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German Pages 18 [36] Year 1912
VERHANDLUNGEN DER
BERLINER OPHTHALMOLOGISCHEN GESELLSCHAFT I N DEM J A H R E
1911
HERAUSGEGEBEN VON
DEM VORSTAND DER GESELLSCHAFT
LEIPZIG VERLAG VON VEIT & COMP.
1912
Verhandluitgen
der Berliner
Oph thalmologisehen
Gesellschaft.
Achtes Heft.
(lieft 1 enthält den Bericht über die Verhandlungen in den Jahren 1893 —1904.)
Sonderabdruck aus dem Centraiblatt für praktische Angenheilkunde.
Druck von Meteger & Wittig in Leinzisr.
Verzeichnis der Mitglieder am 1. Januar 1912. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. '¿'S. 24. 25. 26. 27. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49.
Dr. Abelsdorff, Professor. Dr. Adam, Privatdozent. Dr. Boit, Oberarzt. j Dr. Brandt. ! Dr. Clausen. ; Dr. Cohn, Emil. Dr. Cohn, Paul. Dr. Collin, Stabsarzt. Dr. Crzellitzer. Dr. Durst. ; Dr. Ehrenfried, L. I Dr. Enslin. ! Dr. Felir. ! Dr. Feilchenfeld, Hugo. | Dr. Feilchenfeld, Wilhelm, Sanitätsrat. | Dr. Flemming, Stabsarzt. Dr. Freyer, Stabsarzt. Dr. Fritze, Sanitätsrat. Dr. Ginsberg. Dr. Glantz. Dr. Greeff, Geh. Med.-Rat, Professor. 1 Dr. Grunow. Dr. Gutmann, Adolf, Privatdozent. Dr. Gutmann, Gustav, Professor. Dr. Halben. Dr. Hamburger. Dr. v. Haselberg, Oberstabsarzt. Dr. Helbron, Professor. Dr. Hcrtzell. Dr. Herzog, Professor. Dr. Hethey, Professor. Dr. Heymann. Dr. Hildesheimer. Dr. Hirsch. Dr. Hirschberg, H., Sanitätsrat. Dr. Hirschberg, J., Geh. Med.-Rat, Professor. Dr. Hoffmann. Dr. Hormuth. Dr. Horstmann, Geh. Med.-Rat, Professor. Dr. Jacobsohn, Ernst, Sanitätsrat. Dr. Jacobsohn, L. Dr. Jacoby, Erich. Dr. Isakowitz. Dr. Kann. Dr. Köllner, Privatdozent. Dr. Koppen. Dr. Kosterlitz | Dr. Kowalewsky. • Dr. Krusius. !
50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 71. 72. 73. 74. 75. 76. 77. 78. 79. 80. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 88. 8i>. 90. 91. 92. 93. 94. 95. 96. 97. 98. 99.
Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. l)r. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr.
Küthe. Laas. Langenhan, Stabsarzt. Lasker. Lattorff, Oberstabsarzt. Leber, Privatdozent. liehmann, Hugo, Sanitätsrat. Levin, H. Levinsohn, Privatdozeut. Licht. Lichtenstein. Marbe. Maschke, Erich. Maschke, Max. May. Mendel, F. Meyer. Moll, Alfred. Mühsam, W. Napp, Professor, Stabsarzt. Neumann. Nicolai, Oberstabsarzt. Ohm. Oppenheimer. Paderstein. Paradies. Pollack. Radziejewsky, Sanitätsrat. Reichenheim. Roth, Generaloberarzt. Salomon. Schieck, Professor. Schoeler, Fritz. Schultz, Heinrich. Schultz-Zehden, Paul. Schulze, Walter. Schweiggcr. Seligsohn. Settegast, Friedrich, Sanitätsrat. Simon, R., Sanitätsrat. Spiro. Stein dorff. Thorner, Privatdozent. Türk. Wätzold, Stabsarzt. Weinbaum. Wernicke, Stabsarzt. Wertheim, Sanitätsrat Windmüller. Wüstefeld.
Nachruf auf Julius von Michel, von J. Hirschberg, in der Sitzung der Berliner ophthalmologisohen Gesellschaft, vom 26. Oktober 1911. Vor vier Wochen ist unser Vorsitzender durch den Tod uns entrissen worden. Die erste Sitzung, mit welcher wir heute das Wintersemester eröffnen, sei lediglich seinem Andenken geweiht. J U L I U S MICHEL wurde, als Sohn des Rechtsanwaltes CONRAD FBIEDBICH MICHEL und seiner Gemahlin ANNA, geb. v. DAWANS, am 5. Juli 1843 zu Frankenthal in der Rhein-Pfalz geboren; er besuchte das Gymnasium zu Zweibrücken und danach die Universität zu Würzburg und die zu Zürich, woselbst er bereits eine Assistenten-Stelle an dem physiologischen Institut unter Prof. ADOLF F I C K erhielt. Zu Würzburg erwarb er 1866 den DoktorGrad mit der Dissertation „Über das Verhalten der Netzhaut und des Sehnerven bei der Epilepsie". Hierauf machte er den Feldzug von 1866 als bayrischer Militär-Arzt mit, bestand 1867 das Staats-Examen in München und war als Assistent tätig in der Kreis-Kranken- und PflegeAnstalt seiner Vaterstadt. Aber bereits 1867 siegte seine Neigung zum Studium des Sonderfaches der Augenheilkunde. So zog es ihn nach Berlin an die weltberühmte Klinik ALBHECHX'S V. GBAEFE. Hierauf ging er nach Wien und schließlich 1868 nach Zürich zurück, wo er die Stelle eines Assistenten an der Universitäts-Augenklinik unter Prof. FBIEDBICH HOBNEB bekleidete, bis er im Sommer 1870 zum Krieg gegen Frankreich unter die Fahnen berufen wurde. Aus den Beobachtungen, die er bei der Leitung eines Feld-Lazarets, gemeinsam mit Dr. R U D O L F BÖHM (jetzt Professor der Pharmakologie in Leipzig), angestellt, stammt die Abhandlung „Erfahrungen bei der Kaltwasser-Behandlung des Unterleibs-Typhus". Nach Beendigung des glorreichen Krieges ging J U L I U S MICHEL nach Leipzig und arbeitete am physiologischen Institut unter den Professoren K A B L LUDWIG und GUSTAV SCHWALBE. Nachdem er so in den theoretischen Grundwissenschaften, der Anatomie und der Physiologie, eine umfassende Vorbildung gewonnen, habilitierte er sich 1872 für Augenheilkunde an der Universität Leipzig. Der Beginn seiner wissenschaftlichen Forschung fällt in jene denkwürdige Zeit, wo die Augenheilkunde, welche bis dahin an den deutschen Universitäten von den Professoren der Chirurgie mit vertreten wurde, endgültig die Freiheit und Selbständigkeit als be-
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sonderes Lehrfach sich eroberte. An drei deutschen Hochschulen, zu Erlangen, zu Würzburg und in Berlin, hat JULIUS MICHEL durch Forschung und Lehre wesentlich mit dazu beigetragen, den Beweis zu erbringen, daß jene Selbständigkeit unsres Faches nicht unverdient gewesen. Schon am Ende des Jahres 1872 wurde MICHEL als a. o. Professor der Augenheilkunde nach Erlangen berufen, als erster, der an dieser Universität
Julius von Michel.
den speziellen Lehr-Auftrag erhielt. Bereits im folgenden Jahre wurde er zum ordentlichen Professor ernannt und hat in der reizvollen, stillen Universitäts-Stadt, trotz der mangelhaften Einrichtung der Augenklinik, die in Miets-Räumen untergebracht war, als Lehrer und Forscher eine bedeutende Wirksamkeit entfaltet, bis er 1879 einem Ruf nach Würzburg, als Nachfolger von Prof. ROBEBT V. WELZ, Folge leistete. In Würzburg hat JULIUS MICHEL zwanzig schöne und inhaltreiche Jahre verlebt, in Gesundheit, Schaffens-Kraft und Freudigkeit. Die Zahl der hilfesuchenden Augenleidenden, der Belehrung heischenden Studenten ist durch sein Wirken in geradezu überraschender Weise empor gestiegen. Hier gelang es ihm auch, was er in Erlangen schon angestrebt, aber noch nicht erreicht hatte, den Neubau der Universitäts-Augenklinik 1899 durchzusetzen. Aber, was er geschaffen, konnte er nicht mehr benutzen. Er wurde in demselben Jahr, als Nachfolger von KARL SCHWEIGGEB, nach der
Hauptstadt des deutschen Reiches, auf den Lehrstuhl ÄLBBECHT'S/V. GKAEFE, seines ersten Lehrers, berufen. Hier wirkte er unermüdlich, an dem ungeheuren Kranken-Material der Universitäts-Augenklinik in der Ziegelstraße, in dem großen, gefüllten Hörsaal, mit einem ganzen Stabe von Assistenten, und in dem trefflich eingerichteten Laboratorium. Die erst leiseren, dann lauteren Mahnungen beginnender Krankheit ließ er unbeachtet. Selbst, als ernstere Schwäche im Winter 1910/11 ihn befallen, kehrte er zu seiner Tätigkeit zurück, sowie seine Stimme wieder heller geworden, und erklärte offen: „Rücktritt ist Tod für mich". Aber der Tod ist gekommen und hat ihn am 29. September hinweggerafft. Zu dem schon länger bestehenden Diabetes hatte sich Tuberkulose des Kehlkopfes und der Lungen hinzugesellt. Die tuberkulösen Geschwüre des Kehlkopfes waren allerdings in erfreulicher Weise unter örtlicher Behandlung vollkommen ausgeheilt. JULIUS MICHEL ist unvermählt geblieben. Die Bahre in der Kapelle des Invaliden-Hauses zu Berlin umstanden seine Verwandten und Freunde, seine Assistenten und Schüler, seine Fachgenossen und Kameraden. An die ergreifenden Worten des Oberpfarrers schlössen sich Ansprachen des Dekans der medizinischen Fakultät, der auch im Namen des Rektors sprach, des zweiten Vorsitzenden der Berliner ophthalmologischen Gesellschaft, eines Vertreters seiner Assistenten und des Dekans der Universität zu Würzburg. Die wissenschaftliche Leistung von JULIUS MICHEL war ebenso umfassend wie gründlich und bedeutsam. Auf mehreren Gebieten unsrer Fachwissenschaft hat er unsre Kenntnisse erweitert und umgestaltet. Er hat Bleibendes geschaffen. Von seinen größeren Werken nenne ich zuerst A u g e n h e i l k u n d e , aus dem Jahr 1884; die zweite 1890. (780 S., mit 142 Text-Abbildungen.) Dieses in Norddeutschland von den Studenten, denen die
sein L e h r b u c h der Auflage ist vom Jahr Lehrbuch ist bei uns gleichfalls trefflichen
Bücher von SCHWEIGGEB, SCHMIDT-RIMPLER, VOSSIUS näher lagen, nicht
viel studiert und auch von den Fachgenossen nicht viel benutzt und erwähnt worden. Wer es aber kannte und nachschlug, war erstaunt über den reichen Inhalt, die klare Darstellung und erfreut durch den jedem Kapitel vorangestellten, genauen Literatur-Nachweis, wie er seit den Lehrbüchern von HIMLY und RÜTE, d. h. seit einem halben Jahrhundert, nicht mehr in Übung geblieben. JULIUS MICHEL'S eigne Leistungen zeigen sich bei den Erkrankungen der Lider, bei der Erforschung der Mikro-Organismen des Trachoma, bei der chemischen Untersuchung der Hornhaut, in den Versuchen über künstliche Linsentrübung, in seinen Untersuchungen über Iris und Iritis, in seinen Beiträgen zu den Erkrankungen des Aderhaut-
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Traktus und der Netzhaut. Weitere Auflagen des Lehrbuches sind nicht erfolgt. Dafür hat JULIUS MICHEL die Studierenden erfreut durch seinen k l i n i s c h e n L e i t f a d e n der A u g e n h e i l k u n d e , der ihnen eine wissenschaftlich geordnete Darstellung des Gesamtgebietes in möglichst gedrängter Form gewährt, und der drei Auflagen (1898, 1896, 1903) erlebt hat. Die K r a n k h e i t e n des A u g e s im K i n d e s a l t e r , die sein Lehrer und Freund, Prof. HOBNEB in Zürich, für GERHABD'S Handbuch der Kinderkrankheiten 1879 bearbeitet, aber wegen seiner eignen Erkrankung nicht hatte abschließen können, hat JULIUS MICHEL fortgesetzt und 1889 beendigt durch Darstellung der Krankheiten der Linse, des Glaskörpers, der Netzhaut, des Sehnerven, der Augenmuskeln, der Augenhöhle, der Refraktionsund Akkommodations-Störungen, sowie der Verletzungen des Auges, und in diesem Werke zahlreiche eigne Funde niedergelegt. In dem Handbuch der Augenheilkunde von GBAEFE-SAEMISCH hat er 1875 die K r a n k h e i t e n der Lider bearbeitet und für die erweiterte zweite Ausgabe des großen Werkes 1908 dies Kapitel in originaler Weise zu einem stattlichen Bande von 473 S. mit 79 ausgezeichneten, meist eignen Figuren ausgestaltet, den man für unsre Zeit als die m a g i s t r a l e Dars t e l l u n g dieses Gegenstandes bezeichnen muß, da ihm nichts Gleichwertiges an die Seite gestellt werden kann. Den äußerst verdienstvollen J a h r e s b e r i c h t über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde, den ALBEECHT NAGEL begründet und mit dem Jahr 1870 begonnen, hat JULIUS MICHEL vom achten Jahrgang ab, für 1877, bis zum 40., für 1909, der im Jahre 1910 erschienen ist, weiter herausgegeben und dadurch unsrer Wissenschaft einen unschätzbaren Dienst geleistet. Im Jahre 1899 hat MICHEL mit Prof. KUHNT die Z e i t s c h r i f t für A u g e n h e i l k u n d e ins Leben gerufen und bis zu seinem Tode fortgeführt; 27 stattliche Bände bringen eine Fülle von Original-Arbeiten und aufklärenden Übersichten. Die gleiche Unermüdlichkeit und Arbeitsfreudigkeit, wie in der Forschung und Wissenschaft, hat JULIUS MICHEL in der L e h r e und in der P r a x i s sein Leben lang an den Tag gelegt. Es ist wahrhaft bewunderungswürdig, wie er dies in Berlin bei der großen Zahl der Studenten, bei den vielen Tausenden von poliklinischen und Hunderten von klinischen Kranken und von Operationen, schon dem Greisen-Alter sich nähernd, so siegreich durchgesetzt hat. Der Beginn seiner Lehr- und klinischen Tätigkeit in Berlin war noch dazu besonders schwierig, da seines Vorgängers längere Erkrankung Verbesserungen verzögert hatte, die sein Feuergeist sofort in Angriff nahm und augenblicklich einführen wollte. Kliniken veralten heutzutage fast ebenso rasch, wie — Kriegsdampfer. Das chirurgisch-augenärztliche Klinikum in der Ziegelstraße, 1819 durch die
8 Bemühungen K A K L F E R D I N A N D G R A E F E ' S errichtet und von den Zeitgenossen bewundert und angestaunt, war ein halbes Jahrhundert später, als ich selber meinen Unterricht darin empfing, ( 1 8 6 3 — 1 8 6 6 ) , schon wieder recht veraltet und wurde 1 8 7 8 — 1 8 8 2 durch einen Neubau ersetzt, mit einer e i g n e n Augenklinik, die Prof. K A K L SCHWEIGGER von 1 8 8 1 ab verwaltet hat. Diese genügte unsres J U L I U S MICHEL'S hohen Anforderungen in keiner Weise, trotz aller Um- und Anbauten, die er sofort durchsetzte. Er beantragte die Errichtung einer vollkommen neuen, mustergültigen Augenklinik auf dem großen Gelände der Charité. Diese sollte er nicht mehr erleben, der Tod hat seinen Bestrebungen ein Ende gesetzt. Ein besondres Verdienst hat sich J U L I U S V. M I C H E L noch um die B e r l i n e r o p h t h a l m o l o g i s c h e G e s e l l s c h a f t erworben. Mein Freund, Prof. M A X BÜRCHARDT, der neben seiner bedeutenden militärärztlichen Tätigkeit noch seit 1881 die Augen-Abteilung der Königlichen Charité verwaltete und daselbst auch, nach Überwindung mancher Schwierigkeit, den Unterricht in unsrer Fachwissenschaft einrichtete, fühlte bei seiner eigentümlichen Entwicklung und seiner aus liebenswürdiger Bescheidenheit und unermüdlichem Wissensdrang zusammengesetzten Natur das unbesiegbare Bedürfnis, mit den andren Fachgenossen der großen Stadt sich zusammenzuschließen zur gegenseitigen Förderung und Belehrung, und hat auch trotz des Widerstandes, ja der Gegnerschaft, die er von maßgebender Seite erfahren, im Jahre 1893 unsre Gesellschaft begründet und als erster Vorsitzender geleitet und gefördert bis zu seinem Tode, der a m 12. S e p t e m b e r - 1897 erfolgt ist. Durch das Vertrauen der Fachgenossen zu seinem Nachfolger berufen, habe ich selber das Amt fünf Jahre lang geführt. Von 1903 bis zu seinem Tode ist J U L I U S V. M I C H E L unser erster Vorsitzender gewesen, stets einstimmig wiedergewählt. Ihm verdanken wir das gastliche Heim für unsre Sitzungen, mit den großartigen Hilfsmitteln seines Instituts, dem ProjektionsApparat, den Mikroskopen, den Präparaten und Bildern der reichen Sammlungen. Ihm verdanken wir wichtige Beiträge, teils eigne, teils seiner jüngeren Mitarbeiter. Unermüdlich ist er unter uns tätig gewesen. Er hat wohl keine Sitzung versäumt, außer wegen ernster Krankheit. Sowie ei aber sich besser fühlte, ist er wieder unter uns erschienen, aufopferungsvoll, hoffnungsfreudig. , Von den Mitteilungen, die unser erster Vorsitzender selber in unsren Sitzungen gemacht, erwähne ich die Mikro-Projektionen von Augenschnitten mit dem neuen ZEiss'schen Projektions-Apparat (Mai 1903), über Myasthenia ocularis und über Tuberkulose des Auges (Juni 1904), über den anatomischen Befund von markhaltigen Nervenfasern sowie über ein Fibrom der Papille (Dezember 1904); über amyloide Entartung der Augengefäße (Februar 1905), über einen Fall von Tetanus nach Verletzung der Orbita, über den anatomischen Befund bei absolutem Glaukom (Oktober 1905), über seltne Lid- und Bindehaut-Erkrankungen (Januar 1906), über syphilitische Augen-
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gefäß-Erkrankungen (Juni 1906), über halbseitige Gesichts-Hypertrophie (Juli 1907), über Coccidien der Lidhaut (Oktober 1907), über einen Fall geheilter Iris-Tuberkulose (Oktober 1908), über ein durch Iridektomie geheiltes Iris-Sarkom (Februar 1909), über Primär-Affekt der Tarsal-Bindehaut, über vernarbten Pemphigus, über weiße Thromben-Bildung in einer Netzhaut-Arterie (November 1909). Noch ist der Schmerz zu frisch in unsrer Brust, um an dieser Stelle eine kritische Erörterung der Leistungen von J U L I U S M I C H E L uns zu gestatten. Aber soviel sei gesagt, seine Arbeiten über die Lymphbahnen des Auges, über die Thrombose der Zentral-Vene, über die Tuberkulose des Seh-Apparates haben seinen Namen für immer in die Denksteine unsrer Geschichte eingegraben. J U L I U S M I C H E L war eine sonnige Natur. Seine innere Heiterkeit strahlte aus auf die Umgebung, auf seine Mitarbeiter, die ihn verehrten, auf die Fachgenossen, die ihn schätzten, auf die Kranken, die ihm vertrauten. Voll Witz und Schlagfertigkeit traf er zwar den wunden Punkt mit großer Sicherheit, aber immer mit solcher Liebenswürdigkeit, daß der Getroffene sofort in sein Lächeln mit einstimmte. Ich darf hier wohl erwähnen, daß seit 1867, wo ich als Assistent in v. G B A E F E ' S Klinik J U L I U S M I C H E L kennen und schätzen lernte, bis zu seinem Tode, also volle vierundvierzig Jahre hindurch, ein stets ungetrübtes, freundschaftliches Verhältnis uns verbunden hat. Wir alle aber, die sein Andenken zu ehren hier versammelt sind, von denen jeder Freundschaft, Förderung, Belehrung aus den reichen Schätzen seines Wollens, Könnens, Wissens, Strebens erfahren, wollen uns von unsren Sitzen erheben, um durch dies schwache Zeichen auszudrücken, daß sein Andenken bei uns ein gesegnetes für immer bleiben wird.
Nachtrag aus der Sitzung vom 24. Februar 1910. Herr C l a u s e n : Demonstration eines Falles von Hornhaut-Transplantation. Vortr. demonstriert einen 21jährigen Patienten, der seit 4 Jahren wegen einer beiderseitigen Keratitis interstitialis in der Behandlung der Augenpoliklinik der Charite stand. Trotz energischer antisyphilitischer Behandlung (es lag schwere hereditäre Lues vor) sowie langdauernder Aufhellungsversuche mit allen nur möglichen Mitteln, war eine wesentliche Aufhellung beider Hornhäute nicht zustande gekommen, so daß Patient 2 s / 4 Jahre nach Ausbruch der Erkrankung nur eino Sehschärfe von rechte S = '/'so bis i / a s fast, linke S = 1 / 16 fast erreichte. (In Mydriasis ebenso). Da eine weitere Aufhellung nicht zu erwarten war, wurde Patient die Keratoplastik vorgeschlagen und am 2. Juli 1908 auf dem rechten Auge ausgeführt. In Narkose wurde mit dem v. Hippel'schen Trepan (Nr. 2) in der Mitte der Hornhaut bis zur Descemet'schen Membran trepaniert und dann das umschlagene Stück mit Lanze und Pinzette sorgfältig herauspräpariert. In die so entstandene Lücke wurde ein gleichgroßes Stück Cornea in voller Dicke sorgfältig eingelegt. Die überpflanzte Hornhaut stammte von dem Auge eines 2 1 / 2 jährigen Kindes mit beginnendem Glioma retinae und wurde unmittelbar nach der Enukleation mit dem Trepan herausgeschlagen. Der Patient erhielt sodann einen Borsalben-Schlußverband für beide Augen, nach dem zuvor rechts die Lider durch Heftpflasterstreifen fest verschlossen worden waren. Nach 3 Tagen erster Verbandwechsel. Transplantierte Hornhaut klar mit glatter spiegelnder Oberfläche. Unter dem transplantierten Stück stärkere Trübung sichtbar. Dagegen die trübe Hornhautperipherie deutlich aufgehellt. 7 Tage nach der Operation trat eine starke grauweiße Trübung des überpflanzten Stückes auf, die jedoch nach 14 Tagen einer völligen Aufhellung wich. Die Peripherie der Cornea namentlich am oberen Limbus wesentlich aufgehellt. Zurzeit ist die transplantierte Cornea noch vollständig klar und durchsichtig and setzt sich gegen die ursprüngliche Hornhaut durch eine scharfe, grauweiße Kreislinie ab. In jüngster Zeit ist es zur Ablagerung von zwei kleinen Kalkpartikelchen zwischen transplantierter Cornea und zurückgelassener Descemet'scher Membran gekommen. Die Sehkraft ist auf dem rechten Auge von 1 / 5 0 vor der Operation jetzt auf 1/Jä0 fast (1 1 / 2 Jahre nach der Operation) gestiegen, eine verhältnismäßig g e r i n g e Besserung, die dadurch erklärt wird, daß es auch in dem vorliegenden Fall nicht gelungen war, die letzten der Descemet'schen Membran fest anhaftende trüben Hornhautlamellen abzupräparieren, falls man nicht eine Eröffnung der vorderen Kammer wagen wollte. Immerhin ist die Transplantation als solche völlig gelungen und fordert zu weiteren Versuchen in dieser Frage heraus, zumal bei genügender Beobachtung der nötigen
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Kautelen dem Patienten kaum geschadet werden kann. Vortr. geht noch näher auf die Literatur sowie die verschiedenen Tatsachen der Keratoplastik ein. Nachtrag aus der Sitzung vom 24. November 1910. Herr C l a u s e n demonstrierte zunächst einen 13jährigen Knaben, M. R., mit juveniler Tabes und beiderseitiger Sehnerven-Atrophie. Der Knabe kam vor 4 Jahren zuerst in Behandlung wegen beiderseitiger Abduzensparese und ausgesprochener Konvergenzschvväche. Das Sehvermögen war damals noch völlig normal, S = 5 / 4 , doch bestand eine Pupillendifferenz (1 > r) sowie absolute Pupillenstarre. Da anamnestisch hereditäre Lues sehr wahrscheinlich war, auch der Patient einen leicht hereditär-syphilitschen Eindruck machte (Andeutung von Hutchinson'scheii Zähnen, Stirnhöcker und geringer Prognathie sowie feinen Striche und linienförmigen Narben um die etwas eingezogenen Mundwinkel), so wurde Patient damals aufgenommen und mit Schmierkur behandelt. Nach Vollendung derselben hatte sich die Augenmuskelstörung vollständig zurückgebildet, nur die Pupillenstörung blieb bestehen. Nach 3 Jahren wurde der Patient wieder in die Poliklinik gebracht, weil das Sehvermögen rechts schlechter geworden war. Damals wurde beiderseits eine beginnende genuine Sehnervenatrophie sowie ein Fehlen der Patellarreflexe und Schwächerwerden des Achillessehnen-Phänomens festgestellt. Patient wurde zur Behandlung der Nervenklinik überwiesen. Das Sehvermögen betrug rechts S = 1 / 60 , links S = 5 /.. Jetzt bringt man den Knaben, weil rechts vollständige Erblindung eingetreten sein soll. Rechts ist die Sehschärfe bis auf Lichtschein erloschen, links wird eine S = 5/,,. erreicht. Das Gesichtsfeld ist links für Farben vollständig erloschen, für weiß höchstgradig eingeengt bis aui 5 bis 10°. Beiderseits ausgesprochene genuine Sehnervenatropliie, R > L. Pupillen beiderseits weit und absolut starr. Die W a s s e r m a n n ' s e h e Reaktion ist sowohl bei der Mutter wie bei dem Patienten stark positiv. Auf näheres Nachfragen ergibt sich aus der Anamnese noch, daß der Patient schon seit frühester Kindheit an Kleidernässen leidet, doch hat sich diese Incontinentia urinae besonders im 11. Lebensjahr verschlimmert, so daß bei Hustenstößen und beim Lachen es zu unfreiwilligem Urinabgang kam. Auch hat der Patient häufig an Herzklopfen und Kopfschmerzen gelitten. Insofern stimmt also auch dieser Fall mit den sonst in der Literatur beschriebenen Fällen von juveniler Tabes überein, als hierbei in 1 / a der Fälle als Frühsymptom sich Incontinentia urinae sowie Kopfschmerzen, sehr frühzeitig eine Sehnervenatrophie einstellte. Was den Verlauf betrifft, so sind die Fälle im allgemeinen verhältnismäßig gutartig. Vortr. will in diesem Fall eine Injektion mit Ehrlich-Hata 606 versuchen. C l a u s e n demonstriert sodann einen Fall von Hypermetropia permagna bei einem Knaben von 10 Jahren. Der Knabe wurde vor 4 Jahren wegen schlechten Sehens in die Poliklinik gebracht. Damals wurde rechts eine Hypermetropia von 18,0 D und links eine solche von 17,0 D festgestellt und zunächst eine Brille von + 10,0 D verordnet, womit eine Sehschärfe von S = 6/3l5 erreicht wurde. Nach Jahresfrist nahm der Knabe schon beiderseits
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+ 15,0 D an, womit er nunmehr eine Sehschärfe von S = 6 / ) 6 erreicht. Höhere Gläser als + 15,0 D lehnt der Patient auch jetzt ab. Skiaskopisch sowie im aufrechten Bild wird noch derselbe Refraktionszustand wie vor 4 Jahren gefunden. Es handelt sich um einen reinen Fall von Achsen-Hypermetropie, da der Krümmungsradius der Hornhaut nur 6,8 mm beträgt, also kleiner als normal ist, wie das auch bei den bisher in der Literatur niedergelegten Fällen fast durchweg beobachtet wurde. Hornhaut-Astigmatismus besteht nicht. Der Hornhautdurchmesser beträgt 10,4 mm. Die Papille weist nicht den sonst bei höherer Hypermetropie, namentlich wenn sie mit Astigmatismus kontinuiert ist, häufigen Befund der Pseudoneuritis auf. Das Auge fällt durch seine außerordentliche Kleinheit auf, um so mehr als die Orbita von normaler Größe ist, so daß man mit dem Finger weit zwischen Auge und Orbita dringen kann. Heredität lag in diesem Fall nicht vor, doch konnte Vortr. in zwei Familien die Rolle der Vererbung bei höherem Grade von Hypermetropie beobachten. In der einen Familie sah er bei zwei Brüdern eine Hypermetropie von 9,0 D und 10,0 D und bei einer anderen Familie fand er bei drei Schwestern eine Hypermetropie von 9,0, 10,0 und 11,0 D. Sitzung vom 26. Januar 1911. 1) Herr A d a m spricht im Anschluß an einen Fall über die L u x a t i o n des „ S ö m m e r i n g ' s c h e n K r y s t a l l w u l s t e s " in die V o r d e r k a m m e r . Bei der üblichen Extraktionsmethode der kataraktösen Linse werden außer dem Kapsel-Inhalt nur die mittleren Teile der vorderen Kapselfläche aus dem Auge entfernt, während die hinteren und peripheren Teile derselben mit den anhaftenden Rindenteilen im Auge verbleiben. Zuweilen kommt es vor, daß die restierenden peripheren Teile von der Kapsel so vollkommen bedeckt werden, daß sie dem Einfluß des Kammerwassers und damit der Resorption entzogen werden. Durch Wucherung der Kapsel kann es dann zu einem vollkommenen Wulst oder einer Ringlinse kommen, die hinter der Iris gelegen, dem Anblick des Beobachters entzogen ist. In seltenen Fällen kann es zur Luxation dieses Wulstes in den Glaskörper (Wessely) oder in die Vorderkammer kommen. Der vorgestellte Patient ist vor 14 Jahren im Alter von 48 Jahren, in einer Zeit, in der die Rinde noch relativ weich ist, extrahiert worden. Das Sehvermögen war lange Zeit vorzüglich, bis es im Dezember 1909 (dem Zeitpunkt der Luxation) plötzlich auf Zählen von Fingern in 2 m sank. Nach 8 Tagen trat der Wulst wieder zurück und das Sehvermögen hob sich wieder. Dieses hielt sich so bis zum Dezember 1910, als durch eine erneute Luxation die Behinderung des Sehens mit gleichzeitiger Drucksteigerung wiederum eintrat. Vortr. erinnert daran, daß die nicht zu selten beobachtete Akkommodation der Aphakischen, die man auf andere Weise vergeblich zu erklären versucht hat, sehr wohl dadurch ermöglicht wird, daß die restierende Linse, der Kristallwulst, durch aktive oder passive Bewegung (wie Neigung des Kopfes) in das Pupillargebiet gelangt und so die Erhöhung der Refraktion herbeiführt. 2) Herr H. F e i l c h e n f e l d demonstriert kongenitale Anomalien: zwei Knaben, den einen mit doppelseitigem K o l o b o m d e r M a c u l a l u t e a , den andren mit doppelseitiger Ö p t i c u s a t r o p h i e und zahlreichen G l a s k ö r p e r s t r ä n g e n , die von der rechten Papille temporalwärts ziehen. Beide Fälle haben das Gemeinsame, daß neben dem kongenital gedeuteten auch Veränderungen nachweisbar sind, die auf postembryonalen Entzündungen zu beruhen
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scheinen. Nachdem aber das Kolobom der Macula lutea nicht mehr als Hemmungsmißbildung, sondern als embryonales Entzündungsprodukt aufgefaßt wird, liegt hierin kein Widerspruch. Bei dem Kolobom weist auf eine fehlerhafte Anlage das Vorhandensein andrer kongenitaler Anomalien am A u g e hin (neben sonstigen: abstehende Ohren) nämlich ein hochgrades Astigmatismus (6 D) sowie ein sehr merkwürdiger Gefäßverlauf. Das Auge mit dem großen Kolobom hat eine Sehschärfe von 1 / 2 0 bei absolutem, das mit dem kleinen eine korrigierte Sehschärfe von 3 / 4 bei relativem zentralen Skotom. Bei dem Knaben mit den Glaskörpersträngen ist man noch mehr geneigt, an später entstandene Veränderungen zu denken und zwar an solche auf Grund einer kongenitalen Lues. Zumal er auf dem linken Auge eine Trübung hat, die von einer Keratitis parenchymatosa herzurühren scheint. Durch eine sehr genaue Anamnese habe ich aber festgestellt, daß diese Trübung sich bereits im ersten Lebensjahre entwickelt hat. Auch im übrigen macht die Familien-Anamnese eine Lues unwahrscheinlich. Wassermann war negativ. Was aber hier wiederum, wie im vorigen Falle, die Diagnose einer kongenitalen Anomalie stützt, ist das Vorhandensein andrer kongenitaler Anomalien am Auge: ein sehr ausgesprochener Epicanthus, Nystagmus rotatorius und Pigmentdepots auf der Vorderkapsel (auf der nicht parenchymatösen Seite) von typisch kongenitalem Charakter. Der dritte Patient, den ich Ihnen zeige, hat eine Anomalie, die ich als S a n d u h r f o r m d e r P u p i l l e bezeichnen möchte. Genau an derselben Stelle •trägt im rechten wie im linken Auge die Pupille außen und innen eine Vorbuchtung, welche dieselbe in eine obere und eine untere Hälfte teilt. Bei genauerer Beobachtung bemerkt man jedoch, daß die Vorbuchtung nicht vom Pupillarsaum ausgeht, sondern vom kleinen Kreis der Iris und eine Falte darstellt, die sich, von jenem ausgehend, in das Pupillargebiet hineinerstreckt. Der kleine Kreis bildet ja auch den Ausgangspunkt der Membrana pupillaris perseverans, und als ein Ansatz hierzu ist wohl auch unsere Anomalie aufzufassen, die man als Membrana pup. pers. sine Membr. pup. bezeichnen könnte. Auch hier haben wir als fernere Anomalien: höchstgradigen Nystagmus horizontalis, schrägachsigen Astigmatismus, Amblyopie (korrigierte Sehschärfe = 1 / e ) und Conus unten, der nach Wollenberg als Symptom psychischer Belastung verwertbar ist. Unser Patient ist Neurastheniker. 3) Herr C l a u s s e n : Zur Frage der Krystallbildung in der menschlichen Linse. (Mit Demonstration). Vortr. bespricht zunächst das Auftreten von Krystallen in der Linse im allgemeinen und erörtert dann im besonderen das Vorkommen von Cholestearin-Krystallen in derselben. Nach einem historischen Kückblick über die erste Beobachtung von Cholestearin-Krystallen im Auge, die ersten Deutungsversuche, sowie die späteren genaueren anatomischen und chemischen Untersuchungen kommt er auf die chemische Stellung des Cholestearins im pflanzlichen und tierischen Organismus, sowie auf die krankhafte Ausscheidung in Form von Krystallen zu sprechen. Der Cholestearingehalt der menschlichen Linse nimmt mit dem Alter zu, ganz besonders vermehrt er sich in kataraktösen Linsen. Zur Ausscheidung von Krystallen kommmt es aber gewöhnlich erst während der regressiven Metamorphose kataraktöser Linsen als Produkt des Ei weiß-Abbaues, also im hypermaturen Stadium oder bei komplizierten Katarakten. In einer nicht völlig getrübten Linse gehört das Auftreten von Cholestearin-Krystallen zu den größten Seltenheiten.
14 Yortr. stellt eine 79jährige Patientin vor, bei der aiif dem rechten Auge eine Extraktion eines vollständig maturen Katarakts, ausgeführt worden ist. In dieser Linse konnten Cholestearin-Krystalle nicht nachgewiesen werden. Dagegen fand sich auf dem linken Auge in der nur wenige kataraktöse Speichen aufweisenden Linse (links war die Sehschärfe mit — 1,75 D noch S = °/ 12 fast) eine reichliche Ablagerung von Choleasterin-Krystallen im Pupillargebiet in der supranukleären Linsenschicht. Die Krystalle waren in solcherMenge vorhanden, daß man sie schon bei Betrachtung mit bloßem Auge erkennen konnte. Vortr. erklärt dieses reichliche Auftreten von CholestearinKrystallen in einer wenig getrübten Linse einmal durch das hohe Alter der Patientin, bei dem ja an sich der Cholestearingehalt der Linse ein vermehrter ist, ferner durch zeitweilige ungünstigere Ernährungs- und Diffusionsverhältnisse in der Linse. 4) Herr L e v i n s o h n : Beitrag zur Tonometvie des Auges. Trotz des sehr großen Portschritts, welchen die Tonometrie des Auges durch das S c h i ö t z ' s c h e Instrument erfahren hat, haften diesem nach Meinung des Vortr. mehrere Mißstände an, welche seinen Gebrauch erschweren und zu Fehlerquellen Anlaß geben. Zu diesem gehören vor allem der Umstand, daß das Instrument mit der Hand gehalten wird, ferner die Unmöglichkeit, den Druck des Auges in unbelastetem Zustand zu messen, und schließlich die sehr unbequeme Art der Zapfenbelastung. Vortr. demonstriert nun ein Instrument, bei dem diese Mißstände vermieden werden, bei dem andrerseits der Eindruck eines auf dem Auge ruhenden Zapfens, sowie die in Frage kommende Belastung ohne weiteres in exakter Weise ersichtlich sind. Mit diesem Instrument ist es Vortr. gelungen, die wechselnden Eindrücke in das Auge bei verschiedener Belastung vermittelst des Kymographions zu fixieren. 5) Herr G r e e f f : Demonstration alter Starnadeln. 6) Herr L e v i n s o h n : Zur Frage der Reklination des grauen Stars. Vortr. kritisiert die bisherigen Anschauungen über die Indikationsstellung f ü r die Reklination und spricht seine eigene Meinung dahin aus, daß diese Operation bei der großen Verlustziffer, welche sie nach den vorliegenden Statistiken aufweist, nur im äußersten Notfalle eine rite auszuführende Star-Operation ersetzen darf. Als solche Anzeigen sieht er einmal den Zustand ausgesprochener Hämophilie an und zweitens das Zusammentreffen mehrerer Umstände, welche einzeln den Verlust des Auges durch eine Staroperation befürchten lassen, so z. B. hohes Alter und Psychose mit Erregungszuständen. Er berichtet dann über 2 Reklinationen, die er bei 2 sehr alten, dementen und stark aufgeregten Frauen mit gutem Erfolge ausgeführt hat. Als Operationsmethode bediente er sich des S c a r p a - H i m l y ' s c h e n Verfahrens das ihm hierfür am geeignetsten erscheint. Sitzung vom 23. Februar 1911. 1) Herr C l a u s e n : U b e r f a m i l i ä r e H o r n h a u t - E n t a r t u n g . Vortr. bespricht zunächst ausführlich die Literatur über die sogenannte G r o e n o w ' s c h e knötchenförmige Hornhauttrübung sowie die B i b e r - H aab'sche gittrige Keratitis. Sodann geht er näher auf die ausführliche Arbeit von F l e i s c h e r über familiäre Hornhaut-Entartung vom Jahre 1905 ein, in der sämtliche bis dahin in der Literatur niedergelegten Fälle von knötchenförmigen oder gittrigen Hornhauttrübungen tabellarisch zusammengestellt worden sind. F l e i s c h e r fügte diesen Fällen noch 14 neue hinzu. Seitdem ist noch im
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Jahre 1909 von P a d e r s t e i n und W e h r l i über je einen Fall von knötchenförmiger Hornhauttrübung berichtet worden. Vortr. bespricht sodann sechs von ihm genauer beobachtete Fälle von familiärer Hornhaut-Entartung, die er zum Schluß sämtlich demonstriert. Fall I. Frau Anna L., 49 Jahre alt, sucht augenärztliche Hilfe auf, weil das Sehvermögen auf beiden Augen allmählich sehr stark abgenommen hat. Die Augen sind nie entzündet gewesen. Seit 20 Jahren läßt die Sehkraft nach. Rechts S = 1 / 36 , links S = J/26; in Mydriasis reclits S = 6 / 50 , links S = ®/50. Bulbi vollständig reizlos. In dem Zentrum beider Hornhäute größere und kleinere, zum Teil scharf, zum Teil unscharf begrenzte rundliche und unregelmäßige Herde und Flecken von grau- bis bläulichweißer Farbe. Die Flecken liegen zum Teil ganz oberflächlich, so daß sie das Epithel emporwölben und einen stark unregelmäßigen Astigmatismus hervorrufen; zum Teil liegen die Trübungen auch in der tieferen Schichten der Hornhaut. Die Trübungen bestehen hier und da auch aus kleinen Bröckeln und wurstförmigen Gebilden, die wegen der Lage in verschiedenen Schichten der Hornhaut einander überkreuzen und hier und da ein eigenartiges, netzartiges Aussehen zustande kommen lassen. Die Peripherie der Hornhaut ist in einem Abstand von 2 — 3 mm vollständig frei. Die Sensibilität der Hornhaut-Oberfläche ist vielleicht eine Spur herabgesetzt. Sonstiger Augenbefund normal. Keine Anzeichen für Tuberkulose oder Lues. Kein Struma. Keine allgemeinen Ernährungs-Störungen. E i n i g e h y s t e r i s c h e S y m p t o m e und e i n e g e wisse Intelligenzschwäche. Vortr. hat dann die ganze Verwandtschaft der Patientin, soweit sie in der Kürze der Zeit aufzutreiben war, untersucht und noch fünf weitere Fälle aufgefunden. Fall I I . Frau Emilie St., 42 Jahre alt, Schwester von Fall I. Rechts S = 5/2ii , links S = 5/26. Beiderseits unregelmäßiger Hornhaut-Astigmatismus. Rechts: die Mitte der Hornhaut wird von zahlreichen, zum Teil tiefer' liegenden, bräunlichen bis schokoladenfarbenen Flocken, die teils runde, teils unregelmäßige, teils Spieß- und Bogen form zeigen, eingenommen. Dazwischen in den tieferen Schichten ganz feine bläuliche Punkte. Peripherie der Hornhaut ganz frei. Links: der gleiche Befund, nur zeigen die Flecken hier zum Teil hellere Farbe und haben teilweise Ringform. Fall I I I . Erna St., 8 Jahre alt, Tochter von Fall I I . Rechts S = 5/lf>, links S = 6/16. Rechts As. regul. von 1 J/a D., links As. regul. von 2 D. Rechts: die oberflächlichen zentralen Schichten der Hornhaut zeigen zahlreiche bräunliche, scharf umschriebene Punkte, dazwischen ist die Hornhaut leicht diffus, matt getrübt, als ob sie leicht mit Fett bestrichen sei. Links: Status idem wie rechts. Schwere psychopathische tel l i g e n z s c h wache.
Konstitution.
Turmschädel.
In-
Fall I V . Walter St., 7 Jahre alt, Sohn von Fall I I . Rechts S = 6/2(„ 1V 2 D- As. regul. Links S = S/1B fast, l 1 /', D. As. regul. Rechts: A m oberen inneren und unteren inneren Pupillarsaum der Iris eine Pigmentschürze. Feinste, eben sichtbare Trübungen in den mittleren und oberflächlichen zentralen Schichten der Hornhaut, dazwischen einige größere, flächenhafte. Alle Trübungen hellgrau, zum Teil durchsichtig. Im Zentrum der Hornhaut einige feinste radiär ausstrahlende Linien. Links: Status idem wie rechts.
16 T u r m s c h ä d e l . Hasenscharte. Wo 1 fs r a c h en.' IntelligenzSchwäche. Fall V. Frau Augaste 0., 41 Jahre alt, Schwester von Fall I. Rechts S = 6 / j 6 , links S = 6 / ) 6 , beiderseits geringer Astigmatismus. Rechts: In den oberflächlichen zentralen Schichten der Hornhaut bräunliche Trübungen, zwischen diesen zum Teil strichförmigen, zum Teil bogenförmigen Trübungen zeigt die Kornea eine leicht matte, hellgraue Beschaffenheit. Links: Status idem wie rechts. Fall VI. Gerhard 0., 13 Jahre alt, Sohn von Fall V. Rechts S = 6 / 5 , links — 1,0 D., S = 6 / 6 ; beiderseits geringer Astigmatismus. Rechts: Im Zentrum der Hornhaut unter dem Epithel liegende, feinste, punktförmige, bräunliche Trübungen, dazwischen vom Zentrum ausgehend feinste radiäre Ausstrahlungen. Epithel glatt. Links: Status idem, nur sind die Trübungen hier etwas zahlreicher und größer. Fall VII(?). Erna B., l 3 / 4 Jahre alt, Enkelkind von Fall I. An den Hornhäuten fällt beiderseits an den zentralen Partien ein matter Glanz auf, als ob dieselben mit Fett bestrichen seien, ähnlich wie im Fall III. Vortr. vermutet hier eine beginnende Hornhaut-Entartung. Bei keinem der Fälle bestand je eine Entzündung an den Augen. An der Hand eines Stammbaumes weist dann der Vortr. auf das familiäre, hereditäre Vorkommen der Erkrankung bei seinen Fällen hin. Vortr. bespricht sodann die' bisherigen Ergebnisse histologischer Untersuchungen, wonach die Trübungen der Hornhaut auf Einlagerung einer fremden Substanz, wahrscheinlich Hyalin, beruhen dürften. Die Ätiologie dieser Erkrankung ist noch dunkel, es dürfte sich dabei nicht um einen entzündlichen, sondern um einen degenerativen Prozeß handeln. Vortr. stimmt F l e i s c h e r bei, alle bisher beschriebenen Fälle von. knötchenförmigen, gittrigen und fleckförmigen Hornhauttrübungen unter dem Namen einer familiären Hornhaut-Entartung zusammenzufassen, wobei auch die einzelnen Formen und Gestalten sowie Lage der Flecken in den tieferen oder oberflächlicheren Schichten der Hornhaut kein allzugroßer Wert zu legen ist. Das Leiden befällt beide Geschlechter in gleicher Weise und beginnt fast durchweg ohne jede Entzündung. Es befällt stets beide Augen und zwar gewöhnlich schon im ersten Lebensjahrzehnt. Die Flecke verändern sich langsam im Laufe der Jahre und haben im allgemeinen die Tendenz zuzunehmen. Je älter die Patienten, desto größer im allgemeinen die Flecken, die schließlich auch die Peripherie der Hornhaut einnehmen können. Vortr. macht dann noch besonders auf das Vorhandensein sonstiger Degenerations-Zeichen bei seinen Fällen aufmerksam und glaubt, daß die Hornhaut-Entartung ebenfalls als eine Art Degenerations-Zeichen anzusehen ist, ähnlich wie die Bluter-Krankheit oder wie typische erbliche Erkrankungen des Nerven- und Zentralnerven-Systems. Ja, er spricht die Vermutung aus, daß die familiäre Hornhaut-Entartung wahrscheinlich viel häufiger vorkommt, als allgemein angenommen wird, um so mehr, als eine große Anzahl von Fällen erst durch direkte Nachforschungen von Seiten der Augenärzte festgestellt wurden. Vielleicht ließen sich, wenn man Personen mit sonstigen DegenerationsErscheinungen auf familiäre Hornhaut-Entartung hin untersuchen und bei positivem Ergebnis in der weiteren Verwandtschaft Nachforschungen anstellen
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würde, noch mehr derartige Fälle auffinden. Die Therapie ist im allgemeinen machtlos, bei noch freier Peripherie der Hornhaut kann für einige Jahre eine optische Iridektomie eine gewisse Besserung des Sehvermögens bringen. Die Prognose ist insofern ungünstig, als schließlich auch die Hornhautperipherie sich trübt und damit das Sehvermögen unter Umständen bis auf Erkennen von Fingern in nächster Nähe herabsinken kann. 2) Herr F e h r : P e m p h i g u s c o n j u n c t i v a e bei m a l i g n e r L u e s . Vortr. stellt einen 29jährigen Patienten vor, bei dem sich das typische Bild des schweren P e m p h i g u s c o n j u n c t i v a e im sekundären Stadium einer m a l i g n e n L u e s entwickelt hat: Im Januar 1910 luetische Infektion, Anfang März Hals-Ulzeration, bald daüach Entzündung beider Augen; Anfang Mai Aufnahme ins Virchow-Krankenhaus bei äußerst elendem Kräftezustande, schweren Ulzerationen im Rachen und schweren Hautsyphiliden. Die Lider sind gerötet und geschwollen und können nur ungenügend geöffnet werden. Hochgradige Schrumpfung der Bindehaut mit fast völligem Verstrichensein der Ubergangsfalten. Auf dem Intermarginalteil des rechten oberen Lidrandes eine langgestreckte wasserklare Blase. Rechts Randtrübung oben und Epithel-Abhebung in der unteren Hälfte, auch links Blasenbildung auf der Hornhaut in der Lidspalten-Zone. Sehschärfe rechts = 1 / 5 0 , links = 6 / 50 . Sonst keine Pemphigus-Blasen auf Haut und Schleimhaut, auch später nicht. Am 24. Mai Salvarsan-Injektion 0,4 g. Sehr günstige Wirkung auf den Allgemeinzustand und die Ulzerationen im Rachen und auf der Haut; auf das Auge war sie nur vorübergehend. Allmähliches Fortschreiten der Schrumpfung, bis im September rechts ein totales Ankyloblepharon sich ausgebildet hat. Links blieb die Hornhaut bis zum Oktober frei, dann auch hier Verwachsung des Oberlids mit der Hornhaut und dichte pannöse Trübung. Eine( plastische Operation ohne Transplantation hatte keinen dauernden Erfolg. Im Januar zweite Operation: Lösung der Lidverwachsung mit der Hornhaut, Durchtrennung des Ankyloblepharon bis zum äußeren Lidwinkel und Spaltung desselben, Freipräparieren des Augapfels und Einnähen des Bindehautrestes in den oberen Bindehautsack. Nachdem unten ähnlich verfahren, wird in den Bindehautdefekt auf dem Bulbus ein 4 cm langer LappenSchleimhautlappen hufeisenförmig eingepflanzt. Erfolg sehr befriedigend. Die Hornhaut klärte sich wieder auf, und die Sehschärfe, die bis auf Lichtschein erloschen war, kehrte zurück und hob sich wieder bis auf Fingerzählen in 3 m. Eine Schrumpfung macht sich freilich schon wieder bemerkbar, so daß wieder Implantationen vermutlich noch nötig worden. Bemerkenswert ist der Fall in ätiologischer Hinsicht. Da ein zufälliges Zusammentreffen nicht angenommen werden kann, so muß die Lues als Ursache gelten. Ein ähnlicher Fall soll nach mündlicher Mitteilung S c h i e c k ' s in Göttingen beobachtet sein. Entweder handelt es sich um eine echte spezifische Erscheinung der sekundären Lues, oder diese hat nur die mittelbare Ursache abgegeben und der Pemphigus conjunctivae ist eine Folge der in vorliegendem Falle auffallend schweren Ernährungsstörung und ist den Formen gleichzusetzen, die im Verlauf schwerer Krankheiten und Kachexien gesehen wurden. 3) Herr K r u s i u s spricht zur u n b l u t i g e n S c h i e l - B e h a n d l u n g . Eingangs demonstriert der Vortr. mehrere einschlägige technische Neuerungen: 1. von der Firma D ö r f f e l & F a e r b e r in Berlin fabriziert, ein kompendiöses kleineres Modell des S c h e i b e n d e v i o m e t e r s , eines Apparates zur raschen objektiven Schielwinkelmessung; 2. ein neues und mehrfach verbessertes Verhaudl. der Berliner O p h t h a l m . Gesellsch.
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Modell des A m b l y o s k o p e s m i t W e c h s e l b e l i c h t u n g , fabkiziert von M. R i n c k in Marburg und zu beziehen durch die bekannten Großfirmen augenärztlicher Apparate (in Berlin durch W u r a c h , Berlin C, Neue Promenade). Der Vortr. betont besonders den Wert und die Bedeutung, die dieser Methode der Wechselbelichtung zukommt, durch die es bei rund einem Drittel aller konservativ zu behandelnden Schielfälle überhaupt erst ermöglicht wird, mit den Maßnahmen der Fusions-Übungen anzugreifen; 3. zeigt Vortr. eine neue Serie von Bildern- f ü r S c h i e l e n d e z u m G e b r a u c h e des A m b l y o s k o p e s , die von dem Verlage von J. F. Bergmann in Wiesbaden in den Handel gebracht werden (36 Bilder 1,20 Mk.), und bespricht eingehend die Prinzipien der Einteilung dieser Bilder' in verschiedene Stufen und die Indikationen ihrer Anwendung und die hierbei zu befolgende Methodik. In Ausführung der klinischen Ergebnisse seiner mehrjährigen Erfahrungen auf diesem speziellen Gebiete der Übungstherapie beim Schielen behandelt der Vortr. die Erscheinung der Amblyopie des Schiel-Auges und ihre sichergestellte relative Heilbarkeit. Eingehend verbreitet sich der Vortr. über die vielfachen psychischen Faktoren und Geschehnisse, die für Pathologie und Therapie des Schielens von wesentlichster Bedeutung sind. Er zitiert dann in kurzen Sätzen die bekannten Richtlinien der konservativen Schielbehandlung: Vollkorrektion, Ausgleichung der beiderseitigen Sehschärfe und Fusions-Übungen bis zur motorischen Beeinflussung der Augenstellung an Hand des wiedererstarkenden Fusionszwanges durch „orthopädische" Übungen mit dem Amblyoskop. Vortr. hebt besonders hervor, daß die Ergebnisse seiner Schuluntersuchungen an großem Materiale gezeigt haben, daß bei der ländlichen, Bevölkerung z. B. fast 1"/ 0 der Schulkinder an leichtem bis schwerem Schielen erkrankt waren, und betont daraufhin die große sozialhygienische und ärztliche Bedeutung, die einer geeigneten physiologischen Therapie des Schielens zukommt. Zum Schlüsse seines Vortrages spricht Redner den Wunsch aus, daß möglichst auch in den Kreisen der praktischen Augenärzte, seine Worte eine Anregung geben mögen zur Einrichtung spezieller Schielübungsstunden. Sitzung vom 9. März 1911. 1) Der Kassenführer erstattet den Kassenbericht. 2) Der bisherige Vorstand wird durch Zuruf wiedergewählt. 3) Herr L a n g e n h a n spricht „«Über P u r k i n j e ' s c h e A d e r f i g u r u n d die K o n f i g u r a t i o n des e n t o p t i s c h e n F o v e a - R e f l e x e s " an der Hand einer Abbildung, die den ersten Versuch darstellt, diese entoptischen Phänomene in farbiger Zeichnung wiederzugeben. Vortr. weist auf die vorzügliche Sichtbarkeit auch der feinsten die Fovea-Gegend umspinnenden Gefäß-Endästchen und der Konfiguration des entoptischen Fovea-Reflexes hin, bei Verwendung diaskleraler Durchleuchtung mit starker Lichtquelle (Ophthalmodiaphanoskop), und beschreibt den entoptischen Fovea-Reflex als zusammengesetzt aus feinsten, leicht wellig und annähernd parallel verlaufenden, zum Teil netzartig verbundenen goldgelben Linien. Dieselben fügen sich zu einer glänzenden ovalen Scheibe aneinander, die etwa 2 / 3 des gefäßlosen Foveabezirkes einnimmt. Ihre Verlaufsrichtung ändert sich entsprechend der Verschiebung der Lichtquelle. Die Papille hebt sich nicht von dem, übrigen
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hell gelb rot erscheinenden Gesichtsfeld ab; temporal von der Fovea treffen sich die letzten Endigungen der von oben und unten her verlaufenden Gefäße eine Strecke weit in annähernd horizontaler Linie. Vortr. stimmt im wesentlichen der von B r ü c k n e r gegebenen Erklärung der Entstehung des entoptischen Fovea-Phänomens durch Reflexion der Lichtstrahlen an den fovealen Zapfenfasern zu. 4 ) Herr G i n s b e r g : Demonstration eines p u n k t f ö r m i g e n Aderhautsarkoms. In der Aderhaut eines von einem 32jährigen Nephritiker stammenden Auges findet sich eine punktförmige Verdickung. A u f dem Querschnitt ist diese 0 , 8 : 0 , 3 mm groß und zeigt sich bedingt durch eine ziemlich dichte Anhäufung von Chromatophoren, welche nach vorn bis an die Capillaris heranreicht. Hinten grenzen an die Pigmentzellen kubische große Zellen mit großen, chromatin-armem Kern, welche, in epithelialer Weise dicht aneinanderliegend, im Schnitt Züge oder Bänder bilden. Diese Zellen sind, bis auf ganz vereinzelte Ausnahmen, vollständig frei von Pigment. Entzündliche Veränderungen fehlen gänzlich. — Es könnte sich um Jugendstadien der Chromatophoren im Sinne R i b b e r t ' s oder um Vermehrung und Vergrößerung der platten, endothel-artigen Elemente der Aderhaut bzw. Suprachorioidea handeln. Ist letzteres der Fall, wofür das Aussehen der Zellen zu sprechen scheint, so würden schon in der Anlage des Sarkoms zwei verschiedene Zellarten beteiligt sein. Dann wäre zwanglos zu erklären, daß manchmal bei knolligen, aus mehreren nebeneinander liegenden Knoten zusammengesetzten Aderhautsarkomen einige Knoten ganz aus unpigmentierten und unmittelbar daneben gelegene, gleich große Knoten ganz aus pigmentierten Zellen zusammengesetzt sind. Für jene andre häufigere Gruppe von Sarkomen, bei denen in einem sonst ungefärbten Knoten vereinzelte Chromatophoren liegen, wäre aber die R i b b e r t ' s c h e Deutung als die plausibelste anzunehmen. 5) Herr H a l b e n zeigt einen 43jährigen Arbeiter mit totaler Aniridie, kompliziert mit Subluxation bzw. Ektopie der Linsen nach oben, vorderer Polar- und hinterer Kortikal-Katarakt, Glaskörper-Verflüssigung, ausgebreiteten atrophischen Hintergrunds-Veränderungen, randständiger, zarter, oberflächlicher Hornhaut-Trübung, Unregelmäßigkeit der Hornhaut-Oberflächen, Myopie sowie Nystagmus beider Augen. Bei starken Lichtarten wurden rechts Finger in '/ 4 , links in '/2 m erkannt; weder Gläser noch stenopäische Vorrichtungen besserten erheblich. Rechts ist in Coca'in-Anästhesie die Linse nach der Czermak'schen subkonjunktivalen Methode, die der Vortr. mit mehrfachen guten Erfahrungen für Fälle von Linsenluxation, Glaskörper-Verflüssigung, sowie für sehr unruhige Patienten warm empfehlen kann, ohne einen Tropfen Glaskörperverlust extrahiert. Bemerkenswert ist, daß das Fehlen der Iris die Aufsaugung einer beim ersten Verbandswechsel zu konstatierenden, die Vorderkammer völlig ausfüllenden Blutung nicht merklich erschwert hat, daß dagegen die Resorption einer ebenfalls aufgetretenen Glaskörperblutung außerordentlich langsam fortschreitet. Die klinische Untersuchung mit den bekannten Methoden, einschließlich der Z e i s s - L u p e und der perskleralen Diaphanoskopie, läßt weder eine Spur eines Irisrudiments — wie solches ja in anatomisch untersuchten Fällen nachgewiesen ist — noch irgend etwas von Ciliarfortsätzen erkennen. Interessant ist dagegen, daß hier — wohl zum ersten Male — durch Anwendung der perskleralen Diaphanoskopie mit der H e r t z e l l ' s c h e n Lampe nach 2*
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L a n g e n h a n in vivo eine gleichzeitige rudimentäre Entwicklung' des Ciliarkörpers und seiner Pigmentation nachzuweisen ist.' Vortr. projizierte zur Erläuterung zwei Aquarelle, ein im Tageslicht und ein bei seitlicher Diaphanoskopie hergestelltes. Dieses läßt bei Vergleich mit einem von Herrn Stabsarzt Dr. L a n g e n h a n freundlichst zur Verfügung gestellten normalen Bilde erkennen, daß der Ciliarkörper oben und oben-außen stark verschmälert, die Ora serrata unregelmäßig ausgezahnt ist, und daß die Pigmentation eigentümliche Lücken aufweist. Es ist also in diesem Fall der Ciliarkörper am Bildungsfehler der Iris beteiligt. 6) Herr K ö l l n e r : Ü b e r i n d i v i d u e l l e U n t e r s c h i e d e im D ä m m e rung-Sehen. Vortr, berichtet nach kurzem Uberblick über die bisherigen Beobachtungen über Untersuchungen, welche Herr Dr. P e t u c h o w s k i unter seiner Leitung ausgeführt hat. Mit dem Nagel'schen Adaptometer wurden 1 0 0 in Beobachtungen nicht geübte Personen j e 1 Stunde lang untersucht, und der Verlauf der Dunkel-Adaptation durch fortlaufende Bestimmung der Schwellenwerte registriert. Es wurden im wesentlichen die Angaben P i p e r ' s bestätigt, daß große individuelle Schwankungen bestehen, und zwar während dos ganzen Verlaufes des Adaptationsvorganges. Dabei finden sich vollständige Übergänge von guter bis zur schlechten Adaptation. Die Beobachter verteilten sich annähernd gleichmäßig über alle Dezennien des Lebensalters. Es zeigt sich, daß die Durchschnitts-Höchstwerte, welche nach einstündiger Dunkel-Adaptation von den Patienten erreicht wurden, mit dem zunehmenden Alter kontinuierlich und ziemlich beträchtlich sanken. Diese Abnahme läßt sich jedoch mit der zunehmenden Gelbfärbung der Linse erklären. Denn beim jugendlichen Beobachter kann durch Vorhalten eines entsprechend gelb gefärbten Glases leicht die gleiche Abnahme der Adaptationshöhe erzielt werden. Erwähnt sei, daß die den Untersuchungen vorausgehende Helladaptation mit künstlicher Lichtquelle nach N a g e l s Vorschrift vorgenommen wurde. 7) Herr A d a m : „ Ü b e r die W i r k u n g u n d M e c h a n i k o r b i t a l e r Schuß Verletzungen". Im ersten Teile seines Vortrages betont Vortr. den bemerkenswerten Unterschied in dem Aussehen des ophthalmologischen Bildes nach orbitalen Querschuß-Verletzungen und solchen Verletzungen, die durch das Eindringen eines Gegenstandes, z. B. eines Stockes von vornher in die Orbita veranlaßt werden. E r gibt eine genaue Beschreibung des klinischen und anatomischen Befundes und erörtert dann die bisherigen Theorien, die einer ernsthaften Kritik nicht stand zu halten vermögen, wie beispielweise die Ciliarnerventheorie von G o l d z i e h e r . Zur Bildung einer neuen Theorie geht er auf das Spezifische der Schußwirkung ein und sieht die letzte Ursache für die Veränderungen in einer Sprengwirkung des Geschosses auf den Orbitalinhalt. Zur Begründung seiner Theorie erörtert er: I. Die Einwirkung des Schusses auf die Orbitalwände und belegt seine theoretischen Erwägungen durch die Befunde, die er an Schädeln der Sammlung der Kaiser Wilhelms-Akademie erheben konnte, II. er geht dann auf die Wirkung des Schusses auf den Bulbus als Ganzes ein und zeigt durch experimentelle Schießversuche auf künstliche Orbitae und menschliche Leichen, daß die Einwirkung in 1. einer Abplattung bzw. Eindrückung des hinteren Pols,