Anleitung zur zweckmäßigen Abfassung aller schriftlichen Aufsätze welche im bürgerlichen Leben vorkommen: Nebst einer kleinen Sprachlehre und dem nöthigsten Stoff zu Stylübungen [Reprint 2021 ed.] 9783112465707, 9783112465691


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Anleitung zur zweckmäßigen Abfassung aller schriftlichen Aufsätze welche im bürgerlichen Leben vorkommen: Nebst einer kleinen Sprachlehre und dem nöthigsten Stoff zu Stylübungen [Reprint 2021 ed.]
 9783112465707, 9783112465691

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Anleitung i* »

zweckmäßigen Abfassung aller

schriftlichen Aufsätze welche im bürgerlichen Leben vorkommen, nebst einer

kleinen Sprachlehre und dem

nöthigsten Stoff ju Stylübuogea v - a

F. P. W i l m s e n, Prediger an -er evang. ref, Parochialkirche.

>E

i'

i

1

Berlin, i8ii. Zn der Realschnlbuchhandlung.

der übergroßen Menge ton Briefsteller»,

und Anweisungen zu einer guten Schreibart, schien es mir selbst überfiüßig, noch eine neue zu schrei­

ben, und ich gebe nur wiederholten Aufforderun­ gen nach,

lasse.

indem ich feiest Anleitung erscheinen

Um ihre Erscheinung einigermaßen zu recht­

fertigen, habe' ich mich bemüht, manche Lücken,

welche meine Vorgänger gelassen haben, auszu­ füllen,

durch sorgfältig gewählte Beyspiele die

Sprachregeln anschaulicher und eindrücklicher zu

machen, durch fruchtbare Kürze, und Weglassung alles Entbehrlichen denen zu genügen, welche sich

vor voluminösen Büchern fürchten, und zugleich dem Bedürfnisse derjenigen zu Hülfe zu kommen,

welche nur ein Geringes an Bücher wenden kön­ nen.

Obgleich das Büchlein eigentlich für den

XV

Selbstunterricht bestimmt ist, so wird es doch auch, wie ich glaube, in Schulen mit Ruhen gebraucht werden können, da es die Mitte halt zwischen- der Kürze eines Compendiums, und der Ausführlichkeit eines Handbuches, Alle die Bey­ spiele und Aufsähe, bey welchen die Verfasser m'cht genannt sind, habe ich selbst ausgearbeitet, und sie nicht zu sehr gehäuft, weil ich glaubt, daß eine aufmerksame und wohl durchdachte Lectür mehr thut, als alle Regeln und alle Muster, und diese eigentlich nur in sofern nützlich sind, als sie bas Bedürfniß wecken und nähren, weitere Be­ kehrung zu suchen. Möge das Büchlein mit Nachsicht beurtheilt, und mit Nutzen gebraucht werden! Berlin, im April ign»

Der Verfasser.

Inhalt. Einleitung.................................... Seite 1 Erster Abschnitt. Sammlung eines Wir, tervorraths ..... Zweiter Abschnitt. Classification oder Ein, 4heilung der Wörter .... Verzeichniß unregelmäßiger Zeitwörter . Dritter Ahschyitt., Von der Wortfügung oder Verbindung der Wörter untereinander Alphabetischer Verzeichniß selten vorkommender Zeitwörter, in Verbindung mit den Fällen, welche sie erfordern .... Vierter Abschnitt. Bon der Verbindung der Wörter zu Sähen und von der Wortfolge Anhang. Von den Scheidezeichen . Fünfter Abschnitt. Von der Orthographie oder Rechtschreibung .... Sechster Abschnitt. Von der zweckmäßigen ' Einrichtung schriftlicher Aufsätze .



e

— 17 — 29

— §4

— 47

— 6a — 66 — 71 — g»

1. Beyspielen von Aufsätze tm Geschäftsstyl.

Bittschriften . . . Ueber die Titulaturen . Das Protokoll . . Der Kontrakt

Der Revers Atteste

*

>

Die Vollmacht Die Cession .

Seite ge

♦ ♦



. .

92



94



97

— 103 104

.

— 105

....

Das Testament Der Schuldschein .



V 106 ♦

.

<

tigkeit einer abgelegten Rechnung, Decoration Verzie­ rung oder auch die gemahlten Vorstellungen auf der Bühne, Decret Beschluß, Defect Mangel (was in einer Kasse oder an einer Summe fehlt.) Denunciant Angeber, Deputirter Verordneter, Dialect Mundart, Dialog Gespräch, Differenz Verschiedenheit Abweichung, Difficultät Schwierigkeit, Distrikt Bezirk, Doiüainen Krongüter, Document Urkunde-. Duplicat Abschrift einer Urkunde oder Rechnung oder Doppelung. — Edict Verordnung- Effect, Wirkung, Elite Auswahl, Em­ bargo Beschlag, Emballage Verpackung, Emeritus ein zur . Ruhe gesetzter. Beamte- Emolumente Nebenein» fünfte, Epidemie ansteckende Krankheit- Epitaphium Grabmal, Examen Prüfung- Existenz Daseyn, Explo­ sion Ausbruch, Exportation Ausführung durch den Han­ del. — Factum Thatsache,.Finanzen Staatseinkünfte, Fixum, festgesetztes Gehalt, Fragment Bruchstück- Fun­ ction Amtsverrichtung: — Gardine Vorhang- Grada­ tion Steigerung- Gratifikation, Vergütigung, Gratula­ tion Glückwunsch, Gravität Würde. — Habit Kleid, Hardiesse Dreistigkeit- Horizont Gesichtskreis- Hospitalitat Gastfreiheit, Hospital Krankenhaus, Hypothek Unterpfand. — Imitation Nachahmung, Jmpost Auf­ lage, Jncognito ohne sich zu nennen, Jnculpat der Beschuldigte oder Angeklagte, Injurie Ehrverletzung Beschimpfung, Instruction Anweisung, Instrument Werkzeug, Intention Absicht, , Intendant. Oberaufse­ her, Inventarium Geräthschafts - ober Waaren-Ver» zeichniß, Journal Tagebuch, Jovialität Frölichkeit, Ju­ risdiction Gerichtsbarkeit, Justification Rechtfertigung. — Legalität Gesetzmäßigkeit, Legislation Gesetzgebung, Legation Gesandschaft- Lexicon Wörterbuch, Libell Schmähschrift, Liquidation Berechnung, Literatur die gefammten wissenschaftlichen Schriften. — Majorenni». tät Volljährigkeit, Manifest öffentliche Erklärung, Ma­ nual Handbuch, Marine Seemacht, Maxime Grund­ satz, Melioration Verbesserung, Metamorphose Ver­ änderung, Monolog Selbstgespräch, Monopol Allein­ handel, Mortalität Sterblichkeit, Motiv Beweggrund. — Negation Verneinung, Noblesse Adel, Notiz Kennt-

16 trift Notabene Merkzeichen Denkzeichen, Nouvelle Nem igkeit. — Object Gegenstand, Obligation Schuldschein, Observanz Herkommen, Observation Beobachtung, Occupation Einnahme, officiell von Amtswegen oder aus Amtspflicht, Onera Lasten oder Abgaben, Operation Unternehmung, Original Urschrift, Organ Werkzeug, Organisation Einrichtung und Anordnung, Ostenta» tiott Prahlerei. — Palliativ Linderungsmittel, Passion Leidenschaft, auch im kirchlichen Sinne Leidenszeit, Par» -on Begnadigung, Parentation Leichenrede, Patriotis­ mus Vaterlandsliebe, Patron Gönner, Periode Zeit» raum, Peripherie Umkreis, Petulanz Muthwille, Pro» ject Plan Entwurf, Protocoll schriftlicher Bericht von einer gerichtlichen Handlung, Protestatio» Widerspruch, Proviant Lebensmittel, Publication öffentliche Bekannt­ machung, Pupille bevormundetes Kind. — Qualität Menge, Quartal,Vierteljahr, Quote Antheil, Quadrat Viereck, Quadrupeden vierfüßige Thiere, Quartier Viertel auch Wohnung, Quartant ein Buch von vier­ eckiger Form, Quartaner rin Schüler der vierten Klasse, Querulant ein Mensch der beständig Klagen und Be­ schwerden bey der Obrigkeit anbringt. — Realität Wirklichkeit, Rekapitulation Wiederholung Zusammen­ fassung, Reception Aufnahme, Receptivitat Empfäng­ lichkeit, Regulativ Vorschrift, Rescript schriftlicher Be­ scheid, Resolution Bescheid Antwort, Resultat Erfolg Ausschlag, Reform Umbildung, Relation Bericht, Ren-ant Rechnungsführer, Repartition Vertheilung, Re­ präsentant Stellvertreter, Requistt Erforderniß, Re­ signation Entsagung Ergebung, Recognition Anerken­ nung, Replik Antwort, Routine Geschäftsfertigkeit, Rodomontade Prahlerei. — Sanction feierliche Bestä­ tigung, Sanitäts-Collegium Gesundheits-Behörde, Satisfaction Genugthuung, Schema Vorschrift, Section Abtheilung, auch Zergliederung, Sentenz Urtheil, Sen­ sation Eindruck, Signatur Unterschrift, Signalement Bezeichnung, Specification Verzeichniß, Supplik Bitt­ schrift, Subaltern Unterbeamter, Subordination stren­ ger Gehorsam, Subsistenz Lebensunterhalt, Supple­ ment Ergänzung Nachtrag. — Tabelle Uebersicht, Te­ legraph Fernschreiber, Telescop Fernglas, Territorium Bc-

Bezirk, Tendenz Ziel Absicht, Tribunal Gerichtshof, Tribüne Rednerstuhl. — Ultimat letzte Erklärung, Uni­ form Dienstkleidung, Urbanität Höflichkeit, Utensilien GeräthschafteNi . Vacanz erledigtes Amt, Vegetation Pflanzenwuchs, Vegetabilien Gewächse, Veteran alter Krieger, Verifikation Beglaubigung, Victualien Lebens­ mittel, Vocativn Berufung zu einem Amte, Votum Stitnmgrbung Meinung, Volontair rin Freiwilliger.

Zweitet Abschnitt. Classlfiöation oder Eintheilung der Wirrer. Die Vorübungen zur Bildung einer guten Schreib­

art haben. schon auf den doppelten Unterschied auf­ merksam gemacht, weicher unter den Wörtern statt findet, nemlich in der Form und in der Bedeutung. In der Form, indem einige unverändert bleiben, an­ dere aber verändert werden, da man ihnen ver­ schiedene Endsylben oder Endigungen giebt, $. B. das Haus ist groß, des Hauses Fenster sind offen, dem Hause fehlt ein Hofraum, die Häuser dieser Straße, in den neuen Häusern u. s. w., wieder andere nur in der Mehrheit sich verändern, nicht aber in der €itta heit, wie B. die Thür ist offen, die Oeffnung der Thür, er steht an der Thür, er öffnet die Thüren. In der Bedeutung, indem einige Eigenschaften und Merkmale der Dinge, andere die Dinge selbst, ander« einen Zustand, eine Zeit, einen Ort, eine Vielheit oder Zahl, eine Empfindung andeuten, noch andere bloß dazu dienen, die Wörter unter einander in Verbin­ dung zu bringen, oder ihre Bedeutung näher zu be­ stimmen. Die Sprache soll nicht nur die Vorstellungen, Gedanken und Empfindungen, welche in der Seele sind, bestimmt und deutlich bezeichnen, sondern auch alle Dinge, welche da sind, mit ihren Eigenschaften, [a]

Bezirk, Tendenz Ziel Absicht, Tribunal Gerichtshof, Tribüne Rednerstuhl. — Ultimat letzte Erklärung, Uni­ form Dienstkleidung, Urbanität Höflichkeit, Utensilien GeräthschafteNi . Vacanz erledigtes Amt, Vegetation Pflanzenwuchs, Vegetabilien Gewächse, Veteran alter Krieger, Verifikation Beglaubigung, Victualien Lebens­ mittel, Vocativn Berufung zu einem Amte, Votum Stitnmgrbung Meinung, Volontair rin Freiwilliger.

Zweitet Abschnitt. Classlfiöation oder Eintheilung der Wirrer. Die Vorübungen zur Bildung einer guten Schreib­

art haben. schon auf den doppelten Unterschied auf­ merksam gemacht, weicher unter den Wörtern statt findet, nemlich in der Form und in der Bedeutung. In der Form, indem einige unverändert bleiben, an­ dere aber verändert werden, da man ihnen ver­ schiedene Endsylben oder Endigungen giebt, $. B. das Haus ist groß, des Hauses Fenster sind offen, dem Hause fehlt ein Hofraum, die Häuser dieser Straße, in den neuen Häusern u. s. w., wieder andere nur in der Mehrheit sich verändern, nicht aber in der €itta heit, wie B. die Thür ist offen, die Oeffnung der Thür, er steht an der Thür, er öffnet die Thüren. In der Bedeutung, indem einige Eigenschaften und Merkmale der Dinge, andere die Dinge selbst, ander« einen Zustand, eine Zeit, einen Ort, eine Vielheit oder Zahl, eine Empfindung andeuten, noch andere bloß dazu dienen, die Wörter unter einander in Verbin­ dung zu bringen, oder ihre Bedeutung näher zu be­ stimmen. Die Sprache soll nicht nur die Vorstellungen, Gedanken und Empfindungen, welche in der Seele sind, bestimmt und deutlich bezeichnen, sondern auch alle Dinge, welche da sind, mit ihren Eigenschaften, [a]

Beschaffenheiten, Zuständen, Veränderungen und Wir­ kungen. Entweder werden die Dinge ftlbst benannt, wie: Baum Haus Stein Holz, oder ihre Eigenschaf­ ten und Beschaffenheiten, wie: Größe Höhe Schwere Festigkeit, oder die Dinge zugleich mit ihren Eigenschaft ten bezeichnet, wie: großes Haus schöner Baum schwe­ rer Stein hartes Holz, oder ein Ding von mehreren seiner Art unterschieden und gleichsam abgesondert, wie: dieses große Haus, jener kostbare Stein; oder es wird zugleich von den Dingen etwas ^usgesagt, ihnen et­ was zugeschrieben, wie: der schöne Baum stirbt ab, dieß große Haus steht leetf dieser kostbare Stein ist verkauft, dieses feste Holz ist brauchbar» Es werden ferner durch die Wörter der Sprache Handlungen be­ zeichnet, welche Menschen und Thiere vornehmen, Zu­ stände, in welchen sie sich befinden, Wirkungen, wel­ che sic hervorbringen, wie: der Jäger schießt, der Bauer pflügt, der Mann schreibt, das Kind schlaft, Las Pferd frißt, der Hund liegt an der Kette, der Ochse brüllt. So deuten die Wörter: schallt bricht klingt, Wirkungen von Dingen an, und die Wötter: sitzt liegt steht fahrt, bezeichnen verschiedene Zustände, in welchen sich ein Mensch, ein Thier, oder auch ein lebloses Ding befindet. Alle die Wörter, welche zur Bezeichnung solcher Dinges die für sich bestehen, oder auch solcher Ei­ genschaften, Beschaffenheiten und Wirkungen der Dinge, welche man sich als für sich bestehend denkt, gebraucht werden, heißen Hauptwörter, und sind also.ent­ weder Hau pt-Nennwörter, als: Gans Kleid Glo, eke, oder Haupt-Eigenschafts-Wörter, als: Schönheit Größe Stärke Muth Wahrheit. Denn da die Schönheit, die Größe u. s. w. eigentlich nicht et­ was für sich bestehendes, nemlich kein Geschöpf, kein Ding und keine Sache, sondern nur Eigenschaften der Geschöpfe und Dinge sind, so können die Wörter Schönheit, Größe u. s. w. nicht zu den Nennwörtern, wohl aber zu denjenigen Hauptwöttern gerechnet wer­ den, welche Eigenschaften anzeigen, die als für sich bestehend gedacht werden, und daher die Form der Hauptwörter erhalten. Denke ich mir. aber die Eigen-

schäften der Dinge als für sich bestehend, so kann ich von ihnen auch etwas aussagen, ;. B.: die Schön­ heit dieses Thieres ist bewundernswürdig, ist groß; die Größe der Welt ist unermeßlich, die Stärke des Eie» phanten ist außerordentlich. Ich kann von Menschen und Dingen entweder allgemein sprechen, indem ich nemlich keinen einzel­ nen Menschen und. kein einzelnes Ding heraushebe und unterscheide, und B. sage: die Menschen sind sterblich, die Thiere sind vernunftlos, die Häuser sind Wohnungen für Menschen, die Bücher sind kostbar; oder ich kann auch bestimmt und besonders von Einem Dinge, von Einem Menschen, oder von gewisi scn Menschen und Dingen reden, und sie von allen übrigen ihrer Art unterscheiden, z. B. diese Kinder gefallen mir, diese Bücher sind lehrreich, dieß Haus ist bewohnt, dieser Baum blüht. Die Wörter, deren man sich bedient, wenn man bestimmt und besonders sprechen will, heißen bestimmte Artikel: der Mann die Frau das Haus; auch bedient man sich hiezu der Personwörter (Pronomina) oder Fürwörter, als: dieser Mantt, jene Frau, mein Haus, unser Garten, derjenige Knabe, solche Schande, derselbe Mensch. Der unbestimmte Artikel (Geschlechtwort) heißt: ein eine ein. Der Unterschied ist groß, wenn ich sage; hole mir das Buch, und wenn ich sage: hole mir ein Buch. Dabey wird unterschieden: das männliche, weib­ liche und sächliche Geschlecht. Die Personwörter., welche sich bloß auf die Person beziehen, sind folgende: ich, meiner, mir, ntich, du, deiner, dir, dich; er, seiner,- ihm, ihn, wir, un­ ser, uns; ihr, euer, euch,, sie, ihrer, ihnen u. s. w.. Wie der Artikel vor dem Hauptwerke, sy sieht das Pronomen vor dem Zeitworte. Das Zeitwort legt einem-,Gegenstände entwe­ der eine Beschaffenheit, oder eine» Zustand, oder ein Thun (Handlung) bey, und zwar mit Bestimmung der Zeit, B. mein Vater schläft — als mein V. schlief — ich habe geschlafen — ich werde schlafen. — Die Uhr schlägt — schlug — hat geschlagen — hatte ge­ schlagen, wird schlagen. Ich schreibe, Jbu. schreibst, er

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schreibt. Zch wird die erste (eigene) Person genannt, du die zweite (angeredete) er die dritte (ahwesende) von welcher etwas ausgesagt wird. Die Zeitwörter werden nach ihrer Bedeutung in Hülfszeitwörter, zier lende oder übergehende Zeitwörter, ziellose, zurückwirr kende oder beziehende» unpersönliche und unvollkom­ mene eingetheilt. Die Hülfs-Zeitwörter werden bey den andern Zeitwörtern zur Hülfe gebraucht, uch sie zu biegen oder abzuwandeln, d. h. anzuzrigen, ob etwas jetzt geschieht, oder geschehen ist oder geschehest wird; sie heißen: seyn, haben und werden. Die zieltnbest Zeitwörter sagen von einem Gegen» stände etwas aus, das: außer ihm vorgeht; sie haben also gleichsam ein Ziel, worauf sie hindeuten, B, ich liebe die Musik; - ich schlage den Hund; ich sram« pfe den Boden. Mit dem Hülfszeitworte: ich werde schlagen, habe gestampft, habe geliebt. Die drei Zei­ ten, welche das Zeitwort bezeichnet, sind: die ge« genwartige, die vergangene und die zukünftige Zeit. Da das Zeitwort entweder von einer wirklichen Per» fon, oder von einem Dinge, das als Person gedacht wird, etwas ausfagt, so werben, die Personwörter r ich, du, er,, wir, ihr, sie, dem Zeitworte beständig vorangesetzt, z. B. ich schreibe, du schreibst, er schreibt^ wir schreiben, ihr schreibet, sie schreiben. Das zielende Zeitwort ist von zweierlei Art. Entweder legt es einer Person eine Handlung bey, welche sie jetzt vornimmt, vorgenommen hat, vorneh­ men wird, oder es zeigt an, daß an -einer Person und einem Dinge etwas geschieht, wobey die Person sich leidend verhalt d. h. unthätig bleibt, und zu» giebt, daß etwas an ihr geschehe, oder' mit ihr vor­ genommen werde, wie ;. B. Karl schlagt seinen Bru­ der, und: Karl wird von seinem Bruder geschlagen — die Mutter tragt das Kind, das Kind wird von der Mutter getragen. Da' also diese Zeitwörter entweder eine Thätigkeit oder ein Leiden anzeigen, so nennt man sie thätige und leidende Zeitwörter. Ein jedes thätige Zeitwort ( activutn) läßt sich in ein leiden« des (psstivun») verwandeln. — Eine andere Art von Zeitwörter«, die ziellosen (ncutra) zeigen weder

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ein Thun noch ein Leiden an, sondern einen Zustand, in welchem sich Menschen oder Dinge befinden, z. B. der Kranke sitzt, liegt, schlaft; der Vater zürnt, das Kind fällt. Nur bey einigen wird ein Gegenstand hinzugefügt, doch eigentlich nur als nähere Bestimmutig oder Bezeichnung, z. B. ich fahre in einem Wagen, ich stürzte in einen Graben, das Kind fiel guf die Seift. Diezurückwirkenben oder beziehenden Zeit» Wörter (vedprocq) zeigen ein Thun und Leiden zu­ gleich an, und zwar so, daß die bezeichnete Wirkung sich wieder auf den Gegenstand zurück bezieht, von dem sie ausging, z, B. ich lege mich nieder, ich freue mich, er betrübet'sich, du bekümmerst dich, er hilft sich. Die unpersönlichen Zeitwörter stellen ir­ gend etwas, was nicht deutlich bezeichnet wird, als Wirkend dar, und kommen in der dritten Person fach» lichen Geschlechts vor, z. B. es donnert, es blitzt, es regnet. Einige unvollkommene Zeitwörter könnte

man auch den Hülfszeitwörtern beyzahlen, weil sie zur Abwandlung der übrigen Zeitwörter gebraucht wer­ den. Sie haben eine unvollständige Abwandlung, und heißen: können, wollen, sollen, mögen, müssen, dür­ fen, lassen.

Das Zeitwort leidet eine dreifache Abwand­ lung nach der Zeit, nemlich um entweder das Gegen­ wärtige (praesens) oder Vergangene (praeter!tum) oder Zukünftige (futuruni) zu bezeichnen, wie: ich lese, ich habe gelesen, ich werde lesen, ich werde gerufen, ich bin gerufen worden, ich werde gerufen werden, ich gehe, ich bin gegangen, ich werde gehen. Jede Zeit hat eine Einheit und eine Mehrheit, je nach­ dem ich etwas von einem oder von mehreren aussage, j. B. ich schreibe, wir schreiben, er schreibt, sie schrei­ ben. Es kann aber auf eine mehrfache Weife von einer Person oder einem Dinge etwas ausgesagt wer­ den, nemlich mit Gewißheit und Ungewißheit, bestimmt oder zweifelhaft, wünschend oder befehlend,

B. ich ging heute spazieren, und: ich ginge heute spazieren, ich schrieb und ich schriebe einen Brief.

Diese verschiedenen Aussage «Arten werden modi oder Wandelweisen genannt, und zwar die bestimmte Indicativ, und die unbestimmte oder wünschende Art Conjunctiv. Gewöhnlich sind Satze, in wel­ chen etwas unbestimmt ausgesagt wird, mit andern Sätzen durch die Bindewörter (Conjuncrionen) wenn weil ob da damit daß und auf baß verbunden, z.B. wenn ich wüßte (bedingungsweise), daß er zu Haust wäre — ich weiß nicht, ob ich es ertragen würde. Die befehlende Aussage-Art wird auch der Im­ perativ genannt, als: lobe geh. Endlich kann ich auch ganz unbestimmt und allgemein sprechen, ohne alle Bezeichnung der Zahl und Person. Diese AussageArt wird der Infinitiv (Wandelwort) genannt, z.'B. spielen hat seine Zeit und arbeiten hat auch seine Zeit; schlafen soll man nicht zur Unzeit. Der Infinitiv kann auch, durch Vorsetzung des Artikels, als Hauptwort gebraucht werden, B. das Reiten ist eine sehr gesunde Bewegung, das Lachen verging mir, das Schreiben wird mir schwer. Die dreifache Zeit (tempua) leidet noch manche genauere Bestimmungen, je nachdem ich mich oder An­ dere bey dem, was geschehen ist, oder geschehen soll, gegenwärtig denke, oder nicht. So ist B. der Sinn folgender Satze sehr verschieden, obgleich in allen et­ was ausgesagt wird in der vergangenen Zeit: indem er in das Haus ging, wenn er in das Haus gegan­ gen ist, als er in das Haus gegangen war — Er sahe sehr freundlich aus, er hat sehr freundlich ausgesehen, er hatte sehr freundlich dabey ausgesehen. Die erste Zeitform könnte man die gewesene Gegen­ wart ■:Imperfectum) die andere die gewesene und die vollendete Vergangenheit (Perfectum und Plusquamperfectum) nennen. Aber auch das, was noch erst geschehen soll, kann ich mir als ein Gesche­ henes denken, z. B. „wenn ich diesen Brief werde ge­ schrieben haben." In diesem Falle habe ich eine zweite Handlung im Sinne, die ich auf die erstere folgen lassen will, und die mit derselben in Verbindung steht.

«3 Diese Zeit könnte man die gewesene Ankunft (fu­ turum exactum) nennen. Die Conjugation oder Abwandlung der Zeitwör­ ter erstreckt sich entweder über alle Theile derselben, oder nur über einige, int letzterem Falle wird sie eine mangelhafte genannt. Von dieser Art sind die Zeit­ wörter auferstehen, auserlesen u. a.

Von dem Zeitworte wird abgeleitet das Mittel­ wort oder Particip, welches als Eigenschafts- oder Bestimmungswort gebraucht, und entweder dadurch gebildet wird, daß man dem Infinitiv ein d anhängt als: gehend reitend schreibend lesend, oder ein ge voransetzt, gelesen geschlafen gefangen, oder die Endsylbe des Infinitivs in et oder t verwandelt, und dem Worte die Vorlbsye ge voransetzt, als: gelobet geliebet geträumt gerupft. Obgleich das Particip des Prä­ sens eigentlich nur ein Thun anzeigt, so bedient sich doch der Sprachgebrauch desselben auch da, wo kein Thun statt findet, jedoch ganz unrichtig, z. B. der kostende Preis für: Einkaufspreis; die reitende Post für Reitpost; eine wohlschlafende Nacht für: gute Nacht; die fallende Sucht für: Fallsucht; eine betrübte Nachricht für: betrübende- Nachricht. Die sämtlichen Zeichen und Ableitungen des Zeit­ wortes folgen also in dieser Ordnung aufeinander: Wirkungsstand oder Activum, i. Gegenwart: ich lobe. 2. Gewesene Gegenwart: ich lobete^ Z. Vergangenheit: ich habe gelobt. 4. Gewesene Berg, ich hatte gelobet. 5. Vollendete Vergan­ genheit: ich habe gelobt gehabt. 6. Vollendete gewesene Vergangenheit: ich hatte gelobt gehabr. 7. Zukunft: ich werde loben. 8. Gewesene Zukunft: ich werde gelobt haben.

Das Passivum oder der Leidensfland eines jeden Zeitwortes wird gebildet, durch die Verbindung des zweiten Mittelwortes mit den Hülfszeitwörtern werden und seyn, ;. B. loben, ich lobe, ich werde gelobt; lieben, ich liebe, ich werde geliebt. Dormn ist es nöthig, sich mit der Abwandlung dieser beiden Hülfs­ zeitwörter genau bekannt zu machen. Sie ist folgender

-4 Wanbelwort: ftyn. Mittelwort! seyend und gewesen. Wandelwort der Vergangenheit: gewesen seyn. Wanbelwort der Zukunft: ftyn werden. i. Zeiten ohne Beziehung. Einheit. Mehrh.

Einheit. Mehrh.

Einheit. Mehrh.

Einheit. ' Mehrh.

Gewißheit. Ungewißheit. Gegenwart. Zch. bin, du bist, er ist Zch sey, du seyst, er sey. Wir sind, ihr seyd, Wjr seyen, ihr seyed, sie sind. sie seyen. Vergangenheit. Ich bin gewesen, du Zch sey'gewesen, du bist gewesen, er ist seyst gewesen, er sey gewesen. gewesen. Wir sind gewesen, ihr Wir seyen gewesen, ihr seyd gewesen, sie sind seyed gewesen, sie gewesen. seyen gewesen. Zukuyft. Zch werd« seyn, du Zch werde seyn, btt wirst seyn, er wird werdest seyn, erwer­ be seyn. seyn. Wir werden seyn, iHv Wir werden seyn, ihr werdet seyn, sie wer­ werdet seyn, sie wer­ den seyn. den seyn. Bedingte Art. Zch würbe seyn, du würdest ftyn, er würd? seyn. Wir würben seyn, ihr würbet seyn, sie wür­ den seyn.

2. Zeiten in Beziehung. Gewesene Gegenwart'! Zch war (wäre) du warst (wärest) l er war (wäre) Gewißheit u. Unge» > Wir waren (wären) ihr wäret (wäwißhett J ret) sie waren (wären). Gewes. Vergangmh.' Zch war (wäre) gewesen, du wä­ rest (wärest) gewesen, er war (wäre) gewesen. Gewißh. ».Ungewißh Wir waren (wären) gewesen, ihr wäret (wäret) gewesen, sie wa­ ren (wären) gewesen.

Gewesene Zukunft. 1 Ich werde gewesen seyn, du wirst I (werdest) gewesen seyn, er wird l (werde) gewesen seyn. Gewißh. u.slngewißh (Wir werden gewesen seyn, ihr wer« I det gewesen seyn, sie werden g«, J wesen seyn. Bedingte Art. Ach würde gewesen seyn, du würdest gee wesen seyn re. befehlende Art. Sey, sey er, sey sie. Seyd, seyn sie. Wandelwort werden. Mittelwort werdend, geworden (worden). Vergangenheit geworden seyn. Zukunft werben werden. i. Zeiten ohne Beziehung. Gegenwart. -> Ach werde) du wirst (werdest), er Gewißheit Unze- > wird (werde). Wir werden, ihr wißheit. J werdet, sie werden.

1 Ach bin (sey) geworden, du bist (seyst) Vergangenheit-! geworden, er ist (sey) geworden. Gewißheit, Unger > Wir sind (seyen) geworden, ihr seyd wißheit. I (seyed) geworden, sie sind (seyen) J geworden. , Zukunft. "i Ach werde werden, du wirst (werdest) Gewißheit,Unze, > werden, erwirb (werde) werden, wißheit. J Wir werden werden re.

DedingteArt. 2.

Ach würde werden, du würdest wen­ den re.

Zeiten in Beziehung.

Gewes. Gegenwar t.'iAch wurde (würde), du wurdest (würdest), er wurde (würde)i Gewißheit u.Ungewißh. >Wir wurden (würden), ihr wut« det (würdet), sie wurden (wsire j den). n Ach war (wäre) geworden, du Gewesene Bergan« i warst (wärest) geworden, er genheit. s war (wäre) geworden. Wix J waren (wären) geworden rc.

Bedingte Art. Befehlende Art.

Ich würde gewesen seyn, du wär« ' best gewesen seyn ic. Werde, werde er, werhe sie. Wex< bet, werden sie.

LS

Wandelwort haben. Mittelwort habend ge­ habt. Vergangenheit gehabt haben. Zukunft haben werden.

i. Zeiten ohne Beziehung. Gegenwart. Zch habe, du hast (habest), er hat (habe). Wir haben, ihr Haber, sie haben. ■' Vergangenh. Ach habe gehabt, du hast (habest) gr, habt, er hat (habe) gehabt. Wir ha, den gehabt, ihr habet gehabt, sieh«, ben gehabt. Ankunft. Zch werde haben, du wirst (werbest) ha, ben, er wird (werde) haben re. Bedingte Art. Zch würde haben, du würdest haben

2. Zeiten in Beziehung. Gewes. Gegen«. Zch hatte (hätte), du hattest (HLt, test), er hatte (hätte). Wir hat, ten (härten), ihr hattet (hättet), sie hatten ( hätten) Gewes. Bergang. Zch hatte (hätte) gehabt, du hattest (hättest) gehabt re Gew es. Zukunft. Zch werde gehabt haben, du wirst (werdest) gehabt haben re. Bedingte Art. Zch würde gehabt haben rc. Befehle« deArt. Habe, habe er, sie. Habet, haben sie.

Die Abwandlung.der übrigen Zeitwörter ist ent­ weder eine regelmäßige, bey welcher die Stamm­ sylbe durch alle. Zeiten unverändert bleibt, wie: hö­ ren, ich höre, ich hörte, ich habe gehört u. s. w., und das Mittelwort der vergangenen Zeit sich auf tt endigt, wie: gehöret gelobet geachtet u. s. w.,' oder eine unregelmäßige, bey welcher die Stammsylbe nicht in allen Zeiten unverändert bleibt, und beson­ ders in der Vergangenheit sehr verändert wird, z. B. sprechen, ich sprach — laufen, ich lief — treiben, ich trieb u. s. w., und das Mittelwort der Vergangenh. sich auf en endigt, als: gesprochen, gelaufen, ge­ trieben.

.Unregelmäßige Abwandlung. Wirkungsstand (activ.). Leidensstand (passiv.), Wandeln», sehen, gesehen gesehen werden, gesehen n>or# haben, sehen den seyn, werden geseheif werden. werden. M t t t e l w. sehend gesehen. gesehen, oder einer der da ge» sehen wird, einer der da gesehen werden wird. Gegenwart. Gegenwart. Ungewißheit, Gewißheit, Gewißh. Ungewißh. ich sehe ich sehe ich werde gesehen ich werde gesehen du siehst du sehest du wirst — du werdest — .er wird — er siehr er sehe er werde — wir sehen wir sehen wir werden — wir werden — ihr sehet ihr sehet ihr werdet — ihr werdet — sie sehen sie sehen sie werden — sie werden — G ewes. Gegenw. Gewesene Gegenwart. ich wurde gesehen ich würde gesehen ich sah ich sähe du sahst du sähest du wurdest — du wüxdest — er wurde — er würde — er sah er sähe wir sahen wir sähen wir wurden — ^vir würden — ihr würdet — ihr sahet ihr sähet ihr wurdet sie würden — sie sahen' sie sähen sie wurden — Vergangenheit., Vergangenheit. ich bin (sey) gesehen worden ich habe gesehen du bist (seyst) — — du hast (habest) gesehen er hak (habe) gesehen er ist (sey) — — wir sind (legen) — — wir haben gesehen ihr seyd (seyed) — — ihr habet — sie sind (seyen) — — sie haben — Vollendete Vergangenheit. ich habe gesehen gehabt du hast (habest) gesehen gehabt er hat (habe) — — wir haben gesehen gehabt ihr habet — — sie haben — — G ewes. Vergangenh. Gewes. Vergangenh. ich hatte (hätte) gesehen ich war (wäre) gesehen worden du hattest (hättest) — du warst (wärest) — — er hatte (hätte) — «. er war (wäre) — u. t

28 Zukunft.

3’t tun ft. ich werde sehen du wirst (werdest) sehen er wird (werde) sehen Wir werden sehen re.

ich werde gesehen werden du wirst (werdest) gesehen werden er wird (werde) — — wir werden gesehen werden rc.

Gew es. Zukunft, ich werde qesehen haben du wirst (werdest) gese­ hen haben er wird (werde) gesehen haben rc.

Gewesene Zukunft, ich werde gesehen worden seyn du wirst (werdest) gesehen roor/ den seyn er wird (werde) gesehen worden seyn rc.

D edingte Art ich würde sehen, du wür­ dest sehen re.

Bedingte Art. ich würde gesehen werden, du würdest gesehen werden rc.

BefehlendeArt. sseh oder siehe du, seht oder sehet ihr du sollst, er soll sehen, ihr sollt, sie sollen sehen.

Befehlende Art werde du gesehen, werdet ihr gesehen

sollen) S-fthm werden.

In der zweiten und dritten Person darf das mil­ dernde e weggelassen werden, z. B. siehest siehst sie­ het sieht, gesehen gesehn; aber cs ist fehlerhaft, das e auch in der befehlenden Art wegzuwerfen, und z. B. zu sagen: seht zu, für: sehet zu, oder: bleibt stehen, für: bleibet stehen. Es giebt auch Zeitwörter, welche das mildernde e in der zweiten und dritten Person nicht dulden, z. B. säuselt, nicht säuselet, bebte nicht bebete. Einige Zeitwörter werden bald regelmäßig, bald unregelmäßig abgewandelt, je nachdem sie als zielende oder ziellose gebraucht werden, als: er schmolz und er schmelzte die Butter, der Wein verdarb und verderbte, das Licht verlosch, und man verlöschte die Buchstaben, ich crschrack über diese Nachricht, und ich erschreckte ihn durch diese Nachricht, meine Bitte bewog ihn und bewegte ihn, hieb uird haute. Andere Zeitwörter wer­ den fälschlich als unregelmäßig abgewandelt, B. frug für fragte, jug für jagte, klug für klagte. Folgende unregelmäßige Zeitwörter mit ihren vor­ züglichsten Abweichungen muß man seinem Gedächtyisse einprägen, um sich vor Fehlern in ihrem Getzrauch zu hüten."

Äacken buk büke- auch backte, gebacken. Befehlen befiehlst beföhle befiehlt besohlen. Befleißen befltsz beflisse befleiße beflissen. Beginnen begann begönne beginne begönnert. Be.ßen biß bisse beiß beiße gebissen. Bergen birgst barg börge birg geborgen. Bersten berstet borst börste birst geborsten. Betrügen betrog betröge betrüge betrogen» Biegen biegst bog böge biege gebogen. Blasen bläsest blies bliese blase geblasen. Bleichen bleichst blich bliche bleiche geblichen. Braten brätst briet briete brate gebraten. Dreschen drischt drasch dräsche drisch gedroschen. Dringen drang dränge dringe gedrungen. Empfehlen empfiehlst empfahl empföhle empfiehl empfehlen Empfangen empfängst empfing empfinge empfangen» Erschallen erscholl erschölle erschalle erschollen. Erwägen erwog erwöge erwäge erwogen. Fahren fährst fuhr führe fahre gefa-ren. Fallen fällst fiel fiele falle gefallen. Fangen fängst fing finge fange gefangen. Fechten fichtst focht föchte fechte gefochten. Flechten flichtst flocht flöchte flicht geflochten» Fliegen fliegst flog flöge flieg geflogen. Fliehen fliehst floh flöhe flieh geflohen. Fließen fließt stoß flösse fließe geflossen. Göhren gährt goht göhre gähre gegohren. Gedähreu gebierst gebahr geböhre gebier gebohreit» Geben, giebst gab gäbe gieb gegeben. Gedeihen gedeihst "gedieh gediehe gedeih gedeihen. Gehen gehst ging* ginge geh gegangen. Gelten giltst galt gälte gilt gegolten. Gelingen gelingt gelang gelänge gelinge gelungen. Genesen genest genas genäse genese genesen. Genießen geniegc genoß genösse genieße genossen. Geschehen geschieht geschah geschähe geschehen. Gießen gießest goß gösse gieß(e) gegossen. Gleichen gleichst glich gliche gleiche geglichen. Gleiten gleitest glitt glitte gleite geglitten. Glimmen glimmt glomm glömme glimme geglommen. Gönnen gönnst gönnte günnete görrne gegönnt. Graben gräbst grub grübe grabe gegraben. Greifen greifst griff griffe greise gegriffen. Halten hältst hielt hielte halte gehalten. Hangen hangt hing hinge hange gehangen. Hauen hauest hieb hiebe harre gehauen. Helfen hilfst half hülfe hilf geholfen»



Klingen klingt klang klänge klinge geklungen. Kriechen kriechst kroch kröche krieche gekrochen. Laden ladest lud lüde lade geladen. Leihen leihst lieh liehe leihe geliehen. Lesen liesest las läse lies gelesen. Lügen lügst log löge lüge gelogen. Mahlen wählst mühl niühl wühle mahle gemahlen, Melken milkst molk mölke milk gemolken Messen missest (mißt) maß mäße miß gemessen. Mögen magst möge mochte möchte möge gemocht. Nennen nennst nannte nennece nenne genannt. Pfeifen pfeifst pfiff pfiffe pfeife gepfiffen rc. Pflegen pflegst pflog pflöge pflegen gepflogen. Quellen quillst quoll quölle quill gequollen. Rathen räthst rieth riethe rathe gerathen. Reiben reibst rieb riebe reibe gerieben. Rennen rennst rennte kannete renne gerannt. Riechen riechst roch röche riech (e) gerochen. Ringen ringst rang ränge ringe gerungen. Rinnen rinnt rann rönne rinne geronnen. Saufen säufst soff söffe sauf(e) gesoffen. Saugen saugst sog söge sauge gesogen. Schelten schiltst schalt schölte schilt gescholten. Scheren schierst schor schöre schier (schere) geschoren. Schleichen schleichst schlich schliche schleicht geschlichen, Schließen schliesst schloß schlösse schließe geschlossen. Schmelzen schmilzst schmolz schmölze schmilz geschmolzen. Schreiten schreitest schritt schritte schreite geschritten. Schreien schreist schrie schriee schreie geschrieen. Schwören schwörst schwur schwüre schwöre geschworen. Schwären schwärt schwor schwöre schwäre geschworen. Schwellen schwillst schwoll schwölle schwill geschwollen. Schwimmen schwimmst schwamm schwämme schwim­ me (e) geschwommen. Schwinden schwindest schwand schwände schwinde ge­ schwunden. Sehen siehst sah sähe sieh(e) gesehen. Sieden siedest sott sötte siede gesotten. Sinken sinkst sank sänke sinke gesunken. Sinnen sinnst sann sänne sinne gesonnen. Speien speiest spie spiee speie gespieen Spinnen spinnst spann spänne spinne gesponnen. Sprießen sprießt sproß sprösse sprieße gesprossen. Stechen stichst stach stäche stich gestochen Stecken stickst stak stäke stick gesteckt. (Stecken steckst steckte steckete stecke gesteckt.) Stehen stehst stand stände steh gestanden.

31 Stehlen stiehlst stahl stöhle stiehl gestohlen. Sterben stirbst starb stürbe stirb gestorben. Stieben stiebst stob stöbe stiebe gestoben. Streichen streichst strich striche streich gestrichen, Tragen trägst trug trüge trage getragen. Treten trittst trat träte trete getreten. Triefen triefst troff tröffe trief getroffen. Trügen trügst trog tröge trüge getrogen. Verderben verdirbst verdarb verdürbe verdorben. Verdrießen verdrenßt verdroß verdrösse verdrossen. Verhehlen verhehlst verhehlte verhehlete verhehle ver» hehlt, (verhohlen). Verlieren verlierst verlohr verlöhre verliere verlohreu. Wachse» wächsest wuchs wüchse wachse gewachsen. Waschen wäschst wusch wüsche wasche gewaschen. Wägen wägst wog wöge wiege gewogen. (Wiegen wiegst wiegte wiegete wiege gewiegt). Weichen weichst weich wiche weiche gewichen. Wenden wendest wandte wendete wende gewandt. Werben wirbst warb würbe werbe geworben. Werfen wirfst warf würfe werfe geworfen. Winden windest wand wände winde gewunden. Wirren wirrst worr wörre wirre geworren. Zwingen zwingst zwang zwänge zwinge gezwungen.

Am meisten wird gefehlt bey dein Gebrauch des Mitelwortes, welches beynahe ganz, wie das Bey­ wort behandelt, und daher auch gesteigert wird, z. Br der blühende Baum, ein blühenderes Land, die blü­ hendste Gesundheit; der gebildete Verstand, die gebil­ deteren Stände, der gebildetste Verstand. Das Mit­ telwort der gegenwärtigen Zeit ist thätig, und es ist daher falsch, zu sagen: ein stillendes (für: saugendes) Kind, blasende Instrumente für: Blase-Instrumente, ein schwindelnde Höhe, mein besitzendes Haus, und eben so falsch ist es, das Mittelwort der vergangenen Zeit, welches fast immer ein Leiden anzeigt, als thä­ tig zu gebrauchen, ;. B. der gehabte Schrecken, der gewachte Thürmer, die geschallte Posaune, das ge­ mangelte Geld. Auch sollte man eigentlich nicht sagen: ein verdienter Manns/ ein verliebter Mensch u. d. gl. Will ich recht genau und bestimmt von einer Per­ son ober Sache etwas aussagen, so ist das Zeitwort verbunden mit dem Hauptwort nicht hinreichend, ich muß noch einige Wörter hinzufügen, welche die B e-

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schaffenheit oder Eigenschaft her Personen und Dinge bezeichnen. Wenn ich ;. B. sagte: „dies Kind hat eine Stimme", so hätte ich sehr unbestimmt und unvollständig gesprochen. Sage ich aber: „dieß Kind hat eine starke, schwache, angenehme, schöne Stimme", so spreche ich bestimmt, indem ich dem Hauptworte ein Bestimmungswort voran- oder nachsetze, denn ich könnte auch sagen: die Stimme dieses Kindes ist schön stark tu s. w. Die Bestimmungswörter werden Adjective oder Eigenschaftswörter genanntwenn ste die Eigenschaften d. h. nothwendigen Merk­ urale. der Dinge anzeigen. Es giebt nemlich Merk­ male, welche ich mir nothwendig an einem Dinge den­ ken muß, weil es sonst aufhören würde, dieses Ding zu seyn, j. B. daß das Wasser flüssig ist. Die Bestim­ mungswörter heißenBeschafsenheitswörter, wenn sie das bezeichnen, was an den Dingen zufällig ist V. h, seyn und nicht seyn kann, ohne daß sie aufhören, diese Dinge zu seyn, B. der Tisch ist rund, vier­ eckig u. s. w. Diese. Eigenschaften und Beschaffenhei­ ten, können aber den Personen und Dingen in sehr verschiedenen Graden und Beziehungen beygelegt wer­ den, und diese Grade bezeichnet die Sprache durch

Adverbien oder Beywörter, welche zunächst den Verben oder Zeitwörtern beygefügt werden, aber auch den Adjectiven. Sie zeigen theils die Art und Weise all, wie etwas gethan werden soll, B. hole mir sogleich, jetzt--morgen das Buch, und zwar mit Be­ stimmung der Zeit der Zeitdauer, des Orts, des Gra­ bes der Stärke, des Umfangs-und der Zahl, theils bezeichnen sie den Gemüthszustand des Redenden, seine Gewißheit oder Ungewißheit, sein Zusagen oder Ver­ weigern, theils die Richtung einer Bewegung. i. Adverbien der Zeit und Zeitdauer: heute ge­ stern jüngst morgens abends ftüh spät vormals Ehemals vorher sonst längst unlängst vorlängst eben jetzt stets oft immerdar immerfort alle­ zeit noch bis u. s. w» tz. Adverbien des Orts: dort hier unten oben drü­ ben außen innen innerhalb weg fort nirgend rechts links allda, daselbst.

z. Adverbien des Umfangs: zugleich einzeln aller­ seits zusammen insgesamt theils allein besonders insonderheit u. s. w. 4. Adv» der Verstärkung oder Verminderung: sehr gar gänzlich völlig, gar zu, zu, äußerst fest kaum viel wenig außerordentlich ungemein über» aus u» s. w. 5. Adv. der Zusage oder Verneinung, des Zwei­ fels, der Ungewißheit und Gewißheit: ja nein nicht keinesweges vielleicht etwa warum wie wirk­ lich wahrlich schwerlich unmöglich wahrscheinlich vermuthlich unfehlbar unausbleiblich» 6. Adv. der Richtung: hinein empor her hin da» hin dorthin hinaus hinab hinauf hinüber jenseit droben vorwärts u. s. w. Die Dinge, welche uns umgeben, sind uns nicht gleich nahe oder gleich fern, sind bald über, bald un­ ter, bald vor uns; wir bemerken sie über, unter, zwischen und neben andern Dingen, und die verschie­ denen Dinge sind entweder einzeln neben einander, ohne in irgend einer Beziehung oder Verbindung unter einander zu stehen, oder sie stehen in Verbindung und Beziehung unter einander, indem B. der Tisch an der Wand steht, das Bild an der Wand hangt, der Hut auf den Stuhle, der Hund unter dem Oftn liegt «. s. w.. Diese mannichfaltigen Beziehungen oder Ver­ hältnisse der Dinge gegeneinander bezeichnet die Spra­ che durch die Präpositionen oder Verhältniß­ wörter. Die Präpositionen erfordern , daß das zu ihnen gehörige Hauptwort allemal in einem bestimm­ ten Falle stehe, nemlich entweder im zweiten, oder im dritten und vierten, z. B. das Buch liegt auf dem Tische, neben dem Schreibzeuge, unter dem Spiegel; statt des Papiers bediene ich mich des Pergaments; mein Geld liegt in dem Koffer. Der Kürze und des Wohllauts wegen wird das Verhältnißwort zuweilen mit dem Artikel verbunden, wie: im Hause st. in dem Hause, vom Pferde st. von dem Pferde, beym Schneider st. bey dem Schneider, in's Zimmer st. in bas Zimmer. Die Präpositionen erfordern entweder stets allein C 3 ]

34 den zweiten Fall, z. B. während des Krieges, statt meines Bruders, unweit der Stadt; oder allein de« dritten Fall, wie: bey der Mahlzeit, aus dem Hause, nach dem Garten; oder allein den vierten Fall, wie: durch mich, für meine Schwester, ohne meinen Willen; oder den dritten und vierten Fall zugleich, wie: ich lege die Hand auf den Lisch, und die Hand liegt auf dem Tische; er ist in der Stube, und er geht in die Stube. Die Bindewörter (Conjunctionen) verbinden einen Theil der Rede mit dem andern, oder bezeichnen die Verbindung zwischen mehreren Vorstellungen und Gedanken, zuweilen auch die Bedingungen, unter wel­ chen etwas versichert oder behauptet wird, z. B. Er hat Weib und Kind verlassen, ich schreibe zwischen Furcht und Hoffnung — ich will es erlauben, aber du mußt mir versprechen; du magst hingehen, nur bitte ich mir aus; du darfst nicht ausgehen, denn du bist noch nicht gesund; ich will es thun, wenn du schweigst. Die Empfindungswörter ( Interjektionen) sind Laute, welche Empfindungen bezeichnen, z. B. o! ach ! ah! ey! ha! Diejenigen Bestimmungswötter, durch welche eine Zahl oder Vielheit oder Reihenfolge angedeutet wird, heißen Zahlwörter, wie: eins hundert tau­ send, einige viele mehrere wenige, der erste zweite dritte u. s. w. Die allgemeinen Zahlwörter geben keine be­ stimmte Zahl an, und vertreten oft die Stelle des Geschlechtswortes oder Artikels, z. B. jeder treue Bür­ ger, manche Lander, mehrere Sorten Wein, alle gute Menschen u. s. w.

Dritter Abschnitt. Von der Wortfügung oder Verbindung der Wörter untereinander. i. Das Hauptwort mit dem Hauptworte. Wenn zwei Hauptwörter bey einander stehen, von

welchen das eine die Ursache, und das andere die

34 den zweiten Fall, z. B. während des Krieges, statt meines Bruders, unweit der Stadt; oder allein de« dritten Fall, wie: bey der Mahlzeit, aus dem Hause, nach dem Garten; oder allein den vierten Fall, wie: durch mich, für meine Schwester, ohne meinen Willen; oder den dritten und vierten Fall zugleich, wie: ich lege die Hand auf den Lisch, und die Hand liegt auf dem Tische; er ist in der Stube, und er geht in die Stube. Die Bindewörter (Conjunctionen) verbinden einen Theil der Rede mit dem andern, oder bezeichnen die Verbindung zwischen mehreren Vorstellungen und Gedanken, zuweilen auch die Bedingungen, unter wel­ chen etwas versichert oder behauptet wird, z. B. Er hat Weib und Kind verlassen, ich schreibe zwischen Furcht und Hoffnung — ich will es erlauben, aber du mußt mir versprechen; du magst hingehen, nur bitte ich mir aus; du darfst nicht ausgehen, denn du bist noch nicht gesund; ich will es thun, wenn du schweigst. Die Empfindungswörter ( Interjektionen) sind Laute, welche Empfindungen bezeichnen, z. B. o! ach ! ah! ey! ha! Diejenigen Bestimmungswötter, durch welche eine Zahl oder Vielheit oder Reihenfolge angedeutet wird, heißen Zahlwörter, wie: eins hundert tau­ send, einige viele mehrere wenige, der erste zweite dritte u. s. w. Die allgemeinen Zahlwörter geben keine be­ stimmte Zahl an, und vertreten oft die Stelle des Geschlechtswortes oder Artikels, z. B. jeder treue Bür­ ger, manche Lander, mehrere Sorten Wein, alle gute Menschen u. s. w.

Dritter Abschnitt. Von der Wortfügung oder Verbindung der Wörter untereinander. i. Das Hauptwort mit dem Hauptworte. Wenn zwei Hauptwörter bey einander stehen, von

welchen das eine die Ursache, und das andere die

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Wirkung anzeigt, so stehet das erstere int zweiten Falle, z. B. das Leuchten des Blitzes ; die B-ükhe des Bau« mes, das Geschrei Lines Kindes. In solchen Fällen, wo eine Mißdeutung entstehen könnte, setzt man von dazwischen, ;» B. Canova's Bildsäule könnte heißen: die Bildsäule, welche Canova. vorstellt, oder: welche Canova gemacht hat, darum sagt man lieber: die Bild­ säule von Canova. Eben so steht dasjenige Hauptwort im zweiten Falle, welches den bezeichnet, dem das zuvor genannte gehört, z. B. das Thor der Stadt, der An, führet des Heeres, der Pallast des Königs; oder eine Wirkung auf den zuvor genannten Gegenstand, als: die Ausbildung des Körpers; oder das, wovon ein Theil genommen ist, z. B. ein Pfund der besten Wolle, eine Frucht des seltenen Baumes, einer meiner Schü­ ler; aber man sagt auch kurz: ein Pfund Wolle, «ine Heerde Gänse. Bey Bestimmung der Zeit, .des Ortes, und der Beschaffenheit steht häufig das Hauptwort im zweiten Falle, j. B. Ich stehe des Morgens früh auf; ich ar­

beite Abends nicht mehr, ich esse des Tages nur ein­ mal; die Lebensmittel sind hiesigen Orts sehr theuer; selig sind, die reines Herzens sind; er muß sich na­ türlicher Weisst melden; er ist natürlichen Todes ge­ storben; er ist armer Leute Kind. Auch bey Ausrufun­ gen: o des Jammers! u. s. w. g.DasHauptwort mitdem Geschlechtswort«.

Wenn mehrere Hauptwörter von gleichem Ge­ schlechte in einem Satze Vorkommen, so steht das Ge­ schlechtswort nur bey dem ersten, ;. B. -er Frühling Sommer und Herbst sind angenehme Jahrszeiten; aber fehlerhaft ist es, den Artikel wegzulassen, wenn die Hauptwörter von verschiedenem Geschlechte find, z. B. der Hund und Katze sind Hausthiere. Sind Haupt­ wörter ihrer Bedeutung nach sehr ungleichartig, so muß der Artikel bey jedem einzelnen wiederholt wer­ den, wenn sie gleich zu einerley Geschlechte gehören, B. „der Arme und der Reiche, der König und der Bettler, der Mächtigste und der Geringste, alle haben

56 gleiche Menschenrechte." In -er Mehrheit bleibt da, gegen der Artikel ganz weg, z. B. Freuden und $tiden, Künste und Wissenschaften u. dgl. m. 3. Verbindung bes Bestimmungswortes mit dem Haupworte»

Diese geschieht häufig durch ein Vcrhältnißwort, z. B. schön von Gestalt, begierig nach Ruhm und Ehre, voll von dem Gedanken, brauchbar zu allem, unent­ behrlich für mich, fähig zu allem, empfänglich für jeden Eindruck, hart gegen feine Untergebenen, milde gegen Arme, besorgt um die Kinder, klein am Geiste, arm an Freude, eifrig und unverdrossen in seinem Berufe, muthig in Gefahren, untröstlich über diesen Verlust, stumm vor Entsetzen, bleich vor Schrecken. Manche Bestimmungswörter erfordern, daß das mit ihnen verbundene Hauptwort im zweiten Falle stehe, ;. B. ich bin deines Rathes bedürftig, der Freude empfänglich, ich bin mir meiner Schuld bewußt, ich will dieser Warnung eingedenk seyn, er ist keines Undan­ kes fähig, dieser Unglückliche wird seines Lebens nicht froh, ich bin meiner Sache gewiß, ich bin des Weges kundig, der Zornige ist seines Verstandes beraubt, ich war meiner Sinne nicht mächtig, ich bin des Harrens müde, der treue Diener ist des Dankes würdig. Eben so werden mit dem zweiten Fall des Hauptwortes ver­ bunden: unwürdig, unfähig, theilhaft, überbrüßig, satt, verlustig, voll, werth u. s. w. Andere Bestimmungswörter erfordern den dritten Fall: ähnlich, er ist dir ähnlich— angenehm, es ist mir angenehm — bekannt, es ist mir nicht be­ kannt — bequem, diese Stunde ist mir bequem — bange, wird Ihnen bange? — beschwerlich, die Arbeit ist ihm sehr beschwerlich, ich muß Ihnen mit der Bitte beschwerlich werden deutlich, dieser Satz ist mir nicht deutlich, der Lehrer weiß es seinen Schülern deutlich zu machen — dunkel, Kindern ist manches Wort des Lehrers dunkel, es wird mir dun­ kel vor den Augen — dienlich, schwere Speisen find Kindern nicht dienlich — dienstbar,, die Juden

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waren den Römern dienstbar— ergeben, er ist mir fthr ergeben — Ferner ersprießlich, erwünscht, gefähr­ lich, gehorsam, gemäß, geneigt, getreu, gewogen, gleich, gut, heilsam, heilig, (sein Andenken ist mir heilig) leicht, lieb, nachkheilig, nahe, nöthig, nützlich, schäd­ lich, schuldig, (ich bin Ihnen Dank schuldig) schwer, verwandt, werth u. s. w. Folgende Bestimmungswörter erfordern, daß bas mit ihnen verbundene Hauptwort im vierten Falle stehe,, wenn es nemlich das Maaß, Gewicht, Alter, die Zeit und den Werth bezeichnet, als: vier Fuß hoch, einige Klafter tief, zehn Jahre alt, einen Fuß lang, einen Daumen breit, einen Schritt weit, einen Zoll dick, einen Centner schwer, einen Thaler werth y. s. w.

4, Gebrauch der Fürwörter oder Perso nw örter. Das Fürwort richtet sich in Ansehung des Fal­ les nach dem Haupt- Zeit- oder Vrrhältnißworte, mit dem es verbunden ist, z. B. Gedenke,meiner, wenn cs dir wohl geht;, er reichte wir die Hand zur Ver­ söhnung; ich hielt, ihn,, den. leichtsinnigen Thoren, mit Gewalt zurück.. Die beziehenden Fürwörter werden oft mit den persönlichen in Verbindung gebracht,, und beide stehen dann in dem Falle, welchen das mit. ihnen verbun­ dene Zeitwort erfordert, z. B. er, der s» still und red­ lich lebte; ihn, den so manches Ünglück niederbeugte; ihr, die ihr überzeugt seyd; du«, der nie daran denkt, oder: der du nie daran denkst. Auf eine ähnliche Weise werden die Fürwörter, zur Verstärkung des Nach­ drucks gebraucht, B. der arme Vater! er lebte viel­ leicht noch; die Unglückliche! wie sehr ist sic zu be­ dauern; der Unbesonnene! hat. ex nicht, selbst sein Un­ glück verschuldet? Wenn in demselben Satze Fürwörter vor einer­ ley Geschlechte Vorkommen, so darf man in den mei­ sten Fällen nicht dasselbe persönliche Fürwort zweimal nach einander gebrauchen, weil sonst eine Zweideutig-

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feit entstehen würd«, ;. B. Nachdem ev mit1 unseres Freundes glückliche Ankunft gemeldet hatte, erzählte er mir, daß er gefährlich krank geworden sey; indem des Jägers Schuß den Hund traf, stürzte er leblos hin; als er kaum in seines Nachbars Hans getreten war, traf ihn der Blitz. In diesen Sätzen ist es zweifelhaft, auf wen sich das zweite er, und ihn bezieht, und um diese Zweideutigkeit zu vermeiden, bedient man sich der Fürwörter: derselbe, dieser, jener, oder man ändert die ganze Wortfolge, und wiederholt das eine Hauptwort, also in dem ersten Satze: daß derselbe gefährlich; im zweitens stürzte dieser, oder; stürzte das arme Thier; in dem dritten: traf diesen, Dagegen kann in folgendem Satze das persönliche Für­ wort ohne Zweideutigkeit wiederholt werden: „Er reichte mir den Brief,' und versicherte, daß -er viel Wichtiges enthalte"; denn in der Regel beziehen sich die persönlichen Fürwörter auf den zunächst vorherge­ henden Gegenstand. Es ist fehlerhaft, "das zueignende Personwort dop­ pelt zu, setzen, ;. B. zu sagen: meines Bruders sein Haus, meiner Mutter ihre Schwester, anstatt: meines Bruders Haus, oder: das Haus meines Bruders, sind: meiner Mutter Schwester. Aber nicht fehlerhaft ist es, dem persönlichen Fürworte das zueignende hin­ zu zu fügen: r. B. er stürzte heftig auf die Erde, und als er aufstand, blutete ihm sein Kopf. Oft wirh auch fehlerhaft das zueignende Fürwort -gesetzt, wy das persönliche stehen sollte, z. B, das Buch gehört mein st. gehört mir. Die hinzeigenden Personwörter können zuweilen durch einen Crklärungssatz von ihrem Hauptwort« ge­ trennt werden; doch darf der Zwischensatz nicht zu lang seyn, z. B, dieser ehemals so glückliche, jetzt in die tiefste Armuth versunkene Mann; aber nicht: die­ ser ehemals so glückliche, jetzt durch eine lange Reihe von Unglücksfällen heruntergekommene, und in die tiefste Armuth versunkene Mann. Da, wo von Vie» lerley Dingen die Rede ist, stehen statt der hinzeigen­ den Personwörter - besser die Zahlwörter, als: dieser sucht sein Glück auf dem Wege der Ehre, jener auf

-em Wege der Betriebsamkeit, dieser in stiller Erfül­ lung seiner Pflichten. Hier würde es besser seyn, zu sagen: der eine, der andere, der dritte u. f. w. Es ist fehlerhaft, das Fürwort ich auszulassen, da, wo man in der erste» Person spricht, B. das mir überschickte Geld hahe dankbar empfangen, oder: Ew. Wohlgebohren habe die Ehre anzuzeigen. Die Fürwörter, eS, das und dieß können auch bey solchen Hauptwörtern, welche verschiedenen Ge­ schlechts sind, und in der Mehrheit stehen, gesetzt werden: das waren die glücklichsten Tage meines Le­ bens, das sind seltene Erfahrungen, dieß sind aus­ ländische Gewächse, oder auch: welch' eine Freude war das für die Mutter! Wie viel Unglücksfälle giebt es in der Welt. Fehlerhaft ist es, dadurch einen Nachdruck in die Rede zu bringen, daß man bey einem Ausruf das Hauptwort voransetzt, und dann das persönliche Für­ wort müßig folgen läßt, z. B. der Mensch in seinem Uebermuth und in seinem Stolze auf eigene Kraft, wie verächtlich und wie strafbar ist er! Oder: das Le­ ben, selbst an seinem spätesten Zielt, wie kurz und wie eitel ist es!.— Aber wahren Nachdruck bringt .es in die Rede, wenn man das sächliche Fürwort es dem Hauptworte, worauf es sich bezieht, voranstellt: „Wenn alles um uns her zerstäubt und zerfällt, dann ist es der Glaube an ein höheres Leben, welcher, un­ seren Muth aufrecht erhält." Wenn sich das Fürwort welcher auf mehrere Hauptwörter bezieht, so darf es nicht in der Einheit stehen, ;. B. das Haus und -er Garten, welchen (welche) ich gekauft habe. Oder: der Vater und der Sohn, welcher in Diensten des Königs steht, für: welche in Diensten des Königs stehen. Geht der Ar­ tikel der voran, so ist es fehlerhaft/ das beziehende Personwort der folgen zu lassen, z.. B. der Mann, der seinem Berufe nicht treu ist. 5. Gebrauch der Zahlwörter.

Wenn die Zahlwörter mit solchen Hauptwörtern verbunden werden, welche ein Maaß, eine Zahl oder

40 ritt Gewicht anzeigen, so stehen diese Hauptwörter meistens nicht in der Mehrheit, wenn gleich das Zahl» wort eine Mehrheit anzeigt , B. sechs Schock Stroh, zehn Dutzend Knöpfe, sieben Pfund Jucker; aber zehn Eimer Wein, zwölf Paar Schuhe, dreh Ellen Tuch, Auch diejenigen Hauptwörter, welche einen Zeitraum bezeichnen, stehen gewöhnlich in der Einheit, als: drei Jahr, sechs Monat; aber sieben Tage, vier Stunden, zehn Minuten. Wenn aus mehreren Dingen einige herausgeho­ ben werden, so steht das Hauptwort bey dem Zahl­ worte gewöhnlich im zweiten Falle, als: vier unserer Leute, einige meiner Wünsche, keiner der Unsrigen, viele unserer Mitbürger. Doch kann man auch sagen: vier von unseren Leuten, viele unter unfern Mitbür­ gern u. s. w. Fehlerhaft sagt man in einigen deutschen Landern: hieher darf keins «statt nie­ mand) kommen; wenn eins pocht, anstatt: wenn je­ mand pocht. Auch sollte man nicht sagen: einig« drei­ ßig, sondern einige und dreißig; auch nicht: es ist um eins, für: es ist ein Uhr, oder: es hat eins geschla­ gen. Man unterscheide ferner erstlich und zuerst, viele und viel, der erste und erst oder zuerst. Wenn in einer gewissen Ordnung etwas vorgetragen' werden soll, fb sagt man: erstlich, und nicht zuerst, denn letz­ teres heißt so viel, als zum erstenmale, z. B. Magellan umschiffte zuerst die Erde. Der Mann hat viel Geld, und viele Tischfreunde. Viel steht bey der Ein­ heit, und viele bey der Mehrheit. Der erste genesene Kranke, und der erst genesene Kranke. Auch bemerke man den Unterschied zwischen: - drei meiner Brüder, und meine drei Brüder. 6. Gebrauch der Zeitwörter, Die Zeitwörter bringen vorzüglich in die Rede Verbindung und Bestimmtheit, und richten sich zwar in Ansehung der Person und Zahl uach dem Haupt­ worte, worauf sie sich beziehen, erfordern aber dage­ gen in vielen Fällen, daß sich das Hauptwort nach ihnen richte. So kann ich z. B. nicht sagen: ich be-

4i diene mich ein Messer, denn bedienen erfordert den zweyten Fall: eines Messers. Ich kann nicht sagen: das kannst du mich nicht zumuthen, denn das Z, W. zumuthey erfordert den dritten Fall mir. Ich darf nicht sagen: mein Vater hat mir geschrieben, und mich

befohlen, daß ich mir sogleich reisefertig machen sollte, sondern: an mich geschrieben, mir befohlen, daß ich mich reisefertig machen sollte. Nur in wenigen Fallen ist es erlaubt, das per« fvnliche Fürwort bey Verben wegzulassen, oder mit dem Verbum zusammen zu ziehen, wie: hast's gehört, wollen sehen, hab's gedacht, mußt fort, wirds gehen? Nur in der vertraulichen Sprechart dürfte dieß allen­ falls erlaubt seyn. Nicht fehlerhaft ist es, das Für­ wort bey der zweiten Person des Imperativs wegzu­ lassen, f B. folget seinem Beyspiele; suchet, so wer­ det ihr finden. Bey mehreren auf einander folgenden Zeitwörter» wird das persönliche Fürwort und. das Hülfszeitwort nur einmal gesetzt: ich habe ihn gebeten, ermahnt, bedroht und beschworen. In Sätzen, deren Glieder durch Bindewörter verbunden sind, verliert das letzte Zeitwort sein Pronomen, z. B, ich schrieb, und be­ kam keine Antwort; ich drohte, und richtete nichts aus; wann er zurückkommen, und seine Angelegenhei­ ten in Ordnung bringen werde, weiß ich nicht. Doch wiederholt man auch zuweilen, um des Nachdrucks willen, das Pronomen, z. B. du kränktest seine Ehre, du verwundetest sein Herz, du täuschtest grausam seine süßeste Hoffnung, du rissest dich los von seinem Her­ zen, du versagtest ihm Liebe, Theilnahme und Dank­ barkeit u. f. w, Oder: da siehe du zu. Die deutsche Höflichkeit erfordert, daß man einePerson in der Mehrheit anrede; wenn man ihr seine Achtung bezeigen will. Aber diese Höflichkeit wird übertrieben, wenn man auch von einer abwesenden Person in der Mehrheit redet, z. B. der Herr sinh Nicht zu Hause, Ihre Frau Gemahlinn befinden sich doch wohl? Nicht richtig'sagt man: ich und mein Vater sind« zu Hause gewesen. Besser: ich bin nebst meinem Da«

42 ter zu Hause gewesen. Eben so unrichtigi du und er wisset cs beide, anstatt: dir und ihm ist es bekannt. In solchen Sätzen, welche zwei Subjekte enthalten, welchen das Zeitwort in der ersten und zweiten, oder zweiten und dritten Person beygelegt wird, muß das Zeitwort wiederholt werden, B. nicht ich, du hast «s gesagt; er, aber nicht du wolltest cs; richtiger: er wollte es, aber du wolltest es nicht, oder, sein, aber Nicht dein Wille war es. In einer lebhaften Erzählung oder Darstellung ist es erlaubt und angemessen, die gegenwärtige Zeit statt der gewesenen Gegenwart zu gebrauchen, B. die Schlacht beginnt, ungestüm dringen die Truppen in die dichte Schlachtordnung des Feindes, der Kampf wird heiß u. s. w. — Ich trete in das Zimmer, ich blicke ungeduldig umher, ich forsche und frage, alles vergebens, ich finde keine Spur u. s. w. -- ,Es wird Tag, alles regt sich im Hause, ich höre das Raf­ feln eines Wagens, ich stürze hinaus vor die Thür, er ist's u. s. w. In der hohem Schreibart darf man die gewesene Gegenwart statt der Vergangenheit setzen, B. sieh hier das schöne Denkmal, welches dankbare Zeitgenos­ sen dem edlen Manne setzten, anstatt: gesetzt haben. Fehlerhaft ist es, den Conjunctiv zweimal zu se­ tzen, wo von keiner Bedingung die Rede ist, und nicht ungewiß oder zweifelhaft, sondern bestimmt etwas aus­ gesagt wird, z. B. wenn er wüßte, daß wir so flei­ ßig wären (anstatt sind); wenn er erführe, daß Sie Romane läsen (anstatt lesen). In einem ganz an« dem Sinne, und wirklich bedingungsweise sagt man dagegen: wenn er wüßte, daß wir fleißig wären (seyn würden) so gäbe er uns gewiß zu thun; wenn er hor­ te, daß wir hier müßig säßen (aber eben so richtig könnte man auch sagen: fitzen) so würde er gewiß un­ willig werden. — Wenn zwei Zeitwörter in einem Sa­ tze vorkommen, wovon das eine das andere ergänzt, so steht das ergänzende Zeitwort im Conjunttiv, B. versichern, erzählen, behaupten, betheuern, sich beklagen, bedauern, leugnen sind Zeitwörter, welche der Ergänzung oder Vollendung bedürfen, weil ich immer

fragen kann: was wird versichert, erzählt, behauptet? u. s. w. Er versichert, daß er noch nie- krank gewe­ sen sey; er erzählte, daß er eine Reise gemacht habe; er behauptete, daß die Witterung im vorigen Jahre viel besser gewesen sey; er betheuerte, daß er von die­ ser Schuld sich frey fühle; er beklagte, daß er die Einladung nicht annehmen könne; er bedauerte, daß er dieses Anerbieten nicht annehmen dürfe. Fehlerhaft sagt man: schweigen wir jetzt davon, anstatt: lassen sie uns davon schweigen, oder gehen wir jetzt zur Geschichte über, anstatt: lasset uns jetzt zur Geschichte übergehen. Schleppend und schwerfäl­ lig sagt man: man sieht, baß er es sich sehr muß ha­ ben angelegen seyn lassen, anstatt: man sieht, daß er es sich sehr angelegen seyn ließ. Oder: man glaubt, haß er ihn nicht lange genug müsse haben dabey blei­ ben lassen, anstatt: daß er ihn nicht lange genug ha« he dabey bleiben lassen. Der Infinitiv wird oft als Grundwort in einem Satze gebraucht, ;. B. für das Vaterland sterben, ist rühmlich; dem Feinde Gutes thun ist, edel; zürnen ist gut, wenn es pm des Guten willen geschieht. — Durch den Infinitiv werden auch zwei Sätze, wovon der ei­ ne den andern erklärt oder ergänzt, zusammengezogen, z. B. ich wünschte, daß ich ihn kennen lernte: ich wünschte, ihn kennen $u Jemen; ich wünsche, daß Sie Wohl geschlafen haben mögen: ich wünsche Ihnen, wohl geschlafen zu haben. Ohne das Wort zu sicht der Infinitiv bey den Zeitwörtern: lehren lernen helfen hei­ ßen hören sehen machen nennen fühlen gehen haben thun und legen, z. B. ich lehre schreiben, der Knabe lernt lesen, er hilft seinem Vater im Garten arbeiten, ich hieß ihn gehen, er hörte mich sprechen, ich fqhe ihn laufen, ihr macht mich lachen, das nenne ich trin­ ken, ich fand ihn schlafen (besser; schlafend) ich fühl? mein Herz schlagen, er geht jetzt betteln u. s, w. Auch mit seyn und haben wird der Infinitiv ver­ bunden, und zwar durch das Wort zu, ;. B. es ist hier Fleisch zu kaufen, und: ich habe Fleisch zu kau­ fen d. h. ich soll Fleisch kaufen. — Wenn das Zeit­ wort zur Erklärung oder näheren Bestimmung das vor-

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anstehenden Hauptwortes dient, so steht auch der In­ finitiv, z. B. der Trieb zu leben, die Lust zu baden, der Eifer zu lernen, der Entschluß zu sterben, die Kunst zu zeichnen, die Erlaubniß zu verreisen. Auch Adjective werden auf diese Art durch Zeitwörter im Infinitiv näher bestimmt, besonders solche, die eine Möglichkeit, Nothwendigkeit, eine Pflicht, ein Verlan­ gen anzeigen, z. B. leicht zu machen; es ist hier übel zu gehen, es ist schwer zu glauben. Das Mittelwort der gegenwärtigen Zeit wirb als Bestimmungswort, und zwar thätig gebraucht, ;. 25». eine liebende Schwester, ein schreibender Knabe, eine wankende Stütze, der sinkende Abend, die schmetternde Trompete. Das Mittelwort der vergangenen Zeit der zielenden Zeitwörter /hat, wenn es als Adjectiv ge­ braucht wird, in der Regel eine leidende Bedeutung, z. B. das gehärtete Eisen, der vergoldete Rahmen, Has geliebte Kind, der gedemüthigte Stolz. Zur Zu­ sammenziehung der Sätze dient besonders das Mittel­ wort sehr häufig, z. 25., das Vergnügen, welches wir gestern genossen haben, kürzer; bas gestern genossene Vergnügen; die Zusammenkunft, welche wir neulich mit einander verabredet haben, kürzer: die neulich ver­ abredete Zusammenkunft; hie vielen Zerstreuungen, die wir bisher gehabt haben, kürzer: die bisher gehabten häufigen Zerstreuungen; ein Jüngling, der seine Ehre liebt, ein ehrliebender Jüngling; der Officier, welcher die Wache hat, der wachhabende Officier; der, welcher Leid trägt, der Leidtragende. Eben sd: die gesetzge­ bende Gewalt, die kriegführenden Mächte. Doch ist diese Zusammenziehung nicht immer erlaubt, z. B. in solchen Sätzen nicht, wo das' Mittelwort des Activs mit dem nächsten Gegenstände, im vierten, und mit dem entfernten im dritten Fall verbunden wird, ;. B. der heute dem König die Aufwartung ma­ chende Gesandte,, der dem Feldmarschall die Wunde verbindende Wundarzt, das dem Verbrecher den Tod zuerkennende Urtheil, die dem Pächter zu gebende ab­ schlägige Antwort: hier sagt man besser, mit dem be­ ziehenden Personwort: der Gesandte, welcher heute dem K. seine A. macht; der Wundarzt, welcher -em F. M.

u. f. w.; das Uttheil, durch welches dem Verbrecher der Tod zuerkannt wird; die abschlägige Antwort/ welche dem Pächter gegeben werden soll oder muß. — Die Mittelwörter von ziellosen Zeitwörtern haben in der ver­ gangenen Zeit eine mehr leidende/ als thätige Bedeu­ tung/ wenn sie mit Hauptwörtern verbunden werden, z. B. einige gelungene Versuche/ das ihm geschehene Unrecht/ alles ihm gebliebene Vermögen. Aber höchst fehlerhaft ist es/ zu sagen: wir gingen ungegessen nach Haust/ wir verließen den Jahrmarkt ungekauft/ weil beide Mittelwörter nur leidend gebraucht werden kön» neu. 7. Verbindung des Zeitwortes mit dem, Hauptworte.

Das Hauptwort, von welchem das Zeitwort et, was aussagt/ steht im ersten Fall, z. B. der Jäger schießt/ der Hund beißt/ das Licht brennt/ die Sonne scheint. Das Wort/ welches das Ziel eines zielenden Zeitwortes bezeichnet/ steht im vierten Falle/ z. B. die Mutter liebt ihren Sohn, ich schlage den Hund/ ich treffe das Ziel. Nur dann erfordern zielende Zeitwör­ ter den dritten Fall/ wenn angezeigt wird, daß für eine Person'/ oder an einem Gegenstände etwas ge­ schieht/ B. ich schreibe dir (für dich/ zu deiner Nachricht, deinem Gebrauch) ich schicke dir einen Bo­ ten, ich kaufe mir ein Messer, ich will dir etwas sa­ gen, ich helfe ihr, ich will dir das Buch suchen, ich muß dir mein Leid klagen, ich will dir ein Stück Brot abschneiden. Solche zielende und ziellose Zeitwörter, welche einer Ergänzung oder näheren Bestimmung bedürfen, haben gewöhnlich den zweiten Fall bey sich, ;. B. ich würdigte ihn keines Blickes, ich versicherte ihn meiner Freundschaft, man beschuldigte ihn der Varratherey, dieser Mensch ist des Diebstahls angeklagt worden, ich habe mich dieses Auftrages entledigt, ich bedarf deiner Hülfe nicht. Folgende zielende Zeitwurter aber erfordern den vierten Fall: nennen, heißen, schelten und schimpfen, z. D. er hat mir seinen Wohnort nicht

46 genannt/ ich habe ihn einen Tagedieb geheißen u. s. w. Das Ergänzungswort des zurückzielenden Zeit­ wortes steht im zweiten Fall«/ wenn es nicht durch eine Präposition mit dem Zeitworte verbunden ist, B. ich freue mich Ihrer Genesung, er erinnert sich mei­ ner, ich besinne mich dieses Versprechens nicht mehr, ich enthalte mich jedes Urtheils, er ist seines Dienstes (oder aus seinem Dienste) entlassen, ich will mich die­ ser Sache alles Ernstes annehmen (mit allem Ernste). Auf gleiche Weise sieht der Gegenstand der Sache im zweiten Falle bey folgenden reciprocen Zeitwörtern: anmaßen bedienen beheben (seines Rechtes) befleißigen (der Reinlichkeit) bemächtigen bemeistern entbrechen ent­ halten entladen entschlagen entsinnen entziehen erbar­ men erinnern erwehren getrosten rühmen schämen über­ heben unterfangen versehen versichern weigern. Für: es verlohnt sich nicht der Mühe, sagt man richtiger:' es lohnt oder belohnt die Mühe nicht.

Der dritte Fall bezeichnet r. den Gegenstand, un welchem das vorgehet, was das Zeitwort ausdrückt, z. B. es ist mir ein Unglück begegnet, die Geschichte oder der Name ist mir entfallen, das Haar geht mir aus, der Kopf thut mir weh, mir blutet das Herz, wenn ich daran denke u. -f» w. Ist der Gegenstand ein lebloses Ding, so wird er gewöhnlich durch eine Präposition mit dem Zeitworte verbunden. 2. Bezeich­ net der dritte Fall das Verhältniß der Person oder Sache, um deren Willen das Prädikat dem Subjekte beygelegt wird, z. B. ich habe dir ein Versehen abzu­ bitten; ich muß dir das Buch abfordern; ich befehle dir, sogleich zu gehen; ich konnte dir diese Freiheit nicht gestatten; ich will dir den Trost nicht rauben u. s. w. 3. den Gegenstand der Person, auf welche sich das Verbum bezieht, besonders bey ziellosen Zeitwör­ tern/ aber auch bey einigen unpersönlichen, B.

wem mag das Kleid angehören, du sollst mir gehor­ chen/ ich kann dir Nicht ausweichen, es siehet mir eine Krankheit bevor/ mit ist ein Kind gestorben; es ahnet ekelt grauet mir, es beliebt ihm, es träumte mir u. s. w. Abe? der vierte Fall steht bey solchen'

unpersönlichen Zeitwörtern, welche eine Wirkung be­ zeichnen, wovon die Ursache in derselben Person liegt, welcher die Wirkung oder auch ein Leiden zngeschrieben wird, B. es ärgert, friert, schwitzt mich; es gereuet ihn, jammert sie, wundert mich, es befremdet mich. Den vierten Fall erfordern diejenigen Zeitwör­ ter, welche eine unmittelbare Wirkung auf einen Ge­ genstand anzeigen, also eigentlich alle Activa oder thä­ tige Zeitwörter, j. B. ich suchte dich, ich sahe ihn, er schlug mich, ich fand meinen Rock beschmutzt, der Wind traf mich, er liebt den Wein. Das Z. W. lassen wird theils zielend, theils ziellos gebraucht, denn ich sage: laß mir meinen Willen, und: laß mich zufrieden. Da, wo es so viel heißt, als: machen, daß etwas geschehe, muß der Gegenstand, für den etwas geschieht, mit dem dritten Falle bezeichnet werden, z. B. ich lasse dir ein Paar Strümpfe stricken, laß mir einen neuen Rock machen; da aber, wo lassen so viel heißt, als zugeben, daß etwas geschehe, steht der Gegenstand im vierten Falle, z. B. laß mich stricken, laß mich nur machen. Auch" fragen und bitten erfordern Pen vierten Fall, weil sich das Fragen und Bitten unmittelbar auf die Person bezieht, also : er fragte mich, ich bat ihn. Lehren wird nur dann mit dem vierten Falle verbunden, wenn, der Gegenstand des Lehrens im Infinitiv steht: . Herr, lehre mich thun nach dei­ nem Wohlgefallen; er lehrt mich tanzen, oder wenn es für unterrichten steht, z. B. er lehret mich, wie ich es machen soll.

Alphabetisches Verzeichniß selten vorkom­ mender Zeitwörter in Verbindung mit den Fällen, welche sie erfordern. Abbetteln laß' ich mir nicht«. Abbitten will ich dir die Be< leidigung. Abborgen wollte er mirGeld.

Abbrechen will er ihnen best sauer verdienten Lohn, Abbringen möchte er mich gern von meinem Vorsatze.

48 Abdankett will mich wein Herr. Abdarben will ich e« mir. Abdringen will er nyr mein Geheimniß. Abfordern darfst du mir nichts. Abgenommen hat er mir «tt* mein Geld Abhärten mußt du dich. Abhelfen will ich diesen Schaden. Abhören soll ich dich — soll ich fie. Abkühlen mußt du dich erst. Äbläugnen kannst du mir nicht diese Schuld. Ablegen sollst du mir Re, chenschaft. Ablocken will er dir dein Geld (dein Geheimniß.) Abmatten mußt du dich nicht. Abnöthigen sollst du mir nicht den Entschluß... Abrathen muß ich dir von diesem Unternehmen. Abschmeicheln soll er mir nichts. Abschrecken lasse ich mich nicht durch diese Schwte, rig keilen. Absehen möchte ich Zhnen diese Kunst. Abspeisen wollte er mich mit leeren Worten. Abstatten will ich Ihnen meinen. Dank. Abtrewn will ich Ihnen mei­ nen Antheil. Abwägen laß dir das Gold. Abzahlen möchte ich Ihnen gern meine Schuld. Aengstigen muß dich diese Besorgniß. Ahnet dir rin Unglück?

Anbittett kann Ich Zhnen nur meine Hülfe (Dienste). Anfeinden werden dich neidische Menschen» Anfeuern möchte ich ste gern zum Fleiß. Angelohen will ich Zhnen gern. .Anhaben soll er dir nichts. Anhalten wird man dich zur Arbeit. Anheimstellen will ich Zhnen die Entscheidung. Anheischig soll ich mich ma­ chen. Ankäufen will ich mich in dieser Stadt. Ankommen wird dir die Lust. Ankündigen soll ich dir den Tod deines Bruders. ; Anlachen wird dich dasGlück. Anlehnen will ich mich. Anliegen wird er dir. Anmaßen darf ich mir nicht das Ansehen. Anmerken will ich es mir. Anpreisen wird er dir seine Waare. Anrathen kann ich dir diese Reise nicht. Anstrengen will ich mich. Ansuchen will ich bey Ihnen. Aufbinden lasse ich mir da« nicht. Aufdringen roUT ich Zhnen meine Hülfe nicht. Auferlegen wird man dir eine harre Strafe. Auflauern wird man dir. Ausnehmen will ich Sie sehr gern. Aufraffen mußt du dich. Ausbeuten sollst dumir diele Stelle. Ausgleichen soll ich mich mit ihm. * Aus-

Aushelfen will ich dir mit Geld. Ausmttteln will ich dir die Kosten. Uuswechseln will ich mir das Geld. Auewechseln will man mich nicht (den Gefangenen) Auswirken will ich dir seine Fürsprache. Bahne dir den Weg zur Ehre durch Verdienste. Bedauern muß man dich Bedienen will ich mich dei­ nes Rathes. Bedingen muß ich mir den Vortheil. Beeinträchtigen wollte er mich. Befleißige dich der Sittsam­ keit. Befrage dich bey ihm wegen dieser Sache. Befremden muß es mich. Begegnet ist er mir nicht. Begeistern soll mich sein Beyspiel Beglücken wird es mich. Begnüge dich an diesem We­ nigen. Begünstigt, hat er dich. Behellige mich nicht mit die­ ser Sache. Bejammern Muß ich dich Deymeffen kannst du mir'6 nicht. Deyspringen will ich dir. Bekämpfen muß ich mich. Bekenne mir deine Schuld. Bekümmeredich darumnicht. Belohnen will ich dir diese Arbeit Bemächtigen will ich mich seiner. Benachrichtige mich bald da­ von.

Beobachten will ich dich. Bereite mir keinen Kummer. Bergen kann ich es dir nicht, Beschämen Sie mich nicht.* Bescheinigen soll ich Ihnen den Empfang Beschimpfe dich nichr durch diesen Uebermurh. Beschränke dich auf deinen Beruf. Beseelen soll dich der Eifer. Beseeltgen wird dich der Ge­ danke Besinne dlch zuvor. Bestärken mitt ich dich nicht in dem Irrthum. Bestimme mir dieß genau. Bestraft hab' ich mich selbst. Bestürme mich nicht mit Bitten. Betrachte sie aufmerksam. Betrübe dlch nicht zu sehr. Beunruhige dich nicht -u sehr. Bewußt bin ich mir. Bezaubert har mich der An­ blick. Blenden lassen Sie sich nicht. Blutet Ihnen nicht das Herz? Brüste dich nicht mit deiner Kunst. Bürgen soll dir meine Liebe. Curiren wird er Sie gewiß. Dämmert dir keine Hoff­ nung ? Darthun will ich es dir. Demüthige dlch nicht vor ihm. Denke dir meine Lage. Einbilden mußt du dir nichts. Einfällen laß dir das nicht. Einhändigen soll lch Ihnen den Brief. Einholen wollen wir dich. Einhütten sollten Sie sich. [4]

50 Einkommen laß dirnurnichl. Einliefern mußr du mir das Geld. Einmiekhen will er mich. Einprägen sollst du dir die Lehre. Einraumen müssen Sie mir diese Stube. Einreden lasse ich mir nichts. Einreichen wollte ich Ihnen meine Schrift. Einschmeicheln wolltest du dich gern. Einsehen wird man dich. Einwenden möchte ich Ihnen. Einwerfen werden Sie mir. Empfehlen will ich mich Ih­ nen. Entbinden will ich dich von deiner Pflicht. Entblödest du dich nicht? Entfallen ist mir der Name. Entgegengehen will ich dir. Enthülle mir das Geheim­ niß. Entkommen sollst du mir nicht. Entlassen will ich dich so­ gleich. Entledigen will ich mich des Auftrags. Enträthseln will ich dir die Sache. Entrichten will ich Ihnen meine Schuld. Entschlüpfen sollst du mir nicht. Entsinken wird dir der Muth. Entspricht es Ihren Er­ wartungen? Entwickeln will ich Ihnen dieß. Erbitten will ich mir die Erlaubniß.

Ereifere dich nicht so sehr. Erlassen Sie mir das Geständniß. Ermüde mich nicht durch deine Bitten Erschmeicheln will ich stift nichts. Erschwere mir nicht die Ar­ beit. Erspare dir alles Zureden. Ertheilen Sie mir das Zeug­ niß. Erwachsen wird dir daraus der Vortheil. Erwehren kann ich mirnichl den Schlaf. Freisprechen kann ich Sie von der Schuld. Freistehn soll e« dir. Frommen wird dir das nicht. Fügen mußt du dich in seine Eigenheit. Fühlst du dich jetzt glücklich? Fürchte dich nicht vor sei­ nem Zorn. Gebricht es dir an @e(b?. Gebühret Ihnen nicht das Lob? Gedenken will ich es dir. Gedulde dich noch ein wenig Gefaßt mußt du dich machen. Geläufig ist mir die Spra­ che nicht. Gelegen ist mir viel daran. Geloben mußt du mir. Gilt mir dieser Gruß? Gelüsten laß dich nur nicht. Genügen lasse ich mir. Gereicht dir dieß zum Trost? Gereuet dich schon dein Ver­ sprechen? Gestatte mir diese Freiheit. Getrauest du dir das wohl? Getröste dich seines Bey­ falls. Gewähre mir die Bitte.

Geziemt dit wohl ein sol­ ches Betragen? Gleicht mir dieß Bildniß? Halte dich gut — halte mir , Wort. . Härme dich nicht zu sehr. Hilf mir aus der Noth. Hindurchkämpfen mußt du dich. Hinhalten will ich Sie nicht. Hintergehen wird er dich. Hinterlassen kann ich dir nichts. Hinwegfehen will ich mich über alle Bedenklichkeiten. Hülle dich sorgsam ein. Jammert dich nicht fein Un­ glück? . Irren kannst du dich leicht. Kaufen will ich mir ein Buch. -Kehre dich nicht an seine Einwürfe. Kleide dich anständig und reinlich. Kümmert dich seine Noth? Kund thun soll ich dir. Lade mir die Fiinre. Lade mich nicht dazu ein. Laß mir die tröstende Hoff­ nung. Lege dich ruhig zu Bette. Lehne dich auf meine Schul­ tern. Leihe mir das Geld. Leuchtet es Ihnen nicht ein? Liegt dir dein Beruf am Herzen? Lohnen will ich dir deinen Eifer. Losreißen mußt du dich. Mahle mir nicht die Trauersceue. Melde mir deine Ankunft. Mische dich nicht in diese Angelegenheit,

Mißfallen muß mir sein Be­ tragen. Mißglücken wird Ihnen der Versuch Mißgönne mir nicht mein . Glück. Mißhandeln sollst du mich nicht. Mittheilen will ich dir et­ was. Nachelfern sollst du ihnen, Nachempfindrn kann ich dir. Nachfolgen sollst du nur. Nachgeben will ich dir. Nachhelfen soll ich Ihnen? Nachxechnen kann ich die das nicht Nachthun will er es mir. Nacktragen will ich es dir nicht. Nachzahlen will ich dir bett Rest. Obliegen wird mirdie Pflicht. Oeffne mir tue Thür. Offenbare mir das Geheim­ niß. Prüfen mußt du dich strenge. Preise mir nicht seine Kunst so sehr an. Quälen will ich dich nicht. Rache mir, war ich thun soll. Raube mir nicht den Trost. Reiche mir deine Hand. Reinige dich selbst; reinige dir das Gesteht. Reizt dich die Neugierde so • sehr? Renke dir den Arm nicht aus. Rette mich rette mir das Leben. Nickte mich mit Schonung. Rücke mir die Wohlchat nicht auf. Rücke mir uäher. Rühme dich, nicht selbst.

52 Rührt dich nicht dieser Edeltnutb? Rüste dich zu deiner Steife. Schaffe mir Recht. SchaudertdirnichtdieHant? Scheint dir das Unterneh­ men so leicht? Schenke mir dein Ver­ trauen. Scheue dich nicht, ihn zu tadeln. Schicke mir «inen Boten. Schicke mich nach der Stadt. Schicke dich in die Zeil. Schirme dich vor der Kälte. Schlägt dir vor Ungeduld das Herz ? Schlage dir diese Sorgen aus dem Sinn. Schmecken wird es mir heu­ te nach der Arbeit. Schmeichle mir nicht so sehr. Schmerzt dich nicht seine Un­ dankbarkeit? Schrecken will er mich mit seinen Drohungen. Sckreie mir nicht so in'« Ohr. Schwebt dir sein Bild vor der Seele? Schwirr mir Verschwiege»;, heit. Sende mir einen Boten Sparen will ich mir einen Nothpfennig. Spiegle dich an diesem Bey­ spiele. Spotte meiner nicht. Stärke dich mit Speise und Trank. Stechen dich die Mücken? Stecke die Hand in die Tasche. Stecke mir das Licht an. Stecke mir die Schleife an. Steht dir etwas im Wege?

Stirn»»« mir ein Lied an. Sträube dich nichtgegen ihn. Streitig machen lasse ich mir »nein Recht nicht. Stürze dich nicht in'« Un­ glück. Täusche mich nicht mit lee­ ren Hoffnungen. That er dir keinen Vor­ schlag? Trachtet er dir nach dem Leben? Traget mir meine Sachen. Uebelnehmen kam» ich ee dir nicht. Uebm magst du dich selbst. Ueberarbeite dich nicht. Ueberbringen soll ich dir die­ sen Brief. Ueberdenke dir da« recht sor-fältig. Uebereile dich nicht mit der Antwort. Ueberführen kann ich dich. Uebergeben will ich dir dies« Schrift. Ueberhebe dich nicht deine« Standes. Ueberlass mir diese Desor« guna. Ueberlassen will ich mich dei­ ner Leitung. Ueberiiefere mir den ganzen Nachlaß. Ueberlisten soll er mich nicht. Ueberraschen werde ich dich. Ueberreichen soll ich dir dieß Buch. Ueberstimmen wird man mich. Ueberlreffe»» kannst du mich leicht. Ueberwältigen wollten mich die Feinde. Ueberwerfe dich nicht mit ihm.

Ueberzeuge dich durch dm Augenschein. tlmfd)reibe mir das Wort. Umftimmen möcht' ich dich gern. Unterbrechen will ich. Sie nicht. Unterziehe dich diesem ausgefertigt werde. Für außergerichtliche Handlungen wird die Vollmacht auf folgende Art abgefaßt.

»c»4 Da ich Endes Unterschriebener durch Krankheit abgehalten werde, bey der Uebergabe des von mir zu Schönfelde erkauften Gutes und Wohnhauses in Per­ son zu erscheinen, und d§s Inventarium zu übernehpren; so habe ich am heutigen Tage den Hrn N, N, beauftragt, in meinem Namen das gedachte Gut und Wohnhaus zu übernehmen, und bevollmächtige daher gedachten Hrn. N, N. hiedurch, meinen Vortheil hiehey wahrzunehmen, und meine Verpflichtungen zu, er­ füllen, und erkläre, daß alles, was er in dieser An­ gelegenheit thun und bewilligen wird, völlig so gültig seyn soll, als ob es von mir selbst gethan'und bewil­ ligt worden wäre, habe auch zu dem End«? diese Voll; Pracht eigenhändig unterschrieben und untersiegelt,

Merlin den rc, 31 N.

Man giebt auch sogenannte Blankets d. h. leere Dogen, die mit der Namens - Unterschrift versehen sind, und die der Bevollmächtigte also nach seiner Ein­ sicht und seinem Gefallen ausfüllcn kann. Der Unlerschrift gegenüber, zur linken Seite, setzt man als­ dann: Blanket zur Vollmacht für den Hrn. N., betref­ fend einen mit Hrn. S. abzuschließenden Kontrakt wegen Lieferung von Bauholz und Brennholz im Mai des laufenden Jahres.

Cessionen oder Abtretungen. Durch diese werden Forderungen und Rechte über, lassen und übertragen, z. B. eine Geldforderung, in­ dem man unter einer Obligation oder Schüldverschreibung erklärt, daß man diese O. oder Schuldverschrei­ bung einem andern abgetreten habe, oder unter eine Anweisung auf eine Zahlung schreibt, daß diese An­ weisung auf einen Andern übertragen sey, ungefähr pnt folgenden Worten: Ich Endes Unterschriebener erkläre (bekenne) hie­ durch, daß ich vorstehende Obligation unter heutigem Datum dem Hrn. N. abgetreten und überlassen habe.

und mich daher meines Rechtes an die darin enthal­ tene Forderung gänzlich begebe, daher der 'Herr N. .dieselbe als fein rechtmäßiges Eigenthum betrachten, und darüber nach seinem Gefallen verfügen kann. Ist es eine von einem Handlungshaufe ausge­ stellte Affignation oder Anweisung zu einer Zahlung, so setzt man bloß auf der Rückseite, um sie einem An­ dern zu überlassen: für mich, an die Ordre be* Hrn.N., und dann ist dieser bevollmächtigt, das Geld rin« zufoxdern,

Der

Revers.

Durch einen Revers oder Verpflichtungsschein (Rück, schein) macht man sich verbindlich, entweder: jeden Nachtheil eines Andern bey einer gewissen Handlung zu verhindern, oder: für gewisse Dienste bestimmte Ge. gendienste zu leisten, oder auch: gewissen Forderungen zu entsagen, uht> von gewissen Vorrechten keinen Ge­ brauch zu machen; endlich auch: von eingeräumten und bewilligten Vergünstigungen nur unter gewissen Einschränkungen Gebrauch zu machen. Wenn ich z. B. meinen Nachbarcn erlaubte, über mein Feld zu fahren, oder meines Hauses sich als eines Durchganges zu bedienen, oder ein Fenster nach meinem Garten ausbrechen zu lassen, so verlange ich, daß sich mein Nachbar durch einen Revers verpflichte, von dieser Erlaubmß nur auf eine bestimmte Zeit, oder zum Behuf gewisser Verrichtungen (z. B. während eineS Baues) Gebrauch zu machen, allen Schaden, der da­ raus für mich entstehen könnte, zu verhüten, und den von seinen Leuten dabey angerichteren Schaden zu ver» gütigen, auch aus dieser Erlaubniß kein Recht her. zuleiten. Oder wenn .ich einem Andern die Benutzung einer mir zugehörigen Wiese, eines wüste liegenden Stückes Land, einer Viehweide für einen bestimmten oder unbestimmten Zeitraum überlasse, so fordere ich, von ihm einen Revers, wodurch er sich verbindlich macht, den Grundzins zu zahlen, oder zu jeder Zeit mir das Stück Land, die Wiese «. s. w. zurück zu

io6 geben, wenn ich es fordern werde, ohne vorangegangene. Aufkündigung, oder, keine Entschädigung für die, während der Benutzung bewirkte Verbesserung (Meliprotion) zu verlangen u. dgl. w. Z. B. Da- mir der Hr. N. als Eigenthümer des in der Vorstadt liegenden Gartens (dieser wird nun naher nach seiner Lage beschrieben), die Erlaubniß ge­ geben chat, von diesem Garten,, von Ostern des lau­ fenden Jahres an, auf sechs nach einander folgende Jahre unentgeldlich zu meinem Vergnügen Gebrauch zu machen, so verspreche ich hiedurch, ohne das Vor­ wissen des Hrn. Eigenthümers keine Veränderung in diesem Garten vorzunehmen, dagegen alles, so wie es ylir übergeben wird,, auf. meine Kosten zu. erhalten, auch nach dem Abläufe dieser sechs Jahre für die etwa

von mir gesetzten Fruchtbäume und aufgewandte Ko-, sie» für Erhaltung des Zauns keine Entschädigung zu verlangen. Zur Bestätigung habe ich diesen Revers, welcher auch für meine Erben verbindlich seyn soll, eigenhändig unterschrieben rc.

Atteste oder Zeugnisse» Diese werden von demjenigen, der als glaubwürdiger Zeuge betrachtet werden, kann, zur Beglaubigung ir­ gend einer Thatsache, oder auch zur Versicherung, daß eine Sache sich so, und nicht anders verhalte,, und

zwar, bey. wichtigen. Zeugnissen, n.-* der Formel: „an Eides Statt", ausgestellt, und es kommt dabey haupt­ sächlich auf deutliches Schreiben der Namen, und. deut­ liche, bestimmte uni) genaue Bezeichnung und Versiche­ rung an, z. B.

1. Auf Verlangen bezeuge ich hiedurch, daß der Kutscher' N.. .". N.... vier Jahre, bey mir in Dien­ sten gestanden, und sich während dieser Zeit treu. Wh ehrlich aufgeführt habe. Berlin den rc. 2. Ich: bezeuge hiedurch, daß der Vorzeiger Die­ ses, N. N., der Sohn rechtschaffener Eltern, er selbst ein sittlich.-guter Mensch, und in Ersahruygskennt.«issen weit genug, vorgerückt sey,, um als. Wirchschasts-

io? Zntpector auf einem Amte die erforderlichen Dienste leisten, zu können. Ort, Tag und Jahr, nebst dem Name» des Ausstellers,

Z. Dem invaliden Kutscher N. N. stelle ich hie­ durch ein Zeugniß seiner Dürftigkeit und rechtschaffe­ nen Gesinnung aus, und empfehle ihn zugleich ange­ legentlich zu einer wöhlwollenden Unterstützung mit freiem Brennholze, wobey ich versichere, daß derselbe in diesem Winter noch keine Unterstützung der Art er­ halten habe. Berlin rc. 4. Ich bezeuge hiedurch,, daß die mir wohl be< kannte Wittwe N. N. Dato noch am Leben und Wittwe sey, daß sie sich fortdauernd mit ihren fünf Kindern in einer höchst traurigen und hülfsbedürftigen Lage befinde, und daß sie wegen ihrer Arbeitsamkeit und Rechtschaffenheit der Unterstützung würdig sey, zu tock 4)er ich sie hiedurch, empfohlen zu haben wünsche^ Berlin rc« '

5. Auf Verlangen bezeuge ich hiedurch, baß di« in meinen Diensten stehende unverehlichte N. N. mir feit vier Jahren treu und redlich gedient habe, und daß ihrer Verheirathung mir dem N. von meiner Seite nichts im Wege stehe, da sie zu. rechter Zeit den Dienst «ufgekündigt hat, Berlin rc« 6. Ich bezeuge hiedurch an Eides Statt, daß ich den Hrn. N. seit-vier Jahren als einen völlig gesun­ den Mann kenne, und daß ich überzeugt bin, er sey weder mit einer chronischen Krankheit, noch einem son­ stigen körperlichen Uebel, das sein Leben abkürzen könn­ te, behaftet. Urkundlich habe ich dieses-Zeugniß ei­ genhändig, ge - und unterschrieben und untersiegelt. Bersin rc«.

Das Testament- vder der letzte Wille» Durch den letzten Willen verfügt der Besitzer über

die Art, wie sein rechtmäßiges. Eigenthum nach seinem Tode unter die, welche entweder rechtliche Ansprüche

io8 sn dasselbe haben, oder denen er sein" Vermögen zn hinterlassen beschlossen hat, vertheilt werden soll. In der Regel muß ein Testament von einer Gerichtsperson abgefaßt werden, wenn cs gültig seyn soll; doch haben auch außergerichtliche Anordnungen Gültigkeit, wenn sie nicht den zwanzigsten Theil des gesamten Nachlasses übersteigen, oder bloß das Degrabniß, die Bevormundung der Kinder, die Grundsätze, nach wel­ chen die Theilung des Vermögens unter die Kinder geschehen soll, oder die Einsetzung eines Executors oder Vollziehers des Testaments betreffen. Dergleichen Verordnungen müssen aber von dem Erblasser ent­ weder eigenhändig geschrieben, oder dom Alter eine feste Stütze zu haben hoffen durften. Aber vergessen Sie es doch nicht in Ihrem Schmerz, daß die Vollendete durch diesen frühen Tod langen und schrecklichen Leiden entgangen ist, und daß Sie von dieser Seite ihren Tod als eine Wohlthat der Vorse­ hung zu betrachten haben. Wie viel größer und bit­ terer würde Ihr Schmerz seyn, theuerste Tante, wenn Sie noch Monate lang Zeuginn des schrecklichen To­ deskampfes der geliebten Tochter hätten seyn müssen, oder wenn fie Ihnen zwar erhalten worden wäre, aber mit einem fiechen entnervten Körper, und mit einer Seele, die keiner Lebensfreude mehr empfänglich war? Allein diesen Leiden find Sie nun, und ist Ihre ge­ liebte Entschlafene nun entgangen; dieser Gedanke müsse Ihren Schmerz lindem, und Sie ermuntern, die göttliche Fügung dankbar zu preisen. Werden Sie gleich, so lange Sie leben, die gute Tochter schmerz­ lich vermissen, die Ihnen mit der zärtlichsten Liebe ;nr Seite ging, so wird doch auch dieser Schmerz, wie jeder andere, der früher Ihr Her; verwundete, seine Bitterkeit verlieren, und in sanfte Wehmuth übergehen. Dieß dürfen Sie um so zuversichtlicher hoffen da Ihnen der Himmel in Ihrer Enkelinn eine Stütze für die

123 Tage des Alters geschenkt, und Ihnen mehr als Eine treue Freundinn gegeben hat, und da Sie selbst durch die Tröstungen der Religion, welche sich so oft an Ihrem frommen Herzen bewährt haben/' Ihren Schmerz zu besänftigen wissen. Der Gedanke, daß nur eine kurze, flüchtige Zeit, uns von denen trennt/ die bot uns in das höhere Leben übergegangen sind, daß wir ihnen,folgen, und dann auf ewig mit ihnen vereinigt seyn werden, wird auch an Ihrem Herzen seine trö« «ende Kraft beweisen, Und zwar mit wehmüthiger Freude, aber doch mit Freude, werden Sie endlich ,an Ihre Entschlafene gedenken , Und das um so mehr, da ihr das einstimmige Zeugniß der Liebenswürdigkeit, welches ihr von asten Seiten gegeben wird, ein so schönes Denkmal setzt. In Unschuld Und Herzensrein­ heit ist sie hinüber gegangen in das bessere Leben, ohne die Sorgen und den Kummet des gegenwärtigen ge­ kannt zu haben; wie sollten wir sie nicht selig prei­ sen? Möge der Himmel nun Ihr schwer verwun­ detes Her; vor jedem neuen Kummer bewahren, und Ihnen in denen, welche Sie liebevoll umgeben, die reinste Freude und den süßesten Trost schenken; dieß ist der innige Wunsch

Ihres Sie herzlich liebenden Nesse« N. N.

Vertrauliche Briefe. Der vorstehende Brief gehört schon zum Theil zu der Gattung der freundschaftlichen und vertraulichen Briefe, in welchen die Sprache des Herzens geredet wird, und also der Ausdruck mehr empfindungHvoll, als zierlich, Mehr Ergrrß bet Gefühle, als Etzeugniß des Verstandes ist. Diese Gattung läßt daher, wie sich schon hieraus ergießt, keine Formulare zu, und überchaupt

»SA Haupt keinen förmlichen und abgemessenen Zuschnitt, sondern verlangt eine gewisse Art von Ungebunden­ heit, doch ohne Unordnung und Verworrenheit. Bey diesen Briefen hat man sich vor nichts mehr zu hü­ ten, als vor einer angenommenen (affektirten) Natür­ lichkeit und Naivetät, denn diese ist mit der Steifig­ keit sehr nahe verwandt, und eben so widerlich, als diese. Es scheint daher sehr überflüßig zu seyn, für diese Gattung der Briefe Muster zu geben. Dennoch mögen einige hier stehen, welche lehrreich und anzie­ hend genannt zu werden verdienen. Die ersten sind von dem berühmten Geschichtschreiber der Deutschen Johann v. Müller, einem gebohrnen Schweizer, die folgenden von Christian Felix Weiße, dem be­ rühmten Verfasser des Kinderfreundes (in 24 Bänden) und vieler dramatischen Arbeiten und trefflicher Lie­ der, einer von Garve, einem philosophischen Schrift­ steller, welcher'als Professor in Breslau lebte.

Ioh. v. Müller an feine Schwester. Genf im Mai 1774, lieber das lange Ausbleiben eines Briefes an Dich,

meine liebe Schwester, bin ich so sehr erschrocken, daß ich nicht gewagt habe, Dir sogleich zu schreiben. Ich freue mich so sehr über Dein Wohlseyn, daß ich öf­ tere und längere Nachrichten davon zu bekommen wünschte. Gesund bin ich vollkommen. Ich hatte öfters Zahnweh, aber es hat sich verlohren. Der Hr. v. Bonstetten läßt sich zu Rom durch den Mahler Mar­ roni, welcher seine Stirn, als alten römischen Stir­ nen gleich, liebt, abmahlen. Wenn mir über kur; oder lang der Zufall einen geschickten Mahler oder Zeichner zusrndet, so will ich dir meine Leibesgestalt ebenfalls übersenden. Gegenwärtig gedenkest du wohl noch ge­ nug an mich, und brauchst kein Gemälde, mich dir vorzustellen. [ 9 2

iS» Nie wirst du es. brauchen, meine liebe Schwester, ob ich dir gleich es verschaffen will. Ich bin durch Deine letzten Thränen beym Abschiede, und noch mehr durch unsern Umgang, Dein gutes schönes Herz, und meine gute Denkungsart gewiß und überzeugt — In allen Altern unseres Lebens, in allen Zufällen, o Schwe­ ster, bey allen Verhängnissen, bleiben unsere Herzen durch Freundschaft vereinigt. Hand in Hand, und wenn ick) entfernt bin, Herz beym Herzen, durchwan­ dern wir diese Welt, bis wir cibgerufen werden, und unsern Nachkommen unser Beyspiel hinterlassen. Ich finde mich hier in aller Absicht verbessert. Ich fühle den guten Einfluß dieses Aufenthalts auf mein ganzes Wesen, und, wenn ich lebe, auf viele andere Men­ schen, aber bey allem Vergnügen sorge ich oft bey stil­ ler Nacht, bey späten Spaziergängen unter diesen Ma. ronen - Alleen, wie du, wie unsere lieben Eltern, wie mein Bruder sich befindet. Sey gewiß, gute Schwe­ ster, dein Bild, dein Andenken ist immer bey mir. Laß uns zutraulich bleiben, und vertraue mir ohne Furcht allezeit die Angelegenheiten Deines Herzens. Sage mir auch selbst Kleinigkeiten von Deinem Leben. Ich bin weit entfernt, zu wünschen, ich wäre nicht hier, aber wenn ich eifrig dein Wohlseyn wünsche, so wünsche ich auch, durch deine Briefe viel davon zu peknehmen. Glaube nicht, daß ich nicht abgereist wä­ re, wenn ich dich wirklich liebte. Die Pflicht, welche den Menschen obliegt, ist nicht, daß sie täglich oder oft im Arme dessen, was sie lieben, sich vergnügen. Die künftigen Zeiten sollen mir, hoffe ich, in Deiner Absicht diese Freude vergönnen, jetzt aber liegt mir noch ob, zu großen Pflichten, zu edlen Thaten, beson­ ders zu Dingen, welche nici)t jedem, und nicht vie­ len- gegeben sind, mich geschickt zu machen. Siehe auf, meine Schwester! dieser Gott, der mir solches auflegte, wird ewig unsere Freundschaft erhalten, undes ist ein Opfer, das du ihm schuldig bist, mich nicht zurück ju wünschen, wenn ich anderwärts mich noch zur Zeit zu wichtigen Geschäften geschickt mache. Grüß« mir alle, welche sich um mich bekümmern, und sage alten Menschen, daß die, welche mir in viel oder we-

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nigen Gutes erwiesen, in meinem Andenken unvergeßlich bleiben.

Derselbe an seinen Bruder.

Auf den Abend des Tages,

da ich meinen letzten

Brief schrieb, hatte mein Freund v. Bonstetten mich ein« Stunde von hier, nach Carrouge in Savoyen verschrieben, wo er anzukommen gedachte. Anstatt fünf Uhr zu erwarten, ging ich um zwei Uhr. Ver­ geblich aber suchte ich ihn in allen Wirthshäusern, vergeblich machte ich anderthalb Stunden den Weg in Savoyen; ich entschloß mich, ihn auch bey Nacht zu erwarten, ließ die Brücke aufheben, suchte vergeb­ lich in fünf Wirthshäusern, fand endlich bey einer gu­ ten alten Wirthin ein Stück Kalbfleisch, zart wie der Schwan; einer alten Esels, Salat bis zum Weinen gepfeffert, einige unreinliche Trauben, ein erträgliches Bett, am Morgen einen Suppennapf mit Kaffee und Milch, und einen zinnernen Löffel, zu groß für meinen Mund, dabey. Weil mein Freund nicht kam, begab ich mich im Nebel nach Bessmge zurück, und schätzte mich glücklich', unserer Freundschaft wegen gelitten zu haben. Endlich eilte er Dienstag Morgens von den majestätischen Ruinen der Herrlichkeit des alten allge­ waltigen Roms in die Arme der Freundschaft zurück. Zwei Tage bewirtheten wir ihn hier auf Bessrnge. Seit er von dieser Reise noch weit liebenswürdiger und wei­ ser heimgekommen ist, seit er bey mir, und unserem. Bonnet, größeres Vergnügen des Geistes und Herzens, als im Parüdies Europens, in Italien, fand, seit ich durch mehrere Erfahrung die Menschen genauer und richtiger schätzen gelernt; seit ich, nach diesen sechs Ta­ gen Genuß der Götterlust der Freundschaft, bey un­ serem Abschied weder sprechen noch weinen konnte, wäre es eine unnütze vergebliche Mühe, mein Gefühl für ihn, und seines für mich ausdrücken zu wollen; unserer Freundschaft sind wir wechselsweise so sicher, als unseres Daseyns, und sie ist, seit dem ersten Tage, da wir uns auf den Trümmern von Habsburg und

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Windisch gefunden, durch alle Vertraulichkeiten, und die Ergründung unserer Personen, nur noch wärmer und. standhafter geworden. Ich danke der ewigen Ur­ sache aller Dinge für die Verbindung mit diesem Men­ schen, als für eine der größten Glückseligkeiten meineLebens. Derselbe an seine Eltern. Genthob in bet iiterr Stunde des I777ften Jahres.

Empfangen Sie, zärtlich geliebte und verehrungs­ würdige Eltern! meine lebhaften Wünsche für Ihr Wohlseyn und für Ihr Leben in dem Jahre, das wir heute angefangen haben. Die Jahre verschwinden, aber die Menschen triumphiren über die Jahrtausende und über die Dauer aller Welten. Eine Zeio wird kommen, da wir uns an das Jahr 1776 erinnern werden, wie an einen Augenblick unserer Kindheit. Die Knospe unseres Wesens fangt erst an, sich zu entwickeln. Das Wichtigste ist, daß wir diese flüchtigen Augenblicke an­ wenden, uns einen Schatz von Vollkommenheiten zu be­ reiten, der mit der Zahl der Jahre wachst, und dessen Genuß uns allezeit glücklich machen könne. Dies, liebste Eltern, haben Sie gethan, indem Sie die Pflichten, welche Ihnen die Umstande aufgelegt haben, zum Besten der Kirche, der Schule, meiner selbst und meiner Schwe­ ster und meines Bruders gewissenhaft beobachtet haben. Dies, meine liebsten Eltern ist die beste Erziehung, welche Sie uns geben konnten, denn Sie machten uns alle drei fähig, den Beyfall der Rechtschaffenen und Weisen, und die Belohnungen, welche die menschli­ chen Gesetze mit der Beobachtung gewisser Pflichten verbunden haben, zu verdienen. Alles Gute, welches wir thun werden, alles, was vielleicht in fernen Zei­ ten nach unserem Beyspiel, oder durch meine Aufmun­ terung Andere thun werden, ist Ihr Merk. Dafür segne Sie Gott ewiglich, dafür belohne er Sie durch jene innere Selbstzufriedenheit, welche von guten Hand­ lungen unzertrennlich ist, nnd durch den Anblick un-

serer, Ihrer Kinder aufblühende Glückseligkeit, welche, ich weiß es, der zärtlichen Ellern höchste Wollust ist. Ich bitte den, der uns allen unsere Jahre vorher be­ stimmt hat, die, welche uns noch in der Welt zu durch­ leben übrig sind, zu Ihrem Vergnügen gedeihen zu las­ sen. Ich will mich bemühen, Ihren Wünschen dadurch zu entsprechen, daß ich alle Kräfte, die mir der Him­ mel gegeben hat, für das gemeine Wohl der Men­ schen, des Vaterlandes, und besonders der Meinigen anwende. In einigen Wochen werden Sie sich nicht mehr über meine Nachlässigkeit im Briefwechsel verwundern, liebste Eltern. Seit drei Monaten habe ich meinen Abriß der Geschichte von Oestreich entworfen, habe die Art und Mittel beschrieben, wie unsere Altvor­ dern (Vorfahren) sich haben behaupten können, in so langen und gefährlichen Kriegen, und dann, ein Ge­ mählde aufgestellt von allen Völkerschaften, welche non Anfang des" i;ten Jahrhunderts mit uns in Verbin­ dung gewesen sind. — Ich hoffe in wenigen Mona­ ten 6 bis 700 Seiten zum Druck geben zu können, und während dem Druck werde ich das übrige vol­ lenden u. s. w.

Bey Genf -en iemGefühl. Offenherzigkeit ist die Neigung/ Andern seine Gedanken ohne Scheu und ohne Bedenken mitzutheilen. Glückseligkeit ist der Zustand/ in welchem man von allen Uebeln frei ist/ und seine Wünsche er­ füllt sieht.

>5® Uebel ist alles, was uns hindert/ glücklich zu seyn. Natürliches Uebel, wenn es seinen Grund in den Einrichtungen der Natur, und fittliches, wenn es seinen Grund in dem unrechtmäßigen Verhak» ten des Menschen hat. Dewcgungsgrund ist das, waS uns antreibt, etwas zu thutt oder zu lassen. Sinnliche Be­ wegungsgründe sind die, welche aus dem Triebe noch Vergnügen oder Vortheil, sittliche aber die, welche aus Achtung gegen das Gesetz, und Ehri furcht gegen den Gesetzgeber entspringen. Laster ist die, aus Verachtung des Gesetzes ent­ standene, vorsätzliche und beharrliche Uebertretung desselben. Enthaltsamkeit ist das Vermögen, einem sinn­ lichen Genuß zu entsagen, oder ihn abzubrechen,aus Liebe zur Pflicht.

Anhang. Stoff zu Stylübungen.

1. Verwandle in folgenden Sätzen das leibende Zeit­

wort in ein thätiges, und umgekehrt. Der Mond beleuchtet die Erde. — Den Bauern verachten nur thörichte Menschen — Viele tausend Menschen lesen die Zeitung. — Diese Nachricht wird von vielen bezweifelt. — Der Verleumder wird von allen Redlichen gehäßt. *— Amerika wurde vom Kolumbus entdeckt. , 2. Verändere in vorstehenden Sätzen den Ausdruck, in­ dem du in dem ersten das Wort Licht, im zweiten Thorheit, im dritten Leser, im vierten Wahr­ heit oder Richtigkeit, im fünften Haß und Ver­ achtung, und im sechsten Entdeckung und Ehre gebrauchst. 3. Setze das fehlende Zeitwort hinzu: mein Wunsch ist — meine Hoffnung — meine Sehnsucht — meine

>5® Uebel ist alles, was uns hindert/ glücklich zu seyn. Natürliches Uebel, wenn es seinen Grund in den Einrichtungen der Natur, und fittliches, wenn es seinen Grund in dem unrechtmäßigen Verhak» ten des Menschen hat. Dewcgungsgrund ist das, waS uns antreibt, etwas zu thutt oder zu lassen. Sinnliche Be­ wegungsgründe sind die, welche aus dem Triebe noch Vergnügen oder Vortheil, sittliche aber die, welche aus Achtung gegen das Gesetz, und Ehri furcht gegen den Gesetzgeber entspringen. Laster ist die, aus Verachtung des Gesetzes ent­ standene, vorsätzliche und beharrliche Uebertretung desselben. Enthaltsamkeit ist das Vermögen, einem sinn­ lichen Genuß zu entsagen, oder ihn abzubrechen,aus Liebe zur Pflicht.

Anhang. Stoff zu Stylübungen.

1. Verwandle in folgenden Sätzen das leibende Zeit­

wort in ein thätiges, und umgekehrt. Der Mond beleuchtet die Erde. — Den Bauern verachten nur thörichte Menschen — Viele tausend Menschen lesen die Zeitung. — Diese Nachricht wird von vielen bezweifelt. — Der Verleumder wird von allen Redlichen gehäßt. *— Amerika wurde vom Kolumbus entdeckt. , 2. Verändere in vorstehenden Sätzen den Ausdruck, in­ dem du in dem ersten das Wort Licht, im zweiten Thorheit, im dritten Leser, im vierten Wahr­ heit oder Richtigkeit, im fünften Haß und Ver­ achtung, und im sechsten Entdeckung und Ehre gebrauchst. 3. Setze das fehlende Zeitwort hinzu: mein Wunsch ist — meine Hoffnung — meine Sehnsucht — meine

*55 Bitte — mein Entschluß ist — mein Dorhaben ist — mein Verlust ist — meine Absicht ist — meine Unternehmung ist — meine Vermuthung hat sich — mein Her; hat sich von ihm — Meine Freude ist mir sehr — mein Schmer; ist — meine Arbeit ist — das Urtheil ist — das Bündniß ist — die Betrügerey ist — das Ziel ist —. 4. Bilde aus folgenden Wörtern kleine Sätze: Vernünftig Mensch Thier vernunftloses Geschöpf — Thier Triebe Mensch Vernunft Verstand Leben' erhalten— Marmor Kunst Bildsäule — Vögel Winter verlassen entfernt Nahrung Land mangeln — Kunst bewundern Vogel Nest bauen schützen Witterung Feinde. 5. Berichtige folgende Sätze: Es macht mir ein sott# derbares Vergnügen, Ihnen diesen Dienst ;u leisten. Ich kann in keinen von allen diesen Vorschlägen nicht willigen. — Guttenberg soll die Buchdrucke# rei entdeckt haben. — Die mir äußerst betrübte Nach­ richt des Absterbens meines im Leben sehr liebenden Vaters. — Diese traurige Nachricht hat starken Ein­ druck auf meine Gesundheit geinacht. — Ich will wünschen, daß Krankheiten halber Sie nicht vom Schreiben abgehalten hat. — Aufrichtige Braun­ schweiger Würste sind angekommen. — 6. Ergänze die ausgelassenen Umstandswörter, und im entgegengesetzten Sinne: Er wird — kommen. Das ist — gegründet. Es ist — wahr. Sollte das — geschehen? Er wird — zufrieden seyn. Er ist — — hier angekommen. Ich habe mich — an­ gekleidet. Ich will — abreisen. Ich habe — dasiar bezahlt. jj. Umschreibe folgende sprüchwörtliche Redensarten: Noth bricht Eisen. Jung gewohnt, alt gethan. Frie­ de ernährt, Unfriede verzehrt. Alter schadet der Thor­ heit Nicht. Gei; ist die Wurzel alles Uebels. Ehre bewahrt und Geld gespart. Ländlich sittlich. Wie gewonnen, so zerronnen. Stille Wasser sind tief. Eile mit Weile. Borgen macht Sorgen. 8. Füge den Nachsatz hinzu: Wenn ich reich wäre, so — Wer seine Jugend nützlich anwendet, wird

*54 brauchbar, aber — Wer feinen Zorn nicht mäßigen kann, wird — Groß ist die Glückseligkeit des Wei­ sen; aber — Arbeitsamkeit bringt Wohlstand; aber — Durch Sanftmuth macht man seine Feinde zu Freunden, aber — Wenn der Acker Früchte tragen ,soll, so — Willst du dir ein glückliches Alter be­ reiten, so — Willst du geliebt und geachtet seyn, so — Willst du an Freude reich seyn, so — Willst du ruhig leben, und frölich seyn, so — Ist deine Gegenwart traurig, so — Wenn du lieblos richtest, so beklage dich nicht, wenn — Wenn du in fröh­ licher Gesellschaft bist, so — Wenn du dein Leben erhalten willst, so — 9. Verwandle folgende uneigentliche Redensarten in eigentliche: der Zahn der Zeit hat dieß Denkmal zerstört — Hunger ist der beste Koch — Das be­ waffnete Auge erblickt im Wassertropfen eine Welt von Thieren — die Stürme des Lebens haben ihn hart getroffen — sein Loos ist ihm aufs Liebliche gefallen — stähle deinen Muth — ein Spiel des Zufalls — der Gram nagt an seinem Herzen. 10. Sage das folgende mit vierfacher Umänderung des Ausdrucks, und Erweiterung des Satzes: Gieb ftöhlich, was du giebst — Eigener Herrd ist Goldes werth — Was niemand wissen soll, sage keinem — Ein gutes Gewissen verzehrt deinen Kummer, wie die Sonne das Eis — Wenn du das Leben liebst, so verschwende die Zeit nicht, denn aus Zeit besteht das Leben —* Lust und Liebe zum Dinge macht alle Mühe und Arbeit geringe. Bediene dich hiebey folgender Ausdrücke und Wendungen: fröhlicher Geber, wohlthun mit gutem Herzen, ohne Mißmuth — Eigenthum, sekbsrerworben, Besitz und Genuß — Verschweige Geheimniß, anvertraute Geheimnisse, selbst deinem Freunde darfst du nicht mittheilen — süßen Trost gewährt, reines Bewußtseyn, tröstet, erleichtert versüßt — Kauf< die Feit aus, wenn du dein Leben liebst, benutze die Zeit, sey sparsam und vorsichtig, Gelb kannst du wieder gewinnen, aber nicht Zeit — Hast du Freude an seiner Arbeit, arbeitest du mit Lust, bist du mit ganzen

ganzem Herzen und ganzer Seele bey deiner Arbeit; auch das schwerste wird leicht, wenn es mit Freu­ de — 11. Berichtige und verbessere die fehlerhaften, matten und unbestimmten Ausdrücke in folgendem Satze: Der Schöpfer, der uns die Anlagen zu güten Menschen gegeben hat, wird auch nach dem Tode Rechenschaft von den Menschen fordern, wie wir sie verbessert und angewendet haben. Dann wird er einem jeden geben, was er verdient. Wir er­ fahren die Gerechtigkeit des Weltrcgierers schon in diesem Leben an den Folgen unserer Handlun­ gen. Sind sie gut, so belohnt uns die Zufrie­ denheit mit uns selbst. — Man muß sich nicht abhalten lassen gut zu seyn, wenn es einen auch dabey übel geht. — Der menschliche Körper ist nicht weniger unvergänglich, als die übrigen Ge­ schöpfe der Welt. — Die Uebel, die uns> auf Erden begegnen, lassen uns auch erfahren, daß Gott der Regierer der Welt ist, und mit Weis­ heit regiere, denn ohne diese Uebel entgingen uns viele Wohlrhaten, und lernen wir das Gute erkennen. — Wer immer gleich im Unglück denkt, daß er es nicht aushalten könne, ist verlohren, und es scheint ihm sein Schicksal weit unerträg­ licher zu seyn, als es ist, wenn er es nur von der schlimmsten Seite betrachtet. 12. Verstärke in folgenden Sätzen den Nachdruck durch die Veränderung der Adverbien und Adjektive, und denke dabey an folgende: ungemein, vorzüg­ lich, ausgezeichnet, außerordentlich, unsäglich, plötz­ lich, sehnlich, u. s. w. Die Erde ist sehr groß, und die Sonne hat eine große Kraft. Ich sehe Blumen von der größten Schönheit in diesem Garten. Dieser Jüngling zeigt gme Fähigkeiten, und erregt große Hoffnun­ gen, daß er etwas Besonderes leisten werde, da er zugleich mit vielem Fleiße arbeitet, und einer seltenen Gesundheit genießt. — Auf einmal trat mein alter Freund herein, und unsere Ueberrafchung war sehr angenehm. — Ich muß es sehr C ii ]

156 bereuen, baß ich meine Feit auf diese Arbeit ver­ wandt, und dabey so manche schöne Gelegenheit, Andern nützlich zu werden, versäumt habe. — Es hat mir einen großen Genuß gewährt, diese Musik zu hören. — Wir hatten einen sehr ver­ gnügten Abend. — Ich freue mich herzlich, Sie wieder zu sehen. $3. Füge den Gegensatz hinzu: Wohlthätig ist die Theilnahme, aber — Herrlich angebaut ist das kleine Holland, aber — Glück­ lich ist der, welcher einen treuen Freund findet, aber — Lieblich ist die Natur im Frühlinge, aber — Rühmlich und edel ist es, dem Feinde wohl zu thun, aber — Weise ist es, den sinnlichen Genuß zu beschranken, aber — Flüchtig ist die Zeit, wenn sie mit gewissenhafter und eifriger Thätigkeit benutzt wird, aber — Der Fleißige klagt über die schnelle Flucht der Stunden, aber — Hart ist es, den Unglücklichen durch Vor­ würfe zu kränken, aber gerecht — Unverzeihlich ist es, über Gebrechen zu spotten, aber verzeih­ lich — J4- Füge zu jedem der folgenden Zeitwörter Redens­ arten hinzu, welche dasselbe, oder doch etwas Aehnliches ausdrücken: behüten, vergeuden, erlösen, fördern, bekennen, einbüßen, zaudern, rügen, wandeln, offenbaren, verzeihen,' entziehen, befürchten, erläutern, ver­ leihen, gering achten, vermindern, sterben, ent­ ehren, entspringen, genehmigen. Mache von diesen Zeitwörtern in kleinen Sätzen Gebrauch, und verändere dann diese Sätze dadurch, baß du statt des Zeitwortes das davon abgeleitete Hauptwort setzest, als: Erlösung, Förderung, Be­ kenntniß u. s. w. Z. B. behüte dein Her; mit al­ lem Fleiß; sey auf deiner Hut, wenn die Stunde der Versuchung kommt. — Der Verschwender ver­ geudet den köstlichsten Wein, und versündigt sich durch seine Vergeudung an allen den Unglücklichen, die er erquicken könnte.

157 15. Beantworte folgende Fragen mit einem Haupt, Worte: Wer will immer mehr Ehre erringen? Wer hat die Kraft, sich einen Genuß zu versagen? Wer liebt seine Pflicht über alles? Wer will immer etwas Neues wissen? Was ist der, der einen Streit schlichtet? Wer strebt eifrig nach Erweiteterung seiner Kenntnisse? Wer thut dem Feinde Gutes? Wer vergilt Böses mit Bösem? Wer freut sich über das Unglück Andrer? Wer ärgert sich über ihr Glück? Wer rühmt sich lügenhafter Weise? Wer besteht auf seinem thörichten Willen? Wer strebt nur nach eigenem Vortheil? Wer sorgt nur für eigenes Wohl? Wer freut sich mit den Fröhlichen? Wer redet wissentlich die Un­ wahrheit? Wer hat aufgehörk, zu hoffen? Wer fürchtet mehr, als er hofft? 16. Erweitere und erkläre folgende kurze Sätze: Des Herrn Auge hilft mehr, als seine beiden Hände. — Sorglosigkeit ist gefährlicher, als Un­ wissenheit. — Kaufe das, was du nicht brauchst, so wirst du bald das verkaufen müssen, was du brauchst. — Der Leichtsinnige denkt: es ist Tag, und wird niemals Nacht werden. — Der Stolz ißt zu Mittage mit der Pracht, und zu Abend mit der Verachtung. — Noth verknüpft stärker und fester, als Lust. — Die Erfahrung hält eine theure Schule, und Narren werden auch in die­ ser Schule nicht klug. — Jede Gefahr erkennt einen königlichen Gebieter; er heißt Muth.