Agyptische Namen Und Worter Im Alten Testament 9783963270505, 9783963270512, 3963270500

Ägypten spielt in der Welt der Bibel eine herausragende Rolle ? immerhin war die Levante fast ein halbes Jahrtausend lan

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German Pages 210 [217] Year 2019

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Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
I. Hinführung
II. Ägypten und Israel: Die Grundfaktoren
1. Die politisch-historischen Beziehungen zwischen Ägypten und Israel
2. Literarische Genres und Motive aus Ägypten im Alten Testament
3. Anlehnungen im Bereich der Idiomatik
III. Quellen und Vergleichsbasis
1. Das Alte Testament und seine Überlieferung
2. Mögliche Entlehnungsszenarien und ihre Datierung
3. Bemerkungen zu Phonologie des Altägyptischen
4. Historische Lautung des Hebräischen
5. Die ägyptisch-hebräischen Lautkorrespondenzen
IV. Die ägyptischen Namen und Wörter im Alten Testament
1. Forschungsgeschichte
2. Stand der Forschung
3. Fallbeispiele
V. Die Gleichungen im Einzelnen
1. Personennamen
2. Götternamen
3. Ortsnamen
4. Appellativa
5. Unsicheres
VI. Kontaktlinguistische Analyse
VII. Conclusio
VIII. Bibliographie
IX. Index der besprochenen altägyptischen Wörter
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Agyptische Namen Und Worter Im Alten Testament
 9783963270505, 9783963270512, 3963270500

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ÄgypTeN uNd AlTes TesTAmeNT 93 ÄAT 93 Breyer • Ägyptische Namen und Wörter im Alten Testament

Ägyptische Namen und Wörter im Alten Testament Francis Breyer

www.zaphon.de

Zaphon

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06.02.2020 14:47:36

Ägyptische Namen und Wörter im Alten Testament

Francis Breyer

© 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

ÄGYPTEN UND ALTES TESTAMENT Studien zu Geschichte, Kultur und Religion Ägyptens und des Alten Testaments

Band 93

Gegründet von Manfred Görg Herausgegeben von Stefan Jakob Wimmer und Wolfgang Zwickel

© 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

Ägyptische Namen und Wörter im Alten Testament

Francis Breyer

Zaphon Münster 2019

© 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

Illustration auf dem Einband: © Francis Breyer

Ägypten und Altes Testament, Band 93 Francis Breyer: Ägyptische Namen und Wörter im Alten Testament

© 2019 Zaphon, Münster (www.zaphon.de) All rights reserved. No part of this publication may be reproduced, stored in a retrieval system, or transmitted, in any form or by any means, electronic, mechanical, photo-copying, recording, or otherwise, without the prior permission of the publisher. Printed in Germany ISBN 978-3-96327-050-5 ISSN 0720-9061 Printed on acid-free paper

© 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

Vorwort Im Vorwurf des Pharao an die Israeliten „Ihr habt Böses im Sinn!“ (Ex 10,10) ist uns nicht nur eine Situation überliefert, bei der ein Ägypter mit den Israeliten kommuniziert, sondern gleichzeitig birgt dieser Satz einen linguistischen Edelstein, der gleichsam als Sinnbild für das hier begonnene Werk stehen soll. Das „Böse“ (‫ ָר ָעה‬rāāh) klingt im Hebräischen nämlich fast gleich wie der Name des ägyptischen Sonnengottes Ra1 – der Verfasser der vorliegenden Passage hat also in Form eines Wortspiels eine wahrlich schöne Bosheit im Text versteckt! Das wirklich Bemerkenswerte hierbei ist nicht die hintersinnige Spielerei an sich – derartiges ist im Alten Testament wie in anderen altorientalischen Literaturen häufig anzutreffen – sondern der Umstand, dass das Wortspiel zweisprachig ist. Der Autor konnte also voraussetzen, dass es zumindest von einem Teil seiner Leser bzw. Hörer auch wahrgenommen wurde. Dies bedeutet nichts anderes, als dass der Name des ägyptischen Sonnengottes in aller Munde war, dass jeder ihn kannte. Nun ist es eine Tatsache, dass auch heute noch bzw. wieder Gebildete wissen, wie der ägyptische Sonnengott hieß – anders ist sein vergleichsweise häufiges Vorkommen in Kreuzworträtseln nicht zu erklären. Ein Grund dürfte sein, dass Ra Bestandteil des Namens Pharao Ramses’ II. war, einer der bekanntesten Figuren der altägyptischen Geschichte. Kurioserweise beißt sich hier der Uroboros wieder in den Schwanz, denn seine Popularität verdankt er nicht nur seiner langen Regierungszeit (1290-1224), seiner Bautätigkeit, der Schlacht von Qadesch, dem Hethitervertrag u.ä., sondern besonders der Verbindung zum Alten Testament. Lange galt er nämlich als der Pharao des Exodus’ und der Ramsesstadt bzw. Pi-Ramesse als Stätte der israelitischen Fron – Tausende von Touristen wollen jährlich seine Mumie im Ägyptischen Museum in Kairo sehen, um es Moses gleichzutun und von Angesicht zu Angesicht einer Persönlichkeit der Bibel gegenüberstehen zu können. Ägyptens Prominenz in der Bibel war übrigens auch ausschlaggebend für die Herausbildung und die Popularität des Faches Ägyptologie im 19. Jhd.2 – der mangelnde Bezug vieler Menschen zur Religion heute ist gleichzeitig ein Grund für die zunehmende Wegrationalisierung dieses „Orchideenfaches“. In dem Wortspiel kulminieren also zahlreiche Aspekte der ägyptologischen und alttestamentlichen Forschungsgeschichte sowie der Kontaktlinguistik. Beispielsweise kann anhand der Vokale auch von ägyptologischer Seite her mit Sicherheit gesagt werden, dass die entsprechende Passage gerade nicht in der Ramessidenzeit verfasst wurde, sondern viel später: Im Neuen Reich lautete der Name nämlich nach keilschriftlichen Belegen zu urteilen noch Ri/ea(masesa) bzw. Ri/e(j)a(masesa), d.h. mit i/e und nicht mit a. In der Spätzeit hieß die Sonne bzw. der Sonnengott regulär *rē (koptisch ⲣⲏ) und die enttonte Form (etwa als Bestandteil von Satznamen) war *ra (wie bei griechisch Ῥαμεσσῆς). Wir können also sehr gut erkennen, dass den Hebräern primär nicht der betonte Gottesname »Re« bekannt war, sondern dass sie diesen vielmehr a priori als Bestandteil von Satznamen kennengelernt hatten. Sehr spannend ist auch das Vorkommen des Ayin im hebräischen Wortspiel. Semitisch-ägyptische Vergleiche wie diese waren es, die einmal zur Bestimmung des entsprechenden ägyptischen Konsonanten als Ayin führten (und zum noch heute gebrauchten Transkriptionszeichen) – heute wissen wir, dass dies lediglich das Endprodukt einer Lautentwicklung war und der 1

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G.A. Rendsburg, Bilingual Wordplay in the Bible, in: VT 38, 1988, 354-357. Kritiker dieser These wie J.F. Quack halten das Wort aufgrund seiner Kürze für eine Art bequemen Lückenfüller. Beide Thesen müssen sich jedoch nicht ausschließen. Dies gilt besonders für Großbritannien, weit weniger hingegen für Deutschland, vgl. J.F. Quack, Die gegenwärtige Situation der Ägyptologie, in: D. Lamping (Hrsg.), Geisteswissenschaft heute. Die Sicht der Fächer, Stuttgart 2015, 252-269, bes. 257. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

VI

Vorwort

Gottesname prähistorisch vielleicht *Rī́duw (〈〉 = /d/) oder ähnlich ausgesprochen wurde. Möglicherweise haben sich Reste des Ayin in der Levante noch länger gehalten als im Niltal. Das Thema dieses Buches, die altägyptischen Lehnwörter in der Bibel, mutet vergleichsweise altmodisch an, ist es jedoch mitnichten – ganz im Gegenteil. Altmodisch war lediglich seine bisherige Behandlung, die sich praktisch ausschließlich auf das Feststellen von Gleichungen bezog und dem kulturgeschichtlichen Rahmen kaum Beachtung schenkte. Die Zeit ist also reif für eine grundlegende Studie, zumal sich in den letzten Jahrzehnten unsere Kenntnis der ägyptischen Phonologie beträchtlich erweitert und verändert hat. Hinzu kommt, dass ein einziger Forscher, der Münchner Alttestamentler Manfred Görg, die Anzahl der bislang aufgestellten Gleichungen nahezu verdoppelt hat, ohne dass dies in der Fachliteratur wirklich gewürdigt worden wäre. Ich muss gestehen, dass ich gegenüber Görgs Arbeiten vor Beginn des Projekts selbst eine eher reservierten Grundhaltung einnahm. Nach eingehenderem Studium seiner Schriften wurde mir klar, dass es sich hier um ein Vorurteil handelt, welches in der Ägyptologie vorherrschend sein dürfte und das ich unwissentlich übernommen hatte. Offenbar hat die große Anzahl seiner Vorschläge zu einer Art von Abwehrhaltung geführt – sein deutlich spürbares Bemühen, manchmal auch auf Biegen und Brechen eine ägyptische Etymologie zu finden, wird dazu beigetragen haben. Vielleicht hat Görg dabei stellenweise den Bogen überspannt, in jedem Falle hat er ihn immer gespannt gehalten. Offenbar war ihm die Reserviertheit mancher Kollegen nicht entgangen, wie man einer durchaus humorvollen Passage in einem seiner Aufsätze entnehmen kann.3 In diesem geht es um die Rechtfertigung einer von ihm selbst früher vorgebrachten ägyptischen Erklärung für den Namen des „Sündenbocks“ Asasel, den Görg auch inhaltlich in die Nähe des Wüstengottes Seth gerückt hatte. Nachdem er die in der Tat vorhandenen Unzulänglichkeiten in der Argumentation der Opponenten seiner These dargelegt hatte, war er auf den Umstand zu sprechen gekommen, dass Bernd Janowski ihm in drei praktisch inhaltsgleichen Artikeln widersprochen hatte. Dann heißt es: „Mit einer gewissen Belustigung erlaube ich mir angesichts dieser „Urteilsfindung“ die Feststellung einer gewissen apotropäischen Praxis, die die seinerzeit begonnene Verfemung des Seth auch auf seine etwaige Assoziation mit dem biblischen Asasel ausdehnt und eindrucksvoll fortsetzt. Damit befinde ich mich eigentlich in einer zumindest religionsgeschichtlich interessanten Gesellschaft. Da ich nun trotz meiner Exorzistenweihe kein Experte im Zaubereiwesen bin, möchte ich der oben skizzierten dreimaligen (!) Präsentation der Entgegnung auf meinen Beitrag keinen magischen Akzent zumessen, wenn mir auch das Interesse spürbar erscheint, daß hier unbedingt eine Gegenposition festgeschrieben werden soll.“ Kurz danach fährt er fort: „Man könnte daher die Sache auf sich beruhen lassen und darauf vertrauen, daß die Diskussion die von mir angesprochene Möglichkeit doch eines Tages wieder einholen wird.“

Leider sollte Manfred Görg dieses Einholen nicht mehr selbst erleben, da er kurz vor Beginn des Projekts, welches zu dieser Monographie führte, verstarb. Trotzdem oder gerade deswegen kann diese Studie auch als eine späte Würdigung seines Lebenswerkes verstanden werden, als eine Art Memorial für einen, der sich in der Erforschung der ägyptisch-israelitischen Kulturkontakte besonders hervorgetan hat. Nun ist es mir eine angenehme Pflicht, mich bei Joachim Friedrich Quack besonders zu bedanken. Er hat nach sehr eingehender Lektüre das gesamte Manuskript äußerst kleinteilig kommentiert und mich vor manchem Fehler bewahrt. Auch wenn ich nicht in allen Punkten seiner Meinung gefolgt bin, so war dies ein unschätzbares Korrektiv. Dieses Buch entstand im Rahmen eines Projekts des Schweizerischen Nationalfonds unter der Ägide von Hans-Peter Mathys. Ihm sei an dieser Stelle besonders herzlich gedankt – nicht nur für die mehrfachen Korrekturdurchgänge insbesondere der hebräischen Graphien, sondern vor allem für seine von großer Menschlichkeit und Kollegialität geprägten Unterstützung. Widmen möchte ich dieses Werk meiner Tochter Susanna, meiner kleinen »Lotosblume«. Seewen, den 28. August 2018 3

M. Görg, „Asaselologen“ unter sich – eine neue Runde?, in: BN 80, 1995, 25-31. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

Francis Breyer

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Vorwort.......................................................................................................................................V Inhaltsverzeichnis................................................................................................................….VII Abkürzungsverzeichnis.............................................................................................................IX

I. Hinführung...............................................................................................................................1 II. Ägypten und Israel: Die Grundfaktoren.................................................................................3 1. Die politisch-historischen Beziehungen zwischen Ägypten und Israel........................4 2. Literarische Genres und Motive aus Ägypten im Alten Testament............................10 3. Anlehnungen im Bereich der Idiomatik......................................................................12 III. Quellen und Vergleichsbasis...............................................................................................13 1. Das Alte Testament und seine Überlieferung.............................................................13 2. Mögliche Entlehnungsszenarien und ihre Datierung .................................................14 3. Bemerkungen zur Phonologie des Altägyptischen......................................................17 4. Historische Lautung des Hebräischen.........................................................................20 5. Die ägyptisch-hebräischen Lautkorrespondenzen......................................................21 IV. Die ägyptischen Namen und Wörter im Alten Testament..................................................23 1. Forschungsgeschichte..................................................................................................23 2. Stand der Forschung....................................................................................................24 3. Fallbeispiele.................................................................................................................25 V. Die Gleichungen im Einzelnen.............................................................................................29 1. Personennamen............................................................................................................29 2. Götternamen................................................................................................................76 3. Ortsnamen....................................................................................................................79 4. Appellativa.................................................................................................................102 5. Unsicheres..................................................................................................................156 VI. Kontaktlinguistische Analyse............................................................................................159 VII. Conclusio.........................................................................................................................189 VIII. Bibliographie..................................................................................................................197 IX. Index der besprochenen altägyptischen Wörter................................................................203

© 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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Abkürzungsverzeichnis

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Abkürzungsverzeichnis Die Abkürzungen in den Literaturangaben folgen der 18. Auflage des Gesenius und dem Lexikon der Ägyptologie. Einige besonders wichtige und hier häufig zitierten Werke werden wie folgt abgekürzt: ÄPN DEC DemNB E HTAT KM KoptHWb NBÄ Wb

H. Ranke, Die ägyptischen Personennamen I-II, Glückstadt 1935/1952. W. Vycichl, Dictionnaire étymologique de la langue copte, Leuven 1983. E. Lüddeckens (Hrsg.), Demotisches Namensbuch, Wiesbaden 1980ff. W. Erichsen, Demotisches Glossar, Kopenhagen 1954. M. Weippert, Historisches Textbuch zum Alten Testament, Göttingen 2010. H. Ranke, Keilschriftliches Material zur ägyptischen Vokalisation, AbhandlunJen der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften, Phil.-hist. Klasse, Berlin 1910. W. Westendorf, Koptisches Handwörterbuch, Heidelberg 1965-1977. J. Osing, Die deverbale Nominalbildung des Ägyptischen, Mainz 1976. A. Erman & H. Grapow (Hrsg.), Wörterbuch der ägyptischen Sprache, Berlin 41982.

Lediglich mit Autorennamen abgekürzt werden: Ellenbogen M. Ellenbogen, Foreign Words in the Old Testament. Their Origin and Etymology, London 1962. Gesenius18 W. Gesenius, Hebräisches und aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament, herausgegeben von H. Donner (verantwortlich U. Rüterswörden & J. Renz), Heidelberg 2013. Muchiki Y. Muchiki, Egyptian Proper Names and Loanwords in North-West Semitic, Atlanta 1999. Lambdin T.O. Lambdin, Egyptian Loan Words in the OT, in: Journal of the American Oriental Society 73, 1953, 145-155. Peust C. Peust, Egyptian Phonology, Göttingen 1999. Spiegelberg W. Spiegelberg, Ägyptische Randglossen zum Alten Testament, Strassburg 1904. Vycichl W. Vycichl, Ägyptische Ortsnamen in der Bibel, in: ZÄS 76, 1940, 79-93.

© 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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I. Hinführung Das pharaonische Ägypten spielt in der Welt der Bibel eine herausragende Rolle – immerhin war die Le vante fast ein halbes Jahrtausend lang ägyptisch kolonisiert. 1 Besonders vor dem Hintergrund dieser lang anhaltenden politischen und nich1t zuletzt auch kulturellen Dominanz verwundert es nicht, dass zahlreiche Wörter im Bibelhebräischen ursprünglich altägyptischer Herkunft sind. Dieser Teil des hebräischen Lexikons ist bislang kaum erforscht worden, vor allem nicht von Seiten der Ägyptologie, obwohl die Kontaktlinguistik dort eine vergleichsweise große Rolle spielt. Allerdings wurden dabei vor allem die semitischen und anatolischen Lehnwörter im Ägyptischen eingehend behandelt2, nicht jedoch die ägyptischen Lehnwörter in anderen Sprachen.3 Die Erforschung dieses einen in sich geschlossenen Lehnwortcorpus stellt also ein besonderes Desiderat dar. Die Forschungslücke erscheint besonders gravierend, wenn man sich vor Augen hält, welche kulturhistorisch außerordentliche Wirkungsgeschichte die ägyptischen Lehnwörter der Bibel in den Sprachen Europas entfalteten. Über diesen religiösen Text sind nämlich mehrere jener ägyptischen Wörter in den modernen Sprachgebrauch eingegangen, man denke nur an dt. Pharao, engl. pharaoh, ital. faraone etc., arab. firaun.4 Das vorliegende Werk setzt sich zum Ziel, alle bislang bekannten bibelhebräischen Wörter altägyptischer Herkunft zusammenzutragen, hebraistisch zu behandeln und kontaktlinguistisch sowie ägyptologisch auszuwerten.

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W. Helck, Die Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr., Wiesbaden 21971 . J. Hoch, Semitic Words in Egyptian Texts of the New Kingdom and Third Intermediate Period, Princeton 1994. Überblick über die wenigen Fälle bei C. Peust, Egyptian Phonology, Göttingen 1999. F. Breyer, Morgenländische Wörter im Deutschen: Die ägyptischen Lehnwörter, in: Meroitica 22, 2005, 377401. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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II. Ägypten und Israel: Die Grundfaktoren Bevor es medias in res geht, ist es unumgänglich, einige Grundfaktoren zu skizzieren, um den kulturellen und damit auch sprachlichen Kontext verständlich zu machen. Das pharaonische Niltal grenzt im Südwesten an den Raum Palästina und war nicht nur kulturell sehr eigen und dominant, sondern auch politisch. 5 Diese zweigeteilte Ausstrahlung der altägyptischen Zivilisation spiegelt sich in den Kulturkontakten mit Israel in geradezu exemplarischer Weise wieder, und zwar in einem Oszillieren zwischen Faszinosum (wie in der Josefsnovelle) und Verdammung (als Land der Knechtschaft).6 Die Auseinandersetzung mit Ägypten bildet dann auch einen Brennpunkt in der Heilsgeschichte (Dtn 26,5-9. Hos 12,10. 13,4).7 Grundsätzlich ist damit zu rechnen, dass das Ägyptenbild nicht nur von Zeit zu Zeit, sondern auch von Region zu Region verschieden war; so sind etwa unterschiedliche Ägyptentraditionen in Israel und Juda postuliert worden.8 In der modernen Erforschung dieser Kulturkontakte lassen sich mehrere Schwerpunkte deutlich erkennen. Zum einen werden die historischen und politischen Beziehungen Ende des 2. und Anfang des 1. Jahrtausends v. Chr. thematisiert, d.h. die Kontakte in der (vor)staatlichen Zeit Israels. 9 Zum anderen wird die Interferenz zwischen der im Alten Testament reflektierten Kultur und dem pharonischen Ägypten herausgearbeitet, d.h. die Kulturkontakte auf literarischer, sprachlicher und religiöser Ebene. 10 In jüngerer Zeit etwas verschoben hat sich die Frage nach dem Aufenthalt Israels in Ägypten. Stand im 19. Jahrhundert noch im Vordergrund, Belege für den Exodus aus ägyptischen Quellen beizubringen, geht es heute vor allem um die Frage der Authentizität, also darum, ob die heilsgeschichtliche Erinnerungsfigur des Exodus einen realen Hintergrund besitzt und wie dieser sich darstellt.11 Auch in anderer Hinsicht haben sich die Perspektiven der modernen Forschung grundsätzlich verschoben.12 Ernst Wilhelm Hengstenberg prägte mit seiner Arbeit über Die Bücher Moses und Ägypten 1841 (also kurz nach der Entzifferung der Hieroglyphen durch Jean François Champollion 1822) einen Ansatz, welcher die Forschung zum Thema Ägypten und Altes Testament bis vor wenigen Jahrzehnten bestimmen sollte: Ausgehend von der Ansicht, nach welcher die alttestamentlichen Berichte über den Aufenthalt in und den Auszug Israels aus Ägypten prinzipiell auf die Ramessidenzeit zurückgehen, wurden vor allem 5

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Zusammenfassend zuletzt T. Schneider & B. Schipper, in: WiBiLex (2014), s.v. Kulturkontakte, Israel-Ägypten (https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/24365/) sowie B.U. Schipper, in: Enyclopedia of the Bible and its Reception VII, Berlin 2013, 495-497 (s.v. Egypt, Ancient. I. History and Civilization; I. Relations with Syro-Palestine), 497-499 (s.v. Egypt, Ancient. II. Hebrew Bible / Old Testament) und 526-528 (s.v. Egyptology and Biblical Studies); B.U. Schipper, Egypt and Israel. The Ways of Cultural Contact in the Late Bronze- and Iron-Age, JAEI 4/3, 2012, 30-47. G. Pfeifer, Ägypten im Alten Testament (BN.B 8), München 1995. I. Schulmeister, Israels Befreiung aus Ägypten: eine Formeluntersuchung zur Theologie des Deuteronomiums (Österreichische Biblische Studien 36), Frankfurt am Main 2010. S.C. Russell, Images of Egypt in Early Biblical Literature: Cisjordan-Israelite, Transjordan-Israelite, and Judahite Portrayals (BZAW 403), Berlin 2009. Vgl. detailliert und mit umfassender Literatur v.a. M. Görg, Die Beziehungen zwischen dem Alten Israel und

Ägypten. Von den Anfängen bis zum Exil (EdF 290), Darmstadt 1997. Sehr wichtig ist ferner die ausgesprochen gut kommentierte Quellensammlung M. Weippert, Historisches Textbuch zum Alten Testament, Göttingen 2010, im Folgenden HTAT abgekürzt. Vgl. mit ausführlicher Bibliographie B.U. Schipper, Israel und Ägypten in der Königszeit. Die kulturellen Kontakte von Salomo bis zum Fall Jerusalems (OBO 170), Fribourg 1999.

T.E. Levy, T. Schneider & W.H.C. Propp (Hrsg.), Israel’s Exodus in Transdisciplinary Perspective: Text, Archaeology, Culture, and Geoscience. Quantitative Methods in the Humanities and Social Sciences, Berlin 2015. Hier sei der Darstellung von Pespektiven und Desiderata gefolgt, wie sie von T. Schneider & B. Schipper, in: WiBiLex (2014), s.v. Kulturkontakte, Israel-Ägypten (https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/24365/) beschrieben werden. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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II. Ägypten und Israel: Die Grundfaktoren

Parallelen hierfür in ägyptischen Quellen des ägyptischen Neuen Reiches gesucht. Heute kann die chronologische Basis für diese Haltung aus alttestamentlicher Sicht als nicht mehr haltbar gelten, selbst wenn sie von vereinzelten Ägyptologen immer noch vertreten wird. 13 Unter Theologen hat sich nämlich zunehmend die Position etabliert, dass das Alte Testament maßgeblich zwischen der späten Königszeit und der späten Perserzeit bzw. der frühhellenistischen Zeit entstanden ist, was nach ägyptologischem Sprachgebrauch der Spätzeit entspricht. Damit sind bei der Suche nach historisch-kulturellen und literarisch-sprachlichen Paral lelen vornehmlich die Inschriften der Saiten-, Perser- und Ptolemäerzeit zu berücksichtigen. Jene Perioden der ägyptischen Geschichte waren lange in der ägyptologischen Forschung gegenüber den früheren vernachlässigt worden, was nicht zuletzt durch die schwerere Zugänglichkeit der demotischen Quellen bedingt ist. So wurde die Literatur in demotischer Sprache erst in allerjüngster Zeit in ihrer Gesamtheit für die Nachbarfächer zugänglich gemacht,14 und die Bezüge derselben zum Alten Testament sind erst in Ansätzen hergestellt worden.15 Es gilt also, vermehrt die ägyptischen Texte des ersten Jahrtausends zu berücksichtigen, nicht zuletzt auch, weil aufgrund der besseren Erhaltungsbedingungen und nicht zuletzt auch durch den ägyptischen Hang zum Archaismus die Textbasis hier viel größer ist als im Neuen Reich: In vielen Texten und Grabin schriften der Saiten- oder der Perserzeit finden sich etwa Zitate älterer Weisheitslehren. 16 Für die Erforschung der linguistischen Interferenzen gilt dasselbe: Hier ist das demotische Lexikon und vor allem auch das demotische Onomastikon viel stärker zu berücksichtigen, als dies bislang geschah. 17 In einem anderen Feld hat sich bereits seit Anfang der 1970er Jahre mit den Arbeiten von Othmar Keel ein neuer Zugang in der Forschung ergeben. Keel hat sich bemüht, die Bildsymbolik aus Palästina, namentlich der von dort stammenden Siegelbilder, durch ikonographische Parallelen aus Ägypten zu erhellen.18 Paradebeispiel für den neu eröffneten Ansatz ist der solare Symbolismus (repräsentiert durch die ge flügelte Sonnenscheibe und den Uräus) des jhwh-Glaubens im 8. Jhd. v. Chr.19

1. Die politisch-historischen Beziehungen zwischen Ägypten und Israel Die politisch-historischen Beziehungen zwischen Ägypten und Palästina sind sehr viel später greifbar als die ökonomischen, nicht zuletzt, da die Staatsentstehung in Palästina im Vergleich zu Ägypten sehr spät begann. Seit der Mittelbronzezeit (ca. 2000-1550) treten nun erstmals neben die archäologischen Befunde Textzeugnisse, die uns mehr über die politischen Entitäten Auskunft geben. Aus diesen wird deutlich, dass Nord-Palästina (z.B. Hazor) stark zum amoritisch geprägten Syrien-Mesopotamien hin orientiert war, während der Süden starke Bindungen zu Ägypten aufwies. Ob dieses Gebiet im Mittleren Reich (12. Dynastie) direkt von Ägypten beherrscht oder verwaltet wurde, ist jedoch umstritten. 20 Eine wichtige historische 13 14 15

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K.A. Kitchen, The Third Intermediate Period in Egypt. 1100-650 B.C., Warminster ³1995; J.K. Hoffmeier, Israel in Egypt. The Evidence for the Authenticity of the Exodus Tradition, New York & Oxford 1996. F. Hoffmann & J.F. Quack, Anthologie der demotischen Literatur (Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie 4), Münster 2007; J.F. Quack, Einführung in die altägyptische Literaturgeschichte III. Die demotische und gräko-ägyptische Literatur (Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie 3), Münster ³2016. Etwa T. Schneider, Hiob 38 und die demotische Weisheit (Papyrus Insinger 24), ThZ 47, 1991, 108-124 . Ansatzpunkte für die Interpretation des Alten Testaments ergeben sich etwa durch die Hinzuziehung von Texten wie dem „Buch vom Tempel“ (vgl. J.F. Quack, Das Buch vom Tempel und verwandte Texte. Ein Vorbericht, Archiv für Religionsgeschichte 2, 2000, 1-20), das „Thotbuch“ oder die demotische Weisheitsliteratur. Vgl. auch V.P.M. Laisney, Deux témoignages tardifs de l’usage des sagesses, in: Or 83, 2014, 76-89. Vgl. etwa H. Brunner, Zitate aus Lebenslehren, in: E. Hornung et al. (Hrsg.), Studien zu altägyptischen Lebenslehren (OBO 28), Fribourg 1979, 107-171. Vgl. die Forderung von J.F. Quack, Review of Y. Muchiki, in: Review of Biblical Literature 2000, sub [http://www.bookreviews.org] (5.9.2011). O. Keel & Chr. Uehlinger, Göttinnen, Götter und Gottessymbole. Neue Erkenntnisse zur Religionsgeschichte Kanaans und Israels aufgrund bislang unerschlossener ikonographischer Quellen (QD 134), Fribourg 52001. F. Hofmann, in: WiBiLex (2009), s.v. Uräus, unter: http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/33891/ und S. Lauber, in: WiBiLex (2013), s.v. Flügelsonne, unter http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/78862/. D. Ben-Tor, The Historical Implication of Middle Kingdom Scarabs Found in Palestine Bearing Private Names © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

1. Die politisch-historischen Beziehungen zwischen Ägypten und Israel

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Quelle für die Mittelbronzezeit IIB in Palästina und angrenzenden Regionen sind die ägyptischen Ächtungstexte aus der 1. Hälfte des 18. Jhd. v. Chr. Sie nennen die westsemitischen Namen wichtiger „Stadt staaten“21 und ihrer Herrscher22. Wie man sich im Ägypten der 12. Dynastie die Verhältnisse in Ober-Rčnw (Mittelsyrien) vorstellte, wird in der Erzählung des Sinuhe beschrieben. 23 Bestimmte semitische Bevölkerungsgruppen24 waren wohl über einen längeren Zeitraum hinweg ins östliche Nildelta eingewandert. Sie konnten sich dort mit dem Ende des Mittleren Reiches auch machtpolitisch etablieren und zeitweise sogar die Herrschaft über ganz Ägypten übernehmen. Ob sich ihr Machtbereich auch über Palästina erstreckte, ist umstritten.25 Manetho folgend werden deren Herrscher als Hyksos (Ὑκσώς < ḥḳ.w-ḫś.wt „Herrscher der Fremdländer“) bezeichnet.26 Auf Josephus aufbauend wurde früher gerne eine Beziehung zwischen den Hyksos und der Übersiedlung der Jakob-Sippe nach Ägypten bzw. zum Exodus hergestellt. 27 Immerhin sind ihre Namen amoritisch (etwa yḳbhr – Yaqub-Haddu), und die „kanaanäische“ Prägung der materiellen Kultur lässt sich im Ostdelta archäologisch nachweisen. Nach Beseitigung der Hyksos-Fremdherrschaft expandierte das Pharaonenreich zu Beginn des Neuen Reiches nicht nur in Richtung Süden, sondern auch nach Vorderasien. 28 Mit den Thutmosiden beginnt dann der Aufstieg Ägyptens zur Großmacht. Ahmose, Thutmosis I. 29 und Amenophis I. hatten sich mit der Grenzsicherung bzw. Machtdemonstrationen und Raubzügen begnügt – Thutmosis III. (1479-1426) jedoch unterstellt die eroberten Gebiete der ägyptischen Verwaltung und begründet damit die ägyptische Hegemo nie, welche in der Levante bis mindestens in die Zeit Ramses’ III. (1186-1155) andauern sollte (Stichwort: „Seevölker“). In seinem 23. Regierungsjahr (1457) kann er in der Schlacht von Megiddo eine Koalition syrisch-palästinischer Fürsten unter dem König von Qadeš – hinter dem der König von Mitanni stehen dürfte – besiegen.30 Die Folgezeit war bestimmt durch die Auseinandersetzung mit Mitanni und mit dem Ausbau der ägyptischen Herrschaft in Syrien durch Kontrolle der wichtigsten Häfen am Mittelmeer, durch welche Truppen, Tribute/Abgaben oder Zedernholz aus dem Libanon transportiert werden konnten. Unter Thutmosis IV. (1400-1390) wird der hethitische Druck auf den Mitanni-König Artatama so groß, das er sich zu einer gütlichen Einigung mit Ägypten entschließt. Die Feldzüge des hethitischen Königs Suppiluliuma I. um 1350 bereiten nicht nur einem eigenständigen Mitanni ein Ende, sie bedrohen auch die ägyptische Herrschaft in Syrien-Palästina: Mehrere Vasallenstaaten wie Ugarit oder Amurru zog es ins hethitische Lager. Damit wurde eine Konfrontation um Mittelsyrien unausweichlich, 31 welche in der Schlacht von Qadeš am Orontes im 5. Regierungsjahr Ramses II. (1279-1213) kulminierte. Als Usurpator sah sich

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and Titles of Officials, in: BASOR 294, 1994, 7-22. Vgl. HTAT Kapitel A.1. Wie etwa -ś-ḳ-- Askalon, m-k-t-r-y Megiddo, ḥ--w--(-) Hazor, w-š-m-m- Jerusalem, -k-y Akko oder k-bn-ï Byblos. Vgl. HTAT 36-50. Etwa y-ḳ---mw – *Yaqar-Ammu („Geehrt ist der Vaterbruder“) von Jerusalem oder t--mw – *(Yi)tir- Ammu („Der Vaterbruder hat sich als sehr groß erwiesen“) von Akko. Vgl. HTAT 36-50. Vgl. S. Wimmer, in: HTAT Nr. 004. Die Namen der Hyksos-Könige sind fast alle amoritisch, d.h. westsemitisch, vgl. T. Schneider, Ausländer in Ägypten während des Mittleren Reiches und der Hyksoszeit I. Die ausländischen Könige, ÄAT 42.1, Wiesbaden 1998, 31-56. Nach W. Helck, Die Beziehungen Ägyptens und Vorderasiens zur Ägäis bis ins 7. Jhd. v. Chr., Darmstadt 1979, 89-106 waren die Hyksos Hurriter. Wie im Mittleren Reich wurden ägyptische Skarabäen als Indiz für eine ägyptische Herrschaft in Syrien-Palästina in Anspruch genommen, vgl. Anm. 24. Vgl. J.F. Quack, Reiche, Dynastien, … und auch Chroniken? Zum Bewußtsein der eigenen Vergangenheit im Alten Ägypten, in: J. Wiesehöfer & Th. Krüger (Hrsg.), Periodisierung und Epochenbewußtsein in der antiken Geschichtsschreibung, Oriens et Occidens 20, Stuttgart 2012, 9-36, bes. 17f. Vgl. HTAT, 84f. M.G. Hasel, Domination and Resistance. Egyptian Military Activity in the Southern Levant 1300-1185 B.C., Probleme der Ägyptologie 11, Leiden 1998. Er zieht gegen Nhrn (*Nahrēni „Zweiströme[land]“) bzw. das aufstrebende Mitanni-Reich und errichtet eine Stele am Euphrat. D.B. Redford, The Wars in Syria and Palestine of Thutmosis III, CHANE 6, Leiden 2003. Hierzu sowie zu den ägyptisch-hethitischen Beziehungen generell F. Breyer, Ägypten und Anatolien. Politische, materielle und sprachliche Beziehungen zwischen dem Niltal und Kleinasien im 2. Jahrtausend v. Chr. , Wien 2010. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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II. Ägypten und Israel: Die Grundfaktoren

der hethitische Großkönig Hattusili II.sic gezwungen, diese beizulegen und mit Ramses II. 1259 einen Friedensvertrag zu schließen. Das nunmehr eroberte Syrien-Palästina wurde am Übergang von der Spätbronzezeit zur Eisenzeit von Ägypten aus verwaltet, und zwar durch einen Statthalter (akkad. rābiṣu) in den drei Provinzen Kanaan (Zentralort Gaza), Upe (Zentralort Damaskus oder Kumidu) und Amurru (Zentralort Ṣumur oder BethSean) beherrscht.32 Dieser regierte im Zusammenwirken mit einer Reihe lokaler Kleinkönige, die sich durch einen Treueeid (śf-try.t) dem ägyptischen Herrscher unterworfen hatten und denen im Gegenzug eine begrenzte Autonomie gewährt worden war. Der Gouverneur war ihnen gegenüber jedoch weisungsbe fugt, er durfte Menschen in Gewahrsam nehmen, befehligte die ägyptischen „Garnisonen“. 33 Wie jedes Imperium war auch das ägyptische bestrebt, die Überschüsse der unterworfenen Gebiete abzuschöpfen. Dies geschah in Form von Steuern und Abgaben, welche in Naturalien an die Provinzverwaltung gingen, die spezielle Vorratshäuser unterhielt. Davon zu trennen sind „Tribute“, welche durch die Klientelkönige nach Ägypten geliefert wurden. Dies spiegelt die Zweiteilung des Systems wieder, die aus einem administrativen Grundniveau bestand, welches durch die ägyptische Provinzialverwaltung überlagert wurde. Die Thutmosiden hatten nämlich die lokalen Strukturen weitgehend beibehalten – nur wenige Städte wie Gaza, Joppe oder Beth-Sean wurden direkt der ägyptischen Verwaltung unterstellt. Für die Ägypter waren die kanaanäi schen Fürsten lediglich „Bürgermeister“ (bzw. besser „Stadtherren“; äg. ḥ.t-(.w), akkad. ḫazannu), auch wenn sie ihrem Untertanen gegenüber als Könige auftraten. Neben der Oberhoheit über die urbanen Zentren erwies sich immer als schwierig, die nicht-städtischen bzw. nicht-sesshaften Bevölkerungselemente zu kontrollieren, namentlich die Šsw („Schasu“)34 und die Ḫabiru/Apiru35.36 Die Šsw sind mit Israel zu verbinden, da in der Toponymenliste Amenophis’ III. aus Soleb und einer weiteren Ramses’ II. aus Amara-West sechs Ortsnamen unter der Rubrik Šsw erscheinen, darunter Seir/Edom und insbesondere der Ausdruck t š-sww Y-h-ww „das Nomadenland von Yhw“. Das hier genannte Yhw stellt eine Gebirgsregion dar, welche Ausgangspunkt für die Verehrung und den Namen des Gottes jhwh sein dürfte.37 Die aus keilschriftlichen Quellen bekannten ḫa-bi-ru (äg. pr.w) sind zumindest etymologisch wohl identisch mit den Hebräern. 38 Es sollte betont werden, dass mit ḫa-bi-ru keine geschlossene Gruppe bezeichnet wird (schon gar nicht ethnisch definiert), sondern marginalisierte Personen (outcasts), u.a. Flüchtlinge oder Rebellen. Israel39 selbst erscheint als Name zum allerersten Male als Y-s-ï-r---r auf der sog. „Israelstele“ aus dem 5. Regierungsjahr des Pharaos Merenptah (1224-1204). 40 Gegen Ende der Inschrift heißt es da: „Israel liegt wüst und hat keinen Samen“.41 Weitere Belege für Israel in ägyptischen Quellen des Neuen Reiches fehlen.42 Es sei lediglich auf ein Vierraumhaus im Bereich des Totentempels von Eje und Haremhab in The32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42

D.B.Redford, Egypt, Canaan, and Israel in Ancient Times, Princeton 1983. Zur ägyptischen Verwaltung in der Levante vgl. C. Kühne, Zum Status der syro-palästinensischen Vasallen des Neuen Reiches, in: AUSS 1, 1963, 71-73 und R. Hachmann, Die ägyptische Verwaltung in Syrien während der Amarnazeit, ZDPV 98, 1982, 17-49. Sehr guter Überblick mit den wichtigsten relevanten Texten bei HTAT A.5 Nomaden in Palästina und seinen Nachbargebieten in der Spätbronzezeit, S. 179-198. D. Jericke, in: WiBiLex (2012), s.v. Habräer/Habiru, unter http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/ 78862/. Vgl. auch HTAT, 93 mit Anm. 56f. O. Loretz, Habiru – Hebräer. Eine sozio-linguistische Studie über die Herkunft des Gentiliziums ‘ibri vom Appellativum habiru (BZAW 160), Berlin 1984; T. Staubli, Das Image der Nomaden im Alten Israel und in der Ikonographie seiner sesshaften Nachbarn (OBO 107), Fribourg 1991, 35-67. F. Adrom & M. Müller, Das Tetragramm in ägyptischen Quellen – eine Bestandsaufnahme, in: BThZ 30, 2013, 120-141. Das Ayin im Ägyptischen (im Gegensatz zu den keilschriftlichen Graphien) bleibt diskussionsbedürftig (freundlicher Hinweis J.F. Quack.). T. Wagner, in: WiBiLex (2012), s.v. Israel, unter http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/ 21934/. M. Görg, Israel in Hieroglyphen, in: BN 106, 2001, 21-27. Zur Israel-Stele vgl. HTAT, 168-171. Überblick der Forschung bei A. Mihaila, Ethnicity in Early Israel: Some Remarks on Merneptah’s Stele, in: Anuarul Facultăţii de Teologie Ortodoxă „Patriarhul Justinian“ 2009-2010, Bukarest 2010, 367-384. Zu verweisen wäre immerhin auf P. van der Veen & W. Zwickel, The Earliest Reference to Israel and Its Possible Archaeological and Historical Background, in: VT 67, 2017, 129-140. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

1. Die politisch-historischen Beziehungen zwischen Ägypten und Israel

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ben-West verwiesen, das von Manfred Bietak nach 1150 datiert und mit aller Vorsicht „Proto-Israeliten“ zugewiesen wurde, die als Kriegsgefangene verschleppt worden waren.43 Unter Merenptah und seinen Nachfolgern war Palästina fest in ägyptischer Hand, selbst Königin Tausret (1190-1188) ist noch in Phönizien und Transjordanien bezeugt. Ramses III. (1186-1155) sah sich in seinem 8. Regierungsjahr (1179) mit dem sog. „Seevölkersturm“ konfrontiert und siedelte möglicherweise Gefan gene aus den Gruppen der Plśt (Philister) und Čkr in der südlichen Küstenebene Palästinas an. Unter seinen Nachfolgern44 verliert Ägypten zunehmend die Herrschaft über Palästina und die Philister machen sich in den fünf Stadtstaaten Gaza, Asdod, Askalon, Gath und Ekron selbständig, die Čkr in Dor.45 Nördlich davon kam es zu einem Aufschwung der späteren phönizischen Stadtstaaten – im Binnenland begannen sich Strukturen abzuzeichnen, die im 1. Jtsd. zu den „Nationalstaaten“ Israel, Juda, Ammon, Moab und Edom führten. Wie die gesamte Levante war auch das entstehende israelitische Königreich kulturell stark von Ägypten geprägt, wie vor allem im Bereich der Königsinvestitur 46 oder in den Verwaltungsstrukturen 47 sichtbar wird.48 Die direkte ägyptische Präsenz kommt durch ägyptische bzw. ägyptisierende Architektur mit Hieroglypheninschriften zum Ausdruck (sog. „Governor's Residencies“; Stadttore, in Beth Sean auch Wohnhäuser).49 Auf der archäologischen Ebene sind die ägyptischen Tonsarkophage hervorzuheben. 50 Darüber hinaus besitzen wir hieratische Texte aus der Region 51; Der ägyptische Papyrus Harris I belegt die Existenz eines ägyptischen Amun-Tempels in Gaza (HTAT Nr. 068), wahrscheinlich gab es auch einen Ptah-Tempel in Askalon.52 Nimmt man die Königsbücher in ihrer Historizität ernst, suchten sowohl der edomitische Kronprinz Ha dad unter David (1Kön 11,14-22) wie auch der spätere erste König des Teilreiches Israel, Jerobeam I. unter Salomo (1Kön 11,40) im ägyptischen Exil Unterstützung für ihre Sache. 53 Ob die in den Königsbüchern beschriebene Heirat Salomons mit einer ägyptischen Prinzessin ( 1Kön 9,16) und Gezer als ihre Mitgift wirklich historisch ist oder nicht vielmehr legendär ist und dazu dient, die Regierungszeit Salomons zu erhöhen, muss mangels ägyptischer Belege offen bleiben.54 Der zentrale Synchronismus zwischen Ägypten und Juda ist ein Palästinafeldzug des Libyerpharaos Scheschonq I. (um 945-924; 22. Dynastie) im 5. Jahr Rehabeams ( 1Kön 14,25f.), d.h. wohl 925 v. Chr.55 Das entsprechende Ereignis wird auf dem Bubastidentor im Amuntempel von Karnak zusammen mit einer Toponymliste dargestellt.56 Nach 1Kön 14 „zog im 5. Jahr des Königs Rehabeam Sisak, der König von 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56

M. Bietak, Israelites Found in Egypt: Four-Room House Identified in Medinet Habu, Biblical Archaeology Review 29/5, 2003, 40-49 & 82-83. Als letzter ramessidischer Pharao ist Ramses IV. (1143-1135) in Palästina direkt bezeugt. HTAT, 153f. und Kapitel A.6. Zur Titulatur vgl. Jes 9,5f.; zum Ausdruck „einen großen Namen machen“ vgl. 2Sam 7:9 = 1Chr 17. Ämter, Landesverwaltung, Besteuerung, Maßsystem. Dazu skeptisch J.F. Quack, Ägyptische Einflüsse auf nordwestsemitische Königspräsentationen?, in: Chr. Levin & R. Müller (Hrsg.), Herrschaftslegitimation in Vorderorientalischen Reichen der Eisenzeit (in Druck. Dem Autor sei für diese Mitteilung herzlich gedankt). J. Goldingay, The Compound Name in Isaiah 9:5(6), in: CBQ 61, 1999, 239-244; T.N.D. Mettinger, Solomonic State Officials. A Study of the Civil Government Officials of the Israelite Monarchy, Lund 1971. Z.A. Kafafi, Egyptian Governor’s Residencies in Jordan and Palestine: New Lights, in: U. Hübner & E.A. Knauf (Hrsg.), Kein Land für sich allein: Studien zum Kulturkontakt in Kanaan, Israel/Palästina und Ebirnâri für Manfred Weippert zum 65. Geburtstag, Fribourg 2002, 20-30. E.D. Oren, The Northern Cemetery of Beth-Shan, Leiden 1973, 139-146; T. Dothan, Excavations at the Cemetery of Deir el-Balaḥ, Jerusalem 1979, bes. 103f. Die Texte sind übersetzt von S. Wimmer, in: HTAT Nr. 069-072. G. Loud, The Megiddo Ivories, OIP 52, Chicago 1939, 12f. und Taf. 63. G. Galvin, Egypt as a Place of Refuge, Tübingen 2011. B.U. Schipper, Noch einmal zur Pharaonentochter – ein Gespräch mit Karl Jansen-Winkeln, in: BN 111, 2002, 90-98. Leider lässt sich das 21. Regierungsjahr Scheschonqs nicht festlegen, vgl. K.A. Wilson, The Campaign of Pharaoh Shoshenq I into Palestine, Tübingen 2005, 66f. & HTAT, S. 231f. K.A. Wilson, The Campaign of Pharaoh Shoshenq I into Palestine, Tübingen 2005 und HTAT, Kapitel B.3, S. 228-241. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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II. Ägypten und Israel: Die Grundfaktoren

Ägypten, gegen Jerusalem heran und nahm (lqḥ) die Schätze des Hauses Jahwes und des Königspalastes.“ Das Verb lqḥ hat nicht zwingend eine gewaltsame Bedeutung („wegnehmen“), sodass vermutet wurde, der Pharao könnte die Kostbarkeiten auch nur „entgegengenommen“ haben. 57 Ob sich Jerusalem wirklich durch Preisgabe seiner Schätze von der Eroberung freikaufen konnte oder ob die Stadt erobert wurde, sei dahin gestellt. Wie etwa das Fragment einer Stele in Megiddo zeigt, galt Scheschonqs militärische Unternehmung sicherlich vor allem der Küstenebene und der Sicherung der entsprechenden Handelsrouten und weniger der Eroberung Jerusalems. In jüngerer Zeit wurde versucht, den Synchronismus auszuhebeln: Der Feldzug sei nicht gegen Rehabeam, sondern gegen Salomon gerichtet gewesen, das „5. Jahr“ könne dasjenige des Salomons oder des Jerobeam I. gewesen und auf Reabeam übertragen worden sein. 58 Dies ist allerdings wohl zu spekulativ. Der nächste Bezug zu Ägypten im Alten Testament ist mit Sicherheit fiktiv: in 2Chr. 14,8-14 wird der Feldzug eines Kuschiten namens Zerah gegen Asa von Juda (908-868) geschildert. Zwar wurde ein Alabastergefäß mit dem Namen des Pharao Osorkon II. im Palast des Omri und Ahab in Samaria gefunden, ob dieser König jedoch in der Schlacht von Qarqar 853 v. Chr. wirklich Ahab von Israel mitsamt einer Allianz weiterer Fürsten Syrien-Palästinas gegen den den assyrischen Herrscher Salmanassar III. (858-824 v. Chr.) mit 1000 Mann unterstützte, ist unklar.59 Als Hosea von Israel 100 Jahre später erneut den Aufstand gegen die Assyrer probt, erhofft er sich Hilfe von „So, dem König von Ägypten“ (2Kön 17,4, vgl. Hos 7,11). Wer sich hinter diesem ‫ סו א‬sô verbirgt, ist Gegenstand heftiger Debatten – gemeinhin wird von einer Identität mit Pharao Osorkon IV. ausgegangen. 60 Die Rebellion wird von dem Assyrerkönig Sargon II. niedergeschlagen und Samaria erobert, womit das israelitische Nordreich 722 v. Chr. sein Ende findet. 61 Wahrscheinlich nur aufgrund der militärischen Hilfe aus Ägypten kann der palästinische Widerstand von Gaza aus noch zwei weitere Jahre – letztlich vergeblich – aufrechterhalten werden. Im Folgenden werden die Nachrichten über Kontakte spärlicher bzw. indirekt: möglicherweise reflek tieren Passagen bei Jesaja (18,2f. 30,1-5. 31,1-3) die historisch-politischen Gegebenheiten gegen Ende des 8. Jahrhundert v. Chr. in der Gemengelage Ägypten-Vorderasien. In Ägypten kommen mit den sog. „Kuschiten“ aus Nubien stammende Herrscher an die Macht, unter denen es nicht zuletzt aufgrund einer ab Pharao Schebitqo antiassyrischen Politik in Palästina zur direkten Konfrontation mit den Assyrern kommt. Schebitqo unterstützt eine Koalition von Stadtstaaten in Palästina gegen Sanherib von Assyrien – sie werden in der Schlacht von Elteqeh (zwischen Aschdod und Joppe) 701 geschlagen ( 2Kön 19,9. Jes 37,9).62 Die darauf folgende und in assyrischen Reliefs dargestellte Zerstörung von Städten wie Lachisch ist archäologisch nachgewiesen. Hiskia kann die Eroberung Jerusalems durch seine Unterwerfung und Abgaben verhindern. Nach dem Alten Testament bahnte sich eine zweite Schlacht unter Führung des Tirhaqa an, dessen Heer sich jedoch zurückzieht. Tirhaka ist sicherlich mit Taharqo, dem Nachfolger des Schebitqo identisch. Es wurde daher postuliert, dieser sei damals noch nicht König und ein Heerführer gewesen (Kitchen, James). Andere bezweifeln jedoch auch die Authentizität des Berichtes (von Beckerath).63 Wahrscheinlich wurde bei der späteren Verfassung des Berichts die zeitgenössische Herrschaftssituation in Ägypten auf die damaligen Ereignisse übertragen. Der Fürst von Sais und Begründer der 26. (saitischen) Dynastie, Psammetik I., befreit sich von dem as syrischen und dem kuschitischen Joch. Er kann offenbar die südliche Levante zunehmend der assyrischen 57 58 59 60 61 62 63

A. Lemaire, Tribute or Looting in Samaria and Jerusalem: Shoshenq in Jerusalem?, in: G. Galil et al. (Hrsg.), Homeland and Exile, Leiden & Boston 2009, 167-177. Zuletzt H.M. Niemann, The Socio-Political Shadow Cast by the Biblical Salomon, in: L.K. Handy (Hrsg.), The Age of Solomon: Scholarship at the Turn of the Millenium, SHCANE 11, Leiden 1997, (252-299) 296-299. Zur Schlacht von Qarqar vgl. HTAT Nr. 106-107. K. Jansen-Winkeln, in: WiBiLex (2009), s.v. So, unter: www.bibelwissenschaft.de/stichwort/ 29007/. Vgl. HTAT, Kapitel C.7, inesbesondere Nr. 151-152. Jüngst wurde die Chronologie der Kuschitenzeit, ja die Reihenfolge der Könige (fundiert) in Frage gestellt: M. Bányai, Ein Vorschlag zur Chronologie der 25. Dynastie in Ägypten, in: Journal of Egyptian History 6, 2013, 49-133. Ob dieser Ansatz Bestand hat, bleibt abzuwarten. J. von Beckerath, Ägypten und der Feldzug Sanheribs im Jahre 701 v. Chr., in: UF 24, 1992, 3-8. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

1. Die politisch-historischen Beziehungen zwischen Ägypten und Israel

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Oberhoheit entwinden, also auch das Königreich Juda, das zwei Jahrzehnte lang ägyptisch bleibt. 64 Kriegerische Auseinandersetzungen selbst sind in den spärlichen Quellen nicht belegt, was allerdings auch bedeu ten könnte, dass die Assyrer nicht mehr in der Lage waren, ihrem ehemaligen Vasallen etwas entgegenzusetzen. Die Babylonische Chronik erwähnt seine wiederholte Unterstützung der assyrischen Könige gegen die aufstrebenden Babylonier – so erfahren wir, dass er über einige Jahre hinweg Truppen am Euphrat sta tioniert hatte, was eine gewisse Herrschaft über Syrien und Palästina voraussetzt. 65 Im Jahre 609 kommt es dann zu einer Auseinandersetzung zwischen Josia von Juda und Pharao Necho II., bei welcher Josia den Tod findet. Es ist unklar, ob es dabei vor Megiddo zur Schlacht kam ( 2Ch 35:2025) oder ob der Pharao Josias habhaft wurde und ihn hinrichten ließ ( 2Kön 23:29). Josias Nachfolger Joahas wird durch den Vasallen Jojakim (zuvor: Eljakim) ersetzt und nach Ägypten deportiert. Auch in der Folgezeit bleiben Ägypten und Juda durch ihre Politik gegen das expansive Babylon miteinander verbunden, etwa durch das Wirken des ägyptischen Priesters Paschhur am Hofe des Zedekia, des letzten Königs von Juda unter Pharao Apries. Der babylonische Kronprinz Nebukadnezar bringt jedoch 605 den Ägyptern in der Schlacht von Karkemiš eine vernichtende Niederlage bei, worauf sich die meisten Fürsten SyrienPalästinas unterwerfen – nur die Könige von Ekron und Askalon versuchen noch eine Zeitlang vergebens, Necho die Treue zu halten.66 601 versucht der nunmehrige König Nebukadnezar II. (605-562) sogar, Ägypten zu erobern, wird jedoch unter schweren Verlusten auf beiden Seiten zurückgeschlagen. Nebukadnezar muss mehrfach gegen Palästina (v.a. Askalon und Tyros) und insbesondere gegen Jerusalem vorgehen, das er zuerst 597 und dann endgültig 586 erobert. 67 Jojakim starb friedlich, kurz bevor das babylonische Heer die Stadt erreichte, sein Sohn und Nachfolger Jojachin kapitulierte schließlich im März 597. Jojakin wird mit Familie und Entourage nach Babylonien deportiert 68 und sein Onkel Mathania unter dem Namen Zedekia als König eingesetzt. Nechos Sohn und Nachfolger Psammetik II. (595-589) unternimmt 591 einen Zug ins babylonische Gebiet, der mehr einer Propagandareise gleicht als einem Feldzug – wahrscheinlich in dem Bemühen, die dortigen Fürsten in sein Lager zu ziehen. Wohl durch die Thronbesteigung des Apries in Ägypten beflügelt, rebellierte Zedekia gegen Nebukadnezar, der im 9. Jahr Zedekias (588) die Belagerung Jerusalems beginnt. Truppen des Apries versuchen vergeblich, die Stadt zu entsetzen, die am 9. Tammuz des 11. Jahres Zedekias (18. Juli 586) fällt und danach systematisch zerstört wird. Das Königreich Juda wird als Provinz dem babylonischen Reich einverleibt. Viele Notablen fliehen nach Ägypten, unter den zahlreichen Exilanten (vgl. 2Kön 25,26; Jer 41,17f. 43,7. 44,1) ist vor allem der Prophet Jeremia hervorzuheben (Jer 43,6f.),69 der möglicherweise noch die Feierlichkeiten um die Bestattung des Apis-Stieres im Jahre 577 in Memphis miterlebte (Jer 43,13-24).70 Danach trübt sich das Ägyptenbild wieder ein (Drohworte Ezechiels). 71 Gleichwohl bilden wohl die Exilanten den Anfang für die beachtliche jüdische Diaspora im Niltal – bekannt ist vor allem durch die aramäischen Papyri diejenige auf der Insel Elephantine, eine Militärkolonie mit eigenem jhwh-Tempel.72 Erstmals ist nun auch mit dem sprachlichen Einfluss aus dem Aramäischen auch in ägyptischen Quellen 64 65

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B.U. Schipper, Egypt and the Kingdom of Judah under Josiah and Jehoiakim, in: Tel Aviv 37, 2010, 200-226. Der Palästina-Feldzug Psammetiks I. wird auf einem Ostrakon aus der Ptolemäerzeit beschrieben, das damit als eine der wenigen historiographischen Texte Ägyptens verstanden werden kann, vgl. HTAT, Kapitel C.14 und bes. Nr. 256. Dazu jetzt M. Chauveau, Le saut dans le temps d’un document historique: des Ptolémées aux Saïtes, in: D. Devauchelle (Hrsg.), La XXVIe dynastie, continuité et ruptures. Promenade saïte avec Jean Yoyotte, Paris 2011, 39-45. Aramäischer Brief des Königs von Ekron an den Pharao: HTAT Nr. 260. K. Koenen, in: WiBiLex (2013), s.v. Zerstörung Jerusalems (587 v. Chr.), unter: http://www.bibelwissenschaft. de/stichwort/ 43966/. Zu den babylonischen Texten über den König Jojachin vgl. HTAT, Kapitel D.2. Genannt werden Defenneh im Ostdelta und eventuell Heliopolis (Jer 43,13). T. Schneider, Jeremia in Memphis. Eine Neusituierung von Jer 46, 13-24, in: B. Huwyler et al. (Hrsg.), Prophetie und Psalmen (Fs K. Seybold; AOAT 280), Münster 2001, 79-97. „Schwert über Ägypten“, das in die Unterwelt fahren soll (Ez 30,1-19. 32,17-32). A. Joisten-Pruschke, Das religiöse Leben der Juden von Elephantine in der Achämenidenzeit, Wiesbaden 2008. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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II. Ägypten und Israel: Die Grundfaktoren

der intensive Kontakt spürbar.73 Die Judäer waren bereits in der Saitenzeit auf Elephantine ansässig (HTAT 285) – im Aristeasbrief heißt es, Menschen „aus dem Land der Judäer“ seien Pharao Psammetik für einen Nubienfeldzug geschickt worden.74 Die Quellen zu den „Judäern“ (Yhwdy) bzw. „Aramäern“ (rmy) stammen jedoch vor allem aus der Perserzeit unter Daraios II. (423-405) und Artaxerxes II. (404-359). Es han delt sich um aramäische Papyri und Ostraka, um Briefe, Rechts- und Verwaltungsurkunden, aber auch um literarische Texte. Sie gewähren einen bemerkenswerten Einblick in die militärische und zivile Organisation der Gemeinschaft sowie deren Religion. Ihr Zentrum war ein Tempel des Yhw/Yhh (*Yahō) auf Elephantine, der durch eine Tempelsteuer finanziert wurde. 75 Wir erfahren von Brand-, Speise- und Räucheropfern für den Kult, von Festen wie Passah und Maṣṣōt, aber auch vom Sabbath. Während einer Abwesenheit des persichen Statthalters wird 410/9 auf Betreiben der Chnum-Priester von Elephantine der Tempel zerstört – Hintergrund dürfen die judäischen Schafopfer sein (der Widder ist das heilige Tier des Chnum!). Nach Petitionen der Judäer u.a. an Autoritäten in Palästina wurde der Tempel einige Jahre danach (wohl unter Pharao Amyrtaios) wieder errichtet – Schafopfer waren nicht mehr zugelassen. In der Ptolemäerzeit wird die südliche Levante (d.h. auch die Provinz Judäa) nach der Perserzeit wieder ägyptisch.76

2. Literarische Genres und Motive aus Ägypten im Alten Testament Obwohl bislang anachronistisch meist nicht das demotische Schrifttum, sondern die ägyptische Literatur des Neuen Reiches als Parallele zu alttestamentlichen Texten und Motiven herangezogen wurde, konnte ein sehr bedeutender Einfluss Ägyptens auf die literarische Ausgestaltung des Alten Testaments festgestellt werden. Ein Grund hierfür mag sein, dass die altägyptische Tradition den zeitlichen Abstand teilweise selbst überbrückt, d.h. dass zum Teil dieselben Motive innerägyptisch noch sehr lange tradiert werden. Als Beispiel hierfür kann die Übernahme von Spr. 22,17-23,14 aus der Lehre des Amenemope gelten, dessen wichtigste Handschrift aus der 26. Dynastie, also der ägyptischen Spätzeit, stammt. 77 Eine umfassende Zusammenstellung der ägyptischen Parallelen zum Alten Testament findet sich bei R.J. Williams (1975).78 Besonders an Ps 104 und dem Buch Hiob sind in jüngster Zeit Parallelen zur Theologie der ägyptischen Spätzeit und spezieller zu ägyptischen spätzeitlichen Hymnen festgestellt worden. 79 Freilich hatte man schon früh bemerkt, dass der sog. „Reinigungseid“ Hiobs ( Hi 31) dem sog. „negativen Sündenbekenntnis“ des ägyptischen Totenbuchs (Spruch 125) entspricht. Erst mit der neuerdings zu beobachtenden fortschreitenden Einbeziehung der demotischen Literatur allerdings konnten die Entsprechungen zwischen der in Hi 73 74 75 76 77

78 79

J.F. Quack, The Interaction of Egyptian and Aramaic Literature, in: G.N. Knoppers et al. (Hrsg.), Judah and the Judeans in the Achaemenid Age. Negotiating Identity in an International Context, Winona Lake 2011, 375401. Dabei ist umstritten, um welchen der beiden Namensträger es sich handelt, vgl. HTAT S. 476f. Zu den Texten aus Elephantine vgl. HTAT, Kapitel D.4, S. 475ff. J.D. Grainger, The Syrian Wars, Mnemosyne Supplements 320, Leiden 2010. V. Laisney, L’Enseignement d’Aménémopé (Studia Pohl.Series Major 19), Rom 2007; B.U. Schipper, Die Lehre des Amenemope und Prov. 22,17-24,22. Eine Neubestimmung des literarischen Verhältnisses, in: ZAW 117, 2005, 53-72 & 232-248; N. Shupak, The Instruction of Amenemope and Proverbs 22:17-24:22 from the Perspective of Contemporary Research, in: R. Troxel, K. G. Friebel & D. R. Magary (Hrsg.), Seeking out the Wisdom of the Ancients: Essays Offered to Honor Michael V. Fox on the Occasion of his Sixty-Fifth Birthday, Wi nona Lake 2005, 203-220; M.V. Fox, The Formation of Proverbs 22:17-23:11, in: Die Welt des Orients 38, 2008, 22-37; V. Laisney, Alcune novità sull’Insegnamento di Amenemope, in: B. Moiso (Hrsg.), L’Egitto tra storia e letteratura, in: Serekh 5, 2010, 45-63. Umfassend zusammengestellt bei R.J. Williams, Ägypten II. Ägypten und Israel, TRE, Bd. 1, Berlin & New York 1975, 492-505. C. Knigge, Überlegungen zum Verhältnis von altägyptischer Hymnik und alttestamentlicher Psalmendichtung. Zum Versuch einer diachronen und interkulturellen Motivgeschichte, in: Protokolle zur Bibel 9, 2000, 93-122; C. Knigge, Das Lob der Schöpfung. Die Entwicklung ägyptischer Sonnen- und Schöpfungshymnen nach dem Neu en Reich (OBO 219), Fribourg 2006, 22-25; B.U. Schipper, The Egyptian Background to the Psalms, in: W.P. Brown (Hg.), Oxford Handbook to the Psalms, Oxford 2014, 57-75. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

2. Literarische Genres und Motive aus Ägypten im Alten Testament

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38 geschilderten Rechtfertigung von Gottes Schöpfermacht mit entsprechenden Passagen im demotischen Weisheitsbuch des Papyrus Insinger aufgezeigt werden. 80 Gerade Hiob ist ein besonders gutes Beispiel für den Wert des Paradigmenwechsels, der sich auch auf die ikonographischen Parallelen erstreckt. So wurde herausgearbeitet, dass die Beschreibung der Fabelwesen Behemot ( Hi 40,15-24) und Leviatan (Hi 41,1-34) Entsprechungen in der ägyptischen Mythologie besitzen.81 Die Anlehnung an Ägypten beginnt sozusagen bereits beim (priesterlichen) Schöpfungsbericht ( Gen 1). Dass die Schöpfung durch das „göttliche Wort“ geschah, ist ein vielfach in Ägypten belegtes Konzept, namentlich im sog. „Denkmal memphitischer Theologie“ (vgl. auch Ps 33,6-9).82 Selbstredend ist bei der Josephsnovelle der ägyptische Einfluss ganz besonders spürbar. 83 Nicht nur, dass die Namen vieler Protagonisten tatsächlich ägyptisch sind (Asenath, Potiphar), Joseph erhält selbst einen ägyptischen Namen bzw. Titel: Zaphenat-Paneach (Gen 41,45).84 Traum und Traumdeutung spielen in der ägyptischen Spätzeit eine besondere Rolle (vgl. die Carlsberg-Papyri XIII und XIV) 85 und verleihen der Josephserzählung damit ein dezidiert spätägyptisches Kolorit. Auch die siebenjährige Hungersnot ist wohl primär ein ägyptisches Motiv, wie nicht zuletzt die sog. „Hungersnotstele“ belegt, welche die Chnumpriester von Elephantine auf der Insel Sehel anbringen ließen.86 Hier ist dann mit der jüdischen Kolonie auf Elephantine einer der wenigen direkten Berührungspunkte bzw. möglichen Entlehnungskontexte, die sich konkret nachweisen lassen.87 Die 110 Jahre, mit denen Joseph starb ( Gen 50,22), entsprechen dem idealen Höchstalter des Menschen nach ägyptischen Vorstellungen (vgl. Papyrus Westcar); Joseph wird sogar nach ägyptischem Brauch einbalsamiert (Gen 50,2-3. 26). Wenn Moses sich mit den Zauberern Pharaos misst ( Ex 7), dann hat dies weniger eine Parallele im Papyrus Westcar als vielmehr in einem vergleichbaren Wettstreit zwischen Siosire und den „äthiopischen“ Zauberern im demotischen Setna-Chaemwese-Zyklus. Die parallele Motivik in den Psalmen reicht von der Gottheit, die Mensch und Tier versorgt, bis hin zum Gott als Retter und Helfer ( Ps 65,10-14. 30,2-4). Als ägyptische Parallelen für das Buch Qohelet kommen mehrere Texte in Frage, 88 insbesondere die sog. „Harfnerlieder“.89 Auch auf die Gleichartigkeit des Hohenliedes mit der Idiomatik der ägyptischen Liebeslyrik wurde verschiedentlich hingewiesen.90 Dabei ist allerdings anzumerken, dass die Parallelen in der Natur der Sache liegen und so eine literarische Abhängigkeit vielleicht nur in begrenztem Maße festgemacht werden kann. Ähnlich schwierig zu bewerten ist das Ägyptenwort in Jesaja 19, wo Ägypten (völlig singulär im Al 80 81

82 83 84 85 86 87 88 89 90

T. Schneider, Hiob 38 und die demotische Weisheit (Papyrus Insinger 24), in: ThZ 47, 1991, 108-124 C. Uehlinger, Das Hiob-Buch im Kontext der altorientalischen Literatur- und Religionsgeschichte, in: Th. Krüger at al. (Hrsg.), Das Buch Hiob und seine Interpretationen. Beiträge zum Hiob-Symposium auf dem Monte Verità vom 14.-19. August 2005 (Arbeiten zur Theologie des Alten und Neuen Testaments 88), Zürich 2007, 97163. B.U. Schipper, The Egyptian Background to the Psalms, in: W.P. Brown (Hrsg.), Oxford Handbook to the Psalms, Oxford 2014, 57-75.

M. Fieger & S. Hodel-Hoenes, Der Einzug in Ägypten: Ein Beitrag zur alttestamentlichen Josefsgeschichte, Bern 2007.

K. Koenen, in: WiBiLex (2013), s.v. Zafeat-Paneach, unter: http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/ 25810/. N. Shupak, A Fresh Look at the Dreams of the Officials and of the Pharaoh in the Story of Joseph (Genesis 4041) in the Light of Egyptian Dreams, in: JNES 30, 2006, 103-138. Vgl. auch L. Prada, Dreams, Bilingualism, and Oneiromancy in Ptolemaic Egypt: Remarks on a Recent Study, in: ZPE 184, 2013, 85-101. J.F. Quack, Danaergeschenk des Nil? Zuviel und zuwenig Wasser im Alten Ägypten, in: A. Berlejung (Hrsg.), Disaster and Relief Management. Katastrophen und ihre Bewältigung, Tübingen 2012, 333-381. F. Breyer, Ein aramäisches Lehnwort für „Katarakt“ in der Beschreibung Elephantines auf der Hungersnotstele und Überlegungen zur Datierung derselben anhand der Nennung eines meroitischen Funktionärs, in: G. TAKÁCS (Hrsg.), Egyptian and semito-hamitic (afro-asiatic) studies in memoriam W. Vycichl, Leiden 2004, 13-32. C. Uehlinger, Qohelet im Horizont der mesopotamischen, levantinischen und ägyptischen Weisheit der persischen und hellenistischen Zeit, in: L. Schwienhorst-Schönberger (Hrsg.), Das Buch Kohelet. Studien zur Struktur, Geschichte, Rezeption und Theologie (BZAW 254), Berlin 1997, 155-247. S. Fischer, Die Aufforderung zur Lebensfreude im Buch Kohelet und seine Rezeption der ägyptischen Harfner lieder (WAS 2), Frankfurt am Main 1999. M.V. Fox, The Song of Song and Ancient Egyptian Love Songs, Madison 1985; D. Rom-Shiloni & C. Carvalho (Hrsg.), Ezekiel in Its Babylonian Context, Die Welt des Orients 45, 2015. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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II. Ägypten und Israel: Die Grundfaktoren

ten Testament) als „Volk Gottes“ bezeichnet wird. Dies muss nicht auf unbedingt auf die im antiken Niltal allenthalben anzutreffende Selbstbezogenheit zurückzuführen sein, sondern kann genauso gut eine Übertragung der jüdischen Identität darstellen. Freilich sind die Parallelen zum Töpferorakel, welches in der Ptolemäerzeit belegt ist, deutlich erkennbar.91 In der apokalyptischen sog. Demotischen Chronik finden sich Elemente, die uns in der deuteronomistischen Königskritik der Königsbücher begegnen. 92 Weitere Vorstellungen im religiösen Bereich mit ägyptischen Bezügen wären Gott als Hirte, die Gottebenbildlichkeit, das Wägen des Herzens oder das Töpfern des Menschen sowie der Topos vom Fund heiliger Bücher ( 2Kön 22,311).

3. Anlehnungen im Bereich der Idiomatik Die literarische Abhängigkeit der alttestamentlichen Texte von Schriften aus Ägypten äußert sich in einer größeren Anzahl von Lehnwörtern und besonderen Wendungen. Die Lehnwörter sind Thema des vorliegenden Buches. Bei der Idiomatik ist auf einzelne Ausdrücke zu verweisen, 93 die dezidiert ägyptisch sind, etwa das Bild vom „Kopf auf den Knien“ für Trauer in der ägyptischen Sinuhe- und der hebräischen EliaErzählung (1Kön 18,42) oder der Umstand, dass die Verben „stehen und sitzen“ im Verbund „sich verhalten“ bedeuten (Klgl 2,63; Ps 139,2). Ein typisch ägyptisches Konzept ist der Lebensodem, den Götter dem König spenden und auf den der Beiname Zedekias „Atem unserer Nase“ verweist ( Klgl 4,20); auf ägyptische Wendungen und Konzepte (Maat) bezieht sich der Ausdruck „Sonne der Gerechtigkeit“ ( Mal 3,20). Ägyptisch beeinflusst sind ferner Syntagmen wie „Wege des Lebens“ ( Ps 16,11. Spr 2,19. 5,6. 6.23. 10,17. 15.24. Jer 21,8), Jeremias als „eherne Mauer“ (Jer 1,18. 15,20) oder „feurige Kohlen auf dem Haupt“ ( Spr 25,22).

91 92

93

B.U. Schipper, „The City by the Sea will be a Drying Place“. Isaiah 19.1-25 in Light of Prophetic Texts from Ptolemaic Egypt, in: N. MacDonald & R. Barrett (Hrsg.), Monotheism in Late Prophetic and Early Apocalyptic Literature (FAT II/72), Tübingen 2014, 25-56. So bereits E. Meyer, Aegyptische Dokumente der Perserzeit. 1. Eine eschatologische Prophetie über die Ge schichte Ägyptens in persischer und griechischer Zeit, SPAW 1915, 287-304. Vgl. A. Blasius & B.U. Schipper (Hrsg.), Apokalyptik und Ägypten, eine kritische Analyse der relevanten Texte aus dem griechisch-römischen Ägypten (OLA 107), Leuven 2002, und J.F. Quack, “As he disregarded the law, he was replaced during his own lifetime”. On Criticism of Egyptian Rulers in the So-Called Demotic Chronicle, in: H. Börm (Hrsg.), Antimonarchic Discourse in Antiquity, Stuttgart 2015, 25-43. Vgl. die Zusammenstellung bei T. Schneider & B. Schipper, in: WiBiLex (2014), (https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/24365/), s.v. Kulturkontakte, Israel-Ägypten. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

III. Quellen und Vergleichsbasis

1. Das Alte Testament und seine Überlieferung Da möglicherweise nicht alle gleichermaßen mit der Überlierferungsgeschichte des Alten Testaments vertraut sind, soll hier eine sehr knappe Skizze derselben geliefert werden.94 Das Alte Testament ist die christliche Überformung der hebräischen Bibel. Diese besteht aus drei Teilen, dem Gesetz (tôrāh), den Propheten (neḇîîm) und den Schriften (keṯûḇîm) bzw. νόμος, προφῆται, ἁγιόγραφα. Die Dreiteilung lässt sich bis ins 2. Jhd. v. Chr. zurückverfolgen. Dabei ist die Anordnung des Gesetzes (Pentateuch, „fünf Bücher Mose“) immer gleich (Genesis [ Gen], Exodus [Ex], Leviticus [Lev], Numeri [Num], Deuterononium [Dtn]). Die Propheten werden seit dem 8. Jhd. n. Chr. in vordere/frühere und hinter/spätere Propheten gegliedert (Prophetae priores/posteriores bzw. neḇîîm rišônîm/aḥarônîm). Die vorderen enthalten die Bücher Jos(ch)ua ( Jos), Richter (Ri), die Samuelbücher (1/2Sam) und die Königsbücher (1/2Kön), die hinteren Jesaja ( Jes), Jeremia (Jer), Ezechiel (Ez) und das Zwölfprophetenbuch (Dodekapropheten), bestehend aus Hosea (Hos), Joël, Amos (Am), Obadja (Obd), Jona (Jon), Micha (Mi), Nahum (Nah), Habakuk (Hab), Zefanja (Zef), Haggai (Hag), Sacharja (Sach) und Maleachi (Mal). Die Schriften bestehen aus dem Psalter (bzw. den Psalmen [ Ps]), dem Buch Hiob (Hi), den Sprüchen (Spr), dem Buch Ruth (Ru), dem Hohenlied (Hld), dem Buch Kohelet (Koh), den Klageliedern (Klgl) sowie den Büchern Ester (Est), Daniel (Dan), Esra (Esr), Nehemia (Neh) und den Chroniken ( 1/2Chr). In der alttestamentlichen Forschung spricht man auch vom Hexateuch (wenn man nämlich Josua als eigentlichen Abschluss der Landnahme sieht und damit erzähltechnisch mit dem Pentateuch verbindet) und sogar vom En neateuch (wenn man Genesis bis Könige als ein umfassendes Erzählwerk betrachtet). Die Kanonisierung des hebräischen Konsonantentextes war wohl gegen Ende des 1. Jhds. n. Chr. in seinem jetzigen Umfang abgeschlossen (Josephus), nicht nur wegen der „drohenden Überwucherung“, sondern auch aufgrund der Abgrenzung zum werdenden Christentum Mitte des dritten vorchristlichen Jahrhunderts. Zunächst wurde nur der Pentateuch ins Griechische übersetzt (Septuaginta [LXX]), und zwar an vielen Stellen von einem Text, der von dem heutigen masoretischen Text (MT) abweicht. Etwa zur selben Zeit trennten sich die Samaritaner von der Kultgemeinde in Jerusalem, womit sich der hebräisch geschriebene samaritanische Pentateuch (Samaritanus) in hellenistischer Zeit verselbständigte (etwa ein Drittel der Abweichungen vom MT gehen jedoch mit der LXX zusammen). Die ältesten Textzeugen der hebräischen Bibel sind die 1947 entdeckten Handschriften von Qumran, die Bibliothek wahrscheinlich der Essener, welche zu Beginn des jüdischen Aufstandes gegen die Römer von 66-70 v. Chr. ihre Schriften in Höhlen versteckten. Diese sind älter als der Abschluss des jüdischen Kanons und reichen bis ins 2., in Einzelfällen sogar bis ins 3. Jhd. v. Chr. zurück. Die Fixierung des jüdischen Kanons im masoretischen Text dauerte etwa ein Jahrtausend. Ihre Träger in den ersten Jahrhunderten werden als „Schreiber“ (sôferîm) bezeichnet, ihre Nachfolger als „Überlieferer“ (māsôrah/māsôræṯ „Überlieferung“) oder später auch „Punktatoren“ (naqdānîm). Letztere schufen ein umfangreiches System zur Notation von Vokalen und Akzenten, welches Lesung und Aussprache genau festlegte. Von den beiden frühen Systemen (dem palästinischen und dem babylonischen) setzte sich eine Wei terentwicklung des ersteren durch, die sog. tiberiensische Punktation, und von deren zwei Hauptvertretern (den Familien Ben Naftali und Ben Ascher) im 13. Jhd. n. Chr. der Text der Ben Ascher. Aus der Endphase der masoretischen Arbeit sind mehrere wichtige Handschriften erhalten, insbesonde re der Petersburger Prophetencodex (916 n. Chr.), der Codex Cairensis (C) 895 von Mosche ben Ascher 94

Dieser Abschnitt folgt (ohne weiteren Einzelnachweis) der neuesten Darstellung von Rudolf Smend in: W. Dietrich et al., Die Entstehung des Alten Testaments, Stuttgart 2014, 17-42. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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III. Quellen und Vergleichsbasis

geschrieben sowie der Codex von Aleppo von seinem Sohn Ahron Anfang des 10. Jhds. geschrieben und aus der selben Zeit ein Londoner Pentateuch-Manuskript. Der Codex Leningradensis (L) (auch: Petropolitanus) aus dem Jahre 1008 ist eine genaue Abschrift einer Handschrift des Ahron ben Ascher. Die Septuaginta ist in drei großen Majuskelhandschriften überliefert, dem Codex Vaticanus (B) sowie dem Codex Sinaiticus (S) aus dem 4. Jhd. und den Codex Alexandrinus (A) aus dem 5. Jhd. Aus dem 2.-4. Jhd. stammen die Antinoopolis-Papyri, die „Berliner Fragmente“ und die Chester-Beatty-Papyri. Der „Überschuss“ von LXX gegenüber der hebräischen Bibel wird als deuterokanonisch bezeichnet („Apokryphen“). Lange war die Septuaginta die Bibel der gräzisierten Juden. Als sich das Christentum jedoch ihrer be mächtigte, gab das Judentum sie preis, und andere Übersetzungen traten an ihre Stelle. Von dreien hat sich etwas mehr erhalten, allen voran die sehr wörtliche Übersetzung des Aquila (α’) aus dem 2. Jhd.; wieder etwas mehr in Richtung LXX sind die Übersetzungen von Theodotion (θ’) Mitte des 2. Jhds. und des etwas späteren Symmachos (σ’). Die anderen griechischen Übersetzungen sind uns erhalten in der sog. Hexapla und in Resten aus der Kairener Geniza. Die nur in Fragmenten und durch Pamphilus und Eusebius erhaltene Hexapla (τὰ ἐξαπλᾶ „das Sechsfältige“; eine weitere Fassung ohne den hebräischen Text wird Tetrapla genannt) ist eine christliche Rezension der LXX, die Origines ca. 240-245 verfertigte, der zu diesem Zwecke eine Synopse mit ① dem hebräischen Konsonantentext, ② einer griechischen Transkription, ③ Aquila, ④ Symmachos, ⑤ Septuaginta und ⑥ Theodotion erstellte. In der Geniza von Alt-Kairo, deren Inhalt nach der Vorschrift zu begraben man vergessen hatte, wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zu 200.000 biblische und außerbiblische Textfragmente entdeckt, deren älteste bis ins 6. Jhd. zurückgehen. Als die palästinischen und babylonischen Juden in nachexilischer Zeit immer mehr aramäisch sprachen und das Hebräische immer weniger beherrschten, wurde es nötig, im Synagogengottesdienst den hebräischen Text zu lesen und anschließend zu übersetzen. Diese Übersetzung (targûm) war zunächst frei und wurde im Laufe der Zeit schriftlich fixiert (bereits in Qumran bezeugt). Maßgeblich sind die Targume des Onkolos zum Pentateuch (um 300) und des späteren Jonathan zu den Propheten. Auf ein älteres Pentateuchtargum geht die vollständige Handschrift der Vatikanischen Bibliothek zurück (Codex Neofiti). Neben der Übersetzung der Septuaginta der Hexapla in Syrische (Syrohexapla) entstand zwischen dem 2.-5. Jhd. die Peschitta, die syrische Bibelübersetzung. Die wichtigste Handschrift ist der Codex Ambrosia nus aus dem 6./7. Jhd. Die Spuren einer lateinischen Bibelübersetzung ab dem 2. Jhd. werden als Vetus Latina bezeichnet. Die Vulgata ist das Werk des Hieronymus (ca. 347-420), der 383 im Auftrag des Papstes Damasus I. begann, die Vetus Latina nach dem griechischen Text zu revidieren. Um 390 schließlich fertigte er eine ganz neue Übersetzung nach dem hebräischen Urtext.

2. Mögliche Entlehnungsszenarien und ihre Datierung In zwei Teilen des Pentateuchs konzentriert sich das ägyptische Wortgut in der hebräischen Bibel, vor al lem auch weil sie beide in Ägypten situiert sind: in der Josephsnovelle und der Geburtsgeschichte des Mo ses. Was die Josephsgeschichte angeht,95 so war lange die Interpretation G. von Rads vorherrschend,96 wonach Gen 37-50* nur in der Zeit einer „salomonischen Aufklärung“ entstanden sein könne, also im 10. Jhd. entstanden sei. Eine solche ist jedoch weder archäologisch noch historisch zu belegen. Für W. Dietrich war die Josephsnovelle eine nach 926 v. Chr. geschriebene Legitimation derr Herrschaft des Jeroboams im 95 96

Ich folge hier der Darstellung von T. Römer, in: W. Dietrich et al., Die Entstehung des Alten Testaments, Theologische Wissenschaft 1, Stuttgart 2014, 101f. G. von Rad, Josephsgeschichte und ältere Chokmah, in: G. von Rad, Gesammelte Schriften, München ²1971, 272-280. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

2. Mögliche Entlehnungsszenarien und ihre Datierung

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Nordreich (symbolosiert durch Joseph).97 Nach N. Kebekus datiert die ursprüngliche Version der Erzählung in die Zeit des Königs Hiskija – Josephs Rolle als „Zweiter“ spiegle die Situation der Nordstämme nach dem Fall Samaias (722 v. Chr.).98 D. Redford hat sich für eine späte Datierung der Josephserzählung ausgesprochen, da die besten Parallelen zu den ägyptischen Gegebenheiten in der Spätzeit zu finden sind. 99 Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde die Josephsnovelle erst spät in den Pentateuch eingefügt, überarbeitet (Rolle Judas) und erweitert (Gen 38. 46-49*) - dies ergibt sich daraus, dass Anspielungen auf sie in der ge samten hebräischen Bibel nur in Ps 105 begegnen, der den Pentateuch in seiner jetzige Gestalt voraussetzt. Mit anderen Worten: wahrscheinlich handelt es sich um eine Diasporanovelle, entstanden im ägyptischen Exil des 6. Jahrhunderts,100 sicher jedoch dürfte sie spät zu datieren sein. 101 Für die vorliegende Fragestellung relevant ist dies, da man also zum Vergleich vornehmlich das demotische Lexikon heranzuziehen haben wird. Der große Aufschwung der orientalistischen Fächer im 19. Jahrhundert ist nicht nur mit dem Kolonialismus zu erklären, sondern vor allem auch mit dem Wunsch, die Bibel durch vorderasiatische und ägyptische Quellen näher zu beleuchten. Auf das Niltal bezogen, bedeutete das, Näheres über die Lebensumstände des Volkes Israel in Ägypten zu erfahren,102 was u.a. zur Erforschung des Ostdeltas führte, da man nach dem Buch Exodus hier dessen Aufenthalt vermutete. 103 Anders formuliert: man war in der Frühzeit der Ägyptologie bemüht, mehr über die „Vorratsstädte“ Pithom und Ramses(stadt) (Ex 1,11) erfahren. Lange galten und vielen gelten auch heute noch insbesondere Ramses(stadt) als „historischer Anker“, mittels dessen sich der Aufenthalt Israels in Ägypten und der Exodus datieren lassen. Der ägyptische Kontext, welcher für den Frondienst der Hebräer in Anspruch genommen wird, ist die Verlegung der ägyptischen Hauptstadt in die neu gebaute Ramsesstadt unter Ramses II. (1304-1238). Heute wird immer deutlicher, dass der Kontext weniger die Ramessidenzeit ist, sondern vielmehr die Verhältnisse in der Mitte des ersten vorchristlichen Jahrtausends, genauer gesagt der 26. Dynastie. 104 Immerhin könnte dieser (falsche) Bezug schon in der Antike gemacht worden sein – möglicherweise wurden nämlich in der Perserzeit die zuvor in der Saitenzeit zum Aufbau der neuen Hauptstadt Tanis gebrauchten Spolien aus der Ramsesstadt als Überreste der Ramsesstadt selbst betrachtet (was ja an sich nicht ganz falsch ist) und mit dem Exodus verbunden. 105 Die Pharaonen des Exodusbuches bleiben im Gegensatz v.a. zu den Königsbüchern namenlos, da es hier um theo logische und nicht historische Aussagen geht. Aufgrund der Erwähnung von Ramsesstadt wurde lange da von ausgegangen, der ägyptische Herrscher müsse selbstverständlich Ramses II. gewesen sein, möglicherweise auch in dem Bestreben, Moses den berühmtesten ägyptischen König gegenüberzustellen. 106 Die ent97 98 99 100 101

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W. Dietrich, Die Josephserzählung als Novelle und Geschichtsschreibung. Zugleich ein Beitrag zur Pentateuchfrage, Neukirchen-Vluyn 1989. N. Kebekus, Die Josefserzählung. Literarkritische und redaktionsgeschichtliche Untersuchungen zu Genesis 3750, Münster 1990. D.B. Redford, A Study on the Biblical Story of Joseph (Genesis 37-50), Leiden 1970. A. Meinhold, Die Gattung der Josephsgeschichte und des Estherbuches: Diasporanovelle I, in: ZAW 87, 1975 und II, in: ZAW 88, 1976, 72-93. B.J. Diebner, Le roman de Joseph, ou Israel en Egypte. Un midrash post-exilique de la Tora, in: O. Abel & F. Smith (Hrsg.), Le livre de traverse, Paris 1992, 55-71; T. Römer, La narration, une subversion. L’histoire de Joseph (Gn 37-50), et les romans de la diaspora, in: G.J. rooke & J.-D. Kaestli (Hrsg.), Narrativity in Biblical and Related Texts, Leuven 2000, 17-29; A. Kunz, Ägypten in der Perskeptive Israels am Beispiel der Josefsgeschichte (Gen 37-50), in: BZ 47, 2003, 206-229. H. Engel, Die Vorfahren Israels in Ägypten: Forschungsgeschichtlicher Überblick über die Darstellungen seit Richard Lepsius (Frankfurter Theologische Studien 27), Frankfurt am Main 1979. Vgl. etwa E. Naville, The Store-City of Pithom and the Route of the Exodus, London 1885 oder W. Spiegelberg, Der Aufenthalt Israels in Aegypten im Lichte der aegyptischen Monumente, Straßburg 1904. D.B. Redford, The Land of Ramesses, in: P.J. Brand et al. (Hrsg.), Causing His Name to Live. Studies in Egyptian Epigraphy and History in Memory of William J. Murnane (CHANE 37), Leiden 2009, 175-178; B.U. Schipper, Raamses, Pithom, and the Exodus: A Critical Evaluation of Ex 1:11, in: VT 65, 2015, 265-288. D.B. Redford, Observations on the Sojourn of the Bene-Israel, in: E.S. Frerichs & L.H. Lesko (Hrsg.), Exodus. The Egyptian Evidence, Winona Lake 1997, 57-66; M. Bietak, Israelites Found in Egypt: Four-Room House Identified in Medinet Habu, in: Biblical Archaeology Review 29/5, 2003, 40-49 & 82-83. T. Römer, Ramsès II, pharaon de l’exode? La construction d’une mythe, in: Le Monde de la Bible Hors Série © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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III. Quellen und Vergleichsbasis

sprechende Textstelle (Ex 1,11) ist jedoch für eine Datierung nicht zu gebrauchen, da nicht ersichtlich wird, an welche Stätten der Knechtschaft der Verfasser dachte. Ebenso müßig ist eine Rekonstruktion der Exodusrouten.107 Zahlreiche methodische und ideologische Herangehensweisen halten die Diskussion um die Historizität der Exoduserzählungen bis heute sehr kontrovers. In jüngster Zeit wurden die verschiedenen Ansätze in einem Sammelband umfassend vorgestellt.108 Heute ist die Meinung weit verbreitet, wonach der Exoduserzählung zwar keine generelle historische Authentizität zukommt, jedoch auf der anderen Seite auch nicht reine literarische Fiktion ist, sondern einen historischen Kern hat, 109 wie auch immer dieser aussehen mag.110 Ob dies wirklich so haltbar ist, sei dahingestellt – immerhin geht es primär um die heilsgeschichtliche Erwählung der Israeliten durch jhwh und weniger um Ägypten. Für eine genaue historische Verortung sind die Texte der Exoduslegende und Sinaiperikope 111 zu jung und zu uneinheitlich. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Existenz des Moses und einer kleinen Emigrantengruppe aufgegeben wird 112 – immerhin gibt es zahlreiche Zeugnisse von Migranten, die in Ägypten teils bis in die höchsten Staatsämter vordan gen.113 Einige dieser tatsächlich belegten Figuren wurden mit Mose in Verbindung gebracht, 114 insbesondere ein gewisser Beya, der um 1187 in einen Aufstand verwickelt war. 115 Die Figur des Moses ist dann auch im Grunde der einzige wirkliche Hinweis auf ein wie auch immer geartetes historisches Geschehen, 116 d.h. sein ziemlich unspezifischer ägyptischer Name: entweder handelt es sich um einen Kurznamen („Kind“) oder um einen verkürzten Satznamen der Bildungsweise „Thutmosis“. 117 Es ist jedoch auch möglich, dass das Fehlen des theophoren Elementes auf eine theologische Zensur zurückzuführen ist. Moses gilt deshalb nicht als literarische Erfindung, da man ihm sonst wohl gerade nicht einen ägyptischen Namen gegeben hätte. Andererseits kann man sich fragen, ob Moses von jeher mit dem Exoduscredo verbunden war, denn viele Erwähnungen der Exodustradition in den Psalmen und den Propheten kommen ohne Moses aus. Überhaupt ist ein „Exodusschweigen“ in den vorexilischen Texten der judäischen Prophetenbücher festzustellen (vgl. auch 1Kön 12,26-32. Hos 12). Dass die Exodustradition eine Nordreichüberlieferung darstellt, gilt demnach als sicher. Nach der alttestamentlichen Tradition (1Kön 6,1) fand der Exodus 480 Jahre vor der Errichtung des salomonischen Tempels statt, jedoch ist diese Zahl nicht zu gebrauchen, da sie eine theologische Spekulation darstellt (12 Priestergenerationen von Aaron bis Zadok à 40 Jahre). Summa summarum: „Die biblische Exodusüberlieferung geht nicht auf ein präzises Ereignis zurück, sondern setzt sich aus verschiedenen „Erinnerungsspuren“ (Assmann118) zusammen, zu denen die Vertreibung der Hyksos, 2006, 43-45. 107 M. Bietak, Comments on the Exodus, in: A.F. Rainey (Hrsg.), Egypt, Israel, Sinai: Archaeological and Historical Relationship in the Biblical Period, Tel Aviv 1987, 163-171. 108 T.E. Levy, T. Schneider & W.H.C. Propp (Hrsg.), Israel’s Exodus in Transdisciplinary Perspective: Text, Archaeology, Culture, and Geoscience. Quantitative Methods in the Humanities and Social Sciences, Berlin 2015. 109 N. Na'aman, The Exodus Story: Between Historical Memory and Historiographical Composition, in: JANER 11, 2011, 39-69. 110 Verwiesen wird hier auf die Breite der Exodusthematik u.a. bei den älteren Schriftpropheten (Hos 12,9. 13,4. 1Sam 12,8). 111 J.K. Hoffmeier, Israel in Egypt. The Evidence for the Authenticity of the Exodus Tradition, New York & Oxford 1996; J.K. Hoffmeier, Israel in Sinai. The Authenticity of the Wilderness Tradition, Oxford 2006. 112 E. Blum, Der historische Moses und die Frühgeschichte Israels, in: HeBAI 1, 2012, 37-63. 113 E.S. Frerichs & L.H. Lesko (Hrsg.), Exodus. The Egyptian Evidence, Winona Lake 1997. 114 G. Görg, Mose – Name und Namensträger, in: E. Otto (Hrsg.), Mose: Ägypten und das Alte Testament (SBS 189), Stuttgart 2000, 17-42; P. Weimar & E. Zenger, Exodus: Geschichten und Geschichte zur Befreiung Israels (SBS 75), Stuttgart 1975. 115 Dieser wurde jedoch hingerichtet, vgl. S. Timm, Der Tod des Staatsfeindes: Neues zu B3j: in: VT 58, 2008, 87200. 116 J. Assmann, Moses der Ägypter. Entzifferung einer Gedächtnisspur, München 1998; G. Görg, Mose – Name und Namensträger, in: E. Otto (Hrsg.), Mose: Ägypten und das Alte Testament (SBS 189), Stuttgart 2000, 1742; E. Blum, Der historische Mose und die Frühgeschichte Israels, in: HeBAI 1, 2012, 37-63. 117 „(geboren an dem Festtag, an dem eine Statue des Gottes) Thoth geboren (d.h., hergestellt) wurde“. 118 J. Assmann, Moses der Ägypter. Entzifferung einer Gedächtnisspur, Darmstadt 1998. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

2. Mögliche Entlehnungsszenarien und ihre Datierung

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einer semitischen Pharaonendynastie um 1550 v.Chr., gehört sowie verschiedene Berichte über Ḫabiru, die bisweilen zu Frondiensten verpflichtet waren und versuchten, dem Pharao zu entfliehen.“ 119 Zu erwähnen wäre noch die Medianiter-Hypothese, 120 wonach der Ursprung der jhwh-Verehrung im südlichen Negev lag und durch nomadische Gruppen vermittelt wurde – darauf weist v.a. der Umstand hin, dass die Beziehung zwischen Moses und den Midianitern betont wird. Für die Kontaktlinguistik bedeutet dies: als Vergleichsmaterial ist nicht das Lexikon der Ramessidenzeit heranzuziehen, sondern das spätzeitliche. Da jedoch die Josephsnovelle später in den Pentatech eingefügt wurde und wohl ins 6. Jhd. datiert, sollte vornehmlich das Material zu parallelisieren sein, welches vor der Saitenzenzeit datiert.

3. Bemerkungen zu Phonologie des Altägyptischen Seit den letzten grundlegenden Arbeiten zur lexikalischen Interferenz zwischen dem Altägyptischen und dem Hebräischen haben sich die Lehrmeinungen zur ägyptischen Phonologie grundlegend verändert. Die gesamte Entwicklung und die verschiedenen Stränge der Diskussionen sind in Carsten Peusts Egyptian Phonology (Göttingen 1999) sowie in Wolfgang Schenkels Einführung in die altägyptische Sprachwissenschaft (Darmstadt 1995) umfassend vorgestellt und damit gut zugänglich. Beide behandeln auch ägyptisch-hebräische Gleichungen, Peust eher die einzelsprachlichen, Schenkel v.a. die grundsprachlichen. Neben diesen Werken sind vor allem die Arbeiten von Frank Kammerzell zu nennen,121 die insbesondere in seine Einleitung in Rainer Hannigs Handwörterbuch eingeflossen sind.122 Diesen Arbeiten folgend kann die Entwicklung der ägyptischen Phoneme in folgende Tabelle zusammengefasst werden: Grundsprachlich prähistorisch

Altes Reich

Mittleres Reich

Neues Reich

Spätzeit

um 2500

um 2000

um 1200

um 500



*r, *l

r

ʀ, ʔ

ʔ, Ø

ʔ, Ø



*, *y, *l

j, ɟ, ʝ

j

j, Ø

j, Ø



*d (ḏ,ḍ,z, ẓ)

d

d, ʕ

ʕ, d

ʕ



*w

w

w

w, Ø

w, Ø



*b

b

b

b

ß



*p

p

p

p

p



*ṗ

f

f

f

f



*m

m

m

m

m



*n, *l

n, ŋ, ŋw

n

n

n



*r, *l

l, ʎ

l, ʎ, Ø

r, l, ʔ, Ø

r, l

119 T. Römer, in: W. Dietrich et al., Die Entstehung des Alten Testaments, Stuttgart 2014, 123. 120 J. Blenkinsopp, The Midianite-Kenite Hypothesis Revisited and the Origins of Judah, in: JSOT 33, 2008, 131153. 121 F. Kammerzell, Zur Interpretation einiger Beispiele graphemsprachlicher Varianz im Ägyptischen, in: Göttinger Beiträge zur Sprachwissenschaft 2, 1999, (61-97) 94, F. Kammerzell, Probleme des afroasiatischen Sprachvergleichs, in: Indogermanische Forschungen 101, 1996, 268-290; F. Kammerzell, The Sounds of a Dead Language. Reconstructing Egyptian Phonology, in: Göttinger Beiträge zur Sprachwissenschaft 1, 1998, 21-41. 122 F. Kammerzell, Zur Umschreibung und Lautung, in: R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, Mainz 1995. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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III. Quellen und Vergleichsbasis Grundsprachlich prähistorisch

Altes Reich

Mittleres Reich

Neues Reich

Spätzeit

um 2500

um 2000

um 1200

um 500



*h

h

h

h

h



*, *ġ

ħ

ħ

ħ

h



*ġ,*

ɣ, ɣj

ɣ, ɣj

ɣ, ɣj

ç, ʃ



Graphem erst seit Ende der 3. Dyn.

x

x

x

x



*t

ʦ, s

s

s

s



ś

s

s

s



*š (semit. ś), *ṯ [θ] *ḥ

ç

ʃ

ʃ

ʃ



*q







kʔ 123



*k

k

k

k

k



*g

g, gj

g, gj

g, gj

g, gj



*t

t

t

t, Ø

t, Ø



*k

k>c

c

c, t

c, t



*ṭ (ṣ ,ḍ, , ṯ, ẓ)





tʔ, d

t, tʔ



*q

kʔ > cʔ



cʔ, tʔ

c, t

Die obige Zusammenstellung bezieht sich lediglich auf das Phoneminventar des Altägyptischen – Probleme auf der Schriftebene werden hiervon nicht wirklich berührt. In den letzten Jahren hat sich nämlich gezeigt, dass einige lange als sicher bestimmte Hieroglyphen (insbesondere sog. „Zweikonsonantenzeichen“) möglicherweise anders zu lesen sind. Prominentestes Beispiel ist das häufige Kopf-Zeichens D1 mit der konventionellen Umschrift 〈tp〉. Daniel Werning sprach sich für eine Interpretation 〈dp〉 bzw. 〈ṭp〉 aus, entsprechend sei die Dolch-Hieroglyphe (T8)124 〈dp(.)〉 bzw. 〈ṭp(.)〉 zu transkribieren.125 Carsten Peust plädierte hingegen für die Deutung 〈ḏp〉 bzw. 〈p〉.126 Mit anderen Worten: es gibt für diese Hieroglyphe zur Zeit drei Lehrmeinungen und für jede derselben zwei Transkriptionsweisen (nach Schenkel oder nicht), insgesamt also sechs Möglichkeiten der Umschrift. Ein weiterer Fall ist die Lautung des Zeichens Aa8 der Gardiner-Liste. Bis vor 15 Jahren galt dieses als ›Zweikonsonantenzeichen‹ 〈qn〉 bzw. 〈ḳn〉, nun wird von einem Dreikonsonantenzeichen ausgegangen, also 〈qn〉 bzw. 〈ḳn〉 oder 〈ḏn〉 bzw. 〈n〉. Das Beispiel der Meißel/Stechbeitel-Hieroglyphe (U23) zeigt, wie es zu einer solchen Neubestimmung kommen kann. Vor 123 Im Demotischen sind aus den drei alten Velaren zwei neue Phoneme geworden, die sich nicht einfachin einer 1:1Relationen an die älteren anhängen lassen, vgl. J.F. Quack, Zu den vorarabischen semitischen Lehnwörtern des Koptischen, in: B. Burtea, J. Tropper & H. Younansardaroud (Hrsg.), Studia Semitica et Semitohamitica. Festschrift für Rainer Voigt anläßlich seines 60. Geburtstages am 17. Januar 2004, AOAT 317, Münster 2005, 307-338, bes. 323f.; J.F. Quack, Bemerkungen zur Struktur der demotischen Schrift und zur Umschrift des Demotischen, in: M. Depauw & Y. Broux (Hrsg.), Acts of the Tenth International Congress of Demotic Studies Leuven, 26-30 August, 2008, Leuven 2014, 207-242, bes. 230f. J.F. Quack sei für diese Literaturhinweise herzlich gedankt. 124 Der Kopf ist sozusagen „die Spitze des Körpers“ und der Dolch „das mit der Spitze“ (Nisba). 125 D. Werning, The Sound Values of the Signs Gardiner D1 (Head) and T8 (Dagger), in: Lingua Aegyptia 12, 2004, 183-204. 126 C. Peust, Nochmals zur Lesung der Kopf-Hieroglyphe, in: Göttinger Miszellen 208, 2006, 7f. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

3. Bemerkungen zu Phonologie des Altägyptischen

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2003 las man sie 〈mr〉, Joachim Quack verwies jedoch auf die Entlehnung des ägyptisch-koptischen Wortes mr „Pyramide“ (dem auch das gr. πῦραμίς zugrunde liegt) ins Ägyptisch-Arabische haram (mit Metathese) und kam so zu einem dreikonsonantigen Lautwert 〈mḥr〉.127 Allerdings hat ihm Simon Schweizer widersprochen, d.h. seit 2011 liest „man“ wieder 〈mr〉, d.h. der Pharaonenname Narmer sollte nicht mehr „Narmeher“ gelesen werden.128 Obwohl gerade aus der Spätzeit eine ausgesprochen reiche Nebenüberlieferung altägyptischen Sprachmaterials in fremden Schriften vorliegt, ist die Entwicklung der spätägyptischen Phonologie bislang nur sehr wenig erforscht worden. Diese Forschungslücke ist vielen Ägyptologen gar nicht bewusst und sie er schließt sich auch erst auf den zweiten Blick. Bei der genauen Lektüre von Antonio Loprienos Ancient Egyptian. A Linguistic Introduction (Cambridge 1995) beispielsweise, wird man erst beim aktiven Nachschlagen feststellen, dass Aussagen zur Lautung des Demotischen fehlen, d.h. auf die Behandlung der jeweiligen Laute im Neuägyptischen folgt direkt ihre Realisierung im Koptischen. Die vielleicht einzige Ar beit, in welcher man eine Diskussion der demotischen Lautwerte findet, ist ein einschlägige Aufsatz von Joachim Quack.129 In diesem behandelt er zwar vornehmlich Fragen der Umschrift, dies kann jedoch nicht ohne ausführlichere Verweise auf die Lautwerte geschehen. Im Folgenden kann daher nur ein rudimentärer Überblick über die spätägyptische Phonologie gegeben werden. Im Verlauf des Neuen Reiches bzw. in der Spätzeit fallen mehrere Laute zusammen, d.h. die entsprechenden Grapheme werden immer mehr untereinander austauschbar. Dies betrifft vor allem die Dentale ( t ~  ṭ), die Sibilanten ( ś~  s) und die Palatale ( č ~  ). Zwar gibt es immer noch Palatale, doch haben sie sich oft zu Dentalen verschoben. Auf dem Weg zum Koptischen verschwinden die stimmhaften Verschlusslaute, denn auch 〈b〉 hat sich zu einem Frikativ (ḇ) verschoben und 〈g〉 zu /kj/. Am Wortende sind /t/, /r/ sowie die Gleitlaute geschwunden; am Ende einer Tonsilbe werden sie zu //. In der Römerzeit fallen  〈h〉 und  〈ḥ〉 in /h/ zusammen (koptisch ϩ). Das Graphem  repräsentiert nun /ç/ oder /ʃ/. Die beiden Graphoneme 〈k〉 und 〈q〉 werden im Sahidischen zu ⲕ /k/ oder ϭ /k j/ und 〈g〉 immer zu /kj/ (nur vereinzelt zu /k/). Lediglich im Bohairischen und auch nur da in der Tonsilbe erhält sich die Aspiration. Das Bohairi sche differenziert auch stärker bei den anderen velaren Verschlusslauten. Neu ist im Demotischen die regu läre Wiedergabe von /l/ durch ein eigenes Zeichen. Die hebräische Schrift gibt – zumindest in der masoretischen Fassung – die Vokalisation wieder, d.h. obwohl etwa ein Jahrtausend zwischen dem Entlehnungsprozess und der Niederschrift des Vokalismus ver gangen war, können die ägyptischen Lehnwörter als eine der wichtigsten Nebenüberlieferungen der Vokalisation des Altägyptischen gelten. Bekanntlich muss diese aufwendig rekonstruiert werden, da in der ägyptischen Schrift a priori nur Konsonanten wiedergegeben werden und keine Vokale. Dazu dienen – neben den späteren koptischen Wortformen – die zeitgenössischen Wiedergaben ägyptischer Wörter in Schriftsystemen, die Vokale notieren. Dies sind hauptsächlich die Keilschrift, die griechische, die hebräische und die meroitische Schrift. Durch einen Vergleich von zeitgenössischen Wortformen mit den späteren koptischen können Regeln formuliert werden, anhand derer auch ohne eine antike Nebenüberlieferung der koptische Vokalismus quasi „zurückgerechnet“ werden kann. Das Ergebnis wird als „Paläokoptisch“ bezeichnet und soll in etwa dem Mittelägyptischen entsprechen. Nun herrschte lange Konsens bezüglich der grundlegenden Mechanismen und Verfahren zur Bestimmung der altägyptischen Vokalisation, insbesondere zu den Silbenbildungsregeln des Ägyptisch-Koptischen, geradezu kodifiziert in Jürgen Osings Habilitationsschrift und der Nachbearbeitung durch Wolfgang Schenkel.130 Nun hat Carsten Peust in seiner bereits er127 J.F. Quack, Zum Lautwert von Gardiner Sign-List U 23, in: Lingua Aegyptia 11, 2003, 113-116. Vgl. nun auch P. Collombert, (m)ḥr, „pyramide“?, in: Göttinger Miszellen 227, 2010, 17-22. 128 S. Schweitzer, Zum Lautwert einiger Hieroglyphenzeichen: [D1], [U23], [F25] und [W19], in: ZÄS 138, 2011, (132-149) 142-144. Schweitzer hat allerdings Quacks Belege nicht widerlegt, sondern lediglich als Fehler beiseite geschoben. 129 J.F. Quack, Bemerkungen zur Struktur der demotischen Schrift und zur Umschrift des Demotischen, in: M. Depauw & Y. Broux (Hrsg.), Acts of the Tenth International Congress of Demotic Studies Leuven, 26-30 August, 2008, Leuven 2014, 207-242. 130 J. Osing, Die Nominalbildung des Ägyptischen, Mainz 1976; W. Schenkel, Zur Rekonstruktion der deverbalen Nominalbildung des Ägyptischen, Wiesbaden 1983. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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III. Quellen und Vergleichsbasis

wähnten Monographie zur ägyptischen Phonologie die Silbenbildungsregeln mehr oder weniger invertiert. Die Gründe hierfür waren linguistischer Natur, d.h. aus einer universalen Beobachtung heraus, dass es nämlich kaum Sprachen gebe, deren Wörter praktisch nur auf geschlossene Silben enden. Meines Erachtens ist dies kein stichhaltiges Argument, denn die Linguistik ist nicht die Mathematik, sondern behandelt ein soziales Phänomen. Mit anderen Worten, eine Aussage wie „Dies gibt es in den Sprachen der Welt nicht“ ist m.E. nicht statthaft (Stichwort: „black swan“). Erstens kennen wir nicht alle Sprachen der Welt und zweitens lässt sich für jedes scheinbar noch so abstruse Phänomen ein Gegenbeispiel finden. 131 Bislang hat der Gegenentwurf von Peust zur Vokalisation nur sehr wenig Aufmerksamkeit erfahren bzw. wurde abgelehnt.132 Schon allein aus den soeben genannten Gründen wird hier zumindest in puncto Vokalisation die traditionelle comunis opinio vertreten.

4. Historische Lautung des Hebräischen Will man sich Rechenschaft über die Phonologie des Bibelhebräischen ablegen, 133 muss man dieses zunächst definieren.134 Das Problem ist nämlich, dass die Sprache der Bibel nicht einheitlich ist, selbst wenn man die Einflüsse des (Reichs-)Aramäischen bzw. anderer aramäischer Idiome in der Achämenidenzeit ausblendet. Als klassisch-hebräische Literatursprache gilt die Prosa des Deuteronomistischen Geschichtswerkes und diese entspricht wohl der judäischen Kanzleisprache des 7. und 6. Jhd. v. Chr., wie sie uns in den epi graphischen Zeugnissen aus Jerusalem bzw. Juda begegnet.135 Dabei sollte man betonen, dass die Unterscheidung zwischen „biblischem“ und „epigraphischem“ Hebräisch aus Sicht der Sprachwissenschaft nicht besteht, sondern rein praktisch bzw. forschungsgeschichtlich bedingt ist. Im kanonischen Text des Alten Testaments begegnen uns jedoch noch weitere Sprachformen, denn das „Judäische“ stellte nur eine Varietät des Hebräischen dar.136 Grundsätzlich muss von einem Dialektkontinuum im Raum Palästina ausgegangen werden, in dem kanaanäische Sprachen gesprochen wurde (Phönizisch, Hebräisch, Ammonitisch, Moabitisch und Edomitisch). Verschiedene dieser Varietäten konnten sich aufgrund von Staatsbildungen im 10. Jhd. v. Chr. zu offiziellen Sprachen entwickeln, andere nicht. Beispielsweise kann man eine hebräischen Varietät des Nordreiches („Israelisch“) von einer des Südreiches („Judäisch“) unterscheiden, wenn auch nur in Ansätzen. Die ältesten Texte, die man als hebräisch identifizieren kann – die Texte aus Samaria aus dem 8. Jhd. – sind sogar nicht judäisch, sondern israelisch und stehen der Sprache Ugarits und dem Phöni zischen nahe. Grundsätzlich wird zwischen einem klassischen (vorexilischen) und einem exilischen Hebräisch unterschieden – manche Forscher unterscheiden ferner von der klassischen Sprache eine archaische Prosa. 137 131 Ähnlich eigenartig ist die These von A. Loprieno, der verschiedentlich geäußert hat, die Wortfolge des Akkadischen weiche nicht vom Semitischen ab, die Schreiber hätten nur in den Texten eine andere Wortfolge als in der gesprochenen Sprache geschrieben. Wäre dem so, müsste man zumindest in einem der vielen Hunderttausende von Tontafeln einen entsprechenden Lapsus finden. 132 J.F. Quack, Rezension von Peust, in: ZDMG 153, 2003), 446f.; S. Schweizer, Schrift und Sprache der 4. Dynastie, in: Menes 3, Wiesbaden 2005, 18f. und W. Schenkel, Zur Silbenstruktur des Ägyptischen, in: LingAeg 17, 2009, 259-276. 133 J. Blau, Biblical Hebrew phonology and morphology. An introduction, Winona Lake 2010; R. Holmstedt, The phonology of classical Hebrew: A linguistic study of long vowels and syllable structure, in: ZAH 13, 2000, 145156; A. Coetzee, Tiberian hebrew phonology. Focussing on consonant clusters, Leiden 1999; J. Malone, Tiberian hebrew phonology, Winona Lake 1993; D. Volgger, Notizen zur Phonologie des Bibelhebräischen, Aott 36, 1992; E. Greenstein, An Introduction to a Generative Analysis of Biblical Hebrew Phonology, in: SBL 22, 1983, 301-308. 134 H. Gzella, in: H. Gzella (Hrsg.), Languages from the World of the Bible, Boston 2012, 76-110, s.v. Ancient Hebrew. 135 J. Renz & W. Röllig, Handbuch der althebräischen Epigraphik, 3 Bände, Darmstadt 1995-2003. 136 G.A. Rendsburg, A Comprehensive Guide to Israelian Hebrew: Grammar and Lexicon, Orient 38, 2003, 5-35 137 A. Hornkohl, in: Encyclopedia of Hebrew Language and Linguistics 1, Leiden 2013, 315-325, s.v. Biblical Hebrew: Periodization © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

4. Historische Lautung des Hebräischen

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Das nachklassische Hebräisch weist nicht nur andere Formen auf, sondern auch eine unterschiedliche Lexik. Dies betrifft sogar die ägyptischen Lehnwörter: Während šēš „Leinen“ der klassischen Sprache zugehört, wird in nachexilischer Zeit bûṣ „Leinen“ gebraucht. Mit der Aufnahme nicht-judäischer Stoffe dringen auch entsprechende Sprachformen ein, die allerdings nur schwer nachzuweisen sind, 138 v.a. aus Samaria und Galiläa, aber auch aus Transjordanien – berühmt ist die unterschiedliche Aussprache der Zischlaute durch die Ephraimiter nach der Schibbolet-Episode (Ri 12,6). Problematisch ist vor allem, dass man oft nicht weiss, ob eine diatopische Varietät vorliegt oder ein un terschiedlicher Sprachstil.139 Hinzu kommen verschiedene Überarbeitungsprozesse. So spiegelt die masoratische Punktierung (ihrerseits mit verschiedenen liturgischen Aussprachetraditionen) ein viel späteres Sta dium des Hebräischen als der Konsonantentext und weist teils sehr viel spätere lautliche Entwicklungen auf, von Orthographiemodifikationen in nachexilischer Zeit ganz zu schweigen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die ursprüngliche hebräische Phonologie nur anhand des Konsonantentextes und der alten Nebenüberlieferung (etwa die Namen in der Septuaginta) rekonstruieren lässt, unter Berücksichtigung der Vergleichenden Semitistik. Mit anderen Worten: Die schwierige Rekonstruktion der Varietäten kann vorerst aus praktischen Gründen kaum adäquat berücksichtigt werden. Man hat also keine andere Möglichkeit, als zunächst die traditionelle Lautung des klassischen Hebräischen anzusetzen. 140

5. Die ägyptisch-hebräischen Lautkorrespondenzen Die Lehnbeziehungen zwischen dem Ägyptischen und dem Hebräischen werden bereits seit mehr als 150 Jahren erforscht. Dabei stand zu Beginn die Lautwertgewinnung für die ägyptischen Hieroglyphen im Vordergrund, d.h. einige derselben wurden aufgrund von Vergleichen mit biblischen Namen bestimmt. Grundsätzlich hat sich die Ägyptologie bis heute nicht ganz von dieser Abhängigkeit gelöst, auch wenn es mäch tige Bestrebungen hierzu gegeben hat. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang besonders die sog. „Neuere Komparatistik“ im Gefolge des Semitisten Otto Rössler. Dieser hatte besonders mit zwei semitischen Vergleichen aufgeräumt, die seit Champollion und vor allem wegen der Berliner Schule bis heute im Raum stehen. So wurde das Zeichen des „Schmutzgeiers“  〈〉 von Champollion aufgrund des Befundes im Koptischen (wo hier oft nur noch ein Vokal steht) und semitischer Vergleiche (insbesondere To ponymlisten) als „Aleph“ bestimmt. In ähnlicher Weise erkannte er in der „Arm“-Hieroglyphe  〈〉 das semitische „Ayin“. Rössler konnte zeigen, dass Ersteres grundsprachlich wohl eine Liquida war (r/l) und Letzteres ein Dental. Da beide in den späten Sprachstufen des Altägyptischen meist schwanden, wurden sie in fremdsprachlichen Wiedergaben oft in der Tat mit Aleph oder Ayin wiedergegeben. In gewisser Weise ist damit die Neuere Komparatistik für die vorliegende Untersuchung weniger gravierend, da sie einen grundsprachlichen Befund behandelt und nicht die Phonologie des Altägyptischen im ersten vorchristlichen Jahrtausend. Entscheidender sind Abhängigkeiten bei anderen Phonemen, insbesondere bei den bereits früh zusam mengefallenen Lauten bzw. Graphemen  〈ś〉 und  〈s〉. Deren exakte Natur bzw. der Unterschied zwischen beiden ist nämlich bis heute unbekannt. Fritz Hommel hatte 1892  〈ś〉 mit hebräisch ‫ ש‬und  〈s〉 mit hebräisch ‫ ס‬geglichen.141 In dieser vorgeschlagenen Lautkorrespondenz liegt die Begründung für die heute noch in der Ägyptologie weit verbreitete Transkription/Transliteration 〈ś〉 vs. 〈s〉. Die meisten Ägyp138 Ein Überblick bietet G.A. Rendsburg, A Comprehensive Guide to Israelian Hebrew: Grammar and Lexicon, Orient 38, 2003, 5-35. 139 G.A. Rendsburg, in: Encyclopedia of Hebrew Language and Linguistics 3, Leiden 2013, 633-636 , s.v. StyleSwitching. 140 J. Blau, Biblical Hebrew phonology and morphology. An introduction, Winona Lake 2010; R. Holmstedt, The phonology of classical Hebrew: A linguistic study of long vowels and syllable structure, in: ZAH 13, 2000, 145156; A. Coetzee, Tiberian hebrew phonology. Focussing on consonant clusters, Leiden 1999; J. Malone, Tiberian hebrew phonology, Winona Lake 1993; E. Greenstein, An Introduction to a Generative Analysis of Biblical Hebrew Phonology, in: SBL 22, 1983, 301-308. 141 F. Hommel,  und  als verschiedene Laute im Ägyptischen, in: ZÄS 30, 1892, 9-11. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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III. Quellen und Vergleichsbasis

tologen folgen dabei allerdings (meist, ohne sich dessen bewusst zu sein), der These von Dyroff (1910) wonach  ein stimmhafter und  ein stimmloser Sibilant sei. Entsprechend transkribiert er  〈 s〉 und  〈z〉.142 Erst in jüngster Vergangenheit wurden gänzlich andere Positionen vorgeschlagen (Peust:126). Danach wäre  ein Frikativ gewesen und  eine Affrikata ( ts) (Baer, Schenkel) bzw.  ein palataler und  ein dentaler Frikativ (Kammerzell). In ihrer grundlegenden Arbeit zu den ägyptischen Namen im Nordwestsemitischen hat Muchiki die Lautgleichungen en détail untersucht und ihr Fundament sogar statistisch untermauert (Muchiki, 259-267).143 Da die Basis für ihre Untersuchung durchaus substanziell war und ihre Arbeit – trotz deutlicher Kritik – ebenfalls, muss hier nicht mehr im Einzelnen auf die verschiedenen Gleichungen bzw. Korrespondenzen eingegangen werden. Daher sei im Folgenden lediglich eine Tabelle mit den allgemein gültigen Lautkorrespondenzen gegeben, d.h. die graphischen bzw. lautlichen Entsprechungen:

Glottal stop Halbvokale

Labiale

Nasale Laterale Triller

Hebr.

Äg.

Äg.

Hebr.

Hebr.

Äg.

Äg.

Hebr.

‫ א‬

?



‫ א‬

‫ה‬

h

h

‫ה‬



‫ א‬, ‫י‬

‫ח‬





‫ח‬



‫ח‬



-

‫ע‬





‫ע‬

‫י‬

, y

y

‫י‬

‫ו‬

w

w

‫ו‬

‫ב‬

b

b

‫ב‬

‫פ‬

p, f

p

‫פ‬

f

‫פ‬

‫מ‬

m

m

‫מ‬

‫נ‬

n

n

‫נ‬

‫ל‬

r

‫ר‬

r

Pharyngale & Laryngale

Sibilanten

Velare

‫ר‬, ‫ל‬ r

Alveolare

‫ס‬

s

s

‫ס‬

‫ש‬

š

š

‫ש‬

‫צ‬



‫ק‬





‫ק‬

‫כ‬

k

k

‫כ‬

‫ג‬

g

g

‫?ג‬

‫ת‬

t

t

‫ת‬

‫ד‬

-

č

‫ת‬



‫ט‬



‫צ‬

‫ט‬



142 K. Dyroff, Ägyptisches j- der Tonsilbe im Koptischen, in: ZÄS 48, 1910, 27-30. 143 Y. Muchiki, Egyptian Proper Names and Loanwords in North-West Semitic, Atlanta 1999. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

IV. Die ägyptischen Namen und Wörter im Alten Testament

1. Forschungsgeschichte Die Forschungsgeschichte ägyptischer Lehnwörter im Bibelhebräischen beginnt mit keinem Geringeren als dem Altmeister der hebräischen Lexikographie, Wilhelm Gesenius.144 Gleich nach der Entzifferung der Hieroglyphen durch Jean-François Champollion begann dieser, sich das Altägyptische anzueignen und bald sogar zu unterrichten. Auf Gesenius geht etwa die bis heute schlagende Gleichung „Pharao – pr(.w) „Großes Haus“ zurück.145 Erst nach Erscheinen der letzten von ihm selbst bearbeiteten Edition des Handwörterbuchs146 erschien 1841 Ernst Hengstenbergs Die Bücher Moses’ und Ägypten147 Der eher unwissenschaftliche Ansatz dieser Arbeit lieferte den Anstoß für die erste Monographie eines ausgewiesenen Ägyptologen zu diesem Thema, Georg Ebers’ Aegypten und die Bücher Mose’s (1868).148 Jedoch erst in seiner 11. Auflage (1890) wurde ägyptologische Fachliteratur im ›Gesenius‹ berücksichtigt; 149 bis zur Einbeziehung eines Ägyptologen (Wilhelm M. Müller) sollten sogar weitere 15 Jahre ins Land gehen (14. Auflage 1905).150 Müller publizierte dann auch zwischen 1899-1905 eine ganze Reihe von Bemerkungen über Einzelgleichungen in der Orientalistischen Literaturzeitung. Zusammenfassende Arbeiten mit Aufarbeitung der gesamten älteren Forschungsliteratur sind einzelne Werke von Wilhelm Spiegelberg (1904)151, G. Karlberg (1912)152 und vor allem Thomas O. Lambdin (1953)153. Hebräische Ortsnamen in der Bibel hat Werner Vycichl (1940) diskutiert, für die Transkription ägyptischer Personennamen ist auf eine Arbeit von Bruno Hugo Stricker (1937) zu verweisen. Die meisten der in jenen Arbeiten gemachten Gleichungen wurden in der dritten Auflage des ›Köhler/Baumgartner‹ (1968) aufgrund der Mitarbeit von Siegfried Morenz aufgeführt.154 Zahlreiche dieser ägyptischen Lehnwörter im Hebräischen wurden zwar von Y. Muchiki in einer 1999 erschienenen Dissertation über ägyptisches Wortgut im Nordwestsemitischen berücksichtigt,155 jedoch ist diese Arbeit von ägyptologischer Seite kritisiert worden und zwar nicht zuletzt, weil die zahlreichen Gleichungen des Münchner Alttestamentlers Manfred Görg nicht berücksichtigt wurden.156 Dieser hatte in den letzten Jahrzehnten die Anzahl der vorgeschlagenen ägyptischen Etymologien nahezu verdoppelt.157 Nach wie vor kann dieses Corpus daher als nicht ausreichend bearbeitet 144 Überblick bei B.U. Schipper, The History of Egyptology and the Gesenius Dictionary, in: S. Schorch & E.J. Waschke (Hrsg.), Biblische Exegese und Hebräische Lexikographie (BZAW 427), Berlin 2013, 482-505. 145 W. Gesenius, Thesaurus philologico-criticus linguae Hebraicae et Chaldaicae Veteris Testamenti, Leipzig 1829ff. 146 W. Gesenius, Hebräisches und chaldäisches Handwörterbuch über das Alte Testament, Leipzig 41834. 147 E. Hengstenberg, Die Bücher Moses’ und Ägypten: nebst einer Beilage: Manetho und die Hyksos, Berlin 1841. 148 G. Ebers, Aegypten und die Bücher Mose’s: Sachlicher Commentar zu den aegyptischen Stellen in Genesis und Exodus, Leipzig 1868. 149 W. Gesenius, Hebräisches und aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament, bearbeitet von F. Mühlau & W. Volck, Leipzig 111890. 150 W. Gesenius, Hebräisches und aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament, in Verbindung mit F. Zimmern bearbeitet von F. Buhl, Leipzig 141905. 151 W. Spiegelberg, Der Aufenthalt Israel in Aegypten im Lichte aegyptischer Monumente, Strassburg 1904; W. Spiegelberg, Ägyptologische Randglossen zum Alten Testament, Strassburg 1904. 152 G. Karlberg, Über die Ägyptischen Wörter im Alten Testamente, Uppsala 1912. 153 T.O. Lambdin, Egyptian Loan Words in the OT, in: JAOS 73, 1953, 145-155. 154 L. Köhler & W. Baumgartner, Hebräisches und aramäisches Lexikon zum Alten Testament, Leiden ³1967. 155 Y. Muchiki, Egyptian Proper Names and Loanwords in North-West Semitic, Atlanta 1999. 156 T. Schneider, Review of Y. Muchiki, in: The Yewish Quarterly Review 42, 2001, 155-165; J.F. Quack, Review of Y. Muchiki, in: Review of Biblical Literature 2000, sub [http://www.bookreviews.org] (5.9.2011). 157 Die meisten seiner Gleichungen wurden in der Zeitschrift Biblische Notizen publiziert und sind vereint in der © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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IV. Die ägyptischen Namen und Wörter im Alten Testament

gelten, zumal es bislang nie im Hinblick auf die Phonologie des Ägyptischen ausgewertet wurde, sondern praktisch immer aus der hebraistischen Sichtweise heraus. Im Großen und Ganzen lassen sich vier Phasen der Forschungsgeschichte zu diesem Thema beobachten: ① ② ③ ④

Vor Champollion dienen lediglich die Klassische Autoren als Ausgangsmaterial für vereinzelte Etymologieversuche. Nach der Entzifferung der Hieroglyphen 1822 ist das altägyptische Sprachmaterial prinzipiell zugänglich, was zu ersten Etymologien führt. Um 1900 bietet die ›Berliner Schule‹ mit ihrem Lexikonprojekt „Wörterbuch der aegyptischen Spra che“ den Impuls für die verstärkte Suche nach neuen Gleichungen Die revolutionären neuen Ansichten zur Phonologie des Altägyptischen (sog. ›Neueren Komparatistik‹ ab den 1970ern, heute im deutschsprachigen Raum zunehmend akzeptiert) finden in der hebraistischen Literatur bislang noch keine adäquate Berücksichtigung.

2. Stand der Forschung Die bibelhebräischen Worter altägyptischen Ursprungs bilden ein überschaubares, zusammenhängendes und zugleich viefältiges Lehn- bzw. Fremdwortcorpus. Die grundlegenden Arbeiten in diese Richtung stammen noch vom Beginn des letzten Jahrhunderts; ihre Ergebnisse sind zumeist lediglich fortgeschrieben worden. Selbst die einzige zusammenfassende Studie von Thomas Lambdin ist bereits stark veraltet, stammt sie doch aus dem Jahre 1953. Außerdem werden in diesem nur zehn Seiten starken Aufsatz die Le xeme nicht ausführlich kommentiert und schon gar nicht linguistisch ausgewertet. Seit den Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts haben sich außerdem die Erkenntnisse zur altägyptischen Phonologie grundle gend verändert.158 ① Zum einen ist die Vokalisation des Ägyptischen, die aufgrund der Vokallosigkeit der Hieroglyphenschrift nur mit größtem Aufwand rekonstruiert werden kann, insbesondere in den 1970er Jahren durch die Arbeiten von Jürgen Osing und Wolfgang Schenkel systematisch erforscht worden.159 Hierbei spielte v.a. die keilschriftliche Nebenüberlieferung ägyptischen Sprachmaterials eine entscheidende Rolle, die hebräische Nebenüberlieferung wurde lediglich stellenweise berücksichtigt. ② Zum anderen werden seit den 1980er Jahren die grundsprachlichen Zusammenhänge zwischen dem Ägyptischen und den Semitischen Sprachen, also auch dem Hebräischen, sehr viel besser durchdrungen. 160 ③ Ferner ist der Sprachkontakt zwischen dem Ägyptischen und anderen Sprachen (Hethitisch, Akkadisch, Nubisch, Meroitisch, Berberisch) zunehmend gut erforscht. 161 Hinzu kommt der große methodische Fortschritt in der allgemeinen Sprachwissenschaft, wo sich die Kontaktlinguistik in den letzten Jahren zunehmend als eigener Zweig etabliert hat. Seit Mitte der 1970er Jahre hat der Münchner Alttestamentler Manfred Görg eine größere Anzahl neuer ägyptisch-hebräischer Wortgleichungen postuliert (vgl. Auswahlbibliographie), welche vor allem von Seiten der Ägyptologie meist sehr kritisch gesehen worden sind, ohne dass es jedoch zu einer systematischen Auseinandersetzung mit ihnen gekommen wäre. Ihnen wird daher in der vorliegenden Arbeit ein größerer Raum einzuräumen sein, um sie speziell auf ihre Stichhaltigkeit hin zu überprüfen. Prinzipiell sollen alle seine Gleichungen untersucht werden, wobei besonderes Augenmerk auf diejenigen Lexeme gerichtet sein soll, welche in der neuesten Auflage des ›Gesenius‹ aufgeführt sind.

Aufsatzsammlung M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, Wiesbaden 1991. 158 C. Peust, Egyptian Phonology, Göttingen 1999. 159 J. Osing, Die Nominalbildung des Ägyptischen, Mainz 1976; W. Schenkel, Zur Rekonstruktion der deverbalen Nominalbildung des Ägyptischen, Wiesbaden 1983. 160 W. Schenkel, Einführung in die altägyptische Sprachwissenschaft, Darmstadt 1990. 161 Überblick in: Das Ägyptische und die Sprachen Vorderasiens, Nordafrikas und der Ägäis, herausgegeben von T. Schneider, unter Mitarbeit von F. Breyer, O. Kaelin & C. Knigge , Münster 2004; vgl. auch F. Breyer, Ägypten und Anatolien, Wien 2011, 15 und 319ff. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

3. Fallbeispiele

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3. Fallbeispiele In der einzigen neueren Behandlung dieses Themas gab Bernd Schipper mehrere Fallbeispiele für ägyptisch-hebräische Gleichungen (Moses, Ramses, Pithom, Asenath, Potiphar, Zafenat-Paneach). Die zahlreichen neuen Gleichungen Manfred Görgs – so umstritten sie auch sein mögen – erwähnte Schipper dabei (wie übrigens auch Muchiki162) mit keinem Wort.163 Außerdem behandelte Schipper erneut nur Aspekte der hebräischen Lexikographie, ägyptologische Fragestellungen bleiben fast unberührt. Wie diese in die Untersuchung einbezogen werden können, sei daher an einem weiteren Beispiel demonstriert. Im 1. Buch der Könige wird in Kapitel 9, Verse 8-20a dreimal ein ägyptischer Titel genannt, der – wie so oft – fälschlich als Personenname interpretiert worden war: ‫תתְפחְפפ ֵנניס‬  Taḥpenês bzw. ‫תתְפחְפפ ֵננס‬  Taḥpenēs „die Königsgemahlin“. Der Kontext ist der Aufstand des Hadad in der späten Regierungszeit Salomons. Mit Sicherheit wurde der Text später mehrfach umgearbeitet, besonders in der großen mehrphasigen deuteronomistische Redaktion des 6. Jhd. v. Chr. und bei der Neuordnung der Bücher bis zum 4. Jhd. v. Chr. Authentisch sind die Belege von ‫ תתְפחְפפ ֵנניס‬Taḥpenês bzw. ‫ תתְפחְפפ ֵננס‬Taḥpenēs mit Sicherheit, da ein möglicher exilischer „Erfinder“ der Perikope entweder auf diesen Ausdruck verzichtet oder die ägyptische Königin ›anonym‹ belassen hätte. Die Formen ‫ תתְפחְפפ ֵננס‬/ ‫ תתְפחְפפ ֵנניס‬gehen also auf Vorlagen zurück, deren schriftliche Fixierung im 8. Jhd. v. Chr. liegen und vielleicht sogar auf eine mündliche Tradition bis in die salomonische Zeit reichen. Doch selbst dann noch gibt es generell bei der alttestamentlichen Nennungen ägyptischen Sprachguts zahlreiche Widrigkeiten, die ihre exakten Interpretation erschweren: ① Es gab verschiedene Zweige der Überlieferung, die alle der masoretischen gewichen sind. ② Außerdem muss mit mehreren synagogalen Kultdialekten gerechnet werden. ③ Die Vokalisation wurde erst im 10. Jhd. n. Chr. schriftlich fixiert. ④ Problematisch ist ferner der aramäische Einfluss, der oftmals nicht genau abgeschätzt werden kann. ⑤ Die Trennung/Rekonstruktion der Laryngale und die Vereinheitlichung der Sibilantenschreibungen gelang den Masoreten nicht vollkommen. ⑥ Es gibt Abschnitte, sie sehr spät völlig neu vokalisiert wurden. Mit anderen Worten: sowohl der Entstehungs-, als auch der Überlieferungprozess des altestamenlichen Textes ist überaus komplex. Nun zur Interpretation. ‫ תתְפחְפפ ֵננס‬/ ‫תתְפחְפפ ֵנניס‬ wurde vielfach als Wiedergabe eines ägyptischen Personennamens gedeutet:164 ① P. Montet (1941) ② W.F. Albright (1955) ③ Y. Muchiki (1999)

T-šp(.t).n-ś.t „Die Isis entstehen ließ“ T-ḥn(.t)-p-nśw „Die der König schützt“ T-n().t-ḥw(.t)-p-nśw „Die zum Königshaus gehört“

Alle drei Deutungen sind nicht möglich. Gegen ① steht, dass der Lautwandel ḫ > š im Ägyptischen erst viel später eintritt, gegen ② & ③, dass bei Personennamen nśw nie mit Artikel steht. Daher kommt nur eine Deutung als Titel t-ḥm(.t)-nśw „Königsgemahlin“ in Betracht. Es liegt also der gleiche Fall vor wie bei der Wiedergabe derselben Verbindung als daḫamunzu in den keilschriftlich überlieferten hethitischen „Mannestaten des Suppiluliuma“.165 Entsprechend wurde diese Deutung von zahlreichen Forschern favorisiert (Stricker, Grdseloff, Fecht, Quack).166 Dabei sind die Wiedergaben der ägyptischen Phoneme t, ḥ und 162 Y. Muchiki, Egyptian Proper Names and Loanwords in North-West Semitic, Atlanta 1999. 163 Vortrag auf der Gesenius-Tagung 2010 in Halle anlässlich des zweihundertjährigen Erscheinens der Erstausgabe: B.U. Schipper, The History of Egyptology and its Traces in Gesenius’ Dictionary, in: S. Schorch & E.-J. Waschke (Hrsg.), Biblische Exegese und hebräische Lexikographie, Berlin 2013, 484-507. 164 P. Montet, Le Drame d’Avaris, Paris 1941, 197; W. Albright, New Light on Early Recensions of the Hebrew Bible, in: Bulletin of the American School of Oriental Research 140, 1955, 32; Y. Muchiki, Egyptian Proper Names and Loanwords in North-West Semitic, Atlanta 1999, 228. 165 F. Breyer, Egyptological Remarks Concerning Dahamunzu, in: Ägypten und Levante 20, 2010, 445-451, vgl. auch F. Breyer, Ägypten und Anatolien, Wien 2010. 166 H. Stricker, Trois études, in: Acta Orientalia 15, 1937, 11ff.; B. Grdseloff, Recherches sur Tanis, in: Annales de Service des Antiquitées (ASAE) 47, 1947, 69-99 & 211-216; G. Fecht, Wortakzent und Silbenstruktur, Glückstadt etc. 1960, § 30; J. Quack, Rezension von Y. Muchiki, Loanwords, in: RBL 2000, 4. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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IV. Die ägyptischen Namen und Wörter im Alten Testament

n unproblematisch. Erklärungsbedürftig sind hingegen ① die Schreibung von ‫פ‬ anstelle von m, ② die unerwartete Wiedergabe des ägyptischen Sibilanten ś mit der Affrikate167 ‫ס‬  sowie ③ die Setzung einer mater lectionis. Vom ägyptologischen Standpunkt aus wäre ④ die Vokalisation des Königstitels nśw zu nennen, die auf dem ersten Blich mit -nês/-nēs der bisherigen Rekonstruktion derselben widerspricht. Bei ① könnte ein im Ägyptischen belegter Lautwandel m→b__n (in Nachbarschaft zu n) vorliegen, was jedoch aufgrund der dazwischen liegenden Silbengrenze unwahrscheinlich ist. Außerdem hat die Septuaginta das m in Θεκεμίνας erhalten. Es wird vielmehr eine Verschreibung von ‫ מ‬zu ‫ פ‬innerhalb der hebräischen Tradition vorliegen. Beide Letternformen sind seit dem 8. Jhd. sehr ähnlich und leicht zu verwechseln. 168 Punkt ② ist nach den Forschungen von Y. Muchiki169 leicht zu erklären: die ägyptischen Sibilanten werden im Bibelhebräischen ausnahmslos durch ‫ ס‬wiedergegeben, da das ‫ש‬ ‫ ש‬aufgrund seines bewahrten lateralen Charakters170 weniger zur Darstellung von äg. ś taugte. Was die Vokalisation (④) angeht, so kann auch dieses Problem überzeugend erklärt werden: sie wurde in Analogie zu mehreren anderen Wiedergaben ägyptischen Sprachgutes im Alten Testament (nämlich ‫חס‬ ‫פנינ נ ח‬ ‫ פ פנ נ ח‬Pînḥās/Pinḥās [< äg. P-nḥś.], / ‫חס‬ ‫נ‬ ‫ פ‬/‫חס‬ ‫תחַחפננ נ ח‬ e e Taḥapanḥēs/T ḥapn ḥēs [< äg. T-ḥw.t/wḥy.t-p-nḥś.] und Ḥānēs [< äg. Ḥw.t-n(.)w-nw‫חס‬ ‫ַח‬ ‫חנ נס‬ ‫ח‬ ‫תחנפַחנ נ ח‬ nśw]171) überformt. Die Überlieferungsgeschichte des ägyptischen Ausdrucks stellt sich also wie folgt dar (Tabelle 1):



Der ägyptische Titel t-ḥm(.t)-nśw „Königsgemahlin“ wird in einer legeren Nebenform *tǝḥĕmśǝ des offiziellen *tăḥĭmnśǝ als *taḥæmins(e) ins Hebräische entlehnt und als Personenname umgedeutet. In Verwechslung mit ‫חס‬ ‫ ַח‬/ ‫חס‬ ‫ נ‬Taḥapanḥēs/Teḥapneḥēs wird er überformt, vgl. die Form ‫תחנפַחנ נ ח‬ ‫תחַחפננ נ ח‬ der Septuaginta Θεκεμίνας.172 Anschließend wird analogisch zum Toponym ‫נס‬ ‫ח נ‬ ‫ ח‬Ḥānēs beider Tonvokal von ā nach ē verändert.



Durch eine innerhebräische Verschreibung ‫ מ > פ‬wird die Graphie weiter entstellt.



Schließlich wird bei einer redaktionellen Vereinheitlichung die mater lectionis ‫ ני‬ergänzt.

① ②

Trotzdem müssen Fragen offen bleiben. So ist unklar, weswegen bei *taḥæmins(e) keine Assimilation -nszu -ss- stattfand.173 Wahrscheinlich war dies der fremdartigen Bildung geschuldet. Andererseits könnte hierin auch ein Indiz für einen ägyptischen silbischen Nasal gesehen werden, der im Hebräischen zu einem Vollvokal zwischen n und s aufgelöst wurde, was aber Θεκεμίνας unerklärt ließe. Fazit: der auf den ersten Blick widersprüchliche Befund des Hebräischen bestätigt bei genauerer Berücksichtigung der Texteschichte die Rekonstruktion des ägyptischen Königstitels als -nśǝ und wird damit zwei zentralen Forderungen der ägyptischen Diskussion um dieses Wort gerecht: J. Vergotes Wunsch nach der Einheitlichkeit der Belege und W. Schenkels Ruf nach einer kritischen Emendation der masoretischen Form.174 Dieses Fallbeispiel zeigt, dass hochspezialisierte Arbeit dieser Art ihr Fundament nicht nur in der Hebraistik, sondern in genau demselben Maße auch in der Ägyptologie hat, genauer gesagt in der altägyptischen Sprachwissenschaft. 167 R. Steiner, Affricated Ṣade in the Semitic Languages, New York 1982. 168 J. Renz & W. Röllig, Althebräische Epigraphik III, Darmstadt 1995, Tab. 1-37; E. Tov, Textkritik der Bibel, Stuttgart 1997, 342 (Abb. 29), 343 (Abb. 30). 169 Y. Muchiki, Egyptian Proper Names and Loanwords in North-West Semitic, Atlanta 1999, 205-273; R. Gundacker, Studien zu Genese und innerer chronologischer Schichtung der Pyramidentexte, Diss. Wien 2009, 84, Anm. 519. 170 R. Steiner, The Case for Fricative-Laterals in Proto-Semitic, New Haven 1977; cf. auch J. Hoch, Semitic Words in Egyptian Texts of the New Kingdom and Third Intermediate Period, Princeton 1994, 434 (Tabelle 2). 171 Koptisch S, B Ϩⲛⲏⲥ, assyrisch URUḪi/e-ni-in-ši (Assurbanipal). Vgl. F. Breyer, Tanutamani. Die Traumstele und ihr Umfeld, Wiesbaden 2003, Index s.v. 172 Nach Fertigstellung des Manuskripts erschien die Arbeit von Chr. Theis, Θεκεμείνας und ‫ תתְפחְפפ ֵנניס‬in 1. Könige 11,19, in: JSCS, 2016, 50-59. 173 G. Bergsträsser, Hebräische Grammatik I, Leipzig 1918, §24e 174 J. Vergote, Sur les mots composés en Égyptien et en Copte, in: Bibiotheca Orientalia 18, 1961, 210ff.; W. Schenkel, Das Wort für König (von Oberägypten), in: Göttinger Miszellen 94, 1986, 68. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

3. Fallbeispiele

Zeit bis 900 v.Chr.

t-ḥm(.t)-nśw ‫)*( תחמנס‬ *taḥæmins(e)

um 600 v.Chr. —— 575 v.Chr.

—— (e)

Ḥw.t-n(.)w-nw-nśw

T-ḥw.t/wḥy.t-p-nḥś.

P-nḥś.

——

——

‫* )*( פנחס‬Panaḥās

——

‫* )*( תחמנחס‬Taḥapæn(e)ḥās

——

——

( )

(→ Πανᾶς)

‫* * חנס‬Ḥānēs

*Taḥapanḥās/T ḥapn ḥās

*Pin(e)ḥās

→Ἄνυσις

——

→ Πακνᾶς

um 400 v.Chr. *Taḥ minās

——

*Taḥapanḥās/Teḥapneḥās

*Pin(e)ḥās

200 v.Chr.

→ Θεκεμίνας

——

→ Τάφνας

→ Φινέας

nach 150 v.Chr.

*Taḥmenēs

*Ḥānēs

*Taḥapanḥēs/Teḥapneḥēs

——

——

*Taḥapanḥēs/Teḥapneḥēs

——

550/450 v.Chr. *Taḥ mins 400 v.Chr.

(e)

27

—— (e)

um 100 v.Chr. *Taḥpenēs

(e)

(e)

50 v.Chr.

‫)*( תחפנ)ני(ס‬

——

——

‫)*( פ)ני(נחס‬

500 n.Chr.

*Taḥpenês

——

——

*Pî/in(e)ḥās

75 n.Chr.

→ (*)Θαφίνη〈ς〉

——

——

——

‫חחנ נס‬

‫חס‬ ‫ ַח‬/ ‫חס‬ ‫תחנפַחנ נ ח‬ ‫תחַחפננ נ ח‬ ‫נ‬

‫פנינ נחחס‬ ‫פ פנ נ ח‬ ‫ פ‬/ ‫חס‬

um 925 n.Chr. ‫תחנפננ חס‬ ‫ ַח‬/ ‫תחנפנחנניס‬ ‫ַח‬

© 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen Die Einträge dieses Lexikonteils sind wie folgt aufgebaut: Zunächst wird die vokalisierte hebräische Graphie angegeben, gefolgt von einer Transliteration. Darauf folgt in der Kopfzeile des Lemmas ein Quer verweis auf die neueste Auflage des Gesenius-Wörterbuches (d.h. eine Seitenzahl) und schließlich die Grundbedeutung. Im eigentlichen Lexikoneintrag werden zunächst die Graphien und Parallelstellen angegeben, dann wird auf die Beleglage eingegangen. Danach wird das Lexem ausführlicher kommentiert und der Lemmaeintrag wird fallweise durch einen Literaturblock abgeschlossen, der nicht nur hinsichtlich der gebrauchten Abkürzungen der 18. Auflage des Gesenius folgt, jedoch bei Bedarf ergänzt wurde.

1. Personennamen

‫ר ן‬ ‫ ת אֲהה ֺר‬Aharon

21 Aaron Aaron. Ältester Sohn von Amram und Jochebed, Bruder Moses und Mirjams, Stammvater des israelitischen Priestertums (Ex 4,14. 6,20.23. 28,1. Nu 3,1&c.), auch gebraucht im Sinne von „Hohepriester“ ( Ps 133,2). Samaritanisch Āarron, Septuaginta Ααρων und selten wie in Dura-Europos Αρων. Herkunft und Bedeutung unsicher, vielleicht ägyptisch, jedoch aus lautlichen und onomastischen Gründen nicht  rn „Groß ist der Name“ (so Hösl, Fs Babinger, 85). Name und Herkunft des Personennamens hrn sind völlig unklar, zumindest von semitistischer bzw. hebraistischer Seite. Aufgrund der ägyptischen Verbindung der Moses-Geschichte bietet sich eine ägyptische Erklärung in der Tat an, zumal der Begleiter des Aaron, ḥwr (Ex 17) als Horus praktisch unbestritten sein dürfte (lediglich R. Zadok hat diesen Namen zur hebräischen Wurzel „weiß sein“ (ḥw/yr) gestellt. M. Noth (IP) hält dies für unwahrscheinlich und geht von einer Verbindung mit akkadisch ḫūru aus, welches nach AHw 360a ein hurritisches Lehnwort sein soll. Manfred Görg hat die bisherige Diskussion zusammengefasst und eine neue ägyptische Erklärung vorgeschlagen. Zunächst widmet er sich der Frage, warum der Name eigentlich ägyptisch sein soll. Seiner Meinung nach liegt hier ein Fall von „Ägyptophilie“ vor bzw. es handelt sich um einen „Zeugen ägyptenfreundlicher Ambitionen im Parteienstreit“. 175 Er meint, der gesagte Horus sei möglicherweise von der Partei des Pašḫur bewusst propagandistisch als „Ahnherr“ plaziert worden, und zwar im Sinne einer „bewußte[n] Profilierung ägyptenfreundlicher Interessen in einem Stadium der Textwerdung von Ex 17“. Wie dem auch sei – eine semitische Erklärung von Aaron als „Er leuchteter“ sei wenig überzeugend, weswegen bereits in KBL 17a eine ägyptische Derivation fragend angedeutet worden sei. Bereits 1897 wurde von Kerber eine ägyptische Erklärung erwogen, Noth und Koch sind dem prinzipiell gefolgt, ohne einen konkreten Vorschlag zu machen. I. Hösl schlug als Gleichung  rn „Groß ist der Name (des Gottes)“ vor, was von HAL 19a übernommen wurde. Gegen diese Gleichung spricht wie Wiedergabe des Bestandteils  „groß“ in „Pharao“ (< pr(.w)-) und die koptische Vokalisation von mittelägyptisch rn „Name“ als ⲣⲁⲛ, d.h. ran. Hinzu kommt der Umstand, dass ein vergleichbarer Namen im ägyptischen Onomastikon bisher nicht belegt ist. Görg meint nun, es könne sich um einen ägyptischen Ausdruck handeln, der mit semitischen Affixen versehen wurde, konkret einem präformativen Aleph und einem afformativen -(w)n. Was bleibt, deutet er als ägyptisch ḥr. „Oberer, oben befindlich“ (Wb. III, 133ff.), vgl. ḥr. „Vorgesetzter, Oberster“ (Wb. III, 141f.) und ḥr.-tp „Oberhaupt“ (Wb III, 139f.). Zu Letzterem vergleiche man hebräisch ‫ט ם‬ ‫ תח ְפר ֹט‬ḥarṭōm. Der Name Aaron wäre demnach zunächst ein ägyptischer Titel gewesen, welcher die Leitungsfunktion des Namensträgers ausgedrückt hätte. Görg deutet an, der Ahnherr der Eliden, Eli könnte möglicherweise als Vorbild für die (künstliche) Namensbildung Aaron fingiert haben. Die Interpretationen einer ägyptischen Etymologie des Aaron sind weitreichend und gehen von einer parteilichen Zeichnung des Aaronbildes aus. Demnach sei hier vielleicht eine Reaktion auf die 175 Vgl. M. Görg, Pašḫur und Pišanḫuru, in: BN 20, 1983, 29-33. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

„Arroganz der ägyptophilen Beamten und Priester in Jerusalem“ greifbar, welche den von dieser Partei „profilierten Aaron in negative Konkurrenz zu Mose rückt“ (Görg). Wie dem auch sei, es stellt sich zunächst natürlich die Frage, ob Görgs Gleichung Bestand haben kann. Prinzipiell gibt es durchaus Belege für das prothetische Aleph in Personennamen, und auch die Kombinati on von ägyptischen Wörtern mit hebräischen Affixen ist nicht unbekannt, wenn auch sehr ungewöhnlich. Aus lautlicher Sicht steht zumindest im Bezug auf die Konsonanten der Gleichung im Wege, dass / h/ und /ḥ/ im Ägyptischen in dieser Zeit noch nicht zusammengefallen sind. 176 Die Vokalisation spricht nicht dagegen, denn die Präposition ḥr „oben“ kann voraltkoptisch als *ḥr rekonstruiert werden, auch wenn sich dies später zu *ḥ verschob. Alle oben genannten Lexeme bzw. Ausdrücke sind Ableitungen von dieser Präposition, und zwar Nisba-Bildungen. Dass die Nisbaendung mitsamt dem davor stehenden Vokal zum Zeitpunkt der Entlehnung aufgrund der Auslautstellung bereits geschwunden war, ist wahrscheinlich. Kurzum: Die Gleichung ist definitiv zu verwerfen. IP Nr. 55; Kuhn, ThWNT I, 3f.; Koch, BHH 1f. R. Zadok, Die nichthebräischen Namen der Israeliten vor dem hellenistischen Zeitalter, in: UF 17, 1986, (387-398) 393; G. Kerber, Die religionsgeschichtliche Bedeutung der hebräischen Eigennamen des Alten Testaments, Freiburg 1897, 76f.; I. Hösl, Zur orientalischen Namenkunde: Maria – Moses – Aaron. Eine phi lologische Studie: Serta Monacensia, Leiden 1952, 80-85. M. Görg, Aaron – von einem Titel zum Namen?, in: BN 32, 1986, 11-17.

‫ ֲה אֻחח תזת‬aḥuzzat

37 Ahussat Ahussat, Vertrauter des Abimelech von Gerar (Gn 26,26). Samaritanisch Ēzat, Septuaginta Οχοζαϑ. Bislang hat es offenbar an Vorschlägen zur Interpretation dieses Namens gefehlt, bzw. man beschränkte sich darauf, ihn als unsemitisch einzustufen (Gesenius18 37), ohne auf Görgs Gleichung hinzuweisen. Dieser schlug vor, den Namen von ägyptisch ḥsy.t „Günstling“ (Wb. III, 158:15) abzuleiten, was seinerseits eine Form von ḥs „loben“ darstellt und häufiger Bestandteil ägyptischer Personennamen ist (ÄPN I, 254f; II, 308; DemNB I:866). Görg verweist darauf, dass der beigegebene hebräische Titel mrhw „sein Vertrauter“ sehr gut zu einer ägyptischen Deutung passen würde, man denke an den ägyptischen Titel „Freund des Königs“ (vgl. H. Donner, Der „Freund des Königs“, in: ZAW 73, 1961, 269-277). Das prothetische Aleph kommt auch bei Personennamen vor, sollte also kein Hindernis für diese ägyptische Etymologie darstellen. Die Wiedergabe des Laryngals ist regelmässig, nur beim Sibilanten gibt es Probleme (Peust:125f.). Nach Muchiki (230) kommt in keiner Wiedergabe ägyptischen Sprachmaterials Zajin vor, jedoch hat sie Görgs Gleichungen nicht mit berücksichtigt. Das Hauptproblem bei der vorliegenden Gleichung ist der Umstand, dass es im Ägyptischen keine stimmhaften Sibilanten oder Afrikaten gibt. Ausserdem sind die beiden hinter den Graphemen  〈ś〉 und  〈s〉 stehenden Laute bereits sehr früh zusammengefallen sind, so früh, dass keine Wiedergaben entsprechender ägyptischer Wörter in nicht-ägyptischen Texten vorkommen. Daher lässt sich die genaue Natur von  〈ś〉 und  〈s〉 nicht bestimmen. Mit Bezug auf das Hebräische kommt hinzu, dass die Gleichungen mit dem Hebräischen Fritz Hommel 1892 dazu geführt haben,  〈ś〉 mit hebräisch ‫ ש‬und  〈s〉 mit hebräisch ‫ ס‬zu gleichen.177 Diese Gleichung ist der Grund für die heute in Teilen der Ägyptologie übliche Transkription 〈ś〉 vs. 〈s〉. Die meisten Ägyptologen vertreten allerdings die die auf Dyroff (1910) zurückgehende Meinung,  repräsentiere einen stimmhaften und  einen stimmlosen Sibilanten – entsprechend wird von ihnen  〈s〉 und  〈z〉 transkribiert.178 Folgt man Hommel, würde man für ḥs ein hebräisches ‫( חס‬mit Sameḵ) erwarten, folgt man der communis opinio, wäre das stimmhafte Zajin (‫ז‬, z) in einer Wiedergabe von ḥs gar nicht so unpassend. In jüngerer Zeit wurden übrigens zwei gänzlich andere Interpretationen vertreten (Peust:126), wonach  ein Frikativ ist und  eine Affrikata (ts) (Baer, Schenkel) bzw  ein palataler und  ein dentaler Frikativ (Kammerzell). Wie dem auch sei – dass zu einem Zeitpunkt, an dem ägyptisches Sprachgut ins Hebräische gelangte, sich noch eine alte Lautung des ägyptischen  erhalten habe, ist aufgrund der großen zeitlichen Distanz zum 176 Freundlicher Hinweis von J.F. Quack. 177 F. Hommel,  und  als verschiedene Laute im Ägyptischen, in: ZÄS 30, 1892, 9-11. 178 K. Dyroff, Ägyptisches j- der Tonsilbe im Koptischen, in: ZÄS 48, 1910, 27-30. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

1. Personennamen

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ägyptischen Alten Reich (wo  und  noch getrennt wurden) sehr unwahrscheinlich. Mit anderen Worten: Görgs Gleichung ist abzulehnen. ÜABN 53; IP 179, Annm. 1. M. Görg, Die Begleitung des Abimelech von Gerar (Gen 26,26), in: BN 35, 1986, 21-25; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, ÄAT 11, Wiesbaden 1991, 182-186; M. Görg, Der Name im Kontext. Zur Deutung männlicher Personennamen auf -at im Alten Testament, in: W. Gross, H. Irsigler & Th. Seidl (Hrsg.), Text, Methode und Grammatik (Fs. Wolfgang Richter), St. Ottilien 1991, (81-95) 83-87.

‫ ֲה אִחחימות‬ ḥîmôṯ a

37 herkömmlich interpretiert als Personenname Ahimot (1Chr 6,10) Gesenius18 37 verweist auf keilschriftliches Aḫi-meti und inschriftliches ḥm, liest jedoch mit Vers 20 ‫( תמתחת‬Rudolph). d.h. den Personennamen Maḥat (Gesenius18 662). Muchiki (207) erklärt den Namen als Hybridform „Bruder der Muth“, d.h. gebildet aus dem hebräischen Element ḥy „Bruder“ und dem ägyptischen Gottesnamen Mw.t „Mut“, einem bekannten Element spätägyptischer Personennamen. Der Name könnte jedoch auch ganz ägyptisch (und später semitisch umgedeutet) oder ganz semitisch sein – im ersten Fall wäre auf ḫ-Mw.t (Ranke ÄPN I, 2:24, nicht im DemNB) zu verweisen, im zweiten auf eine Interpretation „Bruder des Todes“. Muchiki schreibt allerdings zurecht, dass ‫ ֲה אִחחימות‬aḥîmôṯ in Ägypten geboren wurde und von daher eine ägyptische Deutung der semitischen vorzuziehen sei. Freilich gilt es zu bedenken, dass ḫ-Mw.t lediglich einmal im Neuen Reich belegt ist. Es kann ferner auf einen möglicherweise ebenfalls mit Mw.t gebildeten Namen ‫ ענמות‬n-Mw.t auf einem ammoritischen Siegel hingewiesen werden (Muchiki 219). Hier wie dort ist nicht ganz eindeutig, ob nicht doch der semitische Gott Mot („Tod“) gemeint sein könnte. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Gleichungen ist hier nicht die Frage, ob die Gleichung phonolo gisch möglich ist, sondern eher, ob man Hybridformen bzw. das Element „Tod“ in einem Personennamen wirklich für möglich hält. Dies ist also streng genommen kein Problem, das die Ägyptologie berührt, son dern das allein von der Hebraistik bzw. altestamentlichen Wissenschaft entschieden werden kann. IP Nr. 94; anders Driver, PEQ 77,14.

‫ ֲה אִחחי תרע‬ ḥîra a

38 Ahira, Sippenoberhaupt aus Naphtali (Nu 1, 15. 2,29. 7,78.83. 10,27.) Nach LHA und HAL zusammengesetzt aus ‫ א אח‬āḥ „Bruder“ und ‫ ֵנר תע‬rea „Gefährte, Freund“ (Gesenius18 1251); anders jedoch IP Nr. 105. Samaritan. āīra; Septuaginta Αχιρε. Muchiki (207) verweist auf das hebräische Lexem ‫ רע‬r „Böses“ (von der Wurzel ‫ רעע‬r, meint jedoch gleichzeitig, dass ein Göttername sehr viel wahrscheinlicher sei, vor allem auch, da r „Böses“ nicht in Personennamen gebraucht werde – allerdings sei hebr. rēa eine mögliche Alternative, trotz der anderen Vokalisierung. Muchiki spricht sich also vorsichtig für eine Gleichung mit dem ägyptischen Gottesnamen R(.w) aus, dem Sonnengott vgl. ‫ תרְפעְפמֵנסס‬ramses und ‫ תרתעְפמֵנסס‬raamses „Ramses(stadt)“ (Gn 47,11. Ex 1,11. 12,37. Nu 33,3.5). Lautgleichungen der beiden Konsonanten ‫ ר‬r und ‫ ע‬ sind regulär. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass das semitische Ayin in der akkadischen Keilschrift nicht exakt wiedergegeben wird (Peust 99-102) – entweder es steht dann ḫ oder ein gebrochener Vokal (vgl. ägyptisch ww „Soldat“ - keilschriftlich ú-e-eḫ, ú-e-e bzw. wi-a). Die hebräischen Wiedergaben waren also entscheidend für die frühe Lautwertbestimmung des ägyptischen Graphems  und damit auch für die Transkription des Zeichens als Ayin, d.h. 〈〉. Für die vorliegende Untersuchung ist die ägyptologische Diskussion zur Lautung von  vor 2000 v. Chr. (Peust: 99-106 ) unerheblich, da die Entlehnung ins Hebräische sicherlich erst im ersten Jahrtausend v. Chr. stattfand. In semitischen Lehnwörtern im Ägyptischen (2. und 1. Jhd. v. Chr.) wird das semitische Ayin regelmässig durch ägyptisch  〈〉 wiedergegeben (Hoch:413, 431, 435). Das ägyptische R(.w) bedeutet „Sonne“ und ist gleichzeitig der Name des Sonnengottes Re (Wb. II, 401:5-8). Elmar Edel folgend (AÄG §106) wird ein in den Graphien nicht vorkommendes w am Ende rekonstruiert. Der Grund hierfür sind die ägyptisch-koptischen Silbenbildungsregeln, nach denen auf einen © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

langen Tonvokal, der durch koptisch ⲣⲏ belegt ist, mindestens zwei Konsonanten folgen müssen (*Rī˘w). Die Rekonstruktion eines w (und nicht etwa eines ) erfolgte in Analogie zu nbw - Bⲛⲏⲃ „Herr“. Als Bestandteil von Personennamen wird der Gottesname häufig in (mittelbabylonischer) Keilschrift wiedergegeben (Vycichl DEC 170): ① IMi-im-mu-u-ri-ia, INi-ib-mu-a-ri-a < Nb-m.t-R(.w) (Amenophis III.), ② Imiin-mu-a-ri-a < Mn(.w)-m.t-R(.w) (Sethos I.), ③ INa-ap-ḫu-ru-ri-a < Nfr-ḫpr.w-R(.w) (Amenophis IV./Echnaton), ④ IRi-a-na-pa < R(.w)-nfr(.w), ⑤ IŠá-ti-ip-na-ri-a < Stp.nR(.w) (Ramses II.) ⑥ IWa-ášmu-a-ri-a < Wśr(.w)-m.t-R(.w) (Ramses II.), aber auch in griechischer Schrift: ① Mn(.w)-k.w-R(.w) – Μεγχερῆς, ② N.-m.t-R(.w) – Λαμαρῆς (Manetho). Die enttonte Form lautet Ra (nicht Rê): ① Ῥαμεσσῆς < R(.w)-mś(.w)-św (Ramses), ② Ἀμονρασονϑῆρ < mn(.)-R(.w)-nsw-nčr.w. Nach E. Edel, Zur Vokalisation des Neuägyptischen, in: MIO 2, 1954, 30-43, sind die keilschriftlichen Graphien im Sinne eines eVokals (ri = re) zu interpretieren (vgl. das koptische ⲣⲏ). Die masoretische Vokalisation entspricht demnach dem griechischen Befund (Ῥα-; -ρα-), weniger dem keilschriftlichen ( Ri-a- = Re-a). Wahrscheinlich liegt zumindest beim Königsnamen „Ramses“ eine Kontamination durch die Septuaginta vor. Dies kann jedoch für den vorliegenden Fall ausgeschlossen werden. Wie genau dies zu interpretieren ist, wage ich nicht zu entscheiden. Entweder, die enttonte Form lautete auch im Ägyptischen im Neuägyptischen auf a, oder die Gleichung ist falsch.179 Am wahrscheinlichsten ist jedoch, dass man der masoretischen Punktation (wie von vorne herein als Grundhaltung anzunehmen) nicht allzu viel Gewicht beimessen sollte, da sie sehr viel später ist als der anzunehmende Entlehnungsprozess.

‫ ת אִחסיר‬assîr

83 Personenname Assir, d.h. Osiris (?) 1. Sohn von Korah (Ex 6,24. 1Ch 6,7.) 2. Weitere Korahiten (6,8.22) IP Nr. 196; samaritan. āsor. Muchiki (208) hält eine ägyptische Interpretation zurecht für sehr wahrscheinlich, da der Namensträger in Ägypten geboren wurde. Alternativ zu Wśr „Osiris“180 bietet sie sr „Tamariske“ als Gleichung an (vgl. Ranke ÄPN I, 46:22-25 & ÄPN II, 246:14 AR-MR). Letzteres sei ein durchaus häufiges Element, vgl. demot. sr und kopt. ⲟⲥⲓ. Problematisch ist, dass weder demot. sr noch kopt. ⲟⲥⲓ in Personennamen belegt sind. Das Problem ist nun, dass es auch eine glaubhafte semitische Deutung gibt, nämlich die semitische Wurzel ‫„ אסר‬binden“ (vgl. āsîr bzw. āssir „Gefangener“) – allerdings kommt ‫ אסר‬in hebräischen Personennamen sonst nicht vor. Was die phonologischen Aspekte angeht, so lässt sich beim Anlaut auf die spätzeitlichen Formen verweisen, dem unser heutiger Sprachgebrauch „Osiris“ (Wb I 359:5) zugrunde liegt (griechisch Ὄσιρις; Plutarch Ὕσιρις), d.h. der anlautende Konsonant war zu jener Zeit geschwunden bzw. konnte im Griechischen nicht wiedergegeben werden (vgl. Peust:142). Es sollte jedoch auch betont werden, dass dessen Status nicht ganz sicher ist (Peust:262): Vycichl folgt Kuhlmann in der Lesung Ws-r.t, was jedoch kaum haltbar sein dürfte;181 In jüngster Zeit hat sich Zeidler dann auch wieder für eine etymologische Verbindung mit wśr „mächtig“ stark gemacht.182 Die koptische Form von „Osiris“ lautet ⲟⲩⲥⲓⲣⲉ bzw. ⲟⲩⲥⲓⲣⲓ. Das initiale ⲟⲩ- spricht für die Rekonstruktion des initialen Konsonanten als w im älteren Ägyptischen, wie es in der Tat ptolemäerzeitliche Graphien nahelegen – außerdem existieren aus der Dritten Zwischenzeit Schreibungen eindeutig mit anlautendem w als Einkonsonantenzeichen. Andererseits weisen die älteren Graphien vielleicht eher in Richtung eines Anlauts 〈〉. Wenn nach Osing wirklich eine Verbindung besteht zum Namen der Göttin Isis (〈s.t〉, koptisch ⲏⲥⲉ < *s˘t) und damit der Vortonvokal tatsächlich als *u bestimmt 179 J.F. Quack wies mich darauf hin, die Gleichung müsse falsch sein, da „Re“ seit dem Neuen Reich mit Artikel konstruiert wird. Dies ist zwar in der Tat der Fall, jedoch könnte man sich gerade bei einem so prominenten Gottesnamen auch vorstellen, dass ältere Formen von Nichtägyptern noch lange gebraucht werden, wie dies beim Gottesnamen Amun in Nubien der Fall war (meroitisch mit der archaischen Vokalisation Amani). 180 Selbstverständlich ist „Osiris“ kein Personenname – will man diesen Gottesnamen daher als Etymologie verwen den, müsste man von einem Kurznamen ausgehen. 181 K.P. Kuhlmann, Zur Etymologie des Götternamens Osiris, in: SAK 2, 1975, 135-138; W. Vycichl, Dictionnaire étymologique de la langue copte, Leuven 1983, 238. 182 J. Zeidler, Zur Etymologie des Gottesnamens Osiris, in: SAK 28, 2000, 310-316. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

1. Personennamen

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werden kann,183 dann hätte der Gottesname ursprünglich *usr˘w gelautet, was nach dem Schwund des Anlauts zu *wsr˘w uminterpretiert worden sein könnte. Die Wiedergabe von „Osiris“ in Keilschrift ist uru Pu-ši-ru (Ranke, KM:33) < Pr(.w)-Wśr(.w) (nb ṭw) „Haus des Osiri (Herr von ṭw)“ (Wb I, 514:1), was der griechischen Transkription Βουσῖρις entspricht bzw. dem arabischen Abū Șīr < koptisch B ⲡⲟⲩⲥⲓⲣⲓ/ⲃⲟⲩⲥⲓⲣⲓ.184 Es fällt auf, dass bei allen arabischen Belegen (Pr(.w)-Wśr(.w) ist die Etymologie mehrerer heutiger Ortsnamen in Ägypten) der Name mit emphatischem ṣ übernommen wurde und der im Koptischen belegte vokalische Auslaut nicht wiedergegeben wird.185 Die Gleichung mit sr „Tamariske“ erscheint zunächst einmal möglich, da das entprechende koptische Wort ⲟⲥⲓ nahelegt, dass dieses Lexem einmal *sir vokalisiert wurde. Dagegen spricht jedoch, dass das 〈r〉 bereits im Neuen Reich im Auslaut geschwunden war und eine Bedeutung „Tamariske“ als Personenname wenig Sinn zu machen scheint.

‫ ת אְפס אנה‬asnâ

83 Personenname Asna, ein Tempelsklave (Esr 2,50). Da dieser Name keine stimmige semitische Etymologie besitzt, gilt er als ägyptisch ( Noth, IPN 63). Muchiki (208) meint, falls es sich um einen ägyptischen Namen handeln sollte, dann am ehesten um N-swNw.t „Der(jenige) der Nut“ (auch demotisch nicht direkt so belegt). Zur Göttin Nut als theophorem Element in Personennamen vgl. nb-m-Nw.t (Ranke ÄPN I, 191:2; 18. Dyn.), T-.yt-Nw.t (Ranke ÄPN I, 373:16, SpZt) und nḫ(w)-Nw.t (Ranke ÄPN II, 271:10, SpZt). Namen der Form N-sw- sind typisch für die Spätzeit, vgl. das Demotische Namensbuch (I:657ff.). Es handelt sich hier um eine ägyptische Possessivkonstruktion, gebildet aus einer Nisba der Präposition n „für“ und dem Personalpronomen, d.h. „zugehörig zu ihm ist“. Dass dabei die Nisba konsonantisch nicht mehr in Erscheinung tritt, ist nicht ungewöhnlich, vgl. Σιοῦφ (Geburtsort des Amasis, Herodot II:172) < N-sw-tf. Joachim Quack hat sich in seiner Bemerkung zu dem bisher nicht in koptischen Wörterbüchern verzeichneten Element ⲁⲥ „zugehörig zu“ (< n-sw) erneut für die hier angeführte ägyptische Etymologie von ‫ ת אְפס אנה‬asnâ ausgesprochen.186 Muchiki begründet nicht, warum sie nicht (wie bei ‫ א אְפס תנת‬āsnaṯ) auch hier den Namen der Göttin Neith annimmt, sondern Nut. Der Hintergrund dürfte sein, dass es eigentlich nur zwei mitteläyptische Wörter gibt, die auf -t enden, bei denen sich dieses bis in die Spätzeit erhalten hat (Plutarch): die Namen der Göttinnen Mw.t – Μοῦϑ „Muth“ (vgl. den Ortsnamen ⲡⲉⲧⲉ-ⲙⲟⲩⲧ Medamud) und N.t – Νῆΐϑ „Neith“ (Wb II, 198:9) (Peust:155; Vycichl DEC 17 & 165). Leider sind die Graphien der Götternamen nicht ohne Zweifel interpretierbar, d.h. es könnte sein, dass noch ein weiterer Konsonant folgte und deshalb der Dental nicht im absoluten Auslaut stand: das Wörterbuch gibt eine Graphie Mw.tw (Wb II, 53:17). Eine andere Möglichkeit wäre die Annahme einer archaisierend-gelehrten Schulaussprache (mots savants). Dies ist jedoch wenig wahrscheinlich, d.h. der biblische Name geht wohl mit einiger Sicherheit auf ägyptisch N-swNw.t „Der(jenige) der Nut“ zurück.187

‫ א אְפס תנת‬āsnaṯ

83 Asnath Weiblicher Personenname, Tochter des Priestes Potiphera und Frau Josephs (Gen 41,45.50. 46,20) < äg. N-św-N.t oder wś-n-N.t „Sie gehört der Neith“ Samaritanisch ēsēnt, Septuaginta Ασεννεϑ, Josephus Ἀσέννηϑις Das ägyptische Element N-sw ist eine der häufigsten Bildungsweisen bei Personennamen der Spätzeit (Ranke I.173.17ff.; DemNB 657ff.), tritt vereinzelt jedoch schon seit dem Alten Reich auf (Ranke ÄPN 183 J. Osing, Isis und Osiris, in: MDAIK 30, 1974, 91-113, bes. 111f. 184 Der koptische Anlaut wurde in das arabische Wort für „Vater“ uminterpretiert. 185 Vgl. C. Peust, Die Toponyme vorarabischen Ursprungs im modernen Ägypten, Göttingen 2010, 88f., dort auch die verschiedenen Interpretationen, von denen die einer volksetymologischen Überformung am wahrscheinlichs ten zu sein scheint. 186 J.F. Quack, Beiträge zur koptischen Etymologie, in: G. Takács (Hrsg.), Egyptian and Semito-Hamitic (AfroAsiatic) Studies in Memoriam W. Vycichl, Leiden 2004, 116-133, bes. 118. 187 Vgl. J. Quack, Rezension von Y. Muchiki, Loanwords, in: RBL 2000, 4. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

I,174:13, 15, 17; 176:5, 14f., 177:16, 23 etc.). Es stellt die gängige ägyptische Konstruktion zum Ausdruck von Besitzverhältnissen dar (vgl. ‫ ת אְפס אנה‬asnâ). Kenneth Kitchen (NBD, S. 94) meinte, es könne ein in Analogie zum maskulinen wf n „Er gehört zu mir“ (häufig im Mittleren Reich, vgl. Ranke ÄPN I, 14:12) eine Form *ws nč vorliegen „Sie gehört zu Dir“. Gegen Muchiki (208f.) ist der Umstand, dass das n in Personennamen selten mit dem Suffix der 2. masc. sg. vorkommt, kein Hindernis bei dieser Gleichung, nur kommt ein solcher Name im Demotischen Namensbuch nicht vor.188 Spiegelberg und nach ihm Vergote (148f.) sprachen sich für eine Indentifizierung mit wf N.t aus „Er soll/möge der Neith gehören“, was vom Namenstyp her in der Spätzeit häufig belegt ist ( Ranke ÄPN I, 13-18). Muchiki (209) hält beide Interpretationen für möglich. Im Koptischen ist der Personenname nicht nur in der biblischen Form bekannt, welche der Septuaginta nachempfunden ist, sondern auch anderswo. Dabei sind ⲥⲁⲛⲉⲑ und ⲥⲁⲛⲏⲑ ererbte Bildungen, die Form ⲧⲁⲛⲉⲑ jedoch wahrscheinlich eine koptische Neubildunng (Vycichl DEC 17). Der Name der Göttin Neith wird gemeinhin N.t gelesen, es gibt allerdings auch seltene (neuägyptische) Graphien, welche Nr.t haben (Wb II, 198:9) (stehen diese vielleicht für L.t?). Platon (Tim. 21b) gibt die Form Νῆΐϑ; das Element erscheint auch als Bestandteil des Königinnennamens Νίτωκρις < N.t-ḳr.t „Nitokris“ (Manetho). Die Verbindung zwischen Partikel und Personalsuffix wf hat sich im Präformativ des koptischen Perfekts erhalten ⲁϥ-, die Partikel im w Umstandskonverter SBⲉ- bzw. im Konverter für das Zweite Präsens und im Futur III. Die koptische Form der Präposition n lautet immer noch ⲛ-. Das feminine Suffix ist der Form nach eigentlich č, allerdings sind im Verlauf der ägyptischen Sprachgeschichte  und  zusammengefallen, d.h. ‫ ת‬t könnte durchaus für das ägyptische Suffix stehen. 189 Der vorliegende Fall ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie wichtig es ist, bei der Transkription genau zu sein. Traditionell würde man das Suffix nämlich ṯ umschreiben, was den Hebraisten dazu verleiten könnte, an die frikative Aussprache des Dentals ‫ ת‬zu denken, wie dies in der hebraistischen Umschrift ṯ zum Ausdruck kommt. Diese ist jedoch sekundär und innerhebräisch und kann demnach keinen Bezug zum Ägyptischen haben.

‫ ֲה אתש ְפרֵנ אל‬ śarēl a

103 Asarel, Eigenname, Judäer und judäische Sippe (1Ch 4,16) Nach IP Nr. 226 zusammengesetzt aus ‫„ ׂש אׂששר‬Freude“ und ‫ ת אל‬ēl „Gott, El“; anders jedoch HAL (Koehler & Baumgartner). Gemäß Muchiki (255) liegt ein hybrider Name vor, gebildet mit dem Gottesnamen Osiris: „Osiris ist Gott“. Die Textgrundlage ist nicht einfach: Zum einen ist die Genealogie, in welcher die ser Name steht, schwer zu datieren. Zum anderen gibt es keine hebräische Wurzel ‫שר‬ ‫ א ֹט‬, was auf eine fremde Herkunft deuten könnte. Möglicherweise ist hier mit einer Fehlschreibung zu rechnen und in Wirklichkeit ist die Wurzel ‫„ אסר‬binden“ gemeint. Selbst dies schließt allerdings die ägyptische Etymologie nicht aus. Wenn ‫ ת אִחסיר‬assîr (Ex 6.24, 1Chr 6.7(22) etc.) wirklich auf Wśr(.w) „Osiris“ zurückgehen sollte (was kaum der Fall sein dürfte), wird die vorliegende Gleichung allerdings weniger wahrscheinlich (vgl. Kom mentar zu „Osiris“ dort). Für die Gleichung spricht phonologisch hingegen der Hinweis auf ‫ ְפשִחכ איה‬śeḵijjâ – ägyptisch śk.wt „Schiffe“ (Muchiki:255). Es ist durchaus nicht undenkbar, dass der ägyptische Gottesname Osiris einmal mit Sin, einmal mit Sameḵ wiedergegeben wurde – leider sind uns die Lautwerte der ägyptischen Sibilanten nicht genau bekannt (siehe unter ‫ ת אִחסיר‬assîr). Zu Osiris vergleiche man auch das Demotische Namensbuch (I:123-126).

188 Nach J. Quack, Rezension von Y. Muchiki, Loanwords, in: RBL 2000, 4 ist N-sw-Nw.t die einzig mögliche Deutung des Namens.

189 J.F. Quack wies mich freundlicherweise darauf hin, dass seiner Meinung nach das feminine Suffix der 2. sg. bereits ab dem Neuen Reich keinen konsonantischen Lautwert mehr habe. Leider wissen wir jedoch nicht genau, ab wann dies der Fall war. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

1. Personennamen

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‫ ֲה אתש ְפרֵנ אאלה‬ śarelâ a

103 Âsarela, Levit (1Chr 25,2) IP Nr. 227. So nach den Codixes Alexandrinus und Vaticanus; in der Peschitta ohne auslautendes â. Identisch mit dem Namen des Tempelsängers ‫ ְפיתש ְפרֵנ אאלה‬jeśarelâ (1Chr 25,14); hierzu: Gesenius18 503; IP Nr. 745), den man nach Vers 2. liest. Hybrider Name, wohl Variante von ‫שר אלי‬ ‫ א ֹט‬śr-ly < Wśr(-w)-l: „Osiris a ist (mein) Gott“, vgl. Kommentar zu ‫ ֲה אתש ְפרֵנ אל‬ śarēl. Von der Lautform her ist diese Gleichung unwahrscheinlich; der Tonvokal stimmt definitiv nicht (Hinweis J.F. Quack). Lemaire, VT, 23,239-243. R. Zadok, The Pre-Hellenistic Israelite Anthroponomy and Prosopography, OLA 28, Leuven 1988, 430.

‫ ת אְפש ִחריֵנ אל‬aśrîēl

104 Asriël, Manassit, Sohn Geleads bzw manassitische Sippe Num 26,31. Jos 17,2. 1Chr 7,14); Nebenform zu ‫ ֲה אתש ְפרֵנ אל‬aśarēl. Eigenname (IP Nr. 228). Nach bertheau u.a. zu streichen; vgl. Ostraka von Samaria: šrl; Nach Gesenius18 išruwwwal < ešrū-el. Der Träger dieses Namens ist in Ägypten geboren, daher ist eine ägyptische Deutung sehr wahrscheinlich. Das Jod passt zur aramäischen Graphie des Gottesnamens „Osiris“ ‫שרני‬ ‫א ש‬ a (Muchiki 209f.). Vgl. Kommentar zu ‫ ֲה אתש ְפרֵנ אל‬ śarēl.

‫ *ת אְפש ִחריֵנ אִחלי‬aśrielî

104 die Asriëliter (Num 26,31) Gentilicium masculin, gebildet aus ‫ ת אְפש ִחריֵנ אל‬aśrîēl.

Nach Gesenius18 āšruwīli < āšrū-ēli. Vgl. Kommentar zu ‫ ֲה אתש ְפרֵנ אל‬aśarēl.

‫ ׂשב ן־חור‬bæn-ḥûr 158 siehe Horus (‫)חור‬ Personen- und Sippenname. ① medianitischer König (Num 31,8. Jos 13,21) ② Zeitgenosse des Mose (Ex 17,10.12. 24,14), ③ Vorfahr des Bezalel (31,2. 35,30. 38,22. 2Chr 1,5), ④ Provinzgouverneur Salomons (1R 4,8), ⑤ Nachkomme Kalebs (1Chr 2,19f.50. 4,1.4), ⑥ Neh 3,9 unklar, wohl identisch mit ⑤. Samaritan. ūr, Septuaginta Ωρ, Ουρ (Βεὲν ὑιος Ὢρ), Vulgata Hur, Ur. Vgl. ugarit. ḥr, inschriftlich ḥr, ägyptisch-aramäisch ḥwr, nabatä. ḥwrw, altnordarab./altsüdarab. ḥwr. Nach Gesenius18 ist die Etymologie unsicher: entweder liegt hier ein Wort für „Kind“ vor (IP 221; vgl. akkad. ḫūru < hurrit.) oder eine Form des ägyptischen Gottesnamens Ḥr(.w) „Horus“, d.h. eine Namenskurzform (vgl. Ranke ÄPN I, 245; II 377). Im Demotischen Namensbuch finden wir einen Namen r.t „Kind“ verzeichnet (I:890f.), der jedoch ein starkes 〈t〉 aufweist und von daher nicht in Frage kommt (freundlicher Hinweis von J.F. Quack). Für eine Interpretation im Sinne eines hybriden Namens „Sohn des Horus“ spricht jedoch die Septuaginta: Βεὲν ὑιος Ὢρ. Der ägyptische Falkengott Horus ist innerägyptisch als „der Ferne“ (von ḥr) zu etymologisieren,190 daher auch der Ansatz des Nominalbildungselements -w bei der Umschrift Ḥr(.w) (abgesehen von der Rekonstruktion aufgrund der ägyptisch-koptischen Silbenbildungsregeln).191 Belegt ist der Name seit frühester Zeit (es gibt einen König der ersten Dynastie mit diesem Namen); die keilschriftlichen Transkriptionen des Theonyms zeigen den Lautwandel bei der Vokalisation sehr deutlich, welcher im Verlauf des 1. Jahrtausends stattfand (KM 10&29): im Mittelbabylonischen finden wir noch dḪa-a-ra, im Neuassyrischen dann I Ḫu-u-ru. Letzteres steht wohl für /Ḥōr/ (der Laut /o/ ist im Assyrischen nachgewiesen, kann jedoch in der Keilschrift nicht adäquat wiedergegeben werden). Das Demotische Namensbuch verzeichnet viele griechische Entsprechungen (I:786ff.). Von den griechischen Autoren wird der Gottesname als Ὧρος wiedergegeben – die koptische Form ist Sϩⲱⲣ bzw. Oϩ(ⲁ)ⲣ-. (DEC 307ff.). Geschrieben wird Ḥr(.w) zu allen Zeiten als 190 In der Tat besteht nach W. Vycichl, Dictionnaire étymologique de la langue copte, Leuven 1983, 308 kein Zusammenhang mit der arabischen Bezeichung für den Falken aṭ-ṭayr al-ḥurr „der edle Vogel“. 191 Darüber hinaus gibt es auch eine feminine Form auf -t (Wb. III, 124:11-125:3), vgl. die weiblichen Königstitulaturen von Maakare und Nitokris bis Berenike. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

bloßes Ḥr mit dem Falkenlogogramm (E 316; Wb. III, 122:14-124:9) – nur in den Sargtexten, in Ritualtexten und teilweise in der neuägyptischen Erzählung von Horus und Seth kann er auch mit dem „Wegzeichen“ ḥr() etymologisch geschrieben werden, übrigens sogar mit einem folgenden „Schilfblatt“. Horus wurde in sehr vielen Facetten verehrt, daher sind zahlreiche Hypostasen von ihm bezeugt, und zwar auch deren Namen in griechischer Transkription: 192 ① Ḥr(.w) ḫ.t „Horus, der Horizontische“ (Harachte) – Ἁραχϑης, ② Ḥr(.w) m ḫ.t „Horus im Horizon“ (Harmachis) – Ἅρμαχις, ③ Ḥr(.w) wr „Horus der Große“ (Haroëris) – Ἁροῆρις, ④ Ḥr(.w) p hrṭ „Horus das Kind“ (Harpokrates) – Ἁρποκράτης, ⑤ Ḥr(.w) n tf „Horus, der seinen Vater beschützt“ (Harendotes) – Ἁρενδώτης, ⑥ Ḥr(.w) s s.t „Horus, Sohn der Isis“ (Harsiese) – Ἁρσιῆσις, Bϩⲱⲣⲥⲓⲏⲥⲓ, ⑦ Ḥr(.w) sm t.w „Horus, der die beiden Länder vereint“ (Harsomtus) – Ἁρσομτοῦς. Aus all diesen Formen geht hervor, dass das Theonym zwar in der Spätzeit (als au tonome Form) *Ḥōr zu rekonstruieren ist, eingebettet in einen Satznamen, d.h. in ein Syntagma, jedoch seine ursprüngliche Vokalisation *Ḥār erhalten hat.193 Die koptische Form Bϩⲱⲣⲥⲓⲏⲥⲓ < Ḥr(.w) s s.t hat sich erhalten, da sie auch in christlicher Zeit einen Mönchsnamen darstellt (vgl. keilschriftlich IḪar-ši-ia-ešu (Assurbanipal I:98; KM 28). Neben den gängigen Hypostasen gibt es noch einige, die seltener belegt sind, jedoch die Rekonstruktion nicht grundlegend verändern: Oϩⲱⲣⲡϣⲱⲧ - Ḥr(.w) p št „Horus, der Geheimnisvolle“ - Ἁρψήϑις.194 Der Planet Mars wird „Horus der Rote“ Ἁρτῶσι und noch mehr enttont Ἑρτῶσι genannt (Ḥr(.w) ṭšr.) (Wb V, 489:7). Indirekt ist Horus auch über den Namen der Göttin Hathor Ḥw.t-Ḥr(.w) belegt (griechisch Ἀϑῦρ), welcher wohl etwas wie „Haus des Horus (als Teil des Himmels)“ bedeutet (Wb III, 5:10). 195 Dieser Name hat sich (ausgehend von einem Festnamen) bis ins Koptische als Monatsname erhalten (3. Monat): Sϩⲁⲑⲱⲣ, B ⲁⲑⲱⲣ, Fϩⲁⲑⲱⲗ. Im Ägyptisch-Arabischen lautet der Monatsname Hātūr. Hathor ist Bestandteil von Ortsnamen, etwa ⲡϩⲁⲧϩⲱⲣ < Pr(.w)-Ḥw.t-Ḥr(.w) „Tempel der Hathor“.196 Aufgrund seiner Beliebtheit ist Horus auch Bestandteil zahlreicher Ortsnamen geworden, 197 etwa ① Kafr Hurbayṭ, die Hauptstadt des 11. unterägyptischen Gaus, griechisch Φάρβαιϑος, koptisch Bⲫⲁⲣⲃⲁⲓⲧ < Ḥr(.w) mr.t „Horus der beiden Augen“ bzw. Pr(.w)-Ḥr(.w) mr.t.198 Weitere Toponyme sind ② mehrere Orte des Namens Damanhūr < P-ṭm-(n.)-Ḥr(.w) „Das Dorf des Horus“, griechisch ‛Ερμοῦ πόλις μικρά, aramäisch ‫תמנחור‬, ③ Abū il-Ǧuhūr (< mittelalterlicher Dualform al- Bulǧuhūrayn) < P-grg-Ḥr(.w) „Die Gründung des Horus“, vgl. demotisch Pr(.w)-grg-Ḥr(.w). Den gleichen Namen setzen wohl fort Burǧ Nūr il-Ḥummuṣ und ein Κερκεουρις im Fayyūm, ④ Sandanhūr < snč-n(.)-Ḥr(.w) „Gründung des Horus“, 5) Sanhūr < Ψινευρις bzw. demot. P-sy-(n.)-Ḥr(w) „die-Mauer(?)-des-Horus” (abzulehnen nach Peust sind die Gleichungen von Ψενυρις mit ⲧⲥⲩⲛϩⲱⲣ und Ψεναρυω mit Smn-Ḥr(w) und mit P-š.-n.t-Ḥr(w), ⑤ Sanhūr < Ψινευρις bzw. demot. P-sy-(n.)-Ḥr(w) „die-Mauer(?)-des-Horus” (mehrere gleichnamige Orte) sowie möglicherweise il-Bāǧhūr und Šubrā Hūr ⑥ Tall Sanhūr ⲡⲥⲛϩⲱⲣ ~ ⲥⲩⲛϩⲱⲣ, griechisch Ἥφαιστος; > einer der gleichnamigen Orte im Delta dürfte identisch sein mit dem alt belegten Sb-Ḥr(w)-ḫnt.-p.t, ⑦ ⲡϣⲛϩⲱⲣ, Ψενυρις < P-š.-n(.)-Ḥr(w) „der-See-des-Horus“ (mehrere gleichnamige Orte) sowie > Šanhūr möglicherweise ⑧ il-Bāǧhūr und ⑧ Šubrā Hūr. Bei den arabischen Belegen tritt uns dasselbe Problem entgegen, wie bei den keilschriftlich-assyrischen, dass /o/ in der Schrift nicht wirklich wiedergegeben werden kann, also /u/ geschrieben wird. Fazit: Die Konsonanten der Gleichung sind unproblematisch, die Vokalisation passt zum spätzeitlichen Ägyptisch, auch wenn man eher /o/ statt /u/ erwarten würde. Daher stellt sich lediglich die Frage, ob man 192 W. Vycichl, Dictionnaire étymologique de la langue copte, Leuven 1983, 307-311. Vgl. auch die entsprechen den Einträge im Demotischen Namensbuch. 193 H. Graf Schack zu Schackenburg, Hōr, status constructus Hăr, in: ÄZ 21, 1883, 36. 194 F.Ll. Griffith, The Old Coptic Horoscope, in: ÄZ 38, 1900, 75. Vgl. nun auch J. F. Quack, Eine unetymologische Schreibung für den Namen des Planeten Jupiter, in: Enchoria 21, 1994, 148-149 und K. Goebs, „Horus der Kaufmann“ als Name des Planeten Jupiter, in: Enchoria 22, 1995, 218-221. 195 W. Vycichl, Dictionnaire étymologique de la langue copte, Leuven 1983, 291 & 317. 196 Der Monatsname hat sich über das Altnubische auch in den nubischen Sprachen erhalten: adīr „Winter“. Im Meroitischen ist der Gottesname als Atari erhalten, wie auch Horus als Ara – beide mit archaischer Vokalisation. 197 C. Peust, Die Toponyme vorarabischen Ursprungs im modernen Ägypten, Göttingen 2010, 33, 44, 48, 81. 198 K. Sethe, Zum Namen Pharbaithos, in: ÄZ 63, 1928, 99. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

1. Personennamen

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die Deutung als Hybridname akzeptiert oder nicht bzw. ob die konkurrierende Gleichung 199 möglicherweise inhaltlich überzeugender ist. Kornfeld, in: ZAW 88, 107-109; R. Zadok, The Pre-Hellenistic Isrealite Anthroponomy and Prosopography, OLA 28, Leuven 1988, 416.

‫ ֵנבתסי‬besaj

160 Besai, ein Tempelsklave (Esr 2,49. Neh 7,52) Möglicherweise ein Hypokoristikon zu ‫( ְפבסו ְפד איה‬IP Nr. 283), vgl. keilschriftlich Bi-is-sa-a. Der Name ist ziemlich unklar; er erscheint auch auf einem Siegel (Vattioni, SE 1, Nr. 245); vielleicht ist er doch als aramäisch zu betrachten. Muchiki 210 meint lediglich, der Name könnte ägyptisch sein, da es keine überzeugende semitische Erklärung gebe. Eine konkrete ägyptische Gleichung wurde m.W. bislang nicht vorgeschlagen. In der Spätzeit kommt Bs als Eigenname vor (freundlicher Hinweis von J.F. Quack).

‫ ִחבְפת איה‬bitjâ

187 Bitja, ägypt. Königstochter, Frau des Judäers Mered (1Chr 4,18) Königinnentitel, der als Personenname missverstanden wurde. Orientalisch Bittīyā, Septuaginta: ⲃⲉⲑⲑⲓⲁ/βεϑϑια (Codex Alexandrinus), ⲫⲁⲑⲑⲟⲩⲓⲁ/φαϑϑουια (Codex Luciani), ⲅⲉⲗⲓⲁ/γελια (Codex Vaticanus). Die männliche Form „König“ ist altbekannt und wird auch als Name gebraucht, wohl im Sinne einer Kurzform „mein König ist ...“ (Ranke ÄPN I, 93:21, 22; 99:5, 7). Hier liegt also wohl ein ähnlicher Fall vor wie bei Daḫamunzu und Piru in den Keilschriftquellen, d.h. ein Titel wurde als Personenname missverstanden. Der ägyptische Titel, der konventionell mit „König von Unterägypten“ übersetzt wird (Wb I, 435:1-15), wird in den Pyramidentexten mit einer Graphie b--t wiedergegeben (sonst biene-t-ï). Früher dachte man, der König sei „der zur Biene gehörige“ (Sethe), Thomas Schneider konnte jedoch eine überzeugende semitohamitische bzw. berberische Etymologie herausarbeiten. 200 Damit hat sich der Ansatz für dieses Lexem deutlich geändert, da am Ende nicht (wie früher) eine Nisba-Endung anzunehmen ist: das Lexem weist drei Konsonanten auf bt. In der ägyptisch-hethitischen Korrespondenz wird der Titel nsw-bt durch in-si-bi-ia (KM 10) wiedergegeben, d.h. in der Ramessidenzeit lautete er (zumindest innerhalb des Syntagmas bzw. Univerbierung) -biya. Der bereits im Alten Reich belegte Ortsname ḫ.t-bt „Sumpfland des Königs“ enthält den Titel ebenfalls in einer lautlich reduzierten Form als spätzeitlich Χεμβις ~ Χεμμις - die heutige arabische Form ist Šāba (vgl. eventuell auch Diršāba < ⲧⲁⲣϣⲉⲃⲓ.201 Für die vorliegende Gleichung ist nun entscheidend, ob man eine sehr frühe Entlehnung in der Levante für wahrscheinlich hält. Da es sich immerhin nicht um irgendein Wort handelt, sondern um einen Teil des zentralen ägyptischen Herrschertitels, wäre es durchaus denkbar, dass man diesen bereits vor dem Abfall des Auslauts in eine nordwestsemitische Sprache übernahm. Denkbar wäre auch eine Art archaisierende Lautung – immerhin wird das t des Titels während der gesamten ägyptischen Sprachgeschichte geschrieben! Alles in allem erscheint es mir jedoch nicht so wahrscheinlich, wie man vielleicht annehmen könnte, dass ‫ ִחבְפת איה‬bitjâ mit ägyptisch bt „König“ zusammenhängt. Andererseits sollte man vielleicht die feminine Form in den Vordergrund der Diskussion rücken – immerhin handelt es sich um einen weiblichen Namen. Die weibliche Form des Königstitels bt.t ist für die Göttinnen Hathor und Isis gut belegt.

‫אגְפל אית‬

gålyāṯ 218 Goliath Goliath, philistischer Einzelkämpfer (1S 17,4.23.42), inschriftlich als Name bezeugt (glyt). Septuaginta Γολίαϑ und Γολίαδ; Γολίαϑος, Γολιάϑης (Jos). 199 Zu diesem Lexem im Ägyptischen vgl. W. Vycichl, Dictionnaire étymologique de la langue copte, Leuven 1983, 295f. 200 T. Schneider, Zur Etymologie der Bezeichnung „König von Ober- und Unterägypten“, in: ZÄS 120, 1993, 166181. 201 C. Peust, Die Toponyme vorarabischen Ursprungs im modernen Ägypten, Göttingen 2010, 77 und 37. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

Goliath ist der Name des berühmten Philisters, ein Riese, den der spätere König David besiegte. Er stammte aus Gath, einem der fünf Staaten der Philister an der südwestkanaanäischen Küste. Diese hinterließen keine bekannten Inschriften, aufgrund einer Handvoll Lehnwörter im Hebräischen und einem nichtsemitischen Substrat in den kanaanäischen Inschriften wurde postuliert, sie müssten Sprecher einer indo germanischen Sprache gewesen sein.202 Die Philister werden häufiger mit den sog. „Seevölkern“ bzw. mit anatolischen Bevölkerungsgruppen in Verbindung gebracht.203 Goliath wird im Alten Testament dreimal erwähnt bzw. beschrieben. Danach war er riesengroß, schwer gerüstet und bewaffnet und sehr kampferfahren, wohingegen sein Gegner David ein unerfahrener, lediglich mit einer Schleuder bewaffneter Hirtenjunge war (1Sam 17). Die Geschichte ist hinlänglich bekannt: David tötet Goliath durch einen Schleuderschuss an den Kopf. Später (1Sam 19) will Saul David töten, sein Sohn Jonathan erinnert ihn jedoch an dessen Taten und Saul verschont David. Goliaths David gelangt danach in den Besitz des Schwertes, welches Goliath gehört hatte (1Sam 21). Der Philister wird ferner erwähnt als David und seine Soldaten mehrere von dessen Landsleuten töten (2Sam 21 = 1Chr 20) bzw. in der Rück schau auf auf den Zweikampf (Sir 47). Im Sommer 2005 kam in Tell eṣ-Ṣâfī/Gath auf einem Ostrakon eine Inschrift aus dem späten 10. bzw. frühen 9. Jhd. v. Chr. zu Tage (frühe Eisenzeit IIA), in welcher lwt/wlt[.. . zu lesen ist. Dies wurde von den Bearbeitern mit Goliath in Verbindung gebracht.204 Dies ist jedoch ziemlich unsicher.205 Als communis opinio zur Etymologie des Personennamens Goliath gilt lange die Gleichung mit Alyattes II. (Ἀλύαττης), einem Namen, den Herodot (I, 6 &c.) für den lydischen König überliefert, der 619–560 v. Chr. regierte (Vater des Κροῖσος).206 Dieser wurde seinerseits mit dem in lydischen Inschriften epigraphisch bezeugten Namen ale- in Verbindung gebracht, hinter dem man ein anatolisches Wort für „Löwe“ (Keilschriftluwisch ali-, hethitisch ala-) vermutete (grundsprachlich *k-o- „Wolf“).207 Diese Verbindung(en) wurden jedoch in Frage gestellt, sodass heute Alyattes als nicht zufriedenstellend etymologisch erklärbar gilt.208 Eine ebenfalls indogermanische Etymologie hat Helmuth Bossert aufgestellt,209 wonach der Namen zu verbinden sei mit einem alten lydischen Wort für „König“, κοαλδδειν, erschlossen aus einer Glosse bei Hesychios: κοαλδδειν Λυδοί τὸν βασιλέα. Diese dürfte jedoch nach Gusmani korrupt sein.210

202 Es sind dies: hebrä. seren, pl. sǝrānîm, der Titel der Herrscher der Pentapolis - hethitisch sa/trawnas (> gr. τυράννος); hebr. kōba „(Goliaths) Kupferhelm“ (1Sam 15), der Titel hebr. padî (vgl. gr. πόσις, lat. potis, ved. pati „Herr“ ) und hebr. argáz sowie die Ortsnamen Achisch und Pichol, vgl. J.D. Ray, Two Etymologies: Ziklag

and Phicol, in: VT 36, 1986, 355-361; E. Sapir, Hebrew argáz, a Philistine Word, in: JAOS 56, 1936, 272281; E. Sapir, Hebrew ‘Helmet’, a Loanword, and its Bearing on Indo-European Phonology, in: JAOS 57, 1937, 73-77.

203 Vgl. C. Ehrlich, The Philistines in Transition. A History from ca. 1000-730 bce, Leiden 1996; I. Singer, Egyptians, Canaanites and Philistines in the Period of the Emergence of Israel, in: I. Finkelstein & N. Na'aman (Hrsg.), From Nomadism to Monarchy: Archaeological and Historical Aspects of Early Israel. Jersualem 1994, 282-338 ; A.M. Maeir et al., A Late Iron Age I/Early Iron Age IIA Old Canaanite Inscription from Tell esSâfi/Gath, Israel: Palaeography, Dating, and Historical- Cultural Significance, in: BASOR 351, 2008, 39-71, besonders 57, Anm. 35. 204 Siehe A.M. Maeir et al. vorige Anm. 205 Vgl. die detaillierte Kritik bei M. Vernet Pons, The Etymology of Goliath in the Light of Carian PN Wljat/Wliat: A new Proposal, in: Kadmos 51, 2012, (143-164) 152f. 206 Gleichung von G. Hüsing, vgl. F. Bork, Philistäische Namen und Vokabeln, in: AfO 13, 1939-41, (226-230) 227. Die bedeutendsten Verfechter waren W.F. Albright, Syria, the Philistines and Phoenicia, in: I.E.S. Edwards et al. (Hrsg.), The Cambridge Ancient History II.2, Cambridge ³1975, (507-536) 513 und z.B. K.A. Kitchen, The Philistines, in: D. J. Wiseman (Hrsg.), Peoples of Old Testament Times, Oxford 1973, (53-78) 67 & 77, Anm. 107. 207 F. Steinherr, Das Wort für Löwe im Hieroglyphen-Hethitischen, in: WdO 4, 1961, 320-325; R. Walace, The Lydian Word for ‘Lion’, in: WdO 17, 1986, 61-65. 208 Siehe Wallace, vorige Anm. Die Gründe sind numismatischer und philologischer Natur. 209 H.T. Bossert, Zur Atlantisfrage, in: OLZ 30, 1927, 649-655. 210 R. Gusmani, Lydisches Wörterbuch, Heidelberg 1964, 274. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

1. Personennamen

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Manfred Görg hat eine ägyptische Etymologie vertreten, wonach der Name zurückgeht auf ägyptisch ḳn „stark sein“ (Wb. V, 41-44) (vgl. ev. koptisch ϭⲗⲏ „unterstützen, kräftigen“), genauer gesagt auf die Nominalform ḳny.t „Leibwache“ (Wb. V 44:17) bzw. eine Nisba-Bildung davon: „der zur Leibwache Gehörige“ (real nicht belegt). Damit wäre Goliath kein Name, sondern eigentlich ein Titel bzw. eine Beschreibung. Bei den ḳny.t handelt es sich nicht nur um die Leibwache des Königs, sondern vor allem auch um eine Elitetruppe, eine Art „Vorkämpfer“, und genauso wird Goliath (1Sam 17,4a) auch benannt (yš hbnym; LXX ἀνήρδυνατός). Görg kann immerhin mit einer sehr bekannten ägyptischen Parallele der Geschichte vom Zweikampf David gegen Goliath aufwarten, dem sog. „Starken von Retjenu“ in der SinuheErzählung! All diese Vorschläge wurden jüngst von Mariona Vernet Pons kritisch hinterfragt und abgelehnt. 211 Die Gleichung ‫ אגְפל אית‬gålyāṯ - Ἀλύαττης sei aus mehreren Gründen nicht haltbar: ① Ἀλύαττης ist bislang nicht etymologisierbar, ② die Gleichung des Anlauts ist nicht passend (gr. Ἀ – hebr. ‫ ג‬g) ③ und der Auslaut ebenfalls (gr. -ης fehlt bei ‫ אגְפל אית‬gålyāṯ). Dies ist seinerseits wenig überzeugend. Zum einen muss ein Vergleichswort selbst nicht unbedingt etymologisch durchsichtig sein, um als Gleichung Bestand zu haben, zum anderen könnte man sich bei Ἀλύαττης auch eine erweiterte Form vorstellen, etwa eine Ableitung auf -ia „der zum Löwen gehörige“, die bei ‫ אגְפל אית‬gålyāṯ nicht vorliegt. Es bleibt also nur noch die Unstimmigkeit im Anlaut, und auch bei der Ablehnung von Bosserts Vorschlag wird sie recht haben. Görgs Gleichung lehnt sie aus phonologischen Gründen ab, ohne jedoch näher darauf einzugehen. Bevor dies hier geschehen soll, muss jedoch ihr neuer Vorschlag kurz referiert werden. Vernet hat nämlich eine karische Etymologie vertreten. Sie verweist auf den karischen Personennamen Wljat/Wliat, welcher eine Ableitung der grundsprachlichen Wurzel *lH- „stark sein, Gewalt haben“212 darstellt und folglich „der Starke“ bedeutet. Freilich gibt es auch bei dieser Gleichung lautliche Probleme bei der Wiedergabe des Anlauts, die Entsprechung kar. W- - hebr. ‫ ג‬g. Diesen stellt sie folgende Argumente entgegen: ① im Hebräischen kann w- fast nie im Anlaut stehen (weil es im Nordwestsemitischen in dieser Position zu y- verschoben wurde), deswegen wurde es substituiert, ② karisch w und hebräisch g teilen zwei phonologische Merkmale (+velar & +stimmhaft), ③ bei Entlehnungsvorgängen ist die Ersetzung von wortinitialem w- durch g- ein bekanntes Phänomen (vgl. William > Guillaume; wādī al-kabir > Gadalquivir).213 Der karische Name ist in drei karischen Inschriften aus Ägypten belegt (Nominativ Wljat, Wliat und Genitiv Wljatś) sowie in der griechischen Nebenüberlieferung (Ο/Υλιατος) und wohl auch Bestandteil eines weiteren Namens (šar-wljat, šr-wliś).214 Eine Inschrift aus Harlikarnassos weist ferner den reduplizierten Namen ΟΑΛΟΑΛΟΝ (Walwala-) auf.215 Die ägyptischen Belege datieren ins 7.-6. Jhd. v. Chr. (Psammetik I.-II.). Neben dem Umstand, dass der karische Name „der Starke“ bedeutet und dies ziemlich gut zum Kontext der Bibelstelle(n) passt, kann Vernet ein weiteres Argument ins Feld führen, nämlich die Erwähnung von karischen Söldnern (kārī, LXX Χορρεί) im Alten Testament bzw. in Philistia (2Kön 11). 216 Problematisch ist der Hinweis auf mögliche karische Steinmetzzeichen in Samaria und Megiddo, 217 sehr bemerkenswert hingegen die Arbeit von Watkins, der herausgearbeitet hat, dass es zwischen 1100-1000 ein PhilisterReich in der Amuq-Ebene gab (Aleppo bis Hama). 218 In der hieroglyphen-luwischen Inschrift Aleppo 6 211 M. Vernet Pons, The Etymology of Goliath in the Light of Carian PN Wljat/Wliat: A new Proposal, in: Kad mos 51, 2012, 143-164. 212 Vgl. heth. alli(ali)- „stark, mächtig“, luw. allant- „fähig“ und Tocharisch B walo, B wäl „König“, Gotisch waldan „herrschen“ etc. 213 F. Corriente, Diccionario de arabismos y voces afines en Iberorromance, Madrid 1999, 336 ff. 214 I.J. Adiego, The Carian Language, Leiden 2007, 98, 110, 125 & 428. 215 I.J. Adiego, Studia Carica, Barcelona 1993, 238. 216 Y. Avishur & M. Heltzer, Carians as Skilled Masons in Israel and Mercenaries in Judah in the Early I Millen nium bce, in: Kadmos 42, 2003, 87-90. 217 N. Franklin, Masons’ Marks from the Ninth Century bce. Northern Kingdom of Israel. Evidence of the Nascent Carian Alphabet? , in: Kadmos 40, 2001, 107-116. 218 D.J. Watkins, Cilicia, the Amuq, and Aleppo: New Light in a Dark Age, in: Near Eastern Archaeology 72, 2009, 164-173. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

werden die Philister (Palisantini) sogar genannt. Es sollte übrigens an dieser Stelle erwähnt werden, dass dies die Etymologie von „Palästina“ darstellt.219 Nun zurück zu Görgs Gleichung bzw. dem Kommentar von Vernet hierzu. In der Tat ist ein ägyptisches ḳny.t nicht ganz deckungsgleich mit ‫ אגְפל אית‬gålyāṯ. Dies betrifft jedoch bei genauerem Hinsehen lediglich die Umschrift, denn wie genau der Unterschied zwischen äg. 〈g〉 und 〈q〉 bzw. 〈ḳ〉 war, ist nicht bekannt – die ägyptologische Transkription suggeriert hier eine Exaktheit, die nicht der Realität entspricht und forschungsgeschichtlich zu erklären ist (vgl. den Kommentar zu ‫ ְפג ֻחנאבת‬genuḇāt). Hinzu kommt, dass diese Unterschiede in der Spätzeit schwinden, also zum Zeitpunkt einer möglichen Entlehnung bereits nicht mehr vorhanden waren.220 Mit anderen Worten: es könnte durchaus sein, dass ein ägyptisches 〈ḳ〉 dem hebräischen Gimel (‫ ג‬g) entspricht. Der zweite Konsonant ist (n) wird zwar in der Tat im Hebräischen im Allgemeinen durch ‫ נ‬wiedergegeben, jedoch muss in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen werden, dass es zwar den Laut /l/ im Ägyptischen der Spätzeit gibt, dieser jedoch seit dem Mittleren Reich nicht mehr adäquat dargestellt werden kann, weil sich das Standardkorrelat des Graphonems 〈〉 /l/ zu // verschoben hat. Des weiteren sind Fälle belegt, bei denen nachweisbar ein hieroglyphisches 〈n〉 einem /l/ entspricht (Paradebeispiel ns „Zunge“ – koptisch ⲗⲁⲥ). Folglich sprechen gegen Vernet keine phonologischen Gründe gegen die ägyptische Etymologie, zumindest nicht auf der Konsonantenebene. Leider wurde die Wurzel im Koptischen nicht weitergeführt, daher ist die Vokalisation weniger klar. Summa summarum ist Görgs ägyptische Etymologie zumindest auf der Lautebene nicht unsicherer als die karische von Vernet, die eine gewisse linguistische Akrobatik bemühen muss. Inhaltlich ist ebenfalls ein Patt zu verzeichnen: hier die indogermanischen Philister bzw. die Erwähnung von karischen Söldnern unter diesen, dort die literaturgeschichtliche Parallele in der Sinuhe-Erzählung. Es sollte zum Schluss noch auch auf koptisch ϭⲱⲛϭ, ϭⲱⲛϭⲛ, ϭⲱϭ (DEC 343) verwiesen werden, das aus mittelägyptisch ḳnḳn „(zer)schlagen“ (Wb V, 55:4-56:9) zurückgeht, demotisch ḳnḳn „schlagen, kämpfen, Kampf“ (E 542). Zwar liegt hier die Reduplikationsbildung und nicht das Simplex vor, doch wäre ein sol ches durchaus zu erschließen. Für die Gleichung mit Goliath wäre ferner der koptische o-Vokalismus wichtig. Vielleicht ist also Goliath doch ägyptisch und bedeutet „der Kämpfer“?! Hindernis ist hier allerdings, dass im Koptisch nichr /l/ geschrieben wird. Der Kampf von Sinuhe mit dem „Starken von Retjenu“ ist schnell erzählt: 221 Sinuhe bereitet sich (nur) mit Bogen und Dolch auf das Zusammentreffen vor und erwartet am nächsten Tag seinen Gegner, um diesem zu zeigen, wie wenig er sich vor ihm fürchtet. Der „Starke von Retjenu“ muss all seine mitgebrachten Waffen fallen lassen, um als Erster seine Pfeile auf Sinuhe abzuschießen. Als Sinuhe diesen erfolgreich ausweicht, wird sein Gegner wütend, stürmt auf den Kampfplatz und wird dann von dem Helden der Ge schichte mit einem einzigen Schuss niedergestreckt. Als Kulmination des Schimpfes und Kulmination ägyptischer Überlegenheit – der Triumph des Geistes über die rohe Kraft des Barbaren – erschlägt Sinuhe den „Starken“ mit dessen eigener Streitaxt. Die Parallelen zwischen Sinuhe und David sind bemerkenswert, 222 angefangen vom gemeinsamen Schauplatz in Syrien-Palästina. Beide werden durch den Feind herausgefordert, die Helden beraten sich vor dem Kampf mit ihren Heerführern. Gemeinsam ist die ausführliche Vorbereitung, das Schmähen des Gegners bzw. Prahlen vor dem Kampf, die Ungleichheit der Mittel und der Körpergröße bzw. -stärke im Kampf sowie der Umstand, dass beide vorher als unbesiegbar geltenden Gegner mit ihren eigenen Waffen niedergestreckt werden. David besiegt Goliath im Namen Gottes, und auch Sinuhe steht unter dem Schutz eines Gottes (wohl Month). Bei allen Gemeinsamkeiten sollten die trennenden Aspekte jedoch nicht außer Acht gelassen werden. Da wäre zum einen etwa ein Jahrtausend, das die beiden Erzählungen voneinander trennt, und die Singula219 M. Görg, in: RlA 10, 2003-05, 192f., s.v. Palästina §1. 220 J.F. Quack meint (persönliche Mitteilung), zu dem Zeitpunkt sei das ägyptische Wort nicht mehr produktiv ge braucht worden. 221 S.J. Wimmer, in: HTAT, 51-62, bes. 56f. 222 Freilich sind auch die Parallelen zur Ilias vorhanden, etwa das Herausfordern des gegnerischen Helden durch Re den. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

1. Personennamen

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rität beider Motive in ihrer jeweiligen Erzähltradition. Vor allem jedoch wurde postuliert, die SinuheErzählung basiere auf einer levantinischen Tradition. So meint Ludwig Morenz, der Ausdruck nḫt „Starker“ und die Charakterisierung als Einzelkämpfer (pr.y „Der heraus geht“) seien Lehnübersetzungen aus dem (West-)Semitischen.223 Leider kann Morenz nicht mit belastbaren Vergleichen aufwarten und argumentiert damit im luftleeren Raum. Die Theorie, wonach die Sinuhe-Erzählung auf einen viel älteren Vorläufter der David/Goliath-Tradtion zurückgeht, kann also getrost ad acta gelegt werden. Miroslav Barta betont zwar ebenfalls das levantinische Kolorit, hält jedoch an einem ägyptischen Ursprung der Erzählung fest, wenn auch vor dem Hintergrund der Hyksos-Zeit. 224 Nach der Vertreibung dieser semitischen Gruppen sei die Erzählung in den syrisch-palästinischen Raum gekommen. Auch für Andreas Kunz ist der Ursprung des Motivs eindeutig Ägypten und nicht die Levante.225 Zum Schluss sei am Rande erwähnt, dass in den fiktionalen Genealogien des arabischen „Mittelalters“ im Maġreb Goliath bzw. Jalut mit dem numidisch-berberischen Königstitel a-gellid zusammengebracht wird.226 Abschließend kann man sagen, dass die anatolische Erklärung nicht viel plausibler ist als die ägypti sche, auch wenn diese keineswegs als gesichert gelten kann. Hempel, PJB 23, 65; Willesen, in: JSS 3, 330, Anm. 2 (Lit.); Stoebe, BHH 584 (Lit.). M. Görg, Goliat aus Gat, in: BN 34, 1986, 17-21; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, Wiesbaden 1991, 177-181. E. Blumenthal, Zu Sinuhes Zwei-

kampf mit dem Starken von Retjenu: in: Fontes atque Pontes (Fs. H. Brunner), Wiesbaden 1983, 42-46; G. Fecht, Sinuhes Zweikampf als Handlungskern des dritten Kapitels des Sinuhe-Romans, in: Studien zur Sprache und Religion Ägyptens (Fs. W. Westendorf) II, Göttingen 1984, 15-18; L. Morenz, Kanaanäisches Lokalkolorit in der Sinuhe-Erzählung und die Vereinfachung des Urtextes, in: ZDPV 113, 1997, 2; James K. Hoffmeier, David’s Triumph Over Goliath: 1 Samuel 17:54 and Ancient Near Eastern Analogues, in: S. Bar, D. Kahn & J.J. Shirley (Hrsg.), Egypt, Canaan and Israel: History, Imperialism, Ideology and Literature. Proceedings of a Conference at the University of Haifa, 3-7 May 2009, Leiden 2011, 87-114.

‫ְפג ֻחנאבת‬

genuḇāṯ 224 Genubat, Sohn des Edomiters Hadad (1Ri 11,20) Septuaginta Γανηβαϑ; vgl. möglicherweise arabisch ǧunub „stammesfremd, nicht verwandt“, safaitischer Name gnb. < ägyptisch ḳnb.t „Verwaltungsbeamter, Beamtenschaft“. Wenn Genubat als Sohn des Hadad, des Edomiters gekennzeichnet wird, dann ist das nur die halbe Geschichte. Entscheidend ist nämlich, dass dieser edomitische Prinz mit dem Namen des westsemitischen Wettergottes Hadad/Haddu nach 1Kön 11,14-25 eine Tochter des Pharaos namens Tachpenes zur Frau erhielt, nachdem er vor Davids General Joab nach Ägypten hatte fliehen müssen und zum Widersacher Salo mons wurde. Genubat wurde also nicht nur in Ägypten geboren, sondern auch am ägyptischen Hof erzogen – daher ist ein ägyptischer Name an dieser Stelle nicht ungewöhnlich. Manfred Görg hat ihn daher mit ägyptisch ḳnb.t „Verwaltungsbeamter, Beamtenschaft“ in Verbindung gebracht, ein Ausdruck, der auch als Personenname belegt ist, wenn auch nur einmal und nicht im Demotischen Namensbuch (ÄPN II, 320:13). Wie so oft ist also der Name eine Beschreibung der Rolle, welcher der entsprechenden Person zugebilligt wurde. Wahrscheinlich war der Name für die Zeitgenossen (im Neuen Reich) etymologisch durchsichtig – schließlich war die Levante jahrhundertelang unter ägypti scher Verwaltung gewesen.

223 L. Morenz, Kanaanäisches Lokalkolorit in der Sinuhe-Erzählung und die Vereinfachung des Urtextes, in:

ZDPV 113, 1997, 1-18.

224 M. Barta, Sinuhe, the Bible, and the Patriarchs, Prag 2003, 55.

225 A. Kunz, Sinuhe und der Starke von Retjenu – David und der Riese Goliat. Eine Skizze zum Motivgebrauch in der Literatur Ägyptens und Israels, in: BN 119/120, 2003, 90-100.

226 M. PEYRON, Djalut (Jalut, Goliath), in: Encycloperdie Berbère 16, Aix-en-Provence 1995, 2375f.; K. NAIT-ZERRAD, Dictionnaire des racines berbères III, Louvain 2002, 773f. (Band B = I, 1998), s.v. agellid; G. CAMPS, Agellid: titre royal numide, in: EncBerb 2, Aix-en-Provence 1985, 249; M. GHAKI, L’organisation politique et administrative ches les Numides, in: CELB, 1993, 89-101 (Titel und Funktionen) © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

Im Ägyptischen gibt es mehrere velare Verschlusslaute 〈k〉, 〈ḳ〉 und 〈g〉 (Peust:79-86). Dabei besteht bis ca. 1000 v. Chr. eine Opposition zwischen 〈k〉 auf der einen und 〈ḳ〉/〈g〉 auf der anderen Seite. Diese Opposition schwindet, was dazu führt, dass die Graphien der entsprechenden Laute im Neuen Reich untereinan der wechseln. Im Bohairischen ist die Opposition jedoch sogar noch vor einem Tonvokal in der Schrift greifbar. Unklar ist der genaue Unterschied zwischen 〈ḳ〉 und 〈g〉 (Peust:107-114). Die Zuweisung der Transkriptionssymbole g und q zu den Zeichen  und  war zu Beginn der Ägyptologie rein arbiträr und wurde erst später von Otto Rössler aus grundsprachlichen Überlegungen heraus bestätigt (Peust:107). Es gilt jedoch zu bedenken, dass die ägyptisch-semitischen Transkriptionen zu variabel sind, um in dieser Frage aussagekräftig zu sein (Hoch:428f.). Es lässt sich nach dem derzeitigen Stand der Dinge also nicht sagen, ob die Wiedergabe von ägyptisch 〈ḳ〉 durch Gimel ‫ ג‬möglich ist oder nicht. Muchiki gibt nur eine Gleichung hierfür: ‫ ֹטגׂשמ א‬gōmæ „Schilf“ – ägyptisch qm, demotisch ḳm, koptisch SBⲕⲁⲙ kam. Dies ist angesichts der Vokalentsprechungen allerdings ein frühes Lehnwort (etwa Neues Reich) und deshalb für spätere Namensübername nur bedingt aussagekräftig. 227 Daher wäre hier nur noch eine Gleichung von Görg (BN 25, 1984, 10-13) hinzuzufügen: ‫ ֵנגר‬gēr < ägyptisch ḳrw (Wb V, 59:8) „landfremder Vagabund“, demotisch gl/gl. Bei allen anderen Konsonanten gibt es keinerlei phonologischen Probleme. Der auslautende t des ägyptischen Lexems ḳnb.t schwindet im Verlauf der ägyptschen Sprachgeschichte, nicht jedoch als Bestandteil einer Nisba-Bildung, von der Görg dann auch ausgeht. Der Titel ist im Ägyptischen auch als Personenname bezeugt – um jedoch seine Gleichung vollends zu begründen, verweist Görg auf den Kontex, in welchem die Person erwähnt wird, byt Prh, d.h. der „Hofstaat“. Die Person bekam also in der Bibel einen „sprechenden“ Namen. Es sollte nicht verheimlicht werden, dass die Annahme einer Nisba wie ein „Notnagel“ wirken könnte, der dazu dient, den fehlenden Schwund eines auslautenden -t zu erklären. Freilich kann dieser Eindruck auch falsch sein, denn die vorliegende Gleichung erscheint semantisch, vom ägyptischen Onomastikon und auch vom Kontext her ziemlich überzeugend. Zur Vokalisation und Silbenstruktur lässt sich nicht sehr viel sagen, da das Wort nach dem Neuen Reich außer Ge brauch gekommen war. ,

Weippert, Edom, 302. M. Görg, Namen und Titel in 1Kön 11,19f., in: BN 36, 1987, 22-26; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, ÄAT 11, Wiesbaden 1991, 187-191.

‫ תח אוה‬ḥawwâ

328 Eva, die erste Frau Septuaginta Ζωή (Gn 3,20) und Ευα (Gn 4,1), Vulgata Hava, Heva u.ä. < ägyptisch ḥm.t „Majestät“ (Det.: Schlange) Die Schilderung des ersten Menschenpaares im Buch Genesis weist in ihrer Entstehung mehrere Ebenen auf. Dabei ist bedeutsam, dass erst in der nicht-priesterschriftlichen („jahwistischen“) Komposition der Urgeschichte (Gen 2-11*) (nicht unbedingt vorexilisch!) dem Menschen (ādām) die Frau zur Seite gestellt wird. Dass sie dabei aus seiner Rippe erschaffen wird ( Gen 2,21-22), könnte darauf hinweisen, dass der Verfasser sehr in altorientalischen Literaturen bewandt war und etwa wusste, dass im Sumerischen das Le xem ti sowohl „Rippe“ als auch „Leben“ bedeutet. 228 Dies würde auch erklären, weswegen die Frau bei ihrer Erschaffung im Gegensatz zu ādām nicht eigens belebt werden muss.229 Der Mensch trägt nämlich in Gen 2-3 noch keinen Namen.230 Dass die Frau in Gen 4,1 eingefügt worden ist, zeigt der Zusatz der Pentateuchredaktion in Gen 4,25, der auf die Formulierung von Gen 4,1 zurückgreift, den dort genannten Namen der Frau Adams jedoch nicht nennt. Es spricht also sehr viel dafür, dass die Frau des Menschen erst in ei nem späten Stadium der Endredaktion zu ihrem Namen gekommen ist. Der Name wird in Gen 3,20 als „Mutter alles Lebendigen“ gedeutet, was sachlich nur im Blick auf die Fortsetzung in Gen 4 Sinn macht. 227 Diesen Hinweis verdanke ich J.F. Quack. 228 S.N. Kramer, The Sumerians, Chicago 41970, 149 u.ö.

229 C. Uehlinger, Eva als „lebendiges Kunstwerk“. Traditionsgeschichtliches zu Gen 2,21-22(23.24) und 3,20, in: BN 43, 1988, 90-99. 230 H. Pfeiffer, in: WiBiLex (2006), s.v. Adam und Eva, unter https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/12492/. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

1. Personennamen

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Der Name der ersten Frau ist etymologisch gesehen umstritten. Zur Debatte stehen nach Gesenius18 328 innersemitistisch vor allem zwei Thesen. Entweder es handelt sich um eine künstlich archaisierende Bildung (ein Partizip feminin singular Piel von der Wurzel ḥwh < *ḥwy (d.h. „Die, die sein macht“, vgl. ugaritisch ḥw.t „Leben“) oder es liegt ein Wort für „Schlange“ vor (vgl. altaramäisch ḥwh, syrisch ḥewyā, tigrinisch ḥewāy). Da beide Deutungen nicht unproblematisch sind, hat Görg einen dritten Vorschlag lanciert. Danach geht ‫ תח אוה‬ḥawwâ auf ägyptisch ḥm.t „Majestät“ zurück, ein Lexem, welches mit einem Uräus, einer Königskobra determiniert wird. Görg hat eine zwar spekulative, aber gleichwohl sehr stimmige Erklärung für die Verwendung eines ägyptischen Wortes an dieser Stelle. Seiner Rekonstruktion nach wurde nämlich die Sündenfallerzählung umgeformt zu einer Anspielung gegen den Einfluss der „Tochter Pharaos“ am Hofe Salomons. Die Schlange sei das zentrale Symbol hierfür, für ägyptische Kulte schlechthin und vielleicht sogar für einen sich auch in Israel etablierenden ägyptischen Schlangenkult (Tarmuthis) im Speziellen. Das pro und contra gegenüber einem sich in Jerusalem etablierenden ägyptischen Schlangenkult zeige sich nicht nur in der Erzählung über die eherne Schlange (Num 21, 4-9) und in der Zerstörung des Nehustan in Jerusalem durch Hiskia (2 Kön 18,4), sondern auch in der Umformung der Schöpfungsgeschichte. Nach Görgs Meinung schrieb der Jahwist zur Zeit Salomons, denn er sieht in der beschriebenen Abhängigkeit Adams von Eva eine Anspielung auf Salomon und die „Tochter Pharaos“. Der Grund für diese Anspielung sei in der Entgegnung auf einen vermeintlich unheilvollem Einfluß ägyptischer Religiosität am königlichen Hof zu sehen. Die Anspielung ist zwiefach, mit einem ägyptischen Namen für die erste Frau auf der einen Seite und mit der Darstellung der Schlange auf der anderen. Beide sind miteinander verbunden, da die Na men von Göttinnen in der ägyptischen Schrift in der Spätzeit mit der Schlange determiniert werden und weil der Uräus von jeher das vielleicht prägnanteste Zeichen des ägyptischen Königtums darstellt. Görg hat zwei weitere ägyptische Etymologien ins Spiel gebracht, um sein groß angelegtes Gedankengerüst weiter zu untermauern. Die Auslegungsgeschichte hat der „Tochter Pharaos“ nämlich einen Namen gegeben. Bei Flavius Josephus und im Jubiläenbuch heißt sie Tarmut231 (was Görgs Deutung nach auf den Namen der ägyptischen Schlangentgöttin Thermuthis zurückgeht) und bei Artapanus heißt sie Meris (was Görg als Mr.t [sgr] deutet, den Namen einer schlangenköpfigen Göttin).232 In sich ist Görgs Gesamtrekonstruktion sehr stimmig, wäre da nicht die Datierung des „Jahwisten“ in die Zeit Salomons bzw. der Umstand, dass dessen Existenz in den letzten Jahrzehnten angezweifelt wurde.233 Andererseits besteht Konsens in der Annahme einer priesterlichen bzw. einer nicht-priesterlichen Schicht, die nicht unbedingt vorexilisch sein muss. Viele Forscher gehen davon aus, dass die ältesten Pen tateuch-Traditionen im 8. vorchristlichen Jahrhundert anzusetzen sind, außerdem besteht eine gewisse Einigkeit darüber, dass der Pentateuch in der Mitte der Perserzeit (ca. 400-350 v. Chr.) veröffentlicht wurde. Görgs Thesen wären also auch von einem ganz anderen Hintergrund denkbar, nämlich aus einer viel späteren antiägyptischen Haltung heraus. Zum Lautlichen hat bereits Görg selbst darauf hingewiesen, dass der Wechsel m und w zwar selten, aber gut bezeugt ist.234 Seiner Rekonstruktion nach stellt sich die Überlieferung wie folgt dar: ḥm.t/*ḥam˘t > *ḥama > *ḥammā > *ḥawwā. Der erste Schritt hier ist klar, der Abfall des ägyptischen Feminin-t im absoluten Auslaut (*-at). Unsicher ist jedoch die Rekonstruktion des Tonvokals als /a/, denn diese beruht auf der keilschriftlichen Wiedergabe ḫam des ägyptischen Wortes für „Diener“, ḥm.235 Nun sieht diese zwar aus 231 K. Berger, Das Buch der Jubiläen, Gütersloh 1981, 540. 232 Vgl. M. Tosi & A. Roccati, Stele e altre epigrafi di Deir el Medina, Turin 1972, Nr. 50063 mit Kommentar S. 101. 233 Zusammenfassend T. Römer, in: W. Dietrich et al., Die Entstehung des Alten Testaments, Stuttgart 2014, Kapitel B.I und besonders 82f., vgl. auch T. Römer, Hauptprobleme der gegenwärtigen Pentateuchforschung, in: ThZ 60, 2004, 289-307 und E. Zenger & C. Frevel, Theorien über die Entstehung des Pentateuch im Wandel der Forschung, in: C. Frevel et al. (Hrsg.), Einleitung in das Alte Testament, Stuttgart 82012, 85-147.

234 M. Görg, Der Hahn in ägyptischer Literatur? in: GM 43, 1981, 27f. mit weiterer Literatur. Dass er (Einwand von J.F. Quack) an anderer Stelle nicht auftritt (‫ תתְפחְפפ ֵנניס‬taḥpenês), muss nicht gegen diese Gleichung sprechen. 235 H. Ranke, Keilschriftliches Material zur altägyptischen Vokalisation, Berlin 1910, 56. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

wie das maskuline Pendant zu „Majestät“ ḥm.t, doch ist dies mehr als fraglich. Zu allem Überfluss gibt es noch ein weiteres auf der Konsonantenebene homonymes Wort, nämlich „Frau“ ḥm.t (Wb III, 92f.; KHWb 81). Dieses schließt Görg als Gleichung für ‫ חווה‬  ḥawwâ jedoch aufgrund der anderen Vokalisation (vgl. koptisch ⲥϩⲓⲙⲉ) explizit aus. Nun liegt dieses Wort jedoch auch in den „Mannestaten Suppiluliumas“ vor, also in einem hethitischen Text. Dort ist von einer Frau namens Dachamunzu die Rede – wie so oft wurde auch hier ein Titel als Personenname mißverstanden t ḥm.t-nsw „die Königsgemahlin“ (*ta-ḥm˘tnsw236).237 Die Keilschriftgraphie mit a-Vokalismus widerspricht der Vokalisation auf der Grundlage von koptisch ⲥϩⲓⲙⲉ < s.t ḥm.t. Ich hatte in meiner Dissertation 2010 vorgebracht, dass möglicherweise ein Kurzvokal wie ein Murmelvokal wahrgenommen worden sein könnte. Vielleicht sollte man jedoch auch die keilschriftliche Evidenz höher bewerten und *ḥm˘t rekonstruieren.238 Nun stellt sich jedoch die Frage, ob nicht dieses ägyptisches Wort für „Frau“ eine viel wahrscheinliche re Etymologie für ‫ תח אוה‬ḥawwâ wäre als eines für „Majestät“. Dieses Lexem ḥm.t „Frau“ (Wb III, 76:1778:15, DEC 205 & 300) weist einen Konsonanten auf, der lediglich anhand der ägyptisch-koptischen Sil benbildungsregeln erschlossen ist. Das Transkriptionssymbol  steht hier für einen Konsonanten unbekannter Lautung und nicht etwa für Aleph. Die koptische Form lautet Sϩⲓⲙⲉ (DEC 300). Daneben gibt es eine mit einem anderen Wort für „Frau“ (dem Femininum von s. „Mann“) univerbierte Form s.t ḥm.t > ⲥϩⲓⲙⲉ. Die Grundbedeutung von ḥm.t ist eigentlich „weiblich“, denn ḥm.t kann schon im Alten Reich an andere Wörter als eine Art adjektivisches Femininsuffix treten. 239 Später wird der Ausdruck s.t ḥm.t als Ganzes zur Ableitung gebraucht, vgl. s.w s.t ḥm.t „Schreiberin“ (Wb II, 407:11) oder šr s.t ḥm.t „junges Mädchen“.240 Dies ist auch im Demotischen üblich, vgl. ḫm-l.w s.t ḥm.t „Dienerin“241 oder ḥ.t s.t ḥm.t „Kuh“ (E 307). In der Spätzeit wird offenbar in Analogie ein Lexem zur Kennzeichnung des Maskulinums eingeführt: r ḥw.t „junger Mann“ vs. r s-ḥm.t „junge Frau“.242 Dieses ist auch im Koptischen noch produktiv (ϩⲟⲟⲩⲧ masc. vs. ⲥϩⲓⲙⲉ fem.). Die beiden Lexeme ⲥϩⲓⲙⲉ und ϩⲓⲙⲉ sind jedoch nicht synonym: 243 ϩⲓⲙⲉ verbunden mit einem Pronomen oder dem definiten Artikel bedeutet „Ehefrau“, ⲥϩⲓⲙⲉ allgemein „Frau“, wie bereits im Demotischen (E 306f.). Als Name ist ḥm.t „Majestät“ bisher im Demotischen nicht bezeugt (DemNB). Wenn auch ein Lexem für „Frau“ bzw. „weiblich“ eine wahrhaft passende Etymologie für Eva abgäbe, dürfte jedoch Görg insgesamt recht haben mit dem Hinweis auf die andere Vokalisation – außerdem ist seine Gesamtsicht sehr einleuchtend. Ob jedoch die phonologischen Gegebenheiten eine solche Gleichung zulassen, bleibt noch zu prüfen. Gesetzt den Fall, dass das ägyptische Wort für „Majestät“ wirklich mit 236 Zur Vokalisation von nsw „König“ vgl. J. Zeidler, Die Entwicklung der Vortonsilben-Vokale im Ägyptischen, in: L. Gestermann & H. Sternberg El-Hotabi (Hrsg.), Per aspera ad astra (Fs. W. Schenkel), Kassel 1995, 195-237, besonders 224ff.; J. Zeidler, Beiträge zur Nominalbildung des Ägyptischen, in: WdO 29, 1998, 21-32, besonders 27f. 237 W. Federn, Dahamunzu (KBo V 6 iii 8), in: JCS 14, 1960, 33; F. Breyer, Ägypten und Anatolien. Politische, materielle und sprachliche Beziehungen zwischen dem Niltal und Kleinasien im 2. Jahrtausend v. Chr., Denkschriften der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2011; F. Breyer, Egyptological Remarks Concerning Dahamunzum in: Ägypten und Levante 20, 2011, 445-451; F. Breyer, Die Etymologie von tekri-, einem hapax legomenon der “Mannestaten Suppiluliumas”, in: Altorientalische Forschungen 37, 2010, 95-103; F. Breyer, Ägyptisches Sprachgut im Hethitischen. in: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft 160, 2010, 265-273; F. Breyer, Ägyptisches in den ‚Mannestaten Suppiluliumas‛. Zur aktuellen Diskussion um Nibḫururia und tekri-, in: J. Miller & S. de Martino (Hrsg.), New results and new questions on the reign of Suppilluliuma I, in: Eothen 19, Florenz 2013 11-32. 238 J.F. Quack (persönliche Mitteilung) hält dies für wenig geraten, da man bei der keilschriftlichen Wiedergabe die Enttonung im status constructus zu berücksichtigen habe. 239 R.O. Faulkner, Ḥmt „woman“ as a femin suffix, in: JEA 58, 1972, 300 listet 5 Fälle (Frau, Eselin, Kuh, Asiatin und Göttin). Interessant ist die Unterscheidung zwischen ms.w wr.w „(männlichen) Nachkommen von Prinzen“ und weiblichen Kindern ms.w wr.w s.t ḥm.t. 240 A. Erman, Neuägyptische Grammatik, Leipzig ²1933, §129. 241 H. Brugsch, Grammaire démotique, Berlin 1855, §52. 242 H. Thompson, Two Demotic Self-Dedications, in: JEA 26, 1941, (68-78) 73. Vgl. J.F. Quack & K. Ryholt, in: P.J. Frandsen & K. Ryholt (Hrsg.), The Carlsberg Papyri 3: A Miscellany of Demotic Texts and Studies, Kopenhagen 2000, 144 (freundlicher Hinweis J.F. Quack). 243 D.W. Young, The Distribution of shime and hime in Literary Sahidic, in: JAOS 91, 1971, 507-509. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

1. Personennamen

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demjenigen für „Diener“ zusammenhängt, ist hier zumindest die Vokalisation stimmig. Der erste Konsonant ist völlig unproblematisch, auch das -a am Ende, welches man als Rest der Endung -at nach Abfall des Feminin-t sehen kann. Die Gleichung hebräisch w und ägyptisch m scheint mir jedoch zumindest nicht gewöhnlich, wenn auch nicht unmöglich. Ausschließen lässt sich die Gleichung aus lautlichen Gründen kaum. Inhaltlich und semantisch ist sie in jedem Fall höchst spekulativ und zeigt vorrangig die besonderen methodischen Schwierigkeiten beim Umgang mit Personennamen.

‫ חו ֺר ִחרי‬ḥôrî

332 Personenname Hori (Num 13,5). Samaritanisch ūri, Septuaginta Σουρι (Σουρὶ), Vulgata Huri. ‫ ֹט‬ḥōrî, Gesenius18 396). MuEtymologie unklar, entweder „Kind/Horus“ (vgl. ‫ )חור‬oder „Hurriter“ (vgl. ‫ח ִחרי‬ chiki spricht sich mit Fragezeichen für eine Deutung „He of Horus“ aus (211). Damit ist wohl eine Nisba gemeint – schließlich muß der vokalische Auslaut der hebräischen Graphie erklärt werden. In der Tat wird der Gottesname Horus sowohl in der keilschriftlichen als auch der griechischen Nebenüberlieferung durchgehend ohne einen solchen wiedergegeben (vgl. Diskussion unter ‫ ׂשב ן־חור‬bæn-ḥûr). Es sollte jedoch erwähnt werden, dass der Name eigentlich nicht auf r endete, sondern auf ein Nominalbildungs-w, vor dem natürlich ein Konsonant anzunehmen wäre. Nach dem Schwund der Endung könnten sich Reste dieses Vokals durchaus erhalten haben, wie dies auch in der meroitischen Form des Namens geschehen ist (Ara). Die Vokalisation des Gottesnamens Horus kann aufgrund der koptischen Formen und der ägyptischen Silbenre geln als (paläokoptisch) *Ḥraw erschlossen werden, spätzeitlich lautete der Namen wohl Ḥr.244 Die ägyptische Nisba ist in der Spätzeit nicht mehr produktiv, aber genau ab wann dies der Fall ist, wurde bislang noch nicht en détail untersucht.

‫ חו ִחרי‬ḥûrî

332 Huri, von Gad (1Chr 5,14) Personen- und Sippenname; Gebildet aus ‫ חור‬+ -ī. Septuaginta Ουρ[ε]ι. Liegt hier derselbe Name vor wie in Num 13,5, d.h. ‫ חו ֺר ִחרי‬ḥôrî? Die Vokalisation ist verschieden und folgt scheinbar den keilschriftlichen Wiedergaben. Bei diesen ist jedoch zu bedenken, dass im Neuassyrischen ein /o/ durchaus belegt ist, nur aus schriftgeschichtlichen Gründen nicht exakt wiedergegeben werden kann, nämlich durch /u/. Die richtige Form des Theonyms lautet auf /o/, denn a > o im Tonvokal ist eine der großen Lautentwicklungen zum Spätägyptischen hin. Liegt die Unschärfe nun an der masoretischen Überlieferung oder ist die Form möglicherweise kontaminiert? Natürlich könnte es auch sein, dass hier ein ganz anderer Name vorliegt und zwar „der Syrer“, akka disch ḫurru. Diese Eigenbezeichnung des hurritisch geprägten Syrien ist seit der 18. Dynastie auch in Ägypten unter der Form ḫrw belegt und bedeutet sowohl „Syrien“ als auch „syrisch“ (Wb III, 232:13-16; NBÄ 445f.), demotisch ḫl245 „Syrien, Syrer“ (E 387) bzw. (ḫm)-l „jung, Junge, Diener“ (E 393) und , koptisch S(ϩⲙ)ϩⲁⲗ (DEC 295f.). Als Name kommt er im spätzeitlichen Ägypten vor: Πχορχῶνσις, Φορχῶνσις < P-ḫl-nsw „Diener des Chons“ (E 394, Preisigke PN I, 1116:18) und Πχοῖρις „der Syrer“ (BM 12623) 246. Im Demotischen Namensbuch finden wir ebenfalls den Namen p-ḫr „der Syrer“ (I:210, vgl. ÄPN 116:17).247 Vycichl verweist darauf, dass im Hebräischen der Verlust der Gemination mit Ersatzdehnung des vorhergehenden Vokals erst nach der Redaktion der Septuaginta geschah (vgl. Gomorra Γόμοῤῥα).248 244 Weitere Belege bei J.F. Quack & K. Ryholt, in: P.J. Frandsen & K. Ryholt (Hrsg.), The Carlsberg Papyri 3: A Miscellany of Demotic Texts and Studies, Kopenhagen 2000, 144 (freundlicher Hinweis J.F. Quack). 245 Das l erklärt W. Vycichl, Dictionnaire étymologique de la langue copte, Leuven 1983, 295 sehr schön als Diminutiv – Vergleichbares (l für r zur Verkleinerung) kann er im tu-Bedauye, im Berberischen und im Baskischen vorweisen. 246 J.J. Hess, Demotica, in: ÄZ 30, 1892, (119-121) 119. 247 „Der Syrer“ ist als Name vergleichsweise häufig, es gibt im Demotischen Namensbuch auch einen weiteren Ein trag, diesmal abgeleitet von einer anderen Wurzel für „Syrer“: p-:šwr, gr. Πεσουρις, Πεσυρις, koptisch ⲡⲉϣⲟⲩⲣ (DemNB I:188). 248 W. Vycichl, Dictionnaire étymologique de la langue copte, Leuven 1983, 307-311, vgl. H. Bauer & P. Leander, Historische Grammatik der hebräischen Sprache, Halle 1922, 222. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

Im Akkadischen hat ḫurru eine pejorative Note, das Adjektiv dient dazu, einen schlechten Schreiber zu charakterisieren (CAD VI, 252) – offenbar galten die Hurriter in Mesopotamien als etwas dumm (vgl. den Gebrauch von Saīdī in Ägypten). R. Zadok, The Pre-Hellenistic Israelite Anthroponomy and Prosopography, Leuven 1988, 416.

‫ אחְפפ ִחני‬ḥånî

379f. Hofni, Sohn des Priesters Eli (1Sam 1,3. 2,34. 4,4.11.17) ‫* ֹט‬ḥoæn „Handvoll“ (Gesenius18 379); GeseniSeptuaginta Φινεες. Nach Zadok (PIAP 93) von ‫חׂשפ ן‬ 18 us 379 tendiert jedoch zu der Erklärung, der Name leite sich ab von ägyptisch ḥfn „Kaulquappe“ + -ī (HG § 41,4) und verweist auf den ägyptischen (MR) Personennamen 〈Ḥfnr〉 /Ḥfl/ (Ranke ÄPN I, 239) sowie den altnord- und -südarabischen Namen Ḥfn. Der Bruder des Hofni trägt einen ägyptischen Namen ( ‫ִחפי ְפנאחס‬ pînḥās/‫ ִחפ ְפנאחס‬pīnḥās), was die ägyptische Deutung unterstützt. Es ist jedoch durchaus eine semitische Interpretation möglich, vgl. ‫ חפ ן‬ḥpn, dies ist bislang jedoch nicht in Personennamen belegt. Im Ägyptischen gibt es ein bereits in den Pyramidentexten belegtes Wort für „Schlange“ ḥfw (Wb III, 72:14-20) bzw. ḥf.t (Wb III, 73:1-5), das im Demotischen als ḥf (E 303) erscheint und noch im koptischen Sb ϩⲟϥ/ϩϥⲟⲩⲓ und ϩϥⲱ (pl.) „Schlange“ bzw. ϭⲁⲡϩⲟϥ „Schlangenbeschwörer“ belegt ist (DEC 319). Von diesem Lexem scheint es eine Dublette zu geben, das ebenfalls seit den Pyramidentexten vorkommt: ḥfnw „Schlange“ (Wb III, 74:17) und vielleicht ein Diminutiv davon ḥfnn.t (Wb III, 74:18). Im Mittelägyptischen gibt es dann ein Lexem für „Kaulquappe“ ḥfnr (Wb III, 74:19), das offenbar auch hierher zu stellen ist. Wahrscheinlich steht das komplexe Graphonem 〈nr〉 hier bereits wie im Neuägyptischen für /l/ - dies umso wahrscheinlicher, als dass das Phonem 〈〉 alt noch liquiden Charakter aufweist, also ein /l/ sein dürfte. Meist schwindet 〈〉 bzw. wird zu //, daher auch die traditionelle Transkription als „Aleph“. In diesem Falle scheint 〈〉 seinen Lautwert behalten zu haben, was im Mittelägyptischen durch die veränderte Graphie 〈nr〉 ausgedrückt wird, vgl. die demotische Fortsetzung ḥfll.t „Eidechse“ (E 303) und seine koptische Entsprechung Sϩⲁϥⲗⲉⲉⲗⲉ, Bⲁϥⲗⲉⲗⲓ (DEC 319). Mit anderen Worten: es liegt hier ein und dasselbe Wort vor, wahrscheinlich in zwei dialektalen Varianten mit /n/ und mit /l/.249 Mit zu berücksichtigen ist der Umstand, dass die Kaulquappe als Zahlwort für 100.000 verwendet wird und wohl etymologisch zusammenhängt mit arabisch ḥafl, ḥafīl „zahlreich“, ḥaflat „Menge“.250 Für die vorliegende Gleichung bedeutet dies: das ägyptische Wort muss zu einem Zeitpunkt entlehnt worden sein, als das hebräische Pe bereits für /f/ stand, und zwar aus einem ägyptischen Dialekt, der dieses Wort mit /n/ aufwies, also ḥfnw und nicht ḥfw oder ḥfnr (= *ḥfl).251 Leider wissen wir nichts über die geographische Verteilung dieses Phänomens. Zu dieser Beobachtung passt auch der Umstand, dass die l-Formen im Koptischen eine a-Vokalisation aufweisen und die n-Formen (bzw. die Schwundformen) eine oVokalisation wie im hebräischen Vergleichswort. Es wäre auch möglich, dass die Distribution von ḥfnw und ḥfw/ ḥfnr nicht diatopisch („dialektal“) ist, sondern dass die l-Form ein Diminutiv darstellt. W. Vycichl hat sehr schön herausgearbeitet, dass es sowohl in den Berbersprachen als auch im tu-Bedauye For men gibt, bei denen ein Wechsel r > l festzustellen ist, der mit einer semantischen Verschiebung zum Diminutiv hin einhergeht: tuareg abaraḍ „Junge“ vs. abalaḍ „kleiner Junge“ oder tu-Beɗawiɛ adar „rot“ vs. adal „rosa“, fafar „tanzen“ vs. fafal „flattern“, ragad „Fuß“ vs. tīfāi-lagad „Fliegenfuß“, reba „Hügel“ vs. leba „Hügelchen“, sarāra „lang und dick“ vs. salāla „lang und dünn“.252 Im Berberischen gibt es sogar einen Begriff für dieses Phänomen: aseǧǧelles „manière de parler des femmes consistant à adoucir les sons“ - wird auch gebraucht aus Koketterie oder beim Sprechen mit ganz kleinen Kindern. 253 Immerhin könnte die „Kaulquappe“ (ḥfl) im Ägyptischen die „kleine Schlange“ (ḥfn) sein. 249 Vgl. mittelägyptisch ns „Zunge“ und koptisch ⲗⲁⲥ „Zunge“ (→ akkadich lišānum etc.). Der fayumische Dialekt im Koptischen hat an vielen Stellen /l/, wo die anderen /r/ haben. 250 Die „Kaulquappe“ steht also für eine große Menge, weil sie immer in großer Zahl vorkommen, vgl. auch das Logogramm für š „viel“. 251 Joachim Quack wies mich freundlicherweise darauf hin, dass für ägyptisches 〈f〉 auch bei Aussprache als /p/ kaum ein engeres Äquivalent vorhanden gewesen sei. 252 W. Vycichl, Dictionnaire étymologique de la langue copte, Leuven 1983, 295. 253 Ch. de Foucauld, Dictionnaire tourareg-français, Paris 1951, I, 86f. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

1. Personennamen

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Eine Schwierigkeit bei der vorliegenden Gleichung ist der Auslautvokal des Namens, der nicht besonders gut zu einer ägyptischen Ableitung passt – möglicherweise handelt es sich um ein semitisches Suffix, etwa ein Hypokoristikon. IP 63; R. Zadok, The Pre-Hellenistic Isrealite Anthroponomy and Prosopography, Leuven 1988, 416; M. Görg, in: Neues Bibel-Lexikon Zürich 1991-2001, 2,179.

‫ אחְפפ תרע‬ḥåra

382 Hophra = Apriës, Pharao der 26. Dynastie (Jer 44,30) Septuaginta ⲟⲩⲁⲫⲣⲏ/Ουαφρη, Vulgata Efree, Manetho ⲟⲩⲁⲫⲣⲓⲥ/Ουαφρις, Herodot (Hd II 161-172) Ἀπρίης, vgl. auch phönizisch ‫ וחפרע‬wḥpr Name des ägyptischen Königs Apriës (589-570 v. Chr.). Nach Gesenius18 entweder abgeleitet von dessen Thronname als König von Ober- und Unterägypten Ḥ-b-R(.w) „Das Herz des Re jubelt (immerzu)“ (Ranke ÄPN I, 234) oder von dessen Eigenname als „Sohn des Re“ Wḥ-b-[p]-R(.w) „Dauernd ist das Herz, ein Re“ (Ranke ÄPN I, 72f.). Die Namensform ist zu vergleichen mit keilschriftlich Uḫpara (Weidner, in: FS Dussaud, II, 931f.), ägyptisch-aramäisch wḥprmḥj und wḥprmḥj „Apries ist im Horizont“ (Silverman, in: AOAT 217, 55). Das altägyptische wḥ „legen, hinzufügen, dauern“ (Wb I, 254:7-17) wird im demotischen wḥ oder wḥ fortgesetzt (E 76) sowie in der koptischen Konjunktion SFLⲁⲩⲱ, Aⲁⲟⲩ, Bⲟⲩⲱϩ „und“ (als Imperativ „füg hinzu“, vgl. dt. „auch“ < *aug- „augmentieren“) (DEC 18).254 Das eigentliche Verb (Wb I, 253:1-257:6) hat sich ebenfalls erhalten: Sⲟⲩⲱϩ, Bⲟⲩⲟϩ, SBⲟⲩⲉϩ-, SBⲟⲩⲁϩ „legen, dauern lassen“ (Qualitativ Sⲟⲩⲏϩ,Bⲟⲩⲉϩ)(DEC 241), außerdem im Bohairischen eine Ableitung auf (r) „geben“: ⲧⲟⲩϩⲟ (DEC 225). Ḥ „jubeln“ wird im Standard-Koptischen genauso wenig fortgesetzt wie b „Herz“.255 Herodots Form Ἀπρίης weist vorne eine a-Vokalisation auf, die bei Manetho (ⲟⲩⲁⲫⲣⲓⲥ/Ουαφρις) und auch in der Septuaginta (ⲟⲩⲁⲫⲣⲏ/Ουαφρη) zu finden sind. Sowohl Ουαφρις als auch Ουαφρη könnten durchaus auf ein verschliffenes * Waḥ-()bRa zurückgehen, d.h. der Laryngal wurde verschliffen. Der hintere Teil des Namens wäre bei beiden Interpretationen gleich. Hier könnte man zwar annehmen, das ägyptische 〈b〉 sei als /p/ übernommen worden und habe sich dann innerhalb des Hebräischen zu // verschoben. Dies würde jedoch eine sehr frühe Übernahme voraussetzen, die aus historischen Gründen weniger wahrscheinlich ist. In Wirklichkeit ist das spät zeitliche 〈b〉 ein Frikativ, d.h. lautlich /ḇ/, d.h. die hebräische Graphie drückt ziemlich genau die zeitgenössischen lautlichen Gegebenheiten in der Spätzeit aus, in der die stimmhaften Plosive verschwinden. 256 W. Vycichl, in: BiOr 32,48; de Meulenaire, in: LÄ I, 358-360; M. Görg, in: Neues Bibel-Lexikon Zürich 1991-2001, 2,179; Chr. Theis, Sollte Re sich schämen? Eine subliminale Bedeutung des Namens ‫ ערפח‬in Jeremia 44,30, in: UF 42, 2011, 677-691.

‫ חור‬ḥwr Ḥr(.w) Ex 17:10, 12, 24:14, 31:2 (35:30), 38:22; 1Chr 2:19, 20, 50, 4:1, 2Chr 1:5; Num 31:8, Jos 13:21, Nah 3:9 Septuaginta Ὢρ. Sicher ägyptisch, auch wenn Noth meint, hier läge das akadische Lexem ḫūru „King“ vor (IPN, S. 220, Anm. 1). ‫הר אל‬

hr-l hr (Esr 43:15) Hybride Form mit dem Gottesnamen l. Zu Namen vom Typ hr (Wb. II, 496:6ff.) + GN vgl. Ranke ÄPN I, 230:20f (SpZt): hr-Bst.t, vgl. koptisch Ϩⲣⲣⲉ (S) und Ϩⲉⲣⲓ (B). Eine semitische Interpretation ist ebenfalls möglich: „Berg des El“ (Muchiki 210).

254 W.M. Müller, Zur Etymologie des koptischen ⲁⲩⲱ : ⲟⲩⲱϩ, in: ÄZ 26, 1888, 94-95. 255 J.F. Quack wies mich freundlicherweise darauf hin, dass im Demotischen b-R „notorisch“ mit p-R wechselt, was für eine Aussprache von b als /ep/ spreche, was durch die Evidenz altkoptischer vokalisierter Formen weiter erhärtet würde. 256 C. Peust, Egyptian Phonology, Göttingen 1999, 92. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

‫ תח ְפרחור‬ḥarḥûr

396 Harhur, ein Tempelsklave (Esr 2,51 mit Parallelstelle Neh 7,53) 18 Etymologie nach Gesenius unsicher: entweder onomatopoetisch und reduplizierend von der Wurzel ‫חרר‬ ḥrr2 „Rabe“ (so IP 230, vgl. akkad. ḫaḫḫūru) oder von derselben Wurzel ‫ חרר‬ḥrr2 „Angebranntes, Zank, Fieber“ (Grundbedeutung wohl „Verkohltes“ o.ä., vgl. dt. „kohlrabenschwarz“) im Sinne von „(unter) Fieber (der Mutter geboren)“ (so KBL). Muchiki (212) hält eine ägyptische Erklärung für genauso möglich und verweist ohne weitere Angaben auf koptisch ϩⲣⲉ; zum ägyptischen Pendant vgl. Ranke ÄPN I, 253:10; (20. Dyn. m.; NR auch f.). Das koptische ϩⲣⲉ „Bedarf, Nahrung“ geht auf altägyptisch und demotisch r.t gleicher Bedeutung (Wb III, 390:5-391:20; E 389) zurück (DEC 307), ist jedoch in der altägyptischen Anthroponymastik nicht belegt und kommt so als Erklärung für den vorliegenden Fall nicht in Frage. Man könnte zwar auch eine Ableitung von koptisch ϩⲣⲣⲉ „ruhig sein, sich beruhigen“ erwägen, die sprachliche Fortsetzung von altägyptisch hrw „zufrieden, froh sein“ (DEC 310) bzw. „ruhig, geduldig“ (Wb II, 476:6479:20), doch würde damit der falsche Laryngal vorliegen. Zum Gottesnamen Horus vgl. den Kommentar zu ‫ ׂשב ן־חור‬bæn-ḥûr.

‫ תח ְפרתחס‬ḥarḥas

396 Harhas (2Kön 22,14) Siehe ‫( תחְפס ארה‬Chr 34,22): nach Gesenius18 378 möglicherweise ein Schreibfehler (Hasra für Harhas), vgl. PIAP 177. Nach Muchiki (212) gibt es keine semitische Erklärung für diesen Namen, daher sei eine ägyptische Interpretation durchaus im Bereich des zu Erwartenden. Leider ist die Textgrundlage unsicher. Hinzu kommt, dass die Verbindung von Gottesname mit Pseudopartezip ḥs(.w) nicht üblich ist, vgl. jedoch mn(.w)-nb-ḥs(.w) (Ranke ÄPN I, 29, 16, vgl. DemNB I, 866).257 Hier ist zu bemerken, dass Namen, bei denen eine Verbalform vor dem Götternamen steht, häufiger vorkommen: ḥs(.w)-Bst.t/Ptḥ/R(.w) (Ranke ÄPN I, 254, 16, 18, 20) – bei dieser handelt es sich jedoch um eine Form der Suffixkonjugation und nicht um ein Pseudopartezip. Die koptische Fortführung von ḥs lautet ϩⲁⲥⲓⲉ „loben, preisen“ (DEC 313; Khwb 392). Bezeichnet wird hiermit vor allem auch der Verstorbene, d.h. „der Gelobte“ bedeutet auch „der Selige“ (Wb III, 154:2155:25), seit der 26. Dynastie besonders demotisch ḥs(y) „der Ertrunkene“ (E 329f.).258 Die Nominalform ḥs.w liegt wohl in dem keilschriftlich belegten Namen Iḫa-sa-a-a (ḥasāy) vor (KM 28). Die Wiedergabe im Aramäischen ist ‫חסיה‬ ḥsyh, im Griechischen Ἁσιῆς bzw. Ἑσιῆς und Ὡσις (DEC 313; DemNB 846), vgl. die reduzierte bohairische Form ⲉⲥⲓⲉ. Die nominalen Ableitungen sind jedoch an dieser Stelle wenig relevant, da – wenn überhaupt – hier ein Pesudoparezip stehen würde. Abgesehen davon existiert jedoch auch eine inhaltliche Ebene, worauf mich Joachim Quack hingewiesen hat. Das ägyptische Verb ḥs „loben, begünstigen“ ist Ausdruck eines Sozialgefälles: Wer begünstigt wird, ist inferior, und deshalb ist eine Bildung **GN + PsP „Gott X ist begünstigt“ undenkbar. Namen mit sḏmf-Formen „Gott x möge (den Träger) begünstigen“ sind zwar prinzipiell möglich, aber dieses Muster funktioniert für den vorliegenden Namen nicht. Somit ist die ägyptische Deutung wohl kaum möglich – es sei denn als pejorative Bildung von Seiten der Hebräer. Zum Gottesnamen Horus vgl. den Kommentar zu ‫ ׂשב ן־חור‬bæn-ḥûr. R. Zadok, The Pre-Hellenistic Isrealite Anthroponomy and Prosopography, Leuven 1988, 177 und 419.

‫ תח ְפר ׂשנׂשפר‬ḥarnæær

399 Harnefer, von Asser; Personen- und Sippenname (1Chr 7,36) < äg. Ḥr(w)-nfr(w) „Horus ist vollkommen“ Septuaginta (Codex Alexandrinus) ⲁⲣⲛⲁⲫⲁⲣ/Αρναφαρ Vergleiche die koptischen Formen Sⲛⲟⲩϥⲣ, ⲛⲉϥⲣ-, Bⲛⲟϥⲉⲣ (DEC 150) sowie demotisch nfr (E216). Das Wörterbuch (Wb II, 253:1-256:15) unterscheidet zwischen dem allgemeinen Gebrauch „gut, schön“ (von Sachen und Pesonen), der Verbindung mit einem Substantiv (nfr m „gut zu sehen“) und dem unpersönli257 Hier könnte zwar auch ein Substantiv vorliegen, dies scheint mir jedoch (gegen J.F. Quack, persönliche Mitteilung) weniger wahrscheinlich zu sein. 258 F.Ll. Griffith, Apotheosis by Drowning, in: ÄZ 46, 1909, 132-134. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

1. Personennamen

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chen Gebrauch („es ist gut“). Wie auch sonst im Ägyptischen ist es besonders hier schwierig, zwischen Adjektiv und Verb klar zu trennen. Das Verbaladjektiv hat die semitohamitisch ererbte Form *qatil, d.h. *nafir. Die keilschriftliche Nebenüberlieferung zeigt, dass der dritte Radikal im Neuägyptischen geschwunden war und zwar selbst wenn er nicht in absoluten Auslaut steht, wie bei Satznamen. Vgl. mittelbabylonisch I



I



Ri-a-na-pa (mit Var.) Na-ap-ḫu-ru-ri-a (mit Var.)

R(.w)-nfr.w (KM18) „Re ist vollkommen“ Nfr-ḫpr.w-R(.w) (KM14) „Vollkommen sind die Verkörperungen des Re“

Im Neubabylonischen sind folgende Namen belegt: I Pa-aṭ-ni-ip-te-mú – P-.y-Nfr-tm (KM40) „Den Nefertem gegeben hat“ vgl. Πετενεφϑῖμις (Wb II, 257:5). munus Na-ap-te-ra – Nfr.t-r. (KM14) Nefertari Bemerkenswerterweise ist dieses r im Koptischen teilweise erhalten geblieben, und zwar in den Verbindungen Sⲛⲁϥⲣϩⲟ (DEC 151) < nfr-ḥr „Der schönen Gesichts“ (als Personenname) ( Wb II, 266:5-9; E217)259 und L ⲛⲁϥⲣⲧⲱⲣⲉ (DEC 151) „geschickt“ (< nfr r.t „guter Hand“). Neben dem Verbaladjektiv Sⲛⲟⲩϥⲉ, Bⲛⲟⲩϥⲓ liegt im Koptischen eine feminine Nominalform vor: Sⲛⲟϥⲣⲉ, Bⲛⲟϥⲣⲓ „das Gute“. Ein Plural „die Wohltaten“ ( Wb II, 259:1f.) steht wohl in einem Beinamen des Osiris, der zu einem Heiligennamen (Onofrio) wurde: Wnnnfr.w > Bⲃⲉⲛⲟϥⲉⲣ, Ὀννῶφρις. Die hebräische Form ist insofern ungewöhnlich, als dass hier das r von nfr im absoluten Auslaut steht, also ganz am Ende des Syntagmas und v.a. dass es erhalten geblieben ist. Liegt hier eine archaisierende Form vor oder ist die Gleichung falsch? Mit den beiden Schwa könnte durchaus *nafir wiedergegeben werden, d.h. das Verbaladjektiv. Nur stellt sich die Frage, ob diese Form überhaupt hier zu erwarten wäre. In der Verbindung mit einem vorangestellten Theonym ist nfr hier als Pseudopartizip zu bestimmen. Da es sich bei diesem um eine konjugierte Form des Verbaladjektivs handelt, ist die Gleichung zumindest von dieser Warte aus betrachtet nicht zu beanstanden. Hinzu kommt, dass im Demotischen Namensbuch der Name ḥr-nfr „Guter Horus“ verzeichnet ist (I:824). Ein Detail der hebräischen Graphien sollte jedoch nicht vergessen werden: Es steht hier zweimal Segol, was für ein ursprüngliches *nafr spräche, und dies passt sehr gut zur Vokalisation des Pseudopartizips. Zum Gottesnamen Horus vgl. den Kommentar zu ‫ ׂשב ן־חור‬bæn-ḥûr. IP 64; PIAP 419; Ranke ÄPN I, 249:9.

‫ יו ֺרׂשכׂשבד‬yôḵæḇæḏ 451 Jochebed Jochebed, Mutter Moses und Aarons (Ex 6,20; Num 26, 59). Septuaginta Ιωχαβεδ/ϑ. Die Etymologie dieses Namens ist unsicher, möglicherweise bedeutet er „Jahwe ist Schwere“, vgl. akkad. Adad-kabati-aḫḫēšu. Die Frage ist hier vor allem, ob es sich um eine Bildung mit dem Gottesnamen yhwh handle (yō- < yahwǣ); Wenn ja, dann könnte dieser in Verbindung mit kbd „gewichtig“ stehen. Dessen Form ist der problematische Teil. Nestle hatte bereits 1876 auf ein ägyptisches „Joh-bait, d.i. Mondpalme“ aufmerksam gemacht. Görg meint nun, eine Verbindung herstellen zu können zur Kindheitsmythologie des Gottes Horus im Schilfdickicht: Isis zog Horus in Chembis/Chemmis (ḫ-bt) auf, das man sich als Insel bei Buto dachte, lautlich zu rekonstruieren als *ḫ-bt (> ḫb(.t)). Görg denkt dabei allerdings nicht an eine direkte Übernahme, es liege hier „keinesfalls […] eine ägyptische Etymologie“ vor, sondern lediglich eine lautliche und semantische Anspielung. Für die Wiedergabe von ägyptisch Aleph mit he259 H. Munier, Un nouveau martyr copte, Saint Nabraha, in: BIFAO 15, 1918, 227-259. W. Spiegelberg, Die Bedeutung von nfr-ḥr, in: ÄZ 53, 1917, 115, meint, die Verbindung bedeute „gnädig“. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

bräisch Jod verweist er auf den Ortsnamen „Elephantine“ äg. bw – aramäisch ‫ניב‬.260 Der Dental im Auslaut könne auf eine Nisba-Endung zurückgehen, d.h. die Deutung wäre „Die zu Chemmis Gehörige“. Zur Vokalisation verweist Görg auf Fecht (28-30): aḫb˘˘t – Nisba: aḫeb˘˘t˘t. Im Demotischen ist eine Namensform ḥr-ḫb „Horus ist in Chemmis“ belegt ( DemNB I:830f.), welche der Gleichung Görgs der Form nach entsprechen würde. Inhaltlich gesehen ist die Gleichung äußerst verlockend: Die Mutter des Moses entspräche der Isis, die Konnotation Schilfdickicht ist ebenfalls passend. Nun zur lautlichen Seite. Die griechischen Wiedergaben von ḫ-bt schwanken zwischen Χεμμις und Χεμβις, d.h. das b in Jochebed ist auch von der spätzeitlichen Nebenüberlieferung her erklärbar. Interessanterweise wird bei den griechischen Autoren auch die Stadt Achmim Χεμμις genannt;261 Die altägyptische Form dieses Ortsnamens lautet Ḫnm.t-Mnw „Amme des Min“ im Sinne von „die (den Gott) Min ernährt“. 262 Görg hatte natürlich eine Nisba aḫeb˘˘t˘t angesetzt, um den nicht erfolgten Schwund des auslautenden Dentals zu erklären. Dies ist durchaus möglich, und eine Deutung „die von Chemmis“ ist auch semantisch nicht unwahrscheinlich. Was den ersten Vokal angeht, so ist der Lautwandel a > o geläufig, wenn auch beim Tonvokal. Man könnte sich natürlich auch denken, dass der Name bzw. seine Assoziation irgendwann nicht mehr durchschaut und dann in Analogie zu anderen jhwh-Namen emendiert wurde. Ebenfalls nicht ganz lupenrein ist der Auslaut d als Wiedergabe für wegen Antritts der Nisbaendung nicht geschwundenen Femininendung -t. Dies ist erklärbar, wenn man sich fragt, warum für ägyptisch ḫ die Wiedergabe mit einem spirantisierten ḵ gewählt wurde und nicht eine Wiedergabe mit einem Laryngal. Beides zusammen ist wohl auf dieselbe hebraisierende Interpretation zurückzu führen (kbd) wie beim Anlaut. IP 111; BHAN 111; W.H. Schmidt, BK II, 307 (Lit.); PIAP 424; Görg, NBL II, 348. M. Görg, Jochebed und Isis, in: BN 61, 1992, 10-14; W, Nestle, Die israelitischen Eigennamen nach ihrer Religionsgeschichtlichen Bedeutung, Haarlem 1876, 77 & 80; H. Altenmüller, in: LÄ I, Wiesbaden 1975, Sp. 921, s.v. Chemmis; G. Fecht, Wortakzent und Silbenstruktur, Glückstadt 1960, 28-30; M. Münster, Untersuchungen zur Göttin Isis vom Alten Reich bis zum Ende des Neuen Reiches, Berlin 1986, 125-129.

‫ תי ְפראחע‬jarḥā

497 Jarha, ein ägyptischer Sklave (1Chr 2,34f.) Nach Gesenius18 399 Etymologie unbekannt. Da es sich dem Kontext nach um einen Ägypter handelt, ist nach Muchiki (212) eine ägyptische Etymologie relativ wahrscheinlich. Sie verweist auf ein Syntagma *r.t-ḥ(.w) „Das Auge jubelt“. Leider ist ein solcher Name im Mittelägyptischen nicht bezeugt, sodass lediglich auf die Namen r(.t)-Ḥr(.w) „Auge des Horus“ (Ranke, ÄPN I 42:13), r.t-n(.t)-Ḥr(.w)-rw.w (= Inaros, gr. Ἰναρως) „Auge des Horus“ (Ranke, ÄPN I 42:13) und r.t-n(.t)- (Ranke ÄPN I, 42:11) verwiesen werden kann. Immerhin verzeichnet das Demotische Namensbuch jedoch den Namen r.tw rw/rw „ihr Auge ist gegen sie“ (I:70ff.). Die lykopolitanisch-koptische Form von altägyptisch r.t „Auge“ (Wb I, 106:6107:20) lautet ⲓⲉⲓⲣⲉ (DEC66) und ist ausschließlich in Komposita bezeugt ⲃⲁⲛⲓⲉⲓⲣⲉ „der den bösen Blick hat“, ⲙⲛⲧⲃⲁⲛⲓⲉⲓⲣⲉ „der böse Blick“. Im Sahidischen ist der „böse Blick“ ⲉⲓⲉⲣⲃⲟⲟⲛⲉ, im Bohairischen ⲓⲉⲣⲃⲟⲛⲓ, beides von altägyptisch r.t bn.t (Wb I, 107:5).263 Das Wort für Auge hat im koptischen verschiedene Formen im status pronominalis (DEC66), die reguläre (aber seltene) sahidische Form ⲉⲓⲁⲁⲧ, die geläufige sahidische Form ohne gebrochenen Vokal ⲉⲓⲁⲧ sowie eine fayumische Sonderform ⲓⲏⲧ und in einem lykopolitanischen Syntagma erhalten ⲙⲁϩⲓⲁⲓⲧϥ „der Betrachter“ (wörtlich: „der sein Auge wirft“). Nun stellt sich die Frage, wie sich r.t in einem Syntagma verhält. Nach Ausweis des Koptischen ist das r im status pronominalis ausgefallen, nicht jedoch das t. Dies ist nur sehr schwer zu erklären. Daher sollte man vielleicht da260 E. Edel, Altägyptische Grammatik, Rom 1955/64, 59. 261 Vgl. M. Smith, The Mortuary Texts of Papyrus BM 10507, London 1987, 82f. 262 C. Peust, Die Toponyme vorarabischen Ursprungs im modernen Ägypten, GM Beiheft 8, Göttingen 2010, 16. Joachim Quack wies mich darauf hin, es sei seiner Meinung nach eher ḫnti-Mn.w „Terasse des Min“ zu lesen, da die Nasen-Hieroglyphe ohne Komplement regulär nicht für ḫnm stehen könne und die von Peust angeführte Schreibung ließe sich auch nur mn.t, nicht ḫnm.t lesen. Damit würde die hier angeführte Lautung nicht mehr stimmen. 263 J. Sainte Fare Garnot, Défis au Destin, in: BIFAO 59, 1960, 1-28; W. Spiegelberg, Der böse Blick im altägyptischen Glauben, in: ÄZ 59, 1924, 149-154. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

1. Personennamen

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von ausgehen, dass das r in einem Satznamen wie dem von Muchiki vorgeschlagenen eher erhalten sein sollte. Formal handelt es sich um ein Nomen mit eingebettet folgendem Pseudopartizip „das Auge (ist), indem es jubelt“. Ob das /a/ des hebräischen Namens wirklich Grund genug ist, die Gleichung anzuzweifeln, ist schwierig zu beurteilen – die koptischen Formen haben jedenfalls im status nominalis kein ⲁ (sondern nur im status pronominalis). Das altägyptische ḥ hat sich m.W. im Koptischen nicht erhalten. Spannend sind die Formen der Bibelübersetzungen, denn hier sind noch Reste des Ayin greifbar: Septuaginta ⲓⲱⲭⲏⲗ/Ιωχηλ, ⲓⲉⲣⲉⲉ/Ιερεε, ⲓⲉⲣⲁⲁ/Ιεραα; Vulgata Ieraa. Alternativ könnte man möglicherweise an eine Verbindung zu koptisch ⲉⲓⲱⲣϩ „sehen“ denken bzw. zu ⲉⲓⲉⲣϩⲉ „Strahl“ (DEC 67). Dessen Ableitung von altägyptisch r.t ist allerdings ziemlich zweifelhaft: Sethe meinte, es handle sich um eine Ableitung mittels -ḥ „aus altem r“ (Verbum I, §359). Außerdem bliebe das Ayin völlig unerklärbar.

‫ ְפי ִחרימות‬j rîmôt und ‫ְפי ֵנרמות‬ e

jeremôt 498 Jeri/emoth, Personen- und Sippenname Etymologie nach Gesenius 498 unsicher. Entweder „Gründung des Mōt“ (so PIAP 61) oder ein Adjektiv von der Wurzel *yrm < *wrm (vgl. arab. warima „geschwollen sein, anschwellen“) + -ōt (BL §61tι) „Dicker“. Septuaginta ⲓⲉⲣⲓⲙⲱⲑ/Ιεριμωϑ, ⲓⲉⲣⲓⲙⲟⲩⲑ/ Ιεριμουϑ u.ä., vgl. möglicherweise inschriftlich yrymwt. ① von Benjamin (1Chr 7,7), ② von Benjamin 8, ③ von Benjamin (1Chr 8,14) (dafür 27: ‫) ְפיר ֹטאח ם‬, ④ Helfer Davids (2Chr 11,18), ⑤ Levit (2Ch 23,23- 24,30), ⑥ Sohn Hemans (2Ch 25,4.22), ⑦ Naphtalit (2Ch 27,19), ⑧ Sohn Davids (2Ch 11,18), ⑨ Levit (2Ch 31,13), ⑩ Priester (Esr 10,26), ⑪ Priester (Esr 10,27), ⑫ Priester (Esr 10,29) Ketīb (Qere ‫ ְפו ארמֺרות‬, BHS; anders Noth). Nach Muchiki (213) liegt im hinteren Bestandteil des Namens der ägyptische Gottesname Mut vor, im vorderen eine Ableitung der Wurzel yrh (vgl. ugaritisch yrw) „werfen, schießen“. Sie verweist nämlich darauf, dass bei einer Ableitung von *yrm (so Gesenius18) das hintere Jod bei ‫ ְפי ִחרימות‬nicht erklärbar sei. In der Tat geht aus 1Chr 7,7 hervor, dass Jeremoth in Ägypten geboren wurde, was eine zumindest zum Teil ägyptische Erklärung des Namens nicht unwahrscheinlich erscheinen lässt. Man beachte, dass es zwei En kel Benjamins gibt, die Jermoth und Jerimoth heißen. Unterstützend für eine ägyptische Interpretation ist auch der Umstand, dass in 1Chr 8,14 Jermoth einen Bruder hat, der mit ‫אשאשק‬ šāšāq ebenfalls einen ägyptischen Namen trägt. Sollte sich die Interpretation als Hybridname als richtig erweisen, würde er „Mut hat niedergeworfen“ o.ä. bedeuten. Der Name der Göttin Mut wird griechisch Μοῦϑ transkribiert und in älterer Zeit genauso geschrieben wie das altägyptische Wort für „Mutter“ (mw.t). Warum beim Gottesnamen Mut (Μοῦϑ) (wie auch bei dem der Neith Νῆΐϑ) das auslautende t bis in die Spätzeit erhalten geblieben ist, kann nicht zufriedenstellend erklärt werden (Peust:155; DEC165) – das Wörterbuch verweist auf eine mittelägyptische Graphie Mw.tw (Wb II, 53:17), es könnte jedoch auch eine archaisierend-gelehrte Schulaussprache (mots savants) dahinter stehen. Früher dachte man, der Gottesname Mut sein im Ortsnamen ⲡⲉⲧⲉ-ⲙⲟⲩⲧ Medamud (< P-Mw.t „den Mut gegeben hat“) erhalten, dieser wird jedoch heute von (p-ṭm-n(.)-)Mṭw abgeleitet.264 Der Zusammenhang zwischen Göttername und dem Lexem „Mutter“ ist zwar sehr wahrscheinlich, nicht jedoch ganz sicher. Letzteres kann aufgrund der ägyptisch-koptischen Silbenbildungsregeln als mw.t bzw. *mw˘t rekonstruiert werden (v.a. wegen koptisch Sⲙⲁⲁⲟⲩ, Bⲙⲁⲩ).265 Beim Gottesnamen liegt die griechische Transkription Μοῦϑ vor, die durchaus zum hebräischen Befund passen würde. Außerdem gilt es zu bedenken, dass die Septuaginta sowohl /o/ als auch /u/ hat: ⲓⲉⲣⲓⲙⲱⲑ/Ιεριμωϑ bzw. ⲓⲉⲣⲓⲙⲟⲩⲑ/ Ιεριμουϑ u.ä. Warum ausgerechnet Muth in der Levante Bestandteil eines Personennamens gewesen sein soll, ist nicht wirklich erkennbar. Gegen die Gleichung spricht ebenfalls, dass die Bedeutung „xv hat niedergeworfen“ im Zusammenhang mit Moth mehr Sinn ergibt als mit Muth. 18

IP 39, 226 mit Anm. 5; PIAP 428; Albright, BASOR 125, 25ff. und JAOS 42, 320f.

264 C. Peust, Die Toponyme vorarabischen Ursprungs im modernen Ägypten , GM Beiheft 8, Göttingen 2010, 58. 265 W. Spiegelberg, Die Lesung von [mw.t] „Mutter“ und [nw.t] „Stadt“, in: ÄZ 63, 1928, 104-105. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

‫ תי ְפרמות‬jarmût

499 Jarmuth ① kanaanäische Königsstadt in Juda (Septuaginta ⲓⲉⲣⲓⲙⲟⲩⲑ u.ä.; Eusebius ⲓⲉⲣⲓⲙⲟⲩⲥ, ⲓⲉⲣⲓⲙⲟⲭⲱⲥ; Hieronymus Iermucha, Vulgata Hierimoth, Iarimuth), möglicherweise identisch mit Ḫirbet Yarmūq (Jos 10,3.5.23. 12,11. 15,35. Neh 11,29). ② Levitenstadt in Issachar (Septuaginta [Codex Alexandrinus] und Eusebius: ⲓⲉⲣⲓⲙⲱⲑ/Ιεριμωϑ; Septuaginta [Codex Vaticanus]: ⲣⲉⲙⲙⲁⲑ/Ρεμμαϑ, Vulgata Iaramoth). Lage unbekannt, nach Albright identisch mit Kōkab al-Hawa (Jos 21,29, dafür 19,21 ‫ ׂשרׂשמת‬und 1Chr 6,58 ‫) אר אמֺרות‬ Albright, BASOR 125, 28, Anm. 14; Ben-Tor, Qedem, 1,55-87: Noth, Jos 129; Görg, Untersuchungen zur hieroglyphischen Wiedergabe palästinensiches Ortsnamen, Diss. 1974, 126-136; Röllig, RlA V, 266f.

‫ כוש‬kûš 535 Kusch. Länder- und Völkername Nubien, Aithiopien, Gebiet südlich des 1. Nilkatarakts bei Assuan ① genannt neben Ägypten (Jes 11,11. 20,3-5. 43.3. 45,14. Ez 30,4.9. Nah 3,9. Ps 68,32), ② genannt neben ‫פוט‬  Pûṭ/Libyen (Jer 46,9. Ez 30,5. 38,5), ③ genannt neben Tyrus und Philisäa (Ps 87,4), ④ als südliches Grenzland Ägyptens (Ez 29,10), ⑤ unter König Taharka (Ri 19,9), ⑥ als Teil des persischen Großreiches unter Xerxes I. (Est 1,1. 8,9), ⑦ jenseits der Ströme von Kusch (Jes 18,1 [Wildberger], Zeph 3,10; vgl. Haak, GS Ahlström, 238-251), ⑧ Herkunftsland von Edelsteinen (Hi 28,19), ⑨ in der Paradiesgeographie (Gen 2,13), ⑩ als eponymer Personenname (Gen 10,6-8, 1Ch 1,8-10 [Septuaginta ⲭⲟⲩⲥ/Χοῦς]; hierzu und zu Gen 2,13: Lipiński, RB 73, 80f.), ⑪ Eponym der Kassiten (akkad. Kaššu, Nuzi Kuššu-, griech. Κίσσιοι, Κοσσαῖοι) Primär handelt es sich bei Kusch um ein Toponym, das jedoch sekundär auch im Sinne einer Herkunftsangabe verwendet werden kann, also „Der Kuschit“ o.ä. bedeutet.266 Das Toponym Ks bzw. Kś bezeichnet in altägyptischen Texten das Gebiet südlich von Elephantine. Es erscheint erstmals um 1900 in altägyptischen Quellen, genauer gesagt zur Zeit Sesostris’ I. (Urk. VII, 5:17), d.h. es ist im Alten Reich nicht bezeugt. Im späteren Mittleren Reich wird es dann Kš geschrieben, in der sog. Zweiten Zwischenzeit auch Kš und im Neuen Reich Kš (Wb V, 109:1). In Texten der 25. Dynastie und im Demotischen gibt es die Form kš, die im Koptischen ⲉϭⲱϣ „nubisch‟ fortgeführt wird (< *˘kāš). Die zeitgenössische Nebenüberlieferung gibt uns nicht nur die Vokalisation, sondern auch einen diachronen Eindruck derselben. Während das Toponym in mittelbabylonischer Keilschrift durch kurKa-ši wiedergegeben wird (vgl. altnubisch ⲕⲁⲥ und altäthiopisch kasu [DAE 11; griechische Version: ⲕⲁⲥⲟⲩ]), steht in neuassyrischen Texten kurKu(-u)-ši (vgl. altpersisch kusā und hebräisch ‫ כוש‬kûš). Wir können also den innerägyptischen Lautwandel ā > ū verfolgen. Syrische und arabische Texte haben kūš,267 wohl über die hebräische Form entlehnt wie auch das griechische. Das anfängliche Oszillieren der hieroglyphischen Graphien legt den Schluss nahe, dass es sich bei diesem Toponym um ein Lehnwort handelt, wahrscheinlich aus dem „Proto-Meroitischen‟268 - die meroitische Form lautet 〈Qes〉.269 Eine der Probleme im Zusammenhang mit „Kusch” resultiert aus der biblischen Tradition. In der “Völkertafel” (Gen 10, 6-8) wird der Sohn des Ham und Enkel des Noah „Kusch‟ genannt, gleichzeitig ist dies jedoch auch der übliche Namen für Nubien (Ez 29,10; 30 4-9; Jes 11,11; 20,3-5) – die Septuaginta unterscheidet hier zwischen Χοῦς (Gn 10, 6-8) und Ἀιϑιοπία. Ausgehend von dieser Völkertafel wurde Kusch namensgebend für eine Gruppe von Sprachen. Der Ägyptologe Carl Richard Lepsius nannte in seiner wichtigen Nubischen Grammatik die semitohamitischen Sprachen als Ganzes “kuschitisch‟.270 Heute wird nach Joseph Greenberg nur noch ein Zweig des Semitohamitischen so genannt, eine Gruppe von Spra266 F. Breyer, in: S. Uhlig, (Hrsg.), Encyclopaedia Aethiopica III., Wiesbaden 2007, 458-460, s.v. „Kush“ und F. Breyer, Einführung in die Meroitistik, Münster 2014, 3ff. 267 G. VANTINI, Oriental sources concerning Nubia, Warschau 1975, Index s.v. b. 268 Cl. RILLY, Une nouvelle lecture du signe Q, in: Göttinger Miszellen 169, 1999, 101-110. Anders I. HOFMANN, Material für eine Meroitische Grammatik, Wien 1981, 291. 269 J. LECLANT, Recherches sur la toponymie meroitique, in: Anonymus (Hrsg.), La toponymie antique, Travaux du Centre de Recherche sur le Proche-Orient et la Grèce antiques 4, Straßburg 1975, (151-162) 105. 270 C.R. Lepsius, Nubische Grammatik. Mit einer Einleitung über Völker und Sprachen Afrikas, Berlin 1880. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

1. Personennamen

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chen, die vor allem am Horn von Afrika gesprochen werden. Das Toponym „Kusch‟ der altägyptischen Quellen ist verantwortlich dafür, dass eine ganze Epoche der altägyptischen Geschichte „Kuschitenzeit‟ genannt wird. Es ist die Zeit, in welcher Herrscher aus Nubien (aus dem „Königreich Kusch‟) Ägypten erobern und als Pharaonen regieren. Das Königreich Kusch war über Jahrhunderte hinweg einer der großen Rivalen des pharaonischen Ägypten – seine Träger waren im 2. Jts. Angehörige der Kerma-Kultur, 271 später der napatanischen bzw. meroitischen.272 Ob es sich hierbei um ein kulturelles Kontinuum handelt, ist unklar. Um die Zweideutigkeit von „kuschitisch‟ (linguistisch vs. historisch) zu umgehen, hatte Ernst Zy273 hlarz für Letzteres einmal den Terminus „kaschitisch‟ geprägt, der sich jedoch nicht durchsetzte. Im Mittleren Reich, also mit dem ersten Auftreten des Begriffs Kš, ist das Toponym noch auf Obernubien begrenzt (2.-4. Katarakt), insbesondere das Kerma-Becken. Erst seit der Hyksoszeit wird der semanti sche Rahmen des Toponyms ausgeweitet und Kš steht für Nubien als Ganzes, d.h. für das Mittlere Niltal südlich von Ägypten. Im Alten Reich war Unternubien (die Region zwischen Assuan und Wadi Halfa) in mehrere politische Entitäten gespalten: wwt, rčt and śčw. Im Mitteren Reich ist davon lediglich noch wwt gebräuchlich. Im Neuen Reich war Nubien eine ägyptische Kolonie, regiert von einem „Vizekönig von Kusch” (ś-nsw n() Kš). Das Toponym wirde sogar über die Antike hinweg in der Region gebraucht, und zwar in Kordofan und Darfur – als David Reubenis das Königreich Funj 1522 bereiste, wurde die Region kaš bzw. kaj genannt.274 Nach der arabischen Eroberung Nubiens wird das Niltal südlich von Ägypten zunehmend (Bilād) as-Sūdān genannt. Heute noch bezeichnen manche Gruppen der Beja dunkelhäutige Menschen als kišāb, pl. kašāīb (b markiert masculina im tu-Beɗawiɛ) (DEC 50f.). Janssen, BiOr 8, 213-217; Säve-Söderberg, in: LÄ III, 888-893; Röllig, in: RlA VI, 374f.; M. Görg, in: Neues Bibel-Lexikon Zürich 1991-2001, 1,57f. s.v. Äthiopien.

‫ כוש‬kûš

535 Kusch, Benjaminit (Ps 7,1) Lies möglicherweise ‫ כוִחשי‬kûšî. Septuaginta ⲭⲟⲩⲥⲓ/Χουσι, Vulgata Aethiops, Hieronymus Chusi, Targum swl br qys. Siehe die Behandlung im vorherigen und nachfolgenden Eintrag. Johnson, in: D.N. Freedmann (Hrsg.), The Anchor Bible Dictionary I, New York 1992, 1219

‫ כוִחשי‬kûšî

535 Kuschit ① Nubier, Äthiopier (2Sam 18,21.22f.31f. Jer 38,7.10.12. 39,16. 2Chr 14,8 [vgl. Welten, WMANT 42, 132f.]), ② spezifisch wegen der Hautfarbe: Neger, Mohr (Jer 13,23, fem. adj. Num 12,1 [Septuaginta; vgl. Knauf, Midian 160, mit Anm. 679], pl. Zeph 2,12. Da 11,43. 2Chr 12,3. 14,11f. 16,8. 21,16; Am 9,7: ‫ֻחכִחש ִחיי ם‬ ‫)ְפב ֵנני‬. Innerhebräische Ableitung vom Toponym ‫ כוש‬kûš (Nisba), siehe dort.

‫ תכְפסֻחלִחחי ם‬kasluḥîm

562 Kasluhiter Kasluhiter, zu Ägypten gehörig (Gen 10,14 & 1Chr 1,12). Samaritanisch Kalsāǝm; Septuaginta Χασλωνιειμ u.ä., Vulgata Cesluim, Chasluim. Für dieses Lexem existieren zahlreiche Erklärungsvorschläge. Georg Ebers verband es mit koptisch ⲕⲱⲥ, ⲕⲁⲥ „Mumie“ und ⲗⲉϩ bzw. altägyptisch ḥsmn „Natron, Salz“ und deutete die Verbindung als „Mumiendörrer“, vgl. die LXX Χασλονιειμ; Müller will in nsmnsm emendieren und operiert mit den Nesamonen; frü271 B. Gratien, Les cultures Kerma. Essai de classification, Publications de l’Université de Lille III, Lille 1978. 272 F. Breyer, Einführung in die Meroitistik, Münster 2014; L. Török, The Kingdom of Kush, Leiden 1997; R. Morkot, The Black Pharaohs, London 2000; S. Wenig, Africa in Antiquity, Brooklyn 1978; T. Eide et al., Fontes Historiae Nubiorum, Bergen 1994ff.; T. Kendall, Kerma and the Kingdom of Kush, Washington D.C. 1997. 273 E. Zylharz, Die Fiktion der „Kuschitischen Völker“, in: Kush 4, 1956, 19-33; E. Zylharz, Zum Typus der kaschitischen Sprachen, in: Anthropos 60, 1960, 738-752. 274 J.A. Arkell, A History of Sudan, London 21961, 174; G. Vantini, Oriental sources concerning Nubia, Warschau 1975, 745ff. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

he Forscher und zuletzt E. Lipiński sehen einen Zusammenhang mit Kolchis und Herdodots Aussage zu dessen Eroberung durch Sesostris. Macalister und Kitchen operieren ebenfalls mit einer Emendation von kslḥm in sklḥm, einem der Seevölker (čkr). Görg deutet den Ausdruck als gś „Seite“, koptisch ⲕⲁⲥ in Verbindung mit wḥ.t „Oase“, demotisch wḥ, koptisch ⲟⲩⲁϩⲉ. (Wb. V, 196:9-10; KHWb 468). Schon Kurth Sethe meinte, es könne sich um die eine Seite Ägyptens handeln, die zu den Oasen hin liegt „Seite des Oasengebietes“. Sogar der u-Vokalisation der masoretischen Fasung könne hier vertraut werden. M.E. können die „Mumiendörrer“ und die Emendationen getrost ad acta gelegt werden. Vielversprechender erscheinen hingegen die Verweise auf die zwei „Seiten“ Ägyptens. Diese Sichtweise ist noch bei den Griechen vertreten, die eine Seite Ägyptens zu Asien, die andere Libyen zurechnen, beide durch den Nil getrennt. Nun stellt sich die Frage, ob die Gleichung auch phonologisch passt. Der Anlaut ist zumindest nicht zu beanstanden – sogar die Vokalisation stimmt. Auch der hintere Teil könnte mit etwas Willen zu koptisch ⲟⲩⲁϩⲉ gestellt werden. Dort hätten wir dann allerdings einen anderen Vokal. Könnte dies einer Analogie im Hebräischen geschuldet sein? Gravierender ist der Umstand, dass das /l/ im Hebräischen keine Entsprechung im Ägyptischen hat. Wirklich überzeugen kann damit dieser Vorschlag ebenfalls nicht, es sei denn, man nimmt eine äußerst frühe Entlehnung in Anspruch, als das ägyptische „Aleph“ 〈〉 noch eine Liquida war (/r/ oder /l/), d.h. in der Frühbronzezeit. Golb, INES 24, 267; Hess, ABD I, 877f. (Lit.). M. Görg, Kasluhiter und Philister, in: BN 99, 1999, 8-13; W.M. Müller, Die Söhne Mizraims, Genesis 10,13-14, in: OLZ 3, 1902, 471-475; G. Ebers, Aegypten und die Bücher Mose’s, Leipzig 1868; K.A. Kitchen, The Philistines, in: D.J. Wiseman (Hrsg.), Peoples of Old Testament Times, Oxford 1973, 53-78; R.A.S. Macalister, The Philistines, their History and Civilization, Eugene 1913, 28; K. Sethe, Die ägyptischen Bezeichnungen für die Oasen und ihre Bewohner, in: ZÄS 57, 1920, 44-54.

‫ ְפלאהִחבי ם‬l hāḇîm e

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Lehabiter

Lehabiter (Gen 10,13 und Parallele in 1Chr 1,11). Identifizierung unsicher, wahrscheinlich die Libyer der

Kyrenaika und der außerägyptischen Oasen. Samaritanisch Lābbəm; Septuaginta Λαβιειμ u.ä.; Vulgata Laabim. < lbw „Libyer“ Die Insel Elephantine gehört zu den ältesten bekannten Toponymen – der Ortsname erscheint bereits auf den allerersten ägyptischen Schriftzeugnissen aus dem Grab U-j in Abydos. 275 Warum die Insel mit dem Elefanten verbunden wird („Elephantine“ ist eine Lehnübersetzung), ist unklar. Die Theorien reichen von einer angeblichen Elefantenform der Insel im Altertum bis zum Hauptumschlagplatz für Elfenbein aus Nubien. Jedenfalls heißt der Ort in altägyptischen Quellen bw, was sowohl das Wort für das Tier („Elefant“) darstellt, als auch für das Tierprodukt („Elfenbein“). 276 Das in fast allen europäischen Sprachen verbreitete Wort „Elephant“ geht über das griechische ἐλέφας und seinen (griechisch gebildeten) Obliqusstamm (ἐλεφάντος) auf das altägyptische bw zurück (rekonstruiert als /lbw/; die semitohamitische Wurzel lautet rbw, die meisten semitischen Sprachen haben allerdings hier eine Metathese: pl). Die koptische Form des Ortsnamen ist ⲓⲏⲃ, in griechischer Transkription hat sich das Epitheton „Der große Chnum, Herr von Elephantine“ erhalten: Χνουμώ [Ν]εβιῆβ (< nm.w nb bw)., d.h. man kann für die Spätzeit mit einer Lautung *jb rechnen. Dies widerspricht dem hebräischen Befund zumindest, was den Vokal angeht. Wie Görg von der ägyptischen Präposition n bzw. der Genitivpartikel zum hebräischen /l/ gelangen will, ist unklar. Meint er, diese sei durch die hebräische Präposition l ersetzt worden? Dies wäre sehr kurios. Warum also nicht mit dem in ägyptischen Quellen belegten Namen eines libyschen Stammes operieren, auf den auch das griechische (ἡ Λιβύη) und damit letztlich unser „Libyen“ zurückgeht? Dieser lautet rbw (Wb II, 414:2-3), was für lbw steht (DEC 94) – insgesamt gibt es fast 30 verschiedene hieroglyphische Graphien.277 Freilich ist das h der hebräischen Graphie durchaus ein Problem. Andererseits ist möglicher275 F. Breyer, Die Schriftzeugnisse des prädynastischen Königsgrabes U-j in Umm el-Qaab: Versuch einer Neuinterpretation, in: Journal of Egyptian Archaeology 88, 2002, 53-65. 276 F. Breyer, Die altägyptische Etymologie von griechisch ἐλέφας = „Elefant“ und lateinisch ebur = Elfenbein, in: A. Loprieno & S. Bickel (Hrsg.), Basel Egyptology Prize I, Aegyptiaca Helvetica 19, 2003, 251-276. 277 K. Zibelius, Afrikanische Orts- und Völkernamen in hieroglyphischen und hieratischen Texten, Wiesbaden © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

1. Personennamen

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weise mit mehreren ähnlich klingenden libyschen Stammesnamen zu rechnen, wie die große Bandbreite nicht nur der altägyptischen, sondern auch der griechischen, koptischen und arabischen Formen nahelegt: Λιβύη, Λευάϑαι, *Λάβουϑες, ⲗⲁⲃⲟⲩⲑⲱⲛ, ⲧⲗⲓⲃⲏ, ϯⲗⲏⲃⲓ, Lawāta, lābīy (DEC 94).278 Heard, ABD IV, 324, s.v. Libya; M. Görg, Kasluhiter und Philister, in: BN 99, 1999, 8-13; M. Görg, Die „Söhne Ägyptens“ in der sogenannten Völkertafel: ein weiterer Versuch zur Identität und Komposition der Namensliste Gen 10,13f., in: M. Görg & G. Hölbl (Hrsg.), Ägypten und der östliche Mittelmeerraum im 1. Jahrtausend v. Chr.; Akten des Interdisziplinären Symposions am Institut für Ägyptologie der Universität München 25.-27.10.1996; Ägypten und Altes Testament 44, Wiesbaden 2000, 23-46.

‫ לוד‬lûd

599 Luditer ① Unbekannte Völkerschaft im Umkreis Ägyptens ( Gen 10,13 & 1Chr 1,11); ② an der Westküste Kleinasiens (lydische Söldner sei der 26. Dynastie [Mitte 7. Jhd. v. Chr.) im Dienste Ägyptens) ( Gen 10,22 & 1Chr 1,17 &c.) Samaritanisch Led, Septuaginta Λουδιειμ u.ä., Λουδ und Λυδοι; Vulgata Ludim, Lud, Lydia, Lydii. Vgl. keilschriftlich Lu-ud-di, Lu-ßu-du/a und Lu-da-a-a (Gent.). < ägyptisch rw. „Bewohner des Deltarandes“ (und nicht Lydier). Lykien erscheint zwar in altägyptischen Quellen, Lydien ist jedoch bislang nicht bezeugt. 279 Aufgrund des Ko(n)textes („die Söhne Ägyptens“) plädiert Görg für eine Bezeichnung, die in irgendeinem Zusammenhang mit Ägypten steht. Im Wörterbuch steht für rw lediglich „Ufer“, nach dem neueren Handwörterbuch von Hannig kann es jedoch konkreter für das Nildelta stehen. 280 Ob die Gleichung lautlich passt, ist nicht ganz sicher. Wahrscheinlich ist das „Ufer“ eine Ableitung der Wurzel rw „fest“ (Wb II, 410:13412:9) und diese hat sich bis ins Koptische erhalten als Sⲟⲩⲣⲱⲧ, Bⲟⲩⲣⲓⲧⲉ, Fⲗⲟⲩⲁⲧ, d.h. mit /t/, vgl. demotisch rwt (E 243) und wohl auf als ⲃⲁⲣⲱⲧ „Bronze“ (DEC 237). Andererseits wird rw schon in Neuen Reich gerne rwṭ geschrieben. An sich sollte man in der hebräischen Graphie ein ‫צ‬  erwarten, jedoch wiegt m.E. die semantische Passgenauigkeit der Ableitung mehr als diese lautliche Unschäfte, die bei Sprachkontakt häufig zu beobachten ist. GTT §§150f.; PW XIII/2, 2122-2202; S. Herrmann, BHH 1108; Neumann, RlA 7, 184-186; Högemann, NBL 2, 677f.; Kaletsch, DNP 538-547. M. Görg, Kasluhiter und Philister, in: BN 99, 1999, 8-13; M. Görg, Kasluhiter und Philister, in: BN 99, 1999, 8-13; M. Görg, Die „Söhne Ägyptens“ in der sogenannten Völkertafel: ein weiterer Versuch zur Identität und Komposition der Namensliste Gen 10,13f., in: M. Görg & G. Hölbl (Hrsg.), Ägypten und der östliche Mittelmeerraum im 1. Jahrtausend v. Chr.; Akten des Interdisziplinären Symposions am Institut für Ägyptologie der Universität München 25.-27.10.1996, Wiesbaden 2000, 23-46.

‫ ְפמ ִחר־תבתעל‬m ri-ḇaal e

740 Meribaal (‫)תבתעל‬ Sohn Jonathans (1Chr 9,40b [sonst ‫ ְפמִחפיבֹטׂששת‬meîḇośæṯ und ‫ ְפמ ִחריב אבתעל‬meriḇ bāal, vgl. Gesenius18 718, 740]). Septuaginta ⲙⲁⲣⲉⲓⲃⲁ[ⲁ]ⲗ/Μαρειβ[α]αλ, ⲙⲉⲣⲓⲃⲁⲁⲗ/Μαριβααλ; SeptuagintaMSS ⲙⲉⲙⲫⲓⲃⲁⲁⲗ /Μεμφιβααλ u.ä. (= ‫ ְפמִחפיתבתעל‬meîḇaal), Vulgata Meribbaal; inschriftlich mrbl. Etymologie umstritten. Entweder ① zur Wurzel mrr oder *mr[r] „segnen“ (DiLosa, UF 16, 111-118; vgl. Ward, UF 12, 357-360; Kutler, UF 16, 111-118; anders Pardee, UF 10, 250-252) „Gesegnet hat Baal“ oder ② zu arabisch marīr „stark“, d.h. „Stark ist Baal“. Erwogen wird auch ③ ein Bezug zu ägyptisch mr „lieben“, d.h. mr + ‫„ תבתעל‬Geliebt von Baal“ (Humbert; Spiegelberg) oder ④ zu aramäisch mārē + ‫תבתעל‬ „Mein Herr ist Baal“ (Noth). Vergleiche hierzu das zum Teil ungeklärte Element mr[r] [+GN] in amurriti1972, s.v. 278 J. Désanges, Catalogue des tribus africaines de l’antiquité classique à l’ouest du Nil, Dakar 1962. 279 F. Breyer, Ägypten und Anatolien, Wien 2010, 336. 280 R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, Mainz 1995, 463. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

schen, ugaritischen, phönizischen, aramäischen, ammonitischen und altnord- sowie altsüdarabischen Personennamen (Renz). Nach Muchiki (216) liegt hier eine Variante des Namens ‫ ְפמ ִחריב אבתעל‬meriḇ bāal vor. Die Entscheidung, wie dieser Name zu interpretieren ist, obliegt also dem Hebraisten bzw. Semitisten. Aus phonologischer Hinsicht spricht wenig gegen eine Gleichung mit dem ägyptischen mr „lieben“, außer der Umstand, dass „geliebt“ bereits im Neuen Reich das /r/ im Auslaut verliert (keilschriftlich Maiamana „Geliebt von Amun“). Ob dies ausschließlich immer der Fall war, sei dahingestellt. Vgl. den Kommentar zum folgenden ‫ ְפמ ִחריב אבתעל‬meriḇ bāal. IP 19, 143, Anm. 2; Kornfeld, in: WZKM 71, 44; R. Zadok, The Pre-Hellenistic Isrealite Anthroponomy and Prosopography, Leuven 1988, 52 & 54; J. Renz & W. Röllig, Handbuch der althebräischen Epigraphik II/1, Darmstadt 1995-2003, 74f. (mit weiterer Literatur); M. Görg, in: Neues Bibel-Lexikon Zürich 1991-2001, II, 778.

‫ ְפמ ִחריב אבתעל‬m riḇ bāal e

740 Meribbaal Sohn Jonathans (1Chr 8,34. 9,40a; Sonst ‫ ְפמִחפיבֹטׂששת‬meîḇośæṯ und ‫ ְפמ ִחר־תבתעל‬meri-ḇaal.). Septuaginta ⲙⲉⲣⲓⲃⲁⲁⲗ/Μαριβααλ, ⲙⲁⲣⲉⲓⲃⲁ[ⲁ]ⲗ/Μαρειβ[α]αλ u.ä., SeptuagintaMSS ⲙⲉⲙⲫⲓⲃⲁⲁⲗ/Μεμφιβααλ u.ä. (= ‫ ְפמִחפיתבתעל‬meîḇaal), Vulgata Meribbaal. Der Name Meribbaal kommt im Alten Testament nur an zwei Stellen vor (1Chr 8,34. 9,40), an anderen steht der Schimpf- bzw. Ersatzname Mefi-Boschet (‫„ )מפבשת‬Aus dem Mund von Schande/kommt Schande“ (unter Vermeidung des Gottesnamens Baal). Die Deutung des Namens ist umstritten. Erwogen wurde eine Verbindung zur Wurzel rīb „streiten“, möglicherweise bereits tendenziös feminin „Bestreiter Baals“ (Rudolph, McCarter, AB 9, 128; vgl. Jdc 6,31f.). Liegt hier jedoch das aramäische Substantiv mar „Herr“ vor, wäre zu übersetzen: „Mein Herr ist Baal.“ Muchiki (216) meint, es gebe keine wirklich überzeugende semitische Erklärung für diesen Namen und erklärt den Namen als hybrid: Mr(.w)-b-Baal „Geliebter vom Herzen Baals“, vgl. Mr(.w)-b-Ptḥ (Ranke ÄPN I, 155:18; II, 361) und Mr(.w)-b (Ranke ÄPN I, 155:17). Im Demotischen Namensbuch ist sowohl mr-b als auch mr-b-ptḥ aufgeführt (I:599f.), griechisch Βερενεβϑις, Βερενεπτις, Περενεβϑιος. Zumindest auf der konsonantischen Ebene gebe es keine Einwände gegen das ägyptische Äquivalent mr „lieben“. Der Form nach dürfte hier ein Partizip vorliegen. Die Wurzel mr „lieben, gern haben, wünschen, wollen“ (E 167) wird im Koptischen als Sⲙⲉ, Bⲙⲉⲓ bzw. Sⲙⲉⲣⲉ-, Bⲙⲉⲛⲣⲉ- und Sⲙⲉⲣⲓⲧ, Bⲙⲉⲛⲣⲓⲧ fortgesetzt. Das Partizip (ⲙⲁⲓ) ist auch in keilschriftlichen Wiedergaben im Cognomen Ramses’ II. erhalten: Ma-a-i-dA-ma-na < Mr.y-mn(.w) „Geliebt von Amun“ (KM 12). Dort ist das /r/ von mr offenbar geschwunden, obwohl es nicht im Auslaut liegt. M.E. sollte man dem nicht allzu viel Bedeutung beimessen, da es genauso gut pros odische Umgebungen geben kann, in denen es sich erhalten hat (was an sich eigentlich wahrscheinlicher wäre).

‫ ְפמ ֵנרמות‬m remôt und ‫ ְפמ ֵנרמֹטת‬m remot (Neh 12,3) e

e

742 Meremot ① Priester(geschlecht) (Esr 8,33. Neh 3,4 [Septuaginta ⲣⲁⲙⲱⲑ/Ραμωϑ].21. 10,6. 12,3. Kj. 15, vgl. ‫ְפמ אריֺרות‬ merājut „bitterer Schmerz“ Gesenius18 741), ② zur Zeit Esras (Esr 10,36). Wurzel *mr[r] „segnen“ + GN Môt Septuaginta ⲙⲉⲣⲁⲙⲱⲑ/Μεραμωϑ, ⲙⲉⲣⲉⲓⲙⲱⲑ/Μερειμωϑ, ⲙⲉⲣⲓⲙⲱⲑ/Μαριμωϑ, ⲙⲁⲣⲏⲙⲱⲑ/Μαρημωϑ, oder auch ⲙⲁⲣⲓⲙⲱⲑ/Μαριμωϑ, Vulgata Marimuth, Meremoth, Mer[e]muth. Muchiki (215f.) hält diesen Namen für eine Variante eines Namens, der sonst lediglich auf einem Ostrakon bezeugt ist, nämlich ‫ מרימות‬Mry-mwt. Dabei sind beide Bestandteile des Namens semitisch erklärbar. Entweder der Name ist also ganz semitisch, ganz ägyptisch oder hybrid mit jeweils einem ägyptischen und einem semitischen Bestandteil. Sie meint allerdings, der semitische Gott Moth („Tod“) sei un wahrscheinlich, die beiden hybriden Versionen seien von daher wahrscheinlicher. Damit wäre zumindest ein Namensbestandteil ägyptisch. Ihrer Meinung nach bedeutet der Name „Geliebter der Mut“, d.h. er entspricht Mr(.w)-Mw.t (Ranke, ÄPN I, 158:24 [weiblich, 18. Dyn.] und Ranke ÄPN I, 159:26 [männlich, SpZt]). Die ägyptische Interpretation ist natürlich der Grund dafür, dass die Form mit Jod als Hauptform © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

1. Personennamen

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und diejenige ohne Jod als Nebenform gesehen wird. Vgl. den Kommentar zu ‫ ְפמ ִחריב אבתעל‬meriḇ bāal. Man beachte, dass es auch im Ägyptischen Namen gibt, die wohl mit „Tod“ gebildet wurden – im Demotischen Namensbuch finden wir etwa p-šr()-p-mw.t „Der Sohn des Todes“ (I:236). Ebenfalls im Demotischen bezeugt ist ein Name mw.t-:r.tj-s „Mut ist es, die sie gegeben hat“ (DemNB I:586).

‫ ְפמאר ִחרי‬m rārî e

745 Merari ① Personen- und Sippenname Merari, von Levi (Gen 46,11. Ex 6,16.19. Num 3,17 u.ö. Jos 21,7 u.ö. Esr 8,19. 1Chr 5,27. 6,1.4 u.ö.), ② Merariter, Levitengeschlecht (Num 26,57). Samaritanisch Mērāri, Septuaginta ⲙⲉⲣⲁⲣ[ⲉ]ⲓ/Μεραρ[ε]ι u.ä. (Jos 21,7 ⲙⲁⲣⲁⲓⲣⲟⲥ/Μαραιρος), Vulgata Merari. Der Umstand, dass Merari in Ägypten geboren wurde, spricht für eine ägyptische Interpretation dieses Namens. Das ägyptische Mrr.y ist als Hypokoristikon bis zum Mittleren Reich häufig (Ranke ÄPN I, 162:22-24). Die Gemination spiegelt bei ägyptischen Partizipien eine durativen oder frequentative Bedeutung. Freilich kommt die Gemination ab dem Neuägyptischen außer Gebrauch – andererseits halten sich gerade bei Namen oft Archaismen sehr hartnäckig. Möglicherweise ist der Hintergrund hierfür, dass es eine semitische Volksetymologie herausgebildet hat. Es scheint so, als sei die semitische Wurzel *mrr in Personennamen durchaus nicht selten, wie auch immer man sie erklären mag (entweder zu ugaritisch mrr „stärken“ (Koehler & Baumgartner) oder zu arabisch mirratum (Noth). Bei Gesenius18 (745) wird verwiesen auf die Wurzel *mr[r] „segnen“ + ī (HG §41,4), vgl. amurritisch Ma-ara-ru-um, Me-er-rum u.ä., punisch mrr[bl] und altsüd- sowie altnordarabisch mrr. u.ä. Vgl. den Kommentar zu ‫ ְפמ ִחריב אבתעל‬meriḇ bāal. IP 225; R. Zadok, The Pre-Hellenistic Israelite Anthroponomy and Prosopography, OLA 28, Leuven 1988, 4, 97.

‫מׂששה‬ ‫ מ‬mōšææ 749 Mose Personenname (Ex 2,10 etc.). Samaritanisch Mūši; Septuaginta ⲙⲱ[ⲩ]ⲥⲏ[ⲥ]/Μω[υ]ση[ς] (zur Form vgl. Jeremias 853, Anm. 1); Josephus, NT: Μο[υ]σῆς, Μωυσεῖος, Μουσεῖος; Vulgata Moses, Moyses. Dieser Name ist verständlicherweise heißdiskutiert. Dabei spielen zwei Momente eine Rolle: Zum einen scheint die Erklärung der hebräischen Tradition mit einem angeblichen Verb „herausziehen“ sekundär und eine Volksetymologie zu sein, zum anderen ist eine Gleichung hebräisch š – ägyptisch s erklärungsbedürftig. Wie Muchiki meint, gibt es für Letzteres kaum belastbare Hinweise, daher lehnt sie (217) die ägyptische Erklärung von der Wurzel ms „gebären“, d.h. ms.w „das Kind“ ab (vgl. Ranke ÄPN I, 164:18). Hanna Jenni hat sich jedoch nach einer langen Diskussion wieder für eine ägyptische Deutung ausgesprochen, wie aufgrund des Kontextes auch sehr wahrscheinlich sein dürfte. Im Demotischen Namensbuch ist ein Name ms-wr „Großes Kind“ verzeichnet, griechisch Μεσουηρις (I:604f.), vgl. auch p-šr „das Kind“, griechisch Ψηρις (I:215). Letzlich ist die Frage nach dem Sibilanten eine chronologische. Wie Knauf und Quack in seiner Rezension von Muchiki schon bemerkt haben, ist Mose eine alte Übernahme, bei der ägyptisches s zunächst als Interdental übernommen und innerhebräisch zu š verschoben wurde. Die Tradition erklärt den Namen mit der Wurzel mšy, welche sich an der Teststelle Ex 2,10 festmacht „Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen.“ Schon früh wurde jedoch mit einer ägyptischen Etymologie ope riert, nämlich mit koptisch ⲙⲱⲟⲩ „Wasser“ und „ⲟⲩϫⲁⲓ „heil, gesund sein“. J. Fürst verwies auf ⲙⲟⲥ „Sohn“ (Osing, NBÄ 228 ⲙⲁⲥ) und ⲏⲥⲉ „Isis“, Richard Lepsius auf Pharaonennamen wie Thutmosis bzw. ms(.w) „Kind“ und Heinrich Brugsch sah das Wasser in Sinne von Fruchtwasser. A.H. Gardiner schlug dann eine Gleichung mit ägyptisch ḥs „loben“ vor. Knauf verweist im Bezug auf das Problem des Sibilanten darauf, der Namen sei vor dem kanaanäischen Lautwandel übernommen worden (Pi-Ramesse erst danach), also vor der Entwicklung s 1 : s > š/s 3 : ts > s. Was das Element ms „hervorbringen, erzeugen“ in keilschriftlichen Zeugnissen angeht, so ergibt sich über -mašši eindeutig eine Rekonstruktion *ms˘w, vgl. den koptischen Qualitativ ⲙⲟⲥⲉ. Wenn wirklich das Element ms vorliegt, dann ist die Frage, ob es sich um einen Kurznamen handelt oder nicht. Görg meint, über den Aspekt „König als Kind“, Letzteres sei nicht © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

ausgeschlossen. Spannend ist auch, welche Vergleichsfiguren in ägyptischen Quellen man dem biblichen Mose zuordnete (Amenmesse, Ramsesemperre, Beja/By), doch dies sei hier nicht weiter thematisiert. IP 60 und 63; A.H. Gardiner, The Egyptian Origin of English Personal Names, in: JAOS 56, (192-195) 195 mit Anm. 28; J.G. Griffith, The Egyptian Derivation of the Name Moses, in: JNES 12, 225-231 (mit älterer Literatur), J. Černý, Greek Etymology of the Name of Moses, in: SAAE 41, 1942, 352; Jeremias, ThWNT IV, 852-878; W.H. Schmidt, BK II/1, 73-75; Cazelles, ThWAT V, 28-46; Knauf, Midian 125-141; Zenger, TRE 23, 330-341 (Lit.); S. Herrmann, in: Neues Bibel-Lexikon Zürich 1991-2001, II, 847-849 (Lit.); Donner, ATD.E 4/1², 123-131. H. Jenni, Fragen zum Verb mšj in der Kindheitsgeschichte Moses (Ex 2,10), in: H. Jenni & M . Saur (Hrsg.): Nächstenliebe und Gottesfurcht. Fs. Hans-Peter Mathys, AOAT 439, Münster 2016, 151-175. J. Assmann, Mose der Ägypter, München 1998; M. Görg, Mose – Name und Namensträger, in: M. Görg & S. Wimmer (Hrsg.), Mythos und Mythologie. Studien zur Religionsgeschichte und Theologie, Wiesbaden 2010, 209-228. E.W. Hengstenberg, Die Bücher Mose’s und Ägypten nebst einer Beilage: Manetho und die Hyksos, Berlin 1841; R. Lepsius, Die Chronologie der Ägypter, Berlin 1849, 325, Anm. 5; F. Lauth, Mose der Ebräer nach zwei hieratischen PapyrusUrkunden, Leipzig 1868.

‫ְפנכו‬

neḵô und ‫ ְפנכֹטה‬neḵô

817

Pharao Necho II. (610-595 v. Chr.), Sohn Psammetichs I. (2Chr 35,20.22. 36,4, 2Ri 23,29.33-35. Jer 46,2) Septuaginta ⲛⲉⲭⲁⲱ/Νεχαω, griechisch auch ⲛⲉⲭⲱ[ⲥ]/Νεχω[ς], ⲛⲉⲭ[ⲟ]ⲩⲥ/Νεχ[ο]υς, ⲛⲉⲕⲱⲥ/ Νεκος u.ä.; Josephus ⲛⲉⲭⲁⲱⲥ; Vulgata Necho, Nechao; keilschriftlich Nik[k]ū; ägyptisch-aramäisch nkw. < ägyptisch Nk().w. Necho II. war der zweite König der 26. Dynastie („Saitenzeit“), Sohn Psammetichs I. und Vater Psammetichs II., und regierte von 610 bis 595 v. Chr. Im Alten Testament ist Necho sehr präsent. Der Grund hierfür ist der Umstand, dass in seiner Zeit mit der Eroberung Ninives 612 v. Chr. durch Nabupolassar von Babylon Assyrien als Machtfaktor im Vorderen Orient wegfiel und sich dadurch alle politischen Konstellationen verschoben. Psammetich I. hatte 610 seinen Sohn an der Spitze eines Heeres nach Harran gesandt, um den assyrischen Reststaat am oberen Euphrat als Pufferzone zu Babylon zu erhalten. Die Ägypter mussten jedoch den babylonischen Truppen weichen. Im folgenden Jahr unternahm Necho einen großen Feldzug nach Syrien. Der probabylonische Josia von Juda stellte sich ihm bei Megiddo entgegen, wurde besiegt und getötet (2Chr 35,20-25). Möglicherweise wurde Josia auch getötet, ohne dass es zur Schlacht kam (2Kön 23,29). In seinem Hauptquartier bei Ribla am Orontes ernannte Necho daraufhin Josias Sohn Joahas zu dessen Nachfolger (2Kön 23,30-32). Ein Vierteljahr später ließ er diesen jedoch wieder entmachten und setzte dessen älteren, bei der Thronfolge übergangenen Bruder Jojakim als König ein (2Kön 23,33-34). Die nächsten vier Jahre hält Necho die Oberherrschaft über Palästina und kann sogar Harran zurückerobern. Schließlich kommt es jedoch bei Karkemisch zur Entscheidungsschlacht, in welcher der babylonische Kronprinz Nebukadnezzar die Ägypter unter schweren eigenen Verlusten vernichtend geschlagen wird. Aus jener Zeit stammt wohl der in Sakkara gefundener aramäischer Brief des Adon, des Fürsten von Ekron?, welcher Necho gegen Nebukadnezar um Hilfe bittet (TUAT I, 633f.), die dieser nicht mehr leisten kann (2Kön 27,7). 601 versucht Nebukadnezar II. Ägypten zu erobern, kann jedoch nach Herodot (II, 159) bei Midgol zurückgeschlagen werden, und die Ägypter erobern sogar Gaza wieder (Kadytis). Zum Dank für die Rettung soll Necho dem Apollo-Orakel in Didyma sein Gewand geweiht haben (Hdt. II, 159). Aufgrund der bekannten historischen Zusammenhänge ist diese Gleichung hieb- und stichfest, daher gibt es relativ wenig zu diskutieren. Es sei lediglich darauf verwiesen, dass die hebräische Wiedergabe mit 〈k〉 erfolgt ist und der Lautwandel zu /ḵ/ sekundär ist – anders als man vielleicht aufgrund der griechischen Nebenüberlieferung Νεχω[ς] bzw. Νεχ[ο]υς erwarten könnte. Pieper, PW XVI/2, 2167-2169; Yoyotte, DBS VI, 363-393; Redford, in: LÄ IV, 369-371; M. Görg, in: Neues Bibel-Lexikon Zürich 1991-2001, II, 915f.; Hobbs, ABD IV, 1060f.; Ranke, ÄPN I, 213. A.K. Grayson, Assyrian and Babylonian Chronicles, Locust Valley 1975; A. Spalinger, Egypt and Babylonia: A Survey (c. 620 B.C. - 550 B.C.), in: Studien zur altägyptischen Kultur 5, 1977, 221-224; A.B. Lloyd, Herodotus Book II, Commentary 99-182, Leiden 1988; T. Schneider, Lexikon der Pharaonen, München ²1996, 259f. s.v. Necho.

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1. Personennamen

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‫ סו א‬sô

875 Sō. König von Ägypten (Osorkon?) (Ri 17,4) < Ὀσορχω (berber. wsrkn)?, äg. nsw „König“? Septuaginta: ⲥⲏⲅⲱⲣ/Σηγωρ (Codex Vaticanus), ⲥⲱⲁ/Σωα (recensio Origenes), ⲁⲇⲣⲁⲙⲉⲗⲉⲭ/Αδραμελεχ u.ä. (recensio Luciani; Vulgata Sua, Peschitta Seō. Josephus Σώας. Kenneth Kitchen hat sich mit zahlreichen bisher vorgebrachten Identifikationsversuchen befasst (TIP² 372-374; 551 & 582f.): sibe turtan; Schabaqo, ṯ(t) „Wezir“ und Tefnachte und als nicht überzeugend abgelehnt. Er spricht sich daher für eine Gleichung mit Osorkon (IV.) aus, einem häufigen Namen libyscher Pharaonen (22. Dynastie). Muchiki (218) folgt ihm hierin und verweist darauf, Osorkon sei der einzige ägyptische König gewesen, der Israel in dieser Zeit unterstützt habe. Osorkon wird in ägyptischen Hieroglyphen mittels der sog. „Gruppenschrift“ geschrieben, da es sich um einen nichtägyptischen, genauer gesagt libyschen, Namen handelt: w-s-r-k-n-. Muchiki (218) verweist darauf, Ramses würde auch sese abgekürzt werden, warum dann nicht auch Osorkon als sô. Gesenius18 875 schließt diese Gleichung nicht aus, hält es jedoch für viel wahrscheinlicher, dass sich sô von dem ägyptischen Königstitel nsw herleitet. Schipper hat die Diskussion zusammengefasst (mit weiterführender Literatur). Es gab bislang ein halbes Dutzend Erklärungsversuche. Von diesen hat sich ein Verweis auf einen in assyrischen Inschriften genannten Feldherrn sipa-e(-e) erledigt, da dieser heute Ree(-e) gelesen wird. Es verbleiben folgende Gleichungen: ① Horusname des Tefnachte von Sais (ś-b), ② Thronname (sm-t.w) oder Eigenname des Pi(anch)y, ③ Kurzform des Eigennamens Osorkons IV., ④ Wiedergabe des ägyptischen Königstitels nsw oder ⑤ Name der Stadt Sais (Sw). Nur in einer Fußnote erwähnt er die Gleichung mit Schabako, die Steindorff 1890 erwogen hatte. Die Gleichung mit Sais kommt nicht ohne Textkonjektur aus und ist von daher problematisch. Tefnachtes Machtbereich war in der Tat vor und nach Pianchys Feldzug auf das Westdelta beschränkt (im Osten herrschte Osorkon IV.) und in Israel war man nach Schipper – wenn überhaupt nur über die östlichen Verhältnisse informiert. Damit scheiden seiner Meinung nach Pianchy und Tefnachte als Gleichungen aus. Zu nsw schreibt er: Man müsste eine Kurzform annehmen (nicht belegt), und bei Entlehnungen aus dem Ägyptischen ins Hebräische schwinde das n in Anlaut nicht. Außerdem begegnen ägyptische Titel als Namen nur in erzählenden Texten. Definitiv falsch ist jedoch seine Aussage „Es gibt keinen Beleg, bei dem ein ägyptischer Pharao im Ausland nicht mit seinem Eigennamen genannt worden wäre [...].“ Redfords Gleichung „der Sait“ sei sprachlich problematisch: er verweist auf Manethos Νεχεψω, das er als p-Sw deutet (-ψω eher < p-śr), vgl. demotisch p-sj „der von Sais“ (DemNB I:413).281 Dass die erste Silbe wegfällt, sei kein Problem (vgl. Šilkanni – Wḥ-b-R(.w)), auch die andere Vokalisation nicht. Lassen wir für einen Moment die historischen Implikationen beiseite und widmen uns allein den phono logischen Aspekten der verschiedenen vorgetragenen Gleichungen. Es stellt sich nämlich zuerst die Frage, ob sie überhaupt prinzipiell möglich sind. Es handelt sich um folgende Entsprechungen zu ägyptischem, libyschem und meroitischem Sprachmaterial (belegt in ägyptischen Hieroglyphen): ① ś-b „Mit verständigem Herzen“, ② sm-t.w „Vereiniger der Beiden Länder“, ③ w-s-r-k-n- „Euer Ältester (Sohn)“ (libysch) – Ὀσορχω, ④ Š-b-k „Fürst ist er(?)“ (meroitisch) – Σεβιχώς; Sabteca, ⑤ Sw „Sais“ – Sais, ⑥ č(t) „Wezir“ und ⑦ nsw „König“. Das altägyptische Verb ś „erkennen“ ist – soweit bisher bekannt – nicht im Koptischen fortgesetzt worden, sodass über die Vokalisation nichts bekannt ist. Zu sm-t.w „Vereiniger der Beiden Länder“ wäre zu vergleichen der Name einer Hypostase des Horus: Ἁρσομτοῦς < Ḥr(.w) sm t.w „Horus, der die beiden Länder vereint“ (Wb II, 123:9, DEC 209). Da die beiden Syntagmen gleich sind, kann man -σομτοῦς direkt mit dem pharaonischen Namen gleichen. Damit hätten wir in der Tat eine vokalisierte Form, deren (nicht belegte) Kurzform dem hebräischen sô entsprechen würde. Das Aleph am Ende ist m.E. nicht wirklich zu beachten, da bei Hypokoristika fast immer mit einer Veränderung des Auslautes gerechnet werden muss.

281 Mittlerweile hat K. Ryholt, New Light on the Legendary King Nechepsos of Egypt, in: JEA 97, 2011, 61-

72 nachgewiesen, dass der Schlussteil auf p-šs zurückgeht.

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

„Osorkon“ (bzw. Ὀσορχω) ist die griechische Wiedergabe des Namens mehrerer Pharonen der Libyerzeit. Er ist berberischen Ursprungs und kann als wsrkn „Euer Ältester“ gedeutet werden, womit der älteste Sohn gemeint sein dürfte (√wsr)282.283 Der Name erscheint ohne Personalsuffix als 〈w-ś〉 bereits in Inschriften des Alten Reiches, und zwar bei der Darstellung der sog. „Libyschen Familie“.284 Die keilschriftliche Wiedergabe des Namens ist möglicherweise Iši-il-kan-ni /Silkann/.285 Zumindest nach der griechischen Nebenüberlieferung könnte sô auch von der Vokalisation her eine Kurzform des Pharaonennamens Ὀσορχω sein. Der Name des Kuschitenpharaons Schabaqo Š-b-k bedeutet wahrscheinlich „Fürst ist er(?)“ auf meroitisch. Zumindest dürfte im Auslaut das aus dem Altnubischen und Meroitischen bekannte Honorativmorphem -qo vorliegen.286 In der klassischen Nebenüberlieferung wird der Name als Σεβιχώς bzw. Sabteca wiedergegeben. In beiden Fällen ist, zumindest was die Vokalisation angeht, die Gleichung mit sô wenig wahrscheinlich. Σάϊς ist die griechische Transkription des Ortsnames Sw (Wb IV, 420:1). Die koptische Form lautet ⲥⲁⲓ (DEC 182) und heute noch heißt der Fundplatz auf Arabisch Ṣā (il-Ḥaǧar) „Sa der Steine“.287 Wie der Name der Stadt Assiyut leitet sich auch das Toponym Sais von der Wurzel sw „bewachen, hüten“ ab (Wb IV, 416:12-417:21). In neuassyrischer Transkription wird Sais als uruSa-a-a wiedergegeben, was wohl einem *Saya entspricht (KM 34). Osing (NBÄ 405ff., Anm. 88) glaubt die urkoptische Vokalisation als *zj˘w rekonstruieren zu können. Wie auch immer – in der Spätzeit hatte das Toponym eine a-Vokalisation und hat diese offenbar bis heute beibehalten. Damit ist auch diese Gleichung schon aus phonetischen Gründen nicht sehr wahrscheinlich. Das Lexem č(t) „Wezir“ wurde im Koptischen nicht fortgesetzt, ist jedoch in der keilschriftlichen Überlieferung (ÄHK) greifbar als pazite. Der altägyptische Königstitel wird zwar ebenfalls im Koptischen nicht weitergeführt, er erscheint jedoch in Transkriptionen wie Ἀμονρασονϑῆρ < mn(.w)-R(.w)-nsw-nčr.w “Amun-Re, König der Götter” (DEC 10) oder in hethitischer Keilschrift SALDaḫamunzu-288 (< äg. t -ḥm.t-nsw, *ta-ḥ.˘t-nsw289 „die Königsgemahlin“).290 Danach läge zumindest bei der griechischen Wiedergabe eine o-Vokalisation vor, was zu sô passen würde – der keilschriftliche Beleg lässt sich nicht mit Sicherheit interpretieren. Freilich ist auch hier Vorsicht geboten, da es sich hier um eine unbetonte Silbe handelt, und unbetonte Silben mit Liquiden werden teilweise in griechischer Wiedergabe mit 〈o〉 geschrieben, ohne dass dies ein Hinweise auf reale o-Vokalisation ist.291

282 M. Taifi, Dictionnaire Tamazight-Francais. Parlers du Maroc Central, Paris 1991, 771; Gh. Alojaly, Lexique Touareg-Français, Kopenhagen 1980, 203; M. Dray, Dictionnaire Berbère-Français. Dialecte de Ntifa, Paris 2001, 480. 283 F. Breyer, Ägyptisch-berberischer Sprachkontakt und -vergleich, Basel 2005 (unpublizierter Abschlussbericht für den SNF). Vgl. auch F. Breyer, Einführung in die Meroitistik, Münster 2014, 200. 284 D. Stockfisch, Bemerkungen zur sog. „libyschen“ Familie, in: M. Schade-Busch (Hrsg.), Wege öffnen, FS Gundlach, Wiesbaden 1996, 315-325. 285 HTAT, 298. 286 Vgl. F. Breyer, Einführung in die Meroitistik, Münster 2014, 59. 287 C. Peust, Die Toponyme vorarabischen Ursprungs im modernen Ägypten, Göttingen 2010, 77. 288 F. Breyer, Egyptological Remarks Concerning Dahamunzu, in: Ägypten und Levante 20, 2011, 445-451; F. Breyer, Ägypten und Anatolien, Wien 2010, Kapitel E.IV.6; F. Breyer, Ägyptisches Sprachgut im Hethitischen, in: ZDMG 160, 2010, 265-273; F. Breyer, Die Etymologie von tekri-, einem hapax legomenon der „Mannestaten Suppiluliumas“, in: Altorientalische Forschungen 37, 2010, 95-103; W. Federn, Dahamunzu (KBo V 6 iii 8), in: JCS 14, 1960, 33. 289 Zur Vokalisation von nsw „König“ vgl. J. Zeidler, Die Entwicklung der Vortonsilben-Vokale im Ägyptischen, in: L. Gestermann & H. Sternberg El-Hotabi (Hrsg.), Per aspera ad astra (Fs. W. Schenkel), Kassel 1995, (195-237) 224ff. und J. Zeidler, Beiträge zur Nominalbildung des Ägyptischen, in: WdO 29, 1998, (21-32) 27f. 290 Die unpublizierte Dissertation von R. Gundacker, Studien zu Genese und innerer chronologischer Schichtung der Pyramidentexte, Wien 2009-2010 widmet sich in weiten Teilen dem altägyptischen Königswort. 291 Freundlicher Hinweis von Joachim F. Quack. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

1. Personennamen

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Leider lässt sich anhand der Vokalisation nicht zwischen den aus anderen Gründen wahrscheinlichsten Gleichungen entscheiden, d.h. man wird sich wohl weiterhin aussuchen können, ob man hinter sô Osorkon IV. vermutet oder das ägyptische Wort für König. Es sollte allerdings nicht unerwähnt bleiben, dass der Königsname sm-t.w „Vereiniger der Beiden Länder“ lautlich gut passen würde, vgl. Ḥr(.w) sm t.w „Horus, der die beiden Länder vereint“ (Harsomtus) – Ἁρσομτοῦς. Übrigens war Pianchy im wörtlichen Sinn der Vereiniger zweier Länder, nämlich Ägypten und Nubien. Dies wäre ein guter Hintergrund für einen Kurznamen. R. Borger, JNES 19, 49-53; Donner, ATD.E 4/2, 314 (Lit.); K. Meltzer, ABD VI, 75f. (Lit.), M. Görg, in: Neues Bibel-Lexikon Zürich 1991-2001, III, 622 (Lit.); T. Schneider, in: ZÄS 120, 166-181; B. Schipper, Wer war „Sō, König von Ägypten“ (2 Kön 17,4)?, in: BN 92, 1998, 71-84; Galpaz-Feller, in: FB 107, 338-347.

‫ ֲהע אז א ֵנזל‬ zāzel a

942 Asasel Asasel, ein Ritual des Großen Versöhnungstages; Name eines Wüstendämons, für den ein Ziegenbock („Sündenbock“) ausgelost und in die Wüste geschickt wurde (Lev 16,8.10.26). Samaritanisch lēzāzǝl, Septuaginta ἀποπομπαῖος (Lev 16,8), ἀποπομπή (Lev 16,10), ἄφεσις (Lev 16,26), Symmachus τράγος ἀπερχόμενος oder ἀφιέμενος; Vulgata: caper emissarius. Etymologie unklar und umstritten, eventuell metathetisch und kakophemisch von der Wurzel zz + l (Janoswski, Loretz u.a.). Görg bringt Asasel mit dem ägyptischen Lexem  „Unrecht“ zusammen, das auch „der Frevler, der Schuldige“ (Wb. I, 240f.) bedeutet. Als zugehörige Verben seien denkbar: ṭr sf.t „Böses vertreiben“ und r „fernhalten, beseitigen“ (Wb. V, 595:5-9). Letzteres führt zu koptisch ϫⲱⲱⲗⲉ „fernhalten“ und ϫⲗⲉ „Hindernis“ (KoptHWB 572). Als Ganzes interpretiert Görg den Ausdruck als Nomen mit Partizip passiv „der Schuldige, der beseitigt/ferngehalten ist“. Das Problem ist nur: Im 1. Jahrtau send v. Chr. gibt es in der ägyptischen Sprache kein passives Partizip mehr. Inhaltlich sieht Görg Parallelen zur altägyptischen Sethfigur. Altägyptisches  „schuldig sein“ (Wb I, 241:8-10) wurde im koptischen Verb Sⲧⲁϫⲟ „beschuldigen, verdammen“ fortgeführt (DEC 226) bzw.  „Unrecht, Fehler“ (Wb. I, 240:15-241:5) in Bⲟϫⲓ, vgl. auch SB ⲛⲟⲩϫ „unrechtmässig“. Das ägyptische ṭ wird eigentlich durch ‫ט‬  wiedergegeben –  durch ‫צ‬, und auch sonst passt die Gleichung lautlich nicht. Wie ist beispielsweise das hebräische Aleph zu erklären? M. Görg, Beobachtungen zum sogenannten Azazel-Ritus, in: BN 33, 1986, 10-16; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, Wiesbaden 1991, 153-159; M. Görg, in: NBL I, 1991, 181f., s.v. Asasel; M. Görg, „Asaselologen“ unter sich – eine neue Runde?, in: BN 80, 1995, 25-31. B. Janowski, Sühne als Heilsgeschehen, WMANT 55, Neukirchen-Vluyn 1982; H. te Velde, Seth, God of Confusion, PdÄ 6, Leiden 1977; B. Janowski, Asazel – Biblisches Gegenstück zum ägyptischen Seth? Zur Religionsgeschichte von Lev 16,10,21f., in: E. Blum, Chr. Macholz & E.W. Stegemann (Hrsg.), Die Hebräische Bibel und ihre zweifache Nachgeschichte (Fs. Rolf Rendtorff), Neukirchen-Vluyn 1990, 97-110.

‫ תעִחמיחור‬ammîḥûr

982 Ammihur Vatername des Talmai, des Königs von Geschur (2Sam 13,37 K [Q ‫ תעִחמיהוד‬ammîhûd; BHS]); „Der/mein Vaterbruder ist (?) das Kind“; nach IP 211 ein Ersatzname; Entweder ‫תע ם‬  am „Vaterbruder“ (Gesenius18 977) + Bindevokal oder Suffix -ī + (?) Wurzel ‫„ חור‬Kind“. ‫ תעִחמיהוד‬ammîhûd: „Der/mein Vaterbruder ist Pracht/Hoheit“ (d.h. er ist tot, Ersatzname; Gesenius18 981); wahrscheinlich wurde der Mischname in Q durch einen besser erklärbaren ersetzt. Dem kommt zugute, dass die beiden Zeichen d und r in der Quadratschrift leicht zu verwechseln sind. Die Vulgata hat Ammiur. Nach Muchiki (218) kann der hintere Teil des Namens semitisch erklärt werden, etwa von der Wurzel ḥrr „frei sein“. Lediglich mit einer kleinen Veränderung des masoretischen Textes (von ḥūr > ḥōr d.h. „Horus“) eröffne sich jedoch eine ihrer Meinung nach wahrscheinliche Lesung im Sinne eines hybriden Namens. Vgl. zu Horus den Kommentar zu ‫ ׂשב ן־חור‬bæn-ḥûr.

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

‫ עע ָננ ִממםים‬anāmîm

992 Anamiter Etymologie unbekannt, Samaritanisch Ināmǝm, Septuaginta Ενεμετιιμ, Αινεμετιειμ, Αναμιτειμ u.ä., Josephus Ἀναμία, Vulgata Anamim. Anamim, Anamiter, zu Ham gerechnet (Gen 10,13 & 1Chr 1,11). Unbekannt, in Nordafrika westlich von Ägypten. Manfred Görg gleicht dieses Ethnonym mit dem altägyptischen Lexem nm.w „Bewohner der östlichen Wüste“. So verlockend dies sein mag, es bleiben Zweifel angebracht. Zum einen hat der Anlaut des hebräischen Lexems keine Entsprechung im Ägyptischen, zum anderen ist das ägyptische Lexem länger als das hebräische, d.h. auf das m folgt dort ein Vokal und der Konsonant . Allerdings wäre es denkbar, dass der ägyptische Auslaut im Singular verschliffen worden war, insbesondere bei /r. Müller, OLZ 5, 474f.; Albright, in: JPOS 1, 57 & 187-194; Grintz, Studies in Early Biblical Ethnology and History, 1969, 72-90; Hess, ABD I, 222f. M. Görg, Kasluhiter und Philister, in: BN 99, 1999, 8-13; M. Görg, Die „Söhne Ägyptens“ in der sogenannten Völkertafel: ein weiterer Versuch zur Identität und Komposition der Namensliste Gen 10,13f., in: M. Görg & G. Hölbl (Hrsg.), Ägypten und der östliche Mittelmeerraum im 1. Jahrtausend v. Chr.; Akten des Interdisziplinären Symposions am Institut für Ägyptologie der Universität München 25.-27.10.1996, Wiesbaden 2000, 23-46.

‫ פּוִמטםיאא ל‬pûṭîēl

1042 Putiël (Ex 6,25) Personen- und (?) Sippenname, Vatersname einer Schwiegertochter Aarons. Samaritanisch Fūṭīl, vgl. ägyptisch-aramäische Kurzformen pṭy und pṭyw; Septuaginta ⲫⲟⲩⲧⲓⲏⲗ/Φουτιηλ; Vulgata Phutihel. Hybride Bildung < ägyptisch p- + hebräisch ‫אא ל‬  el „Gott, El“ (vgl. ‫ פּוִמטםיאפ ר‬puṭîar), d.h. „Der, den El gegeben hat“. Zu den Namen von Typ p- + Gottesname vgl. Ranke ÄPN I, 121:18ff. und das Demotische Namensbuch I:280ff. und insbesondere den demotischen Namen p-tj-p-ntr „den, der Gott gegeben hat“, griechisch Πετεπνουϑης, Πετεπνουϑις, Πετεφνουϑις, koptisch ⲡⲉⲧⲉⲛⲟⲩⲧⲉ (I:306). Man beachte, dass der Name „Potiphar“ in der Vulgata durch Putiphar wiedergegeben wird. Spiegelberg, ZDMG 53, 634, Anm. 5; Gardiner, JAOS 56, 194; IP 63; R. Zadok, The Pre-Hellenistic Israelite Anthroponomy and Prosopography, Leuven 1988, 175, 179 und 206; Hostetter, ABD V, 561; Muchiki 220.

‫ פּוִמטםיאפ ר‬pûṭîar

1042 Potiphar (Gen 37,36. 39,1) Der Chef der Leibwache des Pharao, Käufer und Herr Josephs in Ägypten; < äg. p--p-R[] „Der, den Re gegeben hat“, vgl. die lautlich bessere Wiedergabe ‫ פּוִמטםיפפ א ר ע‬pûṭîæra. Samaritanisch Fūṭīfar; Septuaginta ⲡⲉⲧⲉⲫⲣⲏⲥ/Πετεφρης u.ä., Vulgata Putiphar. Üblicherweise wird davon ausgegangen, dass dieser Name identisch sei mit dem des Schwiegervaters Josephs ‫ פּוִמטםיפפ א ר ע‬pûṭîæra (Gn 41,45.50. 46,20). In der koptischen Bibel steht für beide Bⲉⲧⲉⲫⲣⲏ (DEC 166). Vycichl meint hierzu, ‫ פּוִמטםיאפ ר‬pûṭîar könne keine Abkürzung von ‫ פּוִמטםיפפ א ר ע‬pûṭîæra sein, ferner schreibt er: „Faut-il admettre un erreur dans le texte biblique (omission du ayin)?“ (DEC 166). Ein Name Pwṭypr ist andernorts bezeugt und zwar auf einem Udja-Amulett aus der Sammlung Michaelides aus dem 6. Jhd. v. Chr.292 Muchiki (221) verweist darauf, es sei nicht wahrscheinlich, dass ein starker Konsonant wie Ayin einfach weggefallen sei. Daher sei dieser Name auch nicht identisch mit ‫ פּוִמטםיפפ א ר ע‬pûṭîæra, wie immer angenommen wird. In diesem Sinne gleicht sie den vorliegenden Namen mit einem so direkt nicht belegten * pḏj-p-r. „Der, den der Gefährte gegeben hat“ und verweist einerseits auf p-r. (Ranke ÄPN I, 101:17f.; 354:3), demotisch p-ry (DemotNB I:352) und koptisch Sⲁⲡ, Bⲏⲡ „Gefährte“, andererseits auf demotisch p-d-r.. (DemotNB I:287). Immerhin bemerkt sie jedoch auch, dass Namen von der Art p-ḏj-X üblicherweise ein theophores Element enthalten (vgl. p-tj-p-nṯr „den der Gott gegeben hat“, griechisch 292 J. Leibovitch, Une amulette au nom de Putiphar, in: ASAE 43, 1943, 87-90. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

1. Personennamen

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Πετεπνουϑης, Πετεπνουϑις, Πετεφνουϑις, koptisch ⲡⲉⲧⲉⲛⲟⲩⲧⲉ [DemNB I:306]), wenn auch nicht ausschließlich (Ranke ÄPN II, 328:20 t-ḏj-ry; DemotNB I:287 p-t-ry). Weitere Belege aus dem Demotischen Namensbuch mit nicht-theophoren Elementen sind: p-d-š-hy „Den das Königreich gegeben hat“ (I:295), p-t-pp „Den PP gegeben hat“ (I:309), p-t-sn-sn.w „Den zwei Brüder gegeben haben“ (I:342). Von diesen sind allerdings zwei zu streichen, da sich seit Erscheinen des Namensbuches die Lesungen bzw. Interpretationen verändert haben.293 Nach Vycichl (DEC 54) liegt das Femininum r.t „Genossin, Freundin“ in koptisch ⲏⲣⲉ vor, das auf einer Stele aus Nubien bezeugt ist. Außerdem verweist er auf einen Geist lichen namens ⲁⲡⲁ ⲏⲣⲉ. Muchiki war entgangen, dass es noch einen weiteren Vorschlag zur Etymologie von Potiphar gibt. Y.M. Grintz meinte nämlich ebenfalls, die gängige Erklärung als P--p-R(.w) „Den Re gegeben hat“ sei zu verwerfen, da Ayin in den Transkriptionen niemals wegfalle. Er schlägt daher als neues ägyptisches Äquivalent P-wṭpw-wr vor, „Der Chefkoch“.294 Nun ist das altägyptische wr auch im Koptischen bezeugt, und zwar in der Form ⲟⲩⲏⲣ, was der Gleichung von Grintz entgegen steht. M.E. ist auch die Gleichung von Muchiki wenig überzeugend – vieles spricht dafür, dass hier ein Fehler in der Überlieferung vorliegt und tatsächlich die Namen des Herrn und des späteren Schwiegervaters von Joseph identisch sind. Vergote, OBL 3, 146-148; Redford, SVT 20, 228 mit Anm. 6 und ABD V, 426f. (Lit.); Görg, BN 53, 14-20 und BN 85, 810; Muchiki 221.

‫ פוִחטיׂשפ תרע‬pûṭîæra

1042 Potiphera (Gen 41,45.50. 46,20) Priester in Heliopolis, Schwiegervater Josephs. Samaritanisch Fūṭīfāra; Septuaginta ⲡⲉⲧⲉⲫⲣⲏ/Πετεφρη; ⲡⲉⲧⲣⲉⲫⲏ/Πετρεφη (Codex Alexandrinus) u.ä.; Josephus Πεντεφρής; Vulgata Putiphare. Vgl. Ranke ÄPN I, 123:11; II, 356 und DemotNB I:529. Die Form pôṭîæra sollte wohl in pôṭîrea zu korrigieren sein (DEC 166), vgl. die Septuaginta ⲡⲉⲧⲉⲫⲣⲏ/Πετεφρη. Die koptische Form Bⲉⲧⲉⲫⲣⲏ ist besonders spannend, denn hier liegt die genaue Entsprechung von P--p-R(.w) „Den Re gegeben hat“ vor. Dieser Name ist in der Sammlung altägyptischer Personennamen von Ranke (Ranke ÄPN) nicht aufgeführt, erscheint jedoch trotzdem in altägyptischen Quel len, und zwar auf einer Stele im Kairener Museum, die A. Hamada 1939 publiziert hat.295 Der Namenstyp ist außerdem gut belegt, vgl. P--Wsr „Den Osiris gegeben hat“ > griechisch Πετοσιρῖς, koptisch ⲡⲁⲧⲟⲩⲥⲓⲣⲉ (Ranke, ÄPN I, 123:1). Janssen, JEOL 14, 67f.; Mariottini, ABD V, 427 (Lit.); Muchiki 221.

‫ פואעה‬pûâ

1043 Pua (Ex 1,15) Hebräische Hebamme in Ägypten Samaritanisch Duwwa, Septuaginta ⲫⲟⲩⲁ/Φουα, Vulgata Phua. Nach Gesenius18 1043 entweder zur Wurzel *pū/ī, Nebenform von yp „Glanz“ (so Noth und Zadok) oder möglicherweise zu ugaritisch pġt „Mädchen“. Muchiki hält eine semitische Erklärung für genauso möglich wie eine ägyptische, die mit dem Namen p- „Der Große“ operiert (Ranke ÄPN I, 102:11). Dieser sei zwar männlich, wurde jedoch angeblich 293 Wie mir Joachim Quack freundlicherweise mitteilte, ist diese Übersetzung des Demotischen Namensbuches falsch: š-hy ist ein vergöttlichter Mensch Asychis, vgl. A. von Lieven, Asychis or Sasychis, that is the Question, in: K. Geus, E. Irwin & Th. Poiss (Hrsg.), Herodots Wege des Erzählens. Logos und Topos in den Historien, Zivilisationen & Geschichte 22, Frankfurt 2013, 323-332; A. von Lieven, Who was “King” (S)asychis?“, in: P. Kousoulis & N. Lazaridis (Hrsg.), Proceedings of the Tenth International Congress of Egyptologists, University of the Aegean, Rhodes 22-29 May 2008, OLA 241, Leuven 2015, 899-908. Damit wäre dieser Name für die vorliegende Argumentation nicht relevant, wie auch der folgende, da Pp die Koseform für die Göttin Nb.tHtp.t ist. 294 Y.M. Grintz, Piṭiphar šar haṭṭabbaḥim. in: Lešōnēnū 30, Jerusalem 1965, 17. 295 A. Hamada, The Stela of Putiphar, in: ASAE 39, 1939, 273-276. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

auch für Frauen gebraucht. Im Demotischen Namensbuch findet sich nur eine Lesung p- „der Esel“ und nicht p- „der Große“ (I:161). Das altägyptische Lexem  „groß“ (Wb I, 161:5-162:17; E54) ist im Koptischen gut bezeugt, und zwar als Sⲟ bzw. Bⲱ (DEC 154). Die Pluralform (in Komposita) leutet -ⲱⲟⲩ. Es gibt Hinweise darauf, dass die Wurzel dreiradikalig war:  (PT 1523a) - koptisch ⲁⲓⲁⲓ. Die koptischen Komposita auf -ⲟ aufzuzählen, wäre müßig, sie sind von Vycichl zusammengestellt worden (DEC 154). Es sollte jedoch darauf hingewiesen werden, dass  am Ende von Personennamen stehen kann, etwa bei Pachôm: ⲡⲁϩⲱⲙⲁ, ⲡⲁϩⲱⲙⲟ, ⲡⲁϩⲱⲙⲱ. Die bekannteste Zusammensetzung mit -ⲟ ist das koptische Wort für „König“ ( SALⲣⲣⲟ, Bⲟⲩⲣⲟ), welches dieselbe Etymologie hat wie „Pharao“ (pr(.w)-). Dies ist besonders signifikant, da hierfür eine zeitgenössische keilschriftliche Transkription (Zeit Sargons II.) vorliegt: IPi-ir-u-u (KM 32). Die hebräische Form hat bekanntlich ebenfalls /o/, genauso wie diejenige, die Herodot (II, 111) gibt: Φερών. Einzig im Arabischen ist eine Form mit /a/ belegt: Firawn, jedoch hängt diese vom Syrischen Perūn ab. Mit anderen Worten: Die Vokalisation von  in der Spätzeit spricht gegen die Gleichung von Muchiki. Freilich muss auch in Rechung gestellt werden, dass es sich auch um eine anders vokalisierte Nominalform handeln könnte („der Große“). Freilich sollte man eine solche nicht nur im Interesse einer Etymologie postulieren. Vor allem jedoch ist ein Frauenname schlecht mit einem maskuline Artikel zu vereinbaren. Albright, JAOS 74, 229, Anm. 50; IP 10; BHAN 119, 123; R. Zadok, The Pre-Hellenistic Israelite Anthroponomy and Prosopography, OLA 28, Leuven 1988, 142, 445. DEC 154 & 177.

‫כל‬ ‫ ִחפי ֺר‬pîḵol

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Pichol (Gen 21,22.32. 26,26)

Pichol, Heerführer des Stadtfürsten Abimelech von Gerar (Gen 21,22.32). Samaritanisch Fī'kal, Septuaginta ⲫⲓⲭⲟⲗ/Φιχολ, ⲫⲓⲕⲟⲗ/ Φικολ u.ä.; Jos. Φίκολος; Vulgata Fichol. Etymologie unsicher, entweder < äg. p-kr (= kl) „Krieger“, eigentlich ein Titel „Polizist, Soldat“ (Görg), d.h. zu stellen zur semitischen Wurzel kly „vollstrecken, vernichten“ u.ä. (vgl. hebräisch klh) und damit seinerseits ein Lehnwort aus dem Semitischen oder hurritisch. W. Spiegelberg wollte hier p ḫry „der Syrer“ erkennen und führt den Personennamen Πχοῖρις an, W.F. Albright jedoch p rkw „der Lykier“ (dem ist HAL gefolgt). Danach kam die Evaluation von J.D. Ray, der meinte, ein hebräisches pi- müsse dem Demonstrativum py entsprechen. Görg hat jedoch sicherlich recht, wenn er nicht zuletzt aufgrund der keilschriftlichen Belege (z.B. Pa/iriḫnawa - p-rḫ-nw) darauf beharrt, dass der ägyptische Artikel sowohl durch pa- als auch durch pi- wiedergegeben werden kann. Die konsonantischen Entsprechungen des zweiten Elements bzw. die Metathese sind schon gewichtigere Gegenargumente. Nach Ray liegt hier kein ägyptisches Lehnwort, sondern eine kleinasiatische Bildung vor (Stichwort: Sprache der Philister) – leider ist eine solche direkt nicht bezeugt. Görg kann auf eine Reihe von greifbaren Namen mit dem Element -kl in ägyptischen Personennamen verweisen (ÄPN I, 322; 346), vor allem auch mit dem Artikel p-knr (ÄPN II, 282:22), p-kr (ÄPN II, 383:22) und p-kr (ÄPN I, 120:9). Im Demotischen Namensbuch findet sich kein Name p-kl o.ä. Die Bedeutung von spätägyptisch gl ist umstritten; allgemein wird der Name „Kalasirier“ herangezogen (Καλασίριες) bzw. koptisch ϭⲁⲗⲁϣⲓⲣⲉ „Krieger, Held, Mann mit Riesenkräften, Gigant“, vgl. pLansing 2,3 (Wb. V, 135:1) kl-šr und demotisch gl-šr. (KHWb 453; DELC 339, E588). Die Bedeutung der semitischen Wurzel ist kly „zu Ende bringen, vollstrecken, abwehren, vernichten“. Thomas Schneider hat die ägyptischen Personennamen mit dem Element k-r (gwr „Bursche“) behandelt.296 Sowohl das griechische Καλασίριες als auch das koptische ϭⲁⲗⲁϣⲓⲣⲉ weist auf eine a-Vokalisation hin, was der von Görg vorgeschlagenen Gleichung entgegensteht. Ray, VT 36, 358-361 (Lit.). M. Görg, Die Begleitung des Abimelech von Gerar (Gen 26,26), in: BN 35, 1986, 21-25; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, ÄAT 11, Wiesbaden 1991, 182-186; M. Görg, Pichol in Ägypten und in der Bibel, in: BN 69, 1993, 12-14.

296 T. Schneider, Asiatische Personennamen in ägyptischen Quellen des Neuen Reiches, OBO 114, Fribourg 1992, 277-285. Vgl. A. & L.M. Leahy, The Genealogy of a Priestly Family from Heliopolis, in: JEA 72, 1986, (122147) 138): Pï-k-r - *Pikul. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

1. Personennamen

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J.D. Ray, Two Etymologies: Ziklag and Phicol, in: VT 36, 1986, 355-361 (Lit.); W.F. Albright, Egypt and the Early History of the Begeb, in: JPOS 4, 1924, 131-161; W. Spiegelberg, Das n.pr. ‫פיכל‬, in: OLZ 9, 1906, 109.

‫ ִחפי ְפנאחס‬pînḥās und ‫ ִחפ ְפנאחס‬pinḥās 1050 Pinhas, Levit Personen- und Sippenname: ① Sohn Eleasars und Enkel Aarons (Ex 6,25. Num 25,7. Esr 8,2 u.ö. Sir 45,23. 50,24), ② Sohn des Oberpriesters Eli in Silo (1Sam 1,3. 2,34 u.ö.), ③ Priester zur Zeit Esras (Esr 8,33), ④ (Jos 24,33) vgl. ‫ ִחגְפבאעה‬giḇāh „Gibea“ (ON) Gesenius18 195f. < ägyptisch p-nḥs(ï) „Der Nubier“ (Ranke ÄPN I, 113:13; DemotNB I:194). Septuaginta ⲫⲉⲓⲛⲉⲉⲥ/Φεινεες, ⲫⲓⲛⲉⲉⲥ/Φινεες Zumindest bei zwei der drei Personen, die im Alten Testament Pinhas genannt werden, ist eine Verbindung zu Ägypten zu erkennen. Der Sohn des Oberpriesters Eli hat einen Bruder, der Hofni heißt und dessen Name nach Abzug der hebräischen Hypokoristikonendung auf ägyptisch „Kaulquappe“ zurückgeht und damit wohl pejorativ gemeint sein dürfte. Die beiden Brüder sind nämlich ziemlich negativ konnotiert, denn sie bereichern sich an den Opfergaben für jhwh (1Sam 2,12-17).297 Bei Pinhas, dem Sohn Eleasars ist die Lage anders.298 Seine beiden Großväter tragen Namen, für die ägyptische Etymologien vorgeschlagen wurden (Aaron väterlicherseits und Putiël [Ex 6,25] mütterlicherseits). Dass der ägyptische Anteil dieser Überlieferung so stark ist, könnte dem Einfluss einer starken ägyptischen Diaspora geschuldet sein. In diesem Zusammenhang ist auf die Existenz von Judäern in Tachpanhes (im Nildelta), der „Nubierburg“ (< t-ḥw.t n(.) p-nḥś) (Jer 43,7-9. 44,1) hingewiesen worden. Möglicherweise soll Pinhas aber auch in eine „ägyptische“ Tradition im Stamm Levi gebracht worden. Vycichl hat darauf hingewiesen (DEC 161), dass die hebräische Nebenüberlieferung von nḥś drei verschiedene Formen der Vokalisierung vorgeben: neḥās, neḥes und nḥēs. Seiner Meinung nach ist die Form der Septuagina (Φινεες) älter und exakter als die masoretische. Das Wörterbuch definiert das Ethnonym nḥś wie folgt (Wb. II, 303,3-7; E224): Bezeichnung für das südliche Nachbarvolk der Ägypter (Gegensatz m Asiat, Semit), Südländer, auch von den Bewohnern von Punt, Neger, auch Negersklave. Vycichl hat auf eine ptolemäische Graphie mit „Ayin“ hingewiesen, die seiner Meinung nach den „gebrochenen“ Vokal wie in koptisch ⲫⲓⲛⲉⲉⲥ bzw. griechisch Φινεες repräsentiert (DEC 244).299 In jüngster Zeit wird wieder verstärkt diskutiert, was genau im Ägyptischen nḥś bedeutet bzw. welche Ethnie oder welcher Kulturhorizont sich dahinter verbirgt. 300 Während meist eine „nubische“ Kultur hinter den Nehesi vermutet wird, hat sich Julien Cooper jüngst für einen Bezug zum libysch-berberischen Raum stark gemacht. 301 Grundsätzlich kann jedoch kein Zweifel darüber bestehen, dass in der Spätzeit der Begriff „Nubier“ bedeutet bzw. „Schwarzer“. Der Name p-nḥs(ï) „Der Nubier“ ist vergleichsweise häufig und muss nicht notwendigerweise einen Nubier bezeichnen – wahrscheinlich bezieht sich dann die Benennung auf eine dunkle Hautfarbe des Na mensträgers. Nach Loprieno ist im Westsemitischen eine Konnotation „Südländer“ = „Begünstigter“ entstanden, die auch auf die Namen mit dem ägyptischen Bestandteil nḥs ausgeweitet wurde, d.h. hier seien keine „Nubier“ gemeint. IP 63, Gardiner, JAOS 56, 191f.; R. Zadok, The Pre-Hellenistic Israelite Anthroponomy and Prosopography, OLA 28, Leuven 1988, 175f., 446f.; Görg, BN 2, 27 mit Anm. 23; M. Görg, in: Neues Bibel-Lexikon, Zürich 1991-2001, III, 151f.; Spencer, ABL V, 346f.; Muchiki 222. 297 A. Angerstorfer, in: WiBiLex (2007): s.v. „Hofni und Pinhas“. Permanentlink: https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/21430/. 298 J. Thon, in: WiBiLex (2007): https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/40749/, s.v. „Pinhas, Sohn Eleasars“. 299 K. Sethe, Die historische Bedeutung des 2. Phila-Dekrets aus der Zeit des Ptolemaios Epiphanes, in: ÄZ 53, 1917, 35-49. 300 R. el-Sayed, Afrikanischstämmiger Lehnwortschatz im älteren Ägyptisch. Untersuchungen zur ägyptisch-afrikanischen lexikalischen Interferenz im dritten und zweiten Jahrtausend v. Chr., Leuven 2011, 220-222 (vgl. auch S. 162, L91). El-Sayed meint, die Nehesi seien die Träger der A-Gruppe und hätten eine kuschitische Sprache gesprochen – dies ist jedoch rein spekulativ. Vgl. Th. Schneider, Ausländer in Ägypten während des Mittleren Reiches und der Hyksoszeit, Wiesbaden 2003, 82ff. 301 J. Cooper, Reconsidering the Location of Yam in: JARCE 48, 2012, 1-22. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

A. Loprieno, Nḥsj „der Südländer“?, in: H. Guksch & D. Polz (Hrsg.), Stationen. Fs Stadelmann, Mainz 1998, 211217.

‫ תפְפשחור‬pašḥûr 1086 Paschur Personen- und Sippenname, wohl alle Glieder derselben vorexilischen und nachexilischen Priesterfamilie: ① Priester, Oberaufseher im Tempel zu Jerusalem, Gegner des Propheten Jeremia (Jer 20,1-3.6;vgl. Honeyman, VT 4, 424-426; Wächter, ZDPV 74, 57-62), ② Priester zur Zeit des Königs Zedekia (21,1. 38,1aγ (BHS). 1Chr 9,12), ③ Vatersname eines hohen Beamten am Hofe Zedekias (Jer 38,1aα), ④ Priesterfamilie, Heimkehrer unter Serubbabel (Esr 2,38, Parallelstelle Neh 7,41), ⑤ Priesterfamilie zur Zeit Esras (Esr 10,22), ⑥ verschiedene Personen (Neh 10,4. 11,12). Name des prominenten Gegenspielers des Propheten Jeremia (Jer. 20,1ff.); hebr. ‫ תפְפשחנר‬in der Bibel und außerbiblisch (Görg, 1982, Anm. 22 mit Lit.) Septuaginta ⲡⲁⲥⲭⲱⲣ/Πασχωρ, ⲫⲁⲥⲭⲱⲣ/Φασχωρ, ⲫⲁⲥ[ⲥ]ⲟⲩⲣ/ Φασσουρ u.ä., Vulgata Phassur, Phasor, Phessur; inschriftlich und auf Siegeln pšḥr. < äg. P-šr-[n.]-Ḥr(.w) „Der Sohn des Horus“ (Ranke ÄPN I, 119:3; ⲯⲉⲛⲩⲣⲓⲥ). Nach S. Ahituv zu verbinden mit äg. p šr n(.) Ḥr(.w) „Der Sohn des Horus“, kopt. ϣⲏⲣⲓ. Diese Etymologie, für welche sich Gesenius18 entschieden hat, ist nach Muchiki (223) weniger wahrscheinlich als eine Erklärung *p(s)šḤr(.w) „Horus teilt“ bzw. „Anteil des Horus“. Sie verweist nicht nur auf die Namen psš-Mw.t (Ranke ÄPN I, 137:5) und psš-mn.w (Ranke ÄPN I, 137:6), sondern bemerkt, dass bei P-šr-[n.]-Ḥr(.w) das n fehle, dieses jedoch nach Auskunft der zeitgenössischen griechischen Papyri (ⲯⲉⲛⲩⲣⲓⲥ) zu erwarten sei. Immerhin gibt sie zu, dass es auch zu einer Assimilation innerhalb des Hebräischen gekommen sein könnte. Das De motische Namensbuch verzeichnet einen Namen p-šr-ḥr „der Sohn des Horus“ ohne die Genitivpartikel n (I:254). Görg meint hingegen, das Fehlen des n sei völlig unproblematisch, dies komme bei Personennamen häufiger vor. Dies mag durchaus stimmen. Seine Bemerkungen zur Assimilation (S. 31) gehen jedoch völ lig an der Sache vorbei, da er mit hebräischen Lautgesetzen operiert, wo ägyptische zur Anwendung kommen müssten. Immerhin verweist er auf weitere Formen der Nebenüberlieferung dieses Namens. So ist beispielsweise die keilschriftliche Wiedergabe bekannt: Pišanḫuru. (KM 32); nach A. Leahy (38f.) ist P-šr[n.]-Ḥr(.w) auch weitergeführt in gr. Ψονυριϛ bzw. Ψενυριϛ. Für diesen Namen wurde jedoch eine alternative Gleichung vorgeschlagen: P-śn-n(.)-Ḥr(.w) „Der Bruder des Horus“. Dieser Name ist im 8.-7. Jhd. in Theben und Memphis bezeugt, vor allem bei libyschen Familien – P-šr-n(.)-Ḥr(.w) hingegen erst in griechisch-römischer Zeit. Es sollte vielleicht darauf verwiesen werden, dass der Pharaonenname Scheschonk (Ššnḳ) auch im Ägyptischen bereits mit oder ohne 〈n〉 geschrieben werden kann und dass das n in der Bibel ebenfalls ausfällt ( ‫שיתשק‬ ‫) ִח‬. Wichtiger noch ist ein Hinweis Görgs auf die Reduktionsform von ⲥⲟⲛ (< śn) in Construktusverbindungen: ⲥ(ⲉ)ⲛ- (31). Nach seiner Interpretation kommen die Namensträger aus einer Jerusalemer Priesterfamilie aus einem „prolibyschen“ Umfeld im Gefolge des Schischaq-Feldzuges, vgl. die „politische Vergangenheit“ und das „Schicksal Jerobeams“ (32). Eigenartigerweise hat sich offenbar noch niemand daran gestört, dass bei einer Gleichung P-šr-[n.]Ḥr(.w) nicht nur die Genitivpartikel im Hebräischen nicht wiedergegeben wird, sondern vor allem auch der Auslaut des Wortes „Kind“, der nach Ausweis des Koptischen noch erhalten ist, denn dort lautet er Sϣⲏⲣⲉ, B ϣⲏⲣⲓ, Fϣⲏⲗⲓ (DEC 269). Dies wirft die Frage auf, wie das Lexem im Altägyptischen anzusetzen ist. Im Wörterbuch finden sich mehrere bemerkenswerte Graphien (Wb IV, 526:9-23), darunter Pluralformen mit zwei r (š-r-r-w), Formen mit auslautendem  (š-r-) und solche mit „Doppelschilfblatt“ y (š-r-y). Formen mit /y und w repräsentieren einen innerägyptischen Lautwandel, d.h. sind hyperkorrekte Graphien. Im Demotischen lautet die Form šr (E 516).302 Abgeleitet wird dieses Lexem von der Wurzel šrr „klein sein“ (Wb. IV, 524), vgl. koptisch Sϣⲓⲣⲉ, Bϣⲓⲣⲓ, Fϣⲓⲗⲓ (DEC 269). Als Präfix ist im Koptischen in der Tat eine verkürzte Form bekannt: Sϣⲉ-, Sϣⲓ- und Sbϣⲟⲩ-. In der zuletzt genannten Form hat sich das u der alten Vokalisation erhalten. 302 Diese wird jedoch immer mit einer historischen Gruppe geschrieben, so dass keine Aussagen über die reale Aus sprache möglich sind (freundlicher Hinweis Joachim Quack). © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

1. Personennamen

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Das koptische Wort für „Bruder“ ist Sⲥⲟⲛ bzw. auch ⲥⲁⲛ in fast allen Dialekten (DEC 190), die alte Vokalisation kann als *śn rekonstruiert werden. Hier ist keine verkürzte Form bekannt, daher ist wohl eher von einer Gleichung mit šr „Kind“ auszugehen. Allerdings passt die Gleichung von Muchiki noch viel besser, denn sie entspricht sowohl hinsichtlich des Konsonantengerüsts als auch der Vokalisation exakt dem koptischen Befund. Dort ist psš.t „Hälfte, Anteil“ (Wb I, 554:4-6) als Sⲡⲁϣⲉ, Bⲫⲁϣⲓ erhalten (DEC 166). W. Spiegelberg, in: ZDMG 53, 635; Görg, IN: BN 6,14 und BN 20, 29-33; IP 63; R. Zadok, The Pre-Hellenistic Israelite Anthroponomy and Prosopography, Leuven 1988, 175, 447; Bracke, ABD V, 171f.; Ranke ÄPN I, 119. S. Ahituv, Pashhur, in: IEJ 20, 1970, 95-96; M. Görg, Jeremia zwischen Ost & West (Jer. 38,1-6). Zur Krisensituation in Jerusalem am Vorabend des Babylonischen Exils, in: Künder des Wortes. Festschrift für J. Schreiner, Würzburg 1982, 121-136; A. Leahy, The Proper Name Pisanhuru, in: Göttinger Miszellen 62, 1983, 37-48; M. Görg, Pašḫur und Pišanḫuru, in: BN 20, 1983, 29-33.

‫ ִחצאח א‬ṣiḥā siehe ‫ ִחציאח א‬ṣîḥā

1112 & 1116 Ziha (Esr 2,43 mit Parallele Neh 7,46. 11,21) Personen- und Sippenname; Tempelsklaven; Heimkehrer aus dem babylonischen Exil unter Serubbabel. < äg. ṭ-ḥr/Ḥr(.w)r „das Gesicht (oder Horus?) hat gesprochen“. Keilschriftlich Siḫa, ägyptisch-aramäisch zḥ, griechisch Ταχῶς, Τεῶς; Septuaginta: ⲥⲟⲩⲓⲁ/Σουια (= ‫צואח א‬  ṣûḥā?), ⲥⲏⲁ (Neh 7), Codex Alexandrinus: ⲥⲓⲁⲁ/Σιαα; Codex Sinatiticus: ⲥⲓⲁⲗ/Σιαλ (Neh 11); Vulgata Sia (Neh 7), Soa (= ‫צואח א‬ ṣûḥā?), Siaha (Neh 11). Muchiki (224) argumentiert, da beim Gottesnamen „Horus“ das r im Auslaut nie schwinde, sei eine Interpretation im Sinne von ṭ-Ḥr(.w)r „Horus hat gesprochen“ auszuschließen. Weil es keine semitische Erklärung gebe, sei der Namen wohl ägyptisch. Parallelen im ägyptischen Onomastikon ließen sich leider nicht beibringen. Zumindest Letzteres ist falsch, denn es sind im demotischen Namensbuch zwei Personen namen verzeichnet, die „Gesicht“ als Element aufweisen: ḥrf nḫ „sein Antlitz lebt“ (I:811) und ḥr-ḥp „Gesicht des Apis“ (I:829). Noch ähnlicher ist der Name ḏd-ḥr „das Gesicht (des Gottes) hat gesprochen“, gr. Ταως, Τεως (DemNB I:1368) – gemeint ist wohl ein „Traumgesicht“ bzw. Orakel. Von der Lautform und den demotischen Schreibungen her ist also definitiv „das Gesicht“ zu interpretieren. Zunächst zum ägyptischen ṭ „sagen“ (ḏd) (Wb V, 620:7). Dieses Lexem hat im Koptischen die Form SB ϫⲱ, Aϫⲟⲩ bzw. SBALFϫⲉ und SAFϫⲓ in bestimmten Verbindungen (DEC 323f.) und bedeutet sowohl „sagen, erzählen“ als auch „singen“ (vgl. ϫⲱ „Gesang“). Daneben gibt es eine weitere Form ϫⲉⲣⲟ (DEC 322). Dies geht zurück auf die Formation ṭ r „sagen zu“ (mit der Präposition r). Im Mittelägyptischen wird „sagen“ noch mit der Präposition n gebildet und sehr selten mit r (Wb V, 620:1). Dies ändert sich im Demotischen, wo r üblich ist (DEC 322). Ohne Präposition ist ṭ im Koptischen als Konjunktion ϫⲉ fortgesetzt „das heißt“. Nach Vycichl geht dieses ϫⲉ nicht auf den Infinitiv zurück, sondern auf ein Verbalnomen (DEC 322). Hinter dem Namen ⲕⲁⲙⲉⲛⲧⲉⲃⲱⲛⲭ verbirgt sich wohl ṭ-Mnčw-wf-nḫ(.w) „Month sagt: er wird leben“ (DEC 82), was jedoch für den vorliegenden Fall nicht weiterhilft. Ebenfalls kaum hilfreich ist die Form B ⲙⲧⲁⲩ „(Zauber)spruch“ (DEC 125 & 327), die im Zusammenhang mit ϫⲱ gebraucht wird als Verbindung ϫⲉⲙⲧⲁⲩ (< ṭ mṭw Wb V, 625:2-626:5): ⲉϥϫⲉⲙⲧⲁⲩ ϧⲉⲛⲟⲩⲙⲧⲁⲩ (Deu 18,10).303 Die i-Vokalisation der hebräischen Form passt zur koptischen Form ϫⲉ. Nach Muchiki ist jedoch der Schwund des r beim Gottesnamen „Horus“ ein Hemmnis bei der Akzeptanz der Gleichung. Ferner gilt es zu beachten, dass die spätzeitliche Vokalisation desselben /u/ bzw. /o/ ist, man also bei einer a-Vokalisation eine viel frühere Entlehnung annehmen müsste. Da jedoch von ägyptischer Seite her ist klar ist, dass in diesem Wort „Gesicht“ (der Orakelgottheit)“ steckt, wäre gerade das Fehlen des r regelhaft. Die Wiedergabe von ägyptisch  durch hebräisch ‫ צ‬ist ebenfalls regulär. Zadok, JQR 71, 110; Augustin, ABD VI, 1090; Ranke ÄPN I, 411, Nr. 12.

303 W. Spiegelberg, Ḏd mdw im Koptischen, in: ZÄS 59, 1924, 160. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

‫ אצְפפ תנת תפְפעֵננ תח‬ṣånat pane ḥ a

1134 Zafenat Paneach, äg. Ehrenname Josephs (Gen 41,45) Samaritanisch Ṣēfīnti-Fāne, Septuaginta ⲫⲟⲛⲑⲟⲙⲫⲁⲛⲏⲭ/Φοντομφανηχ u.ä., Flavius Josephus hat hier die Formen Πετεσηφ/Ψονϑονφάνηχος, Vulgata Salvator mundi. Umstritten: < äg. ṭ-p-nčr-wf-nḫ „Der Gott spricht: er lebt [wird leben/lebe]!“ oder ṭ-p.t-N.t-wfnḫ „Die [Göttin] p.t-N.t spricht: er lebt [wird leben/lebe]!“ o.ä. Es gibt zahlreiche Vorschläge zur ägyptischen Deutung dieses Ehrennamens. Zuallererst zu nennen wäre die These Steindorffs, wonach hinter ihm ägyptisch ṭ-p-nčr-wf-nḫ „Der Gott spricht: er lebt [wird leben/lebe]!“ stehe. Dies ist weithin rezipiert worden und auch die neueste Auflage des Gesenius nennt sie als eine von zwei Alternativen. Anhänger dieses Vorschlages können auf den spätzeitlichen Namen ṭ-mn(.w)-wf-nḫ „Amun spricht: er lebt [wird leben/lebe]!“ (Ranke ÄPN I, 409:23; DemNB I:1362f.) verweisen. Der Namenstyp ist im Demotischen nur mit Theonym belegt, nicht allgemein mit nčr „Gott“. Muchiki (224ff.) hat zwei Einwände gegen diese Gleichung. Zum einen würde man nach ihr ein Aleph (‫ )א‬zwischen ‫ ת‬und ‫ פ‬erwarten, da wf sonst durch ‫ אפ‬wiedergegeben wird (aramä. ‫ = אפע‬wf- und ‫ = אפרי‬wf-rr). Zum anderen sei die Bedeutung des Namens im vorgegebenen Kontext nicht sehr passend. Dem wäre entgegen zu halten, dass gerade im Wortinneren kein gesprochener Stimmabsatz zu erwarten ist. Mit unpassendem Kontext zu argumentieren ist hier m.E. ebenfalls Unsinn. K.A. Kitchen argumentiert mit einer Metathese von *ztwp zu zpwt und meint, die Lautfolge zt sei Sprechern des Hebräischen fremd gewesen und schwer auszusprechen. Seiner Meinung nach geht ‫אצְפפ תנת‬ ‫ תפְפעֵננ תח‬ṣånat paneaḥ zurück auf ägyptisch ṭ(w).nf-p-nḫ „Er wird genannt Ip-anch“. p-nḫ ist im Mittleren Reich und der Hyksoszeit ein geläufiger Name (Ranke ÄPN I, 22:16). Schwierigkeiten bereitet hier der Umstand, dass der Anlaut des Namens im Hebräischen nicht wiedergegeben ist und dass hier von einer Metathese ausgegangen werden muss, deren Begründung nicht sehr fundiert zu sein scheint. Vergote hat in seinem Werk Joseph en Égypte nicht nur einen eigenen Interpretationsvorschlag gemacht (S. 145), sondern auch die bis dahin vorgebrachten Thesen gesammelt (S. 151f.). Muchiki (225) hat diesen zwei weitere, seit Erscheinen von Vergotes Werk vorgebrachte Gleichungen hinzugefügt und alle Vorschläge einer kritischen Evaluation unterzogen. Ihrer Meinung nach sind alle entweder semantisch nicht überzeugend, phonologisch nicht korrekt oder in der vorgebrachten Form im ägyptischen Onomastikon nicht nachweisbar. Die erste ägyptische Gleichung stammt von A. Harkavy (1870): f-nḏ-p-nḫ „Speise, Schutz des Lebens“. Abgesehen davon, dass ein solcher Name nicht belegt ist, gibt es Schwierigkeiten lautlicher Natur bei der Gleichung von hebr. nt mit äg. nḏ und im Anlaut (f wird regulär zu ṭf). Auf A. Wiedemann geht der Vorschlag zurück, den Ehrennamen durch äg. P-snṯ-n(.)-p-nḫ „Die Grundlage des Lebens“ zu erklären. Das Problem hierbei ist, dass weder ein solcher Name direkt bezeugt ist, noch snṯ als Namenselement überhaupt vorkommt. Wie so oft, muss hier ebenfalls mit einer Metathese operiert werden. Schließlich kann hebräisch ‫ צ‬nicht für ägyptisch s stehen. Immerhin ist der Name, den J. Krall (1888) als Gleichung vorgeschlagen hat, in ägyptischen Quellen direkt bezeugt: (ṭ)-Mnṯw-wf-nḫ „Month sagt: Möge er leben“ (DEC 82). Auf der lautlichen Ebene bestehen jedoch Hindernisse. So wird davon ausgegangen, dass hebr. ‫ פ‬p dem ägyptischen m entspricht; ferner findet sich ebenfalls kein Aleph, wie man es bei der Wiedergabe von wf erwarten würde. Keinerlei Schwierigkeiten phonologischer Art ergeben sich bei J. Liebleins Gleichung (1898) f-ntp-nḫ „Speise, welche das Leben ist“. Leider ist ein solcher Namen im Ägyptischen nicht bekannt. E. Naville (1903) brachte eine anders geartete Interpretation ins Spiel. Seiner Meinung nach geht der Ehrenname zurück auf äg. ṯs-n().t- pr(w)-nḫ „Oberhaupt des Lebenshauses“. Das „Lebenshaus“ war der Wissenshort der Tempel – ein durchaus passender Vorschlag. Schwierigkeiten bereiten die Wiedergaben von äg. ṯs durch hebr. zp und äg. n().t durch hebr. nt. E. Mahler (1907) meinte, der Ehrenname gehe zurück auf ägyptisch f-n(.)-t-p-ḏ-nḫ „Speise des Landes, Der Leben gibt“. Der Namenstyp ist so nicht bezeugt und das Element ḏ hat in der hebräischen Graphie keine Entsprechung.

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1. Personennamen

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W.F. Albright schlug 1918 eine Identifikation mit P-snṯ-[n(.)]-p-nḫ „Der Versorger des Lebens“ vor, was allerdings eine Metathese voraussetzt (vgl. die griechische Form); auch sonst gelten dieselben Einwände wie für den Vorschlag Wiedemanns. R. Engelbach (1924): ṭ.w-nf-p-nḫ „Man nannte ihn, den Lebenden“. Auch hier muss mit einer Metathese operiert werden (*ztnp > znpt). Der Vorschlag von H. Lutz (1945) (.t-ḫ)p(r)-n(.)-t(-.t-n.)-p-nḫ „den Weg des Lebens verfolgen“ ist phonologisch und syntaktisch sehr problematisch. J. Vergote (1959) hat auch einen eigenen Vorschlag beigesteuert: P-s-n.t()-mf-n-ḫ.t „Der Mann, der die Dinge kennt“. Diese Gleichung beruht auf der griechischen Form Πετεσηφ/Ψονϑονφάνηχος (Josephus) und besitzt kein Äquivalent in ägyptischen Quellen. Leibovich (1964) schlug eine Identifizierung mit f-n(.)-t.w-p-nḫ „Versorger der Beiden Länder, der Lebende“ vor. Das Problem hierbei ist, dass die Dualform keine Entsprechung im Hebräischen hätte (vgl. aram. ‫ = סמתו‬sm-t.w; ‫ = פתו‬p-n(.)-t.w) und ein Element f-n(.) im ägyptischen Onomastikon so nicht vorkommt. Schließlich hat Muchiki (226) einen eigenen Vorschlag gemacht, der sowohl lautlich passt, dem Kontext gerecht wird und zudem tatsächlich belegt ist: f()-nṯ(r)-p-nḫ „Meine Versorgung ist Gott, der Lebende“. Fassen wir zusammen. Für den biblischen Ehrennamen ‫ אצְפפ תנת תפְפעֵננ תח‬ṣånat paneaḥ wurden folgende Gleichungen vorgeschlagen: ① .t-ḫ)p(r)-n(.)-t(-.t-n.)-p-nḫ „den Weg des Lebens verfolgen“ (Lutz) ② P-s-n.t()-mf-n-ḫ.t „Der Mann, der die Dinge kennt“ (Vergote) ③ P-snṯ-n(.)-p-nḫ „Die Grundlage des Lebens“ (Wiedemann) ④ P-snṯ-[n(.)]-p-nḫ „Der Versorger des Lebens“ (Albright) ④ Ṯs-n().t- pr(w)-nḫ „Oberhaupt des Lebenshauses“ (Naville) ⑤ f-n(.)-t.w-p-nḫ „Versorger der Beiden Länder, der Lebende“ (Leibovich) ⑥ f-n(.)-t-p-ḏ-nḫ „Speise des Landes, Der Leben gibt“ (Mahler) ⑦ f-nt-p-nḫ „Speise, welche das Leben ist“ (Lieblein) ⑧ f()-nṯ(r)-p-nḫ „Meine Versorgung ist Gott, der Lebende“ (Muchiki) ⑨ f-nḏ-p-nḫ „Speise, Schutz des Lebens“ (Harkavy) ⑩ ṭ.w-nf-p-nḫ „Man nannte ihn, den Lebenden“ (Engelbach) ⑪ ṭ-p-nṯr-wf-nḫ „Der Gott spricht: er lebt [wird leben/lebe]!“ (Steindorf) ⑫ ṭ.nf-p-nḫ „Er wird genannt Ip-anch“ (Kitchen) ⑬ (ṭ)-Mnṯw-wf-nḫ „Month sagt: Möge er leben“ (Krall) Damit werden folgende Elemente isoliert: f „Speise“, ṭ.nf oder ṭ p-nṯr mit „sprechen, sagen“, čs „Befehlshaber“, p-snṯ „der Plan“ und .t-ḫpr für den Anlaut (zp). Hinter dem Auslaut vermutet man p-nḫ „das Leben“, p-ḏ-nḫ „der Leben gibt“, wf-nḫ „er wird leben“, p-nḫ oder pr(w)-nḫ „Lebenshaus“, d.h. in jedem Fall eine Form von nḫ „leben“. Die ernsthaft in Betracht zu ziehenden Elemente sind also ṭ „sprechen“ und nḫ „leben“. Zu ṭ „sprechen“ vgl. den Kommentar zu ‫ ִחצאח א‬ṣiḥā siehe ‫ ִחציאח א‬ṣîḥā. Das Lexem f wird im Koptischen nicht weitergeführt. Das koptische Wort für Sϫⲟⲉⲓⲥ, Bϭⲱⲓⲥ, ALMFϫⲁⲉⲓⲥ „Herr“ leitet sich von altägyptisch čs.w „Befehlshaber“ (Wb V, 402:9-19) bzw. demotisch čs (E 671) ab (DEC 324). Nach Vycichl (DEC 625) besteht gegen Osing (NBÄ 666) keine Verbindung zur Wurzel „binden“. Die koptische Form ϫⲁⲉⲓⲥ entspricht mit ihrer a-Vokalisation am ehesten der hebräischen Form. Das koptische Wort für „leben“ ist Sⲱⲛϩ, Bⲱⲛϧ (DEC 250 & 254). Die Grundbedeutung der Wurzel nḫ ist wohl „binden“ (vgl. das Schriftzeichen des Sandalenriemens und die Wörter Sⲁⲛⲁϣ, Bⲁⲛⲏϣ nḫ.w „Blumenstrauss“ und Sⲁⲛⲁϣ, Bⲁⲛⲏϣ nḫ.w „Eid“ (DEC 14, 250, 195).304 Die Wiedergabe des Auslautes ist also 304 Vgl. auch M. Cramer, Das altägyptische Lebenszeichen im christlich-koptischen Ägypten, Wiesbaden 1955. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

alles andere als erwartet, denn spätzeitlich wird nḫ mit /o/ vokalisiert (zumindest im Infinitiv), „Anch“ ist lediglich eine ägyptologische Behelfsaussprache der Transliteration. Natürlich könnte es sein, dass die Nominalform „der Lebende“ anders vokalisiert wurde, vgl. die a-Vokalisation im Zusammenhang mit dem Eid (DEC 254) ϣⲁ-, ϣⲉ- < nḫ „so wahr lebt“. Widmen wir uns nun im Detail den beiden Formen, die Gesenius18 noch als glaubhaft einstuft, sowie dem neuen Vorschlag von Muchiki: ṭ-p-nṯr-wf-nḫ ṭ-p.t-N.t-wf-nḫ f()-nṯ(r)-p-nḫ

„Der Gott spricht: er wird leben“ „Die [Göttin] p.t-N.t spricht: er wird leben“ „Meine Versorgung ist Gott, der Lebende“

Für den hinteren Teil besitzen wir immerhin eine vokalisierte Form: ⲕⲁⲙⲉⲛⲧⲉⲃⲱⲛⲭ < ṭ-Mnčw-wf-nḫ(.w) „Month sagt: er wird leben“ (DEC 82). Die erste Gleichung wäre koptisch etwa ϫⲉ-ⲡⲛⲟⲩⲧⲉ ⲁϥⲱⲛϩ, der zweite Bestandteil von Muchikis Gleichung etwa ⲛⲟⲩⲧⲉ ⲡⲱⲛϩ. Wir sehen also: zumindest in der Spätzeit wird das Wort für „Gott“ mit /u/ vokalisiert und nicht wie früher mit /a/ (ⲛⲟⲩⲧⲉ < *nčir). Man müsste also von einer frühen Entlehnung ausgehen, und zwar in der frühen Ramessidenzeit, eigentlich in der Amarnazeit. Letztlich lässt sich nicht entscheiden, welchen der vorliegenden Gleichungen der Vorzug zu geben wäre. M.E. ist vom Kontext der Josephsgeschichte her ṭ-p-nṯr-wf-nḫ „Der Gott spricht: er wird leben“ am wahrscheinlichsten. Steindorff, ZÄS 27, 41f., ZÄS 30, 50-52; Lutz, USPSP 10, 15, 289-294; van de Walle, CdE 35, 170; Albright, BASOR 140, 31; Vergote, OBL 3, 142-146; A. Schmitt, ZAW 86, 158; Redford, SVT 20, 230f.; Schulman, SAK 2, 235243; Oller, ABD VI, 1040 (Lit.); Ranke ÄPN I, 409-412; II 227 & 334.

‫ תש ְפואש א‬šawšā

1338 Schawscha (1Chr 18,16) Parallelstelle 2Sam 8,17 ‫ ְפש אר איה‬śerāyâ) Chef der Zivilverwaltung, Minister in Davids erstem Kabinett Septuaginta ⲥⲟⲩⲥⲁ/Σουσα u.ä., Vulgata Susa. Etymologie unsicher, Kurzform eines unbekannten Personennamens mit hypokoristischer Endung -ā (Noth) oder redupliziert von ‫ְפש או א‬  šewā (Gesenius18 1327, nach Görg, BN 16, 16f. äg.) „schlecht, böse, schlimm sein“ (Zadok). Bereits die Befunderhebung ist nicht ganz eindeutig. Wahrscheinlich wird in 2Sam 20,25; 1Kön 4,3 und 2Sam 8,17 dieselbe Person bezeichnet, allerdings sind die Graphien recht unterschiedlich. Da man davon ausging, es müsse sich um die hebräische Wiedergabe eines fremden Namens handeln, wurden mehrere Identifikationsversuche mit unterschiedlichen Sprachen gemacht: ① babylonisch šamšu „Sonne“ (B. Stab, J. Marquart; vgl. RB 72, 384), ② hurritisch: Hypokoristikon von šewi-šarri (B. Maisler, RB 72, 384), šešwe, šešwiya > * šewše, * šeyša (K.A. Kitchen, VTS 40, 114) und ③ ägyptisch šš, ššï, ššy, ššw (de Vaux, RB 48, 398f.); *s.w-s „His is satisfaction“ (K.A. Kitchen, VTS 40, 114);305 s()š(t) „Sekretär“ (A. Cody, RB 72, 387ff.). Muchiki (228) hat diese Gleichungen einer kritischen Evaluation unterzogen und kommt zu dem Schluss, dass – falls das Aleph der hebräischen Graphie mater lection ist – die babylonische Gleichung durchaus für ‫ תש ְפואש א‬in Frage kommt, nicht jedoch für die Form mit Jod statt Waw. Auch die hurritischen Gleichungen erscheinen bei Annahme einer Metathese möglich. Die Gleichungen mit ägyptisch šš funktionieren, wenn Aleph, Waw und Jod als Vokalzeichen zu betrachten sein sollten. Die Gleichung mit s.ws verlangt jedoch eine ungewöhnliche Lautkorrespondenz, nämlich von ägyptisch s und hebräisch Schin. Bei s()š(t) besteht die Schwierigkeit, dass hier das ägyptische  übergangen wird und das ägyptische  mit dem hebräischen Aleph geglichen wird. Schließlich verweist Muchiki darauf, dass die Masoreten Waw oft als Vokalzeichen sahen, wenn ihnen die Etymologie eines Wortes nicht bekannt war. Vor diesem Hintergrund sei der Vorschlag von de Vaux möglich. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass ein solcher Namenstyp tatsächlich in der 26. Dynastie belegt ist (Ranke ÄPN I, 330:1-5). Sie spricht sich also für diese Deutung aus – leider ist nicht bekannt, was šš bedeutet. 305 Wie mir Joachim Quack freundlicherweise mitteilte, hat er gegen diese Gleichung einen Artikel in Arbeit. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

1. Personennamen

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IP 41; BHAN 52, Anm. 32; Maisler, BJPES 12, 111f.; R. Zadok, The Pre-Hellenistic Israelite Anthroponomy and Prosopography, Leuven 1988, 6; Dempster, ABD V, 1168; Muchiki 228.

‫ שותש אנה‬šûšannâ Susanna Grundsätzlich werden hier Lexeme aufgenommen, die im Alten Testament und folglich im Wörterbuch von Gesenius zu finden sind. Hier soll eine Ausnahme gemacht werden, nicht nur, weil dieser Name sehr be liebt ist, sondern v.a., weil die Tochter des Autors ihn trägt. 306 Außerdem ist er einer der prominentesten biblischen Namen mit altägyptischer Etymologie. Der Name ist im Buch Daniel zu finden, d.h. in einer „apokryphen“ Schrift der hebräisch-aramäischen Bibel. Der Ursprung des Namens liegt in der altägyptischen Pflanzenbezeichnung sššn „Lotosblume“ (Wb III, 585:11-486:14). Im Alten Reich lautet sie noch sššn (Wb III, 487:9), ab dem Mittleren Reich ist die Form sšn „Lotos“ üblich, im Demotischen lautet sie ebenfalls sšn (E 464) und im Koptischen (Bohairisch) ϣⲱϣⲉⲛ (DEC 275). Nach Vycichl liegt hier eine frequentative Form eines nicht belegten Verbes vor. 307 Aus Gründen der Eugraphie (Folge dreier horizontaler Zeichen) wird immer das „Riegel-s“ geschrieben. Aufgrund der bekannten ägyptisch-koptischen Lautregeln kann die altägyptische Form als *sšin rekonstruiert werden (< *sššin < *saššin?). Als das Wörterbuch der ägyptischen Sprache erstellt wurde, war eine Form ššn in altägyptischen Texten direkt nicht bezeugt, sondern lediglich aus dem Koptischen rückerschlossen – dies hat sich jedoch in der Zwischenzeit geändert. Der Pflanzenname wurde ins Hebräische entlehnt (‫ שותש ן‬šûšan), erfuhr dort jedoch eine Bedeutungsverschiebung von „Lotos“ zu „Lilie“. Dieses Lehnwort ‫ שותש ן‬šûšan wird anders vokalisiert als der Personenname šēšan, der letztlich von demselben ägyptischen Wort abgeleitet wurde. Im Ägyptischen hatte eine Vokalverschiebung *ū > ē stattgefunden, d.h. die beiden Entlehnungen (Lehnwort und Name) geschahen zu zwei verschiedenen Zeitpunkten. Nun kam eine innerhebräische Entwicklung hinzu, nämlich eine Ableitung „die Liliengleiche“ o.ä. šûšannâ. Möglicherweise wurden šûšan und šēšan auch in zwei verschiedenen nordwestsemitischen Sprachen entlehnt, vgl. aramäisch ššn. Das Wort wanderte auch nach Europa (griechisch σοῦσαν „Lilie“ und in den Orient: ara bisch šwšan, sūsan „Susanna“ und sūsān „Lilie“). Im pharaonischen Ägypten wurde zwischen dem weißen und dem blauen Lotos unterschieden ( Nymphaea lotos vs. Nymphaea caerulea), wobei nur der blaue Lotos in der Religion eine Rolle spielte (Symbol des Gottes Nefertem). In der Spätzeit trat dann eine dritte Art von Lotos hinzu, die von Herodot II,92 beschrieben wird (Nymphaea nelumbo). Die Lotophagen in der Odyssee sind ebenfalls ägyptischen Ursprungs – hier stand ein ägyptischer Drogenname Pate.308 306 Zur biblischen Überlieferung vgl. W. Baumgartner, Susanna. Die Geschichte einer Legende, ARW 24 (1926), 259-280; H. Engel, Die Susanna-Erzählung. Einleitung, Übersetzung und Kommentar zum Septuaginta-Text und zur Theodotion-Bearbeitung, Freiburg (Schweiz) 1985; K. Koch, Die Herkunft der Proto-Theodotion-Übersetzung des Danielbuches, in: VT 23, 1973, 362-365; K. Koenen, Von der todesmutigen Susanna zum begabten Daniel. Zur Überlieferungsgeschichte der Susanna Erzählung, in: ThZ 54, 1998, 1-13; I. Kottsieper, Susanna, in: O.H. Steck, R.G. Kratz & I. Kottsieper , Das Buch Baruch. Der Brief Jeremias. Zusätze zu Esther und Daniel, Göttingen 1998; H. Schlosser, Die Daniel-Susanna-Erzählung in Bild und Literatur der christlichen Frühzeit, in: W.N. Schumacher, Tortulae. Studien zu altchristlichen und byzantinischen Monumenten, Rom 1966, 243-249; A. Schmitt, Die griechischen Danieltexte („θ’“ und o’) und das Theodotionproblem, in: BZ 36 (1992), 1-29; M. Clauss, Susanna, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 11, Bautz 1996, Sp. 278-279. Zur Rezeption vgl. T. Schupperges, Musik und Bibel: 111 Figuren und Motive, Kassel 2009; S. Poeschel, Handbuch der Ikonographie: sakrale und profane Themen der bildenden Kunst, Darmstadt 2005; M. Herrmann, Vom Schauen als Metapher des Begehrens: die venezianischen Darstellungen der „Susanna im Bade“ im Cinquecento, Marburg 1990. 307 W. Vycichl, nafāfir und nafāfaraw, punkturelle und durative Partizipien des frequentativen Verbums in der ägyptischen Sprache, in: Древний Восток, Moskau 1975, 39-41. 308 W. Schenkel, Warum die Gefährten des Odysseus nach dem Genuss von Lotos die Rückkehr vergaßen, in: GM 163, 1998, 5-6. Dazu aber A. von Lieven, Fiktionales und historisches Ägypten. Das Ägyptenbild der Odyssee aus ägyptologischer Perspektive, in: A. Luther (Hrsg.), Geschichte und Fiktion in der homerischen Odyssee, München 2006, 61-75. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

‫ ִחשיאש א‬šîšā

1349 Schischa (2Ri 4,3) Vatersname der beiden ministeriellen Chefs der Zivilverwaltung in Salomons Kabinett. Ob dies eine Variante des libyschen Namens Šīšaq darstellt, ist unklar und m.E. wenig wahrscheinlich. IP Nr. 1332; Cody, RB 72, 381-393; Mettinger, CB 5, 25-30; Williams, SVT 28, 236; PIAP 6f.

‫ִחשיתשק‬

šîšaq und ‫שק‬ ‫ שו ת‬šûšaq 1349 Schischak, Schoschenk I. (945-924 v. Chr.) Begründer der 22.-23. libyschen Dynastie (sog. Bubastidenzeit). (1Ri 11,40. 14,25 & 2Chr 12,2.5.7.9). Septuaginta ⲥⲟⲩⲥⲁⲕⲓⲙ/Σουσακιμ; Josephus Σούσακος, Vulgata Susac, Sesac. Ägyptisch Ššnq, keilschriftlich Susinqu, Šašanqu; griechisch ⲥⲉⲥⲱⲅⲭⲓⲥ u.ä. Die neuassyrische Form ISu-si-in-qu legt nach Muchiki (227) nahe, dass ‫ שותשק‬šûšaq die ursprüngliche Vokalisation reflektiert. K.A. Kitchen (TIP² 73, Anm. 356) hat festgestellt, dass die Form bei Manetho (Σεσωγχωσις) eine Metathese aufwiese und dass die Elision des n in der hebräischen Form im Ägypten der Libyerzeit üblich sei. Der Name des ägyptischen Königs wird in Hieroglyphen Š-š-n-ḳ häufig auch Š-š-ḳ geschrieben.309 Die Vokalisation dieses Namens lässt sich über keilschriftliche Wiedergaben rekonstruieren. Diese beziehen sich nicht auf den ersten Herrscher der Bubastidendynastie, sondern auf einen anderen Herrscher von Busiris: Prisma A I 100 des Assurbanipal gibt die Form ISu-si-in-qu.310 Daneben gibt es die leicht abweichende assyrische Form ISu-sa-an-qu.311 Weitere Formen der Nebenüberlieferungen sind in griechischer Schrift überliefert, allen voran Manethos Σέσογχις (nach Africanus). Aber auch hier gibt es Unterschiede, denn nach Eusebius ist der Name als Σέσογχώσις überliefert. 312 Außerdem gibt es eine Namensnennung auf einem Berliner Ostrakon: Σέσογχις. Die griechischen Formen weisen wohl eine Vokalmetathese auf, die möglicherweise durch den Königsnamen Σέσωστριρ motiviert ist. Nach Steindorff liegt eine solche Metathese auch bei ISu-si-in-qu vor, jedoch sprechen die hebräischen Graphien dagegen. Mit anderen Worten: in 1Kön 14,25B ist das Ktīb Šwšq (*Šūšaq) dem Qrē Šīšaq vorzuziehen. Letzteres beruht wohl auf einem Schreibfehler in der Quadratschrift, der Verwechslung von 〈w〉 und 〈y〉.313 Dieser hat sich dann fast überall durchgesetzt. Die Graphie Šwšq lässt sich *Šūšaq gelesen, gut mit der keilschriftlichen und ägyptischen Schreibungen korrelieren: Šūšaq < Šūšiqq < Šūšinq. Dass mit den biblischen Pharao auch der Gründer der Bubastidendynastie gemeint ist, geht unzweifelhaft aus den ägyptischen Quellen hervor. Zum einen ist dies die Toponymliste und das Relief zum Sieg, welches der Herrscher in Karnak anbringen ließ, zum anderen ein in Megiddo gefundenes Stelenfragment dieses Pharaos und schließlich bezieht sich wohl ein Passus der Inschrift auf der Mumienkartonage eines gewissen Ḥrw auf den Palästina-Feldzug Scheschonks I.314 Der Name ist nicht ägyptisch, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit libysch-berberisch. Noch vor wenigen Jahrzehnten dachte man, mit Scheschonq habe die Libyerzeit begonnen, also die Periode in der altägyptischen Geschichte, in der Träger der libysch-berberischen Kultur die Herrschaft über das ägyptische Niltal inne hatten. Heute weiss man, dass dies bereits in der späten Ramessidenzeit einsetzte, dass also die libysche Fremdherrschaft direkt auf das sog. „Neue Reich“ folgte.315 Die libysch-berberischen Namen der Angehörigen jener über Ägypten herrschenden Elite sind bislang kaum untersucht worden. Zwar hat Frédéric Colin vor einigen Jahren seine Dissertation darüber verfasst,

309 310 311 312 313 314 315

J. von Beckerath, Handbuch der ägyptischen Königsnamen, München 1984, 100f. & 257. R. Borger, Beiträge zum Inschriftenwerk Assurbanipals, Wiesbaden 1997, 21. ADD 324 = ARU 36 = NALDK 333, Zeile 25. W.G. Waddell, Manetho, London 1964, 158. HTAT, 229. Vgl. vorige Anm, Kapitel B.3. A. Leahy, The Libyan Period in Egypt: An Essay in Interpretation, in: Libyan Studies 16, 1985, 51-65; K. Jansen-Winkeln, Der Beginn der libyschen Herrschaft in Ägypten, in: BN 71, 1994, 78-97; K. Jansen-Winkeln, Der thebanische Gottesstaat, in: Orientalia 70, 2001, 153-182. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

1. Personennamen

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jedoch ist diese im Grunde nur eine Prosopographie – eine berberologische Analyse der Namen wird man in dieser Arbeit vergebens suchen.316 Was Scheschonk auf berberisch bedeutet, ist also bis heute unbekannt. Am Rande sei darauf hingewiesen, dass der Name Scheschonq ein Revival erlebt hat und zwar nicht im jüdischen oder christlichen Raum, sondern im berberischen. 317 In den 1960ern begannen berberische Exilanten im Umfeld der Académie Berbère in Paris, eine berberische Zeitrechnung zu gebrauchen, die mit dem Jahr 950, dem Anfang der „Libyerzeit“ beginnt. 2015 n. Chr. entspricht also dem Jahre 2965 nach Cacnaq, d.h. /Šašnaq/. Diese Zeitrechnung ist tatsächlich heute noch in Gebrauch (es gibt offizielle Kalender in Tifinagh), hauptsächlich unter kabylischen Nationalisten. Mit dem Erstarken berberischer Stämme im Zuge des sog. „arabischen Frühlings“ und dem Auseinanderbrechen Libyens ist zu erwarten, dass sich diese Form der Zeitrechnung möglicherweise noch ausbreitet bzw. einen offiziellen Status bekommt. Albright, BASOR 130, 4-8 und BASOR 141, 26f.; Malamat, SÄAW 407, 28ff.; Donner, ATD.E 4/1³ 274f., 321 mit Anm. 14; Bierbrier, LÄ V, 585f.; Jansen-Winkeln, NBL III, 479f. (Lit.); Redford, ABD V, 1221f. (Lit.); Devauchelle, DB Suppl. XII, 1258-1263.

‫ אשאשק‬šāšāq 1417 Schaschak, Benjaminit (1Chr 8,14.25) Personen- und Sippenname. Septuaginta ⲥⲱⲥⲏⲕ/Σωσηκ (Codex Alexandrinus), ⲥⲓⲥⲁⲕ/ Σισακ (recensio Luciani), ⲥⲱⲕⲏⲗ/Σωκηλ (Codex Vaticanus) u.ä, ⲥⲱⲥⲏⲗ/ Σωσηλ (Mss.); Vulgata Sesac. Schaschak steht im Zusammenhang mit dem Fall von Gath und gehört wahrscheinlich in die Zeit Da vids. Da die Libyer sich bereits in jener Zeit im Delta etabliert hatten, ist eine libysche Interpretation nicht unwahrscheinlich, zumal es keine hebräische Erklärung für diesen Namen gibt. Mit anderen Worten: Es handelt sich hier um denselben Namen, den auch der Begründer der Bubastidendynastie, Scheschonq I., trägt. Es sollte jedoch darauf hingewiesen werden, dass die Vokalisation desselben anders zu rekonstruieren ist. Möglicherweise ist also doch eine nicht-ägyptische Erklärung vorzuziehen. IP 64, PIAP 175 und 456; Willett, ABD V, 1165.

‫ תתְפחְפפ ֵנניס‬taḥp nês e

1434 Tachpenes (= Dahamunzu) (2Ri 11,19f.) Ägyptischer Königinnentitel, wie ein femininer Personenname behandelt und durch ‫תה ְפגִחבי ארה‬  haggeḇîrâ „Herrin, Gebieterin“ (Gesenius18 194: „erste Frau des Pharao“ und „Königinmutter“, vgl. arab. sulṭāna wālida) gedeutet. Septuaginta ⲑⲉⲕⲉⲙⲓⲛⲁ[ⲥ], ⲑⲉⲭⲉⲙⲉⲓⲛⲁ[ⲥ] u.ä. Josephus Θαφίνη; Vulgata Tafnes; heth. míDa-ha-mu-un-z[u-u]š. Im 1. Buch der Könige wird in Kapitel 9, Verse 8-20a dreimal ein ägyptischer Titel genannt, der – wie so oft – fälschlich als Personenname interpretiert worden war: ‫תתְפחְפפ ֵנניס‬  Taḥpenês bzw. ‫תתְפחְפפ ֵננס‬  Taḥpenēs „die Königsgemahlin“. Der Kontext ist der Aufstand des Hadad in der späten Regierungszeit Salomons. Mit Sicherheit wurde der Text später mehrfach umgearbeitet, besonders in der großen mehrphasigen deuteronomistischen Redaktion des 6. Jhd. v. Chr. und bei der Neuordnung der Bücher bis zum 4. Jhd. v. Chr. Authentisch sind die Belege von ‫ תתְפחְפפ ֵנניס‬Taḥpenês bzw. ‫ תתְפחְפפ ֵננס‬Taḥpenēs mit Sicherheit, da ein möglicher exilischer „Erfinder“ der Perikope entweder auf diesen Ausdruck verzichtet oder die ägyptische Königin ›anonym‹ belassen hätte. Die Formen ‫ תתְפחְפפ ֵנניס‬bzw. ‫ תתְפחְפפ ֵננס‬gehen also auf Vorlagen zurück, deren schriftliche Fixierung im 8. Jhd. v. Chr. liegen und vielleicht sogar auf eine mündliche Tradition bis in die salomonische Zeit reichen. ‫ תתְפחְפפ ֵנניס‬bzw. ‫ תתְפחְפפ ֵננס‬wurde vielfach als Wiedergabe eines ägyptischen Personennamens gedeutet:

316 F. Collin, Les Libyens en Égypte. Onomastique et Histoire, Diss. Brüssel 2003 (unpubliziert bzw. nur online als pdf greifbar) und F. Colin, Le ›vieux libyque‹ dans les sources égyptiennes (du Nouvel Empire à l ’époche romaine) et l’histoire des peuples libycophones dans le nord de l’Afrique, in: Bulletin Archéologique du Comité des Travaux Historiques et Scientifiques – Afrique du Nord N.S. 25, 1996-98, 13-18. 317 Vgl. K. Nait-Zerrad, L’officiel des prénoms berbères, Paris 2003. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

74

V. Die Gleichungen im Einzelnen

① P. Montet (1941)318 ② W.F. Albright (1955)319 ③ Y. Muchiki (1999)320

T-šp(.t).n-ś.t „Die Isis entstehen ließ“ T-ḥn(.t)-p-nśw „Die der König schützt“ T-n().t-ḥw(.t)-p-nśw „Die zum Königshaus gehört“

Alle drei Deutungen sind nicht möglich. Gegen ① steht, dass der Lautwandel ḫ > š im Ägyptischen erst viel später eintritt, gegen ② & ③, dass bei Personennamen nśw nie mit Artikel steht. Muchiki (229) hält Albrights These für durchaus möglich und verweist auf koptisch ϩⲱⲛ, ϩⲟⲛ- für ḥn.t „schützen“. Für ihren eigenen Vorschlag kann sie auf die im ägyptischen Onomastikon tatsächlich belegten Namen T-n().t-ḥw.t „Die zum Tempel gehört“ sowie T-n().t-ḥw(.t)-.t „Die zum Palast gehört“ (Ranke ÄPN I, 361:22f.) verweisen. Daher kommt nur eine Deutung als Titel t-ḥm(.t)-nśw „Königsgemahlin“ in Betracht. Es liegt also der gleiche Fall vor wie bei der Wiedergabe derselben Verbindung als daḫamunzu in den keilschriftlich überlieferten hethitischen „Mannestaten des Suppiluliuma“. 321 Entsprechend wurde diese Deutung von zahlreichen Forschern favorisiert (Stricker, Grdseloff, Fecht, Quack).322 Dabei sind die Wiedergaben der ägyptischen Phoneme t, ḥ und n unproblematisch. Erklärungsbedürftig sind hingegen ① die Schreibung von ‫פ‬  anstelle von m, ② die unerwartete Wiedergabe des ägyptischen Sibilanten ś mit der Affrikate323 ‫ס‬  sowie ③ die Setzung einer mater lectionis. Vom ägyptologischen Standpunkt aus wäre ④ die Vokalisation des Königstitels nśw zu nennen, die auf den ersten Blick mit -nês/-nēs der bisherigen Rekonstruktion derselben widerspricht. Bei ① könnte ein im Ägyptischen belegter Lautwandel m→b__n (in Nachbarschaft zu n) vorliegen, was jedoch aufgrund der dazwischen liegenden Silbengrenze unwahrscheinlich ist. Außerdem hat die Septuaginta das m in Θεκεμίνας erhalten. Es wird vielmehr eine Verschreibung von ‫ מ‬zu ‫ פ‬innerhalb der hebräischen Tradition vorliegen. Beide Letternformen sind seit dem 8. Jhd. sehr ähnlich und leicht zu verwechseln.324 Damit wären Muchikis (228f.) Vorbehalte gegen diese Gleichung ausgeräumt – sie war noch von einer Assimilation ausgegangen, was in der Tat wegen des auf m sicher belegten Vokals (vgl. kopt. ⲥϩⲓⲙⲉ) nicht sehr wahrscheinlich ist. Punkt ② ist nach den Forschungen von Y. Muchiki325 leicht zu erklären: die ägyptischen Sibilanten werden im Bibelhebräische ausnahmslos durch ‫ ס‬wiedergegeben, da das ‫ ש ֺר‬aufgrund seines bewahrten lateralen Charakters 326 weniger zur Darstellung von äg. ś taugte. Was die Vokalisation (④) angeht, so kann auch dieses Problem überzeugend erklärt werden: sie wurde in Analogie zu mehreren anderen Wiedergaben ägyptischen Sprachgutes im Alten Testament (nämlich ‫ פפי ְפנאחס‬/‫פפ ְפנאחס‬ Pîneḥās/Pinḥās [< äg. P-nḥś.], ‫ ְפתתחְפפ ְפנֵנחס‬bzw. ‫ תתְפחתפ ְפנֵנחס‬Taḥapanḥēs/Teḥapneḥēs [< äg. T-ḥw.t/wḥy.t-pnḥś.] und ‫ אחנֵנס‬Ḥānes [< äg. Ḥw.t-n(.)w-nw-nśw]327) überformt. Die Überlieferungsgeschichte des ägyptischen Ausdrucks stellt sich also nach Roman Gundacker wie folgt dar: 318 P. Montet, Le Drame d’Avaris, Paris 1941, 197. 319 W. Albright, New Light on Early Recensions of the Hebrew Bible, in: Bulletin of the American School of Oriental Research 140, 1955, 32. 320 Y. Muchiki, Egyptian Proper Names and Loanwords in North-West Semitic, Atlanta 1999, 228. 321 F. Breyer, Egyptological Remarks Concerning Dahamunzu, in: Ägypten und Levante 20, 2010, 445-451, vgl. auch F. Breyer, Ägypten und Anatolien, Wien 2010. 322 H. Stricker, Trois études, in: Acta Orientalia 15, 1937, 11ff.; B. Grdseloff, Recherches sur Tanis, in: Annales du Service des Antiquitées (ASAE) 47, 1947, 69-99 und 211-216; G. Fecht, Wortakzent und Silbenstruktur, Glückstadt etc. 1960, § 30; J. Quack, Rezension von Y. Muchiki, Loanwords, in: RBL 2000, 4. 323 R. Steiner, Affricated Ṣade in the Semitic Languages, New York1982. 324 J. Renz & W. Röllig, Althebräische Epigraphik III, Darmstadt 1995, Tab. 1-37; E. Tov, Textkritik der Bibel, Stuttgart 1997, 342 (Abb. 29), 343 (Abb. 30). 325 Y. Muchiki, Egyptian Proper Names and Loanwords in North-West Semitic, Atlanta 1999, 205-273; R. Gundacker, Studien zu Genese und innerer chronologischer Schichtung der Pyramidentexte, Diss. Wien 2009, 84, Anm. 519. 326 R. Steiner, The Case for Fricative-Laterals in Proto-Semitic, New Haven 1977; cf. auch J. Hoch, Semitic Words in Egyptian Texts of the New Kingdom and Third Intermediate Period, Princeton 1994, 434. 327 Koptisch S, B Ϩⲛⲏⲥ, assyrisch URUḪi/e-ni-in-ši (Assurbanipal). Vgl. F. Breyer, Tanutamani. Die Traumstele und ihr Umfeld, Wiesbaden 2003, Index s.v. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

1. Personennamen Ḥw.t-n(.)w-nw-nśw

T-ḥw.t/wḥy.t-p-nḥś.

P-nḥś.

——

——

‫)*( פנחס‬ *Panaḥās

um 600 v.Chr. ——

——

‫* )*( תחמנחס‬Taḥapæn(e)ḥās

575 v.Chr.

——

——

(→ Πανᾶς)

550/450 v.Chr. *Taḥ(e)mins(e)

‫* )*( חנס‬Ḥānēs

*Taḥapanḥās/T(e)ḥapn(e)ḥās

*Pin(e)ḥās

400 v.Chr.

→Ἄνυσις

——

→ Πακνᾶς

um 400 v.Chr. *Taḥ(e)minās

——

*Taḥapanḥās/Teḥapneḥās

*Pin(e)ḥās

200 v.Chr.

→ Θεκεμίνας

——

→ Τάφνας

→ Φινέας

nach 150 v.Chr.

*Taḥmenēs

*Ḥānēs

*Taḥapanḥēs/Teḥapneḥēs

——

——

*Taḥapanḥēs/Teḥapneḥēs

——

Zeit bis 900 v.Chr.

t-ḥm(.t)-nśw

75

( )

‫* תחמנס‬ *taḥæmins(e)

——

——

um 100 v.Chr. *Taḥpenēs 50 v.Chr.

‫)*( תחפנ)י(ס‬

——

——

‫)*( פ)י(נחס‬

500 n.Chr.

*Taḥpenês

——

——

*Pî/in(e)ḥās

75 n.Chr.

→ (*)Θαφίνη〈ς〉

——

——

——

‫אח ְפנס‬

‫ תתְפחתפ ְפנֵנחס‬/ ‫ְפתתחְפפ ְפנֵנחס‬

‫ פפי ְפנאחס‬/ ‫פפ ְפנאחס‬

um 925 n.Chr. ‫ תתְפחְפפ ֵננס‬/ ‫תתְפחְפפ ֵנניס‬

Erläuterungen zur Tabelle: ① Der ägyptische Titel t-ḥm(.t)-nśw „Königsgemahlin“ wird in einer legeren Nebenform *tǝḥĕmśǝ des offiziellen *tăḥĭmnśǝ als *taḥæmins(e) ins Hebräische entlehnt und als Personenname umgedeutet. ② In Verwechslung mit ‫ ְפתתחְפפ ְפנֵנחס‬bzw. ‫ תתְפחתפ ְפנֵנחס‬Taḥapanḥēs/Teḥapneḥēs wird er überformt, vgl. die Form der Septuaginta Θεκεμίνας. ③ Anschließend wird analogisch zu Toponym ‫ אח ְפנס‬Ḥānēs beider Tonvokal von ā nach ē verändert. ④ Durch eine innerhebräische Verschreibung ‫ מ > פ‬wird die Graphie weiter entstellt. ⑤ Schließlich wird bei einer redaktionellen Vereinheitlichung die mater lectionis ‫ ני‬ergänzt.

Trotzdem müssen Fragen offen bleiben. So ist unklar, weswegen bei *taḥæmins(e) keine Assimilation -nszu -ss- stattfand.328 Wahrscheinlich war dies der fremdartigen Bildung geschuldet. Andererseits könnte hierin auch ein Indiz für einen ägyptischen silbischen Nasal gesehen werden, der im Hebräischen zu einem Vollvokal zwischen n und s aufgelöst wurde, was aber Θεκεμίνας unerklärt ließe. Fazit: der auf den ersten Blick widersprüchliche Befund des Hebräischen bestätigt bei genauerer Berücksichtigung der Texteschichte die Rekonstruktion des ägyptischen Königstitels als -nśǝ und wird damit zwei zentralen Forderungen der ägyptiologischen Diskussion um dieses Wort gerecht: J. Vergotes Wunsch nach der Einheitlichkeit der Belege und W. Schenkels Ruf nach einer kritischen Emendation der masoretischen Form.329 Görg hat darauf hingewiesen, dass unmittelbar auf diesen Namen der Titel ngbyrh330 folgt, der als weitgehende Äquivalenz des Namens zu betrachten ist, d.h. als Erklärung. Außerdem meint er, in der Septuaginta könnte sogar eine noch signifikantere Form stehen, nämlich τὴς μείζω, was einem ägyptischen p ḥm.t nsw  entsprechen würde, d.h. „Große Königliche Gemahlin“. Dies ist die übliche ägyptische Heraushebung der Hauptfrau des Pharaos. 328 G. Bergsträsser, Hebräische Grammatik I, Leipzig 1918, §24e 329 J. Vergote, Sur les mots composés en Égyptien et en Copte, in: Bibiotheca Orientalia 18, 1961, 210ff.; W. Schenkel, Das Wort für König (von Oberägypten), in: Göttinger Miszellen 94, 1986, 68. 330 H. Donner, Art und Herkunft des Amtes der Königsmitter im Alten Testament, in. Fs. J. Friedrich, Heidelberg 1959, 105-145. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

Die historische Dimension des Namens bzw. Titels sei nur kurz angerissen. Nach Schipper muss „Tochter Pharaos“ nicht eine leibliche Tochter meinen, sondern könnte auch irgendeine Nachfahrin eines Pharaos sein. Ferner meint er, es sei sogar damit zu rechnen, dass in der entsprechenden Passage gar nicht von einer Person die Rede ist, sondern dass man ein Gebäude meint, welches in ägyptischem Stil errichtet wurde.331 Immerhin hätte man ägyptische Pharaonentöchter nicht ins Ausland verheiratet. K. Jansen-Win332 keln hat dem widersprochen, dies gelte nur für die 18. Dynastie, als Ägypten Großmacht war und der König Gottkönig. Bereits in der 19. Dynastie war dies anders, wie die Hethiterkorrespondenz zeigt, die Libyerpharaonen hatten eine ganz andere Einstellung. Außerdem sind die ägyptologischen Hinweise von Schipper zu Titular-Königssöhnen nicht haltbar (s heißt in der Regel „Sohn“ auf Ägyptisch). Spiegelberg, ÄgR 40f.; Stricker, AcOr 15, 11f.; Grdseloff, Revue de l'Histoire Juive en Egypte I, 69-99; Grdseloff, ASAE 47, 211-216; Helck, VT 15, 46; Federn, JCS 14,33; Weippert, Edom, 301f.; K.A. Kitchen, TIP, Warminster 1973, 274, Anm. 183; Görg, BN 36, 22-24, BN 52,11f. und NBL, Zürich 1991-2001, III, 767f. (Lit.); Viviano, ABD VI, 309.

‫ִחת ְפראהאקה‬

tirhāqâ 1457 Taharka, Taharqo (2Ri 19,9 mit Parallele in Jes 37,9) Taharqo, König von Nubien und Ägypten, Pharao der 25. Dynastie, der sogenannten Kuschitenzeit (690-66 v. Chr.) Septuaginta ⲑⲁⲣⲁⲕⲁ/Θαρακα, ⲑⲁⲣⲁ/Θαρα Jes auch ⲑⲁⲣⲁⲑⲁ/Θαραϑα, (Codex Vaticanus), ⲑⲁⲣⲑⲁⲕ/Θαρϑακ Jos. Θαρσίκης (Recensio Luciani); Vulgata Tharaca. Taharqo ist durch seine großen Baumaßnahmen einer der präsentesten Herrscher der Kuschitenzeit in Ägypten. Seine Erwähnung im Alten Testament verdankt er allerdings dem Umstand, dass in seiner Zeit die beiden Großmächte Ägypten-Nubien und Assyrien aufeinander prallten. Dies führte sogar zur assyrischen Eroberung von Memphis, bei welcher die Familie des Taharqo in Gefangenschaft geriet, u.a. sein ältester Sohn. Wie alle Geburtsnamen der Kuschitenpharaonen ist auch der Name Taharqo protomeroitisch. Mit diesem Ausdruck wird die meroitische Nebenüberlieferung vor der Herausbildung der meroitischen Schriftsprache bezeichnet. In der Fachliteratur werden für T-h-rw-k zwei Wiedergaben gebraucht: Taharka und Taharqo. Der Grund hierfür ist eine bestimmte Interpretation, wonach bei mehreren Pharaonennamen (Šb-k Schabaqo, Š-b-t-k Schebitqo ) ein Suffix -qo vorliegt, welches als Honorativelement aus dem Altnubischen, das mit dem Meroitischen verwandt war, bekannt ist (-ⲕⲟ[ⲗ]). 333 Was der Name Taharqo bedeutet, ist nicht bekannt. Janssen, Bibl. 34, 23-43; Gardiner, Geschichte des alten Ägypten 1965, 380-384; Leclant, LÄ VI, 156-184, s.v. Taharqa (Lit.); Görg, Neues Bibel-Lexikon, Zürich 1991-2001, III, 773f. (Lit.); Redford, ABD VI, 572 (Lit.); Muchiki 229. M. Görg, Namen und Titel in 1Kön 11,19f., in: BN 36, 1987, 22-26; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica,Wiesbaden 1991, 187-191.

2. Götternamen

‫ א אמֺרו ן‬āmôn

71 Amun (Jer 46,25, Nah 3,8) ‫ א אמֺרו ן ִחמּננ ן‬āmôn minōn „Amun von Theben“. Im Neuen Reich ägyptischer Staatsgott, von den Griechen mit Zeus gleichgesetzt. Amun war seit dem Mittleren Reich, dessen Herrscherhaus aus Theben stammte, also dem Hauptkultort des Amun, der sicherlich prominenteste ägyptische Gott. Muchiki 229 verweist hier lediglich auf ihren Eintrag zum phönizischen mn. Von ägyptologischer Seite ist zu beobachten, dass hier die mater lectionis ‫ ו‬w für den langen Tonvokal  steht. Nach Auskunft der mittelbabylonischen und meroitischen Nebenüberlieferung war der Tonvokal beim Gottesnamen mn(.w) 331 B. Schipper, Salomo und die Pharaonentochter – zum historischen Kern von 1 Kön 7,8, in: BN 102, 2000, 84-94. 332 K. Jansen-Winkeln, Anmerkungen zu „Pharaos Tochter“, in: BN 103, 2000, 23-29. 333 F. Breyer, Einführung in die Meroitistik, Münster 2014, 13, und §22.3. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

2. Götternamen

77

im älteren Ägyptischen , d.h. die Form ist urkoptisch als *amn˘w zu rekonstruieren. Nach den gängigen Silben- bzw. Vokalisationsregeln des Ägyptisch-Koptischen verschob sich normalerweise der Tonvokal * > , nicht in der Umgebung von Labialen, was hier der Fall ist. Der Name Amun ist in zahlreichen Transkriptionen erhalten (DEC 10), allen voran in griechischer Schrift. Die griechischen Autoren kennen drei Formen: eine mit Gemination, eine ohne und eine mit ω. Konkret sind dies Ἀμονρασονϑήρ (< mn(.w)-R(.w)-nsw-nčr.w „Amun-Re, König der Götter“) sowie Ἀμοῦν (masc.) und Ἀμοῦνι (fem.). Bei Herodot II.42 heißt er Ἄμοῦν (Akkusativ) in den Manuskripten ABC und Ἀμμοῦν in den Manuskripten PDRSV. Der Gott der Oase Siwa wird bei den griechischen Autoren immer Ἀμμων genannt. Zwei Formen mit geminiertem m finden sich auch bei Manetho, und zwar bei zwei Königen der 12. Dynastie, Ammanemēs und Ammenemēs (< mn(.w)-m-ḥ.t). Die keilschriftliche Nebenüberlieferung (KM 7 & 36f.) ist: ① mittelbabylonisch dA-ma-na (3x), dA-ma-a-nu (1x), ② neuassyrisch I U-na-mu-nu – Wn-mn(.w) und ③ perserzeitlich IA-mu-nu-ta-pú-na-ah-ti. In Nubien wurde der Name des Gottes ziemlich früh entlehnt und hat daher dort seine mittelägyptische bzw. paläokoptische Vokalisation bewahrt. Seit der Zeitenwende werden die Namen meroitischer Herrscher in der meroitischen Silbenschrift geschrieben, darunter auch zahlreiche mit Amun in der Form /amane/: Amani-ḫabale/Mana-ḫabale, Amani-renase, Mani-saḫate, Manitore/Amanitore, Mani-tarakide, Maniḫareqerema, Mani-tenmonide, Takide-mani, Teqoride-mani und Tamelorde-amani.334 Für einen meroitischen Namen liegt eine griechische Transkription vor: Arkamani - Ἐργαμένης (Agatharchides apud Diodor III,6).335 Für den Namen des letzten kuschitischen Pharaos haben wir eine keilschriftliche Transkription (KM 63): T-n-w-t-mn(.w) – keilschriftlich ITana-da-ma-ne-e.336 Noch in griechisch-römischer Zeit ist Amun häufiger Bestandteil des Onomastikons, etwa Ἀμενεύς, Ἀμενούϑης, Ἀμενώϑης, Ἀμενρῶσις, Ἀμενῶφις, Ἀμορταῖος, Ἀμονορτάισις, Ἄμμων, Ἀμμώνιος oder Φαιβάμμων, Χαιράμμων, Σαραπάμμων, Παμοῦνις, Ταμοῦνις.337 Viel erstaunlicher ist die Prominenz des heidnischen Gottesnamens im koptischen Onomastikon. Hier finden sich Namen wie ⲁⲙⲟⲩⲛ ⲡⲇⲓⲁⲕⲱⲛ, ⲁⲃⲃⲁ ⲁⲙⲙⲱⲛ, ⲁⲙⲙⲱⲛ, ⲁⲙⲱⲛⲓⲁⲥ sowie ⲡⲁⲙⲟⲩⲛ, ⲗⲓⲗⲁⲙⲙⲱⲛ und ⲛⲓⲗⲁⲙⲙⲱⲛ.338 Besonders spannend ist die Tatsache, dass einer dieser Namen bis heute überlebt hat: ⲫⲟⲓⲃⲁⲙⲙⲱⲛ, arabisch Bīfām bzw. unter falscher Interpretation des Anlauts als koptischer Artikel Fām. Ein Träger dieses Namens war ein bekannter Kopte aus Kūs, der Mitte des 19. Jhd. einer der Letzten gewesen sein soll, der noch Reste der koptischen Sprache konnte (DEC 10). Die Rekonstruktionen des Gottesnamens nehmen ihren Anfang in der Etymologie. Manetho (bzw. Plutarch)339 erklärt ihn als ἡ κρύψις „Geheimnis“ bzw. τὸ κεκρύμμενον „der Verborgene“, und in der Tat gibt es ein ägyptisches Verb mn „verstecken“ (Wb I, 83:12-22) bzw. ein Götterepitheton mn.w „der Verborgene“ (Wb I, 84:4-6). Ausgehend von dem langen Tonvokal, der nach den ägyptisch-koptischen Silbenbildungsregeln zwei folgende Konsonanten verlangt, wird der Gottesname als 'mn.w rekonstruiert, mit einem Nominalbildungselement -w. Von Seiten der ägyptischen Sprachwissenschaft gibt es im Zusammenhang mit Amun zwei Probleme. Zum einen ist es die Erklärung der griechischen Form mit intitialem h (Ἄμμων), zum anderen Formen mit geminiertem m (Ἀμμων &c.). Osing hat beides durch eine Kontamination mit dem Namen des punischen Gottes (Baal) Hammōn erklärt (NBÄ 344): Demnach handelt es sich um eine Umbildung unter nicht-ägyptischem Einfluss, ausgehend vom Namen des eigentlich syrisch-phönizischen, später punisch-libyschen Gottes, der angeblich früh mit dem ägyptischen Amun identifiziert worden sein soll. Vycichl hat dem teilweise widersprochen, indem er nämlich betont, dass dies ausschließlich für die Römer gegolten habe, für die beides Götter afrikanischer „Barbaren“ waren. In Ägypten sei diese Vermischung nie festzustellen und in Siwa habe es nie Punier gegeben, die für eine solche verantwortlich hätten sein können. Nach Osing hät334 335 336 337 338 339

F. Breyer, Einführung in die Meroitistik, Münster 2014, 16ff. F. Breyer, Einführung in die Meroitistik, Münster 2014, 11, 16 & 114ff. F. Breyer, Tanutamani. Die Traumstele und ihr Umfeld, Wiesbaden 2003. F. Preisigke, Namenbuch [...], Heidelberg 1922, s.v. G. Heuser, Die Personennamen der Kopten, Leipzig 1929, 15 & 60. Th. Hopfner, De Iside et Osiride, Prag 1941, II, 8. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

78

V. Die Gleichungen im Einzelnen

ten die Ägypter jedoch die punische Form übernommen, allerdings nur, was die Gemination angeht, nicht den aspirierten Anlaut. Vycichl betont in diesem Zusammenhang, dass der Usus im Koptischen genau umgekehrt ist: bei der Entlehnung werden viele griechischen Lexeme mit einem sekundären ϩ- am Anfang versehen (DEC 11). Osing geht sogar so weit anzunehmen, der punische Einfluss sei sogar bei den Formen wirksam, die Manetho gibt. Dies ist in der Tat mit Vycichl nicht sehr wahrscheinlich, wenn nicht eine sekundäre Kontamination bei Manetho vorliegt. Vycichl plädiert also dafür, (auch) eine geminierte Form im Ägyptischen als ursprünglich anzusehen, d.h. etwas wie *ammnaw (DEC 10f.). Der Verlust dieser Gemination habe sehr früh stattgefunden, vor dem Neuen Reich oder sogar vor der Hyksoszeit, denn die semitischen Lehnwörter im Ägyptischen hätten alle die Gemination bewahrt, während sie in den ägyptischen Wörtern durch eine Kompensationslängung des Vokals ersetzt worden sei. Ob dies wirklich so fest gemacht werden kann, sei dahingestellt. Man kann jedoch wohl davon ausgehen, dass es im Ägyptischen Konsonantengemination gab.340 Wenn wir uns nun die hebräische Form ansehen, dann fällt auf, dass wir hier ebenfalls /o/ haben und nicht /u/. Wahrscheinlich ist dies ein Fehler der Masoreten, die möglicherweise ebenfalls den semitischen Gottesnamen Baal Hammōn vor Augen hatten. Morenz, RM 8, Reg. s.v. Amun; Helck, GMVO 331-333 (Lit.). RÄRG 31-37; Otto, HO 1, VIII 1, 56-60; Osing, Nominalbildung, 342ff.; Muchiki 229.

‫ ֲה אתסְפפֻחס ף‬asasu

85 Osarsephos/Osiris-Sepa Gesenius: zusammengelaufenes Volk (Num 1,4) hapax, vgl. arabisch safsāf „Verächtliches“. < Osiris-Sepa Wśr-Sp. Ein heliopolitanischer Priester als Anführer einer Gruppe von Aussätzingen, die sich nicht an die ägyptische Lebensordnung gehalten und schließlich vertrieben worden sein sollen. Der Ausdruck asapsup wird meist als „Gesindel“, „zusammengelaufenes Volk“ o.ä. übersetzt. Nach Hans-Peter Mathys handelt es sich um einen spielerischen Ausdruck der Form qtltl.341 Eine andere Interpretationsebene sieht in diesem Ausdruck einen Reflex für den ursprünglichen Namen des Joseph, der nach Flavius Josephus, Contra Apionem § 238 & 250 Οσάρσηφος, Οσάρσίφ war. Gemeinhin wird Οσάρσηφος mit Echnaton verbunden. Thomas Schneider hat sich jedoch dagegen ausgesprochen, dass man einen Gottesnamen auf einen Apostaten übertragen haben soll (Echnaton). 342 Auch die Deutung von Redford als ḫrw sb „Feind (und) Rebell“ sei nicht stimmig. Seiner Meinung nach reflektiert Οσάρσηφος den Thronnamen des Hyksos-Königs Ḫmṭ: Wśr-ḫpr(.w)-R(.w). Görg hat nun das ägyptische „Sepa“ in die Diskussion gebracht. Danach liegt hier ein Kompositum Osiris-Sepa vor, was sich auf den verstorbenen Joseph (Osiris Joseph in altägyptischer Denkweise) beziehe.343

M. Görg, Wohin ist Josef? Weitere Anfragen anläßlich einer Spurensuche, in: BN 107/108, 2002, 15-21. H. Kees, Anubis „Herr von Sepa“ und der 18. oberägyptische Gau, in: ZÄS 58, 1923, 79-101; U. Rößler-Köhler, in: LÄ V, 1984, 859-863, s.v. Sepa.

340 F. Breyer, Zum Ägyptisch-semitisch-berberischen Sprachvergleich – der D-Stamm im Ägyptischen, in: R. Voigt (Hrsg.). From Beyond the Mediterranean. Akten des 7. Internationales Semitohamitistenkongresses (VII. ISHaK), Berlin 13. bis 15. September 2004 (= Semitica et Semitohamitica Berolinensia 5). Berlin 2004, Aachen 2007, 501-512; F. Breyer, Ein Faktitivstamm im Ägyptischen, in: V. Lepper (Hrsg.), Tagungsakten zum Symposium „After Polotsky“, Lingua Aegyptia 14, 2006, 97-105. 341 H.-P. Mathys, Exode 12,38 et Nombres 11,4: Éléments d'interprétation philologique et historique, in: Semitica 54, 2012, 173-184. 342 T. Schneider, Ausländer in Ägypten während des Mittleren Reiches und der Hyksoszeit I. Die ausländischen Könige, Wiesbaden 1998, 97f. 343 Vgl. M. Schentuleit, Die Osarsiph-Legende und die Buchhaltung des Edfu-Tempels, in: Göttinger Miszellen 207, 2005, 85-87. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

2. Götternamen

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‫ ח ף‬ḥp

881 Hapi? kein eigenes Lemma, da umstritten Vgl. Lemma ‫סח ף‬ sḥp herkömmlich „niederwerfen, verheeren“ unter Verweis auf akkad. saḫāpu „um- niederwerfen“, syr. sḥaf; mand shp. Problematische Stelle bei Jer 46,15 (im Ni.): ‫„ תמּדו תע ִחנְפסתח ף ת אִחבי ׂשריך‬warum ist dein Starker niedergestreckt?“ wird in der Septuaginta durch δὶα τί ἔφυγεν ὁ Ἆπις; ὁ μόσχος ὁ ἐκλεκτός σου übersetzt, d.h. hier steht Apis, was mit Hp geglichen werden kann. Muchiki (229) verweist in diesem Zusammenhang auf phönizisch und aramäisch ḥpw. Bemerkenswert ist, dass kurz danach auch der Gottesname Amun erscheint. Hapi (ägyptisch Ḥpï) ist in der Spätzeit eine Bezeichnung für den Nil, im Plural besonders der Nilarme (DEC 67). Die Interpretation als Apis ist jedoch viel plausibler. 1417 Stammes- oder Volksname Seth (Num 24,17) ‫ ֵנשת‬šet Unbekanntes Wort in der Verbindung ‫ ְפב ֵנני־ֵנשת‬benê-śēt. Stammes- oder Volksname Seth, möglicherweise identisch mit den Sutū-Nomaden der Amarnabriefe. Es wurde auch erwogen, ob ein Bezug zu den Verbindungen „Söhne des Unterganges“ (‫ )ֵנש את‬oder sogar „Söhne des Hinterns“ (‫ )ֵנשת‬intendiert war. Die Verbindung zu Seth basiert auf der künstlichen Schulaussprache des Namens bzw. der griechischen Überliefe rung. In historischer Zeit war die Vokalisation der keilschriftlichen Nebenüberlieferung nach *Steḫ. Eine Verbindung ist daher nicht sehr wahrscheinlich. Görg, BN 11, 19f. und BN 21, 28f.; Zadok, OLP 16, 59-70; Margalit, UF 8, 183f.; Albright, JBL 63, 220, Anm. 89; Rouillard, Études Bibliques NS 4, 436-438; Seebass, BK IV 3, 60f.; Görg, NBL III, 577f.; Hutton, ABD V, 1209.

3. Ortsnamen

‫ או ֺרִחפיר‬Ôîr

25

Ophir

Goldland (1Ri 9,28. 10,11. 22,49; Jes 13,12. Ps 45,10. Hi 28,16. 1Ch 29,4. 2Chr 8,18. 9,10) Die Lage von Ophir, wohl in der Sache identisch mit ägyptisch Punt, ist strittig, doch ist die Südwest-Küste Arabiens, allenfalls das gegenüberliegende Somalia, am wahrscheinlichsten. 344 Schreibungen auch ohne Yod bzw. ohne Waw (1R 10,11); inschriftlich genannt auf einem Ostrakon aus Tell Qasīle, nördlich von Tel Aviv (Maisler, in: IEJ 1, 209f.). Samaritanisch Āfar; Septuaginta Ουφιρ u.ä. Görg hat für Ophir eine ägyptische Etymologie vorgeschlagen und sieht in diesem altägyptischen Ausdruck eine „Chiffre für einen Idealbereich“. Seiner Meinung nach geht ‫ או ֺרִחפיר‬ Ôîr auf ägyptisch w „Insel“ oder w „Distrikt“ zurück, kombiniert mit dem Infinitiv pr.t „Hervorkommen“, vgl. koptisch Sⲡⲉⲓⲣⲉ, Bⲫⲓⲣⲓ (KoptHWb 150) und Osing NBÄ 486 *pr˘t. Damit wäre Ophir die „Insel des Hervorkommens“. Die Vokalisation des ägyptischen Wortes für „Insel“ ist belegt über den Ortsnamen „Philae“, griechisch Πιλάκ, koptisch Sⲡⲓⲗⲁⲕ, Bⲡⲓⲗⲁⲕϩ und arabisch Bilāḳ (DEC 159), der zurückgeht auf P-w-Rḳ (Wb I, 47:9). Die bohairische Form ist nach Vycichl eine späte Volksetymologie „l’ile de l’extrémité“ (DEC 159). Der Tonvokal von w dürfte demnach  gewesen sein, was gegen diese Etymologie spricht. Der andere Vorschlag Görgs passt jedoch besser, denn w(.w) „Distrikt“ ist ebenfalls im Koptischen belegt und zwar in dem Ortsnamen ⲟⲩⲡⲱⲕⲉ < ägyptisch w-pḳr (DEC 159 & 227). Dabei handelt es sich um den Namen des Bezirks bei Abydos, wo sich das Grab des Osiris befand (Wb I, 561:6-9; E 141). Ausgesprochen wird der Anlaut als Vokal u- und nicht als Konsonant w-, d.h. hier wird wohl der Tonvokal des Lexems wiedergegeben.

344 F. Breyer, Punt. Die Suche nach dem „Gottesland“, Culture and History of the Ancient Near East 80, Leiden 2016. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

Alles in allem ist Görgs Etymologie sehr problematisch, da sie einen nie bezeugten Ausdruck von zweifelhafter Semantik erzeugt – widerlegbar ist sie nicht. M. Görg, Ophir, Tarschisch und Atlantis. Einige Gedanken zur symbolischen Topographie, in: BN 15, 1981, 76-86; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, Wiesbaden 1991, 22-32.

‫ א ן‬ ‫ ֺר‬on, ‫ או ן‬ ‫ ֺר‬ôn

79 On, Heliopolis (Gen 41,45.50. 46,20. Kj. Ez 30,17) Hauptstadt des 13. oberägyptischen Gaues, nördlich von Kairo, identifiziert mit Maṭarīye. In Jer 43,13 wird Heliopolis (Ἡλίου πόλις „Stadt der Sonne“) als ‫ ֵנבית־ׂששׂשמש‬bêt-šæmæš bezeichnet, „Haus der Sonne bzw. des Sonnengottes“, vgl. Gesenius18 148. Koptisch ⲱⲛ (DEC 249), phönizisch n und übersetzt qrt-šmš „Stadt der Sonne“, griechisch Ων, neuassyrisch uruú-nu, Babylonisch urua-na (KM 8 & 36). Heliopolis, altägyptisch wnw, war eines der großen religiösen Zentren Ägyptens. Das Wissen um einen Sonnekult dort hat sich bis in die arabische Zeit erhalten. In der bohairischen Bibel wird On mit ei nem Epitheton versehen: ⲱⲛ ϯⲃⲁⲕⲓ ⲙⲫⲣⲏ „On, die Stadt des Re“ bzw. „Stadt der Sonne“ (DEC 249). Spannend ist die Wiedergabe im Arabischen, wo der Ort als Ayn Šams bezeichnet wird.345 Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Zum einen gibt es zahlreiche arabische Ortsnamen mit dem Element Ayn, wobei dieses in der Regel die Bedeutung „Brunnen“ hat. Grundsprachlich bedeutet ayn jedoch in den semitischen Sprachen „Auge“, d.h. die Bedeutung „Brunnen“ ist sekundär davon abgeleitet. Zudem wird die Sonnenscheibe im Arabischen ayn aš-šams genannt „Auge der Sonne“ (mit Artikel!). Vycichl meinte nun (DEC 249), die Wiedergabe von ⲱⲛ ϯⲃⲁⲕⲓ ⲙⲫⲣⲏ durch Ayn Šams sei ein Fall, bei dem die Bedeutung „Brunnen“ anzunehmen sei sowie nicht das übliche arabische Wort für Sonne (arabisch šamsun), sondern der Name der auch im Quran vorkommenden Astralgottheit Šamsu (ein Ahne Muḥammads hieß Abd-Šams „Diener des Šams“). Hintergrund ist die archaische Fügung ohne Artikel. M.E. ist die Sache jedoch viel einfacher: Das Wort /on/ wurde nicht mehr verstanden bzw. in Analogie zu anderen Toponymen und vor dem Hintergrund des Onomastikons ungeformt. Bemerkenswert ist ein Detail, welches der arabische Historiker Abū-l Abbās Aḥmad al-Maqrīzī, in seiner im 15. Jahrhundert (n. Chr.) verfassten Geschichte Ägyptens (AlḪiṭaṭ) erwähnt.346 Danach habe der Ort Ayn Šams in der Antike Raamsās geheißen und dies sei ein Tempel gewesen, wohin die Leute aus aller Welt gepilgert seien. Wahrscheinlich wird hier der biblische Ortsname ‫ תרתעְפמֵנסס‬raamses reflektiert, amalgamiert mit dem Wissen um den Kultort des Sonnengottes Re. Etymologisch ist wnw wohl – wie mehrere anderen ägyptischen Toponyme auch – von dem altägyptischen Wort für „Pfeiler“ abgeleitet. All diese Topnyme mussten in der Spätzeit entweder ersetzt oder ergänzt werden, weil das Element zu stark phonetisch erodierte.347 Vycichl, ZÄS 76, 89; RÄRG 543-545; Brunner, RGG IV, 1630. (Lit.); Morenz, BHH, 1342f. (Lit.); GTT §1276; Wb. I:54; Gauthier, DG I, 54; Gardiner, AEO II, 145*; Muchiki 229f.

‫ ֵנ אאת ם‬etām 116 Etham (Ex 13,20. Nu 33,6f.) Ägyptischer Grenzort und zweite Station auf der Wüstenwanderung; Lage unbekannt, es heißt nur „in der Wüste von Etham“. Samaritanisch Ātəm, Septuaginta Οϑομ, Βουϑαν. Septuaginta ὀϑομ, ὀϑωμ Möglicherweise abgeleitet von ḫtm „Festung“ (Wb. I, 352:9-11) , d.h. eine Bezeichnung für befestigte Anlagen zwischen Nil und Ostgrenze. Erschwert wird diese Deutung durch phonetische Differenzen der Anlautschreibung. Es könnte nach Görg jedoch auch eine Fügung (x+) tm(.w) „Atum“ vorliegen.348 Der Anlaut wäre dann entweder als Aleph protheticum oder als Äquivalent zur keilschriftlichen Graphie É („Haus“) zu erklären. Damit wäre Etam eine Kurzform von „Haus des Atum“ und eigentlich von Pithom. Die unterschiedlichen lautlichen Wiedergaben erklärt Görg durch verschiedene literarische Positionen. 345 C. Peust, Die Toponyme vorarabischen Ursprungs im modernen Ägypten, Göttingen 2010, 16; S. Timm, Das christlich-koptische Ägypten in arabischer Zeit, 6 Bände, Wiesbaden 1984-1992, 910-914 . 346 U. Bouriant (Hrsg.), Maqrizi. Description topographique et historique de l’Égypte, Paris 1900, 674. 347 Vgl. C. Peust, Die Toponyme vorarabischen Ursprungs im modernen Ägypten, Göttingen 2010, 55. 348 K. Mysliwiec, Studien zum Gott Atum, Hildesheim 1979, 77. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

3. Ortsnamen

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Muchiki (230) meint ebenfalls, die nahe liegendste Gleichung sei tm(.w) „Atum“; Kitchen habe ihr gegenüber mündlich vorgeschlagen, ‫ ֵנ אאת ם‬ētām gehe auf *w-tn „Insel des Aton“ zurück. Dies sei zwar phonologisch möglich, jedoch reine Rekonstruktion. Die Gleichung mit ḫtm lehnt Muchiki aus lautlichen Gründen ab. Das altägyptische ḫtm „siegeln, verschließen“ (Wb III, 350:14-352:3; E 372) wird in koptisch Sϣⲱⲧⲙ, B ϣⲱⲧⲉⲙ, Aϩⲱⲧⲙⲉ fortgesetzt (DEC 272) bzw. ḫtm „Verschluss, Schloss, Zaun“ (Wb III, 352:6-7, E 372) in S ϣⲧⲟⲙ (DEC 272). Der Qualitativ des Verbes lautet Sϣⲧⲁⲙ bzw. Bϣⲑⲁⲙ. Da auch im Sahidischen eine Form ϩⲱⲧⲙ durchaus vorkommt, ist die Gleichung vielleicht doch nicht so unwahrscheinlich, wie Muchiki meint. Freilich ist auch das koptische ϩ vom hebräischen Aleph immer noch weit entfernt. Der Gottesname Atum (Wb I, 144:5-6, E47) hat sich in dem Namen des koptischen Heiligen Bⲁⲑⲱⲙ aus Tasempoti im Gau von Busiris im Delta erhalten sowie in dem Namen Sϣⲉⲛⲉⲧⲱⲙ „Sohn von Etom“ (DEC 4). Osing hat die verschiedenen Etymologisierungsversuche des Theonyms zusammengestellt (NBÄ 702); nach Vycichl (DEC 4) handelt es sich um ein duratives Nomen agentis *attāmaw (ⲁⲑⲱⲙ) bzw. *ittāmaw (-ⲉⲧⲱⲙ). In der Toponymastik erscheint Atum bei Maydūm (in der Nähe von Luxor!) < Mr.y tm(.w),349 ‫ ִחפ ֹט‬pitom < Pr(.w)-tm(.w) (Wb I, 144:6), vgl. dazu griechisch Μυϑῦμις, Μοι(ε)ϑῦμις. und natürlich in ‫ת ם‬ Herodot II, 158 (Πάτουμος). Die griechische und koptische Überlieferung des Gottesnamens Atum spricht nicht wirklich für eine Gleichung mit ‫ ֵנ אאת ם‬etām, denn der Vokal ist dort nicht /a/, sondern /o/ wie ‫ ִחפ ֹט‬pitom. Freilich hat die Septuaginta jedoch ὀϑομ, ὀϑωμ. Die Unstimmigkeiten bei der Vokalisation bei ‫ת ם‬ sind dann wohl auch der Grund, weswegen Kitchen sich für eine Gleichung mit dem Gottesnamen Aton entschieden hatte. Zur Vokalisation des ägyptischen Wortes für w „Insel“ vgl. das Toponym „Philae“, griechisch Πιλάκ, koptisch Sⲡⲓⲗⲁⲕ, Bⲡⲓⲗⲁⲕϩ und arabisch Bilāḳ (DEC 159) < P-w-Rḳ (Wb I, 47:9), d.h. das Lexem ist mit i-Vokalisation zu rekonstruieren, was zu Kitchens Vorschlag passt. GP II, 321; GTT §421f.; Cazelles, RB 62, 357-360. M. Görg, Etam und Pitom, in: BN 51, 1990, 9-10.

‫ אח ֵננס‬ḥānes

374 Hanes, Heliopolis magna (Jes 30,4) Identisch mit Herakleopolis magna (‛Ηρακλέους πόλις ) = Ihnāsya il-Madīna, ca. 120km südlich von Kairo (< äg. Ḥw.t-Nn()-nśw „Haus des Königskindes“, kopt. ϩⲛⲏⲥ) oder wahrscheinlich Herakleopolis parva zwischen Tanis und Pelusium (< äg. Pr(.w)-Ḥr.-š(.)f nb Nn()-nśw „Haus des Herischef (Harsaphes)“. Septuaginta μάτην; Vulgata Anes, Vulgatamss Hanes. Herakleopolis magna war das Zentrum des 21. oberägyptischen Gaus. Die Könige der 9. und 10. Dynastie stammten von hier. Die griechische Umschreibung rührt daher, dass der hier verehrte Harsaphes später mit Herakles gleichgesetzt wurde (DEC 305f.). Zwar wird ‫ אח ֵננס‬ḥānēs gerne mit Herakleopolis (magna) geglichen, doch wäre dies eine seltsame Parallele zu Tanis im Kontext von Jes 30,4. Daher hat bereits Spiegelberg vorgeschlagen, den Ortsnamen mit Herakleopolis parva im Delta zu gleichen, dem uruḫi/e-ni-in-ši in den Inschriften Assurbanipals (I:95; KM 29). Nach einem neueren Vorschlag Kitchens (NBD:504) geht ‫ אח ֵננס‬ḥānēs nicht auf einen ägyptischen Ortsnamen zurück, sondern auf die Verbindung ḥw.t-nśw „Palast“, schließlich habe sich ein solcher in Tanis befunden. Der ägyptische Name von Herakleopolis ist äußerst spannend, denn er erscheint bereits in ältester Zeit in zwei Formen, einmal als Ḥnn-nśw und einmal als Nn-nśw. Da der Laryngal noch in islamischer Zeit geschrieben wurde (koptisch ϩⲛⲏⲥ, arabisch Ihnāsya), meint Carsten Peust, diese Form sei wohl zu allen Zeiten die gesprochene Realisation gewesen. Ferner vermutet er, dass Nn-nśw „Kind des Königs“ eine tabuistische Ersatzform war, denn Ḥnn-nśw hätte man als „Penis des Königs“ auffassen können. 350 Die eigentliche Bedeutung von Ḥnn-nśw ist unbekannt – Helcks Vorschlag, hier den Pharaonennamen Ḥw(n)

349 Eigentlich Ḥw.t--ḫpr-k-R(.w)-mr.y-tm(.w), aber bereits früh reduziert auf das Epitheton des Thronnamens Thutmosis’ I. (dessen Gründung der Ort war), vgl. C. Peust, Die Toponyme vorarabischen Ursprungs im modernen Ägypten, Göttingen 2010, 64. 350 C. Peust, Die Toponyme vorarabischen Ursprungs im modernen Ägypten, Göttingen 2010, 52. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

aus der 3. Dynastie einzusetzen, ist sehr spekulativ. 351 Aufgrund der Lautveränderungen (Reduktion zu *ḥ˘nínsə) wurde der Name in der Spätzeit umgedeutet in Ḥw.t-nn-nśw „Tempel-des- Königskindes“ (E 285). Der arabische Ortsname Ihnāsya il-Madīna ist eine Nisba *Ihnās-iyya, welche in der vortonigen Position gekürzt wurde.352 Roman Gundacker, der sich der Nebenüberlieferung dieses Toponyms in seiner Dissertation ausführlicher widmete, hat eine etwas andere Sicht der Dinge. 353 Danach sei Herakleopolis parva wohl im Mittleren Reich als Ḥw.t-N(w)-n(.)-nśw „Domäne von Herkleopolis“ gegründet worden, während Herakleopolis magna weiterhin N(w)-n(.)-nśw „Königskind“ hieß. Der Hintergrund hierfür ist die These Wolfgang 354 Helcks, wonach die Namen gleich gewesen, weil Herakleopolis parva als Domäne von Herakleopolis magna gegründet worden sei. Wann dies geschah, ist allerdings unklar. Herakleopolis parva (‛Ηρακλέους πόλις μικρά) war wohl schon im Altägyptischen zumindest zum Teil mit Herkleopolis magna namensgleich, doch lässt sich dies nicht wirklich belegen, da sich spätägyptische Belege für Ḥw.t-nn-nśw o.ä. nur selten eindeutig dem Delta zuordnen lassen.355 Der beste Beleg ist ein Pr(.w)-Ḥr-šf-nb-Nn-nśw “Tempeldes-Herischef-des-Herrn-von-Nn-nśw” aus der Adoptionsstele der Nitokris (26. Dyn.). Clédat hat vorgeschlagen, Herakleopolis parva mit dem heutigen Ortsnamen (Kawm) Tinnīs zu gleichen bzw. dem koptischen ⲑⲉⲛⲛⲏⲥⲓ/ⲑⲉⲛⲛⲉⲥⲓ (vgl. byzantinisch Θεννησος ).356 Dies setzt eine um den Artikel erweiterte Form *T-ḥw.t-nn-nśw voraus.357 Das Herakleopolis im Delta ist also nicht sicher belegt, doch gibt es einige Belege in der Nebenüberlieferung (assyrisch Ḫininsi, das hier behandelte hebräische Lemma und möglicherweise Herodots ᾌνυσις), die für eine Verortung im Nildelta sprechen. Mit diesen dürfte also nicht Herkleopolis magna, sondern Herakleopolis parva gemeint sein.358 Wie dem auch sei – die Lokalisierung von Clé18 dat anhand später Itinerare kann als gesichert gelten (die im Gesenius aufgeführte ägyptologische communis opinio wäre damit falsch); der Ort wurde nach der Verlagerung des Pelusischen Nilarms aufgegeben, wodurch er zu einer Insel im Mazala-See wurde.359 Nach Gundacker ist der erste Bestandteil des ursprünglichen Toponyms das Lexem nw „Kind, Jüngling“ (Wb II, 272), konstruiert mit dem indirekten Genitiv, der bei zweisilbigen Nomina bevorzugt zur An wendung kommt. Ob das Verb nn „Kind sein“ denominal ist oder nur zur selben Wurzel gehört, lässt sich nicht entscheiden. Auf jeden Fall liege hier wohl ein Stammelwort der Kindersprache vor und es bestehe kein grundsprachlicher Zusammenhang zu hebräisch ‫ ִחני ן‬nîn „Nachkomme“.360 Seit dem Mittleren Reich werde offenbar ein neues Wort für „Kind“ eingesetzt (ḥwn „Jüngling“ [Wb III, 52ff.]), warum, ist nicht bekannt. Gundacker sieht den Zusammenhang mit ḥnn „Penis“ (Wb III, 115), im Sinne einer Wurzel *ḥnn „zeugen“. Dieses ḥwn „Jüngling“ lautet in der Spätzeit auf *ḥa- an, erinnerte damit an ḥw.t „Gutsbezirk, Gehöft“ (Wb III, 1ff.) und wurde dahingehend uminterpretiert. Führen wir uns nun noch einmal systematisch alle Vergleichformen von ‫ אח ֵננס‬ḥānes vor Augen.361 Die Nebenüberlieferung des Namens der beiden wohl homonymen Städte Herakleopolis magna und parva sind: ① keilschriftlich uruḫi/e-ni-in-ši Herakleopolis parva (Mitte 7. Jhd. v.Chr.]), ② aramäisch b-p-s-ḥnsqryt „im Bezirk von Herakleopolis magna, der Stadt“ (Ende 6. Jhd. v.Chr.), ③ Herodot Ἄνυσις Herakleopolis parva (Mitte 5. Jhd. v.Chr.), ④ biblisch Ḥānēs Herakleopolis magna (4./3. Jhd. v.Chr.), ⑤ griechisch 351 W. Helck, Der Name des letzten Königs der 3. Dynastie und die Stadt Ehnas, in: SAK 4, 1976, 125-130. 352 C. Peust, Die Toponyme vorarabischen Ursprungs im modernen Ägypten, Göttingen 2010, 52. 353 R. Gundacker, Studien zu Genese und innerer chronologischer Schichtung der Pyramidentexte, Diss. Wien 2009 (unpubliziert), 73ff., 97ff., 113ff. und 144ff. 354 W. Helck, Die altägyptischen Gaue, Wiesbaden 1974, 123 & 189. 355 C. Peust, Die Toponyme vorarabischen Ursprungs im modernen Ägypten, Göttingen 2010, 97. 356 J. Clédat, Notes sur l’isthme de Suez, in: BIFAO 22, 1923,135-189, besonders 177f. 357 Vgl. vorherige Anm. 358 Skeptisch hierzu allerdings H. Verreth, The Egyptian Eastern Border Region in Assyrian Sources, in: JAOS 119, 1999, 234-247, besonders 240. 359 J. Clédat, Notes sur l’isthme de Suez, in: BIFAO 22, 1923, (135-189) 177f. 360 R. Gundacker, Studien zu Genese und innerer chronologischer Schichtung der Pyramidentexte, Diss. Wien 2009 (unpubliziert), 72, Anm. 438. 361 Die im Text folgenden Ausführungen basieren auf der detailierten Behandlung von Gundacker. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

3. Ortsnamen

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Παάνης, Πάχνης „der von Herakleopolis“ (PN, 3./4. Jhd. n.Chr.), ⑥ koptisch SBϩⲛⲏⲥ Herakleopolis magna (koptische Zeit) , ⑦ koptisch ⲑⲉⲛⲛⲉⲥⲓ Herakleopolis parva (koptische Zeit) , ⑧ arabisch ‫ اهــناس‬Ahnās Herakleopolis magna (7. Jhd. n.Chr.), ⑨ arabisch ‫ تـنـيس‬Tinnîs Herakleopolis parva (7. Jhd. n.Chr.) Zunächst zum keilschriftlichen uruḫi/e-ni-in-ši. Die Gleichung von uruḫi/e-ni-in-ši mit Herakleopolis parva stammt von Gerhard Fecht.362 Dabei sind alle Lautentsprechungen regelmässig, allein das Genitivn ist ausgefallen bzw. reduziert und mit nw verschmolzen. Die Graphie zeigt nur reduzierte Vokale, in der Keilschrift wiedergegeben durch 〈i〉. Beim hebräischen ‫ אח ֵננס‬ḥānes interessiert v.a. die Datierung. Das hapax legomenon erscheint in den Wehklagen des Jesaja. Dieser wirkte als Prophet um 740-690 v. Chr. und warnte vor einem Bündnis mit Ägypten. Das Buch Jesaja geht auf ihn zurück (Protojesaja), wurde überarbeitet bis ca. 540 v. Chr. von ei nem weiteren Propheten in exilischer Zeit (Deuterojesaja) und schließlich durch eine späte Redaktion (Tri tojesaja) etwa im 4. Jhd. v. Chr. überarbeitet. Besonders spannend ist nun, dass die Septuaginta just bei der Nennung dieses Toponyms eine Abweichung hat, und zwar die lectio difficilior. Nach der Rekonstruktion von Gundacker (100) führte eine Verlesung im Hebräischen zu einem unvollständigen Satz und dieser wurde durch die Ergänzung eines Toponyms relativ spät vervollständigt. Dabei mag geholfen haben, dass Ortsnamen im Alten Testament oft paarweise genannt werden. Mit anderen Worten: Die Textstelle stammt zwar aus dem 8. Jhd., die Einfügung ist allerdings viel später, möglicherweise erst zur Zeit der SeptuagintaÜbersetzung zu datieren. Im 6. Jhd. flohen viele Juden nach Ägypten und kehrten nach dem Ende des babylonischen Exils zurück – sie könnten die Lautung des ägyptischen Toponyms mitgebracht haben, welche der hebräischen Wiedergabe zugrunde liegt. Die Einfügung lässt sich jedoch auch philologisch datieren, und zwar anhand der anderen Formen der Nebenüberlieferung (Assurbanipal 7. Jhd. uruḫi/e-ni-in-ši und Herodot 5. Jhd. Ἄνυσις). Da im Ägyptischen der Nasal vor dem Sibilanten geschwunden war, ist der biblische Beleg näher an Herodot als am keilschriftlichen Beleg. Das hebräische e ist entweder Reflex eines ägyptischen Lautwandels *ī > *ē (vgl. SBϩⲛⲏⲥ) oder eine Hilfswiedergabe wie bei Herodot. Dieser hat zwei Transkriptionen des ägyptischen Toponyms, einmal als Stadtname Ἄνυσις (II, 137) 363 und einmal als Gauname Ἀνύτιος (II, 166). Die Form des Gaunamens mit τ ist aufgrund des Auftretens in der Stirps Florentina für den Archetyp der Textgeschichte zu rekonstruieren, sie wurde in der Stirps Roma na nach dem Genitiv Ἀνύσιος korrigiert. Der Stadtname ist ohne Varianten überliefert. Stefanus von Byzanz hatte um 540 n. Chr. wohl Zugang zu verschiedenen Herodot-Manuskripten und las wohl *Ἀνυσίτης. Gundacker kann darlegen (122), dass Ἀνύτιος durch Kontamination mit dem Königsnamen Amasis (Ἄνυσις) entstellt wurde und daher in Ἀνυσίτης zu emendieren ist. Das Fehlen des n bei der Form Herodots (Ἄνυσις) wurde erstmals von Fecht bemerkt,364 der meinte, in einer dialektalen Akzentvariante seien alle Nasale zusammengefallen (*ḥǝnnś). Vergote hatte jedoch eine überzeugendere Erklärung, nämlich die Nasalierung vor dem Sibilanten.365 Nun zur Vokalisation.366 Hier stellt sich vor allem die Frage: Welchen Lautwert hat das 〈υ〉 bei Herodot? Griechisches 〈υ〉 steht ① für ägyptisch w (eventuell < b), ② für ägyptisch u (< w), seltener ③ für reduzierte Vokale, ④ zumeist für / (< *) und ⑤ ausnahmsweise für i (118). Dies ist offenbar abhängig vom Mutterdialekt des Schreibers bzw. von dessen Schreibertradition. Es muss also ergründet werden, vor welchem linguistischen Hintergrund Herodot sein Werk verfasste. Wenn nicht bereits gräzisierte oder griechisch interpretierte Formen vorlagen, war Herodot nämlich ebenfalls seinem Dialekt verhaftet und seiner Schreibtradition. Nun war Harlikarnassos ursprünglich dorisch, jedoch seit dem 5. Jhd. vollständig ionisiert (Herodot VII, 99). Herodots Dialekt war also ein kleinasiatisches 362 G. Fecht, Wortakzent und Silbenstruktur, Glückstadt 1960, §34. 363 Wie mir Joachim Quack mitteilte, hat dieser Beleg mit Hierakonpolis nichts zu tun, sondern geht vielmehr auf den spätägyptischen Personennamen nw-či zurück, vgl. J.F. Quack, Quelques apports récents des études démotiques à la compréhension du livre II d’Hérodote, in: L. Coulon, P. Giovannelli-Jouanna & Fl. KimmelClauzet (Hrsg.), Hérodote et l’Égypte. Regards croisés sur le livre II de l’Enquête d’Hérodote (Lyon 2013), 6388, besonders S. 80 mit Anm. 91. 364 G. Fecht, Wortakzent und Silbenstruktur, Glückstadt 1960, §38. 365 J. Vergote, Sur les mots composés en Égyptien et en Copte, in: BiOr 18, 1961, (208-214) 210f. So auch C. Peust, Zur Herkunft des koptischen ⲏ , in: LingAeg 2, 1992, 117-125.

366 Da die griechischen Akzente griechischen Regeln folgen, sind sie kein Hinweis auf die Lage des Tonvokals © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

Ostionisch, durchsetzt mit Attizismen und Homerismen. 367 In Kyrene, das dialektal als inseldorisch zu bestimmen ist, schrieb man bis in die römische Kaiserzeit /u/ mit 〈υ〉. Anders in Ionien. Dort steht 〈υ〉 für /ü/ als Reflex eines ionisch-attischen Lautwandels /u/ > /ü/ – Herodots 〈Ἄνυσις〉 steht also für /a'nü:sǝ/ (122). Dabei ist eine Psilose festzustellen, der Wegfall des Hauchlautes am Anfang. Die sog. „präbohairi sche“ Psilose (*ḥa- > *a-) fand nach Fecht im 8. Jhd. v. Chr. statt.368 Bei Assurbanipal steht der Laryngal jedoch noch, d.h. dieses Phänomen ist mit Gundacker erst ins 6. Jhd. zu datieren. Herodots Ἄνυσις ist jedoch noch aus einem weiteren Grund für die ägyptische Sprachwissenschaft von Belang: Peust hat den Vokalwandel * > * nach Nasal entdeckt und gemeint, dieser sei zur Zeit Herodots ausgeschlossen.369 Der vorliegende Beleg zeigt jedoch, dass er im Gegenteil erst begonnen hat, denn sonst hätte Herodot η geschrieben. Im Koptischen gibt es Formen ohne Artikel ( SBϩⲛⲏⲥ) und solche mit Artikel und prothetischem Alpha (ⲁⲑⲛⲛⲉⲥ, ⲁⲑⲉⲛⲛⲏⲥⲓ, ⲑⲉⲛⲛⲉⲥⲓ) sowie eine eindeutig gräzisierte Form (ⲑⲉⲛⲛⲉⲥⲟⲥ). Der erste Vokal schwand bei den unterägyptischen Formen (ⲁⲑⲉⲛⲛⲏⲥⲓ, ⲑⲉⲛⲛⲉⲥⲓ &c.) nicht vollständig, wie beim oberägyptischen ϩⲛⲏⲥ. Außerdem sind die beiden n wohl noch als Geminate erhalten. Unklar ist die Einordnung des prothetischen Alephs, denn ein solches gibt es eigentlich im Bohairischen nicht. Gundacker meint nun (146), möglicherweise sei der Ort (wie bei Memphis) nach seinem Tempel benannt worden, d.h. ⲁⲑⲉⲛⲛⲏⲥⲓ < Ḥw.t-n(.)T-Ḥw.t-N(w)-n(.)-nśw (mit Psilose). Das arabische Ahnās geht entweder auf eine Form mit prothetischem a- zurück, oder aber es liegt hier ein Hilfsvokal zur Darstellung der folgenden Doppelkonsonanz vor (147), also ein rein arabisches Phänomen. Die Wiedergabe von ⲏ/ⲉ als /a/ gibt übrigens ein Charakteristikum des Fayumischen wieder, wo der Lautwandel *ē > ǟ > ā festzustellen ist. Ihnāsya ist nach Gundacker (147) ein Hocharabismus. Zusammenfassend lässt sich die Entwicklung des Toponyms in der Spätzeit wie folgt charakterisieren (101). Zur Zeit Assurbanipals war die Aussprache etwa *ḥǝnnśǝ (uruḫi/e-ni-in-ši). Danach kommt es zur Nasalierung des n zwischen Sibilant und Tonvokal, und dieser Schwund führt zur Kompensationslängung des nasalierten Tonvokals. Dies führt uns zu Herodots *ḥans(ǝ) bzw. *ḥǝns(ǝ). Der Abwurf des auslautenden Vokals führt weiter zu *ḥans/ḥǝns und die Verschiebung des Tonvokals * > * nach Nasal zu ḥans (vgl. hebräisch Ḥānēs); das a wird sekundär im Hebräischen zu ā gedehnt. In Nachbarschaft von ḥ wird nun das Schwa zu a umgefärbt (vgl. die koptische Nebenform mit prothetischem Hilfsvokal Sbⲉϩⲛⲉⲥ) und beim beim koptischen *ḥns ist dann der Vortonvokal endgültig geschwunden. Der keilschriftliche Beleg geht nach Gundacker (122, Anm. 813) auf eine informelle Quelle zurück (Soldaten etwa), während Herodot sein Wissen aus der Priesterschicht bezog (zwar neuer Tonvokal und Psilose, aber vollere Vortonvokale). Zum Vorschlag Kitchens ist zu sagen, dass die Verbindung ḥw.t-nśw „Palast“ in der Tat ebenfalls zum hebräischen Befund passen würde. Die Vokalisation von Ortsnamen, die ḥw.t als ersten Bestandteil haben, zeigen, dass dieses in der Spätzeit *ḥa- ausgesprochen wurde, vgl. ḥw.t-wr.t ~ *ḥằwăt-wrŭt > Αὔαρις „Tempel des Beines“ oder ḥw.t-Ś:nfrw ~ *ḥằwăt-Śănfrăw > Asfynis „Stiftungsgut Snofrus“.370 Nach Gundackers Forschungen lautete der ägyptische Königstitel im Alten Reich noch *nsăw(v) und wurde später zu *nsăw und weiter zu *nsǝ bzw. *ĭns(ə) und *-nns reduziert. Die Zusammenfügung beider Elemente ergibt also **ḥa-nns. Zur Etymologie des Titels nśw existieren verschiedenen Theorien, die hier nicht alle diskutiert werden können.371 367 H. Rosén, Eine Laut- und Formenlehre der herodotischen Sprachform, Heidelberg 1962. 368 G. Fecht, Die Lesung von „Regierungsjahr“ als rnpt-zp. in: Dauer und Wandel, SDAIK 18, Kairo 1985, (85-96) 92ff. 369 C. Peust, Zur Herkunft des koptischen ⲏ, in: LingAeg 2, 1992, 117-125. 370 G. Fecht, Wortakzent und Silbenstruktur, Glückstadt 1960, § 293 mit Anm. 428; J. Osing, NBÄ, 147; R. Gundacker, Untersuchungen zur Chronologie der Herrschaft Snofrus, Wien 2006, 95-108.

371 Nach C. Peust, Zur Bedeutung und Etymologie von nzw „König“, in: GM 213, 2007, 59-62 liegt ein Lehnwort aus dem Sumerischen vor; T. Schneider, Zur Etymologie der Bezeichnung „König von Ober- und Unterägypten“, in: ZÄS 120, 1993, 166-181 hingegen hat eine grundsprachliche Etymologie. Die alte Etymolgie von K. Sethe, König von Oberägypten, in: ZÄS 49, 1911,15-34. („der zur Binse gehörende“) ist nicht mehr haltbar, vgl. W. Schenkel, Einführung in die altägyptische Sprachwissenschaft, Darmstadt © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

3. Ortsnamen

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GTT §1294; RÄRG 286f.; Kitchen, TIP §333, Anm. 749; Kitchen, NBD 504; Gomaà, LÄ II, 1124-1128; Görg, NBL II, 42f.; Gauthier, DG IV, 86; Gardiner, AEO II, 113f.; R. Gundacker, Studien zu Genese und innerer chronologischer Schichtung der Pyramidentexte, Diss. Wien 2009, 73ff. & 97ff. (sowie 113ff. & 144ff.).

‫נ א‬ ‫ ֹט‬no vollständig ‫נ א א אמֺרו ן‬ ‫ ֹט‬no āmôn 768 No(-Amon) = Stadt des Amun; Theben Jer 46,25. Ez 30,14.16. Nah 3,8. Diospolis magna, die Hauptstadt des ägyptischen Neuen Reiches, elUqṣūr (Luxor) und el-Karnak in Oberägypten; Ez 30,15 lies nach Septuaginta, Vetus Latina Memphis (Cornill; Zimmerli; BHS). Septuaginta Διόσπολις, μερὶς Αμμων (Nah 3,8); Eusebius Διόσπολις; Targum & Vulgata unrichtig Alexandria. Keilschriftlich kurNi-i, ägyptisch-aramäisch msynt n < ägyptisch n.t „Stadt“ (wie urbs für Rom), auch n.t rś.t „die südliche Stadt“ und seit dem Ende des Neuen Reiches auch n.t mn(.w) „Stadt des Amun“, koptisch ⲛⲏ nē, ⲛⲉ ne; ägyptischer Eigenname der Stadt Wś.t [nḫ.t] „das [siegreiche] Theben“, griechisch Θῆβαι wohl unter Einfluss einer Form, die koptisch ϫⲏⲙⲉ ǧēme entspricht, die vielleicht zurückgeht auf ein älteres t mw.t, dem Namen des Totentempels Ramses’ III. in Medīnet Hābū als Urhügel. Im Arabischen elUqṣūr liegt ein Pluralis paucitatis vor, der im klassischen Arabischen mit einem Dual kombiniert wurde, d.h. „die beiden Gruppen von Burgen“ (gemeint sind die Tempelanlagen von Luxor und Karnak). Im Kop tischen wird für Luxor zunächst noch der antike Name gebraucht, d.h. ⲡⲁⲡⲉ/Οφινον < p.t „Frauenhaus“. Karnak ist ein sudanesisch/ägyptisch-arabisches Dialektwort für „Burg“ unbekannter Herkunft. 372 ThebenWest wurde im Arabischen früher noch Šāma genannt (vgl. die Namen der Memnonkolosse Šāma und Tama) < koptisch ϫⲏⲙⲉ ~ ϭⲏⲙⲓ ~ ⲧϫⲙⲁ (vgl. griechisch Θηβαι?) < /Č()-m().t, demotisch Tm. Letzteres hängt wohl zusammen mit S.t-m().t „Stätte der Wahrheit“, den Namen der thebanischen Nekropole im Neuen Reich.373 Das ägyptische Wort für „Stadt“ lautet wohl n.t , d.h. es wird defektiv geschrieben – im Wörterbuch steht „die Lesung ist nicht sicher“ (Wb II, 210:7-212:4). 374 Das entsprechende Logogramm zeigt eine runde Stadtmauer mit einer Kreuzung. Das Lexem bezeichnet Ortschaften im Dies- und Jenseits, Kultorte und die Stadt des Königs, d.h. die Residenz bzw. die Pyramidenstädte. Von der königlichen bzw. religiösen Konnotation abgeleitet wurde die Übertragung auf die Hauptstadt der Thutmosidenzeit, Theben. Die Graphien des Lexems zeigen praktisch immer das Logogramm, einen Logogrammstrich und die Femininendung t. Die Lesung n.t wurde über mehrere Wege erschlossen (DEC 137). Zum einen erscheint die „Stadtgraphie“ in der Schreibung von Naukratis (Nwkrč), zum anderen berichtet Diodor von einem ägyptischen Wortspiel mit dem Namen der Göttin Nw.t.375 Schließlich ist das Stadtlogogramm Bestandteil der Graphie von ḥnw.t „Pelikan“ (Wb III, 104:2), koptisch ϩⲙⲏ (DEC 299). All dies führt zu einer Lesung nw.t. Elmar Edel ist noch vorsichtiger und umschreibt n.t.376 Dabei bezeichnet  einen rekonstruierten Konsonanten unbekannter Lautung und nicht ein Aleph. Hintergrund für seine Rekonstruktion ist der mittelbabylonisch in Keil schrift bezeugte Name Re-ia-ma-nu-[u] (KM 24), was wohl zurückgeht auf R(.w)-m-N.t „Re ist in Theben“.377 Die hier belegte Form Nu-u entspricht dem hebräischen Beleg, während im Neuassyrischen Theben als Festung Taharqos als uruNi-i bezeichnet wird (KM 31), was /Nē/ gelesen werden muss (achmimische Dialektform?).378 Mehrere Pharaonen der 21. Dynastie trugen den Namen Psusennes – P-sb-ḫ(.w)1990, 78-81 und W. Schenkel, Das Wort für König (von Oberägypten), in: GM 94, 1986, 57-73. Vgl. auch W. Helck, Der „König von Ober- und Unterägypten“, in: FS Westendorf, vol. I, Göttingen: 1984, 251-256 und J. Kahl, nsw und bjt, in: FS Dreyer, Menes 5, Wiesbaden 2008, 309-324.

372 C. Peust, Die Toponyme vorarabischen Ursprungs im modernen Ägypten, GM Beiheft 8, Göttingen 2010, 56 und 58. 373 C. Peust, Die Toponyme vorarabischen Ursprungs im modernen Ägypten, GM Beiheft 8, Göttingen 2010, 79f. 374 W. Spiegelberg, Die Lesung von [mw.t] „Mutter“ und [n.t] „Stadt“, in: ÄZ 63, 1928, 104-105. 375 W. Spiegelberg, Ägyptische Wörter bei Diodor, in: ÄZ 41, 1904, 140-142. 376 Vor Edel war es allgemein üblich gewesen, an derartigen Stellen ein »Aleph« als Fülsel zu transkribieren. 377 E. Edel, Neue Deutungen keilschriftlicher Umschreibungen ägyptischer Wörter und Personennamen, in: ÖAW, Phil.-hist. Klass 375, Wien 1980, 15. 378 Nur am Rande sei bemerkt, dass kein Zusammenhang besteht zur Stadt Niya am Oronthes (so HAL 584). © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

m-N.t „Der Stern, der in Theben erscheint“, griechisch Ψουσεννῆς.379 Die altkoptische Form des Lexems lautet ⲛⲉ, die sahidische ⲛⲏ (DEC 137). Noch in der koptischen Literatur ist präsent, dass es sich hier um eine königliche Stadt handelte, wenn etwa bei Pachom von „der Stadt des alten Königtums“ gesprochen wird.380 Zum Gottesnamen Amun vgl. den Kommentar zu ‫ א אמֺרו ן‬āmôn. GTT §§1361, 1548; Kees, PW 2 V 2,1553-1582; Helck, Der Kleine Pauly V, 670-672; Redford, ABD VI, 442f.

‫ ֹטנ ף‬no vgl. ‫מ ף‬ ‫ ֹט‬mo

717 Memphis (‫מ ף‬ ‫ ֹט‬mi Hos 9,6 – ‫ ֹטנ ף‬ni Jer 44,1- 46,14.19. Ez 30,13. 16) Ca. 25km südlich der Südspitze des Nildeltas auf dem westlichen Ufer bei Mīt Raḥīne. In Verbindungen: „die Beamten (‫ אש ֵנֵנרי‬šārê) von Memphis“ (Jes 19,13) und „die Leute ( ‫ ְפב ֵנני־‬benê) von Memphis“ (Jer 2,16). Ägyptisch-aramäisch mnpy; gr. ⲙⲉⲙⲫⲓⲥ; phönizisch mnp, aramäisch npy; koptisch Sⲙⲛϥⲉ, Sⲙⲛⲉⲃⲉ, Bⲙⲉⲙϥⲓ, akkad. me-em-pi. < äg. Mn-nfr (bei Gesenius18 falsch übersetzt mit „Weiße Mauer“), dieses verkürzt aus Mn-nfr(.w)-Pp „Es dauere die Vollkommenheit des Pepi“, dem Namen der Pyramide Phiops’ I. (Wb II, 63:6-7); koptisch S ⲙⲉⲛϥⲉ, ⲙⲉⲛⲃⲓ, Bⲙⲉⲙϥⲓ, keilschriftlich Mempi, Mimpi (Helck, RlA VIII, 57f.), in den Amarnabriefen Ḫipuptaḫ < Ḥw.t-k-Ptḥ „Privatkapelle des Ptah“ (> Αἴγυπτος, Aegyptus [KM 10]), dem ägyptischen Namen von Memphis im Neuen Reich. Der Legende nach wurde Memphis von Menes gegründet, dem ersten Pharao (Herodot II, 99). Bis in die Ptolemäerzeit war dieser Ort einer der wichtigsten des Landes und immer wieder für längere Zeit Zentrum des Pharaonenreiches. Der ägyptische Name der Kapitale war nbw-ḥ „Weiße Mauer“. Warum der Name der Pyramide Pepis I. seit dem Neuen Reich namensgebend für die Stadt wurde, ist unklar. Offenbar hieß zunächst ein Bezirk so, was später auf die ganze Stadt übertragen wurde. Nach Muchiki 231 ist das mittlere n bei ‫מ ף‬ ‫ ֹט‬mo an den folgenden Labial p assimiliert, vgl. aramäisch mnpy. Der Wechsel von m und n im Anlaut sei zwar nicht üblich, jedoch auch nicht ungewöhnlich. Vycichl führt an, es handle sich um eine labiale Dissimilation (m—f/p : n—f/p), die in ähnlicher Weise auch bei dem Lehnwort mfk.t > ‫ ֹטנׂשפְך‬noæḵ (DEC 117) auftrete. Interessant ist die altarabische Form Manf, die er anführt (DEC 117). Bemerkenswert ist ein Detail bei der Entlehnung ins Griechische, das zeigt, dass im mer wieder ad hoc in den Sprachgebrauch übernommen wurde: Plutarch überführte Memphis attizierend in einen Dentalstamm Μέμφις Genitiv Μέμφιδος statt älterem Μέμφις Genitiv Μέμφιος), während Hero381 dot das Toponym als i-Stamm behandelt, was als typisch kleinasiatisch gelten kann. Das Toponym Mn-nfr(.w)-Pp wird zwar üblicherweise übersetzt als „Dauernd ist die Vollkommenheit des Pepi“, doch folgt dies einem in der Ägyptologie einmal üblichen Übersetzungsmuster für Königsna men, das sich als falsch erwiesen hat: Mn-k-R(.w) – Mykerinos Μεγχερῆς übersetzte man früher als „Dauernd sind die Kas des Re“, gilt der Vorderteil als Adjektivalsatz „Dauernd an Kas“, dem eine Apposition folgt „ein Re“.382 In jedem Fall steckt hier die Wurzel mn „bleiben“ (Wb II, 60:6-62:26), das im Koptischen erhalten ist als SBⲙⲟⲩⲛ (DEC 114), Qualitativ ⲙⲏⲛ und Kausativum ⲥⲙⲓⲛⲉ (DEC 189) bzw. auch in S ⲙⲁⲉⲓⲛ, Bⲙⲏⲓⲛⲓ „Denkmal“, wörtlich „Bleibendes“ (DEC 109; Wb II, 69:9-71:2), vgl. auch demotisch mn „Idol, Götterbild“ (E 158f.).383 Eine Form dieses Verbes hat sich in vergleichbarem Kontext im Namen Ramses’ I. erhalten: keilschriftlich IMi-in-pa-aḫ-ta-ri-a < Mn-pḥ.t-R(.w) (KM 13). Vycichl meint, es handle sich hier um eine śmf-Form oder möglicherweise um ein Verbalnomen (DEC 114). Letzteres ist die heutige Lehrmeinung. Danach liegt ein Adjektivalsatz vor mit hinterer Auflösung des Subjekts, d.h. Mn-pḥ.t-R(.w) bedeutet „Dauernd an Kraft, ein Re“. Wie auch immer: Entscheidend ist, dass Namen die 379 Vgl. A.H. Gardiner, Egypt of the Pharaos, London 1961, 447. 380 L.Th. Lefort, S. Pachomii Vitae Sahidice Scriptae, Louvain 1952, 212:25. 381 Vgl. Cf. hierzu Stephanos von Byzanz: A. Meineke, Stephanus Byzantinus I Berlin 1849, 444 und R. Gundacker, Studien zu Genese und innerer chronologischer Schichtung der Pyramidentexte, Diss. Wien 2009, Untersuchungen zur Chronologie der Herrschaft Snofrus, BÄB 22, Wien 2006, 122. Bereits im Anatolischen werden Lehnwörter vornehmlich in i-Stämme überführt. 382 Vgl. H. Buchberger, Transformation und Transformat, Sargtextstudien I, Harrassowitz 1993. 383 Joachim Quack wies mich freundlicherweise darauf hin, dass dieses Wort im Demotischen nicht existiert und Erichsen hier nur den Namen des Tempelbeziks ḫ-mn.w schlecht lemmatisiert hat. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

3. Ortsnamen

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ses Typs mehrfach in Keilschrift bzw. in griechischer Schrift belegt sind, neben IMi-in-pa-aḫ-ta-ri-a < Mnpḥ.t-R(.w) sind dies IMi-in-mu-a-ri-a – Mn-m.t-R(.w), der Thronname Sethos’ I. und Mn-k-R(.w) – Mykerinos Μεγχερῆς (DEC 170). Die Vokalisation von mn ist in dieser Konstruktion also einheitlich */min/men/ bzw. */mǝn/, was dem hebräischen Befund nicht entspricht. Das zweite Element ist eine Nominalform der Wurzel nfr „gut, schön, vollkommen“ (Wb II, 253:1256:15; E 216), koptisch Sⲛⲟⲩϥⲉ, Bⲛⲟⲩϥⲓ (DEC 150). Die feminine Form dieses Nomens hat sich im Koptischen erhalten: Sⲛⲟϥⲣⲉ, Bⲛⲟϥⲣⲓ „das Gute“; in einem Beinamen des Osiris (Wnn-nfr.w > Bⲃⲉⲛⲟϥⲉⲣ, Ὀννῶφρις > Onofrio) dürfte wohl eine Pluralform „die Wohltaten“ (Wb II, 259:1f.) erhalten sein (DEC 150). Es könnte sich bei Letzterem jedoch auch um die maskuline Singularform handeln, was paradigmatisch guten Sinn ergäbe: masc. -ⲛⲟϥⲉⲣ – fem. ⲛⲟϥⲣⲉ. Carsten Peust hat sich jüngst mit den grammatischen Problemen um die Interpretation des Toponyms „Memphis“ beschäftigt und eine ganz eigene Sicht der Dinge vorgebracht. 384 Danach spreche die Vokalisation dagegen, dass mn und nfr ursprünglich Pseudopartizipien oder Partizipien waren, und läge eher eine Identifikation als Verbalformen im śmf nahe. Auch die übliche Deutung von nfr als Substantiv scheint ihm dubios, dies sei auch syntaktisch unmöglich. Peust liest „dauerhaft ist, dass Ppj vollkommen ist“. Zum Lautlichen verweist er auf den Ortsnamen Binūfar < Jw-nfrw „Insel-der-Schönheit (o.ä.)” (seit MR), was zu der von Osing (NBÄ 72) rekonstruierten Vokalisation *nfr˘w „Schönheit“ passt, was koptisch *ⲛⲟϥⲣ ergeben würde. Plutarch führt für Memphis zwei „Übersetzungen“ an: ὅρμος ἀγαθῶν „Hafen der Guten“ und τάφος ’Οσίριδος „Grab des Osiris“. Diese gehen sicherlich auf spätzeitliche Volksetymologien von seiten der Ägypter zurück.385 In islamischer Zeit wurde die Stadt mit der Zahl 30 in Verbindung gebracht 386, weil eine Ähnlichkeit von Bⲙⲏϥⲓ zu koptisch Bⲙⲁⲃⲓ “30” gesehen wurde (DEC 516). Die Benennung des Ortes wurde nicht nur einmal verändert, sondern zweimal. Bereits in der Bronzezeit wurde er nach dem Tempel des Hauptgottes von Memphis benannt, mykenisch a-ku-pi-ti-yo (PN „der Ägypter“), keilschriftlich URUḪi-ku-up-ta-aḫ ~ Ḥw.t-k-Ptḥ (DEC 5). GTT §1663; RÄRG 446-450; Zivie, LÄ IV, 24-41 (Lit.); Osing, Nominalbildung, 378f.; Görg, NBL II, 757f.; Redford, ABD IV, 689-691 (Lit.); Wb. II, 63:6f.; Gauthier, DG III, 38f.; Gardiner, AEO II, 122*; Muchiki 231.

‫ׂשנְפפתו ֺר תח‬

nætôaḥ 836 Neftoach (Jos 15,9. 18,15) In der Verbindung „das Gewässer ( ‫ )ֵנמי‬von N.“; identifiziert mit Liftā und Ayn Liftā, ca. 5km nordwestlich von Jerusalem (und wohl auch namensgleich!) Septuaginta πηγὴ ὕδατος Ναφϑω u.ä.; Josephus Αφϑια u.ä.; Eusebius Ναφαε < Ναφϑω, Hieronymus Naphto, byzantinisch Νεφϑω; Vulgata Nepthoa. Traditionsfehler für ‫מינפתח‬ „Merenptah-Quelle“ (so Calice, OLZ 6, 1903, 224; Noth u.a.; kritisch W. Vycichl, in: ZÄS 76, 1940, 88). Belegt ist eine „ägyptische Brunnenstation des Mr-n-Ptḥ-ḥtp(.w)-ḥr-m.t, welche in den Gebirgen liegt“ (BÄV 313; TGI² 38), anders Alt, PJB 32, 29, Anm. 1. Zu t-nm.t-Mr-n-Ptḥ (sg., nicht pl. n!) vgl. pAnastasi III, Vs. 6,4 (A.H. Gardiner, Late Egyptian Miscellenies, Brüssel 1937, 31; Caminos 111); kritisch dazu R. Krauss, in: LÄ IV, 74. Die Annahme eines Traditionsfehlers ist plausibel. Sie operiert mit der Ähnlichkeit der beiden Zeichen ‫י‬ und ‫ר‬, d.h. das ‫ ר‬von Mr-n-Ptḥ wurde in ‫ י‬verlesen; danach wurde das Wort falsch abgetrennt, weil man dachte, es liege eine Verbindung mit ‫מני‬ ‫„ ח‬Wasser“ vor. Vor allem jedoch wurde das ägyptische Partizip Mr nach den keilschriftlichen Belegenn zu urteilen bereits /mai-/ gesprochen, was 〈‫מני‬ ‫ 〉 ח‬geschrieben wird. Nun stellt sich allerdings die Frage, ob die Vokalisation des ägyptischen Königsnamens zu diesem Befund passt. Grammatisch wird er meist als Relativform gedeutet „(Der), den Ptah liebt“. 387 Das Problem hierbei 384 C. Peust, Die Toponyme vorarabischen Ursprungs im modernen Ägypten, Göttingen 2010, 59. 385 Vgl. H.-J. Thissen, Plutarch und die ägyptische Sprache, in: ZPE 168, 2009, 97-106. 386 Z.B. bei Maqrīzi: 30 Leute des Königs Baiṣar in Mafa und 30 Töchter des Königs Manqawuš und 30 Leute der vier Prinzen in Nafa. 387 T. Schneider, Lexikon der Pharaonen, München ²1996, 243. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

88

V. Die Gleichungen im Einzelnen

ist der Umstand, dass es sich um eine perfektische Relativform handeln müsste (wegen des n), und damit müsste man übersetzen „Den Ptah geliebt hat“. Prinzipiell ist dies möglich – leider wissen wir zu wenig über die Bedeutngsnuancen des ägyptischen Verbes mr „lieben“ in diesem speziellen Kontext der Königslegitimation, d.h. ob ein perfektischer Sinn hier überhaupt wahrscheinlich ist. Wenn ja, hätten wir eine sehr gute vokalisierte Parallele zur perfektischen Relativform im Thronnamen Ramses’ II. śtp.nR(.w) „den Re erwählt hat“, keilschriftlich IŠá-te-ep-na-ri-a (DEC 170; KM 18). Keilschriftlich belegt ist der Gottesname Ptḥ in den Namen ITa-aḫ-m[a]-as-si – Ptḥ-ms.y „Ptahmose“ (KM 18, mBab) und IIp-ti-ḫar-ṭi-e-šu - Ptḥ:r--św „Ptah ist es, der ihn gegeben hat“ (KM 29, nAss). Im Griechischen wird er durch Φϑᾶ wiedergegeben (Wb I, 565:9), koptisch SOⲡⲧⲁϩ (DEC 166).388 Wenn aber hier keine Relativform vorliegt, sondern ein Partizip in einer Genitiv-Konstruktion („Geliebter des Ptah“), dann ist auf die vergleichbare Konstruktion „Geliebter Amuns“ zu verweisen, einem Bestandteil der Titulatur Ramses’ II., und diese ist keilschriftlich (mittelbabylonisch) bezeugt als Ma-a-i-dA-ma-na – Mr-mn(.w) (KM 12). Leider steht hier der direkte Genitiv (regens-rectum-Konstruktion durch Juxtaposition mit dem ersten Element im status constructus) und nicht die sog. Genitivpartikel n. Wahrscheinlich hat der Gebrauch jeweils der einen bzw. anderen Konstruktion mit der Wortlänge zu tun (Amun war ursprünglich dreisilbig, Ptah zweisilbig). Der altägyptische Genitiv liegt im Koptischen in der Verbindungen Sⲃⲉⲛⲓⲡⲉ, Bⲃⲉⲛⲓⲡⲓ „Eisen“ vor < b-n(.)-p.t „Metall des Himmels“ (DEC 47, 134) vor. Dabei liegt der Akzent auf der Genitivpartikel (benpe), und der Vokal könnte zur hebräischen Form passen. Das große Hindernis bei der vorgeschlagenen Gleichung mit Merenptah ist das Waw, also die Form des Gottesnamens bei ‫ ְפפתו ֺר תח‬-etoaḥ. Dieser ist im Ägyptischen als *Pitḥ zu rekonstruieren, was in der Spätzeit zu Pta(h) verschliffen wurde. Es ist nicht sicher, ob man überhaupt davon ausgehen kann, dass das ägyptische ḥ in der Spätzeit noch vorhanden war. Gemeinhin wird jedoch davon ausgegangen, dass das Toponym noch aus der Zeit der ägyptischen Herrschaft in der Levante stammte, d.h. zeitgenössisch mit dem namensgebenden Pharao (Priebatsch, Rendsburg). Das Toponym erscheint bei Josua im Bericht über die Landnahme. Der Name des Ptah ist Bestandteil des Wortes Aἴγυπτος < Ḥw.t-k-Ptḥ „Memphis“ (EA 84:37; KM 10), keilschriftlich URUḪi-ku-up-ta-aḫ. Vycichl hat darauf hingewiesen, dass hier die Wiedergabe des Gottesnamens bemerkenswert ist, da man eigentlich hier aspirierte Laute erwarten würde, also etwas wie *-χυφϑ(ος) (DEC 5).389 Tobler, Topographie von Jerusalem und seinen Umgebungen II, 758-760; GP II, 398; GTT §§314 & 326; AOP 113f.; HGB 122, 133f.; Noth HAT I, 7,84 und 88; H.V. Priebatsch, Jerusalem und die Brunnenstraße Merneptahs, in: ZDPV 91, 18-29, bes. 20f.; M. Görg, Ptah in der Bibel, in: BN 86, 1997, 24-28; Toews, ABD IV, 1073; Vycichl, in: ZÄS 76, 1940, 88; F. Calice, in: OLZ 6, 224; Stricker, AO 15, 14; Aharoni, The Land of the Bible 172; G. Rendsburg, Mernepath in Canaan, in: JSSEA 11, 1981, 171-172.

‫תנְפפֻחתִחחי ם‬

natuḥîm 836 Naftuhiter (Gen 10,13 mit Parallele in 1Chr 1,11) Gentilicium; die Bevölkerung von Mittel- oder Unterägypten Samaritanisch Naftāǝm (vgl. jüdisch-aramäisch ‫ תנְפפתואחא אה‬  natûḥāot „aus dem Norden Ägyptens“); Septuaginta ⲛⲉⲫⲑⲁⲗ[ⲉ]ⲓⲙ u.ä.; vgl. möglicherweise Herodot II, 165 Ναϑω (Steindorff, BzA 1, 600f.), Josephus Νεϑεμος, Vulgata Nepthuim. Etymologie unsicher; < ägyptisch ① p-t-mḥw „Unterägypten, Delta“ (Erman), ② n-p-ṭḥ(.w) „die des Deltas“ (Spiegelberg), ③ p-t-ḥ „das Kuhland, Oase Farāfra“ (Müller), ④ n-Ptḥ „die (Leute) des Ptah“ (Ebers, Vycichl, Rendsburg), ⑤ nw.t-Ptḥ „Stadt des Ptah“ (Hirsch, Lipiński). Muchiki (231) folgt Spiegelberg. Brugsch und nach ihm Erman hatten, da sie von einer Opposition der Ausdrücke in besagter Textstelle ausgingen, eine Emendation des Anlautes vorgeschlagen. Spiegelberg hatte dieses n am 388 Zur Vokalisation von Ptah vgl. F. Breyer, Ptahhotep – von Ptahs Gnaden der Weise mit dem dreifachen Palindrom, in: WdO 31, 2000-2001, 19-22. 389 Zu dem entsprechenden Lexem im Hebräischen vgl. L. Blau, Zur Einleitung in die Heilige Schrift, Jahresbericht der Landes-Rabbinerschule in Budapest, Budapest 1894 und J. Bondi, Hebräische Bücher in ägyptischer Sprache und Schrift, in: ÄZ 35, 1897, 109. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

3. Ortsnamen

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Wortanfang als Determinativpronomen gesehen „die von“. Ranke (KM:31) verglich nun diese Gleichung mit neuassyrisch natḫu (bei Assurbanipal I:92 & 97) und griechisch Ναϑω (Herodot II, 165). Dieses steht jedoch für die Stadt ny-t-ḥw.t im Delta (Muchiki 232; Montet, Géographie I, 169). Joachim F. Quack hat jüngst die ägyptischen Etymologien einer kritischen Evaluation unterzogen, auf die ich mich im Folgenden beziehe. 390 Zunächst wäre festzuhalten, dass die Naftuhiter in der sog. „Völkertafel“ ein aus Ägypten stammendes Volk bezeichnen und die Form ⲛⲉⲫⲑⲁⲗ[ⲉ]ⲓⲙ der Septuaginta durch den Stammesnamen der Naftali kontaminiert ist und folglich nicht in die lautlichen Überlegungen einbezogen werden sollte. In der Vulgata ist der Anlaut weiter verschliffen. Brugsch und Erman hatten sich 1890 für eine Gleichung mit dem ägyptischen Ausdruck p-t-mḥw „Unterägypten, Delta“ ausgesprochen („das Nordland“). Müller und Spiegelberg verwiesen jedoch darauf, dass es eigentlich p-t-mḥ.t heißen müsste, was eine zu tiefgreifende Emendation notwendig mache. Nun ist das ägyptische Lexem für „Unterägypten“ jedoch nach dem Wörterbuch der ägyptischen Sprache tatsächlich t-mḥw (Wb. V, 224:10).391 Nach Quack ist der hierfür in Anspruch genommene spätzeitliche Beleg jedoch zu korrigieren, da er auf einer inzwischen korrigierten Fehllesung einer modernen Edition be ruht. Gleichwohl wären bei einer Gleichung mit n-p-t-mḥ.t „die (Leute) Unterägyptens“ immer noch ein m und ein t ausgefallen. Müllers eigene Gleichung operiert mit einer Bezeichung der Oase Farafra: t-ḥ.w „Land der Rinder“. Zwar ist ein Ausdruck n-t-ḥ.w „die Leute von Farafra“ direkt nicht bezeugt, jedoch im Bereich des Möglichen. Die koptische Form von ägyptisch ḥ „Rind“ (Wb I, 119:15-19) lautet SBⲉϩⲉ, ⲁϩⲉ, im Plural Sⲉϩⲟⲟⲩ bzw. Sⲉϩⲏⲩ (DEC 42 & 50), vgl. auch den Ortsnamen Aṭfīḥ < ⲡⲉⲧⲡⲏϩ < ṭ-ḥ.w „Haupt der Rinder“ (= Hathor).392 Rekonstruieren lässt sich das Lexem mit einem ursprünglichen u – Quack meint jedoch, bei einem ursprünglichen u hätte man im Hebräischen eher eine Verschiebung zu o erwartet. Wenn wir die Vokalisation ernst nehmen, spricht sie für eine frühe Entlehnung (vor dem 7. Jhd. v. Chr.), d.h. vor dem ägyptischen Lautwandel, der zu koptisch SBⲉϩⲉ, ⲁϩⲉ führte. Als Parallele hierfür ist in der Tat die Etymologie von Patros (Gen 10,14) anzuführen, wo ebenfalls ein ursprüngliches u wiedergegeben wird. Spiegelberg bringt eine Gleichung mit dem Ausdruck n-p-ṭḥ(.w) „die Leute des Sumpfs“ ins Spiel, was von Muchiki akzeptiert wurde. In der Tat ist ṭḥ(.w) ein mögliches Wort für Unterägypten. Kritisch zu sehen ist Spiegelbergs Verweis auf das Toponym Ναϑω (Herodot II, 165), denn dieses wird heute nicht mehr auf n-ṭḥ.w „die von den Sümpfen“, sondern auf ny-t-ḥw.t „die von dem Haus“ zurückgeführt.393 Außerdem wird das ägyptische 〈ṭ〉 im Hebräischen mit Tet und nicht mit Tau wiedergegeben. Algyogyi-Hirsch (1904/5) und Lipiński (1992) gehen von einer Etymologie N.t-Ptḥ „Stadt des Ptah“ aus. Problematisch ist hierbei, dass man dann von einer Metathese der Vokale ausgehen müsste. Randsburg (1987:91) hat diese Gleichung modifiziert und n-Ptḥ „die (Leute) des Ptah“ vorgeschlagen, was bereits 1940 von Vycichl (89) abgelehnt worden war. Erstens ist ein solcher Ausdruck nicht belegt, zweitens passt die Vokalisation nicht, „so dass diese Deutung mit Sicherheit angelehnt werden kann.“ (Quack). Zurecht hat Quack (WiBiLex) darauf verwiesen, dass die mutmaßliche Struktur der Liste in die Überlegungen einbezogen werden müsste. Dies bedeutet, man muss hier (in Opposition zu Patros „Oberägypten“ einen Ausdruck für „Unterägypten“ suchen, allenfalls einen für die Oasen. Quack kommt zu dem Schluss: „Insgesamt bleibt die Frage weiter offen, da keine der vorgeschlagenen Deutungen den lautlichen und sachlichen Gegebenheiten schlagend gerecht wird.“ Dies ist m.E. zu skeptisch, denn Müllers Gleichung ist immerhin nicht unmöglich. Erman, ZAW 10, 118f.; Spiegelberg, OLZ 9, 276-279; Müller, OLZ 76, 88f.; Rendsburg, JNWSL 13, 91; Lipiński, ZAH 5, 151f.; M. Görg, Ptah in der Bibel, in: BN 86, 1997, 24-28; Görg, NBL II, 890 (Lit.); Baker, ABD IV, 1022; Kitchen, NBD 865; Wb. I, 155:8. 390 J.F. Quack, in: WiBiLex 2009, s.v. Naftuhiter, vgl. https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/28707/. 391 A. Grimm, Die altägyptischen Festkalender in den Tempeln der griechisch-römischen Zeit, Wiesbaden 1994, 32f. & 159. 392 C. Peust, Die Toponyme vorarabischen Ursprungs im modernen Ägypten, Göttingen 2010, 15. 393 H.-U. Onasch, Die assyrischen Eroberungen Ägyptens, Wiesbaden 1994, 41. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

H. Algyogyi-Hirsch, Zur Erklärung von ‫ נפתחי ם‬Genes. X, 13; I. Chr. I,11, in: Vierteljahrsschrift für Bibelkunde, talmudische und patristische Studien 2, 1904-1905, 412-422; H. Algyogyi-Hirsch, Noch einmal zur Erklärung von ‫ נפתחי ם‬Gen. X, 13, in: Vierteljahrsschrift für Bibelkunde, talmudische und patristische Studien 3, 1907, 77-87; G. Ebers, Ägypten und die Bücher Moses. Sachlicher Commentar zu den ägyptischen Stellen in Genesis und Exodus, Leipzig 1868; A. Erman, ‫נפתחי ם‬, in: ZAW 10, 1890, 118-119; E. Lipiński, Les Chamites selon Hen 10,6-10 et 1 Chr. 1,8-16, in: Zeitschrift für Althebraistik 5, 1992, 135-162; W.M. Müller, Die Söhne Mizraims, Genesis 10,13-14, in: OLZ 5, 1902, 471-475; G. Rendsburg, Genesis 10,13-14: An Authentic Hebrew Tradition concerning the Origin of the Philistines, in: Journal of Northwest Semitic Languages 13, 1987, 89-96; W. Spiegelberg, ‫( נפתחי ם‬Gen. X, 13), in: OLZ 9, 1906, 276-279; W. Vycichl, Ägyptische Ortsnamen in der Bibel, in: ZÄS 76, 1940, 79-93.

‫ ְפס ֵנו ֵננה‬sewenê andere Lesart: ‫ ְפס ֵנו ׂשנה‬sewēnææ

877 Syene, Assuan (Aswān) (Ez 29,10 & 30,6) Südliche Grenzstadt Ägyptens am 1. Nilkatarakt. Ägyptisch Śwny.t, später Śwn.wt geschrieben „Handelsplatz“, demotisch Swn (E 414), koptisch Sⲥⲟⲩⲏⲛ ~ SBⲥⲟⲩⲁⲛ; ägyptisch-aramäisch swn; griechisch und Septuaginta Συήνη, Σοήνη, Σουήνη; lateinisch und Vulgata Syene. Von Letzterem abgeleitet ist die Bezeichnung für eine Gesteinsart, den Syenit. Die lokale Aussprache ist heute Aswān. Im lokalen Dialekt wird (anders als im sonstigen Ägyptisch-Arabischen) a in nicht-emphatischer Umgebung nicht zu [æ] verfärbt. Daher meinen die übrigen Ägypter meist, es liege hier ein emphatischer Laut vor und sprechen das Toponym wie *Aṣwān aus. Als Etymologie wird meist eine Ableutung von swn „Handel treiben“ angenommen, also „Handelsplatz“ o.ä. Hauptgrund hierfür ist eine Graphie mit dem Zeichen des Pfeils (T11), die nach dem Wörter buch (Wb IV, 69) die Standardgraphie für das Toponym ist, was jedoch nicht den Tatsachen entspricht. Carsten Peust hat daher an der communis opinio gezweifelt und vorgeschlagen, eine Verbindung zu dem Lexem swnw „Wachtturm” herzustellen,394 wie dies bereits Spiegelberg 1911 angedacht, aber verworfen hatte.395 In der nubischen Sprache Kɛnzi heißt der Ort dib (nubisch für „Stadt“) oder Suwan ~ Sōwan,396 vgl. altnubisch ⲇⲓⲡⲡⲓ „Festung“ (DEC 200). Suwan geht sicherlich direkt auf die antike Form zurück, d.h. ohne den arabischen Artikel a(s)-. Möglicherweise ist das nubische dib schlichtweg eine Lehnübersetzung des altägyptischen Toponyms – damit hätte Peust mit seiner Etymologie recht. Kees, PW II 4, 1018-1023; EncIsl I, 511f.; GTT §1429; Helck, Der kleine Pauly V, 440; Habachi, LÄ I, 495f.; Betz, ABD VI, 250.

‫ ִחסי ן‬sîn

883 Sin, Ortsname, in Ägypten (Ez 30, 15f) Die Identität der in Ez 30,15 und Ez 30,16 genannten Orte ist nicht gesichert, u.a. da die Septuaginta abweichende Formen gibt. So steht ① bei Ez 30,15: Septuaginta ⲥⲁⲓⲛ bzw. ⲧⲁⲛⲓⲛ (Codex Alexandrinus),Vetus Latina Sain, Vulgata Pelusium; Eusebius ⲥⲁⲓⲥ und ② bei Ez 30,16 in der Septuaginta Συήνη und in der Vulgata ebenfalls Peluisum. Nach Gesenius18 ist ① entweder Sais (ägyptisch Sw, koptisch ⲥⲁⲓ), identifiziert mit Kafr ez-Zayāt nördlich von Ṣā il-Ḥaǧar oder lautlich besser enstprechend Pelusium (äg. Śwn „Festung“), identifiziert mit Tell el-Faramā, ca. 30 km östlich von Port Said. ② sei entsprechend identisch mit ① oder eine Nennung von Syene/Assuan am 1. Nilkatarakt. Streck (Assurbanipal 10, Anm. 3) hatte vorgeschlagen, ṣi-i-nu sei identisch mit ṣa-a-nu „Tanis“, d.h. es handle sich hier um Tanis. Der Kontext spricht jedoch dafür, dass es sich um zwei verschiedene Städte handelt (Muchiki 232). Das bei griechischen Autoren genannte Tanis (Τανις) wird mit dem heutigen Ṣā ilḤaǧar geglichen und im Neuassyrischen durch Ṣa/inu, im Hebräischen durch ‫ צע ן‬wiedergegeben. Es geht 394 C. Peust, Die Toponyme vorarabischen Ursprungs im modernen Ägypten, Göttingen 2010, 15 mit weiteren Etymologisierungsversuchen u.a. von G. Böhm. 395 W. Spiegelberg, Der ägyptische Name von Pelusium, in: ZÄS 49, 1911, (81-84) 84. Zum Lexem swnw vgl. I.C.M. García, Administration territoriale et organisation de l’espace en Egypte au troisième millénaire avant J.C. (II): swnw, in: ZÄS 124, 1997, 116-130. 396 I. Hofmann, Nubisches Wörterverzeichnis. Nubisch-deutsches und deutsch-nubisches Wörterverzeichnis nach dem Kenzi-Material des Samuêl Alî Hisên (1863-1927), Berlin 1986, 191. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

3. Ortsnamen

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zurück auf koptisch ϫⲁⲁⲛⲉ bzw. altägyptisch n.t. Dahinter steht etymologisch möglicherweise arabisch ḍaya „Landgut; kleines Dorf” bzw. gǝǝz iot „Weideland” oder hebräisch ‫„ צען‬wandern”.397 Der bei den griechischen Autoren Σαις (koptisch ⲥⲁⲓ < altägyptisch Sw) genannte Ortsname steckt heute noch im arabischen Ṣā (il-Ḥaǧar) und wird im Neuassyrischen als Saya wiedergegeben; Osing (NBÄ 405f. Anm. 88) rekonstruiert die Vokalisation als *s˘w.398 Dies spricht gegen die Gleichung mit ‫ ִחסי ן‬sîn. Das seit dem Alten Reich bekannte Toponym Śwn wird mit dem spätzeitlichen Πηλουσιον Pelusium geglichen, obwohl der Ort nicht sicher lokalisiert werden kann. 399 Gemeinhin wird angenommen, dass hinter dem Toponym das altägyptische Wort sn „Ton, Lehm“ steckt bzw. vermutet wurde und daher im Sinne einer Lehnübersetzung ein Zusammenhang mit griechisch πηλός „Lehm“ besteht. 400 Andererseits scheint sich hinter dem Ruinenhügel Tell el-Faramā (< koptisch ⲡⲉⲣⲉⲙⲟⲩⲛ) auch sprachlich der ptolemäisch bezeugte Ort P-r-mn(.w) zu verbergen (entweder „der (Ort), den Amun erschaffen hat“ oder „Der des IriAmun [PN]“).401 Nun wird in einer demotischen Liste hinter diesem der Ort T-my.t „der-Ton/Schlamm (ⲟⲙⲉ)“ genannt, was den Hintergrund für die griechische Lehnübersetzung bilden könnte. 402 Wenn hinter Śwn wirklich sn steht, könnte möglicherweise die Vokalisation ‫ ִחסי ן‬sîn passen, dies ist jedoch äußerst unsicher. GTT §1434; Zimmerli, BK XIII, 736f.; Wüst, BTAVO B 9,35, Anm. 120.

‫ ִחסי ן‬sîn

883 Sin (Ex 16,1. 17.1. Nu 33,11f.) Eigenname in der Verbindung ‫ִחמ ְפדתבר־ִחסי ן‬ „die Wüste Sin“ zwischen Elim und dem Sinai; nach Gesenius18 883 wohl nur künstlich vom Sinai unterschieden. Samaritanisch Sen; Septuaginta und Eusebius ⲥⲓⲛ, Vulgata Sin. Vgl. den folgenden Kommentar zu ‫ִחסי ִחני ם‬ sînîm. GP II, 212f.; GTT §428 und öfter; Noth, ATD 5, 106 und ABLAK I, 56f.; Seely, ABD VI, 47.

‫ ִחסי ִחני ם‬sînîm 883 Gent.Pl. zu ‫ ִחסי ִחני‬Siniter (Jes 49,12) In der Verbindung ‫ׂש א ׂשר ץ ִחסי ִחני ם‬  æræz sînîm „das Land der Siniter“, eine Gegend, aus der Exilierte zurückkommen werden; Lage unbekannt. In der ersten Jesaia-Rolle aus Qumran steht ‫ סוניי ם‬swnyym, was möglicherweise ‫ ְפס ֵנוִחנ ִחיי ם‬entspricht „die Leute von Syene“ (so auch Muchiki, 232). Lies nach Torrey, Rundgren, Westermann, BHS u.a. ‫ְפס ֵנו ִחני ם‬. Möglicheweise handelt es sich aber auch um die sehr häufig vorkommende Verschreibung von Waw und Yod. Septuaginta ἡ γῆ Περσῶν, Vulgata terra australis; Hieronymus sinim. M.E. liegt hier keine ägyptische Etymologie vor, denn dieses Lexem dürfte wohl mit dem Sin in Ex 16,1. 17.1. Nu 33,11f. zusammen zu bringen sein. Beegle, BASOR 123,28; Lambert, NRTh 75, 965-972; Rundgren, Studia Linguistica 11, 57-60; Baker, ABD VI, 50f. (Lit.).

397 398 399 400

C. Peust, Die Toponyme vorarabischen Ursprungs im modernen Ägypten, GM Beiheft 8, Göttingen 2010, 80f. C. Peust, Die Toponyme vorarabischen Ursprungs im modernen Ägypten, GM Beiheft 8, Göttingen 2010, 77. C. Peust, Die Toponyme vorarabischen Ursprungs im modernen Ägypten, GM Beiheft 8, Göttingen 2010, 39. W. Spiegelberg, Der ägyptische Name von Pelusium, in: ZÄS 49, 1911, 81-84; K. Zibelius, Ägyptische Siedlungen nach Texten des Alten Reiches (TAVO Beiheft B/19), Wiesbaden 1978, 211f.; ablehnend H. Verreth, Sin, Senou, Senos and Pelusion, in: CRIPEL 23, 2003, 51-71. 401 Zu diesem Ort K. Ryholt, Narrative Literature from the Tebtunis Temple Library, Kopenhagen 2012, 150-152. 402 W. Cheshire, Remarks on the Names of Pelusium, in: GM 84, 1985, 19-24; P. Chuvin & J. Yoyotte, Documents relatifs au culte pélusien de Zeus Casios, in: Revue Archéologique 1986, (41-63) 48. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

‫סכת‬

(Ex 12, 37. 13,20. Num 33,5.6) Auf Brugsch geht die Identifikation von skt mit ägyptisch čkw zurück. Sie wurde allgemein akzeptiert, außer von einer Gruppe um Gardiner, der jedoch zu Unrecht Ramesses mit Pelusium geglichen hatte (Gardiner, JEA 5, 270). Nach Muchiki (233) gilt die Gleichung daher heute als sicher. Problematisch ist einzig die Lautgleichung von hebräisch s und ägyptisch č. Muchiki verweist darauf, dass bei ägyptischem Sprachmaterial im Hebräischen ägyptisch č nie durch hebräisch s wiedergegeben wird, diese Gleichung jedoch sehr wohl bei der Transkription von semitischen Namen und Wörtern vorkommt. Der Schluss, den man hieraus ziehen müsse, sei einfach: Es handelt sich hier um einen semitischen Ortsnamen, der ins Ägyptische übernommen wurde. Dazu passt, dass das Toponym keine ägyptische Etymologie, jedoch sehr wohl eine semitische vorweisen kann. Es ist dies ein Wort für „Lager“ o.ä. (skh, vgl. 2 Sam 11,11). Das Wort sei wohl als * čkwt ins Ägyptische gedrungen und dort sei der Auslaut regulär geschwunden (> čkw). Dies geht allerdings nur, wenn die ägyptische Entlehnung sehr früh – also vor dem Neuen Reich – geschah. Gauthier, DG VI, 83; Montet, Géographie I, 213; Muchiki 232. Brugsch, ZÄS 13, 8; Naville, The Store-city of Pithom, 23; Redford, VT 13, 404f.; Helck, VT 15, 35f.; Aharoni 179; Gardiner, The Geography of the Exodus 213; Peet, Egypt and the Old Testament, 139; Caminos, 256.

‫ עו ץ‬ûṣ

938 Uz (Hi 1,1 42,17) Ländername Uz, die Heimat Hiobs; Lage unsicher, nach jüdischer und christlicher Tradition in und um Carnaes = Šēḫ Sad in Südsyrien (vgl. Donner), wahrscheinlich aber im nördlichen Ḥeǧāz östlich von Edom (Knauf). Septuaginta ἐν χώρᾳ τῇ Αὐσίται (Hi 1,1) und Αὐσίτιδις (Hi 42,17b); Eusebius: Ους, Ptolemaios Αυσίται in Nordwest-Arabien; Vulgata: Hus (Hi 1,1; Thr 4,21) und terra Ausitidis (Jer 25, 20). < ägyptisch ()ḏ „das Land am Wüstenrande“ (seit dem MR; Wb I, 239:6), vgl. Osing, NBÄ, 791 mit weiterer Lit.; koptisch ⲉⲁⲧ, ⲁⲁⲧ, ⲏⲁⲧ (KoptHWb 41). Görg hat das Land ‫ עו ץ‬ûṣ mit altägyptisch () „das Land am Wüstenrande“ erklärt und zu diesem Zweck eine Lautregel bemüht, nach welcher  nach  nicht erhalten bleibt, sondern zu ṭ/t verschoben wird. Aufgrund dieser Regel datiere die Entlehnung vor Beginn des Mittleren Reiches bzw. stelle einen archaischen Rückgriff dar. Möglicherweise sei eine Assoziation mit ägyptisch  „wohlbehalten sein“ (Wb. I, 237f.) intendiert, im Sinne von „Land des Wohlergehens“. Görg verweist auch darauf, dass der Name Hiob und seiner Verwandten vorisraelitischen Ursprungs sind. Die Lautentsprechung hebräisch ‫ – צ‬altägyptisch  ist regulär. Ein Problem mit der Datierung ist Mittlere Reich ist, dass dann das ägyptische „Aleph“ im Hebräischen wohl als r erscheinen müsste. Das Lexem () wird im Koptischen als Bⲉⲁⲧ bzw. Fⲁⲉⲧ (mit zahlreichen weiteren Varianten) weitergeführt (DEC 47), vgl. demotisch t „Seite, Gegend, Festland, Ufer“ (E 74). Keine der koptischen Formen weist eine u-Vokalisation auf, ebensowenig ist eine Form mit dem Tonvokal ⲏ belegt, die Resultat eines entsprechenden Lautwandels aus *u sein könnte. Ob dies jedoch ausreicht, um Görgs Gleichung abzulehnen, scheint mir nicht ganz sicher. Viel gravierender ist, dass das ägyptische Vergleichswort womöglich gar nicht „Land am Wüstenrande“ bedeutet, sondern wohl eher „Uferrand“.403 GTT §68; Dhorme, RB 8, 102-107; Moritz, ZAW 44, 92; Horst, BK XVI, 8f.; Donner, Pilgerfahrt ins Heilige Land, 2002², 110f., Anm. 106 & 108 und 116f. mit Anm. 124-135; Weippert, Edom, 243; Knauf, WdO 19, 65-83; Knauf, BN 22, 25-28; Knauf, ABD VI, 770f. M. Görg, Ijob aus dem Lande ūṣ. Ein Beitrag zur „theologischen Geographie“, in: BN 12, 1980, 7-12; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, ÄAT 11, Wiesbaden 1991, 16-21.

403 Vgl. J.F. Quack, Ägyptisch, Demotisch, Koptisch? Vom Nachteil des Schubladendenkens in der Lexikographie des Alten Ägypten, in: P. Dils & L. Popko (Hrsg.), Zwischen Philologie und Lexikographie des Ägyptisch-Koptischen. Akten der Leipziger Abschlußtagung des Akademieprojekts „Altägyptisches Wörterbuch“, Stuttgart & Leipzig 2016, 112-136. Für diesen Hinweis sei Joachim Quack herzlich gedankt. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

3. Ortsnamen

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‫ִחפי־ׂשבׂשסת‬

pî-ḇæsæṯ 1049 Bubastis, Pi-Baset (Ez 30,17) Bubastis in Unterägypten, östlich des alten tanitischen Nilarmes; identifiziert mit Tell Basṭa südöstlich von Zaqāzīk auf der Höhe des Wādī eṭ-Ṭumēlāt. Septuaginta und Eusebius Βούβαστος, Herodot II 59 und öfters Βουβαστις, Josephus desgleichen; Vulgata Bubastus. Toponym aus der Exodustradition (Ex 14.2.9 Num 33,7.8) < ägyptisch Pr(.w)-Bś.t „das Haus der (katzengestaltigen Göttin) Bastet“; vgl. Osing, NBÄ 378; koptisch ⲡⲟⲩⲃⲁⲥⲧⲓⲥ Pubastis. Gemeinhin wird für Pi-Baset eine altägyptische Etymologie angenommen, nämlich eine Gleichung mit Pr(.w)-Bś.t. Nach Muchiki manifestiert sich in der hebräischen Vokalisation ein Lautwandel: pī > p/bū (Muchiki 233). Dies ist eine verkehrte Sichtweise, denn viel eher ist die Vokalisation pu ursprünglich, und Hebräisches pi stellt das Ergebnis einer volksetymologischen Anknüpfung an das Lexem „Mund“ (alter Nominativ pu, synchron pi) dar. Das Βούβαστις der griechischen Autoren geht zurück auf koptisch Bⲡⲟⲩⲃⲁⲥϯ (DEC 25) bzw. altägyptisch Bś.t und steckt heute noch in dem arabischen Toponym Tall Basṭa. Bubastis war der Hauptkultort der Göttin Bśt.t Bastet (Wb I, 423:7), deren Name als Nisba von eben jenem Toponym abgeleitet ist („Die von Bś.t“). Graphien mit 〈r〉 deuten darauf hin, dass das sog. „Aleph“ seinen ursprünglichen liquiden Charakter bei diesem Toponym dialektal noch weit in die historische Zeit hinein bewahrt hat. 404 Die Standardgraphie des Ortsnamens suggeriert einen Zusammenhang mit der Gefäßbezeichnung bs „Art Salbgefäß“ (Wb I, 423:4), vgl. koptisch ⲃⲁⲥ, ⲃⲏⲥⲉ (DEC 31, Osing NBÄ 855f.). Vycichl sieht im Gefolge von Sethe ebenfalls eine Verbindung von bs zu griechisch ἀλάβαστρος „Alabastron“ und damit zum deutschen Wort Alabaster (DEC 8). Auf einem der Täfelchen aus dem prädynastischen Königsgrab U-j in Abydos will Günter Dreyer in der Graphie storch+thron (b-ś.t) eine Lesung des Toponyms Bubastis erkennen. So weit – so gut. Ob allerdings ein Zusammenhang mit einem völlig obskuren (m.E. nicht existenten) König „Storch“ besteht, (so Dreyer), erscheint mir zweifelhaft.405 Naville, Bubastis, 1891; GTT §1436; RÄRG 126; Brunner-Traut, Ägypten, 41982, 327; Habachi, LÄ I, 873f.; Görg, NBL II, 150; Redford, ABD V, 370f. (Lit.); Gauthier, DG II, 75; Montet, Géographie I, 173.

‫רת‬ ‫ ִחפי תהִחחי ֹט‬pî haḥîrōt

1049 Pi-Hahirot (Ex 14,2.9. Num 33,7) Ortsname oder Regionalbezeichnung, im östlichen Nildelta unweit des Sirbonischen Sees (Ṣabḫāt elBerdāwīl). Samaritanisch Fī āīrot; Septuaginta: τῆς ἐπαύλεως „des Hofes, des Gehöfts“ (Ex), Ειρωτ, Επιρωϑ (Num); Eusebius Ειρωτ; Vulgata Phiahiroth; Ahiroth u.ä. Es gab verschiedene Vorschläge, diesen Namen ägyptisch zu deuten: Pr(.w)-Ḥw.t-Ḥr(.w) (Gardiner; Albright) oder p-ḫrw(m) „Saft el-Hinne“ (Cazelles). Beide Gleichungen passen aus lautlichen Gründen nicht (Muchiki 234), daher sei eine semitische Erklärung wohl wahrscheinlicher als eine ägyptische: pî sei der „Mund“, danach folge ein Artikel und ein Nomen von der Wurzel ḥrr „Loch“, das Ganze bedeute also „der Mund des Kanals“. Sollte diese hebräische Verbindung ins Ägyptische gedrungen sein (als *p-ḥr.t >p-ḥr), könnte eine Verbindung zu p-ḥr in pAnastasi III, 2,9 bestehen (Muchiki 234). Nach Görg ist die Gleichung mit Pr(.w)-Ḥw.t-Ḥr(.w) „Haus der Hathor“ nur schlecht mit dem hebräischen Konsonantenbestand zu vereinbaren. Vielmehr liege hier eine Verbindung von hebräisch py „Mund“ als nomen regens mit einem determinierten Ausdruck (hḥrw) als nomen rectum vor. Für Letzteres nimmt Görg dann doch eine ägyptische Herkunft in Anspruch, nämlich r-ḥw.t „Nilmündung“ (Wb. II, 289; Gauthier, Dictionnaire III, 123), vgl. p-ḥr (pAnastasi III, 2:9) und p-ḥrw (Pithomstele Z. 13). Andererseits könnte das Toponym auch rein semitisch sein im Sinne von „Mündung der Wasserläufe“ (Görg) vgl. akkad. hirītu „Graben, Kanal“, wenn auch in Anlehnung an eine ägyptische Geländebezeichnung. Diese Erklärung befreit von der Notwendigkeit, nach einem genauen Ort zu suchen. 404 C. Peust, Die Toponyme vorarabischen Ursprungs im modernen Ägypten, Göttingen 2010, 24. 405 Vgl. F. Breyer, Die Schriftzeugnisse des prädynastischen Königsgrabes U-j in Umm el-Qaab: Versuch einer Neuinterpretation, in: JEA 88, 2002, 53-65. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

Eine Gleichung mit Pr(.w)-Ḥw.t-Ḥr(.w) ist schon deshalb ausgeschlossen, weil im Gottesnamen Hathor (griechisch Ἀϑῦρ) der Dental im Inlaut sogar bis in die arabische Zeit erhalten ist, v.a. im Monatsnamen S ϩⲁⲑⲱⲣ, Bⲁⲑⲱⲣ, Fϩⲁⲑⲱⲗ (DEC 291 & 317), vgl. arabisch hātūr und nubisch adīr „Winter“. Außerdem ist im Koptischen ein Toponym ⲡϩⲁⲧϩⲱⲣ direkt bezeugt (DEC 291). GP II, 409; GTT §§417f. und 424 mit Anm. 217; Cazelles, Autour de l’Exode, 1987, 216-220; Görg, BN 50,7. (Lit.) und II, 150; Lipiński, ZAH 1, 65; Redford, ABD V, 371; Gardiner, The Geography of the Exodus 213; Albright, BASOR 109, 16. M. Görg, Pi-Hahirot „Mündung der Wasserläufe“, in: BN 50, 1989, 7-8. A.H. Gardiner, The Geography of the Exodus, in: Recueil d’Études égyptologiques dédiés à la mémoire de Jean-François Champollion, Paris 1922, 213.

‫ ִחפישו ן‬pîšôn

1050 Pischon (Gen 2, 11-14) Pischon, einer der Zweigflüsse des Paradiesstromes; nach der Tradition Indus, Ganges und andere mehr; Etymologie unbekannt Samaritanisch Fīšon, Sepuaginta Φισων u.ä. (Sir 24,25); Josephus: Φεισων. Nach Görg Verbindung des maskulinen Artikels im Ägyptischen p + ① šn „Ozean, Meer“ (Wb. V, 493f.) oder ② nw „ein Ausdruck für Gewässer“ (Wb. VI, 54). Ausgangspunkt für Görgs Betrachtungen ist die Feststellung, es gebe keine ägyptischen Flußnamen, die mit pr(.w) „Haus“ gebildet würden. Daher sei der Anlaut am ehesten mit dem Artikel p zu gleichen (vgl. Pinhas). In einer ersten Miszelle optiert Görg als Erklärung für das zweite Element für nw. In diesem Zusammenhang verweist er auf den Titel m.-r šn wr „Vorsteher des großen Meeres“ auf einer Stele aus Mersa Gawasis. Der Wechsel 〈š ~ 〉 sei im Ägyptischen üblich, daher sei die Gleichung angeblich „ohne Bedenken“; der w-Auslaut sei geschwunden. In einer zweiten Miszelle favorisiert Görg dann doch eine andere Etymologie, d.h. šn „der Umgebende“ (= Nun bzw. Nil). Sein älterer Vorschlag, nw, sei doch zu sehr lokal bezogen auf Edfu. Die ägyptische Erklärung sei verbunden mit einer hebräischen Etymologie, welche mit sbb „rund sein“ operiert, d.h. der Nil würde hier begriffen als Teil des kosmischen Urmeeres, des Nun. Görg identifiziert daher den im hebräisch folgenden Nebensatz als etymologischen Kommentar zu sbb. Das ägyptische šn „Ozean, Meer“ wurde im Koptischen nicht fortgesetzt, lediglich die Grundbedeutung der Wurzel „umgeben, rund sein“ (Wb. IV, 489:1-491:5) in dem Verb ϣⲓⲛⲉ „antworten“ (im Sinne von „zurückgeben“, DEC 266). Dies lässt keine Aussagen zur Vokalisation zu. Die Frage ist überhaupt, wie sehr šn überhaupt im Ägyptischen lebendig war und damit entlehnt werden konnte. Speiser, Oriental and Biblical Studies 31-34; Gispen, Fs. Vriezen, 118f., W.W. Müller, ABD V, 372 (Lit.). M. Görg, Wo lag das Paradies. Einige Beobachtungen zu einer alten Frage, BN 2, 1977, 23-32; ÄAT 11, 3-12; M. Görg, Zur Identität des Pischon (Gen 2,11), in: BN 40, 1987, 11-13; Görg, NBÖ II, 152; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, Wiesbaden 1991, 3-12 und 13-15

‫ת ם‬ ‫ ִחפ ֹט‬pitom 1093 Pitom (Ex 1,11) Eine der „Vorratsstädte“ im östlichen Unterägypten; identifiziert mit Tell Reṭābe im Wādī eṭ-Ṭumēlāt. Septuaginta Πιϑωμ, Πειϑω u.ä.; Hieronymus Πάτουμος, Eusebius Φιμωϑ, irrtümlich für Φιϑωμ, Vulgata Phiton, Samaritanisch Fīton. Herodot II, 158: πάτουμου, koptisch ⲡⲉⲑⲱⲙ. < äg. Pr(.w)-tm(.w). Nach Muchiki (234) gibt es angeblich keinerlei Zweifel an der Identifikation: Das r in „pr“ sei geschwunden und daraufhin der vorhergehende Vokal i mit dem folgenden Wort verschmolzen. Normalerweise würde man dem nicht zustimmen, denn ein solcher Schwund ist innerhalb eines Syntagmas eigentlich nicht zu erwarten, sondern nur im absoluten Auslaut. Ferner steht auch dieses r gar nicht wirklich im Auslaut, denn eigentlich ist hier aufgrund der ägyptisch-koptischen Silbenregeln ein w zu erwarten. Nun existiert jedoch neben dem vorrangig aus kopt. Sϫⲉⲛⲉⲡⲱⲣ, Bϫⲉⲛⲉⲫⲱⲣ (DEC 328) <  n(.) pr(.w) „Dach = Kopf des Hauses“ erschlossenen pr.w offenbar eine Bildung ohne Endung bzw. mit Schwund des w, die in geographischen Ausdrücken dominiert. Es gibt also zahlreiche Instanzen von der Gleichung /pi/ = äg. pr(.w), daher soll an dieser festgehalten werden. Zu Atum vgl. den Kommentar zu ‫ֵנ אאת ם‬ etām.

© 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

3. Ortsnamen

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Umstritten ist vor allem die Lokalisierung. Nach Bietak ist es am wahrscheinlichsten, das biblische Pitom als Tell Reṭābe zu identifizieren, denn bei diesem Fundort handelt es sich um eine Stadt von Ramses II, in der es auch einen Aton-Tempel gab (PM IV, 55). Die Trennung von Pitom von Sukkot erklärt vor allem auch, warum Ersteres nie, Letzteres jedoch immer als einer der Punkte des Exodus genannt wird. GTT §419b (S. 245); Redford, VT 13, 403-408; Redford, LÄ IV, 1054-1058 (Lit.); Helck, VT 15, 35-48; Uphill, JNES 27, 291-316 und JNES 28, 15-39; W.H. Schmidt, BK II, 36-38; Görg, BN 51, 9f.; Görg, NBL II, 153; Wei, ABD V, 376f.; Gauthier, DG II, 59; Montet, Géographie I, 215; Bietak, Comments on the Exodus; Petrie, Hyksos and Israelite Cities, 30f. und Taf. 30.

‫ תפְפתרֺרוס‬patrôs

1094 Patros (Jes 11,11. Jer 44,15. Ez 30,14. Jer 44,1. Ez 29,14) Ländername, Oberägypten zwischen der Deltaspitze und dem 1. Nilkatarakt, mehrfach zusammen mit ‫ ִחמְפצ תר ִחי ם‬miṣrayim genannt und von diesem als eigener Landesteil unterschieden. Ez 30,14. ‫ׂש א ׂשר ץ תפְפתרֺרוס‬ æræṣ patrôs. Septuaginta Παϑουρη, Φαϑουρη u.ä.; in Jes 11,11 Βαβυλωνια, Βαβυλων; Eusebius Φαϑωρι, Hieronymus Fathore u.a., Vulgata Fatures (Jes. 11,11 Fetros). Neuassyrisch pa-tu-ri-si (Asarhaddon; Ranke, KM 31). Der Ländername paturesi erscheint mehrfach in neuassyrischen Quellen und zwar in unterschiedlichen Graphien406: als Pa-tu-ri/e-su/i bzw. Pa-tú-ri/e-(s)i.407 Asarhaddon nennt sich in seiner großen Titulatur šar šarrānī māt Muṣur (māt) Paturesu māt Kūsi „König der Könige von Ägypten, Paturesu und Kusch“. 408 Letzteres steht sicherlich für die aus ägyptischen Inschriften bekannte Bezeichnung für das nubische Niltal kš.409 Vielleicht fehlt bei paturesu das Länderdeterminativ kur, weil nämlich paturesi im Gegensatz zu Muṣur und Kūsi keine eigenständige politische Einheit war. Namen, die eindeutig als fremd empfunden werden, erhalten übrigens generell keine Kasusendungen. 410 Vor einer Behandlung des Toponyms selbst muss kurz näher auf die Dreierkette Muṣur Paturesu Kūsi eingegangen werden, da eine solche auch bei den Nennungen des entsprechenden hebräischen Toponyms vorliegt. Von der Bedeutung her stand kš nicht immer für ganz Nubien, dafür wurde in ägyptischen Inschriften der älteren Zeit t-st oder t-nḥs gebraucht. T-st („Bogenland“) war eigentlich die Bezeichnung für den ersten oberägyptischen Gau – in der Frühzeit lag die Südgrenze Ägyptens wohl noch nicht bei Elephantine, sondern etwas weiter im Norden, etwa auf der Höhe von Gebel Silsile, wo sich das Niltal verengt. 411 Tnḥs ist eine Nisba, abgeleitet von einem Ethnikon, welches die ›Nubier‹ bezeichnet, wörtlich wohl die „Schwarzen“. Ansonsten verwendete man die Namen einzelner politischer Gebilde, darunter neben rm oder m vor allem ww.t für die Region zwischen Aswan und dem 2. Katarakt sowie kš für das Gebiet südlich des 2. Katarakts. Dieses kš wurde erst relativ spät auf ganz Nubien bezogen, Letzteres ausgeweitet und auf ganz Nubien angewandt. Zu der Zeit, da „Kusch“ in Keilschrifttexten erscheint, hatte es bereits die Bedeutung „Nubien“ gewonnen. Muṣur ist der in praktisch allen semitischen Sprachen gebräuchliche Name für das (gesamte) ägyptische Niltal,412 wohl im Sinne von „Grenze, Gebiet“, aber auch „Grenzmarke, Mark“ (AHw I 658). Am Rande sei auf eine poetische Bildung ‫ )אמצור‬im Hebräischen hingewiesen, die gleich lautet wie das Wort für „Drangsal, Bedrängnis“. 406 407 408 409 410 411

R. Borger, Die Inschriften Asarhaddons, Königs von Assyrien, Graz 1956, 9, 36, 72, 86, 96. Vgl. auch S. Parpola, Neo-Assyrian Toponyms, Neukirchen-Vluyn 1970, 276. R. Borger, Die Inschriften Asarhaddons, Königs von Assyrien, Graz 1956, §65, Obs. 16, § 44, 3. F. Breyer, in: S. Uhlig, (Hrsg.), Encyclopaedia Aethiopica III., Wiesbaden 2007, 458-460, s.v. „Kush“. W. von Soden, Grundriss der akkadischen Grammatik, Rom ³1995, §63f. S. Seidlmayer, Town and State in the Early Old Kingdom: A View from Elephantine, in: A.J. Spender (Hrsg.), Aspects of Early Egypt, London 1996, 108-127. 412 Vgl. mhe., sam. Miṣrǝm, akkad.-keilschr. Muṣru, Muṣur, Miṣir, Amarna-Tafeln mi-iṣ-ṣa-ri (EA 31,1), ugarit. mṣrm, phöniz. mṣrm, punisch (in Nebenüberlieferung) auch ⲙⲩⲥⲣⲁ, altsüdarab. mṣr, amhar. mǝssǝr, klass.-arab. Miṣr, ägypt.-arab. Maṣr und die Entlehnung in nicht-semitische Sprachen: heth.-keilschr. Mizri-, hurr. mašr-, mizir-, altpers. Mudrāja; elam. Muzir, Miṣir, Mudrāja oder sogar kiswahili Misri und türkisch Mısır (Belege: Gesenius18 III, 727). © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

Nach einhelliger Meinung ist paturesi die keilschriftliche Wiedergabe von p-t-rs „Oberägypten“413, wörtlich „das südliche Land“ bzw. „das Land des Südens“. Aus der bei rs in der Hieroglyphenschrift üblichen Ligatur der „Binse“ (św), die aus einem „Mund“ (r) erwächst, schloss Elmar Edel , die ursprüngliche Lautung sei rśw gewesen. In der Tat macht eine Nomialform auf -w Sinn und auch der Lautwandel dieser Endung zu -y ist bezeugt.414 Werner Vycichl sieht hier jedoch zwei Ableitungen, ein Nomen auf -w und ein Adjektiv auf .415 Im Koptischen bedeutet ⲣⲏⲥ sowohl „Süden“ als auch „südlich“. Nun dürfte der Auslaut bei paturesi ein Reflex dieser Endung  sein. Die hypothetische koptische Form von p-t-rs wäre *ⲡⲁⲧⲟ-ⲣⲏⲥ, und in der Tat hat die Septuaginta Παϑούρης bzw. Φαϑωρῆς. Der lange Tonvokal /ē/ im Koptischen (geschrieben mit ⲏ) geht auf ein vorkoptisches *ū zurück, d.g. rs lässt sich als *rs˘ bzw. *rs˘w rekonstruieren.416 Wie Günter Vittmann richtig gesehen hat, ist die Wiedergabe des Sibilanten auffällig. 417 Das ägyptische ś wird nämlich durch das Keilschriftzeichen si wiedergegeben – normalerweise wird äg. /s/ durch šhaltige Silbenzeichen und /š/ durch s-haltige Silbenzeichen transkribiert. Es gibt jedoch auch Gegenbeispiele wie ägyptisch /s/ = keilschriftlich 〈s〉, vor allem die Gleichung uruSa-a-a = Sw „Sais“. Nun ist der koptische Ausdruck für „Oberägypten“ ganz ähnlich gebildet: „der Südort“, ⲙⲁⲣⲏⲥ. 418 Im Mittelalter noch bedeutete Marīs „Oberägypten“ (al-Maqrīzī); heute ist es ein Dialektwort für „Südwind“.419 In der Toponymie hat sich ⲙⲁⲣⲏⲥ als il-Marīs erhalten; nicht mehr fortgesetzt ist il-M(a)rīs = ⲙⲁⲣⲏⲥ bei il-Ašmūnayn.420 Zahlreiche Toponyme im heutigen Ägypten weisen ein Element rīs auf, in dem koptisch ⲣⲏⲥ (auch ⲙⲁⲣⲏⲥ) „Süden“ steckt.421 (Šubrā Rīs, das etwa 3 km südlich eines Šubrā Ḫīt „Šubrā Nord“ liegt, Rīs südlich der Oase Baḥariyya, Bārīs im Süden der Oase Ḫārǧa). Spannend ist auch der ägyptisch-arabische Ausdruck für den „Südwind“: el-marīsī422 – koptisch heißt der Südwind ⲧⲟⲩⲣⲏⲥ. Im Alten Testament ist sowohl der Ortsname ‫ תפְפתרוס‬patrôs bezeugt (Jes 11,11; Jer 44,1.15; Ez 29.14) als auch die dazu gehörige Nisbabildung (Gen 10, 15; I Chr I, 12). Im Vergleich zu den keilschriftlichen Belegen fällt zunächst einmal auf, dass ‫ תפְפתרוס‬patrôs mit langem /ō/ statt mit langem /ē/ notiert wird – derartige Abweichungen sind jedoch nicht ungewöhnlich bei ägyptischen Wörtern in der Bibel – immerhin wurde die masoretische Vokalisation des Bibeltextes Jahrhunderte nach der Entlehnung der entsprechenden Wörter festgeschrieben. Umso erstaunlicher ist es, dass die Septuaginta, wie bereits erwähnt, eine Form hat, die ziemlich genau der keilschriftlichen Nebenüberlieferung entspricht. Muchiki meint, die unterschiedliche Vokalisation sei durch den unterschiedlichen Zeitpunkt der Entlehnung zu erklären, ins Hebräische sei der Ausdruck vor dem Lautwandel im Ägyptischen gelangt, ins Akkadische erst danach. 423 Dies ergibt durchaus Sinn, wenn man bedenkt, dass die Levante allein schon räumlich näher an Ägypten liegt als an Assyrien. Die mater lectionis w spricht für eine andere Vokalisation als beim keilschriftlichen Beleg (Vycichl, 178), was nach Vycichl (178) Indiz dafür ist, dass das Wort vor dem ägyptischen Lautwandel * >  ins Hebräische gelangte. Es dürfte also eindeutig sein, dass mit patrôs eigentlich *patrūs gemeint ist. Sollte dies wirklich der Fall sein, dann hätte dies durchaus Auswirkungen auf unser Verständnis der Wortgeschichte von p-t-rs, denn bislang ist dieser Ausdruck in Ägypten nur im Demotischen bezeugt, 413 Vgl. generell K. Sethe, Die Namen von Ober- und Unterägypten und die Bezeichnungen von Nord und Süd, in: ZÄS 44, 1907, 1-29. Da die demotischen Belege für p-t-rs damals noch nicht bekannt waren, fehlt dieser Ausdruck in jenem Artikel. 414 Erst im Mittelägyptischen erscheinen die beiden Doppelstriche ï. 415 W. Vycichl, Dictionnaire étymologique de la langue copte, Leuven 1983,178a (s.v. ⲣⲏⲥ). 416 W. Schenkel, Einführung in die altägyptische Sprachwissenschaft, Darmstadt 1999, 87. 417 G. Vittmann, Der demotische Papyrus Rylands 9, Wiesbaden 1994. 418 W. Vycichl, Dictionnaire étymologique de la langue copte, Leuven 1983, 178a. 419 P. Behnstedt & M. Woidich, Die ägyptisch-arabischen Dialekte. Band 4: Glossar Arabisch-Deutsch (TAVO Beiheft B 50/4), Wiesbaden 1994, 447. 420 C. Peust, Die Toponyme vorarabischen Ursprungs im modernen Ägypten, Göttingen 2010, 76f. 421 C. Peust, Die Toponyme vorarabischen Ursprungs im modernen Ägypten, Göttingen 2010, 76f. 422 L. Stern, Koptische Grammatik, Leipzig 1880, 5; E.A. Elias, Modern Dictionary Arabic-English, Kairo 51950, 652 423 Y. Muchiki, Egyptian proper names and toponyms in north-western semitic, Atlanta 1999, 234. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

3. Ortsnamen

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also in einer Sprachstufe, in welcher dieser Lautwandel bereits abgeschlossen war. Wir können also darauf schließen, dass er bereits gegen Ende der Ramessidenzeit bzw. zum Ende des Neuen Reiches in Ägypten und dann auch schon in der Levante existierte.424 Besondes wichtig für die Bestimmung des Toponyms ist vor allem die Stelle Jes 11,11, denn hier er scheint es wie in allen keilschriftlichen Belegen ebenfalls in einer Dreierkette nach Muṣur und vor Kūsi (d.h. zwischen „Ägypten“ und „Kusch“). Dies hat J. Leibovich zu der These geführt, patrôs habe gar nicht in Ägypten gelegen, sondern südlich von Elephantine, also in Nubien. 425 Günter Vittmann hielt das für abwegig, denn Nubien würde bereits durch das Toponym Kūsi bzw. Kusch abgedeckt.426 Entsprechend ist diese These dann auch nie mehr verfolgt worden. 427 Vittmann betont, dass wir nicht genau wissen, ob der semitische Begriff, wenn er für Ägypten südlich von Memphis steht und nicht für ganz Ägypten, auch Mit telägypten mit einschließt. Besieht man sich zudem die demotischen Belege, so ist die Lokalisierung von p-t-rs ziemlich widersprüchlich. Günter Vittmann versucht dies mit einer Unterscheidung zwischen der offiziellen Definition und einer inoffiziellen zu erklären. Danach habe als Südland offiziell das Niltal zwischen Memphis und Elephantine gegolten, inoffiziell jedoch nur die Thebais, also die Region zwischen Elephantine und Hermopolis428 unter Ausschluss der mittelägyptischen „Heptanomis“429 (so genannt von Ptolemaios). Er verweist ferner darauf, dass in den Inschriften von Monthemhet, Ibi und Padihorresnet ganz offiziell die Grenzen der Thebais angegeben werden (Hermopolis und Elephantine).430 Nun gibt es eine weitere Bildung tp-rs, die seit der 18. Dynastie für das Gebiet zwischen Thebais und Elephantine steht und die möglicherweise eine (spätere?, umgangssprachlichere) Parallelbildung zu tp šm „Kopf von Oberägypten“ ist, einer Bezeichnung von Elephantine.431 M.E. hatte also Leibovich mit seiner Analyse recht: p-t-rs ist weder in Ägypten noch in Nubien zu suchen, sondern dazwischen. Während der gesamten napatanischen und meroitischen Geschichte spielte nämlich eine Art Niemandsland zwischen Ägypten und Nubien eine große Rolle, die nach den griechischen Autoren als Dodekaschoinos bezeichnet wird.432 Die Dodekaschoinos433 oder das „Zwölfmeilenland“ (gr. δυώδεκα σχοῖνοι „Zwölfschoinenland“) war nach Herodot II, 29 sowie griechisch-römischen Tempelinschriften aus Nubien und Philae (Ergamenes bis Hadrian) die Grenzregion zwischen Ägypten und Kusch, ein Gebiet von ca. 135 km (12 Schoinen oder trw) Ausdehnung zwischen Syene und Takompso (Tqmps),434 d.h. Hiera Sycaminos (heute: al-Maharraqa) entlang des Nils (nach Claudius Ptolemai435 os). In der Frühzeit wurde Elephantine überhaupt nicht als zu Ägypten gehörig angesehen; man kann so 424 Natürlich kann man immer von einem Fehler ausgehen, d.h. eine fehlerhafte Umstellung der Konsonanten im he bräischen Text. Damit wäre ursprünglich patores anzusetzen (persön. Mitteilung J. Quack). 425 J. Leibovich, Pathros, in: BIE 17, 1935, 69-82. 426 G. Vittmann, Der demotische Papyrus Rylands 9, Wiesbaden 1994, 289. 427 Zuletzt mit weiteren Hinweisen: Ch. Fontinoy, Les noms de 1’Egypte en hebreu et leur étymologie. in: CdE 64, 1989, (90-97) 92. 428 J. Ball, Egypt and the Classical Geographers, Kairo 1942, 110f.; A. Calderini, Dizionario di nomi georgrafici e topografici dell’Egitto Greco-Romano, Bonn 1936, Band II 154f. 429 J. Ball, Egypt and the Classical Geographers, Kairo 1942, 110f.; A. Calderini, Dizionario di nomi georgrafici e topografici dell’Egitto Greco-Romano, Bonn 1936, Band II 154f. 430 Vgl. E. Graefe, Zwei Ergebnisse einer Inspektion des Grabes No 196 in Assassif, in: CdE 46, 1971, (234-249) 245; E. Graefe, Untersuchungen zur Verwaltung und Geschichte der Institution der Gottesgemahlin des Amun vom Beginn des Neuen Reiches bis zur Spätzeit ÄA 37, Wiesbaden 1981, II, 86; J. Leclant, Montouemhat, quatrième prophète d’Amon, prince de la Ville, Kairo 1961, 63f.; 268; G. Vittmann, Priester und Beamte im Theben der Spätzeit, Wien 1978, 191 & 198. 431 Wb. IV, 473, 2-4; A.H. Gardiner, The Reading of the Geographical Term [tp-rs], in: JEA 43, 1957, 6-9; E. Marin-Pardey, Untersuchungen zur ägyptischen Provinzialverwaltung, Hildesheim 1976, 163f. 432 L. Török, Between Two Worlds: The Frontier Region Between Ancient Nubia and Egypt, 3700 BC-AD 500, PdÄ 29, Leiden 2009. 433 A. Schlott, Die Ausmaße Ägyptens nach altägyptischen Texten, Diss. Tübingen, 1969; A. Schlott, im: LÄ I, Wiesbaden 1975, Sp. 1112f., s.v. „Dodekaschoinos“. 434 H. Schäfer, Der Name Takompso, in: ZÄS 41, 1904, 147f. 435 L. Török, To the History of the Dodekaschoenos between ca. 250 B.C. and 298 A.D., in: ZÄS 107, 1980, 76-86; © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

gar davon ausgehen, dass die ethnische Grenze und die Sprachgrenze noch in historischer Zeit gar nicht in Elephantine lag, sondern etwas nördlich davon. Noch im Alten Reich reichte das nubische Siedlungsgebiet bis nach Kubaniye, 18 km nördlich von Assuan. 436 Seidlmeyer geht sogar noch weiter, wenn er meint, man sei geradezu versucht, Elephantine als eine Art ägyptischer Kolonie in fremdem Territorium zu be trachten.437 Wie aber sieht es mit Miṣrayim im Hebräischen aus? Nach der 18. Auflage des Gesenius steht es nicht nur für Ägypten an sich, sondern speziell für Unterägypten (Jes 11,11; Jer 44,15, Gn 13,10. 21,21. Jes 19,18f.). Bei genauerer Sicht der Textstellen lässt sich dies jedoch nicht erhärten: Miṣrayim bezeichnet auch im Hebräischen immer das gesamte ägyptische Niltal. Mit anderen Worten: ‫ תפְפתרֺרוס‬patrôs ist wohl wie sein keilschriftliches Pendant eine Bezeichnung für das Niemandsland zwischen Nubien und Ägypten, das als Dodekaschoinos bekannt ist. GTT § 118; Görg, NBL II, 87; Baker & Redford, ABD V, 178.

F. Breyer, Keilschriftlich uriṣṣu = paturesi = hebr. ‫תר ווס‬ ‫ = פַח נ‬äg. p-t-rs „Oberägypten“? Eine philologische crux und ihre Auswirkungen auf die Chronologie der ägyptischen Spätzeit (Ms.).

‫ תפְפת ֻחרִחסי ם‬patrusîm

1094

Patrositer (Gen 10,14 mit Parallele in 1Chr 1,12)

Gentilicium zu Patros Samaritanisch Fitrāsǝm; Septuaginta Πατροσωνιειμ u.ä.; Josephus φεϑρώσιμος; Vulgata Phetru/osim. Vgl. den Kommentar zu ‫ תפְפתרֺרוס‬patrôs.

‫ צ ֹטתע ן‬ṣoan

1128 Zoan, Tanis (Nu 13,22. Jes 19,11. 13. 30,4. Ez 30,14. Ps 78, 12.43) In Unterägypten; Königsstadt in den Dynastien 21-23 (ca. 1069-730 v. Chr.). Identifiziert mit Ṣān el-Ḥagar im östlichen Nildelta unweit des Mezāles-Sees. In Ez 30,14 genannt neben ‫ תפְפתרֺרוס‬patrôs und ‫נ א‬ ‫ ֹט‬ no. Griechisch Τᾶνις, koptisch Sϫⲁⲛⲏ, Bϫⲁⲛⲏ, ϫⲁⲛⲓ, demotisch ny (z.T. mit Wasser- oder Kanalklassifikator geschrieben wie in Wenamun 1.3 ), neuassyrisch ṣa-a-nu (Assurbanipal I, 96; Ranke, KM 34), arabisch Ṣān. Im Neuen Reich belegt ist der Ortsname als  (nur in der Verbindung sḫ.t , daher als Identifikation nicht ganz sicher). Im Ägyptischen gibt es zwei Varianten des Ortsnamens: n(.t) und , die miteinander zusammenhängen dürften. Das n scheint chronologisch später aufzutreten und wohl kaum mit semitisch -ān zu verknüpfen zu sein (Gardiner), sondern eher mit der Nunation (Peust). Möglicherweise ist das Toponym grundsprachlich als „Weiler“ zu erklären (vgl. arab. ḍaya „Landgut, kleines Dorf“, gǝǝz iot „Weideland“). Weitere ägyptische Erklärungen sind sḫ.t  „Feld des Sturmwindes“ (Bietak) oder nn.t „Schädel“ (Daressy). Es sollte nicht verschwiegen werden, dass es auch einen Vorschlag gab, das ägyptische Toponym auf eine hebräische Wurzel ‫צע ן‬ ṣn „umherstreifen“ zurückzuführen (Lutz). Die Entsprechung hebräisch ‫ – צ‬ägyptisch  ist regulär. Die Gleichung wird weiter durch den keilschriftlichen Befund erhärtet, denn bei den Inschriften Assurbanipals ist durch den Kontext abgesichert, dass es sich bei ṣa-a-nu um Tanis handeln muss. Interessant ist der Umstand, dass die Vokalisation der verschiedenen Belege ziemlich unterschiedlich ist: Während im griechischen Τᾶνις wie im keilschriftlichen ṣa-a-nu der Tonvokal a erhalten ist, hat diehebräische Graphie o. Nun ist es eine der Lautregeln im Ägyptisch-Koptischen, dass sich der Tonvokal * zu  verschiebt (vor Labial zu ). Damit hätten wir einen Beleg dafür, dass das Toponym ziemlich spät ins Hebräische gelangt ist, deutlich später als ins Griechische. G. Dietze, Philae und die Dodekaschoinos in Ptolemäischer Zeit: Ein Beitrag zur Frage ptolemäischer Präsenz im Grenzland zwischen Ägypten und Afrika an Hand der architektonischen und epigraphischen Quellen, Leuven 1994; J. Locher, Die Schenkung des Zwölfmeilenlandes in der Ergameneskapelle von Dakke, in: CdE 72, 1997, 242-268; J. Locher, Topographie und Geschichte der Region am ersten Nilkatarakt in griechisch-römischer Zeit, Stuttgart 1999. 436 S. Seidlmayer, Town and State in the Early Old Kingdom: A View from Elephantine, in: A.J. Spender (Hrsg.), Aspects of Early Egypt, London 1996, (108-127) 111. 437 Siehe vorige Anm. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

3. Ortsnamen

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Freilich handelt es sich bei dem entsprechenden Vokal wohl eher um einen Vortonvokal. Was den Nachtonvokal von Τᾶνις angeht, so ist das ι wohl der Überführung in die giechische Stammbildung geschuldet oder aber der Tatsache, dass die nördlichen Dialekte zu i als unbetontem Auslautvokal tendieren.438 Bemerkenswert ist ferner, dass sich sowohl bei der hebräischen als auch bei der keilschriftlichen Graphie noch Reflexe des ägyptischen  finden, denn das „Ayin“ schwindet im Ägyptischen erst in der Ptolemäerzeit. Man könnte sich übrigens durchaus fragen, ob in dem musikalischen Akzent des Griechischen nicht vielleicht sogar Vergleichbares vorliegt (/táànis/). Ältere Literatur bei GB; GTT §419a; Alt, KS 3, 176-185; Naaman, VT 31, 488-492; RÄRG 765f.; BrunnerTraut, Ägypten, ²1982, 328-331; Römer, LÄ VI, 194-209; Görg, NBL III, 778f.; Redford, ABD VI, 1106f. (Lit.); Gauthier, DG VI, 111; Montet, Géographie I, 192-197 & 201f.; Muchiki 235; Peust, GM Beih 8, 80 (Lit); Gardiner, AEO II ,199*-201*; J. Černý, Coptic Etymological Dictionary, Cambridge 1976, 358; F. Leclère, Les villes de Basse Égypte au Ier millénaire av. J.-C., Kairo 2008, 393-486; W. Schenkel, LingAeg 10, 28; Vycichl DELC 328; Westendorf, KoptHWb 482 ; H. Lutz, Toponomastic Patterns of Ancient Egypt, in: Names 5, 1957, (14-26) 25; M. Bietak, Tell el-Daba II, Wien 1975, 136, Anm. 601; G. Daressy, Revue Archéologique 25, 206; S. Timm, Das christlich-koptische Ägypten in arabischer Zeit, Wiesbaden 1984-1992, 2264-2270.

‫תרְפעְפמֵנסס‬

ramses und ‫ תרתעְפמֵנסס‬raameses

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Ramses(stadt) (Gen 47,11. Ex 1,11. 12,37. Num 33,3.5) Die Deltaresidenz der Pharaonen der 19. und 20. Dynastie, gegründet von Ramses II. (1290-1224). Identifi ziert mit einem Gelände von 10 km Ausdehnung zwischen Tell eḍ-Ḍaba (= Auaris) und Qanṭīr, ca. 20 km südlich von Ṣān el-Ḥagar (= Tanis) und 60 km westlich des Suezkanals. In Gen 47,11: ‫ ׂש א ׂשר ץ תרְפעְפמֵנסס‬æræṣ ramsēs. „Land (d.h. Gebiet) von Ramses“. Septuaginta ῥαμεσσῆ. Die Stadtgeschichte von Pi-Ramesse und Tanis hängt zusammen: Tanis wurde gegründet bzw. ausgebaut, nachdem der pelusische Nilarm austrocknete, weswegen Pi-Ramesse an Bedeutung verlor. Gleichzeitig bildete Pi-Ramesse einen willkommenen Gewinnungsort für ramessidische Spolien zum Ausbau der neuen Deltaresidenz. Der Name des Pharaos Ramses kommt auch heute noch in modernen Toponymen in Ägypten vor, etwa Maṣraf Ramsīs oder Qaryat Ramsīs.439 Nach Vycichl (DEC 175) und Yoyotte handelt es sich dabei um ramessidische Gründungen.440 Es gilt jedoch zu bedenken, dass der Pharaonenname im heutigen Ägypten wieder als Personenname gebraucht wird und außerdem wieder zur Benennung von Orten, wie der Vor platz des Hauptbahnhofes von Kairo zeitgt, der Mīdān Ramsīs („Ramses-Platz“) heißt. Ramses bedeutet auf Ägyptisch „Re (ist es), der ihn hervorgebracht hat“ (R(.w)-ms-św). Zum Gottesnamen Re vgl. den Eintrag ‫ ֲה אִחחי תרע‬aḥîra. GTT § 419; Alt, KS III, 176-285; Redford, VT 13, 408-413; Helck, VT 15, 40-48; Uphill, JNES 27, 299-304 und JNES 28, 15-39; W.H. Schmidt, BK II, 37f.; Bietak, DÖAW IV, 1975; Görg, NBL III, 281f.; Wente, ABD V, 617f.; Gauthier, DG III, 129; Montet, Géographie I, 194; Muchiki 235.

‫ ְפש אֺרול‬šeôl

1306

Scheol

Unterwelt, Toten-, Schattenreich, tief unten unter der Erscheibe gelegen (Dtn 32,22. Jes 7,11). Samaritanisch šiyyol, syrisches Lehnwort im Äthiopischen siol, tigrinisch šeol; syrisch šiwul; Septuaginta überwiegend ᾅδης, Vulgata überwiegend infernum, inferi. Nicht hybrid ägyptisch-hebräisch š.-l „See des El“ (Wifall, in: ZAW 92, 1980, 27f.) in Analogie zum „See des Horus“ (šyhwr); denn es gibt für Wifalls Beleg keine ägyptische Quelle, auch stimmt die Vokalisation nicht. Nach Albright & Baumgartner leitet sich dieses Wort aus dem Sumerisch-Akkadisch ab, und zwar von šuāra „Wohnung des Tammuz in der Unterwelt“. Görg bringt eine rein ägyptische Etymo438 Die letztgenannte Erklärung verdanke ich Joachim Quack. 439 C. Peust, Die Toponyme vorarabischen Ursprungs im modernen Ägypten, Göttingen 2010, 75. 440 J. Yoyotte, Souvenirs de rois anciens (Toponymie de l’Égypte pharaonique II), in: GLECS 8, 1957-1960, (7378) 77. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

logie ins Spiel und zwar eine Fügung aus š. „See“ und rw „Binsengefilde“, d.h. das Syntagma bedeutet wörtlich „Binsenmeer“. Dazu verweist er auf koptisch ϣⲏⲓ, ϣⲉⲓ, ϣⲁⲓ (KoptHWb 484) und die rekonstruierte Vokalisation *š < *š (Fecht, Wortakzent, 99; Osing NBÄ 814). Für rw wird auf koptisch Bⲁⲗⲓ (KoptHWb 484) verwiesen, zum /l/ in der Auslautsilbe auf Osing, NBÄ 814. Ferner führt Görg ins Feld, in der Gruppenschrift stünden die Gruppen mr+t/mr+ï für ()i/()e. Damit könne man eine Monophthongisierung ej >  (*š > *š) in Rechung stellen – der Auslaut w sei abgefallen. Die Gleichung ist m.E. sowohl phonologisch als auch semantisch nicht von der Hand zu weisen, vgl. den Artikel von J. Leclant, LÄ I, 115b s.v. „Champs-Élysées“.441 Dass das ägyptische r im koptischen als ⲗ erscheint, kommt auch bei anderen Lexemen vor, vgl. rr.t „Traube“ - koptisch ⲉⲗⲟⲟⲗⲉ (DEC 41).442 Albright, Fs Haupt 143-154 & JBL 75, 257; Köhler, JBL 75, 71-74 & JSSt 1, 9-19f.; Baumgartner, ThZ 2, 233235; Dévaux, Sphinx 13, 120f., W. von Soden, UF 2, 331f.; Rössler apud Stier, Ijjob, München 1954, 295; Wifall, ZAW 92, 27f.; 325-332; Emerton, VT 37, 214-218; Tromp, BibOr 21; McCord, Elliot, Fs Lewis 124-137; Gordon, Eblaitica 24; Jeremias, ThWNT I, 146; Gerleman, THAT II, 837-844; Wächter, ThWAT VII, 901-910 (Lit.). M. Görg, „Scheol“ - Israels Unterweltsbegriff und seine Herkunft, in: BN 17, 1982, 26-34; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, Wiesbaden 1991, 35-42.

‫ ִחשחֺרור‬, ‫ ִחשיחֺרור‬und ‫חר‬ ‫ ִחש ֹט‬šiḥôr, šîḥôr, šiḥor 1347 Schihor Eigenname; ① Horusgewässer an der Ostgrenze des Niltals (Jos 13,3. 1Chr 13,5); Lage unsicher: möglicherweise der pelusische Nilarm oder der Ostteil des Mezāles-Sees (Wüst) oder einer der Seen nördlich von Qanṭara am Horusweg (Bietak) oder das Wādī el-Arīš (Naaman). ② Wahrscheinlich Bezeichnung für den Nil überhaupt (Jes 23,3. Jer 2,18). In Jes 23,3 steht die Glosse ‫ ְפי אֺרור‬jeôr. Vulgata fluvis turbidus [qui inrigat Aegyptum] (Jos 13,3); Sior [Aegypti] (1Chr 13,5); [aqua] turbida (Jer 2,18). < ägyptisch š-Ḥr(.w) „Teich, See des Horus“ (nicht der Nil im ganzen!). Für die Vokalisation des ägyptischen Wortes für „Teich“ ist auf die Behandlung im vorhergehenden Eintrag ‫ ְפש אֺרול‬šeôl zu verweisen, für den Gottesnamen „Horus“ auf den Eintrag ‫ ׂשב ן־חור‬bæn-ḥûr. Koehler, ZAW 54, 289-291; Alt, ZAW 57, 147f.; Naaman, Tel Aviv 7, 95-109; Saebø, ZDPV 90, 30f.; Wüst, BTAVO B 9, 33-40; Olofsson, SJOT 2, 169-200; Bietak, LÄ V, 623-626; GTT §§ 70, 290 und 295; Görg, NBL III, 473; Betz, ABD V, 1212. Wb IV, 397:4; Gauthier, DG V, 124f.; Montet, Géographie I, 200.

‫ְפתתחְפפ ְפנֵנחס‬, ‫ תתְפחתפ ְפנֵנחס‬und ‫תתְפחְפפ ֵננס‬

1434 ON Tachpanhes taḥanḥes, teḥappeneḥes, taḥpenes (Jer 2,17. 1K 43,7-9. 44,1. 46,14. Ez 30,18) In Ägypten, Aufenthaltsort der nach der Ermordung Gedalijas (587/6 v. Chr.) ausgewanderten Judäer, darunter des Propheten Jeremia. Identifiziert mit Tell Defenne, ca. 40 km südwestlich von Pelusium (Tell Faramā) im östlichen Nildelta (anders Alt). Septuaginta und Eusebius Ταφνας (Ταφναι, Ταφναη); Vulgata dekliniert Tafnes, Tafnas, Tafnis; griechisch Δάφναι, Δάφναιη (Herodot III, 30); phönizisch tḥpnḥs. < auf ägyptisch (nicht direkt belegtes) t-ḥw.t [n.] nḥs „die Burg des Negers“ (Spiegelberg) oder in der Fassung von Jer 2,16 K t-ḥ.t [n.] nsw „die Festung des Königs“ (Görg). Muchiki (236) spricht sich für die Gleichung Spiegelbergs aus, kennt offenbar jedoch diejenige von Görg nicht. Interessant ist, an wen Spiegelberg beim „Neger“ dachte, nämlich an Psammetik I., den er Schäfer folgend für einen Kuschiten hielt; möglich seien jedoch auch Taharka oder Tanutamani. Später hat er von Psammetik Abstand genommen. Albright dachte bei Pinhas an einen thebanischen General des frühen 11. Jhds., der eine Rebellion im Norden Ägypten derart effektiv unterdrückt hätte, dass sein Name in Verbindung mit Ortsnamen auf Jahrhunderte bewahrt worden wäre. 441 Das Problem ist nur, dass im Ägyptischen sḫ.t-rw reichlich belegt ist, **š.-rw dagegen überhaupt nicht (Hinweis J. Quack). 442 K. Sethe, Die Hieroglyphe des Auges und das Wort irr.t „Weintraube“, in: ÄZ 58, 1923, 45-47; B. Gunn, The Writing of the Word for „Grapes“, in: ÄZ 59, 1924, 71-72. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

3. Ortsnamen

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Die griechischen Nebenformen Θεκ/χεμεινα legen nahe, dass das p aus einem m verschrieben oder verlesen ist. Wenn der ON „Haus des Königs“ heißt, muss man nicht nach einem ägyptischen Ortsnamen su chen. Rekonstruktion nsw als *jnzuw durch J. Zeidler. Nach Loprieno ist im Westsemitischen eine Konnotation „Südländer“ = „Begünstigter“ entstanden, die auch auf die Namen mit dem ägyptischen Bestandteil nḥs ausgeweitet wurde, d.h. hier seien keine „Nubier“ gemeint. Roman Gundacker hat in seiner Dissertation ein ganzes Überlieferungskonvolut um den ägyptischen Königstitel nsw entwirrt und hierbei auch die gegenseitige Kontamination ähnlich klingender ägyptischer Orts- und Personennamen einbezogen.443 Zu diesen gehört auch das hier besprochene Toponym. Vgl. hierzu im Einzelnen den Eintrag ‫ תתְפחְפפ ֵנניס‬taḥpenês. W. Spiegelberg, Ägyptische Randglossen zum Alten Testament, Straßburg, 1904, 38-43; W. Spiegelberg, Zu den alttestamentlichen Namen der Stadt Daphne, in: ZÄS 65, 1930, 59f.; W.F. Albright, Baal-Zaphon, in: Fs A. Bertholet, Tübingen, 1950, (1-14) 13f.; A. Alt, Taphnaein und Taphnas, in: ZDPV 66, 1943, 64-68; A. Loprieno, Nḥsj „der Südländer“?, in: H. Guksch & D. Polz (Hrsg.), Stationen. Fs Stadelmann, Mainz 1998, 211-217; M. Görg, „Tachpanhes“ - eine prominente judäische Adresse in Ägypten, in: BN 97, 1999, 24-27 und NBL III, 767; GTT § 1319; Jones & Fiema, ABD VI, 308f. (Lit.); Devauchelle, DB Suppl. XIII, 875-880; Cledat, BIFAO 23, 40ff. J. Zeidler, Beiträge zur Nominalbildung des Ägyptischen, in: WdO 29, 1998 (21-32) 27f.; J. Zeidler, Die Entwicklung der Vortonsilben-Vokale im Neuägyptischen, in: L. Gestermann & H. Sternber-el-Hotabi (Hrsg.), Per aspera ad astra (Fs. W. Schenkel), Kassel 1995, (195-237) 224-226; T. Schneider, Zur Etymologie der Bezeichnung „König von Ober- und Unterägypten“, in: ZÄS 120, 1993, (166-181) 167-174.

‫תׂשפת‬ ‫ ּנ‬tōæṯ

1454 Tophet Tofet, auch mit Artikel. Nach einer ursprünglich kanaanäischen Kultstätte im Tale Hinnom südlich von Jerusalem (Wādī er-Rabābe), Sitz des sogenannten Moloch-Kultes (2R 23,10. Jer 7,31f. 19,6.11-13); genaue Lage unbekannt, vielleicht auf dem Gelände des späteren Hakeldama (vgl. Eusebius). Septuaginta Ταφετ, Θοφϑα, Θοφφεϑ u.a. Διάπτωσις (Jer 19,6); Aquia Θοφϑ, Symmachus Θαφεϑ, Eusebius: Θαφεϑ; Ταφεϑ, Vulgata: Thafeth, Thofeth, Hieronymus t[h]ophet (Jes 7,31. 19,6,Siegfried, ZAW 4, 61). Meist wird darauf verweisen, es handle sich um ein aramäisches Lehnwort „Feuerstätte“ und eine Assoziation mit topaet „etwas Verächtliches“. Görg schlug jedoch eine ägyptische Etymologie vor, nämlich t Ptḥ oder t-s.t-n(.)-Ptḥ „Stätte des Ptah“. Dies sei besonders im Hinblick auf die Gleichung Ptah – Hephaistos – Feuergott – Koschar sinnvoll. Für die Nebenform taptaeh (Jes 30, 33) verweist er auf den Namen des Pharaos Merenptah (Jos 15,9. 18,15). Zum Gottesnamen Ptah ausführlich der Eintrag ‫ׂשנְפפתו ֺר תח‬ nætôaḥ. Görgs Etymologie erscheint mir recht gewagt, nicht so sehr aus phonologischen Gründen (falsche Vokalisation, Fehlen des ḥ), sondern aufgrund der Semantik. Zwar wird Ptah in der Tat mit Hephaistos geglichen und eine Verbindung zu dem kanaanäischen Gott kṯr ist nicht ganz abwegig, jedoch scheint mir nicht einsichtig, warum ausgerechnet eine Verehrungsstätte für Ptah zum Tophet werden soll. Robertson Smith, The Religion of the Semites, ³1927, 377 mit Anm. 2; Pesce, OrAnt 2, 248f.; Day, UCOP 41, 2428; Dearman, JNWSL 22, 59-71; Dahood, Fs Pope, 98; Tournay, RB 104, 354-367; Mulder, ThWAT VIII, 741746 (Lit.). M. Görg, Tophaet (Tofet): „Die (Stätte) des Feuergottes“?, in: BN 43, 1988, 12-13; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, ÄAT 11, Wiesbaden 1991, 33-34; O. Keel, Der ägyptische Gott Ptah auf Siegelamuletten aus Palästina/Israel. Einige Gesetzmässigkeiten bei der Übernahme von Motiven der Grosskunst auf Miniaturbildträger, in: O. Keel et al., Studien zu den Stempelsiegeln aus Palästina/Israel II, Fribourg 1989, 281-323, bes. 304-307; M. Görg, Ptah in der Bibel, in: BN 86, 1997, 24-28.

443 R. Gundacker, Studien zu Genese und innerer chronologischer Schichtung der Pyramidentexte, Diss. Wien 2009, Kapitel 2.2.4. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

‫ תת ְפרשיש‬taršîš

1459 Tarschisch Ortsname Tarschisch, Tarsis, Tartessos, phönizische Handelskolonie (Jes 23,1.6.10.14. Ez 27,25), eine ferne Gegend (Jes 66, 19; Ps 72,10), Exporthafen für Silber (Jer 10,9) und andere Matelle (Ez 27,12). Bemer kenswert ist der Ausdruck „Tarschisch-Schiff, vgl. „Grönlandfahrer“ oder ägyptisch „Byblos-Schiff“ (1Ri 10,22. 22,49. Jes 2,16). Samaritanisch Taršəš, keilschriftlich uruTar-zi, kurTar-sis(i); Septuaginta Θαρσις, Καρχηδών (Karthago) u.ä.; Josephus Θαρσος; Eusebius Καρχηδών, Θαρσεῖς; Vulgata: Tharsis oder Umschreibung durch mare u.ä., griechisch Ταρτεσσος. Ableitung nach Gesenius18 1459 (Galling): iberisch Tartuli, Tarduli + phönizische Endung -essos > Tartessos. Die genaue Lage dieses Toponyms ist unbekannt und umstritten. Möglicherweise ist es im westlichen Südspanien (Huelva am Rio Tinto, Cádiz und die Gegend des Guadalquivir-Deltas) zu suchen oder um Karthago (vgl. Septuaginga), in Etrurien, oder vielleicht handelt es sich lediglich um einen Symbolnamen für ein fernes und reiches Land (Gordon, Görg). Sekundär von diesem Toponym abgeleitet ist nach der Herkunft der Name eines Edelsteins am Pektoral des Hohenpriesters (Ex 28,20 &c.), Chrysolyth oder nach der Lokalisierung in Südspanien der spanische Topas (Galling). Eine weitere Ableitung wird zum Personen- und Sippennamen – einer der Träger war Reichsminister des persischen Großreiches (Est 1,14). B Görg führt hier koptisch ⲧⲣⲉϣⲣⲱϣ (KoptHWb 245) „rot“ an, vgl. Osing, NBÄ 300, ägyptisch ṭšr (Wb V, 388), demotisch trš, koptisch ⲧⲱⲣϣ „rot sein“. Er hat jedoch selbst Bedenken lautlicher und sachlicher Art. Besser erscheint ihm daher eine Verbindung zu tr „Grenze“ (Wb V, 585f.), koptisch ⲧⲁⲣ (KoptHWb 241), verbunden mit šs „Wertvolles“ (Wb IV, 542). Die Gesamtbedeutung des Toponyms sei „fernes Land voll Kostbarkeiten“. Nun bedarf es einer sehr weiten Semantik, um von „Grenze“ auf „fernes Land“ zu kommen. Außerden sind die beiden letzten Konsonanten im hebräischen gleich, bei šs „Wertvolles“ jedoch nicht.444 M.E. ist Görgs Etymologie daher nicht überzeugend. GTT §251; Galling, ZSPV 88, 1-18 & 140-181 (Lit.) und BRL² 332f. (Lit.); Gordon, JNES 37, 51f.; Hoenig, JQR 69, 181f.; Mishor, Leš. 34, 318f.; Berger, WdO 13, 61-77; M. Koch, Tarschisch und Hispanien, 1984; Lipiński, ZAH 3, 51f. und ThWAT VIII 778-781 (Lit.); Görg, NBL III, 785 (Lit.); Gasque, ABD VI, 331-334; Briquel Chatonnet, DB Supp. XIV, 1-8. M. Görg, Ophir, Tarschisch und Atlantis. Einige Gedanken symbolischen Topographie, in: BN 15, 1981, 76-86; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, Wiesbaden 1991, 22-32.

4. Appellativa

‫ ׂש אְפביֺרו ן‬æḇjôn 6 arm, elend ① arm, bedürftig, wirtschaftlich schwach, unterdrückt (in der Regel von Israeliten) (Ex 23,6.11, Dtn 15,4.7.11 und öfter), ② elend, unglücklich (Jes 14,30. Jer 22,16. Ps 40,18 und öfter) Gesenius18 gibt als semitische Kognaten samaritanisch ibyon, ugaritisch byn, amorritisch bi und stuft koptisch ⲉⲃⲓⲏⲛ ebjēn (demot. bn) als hebräisches Lehnwort ein (anders Lambdin). Der älteren Lehrmeinung nach ist ‫ ׂש אְפביֺרו ן‬æḇjôn verwandt mit ‫„ אבה‬wollen, begehren“. Erman verband das Wort dann als Erster mit dem Altägyptischen, genauer gesagt mit dem koptischen ⲉⲃⲓⲏⲛ ebjēn von der Wurzel bn „schlecht sein“. Neben ⲉⲃⲓⲏⲛ ebjēn hat sich die Wurzel koptisch noch in der Form ⲃⲱⲱⲛ bōōn erhalten (DEC 28), ferner gibt es Nebenformen zu ⲉⲃⲓⲏⲛ ebjēn: Aϩⲃⲃⲓⲏⲛ und Lⲃⲓⲏⲛ. Albright hat die folgende Lautentwicklung vorgeschlagen: *(ĕ)bnĕw > *ĕbynĕ (hebräisch ebyōn) > ebyēn. Ellenbogen verweist darauf, dass das Wort ebenfalls im Ugaritischen vorkomme (bynt und byn), also ins frühe Kanaanäische entlehnt wurde. 444 Dies wäre freilich von geringem Gewicht, da s im jüngeren Ägyptischen an š assimiliert wird. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

4. Appellativa

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Nach Muchiki (237) herrscht allgemeiner Konsens darüber, dass es sich hier um ein ägyptisches Lehnwort handelt, allerdings spricht sie sich ebenfalls dafür aus, eine grundsprachliche Verbindung zu sehen. Der Hauptgrund hierfür ist semantischer Natur: Im Ägyptischen bedeutet das Wort „schlecht“, im Hebräischen „arm“. Die beiden Kognaten hätten sich unterschiedlich entwickelt. Im Ägyptischen sei es zu einer Dublette (bn/ⲃⲱⲱⲛ „schlecht“ - byn/ⲉⲃⲓⲏⲛ „arm“) gekommen, da eine Form mit dem Suffix -ôn ins Demotische (byn) entlehnt worden sei. Aufgrund der demotischen Belege ist also unwahrscheinlich, dass das hebräische ‫ ׂש אְפביֺרו ן‬æḇjôn aus dem Koptischen entlehnt ist, wie Erman meinte. Westendorf meint hingegen, das koptische ⲉⲃⲓⲏⲛ sei wohl ein Lehnwort aus dem Hebräischen (KHWb 24). Vycichl jedoch spricht sich emphatisch dafür aus, hier ein genuin ägyptisches Wort zu sehen (DEC 38). Er verweist darauf, dass an hand der hieroglyphischen Graphien nur sehr ungenügend zwischen den verschiedenen Formen der Wurzel unterschieden werden kann. Immerhin gibt es noch im Koptischen nicht nur das Adjektiv, sondern auch das entsprechende Verb ⲙⲃⲟⲛ „wütend sein“ (bn „schlecht sein“). Ferner meint Vycichl, das hebräische Wort sei gut semitisch, allein schon formal. Er verweist auf Wolfram von Soden, der sich in einem eigenen Aufsatz der Herkunft des hebräischen Wortes widmete. 445 Danach handelt es sich wohl um ein (alt)amurritisches Lehnwort im Hebräischen, vgl. die Form a-bi-a-na-ku „ich bin arm“ in einem Brief aus Mari. P. Fronzaroli hat dies ausgeführt und bestätigt.446 Summa summarum ist die These vom ägyptischen Lehnwort nicht zu halten. Hauck, THWNT VI, 38-40; Botterweck, THWAT I, 28-43; Gerstenberger, THAT I, 23-25; Lambdin, JAOS 73, 145f.; Erman, ZDMG 46, 109; Albright, VESO 18; Ellenbogen, 1; Wb. I, 443f.; Muchiki 237.

‫ ת אְפב ֵננט‬aḇnet 10 Gürtel, Schärpe Leinener Gürtel, Schärpe als Teil der Amtstracht des Priesters (Ex 28,4. 39f. 29,9. Lev 8,7.13. 16,4) bzw. des hohen Beamten (Jes 22,21). Mittelhebräisch und samaritanisch ābānǝt; Josephus ἀβαιδ < ἀβανηϑ, griechisch βυνητος „an Egyptian garment“ (Liddell & Scott 333b). Der ‫ ת אְפב ֵננט‬aḇnet wird im Pentateuch genannt als eines der Merkmale des Hohenpriesters. Bei Jesaia hingegen ist es ein Charakteristikum hoher Ämter im Allgemeinen, und das Anlegen des ‫ ת אְפב ֵננט‬aḇenēt scheint Bestandteil einer Art Investitur gewesen zu sein. Da sich bislang keine semitische Erklärung für dieses Wort fand, ist eine ägyptische Deutung nicht unwahrscheinlich, auch wenn es keine weiteren Indizien (etwa ein ägyptischer Kontext der Bibelstellen) gibt. Die Übersetzungen (Septuaginta, Onkelos etc.) sind sich einig mit der Bedeutung „Gürtel“ (ζώνη, balteus/cingulum) und auch in der exegetischen Literatur wird als Äquivalent ein Gürtelwort gebraucht. Auffällig ist, dass Josephus das Wort nicht übersetzt, sondern durch ἀβανηϑ wiedergibt. Erman hat auf die ägyptische Wurzel bnṭ „binden“ verwiesen, was jedoch von Stricker abgelehnt wurde. Ellenbogen und Muchiki halten die ägyptische Herkunft des Lexems für erwiesen. Danach handelt es sich wohl um ein Partizip Perfekt von bnṭ, das wahrscheinlich auch das griechische βυνητος zugrunde liegt. Die Wurzel bnṭ wurde wohl im Koptischen nicht weitergeführt. Hönig, Bekleidung, 78-80; Metzger, BHH, 615; Erman, ZDMG 46, 110; Stricker, AO 15, 10; Lambdin, JAOS 73, 146; Ellenbogen, 2; Wb. I, 465; Muchiki 237.

‫ ת אְפב ֵנרְך‬aḇreḵ

11 Abrek, Achtung! Bedeutung umstritten; herkömmlich übersetzt „Abrek!“, nach Spiegelberg „Achtung!“, nach Vergote „falle nieder!“, dagegen nach Croatto akklamierend gebraucht „und man rief vor ihm aus: Der Palastverwalter!“. „Du sollst mein Palastvorsteher sein“ (Gen 41,43). Entweder < ägyptisch :brk, koptisch ⲁϥⲣⲉⲕ afrek oder vielleicht richtiger < akkadisch abarakku (ein sumerisches Lehnwort) „Haus- und Palastverwalter“.447 Samaritanisch abrak, Hieronymus abrech. 445 W. von Soden, Zur Herkunft von hebräischn ebōn „arm“, in: MIO 15, 1969, 322-326. 446 P. Fronzaroli, Problemi della lessicografia comparativa semitica, in: Orient antiquus 11, 1972, 241-262. 447 So auch H.-P. Mathys, Der Achämenidenhof im Alten Testament, in: B. Jacobs & R. Rollinger (Hrsg.), Der Achämenidenhof, Wiesbaden 2010, 231-308. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

Das Wort ‫ ת אְפב ֵנרְך‬aḇrēḵ erscheint nur ein einziges Mal im ganzen Pentateuch und war schon immer viel diskutiert. Meist betrachtet man es als Ausruf bei der Ankunft des Joseph als neu ernanntem Verwalter des Pharao. Onkelos gibt ‫ ת אְפב ֵנרְך‬aḇrēḵ in seinem Targum auf aramäisch wieder als ‫„ אב א למלכ א‬dem König ein Vater“, die Septuaginta übersetzt es mit κήρυξ „Herold“ und die Vulgata paraphrasiert ut omnes coram eo genu flecterent. Die syrische Bibelübersetzung (Pešiṭṭa) betrachtet das offenbar als identisch mit dem aramäischen ‫„ ריכ א‬Edler“. Diesen Traditionen folgend übersetzte Martin Luther „Der ist des Landes Vater.“. Die rabbinische Tradition sieht das Lexem als etwas wie „Auf die Knie!“, eine Anweisung an das Volk. Während Joseph in einer Art Triumphzug nach seiner Inauguration durch die Straßen fährt, ein Bild, welches in der Kunstgeschichte mehrfach erscheint: „Dann sprach der Pharao zu Josef: Nachdem dir Gott dies alles kundgetan hat, gibt es niemanden, der so klug und weise wäre wie du. Du bist es, der über mein Haus gesetzt sein soll, und deinem Befehl soll mein ganzes Volk gehorchen; nur um den Thron will ich höher sein als du. Und der Pharao sprach zu Josef: Sieh, hiermit setze ich dich über das ganze Land Ägypten. Und der Pharao zog seinen Siegelring von seiner Hand und steckte ihn Josef an die Hand, er kleidete ihn in Gewänder von feinstem Leinen und legte ihm die goldene Kette um den Hals. Dann liess er ihn seinen zweiten Wagen besteigen, und man rief vor ihm her: Abrek! So setzte er ihn über das ganze Land Ägypten. Und der Pharao sprach zu Josef: Ich bin der Pharao, aber ohne deinen Willen darf niemand im ganzen Land Ägypten seine Hand oder seinen Fuss regen. Und der Pharao nannte Josef Zafenat-Paneach und gab ihm Asenat, die Tochter Poti-Feras, des Priesters von On, zur Frau.“ (Gen 41, 39-43). Man sieht direkt die Szenen aus Grabdekorationen des Neuen Reiches vor sich, in denen die Verleihung des Ehrengoldes dargestellt wird. Der ägyptische Kontext ist ganz einzeutig und wird durch den Gebrauch ägyptischer Lehnwörter noch verstärkt: „Pharao“ (‫עה‬ ‫ תפ ְפר ֹט‬parōh), „Siegelring“ (‫ חו ֺראת ם‬ḥôtām), „feinstes Leinen/Byssus“ (‫ ֵנשש‬šēš). Ellenbogen betont, es sei nirgends davon die Rede, dass der Streitwagen in Bewegung sei. Demnach sei das Szenario mit einer Streitwagenfahrt nicht gegeben und folglich auch die exklamatorische Deutung hinfällig. Spiegelbergs Interpretation („Achtung!“) scheint jedoch dem Kontext zu entsprechen. Allerdings gab Breasted zu bedenken, dass man eine Pluralform tn anstelle eines sg. k erwarten würde. Muchiki weist darauf hin, man könne sich den Ausspruch auch an eine singularische Identität gesprochen denken. Ellenbogen vergleicht ägyptisch bk „Diener“ (koptisch ⲃⲱⲕ, pl. ⲉⲃⲓⲁⲓⲕ). Er sieht jedoch selbst, dass bei einer solchen Entsprechung das ägyptische  durch hebräisch ‫ ר‬r wiedergegeben würde und argumentiert mit einem Autor, der gute Kenntnisse des Ägyptischen besessen habe. Zwar ist das ägyptische 〈〉 nach heutiger Lehrmeinung etymologisch sicherlich eine Liquida, jedoch bewegen wir uns mit dieser Beobachtung auf der grundsprachlichen und nicht der einzelsprachlichen Ebene. Ellenbogens Gleichung passt also lautlich nicht (Muchiki 236). Ein weiterer Lösungsansatz (Brugsch, Vergote, Redford) operiert mit einem prothetischen Aleph und einem semitischen Lehnwort im Ägyptischen brk „Ehrerbietung zeigen“ (:brk). Geht man jedoch von einem nicht-akkalmierenden Ausdruck aus, scheint die akkadische Interpretation ziemlich überzeugend (Ungnad, Croatto, Lipinski). Das akkadische abarakku ist seinerseits ein Lehnwort aus dem Sumerischen (abrig) und bezeichnet einen hohen Funktionär. Ausgehend von dem ägyptischen Kontext der Josephsgeschichte ist allerdings prinzipiell hier eine ägyptische Interpretation vorzuziehen. Welcher der vorgeschlagenen Gleichungen der Vorzug zu geben ist, vermag ich letztlich kaum zu entscheiden. Diskussion: LHA; Spiegelberg, OLZ 15, 317-321 (Rezension von Breasted, ASJL 21, 24); Ungnad, ZAW 41, 206; Lambdin, JAOS 73, 146; Gardiner, Fs Grapow 2; Herrmann, BHH 17; Redford SVT 20, 226-228 (Rezension von Kitchen, OrAn 12, 233-242); Vergote, Joseph, 135-141 & 151 (vgl. Rezension von Kitchen, JEA 47, 162); Croatto, VT 16, 113-115; Muchiki 236; Lipinski, ZAH 1, 61f.; Ellenbogen 3ff.

‫ אואל ם‬ûlām 47 Laube, Dach Vorhalle im Palast Salomos, Säulenhalle, Portikus (1Ri 7,6) bzw. im Tempel Salomos (1Ri 6,3. 7,19.21. Ez 8,16. 1Chr 28,11 &c.). Etymologie umstritten. Entweder zu einer Wurzel *lm (vgl. altsüdarabisch mlmt „Festhalle“), nichtsemitisch (Albright, JBL 75, 256; HAL) oder undeutbar (Noth). Meist erklärt durch akkadisch ellamu „Vorderseite“, d.h. „Vorhalle“ (des Tempels/Palastes). © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

4. Appellativa

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Septuaginta αιλαμ/αιλαμμωϑ; Hieronymus elamoth (Ez 40,16). < ägyptisch wrm.t „Laube, Dach“ (Wb. I, 333:2-3), koptisch Sⲟⲩⲁⲗⲙⲉ, Sⲟⲩⲟⲗⲙⲉ (KoptHWb 270; DEC 232). Görg leitet das Lexem aus dem Ägyptischen ab und bedient sich dazu einer innerägyptischen Rekonstruktion der Wurzel wrm „sich aufrichten, hochsteigen“, vgl. Osing, NBÄ 508. Eine Nominalform dieser Wurzel ist wrm.t „Laube, Dach“. Vor der Entlehnung ins Hebräische wäre die Femininendung abgefallen. Eine Wiedergabe des ägyptischen 〈r〉 durch hebräisch ‫ ל‬ist nicht nur möglich, sondern nach Ausweis der koptischen Formen sogar notwendig. Nach Görg kann ‫ אואל ם‬ûlām einen Vorbau bezeichnen, muss es jedoch nicht – denkbar sei auch ein Baldachin o.ä. Grundsätzlich ist auf die mögliche Existenz von Gebäuden in ägyptischem Stil in Jerusalem des 10. Jhd. hinzuweisen – phönizische Handwerker waren beim Jerusalemer Tempelbau beteiligt (1 Kön 7,13).448 Der ägyptische Baustil ist seit der ägyptischen Herrschaft in der südlichen Levante nachzuweisen, etwa in Tell el-Fāra (Süd), Ḫirbet es-Mšāš und Beth-Shean.449 Es gab aufgrund der ägyptischen Dominanz in Kanaan dort sogar ägyptische Tempel. 450 Früher ging man beim Tempel Salomons von einem Bīt-Ḫilāni aus, dies wird heute jedoch anders gesehen.451 Eine Unstimmigkeit bei Görgs Gleichung offenbart sich durch einen genauen Blick auf die koptischen Lexeme. Deren vokalischer Auslaut zeigt nämlich noch Reste der Femininendung -at. Ein solcher Rest ist in der hebräischen Form nicht greifbar. Ferner müsste man eine Art „Umspringen“ des a-Vokals annehmen, d.h. von *wlm zu ûlām. Hinzu kommt, dass das ägyptische w selbst im Koptischen noch konsonantisch ist und nicht vokalisch. Mit anderen Worten – die Gleichung ist alles andere als sicher. Rüger, BHH 2218; M. Görg, Weiteres zur Gestalt des Tempelbaus, in: BN 13, 1980, 22-25; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, ÄAT 11, Wiesbaden 1991, 68-71.

‫ ת אח‬aḥ 32 Kohlenbecken, tragbar, aus Metall oder Ton (Jer 36,22). Die Septuaginta gibt mit ἐσχάρα „Herd, Becken“ wieder, die Vulgata durch arula „Altärchen“ - die syrisch-aramäischen Übersetzungen haben „Feuer(stelle)“. Das ägyptische ḫ bezeichnet nicht nur ein Kohlebecken, sondern auch ein Gerät zum Darreichen des Räucheropfers, eine Räucherpfanne (Wb. I, 223). < ägyptisch ḫ (Wb I, 223:13-14), demotisch ḫ (E 69), koptisch ⲁϣ aš (DEC 20). Gegen Ellenbogen gibt es keinen Hinweis darauf, dass im Verlauf der ägyptischen Sprachgeschichte ḫ zu ḫ geworden ist, auch wenn es in der Tat möglich ist, dass ägyptisch „Ayin“ vor ḫ zu „Aleph“ wird (Osing, SAK 8, 217-221). Nach Muchiki (238) kann dieser Wechsel jedoch auch während des Transferprozesses ins Hebräische stattgefunden haben. Es sollte darauf hingewiesen werden, dass im Demotischen die Graphien variieren, d.h. es gibt neben ḫ auch ḫy und š (E 70-71). Die Unsicherheiten im Bereich der Phonologie sind fast unüberbrückbar, denn beide Konsonantengleichungen stimmen nicht überein. Nun wäre vielleicht ein Aleph im Hebräischen für ein spätzeitliches „Ayin“ noch irgendwie denkbar – das ägyptische Wort für Becken wurde jedoch in der Spätzeit offenbar bereits wie im Koptischen ausgesprochen, d.h. es gilt nicht eine (ägyptische) Diskrepanz zwischen ḥ und ḫ zu überbrücken,452 sondern zwischen ḥ und š. Allerdings setzt der spätägyptische Lautwandel von ḫ zu š allenfalls im 4. Jhd. v. Chr. ein, also nach der Übernahme ins Hebräische. Aufgrund der passgenauen Semantik ist die Gleichung daher wohl stimmig. BRL² 240f.; ASP VII, 205; CVOT Nr. 34; Müller, OLZ 3, 51; Lambdin, JAOS 73, 146; Ellenbogen 21; Wb. I, 223:13-16; Muchiki 238.

448 P. Wagner, Der ägyptische Einfluss auf die phönizische Architektur, Bonn 1980. 449 V. Fritz, Die Verbreitung des sogemannten Amarna-Wohnhauses in Kanaan, 1988, 27-34. 450 S. Wimmer, (No) More Egyptian Temples in Canaan and Sinai, in: I. Shirun-Grumach (Hrsg.), Jerusalem Studies in Egyptology, Wiesbaden 1998, 87-123 mit älterer Literatur. 451 V. Fritz, Paläste während der Bronze- und Eisenzeit in Palästina, in: ZDPV 99, 1983, 22-25. 452 Im Hebräischen gibt es hierfür keinen eigenen Buchstaben, d.h. die Diskrepanz besteht hier nicht. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

‫ א אחו‬āḥû

34 Sumpf-, Riedgras, sumpfige Wiese (Gen 41,2.18, Hos 13,15. Hi 8,11) Nach Vergote „Papyrusdickicht“. Septuaginta αχι (Jes. 19,7. Sir 40,16), samaritanisch āu, Hieronymus ahu (Gen 41,2) < ägyptisch ḥy, yḥ, koptisch Bⲁϧⲓ aḫi, Bⲁⲭⲓ aḫi „Sumpfgras“ (DEC 21). Im Ägyptischen gibt es mehrere zusammenhängende Wörter, die als Vergleich zum Hebräischen in Frage kommen: ① ḫḫ „geflutet werden“ (Wb. I 18:8), ② (w)ḫy „geflutet werden, grün sein“ (Wb. I, 258:13ff.), ③ demotisch ḫ.t „Zeit der Flut“ und ④ ḥy „Schilfdickicht“ (E 10). Nach Čérny (17) geht koptisch Bⲁϧⲓ, ⲁⲭⲓ auf griechisch ἄχει zurück, Vycichl sieht dies jedoch anders und etymologisiert es mit demotisch ḥy „Schilfdickicht“ (DEC 21). Offenbar wird im Ägyptischen „geflutet werden“ gleichgesetzt mit „grün werden“. Lambdin hat darauf hingewiesen, dass in der hebräischen Form das w im Auslaut noch erhalten ist, was auf einen sehr frühen Zeitpunkt der Entlehnung hindeute. Dasselbe Lexem wurde auch ins Ugaritische entlehnt (ẚḫ), jedoch dem Fehlen des w nach zu urteilen, zu einem späteren Zeitpunkt. Lautlich ist die Gleichung denkbar, selbst hinsichtlich der Vokalisation, denn Vycichl rekonstruiert das Wort als *aḫū (DEC 21).453 Janssen, JEOL 14, 68; AISS 47; Spiegelberg, RecTrav 24, 180-182; Lambdin, JAOS 73, 146; Wb. I, 18:8. I, 33:2. I, 258:13ff.

‫ ת אְפחאלאמה‬aḥlāmâ 39 roter Edelstein, „Amethyst“ (?) (Ex 28,19. 39,12) Bedeutung umstritten, ① nach Müller (bei GB) vielleicht Achat, ② nach Lambdin brauner Jaspis, ③ nach Quiring Magneteisenstein, ④ nach Harris indischer roter Granat. Septuaginta ἀμέϑυστος (vgl. Apk 21,20), samaritanisch ālēma. < ägyptisch ḫnm.t „roter Jaspis“ Bereits das Wörterbuch (Wb. III, 294) leitet das hebräische ‫ ת אְפחאלאמה‬aḥlāmāh vom ägyptischen ḫnm.t ab, eine Bezeichung für einen roten Edelstein, der für Amulette und Skarabäen verwendet wurde. Das ägyptische Lexem ist seit der 18. Dynastie bezeugt; das Produkt wurde aus Nubien bezogen – möglicherweise ist auch das Wort mit Ellenbogen ursprünglich „nubisch“ bzw. aus einer afrikanischen Sprache. Ein prothetisches Aleph ist auch bei anderen Entlehnungen ins Hebräische belegt und sollte kein Hindernis für die Gleichung darstellen. Muchiki (239) hat hier einen Fehler: Es stimmt nicht, dass äg. ns wie l ausgesprochen wurde, sondern vielmehr gibt es Hinweise auf eine Aussprache /l/ von graphemsprachlichem 〈n〉 in manchen Arealen (vor allem denjenigen, die später im Koptischen vom fayumischen Dialekt geprägt sind). Paradebeispiel ist in der Tat das Wort für „Zunge“ ns – Sⲗⲁⲥ, ⲗⲉⲥ. Muchiki hat eine Kondition gefunden, wonach das 〈n〉 seinen grundsprachlichen Lautwert /l/ noch erhalten hat: Zwischen 〈ḥ/ḫ〉 und 〈m〉. Als Beispiele fügt sie an: ① ḫnm „riechen“ > ϣⲱⲗⲙ, ② ḥnmnm „verwickelt werden“ > ϩⲗⲟⲙⲗⲙ, ③ ḫnm.t „Quelle“454 > ϩⲁⲗⲙⲉ, ϩⲟⲛⲃⲉ (Čérny 241, 280). Das ägyptische ḫnm.t wurde wohl im Koptischen nicht weitergeführt, jedenfalls erscheint es nicht in den etymologischen Wörterbüchern. Der Langvokal im hebräischen Auslaut ist – zumindest von ägyptischem Standpunkt aus – ungewöhnlich. Wenn wir annehmen, dass die Femininendung im Ägyptischem in Einklang mit dem grundsprachlichen Befund -at lautete, müsste hier (wenn überhaupt) ein Kurzvokal stehen. Wahrscheinlich ist die Längung also sekundär im Hebräischen erfolgt, wo es eine ganz normale Lautentwicklung darstellt. Das hebräische ḥ steht regelmässig für ägyptisches ḫ, da in den nordwestsemitischen Schriften hierfür kein eigenes Zeichen zur Verfügung steht. Die hebräische Vokalisation ist sicherlich auch in einem weiteren Punkt verschoben: Wohl durch Antritt des prothetischen Aleph wurde der Vokal zwischen ḥ und l/n elidiert und der darauffolgende gelängt.455 Insgesamt gesehen gibt es also zahl453 Es gilt jedoch zu bedenken, dass Vycichl die ägyptische Form wahrscheinlich aufgrund der hebräischen Gleichung rekonstruiert hat, was dann einen Zirkelschluss ergeben würde. 454 Gerade bei diesem Wort zeigt eine demotische Schreibung noch n, d.h. das l ist eine ganz junge sekundäre Entwicklung. Für diesen Hinweis danke ich Joachim Quack. 455 Denkbar ist auch eine umgekehrte Kausalitätskette: Weil der erste Vokal im Ägyptischen geschwunden oder stark reduziert war, wurde im Hebräischen ein prothetisches Aleph angefügt. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

4. Appellativa

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reiche Unschärfen, die sehr spezielle und vor allem identische Semantik dürfte jedoch diese insgesamt aufwiegen. Leider lässt sich nicht entscheiden, ob das ägyptische Wort grundsprachlich ist, oder nicht. Wenn es nämlich tatsächlich im Ägyptischen ein „afrikanisches“ Lehnwort sein sollte, scheidet ein gemeinsamer (d.i. grundsprachlicher) Ursprung der Lexeme aus. 456 Unabhängig davon kann es natürlich immer noch ein ägyptisches Lehnwort im Hebräischen darstellen. Brugsch, Wb. 1100; Erman, ZDMG 46, 116; Müller , bei GB; Lambdin, JAOS 73, 147; Quiring, SAGMN 205f.; Harris, ALUOS 54f.; Ellenbogen 22.

‫ ֵנ אטו ן‬eṭûn

43 Leinwand (Prv 7,16) „bunte Tücher aus ägyptischem Leinen“ (Delitzsch u.a. Gemser; anders Frankenberg). Vergleiche das Lehnwort im Griechischen ὀδόνη und jüdisch-aramäisch ‫„ ֲה אטו אנ א‬Seil, Strick“. < ägyptisch ṭm (Spiegelberg, Lambdin), demotisch tm.t/tm. Eine Dissimilation m > n wird durch die griechische Form nahegelegt (Muchiki 239). Der hebräische Anlaut ist ungewöhnlich, jedoch denkbar. Das ägyptische 〈〉 entspricht grundsprachlichem Aleph, von daher ist grundsätzlich ein harter Anlaut nicht auszuschließen, wie er durch ein hebräisches Aleph oder He wiedergegeben würde. Möglicherweise handelt es sich bei dem hebräischen Anlaut jedoch um eine Art Stütze für den folgenden Langvokal ē. Spiegelberg, ZVSF 41, 129f.; Lambdin, JAOS 73, 147; Wb. I, 153:15-16.

‫ ִח אי‬î

44 Küstenland, Insel, ferne Gestade Eigentlich Zuflucht für Seefahrer, daher sowohl Insel als auch Küste. ① Küstenland (Jes 20,6. 23,2.6. Jer 25,22. Ps 72,10. Ez 27,7. Jer 2,10. Ez 27,6. Da 11,18 K. Ez 27,3.15.35), ② (Ez 26,15.18. 39,6. Sir 43,23. Jes 11,11. 24,15. Est 10,1. Gen 10,5. Zeph 2,11. Jer 47,4), ③ ferne Gestade oder Länder (Jes 40,15. 41,1.5. 42,4.10.12. 49,1. 51.5. 59,19. 66,19. Jer 31,10. Ps 97,1. Jes 42,15. 60,9). Hieronymus iim (pl.), phönizisch-punisch y < ägyptisch w „Insel“. Muchiki (239) verweist für die lautliche Entwicklung des ägyptischen Wortes auf koptisch B-ⲓ- in der Verbindung ⲡⲓⲗⲁⲕϩ „Philae“ und meint, es könnte sich um eine sehr frühe Entlehnung handeln – die Korrespon denz von äg. w und hebr. y lasse es jedoch nicht zu, zwischen Lehnwort und grundsprachlichem Kognat zu entscheiden. Zu ägyptisch „Insel“ vgl. die Diskussion im Eintrag ‫ או ֺרִחפיר‬Ôîr. Grundsätzlich ist die Gleichung phonologisch und semantisch sehr überzeugend, auch wenn Gleichungen von derartiger Kürze generell problematisch sind. Brugsch, Wb. 29; Erman, ZDMG 46, 107; Lambdin, JAOS 73, 147; Wb. I, 47ff.

‫ ֵנ איאפה‬êâ und ‫ ֵנ אאפה‬eâ

50 Epha Normalmaß für Trockenes, fußend auf dem babylonisch-persischen Maßsystem ① (als Maßeinheit) Zehntel eines Homer (Ex 16,36; Jes 5,10; Ez 45,11), ② zum Messen von Getreide (Jdc 6,19. 1S 17,17. Ru 2,17 und öfter), ③ allgemein im Sinne von gerechtes Maß (Dtn 25,14. Prv 20,10. Lev 19,36. Ez 45,10. Mi 6,10. Sir 42,4), ④ allgemein in der Bedeutung Gefäß, Scheffel (Sach 5,6 7.8-10). Septuaginta οιφι (οἰφί; daneben μέτρον), Hieronymus epha (Jes 5.10). < ägyptisch p.t, koptisch Sⲟⲉⲓⲡⲉ oipe, Bⲱⲓⲡⲓ ōipi, Fⲁⲓⲡⲓ aipi.

456 In den Zusammenstellungen von K. Zibelius-Chen, ›Nubisches‹ Sprachmaterial in hieroglyphischen und hieratischen Texten, Wiesbaden 2011, R. el-Sayed, Afrikanischstämmiger Lehnwortschatz im älteren Ägyptisch. Untersuchungen zur ägyptisch-afrikanischen lexikalischen Interferenz im dritten und zweiten Jahrtausend v. Chr., Leiden 2011 ist das Lexem nicht aufgeführt. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

Die Septuaginta gibt den Ausdruck bei Ezechiel durch πέμμα „Kuchen“ wieder, offenbar einen Bezug zu ‫„ אפה‬backen“ herstellend. An einigen anderen Stellen gebraucht die LXX ein ägyptisches Lehnwort im Griechischen (Sethe, ZÄS 62, 61), οἰφί (vgl. koptisch Sⲟⲉⲓⲡⲉ oipe). Sonst steht jedoch in der griechischen Übersetzung μέτρον. Onkolos gibt die Angabe im Aramäischen durch „drei seā“ wieder (‫ )סאנין תלת‬und Jonathan durch eine andere Maßeinheit (‫)מכנילתא‬. Die syrische Bibel hat satā und die Vulgata ephum. Die lautliche Entwicklung ist nach Muchiki (240) *apyat > aypat > Sⲟⲉⲓⲡⲉ.457 Das ägyptische Kornmaß p.t bezeichnete ursprünglich eine bestimmte Art von Gefäß, mit welchem das Korn abgemessen wurde (ähnlich bei dt. „Scheffel“). Das hebräische Maß beträgt ein Zehntel eines Homer (Ez. 45.11), was 36,44 Liter entspricht. Nach Hesychios entspricht eine Oipe vier χοίνικες (DEC 155). Etymologisch handelt es sich um ein Partizip von p „zählen“ im Sinne von „das, womit man zählt bzw. abmißt“. Die ägyptischen Maßeinheiten wurden nicht nur ins Hebräischen entlehnt, sondern viel später auch ins Ägyptisch-Arabische (DEC 155): Ein ardabb (197,75 Liter) entspricht 6 wēba (< ⲟⲉⲓⲡⲉ). Strobel, BHH 1162-1166 (Lit.); Schmitt, BRL² 205; Brugsch, Wb. 49; Erman, ZDMG 46, 107; de Lagarde, Or 2, 2; Sethe, ZÄS 62, 61; Lambdin, JAOS 73, 147; Ellenbogen 26; Muchiki, 240; Wb. I, 67.

‫ת אִחפ ְפריֺרו ן‬

appiryôn 91 Sänfte Tragsessel, Sänfte (Cant 3,9); Nach Gesenius18 ein griechisches Lehnwort < φορεῖον. < pr.t „das Herauskommen“ (Infinitiv), d.h. das Erscheinen des Orakelgottes (Wb. I, 519-525). Das hebräische Lexem bezeichnet ein rätselhaftes Stück, das Salomon aus Zedernholz, mit Edelmetall und Purpur verziert herstellen lässt, mit Edelsteinen bzw. Elfenbeinplättchen. Der bisherigen Deutung nach handelt es sich um ein Lehnwort aus dem Griechischen (Transkription von φορεῖον mit prothetischem Aleph) oder aus dem Iranischen bzw. Altindischen. Gerleman will das ägyptische pr(.w) „Haus“ enthalten sehen, mit prothetischem Aleph und der Endung -ywn,458 geht also von einer hybriden hebräisch-ägyptischen Etymologie aus. Die Gesamtbedeutung des Ausdrucks sei „Thronhalle“. Nun wird das prothetische Aleph zwar häufiger bei Entlehnungsprozessen angefügt, doch würde man dann keine Verdopplung des p erwarten und auch keinen Vokal direkt dahinter. Außerdem ist eine hebräische Endung als Zusatz nicht unproblematisch. Vielleicht wurde mit ihr das „Haus“ zu einem Palast „aufpoliert“? Görg nimmt dieselbe Wurzel wie Gerleman an, jedoch die verbale Ausprägung pr „herauskommen“. Dieses Verb hat vor allem seit dem Neuen Reich eine Spezialbedeutung, und zwar bezeichnet es das „Her auskommen“ eines Orakelgottes (abgeleitet von der ägyptischen Orakelpraxis, nach welcher ein Gott in seiner Barke vortritt oder auch nicht). Zwar würde man vielleicht hier eher annehmen, dass das Verb ḫ „erscheinen“ entlehnt würde, jedoch sind kontaktlinguistische Vorgänge oft ungewöhnlich. Was die Form angeht, so verweist Görg auf den sog. „zweite Infinitiv“ im Sahidischen, der bei dem in Frage kommenden Verb die Form ⲡⲣⲉⲓⲉ < *perje < *pe/irj˘.t hat (Osing, NBÄ 844). Auch Görg postuliert hebräische Erweiterungen des ägyptischen Lexems (-wn und prothetisches Aleph), auch wenn diese Gleichungen oft nicht sehr überzeugen. Gerleman, LGA 28. M. Görg, Die „Sänfte Salomons“ nach HL 3,9f., in: BN 18, 1982, 15-25; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, Wiesbaden 1991, 334-344.

457 Vgl. weiter J.F. Quack, Zum Charakter der „zweiradikaligen“ Verben des Ägyptischen, in: M. L. Bender, G. Takács & D. L. Appleyard (Hrsg.), Selected Comparative-Historical Afrasian Linguistic Studies in Memory of Igor M. Diakonoff, München 2003, (167-174), 174; J.F. Quack, Medien der Alltagskultur in Ägypten und ihre Auswirkungen auf Palästina, in: Chr. Frevel (Hrsg.), Medien im antiken Palästina. Materielle Kommunikation und Medialität als Thema der Palästinaarchäologie, Tübingen 2005, 237-268. 458 G. Gerleman, Ruth. Das Hohelied (BKAT18), Neukirchen-Vluyn 1965, 141. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

4. Appellativa

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‫ תבתהט‬bahaṭ

127 Bahat, smaragdfarbener Marmor (Est 1,6) Septuaginta σμαραγδίτης. Etymologie unbekannt. Gewöhnlich vergleicht man arabisch bahat „Aëtit“ und ähnliches bzw. ägyptisch bhty, jedoch spricht sich Gesenius18 dagegen aus, wegen der Lautgleichung ägyptisch t – hebräisch ṭ. Lambdin hat Zweifel hinsichtlich der ägyptischen Etymologie angebracht; Muchiki ebenfalls. Problematisch ist in der Tat vor allem die Entsprechung von äg. t und hebr. ṭ. Hinzu kommt, dass die Bedeutung des ägyptischen Vergleichswortes bhty unklar ist und die Form ohne prothetisches Aleph (bht) nicht im Wörterbuch verzeichnet ist. Lambdin, JAOS 73, 147; Harris, Lexical Studies, 96f.; Muchiki, 240.

‫ בו ץ‬bûṣ 132 Byssus, feine und weiße Leinwand (Ez 27,16. 1Chr 4,21. 15,27. 2Chr 2,13. 3,14. 5,12. Est 1,6. 8,15). Etymologie unbekannt, Kulturwort (anders KL 48-51). Hieronymus bus (Ez 27,16) Möglicherweise < ägyptisch p-w, vgl. akkadisch būṣu „Byssus und künstlicher Stein, Glasur“, phönizisch bṣ, punisch bwṣ, arabisch būṣ (neben einem aramäischen Lehnwort (?) bazz), altsüdarabisch bwṣ, äthiopisch bīsōs (< griechisch βύσσος), jüdisch-aramäisch ‫בואצ א‬, christlich-aramäisch bwṣ, syrisch būṣā. Die gängige Etymologie (Spiegelbergs) operiert mit ägyptisch w.t „Grünes (Material für Kleidung)“. Zwei Punkte an dieser Gleichung sind zweifelhaft. Zum einen stammen die semitischen Belege frühestens aus dem 6. Jhd. v. Chr., also aus einer Zeit, in welcher das ägyptische  bereits zu ṭ depalatalisiert war und nicht mit hebräisch ‫ צ‬ṣ geglichen werden kann. Nicht ganz unproblematisch ist ferner die Entsprechung äg. w – hebr. ‫ כ‬b. Hurvitz hat sich den Byssos-Wörtern in der Bibel näher gewidmet (‫ ֵנשש‬šēš bzw. ‫ ששי‬ssj und ‫ בו ץ‬bûṣ) und ist zu dem Schluss gekommen, dass ‫ בו ץ‬bûṣ eine nördliche Distribution aufweist und nicht vor dem 6. Jhd. ins Bibelhebräische gedrungen ist. Danach habe ‫ בו ץ‬bûṣ das bis dahin gebräuchlichere ‫ ֵנשש‬šēš aufgrund der zunehmenden Kontakte Isreals zum Nordosten verdrängt. Wie er betont, unterscheided Ezechiel explizit zwischen Byssos (‫ בו ץ‬bûṣ) aus Tyros, Aram oder Edom (Ez 27,16) und Byssos (‫ ֵנשש‬šēš) aus Ägypten (Ez 27,7). Eine solche Verteilung könnte möglicherweise gegen eine ägyptische Etymologie sprechen. Im Ägyptischen gibt es zwei verschiedene Lexeme für „Leinen, Kleid“, die passen könnten y.t „Leinenkleid, Zeugstoff“ (Wb V, 519:6-11) und w „Leinenzeug, Kleiderstoff“ (Wb V, 519:12). Ersteres erscheint zu lange, d.h. es müssten hier Spuren des ägyptischen Auslautes erhalten sein. Ein Problem ist die Wiedergabe des Artikels, der sonst regelhaft im Hebräischen durch ‫ פ‬wiedergegeben wird. Vielleicht handelt es sich um eine Entlehnung aus zweiter Hand (< akkad. būṣu)? Der Beleglage nach wurde das ägyptische Lexem zu einer Art „Wanderwort“ (vgl. gr. βύσσος). Damit läge zwar letztlich eine ägyptische Etymologie vor, jedoch zunächst ein Lehnwort aus einer anderen Sprache. Für die Theorie der wiederholten Entlehnung spricht auch der im Akkadischen und Griechischen besser erhaltene Auslaut, der in beiden Sprachen in das eigene Kasussystem integriert wurde. Das semitische ṣ ist die regelmässige Wiedergabe von ägyptischem 〈〉. Irwin, BRL² 326f.; Hönig, Bekleidung 44f.; Fohrer, BHH 1072; Hurvitz, HthR 60, 177-121; Spiegelberg, ZVS 41, 128f.; Lambdin, JAOS 73, 147f.; Wb. I, 268:10-12.

‫ תבִחחי ן‬baḥîn

136

poetische Nebenform von ‫( תב תח ן‬Jes 23,13)

‫ תבתח ן‬baḥan 137 Burg, Festung, Turm (Jes 32,14, vgl. Neh 3,27) Hieronymus been. < ägyptisch bḫn.t „Torgebäude, Pylon“ bzw. bḫn (Wb I, 471:6-8) Muchiki (241) hält die Gleichung für glaubhaft, vor allem, da es keine überzeugende hebräische Erklärung gibt. Das hebräische ‫ ח‬ist eine regelmässige Wiedergabe von ägyptisch 〈ḫ〉. Vielleicht könnte man eine vokalische Spur der ägyptischen Femininendung (-at) erwarten, jedoch sollte das Fehlen einer solchen uns nicht dazu verleiten, die Gleichung abzulehnen, denn es gibt auch eine maskuline Form, die Muchiki nicht © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

110

V. Die Gleichungen im Einzelnen

aufführt. Nach Ausweis der etymologischen Wörterbücher wird das ägyptische Lexem im Koptischen nicht fortgeführt, d.h. Aussagen zur Vokalisation lassen sich über die hebräische Gleichung hinaus nicht machen. Brugsch, Wb. 414; Erman, ZDMG 46, 110; Lambdin, 147f.; Wb. I, 471:9-11.

‫ בֹטתח ן‬boḥan

137 geprüfter bzw. bewährter Stein, herkömmlich zu ‫ בח ן‬Erprobung Septuaginta λίϑος ἐκλεκτός „ein ausgewählter Stein“, Vulgata lapis probatus „ein geprüfter Stein“. (Jes 28,16). Nach Koehler, Lambdin und Ellenbogen abgeleitet von ägyptisch bḫn (Wb. I, 471), einer Bezeichnung für einen sehr feinkörnigen Stein, von dunkel- bis grüngrauer Farbe, der häufig von Bildhauern gebraucht wurde (Schist/Gneis) und auch in Gründungsdepots Verwendung fand. Die Tradition behandelt dieses Wort, als sei es von ‫„ בח ן‬prüfen“ abgeleitet. Dem entspricht die Wiedergabe der Septuaginta (λίϑος ἐκλεκτός „ein ausgewählter Stein“) und der syrischen Bibel. Die ägyptische Etymologie geht auf Koehler zurück (ThZ 3, 390-393). Es gibt eigentlich keinen Grund, an der hebräischen Etymologie zu zweifeln: Es liegt hier eine qutlForm mit mittlerem Laryngal vor; Muchiki (241) lehnt eine ägyptische Etymologisierung daher ab. Nun muss eine überzeugende hebräische Erklärung nicht zwingend bedeuten, dass nicht trotzdem ein ägyptisches Lehnwort vorliegen könnte. Leider gibt uns die ägyptisch-koptische Lexikographie keine weitere Handhabe, um die ägyptische Erklärung zu erhärten, da wir die Vokalisation von bḫn (Wb. I, 471) nicht kennen. Wildberger, Wernberg-Møller, JSS 3, 248; Lambdin, JAOS 73, 148; Lucas, Ancient Egyptian Materials, 190; Ellenbogen, 48; Muchiki 241.

‫אגִחבי תע‬

gāḇîa

194

Blüte

① Kelch (Gen 44,2.12.16f.), ② Krug (Jer 35,5), ③ Blumenkelch am Leuchter (Ex 25,31.33f. 37,17.19f.) < ägyptisch ḳbḥ.w „Libationsgefäß“ (Wb. V, 27). Vgl. ugaritisch qbt, akkadisch qabutu, eine semitische Gefäßbezeichnung. Manfred Görg hat hier erneut eine ägyptische Erklärung einer semitischen vorgezogen und mit einem Lexem argumentiert, das ein Libationsgefäß bezeichnet und wohl von einer Wurzel für „kühl sein, kühlen“ abgeleitet ist ḳbḥ (Wb V, 26:5-12), vgl. koptisch ⲕⲃϩⲱ (DEC 73). Nun gibt es ein weiteres Wort für ein Gefäß im Ägyptischen, das möglicherweise in Frage käme, abgeleitet von der Wurzel ḳb(b) „kühl sein, kühlen“ (Wb V 22:6-23:20): ḳb.t ist ein „Krug aus Ton oder Metall“ (Wb V, 25:2). Das Wörterbuch der ägyptischen Sprache vergleicht übrigens hierfür die hebräische Maßeinheit qab, griechisch κάβος. Im Koptischen ist das Lexem als Bⲕⲁⲃⲓ, ⲕⲏⲃⲓ fortgesetzt (DEC 71). Dies wurde von Vycichl abgelehnt, da die Vokalisation nicht passt und ḳb.t offenbar lediglich zum Abmessen von Bier diente. Leider ist die Gefäßbezeichnung nicht in koptischer Form erhalten, d.h. Aussagen zur Vokalisation las sen sich kaum machen. Hinzu kommt, dass wir die phonologischen Feinheiten der Frikative g/k/ḳ im Ägyptischen nicht wirklich durchdringen, also nicht gut entscheiden können, ob der Anlaut passt oder nicht. Noch viel gravierender ist, dass das Ayin des Hebräischen unerklärt bleibt. M.E. ist die Gleichung nicht überzeugend. Eine semantische Entwicklung von „Kelch“ zu „Blüte“ ist m.E. denkbar. M. Görg, Zur Dekoration des Leuchters, in: BN 15, 1981, 21-28; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, Wiesbaden 1991, 116-123.

‫ ֹטגׂשמ א‬gomæ 221 Schilf, Papyrus (Cyperus papyrus L.) (Ex 2,3. Jes 18,2. 35,7. Hi 8,11) Die Ableitung ‫ גמ א‬gm ist volksetymologisch. Mittelhebräisch ‫ ְפגִחמי‬,‫גוׂשמ א‬, samaritanisch gāmi, äthiopisch gōmē, reichsaramäisch gm. < ägyptisch ḳm (Wb V, 37:14-16), demotisch ḳm, koptisch SBⲕⲁⲙ kam. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

4. Appellativa

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Die traditionelle Übersetzung ist „Schilf, Papyrus“, etwa in der Septuaginta. Man beachte jedoch, dass die LXX in Ex 2,3 den Ausdruck unübersetzt belässt und lediglich das näher spezifizierte ‫ ֵנחחאבה‬ṭeḇâ als ϑίβις transliteriert. Lambdin hat angezweifelt, ob Lorets These der ägyptischen Herkunft von hebräisch und aramäisch gm wirklich standhält (< ḳm). Grund hierfür ist die Entsprechung äg. q – hebrä. g. Keimer, gefolgt von Čérny (57), hat jedoch eine andere Gleichung aufgestellt, die jenes Problem löst. Danach geht ‫ ֹטגׂשמ א‬gōmæ auf äg. gmy (Wb. s.v. ḳm) „Schilf, Material für Matten und Körbe“ zurück. Auch Westendorf hält eine Verbindung zwischen dem hebräischen Lexem und dem koptischen ⲕⲁⲙ für gegeben (KHWb 64). Nach Muchiki (242) sind gmy und ḳm lexikalische Dubletten – Letzteres ein Lehnwort aus einer semitischen Sprache. In der späteren ägyptischen Sprachgeschichte sei das ältere gmy außer Gebrauch gekommen, es gibt nämlich keine demotische Entsprechung. In der Tat wird demotisch ḳm (E 537) im koptischen SBⲕⲁⲙ weitergeführt (DEC 80) – mit einer sahidischen Nebenform ⲕⲏⲙ. Nach Vycichl handelt es sich hier um Singular- und Pluralform. Gardiner setzt gmy „Gemüse“ (Wb V, 170:5) und gmy (gy-m) „Pflanze zur Herstellung von kyphi (einem Aromatikum)“ (Wb V, 170:6) hierher (LEM 167). Osing (NBÄ 686) etymologisiert ḳm als „das Schwankende“ zu ḳm „werfen, sich bewegen“. Besieht man sich die masoratische Vokalisation, so würde man prima vista am ehesten an einen Zusam menhang mit der Etymologie von „Gummi“ denken, mit griechisch κόμμι (Herodot II, 86) und koptisch ⲕⲟⲙⲙⲓ (DEC 80f.). Beides geht auf altägyptisch ḳmy.t zurück „Harz, Gummi“ (Wb V, 39:1-15), demotisch ḳm (E 537). Könnte es hier zu einer späten Kontamination gekommen sein? Schließlich passt das koptische ⲕⲁⲙ (< ḳm) von der Vokalisation her nicht zu ‫ ֹטגׂשמ א‬gomæ. Semantisch passt gmy „Schilf“ hingegen sehr gut – da dieses Lexem jedoch in der Tat in der Spätzeit nicht weitergeführt wurde, kann die Frage der Vokalisation nicht abschließend beurteilt werden. Sollte Muchikis These richtig sein, würde es sich hier um ein ziemlich altes Lehnwort handeln, d.h. aus dem Neuen Reich und nicht aus der Spätzeit. Wolff, LAW 2219; Junack, BHH 1384-1386 (Lit.); Rüger, BRL² 289-292; Osing, Nominalbildung 13.686; KHW 64. Loret, RecTrav 13, 201; Keimer, OLZ 30, 145-154; Lambdin, JAOS 73, 194; Ellenbogen, 56; Muchiki 241; Wb. V, 170:5.

‫ֵנגר‬

ger

227

Schutzbürger, Fremdling

Schutzbürger (auch volks- oder stammesfremd), Fremdling, Fremder, Gast, Proselyt (Gen 23,4. Ex 2,22 &c.). Samaritanisch ger, Septuaginta γειωρας, γιωρας, patristisch γ(ε)ιώρας, Hieronymus ger (Jer 14,1) neben gar (Zeph 2,5). Arabisch ǧār „Nachbar“, altnordarabisch (als PN) g(w)r, äthiopisch gor, geyur „Fremder“, tigre gor „Nachbar“, nabatäisch und palmyrenisch gr „Klient“, syrisch gīyōrā „Fremdling, Klient“, ugaritisch gr. Manfred Görg lehnt die übliche Interpretation ab, wonach der „Fremdling“ zu akkadisch gerûm „feindlich sein“ zu stellen ist, d.h. Partizip davon (gārû „Feind“) darstellt. Er vergleicht stattdessen koptisch ϭⲟ(ⲉ)ⲓⲗⲉ, ⲕⲟⲓⲗⲉ „sich aufhalten, einkehren“ (KoptHWb 447) und damit altägyptisch ḳw (Wb V, 7:1.3), ḳr()w (Wb V, 59:1-7) „bei jemand sein, sich zu jemandem gesellen“ bzw. ḳrw (Wb V, 59:8) „landfremder Vagabund, Bettler“, demotisch gl/gl (KHWb 448; E 527, 572, 588f.), Osing, NBÄ 593 (IVae inf. ḳr). Es sei darauf hingewiesen, dass die Wurzel gwr im Gesenius18 (S. 207) zu ägyptisch rr „fremd sein“ gestellt wird. Im Demotischen Namenbuch findet sich der Eintrag p-gjl „der Fremde“ (I:279) und der Verweis auf die griechischen Transkriptionen Πχαιλις, Πκυλις. Zunächst zum koptischen Sϭⲟⲉⲓⲗⲉ, Bⲭⲱⲓⲗⲓ (DEC 336f.). Vycichl lehnt jegliche Verbindung zum vorliegenden Lexem ab. Es gibt zwar sehr viele Varianten des koptischen Lexems, jedoch keine mit e oder ē.459 Ebenfalls problematisch ist der Umstand, dass das spätzeitliche Ägyptische /l/ hat und nicht /r/. Das altägyptische rr „fremd sein“ (Wb V, 604:8-13) bzw. „Feind, feindlich sein“ (Wb V, 532:12533:4) wird im demotischen y „Feind“ (E 692) und im koptischen Sϫⲁϫⲉ, Bϫⲁϫⲓ „Feind“ fortgesetzt (DEC 459 Vg. jedoch dieselbe Korrespondenz bei Epha/Oipe. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

333). Čérny meinten, es könnte letztlich eine Grundbedeutung wie „to speak an unintelligible language“ vorliegen (vgl. griechisch βάρβαροι „Barbaren“).460 Hier ist nun das r bereits im Demotischen ganz geschwunden bzw. 〈rr〉 steht für . All dies spricht für eine grundsprachliche Verbindung der ägyptischen Lexeme mit dem hebräischen, nicht für ein Lehnwort. Kellermann, ThWAT I, 979-991 (Lit.); Martin-Achard, THAT I, 409-412 (Lit.); Dalbert, BHH 1515 (Lit.); M. Görg, Der „Fremde“ (gēr): ein Fremdwort im Alten Testament?, in: BN 25, 1984, 10-13; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, Wiesbaden 1991, 43-46. Vgl. auch M. Görg, Woher kommt der „Proselyt“?, in: BN 103, 2000, 9-10.

‫ ְפּדיו ֺר‬dejô

248 Tinte (Jer 36,18) Arabisch dawāt „Tintenfaß“, jüdisch-aramäisch ‫ְפּדיו ֺראת א‬, syrisch dyūtā, mandäisch diuta. < ägyptisch ry.t „Tinte“ (Lambdin) Lambdin geht von einem Schreibfehler aus, basierend auf den sehr ähnlich aussehenden Buchstaben ‫ד‬ und ‫ר‬. Muchiki akzeptiert die Gleichung, gibt jedoch zu bedenken, dann müssten die arabischen, aramäischen und syrischen Formen allesamt auf eine Tradition zurückgehen, die jenen Schreibfehler bereits gehabt haben muss. Das ägyptische Lexem ist im Koptischen nicht mehr belegt. Wahrscheinlich handelt es sich um eine frühe Entlehnung des Mittleren Reiches (Quack). Lambdin, JAOS 73, 149; Wb. II, 399; Muchiki, 242. J.F. Quack, Medien der Alltagskultur in Ägypten und ihre Auswirkungen auf Palästina, in: Chr. Frevel (Hrsg.), Medien im antiken Palästina. Materielle Kommunikation und Medialität als Thema der Palästinaarchäologie, Tübingen 2005, 237-268.

‫ אהְפב ִחני ם‬håḇnîm

266 Ebenholz (Diospyros ebenum L.) (Ez 27,15) Griechisch ἔβενος, lat. [h]ebenus, arabisch abnūs. < ägyptisch hbn (Wb. V, 487:7-12); vgl. möglicherweise ugaritisch hbn. Die antiken Übersetzungen sind – abgesehen von der Vulgata (ebenus) – mit Ellenbogen als reine Ratereien zu bezeichnen: Die Septuaginta hat εἰσαγόμενοι, die syrische Bibel „Weihrauch“ und die aramäischen Targumim ‫„ תוסנין‬Pfauen“. Das ägyptische Etymon hbn ist wahrscheinlich selbst aus einer afrikanischen Sprache entlehnt.461 Das Lexem breitete sich über das Griechische in viele Sprachen Europas aus (Ebenholz, ebony etc.). Das Lexem hat jedoch auch eine orientalische Geschichte. So wird es ins Ägyp tisch-Arabische als bābanūs entlehnt (< p-hbn), d.h. mitsamt dem ägyptisch-koptischen Artikel. Das koptische ⲉⲃⲉⲛⲟⲥ (DEC 39) ist eine Rückentlehnung aus dem Griechischen, wie die griechische Kasusendung deutlich zeigt. Das klassisch-arabische ab(a)nūs geht angesichts der griechischen Nominativendung ebenfalls auf das Griechische zurück. Auch das berberische yābnūs (tawrarig) Wort für einen großen Baum im Ahaggar und Tassili ist vielleicht über das arabische auf die griechische Form zurückzuführen (DEC 39).462 Das hebräische Lexem hat den Anlaut deutlich bewahrt und in der masoretischen Vokalisation wohl sogar einen Rest des ägyptischen 〈〉.463 Die Gleichung scheint mir hieb- und stichfest zu sein. FJ Im 588f.; Brugsch, Wb. 896; Erman, ZDMG 46, 114; Lambdin, JAOS 73, 149; Ellenbogen, 63; Muchiki, 243.

460 J. Čérny, in: Coptic Studies in Honor of Walter Crum, Paris 1950, 46f. 461 So jedenfalls ohne weitere Etymologie R. el-Sayed, Afrikanischstämmiger Lehnwortschatz im älteren Ägyptisch. Untersuchungen zur ägyptisch-afrikanischen lexikalischen Interferenz im dritten und zweiten Jahrtausend v. Chr., OLA 211, Leuven 2011, s.v. 462 H. Duveyrier, Les Touaregs du Nord, Paris 1864, 211f. zur Gewinnung von Ebenholz v.a. aus den Wurzeln die ses Baumes. Zum ägyptischen Holz vgl. A. Lucas, Ancient Egyptian Materials and Industries, London ²1934, 384. 463 Freilich ist der Vokal auch Bestandteil der üblichen hebräischen Pluralendung. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

4. Appellativa

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‫ד ם‬ ‫ ֲהה ֹט‬hadom

268 Fußschemel (Jes 66,1. Ps 99,5. 110,1. 132,7. Thr 2,1. 1Chr 28,2) < ägyptisch hṭm(w) bzw. hṭm rṭ.w „Fußschemel“ (Wb. II, 505). Ugarit. hdm. Nach der traditionellen Lehrmeinung geht das Wort auf äg. hṭm(w) zurück. Muchiki hat jedoch darauf hingewiesen, dass der Gebrauch der „Gruppenschrift“ ein Hinweis darauf sei, dass das Lexem ins Ägyptische entlehnt wurde (Wb. II, 505; so auch Albright, Kuhlmann). Nach Gordon gehen sowohl die semitischen Lexeme als auch das ägyptische Wort auf ein ostmediterranes Substrat zurück (UT 18.751). Nun ist es durchaus denkbar, dass ein Lexem rückentlehnt wird – ein bekanntes Beispiel im Deutschen ist Wagen – Wagon (über das Französische). Dass das ägyptische hṭm(w) seinerseits ein semitisches Lehnwort ist, muss also a priori nicht gegen die Gleichung mit dem Hebräischen sprechen. 464 Andererseits sind nicht alle Wörter in „Gruppenschrift“ zwingend Lehnwörter – sie wurden vielleicht nur im jungeren Ägyptischen verschriftet, d.h. nach neuägyptischen Graphiekonventionen. Artzi, Sepher S. Yeivin, 1970, 331-337; GK §130a; Fabry, ThWAT II, 347-357; Kuhlmann, Der Thron im Alten Ägypten, 14f.; Osing, Nominalbildung 374; Brugsch, Wb. 912; Erman, ZDMG 46, 114; Albright, VESO 52; Albright, BASOR 91, 42; Ellenbogen, 66; Muchiki, 242f.; Wb. II, 505:17-19.

‫ ִחהי ן‬hîn

275 Hin, Topf (Ex 29,40. 30,24. Lev 19,36, 23,13. Num 15,4-7.9f. 28,5.7.14. Ez 4,11. 45,24. 46,5.7.11.14) Ein Maß für Flüssigkeiten, das Sechstel eines ‫ תבת‬enthaltend. Inschriftlich (hebräisch) hn, samaritanisch īn, ugraritisch hn. Hierher akkadisch ḫina „eine Steinsorte“? < ägyptisch hnw „Topf, Flüssigkeitsmaß“, demotisch hn, koptisch ϩⲓⲛ, Amarna-Texte (EA 14, III:62) hi-na; Septuaginta εἴν. Außer in der syrischen Bibel wird diese Maßeinheit nicht übersetzt, sondern lediglich transkribiert: LXX εἴν (in Numeri: ἴν), Vulgata hin etc. Das Lehnwort ist zwar der Funktion nach gleich wie das Matrixwort, jedoch hat das Maß einen unterschiedlichen Wert:465 im Ägyptischen steht es für 0,5 Liter, im Hebräischen für 4 Liter (Muchiki). Der ägyptische hnw-Topf konnte Flüssigkeiten beinhalten (Wein, Bier, Milch etc.), aber auch Festeres wie Fett, Getreide, Früchte, Weihrauch; er diente in medizinischen Texten als Dosierungsangabe. Deutlich für eine Entlehnung spricht, dass das Lexem im Koptischen (ϩⲓⲛ) praktisch gleich lautet wie im Hebräischen, d.h. hier ist die Vokalisation ein ausschlaggebender Faktor bei der Akzeptanz der Gleichung. Andererseits ist diese geringer, je kürzer ein Wort ist. Strobel, BHH 1162-1166; G. Schmitt, BRL² 204-206. Ellenbogen, 68; Muchiki, 243; Wb. II, 493:2f.

‫ׂשז ׂשרת‬

zæræṯ 315 Spanne (Ex 28,16. 39,9. 1Sam 17,4. Jes 40,12. Ez 43,13) Jüdisch-aramäisch ‫ תז ְפראת א‬zartâ, ‫ ִחז ְפראת א‬zirtâ, syrisch zartā, mandäisch zirta, äthiopisch sǝzǝr. < möglicherweise von äg. r.t „Hand“; Koptisch Sⲧⲱⲣⲉ, ⲧⲟⲟⲧ, Bⲧⲱⲣⲓ, ⲧⲟⲧ, Fⲧⲱⲗⲓ. Wie Lambdin betont hat, muss dieses Wort – so es denn ein Lehnwort darstellt – bereits zu einem sehr frü hen Zeitpunkt entlehnt worden sein, denn erstens ist das auslautende t bereits früh abgefallen und zweitens ist es noch nicht depalatalisiert. Im Ugaritischen drt würde sich eine Stufe zeigen, bei welcher die Depalatalisierung bereits vollzogen, der Auslaut jedoch noch nicht geschwunden war. Nach Muchiki (243) gibt es keine semitische Etymologie, jedoch sei der Status als Lehnwort aus dem Ägyptischen ebenfalls nicht sicher. In der Tat gibt es erhebliche Zweifel, ob man diese Gleichung wirklich untermauern kann. Wie das kopti sche Sⲧⲱⲣⲉ zeigt, ist die Femininendung in der Spätzeit geschwunden, d.h. man müsste mit einer Entleh464 Schon allein die Lautentsprechung von hebräischem d und ägyptischem ṭ paßt nur bei einer Entlehnung aus dem Semitischen. 465 Vgl. J.F. Quack, Medien der Alltagskultur in Ägypten und ihre Auswirkungen auf Palästina, in: Chr. Frevel (Hrsg.), Medien im antiken Palästina. Materielle Kommunikation und Medialität als Thema der Palästinaarchäologie, Tübingen 2005, 237-268. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

nung noch in der Frühbronzezeit rechnen (wegen des Anlauts). Ob dies wahrscheinlich ist, sei dahinge stellt. Wäre dies ein Einzelbeleg, würde ich sagen: nein! Da jedoch zahlreiche ägyptische Maßeinheiten ins Hebräische gedrungen sind und dies sicherlich mit der ägyptischen Vorherrschaft in der Levante zusammenhängt, muss die Frage offen bleiben. Schmidtt, BRL² 204; Bondi, ZÄS 32, 132; Sethe, Verbum 183; Lambdin, JAOS 73, 149f.; Wb. V, 580:3ff.; Muchiki, 243.

‫ חו ֺראת ם‬ḥôtām und ‫חאת ם‬ ‫ ֹט‬ḥotām 333

Siegel, Siegelring (Gen 38,18. 1Ri 21,8. Hi 38,14; Ex 28,11 u.ö. Sir 35,5f. Jer 22,24 etc.) Samaritanisch ūtam < ägyptisch ḫtm „Siegel“, demotisch ḫtm; koptisch Sϣⲧⲟⲙ štom, ϣⲧⲁⲙⲉ štame, ϣⲱⲧⲙ šōtm, ϣⲧⲁⲙ štam, ϣⲑⲁⲙⲉ štham (KHw 332), phönizisch-punisch ḥtm, ammonitisch ḥtm, arabisch ḫātam „Siegel“ (aramäisches Lehnwort), äthiopisch māḫtam, reichsaramäisch ḥwtm, jüdisch-aramäisch ‫חואתאמ א‬, syrisch ḥātmā, mandäisch hatma. Obwohl es zahlreiche Kognaten in anderen semitischen Sprachen gibt, ist eine Herleitung aus dem Ägyptischen trotzdem wahrscheinlicher als eine grundsprachliche Verbindung. Der Hintergrund ist die frühe Staatsentstehung im Niltal, die bereits in der Frühzeit weit nach Vorderasien ausstrahlte. In diesem Zuge dürfte sich das Wort für „Siegel“ in der Levante verbreitet haben. Ellenbogen meint, es sei nicht zu entscheiden, ob das Verb ‫„ חתם‬siegeln“ direkt aus dem Ägyptischen entlehnt sei oder eine denominale Bildung innerhalb des Hebräischen – Gesenius18 (S. 411) legt sich auf Letzteres fest. Nach Lambdin ist das lange ô der hebräischen Form ein Ergebnis des kanaanäischen Lautwandels (a > o), denn die meisten semitischen Sprachen haben *ḫātam. Muchiki meint, das Fehlen der Wurzel im Akkadischen spreche dafür, dass es sich um ein Lehnwort handeln könnte. Die weite Verbreitung innerhalb des semitischen Sprachen spreche für eine sehr frühe Entlehnung. Die ägyptische Wurzel ḫtm bedeutet „siegeln, verschließen“ (Wb III, 350:14-352:3) und wird über das demotische ḫtm derselben Bedeutung (E 372) im koptischen in zahlreichen Lautvarianten weitergeführt (DEC 272) – zum einen als Verb S.Bϣⲱⲧⲙ, Aϧⲱⲧⲙⲉ „verschließen“ und zum anderen in der Nominalform S ϣⲧⲟⲙ, Bϣⲑⲱⲙ „Tür“ (Letzteres lautet im Ägyptischen ḫtm.w „Verschluss, Schloss, der Tür, der Stadt“ (Wb IV, 352:6-7), demotisch ḫtm „Zaun oder ähnlich, Eingang“ (E 372). Etymologisch ist die Wurzel nach Vycichl grundsprachlich verwandt mit arabisch ḫatam, yaḫtim „siegeln“ und hebräisch ḥātam derselben Bedeutung. Wenn nun das arabische Lexem wirklich eine Entlehnung aus dem Aramäischen darstellt, wäre dies vielleicht hinfällig. Zumindest könnte man sich vorstellen, dass man in der Levante die Praktik des Siegelns in der Frühzeit aus Ägypten kennenlernte, von daher würde ein ägyptisches Lehnwort guten Sinn ergeben. Die Phonetik spricht dafür, dass es sich um eine sehr frühe Entlehnung handeln könnte, von daher ist in der Tat sehr schwer zu entscheiden, ob man hier von einem genuin hebräischen Wort oder einem ägypti schen Lehnwort spricht. Wenn der Lehnvorgang nämlich im 3. Jahrtausend stattfand, ist dies kaum zu un terscheiden. Zumindest kann man eine Entlehnung in der Spätzeit wohl ausschließen, denn dann wäre die Wiedergabe wohl mit š im Anlaut erfolgt (ab dem 4. Jhd. v. Chr.). Otzen, ThWAT III, 282-288; Welten, BRL² 299-307; L. Gorelick, E. Williams-Forte, Ancient Seals and the Bible, Malibu 1983. Brugsch, Wb. 1145; Erman, ZDMG 46, 117; Lambdin, JAOS 73, 151; Ellenbogen, 74; Muchiki, 246f.; Wb. III, 350:3ff.

‫ ֲהח ִחנית‬ḥanîṯ

372 Spieß, Speer ① Speer, Lanze, Wurfspieß (1Sam 19,10. 26,8 etc.) ② Ochsenstachel des Treibers oder der Schaft des Ochsenstachels (Sir 38,25), Septuaginta: δόρυ κέντρου. < ägyptisch ḥny.t „Spieß, Speer“

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4. Appellativa

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In der Septuaginta wurde das Wort falsch übersetzt und zwar als „Schwert“ (ῥομϕαία), worauf die entsprechende Übersetzung in der syrischen Bibel zurückgeht. Das ägyptische Wort ist erst seit dem Neuen Reich bezeugt, d.h. zu jener Zeit war die Femininendung bereits geschwunden. Sollte es sich also tatächlich um ein Lehnwort aus dem Ägyptischen handeln, muss der Transfer zu einem relativ frühen Zeitpunkt erfolgt sein. Vieles spricht jedoch dafür, dass der Transfer in die andere Richtung ging, von einer semitischen Sprache ins Ägyptische. Das Lexem ist dort nämlich zweimal in einer Liste von Tributen aus Rčnw belegt (Urk IV, 718 & 727) und einmal in einem magischen Text als Waffe des Baal (pLeiden I 343, rc. V.2). Auch bei einer Entlehnung ins Ägyptische dürfte es sich um eine frühe Form des Sprachkontakts handeln, da das Lexem im Ägyptischen weder syllabisch geschrie ben noch die Aussprache des Feminin-t markiert wird. FWOT 73; H. Weippert, BRL² 201f. (Lit.). Erman, ZDMG 46, 115; Ellenbogen, 73; Muchiki, 244; Wb. III, 110:11; Hoch, Nr. 318.

‫ אח ִחניךּ‬ḥānîḵ 372 „Eingeweihter“ (Gen 40,14) Es stellt sich hier die Frage, in welche Richtung der lexikalische Transfer ablief: aus dem Ägyptischen oder ins Ägyptische? Yahuda meinte, es handle sich um ein semitisches Lehnwort im Ägyptischen, Albright, es müsse ein ägyptisches Wort im Hebräischen sein. Albright verweise auf altkanaanäisch ḫa-na-ku-u-ka in den Taanach-Briefen (CAD VI, 76b), das zu verbinden sei mit ägyptisch (m)ḥnk (AfO 6, 221). Posener las jedoch das ägyptische Vergleichswort anders, sodass Albright später seine Sicht revidierte (BASOR 94, 24). Das hebräische Wort ist also doch eine qatil-Form der Wurzel ‫ חנך‬ḥnk und kein Lehnwort aus dem Ägyptischen (Muchiki 244). Yahuda, Language, 291; Albright, AfO 6, 221; Albright, BASOR 94, 24, Nr. 87; Lambdin, JAOS 73, 150; Muchiki, 243f.; Wb. III, 118 und Wb. II, 129:7f.

‫ ׂשחׂשסד‬ḥæsæḏ

375f. Gunst, Gnade Es handelt sich hier um einen zentralen Begriff der Theologie, der jedoch auch eine gewisse semantische Bandbreite aufweist, was die Etymologie erschwert: Güte, Liebe, Freundlichkeit, Wohlwollen, Barmherzigeit, Gunst, Gnade, Kraft, Vermögen. Nach Gesenius18 vielleicht von der Wurzel ‫ חסד‬ḥsd. Samaritanisch ēsǝd, syrisch ḥesdā, mandäisch hizda, vgl. möglicherweise arabisch ḥašd „Sammlung, Konzentration“. Septuaginta εσδαχ (Ps 89,50), δόξα (Jes 40,6) (Vulgata hier gloria). Da das Lexem semitistisch ungeklärt sei, plädiert Manfred Görg hier für ein Lehnwort aus dem Ägyptischen, nämlich von ägyptisch ḥs „loben“ (Wb. III, 154-157), ḥsw.t „Lobpreis, Gunst“ (Wb. III, 157f.), vgl. Osing, NBÄ 472; KHWb. 391. Nun weist das hebräische Wort eindeutig einen Dental auf – die ägyptische Femininendung müsste jedoch längst geschwunden sein. Um dieses Problem zu lösen, verweist Görg auf eine Nebenfom (Wb. III, 158:13) des Nomens, das in Beni Hassan im Grab Chnumhoteps II. vorkommt: ḥs.t. (Urk. VII, 30:9). Ferner meint er, es gäbe kanaanäische Fremdwörter im Ägyptischen, welche am Ende eine Graphie -t aufweisen und in der keilschriftlichen Wiedergabe -da haben (KM 92: „das t der Femininendung zu d erweicht“). Vgl. Osing, NBÄ 373 und Lambdin, 368f. Dies ist jedoch ein völlig wertloses Argument, da im Peripher-Akkadischen das Silbenzeichen da generell auch für ta verwendet wird. Mit anderen Worten: Die Entlehnung müsse bereits im Mittleren Reich stattgefunden haben. Nach Görg sei diese zu unterscheiden von einer späteren Entlehnung derselben Wurzel im Personennamen ḥzt Achusat < ḥs.t „Günstling“. Wie sieht es nun aber mit dem ägyptischen bzw. koptischen Befund aus? Hier sind Ableitungen von ḥs „loben“ durchaus nachgewiesen, u.a. in Form von lykopolitanisch ϩⲓⲥⲉ „Gnade“, fayumisch ϩⲏⲥⲉ (DEC 313). Im Koptischen hat sich aber auch eine spezielle Bedeutung erhalten Sϩⲁⲥⲓⲉ bzw. Bⲉⲥⲓⲉ „ertrunken“ (DEC 313f.). Seit der 26. Dynastie wird der durch Ertrinken Verstorbene als „Seliger“ bezeichnet (demotisch ḥs(y) „der Ertrunkene“ (E 329f.), wörtlich als ḥs.y „Gelobter“ (vgl. DemNB I:205).466 Zur Erklärung 466 F.Ll. Griffith, Apotheosis by Drowning, in: ÄZ 46, 1909, 132-134. Die neueste Literatur hierzu bei J.F. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

ist auf Herodot II, 90 zu verweisen. Dieses Wort steht wohl als Personenname auch in der neuassyrischen Wiedergabe 〈Ḫa-sa-a-a〉 (d.h. /ḥasāy(a)/) (KM 28). Die ägyptische Spezialbedeutung wurde in der Perserzeit ins Aramäische übernommen (‫ חסיה‬ḥsyh) und erscheint in griechischer Transkription von Personennamen (Ἁσιῆς bzw. Ἑσιῆς im masc. und Θασιᾶς im fem.) (DEC 313). M.E. würde man vielleicht doch einen Reflex des i-Vokals in der hebräischen Form erwarten, allerdings ist dieser Fall sehr schwer zu beurteilen, da die masoretische Form lauter Schwavokale hat. Das Fehlen eines hellen Vokals soll also kein Aus schlusskriterium sein. Prinzipiell stellt sich natürlich die Frage, ob es wahrscheinlich ist, dass ein solch ab straktes und sogar zentrales Konzept überhaupt durch ein Lehnwort ausgedrückt wird. Dies ist ebenfalls nicht auszuschließen, denn in der Kontaktlinguistik gibt es zahlreiche Fälle, die vergleichbar und über jeden Zweifel erhaben sind. Man denke nur an das deutsche Lehnwort Angst im Englischen. Freilich wird hier eine sehr spezielle Bedeutung transportiert, doch genau dies ist möglicherweise auch im vorliegenden Lexem anzunehmen, so es sich denn wirklich um ein Lehnwort handelt. Vgl. Kommentar zu ‫ תח ְפרתחס‬ḥarḥas. Stroebe, THAT I, 600-621 (Lit.); Zobel, ThWAT III, 48-71 (Lit.); Gerleman, VT 28, 151-164; Sakenfeld, HSM 17; Withley, Bibl. 62, 519-526; Kellenberger, AThANT 69; Romerowski, VT 40, 89-103. M. Görg, Das Nomen ḥæsæd – ein Klärungsversuch, in: BN 79, 1995, 10-16.

‫ ְפמֻחחְפסאפס‬meḥuspās

378 (unter ḥsps) gesottenes Korn Unsicher „knisternd, kristallisiert“? (Ex 16,14). Entweder entstanden aus ḥspsp oder von der Wurzel *ḥsp. nach der Bildung *mequṭlāl (BHG I §20e A). Vgl. arabisch ḫašafa „ein Geräusch machen, knistern (von tiefgefrorenem Schnee)“ Görg verweist auch auf den Ausdruck mḥsps in der Manna-Episode (Ex 16,14), das er als mḥw.s „unterägyptisches Korn“ und ps.w „gekocht, gesotten“ deutet. Das Problem bei dieser Gleichung ist die Belegsituation von mḥw.s. Das Wörterbuch der ägyptischen Sprache (Wb II, 125:3) bietet lediglich einen einzigen sehr späten Beleg, der mutmaßlich auf einer Angleichung an die Kronenbezeichnungen beruht. Ein derart seltenes und womöglich künstliches Wort ist kaum ein geeigneter Ausgangspunkt für eine Entlehnung. Das Lexem mḥw.s wurde im Koptischen entsprechend auch nicht weitergeführt, wohl aber ps „kochen“ (Wb 552:5-18; E 138), und zwar als Sⲡⲓⲥⲉ bzw. Bⲫⲓⲥⲓ (DEC 164f.). Wichtig wäre hier, dass der koptische Qualitativ Sⲡⲟⲥⲉ bzw. Bⲫⲟⲥⲓ lautet, denn im Ägyptischen würde man in der Görg vorschwebenden Bedeutung am ehesten eine Umstandsform erwarten „x, indem es gekocht ist“. Die Vokalisation dieser Form widerspricht vordergründig dem masoretischen Befund. Allerdings ist zu beachten, dass die Entlehung mit einem kurzen a erfolgt sein könnte, das innerhebräisch regulär gelängt wurde. M. Görg, Ägyptologische Marginalien zur Deutung des Vokabulars in Ex 16,14, in: P. Maiberger, Das Manna. Eine literarische, etymologische und naturkundliche Untersuchung, Wiesbaden 1983, 320-322.

‫ח ִחרי‬ ‫ ֹט‬ḥorî

396 Gebäck (Gen 40,16) Wurzel ḥwr (HG §41,4), mittelhebräisch ‫חח ִחרי‬, samaritanisch āri, vgl. arabisch ḥuwwara „weiß, Weißmehl“ und reichsaramäisch ḥwry desgleichen. < ḥr.t „eine Art Gebäck“ Nach den hebräischen Wörterbüchern gehört dieses Wort zur Wurzel ḥwr „weiß sein“, es wäre demnach eine Art heller Kuchen. Der ägyptische Kontext der Bibelstelle spricht andererseits deutlich für ein ägyptisches Lehnwort. Spätzeitlich wird das ägyptische Lexem m.W. nicht weitergeführt, sodass wir nichts zur Vokalisation sagen können. Zumindest stimmen die Vokalfugen, d.h. die vokalische Endung im Hebräischen könnte ein Reflex der Femininendung sein bzw. eine Kompensationslängung beinhalten. Vielleicht liegt sogar eine sekundäre Konnotation mit der hebräischen Wurzel ḥwr vor, d.h. eine Volksetymologie. ASP IV, 116f.; Görg, BN 13, 29-31; Dahood, BN 13, 14-16; Muchiki, 244; Wb. III, 148:16. Quack, Die Furcht vor dem Meer und der Tod im Nil. Wasserangst im Alten Ägypten, in: A. Berner et al. (Hrsg.), Das Mittelmeer und der Tod. Mediterrane Mobilität und Sepulkralkultur, Paderborn 2016, 385-433, be sonders S. 408-413 (freundlicher Hinweis von Joachim Quack). © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

4. Appellativa

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‫ט ם‬ ‫ תח ְפר ֹט‬ḥarṭom

396 Zauberer, Magier, Traumdeuter (Gen 41,8.24. Ex 7,11.22. 8,3. 14f. 9,11. Da 1,20. 2,2) Samaritanisch arṭam, Septuaginta ἐξηγητής „Exeget“, ἐπαοιδός „Rezitierer“, φαρμακός, Vulgata coniector, maledicus. Auch als Lehnwort im Akkadischen ḫarṭibi „Traumdeuter“. Griechisch φεριτοβ(αυτης), φεριτωβ, φριτοβ. < ägyptisch r.-ḥb(.t)-ḥr.-tp „Oberster Vorlesepriester“, verkürzt zu demotisch ḥr-tp (griechische Umschreibung φεριτοβ). Die älteste Gleichung operiert mit r.-ḥb(.t) „Schriftkundiger“ (wörtlich „der, unter dem die Schriftrolle ist“) (Erman); später schlug Stricker eine Gleichung mit ḥr.-tp „Oberster, Oberhaupt“ vor (so auch Spiegelberg). Nach Vergote liegt hier eine Abkürzung von r.-ḥb(.t)-ḥr.-tp vor. Gemäß Goedicke ist kein bestimmter Titel gemeint, sondern eine Umschreibung der Arbeitssituation des Schreibkundigen: ḥr.tm „der auf der Matte“. Dies wurde von Zibelius-Chen abgelehnt, von Lanckau jedoch wieder befürwortet. Bemerkenswert ist der Umstand, dass die ḫarṭibi in Assyrien aus Ägypten stammten (PongratzLeisten; Lanckau). Möglicherweise ist das hebräische Lexem über das Assyrische aus dem Ägyptischen entlehnt worden. Lanckau hat dem gesamten Umfeld des Begriffs eine ausführliche Untersuchung gewidmet, d.h. etwa auch die akkadischen Belege des Begriffes näher betrachtet. Zwei Gründe schienen lange gegen diese Gleichung zu sprechen: zum einen die Wiedergabe von äg. p > b durch hebräisch ‫ מ‬m, zum anderen die Gleichung von ägyptisch t mit hebräisch ‫ ט‬ṭ. Die Wiedergabe der Labiale ist kaum ein gravierendes Hemmnis für die Gleichung, schließlich kann ägyptisch /b/ vor /u/ zu /m/ werden und umgekehrt (Muchiki, 245, vgl. χνουμις ~ χνουβις „Chnum“). Quaegebeur verweist darauf, dass sich im Ägyptischen der Lautwandel tp > tb > tm in phonetischen Schreibungen seit dem 13. Jhd. v. Chr. nachweisen lässt. Für die Gleichung der Dentale hat Quagebeur eine sehr komplexe, aber auch nicht ganz unmögliche Erklärung gegeben. Danach erscheinen die beiden ägyptischen Titel ḥr.-tp und ḥr.-ṭp (=ḥr.-wp) oft auf den Monumenten als direkte Parallele voneinander und in spielerischer Schrei bung für ein und dieselbe Person. Die Schreibung ḥr.-ṭp war seiner Interpretation nach näher an der aktuellen Aussprache. Mit anderen Worten: Wir hätten mit einer Gleichung ägyptisch /d/ - hebräisch ‫ ט‬ṭ zu rechnen, die regelmässig ist. Das Problem ist nur, dass die Graphie ḥr.-ṭp für einen anderen Titel steht, nämlich ḥr.-wp (Wb. III, 1-5). Muchiki bemerkt, es sei eigenartig, einen Titel aus rein phonologischen Gründen durch einen ganz anderen Titel wiederzugeben. Sie lehnt Quagebeurs Erklärung daher ab und gibt stattdessen eine eigene. Danach sei im Hebräischen ‫ ת‬t vor ‫ מ‬m und nach ‫ ח‬h zu ‫ ט‬ṭ geworden. Wir haben es hier mit einem Lehnwort zu tun, bei dem es einige Unstimmigkeiten gibt, das jedoch trotzdem als sicher gelten kann. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen ist die Semantik sehr speziell, zum anderen spricht der allgemeine Kontext für die Bedeutung – ägyptische Spezialisten aus dem Bereich Magie/Medizin/Ritual waren im gesamten Orient berühmt. Ferner wurde das Wort auch ins Akkadische entlehnt, und zwar ebenfalls in der Bedeutung „Traumdeuter“. Und schließlich erscheint das Lexem innerhalb des Alten Testaments in einem dezidiert ägyptischen Kontext, nämlich in der Josephsgeschichte, und ist zugleich mit dem Konzept Traumdeutung verbunden. Gleichungen wie diese sind eminent wichtig, denn sie demonstrieren auf das Deutlichste, dass man bei der Beurteilung von Lehnwörtern eine gewisse Flexibi lität bei der Beurteilung von Lautgleichungen an den Tag legen muss. Wir haben es eben nicht mit Mathematik zu tun, sondern mit Vorgängen, bei denen Menschen beteiligt sind, und müssen von daher mit gewissen Unschärfen rechnen.467 Statt also die Gleichung in Frage zu stellen, sollte man sich vielmehr fragen, wie die beobachteten Unschärfen zu erklären sind. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Zum einen ist immer mit Hör- oder Wiedergabefehlern zu rechnen. Zum anderen könnte sich hier jedoch auch ein Hinweis darauf verstecken, dass hier eine Entlehung aus zweiter Hand vorliegt, möglicherweise von dem bereits erwähnten akkadischen ḫarṭibi „Traumdeuter“. 467 Insbesondere von vielen Indogermanisten wird dies freilich anders gesehen, etwa I. Hajnal, Troia aus sprachwissenschaftlicher Sicht. Die Struktur einer Argumentation, Innsbruck 2003, besonders 24f. oder C. Watkins, The Language of the Trojans, in: M. Mellink (Hrsg.), Troy and the Troian War, Bryn Mawr 1986, (45-62) 48f. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

B.H. Stricker, Trois études de phonétique et de morphologie copte, in: AO 15, 1937, 164; Gardiner, AEO I, 129*; th. Lambdin, in: JAOS 73, 151; J. Vergote , Joseph en Égypte, Louvain 1956, 66-73 & 80-94; D.B. Redford, SVT 20, 203f.; Müller, ThWAT III, 189-191 (Lit.). Zur herkömmlichen Etymologie KDSS 168; GB, HAL; Otto, LÄ I, 940-943; RÄRG 860f.; J. Quaegebeur, The Egyptian Equivalent of ḥarṭummim, in: S. Israelit-Groll (Hrsg.), Pharaonic Egypt, the Bible and Christianity, Jerusalem 1985, 162-172; J. Quaegebeur, SAK 12, 1982, 686-689. Wb. III, 140:6ff.; H. Goedicke, ḥarṭummîm, in: Orientalia 65, 1996, 24-30; J. Lanckau, ḥarṭummîm – die Traumspezialisten? Eine methodische Problemanzeige in der Suche nach Josefs Kontrahenten in Gen 41,8.24, in: BN 119/120, 2003, 101-117. W. Spiegelberg, Die Lesung des Titels „Vorlesepriester, Zauberer“ in demotischen Texten, Demotica I, SBAW 125, 6. Abh., 4-7; H. Kees, Der sogenannte oberste Vorlesepriester“, in: ZÄS 87, 1962, 119-139; Wb. III, 395; Gutekunst, in: LÄ VI, 1329f.; B. Pongratz-Leisten, Herrschaftswissen in Mesopotamien, SAAS 10, Helsinki 1999, 107f. und 286f.; K. Zibelius-Chen, Kategorien und Rolle des Traumes in Ägypten, in: SAK 15, 1988, 277-293, bes. 286; U. Rüterswörden, Die Beamten der israelitischen Königszeit. Eine Studie zu śr und vergleichbaren Begriffen, BWANT 117, Stuttgart 1985, 52, Anm. 174.

‫ תחְפשתמל‬ḥašmal

408f. Elektron (Ez 1,4.27. 8,2) Unsicher. Elektron, hellgelbe Goldsilberlegierung, Bernstein. Septuaginta ἤλεκτρον, Vulgata electrum. Etymologie umstritten. Entweder entlehnt aus ① akkadisch ešmarû „eine Silberlegierung“, ② aus elmēšu „Bernstein“, ③ aus akkadisch ḫašmānu „ein bläulicher Stein“ oder ④ ägyptisch ḥsmn „Bronze für Waffen, Statuen, Spiegel und dergleichen“. Die Gleichung von ägyptisch n mit hebräisch ‫ ל‬l im Auslaut ist in der Umgebung eines Labials nicht ungewöhnlich (Muchiki, 246), vgl. ägyptisch sbn > *ⲥⲃⲗ (Imperativ ⲥⲃⲗⲧⲉ), mnnn > Bⲙⲓⲟⲗⲱⲛ, knm > *knmnm > ϭⲗⲟⲙⲗⲙ (Čérny 147, 186, 328). Muchiki betrachtet die akkadischen Wörter als Kognaten und deshalb das hebräische Wort mit dem ägyptischen als grundsprachlich verwandt. Driver, VT 1, 60-62; Falkenstein, ZA 52, 304-307; Zimmerli, BK XIII, 56f.; Landsberger, SVT 16, 190-198; Brugsch, Wb. VI, 853; Erman, ZDMG 46, 115; Muchiki, 246; Wb. III, 163:14-24.

‫ תחְפשתמ ִחני ם‬ḥašmannîm

409 Pluralform, unsicheres Wort (Ps 68,32) Bedeutung unklar: „Bronzegegenstände“ oder „gefärbte Tücher aus Ägypten“. Septuaginta πρέσβεις. Etymologie unsicher, entlehnt aus ① ägyptisch ḥsmn „Natron“ (als Färbemittel und daher als gefärbtes Tuch), ② ägyptisch ḥsmn „Bronze“ oder ③ akkadisch ḫušmānu „bläuliche Wolle“ (CAD VI, 257b) bzw. ḫašmānu „eine blaugrüne Wolle“ (CAD VI, 142a). Die genaue Bedeutung des hebräischen Wortes ist unklar, u.a. da es sich um ein hapax legomenon handelt. Der Kontext scheint eine ägyptische Etymologie nahezulegen. Sollte es sich um ein Lehnwort handeln, dann geht es wohl am ehesten auf ägyptisch ḥsmn „Bronze“ zurück, auch wenn die Korrespondenz zwischen hebräisch ‫ שש‬š und ägyptisch s auffällig ist. Immerhin wäre die Gleichung regulär, wenn man von einer Entlehnung in der Spätbronzezeit ausgeht, denn zu jener Zeit wurde das ägyptische s im Hebräischen durch ṭ wiedergegeben, das dann innerhebräisch zu š verschoben wird. Das altägyptische ḥsmn „Bronze“ wird im Koptischen nicht fortgesetzt, wohl aber ḥsmn „Natron“: Sϩⲟⲥⲙ, Bϩⲟⲥⲉⲙ (DEC 314), vgl. demotisch ḥsmn (E 332). Nach Vycichl ist dieses ägyptische Wort der Form nach kein Verbalnomen („die Reinigung“), sondern ein Partizip („das, das reinigt“). Wie man in der Sache von Natron auf farbiges Tuch kommen will, ist mir nicht klar. Natron färbt nicht, es rei nigt nur. Nun könnte man zwar damit argumentieren, dass saubere Kleidung die Farben stärker zur Geltung bringt als dreckige, das erscheint mir dann allerdings doch zu weit hergeholt. Albright, Fs. Mowinckel, 5; Muchiki, 246; Wb. III, 68:32.

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4. Appellativa

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‫חׂשש ן‬ ‫ מ‬ḥošæn

409 Brustschutz (Ex 25,7. 28,4.22-24 etc. Lev 8,8. Sir 45,10f.) Samaritanisch āšn, jüdisch-aramäisch ‫חוְפש אנ א‬, Septuaginta λογεῖον περισϑήσιον (Ex 28,4), Vulgata rationale. Etymologie umstritten. Entweder ① grundsprachlich (vgl. arabisch ḥasuna „schön sein“, ḥusn „Schönheit“, pl. taḥāsīn „Schmuck“; jüdisch-aramäisch ḥsn „besitzen, aufbewahren“, daher „Tasche“) oder ② von ägyptisch ḫw „schützen, verehren“, ḫw.t „Schutz“ und šn „Königsring“ (Görg). Zuerst hatte Görg an ḫw šn „die Brust schützend“ gedacht (Görg, in: ZAW 89, 1977, 116 mit Anm 12), an eine „Kontraktionsform“ oder an ḫw (n.) šn „Schutz der Brust“ o.ä., ḥw.t (Wb. III, 244-246). Danach verwarf er diesen Vorschlag selbst, vor allem wegen des auslautenden Ayin im Ägyptischen. Als Alternative schlug er dann šn „Kartusche“ vor, welches für den König stehe, vgl. die Form von Pektoralen. 468 Leider hat sich weder šn „Brust“ noch šn „Kartusche“ im Koptischen erhalten, sodass sich wenig über diese Etymologie sagen läßt. Semantisch wäre m.E. „das die Brust schützt“ sehr passend – zumindest sehr viel überzeugender als „das die Kartusche schützt“. Entgegen der Meinung von Görg ist m.E. die grundsprachliche Verbindung überzeugend – seine Erklärung ist hingegen etwas verzwungen. Vor allem bleibt er eine Erklärung schuldig, wie der Zusammenhalt zwischen den beiden Etyma genau aussehen soll. Galling, BRL² 256f. (Lit.); Dommershausen, ThWAT III, 277-279 (Lit.); Görg, NBL I, 339f.; M. Görg, Der Brustschmuck des Hohenpriesters, in: BN 15, 1981, 32-34; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, ÄAT 11, Wiesbaden 1991, 129131.

‫ תטתבתעת‬ṭabbaaṯ 416 Ring ① Siegelring des Königs (Gen 41,42. Est 3,10.12. 8,2.8.10) ② als Frauenschmuck (Jes 3,21) für Männer und Frauen (Ex 35,22. Num 31,50), ③ als Halterung an der Priesterkleidung und an kultischen Geräten (Ex 28,23f.26-28. 39,16f.19-21. etc.) Samaritanisch ṭab'bēt, phönizisch tbt (?) „Siegelring“ und tb „Prägung, Münze“ < ägyptisch b.t „Siegel“ (Verb: Wb V, 556:12-15; Nomen: Wb V, 566:5-11), demotisch tb (E 623), koptisch ⲧⲃⲃⲉ tbbe „Siegel“ (KHw 221) und ⲧⲱⲱⲃⲉ tōōbe „siegeln“ (DEC 211). Ellenbogen führt aus, warum ‫ תטתבתעת‬ṭabaaṯ nicht zur Wurzel ‫ טבע‬ṭb „einsinken, versenken“ zu stellen ist – weil nämlich eine nomiale Ableitung „das Eingesenkte“ und nicht „das Einsenkende“ bedeuten müsse. Da es keine hebräische Etymologie gebe, sei auch nach Muchiki (247) eine ägyptische Deutung anzunehmen. Das Wort wurde sehr früh entlehnt, als die Femininendung noch erhalten, der andere Dental jedoch bereits depalatalisiert war. Kulturgeschichtlich ist interessant, dass sich ägyptische Motive besonders über die syrische Glyptik in Vorderasien ausbreiteten. Das Vorkommen frühdynastischer Siegel in der Levante lässt es als sehr wahrscheinlich erscheinen, dass nicht nur das Wort für „Siegel“, sondern auch dasjenige für den „Siegelring“ aus dem Ägyptischen entlehnt wurde. Im Koptischen lautet das Wort für siegeln Sⲧⲱⲱⲃⲉ bzw. Bⲧⲱⲃ, Bⲧⲱⲃⲓ, das für Siegel Sⲧⲃⲃⲉ (DEC 211). Leider ist ⲧⲃⲃⲉ zu stark lautlich reduziert, um Substanzielles zur hebräischen Form sagen zu können. 469 Vycichl verweist auf die semitischen Kognate des ägyptischen Wortes für „siegeln“ und äußert die Meinung, diese gingen sämtliche auf das Ägyptische zurück (DEC 211). Interressant ist auch seine Beobachtung, dass das Nomen seit dem Alten und das Verb erst mit dem Neuen Reich bezeugt ist. Dies deutet darauf hin, dass es sich um ein Wurzelnomen handelt und entsprechend um eine denominale Ableitung. FWOT 75; Moscati, Bibl. 30, 314-338; Erman, ZDMG 46, 123; Lambdin, JAOS 73, 151; Ellenbogen, 75; Muchiki, 247; Wb. V, 566:5ff.

‫ טו ֺראטֹטפת‬ṭôṭāoṯ und ‫ טֺראטֺרפת‬ṭoṭāoṯ

421

Zeichen

Zeichen, Merkzeichen (Ex 13,9), ursprünglich vielleicht apotropäisch, dann bildlich (Ex 13,16. Dtn 6,8. 11,18). Samaritanisch ṭāṭāfot, Septuaginta ἀσάλευτον; Peschitta rušmā „Zeichen“. < ägyptisch ṭft „Schlange, Gewürm“ (Kritik von O. Keel, OBO 38, 1981, 220, Anm. 20). 468 P. Kaplony, Königring, in: LÄ 2, 1979, 610-626.

469 Die Lautform deutet auf einen Tonvokal i oder u hin. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

Das altägyptische ṭf.t „Wurm, Gewürm, Schlange“ (Wb V, 633:6-634:2), demotisch tf.t „Gewürm“ (E 688) hat sich im Koptischen als Sϫⲁⲧϥⲉ, Bϫⲁⲧϥⲓ, Aϫⲉⲧϥⲉ erhalten bzw. altbohairisch ϭⲁⲧϥⲓ (DEC 332). Vycichl vergleicht dieses Lexem mit der Wurzel ṭf „sich sträuben“ (Wb 634:4-6). Die Vokalisation der koptischen Lexeme passt nicht zur masoretischen, d.h. die ägyptische Etymologie des hebräischen Wortes ist wohl abzulehnen, schon allein aus semantischen Gründen. Grimme, OLZ 41, 148-152; Humbert, ThZ 7, 68; Speiser, JQR 48, 208-217; Görg, BN 8, 11-13; Tigay, JBL 101, 321-331; Gamberoni, ThWAT III, 341-343 (Lit.). M. Görg, T(w)tpt—eine fast vergessene Deutung, in: BN 8, 1979, 11-13; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, ÄAT 11, Wiesbaden 1991, 59 & 131.

‫ ׂשט ׂשנ א‬ṭænæ

426 Korb (Dtn 26,2.4. 28,5.17), Schüssel (Sir 34,14) < ägyptisch n.t „Korb“ (Wb V, 575:10), koptisch ϫⲁⲛⲟ (KHW 425, DEC 328).470 Samaritanisch ṭāna, mittelhebräisch ‫„ ְפט ִחני‬Büchse“. Nach Ellenbogen und Muchiki ist das Vorkommen dieses Wortes innerhalb des Hebräischen sehr isoliert, und da eine semitische Etymologie fehle, sei es sehr wahrscheinlich, dass es sich um ein ägypti sches Lehnwort handelt. Vycichl verweist im Zusammenhang mit ϫⲁⲛⲟ auf das hebräische ‫ תצ אנ א‬ṣannā „Korb“. Dies wäre dann wohl die grundsprachlich verwandte Form und das vorliegende Lexem wäre damit – falls es sich tatsächlich um ein Lehnwort handeln sollte – eine lexikalische Dublette. FWOT 77; Rinaldi, BeO 12, 104; Erman, ZDMG 46, 122; Yahuda, Language, 97; Lambdin, JAOS 73, 151; Ellenbogen, 77.

‫ ְפטאפחֺרות‬ṭepāḥôṯ

427 ① Handbreit (nach Jer 52,21 Vierfingerbreite) als Maß (Ex 25,25. 1Ri 7,26 &c.); ② als Pluralform (‫)ְפטאפחֺרות‬ architektonischer terminus technicus unklarer Bedeutung (1Ri 7,9): Querträger (HAL, vgl. akkad. (a)dappu), Kragstein, Auflage (Noth), Randschlag der Bossenquadern (Galling), Dach (Görg). Umstritten ist vor allem auch die Zusammengehörigkeit der Pluralform zu ‫ׂשטתפח‬. Septuaginta γεισῶν (Gen. pl. von γεῖσον „Gesims, Kragstein“; Vulgata: summitas parietum. < ägyptisch tp-ḥw.t „Dach“ (Wb V, 290), neuägyptisch mit Artikel und Abfall der Femininendung. Auf die Wiedergabe von äg. t durch hebräisch ṭ „braucht nicht erneut hingewiesen werden“. Görg führt nur die Gleichung hebräisch ḥrṭm „Zauberer“ - ägyptisch ḥr.-tp an. Entlehnt worden sei das Lexem als Femininum, und erst nach der Eingliederung sei es sekundär mit einer (scheinbaren?) hebräischen Pluralendung versehen worden. Nun kann man sich fragen, warum gerade ein terminus technicus der Architektur aus dem Ägyptischen übernommen worden sein soll. Hierfür verweist Görg zurecht auf die Existenz von Gebäuden in ägyptischem Stil im Jerusalem des 10. Jhd. – phönizische Handwerker waren beim Jerusalemer Tempelbau beteiligt (1Kö 7,13).471 Der ägyptische Baustil ist seit der ägyptischen Herrschaft in der südlichen Levante nachzuweisen, etwa in Tell el-Fāra (Süd), Ḫirbet es-Mšāš und Beth-Shean.472 Desgleichen gilt für ägyptische Tempel in Kanaan.473 Früher ging man beim Tempel Salomons von einem Bīt-Ḫilāni aus, dies wird heute jedoch anders gesehen.474 Mehrere termini technici aus dem Wortfeld Architektur scheinen ägyptischen Ursprungs zu sein, vgl. die Einträge zu ‫ אואל ם‬ûlām „Laube, Dach“, ‫תר‬ ‫ תכְפפ ֺר‬kator und ‫ תכְפפתֺרור‬katôr „Knauf“, ‫ כֹטׂשת ׂשרת‬kotæræṯ „Lotosa werk“, ‫ אעב‬āḇ „Durchgang“, ‫ ִחפתו תח‬pitû ḥ „Schnitzwerk, Relief“, ‫ ִחרמו ן‬rimmôn „Säule“, ‫ ְפשאבאכה‬śeḇāḵâ „Wicklung“, ‫ ׂששׂשק ף‬šæqæ „Lichtöffnung“. 470 Joachim Quack wies mich freundlicherweise darauf hin, dass das Wort im Demotischen mit d geschrieben wird, also dn.

471 P. Wagner, Der ägyptische Einfluss auf die phönizische Architektur, Bonn 1980. 472 V. Fritz, Die Verbreitung des sogenannten Amarna-Wohnhauses in Kanaan, DaM 3, 1988, 27-34. 473 S. Wimmer, (No) More Egyptian Tempels in Canaan and Sinai, in: I. Shirun-Grumach (Hrsg.), Jerusalem Studies in Egyptology, AÄT 40, Wiesbaden 1998, 87-123 mit älterer Literatur. 474 V. Fritz, Paläste während der Bronze- und Eisenzeit in Palästina, in: ZDPV 99, 1983, 22-25. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

4. Appellativa

121

Nun ist in jüngster Zeit zum Kopf-Zeichen D1 mit der konventionellen Umschrift 〈tp〉 innerhalb der Ägyptologie eine Debatte entbrannt. Daniel Werning argumentierte für eine Lesung der Kopf-Hieroglyphe D1 als 〈dp〉 bzw. 〈ṭp〉 (Schenkel) und der Dolch-Hieroglyphe (T8)475 als 〈dp(.)〉 bzw. 〈ṭp(.)〉 (Schenkel).476 Carsten Peust hat sich des Themas erneut angenommen und für eine Lesung 〈ḏp〉 bzw. 〈p〉 (Schenkel) der Kopf-Hieroglyphe ausgesprochen.477 Mit anderen Worten: es gibt für diese Hieroglyphe zur Zeit drei Lehrmeinungen (traditionell tp, nach Werning ṭp, nach Peust p). Zumindest was den Anlaut angeht, kann man hier also von ägyptologischer Seite nicht entscheiden, ob die Gleichung stichhaltig ist oder nicht.478 Das koptische Wort für „Dach“ lautet Sϫⲉⲛⲉⲡⲱⲣ, Bϫⲉⲛⲉⲫⲱⲣ (DEC 328) <  n(.) pr(.w) „Dach des Hauses“. Die Bildungsweise und der dahinter stehende Gedanke ist zwar derselbe wie bei tpḥw.t „Dach“, doch ist letzlich nicht sicher, ob es sich im Koptischen um eine späte Neubildung handelt oder um ein anderes Sprachregister. Das altägyptische Lexem ḥw.t „Gehöft, Gut“ wurde nach Ausweis der Vokalisation von Ortsnamen in der Spätzeit *ḥa- ausgesprochen, vgl. ḥw.t-wr.t ~ *ḥằwăt-wrŭt > Αὔαρις „Tempel des Beines“ oder ḥw.t-Ś:nfrw ~ *ḥằwăt-Śănfrăw > Asfynis „Stiftungsgut Snofrus“.479 Dies dürfte Görgs Ansatz bestätigen. Allerdings liegt das Element ḥw.t dort lautlich reduziert im vorderen Element vor.480 Galling, Fs Rudolph, 73f.; ATLO II, 141f.; Noth, BK IX, 131f. & 139; TJ 143. M. Görg, Lexikalisches zur Beschreibung des salomonischen Palastbezirks (1 Kön 7,1-12), in: BN 11, 1980, 7-13; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, ÄAT 11, Wiesbaden 1991, 56-62.

‫ אר‬ ‫ְפי ֹט‬

jeor und ‫ ְפי אֺרור‬jeôr 431 Nil Appellative Grundbedeutung „Fluß, Strom“. Im Singular und mit Artikel: ① Nil (Gen 41,1-3.17f. Ex 1,22. Jes 19,8. 23,10 Jer 46,7f. etc.), ② Tigris (Da 12,5-7). Im Plural: ③Arme und Kanäle des Nil (HS §19d), vor allem im Delta (Ex 7,19. 8,1. 2Ri 19,24. etc.). ④ Mythische Ströme (Jes 33,21), ⑤ Bergwerksstollen (Hi 28,10. Jes 23,10. Sir 24,27). Insgesamt fast 70 Belegstellen in der Bibel. Beachte v.a. Am 8,8 und 9,5 „am Nilufer“ vgl. äg. ḥr śp.t trw (hierzu Janssen, JEOL 14, 68). < äg. tr.w „Fluß, Nil“ (Wb I, 146:10-147:1), demot. yr, yr (E 49f.), koptisch Sⲉⲓⲟⲟⲣ, Bⲓⲟⲣ, Fⲓⲁⲁⲣ (DEC 66f.), neuassyrisch ya-ru-u-ú (tr.w-, vgl. kopt. ⲉⲓⲉⲣ [Čérny 48, KM 29]) Seit der 18. Dynastie gibt es eine ägyptische Graphie ohne t (Wb I, 146:10). Ellenbogen hat zurecht betont, dass die semantische Entwicklung von „Fuß“ zu „Nil“ führt, weil der Nil für die Ägypter der Fluß par excellence war. Entsprechend der Grundbedeutung kann sich daher das hebräische Wort auch auf andere große Ströme beziehen. Im Koptischen wird zwischen „Fluß“ und „Nil“ unterschieden. Das allgemeine Lexem für „Fluß“ lautet S ⲉⲓⲟⲟⲣ, Bⲓⲟⲣ, A.Lⲓⲟⲟⲣⲉ, Aⲓⲱⲱⲣⲉ, Fⲓⲁⲁⲗ, Fⲓⲁⲁⲣ (DEC 66) (Pluralform Sⲉⲓⲉⲣⲏ), das spezifische Hydronym jedoch S ⲉⲓⲉⲣⲟ, Bⲓⲁⲣⲟ, A.Lⲓⲉⲣⲟ, Fⲓⲉⲣⲁ im Singular und Sⲉⲓⲉⲣⲱⲩⲟ, Bⲓⲁⲣⲱⲩⲟ im Plural. Das allgemeine Wort kann auch für andere Wasserläufe stehen, also für „Kanal“, aber auch für Flüsse in der Totenliteratur. Im älteren Ägyptischen war das Wort für Nil ein anderes und zwar dasjenige für die Nilpersonifikation: Ḥpy („Nilüberschwemmung“) – hierzu existierte sogar eine Pluralform für die einzelnen Nilarme ḥpy.w. Später wurde dann der Nil einfach als tr.w- „der Große Fluß“ bezeichnet (Wb I, 146:7), daher erklären sich die unterschiedlichen Formen im Koptischen. Zunächst jedoch zum einfachen tr.w „Fluß“. Vycichl (DEC 66) rekonstruiert dieses aufgrund der Nebenüberlieferung als *yatraw, das sich zu *yarraw entwickelt hätte, wie 475 Der Kopf ist sozusagen „die Spitze des Körpers“ und der Dolch „das mit der Spitze“ (Nisba). 476 D. Werning, The Sound Values of the Signs Gardiner D1 (Head) and T8 (Dagger), in: Lingua Aegyptia 12, 2004, 183-204. 477 C. Peust, Nochmals zur Lesung der Kopf-Hieroglyphe, in: Göttinger Miszellen 208, 2006, 7f. 478 Eigentlich kommen nur ṭp oder p in Frage; und da p sich regulär zu ṭp entwickelt, ist der Punkt für die Frage der Etymologie unerheblich (Hinweis Joachim Quack). 479 G. Fecht, Wortakzent und Silbenstruktur, Glückstadt 1960, § 293 mit Anm. 428; J. Osing, NBÄ, 147; R. Gundacker, Untersuchungen zur Chronologie der Herrschaft Snofrus, Wien 2006, 95-108. 480 Eine betonte Form liegt vor beim Namen der Göttin Νέφϑυς /Nephthūs/ (< Nb.t-ḥw.t), woraus Vycichl (DEC 140) eine Form *ḥōwet rekonstruiert. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

Graphien aus der 18. Dynastie nahelegen, die -r-wwasser haben, also kein t schreiben. In der Folgezeit sei die Geminate dissimiliert worden, also zu *yaraw o.ä. geworden. Die hebräische Form sei als phonetisch yôr zu interpretieren (yeôr sei ein Fehler) und stehe damit diesem rekonstruierten *yaraw nahe bzw. sei eine innerhebräische Entwicklung davon (vgl. rôš „Kopf“ zu semitisch raši (Gen.) 481 Zur Pluralform von S ⲉⲓⲟⲟⲣ meint er, diese sei gebildet wie diejenige für „Bruder“: ⲥⲛⲏⲟⲩ. Wie auch immer: Das altägyptische Wort für „Fluß“ geht auf ein Längenmaß zurück (Wb I, 147:2-4) für welches als Etymologie auf arabisch watar „Seil“ zu verweisen wäre (Seil als Meßinstrument). Lambdin hat die Erklärung mit der Dissimilation einer Geminate rr nicht akzeptiert. Er argumentiert, dass man im Lexikon des Neuen Reiches – wäre dies ein regelmässiges Phänomen – viel mehr derartige Alephs feststellen müsste. Albright meinte (JAOS 66, 1946, 3167-320), es handle sich um die nachlässige Wiedergabe eines häufig gebrauchten Wortes. Vycichl meint jedoch, das Wort müsse entlehnt worden sein, bevor das Aleph an der entsprechenden Stelle im frühen Hebräischen geschwunden sei. Er hält die hebräische Graphie für eine Hyperkorrektion, die auf einer historischen Schreibung basiert. Ferner verweist er auf andere Fälle, bei denen ein t ebenfalls an ein r assimilierte: mtr.t – ⲙⲉⲉⲣⲉ; ptr – ⲡⲱⲱⲣⲉ (DEC 67).482 Das Syntagma tr.w- „großer Fluß“ wird in neuassyrischer Keilschrift als ya-ru-u-ú wiedergegeben (KM 29). Nach Brugsch (Geographie 85) ist der „große Fluß“ der canopische Nilarm – Ptolemäus bezeichnet als τοῦ Μεγάλου ποταμοῦ den Teil des Nils, an dem die Gaue von Alexandria, Andropolis und Letopolis im Westen angrenzen (Ptol. IV, 5,46). Vycichl betont im Zusammenhang mit Sⲉⲓⲉⲣⲟ, Bⲓⲁⲣⲟ, A.L ⲓⲉⲣⲟ, Fⲓⲉⲣⲁ zwei Aspekte. Zum einen hat sich in der bohairischen Form eine alte Vokalisation erhalten, zum anderen in der fayumischen das r der anderen Dialekte. Mit anderen Worten, wir haben hier eine Kontaminationsform im Fayumischen im Hinblick auf den Lambdazismus, andererseits aber auch die typisch fayumische Form -ⲁ „groß“. Es sollte noch einmal explizit darauf hingewiesen werden, dass das hebräische Wort nach Ausweis des fehlenden vokalischen Auslauts nicht von der spätzeitlichen Bildung für „Nil“ (< „großer Fluß“) abgeleitet ist, sondern von dem einfachen Lexem für „Fluß“. Dies ist zumindest auffällig. Möglicherweise fand der lexikalische Transferprozess demnach relativ früh statt, als sich das ägyptische Syntagma bereits herauszubilden begann, jedoch noch nicht allgemein in der Sprache verankert war, d.h. etwa in der Ramessidenzeit. FWOT 80; GTT §181; GTH 64f.; Rengstorf, ThWNT VI, 596-599; Bergman & Eising, ThWAT III, 385-390; Butzer, LÄ IV, 480-483; Reymond, Eau 88-91; Erman, ZDMG 46, 108; Lambdin, JAOS 73, 151; Wb. I, 146:10ff.

‫ כֺרֵנה ן‬kohen

529

Priester

Priester ① bei anderen Völkern wie Ägypten (Gen 41,45.50. 46,20. 47,22.26) und Israel; ② Oberpriester (nachexilisch der Hohepriester (Esr 7,5 &c.); ③ mit Artikel als Titel nach Personennamen (Lev 13,2 &c.) Ugaritisch khn; arabisch kāhin Wahrsager, Orakelgeber“, modernes Südarabisch kuhun „schlau, gerissen“, kōhǝn, kēhǝn „erwachsen, klug“; äthiopisch kāhǝn, syrisch kāhnā, mandäisch kahna. < ägyptisch kh „rasen, ein Geschrei, Gebrüll ausstoßen“ (Wb V, 136), koptisch Sⲕⲱϩ, Bⲭⲱϩ „eifersüchtig sein“ (KHW 513, DEC 92). Nach Auskunft des Koptischen war der Auslaut in der Spätzeit reduziert worden. Görg meint, es liege hier eine Kontamination durch eine semitische Nomimalbildung mit Substitution des dritten Basismorphems vor (Augmentierung oder Nunation?); „Erreger, Eiferer“, konkret hat er „frühe Suffix -īn“ im Auge. Wenn das Lexem nicht grundsprachlich mit dem Ägyptischen verwandt sei, dann sei das Wort über das Nordwestsemitische ins Kanaanäische gedrungen. Dem ist nicht viel entgegen zu setzen außer eine semtische Etymologie. M.E. ist dies jedoch in der Tat nicht ganz einfach, denn die meisten semitischen Belege könnten vom Hebräischen beeinflusst worden sein. Ausnahme ist einzig das moderne Südarabische. Dessen Belege sind m.E. hieb- und stichfest, d.h. wir haben hier eine überzeugende semitische Erklärung. Da Görgs Ansatz nicht ohne Akrobatik auskommt, ist er wohl trotz der gleichen Vokalisation abzulehnen, 481 Vgl. W. Vycichl, Ägyptische Ortsnamen in der Bibel, in: ÄZ 78, 1942, 79-93. 482 Vgl. auch C. Peust, Egyptian Phonology, Göttingen 1999, 153. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

4. Appellativa

123

denn selbst dies ist nicht wirklich gegeben: Ein Nomen agentis hätte eine andere Vokalisation als der Infi nitiv des Verbs. Graf Baudessi, Die Geschichte des alttestamentlichen Priesterthums, 1889; Gunneweg, FRLANT 89; Cody, AnBib 35; Haran, Temples and Temple Service in Ancient Israel, 1978; Bergman, Ringgren, Dommershausen, ThWAT IV, 62-79 (Lit.).

M. Görg, Die Priestertitel kmr und khn, in: BN 30, 1085, 7-14; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, Wiesbaden 1991, 160-167.

‫פ ׂשרת‬ ‫ תכ ּנ‬kapporæṯ

568

Thronfundament

Priesterlicher terminus technicus für einen goldenen Kultgegenstand in der Stiftshütte: Sühnmal, Sühnort; nach priesterlicher Theologie der Ort der Präsenz des begegnenden Gottes (Luther: Gnadenstuhl). Samaritanisch kibbārǝt; Septuaginta ἰλαστήριον (ἐπίϑημα), ἐξιλασμός (1Chr 28,11) (Koch, Fs Milgrom 65-76), Vulgata: propitiatorium; Peschitta: ḥussāyā „Sühne(leistung)“. < ägyptisch kp (n.) rṭ.w „Fußfläche“, in der Sache mt-Hieroglyphe als Thronunterlage.483 Das ägyptische Wort für „Fuß“ lautet im Sahidischen und Bohairischen ⲣⲁⲧ, im Altsahidischen ⲣⲏⲧ (DEC 178). Letzteres passt zum masoretischen Befund. Görg ist in einer Hinsicht zu korrigieren: Der ägyptische Dual wird wohl im Hebräischen nicht reflektiert, denn sonst würde man einen vokalischen Auslaut nach dem Dental erwarten (vgl. den Dual „Sandalen“ čbw.w - Sⲧⲟⲟⲩⲉ). Problematisch bei der vorliegenden Gleichung ist der Dental, denn hier würden wir im Hebräischen ein Tet erwarten. Janowski, WMANT 55, 271-354 (Lit.). M. Görg, Die Lade als Thronsockel, in: BN 1, 1976, 29-30; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, Wiesbaden 1991, 99-100; M. Görg, kp und kp n rdwj, in: Göttinger Miszellen 20, 1976, 27-28; M. Görg, Eine neue Deutung für kapporaet, in: ZAW 98, 1977, 115-118.

‫תר‬ ‫ תכְפפ ֺר‬kator und ‫ תכְפפתֺרור‬katôr

568

Knauf

Etymologie umstritten, möglicherweise vgl. akkadisch kaptaru „Kreta-Wacholder“, syrisch ku/āmatrā „Birne“. Samaritanisch und mittelhebräisch kaftar. ① Ein Teil des goldenen Leuchters in der Stiftshütte (Knauf, Verdickung, Kelchuntersatz) (Ex 25,31.33-36. 37,17.19-22), ② ein Teil der Säule (Kapitäl, Säulenkopf, Knauf (Am 9,1. Zeph 2,14). Die Textstellen unterscheiden sich ziemlich in den Übersetzungen: Septuaginta σφαιρωτήρ (Ex 25,31 &c.), ἰλαστηριον (Am 9,1), φατνώματα (Zeph 2,14); Vulgata entsprechend spherula, cardo und limina. < ägyptisch kf + twr „Kelchuntersatz“ In den medizinischen Texten erscheint ein Lexem kf „ein Pflanzenteil, eventuell Blattspitzen oder Stengelspitzen“484, das wohl auch im koptischen ⲕⲁϥ „Stamm“ weiterlebt (KoptHWb. 512). Die Grundbedeutung ist nach Görg, der die hier behandelte Etymologie aufgestellt hat, wohl „Basis, Boden“, auch die Verbindungen im medizinischen Bereich legten das nahe. Für den zweiten Teil des hebräischen Lexems verweist Görg auf twr, tr „eine Pflanze: Art Rohr“ (Wb V, 252:2; 318:13). Das Ganze sei dann als Genitivkonstruktion zu deuten „Unterteil der Pflanze“ bzw. „Kelchuntersatz“. Zunächst muss man konstatieren, dass die ägyptischen Vergleichswörter allesamt sehr unsicher sind in ihrer semantischen Bestimmung. Phonologisch spricht nichts gegen Görgs Ansatz, inhaltisch scheint er ebenfalls gangbar. FJ III, 215f.; IV, 382; Rost, BHH 932; Meyers, ABD I, 870 s.v. Capital. M. Görg, Zur Dekoration des Leuchters, in: BN 15, 1981, 21-28; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, ÄAT 11, Wiesbaden 1991, 116-123.

483 H. Brunner, Gerechtigkeit als Fundament des Thrones, in: VT 8, 1958, 426-428.

484 E. von Deines & H. Grapow, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Berlin 1959, 528f. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

124

V. Die Gleichungen im Einzelnen

‫ כׂשת ׂשרת‬kotæræṯ

582 Lotoswerk Unsicherer architektonischer terminus technicus (1Ri 7,16-20.41f.; 2R 25,17 mit Parallele in Jer 52,22 & 2Chr 4,12f.). Nach Gesenius entweder Säulenkapitäl (TJ 304-309) oder wulstartiger Aufsatz auf Säulen und Pfeilern (Noth). Septuaginta χωϑαρ (2Ri 25,17); griechisches Lehnwort im Äthiopischen. Zur Verdeutlichung, wie vertrackt die Textstelle ist, gibt Görg zwei Übersetzungen: „Er machte zwei Aufsätze, um sie anzubringen auf den Köpfern der Säulen, Bronzeguß“ (Noth), „und er verfertigte zwei Kapitelle, um sie oben auf die Säulen zu setzen, aus Bronze gegossen (Würthwein). Görg operiert selbst mit einer Zusammensetzung von k.t „Arbeit, Tätigkeit, Werk, Erzeugnis“ (Wb. V, 98-101, bes. 100:13-16; 101:1-4) und altägyptisch rṭ, demotisch rt „Pflanze“ (Wb II, 463:8-10), vgl. koptisch ⲣⲱⲧ, ⲗⲱⲧ (Kopt WHb 168 mit Anm. 7) und griechisch λωτος. Damit sei die Gesamtbedeutung der Fügung „Pflanzenwerk/Lotoswerk“. Er stellt fest, dass die Vokalisation von k.t nicht bekannt sei und die Femininendung in der Wortfügung erhalten bleibt. Bestätigt wird seiner Meinung nach die Deutung durch den Kontext, denn hier wird das Wort explizit als „Lotoswerk“ erklärt (‫)ֵנמֲהעֵנשה שותש ן‬. Wie bereits beim Kommentar zu ‫ ְפטאפחֺרות‬ṭepāḥôṯ erwähnt, gibt es Hinweise auf die Existenz von Gebäuden ägyptischen Stils in Jerusalem 485 als auch auf ägyptische Bauten in Tell el-Fāra (Süd), Ḫirbet es-Mšāš und Beth-Shean.486 und sogar ägyptische Tempel in Kanaan.487 Eine ganze Reihe von termini technici aus der Baukunde scheinen ägyptischen Ursprungs zu sein, vgl. die Einträge zu ‫ אואל ם‬ûlām „Laube, Dach“, ‫תר‬ ‫ תכְפפ ֺר‬kator und ‫ תכְפפתֺרור‬katôr „Knauf“, ‫ כֹטׂשת ׂשרת‬kotæræṯ „Lotosa werk“, ‫ אעב‬āḇ „Durchgang“, ‫ ִחפתו תח‬pitû ḥ „Schnitzwerk, Relief“, ‫ ִחרמו ן‬rimmôn „Säule“, ‫ ְפשאבאכה‬śeḇāḵâ „Wicklung“, ‫ ׂששׂשק ף‬šæqæ „Lichtöffnung“. Meyers, ABD I, 870 s.v. Capital. M. Görg, Zur Dekoration der Tempelsäulen, in: BN 13, 1980, 17-21; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, ÄAT 11, Wiesbaden 1991, 63-67; E. Würthwein, Die Bücher der Könige, ATD 11/1, Göttingen 1977; M. Noth, BKAT IX/1, Neukirchen-Vluyn 1968.

‫ לוִחבי ם‬lûḇîm und ‫ ֻחלִחבי ם‬luḇîm 599 Libyer (Nah 3,9. Da 11,43. 2Ch 12,3. 16,8. Ez 30,5) Sammelname mehrerer Völkerschaften Nordafrikas westlich von Unterägypten. Ägyptisch rbw, punisch lwbym, arabisch lūbī „libysch, Libyer“, jüdisch-aramäisch ‫לואבא אה‬. Septuaginta Λίβυες; Vulgata Lybies. Nach Muchiki (248) sei es aufgrund des ägyptischen Kontextes sehr wahrscheinlich, dass es sich um ein Lehnwort aus dem Ägyptischen handelt. Genauer gesagt, dürfte eine libysch-berberische Eigenbezei chung vorliegen, d.h. eine berberische Entlehnung im Ägyptischen, die dann weitergegeben wurde. Im Koptischen wurde die griechische Form rückentlehnt ⲗⲓⲃⲩⲏ (DEC 94). Das altägyptische rbw steht sowohl für das Land (Wb II, 414:2) als auch für die Leute (Wb II, 414:3).488 Hölscher, Libyer und Ägypter, 1937; GTT §149; Simons, OTS 10, 179-183; ABD IV, 324, s.v. Libya; Muchiki, 248; Wb. II, 414:2-3.

‫ ׂשלׂשש ם‬læšæm 618 ein Edelstein (Ex 28,19. 39,12) Möglicherweise Hyazinth, Karneol oder rötlich-gelber Bernstein (Quiring, vgl. griechisch) oder weißblauer Feldspat (vgl. ägyptisch). Samaritanisch alšam, Septuaginta λιγύριον, Vulgata ligyrius. < ägyptisch nšm.t „weißblauer Feldspat“ (GÄSW Nr. 227) 485 P. Wagner, Der ägyptische Einfluss auf die phönizische Architektur, Bonn 1980. 486 V. Fritz, Die Verbreitung des sogenannten Amarna-Wohnhauses in Kanaan, in: DaM 3, 1988, 27-34. 487 S. Wimmer, (No) More Egyptian Temples in Canaan and Sinai, in: I. Shirun-Grumach (Hrsg.), Jerusalem Studies in Egyptology, Wiesbaden 1998, 87-123 mit älterer Literatur. 488 Vgl. auch K. Zibelius, Afrikanische Orts- und Völkernamen in hieroglyphischen und hieratischen Texten, Wiesbaden 1972, s.v. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

4. Appellativa

125

Im Alten Testament kommt dieses Lexem ausschließlich an einer Stelle vor, nämlich bei der Beschreibung des Brustschmuckes der Hohenpriester, der mit zwölf Edelsteinen besetzt war. Die Septuaginta und Josephus geben ‫ ׂשלׂשש ם‬læšæm beide mit λιγύριον wieder und die aramäischen Targumim haben ‫קנכנירני‬, was lediglich auf irgendeinen Edelstein verweist. Da semitische Kognaten fehlen, liegt wahrscheinlich eine Entlehnung vor. Die vorgeschlagene Gleichung scheint zwar auf den ersten Blick nicht wirklich deckungsgleich zu sein, jedoch kann das ägyptische 〈n〉 sehr wohl in bestimmten Fällen den Lautwert /l/ haben, nämlich in wortinitialer Position (Muchiki, 248). Man vergleiche hierzu die folgenden Beleg aus dem Altägyptischen und ihre koptischen Fortführungen: n(y) – ⲗⲁ, nwḫ – ⲗⲱⲃϣ, nn – Ⲗⲉⲗⲟⲩ, nsb – ⲗⲁⲡⲥⲓ, ns – ⲗⲁⲥ, nss – ⲗⲱⲱⲥ, nfnf – ⲗⲟϥⲗϥ, nhw – ⲗⲉϩ, nhm – ⲗϩⲏⲙ (Čérny 69-76). Die Entlehnung fand offenbar statt, als das Feminin-t am Wortende im Ägyptischen bereits geschwunden war, also vor dem Neuen Reich. Das altägyptische nšm.t „weißblauer Feldspat“ findet sich im koptischen Lexikon nicht mehr, daher sind keine Aussagen über die Vokalisation zu machen, da es auch in der zeitgenössischen Nebenüberlieferung nicht erscheint. Nach Harris ist der Stein definitiv grün, was gewisse Blautöne nicht ausschließt. Die recht sichere Identifizierung mit dem grünen Feldspat schließt ebenfalls nicht aus, dass stellenweise nicht auch andere Steine mit diesem Wort bezeichnet werden konnten. Quiring, SAGMN 38, 202-204; Harris, ALUOS 4, 66; Frerichs, BHH 363; FWOT 97; Erman, ZDMG 46, 113; Lambdin, JAOS 73, 152; Ellenbogen, 97; Muchiki, 248; Wb. II, 339:19ff.; Harris, Lexical Studies, 115, 231.

‫ ֵנמ תזח‬mezaḥ 653 Werft, Hafen? (Jes 23,10) Unsicheres Wort. Vulgata cingulum. Etymologie unsicher, möglicherweise < ägyptisch mḥ „Holz behauen, Schiffe zimmern“, mḥw „Zimmermann“, mḥ.t „Zimmerwerk“. Genaue Aussagen zu diesem Lexem lassen sich nur eingeschänkt machen, da die Semantik bereits im Hebräischen unsicher ist. ‫ ֵנמ תזח‬mezaḥ

653 Gürtel, Kopfbinde? (Ps 109,19) Nach Gesenius möglicherweise entlehnt aus akkadisch mēza/aḫu, māzaḫu „Schärpe, auch von Priestern“; entlehnt ins Koptische (Sⲙⲟϫϩ moǧḥ, Bⲙⲟϫϧ moǧḥ, Aⲙⲁϫϩ maǧḥ), aber vgl. demotisch m (E195) und ägyptisch mḥ „Gürtel, Kopfbinde“ (GÄSW Nr. 643; Wb II, 189:11-190:1). Ursprünglich galt ‫ ֵנמ תזח‬mezaḥ als ägyptisches Lehnwort. Gunn hat dem aus zwei Gründen widersprochen: Zum einen werde das ägyptische Lexem, welches als Vergleichswort herangeführt wird, meist falsch übersetzt (auch im Wb.!). Es bedeute „fillet“, nicht „girdle“; zum anderen hat sich ägyptisch  zu ṭ verschoben, was jedoch nicht mit hebräisch ‫ ז‬z geglichen werden kann. Aufgrund semitischer Kognaten vermutete er, es müsse eine grundsprachliche semitische Würzel „gürten“ geben und das koptische Wort sei ein semitisches Lehnwort. Vycichl hat eine genau umgekehrte Sicht. Seiner Meinung nach (DEC 133) kann es sich hier nicht um eine grundsprachliche Verbindung handeln, da die Lautentsprechungen nicht stimmen, es müsse also eine Entlehnung vorliegen. Dass es sich um eine Entlehnung ins Koptische handelt, scheint m.E. aufgrund der Vokalisation nicht sehr wahrscheinlich. Das ägyptische  wird eigentlich durch ‫ צ‬wiedergegeben. Der genaue Status des hebräischen Wortes muss also wohl vorerst offen bleiben. 18

Zimmern, Fw. 37f.; Lambdin, JAOS 73, 152; Hönig, Bekleidung, 74f. & 78. Erman, ZDMG 46, 112; Gunn, JEA 25, 218f.; Muchiki 248f.; Wb. II, 190:1; Stricker, Acta Orientalia 15, 1937, 18.

‫ תמׂשטה‬maṭṭææ

663 Stab (grundsprachlich?) (Gen 38,18.25, Ex 4,2. Jes 10,15. 28,27 u.ö.) Wohl grundsprachlich, da zahlreiche semitische Kognaten: akkad. miṭṭu, mītu, Ebla ma-du-um, ma-ti-um, ugaritisch mṭ. Vgl. ägyptisch mṭw „Stab, Stock“ (GÄSW Nr. 262a; Wb. II, 178) und griechisch (Ἐση)μητις = (n.-sw-p) mṭw.

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

Sollte es sich trotzdem um ein Lehnwort aus dem Ägyptischen handeln, dann dürfte es im 2. Jahrtausend entlehnt worden sein, bevor sich ṭ zu t verschob, denn ägyptisch t wird nicht durch hebräisch ‫ ט‬ṭ wiedergegeben (Muchiki 249). Andererseits zeigen reichsaramäische Wiedergaben aus dem Mitte des ersten Jahrtausends noch regulär Tet für ägyptisches ṭ (freundlicher Hinweis Joachim Quack). Die hebräische Femininendung hat keine Entsprechung im Ägyptischen, sodass es viel wahrscheinlicher ist, von einer grundsprachlichen Verwandtschaft auszugehen (ugaritisch mṭ).

‫ ִחמי ן‬mîn

668

Art

Art (botanische oder zoologische Spezies), Kollektivum von den verschiedenene Arten, die eine Hauptgattung umfaßt (Gen 1,11f.21.24f. &c.). Etymologie unsicher, vielleicht von der Wurzel *mīn/mūn oder ein Fremdwort, vgl. auch akkadisch mīnu „Zahl, Zählung“; hebräisches Lehnwort im Syrischen mīnā „Geschlecht, Familie“. < ägyptisch mn.t „Bleibendes, Art und Weise“ (Wb. II, 65:6-8; E 161), koptisch ⲙⲓⲛⲉ „Art, Weise“ (DEC 115) mit Rekonstruktion *mn.˘t (Osing, NBÄ 127, 325). P. Beauchamp, in: ThWAT IV, 867-869. Die Gleichung ist lautlich nicht zu beanstanden, da auch die Vokalisation passt – auf semantischer Ebene scheint es ebenfalls wenig Bedenken zu geben, auch wenn die Hauptbedeutung eigentlich mit „dauern“ zusammenhängt. Rabin, ScrHie 8, 392f.; Cazelles, École des Langues Orientales Anciennes de l'Institut Catholique de Paris, Mémorial du Cinqueténaire 1914-1964; Paris 1964, 105-108; Beauchamp, ThWAT IV, 867-869. M. Görg, mīn – ein charakteristischer Begriff der Priesterschrift, in: BN 24, 1984, 12-15; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, ÄAT 11, Wiesbaden 1991, 173-176.

‫ מרח‬mrḥ 738f. auftragen Wohl grundsprachlich, vgl. arabisch maraḫa „einölen, -reiben, salben“, akkadisch (seit aBab) marāḫu, ägyptisch mrḥ.t „Salbe“ (von wrḥ „salben“) (GÄSW Nr. 599). Muchiki (250) hält die Unterscheidung zwischen grundsprachlich vs. entlehnt in diesem Fall für schwierig. Gegen ein Lehnwort spricht, dass im Ägyptischen nur das Substantiv mit m anlautet. Gegen einen grundsprachlichen Zusammenhang spricht, dass dieses Substantiv eine m-Präfixbildung von wrḥ darstellt. Erman, ZDMG 46, 112; Lambdin, JAOS 73, 151; Muchiki, 249f.; Wb. II, 111:1-10; Wb. I, 334:8ff.

‫ ׂשמִחשי‬mæšî 752 feines Gewebe (Ez 16,10. 13) Septuaginta τιρίχαπτον, -α; ψηλαφητόν, ἄντιμον, μεσσι, Hieronymus messe; Vulgata subtilis, polymitum (vgl. arab. wašy „Stickerei, Seidenbrokat“). < ägyptisch mśy, mśś.t „ein Kleidungsstück“ (Wb II, 143, 149) Nach Rabin entlehnt aus hethitisch mašši[a]- maš- „ein Kleidungsstück“, vgl. das hethitische Lehnwort im Akkadischen maššijannu „Schärpe“. Es scheint keine semitische Etymologie für dieses Wort zu geben, insofern ist eine Interpretation als Lehnwort aus dem Ägyptischen durchaus wahrscheinlich. Allerdings gibt es zwei Probleme, ein semantisches und ein phonologisches. Die Bedeutung der beiden geglichenen Wörter ist ziemlich unterschiedlich, auch wenn sie beide mit Gewebe zusammenhängen. Vielleicht schwerer wiegt die ungewöhnliche Lautkorrespondenz von ägyptisch s und Hebräisch ‫ שש‬š. Gesenius18 spricht sich dann auch für die Deutung von Rabin aus. Das hethitische 〈š〉 steht für /s/. Als nicht unwichtig könnte sich erweisen, dass im selben Kontext ein anderes ägyptisches Lehnwort ge braucht wird, nämlich ‫ ֵנשש‬šēš „Byssus“. Wäre es denkbar, dass die Unschärfen auf wiederholte Entlehnung zurückzuführen sind? Denkbar wäre ein ägyptisches Wort im Anatolischen, das dann während der hethitischen Dominanz Syriens in die Levante gelangte. Der wiederholte Wechsel zwischen zwei Sprachfamilien (Semitohamitisch und Indogermanisch) mit ihrem unterschiedlichen Lautstand könnte die lautlichen Unsi© 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

4. Appellativa

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cherheiten erklären. Wenn wir allerdings von einem Lehnwort aus dem 2. Jahrtausend ausgehen (wie beim Namen Mose), dann ist die lautliche Übereinstimmung perfekt. Rabin, Or 32, 129f.; Hönig, Bekleidung, 129f.; FWOT 109; Ellenbogen, 109.

‫ֵננ ׂשזר‬

nezær 799 Diadem Samaritanisch nēzar, vgl. arabisch naḏr „Gelübde, Weihgeschenk“. Wurzel nzr „sich weihen, entsagen“. ① Weihe, Weihung (Lev 21,12. Num 6,4.5 .918 Jer 7,29), ② Diadem, Kranz, Krone (eigentlich Kennzeichen des Geweihtseins), Königskrone, königliches Diadem (2Sam 1,10. 2Ri 11,12. 2Ch 23,11. Ps 89,40), das heilige Diadem (Ex 29,6. 39,30. Lev 8,9), Diademsteine (Sach 9,16). Teil des Priesterornats, eine Bezeichnung des hohenpriesterlichen Kopfschmuckes; Zeichen eines Geweihten; Noth denkt an eine Blume, die um ihrer apotropäischen Wirkung Willen analog zur Uräusschlan ge über der Stirn der Pharaonen getragen wurde Görg hat das vorliegende Lexem zunächst in einer Miszelle mit nrč.t geglichen, dies in einer folgenden Miszelle jedoch korrigiert. Dort heißt es in Anm. 1 (S. 7 bzw. 127), der Ausdruck für eine weibliche Gottheit könne nicht als Gleichung gelten, da die Vokalisation nicht passe, denn diese sei für nrč.t zu erschließen: *n(a)čr.˘t > koptisch ⲛⲧⲱⲣⲉ (Osing, NBÄ 756, Anm. 916). Görg spricht sich dann für eine Gleichung mit nśr.t „Flamme“, aus „mit der roten unterägyptischen Krone identifiziert, die man sich als feuerspeienden Uräus dachte“.489 Nsr.t ist eine weitere Schlangengöttin (Wb. II, 336:5) – im Mittleren Reich fallen die Schreibungen zusammen (Sibilant). Die ägyptische Wurzel, welche dem Kronennamen zugrunde liegt, hat sich im lykopolitanischen Dialekt des Koptischen erhalten: Lⲛⲟⲩⲣⲥ „zerstören“ < nrs „(ver)brennen“ (DEC 144; Černý 110). M. Görg, Die Kopfbedeckung des Hohenpriesters, in: BN 3, 1977. 24-26; M. Görg, Weiteres zu nzr („Diadem“), in: BN 4, 1977, 7-8; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, Wiesbaden 1991, 124-128.

‫תנתחת‬

naḥaṯ 808 das Herabfahren von Gottes Arm bzw. seines Armes Kraft (Jes 30,30) < ägyptisch nḫt „Kraft, Stärke“ (FWOT 112; Wb. II, 317:15-22; E 336), demotisch nḫt.t; koptisch ⲛⲁϣⲧⲉ. In den antiken Übersetzungen herrscht Uneinigkeit bezüglich der Bedeutung von ‫ תנתחת‬naḥaṯ. Die Septuaginta hat ϑυμός „Wut“, die Vulgata terror, die aramäische Bibel „fallen“ bzw. ‫„ תקוף‬Stärke, Kraft“. Die Tradition leitet ‫ תנתחת‬naḥaṯ von der Verbalwurzel ‫„ נחת‬hinunter gehen/kommen“ ab. In ägyptischen Königsinschriften ist das Epitheton nḫt ḫpš „Starken Armes“ sehr häufig (Wb. II, 315f.), und dieser Sinn passt genau an der einen Bibelstelle bei Jesaia, wo das hebräische ‫ תנתחת‬naḥaṯ bezeugt ist. Andererseits hält Muchiki (250) die traditionelle innerhebraistische Deutung für ebenso möglich. Da sie in vergleichbaren Ausdrücken vorkommt, meinte sie sogar, eine ägyptische Interpretation sei nicht notwendig. Das altägyptische nḫt „Kraft, Stärke“ findet sich im Koptischen als Sⲛⲁϣⲧⲉ, Bⲛⲁϣϯ „Stärke, Sieg, Kraft, Schutz“ und den Verben Sⲛⲟⲩϣⲧ, Aⲛⲟⲩϩⲧ bzw. S.Bⲛϣⲟⲧ, Aⲛϩⲁⲧ (DEC 148f.) „stark sein“ und „stark werden“. Man beachte den Erhalt des Laryngals im Achmimischen. Die Vokalisation scheint die Gleichung zu unterstützen. Rehm, Bibl. 35, 190; LGA 83; Rin, BZ 7, 24f.; Good, UF 17, 153-156; Ellenbogen, 110; Wb. II, 316:7ff.

‫ֵננס‬

nes 821 Standarte ① Signalstange, auf Bergen oder Hügeln zur Benachrichtigung und Sammlung militärischer Verbände oder anderer Menschengruppen aufgerichtet (wie noch im 19. Jhd. im Ḫaurān oder Ǧōlān [Schumacher, ZDPV 9, 232]). (Jes 30,17; Jer 4,21 &c.) ② Feldzeichen, Standarte, Flage, Wimpel (Ex 17,15) ③ Stange (Num 21,8.9), ④ Zeichen (Num 26,10). < ägyptisch n.-św.t „der zur Binse Gehörende“ = „König“ (Görg) 489 Vgl. E. Blumenthal, Untersuchungen zum ägyptischen Königtum des Mittleren Reiches, Berlin 1970, 212. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

Das hebräische Wort bedeutet „Signal, Feldzeichen, Segel, Flagge“. An sich ist die Gleichung bereits semantisch wacklig, da das ägyptische Wort nicht auf nur annähernd für eine Standarte o.ä. gebraucht wird. Vor allem aber muss die innerägyptische Etymologie des Königswortes (Sethe) heute als überholt gelten. Zur Wiedergabe des ägyptischen Königstitels vgl. den ausführlichen Kommentar zu ‫ אח ֵננס‬ḥānes. Ob das Wort für „König“ ohne weiteres für „Standarde“ stehen kann, sei dahingestellt. Görg denkt hier möglicherweise an einen Ausdruck wie „Krone“ für Staatsautorität (im Sinne von „dies gehört der Krone“). H. Weippert, BRL² 77-79; Weiss, BHH 194-196; Görg, NBL I, 238f.; Couroyer, RB 91, 5-29; Fabry, ThWAT V, 468-473 (Lit.). M. Görg, Nes ein Herrschaftsemblem?, in: BN 14, 1981, 11-17; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, Wiesbaden 1991, 197-203.

‫ ֹטנׂשפְך‬noæḵ

830 ein Edelstein ① Türkis oder Malachit (HAL), ② Granat (Quiring; Zimmerli, BK XIII, 674), ③ ein farbloser Stein (Harris). Entweder konkret auf dem Brustschild des Hohenpristers (Ex 28,18 & 39,11 Septuaginta ἄνϑραξ, Vulgata carbunculus), als Handelsobjekt von Edom nach Tyrus (Ez 27,16 Septuaginta στακτήν, Vulgata gemma), auf dem Gewand des Königs von Tyrus (Ez 28,13. Jes 54,11 Septuaginta σφραγὶς σμαράγδου) oder bildlich (Sir 35,5). < ägyptisch mfk.t „Türkis“ (Wb II, 56:1-14). Die Wiedergabe des ägyptischen m als hebräisch n stellt kein Problem bei dieser Gleichung dar, man vergleiche mit Muchiki (251) den in neuassyrischer Keilschrift überlieferten Ortsnamen uruPi-ḫa-at-ti-ḫuru-un-pi-ki, die Entsprechung zu ägyptisch Pr(.w)-Ḥw.t-Ḥr(.w)-nb.t-pr(.w)-mfk.t (Montet, Géographie I, 63) und nicht zu Pr(.w)-Ḥw.t-Ḥr(.w)-nb.t-pr(.w)-k.t (Ranke, KM, 32). Hinzu kommt, dass ein wortinitiales m offenbar stellenweise zu n werden kann, vgl. m - ⲛ; mny.t - ⲛⲏⲛⲓ; mny.t - ⲛⲟⲩⲛⲉ; m-r-r - ⲛⲧⲉⲣⲉ; m ṭwn - ⲛⲧⲟⲟⲩⲛ; m k – ⲛϭⲓ (Muchiki 251). Die drei letzten Belege sind argumentativ allerdings wertlos, da die Präposition m außer vor Suffix regelhaft zu n wird.490 Vycichl (DEC 117) verweist in seiner Besprechung des Ortsnamens „Memphis“ auf das hier besprochene Wort, und zwar leitet sich dieses seiner Meinung nach von einer spätzeitlichen Form *mufka o.ä. ab. Hier wie dort sei es zu einer labialen Dissimilation n > m vor f gekommen. Leider ist das altägyptische Lexem im Koptischen nicht nachgewiesen, d.h. Aussagen zum Vokalismus sind kaum zu machen. Am Rande sei darauf verwiesen, dass es sich bei mfk.t wohl um eine semitohamitische Bildung mit m-Präfix handelt, wohl zu fk „leer, wüst“, vielleicht im Sinne von „das, was in der Wüste ist (d.h. aus der Wüste kommt)“. Quiring, SAGMN 38, 199f.; Harris, ALUOS 5, 50-52; Harris, Lexical Studies, 106-110; Böcher, NBL I, 465f. s.v. Edelsteine; Lambdin, JAOS 73, 152; Muchiki, 251; Wb. II, 56.

‫ׂשנׂשתר‬

næṯær 865 Natron, Mineralisches Laugensalz (Prv 25,20, Jer 2,22) < ägyptisch nčr, ntr „Natron“ (Wb. II, 366:8-11), entlehnt ins Akkadische (nirtu, nitiru), Hethitische (nitri-) und ins Arabische (naṭūr, naṭrūn), vgl. modern nitrāt „Nitrat, salpetersaures Salz“; arabisches Lehnwort im Äthiopischen (niṭrān); reichsaramäisch ntr, jüdisch-aramäisch ntr, ‫ ; ִחנְפת אר א‬syrisch netrā, griechisch νίτρον, λίτρον. Das Wort ist im Demotischen und Koptischen nicht bezeugt. In der rabbinischen Tradition ist ‫ ׂשנׂשתר‬næṯær eine Art Erde, mit welcher sich die Leute abreiben und Kleider wie andere Dinge reinigen. Das altägyptische Lexem bedeutet wörtlich wohl „das Reinigende“ (ein DStamm!)491 und ist wurzelverwandt mit dem ägyptischen Wort für Gott (nčr „der Reine“; ⲛⲟⲩⲧⲉ < *nčir). 490 Für diesen freundlichen Hinweis danke ich Joachim Quack. 491 F. Breyer, Zum Ägyptisch-semitisch-berberischen Sprachvergleich – der D-Stamm im Ägyptischen, in: R. Voigt (Hrsg.). From Beyond the Mediterranean. Akten des 7. internationalen Semitohamitistenkongresses (VII. ISHaK), Berlin 2004, 501-512 und F. Breyer, Ein Faktitivstamm im Ägyptischen, in: Lingua Aegyptia 14, 2006, 97-105. Kritisch hierzu allerdings M. Brose, Zur Existenz von Faktitivstämmen im Ägyptischen, in: Lingua Aegyptia 19, 2011, 17-35. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

4. Appellativa

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Die Entlehnung ins Hebräische und Akkadische (und von dort weiter ins Luwische und Hethitische sowie ins Griechische) fand nach dem ägyptischen Lautwandel č > t statt, also im ersten Jahrtausend v. Chr. Die entlehnten Formen weisen alle eine i-Vokalisation auf (*nitr-, so Muchiki). Die hebräische Vokalisation folgt der üblichen Entwicklung von qitl-Formen. Lambdin meinte aufgrund der a-Vokalisation (* > ), die arabische Form sei eine spätere Entlehnung. Über das Griechische νίτρον wurde das ägyptische Wort Bestandteil der meisten europäischen Sprachen.492 Die Nebenüberlieferung des altägyptischen Wortes für Natrun ist überaus reich. Wie bereits an anderer Stelle ausgeführt,493 wurde es wohl über das Assyrische ins Luwische oder Hurritische und von dort ins Hethitische entlehnt.494 Auffällig ist der Umstand, dass in fast allen entlehnten Formen das r dem Dental direkt folgt, d.h. ohne Vokalfuge. M.E. sollte dies jedoch kein Hindernis bei der vorliegenden Gleichung darstellen, genauso wenig wie der fehlende Rest einer i-Vokalisation. Steuer, Das wohlriechende Natron bei den Ägyptern, 1957; Hönig, Bekleidung, 144; FWOT 117; Meiberger, ThWAT V, 726; Osing, Nominalbildung, 862, Anm. 1343; Erman, ZDMG 46, 113; Lambdin, JAOS 73, 152f.; Ellenbogen, 117; Muchiki, 251; Wb. II, 366:8. J.F. Quack, Critical Remarks on a Proposed Etymology of Hebrew ‫ נצר‬and Aramaic nqr, in: JAEI 5, 2013, 29-32 contra C. B. Hays, An Egyptian Loanword in the Book of Isaiah and the Deir Alla Inscription: Heb. nṣr, Aram. nqr, and Eg. nṯr as ‘[Divinized] Corpse’, in: JAEI 4, 2012, 17-23.

‫סתהר‬ ‫ ֹט‬sohar

874 Gefängnis Gefängnis: Septuaginta ὀχύρωμα; Vulgata carcer (Gen 39,20-23. 40,3.5), vgl. akkadisch bīt esēri, bīt mēseri „Käfig, Gefängnis“. Constructus-Verbindung mit bēṯ „Haus“. < ägyptisch s:hr „zufrieden stellen, beruhigen“ (Wb. IV, 207f.). Joseph wird nach der Episode mit Potiphars Weib in eine solche Anstalt gebracht. Erklärt wird das Lexem meist mit der Wurzel shr „rund sein“ im Sinne von „Einfriedung“ und damit „Gefängnis“ (ältere Erklärungsversuche bei Redford und Vergote). Im Altertum gab es ein Gefängnis nur im Sinne der Untersuchungshaft, nicht als Strafe, vgl. ägyptisch hnr.t n(.) sṭm „Haus des Verhörs“. Görg hat sich für eine altägyptische Erklärung stark gemacht. Danach geht das Lexem zurück auf ägyptisch s:hr „zufrieden stellen, beruhigen“ (Wb. IV, 207f.) – gemeint sei die Beruhigung von Streitenden, besonders als Funktionär und Richter. Das Verb ist ein Kausativ zu hrw „ruhig sein“. In der 3. Zwischenzeit gibt es die Graphie shrr, erst in der Ptolemäerzeit schwindet das r. Wörtlich liege also eine Bedeutung vor wie „Haus der Schlichtung“. Das altägyptische Verb ist im Koptischen nicht nachgewiesen. Einzig über die Vokalisation von Kausativen lässt sich etwas sagen, und zwar, dass sie uneinheitlich ist, vgl. ⲥⲁⲉⲓⲉ zu ś: „vergrößern“, ⲥⲙⲓⲛⲉ zu ś:mn „feststellen“, ⲥⲱⲟⲩϩ zu ś:ḥw „sammeln“, ⲥⲓϣϥ zu ś:fḫ „lösen“, ⲥⲟⲟϩⲉ zu ś:ḥ „aufstellen“, ⲥⲁϩⲛⲉ zu ś:ḥn „ausrüsten, beauftragen“, ⲥⲱϩⲣ zu ś:ḥr „entfernen“, ⲥⲁϩⲟⲩⲉ zu ś:ḥwr oder ⲥϭⲣⲏ zu ś:grḥ „beruhigen“ etc. (DEC 182, 189, 202ff., 206f.). Zwar gibt es eine Tendenz zu *śa-, dies ist jedoch nicht durchgängig, d.h. es kommt auch eine o-Vokalisation vor, wie bei dem hier behandelten hebräischen Lexem. M. Görg, Josef in Untersuchungshaft, in: BN 104, 2000, 16-19; D.B. Redford, A Study of the Biblical Story of Joseph (Genesis 37-50), Leiden 1970, 47-65, bes. 47f.; V. Vergote, Joseph en Égypte, Louvain 1959, 25-28.

‫ סֺרוד‬sôḏ

875 Gemeinschaft ① Vertrauliches Gespräch, vertrauter Umgang, Gemeinschaft, Kreis, Rat(sversammlung); ② Unterhaltung, Besprechung, Beratung; ③ Plan; ④ Geheimnis, geheimer Ratschluss. Etymologie unsicher; vgl. arabisch suwād „vertrauliches Gespräch“, syrisch sawādā, suwwādā „Unterredung, Zwiegespräch“, altsüdarabisch ms³wd „Ratsversammlung, Audienzhalle“. 492 F. Breyer, Morgenländische Wörter im Deutschen: die ägyptischen Lehnwörter, in: W. Raunig & S. Wenig (Hrsg.). Afrikas Horn. Akten der Ersten Internationalen Littmann Konferenz, Wiesbaden 2005, 377-395. 493 F. Breyer, Ägypten und Anatolien, Wien 2010, 378 & 387. 494 Die Überführung in einen hethitischen i-Stamm legt dies nahe, vgl. H. Kronasser, Etymologie der hethitischen Sprache, Wiesbaden 1962, 60. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

< ägyptisch ś:twt „sammeln“ (Wb. IV, 355:14-16), Kausativ zu twt „versammeln“ bzw. twtw/twt. Görg meint, dem hebräischen Lexem läge das altägyptische Nomen *sawt.t zugrunde. Semantisch sei das zu erklären, da im Ägyptischen die „Versammlung der Glieder“ die Mumie bezeichne. Von dort kommt er zum „Geheimnis des Lebens“ etc. All dies ist in jeder Hinsicht sehr gezwungen und nicht überzeugend, insbesondere bei der Dentalwiedergabe. Willi-Plein, VT 27, 70f.; Hulst, Gs Brongers, 37-48; SNHL 24f.; Fabry, BBB 50, 99-126; Neef, Gottes himmlicher Thronrat. Hintergrund und Bedeutng von sôd JHWH im Alten Testament, Stuttgart 1999; Saebø, THAT II, 144-148; Fabry, ThWAT V, 775-782 (Lit.). M. Görg, Ein etymologischer Versuch zu hebr. sōd, in: BN 111, 2002, 12-15.

‫ סו ף‬sû

878 Schilf(meer) ① Süßwasserschilf, am Rande des Nils (Ex 2,3.5. Jes 19,6) ② Seegras, Tang im Mittelmeer (Jon 2,6). Das „Schilfmeer“ (‫ תי ם־סו ף‬yam-sû) ist nach der Tradition identisch mit ‫ סו ף‬sû „Schilf“, sollte es jedoch mit dem Golf von Aqaba zu identifizieren sein, wäre es nach Gesenius18 wohl eher ursprünglich das „SturmMeer“ oder das „End-Meer“. Zur Problematik der Lokalisation vgl. Donner, ATD.E 4/1², 106-111 (Lit.) und Knauf, Midian 144f. Das „Schilfmeer“: ① der Golf von Aqaba (1Ri 9,26. Jer 49,21, wohl auch Ex 23,31. Num 14,25. 21,4. Dtn 1,40. 2,1) ② das Ort des Meerwunders (Ex 10,19. 13,18. 15,4.22. Num 33,10f. Dtn 11,4. Jos 2,10. 4,23. 24,6. Jdc 11,16. Ps 106,7.9.22. 136,13.15. Neh 9,9). In Jdc 11,16 hat die Septuaginta ϑάλασσα Σειφ u.ä. Samaritanisch [yam] sof; Septuaginta ἐρυϑρὰ ϑάλασσα, Vulgata mare Rubrum. Mittelhebräisch und jüdisch-aramäisch ‫( סואפ א‬nur in der Verbindung „Schilfmeer“), samaritanisch assaf (vgl. arabisch ṣūf albaḥrī „Meereswolle“), mandäisch sup. < ägyptisch čwf „Papyrus“ (Wb V, 359; E 676, GÄSW Nr 455; BÄV Nr. 286), demotisch wf, sahidisch ϫⲟⲟⲩϥ ǧowf, bohairisch ϭⲟⲙϥ kjomf, ϭⲟⲛϥ kjonf (KHw 438, DEC 333). Dass ein Wort, welches eines der typischsten ägyptischen Produkte bezeichnet, auch aus der ägyptischen Sprache entnommen wurde, ist sehr wahrscheinlich. Allerdings gibt es mehrere ägyptische Lexeme für „Papyrus“, und das vorliegende ist nicht nur relativ spät bezeugt, sondern auch noch in „Gruppenschrift“. Beides zusammen könnte man als Hinweis auf eine Entlehnung im Ägyptischen werten (Muchiki, 252). Hinzu kommt die bemerkenswerte Wiedergabe von ägyptisch č mit hebräisch ‫ ס‬s, vor allem, wenn man bedenkt, dass das ägyptische Wort bis ins Koptische ziemlich unverändert gelautet zu haben scheint (Sϫⲟⲟⲩϥ ǧowf, Bϭⲟⲙϥ kjom DEC 333]). Entsprechend hat Ward postuliert, es müsse ein proto-kanaanäisches Wort *sp „Schilf“ ins Ägyptische entlehnt worden sein (und von dort später über das Koptische ins Arabische) und sich parallel zu hebräisch ‫ סו ף‬sû entwickelt haben. Die grundsprachliche Herkunft des ägyptischen f ist nicht sicher: wahrscheinlich geht es auf protosprachlich ṗ zurück (Rössler). Damit wären die Überlegungen Wards nicht wahrscheinlicher. Nun ist die Wiedergabe von ägyptischem č mit hebräisch ‫ ס‬s im zweiten Jahrtausend regelhaft, und zwar egal in welche Richtung, d.h. die Probleme reduzieren sich, und es ensteht vielmehr ein Argument für eine sehr frühe Entlehnung. Gardiner, Ancient Egyptian Onomastica II, 1947, 201*f.; Cazelles, RB 24, 339-349; Lamberty-Zielinski & Ottosson, ThWAT V, 794-800 (Lit.); Snaith, VT 15, 395-398; Ward, VT 24, 339-349; Brugsch, Wb. 1580; Erman, ZDMG 46, 122; Albright, VESO, 65; Lambdin, JAOS 73, 153; Muchiki, 251 f.; Wb. V, 359:6-10.

‫ ִחסיר‬sîr oder ‫ ִחסי ארה‬sîrâ 884 Dornen(gestrüpp) (Jes 34,13. Hos 2,8. Nah 1,10. Ps 58,10. Koh 7,6) Dornen, Dornengestrüpp, möglicherweise speziell die dornige Becherblume (Poterium spinosum L.) vgl. gr. ποτήριον. Mittelhebräisch ‫ ִחסי ארה‬sîrâ, ‫ ִחסי אר א‬sîrâ „Dornbusch“, jüdisch-aramäisch ‫ ִחסי ְפראת א‬sîrtâ „Dornbusch“. Gesenius18 vergleicht altägyptisch und demotisch śr.t „Dorn, Stachel“ (Wb IV, 190:24-191:2; E 442), koptisch ⲥⲟⲩⲣⲉ sūre (DEC 195), aber wohl doch grundsprachlich, da soqotri sóhor „Dorn“. Vgl. Donner, ZÄS 80, 98, Anm. 4. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

4. Appellativa

131

‫ אסְפלאע ם‬sålām

891 eine Heuschreckenart (Lev 11,22) Septuaginta ἀττακός, Vulgata attacus. Samaritanisch assā'lām. Etymologie unbekannt, vielleicht ägyptisch snḥm (= znḥm) „Heuschrecke“ (Wb. III, 461; GÄSW Nr. 782), koptisch ⲥⲁⲛⲛⲉϩ sanneḥ (KHW 189). In der Sache handelt es sich um eine vierfüßige und geflügelte Heuschreckenart, die eßbar und deren Essen auch erlaubt ist. Die phonologische Wiedergabe von ägyptisch ḥ durch hebräisch ‫ ע‬ ist problematisch, weswegen eine semitische Etymologie nicht von der Hand zu weisen ist, etwa ‫ סלע‬sl mit Suffix ‫ מ‬-m (Muchiki 252). Vycichl sieht ebenfalls Probleme bei der ägyptischen Deutung des hebräischen Lexems (DEC 191). Die phonetischen Unschärfen, so meint er, könne man noch mit einer „métathèse de sonorité“ erklären. Gravierender ist seiner Meinung nach die Wiedergabe von ägyptisch n durch hebräisch l und vor allem: Die Nominalformen seien verschieden. Den geminierten Konsonanten im Koptischen erklärt er durch den Einfluss einer Volksetymologie „Ölhändler“ (ⲥⲁ-ⲛ-ⲛⲉϩ). Osing (NBÄ 456) rekonstruiert das altägyptische Wort als sanḥm˘w. Mit Rössler ist anzusetzen, dass es sich um ein gemeinsames Erbwort handelt: „Es ist bezeichnend, dass ausgerechnet diese exzellente Ermansche Gleichung [...] für das Produkt einer Entlehnung gehalten wurde. Dabei verhalten sich die differntialdianostisch signifikanten Konsonanten (I. und III.) genauestens nicht so wie in den Lehnwörtern!“.495 Vycichl, ZÄS 84, 147; Dillmann, KEH 12, 495-498; Aharoni, Os 5, 477f.; Brugsch, Wb. 1253; Erman, ZDMG 46, 117; Muchiki, 252; Wb. III, 461:6-7.

‫ ְפס אר ִחני ם‬serānîm

903 Bezeichnung für die Stadtfürsten der fünf Philisterstädte (Jos 13,3. Jdc 3,3. 16,5.8.18.23.27.30. 1Sam 5,8.11. 6,4.12.16.18. 7,7. 29,2.6f. 1Chr 12,20. Sir 46,18) Etymologie umstritten, wohl ein philistäisches Wort, möglicherweise verwandt mit griechisch τύραννος „Tyrann“ (Klostermann, anders Edel), vgl. lydisch serlis „Autorität, Regierung“ zu indogermanisch *ser- „oben“ (Laroche, Garbini), vgl. ugaritisch srn „Fürst“, in Personennamen auch śrn (sú-ra-nu). Vielleicht ist das Wort auch zu reichsaramäisch ‫ סרן‬srn zu stellen. Dieses Wort erscheint immer im Plural und bezieht sich immer auf die Herrscher der fünf Philisterstädte Gaza, Askalon, Asdod, Ekron und Gath. Die Septuaginta gibt es durch σατράπης wieder (bzw. ἄρχων in Ri 16), die Vulgata durch regulus (Jos 13,3), satrapa (Ri 3,3) oder princeps (Ri 16,27), d.h. es ist eindeutig, dass es sich um eine Herrscherbezeichnung handelt. Die aramäischen Targumim gleichen das Wort mit ‫ *g˘rg > * g˘gr > gl. (Osing, NBÄ 358). Im Ägyptischen bedeute das Wort „Abscheuliches, Unrecht, Verkehrtes“ etc. Lautlich und semantisch ist die Gleichung m.E. stim mig. Einziger Schönheitsfehler ist die Gemination im Hebräischen, die jedoch innerhebräisch, d.h. sekundär entstanden sein kann. BSS 50, 138; Apfl. 391; FJ I, 225f., 237 & 251; FJ IV, 376 u.ö.; Rüthy, Pflanze, 74. M. Görg, Piggul und pilaegaeš – Experimente zur Etymologie, in: BN 10, 1979, 7-11; M. Görg, Aegyptiaca-Biblica, Wiesbaden 1991, 148-152.

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

‫ תפז‬paz

1045 Feingold Besondere Goldart: Feingold, gediegenes Gold (Ps 21,4; Cant 5,15 &c.), reines Gold (Cant 5,11; Vulgata aurum optimum). Nach Gesenius18 Primärnomen (*pazz < *paḏḏ, anders Macintosh, VT 21, 552). < ägyptisch ps „schmelzen, brennen, prüfen“ (Wb I 551), koptisch ⲡⲓⲥⲉ (KHWb 153, DEC 164f.) Lexem in der Verbindung mit dem Nomen ‫ׂשכׂשת ם‬, welches auf akkadisch kut(t)im(m)um „Gold- und Silberschmied“ zurückgeht (sumerisches Lehnwort). Die Gleichung stammt von Görg. Im Koptischen gibt es eine Nominalform Sⲡⲁⲥⲉ, Bⲫⲁⲥⲓ (DEC 165), „Gebackenes“. Hier wäre nicht nur der a-Vokal der hebräischen Form vorhanden, man könnte sich zudem vorstellen, dass „Feingold“ wörtlich auch „Gebranntes/Geprüftes“ heißt. Von daher wäre die Gleichung stimmig. Was noch zu diskutieren wäre, ist die Lautkorrespondenz des zweiten Konsonanten. Hier bestehen in der Tat Schwierigkeiten, denn eigentlich würde man hier im Ägyptischen  oder č erwarten – nicht umsonst wird dieselbe ägyptische Wurzel als Etymon für hebräisch ‫ תפִחסי ם‬passîm in Anspruch genommen (siehe dort). Wenn nicht allgemein sehr wahrscheinlich wäre, dass man eine Bezeichnung für Feingold aus Ägypten entlehnt, würde man die Gleichung vielleicht eher ablehnen – so scheint mir der geopolitische Kontext die Bedenken zu überwiegen. H.-P. Müller, ATD 16, 2 & 58 mit Anm. 177; Luciani, RBI 36, 73-78; Kedar-Kopfstein, ThWAT II, 536. M. Görg, Lexikalisches zu HL 5,11, in: BN 21, 1983, 26-27; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, Wiesbaden 1991, 345-346.

‫ תפח‬paḥ

1046 Vogelfalle (Hos 5,1. 9,8. Ps 91,3, Jos 23,13, Jes 8,14 etc.) Das hölzerne Klappnetz des Vogelstellers, ähnlich einer Mausefalle funktionierend, vermutlich ägyptischen Ursprungs Primärnomen (vgl. arabisch faḫḫ „Falle, Schlinge“, syrisch paḥ[ḥ]ā, christlich-aramäisch dergleichen) oder entlehnt aus ägyptisch pḫ[.t] „Falle“, koptisch ⲡⲁϣ paš, ⲫⲁϣ phaš o.ä. (KHW 155; DEC 166). Im Altägyptischen bedeutet pḫ „Vogelfalle“ (Wb I, 543:15), im Demotischen pḫ „Falle, Schlinge“ (E 139). Vycichl meint in seinem Etymologischen Wörterbuch (DEC), es handle sich im Ägyptischen um ein kanaanäisches Lehnwort. Wir haben es hier mit einem komplexen Fall zu tun, denn es gibt nicht nur die bei den Entlehnungsrichtungen, sondern grundsätzlich auch die Möglichkeit einer grundsprachlichen Verwandtschaft. Aufgrund des arabischen Beleges und der Phonologie scheint mir zwar Letzteres am wahr scheinlichsten zu sein, doch sofern das auslautende  des Ägyptischen konsonantisch ist, kommt nur eine Lehnbeziehung in Frage. ASP VI, 338-340; Henry, BHH 2111; Schank, NBL I, 656f.; D. Kellermann, ThWAT VI, 547-552; Erman, ZDMG 46, 110; Lambdin, JAOS 73, 153; Muchiki, 253; Wb. I, 543:15.

‫ תפח‬paḥ

1046 metallene Platte (Ex 39,3. Num 17,3) Nach Kellermann nicht vom vorhergehenden Wort zu trennen („Vogelfalle“). < ägyptisch pḫ „Platte“, vgl. koptisch ⲡⲱϩ pōḥ „brechen“ (DEC 167; Wb I, 542:12-13). Da es keine semitische Etymologie gibt, scheint eine ägyptische wahrscheinlich. Das bibelhebräische Lexem wurde im modernen Hebräischen wiederbelebt und bildet die Basis für eine Reihe von Ableitungen: ‫„ ׂשפאחִחח‬Klempner“, ‫„ תפחו ן‬Wellblechhütte“, ‫„ תפִחחית‬Blechkanisterchen“ (Ellenbogen). Im Koptischen existiert eine Nominalform des Verbs „spalten, brechen“ mit der passenden Vokalisation: ⲡⲁϩⲉ „Stück“ (DEC 167). Semantisch und phonologisch könnte dies hier vorliegen – der Anlaut ist wohl ein Reflex der abgefallenen Femininendung und als Murmelvokal eher zu vernachlässigen. Nimmt man ihn ernst, dann könnte er ein Hinweis auf eine andere Ableitung von derselben Wurzel sein (Hinweis Joachim Quack). FWOT 130; Erman, ZDMG 46, 110; Lambdin, JAOS 73, 153; Ellenbogen, 130; Muchiki, 253; Wb. I, 543:12.

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4. Appellativa

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‫ ִחפׂשל ׂשגש‬pilæḡæš und ‫ ִחפיׂשל ׂשגש‬pîlæḡæš

1053 Nebenfrau Ehefrau minderen Rechts, Nebenfrau, Kebse (Gen 22,24 &c.). Samaritanisch filgaš, arabisch Bilqīs „die Königin von Saba“, syrisch palaqī, griechisch ὁ oder ἡ πάλλαξ, lat p[a]el[l]ex. < ägyptisch p-()r()-gś „Beischläfer(in), Nebenbuhler(in)“ Rabin verbindet das Lexem mit dem indogermanischen Idiom der Philister und meint, die Anknüpfung an das Semitische sei nicht gegeben, dafür an indogermanisch pi- „bei, an, zu“ und legh- „hinlegen“. Das Wort bedeute also „Beischläferin“. Görg meint nun, es könne auch in der Sprache der Philister ägyptische Lehnwörter gegeben haben und plädiert für eine Verbindung mit einem erschlossenen p-()r()-gś „Beischläfer(in), Nebenbuhler(in)“, vgl. ()r()-gś „neben jemandem befindlich“ (Wb V, 195). Dabei könnt gś als *gáś rekonstruiert werden (Osing, NBÄ 221). Görg meint weiter, es gebe auch die Wortfügung rgś – der Wechsel von r und l sei im Ägyptischen belegt, könnte jedoch auch auf das „Konto der Philistersprache“ gehen. Rabins Erklärung ist im Gegensatz zu der Görgs sehr überzeugend. Wie unsinnig die Gleichung mit einem tatsächlich nicht belegten p-()r()-gś ist, zeigt schon allein der Ansatz eines maskulinen Artikels. Plautz, ZAW 75, 9-13; Brown, JSS 13, 166-169; Levin, General Linguistics 23, 191-197; FWOT 134; Engelken, ThWAT VI, 586-589 (Lit.). M. Görg, Piggul und pilaegaeš – Experimente zur Etymologie, in: BN 10, 1979, 711; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, Wiesbaden 1991, 148-152. C. Rabin, The Origin of the Hebrew Word Pīlageš, in: JSS 25, 1974, 353-364.

‫ תפִחסי ם‬passîm

1064

gefärbt (Gen 37,3)

18

Nach Gesenius Etymologie unsicher, möglicherweise ein Primärnomen *pass oder von der Wurzel *pss; alle etymologischen Angaben fraglich. Vgl. akkadisch pussumu „verhüllt“, ugaritisch psm „Schleier, feines Kleidungsstück“. Vorschläge: langes Ärmelkleid (LHA, Dalman, Müller, Soggin); Rock mit aufgenähten Verzierungen (Speiser, Oppenheim), Wickelgewand (H. Weippert) (Gen 37,3. 23,32. 2Sam 13,18f.) Die Ableitungen reichen von pss „ausbreiten“ (ein Kleid, das sich von Armen bis Füßen ausbreitet) über „zerteilen“ im Sinne von „gesprenkelt, bunt“ (vgl. Gen: LXX χιτῶν ποικίλος, Vulgata tunica polymita). 2S: LXX χιτὼν καρπωτός, Vulgata tunica talaris; Aquila ἀστραγάλων; Symmachus εἰρίδωτον. Görg operiert mit ps „kochen“ in der Spezialbedeutung „färben“ (Wb. I, 551f.), ps nw „Fäden kochen“ und ps(.w) ns „Färber des roten Leinenstoffes“, vgl. koptisch ⲡⲁⲥ „Koch, Bäcker“ (KHWb 153), rekonstruiert *ps˘(y) (Osing, NBÄ 238).502 Seiner Meinung nach liegt hier eine hebraisierte Passivbildung „gefärbt“ in einer Konstruktusverbindung vor. Durch das Eintauchen des Rockes in das Blut des Ziegenbockes sei vielleicht eine entfernte Assoziation mit Seth gegeben, der mit der roten Farbe und dem Zie genbock (Asasel) verbunden wird. M.E. ist die Gleichung ziemlich geglückt, v.a. gerade weil im Ägyptischen eine Spezialbedeutung vorliegt. Leider lässt sich diese im Koptischen nicht mehr greifen. Es sollte vielleicht erwähnt werden, dass bunte Kleider in Ägypten ungewöhnlich waren und vielleicht sogar etwas verruchtes hatten – zumindest galten sie als typisch syrisch. Dies gilt auch für die Hethiter – gefärbte Klei der sind auch als Geschenke an den Hof des hethitischen Großkönigs genannt, hier mit dem Attribut ṣabi/ṣa-bu-ú „gefärbt“ (Görg). Zu verweisen ist ferner auf das Motiv des Kleides in der Josephsgeschichte, wo nicht nur sein bunter Rock eine Rolle spielt, sondern auch die Investitur durch Pharao (Gen 41,42) und das Anlegen eines Balsamierungskleides nach ägyptischem Brauch (Gen 50,26). ASP V, 215; H.-P. Müller, ZA 66, 310; H. Weippert, BRL² 186; Hönig, Bekleidung 31-33. M. Görg, Der gefärbte Rock Josefs, in: BN 102, 2000, 9-13.

502 Joachim Quack wies mich darauf hin, dass ps an sich nicht „färben“ bedeutet, sondern dass dies nur die Gesamtbedeutung von Syntagmen sei, die im Zusammenhang mit dem Erhitzen von Pigmenten belegt sind. Dies mag zwar für die Verbalformen durchaus gelten, jedoch spricht die Genitivkonstruktion ps(.w) ns „Färber des roten Leinenstoffes“ m.E. doch für eine (vielleicht elliptische) Spezialbedeutung im Sinne von „färben“. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

136

V. Die Gleichungen im Einzelnen

‫ׂשפתסח‬

pæsaḥ 1065 Passa(h) Passa(h), das Passahfest am 15. Nisan (Lev 23,5. Num 28, 16. Ez 45,21 &c.). Samaritanisch afsa, aramäisch psḥ(), griechisch πάσχα, Septuaginta φασεκ (2Chr 20. Jer 31,8) und φασεχ (2Chr 35); Vulgata phase, pase, vgl. berberisch tfaska „Fest“ (Basset, RHR 1910, 38; Stumme, ZA 27, 128). Schon B. Couroyer hat sich für eine ägyptische Etymologie ausgesprochen: p sḫ „die Ernte“ oder p śḫ „die Erinnerung“ bzw. p sḫ „der Schlag“ (Kontext: Exodus – 10. Plage). Wenn überhaupt, dann sollte wohl am ehesten Letzteres vorliegen, d.h. p sḫ „der Schlag“. Zwar würde man eher eine Wiedergabe pifür den ägyptischen Artikel erwarten, da dieser jedoch reduziert war, ist ein Schwa m.E. ebenso denkbar bzw. zumindest kein Hinderungsgrund. Im Koptischen ist das Verb Sⲥⲱϣ, Sⲥⲉϣ „schlagen“ < sḫ (Wb III, 466:13-467:13) erhalten (DEC 203), vgl. demotisch sḫy (E 451), glücklicherweise aber auch die Nominalform Sⲥⲁϣ „Schlag“ (Wb III, 467:14-468:4; DEC 203 mit Varianten). Semantisch würde dies sehr gut hinkommen. Zwar hat das Koptische ϣ, d.h. /š/, jedoch wird das Lexem noch im Demotischen mit ḫ geschrieben – die Phonologie spricht also wohl nicht gegen die vorliegende Gleichung. Bleibt nur zu fragen, ob man wirklich ein derartiges Fest mit einem Wort aus dem Ägyptischen benennen würde. Riedel, ZAW 20, 320-329; Kutsch, ZThK 55, 1-35; Segal, The Hebrew Passover, 1963; Laaf, BBB 36; Keel, ZAW 84, 414-434; McKay, ZAW 84, 435-447; Tsevat, ZAW 84, 447-459; Henninger, Les fêtes de printemps chez les Sémites et la Pâque israélite, Paris 197; CpP 103; Gerleman, ZAW 88, 409-413; Wambacq, Bibl. 62, 4999-518; Schmitt, OBO 7, bes. 24-34; Hendel, ZAW 101, 384-389; Otto, NBL II, 77-80; Bohser, ABD VI, 755-765 (Lit.). M. Görg, Paesaḥ (Pascha): Fest des „schlagenden“ Gottes?, in: BN 43, 1988, 7-11; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, Wiesbaden 1991, 168-172.

‫ ׂשפ תרח‬pæraḥ

1077f.

Kelch

< neuägyptisch prḫ „Blüte“ (Wb. I, 532:12) Samaritanisch fāra, akkadisch peru, perḫu „Sproß, Nachkomme“, ugaritisch prḫ „Blüte“, arabisch farḫ „Vogeljunges, Sprößling, Sproß“, äthiopisch farḫ „Jungvogel“. ① was sproßt, Vegetation (Nah 1,4. Sir 50,8), ② Sproß, Knospe, Blüte (Num 17,23. Jes 18,5) im Gegensatz zur Wurzel (Jes 5,24), als Verzierung am goldenen Leuchter (Ex 25,31.33f. 37,17.19f. Num 8,4. 1R 7,49), Lotos- oder Lilienblüte (1Ri 7,26). Die breite semitische Basis legt nahe, dass die Verbindung zwischen dem Semitischen und dem Ägyptischen grundsprachlicher Natur ist. Andererseits ist eine ägyptische Etymologie nicht ausgeschlossen – schließlich sind Blüten als Architekturelemente in Ägypten besonders beliebt. Immerhin könnte der Um stand, dass das Lexem erst im Neuägyptischen bezeugt ist, darauf hindeuten, dass es aus dem Kanaanäischen entlehnt wurde. Wenn sich jedoch auch die anderen termini technici, die im Kotext des hier besprochenen Wortes erscheinen, als ägyptisch erweisen sollten, stützen sie sich gegenseitig. Damit hätten wir ein frühes kanaanäisches Lehnwort im Ägyptischen, das als Fachbegriff in Spezialbedeutung wieder ins Hebräische zurück entlehnt wird. Weil das ägyptische prḫ „Blüte“ jedoch mit Sicherheit innerägyptisch abgeleitet werden kann und zwar von prḫ „sich entfalten, aufblühen“ (Wb I, 532:7-11), koptisch Sⲡⲱⲣϣ, Bⲫⲡⲱⲣϣ [DEC 164]), ist ein einfaches Lehnwort am wahrscheinlichsten. Eine ganze Reihe von termini technici aus der Baukunde scheinen ägyptischen Ursprungs zu sein, vgl. die Einträge zu ‫ אואל ם‬ûlām „Laube, Dach“, ‫תר‬ ‫ תכְפפ ֺר‬kator und ‫ תכְפפתֺרור‬katôr „Knauf“, ‫ כֹטׂשת ׂשרת‬kotæræṯ „Lotoswerk“, ‫ אעב‬āḇ „Durchgang“, ‫ ִחפתו תח‬pitûaḥ „Schnitzwerk, Relief“, ‫ ִחרמו ן‬rimmôn „Säule“, ‫ ְפשאבאכה‬śeḇāḵâ „Wicklung“, ‫ ׂששׂשק ף‬šæqæ „Lichtöffnung“. M. Görg, Zur Dekoration des Leuchters, in: BN 15, 1981, 21-28; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, ÄAT 11, Wiesbaden 1991, 116-123.

‫עה‬ ‫ תפ ְפר ֹט‬parô

1081 Pharao „Das große Haus“, ursprünglich Bezeichnung des ägyptischen Königspalastes (Wb. I, 516), seit Thutmosis III. (1490-1436 v. Chr.) bis in die Spätzeit ein Titel der Könige Ägyptens, im Alten Testament wie ein Ei genname gebraucht (Gen 12,15ff. u.ö.. Ex 1,11 u.ö. Sir 16,15). Mit Apposition „König von Ägypten“ (Gen © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

4. Appellativa

137

41,46. 1Ri 3,1a. 2Ri 17,7. 18,21. Jer 25,19 u.ö.), zuweilen mit Personenname: Necho (2R 23,29), Hophra (Jer 44,30); „das Haus des Pharao“ (1Sam 2,27); „die Pharaonentochter (1Ri 9,24. 1Chr 4,18. 2Chr 8,11); „die Streitwagen des Pharao“ (Cant 1,9). Insgesamt erscheint das Wort „Pharao“ über 270 mal im Alten Testament. Septuaginta Φαραω, Josephus Φαραώϑης; samaritanisch fāru. < ägyptisch pr(.w)  „das große Haus“ (Wb I, 516:2-12; E 133), koptisch ⲡⲣⲣⲟ prro, keilschriftlich Piru šar kurMuṣuri „Pharao, König von Ägypten“. Noch Horapollon war übrigens die etymologische Bedeutung bekannt, wenn er als Glosse οἶκος μέγας „großes Haus“ angibt (I, 61). Die koptischen Formen lauten SALⲣⲣⲟ/ⲉⲣⲟ bzw. Bⲟⲩⲣⲟ und Fⲉ/ⲓⲣⲣⲁⲓ im Maskulin („König“), mit langem Auslautvokal Sⲣⲣⲱ bzw. Bⲟⲩⲣⲱ im Feminin („Königin“) und Sⲣⲣⲱⲟⲩ, Bⲟⲩⲣⲱⲟⲩ, ALⲣⲣⲁⲓ Fⲉ/ⲓⲣⲣⲱⲟⲩ im Plural („Könige“) (DEC 177). Das initiale p des Wortes pr(.w) „ Haus“ wurde also irgendwann 503 fälschlicherweise als Artikel interpretiert. Dies zeigt, dass das Syntagma bereits univerbiert war, wohl bereits Anfang des ersten Jahrtausends. Fecht (Wortakzent §432) meinte, die bohairische Form Bⲟⲩⲣⲟ ginge auf altäyptischisches wr  „großer Notabler“ (wörtlich: „großer Großer“) zurück, was jedoch von Vycichl (DEC 177/236) zurecht abgelehnt wurde. Der Titel ist zwar in der Tat bezeugt, er steht jedoch nicht für den Pha rao, sondern für Kleinkönige im Delta oder ausländische Herrscher (Wb I, 329:19f.). Der Vokal u in Bⲟⲩⲣⲟ dürfte daher auf ein ursprüngliches ō zurückgehen – immerhin ist das Wort für „Haus“ im Koptischen in der Verbindung (ϫⲉⲛⲉ)ⲡⲱⲣ „(Kopf des) Hauses“  n(.) pr(.w) = „Dach“ mit selbiger Vokalisation bezeugt. Unter Sargon II. von Assyrien wird Piru šar kurMuṣuri (KM 32) ähnlich wie im Hebräischen in den Quellen wie ein Personenname gebraucht, weswegen es einige Verwirrung in der Chronologie der Kuschitenzeit gab, bis vor wenigen Jahren die Inschrift von Tang i-Var entdeckt wurde, in welcher der Eigenname des entsprechenden Herrschers genannt wird.504 In jüngster Zeit sind jedoch erneut Zweifel an der Zuordnung aufgekommen.505 Nun zur Vokalisation des Anlauts bzw. des ägyptischen Wortes für „Haus“. Die Toponyme mit dem Element pr(.w) „Haus“ hat Redford zusammengestellt.506 Zu den Toponymen im heutigen Ägypten, die das Element pr(.w) „Haus“ aufweisen vgl. die Zusammenstellung von Peust (ON:116). Hervorzuheben ist der mittelbabylonische Beleg für das ägyptische Lexem „Haus“: pi-pa-ru (mit Artikel) (DEC 162).507 Das bereits erwähnte Sϫⲉⲛⲉⲡⲱⲣ, Bϫⲉⲛⲉⲫⲱⲣ (DEC 328) <  n(.) pr(.w) „Dach des Hauses“ ist die einzige koptische Form, in der das Lexem volltonig erhalten ist. Des weiteren sind fast ein Dutzend Formen der Ne benüberlieferung für die Vokalisation bekannt (DEC 162): ① p-, ② pi-, ③ pr-, ④ per-, ⑤ p-ur-, ⑥ pher-, ⑦ por-, ⑧ bo-, ⑨ -r, ⑩ par-. ① p-

Πάϑυρις < Pr(.w)-Ḥw.t-Ḥr(.w) „Tempel der Hathor“ Pu-ši-ru < Pr(.w)-Wśr(.w) (nb ṭw); Βουσῖρις, Bⲃⲟⲩⲥⲓⲣⲓ, arab. Abū Șīr ⲡⲓⲁⲙⲟⲩⲛ < Pr(.w)-mn(.w) „Tempel des Amun“ ⲡⲓⲛⲟⲩⲃ < Pr(.w)-nb(.w) „Goldhaus“ uru Pi-ḫa-at-ti-ḫu-ru-un-pi-ki < Pr(.w)-Ḥw.t-Ḥr(.w)-nb.t-pr(.w)-mfk.t ‫ת ם‬ ‫ ִחפ ֹט‬pitom < äg. Pr(.w)-tm(.w); Septuaginta Πιϑωμ, Hieronymus Πάτουμος; Herodot II, 158: πάτουμου. uru

② pi-

503 Nach Joachim Quack (persönliche Mittelung) vermutlich erst in der Römerzeit, weil erst dann im Demotischen Belege auftauchen, die es mit bestimmtem Artikel als p-pr- schreiben. 504 W.H. Shea, The New Tirhakah Text and Sennacherib’s Second Palestinian Campaign, in: AUSS 35, 1997, 181187; G. Frame, The inscription of Sargon II at Tang-i Var, in: OrNS 68, 1999, 31-57; D.B. Redford, A Note on the Chronology of Dynasty 25 and the Inscription of Sargon II at Tang-i Var, in: OrNS 68, 1999, 58-60 ; D. Kahn, The Inscription of Sargon II at Tang-i Var and the Chronology of Dynasty 25, in: OrNS 70, 2001, 1-18. 505 M. Bányai, Ein Vorschlag zur Chronologie der 25. Dynastie in Ägypten, in: Journal of Egyptian History 6, 2013, 49-133.

506 D.B. Redford, The Pronounciation of PR in Late Toponyms, in: JNES 22, 1963, 119-122. 507 E. Edel, in: GM 15, 1975, 15.

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

‫ ִחפי־ׂשבׂשסת‬pî-ḇæsæṯ < äg. Pr(.w)-Bś.t, Βούβαστις ③ prⲡⲣⲁⲛϣ, ⲡⲣⲉⲓϣ „Scriptorium“ (pr(.w)-nḫ < „Lebenshaus“) ⲡⲣⲣⲟ „König“ B ④ perⲡⲉⲣⲛⲟⲩϫ ein Ortsname < Pr(.w)-?S ⲡⲉⲣⲓⲡⲉⲣⲟⲓ „Palast“ < Pry.t-Pr(.w)- „Höfe Pharaos“ B ⑤ p-ur(ⲡ)ⲟⲩⲣⲟ h ⑥ p erΦερῶν „Pharao“, Herodot II, 111 h ⑦ p orΦορώρ „Tempel des Horus“ (= οἶκος Ὄρου) ⑧ boΒοσῶχις < Pr(.w)-Sbk(.w) „Tempel des Sobek“ ⑨ -r (ⲡ)ⲣⲣⲟ „König“ ⑩ par‫עה‬ ‫ תפ ְפר ֹט‬parōh, Φαραώ ⑪ pirKeilschriftlich 〈piru〉 /pǝro/ ⑫ -peⲣⲡⲉⲓⲉ < r-pry.t „Tempel“ ⑬ pharΦάρβαιϑος, koptisch Bⲫⲁⲣⲃⲁⲓⲧ < Pr(.w)-Ḥr(.w) mr.t.508 ⑭ uruPu-ši-ru < Pr(.w)-Wśr(.w) (nb ṭw); Βουσῖρις, Bⲡⲟⲩⲥⲓⲣⲓ/ⲃⲟⲩⲥⲓⲣⲓ, arab. Abū Șīr aS

Spiegelberg hat die griechischen Formen des ägyptischen Titels untersucht, besonders den Auslaut. 509 Für diesen ist zu verweisen auf die koptische Univerbierung Bⲣⲁⲙⲁⲟ „reich“ (< rmč  „großer Mann“). Flavius Josephus kennt die Formen Φαραών und Φαραώϑης, Herodot ein Φερῶν (II, 111). Die keilschriftlichen Graphien sind nicht ganz unproblematisch. Im Neuassyrischen haben wir IPi-ir-uu und IPi-ir-u in der Zeit Sargons II. Normalerweise notiert die gebrochene Graphie eine Pleneform, d.h. einen Langvokal. Dies ist jedoch nicht zwingend, man wird also mit Vycichl (DEC 236) hier von einem Murmelvokal ausgehen können. Die ursprüngliche Vokalisation des altägyptischen Wortes für „Haus“ war also wohl *pr˘w, was sich dann in der Spätzeit mit Abfall des Auslauts zu *pru bzw. *pr verschob. In syntagmatischen Verbindungen wurde diese enttont (*pǝr), daher die uneinheitlichen Graphien der Nebenüberlieferungen. Die koptischen Formen von altägyptisch  „groß“ (Wb I, 161:5-162:17; E54) lauten Sⲟ bzw. Bⲱ (DEC 154), pl. -ⲱⲟⲩ (nur in Komposita belegt, die in DEC 154 zusammengestellt sind). Das Element steht auch nach Personennamen, z.B. ⲡⲁϩⲱⲙⲁ, ⲡⲁϩⲱⲙⲟ, ⲡⲁϩⲱⲙⲱ. Die keilschriftliche Transkription zur Zeit Sargons II. ist -u-u (KM 32), die hebräische hat ebenfalls /o/, wie auch die Form bei Herodot (Φερών). Wie die Graphie Bⲱ nachweist, war der Tonvokal im Paläokoptischen nicht /u/ (wie die keilschriftliche Graphie nahelegen könnte), sondern //, das sich spätzeitlich zu // verschob – in der Keilschrift gibt es keine Graphie für /o/. Im Arabischen ist eine Form mit /a/ belegt, nämlich Firawn. Gemeinhin wird davon ausgegangen, dass diese vom syrischen Perūn abgeleitet ist, es könnte jedoch auch auf eine andere – ältere – Tradition zurückgehen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Wort „Pharao“ dem Vokalismus nach relativ früh ins Hebräische entlehnt worden sein muss, denn im Vorderglied ist noch der ursprüngliche Tonvokal erhalten. Beim Attribut ist dieser bereits verschoben. Wann diese von statten ging, ist nicht bekannt. Nun ist schwer zu sagen, ob man die unterschiedlichen Stadien desselben Lautwandels als Datierungskriterium ansetzen kann, denn immerhin handelt es sich um eine Univerbierung, d.h. hier ist mit einem syntagmatischen Ak zent zu rechnen. FWOT 139; Osing, LÄ IV, 1021; Görg, NBL II, 134; Redford, ABD V, 288f.; Cazelles, ThWAT VI, 760-763 (Lit.); Lambdin, JAOS 73, 153; Ellenbogen, 139; Muchiki, 253.

508 K. Sethe, Zum Namen Pharbaithos, in: ÄZ 63, 1928, 99. 509 W. Spiegelberg, Koptische Miszellen I. Zu dem Namen Pharao, in: ÄZ 53, 1915, 130f. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

4. Appellativa

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‫ ִחפתו תח‬pitûaḥ

1090 Schnitzwerk-Relief Eingravierung, Gravur von Steinornamenten, aber auch von Siegeln in Stein oder Gold (Ex 28, 11.21.36. 39,6.14.30. Sir 45,11); Schnitzwerk-Reliefs in der hölzernen Verkleidung der Tempelwände (1Kön 6,29. Ps 74,6, 2Chr 2,6); Dekoration der Außenfront (1 Kön 6,29) Eine semitische Etymologie ist durchaus möglich, vgl. akkadisch patāḫu „bohren“, im Sinne von durchbrochener Arbeit. Denkbar wäre jedoch auch eine Ableitung von ägyptisch ptḥ, koptisch Bⲫⲱⲧϩ „meißeln, schnitzen, (ab)bilden“, nominal auch „Werk, Geschaffenes“. Görg geht hier von einer „Resemitisierung“ aus: Die Basis wanderte vom Semitischen ins Ägyptischen und zurück in den palästinischen Raum, vgl. „Schnitzwerk“ (phönizisch-punisch ptḥ). Gesenius18 1090 hält die These einer Resemitisierung nicht für abwegig. M.E. ist eine gewisse Skepsis angebracht, auch wenn derartige Rückentlehnungen vorkommen und nicht unbedingt unwahrscheinlich sind. Man fragt sich nur, warum man in Ägypten ein Wort für „Schnitzwerk“ o.ä. aus dem Semitischen entlehnt haben soll. Nun könnte man an die levantinischen Elfenbeine denken, doch bewegen wir uns hier im ersten Jahrtausend v. Chr., und die ägyptische Wurzel ist in Form des Gottesnamens Ptah bereits sehr früh belegt. M. Görg, Weiteres zur Gestalt des Tempelbaus, in: BN 13, 1980, 22-25; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, ÄAT 11, Wiesbaden 1991, 68-71.

‫ פתר‬ptr

1094

Träume deuten

Träume deuten (Gen 40,8.16. 41,13.15. 40,22. 41,8.12), im Sinne von (Herz) erforschen (Sir 50,27). Es bestehen gewisse Schwierigkeiten bei der semitischen Erklärung der Wurzel ptr, die man mit akkad. paṭāru bzw. pašāru „lösen“ zusammenbringen will (über protosemitisch *pṯr). Viel wahrscheinlicher ist eine Ableitung von ägyptisch ptr „sehen“ (Wb. I, 564, 1-19), demotisch pry (E 136), koptisch Sⲡⲱⲣⲉ, Bⲫⲱⲣ (DEC 163). Nach Gesenius liegt eine Verwechslung mit pšr (S. 1088) vor, einem aramäischen Lehnwort (reichsaramäisch pšr „schmelzen, auflösen“, akkadisch puššuru šunāti „Träume deuten“, arabisch fasara „erklären“). Auf welcher Ebene diese Verwechslung geschehen sein soll, wird nicht gesagt. Die beiden Schriftzeichen weisen keine besondere Ähnlichkeit zueinander auf, und auch in phonologischer Hinsicht ist eine Verwechslung nicht besonders naheliegend. Wie die demotischen Formen nahelegen, war der Dental bereits relativ früh geschwunden, d.h. das Le xem muss vor der Spätzeit entlehnt worden sein. Im Ägyptischen hat dieses Lexem nicht nur die Bedeutung „sehen“, sondern speziell „im Traum sehen“, d.h. „träumen“ (DEC 163). „Im Traum sehen“ und „Träume deuten“ sind zwar in der Tat zwei sehr verschiedene Dinge – anders als für Joachim Quack (persönliche Mitteilung) halte ich diesen Unterschied jedoch nicht für einen Grund, die Gleichung abzulehnen, da m.E. der spezielle Kontext „Traum“ entscheidend ist. Rabinowitz, RdQ 8, 219-232; Winand, GM 88, 69-76; Moore, SBL.DS 113, 50f. Vgl. auch Fabry, Dahmen, ThWAT VI, 810-816 (Lit.). M. Görg, Josef, ein Magier oder Seher?, in: BN 103, 2000, 5-7; H.J. Fabry & U. Dahmen, ThWAT VI, 810-816.

‫ ְפצאב אֺרות‬ṣeḇāôṯ

1097f.

Zebaoth

I. Im Singular ① Heer, Heerbann, Heeresaufgebot (Jdc 8,6. 2S3,23 &c.); ② das Himmelsheer (die Gestirne bzw. dienstbare Wesen der göttlichen Sphäre in ziviler oder militärischer Funktion, d.h. Engel (1Ri 22,19. Jes 24,21&c.); ③ Heeresdienst, Kriegsdienst (konkret und übertragen auf den Dienst der Leviten am Heiligtum [im Sinne von militia acra]) bzw. übertragen als Frondienst, Mühe (Num 1,3. 8,24. Jes 40,2 &c.); ④ Feldzug (1S 28,1&c.). II. Im Plural ① Heere, Heerscharen, Heeresabteilungen Israels (Ex 12,17&c.); ② Israel als Heerscharen Gottes (Ex 7,4. 12,41); ③ die himmlischen Heerscharen (Ps 103,21&c.); ④ Jahwe, der Gott der Heerscharen, verkürzt Jahwe der Heerscharen (Jahwe Zebaoth; LXX σαβαωϑ) in Sam., Kön., Chron., Psalter, Propheten (außer Ez, Jo, Ob, Jon). Zuweilen mit dem Zusatz ‫„ יּנֵנשב תהְפכ ֻחרִחבי ם‬Cherubenthro© 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

ner“ (2Sam 6,2&c.) scheint ursprünglich mit der Lade Jahwes in Silo und später im Adyton des Jerusale mer Tempels verbunden zu sein. Zur Etymologie wird verglichen: akkadisch ṣābu, aBab. ṣabûm „Leute, Soldaten, Arbeiter“, altsüdarabisch ḍbt „Krieg, Kampf“, äthiopisch ṣab „Krieg“, ṣabāit „Heer“. < ägyptisch b.t „Beiname von Göttern“ (Wb. V, 562:7-9). Manfred Görg bringt den Ausdruck zusammen mit dem altägyptischen Wort b.t „Palast, Schrein, Sarg“ bzw. „Thronsitz“ (Wb. V, 561f.). Damit wäre der Herr ein „thronender Gott“ bzw. „der, zu dem bzw. derjenige, der zum Thronsitz gehört“ (vgl. „Kerubenthroner“, damit verbunden der Sphingenthron). Alle Interpretationen im Zusammenhang mit „Heer“ (ṣb) sind nach Görg sekundär, d.h. volksetymologisch. Zunächst stellt Görg fest, dass yhwh ṣbwt keine Konstruktusverbindung ist („Herr der Heerscharen“), sondern ein Nomen mit Attribut und nach HAL 934f. bisher nicht deutbar ist. Dann betont er, dass im Kontext der Ladeerzählung mit der besonderen Beziehung auf die Verehrung des yhwh ṣbwt in Schiloh die Namen ḥpny (Hofni) und pynḥs (Pinhas) erscheinen, die beide ägyptisch erklärt werden können; bei 1Sam 4,4 erscheint die erweiterte Formulierung yhwh ṣbwt yšb hkrbym. Damit sei der ägyptische Bezug unbestritten.510 Nun erwähnt er ein Wort in „Gruppenschrift b „Heer“, welches allgemein aus semitisch ṣb „Heer“ abgeleitet wird (Wb. V, 562:10). Als Etymologie nennt er jedoch altägyptisch b.t „Palast, Schrein, Sarg, Götterschrein“ (Wb. V, 561:2-13). Dieses Lexem sei abgeleitet von der Wurzel b „sitzen, sich setzen“, daher bedeute es eigentlich „Thronsitz“ im weiteren Sinne, bzw. „Naos“ (semantisch äquivalent mit hebr. yšb, akkad. wašābum). Im Ägyptischen ist die Nisba b.t nicht nur der Titel des Hohenpriesters von Memphis, sondern vor allem im Neuen Reich und später ein „Beiname von Göttern“ (Wb. V, 562:7-9). Damit wären wir bei einer semantisch passenden Bedeutung. Zwar ist nicht klar, ob es sich hier um eine „normale“ oder um eine „reziproke“ Nisba handelt, letztlich ist dies jedoch für den Sinn unerheblich. Was die Phonologie angeht, so zieht Görg zum Vergleich den Gottesnamen ḥw.t „Thot“ heran und seine Wiedergabe als aram. tḥwt, hebr. ṭḥwt.511 Vom „Thronsitzenden“512 ist es in der Tat kein großer Schritt zur erweiterten Formulierung „der Kerubenthronende“.513 Besonders hervorzuheben ist die mit dem Kerubenthron verbundene Symbolik des ägypto-syrischen Sphingenthrones.514 Zunächst kann man sagen, dass die Gleichung auf der lautlichen Seite durchaus passen könnte – zumal aufgrund der Nisbaendung die Femininendung t erhalten geblieben sein muss. Dass das Lexem mit dem Dental entlehnt wurde, muss also nicht bedeuten, dass dies sehr früh geschah, wohl jedoch die Wiedergabe des Anlauts.515 Auch der nicht-liquide Charakter des ägyptischen Graphems „Aleph“ weist in dieselbe Richtung. Zum „Aleph“ wäre auf koptisch ⲧⲱⲱⲃⲉ zu verweisen („ersetzen“), dessen gebrochener Vokal noch einen Rest desselben bewahrt hat (< altägyptisch b) (DEC 211). Wambacq, L’épithète divine Jahvé Sebaôt, 1947; Maag, Schweizer Theol. Umschau 20, 75-100; Kessler, WZ (H) 7, 767-771; Crenshaw, ZAW 81, 156-175; Eissfeldt, KS 3, 103-123; Ross, VT 17, 76-92; Liverani, AION 17, 331334; Wanke, BZAW 97, 40-46; Talshir, JQR 78, 57-75; Dion, Église et Théologie 21, 17; Seow, HSM 46, 11-19; Szemerényi, Fs Gordon, 223ff.; van der Woude, THAT II, 498-507; Zobel, ThWAT VI, 876-892 (Lit.). M. Görg, Ṣbwt – ein Gottestitel, in: BN 30, 1985, 15-18; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, Wiesbaden 1991, 207-210. Vgl. auch Görg, BN 21,17.

510 A. Cody, A History of Old Testament Priesthood, AnBibl 35, Rom 1969. 511 Vgl. M. Görg, Die „Sänfte Salomons“ nach HL 3,9f., in: BN 18, 1982, (15-25) 24; D. Kurth, in: LÄ VI, 1985, 497-523, s.v. Thot. 512 K.P. Kuhlmann, Der Thron im Alten Ägypten, ADAIK 10, Glückstadt 1977. 513 H. Gunkel, Die Lade Jahwes als Thronsitz, in: ZMR 12, 1906, 33-42, besonders 37; T.N.D. Mettinger,

yhwh Sebaoth – The Heavenly King on the Cherubim Throne, in: T. Ishida (Hrsg.), Studies in the Period of David and Salomon and other Essays, Tokyo 1982, 109-138; R. Schmitt, Zelt und Lade als Thema alttestamentlicher Wissenschaft, Gütersloh 1972.

514 M. Metzger, Königsthron und Gottesthron, AOAT 15, Neukirchen-Vluyn 1985, 366. 515 Man würde dann von einer sehr frühen Entlehnung ausgehen, denn das grundsprachlich mit dem semitischen ṣb verwandten äg. b „Finger“ (kopt. ⲧⲱⲃⲉ, DEC 210) wird bereits um 2000 v. Chr. zu ṭb. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

4. Appellativa

141

‫ תצו‬ṣaw und ‫ אקו‬qāw

1106 & 1155 Die beiden „Wörter“ erscheinen in einer Passage bei Jesaia (28,10), die wie nicht deutbares Gestammel wirkt: ṣaw lāṣāw ṣaw lāṣāw qaw lāqāw qaw lāqāw zeēr šām zeēr šām O. Kaiser sprach von der Nachäffung eines Lehrers, von Paperlapapp, „Saw zu Saw, Saw zu Saw, Qaw zu Qaw, Qaw zu Qaw, Kleiner, paß auf! Kleiner, paß auf!“, unter Verweis auf die Frühbezeichnung der hebräischen Buchstaben. Vielleicht liegt jedoch eher die Wiedergabe eines „lallenden Zechers“ vor als die Veräppelung eines „Kinderlehrers“. Gesenius schreibt zu ṣaw: Etymologie unbekannt; unbekanntes Wort: Lautmalerei (vgl. arabisch ṣaww „leer“, ṣawwa „Echo“); Vulgarismus, lautmalend für das Lallen von Betrunkenen, bla-bla (Wildberger & Kaiser mit Übersicht über die verschiedenen Deutungen). Septuaginta ϑλῖψινς ἐπὶ ϑλῖψιν, Vulgata: manda, remanda. Zu qaw heißt es ebenda: Onomatopoetisches Lallwort ① das Lallen von Betrunkenen (Jes 28,10.13); ② „ein Volk, das stammelt“, wörtlich „des qaw-qaw“ (Jes 18,2.7). Nach Donner zur Kennzeichnung einer fremden, unverstandenen Sprache (vgl. Barbar) oder nach Dillmann, Duhm, Wildberger u.a. reduplizierende Bildung im Sinne von „sehnige Kraft“ (vgl. arabisch qawiya „stark sein“, qūwa, quwwa „Stärke“. Septuaginta ἔϑνος [ἀν]έλπιστον; Vulgata gens expectans; Hieronymus cau. Görg etymologisiert die beiden Wörter wie ṣāw und qāw folgt: ṣāw < ägyptisch w(.t), demotisch w.t „Schlechtes, Schmutz, Unreines, Unflat“ (Wb. V, 547-9), koptisch ϫⲟⲩ (KHW 571); Osing (NBÄ 143) rekonstruiert das Masculiunum als *aw und das Femininum als *w.˘t.516 qāw < ägyptisch ḳw „Kotze, Ausgespienes“ (Wb. V,8), koptisch ⲕⲁ in ⲕⲁⲃⲟⲗ, ⲕⲁⲕⲟⲓ (KHW 506f.) Er operiert hier mit einer Dissimilation von ḳ und  im Ägyptischen (Osing, BNÄ 767), was nicht ganz unproblematisch ist, zumal zu hinterfragen wäre, ob das w im Auslaut bei der Entlehnung noch erhalten sein würde. Man muss sagen, dass die lautliche Seite schwierig und auch die Semantik kaum zu kontrollieren ist. Letztlich wird die Hebraistik entscheiden müssen, welcher Erklärung sie folgt. Thes. 1156; Torczyner, ZDMG 66, 393f.; van Selms, ZAW 85, 332-339; Tanghe, VT 43, 253f.; Donner, SVT 11, 122; Driver, JSS 13, 46. M. Görg, Jesaja als „Kinderlehrer“?, in: BN 29, 1985, 12-16; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, ÄAT 11, Wiesbaden 1991, 230-234.

‫ ִחצי‬ṣî

1114 Schiff, Boot (Jes 23,13. Kj. Jes 60,9. Ez 30,9. Da 11,30. Nu 24,24) Hieronymus (Da 11,30): siim. Ägyptisches Fremdwort auch in altsüdarabisch ṣy „Handelsschiff“. < ägyptisch y „Flussschiff“ (Wb. V, 515), demotisch y; koptisch ϫⲟⲓ ǧoi (KHW 415; DEC 324). Die Septuaginta hat nur bei Jesaia den hebräischen Ausdruck gemäß der traditionellen Bedeutung übersetzt (πλοῖον „Schiff“), in den anderen Bibelstellen scheint das Wort fälschlicherweise als zur Wurzel ‫„ ניצא‬hinausgehen“ gestellt worden zu sein. Bei Ezechiel wurde die Präposition b (‫ )ב‬in r (‫ )ר‬verlesen und σπεύδοντες übersetzt. Die Vulgata hat immer trieris „Schiff“. In der syrischen Bibel wurde der Ausdruck nicht verstanden und die Fehler der Septuaginta weitergeführt; ähnlich die aramäischen Targumim.

516 Joachim Quack wies mich darauf hin, dass hier bereits die innerägyptische Etymologie nicht richtig sei: „Altes w erscheint im Demotischen als t (unhistorisch wie „Land“ geschrieben) und kommt wegen der Lautverschiebung des Anlauts nicht als Entsprechung in Frage. w.t (mit starkem t) geht vielmehr auf eine Nisbe von der Wurzel  zurück, also „das, was übertritt/sich entgegenstellt“. Das paßt aber wegen des in der Aussprache erhal tenen t-Auslauts nicht zum hebräischen Wort.“ © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

142

V. Die Gleichungen im Einzelnen

Das altägyptische Wort y „Flussschiff“ ist abgeleitet von dem Verb  „übersetzen, kreuzen“ (Wb V, 511:10-513:14). Vycichl (DEC 324) rekonstruiert einen langen Tonvokal a, was nicht zur hebräischen Form passt. Im Koptischen lautet das Wort ϫⲟⲓ. Es sollte allerdings erwähnt werden, dass es im Koptischen eine Zusammenziehung gibt zwischen dem zugrundeliegenden Verb „kreuzen“ und dem Wort für „Fluss“: ϫⲓⲟⲟⲣ (DEC 324), d.h. das Verb lautete eigentlich *ϫⲓ-. FWOT 145; Lambdin, JAOS 73, 153f.; Caquot, Mélanges M. Cohen, 1970, 219-223; W.W. Müller, ZAW 75, 313; Brugsch, Wb. 1691; Erman, ZDMG 46, 123; Ellenbogen, 145; Muchiki, 253f.; Wb. V, 515:6.

‫ ִחצנֺרור‬ṣinnôr

1125

Kanal

Genannt im Zusammenhang mit der Herrschaftsübernahme über die Jebusiterstadt durch David (2 Kön 5,8). Unsicheres und umstrittenes Wort. ① Wasserfluten, -fälle, -stürze (Ps 42,8) oder ② Schacht, Röhne, Wasserkanal. Septuaginta: παραξιφίς „Dolch“ (2 Kön 5,8) bzw. καταρράκτης (Ps 41, 8) und Vulgata: in voce cataractarum tuarum bzw. et tetigisset domatum fistulas. Auch die semitischen Versionen sind ratlos und operieren mit ṣwr „drehen, bohren, stechen“ oder ṣnr „rauschen“. < ägyptische Wortfügung  n trw „Überqueren eines Flusses“ (Wb. V, 512:11), bohairisch ϫⲓⲛⲓⲟⲣ (KHWb 51), auch Kanalisierung eines Wasserlaufes. Für die lautlichen Aspekte verweist Görg auf hebräisch ṣi „Schiff“ < ägyptisch .w, koptisch ϫⲟⲓ „Schiff“ (Wb. V, 515:6; KHWb 415) und hebräisch yōr „Nil“ < ägyptisch trw, koptisch ⲉⲓⲟⲟⲣ. Ferner meint er, y/ werde durch die Geminierung des n kompensiert. Vgl. den vorhergehenden Eintrag. Birch, PET.QSt 1890, 200-204; Vincent, RB 33, 357-370; Albright, JPOS 2, 286-290; Bressan, Bibl. 25, 346-381; Fernández Bressan, Bibl. 35, 217-224; Stoebe, ZDPV 73, 73-99; Reymond, Eau 155; Lofreda, SBFLA 32, 59-72; Floss, ATSAT 30, 22 mit Anm. 54; DiLo, BiOr 23, 132; Scippa, BeO 27, 65-76; Kleven, BAR 20, 4, 34f. und VT 44, 195-204; Oeming, ZAW 106, 408-414; Garbini, RSF 18, 35. M. Görg, Ṣinnōr – ein Versuch zur Wortdeutung, in: BN 76, 1995, 7-13.

‫ תקב‬qaḇ

1142 Kab, Trockenmaß, ca. 2 l (2Ri 6,25). Nach rabbinischer Tradition sind 180 Kab = 30 Sea = 1 Kor Septuaginta (ein semitisches Lehnwort im Griechischen) κάβος, Vulgata cabus. < ägyptisch ḳby, ḳb „Krug“, koptisch ⲕⲏⲃⲓ kēbi, ⲕⲁⲃⲓ kabi (KHW 57; DEC 71) oder von der Wurzel *QBB. Arabisch qabb (wohl ein aramäisches Lehnwort); hebräisches Lehnwort im Äthiopischen qābu, qāb; reichsaramäisch qb; jüdisch-aramäisch ‫תקאב א‬, syrisch qab(b)ā, mandäisch qaba. Der Tradition nach ist ‫ תקב‬qaḇ mit ‫ קבב‬qbb „aushöhlen“ zu verbinden; die antiken Übersetzungen haben das Lexem immer transkribiert. Offenbar geht ein Großteil des hebräischen Maßsystems auf das Ägyptische zurück. Belegt ist ḳby erst seit dem Mittleren Reich; seit dem Neuen Reich wird es ḳb geschrieben. Das ägyptische Wort bezeichnet einen Krug aus Keramik oder Metall, in welchem auch Dokumente ge lagert werden konnten. Schon im Ägyptischen wird das Wort als Maßangabe benutzt. Die Gleichung ist bereits im Wörterbuch der ägyptischen Sprache vertreten. Zunächst wäre zu sagen, dass das ägyptische Lexem abgeleitet ist von einer Wurzel „kühl sein“ bzw. „kühlen“ (Wb V, 22:6-23:20), koptisch Sⲕⲃⲁ/ⲟ, Bⲭⲃⲟⲃ. Der „Krug aus Ton oder Metall“ dient also dazu, etwas kühl zu halten (Wb. V, 25:2). Vycichl lehnt die Gleichung mit dem hebräischen Wort ab, da sie lautlich nicht stimmig sei – ferner habe man das entsprechende Gefäß ausschließlich für Bier verwendet. M.E. ist die Reserviertheit Vycichls nicht angebracht, v.a. aufgrund des Gesamtbefundes (Entlehnung auch anderer Maßeinheiten). FWOT 147; Masson, Études et Communications, 67 und 83ff.; Strobel, BHH, 1164f.; Schmitt, BRL² 205; Jaroš, NBL II, 732f.; Powell, ABD VI, 903-905; Brugsch, Wb. 1241; Erman, ZDMG 46, 120; Ellenbogen, 147; Mu chiki, 254.

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4. Appellativa

143

‫ קו ף‬qô

1160 Affe (Papio Hamadiras Arabicus?) (1Ri 10,22 mit Parallele 2Chr 9,21) jüdisch-aramäisch ‫קו ֺראפ א‬, syrisch qūpā, mandäisch qupa, akkadisch uqūpu, griechisch κῆβος, κῆπος; koptisch ϭⲁⲡⲓ kjapi (DEC 344) (koptisches Lexem bei Gesenius18 falsch zitiert). < ägyptisch gf, gf, gwf (Wb V, 158:12-16; V 160:9; Lambert, JAOS 73, 154), demotisch kf, qf. (E 533 & 561f.). Anders Rosenberg, ZAW 28, 147: < sanskrit kapi. Das Wörterbuch der ägyptischen Sprache verzeichnet ein Lexem, dessen Graphien erheblich schwanken und dessen Bedeutung angegeben wird mit „eine Art kleiner Affe, Meerkatze“. Die ursprüngliche Lautung dieses Wortes festzustellen, ist nicht ganz einfach. Meist wird davon ausgegangen, dass das 〈f〉 im Auslaut stand, doch spricht der koptische Befund dagegen, denn hier steht ein Vokal, d.h. es muss in den älteren Sprachstufen ein Konsonant gefolgt sein. 517 Aus diesem Grund setzt Vycichl das Lexem mit gfy an (DEC 344) und meint, es könne sich der Form nach um ein grundsprachliches Partizip handeln, d.h. * gāfiy(at). Černý (ED 334) meinte, ϭⲁⲡⲓ stünde eigentlich für ϭⲁϥⲓ, Vycichl hielt dies jedoch für falsch, da es keine derartige Graphien gebe.518 Seiner Meinung nach geht das griechische κῆπος (κᾶπος im Dorischen) direkt auf die nordwestsemitische Form zurück, die sich in der hebräischen Form nach dem kanaanäischen Lautwandel (*a > o) zeigt. Des weiteren verweist Vycichl auf das spanische cebo sowie das berberische (rifische) abaɣus (aus dem Lateinischen mit Metathese). Ferner meint er, die indogermanischen Formen, welche Affe, ape etc. zugrunde liegen, gehen wohl ebenfalls auf das semitische *kāpu zurück. Wichtig ist, dass die Wurzel auch im Armenischen vorliegt (kapik; -ik ist eine iranische Endung) und im Sanskrit kapi. Vycichl betont, die Herkunft des Wortes sei unklar, eine semitische Deutung jedoch denkbar (qp „hintereinander laufen“ o.ä.). Die Gleichung von ägyptisch g und hebräisch ‫ ק‬q stellt kein Problem dar, vor allem nicht angesichts der innerägyptischen Entwicklung des Wortes. Das ägyptische Wort dürfte ein Lehnwort aus einer afrikanischen Sprache sein, worauf die Graphieschwankungen hinweisen.519 BHL 112, Anm. 15; Powels, ZAH 5, 194-196; Feliks, BHH 29; Meiberger, NBL I, 160; Brugsch, Wb. 1511; Erman, ZDMG 46, 121; Albright, VESO, 61; Lambdin, JAOS 73, 154; Muchiki, 254; Wb. V, 158:12-16.

‫ תקתלתחת‬qallaḥaṯ 1169 Topf, Kessel (1Sam 2,14. Mi 3,3) ugarit. qlḥt „Kochtopf“ < ägyptisch ḳrḥ.t (Wb. V, 62f.), koptisch ϭⲁⲗⲁϩⲧ kjalḥt (Crum 81, DEC 339). Das ägyptische Wort ḳrḥ.t diente ursprünglich zur Bezeichnung eines Keramiktopfes; später konnte damit auch ein Metalltopf gemeint sein und sogar ein Gefäß aus Stein. Die Femininendung -t ist im Verlauf der altägyptischen Sprachgeschichte geschwunden, d.h. es muss sich hier – wenn überhaupt – um eine sehr frühe Entlehnung handeln. 520 Dafür spricht auch, dass das Wort mitsamt dem Feminin-t ins Ugaritische entlehnt wurde (qlḫt). Nach Lacau (RdE 9, 83) kann das koptische ϭⲁⲗⲁϩⲧ kjalḥt aufgrund des Erhaltes von t im Auslaut nicht Nachfolger des altägyptischen ḳrḥ.t sein – Čérny (329) meinte entsprechend, das semitische Lehnwort sei wieder ins Ägyptische rückentlehnt worden. Die Wiedergabe von ägyptisch r als hebräisch ‫ ל‬l ist zwar nicht gerade passgenau, jedoch auch kein Hindernis. Ohne weitere Diskussion scheint Vycichl die Meinung zu vertreten, das hebräische Wort (und damit wohl auch das koptische?) habe eine hebräische Etymologie (DEC 339). Dies ist sicherlich ein Ver sehen, denn ihm ist der Bezug zum altägyptischen Wort offenbar entgangen. 517 Joachim Quack wies mich darauf hin, dass das koptische Wort contra Vycichl und Černý angesichts des p ohnehin nicht auf älteres gif/gwf zurückgehen kann. 518 Da im Demotischen stets gwf/kwf mit w geschrieben wird, muss nach Joachim Quack (persönliche Mitteilung) eine andersartige Form zugrunde liegen. 519 Bei R. el-Sayed, Afrikanischstämmiger Lehnwortschatz im älteren Ägyptisch, Leuven 2011, Lemma *357 findet man keine weiteren Ausführungen. 520 Zu den demotischen Formen vgl. A. von Lieven, Grundriss des Laufes der Sterne. Das sogenannte Nutbuch, Kopenhagen 2007, 47 Anm. 160. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

ASP VII, 211; CVOT §76; FWOT 149; Cathcart, RSO 47, 57f.; Brugsch, Wb. 1469; Erman, ZDMG 46, 121; Lambdin, JAOS 73, 154; Ellenbogen, 149; Muchiki, 254; Wb. V, 62:12ff.

‫ ׂשקׂשסת‬qæsæṯ 1178 Schreibzeug (Ez 9,2f. 11) < ägyptisch gśt „Schreiberpalette“ (Wb. V, 207:11-17), demotisch gst (E 593); koptisch ⲅⲟⲥⲧ gost „ein Längenmaß“. Koptisch ϭⲁⲥⲧ, ϭⲟⲥⲧ, ⲕⲁⲥⲧ (Čérny 337; Crum 832), griechisch καστυ (Eisler). In den antiken Übersetzungen wird dieses Wort sehr unterschiedlich behandelt. Lediglich die Vulgata hat eine Bedeutung, welche der heutigen Lehrmeinung entspricht, nämlich astramentarium „Tintenfass/horn“. Warum die Septuaginta ζώνη σαπϕείρου hat, ist nicht recht klar – Ellenbogen meint, es könnten ‫סופר‬ „Schreiber“ und ‫„ ספיר‬Saphir“ verwechselt worden sein, was jedoch den „Gürtel“ (ζώνη) nicht erklärt. Die syrische Bibel basiert auf der LXX. Eisler schlug mangels einer semitischen Etymologie eine Verbindung mit dem Ägyptischen vor (gśt), eine Gleichung, der sich Ellenbogen vorbehaltlos und ohne große Diskussion angeschlossen hat. Zwar meinte Lambdin demgegenüber, die Wiedergabe von ägyptisch ś durch hebräisch ‫ ס‬s sei ein Problem, Muchiki (255) hat die ägyptisch-hebräischen Lautkorrespondenzen jedoch eingehender untersucht und für regelmässig befunden (vgl. ‫ ִחפ ְפנאחס‬pīnḥās – p-nḥs(ï), ‫ תרְפעְפמֵנסס‬ramesēs – R(.w)mś-św).521 Eine weitere Unschärfe könnte die Wiedergabe von ägyptisch 〈g〉 durch hebräisch ‫ ק‬q sein. Das ägyptische 〈g〉 wurde jedoch in der Spätzeit zu /k/ bzw. /kj/, was auch inschriftlich bezeugt ist: gśt, gst > 〈kst〉 (gr.-röm. Zeit) und koptisch ⲕⲁⲥⲧ kast (Muchiki). Die Vokalisation der hebräischen Form passt sehr gut zu den griechischen und koptischen Belegen. Das altägyptische Lexem bezeichnet die Pallette des Schreibers. Da diese normiert war und die Schreiber oft auch Kontrollaufgaben innehatten, wurde die Länge seines Arbeitsgeräts offenbar zu einem standar disierten Längenmaß. Wie groß dieses in koptischer Zeit war, ist nicht bekannt, nur, dass es relativ klein gewesen sein muss. Die Schreiberpalette ist eine der häufigen Hieroglyphen, sie wird – sicherlich nicht zuletzt, weil sie ein Statussymbol darstellt, oft sehr detailliert ausgeführt. 522 Sie heißt auf Ägyptisch ursprünglich s, in den Pyramidentexten auch ḫ.w n()w s; ferner ist mnh als Name belegt. Gemeint ist damit die alte Form der Palette, ein Etui für die Binsen (oft in der Form eines Palmstammes), eine Palette zum Anreiben der Tusche, d.h. ein Gefäß oder ein Beutel entweder für die Pigmentplätzchen oder für Wasser. Ab der 5. Dynastie tritt dann eine neue Form dieses Schreibgeräts auf, die schmale Palette, welche gśt gemannt wird, bei der die Pigmenttöpfchen und das Etui eins sind in der Art eines Wasserfarbenkastens. Eisler, OLZ 33, 585-587; FWOT 150; SW 86f. mit Anm. 10; CVOT §92; Rüger, BRL² 290; Müller, OLZ 8, 4951; Eisler, OLZ 33, 585f.; Lambdin, JAOS 73, 154; Ellenbogen, 150; Muchiki, 255; Wb. V, 207:11. W.M. Müller, Zwei ägyptische Wörter im Hebräischen, in: OLZ 1900, 47-51 mit Nachtrag 328.

‫ִחרמו ן‬

rimmôn 1246 Säule Granatapfel (Punica granatum L.), auch künstlich aus Purpurfäden (Ex 28,33f. 39, 24-26. Sir 45,9) oder Bronze (1Ri 7,20.42. 2Ri 25,17). An der Etymologie des Wortes besteht nach Gesenius18 kein Zweifel, vgl. nur akkad. lurmu, arabisch rummān, äthiopisch roān etc. Meist wird also ein Bezug zu Granatäpfeln angenommen. Anders jedoch Görg – seiner Meinung nach geht das hebräische Wort auf altägyptisch rmn „Träger“ (Wb II, 419f.), auch „Säule“ (Wb II, 420:10), koptisch ⲣⲁⲙⲱⲛ, ⲣⲁⲙⲟⲩⲛ (KoptKWb 164) zurück, und es fand lediglich eine Verwechslung mit den ähnlich lautenden Granatäpfeln statt, vgl. die Glosse ‫„ תעמוד‬Säule“. Seine Deutung wird durch den Kotext gestützt, d.h. durch den Umstand, dass man offenbar eine ganze Reihe ägyptischer Spezialwörter aus dem Bereich der Baukunde ins Hebräische entlehnte. Bekanntlich ist der ägyptische Baustil in der Levante nachzuweisen.523 521 Dies gilt für die späten Lehnwörter des ersten Jahrtausends v. Chr., nicht jedoch für die des Neuen Reiches. 522 R. Parkinson & S. Quirke, Papyrus, London 1995, Abb. 31. 523 P. Wagner, Der ägyptische Einfluss auf die phönizische Architektur, Bonn 1980; V. Fritz, Die Verbreitung des sogenannten Amarna-Wohnhauses in Kanaan, DaM 3, 1988, 27-34; S. Wimmer, (No) More Egyptian Temples in Canaan and Sinai, in: I. Shirun-Grumach (Hrsg.), Jerusalem Studies in Egyptology, Wiesbaden 1998, 87-123 mit © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

4. Appellativa

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APfl. Nr. 310; FJ III, 80-113; Hehn, Kulturpflanzen und Haustiere in ihrem Übergang aus Asien, 1911, 240-248; Schroer, OBO 74, 61f.; Seidel, AOF 16, 89-139; Görg, Fs. S. Herrmann, 137f.; Fritz, ErIs 23, 38*; EWEW Nr. 1729; Mulder, ThWAT VII, 528-532 (Lit.); Feliks, BHH 607; Maiberger, NBL I, 949f. M. Görg, Zur Dekoration der Tempelsäulen, in: BN 13, 1980, 17-21; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, Wiesbaden 1991, 63-67. E. Würthwein, Die Bücher der Könige, ATD 11/1, Göttingen 1977; M. Noth, BKAT IX/1, Neukirchen-Vluyn 1968.

‫ְפרִחפי אדה‬

repîḏâ

1262

Lehne

Wort unsicherer Bedeutung: Lehne oder Decke (goldbeschlagen) am hölzernen Tragsessel (Cant 3,10). Septuaginta ἀνακλιτον, Vulgata reclinatorium, Peschitta tešwītā. < rnpy.t.t „das zur Sänftengottheit Gehörige“ (Nisba einer Nisba). Die Gleichung stammt von Manfred Görg. Den nicht erfolgten Schwund des Auslautdentals erklärt er, indem er mit einer doppelten Nisba operiert, d.h. es liegt damit nicht eine Ableitung „Sänftengottheit“ vor (lit. „der zur Sänfte Gehörende“), sondern eine Nisba davon. Theoretisch ist dies möglich, nur wirkt eine solche Erklärung etwas gesucht, zumal mit einer Vergöttlichung gearbeitet wird, die so nicht wirklich belegt ist. Görg meint lediglich, auch sonst kämen ägyptische Gottheiten im Alten Testament als „entdivinisierte Symbole“ vor, etwa „Apis als Machtwesen“ (Jer 46,15), „Thot als Weisheitstier“ (Hi 38,36) und „Amon als Schöpfer“ (Spr 8,30). Lautlich lässt sich wenig gegen die Gleichung einwenden, auch wenn man vielleicht einen Reflex eines assimilierten n erwartet hätte und d statt t steht. Der Langvokal als Reflex des ägyptischen y könnte sogar eher dafür sprechen. Trotzdem ist m.E. Vorsicht geboten, nicht nur, weil die Semantik des Lexems bereits von hebraistischer Seite her nicht klar ist, sondern vor allem auch wegen der philologischen „Akrobatik“ mit der Nisba einer Nisba. Gerleman, LGA 28. M. Görg, Die „Sänfte Salomons“ nach HL 3,9f., in: BN 18, 1982, 15-25; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, ÄAT 11, Wiesbaden 1991, 334-344.

‫ ְפשאבאכה‬śeḇāḵâ

1274 Wicklung Etwas Geflochtenes: ① Geflecht(e), Flechtwerk (kettenförmig aneinander gereihte Quastengebilde) an den „Aufsätzen“ der beiden Säulen Jachin und Boas vor dem Tempel Salomos (1Ri 7,17. 18.41f. mit Parallelen in 2Chr 4,12f. 2R 25,17 und Jer 52,22.23); ② Gitter: Fenstergitter, Dacheinzäunung (2Ri 1,2); ③ Tarngeflecht (geflochtenes Netz über einer Fanggrube) (Hi 18,8). Gesenius18 verweist auf arabisch šabaka „Netz(werk), Schlinge“, im Plural šibāk „Gitter“, soqoṭrī śibkeh „netzförmiger Vorhang“; jüdisch-aramäisch sbk „(Haar)netz“; akkadisch šabāku „verflechten“, tigrinisch šäbläka „umbinden“, syrisch sbak „sich an etwas festmachen“. Im Zuge seiner ägyptischen Erklärung einer Reihe architektonischer termini technici in Verbindung mit dem Tempelbau hat Görg sich für eine Verbindung zum altägyptischen sbḫ „umschließen“ o. ä. stark gemacht bzw. mit dem Nomen sbḫ.t (Wb. IV, 91f.) „Wicklung“ im Sinne einer „Schutzverkleidung“. Semantisch ist dies zumindest nicht weniger überzeugend als die bisher in der hebraistischen Lexikographie angegebenen semitischen Kognaten. Zurecht verweist Görg darauf, dass hier Bänder oder Umwickelungen einer Säule gemeint sein könnten, wie sie bei Säulendekorationen üblich sind. 524 Ferner habe erst der Kommentator aus dem hebräischen Wort ein „Geflecht“ gemacht. Der Nachweis eines Keilschriftvokabulars aus dem Amarna-Archiv (EA 368), in welchem u. a. ägyptische Wörter für Elemente von Häusern verzeichnet sind (d.h. Haus, Tür, Türriegel, bzw. -pfosten, Stuhl, Bett, Tisch etc.) sind zwar kein Beleg für die Kenntnis derartigen Fachvokabulars aus Ägypten, wohl jedoch der archäologische Nachweis ägyptischer Architekturelemente in der Levante.525 älterer Literatur. 524 Vgl. D. Kurth, Die Dekoration der Säulen im Pronaos des Tempels von Edfu, GOF IV/111, Wiesbaden 1983, 511. 525 P. Wagner, Der ägyptische Einfluss auf die phönizische Architektur, Bonn 1980; V. Fritz, Die Verbreitung des sogenannten Amarna-Wohnhauses in Kanaan, DaM 3, 1988, 27-34; S. Wimmer, (No) More Egyptian Temples in Canaan and Sinai, in: I. Shirun-Grumach (Hrsg.), Jerusalem Studies in Egyptology, Wiesbaden 1998, 87-123 © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

Nun wird im Koptischen wohl eine Nomialform weitergeführt, die derjenigen entspricht, die Görg anführt, nämlich sbḫ.t. Das koptische Sⲥⲃϣⲉ, Bⲥⲉⲃϣⲓ (DEC 185) hat die Bedeutung „Schild“, abgeleitet von einer „Brusttafel“ (Wb VI, 92:10), also einem Amulett, das die Form eines Korbes hat („der Geflochtene“). Der Langvokal im Hebräischen müsste sekundär innerhebräisch zustande gekommen sein, ist nämlich aus dem Ägyptischen heraus nicht wirklich erklärbar. Die Wiedergabe des ägyptischen ḫ ist nachvollziehbar, und nach Ausweis des demotischen sbḫ.t (E 422) war dieser Laut im Spätägyptischen noch nicht zu einem Sibilanten verschoben, wie im Koptischen. Eine ganze Reihe von termini technici aus der Baukunde scheinen ägyptischen Ursprungs zu sein, vgl. die Einträge zu ‫ אואל ם‬ûlām „Laube, Dach“, ‫תר‬ ‫ תכְפפ ֺר‬kator und ‫ תכְפפתֺרור‬katôr „Knauf“, ‫ כֹטׂשת ׂשרת‬kotæræṯ „Lotoswerk“, ‫ אעב‬āḇ „Durchgang“, ‫ ִחפתו תח‬pitûaḥ „Schnitzwerk, Relief“, ‫ ִחרמו ן‬rimmôn „Säule“, ‫ ְפשאבאכה‬śeḇāḵâ „Wicklung“, ‫ ׂששׂשק ף‬šæqæ „Lichtöffnung“. Es sollte hier freilich betont werden, dass die vorliegende Gleichung lautlich nicht unproblematisch ist. M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, Wiesbaden 1991, 79-98 (Jachin und Boas. Namen und Funktion der beiden Tempelsäulen).

‫ ְפשִחכ איה‬śeḵijjâ

1286 Prachtbarke/Luxusschiff (Jes 2,16) Septuaginta ϑέα (*śky) πλοίων κάλλους; ugaritisch ṯkt; < ägyptisch śkt „eine Schiffsart“ In der Septuaginta wird die wörtliche Übersetzung (πλοῖον „Schiff“) kombiniert mit einer Art Interpretation (ϑέᾶ „Sicht, Aussicht“); die Vulgata hat visus. Die Verse bei Jesaia 2,13-17 sind in Parallelismen gebaut, d.h. ‫ ְפשִחכ איה‬śeḵîāh muss eine Art von Schiff bezeichnen. In Frage kommt das ägyptische śkt „eine Schiffsart“ (Wb. IV, 315:9f.). Der ägyptische Plural lautet seit dem Neuen Reich śktw, was gut zur Form des hebräischen Wortes passt. Daher ist mit Muchiki die Emendation der Plural- in eine Singularform von Drivers hinfällig. Die Korrespondenz von ägyptisch ś und hebräisch ‫ שו‬ś ist nach Muchiki regulär, wenn das Wort direkt aus dem Ägyptischen ins Hebräische entlehnt wurde – die Entlehnung ins Ugaritische hingegen hat eine andere Form, nämlich ṯkt. Bei der Vokalisation dürfte eine innerhebräische Kontamination vorliegen (Muchiki). Da das ägyptische Lexem in keinem bisher bekannten koptischen Wort fortgeführt wird, lässt sich über die Vokalisation sonst wenig aussagen. Drivers, FS TH.H. Robinson, 52f.; Alt, AfO 15, 69-77; Bertholet 5, Anm. 3; Landsberger, Samal 22, Anm. 43; BHL 41f.; Lambdin, JAOS 73, 155; Ellenbogen, 154; Muchiki, 255 ; Wb. IV, 315:9f.

‫ אש אר ף‬śārā

1302 Seraph Seraph ① Bezeichnung für mythische Schlangen in der Wüste (Dtn 8,15, Nu 21,6), der sogenannten „Ehernen Schlange“ (Num 21,8, Jes 14,29); ② Seraphim, Sarafen, theriomorph-anthropoide Mischwesen der göttlichen Sphäre mit drei Flügelpaaren über Gesicht, Händen, Genitalien; prominente Glieder des Hofstaates Jahwes (Jes 6,2 & 6 Septuaginta σεραφ[ε]ιν/μ u.ä., Vulgata seraphin) Zumeist wird auf eine Bedeutung „Brennender, Glühender“ (‫שר ף‬ ‫ ) ֹט‬verwiesen „wegen des Giftbisses, der Farbe und Zeichnung oder auch der Vorstellung von feuerspeienden (züngelnden) Schlangen, wahrscheinlich verwendet unter dem Einfluss von ägyptisch śfr. (vgl. śrf „warm, Hitze, Fieber“).“ Septuaginta ὄφις δάκνων, ὄφεις ϑανατοῦντοι, ὄφειςπετόμενοι u.ä.; Vulgata serpens flatu adurens, igniti serpentes, absorbem volucrem, regulans volans u.ä.; Hieronymus seraph/f. Wie der eingangs zitierte Wortlaut aus Gesenius18 zeigt, ist sich die Forschung zwar einig darin, dass irgendeine Verbindung zum Ägyptischen besteht, nicht jedoch in der Frage, wie man diese gewichtet. Zunächst wäre festzustellen, dass die Seraphim jesajanisches Eigengut darstellen526 und als Ableitung von śrp „der Glühende, Brennende“ als brennende Keruben zu denken sind. Ferner wäre zu bemerkten, dass bereits W.M. Müller seinerzeit für eine Verknüpfung zu spätägyptisch srrf „Drache, Greif, Schlange“ (Wb. IV, 115:12) plädiert hat und der Darstellung eines geflügelten Wüstentieres in Beni Hassan (II, 1894, Taf. IV mit älterer Literatur. 526 O. Keel, Jahwe-Visionen und Siegelkunst, Stuttgart 1977, 46-124. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

4. Appellativa

147

und XIII.). Dem wären Details einer innerägyptischen Entwicklung hinzuzufügen. 527 In Medamud erscheint das Lexem nämlich als sfrr und dann im Demotischen mit Metathese srrf (E 443);528 in Esna steht das Zeichen als Hieroglyphe akrophonisch für s.529 Innerägyptologisch ist dieses Lexem zu erklären als Ableitung von śrf „warm sein“ (Wb. IV, 195), d.h. das Fabelwesen wäre mit Görg „Symbol des brennend am Osthorizont aufgehenden Sonnengottes“ und wohl zu verbinden mit einer geflügelten Schlange, am ehesten mit einer Kobra, vgl. śrp mwpp „fliegender Seraph“ (Jes 30,6). Der Kerub ist demgegenüber ein geflügelter Sphinx. Im pharaonischen Ägypten erscheinen Schlangengötter öfters in Verbindung mit Flammen (ḫ.t/nsr.t). Görg betont, dass der Singular apotropäisch positiv konnotiert sei („eherne Schlange“), der Plural jedoch als bedrohlich gelte und daher negativ.530 Lacheman, JQR 59, 71f.; de Savignac, VT 22, 320-325; Day, VT 29, 143-151; Keel, SBS 84/85, 46-124; Joines, Serpent Symbolisms in the Old Testament, Haddonfield 1974, 8; Hirtz, BN 77, 17-19; Welten, BRL² 224-227 s.v. Mischwesen (Lit.); Jaroš, NBL III, 574 (Lit.). M. Görg, Die Funktion der Serafen bei Jesaja, in: BN 5, 1978, 28-39; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, ÄAT 11, Wiesbaden 1991, 211-222; L.D. Morenz & S. Schorch, Or 66, 365-386.

‫ תשתּדי‬šadday

1325f.

Schaddaj

Schaddaj, überwiegend im priesterlichen Schrifttum für Jahwe ① Kurzform (Num 24,4.16. Jes 13,6. Ez 1,24. Jo 1.15 &c.); ② appositiv in der Langform als priesterliche Gottesbezeichnung für die Patriarchenzeit (Gen 17,1. 28,3. 35,11 &c.). Samaritanisch Siddi, Septuaginta (ϑεὸς) Σαδδαι (Ez 10,5); ἱκανός (= sa(d)-day „das genügt“ nach der jüdischen Tradition); ὁ ἐπουράνιος (Ps 68,15) u.ä., [ὁ] κύριος, παντοκράτωρ u.ä.; Vulgata deus omnipotens, dominus, excelsus (Ps 91,1); Peschitta allāhā, ḥassīna „der Starke“, ellāyā „der Hohe“ u.ä.; Hieronymus saddai (Ez 1,24. Jo 1,15). Für diese Bezeichnung wurde eine ägyptische Herleitung erwogen, insbesondere von D.B. Redford:531 šṭ „Retter“ (Wb. IV, 563:10-11) von šṭ „retten“ (Wb. IV, 563:2-9), vgl. Osing, NBÄ *šṭ()˘y. Obwohl sogar die rekonstruierte Vokalisation gut zum hebräischen Befund passt, wurde die Gleichung von E.A. Knauf abgelehnt: ägyptisch ṭ müsse als hebräisch ṭ erscheinen.532 Trotz der „Klimmzüge“ Görgs bleibt dieses Gegenargument bestehen. Trotzdem muss man sagen, dass die Semantik ausgesprochen gut passt und schließlich auch die Vokalisation. Außerdem operiert das contra-Argument Knaufs auf einer etwas anderen zeitlichen Ebene, denn das ägyptische Transkriptionssymbol 〈ṭ〉 bezieht sich auf die grundsprachliche Stufe und nicht auf das Altägyptische der Spätzeit. Dort ist nämlich die Opposition zwischen den Dentalen nivelliert – schließlich gibt es im Koptischen keinen emphatischen Dental mehr. Freilich zeigen die aramäischen Wiedergaben im Frühdemotischen noch eine klare Differenzierung. 533 Trotzdem halte ich die Gleichung für möglich. Albright, JBL 54, 180-193; Weippert, ZDMG 111, 42-62; MacLaurin, Abr-Nahrain 3, 99-118; Koch, VT 26, 299-332; Wifall, ZAW 92, 24-32; Knauf, BN 16, 20-26 und BZ NF 29, 97-103; Lipiński, ZAH 8, 247-274; Felton, Dor leDor 16, 186-191; Passoni Dell Acquà, BeO 22, 31-54; Loretz, UF 12, 420f.; Rengstorf, ThWNT III, 294 s.v. ἰκανός; Weippert, THAT II, 873-881 (Lit.); Niehr & Steins, ThWAT VII, 1078-1104 (Lit.). M. Görg, Šaddaj – Ehrenrettung einer

Etymologie, in: BN 16, 1981, 13-15; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, Wiesbaden 1991, 204-206. M. Neumann, in: WdO 46, 2016, 244-263.

527 Vgl. zuletzt J.F. Quack, The animals of the desert and the return of the goddess, in: M. Herb, K. Riemer & F. Förster (Hrsg.), Desert Animals in the Eastern Sahara, Colloquium Africanum 4, Köln 2010, 341-361. 528 E. Drioton, Les Inscriptions, in: Médamoud, FIFAO 4, 1927, 27. 529 S. Sauneron, in: BISAO 62, 1964, 16f. 530 K.J. Joines, Serpent Symbolism in the Old Testament, New Jersey 1974. 531 D.B. Redford, A Study of the Biblical Story of Joseph, Leiden 1970, 129. 532 E.A. Knauf, (El) Šaddai in: BN 16, 1981, 20-26. 533 Freundlicher Hinweis von Joachim Quack. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

‫ שו ף‬šwp

1335 Etymologie unsicher, keine wirklichen gemeinsemitischen Kognaten. Die Wurzel šwp ist im Hebräischen aufgespaltet in zwei semantische Wurzeln I. „zermalmen“ und II. „schnappen, haschen nach“. Görg verweist für beide auf das Ägyptische, d.h. šwp I. „zerschlagen“ (Statuen) < ägyptisch ḫf > šf „zerstören, verwüsten“ (Wb. III, 271) und šwp II. < ägyptisch ḫf „packen, schnappen“ (Wb. III, 272). Das Vergleichswort zu I. erscheint in seiner frühesten Gestalt wohl als fḫ (Wb. III, 271), koptisch ϣⲱϥ (KoptHWb 339f.); daneben gibt es eine Reduplikationsbildung šfšf „beschädigen“ (Wb. III, 174:1), koptisch ϣⲟϥϣⲱϥ. Das „zermalmen“ bezieht sich hier nach Görg auf das Zerschlagen einer Schlangenskulptur (Nehustan), d.h. die eherne Schlange als Symbol des Serafenkults unter Hiskija, der ja ein Nachkomme der „Tochter Pharaos“ (Frau Salomos) war. Die Serafenverehrung habe eine bedrohliche Konkurrenz für den jhwh-Glauben dargestellt. Es heisst, ein Nachkomme „der Frau“ (d.h. Hiskija) werde der Schlange den Kopf „beschädigen“. Die Wurzel šwp II. (< ägyptisch ḫf „packen, schnappen“) steht im Alten Testament im Bezug auf Ägypten. Es handelt sich, Görg folgend, um eine Anspielung auf Hiskijas verhängnisvolles Bündnis mit Ägypten – vielleicht sei mit dem Leviathan allesamt Ägypten gemeint. 534 Bei Hi 26,12f. wird der mehrfach für Ägypten verwendete Name Rahab mit der flüchtigen Schlange parallelisiert. 535 Es handelt sich hier um einen rhythmisch geprägten Fluchspruch, bei dem eine vorjahwistische Fassung vom Jahwisten durch einen Einschub redigiert wurde. Die Verwendung der Wurzel ist in mehrfacher Hinsicht gebrochen, da ein „zerstörter“ Kopf kein „Zuschnappen“ mehr zulässt. Görg: „Der gelehrte Autor des Wortes zur Schlange kann mit der Kenntnis zweier homonymer Basen šf und deren unterschiedlicher Semantik im Ägyptischen operie ren und dieses stilistische Spiel im Hebräischen nachbilden“. Allerdings spricht Görg explizit davon, es könne hier nicht mehr als eine „Infiltration ägyptischer Sprachformen“ vorliegen. Für die Semantik lässt sich darauf verweisen, dass in der 18. Dynastie Schlangen den Beinahmen „die Packende“ (ḫf.t) (Wb. III, 273:8) haben können. Zunächst zum Ägyptischen/Demotischen ḫf, koptisch S ϣⲱϥ, Aϩⲱϥ (DEC 276). Die Grundbedeutung ist eigentlich „lösen“ und „loslassen“, aber schon seit dem Neuägyptischen auch „zerstören, zu Grunde gehen“ (Wb. IV, 578:7-15). Zur lautlichen Seite wäre zu bemerken, dass ḫ im Ägypischen erst etwa im 4./3. Jhd. v. Chr. zu š wird. Für eine Übernahme ins Hebräische wäre das sehr spät. Was ḫf angeht, so ist Görg hier entgangen, dass dieses Wort im Koptischen noch weitergeführt wird und zwar als Sϩⲃϩⲉ (DEC 320). Dieses Lexem findet sich in den Lehren des Silvanus, und zwar offenbar noch genau mit derselben Bedeutung wie in dem Schlangenepitheton. Labuschagne, OTSt 63f.; Loretz, UF 12, 282f.; von Soden, BZAW 162, 200f. M. Görg, Das Wort zur Schlange (Gen 3,14f.). Gedanken zum sogenannten Protoevangelium, in: BN 19, 1982, 121140; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, ÄAT 11, Wiesbaden 1991, 252-271.

‫ שותש ן‬šûšan

1338 Lotos, Seerose ① Blumenname, herkömmlich „Lilie“, doch wohl eher „Seerose, Lotos“ (Nymphaea lotos L. oder caerula Sar.; vgl. Keimer, BIFAO 56, 112f.) (Hos 14,6; Cant 2,1f.16. 4,5. 5,13. 6,2f. 7,3. Sir 50,8), ② Bauschmuck: lotosförmiges Säulenkapitäl oder ebensolcher Aufsatz (speziell die Säulen Jachin und Boas am salomoni schen Tempel) (1Ri 7,19. 22), ③ Lotosblüte als Becherform (1Ri 7,26 mit Parallele in 2Chr 4,5), ④ in Psalm-Überschriften, Bedeutung unbekannt (Ps 45,1. 69,2. 60,1. 80,1). In den Textstellen von Chr, Hos und Cant erscheint dieses Wort mit einer Femininendung. Koptisch ϣⲱϣⲉⲛ, aramäisch ššn, griechisch σοῦσαν, arabisch sawsan, sūsan, sūsān (alle „Lilie“). Die Grundform (AR-MR) des ägyptischen Wortes ist sššn (Wb III, 487:9), jedoch ist seit dem Mittleren Reich die Form meist sšn (Wb III, 485:11-486:14; E 464). Zur Form ššn, die zur Zeit, als das ägyptische Wörterbuch erstellt wurde, lediglich über das koptische ϣⲉϣⲉⲛ erschlossen war, vgl. nun K.A. Kitchen, VA 3, 29-31. Das hebräische ‫ שותש ן‬šûšan ist die Wiedergabe jenes ššn. Es gilt zu betonen, dass das Lehn534 H. Wildberger, Jesaja (BKAT X/2), Neukirchen-Vluyn 1978, 1004. 535 O. Kaiser, Die mythische Bedeutung des Meeres in Ägypten, Ugarit und Israel, Berlin ²1962, 143-145. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

4. Appellativa

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wort „Lotos“ (šûšan) eine andere Vokalisation aufweist als der Personenname (šēšan), was einen Vokalwechsel (*ū > ē) und damit einen unterschiedlichen Entlehnungszeitraum spiegelt. Die innerägyptische Entwicklung des Lexems stellt sich wohl wie folgt dar: Zunächst wurden die beiden 〈š〉 zusammengezogen (sššn > sšn), da der Vokal zwischen ihnen reduziert wurde (er folgt auf den Tonvokal *sāš˘š˘n). Danach erfolgte eine Angleichung der Sibilanten, d.h. eine retrograde Distanzassimilation (sšn > ššn). Dies alles spricht dafür, dass das Lexem in der gesprochenen Sprache ziemlich häufig gebraucht wurde – auf den ersten Blick könnte man es nämlich für eine gelehrte Erfindung halten (ein Wort für „Seerose“ mit zwei See-Hieroglyphen!). Vycichl vertritt eine andere Ansicht (DEC 275), wonach das Wort als *s˘šāš˘n zu rekonstruieren sei und ein duratives bzw. frequentatives Partizip darstellt. Wie auch immer: Etymologisch könnte ein Zusammenhang bestehen zum Wort für „See“ (š.). Dieses bedeutet nämlich auch „Platz, Fläche“, d.h. etwas wie „das Ausgebreitete, flach Daliegende“. Die Grundbedeutung der Wurzel ist also offenbar „ausbreiten“. In diesem Sinne wären die Seerosen die Blätterfläche, die sich über den See ausbreitet. Im Ägyptisch-Arabischen ist ein weiteres Lilienwort aus dem Altägyptischen erhalten: bašnīn (DEC 276).536 Dieses wurde aus einem nicht direkt bezeugten *ⲡⲉϣⲛⲏⲛ entlehnt, welches seinerseits die Fortführung des altägyptischen Diminutivs sšnn darstellt (Wb III, 486:16) „Lotosblümchen“. 537 Diese Form ist im Neuägyptischen in sog. „syllabischer Schrift“ geschrieben, d.h. 〈s-š-n-ï-n-ï〉, die möglicherweise für ein *sašīni steht (DEC 276). Ein weiteres Wort für „Lilie“ im Arabischen ist nīlūfar. Gemeinhin wird davon ausgegangen, dass dieses aus dem Persischen stammt und über das Arabische und Lateinische ins Französische gedrungen ist (französisch nénuphar). Es könnte jedoch auch sein, dass auch diesem Wort eine ägyptische Etymologie zugrunde liegt, denn der blaue Lotos galt als Emblem des Gottes Nefertem, d.h. die Blume könnte durchaus auch „die des Nefer(tem)“ genannt worden sein, vgl. n.-nfr(-tm.w), vgl. IPa-aṭ-ni-ip-te-mú – P-.y-Nfr-tm (KM40) „Den Nefertem gegeben hat“, gr. Πετενεφϑῖμις (Wb II, 257:5) oder (weniger wahrscheinlich) als Plural n-nfr.w „die Schönen“. Im Alten Ägypten war der weiße (Nymphae lotus) und der blaue Lotos (Nymphae caerulea) bekannt – erst in der Spätzeit kommt der aus Indien stammende rote Lotos auf (Nymphae nelumbo), den Herodot beschreibt (II, 92) (DEC 276). Ebenfalls aus dem Ägyptischen ist das Vorderglied des Ausdrucks Lotophagen in der Odyssee, jedoch ist hier keine Seerose gemeint, sondern ein ägyptischer Drogenname.538 Ob die abgeleiteten Bedeutungen „Kelch“ und „Kapitäl“ bereits im Ägyptischen angelegt waren, ist nicht bekannt, jedoch ist sie in jedem Falle gut nachvollziehbar – im Übrigen sind aus Ägypten nicht nur von Darstellungen mit einem Lotosmuster verzierte Kelche bekannt. Insbesondere aus der Ptolemäerzeit kennt man die großen Säulenkapitäle in Blumenform. Baethgen, HK II, 2, xlii; Glaser, ZS 8, 195; Eerdmans, OTS 4, 66f.; Mowinckel, Ps-Studien IV, 29f.; Preuss, ZAW 71, 47; Kraus, BK XV5, 26, Nr. 21; Gardiner, JAOS 56, 189f. Zur Blume: GB; FWOT 159; EWEW Nr. 1958; FJ II, 160-184, IV 32 und öfter; ASP I, 357-366; H.-N. & A.L. Moldenke, Plants of the Bible, Waltham/Mass. 1952, 41f., 154f. und öfter; Feliks, BHH 1093; OLB 1, 87; Kilwing, NBL II, 646; Schmoldt, ThWAT VII, 1205-1207 (Lit.). Speziell zur Becherform: Noth, BK IX, 151; TJ 273 und 299-321. Brugsch, Wb. 1314; Erman, ZDMG 46, 117; Lambdin, JAOS 73, 154; Ellenbogen, 159; Kitchen, VA 3, 29-31.; Muchiki, 256; Wb. III, 487:9; Wb. III, 485.

‫ ִחשאטה‬šiṭṭâ

1345 Akazie ① Akazie, äyptischer Schotendorn, antik Spina aegyptiaca, botanisch Mimosa oder Acacia nilotica L. in mehreren Unterarten (Kollektivum sg. Jes 41,19), ② Plural: Akazienholz, -hölzer (Ex 25,5.10.13.23.28. 26,15.26. u.a., Dtn 10,3), ③ Akazienholzsäulen (Ex 26,32.37. 36,36) 536 Liegt hier eine arabische Pluralform vor? 537 W. Vycichl, Diminutiv und Augmentativ im Berberischen, in: ZDMG 111, 1964, 243-253. 538 W. Schenkel, Warum die Gefährten des Odysseus nach dem Genuss von Lotos die Rückkehr vergaßen, in: GM 163, 1998, 5-6. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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V. Die Gleichungen im Einzelnen

Hieronymus setta, pl. sattim (Jo 4,18) bzw. settim (Mi 6,5). Ägyptisches Lehnwort im Akkadischen šamṭu, samṭu, šanṭu und Arabischen sanṭ. < ägyptisch šn.t, šnṭ.t „Akazie“ (Wb IV, 521:1-15), demotisch šnt (E 516), koptisch Sϣⲟⲛⲧⲉ šonte, Bϣⲟⲛⲧ šont Sowohl die Septuaginta als auch die Vulgata sind uneins, was die Behandlung des Wortes angeht (ξύλον ἀσήπτου bzw. setim in Exodus, πύξος bzw. spina in Jesaia). Akazienholz fand in Ägypten weite Verwendung, u.a. in der Plastik, beim Schiffsbau oder bei der Herstellung von Streitwagen. Im Hebräischen ist das ‫ נ‬n an den folgenden Dental assimiliert. Innerägyptisch hat sich šn.t zu šnṭ.t und weiter zu šnt.t entwickelt. Weil das hebräische ‫ ט‬ṭ nur als Wiedergabe von ägyptisch ṭ in Frage kommt, muss folglich der lexikalische Transfer nach Muchiki vor jenem innerägyptischen Lautwandel stattgefunden haben, jedoch nach dem Abfall des Feminin-t. Nach Vycichl fand postbiblisch eine Entwicklung *sēṭ > šiṭṭâ statt (DEC 276). Vycichl meint ferner, es gäbe keinen Bezug zwischen dem ägyptischen Wort und akkadisch šamṭu, samṭu, aus welchen Gründen, bleibt unklar. Im Arabischen heißt der Baum sanṭ (DEC 276), d.h. hier liegt eine Form vor, die sowohl den alten aVokal erhalten hat, als auch den Nasal. Dieses Wort wurde später ins Französische (sount) und Englische entlehnt (sunt). Die hebräische Vokalisation scheint innerhebräisch entstanden zu sein. FWOT 160; FJ II, 377-391 & IV, 32, 36f. und öfter; ASP VII, 32f.; Feliks, BHH 54f.; Maiberger, NBL I, 68f.; Elliger, BK XI, 166; Erman, ZDMG 46, 120; Lambdin, JAOS 73, 154; Ellenbogen, 160; Muchiki, 256; Wb. IV, 521:1ff.

‫ׂשש ְפנתהִחבי ם‬ šænhabbîm 1393f. Elfenbein (1Ri 10,22 mit Parallele in 2Chr 9,21) Etymologie unsicher; gilt gemeinhin als zusammengesetzt aus hebräisch ‫„ ֵנש ן‬Zahn“ und altägyptisch bw „Elefant“, vgl. ägyptisch-aramäisch und demotisch yb für „Elephantine“ (DEC 62); nach Galling jedoch zu emendieren in ‫ ֵנש ן ֵנואהְפב ִחני ם‬šen we-håḇnîm „Elfenbein und Ebenholz“. Zur Fügung „Zahn“ und „Elefant“ ist zu verweisen auf das deutsche „Elfenbein“ sowie das akkadische šin pīri „Zahl des Elefanten“. Man beachte auch das Zahndeterminativ in der ägyptischen Graphie. Nach Muchiki kann ägyptisch  nicht durch hebräisch ‫ ה‬h wiedergegeben werden. Sie meint daher, hebräisch ‫ הב‬hb bedeute „Elefant“ und sei mit dem ägyptischen bw zusammen aus einer dritten Sprache entlehnt worden. Dies ist sicherlich nicht richtig, denn die Wurzel für Elefant ist im Ägyptischen und Semiti schen aus dem Semitohamitischen, d.h. grundsprachlich ererbt (ägyptisch 〈b〉 lb, bzw. semitisch mit Metathese pl). Im Ägyptischen bezeichnete bw wohl ursprünglich sowohl das Nashorn, als auch den Elefanten (Brugsch Wb 168: „Hornträger“). Während bei den Tieren später differenziert wird, ist unklar, inwieweit dies bei dem Produkt „Elfenbein“ der Fall war - bw bezeichnet nämlich auch hier beides, das Tier und das Elfenbein. Ebenso unklar ist, wie genau der Zusammenhang mit dem Namen für die Insel Elephantine ist. Hierfür gibt es zwei Theorien. Entweder wurde das Handelsprodukt auf seinen wichtigsten Handelsplatz übertragen oder man sah (wie Herodot II, 118) in dem Zipfel der Insel einen „Elefantenrüssel“. In jedem Fall ist der griechische Name Ἐλεφαντίνη eine Lehnübersetzung aus dem Ägyptischen (wobei das griechische Wort gleichzeitig auch ein ägyptisches Lehnwort darstellt). Dies bedeutet dann aber auch, dass letzt lich das ägyptische Toponym nicht mit dem Tiernamen identisch gewesen sein dürfte, wie meist angenom men wird. Vielmehr wird eine Ableitung vorliegen, etwa in dem Sinne von „die Elephantische“. Mögli cherweise könnte die Endung w diese Ableitung darstellen (b.w), und das w wurde auf der rein graphematischen Ebene sekundär vom Toponym auf den Tiernamen übertragen. Als grammatisches Element käme eine Adverbialendung -w in Betracht. Die Wurzel wäre dann im Ägyptischen ursprünglich auch b, was zum semitischen Befund passt.

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4. Appellativa

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An dieser Stelle sollte vielleicht doch erwähnt werden, dass es eine alte Theorie von Hodge bzw. Diakonov gibt, wonach im Semitohamitischen die Namen wilder Tiere mit einem Suffix -b gebildet werden (äg. šḳb „Nilpferd“, ṭb „Nilpferd“, sb „Schakal“.539 Diese These ist m.E. nicht wirklich überzeugend. Da Muchiki mit ihren phonologischen Erörterungen recht hat, möchte man am liebsten der Emendation von Galling folgen, allein: Hier werden zwei Eingriffe in den Text verlangt, die zudem nicht zusammen hängen. Daher wird man vielleicht doch einen Zusammenhang mit dem ägyptischen Elefantenwort annehmen können. Wie die spätzeitlichen Graphien zeigen, war das „Aleph“ zu jener Zeit geschwunden, und an seine Stelle war ein Stützkonsonant y getreten:540 〈yb〉 /yēb/. Ob das h vielleicht westsemitischen Ursprungs ist und das Wort für Elfenbein über eine andere westsemitische Sprache mitsamt dem Artikel ins Hebräi sche entlehnt wurde? Ob eine ägyptische Etmyologie vorliegt, oder doch emendiert werden sollte, muss wohl vorerst offen bleiben. SFG 5; FWOT 162; Galling, ZDPV 88, 12, Anm. 65; H. Weippert, BRL² 67-72 (Lit.); Wb. I, 7:16; F. Breyer, Die altägyptische Etymologie von griechisch ἐλέφας = „Elefant“ und lateinisch ebur = Elfenbein, in: A. Loprieno & S. Bickel (Hrsg.), Basel Egyptology Prize I, Basel 2003, 251-276.

‫ שסה‬šsh

1395 plündern (Jer 30,16; Ps 89,42 etc.) Etymologie unbekannt. Albright führte das hebräische ‫ שסה‬šsh „plündern“ auf einen Ausdruck für „Beduine“ zurück, der in ägyptischen Quellen erscheint: šsw (koptisch Sϣⲱⲥ, Aϣⲁⲥ). Aus mehreren Gründen ist eine Lehnwort-Beziehung abzulehnen. Zum einen wäre mit Muchiki das hebräische Wort dann so stark integriert, dass ein denominales Verb „plündern“ gebildet worden sein muss, dass der Transferprozess sehr früh stattgefunden haben müsste. Zum anderen ist das Lexem, welches in ägyptischen Inschriften erscheint, beileibe nicht ägyptisch, sondern wohl selbst kanaanäisch. Mit anderen Worten: die šsw „Beduinen“ sind wohl eher wörtlich „die Plünderer“ und sprachlich gesehen semitischen Ursprungs.541 Albright, BASOR 89, 32, Anm. 7; Lambdin, JAOS 73, 155; Muchiki, 257; Wb. IV, 412:10-11.

‫ תשתעְפט ֵננז‬šaaṭnez

1396 Wort unsicherer Bedeutung, wohl „falsches Gewebe“, Wohl ein Gewebe, das aus zweierlei nicht zusammenpassenden Fäden (z.B. Wolle und Leinen) gewirkt ist (Lev 19,19. Dtn 22,11). Samaritanisch šāṭnǝz, Septuaginta κίβδηλος, Vulgata quae ex duobus textra est (Lev) und quod ex lana linoque contextum est (Dtn) < ägyptisch śḫt n  „verfälschtes Gewebe“ oder neuägyptisch ś-n (Görg), mit unzuverlässiger Vokalisation. Zu ägyptisch š „schneiden“ (Wb. IV, 422) und n „Stoff“ (Wb. II, 376); koptisch S.Fϣⲱⲱⲧ, Bϣⲱⲧ und ⲛⲁⲧ. Lambdin hat vorgeschlagen, das hebräische Wort mit altägyptisch šṭ „schneiden“ (Wb. IV, 422) + n „Faden“ (Wb. II, 376) in Verbindung zu bringen. Dies lehnt Görg jedoch ab. Seiner Meinung nach kommt eher altägyptisch śḫt, koptisch ⲥⲁϩⲧ „weben“ in Verbindung mit n  „verfälscht“, koptisch ⲛⲟⲩϫ (KoptHWb 330) in Frage oder eine Univerbierung von neuägyptisch ś: „Maße, Gewichte u.ä. verfälschen“ (Wb. IV, 57:2) mit nṭ „Gewebe“ (= n „Faden“), koptisch ⲛⲁⲧ. Für die lautlichen Aspekte verweist Görg auf Osing, NBÄ 790ff. Nach Muchiki kann ‫ תשתעְפט ֵננז‬šaaṭnez jedoch nicht mit koptisch ⲛⲟⲩϫ zusammenhängen, da dieses auf altägyptisch nw zurückgeht und das Ayin nicht erklärt werden kann. Albrights rekonstruierte Form ś-n sei zwar nicht unmöglich, es gebe jedoch keine positiven Hinweise in diese Richtung. Es existieren also drei Vorschläge: ① šṭ (ϣⲱ[ⲱ]ⲧ) „schneiden“ + n (ⲛⲁⲧ) „Faden“, ② śḫt (ⲥⲁϩⲧ) „weben“ + n  (ⲛⲟⲩϫ) „verfälscht“ und ③ ś: „verfälschen“ + nṭ (ⲛⲁⲧ) „Gewebe“. Betrachten wir zunächst also die koptischen Lexeme ⲛⲁⲧ, ⲛⲟⲩϫ, ⲥⲁϩⲧ und ϣⲱ(ⲱ)ⲧ. Zu S.Bⲛⲁⲧ werden in den Wörterbüchern die altsa539 So auch H. Störck, Die Nashörner, Hamburg 1977, 193f. 540 Alternativ könnte ein Lautwandel  > y vorliegen (Hinweis Joachim Quack). 541 Joachim Quack meinte, es könne eine Verbindung zu šs „eilen“ vorliegen. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

152

V. Die Gleichungen im Einzelnen

hidischen Varianten ⲛⲉⲧ und ⲛⲏⲧ verzeichnet (DEC 145). Bei ⲛⲟⲩϫ sind sie ergiebiger (DEC 152). Nach Vycichl sind nämlich zwei altägyptische Formen zu rekonstruieren: ein Partizip *āi und ein Verbaladjektiv *a. Wir haben hier den Fall vorliegen, dass sich ein altägyptischer Tonvokal *a nicht zu o, sondern in Umgebung eines Nasals zu u verschoben hat. ⲥⲁϩⲧ- ist eine Form des koptischen Verbes ⲥⲱϩⲉ/ⲥⲱϣⲉ „weben, flechten“ (E 457, DEC 204, Wb IV, 263:3-15), also entweder „geflochten“ oder „Flechter“. Bei S.F ϣⲱⲱⲧ wäre zu beachten, dass das Partizip ϣⲁⲧ- lautet (DEC 272), d.h. mit a-Vokalisation, etwa in Bϣⲁⲧϣⲉ „der das Holz schneidet“. Entsprechend könnte man sich die Verbindung in Lambdins Vorschlag denken „der den Faden schneidet“. Nur was soll dies bedeuten? Semantisch kaum überzeugender ist Görgs erster Vorschlag: „verfälschtes Gewebe“ (śḫt n  bzw. ⲥⲁϩⲧ ⲛⲟⲩϫ), da dies ganz offensichtlich zu pejorativ besetzt ist. M.E. sind die lautlichen Unstimmigkeiten hier jedoch zu groß, um überbrückt werden zu können (z = ), insbesondere auch was die Vokalisation angeht. Da zudem bereits die Bedeutung des Wortes im Alten Testament unsicher ist, sollte hier von einer ägyptischen Erklärung abgesehen werden. Thes. 1456f.; Helck, VT 15, 46; Görg, BN 12, 13-17; Lambdin, JAOS 73, 155 (nach einer mündlichen Mitteilung von Albright); Muchiki, 257. M. Görg, Eine rätselhafte Textilbezeichnung im Alten Testament, in: BN 12, 1980, 13-17; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, Wiesbaden 1991, 132-136.

‫רת‬ ‫ ְפשֵנקֲהערו ֹט‬šeqēarûrot

1409

Ausschlag

Ausschlag, an den Häuserwänden (Lev 14,37). Etymologie unsicher, vielleicht von der Wurzel *qr im Sinne von „Vertiefung, Aushöhlung“ oder zu arabisch iqšaarra „vertiefen, rauh, trocken sein“, im Sinne von rauhe, krustige Stellen, Schuppen (Kraemer). Samaritanisch šāqārārot; Septuaginta κοιλάδες, Vulgata valliculae; Peschitta qlāpē „Schuppen“ Es wurde vorgeschlagen, diesen Ausdruck mit dem altägyptischen sḳr r rwt „Schlag von außen“ in Verbindung zu bringen (Görg). Immerhin gibt es einen ägyptischen Ausdruck sḳr n k.t r rwt „Schlagen einer Verletzung, die von außen eintritt, im Sinne einer dämonischen Einwirkung“ (pEdwin Smith 4:5.18; 4:7; 15).542 Das ältere śḳr „schlagen“ wird in koptisch Sϣⲟⲟϭⲉ, ϣⲟⲕⲁ fortgesetzt (Osing, NBÄ 506f., KoptHWb 343). Osing hat die Nominalform wie folgt rekonstruiert: *s˘ḳ < s˘ḳ < s˘ḳr, d.h. śḳr > śḳ > śḳ. Damit wäre die Gleichung durchaus denkbar. Der Ausdruck wurde im Hebräischen irrtümlich als echter Plural angesehen. Kraehmer, JNES 25, 125-129. M. Görg, „Ausschlag“ an Häusern. Zu einem problematischen Lexem in Lev 14, 27; in: BN 14, 1981, 20-24; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, Wiesbaden 1991, 137-142.

‫ ׂששׂשק ף‬šæqæ

1409

Lichtöffnung

Architektonischer terminus technicus; unsicheres Wort. Entweder zur Wurzel *šqp „schlagen“ als Türrahmen/-pfosten, woran die Tür „schlägt“ oder ein Lehnwort. Nach Noth hängt das Wort mit akkad. askuppu, askupātu „Steinplatte, Türschwelle“ zusammen, nach Würthwein ist die Bedeutung „Lichtöffnungen“. Möglicherweise besteht ein Konnex zur ägyptische Kausativbildung ś:bk „jemanden hell machen“ (Wb IV, 86), wobei das Wörterbuch verzeichnet, dass diese Schreibung in jüngeren Texten mit sbḳ zusammengefallen sind und es auch Formen mit Metathese gibt (sḳb). Nominale Ableitungen sind nicht greifbar, jedoch kann man sie erschließen. Damit würde dem Wort eine Bedeutung wie „das, was hell macht“ zukommen, bzw. „Hellmacher, Lichtöffnungen“ oder einfach „Fenster“. Eine gewisse Bestätigung erfährt diese Sichtweise durch das Attribut (1 Kön 6,4) ‫ אטמי ם‬zur Basis ṭm „verschließen“, wohl eine Art Vergitterung bzw. ein Gitterfenster. Die Gleichung mit ägyptisch b impliziert, dass das ägyptische Lexem vor der hebräischen Lautverschiebung des p entlehnt worden sein dürfte, bleibt jedoch nicht unproblematisch. Wie bereits bei anderen termini technici aus der Baukunde stützen sich die ägyptischen Etymologien derselben gegenseitig (vgl. die Einträge zu ‫ אואל ם‬ûlām „Laube, Dach“, ‫תר‬ ‫ תכְפפ ֺר‬kator und ‫ תכְפפתֺרור‬katôr „Knauf“, ‫כׂשת ׂשרת‬ 542 W. Westendorf, Papyrus Edwin Smith, Bern 1966. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

4. Appellativa

153

kotæræṯ „Lotoswerk“, ‫ אעב‬āḇ „Durchgang“, ‫ ׂשפ תרח‬pæraḥ „Kelch“, ‫ ִחפתו תח‬pitûaḥ „Schnitzwerk, Relief“, ‫ִחרמו ן‬ rimmôn „Säule“, ‫ ְפשאבאכה‬śeḇāḵâ „Wicklung“, ‫ ׂששׂשק ף‬šæqæ „Lichtöffnung“).543 TJ 134f., 193-195; Galling, ZDPV 83, 123 & BRL², 80; Rupprecht, ZDPV 88, 40f. mit Anm. 21; Noth, BK IX, 97f. M. Görg, Lexikalisches zur Beschreibung des salomonischen Palastbezirks (1 Kön 7,1-12), in: BN 11, 1980, 713; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, ÄAT 11, Wiesbaden 1991, 56-62. Th. Busink, Der Tempel von Jerusalem von Salomo bis Herodes, Leiden 1970; E. Würthwein, Die Bücher der Könige, ATD 11/1, 1977.

‫ ֵנשש‬šeš und ‫ תשיִחש‬šajiš 1416 Alabaster (Cant 5,15. Est 1,6. 1Chr 29,2) Kalkalabaster, eine Abart des Kalksinters. Syrisch šīšā, mandäisch šiša < ägyptisch šś „Alabaster“ (Wb IV, 539), sekundär segoliert (HG §52,3b) Es gibt keinen Hinweis darauf, dass sich das ägyptische Wort von šś zu šš entwickelte, doch ist dies im Ägyptischen ein regulärer Vorgang. Daher ist nicht unbedingt anzunehmen, dass sich ein ursprüngliches ‫שו‬ ś unter Einfluss des ersten ‫ שש‬š dissimilierte (Muchiki), vgl. „Byssus“ ‫ ֵנשש‬šēš – äg. šś „Leinen“. FWOT 164; Koehler, ZAW 55, 166-168; Stricker, AO 15, 12; Lambdin, JAOS 73, 155; Muchiki, 256; Wb. IV, 540:10ff.

‫ ֵנשש‬šeš und ‫ ששי‬ssj

1416 Byssus (Ex 25,4. 28,5. 35,6.23.25.35. 38,23.39. Ez 16,13. Prv 31,22) Weiße und feine Leinwand, aus Ägypten importiert (Ez 27,7). Samaritanisch šeš, arabisch šāš „eine Stoffart“, vgl. šašīa „Turban“, jaudisch šš „Linnen“. < ägyptisch šś „Leinen“ (Wb IV, 539:12-540:4), koptisch Sϣⲛⲥ, Bϣⲉⲛⲥ < šś-nsw „Königsleinen“ (nach Koehler, ZAW 55, 167 identisch mit ‫ ֵנשש‬šeš und ‫ תשיִחש‬šayiš „Alabaster“) In der Septuaginta wird ‫ ֵנשש‬šēš durch βύσσος übersetzt, in der Vulgata als byssus. Wie bei ‫ ֵנשש‬šeš und ‫ תשיִחש‬šayiš „Alabaster“ ist nicht zwingend davon auszugehen, dass sich ein ursprüngliches ‫ שו‬ś unter Einfluss des ersten ‫ שש‬š dissimilierte (Muchiki). Vielmehr handelt es sich um eine regelmässige Lautentwicklung im Ägyptischen. Vycichl rekonstruiert eine Entwicklung von *šinsi zu *šišši (vgl. Σιόνσιος < S-nsw „Königssohn“) und meint, es handle sich um einen kanaanäischen Genitiv (DEC 266). Hönig, Bekleidung, 44f; Irvin, BRL² 326f.; Stricker, AO 15, 6; Lambdin, JAOS 73, 155; Ellenbogen, 164; Mu chiki, 257f.; Wb. IV, 539:12ff.

‫ ֵנתאבה‬ṭēḇâ

1422 Kasten ① Die Arche Noahs aus Holz (Gen 6,14ff.): Septuaginta κιβοτός, Vulgata arca, ② das Kästchen aus Binsen/Schilf, in dem Moses ausgesetzt wurde (Ex 2,3.5): Septuaginta ϑίβις, Vulgata fiscella. Mittelhebräisch auch synagogaler Thoraschrein, samaritanisch tība, aramäisches Lehnwort im Arabischen tābūt (und natürlich im Äthiopischen tabot); jüdisch-aramäisch ‫ ֵנתיבואת א‬bzw. ‫ֵנתיְפבאת א‬. < ägyptisch b.t > b.t, tb.t „Kasten, (Götter-)Schrein, Sarg“ (Wb V, 261 & 561:8-12; E 622), koptisch ⲧⲁⲓⲃⲉ taibe, ⲧⲁⲓⲃⲓ taibi, ⲧⲏⲏⲃⲉ tēēbe (KHWb 225, DEC 212) Das altägyptische Wort entwickelte sich im Mittleren Reich von b.t zu tb.t, daher ist die Gleichung phonologisch stimmig. Muchiki betont den Umstand, dass in der Sintflutgeschichte im Buch Genesis ein ägyptisches Wort vorkomme. Es stellt sich die Frage, ob dieses Wort nicht vielmehr in der Mosesgeschichte ihren hebräischen Anfang nahm, deren ägyptischer Kontext unzweifelhaft ist. Im Koptischen gibt es zwei Wörter ähnlicher Bedeutung, die fast gleich lauten ⲧⲁⲓⲃⲉ/ⲓ bzw. ⲧⲏⲏⲃⲉ < b.t „Schrein, Kasten“ (DEC 212) und Bⲑⲏⲃⲓ, ⲑⲉⲃⲓ < čb „Kasten zum Verwahren von Vögeln“ (Wb V, 360:12). Vycichl gibt Letzteres als Etymologie für das hier behandelte hebräische Wort an (DEC 212). Warum er 543 P. Wagner, Der ägyptische Einfluss auf die phönizische Architektur, Bonn 1980; V. Fritz, Die Verbreitung des sogenannten Amarna-Wohnhauses in Kanaan, DaM 3, 1988, 27-34; S. Wimmer, (No) More Egyptian Temples in Canaan and Sinai, in: I. Shirun-Grumach (Hrsg.), Jerusalem Studies in Egyptology, AÄT 40, Wiesbaden 1998, 87-123 mit älterer Literatur. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

154

V. Die Gleichungen im Einzelnen

dies tut und nicht das semantisch passendere Wort für „(Götter-)Schrein“ annimmt, ist unklar. Beides ist phonologisch möglich. Nebenbei erwähnt meint er auch, das griechische κιβωπός „Kasten“ habe dieselbe Etymologie. Ohne es zu sagen, meint er wohl damit, dass hier eines der altägyptischen Wörter vorliegt, bei denen č und k wechseln. Thes. 1481; SFG 100; Rodinson, GLECS 9, 64-68; Largement, in: FS Robert, 60-65; Cohen, JANES 4, 36-51; Zobel, ThWAT VIII, 541-543 (Lit.); Brugsch, Wb. 1628; Erman, ZDMG 46, 126; Čérny 180; Muchiki 258; Wb. V, 561:8-12; Wb. V, 434:10; Wb. V, 261:11.

‫ תתְפח אר א‬taḥrā

1434 Brustpanzer? (Ex 28,32; 39,23) Unsicheres Wort: Panzerhemd (Noth), Brustpanzer (Willi-Plein); von der Kopföffnung im Ornat des Hohenpriesters, vgl. Peschitta sīras „Schnüre, Ketten“, Targum šryn. < ägyptisch ṭḥr „Leder“, d.h. Lederschurz oder Lederpanzer; phonologisch nicht ganz stimmig, wenn auch aufgrund des Dentalzusammenfalls in der Spätzeit nicht unmöglich (Lambdin, JAOS 73, 155). W.M. Müller, Asien und Europa nach altägyptischen Denkmälern, 1893, 104; Cohen, VT 24, 361-366; Görg, ZAW 89, 116, Anm. 12; H. Weippert, BRL² 248.

‫ תתתחש‬taḥaš 1434 Leder, Fell? Eine nicht sicher bestimmbare Lederart zur Bekleidung der Stiftshütte und der heiligen Geräte beim Transport (Num 4,6.8.10-12.14); auch zur Herstellung von Schuhen (Ez 16,10). Samaritanisch tāš, Septuaginta [δέρμα] ὑακίνϑινον, ὑάκινϑον (Ez 16,10); Vulgata ianthinarum [pellium], [pellis] ianthina (Ez 16,10) ianthinum; Hieronymus thas (Ez 16,10). Etymologie unsicher: ① vgl. äg. čḥś „(ein Fell, Leder) recken o.ä. (über ein Gestell)“ (Wb V, 396; Görg), ② vgl. arabisch duḫas, tuḫas „der Große Tümmler, eine Delphinart (Tursiops aduncus oder truncatus)“, ③ möglicherweise entlehnt aus akkadisch dušû „Rohleder?“ (Dalley) oder ④ zu hurritisch taḫapše „Gürtel“, vgl. akkadisch taḫapšu „Pferdedecke“ und ugaritisch tġpṯ „eine Art Satteldecke“. Nicht in der 18. Auflage des Gesenius erwähnt wird eine alte Gleichung mit ägyptisch ṭḥr „Tierhaut“ (Wb. V, 481:13ff.). Lambdin hatte darauf hingewiesen, dass es Zweifel an dieser Gleichung gebe, weil das wortinitiale ṭ von ṭḥr sich offenbar nicht zu t verschoben hatte und damit eine Wiedergabe durch hebräisch ‫ ת‬t schwierig zu erklären sei. Außerdem passe die Bedeutung nicht zum Kontext der Bibelstellen. Muchiki schlägt eine weitere Gleichung vor: ṭ-ḫï-r „Lederteil des Streitwagens“ (Wb. V, 328:2). Der Gruppenschrift nach zu urteilen scheint dieses Wort selbst nicht ägyptischen Ursprungs zu sein. Der Streitwagen kontext legt eine hurritische oder anatolische Etymologie nahe. Görg meint, als Etymologie sei nicht das Nomen čḥś „Leder“ anzunehmen, sondern besser ein Verb, nämlich „(Leder) recken“, demotisch tḥs „salben“ (E 653), koptisch Sⲧⲱϩⲥ, Bⲑⲱϩⲥ (KHWb 26; DEC 226), Osing, NBÄ 367. Das Verb ist in dieser Bedeutung altägyptisch direkt nicht bezeugt, dort bedeutet es „zermalmen“ (Wb. V, 323:5-6). Es handelt sich nach Görg um eine hebraisierte Passivbildung der Bedeutung „hyazinthfarben“ wohl aufgrund einer Verwechslung mit thś.t/čhś.t „Bronze“ (Wb. V, 396:8-10). Was aber ist mit dem Ortsnamen taḥaš? Dieser geht nach Görg auf Taḫši zurück, weist also keine Verbindung zu dem vorliegenden Wort auf. Auch wenn die Grundbedeutung altägyptisch „zermalmen“ ist, könnte man sich die von Görg vorgeschlagene Bedeutung angesichts der spätzeitlichen Semantik durchaus (mit viel gutem Willen) denken. Wie er wohl selbst bemerkt hat, ist die Gleichung auf der lautlichen Ebene jedoch problematisch, daher muss er mit einer Verwechslung mit thś.t/čhś.t „Bronze“ operieren. Allerdings muss man sagen, dass dies ebenfalls nicht ganz auszuschließen ist. Cross, BA 10, 62, Anm. 22; Aharoni, Os. 5, 462f.; Hofmann, Anthropos 73, 49-68; Dalley, JSS 45, 1-19; Görg, BN 109, 5-9; H. Weippert, BRL² 203; Lambdin, JAOS 73, 155 (mit Zweifeln); Muchiki, 258. M. Görg, Das Lexem taḥaš – Herkunft und Bedeutung, in: BN 109, 2001, 5-9; S. Dalley, Hebrew taḥaš, Akkadian duhšu, Faience and Beadwork, in: JS 45, 2000, 1-19; M. Görg, Von Taḫši nach Hatti, in: BN 45, 1988, 22-25 = ÄAT 2, 1989, 35-38. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

4. Appellativa

155

‫ תת ְפרֵנּדאמה‬tardemâ

1457 Tiefschlaf, Apathie Tiefschlaf, Apathie, ursprünglich vielleicht der Heilschlaf bei der kultischen Tempelinkubation (Gen 2,12. 15,12. 1S 26,12. Jes 29,10); abgeschwächt „Schlaftrunkenheit“ (Prov 19,15). Vgl. arabisch urdunn „tiefer Schlaf“. Unsicherheit in der Wiedergabe der Septuaginta ἔκστασις (Aquila: καταφοραν, Symmachus: καρον) (Gen 2,21. 15,12), sonst φόβος (Hiob 4,13. 33,15), ϑάμβος (1 Sam 16,12) und κατάνυξις „Betäubung“ (Jes 29,10). Samaritanisch tardīmma, Hieronymus t[h]ardema. Manfred Görg hat als ägyptische Etymologie wr > wrṭ „müde werden“ (Wb. I, 337f.) vorgeschlagen. Es existiert in der Tat eine Spezialbedeutung der Fügung wr-b (Wb. II, 463:15) „Müdigkeit des Herzens“, ein Vorstadium des Todesschlafes oder dieser selbst, vgl. die Bezeichnung des Osiris als „der Müdherzige“. Der Anlaut ist als altägyptischer Artikel t zu erklären. Für den Wechsel von b und m verweist er auf die ägyptische Etymologie von ḥarṭummîm. Grammatisch würde demnach ein substantivierter Adjektivalsatz vorliegen. Man könnte sich durchaus vorstellen, dass in einer solchen Verbindung die Vo kalverhältnisse nach hinten verschoben wurden, zumal der Artikel antritt und man vielleicht auch davon ausgehen kann, dass das Wort in hebräische Schemata eingefügt wurde. Grammatisch parallel sind die kop tischen Verbindungen Sⲛⲁϥⲣϩⲟ (DEC 151) < nfr-ḥr „Der schönen Gesichts“ (als Personenname) (Wb II, 266:5-9; E217)544 und Lⲛⲁϥⲣⲧⲱⲣⲉ (DEC 151) „geschickt“ (< nfr r.t „guter Hand“). Bei beiden ist jedoch der zweite Vokal des Verbaladjektivs reduziert und nicht der erste. Dies könnte man als Argument gegen Görgs Gleichung betrachten. Vor allem jedoch passt der mittlere Dental der Gleichung nicht. Oeming, ThWAT VII, 358-361, ‫ ;רד ם‬M. Görg, Tardemā - „Tiefschlaf“, „Ekstase“ oder?, in: BN 110, 2001, 19-24.

‫ ְפת ארִחפי ם‬terāîm

1459 Teraphim Terafim, Götterfigur(en), Idol(e), ursprünglich wahrscheinlich Haus- und Familiengötter (vgl. die römischen Laren und Penaten), möglicherweise mit dem Ahnenkult zusammenhängend, von verschiedener Größe und Gestalt, vielleicht zuweilen als kultische Gesichtsmaske(n). Etymologie und Herkunft unsicher und umstritten: nach Gesenius18 entweder zur Wurzel rp/h *tarpā oder *tarpī mit künstlichem maskulinen Vokal (Rouillard, Tropper) oder ein hurritisches Lehnwort (Hoffner, Seybold). Samaritanisch tarfǝm, Septuaginta ϑεραφειν, ϑαραφιν u.ä., εἴδωλα (Gen 31), κενοτάφια (1S 19; Aquila μορφώματα), δῆλοι (Hos 3,19), γλυπτά (Ez 21,26), ἀποφϑεγγόμενοι (Sach 10,2); Vulgata: therafin idola, idolatria (1Sam 15,23), simulacra (Sach 10,2), statua, simulacrum (1Sam 19), Hieronymus therafim (Gen 31,19). Entzieht sich der Deutung; ultima ratio < hethitisch tarpis „Erdgeist, Dämon“.545 Möglicherweise geht dieses hebräische Wort auf altägyptisch t rpyt „transportable Figur einer weiblichen Gottheit“ (Wb. V, 415, rpw.t) zurück. Der Ausdruck ist auch der Name einer Gottheit in griechisch-römischer Zeit (Τριφις), vgl. auch den Kultort Athribis (koptisch ⲁⲧⲣⲓⲡⲉ, griechisch Τριφιον, Osing, NBÄ 471). In einem Brief des Besa, eines Schülers von Schenute, ist der Name des Tempels dieser Göttin erhalten: ⲧⲣⲓⲫⲓⲟⲩ (DEC 221). M.E. ist die Erklärung von Görg überzeugender als die anatolistische, und zwar sowohl auf der lautlichen als der semantischen Ebene: Im einen Fall haben wir eine erhabene numinose Gestalt, in der anderen einen Erdgeist; im einen in der Spätzeit lautlich /f/ (Τριφις), im anderen müsste man von einer sehr frühen Entlehnung und einem innerhebräischen Lautwandel ausgehen (p > f). Elliger, RGG³ 690f.; Labuschagne, VT 16, 115-117; Hoffner, Bibliotheca Sacra 124, 230-238 und JNES 27, 6168; Rouillard & Tropper, VT 37, 340-361, bes. 359; Vorländer, AOAT 23, 176-180; Schroer, OBO 74, 136146; Loretz, UF 24, 133-178; Willi-Plein, ZAH 15/16, 172-175; Seybold, THAT II, 1057-1060; Van der Toorn & Lewis, ThWAT VIII, 765-778 (Lit.) und DDD 844-850; Schroer, NBL III, 816f. (Lit.). M. Görg, Terafim: tragbare Göttinnenfigur(en), in: BN 101, 2000, 15-16. 544 H. Munier, Un nouveau martyr copte, Saint Nabraha, in: BIFAO 15, 1918, 227-259. W. Spiegelberg, Die Bedeutung von nfr-ḥr, in: ÄZ 53, 1917, 115, meint, die Verbindung bedeute „gnädig“. 545 H.A. Hoffner, Hittite Tarpis and Hebrew Teraphim, in: JNES 27, 1986, 61-68. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

156

V. Die Gleichungen im Einzelnen

5. Unsicheres ‫ תנה‬tny < ägyptisch čn „erheben (Erde)“ (Wb. ), vgl. den GN Tatenen (čnn-t) und die Fügung rṣ-tnh in Ps 8.2. Ägyptisches Vorstellungsgut, „der die Erde erhebt“. M. Görg, Königliche Eulogie. Erwägungen zur Bildsprache in Ps 8,2; in: BN 37, 1987, 38-47; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, ÄAT 11, Wiesbaden 1991, 299-308.

šmw < ṭḳr „Frucht“ (Wb. V, 495f.), ṭḳr-nčr „Gottesfrucht = Weihrauch“ Näherbestimmung der in 3a genannten Salbe – Sprache des Hohenlieds mit fremdartiger Wortbildung. Ableitung vom Verb ṭḳr bzw. ṭg „anhaften, befestigen, pflanzen“ (Wb. ), vgl. koptisch ⲧⲟⲟϭⲉ und das koptische Verb ⲧⲱϭ(ⲉ)ⲣ, ⲧⲱⲕⲣ, ⲧⲱⲣⲕ (KoptHWb 262f.) bzw. den Qualitativ ⲧⲟⲣⲕ/ⲧⲁⲣⲕ: Erhalt des r und Metathese. Der Duft haftet nach Görg der Salbe an wie dem Weihrauch (semantisch verzwungen). M. Görg, Eine Salbenbezeichnung in HL 1,3, in: BN 38/39, 1987, 36-38; M. Görg, Aegyptiaca – Biblica, ÄAT 11, Wiesbaden 1991, 316-318.

ḥ < ägyptisch ḫ „Geist, Verklärungsseele“ (Wb. I, 15f.). Görg will zwar offenlassen, ob er von einem Fremdwort ausgeht, gleichzeitig ist seine Stoßrichtung klar. M. Görg, ḥ „Seele“ im biblischen und nichtbiblischen Hebräisch, BN 63, 1992, 19-25.

Bei Koehler & Baumgartner werden zahlreiche weitere ägyptische Kognaten aufgeführt, die jedoch aus gutem Grund in der 18. Auflage des Gesenius nicht als ägyptische Lehnwörter betrachtet werden. Entweder ist der Wortansatz zu unsicher, oder es handelt sich bei den als Kognaten angeführten Graphien um schlichte Transkriptionen in der ägyptischen „Gruppenschrift“. In sehr vielen Fällen ist jedoch einer überzeugenden semitischen Etymologie des Vorzug zu geben. Der Vollständigkeit halber seien die bei Koehler & Baumgartner vorkommenden hebräischen Wörter mit angeblich ägyptischer Etymologie in der folgenden Liste erfasst; über den entsprechenden Eintrag bei Gesenius18 (Seitenzahl wird nach der Bibelstelle angegeben) ist die entsprechende Forschungsdiskussion greifbar: ‫ֲה אתבִחטִחחי ם‬

Wassermelone (unkl.) Num 11,5

5, kein Lehnwort

‫תׂש אְפכאש ף‬

Achschaf

Jos 11,1

56, kein Lehnwort

‫ְפבֵנהמות‬

Nilpferd

Hi 40,15

128, allgemein Riesentier, spezifisch Nilpferd, vgl. ägyptisch p-ḥ -mw Wasserrind

‫גגׂשש ן‬

Gosen

Gen 45,10

232, ägyptischer Name unbekannt, Ländername Goschen, Gosen, identifiziert mit dem Wadi et-Tumelat

‫ּדוִחכיתפת‬

eine Vogelart (uns.)

Lev 11,19

245, Wiedehopf; lautmalerisch

‫גׂשזׂשפת‬

Harz / Pech (uns.)

Ex 2,3

309, ägyptisch śfṯ, ein Öl, Koptisch ⲥⲓϥⲉ Pech

‫ֲהחאפ תר ִחי ם‬

Hafarajim

Jos 19,19

382, „Grubenort“, Hapharaim, in Issachar, Lage unsicher

‫יוֵנס ף‬

Joseph

Gen 30,24

454, Kurzform von der Wurzel JSP, kein Lehnwort

‫תיֲהעקב‬

Jakob

Gen 25,26

477, Kurzform von der Wurzel QB, schützen, bewachen

‫איפו‬

Jofa

Jon 1,3

479, Joppe, „Die Schöne“ von der Wurzel JPH, Japho

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5. Unsicheres

157

‫ְפכ גתנתע ן‬

Kanaan

Gen 10,15

556, Etymologie umstritten; Wurzel? wohl KN „Niederland, Westland“ und damit Entsprechung zu Amurru

‫ּדל‬ ‫מ ְפג ֹט‬

Migdol

Ex 14,2

627; Name eines oder mehrerer Orte in Ägypten; ein semitisches Wort, denn die Bedeutung ist „Aussichtsturm, Grenzwache“ (626); 12 km südlich von Pelusium, d.h. der Grenzstadt

‫אמתהר‬

eilen, beeilen (uns.)

Jes 32,4

639, mit semitischer Etymologie, d.h. Kognaten

‫תמת‬

Mann (uns.)

Hi 11,3

763, grundsprachlich, akkadisch mutum Ehemann

‫גֵננׂשבל‬

Laute

Ps 57,9

775, (Winkel)harfe aus Ebenholz, entlehnt ins Griechische und Lateinische; verwandt mit „Krug“, selbe Vokalform

‫ְפנגחׂששת‬

Bronze (uns.)

Gen 4,22

807f., Primärnomen, (?) semitisches Lehnwort im Ägyptischen? nḥš Kupfer und Bronze

‫ְפסֹטגר‬

Streitaxt (uns.)

Ps 35,3

‫סתהר‬ ‫ג ֹט‬

Gefängnis

Gen 39,20ff.

874; Käfig, Gefängnis, zu einer ägyptischen Etymologie: Görg BN 104, 16-19.

‫ִחסיר‬

Topf (uns.)

Ex 16,3

884, Topf, Kochtopf,

‫כת‬ ‫ֻחס ֹט‬

Sukkoth

Num 33,5f.

885 Sukkijiter, Troglodyten, Hilfstruppen Scheschonks

‫אסתכר‬

schließen (uns.)

Gen 8,2

887, lediglich Verweis auf Neuägyptisches, d.h. semit. Lehnwort im Ägyptischen

‫אסתלל‬

aufschütten (uns.)

Jes 57,14

889f., Kognat im Tigre

‫תע אזה‬

Gaza

Gen 10,19

945; Osing, Nominalbildung 375 unklar

‫ֲהע ארד‬

Arad

Ri 1,16

1011; vgl. Wurzel „hart“ arab. ard; äg. Scheschonkliste

‫ערל‬

unbeschnitten (uns.)

Lev 19,23

1015, semitische Etymologie

‫ערצו‬

erschüttern (uns.)

Hi 31,34

1017, wohl eher grundsprachlich, da mehrere semitische Möglichkeiten

‫תע ְפרִחקי‬

Arkiter

Gen 10,17

1017, im Eleutherostal; äg. rq.t aber wohl aus dem Semitischen

‫ְפפתור‬

Petor

Dtn 23,5

1090, Ort in Obermesopotamien, ägyptische Transkription

‫ְפצאמ ִחרי‬

Zemariter

Gen 10,18

1124; Bewohner von Sumur bei Tartus

‫צאצ ְפרתפת‬

Sarepta

1 Kön 17,9

1140; Etymologie unbekannt: Görg NBL III 447; zw. Sidon und Tyros

‫קטר‬

rauchen (uns.)

Am 4,5

1163; semitisch

‫תקתלתחת‬

Kessel

Mi 3,3

‫קמח‬

Schrot

Ex 22,5

1173; semitisches Primärnomen Mehl

‫אק אנה‬

Kana

Jos 16,8

1176; Ort im Grenztal; Kana, ägyptische Transkription; Gesenius18 stellt den Namen zu „Rohr“, d.h. semitisch

‫קער‬

aushöhlen (uns.)

?

1178, semitisch

© 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

158

V. Die Gleichungen im Einzelnen

‫ִחק ְפר תית־גֵנסׂשפר‬

Kirjat-Sefer

Jos 15,15

1193; alter kanaanäischer Name von Debir; „Buchstadt“

‫ְפרחוב‬

Rehob

Jos 21,31

1233; offener Platz der Städte; semitisch wohl RB „Viereck“

‫ׂששה‬

Herde, Schaf, Ziege

Ex 21,37

1278; semitisches Primärnomen; Stück Kleinvieh

‫גֵנשכו‬

Seku

1Sam 19,22

1286; Sechu, Etymologie unbekannt; Ort unweit von Rama

‫תשק‬

Sack(tuch) (unkl.)

Gen 37,34

1297; Primärnomen oder Lehnwort aus akkadisch saqqu, šaqqu; vgl. ägyptisch śg „Wolldecke“

‫ִחיְפש ארֵנ אל‬

Israel

Gen 32,38

‫אש אר ף‬

Seraphim

Jes 6,2.6

1302; vgl. ägyptisch śfr; Morenz et al. Or 66, 365-86.

‫שו ֵננ ם‬

Schunem

Jos 19,18

1334; Schunem, in Issachar, vgl. Görg NBL III, 530f.

‫ְפשׂשכ ם‬

Sichem

Gen 12,6

1354, vgl. „Schulter, Nacken“, d.h. semitisch

‫אשתכר‬

betrunken sein

Gen 9,21

1356, semitische Kognaten

‫תשְפלאמ ן‬

Schalman

Hos 10,14

1371; unbekannte Person; Feind des Nordstaates Israel, ägyptische Etymologie: Spiegelberg ZA 13, 120f.

‫ִחש ְפנאער‬

Schinar

Gen 10,10

1395, Babylonien; Etymologie unbekannt, wohl ursprünglich syrisch (oder kassitisch?)

‫אשאסה‬

plündern

Hos 13,15

1395; Etymologie unbekannt

‫תשתעְפט ֵננז‬

Vermischtes

Lev 19,19

Koptisches Lehnwort

‫אשרוׂשח ן‬

Scharuhen

Jos 19,6

1412, Etymologie unbekannt; Görg BN 58, 17-19 und 71, 65-77.

‫גתתתחש‬

Tahasch

Gen 22,24

nicht ägyptisch „Schweiger“

‫תי ארס‬

Tiras

Gen 10,2

1437f.; Seevolk

‫ ִחתְפמ תנת ׂשגח ׂשרס‬Timnat-Heres

Ri 2,9

1446, hebräische Etymologie

‫תתְפע אנְך‬

Jos 21,25

1450f. Etymologie unsicher, aber wohl semitisch „Sperre“

Taanach

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VI. Kontaktlinguistische Analyse Bislang hat sich die Forschung weitestgehend darauf beschränkt, ägyptisches Lehngut in Alten Testament aufzuzeigen, dieses wurde jedoch nicht in kontaktlinguistischer Hinsicht untersucht. Eine solche Untersu chung ist zunächst formal, d.h. sie folgt gewissen Taxonomie- und Untersuchungsmethoden; vor allem jedoch bringt sie den soziologischen Kontext mit ins Spiel – schließlich werden Wörter fast immer mitsamt den Dingen oder Konzepten übernommen, welche sie bezeichnen. Im Folgenden sollen die ägyptischen Lehnwörter im Hebräischen nach allen Regeln der Kunst analysiert werden, wie ich dies bereits zuvor mit den anatolischen Entlehnungen im Ägyptischen vorexerziert habe.546 Bevor dies geschehen kann, muss allerdings ein Destillat des Corpus’ erstellt werden, da eine derartige Analyse sinnvoll nur mit Gleichungen gemacht werden kann, die als einigermassen gesichert gelten. Was genau dies ist, wird dabei immer subjektiv bleiben. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich von allzu großer Striktheit in dieser Frage nicht viel halte, was nicht bedeutet, dass ich den Bogen so weit gespannt halte, wie etwa Manfred Görg dies getan hat. Verschiedentlich wurde versucht, das Problem der Subjektivität bei derartigen Wortgleichungen wenn nicht zu beheben, so doch besser zu handhaben. Beispielswei se hat Werner Vycichl für ägyptisch-semitische Gleichungen auf grundsprachlicher Ebene ein System entwickelt, um unterschiedliche Grade der Wahrscheinlichkeit zu kennzeichnen. 547 Zwar ist eine derartige Anzeige durchaus sinnvoll, zumal wenn sie sowohl Semantik als auch Phonologie berücksichtigt, letztlich wird trotzt alledem die Bewertung dem Leser überlassen bleiben, wenn dieser der Expertise des Autors nicht folgen möchte. Daher soll im Folgenden eine eingeschränkte Kennzeichnung erfolgen. Dies bedeutet vor allem, dass darauf verzichtet wurde, die Dinge im Unklaren zu belassen – irgendwann muss man als Forscher Position beziehen. Es gibt also nur „Plus“ (+) und „Minus“ (-) und kein „unklar“ o.ä. Ein einfaches „Plus“ bedeutet jedoch nicht, dass die Gleichung wahrscheinlich ist, sondern nur, dass letztlich nach Abwägung aller Umstände mehr für als gegen sie spricht oder dass sie nur schlecht zu widerlegen bzw. nicht undenkbar ist. Mit anderen Worten: Einige Gleichungen sind kaum abzuweisen, können andererseits jedoch auch nicht mit besonders viel positiver Evidenz aufwarten. Dies gilt besonders für einige Gleichungen von Manfred Görg. Eine Zweifachsetzung des Pluszeichens (++) heißt, dass der Autor diese Gleichung für sicher hält, eine Dreifachsetzung (+++), dass er sie als schlagend einstuft. Bei der Entscheidung zwischen abzulehnen und akzeptabel war oft der Ko(n)text entscheidend, d.h. wenn etwa eine Namensgleichung auf der Kippe steht, die entsprechende Person jedoch als ägyptisch ausgewiesen wird oder eine besondere Verbindung zu Ägypten vorweisen kann (z.B. in Ägypten aufgewach sen ist). In Einzelfällen habe ich mich für Görgs Interpretation entschieden, wenn mir dessen Erklärung einer ägyptischen Kontamination überzeugend erschien, etwa bei Eva. Schwierig sind diejenigen Gleichungen, bei denen aus dem Kontext heraus sicher ist, dass sie eine ägyptische Etymologie besitzen müssen, man jedoch nicht mit Sicherheit sagen kann, welche dies sein soll. Paradebeispiel ist der hebräische Name des Apries, Hophra, oder der umstrittene König Sō. Bei den Hybridnamen habe ich mich dazu durchgerungen, diese in den meisten Fällen als möglich einzustufen, d.h. ich lehne das Prinzip der Hybridnamen nicht a priori ab. Sehr speziell ist der Ortsname Kusch, da dies eigentlich kein ägyptisches Toponym ist, sondern ein „nubisches“, jedoch mit Sicherheit über das Ägyptische ins Hebräische gedrungen ist; ähnlich verhält es sich mit einigen libyschen und kuschitischen Königsnamen (z.B. Scheschonq, Taharqo) und Wörtern (rbw). In einigen Fällen sind Görgs Etymologien zwar nicht unmöglich, jedoch wirken die entsprechenden Wortfügungen sehr gewollt und sind vor allem nicht direkt bezeugt – diese Gleichungen wurden abgelehnt.

546 Vgl. F. Breyer, Ägypten und Anatolien, Wien 2011, Kapitel G.I.7. 547 W. Vycichl, Studien der ägyptisch-semitischen Wortvergleichungen. Die Klassifikation der Etymologien, in: ZÄS 84, 1959, 70-74. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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Personennamen ‫ר ן‬ ‫ ת אֲהה ֺר‬aharon ‫ ֲה אֻחח תזת‬aḥuzzat ‫ ֲה אִחחימות‬aḥîmôṯ ‫ ֲה אִחחי תרע‬ahîra ‫ ת אִחסיר‬assîr ‫ ת אְפס אנה‬asnâ ‫ א אְפס תנת‬āsenaṯ ‫ ֲה אתש ְפרֵנ אל‬aśarel ‫ ֲה אתש ְפרֵנ אאלה‬aśarelâ ‫ ת אְפש ִחריֵנ אל‬aśrîel ‫לני‬ ‫א ִל‬ ‫שו ִל‬ ‫ *ת א נ‬aśrielî ‫רני ח‬ ‫ ׂשב ן־חור‬bæn-ḥûr ‫ ֵנבתסי‬besaj ‫ ִחבְפת איה‬bitjâ ‫ אגְפל אית‬gålyāṯ ‫ ְפג ֻחנאבת‬genubāṯ ‫ תח אוה‬ḥawwâ ‫ חו ֺר ִחרי‬ḥôrî ‫ חו ִחרי‬ḥûrî ‫ אחְפפ ִחני‬ḥånî ‫ אחְפפ תרע‬ḥåra ‫ תח ְפרחור‬ḥarḥûr ‫ תח ְפרתחס‬ḥarḥas ‫ תח ְפר ׂשנׂשפר‬ḥarnæær ‫ יו ֺרׂשכׂשבד‬yôḵæḇæḏ ‫ תי ְפראחע‬jarḥā ‫ ְפי ִחרימות‬jerîmôt ‫ תי ְפרמות‬jarmût ‫ כוש‬kûš ‫ כוִחשי‬kûšî ‫ תכְפסֻחלִחחי ם‬kasluḥîm ‫ ְפלאהִחבי ם‬lehāḇîm ‫ לוד‬lûd ‫ ְפמ ִחר־תבתעל‬meri-ḇaal ‫ ְפמ ִחריב אבתעל‬meriḇ bāal ‫ ְפמ ֵנרמות‬meremôt ‫ ְפמ אר ִחרי‬merārî ‫מׂששה‬ ‫ מ‬mōšææ ‫ ְפנכו‬neḵô ‫ סו א‬sô ‫ ֲהע אז א ֵנזל‬azāzel ‫ תעִחמיחור‬ammîḥûr ‫ ֲהע אנִחמי ם‬anāmîm ‫ פוִחטיֵנ אל‬pûṭîel ‫ פוִחטיתפר‬pûṭîar ‫ פוִחטיׂשפ תרע‬pûṭîæra

VI. Kontaktlinguistische Analyse

Aaron Ahussat Ahimot Ahira Assir Asna Asnath Asarel Asarela Asriël Asriëliter Benhur Besai Bitja Goliath Genubat Eva Hori Huri Hofni Hophra Harhur Harhas Harnefer Jochebed Jarha Jeri/emoth Jarmuth Kusch Kuschit Kasluhiter Lehabiter Luditer Meribaal Meribbaal Meremot Merari Mose Necho II. Sō Asasel Ammihur Anamiter Putiël Potiphar Potiphera

< -ḥr.-(w)n „Oberster“ < -ḥsy.t „Günstling“ < ḫ-Mw.t „Glanz der Mut“ + < āḥī-R(.w) „Mein Bruder ist Re“+ < sr „Tamariske“ < N-sw-Nw.t „Der(jenige) der Nut“ + < N-św-N.t „Sie gehört der Neith“ ++ < Wśr(.w)-ēl „Osiris ist Gott“ < Wśr(.w)-ēl „Osiris ist Gott“ < Wśr(.w)-ēl „Osiris ist Gott“ < Wśr(.w)-ēl „Osiris ist Gott“ < bæn-Ḥr(.w) „Sohn des Horus“ ++ —< bt-jâ „(von) meiner Königin“ + < ḳny.t „der Leibgardist“ + < ḳnb.t „Höfling“ + < ḥm.t „Majestät“ + < Ḥr(.w), „Der des Horus“ ++ < Ḥr(.w). „Der des Horus“ < ḥfn-ī „mein Schlängelchen“ ++ < Wḥ-b-[p]-R(.w) „Dauernd ist das Herz, ein Re“ +++ < Ḥr(.w)-hrw „Horus ist geduldig“ + < Ḥr(.w)-ḥs.w „Horus ist der Gepriesene“ < Ḥr(.w)-nfr(.w) „Horus ist vollkommen“ +++ < ḫ-bt.t „die von Chemmis“ + vgl. ⲉⲓⲉⲣϩⲉ „Strahl“ + < yrh-Mw.t „Mut hat niedergeworfen“ + — < Kš „Nubien“ +++ < Kš „Nubien“ +++ < gś-wḥ.t „Seite der Oase“ < le-bw „zu Elephantine hin“ < rw. „die vom (Delta)rand“ + < Mr(.w)-b-Baal „Geliebter vom Herzen Baals“ + < Mr(.w)-b-Baal „Geliebter vom Herzen Baals“ ++ < Mr(.w)-Mw.t „Geliebter der Mut“ + < Mrr.y „der Vielgeliebte“ + < ms.w „das Kind“ ++ < Nk().w +++ < sm t.w „Vereiniger der Beiden Länder”? + < .w-r.w „der Schuldige, der beseitigt ist“ < ammî-Ḥr(.w) „mein Vaterbruder ist Horus“ + < nm.w „Bewohner der Ostwüste“ < p--ēl „den El gegeben hat“ + < p--p-R(.w) „Der, den Re gegeben hat“ +++ < p--p-R(.w) „Der, den Re gegeben hat“ +++

© 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

VI. Kontaktlinguistische Analyse

‫ פואעה‬pûâ Pua < p- „Der Große“ ‫כל‬ ‫ ִחפי ֺר‬pîḵol Pichol < p-kl „Krieger“ + ‫ ִחפ ְפנאחס‬pinḥās Pinhas < p-nḥs(ï) „Der Nubier“ +++ ‫ תפְפשחור‬pašḥûr Paschur < p(s)š-Ḥr(.w) „Anteil des Horus“ + ‫ ִחצאח א‬ṣiḥā Ziha < ṭ-ḥr „das Gesicht spricht“ + a ‫ אצְפפ תנת תפְפע ֵננ תח‬ṣånat pane ḥ Zafenat Paneach < ṭ-p-nṯr-wf-nḫ „Der Gott spricht: er wird leben“ +++ ‫ תש ְפואש א‬šawšā Schawscha < šš „-?-“ + ‫ שותש אנה‬šûšannâ Susanna < ššn „Lotos“ +++ ‫ ִחשיאש א‬šîšā Schischa < Š-š-(n)-ḳ „-?-“ ‫ ִחשיתשק‬šîšaq Schischak I. < Š-š-(n)-ḳ „-?-“ +++ ‫ אשאשק‬šāšāq Schaschak < Š-š-(n)-ḳ „-?-“ + ‫ תתְפחְפפ ֵנניס‬taḥpenês Tachpenes < t-ḥm(.t)-nśw „Königsgemahlin“ +++ ‫ ִחת ְפראהאקה‬tirhāqâ Taharka < T-h-rw-k „-?-“ +++ Götternamen ‫ א אמֺרו ן‬āmôn ‫ ֲה אתסְפפֻחס ף‬asasu ‫ ח ף‬ḥp ‫ ֵנשת‬šet

Amun Osarsephos Hapi? Seth?

< mn(.w) „Amun“ +++ < Wśr-Sp „Osiris-Sepa“ + < Ḥpï „Hapi“ < Stḫ „Seth“ -

Ortsnamen ‫ או ֺרִחפיר‬Ôîr ‫ א ן‬ ‫ ֺר‬on ‫ ֵנ אאת ם‬etām ‫ אח ֵננס‬ḥānes ‫נ א‬ ‫ ֹט‬no ‫ ֹטנ ף‬no vgl. ‫מ ף‬ ‫ ֹט‬mo a ‫ ׂשנְפפתו ֺר תח‬nætô ḥ ‫ תנְפפֻחתִחחי ם‬natuḥîm ‫ ְפס ֵנו ֵננה‬sewenê ‫ ִחסי ן‬sîn ‫ ִחסי ִחני ם‬sînîm ‫ עו ץ‬ûṣ ‫ ִחפי־ׂשבׂשסת‬pî-ḇæsæṯ ‫רת‬ ‫ ִחפי תהִחחי ֹט‬pî haḥîrot ‫ ִחפישו ן‬pîšôn ‫ת ם‬ ‫ ִחפ ֹט‬pitom ‫ תפְפתרֺרוס‬patrôs ‫ תפְפת ֻחרִחסי ם‬patrusîm ‫ צ ֹטתע ן‬ṣoan ‫ תרְפעְפמֵנסס‬ramses ‫ ְפש אֺרול‬šeôl ‫חר‬ ‫ ִחש ֹט‬šiḥôr ‫ תתְפחְפפ ֵננס‬taḥpenes ‫תׂשפת‬ ‫ ּנ‬tōæṯ ‫ תת ְפרִחשיש‬taršîš

Ophir On Etham Hanes No(-Amon) Memphis Neftoach Naftuhiter Syene Sin Siniter Uz Pi-Baset Pi-Hahirot Pischon Pitom Patros Patrositer Zoan, Tanis Ramses(stadt) Scheol Schihor Tachpanhes Tophet Tarschisch

< w-pr.t „Insel des Herauskommens“ + < wnw „Heliopolis“ +++ < w-tn „Insel des Aton“ + < Ḥw.t-N(w)-n(.)-nśw „Herakleopolis parva“ +++ < n.t (mn.w) „Stadt des Amun“ +++ < Mn-nfr(.w-Pp) „Memphis“ +++ < mê-Mr-n-Ptḥ „Merenptah-Wasser“ < n-t-ḥ.w „die Leute von Farafra“ + < Śwn.wt y „Handelsplatz“ +++ < Śwn „(Lehm)Festung, Pelusium“ + — < ()ḏ „das Land am Wüstenrande“ + < Pr(.w)-Bś.t „Bastet-Tempel“ +++ < Pr(.w)-Ḥw.t-Ḥr(.w) „Tempel der Hathor“ < p-šn.w „der Ozean“ + < Pr(.w)-tm(.w) „Tempel des Atum“ ++ < p-t-rs „das Südland“ +++ < p-t-rs „das Südland“ +++ < n(.t) „Tanis“ +++ < R(.w)-ms-św „Ramses“ +++ < š.-rw „See des Binsengefildes“ ++ < š-Ḥr(.w) „See des Horus“ +++ < t-ḥw.t [n.] nḥś. „die Burg des Schwarzen“ ++ < t-s.t-n(.)-Ptḥ „Stätte des Ptah“ < tr-šs „fernes Land voller Kostbarkeiten“ -

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Lehnwörter ‫ ׂש אְפביֺרו ן‬æḇjôn ‫ ת אְפב ֵננט‬aḇnet ‫ ת אְפב ֵנרְך‬aḇreḵ ‫ אואל ם‬ûlām ‫ ת אח‬aḥ ‫ א אחו‬āḥû ‫ ת אְפחאלאמה‬aḥlāmâ ‫ ֵנ אטו ן‬eṭûn ‫ ִח אי‬î ‫ ֵנ איאפה‬eâ ‫ ת אִחפ ְפריֺרו ן‬appiryôn ‫ תבתהט‬bahaṭ ‫ בו ץ‬bûṣ ‫ תבתח ן‬baḥan ‫ תבִחחי ן‬baḥîn ‫ בֹטתח ן‬boḥan ‫ אגִחבי תע‬gāḇîa ‫ ֹטגׂשמ א‬gomæ ‫ ֵנגר‬ger ‫ ְפּדיו ֺר‬dejô ‫ אהְפב ִחני ם‬håḇnîm ‫ד ם‬ ‫ ֲהה ֹט‬hadom ‫ ִחהי ן‬hîn ‫ ׂשז ׂשרת‬zæræṯ ‫ חו ֺראת ם‬ḥôtām ‫ ֲהח ִחנית‬ḥanîṯ ‫ אח ִחניְך‬ḥānîḵ ‫ ׂשחׂשסד‬ḥæsæḏ ‫ ְפמֻחחְפסאפס‬meḥuspās ‫ח ִחרי‬ ‫ ֹט‬ḥorî ‫ט ם‬ ‫ תח ְפר ֹט‬ḥarṭom ‫ תחְפשתמל‬ḥašmal ‫ תחְפשתמ ִחני ם‬ḥašmannîm ‫חׂשש ן‬ ‫ מ‬ḥošæn ‫ תטתבתעת‬ṭabbaaṯ ‫ טו ֺראטֹטפת‬ṭôṭāoṯ ‫ ׂשט ׂשנ א‬ṭænæ ‫ ְפטאפחֺרות‬ṭeāḥoṯ ‫ אר‬ ‫ ְפי ֹט‬jeor ‫ כֺרֵנה ן‬kohen ‫פ ׂשרת‬ ‫ תכ ּנ‬kapporæṯ ‫תר‬ ‫ תכְפפ ֺר‬kator ‫ כֹטׂשת ׂשרת‬kotæræṯ ‫ לוִחבי ם‬lûbîm ‫ ׂשלׂשש ם‬læšæm

VI. Kontaktlinguistische Analyse

arm, elend < bn „schlecht sein“ Gürtel, Schärpe < bnṭ „Gebundenes“ ++ Abrek, Achtung! < :brk „bezeugt Ehrerbietung!“ ++ Laube, Dach < wrm.t „Laube, Dach“ + Kohlebecken < ḫ „Kohlebecken“ Sumpf-, Riedgras < ḫy „Schilfdickicht“ ++ roter Edelstein < -ḫnm.t „roter Jaspis“ ++ Leinwand < tm „Leinwand“ + Küstenland, Insel < w „Insel“ ++ Epha < p.t „Scheffel“ +++ Sänfte < -pr.t-wn „das Herauskommen“ + smaragdfarbener Marmor < :bhty „-?-“ Byssus < p-w „Leinenzeug“ ++ Burg, Festung < bḫn.t „Torgebäude“ ++ poet. NF von ‫תבתח ן‬ < bḫn.t „Torgebäude“ ++ bewährter Stein < bḫn „Schist, Gneis“ + Blüte < ḳbḥ.w „Libationsgefäß“ + Schilf, Papyrus < gmy „Schilf“ + Fremdling < ḳrw „Vagabund“ Tinte < r.t „Tinte“ + Ebenholz < hbn „Ebenholz“ +++ Fußschemel < hṭmw „Fußschemel“ ++ Hin, Topf < hnw „Topf, e. Maß“ +++ Spanne < r.t „Hand“ + Siegel(ring) < ḫtm „Siegel“ +++ Spieß, Speer < ḥny.t „Spieß“ Eingeweihter —Gunst, Gnade < ḥsw.t „Lobpreis“ ++ gesottenes Korn < mḥw.s-ps.w „gesottenes uäg. Korn“ ++ Gebäck < ḥr.t „eine Art Gebäck“ ++ Magier, Traumdeuter < ḥr-tp „Oberster Vorlesepriester“ +++ Elektron < ḥsmn „Bronze“ unsicheres Wort < ḥsmn „Bronze“ Brustschutz < ḥw.w šn „das die Brust schützt“ + Ring < b.t „Siegel“ +++ Zeichen < ṭf.t „Gewürm“ Korb, Schüssel < n.t „Korb“ + Gesims, Dach Hochsprache) 2. horizontal-diastratisch (etwa Fachsprache > Fachsprache)

566 Im Demotischen hat es bereits die Spezialbedeutung „im Traum sehen“. Das normale Wort für „sehen“ in der Spätzeit ist nw. 567 W. Bisang, Kultur und Sprache aus der Perspektive des Kontaktes, in: W. Bisang et al. (Hrsg.), Kultur, Sprache, Kontakt, Würzburg 2004, (1-52) 27. 568 T.E. Hope, Loan-Words as Cultural and Lexical Symbols, in: Archivum Linguisticum 14, 1962, 111-121 und 15, 1963, 29-42; M. Bierbach & B. von Gemmingen , Zur Eröffnung der Sektionsarbeit: Perspektiven der Entlehnungsforschung, in: M. Bierbach & B. von Gemmingen (Hrsg.), Kulturelle und sprachliche Entlehnung: Die Assimilation des Fremden, in: Abhandlungen zur Sprache und Kultur 123, Bonn 1999, 1-13; K.-E. Lönne, Kulturwandel im Spiegel des Sprachwandels, Tübingen 1995. 569 G. Tesch, Linguale Interferenz. Theoretische, terminologische und methodische Grundfragen zu ihrer Erforschung, Tübingen 1978; H. Goebl et al. (Hrsg.), Kontaktlinguistik HSK 12.1, Berlin 1996, 541-549. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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VI. Kontaktlinguistische Analyse

3.

sprachlich-textuell-diastratisch (Diglossie-Situation in Ägypten; Pluralität der Schriftsprachen, unterschiedliche Textgattungen) III. Motivationsanalyse 1. sachbezogene (onomasiologische) Motivierung (Bezeichnungslücken [ererbt/durch Innovation bedingt]) 2. sprachökologische Motivierung (zur präziseren Bezeichnung) 3. kommunikative Motivierung (in mündlicher Kommunikation/schriftlicher Publizierung: code-switching, Stilistik, Prestige, Neuheit, Mentalität, Standesgepflogenheiten etc.) IV. Sprachliche Integration 1. phonologische Integration (Überführung in das Lautsystem der B-Sprache) 2. morphologische Integration (a) vollständig (b) eingeschränkter Gebrauch 3. semantische Integration (Stichworte: Lexikalisierung, Verwendungsfrequenz, Lehnwortkonkurrenz) 4. postintegrative Entwicklung (a) Konstanz (b) postintegrative formale/semantische Modifikation (c) Ausscheiden des Wortes. Die Motivationsanalyse besteht darin, aufzuzeigen, welche Gründe hinter der Entlehnung bestimmter Lexeme stehen könnten. Natürlich ist dies nicht immer genau zu benennen, jedoch bringt allein eine Ordnung insbesondere der Appelativa in Sachklassen eine gewisse Klärung diesbezüglich. Bei den ägyptischen Lehnwörtern im Alten Testament lassen sich klar mehrere Gruppen unterscheiden. Da wären zum einen diejenigen Lexeme, die dem großen Bereich „Religion und Kult“ bzw. „Magie“ zugewiesen werden können: ‫ ׂשחׂשסד‬ḥæsæḏ ‫ט ם‬ ‫ תח ְפר ֹט‬ḥarṭom ‫ תנתחת‬naḥaṯ ‫ פתר‬ptr ‫ ְפצאב אֺרות‬ṣeḇāôṯ ‫ אש אר ף‬śārā ‫ תשתּדי‬šadday ‫ ְפת ארִחפי ם‬terāîm

Gunst, Gnade < ḥsw.t „Lobpreis“ Magier, Traumdeuter < ḥr-tp „Oberster Vorlesepriester“ das Herabfahren von Gottes Arm < nḫt „Kraft, Stärke“ Träume deuten < ptr „sehen“ Zebaoth < b.t „Beiname von Göttern“ Seraph < sr(r)f „Greif, Schlange“ Schaddaj < šṭ „Retter“ Teraphim < t-rpyt „transportable Kultfigur“

Selbstredend gehören auch alle ägyptischen Götternamen hierher, insbesondere, wenn sie in Hybridnamen vorkommen. Da Namen jedoch auch ohne genauere Kenntnisse von deren Bedeutung übernommen werden können, soll diese Gruppe nicht näher betrachtet werden. Die obige Liste der Lexeme aus dem religiösen Bereich decken mehrere Aspekte desselben ab. Da wären zum einen die ägyptischen Priester bzw. Kultfunktionäre. Wie die ägyptischen Ärzte im gesamten Orient großes Ansehen genossen, galt das pharaonische Niltal immer auch als Hort magischen Wissens – die Grenzen zwischen Beidem waren immer fließend. So verwundert es nicht, bei den „Traumdeutern“ in der Josephsgeschichte den Titel ägyptischer Kultfunktionäre zu finden, zumal das Setting bekanntlich Ägypten selbst ist. Dass es sich jedoch bei diesen Traumdeutern nicht nur um die Nennung eines Titels zu Vermittlung von Lokalkolorit handelt, zeigt der Umstand, dass das Verb, welches ihre Tätigkeit beschreibt, entlehnt wurde: ‫ פתר‬ptr „sehen, Träume deuten“. Es kann somit davon ausgegangen werden, dass die Praxis des Traumdeutens nicht nur als ägyptisch konnotiert galt, sondern dass in der Levante auch die ägyptischen Formen der Traumdeutung angewandt wurden, sodass das entsprechende Verb geläufig wurde. Besonders bemerkenswert sind zwei Entlehnungen, die nicht nur ziemlich abstrakte Konzepte transportieren, sondern auch tief im religiösen Verständnis Israels verwurzelt sind:‫ ׂשחׂשסד‬ḥæsæḏ „Gunst, Gnade“ und ‫ תנתחת‬naḥaṯ „das Herabfahren von Gottes Arm“. Hier kann man sich fragen, wie weit der ägyptische Einfluss © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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genau reicht. Wurde lediglich ein besonders prägnantes Wort entlehnt oder ist die Religion Israels hier di rekt von ägyptischen Elementen beeinflusst? Im ägyptischen Denken spielen die beiden zugrunde liegenden Konzepte ḥsw.t „Lobpreis“ und nḫt „Kraft, Stärke“ eine gewichtige Rolle, und zwar vornehmlich in der Königsideologie, aber auch in der Beziehung zwischen Herrscher und Höfling (die letztlich der Beziehung Gott – König nicht unähnlich ist). Weitere Lexeme aus dem religiösen Bereich betreffen Bezeichnungen für Numina bzw. Epitheta: Da wären zum einen ‫ ְפצאב אֺרות‬ṣeḇāôṯ „Zebaoth“ und ‫ תשתּדי‬šadday „Schaddaj“, aber auch ‫ אש אר ף‬śārā „Seraph“ und ‫ ְפת ארִחפי ם‬terāîm „Teraphim“. Letzteres ist ein sehr konkreter Hinweis darauf, dass kleine Kultfiguren offenbar als typisch ägyptisch angesehen wurden, bzw. dass man diese von den Ägyptern kennenlernte. Der „Se raph“ ist insofern besonders, als dass Mischwesen eigentlich eher mit Mesopotamien verbunden werden, andererseits die Schlange in kultischer Verehrung (nicht nur als Uräus) auch später noch als besonders ägyptisch galt.570 Im Gegensatz zu ‫ ׂשחׂשסד‬ḥæsæḏ „Gunst, Gnade“ und ‫ תנתחת‬naḥaṯ „das Herabfahren von Gottes Arm“ ist bei ‫ ְפצאב אֺרות‬ṣeḇāôṯ „Zebaoth“ und ‫ תשתּדי‬šadday „Schaddaj“ ziemlich deutlich, dass die spezifische Bedeutung der Epitheta vor allem innerhebräisch entstanden sein dürften, wenn man auch gewisse Anlehnungen an in der Spätzeit besonders starke religiöse Strömungen in Ägypten bei dem Wort „Retter“ nicht ausschließen mag. Sachbezogen motiviert sind wohl fast keine der oben aufgelistete Entlehnungen aus dem religlösen Bereich – für die Traumdeuter hätte man auch die semitische Wurzel „sehen“ ausbilden können, was beim „Propheten“ dann auch geschehen ist. Allein bei ‫ ְפת ארִחפי ם‬terāîm „Teraphim“ ist es denkbar, dass hier eine Bezeichnungslücke im Hebräischen geschlossen wird. Die anderen Entlehnungsvorgänge dürften alle entweder sprachökonomisch oder kommunikativ motiviert sein. Bei ‫ ׂשחׂשסד‬ḥæsæḏ „Gunst, Gnade“ und ‫תנתחת‬ naḥaṯ „das Herabfahren von Gottes Arm“ scheint m.E. die Sprachökonomie vorzuherrschen, denn hier sind die entsprechenden Konzepte im Ägyptischen schon seit Jahrhunderten ausgebildet und in regem Gebrauch. Außerdem dürfte bei diesen Lexemen der ägyptische Bezug nicht beabsichtigt sein. Bei den Traumdeutern ist dies anders. Hier steht gerade dieser Bezug im Vordergrund, d.h. der Gebrauch der ägyptischen Wörter hat vor allem stilistische Gründe und ist demnach kommunikativ motiviert. Nicht nur evoziert die Nennung ägyptischer Titel eine bestimmte Grundstimmung und betont das ägyptische setting der Erzählung, der Gebrauch von Wörtern fremder Herkunft steigert die Diskrepanz zwischen der Unfähigkeit der polytheistischen Magier und der Kompetenz des gottgefälligen Joseph. Mit anderen Worten: hier war die ägyptische Etymologie sicherlich noch deutlich spürbar, sonst wäre die Schaffung eines solchen Lokalkolorits nicht möglich gewesen – damit ist zumindest bei ‫ט ם‬ ‫ תח ְפר ֹט‬ḥarṭom „Traumdeuter“ mit Sicherheit nicht als gänzlich integriertes Lehnwort, sondern als Fremdwort anzusprechen. Was die Chronologie angeht, so scheinen ‫ ְפצאב אֺרות‬ṣeḇāôṯ „Zebaoth“, ‫ אש אר ף‬śārā „Seraph“ und ‫ׂשחׂשסד‬ ḥæsæḏ „Gunst, Gnade“, naḥaṯ „das Herabfahren von Gottes Arm“ eher einer älteren Schicht anzugehören, also aus einer Zeit zu stammen, da die ägyptische Herrschaft in der Levante noch bestand oder noch nicht sehr fern lag. Man hat geradezu die Briefe der kanaanäischen Fürsten der Levante im Ohr, die in den Amarna-Briefen die Gunst und Macht Pharaos beschwören. Hingegen sind m.E. ‫ תשתּדי‬šadday „Schaddaj“ und ‫ ְפת ארִחפי ם‬terāîm „Teraphim“ sowie die termini technici der Traumdeutung eher spätzeitlich verwurzelt. Die spätzeitlichen Bezüge des „Retters“ wurden bereits erwähnt, kleine Kultfiguren sind zumindest in Ägypten eher ein Charakteristikum der Spätzeit (man denke an die vielen kleinen Bronzefiguren von Gottheiten aus jener Zeit). Ob es nur Zufall ist, dass (neben dem ramessidenzeitlichen pChester Beatty III) vor allem aus dem Demotischen Traumbücher571 erhalten sind, ist unklar. Dass Träumen auch in den früheren Phasen der ägyptischen Kultur eine große Bedeutung beigemessen wurde, ist durch die Schilderungen von Königsträumen evident.572 Nun ist ptr sicherlich kein Lexem, welches auf die Spätzeit beschränkt ist, es löst 570 Man denken beispielsweise daran, dass sich Kleopatra durch eine Schlange umbringt. Manche Forscher sind der Meinung, dass diese Überlieferung aus einer Mißinterpretation des Uräus resultiert, den die Bevölkerung Roms bei Statuen sah, welche auf dem Triumphzug des Augustus mitgeführt wurden. 571 J.F. Quack, Aus demotischen Traumbüchern, in: TUAT NF 4, 2008, IV, 4.4. und A. Volten, Demotische Traumdeutung, AnAe 3, Kopenhagen 1942. 572 Vgl. F. Breyer, Tanutamani. Die Traumstele und ihr Umfeld, ÄAT 57, Münster 2003, bes. Kapitel 3.6.1.3. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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jedoch im Neuägyptischen das allgemein gebräuchliche Wort für „sehen“ im Ägyptischen (m) ab und auch ḥr-tp ist in seiner zusammengezogenen Form (nach Quaegebeur) sprachlich als Neu-, wenn nicht als Spätägyptisch zu betrachten. Nicht unerwähnt bleiben soll ferner die Möglichkeit, dass es sich hier um eine Entlehnung aus zweiter Hand handelt (akkadisch ḫarṭibi „Traumdeuter“) bzw. um eine lautliche Kontamination durch das Assyrische. Auch diese beiden Aspekte weisen in eine späte chronologische Schicht. Wie sich dies mit der Überlieferung der Josephsgeschichte vereinbaren lässt, ist eine andere Frage. Ein zweites Worfeld bei den ägyptischen Entlehungen im Alten Testament lässt sich mit den Schlagworten „Verwaltung“ und „Herrschaft“ umreißen: ‫ ת אְפב ֵנרְך‬aḇreḵ ‫ ֵנ איאפה‬êâ ‫ תבתח ן‬baḥan ‫ תבִחחי ן‬baḥîn ‫ ִחהי ן‬hîn ‫ ׂשחׂשסד‬ḥæsæḏ ‫ חו ֺראת ם‬ḥôtām ‫ תטתבתעת‬ṭabbaaṯ ‫עה‬ ‫ תפ ְפר ֹט‬parōh ‫ תקב‬qaḇ ‫ ׂשקׂשסת‬qæsæṯ ‫ שו ף‬šwp ‫ תתְפח אר א‬taḥrā

Abrek, Achtung! Epha Burg, Festung poet. NF von ‫תבתח ן‬ Hin, Topf Gunst, Gnade Siegel(ring) Ring Pharao Kab, ein Trockenmaß Schreibzeug zermalmen; haschen Brustpanzer?

< :brk „bezeugt Ehrerbietung!“ < p.t „Scheffel“ < bḫn.t „Torgebäude“ < bḫn.t „Torgebäude“ < hnw „Topf, Flüssigkeitsmaß“ < ḥsw.t „Lobpreis“ < ḫtm „Siegel“ < b.t „Siegel“ < pr(.w)  „Pharao“ < ḳb „Krug, ein Maß“ < gśt „Schreiberpalette“ < šf „verwüsten“; ḫf „schnappen“ < ṭḥr „Leder“

Hier sind zunächst einige Maßeinheiten zu nennen: ‫ ֵנ איאפה‬êâ „Epha“ < p.t „Scheffel“, ‫ ִחהי ן‬hîn „Hin“ < hnw „Topf“ und ‫ תקב‬qaḇ „Kab“ < ḳb „Krug“. Bei deren Entlehnung sind zwei Szenarien denkbar. Entweder ist ihre Übernahme durch den Handel motiviert oder aber durch die ägyptische Herrschaft in der Levante. Die beiden Szenarien schließen sich nicht gegenseitig aus, nur wäre möglicherweise mit unterschiedlichen Chronologien zu rechnen, denn der Handel zwischen der Levante und dem Niltal reicht sehr weit zurück, ja er ist bereits in der frühesten Phase der ägyptischen Geschichte nachzuweisen, d.h. um 3000 v. Chr. Da Ägypten immer der dominante Handelspartner war, ist es nicht verwunderlich, wenn mit dem ägyptischen Korn auch die Kornmaße übernommen wurden. Sprachökonomie scheint m.E. der Grund für die Übernahme der ägyptischen Maße zu sein. Es scheint aber, als hätten die Maße im Hebräischen andere Größen als im Ägyptischen. Bei zwei weiteren Lexemen ist ebenfalls ambigue, ob bei deren Entlehnung der Aspekt „Handel“ überwiegt oder „Verwaltung“: ‫ חו ֺראת ם‬ḥôtām „Siegel(ring)“ < ḫtm „Siegel“ und ‫ תטתבתעת‬ṭabbaaṯ „Ring“ < b.t „Siegel“. Siegel(ungen) sind nicht nur Zeichen einer zentralen Verwaltung, wie sie die Ägypter in der Levante installierten, sondern auch von Transaktionen. Dass man in der Levante die ägyptischen Lexeme für Siegel(ring) übernahm und nicht die mesopotamischen, ist zumindest auffällig, schließlich sind Rollsiegel die Leitfossilien der altorientalischen Kulturen. Zwar wurden in Ägypten auch Rollsiegel verwendet, im Gegensatz zu Mesoptamien jedoch vor allem Stempelsiegel. Der ägyptische Einfluss ist also hier nicht nur in sprachlicher Hinsicht festzustellen, sondern auch bei der materiellen Kultur – schließlich sind die sog. lmlk-Siegel ebenfalls Stempelsiegel. Nach Ausweis der erhaltenen t-Endung bei ‫ תטתבתעת‬ṭabbaaṯ < b.t „Siegel“ scheint die Übernahme der ägyptischen Siegel(ungs)praxis relativ früh geschehen zu sein. Etwas deutlicher ist der Fall von ‫ ׂשקׂשסת‬qæsæṯ „Schreibzeug“ < gśt „Schreiberpalette“, denn die Schreiber sind die typischen Vertreter der Staatsmacht. Dies bedeutet natürlich nicht, dass die Händler nicht auch geschrieben hätten, im Gegenteil. Schon lange ist bekannt, dass es zu Schriftkontakt zwischen dem Ägyptischen und der Levante kam, insbesondere auf dem Gebiet der Zahlzeichen. Da hierbei das Hieratische zum Vorbild diente, ist anzunehmen, dass auch die ägyptische Art zu schreiben weit verbreitet war, d.h. mit Binse und Tusche und damit eben das ägyptische Schreibzeug. Zwar hat sich die Schrift in späterer Zeit über Phönizien über einen großen Teil der Welt verbreitet, in der frühen Bronzezeit gab es in Syrien-Palästina

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noch keine eigene Schrift. Wie die Amarna-Briefe demonstrieren, war in der Spätbronzezeit die Keilschrift das herausragende Medium der Korrespondenz, die Übernahme des ägyptischen Schreibutensils und seiner Bezeichnung dürfte jedoch früher erfolgt sein, zumal der Dental der Nisbaendung -t zur Zeit der Entlehnung noch erhalten war. Zu den militärischen Aspekten von Herrschaft gehören wohl die Lexeme ‫ שו ף‬šwp „zermalmen; haschen“ < šf „verwüsten“; ḫf „schnappen“, ‫ תתְפח אר א‬taḥrā „Brustpanzer?“ < ṭḥr „Leder“ und ‫ תבתח ן‬baḥan „Burg, Festung“ < bḫn.t „Torgebäude“. Dabei ist das Verb besonders hervorzuheben, da Verben im Allgemeinen eher selten entlehnt werden. Es scheint sich hier um ein frühes Lehnwort zu handeln, da es eine innerhebräische Lautentwicklung durchgemacht hat. Dies ist durchaus einleuchtend, denn die Ägypter waren seit der Thutmosidenzeit in der Levante militärisch aktiv, und offenbar wurde das Lexem in jener Zeit übernommen – daher stammt wohl auch die pejorative Konnotation. Das ägyptische Wort für Pylon wurde hingegen wahrscheinlich relativ spät übernommen, da es die ägyptische Femininendung bereits verloren hatte. Bei diesen drei Entlehnungsprozessen ist eine deutliche kommunikative Motivierung festzustellen. Die stark negative Bedeutung von ‫ שו ף‬šwp „zermalmen; haschen“ wurde bereits angedeutet, die Verwendung eines ägyptischen Wortes dient hier eindeutig der Defamierung. Bei ‫ תבתח ן‬baḥan „Burg, Festung“ dürfte zwar auch der Aspekt Prestige eine Rolle spielen, jedoch könnte auch eine Bezeichnungslücke im He bräischen vorliegen. Zwar sind durchaus Wörter für Festungsbauten bekannt – eines wurde sogar ins Ägyptische entlehnt (migdol) – jedoch kaum ein Lexem für derart grandiose Monumentalbauten, wie sie aus Ägypten bekannt wurden. Wir haben hier also einen Fall vorliegen, bei dem die Überlegungen zur Motivationsanalyse auch zur genaueren semantischen bzw. lexikalischen Bestimmung des hebräischen Wortes beitragen könnte. Drei weitere Lexeme stehen ziemlich deutlich mit Herrschaft im Bezug: ‫ ת אְפב ֵנרְך‬aḇreḵ „Achtung!“ < :brk „bezeugt Ehrerbietung!“, ‫ ׂשחׂשסד‬ḥæsæḏ „Gunst, Gnade“ < ḥsw.t „Lobpreis“ und ‫עה‬ ‫ תפ ְפר ֹט‬parōh „Pharao“ < pr(.w)  „Pharao“. Letzteres ist der ägyptische Königstitel, den nie ein levantinischer Herrscher für sich in Anspruch nahm, d.h. der Ausdruck dürfte immer ein Fremdwort geblieben sein (selbst im Deutschen ist es im Grunde immer noch ein solches!). Die Entlehnung eines Herrschertitels ist meist sprachökonomisch motiviert. Bemerkenswert ist der Umstand, dass der Titel nicht wirklich früh übernommen wurde, denn Kontakt mit den Ägyptern hatte man in der Levante bereits im Mittleren Reich, als Byblos eine Art ägypti sche Enklave war. Trotzdem spiegelt die hebräische Form ein Stadium der ägyptischen Phonologie wieder, die wohl eher auf die Thutmosidenzeit denn auf das Mittlere Reich weist. Der Ausruf ‫ ת אְפב ֵנרְך‬aḇreḵ „Achtung!“ < :brk „bezeugt Ehrerbietung!“ ist außerordentlich interessant, und dies aus verschiedenen Gründen. Zum einen werden derartige Formen selten entlehnt, zum anderen spiegelt der Ausdruck die ägyptische Herrschaft über Palästina sehr deutlich wieder. Da das zugrunde lie gende Lexem brk seinerseits ein semitisches Lehnwort im Ägyptischen darstellt, haben wir hier den seltenen Fall einer Rückentlehnung vorliegen. Um den Kontext zu verdeutlichen, mögen zwei Parallelen aus der Neuzeit herangezogen werden. Die erste ist das indische Wort für „König“ bzw. „Königtum“, welches von den Briten übernommen wurde, um die britische Herrschaft über Indien zu bezeichnen: raj. Aus der Sprache der Unterworfenen wird also ein Lexem entlehnt, um diese Unterwerfung zu benennen. Gleichzeitig geht der Kontext dieser Entlehnung deutlich in Richtung „Soldatensprache“ – über einen insider code der britischen Offiziere und Beamten gelangten viele Wörter aus Indien ins Englische. Eine ähnliche Sprachform wird auch unter Archäologen und Altertumswissenschaftlern gepflegt, die in arabophonen Ländern tätig sind – diese gebrauchen in schönster Karl-May-Manier untereinander zum Zeichen der Zugehörigkeit des öfteren morgenländische Wörter und Phrasen, beispielsweise inschallah, yallah, mabruk, malesch etc. ‫ ת אְפב ֵנרְך‬aḇreḵ „Achtung!“ ist in situativer Hinsicht recht genau mit der Interjektion yallah „auf, geh, vorwärts!“ zu vergleichen. Es ist anzunehmen, dass in der Levante der Ausruf, dem ‫ ת אְפב ֵנרְך‬aḇreḵ zugrunde liegt, eine reale Entsprechung hatte, d.h. die Situation ist ziemlich eindeutig: Mit diesem Ausruf wurden wohl die levantinischen Fürsten zur Unterwerfung aufgefordert. Dabei ist es sicherlich kein Zufall, dass hier ein semitisches Lehnwort verwendet wird – die Ägypter wollten sicherstellen, dass ihre Aufforderung verstanden wird. Damit erhalten wir also über das ägyptische Lehnwort im Hebräischen gleichzeitig einen Einblick in die Situation, in welcher die semitische Wurzel brk ins Ägyptische gedrungen war. Im Grunde

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ist dieser Vorgang ein Hinweis auf eine Art Pidgin-Kanaanäisch, das von Seiten der ägyptischen Besatzung gesprochen wurde. Man könnte das situative Umfeld auch vergleichen mit der stereotypen Darstellung des amerikanischen Südstaaten-Sklaven in Literatur und Film, der seinen Herrn „Masa“ nennt, eine Korruptele von engl. „Master“. Das Word dient hier als eine Art Erkennungszeichen, das dem Leser/Betrachter so gleich den Kontext suggeriert. Nicht anders dürfte ‫ ת אְפב ֵנרְך‬aḇrēḵ in der Josephsgeschichte gebraucht worden sein. Der Ausdruck ‫עה‬ ‫ תפ ְפר ֹט‬parōh „Pharao“ < pr(.w)  ist insofern herausragend, als dass er seine große Wirkungsgeschichte erst über das Hebräische entfalten konnte. Auch wenn es dort mit Bestimmtheit noch als Fremdwort wahrgenommen wurde, so ist zu erwarten, dass sich das in gewisser Weise bei der erneuten Entlehnung in andere Sprachen ändert. Zumindest die sprachliche Integration nimmt zu, selbst wenn dem Wort immer eine bestimmte Exotik anhaften wird: Buchverlage können bestätigen, welche Faszination von den Begriffen „Pharao“ und „pharaonisch“ ausgeht. Um in kontaktlinguistischen Termini zu sprechen: Bei der Entlehnung ins Hebräische erfolgte die phonologische Integration, sichtbar an der Lautentwicklung p > f. Die morphologische Integration ist hier noch nicht ganz durchgeführt, da das Wort in seinem Gebrauch eingeschränkt ist und nur als Titel bzw. Name verwendet wird. Erst im Verlauf seiner weiteren Sprachgeschichte wird das Lexem vollständig morphologisch integriert, d.h. es sind nun auch Ableitungen möglich wie eben „pharaonisch“. Bei der semantischen Integration dürfte es ähnlich sein. Es ist zumindest nicht auszuschließen, dass im Altertum noch bekannt war, dass es sich bei ‫עה‬ ‫ תפ ְפר ֹט‬parōh eigentlich um ein Syntagma handelt, „großes Haus“. Spätestens in der postbiblischen Wortgeschichte geht dieses Wissen unweigerlich verloren, d.h. die Lexikalisierung schreitet voran. Über die Bibel erhält „Pharao“ auch seinen negativen Supplementärsinn, sowohl in der westlichen als auch in der orientalischen Tradition. Wie nicht anders zu erwarten, bilden diejenigen Wörter, welche mit Handels- und Luxusgütern zusammenhängen, die größte Gruppe innerhalb des altägyptischen Lehnwortgutes im Alten Testament: ‫ ת אְפב ֵננט‬aḇenēṯ ‫ ת אְפחאלאמה‬aḥlāmāh ‫ ִח אי‬î ‫ ֵנ איאפה‬eâ ‫ בו ץ‬bûṣ ‫ אהְפב ִחני ם‬hoḇnîm ‫ ִחהי ן‬hîn ‫ חו ֺראת ם‬ḥôtām ‫ תטתבתעת‬ṭabbaaṯ ‫ ׂשלׂשש ם‬læšæm ‫ ׂשנׂשתר‬næṯær ‫ ִחצי‬zî ‫ תקב‬qaḇ ‫ ֵנשש‬šeš und ‫ תשיִחש‬šayiš ‫ ֵנשש‬šeš und ‫ ששי‬ssj

Gürtel, Schärpe roter Edelstein Küstenland, Insel Epha Byssus Ebenholz Hin, Topf Siegel(ring) Ring ein Edelstein Natron Schiff, Boot Kab, ein Trockenmaß Alabaster Byssus

< bnṭ „Gebundenes“ < -ḫnm.t „roter Jaspis“ < w „Insel“ < p.t „Scheffel“ < p-w „Leinenzeug“ < hbn „Ebenholz“ < hnw „Topf, Flüssigkeitsmaß“ < ḫtm „Siegel“ < b.t „Siegel“ < nšm.t „weißblauer Feldspat“ < nčr „Natron“ < y „Flussschiff“ < ḳb „Krug, ein Maß“ < šś „Alabaster“ < šś „Leinen“

Zunächst wären da die Rohstoffe, welche aus Ägypten im gesamten Mittelmeerraum und darüber hinaus gehandelt wurden, insbesondere Schmuck- und Edelsteine: ‫ ת אְפחאלאמה‬aḥlāmâ „roter Jaspis“ < (-ḫnm.t), ‫ׂשלׂשש ם‬ læšæm „weißblauer Feldspat“ (< nšm.t), ‫ ֵנשש‬šeš „Alabaster“ (< šś). In diese Kategorie gehört auch ‫אהְפב ִחני ם‬ hoḇnîm „Ebenholz“ (< hbn), die Bezeichung für ein Produkt, welches aus Afrika nach Ägypten und dann weiter verschifft wurde. Zwar wohl nicht so wertvoll, aber doch ein Rohstoff stellt ‫ ׂשנׂשתר‬næṯær „Natron“ < nčr „Natron“ dar. Edelsteinnamen sind auch im Deutschen fast alle fremder Herkunft, zumeist aus dem Persischen oder aus Indien. Der rote Jaspis wurde in der Wüste gefunden und in Ägypten sehr gerne verarbeitet, daher verwundert es nicht, hier ein ägyptisches Lehnwort anzutreffen. Beim „weißblauen Feldspat“ ist dies schon etwas anders. „Alabaster“ (genauer gesagt Kalzitalabaster oder ägyptischer Alabaster) hinge gen ist ein Werkstoff, der ägyptischer kaum sein kann. Nicht umsonst hat das deutsche Wort „Alabaster“

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ebenfalls eine altägyptische Etymologie (< *nr-Bst.t). Wie das Lexem in den europäischen Sprachen gelangten der Stein und sein Name wahrscheinlich bereits verarbeitet, d.h. in Form von kleinen Steingefäßen in die Levante. Bei entlehnten Namen von Edelsteinen ist die Motivation zumeist sowohl sachbezogen als auch kommunikativ – es gibt also für den Stein, der heimisch nicht vorkommt, noch keinen Namen, und da er sehr wertvoll ist und exportiert werden muss, besitzt das Fremdwort zugleich ein großes Prestige. Dann wären da Handelsprodukte, die in Ägypten hergestellt wurden, insbesondere Textilien: ‫ ת אְפב ֵננט‬aḇeneṯ „Gürtel, Schärpe“ < bnṭ „Gebundenes“ ‫ בו ץ‬bûṣ „Byssus“ < p-w „Leinenzeug“ bzw. ‫ ֵנשש‬šēš und ‫ששי‬ ssj „Byssus“ < šś „Leinen“. Der ägyptische Leinen war in der Mittelmeerwelt wegen seiner besonderen Feinheit so berühmt, dass er unter dem Label „Byssus“ (< gr. βύσσος) bekannt wurde – übrigens gilt heute die ägyptische Baumwolle ebenfalls als diejenige der feinsten Qualität. In der Bronzezeit war die Baumwolle wie die Seide allerdings im Mittelmeerraum noch nicht bekannt, d.h. Leinengewebe war die einzige „kühlere“ Alternative zum Wollstoff. Der Umstand, dass zwei verschiedene Lexeme für „Byssus“ entlehnt wurden, ist äußerst bemerkenswert. Bei Ezechiel (Ez 27,7&16) wird zwischen Byssus aus Tyros, Aram oder Edom (‫ בו ץ‬bûṣ) und solchem aus Ägypten selbst (‫ ֵנשש‬šeš) unterschieden. Es wurde daher postuliert, das zuerst entlehnte ‫ בו ץ‬bûṣ sei später von ‫ ֵנשש‬šeš verdrängt worden – der Terminus Lehnwortkonkurrenz bekommt hier eine ganz spezielle Bedeutung. Andererseits gibt es Hinweise darauf, dass das hebräische ‫בו ץ‬ bûṣ ein Lehnwort aus zweiter Hand darstellt, nämlich über akkadisch būṣu (vgl. auch das griechische βύσσος selbst). Wie genau kann man sich die Motivation zur Übernahme der ägyptischen Byssos-Wörter vorstellen? Sicherlich nicht anders als bei Bezeichnungen wie chiffon oder changeant, nämlich im Sinne sehr spezifischer Produktbezeichnungen bzw. Qualitätsangaben und damit sprachökonomisch. Der „Gürtel“ hingegen war bestimmt eine Modeaccessoire und wurde viel eher aus Prestigegründen entlehnt, denn man hätte sicherlich eine entsprechende Form aus dem Hebräischen heraus bilden können. Mit den Handelsaktivitäten bzw. der damit verbundenen Schifffahrt direkt zusammen hängen Bezeich nungen wie ‫ ִח אי‬î „Küstenland, Insel“ < w „Insel“ und ‫ ִחצי‬ṣî „Schiff, Boot“ < y „Flussschiff“. Hierzu gehören auch die bereits behandelten Maße und Wörter wie „Siegel“ und „Ring“. ‫ ִח אי‬î „Küstenland, Insel“ und ‫ ִחצי‬zî „Schiff, Boot“ sind wohl aus der Seemannssprache und entstammen also einem sehr spezifischen Jargon. Damit sind sie kontaktlinguistisch besonders interessant, da somit eine vertikal-diastratische Entlehnung von unten nach oben stattfand, was relativ selten ist. Ein weiteres Wortfeld innerhalb der ägyptischen Wörter im Hebräischen kann unter dem Schlagwort „Lebensart“ subsummiert werden – alternativ könnte man auch von „Mode“ oder „Küche“ sprechen: ‫ ת אְפב ֵננט‬aḇeneṯ ‫ד ם‬ ‫ ֲהה ֹט‬hadom ‫ח ִחרי‬ ‫ ֹט‬ḥōrî ‫ ְפמֻחחְפסאפס‬meḥuspās ‫ ׂשנׂשתר‬næṯær ‫ ׂשפ תרח‬pæraḥ ‫ תקתלתחת‬qalaḥaṯ ‫ ְפשִחכ איה‬śeḵîâ

Gürtel, Schärpe Fußschemel Gebäck gesottenes Korn Natron Kelch Topf, Kessel Prachtbarke

< bnṭ „Gebundenes“ < hṭmw „Fußschemel“ < ḥr.t „eine Art Gebäck“ < mḥw.s-ps.w „gesottenes uäg. Korn“ < nčr „Natron“ < prḫ „Blüte“ < ḳrḥ.t „Topf, Kessel“ < śkt „eine Schiffsart“

Bei ‫ ת אְפב ֵננט‬aḇeneṯ „Gürtel, Schärpe“ < bnṭ „Gebundenes“ scheint es sich, wie bereits erwähnt, um ein Modeaccessoire zu handeln. Bei ‫ בו ץ‬bûṣ „Byssus“ < p-w „Leinenzeug“ bzw. ‫ ֵנשש‬šeš und ‫ ששי‬ssj „Byssus“ < šś „Leinen“ hingegen ist nicht ganz klar, ob die Stoffe aus Ägypten exportiert wurden oder fertige Kleider nach ägyptischer Mode für die Oberschicht – Ersteres erscheint mir wahrscheinlicher, denn in der Levante trug auch die Elite Kleidung von lokaler Machart wie den „syrischen Wulstmantel“. Damit dürfte es sich bei den Stoffen um Qualitätsangaben handeln und damit die entsprechenden Lehnvorgänge sprachökonomisch motiviert sein. Die mehrfache Entlehnung ist allerdings äußerst interessant, da sich hier ein Hinweis auf einen geteilten Überlieferungsweg ergibt. Ob dieser jedoch in chronologischer oder in geographischer Hinsicht geteilt war, ist nur mit Mühe auszumachen.

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Nach Ausweis zweier Lehnwörter hat die ägyptische Herrschaft in der Levante auch ihren Niederschlag in der Küche der Region hinterlassen: ‫ח ִחרי‬ ‫ ֹט‬ḥōrî „Gebäck“ < (ḥr.t) und ‫ ְפמֻחחְפסאפס‬meḥuspās „gesottenes Korn“ < (mḥw.s-ps.w). Sicherlich ist es kein Zufall, dass es sich bei beiden um Getreideprodukte handelt, denn das Niltal war in historischer Zeit immer schon eine Kornkammer – wie uns die Josephsgeschichte deutlich vor Augen führt. Man denkt in diesem Zusammenhang vor allem auch an die Hilfslieferungen an Getreide, welche zur Zeit Merenptahs an das hethitische Reich geschickt wurden – es wurde also schon damals Korn in großem Stil aus Ägypten exportiert. „Gesottenes Korn“ ist etwas sperrig, vielleicht sollte man lieber von „Graupen“ sprechen oder „Bulgur“ - das Couscous kam erst in islamischer Zeit aus dem Maghreb an die le vantinische Küste. Namen von Essgerichten sind sehr spezifisch, daher ist eine sprachökonomische Entlehnungsmotivierung vorherrschend, auch wenn die fremden Speisen zumeist ein hohes Prestige besitzen und von daher eine kommunikative Motivierung vorliegen könnte. Leider wissen wir nicht, wie hoch das Ansehen von ‫ ְפמֻחחְפסאפס‬meḥuspās war – handelte es sich um ein sehr einfaches Gericht für ärmere Schichten? M.E. ist dies recht wahrscheinlich, daher können zwei unterschiedliche diatopische Klassifizierungen der beiden Lehnvorgänge postuliert werden. Das Gebäck wurde wohl eher in einer gehobenen Schicht bekannt, das Getreidegericht eher in der Unterschicht. Man kann sich vorstellen, dass ‫ח ִחרי‬ ‫ ֹט‬ḥōrî am wahrscheinlichsten von Kaufleuten oder allgemein Wohlhabenderen genossen wurde und ‫ ְפמֻחחְפסאפס‬meḥuspās zumeist von Arbeitern, Hirten bzw. Bauern. Bei zwei Lexemen ist das Schlagwort „Kulinarik“ vielleicht etwas unangebracht, und selbst „Tischsitten“ ist nicht wirklich treffend, auch wenn sich ein Bezug zu Essgewohnheiten herstellen ließe. So ist etwa der ‫ד ם‬ ‫ ֲהה ֹט‬hadom „Fußschemel“ < (hṭmw) durchaus ein Möbel, welches bei einem gehobenen Mahl Verwendung finden könnte, und ‫ ׂשנׂשתר‬næṯær „Natron“ < (nčr) diente zur Reinigung, vielleicht auch zur Reinigung nach einem opulenten Essen. Bei Letzterem ist unzweifelhaft, warum das Wort übernommen wurde – es folgte einfach dem exportierten Salz nach Palästina und übrigens auch zu den Hethitern. Bei dem Schemel muß man sich jedoch fragen, was genau für eine Schemel das sein könnte, dass man kein einheimisches Wort dafür fand. Wahrscheinlich war es kein einfacher Gebrauchsgegenstand, sondern ein Luxusobjekt, vielleicht ganz oder teilweise aus Elfenbein/Ebenholz o.ä. Ähnlich gelagert ist der Fall von ‫ ׂשפ תרח‬pæraḥ „Kelch“ < prḫ „Blüte“. Die zahlreichen Beispiele für altägyptische Trinkgefäße der Luxusklasse zeigen, dass vor allem die Lotosblüte gerne als Motiv zu deren Gestaltung herangezogen wurde. Nun findet sich das Motiv zugegebenermaßen auch bei polychromer Ke ramik, allerdings ist m.E. das reale Vorbild für das Lehnwort wohl ein Becher aus Edelmetall oder Glas. Was genau ‫ תקתלתחת‬qallaḥaṯ „Topf, Kessel“ < (ḳrḥ.t) ist, d.h. welchem sprachlichen Register es angehört, ist schwer einzuschätzen. So, wie es aussieht, scheint es sich um Kochgeschirr zu handeln. Dass Derartiges auch real aus fremden Kulturen übernommen werden kann, zeigen Beispiele wie der chinesische Wok oder die marokkanischen Tajjines. All diese Wörter sind bestimmt im Bereich der Oberschicht anzusiedeln, denn nur diese konnte sich eine verfeinerte Lebensart und Gastronomie überhaupt leisten. Dies bedeutet je doch nicht, dass die entsprechenden Wörter nicht einen sehr starken Sitz im Leben gehabt haben können – im Gegegnteil. Sie waren wahrscheinlich sehr viel fester verankert als die Edelsteinnamen. Etwas anderes ist es da schon, eine ‫ ְפשִחכ איה‬śeḵîyyâ „Prachtbarke“ < (śkt) zu besitzen, dies war bestimmt Luxus und als solcher nur der obersten Schicht vorbehalten. Schließlich ist ein Wortfeld zu nennen, welches typisch oder für typisch gehaltene Elemente der Lan desnatur Ägyptens reflektieren, d.h. Lexeme aus dem Bereich von „Natur“ und „Landschaft“: ‫ א אחו‬āḥû ‫ ִח אי‬î ‫ אר‬ ‫ ְפי ֹט‬jeor ‫ אע ארה‬ārâ ‫ ׂשפ תרח‬pæraḥ ‫ קו ף‬qô ‫ שותש ן‬šûšan ‫ ִחשאטה‬šiṭṭâ

Sumpf-, Riedgras Küstenland, Insel Nil Binse Kelch Affe Lotos, Seerose Akazie

< ḫy „Schilfdickicht“ < w „Insel“ < tr.w „Fluß, Nil“ < r „Binse“ < prḫ „Blüte“ < gfy „Affe“ < ššn „Lotos“ < šnṭ.t „Akazie“

© 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

VI. Kontaktlinguistische Analyse

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Ganz konkret auf die Landesnatur bezogen sind die Wörter ‫ א אחו‬āḥû „Sumpf-, Riedgras“ < (ḫy), ‫ ִח אי‬î „Küstenland, Insel“ < w „Insel“ und insbesondere ‫ אר‬ ‫ ְפי ֹט‬jeor „Nil“ < (tr.w). Das zuletzt aufgeführte Wort ist übrigens eines derjenigen, die auch nach Europa gedrungen sind, der „Nil“ leitet sich von einer Pluralbzw. Elativform desselben Lexems ab, auf welches das hebräische ‫ אר‬ ‫ ְפי ֹט‬jeor zurückgeht, nämlich n-tr.w „der Fluss (schlechthin)“. Nun könnte man meinen, bei einem semantischen Feld wie diesem müssten alle Entlehnungen sachbezogen oder sprachökonomisch motiviert sein, dies ist jedoch allenfalls beim „Nil“ der Fall. Ansonsten sind all diese Wörter mehr oder weniger deutlich konnotiert, die „ferne Insel“ und das „un durchdringliche Sumpfgras“. Weniger deutlich ist dies bei den restlichen „floralen“ Lexemen wie ‫ אע ארה‬ārâ „Binse“ < (r), ‫ שותש ן‬šûšan „Lotos, Seerose“ < (ššn) und ‫ ִחשאטה‬šiṭṭāh „Akazie“ < (šnṭ.t). Bei diesen liegt definitiv eine Bezeichnungslücke vor, was die Entlehnung onomasiologisch motiviert. Zuletzt noch ein Wort zur diatopischen Klassifikation der ägyptischen Lehnwörter im Alten Testament. Sofern es sich nicht um Fernentlehnungen handelt, die vereinzelt belegt sind wie vielleicht „Byssos“, „Traumdeuter“ oder „Natron“, sind praktisch alle Lehnwörter direkt entlehnt und zwar adstratisch durch Handelskontakte oder superstratisch während der ägyptischen Herrschaft in Vorderasien. Im Folgenden sollen die Appellativa einzeln im Rahmen von Johanssons Modell des Kode-Kopierens beleuchtet werden, d.h. es werden die ① materielle (m), ② kombinatorische (k), ③ semantische (s) und die ④ frequentielle (f)573 Struktureigenschaften der Lexeme herausgearbeitet. Die materielle ist dabei im Wesentlichen die Phonologie, die kombinatorische die jeweiligen Ko(n)texte. In der graphischen Darstellung werden drei Graustufen verwendet sowie weiss. Sie sollen darstellen, in welchem Grad die Kopie dem Ma trixwort folgt. bnṭ „Gebundenes“











‫ ת אְפב ֵננט‬aḇneṯ „Gürtel, Schärpe“









Ⓜ Lautlich besteht ein Ungleichgewicht, d.h. die Unschärfen sind groß. Das prothetische Aleph verschiebt diese zusätzlich in Richtung des Hebräischen und ist gleichzeitig ein deutlicher Hinweis auf eine weitgehende Integration. Ⓚ Im AT ist der Ko(n)text viel spezieller als im Ägyptischen, d.h. er hat sich deutlich verengt. Ⓢ Die Bedeutung hat sich ebenfalls verengt auf ein Kleidungsstück. Ⓕ Die Frequenz ist wohl im AT nicht signifikant anders als im Ägyptischen. :brk „bezeugt Ehrerbietung!“











‫ ת אְפב ֵנרְך‬aḇreḵ „Abrek, Achtung!“









Ⓜ In phonologischer Hinsicht ist die Gleichung relativ deckungsgleich. Ⓚ Der Kontext ist außerordentlich speziell, daher besteht auch hier fast Deckungsgleichheit. Ⓢ Gleiches gilt für die Semantik und Ⓕ für die Belegsituation. ḫy „Schilfdickicht“











‫ א אחו‬āḥû „Sumpf-, Riedgras“









573 Zurecht hat Joachim Quack (persönlicher Kommentar) hier die Frage aufgeworfen, wie seriös dies für historische Sprachstufen mit sehr verengter Überlieferungssituation überhaupt machbar sei. Dies mag ein berechtigter Einwand sein, d.h. es verbleibt in diesem Punkt immer ein caveat. Allerdings darf dies den Forscher nicht davon abhalten, sich eines linguistischen Instrumentariums zu bedienen. © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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VI. Kontaktlinguistische Analyse

Ⓜ Die Gleichung ist lautlich betrachtet nach der realen Aussprache deckungsgleich. Ⓚ Der Kontext ist gänzlich verschieden: Während das ägyptische Lexem allgemeiner Natur ist, wurde das Wort im Alten Testament besonders aufgeladen (Stichwort: Exodus). Ⓢ Semantisch ist das Lehnwort eigentlich nicht wirklich von seinem Matrixwort verschieden. Ⓕ Durch die kontextuelle Einengung hat sich die Frequenz stark vermindert. -ḫnm.t „roter Jaspis“











‫ ת אְפחאלאמה‬aḥlāmâ „roter Edelstein“









Ⓜ Phonologisch sind die beiden Lexeme deutlich verschieden; das hebräische Wort zeigt starke Spuren der Überformung bzw. Integration. Ⓚ Edelsteinnamen weisen im Allgemeinen in jeder Sprache etwa denselben kombinatorischen Aspekt auf, stehen sie doch als Luxusgüter im Zusammenhang mit der Elite. Ⓢ Die Semantik beider Wörter ist wohl identisch. Ⓕ Die deutliche Überformung legt nahe, dass die Frequenz im Hebräischen vergleichsweise höher war als bei dem ägyptischen Matrixwort. w „Insel“











‫ ִח אי‬î „Küstenland, Insel“









Ⓜ Sowohl in phonologischer Hinsicht, als auch Ⓚ in puncto Kontext bzw. Kombinatorik und Ⓢ Semantik sowie Ⓕ freqenziell dürften die beiden Wörter nahezu identisch sein. p.t „Scheffel“











‫ ֵנ איאפה‬êâ „Epha“









Ⓜ Bei der Phonologie bestehen große Ähnlichkeiten. Ⓚ Die Kombinatorik dürfte sich etwas verändert haben, da sich Ⓢ die Bedeutung des Lexems leicht eingeengt hat. Ⓕ Entsprechend dürfte die Frequenz leicht verschieden gewesen sein. tr.w „Fluß, Nil“











‫ אר‬ ‫ ְפי ֹט‬jeor „Nil“









Ⓜ Lautlich bildet das Lehnwort ziemlich genau die Situation in der Matrixsprache ab. Ⓚ Die Kombinatorik ist ebenfalls sehr ähnlich, da der Kontext dieses Hydronyms sehr speziell ist. Ⓢ Die Semantik ist leicht verändert, da beim hebräischen Wort die allgemeine Bedeutung wegfällt. Ⓕ Das hebräische Wort dürfte vergleichsweise selten, das ägyptische jedoch sehr häufig gebraucht worden sein.

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VI. Kontaktlinguistische Analyse

r „Binse“











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‫ אע ארה‬ārâ „Binse“









Ⓜ Die Wörter stehen sich lautlich sehr nahe, mit Ausnahme des Auslauts. Ⓚ Über die Kombinatorik lassen sich eigentlich wenig Aussagen machen, doch sie dürfte bei beiden Lexemen ähnlich gelagert sein. Ⓢ Ob die Semantik wirklich so gleich ist, wie die Übersetzungen suggerieren, bleibt dahingestellt, denn das ägyptische Wort wurde sicherlich stark mit dem Handwerkszeug des Schreibers verbunden. Ⓕ Ähnliches gilt für die Frequenz. bḫn „Torgebäude“











‫ תבתח ן‬baḥan „Burg, Festung“









Ⓜ Die lautliche Ähnlichkeit ist ziemlich groß. Ⓚ Die beiden Lexeme stehen in unterschiedlichem Kontext: Während das ägyptische sich u.a. auf Landbe sitz bezieht, bezeichnet das hebräische einen (militärischen) Profanbau. Ⓢ Entsprechend verschieden ist die Semantik. Ⓕ Das hebräische Wort dürfte wohl etwas häufiger vorgekommen sein als das ägyptische. p-w „Leinenzeug“











‫ בו ץ‬bûṣ „Byssus“









Ⓜ Ein großer Teil des eigentlichen ägyptischen Lexems wird in Hebräischen nicht wiedergegeben. Ⓚ In Ägypten war die Kombinatorik viel freier als im Alten Testament. Ⓢ Das Wort bezeichnet nämlich im Ägyptischen einfach einen Stoff, im Hebräischen ein Luxusgut. Ⓕ Entsprechend verschieden dürfte die Frequenz anzusetzen sein. pr(.w)  „Pharao“











‫עה‬ ‫ תפ ְפר ֹט‬parōh „Pharao“









Ⓜ Sowohl in phonologischer Hinsicht, als auch Ⓚ bei den Aspekten Kombinatorik und Ⓢ Semantik dürften kaum Unterschiede zwischen Matrixwort und Kopie bestehen. Ⓕ Lediglich die Frequenz war wohl verschieden, da das eine Wort zumeist den eigenen Herrscher, das andere einen fremden bezeichnet.574 prḫ „Blüte“











‫ ׂשפ תרח‬pæraḥ „Kelch“









574 Joachim Quack wies mich darauf hin, dass es im Demotischen durchaus auch nicht-ägyptische Herrscher be zeichnet (Antiochos IV.; Amazonenkönigin). © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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VI. Kontaktlinguistische Analyse

Ⓜ Lautlich sind die beiden Lexeme wohl fast deckungsgleich. Ⓚ Der Kontext ist hingegen sehr verschieden, was mit der Ⓢ semantischen Verengung zusammenhängt. Ⓕ Entsprechend unterschiedlich häufig dürfte das Wort gebraucht worden sein, wobei das hebräische vielleicht sogar öftes verwendet wurde. ptr „sehen“





‫ פתר‬ptr „Träume deuten“















Ⓜ Phonologisch betrachtet ist die Gleichung sehr passgenau. Ⓚ Die Kombinatorik ist hingegen deutlich anders, da das ägyptische Lexem im Gegensatz zum Hebräischen im Alltag verankert war. Ⓢ Semantisch fand eine nicht allzu große Verengung statt, was jedoch Ⓕ sehr starke Auswirkungen auf die Frequenz hatte. hbn „Ebenholz“







‫ אהְפב ִחני ם‬hoḇnîm „Ebenholz“













Ⓜ Sowohl in phonologischer Hinsicht, als auch Ⓚ hinsichtlich der Kombinatorik und Ⓢ Semantik sowie Ⓕ Frequenz dürften die beiden Wörter nahezu identisch sein.

hṭmw „Fußschemel“











‫ד ם‬ ‫ ֲהה ֹט‬hadom „Fußschemel“









Ⓜ Lautlich scheint eine relativ große Ähnlichkeit zu bestehen. Ⓚ Gleiches dürfte für den Kontext gelten. Ⓢ Semantisch sind die Lexeme wohl mehr oder weniger deckungsgleich, auch wenn das hebräische Wort vielleicht einen sehr edlen oder reich verzierten Fußschemel bezeichnet, was beim ägyptischen nicht unbedingt der Fall ist. Ⓕ Die Frequenz könnte beim Hebräischen niedriger sein als in Ägypten, da das Wort ein Objekt bezeichnet, welches vornehmlich von der Oberschicht genutzt wurde.

hnw „Topf, ein Maß“











‫ ִחהי ן‬hîn „Hin, Topf“









Ⓜ Phonologisch sind die Lexeme vergleichsweise nahe aneinander. Ⓚ Der Kontext ist wohl wie Ⓢ die Semantik nahezu gleich und damit auch die Ⓕ Frequenz.

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VI. Kontaktlinguistische Analyse

ḥsw.t „Lobpreis“











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‫ ׂשחׂשסד‬ḥæsæḏ „Gunst, Gnade“









Ⓜ Die beiden Lexeme sind lautlich teils relativ verschieden, Ⓚ in Bezug auf den Kontext jedoch kaum. Ⓢ Die Semantik hat sich zwar in gewisser Weise kaum verändert, andererseits hat sich die „Aktionsrichtung“ umgekehrt. Ⓕ Beide Wörter dürften ähnlich häufig gebraucht worden sein. ḥr.t „ein Gebäck“











‫ח ִחרי‬ ‫ ֹט‬ḥorî „ein Gebäck“









Ⓜ Die beiden Lexeme sind lautlich ziemlich ähnlich – der ägyptische Auslaut war bereits abgefallen. Ⓚ Der Kontext dürfte bei beiden mehr oder weniger gleich sein. Ⓢ Da wir nicht exakt wissen, was für eine Art von Gebäck vorliegt, lässt sich über die Semantik lediglich sagen, dass sie grob übereinstimmt. Ⓕ In puncto Frequenz sollte es keine nennenswerten Unterschiede geben. ḥr-tp „Obervorlesepriester“











‫ט ם‬ ‫ תח ְפר ֹט‬ḥarṭom „Magier, Traumdeuter“









Ⓜ Die phonologische Übereinstimmung ist relativ groß. Ⓚ Der Kontext ist sehr verschieden, da das ägyptische Wort einen oft belegten Kultfunktionär bezeichnet, das hebräische jedoch einen „freischaffenden“ Spezialisten. Ⓢ Die Bedeutung des ägyptischen Lexems hat sich verschoben.575 Ⓕ Das ägyptische Wort war wohl sehr geläufig, was beim hebräischen bezweifelt werden kann. ḫtm „Siegel“











‫ חו ֺראת ם‬ḥôtām „Siegel(ring)“









Ⓜ Auf der lautlichen Ebene verhalten sich die beiden Lexeme wie Siegel und Siegelung, d.h. sie sind wohl fast identisch. Ⓚ In Ägypten ist das Siegel primär Kennzeichen von Staatlichkeit, in der Levante weniger. Ⓢ Die semantischen Unterschiede sind sehr gering. Ⓕ Der etwas verschobene Kontext könnte Auswirkungen auf die Frequenz des Wortes gehabt haben. rbw „Libyer“











‫ לוִחבי ם‬lûbîm „Libyer“









575 Wenn man die Verwendung in demotischen Erzählungen betrachtet, jedoch kaum (Hinweis Joachim Quack). © 2019, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-050-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-051-2 (E-Book)

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VI. Kontaktlinguistische Analyse

Ⓜ Das ägyptische Wort wurde in die hebräische Flexion eingebunden. Die beiden Wörter sind ansonsten fast identisch. Ⓚ Der Kontext ist sicherlich gleich, Ⓢ die Bedeutung ebenfalls. Ⓕ Lediglich die Frequenz dürfte in Ägypten höher gewesen sein als in der Levante. rmn „Träger, Säule“











‫ ִחרמו ן‬rimmôn „Säule“









Ⓜ Die materielle Identität ist sehr deutlich, auch wenn Ⓚ der Kontext sehr verschieden sein mag. Ⓢ Die Bedeutung hat sich bei der Übernahme auf ein Architekturelement eingeengt, was sicherlich Ⓕ Auswirkungen auf die Häufigkeit des Gebrauchs gehabt haben dürfte. mḥw.s-ps.w „gesottenes uäg. Korn“ → ‫ ְפמֻחחְפסאפס‬meḥuspās „gesottenes Korn“

















Ⓜ Lautlich besteht eine deutliche Ähnlichkeit. Ⓚ Der Kontext ist schwer zu beurteilen, doch dürfte er nicht grundsätzlich anders sein. Ⓢ Der Ausdruck wurde univerbiert und hat sich von einem allgemeinen Syntagma zum Namen eines Ge richts verändert. Ⓕ Über die Frequenz lässt sich kaum Sicheres sagen – wahrscheinlich war er deutlich verschieden, was mit der Bedeutungsverschiebung zusammenhängt. nḫt „Kraft, Stärke“











‫ תנתחת‬naḥaṯ „das Herabfahren von Gottes Arm“









Ⓜ Lautlich stehen sich beiden Lexeme ziemlich nahe. Ⓚ Der Kontext ist im Ägyptischen zwar die Gottessphäre, jedoch allgemeiner Natur, beim Hebräischen ist er hingegen sehr zugespitzt. Ⓢ Semantisch ist – wie so oft – eine Verengung festzustellen, die in diesem Fall jedoch besonders deutlich ausfällt. Ⓕ Die Frequenz ist sicherlich extrem verschieden. Das ägyptische Lexem gehört zum Kernvokabular, das hebräische ist außerordentlich speziell. nšm.t „weißblauer Feldspat“











‫ ׂשלׂשש ם‬læšæm „ein Edelstein“









Ⓜ Die lautliche Nähe der beiden Lexeme hält sich in Grenzen. Ⓚ Der Kontext ist wohl mehr oder weniger der gleiche. Ⓢ Semantisch dürften die Wörter mehr oder weniger deckungsgleich sein, Ⓕ und auch die Frequenz war wohl nicht verschieden.

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VI. Kontaktlinguistische Analyse

nčr „Natron“











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‫ ׂשנׂשתר‬næṯær „Natron“









Ⓜ Sowohl in lautlicher Hinsicht, als auch Ⓚ im Bezug auf die Kombinatorik und Ⓢ semantisch sowie Ⓕ hinsichtlich der Frequenz dürften die beiden Wörter nahezu identisch sein. gfy „Affe“











‫ קו ף‬qô „Affe“









Ⓜ Ob die Lexeme lautlich fast deckungsgleich sind, lässt sich aufgrund der Unsicherheiten der ägyptischen Graphien nicht entscheiden. Ⓚ Kombinatorik und Ⓢ Semantik sind wohl sicher so gut wie gleich Ⓕ In Ägypten wurden Affen jedoch auch als Erntehelfer bzw. Haustiere gehalten und waren demnach Teil der Lebenswelt, was sie in der Levante sicherlich nicht waren. gśt „Schreiberpalette“











‫ ׂשקׂשסת‬qæsæṯ „Schreibzeug“









Ⓜ Hinsichtlich der phonologischen Aspekte Ⓚ wie auch im Kontext und Ⓢ in der Bedeutung dürfte die Übereinstimmung sehr groß sein. Ⓕ Wahrscheinlich gilt dies auch für die Frequenz. ḳb „Krug, ein Maß“











‫ תקב‬qaḇ „Kab, ein Trockenmaß“









Ⓜ Die beiden Wörter sind bis auf den innerhebräischen Lautwandel lautlich fast gleich. Ⓚ Das ägyptische Wort war nicht nur eine Maßeinheit, sondern auch ein geläufiges Wort im Alltag. Ⓢ Lediglich ein Aspekt des ägyptischen Wortes wurde übernommen, nämlich die Spezialbedeutung. Ⓕ Das ägyptische Lexem war sicherlich sehr häufig (Alltag), das hebräische kaum weniger, wenn auch in ganz anderem Kontext (Handel). ḳrḥ.t „Topf, Kessel“











‫ תקתלתחת‬qallaḥaṯ „Topf, Kessel“









Ⓜ Wahrscheinlich sind die beiden Lexeme sowohl in phonologischer Hinsicht als auch Ⓚ bei der Kombinatorik und Ⓢ der Semantik sowie Ⓕ der Frequenz mehr oder weniger gleich.

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VI. Kontaktlinguistische Analyse

sbḫ.t „Wicklung“











‫ ְפשאבאכה‬śeḇāḵâ „Wicklung“









Ⓜ Auf der lautlichen Ebene gibt es Ungereimtheiten, bzw. diese sind deutlich vom Hebräischen geprägt. Ⓚ Während das ägyptische Nomen in allgemeinem Kontext denkbar ist, kann das hebräische lediglich im Zusammenhang mit Architektur gebraucht werden. Ⓢ Die Bedeutung hat sich sehr stark verengt. Ⓕ Ebenso wie Kombinatorik und Semantik ist auch die Frequenz äußerst verschieden. sḳb.w „Hellmacher“











‫ ׂששׂשק ף‬šæqæ „Lichtöffnung“









Ⓜ Die phonologische Identität ist auszumachen, aber nicht schlagend. Ⓚ Kontext, Ⓢ Bedeutung und Ⓕ Frequenz sind wahrscheinlich ziemlich vergleichbar. śkt „eine Schiffsart“











‫ ְפשִחכ איה‬śeḵîyyâ „Prachtbarke“









Ⓜ Die Lautung beider Lexeme ist ziemlich verschieden. Ⓚ Im Bezug auf Kontext, Ⓢ Semantik und Ⓕ Frequenz könnte eine große Ähnlichkeit bestehen, vorausgesetzt, dass auch das ägyptische Wort ein prächtiges Schiff bezeichnet, was nicht sicher ist. sr(r)f „Greif, Schlange“











‫ אש אר ף‬śārā „Seraph“









Ⓜ Die Lautung ist mehr oder weniger identisch, Ⓚ die Kombinatorik wohl weniger. Zwar ist zum ägyptische Lexem auch ein religiöser Kontext denkbar, jedoch vielleicht eher im negativen als im positiven Sinn. Hinzu kommt, dass das ägyptische Fabelwesen ein gefährlicher Wüstenbewohner ist, der hebräische Seraph ein göttliches Schutzwesen. Ⓢ Trotz der kontextuellen Unterschiede sind die beiden Wörter der Bedeutung nach sehr ähnlich. Ⓕ Beide Lexeme dürften gleich selten gebraucht worden sein, der bibliche Kotext gibt hier vielleicht ein etwas verzerrtes Bild. šf „verwüsten“; ḫf „schnappen“ →









‫ שו ף‬šwp „zermalmen; haschen“









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VI. Kontaktlinguistische Analyse

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Ⓜ Die Amalgamierung zweier Lexeme erfolgte ziemlich reibungslos. Ⓚ Der Kontext ist wohl sehr ähnlich. Ⓢ Die Bedeutung wurde durch die Verknüpfung mit zwei ägyptischen Lexemen deutlich verändert. Ⓕ Alle beteiligten Lexeme waren wohl eher selten & ziemlich spezifisch. šnṭ.t „Akazie“











‫ ִחשאטה‬šiṭṭâ „Akazie“









Ⓜ Phonologisch liegt hier lediglich eine simple innerhebräische Verschiebung vor (reguläre Assimilation des n). Ⓚ Kontext bzw. Kombinatorik sind wohl bei Matrixwort und Kopie fast gleich. Ⓢ Die Semantik ist wahrscheinlich sogar identisch. Ⓕ Über die Frequenz lassen sich kaum Aussagen machen. šś „Alabaster“











‫ ֵנשש‬šeš und ‫ תשיִחש‬šayiš „Alabaster“









Ⓜ Die Lautung ist sehr ähnlich, Ⓚ die Kombinatorik wohl ziemlich gleich. Ⓢ Die Bedeutung der Wörter ist wohl mehr oder weniger identisch. Ⓕ Alabaster war in Ägypten bestimmt viel häufiger anzutreffen als in der Levante. šś „Leinen“











‫ ֵנשש‬šēš und ‫ ששי‬ssj „Byssus“









Ⓜ Phonologisch sind die Unterschiede nicht groß. Ⓚ Der Kontext der Wörter ist durchaus vergleichbar, jedoch war Byssos in der Levante als Importware si cherlich viel mehr ein Luxusartikel. Ⓢ Das ägyptische Wort bezeichnet eine Stoffart, das hebräische ein Exoticum. Ⓕ Entsprechend seltener wurde das hebräische Lexem vermutlich gebraucht. ššn „Lotos“











‫ שותש ן‬šûšan „Lotos, Seerose, Lilie“









Ⓜ Lautlich ist das hebräische Wort die exakte Widergabe des ägyptischen. Ⓚ Die Umdeutung Lotos > Lilie zeigt, dass sich der Kontext etwas änderte. Ⓢ Aufgrund der anderen Landesnatur verschob sich die Bedeutung des Blumenwortes von Seerose zu Lotos. Ⓕ Beide Wörtert waren sowohl in Metaphorik wie auch im Alltag fest verankert. šṭ „Retter“











‫ תשתּדי‬šadday „Schaddaj“









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Ⓜ Lautlich besteht eine große Ähnlichkeit zwischen den beiden Wörtern. Ⓚ Der Kontext ist sehr verschieden, da das ägyptische Wort allgemeiner Natur ist, das hebräische jedoch ausschließlich ein Beiwort Gottes. Ⓢ Semantisch hat sich die Bedeutung des Wortes kaum geändert. Ⓕ Zwar dürfte auch das ägyptische Wort nicht häufig verwendet worden sein, das hebräische ist in seinem Gebrauch sehr speziell, daher selten. ṭḥr „Leder“











‫ תתְפח אר א‬taḥrā „Brustpanzer?“









Ⓜ Auf der phonologischen Ebene bestehen gewisse Unstimmigkeiten. Ⓚ Der Kontext ist sehr verschieden: auf der einen Seite ein Lexem des Kernvokabulars, auf der anderen Seite ein extrem seltenes Spezialwort. Ⓢ Die semantische Verschiebung ist nachvollziehbar, aber sehr groß. Ⓕ Das ägyptische Wort war geläufig, das hebräische sicherlich nicht. y „Flussschiff“











‫ ִחצי‬ṣî „Schiff, Boot“









Ⓜ Auf der Lautebene ist die Gleichung nicht wirklich passgenau. Ⓚ Der Kontext wird vergleichbar sein, Ⓢ semantisch sind die beiden Lexeme wohl nahezu identisch, auch wenn das ägyptische Wort offenbar speziell ein Flussschiff war und es fraglich erscheint, ob dieser spezielle Bezug im Hebräischen gegeben ist. Ⓕ Möglicherweise war das ägyptische Wort im Alltag fester verankert als das hebräische. b.t „Kasten, Schrein“











‫ ֵנתאבה‬ṭeḇâ „Kasten, Arche“









Ⓜ Lautlich besteht eine relativ große Übereinstimmung. Ⓚ Der kombinatorische Aspekt dürfte hingegen deutlich verschieden sein, da sich die Bedeutung des Wortes stark eingeengt hat. Ⓢ Semantisch ist das ägyptische Lexem allgemeiner Natur, das hebräische hingegen stark auf die Bedeutung „Arche“ zugeschnitten. Ⓕ Entsprechend unterschiedlich ist der Punkt Frequenz zu bewerten. b.t „Beiname von Göttern“











‫ ְפצאב אֺרות‬ṣeḇāôṯ „Zebaoth“









Ⓜ Hinsichtlich der Lautung, Ⓚ der Kombinatorik, aber auch Ⓢ semantisch und Ⓕ frequenziell sind die beiden Wörter der Gleichung nahezu identisch.

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VI. Kontaktlinguistische Analyse

b.t „Siegel“









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‫ תטתבתעת‬ṭabbaaṯ „Ring“











Ⓜ Wahrscheinlich sind die beiden Lexeme sowohl im Bezug auf die Lautung, als auch Ⓚ kombinatorisch und Ⓢ semantisch sowie hinsichtlich Ⓕ der Frequenz mehr oder weniger gleich zu bewerten. t-rpyt „transportable Kultfigur“ →







‫ ְפת ארִחפי ם‬terāîm







„Teraphim“





Ⓜ Phonologisch sind die beiden Lexeme einander sehr ähnlich. Ⓚ Der Kontext ist in etwa derselbe. Ⓢ Auf der semantischen Ebene fand keine Verengung statt, sondern eine Verschiebung von einem Gegenstand hin zu einem Wesen. Ⓕ Das hebräische Wort war sicherlich seltener als das ägyptische. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es eine ganze Reihe von Globalkopien gibt, im Einzelnen: :brk „bezeugt Ehrerbietung!“ w „Insel“ hbn „Ebenholz“ nčr „Natron“ ḳrḥ.t „Topf, Kessel“ b.t „Beiname von Göttern“

‫ ת אְפב ֵנרְך‬aḇreḵ „Abrek, Achtung!“ ‫ ִח אי‬î „Küstenland, Insel“ ‫ אהְפב ִחני ם‬hoḇnîm „Ebenholz“ ‫ ׂשנׂשתר‬næṯær „Natron“ ‫ תקתלתחת‬qallaḥaṯ „Topf, Kessel“ ‫ ְפצאב אֺרות‬ṣeḇāôṯ „Zebaoth“

→ → → → → →

Besonders prägnante Teilstrukturkopien wären die folgenden Fälle: tr.w „Fluß, Nil“











prḫ „Blüte“







ptr „sehen“















ṭḥr „Leder“























‫ ִחרמו ן‬rimmôn „Säule“

Ⓜ →



‫ פתר‬ptr „Träume deuten“

Ⓜ →



‫ ׂשפ תרח‬pæraḥ „Kelch“

Ⓜ →

rmn „Träger, Säule“



Ⓜ →



‫ אר‬ ‫ ְפי ֹט‬jeor „Nil“







‫ תתְפח אר א‬taḥrā „Brustpanzer?“









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VI. Kontaktlinguistische Analyse

Die weiteren Prozesse des Kode-Kopierens bewegen sich zwischen diesen beiden Polen. Auffällig ist nun, dass insgesamt die materielle Struktureigenschaft, d.h. die phonologischen Aspekte, kaum ungenügend kopiert werden. Hier ist das Bild jedoch verzerrt. Zum einen dürfte es sicherlich eine ganze Reihe altägypti scher Lehnwörter im Hebräischen geben, die bisher nicht als solche erkannt wurden, da sie lautlich zu sehr entstellt sind. Zum anderen wurden hier nur diejenigen Lexeme einer weiteren Analyse unterzogen, die vom Autor als gesichert eingestuft werden, was vornehmlich an der Stichhaltigkeit der Gleichung auf der lautlichen Ebene geschieht. Die kontaktlinguistische Analyse bringt also die Grenzen der Methode, welche bei der Betrachtung entsprechender Prozesse in „toten“ Sprachen bestehen, deutlich zutage.

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VII. Conclusio Zum Schluss stellt sich die Frage nach dem Einfluss, den das altägyptische Lexikon auf das Hebräische des Alten Testaments ausübte. Um dies abschätzen zu können, ist es zunächst vonnöten, eine Bestandsaufnahme zu erstellen. Vor den Arbeiten Manfred Görgs bewegte sich die Anzahl der hebräischen Namen und Wörter, welche als Lehnwörter aus dem Ägyptischen erklärt wurden, bei ca. 100 Stück – der Münchner Alttestamentler konnte diese Anzahl fast verdoppeln. Nun wird mancher Ägyptologe einwenden, dass viele (wenn nicht die meisten) dieser Vorschläge einer kritischen Evaluation nicht standhalten werden. Ich muss gestehen, dass auch ich zu Beginn meiner Arbeit an diesem Thema Görgs Vorschlägen eher skeptisch gegenüber stand. Die Gründe für diese Reserviertheit lassen sich nur erahnen: vielleicht war es die Masse der Miszellen, deren Kürze, möglicherweise auch der Umstand, dass man Görg vornehmlich als Theologen wahrnahm. Als nicht besonders förderlich erwies sich bestimmt, dass Görg in vielen seiner kontaktlinguistischen Arbeiten dazu tendierte, die pro-Argumente bis zum Äußersten auszureizen, und so den Eindruck vermittelte, alles irgendwie Unklare in der Bibel müsse auf Biegen und Brechen ägypt(olog)isch erklärt werden. Zum Biegen mag es stellenweise durchaus gekommen sein, zum Brechen jedoch nur sehr selten. Nach eingehendem Studium aller bisheriger Gleichungen und insbesondere (hoffentlich) aller Vorschläge Görgs bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass im Gegenteil dessen Arbeiten nicht unfundiert sind. Immerhin ist er (mit Ausnahme von Werner Vycichl) der Einzige, der die Vokalisation des Ägyptischen adäquat in seine Argumentation mit einbezieht und immer sorgfältig behandelt. Besehen wir uns alle hier alle 203 behandelten Lexeme in der Gesamtschau – die 58 neuen Gleichungen Görgs sind graphisch markiert: Personennamen ‫ר ן‬ ‫ת אֲהה ֺר‬ Aharon ‫ ֲה אֻחח תזת‬aḥuzzat ‫ ֲה אִחחימות‬aḥîmôṯ ‫ ֲה אִחחי תרע‬ahîra ‫ ת אִחסיר‬assîr ‫ ת אְפס אנה‬asnâ ‫ א אְפס תנת‬āsenaṯ ‫ ֲה אתש ְפרֵנ אל‬aśarel ‫ ֲה אתש ְפרֵנ אאלה‬aśarelâ ‫ ת אְפש ִחריֵנ אל‬aśrîel ‫ *ת אְפש ִחריֵנ אִחלי‬aśrielî ‫ ׂשב ן־חור‬bæn-ḥûr ‫ ֵנבתסי‬besaj ‫ ִחבְפת איה‬bitjâ ‫ אגְפל אית‬gålyāṯ ‫ ְפג ֻחנאבת‬genubāṯ ‫ תח אוה‬ḥawwâ ‫ חו ֺר ִחרי‬ḥôrî ‫ חו ִחרי‬ḥûrî ‫ אחְפפ ִחני‬ḥånî ‫ אחְפפ תרע‬ḥåra ‫ תח ְפרחור‬ḥarḥûr

Aaron Ahussat Ahimot Ahira Assir Asna Asnath Asarel Asarela Asriël Asriëliter Benhur Besai Bitja Goliath Genubat Eva Hori Huri Hofni Hophra Harhur

< -ḥr.-(w)n „Oberster“ + < -ḥsy.t „Günstling“ < ḫ-Mw.t „Glanz der Mut“+ < āḥī-R(.w) „Mein Bruder ist Re“ + < sr „Tamariske“ + < N-sw-Nw.t „Der(jenige) der Nut“ + < N-św-N.t „Sie gehört der Neith“ ++ < Wśr(.w)-ēl „Osiris ist Gott“ < Wśr(.w)-ēl „Osiris ist Gott“ < Wśr(.w)-ēl „Osiris ist Gott“ < Wśr(.w)-ēl „Osiris ist Gott“ < bæn-Ḥr(.w) „Sohn des Horus“ ++ —< bt-jâ „(von) meiner Königin“ + < ḳny.t „der Leibgardist“ + < ḳnb.t „Höfling“ + < ḥm.t „Majestät“ + < Ḥr(.w), „Der des Horus“ ++ < Ḥr(.w). „Der des Horus“ < ḥfn-ī „mein Schlängelchen“ ++ < Wḥ-b-[p]-R(.w) „Dauernd ist das Herz, ein Re“ +++ < Ḥr(.w)-hrw „Horus ist geduldig“ +

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VII. Conclusio

‫ תח ְפרתחס‬ḥarḥas Harhas < Ḥr(.w)-ḥs.w „Horus ist der Gepriesene“ ‫ תח ְפר ׂשנׂשפר‬ḥarnæær Harnefer < Ḥr(.w)-nfr(.w) „Horus ist vollkommen“ +++ ‫ יו ֺרׂשכׂשבד‬yôḵæḇæḏ Jochebed < ḫ-bt.t „die von Chemmis“ + ‫ תי ְפראחע‬jarḥā Jarha vgl. ⲉⲓⲉⲣϩⲉ „Strahl“ + e ‫ ְפי ִחרימות‬j rîmôt Jeri/emoth < yrh-Mw.t „Mut hat niedergeworfen“ + ‫ תי ְפרמות‬jarmût Jarmuth — ‫ כוש‬kûš Kusch < Kš „Nubien“ +++ ‫ כוִחשי‬kûšî Kuschit < Kš „Nubien“ +++ ‫ תכְפסֻחלִחחי ם‬kasluḥîm Kasluhiter < gś-wḥ.t „Seite der Oase“ ‫ ְפלאהִחבי ם‬lehāḇîm Lehabiter < le-bw „zu Elephantine hin“ ‫ לוד‬lûd Luditer < rw. „die des (Delta)rands“ + e ‫ ְפמ ִחר־תבתעל‬m ri-ḇaal Meribaal < Mr(.w)-b-Baal „Geliebter des Herzens Baals“ + ‫ ְפמ ִחריב אבתעל‬meriḇ bāal Meribbaal < Mr(.w)-b-Baal „Geliebter des Herzens Baals“ ++ ‫ ְפמ ֵנרמות‬meremôt Meremot < Mr(.w)-Mw.t „Geliebter der Mut“ + e ‫ ְפמ אר ִחרי‬m rārî Merari < Mrr.y „der Vielgeliebte“ + ‫מׂששה‬ ‫ מ‬mošææ Mose < ms.w „das Kind“ ++ e ‫ ְפנכו‬n ḵô Necho II. < Nk().w „-?-“ +++ ‫ סו א‬sô So < sm t.w „Vereiniger der beiden Länder”? + a ‫ ֲהע אז א ֵנזל‬ zāzel Asasel < .w-r.w „der Schuldige, der beseitigt ist“ ‫ תעִחמיחור‬ammîḥûr Ammihur < ammî-Ḥr(.w) „mein Vaterbruder ist Horus“ + ‫ ֲהע אנִחמי ם‬anāmîm Anamiter < nm.w „Bewohner der Ostwüste“ ‫ פוִחטיֵנ אל‬pûṭîel Putiël < p--ēl „den El gegeben hat“ + ‫ פוִחטיתפר‬pûṭîar Potiphar < p--p-R(.w) „Der, den Re gegeben hat“ +++ ‫ פוִחטיׂשפ תרע‬pûṭîæra Potiphera < p--p-R(.w) „Der, den Re gegeben hat“ +++ ‫ פואעה‬pûâ Pua < p- „Der Große“ ‫כל‬ ‫ ִחפי ֺר‬pîḵol Pichol < p-kl „Krieger“ + ‫ ִחפ ְפנאחס‬pinḥās Pinhas < p-nḥs(ï) „Der Nubier“ +++ ‫ תפְפשחור‬pašḥûr Paschur < p(s)š-Ḥr(.w) „Anteil des Horus“ + ‫ ִחצאח א‬ṣiḥā Ziha < ṭ-ḥr „das Gesicht spricht“ + ‫ אצְפפ תנת תפְפע ֵננ תח‬ṣånat paneaḥ Zafenat Paneach < ṭ-p-nṯr-wf-nḫ „Der Gott spricht: er wird leben“ +++ ‫ תש ְפואש א‬šawšā Schawscha < šš „-?-“ + ‫ שותש אנה‬šûšannâ Susanna < ššn „Lotos“ +++ ‫ ִחשיאש א‬šîšā Schischa < Š-š-(n)-ḳ „-?-“ ‫ ִחשיתשק‬šîšaq Schischak I. < Š-š-(n)-ḳ „-?-“ +++ ‫ אשאשק‬šāšāq Schaschak < Š-š-(n)-ḳ „-?-“ + e ‫ תתְפחְפפ ֵנניס‬taḥp nês Tachpenes < t-ḥm(.t)-nśw „Königsgemahlin“ +++ ‫ ִחת ְפראהאקה‬tirhāqâ Taharka < T-h-rw-k „-?-“ +++ Götternamen ‫ א אמֺרו ן‬āmôn ‫ ֲה אתסְפפֻחס ף‬asasu ‫ ח ף‬ḥp ‫ ֵנשת‬šet

Amun Osarsephos Hapi? Seth?

< mn(.w) < Wśr-Sp < Ḥpï < Stḫ

„Amun“ +++ „Osiris-Sepa“ + „Hapi“ „Seth“ -

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VII. Conclusio

Ortsnamen ‫ או ֺרִחפיר‬Ôîr ‫ א ן‬ ‫ ֺר‬on ‫ ֵנ אאת ם‬etām ‫ אח ֵננס‬ḥānes ‫נ א‬ ‫ ֹט‬no ‫ ֹטנ ף‬no vgl. ‫מ ף‬ ‫ ֹט‬mo a ‫ ׂשנְפפתו ֺר תח‬nætô ḥ ‫ תנְפפֻחתִחחי ם‬natuḥîm ‫ ְפס ֵנו ֵננה‬sewenê ‫ ִחסי ן‬sîn ‫ ִחסי ִחני ם‬sînîm ‫ עו ץ‬ûṣ ‫ ִחפי־ׂשבׂשסת‬pî-ḇæsæṯ ‫רת‬ ‫ ִחפי תהִחחי ֹט‬pî haḥîrōt ‫ ִחפישו ן‬pîšôn ‫ת ם‬ ‫ ִחפ ֹט‬pitom ‫ תפְפתרֺרוס‬patrôs ‫ תפְפת ֻחרִחסי ם‬patrusîm ‫ צ ֹטתע ן‬ṣoan ‫ תרְפעְפמֵנסס‬ramses ‫ ְפש אֺרול‬šeôl ‫חר‬ ‫ ִחש ֹט‬šiḥôr ‫ תתְפחְפפ ֵננס‬taḥpenes ‫תׂשפת‬ ‫ ּנ‬tōæṯ ‫ תת ְפרשיש‬taršîš

Ophir On Etham Hanes No(-Amon) Memphis Neftoach Naftuhiter Syene Sin Siniter Uz Pi-Baset Pi-Hahirot Pischon Pitom Patros Patrositer Zoan, Tanis Ramses(stadt) Scheol Schihor Tachpanhes Tophet Tarschisch

Lehnwörter ‫ ׂש אְפביֺרו ן‬ æḇjôn ‫ ת אְפב ֵננט‬aḇneṯ ‫ ת אְפב ֵנרְך‬aḇreḵ ‫ אואל ם‬ûlām ‫ ת אח‬aḥ ‫ א אחו‬āḥû ‫ ת אְפחאלאמה‬aḥlāmâ ‫ ֵנ אטו ן‬eṭûn ‫ ִח אי‬î ‫ ֵנ איאפה‬êâ ‫ ת אִחפ ְפריֺרו ן‬appiryôn ‫ תבתהט‬bahaṭ ‫ בו ץ‬bûṣ ‫ תבתח ן‬baḥan ‫ תבִחחי ן‬baḥîn ‫ בֹטתח ן‬boḥan ‫ אגִחבי תע‬gāḇîa ‫ ֹטגׂשמ א‬gomæ ‫ ֵנגר‬ger

arm, elend < bn „schlecht sein“ Gürtel, Schärpe < bnṭ „Gebundenes“ ++ Abrek, Achtung! < :brk „bezeugt Ehrerbietung!“ ++ Laube, Dach < wrm.t „Laube, Dach“ + Kohlenbecken < ḫ „Kohlebecken“ Sumpf-, Riedgras < ḫy „Schilfdickicht“ + roter Edelstein < -ḫnm.t „roter Jaspis“ ++ Leinwand < tm „Leinwand“ + Küstenland, Insel < w „Insel“ ++ Epha < p.t „Scheffel“ +++ Sänfte < -pr.t-wn „das Herauskommen“ + smaragdfarbener Marmor < :bhty „-?-“ Byssus < p-w „Leinenzeug“ ++ Burg, Festung < bḫn.t „Torgebäude“ ++ poet. NF von ‫תבתח ן‬ < bḫn.t „Torgebäude“ ++ bewährter Stein < bḫn „Schist, Gneis“ + Blüte < ḳbḥ.w „Libationsgefäß“ + Schilf, Papyrus < gmy „Schilf“ + Fremdling < ḳrw „Vagabund“ -

< w-pr.t „Insel des Herauskommens“ + < wnw „Heliopolis“ +++ < w-tn „Insel des Aton“ + < Ḥw.t-N(w)-n(.)-nśw „Herakleopolis parva“ +++ < n.t (mn.w) „Stadt des Amun“ +++ < Mn-nfr(.w-Pp) „Memphis“ +++ < mê-Mr-n-Ptḥ „Merenptah-Wasser“ < n-t-ḥ.w „die Leute von Farafra“ + < Śwn.wt „Handelsplatz“ +++ < Śwn „(Lehm)Festung, Pelusium“ + — < ()ḏ „das Land am Wüstenrande“ + < Pr(.w)-Bś.t „Tempel der Bastet“ +++ < Pr(.w)-Ḥw.t-Ḥr(.w) „Tempel der Hathor“ < p-šn.w „der Ozean“ + < Pr(.w)-tm(.w) „Tempel des Atum“ ++ < p-t-rs „das Südland“ +++ < p-t-rs „das Südland“ +++ < n(.t) „Tanis“ +++ < R(.w)-ms-św „Ramses“ +++ < š.-rw „See des Binsengefildes“ ++ < š-Ḥr(.w) „See des Horus“ +++ < t-ḥw.t [n.] nḥś. „die Burg des Schwarzen“ ++ < t-s.t-n(.)-Ptḥ „Stätte des Ptah“ < tr-šs „fernes Land voller Kostbarkeiten“ -

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‫ ְפּדיו ֺר‬dejô ‫ אהְפב ִחני ם‬håḇnîm ‫ד ם‬ ‫ ֲהה ֹט‬hadom ‫ ִחהי ן‬hîn ‫ ׂשז ׂשרת‬zæræṯ ‫ חו ֺראת ם‬ḥôtām ‫ ֲהח ִחנית‬ḥanîṯ ‫ אח ִחניְך‬ḥānîḵ ‫ ׂשחׂשסד‬ḥæsæḏ ‫ ְפמֻחחְפסאפס‬meḥuspās ‫ח ִחרי‬ ‫ ֹט‬ḥorî ‫ט ם‬ ‫ תח ְפר ֹט‬ḥarṭom ‫ תחְפשתמל‬ḥašmal ‫ תחְפשתמ ִחני ם‬ḥašmannîm ‫חׂשש ן‬ ‫ מ‬ḥošæn ‫ תטתבתעת‬ṭabbaaṯ ‫ טו ֺראטֹטפת‬ṭôṭāoṯ ‫ ׂשט ׂשנ א‬ṭænæ ‫ ְפטאפחֺרות‬ṭepāḥôṯ ‫ כֺרֵנה ן‬kohen ‫ אר‬ ‫ ְפי ֹט‬jeor ‫פ ׂשרת‬ ‫ תכ ּנ‬kapporæṯ ‫תר‬ ‫ תכְפפ ֺר‬kator ‫ כׂשת ׂשרת‬kotæræṯ ‫ לוִחבי ם‬lûbîm ‫ ׂשלׂשש ם‬læšæm ‫ ֵנמ תזח‬mezaḥ ‫ ֵנמ תזח‬mezaḥ ‫ תמׂשטה‬maṭṭææ ‫ ִחמי ן‬mîn ‫ מרח‬mrḥ ‫ ׂשמִחשי‬mæšî ‫ ֵננ ׂשזר‬nezær ‫ תנתחת‬naḥaṯ ‫ ֵננס‬nes ‫ ֹטנׂשפְך‬noæḵ ‫ ׂשנׂשתר‬næṯær ‫סתהר‬ ‫ ֹט‬sohar ‫ סֺרוד‬sôḏ ‫ סו ף‬sû ‫ ִחסיר‬sîr ‫ אסְפלאע ם‬sålām ‫ ְפס אר ִחני ם‬serānîm ‫ אעב‬āḇ ‫ אע ארה‬ārâ ‫ ִחפגול‬piggûl ‫ תפז‬paz

VII. Conclusio

Tinte < r.t „Tinte“ + Ebenholz < hbn „Ebenholz“ +++ Fußschemel < hṭmw „Fußschemel“ ++ Hin, Topf < hnw „Topf, Flüssigkeitsmaß“ +++ Spanne < r.t „Hand“ + Siegel(ring) < ḫtm „Siegel“ +++ Spieß, Speer < ḥny.t „Spieß“ Eingeweihter — Gunst, Gnade < ḥsw.t „Lobpreis“ ++ gesottenes Korn < mḥw.s-ps.w „gesottenes uäg. Korn“ ++ Gebäck < ḥr.t „eine Art Gebäck“ ++ Magier, Traumdeuter < ḥr-tp „Oberster Vorlesepriester“ +++ Elektron < ḥsmn „Bronze“ unsicheres Wort < ḥsmn „Bronze“ Brustschutz < ḥw.w šn „das die Brust schützt“ + Ring < b.t „Siegel“ +++ Zeichen < ṭf.t „Gewürm“ Korb, Schüssel < n.t „Korb“ + Gesims, Dach šf „zerstören, verwüsten“ ḫf „packen, schnappen“ ḫnm.t „roter Jaspis“ ḫr „Kind“ ḫrw „Feind“ ḫtm „Festung, Verschluss“ ḫtm „Siegel“

45 119 119 148 148 106 35 78 80f. 114

 r.-ḥb(.t) „Schriftkundiger“ r.-ḥb(.t)-ḥr.-tp „Oberster Vorlesepriester“

117 117

s sw „bewachen, hüten“ swn „Handel treiben“ swnw „Wachtturm” sn „Ton, Lehm“ sb „Rebell“ sbḫ.t „Wicklung“ sḫ „Schlag“ sm-t.w „Vereiniger der Beiden Länder“ snḥm „Heuschrecke“ sššn „Lotosblume“

60 90 90 91 78 145 136 59 131 71, 148f.

ś

ḥ ḥm.t „Frau“ ḥw.t „Gehöft, Gut“ Ḥw.t-Nn()-nśw „Herakleopolis“ ḥw.t-nśw „Palast“ ḥfnr„Kaulquappe“ ḥfw/ḥf.t „Schlange“ ḥny.t „Spieß, Speer“

44 121 81f. 81 46 46ff. 114

ś „erkennen“ ś:bk „hell machen“ śn „Bruder“ śr „Vornehmer“ śrf „warm, Hitze“ ś:hr „beruhigen“ śḫt „weben“

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59 152 67 131 146 129 151f.

IX. Index der besprochenen altägyptischen Wörter

śḫ „Erinnerung“ śk.wt „Schiffe“ śḳr „schlagen“ śkt „eine Schiffsart“

136 34 152 146

š šš „?“ š „schneiden“ š. „See“ šn „Königsring“ šn „Ozean, Meer“ šn „Brust“ šn.t, šnṭ.t „Akazie“ šr „Kind“ šś „Alabaster“ šś „Leinen“ šs „Wertvolles“ šṭ „Retter“

70 151f. 100 119 94 119 149f. 66f. 153 153 102 147

g g//wf „Meerkatze“ gmy/ḳm) „Schilf, Material für Matten und Körbe“ grg „Lüge“ gś „Seite“ gś „Seite“ gśt „Schreiberpalette“

143 111 133 54 135 144

k Kš „Kusch“ k.t „Arbeit, Werk“ kf „ein Pflanzenteil“ kh „rasen, brüllen“ kl „Krieger“

52f. 124 123 122 64

ḳ ḳw „Kotze“ ḳb.t ist ein „Krug aus Ton oder Metall“ ḳb(y) „Krug“ ḳbḥ.w „Libationsgefäß“ kp (n.) rṭ.w „Fußfläche“ ḳnb.t „Verwaltungsbeamter, Beamtenschaft“ ḳnḳn „(zer)schlagen, kämpfen“

141 110 142 110 123 41 40

ḳny.t „Leibwache“ ḳn „stark sein“ ḳrḥ.t „Kochtopf“ ḳrw „Vagabund, Bettler“ ḳw/ḳr()w „sich zu jdm. gesellen“

205

39 39 143 111 111

ṭ ṭ-ḫï-r „Lederteil des Streitwagens“ ṭḥr „Leder“ ṭḳr-nčr „Gottesfrucht = Weihrauch“ ṭšr „rot“

154 154 156 102

t t-ḥm(.t)-nśw „Königsgemahlin“ t-rs „Südland“ twr, tr „Art Rohr“ tp-ḥw.t „Dach“ tp/dp„Kopf“ tr „Grenze“

26, 73f. 97f. 123 120 121 102

 .w/y.t „Leinenkleid, Zeugstoff“ y „FluVVschiff“  n(.) pr(.w) „Dach“ (r) „geben“ w(.t) „Schlechtes“ b „sitzen, s. setzen“ b.t „Kasten, Schrein, Sarg“ b.t „Beiname von Göttern“ b.t „Siegel“ f „Speise“ n.t „Korb“ r.t „Hand“ rr „fremd, feindlich“ ṭ „sagen“ ṭf.t „Wurm, Gewürm, Schlange“

109 141f. 137 47 141 140 153f. 140 119 68 120 113 111f. 67 119

č č(t) „Wezir“ čwf „Papyrus“ čbw.w „Sandalen“ čḥś „Leder recken“ čn „erheben (Erde)“

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60 130 123 154 156