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German Pages 50 [204] Year 1978
JÜRGEN EICHHOFF WORTATLAS D E R D E U T S C H E N U M G A N G S S P R A C H E N • BAND 2
JÜRGEN
EICHHOFF
WORTATLAS DER D E U T S C H E N UMGANGSSPRACHEN Z W E I T E R BAND
FRANCKE VERLAG UND
BERN
MÜNCHEN
Herstellung der K a r t e n : Cartographic Laboratory, University of Wisconsin-Madison Director: Professor Joel Morrison Design and Construction Branch: Michael Czechanski
© A. Francke AG Verlag Bern, 1978 Alle Rechte vorbehalten Satz und Druck: Buri Druck AG, Bern Printed in Switzerland ISBN 3-7720-1339-2 (gebunden) ISBN 3-7720-1340-6 (Paperback)
Dieser Band ist dem Andenken an WALTHER NIEKERKEN
(1900-1974)
u n d WALTHER M I T Z K A ( 1 8 8 8 - 1 9 7 6 )
gewidmet.
INHALT
Verzeichnis der Karten
8
Vorwort
9
Anmerkungen zu den Karten
11
Berichtigungen, Anmerkungen und Nachträge
36
Verzeichnis der Aufnahmeorte in alphabetischer Reihenfolge . .
37
Kartenteil
39
Der Fragebogen Wörterverzeichnis Verzeichnis der Aufnahmeorte
nach dem Kartenteil 41 Beilage
VERZEICHNIS DER
ESSEN UND TRINKEN
55. ein Brot 56. die Rinde (der Brotscheibe) 57. der Kanten 58. die Brotkrumen (Plural) 59. das Brötchen 60. der Napfkuchen 61. der Berliner Pfannkuchen 62. der Negerkuß (Gebäck) 63. das Bonbon 64. der Lutscher 65. die Frikadelle 66. der Kloß 67. der Kartoffelbrei 68. der Kartoffelpuffer 69. die Mehlschwitze 70. das Mehlklümpchen (in der Soße) 71. der Senf 72. die dicke Milch 73. Getränk, gemischt aus Bier und Brause D E R HAUSHALT
74. der Bindfaden 75. das Streichholz 76. der Flaschenkorken 77. das Plastik 78. der Ausguß (an der Kaffeekanne) 79. das Kaffeesieb 80. das Scheuertuch 81. aufwischen (den Fußboden, feucht) 82. die Kehrschaufel 83. der Handbesen 84. die Dose KLEIDUNG
85. 86. 87. 88.
die Krawatte die Blue Jeans der Schnürsenkel der Schulranzen
PFLANZEN U N D FRÜCHTE
89. die Möhre 90. der Meerrettich
91. 92. 93. 94. 95. 96. 97. 98.
KARTEN
der Porree der Weißkohl der Rotkohl der Grünkohl die Apfelsine die Heidelbeere der Apfelbutzen (Äpfel) auflesen
TIERE
99. 100. 101. 102.
das die die der
Pferd Ziege Stechmücke Marienkäfer
VERSCHIEDENE
103. eben / halt 104. nicht wahr? 105. nicht mehr / nimmer 106. es gibt,/ es hat (in dieser Gegend viele Wälder) 107. die Verbreitung von Laib (rundes Brot> 108. die Verbreitung von Mitschnacker ANHANG
109. die Betonung von Tabak 110. die Betonung von Kaffee 111. die Betonung und der Artikel von Tunnel 112. die Aussprache des ch in China 113. die Aussprache von (der) erste 114. die Aussprache von (der) letzte 115. die Aussprache des anlautenden g als [j] 116. die Aussprache von nicht 117. verkaufen für / um 118. der Ausfall des auslautenden e in Leute 119. der Plural von Wagen 120. die Verbreitung von mir als Pronomen der 1. Person Plural 121. die Diminutivendungen am Beispiel von Haus 122. die Verbreitung des Diminutivs Haserl 123. die Verbreitung umlautloser Formen in der 3.Person Singular von schlafen 124. das Partizip des Perfekts von hauen 125. ich habe / ich bin (auf dem Stuhl gesessen)
VORWORT
D i e s e r z w e i t e B a n d d e s WORTATLAS DER DEUTSCHEN UMGANGS-
A b f r a g u n g die hier wiedergegebene F o r m erhalten. D a s F o r m a t , das
SPRACHEN enthält die K a r t e n a u s den Sachbereichen < Essen u n d
im Original einem Schreibmaschinenbogen
Trinken». , , (Pflanzen und Früchte),
schnitts entspricht, w u r d e für den A b d r u c k geringfügig verkleinert.
amerikanischen
Zu-
sowie sechs K a r t e n unter d e m Titel (Verschiedene». D a r ü b e r h i n a u s
Wenn f ü r nichts anderes, so m a g die originalgetreue Wiedergabe
ist ihm ein A n h a n g mit 17 K a r t e n zur Verbreitung landschaftlich
des F r a g e b o g e n s i m m e r h i n als Beleg d a f ü r dienen, mit welch ver-
g e b u n d e n e r Erscheinungen in der Aussprache, in der W o r t b i l d u n g so-
hältnismäßig einfachen, auf Kostenersparnis bedachten Mitteln die
wie in der Bildung g r a m m a t i s c h e r F o r m e n beigegeben. Die K a r t e n
B e f r a g u n g d u r c h g e f ü h r t worden ist. Diejenigen Fragen des Frage-
106-108 stehen dabei a u ß e r h a l b der Sachbereiche, denen sie zuge-
bogens, f ü r die der Atlas keine K a r t e enthält, h a b e n entweder kein
h ö r e n . Es erwies sich erst nachträglich, d a ß die A u f n a h m e von vier
darstellungswertes Ergebnis erbracht, o d e r sie sind erst nachträglich
weiteren g a n z f o r m a t i g e n K a r t e n (statt ursprünglich vorgesehener
in den F r a g e b o g e n a u f g e n o m m e n und deshalb n u r für einen Teil des
H a l b k a r t e n ) in diesem Band die Herstellungskosten nicht erhöhen
Untersuchungsgebiets beantwortet worden.
würde. Ich h a b e mich deshalb f ü r den D r u c k ungeteilter K a r t e n
D e n in diesem Band vereinigten K a r t e n ist zugute g e k o m m e n , d a ß
entschieden u n d dabei auch in K a u f g e n o m m e n , d a ß einige von ihnen
ich auf Einladung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der
jetzt nicht voll ausgelastet aussehen. D a d u r c h Verweise im ersten
Universität Bonn als G a s t p r o f e s s o r m e h r als ein J a h r lang mich den
Band die Reihenfolge der K a r t e n bereits festgelegt war, mußten die
deutschen U m g a n g s s p r a c h e n und den in ihr a u f t r e t e n d e n landschaft-
g e n a n n t e n K a r t e n an jener Stelle belassen werden, an der sie als
lich g e b u n d e n e n Spracherscheinungen sozusagen vor Ort widmen
H a l b k a r t e n hätten eingefügt werden k ö n n e n .
k o n n t e . D i e eine und a n d e r e M e l d u n g im A t l a s hat d a d u r c h noch
Die F r a g e n , auf denen die K a r t e n des A n h a n g s b e r u h e n , h a b e n wir
ergänzt oder bestätigt u n d manches sachliche Problem gerade dieses
damals, als der erste F r a g e b o g e n im R a h m e n des Wisconsiner Semi-
zweiten Bandes geklärt werden k ö n n e n , o h n e d a ß es mir allerdings
nars zusammengestellt w o r d e n ist, aus Neugier u n d zu unserem
d a r a u f a n g e k o m m e n wäre, Zweifelsfälle und fehlende M e l d u n g e n
eigenen Spaßvergnügen mit in ihn eingearbeitet. W ä h r e n d einige
systematisch zu klären bzw. zu ergänzen. Ich m ö c h t e nicht ver-
F r a g e n zur L a u t u n g , z u m Beispiel die n a c h der Vokalquantität in
s ä u m e n , den beiden genannten Institutionen u n d auch den Herren
W ö r t e r n wie Gras u n d Glas o d e r die n a c h der A u s s p r a c h e des g in
Kollegen M o s e r und Besch, die die E i n l a d u n g vermittelt h a b e n , an
Jagd u n d Zug, keine zuverlässigen Ergebnisse einbrachten, traten bei
dieser Stelle meinen herzlichen D a n k zu sagen. Mein D a n k gebührt
anderen Fragen wesentliche Schwierigkeiten nicht a u f . Diese F r a g e n
a b e r a u c h H e r r n D r . R u d o l f Trüb, d e m langjährigen, bewährten
sind deshalb in den endgültigen F r a g e b o g e n mit a u f g e n o m m e n wor-
Bearbeiter des Schweizerdeutschen Sprachatlas, der es trotz m e h r als
den, und ich zweifle nicht, d a ß die auf ihnen basierenden K a r t e n
ausreichender eigener Arbeitsbelastung auf sich g e n o m m e n hat, die
nicht weniger als die W o r t k a r t e n ein im R a h m e n des hier Möglichen
die Schweiz betreffenden Teile dieses Wortatlas durchzusehen. A n
zuverlässiges Bild v o m Sprachgebrauch 1 in den städtischen U m -
m a n c h e n Stellen h a b e ich d a r a u f h i n Belege vorsichtig normalisieren
gangssprachen bieten. M a n c h e dieser K a r t e n ergänzen die Wort-
und zweifelhafte M e l d u n g e n n a c h p r ü f e n k ö n n e n .
karten, auf denen Einzelheiten der L a u t u n g nicht immer h a b e n
M i t diesem zweiten Band ist der WORTATLAS DER DEUTSCHEN UM-
berücksichtigt werden k ö n n e n . Z u nennen wäre etwa die K a r t e 113
GANGSSPRACHEN zunächst abgeschlossen. O b ein neu erarbeiteter
mit der A u s s p r a c h e des in der Schrift als rst wiedergegebenen Laut-
F r a g e b o g e n , der zur Zeit ausgesandt wird, einmal die G r u n d l a g e f ü r
komplexes f ü r das Wort {der) erste, oder die K a r t e 121 mit den
einen dritten Band abgeben wird, k a n n erst entschieden werden, wenn
D i m i n u t i v e n d u n g e n . F ü r d a s eine oder a n d e r e P r o b l e m sind d a h e r
die Ergebnisse dieser A b f r a g u n g vorliegen. E r f a h r u n g s g e m ä ß wird
gerade aus den K a r t e n des A n h a n g s Erkenntnisse zu gewinnen, die
sich die Arbeit ü b e r einige J a h r e hinziehen. D a ist es wohl ange-
die W o r t k a r t e n so nicht bieten. Ich hoffe deshalb, d a ß die A u f n a h m e
bracht, d a ß ich vorsichtshalber schon jetzt noch einmal allen jenen
dieses A n h a n g s in den Atlasband die Z u s t i m m u n g der Benutzer fin-
meinen D a n k sage, die a n d e m Werk mitgeholfen haben. Sehr viele
det, auch wenn d a m i t das K o n z e p t eines H-'or/atlas gesprengt ist.
h a b e n es mit g r o ß e m Eifer getan, u n d ich weiß, d a ß es nicht wenigen
Auf vielfach mir zugetragenen Wunsch wird der F r a g e b o g e n abge-
sogar S p a ß gemacht hat. Spaß gemacht hat es auch mir, d a s darf ich
d r u c k t , und zwar in der F o r m , in der er mit der Post versandt u n d
an dieser Stelle vielleicht einmal aussprechen - trotz m a n c h e r unbe-
seit 1972 auch bei den m ü n d l i c h e n A b f r a g u n g e n verwendet w o r d e n
q u e m e r äußerer U m s t ä n d e und E n t b e h r u n g e n . Wenn n u n das fertige
ist. D i e im A n h a n g wiedergegebene F a s s u n g des Vorderblattes f a n d
Werk a u c h noch in der Praxis des Deutschunterrichts als brauch-
vor allem f ü r die Bundesrepublik, die Schweiz, Österreich u n d Süd-
bar und in der Wissenschaft als anregend sich erweist, u n d wenn
tirol Verwendung 2 . D a s Abbildungsblatt, das die Rückseite dieses
vielleicht sogar die hier dargelegten Forschungen auch f ü r eine breitere
Vorderblattes bildete, ist bereits im ersten Band auf Seite 16 abge-
Öffentlichkeit von Interesse sind, so ist der Zweck seiner E r a r b e i t u n g
d r u c k t . An einigen Stellen hat der F r a g e b o g e n erst im Verlaufe der
in vollem M a ß e erfüllt.
' Allerdings ist zu berücksichtigen, daß der Gebrauch oder Nichtgebrauch mancher mundartnaher Lauterscheinungen, z.B. von nil/net gegenüber nicht, stärker von sozialen Faktoren, auch vom Gegenüber des Sprechers und vom Einfluß von Elternhaus und Schule abhängig ist, als es beim Ge-
2
brauch oder Nichtgebrauch regionaler Wortvarianten in der Regel der Fall ist. Die überwiegend für die Versendung in die D D R verwendete Fassung ist in Band 1 auf Seite 17 abgedruckt. 9
Es ist jetzt genau hundert Jahre her, seit Georg Wenker die Fragebögen für seinen 1878 handschriftlich erschienenen Sprachatlas der Rheinprovinz nördlich der Mosel sowie des Kreises Siegen ausgeschickt und damit den Grundstein gelegt hat fur das später unter dem Namen DEUTSCHER SPRACHATLAS b e k a n n t g e w o r d e n e Forschungsinstitut f ü r
deutsche Sprache in Marburg. An diesem Institut habe ich in den Jahren 1958 bis 1966, als seine Leitung in den Händen von Ludwig Erich
Schmitt lag, gelernt und gearbeitet. Ohne die während jener Zeit von Lehrern, Mitarbeitern und Kollegen empfangenen Anregungen hätte dieser Wortatlas nicht entstehen können. Auch daß mir das Institut nun wieder seine Türen geöffnet hat, damit ich die Schlußarbeiten an diesem zweiten Band vornehmen kann, erkenne ich mit Dankbarkeit an. Marburg, im Juli 1977
10
Jürgen Eichhoff
A N M E R K U N G E N ZU DEN KARTEN
Wie beim ersten Band beschränken sich die Anmerkungen in der Regel auf unmittelbar die Sache, die Abfragung und die Darstellung des Belegmaterials betreffende Punkte. Eine eingehende Kommentierung muß einer gesonderten Veröffentlichung vorbehalten bleiben. Die folgenden Werke werden abgekürzt zitiert: ASU
A T L A S DER SUDETENDEUTSCHEN UMGANGS-
SPRACHE. Von Franz J.Beranek. Bd. 1, Marburg 1970. ASV
DSA
DuDEN-Bildwörterbuch
DWA
ATLAS
DER
SCHWEIZERISCHEN
VOLKS-
KUNDE. Begründet von Paul Geiger und Richard Weiss. Teil I ff., Basel 1951 ff. DEUTSCHER SPRACHATLAS. Auf Grund des Sprachatlas des Deutschen Reichs von Georg Wenker begonnen von Ferdinand Wrede, fortgesetzt von Waither Mitzka und Bernhard Martin. Marburg 1927-1956. DUDEN. Bildwörterbuch der deutschen Sprache. 2., vollst, neu bearb. Aufl., Mannheim 1958 (Der Große Duden, Bd. 3). DEUTSCHER WORTATLAS. Von Waither Mitzka und [ab Bd. 5] Ludwig Erich Schmitt. Bd. 1-20, Gießen 1951-1973.
KRETSCHMER
PAUL
KRETSCHMER,
Wortgeographie
der
hochdeutschen Umgangssprache. 2., durchgesehene und ergänzte Aufl., Göttingen 1969. SId
SCHWEIZERISCHES
IDIOTIKON.
Wörter-
buch der schweizerdeutschen Sprache. Bd. Iff., Frauenfeld 1881 ff. SDS
SPRACHATLAS DER DEUTSCHEN
TirSA
Hg. von Rudolf Hotzenköcherle. Bd. 1 ff., Bern 1962 ff. (bisher 4 Bde). TIROLISCHER SPRACHATLAS. Bearb. von
SCHWEIZ.
Egon Kühebacher. 3. Band: Wortatlas. Innsbruck und Marburg 1971. Angegeben ist bei KRETSCHMER die Seitenzahl, bei den Atlaswerken Band- und Kartennummer.
Karte 55: ein Brot Frage 5: Welche Ausdrücke f ü r ein Brot hat man in Ihrer Stadt, und was sind die genauen Unterschiede? (ζ. B. Laib, Brot, Kipf, Strutzen, Wecken, Brotwecken). Sagen Sie auch, ob ein Ausdruck älter oder jünger ist, usw. - Im ersten Jahr der Abfragung waren die Gewährspersonen mit Hilfe einer Abbildung nur nach der Bezeichnung für ein Brot von länglicher Form gefragt worden. Für Norddeutschland ist die längliche Form des Brotes typisch, und zwar sowohl als Weißbrot wie auch als Grau- oder Schwarzbrot. Das Schwarzbrot (Vollkornbrot) ist dabei heute oft kastenförmig.
Im Süden des Sprachgebiets herrscht dagegen die längliche Form nur für das Weißbrot vor. Dunkles Brot ist dort überwiegend rund. Überall im Untersuchungsgebiet ist Brot Allgemeinbezeichnung, z.B. in einem Zusammenhang wie: «Er lebt von Wasser und Brot.» Dagegen wird das einzelne gebackene Brot, der Laib, nur in Nordund Westdeutschland sowie in der Schweiz als ein Brot bezeichnet. Diese Bezeichnung gilt unabhängig davon, o b es sich um ein langes oder ein rundes, ein weißes oder ein dunkles Brot handelt. In einem schmalen Streifen, der sich von der Fulda über den unteren Main und den Rhein entlang bis Basel erstreckt, gilt in derselben umfassenden Bedeutung die Bezeichnung Laib Brot, seltener einfach Laib. Östlich dieses Streifens (aber nicht in der D D R und in Oberfranken) werden unterschiedliche Bezeichnungen verwendet, die vorrangig von der Form des Brotes bestimmt sind. Das runde Brot, das zumeist ein Mischbrot ist, wird als Laib (seltener Laib Brot) bezeichnet (Karte 107), für das längliche Brot, überwiegend also ein helles oder Weißbrot, gelten die auf Karte 55 dargestellten Bezeichnungen. Einzelne der in Bayern eingetragenen Laib (Äro/j-Meldungen können noch auf ungenügend scharfer Formulierung der Frage oder auf Irrtum beruhen. Ausdrücklich bestätigt wurde jedoch Laib (Brot) für sowohl langes wie rundes Brot aus Η 30 und Η 57.2 (allerdings in beiden Formen dann zumeist dunkel). Die Gewährsperson in Η 21 teilt brieflich mit: «Ein Laib (Brotlaib) ist im Prinzip das runde Brot. Der Begriff setzt sich aber immer mehr für alle Formen des gebackenen Brotes durch.» An manchen Orten geht die Geltung von Laib, Laib Brot zurück. Als «älter» oder «veraltend» werden diese Bezeichnungen gemeldet von den Gewährspersonen C 54.2, D 54, Ε 56, F 9.2, F 21.1, F 31, G 3 («selten»), G 5, Η 6.1, Η 24, I 25.2 (Liip). Veraltet ist Laib in C 61 und Ε 541. Kipf «stirbt aus» G 21.2, in Η 24 ist es jedoch der jüngere Ausdruck gegenüber Laib. Der Wecken ist immer von länglicher Form und kann in Österreich sowohl weiß wie dunkel sein: Η 60, Η 66, Η 69.1, I 53, I 56, I 62.1, I 70, I 80.2 (Schwarzbrotwecken, Weißbrotwecken). N u r der Fragebogen für G 39 weist Wecken für ein rundes Brot auf - ein Irrtum oder Mißverständnis des Explorators? Immer dunkel ist der Wecken Η 29, Η 69.2, I 59, immer hell (weiß) Ε 4.1, Η 56, Η 57.2 (Weckerl). Ein weißes, längliches Brot heißt Weißbrot I 59, Sandwich Η 66.1-2, Η 69.2. In Η 67 ist der Wecken normalerweise weiß, es gibt aber auch den schwarzen Wecken. 151.1 meldet Wecker, Weckle, beide für ein längliches Brot. In I 73.1 ist der Wecken 2 kg schwer. Im zentralen und südlichen Österreich sowie in Südtirol gilt neben Wecken die Bezeichnung Strutzen. Der Strutzen ist stets lang und sowohl weiß wie schwarz in Η 52.1, Η 57.1, I 63, I 72. In Η 58 gilt die Bezeichnung als mundartlich. Aus Η 54 ist sie nur für ein helles, geflochtenes Brot gemeldet; diese Meldung ist deshalb nicht in die Karte eingetragen worden. In I 44 ist der Strutzen ein längliches Weizenbrot, das oben mehrmals eingeschnitten ist. Bei Strietzel handelt es sich um ein längliches Weißbrot Η 63.1,1 72.2. In Η 60 ist 1 Veraltete Bezeichnungen werden auf den Karten nicht berücksichtigt. II
das Wort als Bezeichnung für einen länglichen, geflochtenen Hefekuchen gebräuchlich. In jenem Gebiet, in dem für jede Form und Art des Brotes einfach Brot gilt, werden zur Unterscheidung häufig zusammengesetzte Bezeichnungen verwendet, z.B. Weiß-, Grau-, Schwarz-, Misch-, Fein-, Vollkorn-, Weizen-, Roggen-, Korn- (G 3, G 4, Korn = ), Bauernbrot. In der Schweiz wird beim Einkauf das Brot zumeist nach dem Gewicht bezeichnet. Ein Brot von 1000 Gramm Gewicht heißt dann es Kilo oder es Kilobrot, eins von 500 Gramm es Pfiinderli: z.B. e wiisses Kilo I 20.2, es Pfiinderli Wysses , es Pfiinderli Ruuchs I 6 und öfter. Nicht in die Karte eingetragen ist Stuten für eine zumeist spezielle Art des Weißbrots: C 4 («früher»), C 5.2, C 6.2 («alt»), D 11, D 14, D 21.2 («mit Rosinen»). Als leicht gesüßtes Weißbrot mit Rosinen ist der Stuten auch anderswo in Norddeutschland bekannt. KRETSCHMER 150-56.
Bezeichnungen an Verbreitung nach Angabe von A 14.2 und Ε 19.2; ebenso Scherzi in I 44 und I 45. Die norddeutsche Bezeichnung Knust (stets mit langem u gesprochen) hat im Zentrum ihres Geltungsbereichs auch auf den höheren Sprachebenen und in der geschriebenen Sprache ihren Platz, gilt aber am Rande des Verbreitungsgebiets als Dialektwort, besonders gegenüber Kanten. Knörzle Η 21 ist nach Ansicht der örtlichen Gewährsperson «aus dem Fränkischen eingesickert». Raftl I 67 wird durch einen für die Karte sonst nicht berücksichtigten Fragebogen aus I 55 gestützt, ebenso Gipfi I 55 durch einen Zweitfragebogen aus I 56. Von den zahlreichen Lautvarianten konnten nur die wichtigsten in der Legende zur Karte berücksichtigt werden. Ich nenne hier noch: Knüsle Η 3; Gruschta I 10.1 -2. Die Identität der Bezeichnung für die Rinde und das Endstück des Brotes wird mir I 10.1 ausdrücklich bestätigt. Kürstchen steht auch für umgangssprachliches Körschtje, Kerschtje. KRETSCHMER 251-54.
vgl. Bd. I, S. 36. Karte 56: die Rinde (der Brotscheibe) Frage 8: [Wie heißt an Ihrem Ort gewöhnlich] die braune, äußere Schicht der Brotscheibe? Bei den mündlichen Befragungen des Jahres 1971 ist zum Teil nach der «braunen, äußeren Schicht des Brotes» gefragt worden. Eine Abbildung zeigte die Rinde, wie sie sich an der Schnittstelle eines angeschnittenen Brotes darbietet. Es war nicht vorherbedacht worden, daß zwischen dem Äußeren des Brotes und dem Rand der Brotscheibe Bezeichnungsunterschiede bestehen können, z.B.: Krust vom ganzen Brot, Rinde von der einzelnen Scheibe F 9.2, F 13.2. Aus Bayern und Österreich sind die Bezeichnungen vielfach unter Hinzufügung des für die Mundarten dieser Gegenden charakteristischen η gemeldet worden: die Rind'n, die Krus(ch) ten. Für Kruste sind zahlreiche Lautvarianten eingegangen. Den auf der Karte unterschiedenen wäre noch hinzuzufügen: Schweiz Chruschte I 11, I 19; Gruschta I 8, I 9, I 10.1-2. A 1 hat Kruste und Kaaste, C 11 Kör sie, Ε 3 Kosch. In C 61 sagte man früher Kirste, heute aber Kruste. KRETSCHMER 2 7 9 .
Karte 57: der Kanten Frage 7: [Wie heißt an Ihrem Ort gewöhnlich] das abgeschnittene Anfangs- oder Endstück des Brotes? - Bei der mündlichen Befragung wurde eine Zeichnung mitgeführt; es erwies sich aber immer wieder, daß der Begriff durch die Frage bereits eindeutig beschrieben ist. Aus mehreren Orten sind unterschiedliche Bezeichnungen für das Anfangs- und Endstück des Brotes gemeldet worden. Im Norden kennen viele Gewährspersonen für das Anfangsstück die Bezeichnung Lacheknust, für das Endstück Wemeknust. Die Gewährsperson G 29.2 bezeichnet das Anfangsstück als Riftla, das Endstück als Gnetzla. In Η 18 ist das Ribele klein, der Ranke groß; I 65.1 unterscheidet das kleine Scherzi von der normalen Bezeichnung Scherz. Die Bezeichnung Kanten gewinnt gegenüber den konkurrierenden 12
Vereinzelte Meldungen zu Karte 5 C 9, C 10.2 Tipp C 67 Eckchen D 7.1 Koosch D 7.2 Kööschje D 17 Kutz D 20.1 Knurst Ε 6 Endkurste Ε 51.1 Knietzchen Ε 51.2 der Knutzen. das Knitzchen Ε 52 Kübbele Ε 53 Knutz Ε 54 Koppe Ε 58 Kniesterle, Fieze Ε 62, Ε 65.2, Ε 66 Rindel F 3 Knaus F 9.2 Knäästje F 11 Knäätje («Dialekt») F 15.1-2, F 19 Knörnchen F 16.2 Knerchen F 25.2 Stützli F 27.1-2 Köppla F 28 Kuppe F 30 Keppela F 31 Brotkoppala F 32.1-2 Koppela G 8 Knausei G 9 Knerpel G 11.2 Krüstle
G 16.1 Knorzen G 27 Knürfele G 28.2 Rinkele G 30, Η 25 Gickel G 35, Η 57.2 Sterzl G 41 Rankerl Η 13.1 Ranken, Ränkele Η 13.2 Ränkel Η 18 Ranke Η 20 der Riegel Η 24 Ränkele I 7.1-2 Kröpfli I 12.1 Ahäulig I 13,1 14.2 Mug(g)er I 14.1 Ahau I I I I I I I I I I I I
15.1 Ahäuerli, Mutschli 19 Deckel 20.1 Mundil 21.1 Abhau 21.2 Mutschli 22,1 23.1,1 24 Bödäli 25.1 derGutsch 25.2 Hügel 26.1-2 der Mutsch 26.2 Ochs 60.1 das Rangel 60.2 Rangile
Karte 58: die Brotkrumen (Plural) Frage 9: [Wie heiß(en) an Ihrem Ort gewöhnlich] die beim Schneiden des Brotes abfallenden Stückchen (z.B. Brösel, Krümel, Krumen, Brosamen usw.)? - Bei der mündlichen Befragung
wurden die Brotkrumen zusammen mit Brot und Brotscheibe den Gewährspersonen als Abbildung vorgelegt. Auch auf dieser Karte war es nicht möglich, jede der zahlreichen Lautvarianten zu berücksichtigen. Häufig kamen vor allem aus südlichen Gegenden Meldungen mit entrundetem Vokal ein, Typ Kriemel und Bresel. Im Rheinland ist der Vokal oft kurz: Krümmel, Krimmel. Mit zur Leitform Bröselfe) gezogen wurden die folgenden, am Rande oder außerhalb des eigentlichen Verbreitungsgebiets dieser Form auftretenden Varianten: Brösle Η 10.2, G 12; Brolbrosele Η 4, Brotbrosle Η 5. In Η 24 ist die Mundartform Breasmala, sie wird auch im täglichen Umgang verwendet. Die folgenden Bedeutungsunterschiede sind gebucht worden: C 60 Brösel, aber bei Kuchen Krümel; G 21.2 Brosamen, aber Brösel zum Braten; G 25 Brosamen Plural, der Singular heißt Brösel; Η 66.1-2 Bröserl, aber Brösel (Semmelbrösel) für Wiener Schnitzel; I 54.2 Krümel, auf die Frage nach Brösel war die Antwort, das verwende man nur zum Panieren. Κ RETSCHMER 309-10.
Karte 59: das Brötchen Frage 6: Welche Ausdrücke für kleine, zum Frühstück gegessene Weizenbrötchen [hat man in Ihrer Stadt]? (Z.B. Weck, Weckli, Semmel, Brötchen, Rundstück, Knüppel, Schrippe usw.) - Die Gewährspersonen wurden gebeten, Unterschiede eventuell durch eine kleine Zeichnung zu erläutern und die am Ort gewöhnlichste Form an erster Stelle zu nennen. Bei den mündlichen Abfragungen wurde die Form des jeweils üblichsten Brötchens registriert. Bei der Auswertung von Frage 6 ist deutlich geworden, daß sie zur Erfassung der unterschiedlichen Formen, Teigarten und Gewichte der im Untersuchungsgebiet auftretenden Brötchensorten nicht scharf genug formuliert war. Ich habe versucht, auf der Karte die Bezeichnungen für die gewöhnlichste Sorte darzustellen. Soweit ich sehen kann, ist diese außer in der Schweiz immer die aus Weizenmehl und Wasser hergestellte. Die äußere Form des Brötchens ist landschaftlich verschieden. Manchenorts sind unterschiedliche Formen mit unterschiedlichen Bezeichnungen verbreitet. Leider läßt sich nicht auf allen Fragebögen erkennen, ob den gemeldeten unterschiedlichen Bezeichnungen Sachunterschiede zugrunde liegen, und wenn ja, welche. So kann ich nicht dafür einstehen, daß jede einzelne der in die Karte eingetragenen Bezeichnungen tatsächlich für das gewöhnliche Brötchen steht. Wenn ich mich dennoch entschlossen habe, die Karte in den Atlas aufzunehmen, so deshalb, weil durch die mündlichen Abfragungen sichergestellt ist, daß sie im großen und ganzen die Bezeichnungs- und Sachverhältnisse korrekt wiedergibt. In Norddeutschland ist das Brötchen überwiegend von ovaler Form und mit einer in Längsrichtung verlaufenden Einkerbung versehen. Es gibt jedoch auch die Form ohne Einkerbung, die früher häufiger war. Die Bezeichnung ist allgemein Brötchen, im äußersten Norden jedoch auch Rundstück (das, A 8 der Rundstück). Rundstück veraltet rasch nach Aussage eines ungewöhnlich hohen Anteils der Gewährs-
personen, die dieses Wort gemeldet haben: A 6, A 7.2, A 11, A 20 («Dialekt»), Β 18.1-2, Β 21.1. Im Südwesten der Bundesrepublik tritt das Brötchen außer in der oval-eingekerbten auch in runder Form auf. Die verbreitetsten Bezeichnungen sind Weck, Wecken und Weckte. Auch sie veralten nach Angaben mehrerer Gewährspersonen, und zwar am Nordrand ihres Geltungsbereiches gegenüber Brötchen (E 8, Ε 21.1, F 7, F 10.2, G 13.2), am Ostrand gegenüber Semmel (F 29, G 29.1), in Η 19.2 gegenüber Semmel und Brötchen. In F 31 ist das Weckla, in G 35 das Weck! und in G 40 das Weckerl eingekerbt, die Semmel (und F 31 das Laabla) rund. G 41 und G 42 kennen als in Längsrichtung stark eingekerbte Form das Eiweckerl, das aber schon nicht mehr zu den einfachen, gewöhnlichen Brötchen gerechnet werden kann. In G 3 hält sich die Bezeichnung Weck für das Doppelbrötchen, das aus zwei an der Spitze zusammengebackenen Einzelbrötchen besteht, also etwa die Form einer Acht hat. Im Südosten des Untersuchungsgebiets einschließlich Österreichs überwiegt das runde, zumeist in der Form einer Rose fünffach eingekerbte Brötchen. Diese Form ist vor allem für Wien und Umgebung charakteristisch. Andernorts, vornehmlich in Bayern, ist allerdings auch die oval-eingekerbte sowie eine runde, kreuzförmig geteilte Form nicht selten. Als Bezeichnung wurde durchgehend Semmel, für die runde Form auch Kaisersemmel (I 72: Wiener Semmet) aufgenommen. Das Wort ist überwiegend weiblichen Geschlechts, in Tirol jedoch männlich: der Semmel I 41, I 42.1-2, I 43, I 44, I 45, I 55,1 56,1 60.1,1 66 (heute auch die), I 67; ebenso in Teilen Vorarlbergs: I 53, I 54.1-2. Das Gipfle I 60.2 und das Kaiserweckla F 31 haben die Rosenform. In der südlichen Hälfte der DDR versteht man unter einer Semmel das dort sehr beliebte, örtlich sogar vorherrschende (und deshalb auf der Karte berücksichtigte) mehrteilige Brötchen. Es besteht überwiegend aus zwei an einem Ende zusammengebackenen Einzelbrötchen, kann aber auch aus drei (D 57) oder vier Teilen (D 61.1-2, D 72.1, hier auch Keilchen genannt) oder wahlweise zwei oder vier Teilen (D 60, D 67.2, D 68.2) bestehen. An manchen Orten ist die Semmel so groß wie zwei Brötchen zusammen, also 100 Gramm schwer und dann doppelt so teuer (nämlich 10 statt 5 Pfennig), an anderen Orten wiegt die Semmel 50 Gramm. In C 57 ist die Semmel mit Milch gebacken, nach Angabe von D 74.2 heißt die zweiteilige Semmel Franzsemmel. Semmel veraltet D 64.1, Ε 51.2, Ε 59.2. Das Brötchen, um Berlin die Schrippe hat in der DDR die einteilige, zumeist oval-eingekerbte Form. In C 61 ist die Schrippe jedoch das Doppelbrötchen. In der Schweiz herrscht eine tief eingekerbte, leicht in zwei Hälften zu brechende Form des Brötchens vor. Dieses Brötchen ist aus besserem (Milch-)Teig hergestellt und in der Regel nicht knusprig. Die allgemeine Bezeichnung ist Weggli. Bröötli wurde mir I 20.1 und I 21.1 als «Oberbegriff» für alles brötchenartige Kleingebäck erläutert. In den übrigen Schweizer Orten, aus denen es gemeldet wurde, steht Bröötli ebenso wie Semmeli (I 18.1) für das Brötchen aus Mehl und Wasser. Das Büürli (I 23.2, I 25.1-2) ist aus dunklem Teig hergestellt. Ich muß darauf verzichten, die zahlreichen Bezeichnungen aufzuführen, die auf den Fragebögen für spezielle Formen, Teigarten und Gewichte mitgeteilt worden sind. Es sei nur angemerkt, daß vielfach 13
eine Bezeichnung, die in einem Gebiet das gewöhnliche Brötchen bezeichnet, in anderen Teilen des Untersuchungsgebiets fur spezielle Sorten verwendet wird. KRETSCHMER 1 5 3 - 5 6 ; A S V I, 1 9 - 2 0 .
Karte 60: der Napfkuchen Frage 10: [Wie heißt an Ihrem Ort gewöhnlich] ein Kuchen in der Form Abbildung 1 ? - Bei den ersten mündlichen Befragungen war die Frage im Anschluß an KRETSCHMER (S. 352) zum Teil etwas abweichend formuliert: «[Wie heißt an Ihrem Ort] (Tafel 1) ein in der Form gebackener Kuchen aus Hefeteig mit einem Loch in der Mitte?» Während der Abfragungen stellte sich heraus, daß der Teig nur eine untergeordnete Rolle bei der Bezeichnungsgebung spielt. Vor allen Dingen ist es die charakteristische runde, innen ausgesparte Form des Kuchens, an der er erkannt wird und der er ja auch in einigen Fällen seine Bezeichnung verdankt. U m über die Form und auch den Teig des Napfkuchens nähere Auskünfte einzuziehen, waren der Frage 10 seit 1972 zwei Zusatzfragen beigegeben: «Aus was für Teig macht man ihn? Sehen die Stücke genauso aus wie auf der Abbildung, oder sind sie höher, schmaler, runder usw.?» Dabei ergab sich, daß im Süden des Untersuchungsgebiets der Gugfejlhupf sowohl aus Hefe- wie auch Rührteig (Backpulverteig, Gesundheitsteig F 33) hergestellt sein kann, wobei der Hefeteig nach Angaben unserer Gewährspersonen geringfügig überwiegt 2 . In den Bereichen der Buchstaben A - E wurde in der Bundesrepublik nur Rührteig gemeldet mit Ausnahme von D 10.2 («wenn mit Hefe: Napfkuchen»), Ε 2, Ε 7, Ε 10.1 sowie (Rührteig und Hefeteig) Ε 14.1 und Ε 21.2. Im Norden und Westen der D D R ist ebenfalls der Rührteig üblich, während um Berlin und in Sachsen auch der Napfkuchen aus Hefeteig vorkommt. Überall im Untersuchungsgebiet wurde die in der Abbildung gebotene Form des Kuchens bestätigt. In Niedersachsen und SchleswigHolstein hat er jedoch an vielen Orten ein eher kranzförmiges Aussehen. Im Gegensatz zu dem tatsächlich im «Topf», d.h. in einem hohen Metallgefäß gebackenen Topf- oder Napfkuchen, der hohe, schmale Stücke hat und auch warm zu Mittag mit Obstsuppe gegessen werden kann, nennt man dort die kranzförmige Variante Puffer. Der Puffer wird in einer flacheren Form gebacken, die oft einen Springrand hat. Aus C 54.2, C 56 («in Bäckereien»), C 57, D 58.1 und D 70 wird gemeldet, daß der Napflcuchen bzw. Bäbe oder Rührkuchen auch kastenförmige Gestalt haben kann. Die Art des Teiges ist bestimmend für den Gesundheitskuchen und den Rührkuchen. Beide sind stets aus Rührteig hergestellt und tragen diese Bezeichnung örtlich im Gegensatz zu Kuchen mit anderen Bezeichnungen, die ausdrücklich als mit Hefe zubereitet beschrieben werden. Der Hefekuchen ist natürlich aus Hefeteig. Die Bezeichnungen Topfkuchen, Puffer und Rodonkuchen kommen nur in Gegenden vor, wo Hefeteig in dieser Form nicht üblich ist. Für alle anderen 2
In den Bereichen F - Η wurde in der Bundesrepublik 46mal Hefeteig und 37mal Rührteig angegeben. Viele Gewährspersonen nannten beide Teige ortsüblich. In der Schweiz ist das Verhältnis Hefeteig: Rührteig 14:15, in Österreich 24:18, in Südtirol 3:2.
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Bezeichnungen (ausgenommen die in der Liste der Einzelmeldungen) sind mir sowohl Hefe- wie auch Rührkuchenteig gemeldet worden. Überall im Untersuchungsgebiet kann der Napfkuchen durch Beigabe von Rosinen oder, wenn er aus Rührteig besteht, auch durch Beigabe von Kakaopulver verbessert werden. Mit K a k a o wird zumeist nur ein Teil des Teiges versetzt. Dieser Kuchen heißt im Norden Marmorkuchen, im Süden (gemeldet I 61) Marmorguglhupf. Die Gewährsperson D 63.2 nennt Rührkuchen die heute übliche. Nappkuchen und Napfkuchen veraltete Bezeichnungen (D 63.1 bezeichnet Napfkuchen als den häufigeren, Rührkuchen als den weniger gebräuchlichen Ausdruck). C 57 meldet als häusliche Bezeichnung Abgeriebener, während man beim Bäcker einen Napfkuchen verlangen würde. Nicht alle Laut- und Formenvarianten haben auf der Karte berücksichtigt werden können. An dieser Stelle sei angemerkt, daß bei dem Wort Gugfejlhupf unter Aphärese des h das (e)l des Bestimmungswortes in einigen Gegenden ganz oder teilweise zum Grundwort geschlagen wird: Gug-lupfG 11.2, Η 4, Ku-lopf G 14, Goloppen G 21.1, Goglopfa G 22, Gollopf G 27, Gug-Iopf Η 8, Gogelopf Η 11, Kugelupf Η 12.2, Η 13.1, Η 38. Im Westteil der deutschsprachigen Schweiz ist das / vokalisiert: Guguhopf I 1 , 1 6 . Rodonkuchen und Rodon (stets auf der zweiten Silbe betont) bewahren zum Teil die Nasalierung des n : Rodong D 13.2, Rodongkuchen D 13.2, Ε 3. Vielfach ist α statt ο gemeldet: Radanekuchen Ε 17, Radankuchen F 9.2, F 19, Radonenkuchen F 17, Radonekuchen F 20.1, Radonkuchen F 20.2, Radornekuchen G 12. Außerdem: Bäwe D 68.2, Formekuchen Ε 16, Formenkuchen Ε 18, Ε 19.2 + , Hefenkuchen G 16.2. KRETSCHMER 3 5 2 - 5 5 , 6 1 4 ; A S U I, 46.
Karte 61: der Berliner Pfannkuchen Frage 11: [Wie heiß(en) an Ihrem Ort gewöhnlich] etwa faustgroße, runde, in Fett gebackene Kuchen (ζ. B. Krapfen, Kräppel, Berliner usw.)? [Nach einer für die Antwort freigelassenen Zeile:] Beschreiben Sie auch das Gebäck (ζ. B. womit gefüllt? Vom Bäcker oder zu Hause gebacken? Zu welcher Jahreszeit gern gegessen?) - Bei den ersten Abfragungen war gefragt worden: [Wie heiß(en) an Ihrem Ort] in heißem Fett gebackene, oft gefüllte und gern zu Fastnacht gegessene Kuchen? Bei den in heißem Fett gebackenen Kuchen sind zahlreiche Arten zu unterscheiden. In der häuslichen Bäckerei kennt man (wenn auch heute immer seltener) vor allem die ungefüllten, mit dem Löffel abgestochenen, ausgestochenen oder geschnittenen und zu unregelmäßigen Formen aushackenden, aber auch die flachen, «übers Knie gezogenen» und die in der Ochsenaugenpfanne gebackenen Fettkuchen aus Hefeteig. Daneben ist überall ein vornehmlich vom Bäcker hergestelltes Backwerk bekannt, etwa von der Größe einer Faust, das meistens (jedoch nicht immer) die Form einer etwas abgeflachten Kugel hat und mit Marmelade, Apfel- oder Pflaumenmus gefüllt und mit Zucker bestreut oder mit Zuckerglasur bestrichen ist. Die Bezeichnungen für dieses Backwerk stellt die Karte 61 dar. Allerdings ließ sich aus den Angaben auf den Fragebögen nicht
immer ganz zweifelsfrei ablesen, ob eine Bezeichnung tatsächlich der beschriebenen Sache zukommt oder der ungefüllten Variante. Zweifel bestehen fort bei einigen Belegen für Fastnachtsküchelche(n) und Fastnachtsküchle sowie im norddeutschen Raum für Krapfen. Alle drei Bezeichnungen werden in jenen Gebieten, aus denen sie gemeldet sind, auch und vor allem für das ungefüllte Fettgebäck verwendet. Bezeichnungsübertragung ist jedoch sichergestellt durch sachlich eindeutig bestätigte Meldungen: Fastnachtsküchelche(n) F 6.1, F 7, F 12 (-küchchefn)), F 13.1, G 3, G 5, G 7; Fastnachtsküchle F 18.1, G 6, G 8, G 11.1, G 13.1, G 16.1, G 21.1; Krapfen Β 17.2, Β 20.1, C 12, C 13, C 14, D 10.1. Der gewerbsmäßig hergestellte, gefüllte Berliner Pfannkuchen ist in den mittleren und südlichen Bereichen des Untersuchungsgebiets offenbar noch recht jung. Mit der Sache ist die Bezeichnung eingeführt worden, und zwar, da die Bezeichnung Pfannkuchen hier für das flache Pfannengebäck aus Mehl und Ei üblich ist, zunächst als Berliner Pfannkuchen. Diese Bezeichnung ist noch heute weithin bekannt, wird aber im Alltag nur sehr selten verwendet - einmal seiner Länge wegen (auch das Wiener Würstchen wird ja zum Wiener), zum anderen aber auch, weil hier das Wort Pfannkuchen Vorstellungen wachruft, die mit dem in Frage stehenden Backwerk sich nicht decken. Die Bezeichnung Berliner steht an vielen Orten in Auseinandersetzung mit Bezeichnungen, die ursprünglich für die ungefüllten, hausgebackenen Fettkuchen galten und auf die neue Sache übertragen wurden. Es ist das Wort der jüngeren Generation (F 12), ist «Handelsausdruck» (D 27.1), «Modewort» (F 7). Die Anmerkungen zahlreicher Gewährspersonen zusammenfassend läßt sich feststellen, daß in Westdeutschland und in der Schweiz der Berliner und auch der Berliner Pfannkuchen und der Berliner Ballen immer gefüllt und kugelförmig ist, während die übrigen Bezeichnungen sowohl dem gefüllten wie dem ungefüllten Backwerk zukommen. Neben Berliner stehen unangefochten nur die Bezeichnungen Pfannkuchen in der D D R und Krapfen im österreichischen und deutschen Südwesten des Untersuchungsgebiets. In der D D R bürgert sich die Bezeichnung Pfannkuchen in den grenznahen Gebieten auch dort mehr und mehr ein, wo heute noch Berliner und Kräppel vorherrschen. Die Bezeichnung Krapfen weicht in den Randgebieten gegenüber Berliner zurück, z.B. Η 20: « K r a p f e n zu Hause, rund oder flach, meistens gefüllt. Berliner im Laden, rund, gefüllt»; Η 21: «Berliner dringt ein bei Zugewanderten». Die Bezeichnung Kräppel ist relativ fest, jedoch verlangt man in ihrem Geltungsbereich im Geschäft auch schon vielfach Berliner, z.B. Ε 19.1-2. Wie der Berliner in Westdeutschland ist der Pfannkuchen im Osten stets gefüllt. Dasselbe gilt in Österreich für den Faschingskrapfen im Gegensatz zum Krapfen, der sowohl gefüllt wie ungefüllt vorkommt. Die Bezeichnung Prilleken ist mir auch aus C 17 und C 22 gemeldet worden. Sie gilt hier jedoch für das ungefüllte Gebäck. Die wesentlichen Lautvarianten sind auf der Karte berücksichtigt, mit Ausnahme solcher von Fastnachtsküch(e)le. Erst nach Fertigstellung der Kartenlegende gemeldet und deshalb hier nachzutragen ist die Variante Kröpfle Ε 52, Ε 54. In der Schweiz: I 19, I 23, I 24 Pfannchueche. Berliner Pfannkuchen sind heute in der Bäckerei nach Auskunft vieler Gewährspersonen das ganze Jahr über zu haben. Besonders beliebt
sind sie in Norddeutschland zu Sylvester, in den mittleren und südlichen Bereichen des Untersuchungsgebiets zur Faschingszeit. Auf die Verbreitung der Bezeichnungen für das ungefüllte Backwerk kann hier im einzelnen nicht eingegangen werden. Angemerkt sei, daß die Bezeichnungen Krapfen in Norddeutschland (Krabben, Kröppen D 5.1-2, D 7.2, D 21.2, Ε 9), Kräppel, Kräppelchen in der D D R und im mittleren Westdeutschland sowie Fastnachtsküchelchef η) und Fastnachtsküchle im Südwesten für das ungefüllte Backwerk viel weiter verbreitet sind als für das gefüllte, als dessen Bezeichnungen sie auf der Karte erscheinen. Die Fastnachtsküchle oder Küchle sind im Süden auch die flachen, übers Knie gezogenen, am Rande gewölbten Fettkuchen. In Tirol heißen die so hergestellten Kuchen Kirchtagskrapfen (I 45, I 57.1). KRETSCHMER 359-62.
Karte 62: der Negerkuß (Gebäck) Frage 13: [Wie heißt an Ihrem Ort gewöhnlich] eine Leckerei, die die Kinder gern essen, bestehend aus festem Eiweiß, auf einer Waffel, mit Schokolade überzogen, und meist im Lebensmittelgeschäft zu kaufen? - Bei den mündlichen Abfragungen des Jahres 1971 sind die Gewährspersonen gefragt worden, was sie unter den Bezeichnungen Mohrenkopf, Negerkuß, Indianerkrapfen und Othello verstehen. Der für die schriftliche Aussendung erarbeitete Fragebogen enthielt als Teil der Frage 136 ebenfalls die Bitte, die Bezeichnungen Negerkuß und Mohrenkopf zu erklären, falls sie in dem Belegort verwendet werden. Das überwiegend als Negerkuß, im Südwesten des Untersuchungsgebiets als Mohrenkopf (Schweiz: Mohrechopf, I 7.2 und I 2 5 . 1 - 2 Mohrekopf) bezeichnete Gebäck ist in der D D R nicht überall bekannt. So erklären sich zahlreiche Unsicherheiten und irrtümliche Meldungen, die in die Karte nicht eingetragen worden sind. Auch in Österreich war die hier erfragte Sache so gut wie unbekannt, als 1972 die ersten Fragebögen ausgeschickt wurden. Gleichsam vor unseren Augen bürgerte sich dann die Bezeichnung Schwedenbombe ein. Sie wurde bei den mündlichen Befragungen des Jahres 1973 schon häufiger gebucht und fehlte auf keinem der Fragebögen, die 1974 und 1975 ausgeschickt worden sind. Würde an allen Orten heute die Abfragung wiederholt, so wäre sicher für ganz Österreich die Schwedenbombe oder kurz Bombe als Antwort zu erwarten. Die Einführung und Verbreitung der Bezeichnung ist, wie mir berichtet wird 3 , einer Linzer Firma zu verdanken, die seit dem Beginn der siebziger Jahre das Produkt herstellt und in ganz Österreich unter diesem Namen vertreibt. Übrigens ist die Schwedenbombe oft nicht nur mit einer Schokoladenglasur überzogen, sondern auch mit Kokosraspel bestreut. Im Südwesten des Untersuchungsgebiets ist die Bezeichnung Negerkuß vielen Gewährspersonen bekannt, jedoch wird die Sache weiterhin allgemein als A/o/irai&op/bezeichnet. Bei der Abfragung in Ε 16 bestand die Tochter auf Mohrenkopf, während die Mutter daneben Negerkuß für gebräuchlich hielt. «Negerkuß steht auf den Packun3
Freundliche Mitteilung von Herrn Professor P. Wiesinger, Wien.
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gen», merken Ε 19.1 und F 12 an. Die Gewährsperson Η 26.1 nennt Negerkuß die neuere Bezeichnung, und Η 27.2 bezeichnet die Sache selbst als am Ort erst seit kurzem eingeführt. Das auf dem Fragebogen unter Nr. 13 beschriebene Gebäck ist auf dem westdeutschen Kinderteller eine recht junge Erscheinung, die weite Verbreitung erst erlangt hat, seitdem es industriell hergestellt, verpackt und als Dauerbackwerk vor allem über die Lebensmittelgeschäfte verkauft wird. Die im Südwesten übliche Bezeichnung Mohrenkopf ist dabei offenbar, weil anfangs eine Bezeichnung fehlte, von jenem bekannten, mit Schlagsahne oder Eiercreme gefüllten und mit Schokolade überzogenen Biskuitgebäck in Form einer Dreiviertelkugel übertragen worden. Eine Frage nach diesem Gebäck, das nur frisch schmackhaft ist und daher vom Bäcker hergestellt und verkauft wird, ging auf unserem Fragebogen der Frage nach dem Negerkuß vorauf: «[Wie heißt an Ihrem Ort gewöhnlich] ein rundes oder halbkugeliges Gebäck, dünn mit Schokolade überzogen, oft mit Vanillecreme oder Schlagsahne gefüllt?» Die Antworten auf diese Frage lauteten für die Bundesrepublik, die DDR und die Schweiz stets Mohrenkopf. Diese Bezeichnung ist auch im äußersten Westen Österreichs (I 51-1 54) üblich. Im übrigen Österreich heißt das Gebäck jedoch überwiegend Indianer, oft auch Indianerkrapfen, I 54.2 neben Mohrenkopf auch Mohrenkrapfen. In Österreich ist das Gebäck stets mit Schlagsahne gefüllt, oder es wird auf dem Teller mit einer Portion Schlagsahne gereicht. KRETSCHMER 355-56 (v *
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pitschen I K. 10 Pitschgi II K. 97
Plast II 22, K.77 Plaste I 14, 22, Κ. 77 Plastik I 14, 22, Κ. 77 Platz II K. 60 Platzki II 19 Plinse II 19 Plundermilch II 21, K. 72 Poll II 29 P o m e r a n z e n 28, K.95 Ponte II K.76 Porree II 26, K. 91 Potsdamer II 21, K. 73 Potsdamer Stange II 21 Pott I 11 Pottkuchen II K. 60 Powern II 20 Prater, kleiner I K.44 Preißelbeere II 28 Prilleken II 15, K.61 Proppen II 22, K.76 Props II 29 Puffer II 14, K. 60 Puffer II K.68 Puhl(er) II 29 Pulsche I I K . 8 8 Pulverkuchen II K. 60 Püree II 18, K.67 Putzblitz II K. 80 putzen II 23, K. 81 putzen I K. 16 putzen