Altfranzösische Urkunden und Lexikologie: Ein quellenkritischer Beitrag zum Wortschatz des frühen 13. Jahrhunderts 9783111329123, 3484522038, 9783484522039


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German Pages 188 [192] Year 1984

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Inhalt
Vorwort
1. Einleitung
2. Quellenkritik
3. Lexikologische Auswertung afr. Urkunden auf Grund der entwickelten Kriterien
4. Kritische Bibliographie publizierter afr. Urkunden und Dokumente bis zum Jahr 1235
5. Anhang
Literatur-und Quellenverzeichnis
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Altfranzösische Urkunden und Lexikologie: Ein quellenkritischer Beitrag zum Wortschatz des frühen 13. Jahrhunderts
 9783111329123, 3484522038, 9783484522039

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BEIHEFTE ZUR ZEITSCHRIFT FÜR ROMANISCHE PHILOLOGIE BEGRÜNDET VON GUSTAV GRÖBER FORTGEFÜHRT VON WALTHER VON WARTBURG HERAUSGEGEBEN VON KURT BALDINGER

Band 203

Christoph Josef Drüppel

ALTFRANZÖSISCHE URKUNDEN UND LEXIKOLOGIE Ein quellenkritischer Beitrag zum Wortschatz des frühen 13. Jahrhunderts

MAX NIEMEYER VERLAG TÜBINGEN 1984

A Monique

Gedruckt mit Unterstützung des Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG W O R T

Drüppel, Christoph Josef: Altfranzösische Urkunden und Lexikologie : e. quellenkrit. Beitr. zum Wortschatz d. frühen 13. Jh. / Christoph Josef Drüppel. Tübingen : Niemeyer, 1984. (Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie ; Bd. 203) NE: Zeitschrift für romanische Philologie / Beihefte ISBN 3-484-52203-8

ISSN 0084-5396

© Max Niemeyer Verlag Tübingen 1984 Alle Rechte vorbehalten. Ohne Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege zu vervielfältigen. Printed in Germany. Satz und Druck: Laupp & Göbel, Tübingen 3. Einband: Heinrich Koch, Tübingen.

Inhalt

VORWORT

VII

1.

EINLEITUNG

1

1.1. 1.2. 1.3. 1.4.

Afr. Urkunden als Quelle der Sprachwissenschaft Geographische Verbreitung afr. Urkunden Übergang zur afr. Beurkundung Zielsetzung

1 3 8 11

2.

QUELLENKRITIK

14

2.1. Urkunde und Dokument 2.2. Auswertung rechtssprachlicher Texte

14 18

2.2.1. Quellenkritische Problematik 2.2.2. Auswertungspraxis

sprachwissenschaftlicher

18 Monographien

und

Wörterbücher

2.3. Neuedition und Transkriptionsvergleich 3.

LEXIKOLOGISCHE AUSWERTUNG AFR. URKUNDEN AUF GRUND D E R E N T W I C K E L T E N KRITERIEN

3.1. Aufbau der Artikel 3.2. Einzelartikel arcediacne bis were 4.

24

38

42

42 47

KRITISCHE BIBLIOGRAPHIE PUBLIZIERTER AFR. URKUNDEN BIS ZUM JAHR 1235

115

4.1. Einleitung 4.2. Bibliographie

115 118

5.

162

ANHANG

5.1. Ortsverzeichnis 5.2. Index der kommentierten Wörter

162 163

LITERATUR-UND QUELLENVERZEICHNIS

168

I. Texteditionen und Editionskommentare II. Sprache und Wörterbücher III. Hilfswissenschaften: Diplomatik, Rechtsgeschichte, Geographie, Chronologie

168 175 179

Vorwort

Die altfranzösische Urkunde als ein unter Beachtung bestimmter Formen volkssprachlich abgefaßtes Schriftstück rechtlichen Inhalts tritt seit dem Beginn des 13. Jahrhunderts zunehmend an die Stelle der lateinischen Ausfertigung und wird damit zu einer wichtigen Quelle für die Geschichte der französischen Sprache. Kurt Baldinger wies schon 1953 auf die Bedeutung der lokalisier* und datierbaren Urkunden und Weistümer als eine sichere Grundlage für die Sprachforschung hin, betonte jedoch gleichzeitig, «daß die sprachwissenschaftliche . . . Auswertung der Urkunden große Vorsicht und kritische Prüfung erheischt» (Orbis 2,1953, S. 188). In der Tat wurde und wird die quellenkritische Problematik bei der sprachwissenschaftlichen Auswertung von Urkunden und Dokumenten in ihrer Vielschichtigkeit von den Wörterbuchautoren nicht immer erkannt. Die vorliegende Arbeit beschreibt und systematisiert die für den Untersuchungszeitraum (ca. 1200-1235) greifbaren Urkunden und Dokumente anhand von Kriterien, die eine deutliche Unterscheidung der originalen von der kopialen Überlieferung in der Lexikographie ermöglichen und bewirken sollen. Tiefen Dank schulde ich meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. Drs. h.c. Kurt Baldinger, der mir das Thema als Dissertation anvertraut und die Genese der Arbeit geduldig und hilfreich begleitet hat. Den Damen und Herren der Archives Nationales und der Archives Départementales de l'Aisne, de l'Aube, du Doubs, d'Indre-et-Loire, de la Région Lorraine et du Département de la Moselle, du Nord, du Pas-de-Calais, des Rijksarchief te Gent, der Archives Communales von Douai, Lille und Metz, der Bibliothèques Municipales von Arras und Cambrai gebührt mein herzlicher Dank für die zahlreichen, immer freundlichen Auskünfte. Ganz besonders aber danke ich Herrn Dr. Frankwalt Möhren für seine oft kritischen, immer ermutigenden Anmerkungen und für seine zahllosen Hinweise und Hilfen, die weit über das gewöhnliche Maß kollegialer Förderung hinausgingen.

1.

Einleitung

1.1. Afr. Urkunden als Quelle der Sprachwissenschaft Die volkssprachliche Urkunde als ein in altfranzösischer Sprache unter Beachtung bestimmter Formen abgefaßtes Schriftstück rechtlichen Inhalts 1 ist uns seit der Wende vom 12. zum 13. Jh. überliefert. Ihr gehen nichturkundliche Dokumente ebenfalls rechtlichen Inhalts voraus, die in den Straßburger Eiden von 842 ihren ältesten und wohl berühmtesten Vorläufer aufzuweisen haben. Die Vorteile bei der Bearbeitung urkundlicher Texte gegenüber literarischen, nämlich Datierbarkeit, Lokalisierbarkeit und Authentizität der Quellen, führten bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jh. zu einer verstärkten Auswertung afr. Urk. durch die Romanisten 2 . Die von der Ecole des Chartes in Paris ausgegebenen Abschlußarbeiten der 'chartistes' förderten diesen Prozeß durch die Bereitstellung neuer und kritisch edierter Quellen 3 . Auch in Deutschland wurden die Dok. beliebte Untersuchungsobjekte romanistischer Forscher, vor allem der Schüler von Suchier in Halle. Das Interesse an urkundlichen Texten war so groß, daß die von der Ecole des Chartes 1887 und 1888 zurückgewiesene Abschlußarbeit von Charles Bonnier, Etude linguistique à propos des chartes en langue romane de Douai au XIIIe siècle (Bonnier, Etude*) trotz aller Kritik 1889-1890 in der ZrP veröffentlicht werden konnte. 1 2

3

4

Zur näheren Definition des Urkundenbegriffs und zur Abgrenzung der Urkunde gegenüber sonstigen Schriftstücken rechtlichen Inhalts vgl. unten S. 14-18. Zur Rolle afr. Urk. in der Forschung vgl. die umfassende Hinführung von J. Monfrin, Les études sur les anciens textes gallo-romans non littéraires, in: DocFrHMarneG S. XI-XL; in Frankreich unterstrich bereits 1829 J. J. Champollion-Figeac, Lehrer für Paläographie an der Ecole des Chartes, die Gleichwertigkeit urkundlicher und literarischer Überlieferung für die Erforschung der Sprache. Schon 1838 hatte Natalis de Waüly, Chef der Archives Nationales, gefordert «Comme ces actes [d. h. die afr. Urk.] ne devinrent communs que sous le règne de Philippe le Hardi, on ne devrait pas négliger de publier ceux qu'on pourrait découvrir antérieurement à la seconde moitié du XIII e siècle» (Wailly, Eléments S. 158) und gleichzeitig ein Credo der buchstabengetreuen Abschrift von Dok. formuliert: «le premier mérite d'une publication, c'est d'être exacte jusqu'à la minutie; il n'est pas de barbarisme que leur plume doive craindre de transcrire; aucune faute ne doit être corrigée; toutes doivent être scrupuleusement copiées» (ibid., S. 161). Die im folgenden verwendeten Sigel entsprechen denen des (erst zum Teil veröffentlichten) Complément bibliographique zum DEAF. Kurztitel (wie Bonnier, Etude) wurden subsidiär vor allem in Hinblick auf die zahlreichen Textzitate in den Wortartikeln

1

Die Sprache der Urk. wurde lange Zeit nicht nur als unverfälschtes Produkt ihrer Epoche, sondern geradezu als Aufzeichnung der vom Volk gesprochenen urwüchsigen Sprache angesehen. In einer gewissen Euphorie glaubte man gar, mit ihrer Hilfe den literarischen Zeugnissen ihrer Zeit, die durch die Einwirkung zahlreicher Kopisten über mehrere Jahrhunderte hinweg verfälscht zu sein schienen, wieder zu ihrer ursprünglichen Sprachform verhelfen zu können 5 . Die Kritik an diesem wohl verfehlten Ansatz führte bereits im letzten Jahrhundert 6 , spätestens aber seit den Anfängen der Skriptaforschung 7 zur notwendigen Relativierung des Werts urkundlicher Überlieferung für diesen Bereich der Sprachwissenschaft. Die Urkundensprache vereint die für die Beschreibung des Rechtsgeschäfts notwendigen volkssprachlichen Elemente einer Region mit den fachsprachlichen Vorgaben des Rechtskundigen und ist dabei in gewissem Umfang dem Einfluß der herkunftsbezogenen Sprachgewohnheiten des Schreibers ausgesetzt. Sie bildet damit eine neue Sprachform, die mit der gesprochenen Volkssprache ihrer Zeit nur wenig gemein hat. Aber sie enthält parallel volkssprachliches und fachsprachliches Vokabular, sie ist - zumindest in den ersten Dezennien des 13. Jh. - noch wenig formelhaft und gehört damit zu den wichtigsten Quellen lexikologischer Forschung. Auffällig ist, daß die Untersuchungen anhand rechtssprachlicher Texte vor allem seit dem Aufkommen der Skriptologie überwiegend Morphologie und Syntax zum Thema haben 8 , die Anzahl der Arbeiten zum Wortschatz der Urk. hingegen eher stagniert 9 . Auch heute noch gilt unverändert die Aussage von

5

6 7 8

9

2

und in der Urkundenbibliographie gebildet. Die Auflösung der Kurztitel erfolgt im Literaturverzeichnis jeweils im Anschluß an die Titelaufnahme. Ein richtungsweisender Versuch war die Edition der Histoire de Saint-Louis von Joinville durch N. de Wailly 1868 (JoinvW1) und 1874 (JoinvW2), der die Wiederherstellung der Morphologie des Ms. 14. Jh. durch die Auswertung fr. Urk. aus der Kanzlei von Joinville unternahm und dafür allgemeine Zustimmung in Fachkreisen, v. a. durch Paul Meyer, fand, vgl. Monfrin, Mode S. 17-18, v. a. Fn. 1. Auch die Sammlung afr. Urk. aus dem Poitou durch La Du (LaDuCh 1960-1964) sollte einer Sprachuntersuchung des Roman d'Alexandre als Grundlage dienen. Als einer der letzten Versuche, die Sprache der Urk. gleichsam als kodifizierte Volkssprache auszugeben, ist die Veröffentlichtung von Bonnier, Etüde an der Kritik der Fachwelt gescheitert. Vgl. die Rez. durch Paul Meyer von Bonnier, Etüde, in: R 19, 1890, S. 349-350 und 617; R 20, 1891, S.85. Vgl. auch RemAWall, v.a. S. 140-183. Vgl. als grundlegende Arbeit GossenScripta. An älteren Arbeiten seien u. a. genannt Wailly, Reims; Wailly, Metz; Bonnardot, Metz; Bonnier, Etüde; Wilmotte, Etudes, SchwanBehrens, etc. sowie an jüngeren Arbeiten RemAWall, Gossen, Ajoie, GossenScripta, GoeblNorm, DeesAtlas, um nur einige zu nennen. Mit Runk, Bev, Ewald und Morlet liegen inzwischen nicht mehr ganz junge Arbeiten dieser Kategorie vor. Runk weist indes - wie im einzelnen noch zu zeigen ist - teils so erhebliche Mängel auf, daß die Arbeitsergebnisse jeweils einer strengen Nachprüfung bedürfen. Morlet basiert überwiegend auf Runk, unterzieht sich der kritischen Nachprüfung im allgemeinen jedoch nicht. Als fundierte jüngere Arbeit ist MantouVoc zu nennen, deren Quellen jedoch erst um 1250 einsetzen.

Kurt Baldinger aus dem Jahre 1953 «Die Urkundensprache (überwiegend juristischen Inhalts) führt uns in den Wortschatz des öffentlichen Lebens und damit unmittelbarer als die literarische Sprache in die kulturelle Entwicklung hinein. Sie bildet in gewissem Sinne das Korrelat zur Literatursprache und ist in ihrer Gesamtheit noch nie sprachgeschichtlich untersucht worden»10.

1.2. Geographische Verbreitung afr. Urkunden «Les plus anciens monuments qu'on connoisse en langue françoise, ne remontent pas au dessus du 11e ou 12e siecle. Une charte de 1133 de l'Abbaye d'Honnecourt 11 est peut-être la plus ancienne qui ait été écrite en françois; [...] car on ne doute plus à présent qu'une charte de Louis le Gros, de 1122, donnée en faveur de la ville de Beauvais, ne soit une traduction; depuis qu'on en a découvert à Beauvais même l'original écrit en latin [...]. Les chartes en françois étoient encore assez rares au commencement du 13e siècle; mais elles devinrent communes sous le regne de Philippe le Hardi». Diese Notiz von Dom de Vaines, Dictionnaire raisonné de diplomatique, Paris 1774, Bd. 2, S. 60-61, gibt in etwa den bis in die vierziger Jahre des 19. Jh. gültigen Stand der Wissenschaft in der Frage der Erstüberlieferung fr. Urk. wieder12. Im fr. Sprachgebiet setzt die afr. Beurkundung etwa gleichzeitig in den wirtschaftlich hochentwickelten Städten des Nordens (Douai, Tournai, Arras, Saint-Quentin) und des Südwestens (La Rochelle) ein. Andere Gebiete wie das Zentrum, die Bretagne und die Normandie folgen erst ein halbes Jahrhundert später, nur etwa zwei Jahrzehnte, bevor die afr. Beurkundung sich gegenüber der lateinischen endgültig durchsetzt. Im Verlauf des 14. Jh. wird der Gebrauch des Lat. mehr und mehr auch aus den kirchlichen - für welche es freilich sehr frühe Beispiele aus dem 1. D. 13. Jh. gibt - und Notariatsurkunden verdrängt. Zwar kam in Königsurkunden auch später noch häufig das Lat. in Anwendung, bis durch die königlichen Ordonnanzen von 1512,1529 und durch die berühmte Ordonnanz von Villers-Cotterets (1539 Aug. 15) endgültig der ausschließliche Gebrauch des Fr. in allen öffentlichen und Privaturkunden vorgeschrieben wurde; unwiderruflich durchgesetzt hatte sich die afr. Beurkundung aber letztlich schon seit der Regierungszeit Philipps des Kühnen, d. h. seit den siebziger Jahren des 13. Jh. Die tatsächliche Anzahl der in den einzelnen fr. Départements 13 und im 10 11

12

13

Baldinger, Institut S. 180. Tailliar Nr. 1 S. 1-4; das Dok. ist jedoch eine Fälschung, vgl. unten S. 35-36, S. 83 Fn.132 und S. 110. So etwa Le Glay, Recherches, ('1835, 2 1837); Du Mortier, Notice (1844); Le Glay, Usage (1844) und Dorbis, Etude (1848). Die Auswertung des Dok. 1133 durch die Wörterbücher zeigt jedoch, daß dieser Stand auch in der ersten Hälfte unseres Jh. noch keineswegs gänzlich überwunden war. Hierzu Monfrin, Mode S.23 F n . 2 «Le département n'est évidemment pas, pour les études de cette sorte, un cadre bien approprié. L'avantage pratique de la méthode qui

3

pikardischen Belgien insgesamt noch vorhandenen Urk. wird von Monfrin, Mode S. 23-25 bis zum Jahr 1270, Grenzdatum für die Edition der DocFr, aufgeführt. So sind für das pikardische Belgien 100 Urk. belegt, 800 für das Département Nord (allein 450 für Douai), 300 für das Dép. Pas-de-Calais, 100 für das Dép. Somme, 100 für das Dép. Oise, 270 Dép. Aisne, 200 Dép. Moselle, 450 Dép. Meurthe-et-Moselle 14 , 250 Dép. Vosges, 250 Dép. Meuse, 280 Dép. Haute-Marne, 150 für das Dép. Haute-Saône und ca. 250 (eventuell auch das Doppelte) für die Dép. Côte-d'Or, Saône-et-Loire, Doubs und Jura. Weniger exakte Zahlen liegen vor für die Dép. Marne, Aube, Seine-et-Marne, Seine-et-Oise und Seine mit ca. 50-100 Urk. je Département sowie Dép. Eureet-Loir mit weniger als 40 Urk. Das Zentrum (Dép. Yonne, Nièvre, Allier, Cher und Loiret) ist insgesamt wohl nur mit 50-100 Urk. vertreten. Allerdings weist das Zentrum im frühen 13. Jh. nicht nur wenige afr. Urk. und Dok. auf, sondern ist überhaupt relativ arm an Urk. 15 . Das Dép. Allier weist 5 oder 6, das Dép. Indre 5, das Dép. Indre-et-Loire 3 Urk. auf. Umfangreicher ist laut Monfrin die Überlieferung in den fünf südwestlichen Dép. Vendée, DeuxSèvres, Vienne, Charente-Maritime und Charente mit fast 100 bereits publizierten Urk. 16 . Keine genauen Angaben («représentés par quelques unités»17) macht Monfrin für die Dép. Maine-et-Loire, Mayenne, Sarthe, Ille-et-Vilaine, Loire-Atlantique, Manche, Calvados, Orne, Eure und Seine-Maritime. Doch während das Zentrum nicht nur wenige afr. Urk. und Dok., sondern überhaupt auch wenige lat. Urk. im frühen 13. Jh. aufweist, sind im Anjou und in der Normandie hingegen sehr reichhaltige Urkundenbestände nachzuweisen, allerdings überwiegend in lat. Sprache18. Eine Sonderstellung nehmen die Bestände der Archives Nationales (z.B. Trésor des chartes mit ca. 275 afr. Urk.) und der Bibliothèque Nationale (z. B. fonds nouv. acq. lat., nouv. acq. fr. mit ca. 150 afr. Urk., Collection de Picardie, de Lorraine, de Champagne, etc.) als Pertinenzbestände ein: Die enthaltenen Urk. sind den betreffenden Départements zuzuordnen; für das Zentrum selbst und für den Westen lassen sich hier wohl nur etwa 20 Urk. nachweisen. Aus den von Monfrin genannten Einzeldaten für das Gebiet der langue d'oïl bis 1270 läßt sich eine Gesamtmenge von etwa 4400 bis 4800 afr. Urk. errechnen, die allesamt in der Reihe der DocFr publiziert werden sollen19.

14

15 16 17 18 19

4

consiste à inventorier, puis à publier les documents conservés dans les archives et les bibliothèques de tel ou tel département a cependant paru décisif. D'ailleurs, sauf de très rares exceptions, les documents conservés dans un département intéressent en fait, soit ce département, soit les départements limitrophes». Hierzu Monfrin, Mode S. 23 Fn. 3 «Le chiffre est élevé parce que sont rassemblées à Nancy les pièces du Trésor des chartes de Lorraine». Vgl. Monfrin, Mode S. 24-25. Durch LaDuCh 1 und 2. Monfrin, Mode S. 24. Vgl. Monfrin, Mode S. 24-25. Hiervon sind bislang erst 418 Urk. in den Bänden DocFrHMarneG und DocFrVosgesL (Erscheinungsjahr 1975) veröffentlicht worden, obwohl die Folgebände im Ma-

Erstdaten afr. urkundlicher Überlieferung nennen Monfrin, Mode S. 22 und GossenScripta S. 221-226, ersterer allerdings sehr summarisch, letzterer lediglich anhand der Bibliographie von WoC und der Edition afr. Urk. von GysselingDocAnc. Da es sich hierbei ausschließlich um publizierte Urk. handelt, kann auf eine Wiedergabe der Erstdaten nach GossenScripta verzichtet und auf die Urkundenbibliographie (unten S. 115-161) verwiesen werden. Die Überlieferung afr. Urk. in England setzt etwa um die Mitte des 13. Jh. ein. In Dok. findet sich das Fr. - seit der Eroberung durch die Normannen zunächst konkurrierende Landes-, dann Amtssprache 20 - bereits viel früher, wie z.B. ca. 1150, ms. ca.1230 LoisGuillL; ca.1170, ms. E.12. Jh. WoC Nr.7 S.55 21 ; 1. Vt.13. Jh. RecLondB und LeachBeverley. In Luxemburg war das Fr. zwar nicht Sprache der Bevölkerungsmehrheit, wohl aber des Hofes und - hier neben dem Lat. - der gräflichen Kanzlei22. Die älteste Urk. der belgischen Provinz Luxemburg datiert von 1228, die älteste im Gebiet des heutigen Großherzogtums von 1231. Die erste erhaltene afr. Urk. der Grafen von Luxemburg ist 1239 Aug. 15 ausgestellt worden 23 . Die Urk. (Douai) 1204 ist auch für Monfrin «le plus ancien document diplomatique écrit en français» 24 . Für Tournai, Arras, Saint-Omer und SaintQuentin seien einzelne Stücke in der zweiten Dekade des 13. Jh. zu finden, während durchgehende Urkundenserien «pour le nord et l'est des pays de langue française, Flandre française, Picardie, Wallonie, Lorraine, Champagne orientale, Bourgogne, Comté, Jura et région de Neuchâtel que vers 1235-1245»25 nachzuweisen seien. In der Pariser Region sind keine afr. Urk. vor 1220 bekannt, während die fr. Beurkundung in der Bretagne, Anjou, Touraine, Normandie und im Zentrum überhaupt erst nach 1250 einsetzt. Viel früher sei jedoch der Südwesten mit La Rochelle und Aunis 1211, Saintonge 1229 und Bas-Poitou 1238 vertreten. Die in der Urkundenbibliographie S. 115-161 gesammelten publizierten afr. Urk. bestätigen im großen und ganzen dieses Bild, doch ist festzustellen, daß die Erstdaten von Monfrin offensichtlich mehr das Auftreten geschlossener Reihen als das Vorhandensein auch mehrerer Einzelurkunden betreffen.

20

21 22 23 24 25

nuskript bereits seit längerem vorzuliegen scheinen. Außerhalb der DocFr eine neue Publikation fr. Dok. und Urk. von J.-G.Gigot, Recueil des actes médiévaux fondamentaux des Archives communales de Péronne (1191-1448), Saint-Estève 1983. Vgl. Wailly, Eléments S. 157-158. 1362 wurde jedoch der Gebrauch des Fr. in öffentlichen Urk. zugunsten des Englischen durch Eduard III untersagt. Dort mit der zu korrigierenden Datierung «probablement 1187-99», vgl. unten S. 118 Bresslau, Urkundenlehre 2, S. 384. WampachLux Nr. 353 S. 382-385. Vgl. auch Werveke, Etude, v. a. S. 76-79. Monfrin, Mode S. 22. Monfrin, Mode S. 22. Für den Zeitraum von 1212-1235 liegen - von Monfrin nicht erwähnt - allein 11 publizierte Urk. aus Metz vor; die Feststellung von Bresslau, Urkundenlehre 2 S. 384 (offensichtlich nach Werveke, Etude S. 77) «in privatrechtlichen Urkunden aus Metz ist sie [d. h. die afr. Urkundensprache] schon seit dem Ausgang des ersten Viertels des 13. Jahrhunderts entschieden vor dem Lateinischen bevorzugt», scheint dennoch überzogen.

5

Die Ersturkunden wurden in der Regel bereits publiziert. Nach der Urkundenbibliographie (unten S. 115-161)sindin der chronologischen Reihenfolge des erstmaligen Auftretens in einem Département oder einer Provinz bis 1235 folgende Urk. ausgewiesen: Département Nord: 28 Urk. ab 1204 Douai (20 Urk.) 1225 (Anchin?) 1219 Cuincy 1231 Guesnain ab 1219 (Cambrai)26 (2 Urk.) 1233 (Landas?) 1224 Lille 1234 (Cysoing) Provinz Hainaut: 45 Urk. ab 1206/07 Tournai (43 Urk.) 1222 Möns

1233/34 (Naast?)

Département Moselle: 12 Urk. ab 1212 Metz (11 Urk.)

1231 (Villers-Betnach?)

Département Pas-de-Calais: 10 Urk. ab 1213/14 (Arras) (5 Urk.) 1222 (Saint-Omer) 1221/22 Hénin-Liétard

1224 Lens 1225 (Haute-Avesnes) 1230 (Etrun)

Département Aisne: 23 Urk. ab 1214/15 Saint-Quentin (20 Urk.) 1218 (Sissy)

1218 Holnon 1234 Homblières

Département Charente-Maritime: 13 Urk. ab 1219/20 La Rochelle (11 Urk.)

ab 1229 (Tonnay-Charente) (2 Urk.)

Provinz Flandre-Occidentale: 3 Urk. ab 1221 Courtrai Département Maine-et-Loire: 1 Urk. vor 1225 (Tillières?) Département Meuse: 1 Urk. 1226 (Verdun?) Provinz Liège: 2 Urk. 1227 (Fontin?)

26

6

1234 (Flône?)

Zu den unterschiedlichen Stufen der Lokalisierung von Urk. vgl. unten S. 43-44.

Provinz Luxembourg 27 : 1 Urk. 1228 (Chiny?) Département Ardennes: 2 Urk. 1228/29 (Mézières?) 28

1233 (Le Thour?)

Département Aube: 1 Urk. 1230 (Troyes?) Großherzogtum Luxemburg 29 : 1 Urk. 1231 (Meisemburg?) Département Marne: 3 Urk. 1231 (Châtillon-sur-Marne?) 1234 Changy

1234 (Reims)

Département Meurthe-et-Moselle: 2 Urk. 1232 (Morville-sur-Seille?)

1235 (Toul)

Département Haute-Marne: 4 Urk. 1232 (Laferté-sur-Aube?) (3 Urk.)

1234 (Wassy?)

Provinz Anvers: 1 Urk. 1233 Malines - Franche-Comté - : 1 Urk. 1233 Département Vosges: 1 Urk. 1235 Neufchâteau Diese Aufstellung gibt die Erstdaten überlieferter afr. Beurkundung in den einzelnen Regionen wohl annähernd genau wieder und dürfte für die anteilige Menge der insgesamt ausgefertigten afr. Urk. auch repräsentativ sein; auf dieser Basis ein abschließendes Urteil über die Gründe für die Ablösung der lat. Urkundensprache durch die französische zu fällen erscheint indes wenig sinnvoll: Einer endgültigen Auswertung der Quellen muß vielmehr die noch ausstehende Erfassung sämtlicher in den Archiven und Bibliotheken verwahrter und bislang unpublizierter afr. Urk. vorausgehen, da im Detail doch erhebliche chronologische und quantitative Verschiebungen vor allem in solchen 27 28 29

Vgl. unten Großherzogtum Luxemburg. Seit 1966 Charleville-M6zi6res. Vgl. oben Provinz Luxembourg.

7

Départements zu erwarten sind, in denen die afr. Beurkundung erst relativ spät einsetzt. Nicht zuletzt dürfte die bislang noch recht unterschiedliche Bestandsbearbeitung in den einzelnen Archiven ein endgültiges Urteil über die tatsächliche Gesamtmenge vorhandener afr. Urk. erheblich erschweren. 1.3. Übergang zur afr. Beurkundung Ein Gesamtkorpus der vorhandenen afr. Ersturkunden in allen Départements liegt aus den soeben genannten Gründen bislang nicht vor. Es nimmt daher nicht wunder, daß auch eine fundierte und umfassende Untersuchung der Gründe für den schrittweisen Übergang von der lat. zur afr. Beurkundung seit der Wende vom 12. zum 13. Jh. bislang nicht zu Verfügung steht30, obwohl diese Frage von der Forschung seit langem immer wieder aufgeworfen wird. Das in der ersten Hälfte des 19. Jh. erwachende Interesse an der afr. Urk. galt - vom sprachlichen Aspekt einmal abgesehen - in erster Linie dem Zeitpunkt ihres ersten Auftretens in den einzelnen Regionen. Eine systematische Erforschung der potentiellen Gründe für den Übergang scheiterte möglicherweise sowohl an der quantitativ nicht ausreichenden Quellenbasis als auch an der fehlenden quellenkritischen Methodik bei der Auswertung der wenigen vorliegenden Dok. und der Entwicklung brauchbarer Ansätze aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse31. Die anachronistische Theorie des Baron de Reiffenberg, nach welcher die afr. Beurkundung sich in Flandern deshalb durchgesetzt habe, weil das Fr. die Sprache des Adels gewesen sei und «rien ne sentait mieux son gentilhomme que de s'en servir»32 wurde allerdings umgehend von Le Glay, Recherches S. 7 mit dem Bemerken zurückgewiesen, die afr. Beurkundung durch die Grafen von Flandern gehe lange der durch die fr. Könige voraus, und er fügt lakonisch 30

Die in der Erforschung volkssprachlicher Urk. fortgeschrittenere deutsche Forschung ist in ihrem Bereich durch die Publikation des Corpus der althochdeutschen Originalurkunden bis zum Jahre 1300 von F. Wilhelm, fertiggestellt von R. Newald, H. de Boor und D. Haacke, 4 Bde., Lahr 1932-1963, zweifellos stark beflügelt worden.

31

Der Gebrauch des Fr. im Testament der Agnès le Ferrière von angeblich 1200 (Tailliar Nr. 4 S. 7-10) führt Du Mortier, Notice S. 230 zu der befremdlichen Theorie «On conçoit en effet que le premier emploi de la langue romane ou laïcale dut se faire pour les femmes qui n'entendaient pas le latin»! Das Dok. wurde zudem zwischen 1269 und 1288 angefertigt, vgl. unten S. 122. Auch Le Cacheux, Coutances S. 139 weist den Frauen eine besondere Bedeutung bei der Verbreitung des afr. Urkundenwesens zu. So habe Gaucher de Châtillon, Herr von Domfront und Inhaber der Grafschaft Mortain im Jahr 1246 als erster in der Normandie auf Fr. geurkundet. Dies sei wahrscheinlich dem Einfluß seiner Gattin Jeanne de Boulogne, Tochter des Grafen von Artois, zuzuschreiben; dort war nämlich der Gebrauch des Fr. in Privaturkunden schon längst eingeführt. Womöglich aus der Kanzlei Gauchers habe sich die afr. Beurkundung dann über die ganze Normandie ausgebreitet! Aus der Einleitung zu Philippe Mousket, zitiert nach Le Glay, Recherches S. 7.

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an, «On rédigeait des actes en français à Courtrai avant de le faire à Paris»33. Das Lat. sei die Sprache des Klerus und der Verwaltung gewesen. «De son côté, l'idiome roman, fils dégénéré de la langue latine, [...] d'abord incertain dans son vocabulaire comme dans sa syntaxe, il dut inspirer peu de confiance à la gent méticuleuse et formaliste des hommes d'affaires; ceux qui l'employèrent les premiers furent considérés comme des novateurs hardis, dont les essais hasardeux étaient de nature à compromettre les intérêts de leurs clients»34. Einen Grund für die Rezeption dieser scheinbar ungeeigneten Sprache nennt Le Glay freilich nicht. Du Mortier, Notice S. 193 (1844) vermutete, daß die lat. Sprache im Gebrauch blieb, solange die Ausfertigung der Urkunden in den Händen der «clercs» lag; «mais dès que ce soin fut confié aux laïcs, qui, pour la plupart, ne comprenaient pas le latin, l'usage de la langue romane commença à s'introduire dans les actes de la vie publique» 35 . Sein Resümee S. 235 kann durchaus als richtungsweisend bezeichnet werden: «1° L'introduction de la langue française dans les actes publics date de l'an 1200. 2° Cette introduction est due non au souverain ni aux princes, comme on le croit généralement, mais aux villes, c'est-à-dire au tiers-état. Les princes et les rois suivirent; l'église fut la dernière [...]. 3° On écrivait les actes publics en français, en Belgique et spécialement sur les rives de l'Escaut, 50 ans avant de le faire à Paris et sur les rives de la Seine. 4° La ville de Tournay, qui fut le berceau de la monarchie française, paraît ainsi avoir été le lieu primitif de l'émancipation de la langue française». Wartburg, Methodik S. 225-226 stellt die Frage nach dem Anstoß für den Übergang zur afr. Beurkundung, wenn es auch ganz natürlich erscheine, daß Abmachungen und Bestimmungen enthaltende Verträge von jedermann verstanden werden müssen. Er stellt fest, daß die Städte des Nordens die Vorreiter für den Gebrauch der Volkssprache in den Urk. sind36. Sicherlich ist der Anteil der städtischen Urk. allein aus Douai und Tournai an der Gesamtmenge belegter afr. Urk. überwältigend. Wenn man aber bedenkt, daß es sich bei den Ausstellern der Urkunden aus Malines bzw. Liège um Amtsträger des Bischofs

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« [ . . . ] ce n'était nullement pour se conformer aux us de la cour de France et se donner les beaux airs de gentilshommes français qu'ils agissaient ainsi», Le Glay, Recherches S. 7. Ibid., S.5. Du Mortier, Notice S. 193. Die von Wartburg angeführten Erstdaten, wie «Tournai urkundet in der Volkssprache seit 1235» (S. 226), sind jedoch durchweg überholt: statt Tournai 1235 jetzt 1206/07, statt Arras ca. 1230 jetzt 1213/14. Die Erwähnung der ersten afr. Urk. (Douai) 1204 fehlt hier. Mit Lüttich 1233 bezieht sich Wartburg wohl auf die Urk. 1233 BormansSLambLiège 1 Nr. 241 S. 311-312; diese Urk. ist jedoch in Mechelen (Malines) ausgestellt. Die erste publizierte, in Lüttich ausgestellte Urk. datiert von 1236 (ibid., Nr. 283 S. 360-361). Aus der Champagne und aus Burgund liegen afr. Urk. nicht erst «einige Jahrzehnte später», d. h. Jahrzehnte nach 1230, vor, sondern bereits 1235 bzw. 1233.

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bzw. um das Domkapitel von Liège handelt, beim Aussteller der Urk. von Arras um das Hospital, also eine geistliche Institution, bei dem Aussteller der Urk. aus der Champagne um den Pfalzgrafen Thibaut IV de Champagne et Brie und bei dem Aussteller der Urk. von 1233 um den Grafen Jean de Chalon handelt, so kann man aufgrund dieser Quellen, die Städte, Klerus und Adel als Aussteller afr. Urk. ausweisen, nur schwerlich mit Wartburg von einem Ausdruck des Unabhängigkeitsgeistes städtischer Bürgerschaften sprechen. Unbestritten muß aber die Feststellung Wartburgs bleiben, daß die Städte schon reii) quantitativ die bedeutendsten Erzeuger afr. Urk. sind, was vordergründig jedoch weniger mit politischer Programmatik als mit der Zweckmäßigkeit allgemein verständlicher Vertragstexte für die beteiligten Bürger begründet zu sein scheint. Dieser Zweckmäßigkeitsaspekt kann den Übergang zur afr. Beurkundung um 1200 jedoch nicht allein veranlaßt haben, weil er für die meisten lat. Beurkundungen der vergangenen Jahrhunderte in gleicher Weise gültig gewesen wäre. Es scheint, als läge der Grund für den Übergang zur afr. Beurkundung in der Funktion der Urk. selbst, genauer in ihrer speziellen Ausformung als Privatvertrag. Leider findet sich auch in den ältesten afr. Urk. keine ausdrückliche Begründung, warum die Urk. plötzlich in Fr. ausgefertigt wird, während andere Urk. ähnlichen Inhalts durchaus noch in Lat. abgefaßt sind. Die volksrechtliche Form der (mündlichen!) Rechtshandlung, hier speziell im Rahmen der freiwilligen Gerichtsbarkeit beim Abschluß von Verträgen vor Zeugen bzw. vor den Schöffen, erfolgte zweifellos schon immer in der Volkssprache. Zunächst basierten die geschlossenen Privatverträge ausschließlich auf dem Zeugenbeweis 37 . Mit zunehmender Anzahl der Vertragsabschlüsse wurde oft eine schriftliche Fixierung als notitia, d. h. als eine Art «Gedächtnisstütze» ohne urkundlichen Charakter in lat. Sprache angefertigt und in den rudimentären Archivierungsmitteln arche, huche oder im sac von den Schöffen aufbewahrt 38 . Der Schritt zur Beweisurkunde war jetzt nicht mehr weit: Der übliche Text wird um die Beglaubigungsvermerke der beteiligten Schöffen erweitert («escevins . . . remis en foit et en sairment,... ont recordet et tesmoigniet tout ensanle . . . ke»39. Das Schriftstück hat bereits keinen subsidiären Charakter mehr, sondern dient jetzt «à la perpétuelle seurté de ceulx à qui il appartendra» 40 . Ihr fehlte nur noch ein Beglaubigungsmerkmal, das bei den 37

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«[...] conventions déclarées in pleno mallo à seule fin d'obtenir ou de renouveler publiquement une liste de témoins qualifiés, pièce essentielle de la procédure de preuve», Boüard, Acte privé S. 229. Der record ist zunächst eine Form des mündlichen Zeugenbeweises mit Hilfe der Schöffen, doch «défaut d'un corps de juges, elle chercha dans les notables de l'endroit, viri authentici, legitimi homines, des témoins privilégiés», ibid., S. 230. «La fonction de tels écrits demeura strictement subsidiaire aussi longtemps que les contrats qu'ils relatent n'étaient pas 'recordés'», ibid. S. 235. Zitiert nach Boüard, Acte privé S. 236. Zitiert nach idid., S. 236.

Chirographen - und unter dieser Urkundenform sind die ältesten Privatverträge in den nordfranzösischen Städten ausgefertigt - beim Aneinanderlegen der Teilstücke an der Schnittkante offenbar wird41. Der Urkundenbeweis durch Chirographen hatte gegenüber dem mündlichen Zeugenbeweis die erheblichen Vorteile der größeren Sicherheit (z.B. gegen das Absterben oder den Weggang der Zeugen), der längeren Dauer (über die Generation der beteiligten Zeugen hinaus) und des einfacheren Verfahrens: «Les villes commerçantes, dont les greffes suffisaient à peine à la besogne en raison de l'affluence des conventions, ne tardèrent pas à s'en aviser et qu'il n'était, pour s'épargner la rédaction d'un second titre, que d'habiliter le premier à la fonction d'instrument définitif»42. Die Urk. tritt jetzt als Beweismittel an die Stelle der Zeugen. Was diese im Streitfall durch ihre Aussage coram publico für jedermann verständlich erhärten konnten, mußte die Urk. an ihrer Stelle beim Verlesen ebenfalls leisten können, nämlich ihren Inhalt als Zeugnis für jedermann verständlich zu offenbaren. Dies konnte aber die lat. Urk. - vor allem im Rahmen der kommunalen freiwilligen Gerichtsbarkeit - nur bedingt erbringen, da sie zunächst einmal übersetzt werden mußte. Es scheint somit nicht verwunderlich, daß gerade dort, wo um die Wende zum 13. Jh. im fr. Sprachgebiet die meisten Privatverträge geschlossen werden, nämlich in den blühenden Wirtschaftszentren der nordfranzösischen Städte und La Rochelle, das Lat. zuerst und in großem Umfang - wenn auch nicht gänzlich und in einem allmählichen Prozeß der Überlagerung - von der afr. Beurkundung abgelöst wird.

1.4. Zielsetzung der vorliegenden Untersuchung Die vorliegende Untersuchung auf der Grundlage afr. Urkunden des frühen 13. Jh. verfolgt ein dreifaches Ziel: 1) Bibliographische Erfassung der publizierten afr. Urkunden sowie ausgewählter Dokumente im vorgegebenen Untersuchungszeitraum; 2) Quellenkritische Beschreibung und Systematisierung des Materials in Hinblick auf eine Trennung der originalen von der abschriftlichen Überlieferung anhand der durch die historischen Hilfswissenschaften vorgegebenen Methoden; 3) Lexikologische Untersuchung anhand des exzerpierten Belegmaterials in 74 Einzelartikeln von arcediacne bis were. Die Untersuchung umfaßt im wesentlichen den Zeitraum von der Wende zum 13. Jh. bis etwa 1235; von Fall zu Fall werden auch Belege aus späteren

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Vgl. unten S. 16. Vgl. auch Giry S. 851 «la preuve de l'authenticité résultait du rapprochement des expéditions délivrées aux parties». Boiiard, Acte privé S. 238.

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Quellen 43 berücksichtigt. Die Begrenzung auf das I . D . 13. Jh. hat rein quantitative Gründe und ist durch keinerlei allgemein-, sozial- oder sprachgeschichtlich definierte Aspekte motiviert. Die Bibliographie publizierter afr. Urkunden erstreckt sich ebenfalls auf den Zeitraum bis etwa 1235. Sie ist gleichzeitig Arbeitsgrundlage und selbständiges Produkt der Untersuchung. Die aus den Quellen gewonnenen Belege werden anhand der Wörterbücher (v. a. FEW, Gdf, TL und DEAF) bewertet. Die Auseinandersetzung mit besonders aus Gdf stammenden nichtliterarischen Belegen aufgrund der unten entwickelten Kriterien führt gerade hier - in Anbetracht des übergroßen Anteils abschriftlicher Überlieferung - zu häufig neuer Datierung und Qualifizierung des Materials. Arbeitsgrundlage sind etwa 160 exzerpierte Quellen ab 2. H. 12. Jh. bis 1235, deren Bearbeitung bislang ca. 6000 Belege ergab. Als älteste im Original erhaltene französische Urkunde muß nach wie vor der Chirograph von 1204 aus Douai angesehen werden 44 . Dokumente liegen bereits für die 2. H. 12. Jh. in französischer Sprache vor45. Urkundliche Überlieferung ist auch in verschiedenen lateinisch-französischen Mischtexten seit dem frühen 12. Jh. gegeben 46 ; den lateinischen Urkunden mit französischen Elementen wurde besonderes Interesse gewidmet. Um einen nicht urkundlichen lateinisch-französischen Mischtext von nicht nur rechtshistorischem Interesse handelt es sich z. B. bei den Formeln zum Gottesurteil A. 12. Jh. Fecamp EpreuveJudicG 47 , die, wie es scheint, von den Wörterbüchern bislang nicht berücksichtigt wurden 48 . Gilt ein Hauptinteresse auch den urkundlichen Überlieferungen, so wurden zur inhaltlichen Abrundung des Materials noch Dokumente wie etwa LoisGodM, CoutSensL, RecLondB und LeachBeverley exzerpiert und hier und da auch spätere Quellen berücksichtigt49. LoisGuillL mußte häufig eingesehen werden, weil bis heute außer dem nicht sprachwissenschaftlich orientierten Wörterbuch von Liebermann 50 keine benutzbare lexikologische Aufarbeitung des umfangreichen und wertvollen Materials vorliegt51. 43 44

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«Quelle» sei im folgenden die Kollektivbezeichnung für Urkunde und Dokument. Die Urkunde wurde häufig veröffentlicht; eine der zuverlässigsten Editionen ist GysselingDocAnc S. 195-196. Etwa die Zinsliste aus Arras 2. H. 12. Jh. GysselingDocAnc 191; S. 191 auch ein französischer Satz in einem lateinischen Urbar (fr. rentier) von Cambrai aus derselben Zeit. Etwa in der Urk. Andecy 1131-32 Lalore, Chapelle-aux-Planches S.261 mit dem Beleg «portagium duarum portarum Brecensium, scilicet porte Berengerii et porte que vocatur la Gaite» (Z. 3), hier als Erstbeleg und mit Bestimmung des vor ca. 1177 nicht belegten Genus; vgl. DEAF G 58 GAITE. Neuherausgabe durch M. Gersbach, Eine altfranzösische Formel zu einem Gottesurteil, in: VRo 24, 1965, S. 64-75. Vgl. unten den Artikel bataille f. S. 50. So etwa Quellen des frühen 14. Jh., wie CartEngMarF und ViardPar 1. F. Liebermann, Die Gesetze der Angelsachsen, Bd.2 1 : Wörterbuch. Halle 1906. Die Untersuchung von J. Wüest stützt sich auf die Ausgabe Liebermann; der allgemei-

Während der Bereich der literarischen Überlieferung von der Lexikographie weitgehend abgedeckt ist, sind nichtliterarische Texte in der Vergangenheit eher vernachlässigt worden 52 . Das mag bei rechtsrelevanten Quellen zum einen Teil an der doch recht spröden Materie liegen; zu anderen setzt der Umgang mit den Quellen erweiterte Kenntnisse der historischen Hilfswissenschaften (wie Diplomatik, Chronologie und Paläographie) sowie Kenntnisse in Sozial-, Kultur- und Rechtsgeschichte voraus. Es ist daher nicht verwunderlich, daß die Wörterbücher gerade bei Belegen aus dem Bereich juristischer Überlieferung die größten Lücken in Umfang und Qualität des Verzeichneten aufweisen53. Im folgenden soll daher versucht werden, einerseits neues Material für die Geschichte der französischen Sprache im 13. Jh. zu erschließen, andererseits aber auch manche Lücke in den vorhandenen Wörterbüchern durch ergänzende Beiträge aufzufüllen.

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nen Untersuchung ist kein Glossar angeschlossen; das wenig umfangreiche «Rechtsglossar» (S. 91-109) ist eher rechtshistorisch, nicht lexikologisch orientiert. Eine Ausnahme macht hier allenfalls Godefroy, doch stellt sein recht unkritisches Verhalten gegenüber den Quellen die Lexikologen oft vor erhebliche Probleme. Ernsthafte Quellenkritik betreibt, wie es scheint, hier wohl erstmals der DEAF. 13

2.

Quellenkritik

2.1. Urkunde und Dokument Ein Hauptproblem stellt sich in der Lexikologie in der Datierung und Lokalisierung von Belegen. Dabei muß allzu häufig mit ungenauen, erschlossenen Daten gearbeitet werden wie Redaktionsdaten oder Manuskriptdaten, die selten auf zwanzig Jahre genau datierbar sind. Nur die Quellengruppe der Urkunden wirft - von der mit den Hilfsmitteln der Diplomatik zu erfolgenden Echtheitsprüfung abgesehen - in dieser Hinsicht keine Probleme auf: Der größere Teil aller überlieferten Urkunden ist auf den Tag, die übrigen sind meistens auf Monat und Jahr genau zu datieren 1 . Ein ebenfalls großer Teil dieser Urkunden ist entweder durch Angabe des Ausfertigungsortes («Co fu fait a Quincy . . . » ) oder durch die intitulatio («Nous, eskevin de Henin . . .») 2 zu lokalisieren; alle Urkunden sind es aber zumindest - mit wenigen Ausnahmen 3 - durch den regionalen Bezug ihres Kontextes. Die Lokalisierung bedarf daher nur selten einer Zuordnung anhand von sprachlichen Kriterien. Wir haben es mit der sogenannten «originalen» 4 Überlieferung zu tun, welche im Vergleich mit anderen Quellen den Vorteil der Authentizität bietet: Vorgang, Datum und Ort sind durch den der Urkunde beigemessenen öffentlichen Glauben bewiesener Inhalt. Ist es einerseits sinnvoll, dieser Überlieferungsform seitens der Lexikologie noch größere Aufmerksamkeit zu widmen, so muß andererseits auch Sorge getragen werden, diese wertvolle Quellengruppe vor der terminologischen Verwechslung mit anderen, nicht authentischen (und damit Manipulationen verschiedenster Art unterworfenen), aber ähnlichen Überlieferungsformen zu schützen. 1

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Undatierte Urkunden sind nicht sehr häufig; hier zwei Beispiele: Urk. «vor 1225» SchwanBehrens 3 S.89-90; Urk. (Douai) s.d. [ca.1229-31] ZrP 14, 1890, S.302 Nr. VIII. Vgl. unten S. 43-44 L o k a l i s i e r u n g . Beispiele für nicht näher lokalisierte Urkunden vgl. unten S. 44 Fn. 12. Von originaler synonym für urkundliche Überlieferung sollte man jedoch nicht sprechen: Das Original einer Urk. ist die Minute, das "Ursprungsstück" (fr. original bezeichnet als terminus technicus die "Ausfertigung"); eine Urkundenkopie kann folglich das Original für eine weitere Abschrift sein.

Sieht man von den zum größten Teil «individuell» durch Archivsignaturen gekennzeichneten fachsprachlichen Quellen bei Gdf ab, werden in altfranzösischen Wörterbüchern unterschiedliche Versuche unternommen, eine letztlich nur scheinbar gleichartige Quellengruppe unter ein und denselben Oberbegriff zu subsumieren. Terminologische Exaktheit ist eine von jedem Wörterbuch zu erwartende Voraussetzung; die Verwendung fachsprachlicher Begriffe darf auf keinen Fall dem in der jeweiligen Fachwissenschaft geläufigen Gebrauch widersprechen. Leider ist dies bei der Verzeichnung von mittelalterlichen Quellen in manchen Wörterbüchern häufig der Fall. Greimas unterscheidet für die aus Gdf zitierten Wörter drei Typen, nämlich 1) «Arch. : différentes archives départementales citées dans le Dictionnaire de Godefroy»; 2) «Cart.: différents Cartulaires cités dans le Dictionnaire de Godefroy»; 3) «Charte: différentes Chartes citées dans le Dictionnaire de Godefroy». T L bezeichnet alle Einzelschriftstücke juristischen Inhalts unabhängig von ihrer Überlieferungsform als «Urk.». D E A F bezeichnet die in Form von Einzelschriftgut überlieferten Quellen juristischen Inhalts als «doc.» 5 und faßt darunter «document; acte; compte» ( D E A F G 1, XXXVII). Man kann feststellen, daß Greimas grosso modo unter 3) das urkundlich und unter 2) das in einer speziellen Form abschriftlich überlieferte Schriftgut nach Gdf verzeichnet; eine weitere (und wohl die mit Abstand größte) Gruppe klassifiziert Greimas gar nicht: Er bezeichnet die Quellen in kaum zu überbietender Begriffskonfusion als «Arch.» "archives" und meint damit wohl die Herkunft des Materials; um reines Archivgut handelt es sich nun allerdings auch bei den unter 2) und 3) aufgeführten Quellen. D E A F geht einen akzeptablen Weg und erklärt seine Abkürzung «doc.» als Oberbegriff für unterschiedlich konzipierte, sich in ihrer juristischen Thematik aber ähnlichen Überlieferungsformen 6 . In allen Wörterbüchern wird jedoch reichlich belegt, was man gemeinhin (aber anders als TL) als «Urkunde» bezeichnet; eine Definition scheint mithin notwendig. "Die Urkunde ist ein zur Festhaltung von Vorgängen rechtlicher Natur unter Beachtung bestimmter Formalien und in der vom Urheber des Rechtsgeschäfts beabsichtigten Form ausgefertigtes Schriftstück öffentlichen Glaubens" 7 . Vordergründiges Kennzeichen jeder mittelalterlichen Urkunde ist die

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Es kommt bzw. kam teilweise aber auch Einzelversigelung sehr kurzer Quellen vor, wie z. B. ChWauthierB, eine Urk. 1233 von neun Druckzeilen. Wenn auf gleicher Ebene mit «document» auch «compte» aufgeführt wird, dürfte aber «rentier» nicht fehlen; dasselbe gilt für die Zuordnung von «Charte» zu «acte». Diese Definition entstammt inhaltlich den von Prof. Walter Heinemeyer an der Ar-

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Ausfertigung auf Pergament 8 . Diese Ausfertigung trägt meistens ein sie beglaubigendes Siegel, welches - je nach gesellschaftlicher Stellung des Siegelnden - der U r k u n d e einen mehr oder minder hohen G r a d öffentlichen Glaubens verleiht 9 . Öffentlicher Glaube und Beglaubigung sind zwei unterschiedliche Dinge. G e r a d e in Nordfrankreich finden sich verbreitet Beurkundungsformen, welche sich nur mühsam in die v. Brandtsche Definition pressen lassen. Eine der quantitativ bedeutsamsten urkundlichen Überlieferungsformen ist die der Chirographen (fr. Chirographe, charte-partie)10. Z u r Festhaltung eines Rechtsvorgangs wurden zwei (oder mehrere) identische Texte auf ein Stück Pergament niedergelegt. In die unbeschriebene Fläche zwischen den Texten setzte man in übergroßen Lettern z. B. die Bezeichnung der U r k u n d e («cirografe»), die Bezeichnung des Vorgangs («counissance»), eine freie Buchstabenfolge ( « A B C D E F G . . . » ) , etc. 1 1 , und teilte das Pergamentstück an dieser Stelle durch einen in der Regel nicht geraden Schnitt (z. B. durch Wellenschnitt) in zwei (oder mehrere) Exemplare. Ein Beweis konnte erst durch Aneinanderlegen der verschiedenen Ausfertigungen erbracht werden. Ein Teil besaß f ü r sich allein keinerlei Beweiskraft; diese entstand erst durch komplementierende Vorlage aller Teile: D a s Gesamtstück hatte Beweiskraft aufgrund seiner vollständigen Vorlage. U m zu verhindern, d a ß eine Partei durch Hinterhaltung ihres Chirographen(teils) einen Beweis unmöglich machte, wurde in den nordfranzösischen Städten bereits früh ein zusätzliches Exemplar im Stadtarchiv niedergelegt. Dieses konnte bei Bedarf hervorgeholt und in Komposition mit d e m weiteren Exemplar zur Beweisurkunde formiert werden. E s handelt sich hier also um eine U r k u n d e mit öffentlicher Beweiskraft in nicht beglaubigter Form 1 2 .

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chivschule Marburg - Institut für Archivwissenschaft - abgehaltenen Übungen in historischen Hilfswissenschaften. Die verbreitete Definition von Brandt, Werkzeug S. 82 «Die Urkunde ist ein unter Beobachtung bestimmter Formen ausgefertigtes und beglaubigtes Schriftstück über Vorgänge von rechtserheblicher Natur» weist ihrgegenüber Mängel auf, von deren wichtigsten in der Folge die Rede sein wird. Es sei nur vorbemerkt, daß nach der von Brandtschen Definition eine im Text vollständige, aber nicht behändigte (d. h. dem vorgesehenen Empfänger nicht übergebene) Ausfertigung auf Pergament, welche für die Aufnahme des Siegels bereits hergerichtet ist, dieses aber noch nicht trägt, auch keine Urkunde wäre. Nicht behändigte Urkunden sind aber in großer Zahl bekannt und werden als solche bezeichnet. Auf Papier gibt es im Mittelalter, selbst bei ggf. gleichem Inhalt, keine Urkunde. Die heutigen Staatsverträge werden noch ausschließlich auf Pergament niedergelegt. Den höchsten Grad öffentlichen Glaubens genoß die nicht anfechtbare Königsurkunde. Die Stadt Tournai besaß bis zur Bombardierung im Mai 1940, bei der das Archiv mit seinen Beständen zerstört wurde, rund 600000 Chirographen, vgl. Mangano-Leroy, Actes. Beispielsweise nach Verriest, Devises. Vgl. auch Giry S. 510-513. Die Prämisse, eine Urkunde müsse ein Beglaubigungsmerkmal aufweisen, führt

Eine weitere Form urkundlicher Überlieferung ist uns in den Bannrollen von Metz erhalten, eine durch den Metzer Bischof Bertram 13 aus Köln eingeführte, am Vorbild der Kölner Schreinskarten orientierte Form der Aufzeichnung von Immobilienübereignungen. Mehrmals jährlich wurden diese auf Pergamentbögen durch Schreinsbeamte verzeichnet und unter Bildung einer ständig wachsenden Rolle aneinandergenäht. Hervorgegangen aus der Praxis, Aufzeichnungen (notitiae) als Gedächtnisstütze und damit Beweishilfe für erfolgte Übereignungen vorzunehmen, erhielten die Bannrollen mit Übergang der Aufzeichnungskompetenz an die städtischen Schreinsbeamten und durch die Aufbewahrung im Archiv öffentlichen Glauben. Diese Urkunden enthalten ebenfalls weder einen Beglaubigungsvermerk noch ein äußeres Beglaubigungszeichen: Die Beweiskraft liegt hier in der Form der Ausfertigung und in der öffentlichen Aufbewahrung. Chirographen wie die Einzeleinträge der Bannrollen sind Urkunden im Sinne der Definition. Bei Dokumenten14 handelt es sich um nicht-urkundliches Schriftgut: Sie dienen dem Zweck der Festhaltung von Rechtszuständen (im Gegensatz zu Rechtsvorgängen bei Urk.), tragen kein Beglaubigungskennzeichen und verfügen über keinerlei öffentliche Beweiskraft. Sie tragen in der Regel kein Datum und unterliegen damit dem Problem der oft nur annähernd möglichen paläographischen Datierung 15 ; eine Lokalisierung hingegen ist nach ihrem Inhalt im allgemeinen gut vorzunehmen. In diese Gruppe der Dokumente gehören: Konzepte, Register, Kopialbücher (cartulaires), Briefe, Urbare (rentiers), Steuerund Zinslisten (censiers), Rechnungen, etc. Eine besondere Quelle aus der Gruppe der Dokumente sind die Kopialbücher (fr. cartulaires)16. Es handelt sich hierbei um meist gebundene Abschrif-

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Brandt, Werkzeug im Kapitel über die Chirographen (S. 87-88) zu der Feststellung «Beglaubigungsmittel ist also die Schnittlinie» (S. 88); aber die Schnittlinie ist hier nicht Beglaubigungsmittel, sondern Mittel zur Komposition zweier Texte, die durch ihre Doppelvorlage beweiskräftig werden. Ähnliches trifft für die öffentliche Aufbewahrung zu: Sie ist nicht, so von Brandt, eine andere Form der Beglaubigung (S. 87), sondern Ersatzmittel zur Erlangung öffentlichen Glaubens, wie es ähnlich Redlich, Privaturkunden S. 101 für die Androhung des Kirchenbanns zur Sicherung eines Rechtsgeschäfts formuliert: «Es kommt vor, daß die Urkunde sonst gar keine eigentliche Beglaubigung an sich trägt, und in diesem Falle ist die Erwähnung des Bannes als ein Ersatz dafür beabsichtigt». Der Begriff Beglaubigung betrifft darüber hinaus die Handlung, nicht den Effekt; es ist etwas unglücklich, von Beglaubigung zu sprechen, wenn äußere Kennzeichen hierfür fehlen. Stiftsherr aus Köln, Bischof von Metz 1180-1212. Zu den Bannrollen allgemein vgl. B anMetz W 1 (Einleitung). Dokument steht hier für den archivischen Fachterminus «Akten»; die fr. Bezeichnung document wird für den Zweck der französischen Lexikologie formal übernommen; Dokument sei, im Sinne von Li 2,1205 b, "chose qui enseigne ou renseigne; titre, preuve". Vgl. GysselingDocAnc Nr. 2: Zinsliste Arras datiert «2e moitié 12e siècle». Nicht zu verwechseln mit cartulaires factices "unechte Kopialbücher, Urkundensammlungen"; vgl. Carolus-Barré, Rez. GossenPGramm, in: R 73, 1952, S. 112-113, 513. 17

tensammlungen von eingegangenen Urkunden durch den Empfänger. Sie wurden - oft in viel späterer Zeit - zum Zweck des internen Geschäftsgebrauchs angelegt. Auf ihre besondere Problematik ist noch näher einzugehen 17 . Vorab sei jedoch festgestellt, daß die Leitdatierung einer durch Kopialbuchüberlieferung erhaltenen Urkunde nicht das Ausstellungsdatum des Originals, sondern das Manuskriptdatum des Kopialbuchs sein sollte. Dasselbe gilt auch für Fälle, in denen der Wortlaut einer älteren Urkunde in eine neuausgestellte Urkunde übernommen wurde (z.B. bei Vidimus, Inserten, Transsumpten): Sogar die Feststellung, der alte Text sei de verbo ad verbum übernommen worden, garantiert nicht die Identität der Texte von Kopie und Vorlage. Auch hierauf soll noch eingegangen werden 18 . Für die praktische Anwendung im Bereich der Lexikographie könnte abschließend in vereinfachter Form definiert werden: Urkunde ist die mit öffentlichem Glauben versehene, in der Regel datierte und meistens lokalisierte Aufzeichnung von Vorgängen rechtlicher Natur. Dokument19 ist die aufgrund quellenkritischer Erschließung zu datierende formlose (informative) Aufzeichnung von Zuständen rechtlicher Natur ohne öffentlichen Glauben. Die Datierung der Dokumente soll in erster Linie nach dem Manuskriptdatum erfolgen.

2.2.

A u s w e r t u n g rechtssprachlicher T e x t e

2.2.1. Quellenkritische Problematik Die Datierbarkeit und Lokalisierbarkeit der Urk. hat sie schon früh als hervorragende Quelle für die sprachwissenschaftliche Forschung erkannt werden lassen, da die speziellen Probleme literarischer Texte, nämlich die häufig anzutreffende Divergenz zwischen Redaktions- und Manuskriptdatum hier nicht zum Tragen kommen. Undatierte Urk. sind so selten, daß sie für die sprachwissenschaftliche Forschung getrost unberücksichtigt bleiben können 20 . Da die Lokalisierung der Urk. in der Regel nicht anhand sprachlicher Kriterien erfolgt,

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Verschiedene Ausgaben von Cartulaires enthalten neben der abschriftlichen vermischt auch urkundliche Überlieferung. Hier muß sauber getrennt werden. Siehe unten S. 24. Siehe unten S. 21-24. Im Französischen umfaßt der Begriff document ohne Unterschied jedes archivalische Einzelstück, sei es eine Urkunde (Charte), eine Abschrift (copie), ein Kopialbuch (cartulaire), ein Urbar (rentier, polyptique), oder ein Brief (lettre), um nur einige Formen mittelalterlichen Archivguts zu nennen. Die diversen Überlieferungsformen sollten jedoch von der Lexikologie angesichts unterschiedlicher Aussagekraft zumindest in Form der genannten Gruppen Urkunden (chartes) und Dokumente (documents) unterschieden werden. Die unterschiedslose Bezeichnung «doc.» für alle Texte rechtlichen Inhalts erscheint nicht ausreichend. Im Notfall ist aber die noch greifbare Ausfertigung anhand des paläographischen Befunds oft auf 20 Jahre genau zu datieren.

sondern entweder durch die im actum vorhandene Ortsangabe oder durch die Nennung des Ausstellers vorgegeben ist, bleibt in letzterem Fall allenfalls das Problem der Empfängerausstellung, d. h. die notwendige Unterscheidung zwischen Aussteller und Anfertiger der Urk., die nicht beide identisch sein müssen: Häufig wird die Last der Anfertigung einer Urk. vom eigentlichen Aussteller, in dessen Namen die Urk. ausgestellt wird, dem jeweiligen Empfänger übertragen, der die Urk. in der zwischen den Vertragsparteien vereinbarten Form anzufertigen hat. Diese Praxis ist besonders häufig dann nachzuweisen, wenn beispielsweise ein Kloster als Empfänger fungiert, der Aussteller aber ein eher unbedeutender Adliger ist: Da diese in der hier zu untersuchenden Zeit meistens des Lesens und Schreibens unkundig waren und in der Regel auch keine eigene Kanzlei aufzuweisen hatten, das Kloster aber im allgemeinen auch eine Schreibschule besaß, wurde die Urk. in diesen Fällen oft vom Kloster angefertigt und vom Aussteller durch die Anbringung seines Siegels vollzogen21. Diese Tatsache kann eine genaue Lokalisierung der Urk. dann problematisch werden lassen, wenn Aussteller und Empfänger völlig anderen sprachgeographischen Einheiten zuzuordnen sind: Auch hier müßte der paläographische Befund anhand der Ausfertigung Klarheit schaffen 22 . In einer dem Stand der Wissenschaft genügenden Urkundenedition ist dieses Problem in der Regel jedoch bereits durch den Herausgeber gelöst. Der Sprachwissenschaftler sollte aus diesem Grund den wissenschaftlichen Apparat zur benutzten Urk. mit besonderer Gründlichkeit studieren. Die Lösung des Lokalisierungsproblems einer Urk. ist jedoch nur bedingt hilfreich für die Dialektzuweisung ihres Textes im Rahmen der Skriptaforschung. Es stellt sich in diesem Zusammenhang naturgemäß die Frage nach dem Einfluß des Schreibers auf die sprachliche Form der Urk. Die Untersuchung diatopischer und diastratischer Einflüsse auf die Sprache des Schreibers ist primär Aufgabe der Skriptaforschung, weniger der Lexikologie, die das Vorhandensein und die Bedeutung eines Wortes in Zeit und Raum zu belegen hat. 21

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Dieses Verfahren scheint auch für einen großen Teil der Königsurk. in fr. Sprache während der 2. H. 12. Jh. gang und gäbe gewesen zu sein; vgl. Genicot, Actes publics S. 21. Für das Thema unserer Untersuchung kann das Problem unberücksichtigt bleiben, weil die erste Königsurk. in fr. Sprache, die berühmte Bestätigung König Ludwigs XI, daß Graf Jean de Bretagne und Blanche, seine Gattin, auf das Königreich Navarra verzichten (AN J. 258; Ed.: Layettes 3 Nr. 4132 S. 223), im Dez. 1254 ausgestellt wurde; vgl. Teissier, Diplomatique royale S. 239-240; Giry S. 470. Die nächste fr. Königsurk. ist der Vertrag von Paris 1259 Okt. (Ed.: Rymer, Foedera 1.2 S. 50-51). Brouette, Quelques chartes S. 87 ist - wohl mit Blick auf klösterliche Urk. - der Ansicht, «dans le premier tiers, voire les quarante premières années du XIII e siècle, on attribue la transcription de la majorité des actes privés non aux suscripteurs mais aux destinataires» und bezieht sich mit dieser Aussage auf Reusens, Chancelleries. Die Feststellung ist bedenkenswert, trifft aber für den weitaus größten Teil der publizierten fr. Urk. im frühen 13. Jh. nicht zu. In jedem Fall ist bei der Lokalisierung von Urk. kleiner Adliger mit fehlender Ortsangabe im actum behutsam vorzugehen. Meistens liegen noch andere Urk. des als Anfertiger der Urk. verdächtigten Empfängers vor, die einen ähnlichen Typus aufweisen oder ausschließen.

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Die Herkunft des Schreibers als bedeutender Faktor für die sprachliche Ausgestaltung des Urkundentextes wird weithin überschätzt. Wenn das Wissen um die Herkunft eines Schreibers auch häufig von Interesse sein kann, so ist doch zu bedenken, daß Heimat, Ausbildungs- und letzter Wirkungsort seine Sprache in gleicher Weise prägen. Auch scheint der normative Charakter des Sprachgebrauchs einer Kanzlei für den neuhinzugekommenen Schreiber viel zu wenig in Betracht gezogen zu werden 23 . Wenn die Urk. als Quelle lexikologischer Forschung im Vergleich zu literarischen Texten kaum Probleme bereiten, so ist doch festzustellen, daß die quellenkritische Bewertung der Urk. und Dok. dem Sprachwissenschaftler offensichtlich große Schwierigkeiten macht. Goebl, Scriptologie S. 4 formuliert für die Skriptologie sehr treffend, daß sie «se nourrit de préférence des documents non littéraires (chartes, actes publics et privés, documents diplomatiques de toute sorte) dont le caractère éphémère reflète de très près les coordonnées du temps et de l'espace, si bien que l'on obtient un diasystème assez bien

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Es ist in diesem Zusammenhang zu bedenken, daß die Urk., zumindest die Privaturk., in Anbetracht des allgemein herrschenden Analphabetismus vorwiegend zum Vorlesen und Hören im Kreise der Betroffenen, nicht zur Rezeption durch stilles Lesen bestimmt waren. Der Vorstellung von Goebl, Scriptologie S.7 «les chartes sont des instruments juridiques qui remplissaient leur fonction à l'intérieur d'un réseau communicatif écrit» und «ceux qui les manipulaient prenaient note de leur contenu moins phoniquement (en lisant à haute voix) que graphiquement (en lisant 'des yeux')» kann nur bedingt zugestimmt werden. Der Hinweis auf die Betonung des optischen Elements durch die Formel «A tous ceux qui ses présentes lettres verront et orront» in der publicatio einer Urk. ist unbrauchbar, da die fr. Formel eine Übertragung der lat. Formel «Universis presentes litteras inspecturis» darstellt, und mit inspicere ist zweifellos das "genaue Erkennen des Inhalts" gemeint, nicht die Wahrnehmung einer bewußten Anordnung von Graphemen. Auch die in den Urk. häufig nachweisbaren Interpunktionszeichen regeln bis weit ins 14. Jh. ausschließlich den Satzrhythmus und die Vortragsweise. Die Fragestellung ist obendrein an sich müßig, da es sich hier nicht um ein sprachpsychologisches Problem handelt, sondern um die Funktion der Urk. als Beweismittel im Rechtssystem einer zeitlich determinierten Gesellschaftsform: Nicht die Urk. als Abfolge von Graphemen, nicht ihr Text, sondern die Urk. in ihrem Charakter als beschriftetes, gesiegeltes Pergament, als Gegenstand ist aufgrund ihres angefügten Beglaubigungsmittels (Siegel, Schnittlinie bei Chirographen, etc.) primäres Beweisinstrument, das für die Richtigkeit des Inhalts steht. Wenn das optische Element von Bedeutung ist, dann nur in bezug auf die optische Wahrnehmung der Beweismittel, z.B. beim üblichen Herumzeigen im Kreise der des Lesens im allgemeinen unkundigen Verhandlungspartner und ihrer Zeugen. Die Umsetzung der «préférences idiolectales de celui à qui en incombait la réalisation phonique» (S. 8 Fn. 11) bei der Lektüre des Urkundentextes bleibt von der Fragestellung nach der primär optisch oder primär phonetisch ausgerichteten Motivation bei der Abfassung des Urkundentextes völlig unberührt: Sicherlich sind die Grapheme des Urkundentextes keine bindende Vorlage für die phonetische Realisation des Vortragenden. Die Erfordernisse des urkundlichen Beweisverfahrens verlangen aber zwingend, daß die Urk. vorgelesen wird, um den durch formale Kriterien bewiesenen Inhalt vor aller Welt zu offenbaren. Die Motivation zur Ausfertigung einer Urkunde richtet sich auf diesen Zweck, nicht auf einen Empfänger «lisant 'des yeux'».

marqué qui d'ailleurs ferait défaut si l'on se basait sur les scriptae des documents littéraires, dont le mode de tradition textuelle est souvent [ . . . ] des plus compliqués. Mais cet avantage méthodique [ . . . ] se trouve considérablement entamé par le fait que le scriptologue aura nécessairement son atelier placé au point de rencontre de plusieurs disciplines plus ou moins apparentées (paléographie, diplomatique, histoire, philologie, linguistique, etc.) dont il est souvent difficile de concilier les exigences respectives». Diese Aussage trifft zweifellos auch für die Lexikologie zu. Betrachtet man die Problematik einer Beherrschung von außerhalb der Sprachwissenschaft stehenden philologischen Disziplinen anhand der Rezeption philologischer, aus der Aufarbeitung urkundlicher Quellen entstandener Arbeitsergebnisse, so fällt die ungeheure Anzahl von Belegen auf, deren Datierung in den Wörterbüchern nicht dem wirklichen Belegdatum entspricht: Differenzen von einigen hundert Jahren sind hier keine Seltenheit 24 . Der Grund liegt entweder in der grundsätzlichen Unkenntnis über das Verhältnis von Urk. und Kopie oder - wie in den meisten Fällen - in einer bewußten Inkaufnahme der Divergenz von Ausfertigungsdatum des Originals und Anfertigungsdatum seiner Kopie, in welche selbstverständlich das Datum des Originals übertragen wird. Dabei scheint die Vorstellung mitzuspielen, daß die Kopie einer Urk. quasi ein Spiegel des Originals sei, eine formal und inhaltlich identische Wiedergabe der Vorlage. Dies ist ein für den Forschungsbereich der Lexikologie zentraler und gravierender Irrtum. Die Kopie einer Urk. gibt, falls keine Fälschungsabsicht vorliegt, den Rechtsinhalt im allgemeinen zwar «wörtlich» wieder, doch «wörtlich» in den seltensten Fällen im Sinne einer Textgenauigkeit: Der Kopist orientiert sich mehr oder weniger genau am Text der Vorlage, richtet sein besonderes Augenmerk auf die korrekte Wiedergabe der rechtserheblichen Formeln, doch weder die morphologische Integrität der Wörter noch die Übernahme zwischenzeitlich antiquierter Begriffe sind a priori Gegenstand der vom Kopisten intendierten Wiedergabegenauigkeit. Keine Übertragung de verbo ad verbum, kein Vermerk, die Kopie sei «Wort für Wort mit dem Original kollationiert» worden, bieten bis weit in das 18. Jh. hinein eine Gewähr für die Identität von Kopie und Original. Daß eine Übertragung «de mot à mot» einschließlich der Kollationierung des kopierten Textes mit der Vorlage auch den stillschweigenden Übergang von einer Sprache in die andere beinhalten kann, sei an einem klassischen Beispiel gezeigt. Wailly, Eléments 1 S. 158-160 gibt folgendes Dok. wieder:

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FEW 6 2 ,91 a MILLE datiert ein Dok. nach Runk «1240», das in Wirklichkeit einem Kopialbuch 15.-18. Jh. entstammt, vgl. miliaire S. 84-86. FEW 9,203b PORTARE datiert ein Dok. nach Runk «1266», das in Wirklichkeit eine Papierkopie 16. Jh. ist, vgl. porter S. 96-97. FEW 9,19 b SOCIETAS verzeichnet ein Dok. «Cambrai 1266» und ein Dok. «Flines 1344», in Wirklichkeit eine Kopie 15./16. Jh. bzw. eine Kopie 1540, vgl. soiste S. 105-107.

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Vniuersis has litteras inspecturis Raynaldus miseratione diuinä sanctae Metensis ecclesiae sedis episcopus salutem in Domino crucifixo Deo nostro. Nouerint omnes tarn praesentes quam futuri nos literas reuerendi illustris memoriae Raynaldi comitis Barrensis infrä scriptas inspexisse et verbo ad verbum sub häc forma legisse: Ge Renauldz quenz de Bar et de Monceonz faez conoesant a toz ceauxz ki orrons et verronz ceez presenz laistrez kue cum suxz lescheoite kue maduenoie de per ma ante madame Mahauz monsigneor Walranz Redon sun man reclamoye a forz et volsit il a plains tenre se terre a tanz per Ii voloir et ordenement ( . . . ) mun trez hauz prinche et tres chierz signeor monsigneor Loyz noble roy de France nos onz conuenanciez per ensemblez ansi et tel meniere kue veez ci, kue mun chierz vncle monsigneor Walranz ha prin a creanz et grei ez dis escheoite ceu est a scavoir Fontenais le terre o siens appendices si come el est bonee et deuisee o le chastiau come Ii se porsiet o le ville. Item Nantuel Ii Haudouinz le terre o siens appendices si come el se pourporte et est bonee et deuisee o le chastel o le borg ( . . . ) et ot tot ceu feaultez de cheualiers, bacheliers, escuyers, borgeoiz et dez homes des vile et fhorz vile ( . . . ) et ne puet il monsigneor Walranz ne sienz heirz per ansi faet et teel conuenance riens reclamers ne oprum ne en futur en vltre ce ne pretenre o parsuxz en quelxqonques terres domoines moibles ne choise lescheoite et lhiritaige madame Mahauz fhores kue sauenoie kue ie morisse sens heirz on mun heir morist sens heirz monsigneor Walranz on liz siens heirz adoncquez resuura lhirritaige et tote lescheoite madame Mahauz a il sens exept dessendera lealement sens kue nus otot on en parsons i puet riens reclamerz ne pretenre lencontre il monsigneor Walranz Redon ne liz siens heirz ( . . . ) . Et por san kue ceu soye ferz choise et staible a toriorz et perennelemens ai ge faet sailer cetes laistrez de mun ceiaus. Ceu fu faet el ior sein Berthremieu lapostre qant Ii miliaires nottre signeor coroiens per mil et chens et diz et wict ans o moez de marc. Nos verö dominus Raynaldus episcopus quod vidimus inspeximus tractauimus et legimus hoc testamur. Quapropter ad instantiam charissimi domini cosini nostri Philippi Herculis comitis Rupis vt veritatis fidele testimonium perhibeamur sigillorum nostrorum caractere ac munimine transcriptum hoc ut infrä apparet annotari fecimus ac roborauimus. Actum anno incarnati Verbi milesimo trecentesimo decimo tertio, in vigiliä D. Iohannis Baptistae mense Junio. D a ß es sich bei dem 1118 datierten D o k . nicht um eine Ausfertigung in fr. Sprache gehandelt haben kann, ist sowohl angesichts der erst 1235 nachweisbaren publizierten zeitgenössischen Kopie einer Urk. des Grafen Henri de Bar 25 bei gleichzeitig guter Überlieferung ausschließlich lat. Urk. gleicher Provenienz als auch in Anbetracht der Sprache des D o k . , die ggf. auf das E. 13./A. 14. Jh. deutet, unstrittig und soll hier auch nicht weiter diskutiert werden. Vielmehr sei festgehalten, daß dieses ursprünglich lateinische D o k . im Jahr 1313 als fr. Text vidimiert wurde («nos literas [ . . . ] infra scriptas inspexisse et verbo ad verbum sub hac forma legisse»). Zu diesem Zweck muß eine rechtsgültige Urk. vorgelegen haben, die nur als lat. Urk. von 1118 denkbar ist. Auch die - nicht eben schlüssige - Annahme, es sei 1313 eine mit Rechtskraft versehene Neuausfertigung der lat. Urk. in fr. Sprache zur Vorlage gekommen, würde die Feststellung, daß die Wörtlichkeit einer Urkundenkopie den Sprachwechsel nicht ausschließt, nur durch ein früheres Beispiel untermauern 26 . 25 26

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Dok. 1235 Apr. 04 WaillyCollLorr Nr. 8 S. 19-20. Es ist wohl auszuschließen, daß der Bischof von Metz einen erkennbar nichturkundlichen Text als Urk. vidimiert hat. Dieser unhaltbare Verdacht wird indes von Du

N u n sind die Unterschiede zwischen Vorlage und Kopie nicht immer so augenfällig wie in d e m genannten Beispiel: Je geringer der zeitliche Abstand, je unbedeutender die Möglichkeit einer sprachlichen Veränderung der Vorlage ist 27 , um so vorbehaltloser wird allzu häufig die Kopie nach der Vorlage datiert. Dies ist deshalb bedauerlich, weil gerade im Bereich der genauen Datierbarkeit durch diese Praxis die Bedeutung des wirklich jahresgenau zu datierenden Urkundenbelegs nivelliert wird: Was bleibt, sind Belege als annähernd datierte lexikologische Dutzendware. Eine noch am ehesten anzunehmende Übereinstimmung von Ausfertigung und Kopie läßt sich in den Registern (fr. registres) feststellen, die oft zu Unrecht mit den Kopialbüchern verwechselt werden. Die von einer Kanzlei ausgestellten U r k . wurden vor der Aushändigung an den E m p f ä n g e r entweder auf der Basis der U r k u n d e n k o n z e p t e oder auf der Basis der Ausfertigungen in ein fortlaufendes Register inhaltlich - meist unter Weglassung der Formalien übertragen. Sie weisen den Vorteil einer weitgehenden Gleichzeitigkeit mit der Urkundenausfertigung und den Vorteil der Kopie durch den Urkundenanfertiger selbst auf, so daß «à la différence des documents copiés dans les cartulaires, ceux que l'on rencontre dans les registres des chancelleries sont d ' u n e authenticité certaine» 2 8 . Doch f ü r jede Kopie gilt grundsätzlich die Feststellung «Qui dit transcription dit généralement transformations. Involontaires ou délibérées. Qui touchent la langue ou le fonds. D o n t le propos est de clarifier le texte ou d'en changer la portée» 2 9 . Diese Feststellung wird auch nicht durch die Tatsache relativiert, daß die Kopie einer U r k . durch ein Vidimus «de mot à mot» beglaubigt wird. «Les diplomatistes ont établi de longue date que ces vidimus du moyen âge ou ces 'copies authentiques' des temps modernes ne sont pas plus sûres q u e des copies simples» 30 . D e m wäre noch die Aussage von Giry hinzuzufügen «Les procédés de confirmation [ . . . ] substituaient en réalité un acte nouveau au document confirmé. La teneur de l'acte primitif passait, il est vrai, pour la plus grande partie, dans la confirmation, mais dépouillée de son protocole et d ' u n e partie de ses formules, souvent rajeunie, modifiée ou alterée, soumise en un mot à la rédaction de l'acte nouveau» 3 1 und - speziell auf das Vidimus bezogen - «On trouve dans les vidimus, sauf exceptions, la reproduc-

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Mortier, Notice S. 199-200 formuliert: «Rien donc ne constate que la pièce soumise à l'évéque de Metz fût un original». Die nicht nur durch eine Vidimierung, sondern sogar bei zeitlich nur in geringem Maße divergierenden Urkundenausfertigungen gleichen Inhalts entstehenden sprachlichen Veränderungen führen die Beispiele in Monfrin, Mode S. 35-39 deutlich vor Augen. Giry S.35. Hierzu auch treffend Genicot, Actes publics S. 48 «[les registres] sont l'œuvre de l'auteur et de ses services. Ils peuvent donc reproduire les originaux ou les minutes qui en diffèrent parfois, spécialement dans les formules. Et avoir été composés au fur et à mesure de la sortie des actes ou par tranches chronologiques». Genicot, Actes publics S. 47. Genicot, Actes publics S. 47-48. Giry S. 18. 23

tion intégrale (de verbo ad verbum) d'actes antérieurs. [...] Cette exactitude est en général plus apparente que réelle et ne doit pas faire croire que ces transcriptions ont toujours été faites avec soin; c'est plutôt le contraire qui serait vrai: les erreurs et les omissions du fait de l'ignorance et de la négligence des copistes n'y sont pas rares; presque toujours ils not rajeuni la langue des actes anciens [...]. Aussi, en dépit de leur caractère authentique les textes que l'on trouve dans les vidimus sont-ils en général fort médiocres. Plus l'acte vidimé est ancien par rapport au vidimus, moins il y a de chances que la transcription en soit correcte» 32 . Der optimistischen Einschätzung der Vidimus durch Monfrin, Mode, S. 43, «les actes ainsi insérés sont transcrits avec soin et collationnées. [ . . . ] On peut, je pense, faire en toute sécurité de la lexicographie avec des vidimus», möchte man in dieser Form nicht folgen und sich vielmehr seiner kritischen Wertung der ansonsten von ihm nicht rundweg abgelehnten Kopien anschließen, «une étude critique sur la valeur des textes ainsi transmis manque encore; elle ne résoudrait d'ailleurs pas l'infinie diversité des cas particuliers» (S. 42), weil sie die schier unübersehbaren quellenkritischen Probleme kopialer Überlieferung für den Sprachwissenschaftler treffend umreißt. Zweifellos können auch die Kopien von Urk. für die Lexikologie von Interesse sein, aber nur als Produkte des Kopisten und seiner Zeit. Die Kopialbücher oder Kartularien 33 , um eine klassische Quelle der historischen Sprachwissenschaft zu nennen, sind Produkte des Empfängers oder meistens seiner Rechtsnachfolger, die sie oft zu wesentlich späteren Zeiten unter Zugrundelegung der vorhandenen Ausfertigungen kompiliert haben. Das Kopialbuch bezeugt den Sprachgebrauch der Zeit, in der es kompiliert wurde, und sei es auch durch bewußte Übernahme oder Ausklammerung von Archaismen 34 . Es kann keinen brauchbaren Aufschluß geben über den Sprachgebrauch der Zeit, aus welcher seine Vorlagen stammen. 2.2.2. Auswertungspraxis sprachwissenschaftlicher Monographien und Wörterbücher Die zeitgenössische Kritik an der Quellenauswahl bei der Bearbeitung rechtssprachlicher Texte durch die Schüler von Suchier in Halle 35 formulierte Wilmotte bereits 1888 als «l'insuffisance de ses moyens d'information qui la [d. h. die Ecole de Halle] condamne à se servir de documents ne méritant parfois qu'une créance assez faible»36. Sie hat auch heute nichts an ihrer Aktualität 32 33

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GiryS. 24-25. Nicht - wie bereits erwähnt - die cartulaires factices als (überwiegend moderne) Zusammenstellungen von Urk. und Dok. zu einem bestimmten Betreff. Hierzu Genicot, Actes publics S. 48 «Indépendamment des actes qu'il contient, il est en lui-même un témoin et toutes le modalités de sa rédaction intéressent l'histoire». Hierzu Monfrin, Mode S. 20ff, v. a. Fn. 4. Wilmotte, Etudes 17 S. 545-546.

verloren: W a s in der 2. H . 19. Jh. noch mit eingeschränkten Zugriffsmöglichkeiten zur «originalen» urkundlichen Überlieferung erklärt werden kann, stellt sich heute eher als eine Unkenntnis über die Erscheinungsmerkmale des oft anstelle der abschriftlichen Überlieferung greifbaren Originals, zumindest als eine quellenkundliche Unsicherheit bei der Klassifizierung von D o k u m e n t e n und U r k u n d e n durch die Sprachwissenschaftler dar 3 7 . D a s F E W hat durchaus in Erkenntnis des Werts urkundlicher oder vorgeblich urkundlicher Überlieferung zwangsläufig auf Arbeiten zurückgreifen müssen, deren mangelhafte quellenkritische Prinzipien nicht immer offensichtlich waren. G e n a n n t seien hier vor allem Tailliar, Thierry, Fagniez, Roisin, R u n k , etc., aber auch ältere Sammlungen wie die im F E W häufig zitierten O r d und Isamb, deren abschriftlicher Charakter in bezug auf die enthaltenen D o k . häufig übersehen wurde 3 8 . D i e unkritische Einbringung abschriftlicher Überlieferungen aus Gdf durch die R e d a k t e u r e selbst führen hier ebenfalls oft zu Fehldatierungen. N u n ist die heute vorliegende Masse publizierter U r k u n d e n so überwältigend, d a ß die lexikologische Forschung im Bereich des durch diese Quellengruppe erschließbaren Materials auf die Untersuchung von nichturkundlichen D o k u m e n t e n leicht verzichten kann 3 9 . D i e Auswertung solcher Quellen ist nicht nur zu einem Ballast f ü r die Lexikographie geworden: Die notwendige Korrektur des in die Wörterbücher eingegangenen (und noch unvermindert eingehenden!) unkritisch datierten Materials verhindert allzu oft die dringend notwendige Erschließung der zahlreichen originalen Quellen teils aus Zeitmangel, teils aus optimistischer Gläubigkeit der Lexikographen. D a ß man sich mit der richtigen Datierung von D o k u m e n ten schwertun kann, zeigen leider auch jüngere Arbeiten. B a m b e c k , Lexikalia schlägt Neudatierungen f ü r 52 afr. W ö r t e r vor. Die 37

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Baldinger, Institut S. 186 unterstreicht zu Recht, «dass die sprachwissenschaftliche und besonders die sprachgeographische Auswertung der Urkunden grosse Vorsicht und kritische Prüfung erheischt». Als Beispiel sei Fagniez genannt; hier finden sich lat., fr. und okzitanische Dok. aus überwiegend publizierten Quellen. Über den Charakter der Dok. wird keine Aussage getroffen. FEW 5,436 b verzeichnet sub Lucius "Hecht" «Afr. moluel m. "petite morue" (Arras 1036, Fagniez), moruel (13. jh.), mfr. mutuel (14. jh.)», etc. Es handelt sich bei dem ersten Beleg um die Textstelle Fagniez S. 57 Z. 28 «charetee harengorum vel de plaiz vel de moluel» aus dem Tarif de tonlieu de St-Vaast d'Arras (Fagniez S. 56-65) von 1036, redigiert im 12. Jh., aber erhalten nur als ms. E. 16. Jh. (Stein 208bis)! Die falsche Datierung findet sich gleichfalls in BW5 419 a «moluel dès 1036» und DDM 4 477 «début XIes. (moluel)». Gdf 5,420a MORUEL, MURUEL,MULUEL s. m. "petite morue" mit Belegen 12.Jh. GlToursD, ca.1200 AINeckUtensS, M.13.Jh. GlGlasgM"2, etc. Hier ein Beleg für morue l.Vt.l3.Jh., ms. 13. Jh. CoutSensL 292.28 «Ii cenz de morues doit VIII deniers ...». Vgl. auch unten S. 83 Fn. 132. Gewisse geographische Überlieferungslücken glaubt Monfrin jedoch durch die Heranziehung späterer Kopien füllen zu müssen (vgl. Monfrin, Mode S.42). Das Publikationsvorhaben der DocFr, eine exhaustive Edition aller noch erhaltenen fr. Urk. bis 1271, wird die Lexikologie allerdings eine ungeheure Fülle originaler Belege zur Verfügung stellen. 25

Datierungen beruhen keineswegs auf urkundlicher, sondern auf kopialer Überlieferung mit späterem Manuskriptdatum. Afr. comminger (Nr. 7) «1265/1270» ist ms. E. 13. Jh.; afr. cruise (Nr. 12) «1265/1270» ebenfalls; ebenso apik. enoliement (Nr. 13) «ca.1250», afr. escandalizer (Nr. 17) «1265/1270», apik. escapulaire (Nr. 18) «ca.1250», afr. gouverneresse (Nr. 31) «1265/1270» (Vordatierung zu FEW 4,301 a, Beleg 15. Jh.-1536, aber doch andere Bedeutung!), afr. novicerie (Nr. 49) «1269/1270» (Vordatierung zu FEW 7,209b Beleg 14. Jh.), afr. paralesie (Nr. 51) «1265/1270», afr. maladie Saint Leu (Nr. 52) «1265/1270» («fehlt im FEW»), apik. quaremaige (Nr. 57) «ca.1250», afr. prendre sa veine (Nr. 64) «1265/1270» sowie apik. avoir vois en capitle (Nr. 66) «ca. 1250» (Vordat. zu Beleg Est 1549 in FEW 14,638 b). Abgesehen von drei auch unter Berücksichtigung des Manuskriptdatums echten Vordatierungen ergibt sich für diese Wörter nur eine Erweiterung der Belegfrequenz, welche die Datierung des FEW nicht berührt! An anderen Wörtern wiederum zeigen sich die oftmals kuriosen Folgen einer Unterschlagung der Manuskriptdaten: Nr. 44 afr. novice f. "Novizin" «Vernon 1265/1270», tatsächlich ms. E. 13. Jh., soll den Beleg ca.1270 RoseM in FEW 7,209 b vordatieren! Nr. 24 fr. dédicace f. "Weihe (einer Kirche)" «ca. 1265 in Pontoise» soll BW 5 1350 vordatieren: Es handelt sich in Wirklichkeit um eine Kopie aus dem 18. Jh.! Nr. 30 afr. enfant geté "Findelkind" «afr. Text vom Jahre 1181» vordatiert angeblich FEW 5,14b «(1400-1408)»: Das Ms. vom E. 13. Jh. (Vat. 4852) ist in Wirklichkeit eine fr. Übersetzung des lat. Textes von Roger de Molins von 1181; und schließlich Nr. 33 fr. fagot m. "Reisigbündel", BW 5 ca.1200 sowie Nr. 37 afr. laton m. "Messing", BW5 13. Jh., beide Belege von Bambeck datiert «ca.1190 Meaux»: Es handelt sich um die Übersetzung eines Textes vom E. 12 Jh., der im Jahr 1300 vidimiert und mit dem Vidimus in ein Kopialbuch des 14. Jh. (Stein 2403) übertragen wurde! Das ausgewertete «CartCompiègne» ist ganz ohne Originale. Auch Diekamp, Daten scheint den Zusammenhang von Ausfertigung einer Urk. und Insert, d. h. einem der neuen Ausfertigung eingeschobenen älteren Text nicht richtig zu sehen: Seine Nr. 32 S. 339, Nr. 42 S. 341 und Nr. 56 S. 343 werden von ihm «1221 oder 1222» «1223» bzw. «1221-1222» datiert. Diese Daten betreffen das Dok. LaDuCh 2 Nr. 407 S. 307-315 «Copie de quatre chartes . . . » mit der Fn. 1, S. 307 «C'est [d. h. 1256] la date de la quatrième, et derniere, charte. Les dates des trois chartes précédentes sont: n° 1,1221, mars ou 1222, mars; n° 2, 1223, juin, n° 3, 1243, novembre. Toutes ont été faites à La Rochelle». Es handelt sich bei den Dok. folglich um 3 Inserte in einem Dok. 1256. Die Belege excepté "ausgenommen" «1221 oder 1222» S. 339, mission "Kosten, Ausgaben" «1223» S. 341 und rendant "zahlbar" «1221-1222» S. 343 bei Diekamp sind ausnahmslos «1256» zu datieren 40 . Weitere Negativbeispiele 40

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LaDuCh selbst nimmt es mit den Datierungen nicht immer so genau: Das Dok. 1200 LaDuCh 1 Nr. 158 S. 256-257 ist eine an der Sprache deutlich zu erkennende Übers. 18. Jh. (vgl. S. 122); LaDuCh 1 S. 319 Fn. 1 stellt für Dok. Nr. 208 fest, daß es 1230 Apr. 14 - 1231 März 29 zu datieren ist, datiert tatsächlich aber nur «1230, avril»;

aufgrund der überprüften Quellen: Runk verzeichnet unter 4,1-204 (ChRethelS) in großer Anzahl Dok. mit dem Ausfertigungsdatum der Vorlagen, welche im Cartulaire de Rethel ms. 15.-18. Jh. überliefert sind; vgl. Artikel crestienté unten S. 59-60. Auch Morlet 264 MOULIN A MAIN MUELE verzeichnet aus ChRethelS 4,313 ein Dok. 1233, das nur in einer Kopie E. 14. Jh. erhalten ist. Überhaupt scheint Morlet die Belege von Runk ganz unkritisch übernommen zu haben, vgl. unten S. 47 sub arcediacne, S. 97 sub porter und S. 104 sub setisme. Einen recht unbekümmerten Umgang mit Dok. zweifelhafter Qualität weist auch JänickeRoggen auf. Mit Deville, Cartulaire benutzt er eine Quelle, die Dok. überhaupt erst im Ms. ab 1360, überwiegend aber A. 15. Jh. aufweist: Aus einer anderen Quelle, Morel, Cartulaire 2 S. 349 wird ein Dok. «1248» angeführt, das von Morel selbst datiert wird «Jeudi 16 janvier 1248 (1249 n. s.) [d.h. nouveau style]»; nun wäre auch dieses Stück besser unberücksichtigt geblieben: Es handelt sich um eine Kopie 2. H. 18. Jh. aus dem fonds Moreau (t. 152 f° II) 41 ! Besondere Beachtung verdient auch das bei JänickeRoggen S. 159 zu findende Beispiel eines Dok. 1153, einer angeblichen «mit französischen Sprachelementen stark durchsetzen mittellateinischen Urkunde von 1153». Dieses Dok. in Quantin, Yonne 1 Nr. 357 S. 515-516 ist eine Kopie des 17. Jh.; ihr einziges fr. Sprachelement lautet «pro tribus bichez de blé»\ Auch GoeblNorm benutzt keineswegs nur Urk.: Unter «Delisle, Cart» S. 34 verbirgt sich, wie der Leser nach der Lektüre der Einleitung S.31 geneigt ist anzunehmen, keineswegs ein «unechtes Kartular, cartulaire factice» als «Ansammlung von Originalurkunden», sondern vielmehr ein schlichtes - wenn auch historisch hochinteressantes - Kopialbuch. Das Dok. Nr. 490 in Delisle, Cartulaire S. 83 ist ein abschriftlich erhaltenes Dok. ca. 1250. GoeblNorm S. 37 benutzt als Urk. das Dok. Domfront 1246 Okt. 28 aus «Le Cacheux, Chartes» [= Le Cacheux, Coutances S. 143]; dieses ist aber nur als Vidimus von 1451 Juni 30 erhalten! Zu dem ebenfalls benutzten Dok. Tinchebray 1248 Apr., ibid. S. 144, äußert sich Le Cacheux selbst deutlich genug in Fn. 2: «Nous donnons ici la copie du Père Le Pelley42, citée par le Père Chapotin 43 , en essayant de rétablir l'orthographe de l'époque»! Nichturkundliche Rechtstexte werfen oft Probleme der Datierung auf (z. B. Divergenz von Redaktions- und Manuskriptdatum), die sie mit literarischen

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LaDuCh 2 Nr. 397 S. 289 datiert eine Urk. Paris von 1245 a. st. «1245, février ou 1246, février»; das Datum muß aber auf «1246» lauten, weil in Paris der Ostertermin, im Poitou der Oster- und der Annuntiationstermin (25. März) als Jahresbeginn galt; «1245» kann also in keinem Fall zutreffen. Zur Collection Moreau vgl. unten S. 74 Fn. 102. Auch GossenPGramm S. 146 gibt eine junge Abschrift als Dok. ca.1245 aus Morel, Cartulaire Nr. 534 als angebliche Urk. wieder; dieses wohl nur als Kop. 17. Jh. vorliegende Dok. findet sich nicht mehr in GossenGramm 2 . Transkription aus der M. 18. Jh. durch den Dominikanerprior Pierre Le Pelley, dessen paläographische Fertigkeiten Le Cacheux sehr reserviert beurteilt.

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Texten gemeinsam haben. Da sie sprachgeschichtlich häufig von großem Interesse sind, sei die Problematik an einem Beispiel verdeutlicht. In der Besprechung von MatHistVoc 43 , in: RLiR 35, verzeichnet Arveiller S. 219 einen Erstbeleg «ca.1200» für DÉVIRGINER (gegenüber FEW «XVI e S.») aus: Assises de la Cour des Bourgeois, in Assises de Jérusalem, éd. A. Beugnot, Paris, 1841-43, II, 93 mit dem Kontext «Ce est yci orrés la raison de celuy qui desvirgine une garce et veut porter juise qu'il ne l'a fait». Die Textstelle erscheint jünger als «ca.1200» und fordert geradezu eine Überprüfung der Quelle heraus: AssJérBourgB ist ein Teil der Sammlung von Rechtssprüchen der Assises de Jérusalem (FEW-Sigel: AssJér). Das (offenbar fr.) Original dieses Teils (Cour des bourgeois) entstand wahrscheinlich um 1173-1180, ist heute jedoch verloren. Eine Redaktion von ca.1200 ist in drei Manuskripten erhalten, die jedoch ausnahmslos dem 14. Jh. entstammen: Basisms. München E. 14. Jh., Ms. St. Germain (Varianten) A. 14. Jh. und Ms. Venezia M. 14. Jh. Die Mss. Venezia und München sind 1839 von Kausler44 synoptisch ediert worden. Die von Arveiller zitierte Stelle erscheint als Kapitelüberschrift im Ms. München (E. 14. Jh.) «Ce est yci la raison de celuy qui desvirgine une garce et veut porter juise qu'il ne l'a fait»; Ms. Venedig (M. 14. Jh.) trägt als Kapitelüberschrift «Encores de se meismes dou despuseler de guarce». Im Text selbst (Ms. München) heißt es dann jedoch «C'il avient que un houme gaste une pucele garce virgene». Die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß die Kapitelüberschriften Zusätze der späten Mss. sind; die Texte jedenfalls weisen weder desvirginer noch despuseler auf. Es ist mehr als unwahrscheinlich, daß desvirginer in der Redaktion von ca.120045 belegt war, in den späteren Mss. jedoch durch gaster ersetzt worden ist. Die Überlieferung von desvirginer ist nach dem derzeitigen Stand der Dinge allenfalls dem E. 14. Jh., von despuseler der M. 14. Jh. zuzuweisen. Die Überbewertung des Redaktionsdatums gegenüber dem Manuskriptdatum führt hier zu einer Fehldatierung von fast 200 Jahren! Was bleibt, ist die durch das Ms. gesicherte Vordatierung um ca. 200 Jahre gegenüber FEW. Diese Beispiele sollen genügen: Die Fehleinschätzungen der diplomatischen Qualität von Dok. müssen mühsam von Fall zu Fall, in der Lexikographie sozusagen de verbo ad verbum korrigiert werden. Sie entziehen sich aufgrund ihrer Quantität einer umfassenden Lösung: Die kritische Auseinandersetzung mit unqualifizierten Quellen wird auch in Zukunft unverändert eine Hauptlast der historischen Lexikographie bleiben. Neueditionen wie DocFr leisten hier zuverlässige, aber doch nur marginale Hilfestellung, indem sie einerseits neues Material zur Verfügung stellen, andererseits hin und wieder den Textvergleich mit einer früheren Ausgabe ein und derselben Urk. ermöglichen. Nicht be43 44

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U m 1898. Les livres des Assises et des Usages dou Reaume de Jerusalem sive Leges et Instituta Regni Hierosolymitani [ . . . ] edidit E. H. Kausler, V o l . I , Stuttgardiae 1839. Auch von der Redaktion ca.1200 liegen, wie gesagt, nur Mss. 14. Jh. vor!

rücksichtigt werden aber sowohl die abschriftlich überlieferten Dok. als auch die zahlreich vorhandenen publizierten Urk., die zwischenzeitlich aber verlorengegangen sind, zum Beispiel durch Kriegseinwirkungen. Die Notwendigkeit einer nachträglichen Erfassung und Klassifizierung publizierter Urk. dürfte folglich neben der Publikation der DocFr - und von diesem Unternehmen unberührt - ein Desiderat bleiben. Um so erfreulicher ist es, wenn in jüngeren Wortschatzuntersuchungen auf die Fülle der vorhandenen publizierten Urk. zurückgegriffen und in diesem Rahmen die Erstellung einer mehr oder weniger exhaustiven Bibliographie der vorhandenen Quellen versucht wird. Als Beispiel seien die Arbeiten von Dees angeführt; leider liegt in keinem Fall ein chronologisches Verzeichnis der benutzten Quellen vor. Verschiedene Indizien deuten jedoch darauf hin, daß auch Dees nicht immer die Urk. von den Dok. geschieden hat. So fallen in Dees, Etüde zwei Dok. 1201 und 1209 auf, die als Originale nicht nachzuweisen sind. In der Bibliographie S. 156 wird sub Dunois ein Werk Mabille, Marmoutier verzeichnet, das keinerlei fr. Urk. aufweist46. Desgleichen fehlen fr. Urk. auch in dem S. 155 sub Saint-Ymer-en-Auge aufgeführten Bréard, Cartulaires. Beide Publikationen finden sich nicht mehr in Dees Atlas, dem offensichtlich eine kritischere Quellenauswahl zugrundeliegt 47 . Ein chronologisches Verzeichnis der Urk. und Dok. fehlt leider auch hier. Auch diese Arbeit, die auf den ersten Blick auf einer umfassenden Sichtung aller (zumindest für die Anfänge des 13. Jh.) greifbaren Urkundenpublikationen zu beruhen scheint, bietet keine Gewähr dafür, daß die benutzten Publikationen auch exhaustiv ausgewertet wurden. Eine kursorische Durchsicht ergab, daß bei weitem nicht alle der vorhandenen Urk. auch bibliographiert worden sind. So fehlt z. B. aus Métais, Marmoutier die Urk. 1284 (Nr. 357); aus Blanchard, Rays wird zwar die Urk. 1264 (Nr. 36) verwendet, nicht aber die Urk. 1260 (Nr. 116); aus dem mit 12 Urk. vertretenen MarichalMetz fehlt u. a. die Urk. 1243 (Nr. 149 S. 345-346), einzige Urk. dieser Publikation vor 1250. Aus Keuffer, Metzer Kanzleien übernimmt DeesAtlas nur die Nr. 4-6; die Urk. 1228 (Nr. 2 S. 496) bleibt unberücksichtigt, ebenso die Urk. 1259 (Nr. 3)48. Aus Flammermont, Album (wo nur Textauszüge neben dem Faksimile gegeben werden) verzeichnet DeesAtlas nicht die Nr. 15 S. 57-59, eine Urk. 1242 Mai. Es hat den Anschein, als wenn DeesAtlas bei seiner wohl notwendigerweise vorzunehmenden Auswahl des 46

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Die fr. Dok. Nr. 277 von 1276, Nr. 281 von 1297 u. Nr. 282 von 1300 sind keine Urk., sondern aus dem Ms. BN lat. 54412, das E. 17. Jh. zu datieren ist! Neben Urk. («chartes») werden aber durchaus Dok. und literarische Zeugnisse berücksichtigt: Bei den sub 14. Nord aufgeführten Quellen GysselingDocAnc «app. 1» und «app. 3» handelt es sich weder um «chartes», wie vorgegeben, noch überhaupt um Dok., sondern vielmehr um Bruchstücke fr. Sätze und Anmerkungen als Marginalien zu literarischen Texten. Auch die Dok. GysselingDocAnc Nr. 1 und 4 sind keine «chartes». Ein Dok. 1205 (Nr. 1) aus Keuffer, Metzer Kanzleien läßt DeesAtlas zu Recht aus, da es von Keuffer und Bresslau später als Urk. 1250 erkannt wurde.

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Quellenmaterials einer Publikation gerade die ältesten Urk. ausschließt und sich bevorzugt des Materials aus der 2. H. 13. Jh. bedient. Kurz, die in der Bibliographie unter B. Provenance des chartes S. 307-312 numerisch aufgeführten Urk. und Dok. umfassen nicht sämtliche in der jeweiligen Publikation enthaltene Urkunden. Auch für die benutzten Urkundenpublikationen weist DeesAtlas folglich keine exhaustive Bibliographie auf. Auch in die Einführungen zur Sprachwissenschaft hat die Betrachtung der sprachlichen Entwicklung im Bereich der Urkundensprache Eingang gefunden, wie der Band von P. Giovan Battista Mancarella, Introduzione all'antico francese, Lecce 1979, zeigt. Doch ist zu bemängeln, daß die 28 Dok. 1232-1285 in ihrem geographischen und chronologischen Bezug recht willkürlich ausgewählt sind: Das heutige Département Haute-Marne ist mit 11 Urk. von 1232-1244 (aus DocFrHMarneG), das Département Oise mit 8 Urk. von 1241-1250 (aus CarolusCh), das Département Pas-de-Calais mit 4 Dok. von 1256-1285 (aus Becquet, Hénin-Liétard) und das Zentrum mit 5 Urk. von 1282-1285 (aus TerroineFossier) vertreten. Eine größere geographische und vor allem chronologische Streuung der Belegtexte wäre angesichts der Massen zuverlässiger Urk. möglich und wünschenswert gewesen. Besonders bedauerlich aber ist die Tatsache, daß die Wiedergabe der Texte bei Mancarella eine unangenehme Fülle nicht nur kleinerer Druckfehler, sondern umfangreicher Wortverluste aufweist 49 . Möchte dies allein schon hinreichend zu bemängeln sein, so ist schließlich nicht hinzunehmen, daß in einer der willkürlich ausgewählten Quellen, Becquet, Hénin-Liétard, von den genannten Dok. nur eines als Urk. bezeichnet werden kann (nämlich Urk. 1256 S. 77-78); die übrigen sind in der Vorlage deutlich als Kopien des 17. Jh. ausgewiesen! Sicherlich ist auch dieses Werk nicht geeignet, bei angehenden Sprachwissenschaftlern Vertrautheit mit den speziellen quellenkritischen Problemen der Urk. und Dok. auch nur ansatzweise aufkommen zu lassen. In bezug auf ihre eigenen Exzerpte kann allerdings auch den Wörterbüchern des Afr. selbst - hier ist vor allem an T L und Gdf gedacht - der Vorwurf mangelnder Quellenkritik nicht gänzlich erspart bleiben. Dabei ist zu berücksichtigen, daß T L und Gdf von einer ganz unterschiedlichen Quellenlage ausgehen, die dem jeweiligen Werk seinen unverwechselbaren Charakter gibt und beide eigentlich einander unvergleichbar macht: Gdf wertet die Fülle unedierter fachsprachlicher Texte, d . h . überwiegend Urk. und Dok. in Bibliotheken und Archiven aus und datiert seine Belege, während TL sein undatiertes Material überwiegend den publizierten literarischen Texten 49

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So z. B. S. 121 Z. 6: nach a-toz fehlt ceas; Z. 12: aaisemaz für aaisemanz; S. 122 Z. 10 ed für et; Z. 2 Komma vor que; S. 123 Z. 4 nach avroient fehlt fair, Z. 17-18 Zeilen vertauscht; Z. 25 nach ou fehlt de; Z. 37 major für maior; S. 124 Z. 1 major für maior; Z. 17 davat für davant; Z. 23 tenus für tenuz; S. 125 Z. 8 chose für choses; Z. 22 Temple für Tample; Z. 26 ou mois de für on mois de (möglicherweise ein Druckfehler von DocFrHMarneG); Z. 27 Simon für Simonz; Z. 33 cummune für commune; S. 126 Z. 3 astauble für estauble; passim.

entnimmt. Die unterschiedliche Zielsetzung beider Publikationen, die Laufzeit der Belege (11.-14. Jh. für TL, 9.-16., z. T. 17. Jh. für Gdf) stehen hier nichtzur Debatte. Die Frage der Verarbeitung rechtssprachlicher Texte, vor allem der Dok. und Urk. sollen jedoch im folgenden unter quellenkritischen Gesichtspunkten am Beispiel RoisinB betrachtet werden. TL verzeichnet neben den überwiegend literarischen Belegen auch solche aus dem Bereich des Rechtswesens, wie etwa aus Rechtsbüchern (z. B. Beaumanoir und Roisin) 50 , aus Zins- und Steuerlisten (wie Le livre de la taille de Paris 1313)51 und schließlich auch aus Dok. wie «Taill. Ree. d'Act.» [= Tailliar], «Rois.» [= RoisinB], «Urk. Douai» [= ZrP 14,1890, 298-343] und «Urk. 1236, 1237, 1241 usw.» [= R 17, 1888, 542-590]52, um die wichtigsten zu nennen. Diese Auswahl ist gemessen an der Fülle publizierter urkundlicher Überlieferung quantitativ und qualitativ unzureichend, da ein wesentlicher Teil der rechtssprachlichen Belege - zumindest solche aus Tailliar53 und RoisinB - unbrauchbar ist. Die Qualität des 1842 publizierten, heute «ca. 1285» (DEAF) datierten RoisinB wurde bereits 1932 von Monier, dem Herausgeber des ursprünglichen Livre Roisin sehr abwertend beurteilt: «L'unique édition est celle de BrunLavainne qui fourmille de fautes de lecture: l'auteur a souvent donné un sens inexact aux régies juridiques posées par le coutumier, et, par une mauvaise coupure de phrases, a rendu certains passages inintelligibles. Il a également commis des erreurs dans la transcription des dates et des chiffres»54. Da TL auch die kritische Ausgabe RoisinM benutzt, hätte den Autoren diese Einschätzung bekannt sein müssen, doch ist im Gegenteil zu beobachten, das TL RoisinB besonders häufig zitiert. Eine kursorische Prüfung verschiedener Belege aus RoisinB gaben Veranlassung zu einer näheren Untersuchung. Beim Livre Roisin handelt es sich um eine zwischen 1283 und 1286 durch Jean Roisin erstellte Sammlung verschiedener Rechtstexte, denen vielleicht eine (unbekannte) Redaktion von 1267 eines unbekannten Autors zugrunde lag55. Auch das Original dieses Livre Roisin von ca. 1285 existiert heute nicht mehr. Vom Original wurde um 1349 durch Willaume de Pontrohart eine offizielle Kopie angefertigt, welche - von nur einer Hand - Zusätze bis zum Jahr 1348 enthält 56 . Der im Ms. folgende Zusatz von 1351 ist bereits einer neuen Hand zuzuordnen. Es folgen Zusätze aus dem 14.-16. Jh. (letzter Zusatz von 50 51 52

53 54 54 56

BeaumCoutS, RoisinB und RoisinM. Taillel313B. Zu den Einzelaspekten lexikographischer Rezeption aus diesen Quellen vgl. unten das lexikographische Material. Zu Tailliar vgl. v. a. unten S. 39-41. RoisinM S. XI. RoisinM S. XXXV. Diese Zusätze sind in die Kopie eingestreut. Weitere Einschübe von verschiedenen Händen finden sich RoisinB S. 92 (Kopie eines Dok. 1458), S. 137-138 (Dok. ms. 15. Jh.) und S. 149 (Dok. E. 14. Jh.).

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1519)57. Dieses Ms. AA 209 (Archives de la Ville de Lille, N° 15910) hielt Brun-Lavainne für das Original des Livre Roisin und edierte es 1842. Die Kopie von ca. 1349, die späteren Zusätze zu diesem Teil und die ab 1351 im Anschluß an die Kopie folgende Sammlung von Dok. unterliegen der speziellen Problematik später Manuskripte und sind sorgfältig voneinander zu trennen. Der vom Original kopierte Teil mit seinen Zusätzen aus der Zeit vor 1349 endet auf Seite 165 in RoisinB; zusammen mit den anschließend verzeichneten Dokumenten «le manuscrit AAA (n° 15910) [ . . . ] constituait un véritable cartulaire de la ville de Lille»58. Monier edierte 1932 die erste kritische Ausgabe der im ms. Lille 15910 enthaltenen Kopie von ca. 1349 der ursprünglichen Fassung des Livre Roisin; der vermutliche Originaltext wurde rekonstruiert, indem die Zusätze aus der Zeit vor 1349 in Fußnoten aufgeführt werden 59 . Obwohl TL auch RoisinM benutzt, wird überwiegend auf RoisinB zurückgegriffen, und zwar auch dann, wenn der entsprechende Kontext der vermutlichen Originalversion in der kritischen Ausgabe RoisinM verzeichnet ist60. Darüber hinaus zitiert TL RoisinB inkonsequent. Die Dokumente in RoisinB sind datiert oder enthalten zumindest Daten, die als Anhaltspunkte für eine chronologische Zuordnung dienen könnten. TL vermerkt diese Daten nur in den seltensten Fällen als «Urk. v. . . . » , also in deutlicher Form als Zusatz. Der größte Teil der von TL aus RoisinB verzeichneten Belege stammt aus dem nach 1349 angefügten Kopialbuchteil, ohne daß in irgendeiner Form auf diesen Umstand hingewiesen würde. In einem Fall61 wird ein Dokument von 1444 (!) als RoisinB ohne Zusatz verzeichnet und damit die falsche Dat. («ca. 1285») impliziert. In einem anderen Fall62 bezieht sich die einfache Bemerkung «Zus.» auf ein Dokument von 140463. Doch auch wenn TL einzelne Belege aus RoisinB als «Zus. v. . . . » kennzeichnet, ist eine Überprüfung dieser Angabe notwendig, da TL bei den (seltenen) Jahresangaben gemischt nach julianischem und gregorianischem Kalender, d. h. nach altem und neuem Stil, datiert. Der Grund liegt in der bei Brun57 58

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RoisinM S. XII. RoisinM S. XI; der von Brun-Lavainne als solcher verzeichnete Kopialbuchteil beginnt erst auf S. 217 in RoisinB. Eine Konkordanz von RoisinM und RoisinB ist auf den Seiten XIV-XVII in RoisinM erstellt. RoisinB 4,7 siege, verzeichnet in RoisinM S. 5 Fn. 2 als Zusatz von 1355; RoisinB 6,4 siege, in RoisinM S. 8 (Original) verzeichnet. Vgl. unten S. 34 sommierement. Vgl. unten S. 34 instrument. Der Einschätzung, TL «ne dépasse 1400 que si un mot qui n'est attesté qu'après cette date lui semble pourtant appartenir à l'ancien français. Les textes du XV e siècle sont expressément désignés comme tels» (Sofia Kantor und Willy Stumpf, Le Godefroy et le Tobler-Lommatzsch, in: Bulletin des Jeunes Romanistes, Nr. 18/19, Strasbourg 1973, S. 153) kann man so nicht zustimmen, vgl. S. 73-74 die Beispielliste von Belegen aus RoisinB in TL, die nicht der implizierten Datierung «ca.1285, ms. ca.1349» entsprechen.

Lavainne in einigen Fällen vorkommenden parallelen Datierung nach altem und neuem Stil. Die Datierung nach neuem Stil ist bei Brun-Lavainne als «n.st.» vermerkt. Die gewöhnliche Angabe beschränkt sich aber auf das im jeweiligen Dokument verzeichnete Ausstellungsdatum nach altem Stil. Ein in der Ed. genau datierter Beleg trägt daher oft bei TL noch das Datum des Vorjahres 64 . Im allgemeinen führt TL bekanntlich die unter einem Lemma verzeichneten Belege in ihrer ungefähren chronoloischen Reihenfolge auf; auch das ist für die Belege in RoisinB nicht immer gegeben. Die chronologische Zuordnung ist in vielen Fällen willkürlich. So verzeichnet TL 1,637 ATENTER als Beleg «Rois. 415» [= 1364 Juli] vor ca.1331 PelVieS; TL 2,1432 DEPUTER «Rois. 351» [= 1328] nach ca. 1350 GilMuisK und vor 1379 [Druck 1542] BonBergL. Es ist dabei ohne Belang, daß TL 1 und TL 2 die Ausgabe Monier 1932 noch nicht verzeichnen konnten, da die Datierung der Urkunden und eine richtige Einordnung hier auch nach den Angaben in RoisinB möglich wären. Aus diesen Gegebenheiten lassen sich mithin verschiedene Schlüsse ziehen: 1. Alle in TL unter «Rois.» verzeichneten Belege können theoretisch dem Zeitraum vom 13. Jh. bis zum 1. Vt. 16. Jh. zugeordnet werden (vgl. Beispiele in der folgenden Aufstellung). 2. RoisinB ist als Grundlage für die lexikologische Forschung unbrauchbar. Alle in TL als «Rois.» verzeichneten Belege müssen überprüft werden, auch wenn sie als datierter oder undatierter Zusatz gekennzeichnet sind, da sie meistens weder dem möglichen Original des Livres Roisin zugeordnet werden können noch die von Fall zu Fall angegebene Datierung der Dokumente zuverlässig ist. 3. Die in RoisinB (TL «Rois.») bis zur Seite 165 verzeichnete Teil gehört überwiegend zur ca. 1349 verfertigten Kopie vom Original des Livre Roisin mit ihren entsprechenden Zusätzen; er sollte ausschließlich nach RoisinM zitiert werden. 4. Nur RoisinM gibt einen Text wieder, in dem a priori eine Trennung der Kopie des Originals von den zahlreichen Zusätzen des Livre Roisin durchgeführt wird; dieser Text ist «ca. 1285, ms. ca. 1349» zu datieren. 5. Die Zusätze ab Seite 165 RoisinB gehören nicht mehr zur Kopie des Originals vom Livre Roisin, sondern bilden ein selbständiges, zwischen 1351 und Anfang des 16. Jh. verfertigtes Kopialbuch; die Kopien sind für die Lexikologie jedoch unbrauchbar und müßten von Fall zu Fall an ihrer eventuell noch vorhandenen Vorlage überprüft werden 65 . 64

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So beim Beleg für información, nach TL «Rois. 355». Das Dok. ist datiert «ou mois davril lan de Grasce mil trois cens et quarante» (RoisinB S. 363). Ostern 1340 fiel zwar auch in den April; das Dok. enthält jedoch weitere inserierte Dok. mit den Daten 1340 Dez. 28, 1341 Jan. 29 und 1341 (1340 a. st.) März 04, kann folglich erst im Apr. 1341 ausgefertigt worden sein. D a Ostern 1341 auf den 08. Apr. fällt, bleibt als richtige Datierung für das Dok. «1341 Apr. 08-30». Das Dok. 1242 Mai RoisinB S. 252 beispielsweise liegt den Archives municipales von Lille unter der Signatur 120/2190 noch vor. Allerdings ist es seit RoisinB unpubliziert.

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Beispiele von Belegen aus RoisinB in TL, die nicht der implizierten Datierung «ca. 1285, ms. ca. 1349» entsprechen: apliquier TL 1,452 «Rois. 359» [= Dok. 1341, ms. nach 1349] ibid., «Rois 366» [= Dok. 1342, ms. nach 1349] ibid., «Rois. 373» [= Dok. 1345, ms. nach 1349] atenter TL 1,637 «Rois. 415» [= Dok. 1364] certificación TL 2,136 «Rois. 215 (Urk. v. 1445)» [= Dok. 1446] collector TL 2,568 «Rois. 352» [= Dok. 1340, ms. nach 1349] commissaire TL 2,610 «Rois. 355 (Urk. v. 1340)» [= Dok. 1341, ms. nach 1349] commission TL 2,611 «Rois. 176,25» [= ms. nach 1349] ibid., «Rois. 355» [= Dok. 1341, ms. nach 1349] confisquer TL 2,681 «Rois. 359» [= Dok. 1341, ms. nach 1349] decerner TL 2,1244 «Rois. 363» [= Dok. 1341, ms. nach 1349] ibid., «Rois. 378» [= Dok. 1347, ms. nach 1349] deputer TL 2,1432 «Rois. 351» [= Dok. 1328, ms. nach 1349] exaltación TL 3,1530 «Rois. 343» [= Dok. 1297, ms. nach 1349] frequenter TL 3,2241 «Urk. 14. Jahrh. in Rois. 153» [Grundlage für die Dat. «14. Jh.» durch TL unklar] herbergier TL 4,1066 «Rois. 318» [= Dok. 1285, ms. nach 1349]66 impetración TL 4,1352 «Rois. 375 (Urk. 1346) [= Dok. 1347, ms. nach 1349] imputer TL 4,1359 «Rois. 398» [= Dok. 1353] información TL 4,1387 «Rois. 165» [= Dok. 1442] ibid., «Rois. 355» [= Dok. 1341, ms. nach 1349] instance TL 4,1406 «Rois. 360» [= Dok. 1341, ms. nach 1349] instrument TL 3,1492 sub ESTRUMENT «Rois. 187 (Zus.)» [= Dok. 1404] interposición TL 4,1415 «Rois. 378» [= Dok. 1348, ms. nach 1349] obligatoire TL 6,953 «Rois. 166» [= Dok. 1351] siege TL 9,636 «Rois. 4,7» [= Dok. 1355]67 sommierement T L 9,829 «Rois. 205» [= Dok. 1444] ibid., «Rois. 353» [= Dok. 1338, ms. nach 1349] subside T L 9,1051 «Rois. 244» [= Übers, eines lat. Dok. 1237 «translatée en roumains», nach 1300 noch einmal vidimiert!] temporalité TL 10,174 «Rois. 245» [= Übers, eines Dok. 1237 aus Vidimus 1335, ms. nach 1349] Im Gegensatz zu TL verzeichnet Gdf neben den Publikationen und Manuskripten literarischer Texte einen großen Anteil von Belegen aus fachsprachlichen, vor allem rechtssprachlichen Texten, insbesondere aus Kopialbüchern. Die Manuskriptdaten werden von Gdf jeweils nicht angegeben; auch die Zitierweise der Quellen ist so unterschiedlich und oftmals so unzulänglich, daß 66 67

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«Collationne sur le titre original; Archives de Lille, carton A. 3°» durch Brun-Lavainne (S. 317). Der Beleg siege, ibid., «Rois. 6,4» entspricht der Datierung «ca.1285, ms. ca.1349».

eine Identifizierung der Dok. auch dann Schwierigkeiten bereitet, wenn eine Veröffentlichung der zitierten Quelle vorliegt. Zu Gdf gibt es bislang keine Bibliographie der benutzten Quellen, eine für die Arbeit mit dem Wörterbuch schwerwiegende Lücke 68 . Zahlreiche, seit Abschluß des Gdf publizierte Dok. und Urk. können deshalb mit den Manuskriptbelegen in Gdf häufig nicht in Verbindung gebracht werden. Eine Identifizierung der Quellen ist jedoch notwendig, da Gdf unterschiedslos Originale, Abschriften, Übersetzungen und fragwürdige Publikationen benutzt. Das von Gdf häufig zitierte, obwohl schon vor seiner Zeit 69 glaubhaft als Fälschung des 17. Jh. verdächtigte Dok. 1133 Tailliar Nr. 1 S. 1-4 ist über Gdf auch in das FEW eingegangen. Chambon, Quelques mots untersucht an einigen Beispielen die Rezeption durch das FEW. An Wörtern, die zwar in Gdf, nicht aber ins FEW übernommen wurden, blieben u. a. unerwähnt eumonant in Gdf 1,227 b sub ALMOSNER als erster Beleg mit der Anm. «Dans les preuves de l'H. de Cambrai, II, 18, on a écrit enmonant» (TL 1,673 verweist auf Gdf!); meuanche in Gdf 5,437a sub MUANCE (von MEUANCHE Gdf 5,318b wird gar auf MUANCE verwiesen und ist dort einziger Beleg für die Graphie!) sowieperchiels in Gdf 6,93 b sub PERCHELE "mesure de terre" (einziger Beleg; von PERCHIELE Gdf 6,94a wird extra verwiesen!). Die Quellenangabe von Gdf für dieses Dok. 1133 ist außerordentlich vielschichtig. Am häufigsten findet sich die Formulierung «1133, Test, conjonct. de Renaud, Tailliar» (z.B. Gdf 1,227b ALMOSNER; Gdf 1,302a ANTINE; Gdf 2,434c DEBETANCE), aber auch «1133, Test, conjonct. de Ren. d'Hauc., Tailliar» (Gdf 1,283a ANCESOR), «1133, Test. conj. de Renaud, etc., Tailliar» (Gdf 7,41b RENTAGE), «Test. conjonct. de Renaud, etc. 1133, Tailliar, Ree., 3» (GdfC 9,117c CODICILLE) und «1133, Test, de Renaud d'Haucourt, ap. Tailliar, et. Pr. de l'H. de Camb., 18» (Gdf 1,208 c AKENKER). Ganz ohne Datum findet sich die Quellenangabe «Ch. de Ren. d'Haucourt, Pr. de l'H. de Cambrai, 18» (Gdf 6,93 b PERCHELE) und «Ch. de Ren. d'Haucourt, Hist. de Cambrai, p. 18» (Gdf 7,628c TAION), als «1133, Lett. de Ren. d'Haucourt, H. de Cambrai, 18» 68

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Schon 1975 forderte Duraffour unter dem Titel Réunion de matériaux en vue d'une révision des dictionnaires de l'ancien français, in: R 52, 1926, S. 249 eine Quellenliste für die von Gdf verarbeiteten Materialien und führte aus: «cette liste est peut-être conservée dans l'important lot des papiers de Godefroy déposé à l'Institut Catholique, et sur lesquels l'attention a été appelée par M. Marcel Langlois. Cette liste pourrait être aussi reconstituée, assez aisément sans doute, par la mise en commun des notes que la plupart des travailleurs ont portée sur leurs exemplaires personnels de Godefroy». Auch eine Liste der veröffentlichten und unveröffentlichten Korrekturen zu Gdf sei erforderlich; man könne «compter sur la collaboration de M. Bonnardot, qui a fourni à Godefroy les documents lorrains de son dictionnaire». Des weiteren sei das von Paul Meyer der Ecole des Chartes hinterlassene Gdf-Exemplar einzusehen. Leider steht diese wichtige Arbeit bis heute aus, obwohl die Materialien von Godefroy noch vorhanden sind. 1844 durch Du Mortier, vor allem S. 215ff, 218 und 220. Vgl. auch unten S. 83 Fn. 132 und S. 110 sub testament.

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(GdfC 10,759b TESTAMENT), diesmal datiert. Dasselbe Dok. wird aber auch als Übersetzung verzeichnet, wie «Trad. du Test, conjonct. de Renaud de 1133, Tailliar, Ree. d'aetes des XII e et XIII e s. en lang, wall.» (Gdf 4,12a FINKAGE; Gdf 5,437a MUANCE), «Trad. du test. conjoinct. de Renaud de 1133, Tailliar» (Gdf 4,82 b FORMANCE) oder - besonders detailliert - « Trad. d'une Ch. de Ren. d'Haucourt du 10 juin 1133, Arch. de l'abbaye d'Honnecourt, ap. Jean le Carpentier, Hist. genealog. des Pays-bas ou hist. de Cambray et du Cambresis, t. II, Preuves, p. 18, ed. 1664» (Gdf 5,492 c NEVESSE)70. Ohne Rückgriff auf die Quelle nicht mehr identifizierbar ist das Dok. schließlich unter der schlichten Angabe «1133, ap. Tailliar, p.3» (GdfC 9,84a CHOISIR). Der Grund für die bei Gdf häufig zu findende Qualifizierung des Dok. als «Trad.» ist ungeklärt, da weder Le Carpentier noch Tailliar es als Übersetzung ausweisen. Vielleicht liegt aber auch nur ein Irrtum von Gdf vor: Tailliar rechtfertigt den synoptischen Abdruck einer Übersetzung des Dok. 1133 und des Dok. selbst in Fn. 1 S. 1 «Pour familiariser le lecteur avec notre idiome, nous croyons devoir donner ici la traduetion de cette charte». Gdf könnte diese Aussage auf das Dok. selbst bezogen haben. Anhand der untersuchten Belege aus Dok. 1133 ist festzustellen, daß Gdf dieses Dok. 1.) als Dok. aus Tailliar, 2.) als Dok. aus Tailliar und aus der Quelle von Tailliar, d. h. Le Carpentier, 3.) als Dok. aus Le Carpentier (als «Lett.» datiert, als «Ch.» undatiert!), 4.) als Übers, aus Tailliar, 5.) als Übers, aus Le Carpentier und schließlich 6.) als Tailliar verzeichnet! Wenn man außerdem bedenkt, daß Gdf die Datierung seiner Urk. und Dok. nach dem alten Stil vornimmt, die Daten ein und derselben Quelle oft unterschiedlich wiedergibt71 und sogar die Kontexte der zitierten Quellen häufig verändert 72 , wird verständlich, daß die Erarbeitung einer umfassenden Liste der Quellenangaben von Gdf für die moderne Lexikologie noch immer ein wichtiges Desiderat bleibt. Allerdings dürfte diese Liste nicht den Eindruck erwecken, als seien die von Gdf zitierten Quellen in ausreichendem Maße lexikographisch erarbeitet und bedürften keiner weiteren Sichtung mehr. Leider sind auch die von Gdf exzerpierten Urk. und Dok. keineswegs exhaustiv ausgewertet, und zwar auch dann 70

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Diese ausführliche bibliographische Angabe findet sich nicht in Tailliar und entstammt vermutlich direkt der Ausgabe von Le Carpentier. Ein Beispiel für unterschiedliche Quellenangabe und Datierung ist die Urk. Metz 1212-20 Histoire de Metz 177-179, die von Gdf überwiegend als «1214, Paix de Metz, Arch. mun. Metz (z. B. Gdf 1,257a AMENDISE; Gdf 2,559c DESCOLPER; GdfC 10,671 a SETISME, hier als «A. Metz») und schließlich nach der Edition 1775 als «Entre 1212 et 1220, Atour, dans Hist. de Metz, III, III» ( G d f C 10,859 b VINT) bezeichnet wird. Ein Beispiel für eine Veränderung durch Textkontraktion findet sich in der Urk. (Saint-Quentin) 1232 LeProuxVerm Nr. 12 S. 450-451, bei Gdf 7,396c sub SERRANT bezeichnet als «1232, Charte, Bibl. Ec. des chartes, 1874, p. 450». Der Kontext der Vorlage S. 450 Z. 32 bis S. 451 Z. 2 «le maizo Jehan de Lens, ensi comm'ille se porte deuant et deriere, qi siet en uies markiet, serant de le maizon Gerart Nes de Cat» liest sich bei Gdf als «Le maizon qi siet en vies markiet, serant de le maizon Gerart». Zwei weitere Beispiele vgl. unten S. 37 bevrage und S. 96-97 sub porter.

nicht, wenn Gdf zu einem eigenen Beleg einen früheren Beleg aus einer anderen, von ihm selbst exzerpierten Quelle hätte finden können. Die Ungleichmäßigkeit von Gdf bei der Belegauswahl sei am Beispiel der Urk. Morville-surSeille 1232 [= Urk. 1232 (Morville-s.-Seille?) MuséeArchDép] verdeutlicht. Diese Urk. wird von Gdf im allgemeinen als «1231, Ch. de Morv.-s.-Seille, A. Meurthe» (z. B. GdfC 9,555 c E S T A B L I R ) , als «1231, Charte de Morville-surSeille, Arch. Meurthe» (z.B. Gdf 5,768c P A R G I E E ) , als «1231, Charte d'affranchissement de Morville-sur-Seille, Arch. Meurthe» (Gdf 2,81 a CHAR U A G E ) , als «1231, Charte d'affranchissement de Morville-sur-Seille» (Gdf 2,559b D E S C O L P E ) oder einfach «1231, A. Meurthe» (GdfC 8,362 a B O V E R I E ) verzeichnet. Aus dieser Urk. belegt Gdf awart m., awuart m. "Spruch, Schiedsspruch", nicht aber den Beleg des entsprechenden Verbs awarder; der Beleg amendement m. fehlt Gdf 1,255c, wo er Erstbeleg wäre, sowie GdfC 8,102a; der Beleg baillie f. "übertragenes Amt" fehlt Gdf 1,556c (vgl. unten baillie S. 49); der Beleg aboter à v. a. "etwas als Pfand einsetzen" fehlt Gdf 1,32 a, wo ein Beleg Dok. 1272 vordatiert würde; der Beleg adrecier v. a. "bereinigen" fehlt Gdf 1,115a, wo die juristische Bedeutung erst ab 1235 belegt ist. Der Beleg bevrage m. "Weinkauf, fr. vin du marché (zusätzliche Zahlung beim Abschluß eines Geschäfts)" findet sich Gdf 1,642 c mit dem stark veränderten Kontext «Se il a pris herres, il les doit rendre, et c'il a bevrage il le doit paier» statt richtig «se il en a pris herres, il les doit rendre, et c'il i a bevrage aut, il le doit paier» (S. 126 Z. 13-14). Der Beleg escot m. "Zeche" fehlt GdfC 9,520 b (vgl. escot S. 65); der Beleg herbergier v. a. "bauen" fehlt Gdf 4,456 a und findet sich dort erst in Dok. 1266 (vgl. herbergier S. 73); jor m. "Tagwerk" ist in Gdf 4,661 a erst ab Dok. 1248 belegt (vgl. jor S. 74); juré m. "Geschworener" ist in Gdf 4,674 a erst ab 1283 BeaumCout belegt (vgl. juré S. 76); jurer sor saints "mit der Hand auf den Heiligenreliquien schwören" fehlt ganz in Gdf (vgl. jurer (2) S. 78); jurer la ville in Gdf 8,239 c sub V I L E ist als Redewendung mit der Bedeutung "jurer la charte de franchise d'une commune" erst in Dok. 1265 belegt (vgl. jurer(1)S. 76);leverv. a. "erheben(Abgaben,etc.)"istGdfC10,76berstin Urk. 1292 belegt (vgl. lever S. 80); mouture f. "Mahlgeld" GdfC 10,167 a als "salaire du meunier" ist erst in Dok. 1240 belegt (vgl. mouture S. 86); der Beleg pescherie f. "Fischereirecht" fehlt Gdf 6,123 b und GdfC 10,327 a; avoir le temps de " . . . alt sein, Alter haben von . . . " ist als Redewendung bei Gdf nicht belegt (vgl. tens S. 109); vintisme m. "Zwanzigster (als Abgabe)" fehlt GdfC 10,859 c in dieser Bedeutung (vgl. vintisme S. 113). Da weder die Qualifizierung der rechtssprachlichen Quellen bei TL und Gdf immer zuverlässig noch eine erschöpfende Berücksichtigung aller Belege aus den zitierten Dok. zu erwarten ist, kann dem Lexikographen nur ein äußerst behutsamer Umgang mit den Wörterbüchern nahegelegt werden: Die Übernahme von Belegen gerade aus Urk. und Dok. ohne vorherige kritische Prüfung der Quellen ist in jedem Fall zu vermeiden, da gerade bei diesen Texten in TL eine gewisse Vernachlässigung chronologischer wie qualitativer Aspekte zu registrieren ist, die bei Gdf in der unzuverlässigen Datierung der überwiegend 37

durchaus als Charte, traduction, lettre, cartulaire, etc. bezeichneten - also rudimentär qualifizierten - Quellen 73 und in der oft nur lückenhaften Auswertung der zitierten Texte ihre Entsprechung findet.

2.3. Neuedition u n d Transkriptionsvergleich Es sollte nicht Aufgabe der vorliegenden Arbeit sein, die zahlreich nur in mangelhaften Publikationen vorliegenden, sowohl in den Archiven als auch als Faksimile noch greifbaren Urk. aus dem 1. D. 13. Jh. neu zu edieren. Zweifellos sind diese Neueditionen ein Desiderat, dem die Publikationsreihe der DocFr umfassend nachzukommen gedenkt. Da außerhalb Frankreichs archivierte Urk. sowie zwischenzeitlich abgängige Urk. - von denen jedoch häufig noch ein Faksimile74 oder eine Photographie vorhanden ist - nicht berücksichtigt werden, kann über die DocFr ein Gesamtkorpus der afr. Urk. im vorgegebenen Zeitraum nicht erwartet werden. Im speziellen Bereich der außerfranzösischen und der nur noch als Abbildung erhaltenen Urk. ist gerade die Lexikologie auf Neueditionen angewiesen, da eine Aufarbeitung der in die Wörterbücher eingegangenen fehlerhaften Belege anders nicht möglich ist. Darüber hinaus sind die meisten Urk. und Dok. beispielsweise durch Gdf keineswegs erschöpfend ausgewertet worden. An den beiden Urk. (Tournai) 1212 Tailliar Nr. 10 S. 35 und (Courtrai?) 1231 Tailliar Nr. 31 S. 84 sei demonstriert, daß es noch Überlieferungslücken gibt, die von DocFr nicht abgedeckt werden. Die Transkription der Texte erfolgt entsprechend den von Monfrin in § 10 der Introduction zu DocFrHMarneG S. LXIII-LXX für die Publikation der Documents linguistiques de la France zugrundegelegten Prinzipien, die ihrerseits an den von Paul Meyer 75 , Mario Roques 76 und Clovis Brunei 77 in Frankreich eingeführten Transkriptionsverfahren orientiert sind78. Die Transkriptions73

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Hierzu abschließend ein besonders krasses Beispiel: Der Beleg pourophe «Trad. d'une charte de 1070» wurde von FEW als «ca,12jh.» übernommen. Es handelt sich in Wirklichkeit um einen viermal kopierten Text von ca. 1300, der zuletzt 1770 transkribiert, von CartHain übernommen und hieraus von Gdf zitiert wurde! Vgl. unten paroisse S. 88-90. Beispiel einer Edition nach Faksimile: Urk. Tournai 1206/07 GysselingDocAnc Nr. 6 S. 196; vgl. unten S. 123-124. Paul Meyer, Instructions pour la publication des anciens textes français, in: BEC 71, 1910, S. 224-233. Mario Roques, Etablissement de règles pratiques pour l'édition des anciens textes français et provençaux, in: R 52, 1926, S. 243-249. Clovis Brunei, A propos de l'édition de nos textes français du moyen âge, in: Bulletin de la Société de l'Histoire de France, année 1941, Paris 1942, S. 67-74. Unerwähnt bleiben in § 10 bei Monfrin die sehr brauchbaren belgischen Instructions pour la publication des textes historiques der Académie Royale de Belgique, Commission Royale d'Histoire, Bruxelles 1955.

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prinzipien der DocFr entsprechen einem für den Historiker wie für den Sprachwissenschaftler in gleicher Weise akzeptablen Kompromiß zwischen den Extremen der rein paläographisch orientierten, faksimileartigen Wiedergabe, wie sie beispielsweise von Bonnier, Wilmotte und Gysseling79 praktiziert wurde, einerseits, und einer radikalen Normalisierung des Textes 80 andererseits. Sie dürften aus diesem Grund breite Zustimmung finden. Auch in Anbetracht der recht umfangreich geplanten Publikation der DocFr werden wohl alle Voraussetzungen sowohl inhaltlicher wie verbreitungstechnischer Art für einen gerade den Wünschen der Sprachwissenschaftler entgegenkommenden Konsens über die Transkriptionsprinzipien bei neuen Texteditionen im fachsprachlichen Bereich gegeben sein. Die Urk. (Tournai) 1212 Tailliar Nr. 10 S. 35 wurde sehr fehlerhaft publiziert81. Tailliar stützte sich dabei auf die Edition von Du Mortier, Notice S. 233-234 (mit Faks. pl. III), die er mit zahlreichen zusätzlichen Fehlern abdruckte. Das Orig. ist heute in den Archives de l'Etat à Tournai abgängig. Die Transkription erfolgt anhand des Faksimile von Du Mortier. Transkription nach Faks. Du Mortier, in: BCRH 6,1843, S. 330. Ed.: Tailliar Nr. 10 S. 35. 1212 Feb. 06 (Tournai) Sacent tout cil-ki cest escrit veront et oront ke Thumas de Flobierc [2] doit comme se propre dette a-Jehan de Menrevile .LV. s. de tournois forte mon-[3]noie", de quoi li-dis Thumas s-en tiunt bien asols et apaiiés, a-paiier ceste [4] dette au jour de le prociesion de Tournay ki vient prochainement. Et se Jehans de [5] Menrevile en-faisoit por le jour coust, frait, despens ne emprunt, rendre li [6] doit li-dis Thumas parmi sen voir dit sans le dette amenrir. De tout [7] cou a chius Thumas de Flobierc asenet a lui et au sien-a-quan k-il-a et ara [8] partout. La fu Hues li Fors com voirs jurés et Brisiais Gaille com autres hom, et si furent [9] les parties al-escrit livrés 1-an de grasse .MCC. et .XI. le lundy après le jour de le Candeler. Die Urk. (Courtrai?) 1231 Jan. Tailliar Nr. 31 S. 84 liegt dem Rijksarchief 79

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Bonnier, Etude in: ZrP 14, 1890, S. 298-343; Wilmotte, Etudes in: R 17, 1888, S. 568-587, R 18, 1889, S. 221-232 und R 19, 1890, S. 85-97; GysselingDocAnc. Sehr anschaulich werden die unterschiedlichen Transkriptionsprinzipien an der Urk. Tournai 1225/26 in HerbomezTourn Nr. 18 S. 15-16 und HerbomezSMart Nr. 317 S. 324-325 verdeutlicht. Die Edition von Tailliar war eine der letzten großen gänzlich unkritischen Sammlungen originaler und abschriftlicher Texte, von Urk., Kopialbuchauszügen, Fragmenten zweifelhafter Herkunft und alten Publikationen; sie ist heute schlichtweg unbrauchbar, auch wenn es dem Lexikologen nicht erspart bleibt, zahlreiche Belege aus Tailliar in den Wörterbüchern wiederzufinden. Allzu nachsichtig formuliert Monfrin in DocFrHMarneG S. XIV Fn. 4 «Le recueil de Tailliar est encore commode, mais, au point d'exigence où sont parvenus nos études, il vaudrait mieux renoncer à l'utiliser: les documents choisis sont de très inégale valeur, et l'édition elle-même laisse trop souvent à désirer». Im Faks. steht monnoir.

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te Gent noch vor, doch gibt es laut dortiger Auskunft bislang keine bessere Edition als die sehr fehlerhafte von Tailliar. Transkription der Urk. Rijksarchief te Gent, Chartes des Comtes de Flandre, Coll. de Saint-Genois, Nr. 39. Ausf. Perg. Ed.: Tailliar Nr. 31 S.84. 1231 Jan. (Courtrai?) Je, Sohiers de Cortrai, chevalers, fac a-savoir a-tous cials ki ces lettres veront que Robiers, avoes d-Arras et sires de Bietune [2] m-a plegiet enviers Jehan de Diergnau, borghois de Lille, et Aelis se ferne de preus qu-il ont acatet ami .VI. ans a-faire [3] tenir en buene pais. Et de ce 1-acuiterai jo tout cuite; et se jo ne 1-en acuitoie tout cuite et il i-avoit damage, [4] tous les damages qw-il i-aroit li renderoie jo par son plain dit. Et se jo ne le faisoie, prendre puet del mien partot [5] et en mon conduit. Et por ce que ce soit ferme cose et estable, si 1-en ai jo donees mes lettres saielees de mon saiel. Ce [6] fu fait en 1-an de-1Incarnation Noîire Segnor mil et .CC. et .XXX. el mois de genvier. Aufschlußreich sind in diesem Zusammenhang Transkriptionsvergleiche alter und moderner Editionen, die alle Eingang in die Wörterbücher gefunden haben. Vor allem der ungeheure Fehleranteil bei Tailliar spricht für sich. Von der Urk. (Douai) 1204 Feb. liegt ein Faks. in MuséeArchDép, pl. XXVIII Nr. 58 vor; dieses Faks. wurde mit den verschiedenen Editionen kollatoniert. Die jüngste Wiedergabe in GysselingDocAnc Nr. 5 S. 195-196 war gänzlich fehlerfrei. Die Ausgabe EspDouai 3 Nr. 7 S. 6-7 wies folgende Fehler auf: Z. 6 muis für richtig mois; Z. 7 14 muis für XIII1/2 mois-, Z. 7 comte für conte-, Z. 8 C. d'Escallon für E. d'Escallon-, Z. 14 Hannon de Berbiere82 für Haimort de Brebiere\ Z. 16 pleges für pleg; Z. 21 hostage für hostages; Z. 22 pleges für pleng; Z. 25 Robers für R. ; Z. 26 Baudes de Villers für Bauduins de Vilers. Die Ausgabe Bonnier, Chartes, Nr. 1 S. 299 ist ebenfalls fehlerhaft: Z. 5 ueront für richtig verront-, Z. 7 muis für mois; Z. 8 XIII muis für XIII7/2 mois; Z. 10 fehlt nach come: tesmoig et devant Huon Cheuroel qui lafu comme; Z. 13 fehlt nach Berbiere 82 : Michiel de Brebiere; Z. 13 hannon für Haimon; Z. 14 molner für molnier; Z. 21 pleg für pleng; Z. 24 fehlt nach mars die Wiederholung: et Henris de Mauni de X. mars. Dazu häufige Verwechslungen von u und v, die in einer paläographischen Abschrift wie die von Bonnier zu unterscheiden wären. Erwartungsgemäß wies Tailliar mit Abstand die meisten Fehler auf: S.29 Z. 4 lettres für richtig letrès; Z. 4-5 Wittes de Hornaing für Willaumes de Hornaig; Z. 6 muids für mois; Z. 7-8 XIIII muids für XIII7/2 mois; Z. S fut für fu; Z. 9 L. Descollon für E. d'Escallon; Z. 10 Stevene de Dedeing für Estevenon de Dedeig; Z. 11 comme tesmoing für come tesmoig; fut für fu; Z. 12 come für comme; Wittes de Hornaing für Willaumes de Hornaig; dette für dete; Z. 13 Freseing für Freseig; eskivins für eskievins; Z. 14 Fresing für Freseig; Z. 15 82

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GysselingDocAnc liest jeweils Brebiere.

Wittes de Hornaing für Willaumes de Hornaig; Z. 16 eskivins für eskievins; Z. 17 Hannon für Haimon; Z. 18 Molinier für molnier; fut für fu; conisance für conisansce; Z. 19 convenence für covenence; pleges für pleg; Z. 20 muids für mars; Z. 22 Hornaing für Hornaig-, Pierron für Pieron; Z. 24 Guile für Guise; fut für fu; cette counissance für ceste conissance; Z. 26 hostage come für hostages comme; Z. 27 et pleges Waltole Drobrecicourt für est pleng Waltols d'Obrecicort; muids für mars; S. 30 Z. 1 muids für mars; fehlt nach muids: et Nicholes Ii avoes de X mars; Lalaing für Lalaig, Z. 2 muids für mars; Jehan de Maunis de X muids für Jehans de Mauni de X mars; Mauny für Mauni; Z. 3 muids für mars; fehlt nach muids Wiederholung: et Henris de Mauni de X mars; Montegny für Montegni; muids für mars; Z. 4 zweimal muids für mars; Z. 5 Bauduin de Vileirs de X muids für Bauduins de Vilers de X mars. Die gleiche Feststellung konnte bei der Urk. Cuincy 1219 März gemacht werden, die ebenfalls als Faks. in MuséeArchDép pl. XXVIII Nr. 62 vorliegt; GysselingDocAnc Nr. 8 S. 197 weist folgenden Fehler auf: Z. 21 Huidon für richtig Bauduin. MuséeArchDép Nr. 62 S. 110 transkribiert falsch: Z. 15 Bertaus für richtig Bertous; Z. 15ff cö immer comme aufgelöst für com; Z. 15 alouers für aloiiers. Auch hier weist Tailliar Nr. 15 S. 60 die meisten Fehler auf: Z. 6 eis für richtig eil; nach ki fehlt: or; Z. 7 Quincy für Quinci; donee für donei; Bauduins de Lauvin für Bauduin de Lanwin; men für mon; Z. 9-10 por sen servir für por son service; Z. 10 jo le cuide für jo le cuic; emploieir für enploieir; Z. 11-12 Hernous de Quinci comme aloiiers für Hernous de Quinci comme hom, et Bertous de Quinci com aloiiers. Z. 12 Fleriaux für Flaiaus; Z. 13 Lauvin für Lanwin; Z. 16 pour für por; ferme für ferm; Z. 18 mars für marc; incarnation für incarnations; nach incarnation fehlt avoit. Wie man sieht, sind alle aus Tailliar stammenden Belege zu überprüfen, da die Transkription unglaubwürdig ist. Seit der Mitte des 19. Jh., genauer seit der Reorganisation der Comités historiques des monuments écrits durch Guizot 1852 und unter dem Einfluß der Ecole des Chartes in Paris wird die Aufmerksamkeit verstärkt von den historischen und sprachlichen Kuriosa zweifelhafter Überlieferung weg auf die sicher zu datierenden Urkunden und Originale gelenkt. Zwar sind - wie zu zeigen war - auch später noch viele Dok. allzu fehlerhaft transkribiert, aber die völlig unbedenkliche Verwertung urkundlicher und kopialer Überlieferung als gleichwertige Quellen geriet seit der Mitte des 19. Jh. in Frankreich zusehends in Mißkredit 83 . 83

Die Verdienste gewissenhafter Paläographen des 17. und 18. Jh. sollen durch diese Aussage keineswegs geschmälert werden. Ein Beispiel, das für viele steht: Das Dok. 1214-1220 Histoire de Metz S. 177-179 aus der Histoire générale de Metz, par les religieux bénédictins de la Congrégation de Saint-Vannes (Dom François und Dom Tabouillot) von 1781 wurde anhand einer Photokopie des Orig. aus den Archives Communales de Metz teils kursorisch, teils gezielt (vgl. unten sub setisme S. 107 Fn. 198) kollationiert. Die Genauigkeit der Transkription ist überraschend groß, die Ausgabe von 1860 Abel, Metz S. 349-356 dagegen sehr fehlerhaft, obwohl Abel S. 349 Fn. bemerkt: «Les Bénédictins ont imprimé cette charte d'une manière défectueuse»!

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3.

Lexikologische Auswertung afr. Urkunden auf Grund der entwickelten Kriterien

3.1. Aufbau der Artikel Ein Artikel wird eingeleitet durch das L e m m a in der bei mir nicht unbedingt belegten Normalform nach TL. Das Lemma kann auch als Stichwort für Redewendungen dienen1. Es folgt die B e l e g f o r m , d. h. die Graphien meiner Belege in chronologischer Reihenfolge (ggf. unter Hinzufügung eines Minimalkontextes) oder die Form der belegten Redewendung. Es werden alle vorkommenden Graphien verzeichnet. Eine Belegform fehlt, wenn die Normalform belegt ist; sind neben dieser jedoch noch andere Graphien belegt, wird sie erneut mit aufgeführt. Mehrere Redewendungen unter einem Lemma werden mit römischen Zahlen durchnumeriert und getrennt behandelt. Im Artikel folgt die B e d e u t u n g in englischen Anführungszeichen ( " . . . " ) für die zitierten Belege. Mehrere Bedeutungen unter einem Lemma werden arabisch durchgezählt. Sind einem Lemma verschiedene Bedeutungen mit dazugehörigen speziellen Redewendungen zuzuordnen, so wird der Artikel aufgeteilt, indem für jede Bedeutung das Lemma (mit arabischer Ordnungszahl in runden Klammern versehen) wiederaufgenommen wird2. Auf die Bedeutung folgen die Belege. Die Zuordnung der Belege zu verschiedenen (numerierten) Bedeutungen erfolgt durch gleiche Numerierung. Die zitierten Quellen tragen die Qualifizierung «Urk.» oder «Dok.» entsprechend den oben entwickelten Kriterien3. Dabei ist die Urkunde eine mit öffentlichem Glauben versehene, in sich selbst datierte und meistens lokalisierte Aufzeichnung von Vorgängen rechtlicher Natur. Dokument dagegen ist die durch Datumserschließung (aufgrund von Quellenkritik) erst zu datierende formlose (informative) Aufzeichnung von Zuständen rechtlicher Natur ohne öffentlichen Glauben; das Dokument ist bei zu großer Divergenz von Redaktions- und Manuskriptdatum unter Angabe beider Daten zu datieren. Gdf trifft diese - gerade für die Lexikographie - wichtige Unterscheidung selten und 1 2

3

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Vgl. unten B e d e u t u n g . Vgl. unten das Verfahren sub garantie; es soll der Übersichtlichkeit durch enge Verbindung von Belegreihe und Artikel dienen. Vgl. den Abschnitt Urkunde und Dokument S. 14-18.

verzeichnet in der Regel nur das (zu häufig falsche!) Redaktionsdatum seiner Quellen 4 . TL scheint unter «Urk.» jedes Schriftstück rechtlichen Inhalts zu verstehen 5 . Aus diesem Grunde sehe ich Belege, die nicht aus meinen eigenen Quellen stammen, sondern bei TL, Gdf oder in anderen Wörterbüchern verzeichnet sind, als nichturkundliche oder nicht nachweisbar urkundliche Belege an und bezeichne sie als «Dok.», solange der urkundliche Charakter der Vorlagen nicht gesichert ist. Die Qualifizierung als «Dok.» kann somit auch rein vorläufiger Natur sein6. Es folgt die L o k a l i s i e r u n g der Belege, die nicht einfach den Dialekten zugewiesen werden. Vielmehr wird versucht, eine in der Regel mögliche topographische Zuordnung der Quellen vorzunehmen 7 . Dabei sind drei den Gegebenheiten in der Praxis entsprechende Stufen der Lokalisierung zu unterscheiden: 1) Die Ortsangabe erfolgt ohne Einschränkung: Entweder ist der Ausfertigungsort der Quelle im actum («£o fu fait a Quinci . . .»8) oder in der intitulatio («Nous, eskevin de Henin, faisons asavoir . . .»9) genannt, oder die Provenienz der Quelle ist völlig unzweifelhaft (z. B. die Metzer Bannrollen). 2) Die Ortsangabe erfolgt in runden Klammern: Der Ausfertigungsort ist naheliegend, die Provenienz der Quelle spricht nicht dagegen10. 3) Die Ortsangabe erfolgt mit Fragezeichen und runden Klammern: Der genannte Ort ist als Ausfertigungsort möglich oder dient zumindest als topographischer Bezugspunkt zur Einordnung der Quelle 11 . 4 5 6

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8 9 10

11

Vgl. oben S. 34-37. Vgl. oben S. 30-34. Eine wesentliche Aufgabe stellt sich daher in der Identifizierung der von Gdf benutzten Archivalien, da diese höchst unterschiedlicher Qualität sind. So konnte z. B. ein Dok. 1226: Abb. de Chät., cart. 58, Hasse Rampont, A. Meuse (so bei Gdf) als Urk. (Verdun?) 1226 LesortLorr 410 identifiziert werden; vgl. deucentisme S. 62. Zu den Problemen der Lokalisierung siehe auch Carolus-Barrö, Rez. GossenPGramm, in: R 73, 1952, S. 109-118, v. a. S. 114-118. Urk. Cuincy 1219 GysselingDocAnc 197.27. Urk. H6nin-Li6tard 1221-22 BPH 1899, 67.9. Die Klammern bedeuten nicht etwa, daß die Provenienz des Dok. zweifelhaft wäre, sondern nur, daß der Ausfertigungsort im Text nicht ausdrücklich genannt ist, vgl. Urk. (Douai) 1204 GysselingDocAnc Nr. 5 S. 195-196; Urk. (Tournai) 1208 HerbomezTourn Nr. 1 S. 3; Urk. 1219 (Saint-Quentin) Lemaire Nr. 350 S. 414; passim. Vgl. Urk. (Morville-sur-Seille?) 1231 Mus6eArchD6p 123-131: Zwei Adlige unterschiedlicher Herkunft, nämlich Garnier, Kastellan von Mousson, und Thierry von Morville, Ritter, verleihen dem Ort Morville-s.-S. die Stadtrechte. Es ist möglich, daß die Urk. in Morville-s.-S. ausgefertigt wurde; in jedem Fall bezieht sie sich auf die in dieser Stadt geltenden Rechtsverhältnisse. Nicht immer unproblematisch ist die Lokalisierung allein nach dem in der intitulatio genannten Aussteller. Mit dem verstärkten Burgenbau im 11. Jh. setzt sich die Nennung des Adels nach dem jeweiligen Herrschaftssitz gegenüber der im frühen Mittelal-

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Ist eine Lokalisierung nach 1 - 3 nicht möglich, so tritt der Name der historischen Provinz an die Stelle des Ausfertigungsortes zwischen zwei Gedankenstriche ( - . . . -) 1 2 . Auf die Lokalisierung des Belegs folgt die D a t i e r u n g . Dokumente werden nach ihrem Manuskriptdatum («ms.») datiert. Das Redaktionsdatum (von D E A F verzeichnet) kann ebenfalls hinzutreten, so in der Regel bei Zitaten aus Quellen mit DEAF-Sigeln und vor allem dann, wenn zwischen Redaktionsdatum und Manuskriptdatum eine erhebliche Divergenz besteht. Der Zusammenfall von Redaktionsdatum und Manuskriptdatum in den Urkunden ermöglicht eine genaue Datierung für diese Quellengruppe. Datiert wird grundsätzlich nach neuem Stil, d. h. nach dem heutigen Gregorianischen Kalender. Die Jahresbeginne nach altem Stil (Julianischer Kalender) müssen daher umgesetzt werden 13 . Diese Problematik betrifft ausschließlich die Monate Januar bis April (der 25. April ist letztmöglicher Ostertermin). Kann ein in der Quelle gegebenes Datum mit Angabe des Monats sowohl in einen Monat des einen als auch in den entsprechenden Monat des Folgejahres fallen, so wird diese Alternativdatierung durch Schrägbalken (/) zwischen den Jahreszahlen ausgedrückt 14 . Ist in der Quelle nur das Ausfertigungsjahr gegeben, so wird unter Zugrundelegung des jeweiligen Jahresbeginns der mögliche Ausfertigungszeitraum mit Bindestrich zwischen den Jahreszahlen wiedergegeben 15 . Beide Datierungsarten umfassen also maximal 12 Monate chronologischer Differenz 16 .

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ter üblichen Einnamigkeit durch. Das Beispiel der großen Herren wurde von den kleineren Herren, Edelfreien und Ministerialen nachgeahmt. Im l.Vt. 13. Jh. ist der Übergang von der Herkunftsbezeichnung zum reinen Adelsprädikat überwiegend noch nicht erfolgt, so daß in entsprechenden Fällen eine Lokalisierung nach Stufe 3 gerechtfertigt erscheint. Zum Problem der sog. Empfängerausfertigung siehe S. 18-19. Dieser Fall ist recht selten, hier bis 1235 etwa Urk. 1233 Mai - Champagne - DocFrHMarneG Nr. 3 S. 5-6 (vgl. unten S. 155); Urk. 1233 Sep. - Franche Comté - Philipon, Comté Nr. 2 S. 518-519 (ibid.). Vgl. auch Urk. - Hainaut - 1249 HerbomezTourn Nr. 45 S. 41-42. Beispiel: Eine Urk. Tournai von März 1207 (a. st.) ist im März 1208 ausgefertigt worden, weil das Jahr 1207 nach a. st. erst am 22. April begann und bis zum 05. April 1208 (n.st.) dauerte. TL datiert unsystematisch, im allgemeinen aber nach a. st., ohne den Leser auf diese heutzutage unübliche Datierweise aufmerksam zu machen. Beispiel: eine Urk. Tournai vom April 1226 kann sowohl im April 1226 (n. st.) als auch im April 1227 (n. st.) ausgefertigt worden sein, weil das Jahr 1226 (a. st.) am 19. April 1226 begann und bis zu 10. April 1227 (n. st.) dauerte. Datierung also: «1226/ 27». Beispiel: eine Urk. Metz 1226 (a. st.) wird «1226-27» datiert, weil bei Jahresbeginn am 25. März (so Metz) das Jahr nach a. st. den Zeitraum 25. März 1226-24. März 1227 (n. st.) umfaßt. Die Fälle sind durch Beschränkung der Problematik auf die Monate Januar bis April entsprechend selten.

Auf die Datierung folgt das Sigel der Edition, welcher die Quelle entnommen ist. Die Sigel werden vom Complément bibliographique des DEAF übernommen. Sind keine DEAF-Sigel vorhanden (so bei fr. Belegen in lt. Quellen und manchen späteren Gdf-Belegen), wird an Stelle des Sigels ein Kurztitel angesetzt. Dem Sigel oder dem Kurztitel folgen Bandnummer (falls vorliegend), Jahrgang (bei Zeitschriften), Seite und Zeile, in denen der zitierte Beleg verzeichnet ist. Bandnummer, Jahrgang und Seite sind durch Komma voneinander getrennt. Um Verwechslungen zu vermeiden, wird die Zeilenangabe mit der Seitenangabe durch einen Punkt verbunden (z. B. «312.34»). Die Zeilenzählung umfaßt jede nach der Paginierungszeile folgende, mit Text bedruckte Zeile einer Seite, unabhängig von Druckausführung, Inhalt oder anderer Zeilenzählung der Vorlage. Umfaßt ein längerer Satz auf einer Seite mehrere gleichartige Belege, so werden die verschiedenen Zeilenziffern für die Belegstellen wiederum durch ein Komma voneinander getrennt (z.B. «312.34, 37, 43»). Der nun folgende K o n t e x t steht in französischen Anführungsstrichen («...»). Er wird grundsätzlich in der Graphie der Vorlage wiedergegeben; eine Normalisierung erfolgt nicht. Die aus der Kollationierung des Originals (d. h. der Editionsvorlage) gewonnene abweichende Lesart und sonstige Hinweise werden als Anmerkung verzeichnet. Mit «id.» + Seite und Zeile wird ein Beleg gekennzeichnet, der in derselben Quelle in derselben Form an einer anderen Stelle noch einmal verzeichnet ist; eine Wiederholung von Qualifizierung, Lokalisierung, Datierung, Sigel und identischem Kontext wird so vermieden. Mit «ibid.» + Seite und Zeile wird ein mit dem vorhergehenden Beleg nicht identischer weiterer Beleg derselben Quelle bezeichnet; so wird eine Wiederholung von Qualifizierung, Lokalisierung, Datierung und Sigel vermieden und nur der Kontext mit Stellenangabe zitiert. Erklärende Einschübe werden in eckige Klammern gesetzt. Auf die oben erläuterte Darstellung des Materials folgt in einem neuen Absatz der S t a n d d e r W ö r t e r b ü c h e r (hauptsächlich FEW, DEAF, Gdf und TL, daneben vor allem DG, Li, Lac, Gam 2 , Stone, TLF und DC). Zu Gdf, TL und Stone sind besondere Feststellungen zu treffen: Godefroy Da nur in wenigen Fällen ein Beleg in Gdf als «Urk.» qualifiziert werden kann und Kopialbuchüberlieferung vorherrscht, werden die Belege als «Dok.» mit Datumsangabe nach Gdf verzeichnet; darauf folgt (falls vorliegend) in runden Klammern der Verweis auf Stein mit dessen Datierung bzw. ein Verweis auf die Datierung aus einer anderen Quelle. Hieraus ergibt sich, daß die mit den «Dok.» aus Gdf gegebenen Jahreszahlen a priori keine Manuskriptdaten, son45

dem von Gdf übernommene Datierungen sind. Hierauf folgt nach Doppelpunkt die Stellenangabe bei Gdf, welche zur späteren Identifizierung der Quelle und zur Verifizierung des Manuskriptdatums dienen soll17. Diese Angabe weist die bei Gdf verzeichnete Form auf. Eine Identifizierung der Quelle (auch das Manuskriptdatum oder die Qualifizierung als Urkunde) aus Gdf wird in eckigen Klammern angefügt; in eckigen Klammern erfolgt auch die Zuweisung von DEAF-Sigeln. Zur Vollständigkeit der Zitierweise bei Gdf-Belegen: 1) Gdf-Belege bis 1250 werden in der Regel mit Kontext zitiert, vor allem, wenn es sich um nichtliterarische Quellen handelt. 2) Gdf-Stellenangaben werden voll zitiert, wenn a) auch der Kontext zitiert wird sowie b) bei allen auch ohne Kontext zitierten Belegen vor 1250. Gdf-Stellenangaben werden bei der Zitierung von kontextlosen Belegen nach 1250 nicht übernommen. Die archivischen Quellen in Gdf sind teilweise anhand ihrer Signatur grob zu lokalisieren. Für eine ernsthafte Lokalisierung nach den oben entwickelten Kriterien reicht diese Angabe jedoch nicht aus. Gerade bei der so häufig vorliegenden Kopialbuchüberlieferung ist die Bestimmung des Ausfertigungsortes der Vorlage zum Kopialbucheintrag ohne Einsicht des Archivale nicht möglich. Tobler-Lommatzsch

und Stone

Belege aus TL und Stone werden mit den Sigeln des D E A F zitiert 18 , die Kontexte werden aus TL und Stone in der Regel übernommen. Besonderheit: Die TL-Sigel «Urk.-Douai» sowie «Urk. 1236, 1237, 1241 usw.» werden, da hier spezielle DEAF-Sigel fehlen 19 , übernommen und durch eine Einordnung der Quelle anhand meiner Kriterien in eckigen Klammern ergänzt 20 . Die Hinzufügung der Stellenangabe in ZrP oder R mit Zeilenangabe ist als Ergänzung der Angabe von TL gedacht. Der Artikel wird gewöhnlich durch einen kurzen K o m m e n t a r unter Zu17 18 19 20

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Vgl. oben S.43 Fn.6. Sollte einmal ein DEAF-Sigel fehlen, wird das TL- oder Stone-Sigel in runden Klammern verzeichnet. DEAF zitiert in diesen Fällen mit dem Sigel der Zeitschrift, nämlich ZrP und R. Daß solche Ergänzungen notwendig sind, mögen die folgenden drei Beispiele zeigen: TL verzeichnet unter dem Sigel «Urk. Douai» nie ein Datum, obwohl die Urkunden deutlich datiert sind; TL 2,826 COPE, Beleg «Urk. Douai 41,6» ist [= Urk. (Douai) 1255/56], Unter dem Sigel «Urk. 1236,1237,1241 usw.» verbergen sich Urkunden aus Liège (was TL nur im Sigelverzeichnis vermerkt: «S.568ff: Chartes Liégeoises»); «Urk. 1236» ist hier [= Urk. Liège] 1236. TL 4,1593 Jascherez verzeichnet ohne Datum einen Beleg «Urk. v. Tournay in Compte-rendu de la Commiss. roy. d'hist. T.9, S. 143» (unversigelt); es handelt sich um den Beleg aus Urk. Tournai 1265 BCRH 9, 1845, 143.15.

sammenfassung des Ergebnisses und Qualifizierung des Belegs als Erstbeleg, neue Bedeutung, etc. in Absätzen mit vorangestelltem Gedankenstrich abgeschlossen.

3.2. Einzelartikel ARCEDIACNE bis WERE arcediacne m. archedyakene, archediakene "Archidiakon" Urk. (Cambrai?) 1219 GysselingDocAnc 198.20 «as parties enconuenroit tenir a recort larchedyakene Wautier»; ibid. 198.22 «larchedyakene Wautier»; Urk. (Cambrai) 1225 GysselingDocAnc 208.21 «le vesque de Tornai. le dien et larchediakene»; Urk. Malines 1233 BormansSLambLiège 1, 311.8 «mon saingor Henri de Beaumont Y archedyakene de Lige»21. FEW 25,95b ARCHIDIACON belegt «Fr. archediacre m. "ecclésiastique investi par l'évêque de certains pouvoirs et du droit de visiter les curés du diocèse" (GuernesSThomas 22 - 16. jh.), arcediaque (1248, Runk), arcedekene Mir agn, archidyakene (1253, Runk), archidiacre (seit Chastell), [...]». Die Belege aus Runk sind zu revidieren: Der Beleg 1248 stammt aus einem Vidimus 1253. Verworren ist die Sachlage beim Beleg archidyakene 1253. Runk nennt als Belegstelle «IV 48,2 (1253)». In Z. 2 des unter dem Datum «1253, juin» aufgeführten Textes findet sich der Beleg archedyacre\ das ältere, wohl dem späteren Manuskript zeitgenössische Kopfregest zum Dok. 1253 umschreibt den Inhalt desselben «Une lettre de ceste meesme cose parlans, sans muer chose aucune, fors les nons de Y archidyakene23, de l'official et dou notaire de Rains, [...]». Nun kann die Beschreibung eines Dokuments nicht mit dem Ausfertigungsdatum des Originals datiert werden, wie es hier bei Runk der Fall ist. Abgesehen von dieser Ungereimtheit stammt das Dokument zudem noch aus einem Kopialbuch 15.-18. Jh. (Stein 3188). Der Beleg archidyakene nach Runk sollte in FEW gestrichen werden, weil er nicht datierbar ist. Morlet 143 ARCHEDIACRE übernimmt unkritisch die genannten Belege von Runk und nennt weitere Belege 1247-1325. GdfC 8,169b ARCHEDIACRE "le plus ancien et le premier des diacres d'une église; ecclésiastique auquel l'évêque donne pouvoir d'exercer la juridiction en son nom sur les curés d'un diocèse" mit zwei Belegen arcediacnes und arcediakene aus SThomGuern sowie den Belegen Dok. 1233: Comprom., A. Liège [= Urk. Malines 1233 BormansSLambLiège 1,311.8] «Varchedyakene de Lige»; 21

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Spätere Belege für arcediacre m. finden sich u. a. in Urk. (Themars) 1238/39 LaDuCh 1,185.34 «Peres Arberz, humles arcediacres de Thoarceis»; Urk. (La Rochelle) 1242 LaDuCh 1,191.35 «sire Aymeri dau Broil, arcidiacre d'Aunis». Datiert: ca. 1174. Hier in Z. 2 des alten Kopfregests. Sollte Runk diese Stelle als «48,2» bezeichnet haben?

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Dok. 1238: Thouars, A.Vienne [= Urk. (Thouars) 1238/39 LaDuCh 1,185.34] «Arcediacres»24. TL 1,500 belegt ca. 1174 SThomGuernH 268; ibid. 406; E.12.Jh. DialGregF 119, 10 «archidiakenes»; ca. 1174 SThomGuernH 4652 «Arcediacres ert»; BarbMéon I 294, 72625 «arcediacre (: Fiacre)»; ca. 1224 CoincyI32P 106 «archedyacre»; ca. 1280 BaudCondS 215, 304 «archedyacre»-, ca. 1306 JoinvW 1 418d (ohne Kontext). Stone 36a belegt arcediaen ca. 1140 GaimarB 6459. - archedyakene 1219 ist weiterer Beleg für die Bedeutung, aber urkundlicher Erstbeleg sowie Erstbeleg für die Graphie. Der Beleg arcediaque 1248 FEW sollte umdatiert, der Beleg archidyakene 1253 nach Runk sollte in FEW gestrichen werden, weil er nicht datierbar ist. arcediaquené s. archedyakené "Archidiakonat (als geographische Einheit)" Urk. (Cambrai?) 1219 GysselingDocAnc 198.9 «Ii lius des iors prendre doit estre dedens larchedyakene de Brabant». FEW 25,95b ARCHIDIACON belegt «Fr. archidiaconé "partie d'un diocèse soumise à la juridiction d'un archidiacre" (seit GuernesSThomas) 26 , "dignité d'archidiacre" [...]». Gdf 1,380c verzeichnet ARCHEDIACHÉ S. m. "archidiaconé" Dok. 1267: Jarzay, Arch. Indre, H 834 «L'arcediaché de Busençois»; ARCHEDIACRÉ S. m. "archidiaconé" Dok. 1358 (nach DC); s.d.: Gloss. gall.-lat., Richel. 1.7684; Gdf 1,381a ARCHEDIACREE s. f. "archidiaconé, étendue de la juridiction d'un archidiacre" s. d.: G. de Tyr, X, 7, Hist. des crois. [= 1. D. 13. Jh. GuillTyr] «Il estoit arcediacre de Jerusalem et tenoit [ . . . ] le leu de mont Escauvaire dont il recevoit l'aport por les rentes de son arcediacree». GdfC 8,169b ARCHEDIACONÉ s. m. et s.f. "circonscription d'un archidiacre" s.d.: Garnier, S.Thom., B.N. 13513, f° 56v° [= ca.1174 SThomGuern] «De Cantorbire aveie Yarcidiakené»-, s.d.: Thom. le mart., 87 [= ca.1174 SThomGuern] «De Cantorbire aveie Yarcediachené»; s.d.: Rom. des rom., B.N. 19525, f 148v° «A ses parenz e a ses clers privez Done provendres e arcediacnez»\ s. d.: De vita Christi, B. N. 181, f° 79b [15. Jh.] «Aulcune archediaconey». TL 1,500 belegt ca. 1174 SThomGuernH 270 «(Et) Yarcedïakerté Torna sun clerc duna»; ibid. 3331 «De Cantorbire aveie Yarcidïakené».

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Einen weiteren Beleg für arcediacre, der hier nicht berücksichtigt wird, verzeichnet Gdf 1,381a sub ARCHIDIACREE s.d.: G. de Tyr, X, 7, Hist. des crois. [= I.D.13. Jh. GuillTyr] «II estoit arcediacre de Jerusalem [...]». Die Textstelle entspricht ca. 1224 CoincylllP. Hierzu Fn. 1 FEW 25,95b «Bei GuernesSThomas lautet die form arcediakene».

- arcediaquené ist seit ca. 1174 mehrfach belegt; ob es sich bei der Bedeutung um das "Amt des Archidiakons" oder um das "Archidiakonat (als geographische Einheit)" handelt, ist jedoch nicht immer eindeutig zu entscheiden. Der Beleg Urk. (Cambrai?) 1219 bezeichnet unzweideutig die geographische Einheit. Er ist zudem erster urkundlicher Beleg sowie Erstbeleg für die Graphie archedyakené. arche f. "Urkundenschrein" Urk. Metz 1227-28 BanMetzW 1,4.26 «donc Ii ban geisent an Yarche»-, ibid. 7.23 «donc Ii escriz est en l'arche». FEW 25,93a ARCA «Afr.mfr. arche "archives" (1215-Brantôme, Gdf; TL; Salv, Ba)» 27 . Gdf 1,380b "archives" Dok. 1215: Lorr., Cab. de M. Clerx «En V airche dou grant moustier»; Dok. 1248; S.-Sauv., Arch.Mos. «Sont ces présentes lettres seeleies dou saiel de nostre chapitle et mises en Yarche des amans de saint Jake»; Dok. 1326; Dok. 1408; etc. Aus den Belegen in TL 1,502 ARCHE "Lade, Truhe" ist entgegen FEW die Bedeutung "Urkundenschrein" nicht zu ersehen. - arche bedeutet zunächst "Schrein (für Schreinsbriefe)" (BanMetzW XXVII); "coffre et plus tard petite salle, éventuellement voûtée, où dans les églises paroissiales étaient conservés les actes privés" (Schneider, Metz 539). Vgl. zu diesem Komplex Giry 851 arche mit der Definition "dépôt d'actes privés" und ibid. 853 écrits d'arche ("Schreinsbriefe") 28 . Der Beleg BanMetzW ist nach dem etwas unsicheren, aber noch zu überprüfenden Beleg 1215 Gdf Zweitbeleg und erster urkundlicher Beleg. baiilie f. "übertragenes Amt" Urk. (Morville-s.-Seille?) 1232 MuséeArchDép. 129.10 «tuit cil qui portent baiilie doient faire fautei as signors et as borjois» 29 . FEW 1,207a BAJULUS «Afr. baiilie "puissance, pouvoir, juridiction; bailliage", [...]; norm, baiilie "autorité, direction", [...], Reims baiilie "garde, tutelle" T30»; es fehlt die Bedeutung "Amt, Aufgabe", obwohl Gdf 1,556c baiilie "fonction, charge" ca. 1170 GuillAngl und 1227 BesantM belegt. 27

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Hauptbedeutung ist afr. mfr. "coffre, caisse pour le pain, huche, bahut" FEW 25,92a; auch "trésor" (1344), etc., FEW 25,93a. Zu dem in Metz arche, airche genannten Urkundenschrein zur Aufbewahrung der Schreinsbriefe vgl. auch Bresslau, Urkundenlehre 1,734. Dieser Beleg ist von Gdf, der die Urk. (Morville-s.-Seille?) 1232 exzerpiert hat, offensichtlich übersehen worden. Von FEW im Beiheft als «sehr unzuverlässig» bezeichnet.

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TL 1,802 BAILLIE verzeichnet nur die Bedeutung "Gewalt, Verwaltung" sowie "Amt des bailli; Gebiet, das ihm unterstellt ist". Unter "Gewalt, Verwaltung" findet sich aber ein Beleg für "Amt, Aufgabe" ca. 1170 GuillAnglF 1 1844 «uns forestiers Cui la baillie et Ii mestiers De la forest garder estoit», derselbe Kontext wie Gdf 1,556c. Stone 60a BAILLIE neben anderen Bedeutungen auch "authority, office" ca. 1240 MirAgn 2 ThéophK 99. - Die Definition von Gdf "fonction, charge" wird von FEW und TL nicht zur Kenntnis genommen. Nach den Belegen ca. 1170 GuillAngl und 1227 Besant ist der Beleg 1232 ein weiterer, aber der erste urkundliche Beleg31. bataille f. bataille champel, bataille campel "gerichtlicher Zweikampf' Dok. ca. 1230, ms. 15. Jh. LoisGodM 5.5 «Quy est vaincus en bataille champel, Ii prevosts ou ly prouvosts en feront justice» (im lt. Text «In duello convictus, relinquitur puniendus prepositio vel preposits», ibid. 4-6); Urk. Tournai 1239/40 Layettes 2,424.34 «Auvec chou, aura Ii castelains le bataille campel, s'ele i eskiet». FEW 2,160 b CAMPUS belegt «Fr. camp "lieu fermé de barrières, où avaient lieu les duels judiciaires, les tournois" (seit 12. jh.)» sowie «Afr. champel adj. "en rase campagne (d'une bataille)" (11.-14. jh.)». TL 2,201 verzeichnet bataille champel nur unter der Bedeutung "Feldschlacht", was sich bei Überprüfung der bei TL viel zu kurzen Kontexte bestätigte32. Gdf 2,48b CHAMPEL adj. "qui se joint à bataille et à estor, pour dire en plaine, et quelquefois par extension pour signifier acharné, opiniâtre" verzeichnet aber unter dieser Bedeutung fälschlich auch einen Beleg für bataille champel "gerichtlicher Zweikampf' Dok. 1269: Charmes, 8, Arch. Meuse «Nuns homs de ma maisnie ne peut borjois de Charmes apeller a batalle champer». Stone 89 a verzeichnet unter CHAMPIUN "champion (in trial by battle)" einen Beleg für bataille champel ca. 1170 HornP 3029 «Par bataille champel, cum deivent champiün, Li dui fiz nostre rei se sunt mis a bandun» 33 . - Der Erstbeleg für "gerichtlicher Zweikampf' findet sich ca. 1170 in HornP. Erster urkundlicher Beleg ist Urk. 1239/40. Die Bedeutung ist in den Wörterbüchern nachzutragen.

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Vgl. auch unten porter (3) porter baillie S. 95. Daß bataille allein auch "gerichtlicher Zweikampf' bedeuten kann, verzeichnet weder FEW noch TL. Die Bedeutung "gerichtlicher Zweikampf' geht aus dem weiteren Kontext hervor. Das Glossar verzeichnet daher auch richtig bataille champel "judicial combat".

boverie f. buverie, boverie "Ochsenstall" Urk. (Morville-s.-Seille?) 1232 MuséeArchDép 123.32 «VIII jors de terre antre Port et Morville et ma grange et ma buverie et toz lor aissemens»; Dok. (Niort?) ca. 1249 LaDuCh 2,334.18 «item, .VI. deners de l'ayre de la boverie». FEW 1,476 a BOVARIA ohne afr. Beleg. Gdf 1,671 a BOERIE s. f. "étable à bœufs, bouverie" Dok. s. d.: Arch. J 192a, pièce 64 «.XX. d. de la mayson de la boerie» sowie als Ortsname in Dok. 1276. GdfC 8,362a BOVERIE "étable à bœufs" s. d.: Neckam, p. 106 [= ca. 1200 AINeckUtens 34 ] «Boverie»; Dok. 1231: A. Meurthe [= Urk. (Morville-s.-Seille?) 1232 MuséeArchDép] «Ma grange et ma buverie»-, Urk. 1295; s.d. (DEAF: 1551): Cotereau, Colum., II, 15. TL 1,1102 "Rinderstall" GILilleS [ms. 15. Jh.] 25a; OllaS [ms. 15. Jh.]; RoisinB [ms. ca. 1349] 73,1. Stone 74 a "cow-shed, ox-stall, byre" E. 13. Jh. CourtBarM 55 «de quel estuble le provost le seignur poyt aver fet coverir la bovery e la daerye35». - Erster urkundlicher Beleg ist der auch von GdfC mit abweichender Datierung verzeichnete Beleg Urk. 1232. champ m. camp "Land (im Gegensatz zu Stadt)" Urk. (Cambrai?) 1219 GysselingDocAnc 198.2 «eles puent croistre en tous preus et a camp et a uile»; Urk. Homblières 1234 Lemaire 422.5 «tote le terre qu'il tienent de Nostre Dame de Honblieres et de l'abé et à camp et à vile». FEW 2,156b «In übertragenen bed. - Fr. les champs "campagne, par opp. à ville" (seit 13. jh.), mfr. sur les champs "à la campagne" (CohenRég; Pierrefl), mfr. nfr. aux champs (16. jh. - Dor 1659)». TL 2,197 CHAMP belegt diese Bedeutung nicht. GdfC 9,34a "espace découvert et plat, limité pour un usage déterminé; la campagne en général" bringt verschiedene Belege für die letztere Bedeutung, so Dok. 1277: Collégiale de S. Martin, n° 107, A. Liège «Soit a chan, soit a vilhe»; Dok. 1302: Jumièg., A. S.-Inf. «Ou a cans ou a ville»; Dok. 1335: Mortemer, A. Eure «Soit a camp ou a vile»; etc. Runk 2 belegt à champ et à ville "en ville et à la campagne" Dok. 1275,1301 und 1325. - Erstbeleg.

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Gdf zitiert nicht nach Scheler. Der Beleg findet sich in AINeckUtensS 72, wo boverie mit bostar glossiert ist. Richtig: daeyre\ Fehler im Kontext-Zitat durch Stone.

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Champion m. chanpion vencu, champion vaincu "der im gerichtlichen Zweikampf Unterlegene" Urk. (Troyes?) 1230 BEC 16, 1855, 143.37 «Et si retaig lo chanpion vencu, dont j'aurai m'amende as us et as costumes de Troies»; Urk. (Châtillon-s.Marne?) 1231 Layettes 2,218.44 «et si retaing lo champion vaincu, dont gie aurai m'amande, as us et as costumes de Chasteillon et de Dormanz»; Urk. (Laferté-s.-Aube?) 1232 DocFrHMarneG 2.15 «et si retaing le champion vaincu36 dom j-avrai m-amande, as us et as costumes de la Ferté sor Aube». FEW 16,299 b westgerm. *KAMPJO «Fr. champion "celui qui combattait en champ clos, soit pour lui-même, soit pour la cause d'un autre" (seit 11. jh.), apik. anorm. apr. campion (noch Molin); afr. champion "champion à gages" (13. jh., R 43,225), [...], "défenseur, soutien d'une cause (p. ex. de la royauté)" (seit Fur 1690)». GdfC 9,35 a belegt "chacun des adversaires qui combattent en champ clos" seit Roi; von einem "gerichtlichen Zweikampf' ist aber nicht die Rede. Auch TL 2,204 verzeichnet nur allgemein "Kämpe"; allerdings findet sich unter dieser Bedeutung ein Beleg für "gerichtlicher Zweikämpfer" A. 13. Jh. SongeEnfS, in TrouvBelg 2 192,451 «Champions vaincuz a l'aillie als Gericht, das in der Hölle verspeist wird (Scheler nimmt an: brétailleurs, doch könnten es auch im gerichtl. Zweikampf Unterlegene sein)»37, als Variante (nicht in TL) «Champion qui vancu sont». FEW 16,299b verzeichnet die Spezialbedeutung "gerichtlicher Zweikämpfer" nicht. Diese Bedeutung ist aber beim FEW-Beleg champion "champion à gages" gegeben, dessen Definition von Lângfors stammt und die wohl zu eng gefaßt ist. Es handelt sich hier um eine Textstelle aus HLaonL 14. Jh. 38 (in: R 43, 1914, 222) Z. 42 «Il leur couvenra avocas Pour le solail, pour les basions Partir ausi c'as champions»39. Lângfors definiert im Glossar S. 225 "champion à gages" und erklärt dazu S. 218 Fn. 2 «Les champions (campio conductitius) étaient des hommes qui, dans les combats judiciaires, soutenaient, contre argent, n'importe quelle cause (cf. Du Cange, Gloss., s.v. CAMPIO)» und stellt weiter fest «Les champions étaient souvent des hommes mal considérés». Diese Feststellung ist zweifellos korrekt für den campio conductitius; die Bedeutung "Lohn erhaltender Zweikämpfer" ist dem Beleg im Dit des Hérauts aber keineswegs zu entnehmen; die pejorative Interpretation von champions ist unhaltbar. 36

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Die Vermutung von TL ist richtig: Der gerichtliche Zweikampf dient der Beweisführung für den Wahrheitsgehalt eines geleisteten Eides. Der in ihm Unterlegene gilt als meineidig. Die Anwesenheit eines solchen champion vaincu in der Hölle ist unter diesem Aspekt verständlich. Fehlt im Glossar zu DocFrHMarneG. Le Dit des Hérauts, von FEW offenbar «13. Jh.» datiert. Hierzu ca.1230, ms. 15. Jh. LoisGodM 5.20 «[wenn der zum Zweikampf fordernde] citoyains devoit avoir avoé par loy, Ii deforains [als Geforderter] l'aroit aussy».

Wenn zum Verständnis der Stelle im Dit des Hérauts mit Lângfors von der Idee des gerichtlichen Zweikampfs ausgegangen werden soll, muß bei der Definition des champion das rechtshistorische Faktum berücksichtgt werden, daß der gerichtliche Zweikampf sowohl vom Betroffenen selbst als unter bestimmten Umständen auch von einem seiner Helfer ausgetragen werden konnte: Gemeinden und Stiftungen benötigten notgedrungen ihren bestellten gerichtlichen Zweikämpfer, und auch Frauen mußten sich vertreten lassen40. Lângfors beruft sich bei der Definition auf DC. DC 2,61 a definiert sub CAMPIONES "qui in campum, arenamve descendunt, et duello seu monomachia, vel, ut tunc loquebatur, campo decertant", campiones "praesertim ita dicti, qui pro aliis, qui duellum inire ex lege jubebantur, et quapiam ex iis, quas jus admittit, causis excusabantur, certamen et duellum suscipiebant, cum reus, vel actor, qui accusabatur vel accusabat, ad id tenetur" mit einem schönen Beleg aus: Leges Wilhelmi I. Angl. Régis cap. 62 «[wenn der zum gerichtlichen Zweikampf geforderte Angelsachse] infirmus fuerit, inveniat alium, qui pro eo faciat». Diese Bestimmung findet sich auch in der fr. Fassung (Einschub ca. 1192-93), ms. ca. 1300 LoisGuillL S. 489 «si Franceis apelast aucun Engleis [ . . . ] Ii Engleis sei defendrat par que ke il meuz vodrat, u par chaut fer u par bataille. Et si li Engleis seit febles, met autre en sun liu, ke il conbate pur lui. Li queus d'eus ke fust ve(n)keus, donat al reis quarante sols.» Wie man sieht, zieht Lângfors völlig zu Unrecht DC als Gewährsmann für seine Definition heran. Die neutrale Grundbedeutung "gerichtlicher Zweikämpfer" für champion resp. campio ist offensichtlich, auch wenn DC 2,61c für bestimmte Gruppen der campiones feststellt «Erant enim Campiones ut plurimum mercede conducti. (Campio conductitius [...])» und deshalb «Cum igitur emptitii ac conductitii essent Campiones, ideo inter personas infames habebantur». Stone 89 a CHAMPIUN verzeichnet für "champion (in trial by battle)" einen Beleg ca. 1170 HornP 3029 «Par bataille champel, cum deivent champiün, Li dui fiz nostre rei se sunt mis a bandun» 41 . Der gerichtliche Zweikampf und das Ordal sind auch Themen der Formel von Fécamp. Die Bedeutung "gerichtlicher Zweikämpfer" scheint mir hier erstmalig belegt, A. 12. Jh. Fécamp EpreuveJudicG 66.24 «Missa de la résurrection, missam de sancta Trinitate, missa de sancto Stephano deit lun dire por le campiun quant il entret el camp»; camp bedeutet hier "Stätte des gerichtlichen Zweikampfs"; campir "einen gerichtlichen Zweikampf ausfechten" ist ebenfalls belegt, ibid. 66.12 «Missa de natali Domini deit odir chi campist».

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Zu den rechtshistorischen Aspekten des gerichtlichen Zweikampfes vgl. GrimmRecht 2,588-593; Warnkönig, Französische Rechtsgeschichte 3,226-231, v.a. 229, sowie 294-295; Olivier-Martin, Histoire du droit 142-143. Die Bedeutung "gerichtlicher Zweikämpfer" geht aus dem weiteren Kontext hervor. Das Glossar verzeichnet daher auch richtig champiün "Champion (in ordeal of battle)".

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Zur Straffälligkeit beim Verlust einer bataille champel vgl. oben bataille. - champion "gerichtlicher Zweikämpfer" und champion vaincu "der im gerichtlichen Zweikampf Unterlegene" werden bisher von FEW, Gdf und TL nicht mit der wichtigen Spezialbedeutung verzeichnet, chanpion vencu 1230 ist nach dem bei TL nicht gesondert ausgeworfenen Beleg A. 13. Jh. SongeEnfS und dem Beleg ca. 1170 HornP weiterer, aber erster urkundlicher Beleg. Beim Beleg champion FEW 16,299 b "champion à gages" ist die Bedeutung zu streichen, der Beleg einer noch zu verzeichnenden Bedeutung "gerichtlicher Zweikämpfer" zuzuordnen. Der Erstbeleg zu dieser Bedeutung findet sich A. 12. Jh. Fécamp EpreuveJudicG. chapelerie f. capelerie, chapelerie "Kaplanei" Urk. Möns 1222 GysselingDocAnc 200.38 «Et les [...] .set. moie. ai jo donet a le glise Saint Andru por faire une capelerie en la moie commemoraciom»; ibid. 200.41 «Et après les .cinc. ans. li terre iert a le capelerie. sens les dis sos del capelain por mon obit»; Urk. (Mézières?) 1228/29 ChRethelS 1,102.24 «Et avons retenut à nous et nos hoyrs, qui seignour seront de Saint Baie, où la chapelerie est fondée, le patronage de la chápele et la presentación del chapelain»42. FEW 2,286 b CAPPELLA «Apik. capelenie "chapelle" (14. jh., Rhlitt 6, 302; Rethel 1346); apr. capelania "bénéfice, dignité d'un chapelain" (Lv; Bonis), afr. chapelerie (lothr. champ. 13. jh.), capelerie (pik. 13. jh., Gdf; SchelerGillon), mfr. nfr. chapellenie (seit 15. jh., heute histor. ausdruck)». Gdf 1,779b CAPELERIE s. f. definiert "chapelle"; die Belege bedeuten jedoch "Kaplanei" 43 , Dok. 1249: Acte de donat., C tes d'Artois, 219, Arch. P.-deCal. «Ay estoree une perdurable capelerie de treize livres de parisis par an a tous jours mais en l'abbaye des nonnainz de Beaupré»; Dok. 1273: Arch. hosp. d'Abbeville «Li maistre et li frere devant dit doivent deservir ou faire deservir le devant dite capellerie par trois messes cantans la semaine»; sowie Dok. 1332 (Stein 1637: ms. 1327, Nachträge des 15. und 16. Jh.): Cart. de Guise, Richel. 1. 17777, f° 114 v° «Ait ordenet une capplerie devoir estre fondee». Der zitierte Beleg Dok. 1273 wird jedoch gleichzeitig mit demselben Kontext korrekt unter CHAPELERIE s.f. "chapellenie" aufgeführt in Gdf 2,60 b; daneben dort weitere Belege Dok. 1264 (Stein 3812: ms. 13. Jh.): Cart. de Thenailles, Richel. 1. 5649, f° 45 r° «[...] chapelerie [...]»; Dok. 1272 (Stein 2426: ms. 13.-14. Jh.): Cart. de S. Vincent de Metz, Richel. 10023, f° 76 r° «[...] chapelerie [...]»; Dok. 1273; ca. 1340 DialFrFlamM.

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Beleg von Runk nicht verzeichnet; der von FEW genannte Beleg 1346, von Runk "petite chapelle" definiert, dürfte ebenfalls "Kaplanei" bedeuten. So auch Möhren, Rez. CensHerchiesM, in: ZrP 92,1976,549; mit weiterem Beleg für capelerie "Kaplanei" 1267 CensHerchiesM.

TL 2,240 "Kaplanei" ca. 1340 DialFrFlamM E 3 a; RoisinB [ms. ca. 1349] 13,7 «capelries estorer»; Dok. s.d. Tailliar 503 f?]44 «ke il ait toute se vie capelerie et ke il soit ordeneis sus a ordene de prestrage et ke il celi capelerie deserve». D C 2,131 a sub CAPELLANIA "munus et beneficium capellani" bringt einen weiteren Beleg Dok. 1227 (Stein 3: ms. 13.-14. Jh.): Charta [ . . . ] ann. 1277 in 2°. Lib. nig. S. Vulfr. Abbavil. fol. 64 v° «Le kele Capelerie devant dite je nome comme fonderesse»; eventuell auch Dok. 1307: Lib. rub. Cam. Paris fol. 195. v° col. 1 «Quinze livres Tournois deues chascun an à l'abbaie de S. Wandrille pour la Chapelerie du manoir de Chambai». Weitere Belege mit der Bedeutung "Kaplanei" finden sich in Urk. 1237 SchwanBehrens 3,51.11 «tout les autres chapelains [ . . . ] qui la chapelerie seront tenu a deservir»; Urk. 1249 DocFrHMarneG 23.18 «pour une chapelerie fonder a Dorville»; ibid. 23.20 «de cele dite chapelerie je deteng le don»; Urk. Joinville 1263 DocFrHMarneG 186.22 «la presentacions de la dite chapelerie demoure [ . . . ] a moi»; Urk. (Châlons-s.-Marne?) 1284 SchwanBehrens 3,52.8 «chapelerie.->; Dok. 1330 ViardPar 1,98-100 (6 Belege) 45 . charme m. "Hagebuchenholz" Urk. Compiègne 1215 Monicat/Boussard, Recueil 534.23 «ipsi [die Kanoniker] habeant singulis annis, mense marcio, per traditionem servientum nostrorum, mille circulos de coldre 46 et de charme ad duplarios in landis foreste nostre de R e s t . . . , et septingentos circulos de booll. ad magna dolia et ad cuvas». FEW 2 1 ,406b CARPINUS «Fr. charme "carpinus betulus" (seit Chrestien), mfr. cherme (Cotgr 1611; Cresp 1637), apik. charne TilanderLex, carne (1436), [...]»; die Bedeutung "Hagebuchenholz" ist nicht verzeichnet. T L 2,268 belegt CHARME s. m. "Hagebuche" seit Chrestien mehrfach; hierunter finden sich aber auch Belege für die Bedeutung "Hagebuchenholz", so I . D . 13.Jh. FergM 137, 6 «Un grant fu d'asteles de carme Orent les deus dames espris»; ca.1230 RoseLMich 524 «Le guichet qui estoit de charme»-,

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In Tailliar 503 findet sich kein solcher Beleg. In diesem Zusammenhang wären Belege, darunter der Erstbeleg, für chapelenie "Kaplanei" zu erwähnen, Dok. (Niort?) ca. 1249 LaDuCh 2,322.2 «chapelaynie»-, id. 334.23; Urk. 1254 DocFrHMarneG 48.6 «chapellenie»; Urk. 1255 DocFrHMarneG 55.11 «chapellenie»; id. 55.13; id., passim; Dok. ms. 1313-14 CartEngMarF 155 «capellanies»; Dok. 1331 ViardPar 1,124 «chappellenie»; ibid., passim. TL 2,240 verzeichnet chapelenie nicht; es findet sich auch kein Beleg sub CHAPELERIE. Dasselbe gilt für Gdf 1,779b, Gdf 2,60b und GdfC 8,422c. Jedoch GdfC 9,42b CHAPELLENIE "bénéfice attaché à une chapelle" mit zwei Belegen des 15. Jh. Vgl. DC 2,122 b CAPELLANIA "munus et beneficium capellani" (ohne afr. Beleg) sowie FEW 2,286 b mit zwei apik. Belegen. Vgl. unten coudre m. und f. "Haselholz" S. 58-59. 55

ca.1307 GGuiB II 11157 «Tant baston de chesne et de charme (Hagebuchenholz)47». GdfC 9,51 a "arbre de haute tige, qui pousse des branches dès sa racine, et qui sert ordinairement à faire des palissades" bringt neben den Belegen für "Hagebuche" (ca. 1230 RoseLLec 522 und fünf spätere Belege) einen Beleg für "Hagebuchenholz" in Dok. 1289-92: Compt. de Nevers, 1289-92, CC 1, f° 5 v° «Ung charne achaté pour faire .II. maillez». - charme "Hagebuche" ist seit Chrestien belegt; die Bedeutung "Hagebuchenholz" wird von den Wörterbüchern FEW, Gdf und TL nicht ausgewiesen. Nur in einem erklärenden Zusatz zum Beleg ca. 1307 GGuiB erwähnt TL die richtige Bedeutung. Der Beleg in Urk. 1215 charme "Hagebuchenholz" ist Erstbeleg. Interessant wird der Beleg auch durch den technischen Bezug: Er zeigt die handwerkliche Verwendung des Hagebuchenholzes zur Herstellung von Faßreifen, ein Hinweis, der sich erst im Beleg 1289-92 (Gdf) wiederfindet. conoissance f. conisansce, conissance, conisanche, connisance "förmliche Anerkennung einer Schuldigkeit (vor den Schöffen)" Urk. (Douai) 1204 GysselingDocAnc 196.5 «si fu faite ceste conisansce al aubel de Corbehan»; ibid. 196.9 «si fu faite ceste conissance a Doai»; Urk. (Tournai) 1216-17 HerbomezTourn 7.15 «A cel vendene et a cele conissance fu sire Mikiels de le Porte comme eskeuins [sowie sechs weitere Schöffen]»; ibid. 7.20 «quant ceste conissance fu faite»; Urk. (Tournai) 1219 HerbomezTourn 9.1 «A ceste conissance fu Robiers de Marais [sowie sechs weitere Schöffen]; tot eist i furent com eskeuin»; Urk. (Saint-Omer) 1222 GysselingDocAnc 199.26 «de conisanche de vne lanche par an a paier a mon castel»; Urk. (Tournai) 1224 HerbomezTourn 13.27 «io, Wautes Ferres, ai fait connisance par deuant eschieuins»; ibid. 14.9 «A ceste connisance, et au marchiet faire [ . . . ] furent Ii eschieuin [folgen die Namen von sieben Schöffen]». FEW 21,847 b COGNOSCERE verzeichnet hierzu «Aflandr. conissanche "dette constituée par acte" (Roisin; St-Amand 13. jh.)» 48 . Belege mit den verschiedenen Bedeutungen nach Monier (RoisinM) "titre écrit constatant une créance; reconnaissance de dette; acte par lequel on se reconnaissait débiteur" gibt es in RoisinM häufig. FEW übernimmt aber die vereinfachende Definition "dette 47

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Nur bei diesem Beleg weist TL im erklärenden Zusatz die richtige Bedeutung "Hagebuchenholz" aus! FEW verzeichnet ebenfalls hier «aflandr. connissanche "enquête juridique" Roisin». RoisinM ist ca.1285, ms. ca.1349 zu datieren. Der Beleg mit der Bedeutung "connaissance d'une affaire judiciaire" nach Monier stammt jedoch aus einem Nachtrag von 1342, erhalten in einer späteren Kopie, wie aus dem Incipit des Einschubs sowie aus der Fn. 1 S. 140 von Monier leicht zu entnehmen ist.

constituée par acte" aus dem Glossar von CoutStAmandM. Die Datierung «13. jh.» von CoutStAmandM ist darüber hinaus zu relativieren: Die Redaktion des hier betroffenen Teils erfolgte wohl zwischen 1265 und 1271; erhalten ist er jedoch nur in einem Ms. 16. Jh. Gdf 2,244 a CONOISSANCE verzeichnet eine Reihe von Bedeutungen, unter denen "Schuldanerkenntnis" jedoch nicht vorkommt, desgleichen nicht in GdfC 9,160 a. TL 2,702 verzeichnet unter "Bekenntnis, Zugeständnis" auch einen versteckten Beleg für "Schuldanerkenntnis" aus RoisinB 57, 2 «se bourgois ou bourgoize(s) de eheste ville connoist debte ou fait aucune connissanche a homme ou a femme deforain». Der Beleg entspricht RoisinM 50.4 und ist ca. 1285, ms. ca. 1349 zu datieren. TLF 5,1344a CONNAISSANCE verzeichnet die Spezialbedeutung nicht. Stone 130 a CUNOISSANCE "(law) recognisance" verzeichnet 1285 StatRealm 199 «conusse la dette, e jour de la paie, e seit la conoissaunce-enroullee de la main de l'un des clers». - conoissance "förmliche Anerkennung einer Schuldigkeit (vor Schöffen)" ist in der Urk. (Douai) 1204 erstmalig belegt. Bei Berücksichtigung des Manuskriptdatums von RoisinM ergibt sich eine Vordatierung von ca. 145 Jahren. Gdf und TL verzeichnen die Spezialbedeutung nicht. cope f. cope, coupe, couppe 1. "ein Hohlmaß (für Getreide)" 2. "ein Flächenmaß" 1. Dok. Marchiennes ca. 1200 GysselingDocAnc 192.26 «les II. pars dun cortil doiuent .V. copes et 1/2 cope dauaine»; ibid. 194.42 «Berniers de le maison en coste Hainau .1. cope»-, ibid. 195.18 «Willaumes des Aubiaus, de VI copes a Nouilere. VI copes de biet»; ibid. 195.23 «de le tere al camp Bersin .1. cope blet»; Urk. Hénin-Liétard 1221-22 BPH 1899, 67.21 «.X. coupes de forment»; ibid. 67.22 «ces .X. coupes de forment»; ibid. 67.28 «.X. coupes de blé»; Urk. Etrun 1230 BPH 1899, 69.18 «.VI. mencaus artisiens de forment de rente, .1. coupe mains»; ibid. 70.14 «.IUI. mencaus et demi de forment demie couppe mains»; ibid. 70.18 «.IIII. mencaus de forment et demie couppe»; ibid. 70.21 «.V. couppes et demie de forment»; ibid., passim. 2. Dok. Marchiennes ca. 1200 GysselingDocAnc 194.46 «Li manages Disdier [schuldet...] et obole a cascun plait dune cope de terre»; ibid. 195.5 «.I. cope terre»; ibid. 195.6 «.II. copes terre»; ibid. 195.7 «.III. copes de terre»; ibid. 195.14 «de VI. copes a Betun mortier .II. r. de biet»; ibid. 195.18 «Willaumes des Aubiaus, de VI copes a Nouilere. VI copes de blet»; Urk. Hénin-Liétard 1221-22 BPH 1899, 67.11 «.VI. coupes de tere»; id. 67.15; id. 67.19; id. 67.23; id. 67.27; Urk. Etrun 1230 BPH 1899, 69.20 «trois mencaldées de terre k'il tient, demie coupe mains»; 57

ibid. 69.21 «S'ensiet [ . . . ] el Val de Fontaines .1. mencaldée demie coupe mains»; ibid. 69.23 «.VI. coupes el Val l'Abeesce et devant le cort Saint Veast .V. coupes»-, ibid. 69.24; ibid. 69.26; ibid. 69.27; ibid. 69.29; ibid. 69.30; ibid. 69.33; ibid. 69.34 «S'en gisent [...] XII. verghes et demie et III. coupes .1. quarteron mains, el Val de Fontaines»; ibid., passim49. FEW 2,1554b CÜPPA «Afr. mfr. coupe "mesure de grain; mesure de terre, ce qui peut être ensemencé avec une coupe" (13. jh. - JLemaire)». TL 2,826 b "Hohlmaß" Urk. Douai [=Urk. (Douai) 1255/56] ZrP 14, 1890, 313.8; "Hohlmaß als Flächenmaß verwendet (die Fläche, die mit einer cope besät wird)" Urk. Douai [= Urk. (Douai) 1254] ibid. 310.8 «sis copes de terre»; Urk. Douai [= Urk. (Douai) 1254] ibid. 311.4 «les preus de sis copes de terre». Gdf 2,333b belegt "Hohlmaß" Dok. s.d.; Dok. 1290 (Stein 231: ms. 14.-15. Jh.); Dok. 1373; etc.; "Flächenmaß" Dok. 1254; Dok. 1290 (Stein 231: ms. 14.-15. Jh.); Dok. 1383; etc. - Erstbeleg für "ein Hohlmaß" und Erstbeleg für "ein Flächenmaß". coudre m. und f. coldre "Haselholz" Urk. Compiègne 1215 Monicat/Boussard, Recueil 534.23 «ipsi [die Kanoniker] habeant singulis annis, mense marcio, per traditionem servientum nostrorum, mille circulos de coldre et de charme 50 ad duplarios in landis foreste nostre de R e s t . . . , et septingentos circulos de booll. ad magna dolia et ad cuvas». FEW 22, 1240 b CORYLUS «Fr. coudre "noisetier" (seit Rs), afr. codre FetR, apik. caurre (Gdf; R 40, 565), aflandr. keure HuonSQuentin, corre BalJos, abourg. coutre (1339), achamp. coure (1198)»; die Bedeutung "Haselholz" wird nicht verzeichnet. TL 2,957 verzeichnet "Haselstrauch" mit Belegen seit Marie de France; es findet sich hierunter aber ein Beleg für "Haselholz" 1393 MenagP II 222 «broches de couldre»51. GdfC 9,123 a COLDRE s. m. et s. f. "coudrier, noisetier" bringt als ersten Beleg Dok. 1198 (Stein 2020: 16. Jh.): Cart. du Paraclet, f 11 v°, Arch. Aube, origin.52 «Nemus quod vocatur Coure»-, etc. Ein Beleg für "Haselholz" wird von Gdf nicht verzeichnet. 49

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Hier äußerst zahlreich belegt; alle drei Quellen weisen, wie man sieht, jeweils gleichzeitig die Bedeutungen "ein Hohlmaß" und "ein Flächenmaß" aus. Vgl. oben charme m. "Hagebuchenholz" S. 55-56. Andere Belege wie plançon -, baston - und hart de corre bedeuten in dieser Verbindung wohl "Trieb, Zweig vom Haselstrauch". Abwegig sind die Ausführungen von A. Gier, Noch einmal: Chievrefoil, V. 51-78, in: ZrP 98,1982, S. 541 Fn. 5 zu bastun und coldre, weil der Haselnußstrauch (Corylus avellana) als typisches Unterholzgewächs in Laubwäldern keinen Stamm bildet, sondern jeweils mehrere Triebe. Der Cartulaire du Paraclet verzeichnet hier ein als original deklariertes Schriftstück von 1198; es bleibt jedoch beim Manuskriptdatum 16. Jh.

Stone 118 b verzeichnet den Beleg «la manuz de la hache fut de c.» King'sBenchS III 101 [1300] und definiert "hazel-wood"; sonst finden sich dort keine Belege dieser Art. TLF 6,295b COUDRIER, COUDRE gibt auch die metonymische Bedeutung "bois de cet arbre"; neue afr. Belege fehlen. - Seit Raschi ist coudre "Haselstrauch" belegt. Der Beleg Urk. Compiègne 1215 ist Erstbeleg für die Bedeutung "Haselholz", die von FEW, TL und Gdf nicht ausgewiesen wird. Er bietet zugleich einen technikgeschichtlich interessanten Hinweis auf die handwerkliche Verwendung des Haselholzes zur Herstellung von Faßreifen. crestienté f. "geistliches Gericht, geistliche Gerichtsbarkeit" Urk. Douai 1229 EspDouai 3,26.13 «se [der Schuldner seine beiden Gläubiger] en plaidoit ne travelloit les borgois devant només, à le crestienté ne en autre liu, d'endroit cesti covenence»; Urk. (Douai) 1229/30 EspDouai 3,27.26 «si Jachemes devant dis estoit travellies u emplaidies à plait de crestienté, d'endroit cesti covenence»; Urk. Guesnain 1231 EspDouai 3,32.14 «tos les plais de crestienté, de que Werins devant dis seroit travellies ne emplaidies». FEW 2,655a CHRISTIANUS «afr. crestienté [...]; afr. mfr. "juridiction ecclésiastique" (champ, norm, pik., Gdf; Rethel; Hu)». Gdf 2,131a CHRESTIENTÉ s. f. "cour ecclésiastique; juridiction ecclésiastique" s. d.: Chron. de Rains, 244, L. Paris [Zitat wie MenReimsW 478 bei TL 2,1039]; Dok. 1294: S. Wandr., Arch. S.-Inf. «En court laie ne de crestienté»-, s.d.: Colliette, Mém. de Vermand., II, 652. TL 2,1039 "geistliches Amt; geistliches Gericht" (leider werden diese Bedeutungen nicht getrennt) belegt "geistliches Gericht" 1260 MenReimsW 478 «Sire, vous iestes hors des mains l'arcevesque quant a la laie joustice; vous n'avez rien fait se vous n'iestes hors de sa crestientei»53; noch eindeutiger ca. 1306 JoinvW1 452 a «et respondirent (die Bischöfe) au roy que de ce que il afferoit a la crestientei ne li donroient il la congnoissance»; Urk. Douai54 [= Urk. (Douai) 1229 EspDouai 3,26.13]; 1283 BeaumCoutB 2,28 «semonce de crestienté (Vorladung vor ein geistliches Gericht)»; ibid. 2,33 «cort de crestienté (geistl. Gericht)». Runk 78 belegt crestienté f. "juridiction ecclésiastique" in Dok. 1256 und 1260 (beide Stein 3188: ms. 15.-18. Jh.)55. Stone 124 a CHRISTIENTÉ verzeichnet 53

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Auch Gdf sieht hier mit Recht die Bedeutung "geistliche Gerichtsbarkeit" gegeben (s.o.). Hier mit der Angabe «geistl. Gericht», aber ohne Kontext. TL verzeichnet nach ZrP; die Ausgabe EspDouai ist aber vorzuziehen. Beide Belege aus ChRethelS 4, Appendice 1 «Chartes du Cartulaire de Rethel qui n'existent plus dans le fonds de Rethel aux Archives du Palais de Monaco». Dieses

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curt de c. "Court Christian" 1315 YearbEdwilB XVII 87 «n'avoit pas suy play en c. [= court] de Christeneté»56. Die Bedeutung "geistliches Gericht, geistliche Gerichtsbarkeit" ist nach 1250 mehrfach urkundlich belegt in DocFrHMarneG (vgl. Glossar S. 460 crestienté "tribunal ecclésiastique") sowie in Urk. 1269 SchwanBehrens 3,57.13 «ausi bien de crestianté cum de laie justice». - crestienté "geistliches Gericht, geistliche Gerichtsbarkeit" 1229 EspDouai ist Erstbeleg (bei TL ohne Datierung und ohne Kontext verzeichnet). dame f. dames "Titel einer Nonne" Urk. (St-Quentin?) 1214-15 Delisle, Charte 52.28 «tous les courtuis qe Robers Chokars acata as dames de Farvakes57». FEW 3,124b DOMINA verzeichnet hierzu «Afr. nfr. dame auch als titel der nonnen, und besonders der äbtissinnen (so schon Mir. de Notre-Dame)», ohne Datierung. Gdf 2,414 c DAME verzeichnet nur die Bedeutungen "belle-mère" und "grand'mère", GdfC 9,271c nur "femme noble, femme mariée" sowie Nostre Dame "la Sainte Vierge". TL 2,1177 DAME verzeichnet die Bedeutung "von Klosterfauen" mit nur einem Beleg ca. 1177 YvainF 1168 «les dames d'un covant». - Der Beleg ca. 1177 YvainF ist Erstbeleg für dame "Titel einer Nonne"; der Beleg Urk. (St-Quentin?) 1214-15 ist erster urkundlicher Beleg für diese Bedeutung. destroit m. destroit, destreit 1. "Gerichtsbezirk" 2. "Gerichtshoheit" 1. Urk. Saint-Quentin 1218-19 Lemaire 411.12 «Sacent li eskievin del destroit del atre Nostre Dame en le Griance»; Urk. (Saint-Quentin) 1235 Lemaire 423.14 «Sacent li eskievin del destroit d'Aouste»; ibid. 423.23 «par les eskievins del destroit et par les kies des terres»; Urk. (Saint-

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Kopialbuch ist nach Stein 3188 ein Ms. 15.-18. Jh. Ein negatives Urteil von Delisle wird sogar im Vorwort (ChRethelS 4,VI) wiedergegeben. Aus diesem Grund wohl verzeichnet Morlet 155 sub crestienté s. f. "juridiction ecclésiastique" diese Belege nicht mehr; dafür aber aus ChRethelS 1 zwei urkundliche Belege 1253 und 1258, die Runk übersehen hat; daneben weitere spätere Belege. Unter CURT1 verzeichnet Stone 136 b noch c. cristiene "Court Christian, an ecclesiastical court" «après lor délivrance suient en Court Crestiene devers les enditours» (Stats I 256 XI). Fervaques, eine ehemalige Zisterzienserinnenabtei in der Diözese Noyon (Aisne), nahe Saint-Quentin.

Quentin) 1235 Lemaire 424.18 «Ii maires et Ii eskievin del destroit»-, ibid. 424.23 «une moie de terre qui est en leur destroit»-, Urk. (Saint-Quentin) 1235 LeProuxVerm 454.7 «li maires et li eskieuin del destroit de Pueilli reconnurent»; ibid. 454.14 «tout l'iretage qe d u s Robers li Monniers auoit eu el destroit de Peueilli». 2. Urk. (Tillières?) vor 1225 SchwanBehrens 3,89.34 «Gaudin i a sun destreit sor sun estager» 58 . FEW 3,101 a DISTRICTUS "Umgebung einer Stadt" «Afr. mfr. destroit "district, étendue d'une juridiction; lieu où siège l'autorité judiciaire"». Gdf 2,673a belegt diese Bedeutung Urk. 1235: Chirogr. de 1235, Arch. S.Quentin, 1.24 [wohl Urk. (Saint-Quentin) 1235 Lemaire 423.14, 23] «Li eskievin del destroit d'Aouste . . . Ce fu fait par le justice et par les eskievins del destroit»; Dok. 1258: S. Aubin d'Angers, Cab. Grille, Arch. M.-et-Loire «O toute la droiture et o tote la segnorie et o toz destreiz que il avoient et poeient avoir en iceles choses davant dites»; Dok. 1266: la Couture, Arch. Sarthe «A toute juridicion, posession, segnorie et detrait»-, etc. Auch diese letzten beiden Belege (Dok. 1258 und 1266) sind der Bedeutung "Gerichtshoheit" zuzuordnen. TL 2,1803 verzeichnet "Gewalt, Herrschaft, Bereich" seit ca. 1160 EneasS 59 ; die Bedeutung "Gerichtsbezirk" 59 ist hier gegeben bei RoisinB [Nachtrag zu ms. ca. 1349] 354 «chil ou quel destroit, juridistion ou resort . . . damage seront fais aus dessus dis». - destroit "Gerichtsbezirk" in Urk. 1218-19 ist Erstbeleg. Es ist auffällig, daß die Bedeutung "Gerichtshoheit" allen Belegen (Urk. vor 1225, Dok. 1258, Dok. 1266 und Urk. 1267) aus der Grafschaft Anjou zugrunde liegt60. Die Trennung der Bedeutung "Gerichtshoheit" von den Belegen für "Gewalt, Herrschaft, Bereich" bei TL ist nicht immer unproblematisch, doch scheint mir ein Erstbeleg in Urk. vor 1225 SchwanBehrens durchaus gegeben, vor allem aufgrund seiner inhaltlichen Eindeutigkeit. deucentisme m. deucentisme, ducenteime "Zweihundertster" Urk. (Cambrai?) 1219 GysselingDocAnc 198.24 «len de lencarnasion millime deucentisme disenueuisme»; Urk. (Verdun?) 1226 LesortLorr 410.15 «l'en de l'incarnation Nostre Segnor milleime ducenteime vinteseiseme». 58

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SchwanBehrens definiert im Glossar fälschlich "Strafbefugnis, pouvoir, droit de punir". Ein weiterer Beleg findet sich in Urk. Angers 1267 SchwanBehrens 3,93.18 «E demeurent toutes cetes chouses a ladite Haouys o toute juridicion e o tout destreit». In der Urk. vor 1225 handelt es sich um die Gerichtsbarkeit über den Lehensmann (estager)-, eine reine Strafbefugnis ist dem Sachverhalt nicht zu entnehmen. Dasselbe gilt mutatis mutandis für den Beleg 1267. Vgl. Dupin/Laboulaye, Glossaire 46a DESTROIT, . . . "étendue de la juridiction ou ressort". Eventuell auch "Gerichtshoheit": die Bedeutungen sind schwer zu trennen. DiekampSyn (nach Material aus LaDuCh) verzeichnet keinen Beleg.

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In FEW 3,170b fehlt ein Lemma DUCENTESIMUS; ibid. 181a sub DUO und FEW 2,584 b sub CENTESIMUS kein Beleg. TL 2,1884 fehlt Lemma DEUCENTISME; ibid. 117 sub CENTISME kein Beleg. GdfC 9,370c DEUS CENTIME mod. deux centième, adj., "qui vient après le centquatre-vingt-dix-neuvième" Dok. 1226: Abb. de Chât., cart. 58, liasse Rampont, A. Meuse [= Urk. (Verdun?) 1226 LesortLorr 410]61 «Ceste chose fuit faite en l'en de l'incarnation Nostre Segnor milleime ducenteime vinteseime, ou mois de septembre»; Dok. 1240: C tes d'Artois, 121, A. Pas-de-Cal. «Ducentesmes»; Dok. 1241: Collégiale S. Jean, Arch, de l'Etat à Liège «L'aan del incarnation Nostre Sanhor milleme ducenteme et quarante et un». KnöselZahl 40 verzeichnet nur centisme, nicht aber deucentisme. - deucentisme in Urk. 1219 ist Erstbeleg. deucentisme ist in FEW und TL nachzutragen.

devis m. 1. 2. 3. 1. 2.

"Übereinkunft" "letzter Wille, Testament" "Bestimmung, Vorbehalt" Urk. Metz 1212 BEC 41, 1880, 394.11 «de cest deuis sunt tesmoing»62. Urk. (Saint-Quentin) 1234-35 Lemaire 422.29 «Wautiers Ii Macecriers, quant il giut en lit mortel, fist sen devis en tel maniéré . . . ses aqués et de tous ses meules laissa il Huede se feme . . . et l'autre moitié à ses enfans»63; ibid. 423.7 «Che deviz fist Wautiers Ii Macecriers . . . ent en son plain sens et en se plaine memore» 63 . 3. Urk. (Saint-Quentin) 1228/29 Lemaire 418.22 «puis avint que Robers Carbonée [ . . . ] mist vers Oudart de Dalon [ . . . ] tout l'iretage [...], par tel devis que, se cius Robers Carbonée paioit Oudart de Dalon [ . . . ] XX lb. de parisis [...], il li renderoit tot cest iretage»; Urk. (Saint-Quentin) 1235 Lemaire 423.18 «Ansiaus de Maissemi et Aubors, se feme, misent vers Colart de Bailluel [...], un manoir [...], par tel devis que s'il avenoit [...]». FEW 3,109 a *DIVISARE belegt «Afr. mfr. devis "division, partage; disposition, souhait, désir, intention"».

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Die Signatur bei LesortLorr lautet: Arch. de la Meuse, série H, fonds de l'abbaye de Châtillon, carton 6. Die Urk. ist auch ediert B E C 23, 1862, 136 mit der Signatur: Arch. de la Meuse, fonds de l'abbaye de Châtillon, cart. 58, liasse Rampont (mit kleineren Varianten zu LesortLorr). SchwanBehrens 3,29 druckt diese Urk. unkollationiert nach B E C ab und definiert devis im Glossar "Abkommen, Übereinkunft, Arrangement". Die Bedeutung ergibt sich aus dem Kontext. Die ausgelassenen Wörter sind durch Wassereinfluß am Rand der Urkunde zerstört.

TL 2,1873 belegt die Bedeutung "Übereinkunft" gar nicht, unter "Begehr, Wunsch" aber ca. 1185 ProtK 915 «Tenez le devis vostre mere! (Glossar: Wunsch, Testament)». Die Redewendung par tel devis que belegt TL 2,1873 nur in der Bedeutung "Art und Weise" M. 14. Jh. BastS 378 «les fiert par tel devis Que par devant ses piés les abat estourdis»; ibid. 416. Gdf 2,701a "disposition, souhait, désir, intention, volonté" verzeichnet einige verstreute Belege Dok. 1237: Arch. S. Quentin, 1. 269, doss. A, n° 9 «Par tel devis que se cius Maihius moroit . . . » ; Dok. 1256 (Stein 2855: ms. 14.-15. Jh.) «Eust en son derrier devis laissié en aumosne . . . » ; Dok. 1260: Ch. de J. de Bourg., Chambre des compt. de Dole, B 861, Arch. Doubs «Se aucuns de noz anfanz venoit contre nostre devis». - devis "Übereinkunft" wird von FEW und TL nicht verzeichnet, liegt aber wohl dem Beleg 1260 Gdf zugrunde. Der Beleg 1212 BEC ist Erstbeleg. devis "Testament" wird von FEW, Gdf und TL nicht gesondert ausgewiesen64, ist aber 1256 Gdf und vielleicht schon ca. 1185 TL belegt. Der Beleg 1234-35 Lemaire ist eindeutiger und erster urkundlicher Beleg. devis "Bestimmung, Vorbehalt" sowie die Redewendung par tel devis que sind Erstbelege. douz douces f. pl. "ungesalzen" Dok. 1. Vt. 13. Jh., ms. 13. Jh. CoutSensL 293.5 «Li cenz d'einguilles salées doit IUI deniers [...]; es einguilles douces n'a li viscuens néant» 65 . Wie dieser Beleg zeigt, ist eine Trennung der Bedeutungen "süß" und "ungesalzen, nicht salzig" für doux sinnvoll. TL 2,2051 "süß" nimmt diese Trennung nicht vor und belegt z.B. pome douce unter derselben Bedeutung wie die Belege ca. 1160 FloreAW 560 «poisson de douce aige»; BarbMéon III 381,37, auch in MontRayn I 98 als 1. H. 13. Jh. HainAnM 37 «or me dites, biauz douz sire, Se vous le [den Fisch] volez d'éve douce. Et cil, qui volentiers l'adouce, Li a dit: Mès de mer, amie»; ca. 1340 DialFrFlamGr 78 «pisson du (1. de) meer et de douce eauwe» 66 ; 1393 MenagP II 92 «poisson de mer ou d'eaue doulce»6?. FEW 3,174a DULCIS ("süß") trifft diese Unterscheidung ebenfalls nicht. GdfC 9,405 c belegt sub DOLS adj. "dont la saveur est agréable, qui n'a rien de rude, au propre et au fig." u. a. den Beleg s. d.: Est. Boil., Liv. des mest., 64 65

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Die Definition "disposition" (FEW, Gdf) reicht für diese Bedeutung nicht aus. Ein Beleg für "gesalzener Aal" findet sich TL 7,1350 POISSON S. m. "Fisch" Méon I 304, 115 « [ . . . ] Fresche plaiz Et poisson friz Et enguille salée». In DialFrFlamG 19 «en pisson du meer et de douce eauwe» mit der Glosse «in zeevissche unde vandem süeten wassere». Hierzu noch ein weiterer Beleg TL 7,1350 POISSON E.13. Jh. ChaceOis 2 H 30 « [ . . . ] autres poissons d'iaue douce et d'iaue salee (pisces de aqua dulci et de aqua salsa) [...]».

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l r e p., C, 1 «Nus ne puet estre poisonniers de eaue doulce a Paris, se il n'achate le mestier du Roi»68. Belege für doux "ungesalzen" in bezug auf Fisch konnten weder in FEW, TL noch Gdf gefunden werden. Li 2,235 b gibt sub DOUX, DOUCE "dont la saveur est agréable, qui n'a rien de rude" immerhin die Bedeutung «"Qui n'est pas salé". Eau douce, celle des lacs et des rivières, par opposition à celle de la mer». - doux "nicht salzig" in bezug auf Wasser ist häufiger belegt, wird von den genannten Wörterbüchern aber nicht von der Bedeutung "süß" getrennt. doux "ungesalzen" in bezug auf Fisch ist in CoutSensL erstmalig belegt. entrecors m. "freies Zu- und Abzugsrecht" Urk. (Morville-s.-Seille?) 1232 MuséeArchDép 129.22 «tuit Ii borjois ki estoient menant a Morvile au jor que la vile fut jurée, il puent aleir a leur entrecors en ban de Chaminet a tote le terre qu'il tenoient au jor que la vile fut jurée, lor droiture paiant». FEW 2,1578 «Fr. entrecours "convention en vertu de laquelle les habitants de 2 seigneuries pouvaient aller résider de l'une dans l'autre sans perdre leur franchise" (seit 1231, Gdf; Runk; Mant, besonders lothr.)». TL 3,651 "Austausch, Verkehr" verweist auf Gdf 3,284 a. Runk 132 belegt entrecours in Dok. 1315 und 1320. Gdf 3,283 c belegt in der Bedeutung wie FEW Dok. 1231: Ch. de Morvillesur-Seille, Arch. Meurthe [= Urk. (Morville-s.-Seille?) 1232 MuséeArchDép]; Dok. 1240: Ch. de l'Ev. de Verdun, Bar, Fiefs, 1,17 bis , Arch. Meurthe; Dok. 1256; Dok. 1268; etc. Der Beleg Dok. 1240 Gdf «Sauf Yentrecors des borgois des villes franches qui puent aler la ou il welent, et sauf Yentrecors des mariages de la terre de Deulowart et de la terre de Moncous» legt die allgemeirie Bedeutung "freies Zu- und Abzugsrecht" nahe. Von einem Abkommen über freien Zu- und Abzug von Untertanen kann hier jedenfalls nicht die Rede sein, ebensowenig wie in Urk. 1232 MuséeArchDép. Die Definition mit dem Akzent auf Vertrag zieht sich seit DC 4,390 b INTERCURSUS "pactum mutuum inter dominos [etc.]" durch die Wörterbücher und Glossare, so Dupin/Laboulaye, Glossaire 52 b; DG 1,920 a (hieraus die Definition im Glossar zu SchwanBehrens 3)69; Gdf, Runk und FEW. 68

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Gdf zitiert nach Ausgabe Beugnot; der Beleg findet sich auch in der Ausgabe Depping, ca. 1268, ms. ca. 1300 LMestD (Kap. XCIX) 263.12, hier unter dem Titel «Des Poissonniers de eaue douce de Paris» verzeichnet. Auch S.265 findet sich ein Beleg «poisson de douce eaue», dazu in Opposition S. 268 «Poisson de mer» (Kap. C). SchwanBehrens verzeichnet 3,38.15 einen weiteren Beleg Urk. 1291 «Et est encor assavoir que Ii entrecours de la terre de Denuevre c'um dist en la riviere sunt de ville a autre, ne autrement n'en puet on ne doit on useir» (nach Ausfertigung «B»),

TL scheint erkannt zu haben, daß die von Gdf vorgegebene Bedeutung dem verzeichneten Beleg nicht entsprach. Die Bedeutung "Vertrag . . . " ist auch in den mit. Belegen von DC nicht gegeben; vielmehr wird in den zitierten Dok. der intercursus durch zwei Grundherren vertraglich geregelt. Dieser nur auf das Gesamtschriftstück bezogene vertragliche Rahmen bildet nun, ausgehend von DC, einen Teil der Wörterbuchdefinitionen, welche fälschlich auch für offensichtlich anderslautende Bedeutungen (Dok. 1240, Gdf) in der Folge beibehalten wurden. escot m. "Zeche (die für Verzehrtes bezahlt wird)" Urk. (Morville-s.-Seille?) 1232 MuséeArchDép 125.35 «Et Ii taverniers qui vant le vin an la franche vile, se il en i a nul qui enport son escot a force, si s'en claime de lui, si doit X sols et I denier d'amande» 70 . TL 3,982 ESCOT "Zeche (die der einzelne Teilnehmer an einem Gastmahl für sich zu bezahlen hat)" ca. 1286 GlBNlat8246M 2; BarbMéon 1364, 241 und III 177, 27071; 2.Vt.l3.Jh. EustMoineF 55; etc. In CourtArrF A.13. Jh. finden sich für "Zeche" zwei Belege, nämlich 201 «qant vanra a Yescot paier»; ibid. 267 «Nous le lairons chi en nul liu por no dete et por nos escos». GdfC 9,520 b "la somme à payer pour un repas" 1. Vt. 13. Jh. HuonR; Dok. 1277; Dok. 1277; Dok. 1311; etc. FEW 17,130 a sub *SKOT "Steuer" «fr. écot "totalité de la dépense faite pour un repas" (12. jh. - DG)». Da auch TL keine früheren Belege verzeichnet, geht wohl die Datierung «12. jh.» zurück auf DG 1,829 b sub ECOT «XIIe s. . . . , Huon de Bord. 4068», wobei FEW selbst «Huon . . . (um 1220)» datiert. Li 2,1291b verzeichnet allerdings sub ECOT s.m. "quote-part à payer par chaque convive dans un repas pris à frais communs"72 mit der Datierung «XIIIe s.» einen Beleg RenMéon 19604, der tatsächlich 4.Vt. 12. Jh. zu datieren ist, RenM X 1566 «Il a bien paie son escot». Ob FEW diesen Sachverhalt aber erkannt hat, muß dahingestellt bleiben. - Neben drei früheren Belegen ist der Beleg 1232 MuséeArchDép erster urkundlicher Beleg. formagerie f. froumegerie "Ort, wo Käse bereitet und verkauft wird" Urk. (St-Quentin?) 1214-15 Delisle, Charte 52.31 «Et autresi Robers Ii prestres de Gricort, qi fu fuis Gontier le Froumegier, donna I millier de herens au couvent de Boheries seur le maison de le Froumegerie». 70

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Dieser Beleg ist von Gdf, der die Urk. 1232 exzerpiert hat, nicht berücksichtigt worden. Entspricht A . 13. Jh. CourtArrF 201 und 267. TL übernimmt, wie es scheint, die Definition, ohne aber die Belege zu berücksichtigen.

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FEW 3,718 a sub FORMATICUM verzeichnet «Mfr. nfr. fromagerie "fabrique de fromages" (seit 15. jh.), [...]; nfr. fromagerie "commerce de fromages; boutique, marché où on les vend" (seit Mon 1636)». Gdf 9,667b FROMAGERIE f. "Lieu où l'on fait ou vend du fromage" verzeichnet s. d.: Mir. de N.-D., VI, 179 [= wohl 1377 MirNDPersP XXXV 234] «En la fourmajerie» sowie einen Beleg 1501 und einen weiteren aus Olivier de Serres (wohl Ag. 21603, S. 258). TL 3,2106 verzeichnet nur den Beleg BarbMéon II 260,329 73 «M'en ving en la Poisonnerie Des Halles, et en la Fromagerie (Gasse in Paris)». - Der Beleg Urk. (St-Quentin?) 1214-15 ist Erstbeleg mit einer Vordatierung von ca. 100 Jahren zu TL. Die FEW-Datierung «15. jh.» ist auf die anfängliche Datierung von MirND durch FEW zurückzuführen, welche später in «14. Jh.» korrigiert wurde. Die Bedeutung "boutique, marché où on les vend" [d. h. les fromages] wird von FEW erst «seit Mon 1636» belegt; vermutlich ist sie jedoch bereits im Erstbeleg 1214-15 enthalten. formagier m. froumegier "Käsehersteller, Käsehändler" Urk. (St-Quentin?) 1214-15 Delisle, Charte 52.30 «Robers Ii prestres de Gricort, qi fu fuis Gontier le Froumegier, donna I millier de herens [ . . . ] seur le maison de le Froumegerie». FEW 3,718 a verzeichnet sub FORMATICUM «Fr. fromager "celui qui fabrique ou qui vend du fromage" (seit 13. jh., besonders frcomt.)». GdfC 9,667 b FROMAGIER S. m. "celui qui fait ou vend des fromages" verzeichnet Dok. 1254: Charte, A. Ussel «Ilo fromagier»; Dok. s.d.: Voirye de Paris, A.N. Y 3, f° 5 r° «Froumagier qui vendent froumages es halles»; Dok. 1283: Villers-Betnach, A. Moselle «Simon lou fromegier» sowie sieben weitere Belege 1283-1455. TL 3,2106 verzeichnet den Beleg Taille 1313M 55 «Robert le fourmagier» und verweist für weitere Belege auf den Index S. 311. Bislang von den Wörterbüchern nicht berücksichtigt wurde NecrArrB mit dem Beleg 1196, ms. 1213 «Engloere Formegiers» NecrArrB 8 a.44 sowie Beleg 1207, ms. 1213 «Formegier Erenbaus» NecrArrB 13 a.8. - Die Belege ms. 1213 aus NecrArrB sind bislang unberücksichtigte Erstbelege. Der Beleg Urk. (St-Quentin?) 1214-15 ist urkundlicher Erstbeleg. garantie f. (1) I. en garentie de vérité, en garantie de vérité "zur Gewährleistung des wahrheitsgemäßen Inhalts" Urk. (Tonnay-Charente) 1229 LaDuCh 1,184.26 «ge en ai donee ceste présente chartre [ . . . ] e confermee de mon saiau en maire garentie de vérité»; 73

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Les Rues de Paris, par Guillot de Paris, ms. 14. Jh.

Urk. La Rochelle 1230 LaDuCh 2,115.39 «en maire garantie de vérité»-, Urk. La Rochelle 1231 LaDuCh 2,117.7 «en maire garentie de vérité»; Urk. La Rochelle 1232 LaDuCh 1,320.33 «en maire garantie de vérité»; Urk. La Rochelle 1232 LaDuCh 2,118.26 «en maire garentie de vérité»-, Urk. La Rochelle 1235 LaDuCh 2,120.40 «en maire garantie de vérité». DEAF G 142,42 verzeichnet sub GARANTIE f. 1° "engagement de celui qui se porte garant de qch., caution" die Wendung «warandie de vérité (1258 CPont 566)»; diese Aufnahme wäre besser mit Einschluß der Präposition erfolgt: en (graigneur) warandie de vérité. - Erstbeleg. II. porter warantie, porter garentie "gewährleisten, Währschaft leisten (z. B. für den Besitz einer Sache)" Urk. Metz 1224-25 BEC 23,1862,135.27 «[den Käufern eines Hauses] doit eleporter warantie an et jor tant cum droit»; Urk. Reims 1234 LesortClerm 78.17 «se messires Renauz ne ses genz unt fait domage à l'arceveque n'à autres genz por eschoison de ceste guerre, ge l'an doi délivrer do tot et porter garentie envers totes genz"; ibid. 78.26 «messires Renauz m'an doit délivrer de tot et porter garentie envers totes genz». DEAF G 142,45 verzeichnet sub GARANTIE f. 1° "engagement de celui qui se porte garant de qch., caution" «porter warandie (ou garandié) "donner une caution" (doc. champ. Rethel 74 1247; Porcien 1254; 1271 Morlet 76-77)». Die Definition "donner une caution" erweckt den Eindruck, es handele sich hier um die Stellung eines (materiellen) Pfandes oder eines Bürgen. Die Passage ChRethelS 1,177 beinhaltet aber nur die Versicherung des Urkundenausstellers, daß er die Einhaltung eines mit seinem Kontrahenten durch Schiedsspruch zu schließenden Vergleichs durch die übrigen Personen der eigenen Partei gewährleisten werde. Es handelt sich hier juristisch um eine Form der Rechtsverschaffungspflicht 75 gegenüber Beispruchsberechtigten (hier: Mutter und Brüder), was fr. mit "se porter garant" zu bezeichnen wäre. Dementsprechend verzeichnet Morlet 76 den Beleg 1247 ChRethelS 1,177 auch richtig sub WARANDIE S. f. "garantie, engagement par lequel on répond d'une chose" und nicht zusammen mit dem Beleg 1271 sub POURTER GARANDIE "donner une caution" (Morlet 77)76. Die Bestimmung porter garantie findet sich oft bei der Übereignung von Immobilien: Nach erfolgter Auflassung und Einsetzung in den Besitz übt der Käufer die tatsächliche Sachherrschaft über das erworbene Gut aus; aber erst nach Jahr und Tag (an et jour) tritt er in den vollen und rechtmäßigen Besitz (fr. 74 75 76

Der Beleg findet sich in einer vom Grafen von Flandern gesiegelten Urkunde. Vgl. hierzu u. a. Mitteis-Lieberich, Privatrecht 148. Zur rechtshistorischen Problematik vgl. auch HRG 1,1642 GEWÄHRSCHAFTSPFLICHT.

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saisine, dt. Gewere) der Sache ein und wird Eigentümer, falls bis dahin kein Widerspruch erfolgt. In der Zwischenzeit kann der Verkäufer zur Währschaftsleistung für den ungestörten Besitz (possession paisible) der Sache verpflichtet werden, was mit doit warantir an et jor oder doit porter garantie an et jour umschrieben wird77. FEW 9,205 a verzeichnet zwar porter témoignage, nicht aber porter garantie", auch in FEW 17,564 a fehlt die Redewendung. GdfC 9,683 b bringt sub GARANTIE einen Beleg noch vor 1247 und weiteré, die DEAF nicht verzeichnet, nämlich Dok. 1239: év. de Verdun, A. Meuse «Porteir loial warentie»; sowie Dok. 1278 (Stein 1877: ms. 14. Jh.): Cart. de l'év. de Laon, f° 60b, A. Aisne «Aportes loial warandie»-, Dok. 1311: Vaudemont, H 3029, A. Meurthe «Pourteir bone weirantie et leaul envers tous»; Dok. 1357: Ch. des compt. de Dole, A 179, A. Doubs «Porter leaul gairandie». - Erstbeleg; Neudefinition. garantie m. (2) "Bürge (als Zeuge eines Rechtsgeschäfts)" 78 Urk. (La Rochelle) 1219/20 LaDuCh 1,318.2 «De ceste chose sunt garanties: [folgt Zeugenliste]»; Urk. (La Rochelle) 1220 LaDuCh 1,318.31 «de ceste chose sunt garanties: [folgt Zeugenliste]»; Urk. La Rochelle 1232 LaDuCh 1,320.29 «de ce sunt garanties: [folgt Zeugenliste]». DEAF G 142-143 verzeichnet sub garantie diese Bedeutung nicht. - Erstbeleg. Die Bedeutung ist in den Wörterbüchern nachzutragen. garantise f. warandize, warandise 1. "Gewährleistung, Währschaft" 2. "Nachweis, Zeugnis" 1. Urk. (Sissy) 1218 Lemaire 410.2 «devons porter warandize». 2. Urk. (Tournai) 1228 HerbomezTourn 21.28 «[durch Urkundenbeweis sollen die älteren Rechte des Klosters geltend gemacht werden] si ujnt dans Johans Quigne Festuc, ki monies estoit de le glise Saint Martin, por ceste warandise fere». DEAF G 143,31 belegt garantise «1° "engagement par lequel on répond de qch., caution, assurance" (Rethel 1245; 1278; etc.; Mézières 1251; 1284; BeaumCout; ToblerDam, Gdf 4, 219a; TL 4,107; FEW 17,564a; Morlet 76)». 77

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Vgl. hierzu auch das Verfahren der prise de ban bei Immobilienübereignung in Metz, BanMetzW XVI. Giry 614: «A côté des témoins, on rencontre parfois des garants ou pleiges de l'acte, dont le rôle est indiqué par la formule de leur souscription ou par la mention qui accompagne leur nom», mit dem Beispiel der Urk. La Rochelle 1220. Ähnlich auch Boüard, Acte privé 146.

Ein weiterer Beleg findet sich GdfC 10,381 c sub PORTER fig. "garantir" Dok. 1293: N.-D. de Landeves, H 124, A. Ardennes «Et proumes que dou dit vendage j'en porterai loial varendise au devant dis freres envers toutes gens»79. Runk 82 belegt in Dok. 1298 «de ce vendage proumé ge à porter loial warandise à . . . » ; Dok. 1306 «porter legale varrandise»-, Dok. 1245 «porter garentize» und Dok. 1255 «warantise», beide ms. 15.-18. Jh. 80 . Zwei Belege finden sich auch in SchwanBehrens, Urk. Angers 1267 SchwanBehrens 3,96.1 «En tesmoig e en garantise de laquele chouse»; Urk. Le Mans 1282 SchwanBehrens 3,101.36 «est tenu garantir, deffendre et délivrer la dite terre [ . . . ] et lor rendre et restorer [ . . . ] touz couz et touz domages, se aucuns en soustenaient, en aucunne maniéré, par deffaute de la garantise estre fete». Die Bedeutung "Nachweis, Zeugnis" wird von DEAF für garantise nicht belegt; sie zeigt inhaltliche Parallelen zu garant "personne qui peut garantir le droit du prévenu à la chose litigieuse", DEAF G 139,34. - Die Bedeutung "Gewährleistung, Währschaft" in Urk. 1218 ist Erstbeleg. "Nachweis, Zeugnis" ist in Urk. 1228 Erstbeleg. I. porter warandize "gewährleisten, Währschaft leisten (für etwas, z.B. den Besitz einer Sache)" Urk. (Sissy) 1218 Lemaire 410.2 «devons porter warandize à Jehan et à ses hoirs de cele tere». DEAF G 143,49 belegt sub garantise "engagement par lequel on répond à qch., caution, assurance" «porter warandise "donner une caution" (1284 VarinAdm 1084), porteir garandise (Rethel 1305, Morlet 77), [...]». Es ist zu prüfen, ob die Bedeutung "donner une caution" (so auch Morlet 77) hier zutrifft; vgl. oben porter warantie, porter garentie. Weitere Belege in Runk und GdfC, s. oben sub garantise. - Erstbeleg. guerp m. wersp, werp "Auflassung, förmliche Aufgabe des Besitzrechtes an einer Sache durch den Veräußerer" Urk. (Tournai) 1215 HerbomezTourn 6.9 «Et Ii wersp de ces ij boniers de tere fu fais en la maison a Rumegnies»; Urk. (Tournai) 1229 HerbomezTourn 23.6 «Et a cest werp furent Jehans a le Tache, Jehans Tutins [sowie fünf weitere Schöffen] kerne eschieuin»; Urk. Tournai 1230 HerbomezTourn 24.18 «Et pujs que de Biertremu d'Arras fu defalu, et Ii escance en fu uenue a Boidart sen frere, Ii loa Boidars a Huon de le Vigne tel werp et tel don que Biertremus d'Arras en fist». 79 80

Vgl. im Anschluß porter warandize. Aus Cartulaire de Rethel (Stein 3188: ms. 15.-18. Jh.); vgl. oben S. 59-60 Fn.55.

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FEW 17,565 b *WERPJAN (anfrk.) verzeichnet «Aflandr. apik. werp "abandon d'un bien par l'aliénateur, en vue d'en investir l'acquéreur; acte de vente (13.-16. jh., Gdf; TL; Berinus; Z 69, 15381». Gdf 8,331b verzeichnet die Bedeutung "abandon, cession, délaissement" mit 11 Belegen 1243-1401, so Dok. 1244: Janv. 1243, Chirog., S.-Brice, Arch. Tournai «[...] al asens des eskievins de le poestet devant cui li wers en fu fais»; Dok. 1246: ap. Tailliar, Ree., p. 13682 «devant dit drois oirs, devant cui li wers fu fes»; Dok. 1251: Fév. 1250, Acte dev. les échev., Arch. mun. Douai «Cis werps fu fais en le haie devant eschievins», etc. Die Bedeutung "cession d'un lieu vendu, vente, marché, transport" wird mit vier Belegen 1293-1556, die Bedeutung "acte authentique de vente, contrat sous forme de Chirographe, minute" mit neun Belegen 1281-1624 und die Bedeutung "vente" mit einem Beleg 1318 verzeichnet. Die Auflassung einer Sache durch den Veräußerer bedeutet die förmliche Aufgabe aller Besitzrechte durch den bisherigen Eigentümer, welche häufig durch symbolische Handlungen wie z. B. das Wegschnellen eines Halmes oder auch durch Übergabe von Grundstücksteilen (Scholle, Halm) und schließlich auch durch Übergabe einer Urkunde sichtbar gemacht wird83. Die Belege in Gdf können nicht nach den Bedeutungen "abandon, cession, délaissement" einerseits und "cession d'un lieu vendu, vente, marché, transport" andererseits getrennt werden, weil der Begriff werp alle diese Handlungen umschließt. Die Bedeutung "acte authentique de vente, contrat sous forme de Chirographe, minute" läßt sich bei Gdf aufgrund der knappen Belegkontexte nicht nachweisen. FEW erkennt diesen Sachverhalt und übernimmt die Trennung der Bedeutungen von Gdf nicht84.

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Besprechung von GossenPGramm durch Keller: «werps 'Convention, accord' (Douai, 1255, Z. 32)». Die Definition ist unrichtig, da sie offensichtlich auf den schriftlichen Vertrag selbst abhebt; gemeint ist hier jedoch die Rechtsform, nämlich die Auflassung (in schriftlicher Form), welche der Einsetzung des Käufers in seinen Besitz vorausgeht. Der Beleg entstammt darüber hinaus einer Urk. (Douai) 1254 ZrP 14, 1890, 312. Das Wort werps kommt jedoch hier nur in Form eines nachträglichen Registraturvermerks («Ces werps est Watier Roussiel le moelekinier») vor; ob er zeitgenössisch ist, wäre noch zu prüfen. In Urk. Douai 1250 ibid. 308.1 ist werps jedoch schon früher und dazu im Urkundentext selbst belegt, vgl. auch Gdf. Es handelt sich hier um ein ca. 1276 zu datierendes Dok.; die Datierung «1246 (mars)» [= 1247 n. st.] betrifft nur das der Pergamentrolle von ca. 1276 angenähte Dok. 1247, bei Tailliar 139.17-23. FEW 17,566 b bemerkt hierzu im Kommentar: «Die aufnähme von [guerpir, etc.] aus dem anfrk. hängt mit dem alten germanischen rechtsbrauch zusammen, zum zeichen der abtretung eines eigentumsrechtes dem neuen eigentümer einen halm in den schoss zu werfen». Unklar bleibt jedoch, ob FEW sich bei dem Definitionsteil "acte de vente" fälschlich auf die Gdf-Bedeutung "acte authentique de vente", d. h. "Verkaufsurfcunde", bezieht oder auf die Gdf-Bedeutung "vente" mit Beleg 1318.

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TL 4,736 verzeichnet unter der Bedeutung "Überlassung, Abtretung" die Belege Urk. Douai (13.Jahrh.) [= Urk. (Douai) 1250] ZrP 14, 1890, 308.1; Tailliar 239 [= Dok. 1261 Tailliar 239.2] «(eis wers)»; Urk. Tournai 125285 BCRH 9, 1845, 141.23; ca. 1285, ms. ca. 1349 RoisinB 14, 1; ibid. 86,7; ibid. [als Nachtrag zu ms. ca. 1349] 313 und verweist schließlich auf Gdf. DC 4,129 a verzeichnet sub GUERPIRE werp "rei possessae dimissio, cessio" in einem Dok. 1259 sowie DC 4,129 b werp "wirpitio sive donum" in einer undatierten Quelle, beide Belege jeweils ohne Kontext. - werp in Urk. (Tournai) 1215 HerbomezTourn ist Erstbeleg; die Belege ibid. 1229 und 1230 sind weitere Belege. Die Trennung der Bedeutungen durch Gdf ist ungerechtfertigt. havee f. "Handvoll (hier als Maß für Salzabgabe)" Dok. 1. Vt. 13. Jh., ms. 13. Jh. CoutSensL 295.27 «Chascuns qui vant sel ou marchié doit III havées de sel la semeine». FEW 16,111 b sub *HAF "Haken" «Fr. havée f. "ce que l'on peut prendre avec la main, poignée" (12. jh. - Stoer 1650, Gdf; Villon; Pleïade)». Gdf 4,443a "poignée, morceau de quelque chose; [ . . . ] " Dok. 12. Jh.: Pièce du XII e s., ap. Beauvillé, Doc. inéd. sur la Picardie, IV, 9 «Del panier des hanons une havée»-, Dok. s.d.: Peages de Sanz le roi, Arch. P 1189 [= 1. Vt. 13. Jh., ms. 13. Jh. CoutSensL] «.III. havees de sel»; Dok. 1337: Arch. JJ 70, f 121 v° «Les havees de sel»; etc. TL 4,1037 HAVEE s. f. verweist auf FEW und Gdf 4,443 a mit dem Hinweis «(12. Jahrh.) "Handvoll"». Das von Gdf nach Beauvillé zitierte Dok. 12. Jh. stammt aus einem Registre de l'évêché d'Amiens, welches Beauvillé selbst als «d'une grosse écriture du XIII e s.»86 bezeichnet. Es dürfte schwerlich eine französische Vorlage des 12. Jh. haben; vermutlich handelt es sich um eine Übersetzung. - Die von Gdf übernommene Datierung 12. Jh. ist in FEW und TL zu streichen. Erstbeleg ist der von Gdf zwar verzeichnete, aber nicht datierte Beleg in CoutSensL. havot m. (1) "ein Hohlmaß (für Getreide)" 87 Dok. Marchiennes ca. 1200 GysselingDocAnc 193.8 «Giles de Conci .VI. hauos de forment».

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TL datiert fälschlich «1251». Beauvillé 4, II; scheint in Stein zu fehlen. Eloy, Mesures Picardie 12: «Le havot ou havon: était une mesure pour les grains en Flandre [ . . . ] . A Tourcoing, le havot était le quart d'une rasière de grains [...]».

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FEW 16,187 a mndl. HAVOT «Afr. mfr. havot m. "sorte de mesure de grains" (hain. flandr. 13.-17. jh., Gdf; MedAkWet 1930, 302; ZFSL 26, 137, 151), [...]>>. Gdf 4,444 c HAVOT s. m. "mesure de grain équivalant à 17 litres 53 centilitres" Dok. 1258 (Stein 1354: ms. 14.-15. Jh.): Flines, Cod. B, f° 143 v°, Arch. Nord «Wit razieres et un havot d'avaisne lislois»; Dok. 1267 Tailliar 290.24,25; Dok. 1312; etc. TL 4,1041 "flandrisches Hohlmaß" ca. 1340 DialFrFlamGr 8088. RoisinB [Nachtrag zu ms. ca.1349: Dok. 1443] 205; RoisinB [Nachtrag zu ms. ca. 1349: Dok. 1429] 448. - Erstbeleg. havot m. (2) "Plünderung" Urk. Paris 1209 Monicat/Boussard, Recueil 141.24 «[das Haus des Totschlägers], si aliquam habuerit, diruetur et mittetur ad hauot»i9\ Dok. ca. 1230, ms. 15. Jh. LoisGodM 3.5 «Les maisons qui pour hommecide seront abatues90, seront mises à havot»91; ibid. 3.30 «E s'il [d.i. der Totschläger] est eschappé, on abat se maison à havot»92; ibid. 4.7 «E se il s'enfuit, on abat se maison à havo?2». TL 4,1042 HAVOT s. m. "Plünderung (auch Interjektion, die zum Plündern das Zeichen gibt)", als Interjektion l . V t . l 3 . J h . RenclMisH 210, 8; TrouvBelg 1 263, 60993; ibid. 262,562; ca. 1243 MousketR 21030; für "Plünderung" ca. 1243 MousketR 25230 «[...] tout si com çou fust havos, Prendoit et reuboit le päis [...]»; 1260 MenReimsW 195 «sa mesnïe firent havot de quanqu'il avoit (nach dem Tode des Bischofs)»; JubNRec II 113. Gdf 4,444c HAVOT s. m. "sac, pillage" verzeichnet außer den afr. Belegen RenclMis, MousketR und MenReimsW (vgl. oben TL) noch s. d.: Guillaume deTyr, XVIII, 17, P. Paris. [= I . D . 13. Jh. GuillTyrPXVIII17] «Li amiraut et Ii autre chevalier avoient coreu einsi com au havoP* a toutes les choses qui estoient es tentes Noradin». 88

Unter dem Titel Ch'est du blet in DialFrFlamG 21 «ou: Que donreez vous le raisiere ou demi raisiere, le havot et demi havot» mit der Glosse «t'havot unde t'half havot».

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Eine dieser Urkunde vorangehende Ausfertigung von 1207, die aber nur abschriftlich (ms. 13. Jh.) überliefert ist, verzeichnet an der entsprechenden Stelle bereits havot, vgl. Monicat/Boussard, Recueil 22.25. Hier verzeichnet der Hrsg. in Fn. 1 eine spätere Anmerkung: «Cest abataige de maisons et donnaige à havot ne sont plus en usaige, ains abolitz par privilege depuis donnez». Hierzu synoptisch der lat. Text von LoisGodM: «Edificia domonim, que propter homicidia diruentur, publicentur». Der lat. Text: «domus eius diruetur et publicabitur». Combat de Saint Pol contre les carmois. Gdf vermerkt «Impr., havoc».

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Gam 2 521 a leitet HAVET "Haken" ab als «postverb. Subst. von einem Verbum haver "entern, an sich reißen", das man aus afr. havot "Plünderung", havee "was man mit einem Griff erfassen kann", 12. Jh., erschließen kann». FEW 16,111b *HAF "Haken" verzeichnet zwar «Mfr. haver [...], Möns "prendre, saisir" Dl» sowie «havée [...]; norm, "prise" MN»; es fehlt hier aber havot "Plünderung", trotz der Belege in Gdf 95 . Auch FEW 23,138 a 'PILLER' oder 138 b 'BUTIN' weist hierzu nichts aus. - Der Beleg in der mit. Urk. Paris 1209 ist urkundlicher Erstbeleg. Die Redensart metre à havot "zum Plündern freigeben" ist nach dem mit. Beleg Urk. Paris 1209 «mittetur ad havot» erstmalig im Dok. ca. 1230, ms. 15. Jh. LoisGodM belegt; havot ist in FEW nachzutragen 96 . herbergier v. a. hierbreghier, herbergier "bauen, Baulichkeiten anbringen" Urk. Tournai 1215 HerbomezTourn 5.9, 11 «Bauduins et maistre Nicole sont sj concorde de lor manages, que maistre Nicole puet hierbreghier sor l'estelee et sor le pasne Baudiun [...], si que maistre Nicole Ii puet sa maison descourir, por hierbreghier sor sa pasne»; Urk. (Morville-s.-Seille?) 1232 MuséeArchDép 124.1, 2 «Et je Tierriz, chevaliers de Morvile, ai retenu [ . . . ] mes prés toz et mon charuage, fors que tant que, se la vile cresoit et il [die Stadtbürger] n'en ausent ou herbergier, je lor doie laisier por herbergier au plus près de la vile»97. FEW 16,160 a westgerm. *HARIBERGÔN «Afr. hierbegier "construire un édifice" (VillardHon; Tournai 1278), herbeguer (pik. 13. jh.), hierbergher Roisin, herbergier (norm. 13. jh.), hebergier (Chartres 1322), mfr. [...]». Gdf 4,456a akt. "construire une maison, bâtir, entretenir, réparer un logement"; Dok. s.d.: Cart. noir de Corb., Richel. 1. 17760 f 66 r° [wohl ms. 16. Jh.] 98 ; Dok. 1266; Dok. s.d.: Jurés de S. Quen, f° 92 v°, Arch. S.-Inf. [= 1291 JurésSOuen]; etc. TL 4,1066 abs. "bauen, Baulichkeiten anbringen" Urk. Douai [= Urk. (Douai) s. d. (wohl um 1230)99] ZrP 14, 1890, 302.19 «se li maisons jehan tolet 95 96

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GdfLex 273 b belegt ebenfalls HAVOT s. m. "sac, pillage". Ein von den Wörterbüchern bislang, wie es scheint, nicht verzeichnetes Wort derselben Herkunft, von gleicher Bedeutung und in gleichem Kontext überliefert findet sich in einem mit. Dok. 1212, Kop. 13. Jh. (Stein 1422: ms. 1211-1220) FossierCh 310 «domus ejus . . . diruetur et mittetur ad havoye». Weiterer Beleg ms. 1313-14 CartEngMarF 80 «pour mesonner ou herbegier». Es ist unklar, auf welches Kopialbuch Gdf sich bezieht: BN lat. 17760 ist ms. 16. Jh. (Stein 1056), heißt aber nicht Cartulaire noir, den Cartulaire noir de Corbie, von Gdf 1,255 c sub AMENDEMENT richtig als ms. BN lat. 17758 verzeichnet, bezeichnet Stein 1053 als «ms. rédigé au XIIIe siècle (1295)». Ich beziehe mich bei der Datierung auf die Signatur des Kopialbuchs, nicht auf die vielleicht irrtümlich erfolgte Bezeichnung durch Gdf. Die FEW-Angabe «.herbeguer (pik. 13. jh.)» bezieht sich auf diesen Beleg. Die Urk. trägt keine Datumszeile. Bonnier setzt sie zwischen Urk. 1229/30 und Urk. 1231.

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keoit ne arioit ancois que li maisons Willaume il ne puet Willaumer greuer ne nuisir tant que li maisons Willaume duera et se jehans tôles volsist herbergier il poroit auoir aise el noc Willaume»; [ibid. 302.22 «tant com Jehans ne uolra nient herbergier»]-, ca. 1285, ms. ca. 1349 RoisinB 67,12; ibid. 68,14; ibid. [Nachtrag zu ms. ca. 1349]100 318. - Erstbeleg. jor m. (1) jor, jour "Tagwerk (als Landmaß)" Urk. (Metz) 1225 NRevHistDr 4, 1880, 593.17 «dimei ior de terre»; id. 593.18 (2 Belege); id. 593.19 (2 Belege); ibid., passim; Urk. (Mézières?) 1228/29 ChRethelS 1,102.15 «ceas qui ahannent deux jours de terre» 101 ; Urk. (Metz) 1231 NRevHistDr 4, 1880, 599.15 «à Perrin de Ualières lo maiour iour et demej de uigne»; Urk. (Morville-s.-Seille?) 1232 MuséeArchDép 123.32 «ai je [ . . . ] retenu [ . . . ] VIII jors de terre antre Port et Morville». FEW 3,102b DIURNUM «afr. jour "mesure de terre", gam. [...]». TL 4,1776 meton. "Tagewerk als Maß für Ländereien" nur Beleg 1260 MenReimsW 405. Gdf 4,661 a "journal, mesure de terre" Dok. 1248: Moreau 168, f 208v°, Richel.102 «[...] fors la disme de .VII. jours de terre, liquel jour sont asson le pont de Sureville»; Dok. 1273 (Stein 2421: ms. 1292, mit Nachträgen 14. Jh.): Cart. de Ste-Gloss. de Metz, Richel. 1. 10024, f° 11 r°; Dok. 1274, ibid. f° 5 v°; Dok. 1274; etc. - Erstbeleg. jor m. (2) jor de mai "1. Mai" Urk. (Tournai?) 1235 DesMarezYpres 106.2 «Ce fu fait [ . . . ] le samedi devant le feste Saint Phelippe et Saint Jakeme, ki est le jor de mai»103. FEW 3,102b DIURNUM «afr. le jour de mai "le premier jour de mai" R 23, 123». Bei diesem Beleg handelt es sich um den Lai de la Rose a la dame leal (ed. G. Paris), R 23,123 Vers 137 «Au plus lonc tens dedens le jour de mai»104; 100

Es handelt sich um ein Dok. 1285, Nachtrag zu ms. ca.1349, «collationné sur le titre original; Archives de Lille, carton A. 3°» durch Brun-Lavainne (S. 317). 101 Runk 167-168 belegt nur Dok. 1292, 1316 und 1325. Den Beleg 1228/29 hat er wohl übersehen. 102 Die Collection Moreau der BN ist eine Sammlung von Kopien der 2. H. 18. Jh. (273 Bde. und 11 Bde. Supplement); vgl. Wauters, Rapport 5 und Josserand, Bibliothèques 1077. 103 Das Fest der Apostel Philippus und Jacobus fällt auf den 1. Mai, vgl. Giry 296 und 104

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Grotefend, Taschenbuch 89.

G. Paris, Anm. 2: «c'est-à-dire le premier jour de mai».

aber auch ibid. 137 Vers 474 «Que ja estoit passés Ii jours de mai». Der Lai de la Rose ist ein Auszug aus Percef Buch V, 1. Vt. 14. Jh., ms. 2.H. 15. Jh. (ältestes Ms.: 1459). TL 5,787 sub MAI s. m. le jor de mai "der erste Maientag" RomPast III 41,7 «K'il feront le jour de may»105; ca. 1170 ErecF 4777 «Apres vespres un (Var. el, ce) jor de mai Enide estoit an grant esmai». In TL 4,1776.27 sub JOR "Tag als Zeitpunkt" zwei Belege, RoisinB 295 und 332 [beide Belege: Nachtrag zu ms. ca. 1349], Gdf 4,660c JOUR, Gdf 5,69c MAI, GdfC 10,49a JORN und GdfC 10,106a MAI belegen jor de mai nicht. - Erster urkundlicher und eindeutig auf den ersten Tag im Mai bezogener Beleg. In Erec liegt diese Bedeutung nur mit der Variante el eindeutig vor (Mss. l.H. 13. Jh., E. 13.Jh., 13./14. Jh.). juré m. juré, jurei, jurié "Ratsmann, Schöffe, Geschworener" Urk. (Tournai) 1208 HerbomezTourn 3.11 «La fu Jakemes Costars comme voiers iures»; Urk. (Tournai) 1212 HerbomezTourn 4.1 «La fu Colars Belins com uoirs jures106»; Urk. (Saint-Quentin) ca.1218 Lemaire 412.29 «devant le maieur et les jureis»; ibid. 413.31 «par devant le maieur et par devant les jureis»; Urk. Saint-Quentin 1219 Lemaire 415.17 «par devant le maieur et les jureis de Saint Quentin»; id. 415.22; id. 415.24; Urk. Saint-Quentin 1222 Lemaire 16.19 «par le maieur et par les jurés»; Urk. (Tournai) 1223 HerbomezTourn 10.22 «par le consel d'aus et des prouos et des jures»; Urk. (Cambrai) 1225 GysselingDocAnc 208.9 «les prouos les jures et le cumun de Cambrai»; Urk. (Troyes?) 1230 BEC 16,1855, 144.8 «par lo majeur et par les jurez de Troies»; ibid. 144.16 «cil XII juré et li maires»; id. 144.22; ibid. 144.26 «li maires et Ii XII juré»; ibid. 145.18 «au resgart des XII juréz et do majeur»; ibid., passim; Urk. (Châtillon-s.-Marne?) 1231 Layettes 2,219 a.14 «par lo maieur et par les jurez»; ibid. 219 a.31 «cil doze juré et li maires»; ibid. 219 b.31 «au regart des doze jurez»; ibid. passim; Urk. Tournai 1231 HerbomezSMart 1,376.18 «[...] i fu comme provos et comme jurés, et Nicholes Cardevake, comme jurés»; Urk. (Laferté-s.-Aube?) 1232 DocFrHMarneG 2.26 «par le maior et par les juriez»; ibid. 2.34 «cil doze jurié»; id. 3.3; ibid. 3.7 «li doze juré; ibid. 4.9 «au resgart des doze jurez»; ibid., passim; Urk. (Morville-s.-Seille?) 1232 MuséeArchDép 130.33 «par tesmoignages de maior ou eschevin ou des jurés»; Urk. Neufchâteau 1235 DocFrVosgesL 1.12 «li doze juré».

105 106

TL druckt irrtümlich II 41,7. Der Text ist in BN fr. 12645 [ms. 13.-14. Jh.] überliefert. Die voirs-jurés von Tournai sind Schöffen dieser Stadt, deren Kompetenz speziell den Bereich der Schuldverschreibungen und der allgemeinen Finanzgeschäfte abdeckt; vgl. Boüard, Acte privé 232 und vor allem Verliest, Voirs-Jurés.

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FEW 5,80 a JURA RE «fr. juré "membre du conseil municipal" 13.-15. jh., MF107; Roisin; Runk 108 ». Gdf 4,674 a "échevin, bourgeois d'une commune jurée" nur s. d.: Beaum., Cout. de Beauv, L, 7, Beugnot [= 1283 BeaumCoutS 1522], TL 4,1884 "Geschworener" E. 12. Jh. CorW 14 «Li quatrevint juré (des Artus)»; ca. 1224 CoincylllV 1119 «[...] Ii maires et li juré (die geschworenen Richter) [...]»; I . D . 13. Jh. BuevelS 6921, 6924; ca. 1243 MousketR 25026, 25027; etc. Der Beleg CorW kann rechtshistorisch gesehen nicht "Geschworener" bedeuten und ist wohl der Bedeutung "vassal" Gdf 4,673 c mit einem nach DC 4,466 a zitierten Beleg, nämlich ca. 1200 JourdBID 3823 «Lors si voz pri trestouz en feauté, Si com voz iestez mi home et mi juré, Que me donnéz conseil en loiauté» (das Wort fehlt im Glossar)109 zuzuordnen. DC 4,465 c bringt sub JURATUS "sacramento adstrictus alicui domino" weitere Belege zu der Bedeutung "Vassal, Gefolgsmann", die von FEW nicht verzeichnet wird110. Erst Coincy weist die Bedeutung "Geschworener" (nach TL) auf, wobei es sich allerdings vielmehr um "Ratsleute" handeln dürfte. - Erstbeleg. jurer v. a. (1) jurer la vile "(einer Gemeinde) die Stadtrechte zuerkennen" Urk. (Morville-s.-Seille?) 1232 MuséeArchDép 129.22 «li borjois ki estoient menant a Morvile au jor que la vile fut jurée, il puent aleir a leur entrecors en ban de Chaminet a tote la terre qu'il tenoient au jor que la vile fut jurée, lor droiture paiant»111. In GdfC 10,857 c sub VILE, Gdf 4,674 c und GdfC 10,54 b sub JURER ist die Redewendung nicht verzeichnet. Dies ist um so erstaunlicher, als Gdf 4,674 a den einzigen Beleg für juré im 1283 BeaumCout definiert "échevin, bourgeois d'une commune jurée"112. Ein Beleg findet sich hingegen Gdf 8,239 c sub VILE, jurer la ville "jurer la charte de franchise d'une commune" Dok. 1265: Accord, S.-Louis-Arrancy, Arch. Moselle «Au jor que li ville fut jureie». 107

FEW-Beiheft: MF = abourg. (1273-1285). Runk 106 belegt jurez m. pl. "échevins, bourgeois d'une commune jurée" in Dok. 1247 ChRethelS 1,186.7; es handelt sich hier aber um ein Vidimus von 1372! 109 Erweiterter Kontext nach JourdBID; bei Gdf und DC steht nur «Ja vous iestes mi home et mi juré». 110 Vgl. Dupin/Laboulaye, Glossaire 72 b JURÉ "qui est lié par serment; confédéré, allié". 111 Zum metonymischen Gebrauch von ville "Stadtrechte" findet sich ein Parallelfall in Dok. Noyon 1260 SchwanBehrens 3,6.6 «nous devons le roi IIe lb. de tournois, par le raison de no conmugne que nous tenons de lui». SchwanBehrens definiert im Glossar fälschlich "charte de commune", eine konkrete Bedeutung, die in krassem Widerspruch zur zweiten Belegstelle steht, ibid. 6.15 «quant li quens fu a Saint Quentin, il manda la conmungne de Noion, et ele i ala pour son cors garder». Auch hier dürfte metonymischer Gebrauch vorliegen; mit conmungne ist zweifellos das "städtische Aufgebot" gemeint. 112 Hervorhebung von jurée bei Gdf. 108

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TL 4,1874 sub JURER ist die Redewendung nicht aufgeführt 113 . FEW 5,80b belegt nur «champ, droit de juree "impôt proportionnel payé au seigneur par les communes et leur assurant une certaine indépendance" (Cotgr 1611-Trév 1771), jurée (Mon 1636-Enc 1765)». Bei den FEW-Belegen droit de juree und jurée handelt es sich wohl um die regelmäßig an den Stadtherrn zu entrichtende "Abgabe für die Verleihung der Stadtrechte", in welcher ja gerade die Bindung der Stadt an den Stadtherrn zum Ausdruck kommt 114 . Diese Bedeutung wird auch belegt von DC 3,941c «Jurata, seu jurée, in Regesto Olim fol. 115 Campanis nostris tributum, quod Juratis burgensibus imponitur, et domino feudali praestatur». - Erstbeleg; in FEW und TL nachzutragen. jurer v. a. (2) jurer sor sainz "mit der Hand auf den Heiligenreliquien schwören (als besondere Form der Eidesleistung)" Dok. ca.1150, ms. ca.1230 LoisGuillL 500.2 «E li plaez jurra sur seinz, que pur meins nel pot feire ne pur haur si cher nel fist»; ibid. 500.28 «Autersi ki faus jugement fait, pert sa were, s'il ne pot jurer sur seinz, que mieuz nel sout juger»; Dok. (Chièvres) 1194, ms. 1586 Arnould, Chièvres 115.5-6 «[wenn der Geschädigte keinen Zeugen beibringen kann] il jurra sor sains ke il [d. h. der Beklagte] li a sane fait u ferut u desmentit; cil cui il encolpe se puet escondire par jurer sur sains»-, Urk. (Tournai) 1223 HerbomezTourn 10.27 «Maroe fienca par foit, et jura sor sains, que iamais . . . ne trauelleroit»; Urk. (Cambrai) 1225 GysselingDocAnc 208.45 «Cil. .CCC. home i uerront sorsains [sicherlich zu lesen: juerront sor sains] de leur endroit ceste pais a tenir fermement»; Urk. (Troyes?) 1230 BEC 16, 1855, 144.14 «cil XIII nomé jureront sore sainz que ma droiture et celi de la comune de Troies garderont»; Urk. (Châtillon-s.-Marne?) 1231 Layettes 2,219 a.21 «li trèze nomé jureront sor sainz qu'il ma droiture et celi de la commune de Chasteillon et de Dormanz garderont»; Urk. (Morville-s.-Seille?) 1232 MuséeArchDép 124.16 «si covient sous qui lai seront estei jurer sor sainz k'il diront veritei»; ibid. 126.23 «doit faire jurer sor sainz, se il vuet, que plus ne li at fait de damage»; Urk. (Laferté-s.-Aube?) DocFrHMarneG 2.32 «cil treze nommé jureront sor sainz que ma droiture et celi de la communité de la Ferté sor Aube garderont»; Urk. -Franche Comté- 1233 R 43,1914, 519.23 «ces covanz . . . ai ge juryé sor sainz a tenir115 a bone foy»; Urk. (Tournai) 1234 Grange, Deux chartes 29.17 «io et Sarre me ferne avons fiancié et juré sorsains à tenir ferme ceste convenance»; Urk. (Tournai) 1248 HerbomezTourn 39.6 «jl doit jvrer sour sains qu'il l'a vuidie de qvanque il l'a encombree». 113

Die TL 4,1879 verzeichnete Bedeutung "etw. eidlich anerkennen" CoutBourgM 8 betrifft avoir "Habe" und kommt der Bedeutung in Urk. 1232 nahe. 114 Dupin/Laboulaye, Glossaire 72 b JURÉE, droit de, "droit dû au seigneur par les bourgeois qui s'avouent de lui". Vgl. Olivier-Martin, Histoire du droit 167ff. 115 In der Ausfertigung der Urk. steht tenyr.

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FEW 5,80 a JURARE und FEW 11,149 b SANCTUS weisen diese Redewendung nicht aus; FEW 11,149 a verzeichnet aber «Afr. sainz m. pl. "reliques des saints" (GuernesSThomas; Villeh; GirRouss; GerbM; Gerbert; Joufr; Eust), sains Huon, mfr. id. Desch»116. Die Redewendung fehlt auch Gdf 4,674 c und GdfC 10,54 b sub JURER; in Gdf 7,289a und GdfC 10,611a fehlt das Lemma SAINT (als Substantiv). TL 4,1874 weist sub JURER die Redewendung nicht gesondert aus, doch findet sie sich vermischt mit anderen Belegen, so l . H . 1 3 . J h . ComtePoitM 1125 «Et Pépins a fait aporter Les sains en mi la präerie, Sor le paile qui reflambie, Por faire jurer les vassaus»; TL 4,1876 4.Vt.l2.Jh. TristBérM 1 4163 «[Yseut] Et si jurra o sa main destre, Sor les cors sainz, au roi celestre, Qu'el onques n'ot amor comüne A ton nevo»; A. 13. Jh. HerbCandS 11819 «Le jor jura Reniers sus le cors saint Felis Que träison ne fist»; TL 4,1877 ca. 1170 RouA III 4372 «E Ii dus a sor sainz juré Que altretel loier atendent, Se le chastel tost ne li rendent»; ca. 1174 SThomGuernW 1 5091 «Dune jurerent sur sainz e entreafié sunt [...]; 2. D. 12. Jh. CourLouisL 1 225 «Il li jura seur les sainz del mostier [...]; TL 4,1878 E.12. Jh. FloovA 143 «Les sainz li aporterent, n'i ot plus atargié, Et Flöovam jura, quant s'est agenoillez [...]»; ca. 1210 VillehW 31 «jura sor sainz a bone foi a bien tenir les convenz . . . et li message rejurerent les lor Chartres a tenir»; BarbMéon III 325, 942 (entspricht ca. 1220 ConstHamelB) «il jurerent sor lor vie, Seur la croiz et seur le santier. Et seur toz les sainz du moustier [...]; ca. 1275 RoseLLangl 7858 «[...] Seur sainz vous jur que [...]; vgl. saint (Reliquien)». Hierzu verzeichnet TL 9,76 sub SAINT plur. "Reliquien (zum Schwören, vgl. Grimm RA II 546)" häufig die Redewendung jurer sor sainz, so ca. 1180 PercH 7306 Var.; ca. 1174 SThomGuernW 1 5091 [s. o.]; 2. D. 12. Jh. CourLouisL 1 225 [s.o.]; ca. 1210 VillehW 31 ; CoutBourgM 4 «Je sui ki jure sour les sains que vés ci, [...]; Sor tous les sains que ci voi devant m i . . . [...]»; M. 13. Jh. JoufrF 433; ca. 1306 JoinvW 1 222 b. Wie man sieht, übernimmt TL für die von ihm verzeichnete Bedeutung "Reliquien" nur einen Teil der Belege, die unter dem Lemma JURER von ihm aufgeführt werden; vor allem fehlt sein erster Beleg für "Reliquien" in RouA. DC 4,457 b verzeichnet sub JURAMENTUM das Unterlemma In Sanctis Jurare mit mit. Belegen ab 813 sowie «Jurer sur Saints, nostris. Leges Normannicae Wilhelmi Nothi cap. 11: E li plaiex Jurra sur Sentez, etc. Cap. 15: Si il ne pot prover sor Saints. Willeharduinus n. 51: Et si Jura sor Saints de son poingdestre. [...]», sowie Belege aus ca.1170 Rou (ms.); E. 12. Jh. GarLorr (ms.); 2. D. 13. Jh. Auberi (ms.). Bei den hier von DC zitierten Leges Normannicae Wilhelmi Nothi handelt es 116

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Wie den obengenannten Belegen für jurer sor sainz und dem vorliegenden Artikel zu entnehmen ist, kann als Erstbeleg für sainz "Heiligenreliquien" jetzt ca.1150, ms. ca.1230 LoisGuillL, als urkundlicher Erstbeleg die Urk. (Tournai) 1233 angesehen werden.

sich nach den Belegen um ein späteres Manuskript der LoisGuill, den sogenannten Pseudo-Ingulf, datiert 14. Jh., ms. 17. Jh. In LoisGuillL ca.1150, ms. ca. 1230 ist die Redewendung jedoch bereits belegt. Nach Deutsches Rechtswörterbuch 5,575 ist HEILIGE III. pl. "ReliquienSchrein), bes. zur Eidablegung" in Deutschland ab 1210 belegt. - Obwohl FEW, Gdf und TL die Redewendung jurer sor sainz nicht gesondert ausweisen, ist diese doch sehr früh und häufig belegt, wie auch die Artikel JURER u n d SAINT b e i T L z e i g e n .

Der Artikel sub JURAMENTUM bei DC wird von den genannten Wörterbüchern nicht berücksichtigt. Erstbeleg für die Redewendung jurer sor sainz ist ca.1150, ms. ca. 1230 LoisGuillL. Der urkundliche Erstbeleg findet sich in der Urk. (Tournai) 1223117. levee f. "Erhebung von Abgaben" Urk. (Laferté-s.-Aube?) 1232 DocFrHMarneG 3.6 «Et eil doze jurie et Ii maires lèveront les deniers [...]; et je envoierai a ceste levee faire cui-que je voldrai»118. FEW 5,280 a LËVÀRE belegt «Afr. livee f. "impôt" (Metz 1326), [...], mfr. nfr. levée "perception des impôts" (seit 1463, Ba)»119. Gdf 4,767c LEVEE belegt u.a. "impôt", GdfC 10,75c auch die für den Kontext nicht zutreffende Bedeutung "action de recueillir, de ramasser" (richtig: "impôt"); Belege für die Bedeutung "Erhebung von Abgaben" sind nicht verzeichnet. TL 5,355 definiert "Erhebung von Abgaben, Steuern, Bußen" 1. Vt. 13. Jh. RenclCarH 54,11 «Là est chevaliers bons provés Ki sor povre n'a main levee Ne ne veut recuellir levee Par coi povres soit agrevés»; 1283 BeaumCoutB 2, 8 «li sires doit metre le demandeur en le saisine de le coze, en tel maniéré que li demanderes baille sëurté de levees. Et cil qui devant estoit en la saizine de l'iretage, le fet rajorner sor le propriété dedens un an et un jor; et s'il gaaigne le 117

Eine weitere, analoge Form der Eidesleistung ist das "Schwören auf die Heilige Schrift" jurer sor le Saint Evangile, belegt in Urk. La Rochelle 1225 LaDuCh 2,114.3 «ai juré sus les Sainz Euvangiles Nostre Segnor»; Urk. La Rochelle 1230 LaDuCh 2,115.29 «avom juré sus le Saint Evangile Nostre Segnor» sowie Urk. La Rochelle 1232 LaDuCh 2,118.16 «ge Bone ai juré sus lo Seint Evangire». Sehr anschaulich zeigt eine Szene des Teppichs von Bayeux (angefertigt 2. H. 11. Jh.) das Schwören auf zwei Reliquienschreinen unter dem Text «Harold sacramentum fecit W i l l e l m o Duci».

118

DocFrHMarneG 482 b definiert im Glossar "levée d'impôt". FEW 5,280a belegt auch «Afr. lesve f . "impôt" (Montluçon 1242)»; dieser Beleg stammt aus Gdf 4,778c LIEVE, wo lesve 1242, Charte d'affr. de Montluçon, ap. Allier, Ane. Bourb., I, 404 verzeichnet ist. Die Stadtfreiung von Montluçon erfolgte zwar 1242, die Urkunde hierüber ist jedoch nur in einer späteren Abschrift erhalten, vgl. LavergneBourb 18.

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querele, que il rait les levees»; ibid. 20, 2; ca.1350 GilMuisK I, 266; ibid. I, 328. Die zitierten Kontexte belegen aber ebenfalls nur die Bedeutung "Abgaben". - Der Beleg 1232 ist fachsprachlicher Erstbeleg für die Bedeutung "Erhebung von Abgaben". lever v. a. "erheben (Abgaben, etc.)" Urk. (Troyes?) 1230 BEC 16, 1855, 144.22 «Et cil XII juré et Ii maires lèveront les deniers de chascun»; Urk. (Châtillon-s.-Marne?) 1231 Layettes 2,219 a.31 «Et cil doze juré et li maires lèveront de chascun sis deniers de la livre dou meuble»; Urk. (Laferté-s.-Aube?) 1232 DocFrHMarneG 3.3.«Et cil doze jurié et li maires lèveront les deniers, de chascun, sis deniers de la livre del mueble»; Urk. (Morville-s.-Seille?) 1232 MuséeArchDép 130.6 «Les rentes les signors doit om lever entièrement au termines k'elles sunt astabliez»; Urk. (Reims) 1234 LesortClerm 78.12 «messires Renauz doit avoer toz les deniers qu'il a levez des omes de Biaumunt» 120 . FEW 5,280 a L È V À R E «Fr. lever v. a. "percevoir, prélever (des impôts)" (seit 13. jh., Gdf, Bev), [...], mfr. lever des rentes "recueillir, recevoir" EustDesch, [...]». GdfC 10,76b "ramasser, recueillir" Dok. 1292: Chartes d'Aire en Art., Wailly [= Urk. 1292 ChSPierAireW] «Lesquels quinse saus je wel ke li dite eglise prenge et lieveche kascun an» sowie fälschlich hierunter auch ein Beleg aus DeschQ (vgl. FEW). TL 5,368 "erheben (Bußen, Steuern, Renten usw.)" ca. 1268, ms. ca. 1300 LMestD 177; Dok. ms. ca.1300 in LMestD 395; Ms. Cambridge [1. Vt. 14. Jh.], R 15, 285.2; BarbMéon II 234, 256; 1188 AimonFlH 3060 «Se li trëus n'est trestoz quites Et il ne m'avoit seu rendu Qu'il en ait leveit et ëu, J'ai a nul jor n'avreit m'amor»; ca.1307 GGuiB 231 und 2. H. 14. Jh. DeschQ VIII 55, 29 (wie Beleg GdfC), den TL aber wie GdfC unter die falsche Bedeutung gestellt hat121. - lever "erheben (Abgaben, usw.)" in Urk. 1230 ist nach dem Beleg 1188 AimonFlH Zweitbeleg und fachsprachlicher Erstbeleg. menchaudee f. mencaudee, mencoudee, mencoldees (pl.) mencaldee "ein Flächenmaß" 122 120

SchwanBehrens 3,140 verzeichnet im Glossar leveir "erheben, eintreiben, faire rentrer" in Urk. 1285 und 1289. Baldinger, Coutumes 14 verzeichnet lever des rentes Hainaut 1533, 65 als Letztbeleg. 121 Die Stelle lautet «Vous n'avez pas touz trois envie D e perdre voz rentes a vie, Mais de les lever longuement»; die Bedeutung "erheben" trifft hier nicht zu. Der Beleg ist vielmehr einer Bedeutung "erhalten, beziehen" zuzuordnen. 122 Zu der regional stark variierenden Größe siehe Zupko, French weights 106-107 MENCHAUDÉE.

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Dok. Cambrai 2. H. 12. Jh. GysselingDocAnc 191.10 «Leurens de Limont tient ou tieroit de Railencor .iii. mencaudees de tiere»; ibid. 191.11 «li tierce mencaudee no doit tiece garbe»; Urk. Holnon 1218 Lemaire 410.18 «une moie et une mencoudée et XII vergues de terre»; ibid. 410.20 «de ceste terre sieent les III mencoudées II vergues mains en Fouchemount»; ibid. 410.23 «de ceste terre les V mencoudeies»', Urk. (Haute-Avesnes) 1225 GysselingDocAnc 207.30 «v. i. i. i. mencoldees de terre et .v. i. ke eie a acate»;Urk. Etrun 1230 BPH 1899, 69.14 «trois mencaldées de terre k'il tient»; ibid. 69.20 «S'ensiet I. mencaldee el Val l'Abeesce»; ibid. 69.35 «I. mencaldée, au Tertre de Goiele»123; ibid. 71.4 «cascune mencaldee doit .1111. deniers de relief». FEW 23,218 b 'MESURE DE CAPACITÉ' verzeichnet «Afr. mencauldee f. "mesure de superficie" (flandr. 1216), mencoudee St-Quentin 1218; PCal. 1248), mencaudee (1243-1388; Gdf; GossenGramm; Lac; DC s.v. moia), mencaldee (flandr. 1249; PCal. 1272), menchaldee (PCal. 1250), [...], mencoldee (Oise 1287), [...]». Gdf 5,230a verzeichnet MENCHAUDEE s.f. "mesure de superficie valant à Douai 33 ares, à Condé 24 ares 27, à Valenciennes 22 ares 98, dans le Cambrésis 100 verges, et dans le Hainaut 80 verges" Dok. 1216: Charte d'Oisy, Tailliar, p. 53 [= Kopie 16. Jh., EspArt 607] «[...] .XII. mencauldees de terre»; Dok. 1218: Chirog. d'oct. 1218, Arch. mun S.-Quentin, 1. 24 [= Urk. Holnon 1218 Lemaire] «Une moie et une mencoudee»-, Dok. 1243: Chart. d'Aire, Wailly [= Urk. (Lens?) 1244 ChSPierAireW] «.XXV. mencaudees de terre»; Dok. 1248: Mor., 170, f 3 r°, Richel.124 «Une mencoudee de tere»; Dok. 1249: Anchin, Arch. Nord «Sis mencaldees de terre»; Dok. 1250: Liste des hommes liges de l'avoué d'Arras, Tailliar, p. 181125 «.IUI." menchaldees de terre» sowie zwölf weitere Belege, darunter Dok. 1287: Chap. cath. Noyon, Muirancourt, Arch. Oise, G 1867 «Une mencoldee de tere». TL 5,1391 "ein Flächenmaß" verweist auf Gdf 5,230 a und verzeichnet zusätzlich den Beleg Tailliar 181, den auch Gdf bereits aufführt. - Der Beleg mencauldee 1216 FEW nach Gdf sollte neu datiert werden, da es sich um eine Kopie 16. Jh. handelt. Der schon von Gdf verzeichnete Beleg mencoudee Holnon 1218 ist Erstbeleg für diese Graphie; der Beleg 1248 bleibt besser unberücksichtigt, da es sich um eine Kopie 2. H. 18. Jh. handelt. Der Beleg Cambrai 2. H. 12. Jh. mencaudee ist neuer Erstbeleg. Der Beleg Etrun 1230 mencaldee ist Erstbeleg für diese Graphie. Der Beleg (Haute-Avesnes) 1225 ist Erstbeleg für die Graphie mencoldee126. 123

Hier folgen noch zahlreiche Belege, die jedoch aus der Abbreviatur m aufgelöst wurden und deshalb unberücksichtigt bleiben müssen. 124 Der Text ist eine Kopie 2. H. 18. Jh., vgl. oben S. 74 Fn. 102. 125 Das Dok. bleibt noch zu prüfen. 126 Zu menchaudee siehe auch Baldinger, Rez. Sivéry, Structures agraires, in: ZrP 94, 1978, 434 Fn. 3, mit Angabe weiterer Literatur.

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menchaut m. mencaus, mencols (pl.) 1. "ein Hohlmaß (für Getreide)" 127 2. "ein Flächenmaß" 127 1. Urk. Etrun 1230 BPH 1899,69.22 «Maroie, le fille Warnier Cabregnart, doit .VI. mencaus et VI. capons, de trois mencaldées de terre ke eie tient»; ibid. 70.18 «Hues Garés doit .IUI. mencaus de forment»; ibid., passim128. 2. Dok. (Haute-Avesnes) E. 12. Jh. GysselingDocAnc 192.6 «par iiii mencols de tere». FEW 23,218 b 'MESURE DE CAPACITÉ' verzeichnet «Afr. mencaud m. "mesure de capacité pour les grains" (pik. 12.-14. jh., Jouanc), mencaut (AdHale), menkaut (Douai 1202), menchos pl. (Arras 1250), [...]» sowie «Apik. mencols pl. "mesure agraire" (Arras 13. jh.), mencouls (Oise 1304), [...]». Bei den Belegen «12.-14. jh., Jouanc» handelt es sich zum einen um Le Carpentier, Docum. de l'année 1198 [= Tailliar Nr. 3 S.6-7], wahrscheinlich eine Fälschung, auf jeden Fall jedoch eine Quelle, die besser unberücksichtigt bleibt129; zum anderen bringt Jouanc nur noch einen undatierten Beleg Bouthors, Cout. loc. du Baili. d'Amiens. Gdf 5,230b MENCHAUT s. m. "sorte de mesure pour les grains et la terre" verzeichnet hierzu s.d.: Li Jus Adam, ap. Monmerqué, Th. fr. au moy. âge, p. 67130 «Et ves chi .1. mencaut de blé [...]»; Dok. 13. Jh.: Traduct. du XIII e s. d'une charte de 1180, Arras, Arch. S. 5207, suppl., n° 31 «.IUI. mencols de terre»; Dok. 13. Jh. (Stein 765, 766 oder 768: alle ms. 16.-17. Jh.): Traduct. du XIII e s. d'une charte de 1201, Cartulaire de St Gerì de Cambrai, titres de Busigny, pièce 11, Bulletin de la Commission historique du département du Nord, t. IV, p. 218 «[...] .1. mencaud d'avaine [...]»; Dok. 13. Jh.: Traduct. du XIII e s. d'une pièce de 1202, ap. Brassart, Pr. de l'Hist. du chat, de Douay, I, 85 «[...] .XVIII. menkaus de blé et les .II. pars d'un menkaut et .X. menkaus d'aveine a la mesure de Douay»; Dok. 1250: Liste des hommes liges de l'avoué d'Arras, p. 181, Tailliar131 «Li sires de Bailluel el mont est homme l'avoé por .XX. menchos d'avaine qu'il prent al gavele» sowie 13 weitere Belege, darunter Dok. 1304 (Stein 3270: ms. 1358) «[...] mencouls [...]». TL 5,1391 "ein Getreidemaß" verzeichnet 1276 AdHaleFeuilR 380 «un mencaut de blé»; 2. D. 13. Jh. ChansArtJeanroy XXI 102 «De men blé avrés deus mencaus»; Tailliar 181 (wie Gdf) und verweist auf Gdf 5,230b sowie DC MENCALDUS, wo in 5,338 c jedoch nur mit. Belege aufgeführt sind. Die Bedeutung "ein Flächenmaß" fehlt bei TL. 127

Zu den regional stark variierenden Größen siehe Zupko, French weights 105-106 MENCAUD.

128

Die Urk. enthält weitere Belege in großer Anzahl. Die ebenfalls belegte Singularform meneau wird hier nicht aufgeführt, weil sie aus der Abbreviatur mc aufgelöst wurde. 129 Siehe unten sub testament S. 110-111 und S. 35-36. 130 Identisch mit 1276 AdHaleFeuilR 380, vgl. TL. 131 Dieses Stück ist der Auszug aus einem undatierten Dokument von ca. 1250.

82

- Die beiden Belege 12.-14. Jh. nach Jouanc in FEW sind reduziert auf einen ungeeigneten Beleg 1198 und einen Beleg 14. Jh. Unklar bleibt, warum FEW den (allerdings ebenfalls ungeeigneten) Beleg 1201 in Gdf unberücksichtigt läßt. Der Beleg 1202 nach FEW kann nicht berücksichtigt werden, da es sich hier - auch laut Angabe von Gdf - um eine Übersetzung des 13. Jh. eines lat. Dok. von 1202 handelt. Bei einem Beleg mencols Arras 13. Jh. wiederum hat FEW diesen Sachverhalt berücksichtigt, indem es die Übersetzungsdatierung des Dok. 1180 nach Gdf übernimmt. Alle Gdf-Belege bis zur 1.H.13. Jh. entstammen Übersetzungen wohl lat. Dokumente des 13. Jh. Urk. Etrun 1230 ist urkundlicher Erstbeleg für die Bedeutung "ein Hohlmaß". Dok. (Haute-Avesnes) E. 12. Jh. ist Erstbeleg für die Bedeutung "ein Flächenmaß", welche in TL fehlt 132 . messe parochial, paroissiiene f. messe parrochial, messe parrochiene die in der Pfarrkirche gelesen wird"

"Messe,

Urk. (Thérouanne?) 1241 ChSPierreAireW 263.8, 10 «si doivent [d.h.: Ii capelain] canter cascun jor messe de Requiem por les personnes devant dites apriès le messe parrochial, fors les diemenches et les jors d'aposteles [ . . . ] ; et à ces jors ferunt il leur service apriès le messe parrochial, et diront orisons por les ames devant dites» 133 ; Dok. (Niort?) ca.1249 LaDuCh 2,312.6 «Ceu sunt les mailles coustans e les cenz deüz au dit conte en la feste desus dite a Mogon, e deveynt estre payé avant la grant messe parrochiene». FEW 7,659 a PAROCHIA «Afr. parroicien adj. "qui appartient à une paroisse" (ca.1270), mfr. parroysien (1530, Palsgr 502), nfr. paroissien (seit Rieh 1680)» sowie «Fr. paroissial adj. "qui appartient à la paroisse" (seit 13. jh.), paroichial (13.-14. jh.); mfr. [lies: «nfr.»] messe paroissiale "célébrée le dimanche dans 132

Zu mencalde und mencaldum hier noch einige Bemerkungen: FEW 23,218 b 'MESURE DE CAPACITÉ' verzeichnet «Afr. mencalde f. "mesure de terre produisant un mencaud de grains (?)" (1198)». Der Beleg findet sich mit derselben Definition bei Gdf 5,230a MENCALDE Dok. 1198: Don d'une pièce de terre, Tailliar, p. 7. Es handelt sich hierbei um Tailliar Nr. 3. Das Stück ist, wie Du Mortier schon 1844 wohl zu Recht vermutete, einer Serie von Dokumenten zuzuordnen, welche im 17. Jh. von den Gebrüdern Launay gefälscht wurden, vgl. unten sub testament S. 110-111 und S. 35-36. Carpentier, Cambrésis, die Quelle von Tailliar, übernahm die Fälschungen. Auch der Beleg für «mit. mencaldum "mesure de capacité pour le sel" (PCal. 1036, Fagniez)» bedarf einer Korrektur: Der in FEW 1036 datierte Tarif de tonlieu de StVaast d'Arras stammt aus dem verlorenen Cartulaire de l'abbaye de Saint-Vaast d'Arras, redigiert von Guiman um 1170, welches nur noch in einem Ms. E. 16. Jh. erhalten ist, vgl. Stein 208. Im FEW erscheint diese Quelle mehrfach, vgl. oben S. 25 Fn. 38. 133 Im weiteren Kontext der Urkunde geht es um die Stiftung einer Kaplanei in der Pfarrkirche von Saint-Venant (arr. Béthune). 83

l'église de la paroisse et obligatoire pour les fidèles" (seit Mon 1636)»; auch 659b «Fr. parochial adj. "paroissial" (13. jh.-D'Aubigné)», hier ohne Beleg für messe parrochial. GdfC 10,280c PAROISSIAL adj. "qui appartient à la paroisse" mit zahlreichen Belegen für parrochial, aber ebenfalls ohne Beleg für messe parrochial-, Gdf 5,782c belegt PAROCHIAL nur als Substantiv mit der Bedeutung "prêtre" (ab 1335) sowie "paroissien" (1357). GdfC 10,281a PAROISSIEN adj. "paroissial" s.d.: J. de Meung, Test., Vat. Chr. 367, f° 24d [= ca.1295 JMeunTest] «Prestre parroicien»-, Dok. 13. Jh.: A.N. J 192a, pièce 64 «La grant messe parrochienne-, s. d.: Palsgrave, Esclairc. de la lang, franç., p. 502 «[...] prestre paroyssien [...]». Der Beleg aus Dok. 13. Jh. messe parrochienne wird von FEW 7,659 a nicht verzeichnet. TL 7,327 verzeichnet PAROISSIIEN nicht als Adjektiv; TL 7, 326 PAROISSIAL, PAROCHIAL adj. subst. findet sich kein Beleg für messe parrochial. In TL 5,1681 MESSE fehlen messe parochial und messe paroissiiene, ebenso in Gdf 5,303a und GdfC 10,146c MESSE. Auch FEW 62,171 b MISSA belegt weder messe parroissiiene, messe parochial noch messe paroissiale, obwohl letzteres sich in FEW 7,659 a PAROCHIA findet. DC 5,416 c MISSA PARROCHIALIS "quae a parocho die Dominica celebratur" mit einem mit. Beleg 1368 hebt auf die Bedeutung "feierliche Sonntagsmesse" ab, eine Bedeutung, die im Beleg 1241 eindeutig nicht, im Beleg ca. 1249 nicht zwingend gegeben ist, sich aber bis 1636 (vgl. FEW 7,659 a) durchgesetzt zu haben scheint. - messe parrochial, parrochiene wird von Gdf, TL und FEW bislang nicht verzeichnet. Die Belege 1241 ChSPierreAireW und ca. 1249 LaDuCh sind Erstbelege. Als Adjektiv ist parrochien ca. 1249 erstmalig belegt; parrochial 1241 ist erster urkundlicher Beleg134. miliaire m. miliaires, miliares, milliaires "Jahrtausend (als Jahreszahl)" Urk. Metz 1212 BEC 41, 1880, 394.16 «ceu fut fait en cel an, ki Ii miliaires estoit, a mil ans et dous cens et doze»; Urk. Metz 1224-25 BEC 23, 1862, 135.31 «kant Ii miliares corroit par [...]»; Urk. (Metz) 1225 NRevHistDr 4, 1880, 594.1 «quant Ii miliares corroit per mil et [...]»; Urk. Metz 1226 BEC 23,1862,136.14 «ke le miliares corroit par»; Urk. Metz 1227-28 BanMetzW 1,4.2 «kant Ii milliaires corroit per»; Urk. (Chiny?) 1228 WampachLux 2,233.36 «ke Ii miliares corroit»; Urk. (Metz?) 1228-29 WaillyCollLorr 18.30 «Ii miliaires estroit à»; Urk. (Metz) 1230 WaillyCollLorr 19.23 «au jor

134

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G d f C 10,280c bringt u. a. einen Beleg D o k . 1238 (Stein 2432: ms. 13. Jh., Nachträge 16.-17. Jh.): Cart. de S. Sauv. de Metz, B . N . 1. 10029, f° 23 v°.

ke li miliaires corroit per»; Urk. (Meisemburg?) 1231 ArchMisSc 15, 1889, 390.3 «ke li miliaires corrupt per»; Urk. (Metz) 1231 NRevHistDr 4, 1880, 599.26 «ke li miliaires courroit»; Urk. (Morville-s.-Seille?) 1232 MuséeArchDép 131.18 «que le miliares courait par»; Urk. (Metz) 1234 NRevHistDr 4, 1880, 602.16 «quant li miliaires corroit per»; Urk. (Metz) 1235 WaillyCollLorr 21.15 «ke Ii miliares corroit par»; Urk. (Toul) 1235 WaillyCollLorr 23.4 «ke li miliaires corroit par»; id., 23.22; Urk. Neufchâteau 1235 DocFrVosgesL 1.25 «que li miliaires corrut par». FEW 6 2 ,91 a MILLE verzeichnet «Afr. mfr. miliaire m. "date qui contient comme premier élément le nombre mille" (1240-Desch, Li; Runk), fr. milliaire (1270-1644, Lac; Li; Ritter), [...]». Die Belege sind recht dürftig: Li 3,561 c verzeichnet je einen Beleg aus Joinv und DeschQ. Der Beleg 1240 findet sich in Runk, nach ChRethelS 4, 18; es handelt sich hier aber um eine Stelle aus dem Cartulaire du comté de Rethel (Stein 3188: ms. 15.-18. Jh.). FEW scheint Gdf nicht berücksichtigt zu haben, obwohl GdfLex 336 a MILIAIRE s. m. "millésime" verzeichnet. Gdf 5,331a MILIAIRE s.m. "millésime" verzeichnet 21 Belege 1203-1435, wie Dok. 1203: ap. Ferry, Observ. sec., t. I, f° 259 v°135 «[...] milliaire [...]»; Dok. 1212: Lorr., Cab. de M. Dufresne [= Urk. Metz 1212 BEC 41,1880,394] «[...] miliaires [...]»; Dok. 1224: Chap. de la Cathédr., Arch. Mos. [= Urk. Metz 1224-25 BEC 23,1862, 135] «[...] miliares [...]»; Dok. 1227: Collège de Metz, Arch. Mos. «[...] miliayres [...]»; Dok. 1231: Lett. de Matth., Duc de Lorr., Ord., VII, 362 «[...] miliaires [.. ,]»136; Dok. 1233: Chap. Cath. Metz, Maisonnerie, Arch. Mos. «[...] miliares [...]»; Dok. 1234: Cath. de Metz, Arch. Mos. «Li miliaeres»\ Dok. 1238: S.-Nic. de Verd., Arch. Meuse «[...] miliares [...]»; Dok. 1242: S.-Vinc., Arch. Mos. «[...] miliares [...]»; Dok. 1243: Collège de Metz, Arch. Mos. «[...] miliare [...]»; Dok. 1244: Ch. des Compt. de Lille, 810, Arch. Nord «[...] miliares [...]; Dok. 1246: Louppi, 1,4, Arch. Meurthe «Li meliares [...]»; Dok. 1248: S.-Nic. de Verdun, Arch. Meuse «[...] miliares [...]» und weitere Belege. GdfC 10,154b MILLIAIRE verzeichnet nur die Bedeutungen "qui marque la distance de mille pas" und "distance, longueur de mille pas" mit einem Beleg aus Laurent de Premierfait (1388-1420). TL 6,47 "Jahrtausend (Jahreszahl)" verzeichnet die Belege GMetz, Rom. XXI 492, 462, entsprechend ca.1247, ms. 2. H. 13. Jh. ImMondeOct 3 M; ca. 1306 JoinvW 1 76a; KellerRomv 365 (s.unten); ca.1334 GirRossAlM sowie 2. H. 14. Jh. DeschQ VII 268 und verweist auf Gdf 5 und GdfC 10. 135

Die Quelle bleibt noch zu prüfen; es ist jedoch ausgeschlossen, daß es sich hierbei um eine Urkunde (Original) handelt. 136 Die Quelle ist eine Urk. Karls VI. von 1390, in welche das Dok. 1231 inseriert ist, siehe Ord 7,360-362. Die Datierung 1231 kann für diesen Beleg folglich nicht übernommen werden.

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Interessant ist hier die Bearbeitung des Belegs KellerRomv 365 durch TL. Der Text entspricht GarMongl 2. H. 13. Jh. ; die ganze Textstelle lautet «Explicit Ii romanz de ga. de monglauue priez por celui qui l'escrit. Ci roumanz fut faiz l'an de graice nostre signour quant li milliaires par137 mil .ccc. et vint et quaitre le samedie après le saicrement»! Aus TL geht nicht hervor, daß es sich hier um einen Beleg aus dem datierenden Explicit des Manuskripts von 1324 handelt. - FEW hat die zahlreichen Belege in Gdf übersehen, darunter den urkundlichen Erstbeleg von 1212. Der Erstbeleg des FEW, 1240, kann nicht berücksichtigt werden, da er einem Ms. 15.-18. Jh. entstammt. Erstbeleg für die Graphie milliaires ist Urk. Metz 1227-28, da der Beleg 1203 nach Gdf unberücksichtigt bleiben muß. mouture f. "Mahlgeld, Abgabe für das Mahlen von Getreide" Urk. (Morville-s.-Seille?) 1232 MuséeArchDép 130.26 «se il n'i [d. h. in der Bannmühle] at molu, il doit II sols d'amande les signors et la mouture». TL 6,374 "Mahlen" 13. Jh. (ms. ca. 1285) MeunArlM in MontRayn II 33 sowie "Mahlgeld, Mahlgebühr" JubJongl 139138; Dok. 1250 Tailliar 173.16 «Li maisons des Hees a aie meuture les II pars et il ont le tierce»139; Dok. 1338 in DC 4,466 b s u b MOLENDINATURA.

FEW 6 3 ,43a *MÔLÏTURA «Fr. mouture "salaire que prend le meunier pour son travail" (seit 1240), meuture (Rethel 1323), [...]». GdfC 10,167 a MOUTURE mod. mouture, s. f., "action de moudre" Dok. 1254 (Stein 776: ms. 12. Jh., mit Nachträgen 13. und 14. Jh.): Cart. de Cambron, p. 437; Dok. 1267 (Stein 265: ms. 18. Jh.): Cart. d'Auchy, p.211, Bétencourt; etc., sowie "salaire du meunier" Dok. 1240 (Stein 3917: ms. 13. Jh., mit Nachträgen): Petit reg. de cuir noir, f 79 r°, A. Tournai; Dok. 1284; Dok. 1348: etc. Arnould, Charte 1195iA0 264 «si doivent miolre li parchonier [die Miteigentümer] sans molture» definiert "taxe de mouture". - Erstbeleg. pargiee f. "Buße für durch Vieh verursachten Flurschaden" Urk. (Morville-s.-Seille?) 1232 MuséeArchDép 126.20 «Si li mesiers trueve beste an damage, chascune beste grosse doit XII deniers, bues, vaiche, [etc.]; li mesiers at I denier en la pargiée, keiz qu'ele soit, ou grans ou petite»; ibid. 131.3 «Li maires n'a pooir d'aquiter les amendes ne lespargiées les signors». 137

So der Kontext KellerRomv 365; vermutlich ist hier corroit par zu lesen. Ms. 3. Vt. 13. Jh., wenn nach ms. BN fr. 837, oder ms. ca. 1285, wenn nach ms. BN fr. 1553. 139 Bei Tailliar ohne jede Quellenangabe. 140 Zur Datierung dieses Dok. vgl. unten S. 89 Fn. 150. 138

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FEW 7,664 a PARRICUS «Champ, lothr. pergie f. "amende payée pour les dommages causés par les bestiaux dans les prés ou les blés" (1229-1381), pargiee (1231-1243),pargie (1260-Trév 1771, Gdf; Bev)». TL 7,266 PARGIEE s. f. "Buße für vom Vieh auf den Weisen und Feldern verursachten Schaden" verweist auf FEW und Gdf. Gdf 5,768c Dok. 1229 (wohl 1367, s.u.): Charte d'Est., comte de Bourgog., et de Jean, comte de Châlons, ap. Duc., Pergia «[...] la pergie [...]»; Dok. 1231: Charte de Morville-sur-Seille, Arch. Meurthe [= Urk. (Morville-s.-Seille?) 1232 MuséeArchDép]; Dok. 1243: Accord, Moreau 161, f° 112 v°, Richel.141; etc., dabei weitere Belege für pergie in Dok. 1321, 1354, 1381. DC 6,273 c PERGIA Dok. 1229: Charta Stephani Comitis Burgundiae et Joannis Comitis Cabilonensis ann. 1229. pro Libertatibus oppidi Aussonensis apud Claudium Juranum in Antiquit. Ausson 142 . «Se beste est prise en dommaige de bley ou de prey par eschappée, cils cui la beste sera doit rendre le dommaige et la Pergie, qui monte quatre deniers, se ce est chevaux: se ce est beste aumaline, 12.143 deniers, se ce est porcs, un denier. Se elle y est menée, cils cui elle est doit rendre le domaige, et la Pergie, et la loi, etc.». Das Dok. findet sich auch in Layettes 2,167a-168a, die Belege jeweils 167 b.2 und 167 b.6, mit Varianten zu DC. Es handelt sich um ein Dok. 1229-30 in Vidimus 1361, wiederum vidimiert 1367 Dez. 28. Dieses Dok. 1367 dient als Vorlage für Layettes. Auch Philipon, R 39,1910, 504 kennt nur dieses Exemplar und keine Ausfertigung von 1229. Garnier, Bourgogne 2,28-32 ediert das Dok. nach einer «transcription insérée vers 1250 dans le Grand-Cartulaire de la Chambre des Comptes, conservé aux Archives du département» 144 ; hier finden sich auch die Belege pergie (30.4 und 30.6). Er bemerkt zu seiner Edition, das Original von 1229 sei verloren; der Stadt Auxonne liege nur noch ein Vidimus 14. Jh. vor. Die gedruckten Ausgaben hiervon seien aber «toutes fautives et postérieures d'ailleurs à ce vidimus»144; hierzu zählt auch die von Gdf über DC benutzte Ausgabe von Jurain. Als Grundlage für einen Erstbeleg sind die genannten späten Kopien völlig ungeeignet; aber auch der Beleg ms. ca. 1250 nach Garnier weist eine zu unsichere Datierung auf. - Erstbeleg für pargiee ist Urk. (Morville-s.-Seille?) 1232; das Dok. 1243 sollte als späte Kopie in der Belegreihe bei FEW unberücksichtigt bleiben. pergie 1229-1381 sollte durch «ca. 1250-1381» ersetzt werden, wobei der Letztbeleg noch zu überprüfen wäre.

141

Kopie 2.H. 18. Jh., vgl. oben S. 74 Fn. 102. C. Jurain, Histoire des antiquités et prérogatives de la ville et du comté Dijon 1611, S. 23. 143 Wohl irrtümlich für «2». 144 Garnier, Bourgogne 2,28 Fn. 1. 142

d'Auxonne,

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paroisse f. parroche, parofe, porofe, porofie, profie 1. "Pfarrkirche" 2. "Kirchspiel" 1. Urk. (Douai) 1219 GysselingDocAnc 198.35 «sor lautel de le profie el mostier Saint Amet»; Urk. (Mézières?) 1228/29 ChRethelS 1,101.12 «le droit dou patronage de la parroche et des vesines eglyses»145. 2. Urk. (Cambrai?) 1219 GysselingDocAnc 197.37 «dismes quele a enwages de lui dedens le parroche de Brainne»; Urk. Tournai 1222/23 GysselingDocAnc 200.3 «VIII boniers de terre ki gisent en la porofie de Weis»; id. 200.14 «en le porofie de Weis»; Urk. Tournai 1225 HerbomezSMart 1,317.20 «li glise [ . . . ] si avoit en le porofe Saint Jakeme»; Urk. Tournai 1226 HerbomezTourn 17.4 «[Landstück] en le porofie Saint Audiebert»; Urk. Tournai 1226 HerbomezSMart 1,320.13 «[ein Haus] siet en le porofe Saint Piat»; Urk. (Douai?) 1229/30 BEC 34,1873, 436.17 «terre si siet en le parofe de Coutices». FEW 7,658 a PAROCHIA «Fr. parosse f. "circonscription ecclésiastique dans laquelle un curé dirige le spirituel" (ca.1090-13. jh.), [...], parroche (flandr. 1247, RLR 41, 384146; Roisin; bourg. 14. jh., R 39,523; JStav), paroisse (seit Wace)» sowie 658 b «Afr. parroche "église de la paroisse" Chrestien, [...]». TL 7,325 PAROISSE s. f. "Pfarrkirche, Pfarrei, Kirchspiel, Diözese" - diese Bedeutungen wären besser zu trennen - belegt "Pfarrkirche" seit ca. 1174 SThomGuernW 1 3312, "Diözese" ca.1174 SThomGuernW 1 1429 und "Kirchspiel" mit unzweifelhafter Bedeutung erst A.13.Jh. RobClariL 1 «estoit de Nuelli, une parroisse qui est en l'evesquié de Paris». FEW 7,659 b verzeichnet auch «Afr. porofe f. "paroisse" (Lille 1247 GossenGramm) 147 , poroffie (Tournai 13. jh., R 11,146)148, pouroffe (Tournai 13. jh.) 148 , poroffe (Tournai ca.1300, ZfSL 22,93)149, parroefe (bourbonn. 14. jh., R 39,107), [...]». Gleichzeitig findet sich dieses Wort aber auch in den Materialien unbekannter Herkunft, FEW 23,118 a "TERRITOIRE' «Anam. pouroffe m. "territoire" (1284), ahain. pourophe (ca.12.jh.), porofre (1288), aflandr. profe (1219, 1292), proffre (1278), proffe (1292)». 145

Nicht von Runk verzeichnet. Urk. 1247 RLR 41, 1898, 384.5 «lequele rente gist en le parroche de Seclin». 147 Urk. [die Lokalisierung «Lille» geht aus der Urk. nicht hervor!] 1247 GossenPGramm 133.4, auch CartMarquetteV 131.15 «el tenement que iou tenoie en le porofe de Marke»; diese Urk. findet sich nicht mehr in GossenGramm. 148 Es handelt sich um einen Beleg ohne Kontext und Stellenangabe, aber nach 1235, der von Paul Meyer in seiner Rezension von HerbomezTourn zur Erörterung der Ableitung porofie und pouroffe aus lt. parochia herangezogen wird, welche Meyer aus lautlichen Gründen für möglich hält. Zu dieser aber doch möglichen Entwicklung vgl. den eingehenden Kommentar FEW 7,660 b. Zum phonologischen Aspekt vgl. auch GossenGramm 77. 149 ZfSL 22,93.28 «en VII. quartiers [an Landstücken], ki gisent en le poroffe de Ramegnies». 146

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Diese Belege beruhen alle auf Gdf 6,355 b POUROFFE s . m . "territoire":

Trad. d'une ch. de 1070, Cart. d'Haynaut, p.320, Reiff. [= Dok. Chièvres, etwa um 1300]150 «En l'aluet et en le pourophe de Cire»; Dok. 1219 [= Kopie 1681—1720]151 Tailliar 63.18 «Li drois profis de men manage est de le glise; et vif et mort afierent a le profe [dazu Tailliar im Text: «(paroisse)»]152 de Soumaing»; Dok. 1278 [= 1279]: Flines, Arch. Nord «En le proffre de Vilers»; Dok. 1284: Lett. de Nie. de Condé, Cart. de Namur, Borgnet et Bormans «[...] Ii pouroffe [...]»; Urk. 1288: C'est Bauduin le Muisit, Chirogr., Arch. Tournai «[...] en leporofre de Maude, et leporofre d'Ierkisies»; Dok. 1292 [= 1293]: Flines, Arch. Nord «gist Ii tiere en le proffe de Namain»; Dok. 1292: Mémor. de Jeanne d'Avesnes, Hautcceur, Cart. de Flines, I, 393 [= HautcœurFlines 1,393] «En le profe de Namaing». TL 7,1524 hat den Zusammenhang ebenfalls nicht erkannt und verweist sub POROFRE " G e b i e t ( t e r r i t o i r e ) " n u r auf G d f .

- profie "Pfarrkirche" 1219 ist Erstbeleg 153 . parroche "Kirchspiel" 1219 ist nach RobClariL Zweitbeleg und erster urkundlicher Beleg154. TL trennt in seinen Belegen die Bedeutungen von PAROISSE nicht.

Beim Beleg «pourophe (ca.12.jh.)» in FEW 23,118a bleibt die Datierung «ca. 12. jh.» unerfindlich; das zitierte Ms. von 1770 ist darüber hinaus mit der präsumtiven, nicht mehr vorhandenen und nur vermutlich romanischen Ausfertigung von 1195 über eine Kopie und das wohl gleichzeitige Kopialbuch von ca. 1300 und die abermalige Kopie 16. Jh. verbunden, als Quelle mithin unbrauchbar. Der Beleg ist durch «porophe (ca. 1300)» zu ersetzen; FEW 23,118 a ist auch profe in «(1219, 1293)», proffe in «(1293)» umzudatieren, wobei der Beleg profe 1219 wegen seines späten Manuskriptdatums (1681-1720) besser unberücksichtigt bliebe. 150

Arnould, Charte 1195 hält es für wahrscheinlich, daß das Dok. Chièvres ca.1300 nicht, wie bisher angenommen, auf einer Übersetzung beruht, sondern eine bereits romanische Ausfertigung von 1195 zur Vorlage hatte. Es ist erhalten als Kopie auf Pergament ms. 14. Jh., eventuell E. 13. Jh. (nach 1289) und soll als Vorlage für die Transkription in den Cartulaire de Hainaut (A. Dép. Nord B 1582) «datant des dernières années du XIIIe siècle» (Arnould S. 258; vgl. Stein 1650) gedient haben. Reiffenberg (CartHain 1,320-322) hat zur Grundlage seiner Edition die Kopie von 1770 einer Kopie 16. Jh. des Kopialbuchs E. 13. Jh. (B 1582); aus CartHain wiederum zitiert Gdf! Die Qualifikation «Trad. d'une ch.» und die Datierung «de 1070» durch Gdf sind für Arnould unerklärlich (S.263 Fn. 1). Der Beleg in Dok. Chièvres ca.1300 lautet porophe: S. 263.10 «en le porophe de Cirve ne puelent faire plus de molins». 151 Mitteilung der Archives Départementales du Nord. 152 Diese Anmerkung von Tailliar wurde weder von Godefroy noch von den Mitarbeitern des FEW zur Kenntnis genommen. 153 Ein weiterer urkundlicher Beleg findet sich Urk. 1260 DocFrVosgesL 81.21 «nos les escumeneiriez en plene parroche». 154 Ein weiterer urkundlicher Beleg findet sich Urk. 1269/70 DocFrVosgesL 147.27 «la terre de la davant-dite maison, en la parroche de Saint Estiene outre Musele».

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Der ganze Artikel pouroffe FEW 23,118a ist zu streichen; die Belege sind PAROCHIA in FEW 7,695 b mit der noch zu verzeichnenden Bedeutung "Kirchspiel" zuzuordnen.

patronage m. "Patronatsrecht" Urk. (Mézières?) 1228/29 ChRethelS 1,101.12 «le droit dou patronage de la parroche et des vesines eglyses»155. FEW 8,25b PATRONUS «Fr. patronage "défense, protection" (ca.1180 - Pom 1700), [...]. Fr. "droit qu'un prélat ou un seigneur laïque a de nommer à un bénéfice ecclésiastique" (1270-Ac 1798)». GdfC 10,298 c Ane. "droit de présenter un ecclésiastique à un bénéfice vacant, droit qui entraînait certains revenus pécuniaires" Dok. 1270: Liv. noir, ms. Périgueux, f° 2b «Advoesons et patrounages d'eglises»; Dok. 1284: Besançon, B. N., coll. dipl. lat. 9129; Dok. 1307: Lett. du bailli de Rouen, Cart. de Ph. d'Alençon, p. 144, A. Seine-Inférieure; Dok. s. d. (Stein 3029: ms. 13.-14. Jh.): Cart. de Picq., A. N. R.'* 35, f° 95 r°156. TL 7,491 "Schirmherrschaft" belegt vor 1188 PartonC 5697; RoisinB [Nachtrag zu ms. ca. 1349:1369] 423 « N o u s . . . baillons et donnons.. en héritage perpetuel a notre dit cousin et a ses hoirs.. les villes, chasteaux, chatellenies de Lille . . avec les baillies, patronnaiges, hommaiges, seignories usw.» (was in diesem Kontext wohl auch "Patronatsrecht" bedeutet); "Gebühr, die für Schirmherrschaft bezahlt wird" Urk. [= Urk. Liège] 1236 R 17, 1888, 569.1 «[Vergleich wird geschlossen] de la terre ki fut dämme Juliane de Colonge, ke dämme Odierne et ses fis sires Giles at tenue a Nodues, a Ramelhies en dime grosse et menue, en patronage de glise, en cens, en chapons, en terres arables et en totes atres rentes»157; ibid. 569.4 «la quarte part de patronage» -, ibid. 569.5 «la dozime part de patronage». Die Definition "Schirmherrschaft" von TL ist viel zu allgemein, da in den Belegen stets das kirchenrechtliche Patronatsrecht angesprochen wird. Dieses rührt aus dem Eigenkirchenrecht und umfaßt neben dem wichtigen Präsentationsrecht (siehe unten presentación) noch diverse Ehrenrechte, aber auch Lasten (z.B. Baulasten für die Kirche). Mit dem Patronatsrecht konnten auch Einkünfte verbunden sein, welche in den TL-Belegen angesprochen sind. - patronage "Patronatsrecht" 1228/29 ist urkundlicher Erstbeleg.

155

Beleg von Runk nicht verzeichnet. Heutige Signatur der AN: R 1 35 [«Papiers des Princes, Apanage d'Artois»]. 157 Interpunktion und Großschreibung in diesem Zitat nach BormansSLambLiège 1,360. SchwanBehrens 3,20-21 druckt die Urk. nach dieser Ausgabe ab und definiert patronage sm. "Patronatsabgabe, certain droit que les patrons d'une église prennent sur les revenus, offrandes, etc.". 156

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pior de meillor, pior ke meillorpieur del metteur, pieur de metteur, ne des peiors ne des meillors, pieur de meilleur, pieur ke meilleur, pieur ke le milleur "mittlerer Qualität" Dok. Marchiennes ca.1200 GysselingDocAnc 195.25 «si doiuent ble VIII. d. duacenses pieur del melleur de Douai»; Urk. (Douai) 1204 GysselingDocAnc 195.43 «LXXXI mois de forment .II. sol. pieur de melleur. a.VI. ans a rendre»; Dok. l.Vt.l3.Jh., ms. 13. Jh. CoutSensL 287.14 «porra prandre [...] an la charretée de fromaiges I fromaige, ne des peiors ne des meillors»; Urk. Etrun 1230 BPH 1899, 69.13 «.VI. mencaus artisiens de forment de rente, IUI d. pieur de meilleur»-, ibid. 71.7 «cou est forment de rente, qu'il doivent .IUI. deniers pieur ke meilleur à le feste saint Remi à paier le forment et au Noël les capons»; ibid. 71.30 «et I. meneau de blé, VIII. deniers pieur ke meilleur»; Urk. Tournai 1225 HerbomezSMart 1,318.9 «cascune rasière IUI den. Torniziens pieur ke le milleur». FEW 8,153 b PEJOR und 6',664a MELIOR scheint die Redewendung nicht zu verzeichnen. TL 7,570 PIOR DE MEILLOR belegt aus Urk. Douai [= Urk. (Douai) 1204 GysselingDocAnc] ZrP 14, 1890, 298.7 «uitante et un muis de forment deus sois158pieur de melleur (mittlere Qualität)»; Urk. Douai [= Urk. (Douai) 1251] ibid. 306.43 «septante muis de bleit et soissante muis d'avaine si vallant com a sept deniers159 d'artesiens pieur del melleur cascune rasiere»; sowie «wohl auch» (so TL) Urk. Douai [= Urk. (Douai) 1256] ibid. 326.17 «wo près dou milleur gedruckt ist» (so TL). Gdf 6,63 a sub PEIOR finden sich nur einige Belege, Dok. 1247 (Stein 3350: «Cartulaire de l'abbaye de Saint-Crépin-en-Chaye; ms. du XIIIe siècle [...]»): Cart. de St-Crispin, Richel. 1. 18372, f° 48 v° «Ne dou poieur ne dou meillieur»; Dok. 1270: S. Jacq., Arch. de l'Etat à Liège «Qu'ilh prendroient de chascune terre . . . dois jarbes ne despeioires ne des melhoires»; Urk. 1322. Für pior de meillor findet sich kein Beleg. - pieur del melleur ca. 1200 ist Erstbeleg. pieur ke ... und . . . ke le meilleur scheinen bisher nicht belegt zu sein. poi plus poi mains pau plus u pau mains, pau plus pau mains "annähernd, in etwa" Urk. Tournai 1222/23 GysselingDocAnc 200.4 «.viii. boniers de terre ki gisent en le porofie de Weis pau plus v pau mains»; ibid. 200.14 «ces .viii. boniers de terre pau plus v pau mains»; Urk. (Douai?) 1223 GysselingDoc158

Im Kontext steht bei Bonnier (ZrP) « L X X X I muis de forment II sols»; entsprechend auch GysselingDocAnc « L X X X I mois [ . . . ] / / sol.». TL gibt die Zahlen in seinen Belegtexten bekanntlich immer in Worten wieder. 159 Im Kontext bei Bonnier (ZrP) steht « L X X muis [ . . . ] LX muis [ . . . ] VII deniers».

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Ane 201.27 «auons uendu .i. mui de t e r e p a u p l u s p a u mains»', Urk. Tournai 1225 HerbomezSMart 1,318.7 «II boniers de tiere pau plus u pau mains»-, Urk. (Anchin?) 1225 GysselingDocAnc 209.28,29 «Alars li Bret de Corbriu estoit mes hom dun bonier de tiere [ . . . ] pau plus pau mains et cel bonier pau plus pau mains [...]»; Urk. Tournai 1226 HerbomezTourn 17.2 «XIII bounjers de tiere pau plus v pau mains, del plus plus et del mains mains»; Urk. Tournai 1226 HerbomezSMart 1,319.8 «VII bonniers de bosc, et le fons de le tiere, pau plus u pau mains»-, Urk. (Tournai) 1231 HerbomezTourn 25.9 «si a en celi piece de prêt III journeus, pau plus pau mains»-, Urk. (Tournai) 1234 HerbomezChâtTourn 68.20 «siet quartiers de tiere, pau plus u pau mains»160. FEW 8,52 a PAUCUS «Afr. pou plus pou moins " à peu près" (St-Omer 1272), mfr. nfr. peu plus peu moins (Est 1549 - Trév 1771)», ibid. 54 a «Afr. poy plus poy moins "à peu près" (Comm; 1534, Rab)»; ebenfalls verzeichnet FEW 62, 128 b sub MINUS «peu plus peu moins "à peu près" (Desch-Trév 1771), un peu plus, un peu moins (Ac 1694)», jeweils ohne Querverweis. TL 7,1275 POI verzeichnet den Beleg Urk. v. Douai [= Urk. (Douai) 1250] ZrP 14, 1890, 307.40 «une rasiere de terre pau plus, pau mains» sowie poiplus ou poi moins ca. 1280 BaudCondS 38,191 «cinquante cens ans peu plus ou peu moins». GdfC 10,388 b verzeichnet sub POU nur einen versteckten Beleg Dok. 1272: Joinv., A. Saint-Omer «Pau plus pau mains». Diese Stelle entspricht wohl dem Beleg «St-Omer 1272» in FEW; unklar bleibt, warum FEW entgegen Gdf die Graphie pou anstatt pau verzeichnet. - pau plus pau mains scheint als Ausdruck für "annähernd, in etwa" bei Maßen sehr verbreitet gewesen zu sein, ist in den Wörterbüchern aber seltsamerweise wenig belegt. Der Erstbeleg für pau plus u pau mains findet sich 1222/23, für pau plus pau mains 1223161. pole f. poulies, poules "Huhn" Dok. Marchiennes ca.1200 GysselingDocAnc 193.37 «Bauduins Belegambe [schuldet] .ii. m. auaine et ii. sol. et vi. poulies»; ibid. 193.40 «iiii. d. et obole et vi poulies»; ibid. 194.3 «Li ruele Bauduin Asseret. doit iiii. poulies»; Urk. (Mézières?) 1228/29 ChRethelS 1,101.29 «trois gelines et trois poules». 160

Weitere Belege: Urk. (Comines) 1249 HautcceurSPierLille 1,331.12 «v cens et demi de leur terre, pau plus u pau mains»; ibid. 331.14 «pau plus u pau mains»; id. 331.17; id. 331.20; id. 331.27; Urk. (Douai) 1250 ZrP 14, 1890, 307.40 [vgl. unten TL]; Dok. ca.1267 BCRH 141, 1975, 11.7 «pau plus pau mains»; id. 14.25; id. 18.6; Dok. 1267 CensHerchiesM 176 «pau plus pau mains» (zweimal als Randvermerk); zwei Belege «poiplus poi mains», ein Beleg «poiplus ou poi mains» Dok. 1313-14 CartEngMarF 209f; Dok. 1334 ViardPar 1,205 «environ deux toises, pou plus pou mains». 161 Eine spätere, bisher flicht verzeichnete Variante findet sich in Dok. 1398 BEC 16, 1855, 160 «5 [deniers tournois] pour chascune sepmaine durant le temps de maladie, au plus au mains, selon la quantité des malades et la revenue de la carité».

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FEW 9,536a PÜLLUS «Afr. poule f. "femelle du coq" (hap. 13. jh.), polie Renart, mfr. nfr. poule (seit ca. 1340, Gdf 6,347)162». FEW 9,533 b verzeichnet sub PULLIUS «Afr. poille f. "poule" (1316, Runk)» 163 . Gdf 6,346c POULAILLERIE s. f. "poulailler, endroit rempli de volaille, marché à volaille" s. d.: Dial. fr. flam., f 4 e , Michelant [= ca.1340 DialFrFlamM] «Va en le poulleilerie, si acate deus poulies, une poulie et deus pouchins»164. GdfC 10,390a POULE s. f. "femelle du coq" s. d.: Chopinel [= JMeun] ap. Ste Pal.; s. d.: Ren., Br. IV, 1273 «[...]polie [...]». Lac 8,400a POULE "femelle du coq" verzeichnet den in GdfC gegebenen Beleg «C'est chose qui moult me deplaist Quand poule parle et coq se taist. (Clopinet.)». TL 7,1372 POLE s. f. "Henne, Huhn" 4. Vt. 12. Jh. RenMéon 10001 «De ma mere oi quatre serors, Que virges poules, que meschines, Moult i avoit beles gelines»; Variante (ms. E. 13. Jh.) zu PercH 7482 «De quanques a prodome estuet Fu mes sire Gauvains serviz: Plovier et feisanz (Var. Poules et anes)165 et perdriz Et veneison ot au soper»; M. 13. Jh. VMortAnW 281,6; etc. Gam 2 720b sub POULARDE « [ . . . ] poule "Huhn"; dieses erst im 13./14. Jh. bezeugt, [...]; poule ersetzt afr. geline "Henne"». D E A F sub GELINE 439.37-440.04 erörtert die Quellensituation bezüglich poule und äußert sich zur semantischen Differenzierung von poule und geline. - Der Beleg Urk. (Mézières?) 1228/29 ChRethelS 1 wird von DEAF sub GELINE 439.49 (mit der Datierung «1229») erwähnt. FEW verzeichnet aus Runk zwar den Beleg poille 1316, übersieht aber bei Runk den Beleg poulie 1316 sowie den auf POILLE sub GELINE folgenden Beleg poule 1228/29 (Runk 41), mit erheblicher Vordatierung. Offensichtlich ist poule selten belegt. Die Belege Dok. Marchiennes ca. 1200 sind Zweitbelege und fachsprachliche Erstbelege in einem ausreichend exakt datierbaren Text; der Beleg Urk. (Mézières?) 1228/29 ist urkundlicher Erstbeleg. polet m. polet, poulet "(junges) Huhn" Dok. Marchiennes ca. 1200 GysselingDocAnc 192.22 «a le feste saint Remi doit cascuns cortils .1. pain et .1. d. doesin et .1. polet»-, Urk. Etrun 1230 BPH 1899, 71.22 «doit III coupes de blé et .1. capon et poulet et demi et II deniers». 162

Runk 125 verzeichnet poulie mit einem Beleg schon von 1316, den FEW wohl übersehen hat. 163 Hierzu ein sehr früher Beleg, der allerdings nicht im Original überliefert ist: 1200/01, copie authentique 1776 FossierCh 236 «[jemand schuldet] XII denarios et III puilles et, cum obierit, succedens debet II solidos et VIII poilles». 164 Die Vermutung von Runk 41 «Poule ist sicher das Kücken» im Gegensatz zu geline erweist sich hier als falsch. 165 Variante aus Ms. M: Montpellier, Ecole de Médecine H 249 (fonds Bouhier C. 44), ms. E.13. Jh.

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FEW 9,537b PULLUS «Fr. poulet m. "petit d'une poule" (seit ca.1280), pollet (St-Omer 1281; ca.1340), [...]». GdfC 10,390 b POULET S. m. "petit de la poule" ca.1275 BeaumJBIS; Dok. 1281; Dok. 1383. TL 7,1372b "Hühnchen" ca.1340 DialFrFlamM E 2a; A.13.Jh. GuillDoleS 1243; ca.1275 BeaumJBIS 1353; etc. Gam 2 720b sub POULARDE «dazu [zu poule] seit dem 13. Jh. die dem. Abi. poulet "Hühnchen", REW 6828». - Erstbeleg. porter v. n. (1) com lois portera, com lois porte, comme justice porte "wie es das Recht vorschreibt" Urk. (Cambrai?) 1219 GysselingDocAnc 197.39 «Sire Thiemers doit loiaument leglise de Cambrai, metre bien, et afaitiement. si com lois portera, par segnors et par pers. [...] en liretage de dimes que Ii glise tient en wages de lui»; Urk. (Tournai) 1228 HerbomezTourn 22.10 «[treten die beiden Vertreter einer Prozeßpartei vor] por iugement a oir, et bien si com lois porte s'en poroffrirent»; Dok. ca.1230, ms. 15. Jh. LoisGodM 12.32 «Se homicides de autre lieu entre en le cité, sa personne est sauls, se tant non comme iustice porte»1*6. FEW 9,203 b PORTÀRE «porter "déclarer, dire (surtout en parlant d'actes publics)" (seit ca. 1470)». TL 7,1592 PORTER "besagen" Dok. 1242 Tailliar 109.8 «[...] si ke ces escris porte»; RoisinB [= ca.1285, ms. ca.1349 RoisinM 27.17]167 23,4 «si que lois porte»; 1338 ChaceMesdisM 148 «[...] com renommee porte [...]». Li 3,1225 c belegt "exprimer, déclarer" seit Bossuet. - Erstbeleg. porter v. a. (2) porter l'aigue "Wasser führen, leiten (ein Kanal das Wasser)" Urk. La Rochelle 1231 LaDuCh 2,116.23 «icil mesmes panz deit porter l'aigue de la dite place que nos avom baillé a Garin [...], deci qu'a la rue de la Blaeterie»; ibid. 116.29 «la chenau qui la dite aiguë portera». FEW 9,204 a PORTARE belegt ähnlich nur «mfr. porter "charrier" (1347, Bev; QJoyes; 1508, Gaillon 4; 1551, Goub)», aber nicht die Bedeutung "führen (ein Kanal das Wasser)", vgl. Li 3,1224c PORTER 14° "faire aller, diriger, condui166

Die Richtigkeit der Bedeutung wird gestützt durch den Wortlaut des lt. Textes von LoisGodM 12.30-32 «Item si homicida alibi civitatem intraverit, persona eius salva erit, nisi quantum iusticia dictaverit». 167 Weitere Belege ibid. 27.16, 19.

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re" «Au sens de faire aller, diriger, conduire, il se dit de choses qui donnent le mouvement» mit dem Beispielsatz «Des tuyaux qui portent l'eau dans un jardin». In GdF 6,317 a fehlt PORTER; in GdfC 10,381b und TL 7,1588 PORTER findet sich die Redewendung nicht. - Erstbeleg. porter v. a. (3) porter baillie "ein Amt innehaben" Urk. (Morville-s.-Seille?) 1232 MuséeArchDép 129.10 «et tuit cil qui portent baillie doient faire fautei as signors et as borjois». FEW 9,203b PORTARE belegt ähnlich «Fr. porter v. a. [...]; "se charger de la responsabilité de" Chastell», eine Bedeutung, die hier nicht trifft. In FEW 1,207a BAJULUS findet sich zwar «norm, baillie "autorité, direction", die Bedeutung "Amt", "charge" fehlt jedoch 168 . In Gdf 6,317 a fehlt PORTER; in GdfC 10,381 b PORTER fehlt die Bedeutung "(Amt) innehaben". In Gdf 1,556c und TL 1,802 BAILLIE findet sich kein Beleg für die Redewendung porter baillie. - Erstbeleg. porter v. a. (4) porteir pieres "Steine tragen (als typische Frauenstrafe)" Urk. (Morville-s.-Seille?) 1232 MuséeArchDép 130.1,5 «S'aucune famé dit lait de putain a sa visine, se cille s'en claime, cele qui lo lait a dit doit porteir en chamise pieres, le dimenge, entor le moustier, et cele cui om a dit le lait doit aleir après et tenir unes verges; [ . . . ] se celle qui porte les verges rit après, si redoit porteir les pierres». F E W 9 , 2 0 2 b PORTARE, F E W 8,313 b PETRA, T L 7 , 9 1 9 PIERE s o w i e T L 7,1588

PORTER ist diese Redewendung nicht verzeichnet. Gdf 6,317 a fehlt PORTER; Gdf 6,151a PIERRE, GdfC 10,336 a PIERRE und GdfC 10,381 b PORTER fehlt die Redewendung. DC 5,28 b LAPIS «lapides catenatos ferre "poenae species, feminis potissimum indicta"» mit zwei mit. Belegen ab 1229 sowie einem fr. Beleg Dok. 1247: Charta ann. 1247. Tabul. Campaniae fol. 343169 «La famé qui dira vilonie à autre, si come de putage, paiera 5. sols, ou portera la Pierre toute nuë en sa chemise à la procession, etc.». DC 9,305 c PIERRE «porter la pierre à la procession "sorte de pénitence publique pour une femme qui insultait une autre femme. Gl. sous Lapis». 168 169

Vgl. oben baillie S. 49. Es ist unklar, welches Kopialbuch DC hier benutzt hat; in Frage kommen eventuell Stein 861 oder 862 (beide ms. ca.1270).

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Auch nach GrimmRecht 2,315-317 handelt es sich beim Steinfragen um eine typische Frauenstrafe; siehe hierzu ausführlich Künssberg, Rechtsgeschichte und Volkskunde 42-46, der darauf hinweist, daß die vom Erzbischof von Reims ausgestellte Gründungsurkunde von Beaumont 1182 die älteste Fundstelle für diese Rechtssitte ist170. - In den Wörterbüchern nachzutragende Bedeutung und Erstbeleg. porter v. r. il, ele se porte, eles se portent "sich darstellen, beschaffen sein" Urk. (Saint-Quentin) ca.1218 Lemaire 412.10 «Pierres [...] doit seur deus maizons prés à prés, vers Androes, l'une d'estraim et l'autre de tuile, si coume eles se portent et devant et deriere, X sol. à paier au Noeil»; ibid. 412.15 «se maizoun [...], si coume ele se se porte et devant et deriere»; ibid. 414.2 «seur leur maison ki siet vers Fontaines [...], si come ele se porte et devant et deriere»; Urk. Saint-Quentin 1218-19 Lemaire 411.15 «tout l'iretage qui fu Wedon de Noion [...], ensi comm'il se porte devant et deriere»; ibid. 411.18 «une maison [...], ensi comm'ille se porte devant et deriere»; Urk. (Saint-Quentin) 1219 Lemaire 414.15 «une maison [...], ensi com ele se porte devant et deriere»; Urk. (Saint-Quentin) 1221 Lemaire 417.9 «ont aquise et acatée à Denizart Pesiere se grant maison d'estrain de le rue des Flamens, et le cambre qui tient à celi maison par deseure, ensi com eles se portent devant et deriere»; Urk. (Saint-Quentin) 1229 Lemaire 419.27 «leur maison [...], ensi comm'ille se porte et devant et deriere»; Urk. (SaintQuentin) 1232 Lemaire 421.2 «toute le maizo Jehan de Lens, ensi comm'ille se porte devant et deriere»; Urk. (Saint-Quentin) 1235 Lemaire 423.17 «un manoir [...], ensi comm'il se porte devant et deriere»; Urk. (Saint-Quentin) 1235 Lemaire 424.7 «comm'ille estoit de le masure qui fu Wedain Malakine, ensi comm'ille se porte devant et deriere». FEW 9,203 b PORTARE belegt ähnlich nur «Afr. si comme le bois se porte "le bois tel qu'il est" (1266, Runk), fr. se porter "se comporter, se conduire comme" (ca.ll90-Ac 1878; 'vieux' Besch 1845) [...]». Hierzu gehört auch der einzige Beleg in GdfC 10,382 b mit der zweifelhaften Definition "être situé" Dok. Mars 1218, Chirogr. 1. 24, n° 1, A. Saint-Quent. «Le maison ensi com ele se porte par devant et deriere», der von FEW nicht berücksichtigt wird. TL 7,1588 PORTER verzeichnet die vorliegende Bedeutung ebenfalls nicht und verweist nicht auf GdfC. Für den Beleg Dok. 1218 nennt GdfC als Quelle die Hasse 24, n° 1 der Archives [municipales] de Saint-Quentin. Sowohl LeProuxVerm als auch Le170

Beaumont-en-Argonne, dép. Ardennes, ar. Sedan, c. Mouzon. Die Anlehnung des Stadtrechts von Morville-sur-Seille an das von Beaumont-en-Argonne hat offenbar auch zur Übernahme der Rechtssitte des Steintragens geführt. Diese Strafe mag viel älter sein; daß die erste Nennung der Rechtssitte und ihr Erstbeleg in der französischen Fachterminologie zeitlich so nah aneinanderliegen, ist immerhin bemerkenswert.

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maire haben die fr. Urkunden der liasse 24 publiziert, welche «renferme la plus grande partie de nos chartes»171. LeProuxVerm fährt fort: «La série commence par l'année 1218, qui, déjà, nous fournit quatre pièces»172, d. h. die Stücke LeProuxVerm Nr. I bis IV. Die Urk. Nr. I ist wie der Beleg in GdfC mit «mars 1218» [a.st.; gleich 1219 n.St.] datiert, aber der weitere Kontext lautet LeProuxVerm 441.5-7 «il ont acatee une maison qu'il auoient en le rue Saint Thumas deuant le maison Drouart Lebrun d'autre part le uoie, en si com elese porte deuant et deriere»173, also umfangreicher und ohne par wie in GdfC. Da Datum und Signatur der Quelle aber übereinstimmen, ist zu vermuten, daß Gdf nicht nur den Text der Quelle gerafft, sondern auch eine falsche Lesung mit par übernommen hat: Keiner der elf Belege aus Lemaire bzw. LeProuxVerm weist den Typus mit par auf! Runk 71 si comme le bois se porte "le bois tel qu'il est" I 778, 20 wird von FEW (nach Runk) 1266 datiert. In Wirklichkeit handelt es sich hier um eine Transkription des 16. Jh. auf Papier, mithin um eine formlose Notiz: Der Beleg ist für eine Datierung auf 1266 ungeeignet. Morlet 348 SE PORTER "s'étendre" nimmt den Beleg von Runk auf und datiert ihn wenig hilfreich «ap. 1266», was der enormen Zeitdifferenz aber in keiner Weise gerecht wird. Etwas unglücklich ist auch die Definition "s'étendre": se porter, vor allem in Hinblick auf Gebäude, bezieht sich nicht nur auf die Ausdehnung, sondern auf den zum Veräußerungszeitpunkt vorgefundenen Gesamtzustand der Sache. Die Definition "se présenter" wäre vorzuziehen. - In TL 7,1588 PORTER und FEW 9,203 b PORTARE ist se porter "sich darstellen, beschaffen sein" bzw. "se présenter" nachzutragen, wobei der Beleg Runk wegen des späten Manuskriptdatums besser unberücksichtigt bliebe. Der Beleg Urk. 1218-19 Lemaire ist datierter Erstbeleg. porterrier m. "Inhaber eines bäuerlichen Lehens" Urk. (Metz) 1230 WaillyCollLorr 19.16 «Et si aquite la vigne [ . . . ] ke gist ou ban de Faut per ansi ke Ii abbes i mettera porterrier ke ferat ceu ke la terre do vera.» FEW 131,251b «Alothr. porterrien m. "fermier, tenancier" (1325-16. jh.); pourterrier (14. jh.)». TL 7,1602 PORTERRIEN, PORTERRIER S. m. verweist auf Gdf 6,317 b, c. Gdf 6,317c PORTERRIER s.m. "syn. de porterrien" 174 belegt Dok. s.d.: Drois de la vowerie de Montigny, ms. Metz 46, p. 123 «[...] au pourterier»; Dok. 1312: Chart, de Jean, seigneur de Commercy, ap. Duc., Portarii «[...] le 171

LeProuxVerm 437. Ibid. 438. Die Stelle entspricht Urk. (Saint-Quentin) 1219 Lemaire 414.13-15. 174 Gdf 6,317b PORTERRIEN s. m. "tenancier, fermier" Dok. 1325: Hist. de Metz, IV, 10; Dok. 1374: Arch. JJ 105, pièce 318; etc. 172 173

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dit pourterier varderont [...]» sowie drei weitere Belege; Dok. 1320: Coll. de Lorr., 971,108, Richel. «[...] acum des porterreirs; Dok. Metz 1321 (cf. Stein 2423 und 2428: ms. 14. Jh.): Cart. de Metz, Richel. 1. 10027, f° 50r° «[...] chascuns porterriers [...]»; etc. - Der Beleg 1230 WaillyCollLorr ist urkundlicher Erstbeleg. presentación f. "Präsentationsrecht (des Patronatsherrn)" Urk. (Mézières?) 1228/29 ChRethelS 1,102.25 «Et avons retenut à nous et nos hoyrs [ . . . ] le patronage 175 de la chápele et la presentación del chapelain»176. FEW 9,310 a PRAESENTARE «Fr. présentation "acte de présenter qn pour un bénéfice vacant (t. de droit canon.)" (seit 1263)». DG 2,1803 a «1263. Lapresentacions de ladite chapelerie, Joinv. Charte», in BEC 28, 1867, 564. GdfC 10,410 c "action de présenter une personne pour l'obtention de certains bénéfices" Dok. 1333 (von Stein anscheinend nicht verzeichnet): Cart. de Ph. d'Alenç., p. 103, A. Seine-Inférieure. TL 7,1799 belegt sub PRESENTACIÓN diese Bedeutung nicht. - Erstbeleg. promors m. [Bedeutung unbekannt] Urk. (Toul) 1235 WaillyCollLorr 22.18 «troiz foiz en l'an doit on à l'abbei les charrues en ses crowées à plain promors et autretant les ministrers cum les boviers»; ibid. 22.20 «Ii cheval qui herperoient à tramoes et à wain n'averont autre droiture ke lor plain promors». Gdf 6,432b PROMORS S. m. "temps de labourer de terre, selon D. Jean François" Dok. 1235: Ch. du c te de Bar, Cab. du Fresne, et Coll. de Lorr. 980, n° 7, Richel. [= Urk. (Toul) 1235 WaillyCollLorr] «Et trois foiz en l'an doit on a l'abbei les charrues ou177 ses crowees a plain promors, et autretant les ministrers cum les boviers»; ibid. «Et li chival178 ki hierperont 179 a tramees 180 et a wain n'averont autel181 droiture que lor plain promors». TL 7,1974 PROMORS s. m. verweist ohne Definition auf Gdf 6,432 b.

175

Vgl. oben patronage S. 90. Beleg von Runk wohl übersehen. 177 Wailly liest hier «en». 178 Wailly liest hier «cheval». 179 Wailly liest hier «herperoient». 180 Wailly liest hier «tramoes». 181 Wailly liest hier «autre». 176

98

FEW 63 und FEW 9 scheinen promors nicht zu verzeichnen; auch in FEW 23,118 b sub 'CORVEE' ist promors nicht belegt182. Eventuelle mit. Entsprechungen finden sich weder in DC noch in Niermeyer, Latham und BlaiseMAge. Die Definition von Gdf ist zweifelhaft und wohl auf die unterschiedliche Lesart des Zitats zurückzuführen; promors scheint eher ein Teil der zur Bodenbearbeitung mit Zugvieh benötigten Ausrüstung zu sein. rasiere f. 1. "ein Hohlmaß (für Getreide)" 2. "ein Flächenmaß" 1. Urk. Tournai 1225 HerbomezSMart 1,317.31 «de ce devoit Ii glise Saint Martin [...] V rosières de forment»; ibid. 318.8 «IUI rosières de forment»; ibid. 318.9 «cascune rosière»-, Urk. Tournai 1231 BCRH 9,1845, 139.6 «par XV rasieres de soile par an de tel blet que Ii tiere porte». 2. Urk. Hénin-Liétard 1221-22 BPH 1899, 67.24 «sor une rasiere de tere c'on tient de Saint-Martin de Hénin»; Urk. (Douai?) 1223GysselingDocAnc 201,31 «ele met en restor .i. rasiere de tere plus quele ne demandast de sen douaire»; ibid. 201.33 «.i. rasiere de tere»; Urk. (Douai?) 1223 GysselingDocAnc 202.5 «.i. rasiere de tere»; id. 202.7183. FEW 10,99 b «Fr. rosière f. "mesure de capacité, surtout pour les grains et pour la houille" (hain. flandr. pik. 1234-Li, Gdf; RLR 41,386; Fagniez; CentNouv; CohenReg)» sowie «afr. rasiere "mesure agraire" (flandr. pik. 1212-1326)». TL 8,310 "Hohlmaß" Urk. Tournay 1230 [= Urk. Tournai 1231] BCRH 9, 1845,139.6 «quinze184 rasieres de soile»; Urk. Douai [=Urk. Douai 1225] ZrP 14, 1890. 299.3, 4185; ibid. 300.2186; M. 14. Jh. BaudSebB VII 331; ca.1370 182

In GdfLex fehlt promors und ist deshalb wohl nicht ins FEW gelang, denn Wartburg hat nur GdfLex exzerpiert, nicht Gdf und GdfC. 183 Die lexikologische Genauigkeit verlangt die Trennung der aus Abkürzungen aufgelösten Belege von den im Text ausgeschriebenen, vor allem dann, wenn die ausgeschriebene Form in der Quelle nicht belegt ist. Das geschieht im Fall von rasiere bei TL leider nicht. Zu den oben verzeichneten ausgeschriebenen Belegen folgen hier die aufgelösten Belege (in der Quelle jeweils «r.»): 1. "ein Hohlmaß (für Getreide)" Dok. Marchiennes ca. 1200 GysselingDocAnc 192.25, 30, 34, 35; ibid. 193.3, 4, 5, 6, 7, 9, 10, 11; ibid. 195.11, 14, 15, 16, 19; Urk. (Douai) 1225 GysselingDocAnc 205.29, 40. 2. "ein Flächenmaß" Dok. Marchiennes ca.1200 GysselingDocAnc 193.43,45, 46, 47, 48; ibid. 194.1; ibid. 195.15, 16; Urk. (Douai) 1219 GysselingDocAnc 198.34; Urk. (Douai) 1225 GysselingDocAnc 206.20. 184 Im Text steht «par XV rasieres». 185 Auch GysselingDocAnc 205.39, 40. Diese Belege sollten aber unberücksichtigt bleiben, weil sie aus «r.» aufgelöst sind. 186 Auch GysselingDocAnc 206.20. Der Beleg ist aus «r.» aufgelöst.

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DialFrFlamHF 80; Dok. 1443 in RoisinB 200; sowie in der Bedeutung "Flächenmaß" nur mit einem Beleg s. d. Tailliar 250.18 (Tailliar 250 datiert selbst ca. 1260, aus: Chronique de l'abbaye d'Anchin, par M. Escallier, preuves). Gdf 6,608 a "mesure de capacité pour les matières sèches" Dok. 1234: Charte, Arch., Mus., vit. 42, pièce 233 [= Urk. (Douai?) 1234 EspDouai 3,36.13 oder 15]187 «Une rasiere d'avoine»; Dok. 1362; etc.; sowie in der Bedeutung "mesure de susperficie" Dok. 1212: Vente, C tes d'Art., 47, Arch. Pas-de-Cal. «Vint rasieres de terre»; Dok. 1234: Ch. de 1234, Arch., Mus., vit. 42, 233 [= Urk. (Douai?) 1234 EspDouai 3,36.28]188 «.V. rasieres189 et demie de terre»; Dok. 1251 Tailliar 191 [lies: 192]; Dok. 1326. Das von Gdf zitierte Dok. 1212 findet sich auch in Tailliar Nr. 12 S. 43-45, wird von Gdf aber nach der archivalischen Vorlage zitiert. In den Archives du Pas-de-Calais trägt das Stück heute die Signatur A 5/20. Es handelt sich nicht um ein Original, sondern um eine Kopie oder die spätere Übersetzung einer lt. Vorlage von 1212190. DC 5,590 b RASERIA "mensura annonaria", «vulgo Rasiere», mit mit. Belegen aus einer Bulle Papst Honorius III. (1216-1227), einem Dok. 1228, etc. 191 , sowie raseria terrae "agri portio capiens unam raseriam seminis" mit einem mit. Beleg 1191. - Der Erstbeleg für die Bedeutung "ein Hohlmaß (für Getreide)" findet sich in Urk. Tournai 1225. Es ist allerdings zu bemerken, daß in der Ausgabe von HerbomezSMart die Auflösungen der abgekürzten Form nicht als solche gekennzeichnet sind. Dies gilt auch für Urk. Tournai 1231 BCRH 9,1845. Als Auflösung gekennzeichnete Belege finden sich ab Dok. Marchiennes ca. 1200 GysselingDocAnc. Der Erstbeleg für "ein Flächenmaß" findet sich in Urk. Hénin-Liétard 1221-22 BPH 1899. Dies ist gleichzeitig der Erstbeleg für rasiere in ausgeschriebener Form. Frühere Belege in Abkürzungsform finden sich ab Dok. Marchiennes ca. 1200 GysselingDocAnc. Der Beleg 1212 in FEW ist als Erstbeleg zu streichen, weil die Quelle eine Kopie oder die spätere Übersetzung einer lt. Vorlage von 1212 ist. 187

Es handelt sich hier um eine durch Wenn, Erzbischof von Saloniki sowie Dekan und Kapitel von Saint-Amé de Douai im Jahr 1234 ausgestellte Urkunde (AN: K 1160 3 ), die EspDouai verstümmelt in Listenform wiedergibt; rasiere kommt hier nur abgekürzt als «ras.» vor (und fehlt deshalb in meiner Belegreihe). Saloniki ist seit 1224 dem Despotat Epirus einverleibt. Vor allem die Beteiligung von Dekan und Kapitel von Saint-Amé de Douai legen eine Ausfertigung der Urk. in Douai nahe. 188 Vgl. oben Fn. 187. 189 Im Text ist nur «ras.» belegt. 190 Auskunft der Archives du Pas-de-Calais. 1,1 Hierzu ein früher mit. Beleg Urk. (Arras) 1157-58 HerbomezChätTourn 5.29 «XXX a raseras avene et XVIII den. et IUP' capones ad Natale Domini». Bei Latham 391b ist rasura ab 1140 verzeichnet (ohne Belege).

100

renc m. "Reihe (von Häusern)" Urk. (Douai?) 192 1234 EspDouai 3,36.26 «Sor le maison Aleaume Le Keetier, en cel renc meisme [nach einer Aufzählung weiterer Häuser mit Lageangabe]». FEW 16,240 a H RING (anfrk.) belegt «Afr. mfr. renc "ligne de guerriers, de soldats" (Roland-MirND), [...]» sowie 240 b «Mfr. nfr. rang "ordre, disposition de plusieurs objets ou personnes sur une même ligne" (seit 14. jh. ; 'aujourd'hui, sauf pour les spectateurs, on dit plutôt rangée' Borg)». GdfC 10,539 a RENC s. m. "chacune des lignes sur lesquelles une suite de choses, de personnes sont disposées"; die Belege mit Bezug auf Sachen setzen hier frühestens am Ende des 14. Jh. mit Jean d'Arras ein. TL 8,772 belegt "Reihe, Kampfreihe", hierunter auch ein Beleg, in dem renc auf Sachen bezogen ist, ca. 1160 EneasS 192 433 «Li mur (von Karthago) sont fait a postereis, A pilerez et a merels .. ; Tot environ ot fait treis rens De mangnetes par molt grant sens, D'une pierre ki molt est dure»; Belege mit Bezug auf Häuserreihe finden sich weder hier noch unter den Bedeutungen "Ring, in welchem turniert wird, [ . . . ] " , "Stall", etc. - renc Urk. (Douai?) 1234 belegt erstmalig die Bedeutung "(Häuser-)Reihe" und ist Zweitbeleg, aber erster urkundlicher Beleg für den Bezug auf Sachen. renoveler v. a. "neu ausfertigen (Urkunde)" Urk. (Tournai) 1234 HerbomezChâtTourn 68.27 «jo ki n'avoie mie seel, empruntai et fis pendre le seel mensigneur Mahiu d'erre men home. Et bien connois que quant jo arai propre seel, mettre Ii doi et les leitres faire renoveler». FEW 7,205 a belegt neben anderen Bedeutungen allgemein «fr. renouveler v. a. "rendre nouveau en substituant à une chose une autre de même espèce" (seit 13. jh.)», Definition und Datierung wie Li 4,1621a. Der fachterminologische Aspekt bleibt bei dieser Definition unberücksichtigt: Die schriftliche Fixierung des Rechtsgeschäfts soll auf ein neues Pergament übertragen, gesiegelt und die entstandene Urkunde durch diesen Akt mit neuer Rechtskraft versehen werden. Hier schließt eng die spätere Bedeutung «"remettre en vigueur (un traité, un usage, etc.)" (seit 16. jh., s. Gdf; Lac)» FEW 7,205a an. Gdf 7,39 b, GdfC 10,543 c, DG 2,1926 b, TL 8,834 und Hu 6,500b belegen renoveler "neu ausfertigen" ebenfalls nicht. Ein naher Beleg findet sich allerdings GdfC 10,543 c RENOUVELER "rétablir dans un état nouveau, en remplaçant ce qui ne convient plus" Dok. 1474: Reg. terrier des biens des Chartreux, f° 1 r°, A. de l'Etat à Tournai «Lequel registre et carturlaire fu renouvelé l'an

192

Zur Lokalisierung der Urk. vgl. S. 100 Fn. 187.

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mil quatre cens et .LXXIV.». Hier handelt es sich jedoch um eine Neuaufnahme mit Ergänzungen. - Erstbeleg für die fach terminologische Bedeutung. resurredon f. resurrection "Auferstehungsfest, Ostern" Formel A. 12. Jh. Fécamp EpreuveJudicG 66.23 «Missa de la resurrection, missam de sancta Trinita te, missa de sancto Stephano deit lun dire pour le campiun». FEW 10,328 a belegt «"le fait de se lever de son siège" (env. 1120)» sowie «"fait de revenir de la mort à la vie" (dp. SSBern)193»; die Bedeutung "Osterfest" ist erst viel später belegt «spécialt. mfr. frm. la Résurrection "la fête de Pâques" (dp. 14e s.)». Gam2 768 b datiert allgemein "Auferstehung" 12. Jh. GdfC 10,562 b RESURRECTION S. f. "action de ressusciter" verzeichnet zwei Belege, so s.d.: Evrat, Genese, B.N. 12457 f 70 v° [= ca.1196 EvrartGen] «[...] La seinte rexurrection»; ibid. f° 72 v° «La resurrection, Par qui tuit somes sain et sauf» sowie einen Beleg Dok. 1307: Ch. de Ph. le B., A. Loiret «Resurredon». TL 8,1101 "Auferstehung" ca.1174 BenDucF 26337 «de sa resurrection Jusqu'au jor de s'acensïon Oct quarante jorz acompliz»; ca.1224 CoincyllOP 55, 1173; ca. 1306 JoinvW, mit zwei Belegen, aber ohne die Bedeutung "Osterfest". Die Datierung FEW «dp. 14e s.» geht wohl zurück auf Li 4,1681a sub e RESURRECTION «XIV s. Le pape prioit l'empereur qu'il allast à Rome, et qu'il fust à la resurrection, Chr. de St-Denis, t. I, f° 164, dans Lacurne». Gdf hat diesen Beleg nicht übernommen. - Der Beleg EpreuveJudicG ist Erstbeleg mit einer erheblichen Vordatierung von ca. 200 Jahren. serrant de prep. serant de "neben, angrenzend an" Urk. Saint-Quentin 1218-19 Lemaire 411.19 «se siet cille maizons serant de le grant maizon qui fu Jehan de Duellet»; Urk. (Saint-Quentin) 1232 Lemaire 421.3 «toute le maizo194 Jehan de Lens, [...], serant de le maizon Gerart Nés de Cat»; Urk. (Saint-Quentin) 1235 Lemaire 423.21 «le maison qui est serant de le maison qui fu Richart Bras de fer». FEW 11,506b SËRARE «Afr. serrant "qui obsède" HerbF; serant "se trouvant au voisinage immédiat" (1291, Runk); [...]; serant de prép. "près de, contigu à" (1232), serrant AdenEnfOg 4032, [...]». 1,3 194

Also ca. 1190 SBernAnF. Sic!

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Gdf 7,396 C SERRANT prépos. "auprès de, contigu à" Dok. 1232: Charte, Bibl. Ec. des chartes, 1874, p. 450195 [= Urk. Saint-Quentin] 1232 LeProuxVerm 451.1]196; Dok. 1254: C'est li escris Cholart de Canfaing, Chirog., Arch. Tournai «[...] sierant le dicte paroit»; Dok. 1386. Runk 152 belegt serant in einem Dok. 1291 (ChRethelS 1,408.17 und 408.21); es handelt sich hierbei um eine kollationierte Kopie 1511. TL 9,552 SERRANT pc. prs. adv. verzeichnet nur 1276 EnfOgS 4032 «Li coups fu si de grant vertu dounés Que li mustiaus dou cheval fu coupés Près dou genouill, tout serrant rés à rés». - serant de Urk. Saint-Quentin 1218-19 ist Erstbeleg. Der Beleg serant 1291 FEW nach Runk ist neu zu datieren, da es sich hierbei um eine Kopie 1511 handelt. setisme, vintunisme197 I. descopeir lui septisme, faire [serrement] sei setme, se descorper lui septime "einen Siebenhändereid leisten" II. se descopeir lui vintunisme, l'un vintunisme "einen Einundzwanzighändereid leisten" Urk. Metz 1214-20 Histoire de Metz 177.Il198 «Et si hom ratoit acun de ses amis ke il lo poust penre ou ocire, lui septisme lo covenroit descopeir toz ceus cui hom lo demanderoit»; ibid. 177.15 «lui vintunisme se descoperoit, ou il seroit colpaules»; ibid. 177.18 «Et si acuns estoit reteiz de femme ravie, & descopeir ne s'en pooit lui vintunisme, ceu meisme ferait hom de lui ke de l'omicide»; ibid. 177.25-26 «Et si aucuns estoit reteiz, & tesmognage n'i avoit, l'un vintunisme se descoperoit de l'afoleir, & lui septisme de la plaie»; Dok. l.Vt.13. Jh. RecLondB 493.42 «Si home forein deit faire serrement pur dette, v pur alkun mesfait, il le deit faire sei setme»199; Urk. (Morvilles.-Seille?) 1232 MuséeArchDép 125.1 «cil dont om se claime se puet descorper, lui septime». Mit Hilfe einer bestimmten Anzahl von Eideshelfern kann der eines Verbrechens Beschuldigte sich von der Anklage durch einen Eid lösen, der Geschädigte den erlittenen Schaden durch Eid beschwören. Ein Eid mit sechs Eideshelfern wird als Siebenhändereid, ein solcher mit zwanzig Eideshelfern als Einundzwanzighändereid bezeichnet200. 195

Lies: 451. Auch: Lemaire 421.3. setisme und vintunisme werden hier aus inhaltlichen Gründen gemeinsam behandelt; beide sind auch in derselben Urk. belegt. 198 Da das Werk von 1775 stammt, habe ich die Transkription mit der Photokopie des Originals kollationiert; Korrekturen waren nicht notwendig. 199 Hierzu die synoptische Übersetzung von Bateson, RecLondB 493.40-42 «If a foreigner should make oath against debt, or for any misdeed, he ought to do it himself the seventh». 200 Zum Reinigungseid mit Eideshelfern vgl. GrimmRecht 2,495ff (dort auch Beispiele für den Siebenhändereid) sowie Warnkönig, Französische Rechtsgeschichte 3,295-296. 1,6

197

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D C 4,454 a v e r z e i c h n e t s u b JURARE SEPTIMA MANU U. a. D o k . 1209 « E t

dominus hominis illius septima manu propria, et manu trium Militum, et trium proborum hominum probaverit interposito sacramento»; DC 4,454c JURARE VIGESIMA UNA MANU D o k . 1233: C h a r t a C o m m u n i a e Nantoliensis a n n . 1233

«Et si latrocinium imponatur, escondiet se vicesima una manu hominum» sowie Dok. 1279: Aresta ann. 1279 in Regesto Parlamenti B. fol. 49 «Purgabit se per juramentum suum cum 20. Conjuratoribus Militibus de credentia». TL 9,585 SETISME und SETME verzeichnet diese Sonderbedeutung nicht; es findet sich hier auch kein entsprechender Beleg. TL 5,817 verzeichnet sub MAIN "Hand" jedoch jurer soi tierce main u. ähnl. "selbdritt schwören" ca.1174 SThomGuernW 1 1406 «En la curt sun segnur jurast, sei tierce main, Que la curt li oust esluinié sun dreit plain»; 4.Vt. 12. Jh. RenMéon 8505 «[...] Mostre l'estuet par tierce main [...]». GdfC 10,671 a SETISME "septième" verzeichnet den Beleg Dok. 1214: Paix de Metz, A. Metz [= Urk. Metz 1214-20 Histoire de Metz] «Luiseptisme». Gdf 2,559c verzeichnet sub DESCOLPER réfl. "se disculper, se justifier" nicht den Beleg für descorper aus der von ihm exzerpierten Urk. 1232 MuséeArchDép, welcher einen Kontext mit lui septime bildet; es findet sich hier jedoch Dok. 1214: Paix de Metz, Arch. mun. Metz [= Urk. Metz 1214-20 Histoire de Metz] «L'un vintunisme se descoperoit de l'afoleir»; die weiteren Belege ibid. hat Gdf wohl übersehen. Gdf 8,253 a - b verzeichnet VINT und VINTUNISME nicht. In GdfC 10,859b findet sich sub VINT adj. ordinal, "vingtième" jedoch der Beleg Dok. 1212-1220: Entre 1212 et 1220, Atour, dans Hist. de Metz, III, m [= Urk. Metz 1214-20 Histoire de Metz] «Vint unisme»; der Hinweis auf die Eidesleistung wird hier nicht einmal durch den Kontext erbracht! Nicht verzeichnet wird die Redewendung von FEW 5,80 a sub JURARE, FEW 6\285a sub MANUS, FEW 13 1 ,266b sub TERTIUS und FEW 11,484a sub SEPTIMUS. FEW 14,443 a sub VÎGINTÎ verzeichnet «Fr. vint-unisme "21 e " (ca. 1210)». Die Quelle hierzu bleibt allerdings unklar, doch ist nicht auszuschließen, daß die Datierung «ca. 1210» durch FEW sich auf die nur annähernd genau zu datierende Urk. Metz 1214-20 Histoire de Metz bezieht. DG, Li und Lac verzeichnen hierzu nichts. Arnould, Chièvres 115.6 verzeichnet den Beleg «cil cui il encolpe se puet escondire par jurer sur sains, lui settisme»201 und erklärt dazu in Fn. 10 «lui settisme (= lui septième): procédure de serment avec six cojureurs» (mit weiteren Quellenangaben). Runk 20 «lui-septime - ? lui-même 1767, 7» mit Beleg « . . . qui se deffent ne se purge par lui septime» [= Dok. 1249, ms. 15. Jh. ChRethelS 1,767]202 versteht die Bedeutung nicht; vintunisme wird von ihm nicht aufgeführt. 201

Es handelt sich bei diesem Dok. um die urkundliche Abschrift 1586 einer vermutlich afr. Urk. 1194. 202 Dieser Beleg wird auch von Morlet 329 mit der Definition "lui et 6 co-jureurs" verzeichnet und schlicht «1249» datiert. Es handelt sich aber um eine Kopie 15. Jh.!

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Die Eidesleistung durch den Schwörenden allein ("Einhändereid") und mit zwei Eideshelfern ("Dritthändereid") bei leichteren Vergehen findet sich häufig belegt in der Urk. 1232 MuséeArchDép 127.24 «li lois est le pastor a sa soûle main»; ibid. 128.30 «il s'em puet descouper par sa soûle main»; ibid. 130.25 «il s'en puet oster a sa soûle main»; ibid. 124.18 «il le puet proveir par dous ou par trois»; ibid. 124.26 «il le puet prover par dous et lui tiers»; ibid. 124.31 «se [...] li navrés at tesmoignages dous et lui tiers [d.h. wenn der Verletzte den Dritthändereid schwört]»; ibid. 125.14 «se cil sor cui hom fait la force le puet prover, lui tiers». - Das Schwören seit setme, lui septime und lui vintunisme, l'un vintunisme als "Siebenhänder-" bzw. "Einundzwanzighändereid" wird von FEW, Gdf und TL nicht verzeichnet. DC verzeichnet die Bedeutung nur mit lateinischen Belegen. Der Beleg Urk. Metz 1214-20 ist Erstbeleg für beide Redensarten; die Belege Dok. 1. Vt. 13. Jh. RecLondB und Urk. 1232 sind weitere Belege für diesen von den Wörterbüchern unverzeichneten oder mißverstandenen juristischen Fachterminus. soisté f. soistié, soiestés (pl.), soieste, soistes (pl.) "Landstück, das der Teilpacht unterliegt" Urk. (Saint-Paul?) 1226/27 Depoin, St-Martin 4,43.17 «super quibusdam terris et rebus aliis, videlicet Sancte Marie Campo, cultura, sarto Ermengardis, la Soistie, les Esperrieres, les Escaillons et prepositura .. Robertos supradictam Soistiam cum rebus aliis, et heredes ejus ecclesie .. quitaverunt»; Urk. Etrun 1230 BPH 1899,69.9 «avons douné à rente [...] toutes les teres, tant les demenes quant les soiestes, ke nous avons à Bailluel monsignor Bertoul»; ibid. 70.13 «toute ceste terre devant noumée estoit demenés de le glise de Struem et les terres ci après noumées estoitent à soiestes»; ibid. 70.16 «IUI capons, le witeme part d'un capon mains, de se soieste ki gist à le voie de Oupi»; ibid. 70.19 «por se soieste de Waumersart»; ibid. 70.22 «por se soieste en Vaumersart»; ibid. 70.25 «si ne doit nul capon por ce ke on semoit le moitié de le tere de se soieste ki siet el tertre de Goiele»; ibid. 70.27 «por se soieste»; ibid. 70.28 «La on conte .1. meneau de soieste»; ibid. 70.30 «se soieste»; id. 70.32; id. 70.35; id. 70.38; id. 71.1; ibid. 71.4 «les terres demenées ki devant sont noumées, ke cascune mencaldée doit .1111. deniers de relief et toutes le soistes [...] sont à relever à merci et selonc les loies et les coustumes k'eles estoient devant». FEW 12,19 b SOCIETAS belegt «spécialt. aflandr. soisté "métayage (t. de cout.)" (Cambrai 1266), soyesté (Flines 1344), apic. soiesté (1274-1328)203, soyetté (Meurchin 1507), frm. soëté (1790, Br 9)204». 203

Hierzu FEW 12,21 a Fn. 1 «D'où lt. médiéval soistura, soiestura, DC. - La définition de Gdf "société entre époux" repose sur une lecture fautive de DC». Gdf belegt die 105

Gdf 7,443 a SOISTE definiert "société entre époux" Dok. 1329: Cart. de S. Bertin, ap. Duc., Soistura «Soyesté»; diese Definition ist falsch (vgl. Fn. 203). Gdf belegt daneben "métayage" Dok. 1266 (Stein 741: ms. 15. Jh., mit Nachträgen 16. Jh.): Cart. de S. Aubert de Cambrai, ap. Duc., Soistura «Donnons . . . toutes les choses ke nos avons et aviennes euut nos et no ancisseur en terrage, en soisté, en tierce garbe»; Dok. 1274: Charte, Comtes d'Art., 537, Arch. Pas-de-Calais «En terages, en soiestes, en fours, en molins»; Dok. 1290 (Stein 231: ms. 14.-15. Jh.): 2e Cartul. d'Artois, Arch. Nord «Sept vins et dis mencaudees de tiere ahanaule et sept mencaudees et demie de soiestes»; ibid. ; Dok. 1317 (Stein 2155: ms. 13. Jh., mit Nachträgen) 205 ; Dok. 1328; Dok. 1330; Dok. 1344 (wohl Stein 1353: ms. 1540) sowie Dok. 1507. TL 9,778 SOISTÉ s. f. belegt soisté "Teilhaberschaft bei Landbetrieb" Urk. 13.Jahrh. Carp. soistura «toutes les choses ke nos avons .. en terrage, en soisté, en tierce garbe» sowie soiesté "Teilhaberschaft" Urk. 14. Jahrh. Bened. Du Cange soistura «terram . . quam dicti conjuges habebant, possidebant et tenebant, gallice dicendo 'a soyesté' a religiosis praedictis»; Urk. 14. Jahrh. Carp. eb. «soihesté». DC 9,359 a SOISTE "société. Il se dit des terres dont les fruits se partagent entre le propriétaire et le fermier. Gl. SOISTURA". DC 7,509 b SOISTURA bringt zwei mtl. Belege aus Tabular. Montis S. Eligii ohne Datierung sowie einen Beleg soyesté Dok. 1329 Tabul. S. Bertini «Vendidit... totam terram integraliter quam dicti conjuges habebant, possidebant et tenebant, gallice dicendo 'a soyesté' a religiosis praedictis, cum avantagio Froide-fontaine Gallice nuncupato, in parochia et territorio de Loustinga» sowie soihestés in Charta ann. 1317 ex Chartul. prior. Lehun. ch. 98206 (Stein 2155: ms. 13. Jh., mit Nachträgen) «Je Rogues li Borgnes chevaliers aie tenu en Soihestés . . . dis mencaudées de t e r r e , . . . et pour che que les dites terres ne soient plus en Soihestés, ai consenti de me bone volenté à partir lesdites terres»; Reg. feud. Camerac. ex Tabul. ejusd. eccl. «Soiste»; Charta Engerrani dom. de Couciaco ann. 1266 ex Chartul. S. Autberti Camerac. (Stein 741: ms. 15. Jh., mit Nachträgen 16. Jh.) «Donnons . . . toutes les choses ke nos avons et aviemnes euut nos et no ancisseur en terrage, en Soiste, en tierce garbe, etc.». Dieser Beleg aus DC, von Gdf "métayage" definiert, erhält bei TL die Bedeutung "Teilhaberschaft bei Landbetrieb" gegenüber einfach "Teilhaberschaft" für die beiden vorhergehenden Belege. Die Definitionen sind aber wenig hilfreich: Dem Kontext bei Graphie soyesté bereits früher in Dok. 1329 unter der nur für diesen Beleg verzeichneten Bedeutung "société entre époux', welche von FEW zurückgewiesen wird. Die entsprechende Fußnote 1 von FEW ist aber «apic. soiesté (1274-1328)» zugeordnet, d.h. den von Gdf unter der Bedeutung "métayage" verzeichneten Belegen. Der Beleg soyesté 1329 wird von FEW gar nicht verzeichnet: Es bleibt von ihm nur die Fußnote! 204 Hierzu FEW 12,21 a Fn. 2 «Cité parmi les droits seigneuriaux et redevances abolis par décret de mars 1790, v. Br 9, 1074-1075». 205 Beleg auch von DC verzeichnet. 206 DC 10,CIb datiert in seiner Bibliographie das Manuskript auf E. 13. Jh.!

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DC kann entnommen werden, daß a soyesté und en soihesté die Teilpacht mit dem hieran gebundenen (meist hälftigen) Ertragsanteil bezeichnet, nicht das auf die Personen bezogene Teilhaberverhältnis von Eigentümer und Pächter. Auch alle Belege in Gdf sind unzweifelhaft auf die Sache, nicht auf die Person bezogen. Die Definition von TL "Teilhaberschaft bei Landbetrieb" ist zudem unverständlich. Ein frühes Beispiel für die Bindung der Bezeichnung an den Boden gibt soistié 1226/27, hier als Ortsname für ein Landstück, welches wohl der Teilpacht unterliegt oder unterlegen hat. Die Belege in Gdf verteilen sich auf die Bedeutungen "Teilpacht" im eigentlichen Sinne Dok. 1329 und 1501; "Einkünfte aus der Teilpacht" Dok. 1266 (ms. 15./16. Jh.), 1274, wohl 1328207, 1330, 1344 (wohl ms. 1540) sowie "Landstück, das der Teilpacht unterliegt" Dok. 1290 (ms. 14.-15. Jh.; zwei Belege) und 1317. Dupin/Laboulaye, Glossaire 120a verzeichnet SOISTE, soistee "société, partage à moitié". - Der bisherige Erstbeleg nach Gdf und FEW soisté Cambrai 1266 entstammt einer Kop. 15./16. Jh. und kann deshalb als früher Beleg nicht berücksichtigt werden. Ähnliches gilt für den Beleg soyesté Flines 1344, der wohl aus einem Manuskript 1540 stammt. Auch das Dok. 1290 nach Gdf weist ein spätes Manuskriptdatum 14./15. Jh. auf. Die somit stark reduzierte originale Überlieferung setzt bei Gdf 1274 ein. Die Definitionen in TL sind zu ersetzen, in Gdf und FEW zu differenzieren. Belegt ist soistié laut FEW 12,19 b seit 1180 in der Redewendung «prendre soistié a» "tenir compagnie de"; soistié 1226/27 ist Erstbeleg für die Bedeutung "Landstück, das der Teilpacht unterliegt", hier allerdings nur als Flurname. In seiner Bedeutung unzweifelhafter fachterminologischer Erstbeleg ist hingegen soies té 1230 mit aufschlußreichem Kontext. some f. summe "Geldbetrag, Geldsumme" Urk. Saint-Quentin 1219 Lemaire 415.10 «Rassens, ki fu ferne Jehan le Kien, eut trait en querele Adán de Corceles, burgois de Saint Quentin, d'une summe d'avor par devant le justice et les eskevins le roi»; Urk. (Metz) 1234 NRevHistDr 4,1880,602.3 «Et de cette summe me doit encor li priors deuant diz .XV. Ib. de mett.»; ibid. 602.8 «li priours deuant diz seroit quittes de la summe de la dariene anneie»; Urk. Tournai 1241-42 BCRH 73,1904, 220.14 «A le refaiture de le summe que Jehans li Dans emmena, 3 Vi sol.»; Urk. (Warnant?) 1275 Yans, Warfusée 12.18 «por chertainne summe de rentes et de cens». FEW 12,425 a SUMMA verzeichnet «Fr. somme (de florins, de deniers, d'argent) f. "certaine quantité de" (RoseM-DG; AncThéât; 'se dit parfois, pop.' Lach, 207

Der von Gdf zitierte Kontext ist für eine genauere Bestimmung zu kurz.

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Pau), apik. summe (Aisne 1271), mfr. sonme "tas, quantité" Eust 2, fr. somme "certaine quantité d'argent" (seit Aalma 1380), [...]». Gdf 7,468 a SOMME verzeichnet u. a. ähnlich nur "résultat d'une addition" mit drei Belegen 1320-1530. GdfC 10,685 b ergänzt "quantité formée de deux ou plusieurs quantités additionnées" mit den Belegen Dok. 1271 (Stein 1371: ms. 13. Jh.): Cart. de Foigny, B.N. 1. 18374, f° 219 r° «De laquele summe des deniers devant dis [.. ,]»208 sowie Dok. 1319: Contresomme des dépenses de la comt. de Hain., f° 5 v°, A. Nord «Somme des despens fais». TL 9,816 "(Geld) Betrag" verzeichnet nur ca. 1290 RenNouvM 5189 «pour une somme d'argent A garder li ot en couvent» sowie bereits ca. 1174 BenDucF 5018 u. a. «des riches trésors les sommes». - Die Bedeutung "Geldbetrag, Geldsumme" ist ca. 1174 erstmals belegt. Für rund 100 Jahre fehlen in FEW, TL und Gdf dann allerdings weitere Belege. Der Beleg in Urk. Saint-Quentin 1219 ist Zweitbeleg und erster urkundlicher Beleg. Die weiteren Belege 1234-1275 schließen die bisherige Lücke über die l . H . 13. Jh. hinaus. temporalité f. "weltliche Gerichtsbarkeit" Urk. (Cambrai) 1225 GysselingDocAnc 208.34 «des amendes ki montent et a temporalité et a spiritualité». FEW 131,181 b TEMPORALE» «temporalité [...], "juridiction du domaine temporel d'un évêché, d'une abbaie" 209 (1382-Ac 1798)». TL 10,174 belegt "Zeitlichkeit" ca.1350 GilMuisK I 393; RoisinB 245 [Nachtrag zu ms. ca.1349]210 sowie fälschlich unter dieser Bedeutung auch 1283 BeaumCoutB 11, 1 «justicier et esploitier a le laie justice les cas qui apartiennent a le temporalité, si que par le justice esperitüel et par le justice temporel drois fust fès a çascun»; hier ist vielmehr die Bedeutung "weltliche Gerichtsbarkeit" gegeben. TL belegt des weiteren "Wesen der Zeit" ca. 1275 RoseLLangl 19075 und verweist auf FEW sowie Gdf 7,666c. Gdf belegt hier jedoch nur TEMPORALLE s.f. "temporalité" Dok. 1472. Aber GdfC 10,749 a TEMPORALITÉ s. f. "domaine temporel, juridiction temporelle d'une autorité ecclésiastique" s.d.: Chron. de S. Den., ms. Ste-Genev., f° 219a211 sowie s.d.: J. Gerson, Serm. sur le retour des Grecs à l'unité, p. 39, Galitzin [A. 15. Jh.]. Li 4,2170 a TEMPORALITÉ "Anciennement, juridiction du domaine temporel d'un évêché, d'une abbaye, etc." verzeichnet den Beleg aus BeaumCout wie TL. 208

Foigny, com. La Bouteille, dép. Aisne; daher FEW «Aisne 1271». Lies: abbaye. 210 Es handelt sich hier um die Übers, eines lat. Dok. 1237 (n.st.) aus einem Vidimus 1335 (n. st.), «Cheste meismes lettre devant dite translatée en roumans» (S. 244). 211 Hier ohne Bezug auf "juridiction". 209

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DG 2,2133 a verzeichnet die Bedeutung "domaine temporel (d'un évêché, d'une abbaye, du saint-siège, etc.)" ohne Belegstelle als «vieilli». - temporalité 1225 ist Erstbeleg. Beim Beleg temporalité 1382 FEW liegt wohl ein Druckfehler für richtig 1283 (nämlich: BeaumCout) vor; diesen Beleg hat FEW aus Li entnehmen können. tens m. avoir le tans de ... ans "ein Alter von . . . Jahren haben" Urk. (Morville-s.-Seille?) 1232 MuséeArchDép 130.39 «Et se ne doit om faire borjois, se il n'a le tans et l'entendement de XV ans ou plus»212. FEW 1 3 \ l 8 8 a TEMPUS b. a. Lebenszeit «Afr. temps "vie terrestre, sa durée" (StNeoph 15,387; GautDargies)» belegt diese Redewendung nicht. TL 10,227 TENS s. m. "Alter" belegt für temps diese Bedeutung schon seit ca. 1000 SLéger; es fehlt aber ein Beleg für avoir le temps de ... ans. - Erstbeleg für die Redewendung. tesmoignage m. en tesmognage, an (en) tesmognage (tesmoignage, tesmoignaige) de "zur Bezeugung (der Wahrheit, etc.)" Urk. Tournai 1215 HerbomezTourn 5.17 «Por co que co soit ferme cose et estable, nos, eschieuin, recevmes ces letres, et fesimes nos nons escrire com eschieuin en tesmognage: [folgen die Namen von sieben Schöffen]»; Urk./ Metz 1226 BEC 23,1862,136.13 «sunt ces letres seeles dou seel de la vile an tesmognage de veritei»; Urk. (Chiny?) 1228 WampachLux 2,233.34 «en tesmoignage de ceste chose Ii ai ge done mes letres présentes seelees de mon seel»; Urk. (Metz) 1230 WaillyCollLorr 19.22 «si ay ge fait mettre lo seel [ . . . ] en ces lettres en tesmoignage d(e veritei)»213; Urk. (Metz) 1234 NRevHistDr 4, 1880, 602.14 «l'en ai ie done ces lettres saieleies del saiel nostre doien [ . . . ] en tesmoignage de ueriteit»; Urk. (Toul) 1235 WaillyCollLorr 23.3 «si sont ses lettres seeléez de mon seel en tesmoignaige de veritei»; ibid. 23.6 «avons mis nostre seel en tesmoignaige de veritei»; ibid. 23.22 «si avons nos ses lettres seeléez de nostre seel [...] en tesmoignaige de veritei». FEW 13^285 b «Fr. témoignage m. "action de témoigner, déposition de témoin" (seit 12. jh.) [mit Verweis auf Graphien bei Gdf], [...], fr. témoignage "preuve manifeste, marque extérieure de qch" (seit ca.1220)»; es fehlt die Redewendung en témoignage, en témoignage de. Die Datierung «seit 12. jh.» geht wohl zurück auf DG 2,2131 «XII e s. Selonc le tesmoignaige Gabriel, Serm. de St Bern. p. 2». 212

213

Nach fränkischem Recht tritt mit vollendetem vierzehnten Lebensjahr die Volljährigkeit ein. Textverlust durch späteren Randbeschnitt der Urkunde.

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GdfC 10,758 b bringt neben kontextlosen Belegen für témoignage vereinzelte Belege für die Redewendung, wie Dok. 1265: Ch. bourg., Bibl. Ec. des Ch., 1842-43, p. 171 «En tegmonnaige»; Dok. 1280: Françoigney, Ch. des compt. de Dôle, cart. 44, paq. 43, A. Doubs «En tesmonage»\ Dok. 1290: ap. Raynaud, Dial. pic., p. 21 «El temognage de laquel cose»; Dok. 1291: S. Jacques, A. de l'Etat à Liège «En tesmonache de keu . . . » sowie Dok. 1299: Ch. de Gui, c te de Flandre, A. de l'Etat à Gand «En tiesmoignage des chozes dessus dites». TL 10,275 TESMOIGNAGE s. m. "Zeugenschaft, Zeugnis" wirft diese häufig belegte rechtsterminologische Redewendung ebenfalls nicht aus; es findet sich auch kein Beleg in den Textzitaten. - Erstbeleg für die Redewendung. testament m. "schriftlich fixierte letztwillige Verfügung, Testament" Urk. Möns 1222 GysselingDocAnc 200.37 «une moie de le terre ki mastoit remese apres le testament que jo auoie fait par deuant labet et les esceuins del Castel». FEW 13',283a TESTAMENTUM «Fr. testament m. "acte authentique par lequel on déclare ses dernières volentés (t. jur.)" (dp. env. 1260), aflandr. tintaument (Cambrai 1133), [...]». GdfC 10,759 b TESTAMENT belegt Dok. 1133: Lett. de Ren. d'Haucourt, H. de Cambrai, 18 «Keunoiseons et entauliseons por akenkeurs de chil no tintaument messire Guatier Seihiers»; Dok. 1262: A. Saint-Quentin, 1. 27 «Testamint»', Dok. 1275: Jacobins de Poligny, A 5, A. Jura «[...] testement [...]». Beim Dok. 1133 handelt es sich um das gemeinsame Testament des Renaud, seigneur de Haucourt, und seiner Gattin Eve del Eries; das Stück ist eine Fälschung der Gebrüder Launay, deren einer wegen Urkunden- und Siegelfälschung 1687 in Tournai gehängt wurde214. Carpentier, Cambrésis, Preuves S. 18 übernahm das gefälschte Dokument; aus seinem Werk zitiert Gdf («H. de Cambrai»), obwohl auch Tailliar dieses Stück nach Carpentier, Cambrésis wiedergibt215. TL 10,280 belegt "letzter Wille, Bestimmung" ca. 1224 CoincyI19P 90 «Se vous faites vo testament, Dont garrez vous plus erraument»; ca. 1275 BeaumJBIS 2087; ca. 1331 PelVieS 2463; ca. 1174 BenDucF 10098 «Sa vie e le suen testament Sera cum gemme pretïose»; ibid. 28603 «Puis raferma son testament En audience de sa gent»; ibid. 32040 «sis testamenz fu escriz»; ibid. 36424. Die Bedeutung "Bund, Gesetz" belegt TL ab l . H . 12. Jh. PsOxfM, die Bedeutung "die heilige Schrift, [ . . . ] " ab ca.1174 BenDucF 8968.

214 215

Vgl. oben S. 35-36 und S. 83 Fn. 132. Tailliar Nr. 1 S. 1-4; darin 3 a.30 «keunsiseons [sie!] et entauliseons por akenkeurs de

chil tintaument [...]».

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- Den Erstbeleg für testament "schriftlich fixierte letztwillige Verfügung, Testament" verzeichnet TL in BenDucF ca. 1174. Der Beleg Urk. Möns 1222 GysselingDocAnc ist urkundlicher Erstbeleg. tintaument Cambrai 1133 in FEW ist zu streichen, weil es sich bei der Quelle um eine Fälschung des 17. Jh. handelt. testamentor m. testamenteur "Testamentsvollstrecker" Urk. (Saint-Quentin) 1235 Lemaire 424.20 «as testamenteurs Robert le Monier»; Urk. (Douai) 1238 EspDouai 3,40.17 «ces ausmosnes ki ci sunt devisées aseneront mi testamenteur, ibid. 40.18 «mi testamenteur aient pooir de vendre»; ibid. 40.20 «Ii testamenteur le puissent vendre»; ibid. 40.23 «Si en fac testamenteurs signeur Thomas Hombelon, maistre Estevenon [...]». FEW 13',283 a TESTAMENTUM belegt «Fr. testamenteur m. "exécuteur testamentaire (t. jur.)" (1200-1631), Möns id.». Gdf 7,700b TESTAMENTEUR s. m. "exécuteur testamentaire" belegt Dok. 1200: Test, de Agnes le Fernere, Tailliar «Par l'eswart de mes testamenteurs»216-, Dok. 1260; Dok. 1278; Dok. 1301 sowie sechs weitere Belege. Die Datierung des angeblichen Dok. 1200 Tailliar (Nr. 4 S. 7-10) ist zu korrigieren, da das Stück zwischen 1269 und 1288 entstanden sein muß217; wahrscheinlich ist das Ausstellungsdatum der Vorlage unvollständig transkribiert worden 218 . TL 10,281 "Testamentvollstrecker" verweist auf FEW und Gdf und verzeichnet dazu noch Taillar 281 [= Dok. 1266 Tailliar 281.17]; Urk. Douai [= Urk. (Douai) 1261] ZrP 14, 1890, 328.25; eb. [= Urk. (Douai) 1261] ZrP 14, 1890, 328.39; 2. D. 13. Jh. ChansArtJeanroy VI 50219. - Die Datierung 1200 FEW ist zu korrigieren; testamenteur 1235 ist Erstbeleg. tochet m. toket "(Straßen-)Ecke" Urk. (Saint-Quentin) ca. 1218 Lemaire 414.1 «leur maison ki siet vers Fontaines, au toket de le rue ki monte vers le grange de l'ostelerie». 216

Tailliar 8.8, 9, 28, passim. Arnould, Premier acte 557 «le Chirographe litigieux mentionnant toutes les églises de la rive gauche de l'Escaut à Tournai, cite Saint-Nicaise, fondée en 1269, mais omet Sainte-Marguerite, fondée en 1288; sa rédaction prend donc place entre ces deux dates». 218 Tailliar druckt das Stück nach der Edition von Du Mortier, Notice 228-230 mit vielen Fehlern ab. 219 Hierzu noch ein weiterer Beleg Urk. 1270 DevillersSWaudru 1,690 (mit drei Belegen). Drei von den Wörterbüchern nicht verzeichnete Belege aus dem Dok. 1247 Tailliar 135.17,139.6 und 7 können unberücksichtigt bleiben, da dieses Dok. ca.1276 zu datieren ist; das Dok. mit dem Datum 1247 (1246 mars, a. st.) ist nach dem Dok. ca. 1276 angenäht (bei Tailliar 139.17-23)! 217

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FEW 13 2 ,10b TOKK- «Ahain. apik. touket "coin (de la rue)" (1243-Froiss; 1407, Daire; Molin; CohenRég), toket Vermandois 13. jh., LiSuppl), [...]». Gdf 7,773 a TOUCHET s. m. "coin, angle, extrémité" Dok. 1243: Chirog., Arch. S.-Quentin, 1. 24 [= Urk. (Saint-Quentin) 1244 Lemaire 428.16 bzw. LeProuxVerm 460.7] «Seur le touket de le ruele»; Dok. 1326: C'est Jakemon Despens, chirog., S.-Brice, Arch. Tournai «[...] sour le toukait de le ditte ruyelle»; Dok. 1337, Dok. 1378 sowie drei weitere Belege. LiSuppl 331c TOQUET verzeichnet den Beleg Charte du Vermandois, dans Bibl. des ch. 1874, XXXV, p. 443220 [= Urk. (Saint-Quentin) ca. 1218 LeProuxVerm 446.Il] 221 «XIII e s. Leur maison qui siet vers Fontaines au toket de le (la) rue ki monte [...]». TL 10,343 TOCHET s. m. "Ecke, Winkel" verweist nur auf Gdf. - toket ist in Urk. (Saint-Quentin) ca.1218 erstmalig belegt. FEW verzeichnet diesen Beleg mit der Datierung «13. jh.» nach LiSuppl; die Datierung ist zu korrigieren. Die Datierung des Belegs touket in FEW nach Gdf ist in «1244» (n. st.) zu korrigieren. traire en querele v. a. trait en querele, trayra en querelle, trait an kerele "verklagen" Urk. St-Quentin 1219 Lemaire 415.9 «Rassens, ki fu ferne Jehan le Kien, eut trait en querele Adán de Corceles, burgois de Saint Quentin, d'une summe d'avor par devant le justice et les eskevins le roi de Saint Quentin»; Dok. ca.1230, ms. 15. Jh. LoisGodM 8.24 «Quiconques trayra aultruy en querelle pour cattel ou pour debte 222 »; Urk. (Morville-s.-Seille?) 1232 MuséeArchDép 131.7 «Se li sires trait le borjois an kerele et il n'a tesmoignages de maior ou d'eschevin ou de borjois, li borjois doit avoir son descope». FEW 132,177b TRAHËRE verzeichnet hierzu «traire en cause, en plait "citer en justice" (1247-1523, Gdf; Runk; Ba; MassBr), traire en querelle (1253, Runk)». Runk 95 traire en querelle "engager dans un procès" (ohne Jahresangabe) entstammt einem Dok. 1253 aus ChRethelS 1,224-233, das jedoch nur als Vidimus 1329 erhalten ist. FEW 22,1462 b QUËRÉLA verzeichnet diese Redewendung nicht. Gdf 6,502 a verzeichnet sub QUERELE hingegen Dok. 1231 [= Urk. (Morville-s.-Seille?) 1232 MuséeArchDép]: Ch. de Morvile, Arch. Meuse «Traire le borjois en kerele»223. Dieser Beleg ist von FEW wohl übersehen worden. 220

Lies: 446. Auch: Lemaire 414.1. 222 Der synoptisch gedruckte lat. Text lautet: «Quicumque autem aliquem in causam traxerit pro catallo vel pro debito». 223 Der Kontext wurde durch Gdf stark verändert, vgl. oben. 221

112

TL 10,500 TRAIRE und TL 8,61 QUERELE verzeichnen traire en querele nicht. - Der Beleg Urk. St-Quentin 1219 ist Erstbeleg für traire en querele "verklagen". Der Beleg Runk trägt keine Datierung; das Dok. wurde von FEW fälschlich auf 1253 anstatt 1329 datiert. Der Beleg 1232 nach Gdf wurde von FEW übersehen. tüage m. tuaige "Abgabe auf das Schlachten von Vieh und auf Schlachtviehprodukte" Dok. 1. Vt. 13. Jh., ms. 13. Jh. CoutSensL 292.20 «qui achate cuir de cheval, si doit II deniers dou tuaige». FEW 132,447 b TUTARI belegt «Mfr. tuaige m. "redevance que l'on payait pour l'abatage du bétail" (Tournai 1537), nfr. tuage "abatage du bétail" (Rich 1680Lar 1876), [...]». Gdf 8,101 a TUAGE s. m. "action de tuer, droit, redevance que l'on payait pour l'abatage du bétail" mit Belegen aus Dok. 1537 und 1698. TL 10,715 verzeichnet TÜAGE gar nicht. - tuaige l . V t . 13. Jh., ms. 13. Jh. CoutSensL mit erheblicher Vordatierung. vintisme s. "Zwanzigster (als Abgabe)" Urk. (Morville-s.-Seille?) 1232 MuséeArchDép 128.30 «Li borjois doient moure au molins les seignors au vintisme et cure au XXIIII». FEW 14,442b belegt ähnlich nur «achamp. vintisme "droit de la vingtième partie du fruit de la terre" (1271, Runk)». Die Abgabe des Zwanzigsten kann aber auf vielerlei Dinge und Leistungen erfolgen. So belegt Li 4,2498 a sub VINGTIÈME beispielsweise eine Grundsteuer. Gdf 8,253 b weist kein Lemma VINTISME aus; in GdfC 10,859c fehlt die Bedeutung 224 . - Der Beleg MuséeArchDép 1232 ist Erstbeleg für die Bedeutung "Zwanzigster (als Abgabe)", hier als Abgabe für das Mahlen von Getreide. were f. "Wergeid" Dok. 1. Vt. 13. Jh. RecLondB 721.2 «Et sil fussent ataint kil nel eussent fait, si fussent enchaet a sa were»-, ibid. 721.8 «sil encheent, ke chascun [der Bürgen] puisse duner c. sol. kar ceo est la were».

224

Der Beleg ist beim Exzerpieren der häufig zitierten Urk. (Morville-sur-Seille?) 1232 von Gdf wohl übersehen worden.

113

FEW 17,561 a WER (ags.) verzeichnet «Agn. were f. "amende qu'un meurtrier devait payer aux parents de la victime" (ca.1100)» sowie «Alütt, weire JStav». Beide Belege finden sich in Gdf 8,331 a WERE S. f., neben JStav ca. 1440 als afr. Beleg s. d.: Lois de Guill., p. 178,13, d'après version donnée par Reinhold Schmid, dans Die Gesetze die [!] Angelsachsen, 1, Leipzig, 1832 «Si ço avent que alquen colpe le poin a altre u le pied, si Ii rendra demi were, suluc ceo que il est». Diesen Text, fälschlich für LoisGuill gehalten, datiert FEW ca.1100. LoisGuill ist aber ca. 1150, ms. ca. 1230 zu datieren. Bei dem in Gdf verzeichneten und von FEW ca.1100 datierten Text handelt es sich jedoch um eine in die Chronik des Pseudo-Ingulf eingefügte Version von LoisGuill aus der l . H . 14. Jh., LoisGuilllng, eine Version, die zudem nur in drei Drucken des 17. Jh. überliefert ist. Dabei ist were tatsächlich schon in LoisGuillL belegt, so 498.17 «La were del thein XX lib. en Merchenelahe»; ibid. 498.19 «la were del vilain C sol. en Merchenelahe»; ibid. 498.22 «De la were primereinement rendrad l'om de l'hamsochne a la vedve e as orfenins X sol.»; ibid. 498.26 «En la were purra il rendre cheval ki ad la coille pur XX sol.»; ibid. 500.16 «Si ceo avient, que aucuns coupe le puing a l'auter u le pié, si lui rendrad demi were sulunc ceo qu'il est nez»225; ibid. 500.26, hier als Maskulinum226 «Cil ki autrui femme purgist, si forfeit sun were vers sun seinur» sowie ibid. 500.27 «Autersi ki faus jugement fait, pert sa were». Latham 521b belegt anglolat. wera ab ca.1115. DC 8,412 c verzeichnet WERA ohne fr. Beleg. In Dupin/Laboulaye, Glossaire fehlt WERE. - Die Datierung ca.1100 für were in FEW betrifft eine Quelle l . H . 14. Jh.; were ist ca.1150, ms. ca.1230 in LoisGuillL mehrfach belegt, in einem Fall auch erstmals als Maskulinum. Dok. 1. Vt. 13. Jh. RecLondB ist Zweitbeleg.

225 226

Dieser Stelle entspricht der bei Gdf zitierte Text aus dem Pseudo-Ingulf. Vgl. hierzu den Kommentar FEW 17,561 a «ist entlehnt aus ags. wer "wergeld", were. Fem. ist es geworden nach amende».

114

4.

Kritische Bibliographie publizierter afr. Urkunden und Dokumente bis zum Jahr 1235

4.1.

Einleitung

Der Bibliographie liegt eine systematische Sichtung der publizierten fr. D o k . in historischer sowie sprachwissenschaftlicher Literatur zugrunde. N e b e n den bekannten Quellenpublikationen wurden vor allem die periodischen Veröffentlichungen der nationalen wie regionalen Sociétés historiques gesichtet 1 . Selbstverständlich wurden bereits vorhandene Bibliographien wie Wauters, Table2 und WoC 3 berücksichtigt. D i e Bibliographie ist nicht auf das Gebiet des heutigen Frankreichs beschränkt; sie umfaßt vielmehr - anders als die nur Frankreich umfassende Neuedition der DocFr - auch die Länder Belgien, Luxemburg und Großbritannien. Eine Beschränkung ähnlich der DocFr auf solche Urkunden, die heute in 1

2

3

In den sog. Inventaires sommaires der fr. Archive werden häufig Urk. ganz oder in Textauszügen abgedruckt. Diese archivischen Findmittel wurden für die vorliegende Bibliographie nur in Einzelfällen herangezogen. Ähnliches ist von den unzähligen Kopialbüchern zu sagen, die hin und wieder als cartulaires factices auch Urk. enthalten: Zahlreiche Kopialbücher wurden für die Bibliographie bereits eingesehen, eine Sichtung der Gesamtheit entsprechender Publikationen, die aufgrund ihres Titels nicht als solche erkannt werden können, steht jedoch noch aus (vgl. dazu Stein). Wauters gibt die Dok. als Regest mit Datumszeile wieder; nur an dieser ist die Sprache des Dok. zu erkennen. Er verzeichnet Originale und Kopien ohne Hinweis auf die Überlieferungsform, auch wenn diese in der Vorlage für Wauters angegeben war, z.B. Wauters 3,437 verzeichnet Tailliar Nr. 13, die Tailliar selbst als aus «Cart. d'Auchy» bezeichnet (weiteres Beisp.: Dok. 1222, Wauters 3,584); Wauters 3,25 verzeichnet Tailliar Dok. 1193 Mai mit fr. Datumszeile, gibt aber nicht an, daß es viel später datiert; Wauters 4,370-371 verzeichnet Dok. 1242 aus RoisinB 252. Wauters korrigiert aber auch Irrtümer seiner Vorlagen und datiert z.B. das Dok. Tailliar Nr.30 S.83 («mil deus cens et vint et wit ou mois de decembre») - bei Tailliar «1228 mars» richtig «1229 décembre». Es kommen aber auch Irrtümer vor: Wauters datiert Dok. 1227 «le veredi devant le décollation saint Johan» 1227 août 26 statt 27. Falsche Seitenangabe zweier Dok. 1236: Layettes 2,330a-331a und 331a werden als «230» und «231» angegeben. WoC verzeichnet für das 12. und A. 13. Jh. eine bunte Mischung insgesamt wenig aussagekräftiger Dok., davon nur 3 Urk. Nr. 8, 9 und 9bls (die beiden letzteren datiert nach a.st.). Der Rest sind Dok. wie Nr. 5, 6 und 6bis (beide als «charte» verzeichnet!), 7, 7bis, 7 ter , 8bis (Kopie 17. Jh.!), 9ter (Kopie 18. Jh.!), 29bis (wohl Übers.), 49, 53, 54, 55 und 69bls. Bei Nr. 3 handelt es sich sogar ausdrücklich um eine Übersetzung. Als Bibliographie für Dok. und Urk. ist WoC folglich nicht hilfreich. 115

den Bibliotheken und Archiven noch vorhanden sind, erfolgt nicht: Grundsätzlich werden alle Dok. mit den im Abdruck zu erkennenden Merkmalen eines Originals erfaßt. Auf diese Weise ist es möglich, auch solche Urk. zu berücksichtigen, die zwar auf sorgfältige Weise publiziert worden sind, im Laufe der Zeit aber in Verlust gerieten. Hier sei als Beispiel das Schicksal der rund 600 000 Chirographen aus Tournai genannt, die im Mai 1940 vollständig einem Bombenangriff zum Opfer fielen. Gerade dieser Bestand wurde häufig als Quelle so umfangreicher wie auch qualitativ unterschiedlicher Publikationen herangezogen wie z.B. Tailliar und HerbomezTourn. Nun haben besonders solche Quellen, die in keiner Neupublikation wie DocFr oder GysselingDocAnc mehr erscheinen können, häufig Eingang in die Wörterbücher gefunden. Hier tritt die lexikologische Zielsetzung dieser Bibliographie in den Vordergrund: durch eine wertende Gegenüberstellung glaubhaft oder unglaubwürdig transkribierter Texte dem Lexikographen die Möglichkeit einer kritischen Auswahl des von ihm zu zitierenden Textes zu verschaffen und ihm den Rückgriff auf eine ggf. vorhandene bessere Edition als die in den Wörterbüchern eingeführte zu ermöglichen. Auch sollen zahllose zweifelhafte Texte als spätere Kopien oder gar Fälschungen vom Lexikographen ganz zurückgewiesen werden können. Ein wichtiger Gesichtspunkt für die Übernahme kopialer Quellen in diese Bibliographie ist somit die Benutzung der jeweiligen Quelle durch FEW, Gdf und TL. Es wurden daher in die vorliegende Bibliographie hin und wieder auch solche Kopien aufgenommen, die in den Wörterbüchern als Originale verzeichnet waren oder bislang noch als solche galten. Diese Dokumente sind durch eckige Klammern deutlich gekennzeichnet und tragen darüber hinaus das Datum ihrer Kopie zur Ergänzung. Es schien nicht sinnvoll zu sein, für diese Dokumente mit oft viel späterem Manuskriptdatum oder gar für offensichtliche Fälschungen die bei Urkunden von ihrer Datumszeile ausgehende chronologische Einordnung nach dem n. st. durchzuführen, weil auf diese Weise eine in Wirklichkeit nicht vorhandene Genauigkeit der Datierung vorgespiegelt worden wäre. Die als Kopien gekennzeichneten Dok. tragen vielmehr die in ihrer Edition verzeichnete Datierung. Auf eine Lokalisierung dieser Dok. wurde aus demselben Grund verzichtet. Ebenso wird generell auf eine Übernahme der ausdrücklich als Übersetzung gekennzeichneten Dok. verzichtet (z.B. Tailliar Nr. 263-268 S. 489-512). Verschiedene Kopien erhalten zu ihrer Identifizierung die Angabe eines Regests, Kurzregests oder einer sonstigen Darstellung ihres Inhalts. Dieses Verfahren ist dadurch gerechtfertigt, daß der Inhalt im Vergleich zu dem bei Kopien oft in starkem Maße auftretenden Veränderungen des Incipit ein geeigneteres Identifizierungsmittel darstellt. Der Bibliographie wird jeweils die jüngste bzw. bessere Edition eines Dokuments zugrundegelegt. Auf frühere Editionen wird nicht immer verwiesen, da eine Identifizierungsmöglichkeit durch das umfassende Verweissystem auf die verschiedenen Datierungen (wie tatsächliches Datum nach dem neuen Stil der Zeitrechnung n.st., Doppeldaten bei ursprünglicher Datierung nach dem alten 116

Stil a.st., Datierung durch die Edition, eventuell mit zu allgemeiner oder falscher Datierung) sowie über das Incipit des jeweiligen Textes gegeben ist. Eine Ausnahme von diesem Grundsatz erfolgt immer dann, wenn schlechte, von den Wörterbüchern aber häufig benutzte Editionen einer Erwähnung bedürfen: So wird beispielsweise immer auf Tailliar in einer Fußnote (für die Edition) bzw. durch einen Datierungsverweis hingewiesen. Die Bibliographie folgt in ihrem Aufbau einer formalen chronologischen Ordnung der Dokumente. Die den Publikationen zugrundegelegten Datierungen weisen unterschiedlich Tages- oder Monatsdatierungen nach altem Stil oder neuem Stil, Jahresdatierungen nach altem Stil oder neuem Stil, ungefähre oder auch falsche Datierungen auf 4 . Aus diesem Grund, nicht zuletzt aber auch zum Zweck der Bestimmung und Abgrenzung von Erstbelegdaten, mußte eine formale Vergleichbarkeit der aufgeführten Daten hergestellt werden. Die Datierungen der Bibliographie richten sich daher - wie bei modernen Editionen üblich - generell nach dem neuen Stil. Die chronologische Einordnung der Dokumente innerhalb des n. st. erfolgt bei Doppeldatierungen grundsätzlich nach dem jüngsten Datum des betreffenden Dokuments; die allgemeinere Datierung folgt hier der genauen. Bei Gleichzeitigkeit der jüngsten Daten zweier Dokumente folgt das Dokument mit der kürzeren Laufzeit dem Dokument mit der längeren Laufzeit in der Reihenfolge. Das zugrundegelegte Schema entspricht in den Grundzügen den Prinzipien der Instructions pour la publication des textes historiques (Académie Royale de Belgique, Commission Royale d'Histoire, Bruxelles 1955, S. 1-22, vor allem § 36 S. 10-11). Die erfolgte sinngemäße Fortschreibung des Schemas im Detail wurde durch die anzutreffenden unterschiedlichen Datierungsvarianten in den Editionen erforderlich.

Schema der chronologischen 1199 2. H. 12. Jh. E. 12. Jh. 12. Jh. 1190-1200 1200 ca. 1200 A. 13. Jh. 1225 l . V t . 13. Jh. 1226 Nov. 10-20 1226 Dez. 31 4

1226 Nov. 10-Dez. 31 1226 Nov.-Dez. 1226 Dez. 1212-1229 ca.1229 nach 1229 vor 1230 1230 Jan. 01 1231 Feb. 1230 Apr. 14 - 1231 März 29 1234 März 1233 Apr. / 1234 Apr.

HerbomezTourn z.B. datiert überhaupt nicht. Das Datum wurde daher jeweils der Datumszeile des Urkundentextes entnommen und in den n.st. umgesetzt.

117

In der Bibliographie werden folgende Abkürzungen und Zeichen verwendet: H. Jh. E. A. Vt. /

Hälfte Jahrhundert Ende Anfang Viertel bis oder

[...]

kennzeichnet das Dokument ohne Urkundencharakter im Sinne der Definition S. 14-18. Orig. Original Kop. Kopie Übers. Übersetzung (eines lat. Orig.) Inc. Incipit Reg. Regest, Kurzregest oder sonstige inhaltliche Darstellung des Dokuments Die unverändert älteste uns bekannte afr. Urkunde ist das Exemplar aus Douai vom Februar 1204. Im Original erhaltene sonstige bislang publizierte Rechtstexte des 12. Jh. haben keinen urkundlichen Charakter. Die fehlende Überlieferung fr. Urk. aus dem 12. Jh. ließ es jedoch geraten erscheinen, auch einige nichtliterarische nichturkundliche originale Rechtstexte dieses Jahrhunderts in die Bibliographie sozusagen als Ersatz für die unzweifelhaft bereits vorhandenen, aber nicht überlieferten fr. Urkunden aufzunehmen. Der nichturkundliche Charakter dieser Dokumente wird durch die eckigen Klammern und eine jeweilige Qualifizierung als originaler Rechtstext, originale Aufzeichnung, etc. deutlich gemacht. 4.2. Bibliographie [1133 Juni, Fälschung] Tailliar Nr. 1 S. 1-4 REG.: "Testament conjonctif de Renaud Seigneur de Haucourt et de Eve del Eries, sa femme". ED.: DU Mortier, Notice S. 215ff (Angaben zur Fälschung v. a. S. 218 u. 220; Meyer, Observation S. 131-132; Giry S. 879; vgl. auch oben S. 35-36). [ca. 1150, Kop. 1416] EspVerlinden 1 Nr. 35 S. 87 REG.: "Charte de commune de La Bassée (fragments)". [ca. 1168, ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 4 S. 3-6 REG.: "Travers de Boves". [ca. 1170 -Suffolk-, ms. E. 12. Jh.] WoC Nr. 7 S. 55 INC.: «Les homes Manser de Dommartin dunerent treies mars ...». ANM.: WoC datiert ca.1187-1199; Korrektur in Bulletin of the John Rylands Library 27, 1942-1943, S. 179-181 bleibt bei WoC unberücksichtigt. 118

[1185, ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 16 S. 19-24 REG.: "Charte communale d'Amiens". [1185, ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 17 S. 24 REG.: "Philippe-Auguste concède à la commune d'Amiens le droit d'inspecter le marché à la guède". [1191 Aug. 16 Maubeuge, Kop. 13. Jh.] WoC Nr. 6bis S. 54-55 INC.: «Jou Bauduins, cuens de Flandres et de Haynnau, voel cose cogneute...». ED.: Duvivier, Actes S. 160. [1193, Kop. 1416] EspVerlinden 1 Nr. 36 S. 88 REG.: "Le châtelain de Lille, en vue d'empêcher la charte de commune de La Bassée [ca. 1150, Kop. 1416] de tomber complètement dans l'oubli, en confirme un extrait". [1194 (Chièvres?), Kop. 1586] Amould, Chièvres S. 113-118 INC.: «Sacent chil ki s u n t . . . ke mesire Nichole de Rumegni et mesire Rasse de Gavre le vile et le sart de Cirve ont mize ...». [1195 Chièvres, Kop. E. 13. Jh.] Arnould, Charte 1195 S. 263-266 INC.: «Coneute chose soit a ceals ki sunt present . . . ke me sire Nicholes de Rumigni ...». ANM.: Zur Überlieferung vgl. oben S. 89 Fn. 150. [1197 (Tournai?), später verfaßt, heute abgängig] Tailliar Nr. 2 S. 5-6 INC.: «Sacent tot . . . ke Hue Delis et Ogine, sa ferne ...». ED.: Du Mortier, Notice S. 225-227 ANM. : Nach Bresslau, Urkundenlehre 2, S. 383 Fn. 4 bezieht sich das Datum auf ein Rechtsgeschäft von 1197; das Dok. wurde später verfaßt. Es ist in den Archives de l'Etat à Tournai heute abgängig. [1197 Histoire de Metz S. 164-166 s. 1197 März 25 - 1198 März 24, id.] [1197 März 25 - 1198 März 24 Metz, Übers., ms. 14.-16. Jh.?] Histoire de Metz S. 164-166 REG.: "Création des amans". 119

[1198 Juni 27 Worms, Übers., ms. 14.-16. Jh.?] Histoire de Metz S. 166-167 REG.: "Confirmation de la création des amans, par Philippe de Suabe, roi des Romains". [1198 (Haussy?), wohl Fälschung] Tailliar Nr. 3 S. 6-7 INC.: «JOU Colard sires de Haussi et jou Aelis epouse a men dis signor Colard, fascons savoir ...». ANM.: AUS derselben Quelle wie die Fälschung Dok. 1133 Juni (Tailliar Nr. 1 S. 1-4); vgl. Anm. hierzu. [2.H. 12. Jh. Arras] GysselingDocAnc Nr. 2 S. 191 INC.: «En quatre pains et en quatre capons et en viit deniers ...». ED.: WOC Nr. 53 (nach GysselingDocAnc). [2. H. 12. Jh., nach 1163 Cambrai] GysselingDocAnc Nr. 1 S. 191 INC.: «Leurens de Limont tient ou tieroit de Railencor ...». [E. 12. Jh. (Haute-Avesnes)] GysselingDocAnc Nr. 3 S. 191-192 INC.: «Cou sacent eil ki s u n t . . . que Hunes de Belmont...». ED.: WoCNr.6. [12. Jh., ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 5 S. 6-10 REG.: "Travers par eau du pont de Picquigny". [12. Jh., ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 6 S. 10-12 REG.: "Travers par terre de la ville d'Amiens". [12. Jh., ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 7 S. 12-14 REG.: "Travers par eau de la ville d'Amiens". [12. Jh., ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 10 S. 15 REG.: "Coutume du change". [12. Jh., ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 11 S. 16 REG.: "Coutume du préage". 120

[12. Jh., ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 12 S. 16-17 REG.: "Coutume de l'herbage". [12. Jh., ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 13 S. 17 REG.: "Coutume du terrage". [12. Jh., ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 14 S. 17-18 REG.: "Coutume des dîmes". [12. Jh., ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 15-S. 18-19 REG.: "Coutume du Répit Saint-Firmin". [12. Jh., ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 20 S. 26-27 REG.: "Accord conclu entre Enguerrand de Boves et la commune d'Amiens, au sujet du travers de Saint-Sauflieu et de Rumigny". [12. Jh., ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 21 S. 27-33 REG.: "Table des matières concernant la juridiction et la coutume de la ville d'Amiens". [E. 12. Jh. - A . 13. Jh. Marchiennes] GysselingDocAnc Nr. 4 S. 192-195 INC.: «Chi a li rente de Here. si a XVI cortils ...». [1200 Apr. 20, Kop. wohl 14./15. Jh.] Lokeren, Chartes Nr. 409 S. 220b-221b REG.: "Convention conclue entre Arnoul, abbé de Saint-Pierre, à Gand, et René, maire de Douchy, au sujet des fonctions et des prérogatives de celui-ci". [1200 Juli 28 Möns, wohl spätere Übers.] Tailliar Nr. 5 S. 10-13 (Extrait) INC.: «Cest li déclarations des lois en le court et contet de Haynn par le kemun consentement ...». ANM.: Wauters, Table 3 S. 135 nennt auch die lat. Ausfertigung dieses Dok., das wohl eine Übers, des lat. Originals von 1200 Juli 28 ist. [1200 Juli Tailliar Nr. 5 S. 10-13 s. 1200 Juli 28, id.] 121

[1200 Dez. (La Grâce-Dieu), Übers. 18. Jh.] LaDuCh -1 Nr. 158 S. 256-257 INC.: «Je Guillaume, seigneur de Mauleon et de Marans, fais sçavoir a tous . . . que y ayant en contestation ...». ANM.: Das Dok. ist deutlich als eine Übers, des 18. Jh. zu erkennen. Interessant ist in der Zeugenreihe (S. 257 Z. lff) die Übertragung von lat. milites "Ritter" der lat. Vorlage in "soldats"! Vgl. Rez. Carolus-Barré, in: BEC 118, 1960, 235f. [1200 (Tournai?), ms. 1269^1288] Tailliar Nr. 4 S. 7-10 INC. : «Sacant tout c i l . . . ke jou Annies Ii Fieriere ai fait et fac men testament et me devise ...». ED.: Du Mortier, Notice S. 228-230 (mit Faks. in BCRH 6,1843, nach S. 330). ANM.: Arnould, Premier acte S. 557 weist nach, daß das Dok. zwischen 1269 und 1288 entstanden sein muß. Das Original ist wohl 1940 verbrannt. [1200 WoCNr.7 t e r S.56 s. 1200 Apr. 09-1201 März 24 Duvivier, Actes] [ca. 1200 -Normandie-] WoC Nr. 7bis S. 55 INC.: «Sciant présentes . . . la borzaine e le genest...». ANM.: Lat. Dok. mit mehreren fr. Wörtern; vor 1204. [1201 Feb. (Avesnes-sur-Helpe?), mod. Kop., Orig. abgängig] Lebeau, Précis S. 78-82 INC.: «AU nom du Pere . . . Sachent tout . . . que nous Gauthier seigneur d'Avesnes . . . avons accorde . . . aux bourgeois ...». [1200 Apr. 09 - 1201 März 24 Condé-sur-l'Escaut, Kop. wohl einer Übers. 13. Jh.] Duvivier, Actes Nr. 148 S. 284-286 INC.: «Pieres, prouvos de le glise de Condet, Gérars doïens et tous Ii capitles de ce meisme liu ...». ED.:WoC Nr. 7 , E R S.56

ANM.: Dieses Dok. ist wohl der «autre acte de 1200», den Tailliar in der Fn. zu Nr. 4 S. 10 erwähnt. Duvivier und WoC nennen eine lat. Ausfertigung des Dok. ; es ist anzunehmen, daß das fr. Dok. eine Übers, der lat. Ausfertigung ist. [12GÜ2 Mai Cappy, Dok. 1292] Tailliar Nr. 6 S. 13-28 INC.: «Cheste Enqueste fu faite a Capi par devant mon signeur Bertremieu de Roie, et Pieron Damiens provost...». 122

ED. : Ein Teil des Dok. (Tailliar Nr. 6 S. 14 Z. 1 - S. 15 Z. 6) wird von Thierry 1 Nr. 35 S. 179 mit sehr vielen Varianten zu Tailliar und zahlreichen Modernisierungen wiedergegeben. ANM.: Nach Godard, Bapaume S. 281-289 ist anläßlich eines Prozesses von 1292 dieses Dok. auf der Basis einer Vorlage von 1202 erstellt worden. 1203 Feb. Tailliar Nr. 7 S. 29-30 s. 1204 Feb. GysselingDocAnc Nr. 5 S. 195-196 [1202-1203 Couvin, mod. Kop. oder Übers.] Matthieu, Bourlers S. 335 INC.: «Alard, seigneur de Cimay, à tous ceux . . . Scache l'industrie tant des présents que...». [1202-1203 Couvin, mod. Kop. oder Übers.] Matthieu, Bourlers S. 336 INC.: «H., par la grâce de Dieu, évesque de Liège, à tous ceux auxquels ...». 1204 Feb. (Douai) GysselingDocAnc Nr. 5 S. 195-196 INC.: «Co sacent t o t . . . que Willaumes de Hornaig doit a Doucet le cangeor et a Wenn Mulet...». ED.: Tailliar Nr. 7; Bonnier, Etude Nr. 1; EspDouai 3 Nr. 7; WoC Nr. 8; MuséeArchDép Nr.58 (mit Faks. pl. XXVIII); etc. [1205 Keuffer, Metzer Kanzleien Nr. 1 S. 496, Dok. 1250] ANM.: Nach Bresslau, Urkundenlehre 2, S. 384 ist dieses Dok. «1250» zu datieren. [1205-1208 LaDuCh 1 Nr. 187 S. 290 s. 1220-1228, id.] 1206 Apr. Tailliar Nr. 8 S. 30-31 s. 1206 Apr. 02-30/1207 Apr. 01-21 GysellingDocAnc Nr. 6 S. 196 1206 Apr. GysselingDocAnc Nr. 6 S. 196 s. 1206 Apr. 02-30/1207 Apr. 01-21, id. 1206 Apr. 02-30/1207 Apr. 01-21 Tournai GysselingDocAnc Nr. 6 S. 196 INC.: «Sacent tout . . . que Lambiers Ii Rate de Biekeriel a achate bien et loiaument ...». ED. : Tailliar Nr. 8; Du Mortier, Notice S. 232-233 (mit Faks. pl. II); WoC Nr. 9 (nach GysselingDocAnc); etc. 123

ANM.: GysselingDocAnc gibt die heute abgängige Urk. nach einem Faks. von A. Louant, Dictionnaire historique et géographique des communes du Hainaut, Möns 1940, wieder. Das Faks. von Du Mortier entspricht buchstabengetreu dem Text von GysselingDocAnc. 1208 März (Tournai) HerbomezTourn Nr. 1 S. 3 INC.: «Ce sacent tot . . . ke Jehans Wadouins et Jehans Ii Quatis doiuent a Jehan Bocet, le clerc ...». [1208 Dez., ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 22 S. 35 REG.: "Richard de Gerberoy, évêque d'Amiens, règle le différend qui s'était élevé entre lui et Baudris, son panetier". [1205-1208 LaDuCh 1 Nr. 187 S. 290 s. 1220-1229, id.] [1208, ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 22 S. 35-36 REG.: "Accord conclu entre Richard de Gerberoy... et Renault d'Amiens . . . au sujet du cierge de cinquante livres que ce dernier devait offrir . . . " . [1208, ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 24 S. 36 REG.: "Lettre de Philippe de Dreux, évêque de Beauvais, à Richard de Gerberoy, évêque d'Amiens, relative à la coutume observée à Beauvais lorsqu'un habitant en frappe un autre le dimanche ou un jour de fête solennelle". [1208, ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 25 S. 36-37 REG.: "Lettre de Geoffroy, évêque de Senlis, à Richard de Gerberoy, évêque d'Amiens, concernant les poursuites criminelles qui, dans certains cas, ont lieu à Senlis". [1208, ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 26 S. 37 REG.: "Lettre d'Etienne de Nemours, évêque de Noyon, à Richard de Gerberoy, évêque d'Amiens, touchant les poursuites que l'on exerce dans le diocèse de Noyon . . . " . [1209 Apr., ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 27 S. 37-38 REG.: "Sentence d'Aubry, archévêque de Reims, qui maintient Richard de 124

Gerberoy, évêque d'Amiens, dans le droit de percevoir une amende égale à celle de l'échevinage lorsqu'un habitant en frappe un autre . . . " . [1209 Juni, Kop. 14./15. Jh.] Lokeren, Chartes Nr. 425 S. 232a-232b REG.: "Reynier Grees, seigneur de Noyelle, vend à l'abbaye tout ce qu'il possédait à Douchy, la taille, l'avouerie et trois fiefs". [1209, Kop. 13. Jh.?] Thierry 4 Nr. 4 S. 17-18 REG.: "Charte de Guillaume III, comte de Ponthieu, au sujet de la reconstruction du beffroi d'Abbeville". [ca. 1209 LeachBeverley S. 134-135 s. l.Vt. 13. Jh., id.] [ca. 1209, Übers. l . H . 13. Jh.] Thierry 1 Nr. 37 S. 181-187 INC.: «Por che que nostre ami et nostre fil Ii chitoien d'Amiens nos ont servi feument . . . nos lor otroions commune ...». ANM.: Die Übersetzung der Stadtfreiungsurkunde von Amiens ist 1. H. 13. Jh. zu datieren, laut Thierry «peu de temps après» 1209 (S. 181). [1210 Mai Hesdin, Kop. oder Übers.] Tailliar Nr. 9 S. 31-34 INC.: «Loewis ainsnes fix mon segneur le roy de Franche tout aient connut asquels ches ...». ANM.: Das. Dok. mit der Signatur A5/14 in den Archives du Pas-de Calais ist eine undatierte Kopie oder Übersetzung. 1200-1210 Borderie, Ancienne charte S. 433-434 s. vor 1225 SchwanBehrens 3 Nr. 64 S. 89-90 [1210 Beauvillé 4 Nr. 28 S. 38 s. 1210 Sep. 18 - 1211 Apr. 02, id.] ca. 1210 Borderie, Ancienne charte S. 433-434 s. vor 1225 SchwanBehrens 3 Nr. 64 S. 89-90 ANM. : Unter dem Datum ca. 1210 ist diese Urk. im Index der BEC verzeichnet. [ca. 1210, Kop. 18. Jh.] Thierry 4 Nr. 6 S. 20-21 REG.: "Accord passé entre le comte de Ponthieu et les bourgeois d'Abbeville, au sujet de la navigation de la Basse Somme". 125

1211 Feb. Tailliar Nr. 10 S. 35 s. 1212 Feb. 06 Transkription nach Faks. oben S. 39 [1210 Sep. 18 - 1211 Apr. 02, ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 28 S. 38 REG.: "Philippe-Auguste accorde aux habitants de Corbie et d'Amiens la permission de naviguer librement sur la Somme jusqu'à la mer, le droit des seigneurs réservé". [1211 Tailliar Nr. 11 S. 36-43 s. 1211 Sep. 18 - 1212 März 24, id.] 1212 Feb. 06 (Tournai), heute abgängig Transkription nach Faks., oben S. 39 INC.: «Sacent t o u t . . . ke Thumas de Flobierc doit comme se propre dette aJehan de Menrevile .LV. s. de tournois...». ED.: DU Mortier, Notice S. 233-234 (mit Faks. pl. III); Tailliar Nr. 10 S. 35. ANM.: Tailliar bezieht sich auf Du Mortier; beim Vergleich mit dem Faks. ist die Transkription von Tailliar stark, die von Du Mortier weniger fehlerhaft. Das Orig. ist heute in den Archives de l'Etat à Tournai abgängig. [1211 Nov., Kop. 18. Jh.] Thierry 4 Nr. 1 S. 685-686 REG.: "Charte de commune de Villeroy-sur-Authie". ANM.: Thierry gibt nur die Kap. 20-30 der Charte wieder. [1211 Sep. 18 - 1212 März 24 Paris, (Kop. der) Übers. 13. Jh. einer lat. Urk. 1211-1212] Tailliar Nr. 11 S. 36-43 INC.: El nom du Père et du Fil et du Saint-Esprit. Loeys, ainsnés fiex le roy de Franche. Sacent tout ...». ED.: Guesnon, Inventaire Nr. 9. ANM.: Das Dok. mit der Signatur AA L5 in der Bibliothèque Municipale d'Arras ist die Kopie einer Übersetzung der lat. Urk. von 1211-1212. [1212 März Tailliar Nr. 12 S. 43-45 s. 1212 März 25-31 / 1213 März, id.] 1212 Okt. 13 (Tournai) HerbomezTourn Nr. 2 S. 3-4 INC.: «Sacent tout . . . que Jehans li Quatis, fius Jehan le Quatit qui fu, doit

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1212 Mai - Dez. (Metz?) Wiegand, Charte messine S. 393-394 INC.: «Conue chose soit a toz ceos ki cest escrit vairunt... ke li abbes de Vileirs et li couenz enpruntarent a Mez ...». ED.: SchwanBehrens 3 Nr.22 S.29 1212 Histoire de Metz S. 177-179 s. 1214-1220, id. [1212 März 25-31 /1213 März, Kop. oder Übers.] Tailliar Nr. 12 S. 43-^5 INC. : «Che sacent t o u t . . . ke Bernars chevaliers sire de Kieri a vendu a Jehan Maleparole par le gre ...». ANM. : Das Dok. mit der Signatur A 5/14 der Archives du Pas-de-Calais ist eine Kopie oder die Übersetzung einer lat. Vorlage. [1213 Aug., ms. 13. Jh., wohl nach 1250] Garnier, Bourgogne 1 Nr. 178 S. 329-330 REG.: "Charte de commune octroyée aux hommes de Chaumont de Châtillonsur-Seine, par Eudes III, duc de Bourgogne". 1213 Sep. (Tournai) HerbomezTourn Nr. 3 S. 4 INC.: «Co sacent cil qui or sunt . . . que li eskievin . . . et li parent a l'enfant, arenterent le mayson Gontier de le Rihaigne, Ansiel e ...». 1213 GysselingDocAnc Nr. 7 S. 196-197 s. 1213 Apr. 14 - 1214 März 29, id. [1213 Guesnon, Inventaire Nr. 11 S. 15-16 s. 1213 Apr. 14 - 1214 März 29, id.] [1213 Apr. 14 - 1214 März 29 Arras, wohl Kop. ab 15. Jh.] Guesnon, Inventaire Nr. 11 S. 15-16 INC.: «Eschievin dient que c'est droiture à le mairie que li maires doibt faire et dire ...». ED.: EspArt 1 S.284-285 (Kopien 15. Jh., 1722, etc.). 1213 Apr. 14 - 1214 März 29 (Arras) GysselingDocAnc Nr. 7 S. 196-197 INC.: «Li maistres de la maison de hospital de Hautauennes par le consel de

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[1214 Dez. 29, Übers. E. 13. Jh.] WaillyCollLorr Nr. 1 S. 13-14 INC.: «Conrairs per lai graice de Deu evekes de Més chanseliers dou palay...». [1214 Dez., Übers. E. 13. Jh.] WaillyCollLorr Nr. 2 S. 15-16 INC.: «Symons Ii maistres eschaivins et toute Ii univerciteit...». [1214 Dez., Übers. E. 13. Jh.] WaillyCollLorr Nr. 3 S. 16 INC.: «Thiedis arcevesques de Trieves à tous ceulz à cui conissanfce] ...». 1214 Delisle, Charte S. 52 s. 1214 März 30 - 1215 Apr. 18, id. 1214 Histoire de Metz S. 177-179 s. 1214 - 1220, id. 1214 März 30 - 1215 Apr. 18 (Saint-Quentin?) Delisle, Charte S. 52 INC.: «Ce sacent Ii eskievin . . . qe Robers Chokars et se ferne ont donné II milliers de herens ...». 1215 Juni Tournai HerbomezTourn Nr. 4 S. 4-5 INC.: «Li eskieuin de Saint Brisse . . . font a sauoir . . . que Nicole del Tiele acata a Gherol Lukedore ...». [1215 Juni, ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 30 S. 39-40 REG.: "Sentence de Pierre de Nemours, évêque de Senlis au sujet d'une contestation . . . entre Evrard de Fouilloy . . . et le maire et les échevins [d'Amiens]

1215 Aug. 18 Tournai HerbomezTourn Nr. 5 S. 5 INC.: «NOS, li eschieuin de Saint Brisse, faisons a sauoir . . . que Bauduins et maistre Nicole sont sj concorde ...». [1215 Sep., ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 31 S. 40 REG.: "Accord conclu entre Evrard de Fouilloy, évêque d'Amiens, et Thibaut de Poulainville, son maréchal...». 128

1215 Nov. Ol (Tournai) HerbomezTourn Nr. 6 (1. Teil) S. 5-6 INC.: «CO sacent e i l . . . que Hue Ii Rous a acateit ij boniers de tere a Levrenc de Rumegnies». 1215 Nov. Ol (Tournai) HerbomezTourn Nr. 6 (2. Teil) S. 6 INC.: «CO sacent eil . . . que Levrens de Rumegnies a uendus ij boniers ...». [1215 Lens, Übers. M. 13. Jh.] Tailliar Nr. 13 S. 45-52 INC.: «El non de le sainete Trinité, Amen. Jou Loeys Ii ainsne, fix le roi de Franche faisons savoir . . . que nous avons otroye a nos bourgois de Hesding commune costumes ...». ANM.: ES handelt sich um die Übers, der lat. Urk. 1215 im Cartulaire de l'abbaye d'Auchy-les-Moines (Stein 263); eine Kopie 1345 findet sich im Cartulaire du Vieil Hesdin ou Matreloge de la ville de Hesding (Stein 1696), vgl. die Angaben zur lat. Urk. 1215 in EspArt 2 S. 595-596. Vermutlich hat Tailliar seinen Text der Edition 18. Jh. von Dom Bétencourt (Stein 265) entnommen. [1215, ms. E. 13. Jh. (nach 1260)] Roux, Amiens 1 Nr. 144 S. 186-191 REG.: "Charte de commune d'Amiens". [Übers, wohl 1215, ms. ca. 1225 GrChJeanSTerreRH s. Übers, wohl 1215, ms. ca. 1225, id.] [1216 Apr. 24, Übers. 15. /Kop. 16. Jh.] Tailliar Nr. 14 S. 53-59 INC.: «AU nom de nostre seigneur. Je Jehans, chastelain de Cambray et seigneur d'Oisy fay savoir . . . que nous oltroyons a tous les habitans d'Oisy ...». ANM.: Nach Angaben zu EspArt Nr. 607 handelt es sich um eine Kop. 16. Jh., nach FossierCh Nr. 84 um eine Übers. 15. Jh.. [1216 Tailliar Nr. 14 S. 53-59 s. 1216 Apr. 24, id.] 1217 März 01 (Tournai) HerbomezTourn Nr. 8 S. 7-8 INC.: «Ce sacent Ii escieuin . . . que Hue Ii Rous et Ii dame Margerite se ferne, sunt rauiestit de co ...». 129

1216 Apr. 10-1217 März 25 (Tournai) HerbomezTourn Nr. 7 S. 7 INC.: «Cognute chose s o i t . . . ke sire Gerous d'Anvaing a vendut Englebiert de le Bare . . . » . 1218 März Tailliar Nr. 15 S. 60 s. 1219 März GysselingDocAnc Nr. 8 S. 197 [1218, ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 32 S. 40-41 REG.: "Enguerrand de Picquigny, vidame d'Amiens, rend hommage à Evrard de Fouilloy, évêque d'Amiens 1218 Juni (Sissy) Lemaire Nr. 346 S. 409-410 INC.: «JOU Wistasses, chevaliers et sires de Sissi, fais savoir . . . que Robers de Sekehard . . . » . ED.: LeProuxVerm Nr.2. 1218 Okt. Holnon Lemaire Nr. 347 S. 410-411 INC.: «Sacent li eskievin . . . que mesire Gerars Malesmains . . . de Hargicourt, et medame Anès, se feme . . . » . 1218 Lemaire Nr. 348 S. 411 s. 1218 Apr. 15-1219 Apr. 06, id. ca. 1218 (Saint-Quentin) Lemaire Nr. 349 S. 412-414 INC.: «Sacent li eskievin . . . ke eist ostage sount maistre Werri . . . » . ED.: LeProuxVerm Nr. 5. [ca. 1218, ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 32 S. 4 1 ^ 6 REG.: "Coutumes du tonlieu, du travers et du gréage de la ville d'Amiens". 1219 März Cuincy GysselingDocAnc Nr. 8 S. 197 INC.: «Ce sacent cil [ki] or sunt et ki auenir sunt ke jo Bauduins sire de Quinci ...». ED.: Tailliar Nr.15; MuséeArchDép Nr.62, mit Faks. pl.XXVIII; Le Glay, Usage S. 358. 130

1219 März (Saint-Quentin) Lemaire Nr. 350, S. 414 INC.: «Che sacent Ii eskievin . . . que Adans de Corceles et Ade se ferne ...». ED.: LeProuxVerm Nr. 1. 1219 März / 1220 März LaDuCh 1 Nr. 206 S. 317-318 s. 1219 März / 1220 März, id. 1218 Apr. 15 - 1219 Apr. 06 Saint Quentin Lemaire Nr. 348 S. 411 INC.: «Sacent Ii eskievin del destroit del atre Nostre Dame en le Griance ...». ED.: LeProuxVerm Nr.4. [1219 Apr. 07-30 (Cysoing?), Kop. 1681-1720] Tailliar Nr. 16 S. 61-66 INC.: «Pour chou ke Ii tans sunt perilleus et Ii jour mavais ...». ED.: Coussemaker, Cysoing S.99-108 (lat.u.fr.). ANM.: Dieses Dok. mit der Sigantur 38 H 51 (pièce 265e, fonds de l'abbaye de Cysoing) in den Archives Départementales du Nord ist eine zwischen 1681 und 1720 ausgefertigte Kopie, wie es auf dem Dok. selbst vermerkt ist. [1219 Apr. Tailliar Nr. 16 S. 61-66 s. 1219 Apr. 07-30, id.] 1219 Mai (Tournai) HerbomezTourn Nr. 9 S. 8-9 INC.: «Cho sacent t o t . . . que Gontiers d'Antoing, clers de Saint Brisse, dona l'iretage de son manage ...». 1219 Juni Saint-Quentin Lemaire Nr. 351 S. 415 INC.: «Che sacent tot . . . que quant Rassens ki fu ferne Jehan le Kien ...». ED.: LeProuxVerm Nr.6; SchwanBehrens 3 Nr. 13 (nach LeProuxVerm). 1219 Dez. 01 (Cambrai?) GysselingDocAnc Nr. 9 S. 197-198 INC.: «Le couenence de lacat que Ii glise nostre Dame de Cambrai a fait a segnor Thiemer ...». [1219 Dez. 06 Cysoing, Kop. 1517/1518] EspVerlinden 1 Nr. 92 S. 217 INC.: «Sachent tout . . . 1. Jo, Jehans, sire de Cysoing, ai donné a le vile de Cysoing le loy de Le Basseie ...». ED.: Tailliar Nr. 17; Du Mortier, Notice S. 224-225; Coussemaker, Cysoing S. 111-112 (alle nach dem Cartulaire de l'Abbaye de Cysoing, Stein 1114). 131

1219 Dez. 27 (Douai) GysselingDocAnc Nr. 10 S. 198 INC.: «Ce sacent cil qui ore sunt et ki auenir sunt que Pieres de Lambres et Gossuins ...». ED.: EspDouai 3 Nr. 16; etc. [1219 Dez. Tailliar Nr. 17 S. 66-67 s. 1219 Dez. 06 EspVerlinden 1 Nr. 92 S. 217] [1220 Jan. 01, Übers. E. 13. Jh.] WaillyCollLorr Nr. 4 S. 17 INC.: «Coinrairs per lai graice de Deu evesques de Més chanseliers de lai sale ...». 1219 März / 1220 März (La Rochelle) LaDuCh 1 Nr. 206 S. 317-318 INC.: «Je Pere Ymbert e je Florence, sa famé, faison a saveir . . . que nos avon doné à Deu e a la maladrerie ...». ED.: MuséeArchDép Nr.63, mit Faks. pl. XXVIII; SchwanBehrens 3 Nr.59; Richemond, Chartes S. 1. [1220 Mai, Kop. 15. Jh.] Tailliar Nr. 18 S. 68-71 REG.: "Statuts de l'hôpital St-Julien de Cambrai portés par le chapitre de l'église cathédrale de Cambrai". ANM.: Dieses Dok. mit der Signatur I A 5 in der Bibliothèque Municipale de Cambrai ist der Schrift nach in das 15. Jh. zu datieren. 1220 Mai (La Rochelle) LaDuCh 1 Nr. 207 S. 318 INC.: «Je Hugues de Rochefort e je Savari de Rochefort, freres, faimes a saveir . . . que nos avom doné a Deu ...». ED.: Richemond, Chartes S. 2. 1214-1220 Metz Histoire de Metz S. 177-179 INC.: «Ceo est la maniere & Ii establissement de la commune pais de Mez». ED.: Abel, Metz S. 349-356. ANM.: Die Urk. trägt kein Datum, ist aber durch die anhängenden Siegel datierbar: Der terminus ante quem ergibt sich aus dem Siegel Friedrichs II als römischer König (bis 1220), der terminus post quem aus dem Siegel Konrads von Scharfenberg als Bischof von Metz (seit 1212); die Urk. wurde wohl beim nachgewiesenen Aufenthalt Friedrichs II in Metz 1214 oder 1215 ausgefertigt. Aus diesen Daten ergibt sich die Datierung «1214-1220» gegenüber häufig «1214» bei Gdf u. a. 132

1220 BanMetzW S. 1-3 s. 1220 März 29-1221 Apr. 10, id. ca. 1220 Saint-Quentin Lemaire Nr. 352 S. 416 INC.: «Sacent Ii eskievin . . . ke Werris as Coulons, ne nus des hoirs Robert as Coulons ...». ANM.: Die Urk. trägt kein Datum; die Datierung ist von Lemaire erschlossen. ca. 1220 Saint-Quentin Lemaire Nr. 353 S. 416 INC.: «Sacent Ii eskievin . . . ke sire Huedes Bordeaus acata à dame Izabel Cokemioce se maison ...». ANM.: Die Urk. trägt kein Datum; die Datierung ist von Lemaire erschlossen. [ca. 1220, heute unauffindbar] Bonnardot, Lorraine Nr. 7 S. 280-281 INC.: «IL i ait Villi famles: Ii dui clostrier, Ii refroituriers, Ii charpantiers ...». ANM.: Das Dok. aus den Archives de la Région de Lorraine et du Département de la Moselle soll laut Bonnardot «avant 1210 (écrit vers 1220)» entstanden sein, ist heute aber nicht mehr auffindbar. 1221 Jan. (Saint-Quentin) Lemaire Nr. 354 S. 417 INC.: «Che sacent Ii eskievin . . . que Adans de Corceles e t . . . ont aquise . . . à Denizart Pesiere ...». ED.: LeProuxVerm Nr. 7 S. 447. [1221 Jan. (Sissy), zeitgenössische Kop.] Lemaire Nr. 355 S. 417-418 INC.: JOU Wistasses . . . sires de Sissi, fas savoir . . . ke Wistasses Billuars vendi ...». [1221 Feb., ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 34 S. 46-47 REG.: "Enquête préscrite par Philippe-Auguste au sujet du ban de vin". 1220 März 29-1221 Apr. 10 Metz BanMetzW S. 1-3 O 0 o INC.: «Anno dominice incarnacionis MCCXX Troisin de Porte Mosele maistre escheving, Jehan Wichart maior de Porte Mosele, Gelim de Port Salis, Matheu de Oltre Mosele, apres pasches, en barnal pleit et leal». 133

[1221 Mai, Konzept einer fr. Übers.] Piérart, Maubeuge S. 269 INC.:«El nom de sainte et nient divisée trinitet. Amen. Jou Henris par le grasce de Diu dus et Maroie ...». [1221 Mai, ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 35 S. 47 REG.: "Evrard de Fouilloy, évêque d'Amiens, confirme la vente faite par Thibaut Roingnes, citoyen d'Amiens, au chapitre de Fouilloy . . . " . 1221 Juli 23 Courtrai GysselingDocAnc Nr. 11 S. 198-199 INC.: «Jo Mehaus dame de Tenremonde fas a sauoir a t o u s . . . que teus est la couenance entre moi et me dame le contesse de Flandre ...». ED.: Tailliar Nr. 19; Du Mortier, Notice S. 223. [1221 Juli, nach Ausg. 1639, seither abgängig] TailharNr.20S.72 INC.: «Saichent eschevin . . . que Willaume de Cheeu sire de Carenchi doit a Jakemon de le Funtaine ...». ANM.: Tailliar gibt das Dok. nach der Ausgabe von André Duchesne, Histoire généalogique de la maison de Béthune, Paris 1639, S. 373 wieder, ohne diesen als Quelle zu nennen. Die Vorlage ist seit dem 17. Jh. in den Archives Communales d'Arras abgängig. [1221 Histoire de Metz S. 182-183 s. 1221 März 25-1222 März 24, id.] 1221 Loisne, Anciennes chartes Nr. 1 S. 67-68 s. 1221 Apr. 11-1222 Apr. 02, id. 1221 Tailliar Nr. 19 S. 71-72 s. 1221 Juli 23 GysselingDocAnc Nr. 11 S. 198-199 1222 Jan. (Saint-Omer) GysselingDocAnc Nr. 12 S. 199 INC.: «Jeo Willaumes castellains de Saint Omer conui par devant eskevins ...». ED.: GirySOmer Nr. 37; GossenGramm S. 165 (nach GysselingDocAnc). [1221 März 25-1222 März 24, ms. wohl 14.-16. Jh.] Histoire de Metz S. 182-183 REG.: "Quels étaient ceux que l'on pouvoient arrêter". 134

1222 Mârz (Tournai) HerbomezTourn Nr. 10 S. 9 INC.: «Ce sacent chil . . . ke Wautirs Gales uendi et werpi, en tiesmoing de eskeuins, toute le rente ...». 1221 Apr. 11-1222 Apr. 02 Hénin-Liétard Loisne, Anciennes chartes Nr. 1 S. 67-68 INC.: «NOUS, eskevin de Hénin, faisons asavoir . . . ke com Maroie d'Ostricort eust doné à l'abaie de Hénin ...». [1222 Apr. 25, wohl ms. E. 16. Jh.] Histoire de Metz S. 183-184 REG.: "Donation faite à l'Hôpital du Pont-Tieffroy, par Jean le Vaudois". 1222 / 1223 Apr. GysselingDocAnc Nr. 13 S. 19^-200 s. 1222 Apr. /1223 Apr., id. 1222 Aug. Saint-Quentin Lemaire Nr. 16 S. 16 INC.: «Che sacent t o u t . . . que maistre Blaives douna a le grant ostelerie pour Deu et en aumosne ...». ED.: LeProuxVerm Nr. 8. 1222 Nov. 26 Mons GysselingDocAnc Nr. 14 S. 200 INC.: «Jo Colons prouvos de Mons fac sauoir... que jo ai donet a lostelerie des carteriers del Castel...». [1223 Màrz 03, wohl ms. E. 16. Jh.] Histoire de Metz S. 185-186 REG.: "Conrad de Scharphenneck, Evêque de Metz, commande de donner pendant cinq ans, le meilleur habit de chaque mourant, pour bâtir le Pont des Morts.". 1222 Apr. 03-30 / 1223 Apr. 01-22 Tournai GysselingDocAnc Nr. 13 S. 199-200 INC.: «Jo Euras Radols sires de Mortaigne castelains de Tornai fac a sauoir... que Watiers de Fraisnoit vendi et clama qui te et werpi...». ED.: HerbomezChâtTourn Nr. 54. 1223 Apr. / 1224 Apr. GysselingDocAnc Nr. 15 S. 200-201 s. 1223 Apr. 23-30 / 1224 Apr. 01-14, id. 135

1223 Mai (Douai?) GysselingDocAnc Nr. 16 S. 201 INC.: «Ce sacent cil ki sont . . . que iou Pieres de Lambres et Hues mes fiels segneur de Lambres auons uendu i mui de tere pau plus pau mains ki siet a le bouke de le Braiele ...». ED.: Tailliar Nr. 21. 1223 Mai (Douai?) GysselingDocAnc Nr. 17 S. 201-202 INC.: «Ce sacent cil qui sont . . . que io Pieres de Lambres et Hues mes fils segneur de Lambres auons uendu i mui de tere qui siet a le boke de le Braiele ...». 1223 Juni (Tournai) HerbomezTourn Nr. 11 S. 10-11 INC.: «Sacent t o t . . . que Maroe Fauche, ki fu femme Symon des Planches...». 1223 Juli 15-31 (Tournai) Du Mortier, Philippe Mouskes Nr. 1 S. 136 INC.: «Ce sacent tot . . . que li dame Juliane Mouskete et si enfant se sont concordé entraus ...». 1223 Dez. 05 Tournai Reusens, Eléments S. 264-265 (mit Faks. pl. XXXIV). INC.: «Ce sacent cil ki s u n t . . . que li Glize de Tornai dune part et li eschieuin dautre par le commun assens de le cite ...». ED.: Tailliar Nr. 22, nach Du Mortier, Notice S. 222-223. ANM.: Die Urk. wurde in zwei Exemplaren für die beteiligten Parteien ausgefertigt; das Exemplar des Domkapitels der Kathedrale von Tournai wurde 1566, das Exemplar der Stadt im Mai 1940 bei einem Bombenangriff zerstört. Dieses Exemplar ist jedoch als Faksimile bei Reusens erhalten. Tailliar weist gegenüber Du Mortier (seine Vorlage) geringfügige, gegenüber Reusens zahlreiche Abweichungen auf. 1223 Dez. (Tournai) HerbomezTourn Nr. 12 S. 11 INC.: «Ce sacent cil . . .que Warbors Gaberje a done les enfans Alis ...». 1223 Dez. Tailliar Nr. 22 S. 74-75 s. 1223 Dez. 05 Reusens, Eléments S. 264-265 [1223 Dez., ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 26 S. 47-48 REG.: "Donation faite par Enguerrand de Picquigny, vidame d'Amiens, sa femme et ses enfants, à Geoffroy d'Eu, évêque d'Amiens . . . " . 136

[1223, wohl Kop. 18. Jh.] Tailliar Nr. 23 S. 76-77 INC.: «AU jour que Ii quens Phelipes de Flandres qui estoit sires de Hesding . . . sen ala outre mer ...». ANM.: Der Text entstammt dem Cartulaire de L'abbaye d'Auchy-les-Moines (Stein 263), den Tailliar mit größter Wahrscheinlichkeit nach der Edition 18. Jh. von Dom Bétencourt (Stein 265) benutzt hat. Hierauf deutet auch die bei Tailliar angegebene hohe Seitenzahl. Vgl. Dok. 1215 Lens (Tailliar Nr. 13). 1223 Du Mortier, Philippe Mouskes Nr. 1 S. 136 s. 1223 Juli 15-31, id. 1224 Feb. Ol (Tournai) HerbomezTourn Nr. 13 S. 11-12 INC.: «Cho sacent tot cil qui ore s u n t . . .que Baudujns as Wes a assene Johan son serorge ...». 1224 Feb. (Tournai) HerbomezTourn Nr. 14 S. 12 INC.: «Ce sacent t o t . . . qe Bauduins Fantosmes et se maizons dojvent pais faire ...». 1224 peb. Tournai HerbomezTourn Nr. 15 S. 13 INC.: «Ce sacent eil ki . . . que nos faisomes asauoir as eskieuins de S. Brisse, que Waute de le Porte ...». 1224 März 25-1225 März 24 Meyer, Observations S. 135 s. 1224 März 25-1225 März 24 Metz, id. 1223 Apr. 23-30 / 1224 Apr. 01-14 Douai GysselingDocAnc Nr. 15 S. 200-201 INC.: «CO sacent t o t . . . que dame Aelis, ki fu ferne Baudane le monier ...». [1224 Apr. 14-1225 März 29 Matthieu, Bourlers S. 336-339 s. 1224 Apr. 14 - 1225 März 29, id.] 1224 Mai 20 Lille GysselingDocAnc Nr. 19 S. 203 INC.: «Jo Tirris sire de Beuerne castelains de Dikemue fai sauoir tos chaus ki ...». [1224 Juni, Vidimus 127J] Fagniez Nr. 150 S. 138 137

INC.: «Pierre, par la grâce de Dieu abbé de l'église de seint Denys et Mahieu, sire de Monmorenci...». ANM.: Die Urk. mit der Signatur K 930 n° 1 in den Archives Nationales ist eine Ausfertigung von 1277; sie enthält eine Entscheidung von 1224 als Vidimus. 1224 Juni (Douai?) GysselingDocAnc Nr. 18 S. 202 INC.: «Jo Robers prouos de Saint Amei de Doai par lotroi de men capitele

1224 Aug. 12 (Arras) GysselingDocAnc Nr. 20 S. 203-204 INC.: «Sachont tout cil ki cest escrit uerront ke lauoues del markie kil a fait a Bauduin Lienart ...». 1224 Aug. Douai GysselingDocAnc Nr. 21 S. 204 INC.: «Ce sachent tot cil qui ore sont . . . que Willames de Borgoigne de Hornaig doit a dame Morain et a ...». ED.: Tailliar Nr. 24; EspDouai 3 Nr. 22; etc. 1224 Aug. Tailliar Nr. 24 S. 78 s. 1224 Aug. GysselingDocAnc Nr. 21 S. 204 1224 Nov. (Tournai) HerbomezTourn Nr. 16 S. 13-14 INC.: «Ce sacent cil . . . que io, Wautes Ferres, ai fait connisance par deuant eschieuins, que ...». 1224 Dez. 31 Lens GysselingDocAnc Nr. 22 S. 204-205 INC.: «NOUS Wistasses de Nueuile li jouegnes Gui de Inchi sire de Waencort Loeys de Andifer . . . disons sor nos loiautes...». ED.: Tailliar Nr. 25 (nach Kop. 14. Jh.); EspFin Nr. 7 (fehlt bei GysselingDocAnc). [1224 Dez. Tailliar Nr. 25 S. 79, Kop. 14. Jh.] s. 1224 Dez. 31 GysselingDocAnc Nr. 22 S. 204-205 (Urk.) 1224 Meyer, Observations S. 135 s. 1224 März 25 - 1225 März 24, id. [1224 Matthieu, Bourlers S. 336-339 s. 1224 Apr. 14 - 1225 März 29, id.] 138

1224 Tailliar Nr. 26 S. 80 s. ca. 1225 EspDouai Nr. 27 S. 20 vor 1225 (Tillières?) SchwanBehrens 3 Nr. 64 S. 89-90 INC.: «Sachent cil qui s u n t . . . que entre munseignor Tebaut Crespin e munseignor Gaudin Guerri fut content...». ED.: Borderie, Ancienne charte S.433-434. ANM.: Das Datum ist von SchwanBehrens erschlossen; anders datieren Borderie, Ancienne charte «ca. 1210» und Boucherie, Dialecte poitevin S. 386-387, «1199 (?)». 1225 Jan. 01 Courtrai GysselingDocAnc Nr. 23 S. 205 INC.: «JO Arnos de Landast sires dAines fa sauoir a tos ciaus ki sunt . . . que tele est Ii forme de pais entre ...». 1225 Feb. La Rochelle LaDuCh 2 Nr. 317 S. 112-113 INC.: «Sachent tuit . . . que ge Peres Malairaut, charpenters, borgeis de la Rochelle, ob l'otrei e t . . . » . 1225 Feb. (Douai) GysselingDocAnc Nr. 24 S. 205-206 INC.: «Ce sacent t o u t . . . que iou Rainiers de Gorghechon cheualiers ai vendut a Jehan del cerf et ». [1225 März 16 Seclin, Kop. (E. ?) 13.Jh.] EspVerlinden 2 Nr. 291 S. 219-220 REG.¡"Marguerite de Dampierre confirme les lettres précédentes", d.h.das lat. Dok. 1218 Okt. 12 (Nr. 290) "Jeanne, comtesse de Flandre et de Hainaut, concède à ses bourgeois de Seclin la loi de Lille". ED.: Ord 4 , 321. 1224 März 25 - 1225 März 24 Metz Meyer, Observations S. 135 INC. : «Conue chose soit à toz li signor dou grant moustier unt aaquasteit à bone suer de ...». [1224 Apr. 14-1225 März 29, mod. Kop. oder Übers.] Matthieu, Bourlers S. 336-339 INC.: «Je Rogier, seigneur de Cimay, à tous ceux à qui .. .Scachent tous que comme jadis ...». 139

1225 Mai (Douai) GysselingDocAnc Nr. 25 S. 206-207 INC.: «Ce sacent tôt cil ki . . . que Engerrans de Virgelas et Robe de le Riue furent com escheuin ...». ED.: Bonnier, Etude Nr.4; EspDouai 3 Nr.23. [1225 Mai, ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 37 S. 48 REG. : "Wisars, tonloier de l'évêque d'Amiens, se dessaisit de son fief en faveur de Gillon, son fils". 1225 Juni La Rochelle LaDuCh 2 Nr. 318 S. 113-114 INC.: «Ge peres Malairaut e ge Johane, sa femme faisom a saveir ...». 1225 Juli (Tournai) HerbomezTourn Nr. 17 S. 14-15 INC.: «Sacent c i l . . . que Watiers de Valencienes, qui borgois est de Tornai, a achatet a Aloul le iustice ...». 1225 Aug. Tournai HerbomezSMart 1 Nr. 308 S. 317-318 INC.: «Ce sacent cil . . . ke Henris li Clers vendi . . .À le glise Saint Martin de Tornai, XXXIII s. et IIII deniers . . . » .

1225 Okt. (Douai) GysselingDocAnc Nr. 26 S. 207 INC.: «Jou Wautiers cheualiers castelains de Dowai fac a sauoir . . . que iou ai vendut et otroiet...». ED.: EspDouai Nr. 26. 1225 Nov. 11 (Haute-Avesnes) GysselingDocAnc Nr. 27 S. 207 INC.: «Chou sachent tout . . . ke Margerite del Ual et Ernouls ses barons ont doune ...». 1225 Nov. 22 (Cambrai) GysselingDocAnc Nr. 28 S. 208-209 INC.: «Ce sachent cil ki cest escrit ueront ke tele est li forme de le pais ki faite est entre leuesque ...». ED.: GossenGramm S. 163 (nach GysselingDocAnc). [1225 Dez. 12, Vidimus 1275] WaillyCollLorr Nr. 5 S. 17-18 140

officiaus de la cort de Toul faisons savoir à tous que nous l'an Nostre Signor ...». INC.: «NOUS

1225 Dez. 25 (Metz) Prost, Régime Nr. 7 S. 593-594 INC.: «Conue chose s o i t . . . ke li abbes Warins de saint Vyncent et toz li couenz ont aquastey ...». 1225 Dez. 25 (Anchin?) GysselingDocAnc Nr. 29 S. 209 INC.: «Ce sacent tout cil ki cest escrit ueront que Alars li Bret de Corbriu estoit mes hom ...». [1225 Dez., Kop. 14. Jh.] Dubois, Textes Nr. 1 S. 106-108 REG.: "Eustache, seigneur de Lens, à la suite d'un accord intervenu entre lui et les hommes de sa terre de Herchies, concède à ceux-ci divers privilèges et franchises". 1225 Prost, Régime Nr. 7 S. 593-594 s. 1225 Dez. 25, id. [1225, ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 38 S. 48-49 REG.: "Accord conclu entre Geoffroy d'Eu, évêque d'Amiens, et Raoul, son chambellan . . . " . ca. 1225 Douai EspDouai 3 Nr. 27 S. 20 INC.: «Ce sachent tot . . . que Willames, li'porteres de seil, a ravestut Sarain ...». ED.: Tailliar Nr.26; etc. [Übers, wohl 1215, ms. ca. 1225] GrChJeanSTerreRH INC.: «Johan par la grâce de Deu roi d'Engleterre, as arceveskes, as eveskes, as contes . . . saluz. Sachiez ...». ED.: Achéry, Spicilegium 11675, t.XII, S. 573-575; 21723, t. III, S. 579-583. ANM.: Diese frühe Übers, der Magna Carta ist dem Cartulaire de la léproserie de Saint-Gilles de Pont-Audemer (Stein 3057) entnommen und trägt die Signatur Y 200 (fol. 81-87 v°) in der Bibliothèque Municipale de Rouen. [l.Vt. 13. Jh., ms. 13. Jh. Sens] CoutSensL 141

INC.: «Ce sont les costumes et li paages de Sanz, le roi et au vilconte ...». ANM.: MuséeArchNat Nr.216 datiert «vers 1223». [l.Vt. 13. Jh. (London?)] LeachBeverley S. 134-135 INC.: «CO est la lai des teliers et des fuluns a Wincestre ...». ANM.: Keine Urk., sondern BL add.ms. 14252 fol. 111. [l.Vt. 13.Jh. (London?)] RecLondB S. 487-505, 707-724 INC.: «Kikunkes ad sa terre en Lundres e terme passe de sa cense rendre, il poet par la lei de Lundres prendre ...». ANM.: Keine Urk., sondern BL add. ms. 14252 fol. 98ff. [l.Vt. 13.Jh. (London?)] Round, London S. 107 INC.: «Hubert vint de Cham et engendra Alain ...». ANM.: Keine Urk., sondern BL add. ms. 14252 fol. 127 d. 1226 Jan. Tournai HerbomezSMart 1 Nr. 310 S. 319 INC.: «Ce sacent cil . . . que Jehans de Wasnes, li chevaliers . . . vendi . . . absolument VII boniers de bosc ...». 1226 Jan. Tournai HerbomezSMart 1 Nr. 311 S. 320 INC.: «Ce sacent cil . . . que Gossuins Bucials, borgois de Tornai, dona en almosne ...». 1226 Jan. (Metz) Meyer, Observations S. 136 INC.: «Coneu chose soit . . . ke li signor del grant mosteir ont doneit à cens à Wiart ...». 1226 Feb. (Douai) EspDouai 3 Nr. 28 S. 21 INC.: «Ce sacent tout . . . que Giles Li Canbiers, de Fecain, doit à ...». ED.: Bonnier, Etude Nr. 3. 1225 März 30-31 / 1226 März Tournai HerbomezTourn Nr. 18 S. 15-16 INC.: «Ce sacent cil ki sunt . . . ke Maroie de Tuns, ki ueue estoit, ki bien le puet faire par loi...». ED.: HerbomezSMart Nr. 317. 142

[1226 Mai 31, nach Ausg. 1639, seither abgängig] Tailliar Nr. 27 S. 80-81 INC.: «Sacent eschevin ki sont . . . ke Herbers de Bethune a claime quiete monsignor Willaume de Keu ...». ANM.: Tailliar gibt das Dok. nach der Ausgabe von André Duchesne, Histoire généalogique de la maison de Bêthune, Paris 1639, S. 373 wieder, ohne - wie bei Nr. 35, Dok. 1235 Feb. - seine Quelle zu nennen. Die Vorlage ist seit dem 17. Jh. in den Archives Communales d'Arras abgängig. 1226 Mai (Arras?) DesMarezYpres Nr. 1 S. 103 INC.: «Sacent eskievin ki s u n t . . . ke Simons Faverals, Heluins Ii Botelliers et Herbers de Biethune, borgois d'Arras ...». ED.: Tailliar Nr.28. 1226 Mai Tailliar Nr. 28 S. 81-82 s. 1226 Mai DesMarezYpres Nr. 1 S. 103 1226 Juni (Saint-Quentin) Lemaire Nr. 357 (1. Teil) S. 419 INC.: «Sacent li eskievin . . . que Evrars Kieville avoit le moité en le maison qui fu sen pere ...». ED.: LeProuxVerm Nr.9 (l.Teil). 1226 Juni Tournai HerbomezTourn Nr. 19 S. 16-18 INC.: «Ce sacent t o u t . . . que Nicholes d'Orke, ki liges hom estoit a Gontier de le Cromberie ...». 1226 Juli (Tournai) HerbomezTourn Nr. 20 S. 18 INC.: «CO sacent c i l . . . que io, Nicoles d'Antoing, aj Gherart le Fornier arentee le maison k i . . . » . 1226 Sep. (Verdun?) LesortLorr Nr. 1 S. 410 INC.: «Sachent t u i t . . . que cum betens fuit entre l'eglise de Verdun et l'eglise de Chatillon de la dime ...». ED.: Meyer, Observations S. 136. [1226 Nov., ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 39 S. 49-50 REG.: "Transaction entre Geoffroy d'Eu, évêque d'Amiens et la commune, au sujet du droit appelé 'Répit de Saint-Firmin'". 143

1226 Meyer, Observations S. 136 s. 1226 Jan., id. [1227 Apr. 03, ms. E. 16. Jh. ?] Histoire de Metz 3, Preuves S. 187 REG.: "Compromis de Jean d'Apremont, Evêque de Metz, touchant le droit qu'il prétendoit sur le Pont de Moulins". 1227 Aug. 27 (Fontin?) DesMarezYpres Nr. 2 S. 104 INC.: «Je Watiers, sires de Fontin, fac savoir . . . que je ai mis en plege men chier signor Robert...». ED.: Tailliar Nr. 29. 1227 Sep. 08 (Arras) Loisne, Anciennes chartes Nr. 2 S. 68 INC.: «Sacent li sergant iretavle saint V a a s t . . . ke Emme ki fu ferne Savualon Hachelin requist...». 1227 Nov. (Tournai) HerbomezTourn Nr. 21 S. 18-20 INC.: «Ce sacent t o u t . . . que Gossuins li Clers, et Jakemes, et Watiers, e t . . . ont vendut et werpit...». 1227 BanMetzW S. 4-9 s. 1227 März 25-1228 März 24, id. [1227 (Coligny?), ms. 13. Jh., wohl Urk. 1237] SteAgatheLurion Nr. 17 S. 19-20, mit Faks. S. XXI INC.: «NOS Jahans, cuens de Borgone et sires de Salins, et nos Amers, sires de Colonie, et nos Poiz, priors de Gignie ...». ED.: GauthierFrComt Nr. 1; Philipon, Comté Nr. 1. ANM.: Das Dok. weist eine Radierung in der Datumszeile (vor XXVII) auf. Wahrscheinlich lautete das Datum 1237 (.M. et .CC. et .XXXVII.), jedoch ist nicht auszuschließen, daß es sich bei dem Dok. um eine Fälschung des 13. Jh. handelt. 1227 März 25-1228 März 24 Metz BanMetzW S. 4-9 INC. : «A paskes kant li milliaires corroit per M et CC et XXVII ans, et Matheuz Gailars estoit maistres eschavins, prinst li sires Richars Mauuezins ban ...». 1228 März LeProuxVerm Nr. 10 S. 449-450 s. 1228 März 26-31 / 1229 März Lemaire Nr. 356 S. 418-419 144

[1228 März Tailliar Nr. 30 S. 83 s. 1228 Dez., id.] 1228 Apr. (Chiny?) WampachLux 2 Nr. 217 S. 233 INC.: «Ge, Jehenne, contessesde Lozde Chisnei, fazsavoir... ke Chisneismes chaistiauz est fiez liges au conte ...». ED.: Keuffer, Metzer Kanzleien Nr. 2 (jedoch mit Auslassungen und Varianten gegenüber WampachLux). 1228 Dez. 12-13 (Tournai) HerbomezToum Nr. 23 S. 21-22 INC.: «El non le Pere et le Fil et le Saint Esperit. Sacent e i l . . . que Teris de le Hamede ...». 1228 Dez. (Douai) EspDouai 3 Nr. 33 S. 24-25 INC.: «Co sachent tot . . . que Simons Bouredel a ravestue Saintain, se ferne ...». [1228 Dez., Kop.14.Jh.] Tailliar Nr. 30 S. 83 INC.: «Jou Hues de Casteillon quens de Saint Pol fach savoir ...». ANM.: Das Dok. entspricht EspArt Nr. 483 und FossierCh Nr. 120. [1228 (Saint-Quentin), Datum erschlossen] Lemaire Nr. 19ter S. 499-500 INC.: «Sovienge vos des homes de l'eglize ki sont bani...». ANM.: Das Datum der nicht datierten Urk. ist von Lemaire erschlossen «Année 1228». 1228 WaiUyCollLorr Nr. 6 S. 18 s. 1228 März 25-1229 März 24, id. 1228 Keuffer, Metzer Kanzleien Nr. 2 S. 496 s. 1228 Apr. WampachLux 2 Nr. 217 S. 233 [ca. 1228, ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 40 S. 50-51 REG.: "Geoffroy d'Eu, évêque d'Amiens, cède à la ville les droits de justice qui lui appartiennent dans la rue de la Nouvelle-Canterraine 1229 Jan. (Douai) EspDouai 3 Nr. 34 S. 25 145

INC.: «Ce sacent t o t . . . que Gerars de Wasiers, chevaliers, a encovent à rendre ...». ED.: Bonnier, Etude Nr.5. 1229 Jan. Douai EspDouai 3 Nr. 35 S. 25-26 INC. : «Ce sacent t o t . . . que Jehans de Levinchort... doit à Olivier de Dewioel ...». ED.: Bonnier, Etude Nr. 6. ANM.: Bei EspDouai fehlt gegenüber Bonnier, Etude ein Satz. 1229 Feb. (Tournai) HerbomezTourn Nr. 24 S. 22-23 INC.: «Sacent t o u t . . . ke Huelos de Saint Martin, li fius dame Hauwit d'Orke ...». 1228 März 25-1229 März 24 (Metz?) WaillyCollLorr Nr. 6 S. 18 INC.: «Saichent bien t u i t . . . ke ju Hawy contesse de Dous P o n s . . . ai doneit en almone Deu et Ma Dame Sainte Marie de Vilers ...». 1228 März 26-31 / 1229 März (Douai) EspDouai 3 Nr. 36 S. 26-27 INC.: «CO sacent tot cil k i . . . que Waukiers Li Petis, del maiseil, fait se devise en teil maniéré ...». 1228 März 26-31 / 1229 März (Saint-Quentin) Lemaire Nr. 356 S. 418-419 INC.: «Sacent li eskievin . . . que Robers Carbonée et Simons, ses frere, ont cuitié Oudart de Dalon et sen remanant». ED.: LeProuxVerm Nr. 10. 1228 März 26-31 / 1229 März (Mézières?) ChRethelS 1 Nr. 65 S. 101-102 INC.: «Je Lucie, dame de Marliers et chastelainne de Maisieres, et jeThiebaus ses fix, sires dou Nuefchastel en Ardenne, faisons à savoir ...». 1228 Apr. / 1229 Apr. 01-14 (Tournai) HerbomezTourn Nr. 22 S. 20 INC.: «Ce sacent tot . . . que Jehans de Rongj fait cognissance a Warin le Maçon, baron dame Sarain de Cordes, que ...». 1229 Apr. 15-30 EspDouai 3 Nr. 37 S. 27 s. 1229 Apr. 15-30 / 1230 Apr. 01-06, id. 146

1229 Apr. (Tonnay-Charente) LaDuCh 1 Nr. 107 S. 183-184 INC.: «Ge Aimeris Acharies e ge Johans Acharies e ge Hugues Acharies e ge Robert Acharies fazom a saver ...». ED.: Redet, Vienne Nr. 1. 1229 Mai (Saint Quentin) Lemaire Nr. 357 (2. Teil) S. 419-420 INC.: «Sacent Ii eskievin . . . que Adans de Corceles et Ade, se ferne, ont acaté à Huon l'Escoier et Ricaut, se ferne ...». ED.: LeProuxVerm Nr.9 (2.Teil). [1229 Juli 25, Kop. 3. Vt. 13. Jh.] EspPirDoc Nr. 217 S. 19-21 REG.: "Bans des tondeurs". [1220-1229 (Machecoul?), Kop. 18. Jh.] LaDuCh 1 Nr. 187 S. 290 INC.: «Au nom de la Sainte Trinité, ge Willaume de la Roche, chevaler, sire de Machegouz, fais a saver ...». ANM.: Das. Dok. entstammt der Sammlung des Mauristen Dom Fonteneau, Bd. 25 S. 305-306. LaDuCh verzeichnet als Datum «1205 à 1208», weil laut Dom Fonteneau die Datumszeile der Vorlage nach «M.CC. et V.. .»zerstört ist und eine hypothetische Ergänzung höchstens das Jahr «M.CC. et VIII» einschließen kann. Dagegen befindet Carolus-Barré, in: BEC 118,1960, S. 230ff, die Stelle sei «M.CC. et Vint...», ergänzbar bis 1228, zu lesen; dies ist jedoch ebenfalls nicht einsichtig, da als letzte Jahreszahl immerhin noch «vint-nuef» in Frage käme (DiekampSyn S. 69 verzeichnet daher richtig «-1229»). [1229, ms. ca. 1250] Garnier, Bourgogne 2 Nr. 284 S. 28-32 REG.: "Charte de commune octroyée aux habitants d'Auxonne, par Etienne, comte de Bourgogne, Jean, comte de Chalon, et la comtesse Agnès". ANM.: Das Dok. entstammt den Archives de la Côte-d'Or, Bestand Chambre des Comptes de Dijon, B 10423: Grand Cartulaire de la Chambre des Comptes (13. Jh.), fol. 121. Die Ausfertigung der Urk. ist heute verloren; der Eintrag in das genannte Kopialbuch erfolgte um 1250. [1229 Layettes 2 Nr. 2032 Sp. 167a-168a s. 1229-1230, Vid. 1367, id.] 1230 Jan. La Rochelle LaDuCh 2 Nr. 319 S. 114-115 INC.: Ge Seguyns, filz fahu Seguyn dau Far, fois a ssaveir a toz . . . que ge, ob 147

l'otrei e ob la volunté de Bone ma femme ...». ED.: Marchegay, Chartes rochelaises Nr. 3. 1230 Jan. Tailliar Nr. 31 S. 84 s. 1231 Jan., Transkription nach Urk. Gent, oben S.40. [1230 Feb. 02 Douai, zeitgenössische Kopie] EspDouai 3 Nr. 41 S. 29 INC.: «On fait le ban se borgois u borgoise de ceste vile se fuit hors ...». 1230 Feb. Tournai HerbomezTourn Nr. 25 S. 23-24 INC.: «Sacent cil . . . que Biertremus d'Arras auoit i. mes et managhe dont il deuoit xl. sol de flamens ...». [1230 Feb. (La Rochelle), Kop. 18. Jh.] LaDuCh 1 Nr. 200 S. 310 INC.: «Sachent t u t . . . que ge, Gauter de Gauz, adonques priors, et li chapitres ...». ANM.: Das Dok. entstammt der Sammlung des Mauristen Dom Fonteneau, Bd. 27,er S. 183. [1230 März Tailliar Nr. 32 S. 84-85 s. 1231 März 01-22, id.] 1230 Apr. 01 (Metz) WaillyCollLorr Nr. 7 S. 19 INC.: «Ge Garins freres des Menors fas conissant... ke je ai dit mon dit dou bestans qui estoit [entre] l'abey de Saint Arnolt d'une part, e t . . . » . 1229 Apr. 15-30 / 1230 Apr. 01-06 (Douai) EspDouai 3 Nr. 37 S. 27 INC.: «Ce sacent t o t . . . que Margrite de Cauventin, ki fu ferne Wautier Loncle, de Guelesin, doit à ...». ED.: Bonnier, Etude Nr. 7. 1229 Apr. 15-30 / 1230 Apr. 01-06 (Douai?) Ecole des Chartes, Examens 1873 S. 436 INC.: «CO sachent c i l . . . que jo Gossoin de Saint-Aubin, chevaliers, et Agnes, me famé, avom doné . . . franchement... à le maison del Temple I bonier ...». 1230 Apr. (Tonnay-Charente) LaDuCh 1 Nr. 108 S. 184-185 INC.: «Ge Gauvaingz de Taunay Charante, chevalers, filz fahu Jofré . . . fois a 148

saver . . . que ge ot l'otrei et ot la volonté ...». ED.: Redet, Chartes Vienne Nr.2. 1230 Apr. LaDuCh 1 Nr. 208 S. 319-320 s. 1230 Apr. 14-1231 März 29, id. 1230 Mai (Etrun) Loisne, Anciennes chartes Nr. 3 S. 69-72 INC.: «Sacent cil ki sunt . . . ke jou, Agnes . . . abeesce de Struem . . . avons douné . . . par le consel Amouri le Cambier ...». ANM.: GossenScripta S. 225 nennt die Urk. ohne Angabe der Quelle. [1230 Juli, Übers. 16. Jh.] Thierry 4 Nr. 1 S. 697-701 REG.: "Charte de commune de Gamaches". 1230 Sep. (Troyes?) Arbois de Jubainville, Charte S. 139-146 INC.: «Gie Tiebauz, de Champaigne et de Brie cuens palazins, faiz à savoir... que ge franchis et quit toz mes homes et mes famés de Troies ...». [1230 Sep. (Provins?), zeitgenössische Kop., Vidimus 1242] Layettes 2 Nr. 2075 Sp. 185b-187a INC.: «Gie Thiebauz, de Champaigne et de Brie cuens palazins, faz à savoir . . . que ge franchis et quit toz mes homes et mes famés de Provins et dou vilois...». ANM. : Das Stück ist - auf Provins bezogen - inhaltlich weitgehend identisch mit der Urk. (Troyes?) 1230. Es hat sich erhalten in einer zeitgenössischen Kopie sowie in einem Vidimus 1242; der Text der zeitgenössischen Kopie wird in Layettes an den unleserlichen Stellen durch den Text des Vidimus 1242 ergänzt. [1230 Dez. 12, beglaubigte Abschrift 1564] Layettes 2 Nr. 2081, Sp. 191a-192a REG.: "Sentence arbitrale rendue par Philippe, comte de Boulogne, et Thibaut, comte de Champagne, entre le duc de Lorraine et le comte de Bar". 1230 Du Mortier, Philippe Mouskes Nr. 3 S. 138-139 s. 1231 Jan., id. 1230 SchwanBehrens 3 Nr. 23 S. 30 s. 1231 März 02 Prost, Régime Nr. 17 S. 599 1230 Prost, Régime Nr. 17 S. 599 s. 1231 März 02, id. 149

[1229-1230, Vidimus 1367] Layettes 2 Nr. 2032 Sp. 167a-168a REG.: "Coutumes accordées aux habitants d'Auxonne par Etienne, comte de Bourgogne, par Jean, comte de Chalon, et par la comtesse Agnès". [ca. 1230 (Douai), undatiert] Bonnier, Etude Nr. 8 S. 302 INC.: «Ce sacent t o t . . . que Willaumes Gomers doit tenir se maison en es le point que or e s t . . . » . ANM.: Das Stück ist undatiert; Bonnier führt es zwischen den Urk. 1229/30 und Urk. 1231 auf. [ca. 1230, ms. 15. Jh.] LoisGodM S. 1-16 INC.: «Li evesques establira deux pruvos ...». 1231 Jan. (Courtrai?) Transkription nach Urk. Rijksarchief te Gent, oben S. 40. INC.: «Je, Sohiers de Cortrai, chevalers, fac a-savoir . . . que Robiers, avoes d-Arras et sires de Bietune ...». ED.: Tailliar Nr. 31 S.84. ANM.: Die Ed. von Tailliar ist fehlerhaft. 1231 Jan. Tournai Du Mortier, Philippe Mouskes Nr. 3 S. 138-139 INC.: «Sacent eil ki s u n t . . . que Symons Baras et Ernols Waflars ki sunt warde de le warison des comuns poures de Tornaj . . . ont donet a cense ...». 1231 Feb. Tournai HerbomezSMart 1 Nr. 36 S. 375-376 INC.: «Ca sacent e i l . . . ke Maroie de Tuns, ki veve estoit, ki bien le puet faire par loi pour çou que Alars ses fils l'otria, v e n d i . . . a le glise ...». 1231 März 02 (Metz) Prost, Régime Nr. 17 S. 599 INC. : «Conue chose s o i t . . . ke Ancillons li fiz Euenon lo tournour de Stoixey et acquasteit à Perrin de Ualières ...». ED.: SchwanBehrens 3 Nr. 23 (nach Prost). ANM.: Die bei Prost im Text ergänzte Datierung «27 février» ist falsch; mej quarenme bezeichnet den Sonntag Letare, der 1231 auf den 2. März fällt. 1231 März 18 (Meisemburg?) Bonnardot, Luxembourg Nr. 1 S. 389-390 INC. : «Gie Adelins, sires de Meisemborc, faiz conussant ai touz que Watirs, mes 150

fiuz, est devenuz hom ...». ED.: WampachLux 2 Nr. 235 (nach Kopialbuch 14. Jh.). [1231 März 01-22, wohl Fälschung] Tailliar Nr. 32 S. 84-85 INC.: «JO Eustasses de Martinsart chievaliers et sires de Keans faich cognute choese ...». ANM.: AUS derselben Quelle wie die Fälschungen Dok. 1133 Juni (Tailliar Nr. 1) und Dok. 1198 (Tailliar Nr. 3); vgl. Anm. hierzu. 1230 Apr. 14-1231 März 29 (La Rochelle) LaDuCh 1 Nr. 208 S. 319-320 INC.: «A toz ceaus q u i . . . Willaumes Arbeit, adonques maires e Ii borgeis de la Röchele, saluz en Jhesu Crist». ED.: Richemond, Chartes S. 3. ANM.: La Du präzisiert in Fn. 1 S. 319 die eigene, im Kopf angegebene Datierung «1230, avril». [1231 Mai, Kop. 1292] Bonnardot, Luxembourg Nr. 2 S. 390-391 INC.: «Je Jaques, per la graice de Dieu princiers de Mes et archediaicre de Trievres ...». ANM.: Das Dok. findet sich in BN nouv. acq. lat. 1608, fol. 30 v°, datiert 1292. 1231 Mai Guesnain EspDouai 3 Nr. 43 S. 31-32 INC.: «Ce sacent t o t . . . que Ii eskevin d'Ercin et de Gaisnaing, c'est assavoir ...». ED.: Bonnier, Etude Nr. 9. [1231 Mai, zeitgenössische Kop. (?)] Layettes 2 Nr. 2134 Sp. 205b-208a REG.: "Coutumes accordées aux habitants de Saint-Menge par le compte de Champagne et l'abbé de Saint-Menge-lez-Châlons". ANM.: Arbois de Jubainville, Catalogue Nr. 2126 bezeichnet das Dok. als «minute non scellée». 1231 Juni 01-07 (Tournai) HerbomezTourn Nr. 26 S. 25 REG. : «Sacent t o u t . . . ke Watiers Gales et si oir ont dounet vne piece de prêt a cens ...». 1231 Juni La Rochelle LaDuCh 2 Nr. 320 S. 116-117 151

INC.: «Ge Peres de Bordeas, filz fahu Willaume dau Peis, e ge Johanz de Jart, aumosners fahu Phelipe dau Peis . . . faisom a ssaveir ...». ED.: Marchegay, Chartes rochelaises Nr. 4. [1231 Aug. 15, Insert in Dok. 1390] Ord 7 S. 361-362 REG.: "Lettre de Mathieu Due de Lorraine". 1231 Aug. (Chatillon-sur-Marne?) Layettes 2 Nr. 2153 Sp. 218a-220a INC.: «Gie Thiebauz, de Champaigne et de Brie cuens palatins, faz à savoir . . . que gie franchis et q u i t . . . toz les homes et totes les fames de Chasteillon-sorMarne et de Dormanz ...». ANM.: Laut Fn. Sp. 220a soll die Urk. den Ort Chätillon-sur-Morin betreffen. Dormans und das auch im Kontext genannte Chätillon-sur-Marne sind Nachbarorte; Chàtillon-sur-Morin liegt über 50 km südwestlich von Dormans! 1231 Okt. 10 (Villers-Betnach?) Le Mercier de Morière, Recueil Nr. 21 S. 270 INC.: «Je Maihuez, dux . . . , faz conesant... ke eil de Vilers .. .m'ont suffert à panre sor lor homes XX livres de meseeinz ...». [1231 Okt. 27 Akka, unklares Dok.] Paoli, Codice 1 Nr. 113 S. 121 INC.: «In Nomine . . . Amen. Ge Boemund per la grace de Deut Prince d'Antioche . . . faz a saveir . . . que je en bone fei & en bon corage olotrei & ala volonté de me fiz Boemund ...». ANM.: In der 1733-1737 erschienenen Sammlung von Urkunden und Dokumenten des Malteserordens wird hin und wieder vermerkt, ob ein Siegel vorhanden ist; bei dem vorliegenden Dok. ist dies nicht der Fall. Die Vorlage müßte im Archiv des Malteserordens geprüft werden. Der «VI. Kai. Novembr.» ist richtig der 27. Oktober, nicht der 26, wie angegeben. [1231 Okt. 27 Akka, unklares Dok.] Paoli, Codice 1 Nr. 114 S. 122-123 INC.: «In Nomine . . . Amen. Ge Boemund, per la grace de Deu prince d'Antioche & Conte de Triple faz a saveir . . . que je olotrei & ala volonté de me fiz Boeumund & henry ...». ANM.: Vgl. das vorige Dok.; auch hier fehlt der Hinweis auf ein vorhandenes Siegel. Das Dok. ist zu prüfen. [1231 Paoli, Codice 1 Nr. 113 S. 121 s. 1231 Okt. 27, id.] 152

[1231 Paoli, Codice 1 Nr. 114, S. 122-123 s. 1231 Okt. 27, id.] [1231, zeitgenössische Kop., nach Schriftbefund] Layettes 2 Nr. 2170 Sp. 228b-230b REG.: "Franchises et coutumes accordées aux habitants de Saint-Florentin par Thibaud, comte de Champagne". ED.: Quantin, Yonne 3 Nr. 391. ANM.: Arbois de Jubainville, Catalogue Nr. 2125 datiert «1231 mai». 1232 Jan. 01 (Morville-sur-Seille?) MuséeArchDép Nr. 68 S. 123-131 (mit Faks. pl. XXXIII) INC.: Je Warniers, chastelains de Monçons, et je Tierriz chevaliers de Morville, faisons savoir . . . que nos avons ...». 1232 Jan. (Laferté-sur-Aube?) DocFrHMarneG Nr. 1 S. 1-4 INC. : «Je, Thiebauz, de Champaigne et de Brie cuens palatins, faiz a-savoir a-toz ceas . . . que je frainchis et quit toz mes homes et totes mes famés de la Ferté sor Aube de totes toltes ...». 1232 Jan. (Laferté-sur-Aube?) DocFrHMarneG Nr. 2 S. 5 INC.: «Je, Thiebauz, de Champaigne et de Brie cuens palatins, faiz a-savoir . . . que je quit et otroi et doig la morte main a-toz mes homes e t . . . » . [1232 Jan. Tailliar Nr. 33 S. 85-86 s. 1233 Jan., id.] 1232 Jan. La Rochelle LaDuCh 2 Nr. 321 S. 117-118 INC.: «Ge Seguins dau Far, filz fahu Seguin dau Far, borgeis de la Röchele, fois a ssaver . . . que, cum ge ...». ED.: Marchegay, Chartes rochelaises Nr. 5. 1232 Jan. (Saint-Quentin) Lemaire Nr. 358 S. 420 INC.: «Sacent li eskievin . . . que Anès li Venderesse laissai por Dieu ...». ED.: LeProuxVerm Nr. 11. [1232 Feb., Kop. 13. Jh.?] Thierry 4 Nr. 9 S. 25-26 REG.: "Sentence de la commune d'Abbeville, rendue contre des bourgeois, sur jugement arbitral de la commune d'Amiens". 153

[1232 Aug. 25 (Maubeuge), Kop. 13. Jh.] Piérart, Maubeuge S. 269 INC.: «JOU Eusile par la grasce de Dieu abeesse de Maubuege et tout Ii capiteles, faisons a sauoir . . . ke nous auons uendut a signeur Thumas de Avesnes ...». ANM.: Das von Piérart nur «1232» datierte Dok. trägt die merkwürdige Datumszeile «Et che fu fait le merquedi deuaut le saint Jehan de Colosse en lan ...». Es handelt sich hier um Saint Jehan Decolasse "fête de la décollation de St-Jean", vgl. FEW 3,26a DECOLLATIO. 1232 Aug. (Saint-Quentin) Lemaire Nr. 359 S. 420-421 INC.: «Sacent li eskievin . . . que Heude Waudine otria et grea et clama ...». ED.: LeProuxVerm Nr. 12. [1232 Aug. (La Rochelle), Kop. 18. Jh.] LaDuCh 1 Nr. 201 S. 310-311 INC.: «Ge, Amauri de Vilers, chevalers, chastelains adonques nostre seignor ...». ED.: Dom Fonteneau Bd.27 ter S. 263 (hiernach LaDuCh). [1232 Okt. 05 Histoire de Metz S. 188-189 s. 1232 Okt. 12, id.] [1232 Okt. 12 (Metz?), unklares Dok.] Histoire de Metz S. 188-189 REG.: "Traité d'alliance entre Henri, Comte de Bar, & la Ville de Metz". ANM.: Als Quelle ist angegeben «Archiv, de la Maison de Raigecourt», ohne weitere Hinweise. 1232 Nov. La Rochelle LaDuCh 1 Nr. 209 S. 320 INC.: «Ge Pere Barbe, adonques priors de la Novele Aumosnerie de la Röchele que fahu Alixandre Aufrei fonda, fois a ssaveir ...». ED.: Richemond, Chartes S.4. [1232 Dez. 24, offensichtlich spätere Kop. oder Übers.] Miraeus, Notitia S. 535 INC.: «Alardvs Dominus de Antonio prope Tornacum . . . Jou Hues, Sires d'Espinoit & d'Antoin, fache scauoir, que Thieris le Doyen de Condet a rapporté en main ...». [1232 Dez. 24, unklares Dok.] Annales du Cercle archéologique de Möns 6 S. 49 154

REG.: "Le chevalier Guillaume, seigneur de Wiege, renonce à ses droits sur les biens de Jean le Riche, en faveur de l'hôpital de Jérusalem". ANM.: Das Dok. bleibt noch zu prüfen. [1233 Jan., wohl Kop. oder Übers, in Ausg. 1731] Tailliar Nr. 33 S. 85-86 INC.: «Je Eustasse soer le comte de Saint Pol fay savoir . . . que jay donnet...». ANM.: Dieses Saint-Pol-sur-Ternoise betreffende Dok. ist dem Werk von Thomas Turpin, Comitum Tervanensium seu Ternensium, modo S. Pauli ad Thenam ... annales historici, Douai 1731, entnommen. [1233 Feb. 02-09 (Metz), wohl Kop. 14.-16. .Jh.] Histoire de Metz S. 187-188 REG.: "Atour concernant les impôts". [1233 März 08, offensichtlich spätere Kop. oder Übers.] Sanderus, Flandria 3 S. 272 INC.: «Saichent touz ceulx . . . Jehan de Bernage Chevallier, Seigneur de Mauden, de Hoyke . . . ont donné, & par cest présentez donnent de par l'amour de nostre Seigneur ...». 1233 Apr. 19 Malines BormansSLambLiège 1 Nr. 241 S. 311-312 INC.: «Entre mon saingor Johan le veske de Lige et le glise, et mon saingor Watir Bertaut, sont ensi asentit...». ED.: Bonnardot, Luxembourg Nr. 3. 1233 Mai -ChampagneDocFrHMarneG Nr. 3 S. 5-6 INC.: «Je, Thiebaux, de Champaingne et de Brie cuens palazins, fas a-savoir que Marques, chevaliers ...». [1233 Aug., in der Kop. eines Vidimus von 1250] Analectes pour servir à l'histoire écclésiastique de la Belgique 13, 1876, S. 109-115 REG.: "Walter ou Gautier de Bousies, avoué de Solesmes, détermine les conditions de l'accord qui avait été conclu entre lui et l'abbaye de Saint-Denis près de Paris, à propos de leurs droits respectifs sur le village de Solesmes". 1233 Sep. -Franche ComtéPhilipon, Comté Nr. 2 S. 518-519 INC.: «Ge Janhanz, cons de Chalon, faiz savoir . . . que mes peres tote sa terre dois Vyler Robert et dois ...». ANM.: Die Urk. wird als Nr. 1 in den DocFrDoubsL neu ediert. 155

1233 Okt. (Landas?) EspVerlinden 1 Nr. 68 S. 163 INC.: «JOU, Amouris, sire de Landast, fai asavoir . . . ke jou et dame Margherite, me femme, avons juré ...». ED.: Spriet, Bouvignies 6 (hiernach EspVerlinden). 1233 Dez. (Le Thour?) Laurent, Documents S. 13 (mit Faks. pl. II) INC. : «Je, Jehanz, ainnez fiz le conte de Soissons, sires del T o u r . . . faz savoir... que ie de la sens Marie, ma ferne ...». [1233, abgängig] Tailliar Nr. 34 S. 86 INC.: «Jou Ysabiaus contesse de Saint Pol com a son très chier segnor je vos mand ...». ANM.: Dieses Dok. ist im Bestand «Abbaye d'Anchin» der Archives Départementales du Nord weder vorhanden noch repertorisiert. 1233 Prost, Régime Nr. 22 S. 601-602 s. 1234 Feb. 14, id. 1233 ChWauthierB s. 1233 Apr. 03-1234 Apr. 22, id. 1234 Jan. (Laferté-sur-Aube?) DocFrHMarneG Nr. 4 S. 6-7 INC.: «[J]e, Simonz, sires deClermont, faza-savoir... que je otroie... lamorte main a-toz mes homes et a totes mes famés . . . a la Ferté sor Aube ...». [1234 Jan. Saint-Quentin, zeitgenössische Kop.] Lemaire Nr. 360 S. 421 INC.: «Jehans doiens et tous li capitres de Saint-Quentin ...». 1234 Feb. 14 (Metz) Prost, Régime Nr. 22 S. 601-602 INC.: «Je Raouz chenones de saint Thiebaut faz conoissant... que i'ai uendut au priour Robert...». [1234 Feb. Tailliar Nr. 35 S. 87 s. 1235 Feb., id.] 1233 Apr. 03-1234 Apr. 22 (Naast?) ChWauthierB S. 109 INC.: «IO Nicholes, cevaliers de Naste, face cunnissale a tos . . . qu'a tel amone cun heu f a i t . . . » . 156

1234 Apr. 23 Changy Pelicier, Charte Hue S. 200 INC.: «Je Hues, chatelains de Vitrei, fat savoir... que je par la santemant de la noble dame Aalait ma famé ...». 1234 Mai La Rochelle LaDuCh 2 Nr. 322 S. 118-119 INC.: «Ge Girarz de la Chanbre, borgeis... fois a ssaveir... que g e . . . ai baillé e otreié a Renaut de Saint Davy ...». ED.: Marchegay, Chartes rochelaises Nr. 6. 1234 Mai (Tournai) Grange, Deux chartes S. 29 INC.: «JO Anseals sire d'Aigremont et avoés de Tornai, et io Sarre se feme faisons savoir . . . ke men avoierie ke io a i . . . » . ED.: Reusens, Eléments S.244-245 (mit Faks. S.244).

1234 Mai (Tournai) Grange, Deux chartes S. 30-31 INC.: «JO Ansiaus de Aigremont, avoés de Tornai et sire de Wés, et io Sare se feme ...». 1234 Aug. Homblières Lemaire Nr. 361 S. 421-422 INC.: «(...) eskevin de Homblières font savoir à tous chiaus qui cest escrit verront ( . . . ) (Esteven)es Minante ...». ED.: LeProuxVerm Nr. 13. [1234 Aug., ms. 13. Jh.] Beauvillé 4 Nr. 41 S. 51 REG.: "Nomination de Jean le chambellan comme franc homme de l'évêque d'Amiens". 1234 Sep. (Saint-Quentin) Lemaire Nr. 362 S. 422 INC.: «Sacent li eskievin . . . que Pierres d'Aisseigni et Maroie . . . parlèrent tant as freres ...». ED.: LeProuxVerm Nr. 14. 1234 Okt. (Reims) LesortClerm Nr. 15 S. 78-79 INC.: «Ge Henris, arceveques de Rens, faz à savoer . . . que des descorz qui estoent entre moe et munsegneur Renaut de Sethenae ...». 157

1234 Nov. 25 (Höne?) Wilmotte, Etudes 18 Nr. 1 S.221 INC.: «Li abbe de flone. & sire Arnuz de beafort. font sauoir . . . ke del besten ki estoit entre le glise de flone ...». 1234 Nov. (Wassy?) DocFrHMarneG Nr. 5 S. 7 INC.: «Je, Joffrois, chevalliers, de Wassey, fas savoir... que je, pour la remede de m-arme ...». 1234 Dez. 04 (Tournai) HerbomezChâtTourn Nr. 60 S. 68 INC.: «Je Ernous, castelains de Tornai et sire de Mortagne, fac savoir . . . que Gherars Ii fils Gosson Le Flamenc ...». 1234 Dez. 06 (Douai?) EspDouai 3 Nr. 48 S. 35-37 INC.: «Werins . . . archevesques de Salenike, B., doiens de Saint-Amé de Doai ...». ANM.: Die Urk. wurde durch Wenn, Erzbischof von Saloniki sowie Dekan und Kapitel von Saint-Amé de Douai im Jahr 1234 ausgestellt. Saloniki wurde 1224 dem Despotat Epirus einverleibt. Vor allem die Beteiligung von Dekan und Kapitel von Saint-Amé legen eine Ausfertigung der Urk. in Douai nahe. 1234 Dez. 16 (Cysoing) Coussemaker, Cysoing Nr. 99 S. 129-130 INC.: «Sacent t o u t . . . ke jou Jehans, sire de Cisoing, ai adonnee Margeritain, le fille Helekin, a Deu e t . . . » . [1234, Kop. 18. Jh.] Thierry 4 Nr. 2 S. 709-711 REG.: "Charte par laquelle Robert de Dreux, comte de Saint-Valery, abolit la commune de cette ville". 1234 Pelicier, Charte Hue S. 200 s. 1234 Apr. 23, id. 1234 Lemaire Nr. 363 S. 422-423 s. 1234 Apr. 23-1235 Apr. 07, id. 1234 Wilmotte, Etudes 18 Nr. 1 S. 221 s. 1234 Nov. 25, id. 158

1235 Jan. (Douai) EspDouai 3 Nr. 49 S. 37 INC.: «JO Henris de Hondescote, provos de Doai, et Ide, me ferne, faisons savoir . . . ke, quant les nonains des Pres ...». 1235 Feb. Neuf château DocFrVosgesL Nr. 1 S. 1 INC.: «Gie, Hugues, maires de la commune dou Nuef Chastel, et Ii doze juré ...». [1235 Feb. (Arras?), nach Ed. 1639, abgängig] Tailliar Nr. 35 S. 87 INC.: «Sacent eskievins . . . ke me sire Wautiers de Herbusterne a connut que il doit a Warnier de Hees ...». ANM.: Tailliar druckt das Dok. nach der Vorlage von André Duchesne, Histoire généalogique de la maison de Béthune, Paris 1639, preuves S. 167. Das Original war bereits im 17. Jh. abgängig. [1235 Apr. 04, alte Kop.] WaillyCollLorr Nr. 8 S. 19-20 INC.: «Je Henris cuens de Bar faz savoir à toz que dou descort qui iert antre ...». 1234 Apr. 23-1235 Apr. 07 Tournai HerbomezTourn Nr. 27 S. 25-26 INC.: «Co sacent e i l . . . que Robes Mals Cors de Salines, Ii escohiers, a coneut plainement ...». 1234 Apr. 23-1235 Apr. 07 (Saint-Quentin) Lemaire Nr. 363 S. 422-423 INC.: «Sacent tot eil . . . ke Wautiers Ii Macekriers, quant il giut en lit mortel ...». ED.: LeProuxVerm Nr. 15. 1235 Apr. 23 (Metz) WaillyCollLorr Nr. 9 S. 21 INC.: «Conue chose soit à toz ke cest escrit vairont ke Abers de Ropadainges et dämme Beatris . . . ont doneit en amorne ...». 1235 Apr. 28 (Tournai?) DesMarezYpres Nr. 3bis S. 105-106 INC.: «Ce sacent cil ki sont et ki a venir s o n t . . . que Nicoles Cantecaudiere et Martins Ii Petis, borgois ...». ANM.: Die von DesMarezYpres verzeichnete Datierung «1er mai 1235» ist falsch. 159

1235 Mai 01 DesMarezYpres Nr. 3bis S. 105-106 s. 1235 Apr. 28, id. 1235 Mai La Rochelle LaDuCh 2 Nr. 323 S. 120 INC.: «Ge Girart de la Chambre, borgeis . . . fois a ssaveir . . . que ge . . . ai baillé . . . a Girart de l'Aiguillun ...». ED.: Marchegay, Chartes rochelaises Nr. 7. 1235 Mai (Toul) WaillyCollLorr Nr. 10 S. 21-23 INC.: «Je Rogiers par la grâce de Deu evaskes de Toul faiz conoissant à toz ke mes sires Pieres de Bormont...». 1235 Juni (Saint-Quentin) Lemaire Nr. 364 S. 423 INC.: «Sacent li eskievin del destroit d'Aouste . . . que Ansiaus de Maissemi et Aubors . . . misent vers ...». ED.: LeProuxVerm Nr. 17. 1235 Juni (Saint-Quentin) LeProuxVerm Nr. 18 S. 454 INC.: «Sacent li eskieuin . . . qe li maires et li eskieuin del destroit de Peueilli reconnurent par deuant le justice ...». [1235 Aug. 17, Kop. 17. Jh.] Analectes pour servir à l'histoire écclésiastique de la Belgique 17,1881, S. 55-56 REG.: "Henri et Marguerite, marquis de Namur et comtes de Vianden, prient leur suzeraine, la comtesse Jeanne, de confirmer la vente de cent bonniers de bois [...]". ANM.: Reg. nach Wauters, Table 7.2 S. 684. [1235 Aug., unklares Dok., wohl Kop. 1770] CartHain 2 S. 792 REG.: "Jean, seigneur de Henripont, ratifie la cession d'une dîme qui avait été faite à l'abbaye de Cambron par Francon d'Acren et son oncle, Bachon ou Baudouin de le Duché". ANM.: Reg. nach Wauters, Table 4 S. 223. 1235 Okt. (Tournai) HerbomezTourn Nr. 28 S. 26 INC.: «Ce sacent cil . . . que jo, Watiers de Biernes, et Annies d'Alaing me feme, refaisons ...». 160

1235 Okt. (Saint-Quentin) Lemaire Nr. 365 S. 424 INC.: «Sacent Ii eskievin . . . que Heude . . . ferne Robert de Wissant... mist Maihiu Malakin en autel point...». ED.: LeProuxVerm Nr. 23. [1235 Nov. (Audenarde?), wohl Kop. 13. Jh.] Duvivier, Influences 2 Nr. 44 S. 68-70 I N C . : «JOU Ernous dis sires d'Audenarde, et Aelis me ferne, faisons asavoir... que nous avons donnet...». [1235 Dez. 13, in Vidimus von 1282] WaillyCollLorr Nr. 11 S. 23-24 INC.: «A tous ces ke ces presentes lettres vairont et oiront li officias de la cort de Més salut». [1235 Dez. 25 (Metz), wohl Kop. E. 16. Jh.] Histoire de Metz S. 189

REG.: "L'Abbaye de S. Arnould vend à la Ville de Metz ses Moulins situés sur la Seille, derriere S. Pierre-aux-Arènes". 1235 Dez. (Saint-Quentin) Lemaire Nr. 366 S. 424 INC.: «Sacent li eskievin . . . que li maires et li eskievin del destroit que Jehans de Moiri a à Jeoncort...». ED.: LeProuxVerm Nr. 19. [1235, wohl spätere Übers., Quelle unklar] Tailliar Nr. 36 S. 87-91 INC.: «Vous fianchies a y estre eskievins droicturiers et loiaus...». ANM.: Der einleitende Kommentar von Tailliar S. 87-88 erweckt den Eindruck, der folgende Text sei Teil einer charte von 1235. Die von Tailliar genannte charte ist im Original lateinisch (Editionen siehe RoisinB S. 236-239; EspVerlinden 2 S. 23-26), doch fehlen in RoisinB und EspVerlinden die von Tailliar abgedruckten Eidesformeln. RoisinB S. 239-242 gibt eine Übers, der charte (Übers, datiert lt. EspVerlinden 14. Jh.) wieder, doch fehlen auch hier die Eidesformeln. Mehrfache Anfragen bei den Archives Municipales de Lille brachten bislang keine Klarheit; es scheint sich jedoch in der Tat um eine spätere Übersetzung zu handeln.

161

5.

Anhang

5.1. Ortsverzeichnis1 Akka, fr. Acre, Stadt in Israel, Region Galilea Amiens, dép. Somme, ch. 1. dép. Anchin, ehem. Benediktinerabtei in der Nähe von Douai Andecy, ehem. Benediktinerabtei in Baye, dép. Marne, ar. Epernay, c. Montmort-Lucy Arras, dép. Pas-de-Calais, ch. 1. dép. Audenarde, prov. Flandre-Orientale, ch. 1. ar. Avesnes-sur-Helpe, dép. Nord, ch. 1. ar. Bapaume, dép. Pas-de-Calais, ar. Arras Beaumont-en-Argonne, dép. Ardennes, ar. Sedan, c. Mouzon Beauvais, dép. Oise, ch. 1. dép. Béthune, dép. Pas-de-Calais, ch. 1. ar. Cambrai, dép. Nord, ch. 1. ar. Cappy, dép. Somme, ar. Péronne, c. Bray-sur-Somme Changy, dép. Marne, ar. Vitry-le-François, c. Heiltz-le-Maurupt Charleville-Mézières s. Mézières Châtillon-sur-Marne, dép. Marne, ar. Reims Châtillon-sur-Morin, dép. Marne, ar. Epernay, c. Esternay Chièvres, prov. Hainaut, ar. Ath Chiny, prov. Luxembourg, ar. Virton Coligny, dép. Ain, ar. Bourg-en-Bresse Comines, dép. Nord, ar. Lille, c. Quesnoy-sur-Deûle Condé-sur-l'Escaut, dép. Nord, ar. Valenciennes 1

Courtrai, prov. Flandre Occidentale, ch. 1. ar. Couvin, prov. Namur, ar. Philippeville Cuincy, dép. Nord, ar. Douai, c. DouaiOuest Cysoing, dép. Nord, ar. Lille Douai, dép. Nord, ch. 1. ar. Etrun, dép. Pas-de-Calais, ar. Arras, c. Arras-Nord Fécamp, dép. Seine-Maritime, ar. Le Havre Fervaques, Zisterzienserinnenabtei in der Diözese Noyon (Aisne), in der Nähe von Saint-Quentin Flines, ehemalige Zisterzienserabtei in Flines-les-Raches, dép. Nord, ar. Douai, c. Douai-Nord Flône, prov. Liège, reguliertes Chorherrenstift bei Huy Foigny, dép. Aisne, ar. und c. Vervins, com. La Bouteille Fontin, prov. Liège, com. Esneux Guesnain, dép. Nord, Douai-Sud

ar. Douai,

c.

Haussy, dép. Nord, ar. Cambrai, c. Solesmes Haute-Avesnes, dép. Pas-de-Calais, ar. Arras, c. Beaumetz-lès-Loges Hénin-Beaumont, dép. Pas-de-Calais, ar. Lens, früher Hénin-Liétard Hénin-Liétard s. Hénin-Beaumont

Abkürzungen: dép. "département"; prov. "province"; ar. "arrondissement"; c. "canton"; com. "commune"; ch. 1. "chef-lieu".

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Hesdin, dép. Pas-de-Calais, ar. Montreuil Holnon, dép. Aisne, ar. Saint-Quentin, c. Vermand Homblières, dép. Aisne, ar. Saint-Quentin, c. Saint-Quentin-Sud Laferté-sur-Aube, dép. Haute-Marne, ar. Chaumont, c. Châteauvillain La Grâce-Dieu, Abtei in der Nähe von Benon, dép. Charente-Maritime, ar. La Rochelle, c. Courçon Landas, dép. Nord, ar. Douai, c. Orchies La Rochelle, dép. Charente-Maritime, ch. 1. dép. Lens, dép. Pas-de-Calais, ch. 1. ar. Le Thour, dép. Ardennes, ar. Rethel, c. Alsfeld Liège, ch. 1. prov. Lille, dép. Nord, ch. 1. dép. London, Hauptstadt von Großbritannien Lüttich s. Liège Machecoul, dép. Loire-Atlantique, ar. Nantes Malines, prov. Anvers, ch. 1. ar. Marchiennes, dép. Nord, ar. Douai Maubeuge, dép. Nord, ar. Avesnes-surHelpe Marquette s. Marquette-lez-Lille Marquette-lez-Lille, dép. Nord, ar. Lille, c. Lille-Quest Mechelen s. Malines Meisemburg, Großherzogtum Luxemburg, Kanton Mersch Metz, dép. Moselle, ch. 1. dép. Mézières, dép. Ardennes, ch. 1. dép., seit 1966: Charleville-Mézières Möns, prov. und ar. Liège Morville-sur-Seille, dép. Meurthe-et-Moselle, ar. Nancy, c. Pont-à-Mousson Naast, prov. Hainaut, c. Soignies

Neufchâteau, dép. Vosges, ch. 1. ar. Niort, dép. Deux-Sèvres, ch. 1. dép. Paris, Hauptstadt von Frankreich Provins, dép. Seine-et-Marne, ch. 1. ar. Reims, dép. Marne, ch. 1. ar. Saint-Omer, dép. Pas-de-Calais, ch. 1. ar. Saint-Paul, dép. Oise, ar. Beauvais, c. Auneuil Saint-Pol-sur-Ternoise, dép. Pas-de-Calais, ar. Arras Saint-Quentin, dép. Aisne, ch. 1. ar. Saint-Venant, dép. Pas-de-Calais, ar. Béthune, c. Lillers Seclin, dép. Nord, ar. Lille Sens, dép. Yonne, ch. 1. ar. Sissy, dép. Aisne, ar. Saint-Quentin, c. Ribemont Thérouanne, dép. Pas-de-Calais, ar. Saint-Omer, c. Aire Thionville, dép. Moselle, ch. 1. ar. Tillières, dép. Maine-et-Loire, ar. Cholet, c. Montfaucon Tonnay-Charente, dép. Charente-Maritime, ar. Rochefort Toul, dép. Meurthe-et-Moselle, ch. 1. ar. Tournai, prov. Hainaut, ch. 1. ar. Troyes, dép. Aube, ch. 1. dép. Verdun, dép. Meuse, ch. 1. ar. Villers-Betnach, dép. Moselle, ar. Metz, ehem. Zisterzienserabtei Warnant, prov. Liège, c. Jehay-Bodegnée, com. Warnant-Dreye Wassy, dép. Haute-Marne, ar. Saint-Dizier Worms, Bundesland Rheinland-Pfalz, Regierungsbezirk Rheinhessen

5.2. Index der kommentierten Wörter und Graphien2 a sa soûle main s. s'en oster a sa soûle main 105 aboter à 37 2

adrecier 37 amendement 37 an s. avoir le tans de ... ans 109

Die in den Einzelartikeln aufgeführten Belege der Wörterbücher sowie die unkommentierten Wörter der transkribierten Texte sind nicht ausgeworfen. Die halbfett gedruckten Stichwörter bezeichnen die Lemmata in Teil 3. 163

an et jour 67-68 an kerele s. traire en querele 112-113 an tesmognage de 109-110 aiguë s. porter l'aiguë 94-95 airche 49 apliquier 34 arcediacne 47-48 arcediacre 47-48 arcediaquené 48-49 arche 10, 49 archediakene 47-48 archedyacre 47 archedyakene 47-48 archedyakené 48-49 archidyakene 47-48 arcidiacre 47 atenter 33, 34 au plus au mains 92 Fn. 161 avoé 52 Fn. 39 avoir 77 F. 113 avoir le tans de ... ans 109 avoir vois en capitle 26 awarder 37 awart 37 awuart 37 baillie 37, 49-50 baillie s. porter baillie 95 boston de corre 58 Fn. 51 bataille 50 bataille campel, champel 50 bevrage 37 bichez de blé 27 blé s. bichez de blé 27 bostar 51 Fn. 34 boverie 51 buverie 51 camp 51, 53 campel s. bataille campel 50 campir 53 campiun 53 capelerie 54-55 capellanies 55 Fn. 45 capitle s. avoir vois en capitle 26 certification 34 champ 51 champel s. bataille campel 50 champion 52-54 champion vaincu 52-54 chapelaynie 55 Fn. 45 chapelenie 55 Fn. 45 chapelerie 54-55 chapellenie 55 Fn. 45

164

chappellenie 55 Fn. 45 chanpion vencu 52-54 charme 55-56 cirografe 16 coldre 58-59 collector 34 com lois porte, portera 94 comme justice porte 94 comminger 26 commissaire 34 commission 34 confisquer 34 conisanche 56-57 conisansce 56-57 conissance 56-57 conmugne 76 Fn. 111 conmungne 76 Fn. 111 connisance 56-57 conoissance 56-57 cope 57-58 corre s. hart de corre 58 Fn. 51 coudre 58-59 counissance 16 coupe 57-58 couppe 57 court crestiene 60 Fn. 56 crestiene s. court crestiene 60 Fn. 56 crestienté 59-60 cruise 26 daeyre 51 dame 60 decerner 34 decolasse s. Saint Jehan Decolasse 154 dédicace 26 deputer 33, 34 descopeir s. se descopeir lui vintunisme, l'un vintunisme 103-105 descopeir lui septisme 103-105 descorper s. se descorper lui septime 103-105 descouper s. se descouper par sa soûle main 105 despuseler 28 destreit 61 destroit 60-61 deucentisme 61-62 dévirginer 28 devis 62-63 do us s. proveir par dous ou par trois, tesmoignages dous et lui tiers 105 douz 63-64 droit de juree 77

ele se porte, eles se portent 96-97 en garantie de vérité, en garentie de vérité 66-67 en querele, en querelle s. traire en querele 112-113 en tesmognage, tesmoignage, tesmoignaige de 109-110 enfant geté 26 enguille salée 63 Fn. 65 enmonant 35 enoliement 26 entrecors 64-65 entrecours 64 escandalizer 26 escapulaire 26 escot 37, 65 eumonant 35 Euvangiles s. juré sus les Sainz Euvangiles 79 Fn. 117 evangile s. jurer sor le saint Evangile 79 Fn. 117 Evangire s. juré sus lo Seint Evangire 79 Fn. 117 exaltación 34 excepté 26 fagot 26 faire (serrement) sei setme 103-105 formagerie 65-66 formagier 66 frequenter 34 froumegerie 65 froumegier 66 garant 68 Fn. 78, 69 garantie 66-68 gaite 12 Fn. 46 garanti.se 68-69 garentie s. en garentie de vérité, porter garentie 66-69 gaster 28 geline 92-93 geté s. enfant geté 26 gouverneresse 26 guerp 69-71 hart de corre 58 Fn. 51 havee 71, 73 havon 71 Fn. 87 havot 71-73 havoye 73 Fn. 96 herbegierl'i Fn. 97 herbergier 34, 37, 73-74 hierbreghier 73-74 huche 10

il se porte 96-97 impetración 34 imputer 34 información 33 Fn. 64, 34 instance 34 instrument 34 interposición 34 jor 37, 74 jor de mai 74-75 jour 74-75 jour s. an et jour 67-68 juré 37, 75-76 jurée 77 jurei 75-76 jurer 37, 76-79 jurer la ville, vile 76-77 jurer sor le Saint Evangile 79 Fn. 117 jurer sor sainz 77-79 jurié 75-76 justice s. comme justice porte 94 kerele s. traire en querele 112-113 l'un vintunisme s. se descopeir l'un vintunisme 103-105 laton 26 lesve 79 Fn. 119 levee 79-80 lever 80 lois s. com lois porte, portera 94 lui septime s. se descorper lui septime 103-105 lui septisme s. descopeir lui septisme 103-105 lui tiers s. prover par dous et lui tiers, tesmoignages dous et lui tiers, prover lui tiers 105 lui vintunisme s. se descopeir lui vintunisme 103-105 mai s. jor de mai 74-75 main s. soûle main 105 mains s. poi plus poi mains 91-92 maladie Saint Leu 26 meilleur, meillors, metteur, milleur s. pior de meillor 91 mencalde 83 Fn. 132 mencaldee 80-81 mencaudee 80-81 mencaus 82-83 menchaudee 80-91 menchaut 82-83 mencoldees 80-91 165

mencols 82-83 mencoudee 80-81 messe parochial 83-84 messe paroissiiene 83-84 messe parrochial 83-84 messe parrochiene 83-84 metre à havot 72-73 meuanche 35 miliaire 84-86 miliaires 84-86 miliares 84-86 milliaires 84-86 mission 26 molture 86 moluel 25 Fn. 38 morue 25 Fn. 38 mouture 37, 86 ne des peiors ne des meillors 91 novice 26 novicerie 26 obligatoire 34 oster s. s'en oster a sa soûle main 105 paisible s. possession paisible 68 par dous s. proveir par dous ou par trois, prover par dous et lui tiers 105 par sa soûle main s. se descouper par sa soûle main 105 par tel devis que 62-63 par trois s. proveir par dous ou par trois 105 paralesie 26 pargiee 86-87 paroisse 88-90 parofe 88-90 parroche 88-90 parrochial s. messe parochial 83-84 parrochien s. messe parochial 83-84 patronage 90 pau plus pau mains 91-92 pau plus u pau mains 91-92 perchiels 35 pergie 86-87 pescherie 37 pieres, pierres s. porteir pieres 95-96 pieur de meilleur 91 pieur de metteur 91 pieur del melleur 91 pieur ke le milleur 91 pieur ke meilleur 91 pior de meillor 91 pior ke meillor 91 166

plançon de corre 58 Fn. 51 pleiges de l'acte 68 Fn. 78 poi plus ou poi mains 91-92 poi plus poi mains 91-92 poille 93 pôle 92-93 polet 93-94 porofe 88-90 poroffe 88 Fn. 149 porofle 88-90 porofre 89 porophe 89 Fn. 150 porteir pieres 95-96 porter 94-98 porter baillie 95 porter garentie, warantie 67-68 porter l'aiguë 94-95 porter warandize 69 porter warantie 67-68 porterrier 97-98 possession paisible 68 pou plus pou mains 91-92 poules 92-93 poulet 93-94 poulie 92-93 pouroffe 88-90 pourophe 38, 89 prendre sa veine 26 presentación 98 prise de ban 68 Fn. 77 profe 89 proffe 89 proffre 89 profîe 88-90 promors 98-99 proveir par dous ou par trois 105 puilles 93 Fn. 163 quaremaige 26 querele, querelle s. traire en querele 112-113 rasiere 99-100 record 10 Fn. 37 renc 101 rendant 26 renoveler 101-102 resurrecion 102 résurrection 102 sac 10 Saint Evangile s. jurer sor le Saint Evangile 79 Fn. 117 Saint Jehan Decolasse 154

Saint Leu s. maladie Saint Leu 26 saints, sainz s. jurer sor saints, sainz 77-79 Sainz Euvangiles s. juré sus les Sainz Euvangiles 79 Fn. 117 saisine 68 s'en oster a sa soûle main 105 se descopeir lui vintunisme 103-105 se descorper lui septime 103-105 se descouper par sa soûle main 105 se porter s. il, ele se porte 96-97 sei setme s. faire (serrement) sei setme 103-105 Seint Evangire s. juré sus lo Seint Evangire 79 Fn. 117 septime s. se descorper lui septime 103-105 septisme s. descopeir lui septisme 103-105 seront de 102-103 serrant de 102-103 serrement s. faire (serrement) sei setme 103-105 setisme 103-105 setme s. faire (serrement) sei ie/mel03-105 siege 32 Fn. 60, 34 soiesté 105-107 soisté 105-107 soistié 105-107 some 107-108 sommierement 34 soûle main 105 subside 34 summe 107-108 tans 109 temporalité 34, 108-109 temps s. avoir le temps de 37 tens 109 tesmognage 109-110

tesmoignage 109-110 tesmoignaige 109-110 testament 110-111 testamenteur 111 testamentor 111 tiers s. prover par dous et lui tiers, tesmoignages dous et lui tiers, prover lui tiers 105 tintaument 110-111 tochet 111-112 toket 111-112 traire en querele 112-113 trait en querele, an kerele 112-113 trayra en querelle 112-113 trois s. proveir par dous ou par trois 105 tuage 113 tuaige 113 un vintunisme s. se descopeir l'un vintunisme 103-105 vaincu s. champion vaincu 52-54 veine s. prendre sa veine 26 vencu s. chanpion vencu 52-54 vérité s. en garentie de vérité 66-67 vile, ville s. jurer la vile, ville 37, 76-77 ville 76 Fn. 111 vintisme 37, 113 vintunisme 103-105 voirs-jurés 75 Fn. 106 vois en capitle s. avoir vois en capitle 26 warandise 68-69 warandize 68-69 warantie 67-68 were 113-114 wersp 69-71 werp 69-71

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Literatur- und Quellenverzeichnis

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1

Zur wechselnden Verwendung von Sigeln und Kurztiteln s. S. 45.

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