kai e l i r e v XdßETf Kai iftuwev airrcn; iKXaaev Kai eTirev

Xcißexe, TOOTÖ

XiYwv

cpa-fexe' TOÜTÖ ¿ a n v .

¿CJTIV.

TOUTÖ ¿ A - TOÜTÖ

TIV.

1. B i b e l i S t r a s s b u r g .



Mentel."

UOU

¿a-riv

(jüiua.

1466.

und sprach: E n - ' u n d sprach: E n - ' . . . das brot und und macht gnad, er p h a c h t v n d e s - i p h a c h t : ditz i s t . . . macht genad und brachs und sprach: s e t , ditz i s t . . . brachs und gabs in E n p h a c h t u n d sagent: Ditz i s t . . . e s s t , ditz i s t . . .

2. S t r a s s b u r g .

Eggestein.

E n t p f a c h t u n d 'und sprach: E n t - und gab in sagent: und macht gnad, er e s s t : Ditz i s t . . . p f a c h t , ditz i s t . . . Ditz i s t . . . brachs und sprach: E n t p f a c h t und esst...

3. A u g s b u r g . E n t p f a c h t und e s s t , ditz i s t . . .

1

Pflanzmann.

E n t p f a c h t , ditz .und gab in sagent: und macht gnad, er ist.. . Ditz i s t . . . brachs und sprach: E n p f a c h t und e s s t , ditz i s t , . .

4. ('früher 5.

Augsburg.

und sprach: N e - 1 N e m e n d s , m e n d u n d e s z t , ist... daz i s t . . .

ditz

Zainer.

Ca. 1 4 7 3 .

und gab in s a g e n t . . . und sprach: N e mends und ess e n d s . Das i s t . . .

5. f r ü h e r 4._.

Ca. 1 4 7 3 .

und sprach: N e - unnd sprach: Ne- und gabs in sagent, und sprach: J!em e n d u n d e s z t . . . mends, disz i s t . . . disz i s t . . . m e n d s undessends. Daz i s t . . .

— 56 — 6. A u g s b u r g . Nemend und eszt, daz ist.. .

Zainer

1477.

nemend, ditz ist... und gabs in sagent : und sprach NäDitz i s t . . . ments und e; sents, das i s t . . . Luther.

und sprach: Neh- und sprach: Neh- und sprach: met, esset, das met, esset, das ist.. . ist.. . ist...

Das und sprach: Nehmet, esset, das ist.. .

Mit der 4/5-Bibel kommt also auch hier eine neue, mit A r i g o sich deckende Wortwahl auf, die dann in leichten Schattierungen in allen späteren Uebersetzungen beibehalten wird. Als 4. Bibel bezeichnete W a l t h e r die von Z a i n e r , Augsburg 1473 und hat seine Ansicht S. 97 ff. mit gewichtigen Gründen gestützt. Weit weniger einleuchtend sind die Ausführungen, mit denen er die 5. Bibel nach der Schweiz verweisen will. Sonst wurde sie gemeiniglich nach Nürnberg (Sensenschmidt u. Frissner) gesetzt, und ihr Wortschatz ist ohnedies nach W.'s eigenem Zugeständnis nicht schweizerisch, sondern gemeindeutsch. Vielleicht gestattet auch der Entstehungsort von A r i g o s Uebersetzung, wie wir ihn später kennen lernen werden, einen neuen Schluss auf den Entstehungsort dieser 5. Bibel. — Ferner hebe ich noch die Wendung «desselben geleichen» heraus. Auch diese kommt häufiger in der Bibel vor, ebenso wie «desselbigen gleichen». Für beide Formen gibt DW II, 1030 ausschliesslich biblische Beispiele, bloss noch unter «desselbigen gl.» einen Beleg aus A r i g o 1, 3 2 a ( = Keller 45 3 2 ). Aber G r i m m citiert bekanntlich nach Drucken des 16. Jahrhunderts, im Originaldruck des Decamerone steht auch hier die sonst von A r i g o gebrauchte Form «desselben g.». Mit dieser Verschiebung nun entfallen alle im DW unter «desselben» angezogenen Beispiele auf das alte, die mit «desselbigen» auf das neue Testament. Ob dies Zufall, oder ob ein zeitlich verschiedener Gebrauch L u t h e r s vorliegt, kann ich hier nicht entscheiden. Man vergleiche nun:



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A T: I Mos. 7, 3: desselben g l e i c h e n von den vögeln unter dem Himmel (Vulg. : Sed et de volatilibus caeli . . . ; griech.: Kai dirò 7T6T61VWV . . .). I Sam. 2, 15: desselben gleichen, ehe denn sie das Fett entzündeten (Vulg.: etiam antequam adolerent adipem; gr. : Kai irpiv eu|iiabf|vai). N T: desselbigen gleichen ( = ónoiiu? Luc. 5 , 1 0 ; 10, 32; 17, 31; Ebr. 9, 21; Offenb. 8, 12; = dmaimu? Marc. 12, 21; Luc. 22, 20; I Cor. 11, 23 etc.). Hierzu Arigo: I 85 e veduta la gran moltitudine delle tavole messe, e il grande apparecchio della cucina 45 3 1 die tisch und taffein alle zu essenn wereit fände. Dez selben g e l e i c h e n die küchen mit edeler speyse; II 33 la cautela del pallafreniere . . . lodata, e similmente il senno del re 176, das edel und hoches gemüte des guten gesellen der künigin fuszknecht. sere gelobet hetten; d e s s e l b e n g e l e i c h e n des küniges weiszheit gepreist hetten; I 137 essendo già il mare tutto pieno di mercatanzie . . . e di tavole 75 30 do het man gesechen die grossen pallen . . . den winte in dem mer hier und dort werffen, dezselben geleichen das holczwercke von dem schiffe etc. etc. 2. Ich denke, es kann keinem Zweifel mehr unterliegen, dass Arigo zunächst ein Geistlicher gewesen ist. Dann steht aber mit dieser Feststellung eine weitere Beobachtung im Zusammenhang. Deutlich t r i t t bei dem Uebers e t z e r Arigo r h e t o r i s c h e Gewöhnung hervor, und diese weist uns bei dem Geistlichen Arigo direct auf kanzelrednerisehe Uebung und Thätigkeit hin. Es ist von vornherein klar, dass die ruhige, sachliche Darstellungsweise des Epikers, des Novellisten, der gleichsam hinter seinem Werk verschwindet, gänzlich verschieden ist von der dramatisch angelegten, subjectiv empfundenen Ausdrucksweise des Redners, dessen Person genau so wichtig ist wie seine Worte, der sein Publikum direct vor Augen



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hat und in unmittelbarem Connex mit ihm steht. Mit Recht betont daher auch W a c k e r n a g e l ausdrücklich diesen Charakter der Rede als « eines verdeckten Zwiegesprächs zwischen den Gedanken dessen, der spricht, und denen, die ihm zuhören» (Predigten und Gebete. Basel 1876, S. 367). Und wenn nun Jemand, dem rhetorische Uebung in Fleisch und Blut übergegangen war, in einer naiv empfindenden Zeit, die wenig wusste vom Uebersetzen als einer schweren Kunst, in einer Zeit, wo der Uebersetzer dem Originale stets noch ein gut Stück * Eigenes » untermischte, wenn ein solcher Jemand dann dazu kommt, einen Epiker wie B o c c a c c i o zu verdeutschen, da wird sich gewiss auch seine rhetorische Angewöhnung in seine Uebersetzung einschleichen. So ist es auch hier, und wenn sich auch Arigo in der Einleitung (1731) an das «lesende» Damenpublikum wendet —• dann, wènn er übersetzt, empfindet er dies Publikum nicht als ein lesendes, sondern als ein hörendes. Als erstes Charakteristikum verzeichne ich die directen Anreden, die Arigo verschwenderisch B o c c a c c i o gegenüber durch seinen Text verstreut. Gegen die Achtlosigkeit des letzteren fällt die Consequenz A r i g o s in der Hinzusetzung solcher Anreden, die stets der Situation entsprechend erscheinen, um so mehr auf. I 39 beginnt bei B. ohne Weiteres die Erzählung : Ragionasi adunque che . . . 1910 [Pamphilo . . . spricht also: L i e b e n f r a w e n , . . .]; I 44 e disse loro: io non voglio 227 [ L i e b e n f r e u n d e v n d g ü n n e r ] , ich wille nit; I 46 disse ser Ciappelletto: poiché voi di questo 2313 sprach Serciapellet [ l i e b e r v a t e r ] , seytmal; I 46 ser Ciappelletto rispmse di sì. 23 20 sprach: [0, h e i l i g e r vater], mein fasten . . .; I 61 il giudeo . . . rispose: parmene male 322 antwürt vnd sprach: [ l i e b e r G i a n o t t o ] mich beduncket; I 62 cominciò a parlare. La novella . . . 3286 anhube vnd sprach: [Ir a l l e r l i e b s t e n f r a w e n ] . . .; I 73 incominciò. Sì perchè . . . 39 13 anhub vnd sprach: [Lieben f r a w e n ] . . .; I 124 disse loro, qual fosse 66 2 , vnd sprach: [lieben p r ü d e r ] , ir wist . . . ; I 130 quando



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ella gli disse: avanti che 70 2 zu im sprach: [Allesander], ee du . . . ; I 134 Credesi . . . 73 35 [Lieben frawen], nachdem als vii gelauben; I 142 Fu, secondo che già io intesi, 78 27 Darumb [lieben frawen], nachdem als ich; I 148 disse: io v'ho cara 83 10 sprach: [frawe], i c h . . . ; I 155 gli dissero: vedi 87 5 sprachen: [guter freundt], vnsistleyt; 1 250 disse: e tu che facesti 151 34 vnd du [Barnaba, guter man] was hastu . . . ; I 166 offerendole di rinienarla 94 4 zu ir spräche: [liebe f r a w e ] . . .; I 175 Giuffredi rispose: egli non mi si lascia 101 i9 antwürt vnd sprach: [herre]; I 175 domandò Guffredi: che ti sarebbe 101 16 Er zu Ginfredi spräche. Nun sage mir [Ginfredi], was . . .; I 207 Antigono allora disse: a Baffa è venuta 122 13 sprach: [herre], gen Baffa: I 212 incominciò. Ampissimo campo . . . 1265 anhube also sprach: [Ir a l l e r l i e b s t e n frawen vnd gespilen] . . .; I 224 disse loro: la sanità 132 22 zu in sprach: [herre vnd fraw] die gesuntheit; I 226 liberamente rispose, che 133 34 frölich antwort vnd spräche: [Allerliebster sun mein]; 1 240 turbato rispose: il quistionar 143 33 vnd sprach: [Ambrogiolo], wisse . . .; I 250 Bernabo rispose: io vinto 15136 . . . sprach: [herre], ich waz; I 264 sedendo . . . disse: poiché 161 25 sprach: [Ir lieben frawen vnd auch ir junge man], seytmal . . . ; II 34 incominciò a parlare. Io intendo . . . 176 n anhube also sprach: [Lieben frawen], mein sin ist; II 37 A cui la donna disse: io ve ne priego 17825 die frawe sprach: [herre vnd vater], ich pit . . . ; II 226 poi il domandò, se a lei avvenisse 294 22 . . . sprach: [Mein lieber man], ob mir; II 226 Allora la giovane disse: e così 294 27 die jung fraw wider zu im sprach [Mein lieber man], wir . . . ; II 100 essere condannato 2 1 6 33 gepüst worden [darumb, ir lieben frawen, . . .]; II 103 Ma come si potrà far questo? Rispose l'abbate, se noi . . . 218 13 Aber saget mir [vater], wie möcht man das gethon. Der abt zu ir sprach: [frawe], wölt ir; II 103 disse l'abate . . . così v'andrà: e quando . . . 2 1 8 26 [frawe], seyt on czweyfell, sprach der abte. Nun saget mir [frawe] . . .; II 142 ne



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a ciò, quantunque elle sien grandi 24220 darumb [ir aller liebsten f r a wen], wiewol . . . ; II 244 disse il maestro: e di che? 30615 der meyster sprach: [m e yd], was ist das?; III 46 disse la giovane allora: piœerebben egli 330 22 die junckfrawe spräche: [Ach, g u t e r f r o m e r man!], seytmal . . .; III 81 Pietro allora disse: poiché tu 35237 der junge sprach: [Violante, l i e b e mein!], seytmal; III 40 disse: adunque hai tu 32635 zu ir spräche: [schöne j u n c k f r a w e ] , ir habt; III 71 disse: niuna cosa quanto 346 se spräche [Edele j u n c k f r a w ] , kein dinge; III 94 disse loro: voi m'avete 361 17 zu inen spräche [lieben h e r r e n vnd f r e u n d e ] , ir habt . . .; III 116 da lui domandato: che fai tu 37531 zu im sprach: [guter, j u n g e r ] , was . . .; III 170 rispose: assai volte 407,3 antwurt vnnd sprach [lieben f r a w e n ] , ir mügt . . .; III 192 eccomi, che domandi tu? . . . Disse il buono uomo: fate . . . 417, 5 Ich pin hie an ir stat [piderman], waz gepiet ir? . . . Der gute man sprach: [guter f r e u n d ] . . .; III 208 diceva: or vedete 427, [lieben f r e u n d e ] , nun mügt ir; III 208 cominciò piangendo a dire: egli è 426 29 weinent antwort vnd sprach: [Lieben f r e u n d e vnd n a c h p e r n ] , es ist . . .; III 213 bloss: ed egli... le rispose. 429 36 ir antwort vnd sprach: [ F r a w e , wesz begeret ir]; III 241 la donna disse: io non so 4495 die frawe in antwort vnd sprach: [Lieben p r ü d e r ] , das ist; III 213 il geloso disse: e che peccati . . . 430 9 der eyferer zu ir sprach [frawe], was sünd . . . III 208 cominciò a dire: egli si vuole 426, e sprach: [0 ir t r u n c k n e r esell], m a n . . .; III 191 e tu mi torni a casa 416 23 vnd du, [ s l a u r a f f e ] , mir zu hause komest; III 207 e che mi puoi tu fare? 425 30 Nun macht du mir gethoii [du zu n i c h t e r sacke] ; III 204 Tu adunque già in Arezzo 424g Zusatz Arigos [. . . nemet wäre, ir l i e b e n f r a w e n ...]; III 264 e lui, il quai forte dormiva, chiamò 463, der schließe im rüffet czu im sprach [Meuczo, g u t e r freunde]; IV 11 Bentivegna disse che sarebbe fatto 470 38 [lieber herr], gern, sprach Benevenga ; III 249 E perciò, se la mia vita 453 10 darumb



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[Lusqua, l i e b e f r e u n d i n ] , hastu mirs liebe; IV 101 Egli è vero, che 'l mio 520 31 [mei st er, ir sült wissen und] ist war; IV 158 e dietro alla villania aggiugneva gravissime minacce 553 4 [Mer die ebtessin spräche du u n s e l i g e s p ö s e s weybe] vnd ir grosses troen thet; IV 108 E pero . . . ti priego, che m 'insegni 524 20 darumb [mein l i e b e r B r u n o , f r e u n t vnd g u t e r gesell] pisz gepeten, gib mir lere; IV 179 rispose Calandrino: deh, si per l'amore di dio 566 12 Calandrin . . . sprach: [ach j a , l i e b e r B r u n o ] . . . ; V 40 e appresso disse, tempo è 605 24 [lieben h e r r n ] , es ist nun wol zeit; V 80 E perciò, se alcuna cosa possono 6322 darumb [Tito, l i e b s t e r f r e u n d vnd b r u d e r ] , haben meine bete; V 121 per messer Torello non le fu detto che alquanto per sè stesse 6569 daz her Torello selbes zu ir sprach [liebe frawe], nu rue ein wenig. Als Selbstanrede IV 193 seco stessa cominciò a dire: hai veduto 5 7 4 u zu ir selbes spräche, hast du gemercket [Margaret], Aus dem Fd V S. 30 : chiamò alla porta e disse: Aprì . . . V o g t , Ztschr. f. dtsche. Phil. 28, 452: clopfet, zu dem portener spräche: [guter f r e u n t ] , dun auf; ebenso a. a. 0. 28,455: Im antwurt vnd spräche: [herre] ich lere . . . der cheyser zu im spräche: [maester] nu lere . . .; a. a. 0 . 457: er zu im spräche: [guter man], peyte . . .; u. s. w. Noch beachtenswerter erscheint die Neigung, auch w ä h r e n d der Bede — und gelegentlich nicht nur einmal, sondern auch öfters — im Gegensatze zu Boccaccio die Anrede in den verschiedensten Formen wieder aufzunehmen. Rede des Pamphilo: I 56 E perciò, acciocché noi per . . . 28ag wir zu im um genade rüffen. Also auch wir [mein aller l i e b s t e n f r a w e n ] , vns durch. . Rede des Abtes (Königstochter): I 131 al padre mio o ad altrui. Per che la principal cagione . . . 7126 es sev meines vaters gefallen oder anders . . . darumb, [heiliger v a t e r , ] ich die . . .; Rede der Sultanstochter: I 208 dal quale se con festa fu ricevuta niun ne dimandi . 12422 . . . mit grossen ern enpfinge



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und mich wider heym gesenthat. [Lieber h e r r v n d vater], ich möcht . . .; Rede von Rinaldos Weib an ihren Gatten: I 262 Anche dite voi, che vi sforzerete : e di che . . . 16021 Mer sprecht ir, euch ze nöten, mir ein genügen ze tun, [ir a r m e r , e y f e l t i g e r m a n , ] nun seyt ir . . . Am Schluss der Erzählung Philomenas : II 46 alle quali io jyriego Iddio 184ä0 darumb, [ir lieben f r a w e n , ] wir auch got . . . ; Rede des Ritters: II 56 . . . m'ubidisse. Adunque, se cosi son vostro . . . e la mia salute venir mi puote 191x ich tun möcht, daz euch liebet; darumb, [mein a l l e r l i e b s t e f r a w , ] . . . nun seytmal ich, als ir vernomen habt, . . . vnd euch, [mein a l l e r l i e b s t e f r a w e , ] lasset. . .; Rede des Jünglings an seinen Vater: II 145 che voi m'avete mólte mostrati. Deh, se vi cai di me, fate che . . . 244 10 die ir mir so .oft geweist habt. Ach, [lieber v a t e r , ] tut; Rede des Pilgrims (Thedaldos) an die Geliebte: II 79 a cui il peregrin disse : lo sventurato . . . Ma ditemi; qual fu la cagione. . 205 38 der pilgrem zu ir sprach [ F r a w ] den elenden . . . Nun saget mir, [ f r a w e , ] die vrsache; Gerbinos Rede an die Schiffer: II 194 Andiamo adunque . . . 275 23 Nun wolan, [ l i e b e n h e r r n , ] got mit uns, greif wir an . . .; Rede Thedaldos : II 87 nel quale era avanti che voi scioccamente credeste al matto frate 20919 in den ersten stant ewer liebe seczet [0 ir t ö r h e t e s wevbe], das ir dem falschen . . .; Rede des Lisimachus an Cimon III 30 la tua donna t'è cara di riavere 3 1 9 n die wider czehaben dir besunder freude brächt [ d a r u m b , Cymon, g u t e r f r e u n d , ] domit.. .; Emilias Einleitungsrede: III 182 Egli fu già in Firenze 410 25 [ d a r u m b . . . m e i n a l l e r l i e b s t e n f r a w e n . . . nämet war, das] in vnser stat . . . Rede der Frau: III 220 e quale uscio ti fu . . . 434 15 Nun sage mir, [du g u t e r man] . .; u. s. w.



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Und zu diesen Beispielen halte man noch den von mir in der Ztschr. f. vergl. Litt.-Gesch. Bd. XIII S. 466 f. eingehender besprochenen zweiten Zusatz (B) aus den Fd V, der genau die nämliche Manier zeigt, und der sich durch diese häufigen in den Text eingestreuten Anreden (im Ganzen neun mal auf zehn Oktavseiten) scharf von den vorhergehenden Abschnitten unterscheidet. Mit im Hinblick auf jene Anreden schreibe ich Abschnitt B Arigo allein zu. Und um ein Beispiel aus der Gegenwart, das mir zufällig in die Hände geriet, nicht vorübergehen zu lassen, erwähne ich, dass Cardinal Kopp in seiner Trauerrede für Cardinal Krementz im Kölner Dom, die im stenographischen Berichte der «Kölnischen Volkszeitung» 1899 Nr. 441 342 vierspaltige Zeilen umfasst, ausser der ersten Anrede («Andächtige Trauerversammlung») noch 17 mal im Laufe seiner Ausführungen die Zuhörer apostrophierte (noch 12 mal mit «Andächtige Trauerversammlung», 2 mal mit «Geliebte Christen», je 1 mal mit «Andächtige Zuhörer», «Teuere katholische Christen», «Teuere Erzdiöcesanen»). — Dem Hinzufügen neuer Anreden ganz entsprechend, erfahren dann schon vorhandene Anreden eine Ausschmückung und Erweiterung, sei es durch einfache Verstärkung des Begriffes, sei es durch Hinzufügung einer weiteren Apostrophe, so dass oft mehrteilige Anreden entstehen. Mit der Beobachtung dieser letzteren Erscheinung rücken wir bedeutend nahe an das Gebiet heran, welches im nächsten Abschnitte näher zur Erörterung gelangt, an das Gebiet der Kanzleisprache. I 226 madonna, disse il giovane 133 37 Mein a l l e r l i e b s t e muter, sprach der junge; I 129 dicendo: Allessandro, caccia via... 69 34 Allessander, [ a l l e r l i e b s t e r freunde mein]; II 200 0 Lisabetta 2 7 9 u 0 Lisabetta, [mein allerliebste frawe]; II 208 oimb, anima mia, aiutami 283 34 Awe mir, awe mir, mein [ausserweltes] lieb, nun hilf mir; III 30 disse: Lisimaco 319 17 [edler freunt] Lismacho; neu aufgenommene Anrede inmitten einer Rede 319 12 da-



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rumb [Gymon, g u t e r f r e u n d ] , d a m i t . . . ; III 33 dilicatedonne, 3 2 1 n ir z ü c h t i g e n , d i e m ü t i g e n , edeln frawen; III 53 Caterina, io tipriego 33437 Katherina also genant, [du m e i n a l l e r l i e b s t e s lieb]; III 81 la giovane disse: Pietro, il mio peccato 352 33 die junge frawe spräche: du m e i n a l l e r l i e b s t e r j u n g e r ! ob mein . . . — Aus der Griseldisnovelle wären wieder hierherzusetzen: P e t r . bl. 6': Et olim, ait,

audisti.

B o c c. V 132 : un dì le disse: donna.

S t a i n h . bl. 6': redt also zu ir: Du hast etwan gehört . . , A r i g o 661 27 : sprach: L i e b e s w e y b e ! Syder . . .

P e t r . bl. 9a: non libenter modo, inquit, sed cupide . . . B o c c . V 136: rispose; signor mio.

S t a i n h . 10»: Nit allein willig, sprach sie, . . . A r i g o 664u spräche: A l l e r l i e b s t e r h e r r e , ich pin

P e t r . bl. 10': domina mea . . .

S t a i n h . bl. 9': Myn g e n e d i g e f r o w , sye . . . A r i g o 665 16 : M e i n a l l e r l i e b s t e f r a w e m e i n , nu seyt. . .

B o c c . : V 137: ben venga la mia donna.

An mehrteiligen, mit einem «und» verbundenen Anreden notiere ich die folgenden: I 162 Carissime donne 90 33 darumb, ir aller l i e b s t e n f r a w e n vnd g e s p i l e n ; III 81 disse: come voi tu, donna mia 35229 mein a l l e r l i e b s t e s lieb vnd f r a w e , wie sol . . .; IV 62 Ahi cattivella, cattivella 496 37 0 du arms eynfältigs w e y b vnd w i t w i n ; II 90 dicendo: Tedaldo mio dolce 210 33 DU m e i n a u s z e r w e l t e r h e r r e vnd f r e u n t Thedaldo; II 208 signor mio dolce 28337 0 du a l l e r l i e b s t e r h e r r vnd f r e u n d m e i n ; I 51 padre mio, poscia che voi 268 m e i n a l l e r l i e b s t e r h e r r e vnd v a t e r , seyt mal; III 264 tu sia il hen venuto, fratel mio, 463 g bis mir got wilkomen, T i n g h u z o , du m e i n a l l e r l i e b s t e r f r e u n d vnd b r u d e r . — Oder Arigo vervollständigt gewissenhaft die Anreden der erzählenden Mitglieder, indem er jeweils die fehlenden «Männer» oder «Frauen» hin-



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zufügt. Neifile beginnt I 57 Sì come io, graziose donne,, già udii 29 19 Mein allerliebsten frawen [vnd auch ir jungen manne]; Emilia redet nur den König an III 181 Signor mio, a me sarebbe 4 1 0 n Lieben herrn [und auch ir lieben frawen], es wär . . Aus der Griseldisnovelle : P e t r . bl. 4 ' : Haec, ait, uxor

ntea

B o c c . V 1 2 9 : disse, signori, costei..

S t a i n h . bl. 4 a : Die ist myn wyb (sprach er). A r i g o 659 3 1 sprach: lieben freunde vnd hern.

Man sieht aus der Gesamtheit dieser Beispiele, welchen Wert Arigo auf die Anrede legte, wie sorgfältig er sie handhabte. Gegenüber der flacheren Art, wie sie B o c c a c c i o s ungekünsteltere Gespräche mit sich bringen, zeigen Arigos Anreden einerseits reicheren Schmuck und stärkere Prägung aus der jeweiligen Situation heraus, andrerseits aber auch eine entschiedene Beimischung eines Gefühlsinhaltes, der etwa einem geistlichen Redner besonders nahe liegen mochte. — Einen weiteren wesentlichen Anhalt, das rhetorische Element bei Arigo gegenüber der rein erzählenden Art B o c c a c c i o s zu erkennen, bieten die ausserordentlich zahlreich durch die ganze Uebersetzung verstreuten Stellen, an denen die indirecte Rede des einfach berichtenden Epikers sich wandelt in die directe Anrede oder das directe geführte Gespräch des rhetorisch geschulten Geistes. Natürlich werden die directen Gespräche dann auch wieder durch besondere Anreden eingeleitet, so dass diese Beispiele zugleich auch noch die früheren weiter ergänzen. In dem zunächstfolgenden umfangreichen Beispiele ist sogar neben der indirecten Rede auch ein Stück der Erzählung B o c c a c c i o s in directe Rede umgesetzt: I 124 Lamberto.

. . disse loro,

qual fosse Vorrevolezza stata, e quanta lor richezza,

del padre

la loro, e quale la

e chente

la povertà

nella quale per lo disordinato QF. LXXXVI.

loro

66 2 t ff. Lamberto . . . sprach: «[Lieben prüder], wie v n s e r

I r wist wol

vater als für einen

weisen und reichen man gehalten was, vnd w i r seine süne im also 5



spendere eran venuti; e come seppe il meglio, avanti che piò, della lor miseria apparisse, gli confortò con lui insieme a vendere quel poco che rimaso era loro, ed andarsene via; e così fecero . . .

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gar vngeleiche worden sein v n d w i r denselben seinen vnd u n s e rn reichtum so vnornlichen ausz geben vnd an wordenn haben; als ir wol secht, w i r in grosse armut komen vnd gefallen sein darumb ee v n s e r armut einem iglichen wissent werde vnd das wenig das vns beliben ist, sich auch nicht mindert deucht m i c h , w i r nemen daz selbig wenig und zögen dar von dann v n s e r s wesens ist nicht mer hie, wolle w i r nicht gar ze schänden werden»; daz geredt . . .

I 226 liberamente rispose che sicuramente ogni suo desiderio l'aprisse che ella senza alcuno indugio sarebbe . . . 13334 frölich antwort vnd spräche: [ a l l e r l i e b s t e r sun mein,] on alle sorge mich d e i n e n w i l l e n w i s s e n l a s z , vnd plsz on czweyfel on alles das verziehen ich thon vnnd schaffen sol . . .; II 226 e poi il domandò, se a lei avvenisse che consiglio ne prenderebbe. Il buono uomo rispose, che a lui parebbe, che colui che morto fosse u. s. w. 29422 vnnd sprach, [«Mein l i e b e r man,] ob mir ein s o l c h e s g e s c h ä h e , w a s d e u c h t dich c z e t h u n » , der gut man ir antwurt vnnd sprach: Mich d e u c h t e den, der do tod w ä r e u. s. w. — In dem folgenden Beispiele II 171 ist es interessant, zu beobachten, wie Arigo die bei B o c c a c c i o indirect gehaltene Antwort der Liseta zunächst in directer Rede wiederzugeben sucht, dann aber, da die Rede sich länger ausdehnt, unter dem Einfluss der Vorlage wieder in die indirecte Redeweise zurücksinkt, so dass eine Mischung beider Arten entsteht: II 171 allora disse, che molto le piaceva se l'Agnolo Gabriello l'amava;perciocché ella amava ben lui, nè era mai che una candela d'un mattapan non gli accendesse davanti dove dipinto il vedeva: e che, quale ora egli volesse a lei venire,

260 s l ff. zu dem münch sprach : Ir m i r g r o s s e f r e ü d e b r a c h t habt, das ich von dem engel G a b r i e l o s o l i e b gehabt b i n , desselben geleichen e r v o n ir lieb gehabt w a r vnnd wo s y in gemalet fund, do s y im alweg ein

— egli fosse il ben venuto, chè egli la troverebbe tutta sola nella sua camera: ma con questo patto, che egli non dovesse lasciar lei per la Vergine Maria; chè l'era detto che egli le voleva molto bene... u. s. f.

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— liecht aufzündet [darumb v o n m i r nit mynder ist liebgehalten als i c h v o n im bin], vnnd zu welicher stund er zu ir komen w ö l t , e s ir gefallen w a r vnd sy allezeit in irer kamern czu seinem willen bereyt funde. Doch das er s y vor der junckfrawen Maria nicht lassen solt, dann ir gesaget w a r v n d s y auch wol gesehen h e t u. s. f.

Und genau ebenso III 264 A cui Tingoccio rispose di sì, e ciò era che egli facesse per lui dire delle messe e delle orazioni 463 i9 Tinghuczo sprach, Ja du m a c h t mir wol helffen lassen mesz sprechen allmusen vmb s e i n e n willen geben vnd f ü r in bitten lassen . . . — Weiter: III 20 affermando, sè in niuna giusa più in villa voler ritornare 313 ]3 sprach, [Vatter,] ich will in keynen wege mer in dem dorffe bei d e i n e n pauern wonen; III 124 rispose, che il romore era tra Licisca e Tindaro 379 27 sprach, [frawe.l d a s g e s c h r e y ist czwischen . . . Lischa vndDintaro v n s e r s knechts; III 227 cominciò l'un di loro a dir che per certo dì quanto mondo egli aveva cerco e di quante vedute aveva mai una simigliante alla, moglie etc. 439 8 einer von den rittern sprach : ¡ l i e b e n h e r n , ] ir sagt von schönen frawen . . . so s p r i c h ich als ferre ich . . . gefaren pin vnd als vii manche frawen ich mein tag ye g e s a c h e , g e s a c h ich nye keine . . . etc.; III 264 e poi il domandò se egli era perduto 463 9 sprach . . . wie stet es vmb d i c h , bist du verlorn oder zu genaden komen; IV 11 Bentivegna disse, che sarebbe fatto 4703g [Lieber h e r r , ] gern, sprach Benevenga; IV 51 incominciò a fare il romore grande: oisè, dolente sè, che il porco gli era stato imbolato 490 37 grosse romor vnnd geschrey anfieng vnd sprach: Awe mir n u n , wie sol ich nun m e i n e n dingen thun etc.; IV 161 Calandrino gli rispose, che Iddio gli desse ... 555 2 Galandrin, im antwort vnd sprach, so geb dir got ein . . . : IV 167 disse, che era contento 559 9 sprach, Nun 5*



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wolan . . . s o p i n i c h wol zemute daz . . .; V 121 infino a tanto, che per messer Torello non le fu detto, che alquanto defuturum sopra se stesse, perciocché tempo . . . 6 5 6 g daz her Torello selbes zu ir sprach, [ l i e b e f r a w e , ] n u r u e ein w e n i g , dann genug zeite w i r v o r u n s h a b e n , u n s freude . . . Aus der Griseldisnovelle : P e t r . bl. 3 a : Promittunt vnanimiter ac lete niéhil defuturum. Bocc. V 125 I valenti uomini risposon, ch'erano contenti, sol che esso si recasse a prender moglie . . .

P e t r . bl. 3 a : vt quibus vix possibile videretur optatum diem cernere nuptiarum . . . Bocc. V 126 I buoni uomini lieti tutti risposero ciò piacere, e che, fosse chi volesse, essi l'avrebber per donna.

P e t r . bl. 4: eam compéllans nomine, ubinam pater eius esset, interrogavit. Bocc. V 128 chiamatala per nome, cioè Griselda, domandò, dove il padre fosse.

S t a i n h . bl. 2a; Sie verhiessen im (d. h. dem Markgrafen) das gemainlich. A r i g o 658 ls die erbern seine leute im antworten vnd sprachen, [Herre,] waz ir thut, n u r i r ein weybe nemet, w i r willig sein . . . S t a i n h . bl. 2&: . . .mit so grossem willen als lut, die köm arbyten mochten des begirlichen tages der hochzyt. A r i g o 65837: die erbern gute leut dem herrn alle antworten vnd sprachen [her], w a z w i r e u c h versprochen haben, das w o l l e n w i r halten, pisz in den tode m i t e u c h gen, w i r süllen vnd w ö l l e n n v n s e r frawen ern . . . so w o l l e n w i r sy f ü r v n s e r liebe frawen halten. S t a i n h . bl. 3: nemmet sy bei ierem namen vnd ward sie fragen, wa ir vatter were . . . A r i g o 659 14 : ir rüfiet, zu ir spräche: « G r e s e i d a , wo i s t d e i n vatter.»

Ja, die Neigung A r i g o s zu directer Rede geht noch weiter. Auch da, w o B o c c a c c i o nur die Thatsache erwähnt, d a s s eine Antwort erfolgt, dass Worte, Drohungen



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u. dgl. gesprochen sind, in solchen und ähnlichen Fällen, wo wir also die einfachste epische Erzählung haben, selbst da zieht es Arigo vor, directe Rede, oft auch wieder mit eigener Apostrophe zu verwenden. I 166 offerendole di rimenarla a casa sua o di seco tenerla in quello onore che sua sorella, e Stesse tanto, che Iddio più lieta fortuna le mandasse innanzi.

94 s ff. vnd der herre zu ir spräche [liebe f r a w e ] , tröst euch vnd gehabt e u c h wol vnd dancket got, daz wir e u c h funden haben vnd last fallen e u r e hertte fürsecz in diser wildnüsz wollen sterben, da sey got vor, ir s ü l t m i t m i r v n d meiner hauszfrawen komen in vnser gegent vnd lant, i r s ü l t u. s. f.

I 33 e ad una voce hi prima del primo giorno elessero 14 18 vnd alle mit einer styme s c h r i e n : P a m p i n e a sey vnser haubt; I 235 e con Perotto appresso venne davanti al re e offerse di presentargli il conte . . ., dove . . . guiderdonare il dovesse. Il re prestamente per tutti fece il guiderdon venire . . . 140 18 . . . ob der Ion bereyt weren . . .? Warumb aber nicht, sprach der Künig, williglich vnd gern volgen sol als ich v e r s p r o c h e n han vnd zu hant komen schuffe . . .; III 111 si che l'anima tua non abbia in vecchiezza che rimproverare alle carni 372 1 2 damit er in deinem alter nicht s p r e c h e n rnüg [«Dein v e r h e y t e r chad warumb nomest du es nit, do es dir werden mochte»]; III 133 bloss: Il che rapportando il famigliare a messer Geri 385 2 dise antwort der knecht dem ritter widerbracht [zu im s p r a c h , [herr], der peck spricht, ir s c h i c k e t mich vmb czu dem pache]; III 213 bloss: Ed egli, che la sua voce conobbe, le rispose. 429 3 6 vnd er, als der sy an der stymme . . . erkant het, ir antwort [vnd s p r a c h , [frawe,] wesz b e g e r e t ir]; III 264 e lui, il quäl forte dormiva chiamò. Meticcio destatosi disse . . . 463j im rüffet [czu im sprach, [Meuczo guter freunde,] nicht s c h l a f mer, vernyme, was ich dir sage]; IV 92 Ma conoscendo che per far romore nè per altro la sua ingiuria non diveniva minore 51610



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bedencken ward [zu im s e l b s s p r a c h : Mach ich r o m o r oder g e s c h r e y , es s t e t d a r a u f , mir b e k o m e d a v o n s c h a n d vnnd l a s t e r d a n n ere]; IV 158 e dietro villania aggiugneva gravissime minacce 553 4 Mer die ebtessin [ s p r ä c h e «du v n s e l i g e s , pöses w e y b e ! wo ein s ö l i c h e s , a l s du b e g a n g e n h a s t , a u s s e r h a l b e v n s e r s k l o s t e r s geh ö r t vnd v e r n o m e n w i r t , w i r alle mit s a m p t e dir in e w i g e r v e r s m e c h u n g sein» vnd] ir grosses troen thet . . . u. s. w. Als eine durchgehende Gewöhnung A r i g o s empfinden wir ferner auch die zahlreichen besonderen Aufforderungen zur Aufmerksamkeit, die eingestreuten imperativischen Apostrophen. Sehr häufig finden sie sich am Eingang einer Novelle, und die Form der Rahmenerzählung des Originals konnte den Uebersetzer noch besonders verleiten, sie anzubringen. B o c c a c c i o hat sie nicht, und es ist ja auch eben der Redner, der solche Aufmunterungen liebt. Und hier — etwa bei dem Geistlichen vor seiner vielleicht nicht immer ganz empfänglichen und regsamen Gemeinde — sind sie auch entschieden mehr am Platz als bei B o c c a c c i o s freiwillig zu Lust und Kurzweil zusammengekommener Gesellschaft. Aber auch innerhalb der Erzählungen finden sie sich oft. Anreden an die Gesellschaft: II 100 più tosto essere condannato. — Fu adunque in Toscana 216 33 gepeiniget vnd gepüst worden, [Darumb [ir l i e b e n f r a w e n ] v e r n e m e t m e i n r e d e vnd m e r c k t mein wort.] Es waz in vnser gegent . . . ; II 114 . . . vi conterò. — Nel reame di Francia . . . 225 20 . . . ist mir zu gefallen ze sagen . . ., [darumb vernempt.] In Franckreiche . . . ; II 50 racconterò. — Tancredi principe . .. 24716 von einer . . . materi sagen . . . [ d a r u m b v e r n ä m e t vnd m e r c k e t , w a s ich euch sage]; II 2 1 5 . . . allontanati ci siamo. — Fu adunque . . . 28 732 in vnser stat zekern mit meiner rede [ d a r u m b v e r n e m e t ] . Es ist nicht lang . . .; II 221 del corpo al figliuòlo. — Fu adunque . . . 291 24 . . . leiblichem kind vnd sun



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name. [Darumb [mein a l l e r l i e b s t e n f r a w e n ] , m e r c k t vnd n ä m t war], in vnser stat . . .; III 204 . . . che amore. — Fu adunque . . . 424 s . . . alleine die lieb; [ d a r u m b m e r c k e t vnd n e m e t w ä r e , [ir l i e b e n f r a w e n , ] m e i n e r w o r t ! ] Es waz in . . . Reczo; III 211 dovrebbe. — Fu adunque in Arimino 42825 des zu loben sey. [Darumb m e r c k e t , waz ich euch sage.] Es waz . . .; III 182 apparare. — Egli fu già in Firenze 410 24 . . . forder gut ist. [Darumb m e r c k e t gar e b e n n [mein a l l e r l i e b s t e n f r a w e n ] vnd n ä m e t w a r ] , das in vnser stat . . .; III 88 che dilettevole. — In Baverina . . . 358 )0 als dovon freude zu nemen. [Darumb n e m e t w a r , das ich e u c h sag] In der alten . . .; III 108 . . . dove bisogna. —- Fu in Perugia . . . 370 8 . . . wo es not thut . . . [darumb e b e n m e r c k e t vnd n e m e t war.] Es ist . . . ; III 247 abbagliati egualmente. — In Argo 452 9 erplent finden. [Darumb s ü l t ir w i s s e n , das] in der stat N a r g h o (S; IV 4 osservato in Prato. — Fu adunque già . . . 4 6 7 u [Ir solt w i s s e n , das] in Meyland . . .; IV 172 la vi dirò. — Niccolo . . . 562 18 D a r u m b sült ir w i s s e n , wie . . . Nicolo . . . ; V 44 di raccontarvi. — In Frioli . . . 608 27 . . . vernämen solt. [Ir solt w i s s e n , das] in F r i a u l . — Besonders deutlich ' sieht man an dem folgenden Beispiel, wie A rigo stets sein Publikum vor Augen hat und mit ihm gleichsam in Wechselwirkung steht. Da heisst es bei B o c c a c c i o V 13: Ruggieri incontanente tornò addietro. E avendo già il re saputo, quello che egli della mula aveva detto, fattolsi chiamare. Es ist also nicht ausdrücklich gesagt, wer dem Könige die Worte des Ritters hinterbringt, dem ganzen, selbstverständlichen Zusammenhange nach kann es aber nur der Knecht sein, zu dem sie gesprochen sind. B o c c a c c i o hat dies darum nicht besonders bemerkt (avendo già il re saputo). Arigo fügt aber diese Thatsache mit einer direct erklärenden Auseinandersetzung an die Zuhörer ausdrücklich ein und schreibt: 589 14 . . . wider zu dem künig kam vnd von im frölich enpfangen ward. [Nun solt ir w i s s e n n , do d e r r i t t e r in dem w a s s e r d a s



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maul czu d e m künig vnd den künig zu dem maul g e l e i c h e t het, des künigs diener dem künige e der ritter czu im käme, alles w a s der ritter g e r e t het, im das z e w i s s e n g e t h a n het] . . . Bei Gesprächen der handelnden Personen unter sich: II 2 4 5 e udite come: voi sapete 3 0 5 1 9 N u n v e r n ä m e t m i c h [vnnd m e r c k e t gar e b e n , w a s ich e u c h s a g e n w i l l ] , als euch wol wissent ist . . . ; II 2 4 6 avete qui Ruggieri preso per ladro, e non è così il vero 3 0 7 1 3 herre, ir habt hie Rugiere etc. . . . [ir s o l t w i s s e n ] , das im; III 104 perchè questo esser non possa, vi dirò brievemente . . . 3 6 8 j warumb das nicht gesein mage, d a s v e r n e m e t ! Doch i c h . . . ; IV 101 Egli è vero . . . 5 2 0 3 1 [ M e i s t e r , ir s ü l t w i s s e n ] vnd ist war . . . Ebenso vergleiche man die berühmte Rede der Ghismonda bei N i e l a s v o n W y l e und A r i g o : L e o n . Aret. b e i M a n n i S. 252: Tancrede,. .. constituí . . . factum plane confitendo, verbis efficacissimis . . . purgare famam meam . . . Fateor ergo, me amasse Guiscardum . . . Sed in eius amoretti non tarn cupiditas mulieris me impulit . . .

Bocc. II 156: Tancredi,.. . . . . il ver confessando, prima con vere ragioni difender la fama mia . . . Egli è il vero, che io ho amato e amo Guiscardo . .. ma a questo non mi indusse la mia femminile fragilità . . .

N. v. W y l e ed. K e l l e r S. 85 s : Tancrede . . . so h a n i c h m i r f ü r g e n o m m e n . . . d e r geSchicht luter zevergechen vnd mit treffenlichen waren vrsachen minen lümden des ersten zeschirmen . . . d a r u m b so v e r g i c h v n d b e k e n n i c h mich Gwiscardum lieb gehapt h a b e n . . . a b e r i n s i n l i e b e h a t mich nit so viel genött vnd getriben wyplich begirlichkait . . . A r i g o 251s4 ff. : vatter . . . von erst [ m e i n e w o r t v n d d i e w a r h e y t v e r n y m e ] , wie ich mit natürlichen guten vrsachen mein ere retten will [ d a r u m b wisz]. Es ist war ich hab Gwischardo lieb gehabet . . . [Auch w i s s e , das] mich nicht zu solicher seiner liebe weibliche begire bracht . . . hat . . .



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Leon. Aret. bei Manni S. 253: longo tempore summo cum gaudio suscepi. Quod vero a te michi . . . B o c c . II 158: lungamente goduta sono del mio disio. Di che il pare . . .

N. V. Wyle S. 8 6 l t : . . . lang zyt mit höchster fröide enpfangen. Aber dasz so mir seines vnadels halb . . . Arigo 252 ss : lange zeit meiner liebe . . . eyn genügen getan hab. [Mer mich v e r n y m als] du s p r i c h e s t , wie ich . . .

Leon. Aret. S. 253: . . . cognoscamus oportet. Certum est, nos omnes ab uno homine originem habuisse. B o c c . II 158: a' principii delle cose: tu vedrai noi d'una massa di carne tutti la carne avere e da uno medesimo creatore . . .

N. v. Wyle S. 86S0 diser dingen waren anfange beschowent; so i s t g e w i s s vnd vnzwyf e l i c h vns alle von ainem menschen ainen vrsprunge gehapt haben . . . Arigo 252 33 : . . . den anefang diser sache [Nun nim war vnd gar e b e n merck], so s p r i c h e ich, das wir alle von fleysch . . .

Leon. Aret. S. 254: neque penam deprecor, neque formido. Addo etiam illud, in Guiscardum quicquid . . .

N. v. W y l e 87 26 : ich bitt nit die pene, so fürcht Ich ouch die nit. Ich s e t z ouch das hinzu. Was von dir in Gwiscardum geschehen wird . . . Arigo 253S3 sol es anders . . . sünd sein, darumb [wisse vnd] bis des on c z w e i f e l , was du mit Gwischardo . . .

B o c c . II 159 in prima cagion di questo peccato, se peccato è; perciocché io t'accerto che quello che di Guiscardo . . .

Aus der Griseldisnovelle Petr. bl. 8 a : Satis, inquit, tuo S t a i n h . bl. 8': . . . vnd sprach conjugio, delectabar . . . Cogunt also: Ich han . . . mei et Papa consenta . . . B o c c . V 134 e le disse: per conArigo 662 se : zu ir sprach: [f r a w e cession fattami dal papa . . . G r i s e y d e , du s o l t w i s s e n wie] durch gescheite . . . Petr. bl. 9 a : . . . devotissime venienti. Cupio, ait, ut puella . . .

S t a i n h . bl. l l a . . . die kam demütiglich. Ich wolte, sprach er, daz . . .

— B o c c . V 136 mandò a Griselda, che a lui venisse. Alla quale venuta disse: io meno . . .

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— A r i g o 664 10 wider nach Griseyda schicket, zu ir sprach Gris e y d a [du s o l t wissen, d a s ] ich von neuem . . .

Auch anderweitige Aufforderungen geben bei Arigo der Rede directere Wirkung: III 220 bocca mia dolce, tu prenderai un buon bastone 443 25 [Nun t h u e , als ich dir sage!] Nym zu dir . . . ; III 220 e quale uscio ti fu mai . . . 434 15 [Nun s a g e m i r , du g u t e r man], weliche tür . . .; IV 77 Ma, se tu n'hai così gran voglia di scendere 507 34 nun [sag mir], seitmale d u . . . — Auch sonst tritt in verschiedenen Wendungen das persönliche Moment mehr als bei B o c c a c c i o heraus oder wenigstens wird uns die Vorstellung nahe gelegt, dass der Erzähler zugleich auch mit Zuhörern redet: I 55 Così adunque visse e morì 2818 Also [habt ir v e r n o m e n , wie] der Ciapelett sein leben füret; II 198 dove l'accidente avvenne. 277 29 do sich eyn solchs begäbe [als ir v e r narne n w e r t ] ; III 71 nelle braccia l'un dell' altro s'addormentarono. Il re, al quale 347 8 . . . entslieffen. [Nun l a s s e wir die c z w e y l i e b e s l a f f e n vnd besechen des küniges bedencken] ; III 49 . . . mandare a Roma. Pietro stando sopra la quercia . . . 33217 . . . heym gen Rom schicken. [Nun k e r e ich an] Peter, der auff dem eychenpaum . . .; III 101 che egli avesse fuor d'ordine speso le sue ricchezze . . . 3669 dann [als ir o b e n v e r n o m e n habt] aller seinen reichtum on masse auszgeben het . . . •— Des Weiteren liebt es Arigo auch, die ruhig dahinfliessende Erzählung B o c c a c c i o s durch Ausrufe, Apostrophen der verschiedensten Art, Fragen; rhetorische und wirkliche, wie ja solches für den Redner charakteristisch ist, zu verlebendigen, ja sogar der epische Bericht selbst wird gelegentlich in solche rhetorischen Formen direct umgegossen. I 259 guarda ciò, che tu dì-, guatami bene 158 lg [Ey n e y n e , l i e b e s weib], nit spriche daz; I 159 la donna . . . disse: ben sapete 1592 [traun j a , g u t e r man], ich will, daz



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ir mich; II 87 che voi scioccamente credeste al matto frate 209, 9 [0 ir t ö r h e t e s weybe], das ir dem falschen, neydigen münche . . . ; IV 173 sozie, se io avessi, chi m'aiutassi, io starei bene 563 i6 socie [socie], het ich, der mir hülff vnd peystant thet, [ey, v e r h e y t e r t e u f f e i ! ] , wie wol wölt ich sten!; III84 Data dal fiero padre questa crudél sentenzia . . ., il famigliare . . . andò via 354 23 0 w a s s t r e n g e n herten vrteyls d a s w a s , d a s der v a t e r in sein eygen plute, tochter vnd tiechter t h e t l Des hern diener . . . — Und direct bei Berthold von Regensburg oder Geiler könnte die folgende Stelle stehen, wo Arigo eine moralische Auslassung in eine pathetische Apostrophe persönlich gedachter, abstracter Begriffe umwandelt: V9^Santissima cosa adunque è Vamista, e non solamente di singular reverenzia degna, ma d'essere con perpetua laude commendata sì come discretissima madre di magnificenza e d'onestà, sorella di gratitudine e di carità e d'odio e d'avarizia nimica, sempre , senzapriego aspettar, pronta a quello in altrui virtuosamente operare, che in se vorebbe che fosse operato. Li cui santissimi effetti oggi radissime volte si veggono in due, colpa e . . .

640,, 0 d u e d e l e , h e i l i g e ireuntschafft, nicht alleine aller ern vnd reverencz, sunder alles lobes wirdig, ein züchtig muter der ern, ein swester aller dancksamkeit, E i n p r i n n e n d e l i e b e d e r m y n e g o t z ! Der vntugent dem neyde tötlich feint, Alwegen v n g e p o t e n b e r e y t p i s t , In tugent einem ¡glichen ze dienen; a b e r d e i n e w e r c k heut bey tag wenig gepraucht sein, dann alleine in vntugent . . .,

und erst jetzt sinkt Arigo ebenfalls zur einfachen Reflexion der Vorlage herunter und fährt fort: 641 4 «Des am meisten die vntugent der geytigkeyt vrsache ist, die a l l e i n . . . » Wir haben also hier genau den gleichen Fall, wie wir ihn oben S. 66 bei der Verwendung der directen und indirecten Rede fanden. Ebenso I 86 . . . che per costui mi c 'è entrato: fermamente avarizia non mi dee avere assalito per uomo di piccolo affare . . . 4635 vmb des armen willen mir auf disen dage zugestanden ist, [ F ü r w a r e , du] f a l s c h e g e i t i k e y t , du solt mich nicht vmb sunst oder eines armen mannes willen . . . — II 118 La novella sposa poco contenta di tal ven-



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tura . . . 228 lg W e r ü b l e r ze m u t e solcher irer vnselickeit als junckfrawe Giletta w a s , die . . .; III 85 chiamò: o Teodoro . . . 355 20 0 Theodoro [pistus oder nicht?]; IY 124 Quanto la novella della Reina in diversi luoghi faßesse le Donne ridere, non è a domandare 53229 Ob der künigin neue histori die frawen het lachen machen, do f r a g n y m a n t n a c h ! •— Ferner, und zwar augenscheinlich als f o r m e l h a f t e Aufforderung : I 186 non . . . supplendo dove si fosse 10725 nicht west wo sie was . . . [darumb betrübter dann junckfrawe ye warde, das ein iglichs d i e m ü t i g e s h e r c z e pey im s e l b e s b e dencke'.j; III 41 dove fu si grande la festa, che dir non si potrebbe giammai 327 10 die freude also grosz was, das ich es nit gesagen möchte, ¡/las ein iglich d i e m ü t i g h e r c z pey im s e l b e s b e d e n c k e ] . Zusatz auf Grund des Originals : III 107 egli grida : Pietro, corre là, vedelo . . . 36921 mit hocher stymme schrey [Awe m i r , m e i n e r h a n t ! ] Do das Peter . . ., und dieser Zusatz steht noch dazu in der inhaltangebenden, nur kurz referierenden Ueberschrift. Vorhandenes wird breiter ausgeführt: III 218 Ora che vi debbo dire? Il geloso stette 433 15 Nun w a s m a g n u n im der g r o s s e e y f e r e r n ü r g e d e n c k e n , so er d e r f r a w e n a n t w o r t v e r n i m e t ? Er stunde . . . u. s. w. •— Zu den beliebten Hilfsmitteln einer populären Kanzelberedsamkeit gehörte im 14..'15. Jahrhundert neben der Einflechtung von Erzählungen, Fabeln und Exempeln nun auch die Verwendung von sogenannten i seit Augustin und Gregor aufgekommenen) Figuren und Moralitäten (vgl. Cruel, Gesch. d. Predigt. S. 340). Man verstand unter den ersteren die Ausdeutung von Erzählungen des alten Testaments auf Christum, unter den letzteren einen ausserbiblischen Bericht, eine Erzählung aus der Mythologie, dem menschlichen Leben oder der Natur, der als Parabel auf christliche Verhältnisse umgedeutet werden konnte. Es begreift sich, dass ein solches Hilfsmittel der Predigt reichlich Stoff zuführte und eifrig ausgebeutet



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ward. In einer sehr interessanten Stelle finden wir nun auch bei A r i g o einen unverkennbaren Ansatz zu solch parabolischer Ausdeutung. In der siebenten Novelle des ersten Tages erzählt Bergamino dem Abte von Caneschala, wie einst ein bedeutender Gelehrter namens Primasso unerkannt zum Tische des reichen und sonst freigebigen Abtes von Cligni (Grüning) gekommen war. Dort erhielt er aber wider Erwarten nichts zu essen und verzehrte daher seine drei mitgebrachten Brote, wird jedoch schliesslich erkannt, hochgeehrt und beschenkt. Bergamino erzählt diese Geschichte, um den Abt wegen seines Geizes zu strafen, zur «Milde» zu veranlassen und erreicht in der That seinen Zweck. Er hatte seine drei Kleider dem Herbergswirte als Zahlung gegeben, bei B o c c a c c i o erhält er dann ein reiches Gewand des Abtes: I 87 E fatto pagare l'oste di Bergamino e lui nobilissamente d'una ma roba vestito . . . Arigo erzählt anders, er lässt ausdrücklich die drei Kleider Bergaminos bei dem Wirte auslösen, deutet sie parabolisch um auf die drei Brote des Primasso, wovon bei B o c c a c c i o keine Spur, und lässt Bergamino dann ebenfalls noch mit einem Gewände des Abtes begabt werden 47 21 ZU hant Bergamino wirt schüfe bezalen [vnd im d i e d r e u e k l e i d e w i d e r l ö s e t , daz w a r e n die d r e u p r o t , d i e P r i m a s o an des a b t e t i s c h g e s s e n het], nachdem in herlich mit einem reichen kleide begäbet . . .

Schliesslich scheint mir a u c h A r i g o s ausgesprochene Neigung zum volksmässigen und leichtverständlichen, in Zusammenhang mit seinem geistlichen Stande zu stehen. Natürlich ist aber nicht Alles, was wir an Popularisationen bei ihm finden, auf diese Ursache zu schieben, denn auch andere Uebersetzer, die nicht Geistliche waren, erscheinen gerade so wie Arigo gelegentlich bemüht, ihre Uebersetzung z. B. von gelehrten Angaben oder fremden Namen ihrer Vorlage zu entlasten (vgl. z. B. B o c c a c c i o s De claris mul., übers, von S t a i n h ö w e l ed. Drescher. Bibl. d.



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Litt. Ver. Nr. 205, S. XXXIV ff.). Das popularisierende Vorgehen hatte zunächst einen leicht erkennbaren allgemeinen Grund, man wollte die neue Litteratur und die neue Bildung auch den Kreisen zugänglicher und verständlicher machen, die ihr bisher ferne standen. Dann waren aber auch gerade diese Erstlinge der deutschen Renaissanceübersetzungen vielfach Frauen gewidmet, auf die noch in besonderer Weise Rücksicht zu nehmen war, so S t a i n h ö w e l s Uebersetzung von «de cl. mul.» der Eleonore von Oesterreich, verschiedene Translationen Wyles der Ursula von Absberg oder der Markgräfin von Mantua, Hartliebs Chiromantia der Anna von Bayern, Dietrich von Pleningens Uebersetzung von Senecas «de consolatione ad Marciam» der Kunigunde von Oesterreich etc. Beide Rücksichten haben nun sichtbar auch bei Arigo mitgewirkt. Das Decamerone erscheint unter den ersten jener Uebersetzungen, handschriftlich muss es sogar, wie wir sehen werden, weitaus als die früheste gelten, und auch Arigo hat «das wercke machen und in teutsche zungenn schreibenn wollen» (1730), damit «die beschwerten vnd betrübtenn freulein auch ir ein teyle irer verporgen traurikeit mugen ein klein fride geben und die mit zucht in freude kern» (17„). Aber diese Gesichtspunkte erklären, wie ich glaube, nicht alles, was wir an Popularisierendem bei Arigo finden. Hier hilft weiter der Geistliche, den schon sein Stand in stärkere Fühlung mit dem Volke brachte, und der Kanzelredner, der schon durch die Zusammensetzung seiner Gemeinde auf das Volksmässige, Leichtverständliche hingewiesen ist. Und in einfacher Durchsichtigkeit und anschaulicher Bildlichkeit, die auch gerne Sprichwörter und Redensarten des gemeinen Lebens braucht, wie es Berthold von Regensburg und die ganze Reihe der Volksprediger des 14.—15. Jahrhunderts thun (Cruel, S. 322 ff.), in dem Bestreben, «kein Ding anders zu sagen, denn auf sinnliche Weise», wie es Tauler verlangt, in den treffenden Bildern und Vergleichen, in denen Geiler hervorragt, ruhte ja gerade der Erfolg der Predigt in jenen Jahrhunderten, und Arigo steht durch



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seine Zeit auch noch in jener Tradition. Auch er, wie sein Berufsgenosse, der Domherr A l b r e c h t von Eyb (vgl. Herrmann, A. v. Eyb, S. 385 ff., 389 ff.), popularisiert in weitgehender Weise, viel mehr als etwa W y l e und S t a i n h ö w e l , auch bei ihm treffen wir ein weitgehendes Streben nach Anschaulichkeit und Verständlichkeit, nach greifbarer Bildlichkeit, nach plastisch wirkenden Gegensätzen, wir treffen bedeutende Auslassungen oder Zusätze, die aus jenem Streben hervorgegangen sind, wir treffen eine Fülle von Bedensarten und Sprichwörtern. Da aber all diese Erscheinungen an und für sich genommen einen Bückschluss auf Arigos geistliche und kanzelrednerische Thätigkeit ohne weiteres doch nicht gestatten würden, da sie vielmehr umgekehrt erst von dieser das rechte Licht empfangen, so will ich hier auf diesen Zusammenhang auch nur hinweisen und die Besprechung im Einzelnen bei einer späteren allgemeinen Charakterisierung von A r i g o s Uebersetzung bringen. Als Besultat der gesamten vorausgegangenen Erörterungen stelle ich aber nun fest, dass wir in Arigo zunächst einen Geistlichen mit kanzelrednerischer Uebung zu sehen haben. Der stoffliche Inhalt des übersetzten Werkes darf dabei nicht befremden, wenn wir die damaligen Zeitverhältnisse betrachten. E n e a Silvio, der spätere Papst Pius II, hat die stark erotische Novelle «Eurialus und Lucretia» nicht übersetzt, sondern sogar verfasst, und Arigo hal ja ausserdem dem stofflichen Inhalte seines Werkes gleichsam eine Sühne dargebracht — er legte sich das Opfer der Anonymität auf, eine Entsagung, die in Anbetracht der Verfasserfreudigkeit anderer Uebersetzer, in Anbetracht des Umfanges und der Bedeutung dès übersetzten Werkes und in Anbetracht des hervorragenden litterarischen Urteiles, welches die Wahl dieses Werkes bekundet, wahrlich nicht gering anzuschlagen ist. —



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III.

Eine der hervorstechendsten Gewohnheiten in .Arigos Ausdrucksweise ist der Gebrauch der Synonyma, der mit «und», oft auch mit «oder» verbundenen, mehrgliedrigen Ausdrücke gleichen Sinnes. Sie begegnen uns auf Schritt und Tritt, in einer gleichmässig dicken Schicht sind sie über die ganze Rede gestrichen. Nach vier verschiedenen Gesichtspunkten lassen sie sich einordnen. Da ist zunächst das altüberlieferte Gut, wie es in der poetischen Ausdrucksweise des früheren Rechtes entstand und allitterierend und reimend sich darstellt. Solche Rindungen sind: 2764 sturms und streitt (vgl. G r i m m , D. Rechts-Altert. 4 S. 10); haus und hof (Grimm, a. a. 0.); 1855 kint noch kegel; 9 2 u wald und wüstung; 9319 wüeste vnd walde; FdV 8 wapen und were (Vogt 452,), dazu 20825 pein und pusz; 663]7 some noch seckel etc. Daneben steht nun die grosse Masse jener zwei und mehrgliedrigen Ausdrücke, wie sie durch die Schreibweise der Kanzleien aufgekommen sind. Ueppig schössen diese «colores rhetoricales» in Rlüte und schon frühe enthielten die geschriebenen und gedruckten «Formulare und tütsch Rhetorica» ganze Sammlungen davon (s. die von 1483, 1488 etc.). Man kann den Satz aussprechen, dass das Wesen des rhetorischen Schmuckes des ganzen Kanzleistyls um die Wende des 16. Jahrhunderts allein in der Synonymik zu suchen sei. Diess festgestellt, zeigt die ausserordentlich grosse Menge der synonymen Ausdrücke bei Arigo, die jegliche sonstige stilistische Erscheinung vollständig überwuchert und fast als das einzige bewusst geübte stilistische Kunstmittel Arigos, zumal im Decamerone, erscheint, schon allein ganz deutlich, dass Arigos stilistische Rildung auf dem Roden der Kanzlei erwachsen ist, dass Arigo zur Kanzlei in enger Reziehung stehen muss, vgl. 34230 kunt und wissent (u. ö.); 17 reggimento 192 [gewalt vnd] r e i g i m e n t ( = 54 2 .241 2 409 2 u.s.f.): I 40 notaio 1925 n o t a r i [oder o f f e n n S c h r e i b e r ] ; I 40 strumenti 1926 [briefe vnd] i n s t r u m e n t ; II 137 scritte in . . .



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istilo: 241 18 stil [vnd model] . . . sein [ g e o r d n i r t vnnd] g e s e c z t ; I 184 mi piace 106x mein [sin vnd] m e i n u n g ist; V 87 nelle pubbliche opportunità 6 3 6 u [policey vnd] r e g i m e n t ; I 216 essere da riprendere 12725 s t r a f f e [oder pein] wirdig sey; V 132 con . . . puntura trafisse 66 1 24 mit p e i n , [leyt vnd s c h m e r c z e n ] durchginge; IV 161 si morì 554J9 s t a r b [vnd mit t o d e abe ging]; ferner I 10 la cosa dell' uomo 4 6 gewant [oder dinglach] ; I 107 quasi . . . 55 lg nicht anders m e i n t e n n [vnd gelaubten]; I 167preso 94 32 [ b e r a u b t vnd] g e n o m e n ; FdV: 1 w e r c h e [und p ü c h lein]; 3 r i n g e r t [vnd abe nymt] etc. etc. Aus der Griseldisnovelle : Petr. bl. 6: obeunte Janicole nabitur.

igitur nepos nostri

Waltero domi-

B o c c . V 132: debba rimaner signore.

lor

S t a i n h . bl. 6b: wan vnszer herr Walther stirbt, so würt des Janickels tochter sun v n s e r herre. A r i g o 661 3 l : nach meinem tode ir h e r r e [vnd m e i n erbe] sein s o l . . .

Hieran reihen sich dann diejenigen Bindungen, in denen Arigo noch über das hinaus, was die Kanzleisprache aufbrachte, Fremdwörter seiner Vorlage herübernimmt und mit deutschen Ausdrücken zusammenkoppelt. An ihnen zeigt sich besonders deutlich die Vermittlerrolle, welche gerade die Synonymik bei Einführung des fremden Gutes in die deutsche Sprache spielt. Sie war die Angel, um welche sich mühelos das Fremde auf das deutsche Gebiet herüberdrehte. Hierher gehören Zusammensetzungen wie III 36 augurio 323 26 gut z e i c h e n vnd a u g u r i o ; III 239 lucerna 448j l i e c h t e vnd l u c e r n ; V 45 giardino 610 4 g i a r d i n vnd r o s e n g a r t e n ( = 610 9 ); V 17 cherico 591ä der c l e r i c o vnd g e y s t l i c h m a n ; V 60 speziale 619 13 eyn s p e c i e r oder a p o t e c k e r etc. (Vgl. über diesen Punkt S. 86 ff., wo die Fremdwörter besonders betrachtet werden.) Und schliesslich erkennen wir noch eine Gruppe von Synonymen, in denen Arigo ganz deutlich die Wortformen QF. LXXXVI.

6



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oder die Wortbezeichnungen verschiedener Dialecte bez. Gegenden nebeneinanderstellt. So gibt in I 50 sputai 25 23 ich speybe oder speyet das erste Wort die dialectisch bayrisch-oestr., das zweite die gemeindeutsche Form, ähnlich: I 31 una piccola montagnetta 13 iS einem kleinen p ü h e l e i n , p ü c h e l e i n oder h ö c h e ; dann 8722 eyn c i c k e l o d e r e y m e r (s. unten), 1685 s c h w a n c z e u n d z a g e l (letzteres mehr nördlicher daheim, von Schmeller II, 1089 als nordfränkisch bezeichnet), 479 28 f l a c k (s. dieses unten) u n d m ü d e etc. Diese Bindungen sind nicht mehr als blosse «colores rhetoricales» zu betrachten, und daher haben wir später noch auf sie zurückzukommen. Sie zeigen deutlich, dass Arigo nicht auf dem Boden eines einzigen Dialectes stand, und sind interessante Zeugnisse für das Streben nach breiterer Verständlichkeit. Die Idee einer gemeinen Sprache leuchtet hier deutlich auf. •— Neben der so reichen Synonymik gemahnt an die Ausdrucksweise der Kanzlei dann weiter die sorgfältige Hervorhebung d,er begrüssenden Anreden, zumal bei offiziellen Gelegenheiten. Was hierher gehört, ist nicht, wie das im vorigen Capitel Behandelte, rhetorischen, sondern mehr formelhaften Charakters und gemahnt eben hierdurch an diplomatischen Verkehr oder juristische Geschäftspraxis. Die Mehrgliedrigkeit der Ausdrücke ist auch hier charakteristisch. I 63 amorose compagne 332 darumb, m e i n a l l e r l i e b s t e f r a w e [vnd künigin]; I 203 amenduni gli chiamö, cosl dicendo. Jo mi veggio . . . 1193 [Mein a l l e r l i e b s t e r f r e u n t vnd g ü n e r vnd du, m e i n a l l e r l i e b s t e f r a w e , ] ich mich sich . . .; I 250 (Rede an den Sultan) signor mio, assai chiaramente potete conoscere 1527 herre [vnd d u r c h l e ü c h t i g i s t e r f ü r s t e , e u e r genade] wol vernemen mag; II 194 (Rede des Führers an die Kampfgenossen) disse . . Signori 275 8 lieben h e r r n , [freunde v n n d g ü n n e r ] ; II 91 (Botenrede) disse cosl: signor mio 2125 zu dem er spräche [nach s e i n e m grusse], herre; II 97 (Ansprache bei einer Festtafel) e disse, niuna cosa 2 1422 [Mein a l l e r l i e b s t e

— 83 — f r e u n d e , p r ü d e r vnd h e r n , ] kein ding . . .; V 38 cominciò a parlare: signori 60427 zu sein gesten also sprach: Mein l i e b e n h e r r n , [freund vnd g ü n n e r ] ; III 74 (Anrede an den König) ma non da te 349 ]5 aber nicht von e u e r e n g e n a d e n . Oder noch viel stärker statt eines einfachen monsignore II 235 disse: monsignore, ecco qui il padre 14026 zu dem künig spräche: h e i l i g e k r ö n e vnd m a i e s t a t , Das ist der vater. — Aus der Griseldisnovelle : P e t r . bl. 5: tu, iriquit, noster es dominus. B o c c . V 131: disse, signor mio . . .

S t a i n h . bl. 5 b : sprach sie also, du bist unser herr . . . A r i g o 660 s l : also sprach, g e n e d i g e r h e r r m e i n , tut mit mir.

P e t r . bl. 4: Haec, ait, uxor mea ...

S t a i n h . bl. 4?: die ist myn wyb, sprach er . . . A r i g o 659 s l : sprach: [ L i e b e n f r e u n d e v n d ] h e r n , das ist die . . .

B o c c . V 129: disse: signori, tei . . .

cos-

Aus der gleichen Neigung entspringt dann auch die breitere Hervorhebung der politischen Persönlichkeiten und Verhältnisse : I 162 appresso la morte di Federigo secondo imperatore 90 34 nahent seines todes [des aller d u r c h l e ü c h t i g i s t e n h e r n vnd f ü r s t e n ] keiser Friderichs des andern; 1197 quello (sc. corpo) del prenze 1155 iren f ü r s t e n [vnd hern] tot funden; I 250 esecutore 15133 verweser [vnd r i c h t e r ] ; II 149 Tancrede prenze di Salerno 247j Tancrede, f ü r s t [vnd p r i n c e p s ] von Salerno; II 150 Tancrede principe di Salerno, fu signore assai umano 247 17 In der [ f ü r s t l i c h e n ] s t a t Salerno wonet eyn f ü r s t , [vnd her re], genant Tancrede, eyn genüge diemütig m a n [vnd her], — Aus den Worten I 197 richiesti ed amici e parenti e servidori wird unter dem hier in Rede stehenden Einflüsse jener formelhaften Anreden gerade das Gegenteil: 11513 alle seine f r e u n d e , f ü r s t e n [vnd h e r r e n ] anrüfte; II 186 il duca di Creti 2707 der 6*



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herczog [vnnd herre] von der stat; I 213 l'imperio di Roma 1269 daz keiserlich reich; I 171 vivendo il re Manfredi 9822 pey künige Manfredi [säligen] zevten; I 171 pur mi ricorda che io nel vidi signore 98 21 daz ich meinen vater . . . ein v e r w e s e r [vnd reygirer des ganczen künigreichs Cicilia] sahen; I 214 per non lasciare il regno senza governo 126] 5 Vnd ee er ausz dem lande zoch vor das mit einem verweser versechen wolte [vnd seinem kunigreiche ein guten r e i g i r e r an seiner stat geben wolt]; III 67 fece far pace 344 4 ein [ewigen] frid beschlösse; III 73 uomo di valore inestimabile e allora ammiraglio del re 348 22 der zu der zeit des küniges [in allem Cecilia v e r w e s e r vnd] haubtman was; V 87 nelle pubbliche opportunità 6 3 6 n sunder mit ganczem gewalt [vnser policey vnd regiment]. Auch in der Bezeichnung von Stand, Rang, Würde oder Titel zeigt sich deutlich die Schulung der Kanzlei. Charakteristisch hier wieder, als Beispiel für viele, die Griseldisnovelle, wo Arigo sogar verschiedenlich gegen alle drei andern Texte allein steht: P e t r . bl. 4 b : quam his verbis Walterus aggreditur . . B o c c . V129: Allora Gualtieri . .

S t a i n h . bl. 3 b : Vnd sprach zu ir d e r W a l t h e r also . . . A r i g o : 659 s „: Nach dem sy d e r m a r c k g r a f f e pey ir hende nam, . . . sy mechlet. . .

P e t r . bl. 5 b : letus ili e responso. B o c c . V 131: Questo riposta fu molto cara a Gualtieri.

S t a i n h . 5 b : D e r W a l t e r was fro. A r i g o : 660 a6 der frawen antwort d e r m a r c k g r a f f grosses gefallen h e t . . .

P e t . bl. 3 a : domina vestra sit, . . B o c c . V 125: sedeva voi non come donna ornata.

S t a i n h . 2 a : als v w e r f r o w e n . A r i g o : 658 i e : von euch nicht als ein m a r c k g r a f i n empfangen vnd geert.

P e t . bl. 3 a : Mover unt pie animum viri . . .

S t a i n h . 2»: Die gebet bewegten das gemüt i r e s h e r r e n , daz er sprach . . . A r i g o 657 s e : Der m a r c k g r a v e seinen leüten a n t w o r t . . .

B o c c . V 124: A'quali rispose.

preces

Gualtieri

— 85 — Die sonstige Verschiedenheit der Texte gestattet hier nun weitere Zusammenstellung nicht, daher mag eine kleine Statistik helfen. P e t r a r c a braucht das Wort Gualterus 16 Mal, sonst dominus, vir, pater etc. Dementsprechend hat S t a i n h ö w e l 21 Mal «der Walter», «markgraf» dagegen überhaupt nicht, sondern nur das allgemeinere «herr, man» etc. Ebenso verwendet B o c c a c c i o so gut wie ausschliesslich (nur vgl. V 136 secondo il marchese il pregava) die Bezeichnung Gualtieri und zwar in 28 Fällen, in denen ebenso consequent Arigo die Bangbezeichnung «marckgraffe» oder «graffe» braucht (V 124—657 36 ; V125—658 20 ; V 126—659 9 ; V 128—659 u . 659 17 ; V 129—659 26 ; V 130—6601S. 660 22 ; V 131—660 35 . 661J6. 66117; V 132—661 24 . 6 6 2 r 662 6 ; V 133—662 17 ; V 134—662 32 ; V 135-663 2 6 . 66337. 664!. 664 7 ; V 136—664 31 ; V 137—664 3ä ; V 137—665 lfi . 66523. 665 24 ; V 138—662 2 ; V 139—666 29 ; V 140—666 33 ). Ebenso V 123 donna 65816 m a r c k g r a f i n ; V 132 la donna 661 22 die m a r g r a f f i n . ; V 136 se donna qui fossi 664 )9 als werest du die m a r c k g r a f f i n . Ebenso fügt Arigo in einer Beihe von Fällen die Standesbezeichnung entweder ganz hinzu oder ersetzt durch sie einfache Pronomina der Vorlage: V 129 egli disse 65936 der m a r g r a f f e ; V 131 fosse imposto 66110 [von dem m a r g r a f f e n ] befohlen; V 132 la donna da capo ingravidò . . . il che carissimo fu a Gualtieri 66 1 22 die m a r g r a f f i n von neuem eines kindes [von d e m m a r c k g r a f f e n ] swanger warde . . . des der m a r c k g r a f f e . . . froe was; V 137 avea 665 2 do mit d e r m a r c k g r a f f e ; N131 per sua moglie 665$ dem m a r g r a f f e n ... zu einem weybe; V 137 dove tutti ì paesani 66510 des m a r g r a f f e n gancze lantschaft; V 140 pruove da Gualtieri fatte 667 9 als [der m a r g r a f f e ] G u a l t e r thet. — Ebenso von dem Schwager des Markgrafen V 137 II gentile uomo 665 8 der g r a f f e vnd d i e g r e f f i n . A r i g o braucht also stets die Titel und im alleinigen Gegensatz zu P e t r a r c a , S t a i n h ö w e l und B o c c a c c i o niemals den Namen allein! — Ein besonderes Capitel zur Beantwortung der hier an-



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-

geregten Frage bilden die F r e m d w ö r t e r . Auf Grund gewichtiger damaliger Zeugnisse hat man neuerdings (Hartfelder, Deutsche Uebers. klass. Schriftsteller a. d. Heidelberger Humanistenkreis. Jahresber. d. Gvmnas. 1884, S. 8. 27; Szamatölski, Huttens Dtsch. Sehr. Q F. Nr. 67, S. 15; Herrmann, Albr. v. Eyb) die Humanisten gegen den Vorwurf, die Fremdwörterinvasion verschuldet zu haben, in Schutz genommen, und mit Recht zunächst die Kanzleien als Sammelbecken der Fremdwörter erklärt. Die Rolle der Synonymik hierbei wurde schon oben (S. 81) berührt. Dann aber ist für Arigos Zeit doch noch weiter zu berücksichtigen, dass damals die Uebersetzungslitteratur der Renaissance erst begann, und dass unausgebildete Technik, geringerer Wortvorrat ebenso wie die Neigung, mit dem Fremden sich zu drapieren, auch ohne das beschönigende Mittel synonymer Bildungen lateinische oder italienische Contrebande einführen half. Das Kokettieren mit dem Fremden zeitigte manchmal direct Auswüchse, wenn. z. B. D i e t r i c h von P l e n i n g e n im «geteutschten» Sallust «periculum» mit «perickel» wiedergibt, H a n s V i n t l e r (Tugendbl.) «conscienz» für «gewissen» (v. 9830 u. ö.), «contemplierung» für «Betrachtung» (v. 9904) schreibt. Und schliesslich verhalf dann auch noch der lebhafte Verkehr mit Italien, dem Lande der Kaiserkrone und der Rechtswissenschaft, dem Lande, das zugleich den ausserordentlich wichtigen Handelsverkehr nach dem Orient vermittelte, einer Reihe von Wörtern (wie marend, speise etc. s. u.), zumal im südwestlichen Deutschland, zur Ansiedlung. Wie wir nun annehmen müssen, dass der deutsche Arigo doch Italien aus eigener Anschauung kannte,-so werden wir uns auch nicht wundern, dass er, zumal da wir ihn als Angehörigen der Kanzlei erweisen, seiner Zeit und seiner Ausbildung den Tribut in dem Gebrauch von Fremdwörtern zollte. Arigos Fremdwörtermaterial legt sich uns bezüglich seines Ursprunges mit einer Deutlichkeit, wie kaum bei einem andern gleichzeitigen Uebersetzer auseinander.



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Teils hierdurch, teils auch durch die Reichhaltigkeit und die verhältnismässig frühe Zeit, in welche uns die Belege führen, erlangt es für uns besonderen Wert. Zunächst kommt es mir allerdings nun hier auf diejenigen Fremdwörter an, welche mit der Rechtssprache und der Sprache der Kanzlei, der geistlichen oder weltlichen, in Zusammenhang stehen. Da es aber für die Darstellung nicht günstig wäre, das ganze Capitel auseinanderzureissen, so betrachte ich, und zwar zuerst, auch die andern Gruppen der hier gebrauchten Fremdwörter. I. Fälle, in denen Arigo i t a l i e n i s c h e oder i t a l i e n i s i e r e n d e Worte bringt. a u g u r i o : III 36 buono augurio 32326 gut zeichen vnd augurio. b a s t a n : Die ital. Wendung III 111 alle vecchie gi stranguglioni (d. h. den Strick) übersetzt A r i g o 37221 der alten ein grossenn tremel vnd b a s t a n (nach ital. bastone = Stock), b e s t i a : II 169 egli era una bestia 2596 er wär eyn b e s t i a ; III 126 Tindaro e una bestia 380 32 du seyest ein b e s t i a vnd esell. c e t t e r a : IV 109 con voiperderieno le cetere (zither) de'sagginali 52432 für war die c e t t e r a mit euch verlürn. c o n f e c t i o n : I 148 fece venir greco e confetti 823ä wein vnd mancherley c o n f e c t i o n e ; II 172 con confetti 261 13 mit gutem c o n f e c t i o n . c o n t e n t : Dies Wort erfreut sich bei Arigo besonderer Beliebtheit: I 189 non essendo la fortuna contenta 1108 das vngelücke seinem wille noch nicht ein genügen hat getun noch c o n t e n t stunde; III 188 contente 414 23 wol ze mute vnd c o n t e n t ; III 192 contento 417 4 wol ze mute vnd c o n t e n t was; III 70 contento 346 J3 c o n t e n t f r o e vnd wol ze m u t ; V 76 contento 62837 wol ze mut vnd c o n t e n t ; IV 165 contenti 5582 alle wol ze mute vnd c o n t e n t ; IV 197 contento bllx s e r e c u n t e n t vnd



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wol zemute; V 35 star contento 60233 sich des c o n t e n t sten; V 81 contenti 63236 des c o n t e n t sein müssen; V 67 tanta contenta rimase 624ä alle w o l z e m u t f r ö l i c h v n d c o n t e n t beleyb; Y 80 avrò te e me contentato 631 34 content

vnd

wol

czemut

machen. —

Das

Wort

erscheint aber keineswegs immer nur durch die Vorlage veranlasst: III 57 ed erasi ben riposata 337 29 des sy zu gutem fride vnd c o n t e n t was; IV 61 divederlo assai volontieri

496 24 des der student sere wol c o n -

t e n t was; doch hat A r i g o sehr wohl statt des Fremdwortes auch die deutschen Begriffe zur Verfügung, wie sich schon aus obigen Beispielen ergibt und aus den folgenden noch besonders ersehen werden kann : III 213 contento 430x an masse vnd w o l l zu m u t e v n d f r o e was; I V 71 contento 50313 a l l e r w o l z e m u t ; IV 96 io son contenta 5189 ich g e s c h i c k e t IV 97 II

pin ze leyden;

Zeppa fu contento 5195 w o l zu f r i d e w a s ;

IV 156 contentantosi 551 31 f r o e v n n d w o l was; IV 167 contento 559j 0 w o l

contenti 572 33 f r ö l i c h v n d w o l z e m u t e ; tento 503J3 a l l e r w o l

zemute

z e m u t e ; I V 190

z e m u t usw.

Und

V 39 conschliesslich

werden dann in gleicher formelhafter Bindung auch andere, ähnliche Ausdrücke übersetzt: IV 154 molto lieta 550 19 sere f r ö l i c h v n d w o l z e m u t e was; V 17 lieto se ne ritoì-nò 59023 f r ö l i c h v n d w o l z e m u t etc. c o r s a l e : I 134 corsale

73 ] 8 rauber oder c o r s a l e ,

e t c e t e r a : IV 14 che se n'andò col ceteratoio (Wort zweifelhafter Bedeutung) 472 2 die mit dem e t c e t e r a liegen, g e n n a i o : V 46 il calen di gennaio

6109 in der ersten nacht

genaio. g e n t i l e : II 34 una gentil donna 17626 ein g e n t i l e frawe; I 221 bella e gentilesca 1305 schöne vnd g e n t i l e was. g e t a r g i e r t : I V 8 ben tarchiata getargirt. g i a r d i n vgl. schon S. 81.

(=

untersetzt) 470 J3 wol



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k o r t : V 21 della corte di Borna 593 27 der cort zu Rom; I 61 Bocc. — 32, [die ich in euer kort zu Rom], l u c e r n : III 190 eh' n'arda la nostra lucerna 416 5 vnser l u c e r n an zu zünden; III 239 accesa una lucerna 448 t liechte vnd lue er n. m i s s e r : V 103 messer «her».

Torello 645 27 misser

Torello, sonst

padeglione: V 63 vestimento . . . da indi in giù largo in giusa d'un padiglione (Zelt> 614 33 von der gürtel hinab padeglione geleich. p e s t i l e n z i s c h : III 25 pestilenzioni c z i s c h e n winde.

venti 3 1 6 n

pestilen-

ponent: I 137 ver ponente (d. i. der Sonne, also Westen'] 75 19 gegent ponent wercz; dazu 648 3 0 (ohne Vorlage) pist du ausz P o n e n t her. quasimodo: IV 44 il più nuovo squasimodo 487 2 2 den wunderlichesten quasimodeo (!). r ä g ä c z : V 18 senza perderne un sol ragazetto (knäblein) 591 2 6 im (d. h. dem Strauchritter) wäre nit ein r ä g ä c z entgangen. r e t o r i c o : III 158 un gran retorico vnd r e t o r i c o .

400 3 1 ein grosser lerer

r o m o r : I 264 l'onesto romor 161 32 das züchtig romore; II 32 senza rrniore 175 21 on grosses romore vnd gescherev; II 80 romore 206 8 romor vnd geschrey; III 243 cominciò a fare romore 450 2 8 anhube sere r o m o r i s c h ze sein; IV 51 il romore grande 490 36 grosse romor vnnd geschrey; s a g r a s t a n o : V 117 il sagrestano

653 2 1 sagrastano.

s a l m a r e y : I 126 con gran salmeria (Gepäck) 67 3 1 mit grosser salmarei; II 179 con una gran salmeria 409 9 mit grosser salmarey e. s o l a c z : IV 207 diletto e sollazzo

58 227 grosse freud vnd



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s o l a c z gibt; dazu ohne directe Anregung der Vorlage II 14 se h' entrarono 16328 s o l a c z i r e n gingen. s o t t i l e : III 19 vestimento . . . tanto sottile 3126 der kleyd . . . also s o t t i l e was; I 135 un legnetto sottile da corseggiare 74 23 ein klein s o t t i l e schiff; vgl. auch die lat. Form «subtile». t u n n e n : IV 196 primieramente ebbero del cece e della sorra e appresso del pesce d'arno fritto 5767 von ersten ein salat . . . darzu ein wenig salzen t u n n e n . — In der That führt die «sorra» auch den Namen «tonnino», sorra ist, wie der Herausgeber der von mir benutzten Ausgabe bemerkt (IV 196), «cibo di pance salate di pesce, la tonnino, il presciutto di pesce. t o r n i a m e n t : II 230 torniamento 297 9 t o r n i a m e n t ; — Ebenso auch V 60 maravigliosa festa 6191S herrlich s t e c h e n vnd t u r n i a m e n t . — t r i b u t o r i a : V 86 di città tributoria 63532 ausz eyner vndertänigen vnnd t r i b u t o r i a stat. Technische Ausdrücke, Stoffbezeichnungen, Tier- und Pflanzennamen u. dgl. erscheinen besonders gerne in der italienischen Form : IV 9 e quando un canestruccio di baccelli körblein fabebon oder b a c i e l l i .

470 25 eyn

I 17 una maniera di beccamorti [d. i. Totengräber] che chiamar si facevan becchini 6 33 vnd sich nenten b e c h i n i , aber nun geheissen b e t h a m o r t i . III 70 fece armare una [se. fregata] 34535 ein b r i g a n t i n wapent. Vgl. II 14 die Schilderung des Gartens: fattosi aprire un giardino . . . le vie . . . coperte dì pugolati di viti . . . usw. hier setzt A r i g o eine Reihe von fruchttragenden Bäumen z . T . mit italienischen Lautformen ein: 1632g einen schönen garten . . . do die frawen vnd manne ir wunder sachen von edelen früchten [als m a l a r e n c z e n , m a l a g r a n , l y m o n i ,



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c e d r o n i , von p i r n , f e y g e n vnd öppfel,] . . auch von weinpern, [muscatello g a l l e t i cibibo], . . V 117 pieni di doble 65316 ein guldin pecke voller dobel legt. galle: I 178 galeotta 10314 gewapente galle, g e l s o m i n i : II 15 di rosai . . . e di gelsomini 1644 rosen vnd giosomino. g e n e s t e r : I 35 ogni cosa di fiori di ginestra 1522 die [gelben] g e n e s t e r plumen. p o p o l i n i : III 135 popolini d'ariento 386 23 pfenning, die zu der zeit p o p o l i n i genannt waren. p o p p e : I 192 sopra la poppa 11119 auf dem p o p p e n n des schiffes; 11121 über die p o p p e n ; II 195 sopra la poppa della nave 27 5 37 auff der p o p p e n des schifs. p o r f i d o : III 155 le colonne del porfidi 39836 p o r fido seulenn. p o r r o : II 146 perchè il porro [Lauch] abbia il. capo bianco che la coda si verde 2459 warumb der p o r r o daz haubt weisz hab vnnd im der zagel grün sei. p o r t : I 196 falsa porta 11423 falschen p o r t e n ; II 184 porto 26836 p o r t e n ; III 26 in un piccolo seno di mare 316 34 in eyn kleyne p o r t e n der inseien. — Das Wort ist häufig bei Arigo, auch in der folgenden Stelle hatte oder las er «porto» für das richtige «orto» (Rand) I 160 sopra l'orto dell' arca 8929 auf den p o r t des grabes. s c h i g a l e n : IV 84 cicale 5117 s c h i g a l e n . t a f f a n i : II 177 le mosche e' tafani 264 29 die muggen vnd t a f f a n i . V 20 bicchiere di vernaccia da Corniglia 59218 mit V e r n a c z a wein von Cornilia; IV 53 un fiasco d'una buona vernaccia 492 19 eyn gut flaschen von v e r n a c z a de c o r nilia wein; IV 52 con bella vernaccia 492 2 v e r n a c i a wein. Mit der Heilkunde zusammen hängen die Wendungen: II 236 d'una sua certa composizione 301 10 [der arczte]



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. . . sein getrancke . . . czu bereyt vnnd sein c o m p o s i c i o n machte. IV 52 con belle galle di gengiovo 492 2 mit guten g a l l e n vnnd grünen ingwer; IV 53 di belle galle di gengiovo 492 14 guter eingemachter gallen von schlehen oder pflaumen; IV 53 sopra le galle 492 25 die gallen segen; IV 47 con galle di gengiovo 489 3 galli von grünen ingewer. IV 164 fece far un poco chiarea 55725 [der arczt] thet pald ein wenig k l a r e a machen; IV 164 bevve della chiarea 557 29 die c a l e r e a trancke. II 211 alcuna posta (postema) . . . era rotta 28529 sunder eyn p o s t e m a bei dem herczen im gebrochen. IV 53 ad un suo amico speziale 49210 zu eynem seinen guten freunde füget, der eyn s p e c i e r was; V 60 speziale 6191S s p e c i e r oder apotecker. I 234 (Nov. II, 8) kommt verschiedenlich das Wort «polso» vor. Es ist wiedergegeben durch «pulsz» (1328. 13210), dann' aber auch durch «pulso» (132 n ) und «polso» (13217). II 160 quelle (sc. i radici) stillò 254 14 anhub . . . zestilliren. — Hierzu kommen einige Ausdrücke, die entweder Ausrufe sind, oder die Arigo für solche hält und so aus dem italienischen Texte herübernimmt: I 148 disse : ahi, lassa me, che assai chiari conosco 833 vnd sprach h a y , lassarne, Awe mir we, wol ich erkenne . . . III 44 gridando alla morte alla morte 329 9 alle schrien a l l a m o r t e alla m o r t e , sy süllen alle sterben. III 23 calate (senkt) le vele! o voi aspettate d'esser vinti 315 7 er schreye: c h a l a c h a l e oder ir seit alle tode. Also wiederum augenscheinlich Missverständnis der Vorlage! — Mehr eine künstlerische Tendenz als Fremdtümelei zeigen dann diejenigen Stellen, in denen Arigo durch Herübernahme der italienischen Wendungen mit Absicht m a c c a r o n i s c h e W i r k u n g e n zu erzielen sucht: In einer Beschwörung zum Betrüge des Gatten: III 186 troverai unto bisunto e cento cacherelli della gallina mia 4 1 3 u



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do finstu ein t o b i s u n t o vnnd hundert c h a r a c h i l l i von meinen hünern. Aufschneiderische Rede gegen eine dumme Magd : III 161 più, di millantanove 4()236 gülden hat mer dann m i l a n t a nove. Die ganze Rede Frate Cipollas, des Münchs Zwifell, die dieser den dummen, reliquiengläubigen Rauern hält, ist mit maccaronischen Wendungen durchsetzt: III 165 di Venegia partendomi e andandomene per lo borgo de' Greci 404 29 von Venegia auszfur perlo b u r g o de Greci; III 166 il venerabile padre messer Nonmiblasmete Sevoipiace 405 6 den heyligen vatter sant M i b l a s m e t e (!); III 167 una delle coste del Verbum caro fatti alle finestre 405 13 vnd eyn rippe des Verbo Caro Facta la finestra. Schilderung eines Schlaraffenlandes, die Maso dem Calandrino entwirft IV 22 che fare maccheroni e raviuoli e cuocergli in brodo di cappone 4754 (doch mit misslungener Uebersetzung !) vnnd man die guten veyszten macharoni vnd die kässbrü aus den veyszten r a f i o l i käs machet. Geheimthuerische Rede Brunos an den thörichten Arzt Simon (Nov. VIII, 9) : IV 102 che io porto alla vostra qualitativa mellonaggine di Legnaia ( = Dummheit) 5219 das ich euer q u a l i t a t i u a m e l u a g i n e v o n L e n g n a i a trage. — Desgleichen in andern Gesprächen von Bruno und Buffalmacco, die beide zum Teil in ihrem Jargon sprechen. Der Arzt aber, «der zu Boloni gestudirt. . . Buffelmacho rede vmb der wunderlichen vocabel willen nitt vernam» (528,), so treiben Beide mit jenem auf diese Weise den grössten Spott. Arigo sucht dem Witze des Originals wenigstens theilweise durch Beibehaltung des Italienischen nachzukommen: IV 115 la quale era la più bella cosa che si trovasse in tutto il Cidattario dell' umana generazione. Al quale Buffalmacco disse: pinca mia da seme (im Deutschen etwa = mein Dickkopf!) . . . lasciata star quella da Cacavincigli . . . vi metteremo nelle dolci braccia. — Einen Teil des für ihn ganz Unübersetzbaren lässt Arigo fort, das Uebrige gibt e r :



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528 2 die schönest frawe gehalten waz, die man in allem C u l a c t a n o finden mocht . . . Darumb wert ir sten lassen euer C a c u m c i g l i . . . wir süllen euch in die süssen b r a c h i a pringenn; IV 109 che io vidi pur l'altro anno a Cacavincigli 52417 die ich daz vorder jare c a c a n i n t i g l i sache. Mit gleicher beabsichtigter Geheimthuerei : IV 101 noi andiamo in corso 52036 wir gen in cur su; 521 2 in dem c u r s u ze gen; 522 36 u. ö. Aehnliches weist die Novelle noch verschiedentlich auf. Dann thut Arigo einen weiteren sehr glücklichen Grifi: Bruno bezeichnet, als Simon der Arzt von Ipocrates und Avicenna spricht, dessen Worte als «laperteinische», seine als «arabische»: 523 33 «ich verstee geleich als wenig euere [ l a p e r t e i n i s c h ] namen als ir in meinem [ a r a b ei sehe] tut», während B o c c a c c i o bloss schreibt: IV 107 lo m'intendo così male d'vostri nomi come voi de' miei. Im Gespräch der Beiden mit Calandrino : IV 22 Disse allora Calandrino: e quante miglia ci ha? Maso rispose : haccenepiù di millanta, che tutta notte canta 475 10 Wie viel meil ist dar hin? Maso sprach: 0 mer dann m i l a n t a che t u t t a n o t t e f a n t a (!). — Das vorstehende Register in seiner Gesamtheit gestattet uns nun wieder eine wichtige Feststellung. Die aufgeführten Worte — zu denen noch einige andere kommen, wie marend: II 217 merenda 289j von eyner m a r e n d u. 5.; speise: V 121 le spese 656 3ä alle gethone s p e y s e u. ö.; zucken: II 174 zucca 262 J8 wenig salcz in der z u c k e n het (vgl. über sie das spätere Gesamtregister) — sind ausschliesslich durch den italienischen Text angeregt, und die Zahl der angeführten Belege, die sich noch reichlich vermehren liesse, genügt längst, um zu zeigen, dass Arigo seine deutsche Uebersetzung direct nach dem i t a l i e n i s c h e n Text anfertigte, worauf ich schon Verhandig. d. 44. Philolog. Vers, zu Dresden S. 133 hinwies. Vogt, Zs. f. dtsch. Phil. 29, 473 f. zeigt das gleiche Verhältnis für den FdV. Somit sind die Vermutungen und Betrachtungen, die W u n d e r l i c h in seiner bekannten syntaktischen Untersuchung über S t a i n -



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h ö w e l und das Dekameron. H e r r i g s Archiv Bd. 83, S. 169 ff. über die Möglichkeit einer lateinischen Vorlage oder einer lateinischen Zwischenbearbeitung für die Dekameronübersetzung ausspricht, gegenstandslos geworden. Dies wird noch besonders ins Licht gestellt durch die folgenden Stellen: «I 115 io uso in luogo di quello il dirupisti o la intemerata o il deprofundi 60 33 an dem salme D i r u p i s t i vnd i n t e m e r a t a , Auch den p r o f u n d i s ; I 78 cum gladiis et fustibus . . . corsé a formargli 425 schnelle cum f u s t i b u s et g l a d i i s ein hert swere process wider in machet; III 185 che io dissi dianzi il Te lucis e la 'ntemerata e tante altre bmne orazioni 412 24 Ich sprach, ist nicht lang Te l u c i s a n t e t e r m i n o vnnd den M a g n a l i a dei vnd vil ander heyliger gebete. Zur Heraushebung solcher lateinischer Stellen auch im deutschen Texte wäre bei einer lateinischen Vorlage weder Grund noch Anregung vorhanden gewesen. Da nun ferner Arigo als Deutscher nachgewiesen ist, so können wir jetzt auch nicht mehr, wie Vogt a. a. 0. 29, 474 mit an und für sich ganz berechtigter Vermutung wollte, die vorkommenden italienischen Wortformen (tiranni, taffani, sottile, cedroni, lymoni, retorico, rrniore, misser vereinzelt für «her», dazu FdV maester i o f t , Capidoglio i Fd V 115 etc. bis zu der sogar selbständig dem Original gegenüber gebrachten Uebersetzung: V 86 in sul romano capitolio 636 3 auf vnser i die Stelle steht in der Rede eines Römers! Campidoglio») für Arigos italienische Abstammung ins Feld führen, sondern sie einfach als ein beabsichtigtes gelegentliches Drapieren mit Italianismen erklären. Diese Auffassung wird noch besonders nahe gelegt durch Stellen wie V 46 gennaio 610 9 in der ersten nacht g e n a i o ; IV 9 bacielli 470 23 f a b e b o n oder b a c i e l l i , ferner durch die Beobachtung, dass jene italienisierten Formen Dinge der höheren Sprache bezeichnen, Technisches, Fremdes, Begriffe des Studiums und der Wissenschaft. Und hiermit stimmt ferner die Beobachtung, dass diese Italianismen im Dekamerone nicht gerade sehr



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häufig erscheinen, während sie im FdV, wo ja auch die italienischen Namen der Classiker nach der italienischen Vorlage meist beibehalten sind, einen wesentlich breiteren Raum einnehmen. Im Dekameron hat die dort vorhandene deutsch-popularisierende Tendenz eindämmend gewirkt, der FdV aber ist ja von hause aus ein rein gelehrt-didaktisches Werk, dessen Charakter also einer solchen fremdtümelnden Neigung entgegenkam. II. Die zweite Gruppe bilden Fremdwörter ursprünglich lateinischer Herkunft. "Was wir hier finden, ist nicht bloss von Arigo jeweils herübergenommen, sondern ist allgemeineren Gebrauches, im einzelnen Falle kann die Verwendung durch B o c c a c c i o s it. Text ganz gut noch mitangeregt sein. Wir finden hier nun vorwiegend Ausdrücke, wie sie gerade in den Kanzleien der damaligen Zeit unter dem Einfluss der Reception des römischen Rechtes erscheinen (s. hierüber auch S z a m a t ó l s k i , Hutten S. 15). Ich stelle zunächst zusammen, was sich auf das eigenste Gebiet der Kanzlei, das des weltlichen oder geistlichen Regiments bezieht. I 19 Bocc. — 192 gewalt v n d r e i g i m e n t ; I 105 sotto il reggimento 542 vnder dem gewalt vnd r e g i m e n t e ; II 13 sotto il reggimento 1632 gewalt vnd r e g i m e n t ; II 137 sotto il reggimento 241 2 gewalte vnd regiment; III 1 reggimento 466 2 gewalt vnd r e g i m e n t ; V 87 nelle pubbliche opportunità 6 3 6 n sunder mit ganczem gewalt vnser p o l i c e y vnd regiment; 1 ) IV 201 al governator suo 57829 seinem h e l f f e r r e g i e r e r vnd g u b e r n i r e r ; V84 dispongono e governano 634 21 alle ding o r d i n i e r e n , g u b e r n i e r e n vnd r e g i r e n ; I 162 ucciso Manfredi 916 Z u s a t z : [Das dem g u b e r n a t o r e Ariget zu wissen kam]; I 248 capitano della guardia 150ä haubtman vnd g u b e r n a t o r ; I 42 ricevuta la procura 21 8 in p r o curatore machte; III 29 sollicito procuratore della tua morte 318 33 eyn fleissiger p r o c u r a t o r deines todes; II 95 proi) Ebenso bei A. v. E y b (Deutsche Sehr., Bd. I, S. 4: «zu lob vnd ere vnd sterckung irer p o l l i c e y Vnd r e g i m e n t z fürgenommen».



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curar la propria morte 641 u seines eygenn todes p r o c u r a t o r zu sein. Dazu die schon z. T. oben angeführten Beispiele : II 149 Tancrede prenze di Salerno 247j Tancrede fürst [vnd princeps]; I 171 signore 98 21 verweser [vnd r e y g i r e r ] ; I 124 non . . . senza governo 12616 verweser vnd . . . [ein guten r e i g i r e r ] , I 158 e poi dato il pastorale e la mitra e le guanti 88 34 darnach den p a s t o r a l , die i n f e l l , die hentschue; V 50 onesta carità 6135 züchtig liebe vnd c a r i t a t bekeret; V 19 le scommunicationi e gli interditti 591 34 alle b a n n o d e r s c o m u n i c a c i o n ; I 53 Ser Ciappelletto . . . sicommunicò 27 J5 sich c o m m u n i c z i r t vnd die heylig Ölung enpfinge; IV \&Qper legato del papa 558 27 für l e g e t o von dem pabst; IV 163 che tu se'pregno 55613 [einer c r e a t u r e ] swanger pist; V 133 procacciar col papa che con lui dispensasse 662 22 ob der pabst mit ihm d i s p e n s i r n wölte vrlaub zegeben; II 28 pur seco si gloriava 172 n sich freuet vnd g l o r i r t e ; II 104 gloriar 219 8 g l o r i r n vnd f r e u e n ; II 86 gloriare 2095 g l o r i r n ; V 17 gloriar vi possiate 59023 g l o r i r n müg; II 172 fece gran galloria 26110 mit ir selbes sich g l o r i r e t ; II 100 una badia . . . in luogo non troppo frequentato dagli uomini 216 36 gar selten von yemant g e f i s i t i r t u. s. w. Verschiedene andere Ausdrücke beziehen sich auf Wissenschaft und Studium, diese aber sind wegen ihres allgemeineren Charakters zu besonderen Schlüssen nicht geeignet. b a c c a l a u r e u s : I 153 un gran bacalare 85 33 ein grosser b a c a l a r i u s ; I 153 Ma colui 8538 der partat b a c a l a r i ; I 153 f. la condizim di colui 866 des partheten b a c a l a r i kuntschaft. d i s p u t i r e n : II 35 disputare del filato 177j der gespunst halben zu d i s p u t i r e n ; III 145 una quistione così fatta 392 s zered kamen vnd d i s p u t i e r t e n ; III 260 Nicostrato al quale vero parea 46037 Also [nach langem d i s p u t i e r e n ] Nicostrato wol war daucht; V 86 disputerà 635 31 sagen unnd disputiren. QF. LXXXVI.

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s t u d i r e n , s p e c u l i r e n : III 155 queste sue speculazioni 398 3 3 sein s t u d i r e n vnd s p e c u l i r e n ; III 156 trovato 399 9 funden vnd s p e c u l i r t ; III 155 speculando molto astratto 398 3 0 seinem s t u d i r e n vnd g r o s s e m s p e c u l i r e n . Und schliesslich stelle ich die sonst noch hierhergehörigen Ausdrücke zusammen. Es ergibt sich eine Gruppe, deren vorwiegender Charakter deutlich zu Tage liegt, es sind zum grössten Teile Fremdwörter der Juristensprache. a r g u m e n t : I 109 se uno argumento non fosse stato 57 1 6 wer ein argument nicht gewesen; III 211 argumento 428 3 4 gedancke vnnd a r g o m e n t ; III 171 con che argumento 4 0 8 l 2 mit was Widerrede oder argument. c o n c l u d i r e n : IV" 159 chetamente .. . disse che ciascuna 553 3 2 nun c o n c l u d i r t daz ir iglich . . . geb; V 121 conchiudendo 6 5 6 n in seinen lesten worten c o n c l u d i r e t vnd zu v e r s t e n gäbe. c o n c o r d i r e n : II 947 discordanti fossero 245 3 8 nicht c o n c o r d i r e t oder geleichet; III 227 s'accordarono 439u c o n c o r d i r t e n vnd s p r a c h e n . c o n t r a f f a i : V 34 fece venire sue lettere contrafatte 662 3 2 der marckgraffe seine c o n t r a f a t prieffe öffnet. d e p o s i t a r i : II 167 era fedél commessario e dispositario 258 2 1 ein grosser d e p o s i t a r i vnd hüter der verborgen schäcz. d i s c r e t i s s i m a : II 130 la natura a esser discretissima 382 3 0 peyde discretissima vnd züchtig erkennte. e x p e r i e n z : III 29 più certa esperienza 318 2 3 mit mere e s p e r i e n z ; V 130 con lunga esperienza 660 2 4 sein frawen mit langer e s p e r i e n z ; III 1 8 7 p e r esperienza 414 9 als ir durch e x p e r i e n c z e ; IV 52 io so fare la esperienza 491 3 4 kunst vnd e x p e r i e n z . — An anderer Stelle V 112 già esperimentata avea 651 9 v e r s u c h e t vnd p r o b a g e t h a n hat. — S t a i n h ö w e l schreibt an gleicher Stelle nach P e t r a r c a bl. 5': cepit . . . Walterum cupiditas . . . care fidem coniugis experiendi S t a i n h . bl. 5 a : begird syn wyb . . . höher vnd höher z e v e r s u c h e n (!).



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f i g u r i e r e n : I 235 riconobbe 14030 doch in f i g u r i r t vnd zu hant erkante; dagegen I 235 tantosto il riconobbe 13936 in zu hant f o r m i r t vnd e r k a n t e . f o r m , f o r m i r e n : II 29 in che abito 1732 in welichem f o r m ; II 172 in corpo umano 2616 in menschen f o r m ; I 235 abito di ragazzo 14014 in seinem armen gewante vnd f o r m ; II 16 cominciarono ad, affermare 16417 sprechen vnd f o r m i r t e n ; II 172 in agnolo transfigurò 261 19 in engels weise f o r m i r t ; V 98 alcuni affermano 6 4 2 u sprachen vnd f o r miren. — Dies Wort erscheint Arigo also auch ohne directe Anregung der Vorlage geläufig, ja selbst in Missverständniss seiner Vorlage bringt er es zur Anwendung: II 235 meglio che altra della città teneva fornita (v. fornire = versehen) 3008 mit . . . köstlichen kleynot . . . gezirt vnd f o r m i r t hielt (v. formare), und man beachte auch, wie das «formiren» vielfach gar nicht den eigentlichen Sinn des Originals trifft. , f o r t u n : I 208 per fiera tempesta 12238 grausamen wint vnd grosser f o r t u n des mers; I 209 per fortuna quivi eravam 12334 vnd ich von der f o r t u n , [dem wint vnd dem mere]. i m p e t r i r e n : I 249 impetrò 151 ]2 von dem soldan imp e t r i r t ; I 60 in impetrare 31 23 ze i m p e t r i r e n ; I 126 ad impetrare dal santo padre 684 von dem heiligen vater den pabst ze i m p e t r i r e n . Aber gelegentlich kennt Arigo für «impetriren» auch ein ganz gut deutsches Wort I 115 impetrata da Dio 6020 von got daz e r b o r b e n habe. i n f o r m i r e n : II 212 dal podestà informato 2862 aller sach bas i n f o r m i r e t . i n s t r u m e n t : I 40 uno de suoi strumenti 1926 wo seine briefe vnd i n s t r u m e n t ; 1 41 quelli 1929 die selben falschen brief oder i n s t r u m e n t . m a t e r i : vgl. unten S. 103 ff. n o t a r i : I 39 Bocc. — 19, n o t a r i oder offen Schreiber; I 40 Egli, essendo notaio-, 1924 der was ein n o t a r i oder oifenschreiber. 7*



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ordiniren: II 137 scritto in istilo umilissimo 241 17 in züchtigem diemütigem stil vnd model . . . sein geordnirt vnnd geseczet worden; V 84 senza alcuno errore dispongono e governan noi 634 2 1 on alle irrung alle ding o r d i n i e r e n , g u b e r n i e r e n und regiren. patron: I 190 padroni 110 21 patron vnd hern. pen: I 34 egli avrà cara la nostra grazia 153 bei der pen unser hulde; I 34 li quali da tutti commendati furono 157 daz [bei der pen vnser hulde] der künigin ordnung . . . gelobet warde; III 210 non altra pena 428 9 kein ander pen. Privilegium: II 153 per privilegio 398j durch Privilegium; — Die italienische Form benutzt Arigo V 145 non aver speziai privilegio 668 29 kein besunder b r e v i l e g i o haben. proba, probiren: V 76 far pruova 629 ] 8 proba zetun; Y 112 già esperimentata aveva 651 9 versuchet vnd proba gethon het; I 67 rimproverando (d. i. vorwerfen) al suo abate quella medesima colpa 35 19 seinem abte auch solche sünd probirt vnd in darein füret. proposito: III 156 che egli aveva riposto non veniva a dir nulla 399 19 die antwort, die er in geben het, nicht a proposito war; III 164 disse molte parole 404 8 vnd was im füglich was [zu seinem p r o p o s i t o ] , das er saget. provision: I 146 buona provisione 82j gute provision geben hat; II 118 buona previsione 228 17 ere beweisten vnd gute prouision gaben. r e v e r e n z : I 264 per onor 162 g mit grossen eren vnd r e v e r e n c z ; II 248 piacevolmente 377 17 mit grosser r e v e renz; V 55 davanti al re posarono 616 10 die sy [mit grosser r e v e r e n c z vnd zuchtigem gepärd] für den küng seczten; V 42 sempre amico visse 607 3 ] stäts in grossen eren vnd r e v e r e n z ; V 53 fecero reverenzia 615 3 im ere vnd r e v e renz theten; Y 125 e d'onorar come donna 658 3 0 in eren vnd r e v e r e n c z halten. s o l i c i t i e r e n : III 196 veggendosi molto sollicitare 420 1 2 sich von dem münch s o l i c i t i r t sache; IV 148 stimolata



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da ambasciate 54625 durch potschaft vnd piten sere solic i t i r t was. s p o n s i r e n : I 130 gli ci fece sposare 7029 mit dem er sie m ä c h l e t , elichet vnd s p o n s i r e t . — An andern Stellen kann Arigo auch hier wieder das Fremdwort ganz gut vermeiden: V 127 la quale aveva proposto di sposare 6596 der geleich waz die sein w e y b s e i n sölte; V 129 io son venuto asposar la Griselda 65920 Ichpinkomen Greseida zu m e c h e l n ; V 129 la sposò 65927 sy m e c h l e t vnd zu der ee nam. S t a t u t : II 158 questa legge 253 2 dise Statut vnd r e c h t ; III 50 le leggi 3 9 5 u alle g e s e c z , S t a t u t v n d r e c h t e ; III 148 uno statuto 394 3 ein Statut und g e s e c z e ; III 149 farla morire 39436 [damit der stat Statut vnd r e c h t e n eyn genügen geschähe] . . . er ir das leben nämen müszt; III 150 quali cose 395 22 euer Statut vnd g e s e c z ; III 151 il crudele statuto 396, solich Statut vnd g e s e c z ; IV 200 volendo il privilegio servare a Dioneo 57812 der alweg durch Statut der letzte was. — Dies Wort ist also Arigo sehr geläufig. Vgl. hierzu in der Rechtsgutachtensammlung des Juristen A l b r e c h t von Eyb (Cod. Eichst, bl. 187) die ganz ähnliche Bindung «Statut und gewonheit» u. ö. s u b t i l (vgl. auch oben s o t t i l e ) : I 143 una sottil malizia 7929 ein gar s u b t i l e poszheit; IV 135 sottile ingegno 539, gar subtiler natur; IV 210 grossetto uomo 58336 nit gar sere eyn s u b t i l e man; I 136 il suopicciol legno 752 sein s u b t i l e schiff; I 163 una galea 91 33 ein s u b t i l e galle etc. etc. t e m p e r i r u n g , t e m p e r i r e n : II 150 per temperare al quanto 24712 vmb t e m p e r i r u n g willen; III 148 rattemperatosi 3 9 4 u sein zorn t e m p e r i r e t ; V 43 temperò onestamente 608 4 temperiret und mässiget. — Ohne Anregung der Vorlage: II 230 tener nascoto 2975 bas t e m p e r i r e n vnd verbergen; III 241 rifrenarono l'impeto della loro ira 449 2 sich in irem zorn m e s s i g t e n vnd den t e m p e r i r t e n . Die ausgiebige und mit augenscheinlicher Neigung vorgenommene Verwendung (das Wort «materia» s. noch S. 103) jener juristischen Ausdrücke gestattet nun wieder deutlich



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einen Schluss auf juristische Thätigkeit bei Arigo; ebenso wird auch sonst gelegentlich eine juristische Färbung von Arigo in die Uebersetzung hineingetragen: IV 6 io son contento 469 12 ich sol dir an dein rechnung s e c z e n , wie du mich der summ b e z a l e t h a s t ; IV 43 udire le quistion crimimli 487 3 der selbig was geseczt [ze verhören zwit r a c h t , krieg vnd wer dem andern schuldig was,] sein vrteyl darüber ze sprechen; III 73 concorsero a vedere i due amanti 348 10 [ J u s t i c i a zu sechen] auf den placz kamen der czweyer liebe schentlichen tode ze sechen. Deutlich sehen wir in jenen Beispielen, wie das Eindringen der Fremdwörter sich vollzieht; der besondere Einfluss von Kanzlei und juristischer Thätigkeit hierbei zeigt sich uns höchst charakteristisch noch an folgendem Beispiel. Es fanden sich vier Fälle, in denen B o c c a c c i o das Wort contrafare braucht I 109: (von einem Betrüger): far qmste ciance di contrafarsi in qualunque forma vuole. 56 3 0 sich ze verkern vnd ander form an ze nemen; IV 178 ist die Rede von wertlosen, nachgemachten Ringen: recandogli cotali anelletti contrafatti di niun valore 565 36 im daz s c h i c k e t als m e s s e n e ringlein, die da nit wert waren; IV 194 bleibt Talanos Weib durch die Verwundung des Wolfes ihr Leben lang verunstaltet d. h. sozzissima e contrafatta nu alle vngeschaffen beleyb. — In der letzten Stelle aber ist von unechten Briefen und Dokumenten die Rede, die angeblich vom Papste kommen V 134 fece venire sue lettere contrafatte da Roma, und hier, wo es sich um eine juristische Angelegenheit handelt, erscheint nun auch das Fremdwort 662 82 der marckgraffe seine c o n t r a f a t prieffe öffnet. Wir haben also hier ein völliges Analogon zu der S. 42 angeführten Ausmerzung der Erwähnung des Arno an irrelevanten Stellen weltlichen Inhalts und seine Ersetzung durch den Jordan bei dem Geistlichen Arigo da, wo es sich um geistliche Dinge handelt. — Schliesslich will ich noch erwähnen, dass auch die von Arigo gern gebrauchte Wendung «wär denn sach, daz . . . » (H9] 9 ist

— 103 — sach, daz got . . .; 211 36 vnd ist sach, daz ich . . .; 2279 ist sache, das ich . . . ; 228 31 wer sache, daz er . . . ; 24537 war dann sach, daz sich solch materi . . .; 630 29 war dann sach, daz sich die materi) der Urkundensprache entstammt; vgl. R o t h , Geschichtsquellen aus Nassau. Teil IV, S. 183: Weresz aber sach, zcu . . . (1445); Were isz auch sach, dasz . . . (1445); S. 187 (1492): Ist itz aber sach, dasz . . .; S. 187 (1492): Ist itz aber sach, dasz . . .; S. 188 (1492): Wer isz aber sach, dasz . . . ; J ä g e r , Urkundenbuch von Duderstadt. S. 241 (1452): Unde weret sake, dat . . . etc. etc. •— Eine besondere Betrachtung verlangt das Wort «materi». Das lateinische materia (die Rechtsmaterie) erscheint schon damals als ein terminus technicus der Juristensprache und bedeutet das dem einzelnen jeweiligen Rechtsfall (causa) zu Grunde liegende juristische Stoffgebiet. Das Wort gestattet uns um so leichter, A r i g o mit Kanzlei und Jurisprudenz in Verbindung zu bringen, als es von Arigo mit augenscheinlich ganz besonderer Vorliebe verwendet wird. Zur Vergleichung setze ich zunächst aus dem schon oben citierten Codex A l b r e c h t s von Eyb, den dieser sich aus lateinischen und deutschen Rechtsgutachten angelegt hatte, einige Beispiele hierher: Cod. Eichstädt bl. 251 (Ueberschrift): In materia feudi) quum feudum cecidit in commissum per lapsum tempus et an propria auctoritate possit apprehendi. bl. 257 (Ueberschr.): Consilium inmateriaadulterii. (Text) In causa adulterij inter dar am uxorem. et Ludowicum Gruber, und ebenso bl. 208 von einem Spezialfall: In causa matrimoniali inter...; dann auch bl. 204': In casu matrimoniali...; bl. 188: In causa matrimoniali inter (Deutsch: bl. 184: In der s a c h e v n d z w i t r a c h t Burchart Pesslers des vaters . . .). bl. 181': Tercia qmstio de praeponente materia poterit esse . . . bl. 96 (Ueberschr.) Tractatus de absolutions ad cautelam, Ad eventiam (?) materiae absolutionis ad cautelam . . . bl. 149 (Ueberschr.) In materia testamenti. (Dann folgt der Rechtsfall.)

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Dementsprechend finden wir das Wort auch in der rein litterarischen Thätigkeit des Juristen Eyb, die angezogenen Belege stammen aus seinen deutschen Uebersetzungen ¡ed. Herrmann, Deutsche Sehr. d. Albr. v o n Eyb, Bd. I u. II = Schriften z. germ. Philol., her. v. M. Roediger Bd. IV u. V). Bd. I S. 3 (Vorrede Eybs): Die [sc. dramen] sein lang zeit . . . verloren und verporgen gewesen vnd neulich im Concilio zu Basel wider gefunden: also, das die m a t e r y [d. h. Stoff und Inhalt] wider neue ist . . . S. 4: Das a r g u m e n t vnd die m a t e r y des gantzen püchlins in kürtz. i Lat.: Argumentum et introduetio huius comedie . . .) S. l"22g (Zusatz Eybsi: Hye kommen wir auf ein andre m a t e r y vnd auch andre person. S. 30 20 .Zusatz Eybs): Hie kommen wir aber auf ein andre m a t e r y vnd andre person. S. 65 21 (Vorrede Eybs zu den Menaechmen): Nu nemet hin das a r g u m e n t vnd m a t e r y diser Comedien . . . S. 66: Das a r g u m e n t v n d m a t e r y werden in kürtz also gesetzet. S. 119^ Dise lustig Comedien . . . mag also nachjrer m a t e r y vnd a r g u m e n t eingefürt werden. E h e b ü c h l e i n (Deutsche. Sehr. Bd. Ii S. 4: mit vil hübschen wortten vnd zu vallenden s t u c k e n , h y s t o r i e n vnd m a t e r i e n zu weytteren vnd zu zieren . . . S. 38 14 : den andern tevl der f ü r g e n u m e n f r a g e vnd materi . . . S. 42 2g : Davon will ich auch nit weitter sagen, das ich nit ausz der f ü r g e n o m e n m a t e r i gefurt mug werden. S. 70 33 : . . . vnd will für mich nemen das dritte vnd letzte teyl diser materi. S. 90 ]5 : zu beschlieszen dise m a t e r i . . . So wird nun auch einem andern in juristischer Ausdrucksweise geschulten Manne dies bequeme Wort, zumal der stofflichen Reichhaltigkeit eines Decamerone gegenüber,

— 105 — recht oft in die Feder fliessen, und thatsächlich ist dies bei Arigo der Fall. a) Arigo wird durch ein italienisches «materia» zum Gebrauch dieses Wortes noch besonders angeregt. I 134 proposta materia 73 2g fürgelegten m a t e r i ; III 181 a così bella materia 410 13 solicher wirdigen tagreysz . . . besunder soli eher m a t e r i , dovon wir auff disen tag sagen sollen; II 247 di materia così fiera 308 27 von also betrübter m a t e r i der l i e b e ; I 239 sopra questa materia 143 ä auf solche materi; I 239 sopra questa materia 143 9 diser materi halben; II 17 sopra la materia 165j auf die vorbedachten m a t e r i ; III 33 materia 321 9 von der g e g e n w ä r t i g m a t e r i ze sagen; und schliesslich in weitergesponnener Bedeutung bei Beispielen wie folgendem: II 236 e a. dargli materia di farlo 300 3 3 vnnd do mit er m a t e r i het wol zethun sy in zu zeiten mit gelt begabt. b) Arigo übersetzt eine ganze Reihe anderer Worte ebenfalls durch das ihm geläufigere, concretere, aber viel farbloser wirkende «materi» und legt die unterscheidende Schattierung dabei gern in ein zugesetztes Adjectivum. Auf diese Weise werden z. B. die Worte cosa, parola, proposta, ciance, impresa, caso, spezialità, ordine, accidente, quistione u. s. f. wiedergegeben. I 61 ninna cosa meno sperando 31 36 klein hoffnung seiner angefangen m a t e r i hette; V 149 cose molto esquisite 670 25 subtiler m a t e r i suchen gen; V 149 le cose brievi 670 36 die kurczen materi; V 97 per le cose che 642 9 ir euch solcher materi; IV 142 le varietà delle cose 544 4 von mancherley m a t e r i zesagen; IV 171 ninna cosa è . . . che sempre più non piaccia 562 3 wie kein materi, do von man so vii gesagen müge, das söliche m a t e r i ; I 114 d'una cosa in altra . . . trapassando 60 5 vnnd ir gespreche von m a n c h e r l e y m a t e r i hattenn; IV 214 queste cose 585 35 von solcher wirdigen m a t e r i czesagen; V 145 cose non assai convenienti 668 32 m a t e r i nicht füglich; V 146 se alcuna cosa in alcuna n'è 669 3 etliche m a t e r i vnsers werckes; V 146 cognoscere queste cose 669 l ä dise m a t e r i nicht ge-



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schriben haben; V 34 magnifiche cose e belle 60125 wirdige vnnd schöne m a t e r i ; V 5 1 alcuna cosa dubbiosa 613S0 was czweifelhaftiger m a t e r i ; V 60 una cosa 619 8 eyn m a t e r i von eynem künig; V 78 se tanto fosse la cosa avanti 6302g wär dann sach, daz sich die m a t e r i ; V 149 le cose dette 671 3 vnser m a t e r i ; IV 22 seguendo le sue- parole 474 35 seiner a n g e f a n g e n m a t e r i mit r e d e n nachfolget; II 23 che mosse avea le parole 16912 die da der m a t e r i vrsache vnd anfange gewesen was; III 260 lasciate stare le parole 461 2 also die m a t e r i fallen Hessen; II 18 della proposta 16523 der f ü r g e l e g t e n m a t e r i halben; III 171 che mutasse la proposta 407 38 er sich a n d e r m a t e r i bedächte; I 237 seguendo la proposta 14132 der g e s a g t e n m a t e r i ich auch nachfolgen wil mit meiner histori ; II 100 alla quantità e alla varietà de' casi 21620 daz vmb der so mancherley m a t e r i ; II 165 senza uscir del proposto 257 8 doch nit ausz der f ü r g e l e g t e n m a t e r i zekomen; II 125 senza partirmi guari dallo effetto 233Sä von der a n g e f a n g e n m a t e r i ; III 172 da queste ciance 40817 von diser a n g e f a n g e n k u r c z w e i l i g e n m a t e r i ; IV 142 alcuna spezialità 544 3 vonn k e i n e r l e y m a t e r i b e s u n d e r ; I 106 e principio dea con una mia novella alla proposta 54 23 vnd ich der m a t e r i neue histori ze sagen nachvolge; I 112 dopo molte risa di così fatto accidente 5831 nach vii grossem lachen der a b e n t e u e r l i c h e n m a t e r i ; I 64 la quistione la quäl voi mi fate 35 s euer f ü r g e l e g t e n m a t e r i sprechen; I 56 l'ordine seguisse 295 der a n g e f a n g e n m a t e r i n a c h v o l g e t ; I 102 pensare ad alcuna bella noi ella 53, 2 ir euch gar wol s o l c h e r m a t e r i bedencken; II 17 novellando seguisse 17122 der f ü r g e l e g t e n m a t e r i nachvolget; I 264 della maniera tenuta 16127 von dem wege der a n g e f a n g e n n m a t e r i ; II 150 un pietoso accidente . . . racconterò 24713 von einer gar kläglichen vnd vnglücksäligen m a t e r i sagen; II 203 all' ordine andasse dietro 281 ]8 der a n g e f a n g e n m a t e r i n a c h f o l g e t ; III 30 alla mia impresa seguire 319 13 ich meiner a n g e f a n g e n m a t e r i nachfolgen müge; III 33 che una di-

— cendone seguitasse 3214 folget u. s. f.

107 —

der

angefangen

materi

nach-

c) Ebenso zeigen die Fälle, in denen das Wort selbständig im Deutschen bei A r i g o zugesetzt erscheint, den schablonenhaften Gebrauch und zugleich den hohen Grad, in welchem es unserm Uebersetzer geläufig war. I 66 E così vi dico . . . delle tre leggi 353 Also mag ich . . . [euer f ü r g e l e g t e n m a t e r i ] sprechen der dreyer gesecz; I 212 l'ordine seguitasse 1264 der [ g e s a g t e n m a t e r i v n d ] Ordnung nachvolget; II 179 seguite appresso 26529 volget nach [der a n g e f a n g e n m a t e r i ] ; II 215 che . . ., dicendo, si continuasse 28721 [der g e s a g t e n m a t e r i ] nachfolget; II 148 l'ordine cominciato 24628 der angefangen [materi vnd] Ordnung wider nachfolgen möcht; II 148 che -principio disse alle novelle 24637 der [ f ü r g e l e g t e n m a t e r i und] neuen märe . . . den anefang gab; II 148 con esso procederò avanti 246, vnser a n g e f a n g n e m a t e r i wider nachzefolgen; II 150 un pietoso accidente 24713 [der f ü r g e l e g t e n m a t e r i vnd seinem willen nachkomen vnd] auch von einer gar kläglichen vnd v n g l ü c k s ä l i g e n m a t e r i sagen; II 147 li quali, se a quel che io scrivo 24537 war dann sach, daz sich solch [materi], nachdem ich geschriben hab . . .; III 181 comandò . . . che cominciasse 4104 [der b e d a c h t e n m a t e r i ] den anfang gäbe; I 250 a che Sicurano, che questo ordinato a-vea, volesse riuscire 1526 zu welchem ende er dise [ m a t e r i ] pringen oder füren wölt; III 137 che seguitasse 38717 [der a n g e f a n g e n m a t e r i ] nachzekomen; IV 7 seguitasse 46925 [der a n g e f a n g e n m a t e r i ] nachfolget; III 129 che seguitasse 38221 [der a n g e f a n g e n m a t e r i ] nachfolgen solt; IV 92 aver trovato il modo 516j5 synn, wege vnnd rat genüge czymlich [solicher m a t e r i ] funden; IV 110 ma tanto vi vo' dire 52524 doch ze komen on die m a t e r i ; IV 142 seguendo ü vostro dilettevole ragionare 544, wir [vnser a n g e f a n g e n m a t e r i ] nachvolgen mügen; IV 165 tacendosi Filostrato 558 ]5 Philostrato der [ m a t e r i ] geswigenn was; V 148 di quelle 67019 der m a t e r i ; V 149 a queste leggere 67032 in



108



diser m a t e r i zu lesen; III 234 di questo fatto 444 2 1 diser materi; V 32 ragionamenti statt tra Natan e Mitridams 601j dise vnd ander . . . wort [maneherley m a t e r i halben]; V 34 che ella dicesse 601 2 4 [der angefangen materi] nachfolget; V 63 voglio andare a cominciare 621 2 0 gen vnd [der materi] den anfang geben wölt; V 86 riguardisi a parte a parte 635 2 6 mercket . . . alle ärtikeyt [vnser materi]; III 267 e credo che in questo . . . che stato sia questo giorno 464 3 7 mir czweifelt nit die [materi] sol euch nit mynder freud bringen dann [die gesagt materi] getan hat; IV 3 chi volesse propriamente parlare 466 2 5 das man spräch [zu den, die s o l c h e r materi nach gen . . .] in geschähe . . .; I 265 Sopra che ciascun pensi 162 21 auf solche [mat'eri]; II 34 le impose il seguitare 176 10 [der angefangen materi] sie nachvolget; II 54 che seguisse 189 15 [der angefangen materi] sie nach käme; II 54 l'ordine dato 189 22 nach der [angefangen m a t e r i vnd] Ordnung; II 62procedesse 194 lfi [der m a t e r i ] auch nachfolget; III 60 che novellasse 339 17 [der angefangen materi] nachvolget; III 147 che novellasse 393 S1 [der angefangen materi] nachfolget; II 38 il valente uomo più accorto che . . . 179 9 der erber man [der m a t e r i vnd sache] mer vernarne; III 19 questo 377 2 9 solche [fürgelegte m a t e r i ] ; III 169 e per quanto du lungi fatto si fosse 406 3 4 sogar durch ferr wege sein materi [d. i. die Predigt] . . . czu dem ende bracht; III 172 e perciò ragionare non ne voleste 408 2 0 wo ir von s o l i c h e r materi zereden abstünde; II 247 ridir le si fece 308 6 [dise m a t e r i ] sagen macht; II 247 più volte rise 308 ] 2 [solicher ergangner materi] ir genug lachten; V 39 fra sè avuti vani ragionamenti 6 0 5 u die erbern mann [diser m a t e r i halben] mancherleye gespräche vnder in hetten; V 42 che .. . direte 607 3 2 [wes bedunckt euch meiner gesagten m a t e r i ] , was wolt ir nun sprechen; II 102 sopra questo 217 35 auff solche [materi]; II 164 ragionando seguisca 2571 nachfolge [der fürgelegten m a t e r i ] ; I 212 l'ordine seguitare 126 4 der [gesagten m a t e r i vnd" ordnung nachvolget u. s. f.

— 109 — d) Sehr charakteristisch für den Gebrauch des Wortes bei Arigo sind dann schliesslich die Fälle, in denen die Verwendung bei B o c c a c c i o nicht zu der concreteren Bedeutung, die Arigo mit dem Begriffe verbindet, passt, so dass letzterer in diesen Fällen andere, abstractere Wendungen einsetzt. II 203 II sogno nella precedente novella racontato mi da materia 28119 der träume in der gesageten histori m i r v r s a c h gibt, euch auch von eynem zesagen; IV 77 e darotti materia di giammai in tal follia non cader 50732 daz du es vileicht keynem mer tun wirst, des wird ich v r s a c h sein; II 123 La gentil donna per torre materia a Beltramo di più ne mandare 23218 vnd damit die gut edel fraw v r s a c h g e b e , daz . . . — Und durch den Wechsel von «ursach» und «materi» im deutschen besonders bezeichnend: III 170 la quale con le sue parole m'ha trovata materia a futuri ragionamenti di domane 407 25 dieselbig . . . mir hat v r s a c h geben zefinden von welicherley m a t e r i wir bis morgen sagen sollen; IV 59 si per torre a sè materia d'operar vilmente 618 7 alle v r s a c h übel ze tun die weg zu nämen; II 59 E acciocché io non t'abbia altra volta a far parlar di questa materia, infino ad ora quel giorno . . . 19221 vnd do mit ich dir d i s e r s a c h e halben nicht mer bedürife zu sprechen, so nym war an welichem tag du an dem fenster meiner kamern . . .; II 37 che in niuno atto ho l'animo disposto a tal materia [sc. der Buhlerey] 17815 als die do in irem gemüte in keinen wege zu s o l c h e n s a c h e n geschicket ist; II 149 Fiera materia di ragionare n'ha oggi il nostro re dato: Arigo anders, unpersönlich gewendet: 247 5 Furwar es ist gar eyn kläglich vnnd erbarmklich s a c h e , daz mir vnser küng . . . etc. — Fassen wir nun die bisherigen Einzelfeststellungen zusammen, so ergibt sich, dass Arigos Ausdrucksweise so sehr mit Elementen der damaligen Kanzlei- und Juristensprache durchzogen ist, dass wir hieraus auf eine juristische Ausbildung, sowie Thätigkeit in der Kanzlei bei unserm Uebersetzer schliessen dürfen. Arigo stellte somit — mehr

— 110 — soll zur Zeit noch nicht gesagt werden — die in jener Zeit geläufige Verbindung von Theologie und Jurisprudenz nach Art etwa eines A l b r e c h t von Eyb u. A. m. dar. — — Vielleicht aber kann doch nach einer Seite hin noch ein weiterer kleiner Vorstoss gemacht werden. Er knüpft sich an die fünfte Novelle des achten Tages. Während einer Gerichtsverhandlung ziehen zwei junge Gesellen dem Pseudorichter unbemerkt sein Beinkleid ab. In der Erzählung bei Arigo ist die Verwendung des Wortes «doctor» bemerkenswert. Dass ein Arzt noch besonders als «doctor» bezeichnet wird, ist nichts Auffallendes IV 99 questo maestro Simone 519 33 vnser meister Symon [arczt vnd d o c t o r ] ; es ist das ein Gebrauch, den wir noch heute haben. Nicht so selbstverständlich dagegen erscheint der Zusammenhang, in welchem in der genannten Novelle der italienische «giudice», also der r i c h t e r , mit dem «doctor» bei Arigo steht. Während der eigentlichen Erzählung, also während der Schilderung der Gerichtssitzung, ist «giudice» ganz richtig durch einfaches «richter» wiedergegeben. Da aber, wo Boccaccio im allgemeinen Reflexionen über solche Pseudorichter, wie dann einer in der Novelle erscheint, anstellt, und zwar am Anfang und am Ende der eigentlichen Geschichte da wird der einfache «giudice» unter entschiedener Verteidigung der Würde der echten Doctores zum «doctor» : «IV43 e per questa loro innata miseria e avarizia menan seco e giudici e notai che paiono più tosto dall'aratro . . . che delle scuole delle leggi 486 33 mit in gar schlechte d o c t o r v n n d n o t a r i füren . . . e duncken von dem pflüg dann dem studio genomen sein ; IV 43 tra gli altri molti giudici . . . ne menò uno il quale si faceva chiamare messer Nicola . . . il qual pareva più tosto un magnano che altro 487j der vnder andern seinen [ d o c t o r e n vnd] r i c h t e r n einen mit im gefürt het, der was genant [ d o c t o r ] Nicolo . . . der mer eynem koler dann eynem [ d o c t o r ] geleich was; IV 43 dove questo Nicola sedeva 487 10 der e genant [doctor] Nicola; IV 43 cose tutte strane da ordinato e costumato uomo 487 13 ding . . . die weder [ d o c t o r ] noch

— Ili — hochgelerten mannen zugehören; IV 47 che dove egli doveva aver menati giudici, egli aveva menati becconi (dummköpfe) 488 36 wie er d o c t o r e s vnd nicht filczpauren ausz dem pflüge mit im solt gefürt haben. » — Wozu diese consequente Heraushebung des « doctors », zu der die Novelle nicht die geringste Anregung bot? Und Gleiches sehen wir in der Novelle VIII, 9, die von dem Abenteuer des Arztes Simon handelt. Bei B o c c a c c i o allgemeine Polemik über die Kenntnisse derer, die von Bologna nach Florenz zurückkommen : IV 98 i nostri cittadini da Bologna ci tornano, qual giudice, e guai medico, e qual notaio co' panni lunghi e larghi e con gli scarlatti e co'vaii e con altre assai apparenze . . . Tra quali . . . 519 24 wie vnser purger von den hochen schueln e t l i c h e r ein d o c t o r , e t l i c h e r ein b a c c a l a r i u s , e t l i c h e r ein a r c z t e von Boloni kamen in solchem scharlachen rocken vnd menteln . . . vnter solchen v n s e r n g e l e r t e n vnd d o c t o r e n ein arczt kam . . . — Dem «medico» entspricht der «arzt», dem «notaio» der «baccalarius», er, dem «giudice» aber wieder der «doctor». — Warum dies Alles? War Arigo vielleicht selbst ein solcher juristischer «Doctor»?!

IV.

1. Die Bemerkung am Ende des ersten deutschen Decameronedruckes: «Geendet seliglichen zu Ulm» schien von vornherein auch die Entstehung der Uebersetzung örtlich festzulegen mit dem stillschweigenden Schlüsse, dass durch seinen Druckort Ulm auch das Werk selbst sich als schwäbisches Denkmal darstellen müsse. Natürlich war dann auch des Schwaben S t a i n h ö w e l Autorschaft nicht mehr in Zweifel zu ziehen. Vergleicht man aber den Lautstand des Decamerone mit den sicher von S t a i n h ö w e l her-



112



rührenden Werken (z. B. dem Esop), die gleichzeitig in der nämlichen Zainer'schen Officin in Ulm herauskamen, so ergeben sich rasch eine Reihe schwerwiegender Unterschiede. Man sehe nur, wie etwa W e i n h o l d , der das Decamerone als Quelle für seine a l e m a n n i s c h e Grammatik heranzieht, die gerade Linie seiner sonstigen Resultate zu Gunsten von «Ausnahmen» im Decamerone oft biegen und beugen muss, von Karg (Die Sprache H. Stainhöwels. Diss. Heidelberg 1884) gar nicht zu reden, in dessen Untersuchung die Belege aus dem Decamerone diejenigen aus den authentischen Schriften Stainh ö w e l s auf Schritt und Tritt kreuzen, so dass alles zusammen ein höchst wunderliches Gemisch eines Lautstandes ergibt. Auf alle Fälle müssen wir constatieren, dass das Decamerone in seiner Druckumgebung (Esop. Berühmte Frauen. Tütsche Cronica) isoliert erscheint. Ist an diesen Verschiedenheiten der Setzer schuld? Wir besitzen ein Autograph S t a i n h ö w e l s , die Niederschrift seiner Uebersetzung des Speculum vitae humanae; eine Probe davon ist abgedruckt in Boccaccio de claris mulieribus, deutsch von Stainhöwel. ed. Drescher. Tübg. Litt. Ver. Nr. 205 S. 332 ff. Ein Vergleich mit den durch Joh. Zainer gedruckten Werken S t a i n h ö w e l s zeigt nun klar, dass Zainers Drucke durchaus gut, d. h. conservativ und S t a i n h ö w e l s Orthographie entsprechend waren. Auch beim Decamerone sind wir durch die Erhaltung der Handschrift des FdV, einem Autograph A r i g o s (vgl. auch Vogt, Göttg. gel. Anz. 1895 S. 325 fg. und Zs. f. dtsch. Phil. 28 S. 471), jetzt zur Vergleichung in der Lage, und auch hier erkennen wir, dass der Lautstand des FdV im Decamerone ebenfalls völlig deutlich erkennbar erscheint. Inden «Studien zur Litteraturgeschichte, Michael Bernays gewidmet» 1893 S. 212 Anm. bezweifelt jedoch W u n d e r l i c h noch den sprachlichen Zusammenhang zwischen beiden Werken. Die Beobachtungen, auf die er sich stützt, sind jedoch nicht stichhaltig. Er vermisst zunächst im Decamerone anlautendes ch für k, wie es der FdV zeigt, und fragt: «Sollten etwa die sprachlichen Eigentümlichkeiten des beiderseitigen Verfassers im Ulmer Druck

— 113 — verwischt worden sein? Dann wäre die Consequenz auffallend, mit der das geschah.» Arigos ch für k ist allerdings in dem Ulmer Druck verwischt, doch keineswegs mit solcher Consequenz, wie W u n d e r l i c h meint. Da wo nämlich das sprachliche Verständnis des Setzers endete, in allererster Linie also bei den fremden Eigennamen, da tauchen — anlautend und inlautend — die ch A r i g o s für ital. c ganz lustig wieder auf; ja hie und da schlüpft auch in einem deutschen Worte noch ein solches ch durch: I 81 Cane della Scala — 44 2 Ganesch ala. 4 4 n Can Schala. 44J5 Cane Schala; I 87 Messer Cam — 47 ]2 Do her Chane Bergamino; I 127 Toscana — 67 28 Tuschana; I 155 Scarabone Buttafuoco — 86 34 Scharabone Buttofmgo; II 151 Guiscardo — 248j Gwischardo; III 69 Cuba — 3452g Chuba; III 116 d'Er colano — 376 17 von Her chiana; III 152 Fresco da Celati co — 39629 Frescho Celati cho; I 229 d'un Pie cardo — 13528 eines armen Picharden; I 247 questo Catalano — 1495 Chatelon; I 256 Monaco — 15631 Mormcho; II 47 Francisci — 185+ Francischen orden; II 55 Ricciardo — 18929 Rischardo; II 75 Ancona, dell' Äncontano — 2036 Anchona, 2037 Anchonitaner; IV 47 Buffalmacco — 489x Buffelmacho; IV 99 Cocomero — 51932 Chuchumero; IV 102 Scotto — 521 ]6 Schoto; IV 127 Jancofiore — 533 34 Bianchaßore; IV 135 Canigiano — 539 ä C h artigiano ; IV 149 Scanadio — 54715 Schanadio; IV 156 Francesca — 551 J7 Francescha; IV 210 Carapresa — 583 23 Charapresa; IV 15 Toscana — 589 13 Tuschana; V 63 Mico da Siena — 621 22 Micho von Senis; 32115 Mar cho, ebenso FdV 77 (Vogt 458) Mar cho Regolo (öfter); dazu FdV 132: Chassiodoro. Ferner: 3101S sinischalcko (Zusatz Arigos); III 85 come servo — 356j schlafen und verkauften; I 167 a guisa di servi — 95 t als andre seine Schläuen und verkauften; I 168 la vita del servil condizione — 95 34 die den Schläuen zu gehört; 534 2 , und nach ir czwen Schläuen; 534 3 , von den czweien Schläuen; IV 9 un canestruccio di baccelli — 470 25 eyn hörblein (!) fabebon oder bacielli. Der Druckfehler wird verständlich, QF. LXXXVI.

8

— 114 — wenn wir auch hier anl. ch: chörblein setzen; 487 2 5 richtpanch u. s. w. u. s. w. Das Wort chad jedoch gehört nicht hierher, wie Vogt a. a. 0 . S. 476 und ich selbst zuerst meinte; hier ist, ähnlich wie bei hörblein das c, ebenfalls der erste Buchstabe, und zwar ein s[chad] weggeblieben, vgl. das folgende Wortregister. — Jedenfalls sehen wir, worauf auch V o g t S. 476 schon hinwies, dass ch für k auch schon der Handschrift des Decamerone angehört. Auch das ^van' für t dan : im FdV, das W u n d e r l i c h hervorhebt, kann einen Unterschied gegen das Decamerone nicht bedingen, denn A r i g o hat solch ein entschlüpftes wan selbst des öfteren in dan corrigiert, vgl. V o g t S. 448 Anm. 4, schon gleich auf der ersten Seite des FdV ein Beispiel. Und auch W u n d e r l i c h s dritter Einwand, die Schwierigkeit, die er in der Beschaffenheit des Heidelberger Decameroneexemplars (s. K e l l e r S. 682) sieht, schwindet bei näherer Betrachtung. In diesem Exemplar ist von bl. X X — X X X V I I I eine Lücke, welche h a n d s c h r i f t l i c h ausgefüllt ist. Wenn nun W. bemerkt, dass dieser geschriebene Teil wiederum «alle Archaismen bietet, die der Druck vermeidet, aber keine wann, sondern stets dann», so erscheint durch diese Bemerkung ein Gegensatz zwischen dem Druck des Decamerone und der Hs. A r i g o s geschaffen, der in Wirklichkeit nicht vorhanden ist, wie man sich leicht aus Anhang I, wo eine Probe der Handschrift gegeben ist, überzeugen kann. Schon der Rückfall in die Monophthongierung gesin, myn, rieh ist für A r i g o nicht möglich. Die Orthographie dieser Heidelberger Blätter liegt für uns auf einem Seitenweg, den wir hier nicht zu betreten brauchen. Decameroneübersetzung und Fiore di virtü gehören also sprachlich zusammen, und dieser Umstand, der dann auch die weitgehenden Unterschiede zwischen dem Decamerone und den andern gleichzeitigen Zainerischen Drucken in bedeutsamerem Lichte erscheinen lässt, legt uns die Frage nahe, ob denn überhaupt hier, wie bei S t a i n h ö w e l s Arbeiten, Entstehungs- und Druckort zusammenfallen? Und

— 115 — als Resultat der neuen Prüfung ergibt sich, dass die Sprache des Decamerone und des FdV in ihren Grundzügen den b a y r i s c h e n Dialect darstellt, auch erinnere ich zugleich daran, dass wir schon früher bei Erörterung landwirtschaftlicher Aenderungen von Seiten Arigos (s. S. 25 ff.) und ebenso bei Aenderungen, die uns den geistlichen Uebersetzer verrieten (vgl. S. 50 ff.), auf Bayern hingewiesen worden waren. Und sehen wir von der am weitesten durchgeführten Aenderung des ch > k .ab, so ist iin Druck des Decamerone nur eine verhältnissmässig ganz dünne Schicht alemannischen Gutes über den deutlich herausscheinenden bayrischen Grund gelagert; wenn dem Ulmer Setzer Formen entwischten wie jenes mischtpern 514 ]8 , so sind sie vereinzelt und selten. Bayrisch-österreichisch ist für jene Zeit zunächst die breite Masse der völlig durchgeführten neuen Diphthongen i > ei, ü > au, iu > eu. Ihr Vorhandensein scheidet das Decamerone, wie schon bemerkt, scharf von der Schreibweise S t a i n h ö w e l s , dessen eigene Handschrift ebenso wie die damaligen Drucke seiner Werke bei Zainer (Ulm) noch völlig die alten Laute zeigen. Ebenso erscheint z. B. i > ei in Nebensilben (vgl. v. B a h d e r , Grdlgn. d. nhd. Lautsystems S.4): Dec.: 76 g werleich; 147 ] 0 tausentguidein; 30837 rubein; 61431 berlein; 57027 der wirt und die wirtein. — FdV 10: geme[i]nigleichen. Daneben steht die bayr.-öst. Verkürzung des i > i in ertrich ( W e i n h o l d , BGr. § 19), welche Form Arigo ausschliesslich braucht; 7 26 erdrich; 5737 erdriche u. ö. FdV 6 ertriche (zweimal) 8, 21. u. s. w. Ferner: ä > o: Dec. 118S4 sie alles das nomen; 35130 war n o m e n ; 22322 sloffen must; 5308 plosen (inf); 3789 on alles abelonn (248 37 : abelassen); in der Reimprosa 372 ä0 t h o n : l a n n ; 18834 thon: h a n . — FdV: 2 an (später corr. i n o n ; Vogt 449 12 ); 60 mit r o t e (con consiglio), rott, rote, auch zweimal rate; 115 Capidoglio, das ist das rothaus; 144 rot, rott; 7 worhaftig; 87 worhet; 133 somen (lat. semeri)-, 53 notern; 124 vermoliget. ( W e i n h o l d , BGr. § 56: 8*



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dies 6 für ä. sehr häufig bei S t r o m e r , T u c h e r , H. S a c h s , Fsp.). e > ö: Dec. 88ä frömde ( = 11432. 37329); 85 24 frömden; 726 frömde ( = 72 s ); 3 8 2 u ein böser (besserer); 526 38 öpifeln; 1 8 5 u öpfelein; 264 33 schönpart etc. — FdV 6 frönden(!); 7 wollen; 108 frömdiglichen; 26, 103 schöpfers; 148 schöpfer (BGr. 26). au > a : urlab u. ö.; 566 18 weyrach. •— FdV: 104 urlab u. ö. (BGr. 40). ei und ai sind im Dec., welches ei, ey zeigt, nicht unterschieden, während S t a i n h ö w e l s authentische Texte consequent y und ai trennen (De cl. mul. ed. D r e s c h e r , Litt. Ver., Nr. 205, S. XLVIII, IL.). Im FdV sind ei, ai nur gelegentlich unterschieden, neben 1 praiten, 26 czwayen, 85 laichen haben wir häufiger: heylig, czeichen, teil, allein, chein, einest, cheyser, heymlich etc. Der Umlaut wird oft nicht bezeichnet, ich führe hier nur Beispiele aus FdV an: 6, 7 statlichen (so durchweg; kommt sehr oft vor, 47, 85, 117 etc.). 8 salicheit; 11 vntertanicheit, vndertanig; 49 vngelaubigen; 54 nächsten; 51 gantzlich; 124, 126 vndertanig; 125 zustort; 145 frolich etc. I m C o n s o n a n t i s m u s zeigt sich der bayrische Lautstand: Anlaut, p für b, auch bei der Vorsilbe be — : Dec. 3120 erplint; 4 6 n , 1 8 , 3 4 pube; 4714 prauchet; 45 3g prot; 49 32 pösen; 52 2 peweget; 524 pin; 57 24 prachen; 61 12 peczwungen; 622ä parmherczig; 62 34 pitten; 141s pis (Imp.); 190 )9 pet; 553 13 pendell pruche; 471 24 harpentlin; 18434 prengen; 3413ä erputen (praet.); 2453ß prächten; 65812 pinde u. s. w. — Daneben auch b (was S t a i n h ö w e l allein hat): 5 5 22 begirig; 24727 belib; 487 f. bruch; 65138 beweiszt etc. — In FdV erscheint p consequent durchgeführt 1 puche, plumen, abgeprochen (Vogt 448 3 ); 2 pegire (Vogt 449,); 4 pin; 9 plut; 15 pedarffste; 19 plibe, pösse, pruders; 17 pate (449 27 ); 24peweiszt; 26 pegrebnus, pitter, pis ( = ad.); 29 pegonde, pin, pis (Imp.), pegert (452,); 31 pinnen (bienen); 35 parmherczicheit u. s. w.

— 117 — ch für k (vgl. v. B a h d e r , a. a. 0 . S. 5). Inwieweit die Schreibung im Dec. noch durchscheint, ist oben S. 112 ff. gezeigt. — Im FdV ist ch für k so gut wie völlig durchgeführt: anl. 1 chülen (Vogt 448 ä ); erchentnüs; 2 verchere, chein; 13 chotigen (kotig machen); 17 chünig (449 26 ); 29chriges; 4 chöstliche, chunste; 8chnie; 14 chrone; 15 du chanste; 21 chnecht; 36 chinde; 51 chan; 76 chranghe; 104 chirchen; 108 chröpfeten; 121 chöter frauen (Nonnen). — inl. 77, 78 Marcho (45833); 96 girfalche; 1 werche gesmache; 2 merchen; 4 gewurchet, oft und diche, eines gelüche des andern vngelüche ist; 7 dünchet; 12 schiche; 13 hantwercher; 18 schichte. — Vereinzelt 49 pedencken; 51 wercken; 55 dicke; 118 gewülcken; 135 pedencken. — ausl. junchfraue (Vogt 460) u. ö, — ch für h: Dec. 5 3 , 3 0 fluchen; 152, 4 gesechen; 163, 9 püchelein (Höhe); 18633 weichwasser; 2564 sacher (zäher); 448 22 vergechten; 564 23 sechen. — F d V : 2 sechen; 3 versmechen; 8 gesechne dinge; 17 verleichen (44928); versechen; 11 viehischen; 90 fachen; 107 viche; 110 fachen etc. (BGr. 183, 187). Vor allem aber zeigt sich in gleichmässig ausgedehnter Weise der specifisch- bayrische Wechsel w > b (BGr. § 124, 201): Dec.: 2 22 albege; 4 29 albeg; 134 abeisz; 24 2 bucherer; 243 bucherey; 3318 buchrer; 38 2 erbeichen; 60 20 erborben; 65, batsacke; 6634 ze buchern; 722, bucher; 909 verbechszelt; 94, pebegt; 94 34 büst; 1032 geborffen; 105 lg wenn sie reich bern; 11032 erbachte; 144.28 erbarmt was; 149ä erbarbe; 15333 bespen; 154 8 bespen; 16025 entbicht; 1675 ze hauben; 18025 erbermen; 18513 beiches; ,192 12 pebeisen; 2048 besten; 216 14 entbachte; 2212J entbacht; 23119 erberben; 324 3 erberben; 32527 erbeichet; 336S6 noch nicht erbarmet wern; 349j albegen; 348, erbecket; 349 34 erbeychet; 346ä aller hoffnung erbegenn; 37228 erbeiche; 372 21 abeysz; 379 32 erbarmet waz; II 99 Fazivolo — 215 33 Faczibolo; 437 30 pösbicht; 442„g entbachte vernam; 446 35 erbachet; 450 20 erbacht; 52218 Norbegen; 529 14 wenn ich erbarme; 561, pöszbicht; 559 21



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erbachet; 5705 batsecke; 572 24 erbachet; 573 33 widerbertikeit; 640 ?5 mit beichen zähern; 65 3 34 erbachet; 653 31 erbachen; 66032 albeg; 10812 rubung; 12633 witbe ( = 217S0); 55 3 sbärung; 19912 gerubter; 25 23 in die heiligen kirchen speibe oder speyet. — F d V : 6 albeg ( = 8 , 11, 12, 22, 41, 65 u. ö.); 21 rubung; 20 erbirbestu; 37 albege ( = 87); 27 rubung ( = 149); 87 czu der mauberff (maulwurf); als dan dut die mauberff; 100 albegen ( = 116, 129), inbendig etc. Hierzu dann die umgekehrte Ersetzung w für b: Dec.: 1331 weginnen; 1092 offenwarten; 120 lä gen Waffa komen waz (sonst Baffa; Bocc. I 204 Baffa); 12128 offenwaren; 144 n offenware; 322 33 fischerwarcken. — F d V : 51 offenware (Inf.); 103 offenwart; 138 offenwart, nicht widerstrewe, offenwar etc. s ist erhalten in den Verbindungen st, sm, sn, sw. Auch im Dec. scheint dieser Stand deutlich durch: 1425 zesweigen; 42 5 sweren; 7533 swummen (praet.); 7618 swiment; 80 2 ,gesmacke; 103 10 smächlich; 215 17 swarcz; 215 18 swestern; 217 13 siecht; 219 18 slacht aus; 23438 von laube undslaten; 23525 slieffen; 236 10 gesweyge, smerczen; 237 24 beslaffen etc. — F d V : 2 versmehen; 11 sweren; 26 swere; 31 snelle; 35 smerczen; 34 swanger; 41 snelle; 46 slage; 38 absluge; 93 absneyde; 95 swert; 96 smeckeden; 106 swester; 107 snelle; 116 sreybet; 144 sreybet: 145 slache, snelle; 153 absneyt etc. Ganz vereinzelt: 44 schnöder; 144 peschliessen. Zutritt von r : Dec. 569 schriren 5713. n für m : Dec. 6556 ff. preutigan. (BGr, 169, s. auch AI. Gr. 203.) Ausfall von n : Dec. 13910 gegeten 414 3 abeteuer; 416, hengeden; 513 i9 weynet (p. prs.); 530 34 stinckeden; 588 14 leuchtedem; 591 27 wolrededen; 538 17 lacheden. — FdV.SO vntugeten; 41 vntugeten; 68 eysidel, eysidel; 96 fasshüre, rephüre; 36 tuget; 42 tuget; 107 stüde, auch 41 tugent. (BGr. 166. vgl. auch AGr. 200.) — Diese anscheinenden Nasalierungen, die sich im Dec. so viel häufiger zeigen

— 119 — als im FdV, zumal in der 1 pl. des Verbums bei folgendem Pron. pers iDec.: 10, 9 thue wir; 1022 gelaube wir; 12g6 füre wir; 186 wolle wir; 2122 beginne wir; 2128 thue wir; 15731 ge wir; 168 sg peginne wir; 271, 9 cziehe wir; 282g kere wir; 169, tu wir; 347g lasse wir; 578 15 müge wir; 5 7 8 u wolle wir; 496 33 geb wir; 5285 wolle wir; 548 27 secze wir; 667, wolle wir; 668 sg secze wir; ferner 529, 5 kome sol (Inf.) etc. etc.) entsprechen ja zum Teil auch den Neigungen des alemannischen Setzers iAGr. § 200, 342, 363, auch md. nd. vgl. Weinhold § 3691, zum Teil sind sie aber auch durch die Schreibung Arigos veranlasst, der das n durch einen Strich oder Haken über dem vorhergehenden Vocal auszudrücken liebte (e, ü, e' z. B. FdV 146 doch secze' wir>. Diese Bezeichnung konnte der Setzer dann leicht übersehen. n d > n n : Dec. 3396 der anner; 2 8 8 n , 61328 spinnel (BGr. 171; s. auch AGr. 2071. mb > mm: Dec. 56235 immesfBGr. 138; auch AGr. 166). Einschiebung von p nach m : Dec. 56 3g ; saumpten; 57 22 sampt; 87 s erparmpt; 7122 nempt; 10338 sampt; 498 sg bidempt; 572 8 traumpt etc. •—FdV seltener: 150 verdampt — p für b: Dec. 112 lemplein; 80 des lemplez haut; 112 u. ö. lemplein. iBGr. 122; auch AGr. 149.) Wegfall von ch: Dec. 8232 na; FdV 2 hoste iBGr. 188; auch AGr. 226). Antritt von unechtem d: Dec. 55127 nündlein; 705 von heimend. F d V — (BGr. 148; auch AGr 182). Abfall von t: Dec. 78 34 mark; 1859 predig (BGr. 143; AGr. 1771. m für w: Dec. 106 S1 ; wo sy in dem mere m e r n ; 10827 er nit wTeste, mer sie wras; 128g nicht wol noch erlich gethon mere; 170 24 nun gelaubet ich, du merest ein stumme; 2122g nitt ze hause marn; 521, 0 des ir an mich zu wissen begeret, nit versagen noch versmeygen mage; 5543S ein candel meins; 560 13 für mar gelaubten; 57226 kürczmevle nam; 641 29 gern inen (BGr 139; auch AGr.



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168 b nachgewiesen). — FdV: fehlt, rühren die Belege im Dec. vom Setzer her? F l e x i o n : 3. pl. praes. ind.: sein. — Dec. häufig; F d V : 12 sein; 85 da sein etc. (BGr. 2 9 6 ; in dem AGr. 353, S. 351, gibt W e i n h o l d ebenfalls Belege, doch nur aus Eyb und dem Dec.!) Kürzung nebentoniger Silben: Hier ist besonders bayr. die Kürzung eht > et: Dec. 101, 5 röslet; 185 1 3 köglet; 470 ä g murret; 262 1 3 toret; 4 1 9 l g röszlet etc. (BGr 206.) -heit > het: Dec. 2 2 6 n gesunthet. — F d V : 2 warhet (83 warheit); 5 weishet, torhet; 59 weishet; 63 torhett oder weysheit; 117 torhet vnd vnweysheit; 126 freyhet; 128 warhet; 71 chranchet; 141 gewonhet etc. — (BGr 1 3 ; AGr 17. 81). e i > e : Dec. 165 1 9 arbeten (inf.); 165 2 0 arbeter; 166 4 gearbet (pt. pr.); 4 2 8 u arbeter etc. ä > e : Dec. 152 1 0 leymet ( = 165 2 7 ). Auch die zahlreichen flexionslosen Genitive sind zu beachten, die W e i n h o l d zumal für das bayr.-östr. Gebiet belegt (Mhd. Gr. § 4 4 8 ) : Dec. 2 0 u des tage; 116 2 3 seines leben; 3 6 6 , meines gartner weybe; 5 7 2 ] 9 des gaste; 315 3 5 ires weynenn und vnmutes; 322 4 seines von Lipari scheiden; 4 5 2 1 6 seines iagen und vogeln. Völlig bayrisch sind wieder Formen wie 3 9 8 n in der statt schöne g e w e l m sein (n. pl.) (-ben, b'n > m); Schöpf, tirol. Idiot. S. 8 1 1 : das gwöl'm (BGr 139); ebenso harm für harn (vgl. Register). Dann ist noch der Wechsel g für j hervorzuheben, da er uns gestattet, den Entstehungsort der Uebersetzung wieder enger einzukreisen. Ich kann ihn freilich nur aus Dec. belegen, wie ja überhaupt FdV weniger grob dialectische Erscheinungen zeigt: D e c . 43 2 6 in gener weit ( = 119, 0> 1 1 9 „ , 222 1 7 , 284 ] S , 290 io! 463 2 1 , 4 6 4 u etc.); 463 5 ausz gener weit; 224 4 in genen weit; 621 9 in gene weit; 264 5 eyn gegeyde; 264 3 4 vnser gegeyde; 543 S 1 under



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dem goch. — Auch 27 i9 vigilge: 2728 vigilg (so auch Dtsche. Chron. X = Nürnb. Chr. IV, S. 228, 15; XI = Nürnb. Chr. 5, S. 505, 17. 687, 7); 308 34 liligen etc. Dies g für j ist ein hervorstechendes Kennzeichen des oberpfälzischen Dialectes (BGr 176). Auch Nürnbergs Sprache, die es jetzt aufgegeben hat, zeigt es noch im 15. Jahrhundert (s. die Belege bei S t r o m e r , T u c h e r , H. S a c h s , Fsp.). Zu dem gleichen Resultat von anderer Seite her gelangt auch Möller (Arigo und seine Decameroneübersetzung, Diss. Leipzig 1895) S. 13, doch sind seine Gründe für die Absicht, die Handschrift 'des FdV der «Nürnberger oder oberpfälzischen Mundart» zuzuteilen, keineswegs ausreichend (nur o für ä und «prengen» für «bringen» werden angeführt). Und schliesslich ist noch eine Stelle besonders zu berücksichtigen. Nov. IX, 8 sendet Ciecco zu dem Ritter Philipp einen Boten mit einem fingierten Auftrage: IV 196 d'arrumi manda Biondello e mandavi pregando che vipiaccia binargli questo fiasco del vostro buon vin vermiglio, cM si vuole alquanto sollazzar con suoi zanzeri (= giovane di sollazzo) 57625 mich schicket zu euch Geonello vnd pit euch das ir im dises fleschlein mit euerm guten süssen r o t e n w e i n b e r ö t e t , dann er will ein klein f r e ü d e mit e t l i c h e n s e i n e n göczen h a b e n . — Der erzürnte Ritter antwortet IV 197 che arrubinatemi e che zanzeri son questi? 57635 aller in czorn bekert . . . sprach: was f a l c h e n (muss «flaschen» heissen!) r ö t e n vnd göczen p r o t e n ! Wie ist dies «proten» zu verstehn? Die Erklärung proten (eig. pröten, wobei man dann einen Reim röten: pröten herauslesen könnte) = «Brot geben, nähren (DW II, 403; S c h m e l l e r I, 348: broeden) scheitert m. E. an dem Sinne der Stelle, die in ihrem zweiten Teile entschieden einen in obscoenem Sinne stärkeren Ausdruck verlangt. Gerade der freche Zweck der Bitte erregt ja den Zorn des Ritters besonders, und wie dem arrufrinargli und dem arrubinatemi ein «flaschen röten» genau entspricht, so müssen auch das «sollazar» und das «cÄe zanzeri son questi» eine vollgiltige Ent-



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sprechung haben. Dies ist der Fall, wenn wir proten = prauten auffassen, das nach DW II, 333 auch den Sinn von stuprare haben kann und ihn gerade euphemistisch oder verhüllend ausdrückt. Die Form prauten ist auch aus Fastnachtspielen belegt (DW II, 333; dazu K e l l e r , Fsp. 310, 20, Nr. — aus derHandschr. K); 610, 3, Nr. 69 u. 1376 (beides a. d. Hs. M), die nach Nürnberg gehören, vgl. M i c h e l s , Stud. üb. d. ält. dtsch. Fsp., S. 108. 119. In der Form bei A r i g o (au > o) hätten wir dann umgekehrte Schreibung für o > au anzunehmen, dieser Lautübergang aber ist nach M i c h e l s , S. 113 f., specifisch nürnbergisch. Die von mir angenommene Auffassung obiger Stelle würde also dazu führen, der Decameroneübersetzung direct Nürnberg als Entstehungsort anzuweisen. Und wen die Auffassung der eben erörterten Stelle doch noch zweifelhaft gelassen haben sollte, der beachte noch die Form «freget» für fraget, die ebenfalls specifisch nürnbergisch ist (Michels, Studien S. 117) und die ebenfalls im Dec. erscheint: 650 S5 «zu herrn Torello kam, in der vrsache solcher seiner kranckheit freget». Da aber diese Form naturgemäss nicht im Reim überliefert ist, so will ich auch sie noch nicht als entscheidend erachten, sondern wir wollen erst noch weiter sehen. — Einfluss der Kanzlei auch in der Orthographie zeigt sich ferner in der durchgehenden Schreibung cz (542 8 czweinczig; 542J8 beczwungen; 542 19 kaufmanschacz) und der Verdopplung des n 19 85 offenn; 439 2ä irenn; 534 Sä gewaschenn; 535 16 besliessenn; 132 26 vnwissennt; 516 25 vnnd (264 30 . 401 6 . 501 4 . 505 7 ) etc. etc. — 2. Wortschatz. Der Wortschatz soll weiter helfen. Ich bringe zunächst eine alphabetisch geordnete Zusammenstellung, die auch an sich von Interesse ist und noch für andere Zwecke als Quelle dienen kann, und knüpfe dann an die einzelnen Worte, deren Betrachtung für unsere Untersuchung Resultate verspricht, weiter an.

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A. a b e r , i. d. ält. Bedeutung «wieder» — 529 2 9 mit dem a b e r von eynander gingen; 132 19 der pulsz a b e r verschwant, u. ö. a b w e i s stf. stultitia, ineptia. — 134 triben ir a b e i s z mit in; 372 21 ; 377 36 ; 566 22 ; 142 6 in a b w e y s e form; 168 2 ir a b e i s e mit im; 499 36 ir a w e i s ausz dem Studenten triben. a c k s e mhd. ackes stf. — 171 9 mit einer a c k s e über die. ackseln. ä c z e n , Nahrung geben. — 244 12 ich sol sy wärlich schon ä c z e n . (er)alten swv., alt werden. — 133 27 wenn sie sere a l t e n t sein; 13622 und sich nun gar er e r a l t e n t sache u. ö. DW III, 696. a l t r e u s z m. — 525, 0 mer einem a l t r e u s s e n n dann einem arczte geleich Von unsicherer Schreibung und Ableitung (DW I, 723) hauptsächlich obd. belegt, in späterer Zeit nach A d e l u n g auch nd. vorhanden (oldrüse). Eine besondere Geschichte hatte das Wort in Nürnberg, H a n s S a c h s und R o s e n p l ü t kennen es, hier gab es einen Altreissenmarkt hinter der Barfüsserkirche (Schmeller II, 144), hierzu vgl. Chron. d. dtsch. Städte Bd. X (Nürnb. Bd. IV) S. 143 ad. a. 1424: «Item und die altreussen vom marck hinter die parfuser kirchen gesetzt». Sogar die Antiquare hiessen hier «bücheraltreisen». So ging also in Nürnberg die Bedeutung «Schuhflicker» in die allgemeinere «Trödler» über. Gleiche Bedeutung ist auch bei A r i g o anzunehmen. — S c h ö p f , Tirol. Idiotikon verzeichnet das Wort nicht. a m a c h t f. — 5 1 2 27 ; 602 1S u. a. — amächtig 505 s . vnd a m m e -— H 5 ] 6 «Ein söliches der herczog vnd amme», wohl verlesen vom Setzer für «vernamme». a n g e n s adv. continuo. —• 653 s ze trincken gab, des er angens enschlieffe. — Im DW. I, 343 erst Belege des 16. Jahrhunderts. a n g s t e r m., ein Trinkgefäss, aus ital. anguistara (mlat. angustrum). Seit dem 15. Jahrh. aufkommend, zu Arigo s



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Zeit nur in Süddeutschland gebräuchlich.—304 33 der an g s t e r, darinne das wasser was; 305 x verschütten angster, 306 23 ; 306 26 ; 405 22 ; 419 24 mer angster, glesser und Haschen. ansprung — : dem ansprung des unseligen bösen glücks widerstehn; FdV 39 ansprung der widerwerticheit. ant, ande adj. leid, mhd. ande. Luther gebraucht das Wort nicht, doch noch heute unter dem Volk, zumal in Bayern, dann auch in Sachsen und Thüringen. — 540 6 es thet mir ein klein ant von euch. arche swf. — 89 23 Zu hant die sich an die archen (I 159: l'arca) richten den stein palde auf gehaben . . . hetten; 89 34 vnd sich aus der archen warffe. auferheben — 246 10 als dem kleynen pulver, das czu zeiten von dem wind betrübt ist vnd auferhebt von der erden. — Fehlt DW; D i e f . - W ü l c k e r , Hoch- u. niederd. Wbch. Basel 1885, Sp. 100; obd. md. aufgnappen, aufschnappen. — 847 an dem selben [pret] auffgnappet; 530 33 mit dem hindern aufgnappet. aufthöner. — 18326 ein aufthöner der garten (spät. Drucke z. B. 1588: aufthuer). äugst swm. — 400 34 in dem augsten (it. III 158: nel mese d'agosto); Juli? (s. S. 27) 503 10 so ist es yeczund in dem augsten (IV 71 e testi di liiglio); 505 3g wiewol es in dem augsten ist (IV 74 quantunque di lugtio sia). ausrichtig. — FdV 85: Nu der abte in hilte für einen chündigen vnd ausrichtigen man (Vogt a. a. 0. S. 459. 476).

B. P. padeglione. — 614 33 (s. S. 89)., paderin, balnmtrix. — 197 26 die gut paderin, die . . . — Nur bei Dief.-Wülck. Sp. 150 aus Pomey, Grosses Kgl. Wbch. Frankfurt 1715. palirerin f. — 533 22 in [d. h. den jüngling] dieselben palirerin scheren künen. — Zu diesem Worte, das gewöhnlich eine andre Bedeutung hat (polirer = Beaufsich-

— 125 — tigender bei Maurern und Zimmerleuten) vgl. noch FdV 62 (Vogt. 455 f.): des eins wurden mit seinem partscherer oder p a l i r e r . p a l l e n swm., mhd. balle. — 301 27 ob er sich des tages den p a l l e n zeschlagen czesere erwermet hete. b a r stf. — 2962 die jungen frawen . . . in die b a r legten, p a r c h e t stm. — 56235 in einen weysen p a r c h e t . . . was ausz der kamern. p a r s c h e n k e l . — 621S ein nackender mensch was, darzu p a r s c h e n k e l in einem hemdlein. — Im Iwein, bei Tomasin, H a n s S a c h s etc., DW I, 1140. b a s t a n (s. S. 87). Nachbildung des ital. bastone durch Arigo. — 37221 tremel vnd b a s t a n . p a u m w o l l e — s. 236 30 die p a u m w o l l aus der jopen zoche. b e h e r b e r n s. herbern. b e k o m m e n = kommen nach. — 316S1 in die insel Rodi b e k a m e n ; 623g und do er (der Künig) b e k a m . In dieser Bedeutung sonst ungebräuchlich; sonst = obviam ire, occurrere. Auch bei A r i g o in dieser Bedeutung: 51936 wem er auff der gassen b e k ä m e u. ö. DW I, 1426. b e c k e n ? •— 3766 mit ander leute übel thon euere eygne sünde meint b e c k e n vnd verpergen. — Wohl Setzfehler für «decken». b e i t e n . — H 8 3 3 vnd nicht zu p e y t e n n ; 499 34 du frölich b e y t ; 5 1 0 u nach langem b e y t e n u. ö. b e r e i t , adj. — 554 20 pey hundert pfundt müncze p e r e y t e s geltz; 53726 vmb b e r e y t gelt. p e r e n , schlagen — 427 27 mit guten trucken streichen sein haut gar woll p e r t e n ; u. ö. b e s c h a b e n , deradere. obd. und md. belegt. •— 3917 zwen wol b e s c h a b e n alte hüte. b e s c h a f f er, creator. — 36036 vnd nicht widersecze dich dem, der dein b e s c h a f f e r gewesen ist. b e s c h e i d e n . — 268 21 vnd der b e s c h e i d e n zeit; 26826 die b e s c h e y d e n zeit. — 10114 die czwey eleute . .



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röslet und gesunt waren Auch in köstlich gewant b e scheiten. b e s t o b e n p. ptr. von bestieben. — 469 ] 5 die schön fraw ires kaufes b e s t o b e n (ital. scornata — beschämt) beleyb (DW I, 1678). — In dieser bildlichen Bedeutung bis jetzt nur hier belegt. b e t r ü b e n swv., trüb machen. •— 246] 0 u. ö. von dem wind b e t r ü b t ist; 3 1 6 n das mere mit pestilenczischem winde bis in den grund b e t r ü b e t . b e t r ü b u n g f. — 202 1 5 in grosse b e t r ü b u n g und traurikeit fiele. b e t l e r t a n z . — 516 8 in die kamern gingen, do hub s i c h e r s t e d e r b e t l e r t a n c z . — Hierzu Hans S a c h s ed. K e l l e r - G o e t z e V, 2 6 3 : Jetz so bin ich dein aygen gantz, S o h e b t s i c h e r s t der b e t l e r s - d a n t z ; XVII, 212 (Neidhart): Da wird der b e t t l e r s t a n t z sich machen. Weiter nach D W I, 1732. 1737 Ayrer Fsp.: Sich soll bald heben der b.; F r i s c h 1, 8 9 : Da hebt sich an der b. — Die übrigen zahlreichen Stellen (s. DW.) zeigen sämtlich andere Bindungen «sich machen, angehn, anfangen». Die litterarischen Belege für die Verbindung «hebt sich an» weisen zunächst also im 16. Jahrh. nach Nürnberg. p f e n n i n g w e r t m. — 495 2 4 nach dem p f e n n i n g w e r t verkauffen wölt; 536 2 9 nye p f e n i n g wert. p f e r s i g b a u m m. — 4 1 2 j vnder eynen p f e r s i g b a u m ze tragen; 412 3 vnder den p f e r s i g b a u m trug. (ge)pfiffen, gezecht, von pfeifen = schnell trinken. — 490 2 5 als der do wol g e p f i f f e n het. p f ü l b e sm. — 6 5 2 n küssen vnd pfülbenn. b i d m e n . — 498 3 8 aller von frost b i d e m p t u. ö. — Das Wort erscheint erst mhd.; L u t h e r hat es, doch nicht in der Bibel, bei H a n s S a c h s ist es häufig, heute noch im Volk in Bayern und der Schweiz; auch S c h ö p f S. 39. p i l e g r i n f a l c k e n , Wanderfalke, falco peregrinus S c h m e l i e r I, 385. mhd. pilgrim valke swm. — 308 3 5 mit

— 127 — zweyen scharpffen äuglin dem pilegrin f a l c k e n geleich (it. II 248 con dm occhi che parevan d'un falcon pettegrino). pilgrem stm. — Durchweg braucht Arigo diese Form 203 8 in pilgrems forme; 204 30 Du mich dünkest ein fremde pilgrem? . . . Der pilgrem ir antwürt vnd sprach . . . ich pin ein pilgrem; 205 38 der p i l g r e m ; 2 1 0 u Der heilikeit des pilgrem; 210 20 Der pilgrem sich aufricht vnd sein pilgrems koczen vnd hüte von im warffe etc. — Der Singular bloss hier belegt, als pl. pilgrem in der Bibel von 1483 (Nürnberg, Koberger), auch Schöpf, tirol. Idiotikon 505. b i s (esto) — 253 33 b i s des on czweyfel; 557 9 p i s z on czweyfel u. ö., auch FdV durchweg. b i s c h o t ( i n A r i g o s Schreibung), biscot. Zwieback, ital. biscotto. — 494 1 5 do du uns an b i s c h o t brot eingeschiffet hetest. — oest. bischgodn, S c h ö p f 42 : bischgotn m. p i s e n swm. — 535j in mit edeler p i s e n salben . . . reyb und wusch. p i t e r e stf., mhd. bittere. — 493 17 Calandrin derselben p i t e r nicht erleiden mocht. — Ein absterbendes Wort, im DW. II, 55 und sonst kein litterarischer Beleg mehr. b i t t u n g stf. — 611 e von erst seiner potschaft deine oren zu verleihen, nach dem dich und er b i t t u n g verbinden. — Im DW. II, 57 nur ein Beleg aus L u t h e r und dem Dec.; vgl. auch D i e f e n b . - W ü l c k e r , Sp. 254. b l a s e n , schnaufen. — 478 J 9 der arm Calandrin anhub ze b l a s e n als dem es wee thet; 479 2 3 b l a s e n d und seufczend; 563 12 nicht anders dann p l a s e n und seufczen thet. p l o c h stn., truncus. — 167 4 etlich grosse p l ö c h e r ze spalten; 167 6 die p l ö c h e r zu spalten. p o p p e m. f. (vgl. S. 91). — Im DW. nur aus Arigo belegt, doch jedenfalls weniger durch lat. puppis als das it. poppet, veranlasst. p o r r o m., Lauch. — 52 4 ich zu mer malen pey



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frawen mären[den] gewesen pin, die p o r r i und lupini assen. Vnd wiewol in demselben p o r r o nichtz gutz ist; 2459 und warumb der p o r r o daz haubt weisz hab unnd im der zagel grün sei. — Hier nach it. porro, S c h m e l l e r I, 403 kennt aber auch porri, pori. p o r t e swf., Pforte. — 11423 zu einer falschen porten; u. ö. — Aber auch: 3 1 9 36 die ersten partei an die p o r t e n des meeres schickten. p o s t e m a — 28529 sunder eyn postema bei dem herczen im gebrochen wär. — (Ital. II 211: che alcuna posta gli s'era rotta), vgl. M e g e n b e r g 96 8 zuo einem swern oder a p o s t e m , 410 19 guot zuo den a p o s t e m e n vnd zuo den geswern. b r a u c h e r stm. v. brauchen — 2662 dem b r a u c h e r alle czeite e mag schaden bringen. p r e c k i n f. canicula — 524 20 aber die p r e c k i n wolt ir nicht nennen. b r e i e l m. priol, prior. — 26115 von seinem b r e i e l urlaub nam. — DW. VII, 2132 kennt diese Form nicht, ebenso S c h ö p f , B i r l i n g e r etc., S c h m e l l e r I 465 bringt Belege. In einem Spruch R o s e n p l ü t s ( L i l i e n c r o n , Volksl. I, 335 v. 53 f.) reimt preiol : peiel. Ebenso preiel im Cod. dipl. S i l e s i a e ed. W a t t e n b a c h I, 114 u. ö. — Die Form weist zunächst auf Bayern und das östl. Mitteldeutschland. g e p r e i s t p. pt., preisen, mhd. brisen. — 253 12 wer hat in nye gelobet vnd g e b r e i s e t ; 1769 des küniges weiszheit g e p r e i s t hetten. p r e u t i g a n m. — 65438 zu dem neuen p r e u t i g a n ; 655 2 der p r e u t i g a n dem abte; 6555 in des neuen p r e u t i g a n hausse; 6556 von dem p r e u t i g a n ; 656 21 darumb in der neue p r e u t i g a n ; 656 32 ; 6 5 7 u der gute neue p r e u t i g a n etc. p r i s a u n stf. — 10335 wie das volcke der stat zu der p r i s a u n lieffe vnd alle hüter dez kerckers ze tode schlugen; 3075 zu der p r i s a u n do Rugiere gefangen läge.

— 129 — p r o t e n , steht wohl hier für prauten swv., mhd. briuten, md. brüten, hier = stuprare. — 57635 was flaschen röten und göczen p r o t e n . — Ueber die Form vgl. S. 121 f. p r o t s c h a b e swf., Brothobel. — 417 26 mit einer p r o t s c h a b e n in das fasz steyge. — Diese Verbindung nur hier belegt (DW. II, 405). p r u c h stf., Hose. — 487 I5 daz was eyn weite grosse nyderwat oder b r u c h wie (er) ir das nännen wölt; 487 24 mit der weiten b r u c h ; 487 S1 ; 488 12 ; 488 22 , 2S , 2 7 ; 488 33 das man in die b r ü c h ; 551ä eines pfaffen p r u c h e etc. — b r ü f. — 61510 in kürcze ein schöne b r ü visch gefangen heten. — Nur hier belegt, doch unrichtig von Arigo verwendet, da es sich um gebratene Fische handelt, daher auch Ausg. von 1580: «ein schöns essen fisch» (DW. II, 423) vgl. S. 197. p r ü g e l m. — 320 13 mit eynem grossen p r ü g e l l . . . in engegen käme; u. ö. p ü h e l m. — 13 i3 auff einem kleinen p ü h e l e i n , p ü c h e l e i n oder höche; 163 ]9 auf einem kleinen p ü c h e l e i n gelegen. p u l e r e y f. — 64 23 do was nit mer note wort noch p u 1 e r e y, sunder zu den wercken komen. — Hier also in der Bedeutung «Werbung, Schmeichelei», wie auch «pulen» belegt ist (aus Dec. im DW. II, 502); das Subst. fehlt DW. II, 504 in dieser Bedeutung. b u l l e t e n n f. 5815 ein söliches mit des herren amptman an der b u l l e t e n n weysen und klar machen wille. — Nach it. bulletino, S c h m e l l e r I, 386 kennt die Form politten. — p u l v e r stm. n. — 24610 dann als dem kleynen p u l v e r das czu zeiten von dem wind betrübt ist vnd auf erhebt von der erdenn. Ital.: polvere. — 0. c h a d — 372 13 Damit er in deinem alter nicht sprechen müg dein v e r h e y t e r c h a d , warumb nomest du es nit, do QF. LXXXVI.

9

— 130 — es dir werden mochte. — Vogt, ZfdPhil. 28, 476 sieht in diesem Ausdruck ein Schimpfwort für das Weib selbst und schliesst auf kat (kot) oder kad, Gefäss im sinne von unserm «alte Schachtel». Das kann nicht richtig sein, denn es heisst ja nicht «du v. eh.», sondern « d e i n v. eh.». Ich selbst schlosz auf chad = Gefäss im obseönen sinn des lat. mappa (Verhdlg. d. Phil. Vers, zu Dresden S. 134).1) Auch diese Deutung ist nicht mehr zu halten. An einer andern Stelle 58116 steht nämlich der gleiche Ausdruck noch einmal und zwar als: «dein verheiter schad» und im Originaldruck bl. CCXIIIb (Heidelbg. Ex.) füllt das ch in der That einen Raum aus, der für drei Buchstaben genügen sollte.*) K e l l e r , S. 689, hatte schon «schad» conjiciert (S. 372: ? schad). c h ö t e r s. kotter. c o m m u n i z i e r e n — 27 lä darnach sich c o m m u n i c z i r t vnd die heylig Ölung enpfmge. c o r s a l e m. — 54125 mir von dem c o r s a l e genomen worden; 7318 rauber oder c o r s a l e . Nach d. It. corsale. D. n u n d a l e s t , n u d a l e s t bei Arigo = jetzt, endlich. — 8 27 Darumb ich n u d a l e s t lassen wille, daz ich mit zucht wol fliehen mag; 7823 Fiametta wol gedacht, es n u n d a l e s t an ir were; 81 3 ich mag n u n d a l e s t zu der stunde nicht sterben; 87! Aber was hilft dich n u n d a l e s t dein weinen; x ) «schad» kann solche Bedeutung ( = mappa) in der That haben vgl. Meisterliederschwänke von H a n s S a c h s ed. G o e t z e D r e s c h e r I (1900) S. 82: «Pfw dich! wie stincket dir dein schad». 2) Nachträgliche Heranziehung z. B. auch des Münchener Ex. (das im Gegensatz zum Heidelb. die Gruppe vertritt, in welcher die Schlussnotiz «geendet seliglichen zu Ulm» fehlt) hat ergeben, dass hier thatsächlich «schad» steht. Auch hierdurch scheint die Gruppe, in welcher die Schlussbemerkung über den Druckort fehlt, einen revidierten Druck darzustellen. Die nochmalige Durchsicht wurde -dann vorgenommen, nachdem schon eine erste Anzahl von Exemplaren hergestellt war.

— 131 — 9 8 J 4 meinen vater ich n u d a l e s t wol offen waren machen;. 133 9 dann deinem alter vnd iugent n u d a l e s t zu gepürt liebe ze haben; 139 3 2 vnd mich graffe Gualtiere von Angfers euer peyder vater mich n u d a l e s t frölich dem künig wille zu erkennen geben; 146 3 6 Du soltest ein genüge haben und dich n u n d a l e s t benügen lassen; 170 2 1 Darumb ir mich n u d a l e s t wert gen lassen oder ander sin finden; 171 6 doch nicht lang darnach mit tode ab ginge [d. h. die Aebtissin] vnd starbe vnd Masetto nun d a l e s t abgerittenn (coire) het; 193 1 0 Zu Cyma spräche: Nudalest ist wol mein daz rosz das do was dein; 243 2 3 vnd gedacht die weltlichen ding im nun d o l e s t nit mer geschaden möchten; 292 1 5 Lieber sun, du bist nun d o l e s t zu deinen jaren komen; 566 3 3 Die geschrift von Bruno nam vnd sprach, socie, lasse mich n u d a l e s t schaffen!; 5 7 7 2 , er vnrecht gethon het, im solche wort zu enpieten, dan er solt in n u d a l e s t wol kennen; 5 7 8 j Geonello, es ste n u d a l e s t zu dir; 579 1 6 Doch lasz wir nun d o l e s t ab von vnserm predigen; 5 8 5 j Nun was nun d o l e s t der safft vnd feuchtikeyt, dovon die pflanzen wurczeln, komen; 65O 30 vnd fürwar gelaubet sein frawe n u d a l e s t einem anderen sült verheyret sein; 666 s Griseyda, liebes weib, Es ist n u d a l e s t wol zeit; 667 3 8 dann n u d a l e s t yder man hierumb wissent ist; 512 1 S ich gelaubet bei dir nun d o l e s t genad fanden haben; 517 1 3 J a , sprach die frawe, es ist nun d o l e s t wol zeit; 477 3 ä ich besorg wärlich, er sey nun d o l e s t doheym; 482 2 0 vnd nächnet euch nun d o l e s t gen dem alter; 499 2 7 aber ich will im sagen, das er nun d o l e s t zu hausz gee; 554 2 2 er wölt n u d a l e s t anders leben; nun d o l e s t 243 2 4 , 282 s , 494 2 0 , 499 2 7 , 482 2 0 , 579 1 6 , 5 8 5 ^ n u d a l e s t 8 2 7 , 450 2 , 523 1 0 , 532 3 3 , 566 3 4 , 577 2 8 , 578,, 650 3 0 , 667 3 8 . — FdV (nach Seitenzahlen der Hs. citiert) 108 (Vogt, S. 464): «Ich sol nu d a l e s t von dir werden sagen» u. s. f. u. s. f. — Dies Wort, schwierig und sonst selten, das nach DW II, 697 «nur bei einigen wenigen vom 14. bis 16. Jahrhundert sich zeigt,» ist ausserordentlich häufig bei A r i g o . 9*

— 132 — Auffallender Weise fehlen nun DW II, 697 die directen Belege aus demDec. gänzlich. Dagegen gehören die fünf dort aus Montanus beigebrachten Stellen dem Dec. an, sie stehen in von Montanus herübergenommenen Novellen B o c c a c c i o s . 1 ) Bei S c h ö p f fehlt das Wort, ebenso z. B. bei Hans V i n t l e r . Sonst ist es, doch nur in teilweiser Uebereinstimmung mit A r i g o , belegt, Hagens Ges.-Abent. II, 280, 35 (bloss: tälest), Fastnsp. ed. K e l l e r S. 2572i talast (das Fsp. nach M i c h e l s , Stud. ü. d. ält. Fsp. S. 110 f. aus Nürnberg), R o s e n p l ü t (tolast), Wolf. R u s z : Woher die bilder und götzen etc. 1532 (dalest), auch A l b r e c h t von Eyb braucht dalest, dolest öfter und zwar für minime ( H e r r m a n n , a. a. 0., S. 2 3 u , 44 21 , 50 2 etc). Zusammen mit «nun»: Fstsp. ed. K e l l e r 179 28 (nu talast) dieser Beleg gehört nach M i c h e l s , a. a. 0 . S. 4 f. 14 ebenfalls nach Nürnberg; nach S c h m e l l e r I 542 bei R o s e n p l ü t (nun tolung); G u n t h e r , Münzmeister von Bamberg in Nürnberg (nu dalank); in einem Voc. veneto-todesco (s. S. 191 f.), das von einem Nürnberger herrührt, steht bl. 93 b nun talung; H a n s S a c h s hat nun daling; ferner: Schreiben des Nürnberger Rats an den von Cöln (Chron. dtscher. Städte II, S. 4 9 j 2 ) : «Der cardinal von Engellant am nehstvergangen montag bey uns auszgeczogen zum her, daz wir meynen, sein vätterlikeit sey n u t a l a n g wol beym her.» — Die Belege weisen auf das östliche Ober- und Mitteldeutschland, für die Verbindung mit nun weisen alle Belege nach Nürnberg. d a n k s a m k e i t f. — 6411 ein swester aller d a n c k s a m k e i t . — DW I 739 belegt nur diese Stelle. — D i e f e n b a c h - W ü l c k e r , Hoch- und Niederd. Wörterbuch, Sp. 334.-') dasig adj., derjenige etc. — 87 3 4 Die d a s i g e n , die gern getruncken hetten, ire tarczen von in legten; 127 3g 1) Vgl. M o n t a n u s S. 319 s o (bl. 38) = =

ed. B o l t e ,

Stuttg. Litt. Verein.

Nr. 217,

Dec. 5 1 7 l s ; 372 6 (bl. 70b) = 3 7 4 s 6 ; 3 7 3 I S (bl. 71b)

3 7 6 u ; 374 6 (bl. 72) = B76 3 l ; 3 8 7 , (bl. 80) = 171,. 2) Dieses ist stets gemeint, wenn künftig bloss D i e f . - W ü l c k .

mit nachfolgender Seitenzahl citirt wird.

— 133 — die d a s i g e n n , die pey dem weysen mügen; 1975 so wölte ich, daz er mich an irer stat fünde, d e r d a s i g e n , die er meinte ze finden; 205 27 d e r d a s i g , d e r da was getöt worden; 208 J2 Auch die d a s i g e n , die das romore . . . machen; 27219 die d a s i g e n , die solches gelauben; 394 5 die d a s i g f r a w , die in u n k e u s c h . . . gefunden würd; 406 30 er die d a s i g e n , die in meinten czeleychen, . . . er sy leychet; 38912 wölt ir anders als die d o s i g e n steen [d. h. die Kraniche] ansehen; 467 1 das die d o s i g f r a w des wilden feurs wirdig ist; 55716 d e r d a s i g e n e i n e n , die dein gut freunde sein, fünff pfunt gibe; 551 s das die d a s i g , die gen ir verklaget was, ersache; 618 24 das ein liebhabender künig vnd buler daz getan hab, die d o s i g e n eynem czu eynem weib zegeben; 61726 daz die d o s i g e n , die vnder seine arm vnd beschüczunge fluhen, sein; ferner: 1975, 20527, 33316, 272 19 , 5723, 61726, 618 a4 . — FdV 1 ) 11 (drei Mal), 30, 105, 112, 70, 124; die dasigen, die 13, 90 (Vogt 462), 91, 135, 139 u. s. w. u. s. w. — Das Wort sehr häufig bei Arigo. DW I, 809 notiert nur die Bedeutung eius loci, eius regionis. S t i e l er und F r i s c h bezeichnen es als neu und noch nicht von der reineren Schreibart angenommen. Dagegen hat S c h m e l l e r I, 476 sowohl da-ig = derjenige etc. und da-s-ig = haec aus dem Cgm. 379 bl. 102 ( P e t e r S c h m i e h e r aus Nürnberg ?) und aus der Uebersetzung von Marco Polos Reisen = Cgm. 696 (gedr. 1477 in Nürnberg bei Creuszner) bl. 261: «das d a s s i g volck ist kommen von dem geschlecht d e r d a s s i g e n , die sant thomas tötteten u. ö. Ferner Chr. d. dtsch.Städte III (Nürnberg.Chr.III) in M e i s t e r l i n s Chronik am Schluss eines Capitels 126 15 : So vil von dem d a s i g e n . Auch der Bayer Sim. S c h a i d e n r a i s s e r in seiner Odysseeübersetzung 1537 belegt es häufig. Voc. ven.-tod. bl. 97 den d a i g e n ; 99 b ; 107b etc. 1) Die Zahlen geben die Seitenzahlen der Handschrift, ist die betr. Stelle bei V o g t , Ztschr. f. dtsch. Phil. 28 S. 448 ff. abgedruckt, so folgt gewöhnlich auch die auf den Abdruck bezügliche Seitenangabe in Klammern.

— 134 — Sonst fehlt das Wort z. B. bei S c h ö p f , B i r l i n g e r , v. Schmid, Vilmar etc. etc. Es drang augenscheinlich von Bayern, wo es im 15. Jahrhundert aufkam, nach Norden. Nach obigen Nachweisen ist auch Kluge, Etym. Wbch. s. v. dasig zu ändern. Im 18. Jahrhundert kennen es L e s s i n g , Herder, auch der Theaterdirector S c h ö n e m a n n braucht es in Brief und Eingabe, vgl. Devrient, S c h ö n e mann (Theatergesch., Forschg. XI) S. 76: «Hamburg. . . weil dasiger Verfasser»; S. 83 «in Bresslau und d a s i g e n Gegenden». dausen adr. — 422 31 pey euch dausen redenn. decklach stn. — 312 x von eynem weissen d e c k l a c h verborgen. derrung stf., Plage. — 546 2 9 sich solchen vnerlichen sache entschlahen vnd ir dise stäte derrung ab dem halsz nemen möchte. — Im DW II, 1022 nur für tostura aus Maaler belegt. — S c h m e l l e r I, 532, Vilmar 70, D i e f e n b a c h - W ü l c k e r 344 kennen nur das Verb = nocere. Bei Schöpf auch dieses nicht. dick adj. u. adv., häufig, oft. — Als adv. sehr häufig in der Verbindung oft und dicke. FdV ebenso: 4 oft und diche; 55, 84 oift und dicke etc. — Als adj. 93 33 anhube ze weynen vnd mit dicken hertten zächern alle ire trübsal saget. Das adj. auch in F r a n c k s Weltbuch DW II, 1078. — diech, t i e c h stn., femur. — 300 38 dem krancken nicht ein faul beyn ausznäm, das im in dem tiech verwachsen wäre; 301 3 das faul beyn ausz dem t i e c h näm; 360 7 die hunde die frawen pey iren d i e c h e r n namen: 388 4 das er ir eyn tiech von dem kranche gäb; 388 10 ein diech von dem kranch reysz; 3 8 8 u den kranchen on eyn diech sähe . . . fraget wo das ander diech von dem kranch beliben wär. d i e c h t e r , t i e c h t e r stm , nepos. — 137 1S das er ir anherre were vnnd sie [d. h. die kinder] seine d i e c h t e r weren; 141 3 daz deine kinde sein vnd meine d i e c h t e r , . . .; 272 s Gerbino, eines küniges von Cicilia d i e c h t e r ; 274 l g vnnd im Gerbino, seines t i e c h t e r s , vnmässig lieb vnwissent

— 135 — waz; 277 4 Gerbino, seinen t i e c h t e r , fahen thet; 277 g an seinen t i e c h t e r wolt thun; 354 2 3 0 was strengen herten vrteyls das was, das der vater in sein eygen plute, tochter vnd t i e c h t e r , thet; 356 J f i meinet die tochter vnd auch sein t i e c h t e r tode enpfangen hetten; 661 3 0 deines neue geporen sune, der des groben eynfeltigen paueren t i e c h t e r ist. — A r i g o allein braucht d. als Masc., sonst überall erscheint es als Neutr. L e x e r , mhd. W b . I, 424, DW II, 1099, S c h m e l l e r I, 583 etc., F r i s c h nimmt auch diechter f. neptis an. Das Wort gestattet uns für den Entstehungsort unserer Uebersetzung wieder eine besondere Feststellung. Von vornherein müssen wir annehmen, dass A r i g o das Wort, das er so zwanglos für den populären Begriff Enkel brauchte, sicherlich als seinem Publikum geläufig voraussetzte. Es fehlt nun wieder bei S c h ö p f , auch bei B i r l i n g e r (in beiden blos stn. diech), v. S c h m i d , Schwäb. Wb., Ch. S c h m i d t , Wb. d. Strasbg. Ma. u. a., dagegen notirt es D a s y p o d i u s . Die vorhandenen originalen litterarischen Belege aber stellen nun einen in sich gut geschlossenen Bezirk dar. S c h m e l l e r I, 583 weist das Wort nach Franken. Er belegt es aus dem R e n n e r , einer Sammlung Würzburger Landgerichtsordnungen v. 1618, aus der fränk.-henneberg. Ma. (dichterlich aus Neubrunn im westl. Thüringen, nach F r o m m a n n s Ztschr. Die dtsch. Maa. III, 4 0 7 j 6 8 ) , aus G r i m m s Rechtsalt. 472 aus Crombach (bei Siegen) a. 1496. Dazu kommen noch aus DW eine Eheordnung aus Rotenburg a. T. v. 1656, eine Frankfurter Reformation, ein Weistum v. J . 1460 (dort als Eigenname «Henne Diechter wonhaftig zu Unsenborn» Wetterau). Hierzu noch eine Stelle aus dem Stadtrecht von Wertheim (Mone, Ztschr. f. Gesch. d. Oberrheins 4, 162) und eine solche aus dem Stadtbuch von Miltenberg. a. Main (südl. Aschaffenburg) aus dem 15. Jhrh. Ferner ist dem sog. «Keyserrecht» (ed. Endemann 1846 nach der ältesten Hs. v. J. 1372 in Fulda) das Wort in schwacher Form geläufig (S. 4 9 : also daz ir diechtern lebendig beliben; die diechtern

— 136 — (n. pl ); S. 69: der diechtern seohsse etc.). Die Zeit der Abfassung des Werkes ist das 13./14. Jhrh., der Ort rein md. Gebiet, etwa die Gegend um Fulda (vgl. auch E n d e m a n n S. XV. L). Bezeichnend ist, wie andere Hss., so eine, die aus dem nur wenig nördlicher gelegenen Eschwege = E stammt (S. XXXII f., um 1430) das Wort «diechter» gerne durch «tochter» ersetzt (Lesarten S. 49, 69). Der Rest sind lauter hessische Belege, vgl. V i l m a r , S. 71, der erste 1336 in einer Urkunde der Wittwe Engelbrechts von Ziegenhain. Dazu noch A r n o l d i , Btrge. z. deutschen Glossarien, Marburg 1798 und B e c h , Btrge. z. V i l m a r s kurhess. Idiotikon, Zeitz 1868. Auch das fem. diechterin ist für Hessen bezeugt (Dillich, Hess. Chron. ad. a. 1429), dazu R e i n w a l d , henneberg. Idiot. (1793) kennt tichterle Enkelchen. Schliesslich noch ein Beleg aus Berthold v. Regensburg bei L e x e r . — Trotz D a s y p o d i u s nun können wir den lebendigen Gebrauch des Wortes nach Mitteldeutschland setzen. Es ergibt sich ein genügend scharf abgegrenzter Streifen, zu dem im Norden Hessen, die Wetterau, das Hennebergische gehören, und die Gegenden bis nach Bamberg hinüber. Die Südgrenze läuft ungefähr über die Orte Frankfurt, Miltenberg a. Main, Wertheim a. Main, Würzburg, Rotenburg a. T. Will man den etwas schwankenden Beleg aus Berthold von Regensburg, der ja bekanntlich bei seinen Wanderungen auch Worte aus andern Dialecten aufnahm, als voll gelten lassen, so kämen wir auch noch weiter nach Bayern hinein. Da nun auch die Orthographie in Arigos Uebersetzung bayrisch ist, wie festgestellt, so fällt der ganze westliche Teil des oben bezeichneten Gebietes, und wir fassen, wenn nicht andere Gründe diesen Schluss modificiren, als Entstehungsort der Uebersetzung das sprachliche Grenzgebiet zwischen bayrischem und fränkischem Dialect, hier das Gebiet von der Linie Bamberg—Rotenburg und östlich bis nach Regensburg hin. d i e r n e f., ancilla. — 104 dann alleyn mein meyt oder diern; 1437 vnd gepeute meiner meide vnd Philomena

— 137 — diern; 30237 die meyd die eyn starcke diern was; 452 32 mein liebe dierne. d i e r l e i n stn. — 79 33 das d i e r l e i n an die herber käme. d i n g l a c h n., Gewant. — 4C das g e w a n t o d e r d i n g l a c h des menschen, der in sölicher krancheit vergangen oder tode was (die Stelle lautet DW II, 1175, wo nach der Dec.-Ausgabe Frankfurt 1588 citirt wird: «das g e w a n d oder d i n g e l e c h t , darin ein pestilenzischer mensch gestorben); 401 3a sich beyde in sein [des münches] herberg fügten in solicher meynung, das . . . der ander vnder des münches d i n g l a c h solt nach der federn suchen; 427 17 die frawen vnd alles ir d i n g l a c h namen». Auch die folgende verderbte Stelle gehört hierher: 420 «Vnd das was ir meinunge ze flihen alle krancken vnd ire ding» (Ausg. 1588: flohen alle kranken und ihr dingelecht). — Hier stehen sich ohne sonstige Vermittlung Belege für Nürnberg und Augsburg gegenüber, a) In der Form d i n g l i c h (die Lexer I, 437 als fränkisch, S c h m e l l e r I, 521 als nürnbergisch bezeichnet): «und sol in (den frauen) als ir d i n g l i c h waschen Keller Fsp. 15825 (nach Michels a. a. 0 . S. 110 f. aus Nürnberg); «ein fraw ir dinglich hat genetzt». C o n z H a s Lobspruch auf Nürnberg 1492; ir (der Magd) dinglich ist schwarz wie die erd. H a n s S a c h s K.-G. 5, 18626; wann die fraw fürher geh Das sie ir d i n g l i c h find als eh H. S a c h s 5, 207 2ä ; Aus dem «farendt schüler im paradies» H. S a c h s 14, 79 2 : «das er mirs d i n g l i c h (Bündel mit Kleidern) widr abjag; 14, 81 15 dem lantzpscheisser das dinglich geben; Nürnb. Polizeiordnungen (ed. B a a d e r , Litt. Ver. Nr. 63) S. 177: das den leuten ir d i n g l i c h nit zerworifen, nit zubrochen werde. b) Augsburg d i n g l a c h : Chron. d. B u r k a r d Zink (Städtechr. V) S. 12813 ad. a. 1420: «und gab mir nicht mer dann ain klain pettlin und ain küelin und sunst klain arm d i n g l a c h , als p f a n n e n etc.»; ferner drei Stellen der Chron. des C l e m e n s S e n d e r . S. 7112 Hs. a: «item ain wag mit 4 rossen hat den andern gefiert, was in hat zu-

— 138 — gehört (Hs. b: ainen wagen mit 4 rosen . . . der hat dem marschalck sein dinglach gefiert; den andern wagen . . . der hat der andern edelleut dinglach gefiert); 3 3 6 n Hs. a fehlt (b: der het auch ain besundern wagen bestelt im . . . sein dinglach darauff zu fieren); 79 10 umgekehrt: Hs a: darnach ander wägen, die fürten des frauenzimmers kleider und dinglach (b: darauff was der kinigin und ires frauenzimmers klaineten). — Arigos Gebrauch passt besser zu den ersten Belegen, dadurch kämen wir auf Nürnberg, was zu den übrigen Feststellungen, die uns ja auf bayrischem Gebiete festhalten, ohne Rest passt. Die Form ding-lach fiele dann, wie manches andere, dem schwäbischen Setzer zu. dobel m. — 653 15 zu iglicher seyten im ein guldin pecke voller dobel legt. (It. V 117: dm grandissimi bacin d'oro pieni di doble). dücklein stn. mhd. tückelin. — 264 22 das was gar ein erber Venediger düklin. dünkel stf., caligo. — 570 6 in die dünckel der nacht, dunckelgut, ipocrita. — FdV 98: erzeigen das er nicht ist vnd mer dan er jn jm hatt, Der dassig ist geheyssen ein dünckelgut. dunckelgut, Heuchelei. — 2 5 7 u wie grosz die vntugend der i p o c r a s i a vnd dunckel gut bei den münchen vnd geystlichen ist. — Das Wort ist md. und nd. (hiernach ändert sich Vogts Angabe S. 477, dass es in den Wörterbüchern nirgends belegt sei), es fehlt bis jetzt jeder einwandfreie obd. Beleg. Es fehlt bei B e n e c k e , auch bei Lexer. DW kennt d. = eingebildeter Mensch und = Eigendünkel, doch nur aus L u t h e r und B. R i n g w a l d ; um 1600 erscheint diese Bedeutung bei dem Pfälzer Theob. Ho eck (ed. M. Koch). Schm eller I, 525 notirt nur aus Puschmann das nicht hierhergehörige «nach eigenem Gutdünkel». Es findet sich dagegen bei S c h i l l e r - L ü b b e n I, 597: dunkelgude für Heuchelei und D i e f e n b a c h - W ü l c k e r 376 kennt «dunckel goyd ipocrisia» aus einem nd. Dictionarius von 1417 und zwar ausdrücklich als verschieden von dunckel

— 139 — goyde = ipocrita; ebenso D i e f e n b a c h nov. gloss. (Frankfurt 1867) S. 221. Die Schlüsse aus dieser Feststellung s. später. — FdV 75 dunckelgut = Heuchelei als Name einer Tochter des Teufels: die fünfte [sc. tochter] was d ü n c k e l g u t , die er [sc. der teufel] gäbe der priesterschaft; 99 dünckel gut (ipocrisia•): d ü n c h e l gut nicht anders sey dan eygne pein, darum das er nicht hat über yemant zu richten oder zu gepieten. H a n s V i n t l e r in seinen Pluemen der tugent v. 4577 hat an der entsprechenden Stelle «geleichsenhait». d u t t e , mamma. — 402 3 , mit zweven grossen d u t t e n den mistkörben geleich.

E. e i l u n g stf. — 6 3ä mit grosser eylung. — S. auch D i e f e n b . - W ü l c k . 403. e i n l i c h , similis. — 21536 ir e y n l i c h e r seyt dann kein man ye warde einem unsern gesellen genant Faczbolo von Ponte moliche. — Nach Kluge, Et. Wbch. ist diese Form auf das westl. Mitteldeutschland beschränkt. e i t e l e r e stf., vanagloria. — 2 3 n ich sünde in der sünd der eytellere. — L u t h e r , doch auch Hans V i n t l e r (4590 so beleibt im dannoch die e i t e l e r u. ö.). D i e f e n b a c h - W ü l c k e r 424 für md. und obd. — FdV. 98 eytelere. 117 eytellere. 152 eytelere u. s. w. e n t w i c h t e n , verderben. — 50413 u. ö. das sich solicher schöner leib in so kurczer zeit solt entwichten u. ö. FdV 33 vernichten oder e n t w i c h t e n ; FdV 44 wan das aufheben den verprachten dinst e n t w i c h t und macht verliessen (Vogt 477). e r a l t e n s. alten. e r b e r e n sw., schlagen. — 221 2ä ; 478 26 im sein ruck e r b e r e t , es wär mit eynem prigel genug gewesen. e r b i e t u n g stf., Anerbieten. — IH26 üeplichen süssen worten und grosser e r p i e t u n g e . e r s c h ü t t e n v. refl., concuti. — 3312S sich forcht halben alle e r s c h ü t t e t .

— 140 — e r s c h m e c k e n swv., wittern. — 332 21 sie (die wolffen) das rosz e r s m e c k t e n (1588: erschmackten). e r t r e n n e n swv., zertrennen. — 107 6 das grosse schif, wie wol es e r t r e n t und aufgethon und mer dann halbs mit wasser waz. erwegen stv., verzichten, entsagen, sich begeben. — 346 ä sich aller hoffnung e r b e g e n n het. espen laub von swf. espe, bayr. aspe. — 6 2 u und von frost zittert als ein espen laube; 53O10 eitern warde als ein espe laub. Schöpf — ; V i l m a r S. 95. F. fälein stn. — Ebenso auch dierlein für diernlein.— 297 3 1 das hercz darausz nam und in eyn fälein wickelt. fart stf., Mal. — 22 2 7 ; 155, 5 ; 155 3 3 ; 169 22 mer dann e i n f a r t ; 173 6 vnd ein f a r t oder czwir; 211 3 ; 224 1 0 ; 59 2 3 8 ; 611 2 1 . fech stn., buntes Pelzwerk. — 519 2 3 ; 519 27 alle h e r m lein vnd f e c h e ; 519 S1 mit Scharlach vnd f e c h e ; 645 34 . f e i l s e n , um etw. handeln. — 78 3ä vil schöner rosz er fey[l]set vnd darumb kauffet. flack adj., tepidus, languidus. — 479 2 8 Calandrin aller flack vnd müd von der bürden steyn, die er also mit grosser eil zu hausz getragen het . . . — DW III, 1704 hat nur lexikalische Belege, so fehlt auch obige Stelle. Nach DW «scheint es nicht hd.». S t i e l e r kennt es, ebenso S t r o d t m a n n (Osnabr. Idiot. Altona 1756), D ä h n e r t (Plattdtsch. Wbch. Stralsund 1781), v. Schmidt (Schwab. Wbch.) 194 bezeichnet es als nsächs. S c h i l l e r - L ü b b e n V, 265 hat bloss vlak = flach. S c h m e l l e r I, 784 notirt die Form flach = flau, träge. Sonst — die Stelle aus I w e i n : das antlütze dürre flach gehört nicht hierher — kennt der Süden nur das, jedenfalls erst aus dem adj. enstandene Verb «flacken = faul daliegen» s. ebenfalls in Voc. 1482, auch B i r l i n g e r , Schöpf. — Von Belegen des 15. Jahrhunderts ist nur bekannt adj. flak = «tepere, flak sein» und

— 141 — zwar aus einem von L e x er näher herangezogenen «Vocabularius theutonicus» kl. 4, der 1482 zu Nürnberg gedruckt ward, also etwa zwanzig Jahre jünger als die Stelle bei Arigo ist, welche den ältesten Beleg darstellt. Dazu noch als subst. bei Hans H e s e l o h e r , einem Bayern (f 1470, begraben zu Weilheim): «Ich bin ain narr und bin ain lapp . . . und darzu ein rechte flack». Das Wort ist augenscheinlich aus nd. md. Gebiet um die Mitte des 15. Jahrhunderts nach Bayern hineingedrungen. Arigos Uebersetzung ist auf diesem Wege zu suchen. fodern swv. — Dec. häufiger; FdV 156 u. ö. forcht adj.? — 313 10 wiewol ir sein gesellschafte f o r c h t und verdrossen was. forchtig adj. — 11 29 unbeherczent und forchtig. f r a s s e r e y , wohl fratzerey. — 261 19 do er sich mit mancherley seiner f r a s s e r e y in engels weise formirt het. — DW IV, 71 hat nur «fratzer». S c h m e l l e r I, 832, S c h ö p f notiren es. fraw swf., domina. — 635 33 die eyn fraw aller stett der weit sey. freidig adj. — 199 6 ; 446 27 u. ö. freyhet. — 211, 0 on czweyfel, ee der morgig tag verget, wo du der vrteile des todes warten pist, du freyhet deines lebens gewise sein solt. f r e i l i c h adj. — 490 22 wie wol er sein nit sere notturftig was, do[ch] freylich daran gienge. f r e i t h o f stm., coemeterium. — 528 19 ; 530G placz oder f r e y t h o f f u. ö.; (kirchhoff 5 2 9 u u. ö.) f r e s s i g adj. — 575, 6 ein . . fressig man. f r i s c h e stf. — 564, 9 do nun . . . von irer arbeit gelassen hetten in dem hoffe an der f r i s c h e hin vnd her gingen; 576 S1 zu dem ritter, der mit andern hern an der f r i s c h e sasse, lieffe (vgl. W r e d e , Zs. f. dtsch. Wortforschung I, 78 zu dem Wort Sommerfrische. — Ich glaube jedoch nicht, dass die zweite Stelle schon auf die entstehende Bedeutung = Sommerfrische hinweist, sondern



142 —

nur ebenso wie die erste, so viel wie «im Freien» bedeutet. Denn die ganze Erzählung spielt in Florenz selbst, wo auch der Ritter sich aufhält, und dass der Bote diesen «an der frische», im Freien, sitzend trifft, ist kein übler Zusatz des stets alles möglichst klarmachenden und motivierendenArigo, denn dieser Umstand erleichtert dem Boten sehr wesentlich das Weglaufen, sofort nachdem er seine gefährliche Botschaft ausgerichtet hat). f u d e r adv., weg, fort mhd. vürder, auch fuder. — 571 3 die wiegen wider zeseczen do er sy f u d e r genomen het. f u n d stm. — 353 9 ; 6O910 eynen neuen syn unnd f u n d erdacht. f ü r s a c z u n g stf., Vorsatz. — 456 32 auch also nachkom vnd beständig in irer f ü r s a c z u n g sey; 425 38 aber alle diese wort Toffano seiner eynfeltigenn f ü r s a c z u n g e nicht bekeren möchten; 561 27 u. ö. f ü r t u c h stn. — 383, 2 in einer weissen iopen und schneweissem f ü r t u c h .

G. g ä d e r , n. — 154 8 nicht alleine von den mucken und bespen getödet, sunder pisz auf das peine gegessen waz, alleine das g ä d e r das gepeyne pey einander behielte. — DW IV, 1134 hat nur lexikalische Belege, mehrfach S c h m e l l e r I, 35. g ä s t i n stf. — 606 s und ob sy ein Bologneserin wär oder eyn g ä s t i n . g e - p a d e , g e - p e r g e für gen p., gen-p. adv., ins Bad, zu Berge. — 1 7 3 n vnd vor g e p a d e ginge, sich reine und sauber machet; 106 nur alle meine hare auff g e p e r g e gen; 530 10 im alle seine hare g e p e r g e gingen. — obd.; s. S c h m e l l e r I, 917, S c h ö p f 185. g e p e u m e stn. — 241 10 die hochen türne und spiczen der g e p e u m e . g e d i n g e stn., pactum. — 141 27 wir süllen Dioneo sein g e d i n g e halten.

— 143 — g e d o r n stn. — 248 27 mit g e d o r n verwachsen. — A r i g o liebt diese Collectivbildungen. g e d u l t , gedultig s. u. mitleidung, mitleidig, g e f e i s t e n adv. — 669 10 wie im das am g e f e i s t e n ist, er macht. g e h ö s s e stn. — 833S sein g e h ä s s e zu den haupten auf das pette legt; 84 21 nach seinem g e h ä s s e oder gew a n t e suchte; 6432ä do er sie schuffe aus zichenn, ir geh e s s e von in legen. — Fehlt DW, diese Bildung bis jetzt nur bei Arigo. g e h ö s e n swv., mit hosen versehen. — 166, das ich mich nicht damit weder g e h ö s e n noch beschuhen mocht. — DW IV, 2542 ausser diesem nur noch ein Beleg aus A y r e r («gehoster Tauber»), S c h m e l l e r gehösen I, 1180 aus der Bamberger Badeordnung von 1481. geile stf. — 28018 von der geyle des ertrichs. g e l u m b e , steht bei Keller. Das Original druckt «gelübe». — 353Sä ir trewe und g e l u m b e an irem lieben Peter ze prechen. g e m e i t adj. — 172 24 gemeyt; 410 31 gemeyd. g e n e s t e r — 1522 an allen enden dife gelben g e n e s t e r plumen gestreut waren. — DW IV, 3390; hier bis jetzt der älteste Beleg. g e n ö t i g = nötig. — 1173 mit ir g e n ö t i g ze reden het; 1 3 2 u ob die iunckfrawe was g e n ö t i g e s fragen wölte. g e p l ü m p f f e stn., rumor. — 426 9 vnd do der steyn das wasser berüret, sölich romore vnd g e p l ü m p f f e machet. — Die Dec.-Uebersetzung von 1588 hat «plumpf», zu diesem Wort gibt DW VII, 1943 ausser obiger Stelle nur einen Beleg aus H a n s Sachs. S c h m e l l e r I, 457 kennt ebenfalls plumpf; das Coli, aber gehört wieder A r i g o allein, es fehlt DW. g e r a d i k e i t stf. — 1724 ein hübscher gerader junger, dem künige geleiche on masse in aller geradikeit. g r e d e n , wohl verstümmelt aus g e r e d e t e n . — 409 ]3 den die f ü r g r e d e n [d. i, die erwähnten] karren und wägen.

— 144 — gering adv., rings. — 239 ä die tafeln und tische geringe seheybe umb (das Orig. bl. CXXXIII druckt: geringeschejbe) den külen prunne gericht. In der Verbindung «gering umb» verschiedenlich, u. a. bei Aventin, «gerings umb» ziemlich häufig aus Nürnberg; die Verbindung «g. seheybe» bloss bei Arigo, fehlt DW und sonst, stellt sich auch als Tautologie dar. Dagegen ist die Bindung «scheibs umb» wieder öfters, bloss obd., belegt (Joh. Schiltpergers Reisen schib-umbe (bayr.), L e x e r II, 719, S c h m e l l e r II, 358 etc. — Am meisten zu Arigo stimmt nur ein Beleg aus Aventins bayr. Chronik (1566) «nach dem brach aus, kam der gewaltig häufen der Franken, umbgaben g a n z g e r i n g s , s c h e i b h e r u m b die Römer». — FdV 76: wan sie geringe s c h e y b um in sten. g e r i n c k l i c h adv., schnell. — 549 3 2 zu dem toten grabe kam, daz g e r i n c k l i c h auff tet. g e r t e swf. — 5 3 2 n ir het gecitirt (!) als ein g e r t e n und west nicht forcht halben wo ir wert. gerunzen p. pt., rugosus. — 3 9 0 n mit eynem breiten angesicht alles gerunezen. — DW IV, 3775 und D i e f e n b a c h - W ü l c k e r Gloss. Lat.-germ. s. v. rugosus S. 503 (aus einem obd. Wbch. Anfg. d. 15. Jhrh.). gesässe stn., Sitz. — 107 3 5 ; 381 23 auf einem iren gesesse oder dorffe was. geschemig adj., pudibundus. — 578 2 4 unser gemüt geringe geschemig und forchtsam. g e s c h i c k u n g stf. — 634 1 4 das eyn söliches aller untötlichen gött geschickung und verhengnusz sei. g e s c h m a c k stm., odor. — 5 1 9 ; 173 12 ; ferner 101 36 als oft er sie gesechenn het als er sie nye erkent het vnd zu hant müterliches g e s c h m a c k e s enpfinden warde (Ital.: conobbe incontanente l'odor materno. — In dieser Bedeutung obd. geschmelzet p. pt. zu swv. schmelzen, pinguefacere. — DW IX, 930. — 403 2 sein jopen alle czerrissen vmb das goller vnnd an der brüst gar wol mit schweysz geschmelczet.

— 145 — g e s l e c k e r stn., = geschleck. — 575 21 vmb des grossen g e s l e c k e r s willen er sich gancz zu den hoffleuten, der gewonheit ist, wol zu essenn vnd pasz ze trincken, sich machet. — Diese Form nur bei A r i g o , fehlt DW und sonst. g e s p e y stn., leeres Geschwätz. — 3979 mit mancherley g e s p e y und unnüczen Worten. g e s p u n s t stf. — 176 37 ; 2 8 8 u ; 288 lä . g e s t a n k stm. — 7 9 söliches pösen starcken ges t a n c k e s willen. g e s u n t stm. 227 10 ; 227 31 ; 36436 mein g e s u n t e mir pald wider kern. g e t r ü c h e stn. — 603S in einem tieffen gründe und g e t r ü c h e , dadurch ir wege ginge pey einem wasser. — Diese Collectivbildung wieder nur bei A r i g o ; truhe, truche bei Tuch e r . Baumeisterbuch der Stadt Nürnberg verschiedentlich is. DW IV, 45641 für hölzernes Gerinne für einen Bach belegt. Also etwa = Rinnsal. g e t ü r n e stn. — 246 9 als dem kleynen pulver, das czu zeiten von dem wind betrübt ist vnd auf erhebt von der erdenn vnnd in die höhe tregt auf die häupter der mann vnnd krönen der künig schönen palast vnnd auf den hochen g e t ü r n e es lasset. .It.: e spesse volte sopra le teste degli uomini, sopra le corone dei re, e talvolta sopra gli alti palagi e sopra le eccelse torri la lascia.) — Die Stelle ist in Wortlaut und Interpunktion im Dee. verderbt. — DW IV, 4385 fehlt obige Stelle, sie gibt weitaus den ältesten Beleg des Wortes. g e v ü g e l e , coli, zu vogel. — FdV öfters: 43; 79; 116. g e w a n t stn. — 235 ]8 ausszoche das wenig g e w a n t , daz er an het. — g. für Kleidung, wie hier, ist bayr.-östr. g e w u n d t p. pt. s. mhd. wunde swv. — 30120 ir vii g e w u n d t vnd auf den tod geschlagen wärn. g e z e u g e — 469 8 sy nicht gelaugen mocht, dann der g e z e u g e gegen wirtig was. ginen swv., das Maul aufsperren. — 853ä mit g i n e n d e n Maule. QF. LXXXVI.

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— 146 — g o l l e r stn. — 259 22 mich bei dem goller meiner kutten nam; 283 12 wie sy an irem halsz hete eyn gülden g o l l e r mit eyner gülden ketten; 403 3 u. ö. g o l t e r stm., mhd. kulter, gulter — 534 29 mit schönen leylachenbedeckenschuffe, auff die einen samaten g o l t e r u. ö. g o l t f a s t e n swf., quatemberfasten. — 23 21 die fasten vnd g o l d f a s t e n auszgenomen; 155 27 alle vnsere frawen vnd czwelffbotentage unnd die vier g o l t f a s t e n . — DW hat das Wort noch nicht bearbeitet. Die Belege geben folgendes Bild: 13/14. Jahrh.: B e r t h o l d v. Regensburg (nach L e x e r I, 1050), dann bei W e i d e n b a c h , Calendarium (1855,) S. 193 ohne Quellenangabe v. J. 1315. Die Stelle stammt nach W a l l r a f , Altd. Wbch. S. 30 aus Urk. des Kölner Domstiftes: «op metwechen in der quatembervasten, den man noembt goltvasten 1315». Aus W a l l r a f bei Z i e m a n n , Mhd. Wöbch. (1838) S. 128. — Reichstagsakten unter Kg. W e n z e l ed. W e i z s ä c k e r I, 218, 43: an dem nehsten sontag nach ider goltvasten ^Nürnberger Reichstag Aug. Sept. 1378: Landfriede zwischen Franken und Bayern). — Monumenta Zollerana ed. v. S t i l l f r i e d u. M a e r c k e r . Urk. d. fränk. Linie. Sämtliche Belege beziehen sich auf die Nürnberger Burggrafen. Mo. Zoll. III, Nr. 404: «zu den vier goltuasten» (Burggräfin Anna v. Nürnberg über von ihrer Mutter gestiftete Seelmessen a. 1359;; III, Nr. 486, S. 426: «zu den vier goltvasten» (Elisabeth, Burggräfin z. Nürnb. stiftet Seelmessen a. 13611; IV, Nr. 88 (Revers wegen Abhaltg. burggräfl. Jahrestage im Hause zu Nürnberg a. 1366) S. 101: «zu ieder goltfasten»; IV, Nr. 262 (Burggr. Friedrich verkauft Mühlen an die Nürnberger Bürger Schürstab und Sohn a. 1374), S. 293: «zu yclicher goltuasten». — 15. J a h r h . : R i e d e l , cod. dipl. Brandenburgensis (nach G r o t e f e n d , Zeitrechg. d. dtsch. Mittelalters I, 76): «Am Sonnabend in der g o l t f a s t e n vor reminiscere 1402». — In anderer Bedeutung: D i e f e n b a c h - W ü l c k e r 630 (auch D i e f e n b a c h , gloss. lat.-germ. (1857) S. 34 s. v. angaridi aus einem Mlt.-hd.-böhm. Wbch. Hs. v. J. 1470 (S. 27



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hier als «geldbusse») und in dem nämlichen Sinne aus dem Yoc. theut. 1482, gedr. Nürnberg, bl. 14': «goltfast, ungelt oder beczwungen dinste, angaria angariare». — Ferner wieder als Kalendertermin in neun Belegen aus Nürnberger Chroniken gedr. Chron. dtsch. Städte I, 398, 1 (ad. a. 1434); II, 65 Anm. 5 (Bestallungsbuch d. Losungstube ad. a. 1444); II, 123 Anm. 1 (Nürnberger Bestallung a. 1449); X, 264, 9 (a. 1461); XI, 490, 12 (Chron. v. Tucher ad. a. 1487); die folgenden aus Hans Deichslers Chronik XI, 553, 8 (a. 1489); 580, 11 (a. 1494); 622, 11 (a. 1500); 676, 2 (a. 1503). — Auch bei T u c h e r , Baumeisterbch. v. Nürnberg ist das Wort ganz gebräuchlich (vgl. dort das Register), er hat es sogar in seinen Kalender, S. 20 ff., mit aufgenommen.1) — Bei S c h m e l l e r I, 896 ferner ein Beleg aus Mathias von Kemnat (i. d. Oberpfalz) 15. Jahrh. — Alemannische Belege fehlen also; nach B i r l i n g e r S. 198 seien auch solche vorhanden, freilich selten. Jedenfalls werden wir in erster Linie, da der isolierte Kölner Beleg vernachlässigt werden darf, doch wiederum an die Grenze des bayrisch-fränkischen, d. h. obd.md. Sprachgebietes geführt, und die erdrückende Masse der Beispiele, die im 15. Jahrhundert nach Nürnberg weisen — a u s Bamberg z. B. ist kein Beleg vorhanden, das kann Zufall sein, ist jedoch immerhin beachtenswert — zeigt uns, dass diese Stadt jedenfalls der Mittelpunkt des Gebrauches in jenem Jahrhundert gewesen. Hier war es, wie die Bemerkung T u c h e r s zeigt, allgemein verbreitet und verständlich. götze swm. it. zanzeri = giovane da solazzo. — 576 25 Genello pit euch, das ir im dises fleschlein mit euerm guten süssen roten wein berötet, dann er will ein klein freude mit etlichen seinen göczen haben; 576 35 was falchen (muss nach W u n d e r l i c h s zweifellos richtiger Vermutung heissen: 1) S. 18, 2 5 : Am ersten so steet in dem hernachgeschriben kalender, d a s a b e r in a n d e r e n g e m e i n e n k a l e n d e r n n i t s t e e t , nemlich der vassnacht, die ostern und pfingstveiertag und der tag, so man das hochwirdig heiligtumb hie weist, auch die v i e r g o l t f a s t e n t a g , unseres herren leichnamstag.

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— 148 — Haschen) röten und g ö c z e n proten, das dich Genello got sehende! — Ist dies = kotze, meretrix, das obd. md. seit dem 14. Jahrh. gebraucht wird, und kam man von da aus auf die (auch hier verlangte) Bedeutung «männlicher Buhle» ? Ich glaube nicht, wenn auch die Ausg. 1535 Strassburg an dieser Stelle hat «mit etlichen seinen kotzen». Es kann dies ja auch geschehen sein, weil man in Strassburg jenen andern Ausdruck nicht verstand. Oder ist «götze» aus dem Eigennamen Götz allmählich zu einem Appellativum geworden und schliesslich zu obiger schlimmer Bedeutung gelangt, wie wir es ebenso bei dem weiblichen Namen Metz > metze swf. sehen? Vgl. zu dieser Ansicht die Stelle 380 4 lasse mich r e d e n : du fileze pauer und esell! Sich palde gen der künigin keret, zu ir spräche: Frau, der g ö t z wille mir (It. bloss: madonna, costui mi vuol far conoscere) Sirofante weybe zu erkennen geben geleich als het ich ir nye mer gesechen»; 583 S5 der gut compar g e v a t t e r g ö t z Peter, der nit gar sere eyn subtile man was (It. IV 2 1 0 : Compar Pietro, che era anzi grossetto uom che no). g r i e s z , stm., sand, sandiges Ufer — 92 g ; 107 10 an das lant in den g r i e s s e trüge; 123 5 in den g r i e s s e vnd grünt sancke. — Ferner augenscheinlich schon in bildlicher Verwendung griesz = Grütze, feines Griesmehl und dann von dem Begriffe des fein verarbeiteten zu dem Begriffe der Klugheit: 199 ) 9 du gäbest dir zu versten, nyemant künde nitt dann du alleine; aber ich hab einen pessern g r i s s e zu dem end oder czagel gehabt, dann du zu dem anfange oder haupte gehabt hast. g r i n t stm., köpf. — 461 g : 526 3 0 ; 574 4 were g r i n t streit, der hat sölichen lone. g r i t l i n g adv. — 76 g darauf er g r i t l i n g e sasz; 567 24 . •— Bei H a n s S a c h s öfters. g ü l t stf., Einkünfte. — 489, 9 etc. g ü r t e l stf. — 312 7 von der g ü r t t e l h i n a b ; 6 1 4 3 3 von der g ü r t e l hinab padeglione geleich. g u t z e i t adv., lange. — 71 29 die namhaftigisten Ursache,



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vmb der willen ich ausz Engelant gezogen waz, g u t z e i t ist, ich dir ausz gericht het. g u t z e n swv., gucken, subst. stn. — 564 2 3 do het der man von Galandrin ein schön g u c z e n n sechen, dann die frawen durch sechen wolte.

H. h a d e r stswm., zerrissenes Stück Zeug, Lumpen. — 7 7 2 8 ; 397 5 . h a f e n stm., Topf. — 372 1 8 die alten h e f f e n ; 554 3 1 h e f f e n darausz zu machen. — Es ist ein obd. Wort. Für Bayern ist es nach S c h m e l l e r I, 1055 nur dem Volk der Oberpfalz, nicht aber dem von Ältbayern geläufig. S c h ö p f 2 3 0 kennt es wieder. h a l l e r stm. — 525 3 mer dan hundert pfunt ha 11 er alter alter müncze. h a n t - t w e h e l swf. — 192 2 3 ein schneweisse h a n t w e h e l n auf gepreytet sichest; 193 3 3 . h a r m stm., Harn. — 131 3 3 pulsz vnd h a r m ; 527 2 g esels h a r m ; 555 2 8 . 3 4 ; 556 ä . — Die Form mit dem -m Suffix ist nicht alemannisch, sondern nur bayr.-östr. und md., Luther braucht sie. h a u b e n , bayr. für hauwen, mhd. houwen, hauen. — 167 4 plöcher ze spalten, die Nuto nicht mocht ze h a u b e n . h a u b t g u t stn. — 5 3 8 das die selben das h a u b t g u t mit dem lone verloren. [ ö l l e - ] h e f f e s. u. ö l h e f e . h e i m e n d adv. s. heimet. h e y m e t stn., Heimat. — 341 3 7 in meinem h e y m e t . — In dieser Abschwächung ist die Form obd. — Nasalirt in formelhaftem Gebrauche ohne Artikel: von heimend. h e i n t , h e i n e t , heunt, adv., heut oder gestern nacht. — Diese, künftige nacht: 432 2 ä ze sechen, ob yemant h e i n t zu mir kom; 432 2 7 vnd were mein gefallen, Du kernest h e i n t zu mir; 484 2 2 ich will, das du h e i n t in meinem pete; 560 2 3 wir süllen pey genug guter zeit he in e r an die

— 150 — herber komen. — Vergangene Nacht: 335 S 0 villeicht auch die ander nacht dich wirt frischer düncken vnd pasz dann h e y n e t slaffen wirst; 3 3 7 , las sechen, wie die nachtigalle vnser tochter h e y n t hat wol slaffen machen. — Sogar für «gestern»: 5 0 8 n mochtet ir euch in keynen andern weg an mir rechen dann auf disen hohen turn czebringen, vnd mich an der heyssen sunnen also zebraten das ir mir h e u t vnnd h e y n t gethan habt. h e l b l i n g stm. — 160 3 5 die alle nitt eines h e l b l i n g wert waren. h e r b e r stf. — 229 2 6 do sy zu irem gelücke in einer frumen wittib h e r b e r kam; 5 6 9 2 0 h e r b e r gäbe. — Diese gekürzte Form ist DW IV, 1060 und sonst nicht angemerkt, doch hat S c h m e l l e r l , 1150 «herbern, perherbert werden» aus A v e n t i n s Gramm.; bei A r i g o : 569 2 pey einem wirt h e r b e r n ; 5 7 0 n du wirst uns heynt b e h e r b e r n . h o l z b o c k — 57 3 1 der richter der ein h o l c z p o c k was. h ü b s c h h e i t stf. — 6 3 6 2 4 vnd etlich, die e m i t h ü b s c h e y t [und] kinds gepurt die e geöffent haben, dann mit der zungen. h u l d e stf. — 52 1 5 vnd sag euch ernstlich zu daz mir euer h u l d e [und] lieb haben sol lieb und wert sein. — FdV 10: h u l d e oder pulerey. h u l d e n swv. — 1 9 4 ) 8 wie wol er ein schön und junge edel weybe het, doch dopey ein andre h u l d e t vnd l i e b e h e t ; 202 ä der ein junge purgerin h u l d e t vnd l i e b e h e t ; 601J 3 , dazu Register K e l l e r S. 697 Nr. 6. — In dieser Bedeutung sonst nicht belegt, DW IV, 1890 hat nur «Hulder = Courmacher, Liebhaber», doch erst aus L es s i n g 11, 6 2 5 (Btrge. z. e. deutschen Gloss.) aus unbekannter Quelle. — FdV 112 um die h u l d e t der herre. h ü m p l e r — FdV 108 (Vogt a. a. 0 . 4 6 4 1 0 ) : des vnschamsamen h ü m p l e r s . — DW IV, 1909. J. i c h t , aliquid. — 255 3 1 und on i c h t gesprochen des leydigen todes warten was u. ö.



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i l g e r n swv., obstupescere. — 166 18 die czen zu den nunnen im y l g e r n wurden. — Altes obd. Wort (DW IV, 2, 2060). i m m e s , mhd. inbiz. — 562 35 zu y m m e s zeit. u. ö. i n d e r t adv., mhd. iener. — local: 505 12 und dort sähe, ob i n d e r t weg wäre ab dem turn czekomen und do sy n y n d e r t weg noch synn sähe. — modal: 256 6 doch ist i n d e r t liebe bei dir lebendig beliben, die du mir etwann trügest; 632 2 haben meine bete i n d e r t kraft bei dir; 273 17 warten was, ob sich i n d e r t erlich ursach begäb u. s. w. i n g e w e i d stn. -— 361 6 das hercz mit sampt dem i n g e w e y d dar aus nam. — obd.: ingeweid ( S c h m e l l e r verzeichnet es jedoch nicht; md.: in-, eingeweide, u. a. L u t h e r , A y r e r : ingeweidt. — Voc. theut. 1482: «Ingeresch oder ingewaide. vitalia bl. p 6 a etc.» und «Ingeweyde intestinum » bl. p V'. i n g e w e r stm., mhd. ingewer. — 489 3 von grünem i n g e w e r ; 492 2 mit guten gallen unnd grünen i n g w e r : 492 15 grün ingwer. — Voc. 1482: ingeber bl. p 5'. i o p e , Joppe swf. — 548 17 Alexander sich in die i o p e n abe zoche. K. k a l a m a l stn. — 487 n eyn pennal. und kalamal. k ä m e l t i e r stn., mhd. kemeltier. — 485 26 . — Voc. theut. 1482: kemeltier camelus. k a m p stm., wie mhd. — 5653- als einen helffenpainen k a m p . k a p e swf., hier Mönchskutte. — 206 38 nit anders, das dem münche zu gehört, tun noch haben, dann alleine die k a p e n . k a s t swm., mhd. käste. — 590 20 das d e r k a s t mit dem schacz euer sey; 590 18 darumb ist mein meynunge, euch d e n k ä s t e n czegeben; 76 2) den kästen ersecben het; 76 29 auf dem kästen; 7 7 29 dez k ä s t e n er nicht bedorfte; 77 15 wiewol er des k ä s t e n . — Die apocopirte Form wie hier



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auch Voc. theut. 1482 (Nürnberg): «kast, lade oder schrein. cista archa» bl. q 1'. k e n s w o l m. — 333 2 der jung palde etlichen seinen k e n s w o l fände; 569 20 etlichen seinen k e n s z w o l herber gäbe. — Das Wort kennen nur DW Y, 549 und S c h m i d , Schwäb. Wbch. 310 durch alem. und md. Belege. Bayr.östr. erscheint es als ungebräuchlich, so fehlt es auch bei S c h m e l l e r , S c h ö p f . Die Belege bei A r i g o , die DW fehlen, dürften bis jetzt die ältesten sein, das Wort selbst für A r i g o md. Reminiscenz bedeuten (s. unten). k e s t e n stf., — ein obd. Wort. — 614 6 in den Ölbäumen, k e s t e n und nussbaumen. k i c h e r stswf., Erbse. — 576 7 darnach daz menestern von k i c h e r n u. a. Voc. theut. 1482 bl. q IV a . k i n d e l p e t , hier stf. — 357 20 und do sie ausz der k i n d e l p e t t e ginge. — Wie das fem. für «kindbet» obd., so für «kindelbet» bayr.-östr. (DW V, 729; S c h m e l l e r I, 1261; S c h ö p f 316 etc. k i r c h f a r t stf., obd. — 23 2ä sunder wann ich müde gewesen pin oder in k i r c h f e r t e n gangen pin. —• Ebenso: k i r c h f e r t e n swv. — 93 j 0 ein Pisaner schiffe, das aus Püllen kirchferten kam. k i r c h t a g stn., Kirchweih, Jahrestag einer Kirche. — 262 3S auf eynen k i r c h t a g e sich zu vil mancher frawen gesellet. — Für unsere Zeit ein bayr.-östr. Wort, nach DW V, 827 ist Nürnberg und Umgebung wieder besonders belegt. k i s l i n g stm. — 4 8 1 u im das hausz voller k i s l i n g e Hessen; 479 21 voller k i s l i n g steyn. k l a f t e r n swv., in klafter legen. — 7 29 die toten leichnam nach dem hundert dar ein leget, zu geleicher weisz als man das holcz k l a f t e r t t . — Eigentl. «mit ausgespannten Armen messen». DW und sonst fehlen litter. Belege für obige Bedeutung, DW citiert erst S c h o t t e l ' dann nd. klachtern aus S c h a m b a c h 101 a . klauben swv. — 4 7 1 n Steckrüben samen zeklauben.

— 153 — k l e c k e n swv. — 7 a 6 das geweicht erdrich nicht klecket. ( z e r ) k l o b e n p. pt. v. klieben. — 248 2 0 das rore öffnet, das er c z e r k l o b e n sähe. — Vorwiegend bayrisch. — Meisterlieder d. Hans S a c h s ed. G o e t z e - D r e s c h e r S. 327 Ueberschr.: Das zerkloben haus; auch v. 3. k l u n s e swf. — 203 3 6 durch ein k l u n s s e n hinausz; 223 2 s U. Ö. k n o b l o c h stm. — 470 2 4 ein büschelin grünes knobloch oder zwibelein. — Die Form knobloch erscheint in erster Linie md., Voc. theut. 1482 vermerkt knoblauch. kofel stm. — 650 2 3 an einen kofell mit gewalt trüge. — In dieser Form entschieden bayr.-östr. — Hierzu tritt wieder das bei Arigo beliebte Collectiv: köfel ( = ge-köfel) stn. — 322 16 der starcke wint das ungeladen schiflein zu lande in das köfell tragen und prechen würde. — Es ist sonst nicht belegt. köglet adj. — 1 8 5 u köglet als ein beiches käszöpfelein (Dec. 1535: kuglecht. It. ritondetta). — Bei Ayrer ; kuglet', ö für ü md. Einfluss? (v. Bah der, Grundlagen d. nhd. Lautsystems S. 187). köpf, stm. — 3 5 4 u einen gülden koffe; 536 2 8 ; 655 2 8 den guldin kopffe; 656 2 1 u. ö. k o t t e r m . •— FdV 121: nunnen oder c h ö t e r frauen. DW V, 1899. — Das Wort ist bayr.-östr. kotze swm. - 21O20 sein pilgrems k o c z e n und hüte; 211 2 ; 2 1 4 27 den rauhen k o c z e n u. ö. k r a n c h , stm. — 38 7 30 . 32 etc.; 388, 7 die k r ä n c h haben, k r a n c k adj., in der ält. mhd. Bedeutung. — 275 30 sich das schiff zu seiner were stelte, aber den zweyen galle z e k r a n c k waz. k r o t stf., kröte — 290 26 ein grosse grausamme krot. külen stn., mhd. küniclin, Kaninchen. — 164 22 mer dann hundert wilder tiere von külen, hasen und iunge rechlein; 238 35 den fuszstapffen der wilden tierlein als hasen recher und külen.

154 — k u n t s c h a f t stf. •— 313 29 aller der die sein k u n t s c h a f t hetten. k ü r b i s stm. — 527 t auf dem langen k ü r b i s [ital.: mettone] das lernen möcht. — S c h m e l l e r hat das Wort nicht, nur I, 1124 kukerbis (a. 1429), doch kennt es Megenb e r g . Schöpf 317 notiert kirbes (in Oesterr. pluzer) nach ital. zucco = Dummkopf. Diese Wendung fehlt bei Arigo an einer entsprechenden Stelle II 70: Donna zucca al vento 2593c fraw m e c z e vol mit kleien dann salcze, vgl. aber gucken'. L. l a c h e swf. — 519 10 in ein kotige l a c h e n warif. l a m p r e d e f. — 57528 czwu grosz l a m p r e d e n ; 575 34 zwu l a m p r e d e ze kauifen. läppe swm. — 1682G ein junger aufgeschoszner läppe. — obd., sehr verbreitetes Wort. l a u g e n swv., verweigern, läugnen. — 19533 daz ich euch, des ir begert, nicht g e l a u g e n noch versagen mag; 219 24 weder ze l a u g e n noch ia ze sprechen. Iatz stm., Schlinge, Netz. Obd., nach ital. laccio. Nach DW VI, 282 latz = schlinge in d. alt. Schriftspr. nicht häufig; die Belege aus Dec. fehlen. — 358 (bildl.): ausz dem l a c z e , darinne er in (d. h. Nathan) meinet, hette; 3510 in dem gerichten lacze gefangen; 84 iä einem prüder von Parusz den lacz gericht hett; 5098 das ich dir mer dann tausent läcz gericht het und nicht lang vergangen wär, du von dir selbst wärest on läcz gefangen worden; 59125 necze unnd läcz. — FdV 15: die rieht einen lacze. l e i c h e r e y stf. — 414 20 leicherey und betrügnisz. l e i c h n a m stm. — 562 31 sich begab, das er eine mit im füret, die was genant Nicolasa, dieselben ein pösen l e i c h n a m zu seinem willen hielte und zu zeiten vmb Ion auszleche; 56438 l e i c h n a m gotz; 568 2 ; als Verstärkung: l e i c h n a m lieben freund 475 8 . l e i l a c h stn. — 421 5 ; 514 28 ; 535 s u. ö. l e i m e t stm. — 15210 sie irer eren und guten l e y m e t

— 155 — genomen und enpfremdet het; 16527 ir wirdikeit und guter l e y m e t . — Die nächststehende Form «leymut» bei A. v. Evb Ehebüchlein (ed. H e r r m a n n S. 67,9>; «leymet» ist noch in drei in Nürnberg entstandenen Hss. von M e i s t e r l i n s Nürnberger Chronik (Hss.: M. S. A2, vgl. Städtechron. III, 14019 und Vorrede S. 24—26) belegt. l e i n e n swv. — 1874 daran leynen mügest; 3 1 2 n ; 312 35 ; 346 21 ; 51731 u. ö. ' l e i n w a t , l e i n w a n t (?) stf. — 541 28 l e i n w a t zekauffen; 615 22 als dann nasses gewand, sunder l e i n w a i n j t . — Die letzte Form wäre im Hinblick auf die hier in Betracht kommende Zeit ein entschieden niederdeutsches Element, wenn sie auch der Originaldruck (bl. 356a) hätte. Die hier fehlerhafte Form ist aber von Keller fälschlich gegeben. l e i t e r swf. — 514 5 in irem über die l e y t e r n absteigen zu irem ungelücke etc. •— sich l e n g e n , sich entfernen swv. — 274 3 ir wol gedacht, sy sich nicht alleyne von irem lieben herrn und bulen l e n g e t , sunder ir empfremdet würd nymer mer zesehen. — In obigen Sinne nur zwei Belege aus den Renner • S c h m e l l e r I, 1491) vorhanden. lepse swf. — 308S6 die l e p s e n dem rubein geleich; 380 33 und dir die milche noch an den lepsen hanget; 484 12 nydere breyte nasen, grosz l e p s e n . — «lebse» ist nach DW VI, 469 vorwiegend hochfränkisch, Belege aus Alb. v. Eyb, D ü r e r , I c k e l s a m e r ; unter «lepse» ist DW VI, 759 nur ein Beispiel, das zweite der oben angeführten, notiert. Bei H o f f m a n n v. F. Sumerlaten S. 11 steht nicht leps, wie L e x e r I, 1856 notiert, sondern lefs. l i d e r e n adj., mhd. liderin. — obd. — 2 5 0 u l i d e r e n kleyd; 4880 l i d e r e n watsacke. l i d e r l i c h adj., hier = leicht. — 15319 das sich solche erloschne warheit also l i d e r l i c h züchtiglich gefüget het. liet stn. — 202 36 ein liet oder gesange. lidlon. — FdV 74.

— 156 — l i r n i g — FdV 61. [ g e ] l o f f e n , p. ptr. v. laufen. — 43723.29 u. ö. l o i c u s — 398 24 der gröste l o y c u s was aller weite. — Sonst nicht belegt, wohl gebildet in Uebereinstimmung mit loica = Schlauheit nach der ital. Vorlage: un de' migliori loici, che avesse il mondo. l o t e r stm., taugenichts. — 101 n ; 526S1 du lotter pub, schalcke und verreter; 5602 ein pube, schalcke und loter. lüglein stn. — 56520 Calandrin . . sein geygen prachte und mit grossen freuden vil guter l ü g l e i n sänge (liedlein?). l ü s t i g adj. — 271 10 die do wenig von im, als der do l ü s t i g was, gelaubet warn.

M. m a g i o l i t a . — 280 8 eynen scherben von m a g i o l i t a (Ital.: II 201 bloss: prese un grande e un bei testo di questi ne' quali si pianta . . .). — Sonst noch ohne Beleg, fehlt DW. — D i e f e n b a c h , Gloss. Lat. Germ. (1857), S. 116 s.v. cyathus notiert verstümmelte Namen z. B. magölla aus einer Nomencl. rer. domestic., Nürnb. 1530. — Da die Majolika erst im 15. Jahrh. nach Italien von der Insel Majorca kam, so erscheint der vorliegende Beleg als ein ausserordentlich früher und erklärt sich am natürlichsten aus A r i g o s italienischem Aufenthalt. Die erste Pflege fand die Majolika zu Pesaro; aus einer Verordnung von 1486, worin den dortigen Töpfern Privilegien erteilt werden, geht hervor, dass die dortigen Töpferwaaren schon sehr berühmt waren. Die Niederschrift von Arigos Uebersetzung ist, wie später zu zeigen ist, um 1460 anzusetzen. m a n z e i t i g adj. — 136 7 ; mans zeytig 230 34 ; 334 29 ; mannes zeitig 340 4 ; 342 22 ; 61916. m a r e n d stf., Nachmittagsbrod. — 289] von eyner m a r e n d zu red kamen; 2896 wider auf die vorigen wort der m ä r e n d e halben (It. II 217 beide Male merenda; die Form marenda ist venezianisch); 5653S sy von im vil guter märende hetten (IV 178 buone merende). Das Wort dürfte



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lat. merenda, it. merenda aus den Klöstern ins gemeine Leben gelangt (Schmeller I, 1640) und über. Tirol (Schöpf 423) nach Bayern gelangt sein. Nördlicher fehlt es wieder. — DW vgl. unter «mährte» VI, 1468. mären, entweder meren oder mären[den], zu Abend essen. — 52 4 daz ich zu mer malen pey frawen märenfden] gewesen pin, die porri und lupini assen. (It. I, 98: io ho veduto merendarsi le donne e mangiare porri e lupini). Vgl. Ben.-Müller II, 138. Das zu Nürnberg gedr. Voc. theut. 1482 notiert bl. v I a : «meren, prot ausz wein essen, vipare». Schm. I, 1640 kennt ebenfalls meren. Das ä im Drucke des Dec. und die ital. Form scheint jedoch für Arigo auf die Form märenden hinzudeuten, Schöpf, tirol. Idiot. 423 belegt «märenden». Der Ulmer Setzer verstand das Wort augenscheinlich nicht und verstümmelte es zu «mären». mit marter adv., kaum, mit Mühe. — 398 mit marter das lachen verhalten mochtenn; 583 13 do er unnd sein esell unnd sein weib mit marter ine wonen mochten; 606, mit grosser marter (Ital.: con fatica) u. ö. — DW VI, 1678 belegt diese Bedeutung nur aus W i c k r a m und Hans Sachs. masaron stm. — 280g nägelein, masaron oder basilicho seczet. — Das Wort ist in verschiedenen Formen (lat. majorana) ins Deutsche übergegangen (bayr. meigram). Schmidt, Schwab. Wbch. 376: maseran. Für Nürnberg ist zum Anfang des 17. Jahrhunderts die «moseranweis» des dortigen Meistersingers Hans Findeisen sehr häufig zu belegen (Drescher, Meistersingerprotokolle I (Litt. Verein Nr. 213), II (Nr. 214): masaran I, 216; moseran II, 19; massaron II, 196; vgl. II, 199. — Voc. theut. 1482 bl. 7 a : «maseran oder meyeron». maseil, mal. — 343 8 auf dem lincken ore ein maseil hett, die ir von einem geswere oder platern beliben was, das man ir geschnitten het. — Bei Schöpf 426, auch sonst bayr.-öst., auch md. nd.; masele, S c h i l l e r Lübben 3, 41; alem. nicht. — Voc. theut. 1482 (Nürnberg)



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bl. t 6': «masel, serpedo pruritus idem, oder grindt oder zyttermal», vgl. Diefenb. Gloss. Lat.-germ. 530, 600 (serpedo, tuber), nov. gloss. 336, 373; Diefenb.-Wülck. 752. m e n e s t e r — 576, darnach daz m e n e s t e r n von kichern darzu ein wenig salczen tunnen. (Ital. IV 196: del cece e della sorra). — Ein aus dem Ital. minestra (vgl. marend) nach Bayern eingedrungenes Wort, das nur S c h m e l l e r I, 1616 aus Selhamers Predigten von 1694 belegt. m e r b e l s t e i n stn., m e r b e l s t e i n e n adj. — 88 l g von m e r b e r s t e i n ; 164 9 mit einen schneweissen merbelsteinen meuerlein. — Diefenb. Gloss. 349 s. v. marmor. •— DW VI, 2090 belegt das adj. in dieser Form nur aus Ayrer. — m e r e r t e i l , m e r t e i l stm. — 146ä den mere[re]n teyle der nacht; 267 30 mit dem m e r e r e n teyle; 411 8 den merern teyle; 174 21 der m e r t e y l e seiner diener. messen adj. — 565 36 als messene ringlein, metze f. — 470 J 2 ein genug freuntlich mäcz was. minne stf. — 6411 ein prinende liebe der myne gotz. •— FdV 6 : liebe und mynne gottes. mist — 512 3 mein grosse krannckheyt mit dem übelschmeckendenn mist erczneyen muszt. m i s t b e r swf. — 514 18 und die meyd auf eyner m i s c h t pern zuhausz trugen. — Die Form mischt (Orig.-Druck bl. 297») fällt hier dem Setzer zu (s. S. 115); das Wort u. a. bei H. S a c h s , Nürnb. Fsp. m i t f a r n v. — 451 8 vernemt ir mich, wie euer swager euer swester mittfert. Fehlt bei Ben.-Müller und L e x e r , S c h m e l l e r I, 737 belegt es für den Obermain, die Belege aus DW VI, 2343 weisen in erster Linie auf das nördliche Bayern, Nürnberg, sowie Mitteldeutschland. Alemanische Belege fehlen auch sonst. mitleidung, mitleidig. — Auffallend ist der schon von Vogt, a. a. 0., S. 477 f. eingehender hervorgehobene Gebrauch von mitleidung, mitleidig für gedult, gedultig, der sonst nirgends in dieser Weise erscheint. — 129 21 daz sie in irer armute gedultig vnd mit leydig wern (pazien-

— 159 — temente comportassero); gedultig und mitleydig (siate pazienti). — FdV 92 Socrate spricht das mitleydung sey (Socrate dice: La pacienza é parte . . .) . . . . chein tugent nicht mage gesein, si sey dan pestet in mitleydung, das ist der p a t i e n c i a ; 105 mit der tugent der gedult und mitleydung; 70 (Vogt 457 27 ) guter man, peyte, hab mit leyden; 109 (Vogt a. a. 0 . 464 21 ) Do der chünig sache die grossen mitleydung vnd messicheit dez guten mans. mittinen knecht. — 25 16 nach der none zeit machet daz hausz kern mittinen (soll heissen meinen) knecht, vgl. K e l l e r S. 688. mon stm. — 329 S6 des mon schein; u. ö. mort stn. (ält. Spr.), — 276 ] 8 u. ö. mugge swf. — 264 29 und die muggen und taffani. sieh mündern swv. — 412 17 Die gut fraw sich mündern warde zu dem man sprach. murret adj., mürrisch. — 470 28 in czu zeiten murret machet.

N. nachtgänger — 183 26 der ein nachtgen[g]er worden ist (it. andator di notte). — nägelein stn., Gewürznelke. — 280 s nägelein, masaron oder basilicho. neheden, nahen. — 528 30 so wird es sich züchtiglich zu euch näheden; FdV 18 die zeit sich warde neheden. — niderwat stf. — 552 24 des pfaffen pruch oder niderwat. nindert (s. auch indert) adv. — 186 4 Dann die frawe in keinen weg ausz irem hause ir nyndert hin getrawen wolt u. ö. nudalest vgl. dalest. numerdumb, clamor. — 5 5 3 n In solchem numerdumb; 304 14 In solichem romor, geschrey unnd numerdumb; 317 14 in solchem numerdumb; 55 16 in sölichem geschrey, lauffen und numerdum. — Sonst nur als Inter-



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jection, als Bekräftigungs- oder Verwunderungsausruf belegt, so vgl. Fastnachtsp. ed. K e l l e r Nr. 80 (numerdum nam! was ist das hier), das nach Michels a. a. 0. S. 112 nürnbergisch ist. Bei Schöpf u. a. fehlt das Wort. Die Bedeutung «Geschrey, Unruhe», in der es hier erscheint, gehört Arigo allein. Hörte er, der geistliche Studierte, das Wort im volksmässigen Redebrauche, den er ja in seiner Uebersetzung sich sichtbarlich anzueignen strebte, und fasste er, den die Sache begleitenden Ausruf für die Sache selbst nehmend, das Wort dann missverständlich in obigem Sinne ? O. o d e r conj. — 16112 das der frawenn keine was o d e r ir kinpacken des enpfunden; 5285 gar wenig heuser in der weit sein o d e r sie habe darinn zu richten. — Ueber diese besondere Verwendung von «oder» vgl. a. anderem Orte unter «Syntax». oft adv. — 17737 offte und dicke; 110, 5; 5 l ä u. ö. ölhefe swf'. — 41719 aber darinne vil ölle h e f f e n und unreyn verdorret. — Das Wort ist erst für das 15. Jahrhundert belegt und zwar aus den Voc. theut. 1482 (gedr. Nürnberg) bl. x 8 b : «olheif. murca oder nayg» und in obiger Stelle, die DW VII, 1280 fehlt. Die Citate im DW sind bis ins 17. Jahrh. (Comenius) nur lexikalische. Arigo bietet somit bis jetzt den frühesten Beleg überhaupt. o r d e n stm., Ordnung. — 228 23 in pösen o r d e n ; u. ö. o r n i r e n swv. — 282 14 von löblichen tugenten und züchten georniret. P s. unter B.

Q. q u i n t i e r e n . — 470, g ein kyrie unndsanctus weydelich quintiret. R. r a d e s c h e y b e adj. u. adv. — 168 sich r a d e s c h e y b e umbe si auch nider seczten. — 5415 nider seczet, und ir



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geselschaft r a d e s c h e y b e umb sie; 16438 ir geselschaft r a d e s e h e y b e umb sich; 3 1 0 n sich r a d e s c h e i b umb den külen brunnen; ebenso 379 22 . 46615. 587 u . — DW VIII, 53 hat hier allein obige Stelle 54 15 , sonst nur bei S c h m e l l e r II, 358 («radscheib umb das Ysermosz» aus W e s t e n r i e d e r s Hist. Btrg. VII, 327 ; ^adscheiblich' aus einem Voc. v. J. 1419 geschrieben vom C a n o n i c u s von Indersdorf (nördl. von Dachau); A v e n t i n hat 'rundscheibet'; Schöpf vacat. — adj.: 69 37 czwei r a d s c h e i b e herte prüstlein. Mit der adj. Verwendung steht Arigo allein. Diese auch FdV 108 (Vogt 463): also ein schönes r a d e s c h e y b e s hare; H a n s V i n t l e r hat hier 5174: «ist im gemacht sein raides (d. i. gedrehtes vgl. S c h m e l l e r II, 53) har». r ä g ä c z , Knabe. — 591 26 im wäre nit eyn r ä g ä c z entgangen. — Nach dem Ital. V 18: senza perderne un sol ragazetto. r a s zier stm. — 46 33 Auch spilern puben und r a s z l e r n vor äugen zu manch molen gesehen hab. r a u c h adj., rauh, mhd. rüch. — 529 37 das r a u c h herausz kerett. r a u c h stm. mhd. rouch. — 490 33 unnd der r a u c h des haubtes im verrochen was; 220 2 , als ob im von dem magen auf in daz haubt schwere r e u e he stigen, die im seine syne also betrübten. — In wörtlichen Anklängen mit Konr. v. M e g e n b e r g 8, 27 vgl. D r e s c h e r , Zeitschr. f. vgl. Litt.-Gesch. XIII, 466 ff. r ä u m e n für raunen mhd. rünen. — 491ä Bruno gemeyngklich im in das ore r ä u m e t und zu im sprach. — Bayr. und md. Belege. r e c h i n stf., im Wechsel mit fem. ntr. rech. — 283 9 eyn schöns wilds r e c h gefangen het . . . in kurezer stund mit mir ganeze heymlich ward in solcher masz, das dieselbig r e c h e . . .; 2 8 3 u wie die selbig r e c h i n mit irem haubt; 283 20 mit gewalt mir die schönen rechin. — In DW VIII, 558 nur diese Stellen aus Arigo, auch sonst nicht weiter belegt. QF. LXXXVI.

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r e i l i c h adj., reichlich. — 554 19 Die selbig freundin in an dem tot pette pegabet. . . umb des willen Calandrin mit auszgeben sere r e y l i c h warde. — Nur S c h m e l l e r II, 1 belegt die Form aus H a d a m a r v. L., R e n n e r u. A. — r e i s i g adj.; reisiges zeug, Reiterei. — 1 2 6 u Ein grosses volck von r e i s i g e m zeuge wider die Teutschen auf und zusamen prachte. r e i t t e r n swv., durch die Reiter (Sieb) treiben. — 4 7 1 u steckrüben samen zeklauben unnd den reyne zemachen, den der man nicht lang dar vor g e r e i t t e r t het. — 568 l ä stroe zu r e y t e r n . r e u s t e r n swv. — 383 28 sich eynmal oder zwir reustert; 413 10 Johannes, r e u s t e r dich, würffe ausz. — r i e h t stn. Gericht. — 103 31 frawen und man warn zu tisch gesessen der ersten rieht warten; 2 9 8 9 . , 0 ; 361 S6 . 5 4 5 2 0 U . Ö. —• r i c h t l e i n stn. 2 9 8 6 mache mir darausz das beste r i c h t l e i n . r i e m e n swm., Ruder. — 74 S6 die r i e m e n in das wasser geschlagen; 268 32 die r ü m e n des schiffs; 275 28 mit dem sy zu dem waffen griffen, die büchsen abe giengen, die rümen in das wasser geschlagen daz heydenisch schiff über eilten. r ö s c h adj., velox. — 614 S8 und eyn r ö s c h s feurlin gemacht. r ö s l e t adj. — 419, 8 wolgestalt und r ö s z l e t u. ö. — Formen mit Ausfall des h vorwiegend bayrisch, häufig bei H a n s S a c h s . r ö s l i c h adj. — 370 17 wolgeschicket r ö s z l i c h e r färbe, r o s z m u t t e r stf. — 582 16 Wie pfaff Gianni seinem gefattern Peter das weib zu eyner r o s z m u t t e r machen wille; 583 3 mit eyner seiner r o s z m u t t e r auf die wuchenm a r k t . . . für; 585 17 das weib zu eyner r o s z m u t t e r zemachen; 585 ä die r o s z m u t j t e r wär yeezund gancz bereyt gewesen. — Also eigentlich und bildlich (obseön) gebraucht. DW VIII, 1272 citirt nur aus Montanus' Gartengesellschaft, das Wort ist aber auch hier (wie «dalest», vgl. dies) nur aus



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Dec. herübergenommen; es ist im 15. Jhrh. bis jetzt nur bei A r i g o belegt. Z i e m a n n , Mhd. W b . Quedlinbg. 1838: ( rechmuoter caprea'; D i e f e n b a c h Gloss. 206 md. nd. ( equa = pferdemuter, perdemoter'; n. gl. 153. — 16. Jhrh. bei dem Bayern S. S c h a i d e n r e i s s e r . Odyssea. Augsb. 1538 S. 88a. r u b e n h e r b s t m. — 473 2 a Also Belcore sich ir geitigkeyt betrogen fand, dem pfarrer bis in den r u b e n h e r b s t die rede verhielt. — D W VIII, 1336 belegt das W o r t aus L i n d e n e r s Rastbüchlein. Doch liegt hier der gleiche Fall vor, wie bei den verschiedenen Citaten aus Montanus: das W o r t steht in einer aus dem Decamerone (nach A r i g o s Uebersetzung) herübergenommenen Novelle. — Sonst ist das W o r t noch nirgends belegt, Bayern und Franken zeigten aber schon im 15. Jahrh. ausgedehnten Rübenbau, vgl. die häufige Erwähnung der Rübe als Speisemittel bei H a n s S a c h s , den Spottnamen «Rubendunst» für die Bauern, und das Sprichwort «Einem ein rüblein schaben>. r ü d e r stn. — 322 1 6 . r ü f f i a n stm., lern. — öfters. r ü f f i a n i n stf., lern. — 135, 1 Es ir nicht zu stünde, das sie zu geleicher weyse als die r ü f f i a n y n thon für den sun prediget. — Nicht häufig, fehlt DW. — Voc. theut. 1482 (Nürnb.) bl. bb IV: Ruffyanyn oder pubin. lena, leena oder lewin'; bei S c h m e l l e r II, 68 ein Beleg aus Wittenweiler. r ü m p f e n sw., in Falten ziehen. — 493 1 7 Calandrin derselben piter nicht erleiden mocht, sein angesicht ward rümpffen. r u r e stf., Bewegung, Aufruhr. — 96 2 6 die leisten r u r e der liebe verprachten; 297 x in der leisten r u r e der liebe; u. ö. — Für die hier gegebene Bedeutung nur noch ein Beleg aus Lessing (bei S c h m e l l e r II, 136): ,Von einander die letzten R u r der liebe nehmen'. mit r ü t e l t e m haupt, mit Kopfschütteln. — 574 3 daz weybe ir gespötte darausz treybe mit rüteltem haubt spräche. 11*

— 164 — S.

sacher — 256 3 Die fraw mit nyder tötlicher stim zu im sprach: Tancredi, vatter behalte dein s i c h e r czu Sachen, die on deinen willen geschehen, Ich begere weder dein noch deiner sacher. — Missverständnis des Setzers, da Arigo «zacher» für zäher', Thräne schrieb. salmarei. — 67 3 1 mit grosser salmarei. — Directe Nachbildung des Ital. (I 126 con gran salmeria); 409 9 mit grosser salmareye (Ital. III 179: con una gran salmeria). (be)stoben s. be — salse swf., gesalzne Brühe. — 160 29 ein kleines schüsselein salsen; 472 33 ; 568 l g das er ein wenig salssen machet (Ital. ad una salsa). schad swm. — 372 ) S dein verheyter [s]chad; 581 1 9 ; vgl. chad. schafzagel stn. — 16 I 2 do sein spilprete, karten und schafzägel, do mit ir kurczweilen müget; 164 33 Etliche in dem prete und s c h a f c z a g e l spilten (beide Male ist die Gesellschaft im Dec. gemeint); 440, 8 mit im anhub zu spilen den schaffzagel mit einander zu ziehen (Beatrice mit ihrem Pagen Hanichino). schaffer stm. — 165 3) mit des klosters s c h a f f e r sein rechnung machet. — Verschiedentlich belegt; S c h m e l l e r II, 380 belegt u. A. den Ausdruck aus den Klöstern zu Nürnberg und Regensburg. schamper adj. — 572 3 der dasig spricht, wie er unser Nicolosa das schamper dinge gethon hab. schapler stm. — 165^ u. ö. scharlach stm. — 38 6 3 2 auf der strassen, dardurch die rosz umb den scharlach lauffen, spaeziren ritten (Ital. bloss III 135: cavalcando l'uno allato all' altro). schatel swTf. — 419 23 sy haben mer sctoateln und püchsen (Ital. III 195: di scatole di varii confetti). Die Form also hier Entlehnung aus dem It., beim ch schimmert Arigos Schreibweise c = ch (Marcho st. Marco etc.) wieder durch, vgl. auch Birlinger Wbch. S. 390.



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s c h a u b e swf., mhd. schübe, daneben früh schon schoube. — 616 8 in zweyen seiden s c h a u b e n ; 645 31 czwu seyden s c h a u b e n ; 649 g do sein czwu seyden s c h a u b e n , die geleichen czweyen s c h a u b e n , darin u. ö. — Aus dem Ital. giubba. Das Wort ist obd. s c h e r b e swm. — 277 16 in eynen schönen scherben leget; 280,; 280 31 ; 280 32 in dem s c h e r b e n . s c h e u e r swf. — 352 2 in eine alte s c h e u e r n käme, s c h i e r adv., hier in der späteren Bedeutung j'ast'. — 194 26 umb des willen s c h i e r verczaget hette. s c h i g a l e n f. — 511, das lauifende wasser rauschen und die s c h i g a l e n singen höret (Ital. IV 84: cicale). s c h i i g stm. — 560 21 Nun warumb wiltu mich fünf s c h i i g e n iczund Verliesen machen, besorgestu, das ich dir fünff s c h i i g e n abe dienen müge . . . gib dem guten gesellen sein dreyssig s c h i i g e n (an andrer Stelle u. a. 560, steht: ^Schilling1). — Die Form ist beachtenswert, sie ist nur belegt aus G r y p h i u s ' «geliebter Dornrose», dann aus W e i n h o l d s Birgen, z. e. schles. Wtbch. Wien 1885 (auch schiiger = Schilling) und F r i s c h 2, 178 c . Ost-u. westpr. «schiige» = mal. Wir dürfen obige Form als md. ansprechen, obd. erscheint sie sonst nicht. Das Yoc. theut. 1482 (Nürnb.) hat sie nicht übernommen, es notirt bl. c c V : «Schilling, solidus. duodenarius». Aargau: schillig. s c h i l h e n swv. — 4 8 4 n sy was s c h i l h e n d t mit rinenden äugen. s c h i m p f e n . — 336 S6 sy pey einander noch nicht erbarmet wern vrsache s c h i m p f e n s und ires scherczens. s c h i n t f e s s e l stm. — 376 2 , das ich mich nicht ze puben und s c h i n t f e s s e l n lege. s c h l e c h t adj., einfach, bloss. — 313 31 und nicht allein in kurczer zeit die s c h l e c h t e n buchstaben erlernet. (Ital. III 21: le prime lettere apparö.) s c h m a r a l d swm. — 475 23 solicher steyn haben sy also vil, daz man ir bei in als wenig achte hat, als bei uns des s c h m a r a l d e n . — Hier dem Ital. smeraldi (IV 23)



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nachgebildet, die nächststehende Form schmarall (DW IX, 937) nur bayr. aus S c h m e l l e r II, 553 belegt. s c h m u c z e n ntr. — 15815 mit einem kleinen schmuezen sich gen im keret und sprach. — obd., in dieser Form vorwiegend bayr.-östr., doch auch bei L u t h e r . s c h o b e r stm. — 3 3 1 n In dem sy einen grossen s c h o b e r heus sache. s c h ö n p a r t stm. — 26419 unnd im eyn s c h ö n p a r t e für sein gesieht gethan hette; 264 33 im den s c h ö n p a r t von dem gesicht reysz; 2655 Vnd als bald münch Albrecht der s c h ö n p a r t ab dem gesicht käme; 52936 zu haben einen grausamen s c h e n p a r t als man geren zu den fasznacht prauchet. (It. una di qmste maschere, che usare si soleano a certi giuochi, Ii quali oggi non si fanm.) — Der erste Beleg des Wortes in der älteren Form schempart im Renner. Mit obiger Form steht Arigo im 15. Jahrh. zunächst noch allein, im 16. Jahrh. erscheint sie häufiger, zumal in Nürnberg z. B. H a n s S a c h s , wo ja der schembart auch seine besondere Geschichte hatte. s c h w e i s e n swv. •— 3 22 und einem iglichen dem sein nase s c h w e y s e t oder plutet. sen? — 7226 von Rome schieden, gen der s e n wercz, darnach gen Florencz kamen. — K e l l e r S. 688 vermutet hier wohl mit Recht Siena (vgl. mhd.: Siene) = hohe Siene, die hohe Synne etc., ausserdem liegt Siena direct auf dem Wege von Rom nach Florenz. (Oder gen dersen wercz = fiirbass?). s c h w ä n z stm. — 1685 ein s c h w a n c z e und czagel. s e n n e swf., mhd. senewe. — 3254 Ir wert on alle euer hantpogen gar vil kleinere s e n n e n oder schnür machen. g e s e r t anstatt geseet. — 1998 deinen acker und nicht eins andern geackert und gesert (!) hast. s i d e r adv., conj. — 16715 den han ich sider her zu holze und in andern unsern gescheiten gepraucht; 331 33 ich

— 167 — habe ir nit gesechen s y d e r wir auff gestanden sein ; 59937 dann s e i d e r ich zu meiner Vernunft und freyem willen kam. — Die Form «seider» dialektisch z. B. Nürnberger Chron, (Dtsch. Chron. II, 499 2 i etc.). s i t t i c h stm. — 403 J5 die federn die von evnem s i t t i c h was; 4O320 dann von s i t t i c h nyemer heten hören sagen. s l a t e swf. —• 234 38 des nachtes an einem orte von laube und s l a t e n ir ein petlein machet. — Nach S c h m e l l e r II, 538 gehört das Wort, wohin auch die DW IX, 500 und sonst vorhandenen Belege sämtlich weisen, nach der Oberpfalz und Franken; vgl. auch Spiess, H e n n e b e r g , Idiot. S. 215: «schlatig, Schilfrohr». — Diefenb. Gloss. 625 s. v. ulva, belegt schlatten nur aus zwei in Nürnberg gedr. Voc. : Voc. theut. 1482 und Nomenclat. rer. dornest., Nürnberg 1530. s l a u r a f f e swm. — 416 23 du s l a u r a f f e mir zu hause komest, wann du arbeyten söltest. s o m e stm. mhd. soum, Saumtier. — 663 17 darzu ich weder s o m e noch seckel bedarffe (DW IX, 493) u. ö. s p e c i a l e stm. — 623, do der s p e c i a l e , ir vater, mit hausz sasz. — Nach dem Ital. V 66 «-pervenne la dov' era la casa dello speziale» und ebenso die andere Form s p e c i e r stm. — 619 ]3 der was eyn s p e c i e r oder apotecker; 624 31 Bernardo s p e c i e r . s p e i s e stf. — 66, 2 sie schanckten und gaben, sie stachen und prachen . . . Ein söliche, unörnliche s p e y s e in die lenge (Ital. I 124: Nè lungamente fecer cotal vita) noch ewig nicht geweren mocht. Also in kurcze ir schacze und reichtum abgenomen het und der angefangen s p e y s e (Ital. II 124: alle cominciate spese) nicht mehr ertragen mocht; 66 33 gar subtile ir s p e y s e und leben fürten; 67 8 aber ir unörnliche s p e i s e der handel in Engelant. . . nicht ertragen mochten (I 125: Le quali spese)\ 44 33 sich auf der herber mit grosser s p e i s z und zerung ligen sache (I 82: a ciò consumarsi nello albergo)', 333 23 daz ir euer



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hochzeit hie pey mir machet auf meines mannes Liello speyse (III 51: alle spese di Liello); 359 1 wo er das thet, on czweyfel sein grosse unmessige s p e y s e und liebe nachlassen würde (III 90 : scemerebbe l'amore e le spese) ; Ö2824 auf ir s p e i s z und kost euch zu ritter ze machen (IV 117: alle sue spese); 554 35 damit sy auff Calandrin s p e i s e ir peüche gar wol füllen (IV 161 : alle spese di C.) ; 656 32 er dem neuen preutigan alle gethone s p e y s e widerkeret (V121: che avute avea le spese delle nozze). — ,Speise' bedeutet also hier nach mlat. spensa Haushaltung' und ital. spesa nachgebildet Unkosten'. In dieser Bedeutung ist es sonst nur noch in einem Voc. veneto-todesco v. J. 1424 belegt, bl. 94 b : «E no guadagnerave niente desso in Alemagna e si haverave la briga e la spese per niente. Ich gebunn nithz daran in deuczen landen und ich hiet die mue und die s p e i z umbsust», bl. 97 b : «Senza ogn altra spese in fina qua. An all ander s p e i z hincz her» ( S c h m e l l e r II, 686). Ueber dieses Voc. vgl. unten Näheres. Spendern — 554 24 als ob er ob czweyen tausent guldin in solchen gütern Spendern wölte. — Auch diese Form (statt «spenden» oder «spendieren» durch das Ital. hervorgerufen IV 160: come se da spendere avesse avuti . . .) s p i n n e l stf. — 2 8 8 u es span unnd auf die s p i n n e l wände ; 613 28 . s p r a c h h a u s stn. cloaca. — 530 27 den mist und s p r a c h h e u s er raumung; 530 30 . s t a d e l stm. — 566 28 gee palde in den stadel auf das stroe; 566 30 ; 56 7 23 . 38 u. ö. s t a l l e n swv. — 589, Mich deucht gut, wir liesssen die rosz s t a l l e n n unnd in eyn wierczhausz ritten, die rosz s t a l l e n Hessen unnd alle rosz s t a l l e t e n auszgenomen der maul . . . In solichem irem reitten czu einem wasser komen, do sy ire rosz trenckten und der maul . . ., der in dem stalle nicht ge st all et het, in dem wasser s t a l l e t ; 589 22 also thet auch der maul. . ., do er s t a l l e n solt, nicht s t a l l e t , unnd do er trincken und nicht s t a l l e n solt, do s t a l l e t er.

— 169 — — Hier also ^arnen'. Verschiedenlich für Bayern für das 15. Jahrh. belegt. ( S c h m e l l e r II, 746), S c h ö p f kennt es für Tirol nicht. s t a m p f stm., Mörserkeule, Werkzeug z. Stampfen. — 3 0 8 2 1 der richter mit des arczte meyde den s t a m p f f czwercke holcz ze stossen angericht het. — Hier obscön. s t a p p e — FdV 9 1 : vnd mit seinem zagel seine s t a p p e n prichte (d. Löwe). s t a u c h e swf. — 406 2 3 auf ire weisse Schleyer vnd s t a u c h e n ; 516 1 8 ir den s t a u c h e n wider umb das haubt band; 552 2 2 den s t a u c h e n auf dem haubt. — Eigentl. herabhängende Aermel, die Belege für die Bedeutung ( Schleier, Kopftuch' bei L e x e r II, 1259 weisen deutlich nach dem nördlichen Bayern und Nürnberg. Bei S c h m e l l e r II, 722 weitere Belege, jetzt sei es «nur noch hie und da, im Allgäu, um Nürnberg üblich». s t a u d e swf. — 5 0 4 2 ; 574 2 8 u. ö. s t e c k e swm. — 2 5 9 2 3 ; 4 4 4 2 ; 6 1 4 3 5 in ir rechten hand eyn s t e u r e s t e c k e n also gegangen kamen. S t e c k r ü b e swf. — 4 7 1 n S t e c k r ü b e n samen zeklauben. (S. oben S. 25.) s t e c h e n stv., mit Worten reizen, necken, aufziehen. — 334 4 ich pin zu mer malen von euer etlichen g e s t o c h e n worden. s t e m p f e i stm. — 473 1 9 . s t e r b e stm. — 7 2 0 diser s t e r b e übet sich in solcher masse. s t i c k stm., s t i c k f i n s t e r adj. — 550 2 die nacht so finster was, das er ein s t i c k e nitt gesache; 198 1 9 die kamer was stickfinster u. ö. s t i e b e n stv. — 42 8 in den schweren seckel plasen und die guldin federn darausz s t i e b e n machen. s t i p a — 276 9 eyn kleyn schifflein oder barcken komen schuffe, vol mit s t i p a reisache, darein er feure stiesz und das mit gewalt under das grosz schiff schuben. — Die Stelle ist nicht ganz klar, sie lässt doppelte Deutung zu.

— 170 — Entweder: Von Arigo ist thatsächlich stipa geschrieben, dann kann es der Form nach lateinisch und italienisch sein; Ital. bedeutet es thatsächlich «Reisholz, Haufen>, lat. ist es belegt D i e f e n b . Gloss. 553 stipa vel stupa und in einem Voc. ex quo Nürnb. Z e n i n g e r 1482 s. v. stipa: «stipa est quaedam parva arbor vi. ein spende». Dann folgte A r i g o auch hier seiner Neigung, gelegentlich lat. oder ital. Worte einzustreuen bezw. beizubehalten. Hierbei habe ich aber nur ein Bedenken: stipa ist grade kein bekanntes Wort und macht die Stelle sicher nicht verständlicher und ausserdem hat es die ital. Vorlage hier nicht; es heisst nur II 195: preso im legnetto, che di Sardigna menato aveano e in quel messo frnco . . . Oder Arigo schrieb das deutsche Wort ^tiper [und] reisache'; (stiper = Balken), welches ja zu dem «Reisig» hier ohne weiteres passt, welches aber der alem. Setzer, da er es nicht verstand, verderbte. Denn «stiper» ist nur md. nd. Lex er II, 1200 belegt, «stiper» und das Verb «stipern = stützen» aus dem Frankfurter Baumeisterbuch a. 1400 und 1419 ^ ; S c h m e l l e r II, 773 hat s t ü p p e r = Stützpfahl, stüppern = stützen für Franken, Ober- und Niederhessen; V i l m a r 401 erklärt es für nd. (bei S c h o t t e l , R i c h e y , B r e m . Wbeh.); Hamburg stipe, Coblenz stipel. Im Teutonista (1475 Cöln) ndrrh.-clev. Ma. steht das Verb «stijpren». s t ö r e , Stör, bei L e x e r II, 1212 und Ben.-Müll. II2, 659 als swm, dagegen Arigo 575 31 mir wurden nechten drey . . . geschenket, do mitt ein s t ö r e . . . In d e s s t ö r e zu wenig daucht, der mich here gesant hat, zu d e m s t ö r e zwu lamprede ze kauffen. s t r a l stf. — 27216 die brinnende s t r a l der liebe; 313, 9 die s t r a l der liebe in gancz verwunt. b

!) a. 1400: «rostholzer, bogestelle und s t i p e r zur porten»; a. 1419: «von zweien ferten holz uz dem forste vur die Frideberger porten zu füren, den graben zu s t i p e r n » .

— 171 — s t o c k e n swv. — 67 2 3 ir schuldiger sie fachen, s t o c k e n und p l ö c k e n Hessen. s t ü l p r u d e r , Laienpruder stm. — 185 4 als der s t ü l p r u d e r gewonheit ist nach des heiligen Francischen orden. s t u n t stf., ält. Spr. Mal. — 498 3 0 ich mit leib und sele dein eygen bin, des küsz mich czu tausent s t u n d u. ö. s ü m e r stm. — 564 1 5 Do sage ir, ich wöl mer dann tausend s ü m e r e n der rechten gutenn wol wöllung zu swängern. — Auch dies Wort gewährt wieder die Möglichkeit der Absteckung eines engeren Verbreitungsbezirks. Die Ausdrücke für'Münzen, Maasse und Gewichte, auch solche für Verwandtschaftsbezeichnungen (vgl. diechter), gehören j a besonders dem täglichen Leben und dem Verkehre des Volkes untereinander an, die Wahl der Bezeichnungen daher wird,-zumal bei einem Werk wie die Decameroneübersetzung, für die Kenntnis des Ortes, an welchem die Uebersetzung entstand, von bedeutendem Gewicht sein. Mit anderen Worten: die für jene Begriffe gebrauchten Bezeichnungen werden uns auch für die Entstehung der Uebersetzung in diejenigen Gegenden weisen, in welcher jene Bezeichnungen gebräuchlich waren. — Für «sümmer» nun ergibt sich etwa dasselbe Verbreitungsgebiet wie für diechter. Es fehlt bei S c h ö p f , B i r l i n g e r , v. S c h m i d Schwäb. Wbch., S c h m i d t Strassbg. Ma. u. a., die z. T. andere Bezeichnungen wie mütte, metze, schaff bieten, aber auch bei S c h i l l e r - L ü b b e n (hier ^chepel'). Dagegen belegt es P f i s t e r , Nachträge zu V i l m a r , für die Gegend nördlich und südlich des unteren Mains. S c h m e l l e r II, 283 weist es nach der Oberpfalz, Franken und Schwaben, seine Belege gelten den beiden ersten Gegenden u. a. Bayreuth, Bamberg, Nürnberg, Regensburg (Br. Berthold). Die nämlichen Belege z. T. bei B e n e c k e M ü l l e r II 2 730 b (s. v. sumber). Eingehenderes trägt L e x e r II, 1295 zur Feststellung der Verbreitung bei, drei Viertel seiner Belege aber sind nürnbergisch (Nürnb. Polizeiordng. d. 15. Jahrh.; Chron. d. dtsch. Städte II, III; Mon. Zollerana III, IV; Tucher Baumeisterb. etc.), dann Regensburg (Br. Berthold,

— 172 — s. oben), Würzburg, Frankfurt, Werner v. Niederrhein, aus der Kölner Ma. bei Frommann, DMa. 2, 454. Die Stellen aus den Mon. Boica weisen sämtlich nördlich der Donau bis in die Nähe von Bamberg. Die Belege bei Diefenb. Gloss. s. v. modius 364 und rusca 504 zeigen entschieden md. Charakter, im Nov. Gloss. 255 u. a. wieder ein rheinländischer Nachweis, hierzu ein Rheingauer Weisthum bei Grimm W. IV, 573 (ein syemern haben), DiefenbachWülker bietet neben einem hessischen noch einen vorgeschobenen Beleg aus Weimar. Es ergibt sich also ein Bezirk, der etwa von der Linie Bamberg—Regensburg über Nürnberg südlich und nördlich (hier in grösserer Breite) vom Main bis zum Rhein hin verläuft und diesem dann noch ein Stück auf dem rechten Ufer abwärts folgt. Eine nähere Umschreibung dieses Gebietes ist nicht vonnöten, da für uns ja wieder aus sprachlichen Gründen das Gebiet des nördlichen Bayerns nach Franken zu in Betracht kommt, d. h. das Gebiet von Bayreuth—Regensburg in westlicher Richtung bis Bamberg, und dann weiterhin in der Richtung auf Würzburg, also gerade wie bei «diechter». Nürnberg liegt inmitten dieses Gebietes. suppensauffer m., Schmeichler. — 209 8 als ir von eines münches wort thet, der fürwar ein rechter suppensauffer sein mochte, als ir wol wist und vitleicht selbes begeret an dez stat ze komen, den er vertriben hette (It. II 86 : alcun brodaiuolo, manicator di torte). swerung stf. — 207 33 wie daz widergeben dez pösen gutz ein wirdige abladung sey iglicher grossen s w e r u n g der sünd; 311 8 schwärung etc. T. taffani. — 264 29 und die muggen und taffani (It. II 177: le mosche e' tafani). täding, taiding, worte, gerede. — 85 7 deinen öden teydigen; 262 13 nach mancherley öden tädigen das toret

— 173 — fräwlein wider zu hausz gieng; 3 0 0 u solche lere und täding; 426 ä0 das sie im auffthet und ire öde teyding underwegen liesse; 4 7 ^ im seiner täding gelaubet u. ö. (ge)-targirt — 470 ] 3 ein genug freuntlich mäcz was, wol g e t a r g i r t , bas geschickt zweckholcz ze malen. (It. IV 8: ben tarehiata = dick, untersetzt). — Arigo verstand augenscheinlich das Wort nicht. tarcze swf. — 87 S2 Nun die knecht zu dem prunnen kamen . . . ire tarczen und Schwerter von in legten (an späterer Stelle heisst es dagegen: 88 3 swert und harnasch pey dem prunne Hessen); 88 5 Do Andreuczo ausz dem prunne was, in gar frömde daucht, seiner gesellen nicht zefinden, wol die t a r c z e n und Schwerter do sache(n) ligen; 550 9 Ire spiesse, lanczen und t a r s c h e n zu den henden namen. — Die von Arigo gebrauchten Formen «tarcze, tarsche» sind nach DW XI, 146 md.; obd. ist «tartsche», so auch Hans Sachs, die Nürnb. Chroniken mit leisen Schattierungen, II 204, 18 auch: renntarsche. Md. Belege für ;tarcze' vgl. bei Ben.-Müller III, 16 und Lexer II, 1406. Schmeller 1626 kennt nur «tartsche», ebenso Birlinger; Schöpf kennt tartsch nur = Brei. Ebenso bezeichnet Diefenbach-Wülcker 872 tartsche als obd., darzhe, tortze etc. als md. — Montanus hat im Wegkürzer (ed. Bolte Litt. Ver. Nr. 217) die Andreuzzonovelle ebenfalls verarbeitet, er braucht jedesmal die Form «tartsche».1) tebich stm. — 410 2 mit tebichen bedeckt; 535 s 5 u. ö. — Die Form ist bayr. tenne stm. — 204 26 Ermelina in grossem leyt an dem tenne siczent fände; 373 19 an dem tenne ein korb was, darauf grasz läge; 374 1 8 in pey den füssen nam, herausz an den tenne zoche; 375 15 ausz dem stalle an den tenne ginge. — Das masc. ist bayr.-östr. Aventin braucht das Wort weiblich. !) a. a. 0 . S. 160 9 : legten ab ire t a r t s c h e n und schwerdter; 160 s l die schwerdter unnd t a r t s c h e n da sähe liegen.

— 174 — t i e c h , t i e c h t e r , s. diech, diechter. t o r h e t adj. — 434 2 und ye eynfeltiger und t o r h e t e r du pist. t o r n i a m e n t — 297 9 in dem sich begab eyn t o r n i a m e n t in Franckreich auszgeschrien warde (It. II 230: un gran torneamento). t o t e swm., hier == Pathenkind. — 421 27 und nemet daz kint, eueren t o t e n , in die arm; 422 8 und meinen toten. t ö t e r , als comp, von tot (!). — 89,, Andreuezo . . . nider auf den toten leichnam sancke. Der in da gesechen hette, nit wol het erkennen mügen, wer t ö t e r gewesen were, er oder der erczpischof. t r ä m e l , t r e m e l stm. (dremel), eig. Balken. Bei S c h m e l l e r I, 662 auch als Knüttel, Prügel wie hier. — 264, 6 unnd in die eynen hande im eyn grosse trämel gab; 31137 von eynem felde zu dem andern mit eynem grossen t r ä m e l über sein achszeln; 312,, sich an seynen t r ä m e l leynet; 372 20 der jungen ein guten capaun, der alten ein grossenn t r e m e l u n d b a s t a n (it. bastone). t r a u r u n g stf. — 310 4 nach etlicher grossen trübsal und t r a u r u n g . — D i e f e n b a c h , Gloss. s. v. meror 358® nur als t druujnge' aus nl. Gloss. — Ausserdem nur noch ein Beleg aus Herrad v. Landsberg, also elsässisch. — Diese Bildungen auf -ung sind bei A r i g o sehr zahlreich und augenscheinlich beliebt, hauptsächlich als Ableitung sw. Verba. Wir finden noch: 3 8 straffung; 6 35 eylung; 1 4 u welung (electio); 9 2 u wüstung (desertum = 234ä. 234 20 . 237 23 .); 8719 verdriessung ( = 178, 5 ); 99ä prauchung; 11127 erpietung; 10812 rubung; 126,, czwitrachtung ( = 638, 0 ); 12226 meisterung; 108, 2 Wartung; 11827 deutung; 13517 fürsaczung ( = 456 33 ); 17622 wiczung; 17625 betrigung; 17522 ruchung; 10310 widerkerung ( = 15129. 349, 6 ); 202, 5 betrübung ( = 22532. 28426. 319 7 . 53719. 665 27 . 668 2 ); 310 4 traurung ( = 501 12 . 515 lg ); 311 8 schwärung (— 207 34 ); 398 5 inhaltung; 435 25 verpringung; 4975 schankung; 4095 betrügung; 53619



175



kostung ( = 542 8 . 542 1 8 . 557 ä . 607 3 4 ); 560 36 derrung; 6 1 1 ! bittung ( = 611,); 409 4 beschüczung ( = 617 2 6 ); 629 2 3 müe und betreuung; 6 3 4 u geschickung; 6 1 7 t irrung ( = 634 S 1 ); 564 1 6 wolwöllung; 626 2 5 lernung; 554 4 geperrung; dankung etc. etc. — F d V : 1 hofnung; 13 mainung. hassung; 4 geschickung oder gescheite; 21 rubung ( = 27); 45 Vollung (Fülle); 50 sparung (454); 51 Stillung; 73 diebstalung*); 9 3 erschreckung; 90 mitleydung ( V o g t 462). 109 (464). 92. 105. 109 etc. — «Der eigentliche Nährboden für dies Feminina w a r die gelehrte Prosa» W i l m a n n s , Deutsche Gramm. II 2 S . 3 7 5 ; ebenda Näheres über W e r t und Verbreitung dieser Bildungen. — t r e u t e n stn., mhd. triuten. — 343 S 1 sein halsen und I r e u t e n zu leiden. t r o m e t e swf. — 275 2 7 mit eynem frölichen geschrey d i e t r o m e t e n mit grossem schal alle erklungen. t r u c k e n adj. — 255 2 wiewol meyn synn was mit t r u c k e n äugen mein leben zeenden; 4 8 6 ! mit gewalte unnd guten t r u c k e n strevchenn u. ö. t r ü c k e n swv. — 255 2 0 ir haubt auf rieht, ir äugen t r ü c k e t anhub und sprach. t u c h e r stm. — 176 3 1 einem schlechten hantwerck m a n und t u c h e r zu einem weibe gebenn warde; 410 26 in unser stat eyn t u c h e r gesessen w a s ; 471 3 1 die wolle, die ich gespunnen hab, dem t u c h e r bringen u. ö. t u m . — 481 3 2 nahend bei dem t u m und grossen kirchen. t u r n stm. — 241 10 die hochen türne und spiezen der gepeüme; 494 3 4 auf eynem öden turen; 503 ff. — 514 pass. t u r n e r stm. — 297 1 3 ob in in den t u r n e r zereitten w ä r oder nicht. (It. II 230; se andar vi volessono e come). — S c h ö p f I I I belegt diese Form, die sonst nicht erscheint, a u s einer Hs. von 1447 (ohne nähere Angabe i: Gesellen, die in t u r n e r reitend. i | H a n s V i n t l e r an dieser Stelle v. 3224: diupstal.



176 —

t w a l m stm. — 299 21 iren bulen und liebhaber, der do twalm getruncken het; 301 g daz er im twalm wasser zetrincken gäbe; 307 22 twalm wasser zetrincken geben. twerch adj. — 121 35 sie im alles das ze wissen thet, daz sich von dem tage, do sie zu Magiolica mit dem schiff nach d e r t w e r c h s an daz lande ginge und prache, pisz . . . U. ü b e r f l ü s s i g , überfliessend, = reich adj. adv. — 103 ?7 aller güte ein ü b e r f l ü s s i g e r geber; 106 s vmb irer grossen ü b e r f l ü s s i g e n schöne willen; 115 35 gar ü b e r f l ü s s i g schön; 192 2g . u n d a n c k s a m adj. — 2 10 und damit ich u n d a n c k s a m nicht verdacht werde; 8 1 n gar u n d a n c k s a m gen meiner muter gewesen ist. — adj. (ebenso wie subst. undancksamkeit) nur in D i e f e n b . Gloss. ingratus 298 b undancksam als nd. notirt. u n f u r e stf. — 427 13 Also söliches geschrey, romor und u n f u r e von einem nachpern zu dem andern ging. u n g e p o r n adj. — 5 6 6 n ge hin und pringe mir ein wenig neuer, u n g e p o r n e r karten (It. IV 179: im poco di carta non nata)1). u n g e s a l z e n part. adj. — 520 25 Do Bruno des arczte u n g e s a l z n e frag vernam (s. auch salz). u n r e y n stf. (mhd. unreine). — 417 19 mich bedüncket es darinne vil ölle heffen und u n r e y n verdorret. — Bis jetzt nur aus Rud. v. Ems Barlaam (Ben.-Müll. II 1 660 b etc.) belegt. u n t e r k e u f e l stn. — 533 6 und die unterkeufel ausz der zölner pücher nemen den wert der kaufmanschacz; 542 25 die frawe einen unterkeufel beschicket; 31 s 0 mer grosser kauffleut und u n t e r k ä u f e l dann zu Venedig und Parisy tuchverkauffer sein u. ö. — U. a. auch in Nürnb. Chron., Polizeiverordnungen etc. öfters erscheinend. 1) Pergament aus der Haut eines ungeborenen Lammes, das allerzarteste Pergament.

u n v e r w e s e n p. pt., adj. — 280 33 darinn sy das tote haubt unverwesen . . . funden. •— Diese st. Form bei S c h m e l l e r II, 1023. u r b e r i n g adv., subito. — 287 17 gächling oder u r b e r i n g zu der erden sank. u r d r u c z adj. (mhd. urdrütze). — 269 g ir geren u r d r u c z wirt; 600 15 sein selbs u r d r u c z und verdrossen. u r e n swm., urene. — 60 34 Nachdem als mir mein u r e n saget, sie von grossen tugenden sein. V. v e r d o r b e n p. pt., adj. — 300 36 ein krancker mit eynem v e r d o r b e n beyn (It. II 236: il quäle aveva guasta l'una delle garnbe). v e r g e c h e n , vergähen swv., sich übereilen. — 448 22 pate, das sie sich an der swester nit v e r g e c h t e n . — Vgl. L e x e r III, 108; die Stelle fehlt DW XII, 370. v e r h e y t part. adj. (verhien swv.) — 372 13 damit er in deinem alter nicht sprechen müg dein v e r h e y t e r [sjchad; 563 16 ey v e r h e y t e r teuffei; 581 l ä ward mir anders gesaget, so daucht mich das gute zethun, gefeit es dir so gefall, gefeit es dir dann nicht, dein v e r h e i t e r schad. — Vgl. DW XII, 551. v e r h e n g e n swv. — 83 25 von ir daz urlab begeret, daz sie im in keinen wege v e r h e n g e n n noch geben wolt; 97 J 4 des im die edel und diemütig frawenn nit vertragen noch v e r h e n g e n mochte; 70, dez im die iunckfraw nit gestatten noch v e r h e n g e n wolle. v e r h e y e r n , verheiren, verheuren — 218 ä0 für ein kleine zeyt, die ir euch hüten müsset, ¡euch] yemant zu verheyern. v e r l a u g e n , refutare — 1281C seyt gepeten vmb der liebe willen, die ich euch trage, daz ir mir der euern nicht v e r l a u g e n t (1218: che voi non neghiate); FdV 106 die verboten vnd v e r l a u g t e n dinge (le cose vietate e negate). QF. LXXXVI.

12

— 178 — v e r l o f f e n p. pt. zu verlaufen — 212 31 Er ir allez, das sich v e r l o f f e n und gethon het, sagen und ze wissen thet; u. ö. v e r m a l e d e y e n swv. — 316 22 Cymon unmässige liebe verflüchet unnd sein grosses beherczent'gemüte v e r m a l e deyet (It. III 25: malediceva l'amor di Cimone ...)', 303 4 seinem Unglücke fluchet und das v e r m a l e d e y e t (III 45: la sua cHsavventura maledicendo). v e r n ä m e r — 3 8 2 u Der ritter, der ein böser (besserer) v e r n ä m e r dann eyn neuer histori sager was. v e r n a c z a wein — 489 2 mit w e r n a c z a wein und galli von grünem ingewer gemachet (IV 47: con vernaccia); 492 19 eyn gut Haschen von v e r n a c z a de c o r n i l i a wein (IV 53: un fiasco d'una bnona vernaccia) u. ö. v e r p r a c h t e r n zu verprachtieren, in Pracht draufgehen lassen. — 646 19 ich schwere . . . daz ich milttern, pasz v e r p r a c h t e r n [verprachtierenden] mann mit äugen nye gesache. — verprachtieren z. Zt. nur aus der Zimm. Chron. belegt. v e r r e r e n swv., ver-reren, vergiessen. — 229 20 vil manche zäher der edeln hern äugen v e r r e r t warde. — Schriftdeutsch bis zum Anfg. des 17. Jahrh.; ma. noch heute in Bayern. v e r r o c h e n st. pt. prt. zum swv. verrauchen. — 388 29 der herre die rosz sateln schuff, dem sein zorn noch nicht v e r r o c h e n was. — Das Wort ist mhd. und mnd. nicht belegt; für das gebräuchliche st. p. pt. bringt DW XII 993 nur Belege des 16. Jahrhunderts, T h u r n e i s s e r und A y r e r . v e r s ä g e n swv. — 166 13 und also sie mich v e r s ä g t e n den ganz tage (II 19: e davanmi tanta seccagine). •— Sonst ohne Beleg. Vielleicht hat A r i g o das Wort dem ital. Ausdruck selbst nachgebildet, wie auch sonst, vielleicht brauchte er auch den bayr.-östr. thatsächlich vorhandenen Ausdruck .seckieren' (also: verseckirten) nach it. seccare ( S c h m e l l e r II, 222; S c h ö p f 664; H ö f e r , öst. Id. III, 132),

— 179 — der alemannisch nicht gebräuchlich, und den der alem. Setzer daher nicht verstand. v e r s e t z e r . — 4 5 u Primaso ein hoch geleret man . . was vnd des seinen ein grosser v e r s e c z e r . verslinden stv. — 373 2 2 gächling verslunden u. ö.

und das nachtmale so

versmeygen = versweygen, s. S. 119. verstender. — 41 1 2 Der künig, der auch ein guter v e r s t e n d e r waz . . . wol vernomen het. verübel. — 369 16 das sein weybe der andern sere verübel hette — Voc. ven.-tod. bl. 9 4 b : ich hiecz nicht verubel. verwegen, sich e. dinges. — 317 26 sich aller hoffnunge ewig verwegen heten; 3 3 3 n ; 538 31 u. ö. verwesen — 198 29 du verprinnest und verwisest in liebe einer fremden frawen; FdV 45 pegert er nicht, so v e r w i s t er (si consuma) in seiner armut. verwisen, mhd. verwisen. — 291 13 dann ir [d. h. der liebe] natur ist also ein ir selbs verwiset, dann durch yemant rate oder hilff von iren fürgenomen sachen und willen abzesteen (II 221: la cui natura b talé). — .verwisen eig. irreleiten, -führen' steht hier im Sinne von «eine bestimmte Weise haben». verwundern = sich zu Ende wundern, aufhören sich zu wundern (Lexer III, 314): 646 3 nicht alleine sich des ritters sunder auch seiner frawen grosse miltikeit nicht verwundern mochten; 116 3 . — FdV 38 der chünig . . . sich nicht (39) verwundern mochte der starchen und freyen wort . . . (Vogt a. a. 0 . 453, 7 ) u. ö. vogeln swv. — 1) 339 x do er ein reiche hochzeit machet und lange zeit mit einander in fride und freude vögelten, pey tage und nacht nach irem gefallen nachtigal fingen, v. == vögel fangen, hier bildl. mit Beziehung auf den Inhalt der Nachtigalnovelle B o c c a c c i o s = coire. 2) 181 6 12*



180



Damit sie sich im [dem münch] befalche und er ir sein segen gäbe un[d] gen liesse, und noch nicht vername, das er gefogelt was; 18917 den selben gern zu stet, wo sie ander leute vogeln und effen meinen; 190 I2 ze vogeln vnd effen. — In dieser Bedeutung bei S c h m e l i e r aus den sette Comuni: «vogheln, birboneggiare [d. i. betrügen] S e h m e l l e r , Cimbr. Wöbch. (Sitz.-Ber. d. kais. Ak. d. Wiss. Phil. hist. Gl. 15 (1855) S. 182 f.). 3) = Vögel fangen: 452,„ seines iagen und vogeln. — Im DW ist das Wort noch nicht behandelt. v o l p a d stn. — 61 34 ein v o l p a d het lassen zu richten. W. w a f f e n stn. — 27520 ich czu dem w a f f e n unnd schwertt greift; 275 28 ; 437 18 ; 437 37 . w a l l e n swv. — 41236 an dem andern tage, do ich gen Phisola w a l l e n ginge u. ö. w a n c k e l adj. — 1128 wir sein unstäte und w a n c k e l ; 14422 weiche und w a n c k e l ; 143 23 ; 579j, alle w a n c k e l unstät und weyche sein. w a r c z e l . — 14538 ein kleine w a r c z e l n hatte; 14638 dein hauszfraw hat unter ir lincken prüste ein w a r c z e l n . — Diese Form nur bei Die f. Gloss. 614 a Verruca worczel aus md. Voc. d. 15. Jahrh. w a t s a c k stm. — 402 24 sunder den w a t s a c k ; 403 i ä ; 4886 das ich herkomen bin über in ze klagen von eyns lideren w a t s a c k e , den ich im lech. w e g e f e r t i g adj. — 588 27 Do nun der riter zereiten aller ding w e g e f e r t i g was . . . nit lang vergienge, der ritter czu der statt auszreytt. — Hier also nicht in der sonstigen Bedeutung von mhd. wege-vertic ,auf der Reise befindlich', sondern t zur Reise bereit'. Und in entsprechender Bedeutung