Vergleichendes Wörterbuch der indogermanischen Sprachen: Band 1 [Unveränd. Nachdr. 1930, Reprint 2022 ed.] 9783112623428


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Vergleichendes Wörterbuch der indogermanischen Sprachen: Band 1 [Unveränd. Nachdr. 1930, Reprint 2022 ed.]
 9783112623428

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ALOIS WALDE

VERGLEICHENDES WÖRTERBÜCH DER

INDOGERMANISCHEM SPRACHEN H E R A U S G E G E B E N UND BEARBEITET VON

JULIUS POKORNY

I. BAND

B E R L I N UND L E I P Z I G

1930

WALTER DE GRUYTER & CO. VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG J. GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG - GEORG REIMER - K A R L J. TRÜBNER - VEIT & COMP.

Unveränderter photomechanischer Nachdruck 1973

ISBN 3 11 004556 7

© 1930/73 by W a l t e r de Gruyter & Co., v o r m a l s J . Göschen'sche Verlagsbandlung •— J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J . Trübner — Veit & C o m p . , Berlin 30 Printcd in thc Ncthcrlands Alle Rcchte, insbesondere das Recht der V e r v i e l f ä l t i g u n g und Verbreitung, sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des W e r k e s darf in irgendeiner F o r m (durch Photokopie, M i k r o f i l m oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche G e n e h m i g u n g des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Vorrede. Das vorliegende Werk läßt uns erst so recht empfinden, welch unersetzlichen Verlust die Wissenschaft mit dem Tode A l o i s W a l d e s (3. Oktober 1924) erlitten hat. Die letzten zehn Jahre seines Lebens waren der Abfassung dieses etymologischen Wörterbuches gewidmet, dessen Vollendung ihm leider nicht vergönnt war. Zwar lagen die Buchstaben P, Ph, B, Bh, M, S, und die K-Laute bereits druckfertig, mit I m p r i m a t u r versehen vor, aber bei den anderen Buchstaben gab es noch sehr viele Lücken auszufüllen, namentlich bei den Vokalen, T, D, Dh und den Gr-Lauten. Hier bestanden die Zettel zu etwa einem Dritteil teils nur aus den bloßen Stichworten, ohne jedes Wortmaterial, teils nur aus ungeordneten Literaturangaben. Die vom Vf. als druckfertig angesehenen Zettel waren sämtlich mit Datum versehen, so daß ein Zweifel über ihre Druckfähigkeit nicht bestehen konnte. Bei den Zetteln, die nur die Stichworte enthielten, bin ich nun derart vorgegangen, daß ich vor allem die Ausführungen aus dem lateinischen etymologischen Wörterbuche des Vf.s zugrunde gelegt und dann erst in seinem Sinne die übrige Literatur herangezogen habe. Was die vom Vf. bereits ausgearbeiteten Partien betrifft, habe ich mich auf die bloße Durchsicht beschränkt und nur die keltischen Etymologien einer durchgreifenden Verbesserung unterzogen, da sie zumeist auf Stokes' Urkeltischem Sprachschatz beruhten, der sprachwissenschaftlich in hohem Grade unzuverlässig ist und nicht nur lautlich verfehlte Ansätze, sondern auch viele falsche Wortbedeutungen und durch irrige Worttrennung oder ungenaue Lesung entstandene, gar nicht existierende Wörter enthält. Was zweifelhaft, aber doch möglich war, habe ich stehen gelassen; Neues habe ich womöglich nicht hinzugefügt, um meinem in Vorbereitung befindlichen urkeltischen Wörterbuche nicht vorzugreifen. Meine Bearbeitung hat sich also in den meisten Fällen auf Streichung des Falschen und die unentbehrlichen Verbesserungen beschränkt. Was von den Stokes'schen Etymologien hier nicht mehr gebracht wird, ist somit als falsch zu betrachten. Eine größere Anzahl von Stichworten, die bei Wegfall des keltischen Beleges sinnlos geworden wären, habe ich ohne weiteren Hinweis gestriehen, so z. B. den Artikel: bhot- „erschrecken", nur kelt.-germ. Ai. fobothaim „erschrecke (trans.)", as. imderbadön „erschrecken (trans.)" Fick I I * 17(5, I I I 4 258, Pedersen KG. I I 477 (unrichtiger weiterer Zshang bei Fick I * 89, 489). —

IV

Vorrede

Das air. Verbalnomen fubthad „Bestürzung" (Hessen, Zcelt. Ph. 9, 49) and die Ogham-Form Cattubutias (air. Gen. CatKbad, Nom. Cathub aus *Cafübuts) zeigen nämlich, daß eine Wurzel but- oder bhut- angesetzt werden muß, offenbar zu idg. bhaut- „schlagen" (unten II 126) gehörig. Ebenso mußte der Artikel pan- (pen-: p»n-) „preisen, bewundern" fallen, da er nur auf ai. pénate „ist wunderbar, bewundert", panáyati „bewundert, preist" und (nach Stokes S. 14) angeblichem cymr. anau „harmonía, poesía" beruhte, das aber (recte anaw) in Wirklichkeit „Reichtum" bedeutet (Ifor Williams in Gemau'r Gogynfeirdd S. 100 f.), und zu air. anae ds. gehört. Bei der Ergänzung der unvollendeten Zettel bin ich mit der größten Pietät vorgegangen, um den einheitlichen Charakter des Werkes nicht zu stören. Ich bin mir vollkommen darüber klar, daß der Ansatz von Wurzeln nach dem Beispiele Ficks und besonders die häufige Verwendung von Wurzelerweiterungen nach dem Beispiele Perssons viel Bedenkliebes mit sich bringt, und die ganze Art der Etymologisierung sich vielfach in schematischer Weise vom wirklichen Leben der Sprache bedenklich entfernt; ebenso weiß ich, und wußte auch Walde ganz gewiß, daß nur in zwei benachbarten Sprachen auftretende Worte, wie bend- „vorspringende Spitze", bistli- „Galle", oder andererseits Schallworte, wie baba, bamb, bu usw. chronologisch und semasiologisch auf einer ganz anderen Stufe stehen, wie z. B. die Verbalwurzel bheu- „wachsen". Aber es lag Walde offenbar hauptsächlich daran, in möglichst weitherziger Weise das gesamte einheimische Wortmaterial der indogermanischen Sprachen, soweit es nicht auf eine einzige Sprache beschränkt war, zusammenzustellen. Er wollte weniger eine systematische Darstellung des Indogermanischen bieten (daher auch keine strenge Scheidung zwischen idg. „Worten" und „Wurzeln"), als vielmehr den tatsächlichen Zustand der idg. Wortforschung darstellen und damit weiteren Forschungen eine sichere Grundlage schaffen. Deshalb hat er auch lieber manches Zweifelhafte aufgenommen und dadurch den Wert des Buches als Materialsammlung und Arbeitsinstrument eher erhöht als herabgemindert. D e r g a n z e A u f b a u des W e r k e s i s t im W e s e n d e r s e l b e , wie d e r d e s l a t e i n i s c h e n e t y m o l o g i s c h e n W ö r t e r b u c h e s , w e s h a l b es an dieser Stelle genügt, auf W a l d e s „ E i n f ü h r u n g " zu j e n e m B u c h e hinzuweisen. Was die Anordnung der Gutturale betrifft, so sind Palatale (k, kh, g, gli) und Velare (iq, qh, g, gh) bei der alphabetischen Reihenfolge nicht besonders berücksichtigt und nach dem folgenden Laute geordnet worden — k bezeichnet jene Fälle, bei denen es unmöglich ist, festzustellen, was die Ursprache für einen Guttural hatte. Nur die Labiovelare sind ausgeschieden und am Ende der Gutturalen in besonderer alphabetischer Anordnung gebracht worden. Bezüglich der keltischen Etymologien möchte ich noch bemerken, daß ich die von Walde gebrachten Fälle, in denen (nach Zupitza KZ. 36, 202 ff.) eine ehemalige Doppelkonsonanz durch Assimilation von Verschlußlaut+»

V

Vorrede

unmittelbar vor dem Akzent entstanden sein soll (z. B. air. cnocc I 390, air. gop I 570 usw.), zwar im Texte belassen habe, daß mir .aber nach der Lektüre von Meillets „Histoire de la langue latine", S. 166ff. sehr gewichtige Bedenken gegen jenes Lautgesetz gekommen sind, da selbst nach Abzug einiger Fälle, wie gluttio, battuo usw., wo die Verdopplung lautgesetzlich zu erklären ist, immer noch zahlreiche lateinische Beispiele für „volkstümliche" Verdopplung übrig bleiben ([atta, pappa, mamma, näs(s)us, flaccus, lippus, siccus, pullus, hucca, guttur, sollus, vacca, penna, pollex, gutta, narro, Juppiter, mitto, capesso), die auf ähnliche Fälle im Keltischen und Germanischen Analogieschlüsse gestatten. Schließlich möchte ich noch den Fachgenossen, die mich bei der mühevollen Arbeit durch ihre freundliche Hilfe unterstützt haben, meinen herzlichsten Dank aussprechen. Herr Dr. W i l h e l m W i ß m a n n (Berlin) hat sich der Mühe unterzogen, die nicht ausgearbeiteten Stichworte unter Gr zu bearbeiten (im Ganzen gegen 60 Druckseiten) und die Korrekturen der 5. Lieferung des 1. Bandes mitzulesen, während Herr Dr. K o n s t a n t i n R e i c h a r d t (Berlin), der auch die aufopferungsvolle Herstellung des Indexbandes übernommen hat, Stichworte unter ß , L, den Yokalen und Halbvokalen (im Ganzen gegen 35 Druckseiten) ausgearbeitet hat. F. H o l t h a u s e n war so freundlich, die Durchsicht der germanischen Etymologien vorzunehmen und mir sein annotiertes Exemplar zwecks Ausarbeitung der Korrigenda zur Verfügung zu stellen, während M. Vasmer gütigst die slavischen Etymologien überprüft hat. Besonderer Dank gebührt aber Herrn Dozenten A l f r e d S e n n (Kaunas), der in Band I und in Band I I von S. 485 an aufs sorgfältigste Orthographie und Etymologie der litauischen und lettischen Beispiele überarbeitet hat. Im Text von dem zuerst erschienenen Band II, S. 1—484 sind die litauischen und lettischen Wörter noch nach der älteren (von Walde selbst verwendeten) Orthographie geschrieben, im Index jedoch durchwegs nach der heute gültigen Rechtschreibung korrigiert worden. Diese bedauerliche Divergenz war leider nicht zu vermeiden, da es Herr S e n n für richtiger hielt, wenigstens im größeren Teile des Werkes die moderne Orthographie durchzuführen, anstatt um der Einheit willen die veraltete Orthographie durchwegs beizubehalten. Berlin-Halensee.

J. P o k o r n y.

A. ä Auaruf, durch sich immer wiederholende Neuschöpfung mehrfach dem Lautwandel entrückt. Gr. ä Ausruf des Unwillens, Schmerzes, Erstaunens; ä, da Ausruf der Verwunderung und Klage; ää Ausruf der Freude; lat. a, ah Ausruf der Verwunderung, des Schmerzes, des Unwillens (poet.; in Prosa nur bei Varro; für Preudenäußerungen nicht gebräuchlich); lit. ä, aä Ausruf der Verwunderung, des Tadels oder Spottes, ä Ausruf der verwunderten Frage; ahd. ä in hilf-a, nein-ä, ä-hei, O-hei-ü (braucht nicht ein idg. e fortzusetzen) ; mhd. ä, nhd. ah Ausruf des Erstaunens und Wohlgefallens (vgl. franz. ital. span. ah), mhd. aha, nhd. ähd Ausruf der Überraschung (im angehängten ha nach Hirt-Weigand wohl der Ausdruck des Lachens; ai. ä Ausruf bes. eines sich auf etwas besinnenden (kann z. T. auch dem idg. öl entsprechen, s. d.). 1. ai Ausruf. ai. e Ausruf des Sichbesinnens auf etwas, der Anrede oder des Anrufs, des Ungehaltenseins und des Mitleides; ai. ai Interjektion des Anrufens, der Anrede und des Sichbesinnens, ayi Interjektion beim Vokativ; av. äi Interjektion des Anrufs vor dem Vokativ; gr. al', al, mal Ausruf der Verwunderung, des Staunens oder Schmerzes; (davon a!d£m „seufze, beklage", aiay/ia „Seufzen"); lit. al und äi „ach! wehe!"; nhd. eil Ausruf der Verwunderung, der Freude, des Spottes, mhd. ei, eia (ähnlich auch gr. eia „he! wohlan! ', lat. eia ds., auch Ausruf freudiger Verwunderung, ei „wehe!" [dazu ejuläre „laut aufheulen, laut wehklagen"]; lit. ei als Drohung und Warnung). Z. B. Brugmann BSGW. 70, VI 23 Anm. 2. 2. ai- „worauf eindringen, packen, an sich reißen". Prs. *(a)i-neu-mi : ai. inöti, imper. inuhl, ptc. -inita- (upenita- „eingedrückt, eingeschnürt"), „auf etwas eindringen, bewältigen", av. inaoiti, inf. aenaiohe „vergewaltigen, kränken", ainita (aus *an-inita durch Haplologie) „nicht vergewaltigt, nicht gekränkt" (dazu ai. enas- n. „Frevel, Sünde, Unglück" = av. aenah- „Gewalttat, Frevel", m. „Übeltäter" [gr. aivog „schrecklich" stelleich dagegen zu saevus]), av. iniay- „Vergewaltigung, Kränkung; Qual", ai. inä- „stark; m. Gebieter", vielleicht auch iti-h f. „Plage, Not"; gr. aivvfxai „nehmen, packen, fassen", e£-aaog „ausgewählt, auserlesen". Nicht hierher in- in got. inilö „Entschuldigungsgrund, Vorwand; Gelegenheit" und fair-ina „Beschuldigung, Anklagegrund", ahd. firinön „sündigen" W a l d e , Etymologisches Wörterbuch. I.

1

2

ai-to-, ai-ti- — ai-

(Uhlenbeck Got. Wb. s. v.) die vielleicht mit gi\ alvos m. „bedeutsame Rede, Lob, zustimmender Zuruf der Volksversammlung", alvrj „Ruhm", alveco „sage, lobe", alv'axofiai „rede in Rätseln, deute dunkel an", mvr/fxa „dunkle Rede" unter einer Basis *ai-, *i- „bedeutsame Rede" zu vereinigen sind, avaivofxai „sage nein, verweigere" (s. über letzteres Bechtel Lexil. 43, und, sowie über alvog auch Prellwitz 38 — die Form änrjvrjvavzo Horn, spricht gegen alten Diphthong; es ist also gegen Osthoff [BB. 24, 199ff.] vielmehr mit Stolz ["Wiener Stud. 25, 133 ff.] als io-Ableitung der Negation av- zu betrachten) bleibt fern. Über dt. Eid usw. s. u. ef,- „gehen". S. auch *ai-to-, ai-ti- „Anteil". — Fick I 4 113. ai-to-, ai-ti- „Anteil", vermutlich nach Fick I i 345 zu ai- „.packen" („das, was jeder an sich rafft"). Gr. alaa (*ahta) „Anteil, Schicksal", hom. tatbesser i'oorj „der gebührende Anteil", '¿aaaa&ai' y.hjQovadai. Aeaßioi Hes.; ai'atog „gutes Geschick verheißend, günstig", ai'ai.juos „vom Schicksal bestimmt, gebührend ", ävuioifxom „anwenden, gebrauchen, verzehren" (s. dazu Boisacq 59, Fraenkel KZ. 42, 236), alavfivdm „spreche Recht, herrsche"; di.airäco (vielleicht dissimiliert aus *diamdco) „bin Schiedsrichter, leite; teile das Leben ein = führe eine gewisse Lebensart; schreibe ein gewisses Maß im Essen und Trinken vor ', daher diaaa „Schiedsrichteramt' und „Lebensweise, Lebenseinteilung'. Lit. bei Boisacq 184. O. aeteis „partis", a ittiüm „portionum"; av. aeta- „der gebührende Teil" („Strafe"; dual „Schuld und Strafe") (Bezzenberger BB. 4, 322; Fick; Bartholomae IF. 12, 139, Airan. Wb. 11 f.). Aus dem Griech. hierher wohl auch aiuog „schuldig" („Teilnehmer an einem-Diebstahl'?), woraus späteres ahia „Ursache"; auch aheco, ahi'Qo> „fordere" als „seinen Anteil verlangen". A n m e r k u n g : Über gr. ohog „Los, Geschick" s. *ei- „gehn", zu welcher Wz. neuerdings (s. Brugmann IF. 37, 241 f.) auch lat. ütor, alat. oitier, osk. üittiuf „Nutznießung' gestellt wird (wofür unter Berufung auf ävaiaifi6co „gebrauche, wende an" Zugehörigkeit zu ai-to- erwogen worden war; vgl. Bezzenberger, Osthoff BB. 24, 209 und die Lit. bei Walde LWb. 2 s. v. utor). Hierher aber air. äis, des „Alter", cymr. oes und oed ds., s. u. am-, 3. äi- „brennen, leuchten" (s. bes. Prellwitz BB. 23, 65 ff.). äi-s- : lit. äiSkus, woneben schwundstufig alit. iskus „deutlich", dazu wohl abg. jasno adv. „clare", russ. jdsnyj „licht, klar' usw. [das kaum nach Uhlenbeck Ai. Wb. 236 als *aikino- mit ai. ydgas n. „Ansehen, Würde, Herrlichkeit, Ehre, Ruhm" unter einer Basis aiek- zu vereinigen ist, sondern *ai-s-k-no- mit ausgedrängtem k ist, Pedersen IF. 5, 43, Berneker 276 — der als weniger wahrscheinliche Herleitung die aus aidh-s-no- erwägt]. Dasselbe ai-s-k- in russ. dial. jdska, dem. jdsocka „klarer Stern", poln. jaskry, jaskrawy „blendend, funkelnd", wr. jdskorka „Fünkchen", klr. jaskryty sa „funkeln", is-k- in abg. usw. iskra „Funke" (Berneker 433 m. Lit., KZ. 31, 15).

3

ai-

Vielleicht auch in awn. eiskra „vor hitziger, leidenschaftlicher Erregung wüten", nisl. iskra auch von brennendem Schmerz, und im spätlat. (aus dem Grm. stammenden) esca „Feuerschwamm, Zunder" (wenn nicht als idh-s-k

zur W z f .

aier-,

aien-

av. ayara,

*aidh-).

n. „Tag, Morgenfrühe": g e n . ayqn

n.

gr. lok. *ä(j,jEQL- in ägiorov

„Tag";

(-orov = -d-tom,

ptc. zu cd-

„essen")

„Früh-

stück" (unkontrahiertes aegiamv noch herstellbar Horn, ü 124, n 2); vgl. Brugmann I F . 10, 88 u. Fick KZ. 22, 95; dehnstufiges *d(i)eQi in 'Hegißoia und der Ableitung fjegio; „morgendlich", kontrahiert in rjqi „morgens" aber über lak. igrjv ..Jüngling", Ehrlich KZ. 39, 570, s. unter ar- „fügen"); got. air, an. ar, adv. „frühe" (ebenfalls loc. *ajeri); dazu komparativ got. airiza „ f r ü h e r ', a d v . airis = a g s . ctr, l a t i v a g s . (Brest, a h d . er ist, n h d . erst.

a h d . er,

n h d . eher,

ehe;

Super-

Vgl. Stokes KZ. 38, 4 5 9 : über ir. anair s. vielmehr *per- „bringen, hinüberbringen". Mit aier- lautet nach Noreen Urg. Ltl. 89 vielleicht ab idg. Her-, *iörin: slav. jarz, „Frühling, Sommer" (davon Ableitungen für heurige, einjährige Tiere wie russ. jdrecz „einjähriger Biber ', jdrka „Schaflamm", Berneker 446 f.), got. jer, ahd. jär „Jahr" (ursprgl. wohl „Frühling"), av. yaro „Jahr", gr. a>ga „Frühjahr, Jahr, Jahreszeit", tooog „Jahr" (andere Auffassungen verz. Prellwitz 2 5 2 3 : nämlich zu mhd. jän m. „fortlaufende Reihe, Strich", ai. yänam „Gang, Lauf" zu ie: ei- „gehen"). In der Bedeutung ,.ro ¡xeaov ftsgovs erwägt Schulze Quep. 475 Entstehung aus *ooaga jesem.

( a u c h in oucoga)

zu g o t . asans

„degog",

a h d . aran

„Ernte",

ksl.

L . Meyer I 654 vergleicht ai. väras „der für etwas bestimmte Augenblick, die an jemand kommende Reihe. Dann müßte j: vor co abgefallen und der Asper unorganisch sein. ai-to-,

ai-no-

„schimmernd, b u n t " :

ai. eta-h, f. erii „schimmernd, schillernd, bunt ' eta-h „eine Hirschart", f. eta „Hirschkuh" (das von Fick und anderen angereihte lett. äita „Schaf, Mutterschaf' scheint nach Ulmann von avs zu stammen), nachved. ena-h, f. eni „eine Antilopenart ', wozu nach Ehrlich Z. idg. Sprachgesch. 75 f. lat. inuleus, innuleits , junger Hirsch- oder Rehbock", und dessen Grundwort inuus „Beiname des Faunus"? (lat. i = idg. f, ablautend mit ai-, ai-1); ein *ei, unter dessen Voraussetzung man auch lat. idüs ..Monatsmitte", osk. eidüls d. pl., air. eske (*eid-skiom) „mensis lunaris, luna" allein anreihen dürfte, hat im Ablaut unserer Wz. keinen Platz. Aber nach Döhring (Programm Königsberg 1912, 42 a 1) steht bei Verg. Aen. Y I 775 muus mit V. ai-t(ro)-:

lit. aitrüs „bitter, brennend im Munde", aiträ „Strenge, Eifer, Leidenschaft, heftige Begierde"; nasalinfigierendes intro- vielleicht in ab. öb-qtriti „entbrennen lassen", sq „cpleyfiaivsiv brennen, hitzig sein", wr. mjätfie „erzürnen", klr. roz-jatrifty sa „eitern" (s. Berneker 269 m. Lit.). Wohl nach Prellwitz B B . 23, 68 Erweiterung von ai- „brennen", aber das von Prellwitz mit lat. äter verbundene lett. ätrs „hitzig, rauh, heftig", ä-trumä „in der Eile, in der Hitze" gehört nach Bezzenberger B B . 27, 174 in einen 1*

4

aj,os- — ai-dh-

anderen Zusammenhang; daß auch Oter zu ai- gehöre, als ai-, ist mir höchst fraglich. Aber Tgl. Büga, Lieturiu kalbos zodynas S. 27.

aios- „Metall1 u. zw. wohl (trotz Hirt Idg. 685) „Kupfer („brandfarbig"?),

Bronze"; im Arischen auch „Eisen". Ai. ayas- n. av. ayanh- n. ..Metall, Eisen"; lat. aes, g. aeris; got. atz (urg. a(j)ie- = idg. ajes-) ,Erz, Geld ', ahd. er „Erz", anord. eir n. „Erz, Kupfer '. Davon av. ayanhaena- „metallen, eisern", lat. aenus (*aies-no-), aeneus, ags. Heren, as. ahd. mhd. Irin, nhd. eren {ehern). Nach Pokorny KZ. 46, 292 f. ist idg. ajps alte Entlehnung aus AVas(ja), dem alten Namen von Kypros. Hierher hat man bisher meist den keltischen und germ. Eisennamen gestellt: kelt. *isarno- in gall. Isarnodori gl. ferrei ostii, gall. Isarnus, abrit. Iserninus (Männernamen), air. iarnn, kymr. haiarn, acorn. hoern; got. eisarn, an. isarn (und jarn, jarn, aus ir. iarn entlehnt? oder bodenständig aus Hrarn, älter *lzarn, dissimiliert, wofür ags. Iren, engl, iron, ahd. Iran angeführt werden kann? s. Noreen Ark. f. nord. fil. IV 110 a, Falk-Torp 472 und 1491), ahd. Isarn, isan, mhd. Iser, holl. ijzer. Trotz der auf bloßes n oder r endigenden Formen wie isan, iser, aus denen man auf einen idg. r/n-St. is-or: is-en- geschlossen hat (isarno- hätte dann beide Suffixe übereinander geschichtet), ist von einer einzigen urg. Grundform Isarna- auszugehen; daß diese aus dem Urkelt. entlehnt sei, ist auch kulturgeschichtlich wahrscheinlich, da die Kelten früher als die Germanen zur Kenntnis des Eisens und der Eisenbearbeitung gelangten (s. Schräder Sprvgl. 3 I I 86; weitere Lit. bei Vf. LEWb. 2 s. v. aes). Aber Pokorny KZ. 46, 292 wendet das i des kelt. isarnon ein (*ajps würde eine Tiefstufe is- erwarten lassen); wie Much ZfdA. 42, 164 sucht er Verbindung mit dem kelt. Flußnamen Isara, dem ir. Mannsnamen Isaros, mit gr. tegdc „kräftig", ai. isirdh „kräftig, regsam", is „Erquickung, Kraft", lat. Ira (*eisß) „Zorn, Heftigkeit", so daß das Eisen von den Kelten als das „starke, kräftige" Metall bezeichnet wäre im Gegensatz zur weicheren Bronze. Das l läßt sich jedoch nicht als kelt., wohl aber als illyr. Entwicklung von ei- begreifen; der Eisack erweist ja für Isarcus l, und dieser Name war ja illyrisch; seine Ablautstufe ist die von lat. eira, Ira. Die erste große Eisenzeit Europas, die Hallstadtkultur, verdanken wir bekanntlich nicht den Kelten, sondern den Illyrern. ai-dh- „brennen, leuchten". Gr. affleo „zünde an, brenne (at&öpevog)", at&cov, al&oyj „feurig, funkelnd"; ai. inddhe „entzündet, entflammt (pass. idhydte, pf. idhe, ppp. idähä-h), indhana-m das Anzünden, gr. föaivEod-ai • &eQjuaivea'&ai Hes. Aber cymr. ennyn „anzünden" bleibt fern (Pedersen KG. II 508). o-St.: gr. aWog m. „Brand (atMc verbrannt") = ai. edha-h m. „Brennholz" = ags. ad, ahd. mhd. eit m. „Glut, Scheiterhaufen": schwundstufig wohl norw. schwed. id „leuciscus idus, Kühling, Aland" (eine helle Karpfenart, wie auch nhd. dial. aitel „leuciscus cephalus oder latifrons") als „der

ai-dh-

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glänzende" (Falk-Torp 457 und 1489 nach Hellquist, Et. Bern. 10 und Ups. Univ. Ärsskr. 1894,98); daneben M-St. *aidhu- in gall. Aedui, air. aed „Feuer", cymr. aidd „Hitze, Eifer", bret. oaz „Eifersucht"; ¿-St.: lat. aedes, ursprgl. „der häusliche Herd". Die Bedeutungsentwicklung „hitzig" — „eifrig" erklärt vielleicht auch aisl. lä „Wirksamkeit", iäinn „eifrig", idka „arbeiten, eine Beschäftigung treiben" (Johansson ZfdtPh. 31, 297 a 2, Falk-Torp 457 und 1489 unter id I ; auch ahd. lla „Studium", Tlen „auf ein Ziel zueilen" als *ldh-lo- s. PalkTorp 1490 unter ile, m. Lit. über die sehr verschiedenen Deutungsversuche dieses Wortes und u. iling). Nach Bezzenberger BB. 21, 316 (Prellwitz BB. 23, 67) enthält lett. aeaids „Mittagsmahlzeit" ein *aid-, etwa „Mittagshitze". Eher zu est „essen". r-Formans: gr. al&rjQ „die obere Luft", affigai „der heitere Himmel", at&gios „hell, heiter (vom Wetter)", wozu ablautend ai. idhryä-h „zur Himmelshelle gehörig", gr. l&agog „heiter". Z-Formans: gr. al&dit], ai&akog „Ruß"; unter Annahme einer Bed.-Entw. von „glänzend, scheinend" zu „bloß anscheinend, scheinbar" stellt man hierher meist auch as. idal, Idil „eitel, leer", ags. idel „leer, nichtig, ledig", ahd. ital, nhd. eitel (z. B. Fick, Falk-Torp). [S. dagegen aber Wijk IF. 35, 266, der es zu ei- „gehen" stellt!] Auf idg. *aidh-lo- oder einer Kreuzung von aidh- mit *cdeto- (: lat. adolere) „Brand, Feuer" (Johansson ZfdtPh. 31, 285 ff.) beruht auch gern, ailin ags. celan „brennen", in-, on-celan „in Brand stecken", ml, ai „Flamme" und in ags. celed, aisl. eldr (g. elds), as. Sld „Feuer, Brand" [akorn. oilet, bret. odled, kymr. äelwyd „Herd" stammen aus ags. celed, erweisen also kein idg. ail-, s. zuletzt Thurneysen IA. 26, 25 gegen Pedersen KG. 57; Zupitza hatte (KZ. 35, 265) an. eldr, ags. celed „Feuer" als genaue Entsprechung der brit. Worte bezeichnet, doch würde man oymr. *oehoyd erwarten]. Nach Stokes (KZ. 35, 595) wäre auch mir. del „lime" auf *aidhlo- zurückzuführen. -es-St.: gr. al&os n. „Glut, Brand" = ai. edhas- n. Brennholz. Weiterbildungen: aisl. eisa f. (*aidh-s-5n-) „Feuer", norw. „Feuerstätte", mnd. ese f. „Esse, Feuerherd" (aber nicht ahd. essa „Esse" als *idh-ta, s. vielmehr unter as- „brennen"; s. Lit. bei Osthoff PBrB. 13,398, Falk-Torp 1455, wozu noch Collitz Praet. 45). av. aesma- m. „Brennholz" (*aidh-s-mo-, vgl. ohne s ai. idhmd-h m. „Brennholz"). *aidh-s-t- in: lat. aestOs, -tatis „warme Jahreszeit, Sommer", aestus, -Us „Hitze und dadurch bewirkte Wallung", aestüare „infolge Hitze wallen, brausen", agerm. Aistomödius („mit hitzigem Mute"), ags. äst m. „Ofen" (engl, oast „Hopfendarre"), ndl. eest „Darre"; vermutlich ahd. ganeista „Feuerfunke", aisl. gneiste „Funke" (wenn die Trennung gan-eista zutrifft, vgl. Brugmann IF. 6, 102 f., Johansson IF. 19, 136); Johansson sieht im 1. Glied ein zu ghen- „reiben" gehöriges Wort, wie in schwed. mdartl. snaikstä f. „Funke", apr. knaistis „brennendes Scheit" ein zu (s)qen- „reiben" gehöriges, ursprgl. „Reibfeuer". Für knaistis ist übrigens dt. Ursprung zu erwägen; abg. gnStiti „anzünden" am ehesten nach Trautmann BB. 30, 329 f. direkt zu ghen- „reiben". Vgl. über die strittigen Worte die Lit. bei Johansson aaO., Vf. LEWb. 2 u. niteo, Berneker 312, Trautmann Apr.

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aibhro- — aiu-, äiu-

360 f., Falk-Torp u. gnist, Lewy IF. 32, 162), aiiech. niestijS (f. pl.) „Ofen", später nistäj „Ofen, Feuerstätte, Backofen" (mit w-Vorschlag durch falsche Zerlegung der Verbindungen *Vbn-M$j$, vm-£stfyachz, Berneker 275); dazu schwundstufiges *idhsto- in sloven. ist'eje, steje pl. „Ofenloch"; nach Johansson IF. 19, 136 auch ai. i$taka „gebrannter Ziegel", av. istya- n. „Ziegel, Backstein" (Voraussetzung ist Schwund von Dentalen vor s im Indischen). [Nicht wahrscheinlicher erwägen Uhlenbeck Ai. Wb. 26 und Persson Beitr. 326 a — Tgl. auch 338, 950 — Zurüdkführung dieser auf (ä)idh-s-tweisenden "Worte vielmehr auf idg. ais-t- von der "Wzf. *ai-s- neben *ai-dh-. ai. Utdka nicht zur Wz. *eis- „heftig bewegen", Persson zweifelnd.] Trautmann GGA. 1911, 252 reiht an: lit. aisträ „Leidenschaft" aus*aidhs-tra und dikstis f. „Leidenschaft" aus aidhsti- mit ft-Einschub. Doch kann «s auch zu eis- „heftig" gehören, s. d. Sehr fragliches Weitere bei Falk-Torp 1416 unter egle (Eidechse); gr. al'yXrj „Glanz, Schimmer" bleibt trotz Prellwitz 2 fern (s. aig- „schwingen, vibrieren"). aibhro- „scharf, herb". Ags. afor „scharf, heftig", ahd. eibar, eiver (zum f aus b s. Bahder IF. 14, 261) „acerbus, amarus, horridus", vermutlich zu lit. aibrumas „das Wässern im Munde" [von Kurschat nur aus Mielcke angeführt] wenn dieses etwa „Sodbrennen" meint. Verwandt vielleicht nhd. Eifer, mhd. ifer, ältest „Eifersucht", Falk-Torp 469 und 1491 m. Lit. Wenn eigentlich „brennend" (vom Geschmack), hitzig", so vermute ich Erweiterung zu ai- „brennen". aiu-, Siu- „Leben, Lebensdauer, lange Zeit, Ewigkeit". Ai. ayu n. (1. i. ayuni, üyunä) „Leben", av. öyu „Dauer, Lebensalter": adj. ai. Ogü-h „lebendig, beweglich"; s-St. ai. üyus- n. „Leben, Lebensdauer, Lebenskraft" (ganz fraglich ist Zugehörigkeit von av. yav- „lange Dauer", yavd „immer", Lit. bei Boisacq unter alei, vgl. Bartholomae Airan. Wb. 1264). Gr. St. *alßEo- und *cufev- (letzterer kaum nach J. Schmidt KZ. 25, 24 f. und 38, 49 erst durch nachträgliche Überführung von *aifa>s — Fem. wie fjd>g — in die Analogie der n-Stämme zu erklären, wogegen al'ev spricht; das z. T. fem. Geschlecht von alfdtv stammt allerdings von *