Albrecht-Thaer-Archiv: Band 7, Heft 5 [Reprint 2022 ed.] 9783112654040


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Table of contents :
INHALT
Methylenblausorption diluvialer Sandböden
Über Strohdüngung auf sandigen Ackerböden
Zur Sorption und Umsetzung von Hydrierwasserphenolen in verschiedenen Böden
Betrachtungen über die selektiven Wirkungen von Herbiziden in biologischer und chemischer Sicht
Autorreferate demnächst erscheinender Arbeiten
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Albrecht-Thaer-Archiv: Band 7, Heft 5 [Reprint 2022 ed.]
 9783112654040

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DEUTSCHE DEMOKRATISCHE

REPUBLIK

DEUTSCHE AKADEMIE D E R L A N D W I R T S C H A F T S W I S S E N S C H A F T E N ZU B E R L I N

ALBRECHT-THAER-ARCHIV Arbeiten aus den Gebieten Bodenkunde Pflanzenernährung Acker- und Pflanzenbau

Band 7 • Heft 5 1963

A K A D E M I E - V E R L A G



B E R L I N

Herausgeber: Deutsche Demokratische Republik Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin Begründet von der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin

Schriftleitung: Prof. Dr. agr. habil. E. PLACHY, Redaktion: Dipl.-Landw. R. STUBBE. Das Albrecht-Thaer-Archiv erscheint in Heften mit einem Umfang von je 5 Druckbogen (80 Seiten). Die innerhalb eines Jahres herausgegebenen 10 Hefte bilden einen Band. Das letzte Heft jedes Bandes enthält Inhalts- und Sachverzeichnis. Der Bezugspreis beträgt 5,— D M je Heft. Die Schriftleitung nimmt nur Manuskripte an, deren Gesamtumfang 25 Schreibmaschinenseiten nicht Uberschreitet und die bisher noch nicht, auch nicht in anderer Form, im In- oder Ausland veröffentlicht wurden. Jeder Arbeit ist ein Autorreferat zur Vorankündigung (nicht länger als 1 1 / 2 Schreibmaschinenseiten) sowie eine Zusammenfassung mit den wichtigsten Ergebnissen (nicht länger als 20 Zeilen), wenn möglich auch in russischer und englischer bzw. französischer Sprache, beizufügen. Gegebenenfalls erfolgt die Ubersetzung in der Akademie. Manuskripte sind zu senden an die Schriftleitung, Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin, Berlin W 8, Krausenstr. 38—39. Die Autoren erhalten Umbruchabzüge mit befristeter Terminstellung. Bei Nichteinhaltung der Termine erteilt die Redaktion Imprimatur. Das Verfügungsrecht über die im Archiv abgedruckten Arbeiten geht ausschließlich an die Deutsche Akademie der LandwirtschaftsWissenschaften zu Berlin über. Ein Nachdruck in anderen Zeitschriften oder eine Ubersetzung in andere Sprachen darf nur mit Genehmigung der Akademie erfolgen. Kein Teil dieser Zeitschrift darf in irgendeiner Form — durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren — ohne schriftliche Genehmigung der Akademie reproduziert werden. Für jede Arbeit werden unentgeltlich 100 Sonderdrucke und ein Honorar von 40,— D M je Druckbogen zur Verfügung gestellt. Das Honorar schließt auch die Urheberrechte für das Bildmaterial ein. Dissertationen, auch gekürzte bzw. geänderte, werden nicht honoriert. Verlag: Akademie-Verlag GmbH, Berlin W 8, Leipziger Str. 3 - 4 , Fernruf 22 04 41, Telex-Nr. 011773, Postscheckkonto: Berlin 350 21. Bestellnummer dieses Heftes: ip51/7/5. Veröffentlicht unter der Lizenznummer 1285 des Presseamtes beim Vorsitzendendes Ministerrates der Deutschen Demokratischen Republik. Herstellung: Druckhaus „Maxim Gorki", Altenburg. All rights reserved (including those of translations into foreign languages). No part of this issue may be reproduced in any form, by photoprint, microfilm or any other means, without written permission from the publishers.

A m 30. Juni 1963 vollendet der Vorsitzende des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik und 1. Sekretär der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Walter Ulbricht, sein 70. Lebensjahr. Aus diesem Anlaß übermitteln Herausgeber und Verlag des Albrecht-Thaer-Archives die besten Wünsche. Sie verbinden damit die zuversichtliche Hoffnung, daß es dem Jubilar vergönnt sein möge, noch viele Jahre an der Spitze des ersten deutschen Arbeiter-und-Bauern-Staates im Dienste des gesellschaftlichen Fortschrittes zum Wohle der ganzen Nation zu wirken. Besonderer Dank gilt seinem steten, unermüdlichen Einsatz, den Frieden zu erhalten, denn nur im Frieden kann ein Volk alle schöpferischen Kräfte entwickeln und sein kulturelles und wirtschaftliches Leben voll entfalten.

DEUTSCHE DEMOKRATISCHE

REPUBLIK

DEUTSCHE AKADEMIE DER

LANDWIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN

ZU B E R L I N

ALBRECHT-THAER-ARCHIV Arbeiten aus den Gebieten

Bodenkunde Pflanzenernährung Acker- und Pflanzenbau

Schriftleitung : Prof. Dr. agr. habil. E. PLACHY

BAND 7 • H E F T 5 1963

AKADEMIE-VERLAG • BERLIN

INHALT EBERT, K.: Phosphorsäurewirkung in Komplexdüngern SIMON, W., und S. M A R K E R T :

Methylenblausorption diluvialer

383 Sandböden

1. Mitteilung: Abhängigkeit des MB-Wertes.vom Feinerdegehalt SIMON, W.: Über Strohdüngung auf sandigen Ackerböden

399 409

K L E I N H E M P E L , D., und W. H I E K E : Zur Sorption und Umsetzung von Hydrierwasserphenolen in verschiedenen Böden

423

KURTH, H., und H. PALLUTZ: Betrachtungen über die selektiven Wirkungen von Herbiziden in biologischer und chemischer Sicht Autorreferate demnächst erscheinender Arbeiten

429 455

383 Aus dem Institut für Landwirtschaftliches Untersuchungswesen Potsdam der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin (Direktor: Prof. Dr. rer. nat. habil. W. S E L K E )

K. E B E R T

Phosphorsäurewirkung in Komplexdüngern Eingegangen: 5. 2. 1963

Die arbeitswirtschaftlichen Vorteile und die Einsparung von Transport- und Lagerraum bei der Verwendung von Mehrnährstoffdüngern haben dazu geführt, dieser Düngerart gegenwärtig erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken. Im Vordergrund des Interesses stehen dabei — auch aus volkswirtschaftlichen Gründen — die nach speziellen Verfahren hergestellten Komplexdünger. Sie enthalten den Stickstoff zum Teil in Ammoniak-, zum Teil in Nitratform. Die Phosphorsäure ist fast vollkommen citratlöslich. Unterschiedliche Anteile lösen sich auch in Wasser. J e nach Art des zugesetzten Salzes liegt das Kali als Sulfat oder Chlorid vor. Der besseren Streufähigkeit wegen sollen die Komplexdünger in granulierter Form in den Handel kommen. Die Granulierung dürfte sich auf die Wirksamkeit des in wasserlöslicher Form vorliegenden Stickstoffs kaum auswirken, sofern nicht die Granula zu groß sind und hierdurch eine ungleichmäßige Verteilung bewirkt wird. Eine Verzögerung des Löslichwerdens könnte sich in Anbetracht der Auswaschungsgefahr sogar vorteilhaft auswirken. Auch bei den Kalisalzen wird eine Körnung die Lösungsgeschwindigkeit kaum vermindern. Auf stark kaliumfixierenden Böden wäre sogar eine Verbesserung der Düngewirkung durch Granulierung der Kalisalze denkbar ( J A K O B , 15; K L O K E und P R Z E M E C K , 17; P F A F F und B U C H N E R , 32; TERMA'N, 44). Bei der Phosphorsäure liegen die Verhältnisse dagegen anders. Ihre Wirksamkeit hängt einmal von der Geschwindigkeit ab, mit der das Düngerphosphat die dem Gleichgewicht entsprechende Konzentration im Boden einzustellen und auch beim Entzug durch die Pflanzen aufrecht zu erhalten vermag ( S C H E F F E R , 36), zweitens von der Eigenschaft des Bodens, ob dieser Phosphat stark festlegt oder nicht und ob diese Festlegung durch Eisen- und Aluminiumionen oder durch Calciumionen erfolgt. Sie hängt drittens schließlich von der Fähigkeit der Pflanze ab, entgegen diesen festlegenden Kräften des Bodens das Phosphat aufzunehmen. Sieht man von dem unterschiedlichen Aufnahmevermögen der Pflanzen für Phosphorsäure ab, so sind es also zwei gegenläufige Vorgänge, das Löslichwerden der Phosphorsäure einerseits und die mögliche Festlegung andererseits, die bei der Anwendung phosphathaltiger Dünger zu berücksichtigen sind. Die Reaktionsfähigkeit der Phosphorsäure ist je nach dem Herstellungsverfahren der Düngemittel recht unterschiedlich. Sie ist am größten bei den wasserlöslichen Phosphaten und nimmt über die citratlöslichen zu den citronensäurelöslichen hin ab. Damit auch bei den zuletzt genannten eine gute Wirksamkeit erreicht wird, wendet man sie in feinverteilter Form an, um eine möglichst große reaktionsfähige Oberfläche zu schaffen. Bei der reaktionsfähigen wasserlöslichen Phosphorsäure hingegen versucht man, durch Herabsetzung der Berührungsfläche zwischen Düngemittel und Boden sowie durch örtliche Konzentrationserhöhungen diese länger pflanzen-

384

EBERT, Phosphorsäurewirkung in Komplexdüngern

verfügbar zu erhalten. Bekannte Beispiele hierfür sind die Granulierung und die plazierte Anwendung von granuliertem und gemahlenem Superphosphat1. Wie jedoch der Literatur zu entnehmen ist, bringt die Anwendung von granuliertem Superphosphat, breitwürfig oder in Bandform, nicht in allen Fällen Vorteile. Als Voraussetzung für eine positive Wirkung sind ein an Phosphorsäure verarmter und zur Phosphatfestlegung neigender Boden, eine geeignete Größe der Granula und nicht zu hohe Phosphorsäuregaben anzusehen. Eine Granulierung von Düngern, deren Phosphorsäure citrat- oder citronensäurelöslich ist, führt dagegen meist zu Mißerfolgen, wie diesbezügliche Untersuchungen von KRÜGEL u. a. zeigen (KRÜGEL und Mitarb., 18; BRENES, MILLER und SCHMEHL, 6). Ein Ausbringen der pulverisierten Dünger in Bandform wirkt sich teils positiv (FRUHSTORFER, 10; SCHMITT und JUNGERMANN, 38), teils negativ aus (SCHMEHL und BRENES, 37; WITTAKER und Mitarb., 49). Hieraus lassen sich bereits Schlußfolgerungen über die Wirksamkeit der Phosphorsäure in Komplexdüngern ziehen. Wie schon erwähnt, ist die Phosphorsäure in den Komplexdüngern meist völlig in Ammoncitrat, aber nur-teilweise oder überhaupt nicht in Wasser löslich. Somit muß eine Granulierung dieser Dünger zu einer Herabsetzung der Wirksamkeit der Phosphorsäure führen, und zwar um so mehr, je geringer der Anteil wasserlöslicher Phosphorsäure ist. Da man nun der streutechnischen Vorteile wegen auf eine Granulierung nicht verzichten möchte, ist ein bestimmter Gehalt an wasserlöslicher Phosphorsäure erforderlich, wenn sich die Körnung nicht nachteilig auswirken soll. Daß dieses zutrifft, bestätigen die Berichte zahlreicher in- und ausländischer Versuchsansteller (BERGMANN, 4; CANZLER, 7; COOK und Mitarb., 8; HAGIN and BERKOVITS, 12; HEIN und Mitarb., 13; KLOKE und PRZEMECK, 17; LAWTON und Mitarb., 19; NORLAND und Mitarb., 30; OWENS und Mitarb., 31; PFAFF und BUCHNER, 32; TERMAN und Mitarb., 42, 43; WEBB and PESEK, 45, 46, 48). So beobachteten LAWTON und Mitarb. (19) an Mais auf verschiedenen Böden im Gefäßversuch P-Mangelsymptome, wenn der Gehalt an wasserlöslicher phosphorsäure weniger als 20% betrug. Nach ihrer Meinung sollte ein granulierter Dünger 40—60% der Phosphorsäure in wasserlöslicher Form enthalten. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch PFAFF und BUCHNER (32). BERGMANN (4) hält auf Grund seiner Versuche mit Kampka-Düngern einen nicht zu geringen Anteil wasserlöslicher Phosphorsäure für zweckmäßig, und nach CANZLER (7) sollten etwa 50—60% des Gesamtphosphates wasserlöslich und der Rest citratlöslich sein, sofern die Erstfrucht bereits Höchsterträge liefern soll. WEBB and PESEK (46) konnten in Versuchen mit Mais zeigen, daß bei Nestdüngung mit einem Gehalt von 50—60% wasserlöslicher Phosphorsäure 90% des möglichen Ertragszuwachses erzielt werden. Eine Erhöhung des wasserlöslichen Anteils von 80 auf 100% wirkte sich ertraglich nicht mehr aus. Bei breitwürfiger Anwendung (WEBB and PESEK, 47) war dagegen kein Einfluß festzustellen, während in Versuchen mit Hafer (WEBB 1

BARANOW (3), v. BOGUSLAWSKI und JUNG (5), DÖRING und GERMAR (!>), FRUHSTORFER (10), GEISSLER (11), ILKOFF (14), KRÜGEL und Mitarb. (18), MARSCHNER (21), MICHAEL und KUHN (22), MICHAEL und SCHMALFUSS (23), MITSCHERLICH (24), ANONYM (28), NORDENGREN (29), PRUMMEL (33), P R U M M E L und Mitarb. (34), SCHARRER, SCHREIBER und KÜHN (35), SCHMITT und JUNGERMANN (38), SELKE (39), SELKE und ORTLEPP (40), SUJEW und Mitarb. (41)

Albrecht-Thaer-Archiv, Band 7, Heft 5,1963

385

and PESEK, 48) die Zunahme der Wasserlöslichkeit bei breitwürfiger und reihenförmiger Ausbringung deutliche Ertragssteigerungen zur Folge hatte. HAGIN und BERKOVITZ (12) schließlich fanden in Feld- und Gefäß versuchen mit Gerste und Mais auf kalkhaltigen Böden Israels eine deutliche Parallelität zwischen Wirksamkeit und Wasserlöslichkeit der Phosphorsäure bei verschiedenen KampkaDüngern. Ganz im Gegensatz zu der aus den Beziehungen zwischen Granulierung und Wasserlöslichkeit gezogenen Schlußfolgerung, daß die granulierten Volldünger einen Teil der Phosphorsäure in wasserlöslicher Form enthalten sollen, stehen die Ansichten von MÜNK (25, 26, 27). Er vertritt den Standpunkt, daß man Volldünger nur auf fruchtbaren, phosphorsäurereichen Böden anwenden sollte, und daß es hier gleichgültig sei, welche Löslichkeit die Phosphorsäure besitze, da es in diesem Fall nur auf den Ersatz der durch die Ernten entzogenen sowie der im Boden festgelegten Phosphorsäure ankäme. Es erhebt sich dann allerdings die Frage, ob unter diesen Umständen nicht auch auf eine Zufuhr der Phosphorsäure in Form von Dicalciumphosphat verzichtet werden kann und schon die wesentlich billigeren, weicherdigen Rohphosphate zur Erhaltung des Vorrates an pflanzenverfügbarer Phosphorsäure im Boden genügen (JUNGERMANN, 16). Außer dem Gehalt an wasserlöslicher Phosphorsäure beeinflußt auch noch die Verteilung der Granulate im Boden die Wirksamkeit der Phosphorsäure (CANZLER, 7; PF ÄFF und BUCHNER, 32; COOK und Mitarbeiter, 8; WEBB and PESEK, 45, 46, 47). Eine gute Vermischung der Granulate wirkt infolge der größeren Kontaktfläche mit dem Boden löslichkeitserhöhend, während Band-, Reihen- oder Nestdüngung ebenso wie die Granulierung die Reaktionsmöglichkeiten vermindern. Der Einfluß der wasserlöslichen Phosphorsäure tritt demzufolge bei der lokalisierten Einbringung stärker hervor (WEBB and PESEK, 47; COOK, 8; LAWTON und Mitarb., 20). Allerdings soll nicht unerwähnt bleiben, daß eine Plazierung nicht nur den Granulierungseffekt verstärkt. Es wird andererseits auch die mit der Granulierung verbundene ungleichmäßige Verteilung der Nährstoffe, die sich besonders bei geringen Gaben hochkonzentrierter Dünger sehr nachteilig auswirken kann, dadurch auf-, gehoben, daß man die Granula in eine günstige Lage zur Pflanze bringt. Allerdings ist diese je nach Boden- und Pflanzenart sowie dem Zeitpunkt der Düngergabe recht unterschiedlich, wie man den Angaben von CANZLER (7) entnehmen kann. In der vorliegenden Arbeit wird über die Ergebnisse einer Prüfung verschiedener im Versuchsmaßstab in der DDR hergestellter Komplexdünger sowie einiger ausländischer Produkte berichtet. Die eine Gruppe von Inlandprodukten, die nach dem Ammonsulfatverfahren vom VEB Stickstoffwerk Piesteritz hergestellt wurde, enthielt etwa 13% N, je zur Hälfte in Ammoniak- und Nitratform, und etwa 18% K a O. Der P 2 0 5 -Gehalt betrug in einem Fall 13 und bei den drei übrigen einheitlich 9%. Letztere unterschieden sich aber im Gehalt an wasserlöslicher Phosphorsäure., der 25, 30 und 50% vom Gesamtphosphat betrug. Die andere Gruppe umfaßte zwei Versuchsprodukte des VEB Farbenfabrik Wolfen, VD 11 und VD 12, die im Zusammenhang mit dem Chlor-ohne-Strom-Verfahren anfallen. Sie enthielten etwa 16% N, davon 1 j i als Ammoniak und 3/4 als Nitrat, 11% citratlösliches P 2 O s und 11%

386

EBERT, Phosphorsäurewirkung in Komplexdüngern

K a O. Etwa 10% der Gesamtphosphorsäure lagen in wasserlöslicher Form vor. Bei den ausländischen Produkten handelte es sich um ungarische NP-Dünger, die durch Aufschluß von Rohphosphaten mittels Salpetersäure und anschließender Ammonisierung hergestellt wurden (BALLA und MAJDIK, 1; BALLA und KINCZES, 2). Methodisches Für die Untersuchungen wurde ein saurer Sandboden (pH 4,8) und ein neutraler humushaltiger Lehmboden (pH 7,4) ausgewählt und im Verhältnis 1:1 mit feinem Quarzsand verdünnt. Beide Böden waren arm an Phosphorsäure. In den Jahren 1959 und 1960 wurden die Komplexdünger in granulierter und gemahlener Form mit Einnährstoffdüngergemischen entsprechenden Nährstoffgehaltes in Vergleich gestellt und bei der Berechnung der Düngergaben der Gehalt an wertbestimmenden Bestandteilen zugrunde gelegt. Da stets 1 g N in Form der verschiedenen Komplexdünger verabreicht wurde, gelangten bei dem phosphorsäurereicheren Produkt 1 g, bei den drei anderen 0,6 g P 2 O s in den Boden. Im Versuchsjahr 1961 wurden dagegen sämtliche Komplexdünger in granulierter und gemahlener Form mit einem Einzeldüngergemisch auf der Basis gleicher Phosphatgaben in Höhe von 0,6 g Gesamt-P2Os verglichen und die bei verschiedenen Produkten fehlenden Stickstoff- und Kalimengen in Form von Ammoniumnitrat und Kaliumchlorid zugegeben. Als Versuchsfrucht diente in allen drei Jahren Hafer. Zur Ermittlung der Nachwirkung wurden die Mitscherlichgefäße mit Sonnenblumen oder Senf besät. E r g e b n i s s e des V e r s u c h s j a h r e s 1959 Die im Jahre 1959 erzielten Korn- und Stroherträge in g Trockenmasse je Gefäß sind in Tabelle 1 dargestellt. Tabelle 1 Vergleich von granuliertem Komplexdünger mit Einzeldüngergemischen (Erträge des Versuchsjahres 1959; Versuchsfrucht Hafer)

Düngung

ungedüngt K A S 1 + 40er Kali Komplexdünger B Schwefelsaures Ammoniak + Superphosphat + 40er Kali K A S + Dicalciumphosphat + 40er Kali Natronsalpeter + Thomasphosphat + 40er Kali 1

Sandboden pH 4,8 Lehmboden pH 7,6 Ertrag in g je Gefäß (Trockenmasse) Korn Stroh Korn Stroh 2,3 13,6 43,0 33,0

± ± ± ±

0,1 0,6 0,6 2,2

3,9 17,3 58,1 48,7

± ± ± ±

0,1 0,3 0,5 1,7

9,2 16,9 34,5 41,4

± ± ± ±

0,2 0,3 0,6 1,1

14,0 21,0 46,8 60,3

± ± ± ±

0,2 0,4 0,5 1,1

40,6 ± 0,7

58,4 ± 1,3

40,0 ± 0,4

59,4 ± 1,5

39,7 ± 0,9

51,8 ± 0,7

35,0 ± 0,6

42,8 ± 1,2

KAS = Kalkammonsalpeter

Nährstoffgabe je Gefäß: 1 g N, 0,65 g P 2 O s , 1,25 g K z O

387

Albrecht-Thaer-Archiv, Band 7, Heft 5, 1963

Auf dem sauren Sandboden wurde mit dem Komplexdünger B, der 25% der Phosphorsäure in wasserlöslicher Form enthält, ein höherer Kornertrag erzielt als mit den Einnährstoffdüngergemischen. Auf dem neutralen Lehmboden dagegen ist der Komplexdünger im Korn- und Strohertrag der physiologisch sauren und neutralen. Vergleichsdüngung eindeutig unterlegen und zeigt etwa die gleiche Wirkung wie das Gemisch aus Natronsalpeter, Thomasphosphat und 40er Kali. Daß es sich bei diesem Abfall des Komplexdüngers auf dem neutralen Boden um einen negativen Granulierungseffekt handelt, zeigt eine Gegenüberstellung der mit granuliertem und gemahlenem Komplexdünger erzielten Korn- und Stroherträge (Tab. 2). Während auf dem sauren Boden durch das Pulverisieren des Komplexdüngers der Kornertrag überhaupt nicht und der Strohertrag nur geringfügig erhöht wird, nehmen auf dem neutralen Lehmboden beide ganz beachtlich zu. Tabelle 2 Vergleich von granuliertem und gemahlenem Komplexdünger (Erträge des Versuchsjahres 1959; Versuchsfrucht Hafer) Sandboden pH 4,8 Lehmboden pH 7,6 Ertrag in g je Gefäß (Trockenmasse) Korn Korn Stroh Stroh

Komplexdünger B

granuliert gemahlen



43,0 ± 0,6 43,3 ± 0,7

58,1 ± 0,5 61,6 ± 0,6

34,5 ± 0,6 41,5 ± 0,9 '

46,8 ± 0,5 60,0 ± 1,4

Die Ursache für diese Ertragszunahme durch Pulverisieren des Komplexdüngers ist in einer Erhöhung der Wirksamkeit der Phosphorsäure durch Vergrößerung der Reaktionsoberfläche zu suchen, wie aus den Ausnutzungszahlen für Phosphat hervorgeht (Tab. 3). Selbst auf dem sauren Sandboden, auf dem durch Pulverisierung Tabelle 3 Phosphatgehalt der Erntesubstanz und Ausnutzung der Düngerphosphorsäure (Versuchsjahr 1959; Versuchsfrucht Hafer) Sandboden pH 4,8 Düngung

Komplexdünger B granuliert gemahlen Schwefelsaures Ammoniak + Superphosphat + 40er Kali K A S + Dicalciümphosphat + 40er Kali Natronsalpeter + Thomasphosphat + 40er Kali

Lehmboden pH 7,6

% P2O5 % P2O5 2 5 in der Trockenin der TrockenAusmasse masse nutzung Korn Korn Stroh Stroh in%

P.O.2 5 Ausnutzung in%

0,71 0,83 0,76

0,05 0,09 0,11

45 57 40

0,44 0,71 0,70

0,03 0,06 0,05

14 40 38

0,80

0,07

50

0,73

0,06

39

0,79

0,09

49

0,58

0,04

23

388

EBERT, Phosphorsäurewirkung in Komplexdüngern

nur ein geringer Mehrertrag an Stroh erzielt wurde, erhöht sich die Ausnutzung der Phosphorsäure deutlich. Noch krasser ist der entsprechende Unterschied auf dem neutralen Lehmboden. In der Ausnutzung des Stickstoffs zeigt sich zwischen „granuliert" und „pulverisiert" nur auf dem Lehmboden ein geringer Unterschied, der aber nicht durch eine Herabsetzung der StickstofFverfügbarkeit, sondern durch den geringen Ertrag bedingt sein dürfte (Tab. 4). Tabelle 4 Stickstoffgehalt der Erntesubstanz und Ausnutzung des Düngerstickstoffs (Versuchsjahr 1959; Versuchsfrucht Hafer)

Düngung

Sandboden pH 4,8 %N N-Ausin der Trockenmasse nutzung in % Korn Stroh

Komplexdünger B granuliert 1,41 gemahlen 1,39 Schwefelsaures Ammoniak + 1,85 Superphosphat + 40er Kali • 1,41 KAS + Dicalciumphosphat . + 40er Kali Natronsalpeter + Thomas1,53 phosphat + 40er Kali

0,32 0,31 0,50

74 74 80

0,29

69

0,30

71

Lehmboden pH 7,6 %N N-Ausin der Trockenmasse nutzung in% Stroh Korn

e

1,77 1,56 1,57

0,31 0,31 0,29

61 69 68

1,59

0,30

67

1,82

0,35

64

In der Kaliausnutzung traten zwischen „granuliert" und „pulverisiert" auf beiden Böden keine Unterschiede auf (Tab. 5)." Tabelle 5 Kaligehalt der Erntesubstanz und Ausnutzung des Düngerkalis (Versuchsjahr 1959; Versuchsfrucht Hafer) Sandboden pH 4,8 Düngung

Komplexdünger B granuliert gemahlen Schwefelsaures Ammoniak + Superphosphat + 40er Kali KAS + Dicalciumphosphat + 40er Kali Natronsalpeter -f- Thomasphosphat + 40er Kali

% K2O in der Trockenmasse Korn Stroh

K 2 OAusnutzung in%

Lehmboden pH 7,6 % K2O in der Trockenmasse Korn Stroh

K 2 OAusnutzung in%

0,59 0,61 0,65

1,34 1,29 1,54

74 76 69

0,62 0,59 0,55

1,81 . 1,36 1,38

68 68 68

0,62

1,52

82

0,58

1,39

68

0,71

1,60

80

0,69

1,53

55

389

Albrecht-Thaer-Archiv, Band 7, Heft 5,1963

E r g e b n i s s e des V e r s u c h s j a h r e s 1960 Diese recht eindeutigen Ergebnisse des Jahres 1959 wurden durch die des zweiten Versuchs)ahres bestätigt. Für die Prüfung wurden wieder die gleichen Böden verwendet. Außerdem konnten noch weitere Produkte mit unterschiedlichem Gehalt an wasserlöslicher Phosphorsäure in die Untersuchungen einbezogen werden. Auf die physiologisch saure und alkalische Vergleichsdüngung wurde diesmal verzichtet und die Komplexdünger in granulierter und gemahlener Form nur mit entsprechenden Gemischen aus Kalkammonsalpeter, Dicalciumphosphat und 40er Kali in Vergleich gestellt. Die auf saurem Sandboden erzielten Erträge sind in Tabelle 6 dargestellt. Mit Ausnahme von Komplexdünger D, der 50% des Gesamtphosphates in wasserlöslicher Form enthält, bringen alle anderen Prüfprodukte im granulierten Zustand einen geringeren Korn- und Strohertrag als die Einnährstoffdüngergemische. Auf dem Lehmboden treten diese Unterschiede noch wesentlich deutlicher in Erscheinung. Hier reicht selbst ein Gehalt an wasserlöslicher Phosphorsäure von 50% des Gesamtphosphates nicht aus, um den negativen Effekt der Granulierung völlig aufzuheben, jedoch werden die Ertragsunterschiede zwischen Komplexdünger und Einnährstoffdüngergemisch mit zunehmendem Gehalt an wasserlöslicher Phosphorsäure geringer. Tabelle 6 Vergleich von granulierten und gemahlenen Komplexdüngern mit Einzeldüngergemischen (Erträge des Versuchsj ahres 1960; Versuchsfrucht Hafer) wasserlösliches P 2 0 5 in % des Ges.P2O5

Düngung 1

ungedüngt Komplexdünger A granuliert gemahlen Einzeldüngergemisch2 Komplexdünger B granuliert gemahlen Einzeldüngergemisch 2 Komplexdünger C granuliert gemahlen Einzeldünger gemisch 2 Komplexdünger D granuliert gemahlen Einzeldüngergemisch 2 GD

1 2

5% 1% 0,1%

20

Sandboden pH 4,8 Lehmboden pH 7,6 Ertrag in g je Gefäß (Trockenmasse) Korn

Stroh

Korn

Stroh

3,0

5,0

13,1

16,7

44,5 49,5 48,1

52,6 58,9 56,4

35,5 49,8 52,8

39,1 55,6 59,6

43,0 45,3 46,8

51,0 54,5 55,5

34,5 47,8 49,4

37,7 56,7 56,8

43,0 44,6 45,9

50,5 54,6 54,5

37,7 48,0 49,4

42,5 58,1 57,4

44,3 43,9 45,6

52,5 54,6 54,2

42,1 47,6 48,5

47,4 55,9 57,0

1,8 2,3 3,0

2,4 3,2 4,2

1,8 2,3 3,0

2,4 3,2 4,2

25

30

50

Nährstoffgabe je Gefäß: 1 g N und 1,25 g K j O ; bei Komplexdünget A 1 g P s O s und bei B, C und D 0,65 g P,O s Kalkammonsalpeter, Dicalciumphosphat und 40er Kali

390

EBERT, Phosphorsäufewirkung in Komplexdüngern

Verabreicht man dagegen die Komplexdünger im pulverisierten Zustand, so werden — mit Ausnahme von Komplexdünger A — selbst auf dem Lehmboden die gleichen Erträge erzielt wie mit den Einnährstoffdüngergemischen (Tab. 6). Bemerkenswert ist noch, daß sich auch auf dem sauren Boden keine Überlegenheit der granulierten Form zeigt. Zumindest bei dem Produkt mit 50% relativer Wasserlöslichkeit der Phosphorsäure hätte man dies erwarten können, zumal PFÄFF und BUCHNER (32) schon bei Komplexdüngern mit 40% relativer Wasserlöslichkeit der Phosphorsäure eine gesicherte Überlegenheit der granulierten Form im Vergleich zur gemahlenen feststellten. Vermutlich war das Festlegungsvermögen unseres sauren Bodens nicht groß genug, so daß ein positiver Effekt der Granulierung ausblieb. In Tabelle 7 sind die relativen Mehrerträge, die bei Anwendung des Komplexdüngers in pulverisierter Form erzielt werden, dargestellt. Die Erträge der granulierten Dünger wurden gleich 100 gesetzt. Von einer Ausnahme abgesehen, werden die durch Pulverisierung erzielten Mehrerträge mit zunehmendem Gehalt an wasserlöslicher Phosphorsäure stets geringer. Tabelle 7 Relative Mehrerträge bei Anwendung der Komplexdünger in gemahlener Form (granulierte Dünger = 100)

Düngung

Komplexdünger Komplexdünger Komplexdünger Komplexdünger

A B C D

wasserlösliches P 2 O s in % des Ges.-P 2 0 5 20 25 30 50

Sandbode n pH 4,8 relativer A [ehrertrag Korn

-

5** 4 1

Stroh

Lehmbod en pH 7,6 relativer ! VTehrertrag Korn

Stroh

12***

7**

40*** 39***

8** 4

27*** 13***

42*** 48*** 37*** 18***

*** = sehr gut gesichert (p < 0,1%) ** = gut gesichert (p < 1%) * = gesichert (p < 5%) negatives Vorzeichen: Minderertrag

Was die Ausnutzung der Phosphorsäure anbelangt, so ergibt sich das gleiche Bild wie im Vorjahr (Tab. 8). Stets wird die Ausnutzung der Phosphorsäure durch Anwendung der Dünger in pulverisiertem Zustand verbessert und ist dann auf dem neutralen Lehmboden — von Komplexdünger A abgesehen — genau so hoch wie bei den Einnährstoffdüngergemischen, auf saurem Boden sogar noch etwas höher. E r g e b n i s s e des V e r s u c h s j a h r e s 1961 Auf eine eingehende Erörterung der Erträge des Versuchsjahres 1961 wird verzichtet. Erwähnt sei nur,- daß auch in diesem Jahr insbesondere bei den Komplexdüngern mit einem niedrigen Anteil wasserlöslicher Phosphorsäure am Gesamtphosphat der negative Granulierungseffekt — wenn auch nicht so stark wie in den Jahren vorher —

391

Albrecht-Tbaer-Archiv, Band 7, Heft 5, 1963

Tabelle 8 Phosphatgehalt der Erntesubstanz und Ausnutzung der Düngerphosphorsäure (Versuchsjahr 1960; Versuchsfrucht Hafer)

Düngung

Sandboden pH 4,8 % P2O5 P 2 0 5 -Ausin der nutzung Trockenmasse in% Korn Stroh

Lehmboden pH 7,8 % P2O5 P 2 O s -Ausin der nutzung Trockenmasse in % Korn Stroh

Komplexdünger A granuliert gemahlen Einzeldüngergemisch

0,52 0,80 0,83

0,04 0,21 0,20

19 44 43

0,50 0,64 0,74

0,03 0,03 0,06

10 24 33

Komplexdünger B granuliert gemahlen Einzeldüngergemisch

0,57 0,72 0,68

0,04 0,07 0,05

32 47 44

0,47 0,60 0,58

0,04 0,03 0,04

15 34 35

Komplexdünger C granuliert gemahlen Einzeldüngergemisch

0,61 0,77 0,71

0,04 0,08 0,04

37 53 47

0,47 0,59 0,58

0,03 0,04 0,04

18 36 37

Komplexdünger D granuliert gemahlen Einzeldüngergemisch

0,66 0,78 0,70

0,04 0,08 0,04

42 54 47

0,46 0,61 0,58

0,03 0,04 0,03

21 38 36

zum Ausdruck kam und sich mit zunehmendem Gehalt der Produkte an wasserlöslicher Phosphorsäure verringerte (Tab. 9). Die Phosphorsäureaufnahme aus den verschiedenen Komplexdüngem zeigt Tabelle 10. Auch hier tritt wieder die im Vergleich zu den gemahlenen Formen geringere Verfügbarkeit der Phosphorsäure der granulierten Produkte in Erscheinung. Auf dem sauren Sandboden, auf dem nur zwei Komplexdünger geprüft wurden, sind auch in diesem Jahr die Unterschiede wieder geringer. Zur- Klärung der Frage, ob die geringere Ausnutzung der Phosphorsäure der granulierten Komplexdünger eine erhöhte Phosphataufnahme der Nachfrucht zur Folge hat, wurde auch die Nachfrucht auf den Gehalt an Phosphorsäure analysiert und die Phosphataufnahme errechnet. Es zeigt sich, daß auf dem neutralen Lehmboden auch die Nachfrucht Senf aus den gemahlenen Komplexdüngern mit niedrigem Anteil wasserlöslicher Phosphorsäure mehr Phosphorsäure aufnimmt als aus den granulierten und die großen Unterschiede in der Phosphataufnahme bei Berücksichtigung des Phosphatentzuges der Nachfrucht bestehen bleiben. Auf dem sauren Sandboden wird dagegen von der Nachfrucht Sonnenblumen aus den granulierten Komplexdüngern ein wenig mehr Phosphat aufgenommen als aus den gemahlenen, was zu einer weiteren Angleichung der schon nicht sehr unterschiedlichen Phosphatentzüge der Erstfrucht führt.

392

EBERT, Phosphorsäurewirkung in Komplexdüngern

Tabelle 9 Vergleich von granulierten und gemahlenen Komplexdüngern (Erträge des Versuchsjahres 1961; Versuchsfrucht Hafer)

Düngung 1

wasserlösliches P 2 0 5 in % des Ges.-P 2 0 6

Ertrag in g je Gefäß (Trockenmasse) Korn granuliert

gemahlen

Stroh granuliert gemahlen

Lehmboden pH 7,6 Komplexdünger A B C D Ungarische NP-Dünger 1 2 3 4 VD 11 VD 12

20 25 30 50

25,5 25,9 28,7 32,0

31,6 33,2 31,1 31,7

33,1 35,0 40,6 46,2

44,2 46,0 48,1 50,5

16 22 34 39 12 8

26,0 25,5 28,5 29,6 24,7 27,1

30,5 30,2 30,8 31,0 32,2 34,3

33,6 34,3 38,7 40,8 33,8 38,2

41,0 42,0 44,4 43,2 48,7 47,9

Sandboden pH 4,8 V D 11 V D 12

12 8 GD .5% 1% 0,1%

1

29,9 33,0

31,9 33,2

42,1 45,1

48,2 49,2

3,1 4,1 5,3

3,1 4,1 5,3

2,3 3,0 3,9

2,3 3,0 3,9

0,6 g P 2 O s in Form von Komplexdünget; Ergänzung der N- und K s O-Gabe auf 1 bzw. 1,3 g mit Ammoniumnitrat bzw. Kalium« chlorid

D i s k u s s i o n der E r g e b n i s s e In den Prüfungen zeigten sich somit die gleichen Beziehungen und Zusammenhänge, wie sie in der Literatur angegeben werden. Die granulierten Komplexdünger waren den entsprechenden Einnährstoffdüngergemischen, in denen der citratlösliche Phosphorsäuredünger in feinverteilter Form verabreicht wurde, in den meisten Fällen signifikant unterlegen. Dabei nahmen die Ertragsunterschiede mit steigendem Gehalt an wasserlöslicher Phosphorsäure ab. Sie waren auf neutralem Lehmboden wesentlich größer als auf saurem Sand. Noch stärker als die Erträge wurde die Aufnahme der Düngerphosphorsäure und damit ihre Ausnutzung durch die Granulierung beeinflußt. So erhöhte sich im Jahre 1959 auf saurem Sandboden die Ausnutzung von Komplexdünger B bei Pulverisierung um 27% 1 , während der Kornertrag überhaupt nicht und der Strohertrag nur geringfügig anstieg. Noch deutlicher zeigte sich dies im Jahre 1960. Obwohl Komplexdünger D mit 50% des Gesamt-P2Os in wasserlöslicher Form auf dem sauren Boden in granulierter Form den gleichen Korn- und Strohertrag brachte wie in pulverisierter, stieg die Ausnutzung der Phosphorsäure um 28 % 1,2 . Diese Ver1 2

Granuliert gleich 100 gesetzt Über ähnliche Beobachtungen berichtet auch CANZLER (7)

393

Albrecht-Thaer-Archiv, Band 7, Heft 5, 1963

Tabelle 10 Ausnutzung der Düngerphosphorsäure durch Haupt- und Nachfrucht (Versuchsjahr 1961)

Düngung 1

wasserlösliches P 2 0 5 in % des Ges.-P 2 0 6

P 2 0 6 -Ausnutzung in % Hauptfrucht

2

Nachfrucht 3

Haupt- u. Nachfrucht

gragragragegegenuliert mahlen nuliert mahlen nuliert mahlen Lehmboden pH 7,6

Komplexdünger A B C D Ungarische NP-Dünger

1

V D 11 V D 12

2 3 4

20 25 30 50

10 11 13 21

22 28 26 31

4 6 8 10

9 9 10 10

14 17 22 31

32 37 36 41

16 22 34 39 12 8

13 13 15 16 12 15

22 19 24 23 26 29

6 4 5 6 9 6

10 9 8 9 8 10

19 17 19 22 21 21

32 28 32 32 34 39

36 36

37 41

Sandboden pH 4,8 V D 11 V D 12

12 8

27 28

30 34

9 8

7 6

0,6 g P 2 O s in Form vonKomplexdünger; Ergänzung der N- und K 2 0-Gabe auf 1 bzw. 1,3 g mit Ammoniumnitrat bzw. Kaliumchlorid * Hafer ®'Sandboden: Sonnenblumen Lehmboden: Senf 1

besserung der Phosphatausnutzung führte zu einer ¡jgachtlichen Erhöhung des Phosphatgehaltes im Korn und Stroh. Im übrigen beeinflußte der Gehalt an wasserlöslicher Phosphorsäure die Ausnutzung des Düngerphosphates in der gleichen Weise wie die Erträge: Mit zunehmendem Gehalt an wasserlöslicher Phosphorsäure verringert sich der Unterschied zwischen „granuliert" und „pulverisiert". Hieran änderte sich in den meisten Fällen auch dann nichts, wenn man den Phosphatentzug der Nachfrucht mit berücksichtigt. Wenn auch die Beziehungen zwischen Gehalt an wasserlöslicher Phosphorsäure, Granulierung, Ertrag und Phosphorsäureausnutzung eindeutig und reproduzierbar auftraten, so erhebt sich trotzdem die Frage, ob ein Gehalt an wasserlöslicher Phosphorsäure von 50—60% des Gesamtphosphates, wie ihn CANZLER (7) für erforderlich hält, unbedingt notwendig ist, denn PFÄFF und BUCHNER (32) begnügen sich mit 40%, wobei sie sich auf ein umfangreiches Versuchsmaterial stützen. Man muß aber berücksichtigen, daß auch dann, wenn keine Ertragsunterschiede zwischen Mehrnährstoffdüngern und Einnährstoffdüngem auftreten, beachtliche Unterschiede im Phosphatgehalt bestehen können. Hierüber fehlen aber Angaben in der Veröffentlichung von PFAFF und BUCHNER 1 . 1

1. c. S. 189, Tab. 5

394

EBERT, Phosphorsäurewirkung in Komplexdtingern

Zweifellos werden sich im Feldversuch und unter den Verhältnissen der Praxis die Beziehungen zwischen Granulierung und Wasserlöslichkeit nicht immer so klar und eindeutig zeigen wie in einer strengen Prüfung im Gefäßversuch, und es wird im einzelnen Falle von den Eigenschaften des Bodens und der Witterung abhängen, ob und in welchem Maße sie zum Ausdruck kommen. Trotzdem darf man u. E. nicht so weit gehen wie MÜNK (25, 26, 27), der der Wasserlöslichkeit der Phosphorsäure jede Bedeutung abspricht. Es ist unter unseren Verhältnissen vielmehr zu beachten, daß nach den Ergebnissen der Bodenuntersuchung große Teile unserer Acker- und Grünlandflächen phosphorsäurearm sind. Sie kämen also nach MÜNK für eine Volldüngeranwendung überhaupt nicht in Frage. Da aber die Komplexdünger zur Steigerung der Arbeitsproduktivität in der sozialistischen Landwirtschaft beitragen, darf sich ihre Anwendung keinesfalls nur auf die phosphorsäurereichen Böden beschränken. Andererseits wird aber der Phosphorsäurevorrat der gegenwärtig schlecht versorgten Böden in absehbarer Zeit wohl kaum entscheidend erhöht werden können, denn bei der Phosphorsäure handelt es sich um einen nur in beschränktem Maße zur Verfügung stehenden Rohstoff, für dessen Import wertvolle Devisen ausgegeben werden müssen. Die dem Boden zugeführte Phosphorsäure sollte deshalb in Anbetracht der Phosphatarmut eines großen Teiles der Böden bereits im Anwendungsjahr eine gute Wirkung zeigen. An dem Fernziel, die phosphorsäurearmen Böden mit Phosphorsäure anzureichern, ändert sich dadurch nichts. Um der Landwirtschaft einen Dünger zu geben, der unter den verschiedensten Bedingungen eine gute Wirksamkeit der Phosphorsäure auch im Jahre der Anwendung gewährleistet, wäre es u. E. wohl richtiger, wenn in den granulierten Komplexdüngern das Phosphat zu einem nicht unbeträchtlichen Teil in wasserlöslicher Form vorliegt. Die Höhe im einzelnen festzulegen, wird die Aufgabe einer internationalen Vergleichsprüfung der in den sozialistischen Ländern hergestellten Komplexdünger sein. Zusammenfassung In Gefäßversuchen wurden NPK- und NP-Dünger mit unterschiedlichem Gehalt an wasserlöslicher Phosphorsäure geprüft. Die granulierten Komplexdünger waren den Einzeldüngergemischen in der Wirkung auf den Korn- und Strohertrag in den meisten Fällen unterlegen. Die Ertragsunterschiede waren auf dem neutralen Lehmboden größer als auf dem sauren Sandboden (pH 4,8) und verringerten sich mit zunehmendem Gehalt an wasserlöslicher Phosphorsäure. Wie die Phosphatentzüge erkennen ließen, ist die Unterlegenheit im Ertrag auf eine ungenügende Wirksamkeit der citratlöslichen Phosphorsäure in den granulierten Produkten zurückzuführen. Durch Anwendung der Komplexdünger in pulverisierter Form wurden die Ausnutzung der Phosphorsäure erheblich verbessert und in den meisten Fällen die gleichen Korn- und Stroherträge erzielt wie mit den entsprechenden Einzeldüngergemischen. Auf dem neutralen Lehmboden nahm auch die Nachfrucht Senf aus den granulierten Komplexdüngern mit einem geringen Anteil wasserlöslicher Phosphorsäure

Albrecht-Thaer-Archiv, Band 7, Heft 5, 1963

395

weniger Phosphorsäure auf als aus den gemahlenen, so daß die großen Unterschiede in der Phosphorsäureausnutzung bestehen blieben. Auf dem sauren Sandboden dagegen war die Phosphorsäureaufnahme der Sonnenblumen aus den granulierten Komplexdüngern ein wenig höher, was zu einer weiteren Angleichung der schon nicht sehr unterschiedlichen Phosphatentzüge der Erstfrucht führte. Das Problem der Wasserlöslichkeit der Phosphorsäure in Komplexdüngern wird diskutiert und die Schlußfolgerung gezogen, daß in Anbetracht der Phosphatarmut eines großen Teiles der Acker- und Grünlandflächen ein nicht unbeträchtlicher Teil der Phosphorsäure in den granulierten Produkten in wasserlöslicher Form vorliegen sollte. Pe3K»Me

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0.06%

5.85%

Abraumerde Ibis zu 30cm SchütthöheI alte Krume des Ödlands, ~18cm. schwach Humos Pflügetiefe ~ 25 cm

Abb. 1: MB-Sorption, Q-Gehalt und Textur bei verschiedenen Schütthöhen in vergleichbaren Bodentiefen im Abraumaufschüttversuch IX/1956 Müncheberg (Sandboden, trockene Lage, Probeentnahme Sept. 1962). Obere Zahl: MB in mval/100 g Boden. Mittlere Zahl: Ct in %. Untere Zahl: Feinerde O On ¿3 T-H S J Sa S u te s °

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416

SIMON, Strohdüngung auf sandigen Ackerböden

N/ha/a) hat hier die Wachstumshemmung durch unbestimmte Stoffe im frischen Kot nicht überdecken können. Erstmalig im Jahre 1962 brachten die Kartoffeln in diesen beiden Varianten 36 dt/ha = ~ 10% Mehrertrag gegenüber der Kontrolle. Auch dies läßt auf eine sich allmählich einstellende positive Nachwirkung der Strohdüngung schließen. B o d e n u n t e r s u c h u n g e n : Zur Ermittlung von Be2iehungen zwischen meßbaren Bodeneigenschaften und Ertrag wurden während des Versuchsablaufes eine größere Anzahl verschiedenartiger Bodenuntersuchungen durchgeführt, die jedoch nur in wenigen Fällen zu einer brauchbaren Aussage führten. Auf die Darstellung des umfangreichen Zahlenmaterials soll hier deshalb verzichtet werden. Die Untersuchungen über den C-Gehalt des Bodens (nach RAUTERBERGKREMKUS) haben wegen der Streuung der Werte in den Wiederholungen und zu den verschiedenen Terminen (x um 0,65% C) lediglich in der Tendenz eine positive Beziehung zur Höhe der Stickstoffdüngung ergeben. Auch der höhere C-Gehalt des Bodens in Variante 6 mit jeweils oberflächlicher Häckseldüngung nach der Aussaat war nicht signifikant, wenngleich hierfür weniger zersetzte Humusformen ursächlich in Frage kommen könnten. Im Gesamt-N-Gehalt des Bodens ergaben sich bei mehreren Untersuchungsterminen keine signifikanten Differenzen zwischen den Varianten 2 ... 7 (x 76 mg N/100 g Boden), während die Variante „Häckseldüngung ohne Stickstoff" geringere Werte anzeigte (x 63 mg N/100 g Boden). Zur Prüfung der Frage, ob der bei der Umsetzung des Strohs im Boden festgelegte Stickstoff zu einem späteren Zeitpunkt in nachweislichen Mengen pflanzenverfügbar wird, sind im Frühjahr 1958 und Herbst 1960 zu jeweils zehn Terminen mit wöchentlichem Abstand Nitratuntersuchungen in der Ackerkrume durchgeführt worden, deren Ergebnisse jedoch zu keinerlei Beziehungen zu den Varianten führten. Das gleiche gilt für die Nährstoffuntersuchungen (x pH 6,8, K 2 0 15 mg und P a O s 13,5 mg/100 g Boden) sowie für die Krümelstabilitätsmessung nach dem Durchlaufverfahren und nach der Schallwäschermethode (4). Die wiederholt durchgeführten Messungen des Porenvolumens brachten als zusammenfassendes Ergebnis, daß nur die Variante 6 mit oberflächlicher Häckseldüngung geringere PV-Werte zeigte, während sich der Boden unter allen übrigen Versuchsgliedern in dieser Hinsicht meßbar nicht wesentlich unterschied (Var. 1 bis 5 und 7 x 39% in der Krume und 32% PV im Unterboden; bei Var. 6 mit oberflächlicher Häckseldüngung 36 bzw. 27% PV). Im Mai 1958 und September 1960 wurden in Verbindung mit der Bestimmung der Feldwasserkapazität Infiltrationsmessungen durchgeführt. Im Gegensatz zu den Ergebnissen von 1958, die noch keine wesentlichen Differenzen zeigten, konnte bei den Infiltrationsmessungen im Herbst 1960 bereits festgestellt werden, daß Variante 1 „Strohdüngung ohne N-Düngung" und Variante 6 „ohne organische Düngung" die insgesamt aufgetragenen 120 mm Wasser schneller aufnahmen als Variante 3 „Strohdüngung mit N-Düngung" und Variante 5 „Stalldung". Da dies auf diesem Standort keine Folge eines beeinflußten Benetzungswiderstandes sein kann, müssen wir das Ergebnis so deuten, daß der Boden in den Varianten 3 und 5 einen höheren Anteil quellungsfähiger, wertvoller Humusformen aufwies, die in den oberen Bodenhorizonten mehr Wasser zu speichern vermochten und

417

Albrecht-Thaer-Archiv, Band 7, Heft 5,1963

nun eine allmählich langsamer werdende Versickerung erwirkten. Diese Deutung wird vor allem durch die langsame Infiltration in der Variante 5 bekräftigt; die Stallmistdüngung war hier erst etwa 8 Wochen vor diesen Untersuchungen erfolgt. Tabelle 8 Feldkapazität im Herbst 1960 (Strohdüngungsversuch XIII/1953 Müncheberg; lehmiger Sand, trockene Lage)

Var.

1 2 3 4 5 6 7

organische Düngung

Häcksel Häcksel Häcksel Häcksel Stalldung Häcksel oberflächlich ohne

Stickstoffdüngung

Feldkapazität 48 h nach Wassersättigung in 0^-60 cm Tiefe

Vol. % x Ackerkrume sign.

mm

rel.

ohne niedrig 1 mittel hoch mittel mittel

52,7 57,9 52,4 50,7 5.3,4 52,8

109 120 109 105 111 109

12,01 12,08 12,94 12,39 12,97 11,66

(+)

mittel

48,3

100

11,75

(v)

, —

(+) —

natürliche Bodenfeuchtigkeit in 0 - 6 0 cm Tiefe mm

rel.

37,6 34,0 38,7 33,9 28,8 44,3

123 112 127 111 95 145

30,5

100

GD p 5% = 1,26 Vol. % Variantenbeschreibung

Die Feldkapazität im Herbst 1960 wurde 48 h nach der künstlichen Bodenwasserauffüllung bestimmt. In 1,5 m Entfernung von den hierzu verwendeten 0,25 m2 großen, in die Bodenoberfläche eingelassenen Wasserkästen wurde zum gleichen Termin die natürliche Bodenfeuchtigkeit ermittelt. Alle Varianten mit organischer Düngung (Stroh oder Stalldung) zeigten etwas erhöhte FK-Werte als die Kontrolle und — außer Variante 5 — auch einen höheren natürlichen Feuchtigkeitsgehalt des Bodens zu diesem Zeitpunkt. Besonders bei der Variante 6 lag eine höhere Bodenwassermenge vor und besagt damit, daß die Bedeckung mit Häcksel den Wasserhaushalt des Bodens im Herbst günstig zu beeinflussen vermag. Zur Ermittlung des Frühjahrsmaximums wurde eine weitere FK-Bestimmung unter abgefrorener Lupinen-Serradella-Bedeckung mit 48stündigem Abstand von den letzten Niederschlägen bis 60 cm Tiefe durchgeführt. Das Frühjahrsmaximum der (natürlichen) Feldkapazität zeigt wiederum in allen Varianten mit organischer Düngung etwas höhere Werte gegenüber der Kontrolle ohne organische Düngung, womit die vorjährigen Ergebnisse bestätigt werden. Die Feldkapazität ist für sandige Ackerböden ein wesentliches Kriterium der Bodenfruchtbarkeit. Sie ist zwar von dem Anteil quellfähiger Tonmineralien im Boden stärker abhängig als von den wenigen quellfähigen Humussubstanzen und deren wasserhaltender Kraft, aber gerade deshalb sind auch geringe Differenzen als wertvoll zu betrachten.

418

SIMON, Strohdüngung auf sandigen Ackerböden

Tabelle 9 Feldkapazität im Frühjahr 1961 (Strohdüngungsversuch XIII/1953 Müncheberg; lehmiger Sand, trockene Lage)

Var.

1 2 3 4 5 6 7

organische Düngung

Häcksel' Häcksel Häcksel Häcksel Stalldung Häcksel oberflächlich ohne

Stickstoffdüngung

Feldkapazität 48 h nach den letzten Niederschlägen in 0—60 cm Tiefe rei. mm

FK-Vol. % x Ackerkrume

ohne niedrig mittel hoch mittel mittel

54,2 53,7 55,6 52,9 57,0 55,9

104 103 106 101 109 107

11,95 12,30 12,49 12,19 13,33 12,27

ohne

52,3

100

11,78

sign.



+ —

+++ (v)

GDp 5% = 0,54 Vol. % 1% = 0 , 7 2 „ 0,1% = 0,95 „ Im Oktober 1961 wurde außerdem die Sorptionskapazität der Krume untersucht, die ebenfalls eine Abhängigkeit von der inzwischen achtjährig unterschiedlichen organischen Düngung aufwies. Tabelle 10 Beziehungen zwischen Sorptionsgröße der Ackerkrume und organischer Düngung (Strohdüngungsversuch XIII/1953 Müncheberg; lehmiger Sand, trockene Lage)

Var.

1 2 3 4 5 6 7 8 9

organische Düngung Häcksel Häcksel Häcksel Häcksel Stalldung Häcksel oberflächlich ohne Kuhkot Kuhkot/ Häcksel

Stickstoffdüngung

Methylenblausorption 1 mval/100 g sign. rei. Boden

ohne niedrig 2 mittel hoch mittel mittel

3,80 3,89 4,33 4,51 4,25 4,24

92 94 104 109 102 102

mittel mittel mittel

4,15 4,38 4,00

100 106 96

GD p 5% = 0,44 mval MB 1% = 0,59 mval MB 0,1% = 0,76 mval MB 1 2

Frau Dr. S. MARKERT sei auch an dieser Stelle für diese Untersuchungsergebnisse gedankt Variantenbeschreibung

- sign. (v)

— —

— —

(v)



+ ++ + + —

+ (+)

Albrecht-Thaer-Archiv, Band 7, Heft 5,1963

419

Als wesentliches Ergebnis dieser Sorptionsmessungen (mittels der MethylenblauMethode nach PETER/MARKERT) muß der kontinuierliche Anstieg der Sorptionsgröße von Var. 1 nach Var. 4, d. h. mit zunehmender N-Düngung zur Strohhäckseldüngung, angesehen werden, der aussagt, daß sich nach Strohdüngung dauerhafte, sorptionswirksame Humusformen nur dann bilden können, wenn zur Umsetzung ausreichend Stickstoff zur Verfügung steht. Bei fehlender bzw. nur sehr niedriger N-Düngung lagen die MB-Werte sogar unter denen der Kontrolle „ohne organische Düngung mit mittlerer N-Düngung", woraus weiterhin geschlußfolgert werden kann, daß Strohdüngung bei N-Mangel — wahrscheinlich wegen N-Entzug aus dem Bodensubstrat — sogar verstärkten organischen Abbau nach sich zieht. Geringe, regelmäßig verabreichte Stalldünggaben waren hinsichtlich der Wirkung auf die Sorption des Bodens mit der Strohdüngung plus mittlerer N-Düngung gleichwertig. Interessant ist noch die Feststellung, daß das wiederholte Verabreichen reinen Kuhkotes eine wesentlich höhere Sorption gegenüber der gemeinsamen KuhkotStrohhäcksel-Anwendung zur Folge hatte; diese Differenz kann nicht begründet werden. D i s k u s s i o n und

Schlußfolgerungen

Dieser Strohdüngungsversuch hat die Aufgabe, die direkte und die nachhaltige Wirkung einer gehäuften Strohdüngung auf relativ feinerdearmem Boden unter trockenen Standortbedingungen zu untersuchen. Während auf besseren, lehmreichen Böden bereits zahlreiche Versuche mit Strohdüngung zur Auswertung gelangten 1 , liegen mehrjährige Feldversuchserfahrungen von Sandböden m. E. nicht vor. Die vorläufige Zwischenauswertung dieses Dauerversuches hat als wesentlichste Erkenntnis gebracht, daß sich bei geeigneten Fruchtfolge- und Düngungsmaßnahmen selbst unter diesen Anbaubedingungen keine Ertragsdepressionen nach wiederholter Strohdüngung einstellen. Damit werden hier die auf besseren Böden inzwischen gesammelten Erfahrungen bestätigt. Die direkte Strohdüngung zu Getreide und Hackfrüchten muß als unzweckmäßig bezeichnet werden; denn bei Getreidenachfrucht ist mit Minderertrag'zu rechnen, und eine Anwendung zu Hackfrucht im Spätherbst oder Frühjahr verbietet sich wegen des zwangsläufig doppelten Strohtransportes. Auch die direkte Strohdüngung zu Nichtleguminosen-Stoppelfrucht sollte zukünftig wegen der zu erwartenden Ertragsminderung unterbleiben. Die zur Häckseldüngung zusätzlich verabreichte N-Düngung hatte auf die Erträge der Leguminosen-Stoppelfrüchte keinen Einfluß, jedoch traten nachwirkend Ertragsdifferenzen zugunsten der zusätzlichen N-Düngung ein, die hier auf eine erhöhte N-Belieferung durch die Ernterückstände schließen lassen. Damit bietet sich als praktische Maßnahme die Häckseldüngung zu N-autarken Nachfrüchten an, die zumindest keine Ertragsdepressionen zur Folge hat. In Frage kommen bei den vorliegenden trockenen Standortbedingungen wegen der Unsicherheit der Untersaaten nur legume Stoppelsaaten. Eine Schwierigkeit zeichnet 1

Unter Auswertung umfangreicher einschlägiger Literatur wurde von H. LINDNER kürzlich über „Ergebnisse und Folgerungen aus zehnjährigen Düngungsversuchen mit Stallmist und Stroh" aufbesseren Böden berichtet, worauf hier verwiesen werden darf: Albrecht-Thaer-Archiv, Bd. 6, H. 9, 1962, 5 9 7 - 609

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SIMON, Strohdüngung auf sandigen Ackerböden

sich insofern ab, als späte Bestellungstermine nach Mähdrusch für solche Stoppelsaaten auch wegen der zunehmend nachteiliger werdenden Häckseldüngung ungünstig sind. Deshalb sollten diejenigen Schläge, auf denen das Stroh beim Mähbzw. Schwaddrusch sofort ausgehäckselt werden soll, stets für vorzeitige Ernte und sofortige Stoppelfruchtbestellung vorgeplant werden. Das heißt aber auch, daß sehr späte Getreidearten für anschließendes Strohhäckseln zunächst weniger in Betracht kommen. Wenn in diesem Versuch in den ersten vier Versuchs jähren durch die Strohdüngung nur eine schadlose Strohbeseitigung, aber keine positive Verwertung der organischen Masse festgestellt werden konnte, so hängt dies ursächlich damit zusammen, daß zunächst Strohdüngung zu ungeeigneten Nachfrüchten versucht wurde, außerdem ist in Übereinstimmung mit anderen Autoren anzunehmen, daß sich mit wiederholter Strohdüngung erst eine allmähliche Umstellung der Mikroflora und -fauna einstellt, die die organische Substanz ertragswirksam werden läßt. Daß hierbei über die direkte N-Wirkung hinaus auch bodenphysikalische Verbesserungen eintreten, läßt sich aus der erhöhten Sorptionskapazität des Bodens ableiten. Es handelt sich hier um einen ca. 30 Jahre lang für Feldversuche genutzten lehmigen Sandboden in guter Struktur, der die Wirkung der Strohdüngung begünstigte; denn in strukturlosen Böden ist oft noch nach Jahren unverrottetes Stroh nachweisbar. Wesentliche praktische Schlußfolgerungen sollen aus diesen Versuchen noch nicht gezogen werden. Obgleich sich als Perspektive die Arbeit und Kosten sparende stroharme Aufstallung und eine zunehmende Bedeutung der Strohdüngurig und Gülledüngung abzeichnen und eine Notwendigkeit für eine exakte Weiterführung vielseitiger Strohdüngungsversuche vorliegt, sollte unserer Landwirtschaft im derzeitigen Stadium eine sorgsame Pflege aller wirtschaftseigenen Dünger, besonders des Stalldunges, anempfohlen werden. Unter diesem Aspekt sind auch die in den letzten Versuchs jähren bereits eingetretenen Ertragssteigerungen durch die Häckseldüngung zu deuten. Zusammenfassung Es wird über einen neunjährigen Strohdüngungsversuch auf lehmigem Sandboden in Trockenlage berichtet. Direkte Strohhäckseldüngung vor Winterraps, Wintergetreide sowie Leguminosen-Stoppelfrucht blieb ohne Einfluß. Die oberflächliche Ausbringung des Häcksels nach der Aussaat führte meistens zu Ertragsminderung. Nichtleguminosen-Stoppelfrüchte (Senf, Phazelia) reagierten auf die vorausgegangene Ausbringung von gehäckseltem, frischem Getreidestroh stark negativ. Strohhackseldüngung zu zeitig gesäten legumen Stoppelfrüchten führte jedoch nicht zu Ertragsminderung. Bei gleicher N-Düngung trat in den ersten vier Versuchsjahren weder ein positiver noch ein negativer Einfluß der Strohdüngung auf die Nachfruchterträge ein. Als Ursache für die in den letzten Jahren eingetretene Ertragssteigerung wird eine sich allmählich auf die Häckseldüngung umstellende Bodenmikroflora und -fauna sowie die Erhöhung der Bodensorption (C-Gehalt, Feldwasserkapazität und Methylenblau-Sorption) angenommen. Bei zusätzlicher Aufwendung von kg N je 1 dt Strohhäcksel ist mit allmählich stärker werdender positiver Nachwirkung der Strohdüngung zu rechnen.

Albrecht-Thaer-Archiv, Band 7, Heft 5,1963

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Summary The report deals with a trial test of straw manuring on loamy sand soil under dry conditions over a period of nine years. Manuring with chopped straw preceding winter rape, winter grain as well as leguminous stubble crops remained without influence. The superficial application of chaff following sowing led mostly to reduced yields. Non-leguminous stubble crops (mustard, phacelia) reacted strongly negative to a preceding application of chopped fresh grain straw. Repeated chopped straw manuring on leguminous stubbles sown early, however, did not lead to lower yields. Applying the same amounts of nitrogen fertilizer during the first four years of the trial test showed neither a positive nor a negative influence of straw manuring regarding the yields of succeeding crops. It is assumed that the increased yields of the last years were caused by a gradually changing microflora and -fauna of the soil as it adapts itself to chopped straw manuring, as well as as an increase in the soil sorption (C-content, field water capacity and Methylenblue sorption). Applying one additional kg N per 100 kg of chopped straw should bring about a gradually stronger effect of chopped straw manuring. Literaturverzeichnis 1. ALZEY, C. H.: Betriebs Vereinfachung und Bodenfruchtbarkeit. Mitt. Dt. Landwirtschafts.-Ges. 1959, 35, 1102 2. BYCZKOWSKI, M., und M. BATALIN: Darstellung neuer inländischer Gründüngungsversuche. Prace Dzialu Zywienia Roslin i Nawozenia 1951—1955, Zeszyt 2 3. HILDNER, L., und L. P E T E R S : Versuche über die Wirkung der Strohdüngung auf die Fruchtbarkeit des Bodens. Arb. Kais. Biol. Anst. f. Land- u. Forstwirtsch. 1906, 5, 99-125

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SIMON, Strohdüngung auf sandigen Ackerböden

4. KULLMANN, A.: Uber Wässerstabilitätsbestimmungen von Bodenaggregaten mit einem Schallwäscher. Z. Pflanzenernähr., Düng., Bodenkde. 1960, 89 (134), 114—120 5. LINDNER, H.: Zur Frage der Strohdüngung und ihrer Bedeutung für die Arbeitswirtschaft und Organisation landwirtschaftlicher Betriebe. 1957, Karl-Marx-Univ. Leipzig 6. MARKERT, S.: Zusammenfassung der Erfahrungen bei der Anwendung des Methylenblaues zur Sorptionsbestimmung von Böden. Albrecht-Thaer-Archiv 1961, 5, 766—780 7. SAUERLANDT, W., und O. GRAFF: Fragen der direkten Zufuhr von Stroh zum Ackerboden, Bodenfruchtbarkeitsbeiträge. Oldenburg 1955, Verl. Praxis u. Forschung 8. SCHEFFER, F.: Gedanken zur Strohdüngung. Mitt. Dt. Landwirtsch.-Ges. 1953, 68, 803ff 9. SIMON, W.: Sandige Ackerböden (Bodenkunde, Pflanzenbau, Ökonomie); 1960, Berlin, VEB Dt. Landwirtsch.-Verl. 10. V E T T E R , H.: Strohverwertung und Humusversorgung. AID 1958, Nr. 87, Landwirtsch.-Verl. GmbH Hiltrup/Westf.

423 Aus dem Institut für Bodenkunde und Mikrobiologie der Karl-Marx-Universität Leipzig (Direktor: Prof. Dr. agr. habil. G. MÜLLER)

D. KLEINHEMPEL und W. HIEKE

Zur Sorption und Umsetzung von Hydrierwasserphenolen in verschiedenen Böden Eingegangen: 6. 2. 1963

Die Sicherung und Steigerung der Pflanzenerträge wie auch die Hebung der Bodenfruchtbarkeit erfordern die Verwertung aller industriellen Abfallstoffe, die Träger von Pflanzennährstoffen oder von bodenverbessernden Substanzen sind. Seit einiger Zeit wird in dieser Hinsicht vom VE Kombinat „Otto Grotewohl" in Böhlen ammoniakhaltiges Hydrierwasser abgegeben, das durch COa-Begasung von H 2 S befreit ist, das aber noch einen Phenolgehalt von 1—3 g/1 aufweist. Der N-Gehalt bewegt sich um 32 g pro Liter; für 100 kg N sind demnach 3120 Liter Hydrierwasser anzuwenden. Geht man von diesem Volumen als Normalgabe pro Hektar aus, dann gelangen damit gleichzeitig 3—10 kg Phenole auf einen Hektar zur Ausbringung. Es ist zu fragen, ob diese Menge pflanzenschädigend wirkt oder den Wert der Pflanzen als Nahrungs- oder Futtermittel beeinträchtigen kann. BAU MANN, LÜCK und SIMON (1) berichten in diesem Zusammenhang in Übereinstimmung mit KRÜGER (3), daß 300 mg Phenol (bromierbare Substanz) pro Versuchsgefäß (6 kg Quarzsand mit 2% Torfzusatz) vernichtend auf den Pflanzenbestand wirkten. Rechnet man auf 3 • 106 kg Boden/ha um, dann ergibt sich eine Menge von 150 kg Phenol, die aber durch die angeführte Normalgabe von Hydrierwasser bei weitem nicht erreicht wird. Hinzu kommt, daß BAU MANN, LÜCK und SIMON keinerlei schädigende Wirkung mehr feststellten, wenn nach der Phenolgabe 7—15 Wochen abgewartet wurden, und daß dann auch noch wesentlich höhere Phenolmengen angewendet werden konnten. Danach scheinen Phenole im Boden rasch unwirksam zu werden, was durch biologischen Abbau (4) wie auch durch Autoxydation und Polymerisation bei Gegenwart von Aminosäuren (7) zu erklären ist. Im letztgenannten Fall dürften dann für das Pflanzenwachstum unschädliche Huminstoffe aus Phenolen entstehen. Nach diesen Befunden und Überlegungen wird somit eine normale Anwendung von Hydrierwasser zu Stickstoffdüngezwecken keine Beeinträchtigung des Pflanzenwachstums hervorrufen, auch dann nicht, wenn sich die Verabreichung Jahr für Jahr wiederholen sollte. Es ist ferner zu fragen, ob sich gegebenenfalls durch den Hydrier was sereinsatz eine Phenol-Belastung des Grundwassers ergeben könnte oder, anders ausgedrückt: Wieviel Phenol vermag Ackerboden in der obersten Schicht von 20—25 cm so lange festzuhalten, bis es durch die oben genannten Vorgänge chemisch unwirksam geworden ist? Diese Frage gelangte von uns speziell zur Untersuchung, wobei wie folgt vorgegangen wurde: Mit Hilfe der Methode KOPPESCHAAR (2) erfolgte in frisch entnommenem und begastem Hydrierwasser die Ermittlung des Gehaltes an Phenol, eine Bezeichnung, die hier stets im Sinne von „bromierbare Substanz" verwendet wird. Um einen

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KLEINHEMPEL u. HIEKE, Sorption und Umsetzung von Hydrierwasserphenolen

Anhaltspunkt zu bekommen, welche Substanzmengen durch die Messung des Bromverbrauches erfaßt werden, gelangte der im Hydrierwasser vorliegende „PhenolPool" nach (6) zur Abschätzung, woraus sich dann unter Benutzung eines Modellgemisches und unter Zugrundelegung eines mittleren Molekulargewichtes von 120 ein Verbrauch von ca. 5 Br pro Mol ergab. 1ml n/10 B r o m - V e r b r a u c h entsprach demnach 2,4 mg Phenol. Nach dieser Methode bestimmt, wies das Hydrierwasser einen Gehalt von 1,44 g Phenol/Liter auf. Der N-Gehalt war zu 31,5 g N/Liter ermittelt worden. Über 150 g lufttrockene Bodenmasse, die mit 25% der WK angeteigt worden war, wurden in einer Säulenanordnung 43 ml Hydrierwasser gegeben. Diese Menge entspricht, umgerechnet auf 3 • 10® kg Boden/ha, einer N-Gabe von 271 • 102kg/ha, also etwa dem 300fachen der Normalgabe. Die gleichzeitig verabreichte Phenolmenge betrug damit 62 mg/150 g Boden. Die Hydrierwassermenge wurde dann mit 150 ml H a O durch die Säule gespült; dies entspricht etwa einem Niederschlag von 300 mm. Die durchgeflossene Flüssigkeit wurde gesammelt; anschließend gelangte ihr Volumen zur Bestimmung, und in der halben Menge erfolgte schließlich die Phenolbestimmung. Dabei wurde zunächst auf eine Parallelsäule bezogen, die lediglich eine gleiche Menge Wasser erhalten hatte. Die aus den Hydrierwassersäulen abtropfende Flüssigkeit war jedoch im Gegensatz zur Vergleichssäule mit reinem Wasser stark dunkelbraun gefärbt, was auf Huminstoffe schließen läßt, die auf Grund der Alkalität des Hydrierwassers in Lösung gingen. Deshalb gelangte bei den weiteren Ansätzen eine äquivalente (NH 4 ) 2 C0 3 -Lösung als Bezug zur Anwendung, worauf nun auch hier dunkelbraune- Lösungen entstanden. Die erhaltenen Werte gehen aus der Tabelle 1 hervor, und es zeigt sich, daß die gelösten Huminstoffe Brom verbraucht hatten, so daß sich, bei Vergleich mit Wasser, eine geringere Menge adsorbierten Phenols ergeben mußte. Zwischen den beiden geprüften Böden, einem humosen Sand und einer Schwarzerde, traten nach Tabelle 1 Unterschiede insofern auf, als die Schwarzerde hinsichtlich der Phenoladsorption stets um etwa 30% höher lag; der hier vorhandene höhere Anteil von Sorptionsträgern ließ dies auch erwarten. Im Mittel ergab sich eine adsorbierte Phenolmenge von 51%. 150 g Boden vermögen demnach 32 mg Phenol festzuhalten, und umgerechnet auf die Bodenmasse eines Hektars wären das 620 kg, eine Menge, die weit außerhalb der Grenze liegt, die bei normaler Anwendung von Hydrierwasser erreicht zu werden pflegt. Eine Gefährdung grundwasserführender Bodenschichten ist daher nicht zu erwarten, zumal hier extreme Bedingungen vorlagen, die in praxi nicht auftreten dürften: sehr großer Hydrierwasserüberschuß mit nachfolgender Wassergabe, die etwa der Hälfte der jährlichen Niederschlagsmenge entspricht. Aufschlußreich sind auch die Werte des mit Äther extrahierbaren adsorbierten Phenols (Tabelle 1). Es zeigt sich, daß schon nach der relativ kurzen Zeit von acht Tagen nichts mehr im Ätherextrakt nachweisbar ist. Es wird hier bestätigt, daß Phenole im tätigen Boden sehr rasch abgebaut werden oder in unlösliche Polymere übergehen. Diese Aussage läßt sich noch dadurch stützen, daß bei einem Vergleich des Bodens zweier Parzellen eines statischen Düngeversuches (5) kein Unterschied hinsichtlich der mit Äther extrahierbaren Phenolmenge gefunden wurde, obwohl die eine Parzelle mehrere Jahre je 600 kg N/ha in Form von Hydrierwasser erhalten hatte, während die andere ungedüngt geblieben war.

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