Archiv für Gartenbau: Band 32, Heft 1 1984 [Reprint 2021 ed.]
 9783112492307, 9783112492291

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A K A D E M I E D E R LANDWIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN D E R DEUTSCHEN D E M O K R A T I S C H E N R E P U B L I K

ARCHIV FÜR

GARTENBAU 55 HH Cd W m o
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Abb. 4 Abhängigkeit der relativen P h o t o s y n t h e s e r a t e von L u f t t e m p e r a t u r , Beleuchtungsstärke u n d COo-Konzentration der U m g e b u n g

U m den Gradienten der Beleuchtungsstärke im Gurkenbestand, dessen Höhe mehrere Meter betragen k a n n , zu berücksichtigen, wurde die Pflanze in 50 cm Schichten eingeteilt. Die aktuelle Photosyntheserate wird stündlich f ü r jede Schicht berechnet.

ß

3.5.

P . AÜGÜSTIN, Ertragsbildung der Gewächshausgurke

Assimilation

Unter Assimilation wird hier die Umwandlung des aufgenommenen C 0 2 in körpereigene Substanz, d. h. nicht weiter differenzierte Trockenmasse, verstanden. Sie geht in zwei Stufen vor sich. In der ersten Stufe wird C0 2 in Kohlenhydrate verwandelt. In einem weiten Klimabereich ist der Umwandlungsfaktor gleich 0,658 (WATANABE, 1975). Wenn die Stoffproduktion sehr stark ansteigt, was besonders bei C0 2 Begasung der Fall ist, wird die Assimilation gehemmt, d. h. die Stärke verbleibt in den Chloroplasten und mindert ihre Funktionstüchtigkeit (MADSEN, 1976). Im Modell wird dieser Prozeß dadurch berücksichtigt, daß bei Ansteigen des Ernährungszustandes über ein bestimmtes Maß hinaus der Umwandlungsfaktor von C 0 2 in Kohlenhydrate steil absinkt. Es wird bedeutend weniger Trockenmasse gebildet, die auf die Kompartimente zu verteilen ist. In der zweiten Stufe, der produktiven Atmung, wird im Modell clie Stärke direkt in Trockenmasse umgewandelt und danach auf die Kompartimente aufgeteilt. Die produktive Atmung ist unter allen klimatischen Bedingungen konstant (PENNING DE VBIES, 1975).

3.6.

Erhaltungsatmung

Die bei der Erhaltungsatniung entstehende Energie dient zur Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit der lebenden Materie. Dazu gehören z. B . die Bereitstellung der Energie für das Proteinturnover oder die Aufrechterhältung der Konzentrationsunterschiede von Salzen zwischen Interzellularräumen und Zellen. RE 1 0 '

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7

Kr

Abb. 6 Abhängigkeit der Erhaltungsatmung und der Längenwachstumsgeschwindigkeit (Korrekturfaktor — K F — im Modell) v o m Ernährungszustand (EZ)

Die E r h a l t u n g s a t m u n g der Cucurbitaceae hat gegenüber den meisten anderen P f l a n zen eine Besonderheit. Schon bei einem Anstieg der U m g e b u n g s t e m p e r a t u r von 5 K k a n n sie über das Doeppelte steigen (SALE, 1977; siehe auch Abb. 5). Außerdem ist die E r h a l t u n g s a t m u n g vom C0 2 -Gehalt der L u f t sowie vom E r n ä h r u n g s z u s t a n d abhängig. R E aus der F u n k t i o n in Abbildung 5 wird mit dem K o r r e k t u r f a k t o r aus Abbildung 6 multipliziert. W e n n die Pflanze u n t e r schlechten Lichtbedingungen ihren Trockenmassestatus nicht mehr aufrechterhalten k a n n , wird die A t m u n g gedrosselt u n d so die Lebensfähigkeit garantiert. I m Modell wird die E r h a l t u n g s a t m u n g alle Stunden berechnet. Die Größe R E gibt an, welcher Anteil der Trockenmasse veratmet wird.

3.7.

Translokation (Verteilung)

I m Modell werden zwei K o m p a r t i m e n t e unterschieden, das vegetative u n d das generative.' D a die Gurke praktisch keine Reserven a u f b a u t , wird im Modell die Assimilation nicht erst in den K o m p a r t i m e n t e n durchgeführt, sondern gleich im Anschluß a n die Photosynthese. Die dabei entstehende Trockenmasse wird in Abhängigkeit vom Versorgungszustand des vegetativen K o m p a r t i m e n t s verteilt. Wenn die Pflanze, z. B. durch zu hohes C0 2 -Angebot, ü b e r e r n ä h r t wird, k o m m t es zu Stockungen im Transport. Die zurückgebliebene nicht transportfähige Stärke schädigt die Chloroplasten (MADSEN, 1976; MASOTOSHI und KAZUTOSHI, 1977). Siehe dazu auch Abschnitt 3.5.

P. Avgustin, Ertragsbildung der Gewächshausgurke

8

I m Modell wird der Vorgang folgendermaßen dargestellt: Die Photosynthese wird bei zwei Konzentrationen berechnet: einer Grenzkonzentration (0,032 Vol-%) und der aktuellen C0 2 -Konzentration. Nur die bei der Grenzkonzentration entstehende Trockenmasse wird verteilt. Die Differenz beider entstehender Trockenmassen bleibt im vegetativen Kompartiment. Dazu kommt die Menge, die nicht in das generative K o m p a r t i m e n t abgegeben wird: F M : = FM + f(EZ) • GKM T V : = TV + (1 - f (EZ)) • GKM + AM - GKM FM

— dem generativen K o m p a r t i m e n t zugeteilte Masse (wird später auf die Früchte verteilt) TV — Trockenmasse des vegetativen K o m p a r t i m e n t s EZ — Ernährungszustand GKM — Trockenmasse, die bei der Grenzkonzentration gebildet wird AM — Trockenmasse, die bei der aktuellen C0 2 -Konzentration gebildet wird. Falls AM < GKM, wird GKM gleich AM gesetzt. 3.8.

Verteilung innerhalb der Früchte

Die Verteilung der von der Photosynthese gebildeten Trockenmasse auf die einzelnen Früchte ist ein sehr komplizierter Vorgang. Die Gurkenpflanze bildet wesentlich mehr Blüten- und Fruchtansätze, als sie zur vollen Ausbildung bringt (DREWS, 1979). Die Entscheidung darüber, wieviel Trockenmasse jeder Gurkenfrucht zukommt, hängt von mehreren Faktoren a b : Trockenmasse Fruchtbehang (Konkurrenz) Temperaturalter Wachstunisgeschwindigkeit der Vergangenheit. Im Modell erfolgt die Verteilung in drei formalen Schritten: a) Bildung von Verteilungskoeffizienten für jede Gurkenfrucht in Abhängigkeit von ihrer Masse: V E K j : = FMG?/ J " FMG? i=l V E K i — Verteilungskoeffizient, der den Anteil jeder Gurkenfrucht an der angebotenen Fruchtmasse angibt i — Nummer der Gurkenfrucht FMGj — Trockenmasse der Gurkenfrucht n — Anzahl der Früchte Z — Wichtungsexponent für Trockenmasseverteilung ( Z < 1 ) b) Bildung einer vorläufigen Reserve 1 E s wird abgefragt, ob die durch den Verteilungskoeffizienten bestimmte Trockenmasse von Frucht gemäß ihrer aktuellen Wachstunisgeschwindigkeit aufgenommen werden kann. Avis der Menge, die nicht aufnommen werden kann, wird die vorläufige Reserve gebildet.

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Abb. 7 Abhängigkeit der Längenwachstumsgeschwindigkeit der Triebe (STL) vom Temperaturalter (ST) BFEN [dm'lcm]

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Abb. 8 Abhängigkeit der Endblattfläche pro Stengellänge ( B F E N ) vom mittleren Licht der Vergangenheit (ML) D i e a k t u e l l e Z u w a c h s g e s c h w i n d i g k e i t wird von der potentiellen ( A b b . 9) u n d e i n e m F a k t o r b e s t i m m t , der v o n d e r v e r g a n g e n e n Z u w a c h s g e s e h w i n d i g k e i t a b h ä n g t (siehe A b s c h n i t t 3.2.). c) A u f t e i l u n g der v o r l ä u f i g e n R e s e r v e auf die nicht b e f r i e d i g t e n G u r k e n f r ü c h t e u n d B i l d u n g einer 2 4 - h - R e s e r v e . D e n F r ü c h t e n , die im zweiten S c h r i t t nicht die ihrer a k t u e l l e n Z u w a c h s g e s c h w i n d i g k e i t a n g e m e s s e n e T r o c k e n m a s s e m e n g e erhalten h a b e n , wird a u s der v o r l ä u f i g e n R e s e r v e 1 s o l a n g e die f e h l e n d e M e n g e z u g e t e i l t , bis diese e r s c h ö p f t ist. I m F a l l e , d a ß die v o r l ä u f i g e R e s e r v e nicht a u f g e b r a u c h t werden k a n n , w a s a b e r die

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P.

Augustix,

Ertragsbildung der Gewächshausgurke

Ausnahme ist, werden 5 0 % von ihr für den nächsten Tag aufgehoben. D e r R e s t wird an das vegetative Kompartiraent zurückgegeben. Anschließend wird abgefragt, ob und in welchem Grade die F r ü c h t e befriedigt wurden. W e n n sie mehr als vier Tage nur bis 10 °, 0 der geforderten Menge erhalten haben, werden sie abgestoßen.

3.9.

W a c h s t u m und Entwicklung

3.9.1.

H a u p t - und Seitentriebe

Der tägliche Zuwachs des Haupttriebes und der zahlreichen Seitentriebe ist vor allem von der T e m p e r a t u r und dem Temperaturalter abhängig (Abb. 7). Außer den beiden o. g. Größen spielt noch, genau wie bei der Erhaltungsatmung, der Ernährungszustand eine Rolle (Abb. 6). 3.9.2.

Blattfläche

Alle 24 h kommt je ein neuer Triebabschnitt am Haupttrieb und den einzelnen Seitentrieben gemäß 3.9.1. hinzu. Die B l a t t f l ä c h e an jedem Triebabschnitt ist von seiner Länge und dem Lichtmittelwert der Schicht in der Vergangenheit abhängig (Abb. 8). Wenn der Triebabschnitt ein bestimmtes Temperaturalter erreicht h a t , fällt seine B l a t t f l ä c h e weg. D a ß der Lichtmittelwert der Vergangenheit eine Rolle spielt, liegt am ungünstigen Oberflächen-Volumenverhältnis der Blattknospe, deren Transpiration dadurch ZU [mg]

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Abb. 9 Abhängigkeit des potentiellen Gurkengewichts (ZU) vom Temperaturalter der Frucht (TAF)

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stark gehemmt wird. Die Knospen heizen sich so im Gegensatz zu den entfalteten Blättern in Abhängigkeit von der Einstrahlung viel stärker auf. Die Entfaltungsgeschwindigkeit nach dem Knospenstadiuni hängt praktisch nur von der Temperatur a b (PIETEBS,

1974).

Auch im Modell liegt an den einzelnen Triebabschnitten nicht gleich die endgültige Blattfläche vor. Sie nähert sich ihr asymptotisch nach einer Arcustangensfunktion. 3.9.3.

Blüten und Früchte

Die Zahl der Blüten (Fruchtansätze) ist von der Trieblänge abhängig. Die erste Blüte entsteht nach einem bestimmten Temperaturalter. Das Wachstum der an den Fruchtansätzen entstehenden Früchte wurde schon im Abschnitt 3.8. geschildert. Die Ernte erfolgt alle 3 Tage. Das Erntekriterium für jede Frucht ist entweder eine Mindestmasse oder ein maximales Temperaturalter.

4.

Ergebnisse und Diskussionen

Als Gütekriterium für ein Modell wird allgemein der Anpassungsgrad an experimentelle Ergebnisse genommen. Die Anpassung an die experimentellen Ergebnisse ist zwar notwendig, aber nicht ausreichend. Modelle sollen ja auch Extrapolationen in noch nicht experimentell untersuchte Wechselwirkungen der Einflußgrößen gestatten. Letzteres kann nur erfolgreich durchgeführt werden, wenn sachlogisch begründete Parameter als Grundlage der Modellbildung dienen. Um diese Extrapolationen durchführen zu können, müssen die Hypothesen, die jedem Modell zugrunde liegen, so beschaffen sein, daß sie die Wirklichkeit so vollständig wie möglich widerspiegeln. Die Extrapolationsfähigkeit ist deshalb so wichtig, weil das vorliegende Modell zur Optimierung des Klimaverlaufes im Gewächshaus dienen soll. Diese Eigenschaft läßt sich gut testen, wenn extreme Klimabedingungen anhand des Modells simuliert werden. Bei allen Simulationen wurde deshalb immer ein weiter Klimabereich eingestellt. Die Kalkulation zur Testung des Modells, die angeführt werden, wurden nach folgendem Schema durchgeführt. Zuerst wurde die sogenannte Normalvariante berechnet, die durch folgende Eingangsparameter gegeben ist: — — — — —

Beleuchtungsstärkequotient des Gewächshauses: 0.60 C0 2 -Konzentration nachts: 0,05 VoL-% C0 2 -Konzentration tags: 0,04 Yol.-% Tagesgrundtemperatur: 20°C Anstieg derTagestemperatur (TAT) mit der Globalstrahlung (I): 0,28 °C- l y " 1 (TAT = 20,0 + 0,28-1) — Nachttemperatur 17 °C — Pflanztermin 30. J a n u a r — Pflanzdichte 2,66 Pfl/m'^ — letzte Ernte 260. Tag im Jahr. Bei jeder der im folgenden dargestellten Variante (Simulationen) wurde immer nur ein Parameter, und zwar der in der jeweiligen Abbildung angegebene, verändert.

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P . A r c r s T i N , Ertragsbildung der Gewächshausgurke

A b b . 10 Abhängigkeit v o n Flächenertrag und Lichtnutzungskoeffizient ( L N K ) v o m Beleuchtungsstärkequotienten des Gewächshauses

Abbildung 10 zeigt Ergebnisse, die mit dem Modell bei der Berechnung der Abhängigkeit von Beleuchtungsstärkequotienten ( B Q - W e r t ) erhalten wurden. Der B Q - W e r t sagt aus, wieviel Prozent der Freilandbeleuchtungsstärke im Gewächshaus an der Spitze des Pflanzenbestandes herrschten. Der mittlere Bereich ( 4 0 % < B Q < 6 5 % ) ist besonders gut experimentell untersucht. Das Modell ist sehr gut an diese Ergebnisse angepaßt. Die Extrapolation über und unter die genannten Grenzen erbrachte sachlogisch richtige Ergebnisse. Der Lichtnutzungskoeffizient L N K (kg • m " - • l y _ 1 ) ist der durch die Globalstrahlungssumme der gesamten Vegetationsperiode dividierte Ertrag. Er ist ein Maß dafür, wie gut das Lichtangebot an der Bestandsspitze genutzt wird. Der Abfall des L N K bei sehr schlechten Beleuchtungsbedingungen ( B Q < 3 5 n/0) spiegelt die bevorzugte Versorgung des vegetativen gegenüber dem generativen Kompartiment wider. Das vegetative Kampartiment wird möglichst erhalten und wächst relativ zum generativen weiter, obwohl die Bedingungen schlechter geworden sind (VERKERK, 1955). In Abbildung 11 sind der Ertrag und der Lichtungskoeffizient in Abhängigkeit vom Pflanztermin dargestellt. Es muß darauf geachtet werden, daß hier auch Temperaturwirkungen eine Rolle spielen. Die Temperatur im Gewächshaus hängt von der Einstrahlung ab, so daß bei variiertem Pflanztermin die Pflanzen in Jugendstadium unterschiedlichen Tagestemperaturen ausgesetzt sind. Die Ergebnisse stimmen gut mit der gärtnerischen Praxis überein, die ebenfalls Mitte—Ende Februar bis Anfang März als besten Pflanztermin ansieht. Die frühen Pflanztermine haben weniger Ertrag als die mittleren, weil sie mit dem Ertragshöllepunkt viel zu früh Hegen. Das gute Licht der Sommermonate kann nicht mehr voll ausgenutzt werden. Bei anderen Temperaturen liegen die günstigsten Pflanztermine anders (HEISSSER und AUGUSTIX, 1981). Generell kann gesagt werden: Je niedriger die Temperaturen sind, um so früher liegt der optimale Pflanztermin. In Abbildung 12 werden die Ergebnisse dargestellt, die sich bei der Berechnung des Ertrages in Abhängigkeit von der Pflanzdichte ergaben. Bis zu einer Pflanzdichte von 5 Pflanzen pro in- ist die Anpassung an die Experimente

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Ertrag

20 -4 Abb. 11 Abhängigkeit des Ertrages vom absoluten Pflanzdatum (Pflanztermin)

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90. 120. Pflanzdalum absolut

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Abb. 12 Abhängigkeit des Ertrages von der Pflanzdichte

gut. Die Literatur sagt, daß die Erträge bis zu o Pfl/m- steigen können (LIEBIG, 1978 ; LANCKOW, 1 9 7 6 ) .

Für die Tatsache, daß bei einer Pflanzdichte über die genannte Grenze hinaus die Erträge nicht mehr ansteigen, gibt es vor allem zwei Gründe. Der erste Grund ist, daß die B l ä t t e r der unteren Insertionshöhen wegen des mangelnden Lichtes schneller absterben. Der zweite Grund hängt eng damit zusammen. Die Früchte, die an den unteren Blattachseln entstehen, können keine Assimilate mehr von den benachbarten Blättern bekommen, so daß sie frühzeitig absterben. Deshalb setzt der erste Ertrag in Abhängigkeit von der Pflanzdichte immer später ein. Der Ertragsvorsprung der weniger dichten Pflanzungen muß deshalb erst aufgeholt werden. So können die dichteren Pflanzungen ihr höheres Produktionspotential nur sehr unvollkommen in Fruchtmasse umsetzen. Eigene Untersuchungen besagen, daß die vegetative Masse bis zu wesentlich höheren Pflanzdichten steigt. Auch bei Z u c k e r r ü b e u n d K l e e (DAMMBROTH u n d BEAMM, 1 9 8 0 ; JOGGI, 1 9 7 8 ) s t e i g e n d i e E r -

träge bis zu sehr hohen Pflanzdichten, weil hier vegetative Masse geerntet wird. E i n weiterer wichtiger F a k t o r bei der Produktion in Gewächshäusern ist die C 0 2 Konzentration. Die in Abbildung 13 dargestellten Simulationsergebnisse entsprechen den Literaturangaben

(MADSEN,

1976;

MASOTOSHI u n d KAZUTOSHI, 1 9 7 7 ) , d i e

be-

sagen, daß hohe C0 2 -Konzentrationen über einen längeren Zeitpunkt hinweg schädigend wirken. Das kann bis zu Blattverbrennungen führen (UEFELEN, 1970).

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P. AUGÜSTIN, Ertragsbildung der Gewächshausgurke

Ertrag [kgI-'] 50-

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Abb. 13 Abhängigkeit des E r t r a g e s von der C0 2 -Konzentration am Tage

0,15

Abb. 14 Abhängigkeit des Früh- und Gesamtertrages von der mittleren Temperatur (24-h-Mittel)

Abbildung 14zeigt die errechneten Früh- und Gesamterträge in Abhängigkeit von der durchschnittlichen Höhe der Tages- und Nachttemperaturen (24-h-Mittelwerte). Aus der Abbildung geht hervor, daß sich die Optimaltemperatur zu späten Ertragsterminen hin nach unten verschiebt. Die kälteren Varianten nutzen das L i c h t viel b e s s e r a l s d i e w ä r m e r e n ( D R E W S u . a . , 1 9 8 0 ; H E I S S N E R u n d AUGTJSTIN, 1 9 8 1 ) .

Die gezeigten Ergebnisse sagen aus, daß der gesamte betrachtete Bereich, mit Ausnahme der hohen Pflanzdichten, genügend genau widergespiegelt wird. Die E x t r a p l a tionsfähigkeit dürfte ausreichend sein, um eine Optimierung durchzuführen. Die Pflanzdichte ist ein sekundäres Problem, so daß weiterhin keine Anstrengungen unternommen werden, um eine bessere Anpassung bei den hohen Pflanzdichten zu bekom-

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15

men. D i e guten Extrapolationsergebnisse sind um so erstaunlicher, obwohl die physiologischen Vorgänge in der P f l a n z e in sehr einfacher und allgemeiner F o r m berücksicht i g t wurden. Daraus könnte man den Schluß ziehen, daß die P f l a n z e doch nicht so kompliziert ist, wie es allgemein angenommen wird. D i e Vereinfachungen bewährten sich. Sie gestatten es, die Rechenzeit für eine Vegetationsperiode von 250 Tagen auf ca. 100 Sekunden zu begrenzen. Einen N e u w e r t in dem Modell stellt die Einführung des Ernährungszustandes dar. E s wird postuliert, daß der Ernährungszustand den Gesamtzustand der P f l a n z e gut repräsentiert. D e r Ernährungszustand

ist eine

Signalfunktion im

kybernetischen

Sinne. D . h., daß praktisch ohne energetischen A u f w a n d große Veränderungen innerhalb der P f l a n z e bewerkstelligt werden können. Das liegt an der besonderen Struktur des biologischen Materials. D i e Aggregation der supermolekularen Strukturen in der Zelle (PENNING DE VRIES, 1972) geht praktisch ohne E n e r g i e a u f w a n d v o r sich, so daß z. B . H o r m o n e , die keine Energieträger sind, einen hohen Steuereffekt haben. Diese Signalprozesse sind aber nur äußerst schwer zu erfassen. So ist es nicht verwunderlich, daß sie in vielen Modellen keine Berücksichtigung finden. Bei der Ausarbeitung eines Modells ist es erforderlich, daß das gesamte

Wissen

überprüft und geordnet wird. Dadurch können zukünftige Forschungsrichtungen aufgezeigt werden. Bei der Bearbeitung stellte sich heraus, daß das Verhalten der P f l a n z e unter extremen K l i m a b e d i n g u n g e n besonders schlecht bekannt ist. Zukünftige E x p e r i m e n t e sollten in diese Richtung führen, um das Leistungsvermögen der P f l a n z e n zu testen. Dadurch sollten sich Erkenntnisse ergeben, die es gestatten, das Ertragsniveau zu erhöhen.

Zusammenfassung E s wird ein Modell vorgestellt, welches die Optimierung v o n klimatischen Einflußgrößen bei der Gurkenproduktion in Gewächshäusern gestattet. Grundlage des Modells sind allgemeine, pflanzenphysiologisch begründete P a r a m e t e r . Das dj 7 namische Modell stellt den Ertrag in Abhängigkeit von der L u f t t e m p e r a t u r , der Beleuchtungsstärke und C 0 2 - K o n z e n t r a t i o n der L u f t dar. Als Teilprozesse der gesamten Ertragsbildung werden berücksichtigt: die P h o t o s y n these, die Assimilation, die Erhaltungsatmung, die Translokation, das W a c h s t u m und die Entwicklung der Blätter, Triebe sowie Früchte, die Alterung und A d a p tation. E s wurde versucht, den biologischen Zustand der P f l a n z e darzustellen. E s wurde eine Funktion benutzt, die den idealen Trockenmassestatus der P f l a n z e ausdrückt. D i e Abweichung v o n diesem Status dient als Maß f ü r den biologischen Zustand (Ernährungszustand). Dieser Ernährungszustand wirkt über nicht bestimmte Signalprozesse auf viele grundlegende Funktionen der P f l a n z e ein. D i e Simulation zeigt über einen sehr weiten Klimabereich eine gute bis sehr gute A n passung an die experimentellen Ergebnisse und eine gute Extrapolationsfähigkeit des Modells bis in extreme Klimabereiche. Durch die starke Vereinfachung der Darstellung der physiologischen

Teilprozesse

gelang es, die Rechenzeit auf ca. 100 sec. für 250 Tage Vegetationszeit zu begrenzen und t r o t z d e m die gute Anpassung zu erreichen.

P. Augustin, Ertragsbildung der Gewachshausgurke

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' J o n a t h a n ' mit 84—150 % Kronenvolumen liegt standortabhängig zwischen 55,5 bis 120 /„ E r t r a g (Tab. 2). I n der vegetativen u n d generativen Leistung reagiert MM 106 je nach der aufveredelten Sorte u n d den Bodenverhältnissen different. Sie ist standfester als M 4, u n d in dieser Hinsicht d ü r f t e sie, auch wegen ihrer relativ starken Wüchsigkeit auf g u t e n Böden, mehr f ü r leichtere in K o m b i n a t i o n mit mittelstark u n d schwächer wachsenden Sorten geeignet sein. M 9 I m Mittel der Sorten liegt M 9 im E r t r a g dt/ha zwischen 40 ° 0 in Marquardt (BW 33) u n d 70 % in K a u s c h a (BW 80) bei einem Kronenvolumen von 28—60 "/0 u n d einem E r t r a g kg/nv ; K V von 1 3 0 - 2 3 0 % (Tab. 1) Aus den oben genannten W e r t e n wird ersichtlich, daß M 9 stärker auf Standort unterschiede reagiert. An den Versuchsstandorten beträgt die S t a n d f l ä c h e n n u t z u n g im Mittel der Sorten 40—67 % . M 9 besitzt im 5. S t a n d j a h r das kleinste Kronenvolumen u n d die zur Verfügung stehende Standfläche sowie der S t a n d r a u m werden bei einem A b s t a n d in der Reihe von 2,0 m nicht ausgefüllt. I m spezifischen E r t r a g ist sie signifikant zu M 4 überlegen. Bei M 9 ist ein sehr günstiges Verhältnis generativer zu vegetativer Leistung gegeben. Am Standort Marquardt mit der Bodenwertzahl 33—35 ergibt sich im Mittel der Sorten ein sehr geringes Kronenvolumen, doch ist die Verwendung dieser Unterlage in K o m b i n a t i o n mit starkwachsenden Sorten nicht auszuschließen. Auf Böden mit B W > 6 0 ist M 9, V i n t e r Berücksichtigung geeigneter K o m b i n a t i o n s p a r t n e r , insbesondere stärker wachsende Sorten, M 26 vorzuziehen. M 9 sowie auch M 26 benötigen auf Grund ihrer geringen Standfestigkeit ein Stiitzgeriist. Pi 80 I m Mittel der Sorten (Tab. 1) beträgt das Kronenvolumen, je nach S t a n d o r t , 45—80 % mit einem E r t r a g d t / h a von 65—100%. Es liegt ein relativ günstiges Verhältnis zwischen E r t r a g und W a c h s t u m vor. D e r E r t r a g kg/m : i K V beträgt 103—148 % . 'Auralia' und 'Gelber Köstlicher' zeigen an allen S t a n d o r t e n ein günstiges Verhältnis der generativen Leistung zur vegetativen mit einem hohen E r t r a g k g / m 3 K V . Bei 'Alkmene' ist dieses Verhältnis in K o m b i n a t i o n mit P i 80 nicht so günstig (Tab. 2). ' J o n a t h a n ' liegt standortbedingt im Kronenvolumen zwischen 35—87 % , im E r t r a g zwischen 3 4 - 7 6 % (Tab. 2). P i 80 verhält sich in der Wuchs- u n d Ertragsleistung a n n ä h e r n d wie M 26, teilweise wächst sie etwas schwächer. Pi 80 ist geringfügig standfester als M 9, sie benötigt jedoch ein Stiitzgeriist. M 26 I m Mittel der Sorten bringt M 26 in Marquardt, Würzen und Rostock-Biestow zwischen 72 u n d 100 % des Hektar-Ertrages, bei 50 bis 78 % K r o n e n v o l u m e n . I n K a u s c h a und in Rostock-Lütten Klein verhält sie sich in W u c h s u n d E r t r a g wie M 4. D e r E r t r a g kg/m" K V liegt zwischen 100 u n d 160 % (Tab. 1). I n K o m b i n a t i o n mit 'Alkmene' wächst M 26 an allen S t a n d o r t e n relativ s t a r k (Tab. 2). I n K o m b i n a t i o n mit 'Auralia' liegt der E r t r a g d t / h a bei 55—100 % und das Kronenvolumen bei 5 0 - 9 5 % (Tab. 2).

44

G. PÄTZOLD, G e n e r a t i v e und v e g e t a t i v e L e i s t u n g v o n A p f e l u n t e r l a g e n

'Gelber Köstlicher mit einem Kronenvolumen von 43—120 % und einem Hektarertrag von 78—156 % erscheint in dieser Kombination besonders für leichte und mittlere Böden geeignet zu sein. Das trifft ebenfalls auf die Sorte 'Jonathan' zu. A m Standort Kauscha zeigten die Kombinationen mit 'Gelber Köstlicher', 'Auralia' und 'Jonathan' einen relativ starken Wuchs, ähnlich M 4. I m Vergleich zu M 9 wächst M 26, je nach Standort, 60—130 % stärker. Der Mehrertrag beträgt 30—110 % . Sie scheint besonders für die leichten und mittleren Böden geeignet zu sein. Das Kronenvolumen ist im Mittel der 4 Sorten im Vergleich zu M 4 an allen Standorten in den Relationen zueinander annähernd gleich. In Würzen ist, mit Ausnahme M 9, im Vergleich zu den anderen Standorten das größte Kronenvolumen vorhanden. Bei den mittelstark wachsenden Unterlagen M 4, M 7 und M M 106 liegt es an anderen Standorten in der Regel zwischen 36—42 °/0 im Vergleich zu Würzen (100 ° /0 ). Bei schwachwachsenden Unterlagen M 26, P i 80 und M 9 zwischen 55—110 % (Tab. 1). Es zeigt sich bei den schwächer wachsenden Unterlagen eine stärkere Reaktion auf die Standortunterschiede, die bei den mittelstark wachsenden nicht in diesem Maße zu verzeichnen ist. So wurde bei den schwächer wachsenden P i 80, M 26 und M 9 in Würzen und Kauscha ein fast gleiches und in Marquardt das geringste Kronen volumen gemessen. Das sortenspezifische Kombinationsverhalten ist ebenfalls an allen Standorten annähernd gleich.

Tabelle 3 Generative und v e g e t a t i v e Leistung im Mittel der 6 Unterlagen dt/ha x 2.-6. Stj.

°o

m-VKV 5. Stj •

76,1 31,9 100,0 109,1

3,2 3,2 3.2 3,4

%

kg/m3 K V x 2.-6. % Stj.

m 2 /KG 5. Stj. ° o

kg/m 2 x 2.— «• Stj.

%

Standort Kauscha Alkmene Jonathan G. Köstlicher Auralia

73,1 30,7 96,1 104,8

GD 5

100,0 100,0 100,0 106,3

11,4 22,6

s0 o

2,4 0,9 3,1 3,1

77,4 29,0 100,0 100,0

2,6 2,6 2,7 2,8

96,2 96,2 100,0 103,6

0,6 36,9

3,0 1,1 3,8 3,8

78,9 28,9 100,0 100,0

0,6 30,8

Standort Marquardt Alkmene Jonathan G, Köstlicher Auralia

84.1 30,4 70,4 76,5

GD 5 0 n

23,4 54,8

S

H

o

119,5 43,2 100,0 108,7

3,1 2,8 2,6 2,3

119,2 107,7 100,0 88,5

3,3 1,2 3,2 4,4

103,1 37,5 100,0 137,5

2,2 2,1 2,0 1,9

110,0 105,0 100,0 95,0

3,8 1,3 3,5 4.2

108,6 37,1 100,0 110,5

0,6 28,7

1,1 55,2

Standort Würzen Alkmene Jonathan G. Köstlicher Auralia GD5 %

s%

168,3 90,7 211,1 240,6 32,1 35,8

79,7 42,9 100,0 113,9

5,7 4,8 4,7 4,5

121,3 102,1 100,0 95,7

3,3 2,0 5,4 6,3 0,7 22,6

61,6 37,0 100,0 116,7

3,2 2,9 2,7 2,9

118,5 107,4 100,0 107,4

5,2 2,9 8,0 8,3 0,6 19,0

65,0 36,3 100,0 103,8

Arch. Gartenball, Bd. 32 (1984) H . 1

45

Fortsetzung Tab. 3 dt/ha x 3.-6. Stj.

%

m;i/KV 5. Stj.

kg/m3 K V x 3.-6. Stj.

%

%

123 113 100 105

88 88 100 77

136 89 100 81

119,6 76,2 100,0 159,7

100,0 118,1 96,9 136,3

kg/m2 x 3.-6. Stj.

m2/KG 5. Stj.

%

%

89 100 100 89

129 86 100 72

110,0 130,0 100,6 140,0

104,5

Standort Rostock-Biestow Alkmene Jonathan G. Köstlicher Auralia

61,5 56,6 50,0 52,4

GD 5 o/0

64,9 33,0

s%

Rostock-Lütten Klein Alkmene Jonathan G. Köstlicher Auralia

150,1 95,7 125,5 200,5

D e r Kronengrundriß 5. Standjahr beträgt

99,4 100,6 91,2

100,0 93,7

im M i t t e l der 4 Sorten in\ Vergleich zu

M 4 je nach Standort bei M 7 9 3 - 1 1 0 % . M M 106 9 6 - 1 2 5

P i 80 5 9 - 9 1 "/„, M 26

66—93 n/0, M 9 40—66 % . Daraus geht hervor, daß an den einzelnen Standorten die Standfläche nicht voll genutzt

wurde und bei spezifischen,

schwachwachsenden

K o m b i n a t i o n e n eine engere Pflanzung möglich ist, die höhere A n f a n g s - und Flächenerträge bewirkt. D e r Ertrag kg/m 2 Kronengrundriß liegt im M i t t e l des 2 . - 6 . Standjahres, bis auf die K o m b i n a t i o n e n mit M 7 93—115 % , bei allen anderen zwischen 100—143 % im Vergleich zu M 4. D e r Ertrag

kg/m 3 K V

beträgt im Mittel des 2 . - 6 . bzw. 3 . - 6 . Standjahres und im

Mittel der Sorten standortbedingt bei M 7 und M M 106 zwischen 91—131 % , bei den schwachwachsenden Unterlagen M 9 zwischen 130-231 % , P i 80 113-148 «'/„, M 26 100-158 «/„ im Vergleich zu M 4 = 100 »/oI m M i t t e l der 6 Unterlagen (Tab. 3), Vergleichssorte 'Gelber K ö s t l i c h e r ' = 100 % ist an allen Standorten 'Auralia' ertraglich 8—13 % , in R o s t o c k - L ü t t e n K l e i n um 60 °/0 überlegen, da an diesem Standort für die Vergleichssorte „Gelber K ö s t l i c h e r ' keine optimalen klimatischen Bedingungen gegeben sind. ' A l k m e n e ' brachte einen Ertrag v o n 76—120 ° /0 , das ist für diese Sorte eine beachtliche Leistung, da gerade in den letzten Jahren Blütenfrostschäden zu verzeichnen waren. 'Jonathan' ist an allen Standorten signifikant unterlegen. D i e Ertragsleistung beträgt nur 32—43

A m Standort

R o s t o c k - L ü t t e n K l e i n liegt sie aus den oben genannten Gründen etwas günstiger. D e n Mitarbeitern der Versuchsstationen des Institutes für Obstforschung DresdenPillnitz, Kauscha und R o s t o c k - B i e s t o w sowie denen der Zentralstelle für Sortenwesen der D D R Marquardt und W ü r z e n gilt ein besonderer Dank für die mühevolle Erfassung der D a t e n und die Betreuung der Versuche. Zusammenfassung A n 4 Standorten in der D D R wurden die Malusunterlagen M 4, M 7, M M 106, P i 80, M 26 und M 9 in K o m b i n a t i o n mit 'Gelber K ö s t l i c h e r ' (Syn. 'Golden

Delicious'),

' A l k m e n e ' , ' A u r a l i a ' und 'Jonathan' auf ihre K o m b i n a t i o n s - und Anbaueignung geprüft.

G. PÄTZOLD, Generative und vegetative Leistung von Apfelunterlagen

46

I m Mittel der Sorten ergibt sich bei den mittelstark wachsenden Unterlagen M 4, M 7 und M M 106 an allen Standorten ein annähernd gleiches Verhalten. Die schwachwachsenden Unterlagen M 9, M 26 und P i 80 reagieren stärker auf Bodenunterschiede. M 9, M 26 und P i 80 verursachen bis auf wenige standortbedingte Ausnahmen bei den meisten Kombinationen einen relativ schwachen Wuchs und einen hohen spezifischen Ertrag, damit ergibt sich ein günstiges Verhältnis generativer zu vegetativer Leistung. M M 106 ist für leichte und mittlere Böden spezifischer K o m b i n a t i o n e n geeignet. M 4 hat auf Grund ihres starken Wuchses keine Bedeutung für intensive

Anbau-

systeme, ebenso M 7, die ertraglich nicht befriedigt. Bei den spezifischen Kombinationen sind für intensive Anbausysteme am günstigsten zu beurteilen 'Gelber Köstlicher' auf M 9, M 26 und auf sehr leichten Böden evtl. noch B M 106; ' A l k m e n e ' auf M 9; 'Auralia' je nach Standort auf P i 80, M 26 und M M 106; '•Jonathan' auf M 26 und P i 80. Mei den Sorten brachten den höchsten Ertrag 'Auralia', g e f o l g t v o n 'Gelber K ö s t licher', ' A l k m e n e ' und Jonathan'.

PesioMe Ha3Banne paöoTbi: FeHepaTUBHan h BereTaTjiBHaa np0/iyKTjiBH0CTb 6 no p jBOEB H6JIOHII B K O M Ö H H A I I U H

c 4 copTaMH Ha 5 MecTonp 0113p acTaHHHx

B

uopno;[

co 2-ro no 6-ft roj; nocaaKH Ha 5 MecT0np0H3pacTaHiiHx r,D,P H3yHajiHCb noflBOii Malus M 4, M 7, M M 106, P i 80, M26 H M 9 B KOMF)HHai;iiH c copTaMH Tejibßep KecTJiwxep (FojibseH flejminec), AjiKMene, A y p a j i n a H,D,5KOHaTaH Ha HX npnronHOCTb ajifi KOMÖHHamuiH B03flejiHBaHHH. B cpeaHeM 110 copTaM cpeaHecHöibHopocJibie noßBOH M 4, M 7 h M M 106 noHTH 0«HHaK0B0 pearnpyioT Ha Bcex MecTonpoMspacTaHjiHX. Cjiaßopocjibie IIOHBOH M 9, M 26 H P i 8 0 6 o j i e e cHJibHo pearwpyioT na noHBeHHbie pa3JiHiHH. H O A B O H M 9 , M 26 H P i 8 0 y fiojibuiHHCTBa

KOMÖHHaiiHH — 3a pe^KHM HCKJIIOHeHHeM, OÖyCJIOBJieHHHM MecTonpOH3paCTaHHeM — CIIOcoßcTByioT

oTHOCHTejibHO

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TaKHM nyTeM nonyiaeTCH BHroaHoe B3aHM00TH0meHne MejK/jy reHepaTHBHoii H BereTaTHBHOü npoayKTHBHoeTbK). npnroneH

AJIH

JIOCTH llOABOii M 4 HC HMeeT IIOABOH

B KOMÖHHai^HJi co cnei;H(|)HiecKHMH copTaMH M M 106

B03AeJiHBaHHH Ha JierKHX 11 cpenHHX no^Bax. BcjiencTBHe cjmibHopoc3HaieHHH

flJlH HHTeHCHBHHX CHCTeM B 0 3 a e j l H B a H H H ; K a K H

M 7 Hey^oBjieTBopuTejibHoii no ypojKaüHOCTH. CjienyiomHe cnei;ji(j)jiHecKHe

KOMÖUHaiiHH cqjiTaroTCH caMbiMH ÖJiaronpUHTHHMji

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HHTeHCHBHHX CHCTeM B03flejibi-

BaHjiH: Tejiböep KecTjinxep Ha IIOABOHX M 9, M 26 h Ha oieHb JierKHX noiBax, bo3mo/Kho TaKH«e Ha M M 106; AnKMeHe Ha M 9; A y p a j i n a B 3aBHCiiMOCTH OT MecTonpoH3pacTaHHH

Ha P i 80, M 26 11 M M 106; JJjKOHaTaH .Ha M 26 h P i 80. CaMHM

oTJiHnajicH copT A y p a j i n a , 3a TÜH.

HHM

cjie^yioT Tejibßep KecTjinxep,

BHCOKHM

A J I K M C H C JI

ypoHtaeM ,H,?KOHa-

Arch. Gartenbau, Bd. 32 (1984) H 1

47

Summary Title of the p a p e r : Generative and vegetative performances of 6 apple rootstocks combined with 4 varieties — Results obtained from 2 to 6 years f r o m planting a t 5 different sites At 5 G D R sites, the malus rootstocks M 4, M 7, MM 106, Pi 80, M 26 a n d M 9 were tested for their growing and combining ability, using t h e m for grafting Golden Delicious, Alkmene, Auralia, a n d J o n a t h a n . I n the mean of the varieties, all rootstocks with medium growth dynamics (i. e. M 4, M 7, and MM 106) show similar behaviour a t all sites. The poor-growing rootstocks M 9, M 26, a n d P i 80 respond more strongly to different soils. W i t h a few site-specific exceptions, the latter rootstocks show relatively poor growth in most of the combinations but produce a high specific yield. Thus, a beneficial ratio between generative and vegetative performances is reached. M 106 is suitable in specific combinations for light and medium soils. M 4 cannot be used in intensive cropping systems as it is a strongly growing rootstock, M 4 is not suitable for reasons of unsatisfactory yields. The following specific combinations are considered most favourable for intensive cropping: Golden Delicious on M 9 and M 26, MM 106 being perhaps suitable on very light soils; Alkmene on M 9; Auralia on P i 80, M 26, a n d MM 106 in dependence on the site; J o n a t h a n on M 26 and P i 80. As to the varieties, Auralia proved to be highest-yielding, followed by Golden Delicious, Alkmene a n d Jonathan.

Literatur NEUMANN, D.: Anbausystem-Varianten für Apfelanlagen in Abhängigkeit von Sorte, Unterlage und Boden. Gartenbau 23 (1976) S. 339-340 Klima-Atlas für das Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik Hrsg. vom Meteorologischen und Hydrologischen Dienst der Deutschen Demokratischen Republik — Berlin: AkademieVerlag 1953 Anschrift des Autors: Dipl.-Gartenbau-Ing. G. PÄTZOLD Zentralstelle für Sortenwesen der D D R D D R - 7250 Würzen Torgauer Str. 100

Arch. Gartenbau, Berlin 32 (1984) 1, S. 4 9 - 5 3 Institut für Forstwirtschaft, Sofia und Institut für Pflanzenpliysiologie „M. Popov", Sofia, VR Bulgarien

ST. GERNEVA, ST. PANDEV

Der Einfluß des Vorherrschens der Ionen von Makronährstoffen in der Nährlösung auf das Wachstum von Sommerastern (Gallistephus chinensis (L.) Nees) — Kurzmitteilung

Eingang: 5. April 1983

Die Methode der s y s t e m a t i s c h e n V a r i a n t e n n a c h HOMES (1955) e r l a u b t die B e s t i m m u n g des o p t i m a l e n Verhältnisses der M a k r o n ä h r s t o f f e der P f l a n z e n e r n ä h r u n g . Zu diesem Zweck w e r d e n die Versuchspflanzen auf verschiedenen N ä h r l ö s u n g e n k u l t i viert, in d e n e n jeweils eines d e r folgenden E l e m e n t e v o r h e r r s c h t : N, S, P , K , Ca u n d Mg. Auf d e r G r u n d l a g e des erreichten E r t r a g e s wird das o p t i m a l e V e r h ä l t n i s zwischen den einzelnen E l e m e n t e n e r m i t t e l t . Mit Hilfe dieser Methode w u r d e n die o p t i m a l e n Verhältnisse der M a k r o n ä h r s t o f f e f ü r die E r n ä h r u n g einer R e i h e l a n d w i r t s c h a f t licher N u t z p f l a n z e n sowie ein- u n d zweijähriger J u n g g e h ö l z e b e s t i m m t . B e i Z i e r p f l a n z e n w u r d e die Methode der s y s t e m a t i s c h e n V a r i a n t e n bei Begonien u n d C h r y s a n t h e m e n a n g e w a n d t (PIVOT 1 9 7 5 , 1 9 7 7 ) .

Material u n d Methode I n einem Vorversuch w u r d e n S o m m e r a s t e r n der G r u p p e P r i n z e ß a s t e r n Sorte ' C r e m e ' n a c h einem S c h e m a f ü r s y s t e m a t i s c h e V a r i a n t e n n a c h HOMES (1955) a n g e b a u t (Tabelle 1). Ziel des Versuches w a r es, die Möglichkeit des A n b a u s dieser t y p i s c h e n F r e i l a n d p f l a n z e als W a s s e r k u l t u r n a c h d e m o. g. S c h e m a u n d d e n E i n f l u ß des Ü b e r s c h u s s e s einzelner M a k r o e l e m e n t e in der N ä h r l ö s u n g auf W a c h s t u m u n d S a m e n e r t r a g zu p r ü f e n . Tabelle 1 Versuchsschema

NOj

SO'?,"

PO^-

Kationenbilanz in °/7o ( . Mg2+ K K+ Ca"

60 20 20 50 50 50

20 60 20 25 25 25

20 20 60 25 25 25

29 29 29 60 20 20

Varianten Anionenbilanz in %

N S P K Ca Mg

4 Arch. Gartenbau, Bd. 32, H. 1

45 45 45 20

60 20

26 26 26 20

20 60

CERNEVA/PANDEV, Einfluß der Nährlösung auf Pilanzenwachstum

50

Die Pflanzen wurden in Kieskultur angebaut. Dazu wurden 7-1-Plasteinier mit 6,8 kg Quarzkies gefüllt. Die E i m e r hatten im Boden und an den Seiten Öffnungen, durch die Nährlösung abfließen konnte. Die Nährlösung wurde dreimal täglich angestaut. Auf die Öffnung im B o d e n des Eimers wurde ein Glasröhrchen aufgesetzt, so daß das Niveau der Nährlösung zu erkennen war. D a s Niveau der Nährlösung wurde gleichmäßig gehalten. I n jedes Gefäß wurden 12 Samen ausgesät. Nach dem K e i m e n wurde mehrmals vereinzelt, so daß schließlich nur noch eine Pflanze je Gefäß stand. Es wurde eine Nährlösung mit einer Gesamtkonzentration von 38 Miliäquivalent je Liter und einem ständigen Verhältnis zwischen Anionen und K a t i o n e n von 1,11 genutzt. Dazu wurden Mikronährstoffe von A bis Z nach HOAGLAND (GRODZINSKIJ 1964) zugefügt. Eisen wurde in Chelatform gegeben. D e r Wechsel der Nährlösung erfolgte, wenn die Pflanzen 30 % der Nährstoffe aufgenommen hatten, die in der Ausgangslösung enthalten waren. Zur Kürze werden die Varianten in der folgenden Darstellung nach dem vorherrschenden Element in der Nährlösung bezeichnet, z. B . N-Variante beim Vorherrschen von Stickstoff.

Ergebnisse und Diskussionen D a s Vorherrschen einzelner Makroelemente in der Nährlösung zeigt unterschiedlichen Einfluß auf das Wachstum der Pflanzen (Abb. 1 und 5). Den günstigsten Einfluß auf das H ö h e n - W a c h s t u m der Pflanzen zeigt der Schwefel, gefolgt vom Stickstoff. 80

20 -

1

N

II

S

II

II

P K Varianten

II

Ca

II

Mg

Abb. 1 Mittlere Höhe einer Pflanze

Pflanzen, die in Nährlösungen angebaut werden, in denen diese beiden lilemente vorherrschen, sind am höchsten. Pflanzen der P - und Ca-Variante erreichten gleiche Höhe. Die niedrigste Höhe haben die Pflanzen der K - V a r i a n t e . Die Anzahl der Blütenstände hängt ebenfalls von der Zusammensetzung der Nährlösung a b (Abbildung 2). Die größte Anzahl Blütenstände erreichten die Pflanzen, welche in Nährlösung mit vorw iegend N und Ca angebaut wurden, und zwar 13,8 und 13,2 Stück je Pflanze. Die Pflanzen der Mg-, P - und S-Varianten bildeten fast die

Arch. Gartenbau, B(l. 32 (1»S4) H. 1

51

12 -

10 -

-c

8 -

a N C:

T

6 -

4-

2 -

Abb. 2 Mittlere Anzahl Blütenstände je Pflanze

| /V

[ I I I P K Varianten

i

Ca

Mg

Ca

Mg

9 8 -

76

-

4-

Abb. 3 Mittlerer Durchmesser der Blütenstände

3

-

2

-

1

-

N

| |

S

| | P

| |

K Varianten

gleiche Anzahl Blütenstände, die in der K-Variante dagegen die wenigsten. Der Einfluß des Überschusses der einzelnen Makronährstoffe auf die Größe der Blütenstände ist unterschiedlich (Abbildung 3). E s zeigte sich eine annähernd umgekehrte Proportionalität zwischen der Anzahl und der Größe der Blütenstände. Die Pflanzen der N- und Ca-Varianten bildeten die höchste Anzahl Blütenstände, aber mit geringerem Durchmesser. Umgekehrt bildeten die Pflanzen der S- und P-Variante nur halb so viele Blütenstände, aber doppelt so große. 4«

52

C'ERNEVA/PANDEV. Einfluß der Nährlösung auf Pflanzenwachstum

Entwicklung der Pflanzen geben die Werte der gebildeten Trockensubstanz und des Saatgutertrages. Die meiste Biomasse wird von den oberirdischen Organen der Pflanzen in den Ca- und S-Varianten gebildet (Abbildung 4), die wenigste in den Mgund K-Varianten. Die N- und P-Varianten nehmen eine Zwischenstellung ein. Das Vorherrschen von P in der Nährlösung begünstigt mehr die Entwicklung des Wurzelsystems. So steht die P-Variante bezüglich der oberirdischen Organe auf dem vierten Platz, bezüglich des Wurzelsystems aber auf dem zweiten. Den höchsten Saatgutertrag erreichten Pflanzen, die in Nährlösung mit vorherrschendem S-Gehalt angebaut wurden, gefolgt von vorherrschendem P-, Ca- und N-Gehalt

Abb. 5 Vegetationsversuch mit Sommerastern (Anlage systematischer Varianten nach HOMES)

Arch. Gartenbau, Bd. 32 (1984) H. 1

53

in der Nährlösung. Den niedrigsten Saatgutertrag erreichten Pflanzen in Lösungen, in denen K und Mg dominierten. E s existiert eine positive Korrelation zwischen der Größe der Blütenstände und dem Saatgutertrag. Die Pflanzen der S-, P- und CaVarianten, die die größten Blütenstände gebildet haben, erreichten auch den höchsten Saatgutertrag. Auf Grund der Versuchsergebnisse kann man die Folgerung ziehen, daß Sommerastern erfolgreich in Hydrokultur nach dem Schema der systematischen Varianten nach HOMES zur Bestimmung der optimalen Verhältnisse der Makronährstoffe in der Nährlösung angebaut werden können. Literatur GRODZIJISKIJ, A. M./GRODZINSKI, D. M.: Kratkij spravocnik po fiziologii rastenij (Kurzes Handbuch der Pflanzenphysiologie) Kiev 1964 S. 36—15 HOMES, M. V . : A new approach t o the problem of plant nutrition and fertilizer requirement. P a r t . I Soil and fertilizers, 1 8 (1955) S. 1 - 4 PIVOT, D . : Recherche de femure sur begonia „GJoire de Lorraine". Pepinieristea Horticulteurs, Maraichers, Paris, (1975) 156, S. 3 5 - 4 4 Anschriften der Autoren: ST. CERNEVA Institut für Forstwirtschaft Sofia Sofia - V R Bulgarien ST. PANDEV Institut für Pflanzenphysiologie „M. P o p o v " Sofia - V R Bulgarien

Arch. Gartenbau, Berlin 32 (1984) 1, S. 5 5 - 6 7 VEG (S) Baumschulen Dresden, Betriebsteil Magdeburg, Zuchtstation (ür Obstgehölze

INGEBURG STOYAN

Erfahrungen mit der Chip-Okulation bei der Veredlung von Obstgehölzen

Eingang: 11. April 1983

1.

Einleitung

Von der Versuchsstation East Mailing (Großbritannien) wurde 1973 eine Methode propagiert, mit deren Hilfe das Veredlungsergebnis erhöht und das Wachstum der Okulate gleichmäßiger wird (HOVVAED 1973). Die beschriebene — als chip-budding bezeichnete — Methode ähnelt sehr der FoRKEKTschen Okulation (KRÜSSMANN, 1964). Eine ähnliche Methode wird bereits 1906 beschrieben (ANONYM, 1906). Seit mehr als 20 Jahren wird die Chip-Okulation in der Baumschule KLEIN in Hetzdorf (Kreis Freiberg) für die Veredlung von Rosensteckholz mit bestem Erfolg angew e n d e t (KLEIN 1978).

Als Vorteile der Chip-Okulation werden von allen Autoren genannt: Schnelles und sicheres Anwachsen der Veredlungen, Unabhängigkeit vom Lösen der Unterlagen. Glattere Oberflächengestaltung nach dem Anwachsen, dadurch besserer Schutz vor Krankheiten an der Veredlungsstelle. Höhere Leistung beim Veredein. Gleichmäßigere Okulate mit stärkerem Wuchs. Da die Sommerveredlung nach wie vor in unseren Baumschulen die bedeutendste Arbeitsspitze darstellt, bot sich eine Überprüfung der Chip-Okulation an. In der Zuchtstation für Obstgehölze des VEG (S) Baumschulen Dresden, Betriebsteil Magdeburg, wurden seit 1976 vier Versuche angelegt. In großem Umfang wurde 1977 in der Baumschule Ketzin (GOLLANEK 1978) und in kleinerem Umfang 1979 in der Baumschule Oschatz (STOYAN und SEIFFERT 1980) durch Chip veredelt. Wegen der damaligen Bedeutung wurden zunächst nur Versuche bei der Veredlung von Apfelgehölzen gemacht. Erst ab 1981 wurden auch Steinobstveredlungen getestet.

2.

Material und Methode

Die Baumschule befindet sich am südwestlichen Stadtrand von Magdeburg auf 82 m NN. Der Boden ist Lößlehni mit einer Mächtigkeit von 80—110 cm, die Boden wertzahl liegt bei 95. Im Untergrund steht Lehm und Lehmsand an. Der Grundwasserstand beträgt 6—8 m. Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 8,5 °C, der Niederschlag beträgt etwa 550 mm. Es handelt sich um bisher landwirtschaftlich genutzten Boden mit Zuckerrüben bzw. Getreide als Vorkultur. Als Vorratsdüngung wurden 10 dt/ha 40er Kali und 5 dt/ha

I. STOYAX, Chip-Okulatiou bei Obstgehölzen

56 Tabelle 1 Übersicht über die Veredlungsversuche 1977—1979 Jahr

Unterlagen

Sorten

Reiserschnitt

Veredlungsdatum

1977

M 4, M 9, Pi 80, M 26, M M 106, A 2

Gelber Köstlicher, Auralia, Cox Orangen, Alkmene

11.2. 8. 7. 18. 7. 1. 8.

1. 11. 20. 2.

7. 7. 7. 8.

1978

M 4, M 9, Pi 80, M 26, M M 106, M 7, M M 111, A 2

CoX Orangen, Gelber Köstlicher, Auralia, Alkmene

16. 21. 14. 4.

1. 7. 8. 9.

11. 17. 24. 16. 6.

7. 7. 7. 8. 9.

1979

M 9, M 26. M M 106

Helios, James Grieve, Cox Orangen. Breuha-hn, Alkmene. Gelber Köstlicher, Clivia, Klarapfel, Belgolden, Auralia. Spartan, Carola. Schweizer Orangenapfe], Ontarioapfel

20. 28. 13. 18. 23.

12. 78 1. 79 2. 3. 7.

26. 6. 2. 7. 24. 7.

S u p e r p h o s p h a t g e g e b e n , eine j ä h r l i c h e K o p f d ü n g u n g e r f o l g t e mit 250 kg/ha K a l k a m monsalpeter. E s w u r d e n V e r s u c h e m i t A p f e l g e h ö l z e n mit d e n d a b e i v e r w e n d e t e n U n t e r l a g e n und S o r t e n s o w i e S c h n i t t e r m i n e n d e r R e i s e r und V e r e d l u n g s d a t e n d u r c h g e f ü h r t , die in T a b e l l e 1 e n t h a l t e n sind. D i e im W i n t e r g e s c h n i t t e n e n R e i s e r w e r d e n im w e i t e r e n als W i n t e r r e i s e r , die im S o m m e r g e s c h n i t t e n e n als S o m m e r r e i s e r b e z e i c h n e t . D i e W i n t e r r e i s e r w u r d e n in der K ü h l z e l l e bei 1977

- 4 °C, SO «/0 L u f t f e u c h t e ,

1978

0 °C, 65 %

Luftfeuchte,

1979

0 °C, 61 %

Luftfeuchte

im F o l i e n b e u t e l z u g e b u n d e n g e l a g e r t .

Abb. 1 Schnitt an der Unterlage zur Aufnahme des chips

Arcl). Gartenbau, Bd. 32 (1984) H. 1

57

Abb. 2 Schnitt a m Edelreis zur Gewinnung des Veredlungschips

Abb. 3 Gut verwachsenes chip — Auralia auf M 26 vom 11. 7. 1978 (Aufnahme vom 9. 10. 1978)

Die Lagerung der Reiser unterlag nicht der Kontrolle des Versuchsanstellers. I n s b e sondere 1977 stieg die T e m p e r a t u r zeitweise stark an, dadurch wurde die Qualität der Reiser vermindert. Die Chip-Okulation wird bei H O W A R D (1973) beschrieben (siehe Abb. 1—3). Die Anlage der Versuche erfolgte baumschulmäßig, ohne Wiederholungen. E s wurden das Anwachsergebnis des Edelauges, der vorzeitige Austrieb im Herbst des Veredlungsjahres, der Austrieb im F r ü h j a h r , der Atisbruch im L a u f e der Anzuchtdauer bonitiert und der Wuchs der ein- und zweijährigen Veredlungen, die Infloreszenzenbildung und das Rodeergebnis gemessen bzw. gezählt. Die Wuehsmerkmale der ein- und zweijährigen Veredlungen wurden varianzstatistisch verrechnet.

58

I. STOYAN, Chip-Okulation bei Obstgehölzen

3.

Ergebnisse m i t der Chip-Okulation

3.1.

Veredlungsergebnisse mit S o m m e r r e i s e r n

I n den vier P r ü f j a h r e n w u r d e n mit Sonnuerreisern sehr unterschiedliche Anwachsergebnisse erzielt. Bei den U n t e r l a g e n variierten die Ergebnisse besonders s t a r k m i t M 4 ( z . B . Cox Orangen a m 1 1 . 7 . 7 7 = 0 % , Gelber K ö s t l i c h e r a m 24. 7. 78 = 100 /„), a b e r a u c h M 9 u n d P i 80 b r a c h t e n wechselnden Erfolg (z. B . Cox Orangen/M 9 a m 11. 7. 77 = 40 "/,„ A u r a l i a / P i 80 a m 24. 7. 78 = 60 % ) , deshalb sollten diese U n t e r l a g e n n i c h t v e r w e n d e t w e r d e n . MM 106 b r a c h t e (bis auf O n t a r i o a m 24. 7. 79 = 80 % ) Anwachsergebnisse ü b e r 90 % . D e r Veredlungstermin k a n n nicht eindeutig b e s t i m m t werden, da die Ergebnisse von J a h r zu J a h r sehr unterschiedlich waren. E s d e u t e t e sich jedoch a n , d a ß , a b h ä n g i g von d e r U n t e r l a g e (M 4, M 9, P i 80, A 2), von einer Chip-Okulation m i t S o m m e r r e i s e r n n a c h E n d e J u l i a b z u r a t e n ist. Eine Verlängerung des Veredlungszeitraunies bei Apfelgehölzen mit der Chip-Okulation in den S e p t e m b e r hinein ist völlig auszuschließen. Die E i g n u n g d e r Sorten läßt sich nicht verallgemeinern, da der E i n f l u ß der K o m b i n a tion größer zu sein scheint (mit M 4, M 9 allgemein weniger günstig) als der der einzelnen Sorte. I m D u r c h s c h n i t t aller Veredlungen waren ' O n t a r i o ' , 'Cox O r a n g e n ' , 'Clivia', ' A u r a l i a ' u n d 'Carola' u n g ü n s t i g zu beurteilen. Bei d e r V e r w e n d u n g von Sommerreisern ist die Chip-Okulation n u r in K o m b i n a t i o n mit M 26, MM 106, MM 111, M 7 u n d A 2 bis E n d e J u l i a n z u w e n d e n . 3.2.

Veredlungsergebnisse mit W i n t e r r e i s e r n

Bei d e r V e r w e n d u n g von W i n t e r r e i s e r n wirkten n e b e n den u n t e r 3.1. a n g e f ü h r t e n F a k t o r e n (Unterlage, V e r e d l u n g s t e r m i n , Sorte) als weitere E i n f l u ß g r ö ß e n der S c h n i t t t e r m i n der Reiser, die Q u a l i t ä t der Reiser z u m S c h n i t t z e i t p u n k t u n d n a c h d e r Auslagerung auf d a s Anwachsergebnis ein. Die E r g e b n i s s e (insbesondere von 1979) zeigen, d a ß d e r Reiserschnitt von J a n u a r bis März d u r c h g e f ü h r t werden k a n n . D e r Veredlungstermin sollte nicht ü b e r d e n 15. 7. hinausgehen u n d k a n n bis zum 26. 6. vorgezogen werden (Tab. 2). D a s A n w a c h s e r gebnis lag f ü r diese T e r m i n e 1977—1979 mit allen g e p r ü f t e n U n t e r l a g e n im D u r c h schnitt bei 94 % , f ü r die T - O k u l a t i o n bei 99 % . B e s o n d e r s die Ergebnisse von 1977 u n d 1979 d e u t e n a n , d a ß noch erhebliche R e s e r v e n in der Chip-Okulation liegen, die in d e r Q u a l i t ä t d e r Reiser u n d ihrer L a g e r u n g zu suchen sind u n d ihren A u s d r u c k in einem d u r c h a u s möglichen 100 0 0 igen, auf jeden Fall a b e r mit d e m T - S c h n i t t gleich hohen Veredlungsergebnis f i n d e n k ö n n e n (1978). Auf M 4 sollte Chip-Okulation nicht a n g e w e n d e t werden, selbst wenn vereinzelt Erfolge möglich sind (Tab. 2, 1978). M 9 b e w ä h r t e sich f ü r die Chip-Okulation mit W i n t e r r e i s e r n gut (Tab. 2, 1977). Nicht g a n z e r k l ä r b a r sind die z. T . erheblich u n b e f r i e d i g e n d e n Anwachsergebnisse bei der Chip-Okulation von 1979 bei M 26, die v e r m u t l i c h auf zu d ü n n e Reiser z u r ü c k z u f ü h r e n sind. Die T e m p e r a t u r - u n d Niederschlagsverhältnisse w ä h r e n d m a n c h e r Veredlungsperioden sind eine weitere Ursache f ü r geringe Anwachsergebnisse.

59

Arcli. Gartenbau, Bd. 32 (1984) H . 1

Tabelle 2 Veredlungsergebnisse 1977—1979 Chip-Okulation mit Winterreisern im Vergleich zum T - S c h n i t t (Sommerreiser) (Auswahl von Schnitt- und Veredlungsterminen — Angaben in Prozent) ZeilenNr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

Reiserschnitt

Chip Chip Chip T Chip Chip Chip T Chip Chip Chip Chip

11. 2. 77 11. 2. 77 11. 2. 77 18. 7. 77 16. 1. 78 16. 1. 78 16. 1. 78 23. 7. 78 28. 1. 79 13. 2. 79 18. 3. 79 x 28. 1. bis 18. 3. Chip x 28. 1. bis 18. 3. T 23. 7. 79 Chip T

Veredlungstermin 1. 11. 20. 20. 11. 17. 24. 24. 26. 26. 26. 2.

7. 7. 7. 7. 7. 7. 7. 7. 6. 6. 6. 7.

77 77 77 77 78 78 78 78 79 79 79 79

Unterlage M 4

M 9

A 2

91 58 18 100 90 98 100 100

100 73 80 100 95 98 98 100 99 96 96 92

90 100 50 100 100 100 95 100

27. 7. 79

Pi 80 M 26

93 98 95

69

24. 7. 79

x Zeilen 1, 5, 9 - 1 1 x Zeilen 4, 8, 14

91 100

97 100

95 100

93

100 98 100 100 82 91 93 88

MM 111

100 93 98 100

MM 106

100 95 100 100 97 95 99 95

M 7

X

100 88 93 100

94 77 49 100 97 96 97 100 93 94 96 92

69

85

74

94

97

96

92 97

100 100

98 99

100 100

94 99

Die Unterschiede zwischen den Sorten sollten nicht überbewertet werden. Die teilweise mit 'Cox Orangen', Alkniene', 'Spartan', 'Klarapfel' und 'Beigolden' erzielten geringeren Anwachsergebnisse bei der Chip-Okulation haben zum größten Teil ihre Ursache in der Reiserqualität. Das beweisen die ebenfalls mit diesen Sorten erhaltenen sehr guten Ergebnisse. Werden Winterreiser für die Chip-Okulation genutzt, sollten daher im J a n u a r / F e b r u a r kräftige, gut ausgereifte Langreiser, die beim Anschneiden der Leittriebe der einjährigen Gehölze in der Baumschule anfallen, geschnitten werden. Die Reiser werden naß in Folie verpackt und bei + 1 ° bis — 2 °C und ca. 95 % Luftfeuchte in die Kühlzelle eingelagert. Mit solchen Reisern kann ab 26. (5. bis spätestens 15. 7. veredelt werden. Sehr gute Ergebnisse wurden mit Kombinationen auf MM 106, M 26 und M 9 erzielt. 3.3.

Ergebnisse von Zeitmessungen

Die Ergebnisse von 1977 basieren auf kleinen Versuchseinheiten. Es wurden Messungen bei der Veredlung von 'Auralia' und 'Gelber Köstlicher' auf M 4, M 9, M 26, Fi 80, MM 106 und A 2 mit 25 bis 30 Stück durchgeführt. Dabei zeigte sich, daß die ChipOkulation eine sehr leistungsfähige Veredlungsart ist, mit der gegenüber der normalen T-Okulation höhere Veredlungsleistungen erreicht werden können. Im Mittel aller Messungen betrug der Zeitaufwand bei der Chip-Okulation für eine Veredlung 10,0, das sind 70 /0 des Zeitaufwandes für eine T-Okulation (14,3) oder ca. 100 Veredlungen/AKh mehr.

60 3.4.

I. STOYAN, Chip-Okuiation bei Obstgehölzen

Vorzeitiger Austrieb der Veredlungen im H e r b s t des Veredlungsjahres

Die B o n i t u r des vorzeitigen Austriebs erfolgte in drei (Truppen: 1 = k e i n Austrieb bzw. n u r kleines Blättchen 2 = Austrieb bis 5 cm 3 = Austrieb ü b e r 5 cm Die Boniturergebnisse weisen n a c h , d a ß der vorzeitige Austrieb durch die W i t t e r u n g n a c h der ü k u l a t i o n , die Sorten-Unterlagen-Kombination, den Veredlungstermin, die Verwendung von Sommer- oder Winterreisern u n d die Veredlungsniethode bestimmt wird. I m Mittel aller Versuchsglieder lag der Herbstaustrieb bei Winterreisern zwischen 9 % und 36 % , bei Sommereisern zwischen 1 " 0 und 30 °/0. , I n Verbindung mit der Chip-Okulation beispielsweise trieben Winterreiser bis zu 90 % vorzeitig aus (im Mittel zu 20 %). Durch Chip-Okulation veredelte Sommerreiser zeigten dagegen einen wesentlich geringeren Austrieb (im Mittel zu 6 0 0 ). Abgesehen von dem unterschiedlichen Einfluß, den Winter- und Sommerreiser haben, verursachten die verschiedenen Reiserschnittermine keinen stärkeren oder schwächeren H e r b s t a u s t r i e b . F ü r die Veredlungstermine deutet sich ein stärkerer Austrieb an den späteren Terminen an. Die Veredlungsmethode beeinflußt den Herbstaustrieb nicht eindeutig. F ü r die Beziehung zwischen Winterreisern und Herbstaustrieb wurde mittels /--Test Signifikanz erhalten. 3.5.

Austrieb der Veredlungen im F r ü h j a h r

Die S t ä r k e des Austriebs wurde in Abhängigkeit von den gleichen F a k t o r e n wie beim vorzeitigen Austrieb im Herbst geprüft. J e d o c h k o m m t die Wirkung des vorzeitigen Austriebs im H e r b s t auf den Friihjahrsaustrieb noch als weitere Einflußgröße hinzu. Die B o n i t u r erfolgte daher wie unter 3.4. beschrieben. Zusätzlich wurde der vorzeitige Austrieb vom H e r b s t , der zum Zeitpunkt der Friihjahrsbonitur noch nicht wieder ausgetrieben war, erfaßt. I m Gegensatz zum Austrieb im Herbst scheint jedoch keiner dieser F a k t o r e n einen eindeutigen E i n f l u ß zu besitzen. Eine genauere Untersuchung 1978 bestätigte, d a ß zwischen starkem H e r b s t a u s t r i e b und schwachem oder fehlendem Friihjahrsaustrieb kein eindeutiger Zusammenhang besteht. So waren von 1713 angewachsenen Veredlungen 5 % (84 Stück) im Herbst stark ausgetrieben. Hiervon waren im F r ü h j a h r 2 % abgestorben, 1 11 0 ohne Austrieb, 5 °' 0 mit schwachem und 9 2 % mit starkem Austrieb. Von den im H e r b s t nicht ausgetriebenen, angewachsenen Veredlungen waren im F r ü h j a h r 0,6 11 u abgestorben, 0,7 % ohne Austrieb, 7 % mit schwachem u n d 91,7 % mit starkem Austrieb. Insgesamt k a n n also festgestellt werden, d a ß verstärkter vorzeitiger Austrieb, wie er in Verbindung mit Winterreisern u n d der Chip-Okulation festgestellt wird, sich nicht nachteilig auf das Gehölzwachstum auswirkt. E s ist aber zu berücksichtigen, daß sich der Arbeitsaufwand beim Abwerfen der Wildkrone durch das Zurückschneiden der vorzeitigen Austriebe erhöht.

Arch. Gartenbau, Bd. 32 (1984) H. 1

3.6.

61

Wuchs der einjährigen Veredlungen Versuche von 1977 und 1979

Aus dem Vergleich von Sommerreisern mit Winterreisern in Verbindung mit der ChipOkulation und dem T-Schnitt konnte entnommen werden, daß es zwischen den Methoden keine signifikanten Unterschiede gab. Die Chip-Veredlungen hatten einen etwas niedrigeren Verzweigungsbeginn als die herkömmlich veredelten. Der Stammumfang (in halber Stammhöhe gemessen) war bei Gehölzen, die mit Sommerreisern veredelt worden waren, etwas günstiger (1977 um 0,5 cm stärker) als bei mit Winterreisern veredelten. Die Gesamthöhe war nicht signifikant unterschiedlich. Die herkömmlich veredelten Gehölze waren etwas höher (xl— 2 cm) als die durch Chip veredelten. Auch in der Zahl vorzeitiger Triebe gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen den Methoden. Die Veredlungen mit Winterreisern hatten im Durchschnitt 4 Triebe weniger als die Veredlungen mit Sommerreisern. Bei den Schnitt-und Veredlungsterminen waren, unter Berücksichtigung derBestandsdichte (Veredlungsergebnis), der Januarschnitt und der Ende-Juni-Termin bzw. für 1977 der 1. J u l i die günstigsten. 3.7.

Ausbruch an ein- und zweijährigen Veredlungen

E s wurde beobachtet, daß der Ausbruch nach Sturm oder durch andere mechanische Belastungen bedingt bei Chip-Veredlungen (mit Ausnahme solcher auf M 4) geringer war als bei herkömmlichen Veredlungen. D a s war besonders bei Veredlungen mit Sommerreisern der Fall. Bei Winterreisern war der Ausbruch bei beiden Methoden fast gleich hoch. Mittels Chip veredelte Winterreiser brachen stärker aus als mit Sommerreisern veredelte Gehölze. Sehr stark wirkte sich die Unterlage auf das Ausbruchergebnis aus. In der abnehmenden Reihenfolge des Ausbruchs stand A 2 an der Spitze (1977 mit 14 %), dann M 4, Pi 80, M 26, M 9, MM 106, M 7 und MM 111. 3.8.

Wuchs der zweijährigen Gehölze

E s zeigte sich, daß trotz vorhandener Unterschiede die Varianz innerhalb der Meßreihen so groß war, daß keine Signifikanz zwischen den Veredlungsarten und Veredlungsterminen besteht. Aus Tabelle 3 ist am Beispiel von M 26 (Veredlungsjahr Tabelle 3 Vergleich der Wuchsstärken ein- und zweijähriger Veredlungen am Beispiel der Unterlage M 26, Veredlung 1979 Veredlungstermin und -art

26.-28. 2 . - 4. 24.-27. 24.-31. 24.-31.

6. 7. 7. 7. 7.

cm

einjährige Gehölze Höhe Stärke Höhe der 1. Verzweigung cm cm cm

Zahl vorzeitiger Triebe Stück

cm

cm

cm

%

Wi-Chip Wi-Chip Wi-Chip So-Chip So-T

11,3 11,0 10,4 8,9 16,6

10,6 9,6 10,0 11,2 7,5

1,8 1,7 1,7 1,7 1,6

166,1 154,9 161,1 160,1 156,5

82,8 77,1 80,4 81,6 77,5

88 82 68 92 94

0,86 0,81 0,82 0,79 0,77

121,4 116,9 121,2 119,0 114,1

Zweijährige Gehölze Stärke Höhe Trieb länge

Veredlungsergebnis

62

I . STOYAN, Chip-Okulation bei Obstgehölzen

1979) zu entnehmen, daß vorhandene Unterschiede an den einjährigen Gehölzen auch an den zweijährigen zu beobachten waren. Es war auch in etwa die gleiche Rangfolge der Veredlungsarten vorhanden. Die sehr guten Ergebnisse mit Winterchip-Veredlungen (26.-28. 6.) werden allerdings durch das geringere Veredlungsergebnis im Vergleich zur normalen T-Okulation geschmälert.

3.9.

Rodeergebnisse

Bei der Beurteilung der Rodeergebnisse wurde die Gesamtzahl der zu rodenden Gehölze ( = Rodeergebnis) und der Anteil der Gehölze mit A-Qualität an dieser Menge zugrunde gelegt. In Tabelle 4 sind einige Ergebnisse für die Unterlagen M 9 und M 26 enthalten. Sie zeigen, daß mit der Chip-Okulation in Verbindung mit Winterreisern, Anfang Juli veredelt, durchaus gute bis sehr gute Ergebnisse zu erreichen sind. Tabelle 4 Vergleich zwischen Veredlungs- und Rodeergebnis 1977—1979 (Chip-Okulation mit Winterreisern bei M 9 und M 26) (Angaben in Prozent) Veredlungsmethode Chip Chip Chip T-Schnitt Chip Chip Chip T-Schnitt Chip Chip Chip Chip Chip T-Schnitt

Reiserschnitt

Veredlungstermin

Veredlungsergebnis

Rodeergebnis 1

A-Qualität-

11. 2. 77 11. 2. 77 11. 2. 77 18. 7. 77 16. 1. 78 16. 1. 78 16. 1. 38 23. 7. 78 28. 1. 39 13. 2. 79 18. 3. 79 x 28. 1. bis 18. 3. 79 x 28. 1. bis 18. 3. 79 23. 7. 79

1. 7. 7 7 + 11. 7. 7 7 + 20. 7. 7 7 + 20. 7. 7 7 + 11. 7. 78 17. 7. 78 24. 7. .78 24. 7. 78 26. 6. 79 26. 6. 79 26. 6. 79 2. 7. 79

100 73 80 100 98 98 99 100 90 94 95 90

100 73 80 100 96 96 99 100 87 84 88 85

50 100 50 31 95 87 82 45 88 88 92 87

27. 7. 79

69

64

89

24. 7. 79

88(94P

87(92)'!

1 = Rodeergebnis, auf die Zahl der Veredlungen bezogen - = Anteil A-Qualität am Rodeergebnis = Angaben für M M 106 + = f ü r 1977 nur M 9

Überzeugend waren die Rodeergebnisse ebenfalls für M M 106. So waren z. B . bei der Veredlung vom 26. 6. 79 % der Veredlungen angewachsen, 95 % waren zu roden und 97 % der Rodemenge (gegenüber 91 % mit T-Okulation) waren A-Qualität. Die Rodeergebnisse (s. auch Tab. 4) wiesen außerdem nach, daß eine Lagerung der Winterreiser bis Ende Juli zwar möglich, aber wegen des Qualitätsabfalls und der geringeren Ausbeutezahlen nicht sinnvoll ist.

63

Arch. Gartenbau, Bd. 32 (1984) H. 1

4.

Weitere geprüfte Anwendungsmöglichkeiten der Chip-Okulation

Neben der Sommerveredlung wurden die Winterhandveredlung und das Nachveredeln im F r ü h j a h r mittels Chip geprüft. Die Überprüfung der Chip-Okulation für die Winterhandveredlungen ergab, daß sie nicht zur Anwendung in der Praxis empfohlen werden kann. Das Anwachsergergebnis lag bei Reiserveredlungen zwischen 92 und 100 ".'„, bei der Chip-Okulation zwischen 52 und 88 % (durchschnittlich 71 % ) . Wie die Austriebsbonitur im Frühjahr nach der Veredlung zeigte, sind die Reiserveredlungen eindeutig bevorteilt (88 ° (ü trieben stark aus, 5 % zeigten noch keinen Austrieb). Durch die unterschiedliche Art des Verbindens — das Chip-Edelauge wurde zugebunden oder offen gelassen, wurde der Austrieb der Gehölze wesentlich gefördert. So fiel die Chip-Okulation mit zugebundenem Auge stark ab (45 % mit starkem Austrieb, 29 % mit noch fehlendem), während bei den offenen Augen ein guter, jedoch nicht mit den Reiserveredlungen zu vergleichender Austrieb festgestellt werden konnte (76 % trieben stark aus, 9 % waren noch nicht ausgetrieben. Die Messung der zweijährigen Gehölze ergab jedoch eine um ca. 20 cm geringere Gesamthöhe (etwa 16 °/ 0 ), geringere Stammstärken (um 20 % ) , geringere Anzahl an Kronentrieben (etwa 7 °/0) und geringere Länge der Kronentriebe (zwischen 20 und 25 cm, etwa 34 11 0 ) bei den Chip-Veredlungen. Die Chip-Okulation kann für Winterhandveredlungen also nur empfohlen werden, wenn es notwendig ist, reisersparend zu veredeln. Dann sollte beim Verbinden das Auge offengelassen werden, um das Anwachsergebnis und den Austrieb zu fördern. Bei der Chip-Okulation ist noch zu beachten, daß sich teilweise ein Zapfen bildet, so daß hierdurch eine zusätzliche Arbeit entsteht. Die Chip-Okulation zur Nachveredlung im Frühjahr w urde 1978 (11. 5. 1978) und 1981 bei Äpfeln geprüft. Dabei wurde 1978 ein Anwachsergebnis von 58 °/u bei der ChipOkulation und 63 % bei der Reiserveredlung erzielt (Unterlagen M 26 und A 2, mit M 26 lag das Anwachsergebnis bei der Chip-Okulation bei 70 ° 0 ) . Nachveredlungen 1981 brachten für Reiserveredlungen ein Anwachsergebnis von 72 ° ; ü und für ChipVeredlungen von 68 % (im Vergleich dazu hatte die Sonimerveredlimg im Mittel ein Anwachsergebnis von 77 ° /U ). Tabelle 5 Sommerveredlung mit der Chip-Okulation bei Sauerkirschen zu verschiedenen Terminen 1981 (Schattenmorelle Typ Vogt und Kelleriis 16/Pr. mahaleb) Veredlungsmethode

Datum und x Temperatur

rangewachsene Veredlungen

Anteil A-Ware

Veredler

T-Schnitt Chip T-Schnitt Chip Chip Chip Chip

31. 31. 4. 4. 17. 24. 1.

90 86 52 36 26 68 60

55 77 38 30 20 30

a c

7. 7. 8. 8. 8. 8. 9.

19,8 19,8 20 20 12,5 15,3 15

°C °C

°c °c °c °c °c

%

%

42

b b a c c

I. STOYAN, Chip-Okulation bei Obstgehölzen

64

Ein Vergleich zwischen einjährigen Gehölzen zeigte, daß die mit der Chip-Okulation veredelten Gehölze gegenüber Reiserveredlungen schwächer waren u n d diese wiederum schwächer als im Sommer herkömmlich okulierte Gehölze. So h a t t e n einjährige Gehölze, die durch die Chip-Okulation veredelt waren, 67 % von der Gesamthöhe, 32 % der Seitentriebe u n d 71 % der S t a m m s t ä r k e okulierter Gehölze. I m Vergleich dazu erreichten Reiserveredlungen 89 % der Gesamthöhe, 50 % der Seitentriebzahl u n d 85 o o der S t a m m s t ä r k e okulierter Gehölze. Insgesamt ist die Nachveredlung im F r ü h j a h r durch die Chip-Okulation bei K e r n o b s t gegenüber der Reisermethode unökonomisch. Seit 1981 wird die Chip-Okulation bei Steinobst geprüft (Tab. 5). Über die Ergebnisse soll in einer weiteren Veröffentlichung berichtet werden.

5.

Diskussion der Ergebnisse

Wie die Literatiirauswertung zeigt, stand die hier als Chip-Okulation bezeichnete Veredlungsmethode wiederholt im Blickpunkt, des Interesses. Und zwar immer dann, wenn die herkömmliche T-Okulation sich in ihren Mängeln besonders hervortat — schlechte Anwachsergebnisse, kurzer Veredlungszeitraum u n d d a m i t hohe Arbeitsspitze wegen der Abhängigkeit vom Reifezustand der Reiser und dem Lösen der Unterlagen. Da sich diese Methode jedoch weder als Forkertsche Okulation noch als chip-budding durchzusetzen vermochte, beweist, daß auch sie ernstzunehmende Nachteile h a t . Wichtig erscheint der Hinweis, daß die Unterlage noch im Trieb sein m u ß , d a m i t die Veredlung gelingen k a n n ( A N O N Y M 1 9 0 6 ) . Die Versuche in der Zuchtstation belegen, daß nach abgeschlossenem bzw. abgebremstem W a c h s t u m die Veredlungsergebnisse unökonomisch werden. D a s bedeutet, daß auch mit der Chip-Okulation nicht ohne weiteres bis in den September hinein veredelt werden k a n n (umgekehrt ist eine Friihjahrsveredlung mit Erfolg möglich). Als weiteres wird immer wieder auf die saubere und ganz korrekte Ausführung der Schnitte verwiesen, da hierdurch das Veredlungsergebnis wesentlich beeinflußt wird ( H O W A R D 1 9 7 3 ) . Eigene E r f a h r u n g e n , aber insbesondere die Hinweise aus der Baumschule Ketzin (GOLLANEK 1978) bestätigen deren Bedeutung. Aus der vorliegenden L i t e r a t u r zu Kernobst Veredlungen wird n u r allgemein von sehr guten erreichten Anwachsergebnissen gesprochen, ohne Hinweis auf konkrete Zahlen ( H O W A R D 1973, A L B E R 1973, H O W A R D , S K E N E u n d COLES, 1974). E s wird jedoch bereits davor gewarnt, daß auch unbefriedigende Ergebnisse in anderen Gegenden oder auch J a h r e n möglich sind (HOWARD 1973). Auch die Ergebnisse in der Zuchtstation Magdeburg waren sehr unterschiedlich, lassen aber doch deutlich erkennen, daß die Anwendung von Winterreisern (also im Kühllager gelagerten Reisern) a b Ende J u n i bis Mitte J u l i mit sicherem Erfolg auf MM 106, mit relativ guten Ergebnissen bei M 9, P i 80, M 26, MM 111 bei der Chip-Okulation möglich ist. Gestützt werden diese Ergebnisse noch durch die E r f a h r u n g e n der Baumschulen Ketzin (GOLLANEK 1978) u n d Oschatz ( S T O Y A N u n d S E I F F E R T 1980). Auch G O L L A N E K ( 1 9 7 8 ) weist auf die große B e d e u t u n g der sauberen S c h n i t t f ü h r u n g hin (sein besonderes Augenmerk gilt dem umgekehrten U-förmigen Schnitt a m oberen E n d e der Chips). I n einem Großversuch 1977 in Ketzin wurden ca. 400 Tausend Unter-

Arch. Gartenbau, Bd. 32 (1984) H. 1

65

lagen gechipt. Dabei wurden die besten Ergebnisse mit MM 106, MM 111, M 26 und A 2 erzielt, große Ausfälle traten bei M 4 ein. Auch in dem Versuch in Oschatz wurden mit MM 106 gute Ergebnisse (um 90 %) erzielt. Ein so eindeutig verbessertes vegetatives Wachstum, wie in East Mailing nachgewiesen ( H O W A R D , S K E N E und C O L E S , 1 9 7 4 ) , konnte in den Versuchen der Zuchtstation Magdeburg nicht festgestellt werden. Es bestanden keine signifikanten Unterschiede in der Gesamthöhe, der Anzahl vorzeitiger Triebe und der Stammstärke bei den einjährigen Okulaten. Gleiches gilt für die zweijährigen Gehölze. Nicht hingewiesen wurde in der uns vorliegenden Literatur über die Chip-Okulation auf vorzeitigen Austrieb im Herbst des Veredlungsjahres, auf den Austrieb im Frühjahr, auf Ausbruch speziell bei den einjährigen Gehölzen und auf die Infloreszenzenbildung. Von S C H M A D L A K ( 1 9 6 7 ) wurde als wesentlicher Faktor für einen vorzeitigen Austrieb der Okulate die Unterlage ermittelt, was durch die Versuche für M 4 und A 2 nochmals nachgewiesen wurde. Eigenen Erfahrungen von K L E I N ( 1 9 7 8 ) zufolge war starker Ausbruch bei Kernobst nach Anwendung der Chip-Okulation in seiner Baumschule aufgetreten. Eine Prozentangabe war nicht möglich und es wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, daß sich die Gehölzanzuchten in sehr windexponierter Lage befanden. Der sicher nicht so stark windgefährdete Standort in der Zuchtstation führte zu einem geringeren oder gleich starken Ausbruch im Vergleich zum T-Schnitt. Auf die wesentlich höhere Veredlungsleistung wird sowohl von H O W A R D ( 1 9 7 3 ) , A L B E R ( 1 9 7 3 ) und K L E I N ( 1 9 7 8 ) als auch von G O L L A N E K ( 1 9 7 8 ) hingewiesen. A L B E R (1973) spricht von 200 Veredlungen pro Tag und Veredler, die als Mehrleistung erzielt werden können. G O L L A N E K gibt Leistungssteigerungen von 2 0 bis 3 0 % an. Das entspricht etwa den in der Zuchtstation gewonnenen Ergebnissen. Von beiden Autoren wird aber mit Recht darauf verwiesen, daß dementsprechend mehr Verbinder eingesetzt werden müssen und sich daher der Vorteil wieder aufhebt. Über Nachveredlungen von Kernobst liegt uns in der Literatur außer von G O L L A N E K (1977) kein weiterer Hinweis vor. Nach G O L L A N E K wuchsen Ende Mai bis Anfang Juni durchgeführte Veredlungen zu 90 % an. Die beobachtete schlechte Triebleistung der Gehölze wurde hier mit der ungünstigen Witterung 1977 (zu trocken) in Verbindung, gebracht. Die hierzu durchgeführten Versuche waren allerdings weniger günstig. Sowohl die erzielten Anwachsergebnisse (1978 mit 58 % und 1981 mit 68 %) als auch die geringe Wuchsleistung lassen diese Methode für Nachveredlungen ungeeignet erscheinen. Auch über die Winterhandveredlungen wurden im Zusammenhang mit der ChipOkulation keine Literaturhinweise gefunden. Zur Veredlung von Süßkirschen wird in einem Artikel von V O L V A C H (u. a. 1980) ein der Chip-Okulation ähnliches Verfahren beschrieben. Es wird ein Veredlungsergebnis von 79,9 % (zwischen 50 und 90 %) angegeben. Da auch in der Zuchtstation in einem kleineren Testversuch nur ein Ergebnis von 58 % erreicht wurde, sind weitere eigene Versuche notwendig, um ein gesichertes Ergebnis für die Praxis zu erhalten. Uber die Veredlung von Sauerkirschen wurden keine Hinweise aus dem Literaturstudium erhalten.

5

Arch. Gartenbau, Bd. 32, H. 1

66

I. STOYAN, Chip-Okulation bei Obstgehölzen

Empfehlungen für die Anwendung der Chip-Okulation Bei sachgemäßer Durchführung der Schnitte und unter Beachtung nachfolgend aufgeführter Hinweise ist diese Veredlungsart eine sehr leistungsfähige Methode, mit der die Veredlungszeit um etwa 14 Tage vorgezogen werden kann. 1. Es wird empfohlen, mit kühlgelagerten (naß eingelegte Reiser in Folienbeutel bei + 1 ° bis — 2 °C und ca. 9 5 % Luftfeuchte) Winterreisern ab 26. Juni bis 15. Juli zu veredeln. Die Qualität der Reiser zum Veredlungszeitpunkt entscheidet wesentlich über das Anwachsergebnis, daher nur vollentwickelte, gut ausgereifte Langreiser (fallen beim Anschneiden der einjährigen Gehölze als Leittrieb an) verwenden. 2. Die günstigsten Unterlagen waren MM 106, M 26 und M 9, abgeraten werden muß von M 4 und Apfelsämling. Bei den Sorten ist die Qualität der Reiser wichtiger als die Sorte selbst. Etwas ungünstig waren in den Versuchen 'Alkmene', 'Cox Orangen' und 'Beigolden'. 3. Es muß mit einem stärkeren Herbstaustrieb der veredelten Winterreiser gerechnet werden. Dadurch wird im Frühjahr während des Abwerfens ein Rückschnitt erforderlich. 4. Der Frühjahrsaustrieb kann etwas schwächer als bei der üblichen T-Okulation sein. 5. Die einjährigen und zweijährigen Veredlungen unterschieden sich im Wuchs nicht signifikant von herkömmlich veredelten Gehölzen. 6. Winterhandveredlungen sollten mittels Chip-Okulation nur durchgeführt werden, wenn nicht genug Reiser zur Verfügung stehen. Nachveredlungen im Frühjahr bringen bei Kernobst keine Vorteile gegenüber der Reiserveredlung. Zusammenfassung Es wird über die Ergebnisse mit der Chip-Okulation (chip-budding) in Versuchen des VEG (S) Baumschulen Dresden, Betriebsteil Magdeburg, Zuchtstation berichtet. Die Veredlungsergebnisse lagen bei der empfohlenen Variante — Reiserschnitt Januar/ Februar, Veredlungstermin Ende Juni/Anfang Juli - auf MM 106, M 26 oder M 9 zwischen 90 und 100 %. Der Ausfall durch Ausbruch war stets unter dem von herkömmlich veredelten Gehölzen. Der Ausfall von der Veredlung bis zum einjährigen Gehölz lag um 5 %, bis zum fertigen zweijährigen Gehölz nicht über 10 %. Insgesamt werden also gleiche Ausbeuteergebnisse erzielt wie mit Gehölzen, die durch T-Okulation veredelt wurden. Bei der Vermehrung von Apfelgehölzen wird die Verwendung von Winterreisern zur Veredlung von Ende Juni bis 15. Juli als ökonomisch sinnvoll angesehen. Pe3ioMe

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67

Archi Gartenbau, Bd. 32 (1984) H. 1

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KOJIEÖAJICH OT

J I H P O B K H B NEPHOA c KOHQA HIOHH HO 1 5 - r o

HIOJIH.

Summary Title of the p a p e r : On the application of chip budding in fruit shrub and fruit tree propagation Experimental results of chip budding are reported from the Dresden State farm for tree nursing. F o r the recommended variant (scion cutting in J a n u a r y / F e b r u a r y , budding at the end of June/beginning of J u l y on rootstocks MM 106, M 26 or M 9), the budding rate ranged between 9 0 and 100 % . Losses by breaking off were never as high as in conventional grafting. They amounted to about 5 % for the period between budding and 1-year-old trees and to maximal 10 % for the period between 1- and 2-year-old trees. Thus, chip budding, on the whole, is as successful a method as T-budding. When propagating apple trees, it is economically favourable to use scions t a k e n in winter and budding-4hem between the end of J u n e and J u l y , 15.

Literatur Wird die „Schildveredlung" das Okulieren verdrängen? Obstbau, Weinbau ( 1 9 7 3 ) , S. 280 ANONYM: Wie man die Rosen noch auf andere Art veredeln kann. Der Lehrmeister in Garten und Kleintierhof, 4 ( 1 9 0 6 ) S . 6 5 5 GOLLANEK, O . : Mündliche Mitteilungen 1 9 7 8 HOWARD, B. H.: Chip budding. Report of East Mailing Research Station for 1973 (1974), p. 195 bis 197 H O W A R D , B . H . ; S K E N E , D . S . and J . S . C O L E S : The effects of different grafting methods upon the development of one-year-old nursery apple trees. J . Hort. Sei 49 (1974) S. 287—95 KLEIN, A.: Mündliche Mitteilungen 1978 KRÜSSMANN, G.: Die Baumschule 1964, S. 180-181 SCHMADLAK, J . : Faktoren, die den vorzeitigen Austrieb der Okulate beeinflussen. Neue Dt. Obstbau 13 (1967), S. 8 2 - 8 3 STOYAN, I. und F. SEIFFERT: Auswertung der Yersuchsveredlung 1979 in Oschatz. Unveröffentlichtes Material VOL'VACH, P . V.; BONDARCUK, U . A . ; L E N ' K O , V . J . : Okulirovka chereshni vpriklad. Sadovodstvo, Vinogradarstvo vinodelie Moldavii 1980, Nr. 10, S. 51—52 ALBER, L . :

Anschrift der Autorin: D r . I . STOYAN,

Y E G Saatzucht Baumschulen Dresden, Betriebsteil Magdeburg, Zuchtstation, DDR-3023 Magdeburg- SW, Osterweddinger Str. 103 5*

Aktuelle Probleme der automatischen Bildverarbeitung (Vorträge der 6. Wissenschaftlichen Tagung „Automatische Bildverarbeitung und Chromosomenanalyse" des Instituts für Züchtungsforschung Quedlinburg der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der D D R vom 2. bis 4. Dezember 1981)

Tagungsbericht Nr. 204, Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der D D R , 1982

Der Bericht gibt einen Überblick über aktuelle Probleme der automatischen Bildverarbeitung in der DDR, wobei die automatische Chromosomenanalyse besonders berücksichtigt wird. In den einzelnen Beiträgen werden u. a. die Bilderkennung mit Hilfe der Kreisbogenapproximation, die Richtungskonvexität, wichtige Bilddarstellungen und ihre Bedeutung für effektive algorithmische Lösungen und die parallele digitale Bildverarbeitung behandelt. Weitere Beiträge befassen sich mit einem adaptiven Kommandosystem in mikrorechnergestützten Geräten zur Bildeingabe und Bildausgabe, mit ausgewählten Aufgaben der Bilderkennung für Industrieroboter, mit der Videokamera als Meßmittel, mit einem Programmsystem zur Auswertung von Autoradiogrammen mittels Mikrorechner sowie mit dem elektronischen Bildauswertegerät ,Densitron 3'. Fragen der Chromosomenanalyse werden u. a. in den Beiträgen zur schnellen Metaphaseplatten-Suche durch Auswertung des Wiener Spektrums, zur Karyotypanalyse mit dem Rechner ES 1040, zur Profilanalyse pflanzlicher Chromosomen mit dem Bildverarbeitungssystem, mit der Gewinnung chromosomenspezifischer Merkmale mittels Kurvenanalyse sowie mit der quantitativen Karyotypanalyse an hexaploidem TriticaleVergleich von Hand- und Bildverarbeitungssystem-Messungen behandelt.

Erscheinungstermin: August 1983

Bestellungen sind unter der Bestellnummer 808 304 4 beim Buchhandel möglich.

INHALT P . AUGUSTIN

Ein Modell der Ertragsbildung der Gewächshausgurke (Cucumis sativus L.)

1

B . KALTSCHMIDT

Die Krötenhautkrankheit (Valsa,Cytospora spec.) des Steinobstes — Literaturübersicht

. .

19

G . PÄTZOLD

Generative und vegetative Leistung von 6 Apfelunterlagen vom 2.-6. Standjahr Kombination mit 4 Sorten an 5 Standorten

in

35

S . CEBNEVA, S . P A N D E V

Der Einfluß des Vorherrsohen3 der Ionen von Makronährstoffen in der Nährlösung auf das Wachstum von Sommerastern (Callistephus chinensis (L.) Nees) — Kurzmitteilg. .

49

I . STOJAN

Erfahrungen mit der Chip-Okulation bei der Veredlung von Obstgehölzen .

55

Buchbesprechung

.

34

.

1

COßEPJKAHHE IT. Ayr ycTHH Moflejib ^opMnpoBaHHH ypowan TenjmHHoro oryprta B. KaJIbTIUMH^T IJHTOCNOPO3

(Valsa Cytospora spec.)

KOCTOIKOBMX

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JlHTepaTypHtifi 0630p

. . .

19

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. . . . . .

4

35

C. Mepneßa, C. IlaHfleB KopoTKoe cooßmeHne

49

M . CTOHH

OntiT, HaKonneHiibiii npn onyanpoBKe njioflOBbix KyjibTyp BnpMKJias

55

Pei^eH3HH

34

ARCHIV FÜR B A N D 32

GARTENBAU 1984

HEFT 1

CONTENTS P . AUGUSTIN

Yield formation model for greenhouse cucumber (Cucumis sativus L.)

1

B . KALTSCHMIDT

(Valsa Cytospora spec.) in stone fruits—A literature review

19

G . PATZOLD

Generative and vegetative performances of 6 apple rootstocks combined with 4 varieties — Results obtained from 2 to 6 years from planting at 5 different sites

35

S . CEBNEVA, S . P A N D E V

Concise information

49

I . STOYAN

On the application of chip budding in fruit' shrub and fruit tree propagation

55

Book Review

34