Ambiguität und Vagheit: Einführung und kommentierte Bibliographie 9783111593081, 9783484103764

Die Buchreihe Linguistische Arbeiten hat mit über 500 Bänden zur linguistischen Theoriebildung der letzten Jahrzehnte in

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German Pages 158 [160] Year 1980

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VORWORT
ABKÜRZUNGEN
ERSTER TEIL: EINFÜHRUNG
0. EINLEITUNG
0.1. Einige Argumente
0.2.Terminologie und Problematik
1. TAXONOMISCHER STRUKTURALISMUS
1.1. The only useful generalizations ...
1.2. Nida (1948)
1.3. Wells (1947)
1.4. Hockett (1954)
2. GENERATIVE TRANSFORMATIONSGRAMMATIK: SYNTACTIC STRUCTURES UND STANDARD-THEORIE
2.1. Syntactic Structures
2.2. Standard-Theorie
2.3. Zur Oberflächenstruktur-Syntax Liebs und Eisenbergs
3. GENERATIVE TRANSFORMATIONSGRAMMATIK: ERWEITERTE STANDARD-THEORIE I
3.1. Mehrdeutige Sequenzen als Motivation einer Modifikation der Standard-Theorie
4. LEXIKALISCHE AMBIGUITÄT: HOMONYMIE UND POLYSEMIE
4.1. Bedeutung und Gebrauch: Semantische Regeln und Konversationsprinzipien
4.3 Zur Abgrenzung von Homoymie und Polysemie in der Lexikologie
5. VAGHEITSBEREICHE VON REGELN
5.1. Die Nöte des Beobachters
5.2. Kerngranmatik und Randgrammatik: Ansätze zu einer realistischeren Grammatik?
ZWEITER TEIL: KOMMENTIERTE BIBLIOGRAPHIE
VORBEMERKUNG
BIBLIOGRAPHIE
NACHTRÄGE ZUR BIBLIOGRAPHIE
ANHANG
ANHANG I: STICHWORTVERZEICHNIS ZUR EINFÜHRUNG UND BIBLIOGRAPHIE
ANHANG II: NAMENSVERZEICHNIS ZUR EINFÜHRUNG
ANHANG III: KONKORDANZ: ANMERKUNGEN UND SEITENZAHLEN DER EINFÜHRUNG
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Ambiguität und Vagheit: Einführung und kommentierte Bibliographie
 9783111593081, 9783484103764

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Linguistische Arbeiten

84

Herausgegeben von Herbert E. Brekle, Hans Jürgen Heringer, Christian Rohrer, Heinz Vater und Otmar Werner

Norbert Fries

Ambiguität und Vagheit Einführung und kommentierte Bibliographie

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1980

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Fries, Norbert: Ambiguität und Vagheit: Einf. u. kommentierte Bibliographie / Norbert Fries. - Tübingen : Niemeyer, 1980. (Linguistische Arbeiten ; 84) ISBN 3-484-10376-0 ISBN 3-484-10376-0

ISSN 0344-6727

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1980 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege zu vervielfältigen. Printed in Germany. Druck: fotokop Wilhelm weihert KG, Darmstadt.

VORWORT

Die vorliegende Arbeit ist in erster Linie eine kcranentierte Bibliographie zu einem Teilbereich der Theorien der Sprachwissenschaft: Mehrdeutigkeit. Dem= entsprechend ist es hauptsächlicher Zweck der Einführung, die theoretischen Rahmen abzustecken, in welchen die in der Bibliographie aufgeführten Arbeiten zu sehen sind. Die Einführung stellt darüber hinaus einen Teil-Kontnentar zu diesen Untersuchungen dar. Probleme der Mehrdeutigkeit werden hierbei vornehmlich als Fragen an Theo= rien der Sprachwissenschaft schlechthin gesehen, weniger als Aufgaben von Ein= zelgrammatiken bestimmter natürlicher Sprachen, wenn diese auch häufig das Thema der bibliographierten Arbeiten bilden. Indes zeigen letztere in ihren Resultaten nicht selten erhebliche Begriffsverwirrungen; eine kcranentierte Bibliographie zum Thema "Ambiguität und Vagheit" erfordert schon deshalb eine terminologische Vorabklärung: Wenn man über Vagheit und Ambiguität spricht, muß man sich über die Mehrdeutigkeit dieser Begriffe im klaren sein. Dies ist ein zweiter Sinn der Einleitung; sie expliziert die gemeinsame begriffliche Basis, die m.E. notwendig ist, um überhaupt sinnvoll über Mehrdeutigkeit in der Linguistik reden zu können. Das Nachdenken über Mehrdeutigkeit wird da= bei dem Leser nicht abgenommen, vielmehr erst abverlangt. Es handelt sich also bei den folgenden Ausführungen nicht um eine Untersuchung über das Thema selbst: Einleitung und kommentierte Bibliographie geben dem Interessierten lediglich einiges Material an die Hand, welches für eine Einzeluntersuchung notwendig ist. Der Stil der Einleitung und des Kotmentarteils ist deshalb so weit wie mög= lieh wertneutral; grammatische Theorien und Grammatikmodelle wurden grundsätzlich als gleichwertig angesehen, wenn auch bei der Konzeption der Einleitung und der bibliographischen Auswahl Schwerpunkte gesetzt werden mußten. Ver= schiedene Grarntiatikmodelle (z.B. stratifikationale Grammatik; Montague-Gram= matik) wurden ganz vernachlässigt, andere (z.B. Aspekte-Modell, ESTt) bevor= zugt; in den meisten Fällen wurde allerdings auf die maßgebliche Literatur verwiesen.

VI

Berücksichtigt wurden überwiegend Arbeiten aus dem deutschen, englischen, französischen und russischen Sprachraum. Während der Arbeit an der Einleitung und der Sammlung der bibliographi= sehen Angaben haben mich viele Nicht-Linguisten und Linguisten in linguisti= scher und nicht-linguistischer Hinsicht unterstützt. Besonders gilt mein Dank Marga Reis, ohne deren Wissen, Hilfs- und Kritikbereitschaft diese Arbeit nicht zustande gekotmen wäre; ebenso danke ich Heinz Vater, der mir gleich= falls mit vielen Anregungen geholfen hat. Köln, September 1979

Norbert Fries

Für Josi

INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT

V

ABKÜRZUNGEN

X

ERSTER TEIL: EINFÜHRUNG

1

0. 0.1. 0.2.

EINLEITUNG Einige Argumente Terminologie und Problematik

2 2 3

1.

TAXONOMISCHER STRUKTURALISMUS

1O

1.1. 1.2.

The only useful generalizations ... Nida (1948)

1O 11

1.3.

Wells (1947)

12

1.4.

Hockett (1954)

15

2.

GENERATIVE TRANSFORMATIONSGRAMMATIK:

2.1. 2.2.

3.

SYNTACTIC STRUCTURES UND STANDARD-THEORIE

18

Syntactic Structures Standard-Theorie

18 23

Zur Oberflächenstruktur-Syntax Liebs und Eisenbergs

29

GENERATIVE TRANSFORMATIONSGRAMMATIK:

3.2.1. 3.2.2. 3.2.3. 3.2.4.

ERWEITERTE STANDARD-THEORIE I Mehrdeutige Sequenzen als Motivation einer Modifikation der Standard-Theorie Jackendoffs Erweiterte Standard-Theorie I Thematische Relationen Fokus und Präsupposition ... of rhetorical significance only?

4.

LEXIKALISCHE AMBIGUITÄT: HOMONYMIE UND POLYSEMIE

4.1.

Bedeutung und Gebrauch:

3.1.

Semantische Regeln und Konversationsprinzipien

32 32 37 38 4O 42 44

44

ix 4.2.1. Intra-sprachliche und inter-sprachliche Mehrdeutigkeit

59

4.2.2. Homonymie und Polysemie: Diachrone Aspekte

6O

4.2.3. Homonymie und Distribution

62

4.3.

Zur Abgrenzung von Homonymie und Polysemie in der Lexikologie

65

5.

VAGHEITSBEREICHE VON REGELN

70

5.1.

Die N te des Beobachters

70

5.2.

Kerngranmatik und Randgramnatik: Ans tze zu einer realistischeren Graimatik?

72

ZWEITER TEIL: ΚΟΜ1ΕΝΓΙΕΚΓΕ BIBLIOGRAPHIE

86

VORBEMERKUNG

87

BIBLIOGRAPHIE

88

NACHTR GE ZUR BIBLIOGRAPHIE

139

ANHANG

140

ANHANG I: STICHWORTVERZEICHNIS ZUR EINF HRUNG UND BIBLIOGRAPHIE

141

ANHANG II:

147

NAMENSVERZEICHNIS ZUR EINF HRUNG

ANHANG III: KONKORDANZ: ANMERKUNGEN UND SEITENZAHLEN DER EINF HRUNG

15O

ABKÜRZUNGEN

A B E

Armerkung (Verweis im bibliographischen Teil) Bibliographie (Verweis Im bibliographischen Teil) Einführung (Verweis im bibliographischen Teil)

EST GS gTG ST T TG TS

Erweiterte Standard-Theorie generative Semantik generative Transformationsgraitinatik Standard-Theorie Transformation Transformationsgrainnatik Tiefenstruktur

Verdopplung des letzten Buchstabens der Abkürzung: Plural. Bezeichnung von Transformationen in Großbuchstaben. Die Siglen der Periodica im bibliographischen Teil richten sich nach der BL.

ERSTER TEIL: EINFÜHRUNG.

O.

EINLEITUNG

0.1.

Einige Argumente Sätze wie (1) können in dreifacher Weise paraphrasiert werden: (1) (2) (3) (4)

I I I I

speak speak speak speak

English English English English

as as in as

well as French. fluently as I speak French. addition to French. well as ( M r . ) French.

Lees (1961b: 3O5f) bemerkt zu dieser 'Ambiguität1: "Whatever derivation we de= cide to use to explain comparative sentences, we shall want it also to cast light on why the sentence (1) is ambiguous" und "it has already been noted that a grammatical description in which some sentence-types are derived from others can easily serve to explicate ambiguities; we require that on independent grounds it be expedient to formulate the rules so as to provide at least two different ways in which one particular sequence of morphones can be derived. In this particular case, we aim at rules of generating comparatives which should yield the given sequence (1); but we also require that sane other rules yield that very sequence. In particular, we shall wish the sequence when con= strued like (2) or like (4) to be some kind of comparative, but when construed like (3) to be a sort of conjunction." Lees postuliert also aufgrund des intuitiven Vorverständnisses der "Ambi^ guität1 von (1) zwei unterschiedliche zugrundeliegende Strukturen und Ablei= tungen dieses Satzes. Zwicky (1969: 293) behauptet, daß (5) 'ambig1 sei: (5) Melvin became as tall as any of his cousins.

1

Die Zählung der Beispielsätze in Zitaten ist in dieser Arbeit angepaßt.

der Zählung der Beispielsätze

2

Zwicky gab diese Analyse später auf; vgl. Zwicky (1973) und Sadock/Zwicky (1975) .

3

(5) hat eine Lesart, in welcher sich Melvin verändert, eine andere, in wel= eher sich seine Unweit (d.h. "his cousins") verändert. Sind wir mithin ge= zwangen, die sich ständig verändernde Urwelt in die grammatische Analyse ein= zubeziehen? Noch problematischer sind Fälle wie (6) oder (7), welche Culicover (1970) als 'unendlich-mehrdeutig1 bezeichnet: (6) One more can of beer and I ' m leaving. (7) John finished the book.

Wann werde ich gehen: wenn ich noch ein Glas Bier sehe, trinke, auf den Boden schütte ... ? Hat John das Buch ausgelesen, kopiert, gebunden ... ? Sollten alle Möglichkeiten, alle Bedingungen, unter welchen die Sätze (6) oder (7) zu= treffen, 'wahr' sind, in die granmatische Analyse einbezogen werden? Sollten für Sätze wie (6) oder (7) unendlich viele 'Ableitungen1 bereitgestellt werden? Und wie beschreiben wir schließlich Sätze wie (8) ? (8) Will you take out the garbage?

Sadock (1974: 108ff) klassifiziert Sätze wie (8) als 'ambig1 zwischen einer Lesart, die eine 'Frage' zum Ausdruck bringt, und einer Lesart, die eine 'Auf= forderung' ausdrückt, und schreibt ihnen zwei unterschiedliche ('performative') Strukturbeschreibungen zu. 0.2.

Terminologie und Problematik

Der Terminus 'Ambiguität' scheint offenbar kein feststehender Begriff zu sein, sondern in seiner Bedeutung äußerst unbestimmt. Hierin unterscheidet er sich nicht von Begriffen wie z.B. 'Wort', 'Satz', 'Thema' usw.; diese Termini können als wissenschaftliche Begriffe sinnvoll nur unter Bezug auf eine be= stimmte vorausgesetzte Grammatiktheorie verwendet werden. Die umgangssprach= liehen Feststellungen: "Deine Antwort ist unbestimmt, vage", "Deine Frage ist mehrdeutig" usw. werden sich in Bezug auf eine Gramnatiktheorie als ziemlich komplex erweisen. Mit einem Pluralismus der Gramnatikmodelle und -theorien ist ein Pluralismus der Begriffsdefinitionen verbunden. Die Termini 'Vagheit', 'Am= biguität', 'Homonymie', 'Polysemie' usw. sind in vielen unterschiedlichen Bedeu= tungen verwendet worden: Sie dienten und dienen sowohl zur Bezeichnung 'mehrdeu= tiger' lexikalischer Einheiten, Wortbildungen, Phrasen, Sätze als auch ganzer Texte; sie sind in einer referentiellen Semantik ebenso gebräuchlich wie in einer 'Componential Analysis'; sie wurden ebenso auf 'Sprechakte' angewandt wie

auch auf 'Gesten'. Manchmal werden Begriffe wie 'homonym1, 'polysem' und 'arabig1 als 'Synonyme1 aufgefaßt, häufig werden sie nach grundverschiedenen Kriterien voneinander abgegrenzt. Notwendig erhebt sich daher die Forderung, einige Termini vorab zu klären und möglichen Verwirrungen vorzubeugen. Unter 'Mehrdeutigkeit1 sei im folgenden die Möglichkeit verstanden, ein Morphem, ein Wort, eine Sequenz, einen Satz usw. in mehrfacher Weise zu in= terpretrieren, zu verstehen, u.z. unabhängig davon, ob diese mehrfache Inter= pretationsweise auf eine bestimmte gramnatische Beschreibung bezogen ist oder ob sie beispielsweise auf die betreffenden Lautketten nur in Isolation oder auch in sprachlichen bzw. situativen Kontexten zutrifft. 'Mehrdeutigkeit' ist demnach der Begriff, den es zu unterteilen gilt. Als ein solcher Oberbegriff gestattet er uns, Phänomene der 'Mehrdeutigkeit1 entsprechend unterschiedlichen Auffassungen über die Aufgaben- und Objektbereiche der Grammatik und ihrer Komponenten zu differenzieren. unter 'Ambiguität' verstehe ich demgegenüber eine Mehrdeutigkeit, welche im Rahmen eines vorausgesetzten Grammatikmodells mittels unterschiedlicher Be= Schreibungen lexikalischer, syntaktischer, phonologischer, morphologischer usw. Art repräsentiert wird. 'Vagheit' bezeichnet im Gegensatz hierzu eine Mehrdeutigkeit, welche zwar unter Umständen vorausgesagt wird, jedoch nicht mit Hilfe unterschiedlicher Beschreibungen im Granmatikmodell repräsentiert wird. Also: Vage Einheiten sind mehrdeutig aber nicht ambig; hingegen können ambige Einheiten vage sein. Das Wort Tor ist einerseits mehrdeutig zwischen den Bedeutungen (Tor ) und (Tor ) ; anderer= seits ist Tor wiederum mehrdeutig insofern die Größe, die Hautfarbe, das natürliche Geschlecht usw. offen stehen. Das heißt nicht, daß die grammatische Beschreibung dieser Einheit beide Arten der Mehrdeutig= keit gleichermaßen erfassen muß. Tor ist z.B. dann ambig (homonym), wenn es im Lexikon mehrfach spezifiziert wird. Dies geschieht meist aufgrund des erstgenannten Bedeutungsunterschieds, welcher mit ver=

Vgl. z.B. Weiser (1974: 73O, A n m . 3 f ) : " ... I will speak of deliberate am= biguity as involving the speaker's consciousness of two possible states in the addressee, ... The conditions on the successful use of deliberate am= biguity are apparently very complex, and involve such things as non-verbal behaviors, paralanguage, and some kind of consciousness of the relation of the conversation to the social roles of the participants." Vgl. ferner

schiedenem Genus der Einheiten einher geht. Eine Entscheidung für oder gegen die Ambiguität des Wortes Tor hinsichtlich dieses Be= deutungsunterschiedes hebt jedoch nicht die Vagheit dieser Einheit(en) bezüglich z.B. der Größe des Tores auf.

Eine klare Abgrenzung in gegebenen Fällen ist nicht ininer möglich; es ist auch nicht meine Absicht, im folgenden eine Klassifikation möglicher Fälle von Mehrdeutigkeit, Ambiguität oder Vagheit zu liefern: Hinter den genannten Be= griffen stehen weitreichende theoretische Konsequenzen. Was genau (oder vage) die Begriffe 'Syntax1, 'Semantik', 'Pragmatik' usw. bezeichnen, auf welche Phänomene sie sich beziehen,ist von Modell zu Modell unterschiedlich. Den Begriff 'grammatisch1 verwende ich zur Bezeichnung jener sprachlichen Erscheinungen, welche in einem vorausgesetzten Modell als syntak= tische, semantische, morphologische und phonologische Phänomene gelten, nicht aber für pragmatische Erscheinungen. 'Grammatische Regel' bezieht sich folglich sowohl auf syntaktische, morphologische, phonologische Regeln als auch auf se= mantische, nicht hingegen auf jene Prinzipien, welche in einem gegebenen Modell als 'außersprachliche' oder 'außergraniiiatische' Verhaltens- oder Konversations= Prinzipien gelten. Ausdrücklich sei betont, daß hiermit kein Schnitt zwischen 'regulären' granmatischen Phänomenen und 'irregulären' außergrammatischen Er= scheinungen verbunden ist. Konversationsprinzipien können ebenso regulär sein wie bestirnte grammatische Phänomene. Ebenso wie sich die Begriffe 'Syntax1, 'Semantik' usw. in verschiedenen Grammatikmodellen auf unterschiedliche Phänomene beziehen können, sind die Be= griffe 'Ambiguität', 'Vagheit' usw. in vorausgesetzten Theorien verankert. Hieraus folgt, daß es keine absoluten Kriterien zu ihrer Unterscheidung geben kann. Entsprechende Unterscheidungsprinzipien sind wesentlich bestimmt von Ent= Scheidungen darüber, welche Phänomene die grammatische Beschreibung überhaupt zu erfassen hat. Natürlich kann die Mehrdeutigkeit von Sätzen wie (1) oder (5) 4 (8) nicht bestritten werden , diese Sätze sind aber u.U. in konkreten Koninuni= kationszusammenhängen eindeutig. Vielleicht bedeutet (7) in einer bestimmten Situation, daß John das Buch nun vollständig in Schwefelsäure aufgelöst hat. Ob wir diesen speziellen Inhalt der Mitteilung in die grammatische Beschreibung ein= beziehen, wird von vielen Faktoren bestimmt: Welche Konsequenzen hat eine solche Woolley (1974: 341): "There are utterances such as How about a drink? in which the ambiguity is associated with the social context in which the utterance is produced. Such utterances are socially ambiguous." Allerdings kann die Mehrdeutigkeit von Sätzen wie All the boys didn't arrive. sehr wohl bestritten werden. Vgl. hierzu z.B. Garden (197O; 1973a).

Beschreibung? Treten Widersprüche im Modell auf? Kann der umfang des Beschrei= bungsapparates nicht erheblich vermindert werden, wenn wir uns für eine alter= native Lösung entscheiden? Spielt eine Unterscheidung der betreffenden Lesarten je eine signifikante Holle für die Beschreibung anderer, zweifelsfrei gramma= tischer Gegebenheiten? Gibt es unabhängige Gründe (z.B. die Interaktion mit zweifelsfrei granmatischen Regeln), welche den systematischen Einbezug ent= sprechender Fakten in die grammatische Beschreibung fordern bzw. ausschließen? usw. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können wie auf kein Grammatikmodell zurückgreifen, welches alle Phänomene, die nur irgendwie mit Sprache zusammenhängen, glei= chermaßen adäquat beschreiben könnte. So etwas wie eine "richtige Grammatik= theorie1 gibt es nicht. Schließlich: Was heißt "irgendwie mit Sprache zusammen^ hängen"? Wir könnten z.B. fordern, daß unsere Grammatik, alle Faktoren beschreiben soll, die die Distribution sprachlicher Einheiten determinieren. Ebenso könnten wir an das Grammatikmodell die Anforderung stellen, die Fähigkeit eines idealen Sprecher/Hörers zu beschreiben, unendlich viele Sätze, Sequenzen zu erzeugen und zu verstehen, seine Fähigkeit, Sequenzen, Sätzen usw. Grammatikalitätswerte zuzuschreiben, usw. Beide Forderungen - und es sind bekanntlich nicht die einzig möglichen an ein Grammatikmodell - gehen wiederum von unterschiedlichen Auffassungen über die Methodik einer Grammatiktheorie aus. Während die erste Forderung nur durch eine Analyse von 'Äußerungen', von Sequenzen, Sätzen usw. in ihrer tatsächlichen Verwendung erfüllt werden kann, gestattet letztere die Abstraktion von solchen Sprachverwendungen. Im ersten Fall könnten Sequenzen und Sätze nur einen relativen, in Beziehung zu ihrem Kontext, zu Präsuppositionen usw. stehenden Gramnatikalitätswert erhalten, einen Akzeptabilitäts- oder Gramma= tikalitäts-'Grad1, während im zweiten Fall die Grammatikalitätsbewertungen iso= lierter Sequenzen und Sätze möglich ist. Die Frage ist nun: Spielen solche Grammatikalitätsbewertungen isolierter Sequenzen und Sätze in der Verwendung von Sprache im Bewußtsein der (jetzt: realen) Sprecher/Hörer überhaupt eine Rolle? Es handelt sich hier nicht nur um einen Streit um methodisches Vorgehen sondern um grundlegende Entscheidungen über das Wesen der Sprache und ihrer Verwendung sowie um die prinzipielle Forderung, daß die Grammatiktheorie in= sofern 'realistisch1 sein soll, daß sie sich auf das Sprachbewußtsein des Spre= eher/Hörers einer Sprache bezieht. Dies bedeutet nicht, daß sich unterschiedliche Vorgehensweisen gegenseitig ausschließen; sie sind a priori gleichwertige An= sätze zur Erfassung von Phänomenen, die "irgendwie mit Sprache zusammenhängen". Wesentlich ist der Zweck der Erfassung allgemein menschlichen Verhaltens; Sprache ist nur ein Aspekt dieses Verhaltens, der mit anderen Verhaltensweisen des

Menschen eng verknüpft ist. Ich weiß z.B., daß (8) ein grammatischer Satz ist, (a) daß (8) sowohl als Aufforderung als auch als Frage verwendet werden k a n n , ( b ) daß z . B . ein Nicken meines Gesprächspartners eine Zustimmung b e d e u t e t , ( c ) .

Wenn ich nun entscheide, das Wissen um (a) in einer Grammatiktheorie zu beschrei= ben, das Wissen um (b) und (c) hingegen in einer, sagen wir Konversationstheorie, so ist dies lediglich eine provisorische Vorentscheidung, welche nicht im Wider= Spruch zu zukünftigen Untersuchungsergebnissen stehen sollte. Ich kann grund= sätzlich nicht damit rechnen, daß sich jegliches Wissen (wie etwa (a) - (c)) säuberlich in verschiedene Klassen aufteilen läßt, welche für sich Objekte ei= genständiger Theorien sein könnten. Umstritten ist nicht die Frage, ob (8) mehr= deutig ist oder nicht, entscheidend und umstritten ist vielmehr die Frage, auf welche Faktoren eine bestimmte Mehrdeutigkeit zurückgeführt werden kann, ob schließlich diese Faktoren in einem vorausgesetzten Graimiatikmodell wider= spruchslos erfaßt werden können und ob sie adäquaterweise überhaupt in einer Grammatik erfaßt werden sollen. Wird die letzte Frage verneint, so heißt dies nicht, daß unsere Grammatik für die betreffenden Mehrdeutigkeiten in keiner Weise verantwortlich wäre. Der Beschreibungsapparat einer Grammatik sollte viel= mehr in einer Weise angelegt sein, daß er die Basis für eine extra-grammatische Konversationstheorie bilden kann. Grammatik und Konversationstheorie bedingen sich wechselseitig. Und im Rahmen dieses Wechselverhältnisses sind die ver= schiedenen Einzelprobleme zu sehen. Das wiederum bedeutet nicht, daß alle sprach= liehen Phänomene eine solche globale Sichtweise voraussetzen. Ohne Zweifel können z.B. die Deklinationsparadigmen deutscher Substantive ohne Ausblick auf Konver= sationsprinzipien beschrieben werden. Phänomene der Mehrdeutigkeit stehen indes nicht selten auf der unscharfen Grenzlinie zwischen den verschiedenen Kompo= nenten einer Grammatik und zwischen diesen und einer Theorie der Pragmatik. Sätze wie (5) - (8) sind hierfür gute Beispiele. Es ist daher nicht abwegig, auf die Problematik solcher Argumente aufmerksam zu machen, welche sich auf die Mehrdeutigkeit von Sequenzen oder Sätzen usw. stützen. Die oben genannten Beispiele sind einfach im Verhältnis zu Mehrdeutigkeiten, wie sie z.B. in Sätzen wie (9) - (14) vorliegen: (9) (10) (11) (12)

Hans bedauert nicht, daß sein Vater NPD gewählt hat. Hans sagt, er habe mit der Frau geschlafen, die aus Schweden kommt! Hans glaubt ( n i c h t ) , daß U l r i k e dümmer ist, als sie ist. Hans sagt, er könne die Frauen, die bei ihm übernachten, nicht ausstehen. ( 1 3 ) Zwei Hähne befruchteten zwanzig Hühner!

(14) Hans liebt seine Freundin und Peter auch.

Sätze dieses Typs wurden häufig in der linguistischen Argumentation ver= wendet, meist mit dem Zweck, wesentliche Modifikationen schon entwickelter Gramnatikmodelle zu motivieren. Dabei besteht meist kein Zweifel darüber, daß solche Sätze tatsächlich (isoliert betrachtet) mehrdeutig sind: Proble= matisch ist die von vielen Faktoren bedingte Entscheidung, wie diese Mehrdeu= tigkeiten zu repräsentieren sind. Obgleich zunächst die Präge steht, ob z.B. (9) überhaupt außerhalb eines bestimmten Kontextes zwei verschiedene Lesarten zugewiesen werden können, ist, im Falle einer positiven Beantwortung dieser Frage, die Entscheidung, ob solche Sätze ambig sind oder nicht, nicht das primäre Problem. Die Frage, ob z.B. (9) durch eine mehrfache grammatische Beschreibung erfaßt werden sollte, d.h. ambig ist zwischen einer Lesart (15) und einer Lesart (16) (15) Hans Vater hat NPD gewählt. (16) Hans Vater hat nicht NPD gewählt.

folgt vielmehr erst aus der Problematik von Präsuppositionen und Negation. Obwohl die Lesart (15) gewöhnlich die wahrscheinlichere Interpretation von (9) sein wird, so ist (16) immerhin für manche Sprecher eine mögliche Lesart von (9). Ninmt man erstens an, daß (17) (15) impliziert, ( 1 7 ) Hans bedauert, daß sein Vater NPD gewählt

hat.

zweitens, daß die Präsupposition (15) in der semantischen (!) Beschreibung von (17) repräsentiert werden sollte, und drittens, daß (9) gleichfalls (15) impliziert, so kann die Lesart (16) von (9) nur auf eine andere Interpretation der Negation zurückgeführt werden. D.h., unter den genannten drei Vorausetzungen ist (9) ambig. Diese Analyse hat bekanntlich beachtliche Konsequenzen, und die Ambiguität bzw. Nicht-Ambiguität von Sätzen wie (9) in der genannten Hinsicht (sowie die der anderen Sätze) wird sich nach eben diesen Konsequenzen bestimmen. Ebensowenig kann a priori über die Ambiguität bzw. Nicht-Ambiguität der

Auf die mit diesen Sätzen verbundene umfangreiche Problematik kann hier nicht näher eingegangen werden. Zu Sätzen wie (9) vgl. die Ausführungen Kempsons (1975a: K a p . 4 f ; 1977: 1 4 5 f f ) und ihre bibliographischen Hinweise, ferner Atlas ( 1 9 7 7 ) ; zu Sätzen wie (1O) vgl. McCawley (1967), Postal ( 1 9 7 4 ) ; zu ( 1 1 ) Postal ( 1 9 7 4 ) ; zu ( 1 2 ) Partee (1970; 1974) und Schiebe ( 1 9 7 3 ) ; zu ( 1 3 ) Kempson (1977: 1 3 6 f ) , Lakoff (197Oc; 1971), Schiebe (197O) und Partee (1971); zu Sätzen wie (14) vgl. Dahl (1972; 1974).

9

Sätze (

) - (14) entschieden werden. Alle bislang für diese Sätze vorgeschla=

genen Beschreibungen (vgl. Anm. 5) sind mehr oder weniger unbefriedigend; ent= weder sie erfassen die betreffende Mehrdeutigkeit nur unzureichend, oder sie stehen in Widerspruch mit anderen Annahmen und Ergebnissen des vorausgesetzten Granmatikmodells. Probleme der Mehrdeutigkeit ergeben sich somit als grundsätzliche Schwierig= keiten der Beschreibung natürlicher Sprachen. Die folgenden Ausführungen werden sich mit dieser Grundsätzlichkeit befassen: In welcher Art und Weise und aus welchen Gründen wurden Ambiguitätsargumente in der linguistischen Diskussion verwendet? Welche Konsequenzen ergaben sich hieraus? usw. Die Abschnitte ( 1 . ) (3.) stellen einige wesentliche Punkte der Entwicklungen der letzten dreißig Jahre dar, d.h. den Rahmen, in welchem die meisten der im bibliographischen Teil angeführten Untersuchungen zu sehen sind. Kapitel ( 4 . ) beschäftigt sich speziell mit Problemen der Mehrdeutigkeit lexikalischer Einheiten; im letzten Abschnitt der Einführung gehe ich auf die Vagheitsbereiche grammatischer Regeln ein.

1.

TAXONOMISCHER STRUKTURALISMUS

1.1.

The only useful generalizations ... Der taxonomische Strukturalismus ist wesensmäßig eine empiristische Theorie;

nach ihm können die wesentlichen Eigenschaften einer Sprache auf der Basis beob= achtbarer Merkmale der Oberflächenformen sprachlicher Einheiten beschrieben wer=

den; "Hence, everything that must be acquired in gaining mastery of a language is Out in the open 1 ; moreover, it can be learned on the basis of proce= dures for segmenting and classifying speech that presuppose only induc= tive generalizations from observable distributional regularities." (Bever/Katz (1976: 1 2 ) ) "The only useful generalizations about language are inductive genera= lizations." (Bloomfield (1935: 2 O ) )

nur das Beobachtbare gehört zum Aufgabenbereich einer Grammatikbeschreibung; die Beschränkung der Sprachanalyse auf Oberflächenstrukturen und die Zielsetzung einer Klassifikation der in einzelnen Korpora segmentierten Einheiten aufgrund ihrer Distribution bedingten hierbei eine starke Vernachlässigung von Bedeutungsphäno= menen überhaupt und Problemen der Mehrdeutigkeit im besonderen. Es ist

indes

nicht der Fall, daß Probleme der Bedeutung innerhalb des taxonomischen Struk= turalismus nicht diskutiert wurden; schon allein die Tatsache, daß eine Segmen= tierung gegebener Sequenzen nicht ausschließlich nach Kriterien der Distribution verlaufen kann, sondern nur bis zu einem bestimmten Punkt ohne die Bedeutung auskamt, zwang dazu, auch Probleme der Mehrdeutigkeit zu erörtern. Zum ändern bestehen im Rahmen des taxoncmischen Strukturalismus sehr verschiedene Ansichten darüber, inwieweit Phänomene der Bedeutung in die grammatische Analyse einer Sprache einzubeziehen sind. Die im folgenden besprochenen Arbeiten Nidas, Wells" und Hocketts dienen als Beispiele für die Behandlung mehrdeutiger Sequenzen im Rahmen einer Strukturalistischen Grammatiktheorie.

11 1.2.

Nida (1948)

Nida (1948) entwickelt dreizehn Prinzipien zur Analyse von Morphemsequenzen und zur Klassifikation von Morphemen. Die Mehrdeutigkeit von Morphemen bzw. ihren Sequenzen spielt hierbei nur eine sekundäre Rolle. Nach Nida (Kap. 3.01) bilden jene Formen ein Morphem, welche einen gemeinsamen Bedeutungsunterschied zu anderen Formen und in ihren Vorkamen stets dieselbe Form aufweisen. "Ge= meinsamer Bedeutungsunterschied1 bedeutet hierbei nicht, "daß alle Vorkönnen dieser Formen die gleiche Bedeutung haben müssen, sondern daß sie ein Bedeu= tungsmerkmal gemeinsam haben müssen, das in allen ihren Bedeutungen gleich bleibt, und das sie von allen anderen Formen in der Sprache absetzt" (dt.: 153). Nida unterscheidet zwischen Bedeutungsunterschieden "unterhalb1 und Ober= halb1 der Morphemebene; diese Unterscheidung ist relevant für die Klassifi= kation von Morphemen. Nicht phonologisch determinierten Morphemalternanten werden Bedeutungsunterschiede unterhalb der Morphengrenze zugeschrieben (d.i. 'Prinzip 6 ' ) ; gleichfalls können Formen, die in gleichen Umgebungen auftreten, als Alternanten eines Morphems beschrieben werden, wenn es keine offensicht= liehen Bedeutungsunterschiede zwischen ihnen gibt und eventuelle Bedeutungs= unterschiede aus ihrer Distribution ableitbar sind (d.i. 'Prinzip 7 ' ) . Die Bedeutung eines Morphems ist hierbei bestimmt durch Merkmale, welche "den Si= tuationen, in denen die Form vorkommt, gemeinsam sind" (dt.: 165). Diese 'linguistischen Bedeutungen' von Morphemen werden durch drei Kriterien bestirtmt: a. b. c.

durch die Typen von Konstruktionen, in denen sie auftreten durch die Häufigkeit ihres Auftretens durch ihre Produktivität in neuen Kombinationen.

Die oben genannten Prinzipien (6) und (7) erlauben, bestimmte Morphe als Al= ternanten eines Morphems aufzufassen. So gestattet Prinzip ( 6 ) , die Formen des englischen P l u r a l s u f f i x e s -z, -3z, -s vs. -3n als Alternanten ein und desselben Morphems zu klassi= fizieren; Prinzip (7) dient zur Beschreibung von 'Überlappungen 1 : So können wir die englischen Partizipialsuffixe -n und -d in shown , showed als Allomorphe beschreiben mit submorphemi sehen Bedeutungs= d i f f e r e n z e n , die aus ihrer Distribution folgen. Nida kommt hiermit zu einer anderen Klassifikation homophoner Morphe als z . B . Bloch ( 1 9 4 7 ) , der show in shown bzw. showed als zwei unterschiedliche Morpheme klassifiziert. Bedeutungsbereiche und Distributionsklassen bestimmen mithin, zu wievielen Morphemen eine bestimmte Form gehört; bedeutungsmäßig verwandte gleichlautende Formen, d.s.

solche, die "regelmäßig miteinander verbundene Aspekte des glei=

12

chen Objekts, Vorgangs oder Zustandes bezeichnen" (dt.: 172), werden sovielen ftorphemklassen zugeordnet, wie es Bedeutungs-Distributionsklassen dieser Form gibt (d.s. 'Prinzipien 9 - 1 1 ' ) . Demgemäß werden das Verb read und das Nomen liehen Morphemen zugeschrieben.

reed

zwei unterschied=

Entsprechend den Prinzipien (9) - (11) kann run in den drei Sequenzen von (18) als Alternante eines einzigen Morphems klassifiziert werden, während hörn in ( 1 9 c ) zu einem anderen Morphem gehört als in (19a/19b): (18)

(19)

a. b. c. a. b. c.

a run in her stocking they run away they run the o f f i c e the animal's horn he horns in the m a n ' s horn

Der submorphemische Bedeutungsunterschied von horn in (19a/19b) findet seine Entsprechung in einem Unterschied der Distribution, weshalb Sub= stantiv und Verb zu einem Morphem zusammengefaßt werden können.

Es dürfte klar sein, daß das Kriterium der Bedeutungsklassen subjektiv ist; die von Nida (1948) vorgeschlagene Grenzziehung ist ziemlich willkürlich. Sie ist darüber hinaus nicht geeignet, Bedeutungsunterschiede zu beschreiben, die nicht auf unterschiedliche Klassenzugehörigkeit von l^forphen zurückzuführen sind. So ist es keinesfalls absurd, anzunehmen, daß die Form Schloß in allen ihren Vorkommen die Bedeutungsaspekte < a r t e f a k t , verschließbar> oder usw. ausdrückt; Schloß wäre dann in allen seinen Vorkommen als ein und dasselbe Morphem zu klassifizieren.

1.3.

Wells (1947)

Wells" (1947) Ziel ist die Entwicklung einer Methode zur Bestimmung 'unmit= telbarer Konstituenten1 ('1C') ; er gelangt zu folgendem Prinzip: "A continuous sequence treated as a constituent in one environment should be treated as constituent in any other environment where it occurs, unless i. there is some longer sequence of which it is both a part and a model

6

Auf die Probleme der Mehrdeutigkeit von Morphemen und Wörtern gehe ich in Kap. ( 4 . ) näher ein. Nida (1947: Anm. 4o) hat diese Probleme z.T. selbst erkannt. Selbstkritisch bemerkt er, daß die genannte "Klassifizierung in gewissem Gra= de kritisierbar ist ... Wenn ich das formale Kriterium der Distribution an= nehme, so deshalb, weil wir bisher keine Technik haben, die uns verschiedene Grade von Bedeutungsunterschied festlegen ließe." ( d t . : 1 7 4 ) .

13

ii.

(in other words, some endocentric expansion of it) treated as a constituent, or it bears a different meaning." (§ 27)

and which is

Wenn eine Sequenz in verschiedenen Vorkommen als Konstituente analysiert werden maß und hierbei stets dieselbe Bedeutung hat, so erhält sie auch stets dieselbe IC-Analyse. Die IC-Analyse kann demzufolge nur bis zu einem bestimme ten Punkt ohne Berücksichtigung der Bedeutung auskommen; bei bestimmten Se= quenzen muß die Bedeutung berücksichtigt werden, "because there are many instances of a sequence which in some occurrence has one meaning and in other occurrences has another, and which, moreover, has different analyses into ICs accordingly." (§ 30). Das bedeutet, daß die grammatische Beschreibung mehr umfassen muß als die bloße Klassifikation von Morphen: "Grammatical Order1 is something more than mere sequence." (§ 31). Dieses 'mehr1 nennt Wells (§ 31) 'Konstruktion'. Im Gegensatz zu mehrdeutigen Morphemsequenzen wie (20) können Sequenzen wie (21) nicht durch unterschiedliche Klassifikation der Morphe beschrieben werden: (20) (21)

a. b. a. b.

i t ' s father er vermißt the old men and women the king of England's people

In welche Konstituenten können Sequenzen wie z.B. (21 a) zerlegt werden? Die Sequenzen haben nämlich nicht in allen ihren Vorkcmnen dieselbe Bedeutung, d.h., die Bedeutung der Morphansequenzen muß bei der IC-Analyse berücksichtigt werden. Wells weist ihnen unterschiedliche Konstruktionen zu: (22)

a. b.

N (Phrase) MODIFIER

+ +

N N

(Phrase) (Phrase)

= =

women old

+ and + old men + men and women

Zur Kritik dieser Lösung vgl. Dik (1968: 2 2 7 f f ) und Kooij (1971: 6 3 f f ) . Nach Kooij zeigt diese Beschreibung, daß die IC-Analyse keine Skopusunterschiede beschreiben kann. Die Konstruktion (22 b) ist insofern fragwürdig, da old eher die einzelnen Nomina als die gesamte Konjunktion modifiziert. Im Unter= schied hierzu gibt es koordinierte NPs, welche als gesamte Konjunktion mo= difiziert werden, vgl. z . B . den Unterschied zwischen John and Mary are a nice pair. und John and Mary are erudite. Weitere bibliographische Hinweise finden sich bei Dik (1968: 2 2 7 f f ) . Eine kommentierte Übersicht über die Be= Schreibung solcher und ähnlicher Mehrdeutigkeiten in verschiedenen Grammatik= modeilen geben Agricola (1968: 1 4 1 f f ) und Woolley ( i y / 4 ) . Zur Beschreibung der Mehrdeutigkeit von Sequenzen wie (21 a) in der gTG vgl. Dik ( a . a . O . ) , Gleitman ( 1 9 6 5 ) , Hudson ( l 9 7 O ) , Lakoff/Peters (1966) und Smith (1969). Zur Kritik der strukturalistischen Lösungsvorschläge Wells' und Hocketts aus transformationsgrammatischer Sicht vgl. ferner Postal (1964) und die Beiträge und Diskussionen in Third Texas Conference . . . , Texas 1962,Bibl.Nr.338.

14

Aber was heißt "different meaning"? Dies ist,

wie man leicht feststellen

kann, ein schwaches Kriterium für die grammatische Analyse. Erstens ist es nicht einmal klar, ob die Sequenz (21 a) in verschiedenen Vorkamen tatsächlich unterschiedliche Bedeutungen besitzt. Nehmen wir z.B. die Sätze (23) - (25): (23) (24) (25)

The off The off The

old men and women stayed at home while the young folks went to the dance. old men and women stayed at home while the young men went to the war. old men and women were all frightened.

In welchen Vorkommen können wir der Sequenz (21 a) die eine Bedeutung (22 a) zuordnen, in welchen die andere (22 b)? Zwar können wir sagen, daß z.B. ein Satz wie (23) eher die Bedeutung von von (22 b) suggeriert und ein Satz wie (24) eher die Bedeutung von (22 a ) , doch heißt das auch, daß die je andere Bedeutung nicht möglich wäre? Daß wir der Sequenz (21 a) zwei unterschied^ liehe Lesarten zuweisen können, kann mithin nicht das alleinige Kriterium für eine mehrfache IC-Analyse sein, soll diese nicht völlig willkürlich sein. Die mehrfache Bedeutung der Sequenz (21 a) bzw. die eindeutige Interpretation die= ser Sequenz in Sätzen wie (23) oder (24) könnten nur an der Intention des Sprechers festgemacht werden; in diesem Fall könnte allerdings auch ein Satz wie (25) eindeutig in der genannten Hinsicht sein. Der Begriff

"occurrence1

('Vorkommen') in der oben zitierten Formulierung bedeutet mithin nicht allein das granmatische Vorkormen einer Sequenz, ihre Distribution, sondern darüber hinaus ihr 'pragmatisches' Vorkommen. Ferner ergibt sich, daß das Kriterium der Mehrdeutigkeit auch in anderer Hinsicht unbefriedigend ist:

Nicht alle Mehrdeutigkeiten können nämlich mit der

IC-Analyse dargestellt werden; vgl. z.B. die Sequenz (26): (26)

the shooting of the hunters

Nach Wells (1947) kommt die Mehrdeutigkeit einer Sequenz nur dann ins Spiel, wenn die IC-Analyse der betreffenden Sequenz problematisch ist.

Mehrdeutig=

keiten wie in (26) oder wie sie in zweimorphemigen Sequenzen vorliegen können, können erst gar nicht erfaßt werden. Ein Kompositum wie

8

Holzhaus

hat selbstverständlich nur eine IC-Analyse.

Die Beispiele ( 2 3 ) - ( 2 5 ) nach Hockett ( 1 9 6 1 ) .

15 während z . B . das dreimorphemige ambiguiert werden kann.

9

black bird

in der IC-Analyse des=

Der Morphanbegriff wird also soweit gefaßt, daß er sowohl segmentale als auch suprasegmentale (prosodische, modulierende) 'Morpheme' erfaßt.

Wells'

Ziel, dies sollte man hier nicht vergessen, ist allerdings nicht die Beschrei= bung von Mehrdeutigkeiten, sondern die Darstellung einer Methode der IC-Analyse. Die Mehrdeutigkeit von Sequenzen wie (26) spielt hierbei überhaupt keine Rolle. Sie zeigt jedoch, daß 'Mehrdeutigkeit' allein ein unzureichendes Unterschei= dungskriterium ist. 1.4.

Auf letzteres hat zuerst Hockett (1954) hingewiesen.

Hockett (1954) Hockett (1954) erörtert zwei Bezugsrahmen, in welchen ein Analytiker die

grammatische Ebene einer Sprache untersuchen und seine Ergebnisse formulieren kann. In Kapitel (3) beschreibt er 'tagmatische' Schwierigkeiten des Item- und Arrangement-Modells. Eine dieser Schwierigkeiten liegt in der Beschreibung von Sequenzen wie ( 2 1 ) , die nach Hockett ein Argument dafür darstellen, daß in manchen Sequenzen die 'hierarchische Struktur1 als grundlegend angesehen wer= den muß, und nicht die 'Anordnung' der Morphane. Hockett formuliert nun, über Wells (1947) hinausgehend, zwei Forderungen für die mehrfache IC-Analyse einer Sequenz: erstens muß es viele Äußerungen geben, in welchen die hierarchische Struktur (also nicht die Sequenz selbst) nicht mehrdeutig ist

(in der be=

treffenden Hinsicht); hierdurch wird der Bezugsrahmen gewährleistet; zweitens muß es auch einige Äußerungen geben, in welchen die hierarchische Struktur mehrdeutig ist,

"da sonst die hierarchische Struktur in jedem Fall von Formen

und Reihenfolge bestimmt wäre, und somit nicht grundlegend wäre" (dt.: 315). Das bedeutet, daß einer Morphansequenz einer bestiirmten Sprache nur dann unterschiedliche hierarchische Strukturen zugeschrieben werden dürfen, wenn es in dieser Sprache einige Sequenzen gibt, die nur die Struktur A haben, einige Sequenzen, die nur die Struktur B haben, usw., und wenn einigen Sequenzen, auf= grund ihrer Bedeutung, alle Strukturen A, B, usw. zugleich zugeschrieben werden

9

black bird = black + bird + Intonationsmuster. Die Desambiguierung bezieht sich allerdings nur auf isolierte Sequenzen, s.u.

10

Zu einer ausführlichen Kritik dieser Sichtweise sowie der Disambiguierung von Sequenzen durch phonologisch-phonetische Merkmale wie Intonation, Betonung, Junktur usw. vgl. Kooij (1971: 11-55).

16

können.

Diese Bedingungen treffen nach Hockett z.B. für (21 a) zu: " Old men and women can be substituted for, say old people in one large set of environments ... ; it can be substituted for women and old wen in another, partly d i f f e r e n t , set of environments (The women and old men stayed at home while the young men went to war; . . . ) . But old people and women and old men are not so freely interchangeable." (Kap. 3.1; 391)

Die "hierarchische Struktur1 ist, wenn nur die genannten Voraussetzungen erfüllt werden, damit als grundlegend für die Sequenz (21 a) erwiesen. Hockett kamt zu dem Schluß, daß alle vier Faktoren, 'Formen1, 'lineare Reihenfolge1, 'Konstruktion1 und 'hierarchische Struktur1 als zumindest potentiell vonein= ander unabhängig und daher auch als grundlegend betrachtet werden müssen. Im Rahmen der IC-Analyse sind diese Forderungen hinreichend. 12 Berechtigt ist allerdings die Frage, weshalb die Mehrdeutigkeit von Sequenzen wie (21) eine Modifikation der bloßen Element- und Anordnungsgrammatik motivieren kann, die Mehrdeutigkeit von Sequenzen wie (26) hingegen einfach außer Acht gelassen werden kann. In einer Konsequenz heißt das, daß die Grammatik genau für jene sprachlichen Phänomene aufzukeimen habe, die sie auch in ihrem formalen Apparat erfassen kann. Dieser Begründungszirkel entsteht, sobald die rein formalen

11

Allerdings lautet Wells' Definition der 'wholly homonymous construction' ähnlich ( a . a . O . §30): "Two constructions are 'wholly homonymous 1 if every sequence that in some occurrences belongs to the one construction, in other occurrences belongs to the other; they are 'partly homonymous' if some but not all sequences meet this condition." Wells verwendet für diese Abgrenzung jedoch ausschließlich Bedeutungskriterien (s. § 3 9 ) .

12

Die genannte Forderung, daß einer Morphemsequenz nur dann unterschiedliche hierarchische Strukturen zugeordnet werden können, wenn es einige Sequenzen gibt, die nur die Struktur A haben usw., ist allerdings keine hinreichende Bedingung in der Grammatikkonzeption Hocketts (1961). Zwar suggerieren die die Sätze ( 2 3 ) bzw. ( 2 4 ) je eine bestimmte Bedeutung der Sequenz old men and women, es bleibt jedoch, wie oben gesagt, durchaus fraglich, ob die Mehrdeutigkeit dieser Sequenz in den genannten Sätzen tatsächlich 'aufge= löst' wird. So gibt Hockett (1961: 2 2 5 f ) zu, daß "we might decide to say that no continuation removes the ambiguity of parsing of ( 2 1 ) . But if no context can remove the ambiguity, then it would be better to say that there is no 'grammatical' ambiguity about the phrase in the first place - any am= biguity is purely semantic. Our parsing machinery should then be revised in such a way as to provide the same grammatical description of old men and women regardless of the sentence context in which that phrase occurs." Hockett (1961: 226) vertritt zwar den Standpunkt, daß dies eine mögliche Lösung ist "if we could carry it through so drastically as to achieve the following result: that at the end of a sentence there are never any residual ambi= guities of parsing. I think it highly doubtful that any such result could be achieved, unless we were willing to transfer to the sphere of semantics an

17

Kriterien der Distribution überschritten werden und auf Bedeutungsphänomene Bezug genommen wird. Indes kann unter dem Anspruch einer möglichst vollstän= digen formalen Sprachanalyse nicht auf eine solche Überschreitung verzichtet werden. Mit Recht können wir mithin bezweifeln, ob diesem Anspruch in einer Grammatiktheorie, wie sie Hockett (1954) erörtert, genüge getan werden kann. Problematisch ist die notwendige Überschreitung rein formaler Kriterien; sie stellt die gesamte Granmatikkonzeption in Frage. Grundsätzlich liegt hier eine zweifache Problematik begründet: Eine methodische, welche sich zu der Frage zuspitzt, ob eine Granmatik, die lediglich vorgefundene Korpora analy= siert und hiermit nur zu induktiven Verallgemeinerungen könnt, überhaupt eine vollständige Beschreibung einer natürlichen Sprache liefern kann, und zweitens das Problem der Entscheidung, welche Phänomene von der Grammatik erfaßt werden sollen oder müssen.

enormous number of distinctions that we have always thought were grammatical and without which our conception of grammar would be impoverished indeed." Zur Frage der Desambiguierung mehrdeutiger Sequenzen und Sätze in sprachlichen Kontexten vgl. Hiz ( 1 9 7 O ) .

2.

GENERATIVE TRMSFORMATIONSGRAMMATIK: SYNTACTIC STRUCTURES UND STANDARD-THEORIE.

2.1.

Syntactic Structures "The revolution that overthrew structuralism replaced it with the new

paradigm of generative grammar, which conceives of grammatical analysis as the constructing and testing of theories about the speaker's internalized linguistic competence." (Bever/Katz (1976: 11)) Die Grammatik versteht sich nach Chomsky (1956; 1957; 1975) nicht mehr als eine Theorie, welche beobacht= bare sprachliche Daten zu beschreiben hat, sondern als eine Beschreibung der immanenten Sprachkompetenz eines als ideal gedachten Sprecher/Hörers einer Sprache, als Beschreibung von unbeobachtbaren grammatischen Fakten. Eine solche Grammatiktheorie ist wesensmäßig rationalistisch. Mit diesem methodi= sehen Umschwung ist eine Modifikation der Ziele der Grammatiktheorie verbunden. Eine Grammatik soll nach Chomsky (1975: 61f) Licht auf folgende Fakten werfen: Daß erstens ein Sprecher einer Sprache unbegrenzt viele Sätze erzeugen und verstehen kann, welche auch für andere Mitglieder seiner Sprachgemeinschaft akzeptabel sind; daß er zweitens grammatische und nicht-grammatische Sätze unterscheiden kann, auch wenn er diese Sätze nie zuvor gehört hat; daß er drittens eine große Menge anderen Wissens über seine Sprache erlangt hat (d.s. "intuitions about linguistic form"). "Although it may not be too difficult to find an ad hoc explanation for each decision about grammaticalness and each particular intuitive judgement, it will require an elaborate development of linguistic theory to give a general account of projection, ambiguity, sentence type, etc., that will provide automatically for each of these and thousands of other intuitions about linguistic form." (Chomsky (1975: 6 2 ) ) Die Zwecke der Gramnatiktheorie haben sich hiermit gegenüber denen des taxonomischen Strukturalismus völlig verlagert. Nicht zuletzt kann dies auf die oben ge= nannten, im Rahmen des Strukturalismus nur unbefriedigend lösbaren Probleme zurückgeführt werden. Daß wir neue Sätze verstehen, daß wir einem nie zuvor gehörten Satz eine oder mehrere Bedeutungen zuschreiben können, usw.,- diese Fakten erfordern eine erklärungsstärkere Granroatiktheorie, als der taxonomische

19 Strukturalismis darstellt. Schon Wells und Hockett hatten deutlich gemacht, daß zumindest einige *for= phemsequenzen nur mit Hilfe zweier Sprachebenen beschrieben werden können. Nach Chomsky (1957; dt.: 103f) heißt das, daß der Begriff 'einen Satz verstehen1 nur mittels des Begriffs der 'Sprachebene' dargestellt werden kann: "Um einen Satz zu verstehen, ist es ... notwendig, zuerst seine Analyse auf jeder sprachlichen Ebene zu rekonstruieren; und wir können die An= gemessenheit einer gegebenen Menge von abstrakten Sprachebenen dadurch p r ü f e n , daß wir fragen, ob es uns Grammatiken, die mit H i l f e dieser Ebenen formuliert sind, ermöglichen, eine befriedigende Analyse des B e g r i f f s "verstehen 1 zu l i e f e r n . "

Während Sequenzen wie (27) die Notwendigkeit einer 'Morphem-Ebene' zeigen, (27)

The s u n ' s rays meet The sons raise meet (Hockett (1954: 3 9 1 ) )

zeigen Sequenzen wie (21 a) die Notwendigkeit der Ebene der "hierarchischen Struktur' oder 'Phrasenstruktur': ( 2 1 a) the old men and women Entscheidend ist die Überlegung, daß einerseits die Einbeziehung von Se= quenzen wie (21 a) in die grarttnatische Beschreibung und ihre Desambiguierung auf der Ebene der Phrasenstruktur, und andererseits der Ausschluß einer Des= ambiguierung von Sequenzen wie (26) (26)

the shooting of the hunters

aus der grammatischen Analyse willkürliche Entscheidungen darstellen, welche in einem Begründungszirkel der vorausgesetzten Theorie ihre Ursache haben. Se= quenzen wie (26) sollten in die syntaktische Analyse einbezogen werden, denn (26) hat grundsätzlich zwei stark unterschiedliche Lesarten, welche sich ge= trennt formal in Sequenzen wie (28) bzw. (29) wiederfinden: (28) (29)

the growling of lions the raising of flowers

Akzeptieren wir dies zunächst, so ist festzustellen, daß in den Grattnatik= modellen Wells* und Hocketts allen drei Sequenzen ( 2 6 ) , (28) und (29) dieselbe formale Struktur (3O) zugeschrieben werden müßte:

20 (3O)

the

- V.ing

-

of

- NP

Mit (30) könnten die Bedeutungsdifferenzen zwischen (26) und (28) bzw. (29) und die nach Chonsky vorliegenden syntaktischen Strukturunterschiede zwischen ihnen nicht erfaßt werden. Wir müssen uns darüber klar sein, daß Chomskys primäre Forderung nicht lautet, daß die Mehrdeutigkeit von Sequenzen wie (26) in der syntaktischen Beschreibung dieser Phrasen erfaßt werden soll; sie lautet vielmehr, daß die gramtiatische Beschreibung so einfach wie möglich sein sollte. Erst sekundär ergibt sich, "that we can simplify the grammar if we strike the phrases ( 2 6 ) , ( 2 8 ) , (29) out of the kernel and reintroduce them transformationally by a transformation T} that carries the strings underlying such sentences as lions growl into ( 2 8 ) , and so on, and a transformation T 2 that carries the strings underlying such sentences as they raise flowers into ( 2 9 ) . ... But both hunters shoot and they shoot the hunters are kernel sentences; and application of T^ to the string underlying the former and T 2 underlying the latter yields the result ( 2 6 ) . " (Chomsky (1956: 1 2 4 ) )

Weil Sequenzen wie (28) und (29) in der grammatischen Analyse unterschied= liehe (syntaktische) Strukturen zugeordnet werden sollten und sich diese Struk= turen beide in (26) auffinden lassen, sollte die Mehrdeutigkeit von (26) als "syntaktische1 Ambiguität beschrieben werden. Sequenzen wie (26), (28), (29) rechtfertigensomit (u.a.) die abstrakte Ebene der Transformationen. Bezeichnend ist daher, daß die 'syntaktische Ambiguität1 von Sequenzen wie (26) von Anfang an von den Kritikern der generativen Transformationsgrairmatik bestritten wurde. 13 So unterscheidet Coseriu (1975: 116ff) die "eigentliche Zweideutigkeit" von der 'Unbestimmtheit als Aufhebung der Eindeutigkeit"; letztere unterteilt er wiederum in verschiedene Arten, wobei er eine Klasse von Unbestimmtheiten differenziert, welche die "Aufhebung der Unterschiede auf einem bestimmten Gebiet der Sprache" repräsentieren, d.s. Unterschiede, "die auf anderen Gebieten der Sprache bestehen, z.B. die Aufhebung der Unterschiede in der Ableitung". Hiernach stellen sich Mehrdeutigkeiten von Ableitungen, wie sie z.B. in Sequenzen wie (26) vorliegen, als "semantische Unbestimmtheiten' dar, als Aufhebung der Bezeichnung

13

Vgl. z.B. die Diskussion von Mehrdeutigkeitstypen bei Uhlenbeck (1963: 9 f f ) oder Weydt (1972; 1974); ferner Patel ( 1 9 7 4 ; 1977), Kempson ( 1 9 7 5 b ) , Ver= haar (1976). Weitere Literaturhinweise bei Bös (1971).

21

des 'Agens', wie Coseriu dies bezeichnet. Nach dieser Darstellung scheint es, als wären 'Unbestimmtheit' und 'Ambiguität' absolute, von der grammatischen Beschreibung losgelöste Begriffe. Überdies stimmt es nicht, daß in (26) ledig= lieh eine 'Aufhebung der Eindeutigkeit1 vorliegt. Wollte man (26) ausschließ= lieh als unbestimmt bezüglich des 'Agens' ansehen, wäre man gezwungen, (26) in einer anderen Lesart als unbestimmt bezüglich des 'Patiens1 anzusehen. (26) hat eine Lesart, in welcher das 'Agens' genannt wird, eine andere, in welcher das 'Patiens' genannt wird. Ein viel stärkeres Argument für die 'strukturelle Ambiguität' von (26) ergibt sich jedoch aus folgenden Überlegungen. Sadock/Zwicky (1975: 13) weisen daraufhin, daß (26) sowohl postncminale Zeitadverbien aufnehmen kann (31 a ) , als auch pränominale Modifikatoren (31 b ) , ohne daß eine Lesart von (26) aus= geschieden würde: ( 3 1 ) a. b.

the shooting of the hunters last week the illegal shooting of the hunters

Prancminale Zeitadverbien schließen allerdings die Lesart aus, in welcher das "Agens" genannt wird: (32) the last week's shooting of the hunters Wenn also diese Lesart nicht aus semantischen Gründen ausgeschlossen wird, was, wie aus (31 a) folgt, nicht angenommen werden kann, so kann die Eindeutigkeit von (32) in der relevanten Hinsicht nur auf einen strukturellen Unterschied zurückgeführt werden. Das heißt aber, daß (26) strukturell ambig ist. Es bedeutet allerdings nicht, daß ( 2 6 ) auch 'syntaktisch' ambig ist. Die Ambiguität von ( 2 6 ) könnte in einem entsprechend ausgearbeiteten Grammatikmodell auch im Lexikon erfaßt werden, wenn die Form shooting im Lexikon durch einen Mehrfacheintrag spezifiziert würde. Es ist hier uninteressant, ob eine solche Beschreibung von shooting als lexika= lische Einheit angemessen ist; a priori ist diese Möglichkeit nicht auszuschließen. Im Rahmen der gTG Chomskys (1956; 1975; 1957) ist na= türlich nur die erste Möglichkeit der syntaktischen Ambiguität von ( 2 6 ) denkbar.

14

Natürlich sprechen auch sogenannte 'Identitätstests 1 (vgl. Sadock/Zwicky ( 1 9 7 5 ) ) für die strukturelle Ambiguität von ( 2 6 ) . Dies allerdings ist kein Beweis für die Analyse Chomskys, da diese Tests selbst den transformatio= nellen Zusammenhang zwischen Sätzen voraussetzen und damit die Gültigkeit der gTG.

22

(26) muß scmit auf zwei unterschiedliche Kernsätze zurückgeführt werden; beide Kernsätze werden mit verschiedenen Transformationen in (26) überführt; beide Kernsätze liegen unabhängig voneinander formal-syntaktisch Sequenzen wie (28) bzw. (29) zugrunde. Die Transformationsebene ist in den frühen Modellen der gTG (Chomsky (1956; 1975; 1957)) die Ebene einer Sprache, welche Beziehungen zwischen Kernsätzen und Nicht-Kernsätzen beschreibt. Sie ist, wie gesagt, zweifach motiviert: Einer= seits können die Beziehungen zwischen bestimmten Sätzen (bestimmten ein- und mehrdeutigen Sätzen oder z.B. aktivischen und passivischen Sätzen u.a.) nur mit Hilfe einer abstrakteren Ebene als die der 'hierarchischen Struktur" er= faßt werden; andererseits erfordern die neue Zielsetzung und Methodik der Grammatiktheorie einen formalen Apparat, welcher die Kompetenz des idealen Sprecher/Hörers möglichst angemessen (und d.h. zugleich möglichst ökonomisch) abbildet. Die grundsätzliche Problematik einer solchen Grammatikkonzeption liegt nicht in Zweifeln über die Ambiguität oder Nicht-Ambiguität von Sequen= zen wie (26) begründet; sie folgt aus zwei prinzipiellen Abgrenzungsschwierig= keiten. Der Sprecher verfügt über vielerlei Kompetenzen: über sprachliche Kompe= tenzen im engeren Sinn, über Kompetenzen, die eher bzw. direkt die Sprachver= wendung betreffen. Damit ist die Frage gegeben, wie die sprachliche Kompetenz im engeren Sinn von jenen anderen Kompetenzen des (immer noch idealen) Sprecher/ Hörers abzugrenzen ist. Zweitens ist innerhalb der sprachlichen Kompetenz im engeren Sinn zu ent= scheiden, was im Rahmen der Syntax oder was innerhalb einer Semantik zu ver= antworten ist, d.h. wie die formal-syntaktische Struktur einer Sprache mit ihrer Bedeutungsstruktur in Beziehung gesetzt werden kann. "Syntax is the study of Linguistic form. Its fundamental notion is 'grammatical' and its primary concern is to determine the grammatical sentences of any given language and to bring to light their underlying structure. The goal of syntactic study is to show that complexity of natural languages, which appears superfically to be so formidable, can be analyzed into simple components" (Chomsky (1975: 5 7 ) ) .

Die Semantik beschäftigt sich demgegenüber mit der Bedeutung und Referenz sprachlicher Ausdrücke: "It is this the study of how this instrument, whose formal structure and potentialities of expression are the subject of syntactic investi= gation, is actually put to use in a speech community." (Chomsky a . a . O . )

23

Die 'Kompetenz' des idealen Sprecher/Hörers ist abzugrenzen von der 'Per= formanz', von dem tatsächlichen Gebrauch, welchen ein Sprecher/Hörer von seinen Sprachkenntnissen macht. Chomsky hat diese Abgrenzung nie genau definiert; er schränkt vielmehr die 'Kompetenz1 negativ ein: Zur Kompetenz gehören nicht z.B. Phänomene der aus situativen Bedingungen der Kommunikation folgenden Bedeu= tungen, gehören nicht Phänomene der Rezeptionsbeschränkung, z.B. bezüglich der Länge, der Verklammerung oder des Einbettungsgrades von Sätzen, usw. Die 'Kom= petenz1 wird hiermit nicht 'abgegrenzt1 von der Performanz, sondern von ihr 'eingeschränkt1. Dies aus dem Grunde, weil eine Abgrenzung die vollständige Ausarbeitung der Grammatiktheorie schon voraussetzt, soll sie nicht ad hoc sein. Es ist eine Einschränkung, die sich in der weiteren Forschung zu be= währen hat: "before we have constructed a linguistic theory we can only have certain vaguely formulated questions to guide the development of the theory" (Chomsky (1975: 6 1 ) ) ;

sie ist nicht dogmatisch festgelegt, sondern auf Grenzverschiebung angelegt. Schon bald nach diesen frühen Formulierungen hat sich gezeigt, daß sowohl die Grenze zwischen Syntax und Semantik als auch die zwischen grammatischen und extra-grammatischen Phänomenen, zwischen Kompetenz und Performanz, ein Hauptproblem der generativen Transformationssyntaxen darstellt. 2.2.

Standard-Theorie

Das formal auf der Isolierung von Kernsätzen und der Formulierung von Basisund Transformationsregeln beruhende Konzept der Syntactic Structures wurde in den folgenden Jahren zur Standard-Theorie (ST) (Chomsky (1965)) ausgearbeitet. Eine wichtige Zwischenstufe bilden die Arbeiten Fodor/Katz1 (1963) und Katz/ Postals (1964), welche sich um die Ausarbeitung einer semantischen Komponente bemühen. Katz/Postal (1964) unterscheiden 'semantische Ambiguitäten' von 'syn= taktischen Ambiguitäten'. 'Sanantische Ambiguität' heißt, daß die betreffende Mehrdeutigkeit allein in der semantischen Komponente der Grammatik beschrieben werden soll bzw. wird. Wird die Bedeutung eines Satzes ausschließlich von den in ihm auftretenden lexikalischen Einheiten und ihrem syntaktischen Zusammenhang determiniert, setzt man, wie Katz/Postal die BedeutungsInvarianz von Transformationen voraus, so kann 'semantische Ambiguität' also nur heißen, daß die betreffende Mehrdeutigkeit im 'Lexikon' zu repräsentieren ist. (33) ist zwar, zunächst nach intuitiver Beurteilung, eher als ambig zu klassifizieren, diese Ambiguität könnte jedoch nicht auf unterschiedliche 'syntaktische' Struk=

24

turen zurückgeführt werden: (33)

The bank is the scene of the crime.

Die semantische Komponente besteht aus zwei Teilen, einem "Lexikon1, wel= ches jedem Eintrag unter anderem eine "Bedeutung1 zuschreibt, und einer end= liehen Menge von 'Projektionsregeln', die jeder von der syntaktischen Kompo= nente generierten Kette eine 'semantische Interpretation" zuordnet. Die Ambi= guität lexikalischer Einträge wird nach Fodor/Katz (1963) und Katz/Postal (1964) mit Hilfe von Baumdiagrammen dargestellt. Eine als lexikalisches Element iden= tifizierte Lautkette mit

Lesarten wird als

-fach ambig klassifiziert und

repräsentiert. Die Lesarten einer solchen Lautkette werden mit Hilfe verschie= dener Bedeutungsrelationen zwischen ihr und anderen, als eindeutig identifi= ziert vorausgesetzten Lexikoneinträgen in Satzverbänden ermittelt. Die Erfassung von Ambiguitäten, die nicht auf die Mehrdeutigkeit lexika= lischer Einheiten zurückzuführen sind, bleibt hiermit eine Aufgabe der Syntax. Dies setzt voraus, daß Syntax und Semantik überhaupt voneinander abgrenzbar sind, u.z. möglichst genau. Mehrdeutigkeiten gliedern sich demzufolge in drei Klassen: Solche, die nur in der syntaktischen Komponente erfaßt werden (d.s. "syntaktische Ambi= guitäten'); solche, die in der semantischen Komponente beschrieben werden (d.s. 'semantische Ambiguitäten'), u.z. im Lexikon, und schließlich Mehrdeu= tigkeiten, welche außerhalb der syntakto-semantischen Beschreibung liegen, weil durch Faktoren bedingt und erklärbar, die der Performanz zuzuschreiben sind (d.s. "Vagheiten1 in der betreffenden Bedeutungshinsicht). Dies wiederum setzt voraus, daß grammatische und extra-grantnatische Phänomene überhaupt voneinander abgrenzbar sind, u.z. möglichst genau. Beide Voraussetzungen sind, wie oben betont, zumindest in heuristischer Hinsicht problematisch. Selbst wenn man die Katz-Postal-Fodor'sehe Auffassung von Bedeutung der Bedeutung akzeptiert, ihre Abstraktion von der Referenz sprachlicher Ausdrücke, besteht das Problem der Abgrenzung "wörtlicher1 und "nicht-wörtlicher Bedeutung.

15

Schon früh wurde an diesem Konzept Kritik geübt, vgl. Solinger (1965) , Weinreich (1966) und die Übersicht bei Katz (1972: K a p . 3 ) . In Kapitel ( 4 . ) d.A. werde ich einige hiermit zusammenhängende Probleme erörtern. Im folgenden geht es in erster Linie um Mehrdeutigkeiten, die nicht auf unterschiedliche Bedeutungen lexikalischer Einträge zurückzuführen sind.

16

Vgl. Kap. ( 4 . ) d . A .

25

Dieses Problem besteht nicht nur für lexikalische Einheiten, sondern auch für ihre Sequenzen, Sätze usw.; wird die 'Bedeutung1 (im Katz-Postal-Fodor'sehen Sinn) von Sätzen als allein durch die Bedeutung der in ihnen auftretenden Lexeme und ihrer syntaktischen Struktur determiniert gedacht, ergibt sich in gewissem Grade - ein Begründungszirkel: Einerseits kann nicht von der Be= deutung eines Satzes völlig abstrahiert werden, will man seine syntaktische Struktur erfassen, beschreiben,- d.h., die von Sätzen ermittelte syntaktische Struktur ist z.T. von der intuitiv ermittelten und vorausgesetzten Bedeutung 17 dieser Sätze bestimmt; andererseits soll eben diese syntaktische Struktur die Bedeutung von Sequenzen und Sätzen mitbestimmen oder mitbeschreiben. Das heißt doch, daß - wiederum in gewissem Grad - nur diejenige Bedeutung eines Satzes durch Projektionsregeln und Lexikonapparat beschrieben werden kann und wird, die intuitiv dieser Sequenz, diesem Satz zugeordnet wurde. Dieser Zirkel ist deshalb problematisch, weil wir nicht über ein absolutes Unterscheidungs= kriterium zwischen außer- und innergrammatischen Phänomenen verfügen. In der ST ist nicht genau bestimmt, welche Phänomene zum Beschreibungsbereich

der

Grammatik gehören, welche nicht. Grundsätzlich müssen daher Fälle, die intuitiv nicht vollkonmen klar einem bestimmten Bereich zugewiesen werden können und für deren syntaktische Struktur es keine von der jeweiligen Bedeutung einer be= stimmten Kette unabhängige Evidenz gibt, problematisch sein. Dies bezieht sich einerseits auf Fälle, deren syntaktische Wbhlgeformtheit nicht eindeutig be= stimmbar ist

(s.u., Kap. (5.) d . A . ) , zum anderen auf Mehrdeutigkeiten lexika=

lischer Einheiten und ihrer Ketten und auf mehrdeutige Sequenzen und Sätze, auf Mehrdeutigkeiten also, die nicht eindeutig einer bestimmten Komponente einer Grammatik zugeordnet werden können oder nicht eindeutig der Grammatik überhaupt zugewiesen werden können. Die Unklarheit solcher Zuordnungen, über die wir im Rahmen der ST keine externe Evidenz erlangen können, ist eine der

17

Ich werde im folgenden einige Beispiele besprechen, aus welchen dies näher hervorgeht. Auch bei Mehrdeutigkeiten, wie sie z . B . in Sequenzen wie ( 2 6 ) vor= liegen, geht eine intuitive Bedeutungsermittlung der Zuordnung einer syntak= tischen Struktur voraus. Zwar liegen beide syntaktische Strukturen von ( 2 6 ) unabhängig formal in anderen Sequenzen vor, doch ist das natürlich kein hin= reichendes Argument für die 'Ambiguität' von ( 2 6 ) ; z . B . unterscheidet sich der Satz Die Bullen nahmen die kiffenden Leute besonders aufs Korn. von den Sätzen Die Bullen nahmen die kiffenden Frauen besonders aufs Korn. und Die Bullen nahmen die kiffenden Männer besonders aufs Korn, d a d u r c h , daß er 'mehrdeutig' ist; die 'Eindeutigkeit der letzteren Sätze wird uns a l l e r d i n g s nicht dazu berechtigen, den ersteren als 'ambig 1 (semantisch ambig) zu klassifizieren. Daß wir ( 2 6 ) überhaupt zwei unterschiedliche S t r u k t u r e n , seien sie nun syntaktischer oder semantischer A r t , zuordnen wollen, liegt wohl z.T. daran, daß diese Sequenz zwei stark unterschiedliche Lesarten hat.

26

Ursachen für die Weiterentwicklung der ST zu den verschiedenen Spielarten der generativen Semantik (GS) einerseits und den 'Erweiterten STt1 (ESTt: EST I, EST II, EST III) andererseits. Als besonders problematisch haben sich hierbei z.B. Sätze mit Quantifikatoren, bestimnte Sätze mit Negationen und manche pro= nominalisierte Sätze gezeigt, auf welche die frohen Arbeiten im Rahmen der GS 18 mehr oder weniger ausführlich eingehen. Nehmen wir den schon oben als problematisch ausgewiesenen Satz (1O): (1O)

Hans sagt, er habe mit der Frau geschlafen, die aus Schweden kommt.

Die Sequenz die aus Schweden kommt kann hier entweder als Teil der Aussage von Hans oder als Teil der Aussage des Sprechers von ( 1 O ) in= terpretiert werden.

Die Sätze in (1O 1 ) bzw. (1O 1 1 ) suggerieren je eine dieser Lesarten stärker als die andere: (lO1)

a. Hans sagt, er habe mit einer Frau geschlafen, die aus Schweden kommt. b. Hans fragt, ob er mit einer Frau geschlafen hat, die aus Schwe= den kommt. c. Hans weiß, daß er mit keiner Frau geschlafen hat, die aus Schwe= den kommt.

( 1 O 1 1 ) a. Hans weiß nicht, daß er nicht mit der Frau geschlafen hat, die aus Schweden kommt. b. Hans erfährtvon mir jedenfalls nicht, daß er mit der Frau ge= schlafen hat, die aus Schweden kommt. c. Hans ist noch immer nicht darüber eingeweiht, daß er nicht mit der Frau geschlafen hat, die aus Schweden kommt.

Wollen wir aber diese Mehrdeutigkeit in der grammatischen Beschreibung er= fassen, wären wir gezwungen, bei bestimmten Sätzen (wie z.B. ( 1 0 ) , ( 1 O ' ' ) ) so etwas wie den "Sprecher1 von Sätzen in die grammatische Analyse einzubeziehen, wie es z.B. McCawley (1967) oder Hasegawa (1972) vorschlagen oder sehr abstrakte zugrundeliegende "logische1 Strukturen zu postulieren, wie z.B. Postal (1974) vorschlägt. Scheiden wir hingegen die Beschreibung der Mehrdeutigkeit von Sätzen wie (1O) aus der grammatischen Beschreibung aus, verletzen wir die Forderung der ST, daß die Grammatik die Kompetenz des idealen Sprecher/Hörers abzubilden habe,

18

Vgl. z . B . McCawley (1967; 1968); Lakoff (1968; 1971a). Zur Kritik der ent= sprechenden Beschreibungen vgl. Partee ( 1 9 7 1 ) . Vgl. ferner die S. 8 d . A . , A n m . 5 zu den Sätzen ( 9 ) - ( 1 4 ) angegebene Literatur. Einige problematische Fälle werde ich weiter unten besprechen.

27

annbigen Sätzen mehrfache Interpretationen zuzuordnen. Die ST bietet keine ?tög= lichkeit, in solchen Fällen eine widerspruchslose Entscheidung zu fällen. Sie operiert darüber hinaus mit einem Begriff der Ambiguität, der nur zu einem Teil wohldefiniert ist, zu einem Teil indes von der Intuition (und der Willkür)

des Sprecher/Hörers abhängig ist.

Der Begriff "Intuition1 ist ebensowenig

abgegrenzt wie die Begriffe 'Kompetenz1 und 'Performanz'; er umfaßt beide Wissensarten zugleich, grammatikinternes und grammatikexternes Wissen. Die Mehrdeutigkeit von Sätzen wie (10) ist weder rein syntaktisch, noch 19 rein semantisch, noch rein pragmatisch begründet. Diese Möglichkeit ist in der ST nicht vorgesehen. Wir erinnern uns: In der ST sind nur semantische (und das heißt hier: lexikalische) oder syntaktische Ambiguitäten oder prag= matische Mehrdeutigkeiten vorgesehen. Wenn Ambiguitäten tiefenstrukturell des= ambiguiert werden müssen, haben wir keine Möglichkeit, Mehrdeutigkeiten wie (1O) oder (13) im Rahmen der ST darzustellen: ( 1 3 ) Zwei Hähne befruchteten zwanzig Hühner.

Einerseits kann (13) bedeuten, daß jeder Hahn zwanzig Hühner befruchtet, andererseits, Ha R zwei Hähne zusammen zwanzig Hühner befruchten. In der einen Lesart werden nur zwanzig Hühner befruchtet, in der anderen vierzig:

*} ~\

( 1 3 ' ) a. Zwei Hähne befruchteten je zwanzig Hühner. b. Zwei Hähne befruchteten zusammen zwanzig Hühner.

Es ist kaum denkbar, daß diese semantischen Verhältnisse in syntaktischen Tiefenstrukturen repräsentiert werden können, die keine Quantoren enthalten, 21 d.h. nicht "logischer1 Art sind. Dies gilt auch für eine Reihe anderer

19

Im folgenden Kapitel werde ich eine Lösung für die Beschreibung solcher Sätze vorschlagen.

20

Obwohl das ein gewaltiger Unterschied ist, reicht er nicht aus, um ( 1 3 ) als ambig zu klassifizieren. Wir können z . B . noch weitergehen: In der zweiten Lesart ist keineswegs gesagt, wieviele Hühner mehrfach befruchtet werden. Als Ergebnis könnten daher z . B . 27 oder 34 Hühner befruchtet worden sein. (13) wäre demzufolge einundzwanzigfach ambig. Vgl. zur Problematik dieser Mehrdeutigkeit auch Partee (1971: Kap. 3 . 1 ) .

21

Dies ist natürlich nicht das einzige Argument für eine Modifikation der ST zur GS. Es bedeutet immerhin, daß die erforderlichen TSs 'logischen' Struk= turen ähnlicher werden (müssen). Wenn die TSs jedoch immer abstrakter werden, wie dies die im folgenden genannten Forderungen der ST in Anbetracht der Sät= ze ( ) , ( 1 3 ) usw. zu motivieren scheinen, werden sie zugleich auch immer weniger syntaktisch relevant. In der Folge kann die semantische Komponente erheblich vereinfacht werden, wenn direkt abstrakte semantische Strukturen

28

Sätze, die in der Literatur vielfach erörtert worden sind. Alles deutet darauf= hin, daß folgende vier Forderungen der ST nicht gleichzeitig widerspruchslos aufrecht erhalten werden können: 1. 2.

3.

4.

das Postulat der bedeutungsinvarianten Transformationen; die Forderung, daß die Bedeutung von Sequenzen und Sätzen durch ihre syntaktische Tiefenstruktur und deren terminale Symbole determiniert wird; die Forderung, daß die Grammatik die Fähigkeit des idealen Sprecher/Hörers abzubilden habe, Sätze als 'ambig 1 oder 'nichtambig' zu klassifizieren; die Forderung, daß das Ziel der grammatischen Beschreibung sein muß, die Kompetenz des idealen Sprecher/Hörers abzubilden, isolierte Sequenzen / Sätze bezüglich ihres Grammatikalitäts= wertes, ihres Satztyps, usw. zu beurteilen.

Die Beschreibung von Sätzen wie (10) und (13) und einer Anzahl weiterer Sätze setzt die Aufgabe mindestens einer dieser Forderungen voraus. Zudem er= fordert unsere Grammatik eine Theorie, welche Phänomene der Performanz erklärt. Erst unter zumindest gleichzeitiger Entwicklung einer solchen Theorie kann angemessener entschieden werden, welche Phänomene zum Gesamtbereich der Gram= matik zu rechnen sind, welche nicht. Können angesichts der Vielzahl der in der Graitmatik zu erfassenden Daten die wesentlichen Forderungen der ST bei= behalten werden, reicht eine bloße Modifikation dieses Modells aus. Von Jen meisten Vertretern der GS wurde diese Möglichkeit bestritten. So schreibt Lakoff (1971b: 329): "It is often assumed that one can speak of the well- or illformedness of a sentence in isolation, removed from all presuppositions about the nature of the world. I think it has become clear over the past several years that such a position cannot be maintained. ... However, there are a great many cases where it makes no sense to speak of the wellformedness or ' g r a m n i a t i c d l i t y ' of a sentence in isolation. Instead one must speak of relative well-formedness and / or relative gramma= ticality; that is, in such cases a sentence will be well-formed only with respect to certain presuppositions about the nature of the world." Das von Lakoff

(1971b) vertretene Konzept der GS ist

die stärkste Verän=

derung der ST, da es in seiner äußersten Konsequenz eine Aufhebung der Unter= Scheidung von Kompetenz und Performanz überhaupt bedeutet. Es greift hiermit zugleich, wie Bever/Katz (1976) deutlich machen, methodisch auf den Empirismus

anstelle der syntaktischen TSs treten. Andererseits kann die transformatio= nelle / syntaktische Komponente vereinfacht werden, wenn einige Phänomene mit Regeln der semantischen Komponente (dann ira Rahmen eines Konzeptes der ESTt) erfaßt werden.

29

zurück. Eine schwache Modifikation der ST wäre die Vernachlässigung der Forderungen (1) und (2) unter Beibehaltung der Forderungen (3) / ( 4 ) . Chomsky selbst hat eine solche vorgeschlagen und (s. Chomsky (1971a)) 'EST I' genannt. Das fol= gende Kapitel beschäftigt sich mit einigen Konsequenzen dieser modifizierten ST, wie sie von Jackendoff (1972) ausgearbeitet wurde. Forderung (3) bleibt indes auch in den ESTt problematisch: Die Bedeutung des Begriffs 'ambig1 entspricht hier nicht ganz unserer oben gegebenen Defi= nition. Allenfalls hat der ideale Sprecher/Hörer doch die Fähigkeit, die 'Mehr= deutigkeit1 von Sequenzen / Sätzen zu erkennen und in gewissem Grade zu klassi= fizieren. Sätze als 'ambig', 'nicht-ambig1, 'vage* zu klassifizieren ist allein Aufgabe der Grammatiktheorie. Dies stellt keine Fähigkeit des idealen Sprecher/ Hörers dar sondern die Beschreibungsmöglichkeiten der Grammatik- und Konver= sationstheorie. Wir können lediglich fordern, 3'.

daß die Grammatik die Fähigkeit des idealen Sprecher/Hörers abbilde, die Mehrdeutigkeit von Sätzen zu erkennen und in gewissem Grade zu klassifizieren. Die Grammatik sollte mithin erstens ein- und mehrdeutige Sätze voneinander scheiden, was sie auf verschiedene Art und Weise tun kann, in einer semantischen Komponente, einer syntaktischen, einer morpho-phonologischen usw.; nicht-ambige mehrdeutige Sequenzen müssen sich auch in grammatischer Hinsicht von nicht-ambigen ein= deutigen Ketten unterscheiden; die Grammatik sollte zweitens die intuitiv unterscheidbaren Typen von Mehrdeutigkeiten erklärungs= adäquat beschreiben können, wobei nicht-ambige mehrdeutige Ketten in einer gleichzeitig zu entwickelnden Theorie der Konversation erklärt werden müssen.

Forderung (3 1 ) kann somit nur gemeinsam mit Forderung (4) aufgehoben werden, wenn wir nicht eine ausschließlich ad hoc begründbare Entscheidung fällen wollen. Eine Vielzahl nicht-ambiger Sätze ist ebenso problematisch wie die oben ge= nannten Fälle und würde weitere Ausschließungen von 'Kompetenzen' des idealen Sprecher/Hörers erfordern. Eine Alternative zu den genannten Modifikationen besteht in der von Lieb (1975; 1976) und Eisenberg (1976;et al. 1975) entwickelten Ober= flächenstruktursyntax 1 . Zur Darstellung von Mehrdeutigkeiten in diesem Rahmen sei auf Eisenberg (1977) verwiesen. Die Oberflächenstruktursyntax Eisenbergs stellt eine Monostruktur= grammatik dar, d . h . arbeitet ohne Transformationen und TSs; hiermit verbunden ist ein anderer Syntaxbegriff als der in gTGg vertretene. 'Syntaktische Mehrdeutigkeit' wird demzufolge wie folgt d e f i n i e r t : "Es sei f eine syntaktische Einheit von S und s eine syntak= tische Struktur von f in S . f ist 'syntaktisch mehrdeutig' in s und S gdw es verschiedene syntaktische Bestimmungsfunktionen

30 qi und 92 und ein f j und i^ gibt, sodaß < flt f 2 > e g! (f, s, S) D g 2 (f, s, S) ist." (Eisenberg et al. (1975: 94);Eisenberg (1977: 2 9 ) ) . Diese Definition ist nur dann sinnvoll, wenn man fordert, daß mit der Unterscheidung mehrerer syntaktischer Bestimmungsfunktionen g j , 92 auch ein Bedeutungsunterschied einhergeht; andernfalls liegt "Poly= syntaktizität' vor (womit dieser Begriff anders definiert ist als z . B . bei Agricola ( 1 9 6 8 ) ) . Unter den Voraussetzungen einer Oberflächen= Struktursyntax können hiermit zwar die in den vorausgegangenen und folgenden Abschnitten erörterten Schwierigkeiten der Abgrenzung von Ambiguität und Vagheit umgangen werden (insofern relativ leicht und klar faßbare Abgrenzungskriterien zwischen lexikalischen, syntakti= sehen und pragmatischen Mehrdeutigkeiten bzw. Ambiguitäten gegeben s i n d ) , allerdings auf Kosten einer Einschränkung der Chomskyschen Forderungen nach der Erklärungsadäquatheit einer Grammatik. Mono= Strukturgrammatiken werden nach Eisenberg (1977: 34) "zur Explikation der Form-Bedeutungs-Relation geschrieben", d . h . , es ist ihre Aufgabe, "den syntaktischen Einheiten syntaktische Strukturen so zuzuweisen, daß mit der jeweils gewählten Methode unter Rückgriff auf die syntak= tische Struktur angegeben werden kann, welches die Bedeutungen der syntaktischen Einheit bei eben dieser syntaktischen Struktur sind. Das kann durch Übersetzung in eine Korrelatsprache, durch direkte In= terpretation, durch Bedeutungsregeln oder sonstwie geschehen." Eine Konsequenz des oberflächensyntaktischen Ansatzes ist es, daß syntaktischen Einheiten nur dann verschiedene syntaktische Strukturen zugewiesen werden können, "wenn bei ihnen ein unterschiedlicher Ge= brauch von den syntaktischen Mitteln gemacht wurde" ( a . a . O . 3 7 ) . Denn eine syntaktische Struktur soll nichts anderes sein als die Kennzeich= nung der 'Form 1 einer Klasse von syntaktischen Einheiten; die 'Form' ist nun dadurch bestimmt, welcher Gebrauch zu ihrer Formung von den beiden (und einzigen!) syntaktischen Mitteln "Reihenfolge 1 und 'mor= phologische Markierung 1 gemacht wurde. Danach führt gleicher Gebrauch von syntaktischen Mitteln zu gleichen syntaktischen Strukturen, un= abhängig von den jeweiligen "Bedeutungen 1 der Einheiten (Sätze). Syn= taktische Einheiten wie Das Problem ist zu lösen, (kann bzw. muß gelöst werden) oder alte Männer und Frauen gelten demzufolge nicht als "syntaktisch mehrdeutig". Ihren mehrfachen "Bedeutungen" soll da= durch Rechnung getragen werden, daß anhand der einen ermittelten syn= taktischen Struktur die Bedingungen dafür angegeben werden, daß die entsprechenden Konstituenten ( z . B . alte in alte Männer und Frauen) ver= schiedene semantische Bezüge erfüllen. Da unter "syntaktischer Struktur" ein Tripel (k, , ) verstanden wird, mit k als ' K o n s t i t u e n t e n s t r u k t u r ' , als 'Markierungsstruktur und I als 'Intonationsstruktur 1 , sind grundsätzlich drei verschie= dene Mehrdeutigkeitstypen beschreibbar; neben Mehrdeutigkeiten, die nicht durch unterschiedliche syntaktische Strukturen beschrieben werden und solchen, die zwar eine gleiche Konstituentenstruktur und Intona= tionsstruktur erhalten, aber verschiedene Markierungsstrukturen ( z . B . Jane Fonda liebt Hans.) , können syntaktischen Einheiten auch unter= schiedliche Konstituentenstrukturen zugewiesen werden, vgl. etwa die Einheit Sie leidet unter ihrem Mann. :

31

PrGr 2 I

sie

leidet

N"

V

1

2

!

säe

,3 t _xf

5 ~

__

unter ihrem Mann

unter ihrem Mann

l

leidet

Nach Eisenberg sollen solche unterschiedlichen Strukturen nicht dadurch mo= tiviert sein, daß den betreffenden syntaktischen Einheiten unterschied= liehe Bedeutungen zugeordnet werden können, sondern weil sie unter= schiedliche 'Formen' aufweisen, d.h. weil unterschiedlicher Gebrauch von syntaktischen Mitteln gemacht wurde. Es fragt sich allerdings, wie dies überhaupt entschieden werden kann, setzt man nicht die Erkenntnis schon voraus, daß z . B . versprechenj und verspreche^ in Karl ver= spricht ihr viel. nicht gleichbedeutend sind. Anders ausgedrückt: Un= ter der von Eisenberg gegebenen Definition von 'syntaktischen M i t t e l n ' und deren 'Gebrauch' bleibt in seinen Ausführungen unklar, was das ei= gentlich heißt, daß "mehrere syntaktische Strukturen angesetzt ( w e r d e n ) , weil unterschiedlicher Gebrauch von den syntaktischen Mitteln gemacht wurde" ( a . a . O . 3 9 ) . Mit dem Eisenbergschen Ansatz werden also nicht, wie es Eisenberg ( a . a . O . 28) glauben machen w i l l , die üblichen Schwierigkeiten mit Mehr= deutigkeiten vermieden; eine "Defintion ... die davon unberührt ist" ( a . a . O . 28) bedingt oder entspringt a l l e n f a l l s e i n e ( r ) Syntax, deren Objektbereich sehr eng gefaßt ist. Die damit aus der Diskussion verbann= ten Probleme werden lediglich in andere Bereiche der Sprachanalyse ab= geschoben.

3.

GENERATIVE TRANSFORMATIONSGRAMMATIK: ERWEITERTE STANDARD-THEORIE I.

3.1.

Mehrdeutige Sequenzen als Motivation einer Modifikation der ST Nach der oben (S. 4) gegebenen Definition der Begriffe 'Mehrdeutigkeit',

'Ambiguität' und 'Vagheit' gilt, daß Mehrdeutigkeiten, welche im Granmatik= modeil nicht durch Mehrfachbeschreibungen als atnbig repräsentiert werden, als Vagheiten zu erfassen sind. Das bedeutet bezüglich der ST, daß Vagheiten in einer Kcmplementtheorie der Gramnatik, einer Theorie der Pragmatik oder Kon= versation erklärbar sein müssen. Es hat sich gezeigt, daß wir über keine ab= soluten Kriterien und Tests verfügen können, zwischen Vagheiten und Ambigui= täten bzw. zwischen Ambiguitäten und Nicht-Ambiguitäten zu unterscheiden. Die in den Grammatikmodellen Nidas, Wells1 und Hccketts als vage erschei= nende Sequenz (26) besitzt allerdings wesensmäßig einen anderen theoretischen Status als Vagheiten im Rahmen der ST, (26)

the shooting of the hunters

Bedeutet nämlich die Nichtberücksichtigung der Mehrdeutigkeit von (26) im Gram= matikmcdell Wells1 lediglich, daß die 'Konstruktion' von (26) ohne Berücksich= tigung der Mehrdeutigkeit dieser Phrase ermittelt werden kann und legt dem Analytiker keine weitere Verpflichtung auf, diese Mehrdeutigkeit andernorts zu repräsentieren, bedeutete sie im Rahmen der ST die Inadäquatheit des Modells. Im vorigen Abschnitt ergab sich, daß die Mehrdeutigkeit von (26) aus unter= schiedlichen Gründen in der grammatischen Beschreibung repräsentiert werden sollte. Diese Forderung ist einerseits in verschiedenen syntaktischen und se= mantischen Eigenschaften des Englischen begründet, andererseits in Anforderungen an die Grammatiktheorie schlechthin. Analog ist denkbar, daß die Erkenntnisse, die wir aus unserer Grammatiktheorie und ihrer Entwicklung gewonnen haben, er= fordern, daß einige weitere Phrasen in der grammatischen Beschreibung desambi= guiert werden müssen, für welches der Beschreibungsapparat unseres Modells je= doch nicht ausreicht. Unter dieser Voraussetzung werden verschiedene Modifi= kationen der Graimiatiktheorie notwendig. Ein solcher Fall liegt bei Sätzen wie

(13) vor:

33 ( 1 3 ) Zwei Hähne befruchteten zwanzig Hühner.

Im Rahmen der ST sprechen einige Gründe dafür, daß (13) als grartmatisch (syntaktisch cder semantisch) ambig beschrieben werden sollte; unter anderem gehört hierzu beispielsweise die Erscheinung, daß (34) keine Lesart besitzt, in welcher vierzig (cder z.B. nur zweiunddreißig) Hühner aber zwanzig (und nur zwanzig) Tauben

befruchtet werden oder umgekehrt:

( 3 4 ) Zwei Hähne befruchteten zwanzig Hühner und zwei Täuberiche zwanzig Tauben.

Eine solche 'überkreuzte Lesart1 müßte indes möglich sein, wenn (13) im Rahmen der ST nicht als ambig repräsentiert würde.

22

Die ST ist nicht in der Lage, (13)

eine mehrfache Strukturbeschreibung (Tiefenstruktur; Ableitung) zuzuordnen. Ähnliche Fälle sind (1O) und ( 1 1 ) , (10) Hans sagt, er habe mit der Frau geschlafen, die aus Schweden kommt. ( 1 1 ) Hans glaubt, daß Ulrike dümmer ist als sie ist.

Die Mehrdeutigkeit von (11) kann, ebenso wie die Aufforderungslesart

von ( 8 ) ,

aufgrund Grice1scher Konversationsprinzipien erklärt werden: (8)

Will you take out the garbage?

Die Frage ist, ob die nicht-kontradiktorische Lesart von (11) in der syn= takto-semantischen Beschreibung repräsentiert werden muß. Daß Konversations= Prinzipien für diese Lesart verantwortlich sind, scheint schon aus der Tatsache zu folgen, daß Hans in der kontradiktorischen Lesart an einen Widerspruch (der ihm selbst bewußt wäre) glaubte. Die Entscheidung ist nicht ganz so leicht zu treffen; Postal (1974) behauptet z.B., daß (35) nur eine kontradiktorische Les= art zuläßt, was bedeuten würde, daß Mehrdeutigkeiten wie (11) - zumindest im Englischen - syntakto-semantische Reflexe zeigen: (35) That Mary is taller than she is is assumed by Jack.

22

Vgl. zu den theoretischen Voraussetzungen dieses 'Ambiguitätstests' Zwicky (1975: 2 1 f f ) .

23

Vgl. weiter unten, Kap. ( 4 . ) d.A.

Sadock/

34 Dargegenüber scheint (36) ebenso mehrdeutig zu sein wie (11): (36)

Daß Ulrike dümmer ist

als sie ist, wird von Hans geglaubt.

überdies ist festzustellen, daß, entgegen allen bisherigen diesbezüglichen Ausführungen, auch Sätze wie (37) mehrfache Interpretationen zulassen: (37) Ulrike ist dümmer als sie ist. Der Adressat von (37) oder (38) (38)

Du bist dümmer als du bist!

würde, wollte er den Sprecher nicht selbst für dümmer halten als er ist, irgend= welche Deutungsversuche unternehmen und höchstwahrscheinlich diesen Sätzen eine nicht-kontradiktorische "Bedeutung1 zuordnen, die sich je nach den Situationen richtet, in deren Kontext die Sätze geäußert wurden. Ähnlich verhält es sich ja auch mit Sätzen wie (38'), die, würden sie in ihrer 'wörtlichen' Bedeutung verstanden, sinnlos wären: ( 3 8 1 ) Dumm ist nicht dumm. Zwischen K i f f e n und K i f f e n besteht ja doch ein Unterschied!

Klassifiziert man (11) als ambig, wäre man gezwungen, auch Sätze wie (37), (38) oder (38') als ambig zu repräsentieren, was einige weitere Modifikationen der Grammatiktheorie, einen hohen Grad von Abstraktheit und unter Umständen performative Tiefenstrukturen (z.B. für (37)/(38)) zur Folge hätte. Akzeptiert man hingegen die Mehrdeutigkeit von Sätzen wie (37)/(38) nicht, müßte man solche Sätze unter der genannten Voraussetzung einer Ambiguität von (11) als 'ungrammatisch' klassifizieren, da sie bestlitmten strikten Subkategorisierungs= regeln (des Deutschen und Englischen, u.z. hier, daß solche Sätze nur als ein= gebettete Sätze in bestimnten Strukturen erscheinen dürfen) nicht entsprechen. Eine pragmatische Beschreibung der Mehrdeutigkeit von (1O) sollte analog bevorzugt werden, wenn keine oder nur schwache syntakto-semantische Evidenz für die Ambiguität solcher Sätze spricht. Entsprechendes gilt für Mehrdeutig= keiten, wie sie in den Sätzen (39)-(41) vorliegen: (39)

Hans liebt seine Frau und Peter auch. (Peter liebt Hans'Frau bzw. Peter liebt seine eigene Frau) (40) Hans denkt, er sein schön und Peter auch. (Hans denkt, daß er schön sei und Peter denkt, daß Hans schön sei bzw. Peter denkt, daß er selbst schön sei)

35 (41) Nur Hugo liebt seine Frau. (Hugos Frau wird nur von Hugo geliebt bzw. Hugo ist einzige Mann, der seine Frau tatsächlich liebt)

der

Wie Dahl (1972) gezeigt hat, stößt jede 'grammatische' Beschreiblang sol= eher Mehrdeutigkeiten auf erhebliche Probleme; dies gilt gleichfalls für Mehr= deutigkeiten zwischen opaken und transparenten Lesarten: 24 (42) Hans haßt die Typen, die über ihm wohnen. (Hans haßt die Typen, die jetzt gerade über ihm wohnen Hans haßt überhaupt Typen, die über ihm wohnen)

bzw.

Erhebliche Modifikationen der methodischen und inhaltlichen Voraussetzungen der ST können vermieden werden, wenn solche Mehrdeutigkeiten in einer Komple= menttheorie der Grammatik erfaßt werden. Diese Entscheidung wird, wie gesagt, davon bestimmt werden, welche granmatischen Reflexe die betreffenden Phänomene zeigen. Die Mehrdeutigkeiten für sich können keine bestimmte Entscheidung mo= tivieren. Sprechen unabhängige Argumente für die Aufnahme bestimmter Phänomene in den Skopus der Grammatiktheorie, so wird die Modifikation dieser Theorie in der einen oder anderen Hinsicht - entweder die Aufnahme zusätzlicher Beschrän= kungen oder die der in Frage stehenden Phänomene - unerläßlich sein. Im folgenden werde ich einige Phänomene erläutern, für deren Erfassung in der 'granmatischen1 Beschreibung starke Argunente sprechen. Wenn die Grammatik Phänomene wie z.B. 'Skopus', 'Fokus' und 'Präsupposition1, 'thematische Rela= tionen' (ich verwende diese Begriffe i.S. Jackendoffs (1972)) usw. erfassen soll, folgt hieraus eine andere inhaltliche Abgrenzung von Ambiguität und Vag= heit als in der ST. Entsprechende Mehrdeutigkeiten können dann weitere Modifi= kationen des Granroatikmodells erfordern. Sprechen z.B. Argumente dafür, daß der Skopus der Negation, das Verhältnis von Negation und Quantoren in der gram= matischen Analyse erfaßt werden sollten, so wird die Mehrdeutigkeit von Sätzen wie (43)/(44) weitere Modifikationen erfordern: ( 4 3 ) Alle Professoren sind nicht dumm. ( 4 4 ) Viele CDU-Wähler sind nicht intelligent.

Läßt man die Intonation ('pitch accent" usw.) dieser Sätze unberücksichtigt, so wird ihre Mehrdeutigkeit ohne vorherige Evidenz über die syntakto-semantische Relevanz des Skopus der Negation und des Verhältnisses von Quantor und Negation 24

Vgl. hierzu insbesondere die Arbeiten Partees (197O; 1974).

36 kein hinreichendes Kriterium für solche Modifikationen darstellen. Daß die Mehrdeutigkeit von Sätzen wie (43)/(44) grammatisch desambiguiert werden sollte, kann durch verschiedene Erscheinungen unterstützt werden. Z.B. lassen (45)/(46) nur je eine Lesart von (43) bzw. (44) zu: (45) Nicht alle Professoren sind dumm. (46) Nicht viele CDU-Wähler sind intelligent.

Offensichtlich kann sich die Negation sowohl auf den gesamten Satz (d.i. 'Satz= negation') als auch nur auf eine Konstituente des Satzes (d.i. 'Konstituenten= negation1) beziehen. Der Skopus der Negation hängt dabei, wie sich an verschie= denen anderen Sätzen zeigen läßt, 25 davon ab, in welcher Reihenfolge Negation und Quantor in der Oberflächenstruktur auftreten. Setzt man nun eine transfor= mationelle Beziehung zwischen Sätzen wie (43) und (45) bzw. (44) und (46) vor= aus, so müssen Sätze wie (43)/(44) syntakto-semantisch desambiguiert werden. Denn wie mehrfach gezeigt worden ist, kann jene Lesart von Sätzen wie ( 4 3 ) / ( 4 4 ) , welche nicht mit der Bedeutung von Sätzen wie (45)/(46) übereinstimmt, nicht von 2fi einer 'Satznegation' abgeleitet werden. Im Gegensatz zu diesen Skopusunterschieden der Negation steht die Unter= Scheidung der starken und der schwachen Negation, für deren syntaktische oder semantische Relevanz bisher keine stringenten Argumente vorgebracht werden konn= ten; die Mehrdeutigkeit von Sätzen wie (47) sollte dementsprechend nicht graitF matisch desambiguiert werden,- wobei allerdings offen gelassen werden muß, wel= ehe Lesart als die zugrundeliegende (d.h. in der Grammatik beschriebene) und welche als die (pragmatisch) abgeleitete zu betrachten ist: ( 4 7 ) Das soziale Verhalten der Wolpertinger ist

bisher nicht erforscht.

Kann die eine oder andere Lesart von (47) als konversationelle Implikatur er= klärt werden, scheint dies bei Sätzen wie (43)/(44) nicht der Fall zu sein.

25

Vgl. ausführlich Weite (1978: l O l f f ) . Zur Unterscheidung von 'Satznegation' und 'Konstituentennegation' vgl. auch Jackendoff (1978: 3 2 5 f f ) .

26

Vgl. mit bibliographischen Hinweisen Weite (1978: l O l f f ) .

27

Beispiel ( 4 7 ) nach Reis (1977: 1 6 6 f f ) ; vgl. ferner zur Unterscheidung der starken und schwachen Negation sowie ihrer möglichen pragmatischen Beschrei= bung Kempson (1975a: 1OO) und (1977: 1 3 9 f f ) .

27

37

3.2.1.

Jackerdoffs 'Erweiterte Standard-Theorie I

1

Jackendoff (1972: 23) geht bei der Ausarbeitung der senantischen Kompc= nente der EST I von folgender Überlegung aus: "In a theory of grammar that minimizes the power of the semantic com= ponent, the base, and the lexicon, such as the theory of generative semantics, there is only one way in which similarity in meaning or co-occurrence restrictions between two constructions can be captured: a transformation. In a theory permitting a number of different kinds of rules ... there are many ways of capturing generalizations. In addition to transformations, there are all the different kinds of semantic rules operating at different levels of the derivation."

Während in der ST die syntaktische Komponente auf Kosten der sanantischen vereinfacht wird und während in der GS die semantische Komponente auf Kosten der transfonnationellen vereinfacht wird, ist nach Jackendoff in Anbetracht einer Reihe als grammatisch relevant erwiesener Phänomene ein Mittelweg denk= bar, der die Inadäquatheiten beider Modelle vermeiden kann. Können nämlich die semantischen Interpretationsregeln auf unterschiedlichen Ableitungsstufen operieren, d.h. zwischen einschließlich Tiefenstruktur und Oberflächenstruk= tur, so können, unter gleichzeitiger Modifikation des Lexikons (vgl. hierzu Jackendoff (1975)) und der syntaktischen Komponente (X-Konvention; vgl. hierzu insbesondere Jackendoff (1977)) erheblich adäquatere Beschreibungen geliefert werden, als dies in der ST oder der GS möglich

ist.

Für die Beschreibung von Ambiguitäten bedeutet das, daß die in der Gram= matik zu erfassenden Mehrdeutigkeiten nicht nur in syntaktische und lexikali= sehe Typen unterschieden werden können, sondern, entsprechend der Darstellungs= ebene der relevanten Phänomene (d.h. z.B. bei Skopus-Mehrdeutigkeiten entspre= chend der Darstellungsebene des Skopus, usw.) auf unterschiedlichen Stufen (Ableitungsebenen) des Grantnatikmodells desambiguiert werden können. Die gram= matische Beschreibung ist hiermit in der Lage, intuitiv unterscheidbare Typen der Ambiguität adäquater abzubilden, als dies in der ST oder GS möglich ist. D.h. aber auch, daß die EST I einen höheren Grad an Erklärungsadäquatheit besitzt als die ST bzw. GS. Letzteres trifft - in der hier erörterten Beziehung nicht auf die von Chomsky in verschiedenen Zusammenhängen in Erwägung gezogenen Modifikationen der ST zu, welche entweder an der syntaktisch-tiefenstrukturell determinierten Bedeutung festhalten (d.i. EST II; vgl. Chomsky (1971b: 76)) oder nur noch eine semantische Oberflächeninterpretation zulassen. Insofern alle drei Modifikationen der ST dieselben Phänomene in die grammatische Beschreibung einbeziehen, treffen sie sich in derselben inhaltlichen Abgrenzung von Ambi= guitäten und Vagheit bzw. Ambiguitäten und Nicht-Ambiguitäten.

38

An zwei Beispielen der von Jackendoff (1972) ausgearbeiteten EST I soll im folgenden demonstriert werden, wie verschiedene Phänomene der Mehrdeutig= keit die Konzeption eines Grammatikmodells beeinflussen können. Ausdrücklich sei betont, daß meine Absicht eine illustrative (und keine wertende) ist; gegen die Jackendoffsche Darstellung lassen sich starke Einwände erheben (be= sonders was die Darstellung des Fokus, der Reflexivierung, des Passivs usw. angeht), die für unsere Zwecke aber unerheblich sind. 3.2.2.

Thematische Relationen

Die Beziehung zwischen den Sätzen (48) und (49) kann mit Hilfe der tra= ditionellen Relationen 'Subjekt' und Objekt1 nur unbefriedigend beschrieben werden: (48) The door opened. ( 4 9 ) Max opened the door. Nach der ST müßte the door oberflächenstrukturell und tiefen= strukturell in ( 4 8 ) als Subjekt und in ( 4 9 ) als Objekt dargestellt werden. Dies bringt nicht zum Ausdruck, daß the door in ( 4 8 ) wie in ( 4 9 ) im semantischen Sinn als Objekt fungiert.

Wenn die semantische Interpretation allein durch die Tiefenstruktur de= terminiert ist, muß, um die semantischen Verhältnisse solcher Sätze klar zum Ausdruck zu bringen, entweder eine abstraktere zugrundeliegende Struktur für Sätze wie (48)/(49) postuliert werden oder die Forderung aufgegeben werden, daß allein die Tiefenstruktur die semantische Interpretation bestimmt. Jackendoff (1972: 29ff) stellt unter Anlehnung an Gruber (1965) eine Lösung vor, welche gestattet, die semantischen Verhältnisse von Sätzen wie (48)/(49) dadurch zu erfassen, daß die in ihnen enthaltenen Verben im Lexikon für bestimmte Relationen spezifiziert werden, die in der semantischen Kompo= nente durch Interpretationsregeln, welche auf Tiefenstrukturen operieren, in semantische thematische Relationen überführt werden (a.a.O.: Kap. 2 . 4 ) . Hier= mit kann die EST I festhalten an der "traditional notion of deep structure for sake of syntactic generality, and in trying to state the semantic gene= ralizations directly at the semantic level, independent of deep structure con= siderations." (a.a.O.: 4 2 ) . Unter dieser Voraussetzung stellt sich die Mehr= deutigkeit von (5O) als eine 'semantische Ambiguität' i.S. Katz/Postals (1964) dar, d.h. als 'lexikalische Ambiguität': (50) Max rolled down the hill. (Max kann in der einen Lesart z . B . schlafend

hinunterrollen)

39 Die Relation 'Thema 1 ( i . S . Grubers ( 1 9 6 5 ) ) kommt in Sätzen, die ein Verb der Bewegung enthalten, der NP zu, die im semantischen Sinn der Bewegung unterliegt. Die thematischen Verhältnisse sind indes in (5O) von denen in ( 5 1 ) unterschieden: (51)

The rock rolled down the hill.

Während Max in (50) die thematische Relation 'Agens' zugeschrieben werden kann (nämlich in der Lesart, wo Max nicht schlafend oder der= gleichen h i n u n t e r r o l l t ) , t r i f f t dies auf the rock in (51) natürlich nicht zu. (50) ist demzufolge ambig zwischen einer Lesart, in welcher Max ausschließlich Thema ist, und einer Lesart, in welcher Max Thema und Agens zugleich ist. 28 Da ß Max ^ n e-Hierarchien. 'Generality1 bezeichnet demnach zwei zu differenzierende Phänomene, die yer= schiedenen Beschreibungsebenen zugeordnet werden müssen. Mit der oben angerissenen Bedeutung von 'Unspezifiziertheit1 und 'Homo= nymie1 (bzw. "lexikalischer Ambiguität1) haben wir eine erste grundlegende Entscheidung getroffen: Wir haben uns für eine bestimmte Bedeutung von "Be= deutung" entschieden, für eine, sagen wir 'Inhaltssemantik' - im Gegensatz zu einer 'Referenzsemantik1 -, in welcher der Terminus "Generality" selbst als homonym erscheint. Die Forderung, daß ein Wort auf zwei oder mehr Oberklassen verweisen muß, ist in dieser Bedeutungsauffassung keine Bedingung für "Horno^ nymie1, obgleich wir feststellen können, daß dies häufig (aber nicht immer) der Fall sein kann. Wir entscheiden uns hiermit gegen eine Semantik, die unter 'Bedeutung' 'Referenz' versteht,- für eine "Componential Analysis'. Diese Ent= Scheidung ist nichts weniger als selbstverständlich und wird bekanntlich nicht einhellig akzeptiert. Wir können in unserer Sprachanalyse nicht auf die Dar= Stellung der Referenz verzichten. Ich lasse diesen Einwurf, der sich vornehm= lieh gegen die Katz-Postal-Semantik richtet, im folgenden unberücksichtigt; es steht keineswegs fest, daß Referenz unbedingt zum Darstellungsbereich des Lexikons gehört. Im Rahmen einer Referenzsemantik stellt Black (19522: 188) fest, daß "un= ambiguous signs have a single referent, cases of ambiguity arise when the in= terpreter is unable to identify a unique referent", d.h., die Frage, ob ein Wort

homonym ist oder nicht, tritt dann auf, wenn das, worauf

ßersprachlichen) Welt verweist, in zwei oder mehr Klassen { ,

in der (au= } mit den Ei=

genschaften {A,B } aufgespalten werden kann. Nach Richman (1959) sollte die Entscheidung dieser Frage davon abhängen, ob

und

als Subklassen einer Ober=

47

klasse aufgefaßt werden können, d.h. ob ten {A

und

charakteristische Eigenschaf=

B) teilen; die Frage lautet dann: Sind A und B hinreichend ähnlich?

Wir können diese Frage inmer nur subjektiv beurteilen. Ebensowenig wie dieser Ambiguitäts- bzw. Homonymie-Begriff der Referenz= Semantik ist ihr Vagheits-Begriff mit dem einer Inhaltssemantik zu verwechseln. ist demnach dann 'vage', wenn unklar ist,

ob

auf ein 'bestimmtes1 Objekt

in der (außersprachlichen) Welt anwendbar ist oder nicht. Es ist evident, daß diese Definition nicht mit der oben spezifizierten Bedeutung des Begriffs der 'Unbestimmtheit' übereinstimmt; die Vagheit von P wird hiernach durch die (außersprachliche) Objektwelt bestimmt, d.h.

kann

hinsichtlich des einen Objekts vage sein, bezüglich eines anderen nicht. Der Vagheitsbegriff der Inhaltssemantik ist demgegenüber absolut;

ist vage be=

züglich bestimmter semantischer Merkmale, für welche es nicht spezifiziert ist, d.h.

ist bezüglich des einen Objektes genau so vage wie bezüglich eines

anderen Objektes. Auf der Vernachlässigung dieses Unterschiedes beruhen einige in der Phi= losophie und Linguistik häufig übersehene Verwechslungen sowie einige Streit= fragen insbesondere zwischen Philosophen und Linguisten. Black (1949: 46) behauptet, daß "an ambiguous symbol will be easily de= tected by the presence of more than one fringe in its consistency curve"; ich will "fringe" mit dem Begriff 'Vagheitsbereich eines Zeichens

1

über=

setzen: "The set of all objects about which a decision as to the symbol's application is intrinsically impossible is defined as the 'fringe' of the symbol's field of application" (Black (1949: 2 8 ) ) . Es gibt jedoch unterschiedliche Fälle von Unklarheit über die Anwendbarkeit des sprachlichen Zeichens

32

Vgl. z . B . auch Neustupny (1966: 4 O ) : "While by vagueness of the word chair is meant the fact that there exist objects the terming of which as 'chair' is uncertain or dubious, the "generality 1 of the word chair shows the possi= bility of using it to indicate a great number of d i f f e r e n t objects, and the 'ambiguity 1 of the english p u t , for example, lies in the fact that it de= signates the present tense, past tense, or the past participle." Zum Vagheitsbegriff in einer Referenzsemantik vgl. grundsätzlich die Arbeiten Blaus (1973; 1 9 7 7 ) . Zur Darstellung von Ambiguitäten in einer Referenzsemantik vgl. z . B . Vasiliu ( 1 9 7 3 ) .

33

So z . B . die von Waismann (1968) getroffene Unterscheidung von 'vagueness' und Open texture 1 ; ebenso Alston (1964: 9 3 f f ) . Der Terminus 'Vagheit' ist o f f e n für weitere Verwechslungen: Häufig heißt es, Wörter, Phrasen usw. sei= en ' i n Isolation' vage ( z . B . Smith ( 1 9 7 7 ) ) ; auch hier stimmt der Begriff ebensowenig mit unserer Fassung von 'Unbestimmtheit 1 überein, wie wenn man von der 'Vagheit von Farbbezeichnungen' (wie grau, rot u s w . ) spricht. Auf weitere Unstimmigkeiten bei der Verwendung des Vagheitsbegriffs geht Harri= son (1972) ein.

48

auf außersprachliche Objekte, die nicht miteinander verwechselt werden dürfen (vgl. hierzu ausführlich Harrison ( 1 9 7 2 ) ) . Ferner übersieht Black die Möglich= keit, daß mehrere Bedeutungen zu einer einzigen Bedeutung zusammengefaßt werden können; dies stellt eine Vorentscheidung dar, welche bestimmt, ob ich einen oder mehrere Vagheitsbereiche eines Zeichens feststellen kann. Ist z.B. Schloß homonym (i.S. Blacks), so haben Schloßt und Schloß2 ... Sahloßn je für sich einen Vagheitsbereich , der jeweils Objektiv1 nach der statistischen Methode Blacks festgestellt werden kann. Ist Schloß nicht homonym, kann es auch nur einen Vagheitsbereich haben. Ob ich aber nur einen oder ob ich mehrere Vagheitsbereiche Objektiv1 feststelle, ist kein theorieunabhängiges Faktum der Sprache, wie Black glaubt, sondern hängt allein von meiner 'subjektiven' Vor= entscheidung ab, ob Schloß homonym - in dem hier vertretenen Sinn - ist oder nicht; anders ausgedrückt: Die referenzsemantische Erkenntnisweise setzt die 34 inhaltssemantische immer schon voraus. Einerseits kann ich z.B. feststellen, daß das Wort Person hinsichtlich weiblicher und hinsichtlich männlicher Objekte je einen Vagheitsbereich besitzt; andererseits kann ich auch unter Vernach= lässigung dieses Geschlechtsunterschiedes einen einzigen (Gesamt-)Vagheits= bereich feststellen. Die Anzahl der Vagheitsbereiche eines Zeichens kann dem= nach sowohl in einer Referenzsemantik als auch in einer Inhaltssemantik kein Kriterium für die Homonymie oder Nicht-Homonymie eines Zeichens sein. Bei den Abgrenzungen Blacks, Richmans und Chaos (u.a.) handelt es sich um philosophische Unterscheidungen,

die auf einer Theorie basieren, die

die Begriffe 'Bedeutung' und "Referenz" gleichsetzt. Um die von den genannten Autoren aufgeworfenen Probleme zu linguistischen Problemen zu machen, müssen wir zunächst fragen, welche Relevanz das Problem der Homonymie, ihre Unter= Scheidung beispielsweise von Vagheit, Unbestimmtheit, Polysemie usw. über= haupt für die linguistische Beschreibung besitzt. Ein hononymes Wart sollte im Lexikon, entsprechend dem Grad seiner Ambi= 34

In Harmans (1971) Terminologie heißt das, daß eine Bedeutungstheorie, die "Bedeutung" mit " R e f e r e n z " gleichsetzt, eine Theorie dritter Stufe darstellt, die eine Theorie erster und zweiter Stufe voraussetzt. So bemerkt Harman (1971; 73) in Bezug auf Aiston ( 1 9 6 4 ) : "Alston presents a level 3 theory of meaning. But he believes that such a theory must account for sameness of meaning of linguistic expression. ... We cannot define sameness of meaning of expression as sameness of illocutionary-act potential. Sameness of meaning is to be accounted for, if at all, within a level 1 theory." Vgl. ferner Anm. 41.

35

Aus der umfangreichen philosophischen Literatur seien neben den Arbeiten der genannten Autoren noch genannt: Benjamin ( 1 9 3 9 ) , Cupilowish ( 1 9 3 9 ) , Hempel (1939), Kubinski ( I 9 6 0 ) , Neustupny ( 1 9 6 6 ) , Quine (I960) und Russell ( 1 9 2 3 ) . -»· NACHTRAG Danell (1978) (N 1). Weitere Literaturhinweise bei Aiston (1964).

49

guität, durch mehr als einen Eintrag gekennzeichnet und repräsentiert werden. D.h., es besitzt mehrere unterschiedliche 'wörtliche Bedeutungen1 und / oder unterschiedene syntaktische, morphologische, phonologische Eigenschaften (s.u.); "Homonymie1 steht hiermit in Gegensatz zur 'Identität' des sprachlichen Zei= chens.

Demgegenüber können die nicht-spezifizierten Bedeutungen eines Wbr=

tes aufgrund seines je verschiedenen Kontextes entweder sprachlicher oder si= tuativer Art (oder beider Arten) spezifiziert werden und sollten in solchen Fällen adäquaterweise auch als solche beschrieben werden. Ein Wort / Morphem, welches ausschließlich vage (nicht-homonym) ist, sollte demnach durch einen einzigen (in der Katz-Postal-Semantik sich nicht verzweigenden) Eintrag re= no

präsentiert werden.

Seine nicht-wörtlichen Bedeutungen müssen durch andere

Komponenten / Theorien beschrieben werden. Erneut stoßen wir hiermit auf das Problem der Grenzziehung zwischen außer- und inner-grammatischen Phänomenen. Hier geht es um die Frage, was genau wir unter der 'wörtlichen Bedeutung1 einer Einheit der Sprache verstehen. Wir stehen vor einer doppelten Abgren= zungsproblematik: Der Abgrenzung der "wörtlichen Bedeutung' von den Bedeu= tungsaspekten, die erst in einer bestimnten Situation aufgrund pragmatischer Faktoren der 'wörtlichen Bedeutung" hinzugefügt werden, und der Abgrenzung

36

Zu berücksichtigen ist insbesondere, daß die Verknüpfung unterschiedlicher Darstellungsebenen bei der Beschreibung von Mehrdeutigkeiten in gewissem Maße die getrennte Erforschung der Einzelkomponenten voraussetzt (vgl. Katz/Postal (1964) oder in Hinsicht auf die maschinelle Syntaxanalyse Weber ( 1 9 7 4 ) ) . We= ber (1974: 5) weist daraufhin, daß "strukturelle und transformationelle Mehrdeutigkeiten in unzumutbar gehäufter Zahl konstatiert werden müssen, wenn bei der syntaktischen Analyse semantische Restriktionen infolge unzu= reichender Lexikoninformationen nicht berücksichtigt werden können"; vgl. hierzu ferner Peters/Tabory (1968: 5 4 f f ) und Agricola (1968: 1 6 9 f f ) .

37

Es geht grundsätzlich um die von Godel (1948) in Anlehnung an De Saussure gestellte Frage: Homonymie oder Identität? Zur Synonymie unter diesem As= pekt vgl. Bellmann (1968).

38

So unterscheidet Kooij zwischen " (i.) the inherent meaning of a lexical element - its full specification in the lexicon -, (ii) the possible further specification of its inherent meaning in the context of a particular sentence, ( i i i . ) the possible further specification in the interpretation of a sentence in language use" (Kooij (1971: 1 1 8 ) , gibt allerdings keine Kriterien zur Unterscheidung dieser drei Bedeutungs= aspekte an: "The opposite case to generality or vagueness as a possible source of ambiguity, is homonymy. I will regard a lexical element as homo= nymous when its different senses have no relevant components in common." ( a . a . O . : 1 2 4 ) . Wie man jedoch entscheidet, was 'relevante' gemeinsame Be= deutungsmerkmale sind, gibt Kooij nicht an. Daß hierzu die Intuition des Native Speakers nicht ausreicht, dürfte aus den obigen Ausführungen folgen.

50 der 'wörtlichen Bedeutung1 von jenen Bedeutungselementen, die durch die Bedeu= tungen anderer Wörter und durch das syntaktische Gefüge (z.B. den möglicher= weise konstatierbaren semantischen Eigenschaften bestimmter Satztypen) den 'wörtlichen Bedeutungen1 hinzugefügt werden. Wir stehen also vor der Entschei= düng, ob wir Wörtern wie z.B. Schloß einen oder mehrere Lexikoneinträge zu= billigen. Legen wir eine Bedeutungsanalyse in Bedeutungsmerkmale zugrunde ('Componential Analysis'), ergibt sich das Problem, ob wir solchen Wörtern im Lexikon bestimmte unterscheidende Merkmale zuweisen oder nicht. Wir können die unterschiedlichen Bedeutungsmerkmale von Wörtern wie Schloß vernachlässi= gen, indem wir ihnen Merkmale zuweisen, die allen Vorkamen dieser Wörter ge= meinsam sind. Schloß könnte durch semantische Merkmale wie etwa , , usw. und durch einen einzigen Eintrag repräsentiert werden (wie dies vielleicht einmal im Verlauf der Sprachgeschichte der Fall gewesen ist;

Schloß hat sich in seinen heutigen Bedeutungen im 13.Jh. aus ge= 39 meinsamem ahd./mnd. sloz entwickelt ) . Wenn aber die wörtliche Bedeutung von Schloß nicht mehr umfassen würde als die gemeinsamen Merkmale von Schloß-\, Schloß^. ... Schloß^ , müßten die speziellen Bedeutungsmerkmale, welche die einzelnen Varianten unterscheiden, aufgrund situativer Faktoren sowie seman= tischer Interpretationsregeln (einzelnen Selektionsbeschränkungen) erklärt werden können. Umgekehrt müßte man fordern, daß Bedeutungen, die nicht auf= grund eben dieser Faktoren rekonstruiert werden können, im Lexikon als "wört= 4O liehe Bedeutungen1 zu erfassen sind.

39

Vgl. z . B . Duden IV (1973: 423/Sp. 1104): "Dem Schloß an der Tür, an Hand= feuerwaffen und auf dem Berge war gemeinsam, daß es etwas abschloß, einen Wohnraum, eine Geschoßkammer und ein Tal gegen den Feind."

40

Diese Überlegungen sind stark vereinfacht, da es uns hier lediglich um grundsätzliche Abgrenzungsschwierigkeiten geht. Z . B . sind Wörter wie groß, weit, Großstadt usw. in ihrer Bedeutung von einer Reihe Parameter (die Kontexte charakterisieren) abhängig, welche z.T. isoliert werden können. Die extra-grammatischen Bedeutungen ( ' A n d e u t u n g e n ' ) könnten dann "defi= niert werden als Funktion einer - von Ausdruck zu Ausdruck variierenden Teilmenge dieser Parameter, schwer z . B . kann man versuchsweise als Funktion von 'gemeinsamer Vergleichsmenge', 'zurücklegender Distanz 1 , 'Körperkraft des Trägers' und ' z u r Verfügung stehender Hilfsmittel' bestimmen" (Pinkai (1977: 1 9 ) ) ; die Parameter könnten dann zur Spezifikation der Lexikonein= heiten verwendet werden. Zu einer grundsätzlichen Erörterung solcher An= sätze und zu weiterführenden Aspekten vgl. Pinkai ( 1 9 7 7 ) , der einen auf analytisch-semantischen, computerlinguistischen und wahrscheinlichkeits= theoretischen Überlegungen basierenden Lösungsvorschlag beschreibt. Eine weitere, hier nicht näher erörterte Schwierigkeit ergibt sich aus dem schon oben bemerkten Ungewissen theoretischen Status der im folgenden erwähnten 'Konversationsprinzipien 1 , auf deren Grundlage die extra-gramma= tischen Bedeutungen rekonstruiert werden sollen. Inwieweit hängen diese z.B.

51

Unsere Entscheidung fordert mithin einerseits eine Theorie der Konver= sation, welche Konversationsprinzipien expliziert, die die extra-grammati= sehen Andeutungen rekonstruieren können, und eine Theorie der Semantik und Syntax andererseits, welche erstens die wörtlichen Bedeutungen und ihre Be= Ziehungen untereinander im Lexikon darstellt (Lexikoneinträge und lexikali= sehe Regeln) und zweitens ihre Beziehungen in der syntaktischen und semanti= sehen Komponente mit Hilfe syntaktischer und semantischer Pegeln (Projektions= regein/Interpretationsregeln, Selektionsbeschränkungen, lexikalische Einsetzung, usw.) erklärt. Letzteres konstatiert sich in einem Wechselverhältnis der ver= schiedenen wörtlichen Bedeutungen und Selektionsbeschränkungen unterschied= licher lexikalischer Einheiten? daß die semantische Interpretation über Pro= jektionsregeln verläuft, welche Bedeutungen mit Hilfe von Selektionsbeschrän= kungen 'einschränken', ist nur eine mögliche Annahme. Entgegen Katz/Postal (1964) könnte eine semantische Interpretationskomponente vorgeschlagen werden, welche spezielle Bedeutungsmerkmale erst nach der Einsetzung der Einheiten in 41 die Tiefenstruktur hinzufügt (und nicht wegstreicht).

mit bestimmten 'Präsuppositionen' oder mit 'suggerierten Schlußfolgerungen' ('invited i n f e r e n c e s ' ; vgl. Geis/Zwicky ( 1 9 7 l ) / Lilje ( 1 9 7 2 ) und insbeson= dere Boe'r/Lycan ( 1 9 7 3 ) ) zusammen? Werden z . B . Sätze wie Wenn du CDU wählst, kriegst du jede Menge Freiheit. 'konditional vervollkommnet zu Bedeutungen wie Wenn du nicht CDU wählst, kriegst du nicht jede Menge Freiheit. , so kann das 'Prinzip der konditionalen Vervollkommnung': Ein Satz der Form X 3 legt einen Schluß der Form ~X3~Y nahe. nicht ohne weiteres als 'Konversationsprinzip' beurteilt werden, weil es nicht unbedingt aus Über= legungen folgt, die mit der Art des Sprechaktes zusammenhängen (vgl. Gets/ Zwicky a . a . O . ; im Gegensatz hierzu Boer/Lycan ( 1 9 7 3 ) ) . Auch zunächst einfach erscheinende Konjunktionen werfen Probleme a u f ; ist z.B. oder/or ambig zwischen einer exclusiven und inklusiven Lesart? (vgl. Kempson (1977: 1 2 4 f f ) ; Barrett/Stenner ( 1 9 7 1 ) ; Geis/Zwicky ( 1 9 7 1 ) ) Die von Posner (1979) vorgeschlagenen Unterscheidungskriterien können, als opera= tionale Kriterien verstanden und verabsolutiert, bezüglich der vielfältig ineinander greifenden Phänomene kaum erklärungsadäquate Entscheidungen mo= tivieren. 41

Daß in einer Grammatiktheorie, welche eine andere Semantikkonzeption ver= tritt als die hier zugrundegelegte, andere Schwierigkeiten auftreten, dürfte aus den Bemerkungen zu den Arbeiten Blacks und Richmans hervorgehen. Daß in einer Theory, welche ( i ) / ( i i ) als Bedeutungsdefinitionen annimmt, 'Homony= mie 1 anders definiert ist als in einer Theorie, die (iii) zugrundelegt, ist ebenso evident: (i) A meaning of a word Wi is W2 = d f . " I n most sentences in which Wa occurs, HI can be substituted for it without changing the illocu= tionary-act potential of the sentence" (Alston (1964: 3 8 ) ) (ii) A meaning of expression EI is E 2 =^f."Sometimes E 1 has the use that E 2 usually has." (Alston (1964: 3 7 ) ; vgl. ferner Alston (1971) und Wiggins (1971a; 1971b)).

52

Unsere Entscheidung über die Homonymie eines Wortes hängt demnach davon 42 ab, welchen Unfang an 'wörtlicher Bedeutung' wir ihm zuschreiben. Je all= gemeiner diese ausfällt, d.h. je weniger spezifische Bedeutungsmerkmale man

(iii)

" . . . the meaning of each lexical item is the contribution that that item makes to the truth conditions of every sentence in which it occurs". (Kempson (1977: 9 2 ) ) Zu den Problemen, welche in anderen Semantik-Konzeptionen auftreten, sei auf Kempson (1977) verwiesen, wo sich weitere kommentierte biblio= graphische Hinweise finden. Unsere hier vertretene Bedeutungskonzeption entspricht dem, was Posner (1979) mit 'Bedeutungsminimalismus' bezeichnet. Ich zeige an dieser Kon= zeption, welche Probleme der Mehrdeutigkeit lexikalischer Einheiten grund= sätzlich auftreten können, wobei bei weitem nicht alle Schwierigkeiten ge= nannt werden können. Die Konzeption der Lexikon-Komponente spielt hierbei natürlich eine große Rolle(vgl.Anm.43). Probleme des Lexikons stehen wie= derum in Zusammenhang mit der Konzeption des gesamten Grammatikmodells. So z . B . wäre ein Lexikonmodell, wie es Green (1969) vorschlägt, nur im Rahmen einer GS realisierbar. Einige diesbezügliche Spezialprobleme wer= den in den Beiträgen in Stelzer (1972; insbesondere die Arbeiten Binnicks, Greens, Grubers, Karttunens, Filimores, Lakoffs und McCawleys) besprochen; aus der umfangreichen Literatur zu diesem Thema seien ferner genannt: Bendix (1966; 1971); Bever/Rosenbaum ( 1 9 7 O ) ; Bierwisch ( 1 9 7 1 ) ; Fillmore (1966; 1969b; 197O); Green ( 1 9 7 2 ) ; Gruber ( 1 9 6 5 ) ; Kaiman ( 1 9 7 8 ) ; Heinä= mäki ( 1 9 7 2 ) ; Lawler ( 1 9 7 2 ) ; Perlmutter ( 1 9 7 O ) ; Postal ( 1 9 7 0 ) ; Weinreich ( 1 9 6 2 ) und Zwicky ( 1 9 6 9 ) . Auf einer mathematisch-empirischen Basis be= ruhen die Arbeiten Fischers (1973) und Riegers (1974; 1976a; 1976b; 1 9 7 7 ) . 42

Der Begriff der Homonymie bezieht sich darüber hinaus, wie oben erwähnt, auch auf syntaktische, morphologische und phonologische Unterschiede. Dem= entsprechend wird häufig zwischen 'absoluter 1 und 'partieller' Homonymie unterschieden (vgl. Oettinger (I960: 3 O 2 f f ) ; Weber (1974: 28f)) ; Lyons (1977/11: 5 5 7 f f ) f o r d e r t für 'absolute Homonymie 1 , daß folgende drei Be= dingungen e r f ü l l t sein müssen: (i.) L-i £ LZ = lexemic distinctness (ii.) LI La - syntactic equivalence ( i i i . ) L-i x = La* = formal identity L - i , Ij2 = Lexikoneinträge Zwei Lexeme sind dann 'absolut homonym', wenn sie sich ausschließlich in ihrer Bedeutung unterscheiden. Dies wiederum hängt davon ab, w i e w e i t man den Begriff der 'lexical equivalence' f a ß t . 'Partielle Homonymie 1 t r i f f t dann auf Fälle wie z . B . Leiter, See (mit unterschiedlichem gramm.Geschlecht) oder hängen, legen usw. zu, welche die Bedingungen ( i i ) / ( i i i ) nicht e r f ü l = len. Sie werden generell als Mehrfacheintragungen im Lexikon behandelt. Problematisch bleibt indes die Unterscheidung zwischen 'absoluter Homo= nymie' und 'Polysemie'. Obwohl Lyons hierin nur ein methodisches Problem sieht, erkennt er offensichtlich nicht, daß ein erklärungsadäquates Gram= matikmodell nicht auf einer intuitiven Unterscheidung zwischen den metho= dischen Vorschlägen einer 'Maximierung der Polysemie' (Aufhebung der abso= luten Homonymie) einerseits und einer 'Maximierung der absoluten Homonymie" andererseits beruhen kann. Die Entscheidung zwischen Bedeutungsminimalismus und -maximalismus sollte von Prinzipien bedingt werden, die vom Stand der jeweiligen Einzeltheorien Grammatik / Pragmatik determiniert sind.

53 einem Wbrt zuschreibt, desto größer wird auch die Menge der zu konstatierenden Vagheiten sein; und umgekehrt: je spezifischer die Bedeutungsmerkmale die wörtliche Bedeutung erfassen, desto größer wird die Menge der auftretenden 43 Aitibiguitäten/Hanonymien sein. Wir gehen von einem bestimmten Vorverständnis von Grammatik, Semantik und Konversationstheorie aus, und es wird dieses Vorverständnis sein, welches unsere Entscheidung bestimmt. Läßt man 'wörtliche Bedeutungen' zu, wird man bestrebt sein, Kriterien aufzufinden, die eine möglichst scharfe Abgrenzung zwischen diesen und 'nicht-wörtlichen Bedeutungen1 gestatten. Alles, was über die wört= liehe Bedeutung eines Wortes hinausgeht, wird man auf den Gebrauch (Perfor= manz) dieses Wortes bzw. auf semantische Interpretationsregeln zurückführen wollen. Man wird von bestimmten Postulaten ausgehen, welche best lumen, worin sich die verschiedenen Bedeutungsaspekte unterscheiden. Diese ergeben sich

43

In der Grammatikkonzeption Katz/Fodors ( 1 9 6 3 ) , Katz/Postals (1964) und Katz' ( 1 9 7 2 ) kommt dies in der Aufsplitterung der Lexikoneinträge zum Aus= druck. Hiermit zusammen hängt das Problem der ' i n f i n i t e n Polysemie', wel= ches auf der (von Katz bestrittenen) Möglichkeit beruht, die Aufsplitte= rung der Einträge unendlich weiterzuführen (vgl. die zusammenfassenden Ausführungen Kooijs (1971: 1 3 3 f f ) und K a t z 1 (1972: K a p . 3 ) ) . Sie bildet das Thema der Auseinandersetzungen zwischen Bolinger ( 1 9 6 5 a ) , Weinreich (1966) und Katz (vgl. Katz ( 1 9 7 2 ) ; ferner Heger (1971) und Weber (1974: 1 9 f ) ) . Es entspricht jedoch den Vorstellungen Katz' (1972: 6 O f f ) und wohl auch schon denen Katz/Postals ( 1 9 6 4 ) , daß die Aufsplitterung der Lexikonein= träge dadurch begrenzt wird, daß untersucht wird, inwieweit die speziellen Bedeutungen mit Hilfe pragmatischer Prinzipien rekonstruiert werden kön= nen. Die Bedeutung eines Eintrages wird dann einerseits mit H i l f e seiner semantischen Relationen (Synonymie, Antonymie u s w . ) entwickelt, anderer= seits aufgrund extra-grammatischer Prinzipien begrenzt. Bei den weiter unten erwähnten Zweifelsfällen ist nicht genau feststellbar, ob bestimmte Be= deutungsbeziehungen in die semantische Komponente einbezogen werden sollen; grundsätzlich handelt es sich um zwei unzusammenhängende Forderungen an die Semantik: Erstens hat sie die in logischer Hinsicht relevante Bedeu= tungsseite der Sprache abzubilden, insofern die Semantik mindestens die Aspekte der Sprache abzubilden hat, die in die Wahrheitsbeurteilung von Sätzen eingehen; zweitens hat die Semantik zwischen Phänomenen der Kompe= tenz und der Performanz zu differenzieren. Die Phänomene können in nicht wenigen Fällen sowohl als grammatische als auch als extra-grammatische beschrieben werden; einerseits deuten z . B . verschiedene semantische Re= lationen (semantische Desambiguierungen) auf grammatische Bedeutungsunter= schiede zwischen 'adversativem' und 'temporalem' während hin, demgegenüber liegt häufig eine auf pragmatischen Faktoren beruhende Vereindeutigung dieser Einheit vor (vgl. z . B . Spillner ( 1 9 7 1 ) , Heibig ( 1 9 7 2 ) ) . Unsere Ent= Scheidung hängt dann also nicht nur von Bedeutungspostulaten ab, sondern von weiterreichenden Überlegungen über die Konsequenzen der jeweiligen Beschreibungsmöglichkeiten. Vgl. hierzu ferner, mit unterschiedlichen Ansätzen, Dubois (1964) und Mok (1968).

54

wiederum aus dem Stand der jeweiligen linguistischen und pragmatischen Theorie und wirken auf diese zurück. Posner (1979) nennt unter Bezug auf die von Grice (vgl. Grice (1975)) aufgestellten Konversationsprinzipien drei solcher Postu= late: I.

das Postulat der VARIABILITÄT: eine vergleichende Analyse der Verstehensprozesse zu allen we= sentlichen Gebrauchsweisen eines Ausdrucks könnte ergeben, w e l = ehe Inhaltselemente stets vorhanden sind, und welche erst im Laufe des Räsonnements situationsabhängig erzeugt werden;

II.

das Postulat der STREICHBARKEIT: da Gesprächsandeutungen sich mit dem Wechsel der Gesprächssi= tuationen ändern, können sie gezielt durch den Kontext gestri= chen oder außer Kraft gesetzt werden, ohne daß ein Widerspruch entsteht;

III.

das Postulat der UNABTRENNBARKEIT: Gesprächsandeutungen lassen sich nicht einfach dadurch umgehen, daß man eine andere Formulierung mit gleicher wörtlicher Bedeu= tung wählt; denn die Andeutungen sind ja meist nicht auf den Gebrauch spezieller Wörter zurückzuführen.

Es muß darüber hinaus möglich sein, die nicht-grartmatischen Bedeutungen (Andeutungen) mittels Konversationsprinzipien zu rekonstruieren. Diese For= derung verhindert, daß wir z.B. Schloß aufgrund der Postulate (I)-(III) als nicht-homonym beschreiben; die Bedeutungsvarianten von Schloß können kaum alle durch Konversationsprinzipien erklärt werden. Die genannten Postulate sind keine absoluten Unterscheidungskriterien, sondern in einer bestimmten Konzeption des Grammatikmodells verankert; sie schei= nen zudem in manchen kritischen Fällen keine stringenten Entscheidungen zu bewirken (vgl. Anm. 4O). 44 Problematische Fälle sind z.B. privative Oppositionen , für deren Homo= nymie einerseits logische Gesichtspunkte sprechen, für deren bloße Unbestinmt=

heit bezüglich der relevanten Bedeutungsaspekte jedoch die oben genannten vier Postulate sprechen: (GO) a. b. c. d.

44

T h a t ' s a dog, but it isn't a dog. That dog isn't a dog. That i s n ' t a dog, it's a bitch. Diese Katze ist keine Katze (es ist ein K a t e r ) .

Nach Trubetzkoy (1971 : 67) sind das Elemente, "bei denen das eine Opposi= tionsglied durch das Vorhandensein, das andere durch das Nichtvorhandensein eines Merkmals gekennzeichnet sind".

55 (61) a. b. c. d.

That's a lion, but it i s n ' t a lion. That lion i s n ' t a lion. That i s n ' t a lion, it's a lioness. .,Dieses Krokodil ist kein Krokodil (es ist ein Krokodilweibchen).

(Beispiele

( a ) - ( c ) nach Sadock/Zwicky (1975: 7 f ) )

Die Sätze in (6O) scheinen gegenüber den Sätzen in (61) in semantischer Hinsicht akzeptabler zu sein; als stets vorhandenes Bedeutungsmerkmal kann allerdings nur die merkmallose Bedeutung (d.i. die Bedeutung ohne Geschlechts= Spezifikation) von dog oder lion

oder

Krokodil

Katze

gelten, ebenso wie die Bedeutung von

keine Geschlechtsspezifikation enthält. Die merkmal=

tragende Bedeutung ist

'streichbar1 und mit Hilfe semantischer oder pragma=

tischer Regeln rekonstruierbar: (62) Peter verkuppelte Fritzens Kater mit der Katze von Maria.

Faßt man Katze

als vage (unbestimmt) bezüglich der merkmalhaften und

der merkmallosen Bedeutungsvariante auf, vernachlässigt man die Tatsache, daß Katze (sowie dog] logisch zweideutig ist und in manchen Sätzen nur die merkmaltragende Variante aufgrund semantischer Regeln vorzuliegen scheint; faßt man Katze

als homonym auf, vernachlässigt man die Tatsache, daß die

merkmaltragende Bedeutung in vielen (vielleicht allen?) Fällen durch prag= matische Prinzipien rekonstruiert werden kann. Schwierigkeiten ergeben sich auch bei der Beschreibung sogenannter 'syste= matischer Ambiguitäten1,- in unserer Terminologie eigentlich 'systematischer Mehrdeutigkeiten1; schon Binnick (1970) stellt fest, daß es niemals sicher ist,

ob tatsächlich eine systematische Ambiguität vorliegt oder ob die be=

treffenden Ausdrücke bloß unbestimmt sind.

45

Sadock (1972) weist daraufhin,

Vgl. A n m . 1 3 d . A . ; aufgrund der in den Sätzen in (6O) vorliegenden semanti= sehen Relationen erhielte der Lexikoneintrag für dog in der Katz-PostalSemantik einen verzweigenden Eintrag. Katz ( 1 9 7 2 ) geht auf solche Zweifels= f ä l l e nicht ein. 46 Vgl. zur 'systematischen Ambiguität' ferner Apresjan ( 1 9 7 1 ) , Posner ( 1 9 7 2 ) und Viehweger (1977: 3 1 4 f ) . Apresjan nennt systematische Ambiguitäten ' r e g u l ä r e A m b i g u i t ä t e n ' , wozu Viehweger (1977: 315) bemerkt: "Die 'reguläre l e x i k a l i = sehe Mehrdeutigkeit 1 beruht auf der Annahme, daß es Typen von Semen gibt, die als reguläre, d.h. h ä u f i g auftretende Verbindungen innerhalb eines Zeichens vorkommen. Mit anderen Worten, reguläre Mehrdeutigkeit liegt dann vor, wenn zwischen zwei Bedeutungen eines Formativs ein semantischer Unterschied be= steht, der ebenso zwischen zwei Bedeutungen eines oder mehrerer anderer Formative existiert, wobei nicht immer der 'gesamte' Unterschied zwischen zwei Somen eines Formativs der gemeinsame Unterschied der Bedeutungspaare der

56

daß Adjektive wie brilliant, great, großartig, wundervoll

usw. zwei Bedeu=

tungen haben: eine positiv wertende und eine negative, sarkastische oder iro= nische, vgl. (63): (63) That was a brilliant idea!

Die sarkastische Bedeutung kann zwar stets aufgrund von Konversationsprin= zipien rekonstruiert werden (worauf Sadock (1972) nicht hinwiest) und auch die oben genannten Postulate sprechen für bloße 'Andeutungen', andererseits ist zu beachten, daß diese Erscheinung durchaus regulär ist und unter gewissen Vorbedingungen in der semantischen Komponente (z.B. durch lexikalische Redun= danzregeln) erfaßt werden sollte. Allerdings ist dieser Typ systematischer Mehrdeutigkeit relativ unproblematisch, da weitere Gründe für bloße Vagheit sprechen; nahezu jedes Adjektiv, Adverb, Nomen usw., das zur Bezeichnung oppo= sitionsfähiger Dinge, Begriffe usw. dient, besitzt eine 'wörtliche1 und eine 'übertragene1 Bedeutung, wobei letztere als Antonym der ersteren aufgefaßt werden muß: 47 (64) Du bist wirklich ein Genie! (65) Du bist wirklich alt!

Die genannte Erscheinung ist also nicht nur auf sogenannte Wertungsadjek= tive beschränkt. Sadocks Erörterungen setzen allerdings noch etwas anderes voraus; eher beiläufig haben wir gesagt, "daß diese Erscheinung durchaus re= gulär ist"; nehmen wir dies als Argument für eine grammatische Beschreibung, set= zen wir voraus, daß nur innergranmatische Phänomene regulär seien oder umge= kehrt, daß reguläre Phänomene a priori als grammatische gelten können. Gerade die Beiläufigkeit dieses Gedankens, den Sadock (und auch Sadock/Zwicky (1975)) quasi axiomatisch voraussetzt, ist gefährlich. Ohne Zweifel würde auch Sadock

verschiedenen Formative sein muß." Reguläre Mehrdeutigkeit liegt z . B . auch bei solchen Pflanzenbezeichnungen vor, wo einerseits die ganze Pflanze, an= dererseits auch nur die Frucht gemeint sein kann ( z . B . eine Tomate pflanzen/ eine Tomate essen , u s w . ) . Black (19522; 1 9 4 f ) weist auf die systematische Mehrdeutigkeit (Ambiguität) von Prozeß-/Produkt-Bezeichnungen hin ( z . B . Kanalisation) , vgl. ferner Binnick (197O) und schon Erdmann ( 1 9 2 5 ^ : 1 8 f f ) . 47 Solche Äußerungen fallen unter die Gruppe von Äußerungen, "in which the first maxim of quality is flouted" (Grice (1975: 5 3 ) ) : "It is perfectly obvious to A and his audience that what A has said or made as if to say is something that he does not believe, and the audience knows that A knows that this is obvious to the audience. So, unless A ' s utterance is entirely pointless, A must be trying to get across some other proposition than the one he purports to be putting forward. This must be some obviously related proposition; the

57

zugeben, daß verschiedene Phänomene, die entfernt mit Sprache zu tun haben, regulär sind, daß sie dennoch nicht in der Graimetik zu erfassen sind. Die Abgrenzung regulärer granmatischer Phänomene von regulären pragmatischen Phänomenen kann nicht über den Regularitätsbegriff selbst erfolgen. Nicht einmal Irregularität kann als Kriterium herangezogen werden (vgl. Kap. (5.) d.A.). Problematischer ist die systematische Mehrdeutigkeit gewisser Nominalkom= posita und Ableitungen, wie z.B. die von Holz''aus, Eisensehiff, ( bzw. als

Goldkassette

Paraphrasenformeln für das Kompositum AB) ,_

Konstruktion, Ableitung, Kanalisation^ Erfindung

(Produkt-/Vbrgangsbezeich=

nung). Bekanntlich hat hier die Entscheidung für oder gegen Ambiguität und zwischen syntaktischer und semantischer Ambiguität Konsequenzen für das Ver= hältnis von Lexikon, Wortbildung und Syntax überhaupt. Die Verhältnisse sind keineswegs so einfach, wie sie in vielen diesbezüglichen Arbeiten (vgl. z.B. Motsch (1970)) dargestellt werden. Z.B. ist Coseriu (1975: 121) der Auffassung, daß die Mehrdeutigkeit der genannten Komposita als 'Unbestimmtheit' (s.o., S. 20f) beschrieben werden muß, wofür übrigens auch die oben genannten Kriterien sprechen. Als stets vorhandenes Inhaltselement für

Eisenschiff

ergibt sich

beispielsweise . Die speziellen Bedeutungen sind streichbar und eventuell aufgrund pragmatischer Prinzipien rekonstruier^ bar. Wenn auch einige Restriktionen bestehen, so ist die Mehrdeutigkeit sol= eher Komposita dennoch systematisch; ihre Systematik kann unter gewissen Vor= bedingungen (lexikalische Redundanzregeln, etwa in einer Lexikonkonponente, wie sie Jackendoff (1975) vorschlägt) plausibler in der Grammatik beschrieben werden als in einer Konversationstheorie. Keinesfalls aber ist diese Mehrdeu= tigkeit ein Argument für eine transformationelle Beschreibung von Komposita oder Ableitungen. Unsere Entscheidung wird in erster Linie von unseren Auffassungen über Wortbildung, Lexikon und Syntax abhängen, sie wird jedoch auch von den Erfor= dernissen bestinmt werden, welche sich aus unterschiedlichen Richtungen an die Sprachwissenschaft ergeben: Man denke hier z.B. an die Entwicklung der Com= puterlinguistik und der maschinellen Syntaxanalyse bzw. Übersetzung, oder der Erstellung eines Wörterbuches, welche je nach Intention unterschiedliche

most obviously related proposition i s the contradictory of the one he p u r = ports to be putting f o r w a r d . "

58

Abgrenzungskriterien erfordert.

48

'

49

Sie wird ferner davon bedingt, welche

Phänomene wir in der grarmatischen Beschreibung erfassen wollen; unsere Gram= matiktheorie wird diachrone Aspekte und psychologische Erkenntnisse nicht völlig vernachlässigen können. So zeigen insbesondere die Untersuchungen MacKays (1966; 1969; 197O; 1973), MacKay/Olsons (1974) und Bever/MacKays (1967), daß zwischen der Perzeption ambiger/hcmonymer Konstruktionen und Wörter und nicht-antbiger Sequenzen und Wörter meßbare (zeitliche) Unterschiede bestehen. Die Perzeption ambiger Sequenzen spielt sich, psychologisch gesehen, mögli= cherweise als eine Interaktion zwischen den verschiedenen Bedeutungen ab und wird vielleicht modifiziert von der Erkennbarkeit/Deutlichkeit und der tat= sächlichen Erkennung der Einzelbedeutungen. Wenn auch diese Erkenntnisse noch fragwürdig erscheinen, so ist nicht ausgeschlossen, daß verbesserte Versuchs= 5O methoden für die Granmatiktheorie relevante Ergebnisse bedingen.

48 Zu Problemen, welche in Zusammenhang mit Mehrdeutigkeiten in der Computer= linguistik und automatischen Übersetzung auftreten, vgl. Agricola (1967; 1968); Eggers (1966); Eggers et al. ( 1 9 6 9 ) ; Garvin (1968); Greibach (1963); Humecky/Koutsoudas (1957; 1968); Kuno/Oettinger ( 1 9 6 3 ) ; Lebrun (1962); Maas (1969); Mtchea ( 1 9 6 1 ) ; Oettinger ( I 9 6 0 ) ; Peters/Tabory (1968); Weber (1969; 1973; 1 9 7 4 ) ; Weber/Wolf (1966); Weber/Zimmermann (1973) sowie die Arbeiten in Spitzbart ( 1 9 7 2 ) . 49 Generell findet bei der Wörterbucherstellung die Unterscheidung zwischen 'Homophonie' und 'Homographie' eine starke Beachtung. Die Computerlingu= istik geht gleichfalls von Homographen aus (s. Weber ( 1 9 7 4 ) ) ; Homophone, die keine Homographen sind, werden in den üblichen Wörterbüchern natürlich als Mehrfacheinträge behandelt. Zur Unterscheidung von Homonymie, Homogra= phie und Homophonie vgl. Lyons (1977: I I / 5 5 7 f f ) ; Duchacek ( 1 9 6 2 ) ; Horalik ( 1 9 6 8 ) ; Heger (1963); Schelp ( I 9 6 0 ) ; Bergmann (1973; 1977)und Wahrig ( 1 9 7 3 ) . Die meisten Wörterbücher der Gegenwartssprache legen synchrone Unter= Scheidungskriterien zugrunde ( s . u . , Kap. ( 4 . 3 ) ) ; wie sich aus dem folgenden ergibt, sind die verwendeten Kriterien selbst jedoch sehr unterschiedlich. Beispiele für unterschiedliche Homonymenscheidungen in verschiedenen Wör= terbüchern bringen Weber (1974: 1 9 ) ; Rosengren (1968: 1 1 ) ; Äugst (1972: O 2 9 f f , 163ff) und Bergmann ( 1 9 7 3 ) . Eine Übersicht über Homonymeninventare gibt Weber (1974: 13). Zu den Abgrenzungskriterien Wahrigs (1978) vgl. auch Wahrig (1973: 42, 7 3 f f ) ; Wahrig legt hauptsächlich syntakto-morphologische Kriterien zugrunde, z.T. auch etymologische. Wahrig (1978) verdeutlicht Bedeutungsvarianten in Kontexten/Sequenzen. 50 Obwohl die zahlreichen psychologischen Untersuchungen zu diesem Thema (vgl. ferner Baker/Prideaux ( 1 9 7 6 ) ; Bever/Foss/Silver ( 1 9 6 8 ) ; Bever/Carey/Mehler (197Oa; 197Ob); Bever/Garrett/Hurtig ( 1 9 7 3 ) ; Cairns ( 1 9 7 3 ) ; Foss (197O); Foss/Jenkins ( 1 9 7 3 ) ; Garrett/Lackner ( 1 9 7 2 ) ; Hogaboam/Perfetti ( 1 9 7 5 ) ; Hoppe/ Kess ( 1 9 7 8 ) ; Prideaux ( 1 9 7 2 ) ; Suls/Weisberg (197O) und Ulatowska ( 1 9 7 1 ) ; Tests mit sprach- bzw. denkgestörten Patienten bei Cohen/Engels/List ( 1 9 7 6 ) ; zusammenfassend Vipond ( 1 9 7 5 ) ) z.T. widersprüchliche Ergebnisse geliefert haben (vgl. insbesondere MacKay/Olson ( 1 9 7 4 ) ) , ist doch offensichtlich, daß einige Zusammenhänge bestehen. Die Untersuchungen stützen sich vor allem auf zwei unterschiedliche Test=

59

Schließlich spielen auch universal-grammatische Überlegungen keine unter= geordnete Halle. Die genannten sekundären Motivationen für oder gegen be= stimmte Beschreibungen besitzen zweifellos nicht den Status von Entschei= dungskriterien; es sind vielmehr praktische Bedürfnisse, welche bestimmte Entscheidungen zur Folge haben; als solche sind sie, wie die Entwicklungen der Sprachwissenschaft im 20. Jh. gezeigt haben, nicht zu unterschätzen. Auf drei Einzelaspekte sei in diesem Zusammenhang hingewiesen: 4.2.1. Intra-sprachliche und inter-sprachliche Mehrdeutigkeit Vergleicht man die Wörter einer bestimmten Sprache mit den entsprechenden Wörtern einer anderen Sprache, tritt nicht selten ein Phänomen auf, welches Chao (1959) als 'intra-linguale Ambiguität1 bezeichnet: Die Wörter der einen Sprache erscheinen in denen der anderen Sprache als mehrdeutig; ist

so z.B.

(66) (chin.) im Englischen mehrdeutig zwischen den Lesarten (67a)/(67b): (66) Woode perngyeou lai le. (67) a. My friend has come, b. My friends have come.

Im Deutschen wiederum erscheinen die Sätze in (67) als mehrdeutig: (68) a. b. (69) a. b.

Mein Freund ist gekommen. Meine Freundin ist gekommen. Meine Freunde sind gekommen. Meine Freundinnen sind gekommen.

verfahren: I. (vgl. Bever/Foss/Silver (1968); Bever/Carey/Mehler (197Oa; 197Ob)) den Versuchspersonen werden Bilder vorgelegt, die bestimmte Bedeutungen zuvor präsentierter Sätze repräsentieren; hierbei wurden keine s i g n i f i = kanten zeitlichen Unterschiede zwischen (meist zweifelsfrei) ambigen und nicht-ambigen Sequenzen/Sätzen festgestellt. II. den Versuchspersonen werden Satzfragmente zur Vervollständigung vorge= legt, wobei sich signifikante zeitliche Unterschiede zwischen ambigen und nicht-ambigen Satzanfängen ergaben. Obwohl eine Reihe von Faktoren in diesen Versuchen unberücksichtigt gelassen wurde, stellen auch MacKay/ Olson (1974) unter Einbeziehung eben dieser Faktoren ähnliche Unter= schiede fest. Zu den Zusammenhängen zwischen solchen psycholinguistischen Erkenntnissen und Untersuchungen mit Grammatiktheorien vgl. insbesondere Patel ( 1 9 7 7 ) . 51 Zur intra-lingualen Ambiguität/Mehrdeutigkeit vgl. ferner Richman ( I 9 6 0 ) . Bekannt sind die unterschiedlichen Verwandtschaftsbezeichnungen (kin= ship terminology), die in der Ethnologie zur Grundlage einer Typologie der Verwandtschaftssysteme und evt. Sozialorganisationen dienen.

60

Schließlich ist eine Sprache denkbar, in welcher Sätze wie (69a) vereindeu= tigt werden. Während im Englischen und Deutschen das Pronomen III.Pers.Pl. mehrdeutig ist bezüglich des natürlichen Geschlechts, wird diese Mehrdeutigkeit z.B. im Spanischen oder Französischen z.T. (vgl. bei elles) aufgehoben. Das Pronomen wir· / we müßte im Fidji sechsfach desambiguiert werden, je nachdem welche Personen zu diesem Pronomen gerechnet werden (s. Kempson (1977: 9 7 ) ) . Wie schon Chao betont, sagt dies alles nichts über die Ambiguität oder Nicht-Am= 52 biguität eines Wortes einer bestimmten Sprache aus; uii· ist nicht (im Deutschen) sechsfach ambig, weil dieses Pronomen im Fidji durch sechs verschie= dene Zeichen realisiert wird. Dies gilt gleichfalls für Unterschiede inner= halb einer Sprache (vgl. Sadock/Zwicky (1975: 6 ) ) : friend

ist nicht deshalb

ambig, weil man , vornan zwischen natürlichem Geschlecht differenzieren. ^DenF noch können solche Unterschiede innerhalb und außerhalb einer Sprache, wenn auch nicht als exakte Kriterien, so doch als Entscheidungshilfen dienen und sollten in die Überlegungen eingehen. 4.2.2. Homonymie und Polysemie:

Diachrone Aspekte

Die in traditionellen Sprachbeschreibungen häufig getroffene Unterschei= düng zwischen 'Homonymie' und 'Polysemie' spielt in einer synchron ausgerichteten Sprachanalyse keine direkte Rolle.

In historischer Sichtweise kann

52 Grundsätzlich gilt dies auch für den sogenannten ' S y n k r e t i s m u s ' , d . i . "wenn eine im System an sich vorhandene und materiell ausgedrückte Unter= Scheidung nicht markiert wird" (Weydt (1974: 2 4 1 ) ) . Godel (1948; dt. 333f) bezeichnet z . B . die lt. Flexionsform -o (Dat.Sg./Abi.Sg. der o-Deklina= tion) als homonym, weil die Homonymie "durch den Gegensatz zu den Endungen dieser beiden Kasus in den anderen Paradigmen gewährleistet" ist. Die Entscheidung über Homonymie von Flexionsendungen ist zweifellos leichter zu t r e f f e n als die Entscheidung über lexikalische Ambiguitäten; ihre In= fragestellung ist allerdings nicht unberechtigt. Wenn wir lt. -o als ho= monym a u f f a s s e n , so liegt dem das oben genannte Kriterium zugrunde. Finden sich sich zahlreiche Argumente zur Unterstützung dieser Analyse, so t r i f f t dies nicht zu für eine Unterscheidung der verschiedenen Ablativ-Typen des La= teinischen; d . h . die Ablativsuffixe können in dieser Hinsicht nicht als homonym gelten. Zu den Aspekten der intra- und interlingualen Mehrdeutigkeit vgl. ferner Wandruszka (1969a: 2 2 O f f ) . 53 Vgl. z . B . Bünting/Eichler (1976; 1978 2 : §146). Die genannte Unterscheidung wird allerdings auch traditionell nicht allgemein akzeptiert; so gibt schon z . B . Richter (1926: 167, 172f usw.) diese Trennung a u f , u . z . zugunsten einer audio-lingualen Unterscheidung; sie kennt keine Polysemie sondern nur Homo= nymie, welche sie in zwei Gruppen teilt: "A. Homonyme, die wir wirklich 'nur mit dem Ohr 1 auffassen: 'Lautreihen 1 , die

61

man Wörter, die "zufällig denselben Sprachkörper haben" (Bünting/Eichler (1976/1978^: §146)) als 'Homonyme' (z.B. Tor·) von jenen Itörtern unterschei= den, die zwar unterschiedliche Bedeutungen besitzen, zwischen denen es aber "einen Zusammenhang und historisch gesehen ein Übergangsverhältnis"(a.a.O.) gibt: "Polyseme sind lexikalisierte ... Metaphern ..., die zweite Bedeutung und weitere Bedeutungen sind im Laufe der Sprachgeschichte als Metaphern gebildet worden, die Wörter sind aber mit verschiedenen Bedeutungen in den Wortschatz aufgenommen worden" (a.a.O.), z.B. Fuchs, Schloß, Korn, Strom. Dennoch sollte auch eine synchrone Sprachanalyse historische Entwicklung gen nicht völlig aus dem Blick lassen; nicht selten können diachrone Aspekte Aufschluß über problematische synchrone Aspekte geben, und Panagls Bemerkung bezüglich der Beschreibung von Wortbildungen trifft auch auf unser Thema zu: "(Die) Hinwendung zur Diachronie, zum Sprachwandel läßt sich in einen grö= ßeren Zusammenhang einordnen, in das Bemühen um "externe Evidenz' zur Unter= Stützung der synchronischen bzw. "internen1 Beschreibung und Erklärung in der Linguistik. Nach diesem Konzept ist bei Vorliegen von zwei oder mehr linguistischen Hypothesen mit gleicher Beschreibungsadäquatheit bzw. Vor= aussagekraft ... derjenigen der Vorzug zu geben, die über zusätzliche, eben 'externe1 Daten ihre größere psychologische Realität oder Plausibilität er= weist." (Panagl (1976: 2 9 f ) ) . Die Beschreibung lexikalischer Mehrdeutigkeit kann die traditionelle Tren= nung zwischen Homonymie und Polysemie insofern nutzbar machen, als sie die Klassifizierung der im traditionellen Sinne Homonyme als bloße Unbestimmt= heiten (Vagheiten) mit großer Wahrscheinlichkeit ausschalten kann. 54 Dem= gegenüber ist wohl ein Großteil der im traditionellen Sinne Polyseme eher vage als ambig.

durchaus denselben akustischen Eindruck hervorbringen (echte Homonyme). Homonyme in erweiterter Bedeutung, die 'einzeln gesprochen" oder "ge= lesen 1 , den gleichen akustischen Eindruck vermitteln (unechte Homony= m e ) " (a.a.O.: 167). Ob ein Wort homonym ist oder nicht, bestimmt sich demzufolge nach sei= nem Stellenwert in der jeweiligen Artikulation; manchmal ist z . B . Schloß homonym, manchmal nicht. Zu unterschiedlichen Abgrenzungen zwischen Homo= nymie und Polysemie vgl. Kap. 4.3 d.A. B.

54 Andererseits ist die Einbeziehung diachroner Erkenntnisse in die Entschei= düng über Homonymie oder Polysemie eines Lexikoneintrags nicht immer mög= lieh (vgl. die Beispiele bei Lyons (1977: 11/551); ferner Heger (1963: 5 0 2 f ) ) Dies spielt keine Rolle für die hier erwähnte Funktion diachroner Aspekte; uns geht es lediglich um ein externes Bewertungskriterium für G r e n z f ä l l e zwischen Grammatik und Pragmatik. Die traditionelle Trennung zwischen Homo= nymie und Polysemie hat hiermit ebensowenig oder viel zu t u n , wie das tra=

62

4.2.3. Homonymie und Distribution Häufig gehen Bedeutungsdifferenzierungen und Bedeutungsdifferenzen einer Wortform einher mit Veränderungen ihrer formalen Eigenschaften und umgekehrt. Die Feststellung der wörtlichen Bedeutung der entsprechenden Varianten dürfte in solchen Fällen leichter fallen als bei Wörtern, die lediglich Bedeutungs= Varianten aufweisen; die einzelnen Varianten können dann durch syntaktische (und andere, s.u.) Kriterien voneinander abgegrenzt werden. So z.B. unter= scheiden sich die Bedeutungsvarianten von Hut

durch ihr granttiatisches

Geschlecht (m/f) sowie dadurch, daß nur die maskuline Variante einen Plural bilden kann. Homonymien in syntaktischen Ketten können daher nur dort auf= treten, wo die entsprechenden Merkmale nicht relevant sind; einerseits gilt das für Sätze wie (70), andererseits für Wortbildungen, in welchen die be= treffende Einheit die erste Konstituente bildet: (70) Sie ist ohne Hut aufs Feld gelaufen. (Richter (1926: 1 7 O ) ) ( 7 1 ) Seeufer

ditionelle Wörterbuch/Lexikon mit dem Lexikon z . B . der ST oder EST I. 55 Vgl. auch Godel ( 1 9 4 8 ) , der eine rein synchronische Trennung von Homonymie und Polysemie vorschlägt und in diesem Zusammenhang auf die Abgrenzung durch 'grammatische Züge' hinweist: "anfangen und beginnen lassen auch Objektergänzungen zu, während einsetzen hier nur intransitiven Gebrauch gestattet. Diese Züge bilden einen Teil des sprachlichen Wertes eines Zei= chens - also des ' s i g n i f i e ' ; aber bei ihrer Realisierung in den Syntagmen differenzieren sie indirekt auch die ' s i g n i f i a n t s ' . ... es t r i f f t zu, daß xwei Zeichen verschiedener Kategorien sich zueinander nicht so verhalten wie zwei Zeichen derselben Kategorie. Im ersten Fall stellt sich die Frage der Identität nicht; als (Adverb) und als (Konjunktion) sind unter= schiedliche Einheiten ... Der Bedeutungsunterschied wird von dem in den Funktionen angezeigt: beide Zeichen können nie in Syntagmen gleicher Art erscheinen." (Zur interessanten Frage der Homonymie von als vgl. auch z.B. Heibig ( 1 9 7 2 ) ) Auf solche Unterschiede beziehen sich manchmal die Begriffe 'lexikali= sehe 1 und 'grammatische Homonymie': Ersterer bezieht sich dann auf bedeu= tungsverschiedene Wörter derselben Wortklasse, letzterer auf bedeutungs= unterschiedene und wortklassenunterschiedene Einheiten (vgl. etwa Duchacek ( 1 9 6 2 ) ) . Heger (1963: 485) benennt Fälle, in denen "ein und derselbe Be= g r i f f durch ein und denselben Wortkörper, aber unter Vorliegen zweier (oder mehrerer) verschiedener syntaktischer Funktionen, bezeichnet wird" als 'polyfunktional 1 ; polyfunktionale Wörter sind zwar wortklassenunterschie= den aber nicht bedeutungsverschieden. 56 Dieses Beispiel sei hier mehr als Kuriosum gewählt; die Hut ist heute allenfalls noch in Wendungen wie in guter Hut sein (Wahrig (1978: 4 2 5 ) ) , auf der Hut sein lebendig. Eine Vielzahl weiterer Beispiele bringt Duden IV (1973: §§ 3 5 4 f f ) .

63 Morphologische Eigenschaften unterscheiden die Varianten von hängen und Mensch

(vgl. auch den unterschiedlichen Plural: Menschen / Menscher); des=

gleichen können phonologische Merkmale die Varianten ( 7 2 ) a. b.

differenzieren:

'ak-tiv / ak-'tiv (ohne Bedeutungsdifferenzierung) 'Ak-tiv Ak-'tiv

(grammatische Kategorie) ("Gruppe von Menschen, die eine gesell= schaftliche Aufgabe gemeinsam erfüllen" (Wahrig (1978: 5 4 ) ) ) .

Homonymien können manchmal auf Valenzeigenschaften zurückgeführt werden; vgl. (73), wo "der Unterschied zwischen Aktant und freier Angabe zusammen= fällt mit dem Unterschied zwischen Objekt und Adverbialbestimmung" (Heibig (1972: 275); Heibig/Schenkel (19753: 4 7 ) ) : ( 7 3 ) Er schreibt seiner Freundin einen B r i e f . (für seine Freundin bzw. an seine Freundin)

Ebenso in (74): ( 7 4 ) Er spricht über zwei Stunden.

Diese Homonymien sind in den distributionellen Eigenschaften der Verben be= gründet und sollten mithin im Lexikon repräsentiert werden; die Repräsenta= tion im Lexikon erfolgt durch die Kennzeichnung der Valenzeigenschaften (bzw. Subkategorisierung). Da die genannte Homonymie semantischen Beschränkungen unterliegt, ist die Erfassung von Ambiguitäten wie (73) und (74) schon durch die Lexikonmarkierung gewährleistet; daß (75) eindeutig ist, wird durch Se= lektionsbeschränkungen beschrieben: (75) a. Er spricht über zwei Pferde. b. Er spricht über zwei Pferde über zwei Stunden.

Dies gilt nicht nur für Verben sondern auch für andere Wortarten, wobei zu berücksichtigen ist,

daß der Valenzbegriff nicht ohne Bedeutungsdifferen= 58 zierung auf z.B. Adjektive oder Substantive übertragen werden kann. Nach

57 Vgl. ferner: 'Te-nor

vs.

Te-'nor.

58 Vgl. Schreiber/Sommerfeldt (1971; 1977 2 ; 1 9 7 7 ) ; Heibig ( 1 9 7 1 ) ; Heibig/ Schenkel ( 1 9 7 5 ^ ) . Zur Unterscheidung polyfunktionaler Fügewörter (Konjunk= tionen, Präpositionen) vgl. Heibig (1972) und Spillner ( 1 9 7 1 ) . Spillners und Helbigs Unterscheidungen stehen nicht selten im Gegensatz zu den Aus=

64

Schreiber/Scnmerfeldt (1971: 227) muß die Beschreibung des Adjektivs und des Substantivs die 'syntaktische' und 'semantische' Valenz (Subkategorisierung und Selektion) umfassen: "Die 'syntaktische Valenz' legt die Anzahl der Va= lenzpartner, die syntaktische Rolle bzw. morphologische Form und ihre Zuge= hörigkeit zum Satzminimum (obligatorisch - fakultativ: Eliminierungsprobe) fest, während die 'semantische Valenz' die semantische Beschaffenheit der Partner bestimmt." (a.a.O.). Demzufolge ist die Abgrenzung von Substantivbzw. Adjektiv-Varianten nach Schreiber/Sontnerfeldt (1977; 19772) eine andere als die der Verbvarianten nach Helbig/Schenkel (1975^). Unterschiedliche syntaktische Valenz differenziert beispielsweise die Va= rianten von ledig

in den Sätzen von (76):

(76) a. Der Mann ist b. Der Mann ist

seiner Sorgen ledig. ledig.

Die Varianten sind hier zugleich semantisch unterschieden, was nicht notwen= dig der Fall sein muß; die semantischen Verhältnisse sind häufig kompliziert: ( 7 7 ) a. Die Mutter ist ihrer Tochter böse. b. Die Mutter ist böse. c. Der Weg ist d. Der Weg ist

fünf Kilometer weit. weit.

e. Der Stier ist wild auf die Kuli. f. Der Stier ist wild.

Während (76b) nur eine von (76a) unterschiedene Lesart besitzt, kann (77b) auch in der Bedeutung von (77a) verstanden werden; demnach ergeben sich Va= rianten, die sich zwar in ihren syntaktischen und morpho-phonologischen Ei= genschaften unterscheiden, nicht jedoch in ihrer Bedeutung (vgl. ( 7 8 ) ) , bzw. die unterschiedliche Bedeutung mancher Varianten kann aufgrund pragmatischer Prinzipien rekonstruiert/erklärt werden: (78) a. der Essay : das Essay der Filter : das Filter b. die Wörter : die Worte (Bedeutungsunterschied nicht von allen Sprechern akzeptiert) die Masten : die Mäste ( 7 2 a ) 'ak-tiv : ak'-tiv

Alle fakultativen Valenzen derselben Variante sind hierzu zu rechnen. Wann aber

führungen Posners (1979).

65

eine (nur eine) Variante mit fakultativen Valenzen angesetzt wird und wann verschiedene Varianten angenarmen werden, kann nicht bedeutungsunabhängig entschieden werden.

59

Dies gilt ebenso bezüglich der morphologischen und

phonologischen Eigenschaften der Varianten. 4.3.

Zur Abgrenzung von Homonymie und Polysemie in der Lexikologie

Syntaktische, morphologische und phonologische Eigenschaften von Wörtern (lexikalischen Einheiten) stehen in Wechselbeziehung mit den unter (5.1) ge= nannten Kriterien; die Beschreibung dieses Wechselverhältnisses, die Spezi= fizierung der lexikalischen Einheiten wird determiniert von den Intentionen der jeweiligen sprachwissenschaftlichen Richtung. Das 'Lexikon' in der Semantik Katz' (1972) stellt diesbezüglich andere Anforderungen als das 'Lexikon1 in der Semantik Jackendoffs (1972; 1975); ein Wörterbuch der deutschen Gegen= wartssprache setzt andere Schwerpunkte als ein Wörterbuch Deutsch/Englisch, usw.; der Problemkreis der semantischen oder lexikalischen Ambiguität ist also weit gesteckt und die dargestellten Unterscheidungskriterien können nicht unab= hängig von den Absichten einzelner Forschungsrichtungen gesehen werden. Die umfangreiche Literatur zur Abgrenzung von Hcnonymie und Polysemie im Rahmen der Lexikologie läßt es angebracht erscheinen, wenigstens auf einige Probleme dieser Forschungsrichtung einzugehen. Vielfach werden die Begriffe 'Homonymie1 und 'Polysemie1 in der lexikolo= gischen Forschung nicht nach diachronen Gesichtspunkten voneinander abgegrenzt °, sondern nach synchronen Aspekten, was durch die Tatsache gerechtfertigt wird, daß "dem philologisch unbelasteten Angehörigen der gegenwärtigen ... Sprach^ gemeinschaft" die Frage, "ob ein Homonym auf der Grundlage des semantischen Zerfalls ein und desselben Etymons entstanden ist", verschlossen bleibt (Klare (1965: 4 4 7 ) ) . So wird der Begriff 'polysem1 z.T. gleichbedeutend mit dem, was

59 Hierbei entstehen weitere Probleme: Wie z . B . steht es mit der Unterscheidung von 'fakultativen Aktanten' ( ' E r g ä n z u n g e n ' ) und ' f r e i e n Angaben'? Diese läßt sich mit gutem Grund bezweifeln (vgl. Vater (1978: 1 5 f f ) ) . Die Wechselver= hältnisse zwischen Subkategorisierung und Selektion semantischer und prag= matischer Art sind, wie aus dem vorhergegangenen folgt, keineswegs geklärt (vgl. etwa Spillners (1971) Feststellungen bezüglich pragmatischer Beschrän= kungen der Konjunktion während) ·, sie spielen im Zusammenhang mit der Valenz von Verben eine große Rolle bei der Beschreibung elliptischer Sätze ( v g l . Shopen (1972) ; ( 1 9 7 3 ) ) oder von Satzfragmenten (vgl. Morgan ( 1 9 7 3 ) ) . 60 Diachronische Gesichtspunkte stellt Heger (1963) auch für ein Wörterbuch der Gegenwartssprache in den Fordergrund. Zur Unterscheidung mehrdeutiger Wortformen mit H i l f e etymologischer Kriterien vgl. Koch ( 1 9 6 3 ) ; Trnka (1931) und Ullmann ( 1 9 6 7 ) .

66

wir oben als 'vage1 oder 'unbestimmt' bezeichnet haben. "Der Lexikograph muß sich bei jedem polysemen Wort fragen: Liegt hier noch eine Einheit des Wortes vor, oder muß ich mit Homonymen rechnen? Anders ausgedrückt: Ist die Identität des Wortes noch vorhanden, oder ist es bereits in 2 (oder mehr) Wörter auseinandergefallen, so daß ich 2 (oder mehrere) Lemmata ansetzen muß?" (Klappenbach (1971: 103)). Demzufolge kann sich ein Polysem (gleiches /-o Etymon) zu einem Homonym entwickeln; der umgekehrte Fall, die Klassifi= zierung von in ihrer Bedeutung nahe beieinanderliegender Homonyme (verschie= dene Etyma) als Polyseme scheint indes selten zu sein. Vereinfacht gesagt werden bezüglich der genannten Unterscheidung zwei Po= sitionen vertreten: 1. eine synchronisch-diachronisch orientierte, welche die Etymologie in die Unterscheidung zwischen Homonymen und Polysemen einbezieht (vgl. z.B. Heger (1963)) 2. eine rein synchronisch orientierte, welche sich wiederum in zwei Po= sitionen teilen läßt: 2.1 nur objektiv feststellbare formale Unterscheidungskriterien wer= den zugelassen, worunter syntakto-morphologische bzw. morpho-pho= nologische Kriterien zu rechnen sind; 2.2 auch semantische Unterschiede werden zusätzlich zu den unter (2.1) erwähnten Kriterien zugelassen. Eine vollkommene Loslösung von subjektiven Kriterien (Position 2.1) in= tendiert schon Godel (1948); Arsenjewa et al. (1966) führen dieses Kon= zept kompromißlos aus und kommen zu dem Schluß, daß nur dann Homonyme zuzu=

61 Vgl. z.B. Schreiber/Sommerfeldt bach (1971: 99). 62 Vgl. Schreiber/Sommerfeldt penbach (1971: 1O3).

(1977: 28; 1977 2 : 2 1 f f ; 1971) und Klappen=

(1977 2 : 2 2 ) ; W.Schmidt (1967 4 : 1 2 2 f ) und Klap=

63 So bemerkt Benveniste (1954; dt.: 339): "Die Etymologie könnte uns fehlen, selbst wenn sie gegeben ist, genügt sie allein nicht, um die gegenwärtige Unabhängigkeit der beiden Morpheme zu garantieren, die aufgrund ihrer for= malen Identität sich durch ihre Bedeutung in gewisser Weise hätten verbinden und eine neue semantische Einheit schaffen können." Tatsächlich scheinen in diachronischer Sicht zwischen Homonymen verschiedene Einflüsse zu bestehen; sie bilden einen Hauptgegenstand der Homonymenforschung in den ersten Jahr= zehnten dieses Jahrhunderts. Oft wird die Hypothese vertreten, daß zwei oder mehr Homonyme sich gegenseitig aus dem Sprachgebrauch verdrängen oder sich in ihren Bedeutungen modifizieren. Vgl. hierzu die Kommentare zu Menner (1936) und Öhmann (1967). 64 Ansätze dieser Sichtweise finden sich auch bei Bally (1944 2 : § 2 8 4 ) , der

67

lassen sind, wenn sich die Varianten in ihrer syntaktischen oder lexikali= sehen Valenz unterscheiden. Semantische Gesichtspunkte spielen hierbei - we= nigstens primär - überhaupt keine Rolle, sodaß z.B. Zug oder Schloß als polysem angesehen werden müssen, Grund hingegen als homonym. Demgegenüber vertreten Klappenbach (1971) und Schreiber/Sommerfeldt (1971; 1977; 1977^) die Position (2.2): "Orthographische und grammatische Verschie= denheiten sind Kriterien für Homonyme. In allen anderen Fällen, und das sind ja die meisten, suchen wir zunächst die Verbindung zu dan Grundverb, das in dan großen, in sich zusammenhängenden Netz des Wortschatzes die Stütze ganzer Wört= familien ist. Das Grundverb wird nun nicht nur nach einem Gesichtspunkt be= trachtet, sondern nach mehreren: nach der syntaktischen und lexikalischen Va= lenz, nach seinen Feldnachbarn und vor allem nach dem semantischen ZusammenF hang. Ist der völlig geschwunden oder verdunkelt, so entscheiden wir uns für Homonyme. Haben wir uns beim Grundwort zu Homonymen entschlossen ..., so wer= den danach auch alle Ableitungen entsprechend geschieden." (Klappenbach (1971: 103)). 66

daher die Polysemie - als nur bedeutungsmäßig unterschiedene Varianten des= selben Wortes - 'semantische Homonymie' nennt. 65 Arsenjewa et al. (1966) legen natürlich insofern Bedeutungskriterien zu= gründe, als die Valenzbeziehungen der genannten Art nur über Bedeutungs= Phänomene beschrieben werden können. Zu einer rein formalen Abgrenzung gelangt auch Schildt (1969), der in dreierlei Hinsicht Vorteile für eine die Bedeutung unberücksichtigt lassende Klassifikation sieht: " l . Mit der Beschränkung auf die Berücksichtigung formal-grammatischer und orthographischer Kennzeichen sind exakte, objektive Kriterien gegeben ... 2. Die formal-grammatischen und orthographischen Maßstäbe haben Gültigkeit für jede Art von synchronischem Wörterbuch, unabhängig davon, ob der Wortschatz zurückliegender Epochen oder der der Gegenwartssprache erfaßt werden soll. 3. Die Einhaltung des synchronischen Standpunktes ist gewährleistet, die Sprach- und Wortgeschichte kann außerhalb der Betrachtung bleiben." ( a . a . O . : 359) Hiernach sind Wörter wie Schloß und Riemen als ein ( 1 ) Wort zu be= handeln. Auf eine "Reihe von Ungereimtheiten", die aus dieser Konzeption folgen, weist Weber (1974: 2Off) hin. 66 In diesem Sinne halten auch Schreiber/Sommerfeldt (197?2 : 22) an der Unter= Scheidung zwischen Polysemie und Homonymie fest: "Polysem sind also lexischsemantische Varianten eines Wortes, homonym sind Wörter, sowohl gleicher als auch unterschiedlicher H e r k u n f t , wobei Vorhandensein oder Nichtvorhandensein assoziativer Beziehungen im Sprachbewußtsein einer bestimmten Epoche über die Einordnung entscheiden." Eine genauere Abgrenzung t r i f f t Viehweger (1977: 3 1 6 f ) : "Im Zusammenhang mit dem Begriff des Wortschatzelements, das als Zeichenklasse von l ... n Wortformen aufgefaßt wird, ist in bezug auf das Problem der Mehrdeutigkeit eine Unterscheidung zu t r e f f e n . Durch die Einbeziehung des Begriffes 'Wortschatz=

63

Hauptsächlich senantische Unterscheidungskriterien verwendet Iwlewa (1972), nach dessen Auffassung jedes Wort ein System lexikalisch-semantischer Varian= ten darstellt: "Die Analyse der Komponenten der semantisch polyvariantigen Wörter sowie der Beziehungen zwischen ihren Varianten trägt in bestimmtem Maße zur Klärung der Frage bei, ob wir ein Wort vor uns haben oder mehrere (d.h. Homonyme). Die Variabilität setzt bekanntlich die (strukturelle oder semantische) Veränderung der Spracheinheit im Rahmen der Identität voraus. Die semantische Variabilität der Spracheinheit beruht darauf, daß die Ähnlichkeit über den Unterschied dominiert. Wenn der Unterschied vorherrschend ist,

so haben

wir es mit Homonymen zu tun und nicht mit lexikalisch-semantischen Varianten. Denn die Varianten eines Wortes sind von seinem System nicht zu trennen." (Iwlewa (1972: 1 4 4 ) ) . Die unterschiedlichen Ansätze zur Unterscheidung von Polysemie und Homo= nymie stehen, wie oben bemerkt, in Wechselbeziehung zu den jeweiligen Intentic= nen der sprachwissenschaftlichen

Richtung. Sie werden durchschaubar, wenn wir

uns letztere vor Augen führen. Hierdurch ergeben sich zugleich Verbindungsstellen zwischen den verschiedenen Ansätzen sprachwissenschaftlicher Beschrei= bung. Die sprachlichen Phänomene selbst verändern sich nicht durch unterschied= liehe linguistische Beschreibungen und Terminologien, sie werden lediglich in verschiedener Art und Weise dargestellt, erfaßt. Termini wie 'Homonymie', 'Polysemie1 usw. sind demzufolge keine absoluten Begriffe; sie werden stets neu modifiziert und für die unterschiedlichsten Zwecke brauchbar gemacht. Erst mit dem Wissen um diese Relativität der Begriffe kann auch die Trennung zwi=

element' wird die Forderung nach Übereinstimmung der Formative bei Homo= nynuc und Polysemie auf alle Wortformen des Wortschatzelements ausgedehnt. Unter dieser Voraussetzung kann folgende Gliederung vorgenommen werden: a. Es gibt mehrdeutige Wortschatzelemente. Das heißt, ein Wortschatzele= ment umfaßt mehrere Sememe, wobei eine Übereinstimmung aller Wortfor= men im Formativ vorliegen muß und die dem Formativ zugeordneten Abbil= der mehr oder weniger untereinander d i f f e r i e r e n können. Diese Bedingun= gen werden bei Wortschatzelementen wie Schloß, Hahn, Feder erfüllt. b. Es gibt mehrdeutige Formative von Wortformen, die verschiedene Wort= Schatzelemente repräsentieren." Ähnlich unterscheiden auch Ströbl (1971: 1 . 3 . 2 ) und Weber ( 1 9 7 4 : 2 3 ) : "Kann der umstand, daß mehr als einem lexikalischen inhalt der gleiche ausdruck zugeordnet ist, durch eine regel erklärt werden, so liege ein f a l l von 'polysemie' vor, ist ein lexikoneintrag anzusetzen" (Ströbl·, a . a . O . ) , a n d e r n f a l l s liege Homonymie vor. Unter solchen 'lexikalischen Regeln 1 ver= stehen Ströbl und Weber Formulierungen wie "Wenn der ausdruck für ein ' m a t e r i a l ' ist, ist auch ausdruck für ein 'stück von/aus diesem m a t e r i a l ' " (Ströbl, a . a . O . ) ; vgl. hierzu umfassender Weber (1974: 23f):"Homonymie ließe sich also erklären mit der 'arbiträren Zuordnung' von Inhalt und Ausdruck, Polysemie mit der ' r e l a t i v e n M o t i v i e r t h e i t ' . "

69

sehen Begriff und den durch diesen Begriff bezeichneten Phänomenen vollzogen werden; d.h., daß sich die sprachlichen Phänomene auch bewußtseinsmäßig durch unterschiedliche Beschreibungen und Terminologien nicht verändern, sondern nur unsere Ansichten über sie.

67 Neben den in diesem Abschnitt genannten Arbeiten sei noch auf folgende Un= tersuchungen hingewiesen, welche Probleme der Abgrenzung von Homonymie und Polysemie in nicht-generativ-grammatischen Sprachbeschreibungen erörtern: Apresjan ( 1 9 7 4 ) ; Besse ( 1 9 7 3 ) ; Breal ( 1 9 2 l 5 ) ; Danes' ( 1 9 6 4 ) ; Diaconescu ( 1 9 5 9 ) ; Droste ( 1 9 6 4 ) ; Erdmann ( 1 9 2 5 4 ) ; Falkovic* ( I 9 6 0 ) ; Francois/Francois ( 1 9 6 7 ) ; Gipper ( 1 9 7 1 ) ; Hakulinen ( 1 9 7 4 ) ; Heger ( 1 9 6 9 ) ; Kieft ( 1 9 3 8 ) ; Levin (1960); Martinet ( 1 9 7 4 ) ; Maslov (1963); Muller ( 1 9 6 2 ) ; Novikov ( I 9 6 0 ) ; Pacak (1963; 1967); Passek ( I 9 6 0 ) ; Prorokova ( I 9 6 0 ) ; Rudskoger ( 1 9 5 2 ) ; Schogt ( 1 9 7 6 ) ; TiSlev ( I 9 6 0 ) ; Ullmann (1964: Kap. 1-3; 1967: Kap. 7 ) ; Wandruszka (1969b); Zawadowski ( 1 9 5 8 ) ; Zgusta (1971) und Zwanenburg ( 1 9 7 5 ) .

5.

VAGHEITSBEREICHE VON REGELN

5.1.

Die Nöte des Beobachters

Im vorigen Kapitel (S. 47f) ergab sich, daß Blacks Definition des 'fringe 1 ('Vagheitsbereich') nicht mit dem von uns im Rahmen einer Inhaltssemantik präzisierten Begriff des 'Unbestinmtheitsbereichs' eines sprachlichen Zei= chens übereinstinrnt: "The set of all objects about which a decision as to the symbol's application is intrinsically impossible is defined as the ' f r i n g e ' of the symbol's field of application." (Black (1949: 2 8 ) )

Nach Black (a.a.O.) ist ein 'vages Symbol" dadurch gekennzeichnet, "that there are no alternative symbols in the language, and its vagueness is a feature of the boundary of its extension and is not constituted by the ex= tension itself." Diese Definition kann in anderer Hinsicht (u.z. für granmatische Regeln) für die sprachwissenschaftliche Beschreibung nutzbar gemacht werden.

68

Nehmen wir z.B. folgenden Fall: Zwei Personen spielen ein uns unbekanntes Brettspiel; wir versuchen, die Regeln dieses Spiels herauszufinden. Aufgrund unserer Beobachtungen stellen wir fest, daß eine Regel (R 1) offensichtlich existiert, welche von beiden Spielern strikt eingehalten wird: R l:

Substituiere das Element a immer dann durch das Element d , wenn es rechts von b steht; steht es links von c , substi= tuiere es durch e .

68 Erstmals wurde dies von Reis (1974a) vorgeschlagen; vgl. auch Green ( 1 9 7 1 ) , Morgan (1972) und Blau ( 1 9 7 3 ) . Die folgenden Ausführungen orientieren sich im wesentlichen an Reis (1974a; 1979) und an vielen Diskussionen, die Marga Reis und ich in den letzten Monaten geführt haben.

71 Durch (R 1) sind mögliche Fälle wie (79) abgedeckt: (79)

a. b.

. . . b ... a a ... c ...

Unbestimmt läßt (R 1) Fälle wie (8O): (80)

a. b. usw.

. . . b ... b a . . . c

a ...

c

Wie würden sich die Spieler entscheiden, wenn Fälle wie (8O) in diesem Spiel zwar nicht häufig, aber auch nicht ausgeschlossen wären? I.

Spieler A und B einigen sich auf eine Regel (R 2 ) : R 2:

II.

Es gilt (R 1 ) . Steht a sowohl rechts von es durch d .

b

als

links von

c , substituiere

Spieler A hält sich an Regel (R 2 ) , Spieler B hält sich an eine Regel

(R 3): R 3:

III.

Es gilt (R 1 ) . Steht a sowohl rechts von es durch e .

b

als

links von

c , substituiere

Die Spieler verhalten sich völlig unterschiedlich und irregulär; ein= mal substituiert Spieler A das Element durch e , ein anderes Mal

IV.

gar nicht, usw. Spieler A verhält sich irregulär, Spieler B hält sich an eine Ersatz= regel wie z.B. (R 2 ) .

V.

Die Spieler verhalten sich zwar z.T. irregulär und unterschiedlich, im allgemeinen aber befolgen sie, sagen wir, Ersatzprinzipien wie etwa (R 4) oder (R 5): R 4:

Substituiere a in Fällen wie (80) nach der Regel, die für das nächststehende Element g i l t ; stehen a, b, c in gleicher E n t f e r = nung voneinander, lasse a u n s u b s t i t u i e r t .

R 5:

Substituiere a in durch (R 1) nicht e r f a ß t e n Fällen nach der Regel, die für das fernerstehende Element g i l t ; vermeide F ä l l e , in welchen die Elemente gleich weit voneinander e n t f e r n t stehen.

VI.

Ein Spieler verhält sich irregulär, ein anderer befolgt Ersatzprinzipien wie (R 4)oder andere.

VII.

Beide Spieler versuchen einfach, Fälle wie (8O) zu vermeiden.

72

Dieses Beispiel kann beliebig verkompliziert werden; ein Spiel mit z.B. fünf Mitspielern böte bedeutend mehr Entscheidungsmöglichkeiten und Kombinationen als die erwähnten; eine Regelerweiterung von (R 1) würde u.U. eine Vielzahl von Ersatzprinzipien gestatten, usw. Versuchen wir uns wieder in die Rolle des unbeteiligten Beobachters zu setzen: Die Spieler geraten von Zeit zu Zeit tatsächlich in Situationen wie (8O). Hätten die Spieler sich wie in (I) entschieden, könnten wir überhaupt nicht feststellen, daß die von Spielhersteller entworfenen Regeln eine Lücke enthielten; wir faßten (R 1} und (R 2) zu einer Regel (R 1 ' ) zusammen. In Fällen wie (II)ff stellt sich uns ein anderes Bild dar: In (II) stellen wir fest, daß die Spieler un= terschiedliche Regeln befolgen; in (III) vermuteten wir, daß es überhaupt keine Regel für Fälle wie (8O) gibt, oder daß diese Regel äußerst kompliziert ist, sodaß wir sie noch nicht herausgefunden haben, usw.; (IV) stellt sich als Kom= bination von (II)/(III) dar; im Fall (V) wunderten wir uns vielleicht: Erstens verhalten sich die Spieler nicht so 'regulär1 wie in Fällen wie (79) , zweitens handeln sie nach Prinzipien, die einen von der erkannten Regel (R 1) irgend= wie unterschiedenen Status haben. Die Entscheidungen (I) und (V) sind tatsäch= lieh unterschiedlich: Im Fall (I) können wir überhaupt nicht feststellen, ob die vom Spielhersteller entworfenen Regeln eine Lücke haben, in (V) haben wir Regeln vor uns, die nicht so strikt eingehalten werden, wie z.B. (R 1). Die Spieler wenden u.U. auch unterschiedliche 'Ersatzprinzipien' an; selbst ein und der= selbe Spieler wechselt vielleicht seine Prinzipien von Zeit zu Zeit. 5.2.

Kerngrammatik und Randgrammatik: Ansätze zu einer realistischeren Grammatik?



Wir können dieses einfache Modell auf natürliche Sprachen übertragen: Ange= rannen, es gäbe (in einem Modell, im Bewußtsein der Sprecher) Grammatikregeln analog zu (R 1) und die Möglichkeit, daß Fälle analog zu (8O) auftreten kön= nen,- welche Beobachtungen könnten wir in solchen Situationen machen? Als ein Beispiel ziehen wir die deutsche Verbkongruenz heran. Neben ein= fachen Fällen wie (81) können auch Sätze wie (82) vorkommen: (81) a. Hans fährt mit dem Taxi. b. Eine Reihe ist keine Folge. c. 'Der Akt des Lesens 1 ist kein Gedicht von Iser. ( 8 2 ) a. Hans oder ich

ffährt! mit dem Taxi. jfahrej b. Eine Reihe von Professoren f haben! einen Chefknacks.

j hat J c.

'Die Nashörner'

f i s t l ein Stück von lonescu. jsind [

73

Die Sprecherurteile sind bezüglich solcher Sätze wie (82) nicht einheit= lieh; bezeichnenderweise bewirken diese Sätze bei sonst kompetenten Sprechern ein ungutes Gefühl: Welche Form ist denn jetzt die 'richtige'? Und am lieb= sten möchte man sie vermeiden. Gleiches gilt z.B. für die Kongruenz im Nume= rus und Genus bei bestimnten Pronominalisierungen (vgl. (83a) ) oder für die Kongruenz im Genus bei Appositionen wie in (83b) , vgl. (83c/d) : (83) a. Der Aufsatz oder die S c h r i f t , [diel den Vietnamkrieg [der] verherrlicht, ist hier immer noch sehr beliebt. b. E r i k a , j H e r r l l Herrin

der Lage, drehte einen Joint.

c. Die Regierung, J Herr d. Frau Maier ist

l der Lage, ließ alle köpfen.

l ein Freund l des bewaffneten Widerstands. |?eine F r e u n d i n l

Wir können z.B. die Regel, welche im Deutschen die Verbalkongruenz spezi= fiziert, als eine Regel analog zu (R 1) auffassen; sie hat offenbar für be= stimmte Konstruktionen nicht vorgesorgt: Die Sprecher können sich in solchen Fällen unterschiedlich verhalten, so etwa analog zu den oben beschriebenen Möglichkeiten. Sie können z.B. auch im Duden IX nachschlagen (eine wichtige Quelle für die hier vertretenen Ansichten) ; dieser entscheidet beispielswei= se für Fälle wie (84) wie (85), für Fälle wie (86) wie (87): ( 8 4 ) Die Mitschüler und jedermann J gab [zu ... JgabenJ (85) "Gelegentlich wird das Prädikat korrekt auf einen singularischen Subjektteil bezogen und in die Einzahl gesetzt, wenn dieser den anderen Subjektteil inhaltlich mit u m f a ß t . " (Duden IX ( 1 9 7 2 2 : 4 0 7 ) )

69 Weitere Beispiele finden sich bei Reis ( 1 9 7 4 a ; 1 9 7 9 ) . Im folgenden sollen einige wenige Beispiele genügen, um einen Einblick in das sonst kaum publi= zierte Konzept der 'Patch-Up-Grammar' zu geben. Zu den diesbezügliche .i n= teres;;anten Phänomenen gehören möglicherweise einige A . C . I . - K o n s t r u k t i o n e n im Deutschen (vgl. Reis ( 1 9 7 4 b ) ) , die von Eisenberg ( 1 9 7 3 a ; 1973b) und Green ( 1 9 7 1 ) erörterten Erscheinungen sowie wohl manche der von Ross ( z . B . 1972; 1973) und Lakoff ( 1 9 7 3 ) im Rahmen der Entwicklung einer 'Fuzzy-Gram= m ä r ' untersuchten Probleme. Beachtenswert sind auch die von Cardon ( z . B . 1973a) und Labov (1975) untersuchten Phänomene; v g l . Labov ( 1 9 7 5 ) mit weiteren Literaturhinweisen. U . U . gehören auch die von Solinger ( 1 9 7 2 ) bc= sprochenen problematischen Fälle der that-INSERTION (bzw. -DELETION) in den Patch-Up-Bereich. Zur Variation von Sprecherurteilen vgl. neuerdings -*· NACHTRAG Sankoff (1978) (N 3) .

74 (86) (87)

Der Vater oder die Mutterf hat l es gewußt. l habenf "Wenn singularische Subjektteile mit den genannten ausschließenden (disjunktiven) Konjunkten verbunden sind, dann wird das Prädikat im allgemeinen in den Singular gesetzt, weil durch die Konjunktion einer der Subjektteile ausgeschlossen wird und so die Aussage nur für einen Subjektteil gilt." ( a . a . O . : 4O7)

In Fällen wie (88) läßt der Duden IX die Entscheidung offen, während er für (9O) die Regel (91) vorschlägt: (88) (89)

Weder Müller noch er Jwußten l davon. |wußte "Wenn die Subjektteile mit 'weder-noch' oder mit 'so' verbunden sind, dann sind Singular und Plural möglich. Der Plural ist häu= f i g e r , wenn das Subjekt dem Prädikat vorausgeht." ( a . a . O . )

(90) Er oder ich (91)

hat I d a s getan. jhabe j "Besteht das Subjekt aus mehreren, mit ausschließenden ... Kon= junkten wie Oder' verbundenen Teilen, die - grammatisch gesehen in der Person nicht übereinstimmen, dann richtet sich die Perso= nalform nach der Person des zunächst stehenden Subjektteils" ( a . a . O . : 409).

Die Entscheidungen des Dudens werden allerdings nicht von allen Sprechern akzeptiert; einige Sprecher finden z.B. durchaus beide Varianten von (9O) ak= zeptabel, während einige z.B. nur eine Variante von (88) akzeptieren. In Gram= matikbüchern der Gegenwartssprache (nicht nur des Deutschen) ist es unüblich, anstatt für solche Fälle irgendwelche normativen Regeln festzusetzen, den Grün= den der Unsicherheit der Sprecher oder der Unklarheit der Belege nachzuspüren; und die Unterschiedlichkeit solcher normativen Regeln in verschiedenen Gramma= tiken zeigt am deutlichsten, wie ungewiß sich die kompetenten Sprecher des Deutschen und Verfasser über solche Phänomene sind. Variationen der genannten Art können nicht als soziologisch oder geogra= phisch bedingte 'Dialekte' angesehen werden; Garden (1973a) bezeichnet sie als 'randomly distributed dialects', Labov (1975) als 'idiosyncratic dialects',

70 Wobei wir hier nicht untersuchen wollen, welche Intentionen (oder Ideologien) hiermit verbunden sind. Ich komme weiter unten noch einmal auf das Problem der Norm zurück. 71 Vgl. z . B . die Untersuchung Findrengs (1971; insbesondere S. 3 6 6 ) . Exemplarisch ist beispielsweise die Grammatik Griesbach/Schulz ( I 9 6 0 ) , welche an zwei Stellen (S. 288; S. 319) unterschiedliche Regeln für die Verbkongru= enz bei ausschließenden Konjunktionen angibt (vgl. Findreng ( 1 9 7 1 ) , a . a . O . ) .

75

welche Bezeichnung unsere Interpretation der Fakten jedoch nur inadäquat wie= dergeben. Schlägt Garden (1973a: 11) zur Beschreibung erwähnter Phänomene eine 'uni= fied-analysis methodology1 vor: "consider all the 'relevant1 dialects together, and adopt the analysis in which the granmars of the dialect 'differ minimally'", so kann dies nicht unserer Annahme Rechnung tragen, daß die betreffenden Re= geln für solche Fälle einfach nicht spezifiziert sind.

Läßt man 'Regellük=

ken' zu, gestattet das, Variationen der genannten Art mit Hilfe der Unter= Scheidung zwischen wohldefinierten Regelbereichen und unspezifizierten Regel= bereichen zu erfassen. Der Vagheitsbereich von Regeln entspricht dem, was Black (1949) als "fringe 1 definierte.

Die Lücken einer bestimmten Regel

können mit Morgan (1972) und Reis (1974a; 1979) als ihr 'Patch-Up-Bereich' oder 'Vagheitsbereich1 bezeichnet werden. Der die Vagheitsbereiche granmati= scher Regeln beschreibende Apparat heißt 'Patch-Up-Grammar' oder 'Rand-Gram= matik'; demgegenüber beschreibt die 'Core-Grammar' oder 'Kern-Grammatik' die wohlspezifizierten Bereiche grammatischer Regeln. Doch vielleicht geht hier unsere Interpretation der Daten schon weiter, als es überhaupt zu rechtfertigen ist.

Welche Phänomene können wir überhaupt

feststellen? Wir beobachten, daß Sprecher manche Sätze einhellig als akzepta= bei bezeichnen; bezüglich anderer Sätze geben sie indes unterschiedliche Ak= zeptabilitätsurteile ab.

Schon in den sechziger Jahren wurde von verschiedenen Linguisten bemerkt, daß die entwickelten Granmatikmodelle Phänomene der Variation zwischen Spre= 74 cherurteilen nur unzureichend beschreiben können. Elliott et al. (1969) fordern, "that variation, particularly of the very subtle types which exists among speakers who apparently have the same dialect, must be considered part of our data, because variation is a fact, and any theory of language which ignores it,

cannot be as complete as one which does not." (a.a.O.: 52)

Wenn auch die Ergebnisse der Untersuchungen Elliotts et al. Greenbaum (1973) widerlegt wurden,

(1969) durch

so ist doch nicht zu bestreiten, daß

72 Diese ' u n i f i e d analysis' praktiziert Garden z . B . in Garden (197O; 1973a; 1973b); ferner Labov (1975: Kap. 2 . 2 ) . 73 Der Begriff

'vage 1 hat hier also offensichtlich kein Gegenstück ' a m b i g ' .

74 Vgl. schon Klima ( 1 9 6 4 ) ; ferner die Ausführungen und bibliographischen Hinweise bei Elliott et al. (1969) und Garden ( 1 9 7 3 a ) . 75 Vgl. ferner Elliott et al. ( 1 9 7 4 ) und Labov (1975: K a p . 2 ) . Greenbaum stimmt mit der Hauptforderung Elliotts et al. (1969) überein, daß "linguists have

76

solche Variationen existieren. Chomsky (1957) ging hingegen von einer Dicho= tomie

der Grammatikalitätswerte aus und schlug vor, "um die Ziele der Gram=

matik sinnvoll zu setzen, eine Teilkenntnis von Sätzen und Nicht-Sätzen anzu= nehmen. Daß heißt, wir können ... annehmen, daß gewisse Folgen von Phonemen eindeutig Sätze und daß gewisse andere Folgen eindeutig Nicht-Sätze sind. In vielen mittleren Fällen werden wir dann soweit sein, die Grammatik selbst ent= scheiden zu lassen, wenn nämlich die Grammatik in der einfachsten Weise auf= gestellt ist,

so daß sie die klaren Sätze ein- und die klaren Nicht-Sätze

ausschließt. ... Eine bestimmte Anzahl von klaren Fällen wird uns dann mit einem Kriterium der Angemessenheit für jede Einzelgramnatik versorgen." (Chomsky (1957; dt.: 1 6 ) ) . Die Sätze, über deren Grammatikalitätswert sich die Sprecher nicht einig sind, werden mithin mittels der konstruierten Gram= matik entweder als 'grammatisch' oder als 'ungrammatisch' eingestuft,- jenach= dem ob sie von der Grammatik generiert werden oder nicht oder ob sie gegen

a responsibility to determine what kinds of variation exist rather than ig= noring variation by basing syntactic descriptions on trivally small numbers of informants" (Greenbaum (1973: 2 1 1 ) ) . Dieselben Z w e i f e l , die Greenbaum be= züglich der Untersuchungen Elliotts et al. (1969) geltend macht, können auch einer Reihe anderer Tests entgegen gebracht werden, welche im Anschluß an Elliott et al. (1969) durchgeführt wurden. Eine Übersicht gibt Labov ( 1 9 7 5 ) . 76 Die hier vertretene Hypothese der 'Grammatikalitätstrichotomie' ist nicht zu verwechseln mit der "degrees of grammaticalness' Chomskys (vgl. Chomsky ( 1 9 7 5 ) ; zusammenfassend Chomsky (1961; 1964), ferner Hill ( 1 9 6 1 ) ) . Anders steht es jedoch mit der von Chomsky (197O) vorgeschlagenen 'ana= logischen derivativen Generierung 1 bezüglich Sätzen wie (i) oder ( i i ) : (i) x ... his criticism of the book before he read it . . . (ii) ... his criticizing the book before he read it ... Die Tatsache, daß einige Sprecher (i) akzeptabel finden, soll nach Chomsky und der zugrundegelegten lexikalistischen Hypothese mit H i l f e einer Zusatz= regel (iii) (iii) K-ing — X-nom erklärt werden. Sprecher, die (i) akzeptieren, lehnen dann sowohl (iv) als auch (v) als inakzeptabel ab: (iv) x ... his criticism of the book before he read it is to be found on page 15. (v) x ... his criticizing the book before he read it is to be found on page 15. Die Akzeptabilität von (i) kann im Gegensatz hierzu auch als für die be= treffenden Sprecher geltende Nicht-Sx^ezifiziertheit des Verbots von Ver= balphrasenadjunkten für NPs wie criticism gedeutet werden; andererseits ergäbe sich im Rahmen einer transformationalistischen Hypothese, daß die Nominalisierungstransformation für bestimmte Sätze mit Verbalphrasenad= junkten nicht spezifiziert ist: Die Akzeptabilität vs. Inakzeptabilität von (i) wäre dann in jedem Falle als Patch-Up-Entscheidung ( s . u . ) zu deu= ten. Zumindest handelt es sich um ein für die hier explizierte Hypothese interessantes Phänomen.

77

eine Regel dieser Grammatik verstoßen oder nicht. Letzteres wird man jeden= falls aus der zitierten Textstelle schließen können. Zwei grundsätzliche Gegenargumente sprechen gegen diese Vorgehensweise: Erstens kann die so konstruierte Grammatik nicht der Tatsache Rechnung tragen, daß die unklaren Fälle wirklich unklar sind, zumindest von einem Teil der Sprecher, der nicht soziologisch oder geographisch bestimmt werden kann, so eingestuft werden. D.h., die Grammatik wird zu einer Fiktion, zu einer Gram= matik des 'idealen Sprecher/Hörers'; die Sprache, welche sie beschreibt, exi= stiert gar nicht, sie ist ein, wie Jäger (1971) es einmal boshaft aber nicht unzutreffend ausgedrückt hat, 'Chonskyscher Homunkulus1. Wir wollen hiermit nicht behaupten, daß die Erstellung einer Grammatik, will sie nur zu einem einigermaßen befriedigenden Ziel kommen, keine Idealisierungen erfordert; wir wollen zugeben, daß der Gegenstand der Linguistik in erster Linie ein inso= fern idealer Sprecher/Hörer ist,

als wir von grammatisch irrelevanten Faktoren

wie Gedächtnisbegrenzungen, Zerstreutheiten, Unaufmerksamkeiten usw. abstra= hieren wollen. Faßt die Grammatik hingegen auch Variationen der genannten Art als außergrammatisch bedingt auf und idealisiert sie den Sprecher/Hörer einer Sprache in dieser Hinsicht, können wir dies nicht für mehr halten als für einen anfänglichen Versuch einer neuen Theorie. Wir werden aber nicht allzu weit mit diesem Prinzip (der klaren Fälle) können, denn - ich komve nun zum zweiten grundsätzlichen Gegenargument - es sind gerade, wie die Entwicklungen der generativen Granmatik gezeigt haben, oft die unklaren Fälle, welche zwi= sehen bestimmten Hypothesen innerhalb eines Grammatikmodells zu entscheiden haben, welche sogar zwischen unterschiedlichen Gramnatikmodellen zu entschei= den haben. Viele in den vorausgegangenen Abschnitten erörterte und vorgelegte Beispiele gehören in syntaktischer oder semantischer Hinsicht zu diesen un= klaren Fällen, welche, wie gezeigt, nicht destoweniger Anstoß zu erheblichen Modifikationen entwickelter Grammatikmodelle geführt haben. Wir setzen als Zweck der Grammatik also die Beschreibung der Kompetenz eines realeren Sprecher/Hörers einer Sprache; wir ersetzen die oben skizzierte Dichotomie der Grammatikalitätswerte durch eine Trichotomie, denn es ist "linguistisch vorteilhaft und überdies realistischer ..., von einer Reihe sprachlicher Gebilde anzunehmen, daß sie weder von der Grammatik generiert werden, noch gegen eine Regel der Grammatik verstoßen" (Reis (1979: 1 ) ) . Ist auch, bis auf wenige Ausnahmen, das Prinzip der klaren Fälle nicht angezweifelt worden, so hat man doch erkannt, daß die zweifelhaften Fälle nicht einfach ignoriert werden können. Die Beschreibungsvorschläge für sol= ehe Fälle gehen jedenfalls weit auseinander.

78 In zahlreichen Untersuchungen hat z.B. Labov darauf hingewiesen, daß er= hebliche Unterschiede zwischen Sprecherurteilen bestehen können; Labov (1975: 98) könnt zu dem Schluß, daß aufgrund der "instability of idiosyncratic dia= lects" die idiosynkratischen Sprecherurteile ignoriert werden müssen, daß wir "build our theory on data which are not open to such serious questions"; seine Sprachanalyse basiert wesentlich auf dem Prinzip der klaren Fälle: Unklare Fälle werden mit Hilfe von Variablenregeln beschrieben

7ft

oder einfach ig=

noriert. Andererseits wurden Variationen auch auf perzeptuelle und andere extragrammatische Ursachen zurückgeführt;

79

so z.B. klassifiziert Langendoen (1976:

193) die von Green (1971) besprochenen Fälle als "grairmatical, because wellmotivated rules of English grammar generate them; to constrain these rules so as not to generate them would badly complicate the grammar. What we have done is to provide an explanation for their unacceptability within the do= main of perceptual parsing." (a.a.O.). Ebenso wurde das Konzept der 'deri= vational constraints', genauer: der globalen Ableitungsbeschränkungen, zur

77 So verbleibt auch das hauptsächlich von Ross ( z . B . 1 9 7 2 ; 1 9 7 3 ; 1 9 7 5 ) und G . L a k o f f ( z . B . 1973;1975) in Anlehnung an Konzepte der 'Fuzzy Semantics 1 der sechziger Jahre (vgl. Zadeh ( 1 9 7 1 ) ) entwickelte Modell der ' F u z z y ' und 'Squishy Grammar' nicht im Rahmen der Grammatikalitätsdichotomie, wie sie Chomsky postulierte. Prinzipiell handelt es sich um ein zu der hier vorgeschlagenen Lösung alternatives Modell. Die von uns verwendete Be= Zeichnung 'Vagheitsbereich von Regeln' kann ebenso auf die "squishy rules' der 'squishy grammar' angewandt werden. Die Annahmen ( i ) - ( i i i ) sind nur unter dieser Voraussetzung vereinbar: (i) "Rules of grammar do not simply apply or fail to apply; rather they apply to a degree", (ii) "Grammatical phenomena form hierarchies which are largely constant from speaker to speaker, and in many cases, from language to lan= guage", (iii) " D i f f e r e n t speakers (and d i f f e r e n t languages) will have d i f f e r e n t acceptability threshold along these hierarchies" (G.Lakoff (1973: 2 7 1 ) ) . Die Fuzzy Grammatik ersetzt hiermit die Grammatikalitätsdichotomie durch eine stufenlose Grammatikalitätsskala. Da es mir hier lediglich um die grundsätzliche Relevanz des Vagheitsbe= g r i f f e s bezüglich grammatischer Regeln geht, konzentriere ich mich auf die Darstellung des von Morgan ( 1 9 7 2 ) und Reis ( 1 9 7 4 a ; 1 9 7 9 ) intendierten Kon= zeptes. 78 Labov (1975: 103, 112) schlägt neben dem Prinzip der klaren Fälle drei weitere Prinzipien vor, die als Basis der Analyse dienen sollen. Zum Konzept der Variablenregeln vgl. z . B . Labov ( 1 9 6 9 ) , Cedergren/San= koff ( 1 9 7 4 ) und die Arbeiten in Bailey/Shuy ( 1 9 7 3 ) ; eine Kritik der Va= riablenregeln bietet Unsold ( 1 9 7 7 ) . 79 Vgl. Bever/Carroll/Hurtig ( 1 9 7 6 ) ; Langendoen/Kalish-Landon/Dore ( 1 9 7 4 ) , Bierwisch (1976) und Bever/Langendoen ( 1 9 7 3 ) .

79

Erklärung von Variationen herangezogen.

SO

Wir müssen zwischen verschiedenen Variationen zwischen Sprecherurteilen differenzieren: Fälle wie (II) stellen sich, auf die Sprachanalyse übertra= gen, als soziologisch oder geographisch bedingte Dialekte dar; d.h., den Variationen entsprechen außersprachliche und objektiv feststellbare Faktoren soziologischer oder geographischer Art; z.B. können Apokope und Synkope geo= graphischen Bereichen zugeordnet werden. Anders ist dies in Fällen analog zu (III)-(VI): Diese Variationen sind nach der hier vertretenen Hypothese als Regellücken aufzufassen; auf der Basis des Prinzips der klaren Fälle wären sie entweder als idiolektale Unterschiede zu fassen oder zu ignorie= ren. Die Darstellung solcher Variationen mittels idiolektaler Grammatiken kann, wie betont, nicht der Tatsache Rechnung tragen, daß die Sprecher sich angesichts solcher Fälle unsicher fühlen, daß sie auf wesensmäßig andere Regeln zurückgreifen, diese aber offenbar nicht in dem Maße strikt befolgen, wie bestimmte andere und entsprechende Gramnatikregeln üblicherweise befolgt werden. Ich habe oben (S. 56f) gesagt, daß aufgrund der Systematik eines Phänomens nicht auf die Zugehörigkeit desselben zum Objektbereich der Gram= matik geschlossen werden darf; auch der umgekehrte Schluß ist nicht möglich: Die Entscheidung, nur reguläre, d.h. in Regeln zu fassende Phänomene in der GramTiatik zu beschreiben wäre ein rein willkürlicher und bedingte, daß ein Großteil von Erscheinungen als extra-grammatisch beschrieben werden müßte, für welchen aber ebensowenig eine Konversationstheorie

(oder dergleichen) zustän=

dig wäre (z.B. wäre ein großer Teil der Wortbildung hierzu zu zählen). Das be= deutete, daß eine Theorie, die zwischen Grammatik und Konversationstheorie anzusiedeln wäre, für solche Phänomene verantwortlich zu machen wäre. Hiermit aber wäre nicht mehr erreicht als eine - freilich inhaltlich andere als die hier vertretene - Unterscheidung zwischen einer Kerngrammatik und einer Rand= ,_., 81 graimatik.

80 Vgl. G.Lakoff (1969; l-71a) sowie die Literaturangaben bei Bever/Carroll/ Hurtig (1976: 149, A n m . 2 ) . 81 Daß eine solche 'Ergänzungsgrammatik 1 nicht mit der hier vorgeschlagenen 'Patch-Up-Grammar' gleichzusetzen ist, geht schon aus der Tatsache hervor, daß die 'Patch-Up-Grammar keine 'Komponente' der Grammatik im üblichen Sinn darstellen kann, sondern vielmehr als eine Art 'Regelvervollständi= g u n g 1 , die aber nicht komponentenspezifisch ist, sondern wahrscheinlich für eine Vielzahl von Phänomenen syntaktischer, semantischer, phonologi= scher usw. Art verantwortlich ist. Daß eine eigenständige, von der Kern= grammatik losgelöste Komponente dies leisten könnte, kann ich mir kaum vorstellen. Ich werde aber gleich auf einige Abgrenzungsschwierigkeiten

80

Wesentlich verbunden mit der hier vertretenen Hypothese ist der unter= schiedliche theoretische Status von bloßen Ersatzprinzipien und granmati= sehen (Kern-)Regeln. Daß bei solchen Ersatzprinzipien Erscheinungen wie die 1

liachbarschaft' von Lautketten oder "morphologische Identität1 eine Rolle

spielen, unterscheidet sie klar von jenen Regeln, die eigentlich für die betreffenden Fälle zuständig wären. Wie schon Morgan (1972: 284) betont, gilt für viele Sprecher von Sätzen wie (92), daß "the further the verb gets fron the head of the relative clause, the worse am gets and the better

is

gets":

(92) a. I, who the FBI thinks ("anil an anarchist, will doubtless be here

is l J , , FBI thinks I am I

a n anarchist, ... jisj c. I, who John says Martha believes the FBI thinks am") an anar=

b. I, who John says the

chist, ...

Obwohl im Englischen die Personalkongruenz auch für Relativsätze - zumindest in bestimmten Fällen, vgl. (93): (93)

I, who am an anarchist, ...



spezifiziert ist, hat sie nicht für Fälle wie (92) vorgesorgt. Daß von vielen Sprechern in (92c) is

vor

am bevorzugt wird, ist im Vergleich mit (92a),

wo die Entscheidung offensichtlich erheblich schwieriger ist, ein klarer Be= weis dafür, daß für bestimmte Sprecher das 'Nachbarprinzip1 bei der Perso= nalkongruenz eine gewisse Rolle spielt. Eisenbergs (1973a; 1973b) Ausführun= gen zeigen ebenso deutlich, daß "morphologische Identität1

GO

bei bestimmten

1

Tilgungsregeln wie 'GAPPING eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. 'Morphologische Idetität1 verhindert offenbar auch mögliche Unklarheiten in (94): (94)

a. Entweder die Leute oder wir gehen. b. Sind die Professoren oder wir passiv?

hinweisen, die zeigen, daß, nimmt man Regellücken an, solche differenziert werden müssen. Eine Theorie der genannten Art würde eine Vielzahl zu d i f f e = renzierender Phänomene gleichermaßen (in gleicher Art) erfassen. 82 Eisenberg (1973a; 1973b) nennt die weise "phonologische Identität 1 .

'morphologische Identität 1 ungenauer=

81 (94)

c. Ich und jedermann gab zu ... (vergleiche: Ich und jedermann gebe/gibt zu . . . )

Insbesondere bei Konjunktionen wie ucder· ... nord 1967/23: 15O-179. A 67

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Kempson, Ruth M. 1977. Semantic Theory. Cambridge. University Press. E 6O; A 5, 27, 4O, 41 Neben einer Einführung in die Problematik der Unterscheidung verschiedener Mehrdeutigkeitstypen (Kap. 8) bespricht K. vor allem die Zusammenhänge der Ambiguitätsproblematik mit SkopusPräsuppositions- und Negationsphänomenen (insbesondere Kap.9) sowie die Bedeutung von Ambiguitäten für die Entwicklung der GS und ESTt (Kap. 1O). Knapp kommentierte bibliographische Hinweise schließen jedes Kapitel ab. Wesentliche Teile der Arbeit basieren auf Kempson 1975 a.

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K. erörtert eine Vielzahl von mit der linguistischen Beschrei= bung von Mehrdeutigkeiten zusammenhängenden Problemen. Insbe= sondere ist dem Zusammenhang von Mehrdeutigkeit/Ambiguität und phoneto-phonologischen Phänomenen (junctures, Intonation)

113 ein großer Abschnitt gewidmet. Der Hauptteil der Arbeit unter= sucht (in meist unzureichender Weise) die Möglichkeiten der Beschreibung syntaktischer .und semantischer Ambiguitäten, wo= bei K. jedoch keine hinreichenden Kriterien zwecks Differen= zierung von Vagheit, Generality und Ambiguität angibt. K. bietet in erster Linie einen Forschungsbericht. Zur Kritik vgl. die Rezension Zwickys 1973.

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114 (ii) John hit the wall and so did Pete. Nach L. sollen daher englische Verben in der TS mit einem Merkmal Qtvolitional] versehen werden, obwohl dieses Merk= mal im Englischen (entgegen dem Cupeno) keine Oberflächen= repräsentation besitzt. (Sätze wie (i) wären übrigens auch in der Kasusgrammatik Filimores ambig: John müßten in der TS zwei unterschied= liehe Kasus, AGENTIVE bzw. FORCE, zugewiesen werden; diese könnten jedoch, wie Huddleston 197O: 5O5 bemerkt, nur durch das Kriterium der Absichtlichkeit der Handlung voneinander getrennt (abgegrenzt) werden.) Zur Kritik an L . ' s Forderung vgl. Catlin/Catlin 1972, Mistler-Lachman 1973, Weydt 1973 (mit umfangreicher Kritik an den entsprechenden AusfFührungen Lakoffs 1968) und ins= besondere Sadock/Zwicky 1975: 31ff und Zwicky 1 9 7 3 : l O 4 f f ,

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"A study of the time required to complete ambiguous sentences suggested that even though speakers are unware of the ambi= guity while completing sentences, they take more time to complete ambiguous sentences than unambiguous ones: the degree of difficulty in completing ambiguous sentences is related to the linguistic level at which the ambiguity occurs: sen= tences containing two ambiguities are more difficult to complete than those containing only one, and when these two ambiguities occur at different linguistic levels, these sentences are harder to complete than when both occur within the same linguistic level. Ambiguity may affect the gram= maticality and relevance of completions; and may cause stuttering and laughter, even without awareness of the ambi= guity." M. vernachlässigt allerdings die Unterscheidung von Ambiguitäten und Vagheiten sowie verschiedene, die Tests be= einflussende Faktoren. Vgl. MacKay/Olson 1974. 231

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Zur Erklärung des der Perzeption ambiger Sätze zugrundeliegen= den psychischen Mechanismus sind unterschiedliche Modelle vorge= legt worden. Die Vertreter des 'unitary perception model' (Bever/Foss/Silver 1968; Bever/Carey/Mehler 197Oa,197Ob) be= haupten, daß die Bedeutung eines 'ambigen' Satzes simultan und ohne Wechselwirkung zwischen den Einzelbedeutungen er= faßt wird: "if disconfirming information is encountered the individual must reinterpret the sentence from the beginning

118 according to the unitary perception model."(457) Die Vertreter des 'perceptual suppression model·1 oder "interaction model·1 (MacKay/ Olson 1974) stehen demgegenüber in Anlehnung an frühere Untersu= chungen (MacKay 1966, 1969, 197O, 1973; MacKay/Bever 1967; MistlerLachman 1972; Deese/Hamiiton 1971 u . a . ) Zusammenhänge zwischen der Perzeptionszeit ambiger und nicht-ambiger Sätze fest, u.z. entspre= chend der Erkennbarkeit der Ambiguitäten, des Ambiguitätstyps und der Erfassung/Nicht-Erfassung der Ambiguität durch die Versuchsper= son. "The resuits call into question the adequacy of the noninter= action model, and suggest that para^el· processing and reciprocal· interactions at the semantic feature ievel· are important psycho= iogical· processes underlying the comprehension of ambiguous senten= ces." (457) Vgl. ferner Garrett 197O und Kaplan 1955.

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124

tung zugeordnet, die die Sprachbenutzer bei ihrer Äußerung re= produzieren? Oder gibt es Wortbedeutungen überhaupt nicht, son= dern nur Regeln des 'Wortgebrauchs'? Am Beispiel der dt. Satz= verknüpfer zeigt P . , daß weder der Hypothese des 'Bedeutungs= monismus' noch der des 'Gebrauchsmonismus 1 einspruchslos zuge= stimmt werden kann; er entwirft demgegenüber in Anlehnung an Grice eine Hypothese, "die der Bedeutung und dem Gebrauch der Wörter in der Sprachverwendung eine komplementäre Funktion zuweist". Bedeutung und Gebrauch eines Wortes sind demnach nicht zwei Seiten ein und derselben Sache, sondern unterschei= den sich voneinander. Ein kompetenter Sprecher beherrscht so= wohl Regeln der Wortbedeutung als Regeln des Wortgebrauchs. Zur Ermittlung der jeweiligen Elemente der Bedeutung von Äußerungen (d.h. deren semantische und pragmatische Bedeutungen) schlägt P. drei auf Grice zurückgehende Kriterien vor und zeigt am Beispiel der Satzverknüpfer (in erster Linie und) deren An= Wendung.

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Postal, Paul. 1974. On Certain Ambiguities, in: Lin 1974/5: 367-424. E 26, 46 P. erörtert im Rahmen einer Kritik an Hasegawa 1972 die Mehr= deutigkeit von Sätzen wie ( i ) / ( i i ) : (i) John believes that Mary is taller than she is. (ii) John claims that Mary didn't kiss the boy she kissed. Während Hasegawa 1972 und McCawley 1973b Lösungen vorschlagen, welche solche Mehrdeutigkeiten darin begründen, daß "the em= bedded sentence can represent the 'assertions' or 'judgments' of different persons (John or the speaker)" (Hasegawa 1972: 1 4 7 ) , führt P. diese Mehrdeutigkeiten auf Skopusunterschiede zurück. Zur Kritik vgl. Liddell 1975 und Reinhart 1975.

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Philosophische Diskussion (in Anlehnung an Hospers 1953) der Abgrenzungsproblematik von Ambiguität und Vagheit. Im Rahmen einer Referenzsemantik ist es nach R. nicht möglich, strin= gente Abgrenzungskriterien anzugeben. Die Frage kann meist nur intuitiv beantwortet werden.

126

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Richten, Robert J. 196O. On a Type of 'Ambiguity', in: Theoria. A Swe= dish Journal of Philosophy and Psychology. 1960/XXVI: 146-150. A 51

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R. unterscheidet zwischen 'echten' und 'unechten' Homonymen (s.Einführung). Sie beschreibt die verschiedenen Entstehungs= weisen von Homonymen und die Mißverständnisse, welche durch Mehrdeutigkeiten hervorgerufen werden. Ferner argumentiert sie gegen die von Gillieron/Roques 1912, Liebich 1898 u.a. vertretene Hypothese vom Wortschwund durch Homonymie. Vgl. hierzu Menner 1936 (mit weiteren Literaturangaben).

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Rieger, Burghard. 1974. Eine tolerante Lexikonstruktur. Zur Abbildung natürlich-sprachlicher Bedeutung auf 'unscharfe' Mengen in Toleranz^ räumen, in: LiLi 1974/16: 31-47. A 41; B 297

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Rieger, Burghard. 1976 b. Unscharfe Semantik natürlicher Sprache. Zum Problem der Repräsentation und Analyse vager Bedeutungen. Vortrag gehalten auf dem Symposion 'Naturwissenschaftliche Linguistik1 der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, Halle, in: Nova Acta Leopoldina 1977. ***

127 A 41; B 297

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Rieger, Burghard. 1977. Analysing and Representing Vague Lexical Mea= ning on a Generative Model of Fuzzy Structural Semantics. Referat auf der 3rd International Conference on Computing in the Humaties', Spon= sored by University of Montreal. University of Waterloo. August 2-5, 1977. B 297

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Ross, John R. 1973. A Fake NP Squish, in: C.-J.Bailey/R.Shuy: New Ways of Analyzing Variation in English. Washington. Georgetown Uni= versity Press. 1973: 96-14O. A 69, 77

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Sadock, Jerrold M. 1972. Speech Act Idioms, in: PCLS 1972/8: 329-339. E 55f Nach der Erörterung mehrdeutiger Adjektive, bei welchen nach S. eine konstante Bedeutung der Sätze bei Substitution des Adjektivs auf 'Vagheit 1 hindeutet, eine Bedeutungsverengung jedoch auf 'Ambiguität', beschäftigt sich S. mit der Mehr= deutigkeit idiomatischer Wendungen und Sprechaktidiomen, you bet it's cold, ist nach S. deshalb 'ambig 1 , weil 1. "it occurs unambiguously in contexts which exclude one or the other meaning" (333) ; 2. "Substitution of different lexical material generally disambiguates the sentence" (334) und 3. "One of the senses of this construction is grammatically idiosyncratic" ( 3 3 4 ) , z . B . muß in der idiomatischen Lesart that-DELETION erfolgen. Die von Sadock verwendeten Ambiguitätstests werden in Sadock/ Zwicky 1975: 4ff und Zwicky 1973: lOlf einer Kritik unterzogen.

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Sadock, Jerrold M. 1974. Toward a Linguistic Theory of Speech Acts. New York. Academic Press. 1974. E 3

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129 nicht um semantische sondern um pragmatische Inhalte handeln muß ( z . B . Sarkasmus, Ironie, Beleidigung u s w . ) . Nach S./Z. sollen die Identitätstests auf sie nicht anwendbar sein, was u . U . eine ad hoc Lösung darstellt, um die generelle Anwend= barkeit dieser Tests zu retten. S . / Z . begegnen mit der ge= nannten Unterscheidung einer Reihe von Beobachtungen ver= schiedener Autoren (Lakoff 197Oa;Catlin/Catlin 197O; MistlerLachman 1974), daß die auf solche Sätze angewandten Identi= tätstests zu widersprüchlichen Ergebnissen führen. S./Z. stellen demgegenüber fest, daß die 'exceptional perlocutions' dem von Grice 1975 aufgestellten "sincerity principle 1 wider= sprechen. Ein Anhang mit einer Kritik an Lakoff 197Oa schließt die Arbeit

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Smith, Carolata S. 1969. Ambiguous Sentences with and. in: Reibel/ Schane 1969: 75-79. A 7; B 215 S. erörtert Sätze, die in ihrer OS eine Konstituente 'N-and-N' als Subjekt- bzw. Objekt-NP aufweisen. Solche Sätze sind syste= matisch mehrdeutig: "the compound may be interpreted either as a unit or as a conjunction of separate entities. Sentences with compound noun phrases are often analyzed simply as con= junctions, optimally reduced, of two sentences. But an ana= lysis that treats and as a morpheme occurring only in complex

131 sentences is deficient, since it gives no formal basis for the systematic ambiguity" ( 7 5 ) . S. schlägt stattdessen zwei unter= schiedliche Ableitungswege für solche Sequenzen vor. Zur Ambiguität solcher Konstruktionen vgl. ferner Dik 1968: 2 2 7 f f , Gleitmann 1965 und insbesondere Hudson 197O mit weiteren bibliographischen Hinweisen.

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Smith, Carolata S. 1977. The Vagueness of Sentences in Isolation, in: PCLS 1977/13: 568-577. A 33 In erster Linie in bezug auf Tempus-Spezifizierungen zeigt S., daß Sätze (allgemein) in Isolation 'vage' sind. "People tend to interpret things as complete, or nearly complete, when they can. This means that linguists may be misled when they inter= pret people's intuitions about sentences in isolation. Rather than finding out the linguistic properties of the sentences in question, they may be collecting data about strategies for interpreting incomplete sentences." ( 5 7 6 ) .

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Stfirensen, H. G. 1958. Word-Classes in Modern English, With Special Reference to Proper Names, with an Introductory Theory of Grammar, Meaning and Reference. Copenhagen. Gad. B 322

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Stageberg, Norman. 1958. Some Structural Ambiguities, in: The English Journal 1958/47: 479-486. und in: Wilson 1967: 76-85. S. unterscheidet 'lexikalische' und 'strukturelle' (=syntak= tische) Ambiguitäten; er befaßt sich nur mit letzteren, u.z. bezogen auf schriftliche Texte, ohne allerdings zuvor den Begriff der 'Ambiguität 1 selbst geklärt zu haben. S. geht es hauptsächlich um stilistische Fragen; diesen Intentionen entsprechend bietet die Arbeit keine Erklärungsmodelle, sondern lediglich eine Auflistung von (21) repräsentativen Fällen möglicher Mehrdeutigkeiten, die jeweils mit einigen Beispielen erläutert werden. Meist handelt es sich hierbei um SkopusPhänomene oder um Uneindeutigkeiten bei der Bestimmung der Formklassenzugehörigkeit von Satzgliedern; vgl. etwa die folgenden Mehrdeutigkeiten: (i) a dull boy's knife " (ii) German teachers visit London. Vgl. (insbesondere zu den stilistischen Aspekten) ferner Stageberg 1975 und die von ihm angegebene (S.316f) Literatur.

132

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Stageberg, Norman. 1971. Structural Ambiguity and the Suprasegmentals. in: English Record 1971/21: 64-68. A 29

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381

Zwicky, Arnold M. 1973. Review of Kooij 1971. in: Lingua 1973/32: 95-118. B 207, 215, 308 Neben einer ausführlichen Kritik an Kooij 1971 bietet die Ar= beit die Grundlage für Sadock/Zwicky 1975.

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Danell, K. J. 1978. The Concept of Vagueness in Linguistics. Some Methodological Reflections of a Non-Specialist, in: Studia Neophilo= logica 1978/50 ( 1 ) . A 35

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N 3

Sankoff, David. 1978. ed., Linguistic Variation. Models and Methods. New York. Academic Press. 1978. A 69

ANHANG

ANHANG I: STICHWORTVERZEICHNIS ZUR EINFÜHRUNG UND BIBLIOGRAPHIE.

Ableitungen, Mehrdeutigkeit von E 57; A 3O, 46 absolute Homonymie A 42 Adäquatheit (eines Grammatikmodells) und Mehrdeutigkeit Adjektivkonstruktionen, Mehrdeutigkeit von B 218 Agens E 21 Agent (thematische Relation) E 39 AGREEMENT

E Kap. 2 f ; B 32

E 72ff

Akzeptabilitätsgrad E 6, 28 Ambiguität, Definition der E 4 Ambiguitätstests A 14, 22; B 2O3, 2O7, 247, 3O8, 31O Andeutungen (nicht-wörtliche Bedeutungen) E 4 9 f f ; A 4O analogische derivative Generierung A 76 Apokope E 79 automatische Sprachübersetzung E 57; A 36, 4O, 48; B 2 , 36O automatische Syntaxanalyse E 57; A 36, 4O, 48; B 36O become-Konstruktionen, Mehrdeutigkeit von E 2f; B 38O Bedeutungsinvarianz von Transformationen E 23 Bedeutungsmaximalismus A 42 Bedeutungsminimalismus A 41, 42 Bedeutungspostulate E 54; A 4O Bedeutungsunterschied, gemeinsamer E 11; A 46 Bedingungen für Tilgungstransformationen E 8Off; A 82, 83; B 12, 79, 95 before-Konstruktionen, Mehrdeutigkeit von B 149 be-Hierarchie E 46 Bestimraungsfunktion, syntaktische E 29f Betonung E 4Off; A 1O Change-of-Identity-(CI-)Sätze E 82 Componential Analysis E Kap. 4.1 CONJUNCTION MOVEMENT B 215 Core-Grammar E Kap. 5.2 definite (vs. generische) Interpretation B 322 deliberate ambiguity (vorsätzliche Mehrdeutigkeit) A 3 Dependency-Grammar, Ambiguität und Mehrdeutigkeit in der B 2 derivative Generierung A 76 Desambiguierung A 9, 1O, 12, 43; B 2, ISO Determinierer, Mehrdeutigkeit von B 322 Dialekte E Kap. 5.2 differentia specifica E 44 Distribution (als Kriterium zur Segementierung von Lautketten) E Kap. 1; A 6 Distribution (als Kriterium zur Unterscheidung homonymer und polysemer Kon= struktionen. E Kap. 4 . 2 . 3 dreiwertige Logik B 43

142 echte Homonymie A 53; B 295 eigentliche Zweideutigkeit E 20f Ellipsen, Beschreibung von A 59 Empirismus E 10; B 32 Etymologie (als Kriterium zur Unterscheidung von Homonymie und Polysemie) E Kap. 4 . 2 . 2 , Kap. 4 . 2 ; A 54, 60, 61; B 25 exterior sense (vs. interior sense) B 38O Farbbezeichnungen, Mehrdeutigkeit von A 33 fringe (Vagheitsbereich) E Kap. 4 . 1 , Kap. 5 FOCUS-ASSIGNMENT E Kap. 3 . 2 . 3 Fokus (vs. Präsupposition) E Kap. 3 . 2 . 3 , Kap. 3 . 2 . 4 Fügewörter, polyfunktionale A 43; B 15O Fuzzy Grammar A 69, 77; B 297 GAPPING E 8Off; A 83; B 95 gemeinsamer Bedeutungsunterschied E 11; A 46 generality E 4 5 f ; A 32; B 62, 2OO generische (vs. definite) Interpretation B 322 genus proximum E 44 Grammatikalität, relative E 28 Grammatikalitätsdichotomie E Kap. 5 . 2 ; A 77 Grammatikalitätsgrad E 6, 28 Grammatikalitätstrichotomie E Kap. 5.2 Grammatik, Definition der E 5 grammatikexterne Mehrdeutigkeit E 4; B 32 grammatikinterne Mehrdeutigkeit E 4; B 32 have-Hierarchie E 46 hierarchische Struktur E 1 5 f f , 19f; A 12 Hörer-Grammatik (grammar for the hearer) A 12 Homoformen A 3O Homographie A 49 Homonymenflucht A 63; B 153, 16O, 2 2 6 , 243, 256, 261, 292 Homonymeninventare A 49 Homonymie, antike Auffassungen über die E 4 4 f ; A 31 Homonymie, Definition der A 3O, 38, 42, 66 Homonymie in Flexionsparadigmen A 52; B 166 Homonymie und Wortschatz A 63; B 243, 261 Homonymie vs. Identität A 37; B 126 Homonymie vs. Polysemie E Kap. 4 (und Anmerkungen); B 25 Homophonie A 49 IC-Analyse E Kap. 1.3; A 7 Identität (des sprachlichen Zeichens) A 37; B 126 Identität, morphologische/phonologische ·* morphologische Identität Identitätstests ·> Ambiguitätstests Idiolekte E Kap. 5.2 idiomatische Wendungen, Mehrdeutigkeit von B 308 idiosyncratic dialects E 74f illocutionary act potential A 34, 41 indefinite ambiguity (unendliche Mehrdeutigkeit) E 3; B 77 indirekte Rede E 84 induktive Generalisierung E Kap. 1.1 infinite Polysemie A 43 Inhaltssemantik E Kap. 4 . 1

143 interior (vs. exterior) sense B 28O internal homography A 3O inter- (vs. intra-) sprachliche Mehrdeutigkeit E Kap. 4 . 2 . 1 ; A 52; B 62 Intonation E 35; A 9, 10, 29; B 2OO, 375 Intuition (und die Unterscheidung von Ambiguität und Vagheit) A 42; B 293 Intuition (und die Unterscheidung von Mehrdeutigkeitstypen) E Kap. 3 . 2 . 1 ; A 42 invited inferences (suggerierte Schlußfolgerungen) A 40 isolierte Äußerungen, Mehrdeutigkeit von A 33; B 324 Item- and Arrangement- Modell E Kap. 1.3, Kap. 1.4 Junctures

A

;

2

, 375

Kasas-Grammatik E Kap. 3 . 2 . 2 ; A 28; B 2O7 Kerngrammatik E Kap. 5.2 Kernsätze E Kap. 2 . l Kinship-Terminology A 51 Klassifikation von Morphemen E Kap. 1.2; A 6 Komparativ E 2 Kompetenz (des idealen Sprecher/Hörers) E Kap. O . 2 , Kap. 2, Kap. 3, Kap. 5.2 Kompetenz, pragmatische E 22f Komposita, Mehrdeutigkeit von E 1 4 f , 41, 57 Kongruenz, Zweifelsfälle der E Kap. 5.2 Konjunktionen, Mehrdeutigkeit von A 40, 43, 55, 59; B ISO Konjunktionen und Verbkongruenz E Kap. 5.2; A 71 Konjunktionsreduktion B 310 Konjunktionstypen E 2; B 215 Konstituentennegation E 3 5 f ; A 25 Konstruktion E Kap. 1.2, Kap. 1.3; A 11 Konversationsprinzipien E Kap. 4 . 1 ; A 4O Konversationstheorie E Kap. O . 2 , Kap. 3, Kap. 4 . 1 Koordination A 7; B 215, 323 lexikalische Mehrdeutigkeit/Ambiguität E Kap. 2 . 2 , Kap. 4 (und Anmerkungen); B 2, 25 Lexikologie E Kap. 4 . 3 linguistische Bedeutung E Kap. 1.2 Location (thematische Relation) E 39 logische Strukturen (als TSs) E Kap. 2 . 2 ; A 21 Markierungsstruktur E 2 9 f f ; A 29, 30 maxim of quality A 47 Mehrdeutigkeit, Defintion der E 4, 29ff Mehrdeutigkeit und Adäquatheit (eines Grammatikmodells) E Kap. 2, Kap. 3; B 32, B 379 Mehrdeutigkeit und phonologisch-phonetische Phänomene E 4O; A 9, 1O, 29; B 2OO, B 375 modulierende Morpheme E 15 Modus, Zweifelsfälle der Wahl des E 84 Monostruktursyntax E 2 9 f f ; A 29, 3O morphologische Ambiguität A 3O morphologische Identität (als Bedingung für Tilgungstransformationen) E 8Of; A 82, 83; B 95 Negation E 8, 3 5 f ; A 4, 25, 27; B 189, 282 Negation: starke vs. schwache E 35f; A 27 nicht-wörtliche Bedeutung E 24

144 NO-AMBIGUITY-CONDITION

E 82

Nominalisierungen, Mehrdeutigkeit von E 57; A 3O, 46 Norm, sprachliche E Kap. 5.2; A 70, 85 Oberflächenstruktursyntax E 2 9 f f ; A 29, 30 opake Bedeutung E 35; B 79; B NACHTRAG -> Kempson open texture A 33; B 4O partielle Homonymie A 4O partly homonymous construction

A 11

PASSIV E Kap. 3 . 2 . 2 ; A 28 Patch-Up-Bereich E Kap. 5.2; A 69, 76, 81, 83 Patiens E 21

perceptual suppression model B 234 Performanz, Abgrenzung von der -»-Kompetenz E Kap. 2.1 philosophische Abgrenzungen von Mehrdeutigkeitstypen E Kap. 4.1; B NACHTRAG -*· Danell phonologische Identität -+· morphologische Identität phrasal conjunction B 215 Phrasenstruktur E Kap. 2.1 pitch accent E 35 polyfunktionale Fügewörter A 55, 58; B ISO Polymorphie A 3O Polysemie E Kap. 4 (und Anmerkungen); B 25 Polysyntaktizität E 3O; B 2 Präpositionen, Mehrdeutigkeit von B ISO Präsuppositionen E 8; A 4O Präsuppositionen vs. Fokus E Kap. 3.2.3, Kap. 3 . 2 . 4 ; A 4O; B 149, 189 PREPOSITION ADJUNCTION B 211 Prinzip der klaren Fälle E 7 6 f f ; A 78 privative Oppositionen E 54f; A 44 Projektionsregeln E Kap. 2.2, Kap. 3, Kap. 4.1 Pronomen, Mehrdeutigkeit von B 8 pronominalisierte Sätze, Mehrdeutigkeit von E 26 PRONOMINALISIERUNG E 4O prosodische Merkmale E 15; Kap. 3 . 2 . 3 psychologische Tests E 58; A 5O; B 28, 35, 23O, 234 Randgrammatik E Kap. 5.2 randomly distributed dialects 74f Rationalismus

E 18; B 32

Reaktionszeit (bei der Perzeption mehrdeutiger Sequenzen) E 58; A 5O; B 28, B 35, 118, 230, 234 Referenz E 24; Kap. 4.1; A 32, 34; B 293 REFLEXIVIERUNG E 4O; A 28 reguläre Mehrdeutigkeit/Ambiguität A 46 rhetorische Komponente E Kap. 3.2.4 Satzfragmenten, Beschreibung von A 59 Satznegation E 35f; A 25 Semantik, Definition der E 22; A 41 semantische Homonymie A64 semantische Interpretation E Kap. 2 . 2 , Kap. 3, Kap. 4.1 semantische Mehrdeutigkeit/Ambiguität E Kap. 2 . 2 ; A 12, 3O sentences conjunction B 215 Skopus-Phänomene E 8f, 26ff, 35ff, 42; A 7; B 19O, 282 sloppy identity B 79

145 'SO + AUX'-Test B 207, 247, 310 social ambiguity A 3 Source (thematische Relation) E 39 Sprechakte A 3; B 3O8 Sprechaktidiome A 3; B 3O8 Squishy Grammar A 69, 77 stilistische Aspekte der Mehrdeutigkeit B 8, 328 Streichbarkeit, Postulat der E 54 Strukturalismus, taxonomischer E Kap. l submorphemische Bedeutungsunterschiede E Kap. 1.2 suggerierte Schlußfolgerungen A 4O suprasegmentale Morpheme E 15

Synkope E 79 Synkretismus A 52; B 370 Synonymie A 3O syntaktische Mehrdeutigkeit/Ambiguität E Kap. 2; A 3O; B 2 Syntax, Defintion der E 22 systematische Mehrdeutigkeit/Ambiguität E 55f; A 46; B 40, 215, 323 Tempusspezifikation, Mehrdeutigkeit der B 324 that-INSERTION/-DELETION A 69; B 3O8 Thema ·*· Fokus vs. -> Präsupposition thematische Relationen E Kap. 3.2.2, Kap. 3.2.4; A 28 Theme (thematische Relation) E 39 Tiefenkasusunterschiede E Kap. 3 . 2 . 2 ; A 28; B 207 Transformationenebene E Kap, 2, Kap. 3.2.1 transparente Bedeutungen -> opake Bedeutung Unabtrennbarkeit, Postulat der E 54 unbestimmt (als dritter Wahrheitswert) B 43 Unbestimmtheit (als Aufhebung der Eindeutigkeit) E 2O Unbestimmtheit (als ·> Vagheit/Unspezifiziertheit) E 46 unechte Homonymie A 53; B 295 unendliche Mehrdeutigkeit E 3; B 77 unified analysis E 75; A 72 unitary perception model B 234 unmittelbare Konstituenten, Analyse in E Kap. 1.3; A 7 unscharfe Mengen, Theorie der B 297 Unspezifiziertheit E 46 unsystematische Mehrdeutigkeit B 4O Vagheit, Definition der E 4 Vagheit, philosophische Auffassungen über die E Kap. 4.1; A 32, 33, 34, 35 B 293, NACHTRAG -»· Danell Vagheitsbereiche ( von Regeln) E Kap. 5 Vagheitsspielraum (auch ·> fringe) E Kap. 4.1, Kap. 5; B 43, 95 vagueness of degree B 4O vagueness of open-texturedness A 33; B 4O Valenztheorie E Kap. 4 . 2 . 3 ; A 55, 59, 65 Variabilität, Postulat der E 54 Variablenregeln E Kap. 5.2; A 78; B NACHTRAG -*· Sankoff Variation (von Sprecherurteilen) E Kap. 5 . 2 ; A 4, 75; B NACHTRAG -+ Sankoff Wahrheitswert-Trichotomie B 43 wholly homonymous construction A l l wörtliche Bedeutung E Kap. 2 . 2 , Kap. 3.1, Kap. 4.1

146 Wohlgefonntheitsgrad (von Sätzen) Wortschatzelement A 66 X-Konvention Zweideutigkeit

E 37 E 2O

E 6, 28

ANHANG II:

NAMENSVERZEICHNIS ZUR EINFÜHRUNG

Agricola E 3O; A 7, 3O, 36, 48 Aiston E 45; A 33, 35,41 Apresjan A 46, 67 Aristoteles E 4 4 f ; A 31 Arsenjewa E 66; A 65 Atlas A 5 Äugst A 49 Bailey A 78 Baker A 5O Bally A 64 Barett A 40 Bellmann A 3O, 31, 37 Bendix A 41 Benjamin A 35 Benveniste A 63 Bergmann A 49 Besse A 67 Bever E lo, 18, 28, 46, 58; A 41, 5O, 79, 8O Bierwisch A 41, 79 Binnick E 55; A 34, 41, 46 Black E 45-48, 7o, 75; A 35, Blau A 32, 43, 68 Bloch E 11 Bloomfield E 1O Boor A 40 Bolinger A 15, 43, 69 Bos A 13 Breal A 67 Bunting E 61; A 53

Dahl E 35; A 4 Danes A 67 Diaconescu A 67 Dik A 7 Dore A 79 Droste A 67 Dubois A 43 Duchacek A 30, 49, 55 Duden E 7 3 f , 84; A 39, 85 Eggers A 48 Eichler E 61; A 53 Eisenberg E 2 9 f f , 8of; A 29, 3O, 82 Elliott

E 75; A 74, 75

Engels A 5O Erdmann A 67

41, 46

Cairns A 5O Garden E 74f; A 4 , 69, 72, 74 Carey A 5O Carroll A 79, 8O Cedergren A 78 Channon E 82f Chao E 45, 48, 59f Chomsky E 18ff, 2 3 f f , 29, 37, 41, 76 A 76 Cohen A 5O Copilowish A 35 Coseriu E 2Of, 57 Culicover E 3

Falkovii A 67 Fillmore A 28, 41 Findreng E 81; A 71 Fischer A 41 Fodor E 2 3 f f ; A 43 Foss A 5O Francois A 67 Garrett A 5O Gravin A 48 Geis A 4O Gipper A 67 Gleitman A 7 Godel E 66; A 37, 51 Graf E 84; A 84 Green E 78; A 41, 68, 69 Greenbaum E 75; A 75 Greibach A 48 Grice E 33, 54; A 47 Griesbach A 71 Gruber E 38f; A 41 Hankamer E 82f Harman A 34 Harrison E 48; A 33, 35 Hasegawa E 26 Heger E 66; A 49, 54, 55, 6O, 67 Heinämäki A 41

148 Heibig E 6 3 f f ; A 43, 58 Hempel A 35 Hill A 76 Hiz A 12 Hockett E 10, 1 5 f f , 32; A 8, 12 Hogaboam A 5O Hoppe A 5O Horalik A 49 Hospers E 45 Huber E 81; A 79 Huddleston A 30 Hudson A 7 Humecky A 48 Hurtig A 50, 79, 8O Iwlewa

E 68

Maas A 48 MacKay E 58; A 5O Martinet A 67 Maslov A 67 McCawley E 26; A 5, 18, 41 McCloskey E 82 Mehler A 5O Menner A 63 Michea A 48 Mok A 43 Morgan E 75, 8Of; A 59, 68, 69, 77 Motsch E 57

Muller

A 67

Neustupny A 32, 35 Nida E l O f f , 32 Novikov A 67

Jackendoff E 29, 35, 3 7 f f , 57, 65, 82 J ger E 77, 85; A 85 Oettinger A 3O, 42, 48 Jenkins A 5O Olson E 58; A 50 Kalish-Landon A 79 Karttunen A 41 Katz E 2 3 f f , 38, 42, 46, 49, 51, 65 A 15, 30, 36, 43, 45 Kelter A 50 Kempson E 6O; A 5, 13, 27, 4O, 41 Kess A 5O Kieft A 67 Klappenbach E 66, 67; A 61, 62 Klare E 65 Klima A 74 Koch A l, 28 Kooij E 40, 45; A 7, ΙΟ, 3Ο, 31, 38, 43 Koutsoudas A 48 Kubinski A 35 Kummer E 81; A 79 Kuno A 48 Labov

Lackner

E 7 4 f , 78; A 69, 72, 75, 78

A 50

Lakoff E 28, 82; A 5, 7, 18, 35, 41, 69, 77, 80 Langendoen E 78; A 79 Lawler A 41 Lebrun A 48 Lees E 2 Lehiste A 29 Levin A 67 Lieb E 29ff Lilje A 4O List A 5O Lyons A 4 2 , 49, 54 Lycan A 4O

Pacak A 67 Panagl E 61 Partee A 5, 18, 2O, 24 Passek A67 Patel A 13, 5O Perfetti A 5O Perlmutter A 41 Peters A 7 Pinkai A 4O Posner E 54; A 41, 42, 58 Postal E 26, 33, 46, 49, 51; A 7, 41 Prideaux A 5O Prorokova A 67 Quine

A 35

Reis E 75, 82; A 27, 68, 69, 77 Richman E 46, 48; A 35, 41, 51 Richter E 44, 62; A 53 Rieger A 41 Rolfes -> Aristoteles Rosenbaum E 46; A 41 Rosengren A 49 Ross A 69, 77 Rudskoger A 67 Russell A 35 Sadock E 3, 21, 55, 6O; A 2, 14, 22 Sankoff A 78 Schelp A 49 Schenkel E 6 3 f f ; A 58 Schiebe A 5 Schildt A 65 Schmidt A 62 Schogt A 67

149

Schreiber E 64, 67; A 58, 61, 62, 66 Schulz A 71 Shopen A 59 Shuy A 78 Silver A 5O Smith A 7, 33 Sommerfeldt E 64, 67; A 58, 61, 62, 66 Spitzbardt A 48 Stageberg A 29 Stenner A 4O Ströbl A 66 Suls A 5O TeSitelovä A 3O TiSler A 67 Trnka A 6O Trubetzkoy A 44 Uhlenbeck A 13 Ulatowska A 5O Ullmann A 67 Unsold A 78 Vasiliu A 32 Vater A 27 Verhaar A 13 Viehweger A 46, 66 Vinogradov A 3O Vipond A 50 Wahrig E 63; A 49 Waismann A 33 Wandruszka A 3O, 52, 67 Weber A 31, 36, 42, 43, 48, 49, 65, 66 Weinreich A 15, 41, 43 Weisberg A 5O Weiser A 3 Wells E 10, 1 2 f f , 15, 32 Weite A 25, 26 Weydt A 13, 52 Wiggins A 41 Wolf A 48 Woolley A 3 , 7, 29 Zadeh A 77 Zawadowski A 67 Zgusta A 67 Ziramertnann A 48 Zwicky E 2, 21, 55f, 6O; A l, 4O, 41

ANHANG III:

Arm.

KONKORDANZ: ANMERKUNGEN UND SEITENZAHLEN DER EINFÜHRUNG

S.

Arm.

S.

Anm.

S.

Anm.

S.

85

85

1

2

29

40

57

63

2

2

30

44

58

63f

3

4f

31

45

59

65

4

5

32

47

60

65

5

8

33

47

61

66

6

12

34

48

62

66

7

13

35

48

63

66

8

14

36

49

64

66f

9

15

37

49

65

67

10

15

38

49

66

67f

11

16

39

50

67

69

12

16f

40

50f

68

7O

13

20

41

51f

69

73

14

21

42

52

70

74

15

24

43

53

71

74

16

24

44

54

72

75

17

25

45

55

73

75

18

26

46

55f

74

75

19

27

47

56f

75

75f

20

27

48

58

76

76

21

27 f

49

58

77

77f

22

33

50

58f

78

78

23

33

51

59

79

78

24

35

52

60

80

79

25

36

53

60f

81

79f

26

36

54

61f

82

80

27

36

55

62

83

84

28

39

56

62

84

84