Zentrum und Netzwerk: Kirchliche Kommunikationen und Raumstrukturen im Mittelalter 9783110969894, 9783110196603

In the course of the 11th century, the Papacy increasingly claimed a universal authority over all Christians. Even if th

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German Pages 396 Year 2008

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Inhaltsverzeichnis
Einleitung: Zentrum und Netzwerk. Metaphern für kirchliche Organisationsformen im hohen und im späten Mittelalter
Die Entwicklung des Kirchenrechts als raumübergreifendes Kommunikationsmodell im 12. Jahrhundert
Handlungsspielräume - Handlungsinitiativen. Aspekte der päpstlichen Legatenpolitik im 12. Jahrhundert
Oculus camere. Die Apostolische Kammer und ihre Kollektoren im 14. Jahrhundert: Wege, Medien und Hemmnisse der Kommunikation
Die Päpste und das englische Königreich im frühen 14. Jahrhundert
Prag - Paris - Rom: Der Ausbruch des Großen Abendländischen Schismas im Kontext der deutsch-französischpäpstlichen Beziehungen
Zur kommunikationsgeschichtlichen Bedeutung der KirchenverSammlungen des hohen Mittelalters
Reformverbände und Reformzirkel in der politischen Kommunikation von Kirche und Reich im Spätmittelalter
Jenseits der Peripherien. Die Päpste und die Ungläubigen außerhalb der Christianitas
Katholiken und Hussiten in Böhmen: Antagonismus im gemeinsamen Raum
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Zentrum und Netzwerk: Kirchliche Kommunikationen und Raumstrukturen im Mittelalter
 9783110969894, 9783110196603

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Zentrum und Netzwerk

W G DE

Scrinium Friburgense Veröffentlichungen des Mediävistischen Instituts der Universität Freiburg Schweiz

Herausgegeben von Hugo Oscar Bizzarri Christoph Flüeler Marie-Claire Gerard-Zai Peter Kurmann Eckart Conrad Lutz Hans-Joachim Schmidt Jean-Michel Spieser Tiziana Suarez-Nani Band 22

Walter de Gruyter · Berlin · New York

Zentrum und Netzwerk Kirchliche Kommunikationen und Raumstrukturen im Mittelalter

Herausgegeben von Gisela Drossbach und Hans-Joachim Schmidt

Walter de Gruyter · Berlin · New York

Veröffentlicht mit Unterstützung des Hochschulrates Freiburg Schweiz

© Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die U S - A N S I - N o r m über Haltbarkeit erfüllt.

ISBN 978-3-11-019660-3 ISSN 1422-4445 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über h t t p : / / d n b . d - n b . d e abrufbar.

© Copyright 2008 by Waltet de Gruyter G m b H & Co. KG, 10785 Berlin. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen u n d die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in G e r m a n y Einbandgestaltung: Christopher Schneider, Berlin Satz: Clea Fierz D r u c k und buchbinderische Verarbeitung: H u b e r t & Co. G m b H & Co. KG, Göttingen

Inhaltsverzeichnis Hans-Joachim Schmidt - Einleitung: Zentrum und Netzwerk. Metaphern für kirchliche Organisationsformen im hohen und im späten Mittelalter

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Gisela Drossbach - Die Entwicklung des Kirchenrechts als raumübergreifendes Kommunikationsmodell im 12. Jahrhundert

41

Claudia Zey - Handlungsspielräume - Handlungsinitiativen. Aspekte der päpstlichen Legatenpolitik im 12. Jahrhundert

63

Christiane Schuchard — Oculus camere. Die Apostolische Kammer und ihre Kollektoren im 14. Jahrhundert: Wege, Medien und Hemmnisse der Kommunikation

93

Jens Röhrkasten - Die Päpste und das englische Königreich im frühen 14. Jahrhundert

127

Stefan Weiß - Prag - Paris - Rom: Der Ausbruch des Großen Abendländischen Schismas im Kontext der deutsch-französischpäpstlichen Beziehungen

183

Thomas Wetzstein - Zur kommunikationsgeschichtlichen Bedeutung der Kirchenversammlungen des hohen Mittelalters 247 Birgit Studt - Reformverbände und Reformzirkel in der politischen Kommunikation von Kirche und Reich im Spätmittelalter

299

Felicitas Schmieder - Jenseits der Peripherien. Die Päpste und die Ungläubigen außerhalb der Christianitas

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Wojciech Iwanczak - Katholiken und Hussiten in Böhmen: Antagonismus im gemeinsamen Raum

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Einleitung: Zentrum und Netzwerk. Metaphern für kirchliche Organisationsformen im hohen und im späten Mittelalter Hans-Joachim Schmidt

i. Wandel und Beständigkeit «Es waren schöne glänzende Zeiten, wo Europa ein christliches Land war, wo Eine Christenheit diesen menschlich gestalteten Weltteil bewohnte; Ein großes gemeinschaftliches Interesse verband die entlegensten Provinzen dieses weiten geistlichen Reiches.» Die Worte, mit denen Novalis sein Essay «Die Christenheit oder Europa» einleitet, zeichnen ein schönes Bild, das die ferne Vergangenheit des Mittelalters als politisches Vorbild und als ästhetischen Gegenentwurf zu einer düsteren Gegenwart vorstellt, in der Ordnung zerstört und wahres Empfinden unmöglich sei.' Aber die Harmonie, die er und mit ihm andere, die ein «helles» Mittelalter als Kontrast und Korrektiv zur «Moderne» konzipierten,2 vor

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Novalis, Die Christenheit oder Europa, hg. v. Carl Paschek, Stuttgart 1984, S. 67. Alexander Deisenroth, Deutsches Mittelalter und deutsche Geschichtswissenschaft im 19. Jahrhundert. Irrationalität und politisches Interesse in der deutschen Mediävistik zwischen aufgeklärtem Absolutismus und erstem Weltkrieg (Reihe der Forschungen 1 1 ) , Rheinfelden 1983; Das Mittelalter. Ansichten, Stereotypen und Mythen zweier Völker im 19. Jahrhundert: Deutschland und Italien, hg. v. Reinhard Elze/ Pierangelo Schiera (Annali dell'Istituo storico italo-germanico in Trento Contribuiti 1), Bologna/Berlin 1988; Otto Gerhard Oexle, Das Mittelalter und das Unbehagen an der M o derne. Mittelalterbeschwörungen in der Weimarer Republik und danach, in: Spannungen und Widersprüche. Gedenkschrift für Frantisek Graus, hg. v. Susanna Burghartz u.a., Sigmaringen 1992, S. 1 2 5 - 1 5 3 ; Hans-Werner Goetz, Moderne Mediävistik. Stand und Perspektiven der Mittelalterforschung, Darmstadt 1999, S. 49f.

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allem in der mittelalterlichen Kirche walten sehen, beruht auf einem Irrtum. Scharfe Divergenzen, anklagende Kritiken, harsche Antagonismen und opponierende Reformforderungen zerfurchten auch schon vor dem Beginn der Neuzeit eine Institution, die sich vor große Probleme gestellt sah, wenn es galt, die Einheit ihrer Teile zu begründen und zu wahren. Nicht ein harmonisierendes Band stiftete Einheit. Vielmehr bedurfte es des mühevollen Einsatzes von Verfahren, von Einrichtungen, von Rechtssätzen, von Reformanforderungen, um die agonal wirksamen und in gesonderten Räumen agierenden Macht- und Interessengruppen auf eine Einheit hin zu orientieren, die nicht allein durch den gemeinsamen Glauben, sondern auch durch anerkannte Institutionen geformt zu werden bedurfte. Deren Ineinandergreifen, deren Kooperationen, aber auch deren Konflikte aufzuzeigen und zugleich die räumlichen Konfigurationen des Agierens in den Institutionen der Kirche darzulegen, ist das Ziel des vorliegenden Sammelbandes. Die Leitfäden der Untersuchungen stellen die Begriffe «Zentrum» und «Netzwerk» dar. Es sind dies moderne Termini, vor allem aber Metaphern, deren heuristischer Wert zu erproben ist. Gleichwohl entbehren sie nicht einer Fundierung durch die Quellen selbst. Denn der Begriff «Zentrum» verweist auf die «Hierarchie», die als Ordnungsprinzip mittelalterlicher Kirchenverfassung aufgefaßt wurde und die von den beteiligten Zeitgenossen als normative Grundlage aller Beziehungen in der Kirche vorausgesetzt wurde oder verwirklicht werden sollte, wohingegen «Netzwerk» eine Entsprechung in «communicatio» findet, nach der die Christen, durch den gemeinsamen Glauben vereint, sich in gegenseitiger Fürsorge, in Beratung, im Austausch von Informationen und von Normen, in der Bildung von Bruderschaften, aber auch im Konflikt vielgestaltige Relationen schufen. Netzwerke beruhen auf komplizierten, multilateralen Beziehungen. Sie formen Relationen, die durch Rückkoppelungen geprägt sind. Sie umspannen Regionen, die, auch wenn sie an den Rändern liegen, in Verbindung zum Ganzen stehen, ohne daß sie notwendigerweise über ein Zentrum vermittelt sind. Das Zentrum hingegen setzt die Peripherie voraus. Es ist durch unilaterale Stränge gekennzeichnet. Üblicherweise wird das Papsttum mit dem Zentrum identifiziert. Aber es gab ihrer mehrere: allgemeine, «ökumenische» Konzilien, Ordensversammlungen, politische Akteure und - bei einem Schisma - konkurrierende Päpste und deren Kurien. War damit auch die okzidentale Kirche des Mittelalters kein polyzentrisches Gebilde, so kannte sie gleichwohl Konkurrenz hinsichtlich der Geltung von zentralen Instanzen.

Einleitung: Zentrum und Netzwerk

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Sowohl im zeitlichen Verlauf als auch in der räumlichen Erstreckung sollte die Kirche ihre Einheit bewahren und die Gewißheit bieten, unwandelbar und unverändert Hüterin einer geoffenbarten Wahrheit zu sein und die Schar der Gläubigen zu leiten. Variationen standen daher stets unter dem Verdacht, Abweichungen zu sein. Die Vorstellung einer stets gleich bleibenden Wirksamkeit war Teil eines Selbstverständnisses, das darauf angewiesen war, nach der Erlösungstat Christi die nicht geschmälerte, aber auch prinzipiell nicht erweiterte Botschaft zu künden und zu verwirklichen, weil nur so die Hoffnung auf das jenseitige Heil über alle Peripetien hinweg erhalten werden konnte. Kirche ist rechtlich verfaßte religiöse Praxis. Sie ist ein Ensemble von Handlungen, die regelhaft repetiert werden und in ihrer Summe Institutionen erzeugen, die, weil sie Bestand haben und im Hinblick auf das göttliche Heil bis zum Weltende auch Bestand haben sollen, dauerhafte Relationen begründen. Ihre Legitimität ist groß, denn sie gelten als von Gott selbst eingerichtet und vor menschlicher Einwirkung und Veränderung weitgehend gefeit. Daß im geschichtlichen Verlauf die Beständigkeit kirchlicher Institutionen weit weniger vorhanden war, als eine apologetische Interpretation mittelalterlicher Theologen3, die freilich durchaus bis in unsere Tage ihre Fortsetzer findet4, wahrhaben mag, beruht auf einer Auffassung, welche die religiöse Sinngebung hermetisch intakt und damit dem Wandel entzogen erachtet. Ahnlich einem Boot mit gehärtetem Rumpf bewege sich die Kirche in den launischen Wassern der «Welt», ohne in der Substanz angegriffen und das heißt auch verändert worden zu sein. Die Tradierung des Unwandelbaren würde nicht allein den Inhalt des rechten Glaubens bewahren, sondern auch die Institutionen vor dem Verfall schirmen. Das Mißtrauen gegen Neuerer und vor allem die Ablehnung eines dynamischen Modells sukzessiver heilsgeschichtlicher Vervollkommnung sollten die Stabilität personaler Verbindungen garantieren

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Heinrich Berresheim, Christus als Haupt der Kirche nach dem hl. Bonaventura. Ein Beitrag zur Theologie der Kirche, Bonn 1939; Max Seckler, Das Heil in der Geschichte. Geschichtstheologisches Denken bei Thomas von Aquin, München 1964; Yves Congar, Die Lehre von der Kirche von Augustinus bis zum abendländischen Schisma (Handbuch der Dogmenschichte 3 c), Freiburg 1971; Ralf Miggelbrink, Einführung in die Lehre von der Kirche, Darmstadt 2003; Josef Finkenzeller, Kirche, in: Theologische Realenzyklopädie Bd. 18, Berlin/New York 1989, S. 198-252; Walter Simonis, Die Kirche Christi - Ekklesiologie, Düsseldorf 2005. Joseph Ratzinger, Das neue Volk Gottes. Entwürfe zur Ekklesiologie, Düsseldorf 1969.

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und stärkten sie auch in der Tat. Denn mehr als weltliche und politische Relationen waren diejenigen der Kirche vor den Peripetien des Wandels bewahrt. Tradition vermag Handlungsweisen von aktuellen Notwendigkeiten und Bedürfnissen abzulösen. Sie überträgt sie auf Normen, die auch jenseits der Erfordernisse nach Effizienz bestehen, weil nur so deren Akzeptanz langfristig gewahrt ist. Tradition gründet auf definierten Situationen, in denen typische Handlungserwartungen auf soziale Rollen verteilt werden. Traditionen bedürfen der Legitimation, umso mehr, als sie den strikten Erfordernissen unmittelbarer aktueller Notwendigkeit enthoben sind. Verlangt ist einerseits eine rationale und pragmatische Relevanz, die Nutzen postuliert, der synchron aktualisiert wird, andererseits eine symbolische Bedeutung, die ihre Quellen aus der Vergangenheit bezieht, die als bewährt gilt, gegenüber Veränderungen resistent ist und ihre diachrone Legitimierung bewahrt, sofern sie nicht als anachronistisch und damit als obsolet entwertet wird. In der Kirche sind beide Bedingungen zu erfüllen. Die göttliche Sinngebung schützt einerseits vor der Angleichung an Opportunitäten, verlangt andererseits gesteigerte Anstrengungen, eine Deutungshoheit zu gewinnen und zu erhalten. Daher die ausgeprägte Fixierung auf Beziehungsmuster im institutionellen Aufbau, der als biblisch begründet und dem eine lange Dauer unterstellt wird. Der Anspruch fördert tatsächlich Stabilität, und er verlangt eine stetige Wiederanknüpfung an normbildende und -prägende Zustände der Vergangenheit - ein Vorgang, der sich als Re-Form ausgibt und als Reform reale Veränderungen bewirkt.5 Die Kristallisierung fluider Zustände in den Institutionen führt zu stabilen Ablagerungen im Raum. Die räumliche Konfigurierung ist in der Kirche ein normgebundenes Verfahren, unterliegt gleichwohl divergenten Einwirkungen, weil die normsetzende Kompetenz umstritten ist. Die Konkurrenz kann nur teilweise durch die Hierarchie gebändigt werden. Weil die Kirche universale Geltung beansprucht und die Papstkirche im Mittelalter zumindest für das okzidentale Europa den Herrschaftsanspruch zu verwirklichen versuchte, verbinden und verbanden die Relationen Personen und Institutionen, die an unterschiedlichen Orten bestanden, gleichwohl sich als Teile eines Ganzen verstanden und als Teile in hierarchischer Unterordnung dem Zentrum zugewiesen waren. Die räumliche Verbindung und die räumliche Gliederung 5

Hans-Joachim Schmidt, Ist das Neue das Bessere? Überlegungen zu Denkfiguren und Denkblockaden im Mittelalter, in: Tradition, Innovation, Invention. Fortschrittsverweigerung und Fortschrittsbewußtsein im Mittelalter, hg. v. Hans-Joachim Schmidt (Scrinium Friburgense 16), Berlin/New York 200J, S. 7-24.

Einleitung: Zentrum und Netzwerk

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sollten den Gegensatz von Einheit und Vielfalt aufheben, was für die Kirche mehr als für andere soziale Großinstitutionen unerläßüch war, sollte doch die unmittelbare Wirksamkeit einer heilsnotwendigen Präsenz, die auf ein jenseitiges Ziel verweist, nicht im Disput gegensätzlicher Positionen in Frage gestellt werden. Die Aussendung und das Empfangen von Informationen über Entfernungen ist zu sichern, so daß religiöse Vorstellungen, rechtliche Regelungen, Befehle, Mitwirkungen an Entscheidungen und Einflußnahmen an ihrer Wirksamkeit nichts einbüßen sollen. Die räumlich differenzierte Gestaltung des politischen und sozialen Lebens ist zwar zu berücksichtigen, ohne aber die Einheitlichkeit des Wesensbestandes der Kirche anzugreifen. Wie dies im Mittelalter geschah, ist das Thema dieses Sammelbandes. In mehreren Anläufen geht es um die Frage, welcher Methoden und welcher Instrumente sich kirchliche Institutionen bedienten, um Wirkung auch entfernt von ihrer jeweiligen Lokalisierung zu erreichen. Die im Titel angedeutete Dichotomie von Zentrum und Netzwerk dient dabei als Leitfaden von Untersuchungen, die die konkreten Realisationen kirchlicher Autorität und Aktivität erforschen.

2. Innen und Außen Sowohl in der räumlichen als auch in der zeitlichen Dimension sollte die Kirche eine ausgedehnte Existenz aufweisen und ihre transtemporale und translokale Identität in einem Kontinuum wahren. Das System der Kirche, also die Totalität der Verbindungen zwischen Personen, reproduzierte sich, auch wenn seine Elemente in Distanzen verortet waren, sich veränderten oder ersetzt wurden. Die Kontinuität wurde bewahrt auch durch die Markierung der Differenz zu dem, was nicht Kirche war, also zu denen, die als Juden, als Abtrünnige, als Ketzer, als Ungläubige ausgesondert waren.7 Seit dem Beginn 6

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Kirche kann in der Begrifflichkeit der Systemtheorie beschrieben werden, trifft dabei aber nicht ihr Selbstverständnis, gleichwohl ihre Funktionsweise; vgl. Niklas Luhmann, Einführung in die Systemtheorie, hg. v. Dirk Baecker, Heidelberg 2002. Dieter Fauth, Religiöse Devianz in christlich geprägten Gesellschaften. Vom hohen Mittelalter bis zur Frühaufklärung, Würzburg 1999; Medieval Christian Perceptions of Islam, hg. v. John Victor Tolan, New York 1992; Norman Daniel, Islam et Occident, Paris 1993; Alfred Haverkamp, Juden in der christlichen Umwelt während des späten Mittelalters, Berlin 1992; Malcom

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des Christentums war die stets militante Abwehr gegen das, was als Devianz gedeutet wurde, mehr als nur Verteidigung rechter Lehre und berechtigter Autorität, sondern war notwendig zur Selbstdefinition der Kirche, die trotz aller Wandlungen sich als auto-organisierendes System verstetigte und die in der Abgrenzung das eigene Sein begründete. Weniger feindselig als zu Unund Andersgläubigen, gleichwohl in deutlicher Markierung, war die Distanzierung von der «Welt». Auch diese Absonderung war unabdingbar, sofern die Kirche als sich selbst regulierendes System bestehen sollte. Die im Laufe der Geschichte immer wieder aufbrechenden Wellen der Verteidigung kirchlicher Autonomie gegen das, was als laikale Bevormundung gebrandmarkt wurde, galt als ein Kampf um die «Freiheit».8 Es ging dabei selbstverständlich noch um viel mehr, nämlich um die Existenzfrage. Sie war gestellt, weil Kirche zwar die Differenz zur Umwelt herausstellte, gleichwohl keine schroffe Gegenüberstellung verlangte und vor allem nicht einhalten konnte, vielmehr Kooperation mit all denen einging, die andere Intentionen verfolgten als die Erlangung des Seelenheils, nämlich innerweltlich-praktische Bedürfnisse und Interessen zu befriedigen. Überlappungen und Rivalitäten mit kirchlichen Amtsträgern gab es, weil auch diese auf die Rationalitäten immanenter Lebensgestaltung einwirkten und machtpolitisch und finanziell engagiert waren. Die Scheidung verwischte sich, aber ihre prinzipielle Geltung sollte - zumindest idealiter - bestehen, denn die Differenz konstituiert den Wesensgehalt von Kirche. Eine weitere Markierung trennt Kirche von einer transzendenten Seinsweise. Sie ist Teil der Welt und endet - so die eschatologische Erwartung mit dieser. Kirche ist daher auch soziale Institution. Weil Kirche indes am Transzendenten partizipiert, muß diese Partizipation als Relation verstanden werden. Es war eine semiotische Relation, also ein Ensemble von Zeichen oder - in der Sprache der Kirche - die Summe der Sakramente. Sie sind in der Weise zu deuten, daß ein Versprechen gegeben und eine Hoffnung gehegt ist, die der Kirche Sinn verleiht. Die Zielgerichtetheit verweist gleichwohl auf ein Anderes, was nicht Kirche ist, aber deren Realisierung sie herbeiführen soll. Die Grenzlinie verläuft zwischen Institution und Verheißung.

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D. Lambert, Ketzerei im Mittelalter. Häresien von Bogumil bis Hus, München 1981. Gert Teilenbach, Libertas. Kirche und Weltordnung im Zeitalter des Investiturstreits, Stuttgart 1936; Herbert Grundmann, Freiheit als religiöses, politisches und persönliches Postulat im Mittelalter, in: H Z 183 (1957) S. 23-53; Johannes Fried, Uber den Universalismus der Freiheit im Mittelalter, in: H Z 240 (1985) S. 3 1 3 - 3 6 1 .

Einleitung: Zentrum und Netzwerk

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Der für die westliche Christenheit bedeutsamste Kirchenvater Augustinus (354-430) konzipierte in seinem Werk De dvitate Dei eine Scheidung zwischen der Welt des politischen und sozialen Handelns und der durch sie und die Epochen pilgernden Christenheit, in der den Wechselfällen der ersteren die unwandelbare Wesensgleichheit der anderen gegenübersteht. Zwar institutionell nicht greifbar, gleichwohl realiter vorhanden, sei die Gemeinschaft der Auserwählten berufen, der Kirche ihren Sinn zu erhalten. Deren unwandelbare, fixierte Existenz bewege sich in einem unbeständigen Umfeld. Diese Bewegung sei anders als bei den Einrichtungen der «Welt» zielgerichtet. Sie sei eine «Wanderung», eine «Pilgerfahrt». Sie unterscheide sich von den amorphen Umformungen, chaotischen Wechselfällen und kontigenten Umwegen profaner Geschichte. Es gebe den Gegensatz zwischen der wahren Kirche, der Gemeinschaft der im Voraus von Gott Auserwählten, die keinen Wandel kenne, und der sie umgebenden Welt, den unbeständigen Wechselfällen ausgeliefert. Gehe erstere auf ein Ziel zu, so irre die letztere richtungslos. Geschichte als lineare Entwicklung kenne nur die erste, für die zweite gebe es nur ruheloses Herumirren.9 Die Auffassungen waren wirkmächtig während des Mittelalters. Otto von Freising (f 1158) unterlegte in seiner Weltchronik der Geschichte der Welt eine Entwicklungsrichtung, die aber allein dem Heilsgeschehen vorbehalten war. Die bewegte Essenz, die Kirche, sei vor Veränderung gefeit. Gottes Wege zu wissen, bedeutete für Hildegard von Bingen (f 1179), Religion von den weltlichen Verunreinigungen abzulösen und zu bewahren. Rupert von Deutz (f 1129) erachtete Kirche als einen erratischen Block, fest gefügt, dem historischen Wandel entzogen, vielmehr von Anfang an in all ihren Teilen sicher geformt, weil von Gott gestiftet, und sich auf das Ziel des ewigen Heils bewegend. Weil das Ziel und die Bewegungsrichtung der Kirche in der Geschichte von den Ursprüngen an festgelegt waren, konnten Ausblicke in die Zukunft gewagt werden.10

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Augustinus Aurelianus, De civitate Dei, Stuttgart 1981; Emilien Lamirande, Civitas Dei, in: Augustinus-Lexikon, hg. v. Cornelius Mayer u.a., Basel 1986-94, Bd. i, Sp. 958-969. Ottonis episcopi Frisingensis Chronica sive Historia de duabus civitatibus, hg. v. Adolf Hofmeister (MGH SS 45), N D Hannover 1984; Hans-Werner Goetz, Das Geschichtsbild Ottos von Freising. Ein Beitrag zur historischen Vorstellungswelt und zur Geschichte des 12. Jahrhunderts, Köln u.a. 1984; Hildegard von Bingen in ihrem historischen Umfeld. Internationaler wissenschaftlicher Kongress zum 900-jährigen Jubiläum 13.-19. Sept. 1998 in Bingen, hg. v. Alfred Haverkamp, Mainz 2000; Wolfgang Beinert, Die Kirche.

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Die Kirche hatte einen Auftrag: Die Botschaft Christi aller Welt zu künden. Eine Absonderung von der Welt war daher schlechterdings unmöglich. Das, was nicht Kirche war, sollte von ihr geformt, angeleitet und bestimmt werden. Der Anspruch war groß, aber er konnte nicht verwirklicht werden. Dies war indes kein Makel, denn die Vollkommenheit war dem Jenseits vorbehalten. Aber Anstrengungen wurden unternommen. Sie waren umso mühsamer, wenn es darum ging, durch Missionierung neue Glieder der Kirche zu gewinnen. Noch mühsamer waren die Anstrengungen, wenn die Mission in Gebieten erfolgen sollte, die nicht christlichen Herrschern unterstanden. Dies war bei den Mongolen der Fall, deren Herrschaftsexpansion bis an die Ränder der westlichen Christenheit nicht nur Schrecken erzeugte, sondern auch die Hoffnung weckte, durch Mission neue Gläubige gewinnen zu können. Diese Herausforderung haben die Päpste von der Mitte des 13. bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts, besonders Innozenz IV., angenommen. Das Ziel bestand sowohl in der Werbung zugunsten des christlichen Glaubens bei den Mongolenherrschern als auch in der Glaubensbotschaft unter den herrschaftsfernen Gruppen. Missionare wurden ausgesandt, Briefe ausgetauscht. Der Kommunikationsraum der päpstlichen Zentrale griff weit in die Ferne aus und überschritt die Grenzen Europas. Erreicht wurde tatsächlich die Einrichtung diözesaner und provinzialer Institutionen, die indes so prekär waren, daß sie allein Bettelordensbrüdern anvertraut werden konnten. Noch weniger erfolgreich erwiesen sich die Missionsversuche in den Räumen muslimischer Herrscher. Die minoritäre Existenz von Christen spornte gleichwohl dazu an, kulturelle Differenz wahrzunehmen, zu beschreiben und zu analysieren und die religiöse Andersartigkeit in einer Perspektive fremder Beobachtung zu erkennen.11 Die Festlegung von Innen und Außen hatte Gottes Heil in der Welt. Die Lehre von der Kirche nach den Schriften des Rupert von Deutz, Honorius Augustodunensis und Gerhoch von Reichersberg. Ein Beitrag zur Ekklesiologie des 12. Jahrhunderts (Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters. Texte und Untersuchungen N F 13), München 1973; Maria Ludovica Arduini, Rupert von Deutz und der «status christianitatis» seiner Zeit. Symbolisch-prophetische Deutung der Geschichte, Köln 1987. Ii

M. Pelliot, Les Mongols et la papaute, in: Revue de l O r i e n t Chretien 23 (1922-23) S. 3-30; 24 (1924) S. 225-335; 2 8 ( ! 9 3 ! - 3 2 ) S- 3- 8 4; Johannes Fried, Auf der Suche nach der Wirklichkeit. Die Mongolen und die europäische Erfahrungswissenschaften, in: H Z 243 (1986) S. 287-332; Folker Reichert, Begegnungen mit China. Die Entdeckung Ostasiens im Mittelalter (Beiträge zur Geschichte und Quellenkunde des Mittelalters 15), Sigmaringen 1992; Felicitas Schmieder, Europa und die Fremden. Die Mongolen im

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einen geographischen Rahmen, aber dieser Rahmen bestand nur, weil er kulturell und religiös definiert war. 12

3. Kirche als Hüterin des Unveränderlichen Die Definition, mehr noch aber die Selbstvergewisserung der Kirche beruht auf der Distanz zu dem, was nicht Kirche ist. Aber dies genügt nicht. Die Differenzsystemische Grundlegung der Identität, die durch die Relationen festgelegt ist, ist angereichert durch eine ontologische Bestimmung. Diese ist gesichert sowohl durch die Definition eines Dogmas, das stets als wahr gilt und keine Veränderung duldet, als auch durch die Anknüpfung der Institutionen an apostolische Urformen. Das ekklesiologische Konzept, das Kirche als corpus mysticum interpretiert, verschließt sich einer historischen und soziologischen Bewertung, die - weil sie stets kritisch ist - die Prämissen der Existenzberechtigung befragt und den Wandel auch im Grundsätzlichen voraussetzt. Zugleich verweist die Selbstdeutung, gerade weil der Konnex zum Numinosen wesentlich und unumgänglich ist, auf eine systematische Grundlegung, auf eine Grammatik der Relationen, die der Empirie entzogen ist und sich transzendenter Sinngebung öffnet. Damit vereinen sich Ontos und System. Kirche bezieht sich auf beides, insofern sie als Wesen bestimmt ist und diese Bestimmung zugleich eine Relation beinhaltet. Diese ist durch Sakramente begründet, also selbst wiederum sakral gedeutet. Weil die Beziehung von Gott und Kirche seit dem Wirken Christi bis zum Ende der Tage sich stets aktualisiert und weil die geoffenbarte Wahrheit als unverrückbar gilt, läßt sich das historische Sein der Kirche nur schwer in eine zeitliche Varianz einbeziehen. Im Mittelalter wurden gleichwohl Auseinandersetzungen ausgetragen, die um die Beständigkeit der Kirche kreisten. Weil Wahrheit nicht vollständig erfahrbar war, blieb die Option, eine Evolution zunehmender Erkenntnis einzuräumen. Diese Entwicklung durfte indes die bereits erreichte Perfektion

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Urteil des Abendlandes vom 13. bis in das 15. Jahrhundert (Beiträge zur Geschichte und Quellenkunde des Mittelalters 16), Sigmaringen 1994; Dies., Johannes de Piano Caprini, Kunde von den Mongolen 1 2 4 5 - 1 2 4 7 (Fremde Kulturen in alten Berichten 3), Sigmaringen 1997. Klaus Oschema, Der Europa-Begriff im Hoch- und Spätmittelalter. Zwischen geographischem Weltbild und kultureller Konnotation, in: Jahrbuch für europäische Geschichte 2 (2001) S. 1 9 1 - 2 3 5 .

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älterer Formen nie in Frage stellen. Für den Pariser Universitätsmagister Wilhelm von Saint-Amour (f 1272) bedeutete das Auftreten der Mendikanten daher eine Gefahr für die Kirche, die von Anfang an in vollkommener Weise begründet worden sei und zwar beständiger Reform, nicht aber einer Veränderung bedürfe. Daher war auch die Kritik des irischen Erzbischofs aus Armagh, Richard FitzRalph (f 1360), gegen die Existenzberechtigung neuer Orden im 13. Jahrhundert so verfänglich, weil er die Frage stellte, ob damit die Kirche vor dieser Zeit weniger vollkommen gewesen sei.IJ Indem sich Veränderung fast stets als Reform ausgab, also als Wiederherstellung eines als vorbildlich hingestellten ursprünglichen Zustandes, entzog sie sich dem Vorwurf, Neuerungen einzuführen. N u r wenige haben sich während des Mittelalters den Denkschablonen entzogen, die in der Tradition die Gewähr für die Perfektion sahen. Die zeitlich abgestufte und sich steigernde Entfaltung der Gaben des Heiligen Geistes, wie sie der Prämonstratenser Anselm von Havelberg in der Mitte des 12. Jahrhunderts konzipierte, war durch den Kalabreser Abt Joachim von Fiore am Ende dieses Jahrhunderts deutlich radikalisiert worden, indem er der Trinität Gottes eine Trinität der Epochen christlicher Weltgeschichte zuordnete. Damit war ein Innovationsdiskurs eingeleitet, den vor allem Angehörige der Bettelorden führten, die damit sowohl ihre eigene Existenz legitimierten als auch sich als Promotoren einer grundlegend erneuten, nicht allein auf ihre Ursprünge besinnenden Kirche darstellten. 4

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Guillelmus de Sancto Amore, Tractatus brevis de periculis novissimorum temporum, in: Ibid., S. 17-72; L. L. Hannerich, The Beginning of the Strife between Richard FitzRalph and the Mendicants (Det kgl. Danske Videnskabernes Selskab. Historisk-filologiske Meddelelsen 26/3), Kopenhagen 1938, S. 57-64; vgl. Kathrin Walsh, A Fourteenth Century Scholar and Primate. Richard FitzRalph in Oxford, Avignon and Armagh, Oxford Г981, S. 352-403. Г4 Marjoree Reeves, The Influence of Prophecy in the Later Middle Ages. A Study of Joachimism, Oxford 1969; Antonio Crocco, Gioacchino da Fiore e il Gioacchimismo, Neapel 1976; Bernard McGinn, The Calabrian Abbot, Joachim of Fiore in the History of Western Thought, New York, London 1985; Robert E. Lerner, Joachim of Fiore's Breakthought to Chiliasm, in: Cristianesimo nella Storia 6 (1985) S. 489—512; Il profetismo gioachimata tra Quatrocento e Cinquecento. Atti del III Congresso internazionale di Studi Gioachimiti, S. Giovanni in Fiore 16-2Г sett., 1989, hg. v. Gian Luca Potestä, Genua 1991; Hans-Joachim Schmidt, Legitimität von Innovation. Geschichte, Kirche und neue Orden im 13. Jahrhundert: in: Vita Religiosa im Mittelalter. Festschrift für Kaspar Elm, hg. v. Franz Feiten/ Nikolas Jaspert (Berliner Historische Studien 31, Ordensstudien 13), Berlin Г999, S. 37Г-391.

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Die dynamisierenden Elemente befanden sich indes stets am Rande oder gar jenseits der akzeptierten Rechtgläubigkeit. Die Autorität der Hierarchie wurde verteidigt und als Garant für die Perennität christlicher Glaubenswahrheit angesehen. Und so wie im zeitlichen Ablauf die beständige Gleichheit der Essentialität von Kirche behauptet wurde, so auch in der räumlichen Ausdehnung. Kirche sollte überall gleich sein, an allen Orten in derselben Weise sakramental und institutionell wirksam werden. Die intendierte Homogenität sollte lediglich durch Untergliederungen eines einheitlichen Verfassungskörpers strukturiert werden. Das räumliche Gefüge war als eine institutionell geordnete Abfolge von Funktionen konzipiert, weil es die Einheit nicht abschwächen, sondern sie begründen sollte. Stabilität war an eindeutige Relationen geknüpft. Diese liefen auf ein Zentrum zu, waren also hierarchisch geordnet. Diese hierarchische Grundstruktur war in einer episkopalen Verfassung angelegt, die die Bischöfe als Nachfolger der Apostel auffaßte und seit der konstantinischen Wende Territorialgliederung, Befehlsgewalt und Unterordnung der Gläubigen begründete. Das hierarchische Prinzip war und ist aber biblisch begründet und nicht als Imitation römischstaatlicher Administration der Spätantike gerechtfertigt. Damit nicht genug. Eine Steigerung in der Rechtfertigung von Amtsgewalt und relationaler Abstufung war möglich. Ein unbekannter Autor des 5. Jahrhunderts gab sich als Dionysius Areopagita aus, also als ersten der Athener, den der Apostel Paulus für die christliche Lehre gewann, um gestützt auf diese usurpierte Autorität das hierarchische Prinzip in der Kirche als Widerspiegelung der himmlischen Hierarchie der Engel auszugeben. Die Abfolge von Erkenntnis, Gottesnähe und Heilswirkung von oben nach unten stelle unilaterale Verknüpfungen her, die die Höheren mit den jeweils unter ihnen Stehenden verbänden. Verknotungen leiteten Relationen weiter, die sich verzweigten.'5 Zentren und Sub-

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Hyacinthe Francois Dondaine, Le corpus dionysien de l'universite de Paris au 13 е siecle (Storia e letteratura. Raccolta di studi e testi 44), Rom 1953; Rene Roques, L'univers dionysien. Structure hierarchique du monde selon le Pseudo-Denys, Paris 1954; Inglis Patric Sheldon-Williams, The Ecclesiastical Hierarchy of Pseudo-Dionysius, in: The Downside Review 82 (1964) S. 293302, 83 (1965) S. 20-31; G. J. Roche, Hierarchy. From Dionysius to Trent to Vatican II, in: Studia canonica 16 (1982) S. 367-389; Dionigi l'Areopagita, Gerachia celeste, teologia mistica, lettere. Traduzione, introduzione e note a cura di Salvatore Lilla (Collane di Testi patristici 56), Rom 1986, S. 5-16; Hermann Goltz, Hiera mesiteia. Zur Theorie der hierarchischen Sozietät im Corpus areopagiticum (Oikonomia. Quellen u. Studien zur orthodoxen Theologie 4), Erlangen 1974.

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Zentren seien verbunden durch die Weitergabe von Erkenntnis und Anleitung. Die Verbindungslinien erzeugten eine einfache Struktur, die auf Unterund Überordnung beruhte. Die Hierarchie als grundlegendes Gestaltungsprinzip war nicht pragmatisch begründet, sondern normgeleitetet und zugleich dogmatisch unangreifbar verfestigt. Die Rezeption des pseudoareopagitischen Textes zur irdischen und himmlischen Hierarchie setzte im großen Umfang im 13. Jahrhundert ein und belebte eine Diskussion, die um die Verfassung der Kirche und um die Berechtigung von Institutionen rang."1

4. Institutionen und Territorien Mit der zentralistischen Verfassung stellt sich die Frage, welche Zentren es geben solle, wie sie einem universalen Zentrum zugeordnet werden und was dieses Zentrum begründe. Mit der Relation sind zugleich räumliche Muster ausgebildet. Und diese sind es, die in den folgenden Beiträgen untersucht werden sollen. Die Fragen zielen, weil sie von Historikerinnen und Historikern gestellt werden und deren Nachdenken leiten, auf die Realität sozialer Beziehungen. Sie bestimmen das Handeln. Sie bestimmen auch eine räumliche Figuration, insofern die Interaktion in normierten Bahnen verläuft und in Beziehungsknoten sich verzweigt. Relationen werden vor allem dadurch gebündelt, indem sie exklusiv innerhalb von Grenzen geknüpft werden und auf diese Weise Raumeinheiten definieren. Sowohl Verbindungslinien als auch Territorien bilden sich im Raum ab. Die Kirche des Mittelalters prägte, weil stärker als andere soziale Gebilde dieser Epoche institutionell gefestigt und juristisch normiert, dem Raum ihren Stempel auf und trug dazu bei, ihn sozial zu strukturieren. Dies die Prämisse der Überlegungen von Autorinnen und Autoren des vorliegenden Bandes. Folgende Fragen standen am Anfang des Nachdenkens derjenigen, die an dem Sammelband mitwirken: Wie war die Kirche als Gemeinschaft der

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Gabriel Thery, Etudes Dionysiennes, I: Hildiun, traducteur de Denys (Etudes de philosophie medievale 16), Paris 1932; Marie-Dominique Chenu, La theologie au i2e siecle (Etudes de philosophie medievale 45), Paris 1966, S. 1 2 9 - 1 3 5 ; David Luscombe, Some examples of the Use made of the Works of the Pseuso-Dionysius by University-Teachers in the Late Medieval Ages, in: The Universities in the Late Middle Ages, hg. v. Jozef Ijsewijn/ Jacques Paquet (Mediaevalia Lovanensia, Ser. 1, Studia 6), Löwen 1978, S. 228-241.

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Christen verfaßt? Wie war ihre Hierarchie gestaltet und wie waren die Befugnisse definiert? Welche Zuständigkeiten waren vorgegeben und welche Trennlinien schieden sie voneinander? Welche Einheiten gab es, die das Ganze zusammensetzten? Wie waren sie territorial aufgeteilt? Wie gliederte die Kirche den Raum? Wie zog sie Grenzen? Wie überwand die Kirche das Trennende von Sprachgruppenzugehörigkeiten und Völkern? Wie ließ sich der Anspruch auf weltweite Ausdehnung mit dem der lokalen Wirksamkeit verbinden? Was waren die rechtlichen und institutionellen Instrumente, um raumausgreifend zu wirken? Wie konnte die Mission den räumlichen Kompetenzbereich erweitern? Welche informellen Kontakte verbanden die Akteure? Wie reagierten die Zentralen (Papst, Kurie, Konzil, Ordensleitungen) auf die Heterogenität der Christenheit? Welche Kooperationsangebote wurden gemacht, um die regionalen Machteliten in ein kirchliches Konzept einzubinden, genauso aber auch um politische Ziele der Kirche zu verfolgen? Welche Partizipationen wurden eingeführt, um Regionen miteinander zu verbinden? Welche Störungen gab es? Und konnten sie das System sprengen? Die Fragen verlangten bereits von den in den jeweiligen Epochen agierenden Zeitgenossen eine Antwort, vor allem von dem Moment an, in dem die hierarchische Befehlsgewalt in ein Gerüst rechtlich festgelegter Scheidung der Kompetenzen eingefügt wurde, also spätestens seit dem Beginn des 4. Jahrhunderts, als die römische territoriale Verwaltungsgliederung zum Schema auch der kirchlichen Raumgestaltung wurde. Die Kirche strebte universale Geltung an. Angesichts dieses Zieles wären soziale Unterschiede - auch die zwischen Völkern und die zwischen Sprachgruppen - stets nur als zweitrangig anzusehen. Die Botschaft Christi stellte in Aussicht, die Gegensätze zwischen den Geschlechtern, zwischen den Ständen und schließlich zwischen den Völkern aufzuheben. Durch die Taufe sei jeder Christ in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen. Durch das Wirken der göttlichen Gnade habe er sein natürliches Menschsein, seine humanitas, abgestreift und habe Anteil an den göttlichen Eigenschaften gewonnen (Rom. 16.19). Das Pfingstwunder habe eine künftige universale Gemeinschaft antizipiert, in der die babylonische Sprachenvielfalt aufgehoben sein würde (Act. 2.1-36). Denn wo der Glaube herrscht, «ist kein Jude noch Grieche, kein Knecht noch Freier, kein Mann noch Weib» (Gal 3. 28). Alle Völker seien der Sünde verfallen, die Rechtfertigung für alle komme allein durch den Glauben; Gott sei nicht der Gott allein eines Volkes, denn «es ist kein Ansehen der Person vor Gott» (Rom. 2-3). Religiöse Werte machten Herkunft und Absonderungen zweitrangig und beanspruchten sogar, sie auf einer höheren Ebene des Seins gänzlich aufzuheben. Universalität, als Versprechen von Gemeinsamkeit und Einheit, war ein Ideal, das immer wieder neu zu erringen war. Das Christen-

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tum beanspruchte eigene Ordnungsweite. Es stellte einen «Gegenentwurf» zur «Welt» dar. Indes war die Kirche Teil dieser «Welt» und damit deren Bedingungen unterworfen und dieser wiederum ihre Bedingungen auferlegend. Denn das missionarische Ziel, «aller Welt» den Glauben zu künden, verlangte ein Einwirken auf das Leben der Menschen, ohne daß es jemals hätte gelingen können, ein kirchliches Regelwerk als einzige normative Grundlage zu oktroyieren, was gemäß den Vorgaben des Neues Testaments auch gar nicht beansprucht wurde. Ein harmonisierender Ausgleich war im Grundsätzlichen nicht möglich. Es war aber mehr als nur der Gegensatz zwischen idealisierter Einheit und faktischer Vielgestaltigkeit menschlicher Gruppen, der unerfüllte und damit in die Zukunft - auf ein vages, aber um nichts weniger als gesichert angenommenes Jenseits - projizierte Erwartungen nährte, er bestand auch innerhalb der Kirche selbst - insofern, als sie sich als verfaßtes, hierarchisch organisiertes und damit durch Befehl und Gehorsam, Kooperation und Kompetenzendefinition charakterisiertes Gefüge manifestierte. Die Kirche besaß durch die Imitation der administrativen Verfahren und räumlichen Gliederung des spätantiken römischen Reiches einen enormen Vorsprung an quasi-staatlicher Verfassung gegenüber allen anderen Herrschaftsformen, welcher erst am Ende des Mittelalters eingebüßt wurde. In dem Maße aber, als Kirche nicht mehr allein idealiter Einheit repräsentierte, sondern auch zunehmend und verstärkt realiter Einheit administrierte17, in dem Maße also, als das Wachsen der päpstlichen Herrschaft und die zunehmende Unterordnung der übrigen Glieder dieser Einheit die Diskrepanz zur weiter bestehenden polymorphen Struktur des mittelalterlichen Europas umso deutlicher hervortreten ließ, waren Fragen gestellt, wie Uniformierung erreicht werden könnte oder ob sie überhaupt erreicht werden sollte. Eine Lösung erschien umso dringlicher, insofern menschliche Relationen am besten in einer hierarchischen Struktur eingebunden interpretiert wurden. Die Konzentration von Macht in den

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Walter Ulimann, The Growth of Papal Monarchy in the Middle Ages, London 1955; Michele Maccaraone, La teologia del primato romano del secolo XI, in: Le istituzioni ecclesiastiche della «Societas christiana» dei seoli XIXII. Papato, cardinalato ed episcopato. Atti della 5a settimana intern, di studio, Mendola 26-31 agosto 1971 (Miscellanea del Centra di Studi medievali 7), Mailand 1974, S. 21-122; David E. Luscombe, Conceptions of Hierarchy before the Thirteenth Century, in: Soziale Ordnungen im Selbstverständnis des Mittelalters, 2 Bde., hg. v. Albert Zimmermann (Miscellanea Mediaevalia 12), Berlin/New York 1979, Bd. 1, S. 1-19; Collin Morris, The Papal Monarchy. The Western Church from 1050 to 1250, Oxford 1989.

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Händen des Papstes - seit Innozenz III. (f 12.16) konzeptualisiert in dem Terminus der plenitudo potestatis - sollte eine Überwältigung garantieren, um den Widersprüchen und Widerständen «Herr» zu werden. Die Gliederung und auch räumliche Konfiguration der Kirche wäre damit durch eine Machtzentrale gestaltet worden. Den Bischöfen wäre damit lediglich einс pars sollidtudinis zugebilligt, keine autochthone, statt dessen abgeleitete Befehlsgewalt.18 Aber das Konzept blieb nicht unwidersprochen.' 9 Die Machtsteigerung des Papsttums, eingeleitet seit dem Investiturstreit im 1 1 . Jahrhundert und auf eine auch theoretisch und durchaus polemisch begründete Höhe während des 13. Jahrhunderts gehoben, beruhte auf der Expansion der Zuständigkeiten.20 Zugleich aber forderte die Machtfülle Oppositionen heraus und dies auch innerhalb der Amtskirche. Bischöfe verweigerten Unterordnung, zumindest verteidigten sie ihren eigenen Zuständigkeitsbereich. Auch sie suchten eine Abstützung ihrer Position im Kirchenrecht zu finden. Weil dieses aber durch die Urteile der Päpste, deren Verallgemeinerung in der Form von Dekretalen und ihre Kodifizierung zunehmend und im 1 3 . Jahrhundert eindeutig sich als päpstlich dominiert erwies und für die päpstliche Autorität starke Argumente bereithielt, war die Berufung auf das Recht in ihrer Wirkung ambivalent. Das Kirchenrecht war gleichwohl nicht das Ergebnis einseitiger legislatorischer Akte, beruhte nicht auf der Durchsetzung einer umfassenden und monopolisierten Rechtssetzung, war nicht stets durch Macht erzwungen, so daß erst ein breiter Konsens der Handelnden die Geltung des Kirchenrechts sicherte, dessen Wirkung sich also nicht allein aus der

18 Jean Riviere, «In partem sollicitudinis». Evolution d'une formule pontificale, in: Revue des sciences religieuses 5 (1925) S. 210-31; Alfred Hof, «Plenitudo potestatis» und «imitatio imperii» zur Zeit Innozenz' III., in: Z K G 66 (1954/55) S. 39-71; Robert L. Benson, «Plenitudo potestatis»: Evolution of a Formula, in: Studia Gratiania 14 (1967) S. 193-217; Klaus Schatz, Papsttum und partikularkirchliche Gewalt bei Innozenz III., in: Archivum Historiae Pontificiae 8 (1970) S. 6 1 - 1 1 1 ; Friedrich Kempf, Die Eingliederung der überdiözesanen Hierarchie in das Papalsystem des kanonischen Rechts von der gregorianischen Reform bis zu Innozenz III., in: Archivum Historiae Pontificiae 18 (1980) S. 57-96; Maccarone, Chiesa (Anm. 13), S. 4-6, 25; Kenneth Pennington, Pope and Bishops. The Papal Monarchy in the Twelth and Thirteenth Centuries, Philadelphia (Penn.) 1984. 19 Jürgen Miethke, De potestate papae. Die päpstliche Amtskompetenz im Widerstreit der politischen Theorie von Thomas von Aquin bis Wilhiem von Ockham (Spätmittelalter und Reformation, N R 16), Tübingen 2000. 20 Ulimann, The Growth fo Papal Government (Anm. 17); Morris, The Papal Monarchy (Anm. 17).

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Intention einer Zentrale ableitete, sondern aus den Bedürfnissen vieler entsprang und die Bedürfnisse vieler erfüllte. Es ist kein Zufall, daß die Überlegungen zur Vereinheitlichung des papstchristlichen okzidentalen Europas einsetzten, als seit dem endenden n . Jahrhundert, seit der gregorianischen Kirchenreform, der Primat des römischen Bischofs militant vorgetragen und zunehmend auch verwirklicht wurde, bis zum Ende des 13. Jahrhunderts bedeutende Weiterungen erfuhr und sich institutionell anreicherte. Es ist auch kein Zufall, daß eine Debatte über die Verbindung von Einheit und Vielgestaltigkeit in der Kirche und über ihre räumliche Gliederung einsetzte, als die bestehenden aus der römischen Antike ererbten Strukturen mit der Verfestigung von Sprachräumen im westlichen Europa im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts in einen Gegensatz traten. Der Verweis auf das hohe Alter und auf die Bezirke des antiken römischen Reiches wurde problematisch, auch wenn das kirchliche Recht - bereits die spätantiken Konzilien, dann die pseudo-isidorischen Dekretalen im 9. Jahrhundert und das Decretum Gratiani im 12. Jahrhundert - auf der Stabilität der bestehenden kirchlichen Sprengel insistierte. Der Frage konnte nicht ausgewichen werden, wie der Umfang von Bistümern und Kirchenprovinzen politische Delimitationen, vor allem aber Absonderungen von Sprachgruppen zu berücksichtigten hatten oder aber unabhängig von diesen ihren Bestand wahren sollten." Als seit dem 13. Jahrhundert das dionysische Modell einer hierarchischen Abfolge von Kenntnissen, Aufgaben und Befehlsgewalten in die ekklesiologische Debatte einfloß, erschien es dringlich, den Gegensatz von der Einheit der Christenheit und der Auflösung in gesonderte Reiche und Völker in ein geordnetes Konzept zu überführen, da mehr auf dem Spiel stand als administrative Vervollkommnung, mehr sogar als die Sicherung der Einheit unter dem Primat des Papstes, sondern die heilsgeschichtliche Bedeutung der Kirche, die sich als Widerspiegelung einer himmlischen Ordnung verstand, zu sichern war. Vor dem Hintergrund sprachlicher Sonderungen sei dem Papst die Bürde auferlegt, die Einheit zu sichern, die durch die babylonische Sprachverwirrung aufgehoben worden sei. Was menschliche Gemeinschaften nicht leisteten, erreiche der Bischof von Rom. Papst Innozenz III. (1198-1216) vertrat diese Auffassung, es sei allein die römische Kirche, die die Zerstreuung der Menschen wieder aufhebe. Das Pfingstwunder war somit kein exzeptionelles Ereignis, nicht allein Präfiguration 21

Hans-Joachim Schmidt, Kirche, Staat, Nation. Raumgliederung der Kirche im mittelalterlichen Europa (Forschungen zur mittelalterlichen Geschichte 37), Weimar 1999, S. 1 0 2 - 1 1 1 .

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künftiger himmlischer Harmonie, sondern die Einleitung zu einem Vorgang, der alle Völker und Sprachgruppen unter dem Primat des Papstes zusammenführte. Nicht mehr die confusio, sondern die divisio - unter dem Primat der Bischöfe von Rom - würde die Christenheit kennzeich22

nen. Die geordnete und gegliederte Einheit der Gläubigen ließ sich nicht nur als Ergebnis des gemeinsamen Glaubens der Christen erreichen, sondern auch durch die Existenz und das Handeln der hierarchischen Spitzenposition in der Kirche. Einheit war nicht das Ergebnis einer Uniformität, sondern einer zentralen Instanz, die sie der Heterogenität von menschlicher Vergesellschaftung abtrotzte. Die okzidentale Kirche des Mittelalters formierte sich nicht um ein weltliches Machtzentrum, sondern um ein geistliches und bewahrte damit eine große Autonomie, war aber zugleich einem verschärften Antagonismus ausgesetzt, glitt in Auseinandersetzungen mit den weltlichen Herrschern, war aber auch deswegen in der Lage, die räumliche Gliederung ihrer Institutionen zum Teil wenigstens selbstorganisierend zu gestalten und Unterschiede zu anderen Mustern räumlicher Verbindungen und räumlicher Unterscheidungen auszuhalten, ja auch zu verteidigen. Dazu bedurfte es Institutionen, die als Instrumente der Herrschaft dienten, um die Wirksamkeit der Zentrale im Raum durchzusetzen, d.h. im Gebiet derjenigen, die die päpstliche Suprematie zumindest prinzipiell anerkannten. Die wichtigste und wirkmächtigste Einrichtung war die der päpstlichen Legaten, die seit dem hohen Mittelalter nicht allein als Gesandte auftraten, vielmehr als Verlängerung der päpstlichen Macht, ja als Ersatz für die eigentlich notwendige körperliche Allgegenwart wirken sollten, so wie dies Bonifaz VIII. verkünden ließ. Die Kollektoren, zuständig für die Einziehung der der päpstlichen Kurie zustehenden oder von ihr verlangten Steuern, Ab-

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Hof, «Plenitudo potestatis» (Anm. 18), S. 39-71. Im Denken der zeitgenössischen Juristen und Theologen war «Staat» nur als Verwirklichung des römischen Vorbildes begreifbar; vgl. Francesco Ercole, Impero e papato nella tradizione giuridica bolognese e nel diritto pubblico italiano del Rinascimento (sec. X I V - X V ) , Bologna 1941; Sergio Mochi Onory, Fonti canonistiche dell'idea moderna dello Stato (Imperio spirituale - iurisdictio divisa sovranitä) (Pubblicazioni dell'Universitä Cattolica del Sacro Cuore, N S 38), Mailand 1951; Gerhard B. Ladner, Aspects of Medieval Thought on Church and State, in: Ders., Images and Ideas in the Middle Ages. Selected Studies in History and Arts, vol. 2 (Storia e letteratura. Raccolta di studi e testi 156), Rom 1983, S. 435-56.

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gaben und Zuwendungen, zogen gleichfalls Verbindungen, die die Räume des okzidentalen Europa an den Papst heranführten, freilich in sehr unterschiedlicher regionaler Intensität. Italien und Frankreich wurden am effektivsten erfaßt, warfen auch den reichsten Ertrag ab, wohingegen die britischen Inseln, Deutschland und das östliche Mitteleuropa und Skandinavien weniger beitrugen und auch weniger von den Kollektoren bereist wurden. 23 Die Kollektoren bewegten nicht allein Gelder - meist in geringerem Umfang als erwartet und ihnen aufgetragen - , sondern waren wichtige Überbringer von Informationen. Die polymorphe Struktur unterschiedlich begründeter und unterschiedliche Intentionen anstrebender sozialer Großgruppen ließ sich insgesamt in kein einheitliches System überführen, verhinderte insbesondere die Dominanz kirchlicher Ordnung. Diese stand in Konkurrenz zu den sich entwickelnden Sprachgruppen, Staaten und Nationen, die, gerade weil sie sich seit dem 13. Jahrhundert - freilich regional unterschiedlich - zu formen und zu verfestigen begannen, der sich gleichermaßen stabilisierenden Kirchenverfassung alternative räumliche Gliederungen entgegenstellten. Gegenüber dem Wettbewerb der Nationen um Ehre, Macht und Überlegenheit 24 war eine Einheit zu wahren, die sich nicht in dem Bekenntnis zu gemeinsamen religiösen Werten erschöpfte, die vielmehr auch auf einer institutionell verankerten Organisation beruhte. Weil Kirche - zwar nur intentional, gleichwohl faktisch wirksam - hierarchisch geordnet und legitimiert Kompetenzen und deren Räume festlegte, war der Gegensatz zu den agonal sich ausformenden räumlichen Zuständigkeiten besonders groß. Vor allem schürte er Konflikte, in die die Kirche hineingezogen wurde. Deren Leiter, an erster Stelle die Päpste, griffen in die Auseinandersetzungen ein, was verlangte, die Mächtekonstellationen ins Kalkül zu ziehen. Weil diese Konflikte indes das Ordnungsgefüge der Kirche grundsätzlich gefährdeten, stellten sie stets Störungen dar, deren Urheber insbesondere die päpstliche Verlautbarungen als Abweichler vom rechten Glauben, als Zerstörer christlicher Einheit, als Feinde des Friedens brandmarkten, ohne daß dies die Versuche,

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Götz-Rüdiger Tewes, Zwischen Universalismus und Partikularismus. Zum Raumbewußtsein im späteren Mittelalter, in: Raumerfassung und Raumbewußtsein im späteren Mittelalter, hg. v. Peter Moraw (Vorträge und Forschungen 49), Stuttgart 2002, S. 3 1 - 8 5 . Caspar Hirschi, Wettkampf der Nationen. Konstruktionen einer deutschen Ehrgemeinschaft an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit, Göttingen 2005, S. 77-174.

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sowohl eine Balance zwischen den Mächten zu wahren als auch Frieden zu stiften, beeinträchtigen sollte. Das Zentrum war zwar in Konflikten herausgefordert, aber es blieb in der Kirche gleichwohl wirksam. Es unterlag der Konkurrenz, bewahrte trotzdem seine Gestaltungsmacht. Dies setzte voraus, daß kein anderes räumliches Zentrum übermächtig würde. Die Päpste waren daher bestrebt, in den Beziehungen zu den politischen Herrschern ein Gleichgewicht der Relationen einzuhalten, um die Dominanz eines Akteurs zu verhindern, was selbst für das avignonesische Papsttum gilt, trotz einer von italienischen Autoren des Quattrocento behaupteten babylonischen Gefangenschaft des Papsttums gegenüber Frankreich, was seitens einer national gestimmten und deswegen anti-französisch eingestellten deutschen Geschichtswissenschaft bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts weiter behauptet wurde, gleichwohl einer genauen Kritik nicht standhält.2® Der Begriff der pax galt als Leitmotiv einer auf Ausgleich bedachten Beziehungspolitik der Päpste, die im politisch-herrschaftlichen Bereich ein dominantes Zentrum für die europäische Staatenwelt zu verhindern trachteten, es vielmehr allein dem geistlichen Oberhaupt der Kirche zu reservieren anstrebten.26

5. Parallelität von divergenten Raumstrukturen Auch die Kirche war im Mittelalter kein homogenes Ganzes. Die Dichotomie von Einheit und Vielfalt war nicht gänzlich in einer zentralisierenden Struktur aufgehoben. Vielmehr entstanden durch Institutionen vor allem im Klos25 J. Heft, John XXII's Policy toward France and England, in: Church History 55 (1986) S. 423-437; Bernard Guillemain, La cour pontificale d'Avignon (1309-1376). Etude d'une societe, Paris 1962; Franz Feiten, Avignon und Paris. Spielräume und Prinzipien politischen Handelns des frühen avignonesischen Papsttums, maschinenschr. Habil.-schrift F U Berlin 1990. 26 Otto Hageneder, Weltherrschaft im Mittelalter, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 93 (1985) S. 257-278; Träger und Instrumentarien des Friedens im hohen und späten Mittelalter, hg. v. Johannes Fried (Vorträge und Forschungen 43), Sigmaringen 1996; Zwischenstaatliche Friedenswahrung in Mittelalter und Früher Neuzeit, hg. v. Heinz Durchhardt, Köln/Wien 1991; Auswärtige Politik und internationale Beziehungen im Mittelalter, hg. v. Dieter Berg u.a. (Europa in der Geschichte 6), Bochum 2002.

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ter- und Ordenswesen unterschiedliche Relationen mit je eigenen Mustern und eigenen Legitimationen. Damit entsprangen mehrere Zentren, die sich in der räumlichen Konfiguration nicht als Subzentren einordnen lassen, selbst wenn die päpstliche Autorität nicht bestritten wurde. So bildeten Klöster, die Häupter eines Verbandes waren, Zentren mit Ausstrahlungslinien, die quer zu diözesanen Organisation lagen, genauso wie die stärker institutionalisierten Orden der Zisterzienser und der Prämonstratenser und vor allem die Bettelorden, unabhängig von traditionellen räumlichen Gliederungen, Filiationen als lineare Verbindungen sowie Circumscriptionen als territoriale Gruppierungen schufen und damit alternative Muster von Relationen einrichteten, die Befehl, Gehorsam und Entscheidungsbefugnisse an Institutionen banden, die räumlich innovativ - d.h. abweichend von tradierten Sprengel - und meist auch flexibel Strukturen bildeten. Damit war weit mehr als eine Plurizentralität entstanden, vielmehr eine Pluralität von Systemen, die jeweils ein autonomes Geflecht knüpften, das sich nicht in das bestehende Raumgefüge einordnete, es vielmehr parallelisierte. Gerade weil das Leben im Kloster und im Orden ein Höchstmaß an Disziplinierung, an Regelungsdichte und an formalisierten Relationen abverlangte, gewann die räumliche Konfiguration der Institutionen eine so große Bedeutung.27 Diese Bedeutung wuchs noch an, wenn, wie bei den Bettelorden, also den Franziskanern, Dominikanern, Karmeliten und Augustiner-Eremiten, nicht allein der Konvent und die Ordensmitglieder, vielmehr aufgrund von deren Laienseelsorge auch die gesamte Bevölkerung in den Einflußbereich der Gemeinschaften geriet. Daher waren die Circumscriptionen bei den Bettelorden auch weitaus mehr als Zusammenfassungen von einzelnen Niederlassungen, sondern flächenhaft lückenlose Umfassungen von Gebieten, um die in ihnen lebenden Gläubigen erreichen zu können und Kompetenzen trenngenau voneinander zu scheiden. Die stets wechselnden Einsatzorte der Ordensoberen genauso wie die wechselnden Tagungsorte der Generalkapitel überzogen Europa mit Punkten von Entscheidungszentren, die - weil variabel - eine Vernetzung zwischen den Regionen bewirkten, ohne auf ein einziges Zentrum angewiesen zu sein. Die Rotation von Amt und von dessen örtlicher Radizierung diente dazu, gleichberechtigte Mitwirkung aller Gebiete der Christenheit und zugleich gleichmässige Kontrolle über sie zu erreichen. Die Mendikanten etablierten ein plurizentrales System, das sich von dem des älteren Mönchtums unterschied, 27

De ordine vitae. Zu Normvorstellungen, Organisationsformen und Schriftgebrauch im mittelalterlichen Ordenswesen, hg. v. Gert Melville (Vita regularis. Ordnungen und Deutungen religiösen Lebens im Mittelalter 1), Münster i. W. 1996.

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welches die Zuordnung und Unterordnung im Verhältnis zu Gründerabteien in die Organisation von Ordensversammlungen einbezog.28 Seit dem 12. und 13. Jahrhundert entfalteten sich also mehrere zentralistische Systeme. Zugleich entstanden parallel zur Perfektionierung päpstlicher, episkopaler und regulärer Zentralität Beziehungsbündel, welche Kontakte herstellten, ohne über eine Zentrale vermittelt zu sein. Es gab zahlreiche Initiativen, welche zur Gründung von Orden führten und dies in einer Fülle, die das vierte Laterankonzil von 1215 zum Verbot neuer Orden veranlasste, weil nur so der confusio Einhalt geboten werden könne. Die Stabilisierung von Ordnung war ein wesentliches Anliegen des Konzils, weswegen die traditionellen geistlichen Sprengel mit Funktionen aufgefüllt werden sollten. Papst und Konzil verlangten die Kanalisierung von Beziehungen in die tradierten Relationen.29 Die Auflösung hierarchischer Struktur hat wenige Jahrzehnte später der Kanonist und Schöpfer des Liber extra, des ersten päpstlichen Gesetzbuches, gleichfalls mit dem Wort confusio bezeichnet und dieser Gefahr ein organologisches Modell entgegengestellt: Das Haupt leite die Glieder, genauso wie die kirchlichen Vorsteher die ihnen Untergebenen führten.30 Was Konzilsväter und Juristen befürchteten, verwies auf eine Entwicklung, die klar gegliederte hierarchische Beziehungen zwar nicht auflöste, aber die ihnen andere Relationen zur Seite stellte.

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Georgina Rosalie Galbraith, The Constitution of the Dominican Order 1216-1360, Manchester 1926; Florent Cygler, Das Generalkapitel im hohen Mittelalter. Cisterzienser, Prämonstratenser, Kartäuser und Cluniazenser (Vita regularis. Ordnungen und Deutungen religiösen Lebens im Mittelalter 12), Münster 2002. 29 Constitutiones concilii quarti Lateranensis una cum commentariis glossatorum, hg. v. Antonio Garcia у Garcia (Monumenta iuris canonici. Series A: Corpus glossatorum, vol. 2), Cittä del Vaticano 1981, S. 62; Hubert Jedin, Strukturprobleme der ökumenischen Konzilien (Arbeitsgemeinschaft f. Forschung d. Landes Nordrhein-Westfalen. Geisteswissenschaften 115), Köln/Opladen 1963; Heinrich Bacht, Zur Ekklesiologie des Lateranum IV, in: Testimonium veritatis. Philosophische und theologische Studien zu kirchlichen Fragen der Gegenwart, hg. v. Heinz Wolter (Frankfurter theologische Studien 7), Frankfurt a. M. 1971, S. 1 0 1 - 1 2 3 . 30 Raimundus de Penaforte, Summa de iure canonico, hg. v. Xavier Ochao/ Alosio Diez (Universa Bibliotheca Juris 1), Rom 1975, S. 43-45.

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6. Nicht-hierarchische Beziehungsmuster Die Vervielfältigung der auf die Verfassung der Kirche einwirkenden Akteure - charismatische Gründergestalten, oppositionelle Ordensleute, gelehrte Theologen, neue Wege des Heils suchende Laien - führte zu einer Zunahme der Komplexität der kirchlichen Relationen, die sich nicht mehr mit zentralistischer Regulierung eindämmen ließ. Es entstand ein nicht notwendigerweise von einer Zentrale gesteuertes Gewebe vielfach geflochtener Fäden informeller, zunehmend auch institutionalisierter Verbindungen. Die seit dem 13. Jahrhundert sich ausbreitende Diskurskultur, die an den neu entstandenen Universitäten und breitenwirksam durch die nunmehr erstmals die Laien erreichenden Predigten praktiziert wurde, beruhte wesentlich auf den Tätigkeiten der neuen Orden, die beides - universitäre Disputation und pastorale Ansprache - als ihre Aufgabe ansahen und ausführten. Die personellen Verbindungen zwischen Universitätsmagistern, Theologen, Juristen, Konzilsteilnehmern und Mendikanten waren eng, selbst wenn sie durch interne Konkurrenzkämpfe und Polemiken belastet gewesen sein mögen. Streit brach aber gerade deswegen aus, weil hier ein neues Terrain für Aktivitäten entstand, das nicht eindeutig hierarchischen Instanzen zugeordnet und informell im Konkurrenzkampf abzustecken war.31 Die Diskussion über Reformen, deren Notwendigkeit und deren Ziele fand auf den Konzilien ihre Bühne. Diese Diskussion entfaltete sich, ohne stets und von vornherein herrschaftlich angestoßen und gerichtet zu sein. Die Wiederbelebung der ökumenischen Konzilien, die an die der Antike anknüpften, also seit dem vierten Laterankonzil im Jahre 1 2 1 5 , boten ein Einfallstor für kontroverse Debatten und dies trotz der päpstlichen Dominanz. Aber erst die Reformkonzilien des 15. Jahrhunderts entglitten päpstlicher Kontrolle, wurden ein Ort lange anhaltender Kontroversen, welche letztlich weder durch selbst gesetzte Prozeduren noch durch hierarchische Leitung gebändigt werden konnten. Netzwerke persönlicher Kontakte und institutioneller Verbindungen, unabhängig von hierarchischen Zuordnungen, ergaben sich auch aus Kumulationen von Stiftspfründen und Pfarrstellen. Sie waren von den Kirchenreformern aller Zeiten, besonders des 15. Jahrhunderts, als verwerflich verurteilt worden, zogen die Schaffung von Sinekuren nach sich, verbanden aber Ka3r

Dieter Berg, Armut und Wissenschaft. Beiträge zur Geschichte des Studienwesens der Bettelorden im 13. Jahrhundert (Geschichte und Gesellschaft 15), Düsseldorf 1977; Geschichte der Universität in Europa, hg. v. Walter Rüegg, Bd. 1: Mittelalter; München 1993; David D'Avray, The Preaching of the Friars. Sermons diffused from Paris before 1300, Oxford 1985.

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noniker mit weiträumig verteilten Institutionen, führten zu Finanztransfers und verteilten die Risiken der persönlichen Dotierung von Klerikern, wovon auch das Personal der päpstlichen Kurie profitierte. Es waren diese Kontaktmöglichkeiten, die das Agieren von hohen Geistlichen bestimmten, die damit partiell aus der diözesanen Bindung heraustraten und ein individuelles, auf sie zugeschnittenes Netzwerk schufen, das auf familiären und klientelen Kontakten beruhte und Tätigkeiten weit ausstrahlen lassen konnte, dabei auch massive Eingriffe weltlicher Patronage und Familienpolitik zu ertragen hatte. Die Kombinationen von Kanonikaten, bislang nur unzureichend erforscht, würde in der Summe vermutlich ein gänzlich anderes Geflecht von Handlungssträngen ergeben, als das in Territorien gegliederte und in formalisierte Kompetenzen aufgeteilte Gefüge geistlicher Circumscriptionen und Institutionen.32 Die Vervielfältigung von Entscheidungsinstanzen sprengte ein zentralistisches Gefüge und ermöglichte die Etablierung von Netzwerken. Die nicht hierarchisch geordneten Beziehungsstränge zwischen einer erhöhten Anzahl von Akteuren begründeten auch starke Verbindungen, die nicht stets auf ein Zentrum zuliefen und sich dort bündelten. Statt dessen faserten sie in einer Vielzahl von Strängen aus. Mehr noch: Unabhängig von Befehlsstrukturen etablierten sich Verbindungen, die zu ihrem Funktionieren nicht einmal mehr einer Verwaltungsinstanz bedurften, weil Kommunikationen und Handlungskoordinationen auf der Basis gemeinsamer Texte - Gesetze, Dekrete, deren Kommentierungen, theologische Traktate, Predigten, ekklesiologische Schriften, Briefe u.a. - Personen und Institutionen miteinander verbanden. Zentralistische Strukturen waren dabei keineswegs außer Kraft gesetzt, sie wurden indes ergänzt. Letztlich erwiesen sich die von einer hierarchischen Spitzenposition ausgehenden Linien der Relationen als Sonderfall eines umfassenden Netzwerkes, in das unterschiedliche Typen der Verknüpfung eingewebt waren. Eine scharfe Trennung von zwei dichotomen Mustern sozialer

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Helene Millet, Les chanoines du chapitre cathedral de Laon 1 2 7 2 - 1 4 1 2 (Collection de l'Ecole Frangaise de Rome 56), R o m 1982; Gerhard Fouquet, Das Speyerer Domkapitel im späten Mittelalter (ca. 13 50-1540). Adlige Freundschaft, fürstliche Patronage und päpstliche Klientel (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 57), Mainz 1987; Peter M o raw, Uber Typologie, Chronologie und Geographie der Stiftskirchen im deutschen Mittelalter, in: Ders., Uber König und Reich. Aufsätze zur Verfassungsgeschichte des späten Mittelalters, hg. v. Christoph Rainer Schwinges, Sigmaringen 1995, S. 1 5 1 - 1 7 4 .

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Beziehungen hat es realiter nicht gegeben." Eine polemische Abwertung der hierarchischen Spitzenposition, des Papsttums, und seines institutionellen Ortes, der römischen Kirche, wie sie Wilhelm von Ockham (f 1350) vortrug, zielte zwar auf Veränderung, war aber zugleich Resultat von Veränderungen, die zur Etablierung vieler Kommunikationspartner in den Institutionen der Kirche gefühlt hatten. Die exklusive Stellung des Papsttums schien - nach der Ansicht von Wilhelm - entbehrlich und lediglich ein zufälliges Ergebnis geschichtlicher Entwicklung zu sein.34 Die schroffe Gegenüberstellung hat indes nur wenige Nachahmer gefunden, was nicht allein an einer Repression gegenüber häresieverdächtigen Auffassungen lag, sondern auch an einer Praxis, die die päpstliche Autorität unterlief, ohne sie prinzipiell in Frage zu stellen. Die mittelalterlichen Zeitgenossen haben das Handeln von Personen und Institutionen in der Kirche nicht dadurch begründet, daß Austauschprozesse innerhalb von Netzwerkverbindungen stattfänden. Die starke Prägung durch Werte und Normen, religiös noch überhöht, haben diejenigen stets herausgestellt, die in kirchlichen Einrichtungen handelten und argumentierten. Die Auffassungen als Selbst- und Fremdtäuschungen abtun zu wollen, verkennt die autonome Gestaltungsfreiheit, die nicht allein als Resultat relationaler Determinanten aufgefaßt werden kann. Es war die starke Bindung an religiös begründete Gebote, die verhinderte, daß die Position innerhalb eines Gitters von Verbindungen Handlungen vorgab. Weil sich alle an den Idealen messen lassen mußten, war ein Insistieren allein auf individuelle Nutzenoptimierung nicht hinnehmbar. Das Beharren auf das Gute und das Wahre sollte ein A b gleiten in inhaltliche Beliebigkeiten verhindern, welche durch die jeweilige Position im sozialen System vorgegeben wären. Was indes realisiert wurde, war ein Verhalten in komplexen Beziehungsmustern. Weil unterschiedlich 33

Peter M. Blau, Structural Sociology and Network Analysis, in: Social Structure and Network Analysis, hg. ν. Peter V. Marsden/ Nan Lin, Beverley Hills 1982, S. 273-279; Harrison C. White, Identity and Control. A Structural Theory of Social Action, Princeton 1992; Thomas Schweizer, Muster sozialer Ordnung. Netzwerkanalyse als Fundament der Sozialethnologie, Berlin 1996; Bruno Trezzini, Theoretische Aspekte der sozialwissenschaftlichen Netzwerkanalyse, in: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie 24 (1998) S. 514-544; J. Scott, Social Network Analysis, London '2000; Dorotheajansen, Einführung in die Netzwerkanalyse, Opladen "2003; Jens Aderhold, Form und Funktion sozialer Netzwerke in Wirtschaft und Gesellschaft. Beziehungsgeflechte als Vermittler zwischen Erreichbarkeit und Zugänglichkeit, Wiesbaden 2004, S. 93-194 ; Peter J. Carrington, Models and Methods in Social Network Analyses, Cambridge 2005.

34 Jürgen Miethke, Ockhams Weg zur Sozialphilosophie, Berlin 1969.

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strukturiert, waren sie nicht allein hierarchisch ausgerichtet. Die Netzwerke boten vermehrt Handlungsalternativen an. Sie regulierten aber auch Verhalten und lenkten es in Bahnen dichter Verbindung. Wenn hier in Begriffen soziologischer Beschreibung Kirche dargestellt wird, so geschieht dies nicht in einer unreflektierten Adaptation eines Jargons, dessen Validität zu überprüfen wäre. Es lohnt indes, ein komplexes, multilaterales Beziehungsgefüge in den Kategorien sozialer Vernetzungen zu beschreiben, ohne dabei die axiomatische Positionsbestimmung von Kirche als Glaubensgemeinschaft leugnen zu wollen. Das Dogma und damit das Festlegen eines Bestandes von Glaubensinhalten sind tragende Säulen eines Gerüstes, so daß das Handeln nicht vollständig durch Relationen der Handelnden erklärt werden kann, vielmehr auch durch normative Werte angestoßen wird. Ohne eine dogmatische Zentrierung auf Inhalte und durch die Etablierung von Instanzen, die Definitionshoheit beanspruchten, wäre die autonome Existenz der okzidentalen Christenheit nicht möglich. Insofern unterscheidet sie sich von einem offenen Diskurs, der Institutionen und Personen miteinander verbindet und im kommunikativen Handeln Texte erzeugt, so wie dies für den Markt, das Nationalbewußtsein, die Literatur, die wissenschaftliche Debatte, u.a. gilt. Anders verhält es sich eben bei der Kirche, die verfaßte Christenheit zu sein beansprucht und auf göttliche Einsetzung verweist. Sie kennt definierte Ausschlußkriterien und hat Instanzen, die über Kompetenzen verfügen, um autoritativ, aber nicht stets erfolgreich über Auswahl und Umfang kanonischer Texte zu bestimmen: Heilige Schrift, Kirchenväter, Ordensregeln, Dekretalen, Synodaldekrete, Gesetzestexte, theologische Leittexte, exemplarische Lebensbeschreibungen. Kontroversen bei den Kommentierungen sind nicht ausgeschlossen. Ein Konsens über die «Autoritäten» und über die Argumentationsweisen war aber vorausgesetzt, sofern nicht das Verdikt häretischer Abweichung deren Urheber von der Debatte auszuschließen bedrohte. Die Netzwerke funktionierten, weil sie praktikabel waren. Arbeitsteilung war möglich, ohne daß stets eine dirigierende Definition der Aufgaben erfolgen mußte oder eine schicksalhaft gedeutete Zuweisung in die unterschiedlichen Funktionen innerhalb der Christenheit." Netzwerke boten die Chance, 35 Jacques Le Goff, Bemerkungen zur dreigeteilten Gesellschaft. Monarchische Ideologie und wirtschaftliche Erneuerung in der Christenheit vom 9. bis zum 12. Jahrhundert, in: Ideologie und Herrschaft im Mittelalter (Wege der Forschung 5 5), Darmstadt 1982, S. 408-420; Otto Gerhard Oexle, Die funktionale Dreiteilung der Gesellschaft bei Adalbero von Laon. Deutungsschemata der sozialen Wirklichkeit im frühen Mittelalter, in: Ibid., S. 421-474; Georges Du-

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in Kooperation Tätigkeiten zu definieren und Handlungsfelder abzustecken. Menschen agierten in ihnen, die in werbender Rede für ihre Anliegen eintraten, ohne stets darauf vertrauen zu können, qua Amt Anerkennung und Gehorsam erreichen zu können. Argumentierendes Sprechen war verlangt. Von Franz von Assisi berichtet einer der Zuhörer seiner Predigten, Thomas de Spalato, daß seine Redeweise nicht der eines Priesters, vielmehr eines Kaufmannes auf dem Markt und eines Ratsherren auf einer Versammlung geglichen habe.'6 Die nicht-hierarchische Beziehungsstruktur des Marktes bot mannigfache Metaphern für die Prediger der Franziskaner und Dominikaner, die sich selbst in einen diskursiven Kontext einbrachten, ohne definierte und von der Hierarchie abgeleitete Funktionen ausüben zu können, vielmehr in Konkurrenz zu anderen kirchlichen Institutionen traten.37 by, Les trois ordres ou l'imaginaire du feodalisme, Paris 1978; Otto Gerhard Oexle, Tria genera hominum. Zur Geschichte eines Deutungsschemas der sozialen Wirklichkeit in Antike und Mittelalter, in: Institutionen, Kultur und Gesellschaft im Mittelalter. Festschrift für Josef Fleckenstein, hg. v. Lutz Fenske u.a., Sigmaringen 1984, S. 483-500; Ders., Deutungsschemata der sozialen Wirklichkeit im frühen und hohen Mittelalter, in: Mentalitäten im Mittelalter. Methodische und inhaltliche Probleme, hg. v. Frantisek Graus (Vorträge und Forschungen 35), Sigmaringen 1988, S. 66-117. 36 Thomas de Spalato, Historia pontificum Salonitanorum et Spalatinorum, hg. v. H. Heinemann (MGF SS 29), Hannover 1892, S. 568-598, S. 580. 37 Z. Zafarana, La predicazione ai laici da secolo XIII als XIV, in: Studi Medievali 24 (1983) S. 265-275; Ovidio Capitani, Ipotesi sociali del francescanesimo medioevale: orientamenti e considerazioni, in: San Francesco. Giornata lincea indetta in occasione delPVIII Centenario della nascitä, Roma 12 nov. 1982, Rom 1985, S. 39-57; Daniel R. Lesnick, Dominican Preaching and the Creation of Capitalist Ideology in Late-Medieval Florence, in: Memorie Dominicane NS 8/9, S. 199-247; Hans-Joachim Schmidt, Allegorie und Empirie. Interpretation und Normung sozialer Realität in Predigten des 13. Jahrhunderts, in: Die deutsche Predigt im Mittelalter. Internationales Symposium am Fachbereich Germanistik der Freien Universität Berlin 3.-6. Okt. 1989, hg. v. Volker Mertens/ Hans-Jürgen Schiewer, Tübingen 1992, S. 301333; Ders., Arbeit und soziale Ordnung. Zur Wertung städtischer Lebensweise bei Berthold von Regensburg, in: Archiv für Kulturgeschichte 71 (1989) S. 261-296; Cecilia Iannella, Giordano da Pisa. Etica urbana e forme della societä (Studi Medioevali 8), Pisa 1999; Jörg Oberste, Bonus negotiator Christus - malus negotiator dyabolus. Kaufmann und Kommerz in der Bildsprache hochmittelalterlicher Prediger, in: Institutionalität und Symbolisierung. Verstetigungen kultureller Ordnungsmuster in Vergangenheit und Gegenwart, hg. v. Gert Melville, Köln u.a. 2000, S. 425-450; Ders., Gesellschaft

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Quer zu den vertikalen Strukturen von Über- und Unterordnung entstanden Kooperationen, die Räume überwanden und Personen in Beziehung setzten, ohne daß eine hierarchische Bindung vorhanden gewesen wäre. Es trat indes keine Dekomposition der Hierarchie ein, vielmehr entfaltete sich eine Parallelität von Beziehungsmustern, die gleichwohl - wegen der Vielzahl der komplexen Verknüpfungen - eine ausschließlich zentralistische Formung verhinderten. Mochten auch mittelalterliche Autoren vor der confusio warnen, mochten auch immer wieder Bestrebungen aufbrechen, durch die Reduktion institutioneller Verbindungen Eindeutigkeit herzustellen, das Gewirr der Beziehungen blieb bestehen und erwies sich resistent gegenüber Reformanforderungen. Im Gegenteil, Reform und Erneuerung, mochten sie sich noch so sehr als Wiederherstellungsversuche ausgeben und ihre konservative Intention herausgestellt haben58, trugen entscheidend dazu bei, die dominante Funktion bestehender Einrichtungen zu unterminieren, neue Institutionen zu schaffen, welche unabhängig von bestehender Zugehörigkeit autonome Regelwerke von Kontrolle und Partizipation einrichteten und damit die Komplexität des Gesamtsystems Kirche weiter erhöhten. Die autonomen Regelkreise wurden seit dem 12. Jahrhundert für die lateinische Kirche des Westens immer wichtiger und traten in Opposition zu einer vom Papst und der päpstlichen Kurie ausgeübten obersten Befehls- und Ordnungsgewalt - derplenitudo potestatis. Weil sich beide Funktionsmodelle perfektionierten, administrative Verfahren ausbildeten und nach Verstetigung strebten, zugleich aber eine prinzipielle Opposition ausgeschlossen war, vielmehr sich beide miteinander verwoben, konnte in der Kirche des späten Mittelalters nur schwer Einvernehmen erzielt werden, welche Verfahren angewandt werden sollten. Die schier endlosen Debatten auf den Konzilien von Konstanz ( 1 4 1 4 - 1 4 1 8 ) und mehr noch von Basel ( 1 4 3 1 - 1 4 4 9 ) über Sitz- und

und Individuum in der Seelsorge der Mendikanten. Die Predigten Humberts de Romans an städtische Oberschichten, in: Das Eigene und das Ganze. Zum Individuellen im mittelalterlichen Religiosentum, hg. v. Gert Melville/ Markus Schürer (Vita regularis. Ordnungen und Deutungen religiösen Lebens im Mittelalter 16), Münster 2002; Nicole Beriou, Le vocabulaire de la vie economique dans les textes pastoreaux des freres mendiants au 13 е siecle, in: L'economia dei conventi dei frati Minori e Predicatori fino alla metä del Trecento. Atti del X X X I Convegno internazionale Assisi, 9 - 1 1 ott. 2003 (Studi Francescani NS 14), Spoleto 2004, S. 151-186. 38 Werner Rösener, Tradition und Innovation im hochmittelalterlichen Mönchtum. Kontroversen zwischen Cluniazensern und Zisterziensern im 12. Jahrhundert, in: Schmidt, Tradition (Anm. 5), S. 399-421.

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Rangordnungen, Abstimmungsweisen und Zutrittsberechtigungen, zeigen eine Verunsicherung, wie egalitäre Relationen zu gestalten seien.39 Simon de Cramaud (f 1422), ranghöchster französischer Prälat, zerstörte die Grundlage amtskirchlicher Autorität, indem er den Gehorsam in einer spezifischen historischen Situation - dem päpstlichen Schisma ( 1 3 7 8 - 1 4 1 7 ) - als schädlich bezeichnete und damit eine der höchsten Tugenden abwertete, vor allem aber die Basis des hierarchischen Gefüges der Kirche unterminierte. Daß dies als Palliativ für eine als skandalös empfundene Spaltung der Christenheit vorgestellt wurde, mindert nicht die Sprengkraft seiner Konzeption. E r mißtraute der Realisierungschance einer umfassenden universalkirchlichen Regelung. Vielmehr sollten regional verteilte Initiativen die Position der sich an der Macht klammernden Papstprätendenten aushöhlen und schließlich beenden.4" Seine Vorstellungen beeinflußten die Beschlüsse des französischen Nationalkonzils von 1395, die zur Aufkündigung des Gehorsams gegenüber Papst Benedikt XIII. und zur Etablierung einer von Papst und Kurie unabhängigen Kirchenorganisation in Frankreich führten. 4 ' Die Konkurrenz zweier Funktionsmodelle - des hierarchischzentralistischen und des regulatorisch-dezentralen - vermag meines Erachtens das Funktionieren bzw. die funktionalen Defizite des Papsttums recht gut zu erklären und findet eine Entsprechung in dem, was von Ernst Pitz als «Reskript-Technik» vorgestellt worden ist, also das Reagieren des Herrschers auf Anfragen, Bitten und Nachsuchen um gerichtliche Urteile, vorgetragen von den unteren Instanzen, ohne daß der Herrscher eigene Initiativen oder gar Interessen damit verbinden müsste oder hinreichende Informationen über das konkrete Geschehen, zu dem sein Urteil erbeten wurde, besäße. Die Reskripttechnik konnte indes nur funktionieren, weil sie auf der Existenz 39 Walter Brandmüller, Das Konzil von Konstanz, 2 Bde, Paderborn 19911997; Werner Krämer, Konsens und Rezeption. Verfassungsprinzipien der Kirche im Basler Konziliarismus (Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters N F 19), Münster i. W. 1980; L. Bilderback, Proctorial Representation and Conciliar Support at the Council of Basel, in: A H C ι (1969) S. 140-152; Johannes Helmrath, Das Basler Konzil 1 3 4 1 1449. Forschungsstand und Probleme (Kölner Hist. Abhandlungen 32), Köln/Wien 1987. 40 Simon de Cramaud, De substractione obedientie, hg. v. Henry Kaminsky (Medieval Academy Books 92), Cambridge (Mass.) 1984. 41 Noel Valois, La France et le Grand Schisme d'Occident, 4 Bde., Paris 1896-1902, Bd. i, S. 349ff., 384-394; Henry Kaminsky, Simon de Cramaud and the Great Schism, New Brunswick (N.J.) 1983; Walter Brandmüller, Papst und Konzil im Großen Schisma (1378-1431). Studien und Quellen, Paderborn 1990.

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allgemein akzeptierter formaler Regeln beruhte, welche Personen und Institutionen miteinander in Beziehung setzten und Verfahren für Interessendifferenzen und Konflikte festlegten.42 Sie läßt die Legitimitation der Zentren intakt, aber die denzentralen Regelkreise übernehmen die Informationsverarbeitung und die Handlungsformung. Das Kirchenrecht gestaltete ein Netzwerk, in das sich die päpstliche Zentrale einfügte, aber auch unabhängig von ihr Wirkung entfaltete. Weil die Sanktionsgewalt des Papstes verglichen mit dem Bereich seiner Legitimität stets eingeschränkt war, war die Zentrale zwar geschwächt, aber ohne die päpstliche Legitimität konnte das Kirchenrecht nicht bestehen. Das Kirchenrecht war aber zugleich auch das Ergebnis eines Netzwerkes, denn viele Instanzen haben an seiner Ausformung mitgewirkt, keine Institution hat ausschließliche legislative Kompetenzen ausgeübt, ja viele Teile des Kirchenrechts sind nicht einmal als Akte der Legislation entstanden. Auch die kraft päpstlicher Autorität promulgierten Gesetzbücher seit dem Liber Extra von 1234 waren Kompilationen, also Sammlungen disparaten Materials, auch wenn päpstliche Entscheidungen einen immer größeren Platz einnahmen, indes erst im Nachhinein als Dekretalen, also als langfristig wirkende Entscheidungen aufgefaßt worden sind. Aber die Durchsetzung auch des Dekretalenrechts war auf die Anwendung vieler an vielen Orten angewiesen, ohne daß diese Anwendung einfach hätte befohlen werden können. Die Etablierung eines schließlich für das gesamte okzidentale Europa verbindlichen Rechts gelang durch immer wieder neue Rechtssammlungen. Der Impetus für die Durchsetzung und die Stärkung von Regelwerken in der Kirche lag stets an dem Bedürfnis und dem Bestreben nach Reform. Weil Reform die Wiederherstellung eines verbindlichen Zustandes verlangte, der in der Vergangenheit angesiedelt war, war es so wichtig, daß dieser normprägende Zustand religiös legitimitiert war - legitimiert durch die Heilige Schrift, durch die Berichte über das Leben der frühen Christen und der Heiligen, durch die ursprünglichen Ideale der Ordens- und Klostergründer. Wie Reformbewegungen räumliche Konfigurationen erzeugten und auch jenseits der rechtlich normierten Raummuster Beziehungen herstellten, ist vor allem das Ergebnis eines Informationsaustausches, der Liturgie, Gewohnheiten und

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Ernst Pitz, Papstreskript und Kaiserreskript im Mittelalter (Bibliothek d. Deutschen Hist. Instituts in Rom 36), Tübingen 1971; Ders., Die römische Kurie als Thema der vergleichenden Sozialgeschichte, in: QFIAB 58 (1978) S. 216-359.

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zunehmend auch institutionell verankerte Regelungen einschloß.43 Die Verschriftlichung, im Ordenswesen häufiger als in anderen sozialen Milieus, perpetuierte Regelmechanismen und Regelkreise, bewahrte aber dennoch nicht vor weiteren Kritiken und daraus folgenden Modifikationen.44 So divergent auch die Meinungen über die Beschaffenheit und die Interpretation der Vorbilder waren, so war doch jedes Argument schier unwiderlegbar, das vorgab, den vorbildlichen Urzustand wiederherstellen zu wollen. Ein Normenkonsens schuf damit die Grundlage, daß ein zunehmend auch rechtlich verbindliches Netzwerk entstand, dessen Akzeptanz notwendig war und eingefordert und auch erreicht wurde, weil die religiöse Sanktionsgewalt stets wirksam war und nicht notwendigerweise einer zentralen Machtinstanz bedurfte. Zum anderen aber setzte sich ein allgemein akzeptiertes System der Regeln durch, weil sie von zahlreichen Agierenden als geeignet erachtet wurden, Konflikte zu mindern und sie einer friedlichen Lösung zuzuführen. Ahnlich wie bei der Durchdringung des antik-römischen Rechts im mittelalterlichen Europa erwies sich beim kanonischen Recht die Überlegenheit eines Rechts, das - eben weil kein Zentrum einseitig privilegiert wurde und keine europäische Region dominierte - den Konsensus erreichte, der dem Bedürfnis vieler nach Rationalität der Rechtsfindung entsprang. Die räumliche Konfiguration der mittelalterlichen Kirche im okzidentalen Europa beruhte auf einem Ideal, das Einheit voraussetzte, zugleich aber räumlich begrenzte Zuständigkeit legitimierte. Die divisio apostolorum wurde seit dem 13. Jahrhundert als Festtag begangen und evozierte 43

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Klaus Schreiner, Benediktinische Klosterreform als zeitgebundene Auslegung der Regel. Geistige, religiöse und soziale Erneuerung in spätmitttelalterlichen Klöstern Südwestdeutschlands im Zeichen der Kastler, Melker und Bursfelder Reform, in: Blätter für württembergische Kirchengeschichte 86 (1986) S. 1 0 5 - 1 9 5 ; Stefan Weinfurter, Reformidee und Reformpolitik im spätsalisch-staufischen Reich, Mainz 1992; Reformbemühungen und Observanzbestrebungen im spätmittelalterlichen Ordenswesen, hg. v. Kaspar Elm (Berliner Historische Studien 14. Ordensstudien 6), Berlin 1989. Einen allgemeinen Überblick in: Edeltraud Klueting, Monasteria semper reformanda. Kloster- und Ordensreformen im Mittelalter (Historia profona et ecclesiastica. Geschichte und Kirchengeschichte zwischen Mittelalter und Moderne 12), Münster i. W. 2005. Melville, De ordine (Anm. 27); Viva vox und ratio scripta. Mündliche und schriftliche Kommunikationsformen im Mönchtum des Mittelalters, hg. v. Clemens M. Kasper/ Klaus Schreiner (Vita regularis. Ordnungen und Deutungen religiösen Lebens im Mittelalter 5), Münster i. W. 1997.

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damit die Vorstellung, daß einst die Apostel räumlich getrennte Missions- und Einsatzgebiete vereinbart hätten, bzw. ihnen zugewiesen worden seien.45 Die Bischöfe, die als Nachfolger der Apostel galten, besaßen einen Fundus unantastbarer Zuständigkeit. Die Raumüberwindung beruhte sowohl auf der Kooperation zwischen den Bistümern und anderen Sprengein als auch auf der Befehlsgewalt der zentralen Macht, dem Papsttum. Die Kirche bedurfte abgestufter Kompetenzen, aber auch dosierter Partizipationen. Kommunikationen fanden aber auch außerhalb rechtlich regulierter Netzwerke statt. Durch sie diffundierten Informationen und Normen: Predigten und theologische Traktate formten die Vorstellungen des rechten Handelns und des rechten Denkens. Durch das Verfahren der pecia also durch das arbeitsteilige Abschreiben von Handschriften - zirkulierten seit dem 13. Jahrhundert zahlreichere Textzeugnisse, deren Entstehungsund Verbreitungszentren zunehmend die Universitäten wurden.46 Als Scharnierstellen der Kommunikation traten seit dieser Zeit zunehmend auch die Kirchenversammlungen hervor: seien es die Diözesan- und Provinzialsynoden, deren Einberufung das vierte Laterankonzil von 1215 zwingend vorschrieb, was zumindest teilweise befolgt wurde47, seien es die Ordenskapitel, die als Institutionen der Regulierung und des Informationstransfers ebenfalls durch das vierte Laterankonzil vorgesehen waren und durch die Provinzial- und Generalkapitel der Dominikaner, Franziskaner und anderer Orden zu mächtigen Gestaltungszentren wurden, freilich dezentral im Raum verteilt, gleichwohl institutionell in die umfassende kirchliche Organisation eingebunden.4' Es gab aber nicht wenige Störungen der Hierarchie, der Kommunikationen und der Netzwerke. Nationale Antagonismen, schärfer ausgeprägt aber herrschaftliche Rivalitäten unterbrachen oft die Verbindungslinien von Befehlen, von Steuereintreibungen, von personellen Transfers und von rechtlichen Normierungen. Das grosse Papstschisma von 1378 bis 1417 schuf Anhängerschaften, die sich an herrschaftlichen Loyalitäten

45 Willibrord Hug, Geschichte des Festes Divisio apostolorum, in: Theologische Quartalschrift 1 1 3 (1932) S. 53-72; A. Katzenellenbogen, The Separation of the Apostles, in: Gazette des Beaux Arts 35 (1949) S. 81-98. 46 D'Avray, Preaching (Anm. 31). 47 Johannes Helmrath, Das Basler Konzil 1431-1445. Forschungsstand und Probleme (Kölner Historische Abhandlungen 32), Köln 1987; Schmidt, Kirche (Anm. 21), S. 120-164. 48 Cygler, Generalkapitel (Anm. 28).

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anlehnten. U n d selbst nach der Wahl eines einzigen allgemein anerkannten Papstes auf dem Konstanzer Konzil behielten einzelne Regionen unterschiedliche rechtliche Bestimmungen, die durch einzelne Verträge die Konkordate - festgelegt wurden.

7. Gefährdung zentralistischer Einheit Die Einheit, basierend auf den kirchlichen Sprengein, zu wahren, wurde noch schwieriger, wenn nicht gar unmöglich, als nach dem Konstanzer Konzil und nach dem Prozess gegen Jan Hus und seiner Hinrichtung im Jahre 1 4 1 5 die Etablierung einer veritablen Gegenkirche in Böhmen gelang, wodurch die dogmatische Uniformierung des okzidentalen Europa in Böhmen und darüber hinaus grundsätzlich in Frage gestellt wurde. Die teilweise Dekomposition des Systems sprengte die Netzwerkrelationen, beendete aber keineswegs einen Diskurs zwischen der dominanten Kirche und den böhmischen Dissidenten, wie er vor allem auf dem Baseler Konzil und in dessen Umfeld stattfand. Genauso wenig endeten die personalen Relationen und Transfers, vielmehr waren auch die abtrünnigen Hussiten auf sie angewiesen, wollten sie doch eine tradierte Legitimität nicht gefährden, was die Rekrutierung von geistlichem Personal aus den Beständen der etablierten Amtskirche verlangte. 49 Die Situation im konfessionellen Zeitalter seit dem 16. Jahrhundert war damit präfiguriert, ohne daß das Ideal, in einem einheitlichen Normengefüge im okzidentalen Europa zu handeln, aufgegeben worden wäre. Wenn die Berufung auf ein unbestrittenes religiöses D o g m a und auf eine nicht bestrittene Legitimität kirchlicher Institutionen nicht mehr möglich war, mußte dieses Ideal sich als säkularisierte, wenngleich nicht religionsbefreite Friedensordnung ausgeben. Bekanntlich hat dies der böhmische König Georg Podiebrad durch sein Konzept eines föderalen Bundes aller europäischen christlichen Fürsten versucht. Als Förderer der Ketzer delegitimiert, war er aus nachvollziehbaren Gründen darauf angewiesen, seinen Mangel an Rechtmäßigkeit zu kompensieren. Dies geschah, indem er jenseits kirchlicher Deutungsmuster, aber weiterhin basierend auf christlichen Idealen, die auf Kreuzzugspläne fokussierten, ein Netzwerk zwischen den Fürsten Europas konzipierte, die ihrerseits Regionen repräsentierten. Daß seine Vorschläge nicht akzeptiert wurden, 49 Howard Kaminsky, A History of the Hussite Revolution. Berkeley 1967.

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mag vielleicht anzeigen, wie verfrüht sie waren. Sie als unzeitgemäße Phantastereien abzutun, wäre dennoch verfehlt. Das Projekt beweist, wie auch ohne ein Programm päpstlicher Machtfülle, welches ja gleichfalls Utopie blieb, das Bedürfnis nach normengeleiteter Vernetzung des Gebietes der lateinischen Christenheit auch dann kräftig blieb, als die Existenz einer obersten geistlichen, genauso aber auch weltlichen Instanz des lateinischen Europa problematisch wurde.' 0 Die Vervielfältigung von Beziehungssträngen zwischen einer erhöhten Anzahl von Akteuren erzeugte Unübersichtlichkeit. Dies zeigte sich auch in der räumlichen Gliederung der Kirche. Beziehungsmuster lagerten sich ab und schufen als Ergebnis unterschiedlicher Entstehungszeiträume Sedimente verschiedener Ausdehnung und Tiefe. Weil sich Raumeinheiten als Verknotungen engerer Verbindungen etablierten, waren Brückenfunktionen nötig, um die Verbindungen zwischen Gebieten herzustellen. Diese Funktionen mit institutionell gesicherten Amtern auszustatten, hat die Stabilität gefördert. Eine weitgehende Homogenität war beabsichtigt, die den religiös begründeten Wahrheitsanspruch und die kirchlich begründete oberste Leitungskompetenz des römischen Bischofs absichern sollte. Aber Homogenität ließ sich nicht erreichen, wohl aber die Existenz einer Legitimität stiftenden Instanz und die Kooperation von Akteuren, die sich gemeinsamen Weiten und Regeln verbunden sahen. Was sich als räumliche Markierungen ablagerte, beruhte also nicht allein auf Zuweisungen von Kompetenzen. Neben der Hierarchie bestanden Partizipationen. Parallel zu den Bistümern bildeten sich kirchliche Einrichtungen, vor allem bei den Orden. Unabhängig von der kirchlichen Verfassung knüpften Personen und Institutionen Kontakte, die auf dem Austausch von Handschriften und Regeltexten, auf dem gemeinsamen Totengedächtnis, der Verwaltung von Besitz, auf dem Transfer von Personen beruhten. Informelle Verbindungen als auch rechtliche Verfahrensordnungen schufen Regelkreise. Die Ordnung der Kirche beruhte sowohl auf den Linien, die vom Zentrum ausgingen und auf dieses zuliefen, als auch auf den territorialen Handlungszonen. Sowohl eindeutige Grenzen als auch sich überlappende Ränder 50 The universal Peace Organization of King George of Bohemia. A Fifteenth Century Plan for Word Peace 1462-1464, hg. v. Vaclav Vanecek/ Jiri Kejr, Prag 1964; Vaclav Vanecek, Eine Weltfriedensorganisation nach den Vorschlägen des böhmischen Königs Georg Podiebrad und nach den Ideen des Johannes Arnos Comenius (Sitzungsberichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Kl. f. Philosophie, Geschichte, Staats- Rechtsund Wirtschaftswissenschaften), Berlin 1963.

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des Einflusses markierten den Raum. Weil der Raum auch in der Kirche nicht als homogenes Einwirkungsfeld zu verstehen war und ist, gab es Brüche. Durch natürliche Hindernisse, unterschiedliche Sprachen, konkurrierende politische Ambitionen, aber auch innerkirchliche Ansprüche auf Machtausübung waren Barrieren errichtet. Auch wenn sie die Einheit nicht gefährden mochten, waren sie wirksam und beförderten die Entstehung verdichteter Beziehungsnetze in einem spezifischen regionalen Umfeld. Diese räumlich radizierten Netzwerke waren wiederum untereinander verbunden. Ihre Bedeutung wuchs im Laufe des späten Mittelalters, weil - trotz der ebenfalls erreichter Steigerung päpstlicher Macht und Administration - die Komplexität sozialer Beziehungen zunahm, so daß eine hierarchische Einordnung sie nicht zu reglementieren und vollständig einzubinden vermochte. Sowohl ein geordnetes Gefüge definierter Kompetenzen, als auch ein diskursives Gewirr von Verbindungen prägten daher die spätmittelalterliche Kirche und prägten somit auch den Raum, in dem sie sich entfalteten, Handeln vorgaben und Regeln setzten. Die räumlichen Muster kanalisierten die soziale Interaktion und dies weit über den Bereich der Kirche hinaus und mit Auswirkungen, die ebenfalls über das Mittelalter hinausreichen.

Die Entwicklung des Kirchenrechts als raumübergreifendes Kommunikationsmodell im 12. Jahrhundert Gisela Drossbach

i. Einleitung Möchte man die Rechtsentwicklung des 12. Jahrhunderts entsprechend den Schlagworten des Historikertages 2004 in den Termini von «Kommunikation» und «Raum» beschreiben, ist hier, ebenso wie in den anderen Beiträgen dieses Bandes, nach dem Übergang von einem zentralen, hierarchisch gesteuerten Kommunikationssystem zu einem dezentralen kommunikativen Netzwerk ebenso zu fragen, wie nach der Uberwindung von Räumen und den spezifischen Kommunikationsbedingungen der Vormoderne. Deshalb zunächst einige methodische Vorüberlegungen.

2. Methodische Überlegungen 2.1. Was ist «Rechtsentwicklung» im 12. Jahrhundert? Rechtsentwicklung gab es schon immer und wurde auch von den Zeitgenossen als solche wahrgenommen. Beispielsweise formulierte bereits Bernold von Konstanz ( 1 0 1 5 - 1 1 0 0 ) in seinem Traktat «De fontibus iuris ecclesiastici» («Über die Quellen des Kirchenrechts») theoretische Überlegungen zum zweckmäßigen Umgang mit den Kirchenrechtsquellen und deren Autoritäten, wobei die Vorstellung vom Papst als Rechtsschöpfer zu seiner Lieblingsidee avancierte.1

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S. die Einleitung zu: Bernold von Konstanz, De excommunicatis vitandis, de reconciliatione lapsorum et de fontibus iuris ecclesiastici (Libellus X), hg. v.

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Gisela Drossbach

Neben theoretischen Überlegungen sind im 12. Jahrhundert vor allem drei Ebenen der Kirchenrechtsentwicklung zu berücksichtigen: 1. das allmähliche machtpolitische Auseinandertreten von sacerdotium und regnum, das mit den Eckpunkten Beilegung des Investiturstreits und Wormser Konkordat ( 1 1 2 2 ) zu kennzeichnen ist.2 2. die ökumenischen Konzilien, im 12. Jahrhundert drei Laterankonzilien, insbesondere das dritte Laterankonzil von 1179, mit seinen auf

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Doris Stöckly unter Mitwirkung v. Detlev Jasper, ( M G H Fontes 15) Hannover 2000, S. 3 3ff.: Als Kanonist erarbeitete sich Bernold von Konstanz Interpretationsregeln und eine Hierarchie der Kirchenrechtsquellen, die bei der Gewichtung der überlieferten Rechtssätze halfen und so erst eine klare A r gumentation ermöglichten. Er unterteilt sein Werk in zwei Abschnitte, von denen im umfangreicheren ersten Teil die Quellen des Kirchenrechts und im zweiten Abschnitt deren sachgerechte Interpretation erörtert werden. Gleich der erste Satz des Traktats nennt mit den Aposteln, den römischne Bischöfen und den Beschlüssen «anderer heiliger Väter» - damit sind hauptsächlich von R o m approbierte Konzilsentscheidungen gemeint - die Urheber des positiven kirchlichen Rechts. Diese Dreiteilung bestimmt die weitere Untergliederung des Kapitels über die «Fontes iuris ecclesiastici». Darin beschäftigt sich Bernold mit den Aposteln als den Begründern des Kirchenrechts, mit den Päpsten als Gesetzgebern und mit den ökumenischen Konzilien und den Provinzalsynoden und ihrem Beitrag zum Kirchenrecht. Aus urchristlicher Zeit nennt Bernold wohl unter Benutzung des Berichts Hinkmars von Reims fünf Apostelkonzile. Hier schon führt Bernold den Gedanken der historischen Bedingtheit des Rechts an, - ein Gedanke, der im Werk immer wiederkehrt - und hier auf das Vorbild der Apostel zurückgeführt wird. Als Nachfolger der Apostel bilden für Bernold die Päpste und ihre Dekretalen die wichtigste Quelle des Kirchenrechts. Hier geht es dem Konstanzer Scholaster darum, die Widersprüche zwischen einzelnen Dekretalen sowie zwischen Dekretalen und Konzilskanones als Unterschiede, d.h. distinctiones, und nicht als Gegensätze zu erklären. Seine Lösung liegt, wie schon beim dritten Apostelkonzil angedeutet, in dem Nachweis der Veränderbarkeit der Gesetze, die von den Personen, den sachlichen Zwängen und den Zeitumständen abhängig seien. Unter Berufung der Papstbriefe des Damasus, Julius und anderer formuliert Bernold eine seiner Lieblingsideen von den Päpsten als Rechtsschöpfern, durch deren Zustimmung die Beschlüsse von Konzilien und die Väterworte erst ihre Rechtswirksamkeit erlangen könnten. In Auswahl: Rudolf Schieffer, Investiturstreit, in: Lexikon für Kirchen- und Staatskirchenrecht 2, Paderborn u. a. 2002, S. 318; Werner Goetz, Kirchenreform und Insvestiturstreit, Stuttgart 2000; Hans Jacobs, Kirchenreform und Hochmittelalter, München '1994.

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kirchliche Allgemeinverbindlichkeit abgestellten normativen Festlegungen, wie z.B. die Regelung der Zweidrittelmehrheit bei der Papstwahl3; 3. die Entwicklung des Dekretalenrechts, wobei unter Dekretalen im engeren Sinne Papstbriefe, d.h. epistolae als Normativität beanspruchende Texte, zu verstehen sind. Hier lasssen sich zwei Schwerpunkte erkennen: a. In der Geschichte des kanonischen Rechts ist das 12. Jahrhundert epochemachend die Zeit der Abfassung des Decretum Gratiani (um 1140) und der Entstehung einer systematisierten kanonistischen Rechtswissenschaft.4 Dieser Beginn des sogenannten gelehrten Rechts steht in enger Verbindung mit der Schule von Bologna. b. Die nachgratianischen Dekretalensammlungen: Innerhalb von nur zwei Generationen nach dem Dekret Gratians wird das kanonische Recht durch legislativ wirkende Akte der Päpste wie nie zuvor fortgebildet und umgestaltet. Diese Rechtsfortbildung bzw. Entwicklung eines ius novum erfolgt durch eine Fülle päpstlicher Dekretalen, den epistolae decretales, also Papstschreiben zur Klärung von Rechtsfragen mit dem Anspruch universaler Geltung.'

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Robert Somerville, Pope Alexander III. and the Council of Tours (1163) (Publications of the Center for medieval and renaissance studies 12), Berkeley 1977; Ders., Papacy, councils and canon law in the n t h - 12th centuries (Collected studies series 312), Aldershot u.a. 1990; Franz J. Feiten, Kaisertum und Papsttum im 12. Jahrhundert, in: Das Papsttum in der Welt des 12. Jahrhunderts, hg. v. Ernst-Dieter Hehl (Mittelalter-Forschungen 6) Stuttgart 2002, S. 101-125. Siehe auch den Beitrag von Thomas Wetzstein in diesem Band: Zur kommunikationsgeschichtlichen Bedeutung der Kirchenversammlungen des hohen Mittelalters, S. 247-297. Zum Decretum Gratiani siehe den ausgezeichneten Überblick von: Jean Werckmeister, Decretum Gratiani, in: Lexikon für Kirchen- und Staatskirchenrecht. i, Paderborn u.a. 2000, S. 375-378 mit weiterer Literatur; Anders Winroth, The making of Grantian's Decretum (Cambridge studies in medieval live and thought 4), Cambridge 2000; La cultura giuridico-canonica medioevale. Premesse per un dialogo ecumenico, a cura di Enrique De Leon/ Nicolas Alvarez de las Asturia (Pontificia universitä della Santa Croce. Monografie giuridiche 22), Mailand 2003. Vgl. in Auswahl: Peter Landau, Die Entstehung der systematischen Dekretalensammlungen und die europäische Kanonistik des 12. Jahrhunderts, in: ZRGKanAbt 65 (1979), S. 120-148; Wiederabgedruckt in: Peter Landau, Kanones und Dekretalen. Beiträge zur Geschichte der Quellen des kanonischen Rechts (Bibliotheca Eruditorum 2), Goldbach 1997, S. 227-255;

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Zentral ist der Begriff des ius novum («Neues Rechtes»): Als ius novum bezeichnet man die Phase der Ausbildung neuer Dekretalensammlungen, die das Dekret Gratians ergänzen sollen. Sie ist 1234 mit dem Liber Extra, dem Gesetzbuch Papst Gregors IX., abgeschlossen. Diese nachgratianischen Dekretalensammlungen stellen eine wichtige Etappe und neuartige Qualität der Rechtsentwicklung dar, die vor allem in den 80er und 90er Jahren des 12. Jahrhunderts stattfand. Denn sie bedeutet eine Weiterentwicklung in der Anwendung päpstlichen Rechts hin auf dem Weg, dessen Endpunkt mit dem Satz ubi papa, ibi ecclesia umschrieben werden kann.7 Man befindet sich hier aber eben erst auf dem Weg und noch nicht am Ziel, womit zum Thema Raum und Kommunikation zurückzukehren ist. Diesbezüglich soll im Folgenden unter «Kommunikation» die Rezeption von päpstlichen Entscheiden in verschiedenen kirchlichen Bereichen (z.B. Gericht, Lehre, Privilegien) und unter «Raum» die durch Kommunikation entstehenden kirchenadministrativen Zentren verstanden werden.

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Charles Duggan, Decretals and the Creation of New Law in the Twelfth Century. Judges, Judgements, Equity and Law (Collected Studies Series 607), Aldershot u. a. 1998; Ders., Twelfth-Century Decretal Collections (University of London Historical Studies 12), London 1963; Gisela Drossbach, Schools and Decretals in the 12th Century. The Collectio Francofurtana, in: Bulletin of Medieval Canon Law 24 (2000), S. 69-82; Andreas Thier, Die päpstlichen Register im Spannungsfeld zwischen Rechtswissenschaft und päpstlicher Normsetzung. Innocenz III. und die Compilatio Teria, in: ZRGKanAbt 88 (2002), S. 44-69. Filippo Liotta, I papi anagnini e lo sviluppo del diritto canonico classico. Tratti salienti, in: Studi di storia del diritto medioevale e moderno, a cura di Filippo Liotta, Bologna 1999, S. 107-128. Zur zeitgenössischen Anwendung der Begriffe ius vetus und ius novum in der klassischen Kanonistik: Peter Landau, Die Durchsetzung neuen Rechts im Zeitalter des klassischen kanonischen Rechts, in: Institutionen und Geschichte. Theoretische Aspekte und mittelalterliche Befunde, hg. v. Gert Melville (Norm und Struktur 1), Köln u.a. 1992, S. 137—155. Zur kirchenpolitischen-hierokratischen Theorie des Spätmittelalters: Jürgen Miethke/ Arnold Bühler, Kaiser und Papst im Konflikt. Zum Verhältnis von Staat und Kirche im späten Mittelalter (Historisches Seminar 8), Düsseldorf 1988; Jürgen Miethke, De potestate papae. Die päpstliche Amtskompetenz im Widerstreit der politischen Theorie von Thomas von Aquin bis Wilhelm von Ockham (Spätmittelalter und Reformation, NR 16), Tübingen 2000.

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Meiner Ansicht nach bilden die Dekretalensammlungen insofern raumübergreifende Kommunikationsmodelle aus, als sich die Entwicklung des «Neuen Rechtes» (ius novum) seit dem Dekret Gratians bis hin zur zusammengestellten Rechtssammlung, der Compilatio prima, durch den Bologneser Rechtslehrer Bernhard von Pavia im Jahre 1 1 8 8 , nicht wesentlich an der Rechtsschule von Bologna abspielte, sondern ohne den großen Dekretalensammlungen, die im englischen und französischen R a u m entstanden, undenkbar gewesen wäre. Grundlage f ü r die Rechtsentwicklung in diesem Zeitraum ist die umfassende Ausfertigung von Papstbriefen während des Pontifikats Papst Alexanders III. ( 1 1 5 9 - 1 1 8 1 ) , deren A n z a h l momentan von Kennern der Materie auf ca. 12.000 Stück beziffert wird 9 , w o v o n ca. 1 1 0 0 Stück in die Dekretalensammlungen Eingang fanden.'" U m also im Folgenden zu Ergebnissen über die Rechtsentwicklung im 12. Jahrhundert in den Dimensionen von R a u m und Kommunikation zu

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Die umfangreichste nachgratianische Dekretalensammlung ist die Collectio Francofurtana, die 1181/82 in Sens in der Champagne oder Troyes entstand: Die Collectio Francofurtana - eine französische Dekretalensammlung. Analyse. Mit Vorarbeiten von Walther Holtzmann f , hg. v. Peter Landau/ Gisela Drossbach (Monumenta Iuris Canonici, Series В, vol. 9), Cittä del Vaticano 2007. Die Urkunden Alexanders III. nehmen bei J L in der 1. Auflage die Nummern 10.584 bis 14.424 ein, das sind knapp 4.000 Stück; in der 2. Auflage kommen 59 Stück dazu (S. 761-766 Supplementum regestorum). Nach mündlicher Auskunft der Herausgeberin der Regesten zu Lucius III., Dr. Katrin Baaken/ Tübingen, kann man erfahrungsgemäß die Zahl der J L Nummern verdreifachen. Stefan Hirschmann, Die päpstliche Kanzlei und ihre Urkundenproduktion ( 1 1 4 1 - 1 1 5 9 ) (Europäische Hochschulschriften. Reihe 3: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, Bd. 913), Frankfurt a. M. u.a. 2001, S. 17, führt eine Größenordnung von «annähernd 20.000 Urkunden» an: «Nachdem die Quellenbasis der Jahre 1 1 8 1 bis 1187 bereits weitestgehend erfaßt werden konnte und mit der vorliegendne Arbeit nunmehr auch die Urkunden der Jahre 1 1 4 1 bis 1159 zusammengestellt sind, kann künftig das Augenmerk verstärkt auf den Pontifikat Alexanders III. ( 1 1 5 9 1 1 8 1 ) sowie die Früh- und Endzeit des 12. Jahrhunderts gelenkt werden. Insgesamt dürften auf diesem Felde in Zunkunft noch annähernd 20.000 Urkunden zu bearbeiten sein.» Vgl. Walther Holtzmann, Über eine Ausgabe der päpstlichen Dekretalen des 12. Jahrhunderts, Nachrichten der Akademie der Wissenschaten in Göttingen, phil.-hist. Kl., 1945, S. 15-36.

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gelangen, sollen zunächst die Dekretalensammlungen aus den 70er und 80er Jahren dieses Jahrhunderts untersucht werden.

3. Entstehung von Dekretalensammlungen 3.1. Darstellung einer Dekretale anhand eines Eherechtsfalls Bevor auf Dekretalensammlungen als Kommunikationsmodelle näher eingegangen wird, soll zunächst erklärt werden, was eine Dekretale in der Regel ausmachen muss, damit sie Eingang in eine Sammlung findet. Als Beispiel soll ein Brief (JL 13937) angeführt werden, den Papst Alexander III. am 30. Juni 1177 an Robert, Abt der großen Zisterzienserabtei Fountains in Yorkshire/Nordengland und an Magister Vacarius, einen englischen Experten in Rechtsfragen, sandte." Dieser Brief ist nicht nur deshalb beispielhaft, weil er eine Entscheidung des Papstes in einer wichtigen Rechtsfrage wiedergibt, sondern auch, weil er gerade aufgrund dieses Inhalts in vielen englischen, französischen und italienischen Dekretalensammlungen der Zeit verbreitert wurde. Auf diese Weise fand die Dekretale auch in der Folgezeit Eingang in die bereits genannte Compilatio prima des Bernhard von Pavia (iComp. 4.7.2) und dann schließlich in Papst Gregors IX. großen Gesetzbuch, den Liber Extra aus dem Jahre 1234 (X 4.7.2). Inhaltlich behandelt die Dekretale einen Fall aus dem Eherecht. Ein Mann normannischer Abstammung aus der Diözese York wendet sich mit folgendem Sachverhalt an den Papst: Er selbst war vor mehreren Jahren entführt und in vinculis ferreis gelegt worden. Dort hatte er versprechen müssen, eine bestimmte Frau zu heiraten, woraufhin er freigelassen wurde. Er selbst aber heiratete alsbald eine andere Frau; mit ihr hat er inzwischen mehrere gemeinsame Kinder. Jene Frau aber, der er einst die Heirat versprochen hatte, lässt die Sache nicht ruhen, sondern wendet sich an den Erzbischof Roger von York und findet bei ihm Gehör: Der

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Dieser Fall nach Peter Landau, Collectio Fontanensis, Festschrift für James Brundage (im Druck).; vgl. auch Gisela Drossbach, Frauenschutz durch Papstbriefe? - Kirchliches Eherecht im England des 12. Jahrhunderts, in: Recht - Kirche - Staat. Festschrift für Peter Landau zum 70. Geburtstag, hg. v. Thomas Duve/ Harald Siems/ Andreas Thier, Paderborn (voraussichtlich) 2008 (im Druck).

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Erzbischof befiehlt dem Ehemann, sich von seiner Frau und Mutter seiner Kinder zu trennen; dieser gehorcht. Das Eheproblem scheint sich von selbst zu lösen, als jene Frau stirbt, die gegen ihn beim Erzbischof geklagt hatte. Doch nun weigert sich der Ehemann zu seiner Frau und den Kindern zurückzukehren. Das Vertrauen in seinen Erzbischof Roger von York hat er verloren, und so wendet er sich mit Hilfe seines Bruders an den Papst. Alexander III. setzt als seine delegierten Richter Yacarius und den Abt von Fountains Abbey ein. In der Dekretale zeichnet der Papst seinem Richter den Lösungsweg vor: Die alles entscheidende Frage ist, ob der klagende Mann vor der Heirat mit der späteren Mutter seiner Kinder bereits eine Ehe mit der ersten, ihm aufgezwungenen Frau eingegangen war. Hat er nach seiner Freilassung weder der Ehe zugestimmt noch mit der im Schwur benannten Frau Geschlechtsverkehr gehabt, darf er zur zweiten Frau, der Mutter seiner Kinder, zurückkehren. Andernfalls, wenn er nämlich durch Konsens und durch die copula carnis bereits mit dieser ersten, ihm aufgedrängten Frau die Ehe eingegangen war, ist ihm bei Strafe der Exkommunikation die Rückkehr zu seiner zweiten Frau verboten. Denn diese zweite Verbindung wäre dann zu einer Zeit geschlossen worden, als die erste Ehefrau noch am Leben war; es handele sich dann also nicht um eine Ehe im kanonischen Sinn und deshalb will der Papst die Rückkehr zu der zweiten Frau ausschließen. Doch da die erste Ehefrau inzwischen verstorben ist, steht dem Mann nun frei, eine andere, dritte Frau zu heiraten. Papst Alexanders Hauptanliegen ist in dieser Dekretale das Eheverbot für ein Paar, das in einer ehebrecherischen Putativ-Ehe lebt, das heißt, in einer Verbindung, die geschlossen wird, solange der erste Ehepartner noch am Leben ist. Zur wichtigen Bedeutung der Dekretale im Rahmen des zeitgenössischen Eherechts' 2 ließe sich noch Vieles anführen, doch dies soll hier genügen, um die Bedeutung von Dekretalen als päpstliche Einzelfallentscheidungen kennenzulernen. Zudem zeigt dieses Beispiel, dass Dekretalensammlungen wertvolles Material für eine ganze Reihe zeitgenössischer Rechtsprozesse bergen. Wie also entstehen Dekretalensammlungen? Wer sammelt solche Einzelfallentscheidungen? An erster Stelle sind die vom Papst delegierten Richter zu nennen, die nicht selbst in iure canonico periti sein müssen, doch in deren Umgebung sich meist Rechtsgelehrte

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S. die vorangehende Anm.



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aufhalten. 13 Delegierte päpstliche Richter sind in der Regel Bischöfe wie Walter von Coutances, Erzbischof in Rouen von 1184 bis 1207, der die größte Dekretalensammlung nach dem Dekret Gratians, die Collectio Francofurtana (entstanden 1181/82), abschreiben und auf ihrer Basis neue Dekretalensammlungen kompilieren ließ. 4 Delegierte Richter können aber auch Äbte sein, wie der bereits genannte Abt der großen Zisterzienserabtei Fountains in Yorkshire, in dessen Umkreis die sogenannte Collectio Fontanensis enstand. 1 ' Sammlungen entstehen aber auch in Rechtsschulen. Diese Einrichtungen stellen allerdings für die Zeit vor den Universitätsgründungen ein

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Zu päpstlich delegierten Richtern: Charles Duggan, Papal Judges Delegate and the Making of «New Law» in the Twelfth Century, in: Cultures of Power: Lordship, Status, and Process in Twelfth-Century Europe, hg. v. T.N. Bisson, Philadelphia 1995, S. 172-199. Auch in: Decretals and the Creation of «New Law» in the Twelfth Century (Collected Studies series 607), Aldershot 1998, S. 172-199; Harald Müller, Die Urkunden der päpstlichen delegierten Richter. Methodische Probleme und erste Erkenntnisse am Beispiel der Normandie, in: Hundert Jahre Papsturkundenforschung. Bilanz Methoden - Perspektiven. Akten eines Kolloquiums zum hundertjährigen Bestehen der Regesta Pontificum Romanorum vom 9.-11. Oktober 1996 in Göttingen (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Philologisch-Historische Klasse, Dritte Folge, Band 261), Göttingen 2003, S. 351-371, hier S. 365: Delegierte Richter «waren im Prozess an das allgemeien Recht und die spezielle Maßgabe der jeweiligen Kommisorie gebunden, in der Durchführung und Entscheidung aber weitgehend selbständig. Die päpstliche Vollmacht erlaubte es ihnen, zur Prozeßführung die lokalen kirchlichen Institutionen ausdrücklich auch auf Amtsträger höheren Ranges erstreckte. Als Beauftragte des römischen Bischofs mit begrenzten Kompetenzen aber bedurften all ihre Entscheidungen der päpstlichen Approbation, derer sie sich besonders in strittigen Rechts- und Verfahrensfragen zu versichern suchten.» 14 Peter Landau, Walter von Coutances und die Anfänge der anglonormannischen Rechtswissenschaft, in: «Panta rei», Studi dedicati a Manlio Bellomo, hg. v. Orazio Condorelli, Bd. 3, Rom 2004, S. 183-204. Walter von Coutances wurde insgesamt fünfmal von den Päpsten als delegierter Richter eingesetzt: Ibid., S. 197. 15 Analyse der Collectio Fontanensis·. Walther Holtzmann/ Christopher R. Cheney/ Mary G. Chenea, Studies in the collections of twelfth-century decretals (Monumenta Iuris Canonici Ser. В, vol. 3), Cittä del Vaticano 1979, S. 103-115; Peter Landau, Collectio Fontanensis, Festschrift für James Brundage (im Druck).

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schwieriges Thema dar. Die Rechtslehre an Kathedralschulen in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ist für Exeter, Hereford und Lincoln nachweisbar.'6 Im letzten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts gibt es eine aufblühende Rechtsschule in Oxford.' 7 Doch liegt das Problem darin, dass meines Wissens bisher die Frage nach der Ausdehnung und dem Charakter der Rechtslehre nicht beantwortet werden konnte.'8 Noch schlechter ist es um die Forschungen für den französischen Raum bestellt. Hier weiss man nach wie vor nur, dass kanonisches Recht an den universites meridionales wie Toulouse, Montpellier und Avignon erst ab ca. 1350 und an den mittelmäßigen Universitäten wie Cahors und Orange seit der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts gelehrt wurde. Allerdings gibt es die nordfranzösischen Kathedralschulen des 12. Jahrhunderts, deren Rechtslehre auch den deutschsprachigen Raum beeinflusste, sowie die südfranzösische Schulen von Valence und Die, aber auch Rechtsschulen in Paris und ab ca. 1220 in Orleans. Desweiteren entstanden Rechtssammlungen in den Klöstern insbesondere Zisterzienserklöstern, wie beispielsweise die Collectio Fontanensis in Fountains Abbey und die älteste Abschrift der Collectio Francofurtana [Trccensis] in Clairvaux. Undenkbar wäre die Enstehung der Sammlungen ohne der Beteiligung intellektueller Köpfe, wie der bereits genannte Magister Vacarius (ca. I i 15/20 - ca. 1200). Dieser wahrscheinlich bestausgebildete englische Experte in Fragen des römischen und kanonischen Rechts lernte in Bologna, ging anschließend an den erzbischöflichen Hof von Canterbury (ca. 1145) sowie an jenen von York (ca. 1159) und lehrte schließlich in

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Francis de Zulueta/ Peter Stein, The Teaching of Roman Law in England around 1200 (Seiden Society supplementary Series 8), London 1990, xxii. Zum Gründungsvorgang der Oxforter Universität: Frank Rexroth, König Artus und die Professoren. Gründungsfiktionen an mittelalterlichen englischen Universitäten, in: Jahrbuch für Universitätsgeschichte 1 (1998), S. 13-48; Ders., Oxford. Vom «langen Mittelalter» der englischen Wissenschaft, in: Stätten des Geistes, Große Universitäten Europas von der Antike bis zur Gegenwart, hg. v. Alexander Demandt, Köln 1999, S. 9 1 - 1 1 0 . Zulueta/ Stein (Anm. 16), S. xxii: «During the second half of the (sc. 12th) century, the new learning, both in civil law and canon law, began to be taught in England. There is some evidence of teaching in the cathedral schools, such as Exeter, Hereford and Lincoln. In the last decade of the century there is abundant evidence of a flourishing law school, with both civil and canon law, at Oxford. The problem is to decide on the extent and character of the teaching before them.»

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Oxford' 9 , bis er im Umkreis des Abtes der Zisterzienserabtei Fountains in Yorkshire/Nordengland wirkte. 20 Eine wichtige Rolle f ü r die Entstehung der Sammlungen dürften auch die Verkehrswege gespielt haben, wobei dies für die Dekretalen noch im einzelnen zu untersuchen wäre. Winfried Stelzer jedenfalls kann nachweisen, dass die Rezeption des kanonischen Rechts noch in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts von N o r d - und Südfrankreich nach Köln, aber auch nach Süddeutschland verlief, das eigentlich näher an Norditalien liegt. 2 ' Eine Umorientierung nach Norditalien sei erst in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts erfolgt. 22 Dann noch zur Anzahl und Verbreitung der Sammlungen: Die meisten Texte entstanden in England, an zweiter Stelle steht Nordfrankreich. Ca. sechzig Sammlungen sind uns in Abschriften erhalten; die gesamte Anzahl der Sammlungen im 12.

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Leonard Boyle, The beginnings of legal studies at Oxford, in: Viator 14 (1983), S. 107-131; Kuttner Stephan/ Rathbone Eleanor, Anglo-Norman Canonists of the twelfth century, in: Traditio 7 (1949-51), 279-358; Laurent Mayali, Johannes Bassianus - Nachfolger des Vacarius in England?, in: ZRGRomAbt 99 (1982), S. 317-25; Zulueta/ Stein (Anm. 16); Casassa, Charles, Magister Vacarius Hie in Oxonefordia legem docuit: (1) An Analysis of the Dissemination of Roman Law in the Middle Ages; Massimiliano Guareschi, Fra canones e leges: Magister Vacarius e il matrimonio, in: Melanges de l'Ecole France de Rome moyen age 3.1 (1999), S. 105-139; Ders., Gli incontri di un canonico legista. Magister Vacarius teologo e polemista, in: Rivista di storia e letteratura religioso 36.3 (2000), S. 381-414. Grundlegend für die Vielseitigkeit des Vacarius, insbesondere auch als Theologe und Philosoph, ist die an der University of Melbourne/ Australien entstandene Arbeit: Jason Taliadorus, Law and Theology in Twelfth-Century England: The Works of Master Vacarius (c. 1115/20-c. 1200) (Disputatio 10), Tournhout 2006. 20 Vgl. dazu oben S. 46 mit Anm. 11. Auch Papst Lucius III. (1181-1184) setzte magister Vacarius als delegierten Richter ein: Frcf. R 12.10 α, ed. Landau/ Drossbach (Anm. 8), S. 106 21 Winfried Stelzer, Die Rezeption des gelehrten Rechts nördlich der Alpen, in: Kommunikation und Mobilität im Mittelalter. Begegnungen zwischen dem Süden und der Mitte Europas (11.-14. Jahrhundert), hg. v. Siegfried Rachewiltz/ Josef Riedmann, Sigmaringen 1995, S. 231-247, hier S. 237. 22 Ibid., S. 237: Beispielsweise mit Altmann von St. Florian, der in seinem umfangreichen kanonistischen Werk jede neu publizierte Quellensammlung von der Compilatio Romana (1208) über die Bestimmungen des 4. Laterankonzils bis zur Compilatio Quarta umgehend berücksichtigte.

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Jahrhundert wird auf ca. 200 Exemplare geschätzt*5. D o c h wie gestaltete sich die Verbreitung des Dekretalenrechts auf dem Gebiet des deutschen Reiches ?

4. Rechtsentwicklung im deutschsprachigen Raum Schon bald nach Abschluss von Gratians Dekret finden sich frühe A b schriften in Köln, die Emil Friedberg als Grundlage für seine Edition herangezogen hatte.24 In Bremen war der Kanonist Eilbert von Bremen im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts aktiv, der u.a. eine Dekrethandschrift mit Glossen ausstattete.2' Die rheinische Schule um 1 1 7 0 als Ort selbständiger wissenschaftlicher Leistungen in der Kanonistik weisen Peter Landau in seinem Aufsatz «Die Anfänge der Verbreitung des klassischen kanonischen Rechts in Deutschland im 12. Jahrhundert und im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts» 24 sowie Christoph H . F. Meyer in seinem Artikel «Gratian in Westfalen» 27 nach. Winfried Stelzer gelingt dasselbe für das baben-

23 Walther Holtzmann, Über eine Ausgabe (Anm. 10). 24 Landau, Anfänge (s.u. Anm. 26), S. 274 Anm. 8. 25 Winfried Stelzer, Eilbert von Bremen. Ein sächsischer Kanonist im Umkreis Bischof Wolfgers von Passau, in: Österreichisches Archiv für Kirchenrecht 27 (1976), S. 60-69; Ders., Eilbert von Bremen, in: Die deutsche Literatur des Mittelalter, Verfasserlexikon 2, Berlin/New York 1980, Sp. 410. Eilbert stattete eine Dekrethandschrift nicht nur mit Glossen aus, sondern brachte auch Verweise auf die Lombarda an: Christoph H. F. Meyer, Langobardisches Recht nördlich der Alpen. Unbeachtete Wanderungen gelehrten Rechts im 12.-14. Jahrhundert, in: Revue d'histoire du droit 71 (2003), S. 387-408. 26 Peter Landau, Die Anfänge der Verbreitung des klassischen kanonischen Rechts in Deutschland im 12. Jahrhundert und im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts, in: Atti della nona Settimana Mendola (Misccellanea del Centro di Studi Medioevali XI, 1986), S. 272-297. Wiederabgedruckt in: Peter Landau, Kanones und Dekretalen. Beiträge zur Geschichte der Quellen des kanonischen Rechts (Bibliotheca Eruditorum 2), Goldbach 1997, S. 4 1 1 436. 27 Christoph H. F. Meyer, Gratian in Westfalen. Landesgeschichtliche Befunde zur Verbreitung kirchenrechtlicher Literatur um 1200, in: Juristische Buchproduktion im Mittelalter, hg. v. Vincenzo Colli, Frankfurt a. Μ 2002, S. 283-314.

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bergische Österreich um 1200. 28 Ein zentrales kanonistisches Werk ist jedoch die höchstwahrscheinlich in Mainz zwischen 1 1 7 8 und 1 1 8 1 vollendete «Summa» des Sicardus von Cremona. 29 D o c h sollte auch der deutsche Südwesten nicht unerwähnt bleiben - in der Bamberger Domschule wurde im erwähnten Zeitraum nachweislich Rechtswissenschaft prakti30 ziert. Wie stand es jedoch u m die Entwicklung des ins novum der Dekretalen? N a c h bisherigen Kenntnissen der Forschung entstanden im Reich keine Dekretalensammlungen, die ja vorangehend als Indikatoren f ü r Rechtsentwicklung und -anwendung par excellence vorgestellt wurden. 28 Winfried Stelzer, Gelehrtes Recht in Österreich: Von den Anfängen bis zum frühen 14. Jahrhundert (Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschcihtsforschung. Ergänzungsband 26), Wien u.a. 1982; Ders., Die Rezeption (Anm. 21). 29 Stephan Kuttner, Zur Biographie des Sicardus von Cremona, in: Z R G K a nAbt 25 (1936), S. 476-491; Leonard E. Boyle, Sicardus of Cremona, New Catholic Encyclopedia 13, New York u.a. 1967, S. 190; Rudolf Weigand, Frühe Kanonisten und ihre Karriere in der Kirche, in: ZRGKanAbt 107 (1990), S. 135-155; Marc-Aeilko Aris, Sicardus von Cremona, Lexikon des Mittelalters 7, 1995, Sp. 1833; Ilona Riedel-Spangenberger, Der Kanonist Sicardus von Cremona ( * i i j j - t i 2 i j ) in Mainz (1178-1183): Recht - Bürge der Freiheit. Festschrift für Johannes Mühlsteiger SJ zum 80. Geburtstag, hg. v. Konrad Breitsching/ Wilhlem Rees (Kanonistische Studien und Texte 51), Berlin 2006, 437-452; Andreas Thier, Studien zur «Summa» des Sicardus von Cremona, in: Recht - Kirche - Staat. Festschrift für Peter Landau zum 70. Geburtstag, hg. v. Thomas Duve/ Harald Siems/ Andreas Thier, Paderborn (voraussichtlich) 2007 (im Druck). 30 Johannes Fried, Die Bamberger Domschule und die Rezeption von Frühscholastik und Rechtswissenschaft in ihrem Umkreis bis zum Ende der Stauferzeit, in: Schulen und Studium im sozialen Wandel des hohen und späten Mittelalters, hg. v. Johannes Fried (Vorträge und Forschungen 30), Sigmaringen 1986, S. 163-201; Ders., Die Rezeption Bologneser Wissenschaft in Deutschland während des 12. Jahrhunderts, in: Viator 21 (1990), S. 103-145. Dem Bamberger Umkreis wird eine Abschrift der um 1181/82 entstandene Dekretalensammlung Collectio Francofurtana zugeschrieben: Drossbach, Schools (Anm. 5), S. 75. Es dürfte kein Zufall sein, dass bereits in den vorausgegangenen Jahrunderten das Bamberger Domkapitel im Besitz von kirchenrechtlichen Handschriften war: Paul Ruf, Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschands und der Schweiz, vol. 3.3: Bistum Bamberg, München 'i969, S. 336; Hartmut Hoffmann, Bamberger Handschriften des 10. und des I i . Jahrhunderts (MGH Schriften 39), Hannover 1995, 120-124.

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Um diese Frage beantworten zu können, soll im Folgenden die Entwicklung des Rechts im deutschsprachigen Raum in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts anhand von Papsturkunden in quantitativer Hinsicht untersucht und mit der Entwicklung im nordfranzösischen Raum verglichen werden. Basierend auf diesen Ergebnissen wird die Frage zu beantworten sein, ob im deutschsprachigen Raum eine selbständige Rechtsentwicklung stattfand oder nicht, was die Ursachen hierfür sind - und welche Rolle hierbei die politische Kommunikation von Kaisertum und Papsttum spielte. Zur Untersuchung der Papsturkunden im Reich werden zunächst die Gebiete in Südwestdeutschland herangezogen, das Gebiet des sogenannten Oberrheins, da es nahe dem französischen Raum liegt, eine wichtige Transitstrecke darstellte sowie in den Bänden der Germania Pontificia vollständig bearbeitet ist (vol. II/1, II/2, III). Dies betrifft die Bistümer Konstanz, Basel, Straßburg, Worms und Speyer. Dabei gehen an den Bischof von Konstanz ein Brief Alexanders III. und vier Briefe des Gegenpapstes Calixt III.; nach Basel fünf Briefe Alexanders sowie ein Brief des Gegenpapstes Viktor (IV.) (1164-68) und zwei Briefe des Gegenpapstes Paschalis II.; nach Straßburg zwei Briefe Alexanders und ein Brief Paschalis' III.; nach Worms zwei Briefe und nach Speyer ein Brief Alexanders. Es ergehen also auffällig wenige Papsturkunden in das Gebiet des Oberrheins. Vergleichsweise seien noch die Erzbistümer Mainz - von dem nicht ganz eindeutig ist, ob es noch zum Oberrhein gehört sowie Salzburg angeführt, da sie die meiste Zeit unter alexandrinischer Obödienz standen: Meiner Zählung in den Germania Pontificia nach sind an die Erzbischöfe von Mainz achtundvierzig3' und an jene von Salzburg vierundvierzig Urkunden Alexanders III.32 adressiert. Zwar gehen an den Erzbischof Rainald von Köln53, den früheren Reichskanzler und engen Gewährsmann Kaiser Friedrichs I., nur vier Urkunden Alexanders - darunter jene mit seiner Exkommunikation - , und zehn Urkunden des Gegenpapstes Viktor (IV.), doch können deshalb die Urkun-

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Regesta Pontificum Romanorum. Germania Pontificia IV (Provincia Maguntinensis 4), congessit Hermannus Jakobs, Göttingen 1978. Hier finden sich auch päpstliche Urteilsbestätigungen in größerer Zahl. 32 Regesta Pontificum Romanorum. Germania Pontificia I (Provincia Salisburgensis et episcopatus Tridentinus), congessit Albertus Brackmann, Göttingen 1 9 1 1 . 3 3 Regesta Pontificum Romanorum. Germania Pontificia V I I (Provincia Coloniensis 1), congessit Theodorus Schieffer, Göttingen 1986.

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denzahlen nach Mainz und Salzburg ebenfalls nicht als hoch eingeschätzt werden. Ganz anders ist das Zahlenverhältnis im anglo-normannischen Raum. Hierfür sind grundlegende Arbeiten von Ludwig Falkenstein aussschlaggebend, der allein f ü r das Erzbistum Reims ca. 2000 Urkunden veranschlagt und in einer einzigen Handschrift nordfranzösischer Provenienz, der Sammlung des Codex Arras 964, nicht weniger als 519 Papsturkunden des 12. Jahrhunders wiederaufgefunden hat.34 Aus dem letztgenannten Gesamtpaket entfallen sechs Exemplare auf den Pontifikat Eugens III., zwölf auf jenen Hadrians IV. und der Hauptanteil von 405 Exemplaren auf den Pontifikat Alexanders III. Eine noch höhere Anzahl an Papsturkunden als f ü r Reims konnte Harald Müller f ü r Rouen nachweisen.35 Bereits aus diesen Beispielen wird deutlich: Im deutschen Reich konnten allein schon «mangels Masse» keine Dekretalensammlungen entstehen, denn Urkunden waren ja nun einmal die Grundlage aller Sammlungen, und da diese Dokumente nur in geringer Stückzahl vorlagen, konnten sie auch nicht umfassend gesammelt werden. Die entscheidende Frage ist nun: Warum kamen keine Papsturkunden ins Reich? Bedurften die kirchlichen Einrichtungen, wie Kirchen, Hospitäler, Orden, Klöster, Abteien etc. keiner päpstlichen Bestätigungen mehr? Waren ursprünglich exemte Einrichtungen auf einmal wieder der Diözesangewalt unterstellt? Als Beispiel für den Rückgang von Papsturkunden f ü r kirchliche Einrichtungen soll das Hirsauer Reformkloster dienen. 36 Der Reformpapst Leo I X . beauftragte mit der Urkunde von 1049 auf seiner Deutschlandreise seinen N e f f e n aus der Familie der Egis34 Ludwig Falkenstein, Alexandre III et Henri de France. Conformites et conflits, in: L'eglise de France et la papaute (Χ'-ΧΙΙΓ siecle). Die französische Kirche und das Papsttum (10.-13. Jahrhundert). Actes du XXVI е colloque historique franco-allemand organise en cooperation avec l'Ecole Nationale des Chartes par l'Institut Historique Allemand de Paris (Paris, 17-19 octobre 1990), publie par Rolf Große (Studien und Dokumente zur Gallia Pontificia 1), Bonn 1993, S. 103-176. 3 5 Harald Müller, Päpstliche Delegationsgerichtsbarkeit in der Normandie (12. und frühes 13. Jahrhundert) (Studien und Dokumente zur Gallia pontificia 4), 2 Bde., Bonn 1997. 36 Hier und im Folgenden: Klaus Schreiner, Hirsau und die Hirsauer Reform. Lebensform und Sozialprofil einer benediktinischen Erneuerungsbewegung im Ii. und 12. Jahrhundert, in: Hirsau, St. Peter und Paul 1091-1991, hg. v. Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, bearb. v. Klaus Schreiner, 2. Teil: Geschichte, Lebens- und Verfassungsformen eines Reformklosters, Stuttgart 1991, S. 59-84.

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heimer, den Grafen Adalbert II. von Calw, mit der Neuerrichtung des alten Aureliusklosters. Dessen Leitung wurde dem A b t Wilhelm ( 1 0 6 9 1 0 9 1 ) aus St. Emmeram in Regensburg übergeben, das unter dem Einfluss des lothringischen Reformklosters Gorze stand. Es folgten drei Schutzbriefe Gregors VII. aus den Jahren 1074, 1075 und 1080. Doch wurde das Kloster nie vollständig exemt. Z w a r war es kraft der traditio Romana dem Papst unterstellt, doch exisiterte die in den ursprünglichen Konstitutionen intendierte Freiheit von der bischöflichen Gewalt weitgehend nicht. Auch verblieb es dem Einflussbereich weltlicher Herrscher. Im Investiturstreit waren die Hirsauer Klöster die entschiedensten Vertreter des Papsttums gegen die Kaiser Heinrich IV. ( 1 0 5 6 - 1 1 0 6 ) und Heinrich V. ( 1 1 0 6 - 1 1 2 5 ) und erhielten entsprechend päpstliche Privilegien: Urban II. von 1088-99 u n d 1095, Paschalis II. von 1 1 0 4 , Innocenz III. von 1 1 3 0 - 4 3 , Cölestin II. von 1144. Doch im 12. Jahrhundert blieben ab dem Pontifikat Eugens III. ( 1 1 4 5 ) die päpstlichen Bestätigungen aus, obwohl Hirsau nach wie vor reformpolitisch wirkte, worauf sein bedeutendes Skriptorium und die dort praktizierte Buchmalerei noch heute hinweisen. Fanden im Reich auch keine Rechtsprozesse statt, in denen in strittigen Fällen an den Papst appelliert wurde? Denn nicht erst seit der Reskripttheorie von Ernst Pitz ist bekannt, dass Anfragen an die Kurie und Antworten seitens der Kurie kontinuierlich zunahmen und sich damit die Kirche nach der «Reform» zunehmend zur «Institution» entwickelte, gesichert durch einen hohen professionellen Standard. 37 Damit nahm die Dominanz der päpstlichen Rechtsprechung zu, an der Kurie oder durch Kardinallegaten bzw. delegierte Richter. «Eine erste Periode vereinzelter Nachrichten über die Tätigkeit delegierter Richter in der Normandie» kann Harald Müller beginnend mit dem Jahr 1094 nachweisen, während delegierte päpstliche Richter im Reich auch im 12. Jahr-

37 Peter Herde, Audientia litterarum contradictarum. Untersuchungen über die päpstlichen Justizbriefe und die päpstliche Delegationsgerichtsbarkeit vom 13. bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts (Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom 31-32), 2 Bde., Tübingen 1970; Ernst Pitz, Papstreskript und Kaiserreskript im Mittelalter (Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom 36), Tübingen 1971; Harry Dondorp, Review of Papal Rescripts, 2 Teile, in: ZRGKanAbt. 76 (1990), S. 173-253; 77 (1991), S. 32-110; Othmar Hageneder, Papstregister und Dekretalenrecht, in: Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Peter Classen (Vorträge und Forschungen 23), Sigmaringen 1977, S. 319-347·

Gisela Drossbach hundert noch fehlten.' 8 Erst seit Anfang des 13. Jahrhunderts sind Juristen als delegierte Richter zu finden, die die aus Klerikern und adeligen Laien gebildete Diözesansynode als Gerichtsforum ablösten. Während des 13. Jahrhunderts entstand daraus der allein urteilende Offizial, ein Amt, das sich rasch verbreitete: 1 1 8 7 Reims, 1205 Paris, 1 2 1 0 Arras, 1 2 1 2 Cambrai, 1246 Poitiers, 1248 Straßburg, 1 2 5 2 Köln und Basel, 1255 Krakau, 1256 Konstanz etc." A u c h bezüglich der Ausbildung von Rechtsschulen dürfen die Erwartungen nicht zu hoch gesetzt werden, da die Städte im Reich noch nicht vergleichbar weit entwickelt waren. 40 Folglich war die Kommunikation vom Zentrum zum Netzwerk unterbrochen. Warum? Meiner Ansicht nach war hierfür die politische Situation ausschlaggebend - der Konflikt zwischen Kaiser und Papst, das Schisma von 1 1 5 9 mit den oben genannten Gegenpäpsten. Als Ursache f ü r die politische Lähmung mit weitreichenden Konsequenzen f ü r den Verkehr mit der Kurie dürfte die gegenseitige Bannung der Päpste gewesen sein.41 Drei Jahre nach dem Schisma, am 7. September 1 1 6 2 , wurde im kaiserlichen Hoflager an der Saöne-Brücke ein Konzil abgehalten, auf dem zunächst Viktor (IV.) erneut die Rechtmäßigkeit seines Pontifikats zu erweisen versuchte. Anschließend erklärte der Kaiser in seiner Rede, dass es allein seine Aufgabe sei, über die Papstwahl zu

38 Müller, Die Urkunden (Anm. 13), S. 360. 39 Othmar Hageneder, Die Übernahme kanonistischer Rechtsformen im Norden, in: Kommunikation und Mobilität im Mittelalter. Begegnungen zwischen dem Süden und der Mitte Europas (11.-14. Jahrhundert), hg. v. Siegfried de Rachewiltz/Josef Riedmann, Sigmaringen 1995, S. 249-275, hier S. 251: «Der Offizial hatte eine dem Bischof gleichgestellte Instanz inne und beherrscht die geistliche Gerichtsbarkeit auf diözesaner Ebene bis in unsere Tage»; vgl. dazu Winfried Trusen, Die gelehrte Gerichtsbarkeit der Kirchen, in: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, Bd. 1: Mittelalter (1100-1500). Die gelehrten Rechte und die Gesetzgebung, hg. Helmut Coing, 1973, S. 468-473. 40 Zur Entwicklung von Rechtsschulen im 12./13. Jahrhundert s.o. S. 48. 41 Frau Dr. Katrin Baaken, Tübingen, möchte ich an dieser Stelle herzlich für wichtige Hinweise danken. Böhmer-Opll 2, Nr. 829; vgl. Johannes Laudage, Alexander III. und Friedrich Barbarossa, Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Beihefte zur Johann Friedrich Böhmer, Regesta Imperii 16, Köln u.a. 1997, S. i45ff. (mit Angaben zur älteren Literatur); Knut Görich, Die Ehre Friedrich Barbarossas. Kommunikation, Konflikt und politisches Handeln im 12. Jahrhundert, Darmstadt 2001, S. i26ff.

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entscheiden. Am Ende der Synode erfolgte die feierliche Anerkennung Viktors (IV.) und die erneute Veruteilung Alexanders III. Zeichen der festgefahrenen Situation in der Folgezeit war, dass Alexanders Versuche, sich dem Kaiser durch Mittelsmänner und Gesandte anzunähern, allesamt misslangen. Der Staufer lehnte es ab, seinen Gegner als legitimen Papst anzuerkennen. Folglich kamen - mit der Ausnahme Konrads von Wittelsbach - keine Papstlegaten mehr ins Reich. 42 Zudem hatte Kaiser Friedrichs I. Politik die Tendenz das Verbot zu verhängen, an die Römische Kurie zu gehen oder an sie zu appellieren. Zwar hat sich diesbezüglich keine Urkunde erhalten, wohl aber von Kaiser Heinrich VI., wenn auch nur bezogen auf das Königreich Sizilien.43 Dieses Verbot gibt es aber ebenso für das deutsche Reich, wie Katrin Baaken durch die Rekonstruktion mehrerer Ereignisse deutlich machen kann.44 Hier ein Fallbeispiel: Abt Siegfried von Pegau reiste an die Kurie, hielt sich dort länger auf und bekam von Papst Cölestin III. die für sein Kloster ersehnte Privilegienurkunde ausgestellt sowie alia scripta. Nach seiner Rückkehr aus Rom ließ er diese in der Gegenwart seines Konvents und einiger Merseburger Domherren verlesen. Natürlich erhielt Bischof Eberhard von Merseburg davon Kenntnis und schrieb sogleich an den Kaiser, der Abt von Pegau sei gegen den honor imperii nach R o m gereist und habe das Privileg zu dessen Schaden von Papst Cölestin III. impetriert. Als kaiserliche Antwort erfolgte die Festsetzung eines Hoftages für den Abt, auf dem dieser die Urkunde präsentieren sollte. Diesem Befehl folgte Siegfried und ging dabei des wertvollen Dokuments verlustig, denn der Kaiser kassierte das päpstliche Privileg ein.45 - Auf welche Weise konnte der Abt mit seiner Reise nach R o m contra honorem imperii verstoßen haben? Er tat es, indem er das kaiserliche Verbot, dorthin zu ziehen, verletzte. 46

42 Werner Ohnsorge, Die Legaten Alexanders III. im ersten Jahrzehnt seines Pontifikats (1159-1169), Berlin 1927; Ders., Päpstliche und gegenpäpstliche Legaten in Deutschland und Skandinavien 1 1 5 9 - 1 1 8 1 , Berlin 1929. 43 Regesta Imperii IV/3 [= BB 392]: Die Regesten des Kaiserreiches unter Heinrich VI., bearb. v. Gerhard Baaken, 2 Teile, Köln/ Wien 1972-1979. 44 Katrin Baaken, Verlorene Papst- und Kaiserurkunden für Kloster St. Jakob zu Pegau, DA 44(1988), S. 544-561, hier S. у 5iff. 45 Rekonstruiert wurde dieses Ereignis anhand der Interpolation in einer Urkunde Papst Innocenz' III., vgl. Ibid. 46 Leider ist nicht bekannt, wann genau Heinrich VI. dieses Edikt ergehen ließ, wahrscheinlich aber erst, nachdem es im Sommer 1192 zum endgültigen

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Ausschlaggebend für den kurialen Verkehr und die Produktion von Papsturkunden sind auch die Residenz- und Versammlungsorte der Päpste. Erschwerend für eine Urkundenproduktion durch den Gegenpapst Viktor (IV.) war sicherlich, dass er anfänglich in R o m bemüht war, seine Präsenz zu behaupten, dann aber gezwungen war, sich überwiegend im kaiserlichen Einflussbereich in Oberitalien, in Burgund und im Westen des Reiches aufzuhalten. 47 Papst Alexander III. hingegen hielt sich in Nordfrankreich auf, w o er auch gebraucht und seine Briefe gesammelt wurden. Ebenso spielten große Versammlungen eine Rolle, wenn es um die Urkundenproduktion ging. Dann nämlich ließen sich immer außergewöhnliche Leistungssteigerungen der päpstlichen Kanzlei nachweisen. 48 Bereits unter Papst Urban II. erhöhte sich während der Synoden von Piacenza und Clermont 1095 die Urkundenproduktion um über das Doppelte. Unter Papst Alexander III. stieg die Anzahl der Petenten während der Synode von Tours 1 1 6 3 , dem Treffen von Venedig 1 1 7 7 und dem dritten Laterankonzil 1 1 7 9 gewaltig an. Seit dem Treffen zwischen Papst Lucius III. und Barbarossa in Verona im O k t o ber/November 1 1 8 4 steigerte sich die Urkundenproduktion um ein Fünffaches. Die Gegenpäpste dagegen brachten keine vergleichbar bedeutenden Versammlungen zustande. 49 Außerdem hatte Barbarossa die deutsche Kirche fest im Griff. Z w a r haben Metropolitansitze wie Canterbury, Mailand, Mainz, Pisa, Reims, Rouen, Salzburg oder Tours als Empfänger von Papsturkunden überdurchschnittliche Bedeutung erlangt, da offensichtlich die Vorsteher großer Kirchenprovinzen in enger Beziehung zum Papsttum standen. Eine solche Papstnähe kann Barbarossa nicht zulassen, was f ü r die Widerständischen, wie die Erzbischöfe von Mainz und Salzburg, zum Verhängnis wurde. Bekanntermaßen war das Bischofswesen regional sehr unterschiedlich strukturiert, wobei sich f ü r die Urkundenproduktion in Nordfrankreich eine günstigere Situation bot, wie bereits anhand der oben genannten Sammlung des Codex Arras 964 verdeutlicht wurde. Diese nordfranzösische Handschrift mit 519 Papstbriefen des 12. Jahr-

Bruch zwischen dem Papst und dem Staufer gekommen war. Es folgen weitere Beispiele, vgl. Ibid. 47 Zum Gegenpapst Viktor (IV.): Werner Maleczek, Viktor IV., Lexikon des Mittelalters 8, München 1997, Sp. i 6 6 6 f . mit weiteren Literaturangaben. 48 Hier und im folgenden: Hirschmann, Die päpstliche Kanzlei (Anm. 9), S. 202. 49 Zu den gegen Papst Alexander III. von Barbarossa einberufenen Konzilien Viktors (IV.): Somerville, Pope Alexander III (Anm. 3), S. 5.

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hunderts enthält allein 423 Briefe, unter ihnen allein 405 litterae Alexanders III. an Erzbischof Heinrich von Reims, dem Sohn des französischen Königs Ludwigs VI. und Bruder Königs Ludwigs VII. Die beeindruckende Statistik spiegelt zweifelsohne die herausragende Stellung Heinrichs innerhalb des französischen Episkopats und seine Bedeutung für das Papsttum wieder, ist andererseits aber auch Indiz für seine spezielle Nähe und persönliche Freundschaft zu Alexander III., den er bereits als Rolando Bandinelli bei Aufenthalten an der römischen Kurie kennengelernt hatte. Zusammenfassend kann im Folgenden dargestellt werden: Voraussetzungen zur Entstehung von Dekretalensammlungen sind die Urkundenproduktion, das Legatenwesen, die delegierte Gerichtsbarkeit und die Rechtsschulen. Alle vier Faktoren waren im deutschen Reich unterrepräsentiert. Denn die Transitwege und damit die Kommunikation waren durch die weltliche Macht unterbrochen, was eine Abschottung des politischen Raumes zur Folge hatte. Die Situation änderte sich grundlegend 1177 mit dem Frieden von Venedig und dem Ende des Schismas, was sich am sprunghaften Anstieg der Produktion der Urkunden Alexanders III. ablesen lässt sowie an den wenigen Abschriften von Dekretalensammlungen im Reich, das sind namentlich die Collectio Francofurtana [F], die Collectio Casselana und die Sammlung Appendix Concilii Lateranensisi0. Die professionelle Re50

Allgemein: Landau, Anfänge (wie Anm. 26), S. 28}ff. Zur Cassellana zuletzt: Peter Landau, Die Phi.-Glossen der Collectio Cassellana, in: Medieval Church Law and the Origins of the Western Legal Tradition. A Tribute to Kenneth Pennington, hg. v. Wolfgang P. Müller/ Mary E. Sommar, Washington D . C . 2006, S. 159-169, bes. S. 168. Die in Kassel aufbewahrte Dekretalensammlung ist vollständig ediert: Corpus Iuris Canonici, hg. ν. Johann F. Boehmer, Halle/ Magdeburg 1747. Gemäß Landau, S. 169, zeigt die Glossierung der Cassellana in der Bamberger Handschrift, «dass die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Dekretalenrecht nicht nur in der anglonormannischen Kanonistik, sondern auch in Deutschland relativ frühzeitig einsetzte.» Altzelle besaß etwa seit 1220 eine systematisch gegliederte Dekretalensammlung, die es aus der englischen Bischofsstndt Lincoln erhalten hatte. Sie enthält die Sammlung Appendix Concilii Lateranensis, eine der ersten systematisch gegliederten Kompilationen aus der Zeit um 1 1 8 5 . Vgl. Peter Landau, Zisterzienserbibliotheken und kanonisches Recht: «Das heute in Leipzig aufbewahrte Manuskript (MS Leipzig 1242) ist auch insofern bemerkenswert, als es einen Apparat (Kommentar) zu den Dekretalen liefert, der ganz am Anfang der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Dekreta-

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zeption des ius novum setzte erst mit der um 1191 entstandenen Compilatio prima des Bernhard von Pavia ein, deren Abschriften in Deutschland bald nach 1200 vielfach bezeugt sind5' sowie bis 1234, dem Jahr der Promulgation des Liber Extra, der durch Papst Gregor IX. autorisierten Dekretalensammlung, das Feld beherrschte'2. Folglich ist zu überdenken, ob man die Systematisierung kirchlichen Rechts im eigenen Land und damit die Möglichkeit versäumt hat, die Entwicklung des Kirchenrechts im 12. Jahrhundert zu beeinflussen. Inwiefern das wiederum dazu führte, dass das Deutsche Reich selbst im 13. Jahrhundert zu keinem einheitlichen weltlichen Recht gelangte, vermag an dieser Stelle nicht abschließend zu beurteilen sein. Sicherlich kann das Gesamturteil von Franz J. Feiten zu den Folgen von Venedig bestätigt werden, das lautet: «Die Aus- und Nachwirkungen des Schismas auf Kirche und regna, nicht zuletzt die 184, 216, 224, 230, 356

!7 2 > 188, 217, 225, 234,

т

77> : 7 8 > l 8 o > 195, 207, 2 1 2 , 219, 220, 2 2 1 , 226, 227, 228, 235, 240, 346,

lSl

, 214, 222, 229, 347,

Aymar von Poitiers 243 Azzo VIII., Herrscher von Ferrara 134 Balduin von Dijck 3 1 6 Balduin von S. Maria in Trastevere, Kardinal 71 Balkan 99 Bamberg 120, 206, 286, 309, 3 1 2 Bannockburn 168 Barcelona 1 1 0 , 190, 289 Bari 184, 207, 279, 294 Bartholomäus von Ebrach 318 Bartholomäus Prignano (später Papst Urban VI.) 184, 185, 190, 195, 201, 206, 208 Bartholomey de Burghay 178 Bartolomeo Dias 342 Basel 33, 53,56, 312, 325, 326, 364= 375 Bayern 325 Bazas177 Beatrix, Frau von Kaiser Friedrichs I. 86 Beauvais 74, 77

Register

Bela III., K ö n i g von Ungarn 89 Benedetto Gaetani (später Papst B o n i f a z V I I I ) 136, 1 8 1 Benedikt V I . , Papst 1 2 7 Benedikt X I . , Papst 128, 132, 1 3 5 , 1 4 0 , 1 4 2 , 145, 147, 163, 173 Benedikt X I I . , Papst 1 8 1 , 225, 305»309»3S6 Benedikt X I I I . , Gegenpapst 34, 1 0 1 , 225 Berengar von Tours 294 Berengarium Tusculanesem 1 7 1 Bernard Guillemains 2 1 9 Bernard v o n Pavia, Rechtslehrer 45, 46, 60 Bernard de Sistre 97, 1 1 5 Bernardus Cariti 1 1 4 , 1 1 5 Bernardus Marthesii 1 2 3 , 124 Bernardus de Montevalrano 117,119 Bernhard v o n Clairvaux 258, 265, 266, 292 Bernhard v o n Porto, Kardinal 81, 82, 83, 86 Bernold von Konstanz 4 1 , 42 Bernold von St. Blasien 276 Berthold von Wildungen 322 Bertrand de G o t (später Papst Clemens V.) 136, 147 Bertrand du Guesclin 229 Bertrand Lagier, Kardinal 242 Bertrand de Marcello 123 Bertrandus, Kardinal von S. Maria in A q u i r o 178 Bertrandus Cariti 1 1 3 , 1 1 4 , 1 1 5 Besangon 104, 1 1 8 , 1 4 1 Betrand de Sauviac 1 7 7 Birgham 149, 1 5 0

381

Blanquefort 1 7 7 Böhmen 38, 7 1 , 72, 89, 99, 105, 108, 109, 1 1 0 , 1 1 2 , 1 2 3 , 305, 3 1 5 , 3 1 6 , 325, 360, 3 6 1 , 362, 364, 366, 370, 3 7 1 , 373, 376, 377 Böhmisch B r o d 360 Bologna 49, 60, 82, 266 Bonifatius, Missionar in

104, 122, 359, 368,

Germanien 346 Bonifaz V I I I . , Papst 23, 1 2 7 , 128, 129, 130, 1 3 1 , 1 3 2 , 1 3 3 , 134, 1 3 5 , 136, 1 3 7 , 138, 139, 140, 142, 143, 145, 147, 148, 150, 1 5 1 , 1 5 2 , 1 5 3 , 154, 1 5 5 , 162, 164, 167, 1 7 5 , 176, 178, 179, 1 8 1 , 248 Bordeaux 103, 107, 1 3 1 , 147, 159, 222, 295 Boso, Biograph v o n Papst Alexander III. 82, 83 Bougia 333, 341 Bourges 103, 106, 1 1 3 , 293 Braban 209, 2 1 0 Bradeleye (in Schottland) 167 Branda da Castiglione 3 1 5 , 3 1 6 , 3 1 7 , 3 1 8 , 3 1 9 , 3 2 1 , 322, 323, 324, 326 Bremen 5 1 , 97, 100, 1 1 7 , 122, 123, 171 Breslau 1 1 0 Bretagne 293 Britische Inseln 24, 97, 100, 104, 1 1 6 , 169, 1 7 1 , 279, 284 Brügge 1 1 6 Brünn 365 Brüx 360 Buchan 158 Buda 2 1 3 , 2 1 4

3 8z

Register

Budweis 362 Bulgarien 350, 352 Burgund 58, 65, 68, 72, 1 3 1 , 226, 228, 230, 245 Byzantinisches Kaiserreich 65, 88

Byzanz 72, 88, 89, 263, 336 Cabo St. Caterina 342 Caetani (Familie) 1 2 7 , 1 3 2 , 133 Caffa 355 Cahors 49, 103, 105, 106, 107, 1 1 3 , 221 Calais 1 1 6 Calixt II, Papst 268, 271, 272, 279, 289 Calixt III., Papst 64, 100 Calixt III., Gegenpapst 53 Caltabellotta 1 3 4 , 1 3 5 Cambrai 56 Campagna 100, 132 Canterbury 49, 58, 75, 79, 142, 144, 146, 1 5 1 , 160, 162, 175, 260, 280, 281, 290, 294, 296 Cap Roxo 342 Carlisle 174 Carrick 156, 157 Cathay 357 Cavaillon н о , ш Ceuta 342 Chalkedon 268 Chälon-sur-Marne 289 Chälon-sur-Saöne 227 Chartres 266, 281 China 332, 353, 355, 356 Christian von Erpel 323 Christopherus von Piacenza 190 Chrudim 360 Cicero 267

Clairvaux 49, 77, 258, 265, 266, 292 Clemens III., Papst 69, 7 1 , 91 Clemens IV., Papst 179 Clemens V., Papst 106, 128, 129, 130, 133, 134, 136, 137, 138, 139, 140, 147, 148, 155, 156, 157, 158, 159, 160, 1 6 1 , 162, 163, 164, 165, 166, 167, 168, 169, 170, 1 7 1 , 172, 173, 174, Σ

75> : 7 6 > !77> *79, l 8 l > 2 2 0 > 222, 225, 2 3 1 , 355 Clemens VI., Papst 105, 1 1 0 , 1 1 8 , 1 3 6 , 222, 223, 226, 343, 358 Clemens VII., Gegenpapst 186, 187, 188, 192, 193, 190, 1 9 1 , τ 94, !95, !96> I97> I98> *99> 200, 202, 203, 204, 206, 209, 210, 2 1 1 , 212, 214, 2 1 5 , 216, 217, 2l8, 222, 237 Clermont 58, 103, 105, 279 Cluny 263, 287 Colardus Tropardys 109 Cölestin II., Papst 55, 7 1 , 72 Cölestin III., Papst 57, 79, 91, 92, 137, 147 Colonna (Familie) 129, 132, 133 Coluccio Bellardi 159 Columbum, Bistum 348 Compostella 285 Condom 103, 107 Cornwall 168 Coventry 148, 168, 173 Dalmatien 72, 88, 279 Damasus I., Papst 42 Dänemark 72, 100, 1 1 1 , 1 1 3 Dante Alighieri 130

Register

Dauphine 227, 228, 245 David, Sohn des Priesterkönigs Johannes 349 Deutschland 24, 50, 51, 53, 54, б 59, 5, 7°, 7 2 , 73> 74, 88> 8 9> 91, 92, 94, n o , 1 1 2 , 1 1 3 , 1 1 4 , 1 1 8 , 122, 123, 124, 125, 198, 199, 200, 204, 206, 212, 214, 218, 224, 2 3 1 , 236, 244, 300, 308, 3 1 5 , 320, 325, 326, 327, 328 Didacus, Erzbischof von Compostella 283 Die 49 Dietmar von Treysa 308 Dietrich Damerow 205 Dietrich von Niem 215 Dietwin von S. Rufina, Kardinal

68, 73,74 Dionysus Areopagita 17 Dol 293 Dortmund n o Dublin 144 Dumfries 156, 157 Duncan von Fife, Graf 158 Durandus de Chapelle 109 Durham 157, 164 Eberhard, Erzbischof von Salzburg 76, 77, 79 Eberhard, Bischof von Merseburg 57 Eblo de Mederio 1 2 1 Edmund, Sohn von Eduard III. von England 1 3 1 Eduard I., König von England 139, 140, 142, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 1 5 1 , 152, ИЗ, J 54, 155, 4 6 , 157, 158,

383 159, 160, 1 6 1 , 162, 163, 164, 165, 166, 167, 169, 175, 176, 177 Eduard 150, 169, 178 Eduard

II., König von England 157, 162, 165, 166, 168, 172, 173, 174, 175, 176, III., König von England

Eghardus de Basdow i n Eilbert von Bremen 51 Elbogen 360 Eleonore von Aquitanien, Königin von England 63, 74, 76 Elisabeth, Königin von Ungarn 212, 213 Elizabeth de Monthermer 158 Embrun 103, 104, 107 England 46, 49, 50, 63, 65, 72, I0 7 4 , 7 5 , 7 7 , 79>88>89,97, °, 104, 105, 106, 1 1 4 , 1 1 5 , 1 1 6 , 127, 1 3 1 , 132, 136, 139, 140, J Ч2, 47, 55> 1 5 7 ' 158, 159, 162, 165, 166, 167, 170, 173, 174, 175, 176, 180, 1 8 1 , 244, 262, 263 Ephesus 268 Erlau 1 1 3 Etienne Marcel 228 Eugen III., Papst 54, 55, 69, 70, 7 1 , 73, 85, 273, 282, 283, 339 Eugen IV., Papst 326, 348 Exeter 49, 141

Faenza 189 Fernando IV., König von Kastilien 163 Ferrara 133, 134

Register

384

Fez 339 Filibert von Coutances 363 Filip de Nova Villa, Bischof 370 Flandern 130, 143, 160, 161, 162, 169, 229 Florenz 133, 140, 145, 242, 348 Fondi 186, 191, 194, 205, 214, 215 Francesco Gaetani, Kardinal i6$ Francesco Petrarca 130 Francois de Conzie 101 Fran£ois Tibaldeschi 242 Frankfurt 209, 210 Franko von Perugia 355 Frankreich 24, 25, 34, 50,58, 65, 67, 68, 70, 72, 74, 75, 77, 79, 88, 92, 99, 100, 103, 104, 105, 114, 117, 130, 137, 154, 155, 169, 175, 179, 181, 183, 187, !92>

19З.

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2θ6, 208, 210, 214, 215, 218, 219, 220, 221, 223, 224, 226, 22 7 , 228, 229, 23О, 23I, 236, 237, 24О, 24I, 244, 245, 253, 263, 278, 282, 284, 293 Franz I., König von Frankreich 239 Franz von Assisi 32, 339 Franziskus de Aguzzonis, Bischof von Faenza und Kardinal 189 Freising 267 Friedrich I., römisch-deutscher Kaiser 53, 56,57, 64, 77, 81, 82,83,86,88, 89,90,91,92, 269 Friedrich II., König von Sizilien 238

Friedrich III., König von Sizilien 134, 135 Friedrich von Habelschwerdt 109, 112 Fromhold von Vifhusen, Erzbischof von Riga 111 Gabriel de Fabriano 122 Galhardus de Carceribus 122 Gallia 80, 272, 280 Gascogne 137, 148, 151, 160, 166, 169, 176, 177 Gazaria 355 Gent 140, 143, 144, 161 Genua 146, 147, 329, 335 Georg von Podiebrad, König von Böhmen 38, 373, 374, З76 Geraldus de Arbenco 105, 118 Gerard de Pecoraria 145, 162, 163 Geraud de Puy, Kardinal 241 Gerhoch von Reichersberg 14, 74, 265, 267, 288, 292 Geza II., König von Ungarn 89 Gilbert Foliot, Bischof von London 75, 260, 292 Giovanni Villani 130, 134 Giuliano Cesarini 311, 325, 326, 327 Glandeve 242 Glasgow 151, 155, 156,157,158, 168 Gomes Eanes de Azurara 344 Gottfried von Chartres, Bischof 292, 293 Gran 89, 98 Grandson 144, 245

Register

Gratian, Kanonist 22, 43, 44, 45, 49, 5 1 . 9 1 Gregor I., Papst 334 Gregor VII., Papst 55, 67, 68, 7 2 , 9 1 , 2 7 0 , 2 7 5 , 2 7 6 , 278, 293. 2 94, 33 2 . 334. 335. 33 6 . ЗЗ8 Gregor VIII., Papst 91 Gregor IX., Papst 44, 46, 60, 113,313,350 Gregor X., Papst 179 Gregor XI., Papst 183, 187, 197, 198, 199, 200, 201, 2 1 1 , 213, 229, 230, 231, 243 Gregor von S. Angelo, Kardinal 92, 70 Grenoble 172 Griechenland 97, 100, 350, 352 Gui Foucois 179 Guido von Boulogne, Kardinal 200, 243 Guido von Chur 286 Guido von SS. Cosma e Damiano, Kardinal 71 Guillaume d'Aigrefeuille, Kardinal 241 Guillaume de Chanac, Kardinal 195 Guillaume Noellet, Kardinal von Saint-Ange 242 Guillaume de Nogaret 128, 129 G u y de Malesset, Kardinal 241 Guyenne 193 Habsburgern (Dynastie) 240 Hadrian IV., Papst 54, 76, 64, 69, 70, 71, 73, 262 Halberstadt 1 1 9 , 123 Hanus von Kolovrat 364

385 Hedwig, Tochter von Ludwig von Ungarn 2 1 1 , 240 Heiliges Land 72, 330, 332, 334 Heinrich II., römisch-deutscher Kaiser 273 Heinrich IV., römischdeutscher Kaiser 5 5 Heinrich V., römisch-deutscher Kaiser 55, 69 Heinrich VI., römischdeutscher Kaiser 57, 238 Heinrich VII., römischdeutscher Kaiser 139, 163, 172 Heinrich I., König von England 278, 294 Heinrich II., König von England 75, 77, 79, 89 Heinrich III., König von England 1 5 1 , 163, 172, 175, 248, 285 Heinrich, Graf von Luxemburg 134, 169 Heinrich der Seefahrer 342, 343, 344 Heinrich von Ehrenfels 308, 316, 322, 323 Heinrich von Gulpen 308 Heinrich von Mainz 285 Heinrich von Pisa, Kardinal 63 Heinrich von Reims, Erzbischof 59. 64 Heinrich von SS. Nereo ed Achilleo, Kardinal 79, 80 Heinrich Sudermann 1 1 0 Helie de Vodronio 1 1 3 Helwich von Boppard 325 Hereford 49, 75, 166 Hermann von Werberg 1 1 2

3 86

Register

Herodot 344 Hesso, Geschichtsschreiber 276, 279, 289 Hilarius von Leitmeritz 374 Hildebert von Lavardin, Bischof von Tours 294 Hildegard von Bingen 13 Hildesheim 1 1 9 , 123, 266, 267 Hinkmar von Reims 42 Hirsau 54, 55 Honorius III., Papst 350 Hubald von Ostia 82 Hubert von S. Clemente, Kardinal 71 Hugo von Die, Erzbischof von Lyon 67, 68 Hugo von Durham 87 Hugo von Manchester 144 Huguccio von Pisa, Dekretist 61 Hugues de Montalais, Kardinal 242 Humbert II., Herrscher der Dauphine 228 Hussiten 38, 316, 318, 319, 322, 323,359, 366, 367, 373 Iberische Halbinsel 65, 71, 72, 88, 92, 99, 100, 104, 108, 130, 169, 264, 269, 335, 336, 341 Iglau 365, 369 Ile-de-France 1 1 3 Il-Khane 353 Imar von Tusculum, Kardinal 68 Imola 82 Indersdorf 320, 325 Indien 332, 342, 344, 345, 346, 347, 348, 349, 3 5 2 , 353>355 Indonesien 346

Innozenz II., Papst 69, 70, 71, 72, 73, 283, 287, 293, 296 Innozenz III., Papst 2 1 , 2 2 , 5 5 , 265,274,280, 298, 340, 341 Innozenz IV., Papst 14, 230, 329,330,331,332,338,340, 348, 350, 351, 352, 354, 356 Innozenz VI., Papst 108, 1 1 8 , 110,189,225,229,230,235 Irland 73,97, 143, 158 Isabella, Tochter König Philipps IV. von Frankreich 169 Isidor von Sevilla 268 Istrien 279 Italien 24, 50, 58, 65, 69, 70, 72, 77, 81, 83, 88, 89, 90, 9 1 , 9 2 , 100, 104, 123, 128, 132, 139, 4 7 , l 6 7> l 8 l > l 8 8 > ^ o , Ϊ9 1 * J 95> : 97> : 9 8 > 2 0 5 , 2 I I > 2 I 2 > 2 1 3 , 216, 225, 226, 229, 230, 2

35> 2 3 6 , 2 37> 2 39, 2 4 ° , 2 4 2 , 43> 244> 245> 4 6 , 263, 272, 2 8 7 > 335, 369 Ivo von Chartres, Bischof 67, 68, 281, 285, 286 2

Jacobinus de Rubeis 1 2 1 Jacobus de Rota 1 1 7 , 122, 123 Jacques Dueze (später Papst Johannes X X I I . ) 180 Jacques Orsini, Kardinal 196, 242 Jagiellonen (Dynastie) 367 Jakob II., König von Aragon 146 Jan Dube 362 Jan Hus 3 8 Jan von Kralovice 362 Jan von Krumau 364

Register

Jan Zelezny, Bischof von Olmütz 362 Jean de Cros, Kardinal 241 Jean de Heu, Bischof von Toul 124 Jean le Fevre 190 Jerusalem 157, 164, 338, 345, 348, 349 Joachim von Fiore 16 Job Vener 308, 309, 323, 324, 325

Johann I., König von England 163 Johann II., König von Frankreich 228 Johann von Bensheim 308, 322 Johann von Berry, Herzog 212, 2 1 3 , 214 Johann von Rabenstein 376 Johann Rokycana, Erzbischof von Prag 363, 368, 375,377 Johann Schadland, Bischof von Worms 124 Johanna I., Königin von Neapel 186, 188, 190, 197, 205, 215, 216, 217, 237, 245 Johannes X X I I . , Papst 97, 99, 100, 106, 129, 132, 135, 138, J

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22I

73> 7 , 177. > > > 223, 224, 225, 226, 227, 244, 339, 346, 347, 349, 355, 356 Johannes, Kaiser der Äthiopier 348 Johannes, Priesterkönig 344, 345, 346, 347, 349, 352 Johannes de Cabrespino 1 1 6 Johannes von Crema 69 Johannes de Lampertheim 1 2 1 Johannes Dorre 308

387 Johannes Girardini 109 Johannes Grünwalder 319, 322, 325 Johannes Malabranca von S. Teodora, Kardinal 91 Johannes von Monte Corvino, Missionar 332, 334, 353, 354, З56 Johannes Paparo von S. Lorenzo in Damaso, Kardinal 73 Johannes von Piano Carpini, Franziskaner 3 5 1 , 352 Johannes von Ragusa 308 Johannes Rode 3 1 1 , 312, 313, 3 1 5 , 319, 325 Johannes Rothuet 319, 322 Johannes von Salisbury, Bischof von Chartres 75, 266, 294, 296 Johannes von Segovia 329 Johannes Teutonicus, Jurist 60 Johannes Waise 322, 324 John Balliol, König von Schottland 149, 152 John le Breton 170 John Comyn, Herr von Badenoch 155, 156, 157 John de Latton, Bischof von Worcester 156 John de Lenham 172, 173 John de Lewes 170 John de Sutton 170 John de Thortoft 170 John de Wrotham 147, 148, 159, 173

Jordan, Bischof in Asien 356

Register

3 88

Jordan (Catalani) von Severac, Indienmissionar 348, 349, 357 Jost, Bischof von Breslau 373 Julius, Papst 42

Karl der Kühne, Herzog von Burgund 233, 245 Karl von Durazzo 2 1 1 , 237, 240 Karthago 339, 340 Kaspisches Meer 355 Kastilien 100, 104, 105, 106, 108,

Kaaden 360 Kairo 339 Kalocza 89 Kamerum 342 Kammin 123 Kanarische Inseln 341, 356 Kap Bojador 343 Kap der Guten Hoffnung 343 Kap Verde 343 Karl IV., römisch-deutscher Kaiser95, 1 1 0 , 1 1 1 , 1 1 2 , 183, 194, 196, 197, 198, 199, 200, 201, 202, 203, 204, 205, 206, 207, 208, 209, 2 1 1 , 213, 215, 216, 217, 218, 2 3 3 , 2 3 5 , 2 3 6 ,

163,343 Katharina, Prinzessin von Ungarn 210, 2 1 1 , 2 1 2 , 2 1 3 , 238 Kaurim 360 Khanbaliq 354, 355, 356 Kolin 360 Köln 50, 51, 53, 56, 97, 104, 108, 109, h i , 1 1 2 , 119, 310, 3 1 1 , 312,323,324 Königgrätz 360, 378 Konrad III., römisch-deutscher Kaiser 73, 74 Konrad von Daun, Erzbischof von Mainz 32, 79, 80, 308 Konrad Heinrich von Geisenheim 199, 200, 201, 202, 203, 204, 208, 209, 236 Konrad von Soest 308, 316 Konrad von Vechta, Erzbischof von Prag 361, 362, 363, 368 Konrad von Wittelsbach 57 Konstantin der Grosse, römischer Kaiser 267, 336,

2

37> 239> 2 4 ° , 2 4 2 > 2 4 3 ' 244> 245, 246 Karl IV., König von Frankreich 221 Karl V., König von Frankreich 183, 185, 187, 188, 189, 190, 1 9 1 , 192, 193, 194, 196, 197, 198, 201, 205, 206, 207, 208, 209, 210, 2 1 1 , 212, 213, 215, 216,217,218,223,230,233, 2 35> 2 3 6 > 2 3 7 , 239> 2 4°> 2 4 2 > 2 44, 245> 2 4^ Karl VI., König von Frankreich 212, 218, 245 Karl I., König von Sizilien 220, 237

Karl II., König von Sizilien 179, 180

342

Konstantinopel 268, 336, 337, 343'355 Konstanz 33, 38, 41, 42, 53, 56, 1 1 9 , 301, 303, 309, 317, 323, 324

Konstanze von Sizilien, Frau Kaiser Heinrichs VI. 238 Korsika 99, 335

Register

Krakau 56 Kroatien 72 Kunes von Zvole, Bischof von Olmütz 362 Kuno von Palestrina, Kardinal 68, 69 Kuttenberg 362, 378, 379 Lambert von Bamberg, Bischof 206 Lambertus Atrebatensium, Bischof 282 Languedoc 1 3 7 , 2 2 1 , 228 Latium 132 Leipzig 59 Leitmeritz 360 Leitomischl 360 Lemberg 370 Leo I., Papst 67 Leo IX., Papst 54, 247, 248, 270, 271,272,278,332,334,336, 338 Lichfield 168, 173 Liegnitz 351 Limoges 103, 106, 196, 241 Lincoln 49, 59, 1 4 8 , 1 5 2 , 165, 166 Lombardei 81, 83, 104, 106, 143, 171 London 1 1 5 , 1 1 6 , 125, 147,164, 165 Lothar III., Kaiser 74 Lothringen 1 1 7 , 119, 283 Lübeck i n Lucca 7 1 , 72, 82, 1 3 3 , 1 5 9 , 281 Lucius II., Papst 7 1 , 73, 74 Lucius III., Papst 45, 50,58, 69, 71, 72, 82, 91

389

Ludwig der Bayer, römischdeutscher Kaiser 225, 226, 2 43 Ludwig VI., König von Frankreich 59 Ludwig VII., König von Frankerich 59, 74, 75, 77, 79 Ludwig IX., König von Frankreich 179, 220, 237, 339,З40 Ludwig XI., König von Frankreich 233 Ludwig I., König von Ungarn 207, 208, 2 1 1 , 212, 240, 244 Ludwig, Sohn König Karls V. von Frankreich 210, 2 1 1 Ludwig III., Kurfürst von Pfalz 308 Ludwig I. von Anjou 192, 193, : 95> Σ97> 198, 2 1 1 , 212, 2 1 3 , 215, 217, 228, 230, 235, 237, 240, 243, 245 Ludwig II. von Anjou 2 1 2 Ludwig von Orleans 212, 240 Lund 100 Luni 287 Luschnitz 370 Lüttich 109, 1 1 9 , 184 Luxemburg 1 1 1 , 134, 169, 209, 363,375 Lyon 67, 68, 104, 105, 1 0 7 , 1 1 7 , 1 1 8 , 179,225, 353 Magdeburg 100, 109, 1 1 2 , 122 Maghreb 341 Magister Vacarius, Richter 46, 47, 49, 50 Maguelonne 109 Mahdia 335, 338

390

Register

Mähren 7 1 , 72, 89, 122, 361, 365, 366, 372, 375, 377 Mailand 60, 244 Main 1 2 1 Mainz 52, 53, 54, 58, 79, 80, 97, 109, 1 1 0 , H I , 1 1 2 , 1 1 7 , 119, 123, 285, 286, 307, 308, 309, 312, 322, 323 Manchester 144 Manfred von Hohenstaufen 134 Manuel I. Komnenos, byzantinischer Kaiser 77, 78, 89 Marco Polo 346 Margarete, Königin von Navarra 80 Margarete, Königin von Schottland 149, 150, 164 Margarete, Erbin der Grafschaft Flandern 1 3 1 , 228 Maria, Königin von Ungarn 212, 2 1 3 , 238, 239, 240 Marino 2 1 7 Marken 100 Marodeure 229 Marokko 340 Marseille 229 Martin IV., Papst 179 Martin V., Papst 99, 100, 301, 302, 303, 305, 306, 307, 308, 309, 310, 3 1 1 , 312, 3 1 3 , 315, 320, 324, 325 Martin von Senging 3 1 2 Matthäus, Evangelist 331 Matthäus von Albano, Kardinal 68 Matthias Corvinus, König von Ungarn 364 Mauretania Sifitensis 333, 335

Mauricius de Barda 1 1 3 Melk 317, 320 Melnik 360 Mende 103, 105, 165, 196 Metz 1 1 9 , 120, 245 Michael Ricomanni de Ri9oma 110 Minden 1 1 9 Mittelmeer 100, 104, 226, 333, 334. 335. ЗЗ8 Mohammed 331 Mongolei 352 Mongolen 14, 341, 349, 351, 352> 353. 354, 356 Montargis 210 Montmounier 242 Montpellier 49, 227 Muslime 334, 339, 341, 344, 345, 346, 350, 353 Narbonne 103, 105, 106, 107, 108, 109 Navarra 80, 99, 100 Neapel 100, 1 3 4 , 1 3 9 , 180, 188, 195,196, 2 0 5 , 2 1 1 , 2 1 5 , 2 1 7 , 220, 221, 225, 226, 228, 230, 237. 245, 348 Neapel-Sizilien, Königreich 80, 99 Neunkirchen am Brand 3 1 7 Neuss 325 Niccolö Alberti 140 Niccolö Albertini 133 Niccolö Boccasini 140, 143 Niccolö Machiavelli 184, 231 Nicholas de Scorleton 170 Nicolaus Claudianus 360 Nicolaus Pragensis 1 1 1 Nikolaus I., Papst 270

Register

Nikolaus Nikolaus Nikolaus Nikolaus 318

III., Papst 352, 353 IV., Papst 149, 150 V., Papst 343 von Dinkelsbühl 317,

Nikolaus von Kues 3 1 5 , 325, . 327 Nikolaus von Rebrik 364 Nikolaus von Respitz 3 1 7 Nikolaus Seyringer 317, 318 Nil 344 Nizäa 268, 269 Norham 149 Normandie 55, 72, 1 1 3 , 266 Normannen 65, 8i, 246, 335, ЗЗ8 Northampton 150 Norwegen 100, 1 1 2 Nürnberg 204 Odo von S. Nicola in Carcere Tulliano, Kardinal 80 Odorico da Pordenone 346 Olmütz 1 1 0 , 282, 362, 364, 365, З72, 375 Onorato Caetani, Graf von Fondi 215 Orange 49 Ordericus Vitalis 289 Orleans 49, 212, 240 Orsini (Familie) 132 Orvieto 133 Osbert von Clare 292 Osterreich 52, 60, 240, 317, 325 Ostia 82, 1 7 1 , 289 Otho de Grandson 144, 147, 154 Otto IV., römisch-deutscher König 289

З91 Otto von Bamberg, Bischof 286 Otto von Bismarck, Kanzler des Deutschen Reichs 231 Otto von Braunschweig 196, 198, 243 Otto von Freising, Bischof 13, 345 Ottobono, Kardinallegat 1 5 1 Oxford 49, 50, 140, 1 4 1 , 160 Ozbeg 356 Paderborn 1 1 9 Palermo 80 Pamiers 181 Paris 49, 56,75, 1 1 3 , 1 1 4 , 1 1 5 , 1 1 6 , 1 2 1 , 1 4 1 , 147, 1 7 1 , 183, 186, 187, 188, 189, 206, 213, 2I

4> 234> 245> l66> l67 Paroli 244 Paschalis II., Papst 55, 72, 73, 262, 277, 286 Paschalis II., Gegenpapst 53 Paschalis III., Gegenapst 53, 64, 86 Patras 97 Paulus, Apostel 17 Pavia 45, 46, 60, 63, 76, 77, 81, 82, 87, 306, 307, 314 Peking 354, 355 Pellegrue, Kardinal 177 Pera 355 Peronne 233 Persien 345, 346, 355 Perugia 136, 142, 145, 146, 147, 355 Peter von Blois 260 Peter Gaveston, Graf von Cornwall 168 Peter von Genf, Graf 196, 200

Register

Peter de Luna (später Gegenpapst Benedikt XIII.) 242 Peter von Piperno, Kardinal 133 Petrus, Apostel 67, 130, 133, 135, 184, 2 0 1 , 2 2 5 , 2 3 0 , 2 7 1 , 335, 336> 343, 344,34 9 Petrus, Abt von Montecassino 87 Petrus von Celle, Abt des Kosters St-Remi in Reims 285 Petrus Damiani 292 Petrus Durandi 1 1 7 , 1 1 9 Petrus Hispanus 165, 166 Petrus Pisanus von S. Susanns, Kardinal 71 Petrus von Pulkau 318 Petrus von Rieti 194 Petrus von Rosenheim 318, 319, 325

Petrus von S. Grisogono, Kardinal 87 Petrus Stephani 1 1 3 Petrus Venerabiiis 258, 279, 280, 287, 292, 293 Philipp I., König von Frankreich 281 Philipp III., König von Frankreich 179 Philipp IV., König von Frankreich 128, 1 3 1 , 136, 139, 140, 142, 147, 148, 152, 153> т 54, : 5 8 , l 6 °> l 6 3 , l6 7> l6 9 , J 7 5 , : 7 9 , 1 8 1 , 225 Philipp V., König von Frankreich 179, 223, 224 Philipp II., Herzog von Burgund 229, 246

Philipp von Valois, Sohn König Philipps IV. von Frankreich 131 Philippus de Cabasole 1 1 0 , 1 1 1 , 112 Piacenza 58, 82, 190 Pierre de Corbie 190, 1 9 1 , 192 Pierre Corsini 242 Pierre Flandrin 195, 242 Pierre de Sortenac 242 Pierre de Vergne 241 Piers Gaveston 168, 169, 174 Pietro Colonna 1 7 1 Pietro del Morrone (später Papst Coelestin V.) 137 Pietro Ranzano 348 Pietro Rombulo 348 Pilsen 360, 364 Pisa 58, 63, 7 1 , 72, 82, 99, 287, 3 2 4, 335 Pistoia 133 Pius II., Papst 327 Plantagenet, englische Königshaus 143, 144 Poitiers 56, 103, 157, 179, 228, 242, 243, 283, 292 Polen 65, 72, 109, 1 1 2 , 1 2 1 , 122, 2 1 1 , 240, 279, 325, 356 Ponthieu 148 Porto 63, 68, 73, 74, 82, 83, 86, 166 Portugal 72, 92, 99, 100, 104, 106, 292, 343 Prag 108, 109, 1 1 0 , 183, 198, 199, 205, 206, 207, 208, 214, 360, 361, 362, 363, 364, 368, 37°, 3 7 1 , 375, З76, 377, 37 8 Prato 133

Register

Protazius, Bischof von Olmütz 365 Provence 141, 169, 211, 212, 220, 225, 226, 227, 228, 230

393

Robert Grosseteste 166 Robert I., König von SizilienNeapel 227 Robert I., König von Schottland 150, 156, 176

Quilon 346, 354, 355 Quinsai 354 R a g u s a 89,306

Rainald Dassel, Erzbischof von Köln 53 Ralph Badock 165 Ramon Lull 338, 341 Raoul de Luppy 235, 243 Raymund del Got (später Papst Clemens V.) 165 Raymundus (de) la Chausyne 109

Raynald, Erzbischof von Reims 282

Regensburg 32, 55, 119, 120, 316,319

Reichersberg 287 Reims 42, 54, 56, 58, 59, 74, 99, 103, 105, 108, 272, 274, 278, 280, 282, 283, 285, 295

Renaud Dalbymak 139 Rhein 53, 1 1 9 , 224 Rhone 226, 227, 228, 229, 244 Richard FitzRalph, Erzbischof von Armagh 16 Richard von Albano, Kardinal 68

Richard von S. Germano 288 Riez 269 Riga 100, HI, 120, 122, 123 Rigaud d'Assier 97 Robert Bruce, Graf von Carrick 156, 160, 167

Robert, Abt von Fountains 46, 47

Robert von Genf (später Gegenpapst Clemens VII.) 188, 192, 193, 196, 197, 198, 201, 202, 203, 238, 243, 244

Robert Winchelsey, Erzbischof von Canterbury 144, 160, 162, 168, 180

Robert Wishart, Bischof von Glasgow 155, 157 Robertus Capiton 108 Robertus de Riseley 170 Roger von Northburgh 173 Roger von York 46, 47, 87 Roland Jorz, Erzbischof von Armagh 1 7 1 Rom 22, 23, 42, 57, 58, 64, 66, 81,99, 128, 129, 130, 132, 140, 145, 159, 183, 184, 185, 186, 193, 195, 200, 202, 203, 204, 207, 208, 214, 217, 223, 225, 226, 229, 230, 242, 2J0, 272,275,278, 279,284, 29О, 303, 306, 313, 328, 346, 348, 35°. З56, 357. 3^4>

368, 369

Rosenberg 364 Rouen 48, 54, 58, 99, 103, 105, 113,117

Routhard, Erzbischof von Mainz 286 Roxburg 150 Rupert von Deutz 13 Russland 351

394

Register

Sachsen 1 1 9 Saintes 1 0 3 , 106 Salzburg 53, 54, 58, 76, 97, 122, 307 Samarkand 355 Saone 56, 226, zzj, 228, 244 Sardinien 7 1 , 99, 104, 105, 279, 335 Savoyen 100, 154, 169, 197, 200, 243-324 Schlesien 1 1 0 , 122, 3 5 1 Schleswig 100 Schottland 72, 89, 97, 99, 100, 1 1 5 , 1 4 5 , 148, 149, 150, 1 5 1 , 1 5 2 , 1 5 3 , 154, 1 5 5 , 156, 157, 158, 159, 160, 1 6 1 , 167, 168, 1 73 5176 Schwarzes Meer 355, 357 Schweden 100, 1 1 1 , 1 1 2 Sclavonia 99, 100 Scone 1 5 6 , 1 5 7 , 158 Senegal 342 Sens 99, 103, 105, 1 1 3 , 1 1 7 Serbien 72 Sevilla 97, 268 Sicardus v o n Cremona 52 Siegfried, A b t von Pegau 57 Siena 63, 3 1 4 Siger v o n Neuenstein 124 Sigismund von Luxemburg, römisch-deutscher Kaiser 2 1 1 , 2 1 2 , 2 1 3 , 239, 240, 3 1 5 , 3 2 6 , 3 6 3 . 375 Simon de Brion (später Papst Martin IV.) 179 Simon Brossano 242 Simon de Cramaud 34 Simon de Montfort 1 5 1 , 179

Simon v o n N i m b u r g 362 Simone dei Gherardi, Bankier 132 Sizilien 57, 88, 89, 99, 100, 134, !35> : 75> 205, 220, 238, 292, 335 Skandinavien 24, 65, 73, 88, 100, h i , 1 1 2 , 253, 266, 292, 332, 33 Sobeslau 375 Sodor 1 5 1 Spanien 72, 92, 1 0 5 , 229, 238, 263, 3 2 7> 338, 34°> 343. З52 Speyer 53, 120, 124, 308 Spini, päpstliches Bankhaus 1 3 3 , 45 Split 89 Spoleto 82 St. Andrews 1 5 5 , 1 5 7 , 158, 168 St. Jean de Losne 270 Steinherz 204 Stephan III., K ö n i g von U n g a r n 89 Stephan v o n Tournai 286, 292 Stirling Bridge 1 6 1 Strassburg 53, 56, 1 1 9 , 120, 144 Subiaco 320 Sultaniyah 355, 356 Syrien 346, 352 Tabor 360, 369, 370, 375, 377 Tachau 360 Tarentaise 104, 1 1 8 Tarquinia 229 Tarragona 104, 105, h i Tartaren 3 5 1 , 352, 353 Taus 366 Theiss 3 5 1 Thomas, Apostel 345, 348

Register

Thomas, Kaiser der Inder 348 Thomas de Astele 178 Thomas Becket 75, 79, 88, 89, 180 Thomas Cantilupe 166, 176 Thomas Jorz 141, 144, 145, 147, 148, 158, 159, 160, 162, 167, 170, 172 Thomas de Spalato 32 Thurstan, Erzbischof von Y o r k 266 Toledo 97, 335 Tommaso Ammanati 122 Toskana 104, 105, 132, 133, 172 Toul 117, 119, 120, 124 Toulouse 49, 103, 104, 107,147, 159, 19З Tours 58, 103, 105, 276, 283, 286, 293, 294 Trier 73,97, 117, 118, 119,310, 311, 312, 319 Troyes 181, 282 Tülle 106 Tunesien 335 Tunis 340, 341 Türkei 355 Ungarn IOO, 208, 239,

65, 72, 88, 89, 91, 97, 109, HO, 112, 140, 207, 210, 211, 212, 213, 238, 24О, 244, 245, 279, 315,

325> 333' 35°' 352> 353' 35 6 Urban II., Papst 55, 58, 89, 272, 279, 294, 338, 342 Urban V., Papst 113, 131, 230, 231, 236, 305, 356 Urban VI., Papst 184, 186, 187, 188, 189, 190, 191,192, 193, J 94, !95> !96> : 97> J 9 8 , I99,

395

201, 202, 203, 204, 205, 206, 207, 208, 209, 213, 215, 217, 236 Urban VII., Papst 196 Usbek 356 Usbekistan 355, 356 Utrecht 119, 120 Vaclav Koranda 369 Vacsonia 169 Valence 49 Valencia 111 Valois (Dynastie) 211, 2x2 Vasco de Gama 342 Venaissin (Grafschaft) 225, 228 Venedig 58, 59, 60, 76, 86, 89, 100, 134 Vercelli 83 Verden 1 1 1 , 119, 123 Verona 58 Vieh i n Vidal de Villanova 147 Vienne 104, 118, 136 Viktor IV., Papst 64 Viktor IV., Gegenpapst 53, 56, 57, 58, 77, 270 Villeneuve 229 Vincennes 192 Viterbo 64, 179 Viviers 242 Vladislav II., König von Ungarn und Böhmen 372 Wales 97, 149, 164 Walter von Coutances 48 Walter Jorz 170 Walter Langton 168 Walter Reynold 175

3 96

Register

Walter Winterbourne 143, 144, 146, 147, 172, 173, 175 Walterus de Baldo 160 Weisser Berg 368 Wenzel, Herzog von Luxemburg-Brabant 210, 211 Wenzel, römisch-deutscher König 189, 200, 201, 202, 204, 205, 206, 209, 210, 2 1 1 , 217, 2 1 9 , 2 3 7 , 2 4 7 , 3 1 7 Wenzel Stirnando 203, 204 Wenzel von Krumau 378 Westfalen 51, 119, 120 Westminster 156 Wibald von Stablo 260, 269, 288 Wien 319, 321, 322, 327 Wilhelm I., König von England 80 Wilhelm II., König von Sizilien 89 Wilhelm von Balma 98 Wilhelm von Ockham 30 Wilhelm von Pavia 63, 76, 77, 78,79, 8 0 , 8 1 , 8 2 , 8 3 , 8 4 , 86, 87, 90 Wilhelm von Rubruk 352,353 Wilhelm von Saint-Amour 16 Wilhelm Testa 163, 166, 174 Wilhelm von Tyras 279 Wilhelm, Abt von St. Emmeram in Regensburg 5 5 William Comyn 159 William von Gainsborough 154, 155, 1 5 7 , 1 6 5 , 170 William Greenfield 147, 159, 166 William de Hotham 144, 145 William de Hundleby 1 3 1 , 133

William von Macclesfield 1 4 1 , 142, 146 Worms 53, 120, 124, 307, 308 Würzburg 308, 323 York 46, 47, 49, 1 4 6 , 1 5 7 , 165, 266 Yorkshire 46, 48, 50 Zacharias I., Papst 346 Zamora 286 Zaragoza 104, 105, ш Zayton 354 Zdenek von Konopischt 375 Ziride Tamim 335 Zittau 362 Znaim 365 Zypern 99, 100, 104, 105, HI, 279