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German Pages 32 [33] Year 1939
Vom HieroglyphischDemotischen zum Koptischen Ein Beitrag zur ägyptischen Sprachgeschichte von
Hermann Grapow
Sonderausgabe aus den Sitzungsberichten der Preußischen Akademie der Wissenschaften Phil-hist. Klasse. 1938. XXVIII
B e r l i n 1938 V e r l a g der A k a d e m i e der W i s s e n s c h a f t e n in K o m m i s s i o n b e i W a l t e r d e G r u y t e r u . C o . (Preis JRJl 2.—)
Mit dem vorliegenden »Beitrag zur ägyptischen Sprachgeschichte« führe ich Untersuchungen weiter, in deren Rahmen Hr. Er man an dieser Stelle unter anderem vier Mitteilungen »Zur ägyptischen Wortforschung«1 vorlegte, in denen er über Ergebnisse der Arbeit am Wörterbuch der ägyptischen Sprache berichtete und für die ich selbst in einer Abhandlung »Über die Wortbildungen mit einem Präfix mim Ägyptischen«2 schon einen Beitrag geliefert habe. In der ersten dieser seiner Mitteilungen hob Hr. Erman einleitend mit Recht hervor, daß die eigentümlichen Verhältnisse, unter denen wir in der ägyptischen Philologie arbeiten, auch außerhalb des engsten Fachkreises Beachtung verdienten. Ja, ich meine sogar, daß man wie in der Entwicklung der ägyptischen Kultur überhaupt so auch besonders in der Geschichte der ägyptischen Sprache geradezu etwas Beispielhaftes3 sehen darf, von dem auch die Sprachwissenschaft im allgemeinen lernen kann. Dieses Beispielhafte beruht nicht allein auf der Tatsache, daß es nur sehr wenige Sprachen gibt, deren Geschichte wir so durch die Jahrtausende beobachten können von ihren ersten erkennbaren Anfangen an bis zu ihrem Ende. Beispielhaftes zeigt sich auch innerhalb der Gesamtentwicklung, wofür ich darauf hinweisen möchte, daß diese Sprache, nachdem sie sich sehr lange Zeit hindurch ganz ihrer und des sie sprechenden Volkes Art gemäß ohne wesentliche Beeinflussungen von außen her hatte entfalten können, in ihrem jüngeren Zustand des Neuägyptischen infolge der engeren Berührung Ägyptens mit Vorderasien plötzlich von der Gefahr der Verfremdung bedroht wurde: zu Hunderten drangen, teils mit der Einfuhr neuer Dinge, teils aber auch aus Modesucht, semitische Wörter ins Ägyptische ein, die sich gewiß eine Zeitlang hielten und besonders in der Schriftstellerei der gelehrten Schreiber auffällig zutage traten, die aber dann doch, soweit sie nur entbehrlicher fremder Aufputz waren und die Sprache nicht wirklich bereicherten, von ihr wieder ausgeschieden wurden. Und beispielhaft, weil nahezu 1 I. Sityungsber. d. phil.-hist.-Kl. 1907, S . 4 0 0 — 4 1 5 ; I I . ebenda 1912, S . 9 0 4 — 9 4 1 ; III. ebenda 1912, S. 9 4 2 - 9 6 3 ; IV. ebenda 1928, S. 255—258. * Abhandl. d. phil.-hist. Klasse 1914, N r . 5. 3 Ich verweise für diese Fragen nachdrücklich auf die gedankenreiche Schrift von W a l t e r W o l f : Wesen und Wert der Ägyptologie ( = Leipziger ägyptologische Studien Heft 8), 1937.
Sitzungtber. phil.-hist. Kl. 1938.
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einmalig1 in der gesamten Sprachgeschichte, ist auch die große Wandlung in der schriftlichen Überlieferung des Ägyptischen, dessen alte, nur die Konsonanten wiedergebende Schrift in Bildern im jüngsten Zustand der Sprache plötzlich durch eine auch die Vokale bezeichnende Buchstabenschrift abgelöst wird: das Koptische wird nicht mehr in Hieroglyphen geschrieben, sondern mit griechischen Buchstaben. Dieser wirklich sehr bemerkenswerte Vorgang, von dessen Problemlage ich noch zu sprechen haben werde, hat sich in einem bestimmten Zustand der Sprache, an einem bestimmten Punkt ihrer Entwicklung abgespielt. Um eine Grundlage für sein Verständnis und für seine Beurteilung zu gewinnen, ist ein kurzer Blick auf die Geschichte der ägyptischen Sprache als Ganzes notwendig. Was sich nach der endlichen Entzifferung der alten Schrift aus den in Hieroglyphen und in deren kursiven Formen des sogenannten Hieratischen und Demotischen2 geschriebenen Texten auf Stein und Papyrus als eine scheinbar einheitliche, uralt heilige, tote Sprache, als »Ägyptisch« im Gegensatz zum Koptischen der christlichen Zeit zunächst ergeben hatte, das ist im Verlauf der letzten sechzig Jahre durch die Arbeit A d o l f E r m a n s und seiner Schule aus seiner Starrheit aufgelockert worden. Wir haben gelernt, die ja heute tatsächlich tote Sprache doch als ein Etwas zu betrachten, das einmal lebendig war und das als ein Lebendiges eben auch ein Leben geführt hat, das lang und wechselreich genug war. So kennen wir nicht nur das Ägyptische durch mehr als vier Jahrtausende, wir überschauen vielmehr einen ebenso langen Zeitraum Sprachgeschichte, trotz der Vokallosigkeit aller älteren vorkoptischen Texte und trotz mancher Schwierigkeiten, die in der zeitlichen Ferne und in der Besonderheit des sprachlichen Denkens liegen. Von den beiden großen Abschnitten dieser Sprachgeschichte, die wir als Altägyptisch und Neuägyptisch (seit der Amarnazeit) unterscheiden, führt das Neuägyptische mit dem zweiten seiner zwei parallel gerichteten, aber ungleich langen Ausläufer (1. »Demotisch« seit der Perserzeit, 2. »Koptisch« seit dem dritten nachchristlichen Jahrhundert) zum Ende der Entwicklung: das Koptische ist praktisch erstorben, wenn es auch als Sprache der christlichen Schriften beim Gottesdienst im bohairischen Dialekt noch verwendet wird. Mit dem ältesten Ägyptisch, das wir rückschreitend vom Neuägyptischen her über das Mittelägyptisch der klassischen Literatur und über das eigentliche Altägyptisch der Urkunden des Alten Reiches im dritten Jahrtausend in den ältesten Texten der Pyramideninschriften und in anderen Sprachzeugen höchsten Alters erreichen können, liegt uns aber ein wirk1 Ich kenne keine Parallele. Ein Vergleich etwa mit den modernen Versuchen, die japanische Bilderschrift durch die lateinische Schrift zu ersetzen, paßt nicht, insofern ja auch die alte Bilderschrift schon die Vokale bezeichnet. Hier findet also nur ein bloßer Umtausch einer Lautschrift gegen eine bequemere statt. Beim Türkischen liegt es ähnlich, dessen bisherige Schrift auch keine reine Konsonantenschrift ist, da sie I j ^ und ö als Hilfsvokale verwendet. 2
»Demotisch« ist ebenso wie »Koptisch« zugleich eine Bezeichnung für eine Schrift und für die in dieser Schrift erhaltene Stufe der ägyptischen Sprache.
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licher Jugendzustand der Sprache nicht vor. Vielmehr lernen wir das Ägyptische in der uns erreichbaren frühesten Gestalt schon in einem Stadium vorschreitenden Verfalls kennen, insofern der ursprüngliche Formenbestand schon im Begriff ist, hier und da außer Gebrauch zu kommen und durch Neubildungen ersetzt zu werden. So stellt sich uns die Lebensentwicklung der ägyptischen Sprache in geschichtlicher Zeit nicht so sehr als ein Werden dar, sondern mehr als ein Ablauf von einer ersten Höhe, die jenseits unseres Erkenntnisvermögens liegt, wie das ja auch sonst bei den meisten, wenn nicht allen Sprachen der Fall ist: Die eigentliche Sprachentstehung bleibt ein Geheimnis. Daß die ägyptische Sprache auch mit Hilfe ihrer jeweils jüngeren grammatischen Neubildungen oder vielmehr gerade mit Hilfe dieser sich von einem verhältnismäßig schlichten Verständigungsmittel zu einer hochstehenden literarischen Sprache entwickelte mit verschiedenen Höhepunkten des literarischen Schaffens, steht im übrigen nicht im Widerspruch zu der Tatsache, daß sie im Ablauf ihres Lebens immer mehr vom ältesten Formenbesitz verloren hat bis zu dem Zustand im Koptischen, in dem ja nur noch kümmerliche Reste der alten Flexion übriggeblieben sind; das Verlorene wird, so gut es geht, durch Umschreibungen mit Hilfsverben und durch andere Behelfe ersetzt. In dem Ablauf: Ältestes Ägyptisch — Altägyptisch — Mittelägyptisch — Neuägyptisch — Demotisch — Koptisch — zeigt sich sprachlich nirgends ein Bruch und nur einmal ein etwas tiefer gehender Einschnitt in der entwicklungsgeschichtlich bedingten Folge der sprachlichen Um- und Neubildungen, nämlich beim Auftreten des sogenannten Neuägyptischen, das einen Durchstoß der gesprochenen Volkssprache von Theben in Oberägypten durch die alte Hochsprache von Memphis in Unterägypten darstellt, der mit dem Siege der Volkssprache endet, die nun ihrerseits zur neuen Hochsprache wird. Sie ist es geblieben und stellt sich in ihrer weiteren Entwicklung später im Demotischen als die Literatursprache der griechisch-römischen Zeit dar und im Koptischen als die gesprochene Sprache der christlichen Zeit Ägyptens1. Dagegen ist in der Schrift ein wirklicher Bruch festzustellen, der, äußerlich gesehen, mit der Fuge zwischen dem Demotischen und Koptischen zusammenfallt, durch den tatsächlich das Koptische erst zu dem geworden ist, was es im Gegensatz zum vor ihm liegenden Ägyptisch darstellt: die einzige, wenn auch letzte Stufe der Sprache, auf der diese sich uns wirklich als aus Lautkomplexen bestehend zeigt. Denn für alle älteren Sprachstufen haben wir ja nur vokallose Schriftbilder, die entsprechend dem sekundären Charakter der Schrift gegenüber der Sprache von den durch sie zur Anschauung gebrachten Lautkomplexen als dem Eigentlichen der Sprache nur ein ungenaues Teilbild geben. Dabei sind »Anschauung« und »Bild« im eigentlichen 1 Über das sprachliche Verhältnis zwischen Demotisch und Koptisch hat Sethe in Zeitschr. Deutsche Morgenl. Ges. Bd. 79, 1925, S. 29off. Grundlegendes gesagt. — Ich behandle hier dasselbe Problem auch von der Schriftgeschichte aus.
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Wortsinn gemeint, da wir alles hieroglyphisch sowie hieratisch und demotisch Geschriebene nur stumm lesen können; das Organ, mit dem wir diese Sprache aufnehmen, ist das Auge und nicht, wie sonst, auch das Ohr. Anstatt Gesprochenes aus den Niederschriften heraushören zu können, vermögen wir das Geschriebene nur mit dem Auge zu erfassen; es bleibt klanglos trotz der vokalisierten Wiedergaben einer Anzahl von Eigennamen und auch von Appellativen im Babylonischen des 14. Jahrhunderts, im Assyrischem des 7. Jahrhunderts und im Griechischen der Folgezeit. In gewissem Sinne ist das vorkoptische Ägyptisch für uns nicht so sehr eine Sprache und Rede als vielmehr eine »Schreibe« und »Lese«. Daher sind wir, nebenbei bemerkt, immer in Gefahr, die sprachlichen Erscheinungen, besonders auch die lautlichen Veränderungen, zu äußerlich zu nehmen. Am Ende der Entwicklung dieser Sprache stehend und ihren Ablauf im ganzen übersehend, haben wir doch nur in ihrer letzten Periode einen wirklichen Einblick in das eigentliche sprachliche Leben, dank jenem vollkommenen Bruch mit der alten Schrift, den die Verwendimg der griechischen Buchstaben für das späteste Ägyptisch, eben das Koptische, darstellt. Wir pflegen in unseren Grammatiken festzustellen, daß man schon im zweiten nachchristlichen Jahrhundert vereinzelte Versuche gemacht hat, die ägyptische Sprache mit griechischen Buchstaben zu schreiben, Versuche, die wir an einigen Zeugnissen noch beobachten können und die dann so rasch zum vollen Erfolg geführt haben, daß zu Ende des dritten Jahrhunderts die biblischen Bücher in dieser neuen Schrift ins Ägyptisch-Koptische übersetzt werden konnten. Aber wir pflegen uns dabei nicht klarzumachen, was da eigentlich Merkwürdiges geschehen ist, nämlich die Niederschrift der gesprochenen Sprache nach dem bloßen Klang in einer Lautschrift, so wie wir heute etwa eine schriftlose Sprache zum erstenmal durch Nachschreiben des uns Vorgesprochenen aufnehmen und festhalten. Dieser Vorgang hat sich auch sonst in alter und neuerer Zeit oft abgespielt, jedesmal, wenn beispielsweise die griechische Buchstabenschrift zu einem Volke kam und dessen solange schriftlose Sprache in ihr zur Niederschrift gebracht wurde. Aber alle diese Vorgänge liegen für uns völlig im Dunklen, und wir können nicht mehr sehen, wie es geschah, als zum erstenmal griechische Laute mit dem neu eingeführten System von Schriftzeichen sichtbar gemacht wurden. Im Fall des ÄgyptischKoptischen aber vollzieht sich das Ereignis sozusagen noch vor unseren Augen, so daß es möglich ist, es auch im einzelnen genauer zu beobachten. Das möchte ich im folgenden versuchen. Es erheben sich zwei Fragen: 1. Wie kam es, daß der Schriftwechsel gerade auf der Sprachstufe des Demotischen notwendig wurde? 2. Wie ging der also notwendig gewordene Schriftwechsel vor sich und welche Folgen hatte er für das Sprachbild in der neuen Schrift?
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Bei der im Wesen der Hieroglyphen begründeten Verbindung von Schriftbild und Sprache, die auch in diesen Fragen zum Ausdruck kommt, kann deren Beantwortung nur zugleich von der Schriftgeschichte und Sprachgeschichte her erfolgen. Ich bespreche zunächst unter I die Möglichkeiten der hieroglyphischen Schrift zur Abbildung des Lautbestandes überhaupt und insbesondere der lautlichen Veränderungen, denen ein Wortkörper im Verlauf der sprachlichen Entwicklung unterworfen sein kann. Sodann unter II die Besonderheiten, welche die demotische Schrift in dieser Hinsicht zeigt, und schließlich unter I I I die Anfange des Koptischen als der neuen Schreibweise an Stelle der alten Schrift. Ich muß dabei, zumal ich mich nicht nur an den engsten Fachkreis wende, manches dem Ägyptologen Bekannte vorbringen, das ich nach sprachgeschichtlichen Prinzipien zu ordnen bemüht bin. I. Die Ägypter haben in ihrer Hieroglyphenschrift bekanntlich trotz des Besitzes rein phonetischer Zeichen für die einzelnen Konsonanten niemals die Verwendung der alten Ideogramme aufgegeben, aus denen die ägyptische Schrift entstanden ist und die immer ihren eigentlichen Kern bildeten, als Wortzeichen, als Determinative, als Mehrkonsonantenzeichen. Die große Masse der ägyptischen Wörter ist in ihrer Schreibimg traditionsgebunden, insofern in der Regel das einzelne Wort zu allen Zeiten irgendwie mit dem Ideogramm oder einem Ersatz desselben geschrieben wird, dem sein alter Konsonantenbestand eignet. Die zu allen Zeiten rein phonetisch geschriebenen Wörter sind jenen gegenüber durchaus in der Minderzahl, wenn es auch an sich genug Wörter gibt, deren Schreibung zu keiner Zeit ein Ideogramm aufweist, sei es, weil es eben für die betreffende Konsonantenverbindung keins gab, sei es aus anderen Gründen. So ist die Schreibung der ägyptischen Wörter im wesentlichen eine historische 1 , die vielfach im Schriftbild den ältesten Lautbestand auch noch zu einer Zeit enthält, in der er längst anders geworden ist:
»hören« stellt immer noch äußerüch
ein sdm dar, auch noch ganz spät, als es zu stm geworden ist und sötem lautet, und 1
1
^
5 »Topf« wird hieroglyphisch auch dann immer noch dldhw
geschrieben, als man schon nur noch dö sprach. Neben solchen starren Wortbildern, die in die entwicklungsgeschichtlichen Änderungen des Lautbestandes keinen Einblick gewähren, hat es zu allen Zeiten bei anderen Wörtern auch Schreibungen gegeben, welche solche Veränderungen zeigen, wie ich sie gleich noch besprechen will. Die Orthographie, die Schreibgewohnheit hat das alles von Fall zu Fall ge1 Und historisch ist auch unsere Umschreibung in unsere Schrift: Im Wörterbuch müssen wir die Wörter mit dem uns erreichbaren ältesten Lautbestand aufnehmen, und es ist ratsam, auch dann noch Sdm zu umschreiben, als dieses Wort für »hören« schon nur noch stm lautete. Wir laufen sonst Gefahr, oft nicht zu wissen, welches Wort durch die U m schreibung wiedergegeben werden soll.
Sitzungaber. phil.-hist. Kl. 1938.
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regelt und festgelegt, daneben aber auch zu allen Zeiten Schreibunarten geduldet, die teils den Lautbestand eines Wortes nur verstümmelt, teils geradezu falsch wiedergeben. Für derartige Verstümmelungen erinnere ich beispielsweise an die alteingebürgarte Schreibung des Wortes für »Mensch« ^ ^JJ | rt, die nicht ahnen läßt, daß das Wort ursprünglich rmt lautete1, dann rmt und im Koptischen pwAte aus *römet, oder an das Wort für »essen«, das sich in den allermeisten Fällen alt als ton «=|=> ^jj, später als im -|j- J j ^ ^ in der Schrift zeigt, das aber eigentlich wnm lautet, koptisch o-ycoM. Wie es solcher Verstümmelungen viele gibt, so auch zahlreiche Fehlschreibungen, die im wesentlichen zweierlei Art sind. Einmal Schreibungen, die durch teils wirklich fehlerhafte, teils durch die Sucht nach Schönschreiben bewirkte Umstellungen entstanden sind, wie etwa |1 g shc statt des richtigen sch oder ^ |1 ® r ^ i h,'sh-t statt hSs-t. Zweitens Falschschreibungen, wie ^^ 0 Jeu dnsmn WWW I /VWW\
für dns oder A
Wortteils nj schon zur Pyramidenzeit nicht mehr gesprochen wurde:
, , , „ , ftMWi Ä .
tiszo
als Variante für 1 ° njsw-t > nsw-t > nsw. Aber diese lautliche Wiedergabe des wahren Lautbestandes findet sich nur an wenigen Stellen; im übrigen schreibt man das Wort für König auch noch demotisch in herkömmlicher Weise so, als lautete es hvtnjl 2. Wiedergabe unklarer oder in der Schrift fehlender Laute. So wenig wie irgendeine andere Schrift gibt auch die ägyptische alle tatsächlich gesprochenen Laute, in diesem besonderen Falle die Konsonanten, wieder1. Die Schrift selbst zeigt uns das auch noch bei dem sehr merkwürdigen Schwanken zwischen h und i i s in einer ganzen Anzahl von Wörtern, das man sich wohl so zu erklären hat, daß der A-Laut ursprünglich durch das Zeichen ' ', eigentlich s, mit ausgedrückt wurde, so merkwürdig das auch erscheint, zumal «*-=» im Koptischen immer als g: £ erscheint und niemals als ig und i i ebenso regelmäßig immer als griech.CT,und nie als H-Laut. Wie dem auch gewesen sei, tatsächlich bleibt die schwankende Wiedergabe bis in späte Zeit: f \ ° msn-t wechselt 1 Dazu H.Paul, Prinzipien der Sprachgeschichte 5. Aufl. (1920), S. 371fr.: »Sprache und Schrift«.
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mit f \ mhri't »Fähre«; neben altem 1 1\1A s'k steht jüngeres **~ ' A i/vww " ° h'k »rasieren« = kopt. gtoioKe; kopt. gjw.OM »warm werden« erscheint neben =
vereinzeltem ® ^ ^
f^ hmrn regelmäßig als 1
1 Jjj^
im Kausativum (unter dem Einfluß des s-?) auch als [1
N
smm und nur Ji^
shmm;
»schreiben« und »Schreiber« werden auch spät oft < ^ ss geschrieben und lauten doch koptisch cgaa: und CA.^: Vielleicht1 kam das einen aufgeschnittenen Tierleib darstellt, erst als Zeichen für h auf, nachdem das Stammwort hl-t zu h-t geworden war (GH, JHTCJ), das alt sogar in drei verschiedenen Schreibungen auftritt ^ ^ = 1 1 = o-=also skf-t = sl-t = hht, die gleichwertig nebeneinander stehen als ältere Formen des späteren ^ j j Q h?-t »Leichnam« (eigentlich toter »Leib«). Wie in diesem Fall zwei Zeichen ergänzend für einander einzutreten scheinen, so ersetzen die Zeichen für das n und r in ähnlicher Weise das fehlende Zeichen für den /-Laut. Jedenfalls wird das / altkanaanäischer Fremd- und Lehnwörter ägyptisch im Neuen Reich mit n oder r wiedergegeben, zwei Laute, für die auch in einer Anzahl von echt ägyptischen Wörtern im Koptischen ein / erscheint, wie in »Zunge«, äg. ns, oder in »außen«, äg. brw. Daß auch die alte Sprache einen /-Laut schon besaß und daß nicht erst spät, etwa erst im Koptischen, gewisse n und r zu / geworden sind, das beweisen Versuche, in Wörtern, die eben im Koptischen ein / haben, diesen Laut durch schwankende Schreibungen als einen besonderen darzustellen, für den es kein eigenes Schriftzeichen gab. So wird kopt. RWC »Riegel« in älterer Zeit kii-t oder ^ kln-t oder ci für »süß«
, ,, ,
später regelmäßig
A
J^
hx't geschrieben und das Wort
das alt »froh sein« bedeutet, alt ß determiniert, aber das Zeichen für den Wind tut es im Verein mit dem Fleischstück 9 auch, und da aus dem Wort für »Kämpfer« inzwischen eine Bezeichnung für »männlich« geworden ist, so ist es ganz passend, das Wort um auch so zu determinieren, nämlich mit ic=u). Aber die Determinative2 sind nichts Wesentliches mehr für die Erkenntnis der Bedeutungssphäre. So schreibt man g w x »bedrängen« (alt
o J^ — a hcd!) demot. ^
a J^ I —r mit dem-
selben Teich i—r, mit dem man auch gui-x »kalt« zu schreiben pflegt: © •»—r \\ ^ .
Daß demot. J^ | ^
D
(|
(2t=±f=1
d
(j (j
das kopt. -x^Tqe »Gewürm« ist, erkennt
man nicht an der Determinierung, wie bei der alten Schreibung ^ " ^ ' ^ " U U L oder der jüngeren J^
, sondern daran, daß man dschätfee spricht, wenn man
ddfj liest. Allerdings, immer ist die richtige Lesung durch die lautliche Schreibung 1 Hr. E r i c h s e n weist mit Recht darauf hin, daß diese traditionslosen und darum vielfach schwankenden Schreibungen besonders im späteren Demotisch häufig werden, was sich aus dem immer stärker werdenden Eindringen neuer unliterarischer Wörter erklärt, für die ein Wortbild in der Schrift fehlte. 2 Wie Hr. E r i c h s e n bemerkt hat, scheint bei Wörtern mit mehreren Determinativen oft das letzte das wesentliche zu sein.
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nicht zu sichern, und man muß wissen oder aus dem Zusammenhang ersehen, daß ein demot. (j