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German Pages [104]
American Journal of Ancient History
American Journal of Ancient History
9.1
The American Journal of Ancient History is a peer-reviewed academic journal covering ancient history and classical studies. It was established in 1976 and edited by Ernst Badian until 2001. It is continued by the American Journal of Ancient History: New Series, edited by T. Corey Brennan.
American Journal of Ancient History
Volume 9.1 Edited by
Ernst Badian
gp 2017
Gorgias Press LLC, 954 River Road, Piscataway, NJ, 08854, USA www.gorgiaspress.com Copyright © 2017 by Gorgias Press LLC Originally published in 1984 All rights reserved under International and Pan-American Copyright Conventions. No part of this publication may be reproduced, stored in a retrieval system or transmitted in any form or by any means, electronic, mechanical, photocopying, recording, scanning or otherwise without the prior written permission of Gorgias Press LLC. ܐ
1
2017
ISBN 978-1-4632-0678-9
Printed in the United States of America
TABLE
OF CONTENTS
T. Yoshimura: Zum r6mischenLibertas-Begriff in der Aussenpolitik im zweiten Jahrhundert
vor Chr .....................................................
1
Kerry A. Christensen:The Theseion: A Slave Refuge at Athens ................
23
Adalberto Giovannini: Review-Discussion: Roman EasternPolicy in the Late Republic ...................................................................
33
S.V. Tracy: The Date of the Athenian Archon Achaios ...........................
43
Michael Vickers: Demus'sGold Phiale (Lysias 19.25) ..............................
48
Robert L. Hohlfelder:
Marcian's
Gamble:
A Reassessment of Eastern
Imperial Policy toward Attila A• 450-453 ...................................... C.P.T.
Naud6:
Ammianus
54
The Date of the Later Books of
Marcellinus
...............................................................
70
TABLE
OF CONTENTS
T. Yoshimura: Zum r6mischenLibertas-Begriff in der Aussenpolitik im zweiten Jahrhundert
vor Chr .....................................................
1
Kerry A. Christensen:The Theseion: A Slave Refuge at Athens ................
23
Adalberto Giovannini: Review-Discussion: Roman EasternPolicy in the Late Republic ...................................................................
33
S.V. Tracy: The Date of the Athenian Archon Achaios ...........................
43
Michael Vickers: Demus'sGold Phiale (Lysias 19.25) ..............................
48
Robert L. Hohlfelder:
Marcian's
Gamble:
A Reassessment of Eastern
Imperial Policy toward Attila A• 450-453 ...................................... C.P.T.
Naud6:
Ammianus
54
The Date of the Later Books of
Marcellinus
...............................................................
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ZUM R•MISCHEN AUSSENPOLITIK
œIBERTA$-BEGRIFF IM
ZWEITEN
VOR
IN DER
JAHRHUNDERT
CHR.*
Herrn Professor Matthias
Gelzer
in memoriam
Der Begriff libertas in der r6mischen Republik hat in diesemJahrhundert fruchtbare Untersuchungenim Rahmen der innerr6mischen Sozial- und politischen Geschichteerfahren. Was dort gewonnen wurde, mQBtevon vornhereinin allen Bereichender AnwendungdiesesBegriffs gepriift werden. Aber meinesWissenshat man bishergeradein der AuBenpolitik die Giiltigkeit der einmaligenNiiancen diesesr6mischenBegriffs nicht einge-
hend zu erkunden versucht,obwohl einb Untersuchungauch in dieser Richtung-also nicht nur der libertas als "v61kerrechtlicher"Begriff-sich
sehrgelohnthfitte.• Nach dem, was hisher geklfirt worden ist, bedeutetedie libertas in Rom zun•chstdie personaleFreiheirim Gegensatzzum Sklavenstand.Aber sie entwickelte sich mit der Zeit, bis man mit diesemWort jenen Zustand des r6mischenBiirgers bezeichnete,in dem er, geschiitztdurch die nach und nach zustandegekommenen republikanischenInstitutionen,die politischen Rechteals Biirger wahrnehmenkonnte. Aber je nach dem, wie die einzelnen Biirger sich die ihnen gebfihrendenpolitischenRechte vorstelltenund wie sie sie verstanden,variierte der Inhalt der libertas betrfichtlich.Charakteristisch ist dabei, dab die R6mer einen Gleichheitsgedanken,wie die Griechen ihn kannten, nicht hatten. Bleicken(25 f.) driickt dies folgendermaBen aus: "Anders als in den griechischen StUdten und als in der Moderne, wo die Idee der Gleichheit (als Isonomie oder als Naturrecht) den Gang der politischenEntwicklung beeinfluBt und die Sozialstruktur verfindert hat, ist der Gedanke der Gleichheit in Rom der bestehenden Sozialstruktur stets u n t e r g e o r d n e t oder steht doch jedenfalls zu dieser Struktur nicht in einem Widerspruch .... Die sozialen Bedingungen, unter denendie R6mer leben, schaffender Nobilit•t und in ihr wieder
¸
1988 by E. Badian. All rights reserved.
2
T. YOSHIMURA
in besonderem Mage einzelnen Nobiles (principes) sozialesPrestige (dignitas) und einen aus diesem Prestige resultierenden Anspruch auf Gehorsam (auctoritas).... Sie (libertas) kann gar nicht isoliert, ftir sich allein und also absolut bestehen;ihr wird stets dignitas/auctoritas als Bezugspunkt zugeordnet: Die respublica lebt in der Verbindung der Vorstellungen, die in den Begriffen (libertas-dignitas/auctoritas) gedacht werden." Die r6mische libertas bedeutete also, dab man yon der auctoritas dessen, der dignitas hat, geleitet wurde, und darin war sie verschiedenyon der klassisch-griechischeng)•su0spict,deren Voraussetzung die •o6x•lq der Gemeindemitgliederwar, wfihrend ftir die R6mer ea... quae appellatur aequabilitas iniquissima est: cum enim par habetur honos summis et infimis, qui sint in omni populo necesseest, ipsa aequitas iniquissima est (Cic. rep. I 53, vgl. 43 ipsa aequabilitas est iniqua, cum habet nullos gradus dignitatis: legg. III 25. 38). Wenn die Anerkennung eines anderen als "frei" ftir die R6mer noch nicht dessenallseitige Gleichstellung mir dem Anerkennenden bedeuten kann, so mug es uns erlaubt sein, die Arbeitshypothese aufzustellen, dab die R6mer den von ihnen als "frei" anerkannten Staaten nicht notwendig allseitige Gleichstellung mir ihnen zuerkannten, sondern von ihnen die Achtung ihrer auctoritas erwarteten, zumal in einem Zeitalter, wo Roms tiberlegeneMachtstellung unbestreitbar geworden ist. Wenn wir daher im folgenden mir dieser Arbeitshypotheseantike Berichte interpretieren, konzentriert sichunsereUntersuchungnotwendigauf die Auswirkung der auctoritas der R6mer auf die "freien" Staaten. 2
Das bekannteste Beispiel der Freiheitsanerkennungin Roms Augenpolitik ffillt in die Zeit seiner Auseinandersetzungmir dem griechischenOsten. Rom vertrat nfimlich im Frieden mir Philipp V nach dem zweiten makedonischenKrieg 196 den Standpunkt, dab die Griechen in Europa und in Kleinasien "frei" sein sollten. Dementsprechend erklfirte Flamininus bekanntlich an den Isthmischen Spielen die "Freiheit" der Griechen, die
unter PhilippsHerrschaftgestanden hatten.3 Polybiosschildert,wie man damals dartiber begeistertwar, dab die ganzen Griechen in Europa und in Kleinasien dadurch frei geworden seien (XVIII 46,15 mit Walbanks Kommentar z. St.). Unsere Arbeitshypothese ftihrt zur Annahme, dab die R6mer
von diesen "freien"
Griechen
eine Bereitschaft
zum auctoritatem
Romanam sequi erwartet haben. M. Holleaux schreibt: "Thus the 'liberated' Greece of 194 was a Greece in which most of the states, in varying degrees,were dependentupon Rome, which the a u t h o r i t y of Rome
ZUM ROMISCHEN
LIBER TAS-BEGRIFF
had reconstituted, ordered and pacified, and which remained in the
shadowof that a u t h o r i t y,,4 (gesperrtvon mir). Holleaux spricht nicht von dem inneren Zusammenhang von auctoritas und libertas im BewuBtseinder R6mer, und sein "authority" bleibt eine Metapher. Es lfiBt sich aber zeigen, dab es nicht bei einer Metapher bleibt. Denn wir beobachtenin der Folgezeit, dab es, Livius zufolge, griechischeprincipes gab, die zwar frei waren, sich aber der auctoritas der R6mer, d. h. des r6mischen Senats und der Senatoren, unterstellt haben sollen. Beispielsweise gibt Mikythion, ein princeps von Chalkis, zu, dab die Chalkidier pacem eiusdem populi Romani beneficio et libertatem habeant (Liv.
XXXV 46,11 (p)),s und vertritt die Haltung, ne societatemquidemullam paciscinisi ex auctoritateRomanorum(46,13).6 Mit fihnlichenWorten (XXXVI
9,6 (P)) redet 191 auch eine zu Antiochos geschickteGesandt-
schaft von Pherai, einer der thessalischenGemeinden, die im Winter 195/4 von Flamininus "befreit" wurden und eine timokratische Verfassung
erhielten(XXXIV 51,4-6 (P)).)•hnlich sageneinmaldie Bewohneryon Thyrreion in Akarnanien: nullam se novam societatem nisi ex auctoritate imperatorum Romanorum accepturos(XXXVI 12,8 (P)). Ein gegenteiliges Beispiel stellt der achfiischeFeldherr Diophanes dar, der 191 (nach Thermopylai) Messene angriff, ohne dab Flamininus das wuBte. Flamininus tadelte ihn nachher, quod tantam rem sine auctoritate sua conatus esset
(XXXVI 31,8 (p)).7 Diesesletzte Beispielund die im folgendenanzuftihrendenBeispielelassen annehmen, dab die R6mer auch von den allgemeinensocii et amici, die ihrerseits liberi waren 8- die Achfier waren seit 198 mit Rom durch form-
lose amicitia et societasverbunden (Dahlheim, Struktur 261), und geh6rten auch der von Rom postuliertenlibera Graecia an-die Beachtungihrer
auctoritaserwarteten.9 Das berechtigtuns dazu, diejenigenStaaten,die einmal unter Roms Herrschaft gekommen waren und dann befreit wurden, und die von Anfang an als freie socii et amici Roms Anerkannten unter-
schiedslos zu behandeln. •øEs ist ja yon vornhereinunwahrscheinlich, dab die R6mer-wenigstens in ihrem Machtbereich-den einen (den "Befreiten") die mit der auctoritas der R6mer verbundene libertas, den anderen aber (als freie amici Anerkannten) die Roms auctoritas ausschlieBende libertas zugestandenhaben soilten. Es erhebt sich aber die Frage, welche polybianischenAusdrticke Livius mit auctoritas tibersetzt hat. Denn der r6mische Begriff auctoritas lag
bekanntlichder griechischen Vorstellungswelt ebensofern,TM wie der libertas-Begriff, der mit auctoritas verbundenwar. Wir k6nnen jedoch Beispiele daftir anftihren, was von einem R6mer wie Livius unter auctoritatem Romanam sequi durch die freien Nicht-R6mer verstandenwerden konnte.
Da ist beispielsweisean Folgendeszu denken.
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T. YOSHIMURA
Polybiosschreibtgewissen Griechendie standigeBereitschaft zu, gemaB der •r0oc•(0sot•(politischePrinzipien, Gesinnung)oder ¾vcb•l der R6mer als etwas ffir sie "F6rderlichem"
zu handeln. Der achaische Politiker
Kal-
likrates sagt 180 vor dem Senat, es gebein den demokratischenGemeinden Griechenlandszwei 0ttpgostq,davon sei die eine z•v... •aOK6VZmV
8siv •Ko•ouOsivzoiq ypa•o•votq 6•6 •Pm•a•mv Kai •qzs v6•ov •qzs ozfi•qv •fiz' •o •qO•v •poupyta(zspov vo•(•stv xfi• 'Pm•a(mv •0om0•oeo• (XXIV 9,2). Mit dem Bekenntnis, dab die •0oe•0eo• der ROmerals solcheffir sie•0oO0yoo•e sei,wird gleichsamdie auctoritas der ROmer(also letztenEndesdesSenats)anerkannt.•3 Sie werdendenn auch o• zoi• aOzfi• (des Senats)86y•aow oov•yo0oOvze•(10,3) und •0oozo•ovze• aOz• (dem Senat) genannt (10,4). Als 183 der rOmische Gesandte Q. Marcius Philippus in den Balkan kam, versuchte er alles, um die Achfier in Hinblick auf Messene nichts Oveo zfi• •Po•a•ov •0om0•oeo• unternehmenzu lassen(Polyb. XXIV 9,12 f.).•4 Was die yvo• angeht, hat man bereits darauf hingewiesen, dab "a word like yvo• is the only possibleGreek equivalentfor so Roman a conception"
(wie auctoritas). •s Charakteristisch ist ffir den Wortgebrauchetwa der Brief desAugustusan Knidos(SIG3 780: R.K. Sherk,RDGE 67), Z. 37 f.: •
vOv 600•
6v •ot 8oKsizs •otfioat zfit •fit
[•spi zo6]zmv
gaza (vgl. Dahlheim, Gewalt u. Herrschaft 183). So auch bei Polybios XXIII 17,4: es soll im J. 183 allen Mar gewordensein, dab die R6mer in ihren Beziehungenzu den griechischenStaaten es fibel nehmen, wenn nicht alle Angelegenheiten an siegebrachtwerdenund nicht allesg•zb zfi•
abz&v ?v&g• geschieht(vgl. 9,8).•6 Die R6mer erwartetenalsovon den "freien" Griechen, dab sie in gewissenDingen Roms Initiative positiv bewerteten(vgl. Liv. XLIV 19,11), was man als auctoritatem sequi verstehen durfte. Somit bekommt Livius' Gebrauchvon auctoritasin analogen Fallen durchausgeschichtlicheBerechtigung,soweit man die Dinge aus r6mischer
Sicht betrachtet.
In dem Vorrang Roms fiber die "freien" Gemeinden und Staaten, die Roms auctoritasfolgten, hat man das "Patronat" oder die "Schutzherrschaft"der
R6mer gesehen. •7 Aber meinesWissensist die Form, in der sich diese patronatischeauctoritasausdrfickte,in einemwichtigenPunkt bishernoch nicht geMart worden. Man nimmt im allgemeinenan, dab es dem r6mischenauctoritas-Begriff eigentlich fernlag, auf der Basis der tatsachlichenMachtfiberlegenheit
ZUM ROMISCHEN
LIBERTAS-BEGRIFF
jemandem etwas aufzuzwingen oder gar zu befehlen. Wer auctoritas hat, gibt grundsitzlich nur Ratschlige, GutheiBungenoder Ermiichtigungen.In der r6mischenGesellschaftgab es tatsichlich Voraussetzungendaftir, dab
die auctoritasdes•lberlegenen yon denGemeinengeachtetwurde.Aber im praktischenSprachgebrauchfinden wir nicht unwesentlicheAbweichungen, die ftir unsere Problematik yon Bedeutung sind. In erster Linie zu tiberlegen sind die Stellen, wo der Senat als der Befehlende erscheint. Mommsen schreibt (R. Str. I 22,2, vgl. III 1032 f.), das imperare des Senatsin den Quellen sei "nur abusiv". Aber wir finden bei Livius so viele Stellen des senatusimperat, dab wir es als Sprachgebrauchernst nehmen
mtissen. •8 Da heiBtesz. B. tibereineSenatsverhandlung von 192v. Chr. (Liv. XXXV
20): õ2 consulibusambobus Italia provincia decreta est....
õ12 et consulibusi m p e r a t u m ut....
Ober eine andereSenats-
verhandlung i. J. 203 (Liv. XXX 1 f.): õ1,1 consules... cure de republica belloque et provinciis ad senatum rettulissent, censueruntpatres ut consules inter se compararent etc.... õ2,8 praetores in provincias ire iussi; consulibus i m p e r a t u mut .... In beiden Fiillen ist es nicht der den Senat leitende Magistrat, der-etwa den Ratschliigendes Senats folgend-imperat, sondernder Senat selbst.Denn welcher Magistrat wire befugt, den Konsuln und den Praetoren Befehle zu erteilen, es sei denn, dab da etwa ein Diktator auftrite, was hier nicht der Fall ist? In dem letzt-
genannten Fall waren es anscheinenddie Konsuln selbst, die den Senat leiteten, und denen der Befehl erteilt wurde. Das legt nahe, auch bei anderen Beispielen, wo der Senat imperat oder jemand etwas durch Senatsverhandlung imperatum bekommt, das imperare mit dem Senat als dem
Subjektzu verbinden.19 Es liegtalsonichtsim Wege,denAusdrucksenatus imperat im buchstiblichen Sinne zu nehmen, obwohl sonst normalerweise censereund decernereweit hiufiger gebraucht werden. Der Senat, der als solcher keinerlei potestas oder imperium besaB, konnte nur auf
Grund seiner auctoritas praktisch "Befehle" erteilen;2ø und wenn wir sehen, dab das imperare auch anderen V61kern gegentiber mit dem Senat verbundenwird, so werden die R6mer dies nur in Verbindung mit der auctoritas des Senatsverstanden haben. Im J. 170 sagendie Gesandten yon Miletos im Senat, si quid imperare ad bellurnsenatusvellet, praestare se
paratos esse. TMAber die auswirtigenV61ker prizisieren die politischen Organe Roms nicht immer; sie sagen oft einfach Romani imperant oder populus Romanus imperat. Im J. 173 sagendie Gesandten des Antiochos IV in Rom: imperaret sibi populus Romanus, quae bono fidelique socio regi essentimperanda; se in hullo usquam cessaturumofficio (XLII 6,8
(A)). 22 So werdenauch r6mischeImperiumstriger, damalsmeist treue Vertreter des Senats,von den auswirtigen V61kern auch dort de facto als
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T. YOSHIMURA
zum BefehlenBefugtebetrachtet,wo diesenicht von Rechtswegenzur Folgeleistungverpflichtet sind: 198 lieB Attalos I, ein amicuspopuli Romani (Dahlheim, Struktur 204,59. 225), durch seineGesandtschaftim r6mischen Senat sagen,dab er quae imperarentRomani consulesimpigreatque oboe-
dienter...
fecisse(Liv. XXXII 8,9 (A), vgl. XXIX 11,2).23
Soweit stammen die Belegeweitgehendaus der Annalistik. Wir finden jedoch, dab jenes annalistische Bild bei dem Zeitgenossen Polybios Bestfitigungund sogar wichtige Ergfinzungen findet. Polybios(VI 13,6) berichtetu. a. folgendesfiber die Tfitigkeit desSenats:
Walbank (z. St.) ffihrt ffir •apaKa•iv und •mzdzz•w unter anderen folgende Beispiele: (1) 185 fordert (nape•d•et) Q. Caecilius Metellus die Achfier auf, ihre Politik gegenfiber Sparta zu verbessern(Polyb. XXII 10,2); (2) die bekannte Konferenz von Eleusis 168, wo Antiochos IV dem Popillius Laenas antwortet, •otfio•tv •v •b napa•a•o6•vov (Polyb. XXIX 27,6), wozu Walbank anmerkt: "•apaKa•etv and •tzdzz8tv shade off one into the other."
Dieserletzte Hinweis von Walbank scheintmir sehrwichtig.
bedeutetsonsteherpetere,24hortari,2•postulate,26oder •hnliches.DaB aber •apaKa•etv praktisch wie Befehle wirken konnte, zeigen folgende Beispiele. Zunfichst die Konferenz von Eleusis. Nach Polybios antwortete Antio-
chos: •otfioetv •v zb napaKa•o6gevov 6•b 'Pogaiov (XXIX 27,6). Dasselbe•apaKa•o6gevov (bei Diodor. XXXI 2,2 napaKe•ev6gevov) wird bei Polyb. •13 •ntxaxx6•eva genannt.Nun, diese•mxaxx6geva sind bei Polyb. 27,7 ysyp•gggv•. Tatsfichlich sehen wir anderswo, dab die ypa96geva der R6mer (Polyb. XXVIII 13,11) als •mzdygaza (16,2) bezeichnetwerden? Der Inhalt der ysyp•gggv• war meist Senatsbeschlfisse.Die •apaKa•o6•eva = •mxaxx6•eva des Popillius Laenaswer-
denalsobeiLiv. XLV 12,6einfachquodcenser senatus genannt.•hnlich wird, was Polyb. XXXIII
12,3 x• •ap•
xfig ouyK•xou genannt wird,
12,4 •poozazz6geva genannt. 28 In der bekannten Deditionsszene der Aitoler, in der sie die rbmische Dedition nicht verstanden,wird die Forderung der Rbmer mit Worten verschiedenerNfiancen ausgedrfickt: napaKa•o6gevov (Polyb. XX 10,6), •p•yys•bgsv• (10,11), •pogz•zzbgsv• (10,14), (10,16)- alle sind bei Livius mit imperare wiedergegeben:XXXVI 28,4 qui . . . iraperes, 28,6 quod impero, 28,7 quae imperentur, 28,8 und 29,2 quae imperarentur. WelchesgriechischeWort man wfihlt, hfingt eher vom
gegebenen Umstandab.29Ffir die Rbmerkonnteallesihr "Befehl"sein.3ø Aus Polyb. XXIV 8-13 ersehenwir, wie xb ypa96•evov
ZUM ROMISCHEN
LIBER TAS-BEGRIFF
ftir die Griechen von dem "Geschriebenen" zum "V o rgeschriebenen" wird. Ftir Philopoimen und Lykortas war es etwas, dem man im Namen despositivenRechtsdeseigenenStaatesm6glichstwiderstehenmuBte(8,2 f. 11,6 f. 13,1 f.), ftir Aristainosetwas,was man m6glichstbefolgenmuBte (11,4 f. 12,1 f.), ftir Hyperbatosund Kallikratesetwas,was de facto als h6here Instanz als positives Recht zu gelten hatte (8,6 f. 9,1 f. Deininger
137), was dem Aufgeben der staatlichenSouver•init•itgleichk•ime.Und so wird z6 ypctq06g•vov (6•r6 •Pcogct/.cov) (8,1.9,1. 11,5) gleichwertigmit z6 xctpct•cct•,o6gevov (8,3. 11,6), 'c6 xctpctyye•,•,6gevov(9,1. 10. 11,8. 12,3. 4. 13,6), 'r6 •c•,•u6g•vov (13,4), und 'r6 •x/.zctygct(13,2. •rct'r6t'r'mtv: 11,7.
13,3. •rpoo•d•etv: 11.4).31Sogarder selbstfindig handelndePhilopoimen verstand,dab ftir die Griecheneinmal der •ccttp6qkommenwtirde, t•v O• 6•o•t •rom•v•cct•'dtv•y•cqv•r•tv •:6 •rctpctyy•,•,6gevov(13,6); aber ftir einenKallikrates, wenn nicht ftir Aristainos(13,7), war ein solcher•cctto6q schonda. Jenergeh6rteja zu denen,die glaubten,nichtsseiftir die Ach•ier "f6rderlicher"(rcOouoytct•'reOov) als die Beachtungder •rOoct/.Oeotq der R6mer (9,2. vgl. 8,6), die als Roms auctoritasachteten.Wir sehen:die Eigenschaft Romsalsauctorist auf solcheWeisemir der desBefehlenden identisch.
Das ftihrt uns nun in die Welt der hellenistischen AuBenpolitik. A. HeuB
hat gezeigt, TMdabin derhellenistischen Zeit diek6niglichenxOoo'rd7gct'm (•rct'r6ty[tot'rct) an Stfidte-die "Auftrfige" in brieflicherForm-keinerlei "Rechtszwang"besaBen,wohl aber-auch in den milderen Ausdrticken (trctpct•cctk•iv, •kJ•coq6• got •5o•c•i,•cctk•q o6v trot•o•'r•, •g•Oct •5•iv 7pdwctt xep•. •o6•cov 6xcoq)--"den indirekten Zwang des tats•ichlichen
politischen Obergewichtes"; soauchandererseits dasxe/.0eo0ctt der Stadt gegentiberdem K6nig (205 f.: die tats•ichlichen Machtverh•iltnisse "zwan-
gendie Gemeinde zum Gehorsam"). 33Wir k6nnendarausschlieBen, dab die R6mer eine in der hellenistischenWelt schonvorhandeneHaltung mir
der eigenenauctoritasin Verbindung setzten,oder dab in der hellenistischenWelt die Voraussetzungdaftir da war, dab die Vorstellungender R6mer sich durchsetzen konnten. Mehr noch: in Griechenland war es ftir
die R6mer nicht n6tig, dab die Ntiancenihresimperarerichrigverstanden wurden. Dem untechnischen imperare der R6mer auf Grund ihrer auctoritas entsprachftir die Griechen das durch Machtverh•iltnissegetragene
xctpct•cctks•v. Die Gleichungxctpct•cctks•v = imperarein der "freien" Welt wurde erst auf dieser Basis m6glich. III
Es entsprichtdem Gebrauchvon imperareim untechnischen Sinne, dab auch imperium als Befehl und Befehlsgewaltim untechnischenSinne
8
T. YOSHIMURA
gebraucht wird. Perseus glaubte, dab die R6mer se [Perseus] ad nutum imperiumque eorum omnia dicere ac ;facere aecum censerent (Liv. XLII 25,8, vgl. II 54,5. Cic. Phil. XII 9). Augustuslie13ja einmal imperia mit
npofzt•¾1xttztt fibersetzen(Resgestae30,2).34 Weiter wird imperium im Sinne der r6mischen Herrschaft untechnisch
gebraucht; 35so auchuntechnisch in dicione,sub dicionepopuli Romani esse. 36Als die Scipionen190 in Kleinasieneinfielen,schickteAntiochos ihnen eine Gesandtschaftund verlangtevon ihnen, dab die R6mer finirent Europa imperium (Liv. XXXVII 35,5, aus Polyb. XXI 14,4, wo •;?,ot)csfft ffir imperium steht). Nach Antiochos' Niederlage sagten die rhodischen Gesandten im r6mischen Senat: cure orbis terrarum in dicione vestra sit,
etc. (Liv. XXXVII 54,15, aus Polyb. XXI 23,4 0rib z/]v 61.tszgpttv g•ou6•ttv). Dem entspricht, dab Roms Machtstellung fiber die Mittelmeerwelt um 167 v. Chr. bei Polybios hfiufig als 8p%fl,37 &)vttcszs(tt, 38 •OD(5•O[, 39
6¾s!xov•tt fiber die o[•ovlx•Vq(oder fiber die tSXa)4øbezeichnetwird: die R6mer warendieserg¾•pttz•q4• und diesewar ihnenOtr•KOOq; 42ja, alle Menschender o[•ovlxgV•lkonnten nicht andersals 'Pcolxtt(cov ?x•oOsw•tt•
zo6zotgn•t0ttp%•v 6n•p zCovnttptt¾¾•XXo•t•vcov (III 4,3).43 Nach Roms Sieg fiber Perseussagt Masgaba, Sohn des Masinissa, im Senat, Masinissa sei mit dem usus regni zufrieden und wisse, dab dominium et ius seinesReichs eorum qui dederint (d. h. der R6mer) sei (Liv. XLV 13,15). Spfiter sagt MasinissasEnkel Adherbal vor dem Senat: Micipsa pater meus moriens mihi praecepit, uti regni Numidiae tantummodo procurationera existumarem roeare, ceterum ius et imperium eius penes vos esse (Sall. Jug. 14,1). Auch dieser Ausdruck darf nicht im
technisch-v61kerrechtlichen Sinnegenommenwerden.44Denn meinteSallust hier eine feste Regelung des zwischenstaatlichenVerhfiltnisses,hfitte er dies erst den sterbendenVorgfingerseinenNachfolger lehren lassenmfissen?Das mfiBte vielmehr ein Beispielvon arcaria imperii im passivenSinne sein.
Abet Roms imperium und seineauctoritaskonnten nicht von Anfang an so mfichtigsein. Die Intensitfitdesr6mischenInteressesspielteauch jeweils eine Rolle. Ffir das J. 198 wird zwar berichtet, dab Antiochos legatorurn Romanorum auctoritate motus finibus A ttali exercitum deduxisset (Liv. XXXII 27,1 (A). Harris 222,6). Ffir das J. 192 h6ren wir aber folgendes: Als Nabis das Gebiet der Achfier angriff, wollten die Achfier vor allen Dingen wissen,quid senatuiplaceret (Liv. XXXV 25,3 (P)), und baten dann Flamininus um Rat. Dieser schickte ihnen einen Brief, in welchem er auc-
tor erat praetorera classemqueRomanam expectandi (25,5). Er stand damals an der Spitze einer Spezialkommission, die der Senat nach Hellas
ZUM R•MISCHEN
LIBERTAS-BEGRIFF
schickte,quia non copiis modo sed etiam auctoritate opus erat ad tenendos
sociorumanimos(23,5 (A)).45Aber der StrategePhilopoimensetztedagegen mit seiner auctoritas durch, daf3 die Ach•ier sogleich den Krieg mit Nabis begannen(25,7 f.). Wie dann Flamininus darauf reagierte, ist nicht bekannt, was wohl damit zusammenh•ingt,daf3"Livius... die Eifersucht Flaminins gegenPhilopoimen, welche er c. 47 bertihrt, aus Vorliebe ftir sei-
nen Landsmanntibergangenzu habenscheint".46 Aber nach wenigen Jahrzehnten konnte Rom mit seiner Forderung sehr strengwerden. Das zeigt das oben behandelteBeispielder Konferenz von Eleusis 168 v. Chr., bei der Antiochos dem Popillius mitteilte: xOfflOgtv
•tv •6 •a0a•ca•o6g•vov 6•6 •P03g(l•03V. 47Die Annalistikverbindetdies mit der auctoritas der R6mer, denn die Gesandten der Ptolemfier betonten 168 im Senat folgendes:ea merita populi Romani in Antiochum, eam apud omnes reges gentesque a u c t o r i t a t e m esse, ut, si legatos misissent,qui ei nuntiarent non placere senatui sociis regibus bellurnfieri, extemplo abscessurusa moenibus A lexandreae abducturusqueexercitum in Syriam esset (Liv. XLIV 19,11. vgl. Cic. Phil. VIII 23 senatus enim faciem secumattulerat auctoritatemque[sc. Popillius]). Was Antiochos 173 seine Gesandtschaft vor dem Senat sagenlief3, ftihrte ich schon an (Liv. XLII 6,8 imperaretsibi populus Romanus, quae bonofidelique socioregi essentimperanda; se in hullo usquamcessaturumofficio. 26,8). Mag auch der Machtfaktor ftir die Griechen entscheidendgewesensein: die R6mer hatten Grund, in all diesem ihre auctoritas zu erblicken. Wir erfahren andererseits, daf3 die R6mer in der Zeit vor dem dritten makedonischen Krieg in dem von ihnen als "frei" verstandenen Griechenland mit solchem imperare allzu willktirlich umgingen und die Einheimischen viel darunter litten (Liv. XLIII 2.4-8. 17,3 alia aliis
imperantibus), 48so daf3der Senat169 Vorkehrungtraf, indemer verbot, sich an die Weisungen der Befehlshaber (zoiq 7oaq)og•votq) zu kehren, wenn sie nicht auf einem Senatsbeschlu13 beruhten(Polyb. XXVIII 13,11. 16,2 gm'cdygaotvstatt 7oaq)og•votq.vgl. 3,3. Liv. XLIII 17,2). Es war also letzten Endes der Senat als das eigentliche auf3enpolitischeOrgan Roms, dessenauctoritas entscheidendwar. Bedeutungsvoll ist noch das Beispiel von Rhodos zur Zeit des dritten makedonischenKriegs. Als nfimlich der Krieg begann und der Handels-
staatRhodosdurchUnruhenin der./•gfiisSchaden erlitt,schickte Rhodos, das zugleichmit Rom und mit Perseusin freundschaftlicherBeziehung gestandenhatte, eine Gesandtschaftnach Rom.49 Sie hatte die Absicht, den Frieden zwischenRom und Perseuszu vermitteln (Polyb. XXIX 10,1 f. 19,1 f. Liv. XLIV 14,8-13. Gell. VI 3). Zwar wurde sie erst nach der Schlacht bei Pydna vom Senat vorgelassen.Aber ihre eigentlicheAbsicht
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verstimmte den Senat. so Denn ftir ihn bedeutete dies nichts anderes als
Rhodios nunc in orbe terrarum arbitria belli pacisque agere; Rhodiorum nutu (vgl. 29,7 auctoritate. 35,6 Rhodiorum auctoritas) arma sumpturos positurosque Romanos esse(XLIV 15,5). Es war ftir die Rfmer unverzeihbar, wenn jemand sich anmaBte, sich in der auctoritas ihnen gleich-
zustellen.Dieser Vorschlagbedeuteteffir Rom eine superbia.s• Rom bestrafte
daher die Rhodier.
In der eben zitierten Stelle (Liv. XLIV 15,5) war nun von Rhodiorum nutus die Rede. Hier steht nutus in/ihnlicher Qualifikation wie auctoritas. Nutus wird in der Tat oft als gesteigerterAusdruck der auctoritas oder
tiberhauptalsdie Bezeichnung derwirklichenStellungeinesOberlegenen aufgefaBt.52 Der romfeindlicheEurylochosvon Demetrias sagt denn auch, specieliberam Demetriadem esse,re vera omnia ad nuturn Romanorum fieri (Liv. XXXV 31,12). Auch ein GesandterdesAntiochos sagt 192 im Panaitolikon, dab alles sub nuturn dicionemque Romanam gerate (XXXV 32,9 mit WeiBenborn-Mtillers und BriscoesKommentaren). Im AnschluB an seine Bemerkung zu den zwei tti,p•o•t• der griechischen Politiker ftihrte der zuvor erw/ihnte Kallikrates 180 im Senat aus: k6tv•v
ofv 6robxfl• ov•,•c•.flxov •,iV'rlXOti xt• •rctorl•tto/.tt,so wfirdedie Furcht bald bewirken, dab die Staatsm/inner auf die r6mische Seite tr/iten und die
Menge ihnen folgte (Polyb. XXIV 9,6). M. Gelzer iibersetzte diese •rcto•l•ao/a mit "deutlichemWink" (K1. Schr. III 152); die Senatorenwerden sie tats/ichlich als nutus verstanden haben. 53 Ein Schritt weiter fiihrt zu dem mit nutus verwandten
Wort
numen: numen senatus und numen
populi Romani; die Stellen sind freilich erst seit der ausgehendenRepub-
lik bezeugt.54 D. Kienaster6rtert,55dab es schonim FriedensvertragzwischenRom und Karthago 241 v. Chr. hieB, keiner von beidenPartnern solleim Herrschaftsgebietdes anderen (•v xttiq dt•fl•tov •rcttp•/,tttq) Anordnungen treffen, von Staatswegenbauen, Truppen anwerben oder die Bfindner (ot•tdgot)q) des anderen in seine Freundschaft aufnehmen (Polyb. III 27,4.29.10); Polybios "setzt als das Herrschaftsgebiet(•notO%iot) mit dem Gebiet der socii(ot)•tagia) gleich"(vgl. Dahlheim, Gewalt u. Herrschaft 25 f.). Kienast (350) bezeichnetsolchefiberseeischen socii et amici (ohne foedus) als "Unterstaaten unter dem Oberstaat Rom"; diese "Bfindner unterstanden milit/irisch und politisch dem imperium Roms, sie waren in dicionepopuli Romani" (352). So standenauch die griechischenGemeinden, denen Rom die libertas anerkannte, unter Roms imperium und waren in dicionepopuli Romani, ja, sie befandensichsogarinnerhalbder termini
(bezw.fines) populi Romani.56 Kienastweistals Voraussetzung dieser"Herrschaftsform"(352)57all-
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gemein auf die "jeweiligen politischenMachtverhfiltnisse"hin (350). In der Tat mfissendie Machtverhfiltnisse ffir die Griechen entscheidendgewesen sein, als sie den imperata der R6mer Folge leisteten. Auch ffir die R6mer war der Machtfaktor eine natfirliche Voraussetzung.Aber die R6mer sahen dabei das Wirken ihrer auctoritas. Es war nicht so, als ob die faktische Machtstellung einerseitsund der sch6neName der Freiheitsanerkennung andererseitsals zwei getrennte Sachen betrachtet worden wfiren. Der r6mische, durchaus ernstgemeinteFreiheitsbegriff stfitzte sich vielmehr auf die Machtkonstellation
und idealisierte
sie. DaB aber das Wesen der Frei-
heir der civitates liberae sich nur auf der Grundlage der fibergeordneten Realitfit der r6mischenGewalt verstehenlfiBt, hat zuletzt Dahlheim einge-
hend er6rtert.58 Ich habe an andererStelle-allerdings im militfirischen Bereich--Belege daffir angeffihrt, dab man bei der auctoritas auch das Moment der nackten Macht nicht verkennen kann, die der Stfirkere besitzt und deren Hilfe von den Schwficheren umworben wird. 59 Das muB auch in den BeziehungenzwischenselbstfindigenStaaten gelten (Liv. XLII 45,2 minores (sc. civitates)secuturaemaiorum auctoritatem eranO. So kam es, dab das r6mische "Patronat" nicht so rosig war, wie diesesmoderne Wort andeuten k6nnte: in ihm reihte sich das ganze Spektrum von Schutz und Hilfe fiber Anweisung und Einmischungbis Zwang und Befehl aneinander. So haben wir gesehen,dab die Begriffe libertas, auctoritas und imperare/imperium in Roms AuBenpolitik miteinander korrelat sind. Ich glaube nunmehr annehmen zu dfirfen, dab man mir der eingangs aufgestellten Arbeitshypothese die auBenpolitischeHaltung Roms in dem behandelten Zeitraum widerspruchsloserklfiren kann. Versteht man einmal den Cha-
rakter der libertasim oben ausgeffihrtenSinn, ergibt sichder Vorteil eines einheitlichen Verstfindnissesdes libertas-Begriffs in der Innen- und der AuBenpolitik der R6mer, freilich mir der Einschrfinkung, dab die r6mischen Senatoren gegenfiber den Nicht-R6mern eine hfirtere Haltung einnehmenkonnten als gegenfiberden r6mischenBfirgern, die ja vor allem wegenihres Stimmrechtsvon den Senatorengeschontwurden. Soweit man keinen positiven Grund daffir anffihren kann, dab die libertas in den beiden Bereichen unterschieden werden mug, ist es natfirlicher, unsere Arbeitshypothesenunmehr als Tatsache zu akzeptieren. IV
Diese Feststellungwirft ein gewissesLicht auf das Problem, wie sich die r6mischen und die in der hellenistischen Welt hfiufig vorkommenden politischen Freiheitserklfirungenvergleichenlassen.
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A. Heu13er6rtert, dab die hellenistischeFreiheitserkliirung einen Sto13 bedeutete, der gegen einen Dritten gerichtet war, denn "Freiheit und politischerFeind, gegenden sie ausgespieltwird, sind ftir griechischeVor-
stellungen un16slich miteinanderverkntipft"; 6øeskam denhellenistischen Herrschernentscheidenddarauf an, "w e r der 'Befreier' war" (Heu13227). Zuniichststehtes rest, dab Flamininus,als er an den IsthmischenSpielen 196 die Freiheit der Griechen theatralisch erkliirte, sich bewu13t an die hellenistische Tradition anschlo13.Das war so bewu13t hellenistisch, dab man daraus eigentlich keinen Schlu13auf das Charakteristikum der allgemeinenr6mischenFreiheitspolitikschlie13en kann. Es lii13tsichaber diesbeztiglich folgendes beobachten. Die Idee der "Freiheir der Griechen" ist erst nach der Entscheidung bei Kynoskephalaientstanden(Badian, For. cl. 72). Als es nun gait, Argos von Nabis' Herrschaft zu befreien, verzichtete Flamininus-zumindest scheinbar-darauf, die Initiative der Befreiung, die, auch gegentiberAntiochos,
seineStellungunter den Griechenerh6ht hiitte, ftir sich in Anspruch zu nehmen. Bei der Konferenz zu Korinth 195 sagt er (Liv. XXXIV 22,10): hodierna consultatio tota ex vobis (d.h. den griechischenprincipes) pender. refero enim ad vos, utrum Argos... ab Nabide occupatospati velitis sub dicione eius esse,an aequum censeatisnobilissimam vetustissimamque civitatem . . . repeti in libertatem, etc. Es ist bemerkenswert, dab Flamininus hier seineGleichgtiltigkeitgegentiberder Befreiung einer bedeutenden griechischenPolis often aussprach.Die gloria des r6mischenNamens als Befreier Griechenlandswird erst an zweiter Stelle behauptet:haec consultatio, ut videtis, tota de re pertinente ad vos est; Romanos nihil contingit, nisi quatenus liberatae Graeciae unius civitatis servitus non plenam nec integram gloriam essesinit (22,12). Auch befreite er Argos mit vielen griechischenSoldaten (Liv. XXXIV 25,3.26,10 f.: auxilia quorum adfatim erat. 34,6) neben seinem eigenen Heer, so dab auch die Tat der Befreiung nicht etwa nur der r6mischen Militiirmacht zu verdanken gewesen wiire.
Aus der Vorgeschichte des Antiochoskriegs h6ren wir dann, dab Antiochos an der Konferenz bei Lysimacheia 196 den r6mischen Gesand-
ten sagte: 'Ptogotitov•m'rotyflq6gov etvott•uyZtStvgtv a6xo½Zd0tToq (Polyb. XVIII 51,9. Appian. Syr. 3,12). Dies hat man so verstanden, dab Antiochos und Rom um die Initiative der Befreiung der kleinasiatischenSt•idte wetteiferten (Dahlheim, Struktur 106. G. u. H. 196). Aber diesesVerlangennach der Initiative ging, soweitwir wissen,einseitig von Antiochos aus, und man bemerkt bei den R6mern nicht die Absicht, um die Initiative als solche mir Antiochos zu streiten. Es ist klar,
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dab Flamininus zu jener ganzen Zeit die Freiheit dieser Stiidte gegen Antiochos ausspielte.Aber Flamininus vertrat 193 den Standpunkt, dab Rom sich um diese Stiidte nicht kfimmern wfirde, falls Antiochos ihnen
Freiheit gewiihrte und aus Europa wegz6ge (Appian. Syr. 6,24. Liv.
XXXlV 58,2 f. Diodor. XXVIII wfirde dann dem Antiochos
15,4).6• Die BefreiungdieserStiidte
fiberlassen.
Hier sieht man vielmehr
ein Ver-
langen nach der Weltteilung in zwei Machtsphiiren, die nebeneinander existieren soilten; es kam Rom darauf an, ein unter Roms auctoritas stehendesHellas ffir sich sicherzustellen(mit der Konzessionan Antiochos, dal3 Rom auf die kleinasiatischenGriechenstiidteverzichten wfirde, wenn sie nur-von Antiochos-frei erkliirt wfirden). DaB Antiochos sich mit diesem einseitigenVerlangen nicht zufrieden geben konnte, ffihrte zum Antiochoskrieg. So zeigt sich, dab ein hellenistischerHerrscher in erster Linie auf die Freiheits-"Verleihung"und wenigerauf den wirklichen Charakter der verliehenen Freiheit Wert legte, wiihrend die R6mer weniger der Name des Befreiers-oder: die aggressiveSeite der Freiheitspolitik-als die Tatsache des Freiseinsder yon ihnen Befreiten-eben die eigenartige,ffir die R6mer echte libertas-
interessierte.
Rom hatte den Vorteil, dab sein libertas-Begriff in der hellenistischen Welt gewisserma13en eine willige Aufnahme fand. Jones(Greek city 120) schreibt:"By the time that Rome enteredGreek politicsthe vogueof popular government was on the wane [in der hellenistischenWelt]... Rome had thus no scruplesin imposing timocratic constitutions, nor did these constitutions evoke the storm of protest that would have arisen in the fourth or third century B.C." In der hier behandelten Zeit hat Rom zwar nicht fiberall timokratischeVerfassungen"verliehen",aber eshat siegrundsiitzlichunterstfitzt. In einem Hellas, in dem die politischeFreiheit von den Reichen getragenwurde, konnte die Freiheit der R6mer, die timokratisch gesinntwaren, leicht Eingang finden. Das illustriert z. B. der Standpunkt der griechischenprincipes, die 195 sich an Flamininus anschlossenund gegenNabis kiimpften: tollendurn (esse)tyrannurn, nurnquarnaliter tutarn libertatern Graeciaefore .... (Nabidem) exernplo [der Reformen] rnultos in aliis civitatibusad insidiandumlibertati civium suorumincitaturum(Liv.
XXXIV 33, 6-8). 62Die libertasder R6mer hatte also eineSubstanz,mit der sie an die hellenistischeHerrenschicht herantreten konnten, wobei man
in gewissemSinne von einem Bfindnisder wohlhabendenGemeindebfirger, der r6mischenund der griechischen,sprechenk6nnte. Es war entscheidend, dab Rom eine aristokratische Republik war, deren Freiheitsvorstellung ihrerseitsdurch gradusdignitatis(Cic. rep. 1 43. Liv. I 42,4 et al.) gekennzeichnet war, an deren Spitze die auctoritas der Senatoren stand.
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So war es den R6mern mit ihrer Freiheitserkl/irung ernst; diese ernstgemeinte, ffir die R6mer echte libertas-Erkl/irung erm6glichte es ihnen, getragen von den Machtverh/iltnissen, die "Freien" auf Grund der auctoritas zu beherrschen(imperare!), w/ihrend es sich bei den Freiheitserk-
1/irungen hellenistischer Herrscherum eine"Unaufrichtigkeit "a3handelte. Soviel ich sehe,liegt hier ein wichtiger Unterschied der r6mischenund der hellenistischenFreiheitserkl/irungen:er bestand sozusagenin dem Nominalismus einerseits, und dem Substanzialismus andererseits der Freiheits-
verleihungen ?4
Es ist abet nicht etwa so, dab der r6mische Begriff der libertas von den Griechen wohl verstandenund von diesenwillig akzeptiert worden w/ire, so dab sie nunmehr in der von Rom verliehenen, r6misch aufgefaBten libertas zu leben bereit gewesen w/iren. Es bildete sich vielmehr eine geschichtlicheSituation heraus, die es den R6mern mit ihrem traditionellen libertas-Begriff erlaubte, an die Griechen so heranzutreten,dab die auf die #bertas bezogeneauctoritas mit ihrer gewissenVerbindlichkeit (imperare!) an eine gewisseinternationale Praxis der hellenistischenWelt ankniipfen konnte. Die R6mer fanden ihren eigenen libertas-Begriff dort gleichermaBen best/itigt. Die auctoritas der R6mer behauptete sich mit der Zeit immer unbedingter; was sie bis 168 wurde, ist aus der Episode des rhodischenVersuchsder Friedensvermittelungoder der der Konferenz von Eleusisklar. Es handelte sichdort wenigerum eine innere Entwicklung der "v61kerrechtlichen"Prinzipien Roms als um das von den ver/indertenMachtverh/iltnissengetragene Durchsetzenvon etwas, was schon 196 sichtbar war. In der Tat sagtePolybios (III 4,2 f.), mit dem Jahre 168 w/iren das Wachstum und der Fortschritt der r6mischen Herrschaft zum Ziele gekommen: "und zudem schienenalle in dem Bekenntnis einig und dutch die Notwendigkeit dazu gebracht, dab man fortan den R6mern zu gehorchen und sich ihren Geboten zu fiigen habe." Abet schon bei dem "Philhellenen" Flamininus finden wit keine Spur davon, dab er etwa von der auctoritas der Griechen in der Politik gesprochenund sieirgendwiebeachteth•itte. Hier bahnte sich eine Entwicklung an, die einesTages dazu fiihren sollte, dab der Herrscher
der Mittelmeerweltauctoritatealle iiberragte.65 Staatliche Yokohama
Universit/it
T. Yoshimura
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ANMERKUNGEN
* Bei der Entstehung des vorliegenden Aufsatzes bin ich Herren Professoren H. Strasburger(Freiburg i. Br.) und E. Badian (Harvard) ffir wertvolle Hinweise und Verbesserungsvorschl•ige zu tiefstem Dank verpflichtet. Es war abet Herr ProfessorR. Ridley (Melbourne) gewesen,der diesenAufsatz in seinerfrfiheren Fassungdurchlas und mich zu dessertVer6ffentlichung veranlaf3te;auch ihm m6chte ich meinen besten Dank aussprechen. 1. Zur r6mischenlibertas: H. Kloesel, Libertas, Diss. Breslau(1935), jetzt bei H. Oppermann, R6mische Wertbegriffe (Wege der Forschung 34: nicht vollst•indig) (1967) 120 f. Ch. Wirszubski, Libertas as a political idea at Rome during the late Republicand early Principate (1950). J. Bleicken,StaatlicheOrdnung und Freiheit in der r6mischenRepublik (1972). Sie sehenbewuf3tvon den auf3enpolitischen Aspekten ab: Wirszubski 4 f., Bleicken 50. Bezeichnenderweisesieht auch ein Forscherv61kerrechtlicher Orientierungwie W. Dahlheim bewuf3tvon den extralegalen Aspektender r6mischenAuf3enpolitikab: Gewalt und Herrschaft (1977), 19,8. Eine Ausnahme ist E. Badian, der schon 1958 in seinen Foreign clientelae die libertasin dem innen- und dem auf3enpolitischen Bereicheinheitlichverstandenhat (vgl. zuletzt seineAusffihrung in: Actes du VII e congr•s de la F. I.E. C. I (1979) 397 f. bes. 408). Leider hat er bisher wenige Nachfolger gefunden. 2. Unsere Kenntnissefiber den Charakter der libertas fuf3enzwar weitgehend auf Quellen aus der ausgehendenRepublik, da das Wort libertas sich ffir die Zeit vor den Gracchennut wenig belegenl•if3t.Abet Bleicken(12 f.) glaubt, dab diese r6mische Vorstellung von der libertas nach de Abschlu13der St•indek•impfebis in die spriteRepublik wesentlichunver•indertgebliebenist. I. Shatzman(Gnomon 48 (1976) 51) scheintdies ffir unbewiesenzu halten. Die Richtigkeit Bleickenskann zumindest ffir die Zeit um 200 v. Chr. best•itigt werden, wenn unsere Arbeitshypothese sich als Tatsache erweisen l•if3t, obwohl es sich bier, anders als bei Bleicken, um au13enpolitische Aspekte der Begriffsgeschichtehandelt. Es ist daran zu denken, daB, wenn Polybios und die Inschriften dieset Zeit im Bereich der
Auf3enpolitikRomsvon der/;L•t•0eOiesprechen,man dabeiin ersterLinie (obwohl nicht nur) an das lateinischeWort libertas denken kann. In diesemSinne gebraucht sp•iterauch Livius h•iufig diesesWort. Vgl. auch Cato, ORF 162. 164. 3. R. Bernhardt (Imperium und Eleutheria, Diss. Hamburg (1971) 21 f. bes. 29 f. 91 f. 243 f.) stellt fest, dab es damals den Terminus civitas libera im v61kerrechtlichen Sinne noch nicht gab. 4. CAH VIII 195. vgl. 183. Lehrreich ist noch J.A.O. Larsen, CPh 30 (1935) 193 f.
5. Im folgendenbezeichneich die polybianischenPartien des Livius (P), und die annalistischen Partien (A). 6. Vgl. W. Dahlheim, Struktur und Entwicklung des r6mischenV61kerrechts (1968) 263,13. J. Deininger, Der politischeWiderstandgegenRom in Griechenland 217-86 v. Chr. (1971) 83,26.
7. Vgl. Larsen, a. O. 197,19. Die Annalistik berichtet,dab PtolemaiosV Epiphanesim J. 200 dutch eine Gesandtschaftbei dem r6mischenSenat sagenlief3,er
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wolle nisi ex auctoritate populi Romani keine Hilfstruppen nach Athen schicken (Liv. XXXI 9,2), dariiber vgl. M. Holleaux, Rome, la Grace et les monarchies hell•nistiques(1935) 64,4. F.W. Walbank, Philip V of Macedon (1940) 132. 313. 8. Vgl. Proculus, Dig. XLIX 15,7,1. Bernhardt 22 f. 29 f. 9. Die Achfier standen unter dem Patronat der R6mer: E. Badian, a. O. 294, Note
J.
10. Badian, a. O. 74: "Nor is there any real differencebetweenthe Greeks 'originally free' and thoseonce'under Philip's rule'. Both groupswere in the sameclass: free amici of Rome." Gegen die "Widerruflichkeit" der Freiheit der freigelassenen Staaten, vgl. zuletzt Dahlheim, G. u. H. 247 f. 11. Augustuslieg bekanntlichauctoritasmit &•ico[tottibersetzen(Res gestae34),
vgl. im allgemeinen R. Heinze,Auctoritas,in: Vom GeistdesR6mertums 3 (1960) 56. Ftir den technischenGebrauch von auctoritas vgl. H.J. Mason, Greek terms for Roman institutions (1974) 177.
12. rcpoupytaix•Oov ist hier dem &got•tcbxspov (9,4) zur Seitegestellt,welches Wort A. Mauersberger, Polybios-Lexikon, s. v. "den Interessender Achfier dienlicher befunden"
tibersetzt.
13. Denn der auctor (=is qui auget) ist, "wer die von einem anderen auszuftihrende Handlung (oder, was auf dasselbehinauskommt, den EntschluB dazu) maBgeblichund wirkungsvollgutheiBt",und die auctoritasist "die Eignung, maBgeblichenEinfluB auf die EntschlieBungender anderenkraft tiberlegenerEinsicht auszutiben" (Heinze, a. O. 43 f.). 14. Doch taten die Achfier das Gegenteil, nfimlich: qopowl[taxi•soOat•tai rcdvxa fit' •otux•v rrp•trxstv(XXIII 9,8). Ferner zum J. 166 (XXIX 25,2): ein Brief von Q. Marcius Philippus, mit dem er rrotps•tdt)•st xobq 'Axatobq &•to)•ou0o•vxotq xfi •Pco[taicov 7rpoottp•ost rrstp6to0ott dasund das. Vgl. XVIII 42,4. IX 33,9. Beispiele aus den Inschriften: von Stratonikeia in Karien [xft ¾]6tctrrp•t¾[mxct•t[axit x]qv rrpoaipsotv[xhv•tsivcov(der R6mer) 6tot•tflootq] (OGIS 441 = R.K. Sherk, RDGE
18, SullasBriefean Stratonikeia,Z. 45 f.). SIG3 684 = Sherk,RDGE 43 (Brief des Q. Fabius Maximus an Dyme), Z. 16. 15. M. Grant, From imperium to auctoritas(1946) 84, in Bezug auf Dio Cass. LIV 3,2. Es ist aber nicht immer n6tig, e i n griechischesWort ftir einen r6mischen Begriff zu suchen. Man wtirde ihn in manchen Ffillen mit mehreren Worten paraphrasieren. 16. Auch XXXIII 16,7: im J. 154 antwortete Kallikrates auf ein Hilfegesuchder Rhodierund der Kreter:Zoo pig xfiq •Pco[mkov¾vrb[t•lq dtirfte wederirgendeinKrieg geftihrt noch irgendjemandem, gegenwen es auch sei, Hilfe geleistetwerden. XXI 10,7 (•veu zfiq •teivou [6rrdtrou]¾vrb[t•lq) wird erweitertbei Liv. XXXVII 19,2 sine consule, non ex auctoritate senatus, non iussupopuli Romani. XXXII 5,9. Vgl. ferner den Brief desAttalos II an Attis, den Oberpriestervon Pessinus(OGIS 315 VI = C.B. Welles,RCHP 61): man firgeredie R6mer mit einerHandlung,die nicht [ter6 Trig•teivcov [der ROmer]¾vcb[t•lq (oder: •veu 'Ksivcov)unternommenwird. 17. Vor allem: Badian, For. cl. E. Will, Hist. pol. du monde hell. II (1967) 148 f. Bleicken, Gnomon 36 (1964) 176 f. (Rezensionvon Badian, For. cl.), behaup-
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tet, um yon den "foreign clientelae"zu sprechen,seienzwei Voraussetzungenn6tig, (1) "dab die Partner eines Klientelverhgltnissessich b e w u 13t sind, da13sie in einem Verhgltnis Patron~Klient stehen", und ferner, (2) da13"jeder yon beiden das Verhgltnis als das einer politischenAbhgngigkeit (auf moralischerGrundlage) auch v e r s t e h t" (a. O. 180, gesperrtyon Bleicken). Aber wenn es sich um auswgrtige Klientel handelt. ist es yon vornherein zu erwarten, da13die rein r6mische Form der Klientel
nicht aufrechterhalten
bleibt.
Denn
die Worte
Patron-Klient
sind
lateinisch. Wit kennen zwar die pauci clientes yon gewissenaitolischen principes (Liv. XXXVI 15,4), des Achgers Ainesidemos (Liv. XXXII 25,9) die clientes des keltiberischenprincepsAllucius (Liv. XXVI 50,14). Die Bezeichnungclientesist hier sozusageneine Interpretatio Romana eines einheimischenAnhgngerwesens,wie auch in Caesarsb. G. neben arnbacti (VI 15,2) und soldurii (III 22,1 f.) auch clientes erwghnt werden (I 4,2. VI 15,2. 19,4. VII 4,1.40,7). Bei der auswgrtigenKlientel der R6mer brauchte man, auf der Seite der Einheimischen, die Dinge nicht mit r6mischenTerminologien (patroni, clientes)zum Bewu13tsein zu bringen, oder man konnte es sogar nicht immer. Mit anderen Worten: diese Art des Patronats hat zwei Gesichter, das r6mische und das nichtr6mische. Letzteres entspricht der Vorstellungsweltder Einheimischen,so sehr sogar, da13die Griechen das neue griechische
Wort n6rf)tov ausmfinzenmu13ten (seit SIG3 656,23 aus dem J. 166 v. Chr.), um sich gefiissentlichder r6mischen Vorstellung anzupassen.Die Vorstellungswelt der auswgrtigenKlientel ist immer eine Zusammensetzungyon r6mischen und einheimischen Vorstellungen, insofern man das Phgnomen nicht einseitig aus r6mischer Sicht betrachten will. In diesem Sinne kann man auch sagen: "To speak of 'client
state'is to usea metaphor"(A.N. Sherwin-White,Rom. Citizenship 2 188. W.V. Harris, War and imperialism in republican Rome (1979) 135,2). Wenn man etwa
in Griechenland an dief2berlegenheit der r6mischen Leitungglaubte,siealsffir die eigeneSache "f6rderlich" betrachtete, und sich unter dieser Leitung in einer Form, die fiber Staats- und V61kerrechthinausging,gruppierte, war die Klientel schonda. Ich glaube nicht, da13Badian "alle v61kerrechtlichenBeziehungenRoms in Klientelverhgltnisseaufge16st"hgtte. Ffir die r6mischenSenatorenwar das V61kerrecht nicht das Hauptmittel der r6mischenAu13enpolitik,in dem Sinne, da13das Staatsrecht nicht das Hauptmittel der r6mischen Politiker in der inneren Politik war. Badians Position, die--so zu sagen-"au13erv61kerrechtlichen"Momente in Roms Au13enpolitikzu erfassen,scheintmir durchausberechtigt.In diesemSinne verweise ich auf den oben Anm. I angeffihrten Aufsatz yon E. Badian in: Actes du VII e congr•s de la F. I. E. C. I (1979). 18. Es sei angemerkt,da13Livius niemalspopulus irnperat(im Sinneyon populus iussit: "das und das soll Volksbeschlu13sein") sagt-was man bei "abusiven" Verwendungenvon irnperare erwarten w/irde-, ebensowenigtribunus plebis irnperat; je ein einziges Mal censoresirnperarunt (XXXIV 44,5) und decemviri (sacr. fac.) irnperarunt (XXXI 12,9). 19. So XXXV 41,7 irnperaturn consuli est. XL 36,7 (consulibus) prorogaturn irnperiurn . . . turn irnperaturn, etc. XLII 28,7 consulibusdesignarisirnperavitsenatus. XL 26,7 praetoribus irnperaturn. XXXVII 2,7 superioris anni praetori . . . irn-
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T. YOSHIMURA
peratum. XXVII 22,13 (propraetori) imperatum. VII 27,1 pestilentia. . . coegit senatum imperare decemviris ut !ibros Siby!!inos inspicerent. XXXVIII 36,4 supplicatio triduum pro co!!egiodecemvirorumimperatafuit. XXII 1,19 !ectisternium imperatum et eum lecture senatoresstraverunt. XXI 19,6.62,8. XXXVI 2,13. XL 26,8. 20. Th. Mommsen (R. Str. III 1034,2) sprachyon einem "Quasi-Imperium" der yon ihm als terminus technicusaufgefaBten senatorischen!egatio cure auctoritate. 21. XLIII 6,4, vgl. 2 f. (Athen), beidesannalistisch;die Gesandtendes Masinissa sagenauch, si quid aliud [auBerGetreide und Kontingenten]opus esset,uti imperaret senatus (6,13 (A), auch 3,6 (A)). 22. Im J. 172 berichten die r6mischen Gesandten, die Eumenes II, Antiochos IV und PtolemaiosVI Philopator besuchthatten, im Senat, omnes[d. h. die genannten Kfnige] . . . egregiein fide permanerepollicitosque omnia, quae populus Roma-
nusimperasset, praestaturos (XLII 26,8 (A)). Zur Oberlieferung, Rom habe200 AntiochosIII "befohlen",Xgyptennichtanzugreifen (Appian.Mak. 4,2. Justin. XXX 3. XXXI 1), vgl. Badian, Studiesin Greek and Roman history (1964) 113 f. 23. Im J. 190 leisteten Miletos, Myndos, Halikarnassos, Knidos und Kos den imperata des r6mischen Admirals C. Livius Salinator eifrig Folge, XXXVII 16,2 (P). Ferner: XXXIV 26,10 (P). XXXVIII 43,2 (A). 47,8 (A). XLIII 4,4 (A). 7,1 (A). 17,3 (P). XLV 13,3 (A). 14 (A). 24. Liv. XXXVI 5,4 (vgl. Polyb. XX 3,2). Liv. XXXVI 5,2 (Polyb. XX 3,5). Liv. XXXVIII 3,2 (Polyb. XXI 25,2). Liv. XLII 46,6 (Polyb. XXVII 4,9). Liv. XLII 46,9 (Polyb. XXVII 5,5). 25. Liv. XXXVII 53,10 (Polyb. XXI 20,5). Liv. XLIII 19,14 (Polyb. XXVIII 8,2). 26. Liv. XXXVII 53,25 (Polyb. XXI 20,5). Liv. XLIII 17,7 (Polyb. XXVIII 5,1). 27. So auch XXIX 27,7 •,•,p(•pp•v(•=27,13 •ttz(•zz6p•v(•. XXX 13,9 ypaq)6p,•va=13,6 •tzayil. 28. So auch ein SenatsbeschluB bei Polyb. XXX 21,3. 31,20 ist 23,3 •tzazz6p•va. 31,8 •poaz6•,paza. Polyb. XXlII 9,6 •o(rp