Zur Theorie der A’-Bewegung: Eine universalgrammatische Analyse von Topikalisierungsphänomenen [Reprint 2017 ed.] 3484303808, 9783484303805, 9783110913774

Ausgehend von der Beobachtung scheinbar heterogener sprachspezifischer Eigenschaften von Topikalisierungskonstruktionen

167 87 17MB

German Pages 203 [204] Year 1998

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Inhaltsverzeichnis
Danksagung
Abkürzungen
Vorwort
1. Einführung: Variabilität von Topikkonstruktionen
2. Bisherige Analysen von Topikkonstruktionen und Problemdarstellung
3. Charakteristika der Topikalisierung im Koreanischen: Basisgenerierung oder Bewegung
4. Topik vs. kontrastiver Fokus
5. Kriterien für die Topikdefinition: Definitheitseffekte und Polarisierungsbeschränkung
6. Topikalisierung und Fokussierung im Rahmen der Checkingtheorie
7. Die Frage nach der Topikposition
8. Negationselemente (NEG) und Topikalisierung
Schlußwort
Literaturverzeichnis
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Zur Theorie der A’-Bewegung: Eine universalgrammatische Analyse von Topikalisierungsphänomenen [Reprint 2017 ed.]
 3484303808, 9783484303805, 9783110913774

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Linguistische Arbeiten

380

Herausgegeben von Hans Altmann, Peter Blumenthal, Herbert E. Brekle, Gerhard Heibig, Hans Jürgen Heringer, Heinz Vater und Richard Wiese

Young-Me

Park

Zur Theorie der A-Bewegung Eine universalgrammatische Analyse von Topikalisierungsphänomenen

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1998

Für meine

Eltern

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Park, Young-Me: Zur Theorie der A'-Bewegung : eine universalgrammatische Analyse von Topikalisierungsphänomenen / Young-Me Park. - Tübingen : Niemeyer, 1998 (Linguistische Arbeiten ; 380) ISBN 3-484-30380-8

ISSN 0344-6727

D 30 © Max Niemeyer Verlag GmbH & Co. KG, Tübingen 1998 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt Buchbinder: Industriebuchbinderei Hugo Nädele, Nehren

Inhaltsverzeichnis Danksagung

IX

Abkürzungen

X

Vorwort

1

1. Einführung: Variabilität von Topikkonstruktionen

4

1.0 Einleitung 1.1 Sprachübergreifende Variabilität 1.2 Einzelsprachliche Variabilität 1.2.1 Englisch 1.2.2 Koreanisch 1.3 Zusammenfassung 2. Bisherige Analysen von Topikkonstruktionen und Problemdarstellung; 2.0 Einleitung 2.1 Sprachübergreifende Analysevorschläge 2.1.1 Die klassische CP-Rekursionsanalyse 2.1.2 Die IP-Adjunktionsanalyse 2.1.3 Die Topikpositionsanalyse 2.1.4 Die CP-Rekursionsanalyse 2.1.5 Die CP-Adjunktionsanalyse 2.2 Einzelsprachliche Analysevorschläge 2.2.1 Die Basisgenerierungsanalyse 2.2.1.1 Die klassische Basisgenerierungsanalyse 2.2.1.2 Die neue Basisgenerierungsanalyse 2.2.2 Die Bewegungsanalyse: IP-Spec Analyse 2.2.3 Eine gemischte Analyse 2.2.4 Eine semantische Analyse 2.3 Zusammenfassung 3. Charakteristika der Topikalisierung im Koreanischen: Basis-Generierung oder Bewegung 3.0 Einleitung 3.1 Allgemeine Charakteristika von Topikkonstruktionen im Koreanischen 3.1.1 Topikalisierung in Matrixsätzen 3.1.2 Topikalisierung in eingebetteten Sätzen

4 4 6 6 9 10 11 11 11 12 12 14 16 17 18 19 19 22 27 32 34 36

39 39 40 40 41

VI 3.1.2.1 Kurze Topikalisierung 3.1.2.2 Lange Topikalisierung 3.1.3 Topikalisierung von finiten Komplementsätzen 3.1.4 Topikalisierung von infiniten Komplementsätzen 3.1.5 Topikalisierung aus und in infiniten Sätzen 3.2 Topikalisierung: eine Folge von Basisgenerierung oder Move oP. 3.2.1 Topiks mit Gaps und Topiks ohne Gaps 3.2.2 Topikkonstruktionen mit Gaps als Folge von Bewegung 3.2.3 Topikkonstruktionen ohne Gaps als Folge von Basisgenerierung 3.3 Zusammenfassung 4. Topik vs. kontrastiver Fokus 4.0 4.1 4.2 4.3 4.4

Einleitung Beobachtungen Topik vs. kontrastiver Fokus Zur Analyse des kontrastiven Fokus Zusammenfassung

5. Kriterien für die Topikdefinition: Definitheitseffekte und Polarisierungsbeschränkung 5.0 Einleitung 5.1 Vier Merkmale von Topikkonstruktionen 5.2 Definitheitseffekte im Isländischen: Jonas & Bobaljiks Analyse (1993,1996) 5.2.1 Subjektpositionen und (In)-Definitheit im Isländischen 5.2.2 Die Analyse von Jonas & Bobaljiks (1993,1996) 5.2.3 Zum Status der TP-Spec Position 5.3 Syntaktische Ableitbarkeit des Definitheitseffekts: Die Polarisierungsbeschränkung 5.3.1 Die Polarisierungsbeschränkung 5.3.2 Die Polarisierungsbeschränkung und Topikalisierung 5.3.2.1 Die Polarisierungsbeschränkung und Topikalisierung in Sprachen mit Definitheitseffekten 5.3.2.2 Topikalisierung in Sprachen ohne Definitheitseffekte: Deutsch 5.4 Definitheitseffekte in anderen Konstruktionen 5.4.1 Subjekt-/Objektpositionen im Mandarin 5.4.2 Definitheitseffekt bei Klitisierung in romanischen Sprachen 5.5 Zusammenfassung

41 42 46 47 53 55 55 55 58 62 64 64 64 65 69 71

73 73 73 75 75 76 78 79 79 82 82 84 85 85 86 88

VII

6. Topikalisierung und Fokussierung im Rahmen der Checkingtheorie 6.0 Einleitung 6.1 Das Minimalistische Programm 6.1.1 Minimalistische Grundsätze 6.1.2 Checkingtheorie 6.1.3 Der Status von Greed 6.2 Syntaktische Unterscheidung zwischen Topik und Fokus 6.2.1 Kookkurrenz und Inselasymmetrie 6.2.2 Topik/Fokus Differenz-Analyse 6.2.2.1 Aspekt 1: Der positionelle Unterschied 6.2.2.2 Aspekt 2: Inselasymmetrie 6.2.3 Ein alternativer Vorschlag: Inkorporation von Fok° nach Top° 6.3 Topikalisierung in und aus infiniten Sätzen 6.3.1 Die (Un-)Zulässigkeit von Topikalisierung in und aus infiniten Sätzen 6.3.2 Top0 in finiten und infiniten Sätzen 6.4 Zusammenfassung 7. Die Frage nach der Topikposition 7.0 Einleitung 7.1 Ausgewählte Analysen 7.1.1 Evidenz gegen die CP-Spec-Analyse 7.1.2 Evidenz gegen die IP-Adjunktionsanalyse 7.1.3 Die CP-Spec-Analyse im Rahmen der Analyse Watanabes (1992) 7.2 Inseleigenschaften von Topikkonstruktionen 7.2.1 Die Topikinselasymmetrie bei S-struktureller und LF-Bewegung 7.2.2 LF-Asymmetrien bei Topik-und Relativsatzinseln 7.2.3 Ableitung der Inselasymmetrie für overte und koverte Bewegung: Inkorporationsanalyse 7.3 Die Topikpositionsanalyse: Eine eigene Position für Topiks 7.3.1 Argumente für die Topikpositionsanalyse 7.3.2 Die Topikpositionsanalyse im Rahmen des Minimalistischen Programms 7.3.3 nun als Topikmerkmal? 7.4 Die designierte Topikposition im Koreanischen 7.5 Zusammenfassung 8. Negationselemente (NEG) und Topikalisierung 8.0 Einleitung

90 90 90 90 92 94 96 96 99 99 101 104 107 107 110 111 113 113 113 113 116 121 124 124 125 127 132 132 136 137 139 142 144 144

VIII 8.1 Ein Vergleich der Neg-Elemente im Deutschen, Englischen und Koreanischen: Unterschiedliche Negationsformen 8.1.1 Eigenschaften von Neg-Elementen im Koreanischen: NPI als einzige Neg-Form 8.1.2 Zwei Negationsformen im Deutschen und Englischen 8.2 Nicht-Topikalisierbarkeit von Negationskonstituenten 8.2.1 Unzulässigkeit von NegP-Topikalisierung im Koreanischen 8.2.2 Sheinbare Topikalisierbarkeit von NegPs im Deutschen und Englischen 8.3 Erklärungen für die Nicht-Topikalisierbarkeit von NegPs 8.3.1 Die Unzulässigkeit von NPI-Topikalisierung 8.3.1.1 Generalisierung bezüglich NPIs 8.3.1.2 Das Least-Effort Principle und das Principle of Unambiguous Binding (PUB,) 8.3.2 Nicht-Topikalisierbarkeit inhärenter Neg-Phrasen im Englischen 8.4 Probleme für das Least-Effort Principle und PUB: Scrambling 8.4.1 Projektivitätsparameter (Müller & Sternefeld 1993b) 8.4.2 Alternativer Vorschlag auf der Basis des Prinzips der Parametererhaltung (Fukui 1993a) 8.5 Neg-Voranstellung und Subjekt-Aux-Inversion 8.5.1 Das Neg-Kriterium (Rizzi 1991) 8.5.2 Diachronische Evidenz für die Existenz eines abstrakten Neg-Kopfes 8.5.3 Neg-Kriterium und Verb-Inversion 8.5.4 Der Inversionseffekt als Folge von Merkmalschecking 8.5.4.1 Einzelsprachliche Unterschiede hinsichtlich des VerbInversionseffekts 8.5.4.2 Ausblick: Das Verb-Zweit-Phänomen im Deutschen 8.6 Zusammenfassung

145 145 150 151 151 152 156 156 156 160 163 164 164 166 169 169 170 173 177 177 181 182

Schlußwort

185

Literaturverzeichnis

187

Danksagung Da meine Arbeit ohne die Hilfe zahlreicher Personen nicht hätte entstehen können, möchte ich an dieser Stelle meine Danksagung äußern. Zuerst möchte ich Prof. Dr. Grewendorf danken, der mein Interesse an der Syntax geweckt hat und mich bei meiner Arbeit auf diesem Gebiet durch hilfreiche Kommentare und konstruktive Hinweise gefördert und unterstützt hat. Mein Dank gilt auch Prof. Dr. Leuninger, die mir während meiner Studienzeit ebenfalls Interesse und Spaß an der Linguistik vermittelt hat. In ihren Seminaren und Vorlesungen über Psycho-und Neurolinguistik habe ich mein linguistisches Wissen vielseitig erweitern können. Für die Diskussionsbereitschaft und hilfreichen Kommentare möchte ich mich außerdem bei Eric Fuß, Hans-Martin Gärtner, Joachim Säbel, Chris Wilder und insbesondere bei Susanne Stanek bedanken. Ferner gilt mein Dank auch Professor Dr. Vater und den Betreuern der Reihe Linguistische Arbeiten im Niemeyer Verlag, die mir diese Publikation ermöglicht haben. Für die Bereitstellung von Daten aus dem Koreanischen, dem Englischen und dem Deutschen, dem Bulgarischen und dem Portugiesischen bin ich ebenfalls einer Reihe weiterer Personen zu Dank verpflichtet, u.a. Gi-Ha Choe, Hae-Wook Won, Jeang-Yean Goak, Sun-Ra Ahn, Chris Wilder, July Albrecht, Joachim Säbel, Susanne Stanek und Ruth Seibert, Borjana Dimova und Gustavo Moura. Schließlich möchte ich auch meinen Freundinnen, meiner Familie und v.a. meinem Großvater danken, die mich ständig ermutigt haben und ohne deren Unterstützung meine Arbeit nicht entstanden wäre.

Abkürzungen In meiner Arbeit verwende ich eine Reihe von Abkürzungen, die hier alphabetisch aufgelistet werden: AKK COMP DAT DO DEC ECP FC FOK Fok HMC IND INF 10 KOND LD LOK MCL MP NEG Neg(P) NOM NOML NPI PRÄS PRÄT PROG Q QR REL 1/3 S SAI Spec TG TOG TOP Top

Akkusativ Komplementierer Dativ Direktes Objekt Deklarativsatzmarker Empty Category Principle Funktionale Kategorie Fokusmarker Fokus Head Movement Constraint Indikativ Infinitivsatzmarker Indirektes Objekt Konditionalsatzmarker Links versetzte Elemente Lokativ Minimize Chain Links Minimalistisches Programm Negationsmarker Negations(-Phrasen) Nominativ Nominalisierer Negative Polaritäts-Elemente Präsens Präteritum Progressiv Fragemarker Quantoren Anhebung Relativsatzmarker erste/dritte Singular Subjekt-Auxiliar-Inversion Spezifikator Topik mit Lücke Topik ohne Lücke Topikmarker Topik

top V/2 WS

Topikmerkmal Verb-Zweit Weiter Skopus

Vorwort Da das Topikalisierungsphänomen nur unter Berücksichtigung semantischer, pragmatischer und syntaktischer Aspekte analysiert werden kann, wurde es bisher von den Syntaktikern unter den Linguisten eher vernachlässigt und im Gegensatz zu anderen A'Bewegungstypen wie Wh-Bewegung nur rudimentär erforscht. Erst in den letzten Jahren hat das Phänomen der Topikalisierung in der einschlägigen syntaktischen Literatur an Bedeutung gewonnen, insbesondere aufgrund der Tatsache, daß Topikkonstruktionen zahlreiche syntaktisch interessante Aspekte aufweisen. Bisher gibt es jedoch keine Analyse, die die vielfältigen Aspekte von Topikalisierung umfassend und systematisch erfassen könnte. Das Ziel meiner Arbeit ist, diese Aspekte des Topikalisierungsphänomens zu untersuchen und herauszufinden, was sich hinter dieser Vielfalt verbirgt, um zu einem systematischen, einheitlichen Bild von Topikalisierung in verschiedenen Sprachen zu gelangen. In meiner Untersuchung werde ich zunächst zeigen, daß den bisherigen Analysen für das Deutsche und anderen Sprachen, also den sprachübergreifenden Topik-Analysen, gewisse Probleme gemeinsam sind: die Voranstellungsmöglichkeit von Negationselementen im Deutschen und im Englischen vs. die Unzulässigkeit von Topikalisierung von Negationselementen in anderen Sprachen und die sehr umstrittene Frage nach der Lokalisierung der Topikposition. Schließlich scheinen sich Sprachen ohne mehrfache Topikalisierungs- bzw. Voranstellungsmöglichkeit wie das Deutsche von Sprachen wie dem Englischen, die Mehrfachvoranstellung aufweisen, zu unterscheiden. Diese beiden Typen von Sprachen unterscheiden sich überdies scheinbar von einem dritten Typ, wie es durch das Koreanische repräsentiert wird, wo mehrfache Topikalisierung vorliegt (wie im Englischen), die Distribution von Topiks nach gängiger Auffassung aber uneinheitlich ist. Diese Probleme stellen die Hauptthemen der vorliegenden Arbeit dar. Da sie nicht als einzelsprachlich-spezifisch, sondern als sprachübergreifend anzusehen sind, werde ich sie in universellem Rahmen diskutieren. Infolgedessen werde ich für all diese Probleme eine einheitliche Analyse vorschlagen, die aus universeller Sicht motiviert ist und aus einem Vergleich verschiedener Sprachen (u.a. Deutsch, Koreanisch und Englisch) entwickelt werden soll, wobei ich mich hauptsächlich auf die Checkingtheorie des Minimalistischen Programms (Chomsky, 1993,1994,1995) stützen werde. Die Arbeit ist folgendermaßen gegliedert: Kapitel 1 soll als Einleitung zur vorliegenden Arbeit dienen, um zu demonstrieren, wie unterschiedlich sich Topikalisierung sowohl sprach-übergreifend als auch sprachspezifisch verhält. Die Variabilität des Topikalisierungsphänomens wird anhand von Beobachtungen aus verschiedenen Sprachen illustriert. Im Kapitel 2 werden die in der einschlägigen Literatur vorgeschlagenen Analysen der in Kapitel 1 skizzierten Topikalisierungsvarianten diskutiert und einer Kritik unterzogen. Dabei wird deutlich, daß die bisherigen Analysevorschläge keine universelle Erklärung

2 der Topikalisierungsphänomene am Kapitel 1 liefern können. Außerdem lassen sie eine Reihe weiterer Topikalisierungsphänomene unerklärt, die in den Kapiteln 3-4 einer Analyse zugeführt werden. In Kapitel 3 werde ich zeigen, daß die Frage, ob im Unterschied zum Deutschen Topikalisierung in Sprachen wie dem Koreanischen als Folge von Bewegung oder als Basisgenerierung zu analysieren ist, nur unter Berücksichtigung der Existenz zweier unterschiedlicher Typen von Topiks gelöst werden kann: Topiks mit Gaps und Topiks ohne Gaps. Ich werde dafür argumentieren, daß erstere durch einen Bewegungsprozeß erzeugt werden, letztere hingegen als basisgeneriert zu analysieren sind. Dies setzt allerdings voraus, daß ich allgemeine Charakteristika des Topikalisierungsphänomens im Koreanischen darstelle, das aus universalgrammatischer Perspektive interessante Eigenschaften aufweist und deshalb eine über die bisherige rudimentäre Forschung hinausgehende Untersuchung verdient. Hierbei bleibe ich im theoretischen Rahmen der präminimalistischen Prinzipien- und Parametertheorie (Chomsky, 1981, 1986a, 1986b, 1991). Die Diskussion der Topikalisierung in Kapitel 3 dient als Grundlage für die Diskussion in den nachfolgenden Kapiteln. In Kapitel 4 werde ich mich dem Problem zuwenden, weshalb anders als im Deutschen die Topikdistribution im Koreanischen nicht einheitlich ist. In der letztgenannten Sprache können Topiks scheinbar in situ oder in nicht-satzinitialen Positionen stehen. Ich werde zeigen, daß es sich bei den relevanten vorangestellten und in situ Phrasen um zwei verschiedene syntaktische Kategorien handelt: Topiks und kontrastive Foki. Da aus dem Kontrast zwischen Topiks und kontrastiven Foki in Kapitel 4 hervorgeht, daß die gängige syntaktische Definition von Topikalisierung als Bewegung in eine Satzperipherieposition für die Identifizierung eines Topiks nicht ausreicht, werde ich in Kapitel 5 vier Identifikationsskriterien für Topiks vorschlagen und deren Notwendigkeit für die Topikdefinition erläutern. Anschließend werde ich versuchen, aus Eigenschaften von Topikkonstruktionen in Sprachen wie dem Deutschen und dem Koreanischen das semantische Phänomen des Definitheitseffekts syntaktisch abzuleiten, der trotz seiner vielseitigen syntaktischen Relevanz in der Literatur bislang kaum beachtet wurde. Hierfür werde ich eine Polarisierungsbeschränkung postulieren, derzufolge ein Kopf mit einem schwachen Spezifizitätsmerkmal [+S] in Spec-Kopf-Relation mit einem Spezifikator stehen muß, der durch ein Element mit einem starken [+S] Merkmal besetzt ist. Ferner werde ich zeigen, daß diese Beschränkung auch Sprachen wie das Deutsche, in denen Topikalisierung ohne Definitheitseffekte auftritt, erfassen kann. Abschließend werde ich zeigen, daß diese Beschränkung auch für andere Sprachen und Konstruktionen Geltung besitzt. In Kapitel 6 soll die im Deutschen nicht zu beobachtende unterschiedliche Fixierung der Topik- und Fokuspositionen in verschiedenen Sprachen thematisiert werden. Entgegen der Standardauffassung werde ich demonstrieren, daß auch im Englischen Topik und Fokus angesichts der unterschiedlichen Positionen und Inseleffekte unterschiedlich zu analysieren sind. Danach wird eine in der Syntax ungelöste Frage - die Asymmetrie zwischen kurzer und langer Topikalisierung aus infiniten Sätzen - anhand des Deutschen,

3 des Englischen und Koreanischen diskutiert. Ich werde zur Lösung dieser beiden Probleme einen Vorschlag unterbreiten, der auf der Checkingtheorie beruht, die Chomsky im Minimalistischen Programm entwickelt hat (Chomsky 1993,1994,1995). In Kapitel 7 werde ich der Frage nachgehen, wo die Topikposition zu lokalisieren ist. Ich werde versuchen, die in der Forschung am weitesten verbreiteten Analysen, wie die CP-Spec-, die IP-Adjunktions- und die Topik-Spec-Positionsanalyse, auf das Topikalisierungsphänomen im Koreanischen zu übertragen. Ich werde zeigen, daß weder die CPSpec- noch eine IP-Adjunkt-Position als Topikposition in Betracht kommen, und daß Topiks eine für sie bereitstehende Position, nämlich die Spec-Position einer Topikprojektion, besetzen. Anschließend werde ich argumentieren, daß diese Topikpositionsanalyse sowohl empirisch als auch konzeptuell gut motiviert ist und universelle Gültigkeit besitzt. Im abschließenden Kapitel 8 werde ich der Ursache für den Kontrast zwischen der Voranstellungsmöglichkeit von Negationselementen im Deutschen und im Englischen und der Unzulässigkeit von Topikalisierung eines Negationselements im Koreanischen nachgehen. Ich werde zeigen, daß die Voranstellungsmöglichkeit eines Negationselements nicht als eine Folge von Topikalisierung, sondern von Fokussierung zu analysieren ist, so daß die Nicht-Topikalisierbarkeit des Negationselements universell gilt. Anschließend wird der Inversionseffekt im Deutschen und Englischen diskutiert, der bei der Voranstellung von Negationselementen obligatorisch auftritt. Ich werde zeigen, daß sich dieser Effekt aus dem sog. Neg-Kriterium (Rizzi 1991) ableiten läßt, demzufolge ein vorangestelltes Negationselement mit einem [+neg] markierten X° in einer SpecKopf-Relation stehen muß. Ein entscheidendes Problem für das Neg-Kriterium liegt in den unterschiedlich erscheinenden Verb-Inversionseffekten im Deutschen und Englischen: Im Gegensatz zum Deutschen kann im Englischen nicht jedes finite Verb an der Inversion partizipieren, sondern nur Auxiliarverben. Als Lösung hierfür werde ich eine Alternative zu Rizzis Analyse vorschlagen, die auf der Idee der Checkingtheorie basiert: Einzelsprachlich unterschiedliche V-Bewegungen sind auf die parametrisierte Stärke der betreffenden V-Merkmale zurückzuführen. Abschließend werde ich als mögliches Anwendungsgebiet meiner alternativen Checkinganalyse das Ausbleiben des V/2-Effekts bei lexikalischer Besetzung von C° im Deutschen diskutieren.

1 Einführung: Variabilität von Topikkonstruktionen 1.0 Einleitung Kapitel 1 soll als einleitender Teil meiner Arbeit dienen, in dem ich zeigen werde, wie unterschiedlich sich Topikalisierung sowohl sprach-übergreifend als auch einzelsprachlich verhält. In Abschnitt 1.1 werde ich anhand zahlreicher Daten illustrieren, welche Unterschiede die Topikkonstruktionen in verschiedenen europäischen Sprachen aufweisen. In Abschnitt 1.2 werde ich die einzelsprachliche Variabilität des Toipikalisierungsphänomens anhand von englischen und koreanischen Daten betrachten.

1.1 Sprachübergreifende Variabilität 1 Wenn wir die eingebetteten Sätzen in (1) betrachten, so können wir beobachten, daß Topikalisierung im Deutschen einen lexikalischen Komplementierer ausschließt und den V/2-Effekt auslöst. Im Englischen fällt weder der lexikalische Komplementierer weg, noch muß die ursprüngliche Verbstellung verändert werden: In (lb) wurde to Tom einfach dem Subjekt vorangestellt: (1)

a. Ich glaube [den Fritz mag jeder] b. I think [that to Tom Mary gave a book]

Eine weitere interessante Datenlage finden wir im Bulgarischen: Weder sind lexikalische Komplementierer ausgeschlossen, noch ist der V/2-Effekt zu beobachten. Hierin unterscheidet sich das Bulgarische vom Deutschen. Außerdem befindet sich das topikalisierte Element nicht rechts, sondern links vom Komplementierer, was einen Kontrast zum Englischen darstellt: (2)

a. Znaeh Ivan ce ste hodi na kino. wußte- ls Topik daß wird geht-3s ins Kino 'Ich wußte, daß Ivan (Top) ins Kino gehen wird.' (Rudin 1986:30, Bsp.(35a))

Als Daten dienen in diesem Kapitel vornehmlich eingebettete Sätze, da diese die Distributionsunterschiede eindeutiger erkennen lassen als Matrixsätze. Es gibt jedoch eine Uneinigkeit hinsichtlich der Datenbewertung (2a,b). Borjana Dimova weist darauf hin, daß die Beispielsätze ihrer Intution nach äußerst markiert sind: Sie sind zwar mit einer kontrastiven Ergänzung grammatisch, allerdings sind sie auch in diesen Fällen nicht gebräuchlich.

5 b. Ulicata, pazara kudeto e... Straße-die Markt(Top) wo '...die Straße, Markt (Top) wo ...' (Rudin 1986:125, Bsp.(4b)) Sowohl im daß- Satz (2a) als auch im Relativsatz (2b) geht das topikalisierte Element dem Komplementierer voran 3 Auch der in Relativsätzen auftretende Komplementierer deto, der mit anderen WhRelativpronomen komplementär verteilt ist, muß dem Topik folgen: ' (3)

^ v v Zenata, naj-sloznite pesni deto peese Frau-die meist-komplexe Lieder daß sang-3s 'Die Frau, die die komplexesten Lieder (Top) sang.' (Rudin 1986:128, Bsp. (10c))

Interessanterweise kann im Bulgarischen ein Element sogar in eine Position links von der Wh-Phrase (sogar von mehrfachen Wh-Phrasen) topikalisiert werden: (4)

Boris na kogo kakvo kaza [ce ste dade--]? Boris(TOP) zu wem was sagte daß will geben-3s 'Zu wem sagte Boris (Top), daß er was geben will?' (Rudin 1988:451, Bsp.(7a))

Das Matrixsubjekt Boris wurde hier vor die zwei im Matrixsatz stehenden Wh-Phrasen na kogo und kakvo topikalisiert. Da alle Wh-Phrasen im Bulgarischen s-strukturell nach CP-Sj)ec bewegt werden müssen, muß das Topik eine Position oberhalb der CP einnehmen. Zusammenfassend ist festzuhalten, daß Topiks im Bulgarischen außerhalb der CP stehen. In den skandinavischen Sprachen sind sowohl Komplementierer als auch der V/2 Effekt in Konstruktionen mit Topikalisierung zulässig, was einen Kontrast zum Deutschen

5

6

Die komplementäre Distribution von ce und Wh-Phrasen deutet darauf hin, daß ce ein Komplementierer ist: ce kommt nur in einer bestimmten Position (nämlich an der Satzperipherie) vor. Im Gegensatz zu anderen Konjunktionen leitet ce Komplementsätze ein (vgl. Rudin (1986)). Laut Rudin (1986,1988) müssen Wh-Wörter Topik-Phrasen folgen und nicht umgekehrt. Auch bezüglich Satz (3) unterscheidet sich Borjana Dimovas Bewertung von jener Rudins: Dimova beurteilt ihn als ungrammtisch. Im Gegensatz zu (2b) könne auch eine kontrastive Ergänzung die Grammatikalität von (3) nicht verbessern. Außerdem weist Dimova darauf hin, daß der Komplementierer deto als eine Reduktionsform von kadeto anzusehen und in diesem Kontext als dialektal zu bewerten ist. Der grammatische Satz müßte lauten: (3)' Zenata, kojato peese naj-sloznite pesni Wh-Phrasen im Bulgarischen können nicht in-situ bleiben, so daß LF-Bewegung für mehrfache WhPhrasen in dieser Sprache nicht in Frage kommt (vgl. Rudin (1986,1988), Müller (1992), Koizumi (1994)).

6 aufweist. Lexikalische Komplementierer sind sogar obligatorisch: (5)

Vi ved at denne bogt harj han ikke laest q Wir wissen, daß dieses Buch(Top) hat er nicht gelesen. (Aus Vikner (1990) zitiert: Haider (1993:194, Bsp. (22))

Die vorangegangene Darstellung hat gezeigt, daß das Phänomen der Topikalisierung (u.a. in eingebetteten Sätzen) in verschiedenen Sprachen unterschiedliche Eigenschaften aufweist, die hier noch einmal kurz zusammengefaßt werden sollen: • • • •

Deutsch: ohne Komplementierer, V/2-Effekt Englisch: mit Komplementierer, Topik nach Komplementierer Bulgarisch: Topik vor Komplementierer Skandinavisch: mit Komplementierer, V/2-Effekt

Diese sprachübergreifende Variabilität der Topikalisierung ist auch innerhalb einzelner Sprachen zu beobachten. Sowohl im Englischen als auch im Koreanischen scheint dies der Fall zu sein, wie ich im folgenden Abschnitt darlegen werde.

1.2 Einzelprachliche Variabilität Wie wir im folgenden sehen werden, lassen sich unterschiedliche Realisierungsmöglichkeiten von Topikalisierung auch innerhalb einer Sprache feststellen.

1.2.1 Englisch Das Topikalisierungsphänomen im Englischen ist vielfach Gegenstand von Diskussionen gewesen (vgl. Müller&Sternefeld (1990,1993), Rochemont (1989), Baltin (1982), Lasnik&Saito (1992), Pesetzky (1989), Watanabe (1988), Langendoen (1979)). Betrachten wir folgende Daten: (6)

a. *I wonder to whom that book he gave. (Müller & Sternefeld, 1990) b. *I wonder what on the table Mary put.(Rochemont, 1989) c. *I wonder on the table; what Mary put t;.(Rochemont, 1989)

Hieraus wird ersichtlich, daß Topik- und Wh-Phrasen im Englischen innerhalb eines Satzes nicht gleichzeitig auftreten dürfen: Weder die Reihenfolge Topik nach Wh-Phrase (6a,b) noch Topik vor Wh-Phrase (6c) ist in diesen eingebetteten Sätzen zulässig.7' Allerdings hält Pesetzky (1989) die Kookkurrenz in folgenden eingebetteten Sätzen für zulässig

7 Hingegen sind Topik- und Wh-Phrasen in Matrixsätzen interessanterweise besser verträglich (vgl. Pesetzky 1989, Bsp. (39,40)): (7)

a. b. c. d. e. f. g.

?A book like this, why should I buy? ?This book, to whom should we give? ?These prices, what can anyone do about? ?To Bill, what will you give for Christmas? ?And a book like this, to whom would you give? ?And to Cynthia, what do you think you will send? ?With Bill, what did you discuss?

In (7) stehen die Topiks vor den Wh-Phrasen, und die Sätze sind fast vollkommen akzeptabel. Dahingegen ist die umgekehrte Reihenfolge, Wh- vor Topikphrase, unzulässig (vgl.(8)):

(Pesetzky 1989, Bsp. (41,42)): (i) a. ?I wonder why a book like this, I should buy. b. ?I wonder to whom this book we should give. c. ?Tell me what to Bill you're going to give for Christmas. Die Topiks müssen in diesen Konstruktionen Pesetzky zufolge jedoch rechts von den Wh-Phrasen stehen, was einen Kontrast zum Matrixsatz darstellt: (ii) a. *I wonder a book like this, why I should buy? b. *I wonder this book to whom we should give. c. *Tell me this book to whom you will give. Diese Uneinigkeit hinsichtlich der Bewertung der eingebetteten Sätze (vgl. (i) und (6)) ist auf eine idiolektale Parametrisierung zurückzuführen. Ich werde aus folgenden Gründen an der Ungrammatikalität der Beispiele in (6) festhalten. Erstens beurteilen die meisten Linguisten die Kookkurrenz von Wh- und Topikphrasen als unzulässig Zweitens scheinen alle Informanten darin einig zu sein, daß lange Wh-Extraktion über die Topikphrase hinweg nicht zugelassen ist. Dies ist im übrigen konsistent mit den unzulässigen Kookkurrenzfallen (6).

Es gibt jedoch einen Relativsatz, der ein Topik zuläßt, was der allgemeinen Datenlage widerspricht: (i) The man to whom liberty;, we could never grant t,... (Baltin 1982) Dieser Satz darf jedoch nicht überbewertet werden, da Topiks in Relativsätzen generell ausgeschlossen sind. Rochemont (1989) weist daraufhin, daß die zulässige Topikalisierung in Relativsätzen wie in (i) eher marginal ist, da sich kaum parallele grammatische Beispiele finden lassen (Rochemont 1989:166): (ii) a. *He's a man who liberty we could never grant to. b. ??He's a man from whom money we could never take. c. *He's a man who money we could never take from. d. T h i s is the book that under the table I saw e. *That is the park where John I talked to. f. ??That's the sort of liberty that to Bill we could never grant. g. *The man to whom that book, I gave.... Hieraus ist ersichtlich, daß die Zulässigkeit der Topikalisierung im Relativsatz (i) vielmehr als ein markierter Fall anzusehen ist.

8

(8)

a. *Why a book like this should I buy? b. *To whom this book should Bill give? c. *To whom should this book Bill give?

Der Kontrast zwischen (7) und (8) zeigt, daß die Reihenfolge Topik- vor Wh-Phrase in Matrixsätzen obligatorisch ist. Aus diesen Beobachtungen ergibt sich, daß im Gegensatz zu eingebetteten Sätzen Topik- und Wh-Phrasen in Matrixsätzen kookkurrieren können, vorausgesetzt, das Topik geht der Wh-Phrase voran. Ferner scheint Topikalisierung im Englischen sogar bei //zaMComplementsätzen wie im Skandinavischen (5) eine Subjekt-AUX-Inversion auszulösen: (9)

John swore that under no circumstances would he accept their offer (Authier 1992: 330, (3a))

Die Besonderheit des Beispielsatzes in (9) besteht darin, daß das Topik under no circumstances ein negatives Element ist. Die Voranstellung dieses Elements verlangt eine obligatorische Subjekt-AUX-Inversion. Dahingegen löst die Topikalisierung einer positiven NP normalerweise keine Inversion aus (vgl.(lb)). Schließlich sind Fälle zu beobachten, in denen zwei Elemente vorangestellt sind (Koizumi 1994, Bsp. (17)): (10)

a. Becky said that these books, only with great difficulty can she carry, b. He said that beans, never in his life had he been able to stand.

Angesichts dieser Daten würden wir prognostizieren, daß im Englischen mehrfache Topikalisierung zugelassen ist. In diesem Abschnitt haben wir beobachtet, daß das Topikalisierungsphänomen im Englischen je nach Konstruktion variiert. In Matrixsätzen können Wh- und Topik-Phrasen Culicover (1991) zufolge können Topiks in eingebetteten Sätzen nicht mit allen Wh-Phrasen kookkurrieren (i). Kookkurrenz sei nur mit why/ how come möglich, was unserer Beobachtung widersprechen würde (ii): (Culicover 1991, Bsp. (6),(66)) (i) a. *I asked what, to Lee, Robin gave. b. *Lee forgot which dishes, on the table, you are going to put. c. *Robin knows where, the birdseed, you are going to put. (ii) a. I asked why/how come, to Lee, Robin gave the book. b. Lee forgot why/how come, on the table, you are going to put the dishes. c. Robin knows why/how come, the birdseed, you are going to put in the bird feeder. Culicover fuhrt diese Datenlage auf eine spezielle Eigenschaft von why/ how come zurück. Laut Culicover werden diese Ausdrücke außerhalb der IP basis-generiert, während die anderen Wh-Phrasen nur durch Bewegung in eine IP-externe Position gelangen (Culicover 1991:22-25). Als Folge können die Topikphrasen keine Barriere für why/ how come errichten (vgl.(ii)).

9 kookkurrieren. In eingebetteten Sätzen besteht diese Kookkurrenzmöglichkeit nicht. Außerdem verlangt die Topikalisierung bestimmter Phrasen, wie z.B. negativer Konstituenten, eine obligatorische Subjekt-AUX-Inversion. Schließlich können sogar zwei Elemente simultan vorangestellt werden, so daß mehrfache Topikalisierung im Englischen offenbar möglich ist. Im folgenden wollen wir uns den Topikalisierungsmöglichkeiten im Koreanischen zuwenden.

1.2.2 Koreanisch Auch bei Topikalisierung im Koreanischen zeigt sich ein uneinheitliches Bild:11 (11)

a. guchaek-un [John-i Mary-ege e; su-ess-da] das Buch-TOP John-NOM Mary-DAT gab 'Das Buch(Top) hat John Mary gegeben.' b. ssaengsseon-un yeone-ga madiss-da. Fisch-TOP Lachs-NOM ist delikat c. [John-i Mary-ege guchaek-un su-ess-da] John-NOM Mary-DAT das Buch-TOP gab d. gu chaekrun [John-i Mary-ege-nun ej su-ess-da] das Buch- TOP John-NOM Mary-DAT-TOP gab e. *amu-do-nun [Cheolsu-ga e; bo-si an-ass-da]. jeder-NEG-TOP Cheolsu-NOM sehen nicht-PRÄT 'Cheolsu sah niemanden.'

In (1 la) wurde das Objekt topikalisiert. Im Koreanischen muß eine Topikphrase im Gegensatz zu anderen Sprachen - z.B. Englisch - mit einem bestimmten Morphem -(n)un versehen werden, so daß hier ein topikalisiertes Element äußerlich immer erkennbar

Bei der Übersetzung der folgenden koreanischen Topik-Konstruktionen ergibt sich ein Problem, das ich am Beispiel (IIb) verdeutlichen will. Eine abstrakte Übersetzung, die dem koreanischen Original am treusten ist, wäre (i): (i) 'Über Fisch wird gesprochen - Lachs ist delikat.' Eine mögliche deutsche Paraphrase wäre (ii): (ii) 'Was Fisch betrifft, so ist Lachs delikat.' Letztere ist jedoch eine Übersetzung, die nicht der Generalität der koreanischen Topikkonstruktionen entspricht, die einen viel weiteren Anwendungsbereich hat. In der Übersetzung was X betrifft wird das koreanische Original nur unzureichend nachgeahmt. Wir sehen uns der Tatsache gegenüber, daß zwei Sprachen nicht linear übersetzbar sind. Aus diesem Grunde verzichte ich auf eine deutsche Übersetzung bei vielen der folgenden Beispielsätze und beschränke ich mich auf eine inter-lineare Übersetzung. (j (IIa) und (1 lc-d) haben dieselbe Bedeutung.

10 12

ist. Die Objektposition darf nicht lexikalisch besetzt werden, was darauf hindeutet, daß sie die zurückgebliebene Spur des bewegten Topikelements enthält. Im Gegensatz zu (IIa) enthält (IIb) keine Lücke (das Prädikat ist ein einstelliges Verb). Dennoch ist ssaengson mit dem -(n)wt-Marker versehen und dementsprechend als Topik zu interpretieren. Offensichtlich kann die Topikalisierung in (IIb) nicht durch Bewegung entstanden sein, was einen Kontrast zu (1 la) aufweist. In (11c) ist zu beobachten, daß das Element mit dem -(^ww-Marker nicht satz-initial steht, sondern in situ bleibt. Daraus könnte man schließen, daß Topikalisierung im Koreanischen analog zur Wh-Bewegung keine S-strukturelle Bewegung, sondern eine Art von LF-Bewegung involviert.13 (1 ld) zeigt, daß sogar mehrere mit einem -(n)un- Marker versehene Elemente in einem einzigen Satz auftreten können, woraus man folgern könnte, daß mehrfache Topikalisier-ung im Koreanischen möglich ist. In ( l l e ) sehen wir, daß Negationselemente im Koreanischen nicht topikalisierbar zu sein scheinen (vgl. mit under no circumstances in (9)). Das Neg-Element amudo in ( l l e ) ist nicht mit dem -(n)un- Marker verträglich. Dieser kurze Blick auf die Datenlage hat gezeigt, daß eine Topik-Analyse für das Koreanische Topiks ohne Lücke (IIb), Topiks in situ (11c), mehrfache Topik-konstruktionen (1 ld) und schließlich die unzulässige Topikalisierung von Neg-Elementen ( l l e ) berücksichtigen muß. Auf den ersten Blick weist das Phänomen der Topikalisierung im Koreanischen somit ein ungewöhnliches und inkonsistentes Ver-halten auf, das eine systematische und tiefergehende Analyse geradezu herausfordert.

1.3 Zusammenfassung Bereits der kurze Überblick über die verschiedenen Erscheinungsformen der Topikalisierung sowohl auf der sprachübergreifenden als auch auf der einzelsprachlichen Ebene deutet auf die Schwierigkeiten hin, mit der eine universelle deskriptive Analyse konfrontiert ist. Im folgenden werde ich einige der Probleme, die sich diesbezüglich stellen, exemplarisch anhand der gängigen Hypothesen erörtern. In diesem Zusammenhang werde ich insbesondere auf Lösungsvorschläge bzgl. der Topikalisierung im Koreanischen eingehen.

12

Der syntaktische Status des Morphems 13

-(n)un wird

in Abschnitt 3.1.1 und 7.3.1 ausfuhrlich behan-

d e , t

Watanabe (1992) nimmt an, daß Wh-Konstruktionen in Wh-in situ Sprachen (vgl. u.a. Huang 1981, 1982) wie z.B. dem Koreanischen S-strukturelle Wh-Bewegung involvieren, wobei die CP-Spec Position durch einen leeren Operator besetzt wird (vgl. Aoun & Li 1993). Zu dieser Hypothese s. Abschnitt 7.1.3.

2 Bisherige Analysen von Topikkonstruktionen und Problemdarstellung 2.0 Einleitung In diesem Kapitel werde ich darstellen, wie die in Kapitel 1 aufgezeigten Probleme hinsichtlich des Topikalisierungsphänomens sowohl sprachübergreifend als auch sprachspezifisch in der Literatur behandelt worden sind. Entsprechend der Vielfalt der Probleme variieren die bisherigen Analysen. Die systematische Darstellung dieser Analysen soll dazu dienen, ihre jeweiligen Vor- und Nachteile herauszuarbeiten und miteinander zu vergleichen. Hierbei werde ich zeigen, daß einige Probleme, die koreanischen Daten aufwerfen, auch in anderen Sprachen zu beobachten sind und daher in sprachübergreifendem Rahmen berücksichtigt werden sollten. Dies will ich in Abschnitt 2.1 versuchen. Hierbei werde ich mich v.a. auf die Datenlage im Englischen, Deutschen und Bulgarischen konzentrieren. In Abschnitt 2.2 werde ich bisherige Analysen des Topikalisierungsphänomens im Koreanischen vorstellen: Ich werde zeigen, daß auch diese sprachinternen Analysen sehr stark voneinander abweichen.

2.1 Sprachübergreifende Analysevorschläge In der Literatur lassen sich fünf Typen von Topikkonstruktions-Analysen unterschieden: • Klassische Analyse: CP-Rekursion, wobei das Topik unter der höheren CP basisgeneriert ist. (Chomsky (1977), Cardinaletti (1986), Koster (1986)) • IP-Adjunktion: Baltin (1982), Fukui (1986), Saito (1985, 1987), Rochemont (1989), Lasnik & Saito (1989, 1992), Pesetzky (1989) • Topikposition: Müller & Sternefeld (1990, 1993a), Sternefeld (1991), Zwart (1993) • CP-Rekursion: (für affektive Elemente in eingebetteten Sätzen) Authier (1992), Rizzi & Roberts (1989), Rizzi (1991) • CP-Adjunktion: (für das Bulgarische) Rudin (1986) In den folgenden Abschnitten will ich diese fünf Analysen skizzieren und auf mögliche Schwachstellen prüfen.

12 2.1.1 Die klassische CP-Rekursionsanalyse Der klassischen Analyse von Topikalisierung zufolge (Chomsky 1977) müssen für Topik-Strukturen zwei CPs (S' und S") angenommen werden, wobei das Topik in der oberen CP steht.1 Die zentrale Idee dieser Analyse besteht darin, Topiks (la) und LDs (=Linksversetzte Elemente) (lb) als Elemente zu analysieren, die dieselbe S-strukturelle Position besetzen: (Lasnik & Saito 1992:75, Bsp. (27),(28)) (1)

a. John, I like t. b. John, I like him.

So kann man gewisse syntaktische Analogien zwischen diesen beiden Konstruktionstypen erfassen (vgl. Chomsky 1977). Analog zu LDs werden Topiks folglich auch als basisgeneriert analysiert. Die leeren Positionen - Objektpositionen - sind dann über einen leeren Operator mit dem Topik koindiziert. Ein entscheidendes Problem dieser Analyse ist, daß sie nicht erklären kann, warum Topiks und LDs in eingebetteten Sätzen unterschiedlich distribuiert sind: Nur Topiks können in eingebetteten Sätzen auftreten (vgl.(2a)), nicht aber LDs (vgl.(2b)): (Lasnik& Uriagereka 1988:156, Bsp. (55)) (2)

a. That LSLT you should read t, is obvious, b. *That LSLT you should read it, is obvious.

Mit anderen Worten, die CP-Rekursionsanalyse würde fälschlicherweise prognostizieren, daß in eingebetteten Sätzen weder Topiks noch LDs zulässig sind: Denn die eingebettete CP (=S') kann nicht in die höhere CP (=S") wie im Matrixsatz eingebettetet sein. Als Folge dürfte keine Position für Topiks in eingebetteten Sätzen existieren, was jedoch nicht der Fall ist, wie (2a) illustriert (vgl. Lasnik& Uriagereka 1988). Wie wir im folgenden sehen werden, versucht die IP-Adjunktionsanalyse dieses Problem zu umgehen.

2.1.2 Die IP-Adjunktionsanalyse Das Problem der klassischen Analyse - die asymmetrische Distribution von Topiks und LDs in eingebetteten Sätzen - wird zum zentralen Gegenstand der zweiten Analyse. Topiks und LDs werden aufgrund ihrer unterschiedlichen Distribution ((2a) und (2b)) diffe-

Auch Cardinaletti (1986) nimmt für Topiks im Deutschen eine analoge Analyse an (vgl. Koster (1986)).

13 rent behandelt: Nur der zweite Konstruktionstyp wird als basisgeneriert analysiert. Demgegenüber wird Topikalisierung als Ergebnis von Bewege-a angesehen. Da Topiks im Englischen in eingebetteten Sätzen auftreten können und dort Komplementierern (s. Kapitel 1, Bsp. (lb)) folgen müssen, können sie der IP-Adjunktionsanalyse zufolge nicht unter CP stehen, sondern müssen an die IP adjungiert sein (Baltin(1982), Rochemont(1989), Lasnik & Saito( 1989,1992)). Ein entscheidendes Problem im Zusammenhang mit der IP-Adjunktionsanalyse besteht darin, daß Topik- und Scrambling-Konstruktionen unter ein- und dieselbe Analyse subsumiert werden müssen, obwohl verschiedene syntaktische Asymmetrien zwischen diesen beiden Konstruktionstypen existieren. Eine davon ist die Inselasymmetrie, die darin besteht, daß nur Topikkonstruktionen Inseln schaffen, Scramblingkonstruktionen hingegen nicht.2' Die IP-Adjunktionsanalye müßte, um dieser Asymmetrie gerecht zu werden, postulieren, daß die IP-Adjunktionsposition für Scrambling nicht als Landeposition zur Verfügung steht. Pesetzkys (1989) Analyse gleicht in weiten Teilen der eben skizzierten IPAdjunktionsanalyse. Dennoch macht er aufgrund der Asymmetrie zwischen Matrix- und eingebetteter Topikalisierung in Wh-Konstruktionen (s. Kapitel 1, Beispiele (7) und (8)) die sjDrachspezifische Annahme, daß Matrixsätze im Englischen nicht CPs, sondern IPs sind. Betrachten wir folgende Beispiele: (3)

5

a. b. c. d. e. f. g.

?A book like this, why should I buy? ?This book, to whom should we give? ?These prices, what can anyone do about? ?To Bill, what will you give for Christmas? ?And a book like this, to whom would you give? ?And to Cynthia, what do you think you will send? ?With Bill, what did you discuss?

Der Topikinseleffekt wird dadurch erklärt, daß die IP-Adjunktion eine Barriere schafft, so daß weitere Extraktion eine Subjazenzverletzung ergeben würde (Lasnik&Saito (1992), Baltin (1982)). Diese Erklärung müßte jedoch auch für Scrambling Gültigkeit haben, so daß die Inselasymmetrie zwischen Topikalisierung und Scrambling auf diese Weise nicht zu erfassen ist. Zu bemerken ist hierbei, daß die Vertreter der IP-Adjunktionsanalyse die Tatsache nicht berücksichtigen, daß Scrambling keinen Inseleffekt mit sich bringt. Das liegt vermutlich daran, daß es im Englisehen kein Scrambling gibt. Eine ausführliche Diskussion dieser Inselasymmetrie folgt in Abschnitt 7.1.2 anhand des Koreanischen. Für weitere Kritik s. Müller & Sternefeld (1990,1993a). Als unabhängige Evidenz hierfür führt Pesetzky an, daß Matrixsätze im Englischen nicht durch einen lexikalischen Komplementierer eingeleitet werden: (i) * That he Visits me. Zu weiteren Argumenten hierfür s. Pesetzky (1989). Die Beispiele (3) sind identisch mit den in (7) aus Kapitel 1.

14

Aus Pesetzkys Annahme folgt, daß in Matrixsätzen Wh-Elemente einer Topikphrase, die sich in der IP-Adjunktionsposition befindet, nicht vorangehen dürfen. Die Wh-Phrasen, die in (3) den Topiks folgen, sollten Pesetzky zufolge in der IP-Spec Position stehen.7 Ein konzeptuelles Problem dieser Analyse ist, daß die Wh-Phrasen in Matrixsätzen nicht mehr identifiziert werden können (sie müßten spätestens auf LF durch Spec-KopfKongruenz mit dem [+W] markierten Comp kongruieren).8 Alternativ müßte man die sonderbare Annahme machen, daß das Merkmal [+W] im Englischen nur in Matrixsätzen nicht unter Comp, sondern unter Infi steht^ was äußerst unplausibel erscheint (die Wh-Phrase stünde nun in der IP-Spec-Position). Hieraus folgt als zweites Problem, daß ein Matrixsubjekt im Englischen auch Sstrukturell VP-intern stehen müßte, so daß hier die Nominativ-Zuweisung unerwünschterweise innerhalb der VP stattfinden würde. Die oben dargestellten Probleme der IP-Adjunktionsanalyse lassen sich im Rahmen der folgenden Analyse überwinden, derzufolge Topiks eigene spezifizierte Positionen besetzen.

2.1.3 Die Topikpositionsanalyse Die Topikpositionsanalyse nimmt an, daß Topiks in eine eigene Position bewegt werden müssen, wobei die Topikposition zwischen CP und IP interveniert (Müller & Sternefeld 1990,1993, Sternefeld 1991).10 Im Gegensatz zu den bisher skizzierten Analysen zieht die Topikpositionsanalyse Topikalisierungsphänomene in verschiedenen Sprachen in Betracht. Sie basiert auf einem universellen Prinzip, dem Principle of unambiguous binding (PUB ), demzufolge jede Art von A'-Bewegung in eine eigene, für sie bereitstehende Landeposition erfolgt. Folglich hat auch das Topik eine eigene Position - die Topikposition.

Zu beachten ist, daß Pesetzky im Gegensatz zu anderen Linguisten (s. Kapitel 1, Bsp.(6)) Kookkurrenzfalle in eingebetteten Sätzen zuläßt, wobei die Reihenfolge allerdings von jener in Matrixsätzen abweicht: Wh- vor Topikphrase (s. Kapitel 1, FN 7). Daher nimmt er an, daß die eingebetteten Sätze nicht als IPs, sondern als CPs analysiert werden. Zwar läßt sich mit dieser Analyse die Asymmetrie zwischen Matrix- und eingebetteten Sätzen erklären, sie leidet jedoch an einem konzeptuellen Problem: Die Wh-Phrasen im Englischen müssen je nach Satztyp in unterschiedlichen Positionen stehen, d.h. in der IP-Spezifikator Position in Matrixsätzen und in der CP-Spezifikator Position in eingebetteten Sätzen. Vgl. Wh-Kriterium von (Rizzi 1991) (zur ausführlichen Diskussion s. Kapitel 8, FN 39). Allerdings macht Rizzi (1991) eine analoge Annahme, mit dem Unterschied, daß die Wh-Phrase in der CP-Spec-Position steht. 10 Ich weise darauf hin, daß meine Analyse der Topikposition, die ich in Kapitel 7 vorstellen werde, aus dieser Topikpositionsanalyse entwickelt worden ist.

15

Die Topikpositionsanalyse geht außerdem auf die unterschiedlichen syntaktischen Relationen zwischen Scrambling, Wh-Bewegung und Topikalisierung ein und erfaßt so auch die Interaktion dieser Bewegungstypen untereinander. Somit bewältigt diese Analyse die entscheidenden Probleme der IP-Adjunktionsanalyse (vgl. Abschnitt 2.1.2). Trotz dieser konzeptuellen und empirischen Ergiebigkeit ist die Topikpositionsanalyse nicht unproblematisch. Eine zentrale Bedingung der Analyse ist das Uniqueness Requirement (UR), demzufolge nur einer der beiden Köpfe C und Topik als designierter Kopf von CP fungiert. UR hat die Konsequenz, daß CP-Spec nicht gleichzeitig durch ein Topik und ein Wh-Element besetzt werden darf. Das UR trifft daher nur auf solche Sprachen zu, in denen tatsächlich Doppelbesetzung unzulässig ist, wie z.B. im Deutschen: (4)

a. *Ich frage [wem das Buch hast du gegeben], b. *Ich frage [wem das Buch du gegeben hast].

In diesen eingebetteten Sätzen können die (vorangestellte) Wh- und die Topikphrase nicht kookkurrieren, unabhängig davon, ob V/2 auftritt (4a) oder nicht (4b). Die Analyse scheitert jedoch an Sprachen, die diese Doppelbesetzung zulassen, wie das Englische, Koreanische oder Bulgarische. Ein analoges Problem tritt im Baskischen auf, in dem sowohl Wh- als auch Fokusphrasen S-struktureller Bewegung unterliegen und aufgrund ihrer komplementären Verteilung dieselbe Landeposition einnehmen müssen (vgl. Ortiz de Urbina 1989). Aus diesen Gründen akzeptiere ich UR nicht als eine sprachübergreifende, sondern nur als eine sprachspezifische Bedingung, die beispielsweise für das Deutsche gelten kann. Ein weiteres empirisches Problem der Topikpositionsanalyse muß darin gesehen werden, daß ihr zufolge Topik und Fokus unter derselben Position untergebracht sind, so daß Sprachen (wie Bulgarisch, Ungarisch usw.) mit distinkter Topik- und Fokusposition, die jeweils durch S-strukturelle Bewegungen Zustandekommen, Probleme schaffen. 11

Das PUB erzwingt, daß entweder für Scrambling oder für Quantifier Raising (QR) die IP Adjunktionsposition als Landeposition aufgegeben werden muß, was der gängigen Auffassung widerspricht. Da QR und Scrambling auch voneinander unterschiedliche syntaktische Konsequenzen zeigen, müßten sie der Analyse von Müller & Sternefeld (1990, 1993a) zufolge unterschiedliche Landepositionen einnehmen. Da Müller & Sternefeld jedoch annehmen, daß das PUB auf LF nicht für Scrambling, sondern für QR gilt, ist dieses Problem - wenn auch aufgrund einer konzeptuell wenig attraktiven Annahme - somit obsolet.

16 2.1.4 Die CP-Rekursionsanalyse Die vierte Analyse besagt, daß zwei CPs fur die eingebettete Topikalisierung im Englischen anzunehmen sind (vgl. Authier 1992, Rizzi & Roberts 1989). Diese Anal^se^ist speziell für die Topikalisierung eines affektiven Elementes vorgenommen worden: ' (5)

John swore that under no circumstances would he accept their offer.

Da diese Voranstellung im Englischen stets eine obligatorische Subjekt-AUX Inversion auslöst und das invertierte Auxiliar im Englischen nach gängiger Auffassung in der Comp-Position steht, werden zwei Comp-Positionen benötigt (fur den lexikalischen Komplementierer that und das invertierte Auxiliar). Folglich müssen, im Gegensatz zur IP-Adjunktionsanalyse, zwei CPs angenommen werden. In (5) wird die Topik-Phrase under no circumstances in die untere CP bewegt: that und would nehmen jeweils eine Comp-Position ein. Da dieses Phänomen nur bei Topikalisierung eines affektiven Elements auftritt, wird angenommen, daß CP-Rekursion nur in diesem speziellen Fall möglich ist.15 Betrachten wir nun Fälle, in denen zwei Elemente vorangestellt sind (vgl. Kuwara 1992): (Koizumi 1994, Bsp. (17)) (6)

a. Becky said that these books, only with great difficulty can she carry, b. He said that beans, never in his life had he been able to stand.

Obwohl Authier dieses Kookkurrenzphänomen nicht berücksichtigt, würde seine Analyse prognostizieren, daß sogar drei CPs für diese Konstruktion anzunehmen sind! Authiers Analyse kann außerdem die unterschiedlichen Inseleffekte in (7) nicht erklären, wobei der einzige Unterschied zwischen den beiden Sätzen (7a) und (7b) darin besteht, daß im Gegensatz zu (7b) das vorangestellte Element on the table in (7a) betont ist: (Culicover 1991, Bsp. (114b,110b)) (7)

12

14

a. Which books did Becky say that on the TABLE, she had put tj? b. *Which books did Lee say that on the tabki she had put tf?

Affektive Elemente sind gefühlsbetonte, durch heftige Gefühlsäußerungen gekennzeichnete Elemente, wie z.B. Neg-Elemente oder so. Das Beispiel (5) ist identisch mit dem in (9) aus Kapitel 1. Zu beachten ist, daß Authiers (1992) Analyse mit Müller & Sternefelds (1990, 1993a) Analyse durchaus verträglich ist, insofern die zweite CP durch eine Topikposition ersetzt werden kann. Diese Beschränkung wurde ursprünglich von Stowell (1981) vorgeschlagen, um die Korrelation zwischen dem Verbot von CP-Rekursion und der Nichttilgbarkeit des i/iöZ-Komplementierers zu erfassen.

17 Das vorangestellte Element erzeugt keinen Inseleffekt für die Wh-Extraktion, wenn es betont ist (7a). 16 Schließlich erklärt Authier auch nicht, warum nicht-affektive Elemente keine Inversion verlangen: (Authier 1992: 332, Bsp. (5a)) (8)

*John swore that their offer, would he accept.

Hier wurde das nicht-affektive Element their offer topikalisiert, was keine Inversion erfordert (vgl. (5)). Somit kann man feststellen, daß die Kookkurrenz von zwei vorangestellten Phrasen und deren unterschiedliche Inseleffekte durch Authiers Analyse nicht zu erfassen sind: Sie kann auch keine Erklärung für den fehlenden Inversionseffekt bei der Topikalisierung von nicht-affektiven Elementen liefern.

2.1.5 Die CP-Adjunktionsanalyse In Rudin (1986) wird eine Analyse vorgeschlagen, derzufolge Topiks an CP adjungiert sind. Rudin erfaßt damit bulgarische Konstruktionen, in denen ein Topik vor dem lexikalischen Komplementierer oder vor Wh-Phrasen stehen muß. Hierzu betrachten wir die Beispiele (9)und(10): 18 (9)

a. Znaeh Ivan ce ste hodi na kino. wußte-ls Topik daß wird geht-3sins Kino 'Ich wußte, daß Ivan (Top) ins Kino gehen wird.' b. Ulicata, pazara kudeto e... Straße-die Markt(Top) wo 'die Straße, Markt (Top) wo ...'

Sowohl im daß- Satz (9a) als auch im Relativsatz (9b) steht das topikalisierte Element vor dem Komplementierer. (10)

Boris nakogokakvo kaza[ce ste dade--]? Boris(Top) zu wem was sagte daß will geben-3s

In (10) kann das Matrixsubjekt Boris problemlos vor die zwei im Matrixsatz stehenden Wh-Phrasen na kogo und kakvo topikalisiert werden. Da alle Wh-Phrasen im Bulgari-

Eine ausfuhrliche Diskussion und Lösungsvorschläge finden sich in Abschnitt 5.2. Anzumerken ist, daß diese Probleme auch von den vorangegangenen Analysen nicht erfaßt werden. Auf diese Probleme werde ich in Kapitel 8 eingehen. Die Beispiele (9,10) sind identisch mit den in (2,4) aus Kapitell.

18 sehen S-strukturell nach CP bewegt werden müssen, muß das Topik in einer Position über der CP stehen, die Rudin als CP-Adjunktposition analysiert.19 Angesichts der Beobachtung, daß alle bisher vorgestellten Analysevorschläge das Topikalisierungsphänomen im Bulgarischen nicht erfassen können, erscheint die CPAdjunktionsanalyse für diese Sprache unabdingbar. Rudins Analyse leidet jedoch an einem konzeptuellen Problem: Sie verletzt das Adjunktionsprinzip, demzufolge kein Element an ein Argument wie eine CP oder NP adjungiert werden darf. Da es keinen Grund dafür gibt, anzunehmen, daß die CP im Bulgarischen ausnahmsweise ein Nonargument darstellt, muß man entweder das Adjunktionsprinzip für das Bulgarische aufgeben oder die CP-Adjunktionsanaylse verwerfen. Ein weiteres konzeptuelles Problem dieser Analyse besteht darin, daß sie die Möglichkeit nicht ausschließt, daß die Topik-Position unerwünschterweise zwischen mehrfa20

chen Wh-Phrasen, die im Bulgarischen zulässig sind, interveniert. Grundsätzlich jedoch ist zu bemängeln, daß diese Analyse keine sprachübergreifende Bedeutung hat, da sie die obenerwähnten Sprachen, in denen Topiks innerhalb von CPs stehen, nicht erfassen kann. Wir können festhalten, daß die meisten bisher vorgestellten Analysevorschläge lediglich sprach- und kontextspezifisch gültig sind. Sie stehen überdies alle vor empirischen und konzeptuellen Problemen, deren Lösung im Rahmen einer universell gültigen Analyse noch aussteht. Dennoch möchte ich den ersten Teil dieses Kapitels mit der Bemerkung abschließen, daß die Topikpositionsanalyse (Müller&Sternefeld 1990,1993a) aus universeller Sicht wohl motiviert ist und trotz einiger Probleme sowohl konzeptuell als auch empirisch den anderen Analysen überlegen scheint. In Kapitel 7 werden wir sehen, daß diese Analyse als Grundlage für meine eigene Analyse dient. Die oben geübte Kritik an den Analysen, die sich mit dem Topikalisierungsphänomen in verschiedenen Sprachen auseinandersetzen, betrifft auch die bislang in der Literatur vorgeschlagenen Analysen für die Topikalisierung im Koreanischen, die ich im folgenden diskutieren will.

2.2 Einzelsprachliche Analysevorschläge Die zu behandelnden Analysevorschläge können wie folgt gruppiert werden: • Basisgenerierungsanalyse: Kang (1986), Im (1987), Moon(1989), Yoon(1990), Whitman (1989) 19

Borjana Dimovas Bewertung der Daten in (9) scheint Rudins CP-Adjunktionsanalyse zu widerlegen (s. Kapitel 1, FN 2 und 5). Beispiel (10), in dessen Beurteilung Dimova mit Rudin übereinstimmt, liefert jedoch Evidenz für die Adäquatheit der CP-Adjunktionsanalyse. Dieses Problem ließe sich jedoch dadurch lösen, daß mehrfache Wh-Bewegung im Gegensatz zur Topikalisierung nicht nach links sondern nach rechts, und zwar in eine CP-interne Adjunktposition, stattfindet, was auch Rudin (1988) annimmt.

19 • Bewegungsanalyse: IP-Spec Analyse: Kim (1988), Suh(1990), Kim (1992) • Gemischte Analyse: basisgeneriert oder bewegt (Jo,1986) • Semantische Analyse: Suh (1992), Shin (1987) Grundlage für die folgende Diskussion sind die in Kapitel 1 problematisierten Konstruktionen in (11), d.h. Topiks ohne Lücke (IIb), Topiks in situ (11c), mehrfache Topiks (1 ld) und schließlich unzulässige Topikalisierung eines Neg-Elements (1 le): (11)

a. gu chaek-urii [John-i Mary-ege e( su-ess-da]. das Buch-TOP NOM DAT gab 'Das Buch(Top) hat John Mary gegeben.' b. ssaengsseon-un yeone-ga madiss-da. Fisch-TOP Lachs-NOM ist delikat c. [John-i Mary-ege gu chaek-un su-ess-da]. NOM DAT das Buch-TOP gab d. gu chaek-un, [John-i Mary-ege-nun e; su-ess-da]. das Buch-TOP NOM DAT-TOP gab e. *amu-do-nun [Cheolsu-ga t bo-si an-ass-da]. jeder-NEG-TOP NOM sehen-INF nicht-PRÄT 'Niemanden (Top) sah Cheolsu.'

2.2.1 Die Basisgenerierungsanalyse

21

2.2.1.1 Die klassische Basisgenerierungsanalyse Dieser Analyse zufolge, deren zentralen Untersuchungsgegenstand Topiks ohne Gap darstellen, werden Topiks im Koreanischen basisgeneriert. Der große Schwachpunkt dieser Analyse besteht darin, daß sie Topiks ohne Gap (=TOGs) (IIb) und Topiks mit Gap (=TGs) (IIa) unter ein und dieselbe Analyse subsumiert. Kang (1986) argumentiert dafür, daß TGs keinen syntaktischen Beschränkungen unterliegen, da sie Subjazenz und Complex NP-Constraint (CNPC) verletzen können. Die folgenden Daten sprechen jedoch gegen diese Auffassung: Hier zeigen Topiks sowohl Subjazenz (vgl.(12)) als auch CNPC-Effekte (vgl.(13)):

21 22

Traditionell wird Topikalisierung im Koreanischen als S'-initial basis-generiert analysiert (vgl.(I.S.Yang 1972) und (D.W.Yang 1973,1985)). Die Sätze, die als Beleg für seine Behauptung dienen, erscheinen mir und meinen Informanten äußerst marginal, so daß sie eher als ungrammatisch zu beurteilen sind. Daher werde ich diese Sätze nicht berücksichtigen.

20 (12)

*gu chaek-wti Younghi-ga [NP[CpCheolsu-ga tj ti su-ess- da]-nun] Maryj-lul] das Buch-TOP NOM NOM gab REL AKK mann-ass-da. traf 'Younghi hat Mary getroffen, der Cheolsu das Buch(Top) gegeben hat.'

(13)

?*g« chaek-urij [NPCheolsu-ga [CpJohn-i Mary-ege tj suess-da-nun] sasil-ul] das Buch-TOP NOM NOM DAT gab -REL Tatsache-AKK al-go-iss-da]. wußte 'Cheolsu hat (die Tatsache) gewußt, daß John Mary das Buch(Top) gegeben hat.'

Außerdem werden einwandfrei grammatische Sätze wie (IIa), die offensichtlich als Indiz für die Existenz von Topiks mit Gap dienen, nicht berücksichtigt. Wir können also schlußfolgern, daß Kang seine Behauptung nicht umfassend genug belegt. Schließlich behauptet Kang, daß sich Topiks im Koreanischen und LDs im Englischen analog verhalten, und daß erstere daher wie letztere als basisgeneriert analysiert werden müßten. Als Evidenz für diese Hypothese führt Kang Kontexte an, in denen die Lücke lexikalisch besetzt werden kann. Aber auch hier muß ich Kang widersprechen: Topiks im Koreanischen lassen nicht generell, sondern nur in beschränkten Kontexten resumptive Pronomina zu, so daß Kang eine thick-island-Bedingung für das Auftreten des resumptiven Pronomens formuliert, derzufolge ein resumptives Pronomen nur in tief eingebetteten Konstruktionen zulässig ist:23

23

Der Satz (14) erscheint mir und meinen Informanten marginal. Außerdem scheint die Existenz des resumptiven Pronomens gu/ sagi-ga durch die Präsenz des Quantors modu bedingt zu sein, da der Satz wesentlich schlechter wird, wenn wir wie in (i) den Quantor weglassen: (i) l*John-un [np [cp gu-ga/sagi-ga garuchi-n] haksaengdul]-i TOP er-NOM/sich-NOM lehrt-REL Studentlnnen-NOM siheom-e hapgeyokhaessda. Prüfung bestanden haben Schließlich sind Sätze mit resumptiven Pronomen kontextabhängig, da letztere m.E. lediglich in Relativsätzen vorkommen können. Diese Beschränkung scheint nicht nur für das Koreanische, sondern auch für andere Sprachen zu gelten. Vgl. Schlonsky (1992), der darauf hinweist, daß resumptive Pronomen im Hebräischen, Nord-Palästinensischen, Arabischen, u.a. in Relativsätzen auftreten. Er analysiert die Generierung von resumptiven Pronomen als ein Last Äesort-Phänomen. Aus diesem Grunde wollen wir den Fall (14) als ein peripheres Phänomen betrachten.

21 (14)

John-un [MP [Cp ?gu/?sagi-ga garuchi-n] haksaengdul]-i modu TOP er/sich-NOM lehrt-REL Studentlnnen-NOM alle siheom-e hapgeyokhaessda. Prüfung bestanden haben 'Alle Studentinnen, die John (Top) unterrichtet hat, haben die Prüfung bestanden.'

Das Auftreten von resumptiven Pronomen ist außerdem im Koreanischen optional (vgl. (15b)), wohingegen resumptive Pronomen in LDs im Englischen generell zulässig, ja sogar obligatorisch sind (vgl.(lb)): (Kang 1986: 232) (15)

(lb)

a. Mary r nun John-i sagi/gunye/-uy ttal-ul soahanda. TOP NOM sich/ihre/-GEN Tochter-AKK mögen 'John mag Marys Tochter.' b. Mary-nun John-i ttal-ul soahanda. TOP NOM Tochter-AKK mögen John, I like him.

Ferner gibt es Topikkonstruktionen, deren Lücken nicht lexikalisch gefüllt werden dürfen: (16)

a. Mary-ege-nun [John-i e/*gunye-ege gu chaek-ul suetda DAT-TOP NOM ihr das Buch-AKK gab 'Mary (Top) hat John das Buch gegeben.' b. Gu chaek,-un [John-i Mary-ege e/*gugut,-ul suetda] das Buch-TOP NOM DAT es-AKK gab 'Das Buch (Top) hat John Mary gegeben.' c. John,-un [e/*gurga Maiy-ege gu chaek-ul suetda] TOP er-NOM DAT das Buch-AKK gab 'John (Top) hat Mary das Buch gegeben.'

In der D-strukturellen Position von Topiks darf also kein resumptives Pronomen auftreten. Kangs einheitliche Analyse von Topiks im Koreanischen und LDs im Englischen scheitert zudem an der Tatsache, daß erstere auch in eingebetteten Konstruktionen vorkommen können (vgl.(17)), LDs hingegen nicht (vgl.(2b)): (17)

Mary-ga [gu chaek-urii [Cheolsu-ga tj s-ass-da-go]] saegakha-ess-da NOM das Buch-Top NOM kaufte-COMP glaubte 'Mary glaubte das Buch(Top) hat Cheolsu gekauft.'

22

(2)

b. *That LSLTyou should read it, is obvious.

All diese Einwände deuten darauf hin, daß Kangs Analyse auf einer unzulänglichen und schwachen Argumentation beruht. Die Annahme einer Basisgenerierung von Topiks wirft eine ganze Reihe von Fragen auf, die Kang nicht löst. Im Unterschied zu der klassischen Analyse (vgl. Kang 1986) konzentrieren sich die neuen Basisgenerierungsanalysen (Yoon (1990), Whitman (1989)) hauptsächlich auf die zwei folgenden Fragen: wodurch sind Topiks im Koreanischen lizensiert, und in welcher Position befinden sie sich. Die neuen Analysen sind sich darin einig, daß Topiks durch eine funktionale Kategorie lizensiert sind. Sie unterscheiden sich jedoch darin, daß Topiks bei Yoon (1990) von Comp lizensiert werden, wohingegen Whitman (1989) Infi als Lizensierer annimmt. Dementsprechend variieren die Topikpositionen: CP-Spec bei Yoon und IP-Spec bei Whitman. Im folgenden wollen wir diese neuen Basisgenerierungsanalysen der Topikkonstruktionen näher betrachten.

2.2.1.2 Die neue Basisgenerierungsanalyse Wie Kang (1986) betrachtet auch Yoon (1990) die unzulängliche Behauptung, daß sich Topikkonstruktionen analog zu LDs im Englischen verhalten, als Argument für deren Basisgenerierungsanalyse (vgl. Im (1987), Moon (1989) u.a.). In Anlehnung an Moon (1989) und im Gegensatz zu Kang (1986) nimmt Yoon (1990) an, daß die CP-Spec-Position eines Matrixsatzes durch ein abstraktes DMorphem besetzt ist, das ein Diskurstopik mit dem Satz verbindet. Mit anderen Worten: Comp lizensiert ein Topik. Folglich ist das Topik innerhalb der CP basisgeneriert. Yoon leitet seine CP-Spec Positionsanalyse aus folgenden Beobachtungen ab: Erstens ist eine Topikphrase in ACN (= adjacent constituent nomimltation)-Konstniktionen, die durch das Nominalisierungssuffix -um eingeleitet sind, lizensiert: (18)

a. [CPJohn-i bab-ul meok-ess-M/n] NOM Brot-AKK essen-PRÄT-NOML b. [CP John-un bab-ul meok-ess-wm] TOP 'John aß Brot'

Da diese Konstruktion Yoon zufolge als eine geschlossene CP-Einheit anzusehen ist, müßte das Topik innerhalb der CP stehen.

24

Dabei beschränke ich mich auf die zwei angeführten Fragestellungen, da die obigen Kritikpunkte gg. die klassische Basisgenerierungsanalyse analog auch für die neuen Analysen gelten.

23 Zweitens schließt Yoon die Möglichkeit, daß ein Topik in einer rekursiven CP oder in einer CP-Adjunktionsposition vorkommen kann, aufgrund der Beobachtung aus, daß Topiks nicht in Relativsätzen auftauchen können (vgl. Bäk (1984)): (19)

*Cheolsu-ga [Maria-nun tj sarangha-nun] namsa-rul algoissda. NOM TOP lieben-REL Mann-AKK kennt 'Cheolsu kennt den Mann, der Maria (Top) liebt.'

Schließlich kommt die IP-Spec-Position bei Yoon auch deshalb nicht als Landeposition in Betracht, weil ein quantifiziertes Topik im Gegensatz zu einem quantifizierten Subjekt die Skopuserweiterung eines anderen Elements verhindert: (Yoon 1990: 62, Bsp.(22)) (20)

a. modun saram-un nabbun saram-ul sarangha-si ora'-handa. alle Menschen-TOP böse Menschen-AKK lieben-INF NEG-tun b. modun saram-i nabbun saram-ul sarangha-si ara-handa. NOM 'Alle Menschen lieben keine bösen Menschen.'

Im Gegensatz zu (20b) kann der Negations-Operator ani in (20a) keinen weiten Skopus haben, was auf den Umstand zurückzuführen ist, daß das quantifizierte Element in (20a) topikalisiert ist. Dahingegen blockiert das quantifizierte Subjekt die Skopuserweiterung des negativen Operators nicht. Dieselbe Asymmetrie zwischen quantifiziertem Topik und quantifiziertem Subjekt zeigt sich auch darin, daß nur ersteres die Skopuserweiterung anderer QPs - der Objekte - verhindert (vgl. (21a)), während letzteres sie zuläßt (vgl. (21b)): (Yoon 1990: 153-154, Bsp.(10,ll)) (21)

a. modun saram-un eddeon saram-ul saranghanda. alle Menschen-TOP irgendjemand-AKK lieben b. modun saram-i eddeon saram-ul saranghanda. NOM 'Alle Menschen lieben irgendjemanden.'

Aufgrund dieser Beobachtungen schlußfolgert Yoon, daß Topiks im Koreanischen die CP-Spec-Position besetzen. An dieser Stelle will ich Yoons Argument für die Annahme, daß Topiks innerhalb der CP stehen müssen (vgl. (18b)), kritisch beleuchten. Gegen Yoons Analyse spricht die Tatsache, daß langes Scrambling aus einer ACN-Konstruktion möglich ist:

25

Diese Position bleibt aus seinen oben angeführten Begründungen als einzige übrig.

24 (22)

bab-uli Cheolsu-ga [Cp John-i ti meok-ess-um]-ul a-ni? Brot-AKK NOM NOM essen-PRÄT-NOML-AKK wissen-Q 'Weiß Cheolsu, ob John Brot gegessen hat?'

Das zulässige lange Scrambling der eingebetteten Objektphrase legt nahe, daß die ACNKonstruktion keine geschlossene CP-Einheit ist. Es ist daher im Rahmen von Yoons Analyse nicht auszuschließen, daß das Topik sich in (18b) außerhalb der CP befindet. Außerdem wird Yoons CP-Spec-Analyse durch die Tatsache geschwächt, daß im Koreanischen Topikphrasen mit Wh-Phrasen kookkurrieren können: (23)

a. Cheolsu-ga [John-un muess-ul sassnun-si] anda NOM TOP was-AKK kaufte-COMP(Q) weiß 'Chelsu weiß, was John(Top) gekauft hat.' b. Cheolsu-ga \gu chaek-un nuga sassnun-si] anda NOM das Buch-TOP wer kaufte-COMP(Q) weiß 'Chelsu weiß, wer das Buch(Top) gekauft hat.'

Nach der Standardauffassung, daß CP-Spec als Landeposition für Wh-Phrasen anzusehen ist (im Koreanischen kommt diese Bewegung erst auf LF in Betracht), ergibt sich gemäß Yoons Analyse das konzeptuell unerwünschte Resultat^daß sowohl Topik- als auch Wh-Phrasen in Beispiel (23) in CP-Spec stehen müßten. ' Im folgenden betrachten wir Whitmans Analyse (1989), die sich stark von Yoons CPSpec-Analyse unterscheidet. Whitman geht davon aus, daß Topiks im Koreanischen in IP-Spec basisgeneriert und durch ein Modalelement in Infi lizensiert werden. Da seine Argumente für eine Basisgenerierung mit jenen Kangs (1986) identisch sind, beschäftigen wir uns hier nur mit seiner Auffassung, daß Topiks durch ein Modalelement in Infi lizensiert werden. Sein erstes Argument hierfür basiert auf der Beobachtung, daß Topiks und Modalelemente in identischen eingebetteten Kontexten verboten sind: In Relativ- (24a), nominalisierten (24b) und Konditional-Sätzen (24c) sind Topiks ausgeschlossen (Whitman 1989, Bsp. (26)). (24)

26 27

a. [gaul-i/*un o-nun] sori-ga dulrinda Herbst-NOM/* TOP kommen-REL Klang-NOM hören '(Ich) höre am Klang, daß der Herbst kommt."'

Auf diese Frage wird in Abschnitt 7.1.1 detaillierter eingegangen. Im Koreanischen kann das Topik sowohl mit lexikalischen Komplementierern als auch mit WhPhrasen simultan auftreten. Seine genaue Position kann man jedoch nicht einfach testen, da Komplementierer im Koreanischen rechtsperipher (Kopirechts) stehen, Spezifikatoren jedoch links stehen müssen. Außerdem befinden sich Wh-Phrasen nicht in einer fixierten Position und können überall hingescrambelt werden. Für eine detaillierte Diskussion s. Abschnitt 7.1.1.

25

b. [nae susang-i/*un ol-ass-«m]-ul meine Behauptung-NOM/*TOP richtig-war-NOML-AKK uri-nun nasungeya kkaedalassda wir später erkannten 'Wir erkannten später, daß meine Behauptung richtig war.' c. [gyeul-i/*un o-meyon] bom-i meolsi anta Winter-NOM/*TOP kommen-KOND Frühling-NOM entfernt-NEG 'Wenn der Winter kommt, ist der Frühling nicht weit entfernt.' 28

In denselben Konstruktionen ist auch das Modalelement Propositiv (sa) unzulässig: (25)

a. [gaul-i o-(*sa)-nun] sori-ga dulrinda. b. [nae susang-i olass-(*.ra)-um]-ul uri-nun nasungeya kkaedalassda. c. [gyeul-i/ o-(*5üf)-meyon] bom-i meolsi anta.

Zweitens ist die Annahme eines Modalelements als Topiklizensierer dadurch motiviert, daß Komplementierer, die Sätze mit einem Modalelement als Kopf zulassen, auch Topiks lizensieren: (26)

a. Cheolsu-nun [saengseon-un yeone-ga sos-ta-go] haessda. TOP Fisch-TOP Lachs-NOM ist gut-/AÜ-COMP sagte b. Cheolsu-nun [\gu saram-un cheonsae-ra-go] buru-sa-go] haessda. TOP die Person-Top Genie-ist-Comp bezeichnen-P/iOP-COMP sagte 'Cheolsu sagte (uns), daß wir die Person als Genie bezeichnen sollten.'

In (26) sind die Modalelemente - Indikativ (26a) und Propositiv (26b) - in durch den Komplementierer go eingeleiteten Kontexten zugelassen, d.h. in denselben Kontexten, in denen auch Topiks auftreten. Hieraus schließt Whitman, daß Topiks auf Modalemente angewiesen sind, mit anderen Worten, daß sie durch ein Modalelement lizensiert werden. An dieser Stelle will ich zeigen, daß die beiden Argumente für Whitmans Analyse, derzufolge ein Modalelement als Topiklizensierer fungiert, empirisch nicht haltbar sind. Sowohl in Relativsätzen als auch in Konditionalsätzen können Modalelemente wie Propositiv oder Indikativ auftreten, während Topiks in diesen Kontexten nicht lizensiert sind. Dies widerspricht Whitmans Analyse: (27)

28

a. [Gu ai-rul/-*«M« soronghan-da-nun] Cheolsu-ga seogi-e sanda. das-Kind-AKK/TOP belustigen-IND-REL NOM da lebt 'Cheolsu, der das Kind belustigt, lebt da.'

Modaleiemente sind Whitman zufolge satzfinale Elemente wie Propositiv -sa, Apperzeptiv kwun und Indikativ -ta.

26 b. [Cheolsu-ga/-*hm« on-cfa-nun] somun-ul dulesse NOM/TOP kommen-IND-REL Gerücht-AKK hörte '(Ich) hörte das Gerücht, daß Cheolsu (Top) kommt.' c. [Cheolsu-ga/- *nun on-öfa-myeon] NOM/TOP kommen-IND-KOND 'Wenn Cheolsu (Top) kommt ' Es stellt sich nun die Frage, warum die Sätze in (25) unzulässig sind. M.E. läßt sich die Unzulässigkeit dieser Sätze auf eine semantische Erklärung zurückführen: Diese Sätze erscheinen mit propositivem Modal als unsinnig. Diese Überlegung findet sich dadurch bestätigt, daß die Sätze grammatisch sind, wenn das propositive Modal durch ein indikatives ersetzt wird: 29 (28)

a. [gaul-i/*un o-(Ja)-nun] sori-ga dulrinda. IND c. [gyeul-i/*un o-(cfa)-meyon] bom-i meolsi anta. IND

Das zweite Argument Whitmans läßt sich dadurch widerlegen, daß ein lexikalischer Komplementierer im Koreanischen einen Satz mit Topik zuläßt, obwohl der Satz kein Modalelement enthält, was wiederum beweist, daß Topiks im Koreanischen unabhängig von der Existenz von Modalelementen auftreten: (29)

Cheolsu-ga [guchaek-un Younghi-ga sa-ngud]-ul boassda NOM das Buch-TOP NOM kaufen-COMP-AKK sah 'Cheolsu sah, daß Younghi das Buch (Top) gekauft hat.'

Das Objekttopik ist ungeachtet des Fehlens eines Modalelements in dem durch den Komplementierer gud eingeleiteten Satz vollkommen grammatisch. Diese Beobachtungen lassen den Schluß zu, daß die Topikdistribution nicht durch die Umgebung, in der Modalelemente vorkommen können, bestimmt ist. Folglich kann im Koreanischen eine Modalphrase kein Lizensierer für ein Topikelement sein, weshalb ich Whitmans Analyse zurückweisen muß. Im folgenden werde ich die Bewegungsanalyse (Kim 1988) vorstellen, derzufolge Topikalisierung im Koreanischen als Bewegung in eine IP-Spec-Position zu analysieren ist. 29

Interessanterweise scheint ein nominalisierter Satz kein Modalelement zuzulassen: (i) [nae susang-i/*wn olass-(ifa)-um]-ul uri-nun nasungeya kkaedalassda. meine Behauptung-NOM/TOP richtig war-(TND)-NOML-AKK wir-TOP später erkannten 'Wir erkannten später, daß meine Behauptung richtig war.' Dennoch scheint hier ein Topik lizensiert zu sein, was gegen Yoon (1990) spricht.

27 2.2.2 Die Bewegungsanalyse: IP-Spec-Analyse Kims (1988) IP-Spec-Analyse ist zunächst durch die Annahme motiviert, daß Topikalisierung im Koreanischen einen Lizensierun^sprozeß unterliegt, in dem Inf1 als Lizensierer des topikalisierten Elements fungiert. Kim nimmt an, daß ein Topikmerkmal [+Topik] als Kongruenzmerkmal unter Infi basisgeneriert wird und ein Topik analog zum Subjekt im Englischen obligatorisch vorhanden ist: Infi vergibt das [+Topik]Merkmal an die IP-Spec-Position, analog zur Nominativkasus-Zuweisung im Englischen. Als Folge ist die Existenz eines Topiks (overt oder kovert) im Koreanischen obligatorisch. Diese obligatorische Besetzung der Topikposition veranlaßt Kim zu der Annahme, daß im Koreanischen ein Nulltopik existiert, mit anderen Worten, daß in jenen Fällen, in denen kein overtes Topik sichtbar ist, ein phonologisch nicht-realisiertes Tojrik die IPSpec-Position besetzt (vgl. Huang 1984, Hasegawa 1984/5, Tenny 1986). ' Für die Existenz von Nulltopiks bringt Kim zweifache Evidenz vor. Als erste Evidenz führt er die Nicht-Topikalisierbarkeit des Reflexivpronomens ins Treffen: (30)

Frage: a. John-i saram-ul bonaess-ni? NOM jemand-AKK schickte-Q 'Schickte John jemanden?' Antwort: b. Ani, sagi-ga/-*nun sikseop wasse. Nein sich-NOM/TOP selbst kam 'Nein, er kam selbst.' b'. Ani, [IP ei (Top) [V" sagi-gai sikseop wasse]] (Kim 1988, Bsp. (18))

(30b) ist die verneinende Antwort auf die Frage (30a) und zeigt uns, daß das Reflexivpronomen 'sagi' in der Subjektposition nicht topikalisierbar ist.34 Die Unzulässigkeit Analog zu Kim (1988) analysiert Han (1987) Topikalisierung im Koreanischen als Bewegung in die IP-Spec-Position. Dieses Affix wird nun durch eine AfFixhopping-Regel auf PF mit dem topikalisierten Element als XP-nun ausgesprochen. Im Gegensatz zu Huang sieht Kim Zero topics nicht als Topiktilgung an: Sie seien vielmehr wie there im Englischen auf der D-Struktur basisgeneriert oder auf der S-Struktur eingefügt. Dies soll außerdem als Erklärung für das Fehlen von Dummy-Elementen im Koreanischen dienen: Die Position fur Dummy-Elemente ist durch ein Zerotopik besetzt. Auch Yang (1986) vertritt die Nulltopikanalyse. Da Kim (1988) Subjekttopiks als basisgeneriert analysiert, befindet sich ihr zufolge sagi mit dem «¡/«-Marker in (30b) in der Subjektposition. Kim zufolge sind Subjekttopiks nur semantisch, jedoch nicht syntaktisch als echte Topiks anzusehen, da sie sich positionell von Subjekten nicht unterschei-

28 der Topikalisierung von sagi in (30b) muß Kim zufolge darauf zurückgeführt werden, daß das Koreanische keine multiplen Topikkonstruktionen zuläßt. Enthält nun (30b) bereits ein Nulltopik, so muß die Topikalisierung von sagi zu einer unzulässigen mehrfachen Topikalisierung fuhren (vgl. (30b'). Mit anderen Worten, die Existenz eines Nulltopiks liefert eine Erklärung für die Unzulässigkeit des Satzes (30b). Als zweite Evidenz wird die Unmöglichkeit der Topikalisierung von Wetterausdrükken herangezogen: (31)

a. Bi-ga/*-nun on-da. Regen-NOM/TOP kommt 'Es regnet.' b. (Nalssi-nun) Bi-ga/*-nun on-da. Wetter-TOP Regen-NOM/TOP kommt 'Es regnet.' (Kim 1988, Bsp. (19))

Diese Nicht-Topikalisierbarkeit führt Kim wiederum darauf zurück, daß in (31) ein Nulltopik im Sinne von nalssi-nun als Oberbegriff für bi (='Regen') existiert (vgl. (31b)), so daß das Subjekt bi aufgrund des Verbots von multipler Topikalisierung hier nicht topikalisiert werden darf. Hieraus folgert Kim, daß im Koreanischen Nulltopiks generiert werden und daß die Annahme der obligatorischen Präsenz eines Topiks wohl motiviert ist. Das soll Kim zufolge dazu führen, daß Topikalisierung einem Lizensierungsprozeß unterliegt: Das Topik erhält durch Infi ein Topikmerkmal. Folglich befindet sich das Topik in der IP-SpecPosition.

den: Im Gegensatz zu Nonsubjekt-Topiks (vgl.(ia)) lassen Subjektopiks (vgl.(ib)) ein vorangestelltes (gescrambeltes) Element zu: (i) a. *Mary-egej [gw chaek-utii [John-i tj t, su-ess-da]] DAT das Buch-TOP NOM gab b. Mary-ege ¡guchaek-un [John-i su-ess-da]] DAT das Buch-TOP NOM gab Subjekttopiks sind daher wie normale Subjekte als basis-generiert anzusehen: Sie stehen in der VPSpec-Position. Im Gegensatz zu Subjekttopiks sind Nonsubjekttopiks durch Bewege-a entstanden, und sie befinden sich in einer höheren Position (i.d. IP-Spec-Position) als Subjekte- oder Subjekttopiks. Im Gegensatz zu Kim ist Suh (1990) der Ansicht, daß Topiks in der CP-Spec- Position stehen. Diese unterschiedliche Positionierung ist lediglich darauf zurückzuführen, daß Kim und Suh jeweils unterschiedliche Subjektpositionen annehmen: Suh nimmt IP-Spec als Subjektposition an. Die NonSubjekttopikpositionen sind jeweils die nächst höheren Positionen im Vergleich zu den Subjektpositionen. Da Kim und Suhs Analysen somit nicht grundsätzlich voneinander abweichen, werde ich auf Suhs Analyse nicht näher eingehen.

29 Empirisch wird Kims IP-Spec-Analyse durch die Beobachtung gestützt, daß die Topikphrase keinen weiten Skopus über die Wh-Phrase haben kann. Daraus folgt, daß das Topik sich unterhalb der CP befindet: 35 (32)

a. Mary-nun John-i t saranghanda. TOP NOM liebt (Mary y (John x (love' (x,y))) 'John liebt Mary (Top).' b. Mary-nun nu-ga t saranghani? TOP wer liebt 'Wer liebt Mary (Top)?' (nugu x (Maryy (love' (x,y))) * (Maryy (nugux (love' (x,y))) (Kim 1988, Bsp. (33))

In (32a) sieht man, daß das Topik Mary-nun über das Subjekt John einen weiten Skopus erhält. Dahingegen kann das Topik in (32b) nicht über das Wh-Subjekt nu-ga Skopus haben. Vielmehr hat die Wh-Phrase weiten Skopus über das Topik. Dies soll ein Indiz dafür liefern, daß das [+Topik]-Merkmal nicht in der C-Position enthalten sein kann, d.h. das Topik kann nicht in CP-Spec, sondern nur unterhalb der CP-Spec-Position stehen. Zu beachten ist hier, daß diese Beobachtung nur indirekt dafür spricht, daß das Topik in der IP-Spec-Position stehen muß. An dieser Stelle will ich einige Einwände gegen Kims Analyse vorbringen. Ein Lizensierungsprozeß, in dem das Topik sein Merkmal durch Infi erhält, erscheint mir konzeptuell problematisch: Infi trägt nach gängiger Annahme Tense- und phi-Merkmale. Bei Topikalisierung handelt es sich jedoch um die Zuweisung eines Merkmals ganz anderer Art: eines Operatormerkmals, für das in der Regel die Kategorie C verantwortlich ist (Chomsky 1993) 37 Eine Konsequenz aus diesem Lizensierungsprozeß ist die Nominativzuweisung: Das Subjekt im Koreanischen erhält Kim zufolge seinen Kasus in der VP durch inhärente Nominativzuweisung auf S-Struktur (oder aufgrund seiner präverbalen Stellung), so daß Die Möglichkeit von IP-Adjunktion schließt Kim für Topiks angesichts der Tatsache aus, daß eine topikalisierte und eine gescrambelte Phrase gemeinsam auftreten können. Sein Argument basiert auf dem Freezing Principle (Wexler & Culicover (1977,1980), demzufolge mehrfache Adjunktion an ein- und dieselbe Kategorie ausgeschlossen ist. Diese Beschränkung über Adjunktion würde verletzt, wenn Scrambling und Topikalisierung in einem Satz stattfinden. Diesen Einwand gegen die IPAdjunktionsanalyse halte ich für unzulänglich, da die gleiche Argumentation als unerwünschte Konsequenz hätte, daß auch mehrfaches Scrambling ungrammatisch wäre. Diese Daten sind verträglich mit meiner eigenen Topikpositionsanalyse, die in einem späteren Kapitel ausgeführt werden soll (s. Kap.7, Abschnitt 7.4). In Kapitel 6 und 7 werden wir sehen, daß für das Topikoperatormerkmal nicht der Kopf C, sondern der Kopf Top° zuständig ist, was jedoch für die gegenwärtigen Diskussion irrelevant ist. Wichtig ist, daß Infi nicht die Kategorie sein kann, die für Topiklizensierung zuständig ist.

30 das Topik seinerseits sein Merkmal in IP-Spec erhalten kann (zur VP-Subjekthypothese ohne FCs vgl. Kang 1986, Fukui 1986, Fukui & Speas 1986; zur Diskussion dieser Hypothese für das Englische vgl. u.a. Kitagawa 1986). Als Evidenz für die inhärente Nominativzuweisung unter VP führt Kim Konstruktionen mit mehrfachen Subjekten im Koreanischen an, die m.E. jedoch nicht zu verallgemeinern sind: Die Lizensierung von mehrfachen Subjekten ist kontextspezifisch beschränkt, so daß sie als ein markiertes Phänomen angesehen werden muß (vgl. Yoon 1989). Erstens lassen die meisten Konstruktionen keine mehrfachen Subjekte zu: Diese treten nur in Adjektiv- oder Kopula-Konstruktionen auf (vgl.(33a,34a)): (33)

a. Seoul-i haksaeng-dul-i manta NOM Studentlnnen-NOM sind viel 'In Seoul gibt es viele Studentinnen.' b. *Seoul-i haksaeng-dul-i Demo-rul haessda NOM Studentlnnen-NOM Demonstration-AKK machte '*In Seoul machten Studentinnen Demonstration.'

(34)

gap-i ssada. a. Baekkwaseom-i Hertie-ga Mulgeon-i Kaufhaus-NOM NOM Waren-NOM Preis-NOM ist billig b. * Baekkwaseom-i Hertie-ga Seomwon-i sonnim-ul bakdae-haessda Kaufhaus-NOM NOM Verkäufer-NOM Kunde-AKK schlecht behandelte

Die mehrfachen Subjekte in (33a, 34a) sind hingegen in transitiven Konstruktionen (vgl. (33b, 34b) sowie in normalen intransitiven Konstruktionen nicht zulässig, wie (35) zeigt: (35)

* Seoul-i haksaeng-dul-i sasu younghwagwan-e ganda NOM Studentlnnen-NOM oft Kino-in gehen 'In Seoul gehen Studentinnen oft ins Kino.'

Diese Beobachtung legt nahe, daß mehrfache Subjekte ein konstruktionsspezifisches Phänomen darstellen. Zweitens können selbst die Subjekte in diesen Konstruktionen nicht beliebig gewählt werden; sie unterliegen vielmehr einer semantischen Bedingung, nämlich der aboutnessRelation. D.h. das sententiale Prädikat muß eine Aussage über eine bestimmte Eigenschaft der ersten mit Nominativkasus markierten NP enthalten. Dies verdeutlicht nochmals die Markiertheit dieser Konstruktion.

38

Diese aboutness relation Bedingung wurde ursprünglich von Kuno (1973) für das Japanische vorgeschlagen und von Kang (1986) für das Koreanische übernommen (auch vgl. Kuno 1976, Kitagawa 1982, Saito 1985/1987, Yang 1986, Yim 1987, zu einem alternativen Vorschlag vgl. ThomasFlinders 1980): "There must be an 'aboutness relation' between the first NP in a double Nominative construction and the sentence following it." (Kang 1986:142)

31 Wenn, wie wir eben gezeigt haben, die mehrfache Subjektkonstruktion nicht als allgemeingültige Evidenz dafür angesehen werden darf, daß das Subjekt im Koreanischen in der VP-Spec-Position steht, so liefert diese Konstruktion folglich auch keine Indizien für die Annahme, das Topik besetze die Spec IP-Position. Ein weiteres Problem für Kims Hypothese besteht darin, daß sie nicht erklären kann, warum Topikalisierung in bestimmten Konstruktionen wie in Konditional- (36a) oder Relativsätzen (36b) nicht zulässig ist: (36)

a. *Bom-un o-meyon kkodd-i pinda Frühling-TOP kommen-KOND Blume-NOM blühen 'Wenn der Frühling kommt, blühen die Blumen.' b. *Mok-un gi-« simsung Hals-TOP lang-REL Tier 'Das Tier, dessen Hals lang ist'

Da Topikmerkmale Kim zufolge konstruktionsunabhängig obligatorisch durch Infi zugewiesen werden, wäre zu erwarten, daß Topiks auch hier lizensiert werden. Schließlich sind auch zwei Argumente, auf die sich die Nulltopik-Annahme stützt, nicht zwingend. Ich wiederhole das Beispiel (30): (30)

a. John-i saram-ul bonaess-ni? NOM jemand-AKK schickte-Q b. Ani, sagi-ga/-*nun sikseop wasse. Nein sich-NOM/TOP selbst kam b' Ani, [IP e¡ (Top) [V" sagi-ga¡ sikseop wasse]] (Kim 1988, Bsp. (18))

Die Unzulässigkeit der Topikalisierung des Reflexivpronomens im Koreanischen (vgl. (30b)), die Kim für seine Analyse ins Treffen fuhrt, ist m.E. auf den unabhängigen Faktor zurückzufuhren, daß sagi ein referentiell abhängiges Element ist und daher als Antezedens ein referentielles Element benötigt. In einer Topikposition kann das Reflexivpronomen kein Antezedens haben, während es in einer Subjektposition sehr wohl von einem Antezedens in Topikposition gebunden werden kann. Mit anderen Worten, die Unzulässigkeit der Topikalisierung von sagi aus der Subjektposition heraus ist aus einer Bindungsprinzip (A)-Verletzung (vgl. Chomsky 1981) ableitbar, ohne daß die Existenz eines Nulltopiks angenommen werden muß. Die Nicht-Topikalisierbarkeit des Reflexivpronomens scheidet somit als zwingende Evidenz für die obligatorische Generierung eines Nulltopiks im Koreanischen aus. Das zweite Argument für die Nulltopikannahme läßt sich durch folgende Daten widerlegen:

32 (37)

a. *Bi-nun o-nda. Regen-TOP kommt 'Es regnet.' b. Ese Seoneok-uy bi-nun ongeori-rul ssitessda. Gestern Abend-GEN Regen-TOP ganze Straße-AKK wusch 'Gestern Abend wusch der Regen die ganze Straße.' *Hans-nun o-nda TOP kommt 'Hans kommt.'

Das Subjekt bi in (37a) ist nicht topikalisierbar, was Kim auf die Existenz des Nulltopiks nalssi-nun (=das Wetter) in Verbindung mit dem Verbot von mehrfacher Topikalisierung zurückfuhrt. Wird der Wetterausdruck bi wie in ese Seoneok-uy bi-nun in (37b) spezifiziert, ist der Satz hingegen zulässig. Dies verdeutlicht, daß der Wetterausdruck grundsätzlich topikalisierbar ist. Der Fall (37c), in dem ein normales Nomen (nicht ein spezieller Ausdruck wie ein Wetternomen (37a)) sich einer Topikalisierung widersetzt, weist außerdem nochmals darauf hin, daß die Ungrammatikalität von (37a) vielmehr auf eine lexikalische Idiosynkrasie des Verbs onda zurückzufuhren ist, das nicht mit dem Topikmarker verträglich ist. Folglich legt der Kontrast zwischen (37a) und (37b) nahe, daß die Ungrammatikalität von (37a) nicht in der fragwürdigen Präsenz eines Nulltopiks seine Ursache hat, sondern in dem unabhängigen Faktor, daß ein Topik im Koreanischen spezifisch (definit) sein muß. 39 Somit ist auch Kims zweites Argument nicht mehr haltbar, woraus ich folgere, daß die Annahme eines Nulltopiks nicht zwingend motiviert ist. Aus diesen Gründen halte ich Kims IP-Spec-Analyse, die besagt, daß das Topikmerkmal im Koreanischen unter Infi basisgeneriert und eine Topikphrase durch Infi lizensiert wird, für unplausibel. Wir haben bisher zwei konträre Analysen für Topikalisierung im Koreanischen betrachtet: eine Bewegungs- und eine Basisgenerierungsanalyse. Als Alternative zu diesen beiden Analysen schlägt Jo (1986) vor, daß Topikalisierung sowohl durch Bewegung als auch durch Basisgenerierung zustandekommt. Diese gemischte Analyse wollen wir im folgenden darlegen.

2.2.3 Eine gemischte Analyse Jo (1986) akzeptiert weder die Bewegungs- noch die Basisgenerierungsanalyse als alleinige adäquate Topikanalyse. Ihr zentrales Argument gegen die Bewegungsanalyse stützt sich auf die Existenz von TOG-Konstruktionen (= Topik ohne Lücke). Ihre Argumenta39

Auf die definiteti Eigenschaft des Topiks im Koreanischen kommen wir in Kapitel 5 zurück.

33 tion gleicht im wesentlichen jener der Vertreter der oben erwähnten Basisgenerierungsanalyse. Betrachten wir zunächst Jos empirische Evidenz gegen die Bewegungsanalyse (Jo 1986:147, Bsp. (3)): (38)

a. Na-nun Sunae-ga sota. ich-TOP NOM ist lieb 'Ich habe Sunae lieb.' b. Na-nun Suil-i silta. Ich-TOP NOM ist gehässig 'Ich habe Suil nicht lieb.' c. T.V.-nun Gumseong-i sota. TOP NOM ist gut 'Fürs T.V. ist Gumseong gut.'

Diese Sätze enthalten in der Tat keine Lücken, die mit topikalisierten Elementen koindizierbar wären. Außerdem wird die Topikphrase in (38) vom Verb nicht thematisch selegiert: Das Verb ist einstellig; die einzige Theta-Rolle (Thema) wird an das Subjekt vergeben. Das Topik ist daher kein Argument des Verbs, was auch dadurch bestätigt wird, daß die Sätze ohne Topikphrase ebenfalls grammatisch sind: (39)

a. Sunae-ga sota NOM ist lieb '(Ich) habe Sunae lieb.' b. Suil-i silta NOM ist gehässig '(Ich) habe Suil nicht lieb.' c. Guomseong-i sota NOM ist gut 'Gumseong ist gut.'

Folglich befinden sich die Topikphrasen in (38) nicht in derivierten, sondern in ihren Basispositionen, die Jo als CP-Spec analysiert. An dieser Stelle will ich dafür argumentieren, daß TOGs im Koreanischen einen Spezialfall der Topikkonstruktion darstellen, so daß sie nicht als Evidenz gegen die Bewegungsanalyse für Topiks herangezogen werden können. Sie sind vielmehr von den normalen Topikkonstruktionen (=TGs) zu unterscheiden.40 TOGs sind konstruktionsspezifisch, da sie nicht mit normalen transitiven Verben kompatibel sind:

40

Diese Fälle (38a,b) sind jedoch nicht ganz identisch mit den prototypischen TOG-Konstruktionen, die wir unter (IIb) dargestellt haben: Die Topiks müssen hier nicht in einer bestimmten Relation

34 (40)

a. *Na-nun sunae-ga Cheolsu-rul soahanda. ich-TOP NOM AKK mag b. *Na-nun suil-i sinmun-ul ilgessda. ich-TOP NOM Zeitung-AKK las c. *T.V.-nun Siemens-ga pumsil-ul ddeleddreyssda. Fernseher-TOP NOM Qualität-AKK verschlechterte

Jos Argument gegen die Basisgenerierungsanalyse stützt sich auf jene Konstruktionen, in denen eine mit einem Topik koindizierte Lücke existiert. Für diese Konstruktionen nimmt Jo an, daß sie durch einen Bewegungsprozeß entstanden sind. Folglich vertritt Jo eine gemischte Position, nämlich die, daß Topiks im Koreanischen in einer satzinitialen basisgenerierten Adjunktionsposition stehen: Diese Position kann entweder durch eine per Phrasenstrukturregel generierte Konstituente oder durch eine bewegte Konstituente besetzt werden. Im folgenden stelle ich eine semantische Analyse vor, die Topikkonstruktionen in Konditional- und Relativsätzen aufgrund einer semantischen Analogie (Präsupposition) einheitlich zu behandeln vermag.

2.2.4 Eine semantische Analyse Die semantische Analyse (Shin 1987) basiert auf der Beobachtung, daß Topikkonstruktionen mit Konditional- und Relativsätzen eine semantische Gemeinsamkeit aufweisen: 42

die Präsupposition. Diese Gemeinsamkeit soll als semantische Erklärung für einige analoge Eigenschaften der angesprochenen Konstruktionen dienen. Syntaktisch gesehen stützt sich diese Analyse auf die Beobachtung, daß die beiden relevanten Konstruktionen Inseln für Topiks errichten: (Shin (1987), Bsp.(l-3)) (41)

(42)

a. Koggiri-nun ko-ga gilda Elephant-TOP Nase-NOM ist lang b. *Koggiri-nun ko-nun gilda. TOP TOP a. Bom-i o-meyonun kkodd-i pinda Frühling-NOM kommen-KOND Blume-NOM blühen b. *Bom-un o-meyon kkodd-i pinda TOP KOND

(aiotttoess-Relation) zum Subjekt stehen (vgl. FN 38). Dieser Unterschied ist jedoch für meine gegenwärtige Diskussion irrelevant. Hoji (1985) nimmt für das Japanische eine analoge gemischte Analyse an (vgl. Tenny 1986). Unter dem Begriff Präsupposition versteht man in der Linguistik die einem Satz oder einer Aussage zugrunde liegende, als gegeben angenommene Voraussetzung (vgl. Grewendorf et al. (1987: 421446)).

35 (43)

a. Mok-i gi-n simsung Hals-NOM lang-REL Tier b. *Mok-un gi-n simsung TOP REL

Weder in Topik- (41b), noch in Konditional- (42b) oder Relativsätzen (43b) kann ein Topik auftreten. 43 Diese Unzulässigkeit von Topikalisierung in Topik-, Konditional- und Relativsätzen fuhrt Shin auf die semantische Erklärung zurück, daß die drei Konstruktionen eine gemeinsame semantische Eigenschaft besitzen, nämlich Präsupposition. Diese Idee wird durch die Beobachtung untermauert, daß die drei betreffenden Konstruktionen im Koreanischen durch ein fast identisches Morphem, -(n)un, - meyon-un, -n, markiert sind (vgl. (41-43)). An dieser Stelle will ich zeigen, daß im Gegensatz zu Shins Auffassung die drei betreffenden Konstruktionen syntaktisch voneinander zu unterscheiden sind. Erstens treten der Topik- und der Relativsatz/ Konditionalsatz- Marker - wie beobachtet (vgl. (17) mit (42, 43)) - in unterschiedlichen Positionen auf: Ersterer steht linksperipher, letztere rechtsperipher. Zweitens ist der Topikmarker nominal orientiert, da er nur an Nomen adjungierbar ist (auch siehe Abschnitt 3.1.3). Dahingegen werden der Relativsatz- und der Konditionalsatz-Marker an eine verbale Kategorie adjungiert. Drittens sind Elemente, die mit einem Topikmarker versehen sind, extrahierbar, während Elemente mit einem Relativsatz- und Konditionalmarker nicht beweglich sind (sie sind in irtw-Elemente). Schließlich kann der Topikmarker mit anderen Komplementierern kookkurrieren. Der Relativsatz- und der Konditionalsatz-Marker lassen hingegen keinen

43

Shin hält die Beispiele (b) in (41-43) nicht für völlig ungrammatisch. Tatsächlich sind die Sätze dann akzeptabler, wenn die NPs mit dem -www-Marker betont werden. Shins milde Datenbewertung scheint somit darauf zurückzuführen, daß er betonte und unbetonte NPs mit einem -«ww-Marker einheitlich als Topiks analysiert. Unterschiedliche syntaktische Eigenschaften von betonten und unbetonten -wuw-Phrasen deuten jedoch darauf hin, daß diese differenziert zu analysieren sind: Die unbetonte -wuw-Phrase als Topik und die betonte als kontrastiver Fokus (zur ausführlichen Diskussion der Unterscheidung zwischen Topiks und kontrastiven Foki s. Kapitel 4). Die Grammatikalität in (42b,43b) nimmt deutlich zu, wenn wir der fokussierten NP ein kontrastives Element in einem zweiten Konjunkt gegenüberstellen: (i) IBOM-un o-meyon kkodd-i pisi-man, Frühling-KONT kommen-KOND Blume-NOM blüht-aber GAUL-un o-meyon yeolmae-ga maesshinda. Herbst-KONT kommen-KOND Früchte-NOM ansetzen. 'Wenn der Frühling kommt, blühen die Blumen, aber wenn der Herbst kommt, reifen die Früchte.' (ii) IMOK-un gilsi-man KO-nun ssalbun simsung Hals-KONT lang-aber Nase-KONT kurz-REL Tier 'Das Tier, dessen Hals lang ist, aber dessen Nase kurz ist.'

36 kookkurrierenden Komplementierer zu, was darauf hindeutet, daß er selbst als Komplementierer zu analysieren ist. Aus diesen Gründen halte ich Shins semantische Analyse für unzulänglich (vgl. Suh (1992)). Dieser Abschnitt hat gezeigt, daß die Analysevorschläge auch im Koreanischen in vielerlei Hinsicht unzulänglich sind, so daß ein alternativer Vorschlag vonnöten ist.

2.3 Zusammenfassung In diesem Kapitel habe ich bisherige Analysen für das Topikalisierungsphänomen sowohl in sprachübergreifendem als auch in sprachspezifischem Rahmen (für das Koreanische) vorgestellt. Ich habe gezeigt, daß die Probleme, die in Kapitel 1 dargelegt wurden, nur teilweise in diesen Analysen berücksichtigt und erfaßt sind. Zusammenfassend lassen sich die zentrale Ideen und Hauptprobleme dieser Analysen folgendermaßen darstellen. In sprachübergreifem Rahmen habe ich im ersten Teil dieses Kapitels fünf Analysen vorgestellt. Die Klassische CP-Rekursionsanalyse, die Topiks mit LDs einheitlich als in CP-Spec basisgeneriert analysiert, kann das analoge Verhalten von LDs und Topiks in Matrixsätzen erklären. Sie scheitert jedoch an der unterschiedlichen Distribution von LDs und Topiks in eingebetteten Sätzen. Angesichts dieses Problems behandelt die IPAdjunktionsanalyse Topikalisierung und LDs different: LDs werden als basisgeneriert analysiert, Topikalisierung hingegen als Folge von Bewege a, also Adjunktion an IP. Das zentrale Problem dieser Analyse besteht darin, daß ihr zufolge Topik- und ScramblingKonstruktionen, ungeachtet ihrer syntaktischen Verschiedenheiten, als Folge identischer Bewegungsprozesse angesehen werden müßten, da die IP-Adjunktionsposition nach der Standardauffassung als Landeposition für Scrambling gilt. Dieses Problem ist nun im Rahmen der Topikpositionsanalyse zu bewältigen, derzufolge Topiks in eine eigene, für die vorgesehene Position bewegt werden. Diese Analyse beruht auf der unabhängig motivierten Beschränkung PUB, die jeder Art von A'-Bewegung spezifische Landepositionen zuschreibt. Das UR, das als zentrale Bedingung für diese Analyse dient, hat sich jedoch angesichts der Doppelbesetzungsmöglichkeiten der CP-Spec-Positionen in einigen Sprachen als nur begrenzt (wie z.B. für das Deutsche) gültig erwiesen. Die CPRekursionsanalyse, derzufolge zwei CPs speziell für die Topikalisierung von affektiven Elementen anzunehmen sind, versucht die besondere Eigenschaft dieser Elemente, nämlich die Auslösung von Subjekt-Aux-Inversion, zu erfassen. Diese (wie auch alle anderen hier vorgestellten Analysen) kann jedoch die Kookkurrenz von zwei vorangestellten Phrasen und deren unterschiedliche Inseleffekte nicht erklären. Zudem bleibt das Fehlen des Inversionseffekts bei der Topikalisierung von nicht-affektiven Elementen unerklärlich. Als letzte Analyse habe ich die CP-Adjunktionsanalyse vorgestellt, die angesichts des Topikalisierungsphänomens im Bulgarischen - Topik vor Wh-Phrase - unabdingbar erscheint. Es hat sich erwiesen, daß diese Analyse keine sprachübergreifende Bedeutung

37

hat und auch einige konzeptuelle Probleme mit sich bringt (z.B. Verletzung des Adjunktionsprinzips). Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß vor allem zwei Probleme noch einer befriedigenden Lösung harren: die Frage nach der Topikposition und die Asymmetrie von Topikkonstruktionen im Englischen. Wir haben gesehen, daß im Englischen zwei Elemente gleichzeitig vorangestellt werden können und daß diese unterschiedliche Eigenschaften aufweisen: Die erste vorangestellte Konstituente ist nicht betont und zeigt Inseleffekte für weitere Extraktion, während bei der zweiten das Gegenteil der Fall ist. Schließlich muß noch eine Erklärung für die Tatsache gefunden werden, daß die Topikalisierung eines affektiven Elements, beipielsweise eines Negationselements, stets Subjekt-Aux-Inversion auslöst. Hinsichtlich des Topikalisierungsphänomens im Koreanischen sehen sich die bisherigen Analysen folgenden Problemen gegenüber, die ich im zweiten Teil dieses Kapitels dargestellt habe. Erstens zeigt sich deutlich, daß Topiks im Koreanischen einerseits als basisgeneriert (TOGs) und andererseits als bewegt (TGs) analysiert werden können. Hierfür wurden zwei verschiedene Analysen vorgestellt: die Basisgenerierungs- und die Bewegungsanalyse. Wir haben jedoch gesehen, daß diese Analysen nur Teilaspekte des Topikalisierungsphänomens im Koreanischen erfassen können. Die Basis-Generierungsanalyse scheint nur TOGs korrekt zu erfassen; die Bewegungsanalyse nur TGs. Als zentrales Problem dieser Analysen muß daher die Tatsache angesehen werden, daß die unterschiedlichen Konstruktionen TGs und TOGs sich einer einheitlichen, undifferenzierten Analyse widersetzen. Die gemischte Analyse, derzufolge Topiks bewegt oder basisgeneriert sind, versucht, diesem Dilemma gerecht zu werden. Ich kann diese Analyse jedoch angesichts ihrer oberflächlichen Argumentation nicht als adäquat akzeptieren. Die semantische Analyse kann sich ebenfalls nicht als befriedigender Alternatiworschlag durchsetzen, da sie die syntaktischen Aspekte der Topikkonstruktionen nicht erfassen kann. Zweitens konnte gezeigt werden, daß die Frage nach der Topikposition auch für das Koreanische äußerst umstritten ist. Die vorgeschlagenen Analysen nehmen als Topikposition IP-Spec-, CP-Spec- und die CP-Adjunktionsposition an. Die klassische Analyse, die CP-Spec-Positionsanalyse, ist v.a. angesichts der möglichen Kookkurrenz von Topikund Wh-Phrasen zu falsifizieren. Die CP-Adjunktionsanalyse konnte durch Skopusdaten widerlegt werden: Ein Topik kann - entgegen der Vorhersage dieser Analyse - nicht Skopus über eine Wh-Phrase haben. Weiters verdeutlichen die unzulässigen TOGs in basisgenerierten Adjunktsätzen, daß Topiks nicht außerhalb der CP stehen dürfen: In diesem Fall wird die leere Operatorbewegung durch das Topik verhindert, worauf die Unzulässigkeit solcher Konstruktionen zurückzuführen ist. Schließlich verletzt diese Analyse auch das Adjunktionsprinzip. Der IP-Spec-Analyse zufolge sind Elemente in Infi (Modalelemente oder Topikmerkmale) für die Möglichkeit von Topikalisierung verantwortlich. Die Idee, Infi als Topiklizensierer anzunehmen, impliziert die obligatorische Präsenz eines Topiks, so daß ein Nulltopik für jenen Fall angenommen werden muß, in

38

dem kein overtes Topik auftritt. Ich habe gezeigt, daß die Existenz von Nulltopiks nicht zu rechtfertigen ist. Folglich ist die Analyse von Infi als Topiklizensierer inadäquat, und die IP-Spec-Analyse verliert ihre Argumentationskraft. Whitmans Analyse - Modalelemente als Topiklizensierer - scheitert an der Tatsache, daß Topiks auch in Kontexten lizensiert sind, in denen keine Modalelemente auftreten. Drittens wurde bezüglich der nicht-satzinitialen Phrasen mit dem Topikmarker -nun noch keine systematische syntaktische Forschung betrieben. Es hat sich lediglich eine rein deskriptive Generalisierung durchgesetzt, die besagt, daß nur satz-initiale Phrasen mit einem «w«-Marker als Topiks anzusehen sind. Zwischen initial und in situ stehenden Topiks werden lediglich Intonations- und Interpretationsunterschiede gemacht. Schließlich hat keine die hier vorgestellten Analysen die Unzulässigkeit der Topikalisierung von Negations-Elementen im Koreanischen untersucht. Diese Zusammenfassung zeigt, daß gewisse Probleme den Analysen für das Koreanische und den sprachübergreifenden Topik-Analysen gemeinsam sind: Erstens besitzt die uneinheitlich erscheinende Topikdistribution im Koreanischen, die wir anhand von Topiks-in situ und mehrfachen Topiks verdeutlicht haben, eine Ähnlichkeit mit der mehrfachen Topikalisierungs- bzw. Voranstellungsmöglichkeit in Sprachen wie dem Englischen. Diese Problematik werde ich in Kapitel 4 und 6 darstellen, für die das Kapitel 5 als Überleitung dienen soll, indem es die grundsätzliche Frage der Topikdefinition und ihrer Kriterien im Koreanischen stellt. Zweitens ist die Frage der Topikdistribution sehr umstritten. Zur Lösung dieses Problems werde ich in Kapitel 7 drei gängige, sprachübergreifende Analysen auf das Koreanische übertragen und somit auf ihre Adäquatheit überprüfen, da sich anhand dieser Sprache das Problem der Topikdistribution exemplarisch darstellen läßt. Drittens steht die Voranstellungsmöglichkeit von Negationselementen im Englischen und im Deutschen in einem Gegensatz zur Unzulässigkeit von Topikalisierung von Negationselementen im Koreanischen, was ich im letzten Kapitel diskutieren werde. Da diese Probleme nicht als koreanisch-spezifisch, sondern als sprachübergreifend anzusehen sind, werde ich sie in universellem Rahmen betrachten. Infolgedessen werde ich für all diese Probleme eine einheitliche Analyse vorschlagen, die aus universeller Sicht motiviert ist und aus einem Vergleich des Koreanischen mit anderen Sprachen (u.a. Deutsch und Englisch) entwickelt werden soll. Bevor ich auf diese sprachübergreifende Problematik näher eingehe, will ich jedoch im nächsten Kapitel allgemeine Charakteristika von Topikkonstruktionen im Koreanischen illustrieren, die aus universalgrammatischer Perspektive interessante Eigenschaften aufweisen und deshalb eine über die bisherige rudimentäre Forschung hinausghende Untersuchung verdienen. Im zweiten Teil des nächsten Kapitels werde ich die Frage diskutieren, ob Topikalisierung im Koreanischen als Folge von Basisgenerierung oder von Bewegung zu analysieren ist. Die Klärung dieses Problems soll als grundlegende Voraussetzung für die nachfolgende Untersuchung der obengenannten Probleme dienen.

3 Charakteristika der Topikalisierung im Koreanischen: Basisgenerierung oder Bewegung 3.0 Einleitung In diesem Kapitel werde ich Charakteristika von Topikalisierung im Koreanischen darstellen und die Frage diskutieren, ob Topikalisierung als Basisgenerierung oder als Bewegung zu analysieren ist. Im ersten Teil dieses Kapitels werde ich die allgemeinen Charakteristika von Topikalisierung im Koreanischen illustrieren, indem ich auf einige interessante Aspekte hinweisen werde, die für die Untersuchung der in Kapitel 2 dargestellten Problematik in den nachfolgenden Kapiteln relevant sind. Im ersten Abschnitt des ersten Teils stelle ich Topikalisierung in einfachen Konstruktionen dar, anhand derer zwei spezifische Eigenschaften von Topiks im Koreanischen erläutert werden können: Im Koreanischen existiert eine eigene Morphologie für Topikalisierung (Topikmarker -nun), deren Auftreten obligatorisch ist. Dieser Topikmarker ist nur mit strukturellem Kasus, jedoch nicht mit inhärentem verträglich, was ich auf ein generelles Prinzip zurückführen werde. Im zweiten Abschnitt des ersten Teils werden wir Topikalisierung in eingebetteten Sätzen betrachten. Im Gegensatz zu kurzer zeigt lange Topikalisierung einige syntaktisch interessante Eigenschaften (Abschnitt 2.2). Zunächst werde ich zeigen, daß die klassische Argument-Adjunkt-Asymmetrie gilt. Ich werde außerdem eine Asymmetrie innerhalb der Adjunkte aufdecken: Nur lokale und temporale Adjunkte sind lang topikalisierbar. In letzten Abschnitten des ersten Teils werde ich zeigen, daß im Gegensatz zu Komplement-NPs Komplementsätze nicht immer topikalisierbar sind. Nur durch einen nominalen Komplementierer eingeleitete finite Komplementsätze sind topikalisierbar. Dahingegen sind infinite Komplementsätze - sowohl von ECM-Verben als auch von Kontrollverben - nicht topikalisierbar. Anschließend werden wir das asymmetrische Verhalten von kurzer Topikalisierung in infiniten Sätzen und langer Topikalisierung aus infiniten Sätzen betrachten: Im Gegensatz zu Topikalisierung aus infiniten Sätzen ist Topikalisierung innerhalb solcher Sätze im Koreanischen unzulässig. Im zweiten Teil dieses Kapitels werden wir uns einer weiteren Eigenschaft des Topikalisierungsphänomens im Koreanischen zuwenden, nämlich daß in dieser Sprache zwei unterschiedliche Typen von Topiks existieren: Topiks mit Gap und Topiks ohne Gap. Gestützt auf vielseitige Evidenz will ich zeigen, daß Topiks mit Gap als Folge von Bewegung und Topiks ohne Gap als basisgeneriert zu analysieren sind. Im folgenden will ich die allgemeinen Eigenschaften von Topikalisierung im Koreanischen darstellen.

40 3.1 Allgemeine Charakteristika von Topikkonstruktionen im Koreanischen

3.1.1 Topikalisierung in Matrixsätzen Betrachten wir folgende Beispiele: (1)

a. John-i Maiy-ege chaek-ul su-ess-da NOM DAT Buch-AKK geben-PRÄT 'John hat Mary das Buch gegeben.' b. John-urii [e; Mary-ege chaek-ul su-ess-da] TOP DAT Buch-AKK gab 'John(Top) hat Mary das Buch gegeben.' c. Mary-ege-nun/*Mary-nuni [John-i q gu chaek-ul su-ess-da] DAT-TOP TOP NOM das Buch-AKK geben-PRÄT 'Mary(Top) hat John das Buch gegeben.' d. Busan-ese-nun/*Busan-urij [John-i ej Mary-lul mann-ass-da] LOK-TOP TOP NOM AKK treffen PRÄT 'In Busan(Top) hat John Mary getroffen.'

Diese Beispiele zeigen, daß prinzipiell alle Elemente im Koreanischen topikalisierbar sind.1 Zu beachten ist jedoch, daß das Koreanische eine eigene Morphologie un/ nun für Topiks besitzt, die stets realisiert werden muß, so daß ein Topik im Koreanischen an diesem Morphem immer erkennbar ist: Ist ein Element A mit dem Morphem -nun markiert, so wird es als Über A wird gesprochen interpretiert. Im Kontrast zu strukturellen Kasus AKK u. NOM - werden andere Kasusmarker (d.h. inhärente) nicht weggelassen, sondern zusammen mit der Topik-NP vorangestellt (vgl. (lb) mit (lc,d)). Kang (1986) nimmt hierfür an, daß struktureller Kasus vor bestimmten Partikeln auf PF zu tilgen ist. Aus dieser Idee will ich folgende Generalisierung ableiten:

Zu bemerken ist, daß eine Genitiv-NP im Koreanischen nicht topikalisierbar ist: (i) a. Nae-ga Hcms-uy gabang-ul sassda. ich GEN Tasche-AKK kaufte 'Ich habe Hans' Tasche gekauft.' b. *Hansrnim nae-ga [t, gabang-ul] sassda Die Unzulässigkeint von Topikalisierung der Genitiv-NP Hcms-uy ist auf eine LBC-Verletzung (Left Brcmch Condition, vgl. Ross 1967) zurückzuführen, derzufolge linke Äste einer Konstituente nicht bewegt werden dürfen. Da die Genitivphrase links von der NP-Konstituente [Hcms-uy gabang] steht, darf sie nicht topikalisiert werden. Die LBC prognostiziert außerdem korrekt die Unzulässigkeit von Genitiv-NP-Scrambling: (ii) *Hans r uy nae-ga [tj gabang-ul] sassda

41 (2)

Eine NP darf auf der S-Struktur nur mit einer einzigen strukturellen Partikel kombiniert werden.

Diese Kasus-Asymmetrie ist nicht auf Topikalisierung beschränkt, sondern gilt auch für andere grammatische Phänomene, woraus sich schließen läßt, daß (2) unabhängig motiviert ist. (3)

a. Cheolsu-(*ga)-do-(*ga) wassda NOM-FOK-NOM kam 'Cheolsu (Fok) kam.' b. Cheolsu-(*rul)-do-(*rul) AKK-FOK-AKK c. Cheolsu-ege-do.... DAT-FOK

Die Partikel do (auch) ist eine Fokuspartikel, die eine Fokussierung der NP bewirkt, an die sie suffigiert ist. Sie ist analog zum Topikmarker -nun nur mit einem inhärenten Kasus (vgl. (3c)) verträglich, nicht aber mit struktureller Kasusmarkierung (vgl. (3a,b)). Nochmals sei betont, daß alle Elemente im Koreanischen generell topikalisierbar sind, was aus der obligatorischen Existenz des Topikmarkers -nun hervorgeht. Hierbei ist die Unterscheidung zwischen inhärentem und strukturellem Kasus zu gewährleisten, da der Topikmarker nur mit ersterem verträglich ist. Die Inkompatibilität von Topikmarker und strukturellem Kasus folgt aus der Generalisierung, daß jede NP nur eine einzige strukturelle Partikel-Realisierung aufweisen darf. Im folgenden betrachten wir Topikalisierung in eingebetteten Konstruktionen. Hierbei werde ich den Schwerpunkt auf lange Topikalisierungen legen, die syntaktisch komplexe und interessante Eigenschaften aufweisen.

3.1.2 Topikalisierung in eingebetteten Sätzen

3.1.2.1 Kurze Topikalisierung Kurze Topikalisierung in eingebetteten Sätzen zeigt analoge Eigenschaften wie Topikalisierung in Matrixsätzen: (4)

a. Mary-ga [ gu chaek-unj [Cheolsu-ga tj s-ass-da-go]] saenggak-ha-ess-da NOM das Buch-Top NOM kaufte-Comp glaubte 'Mary glaubte, daß das Buch(Top)i Cheolsu tj kaufte.'

42 b. Mary-ga [gu syp-ese-nun/ease-nunj [Cheolsu-ga t; NOM das Haus-LOK-TOP/Gestern-TOP NOM Bill-il mann-ass-da-go]] saenggak-ha-ess-da. AKK traf -COMP glaubte 'Mary glaubte, daß in dem Haus/gestern(Top) Cheolsu Bill traf.' In (4a) wird das eingebettete Objekt vor das eingebettete Subjekt topikalisiert; in (4b) fungiert das eingebettete Adjunkt als Topik. Im Gegensatz zur kurzen Topikalisierung ist lange Topikalisierung jedoch nicht immer möglich, weshalb wir uns nun letzterer zuwenden wollen.

3.1.2.2 Lange Topikalisierung Betrachten wir folgende Beispiele: (5)

a. gu chaek,-un [Cheolsu-ga [cpJohn-i Mary-ege tj su-ess-da-go] das Buch-TOP NOM NOM DAT geben-PRÄT-COMP saenggakha-ess-da] denken-PRÄT 'Das Buch(Top)i glaubte Cheolsu, daß John Mary tj gab.' b. *gu saseongero-nun [Cheolsu-ga [cpai-ga tj sinae-e nagassda-go] das Fahrrad-mit-TOP NOM Kind-NOM Stadt-in ging-COMP saenggakhanda] denkt 'Mit dem Fahrrad (Top) glaubte Cheolsu, daß das Kind in die Stadt gefahren ist.' c. Igu syp-ese-nun/ease-nurii [Cheolsu-ga [CpJohn-i tj Bill-il mann-ass-da das Haus-LOK-TOP/gestern-TOP NOM NOM AKK treffen-PRÄT -go]] saenggakhaess-da -COMP glaubte 'In dem Haus/ Gestern(Top)i glaubte Cheolsu, daß John tj Bill traf.' d. *Cheolsu-nunt [John-i [CP ej Mary-ege gu chaek-ul su-ess-da-go]] TOP NOM DAT das Buch-AKK geben PRÄT-COMP saenggakha-ess-da. glaubte 'Cheolsu(Top)i glaubte John, daß tj Mary das Buch gab.' e. gu ili -un [ saramdul-i [cp sonim-service-e sokhanda-go] die Angelegenheit-TOP Leute-NOM Kundenservice-zu gehören-COMP saenggakhanda] glaubt 'Die Leute glauben, daß die Angelegenheit zum Kundenservice gehört.'

43 f. gu geonmul-un [saramdul-i CP [e, hanguk-yeongsagoan-e sokhanda-go] die Gebäude-TOP Leute-NOM Korea-Konsulat-zu gehören-COMP saenggakhanda] glaubt 'Die Leute glauben, daß das Gebäude zum koreanischen Konsulat gehört.' Im Gegensatz zum eingebetteten Objekt (5a) ist das Adjunkt in (5b) nicht lang topikalisierbar, was als Evidenz für die Gültigkeit der klassischen Argument-Adjunkt-Asymmetrie gewertet werden darf. Interessanterweise scheint das Adjunkt in (5c) besser topikalisierbar zu sein als das in (5b). Das Adjunkt gu syp-ese-nun/ease-nun in (5c) ist ambig interpretierbar: Es kann sich sowohl auf den Matrix-, als auch auf den eingebetteten Satz beziehen. Diese Inkonsistenz bei Adjunkttopikalisierung ist m.E. darauf zurückzuführen, daß die Adjunkte in (5b) und (5c) von unterschiedlicher Natur sind: Das erste (instrumental) ist ein echtes Adjunkt, wohingegen das zweite (lokal/temporal) als arguméntales Adjunkt zu analysieren ist. Diese Analyse basiert auf dem unterschiedlichen syntaktischen Verhalten der beiden Adjunkt-Typen. Lokale und temporale Adjunkte weisen im Koreanischen nicht adverbiale, sondern - wie Komplemente - nominale Eigenschaften auf: Kasusmarker können an diese Adjunkte angehängt werden. Eine analoge Asymmetrie ist bei Wh-Adjunkten zu beobachten: Die lokalen und temporalen Wh- Adjunkte eonsae, edise verhalten sich argumental, die übrigen Adjunkte nicht (vgl. Joo 1988). Diese Asymmetrie illustriert Joo (1988) anhand von Relativsätzen: (6)

a. Cheoulsu-ga eonsae/edise Nobel-Sang-ul badassda-nun sosik-ul NOM wann/ wo Nobel-Preis-AKK bekam-Rel Gerücht-AKK duless-ni? hörte-Q 'Wann/ wo hast (du) das Gerücht gehört, daß Cheolsu den Nobelpreis bekommen hat?' b. *Cheoulsu-ga wae/etteokae Nobel-Sang-ul badassda-nun sosik-ul NOM warum/ wie Nobel-Preis-AKK bekam-Rel Gerücht-AKK duless-ni? hörte-Q '•Warum/ wie hast (du) das Gerücht gehört, daß Cheolsu den Nobelpreis bekommen hat?'

Die lokalen und temporalen Wh- Adjunkte (vgl. (6a)) können im Gegensatz zu den anderen (vgl. (6b)) Subjazenz verletzen. Joo nimmt daher an, daß lokale und temporale WhAdjunkte gleich Wh-Argumenten [+N]-Merkmale haben, andere Adjunkte hingegen [-N]-Merkmale. Diese Annahme wird durch folgende empirische Evidenz gestützt:

44 (7)

Frage: a. igess-i nugu-uy chaek-i-ni? das-NOM wer-GEN Buch-ist-Q 'Wessen Buch ist das' Antwort: Mary-uy chaek-ida. GEN Buch-ist '(Das) ist Marys Buch.' b. igess-i eonsae-icy sinmun-i-ni? das-NOM wann-GEN Zeitung-ist-Q 'Von wann ist diese Zeitung?' Ese-uy sinmun-ida. Gestern-GEN Zeitung-ist '(Das) ist die Zeitung von gestern.' c. Edi-uy Orange-ga matiss-ni? wo-GEN Orange-NOM lecker ist-Q 'Von wo kommen leckere Orangen?' Florida-uy — GEN 'Aus Florida.'

Ein Genitiv-Marker wird in der Regel an eine NP angehängt. In Analogie zur nominalen Wh-Phrase (vgl. (7a)) kann der Genitivmarker uy an die lokalen und temporalen WhAdjunkte (vgl. (7b,c)) angehängt werden. Außerdem ist auch die Antwortphrase auf einen von einem lokalen /temporalen Adverb eingeleiteten Fragesatz mit einem Genitivmarker markiert, was auf ihren nominalen Charakter schließen läßt (z.B. ese-uy (=gestern-GEN) in (7b)).2 Aus diesen Gründen ist die höhere Akzeptabilität von (5c) im Vergleich zu (5b) daraus abzuleiten, daß die lokalen /temporalen Adjunkte in (5c) argumentóle Eigenschaften aufweisen.

Auch im Englischen ist eine solche Asymmetrie zwischen lokalen/temporalen und anderen WhAdjunkten zu beobachten: sie verhalten sich anders als kausale Adjunkte: (Lasnik & Saito 1984, FN 12) (i) (a) What did you buy where? (b) What did you buy when? (c) *What did you buy why? Relevant für unsere Diskussion sind die in situ befindlichen Wh-Adjunkte. Im Gegensatz zum kausalen Adjunkt (vgl. (ic)) können das lokale und das temporale Adjunkt (vgl. (ia,b)) in diesen mehrfachen Wh-Konstruktionen wie ein Komplement in-situ bleiben. Dieser Kontrast liefert ein Indiz dafür, daß die lokalen und temporalen Adjunkte auch im Englischen argumentale Eigenschaften auf LF aufweisen können (auch vgl. Stroik 1992; zu einer analogen Diskussion für das Chinesische vgl. Tsai 1994).

45 Betrachten wir nun Subjekttopikalisierung, deren Grammatikalität von Muttersprachlern sehr kritisch bewertet wird. In (5d) wird das eingebettete Subjekt lang topikalisiert, was marginal akzeptabel ist. Ersetzt man das belebte Subjekt durch ein unbelebtes, wie etwa in (5e,f), so ist die lange Subjekttopikalisierung interessanterweise zulässig. Dieses Datenlage ist m.E. darauf zurückzuführen, daß das Koreanische eine strikte VEnd-Sprache ist, so daß alle Subjekte nebeneinander stehen. Wenn sich ein belebtes eingebettetes Subjekt vor das Matrixsubjekt bewegt, ist der Satz schwer zu parsen, d.h. es besteht die Gefahr, daß das erste - also das eingebettete Subjekt - mit dem Matrixsubjekt verwechselt wird. ' Aus diesen Beobachtungen läßt sich schließen, daß Argumente im Gegensatz zu Adjunkten im Koreanischen lang topikalisierbar sind, was aus der klassischen ECPDefinition einfach abzuleiten ist, derzufolge Argumentspuren streng regiert sind. In diesem Abschnitt haben wir gesehen, daß Komplement-NPs im Koreanischen problemlos topikalisierbar sind. In den zwei folgenden Abschnitten will ich mich mit Komplementsätzen im Koreanischen befassen, welche nicht immer topikalisierbar zu sein scheinen.5 Wir werden zunächst finite Komplementsätze betrachten: Nur nominal orientierte Komplementsätze können topikalisiert werden. Ich will zeigen, daß die Unzulässigkeit von Topikalisierung finiter Komplementsätze auf eine lexikalische Eigenschaft von Topiks im Koreanischen zurückzuführen ist: Topiks sind in dieser Sprache nominal orientiert. Anschließend wollen wir uns infiniten Komplementsätzen zuwenden.

Einige Linguisten meinen, daß dieses Phänomen vielmehr semantisch motiviert sei, da das unbelebte Subjekt von der Semantik her nicht mit dem Matrixverb glauben, das ein belebtes Subjekt verlangt, eine Subjekt-Prädikat-Relation bilden könne, so daß es sich gezwungenermaßen aus Last-ResortGründen mit dem eingebetteten Verb verbinden müßte. Diese Ansicht halte ich für unplausibel: Einerseits ist Parsing kein semantischer, sondern ein syntaktischer Prozeß. Andererseits kann selbst eine semantische Analyse nicht erklären, weshalb die Sätze (5e,f) grammatisch sind. Bemerkenswert ist, daß der [that-t]-Filter für das Koreanische nicht gilt: Lange Subjekttopikalisierung ist trotz eines lexikalischen Komplementierers zulässig. Zu vergleichen sind analoge Fälle im Englischen: (i) a. *Johnj, Mary thinks that t; buys a book. b. John;, Mary thinks ti buys a book. Im Englischen unterliegen Topikalisierungen wie in (i) dem [that-t]-Filter. Für die scheinbaren [that-t]-Filter-Verletzungen im Koreanischen nehme ich an, daß der Topik-Kopf die Subjektspur streng regiert (wir werden in Kap. 7 sehen, daß das Topik eine eigene Position, die Topikposition, einnimmt). Diese Annahme ist auch sinnvoll angesichts der Unzulässigkeit von langem Subjekt-Scrambling. Die Asymmetrie zwischen Topikalisierung und Scrambling macht meine Annahme plausibel, daß für die zulässige Topikalisierung in (5e,f) der Kopf Top° zuständig ist. In der Literatur ist die (Nicht)-Topikalisierbarkeit von Komplementsätzen im Koreanischen kaum thematisiert worden. Choe (1988) erwähnt die Topikalisierbarkeit von VP, geht jedoch nicht näher darauf ein.

46 3.1.3 Topikalisierung von finiten Komplementsätzen Finite Komplementsätze scheinen im Koreanischen im Gegensatz zu Komplement-NPs nicht immer topikalisierbar zu sein. Vergleichen wir (8) und (9): (8)

a. [ Younghi-ga [ Cheolsu-ga gu chaek-ul sassda-go] saenggakhaessda] NOM NOM das Buch-AKK kaufte-COMP glaubte 'Younghi glaubte, daß Cheolsu das Buch gekauft hat.' b. *[ Cheolsu-ga gu chaek-ul sassda]-go-nun]\ NOM das Buch-AKK kaufte-COMP-TOP [Younghi-ga t; saenggakhaessda] NOM glaubte 'Daß Cheolsu das Buch gekauft hat, glaubte Younghi.'

(9)

a. Younghi-ga [Cp Cheolsu-ga gu chaek-ul san] gud-ul algoissda] NOM NOM das Buch-AKK kauft COMP-AKK weiß 'Younghi weiß, daß Cheolsu das Buch kauft.' b. [NP [Cp Cheolsu-ga gu chaek-ul san] Younghi-ga tj algoissda] NOM das Buch-AKK kauft COMP-TOP NOM weiß 'Daß Cheolsu das Buch kauft, weiß Younghi.'

In (8b,9b) wurden jeweils die eingebetteten Sätze aus (8a,9a) topikalisiert. Die topikalisierten Sätze sind Komplemente des jeweiligen Matrixverbs, so daß wir in beiden Fällen grammatische Resultate erwarten. Das uneinheitliche Ergebnis zeigt uns zunächst, daß sich die Komplementsätze hinsichtlich Topikalisierung nicht analog zu den Komplement-NPs verhalten. Die beiden Komplementsätze in (8,9) unterscheiden sich nur darin, daß sie jeweils durch zwei verschiedene Komplementierer eingeleitet sind -durch go in (8) und durch gud in (9). Im Koreanischen gibt es zwei unterschiedliche Kategorien von lexikalischen Komplementierern: nominale und verbale Komplementierer. Der Komplementierer gud verlangt einen Kasus (z.B. Akkusativ in (9a)) und darf somit als nominal betrachtet werden. Dahingegen erfordert der Komplementierer go keinen Kasus: Er ist daher verbal. An dieser Stelle will ich zeigen, daß Topiks im Koreanischen nominal orientiert sind. D.h. Topiks sind nur mit [-V]-Kategorien verträglich, d.h. mit NPs und PPs. Die nominale Orientiertheit von Topiks ist u.a. daraus ersichtlich, daß eine VP nach Topikalisierung nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form erscheinen darf, sondern eine nominalisierte Form annehmen muß (d.h. Verbstamm + Nominalisierer gi) (vgl. Choe 1988): (10)

[Gusip-ul bangmunha]-*(g/)-nun Cheolsu-ga haessda das Haus-AKK besuchen -NOML-TOP NOM ließ "Das Haus besuchen ließ Cheolsu.'

47 Die VP kann hier mit Hilfe eines Nominalisierers (gi), der an die Wurzel dieser VP angehängt ist, topikalisiert werden. Dies erklärt, warum nur der Komplementsatz mit dem Komplementierer gud (9b) topikalisierbar ist: Da Topiks im Koreanischen nominal orientiert sind, kann der Satz, der durch den nominalen Komplementierer gud eingeleitet ist, topikalisiert werden. Diese Möglichkeit besteht hingegen in dem Komplementsatz mit dem Komplementierer go nicht: Er ist verbal.7 Hieraus läßt sich folgende Generalisierung ableiten: (11)

Topiks im Koreanischen sind nominal orientiert.

Festzustellen ist, daß die Unzulässigkeit der Topikalisierung finiter Komplementsätze im Koreanischen auf die lexikalische Eigenschaft des Topiks - nominale Orientiertheit - zurückzufuhren ist: Nur finite Komplementsätze, die durch ein nominales C eingeleitet werden, sind topikalisierbar. Im folgenden betrachten wir die (Nicht)-Topikalisierbarkeit von infiniten Komplementsätzen.

3.1.4 Topikalisierung von infiniten Komplementsätzen Im Gegensatz zu finiten scheinen infinite Komplementsätze nicht topikalisierbar zu sein, wie folgende Komplementsätze von Kontrollverben zeigen:

Diese Erklärung scheint jedoch an folgenden Daten zu scheitern, in denen die topikalisierten Sätze durch den Komplementierer gud eingeleitet, aber dennoch ungrammtisch sind: (i) a. *[CP Cheolsu-ga guchaek-ul san] gud] ,-un [Younghi-ga t, aeseokhaehanda] NOM das Buch-AKK kauft COMP-TOP NOM bedauert 'Daß Cheolsu das Buch kauft, bedauert Younghi.' b. *[Sagi-ga Cheolsu-wa gyulhonhan] gud]i -un [Younghi-ga ti huhwaehanda] Sich-NOM mit heiratete COMP-TOP NOM bereut 'Daß sie sich mit Cheolsu verheiratete, bereut Younghi.' Der Unterschied zwischen (i) und (9b) ist, daß die Sätze in (i) Komplemente von /aktiven Verben sind. Faktive Verben lassen eine Topikalisierung ihres Komplements nicht zu, unabhängig davon, ob es sich um eine NP oder ein satzwertiges Komplement handelt. Eine Erklärung hierfür bietet Müller & Sternefelds (1990) Annahme, daß ein Komplementsatz unter einer NP eingebettet ist und ein faktives Verb im Gegensatz zu Brückenverben keine Inkorporation von N° in das V° zuläßt (vgl. Müller 1989). Somit errichtet die NP bei faktiven Verben eine Barriere. Gemäß dieser Annahme kann dann die Unzulässigkeit dieser Sätze auf eine Subjazenzverletzung zurückgeführt werden. Die Möglichkeit, den Nominalisierer gi anzuhängen, kann hier nicht in Betracht gezogen werden, da gi eine tense-neutrale Form ist, mit dem das [+Tense] Merkmal - finit - in dieser betreffenden CP nicht kompatibel ist. gi ist daher nur mit infiniten Sätzen verträglich (s. nächsten Abschnitt!).

48

(12)

a. Cheolsurga [ CP PRO; gu daehwae-e chamseokha-gi]-rul kkoe noreokhaessda NOM die Konferenz-an beteiligen NML-AKK ziemlich versuchte 'Cheolsu versuchte sehr, an der Konferenz teilzunehmen.' b. *[Cp PROi gu daehwae-e chamseokha-gijj-nun Cheolsu r ga kkoe tj die Konferenz-an beteiligen-NML-TOP NOM ziemlich noreokhaessda versuchte 'An der Konferenz teilzunehmen, versuchte Cheolsu sehr.' c. *[PROi onul hakgyo-e o-gi]rnun Younghi-ga Cheolsu-ege tj yaksokhaessda heute Schule-zu kommen-NML-TOP NOM DAT versprach 'Heute zur Schule zu kommen, versprach Younghi Cheolsu.'

In (12b) haben wir das infinite Komplement aus (12a) topikalisiert. Zu beachten ist, daß der Nominalisierer gi an die infiniten Sätze in Kontrollkonstruktionen angehängt ist: Somit sind die kontrollierten infiniten Sätze nominal orientiert, wofür auch die Existenz einer Kasusmarkierung - Akkusativ - spricht (vgl.(12a)). Dennoch sind die Sätze unzulässig (vgl.(12c)).8 Auch ECM-Verben lassen keine Topikalisierung ihrer Komplemente zu: (13)

a. *[Younghi-rul onul daehwae-e chamseokha-gae]¡-nun Cheolsu-ga t; AKK heute Konferenz-an beteiligen-KAUS-TOP NOM haessda/sikkessda ließ 'Younghi heute an der Konferenz teilnehmen ließ Cheolsu.' b. *[onul daehwae-e chamseokha-gae],-nun Cheolsu-ga Younghi-rul heute Konferenz-an beteiligen-KAUS-TOP NOM AKK haessda /sikkessda ließ 'Heute an der Konferenz teilnehmen ließ Cheolsu Younghi.'

Diese unzulässige Topikalisierung von infiniten Komplementsätzen könnte man zunächst auf die simple deskriptive Erklärung zurückfuhren, daß im Gegensatz zu finiten infinite Sätze stets strikt adjazent zum Matrixverb stehen müssen. Diese Erklärung scheitert jedoch an der Möglichkeit von Scrambling infiniter Komplementsätze in denselben Konstruktionen, in denen Topikalisierung infiniter Komplementsätze ungrammatisch ist (vgl.(12)): Müßten infinite Sätze tatsächlich adjazent zu Anzumerken ist, daß die Eigenschaft des Topiks nominale Orientiertheit als eine Erklärung hier nicht in Frage kommen kann, da diese Kontrollkonstruktion durch den Nominalizer gi eingeleitet ist. Es muß darauf hingewiesen werden, daß die Topikalisierung unabhängig davon ausgeschlossen ist, ob sie mit dem Kausativsubjekt (Causee) (13a) oder ohne dieses (13b) erfolgt. Dies verdeutlicht, daß die Unzulässigkeit nicht von der Existenz des Kausativsubjekts abhängen kann.

49 ihren Matrixverben sein, so dürften sie auch nicht gescrambelt werden. Dies ist jedoch, wie (14) beweist, nicht der Fall: (14)

a. [cpPROjgudaehwae-e chamseokha-giJ-rulj Cheolsuj-ga kkoe tj die Konferenz-an beteiligen-NML-AKK NOM ziemlich noreokhaessda versuchte 'An der Konferenz teilzunehmen, versuchte Cheolsu sehr.' b. [PROi onul hakgyo-e o-giJ-rulj Younghi-ga Cheolsu-ege tj yaksokhaessda heute Schule-zu kommen-NML-AKK NOM DAT versprach 'Heute zur Schule zu kommen, versprach Younghi Cheolsu.'

Die infiniten Komplementsätze in Kontrollkonstruktionen können hier problemlos gescrambelt werden. Analog bezüglich Scrambling verhalten sich ECM-Komplementsätze: (15)

a. ?[cp Younghi-rul/ga onul daehwae-e chamseokha-gae]\ Cheolsu-ga tj AKK/NOM heute Konferenz-an beteiligen-KAUS NOM haessda/sikkessda ließ "Younghi heute an der Konferenz teilnehmen ließ Cheolsu.' b. [onul daehwae-e chamseokha-gae], Cheolsu-ga Younghi-rul/*ga heute Konferenz-an beteiligen-KAUS NOM AKK/*NOM haessda/ sikkessda ließ Heute an der Konferenz teilnehmen ließ Cheolsu Younghi.'

Die Zulässigkeit von Scrambling infiniter Komplementsätzen deutet darauf hin, daß die obige Erklärung für die Unzulässigkeit von Topikalisierung - strikte Adjazenz zwischen Matrixverb und seinem infiniten Komplementsatz im Koreanischen - nicht adäquat sein kann. Eine alternative Erklärung für die Unzulässigkeit von Topikalisierung von infiniten Kontroll- und ECM-Komplementsätzen läßt sich jeweils durch unabhängig motivierte Beschränkungen finden. Betrachten wir zunächst Kontrollkonstruktionen: (16)

a. *[CpPROigu daehwae-e chamseokha-gijj-nun Cheolsuj-ga kkoe tj die Konferenz-an beteiligen-NML-TOP NOM ziemlich noreokhaessda versuchte 'An der Konferenz teilzunehmen, versuchte Cheolsu sehr.'

50

b. *[PROi onul hakgyo-e o-gi]j-nun Younghi-ga Cheolsu-ege tj heute Schule-zu kommen-NML-TOP NOM DAT yaksokhaessda versprach Heute zur Schule zu kommen, versprach Younghi Cheolsu.' c. *[PROi daehwae-e chamseokha-gij-nun Cheolsu-ga na r ege gwonhaessda Konferenz-an beteiligen-NML-TOP NOM ich-DAT empfahl 'An der Konferenz teilzunehmen, hat Cheolsu mir empfohlen.' Eine zentrale Bedingung, die Koreferenzbedingung, für die Lizensierung von PRO besteht darin, daß PRO durch sein Kontrollelement c-kommandiert werden muß, um auf LF interpretiert werden zu können. In (16) ist PRO durch sein Kontrollelement (Subjekt (16a, 16b), Objekt (16c)) nicht c-kommandiert, folglich verletzt es die Koreferenzbedingung, was ein Grund dafür sein kann, daß Topikalisierung von infiniten Kontrollsätzen unzulässig ist. An diesem Punkt stellt sich die Frage, warum Scrambling in den in (16) vorliegenden Konstruktionen zugelassen ist: PRO sollte hier aus demselben Grunde wie bei Topikalisierung nicht koreferentiell mit dem Kontrollelement sein. Zur Lösung dieses Problems ziehe ich die Rekonstruktionsanalyse (Saito 1989^1992) heran, derzufolge ein gescrambeltes Element auf LF rekonstruiert werden kann. Da die gescrambelten infiniten Sätze auf LF rekonstruierbar sind, stehen sie dort in ihrer D-strukturellen Position, so daß PRO mit seinem Kontrollelement koindiziert werden kann. Folglich stellt die Koreferenzbedingung für PRO im Fall der Scramblingkonstruktion kein Problem dar. Diese Erklärung für Scramblling würde jedoch andererseits den Nachweis verlangen, daß Topikalisierung nicht rekonstruiert werden kann: 12 Andernfalls wäre meine Begründung für die Nicht-Topikalisierbarkeit von Kontrollinfinitiven (vgl. (16)), daß PRO durch sein Antezedens nicht c-kommandiert ist, nicht mehr stichhaltig. Betrachten wir nun das folgende Beispiel: (17)

a. Cheolsuj-ga

sagij bang-ul cheongsohanda. NOM sich Zimmer-AKK saubermachen b. Sagij bang-un Cheolsuj-ga cheongsohanda. Sich Zimmer-TOP NOM saubermachen 'Cheolsu macht sein Zimmer sauber.'

Der Satz (17b) wird durch die Topikalisierung des Objektes abgeleitet. Die Ungrammatikalität des Satzes (17b) ist zunächst darauf zurückzuführen, daß das Reflexivpronomen

12

Zur ausfuhrlichen Diskussion der Rekonstruktionsanalyse s. auch Abschnitt 8.3.1.1. Anzumerken ist hier, daß die Referenzidentifizierung von PRO auf LF erfolgen kann (Chomsky 1986b). Für diese kritische Bemerkung bin ich Günther Grewendorf zu Dank verpflichtet.

51 durch Topikalisierung durch das Subjekt nicht c-kommandiert wird. Um die strukturelle Bedingung für die Bindung des Reflexivpronomens herstellen zu können, müßte das Topik rekonstruiert werden. Die Unzulässigkeit dieses Satzes legt nahe, daß die Rekonstruktionsmöglichkeit bei Topikalisierung nicht besteht. Somit habe ich die Asymmetrie zwischen Topikalisierung und Scrambling von infiniten Sätzen in Kontrollkonstruktionen aus unabhängig motivierten Beschränkungen abgeleitet. Wenden wir uns nun ECM-Konstruktionen zu. Zu kontrastieren sind nochmals (s.o): (13)

a. *[Younghi-rul onul daehwae-e chamseokha-gae]-nun Cheolsu-ga t; AKK heute Konferenz-an beteiligen-KAUS-TOP NOM haessda/sikkessda. ließ b. *[onul daehwae-e chamseokha-gae]rnun Cheolsu-ga Younghi-rul heute Konferenz-an beteiligen-KAUS-TOP NOM AKK haessda/sikkessda. ließ

(15)

a. [cp Younghi-rul/ga onul daehwae-e chamseokha-gae], Cheolsu-ga tj AKK/NOM heute Konferenz-an beteiligen-KAUS NOM haessda/sikkessda. ließ b. [onul daehwae-e chamseokha-gae/, Cheolsu-ga Younghi-rul heute Konferenz-an beteiligen-KAUS NOM AKK haessda/sikkessda ließ

ECM-Konstruktionen bieten ein ähnliches Bild wie Kontrollkonstruktionen: auch hier widersetzen sich infinite Komplementsätze nur einer Topikalisierung (vgl. (13)), nicht hingegen einer Scramblingbewegung (vgl. (15)). Die Unzulässigkeit von Topikalisierung läßt sich durch die spezielle Eigenschaft von Topiks im Koreanischen, ihre nominale Orientiertheit, erklären (s. Abschnitt 3.1.3). In den ECM-Konstruktionen in (16) ist das Kausativmorphem gae der Komplementierer, der den infiniten Satz einleitet. Dieses Morphem muß als ein nicht-nominaler Komplementierer analysiert werden, zumal es keinen Kasus - den Akkusativkasus rul in (18) vertragen kann: (18)

Cheolsu-ga [Cp Younghi-rul onul daehwae-e chamseokha-gae]- *rul NOM AKK heute Konferenz-an beteiligen KAUS-*AKK haessda/sikkessda. ließ

52 Außerdem ist der infinite Satz mit oder ohne Komplementierer (jrae) nicht mit dem N o minalisierer gi kompatibel, der einen Satz nominalisieren kann.

Folglich kann das in-

finite ECM-Komplement im Koreanischen nicht nominal orientiert sein. D i e s dient als Erklärung dafür, warum die Komplementsätze v o n ECM-Konstruktionen sich einer Topikalisierung widersetzen. Hingegen erfordert Scrambling keine nominale Eigenschaften des betreffenden Elements, so daß infinite Sätze in ECM-Konstruktionen problemlos gescrambelt werden können(vgl.(15)). In diesem Abschnitt haben wir gesehen, daß infinite Komplementsätze nicht topikalisierbar sind, was aus unabhängigen Gründen ableitbar ist: Bei Kontrollkonstruktionen wird die Koreferenzbedingung v o n PRO verletzt, während bei ECM-Verben die Bedingung der nominalen Eigenschaft des Topiks nicht erfüllt wird. Im folgenden betrachten wir Topikalisierung aus infiniten Sätzen. Es wird gezeigt, daß sich kurze und lange Topikalisierung aus infiniten Sätzen im Koreanischen unterschiedlich verhalten.

13

Günther Grewendorf (p.c.) wendet ein, daß diese Erklärung für ECM-Infinitive (nicht-nominaler Charakter des kausativen Morphems) unabhängigen Eigenschaften von kausativen Infinitiven widerspricht. Die Unverträglichkeit des kausativen Komplementierers mit dem Kasus ist ihm zufolge vielmehr darauf zurückzuführen, daß aufgrund der Akkusativzuweisung an das Causee gar kein weiterer Kasus zur Verfügung stünde. Es gibt nun im Koreanischen eine andere Variante von ECM-Konstruktionen, deren Causee mit Nominativ markiert ist: (i) Cheolsu-ga [Cp Younghi-ga onul daehwae-e chamseokha-gae]-*rul haessda/sikkessda. NOM NOM heute Konferenz-an beteiligen-KAUS-*AKK ließ In diesem Fall hat das ECM-Verb Akksativkasus zur Verfugung. Dennoch verträgt der Kausativkomplementierer nicht diesen Kasus. Diese Beobachtung bestätigt mein Argument, daß der Komplementierer keinen Kasus vertragen kann, was wiederum den ncht nominalen Charakter des Kausativinfinitivs verdeutlicht. Somit bleibt meine Erklärung für die Unzulässigkeit von Topikalisierung des Kausativ-Infinitivs, daß eine solche mit der nominalen Orientiertheit von Topiks unvereinbar ist, weiterhin stichhaltig. Scrambling in (15) sollte jedoch unzulässig sein, wenn das akkusative Kausativsubjekt durch ein nominatives ersetzt wird (ia), was grundsätzlich möglich ist (ib): (i) a. *[onul daehwae-e chamseokha-gae], Cheolsu-ga Younghi-ga t, haessda/sikkessda heute Konferenz-an beteiligen-KAUS NOM NOM ließ b. Cheolsu-ga [onul daehwae-e chamseokha-gae] Younghi-ga haessda/sikkessda NOM heute Konferenz-an beteiligen-KAUS NOM ließ Da der Komplementsatz einer Kausativkonstruktion im Koreanischen aufgrund der Existenz des obligatorischen Komplementierers gae eine CP sein muß, besteht die Möglichkeit, einen NominativCausee zu haben. Ich nehme an, daß der Nominativ-Cousee in der IP-Spec-Position durch Agreement im Komplementsatz seinen Kasus erhält. Hiergegen steht der akkusative Causee unter CPSpec, in der er seinen Kasus durch das Kausatiwerb erhalten kann. Folglich besetzen der nominative und der akkusative Causee unterschiedliche Positionen: Ersterer die IP-Spec-Position und letzterer die CP-Spec-Position. Dies spielt für den Grammatikalitätsunterschied von NOM/AKK-Causees hinsichtlich Scrambling eine Rolle: Der zurückgelassene NOM-Causee kann auf S-Struktur keinen Kasus durch das gescrambelte Infi (AGR) erhalten, wohingegen der AKK-Causee unabhängig von Scrambling seinen Kasus erhalten kann. Aus diesem Grunde ist der Satz (ia) ungrammatisch.

53 3.1.5 Topikalisierung aus und in infiniten Sätzen Topiks sind in infiniten Sätzen nicht lizensiert: (19)

a. *[Cheolsu-ga Younghi r ege [guchaekj-un PROj tj sa-dorok] NOM DAT das Buch-TOP kaufen-COMP myengryeonhaessda] befahl 'Cheolsu befahl Younghi, das Buch zu kaufen.' b. *[Cheolsu-ga Younghij-rul [gu sib-esej-nun PROj tj sal-dorok] NOM AKK das Haus-in-TOP wohnen-COMP gweonyuhaessda] empfahl 'Cheolsu empfahl Younghi, in dem Haus zu wohnen.' c. * [Cheolsu r ga Younghi-ege[gw chaekj-un PRO; tj sa-dorok] yaksokhaessda]] NOM DAT das Buch-TOP kaufen-COMP versprach 'Cheolsu versprach Younghi, das Buch zu kaufen.'

Topiks in infiniten Komplementsätzen scheinen auch in anderen Sprachen unzulässig zu sein, wie folgende Daten aus dem Englischen zeigen. (20)

*John tries the book to buy

Die Unzulässigkeit von Topikalisierung in infiniten Sätzen fuhren Müller & Sternefeld (1990) auf die Annahme zurück, daß Infi in infiniten Sätzen im Gegensatz zu finitem INFL universell zu schwach ist, eine Topikposition zu lizensieren, was einen engen Zusammenhang zwischen Topik und Infi (Tense) impliziert.15 Merkwürdigerweise ist lange Topikalisierung aus infiniten Sätzen möglich: 16 (21)

a. IGu chaeki -un [Cheolsu-ga Younghij-ege [PROjtj sa-dorok] das Buch-TOP NOM DAT kaufen-COMP myengryeonhaessda]] befahl Das Buch befahl Cheolsu Younghi, zu kaufen.'

Müller & Sternefeld (1990) setzen hier voraus, daß ein Topik durch Infi sein Merkmal erhält, obwohl es ihnen zufolge eine eigene Position einimmt (s. Abschnitt 2.1.3). Ich werde in Kapitel 7 zeigen, daß Topiks im Koreanischen nicht durch Infi lizensiert sind, sondern durch Topik°. Folglieh nehme ich an, daß nicht Infi, sondern Topik 0 in infiniten Sätzen schwach ist. Lange Topikalisierung aus infiniten Komplementsätzen ist auch im Deutschen zugelassen: Vgl. Das Buch j versucht Hans [ tj zu verkaufen]

54 b. IGu sib-ese-nun [Cheolsu-ga Younghii-rul [PROj t, sal-dorok] das Haus-in-TOP NOM AKK wohnen-COMP gweonyuhaessda]] empfahl In dem Haus empfahl Cheolsu Younghi, zu wohnen.' c. Gu chaekrun [Cheolsurga Younghi-egefPRO; tj sa-dorok] yaksokhaessda]] das Buch-TOP NOM DAT kaufen-COMP versprach "Das Buch versprach Cheolsu Younghi, zu kaufen.' Eine analoge Asymmetrie zwischen kurzer und langer Topikalisierung aus infiniten Sätzen ist in ECM-Konstruktionen zu beobachten: (22)

a. * [Cheolsu-ga Younghi-ege \gu chaekrun\ sa-gae] haessda]] NOM DAT das Buch-TOP kaufen-COMP ließ 'Cheolsu ließ Younghi das Buch (Top) kaufen.' b. IGu chaekj -un [Cheolsu-ga Younghi-ege t; sa-gae] haessda]] das Buch-TOP NOM DAT kaufen-COMP ließ "Das Buch ließ Cheolsu Younghi kaufen.'

Wenn die Unzulässigkeit von Topiks innerhalb der infiniten Sätze auf Müller & Sternefelds (1990) Annahme zurückzuführen ist, daß in infiniten Sätzen keine echte Topikposition existiert (d.h. ein infinites Infi ist insofern defektiv, als es nicht als Lizensierer für ein Topik fungieren kann), dann stellt sich die Frage, warum lange Topikalisierung aus infiniten Sätzen hier zulässig ist. Müller & Sternefeld (1990) nehmen als Lösung für dieses Problem an, daß die Topikposition in infiniten Sätzen zwar keine echte Topikposition ist, jedoch als Zwischenlandeposition für lange Topikalisierung in einen finiten Matrixsatz fungieren kann. Im folgenden zweiten Teil dieses Kapitels werde ich diskutieren, ob Topikalisierung im Koreanischen als Folge von Basisgenerierung oder Bewegung zu analysieren ist. Ich werde zeigen, daß im Koreanischen zwei Typen von Topiks existieren - Topiks mit Gaps und Topiks ohne Gaps - und werde Argumente dafür anführen, daß diese beiden Konstruktionstypen unterschiedlich zu analysieren sind: letztere sind basisgeneriert, wohingegen erstere durch Bewege-a zustande kommen.

17

Da dieses Phänomen auch in anderen Sprachen zu beobachten ist und eine Lösung hierfür auf der später vorzustellenden Checkingtheorie beruht, werde ich in Abschnitt 6.3 eine solche in sprachübergreifendem Rahmen skizzieren.

55

3.2 Topikalisierung: eine Folge von Basisgenerierung oder Move oft

3.2.1 Topiks mit Gaps und Topiks ohne Gaps Hier geht es darum, zu untersuchen, ob Topiks im Koreanischen als basisgeneriert oder als Resultat von Bewege-a zu analysieren sind. Zu kontrastieren sind die Sätze in (23a,b): Wie bereits erwähnt, unterscheiden sich die beiden Sätze zunächst darin, daß (23 a) eine mit dem Topik koindizierte Lücke enthält, während eine solche in (23b) fehlt. (23)

a. gu chaek-urij [John-i Mary-ege e; su-ess-da] das Buch-TOP NOM DAT gab "Das Buch hat John Mary gegeben.' b. ssaengsseon-un yeone-ga madiss-da. Fisch-TOP Lachs-NOM ist delikat

Obwohl (23b) keine Lücke enthält, wird das Element mit dem Topikmarker un dennoch als Topik interpretiert. Die Existenz dieser lückenlosen Topikkonstruktionen veranlaßte manchen Linguisten (Kang (1986), Yoon (1990), Whitman (1989)) dazu, alle TopikKonstruktionen im Koreanischen als basisgeneriert zu betrachten (s. Abschnitt 2.2.1). Ich argumentiere dafür, daß sich Topiks ohne Gap (im folgenden: TOG) in (23b) von Topiks mit Gap (im folgenden:TG) in (23a) in diversen syntaktischen Aspekten unterschiedlich verhalten und daher different zu analysieren sind: TOGs sind basisgeneriert, wohingegen TGs durch Bewege-a zustande kommen. Wir wollen uns zuerst den TGs zuwenden, die aus einem Bewegungsprozeß entstanden sind.

3.2.2 Topikkonstruktionen mit Gaps als Folge von Bewegung Zuerst will ich Evidenz dafür liefern, daß TGs wie in (23 a) im Koreanischen eine Bewege-a-Operation zugrunde liegt. Erstens enthalten sie Lücken, die nicht gefüllt werden dürfen. In der D-strukturellen 19 20 Position des Topiks darf kein resumptives Pronomen auftreten: '

18

Die Beispiele (23a,b) sind identisch mit den in (11 a,b) aus Kapitel 1. Die Beispiele (24a,b,c) sind identisch mit den in (16a,b,c) aus Kapitel 2. s. Abschnitt 2.2.1.1, u.a. FN 23 (auch vgl. Kang 1986).

56 (24)

a. Mary-ege-nunj [John-i e/*gunye,-ege gu chaek-ul suetda DAT-TOP NOM ihr das Buch-AKK gab "Mary hat John das Buch gegeben.' b. Gu chaek-wij [John-i Maiy-ege e/*gugut,-ul suetda] TOP NOM DAT es-AKK gab Das Buch(Top) hat John Mary gegeben.' c. John-uni Mary-ege gu chaek-ul su-et-da] TOP sich-NOM DAT das Buch-AKK gab 'John(Top) hat Mary das Buch gegeben.'

Weder das Objekttopik (24a,b) noch das Subjekttopik (24c) läßt ein resumptives Pronomen zu. Zweitens unterliegen Topikkonstruktionen im Koreanischen dem ECP: Es existiert eine Asymmetrie bezüglich der Extraktion aus Komplement- und Adjunktsätzen. Im Unterschied zu Komplementsätzen errichten Adjunktsätze Inseln für Topikalisierung, wie ein Vergleiche zwischen (5a) und (25) zeigt: Das Beispiel (5a) wird hier wiederholt: (5)

a. gu chaekrun [Cheolsu-ga [cpJohn-i Mary-ege tj su-ess- da-go] das Buch-TOP NOM NOM DAT geben-PRÄT-COMP saenggakha-ess-da] denken-PRÄT Das Buch(Top)i glaubte Cheolsu, daß John Mary tj gab.'

(25)

a. *gu chaekj-un [Cheolsu-ga [CpJohn-i Mary-ege e; su-ess-ul-