Zur Text- und Überlieferungsgeschichte der gotischen Evangelientexte 3851246160, 9783851246162

Die Tatsache, daß die Inhalte der Evangelien Markus, Lukas und Matthäus auf weiten Strecken die gleichen sind, hat Übers

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German Pages 44 [46] Year 1990

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Zur Text- und Überlieferungsgeschichte der gotischen Evangelientexte
 3851246160, 9783851246162

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INNSBRUCKER BEITRÄG E Z U R SPRACHW ISSENSCHAFT Vorträge und Kleinere Schriften 49

W O LFG A N G G R IE PE N TR O G

Z u r Text- und Überlieferungsgeschichte der gotischen Evangelientexte

Innsbruck 1990

Gedruckt mit Unterstützung der Kulturabteilung der Amtes der Tiroler Landesregierung

CIP-Titelaufnähme der Deutschen Bibliothek G riepentrog, W olfg a n g : Zur Text- und Uberlieferungsgeschichte der gotiechen Evangelientexte /W olfgang Griepentrog. — (Innsbrucker Beiträge zur Sprachwissenschaft: Vorträge und kleinere Schriften; 49) ISBN 3-85124-616-0 NE: lnnebrucker Beiträge zur Sprachwissenschaft/ Vorträge und kleinere Schriften

1990 INNSBRUCKER BEITRÄGE ZUR SPRACHWISSENSCHAFT Herausgeber: Prof. Dr. Wolfgang Meid Inetitut für Sprachwissenschaft der Universität Innsbruck A -6020 Innsbruck, Innrain 52 Druck: 9019698 Akaprint Nyomdaipari Kft, Budapest Bestell- und Auslieferungsadresse: IBS-Vertrieb, A-6020 Innsbruck, Elisabethstrasse 11

ZUR T E X T - UND ODERLIEFERUNGSGESCHICHTE DER GOTISCHEN EVANGELIENEXTE1

Die Tatsache, daß die Inhalte der Evangelien Markus, Lukas und Matthäus auf weiten Strecken die gleichen sind, hat Übersetzer, Abschreiber und Glossatoren seit Je her zu einem Vergleich der Parallelstellen gereizt. Die Beschäftigung mit den synoptischen

Evangelienabschnitten diente in (friih-)mlttelalterlicher Zelt der

sprachlichen und inhaltlichen Interpretation und vermutlich auch didaktischen Zwecken. Das Ziel, ein Urevangelium zu rekonstruieren, gab es damals noch nicht. Diese Art von Synopse kommt erst im 18. Jahrhundert im Zuge der Romantik auf.1 2* Nachdem Eusebius von Caesarea (ca. 260 bis 340), dessen Lebenszeit sich mit der Wulfilas (311 bis vermutlich 383) überschneidet, die Evangelientexte ln Sektionen unterteilt und die parallelen Sektionen in seinen Canones synoptisch zusammen­ gestellt hatte,2 gab es ein Mittel, das den Evangelienvergleich auf bequeme Weise ermöglichte und das schnell Verbreitung fand, auch bei den Goten. Im Codex Argenteus (CA), Jenem Prunkcodex, der ln der Mitte des 6. Jahrhun­ derts ln Ravenna angefertigt wurde (dazu unten) und in dem die Hälfte der gotischen Evangelientexte überliefert 1st, findet sich ebenfalls die Einteilung in eusebianlsche Sektionen, und zwar am äußeren seitlichen Textrand. Am unteren Rand des CA sind die euseblanlschen Ziffern der Parallelstellen kolumnenförmig gegenübergestellt.4

1 Erweiterte Fassung eines Vortages, der am 8.12.1989 auf der österreichi­ schen Llngulstentagung gehalten wurde. Herrn Prof. Heiner Elchner möchte ich für seine kritische Durchsicht des Manuskripts und zahlreichen Hinweise und Anregun­ gen herzlich danken! 2 Die erste (griechische) Synopse gab J.J. Griesbach heraus, "Libri historici Novi Testamenti Graece ..." (Halle, 1774) und "Synopsis Evangellorum Matthaei, Marci et Lucae" (Halle, 1776), cf. B. Künzle, Kratylos 32 (1987), 179; W. Trutwln in: F.J. Schlerse, Patmos-Synopse, S.5. 2 Grundsätzliches zur Euseblanlschen Evangeliensynopse bei Nestle, Neue kirchliche Zeitschrift 19,1 S.40-61, 219-232 und 19,2, S.94-114 (besonders 19,1, S.60 zu einer Übereinstimmung von Itala, Codex Brixianus und Codex Argenteus). In den einzelnen Handschriftengruppen differieren die Sektionseintellungen bis­ weilen geringfügig. Auf 19,2, S.106 erwähnt Nestle, daß der Codex Argenteus die Gegenüberstellung der parallelen Sektionen Jeweils am unteren Biattrand mit syri­ schen Handschriften gemeinsam hat. Neben anderen Handschriften zeigt auch der Brixianus am unteren Seitenrand die entsprechenden Canones. Die Vorgeschichte der Canones des CA (bzw. deren unmittelbare Quelle) ist m.W. noch nicht untersucht worden. 4 Zur Gestaltung der Kolumnen, die von ornamentalen Arkaden eingefaßt sind, sieh die wesentlichen Untersuchungen von C.Nordenfalk ln "Die spätantiken Kanon­ tafeln" (Göteborg, 1938), S.263 - 287. Über das Alter bzw. den Beginn der Ver5

Wenn man die parallelen Textabschnitte der einzelnen gotischen Evangelien synoptisch gegenüberstellt*3* und jeweils die entsprechenden griechischen Textstel­ len daneben legt, fallen sofort zahlreiche Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten, aber auch gravierende Unterschiede auf. Diese Gemeinsamkeiten und Unterschiedè (lm folgenden: "Varianten”) betreffen vor allem die Wortwahl, also die Verwendung synonymer Ausdruckswelsen für inhaltlich gleiche Sachverhalte, aber auch Wort­ formen und die Wortstellung. Häufig kann man auch beobachten, daß die Abwei­ chungen ganze Satzteile betreffen, bzw. daß Satzteile fehlen oder hinzugefügt sind. Etwas ungenau werden diese Unterschiede zwischen den gotischen Evangelien häufig als Stilunterschiede bezeichnet.6 Da die gotische Bibelübersetzung zurecht als eine Wort-für-Wort Übersetzung gilt, die sich sehr eng an die griechische Textvorlage anlehnt, wird man zunächst immer versuchen, die Ursachen für diese Varianten und Übereinstimmungen im Ausdruck durch die griechische Vorlage zu erklären. G.W.S. Frledrichsen hat ln seinen umfangreichen Untersuchungen der gotischen Evangelientexte7 insgesamt rund 1500 Abweichungen des Gotischen von der griechischen Vorlage gezählt, nämlich für Mt. 164. für J. 285, für Lu. 613 und für Mk. 438. Allerdings hat er dabei auch alle kleineren und m.E. unwesentlichen Abweichungen vom Kolnetext mitgezählt.8

breitung der Kanontafeln sagt Nordenfalk folgendes (S.270): "Die ältesten Kanon­ tafeln wurden in der Schreibschule zu Caesarea unter Eusebius' eigenen Augen angefertigt. Wir wissen nicht genau in welchem Jahr. Es war aber Jedenfalls vor dem Tode ihres Verfassers (339/40), wahrscheinlich schon vor der großen HandschriftenbesteJJung Konstantins für die Kirchen Konstantinopels lm Jahre 331." Es besteht daher die Möglichkeit, daß bereits ln den griechischen (und vielleicht lateinischen) Quellenhandschriften, die bei der Übersetzung ins Gotische verwendet wurden, die eusebianlschen Sektionen verzeichnet waren. 3 Die folgenden Untersuchungen basieren auf meiner "Synopse der gotischen Evangelientexte", München, 1988 ("Syn."), In der die Parallelstellen nach sprachlichen Kriterien gegenübergestellt sind. Der Text 1st nach inhaltlichen Kapiteln und nicht nach eusebianlschen Sektionen unterteilt. Die synoptische Gegenüberstellung entspricht aber weitgehend der lm Codex Argenteus überlieferten Eusebianlschen Synopse, d.h. alle in der Gotischen Synopse gegenübergestellten parallelen Textabschnitte sind auch durch die eusebianlschen Canones des Codex Argenteus als Parallelstellen markiert (als Abweichung vergleiche S.103 den letzten Satz von Mk. 12,12, der den Anfang des eusebianlschen Abschnittes Nr. 130 = Lu. Nr. 243 bildet). 6 Z.B. Kauffmann über "den Stil der gotischen Bibel" ln

ZfdPh 48 und 49.

7 G.W.S. Frledrichsen. "The Gothic Version of the Gospels. A Study of its Style and Textual History", London 1926, S. 83. 8 "The number of passages collected and collated as exhibiting variation of any kind from the Greek text totals 1,500 ..." Diese Bestandsaufnahme findet sich lm Kapitel "Dual Renderings", ln dem Frledrichsen in der Folge unterschiedliche Übersetzungen der gleichen griechischen Vokabel ln den einzelnen Evangelien 6

Ich habe dagegen ln folgenden versucht, die einzelnen Arten von Abweichungen zu differenzieren und nur solche ln die Bewertungen mlteinzubezlehen, die für te x t- und überlleferungsgeschichtllche Belange und stilistische Untersuchungen aussagekräftig sind. Daher habe Ich beispielsweise das Fehlen oder Hinzufügen von Jah, des Demonstrativpronomens, bisweilen auch Wortstellungs- und Tempusdifferen­ zen nicht berücksichtigt. In der Fachliteratur ist dieses Material z.T. ausführlich dargestellt. Da diese Materialsammlungen aber unter keiner konkreten Fragestel­ lung untersucht worden sind, haben sie bisher zu keinen verbindlichen Ergebnissen geführt.· Ich möchte daher der genannten Zahl "1600" von Friedrichsen eine andere ent­ gegenhalten. Wenn man die gotischen Textstellen*10 betrachtet, ln denen inhaltlich identische Sachverhalte unterschiedlich ausgedrückt werden, so 1st festzustellen, daß sich bei mehr als einem Drittel dieser Stellen die Varianten nicht aus der Vorlage erklären, d.h. nicht aus dem Griechischen oder der Lesart von D (das 1st der Codex Bezae) oder aus der Itala. In den restlichen zwei Dritteln der gotischen Varianten sind diese bereits im "Textus transferendus" angelegt.11 Von etwa 290 Stellen ln der Synopse sind das ungefähr 120 bis 130 (l.e. 40 -

45 %), um

untersucht. Zweifellos bezieht sich das genannte Zitat aber auf den gesamten gotischen Evangelientext. • Sieh z.B. die Sammlung kleinerer Varianten von Friedrichsen in: Metzger, "The Early Versions of the N.T.", S. 388 - 393; Metlen, JEGPh 32 (1933), S. 531 f, usw. Eine ausführliche Behandlung des Artikels im Gotischen bietet G. Kovari, "Studien zum germanischen Artikel. Entstehung und Verwendung des Artikels im Gotischen", der auch ältere Arbeiten zu diesem Thema diskutiert. 10 Die Betrachtungen beziehen sich auf ganze Sätze, auf Teilsätze oder auf einzelne Wörter. 11 Zur Definition von "Textus transferendus”: Daß die Übersetzung der goti­ schen Bibel aus dem Griechischen erfolgte, steht fest (z.B. ist sehr häufig die griechische Syntax lm Gotischen nachgeahmt) und 1st ln der Forschung m.W. bisher nicht ln Zweifel gezogen worden (Grundlegendes bei Bernhardt, Vulflla, 1876, §13 15). Welche spezifische griechische Handschrift bei der Übersetzung als Vorlage gedient haben könnte, 1st nicht eruierbar. Es lassen sich aber bekanntlich Hand­ schriftengruppen feststellen, die vom griechischen Koinetext abweichen und ln diesen Abweichungen mit dem gotischen Text übereinstimmen, so daß man theore­ tisch einen griechischen Text rekonstruieren könnte, der als Vorlage für die gotische Übersetzung denkbar wäre. Diesen fiktiven Text bezeichne ich als "Textus transferendus” (Streitbergs griechischer Text stellt einen solchen Rekonstruk­ tionsversuch dar). Da der gotische Text ln der Gestalt, ln der er uns vorliegt, nicht der Text des Erstübersetzers sein kann (genauer s.u.), kann der "Textus transferendus" nie eindeutig rekonstruiert werden! Es empfiehlt sich ln diesem Zusammenhang m.E. nicht, von "Vorlagetext" oder "Textus receptus" zu sprechen, die diese als philologische Termini in anderer Bedeutung bereits festgelegt sind und nicht die unmitteibare Übersetzungsvorlage bezeichnen würden. 7

konkrete Zahlen zu nennen. Dabei 1st natürlich zu beachten, daß der Bewertung Jedes einzelnen

Falles eine

Interpretation zugrundeliegt,

bestimmte te x t-

und überlleferungsgeschlchtllche

die Jeweils diskutiert werden müßte!

Die unten

angeführten Textbeispiele sollen zeigen, welche Arten von Varianten Vorkommen und wie sie bewertet werden können. Aber selbst wenn man die Varianten an einigen Textstellen unterschiedlich interpretiert, dürfte das Verhältnis von 2/3 (Varianten, die auf den "Textus transferendus" zurückgehen) zu 1/3 (Varianten, die nicht auf dem "Textus transferendus" basieren) feststehen (die genannten Zahlen beziehen sich auf den Markus- und Lukasteil der "Gotischen Synopse"). Die griechische Vorlage - soweit wir sie genau ermitteln können - ist mithin nur für einen Teil der Abweichungen (wenn auch für den größeren) verantwortlich. Die übrigen Abweichungen und Gemeinsamkeiten gegenüber dem "Textus transferen­ dus" (bzw. dem griechischen Koinetext) gehen auf eine Intensive Bearbeitung des gotischen Textes durch Theologen zurück, vor allem auf zahlreiche Glossierungen, die in der Folge beim Abschreiben ln den Text eindrangen. Die Akteure ln der gotischen Textgeschichte sind einerseits Theologen andererseits Abschreiber12 sowie diejenigen, die die Abschriften beaufsichtigten und korrigierten. Zur Erklärung der Varianten, die keine Ursache Im griechischen "Textus trans­ ferendus" haben können, hat die Forschung lm großen und ganzen drei Gesichts­ punkte angeführt, die aber selten klar differenziert und häufig willkürlich als Erklärungen für Varianten ln Parallelstellen herangezogen werden.13 1.

Orientierung an westlichen Lesarten und Handschriftenvarlanten, d.h. Einfluß

der Itala und der Lesarten des Codex Bezae.14* In Relation zum gesamten gotischen Textcorpus spielen solche Handschriftenvarianten aber eine untergeordnete Rolle und oft folgt der gotische Text der griechischen Koine gegen die Itala und den Codex Bezae.19 12 Blbelabschrlften sind nicht nur in Klöstern, sondern auch in Schreibbüros angefertigt worden (s.u. über das Schreibbüro des Wiljarlc ln Ravenna). 13 Sieh z.B. E. Stutz in K. Aland (Hrsg.), "Die alten Übersetzungen des N.T. S. 390; E. Stutz, "Got. Literaturdenkmäler”, S. 31 ff; Friedrlchsen, Gospels, S. 69 ff, 221 ff, 227 ff. 14 Sieh dazu z.B. Metzger, "The Early Versions ...", S.384 ff; Odefey, LucasEvangelium, S.8 ff und S.25 ff; Friedrlchsen, S.187 ff. Der Codex Bezae (Sigle D; benannt nach einem seiner Besitzer, dem Theologen Theodor Beza) ist eine griechisch-(alt)lateinlsche Bilingue. 19 Gegen D und Itala wird z.B. in Mt. 9,16 übersetzt (um nur ein Beispiel zu nennen), wo der nur in D und Itala belegte Zusatz am Ende ηέν έχ είνα ις ταΖς ήμέραις" im Gotischen nicht übersetzt 1st (sieh ln den Parallelstellen Mk. 2,20 m Jn jainamma dagamund Lu. 5,36 ”ln Jainaim dagam*). M.E. wird vor allem der Einfluß 8

2. Der gegenseitige Druck der parallelen Textabschnitte der gotischen Evangelien aufeinander, der stellenweise zu einer Anglelchung lm Stil und auch lm Inhalt geführt habe. 3. Typische Stileigenheiten Wulfllas oder, wie man heute korrekt sagen muß: des (oder der) gotischen Übersetzungsteams. Mithilfe der von mir vorgelegten Synopse (die natürlich eine Untersuchung des gesamten Evangelientextes und auch der Briefe nicht ersetzen kann) kann man die Punkte 2. und 3. differenzieren und jeweils genauer beleuchten, wodurch Licht auf die Textgeschichte der gotischen Evangelien fällt. Den gegenseitigen Druck paralleler Textabschnitte aufeinander sollen zunächst einige ganz banale Beispiele verdeutlichen, zunächst Lu. 3,16 mit Parallelen (Syn., S.22).1* Mk. 1,7 ...

Lu. 3,16 ...

andbindan

andbindan

... ei ... andbindau

skaudaraip skohe is

skaudaraip skohls is

skaudaraip skohis is

( Χϋσαι τόν ιμάντα

( λΰσαι τόν ιμάντα

( tva λύσω αύτοΰ τόν

των ύποδημάτων αντοΟί

των ύποδημάτων αύτοΰ)

J. 1,27 (Sk. Ill, 25)

ίμάντα τοΟ ύποδήματος)

Mk.: "... um zu lösen den Riemen seiner Schuhe" Lu.: "... um zu lösen den Riemen seines Schuhes" J.: "... daß Ich löse den Riemen seines Schuhes" In Mk. 1,7 liegt ln skohe der Gen. PI. vor, während Lukas und Johannes den Gen.Sg. skohis zeigen. In Lu. 3,16 wäre aufgrund der griechischen (und lateini­ schen) Vorlage ebenfalls ein Gen.Pl. zu erwarten, der Singular skohis ist offenbar aus der Parallelstelle J. 1,27 ln Lukas eingedrungen.17

der Itala l.a. viel zu hoch eingeschätzt und läßt sich durch die ln der Forschung angeführten Textstellen nicht abstützen. lm Übrigen verlagert die Argumentation mit solchen Lesarten ln griechischen Handschriften die Problematik nur, well diese Varianten Ihrerseits durch Abschriften und Glossierungen ln den Text eingedrungen sein können, so daß diese Handschriften nicht eindeutig als Quellen für Abweichungen des gotischen Bibeltextes vom griechischen "Textus referendus" bestimmt werden können. “ Sieh auch die Beispiele bei Frledrichsen, S.227 ff und 238 f. 17 Überlegungen, ob der Plural "Schuhe" hier vielleicht slngularisch als das "Schuhwerk" aufgefaßt worden 1st und in diesem Sinne skohis für skohe steht, können außer Betracht bleiben, da gerade der Wechsel zwischen Singular und Plural zwischen Markus und Johannes zeigt, daß die Numeri des "Textus transferendus" 9

Am deutlichsten zeigt sich der Einfluß von Parallelstellen zweifellos ln der direkten Übernahme von Wörtern, Wortformen oder Wendungen. Das folgende Beispiel (Syn., S.28) zeigt, daß bei Beibehaltung unterschiedlicher Vokabeln auch der Numerus alleine aus einer Parallelstelle übernommen werden kann. Mk. 1,28 usiddja pan

Lu. 4, 37 Jah usiddja

meripa is suns

meripa tram imma

and allans bisitands

and allans stadlns

Galeilalas.

pis bisupjane landis.

(καί έξήλϋεν ή άκοή αύτοϋ εύϋύς

(καί έξεπορεύετο ήχος (D: καί έξήλ&εν

πανταχοϋ ε ις δλην

ή άκοή) περί αύτοϋ ε ις πάντα τόπον

τήν περίχωρον τής Γαλιλαίος)

τής περιχώρου)

Mk.: "Da ging alsbald das Gerücht von Ihm aus über alle Nachbarn Galllftas." Lu.: "Und es ging das Gerücht über ln aus über alle Orte des umliegenden Landes” . In Mk. übersetzt der Akk. PI. "and allans bisitands" (über alle Nachbarn hin) einen slngularischen Ausdruck lm Grlech. "εις δλην τήν περίχωρον (τής Γαλιλαίος)". Diese Umsetzung von Singular zu Plural im Gotischen 1st Inhaltlich verständlich. Und weil stets Pluralformen dieses substantivierten Partizips bei der Übersetzung von grlech. περίχωρος gebraucht werden (falls nicht mit gawj o.ft. übersetzt wird)*18, geht dieser Umstand sicher auf die Erstübersetzung zurück. In Lu. dient ebenfalls ein Plural als Entsprechung eines slngularischen Ausdrucks lm Griechischen, "and allans stadlns" übersetzt grlech. "εις πάντα τόπον τής περιχώρου". Beide Stellen sind nicht von einer lateinischen Handschriftenvariante beeinflußt (im Lateinischen entspricht "in omnem regionem Galilaeae" bzw. "in omnem locum regionis". Was an dieser Stelle auffällt let der Akk.PI. stadins (der nur hier belegt 1st). Er wird vermutlich gegen die griechische Vorlage nach der Parallelstelle Mk. 1,28 ln den Lukastext gelangt sein.19 Es folgen weitere Beispiele für Parallelstelleneinfluß (Syn., S.36):

ln der gotischen Übersetzung sonst beibehalten werden. 18 Sieh Gabelentz/Loebe, S.234, und Frledrichsen, S.151 19 Vergleiche noch die ganz ähnlich konstruierte Textstelle ln Lu. 4,14 (Parallelstelle zu Mk. 1,14): " ... Jah merfpa urrann and ali gawi bisitande bl Ina" ("καί Φήμη έξήλ&εν χα&' δλης τής περιχώρου [Sinaitlcus: χώραςi περί αύτοϋ", " ... per universam regionem"). 10

Mk. 2,7

Lu. 6,21 ...

Mt. 9,3 ...

h/a sa swa rodelp

tuas ist sa, saei rodeip

sa

naiteinins? ...

natteint n s? ...

wajamereip.

( tl οΰτος ούτως

( τ ι ς έστιν οΰτος δς (D:

(οΰτος

λαλεΖ;

τ( οΰτος!

βλασφημεΖ)

XaXeZ βλασφημίας)

βλασφημεΖ)

Mk.: "Warum redet der solcherart Lästerungen?" Lu.: "Wer 1st der, welcher Lästerungen redet?" Mt. "Dieser lästert." Der Markusübersetzer konstruiert anders als die griechische und lateinische Vorlage ("Quid hic sic ioquitur? Blasphemat!*), die βλασφημεΖ bzw. blasphemat als eigenständigen Satz nehmen. Er übersetzt nicht mit m(sa) wajamereip", wie es zu erwarten wäre und wie es ln der parallelen Matthäusstelle steht, die korrekt grlech.

"οΰτος βλασφημεΖ" übersetzt,

vielmehr wird die verbale Wendung als

substantivisches Akkusativobjekt zu rodelp ( λαλεΖ) gestellt und damit die Syntax der parallelen Lukasstelle nachgeahmt, wo

"rodeip naiteinins" korrekt grlech.

"ΧαλεΖ βλασφημίας" übersetzt.10 Weiterhin

gibt

es

eine

Reihe

von

Textzusätzen,

die

aus

entsprechenden

Parallelstellen übernommen worden sind. Ein solcher Fall liegt z.B. in Mt. 27,42 vor (Syn., S.126). Mk. 16,32 sa Xristus,

Mt. 27,42 ...

sa piudans Israelis,

Israelis ist,

atsteigadau nu af pamma galgln,

atsteigadau nu a t pamma galgln

ei gasaih/aima Jah galaubjaima. ...

ei gasaih/aima jah galaubjam imma.

(ό χριστός ό βασιλεύς Ισραήλ,

(βασιλεύς Ισραήλ έστιν,

χαταβάτω νΟν άπό τοΟ σταυροΟ,

χαταβάτω νΰν άπό τοΟ σταυροΟ

Ζνα Ζόωμεν χ α ί πιστεύσωμεν)

χαί πιστεύσομεν (in*) αύτφ)

Mk.: "Dieser Christus, der König Israels, soll Jetzt vom Kreuz herabsteigen, damit wir sehen und glauben." Mt.: "(s.c.: wenn er der König] Israels 1st, soll er Jetzt vom Kreuz herabsteigen,

10 Sieh auch ln Mk. 3,29 m appan saei wajamereip ..." (δς ... βλασφημήση). Das Nomen n ai teins und das Verbum waJamejjan stehen ln Mk. 3,28 nebeneinander: *(allata afletada) ... nalteinos swa managos swaswe wajamerjand" (grlech. "rd Αμαρτήματα" bzw. lateln. "peccata" sind im Gotischen nicht übersetzt, entsprechen­ de Handschriftenvarlanten sind nicht überliefert). Sieh dazu Frledrichsen, S.79. Zu Mk. 2,7 und Lu. 6,21 sieh Frledrichsen, S.239. 11

damit wir sehen und ihm glauben." Während ln Mk. "ei gasaihjaima jah galaubjam" genau "Γνα ίδωμεν χα ί πιστευσώ μ εν ” der griechischen Vorlage (bzw. "ut videamus et credamus" der lateinischen Vorlage) übersetzt, hat in Mt. 27, 42 "ei gasaiiuaima" keine Vorlage. Schon der Modusunterschied zwischen zwischen gasaUuaima und galaubjam zeigt, daß

"ei

gasaiiuaima" eingeschoben und von der Markusparallele aus ln den Text gedrungen 1st.21 Als weiteres Beispiel dieser Art kann Mk. 2,22 (Syn., S.41) angeführt werden Mk. 2,22 ...

Lu. 6,37 ...

ibai auf to distairai

aippau distairid

wein pata niujo pans baigins

pata niujo wein pans baigins

(εί δέ μή Ρήξει ό οίνο ς

(ε ί δέ μή γε φήζει ό ο ίνο ς ό νέος

τούς άσχούς)

τούς άσχούς)

"Sonst zerreißt der junge Wein die Schläuche." Für das Attribut "pata niujo" ln Mk. 2,22 1st weder ln griechischen noch ln lateinischen

Blbelhandschrlften

eine

Vorlage

nachweisbar.

Es kann

aus

der

Parallelstelle ln Lu. 5,37 ln den Text gedrungen sein, wobei für die abweichende Wortstellung zwei Erklärungen denkbar sind. Entweder war "pata niujo" ursprünglich eine Randglosse, die bei einer späteren Abschrift ln den Text aufgenommen und dabei hinter das Bezugswort gestellt wurde, oder die Wortstellung 1st aus der griechischen oder lateinischen Lukasvorlage übernommen worden.22 Es wäre allerdings auch möglich, daß der Zusatz "pata niujo" ln Mk. 2,22 nicht auf die Lukasparallele zurückgeht, sondern als verdeutlichender Zusatz ln Anlehnung an das vorangehende "wein Juggata" in Mk. 2,22 in den Text aufgenommen worden ist.

Im Gegensatz zu diesen mehr oder weniger eindeutigen Beispielen gibt es ln den Parallelstellen sehr viele Varianten und Gemeinsamkeiten, deren Ausgangspunkt schwer oder gar nicht genau festzustellen 1st. Das folgende Beispiel soll die

21 Dazu Bernhardt, Vulfila (1876), S.42 Anm.; Stutz, Gotische Literatur­ denkmäler, S.33. 22 Auch das letzte Wort ln Mk. 2,22 "... in baigins niujans giutand" hat keine Vorlage im "Textus transferendus", sondern 1st aus der Paralleletelle Lu. 6,38 in den Text gedrungen. 12

Problematik der textgeschichtlichen Bewertung von Varianten und Gemeinsamkeiten ln Parallelstellen aufzeigen. Dabei sollen zwei verschiedene Erklärungsmöglichkeiten exemplarisch erörtert werden. Da keine von beiden letztlich beweisbar 1st, kann eine textkritische Bewertung niir "wahrscheinlich" oder "unwahrscheinlich" lauten (Syn., S.38). Mk. 2,17 ...

Lu. 5,31 ...

ni paurbun swinpai

ni paurbun hailai

ni paurbun hailai

leikeis,

leikeis,

lekeis,

ak pai ubilaba

ak pai unhailans

Mt. 9,12 ...

ak pai unhaiii habandans

habandans (ού χ ρ εία ν βχουσιν ο ί

(ού χ ρ εία ν βχουσιν ο ί

ίσχύοντες ΙατροΟ άλλ'

ύ γ ια ίν ο ν τες

οί κακώς Βχοντες)

άλλά ο ί κακώς βχοντες)

ο ί κακώς βχον τες)

(non

(non est opus valen­

(non

necesse

habent

egent

ίατροΟ qui

sani

(ού χ ρ εία ν βχουσιν o i ίσχύοντες ίατροΟ άλλ*

sani medico

sunt medico

tibus medico

sed qui male habent)

sed qui male habent)

sed male habentibus)

"Nicht bedürfen die Starken

(Lu.,

Mt.: die Gesunden)

eines Arztes, sondern

diejenigen, die eine Krankheit haben (Lu.: die Kranken)". Erklärungsbedürftig ist zunächst die Verwendung von hailai ln Mt., denn die griechische Vorlage schreibt ο ί

ίσχύοντες (die Starken), was korrekt mit got.

swlnpal zu übersetzen wäre (wie es der Markusübersetzer tut).23 Da got. hails und swlnps sonst keine Bedeutungsüberschneidung zeigen, ist die Übersetzung von grlech. ο ί ίσχύοντες mit hailai falsch und erklärt sich am besten als Neuerung nach der Lukasparallele, ln der hailai korrekt grlech. ο ί ύγιαίνοντες übersetzt. Schwieriger 1st die Bewertung der drei unterschiedlichen Übersetzungen von "oi κακώς βχοντες". Hier sind theoretisch zwei Erklärungsmögllchkeiten denkbar. 1. Die genaue grammatische Entsprechung zeigt Markus mit "ubilaba habandans". Diese Wendung muß allerdings gegen das germanische Sprachgefühl verstoßen. An anderen Textstellen, nämlich in Mk. 1,32, 1,34, 6,55 und Mt. 8,16 wird "κακώς βχοντες” mit nubil habandans" übersetzt. Die einmal belegte Wendung "ubilaba

23 Die Verwendung von hailai in Mt. 9,12 widerspricht auch dem lat. Text, der valentibus ("den Starken") zeigt. Allerdings stimmt auch swlnpal ln Mk. 2,17 nicht zum lat. Text, der sanl schreibt. Der lat. Bibeltext hat bei der Übersetzung dieser Textstellen offensichtlich keine Rolle gespielt, es sind m.W. Jedenfalls keine entsprechenden Handschriftenvarlanten bezeugt. 13

habandans" stellt hinsichtlich des Adverbgebrauchs eine Besonderheit dar und könnte als sekundärer Hyperkorrektismus erklärt werden. Dies würde bedeuten, daß der gotische Text bei einer späteren Abschrift der Evangelien nachträglich an die griechische (I) Vorlage angepaßt worden 1st. Die Übersetzung von "χαχως δχονχες" mit unhailans in Lu. 5,31 müßte dann auf den Erstübersetzer zurückzugehen, obwohl sie sich am stärksten von der Vorlage entfernt. Als direktes Gegenstück zu dem vorhergehenden hailtws kann unhailans als stilistisches Mittel angesehen werden, das dazu dient, die Kontrastierung deutlicher hervorzuheben (sieh zum Vergleich ln Lu. 9,2 "pans unhailans" als Übersetzung von *τούς άσϊενεΐς", das einen Einschub des Codex Bezae darstellt, und ln Mk. 16,18 (Speyrer Fragment) "ana unhailans" als Übersetzung von griech. "έπί άρρωστους").t4 In Mt. 9,12 könnte, um diesem Erklärungsweg weiter zu folgen, entweder von vornherein " unhaili habandans" übersetzt worden sein (diese Wendung 1st nur an dieser Stelle belegt) oder es stand hier zunächst m ubll habandans" ln der Erstübersetzung, und in der Abschrift ist ubll mit unhaili glossiert worden (motiviert durch das vorangehende hailai und ln Angleichung an die Formulierung "hailai ... pai unhailans" in der Lukasparallele). Diese Glosse kann dann bei einer späteren Abschrift in den Matthäustext aufgenommen worden sein.29 Die genannte Erklärungsmöglichkeit 1st aus verschiedenen Gründen aber unwahr­ scheinlich. Erstens läßt sich die Annahme nicht belegen, daß der gotische Bibeltext bei späteren Abschriften, grammatikalisch nach dem griechischen Bibeltext ver­ bessert oder nachträglich angeglichen worden 1st. Außerdem 1st es fraglich, ob bei den späteren Abschriften der gotischen Evangelien, die auf westgotischem Gebiet (vermutlich auf dem Gebiet des heutigen Südfrankreich, s.u. genauer) stattfanden, überhaupt griechische Bibeln zur Verfügung standen und zum Textvergleich hätten benutzt werden können. Ein zweiter Einwand wiegt noch schwerer: Das gotische Lukasevangelium zeigt im Vergleich zu den anderen Evangelien die größten Text­ veränderungen (s.u.). Es 1st von daher sehr unwahrscheinlich, daß ausgerechnet das Lukasevangelium gegenüber den parallelen Abschnitten ln Markus und Matthäus die älteste Formulierung bewahrt haben soll und auf die Erstübersetzung zurück­ geht.1 4

14 In Lu. 7,2 wird griech. "κακώς δχων" mit aiukanda übersetzt (siuks bzw. slukans übersetzt aber sonst griech. άρρωτος und άσ$ενής), cf. Friedrlchsen, S.104. Zur gotischen Übersetzung von "χαχως δχων" sieh Friedrlchsen, S.70. Zu Mt. 9,12 sieh Friedrlchsen, S.229 und 233. Zum Vergleich betrachte man außerdem andere Wendungen mit got. "... habands", z.B. die Übersetzungen von griech. λεπρός mit "prutsfiü habands" ln Mk. 1,40 und "manna prutsflU habandsmln der Parallelstelle Mt. 8,2 (sieh dazu aber prutsflllal für λεπροί ln Lu. 7,18 bzw. Mt. 11,5), cf. Friedrlchsen, S.87 und 148. 14

2. Es ist deswegen eine andere Erklärungsmögllchkeit vorzuziehen, die das genaue Gegenteil der zuerst genannten darstellt. Die älteste und grammatisch genaueste

Übersetzung

von

m oi

κακώς

βχοντες” zeigt

Mk.

ln

”pai

ubllaba

habandans". Der Übersetzer hat das dem gotischen Sprachgefühl widerstrebende Adverb ubllaba zugunsten einer getreuen Wiedergabe in Kauf genommen.M In Mt. ist ubllaba durch das Substantiv unhalll ersetzt worden. Am weitesten entfernt sich Lu. mit der Formulierung m pal unhailans" von der Erstübersetzung. In Mt. und Lu. 1st der Text vermutlich nachträglich (bei späteren Abschriften) geglättet worden. Beispiele der hier angeführten Art lassen sich ln großer Zahl feststellen. Der Einfluß von Parallelstellen läßt sich aber häufig nur schwierig nachwelsen, bis­ weilen muß man auch mehrere Zwischenstufen ln der Überlieferung der Evangelien annehmen (dazu unten genauer). Während die gegenseitige Beeinflussung der paral­ lelen Evangelienabechnltte ln allen diesen Fällen zwar mit großer Wahrscheinlich­ keit angenommen, aber nur indirekt durch die Abweichung vom "Textus transferen­ dus" nachgewiesen werden kann, sind aber auch textgeschichtlich interessante Indizien für den Parallelstelleneinfluß in konkreter Form bezeugt, und zwar dort, wo uns Texte doppelt überliefert sind (betrifft einige Matthäusverse im Codex Argenteus und Ambroslanus C sowie die Zitate aus Mt. und J. in der Skelreins, dazu sieh die Übersicht Syn., S.17). Hier kommt es vor, daß ln der gleichen Textstelle in zwei Codices unterschiedlich formuliert wird. Dabei behält ein Codex die Formulierung der Erstübersetzung (Jedenfalls einer textgeschichtllch älteren Stufe) bei, während ln den anderen Codex die Lesart der Parallelstelle eingedrun­ gen 1st. Als Beispiel mögen die Parallelstellen Mk. 14,68/70/72; Mt. 26,70/72/75 und J. 18,26/27 dienen, die außer Mt. 26,70 im Codex Argenteus überliefert sind. Die Matthäusstellen sind außerdem im Codex Ambroslanus C (Ambr.C) überliefert (Syn., S.117 f).

** Möglicherweise hat die lateinische Wendung "male habent" beeinflussend gewirkt, weniger, well sie im lateinischen Bibeltext ln allen drei Evangellenabschnitten verwendet wird, sondern well sie üblichem lateinischem bzw. romanischem Sprachgebrauch entspricht (auf westgotischem Gebiet 1st das Lateinische die Alltagssprache gewesen), vgl. altfrz. malaute, frz. malade "krank" < lat. "male habitus" (Rohlfs, "Vom Vulgärlat. zum Altfrz.", S.63 f; Gamlllscheg, Etym.Wb77"57682). 16

Mk. 14,68 (CA)

Mt. 26,70 (Ambr.C)

J. 18,25 (CA) ...

ip is afaiaik ...

ip is laugnida ...

ip is afaiaik ...

14,70 ip is aftra

26,72 Jah aftra

18,27 paruh aftra

laugnida

laugnida (CA: afaiaikj

afaiaik Petrus

14,72 ... patei faurpize

26,75 ... patei faur

hana hrukjai

hanins hruk

twaim sinpam.

prim sinpam

inwidis mik

inwidis mik (CA: afaikis mik]

prim sinpam (14,68 ό δέ ήρνήσατο

(26,70

ô δέ

ήρνήσατο

(18,25

ήρνήσατο έ κ ε ι-

νος 26,72 καί πάλιν

18,27 πάλιν οδν ήρνή­

ήρνεΐτο

14,70 ό δέ πάλιν

ήρνήσατο

σα το Πέτρος)

14,72 ... δτι πριν

26,75 ... δτι π ριν

άλέκτορα δ ίς Φωνήσαι

άλέκτορα Φωνήσαι

τρις με άπαρνήση)

τρ ις άπαρνήση με)

"Er aber leugnete (wiederum)." "Bevor der Hahn (zweimal) kräht, wirst du mich dreimal verleugnen." In Mt. 26,72 ist die Lesart laugnida des Ambr.C gegenüber afaiaik an der gleichen Stelle im CA zu erklären. Wir müssen - dies sei zur besseren Deutlichkeit vorausgeschickt - bei der Bewertung des unterschiedlichen Vokabelgebrauches in den Parallelstellen berücksichtigen, daß zwei unterschiedliche Quellenhandschriften vorliegen! Das Markus- und Lukasevangelium des CA einerseits und das Matthäusund Johannesevangelium des CA andererseits sind bekanntlich Jeweils von einem anderen Schreiber abgeschrieben worden (genauer s.u.). Beide Schreiber haben offenbar (da sie parallel arbeiteten) eine andere Quelienhandschrift benutzt. Anhand unserer Textstelle zeigt es sich, daß beide Quellenhandschriften von einander abwichen. Während im Codex Argenteus als die übliche Entsprechung von griech. άρνέομαι got. afaikan angesehen werden kann (10 Belegformen von afaikan gegenüber 2 Belegen von laugnjan im CA),27 wird im Ambr.C laugnjan als Übersetzung verwendet, wie es der Beleg laugnida ln Mt. 26,70 (gegenüber afaiaik in Mk. 14,68 und J.

27 Cf. Tollenaere/Jones, S.5 und 121. Man beachte auch afaikip mik und afaika in Mt. 10,33 (CA). Belm Vergleich beider Verben ist freilich zu beachten, daß afaikan ein breiteres Bedeutungsspektrum aufweist ("etwas leugnen" lm Sinne von "verneinen", "Jemanden verleugnen", "fluchen") gegenüber laugnjan "verneinen". 16

18,25) zeigt. Wir können daher aus rein statistischen Gründen annehmen, daß ln Mk. 14,68, in Mt. 26,70 und ln J. 18,25 ln der ältesten Übersetzung afaikan gebraucht wurde. Zur Vermeidung des Horror Aequl wurde an den folgenden Stellen Mk.

14,70, Mt.

26,72

und J.

18,27 das Synonym

laugnida verwendet.

Diese

Verteilung kann für die Quellenhandschrift des CA, die dem Schreiber von Markus und

Lukas

vorlag

(oder

für

eine

der

Vorlagen

dieser

Quellenhandschrift)

angenommen werden. In der zweiten Quellenhandschrift des CA, die dem Abschreiber von Matthäus und Johannes vorlag (bzw. in einem ihrer Vorläufer) 1st die durch den Horror Aequl motivierte Variation wieder rückgängig gemacht und laugnida wieder durch aifaiaik ersetzt worden. Dieser nivellierte Zustand zeigt sich ln J. 18,27 und ln Mt. 26,72 des CA. Es zeigt sich hier also deutlich der Unterschied zwischen beiden Quellenhandschriften des CA. Daß die erste dem Markusabschreiber vorliegende Quellenhandschrift, die den Horror Aequl durch Variation beseitigt, den textgeschichtlich älteren Stand reflektiert, zeigt schließlich die Formulierung des Ambr.C in Mt. 26,70 und 26,72. Hier 1st die Formulierung "afaiaik ... laugnlda” in umgekehrter Richtung als in J. 18,25 und 18,27 ausgeglichen worden, nämlich zu ”laugnlda ... laugnida”. Wir halten also fest, daß in Mt. 26,72 laugnlda des Ambr.C als die ältere Lesart angesehen werden kann, die auch in Mk. 14,70 des CA erhalten 1st, während die entsprechende Variante afaiaik des CA an dieser Stelle die jüngere Lesart eines anderen Handschriftenzweiges darstellt. In gleicher Weise kann inwidis mik ln Mt. 26,76 des Ambr.C und ln Mk. 14,72 des CA gegenüber afaikis mik in Mt. 26,75 des CA als die ältere Variante angesehen werden. Dafür spricht auch die Tatsache, daß in Mk. 8,34 (CA) griech. ”άπαρνησάσ$ω έα υ τό ν ” mit ”inwldai sik silban” übersetzt wird (und zwar gegen die Parallelstelle Lu. 9,23, ln der "afaikal sik silban” steht). In Mt. 26,75 wurde im Codex Argenteus ”inwidis mik” durch ”afaikais mik" ersetzt, sehr wahrscheinlich lautete auch die mit Mt. 26,75 identische aber im Gotischen nicht überlieferte Lukasparallele Lu. 22,61 im CA ”afaikis mik”. Der Wechsel von afaikan und laugnjan bzw. inwidan in den angeführten Textstellen ist offenbar stilistisch bedingt (s.u. ein weiteres Beispiel zur Vermeidung des Horror Aequi).” Weiterhin gibt es Textstellen in den gotischen Evangelien, die nicht durch die entsprechende

gotische

Paralleletelle

verändert

sind,

sondern

sich

aus

der

griechischen oder lateinischen Vorlage der Parallelstelle erklären. Als Beispiel kann man die zweite Hälfte von Lu. 9,60 anführen, zu der weder im Griechischen noch im Lateinischen (auch nicht im Codex Brixianus) eine entsprechende Handschriften-

“ Zu diesen Verben sieh auch Friedrichsen, S.84. 17

variante überliefert

1st. Der von

der gotischen Markusparallele

abweichende

Wortlaut ln Lu. 9,60 zeigt aber eine völlige grammatische Übereinstimmung zur griechischen (und lateinischen) Vorlage von Mk. 9,39 (zum Attribut manne s.u.). Ob bereits eine nicht überlieferte griechische oder lateinische Lukashandschrift diesen Einschub besessen hat und als Vorlage für die gotische Übersetzung benutzt wurde, läßt sich nicht feststellen (sieh in diesem Zusammenhang über ni vor gawaurkjai ln Lu. 9,50, das auf der Lesart der Itala beruhen soll, Streitberg, S.132, Anm. und Bernhardt, Vulflla, S.202 Anm.). Nach Streitberg, Syntax. §327, 3 wäre wegen des Gebrauchs von "ni ainshun" statt "ni ains" oder "ni manna" zu er­ warten, daß doppelte Negation der Vorlage durch einfache Negation im Gotischen übersetzt worden 1st. Das doppelte ni ln Lu. 9,50 beruht m.E. nicht auf einer Handschriftenvariante, sondern 1st das Resultat einer innergotischen Textverdeut­ lichung. Da beide Parallelstellen (Mk. 9,39 und Lu. 9,50) von einem Schreiber aus einer Quellenhandschrift abgeschrieben worden sind, begegnet auch in diesem Fall das Problem, daß offenbar mehrere Übersetzungen der gotischen Evangelien, die ln verschiedenen Handschriftenzweigen mündeten, existiert haben (Syn., S.84).29 Mk. 9,39 ...

Lu. 9,50 ...

ni mannahun auk ist

ni ainshun auk ist manne,

saei taujip mäht

saei ni gawaurkjai mäht

in namin meinamma ...

in namin meinamma.

(ο ύ δ ε ίς γάρ έ σ τ ιν δ ς ποιήσει δύυ α μ ιν

(keine

έπ ί τφ ό ν ό μ α τ ί μ ου)

Vorlage bekannt)

direkte

grlech.

oder

lateln.

"Denn es gibt keinen, der eine (Wunder-)Tat vollbringt ln meinem Namen ..." Was ist die Quelle des Zusatzes ln Lu. 9,50? Da es einerseits keinen Hinweis auf eine (verlorengegangene) griechische oder lateinische Quellenhandschrlft gibt und da andererseits der Wortlaut von der gotischen Parallelstelle Mk. 9,39 abweicht und deswegen eine direkte Übernahme der Parallelstelle nicht angenommen werden kann, bleibt als Erklärung nur die Feststellung übrig, daß es offenbar zwei gotische

Übersetzungen von Mk. 9,39 gegeben haben muß, die

griechischen Text unterschiedlich

den gleichen

wiedergegeben haben. Zur Erhärtung dieser

Ansicht wollen wir den Gebrauch von ni + mannahun und ni + ainshun in einem kurzen Exkurs genauer betrachten.

29 Sieh Odefey, Lucas-Evangelium, S.68. ) 18

E xkurs ü ber den G ebrauch v o n n i + mannahun und n i + ainshun :

Beide Wörter übersetzen griech. ο ύδ είς (oder ούχ + τις, z.B. Lu. 8,51) bzw. μ ηδείς

Sie

können

auch

unter

Berücksichtigung

ihrer

Bildung

semantisch

differenziert werden: ni mannahun bedeutet "kein Mensch" und bezieht sich auf Personen (Bildung wie latein. nèmô < mnë +

’hemö), während ni ainshun sich

erstens nicht unbedingt auf Personen beziehen muß und außerdem die genauere Bedeutung "keiner" im Sinne von "nicht einer" hat (Bildung wie griech. ο ύδείς < ουδέ εΤς, uns interessieren in diesem Zusammenhang nur die maskulinen auf Personen bezogenen Belegformen). Interessanterweise läßt sich nun eine bestimmte Verteilung der Belege ln den einzelnen Evangelien feststellen: wenn keine genauere inhaltliche Spezifizierung von "keiner" vorliegt ("kein Mensch", "nicht einer"), 1st mannahun überwiegend im Markusevangelium bezeugt, während ainshun bis auf einige erklärbare Ausnahmen (dazu unten) nur bei Lukas und Johannes Vorkommen, nicht aber bei Markus und Matthäus. Es lassen sich demnach zwei Übersetzerhände klar unterscheiden, eine, die im Markusevangelium vorliegt und die griech. ουδβίς, μηδείς "keiner" mit Negation + mannahun übersetzt, und eine andere, die in Lukas und Johannes vorliegt und die griech. ούδείς, μηδείς mit Negation + ainshun wiedergibt (zu ni manna und ni h/ashun s.u.). Die wenigen Ausnahmen lassen sich inhaltlich erklären, und zwar dadurch, daß an einigen Textstellen speziell "kein Mensch" (ni mannahun) oder "kein einziger" (ni ainshun) ausgedrückt werden soll. Formen des Maskulinums ainshun sind in Markus an folgenden vier Textstellen belegt: Mk. 5,37, 9,8, 11,2 und 12,34. Obwohl Jeweils Formen von griech. ούδείς übersetzt werden, zeigt die Stellung der Negation ni vor dem Verb, daß der Übersetzer hier eher die Negation auf den ganzen Satz und nicht auf das Pronomen alleine bezogen hat. Daß die genannte Verteilungstendenz ln diesen Fällen (ln denen das Indefinitpronomen positiv aufgefaßt wird) nicht gilt, zeigt der letzte Satz in Mk. 12,34, der eine eigene eusebianische Sektion bildet und eine Parallele in Lu. 20,40 besitzt (ebenfalls eine eigene Sektion, beide Stellen sind versehentlich nicht in die Syn. aufgenommen): Mk. 12,34 ...

Lu. 20,40

jah ainshun panaseips

nip-pan panasçips

ni gadaursta ina ftaihnan.

gadaurstedun fraihnan ina ni waihtais.

(καί ο ύδ είς ούκέτι έτόλμα αύτόν

(ούκέτι γάρ έτόλμων έ πέρωταν αύτόν

έπερωτήσαι)

ούδέν)

19

Mk.: "Und keiner wagte mehr, ihn zu fragen." Lu.: "Und da wagten sie nicht mehr, ihn etwas zu fragen." In den übrigen drei oben genannten Stellen erklärt sich die Verwendung von (mask.) ainshun durch die Betonung der Singularität. Mk. 5,37 lautet hJah ni fraiailot ainohun ize mip sis afargaggan, ..." ("und er ließ keinen von Ihnen Ihm nachfolgen")90 und hat eine Parallele ln Lu. 8,51 "qimands pan in garda ni fraiailot ainohun inngaggan ..." ("als er aber Ins Haus kam, ließ er niemanden hineingehen"). Der Gebrauch von ainohun in Mk. 5,37 erklärt sich durch das Attribut izet zu dem weder ln griechischen noch ln lateinischen

Handschriften

eine

Vorlage

belegt

1st und

das

vermutlich

auf

sekundärer gotischer Interpolation beruht (wörtlich: "nicht einen von Ihnen"). Mk. 9,8: "jah anaks insailvandans ni panaseips ainohun gasehjun alja Iesu alnana mip s is " ("und plötzlich, als sie hinsahen, sahen sie keinen (keinen einzigen) mehr, außer Jesus als einzigen bei Ihnen").91 Mk. 11,2: "... ana pammei nauh ainshun manne ni sat ..." ("auf dem noch nicht einer der Menschen gesessen hat"), dazu die Parallelstelle ln Lu. 19,30: "... ana pammei ni ainshun aiw manne sat ..." ("auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat").92 Der andere gegen die genannte Vertellungstendenz sprechende Fall, nämlich die Verwendung von ni mannahun als Übersetzung von grlech. ού δ είς bzw. μηδείς ln Lukas kommt dreimal vor, zweimal ln Lu. 3,14 ("ni mannanhun hoiop ni mannanhun anamahtjaid", "schädigt niemanden, tut niemandem Gewalt an") und einmal ln Lu. 10,4 ("ni mannanhun bi wig goijaip", "grüßt keinen auf dem Weg").99 Die Pronomina beziehen sich jeweils auf einen Menschen.94 Einen weiteren Hinweis darauf, daß die Verwendung von (ni +) mannahun typisch 1st für das Markusevangelium, könnten schließlich die entsprechenden Parallelen der Markusbelegstellen bieten, zu Mk.1,44: Lu. 5,14 und Mt. 8,4 (Syn., S.32), zu Mk.

90 Mk. 5,37: "xai ούχ άΦήχεν ούδένα μετ' αύτοΰ συναχολου^ήσαι ..." 91 Mk. 9,8: "χαί έξάπινα περιβΧέψαμενοι ούχέτι ούδένα εΖδον ε ί μή τον 7ησοΰν μόνον με9'έαυτων. " 92 Mk. 11,2: "... έφ δν ούδείς οϋπω άνϋρώπων έχά$ισεν ..." Lu. 19,30: "... έφ δν ούδείς πώποτε άνδρώπων έχά^ισεν ..." 99 Lu. 10,4 bildet einen eigenen eusebianlschen Abschnitt, zu dem lm CA zwei parallele Markusstellen verzeichnet sind, nämlich Mk. 6,7-9a und Mk. 6,9b10 (die zwei lm CA als Parallelen angegebenen Matthäusabschnitte sind nicht erhalten). 94 Ebenso ist die Verwendung von mannhun ln J. 8,33 zu erklären. 20

8,30: Lu. 9,21 (Syn., S.73) und zu Mk. 9,9: Lu. 9,36 (Syn., S.78). Dem Dat.Sg. mannhun ln Markus steht mann ln den Parallelstellen gegenüber ("... mann nl + Verb", die grlech. Vorlage 1st jeweils

Identisch

ούδενί,

μηδβνΟ. Obwohl die

unterschiedliche Wiedergabe der gleichen griechischen Vorlage an diesen Stellen auffällt, 1st zu konstatieren, daß die Wendung ni manna sonst auch im Markus­ evangelium vorkommt. Einen weiteren Hinweis darauf, daß der Gebrauch vqn (ni +) ainshun typisch ist für das Lukas- und Johannesevangelium, mögen z.B. folgende Parallelstellen bieten: Lu.18,19 : Mk. 10,18 ("ni ainshun piupeigs” : ”ni hash un piupeigs", Syn., S.89), Lu. 18,29 : Mk. 10,29 ("patei ni ainshun is t ” : ”ni hash un is t ”, Syn., S.90), Lu. 5,36 : Mk. 2,21 : Mt. 9,16 ( ”patei ainshun p ia t” : ”ni manna p iat” : ”ni hashun lagjip", Syn., S.40), Lu. 6,37 : Mk. 2,22 : Mt. 9,17 ( "jah ainshun ni giutid” : ”ni manna giutip” : ”nip-pan giutand", Syn., S.41) usw. Als Zusammenfassung dieses kurzen Exkurses können wir festhalten, daß sich bei der Wiedergabe des mask, verneinten Indefinitpronomens grlech. ούδβίς, μηδβίς evangelienspezifische Eigenheiten feststellen lassen, (ni +) mannahun wird bei Markus verwendet, (ni +) ainshun bei Lukas und Johannes. Kehren wir zurück zu den Parallelstellen Mk. 9,39 und Lu. 9,50. Da die Interpolation ln Lu. 9,50 offenbar aus Mk. 9,39 stammt, im Wortlaut aber Differenzen zum überlieferten Wortlaut von Mk. 9,39 feststellbar sind, liegt, wie angedeutet, die Vermutung nahe, daß es irgendwann ln der Textgeschichte der gotischen Evangelien zwei Übersetzungen zumindest des Markusevangeliums gegeben hat. Offenbar 1st ln Lu. 9,50 eine andere Übersetzerhand des Markusevangellums reflekiert, die lm Wortgebrauch zu der lm Lukas- und Johannesevangelium (des CA) vorliegenden paßt, nicht aber zu Markus und Matthäus. Auffällig ist schließlich, daß der Zusatz manne in Lu. 9,60 keine Vorlage lm griechischen Text von Mk. 9,39 hat. Die Wendung ni ainshun manne gibt an den übrigen Belegstellen Jeweils grlech. ού δ είς άν9ρώπων (Lu. 14,24: ούδβίς των άνδρων) wieder.38 Ein ähnliches Beispiel könnte eventuell ln Mk. 10,21 vorliegen (Syn., S.89), wo der Dat.Pl. himinam gegen die griechische oder lateinische Vorlage, die Dat.Sg. zeigen, gewählt worden ist. Da in der Parallelstelle Lu. 18,22 der Dat.Sg. himina steht, kann sie nicht für die Abweichung vom "Textus transferendus" ln Mk. 10,21 verantwortlich sein, der Dat.Pl. himinam kann durch die Variante des Codex Bezae

38 Ausnahme J. 18,31: "... unsis ni skuid ist usqiman manne ainummehun” ( ”ήμΐν ούχ δξεστιν άποχτεΐναι ουδέ ν α ”), "wie dürfen keinen Menschen töten." 21

für

Lu.

18,22

oder

durch

eine

entsprechende

Variante

einer

unbekannten

Markusvorlage begründet sein.36 Bei den bis hierher angeführten Beispielen handelt es sich um Varianten bzw. um Gemeinsamkeiten oder Zusätze, die durch den Einfluß von Parallelstellen in den Text eingedrungen sind. Es existieren allerdings auch einige Varianten und Zusätze im gotischen Text, die weder auf den "Textus transferendus" zurückgehen noch durch Parallelstelleneinfluß erklärt werden können. Sie können im Laufe der Überlieferungsgeschichte durch intensive Arbeit mit den Evangelien als ursprüngli­ che Glossen(zusätze) in den Text aufgenommen worden sein.37·38 Als Beispiele39 möchte ich hier die Zusätze unkarjans ("unbesorgt") ln Mk. 4,15 (Syn., S.53), haumjans haurnjandans ("hornblasende Hornbläser") in Mt. 9,23 (Syn., S.66) und siponjans in Mt. 8,18 (Syn., S.56) erwähnen. Während unkarjans und haurnjans haurnjandans als inhaltliche Verdeutlichungen bewertet werden können,40 handelt es sich bei siponjans eher um eine Verdeutlichung der syntaktischen

36 Die pluralische Verwendung des Wortes für "Himmel" findet sich aber ln den germanischen Sprachen häufiger (vor allem in der Bibelsprache) und müßte deswegen nicht unbedingt durch eine Vorlage motiviert sein, cf. Bernhardt (1875), S.306 Anm. und 550 Anm. 37 Dabei muß eingeräumt werden, daß an einigen Textstellen zwar Einfluß von Parallelstellen vorliegen kann, diese aber im Gotischen nicht überliefert sind. Ein Vergleich der entsprechenden griechischen (und lateinischen) Evangelienabschnitte läßt den Grund für Abweichungen des gotischen Textes vom "Textus transferendus" erkennen. Möglich ist weiterhin, daß es in der griechischen oder lateinischen Textvorlage Varianten gab, die bei der gotischen Übersetzung Vorgelegen haben, später aber verlorengegangen sind. Angesichts der großen Zahl griechischer und lateinischer Bibelhandschriften, muß diese Möglichkeit immer im Auge behalten werden. So könnten z.B. auch die oben angeführten Einschübe ln Lu. 9,50, Mt. 27,42 und Mk. 10,21 auf solche eine später verlorene Handschriftenvariante zurückgehen. 38 Abweichungen vom "Textus transferendus", die nicht auf den Einfluß von Parallelstellen zurückgehen, können ihre Ursache außer in der Glossierungstätigkeit auch in verschiedenen Redaktionen der Evangelien haben. Man muß dann annehmen, daß unterschiedliche Bearbeitungen der gotischen Evangelien existiert haben! 39 Zu Mk. 4,16 sieh aber Bernhardt, S.269 Anm., zu Mk. 4,15 und Mt. 9,23 cf. Stutz, Gotische Literaturdenkmäler, S.33 f. 40 Mt. 9,23 ”jah qimands Iesus in garda pis reikis jah gasaiivands swigjjans Lfah haurnjans haurnjandans! jah managein auhjondein. " ("und Iesus kam in das Haus des Obersten und sah Flötenspieler (und hornblasende Hornbläser] und eine grölende Menge"). Hinter swigijans ist haumjans haurnjandans eingefügt worden. Für die Glossierung hat es über eine Verdeutlichung der Darstellung hinaus möglicherweise genauer faßbare hermeneutische Gründe gegeben, die ich nicht beurteilen kann. Vielleicht besteht ein Zusammenhang mit l.Kor. 15,52, wo lm Kontext der Auferstehung der Toten die letzte Posaune (got. puthaum) eine Rolle spielt. Der Bezug auf diese Textstelle könnte ln der Auferweckung des toten Mädchens bestehen, die in Mt. 9,23 ff. beschrieben wird. 22

Struktur, da got. haitan "befehlen" ein substantivisches Akkusativobjekt nach sich bedingt (Jedenfalls wenn ein intransitiver Infinitiv von haitan abhängt). Der Vollständigkeit wegen sei erwähnt, daß Abweichungen des gotischen Bibel­ textes vom "Textus transferendus" außer durch den Druck paralleler Textabschnitte ln anderen Evangelien natürlich auch durch Parallelen im gleichen Evangelium beeinflußt bzw. motiviert sein können. Häufig handelt es sich dabei um Versehen bei der Abschrift der Evangelientexte. Diese Fälle stehen nicht im Zentrum unserer Betrachtungen, ich begnüge mich daher mit einem Beispiel. In Lü. 6,1 (Syn., S.42) wird griech. "έγένετο δέ εν σαββάτφ" mit ”jah warp in sabbato anparamma" über­ setzt.

Für das

Attribut

anparamma gibt

es weder

ln

griechischen

noch

in

lateinischen Handschriften eine Vorlage, auch nicht ln der Parallelstelle Mk. 2,23. Inhaltlich ergibt der Zusatz anparamma in Lu. 6,1 auch keinen Sinn. Da die ungewöhnliche Wendung "an einem anderen Samstag" einige Verse später in Lu. 6,6 ("... in anparamma daga sabbato ...'7, wo sie inhaltlich verständlich ist, wieder vorkommt, liegt die Vermutung nahe, daß anparamma ln Lu. 6,1 aus Versehen bei der Abschrift aus Lu.

6,6 eingedrungen

1st.

Der Schreibfehler mag dadurch

begünstigt worden sein, daß Lu. 6,1 und 6,6 Jeweils Anfangssätze von Kephalala sind (Kephalala sind Leseabschnitte, in die der Evangelientext für den liturgischen Gebrauch eingeteilt ist).41

Als Ursache für die gegenseitige Beeinflussung der Parallelstellen sind verschie­ dene Erklärungen denkbar. Man wird sich zunächst vergegenwärtigen müssen, daß die Schreiber und die Evangelienbenutzer durch den täglichen Umgang mit dem Text Vieles auswendig wußten. Es ist deswegen ganz natürlich, daß bei einer routine­ mäßigen Abschrift der Evangelientexte leicht Varianten oder Gemeinsamkeiten von Parallelstellen aus der Erinnerung heraus in neu abgeschriebene Evangelienfassun­ gen dringen konnten. Außerdem kommt die allgemeine Tendenz zur Vereinheit­ lichung der Paralleltexte hinzu, der sich zu Jener Zeit (im 4. bis 6. Jahrhundert) aus einer Angst vor Textverfälschung heraus begründete.42 Dem Faktor der Erinnerung, aufgrund dessen Formulierungen aus Parallelstellen mehr oder weniger unbewußt bei Abschriften in den Text eindringen konnten, steht der bewußte Vergleich der Paralleistellen der gotischen Evangelien gegenüber (der mithilfe der euseblanischen Synopse Ja leicht möglich war). M.E. hat er sich in

41 Anders Bernhardt, S.167, und Odefey, S.68. 42 Diese Tendenz zur Vereinheitlichung der Evangelientexte aus Angst vor ihrer Verfälschung bei den Abschriften kann mit der Revision der Itala verglichen werden, die bekanntlich ln der Vulgata mündete. 23

einer regen Glossierungstätlgkelt niedergeschlagen. Bei den einzelnen Abschriften können dann Glossen ln den Text aufgenommen worden sein. Einen Hinweis auf diese Glossierungstätlgkelt bieten die 16 im CA überlieferten Randglossen.43 Mehrere dieser Glossen zeigen einen Wortlaut, der jeweils der Paralleletelle eines glossierten Wortes oder einer glossierten Wendung entspricht. Als "Extremfall" lassen sich die bekannten Parallelstellen Lu. 16,13 und Mt. 6,24 anführen (Syn., S.148); hier 1st zu beiden Textstellen Jeweils die Variante der Parallelstelle als Randglosse überliefert. Lu. 16,13 ...

Mt. 6,24 ...

ni magup guda skaikinon

ni magup guda skaikinon

jah faihupraihna.

Jah mammonin.

(ού δύνασδε $εω δουλεύειρ

(ού δύνασδε &εφ δουλεύειρ

καί μαμωρςτ)

καί μαμωpçr)

"Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon." In Lu. wird faihupraihna am Rande von CA mit mammonim gloßsiert, das als Schreibfehler für mammonin Interpretiert werden kann (offenbar stand ln einem Quellencodex mit Nasalsuspension, die dann falsch aufgelöst wurde). In der Parallelstelle Mt. 6,24 findet sich zu mammonin die Glosse faihupra, die als Verschreibung oder Abkürzung für faihupraihna zu deuten 1st. Es 1st schwierig zu beurteilen, welche Variante die ursprüngliche 1st. Da die Vorlagen an beiden Stellen

μαμωρφ bzw.

Übersetzung

dar.

mammonae zeigen,

Geht man davon

aus,

stellt got. daß

ln

mammonin die

"wörtliche"

der Erstübersetzung jeweils

mammonin stand, wird man folgendermaßen argumentieren.

Als Fremdwort ist

mammonin nicht mehr verständlich gewesen und deswegen in Lu. 16,13 durch das gotische Wort faihupraihna ersetzt.44* Die Glosse mammonim ln Lu. 16,13 bietet zum Vergleich die ursprüngliche, nicht veränderte Lesart der Parallelstelle Mt. 6,24. Die Lesart mammonin muß aber nicht unbedingt die ursprüngliche sein, sondern kann nachträglich in Angleichung an die griechischen und lateinischen Handschrif­ ten (bzw. zur Verdeutlichung) das rein gotische Wort faihupraihna verdrängt haben. Dieses begegnet außer in Lu. 16,13 auch in Lu. 16,9 und 16,13 und stellt ln Jedem

43 Sieh die Auflistung z.B. bei Friedrlchsen, S. 218 ff. Die meisten (10 Stück) finden sich im Lukasevangelium. Dieser Befund ist bemerkenswert und steht mit der Feststellung im Einklang, daß das gotische Lukasevangelium die deutlichsten Spuren textgeschichtlicher Veränderungen zeigt (dazu unten genauer)! 44 Wir können diese bildhaften Textetellen am besten wiedergeben, wenn wir faihupraihna (umgangsprachlich) etwa mit "Geldsack" übersetzen, dessen Bedeutung materiell oder personenbezogen aufgefaßt werden kann. 24

Fall die Lectio difficilior dar. Die Verschreibung oder Abkürzung der Glosse faihupra deutet darauf hin, daß die Lesart der Parallelstelle bekannt war und lediglich an sie erinnert werden sollte. An diesem Umstand läßt sich übrigens auch die Bedeutung oder Funktion von Randglossen erkennen, die nicht (wie allgemein angenommen) philologischen sondern rein didaktischen Zwecken dienten.49 Anders kann die Randglosse skohsla bewertet werden, die in Lu. 8,27 unhulpons glossiert (Syn., S.68 und S.60). Mk. 5,2 jah usgaggan-

Lu.

din Imma us skJpa

pan imma ana airpai,

8,27

usgaggandin

Mt. 8,28 ...

suns gamotida imma

gamotida imma

gamotidedun imma twai

manna us aurahjom

wair sums us baurg

daimonarjos

in ahmin unhrainjamma,

saei habaida unhulpons

wasnom rinnandans, ...

us

hl ai-

Mk.: NUnd als er vom Schiff ging, begegnete ihm auf einmal ein Mensch aus den Grabhöhlen mit unreinem Geist, ..." Lu.: "Als er an Land ging, begegnete Ihm ein Mann aus der Stadt, der hatte Unholdinnen (Teufel) ..." Mt.: "... begegneten Ihm zwei Besessene, die aus den Gräbern liefen ..." In Mk. lautet die entsprechende etwas ungenaue Parallele hrainjamma”, in Mt. entspricht

"twai daimonarjos”. Got.

"in ahmin un­

skohsl ist gegenüber

unhuipo bzw. unhulpa, die häufig belegt sind, ein wenig gebräuchlicher Ausdruck. Skohßi kommt abgesehen von den Briefen (dort auch nur an einer Stelle mehrmals) nur einmal vor, und zwar in dem gleichen Parallelstellenabschnitt, zu dem auch Lu. 8,27 etc. gehört, nämlich ln Mt. 8,31: ”ip Po skohsla bedun Ina ..." ("da baten ihn die bösen Geister..."). In der entsprechenden Parallelstelle Mk. 5,12 ( "jah bedun Ina allos pos unhulpons ...") wird dagegen das Wort unhuipons verwendet, wobei im Gotischen kein Bedeutungsunterschied zwischen beiden Wörtern zu erkennen ist. M.E. geht der Gebrauch von skohsl an dieser Stelle auf die Urübersetzung zurück. Die Glosse skohsla zu unhulpons ln Lu. 8,27 kann demnach durch die Verwendung von

skohsl in Mt. 8,31 motiviert werden (als Verdeutlichung gegenüber der

Markusparallele 7). Von dem bewußten oder unbewußten Parallelstellenvergleich abgesehen 1st eine

49 Falls die Glossenangabe der Lesartenvariante aus der Parallelstelle philologischen Wert hätte, wäre sie vermutlich nicht in abgekürzter Form geschrieben. Spätere Verhunzung der ursprünglich ausgeschriebenen Glosse 1st freilich möglich. 25

weitere Ursache für Ähnlichkeiten oder Gemeinsamkeiten in den Parallelstellen der Evangelien denkbar, die m.W. bisher noch nicht erwogen worden 1st. Wenn man sich die

"berufliche"

Aufgabe

Wulfilas

und

die

Bedeutung

des

Auftrags

an

die

Erstübersetzer, d.h. die Motivation zur Bibelübersetzung ins Gotische bedenkt und diese Vorgänge mit den Aktivitäten der Slavenapostel Kyrill und Method vergleicht (dazu unten genauer), kommt man m.E. nicht um die Annahme herum, daß neben oder zeitlich vor dem gotischen Tetraevangelium (oder den Tetraevangelien) ein Aprakosevangellum existiert haben muß.46 Dessen Existenz läßt sich freilich nicht nachwelsen, wird aber durch die Notwendigkeit eines Aprakosevangellums für den liturgischen Gebrauch sehr wahrscheinlich. Wenn nun die einzelnen gotischen Evangelien auf der Basis oder unter Hinzuziehung eines Aprakosevangellums über­ setzt wurden, mag dies weitreichende Konsequenzen für die Textgestalt der goti­ schen Evangelientexte haben. So könnten sich einige Gemeinsamkeiten (im Stil, in der Wortwahl usw.) ln parallelen Textabschnitten dadurch erklären, daß Jeweils die gleiche Stelle des Aprakosevangellums in verschiedene Telle des Tetraevan­ geliums eingedrungen ist.47 Die oben dargestellten Varianten basieren auf Veränderungen, die der gotische Evangelientext im Laufe seiner Überlieferungsgeschichte erfahren hat. Zusammen­ fassend lassen sich hinsichtlich der Menge derartiger Textveränderungen folgende Tendenzen feststellen. Die meisten Neuerungen finden sich Im Wortlaut des Lukasevangeliums, das vor allem Neuerungen nach Parallelstellen aus Matthäus und Johannes zeigt.48 Aber es finden sich auch umgekehrt Textveränderungen bei Matthäus nach Lukasparallelen. Das Markusevangelium zeigt viele Übereinstimmungen mit und Neuerungen nach Matthäus und weniger nach Lukas. Da der "Textus transferendus" von Markus und Lukas vermutlich auf weite Strecken gleiche Wendungen und Ausdrucksweisen besaß, fällt die große Zahl von Varianten zwischen Markus und Lukas besonders auf!

46 Der Ausdruck "Tetraevangelium" bezeichnet den vollständigen Text der einzelnen vier aufeinanderfolgenden Evangelien. In einem Aprakosevangellum sind dagegen die einzelnen Lektionen der Evangelien in der Lesereihenfolge des Kirchenjahres nach Sonn- und Feiertagen geordnet (aruss. aprakos% 1st Lehnwort aus griech. άπραχτοι ήμspat "Feiertage"). Für "Aprakosevangellum" werden auch die Ausdrücke "Lektionar" oder "Evangelistarium" gebraucht. 47 Im Rahmen dieser Arbeit 1st es mir nicht möglich, die ln Frage kommenden Textstellen zusammenzustellen. Unter Hinzuziehung von Aprakosevangelien anderer Sprachen müßte dies aber möglich sein. 48 Zu berücksichtigen 1st hierbei natürlich, daß das Lukasevangelium vom Umfang her am besten überliefert 1st. 26

Für die Intensive Bearbeitung speziell des Lukasevangeliums gibt es über die Bewertung von Varianten im Vergleich zu ihren Parallelstellen hinaus noch weitere Indizien. In erster Linie sind hier die bekannten Eigenheiten in der Schreibung zu nennen, nämlich die Verwendung der Grapheme und 4· statt und statt , die sich überwiegend im Lukasevangelium findet und die eine Aussprache /1/ () für (geschlossenes) echt gotisches /ë / nachweist. Die Ursache für diese graphematischen Varianten liegen lm Einfluß der westromanischen Sprachen,* 90 auf deren Gebiet sich die Westgoten lm 4. bis 6. Jahrhundert befanden und in denen eine Vergröberung der Vokalqualitäten eintrat (zunächst nur ln nebentonigen Silben, dann Ausweitung). Diese führte zu einer Reduzierung der Qualitätenskala und zu einem Zusammenfall der palatalen Vokalqualitäten ln /1/, außerdem konnte es auch neben palatalen Konsonanten zu einer entsprechenden Hebung kommen.91 Ähnlich kann die für das Lukas- und Johannesevangellum typische Graphie für übliches

im absoluten und gedeckten Auslaut vor - s beurteilt werden. In den westromanischen Sprachen wurde auslautendes - t als /&/ und -d als /d / gespro­ chen (ln intervokallscher Stellung wurden Tenues ohnehin stimmhaft realisiert, s.o.).92 Die graphematische Variante

für

zeigt also

den Reflex

der

westromanischen Aussprache auslautender stimmhafter Spiranten. Diese graphematl-

49 werden.

Die Graphie für kann als Weiterentwicklung von angesehen

90 Hinweis von H. Eichner (Unterricht). Das Problem des Einflusses seitens des sprachlichen Umfeldes, der bei der Abfassung der gotischen Codices anzunehmen 1st, hat m.W. bisher noch keine ausführliche Behandlung erfahren, ln Jüngerer Zeit hat N.Wagner (HS 101, S.296301) anläßlich von got. ·gadigls dargestellt, daß die für das Vulgärlateinische typische Sonorlslerung von Konsonanten in intervokallscher Stellung sowohl in Schreibungen gotischer Eigennamen in lateinischem Kontext als auch ln gotischen Codices eintreten konnte (die Unsicherheit der Schreiber habe weiterhin bisweilen zu hyperkorrekten Schreibungen geführt. Als Beispiele nennt Wagner eben Jenes lm Codex Ambrosianus A bezeugte gadikis (mit statt ) und die im gleichen Codex bezeugte Schreibung ffumateln für korrektes ftumadeln). Wagners Ausführungen sind zwar völlig einleuchtend, lassen sich aber für die graphematischen Besonderheiten im gotischen Lukasevangelium nicht direkt verwenden. 1. Da die Schreibungen für

im Auslaut und , für bzw. für sich überwiegend bei Lukas finden und lm Codex Argenteus teilweise verbessert sind (dazu unten genauer), gehen diese Varianten in der Schreibung vermutlich auf den oder die Quellencodices, die zur Abschrift des CA benutzt wurden, zurück. 2. Man kann diese Varianten, die die Aussprachegewohnheiten des sprachlichen Umfeldes widerspiegeln, konkreter fassen. Sie sind nicht allgemein vulgärlateinisch, sondern typisch für die lateinische Umgangssprache lm westromanischen Gebiet (d.h. lm galloromanlschen und iberoromanlschen Bereich) lm 4. bis 6. Jahrhundert. 91 Vergleiche Lausberg, Romanische Sprachwissenschaft I, S.112, 152 ff, 174 f, 194 ff. 92 Cf. Wagner, a.a.O., und die ausführlichen Darstellungen bei Lausberg, op.eit., II, S.29 ff, 84 ff. 27

sehen Varianten der gotischen Evangelien Lukas (und Johannes) können als Nach­ weis dienen, daß zumindest der Quellencodex für das Lukasevangelium (vermutlich auch des Johannesevangellums), der bei der Abschrift des Codex Argenteus als Vorlage diente, auf westgotischem Gebiet, vermutlich auf dem Gebiet des heutigen Südfrankreich93 hergestellt und benutzt wurde.94*9 Nebenbei soll hier auch an die auffällige Tatsache erinnert werden, daß das Lukasevangelium eine Reihe von Texteinschüben aufweist, die sich als speziell westliche Lesarten bestimmen lassen, sieh z.B. den Einschub "in ahmin weihamma" im Eingang des Lukasevangeliums (Lu. 1,3)." Neben diesen evangelienspezifischen Veränderungen des gotischen Textes durch die Abschreiber im Laufe der Jahrhunderte gibt es auch entsprechende Textverän­ derungen, die nicht speziell ein Evangelium betreffen. So zeigen z.B. Markus und Lukas die Tendenz, die gotischen Zahlzeichen, die im westgotischen Raum, also im Umfeld der romanischen Sprachen, nicht mehr verstanden werden konnten, zu ver­ schriftlichen und dadurch zu verdeutlichen. Romanischer Einfluß zeigt sich im übrigen auch in den nicht biblischen gotischen Denkmälern, sieh z.B. im gotischen Kalender94 die Personennamen Kustanteinus (statt 'Kaunstantein(a)us) mit Nasal­ verlust zwischen Vokal und s (die Lautregel zeigt sich noch heute im Italienischen) und Dauripaius (statt 'Dauraupai(a)us) mit Vokalschwächung in unbetonter Silbe (die im Lateinischen begegnet).

93 Als Herkunftsort dieser gotischen Codices wird man am ehesten die Hauptstadt des westgotischen Reiches, Toulouse, vermuten, ln der sich kulturelle und kirchliche Aktivitäten konzentriert haben. Daß ln westgotischen Metropolen mehrere gotische Bibeln existiert haben, ist uns Indirekt in der Historia Francorum (III, 10) des Gregor von Tours überliefert. Er berichtet, daß dem Franken Childebert bei der Eroberung von Narbonne im Jahre 531 "viginti evangeliorum capsas" (d.h. 20 Bibelkästchen) ln die Hände gefallen sind. Daß sich in diesen Kästchen gotische Bibeln befanden, halte ich für sehr wahrscheinlich. 94 Bei der Abschrift zum Codex Argenteus sind diese Schreibungen wohl größtenteils beibehalten worden, Radierungen und Hinzufügungen von lassen aber die Unsicherheit der Abschreiber erkennen (sieh z.B. die Tilgung bzw. Radierung von bei anasalsleip zu anasaislep in Lu. 8,23 und bei manaseidai ln Lu. 9,13 oder das überschrieben von i in gebena für gebetna ln Lu. 20,10, zu Letzterem sieh die entsprechende Anmerkung ln Uppström, 1854, S.85). 99 Lu. 1,3 "gaieikalda jah mis jah ahmin weihamma ... pus meljan ..." ("es hat mir und dem Heiligen Geist gefallen, ... dir aufzuschreiben"), cf. Odefey, LucasEvangellum, S.131 f. 94 Zum gotischen Kalender hat sich zuletzt K. Schäferdiek in Zeltschr.f.neutest. Wiss. 79 (1988), S.116 ff geäußert. 28

Von den oben dargestellten Abweichungen des gotischen Textes von "Textus transferendus" müssen nun die Erscheinungen deutlich unterschieden werden, die man als Stllelgenhelten bezeichnen kann. Diese müssen auf die Erstübersetzer zurückgehen, da stilistische Textveränderungen zu späterer Zelt keinem Abschreiber gestattet waren (zum Problem der Erstübersetzer s.u.). Die Stilmittel, die sich ln der gotischen Bibel feststellen lassen, sind ln der Fachliteratur bereits erörtert, bisweilen aber überbewertet worden.97 Es handelt sich hauptsächlich um die Alliteration und um die Figura Etymologica, für die hier keine Beispiele angeführt werden müssen.99 Ich möchte dagegen kurz auf ein StilPhänomen elngehen, das m.W. noch nicht hinreichend bearbeitet worden 1st, nämlich die Stilvariation zur Vermeidung des Horror Aequi. Der Horror Aequl 1st eine gemeingermanische Erscheinung, die auch zum heutigen nhd. Stilempfinden gehört99 und die eine gegensätzliche Tendenz zu dem für die Bibel typischen Wieder­ holungsstil darstellt.90 Als Beispiel läßt sich hier das Gleichnis über den neuen Wein, den man nicht in alte Schläuche gießen sollte, anführen (Mk. 2,22; Lu. 5,37 f; Mt. 9,17, Syn., S.41).9 * 7

97 Stolzenburg, ZfdPh 37 (1905), S.166, spricht von "einem Hauch dichterischer Begeisterung" (auch S. 160 ln einem Zitat J. Keiles). 99 Sieh Stutz. S.52 ff, und die dort angegebene ältere Literatur, vor allem Friedrlchsen, S. 28 ff. Zur stilistisch bedingten Variation im Ausdruck vergleiche Friedrlchsen, S. 69 ff, mit der dort angegeben Literatur. 99 Die unmittelbare Wiederholung gleicher Wortlaute oder Silben (z.B. "das Fußballspiel findet in der Stadt s ta tt”) wird allgemein als "schlechter Stil" empfunden und vermieden. Besonders viele Beispiele derart motivierter Variation im Ausdruck finden sich ln Tageszeitungen (Reportagen etc.). Für das Gotische sieh Friedrlchsen, S. 69 f. Als eine Art von "stllistlc variation" nennt er "variant renderings occasioned by the desire to avoid the repetition of a word In the same context." Stolzenberg, der in ZfdPh 37 (1905),.376 ff, eine Sammlung dieser Fälle bietet (allerdings ohne die durch Parallelstellenelnfluß verursachten Varianten auszusondern), spricht fälschlicherweise von einer "Stileigenheit der gotischen Übersetzung" (cf. auch Odefey, Lucas-Evangelium, S. 63). 90 ln gewisser Weise liegt hier das "abba, fadar"-Phänomen vor, (in Gal. 4,6 1st vermutlich der ursprüngliche Wortlaut der Wendung ”abba, atta " wegen der Vermeidung des Gleichklanges zu ”abba, fadar” verändert worden). Beim Horror Aequl sind prinzipiell zwei Arten zu unterscheiden. Im ersten Fall stehen gleiche Wörter oder Wortteile ln direktem Kontakt (cf. Lausberg. Handbuch der Liter. Rhetorik, S.472 ff). Im zweiten Fall stehen gleiche Wörter oder Wortteile nicht direkt nebeneinander sondern werden lm gleichen Kontext wiederholt. Bei den hier angeführten Beispielen handelt es sich um den zweiten Typ. 29

Mk. 2,22 ni manna

Lu. 5,37 Jah ainshun ni

Mt. 9,17 Nip-pan

giu tip wein juggata

giu tld wein niujata

giutand wein niujata in

in balgins fairnjans;

in balgins fairnjans,

balgins fairnjans,

ibai aufto dis tairai

aippau distairid

aippau distaurnand

wein pata niujo

pata niujo wein

pans baigins,

pans balgins,

balgeis; bipeh pan

jab wein usgutnip, jah

Jah silbo usgutnip, Jah

jah wein usgutnip

pai balgels fraqistnand;

pai balgeis fraqistnand;

Jah balgeis fraqistnand;

ak wein juggata

5,38 ak wein juggata

ak giutand

in balgins niujans

in balgins niujans

wein Juggata

giutand.

giutand,

in balgins niujans,

jah bajops gafastanda.

jah bajopum gabairgada.

Mk.: "Kein Mensch gießt neuen Wein ln alte Schläuche, damit nicht der Junge Wein die Schläuche zerreißt und der Wein ausfließt und die alten Schläuche kaputtgehen, sondern man gießt jungen Wein in neue Schläuche.Μβι Der Junge bzw. neue Wein (im Griechischen an allen Stellen ηό οίνο ς ό νέος") wird in diesem Abschnitt mehrmals mit "wein pata niujo” bzw.

”wein niujata”

übersetzt. In Mk. steht einmal ”weln Juggata” gegenüber ”weln niujata” ln den Parallelstellen. Nlujls kann gegenüber juggs als das übliche Attribut von wein angesehen werden, da es

als

Attribut

für Lebewesen

und Sachen

verwendet

wird, Juggs aber

üblicherweise nur für Lebewesen. Am Ende dieses Abschnittes wird aber ln allen drei Parallelstellen für den Wein das Attribut Juggs gebraucht, offenbar um eine Wiederholung im folgenden ”in balgins niujlns” zu vermelden. Am Beginn von Mk. 2,22 könnte Juggata sekundär (als Ersatz für ursprüngliches niujata) und ln Anlehnung an den letzten Satz des Verses gewählt worden sein, der die Moral enthält und auf den der Hörer sein Augenmerk richtet. Auch der Gebrauch von jugg in dem hier nicht angeführten Vers Lu. 6,39 ist vermutlich durch

”wein

Juggata” des vorhergehenden Verses bedingt. Als weiteres Beispiel dieser Art ließe sich das bekannte Herrenwort "laß die Toten Ihre Toten begraben" ln Lu. 9,60 bzw. Mt. 8,22 anführen (Syn., S.146). Hier zeigt Lu. gegenüber der Parallelstelle ln Mt. und gegen die griechische und lateinische Vorlage ( νβκρούς bzw. mortui, mortuos) die Variation zwischen daupans

•l Zum Attribut ”pata niujo” ln "wein pata niujo" (Mk. 2,22), s.o. Das Verbum giutand in Markus 1st ebenfalls ohne Vorlage in den griechischen und lateinischen Handschriften und offenbar aus der Lukas- oder Matthäusparallele übernommen. 30

und nawins.“ Lu. 9,60 ...

Mt. 8,22 ...

let pans daupans usfllhan

Jah let pans daupans filhan

selnans nawins ...

selnans daupans.

Außer den Varianten, die auf eine gegenseitige Beeinflussung paralleler Evan­ gelienabschnitte zurückzuführen sind, und den zuletzt genannten Stilmerkmalen, die vermutlich unabhängige

schon

auf

die

Erstübersetzung

zurückgehen,

lassen

sich

davon

evangelienspezifische Eigenheiten feststellen, am deutlichsten im

Wortschatz. Es gibt Wörter und bestimmte Wendungen, die auf bestimmte Evangelien oder Evangeliengruppen beschränkt sind (Einiges war oben bereits erwähnt wor­ den).u So wird beispielsweise naus (von Römer 7,8 abgesehen) nur ln Lukas verwendet (sieh z.B. Lu. 9,22 "haweis urreisand" gegenüber "daupans urreisand” ln der Parallelstelle Mt. 11,6). Weiterhin ist auffällig, daß das Wort razn für Haus bis auf Mk. 11,17** nur ln Lukas und Matthäus verwendet wird. Weitere Beispiele ließen sich nennen. Häufig 1st es Jedoch sehr schwierig oder unmöglich zu entscheiden, ob ein evangelienspezifischer Wortgebrauch vorliegt, vor allem dann, wenn ein Wort nur einmal oder selten überliefert 1st, sieh z.B. in den Parallelstellen Mk. 6,8 und Lu. 9.3 (Syn., S.70) hrugga und walus als Obersetzung von griech. ράβδος oder als Übersetzung von grlech. aûaonôTspov das gebräuchliche azitizo (für azetizo) in Mk. 10,26 gegenüber rapizo in der Parallelstelle Lu. 18,25 (Syn., S.90). Zu erwähnen 1st ln diesem Zusammenhang weiterhin die bekannte Tatsache, daß die ersten 10 Lukaskapitel besonders viele Variationen und stilistische Eigenheiten enthalten“ , sieh

z.B. die Variation ln der Wortwahl zur Vermeidung einer Wieder-

“ Möglicherweise ist dieser Wechsel nicht oder nicht nur stilistisch bedingt, sondern Ausdruck einer speziellen Unterscheidung zwischen den Toten und den zu begrabenden Leichnamen. Siehe zu neue, daupa Frledrichsen, S.108 f. “ ln gewisser Welse können hierzu auch Varianten ln Parallelstellen zählen, die auf den spezifischen Wortgebrauch der einzelnen Evangelien im Griechischen (und Lateinischen) zurückgehen und deren Wortlaute wider Erwarten nicht einander angeglichen sind. So lautet z.B. die Bezeichnung für den Teufel ln Lukas und Johannes diabulus, bei Markus dagegen satanas (dies auch Je einmal ln J. 13,27 und Lu. 10,18), die Anrede talgjand für "Lehrer” findet sich nur im Lukasevan­ gelium (als Obersetzung von griech. έπ ίσ τα τα ) gegenüber der Markus, Lukas und Matthäus gemeinsamen Anrede Jalsarl (als Übersetzung von griech. διδάσχαλβ). 94 Interessanterweise steht Mk. 11,17 ”... patei razn mein razn bido haitada ...” der Paralleletelle Lu. 19,46 ”... patei gards melns gards bido ist ...” gegenüber. “ Z.B. Odefey, S.138, Frledrichsen, S.161. 31

holung In Lu. 7,36/38 (Syn., S.112) "in gard ... in razna" oder ln Lu. 6,48/49 (Syn.. S. 134)

"ahta ... fiodus" (flodus 1st am Rand von CA mit ah/a glossiert, ln der

Parallelstelle Mt. 7,25/27 steht jeweils ah/os).*· Die Tatsache, daß sich evangelienspezifische Eigenheiten in der Wortwahl und lm Stil feststellen Evangelien

nicht

lassen,

zeigt m.E.

deutlich,

daß

die Erstübersetzung der

von einem Übersetzer alleine, sondern offenbar

von einem

Übersetzerteam geleistet wurde. Jedenfalls lassen sich mindestens zwei verschiedene Obersetzerhände unterscheiden. Für dieses Faktum sprechen auch die Quellen der Sekundärüberlieferung, die allerdings bis heute falsch bewertet werden, üblicher­ weise wird seit Je her Wulfila alleine als Übersetzer der gotischen Bibel angesehen. Werfen wir daher einen kurzen Blick auf die bekannten Quellen, die uns angeblich Wulfila als Übersetzer erweisen sollen. Die einzige eigenständige (d.h. nicht auf andere Kirchenautoren zurückgehende) Quelle, in der expressis verbis berichtet wird, daß Wulfila die Bibel übersetzt hat, findet sich ln der Kirchengeschichte des Kirchenschriftsstellers Phllostorgius.*676 8 Seiner Aussage nach hat Wulfila die ganze Bibel außer den Büchern der Könige übersetzt. Wenn man der theologischen Fachliteratur Glauben schenkt, so gilt Phllostorgius allerdings nicht als ein zuverlässiger Autor. Jedenfalls lassen sich an einigen Stellen ln seinen Werken falsche Darstellungen nachweisen und außer­ dem kommt die Tendenz hinzu, Wulfila als Arianer zu verherrlichen (Philostorglos war ebenfalls Arianer).·· Obwohl Philostorglos, der seine Kirchengeschichte zwischen 425 und 433 verfaßte, über sichere Quellen verfügt haben müßte, können seine Aussagen über die Bibelübersetzung Wulfilas wegen der fehlerhaften Darstellungen ln anderen Punkten nicht als sicheres Zeugnis herangezogen werden. Die Zeugnisse der übrigen Kirchenschriftsteller können ebenfalls vernachlässigt werden, weil sie offenbar ihrerseits zumeist Phllostorgius als Quelle haben und daher keine elgen-

“ Beispiele bei Friedrlchsen, S.101 ff und S. 121. 67 Indirekt überliefert im 9. Jahrhundert durch Photlus. Siehe J. Bldez, Philostorglos Kirchengeschichte, S. 17 f (Streitberg, S. XIX f). Der entscheidende Satz lautet: "και τά Te άλλα αυτών έπεμελεΐτο καί γραμμάτων αύτοΐς οικείων εύρετής καταστάς μετέφρασεν β(ς τήν αυτών Φωνήν τάς γραΦάς άπάσας πλήν γε δή τών βασιλειών ..." ("und lm übrigen sorgte er für sie |l.e. die Christen im "Getenland") und erfand für sie eine eigene Schrift und übersetze in ihre Sprache die ganze Bibel außer (dem Buch) der Könige"). 68 Zu fehlerhaften Darstellungen bei Philostorglos vergleiche z.B. K. Schäferdlek, Historia 28 (1979), 90 - 97 (speziell S. 92; der Aufsatz enthält auch kritische Bewertungen der anderen in unserem Zusammenhang wesentlichen Kirchenschriftsteller). A. Vööbus, The Gothic Version, in: "Early Versions of the New Testament" (Stockholm, 1954), 302, R. Plate, Geschichte der Got. Literatur, S.36 Anm.72. 32

ständige Aussagekraft besitzen. Die sichersten Informationen über Wulfila bietet hingegen Auxentius, der sein Schüler war und schon in Jungen Jahren intensiven Kontakt zu Wulfila hatte. Es ist auffällig, daß Auxentlus ln seiner Schrift über das Leben Wulfilas nicht explizit bzw. überhaupt berichtet, daß Wulfila die Bibel übersetzt hat, und erst recht nicht, daß er sie allein übersetzt hat.*’ Er sagt lediglich, daß Wulfila "pJures tractatus e t multas interpretationes" geschrieben hat,*70 d.h. "mehrere Abhandlungen und viele

Homilientexte".

Unter

"Homilientext"71 ist

die

sogenannte

Skeireins zu

verstehen, als deren Autor bzw. Übersetzer Wulfila gelten kann (H. Eichner, Unterricht).72 Für das Fehlen der Erwähnung der Bibelübersetzung hat die Fachwelt *’ Zum Auxentlusbrief sieh K. Klein, ZfdA 83 (1951/2), 239 ff und ZfdA 84 (1952/3), 99 ff. D.B. Capelle, Revue Bénédictine 34 (1922), 224 - 233. Sieh den Wortlaut des Textes bei R. Gryson, "Scolies ariennes sur le concile d'Aquilée" (Paris, 1980), 244 - 251, Streitberg, S. XIV - XIX (speziell S. XVI 4. Absatz). Es muß eingeräumt werden, daß sich auch bei Auxentius in einigen Details falsche Darstellungen finden. Allerdings gibt es viele Texteinschübe, die nicht von Auxentius selber stammen (dazu Plate, Geschichte der Got. Literatur, S.29 f Anm.63 mit Literatur). 70 "Et haec omnia de diuinls scribturis eum dixisse et nos describsisse qui legit intellegat. Qui e t ipsis tribus linguis plures tractatus et multas interpreta­ tiones uolentibus ad utilitatem et ad aedificationem sibi ad aeternam memoriam et mercedem post se dereliquid* ("Und daß er alles dies über die göttlichen Schriften gesagt und uns aufgeschrieben hat, soll der lesen, der (das) liest. Er hinterlies auch ln jenen drei Sprachen mehrere Abhandlungen und viele Homilientexte den Wollenden (l.e. den Gläubigen) zum Nutzen und zur Erbauung, sich zu ewigem Gedächtnis und Verdienst"). 71 Ich übersetzte interpretatio hier im Hinblick auf die Identifikation der "interprationes" des Wulfila mit der Skeireins mit "Homilientext" (Plate, op.cit., S.31, übersetzt "Auslegungen"). Das Problem Hegt darin, das mlat. interpretatio auch "Übersetzung" bedeuten kann (als Nebenbedeutung). Das Attribut multas wäre dann so zu interpretieren, daß Wulfila viele Übersetzungen, nebenbei auch die Bibelübersetzung, angefertigt hat. M.E. 1st diese Interpretation des Auxentiuszitates, die eben von einer Nebenbedeutung von interpretatio ausgeht, falsch. Sowohl der Kontext als auch der Vergleich mit den literarischen Tätigkeiten anderer wichtiger Personen der Kirchengeschichte (z.B. Johannes Chrysostomos) zeigt, daß es sich hier um Homilientexte handelt. 71 H. Eichner (Unterricht) hat ausgehend von Schäferdieks Untersuchungen (s.u.) gegen die verbreitete Ansicht, daß die Skeireins der Text eines (unbekann­ ten) gotischen Gelehrten ist (cf. z.B. E. Dietrich ln seiner Skeirelnsausgabe), detailliert nachgewiesen, daß die Skeireins eine Übersetzung eines Johanneskom­ mentars des Theodor von Herakleia ist, die sehr wahrscheinlich von Wulfila selbst angefertigt worden 1st. Theodor war Zeitgenosse Wulfilas und zusammen mit diesem Schüler des Eusebius von Nikomedien. Der Johanneskommentar 1st nur ln Katenenkommentaren überliefert, und es läßt sich nach Eichner eine komplementäre Verteilung der Bruchstücke des Johanneskommentars des Theodor und der Skeireins feststellen (Verse J. 1,29 bis J., mit Lücken), bis auf den Vers J. 6,9, der bei Theodor und in der Skeireins belegt und Identisch 1st! Die Ansicht, daß die Skeireins auf der Übersetzung des Johanneskommentars der Theodor von Herakleia basiert, ist zuerst von Massmann in seiner Skeirelnsausgabe (1834) vertreten worden. Jedoch 1st Massmanns Ansicht ln der germanistischen Fachliteratur 33

sich

einige,

häufig

eher

psychologische

Gründe

ausgedacht,

die

hier

nicht

ausgeführt zu werden brauchen (Bescheidenheit u.ä.). Da nicht anzunehmen 1st, daß Auxentius die grüßte Tat ln der Vita seines Lehrers, eben die Bibelübersetzung ins Gotische (die Ja zu dieser Zeit eine enorme intellektuelle und kulturgeschichtliche Leistung darstellt), verschwiegen hat, 1st dem Auxentiusbrlef zu entnehmen, daß Wulfila die Bibel nicht oder nicht alieine übersetzt hat. Man kann aber vermuten, daß er als Bischof innerhalb eines Obersetzungsteams an der Übersetzung mitge­ wirkt hat. Da er Innerhalb dieses Teams die bedeutendste Persönlichkeit war, wurde er bald als Alleinübersetzer der gotischen Bibel identifiziert, nicht jedoch von Auxentius, der am genausten von allen Kirchenautoren über die Bibelüberset­ zung informiert gewesen sein muß. Wir können nun versuchen, die Beobachtungen aus dem Parallelstellenvergleich und über die evangelienspezifischen Eigenheiten sowie das Zeugnis des Auxentius für Aussagen über die Oberlieferungsgeschichte der gotischen Evangelien zu nutzen. Ich glaube, daß überlieferungsgeschlchtllch mindestens vier Stufen anzusetzen sind.79 Möglicherweise stand am Beginn der Überlieferung, d.h. vor diesen vier Stufen, ein gotisches Aprakosevangelium (dann wäre die Übersetzung ln vier Evangelien

sekundär).

Bevor die

vier

Stufen vorgestellt werden,

soll

diese

Möglichkeit kurz erörtert werden. Aprakosevangelien waren sehr verbreitet und für den Gebrauch im Gottesdienst bestimmt. motivierten

Im Hinblick auf die literarischen

Mission des Wulfila und seine missionarisch

Aktivitäten

1st die

Annahme,

daß am Anfang der

gotischen Bibelüberlieferung ein Aprakosevangelium stand, sehr wahrscheinlich. Aprakosevangelien waren für die Gottesdienstpraxis unentbehrlich, während Tetra­ evangelien ln erster Linie theologischen Studien dienten. Ein Aprakosevangellun dürfte daher zunächst dringender gebraucht worden sein. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die altklrchenslavlschen Bibelübersetzun­ gen. Es gilt als mehr oder weniger sicher, daß einer der Slavenapostel, nämlich Konstantin Kyrlll, zunächst das Aprakosevangelium übersetzt hat, erst danach*

ebensowenig beachtet worden wie der Johanneskommentar des Theodor selbst. Den Nachweis der Obersetzung hat K. Schäferdlek, "Die Fragmente der Skelreins und der Johanneskommentar des Theodor von Herakleia", ZfdA 110 (1981), 175 - 193 erbracht, von Eichner stammt die Identifikation des Skeirelnsverfassers mit Wulfila. n Sieh zum Vergleich das von Frledrichsen, S.245. vorgeschlagene Stemma über die Vorgeschichte des Codex Argenteus. M.E. 1st dieses Schema unzutreffend, weil sich für die Annahme Je eines o s t- und westgotischen Evangelientextes keine eindeutigen Belege finden. Veraltet ist weiterhin seine Einordnung des Codex Brixianus (f), der, wie wir heute wissen, seinerseits vom Codex Argenteus beeinflußt worden 1st. 34

wurden Tetraevangellen verfaßt, wobei es nicht bekannt 1st, ln welchem Maß Kyrill und Method an diesen Übersetzungen beteiligt waren.74*7 6 Sicher 1st aber, daß Kyrill zum Zwecke der Bibelübersetzung die glagolitische Schrift erfunden hat und möglicherweise hat Kyrill oder Method auch Homillentexte verfaßt. Es lassen sich Jedenfalls einige auffällige Parallelen zwischen den literarischen Betätigungen Wulfilas und der Slavenapostel feststellen, die die Annahme, daß ein Aprakosevangelium am Beginn der gotischen Bibelübersetzung stand, stützen könnten! 1. Stufe. Die vier Evangelien wurden von unterschiedlichen Übersetzern aus dem griechischen Kolnetext übersetzt, und zwar möglichst Wort für Wort. Dies kann man an bestimmten Eigenheiten der einzelnen Evangelien erkennen.73 2. und 3. Stufe. Wofür Ich hier zwei Stufen als Minimum ansetze, sind vermutlich wesentlich mehr anzunehmen. Die Evangelien sind in der Folge (lm Laufe von 2 Jahrhunderten) Jedenfalls mehrmals abgeschrieben worden. Dabei erlitt der Text die genannten inhaltlichen und graphematlschen Veränderungen und es wurden Anmer­ kungen und Glossen (nämlich die sogenannten "wulpres")7* in den Text, über die Wörter oder am Rand eingetragen. Es läßt sich zeigen, daß bei der Arbeit mit den Evangelien, speziell beim Parallelstellenvergleich auch griechische und altlateinlsehe Handschriften mitbenutzt wurden. Bei der vorletzten Abschrift vor dem CA sind offenbar zwei Schreiber tätig gewesen, einer hat Mt. und Lu., ein anderer Mk. und J. abgeschrieben. Dabei wurden

die

einzelnen

Evangelien

verschiedener

Übersetzer

zu

verschiedenen

Tetraevangellen zusammengefügt. Jedenfalls würde dies eine Reihe von Gemelnsam-

74 Die alte Streitfrage der Slavisten, welche literarischen Zeugnisse direkt auf Kyrill und Method zurückgehen, soll hier nicht erörtert werden. Sieh dazu H.G.Lunt ln Barentsen, Sprenger, Tlelemans (Hrsgg.), Studies ln Slavic and General Linguistics, Vol. II, S.215-231, und Ch.Hannick, NDas NT ln aksl. Sprache", in: K.Aland (Hrsg.), "Die alten Übersetzungen des NT ...", S.403-436. 73 Da bei den folgenden Abschriften häufig Textstellen aus Gruppen von zwei bis vier Wörtern gegen das Griechische angeglichen wurden, könnte man überlegen, ob die Vorlage der Abschreiber stichlsch, also ln Sinnzellen geschrieben war (was eine gegenseitige Beeinflussung der Parallelen beim Vergleich vielleicht erleichtert hätte). Mir 1st allerdings nichts über die Existenz oder Verbreitung stichlscher Evangeliencodices zu dieser Zelt bekannt. Aber es sind bekanntlich Teile der gotischen Briefe ln stichlscher Form, die lm Vergleich zur scriptio continua als älter gilt, überliefert (vergleiche das Textbild ln der Ausgabe von Uppström, 1857). Sieh zum Vergleich die Ausführungen von K.Marold über Stlchometrle ln den gotischen Episteltexten (Königsberg, 1890). 76 Zu den uulthres sieh vor allem Cola Minis, FS Jan van Dam, S .ll-2 8 , Frledrlchsen, S.204 ff und Stutz "Das NT ln gotischer Sprache", in Aland (Hrsg.) "Die alten Übersetzungen des NT ...", S.284 f. 35

kelten der beiden Gruppen (Mt./Lu. und Mk./J.) erklären.77*7 9 Es sprechen außerdem einige Indizien dafür (s.o.), daß die Bearbeitung und Benutzung der Evangelientexte, sowie mindestens die vorletzte Abschrift auf westgotischem Gebiet stattgefunden haben (zumindest gilt das für einen der Quellencodices

des

Codex

Argenteus).

Dafür sprechen

außer

der

Schreibung

weiterhin die Tatsache, daß auf westgotischem Gebiet nachweislich eine rege Glos­ sierungtätigkeit stattfand, und cum grano salis auch die westliche Reihenfolge der Evangelien, Mt. J. Lu. Mk. Die deutlichste westgotische Prägung zeigt das Lukasevangelium. Am wenigsten ist das Markusevangelium durch westgotische Merkmale geprägt. 4.

Bel einer weiteren Abschrift dieser weetgotlschen Evangeliencodices entstand

der Codex Argenteus, sehr wahrscheinlich im ehemals ostgotischen Ravenna. Die Abschrift erfolgte durch zwei Schreiber und aus zwei unterschiedlichen Quellen­ codices. Die Beweise dafür, daß zwei Schreiber am Werk waren, hat Friedrlchsen 1930 durch die Untersuchung der Silbertinte und ihrer ln den Evangelien unter­ schiedlichen Zusammensetzung erbracht.7" Die Untersuchung der Silbertinte und der Schrift ergeben folgendes Bild: Matthäus und Johannes wurden von einem Schreiber,

Lukas und

Markus von

einem anderen

Schreiber angefertigt.

Ein

Schreiber begann mit Matthäus, der andere mit Lukas, wobei beiden eine billigere Tinte mit niedrigerem Sllbergehalt zur Verfügung stand. Anschließend wurde eine wertvollere Tinte mit höherem Sllbergehalt verwendet, mit der der erste Schreiber das Johannes-, der zweite das Markusevangelium anfertigte. M.E. wurden erst danach die euseblanlschen Ziffern am unteren und am seitliche Rand des Codex Argenteus eingetragen, und zwar mit der wertvollen Tinte. Es kann heute als sicher gelten,7" daß der Codex Argenteus Im Ravennater

77 Gemeint sind hier vor allem gemeinsame Formulierungen und die häufig gleiche Wortwahl. An vielen Textstellen gehen Lukas und Matthäus gegen die entsprechende Markusparallele zusammen (s.o.). 79 G.W.S. Friedrlchsen, “The Silver Ink of the Codex Argenteus", The Journal of Theological Studies, 31 (1930), S. 189 - 192, nacherzählt von J. Metlen, JEGPh 36 (1937), S.244 f. In seinem 1926 erschienen Buch über die gotischen Evangelien geht Friedrlchsen noch von einem Quellencodex aus. (S.241: "The C.A. was copied from a complete codex of the four Gospels, and this was either the Brixlan Bilingual Itself, or a copy recently decended from It.") 7" Die entscheidenden Erkenntnisse ergeben sich aus der Verküpfung historischer und philologischer Gesichtspunkte, nämlich aus dem Vergleich der Unterschriften ln der Ravennater Verkaufeurkunde von 661 und dem Vlllarlczltat ln der Oroslushandschrift, sowie aus dem Vergleich der Schrift in der Oroslushandschrlft, den Urkunden und dem Codex Argenteus. Zur Oroslushandschrift sieh C.Nordenfalk, Konsthlstorlk Tldskrlft 6 (1937), S.117-1271 36

Schreibbüro des WUJarlc entstanden ist. Ich verweise dazu vor allem auf die einschlägigen Untersuchungen von J.-O.TJäder.909 , nach dem beide Schreiber aus dem 1 Schreibbüro des WUJaric in Ravenna stammen. Einer von ihnen war vermutlich WUJarlc selber, "Viliaric antiquarius" oder "Wiijarith bokareis", wie er selbst un­ terzeichnet. Ob dieses Schreibbüro ein privater Betrieb war oder ob es zu einem Kloster gehörte, ist mir nicht bekannt. Da "Wiijarith bokareis" im Verzeichnis des Klerus der gotischen Kirche Sancta Anastasia in Ravenna zusammen mit anderen Klerikern aufgellstet 1st (TJäder, op.cit., S.160), ist eine engere Beziehung des Schreibbüros zu einem Kloster oder einer Kirche ln Ravenna nicht unwahrscheinlich. In der letzten Abschrift sind vermutlich kaum Änderungen am Text vorgenommen worden. Der Text 1st nur geringfügig bearbeitet worden, Schreibfehler sind teilweise korrigiert worden und es sind einige Glossen am Rand vermerkt worden. Das Schicksal

des

Codex

Argenteus

während

der

folgenden

Jahrhunderte,

vermutliche Aufbewahrungsorte und seinen Weg von Ravenna nach Uppsala bzw. Speyer hat zuletzt J.-O. Tjäder in seinem spannenden Vortrag vor der Gesellschaft der Freunde Carnuntums zu rekonstruieren versucht.·1

90 J.-O.TJäder, "Der Codex argenteus in Uppsala und der Buchmeister Villaric in Ravenna", in: U.E.Hagberg (Hrsg.), "Studla Gotica" (Stockholm, 1970), S. 144-164 (siehe bes. S.155 und S.163 Anm.64 zur Identifikation des Viliaric antiquarius ln der Ravennater Oroslushandschrift mit Wiijarith bokareis ln der 551 in Ravenna geschriebenen Verkaufsurkunde). Zur Verkaufsurkunde sieh zuletzt G.Kampers, Historisches Jahrbuch 101 (1981), S.141-161. Die unterschiedlichen Namensformen stellen keinen Einwand gegen die Identifikation von Viliaric mit Wiijarith dar, da sich entsprechende Varianten auch bei anderen Namen finden, deren Träger Jeweils eindeutig identifiziert werden können. 91 J.-O. Tjäder, "Die Silberbibel in Uppsala, das Haffner-Blatt in Speyer und der Weg der Silberbibel von Ravenna nach Uppsala", Mitt. der Ges. der Freunde Carnuntums, 1977 H.2, S .l-2 3 . Tjäder behandelt auch das Wiijarith-Problem ausführlich und äußert sich zur Bedeutung der gotischen Berufsbezeichnung bokareis (S.8 f). 37

Mögliches Stemma (Minimalstammbaum) von der ersten Obersetzung der Evangelien Ins Gotische bis zum Codex Argenteus (Markus und Lukas werden nur deswegen vorangestellt, da sich die vorangehenden Untersuchungen hauptsächlich auf den Vergleich dieser beiden Evangelien beschränken).

38

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41

V erzeich n is d er kom m en tierten T e x ts te lle n :

Markus: 1.7 1,28 1,44 2,7 2,17 2,22 3,28 6,2 5,12 5,37 9,8 9,39 10,21 11,2 12,34 14,68/70/72 16,32

Lukas: 9 10 20 f 11 13 ff u. Anm. 23 12 u. Anm. 22, 30 11 Anm. 20 26 25 20 20 18, 21 21, 22 Anm. 37 20 19 16 f 11 f

1.3 3,14 3,16 4,14 4,37 5,21 6,31 5,37 6,1 7,2 8,27 9,60 9,60 10,4 16,13 20,40

Matthäus: 6,24 8,18 8,22 8,28 8,31 9.3 9,12 9,15 9,17 9,23 26,70/72/75 27,42

Johannes: 1,27 (Sk. 111,26) 6,9 (Sk. VII,2 ff) 8,33 18,25/27 18,31

24 f. 25 Anm. 45 22 30 f, 31 Anm. 62 25 25 11 13 ff u. Anm. 23 8 Anm. 15 30 22 u. Anm. 40 16 f 11 f, 22 Anm. 37

Korinther: 1. Kor. 15,52

22 Anm. 40

Galater: Gal. 4,6 Gotischer Kalender

28 u. Anm. 55 20 9 10 Anm. 19 10 11 13 ff 12, 30 23 14 Anm. 24 26 17 f, 21, 22 Anm. 37 30 f, 31 Anm. 62 20 u. Anm. 33 24 f 19

29 Anm. 60 28

42

9 33 Anm. 72 20 Anm. 34 16 f 21 Anm. 35

INNSBRUCKER BEITRÄGE ZUR SPRACHWISSENSCHAFT

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