»Wir sind keine Araber!«: Amazighische Identitätskonstruktion in Marokko 9783839427811

The field of tension in which ethnic identity formation lies today is made palpable by this ethnological study through t

155 90 107MB

German Pages 364 Year 2015

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Table of contents :
Inhalt
Danksagung
I. Einleitung
A. Theoretischer Hintergrund
B. Forschungsmethodik
C. Amazigh/Berber: Begriffe und Bedeutung
II. Die Amazighbewegungn MarokkoHintergrund, Geschichte und Gegenwart
A. Die französische Amazighpolitik
B. Konsolidierung der arabo-islamischendentität als offizielledentität Marokkos
C. Offizielle Sprachpolitik vs. sprachliche Realitätn Marokko
D. Offizieller Diskurs über lmazighen
E. Die Geschichte der Amazighbewegungn Marokko
F. Die Amazighpolitik Mohammeds VI.—Eine unvollendete Anerkennung
G. Bestandsaufnahme der heutigen Amazighbewegung
H. Zwischenbilanz
III. Tamazight- Wichtigesdentitätsstiftendes Merkmal mit (vormals) negativemmage?!
A. Konsequenzen einer Marginalisierung von Tamazight
B. Aktivistisches Engagement für die Bewahrung und die Förderung von Tamazight
C. Umsetzung der offiziellen Sprachpolitik seit 2001
D. Zwischenbilanz
IV. "Hero'lnes du Passe, Victimes du Present"Die Amazighfraun Diskurs und Praxis der Amazighbewegung
A. Marokkanische Konzepte der Genderbeziehungen
B. Die Konstruktion einer ,starken Amazighfrau'
C. Frauenn der Vereinspraxis der AmazighbewegungZwischen aktivistischem Diskurs und marokkanischen Rollenkonzeptionen
D. Aktivitäten zur Frauenförderung
E. Zwischenbilanz
V. Das Konzept derndigenen Völker und seine Aneignung durch die marokkanische Amazighbewegung
A. Historischer Abriss des weltweitenndigenen Engagements
B. Das UN-Konzept ,lndigene Völker'
C. Historischer Abriss desndigenen Engagements von lmazighen
D. Tndigene Realität(en)n Marokko
E. Das UN-Konzept derndigenen Völker ,aa marocaine'
F. Was erhoffen sich die Amazighaktivisten von der Aneignung des Konzepts der ,lndigenen Völker'?
G. Das Problem der Repräsentation: Zwischen Authentizität und internationalen Ansprüchen
H. "On n' est pasdesndigenes!" - Kritische Stimmen zumndigenen Engagement
I. Zwischenbilanz
VI. Schlussbetrachtungen
VII. Abbildungs- und Literaturverzeichnis
A. Glossar
B. Abbildungsverzeichnis
C. Literaturverzeichnis
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»Wir sind keine Araber!«: Amazighische Identitätskonstruktion in Marokko
 9783839427811

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Kristin Pfeifer »Wir sind keine Araber!«

Kultur und soziale Praxis

Kristin Pfeifer (Dr. phil.) lebt und arbeitet in Dresden. Ihr wissenschaftliches

Interesse gilt der Ethnologie Nordafrikas, sozialen Bewegungen, kollektiver Identität sowie Translationsprozessen.

KRISTIN PFEIFER

))Wir sind keine Araber!« Amazighische Identitätskonstruktion in Marokko

[ transcript]

Gedruckt mit Hilfe des Max-Planck-Instituts für ethnologische Forschung in HallejSaale.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http:j jdnb.d-nb.de abrufbar. © 2015 transcript Verlag, Sielefeld

Die Verwertung der Texte und Bilder ist ohne Zustimmung des Verlages urheberrechtswidrig und strafbar. Das gilt auch für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen. Umschlagkonzept Kordula Röckenhaus, Bielefeld Umschlagabbildung: Kristin Pfeifer, Agadir 2008 Lektorat: Kristin Pfeifer, Die Lektorinnen Schöne & Dohrmann Satz: Katrin Uplegger Druck: Majuskel Medienproduktion GmbH, Wetzlar Print-ISBN 978-3-8376-2781-7 PDF-ISBN 978-3-8394-2781-1 Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier mit chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Besuchen Sie uns im Internet: http:jjwww.transcript-verlag.de Bitte fordern Sie unser Gesamtverzeichnis und andere Broschüren an unter:

[email protected]

Inhalt

Danksagung I 7 I. A. B. C.

Einleitung 9 Theoretischer Hintergrund 118 Forschungsmethodik I 30 Amazigh/Berber: Begriffe und Bedeutung I 34

II.

Die Amazighbewegung in MarokkoHintergrund, Geschichte und Gegenwart 45 Die französische Amazighpolitik I 46 Konsolidierung der arabo-islamischen Identität als offizielle Identität Marokkos I 58 Offizielle Sprachpolitik vs. sprachliche Realität in Marokko I 60

1

1

A. B. C. D. E. F. G. H. 111.

A. B. C. D.

Offizieller Diskurs über lmazighen 175 Die Geschichte der Amazighbewegung in Marokko I 77 Die Amazighpolitik Mohammeds VI.Eine unvollendete Anerkennung I 95 Bestandsaufnahme der heutigen Amazighbewegung 1109 Zwischenbilanz 1120 Tamazight- Wichtiges identitätsstiftendes Merkmal mit (vormals) negativem Image?! 11 23 Konsequenzen einer Marginalisierung von Tamazight 1125 Aktivistisches Engagement für die Bewahrung und die Förderung von Tamazight 11 35 Umsetzung der offiziellen Sprachpolitik seit 200 I 11 6 1 Zwischenbilanz 1190

IV. "Hero'lnes du Passe, Victimes du Present"Die Amazighfrau in Diskurs und Praxis der Amazighbewegung 193 A. Marokkanische Konzepte der Genderbeziehungen 1195 B. Die Konstruktion einer ,starken Amazighfrau' 1199 C. Frauen in der Vereinspraxis der AmazighbewegungZwischen aktivistischem Diskurs und marokkanischen Rollenkonzeptionen I 222 1

D. E.

Aktivitäten zur Frauenförderung I 232 Zwischenbilanz I 248

V.

Das Konzept der indigenen Völker und seine Aneignung durch die marokkanische Amazighbewegung 251 Historischer Abriss des weltweiten indigenen Engagements I 252 Das UN-Konzept ,lndigene Völker' 1256 Historischer Abriss des indigenen Engagements von lmazighen I 263 Tndigene Realität(en) in Marokko 1270 Das UN-Konzept der indigenen Völker ,a Ia marocaine' I 278 Was erhoffen sich die Amazighaktivisten von der Aneignung des Konzepts der ,lndigenen Völker'? 1286 Das Problem der Repräsentation: Zwischen Authentizität und internationalen Ansprüchen I 302 "On n' est pasdes indigenes!" Kritische Stimmen zum indigenen Engagement I 305 Zwischenbilanz 1308 1

A. B. C. D. E. F. G. H.

1.

VI. Schlussbetrachtungen 3 11 1

VII. A. B. C.

Abbildungs- und Literaturverzeichnis 1333 Glossar I 333 Abbildungsverzeichnis I 335 Literaturverzeichnis I 336

Danksagung

Diese Studie wurde am 20. September 2011 als Dissertation an der Fakultät für Geschichte, Kunst- und Orientwissenschaften der Universität Leipzig eingereicht und am 8. Mai 2012 verteidigt. Für den Inhalt des Buches bin ich selbst verantwortlich, doch wäre diese Arbeit nicht entstanden ohne die Unterstützung von zahlreichen Menschen und Institutionen, die auf unterschiedlichste Art und Weise dazu beigetragen haben, dass ich dieses Projekt realisieren und erfolgreich zum Abschluss bringen konnte. Ihnen allen möchte ich herzlich danken. An erster Stelle möchte ich meinem Doktorvater Prof. Dr. Günther Schlee für die Möglichkeit zur Realisierung des Dissertationsprojektes und für die Unterstützung während meiner Dissertation danken. Mein Dank gilt auch Prof. Dr. Bernhard Streck, der mich nach meinen Studienabschluss dazu ermunterte dieses Projekt in Angriff zu nehmen und mich besonders in der Anfangsphase des Vorhabens unterstütze. Besonders danken möchte ich Dr. Bertram Turner, der immer Zeit flir die Beantwortung meiner Fragen fand und dessen Denkanstöße und kritische Anmerkungen diese Arbeit bereichert haben. Auch die wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Gespräche mit Philipp Schröder, Olumide Abimbola, Christiane Adamczyk und Jolanda Lindenberg am Max-Pianck-Institut flir ethnologische Forschung sowie mit Dr. Lothar Bohrmann am Institut für Ethnologie der Universität Leipzig trugen zum Gelingen dieser Arbeit bei. Besonders herzlich möchte ich mich bei alljenen Personen in Marokko und Paris bedanken, die mir ihr Vertrauen entgegengebracht und mit mir ihr Wissen und ihre Erfahrungen in Gesprächen und Interviews geteilt, sowie mir bei der Beschaffung von Literatur und Dokumenten geholfen und mir ihre Gastfreundschaft entgegengebracht haben. Mein Dank gilt besonders: Lahoucine Anir Bouyaakoubi, Latifa Douch, Mounir Kejji, Hannane Gahamou, Rachida Boulaouane, Zayd TaYr. Tannemirt!

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I "WIR SIND KEINE A RABER! "

Für den wissenschaftlichen Austausch sowie den Beistand während der Feldforschung in Marokko möchte ich besonders Stephanie Pouessel, Cortney L. Hughes und Sarah Ruth Sippe) danken. Diese Arbeit wäre unmöglich gewesen ohne die Unterstützung zahlreicher Mitarbeiter des Max-Planck-Institutes für ethnologische Forschung. Ich danke den Mitarbeitern der Wissenschaftskoordination, des IT-Departments, der Bibliothek, der Verwaltung sowie Viola Stanisch und Viktoria Zeng für die erhaltene Unterstützung bei der Realisierung meiner Arbeit. Last but not least möchte ich meiner Familie und meinen Freunden danken. Ihre Unterstützung und Ermutigungen gaben mir die Kraft diese Studie zum Abschluss zu bringen. Mein besonderer Dank gilt Susann Hildmann, Lydia Hibbeln, Tristan Coignard und vor allem Katrin Uplegger, die mich enorm bei der Layoutumsetzung unterstützte.

I. Einleitung

Die Proteste in Nordafrika, die Ende 2010 ihren Anfang in Tunesien nahmen, erschienen vielen zivilgesellschaftlichen Akteuren als eine reelle Chance, überdauerte Strukturen endlich aufzubrechen. Auch die Gruppe der Imazighen, die in den Staaten Nordafrikas lange Zeit marginalisiert und unterdrückt wurde, erwachte zu neuem Leben und nutzte diesen günstigen Zeitpunkt, um sich verstärkt ftir die Bildung einer pluralistischen Gesellschaft einzusetzen, die ihre kulturellen Rechte anerkennt und respektiert. Besonders Imazighen in Libyen und Tunesien haben nach einer repressiven Identitätspolitik unter Ben Ali und al-Gaddafi nun erstmals die Möglichkeit, ihre Kultur öffentlich auszuleben und sich ftir deren Anerkennung einzusetzen. Dieses erstarkte amazighische Bewusstsein ließ manche Journalisten sogar fragen, ob nicht im Schatten des ,Arabischen Frühlings' ein anderer Frühling, ein ,Amazighischer Frühling', Nordafrika tatsächlich neu gestaltet. 1 Auch in Marokko nutzte die Amazighbewegung seit Beginn der Proteste 2011 die Gelegenheit, sich der Bewegung 20. Februar 2 anzuschließen und sich auf landesweiten Demonstrationen ftir Reformen im Land einzusetzen. 3 Als Reaktion auf die vorangegangenen Proteste in anderen Staaten Nordafrikas und auf eine sich nun auch in Marokko formierende Protestbewegung, veranlasste König Mohammed VI. eine Verfassungsänderung. Eine der großen Neuheiten der reformierten Verfassung stellt neben der Anerkennung der Menschenrechte, der Gleichstellung von Mann und Frau, der Gewaltenteilung, der

Moussaoui (2013). 2

Der Bewegung gelang es sehr schnell, verschiedene Reformkräfte - wie z.B. Jugendliche, linke Parteien, Frauenbewegung, Islamisten und auch die Amazighbewegung - um sich zu versammeln.

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L' appel des 14.