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German Pages 192 [196] Year 1839
51. LU. von Thümmels
sämmtliche Werke. S t e r e o t y p ; ?t u 6 g a b c.
Dritter Ban-
Leipzig. Verlag von G e o r g I v a ch , m Göschen.
1839.
Duchdrucleni t gähnt; Und weil er weder wie noch wann —
Woher — wohin — begreifen kann,
Weiß er auch weiter nichts zu thun, Von der Erschaffung auszuruhn,
Als er geht hin und strecket stch
Zum erstenmale — königlich In'S GraS — versucht's und macht sich blind Für Erd' und Himmel, und ersinnt Das Glück der Menschen — wie bekannt —
Von allen Zungen Schlaf genannt. Doch bald drauf schwebt von Ungefähr
Gort über das Theater her,
Blickt um sich, und erblickt, wie tief Der schlaft, den er -um Leben rief,
Und steigt herab — sinnt — und erschafft
Der Ruhe schönste Gegenkraft. Aus Adams Rippen steigt ein Weib Von weißer Haut und schlanken» Leib,
Die erste Jungfer! — Die'- auch blieb,
43 Viö sich ihr Herr die Augen rieb. Sie sehn sich — werden Frau und Mann,
Wie's die Mechanik wünschen kann. Dort dauert ach! nur kurze Zeit
Der Flitterwochen Herrlichkeit. Der böse Feind, der sie so gern Zu stören sucht, lauscht schon von fern, Nimmt die Gelegenheit in Acht,
Die er verschlaft und sie — bewacht.
Fährt in die Schlange, die gewandt Geschlichen kommt, wie ein Amant
Sich schmiegt und biegt, und sich verlangt, DiS sie an Svens Lippen hangt. Sie — die nicht weiß, waS ihr wohl wißt,
Daß sie in ihr den Teufel küßt, Freut sich, daß sie der Schmeichelei Auch eines Thieres würdig sey, Das, wie sie's kennen lernt, den Mann,
So oft er schläft, ersetzen kann, Und sucht und treibt es, biS zuletzt Die Schlange ganz den Mann ersetzt, Und macht, daß wir von Kind zu Kind Des bösen FeindS Bastarden sind.
Der gute Mann, der neu gestärkt Erwacht, und keinen Unrath merkt,
Sucht'seine Gattin halb im Traum,
Und trifft sie an am Lebensbaum, Und, ohne Skrupel und Verdacht,
Was ihr die Schlange weiß gemacht, Nimmt er, uneingedenk der Pflicht,
Den Apfel, den sie eben bricht,
44 Aus ihrer Hand — dankt und beißt an,
Wie Moses uns hat kund gethan. Doch kaum daß er von dannen geht,
Find't er schon Alles umgedreht;
Der Himmel scheint ihm schwarz gewölbt, Sein schönes Weib scheint ihm vergelbt, Erschlafft ihr junger Busen — und
Zu weit und groß ihr Nosenmund.
Der Löwe brüllt mit Ungestüm Ihm nach, kein Hase lauft vor ihm, Die ganze Schöpfung lacht ihn auS,
Vom Elephanten biS zur MauS.
Und muthloö, nackend, roth vor Scham, Die wie ein Frost sie übernahm,
Erborgen sie — unüberlegt,
Von einem Baum, der Feigen tragt.
Sich Blätter, und bedecken sich Zur Hälfte kaum, gar kümmerlich»
Und Gort der Schöpfer ruft ihm zu: WaS thust du Adam, wo bist du? Er horcht und kratzt sich Hinterm Ohr,
Schleicht stumm mit seiner Frau hervor. Die, ungewiß ob Gott auch sah,
Was sie gethan und ihr geschah, Mit aller Last der ersten Scham
Vor's geistliche Gerichte kant.
In seinen Blicken Zorn und Spott,
O, ihr Gefallenen! rief Gott,
Warum erscheint ihr so verblüfft? Was — Adam! hast du angestifr?
45 Benahm ein Apfel aus der Hand
Des Weibes dir schon den Verstand, Wie wirst du wissen, was btt thust,
Wenn du an ihrem Dusen ruhst,
Geschmeichelt und berauscht durch sie
Von Lieb' und Wein und Harmonie? Und dir, Frau Eva — noch so jung !
Dir war Ein Mann noch nicht genung? Selbst hier, wo es nur Einen gibt,
Und der dich wie ein Riese liebt? Wie sollen denn, stellt einst der Lauf Der Zeit und Welt mehr Manner auf,
Sich deine armen Töchter bloß
An Einen halten — halb so groß, In keinem Stücke halb so rar
Und neu, als cs dir Adam war? WaS stehst du da und blickst nur grob
In daS Gesicht, und thust, als ob Für Weiberherzen einerlei
Ein Mann und eine Schlange sey? Gehorsam merk' ich, Ehr' und Pflicht
Äst euer beiden Sache nicht. Gut! Eure Strafe sicht bereit.
Und breite sich in Ewigkeit
Von Eh zu Eh, von Haus zu Haus, Auf eure Söhn' und Töchter aus. Merkt auf! Die Frau soll ewig ein
Abhängiges Geschöpfe seyn Von allen Wirbeln der Natur, Vom Mond — vom Mann — von seiner Uhr,
Von seiner Lauri', es wäre dann
46 Sie launiger alö selbst ihr Mann.
Das Feigenblatt, daö, wie du meinst, So schön dir läßt, weck' auf dereinst
Den Drang, der deine Töchter toll Auf neue Moden machen sott! Selbst unter Mußelin und Flor
Tret' Eva's Lüsternheit hervor. Den Dusen zehnfach eingrschnürt, Gescheh' ihm doch, was ihm gebührt,
Und jede bleib' an Seel und Leib,
Waö du verstecken willst — ein Weib!
Und nun zum Mann! der stch daö Haupt
Des Weibes und der Erde glaubt,
Wenn schon die Mücke, die ihn sticht,
Dem plumpen Irrthum widerspricht. Der, wenn er Korn und Weizen sät,
Nur Stroh dafür und Disteln mäht,
Und immer, zehne gegen Eins! Nur Essig ziehet statt des Weins. So lang' er kann, dünk' er sich frei,
Und £err, selbst in der Sklaverei. Und mach' in seinem Dünkel sich Vor Erd' und Himmel lächerlich!
Doch seine Holle geh' erst an, Wenn eine Frau und ihr Organ,
Ihr Trauungs; und ihr Wochensiaat Sich seiner stillen Wirthschaft naht;
Wenn sie schon in der ersten Nacht Ihm seine Herrschaft streitig macht.
Und sein Defeht sich, Kuß für Kuß,
47 Nach ihren Grillen schmiegen muß,
Und sie für Ein Recht, daS sie gibt,
Zehn Forderungen unterschiebt. Mit ihrer Schwachheit sie beschönl, Und täglich immer weiter dehnt,
Biß ein verdoppeltes Geschrei Ihm vorwirft, daß er Vater sey; Indeß er im Kalender stört, üb auch der Gast ihm angehört.
Für den er jetzt Geleit und Zoll
Und Wegegeld entrichten sott. Menn dann sein Herz sich auSgespült Und federleicht und müßig fühlt.
Und, alt und schwach und seiner satt. Sein
Weib ihn überwunden hat;
Dann fluch' er noch dem Apfelbiß, Der ihm sein Paradies entriß; Dann erst nehm' ihm ein ödes Grab
Den königlichen Zepter ab!
Und wie der Schöpfer sie verdammt,
Thut auch der Eherubim sein Amt: Als war's ein Bettler, heißt er ihn Mit seiner Dirne weiter ziehn.
Und sie — des dummen Sündenfalls
Dermaledeiung auf dem Hals, Sie schlendern nun, wie'ö Gott gefällt
Aus E^en in die weite Welt, Und lauge Weile, Spott und Schmach
Folg't ihnen auf den, Fuße nach.
48 Und unter Blitz und Donner packt
Gott unser